FOR THE PEOPLE FOK EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Beiträge zur Vogelfauna der Mark Brandenburg Materialien zu einer Ornithologie der norddeutschen Tiefebene auf Grund eigener Beobachtungen und darauf gegründeter Studien Herman Schalow Mit 1 Photogravure und 13 Lichtdrucktafeln -■=0®«=- Berlin Deutsche Ornithologische Gesellschaft 1919 Druck von A. Hopf er in Burg b. M. Dem Andenken meiner Frau Vorwort. Die Liebe zu meiner märkischen Heimat und ein Gefühl der Dankbarkeit für die ersten wissenschaftlichen Anregungen, die ich in der Jugend hier empfangen, haben mir die Feder für dieses Buch in die Hand gegeben. Die Arbeit enthält meine eigenen Beobachtungen über die Vogelfauna der Mark Brandenburg, die sich über einen Zeitraum von mehr denn fünfzig Jahren erstrecken; sie bringt ferner mündliche und schriftliche Mitteilungen heimischer Ornithologen; und sie enthält schließlich die Ergebnisse hierauf gegründeter Studien. Soweit ich die deutsche vogelkundliche Literatur zu über- blicken vermag, habe ich in diesem Buche zum ersten Male den Versuch gemacht, Mitteilungen bibliographischen, folkloristischen, historischen und biographischen Inhalts, soweit sie märkisch- ornithologisches Material enthalten, dem faunistischen Teil der Arbeit anzugliedern. Für die genaue Erkenntnis eines kleinen Gebietes halte ich eine solche Form weiterer Darstellung für erlaubt, nützlich und mit dem rein tierkündlichen Material durchaus vereinbar. Sie ist für ein deutsches Gebiet ein Novum. Versuche ähnlicher Darstellung, wenn auch nicht in dem vollen Umfange der hier gewählten Form, linden sich mehrfach in den lokalen Veröffentlichungen englischer Zoologen. Dort haben sie bei den Fachgenossen allgemeine Anerkennung gefunden. Sollten meine deutschen Freunde meine Ansichten hierüber nicht teilen und eine Vereinigung scheinbar durchaus heterogenen Materials verwerfen, so werde ich ihnen auf ihren Einspruch erwidern: Gut, macht es anders, aber laßt mir, vom Gesichts- punkt allgemein örtlicher und nicht rein faunistischer Darstellung, meine Auffassung von der Wesensgleichheit und von dem inneren VI Vorwort. Zusammenhang der behandelten Dinge. Sollten sie aber auch die Geringfügigkeit und Unvollständigkeit des von mir bei- gebracliten faunistischen und anderen Materials tadeln, die Um- grenzung meines Gebietes für eine solche Darstellung als zu eng erachten und den Vorwurf erheben, noch im Alter einen Gegenstand behandelt zu haben, der nur in der Jugend Tagen bearbeitet zu werden innere Berechtigung hat, so werde ich ihnen mit den Worten Alfred de Mussets antworten: Ich weiß das alles wohl! Mon verre n'est pas grand, Mais je bois dans mon verre! Steinbergen im Weserlande, Juli 1919. Herman Schalow. Inhalt. Seite Vorwort V Einleitung 1 Versuch einer Geschichte der faunistischen Ornithologie in Brandenburg 19 Bibliographie 46 Systematisches Verzeichnis der Arten und Formen 138 Faunistischer Teil 159 Geschichtliche Notizen 427 Märkische Sammlungen 440 Folkloristische Mitteilungen 457 Biographische Versuche: Johann Leonhard Frisch (l(i66 — 1743) 507 Johann Heinrich Schulz (1799 — 1869) 525 Adole Walter (1817 — 1899) 531 Carl August Bolle (1820-1909) 543 Bernard Altüm (1824—1900) 555 Georg Alfred Hansmann (1830 — 1875) 569 Theodor zur Linde (1831 — 1905) 578 Max Krüger- Velthüsen (1849—1898) 583 Waldemar Hartwig (1851—1901) 586 Alexander Bau (1853) • 589 Index 595 Verzeichnis der Abbildungen. Seite Nistplatz von Anser anser 203 Nistplatz von Megalornis grus grus 230 Horst von Ciconit nigra 238 Porträts von Johann Leonhard Frisch 507 Adolf Walter 531 Carl Bolle 543 und 552 Bernard Altum 555 Alfred Hansmann 569 Theodor zur Linde 578 Max Krüger- Velthüsen 583 Waldemar Hartwig 586 Alexander Bau 589 Einleitung. Die nachfolgenden Aufzeichnungen über die Vögel der Mark Brandenburg wollen nicht — was hier ausdrücklich betont sei — den Anspruch erheben, eine bis zum heutigen Tage abgeschlossene Avifauna unserer Provinz zu sein. Sie sind nicht mit den umfang- und inhaltreichen Veröffentlichungen Kollibay's über Schlesien, le Rot's über die Rheinlande oder gar mit der muster- gültigen Arbeit Tischlee's über Ostpreußen zu vergleichen. Sie wollen lediglich als vorläufiges, loses Material für eine spätere Vogelfauna meiner Heimatprovinz, die heute noch ungemein lückenhaft erforscht ist, betrachtet sein. Dezennien werden noch darüber hingehen, ehe eine in allen Teilen einheitliche und in sich abgeschlossene Durchforschung des Geländes der Mark es ermöglichen wird, ein vollkommenes ornithologisches Bild des gesamten Gebietes und der genauen Erkenntnis der dasselbe bewohnenden Formen zu geben. Wenn auch heute bereits für einzelne Teile des Geländes, wie u. a. für die Mittelmark, bzw. für das Gebiet des mittleren Spreetales, brauchbare Beiträge vorliegen, so sind aus anderen Gegenden, so z. B. der östlichen Uckermark, der Neumark und der südlichsten Lausitz, kaum erst leise Anfänge unserer Erkenntnis der örtlichen Zusammen- setzung der dortigen Vogelfauna zu verzeichnen. Und gerade diese Gebiete der Mark sind wegen ihrer geographischen Lage für die Beurteilung der Fauna unserer Provinz von nicht unwesentlicher Bedeutung. Wenn nun auch die nachfolgenden Aufzeichnungen, die mehr denn fünfzig Beobachtungsjalire umfassen, hinsichtlich des gesamten Gebietes der Mark nur lückenhafte sind, so glaube ich sie dennoch von dem Gesichtspunkt aus hier zusammenfassen zu dürfen, daß sie mancherlei brauchbares Material enthalten, welches für spätere Arbeiten nutzbringend verwertet werden kann. Die folgenden Mitteilungen gehen von den Beobachtungen aus, welche wir, mein alter Jugendgenosse Alexander Bau und ich, in unserer gemeinsamen Arbeit „Materialien zu einer Vogel- fauna der Mark Brandenburg" vor mehr denn 40 Jahren ver- 1 2 Einleitung. öffentlicliten. Weitere eigene Erfahrungen und umfangreiche und kleinere Mitteilungen anderer Beobachter wurden unter Wahrung sorglichster Kritik angereiht. Den Ansichten, welche Mayhoff und Schelcher (0. M.S. 1915, 271) ausgesprochen haben, daß man faunistische Angaben nur nach eigenen Beob- achtungen bzw. nach vorhandenen Belegstücken geben dürfe, Aussagen anderer Gewährsmänner aber ausschalten solle, möchte ich doch nur bedingt beipflichten. Oft ist es bei faunistischen Arbeiten nicht zu umgelien, Mitteilungen fremder Beobachter wiederzugeben, ohne damit natürlich eine Gewähr für die Rich- tigkeit derselben übernehmen zu können. Sollte die Frage aufgeworfen werden, ob denn die Mark Brandenburg nicht ein zu kleines und zu eng begrenztes Gebiet innerhalb der norddeutschen Tiefebene sei, um vom faunistischen Standpunkt aus eine eingehendere Behandlung desselben gerecht- fertigt und lohnend erscheinen zu lassen, so möchte ich darauf erwidern, daß auch die an Brandenburg grenzenden Gebiete nur lückenhaft erforscht sind, so daß unter Hinzuziehung der- selben kaum ein vollständigeres Bild der östlichen mitteldeutschen Vogelfauna gegeben werden könnte, als es Brandenburg für sich allein darbietet. Als ein weiteres Moment für eine Einzel- darstellung der ornithologischen Verhältnisse der Mark ließe sich ferner geltend machen, daß unsere Provinz einen aus- gesprochen zentralen Flachlandcharakter ohne Beimischung litoraler Brutformen, ohne das Auftreten westlicher bzw. öst- licher differenzierter Brutvögel und ohne das Vorhandensein jeglicher Bergformen zeigt. Die Mark besitzt diesen Tjqi des norddeutschen Flachlandes vielleicht reiner und geschlossener als irgend ein anderes Gebiet unserer deutschen Tiefebene. Entgegen der Ansicht, daß eine Betätigung auf dem Felde der Erforschung einer kleinen Landesfauna minderwertig sei, möchte ich der Ansicht Franz Leydig's beipflichten, der stets an der Meinung festhielt, „es gehöre zu den würdigen Aufgaben unserer Wissenschaft, die Tierbevölkerung auch von Landstrichen, die der Fläche nach wenig ausgedehnt sind, kennen zu lernen". Betrachten wir die Provinz Brandenburg in ihrer Boden- konfiguration, ihrer Pflanzenbedeckung und in ihren klimatischen Verhältnissen, soweit dieselben für das Vorkommen und die Verbreitung der Vögel in Betracht gezogen werden müssen. Die heutige Mark ist ein Produkt -nacheiszeitlicher Um- bildungen, das sich in reichem Wechsel von rundkuppigen Hügeln und tiefergelegenen langgedehnten Talniederungen, den Resten gewaltiger Urstromtäler, gebildet hat. Das Gebiet zeigt, allgemein gesprochen, eine wellige, einförmige Gestaltung, die aber eines eigenen Reizes nicht entbehrt. Sie stellt eine weite, sich wenig über den Spiegel der Ostsee erhebende Ebene dar, über welche zerstreut oft große Mengen erratischer Gesteine der oberen Erddecke eingelagert sind. In den höhergelegenen Einleitung. 3 Teilen der Provinz gehört der Boden fast völlig; dem Diluvium, in den Niederungsg-eländen dem Alluvium an. Von den Sand- und Mergelmassen des Diluviums werden keine größeren Er- hebungen geschaffen. Oft zeigen sich, wie z. B. an der Steilen Wand bei Frankfurt a. d. Oder, bei Buckow und an vielen anderen Orten, Abstürze mit schluchtenartigen Eandungen, die jäh und unveimittelt auftreten; oft auch finden wir in ver- schiedenen Gebieten jene Rommelbildungen — mächtige Kon- kretionen mit nordischen Geschieben aus diluvialer Zeit — , bei denen nach starken Wolkenbrüchen die Steinpackungen der Endmoränen bis auf große Tiefe freigewaschen und zum Teil wild durcheinandergeworfen worden sind. Für die Schaffung von Brutplätzen für Erd- und Höhlenbrüter sind auch jene eigenartigen Verwerfungen zu nennen, wie war sie z. B. in der Nähe der großen Ziegeleigruben bei Silberberg am Scharmützel- see im Kreise Beeskow-Storkow, im Senftenberger Gebiet im Kreise Kalau und an anderen Stellen der Provinz antreffen. Der Boden der Mark Brandenburg flacht sich im allgemeinen von Südosten bzw. Osten gegen Nordwesten hin ab mit einer starken muldenförmigen Einsenkung, welche heute das Flußbett der Havel bildet. Von großen Höhenunterschieden kann im ganzen Gebiet kaum gesprochen werden. Während der Frankfurter Ee- gierungsbezirk mit wenigen Ausnahmen nur unwesentliche Er- hebungen zeigt, so daß seine Waldbestände fast durchweg als der Flachebene angehörige betrachtet werden müssen, treffen wir im westlichen Teil der Provinz, z. B. im Fläming, dessen Hauptmasse durchweg vom Diluvium gebildet worden ist, geringe Höhen an. Der Golmberg bei Baruth weist eine Erhebung von 178 Meter auf. Westlich davon, an den Ausläufern des Fläming, steigt der Hagel- berg bei Beizig bis 201 Meter. In den Gebieten von Eauen und Freienwalde finden wir Bodenerhebungen von rund 150 Meter. Die höchste Kuppe der Provinz zeigt der im südöstlichsten Zipfel der Mark bei Sorau gelegene Eückenberg mit 228 Meter. Die übrigen Erhebungen bleiben stark unter 150 Meter zurück. Es ist selbstverständlich, daß diese geringen Höhen mit den an- schließenden, abflachenden Hügelansätzen für das Vorkommen der Vögel innerhalb der Provinz keine Verbreitungshemmnisse bedeuten. Die Eigenart der obengenannten Eommelbildungen ist für das Vorkommen einzelner Arten, die steiniges Gelände mit Erd- höhlen für das Brutgeschäft brauchen, von Einfluß. Für diese Vogelformen kommen auch die Kalkablagerungen von Eüdersdorf, die Gipsflöze bei Sperenberg, deren Abbauten die Gestalt des Bodens wesentlich beeinflussen, die Kreidegelände in der Ucker- mark (Potzlow), die verschiedenen Lehm-, Ton- und Geschiebe- mergelablagerungen wie schließlich die im Tagbau betriebenen Braunkohlenlager einzelner Gegenden der Provinz in Betracht. In den Senkungen der Elbe, Oder, Warthe und Netze findet sich 1*= 4 Einleitung. hin und wieder in bedeutender Ausdehnung", meist aber in ge- ringer Mächtigkeit, ein weiter Niederungsboden. Durch starke Schlickablagerungen bedingt, zeigen sich in den Flußgebieten der Spree und Havel Bodengelände von vorzüglicher Beschaffen- heit für den Waldbau. Oft treten in den flachwelligen Gegenden blendend weiße Dünenzüge mit ihrer charakteristischen Vegetation, häufig sogar inmitten ausgedehnter menschlicher Siedlungsan- lagen, auf. Der Einfluß der klimatischen Verhältnisse in der Provinz auf die Entwicklung der Vegetation und damit auf die der Vogel- welt darf als günstig bezeichnet werden. Der Waldbau ist bis auf rein sandige Gebiete, denen es an ergiebigen atmosphärischen Niederschlägen fehlt, die für das Gedeihen der Kulturen not- wendig sind, weithin ausgedehnt. Hin und wieder treten Spät- fröste ein, die die Laubanpflanzungen schädigen. Dem Acker- land sichern die klimatischen Verhältnisse unserer märkischen Gelände im allgemeinen ausreichende Erträge. Von der Gesamtbodenfläche der Mark von rund vier Millionen Hektar nimmt der Wald ungefähr ein Drittel ein. Von diesem Drittel besetzt die Kiefer ungefähr neun Zehntel des Geländes. Die Wälder dieser Baumart variieren ungemein in ihrem Charakter und in dem Typus ihrer Erscheinung. Die Kieferbestände des Ostens unterscheiden sich Avesentlich von denen des sandigen Westens; die Forsten in den Gebieten der Havel und der Oder zeigen ein anderes Bild als diejenigen des hohen Fläming. Auf besserem Boden finden sich innerhalb der Pmz^s-Bestände Eichen -- meist alte, knorrige, prächtige Überreste früherer Wälder — , Buchen, in vereinzelten Exemplaren, und vielfach an den Eändern mehr oder Aveniger dichtstehende Birken. In den Wäldern der südlichen Teile des Frankfurter Bezirkes sind Fichten und ver- einzelt Tannen eingesprengt. Herrliche Kieferwälder mit präch- tigen Althölzern treffen wir in den neumärkischen Kreisen Lands- berg und Friedeberg. Vielfach sind infolge der gleichmäßigen Beschattung des Bodens die Kieferbestände ohne jedes Unterholz. Hin und wieder trifft man in ihnen ausgedehnte Horste wilder Brombeeren und Farne. Wo die Kiefernforsten an Wiesen und Seen heranreichen, besitzen sie an den vielfach ansteigenden Rändei'n, wie in der Mittel- und Neuniavk, stark entwickelte niedere Krautfloia und Wacliolderbestände. Letztere finden sich in größeren Mengen in verschiedenen Teilen der Uckermark, in denen sie oft das Vegetationsbild völlig bestimmen. In der Mittelmark ist der Wacholder in vielen Gegenden stark zurückgegangen. Wo die Kiefer bei besserem Boden schütter steht, begegnen wir stärkerem Buschunterholz von Ebereschen, wilden Rosen, Kreuzdorn, Eschen, Ginster, bei starker Entwicklung der Staudenflora und mit üppigen Brombeer- und Farndickungen. Diese Vegetationsform wie die in den Wäldern liegenden stillen Waldseen und ausgedehnten Sumpfgebiete sind von nicht uuAvesentlicher Bedeutung für das Einleitung. 5 Brutvorkommen einzelner Arten. Oft trifft man in den Talsenken der Wälder, vor den geschlossenen Kieferbeständeii, Bruchgebiete mit üppigster Vegetation oder verfeniite Seestellen, die sich durch dichten Erlenrandbestand kennzeichnen. Vielfach sind sie durch- setzt von alten phantastisch ausschauenden, im Sumpfe stehenden abgestorbenen Erlen, die sich einsam erheben und den Höhlen- brütern willkommene Nistgelegenheiten bieten. Wesentlich anders erscheinen meist die Kieferwälder des Westens. Der Sand bestimmt den Charakter und Aufbau der mageren Stangenhölzer, an deren Rändern sich verkrüppelte, durch Wind niedei-gedrückte, Kiefernbüsche und dürftige Birken hinziehen und an deren weithinleuchtenden, sandigen Abhängen das Heidekraut nur noch eben vegetiert. Der Buchenhochwald umfaßt rund ein Zehntel des ganzen Waldbestandes der Mark. Teils tritt er gemischt mit Birken und — wenn Fließe und tiefer geschnittene Gräben ihn durch- ziehen — mit Erlen und anderen Laubformen, seltener mit Eichen, teils aber auch, vornehmlich in neumärkischen Revieren, in reinen Beständen auf. Gemischte Buchenwälder von aus- gezeichnetem Wuchs finden wir im Potsdamer Regierungsbezirk im Jüterbog-Luckenwalder, Beiziger und Oberbarnimer Kreise, in der Uckermark und Priegnitz, im Frankfurter Bezirk, im Friedeberger, Landsberger und Sternberger (Lagow) und Frankfurter Kreise. Da die Buchen wesentlich höhere An- sprüche an den Boden als die Kiefern stellen und der Wasser- bedarf derselben, der dem Untergrund entnommen wird, ein sehr hoher ist, so kann in erster Linie eine starke Entwicklung von Unterholz und in zweiter eine solche stäi'kerer Kraut- vi'getation nicht stattfinden. Die ausgedehntesten Waldbestände treffen wir in der Provinz in der nordöstlichen Neumark, der Uckermark und in den großen fiskalischen Forsten längs der mecklenburgischen Grenze. In den Elb- und Oderniederungen findet sich Eichenmittel- und Schälwald von geringem Umfange, vermischt mit Eschen, Rüstern, Zitteipappeln und den vielen, dem Aucharakter eigentüm- lichen Straucbarten. Eine größere Gesamtfläche nehmen noch die in einzelnen Teilen der nördlichen Neumark, im Frankfurter Bezirk und im sogenannten Spreewald befindlichen Erlenbruch- waldungen ein, die im zeitigen Frühjahr meist unter ^\'asser stehen. Sie sind mit Laubhölzern aller Art durchsetzt, mit oft undurchdringlichem Gestrüpp und Pflanzengewirr bedeckt und von Gräben und Wasserlachen überall durchzogen. An der Elbe und im Odergebiet begegnen wir vielfach vorzüglichen Weiden- hegern, im ersteren Gelände größeren, im anderen solchen von geringerer Ausdehnung. Die meist dem bäuei-lichen Besitz gehörenden Heiden mit schütter stehenden, elenden Stangenkiefern, meist ohne Boden- vegetation und nur hier und da mit wildem Brombeergerank 6 Einleitung. besetzt, liegen einzeln und zerstreut in den Feldmarken. Oft gehen sie in dürftige, mit niediigen Kusseln bestandene Blößen über, die sich ausgelaugten Sauden auflagern. Flimmernd steht die heiße Luft über solchen Flächen. Außer Düiiengräsern, Flechten, Calluna, Kosmarin und Tiiymian findet sich keine andere Vege- tation. „Im Hochsommer knackt es hier unter den Füßen des Wanderers; öfter ist es nur die bedürfnislose Renntierflechte, die hier noch ihr Dasein fristet." Solche Heiden trifft man im ganzen Gelände der Provinz. Einzelne Vogelformen finden hier ihre Wohngebiete. Rund GO '*/„ unseres märkischen Bodens ist mit Getreide, Hackfrüchten und Gemüsen bestanden. Zwischen den bebauten Flächen trifft man vielfach leicht bewegte, sonnige, mit reichem Buschwerk von Schlehen, Dornen und wilden Rosen besetzte Hügel, oft als Randerhebungen kleiner, munter dahinfließender Bachläufe. Vereinzelt finden sich in den Feldern nach allen Richtungen frei entwickelte, prachtvoll gebaute, isoliert stehende alte Birnbäume, Kiefern und Eichen, letztere oft in der Neu- mark, im Zauch-Belziger Kreise, in der Priegnitz und Uckermark. Die menschlichen Siedlungen liegen meist im Grün reicher Obst- und Strauchobstgärten. Die einzelnen in den F'eldern zerstreuten Gehöfte und Vorwerke sind iu den Schutz alter hoher Linden, Pappeln und Rüstern gestellt. Vielfach sind die Baulichkeiten von dichtem Buschwerk rankenden Lyciums um- geben. In den Dörfern, deren Straßen mit oft prächtigen, alten Kastanien, Ulmen und Walnußbäumen besetzt sind, und zu denen schattige Lauballeen oder mit Kopfweiden, alten Kirschbäumen und Ebereschen bepflanzte Sandwege führen, treffen wir mehr oder minder ausgedehnte, mit Busch und Weiden umgebene Dorfteiche. Die meisten der kleinen märkischen Ackerstädte besitzen reiche Garten Vegetation, alte, oft verwilderte, mit schönen Laubbäumen bestandene Kirchen- und Friedhofanlagen und zu Promenaden und Parke umgestaltete Stadtwälle. Eine in der Mark besonders reich entwickelte Landschafts- form bilden die Wiesen und Wiesenmoore mit ihrer dichten Grasvegetatiou. Oft sind sie von vereinzeltem Buschwerk durch- setzt und von träge fließenden mit Erlen und alten Kopfweiden eingefaßten Gräben durchzogen. Mannigfach zeigen sich Relikten- sümpfe mit leicht abfallenden Ufern, von Laubbäumen umschattet. Die Wiesen leiten vielfach zu den alten Urstromtälern hinüber, die heute mit Moor und Torf eifüllt sind und ausgedehnte Sümpfe und Luche bilden. Oft sind letztere ältere Stromläufe, wie z. B. das Gebiet des Havelländischen Luchs, welches das alte Bett des Oderstromes bildete. Hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Verbreitung der Vogelwelt sind die märkischen Luche A'on niemandem besser geschildert worden als von Erich Hesse. Die von dem Genannten für das Havel- und Rhinluch gegebenen Beschreibungen sind bezeichnend für die gesamten Gebiete Einleitung. 7 gleicher märkischer Landschaftsfornieii. „Die Brücher erstrecken sicli in den beiden genannten Luchen hauptsächlich über deren mittlere Zonen ; die Randgebiete sind mehr von Wiesen, Weiden (Koppeln) und Feldern eingenommen. Die typische Facies dieser Brucher ist das Seggenbruch, das Caricetum, am ausgedehntesten und reinsten entwickelt im mittleren havelländischen Luch. Überall glitzert zwischen den einzelnen Seggenkufen das Moor- wasser. Charakteristisch sind ferner weitläufiger oder dichter stehende Weidenbuschhorste, die jedoch kilometerweit auch fehlen können. Ab und zu treten mehr oder weniger große Eohrbestände auf, weiter eine Mischformation, das Phragmiteto- Caricetum. Außer den vorgenannten Pflanzengemeinschaften, die sich in dem sich selbst überlasseneu Gelände in üppiger Fülle von neuem ansiedelten und unter denen namentlich enorme Eohrwälder hervortraten, wären vielleicht noch die Stratiotes- Dickichte zu nennen, die sich, teilweise mit Nymphea und Nuphar vergesellschaftet, in den tieferen Ausstichen ausbreiten und im Sommer, mit den schneeigen Blüten übersät, die seltene Eigenartigkeit des Vegetationsbildes noch erhöhen." Kanäle, Gräben und Dämme durchziehen die Luche, letztere oft mit Weiden und Pappeln besetzt. Diese herrlichen Gebiete, für welche Hesse noch im Jahre 1914 eine Vogelfauna von rund 200 Arten nachweisen konnte, werden nicht mehr lange bestehen. Die bereits vor nahezu 200 Jahren unter Friedrich Wilhelm L begonnenen Meliorationsarbeiten, die etwa 200 000 Morgen Kultur- land schaffen sollen, sind jetzt wieder energisch in die Hand genommen worden. Durch Heranziehung von etwa 1 00 000 Kriegsgefangenen wurden die Arbeiten in den Luchgebieten ungemein gefördert. Lange wird es nicht mehr dauern und ,.das Luch in seiner Gesamtheit mit seinen endlosen Moorbrüchen ist für immer dahin". Ob aber ein völliges Verschwinden der Luche im Interesse des Landes sei, ist eine Frage, die wohl erörtert zu werden verdient. Nicht nur, daß unsere Torf- produktionsgebiete verschwinden, auch wichtige Wassersammler- und Feuchtigkeitsreservoire, die für die umgebenden Felder von Bedeutung sind, gehen verloren; von der völligen Vernichtung eigenartigen Tier- und Pflanzenlebens gar nicht zu sprechen. Mit Kecht hat daher auch die im Dezember 1915 in Berlin stattgehabte siebente Jahreskonferenz für Naturdenkmalpflege, in der ]\[änner wie Conwentz, Keilhack, Keüger, Pax u. a. ihre warnende Stimme erhoben, nachdrücklich gefordert, daß bei allen Meliorationen Sachverständige der Vereinigungen für Naturdenkmalpflege zugezogen werden sollten, um wenigstens einzelne Moore den Provinzen zu erhalten. Die Mark besitzt 122 000 Hektar Wasserfläche, d. h. 3 "/„ des gesamten Bodens der Piovinz wird von Wasser bedeckt. Nur West- und Ostpi-eußen übertreffen Brandenburg nach dieser Richtunfi-. Um Potsdam bedeckt ein Viertel des Bodens Wasser; g EinleituDg. im Beeskow-Storkower Kreise steigt diese Zahl auf H"/u, im Angerraünder auf 6,7 "/o; i"i Templiner Kreise sinkt sie auf 5,6 "/„ herab. In den Gebieten von Beizig, Jüterbog und Lucken- walde finden wir kaum nennenswerte Wasserflächen. Von den Flüssen, die die Mark durchströmen oder einzelne Teile derselben berühren, der Elbe, der Schwarzen Elster, der Oder, Warthe und Netze, des Bober und der Ucker verdient für die Verbreitung der Vögel die Havel, die mit ihren Nebenflüssen, dem Rhin, der Dosse, der Spree und der Nuthe, eine fortgesetzte Kette von Seen bildet, besondere Beachtung. Samtek führt in einer die märkischen Seen behandelnden Arbeit (Brandenburgia XVII, 1908 09, 423 bis 434) 191 Seen auf, die hinsichtlich ihrer Tiefenverhältnisse untersucht worden sind. Von diesen besitzen rund 100 eine Tiefe von weniger als 10 Meter, während dieselbe bei den restlichen 90 zwischen 10 und 60 Meter schwankt. Die Größenverhältnisse der märkischen Seen variieren zwischen 1,50 und 1900 Hektar. Viele Wassergelände weisen kahle, sandige oder kiesige Ufer auf, andere zeigen an den Eändern Versumpfung und Vertorfung, Flache, sich überlassene Wasserbecken können ganz verlanden und zum Flachmoor werden, aus dem sich dann die für unsere Mark charakteristischen Hochmoore mit ihrer Moos- und Sphagnum- Vegetation entwickeln. Oft fassen breite Rohrgelege, durchsetzt mit üppigster Uferbruchflora, die Ränder der Seen ein, in deren stillen und ruhigen Buchten und unzugänglichen Winkeln sich eine dichte, schwimmende Pflanzendecke ansiedelt. Oft begegnet man an den Rändern großer Seen sich steil erhebenden, mit Eichen, Kiefern und dichtem Unterholz von Erlen, Rüstern, Haseln, Dornen und Hopfen besetzten Uferböschungen, deren unterer, am Wasser aufsetzender Teil, vom Frühlingswasser unterwaschen und abgespült ist. Weithin sind dann die Wurzeln der Bäume, meist Kiefern und Erlen, in bizarren Formen freigelegt. Vielfach schieben sich zwischen Böschung und Seeufer schmale Wiesengelände ein. Steilufer, wenn auch nicht in gleicher Entwicklung wie an den Seen, finden sich auch an den Flüssen, die dort, wo solche Ufer fehlen, in ihren Überschwemmungsgebieten weite Naturwiesen bilden können. Flachrandige und andererseits wieder tief ein- geschnittene, durch Wiesengelände träge dahinfließende oder am Rande der Waldungen durch sumpfiges Vorland sickernde Bäche und Gräben durchziehen das Gelände. Oft sind deren Ufer- böschungen kahl, oft mit üppiger Strauchvegetation besetzt, die das dahinfließende Wasser überdacht. Schnell strömende Bäche, wie wir sie in allen Teilen der Mark finden, mit großen und kleinen Steinen und Geröll im Bachbett und mit kiesigem Grunde tragen den Charakter der Forellenbäche des deutschen Mittel- gebirges. Betrachten wir nun die artliche und individuelle Zusammen- setzung unserer märkischen Vogelfauna gegenüber der außer- ordentlichen Mannigfaltigkeit des soeben geschilderten Bodens Einleitung. 9 der Pi-ovinz, der, abgesehen von mittleren Erhebungen, alle Ge- ländeformen umfaßt, die als Wohn- bzw. Nahrungsgebiete der Vögel in Betracht kommen könnten. KxöPPLi hat in einerlesenswerten Untersuchungüber heimische, d.h. schweizerische Vogelgesellschaften (Ornitli. Beobachter 1915, Heft 3/4) von neuem auf die längst gewürdigte Tatsache hin- gewiesen, daß die Vogelfauna eines Gebietes von der äußeren Beschaffenheit des Geländes abhängig sei, und daß es geologische, klimatologische, botanische und nicht zuletzt kulturelle Faktoren sind, welche die Zusammensetzung der Faunen bedingen. Unter Aus- schaltung des geologischen Momentes, w^ekhes für unsere heimische Provinz nicht in Betracht kommt, ist Knöpfli's Ausführungen durchaus beizupflichten. Der Arten- bzw. Formenreichtum eines Gebietes ist durch die Mannigfaltigkeit der Bodenkonfiguration und durch die von derselben abhängige Zusammensetzung der Vegetation bedingt. Die Anzahl der in einem Gelände lebenden Individuen dagegen ist von der Ausdehnung und der Ergiebigkeit der vorhandenen Nahrungsquellen wie von der Dichtigkeit der menschlichen Siedhingen in demselben abhängig. Je einheitlicher in seinem Aufbau und seinen Vegetationsverhältnissen die Wohn- gebiete eines ausgedehnten Distriktes sind, um so mehr sinkt die Zahl der dasselbe bewohnenden Arten und Formen, ohne daß damit eine niedrige Individuenmenge Hand in Hand zu gehen braucht. Im Gegenteil. „Die Einförmigkeit der Landschaft und des Pflanzenwuchses bedingen meist eine an Individuen reiche, aber an Arten arme Ornis." Und umgekehrt. Kleinere Gebiete mit verschiedenartigster Bodengestaltung und Pflanzenbedeckung können eine relativ sehr große Arten- und Formenzahl, verbunden mit geringerer Individuenmenge, aufweisen. Letztere dann be- dingt durch das Fehlen ausgiebiger Nahrungsmöglichkeiten. Für die meisten Gebiete der norddeutschen Tiefebene dürften die obigen Sätze Geltung beanspruchen. Hinsichtlich der Individuen- menge einzelner Arten tritt vielleicht in denjenigen Geländen eine Änderung ein, welche sich in ihren nördlichen Grenzen dem Nordsee- bzw. Ostseelitoral, unabhängig von Größe, Lage und Zusammensetzung, nähern und angliedern. Was die Zahl der Arten und Formen, die für Brandenburg nachgewiesen ist, an- geht, so werde ich auf diese im Vergleich zu der der Nachbar- gebiete an anderer Stelle dieses Buches zurückkommen. Nur darauf möchte ich bereits hier hinweisen, daß die für die Mark nachgewiesene Anzahl von 293 Arten und Formen, von denen 129 Brutvögel sind, sich ungefähr in dem Rahmen der Arten- zahl der die Mark umgebenden Gebiete bewegt. Wenn auch einige der Arten seltener geworden sind und andei-e als Brüter z. Zt. nicht mehr im Gebiet voikommen, .so sind doch im all- gemeinen die oben genannten Zahlen fast unverändert in den letzten Dezennien geblieben und haben sich nur durch den Nach- Aveis vereinzelt vorgekommener Arten und Formen gegen früher 10 Einleitung. etwas erliöht. Und gleiches wird auch feruerhin der Fall sein, ohne daß hierauf besonderer Wert zu legen wäre. Man muß dem Ausspruch des bekannten Botanikers Georg Volkens völlig recht geben, wenn er sagt, daß es oft mit einer etwas allzu reichlich aufgetragenen Anerkennung gepriesen wird, wenn eine im Kreise oder in der Provinz noch nicht verzeichnete Art oder Form für das betreffende Gebiet neu nachgewiesen wird. Wie artenreich im allgemeinen die Gelände der Mark noch heute sind, will ich an einigen Zahlen nachweisen, die früher bereits an veischiedenen anderen Stellen mitgeteilt worden sind, die ich aber hier noch einmal wiedergeben möchte. Im Mai 189(3 notierten wir in dem Gebiet von Nedlitz, Fahrland, Uetz und Leest (bei Potsdam) bei schlechtem Wetter an einem Nach- mittag 73 Arten. Im darauffolgenden Jahre fanden wir in dem gleichen Gebiet deren 65. Beckel verzeichnet im Mai 1915 im Golmer Luch an einem Nachmittag 44, wir trafen in der- selben Gegend im Mai 1916 51 Arten. Helfee stellte an zwei Junitagen 76 Arten und F'ormen am Werbellinsee fest. Das sind immerhin stattliche Zahlen, die nicht gegen solche aus dem Süden — aus dem Norden sind mir keine zum Vergleich zur Verfügung — zurückstehen. Vallon verzeichnete z. B. in einem sehr günstigen Gelände um Friaul an einem Julitage 6U Spezies (Riv. Ital. di Ornit. III, No. 1/2, Jan. 1914, 16). Was die Individuenmenge der märkischen Vögel bzw. deren Abnahme im Gebiet angeht, so sind die Meinungen hierüber ungemein geteilt. Walter, Krüger- Velthusen, zur Linden, Hocke u. a. vertraten die Ansicht, daß eine Verminderung der Individuenmenge innerhalb der letzten sechs Dezennien nicht eingetreten sei. Einige Arten seien häufiger, andere vielleicht minder zahlreich geworden, aber immerhin sei noch eine reiche Individuenmenge im Gelände vorhanden, auch unter dem Gesichts- winkel betrachtet, daß diese oder jene Art für einige Zeit ein- mal seltener auftritt, um dann, ohne recht erkennbaren Grund, in anderen Jahren wieder in größerer Individuenmenge zu er- scheinen. Nach der heutigen Bodenkonfiguration, der Pflanzendecke und den Siedlungsverhältnissen, die vielleicht in der Umgebung der größeren Städte, nicht aber auf dem platten Lande Ver- änderungen herbeigeführt haben, müßte man auch heute noch eine an Individuen reiche Vogelwelt erwarten. In dem be- schränkten Raum unserer Provinz haben sich in den verflossenen Dezennien keine Änderungen vollzogen, die einen nachhaltigen Einfluß auf das Dasein der Vogelwelt hätten ausüben müssen. Kaum ist ein Mehr in der geordneten Forstwirtschaft eingetreten, das dem Pflug unterworfene Gelände hat sich nicht wesentlich vermehrt, die dörflichen Siedlungen zeigen noch immer den alten Charakter und starke Entwaldungen sind nicht vorgenommen worden. Und doch weisen meine persönlichen Erfahrungen und die Beobachtungen anderer Ornithologen darauf hin, daß die Einleitung. n Individuenmenge auch unserer Vög-el, abgesehen von lokal be- gründeten Ausnahmen, leider zurückgegangen ist. Vor vierzig Jahren habe ich die Ansicht vertreten, daß nur die größeren Arten durch den Einfluß der menschlichen Kultur und deren Folgeerscheinungen langsamer Verminderung entgegengingen, die kleineren dagegen in ihrem Bestand auch für die nächste Zukunft gesichert wären. Durch die Macht der Tatsachen habe ich mich aber zu einer anderen Auffassung bekehren müssen. Wenn Feitz Braun sagt (Schriften der Naturf. Ges. in Danzig, Neue Folge, XIV. Band, IV^lö, 106): „Gerade bei Graudenz erkennen wir, wie wenig man denen beipflichten darf, die von vornherein des Glaubens leben, die Ornis eines bestimmten Ge- bietes müsse durch die Kultur notgedrungen verarmen", so mag dies örtlich für die Artenzahl vielleicht, nicht aber für die Individuenmenge Geltung haben. Die fortschreitende Kultur übt zweifellos einen großen Einfluß auf die Menge der Einzelwesen unserer Vögel aus. Aber sie nicht allein. Wie oft durchschreitet man Aveite Gebiete, die den 1^'orderungen des Wohnens und der Er- nährung der Vögel voll entsprechen; wie oft wandert man durch Gegenden, die von Menschen nicht häufig beschritten werden; wie häufig findet man Gebiete, in denen keine Beunruhigung der Vogelwelt stattfindet, um dann nach stundenlanger Wanderung eine außerordentliche Individuenarmut festzustellen. Für Luche und Heiden, für Forsten und Wälder gilt dies ebenso wie für Parkanlagen und Gärten kleiner Landstädte, für Flußumgebungen und stille dörfliche Siedlungen. Woher kommt nun diese Er- scheinung, worin ist der Grund für den Rückgang der Indi- viduenmenge unserer heimischen Vögel zu suchen? Die Antwort ist schwer. Eine allseitig befriedigende Erklärung dafür ist überhaupt nicht zu geben. Daß bei dem Verschwinden größerer Arten die Kultur wesentlich mitspricht, unterliegt keinem Zweifel. Bei der Verminderung der größeren Vögel — ich denke an unsere Tagraubvögel. Eulen und den Storch — spricht die Schießwut der um ihre Fasanerien besorgten Jäger und Grund- besitzer Avie die Gewährung von Prämien für die Jagdbeamten wesentlich mit. Clodius (Arch. d. Ver. d. Freunde d. Naturg, in Meckl. 67. Jahrg. 1913, 168) möchte die Abnahme besetzter Horste des weißen Storches in dem benachbarten Mecklenburg, die im Laufe von 12 Jahren von ;^Ü94 auf 1072 herabging, allein auf die Eingriffe der Jäger zurückführen. Oft werden bei einer Fasanentreibjagd 300—400 dieser Vögel an einem Tage zur Strecke gebracht, dem Storch aber, diesem herrlichsten Naturdenkmal unserer Fauna, wird unweigerlich das Lebenslicht ausgeblasen, weil er einige junge Fasanen zur Ernährung seiner Jungen raubt! Bei der kleineren Vogelwelt mögen hinsichtlich der Ver- minderung derselben mannigfache, aber nicht immer in die Augen fallende Faktoren mitsprechen. Unsere veränderte Waldwirt- 12 Einleitung. Schaft greift wahrscheinlich in die Lebensbedingungen vieler unserer Vögel stärker ein, als wir annehmen. Dasselbe gilt von den neuen Betiieben der modernen Landwirtschaft, wie sie mehr und mehr Platz greifen, wenn auch zugegeben werden muß, daß auch bei unverändert gebliebenen Bodenkulturverhältnissen oft ein Rückgang der Individuenmenge in der Vogelwelt nachzu- weisen ist. Wenn auch nach meiner Überzeugung keine direkte Gefahr vorhanden erscheint, daß einzelne Arten in ihrem Be- stände derartig zurückgehen, daß ein Verschwinden derselben aus unserer Fauna zu befürchten ist, so haben wir doch allen Grund, auf die Erscheinung der stetigen Verminderung sorgsam zu achten und da, wo es notwendig ist, vorbeugende Maßnahmen zu treffen. Denn von schneller, stetiger Abnahme ist, wie Leo VON BoxBERGER (Blätter für Naturschutz, V, 1914, Nr. 2) nach- drücklich ausgeführt hat, bis zum völligen Erlöschen oft nur ein Schritt. Alles bleibt in unserer Mark noch auf dem Gebiete der Zug- beobachtungen zu tun. Nur wenige exakte und sehr vereinzelte Mitteilungen über einige Arten liegen vor. Es ist ein völlig jungfräuliches Gebiet, welches in unserer Provinz noch mit Nutzen beschritten werden kann. Dabei wird es ein Gegenstand sorg- fältiger Beobachtungen sein müssen, den Einfluß zu untersuchen, welchen die beiden Hauptflüsse unseres Gebietes, die vornehm- lich in fast nordsüdlicher Richtung, beide mit geringer Ab- weichung nach Ost, die Mark durchfließen, auf den Zug der Vögel ausüben. Zweifellos wird sich die Oder mit ihren alten Flußläufen als eine Zugstraße erweisen, die in unserer Provinz noch heute viel benutzt wird. Einige wenige, aber nicht abschließende Beob- achtungen Eck.stein's liegen hierfür vor. Nur für vereinzelte Arten, wie Micropus a. cqnis, Scolojmx rusticola, A7iser fahalis u. a. sind für unsere Provinz Zugdaten in der Literatur vorhanden, diese wenigen aber meist nur von einem Ort und aus einzelnen Jahren. Eine Ausnahme bilden die Frühjahrreiheubeobachtungen H. Auel's, welche einen Zeitraum von 20 Jahren (1896 — 1916) umfassen. Die Mitteilungen des Genannten behandeln 1 6 Arten, u. a. Fitislaubvogel, Rauchschwalbe, Nachtigall, Kuckuck. Mauer- segler, Pirol, Rotschwanz, Wendehals und Weidenlaubsänger, also typische Sommervögel. Sie beziehen sich auf die Umgegend von Potsdam, auf ein Gebiet, welches für Zugbeobachtungen und für die Behandlung damit in Verbindung stehender Fragen in der Mark nicht besonders günstig gelegen ist. In den Mit- teilungen Auel's fehlen alle phänologischen Angaben, welche sich für vergleichende Daistellungen im Sinne der mustergültigen Arbeiten der Königlichen Ungarischen Zentrale als durchaus not- wendig erweisen. In seiner Veröffentlichung (J. f. 0. 1917, 87 — 92) hat der genannte Beobachter nur Ankunftsdaten gegeben, den frühesten und spätesten Termin derselben verzeichnet und die mitt- Einleitung, ]^3 leren Ankunftszeiten berechnet. Interessant ist sein Hinweis, daß die von ihm beobachteten Sommervögel sich in der Ebene Potsdams früher einstellen als auf dem ganz nahegelegenen, nur ca. 50 m höheren Brauhausberg. Ferner danken wir Helfer eine Eeihe von Mitteilungen aus der Umgebung von Berlin. Sie enthalten die Ankunftsdaten bzw. Beobachtung des ersten Gesanges von 39 Arten aus den Jahren 1914—1916. Auch RtJDiGEE hat eine Reihe von Ankunftsdaten früherer Jahre aus den nördlichen Ge- bieten der Mark veröffentlicht. Seine Mitteilungen behandeln 4b Spezies. Auf die für die Zugerscheinungen einzelner Arten vorliegenden Beobachtungen werde ich in dem faunistischen Teil dieser Arbeit zurückkommen. In der in letzter Zeit mehr denn je umstrittenen Anwendung der Nomenklatur wie der Auffassung und Begrenzung der Arten und Formen bin ich vornehmlich dem Vorgange Hartbrt's und seiner Mitarbeiter in der Hand-list of British Birds (London 1912) gefolgt. Einige Änderungen der HARTEET'schen Namen habe ich nach dem Hellmaye und LAUBMANN'schen Nomenklator der Vögel Baj^erns TMai 191H) und dem Reichenow- und HEssE'schen Ver- zeichnis der Vögel Deutschlands (Juli 191(j) angenommen. Haeteet, Hellmaye, Laubmann und viele andere Ornitho- logen stehen bekanntlich auf dem Standpunkt der Befolgung striktester Priorität und der Annahme geographischer Formen, die sich lokal vertreten und in ihrer Gesamtheit die Spezies, die sich aus dem Bündel geographischer, ternär benannter Formen zusammensetzt, ausmachen. Binär bezeichnet bleiben nur die- jenigen wenigen Arten, welche keine geographischen Formen ge- bildet haben oder von denen solche bis heute noch nicht be- kannt geworden sind. Natürlich kann hier das persönliche „Artempflnden" des einzelnen eine weitgehende Rolle spielen. Reichenow, Gi'af von Beelepsch und andere Forscher stehen auf anderem Standpunkt als Haeteet und Genossen. Sie ver- treten die Ansicht, daß die binär benannten Spezies als niederste systematische Einheit als unveränderlich angesehen werden müssen. Dieser Spezies sind dann die geographischen Formen als ternär benannte Konspezies — ein von Reichenow geschaffener Aus- druck — anzugliedern. Es scheint mir natürlich, daß bei der Anwendung der REiCHENOw'schen Nomenklatui-, wie ich sie hier kurz nennen will, bei jedem wenige)* mit der Materie Vertrauten leicht der Eindruck hervorgerufen werden kann, es mit zwei verschieden bewerteten Lebewesen zu tun zu haben: ein höheres, binär benanntes und ein untergeordnetes, ternär bezeichnetes. Auch scheint mir bei dieser Auffassung mehr als bei der HAETEEx'schen die Möglichkeit gegeben. Formen als binär benannte Arten an- zusehen, welche von der anderen Nomenklaturlichtung eben nur als geographische, zu einer Art gehöi'ende, sich lokal ersetzende Formen angesprochen werden. Ich finde, daß Steesemann eine ausgezeichnete Definition für die Subspezies gegeben hat, wenn j[4 Einleitung. er sagt (Verh. d. Ornith. Ges. in Bayern, 1916, Bd. 12, Heft 4): „alle diejenigen Arten oder Formen sind als Snbspezies [ternär benannt] einer Gruiipe zu bezeichnen, die sich zwanglos aus ge- meinsamer Wurzel ableiten lassen und sich geographisch ver- treten — ohne Rücksicht darauf, ob sie durch Übergänge mitein- ander verbunden sind, oder aber auf Grund räumlicher Sonderuug mehr oder weniger ausgeprägte Eigentümlichkeiten erworben haben." Bei der Erörterung dieser Nomenklaturfragen möchte ich mich auf den Standpunkt Victoe von Tschusi's stellen, „daß auch die Stammform [!] logischerweise ternär benannt werden müsse, wie die von ihr abzuzweigenden Formen, da auch sie eine solche darstellt, was bei ihrer binären Bezeichnung nicht zum Ausdruck kommt". Der Begriff der Stammform ist nach meiner Auffassung künstlich von uns in die Nomenklatur hineingetragen worden. Stammformen in dem hier gebrauchten Sinne gibt es nicht, Fringilla coelehs ist nicht die „Stammform" von Fring'üla coelehs spodiogengs, moreleti, pahnae, mader ensis usw., sondern eine den genannten Subspezies verwandte, aber völlig gleich- zuwertende Form, die zufällig zuerst beschrieben wurde. Ebensogut hätte irgendeine andere Fringilla coelehs-¥ o\m. in die Hände von LiNNiß gelangt und von ihm zuerst gekennzeichnet sein können. Dann wäie eben diese die „Stammform" geworden. Im Kern sind die beiden obigen von mir charakterisierten Nomenklaturrichtungen schließlich gar nicht so weit voneinander entfernt, wie oft angenommen wird. Beide Eichtungen sind der Ausdruck subjektiven Empfindens, für deren Richtigkeit wieder von der einen noch von der anderen Seite Beweise zu erbringen sind. Ob die ternäre Nomenklatur, die heute im Prinzip überall angenommen ist und sich allgemein eingebürgert hat, die ich in meinen früheren Arbeiten wie auch in diesem Buche gleichfalls angewendet habe, das Ende der Dinge bezeichnet, darüber könnte diskutiert werden. Jedenfalls wird, w'as die Priorität angeht, der groteske Gedanke, den ich vor kurzem ausgesprochen gefunden habe, niemals ernste Beachtung finden, daß durch einen inter- nationalen Kongreß beschlossen werden solle, „daß im Falle des Gleichklangs von Art- und Gattungsnamen nicht der älteste, sondern der Zweitälteste Gattungs- oder x^rtname zui- Verwendung zu gelangen hätte" (Flöricke), Der Einwurf, den man der Anw^cndung des Prioritätsgesetzes und des Gebrauchs ternärer Namen oftmals macht, daß durch sie das Gedächtnis unnötig belastet sowie die Übersicht über die Welt der Arten verloren ginge, ist von der Hand zu weisen. Daß ältere Ornithologen sich an die neuen Namen nicht mehr gewöhnen wollen, ist bedauerlich; die jüngere Generation aber wird sie von Beginn ihrer Arbeiten an benutzen. Als Reichenow 1889 begann, „alte Namen auszugraben", erhob sich ein großes Geschrei. Und heute? Kein Ornithologe denkt jetzt Einleitung. ]^5 noch daiaii, den Grauammer Emheriza miliaria zu nennen und anderes mehr. Wer in unserer Zeit die ternäre Nomenklatur und die An- wendung des ersten Namens verwirft, wird trotz Cabanis, Shaepe, ScLATEß, Ogilyie Geant u. a. in den Ruf ornith ©logischer Rück- ständigkeit kommen. Bei dem Gebrauch der ternären Namen muß immer wieder betont werden, daß es in der Natur nicht, wie oben bereits bemerkt, Lebewesen erster und zweitei- Be- wertung, nicht Arten und Unterarten, gibt. Alles das sind künst- liche Begriffe, die sich der Mensch gemacht hat, um die Menge der Formen zu gliedern, zu ordnen und aneinander zu reihen. Alle Lebewesen, mögen sie nun größere oder geringere Diffe- renzierungen Verwandten gegenüber aufweisen, sind heute unter- einander völlig gleichwertig. Ob sich später einmal aus diesen „subspezifischen" P'ormen differenzierte Arten im Sinne heutiger Auffassung entwickeln und frühere Formen verscliwindeu werden, kann uns, wenn es überhaupt der Fall ist, im Augenblick gleich- gültig sein. Die Beschreibung geographischer Formen mit ternärer Be- nennung kann leicht der Willkür Tür und Tor öffnen. Was dem einen eine Art ist, erscheint dem andern als Unterart, Sub- oder Konspezies. Eine Summe von Unklarheit und Ver- wirrung kann um so eher daraus hervorgehen, als auch Unberufene, die nicht den notwendigen Blick besitzen und denen größere Reihen von Individuen nicht zur Vergleichung zur Verfügung stehen, dem Metier der geographischen Formenbeschreibung obliegen. Die ternäre Nomenklatur beruht auf subjektiver Auffassung des betreffenden Autors. Der eine erkennt geringe Differenzen mit geübtem Auge, der andere sieht sie überhaupt nicht oder legt ihnen nur den Wert zufälliger Abänderungen, die ihm belanglos erscheinen, bei. „Solange nicht eine bestimmte Summe Kennzeichen von einem gewissen Grade als für eine Art nötig anerkannt worden ist, muß man es fast dem Ermessen eines jeden einzelnen überlassen, was er eine Art und was er eine Unterart nennen will. Die Art ist eben kein Konkretum, keine wirklich in der Natur existierende Sache; die Natur kennt nur Individuen, von denen kaum zwei sich einander völlig gleichsehen. Arten und Gattungen sind nur wie die Kästen und Schiebladen einer Sammlung, zu Bequemlichkeit des Forschers, dem sonst eine Übersicht unmöglich ist." Mehr und mehr wird die Überzeugung durchdringen, daß auch die Vögel, wie andere Landtiere, herrschenden Lebens- bedingungen angepaßt und geographischer Scheidung unterworfen sind, wenn es auch gerade in dieser Klasse ungemein schwierig ist, diese Verhältnisse klarzulegen und zu erkennen. Es gehöit zur richtigen AVertung einer jeden Tierform die Abstraktion aller der Charaktere, die sich durch den Einfluß der Umwelt verändern können. Ein sehr großer Teil der beschriebenen ternär 16 Einleitung. benannten Subspezies wird sich vielleicht als biologische Reaktious- formen herausstellen. Um das Tier an sich kennen zu lernen, müssen alle die durch den Einfluß der Umgebung bedingten Formenveränderungen, die oft schwer zu erkennen sind, von seiner Gestalt abgezogen werden. Ob bei diesem durch Feanz Haas angeregten Gedankengange die ternäre Namengebung in heutigem Umfange und in heutiger Form bestehenbleiben wird, muß die Zeit erweisen. Jedenfalls darf aber der Ansicht Aus- druck gegeben werden, daß die frühere Sj^stematik mit ihrom weiten Speziesbegriff nicht zu der nachhaltigen Erkenntnis kommen konnte, daß sich in benachbarten Gebieten unter ver- schiedenen biologischen Bedingungen bestimmte Formen ent- ■\vickeln mußten, die sich gegenseitig vertreten und in innigen verwandtschaftlichen Beziehungen zueinander stehen. Das Vor- kommen solcher Formen ist natürlich mit dem Vorhandensein bestimmter klimatischer oder geologischer Faktoren, deren Zu- sammenhang und Nachweis, wie bereits oben bemerkt, bei den Vögeln mehr denn bei allen anderen Lebewesen ungemein schwierig ist, in enge Verbindung zu bringen. Aus den vorliegenden drei Listen von Haeteet, Reichenow und Hellmate ersieht man, daß ein jeder der Genannten seine eigenen Wege geht, die dann von den Anhängern dieser oder jener Richtung weiter beschritten werden. Viel läßt sich dar- über sagen und streiten. Der Gedanke einer einheitlichen Nomenklatur scheint mir unter diesen Umständen für Deutsch- land leider noch in sehr weiter Ferne zu liegen. Daß wir noch nicht am Ende dieser Dinge sind und die Ansichten, die ich ausgesprochen, durchaus berechtigt erscheinen, beweist mir die vor kurzem veröffentlichte Ornis germanica von Kleinschmidt (Beilage zu Falco, Mai 1919, 10 S.), die bei der Zusammen- stellung der Liste deutscher Vögel eine Nomenklatur anwendet, welche von ganz anderen Gesichtspunkten ausgeht, als sie bisher mehr oder weniger allgemeine Geltung gefunden haben. Während sich Kollibat, le Roi und Tischler bei ihren faunistischen Arbeiten auf eine sehr große Zahl geschulter und zuverlässiger Mitarbeiter stützen konnten, sind mir für die nachfolgenden Aufzeichnungen über die Vögel der Mark leider nur wenige direkte Mitteilungen zur Verfügung gewesen. Um so aufrichtiger möchte ich aber meinen Dank für allzeit liebens- würdige Auskunft diesen wenigen meiner Mitarbeiter zum Aus- druck bringen: Die Herren Förster Wilhelm Rüdiger in Eisenhammer und J. Will, Lehrer an der Forstlehrschule in Steinbusch, haben mir ihre reichen Erfahrungen aus dem nordöstlichen Teile der Neumark, der bis jetzt so gut wie unerforscht war, mit der größten Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellt. Ich danke ferner für Mitteilungen ihrer Beobachtungen den Herren: Einleitung. \ fügt hat, dürften sich liinsichtlich des Vorkommens fast ausschließlich auf Pommern beziehen. Der 7. Band der Übersetzung (Berlin 1781 bei Joachim Pauli) bringt ein Bild von Bernh. Chr Otto. Desgl. der 9. Band der Allgemeinen Geschichte der Natur von F'r. Höh. Wilh. Martini (Berlin 1790). teste Seilkopf. (Teschichte der fauuistischen Ornithologie in Brandenburg. 27 Johann Leonhaed Frisch, der berühmte Polyhistor, der im Jahre 16y8 nach Berlin kam und bis zu seinem im Jahre 1743 erfolgten Tode hier gelebt hat. Ehe er in der Mark festen Fuß faßte, hatte er einen großen Teil Deutschlands auf seinen Wanderungen kennen gelernt. Bei seinem lebhaften Interesse für die Erscheinungen in der Natur dürfte er in der Reihe der Jahre auch mannigfache ornithologische Beobachtungen in sich aufgenommen haben, die er später in seinem großen Werke niedergelegt hat. In dem biographischen Teil des vorliegenden Buches habe ich einen Abriß des Lebens dieses hervorragenden Gelehrten zu geben versucht. Ich glaube darin nachgewiesen zu haben, daß die meisten seiner Mitteilungen in der „Vorstellung der Vögel Teutschlands" sich auf die Avi- fauna der Mark Brandenburg beziehen. Es darf als erwiesen angenommen werden, daß er viel in der Umgebung Berlins ge- sammelt und beobachtet hat. Aus seinem in der Staatsbibliothek in Hannover befindlichen Briefwechsel mit Leibniz erfahren wir, daß er zum Zweck der Einführung des Seidenbaues bei uns auch die weitere Umgegend von Berlin vielfach besucht hatte. Sicher- lich hat er bei diesen Wanderungen Beziehungen mit Männern angeknüpft, die ihn mit lebendem wie totem Material für sein Werk versorgten. Aus einigen in seinen Schriften befindlichen Notizen läßt sich dies mit Sicherheit schließen. Wir wissen ferner, daß er lebende Vögel in Gefangenschaft hielt, die von ihm beobachtet und nach dem Tode konserviert wurden. Vieles von diesem Material dürfte ihm von seinen märkischen Freunden zugegangen sein. Bei den damaligen sehr schwierigen Verkehrs- verhältnissen darf wohl ohne weiteres angenommen werden, daß ihm kaum größere Sammlungen für sein Werk weither aus Deutschland gesandt worden sind, daß dieselben vielmehr in der Hauptsache aus der Mark Brandenburg stammten. Nie ist dies ausgesprochen worden. Den Anschauungen seiner Zeit folgend, die auch später noch lange die maßgebenden waren, legte Frisch absolut keinen Wert auf die Provenienz der einzelnen Stücke. Er hatte das Exemplar im Fleisch besessen, untersucht, hatte es nach dem Tode abgebildet und beschrieben. Das ge- nügte ihm vollkommen. Seine Mitteilungen über das Vorkommen sind ganz allgemein gehalten oder fehlen übei'haupt. Hin und wiedei', aber sehr selten, wird einmal ein örtliches Vorkommen verzeichnet. „Anno 1722, medio Augusto inventus est in Marchia Bi"andenburgia haud procul ab urbe Berolino in arundineto [?], nidus halcyonis" lesen wir einmal in dem 2. Bande der Miscellanea Berolinensia. Aber solche Angaben sind, wie gesagt, völlig ver- einzelt. In dem 6. Bande der vorgenannten Veröffentlichungen der Königl. Sozietät der Wissenschaften vom Jahre 1740 bringt Frisch einen Beiicht über einen in der Mark eilegten Kormoran. Aber es fehlt jede Andeutung, woher er das Tier erhalten hatte. 28 Geschichte der faunistischen Ornithologie in Brandenburg. Wir dürfen Johann Leonhard Frisch als den ersten Orni- thologen bezeichnen, der in der Mark über die Vögel der Mark geschrieben hat. Seine Mitteilungen sind zweifellos wertvoll, wenn sie auch im Licht damaliger Auffassung von dem Wert bzw. Unwert des Vorkommens und der'Herkunft betrachtet sein wollen. Das Werk enthält, worauf schon der alte Jon. Matthäus Bechstein hingewiesen, eine Anzahl von Irrtümern und Fehlern, aber es spiegelt sich in ihm bereits das Licht einer neuen Zeit und einer freieren Auffassung naturwissenschaftlichen Empfindens. Wissenschaftliche Einwendungen im einzelnen, diktiert von den Anschauungen und dem Wissen unserer heutigen Tage, sollen uns die Freude an der Arbeit dieses hervorragenden märkischen Forschers nicht trüben. Bei Johann Matthäus Beckstein, dessen ich soeben er- wähnte, findet sich in der zweiten Ausgabe seiner Gemeinnützigen Naturgeschichte Deutschlands (1801 — 1808) über das Vorkommen einiger Arten im „Brandenburgischen" eine Eeihe von Mitteilungen, die in der ersten Ausgabe genannten Werkes (1789 — 1795j noch fehlen. Beckstein ist nur einmal und ganz vorübergehend in Brandenburg gewesen. Im Jahre 1785 verweilte er bei dem Domherrn von Rochow in Rekahn, im Kreise Zauch-Belzig. Sein Biograph Ludwig Bechstein'-) schreibt über diesen Besuch (S. 12): „ und weilte mit von Rochow sieben Wochen zu Rekahn, wo er nun eine vortreffliche Jagd fand. In jenen fiachen Gegenden fand er namentlich viele Sumpf- und Wasservögel und erforschte ihre Lebensart, wozu außer einigen nahen großen Teichen und entfernteren Seen die Ufer der auf weite Strecken seebreiten Havel volle Gelegenheit boten, und wo er Vögel ent- deckte, die in seiner heimatlichen Gegend niemals oder doch nur höchst selten an einigen größeren Teichen und dem jetzt aus- getrockneten Schwanensee vorkamen." Die meisten Angaben Bechstein's beziehen sich allerdings auf brandenburgische Sumpf- vögel, doch ist es nicht recht verständlich, warum er seine in Rekahn gemachten Beobachtungen nicht schon in dei- ersten Aus- gabe seines großen Werkes verwertet hat. Wahrscheinlicher ist. daß ihm die Angaben über Vorkommen einiger Arten „im Brandenburgi- schen" später von jüngeren Forstleuten gemacht worden sind, die die Forstakademie Dreißigacker besucht haben. Schließlich könnten Bechstein's Mitteilungen auch der Literatur entnommen sein. Für letzteres habe ich jedoch keinen Anhalt in den Veröffentlichungen jener Zeit finden können. Übrigens sind die BECHSTEiN'schen Mit- teilungen über das Vorkommen einzelner Arten, wie bei allen Autoren jener Anfangsperiode faunistischer Forschung, mit großer Vorsicht aufzunehmen. ") Dr. Johann SIatthäüs ßECHSTEm und die Forstakademie Dreißiüf- acker. Ein Doppeldenkmal von Ludwig BechstbIn. Meiuingeu 1855, gr. h", 420 Seilen mit Forträt. Geschichte der faunistischeD Ornithologie in Brandenburg. 29 Allgemein gilt die Tatsache, daß das Interesse für die Natur und die Beschäftigung mit den Lebewesen derselben in der Heimat geweckt wird. In dieser werden die Fäden geknüpft, die sich später, in der Liebhaberei oder in dem Beruf, über die engen Grenzen des Anfangs hinaus, weiterspinnen. Da ist es denn natürlich, daß die ersten Jugendarbeiten meist den Tieren und Pflanzen der Umgebung des Wohnortes, bzw. in weiterem Um- fange der engeren Heimat gewidmet sind. Erst später werden andere Gebiete herangezogen, und allgemeinere Ausblicke treten in den Kreis der Betrachtung. Der Formenreichtum der engeren Heimat lehrt das Auge sehen und unterscheiden. Er bildet die Grundlage für die Erkenntnis der einzelnen Lebewesen, die dann allmählich zur Forschung auf andere Faunengebiete hinüberleitet. Im Werdegang unserer Faunisten vermögen wir fast überall diese Erscheinung zu beobachten. Bei vielen Ornithologen, die sich im Laufe ihres Schaffens als hervorragende Forscher auf irgend- einem Spezialgebiet einen Namen erworben haben, finden wir, daß ihre ersten Arbeiten den Vögeln der engeren Heimat galten. Aber es gibt auch Ausnahmen. Unsere Mark Brandenburg nennt eine Anzahl hervorragender Vogelkundigen ihre Söhne. Aber viele derselben, die im späteren Leben der Ornithologie neue Bahnen der Erkenntnis gewiesen und unbekannte Gebiete erschlossen haben, sind jenen Weg natür- licher Entwicklung nicht gegangen. Wenigstens besitzen wir von ihnen keine Mitteilungen über die heimatliche Vogelwelt. Petek Simon Pallas z. B. wurde im Jahre 1741 zu Berlin geboren. Hier studierte er. Nach dem Besuch von Holland und England kehrte er wieder in seine Heimatstadt zurück, wo er die Herausgabe seiner „Spicilegia zoologica" (Berlin 1767 — 1780) überwachte. Später, im Jahre 1768, wurde er nach Petersburg berufen, machte seine großen asiatischen Reisen, beschrieb seine Sammlungen und kehrte dann 1810 nach Berlin zurück, wo er im siebenzigsten Lebensjahre am 8. Sept. 1811 gestorben ist. Auf dem Kirchhof vor dem Halleschen Tor wurde er beerdigt. Wenngleich Pallas bereits als Knabe eifrig Ornithologie ge- trieben hatte — RuD0LPHii3) führt ein System der Vögel an, welches Pallas im 18. Jahre entworfen hatte — , so scheint er sich doch nie mit der Avifauna seiner Heimat beschäftigt zu haben. Nach seiner Rückkehr aus Holland schrieb er eine Fauna Insectorum Marchica, die aber nicht veröffentlicht wurde, weil sie, wie er auf einem hinterlassenen Zettel bemerkte, nicht wert '*) Vgl. Beyträge zur Anthropologie und allgemeinen Naturgeschichte von D. Karl Asmünd Rudolphi. Berlin, bey Haude und Spenkk 1812. 8". I. l^ETER SiMO.v Pallas. Ein biographischer Versuch. Vorgelegt der Kgl. Akademie der Wissenschaften am 30. Jan. 1812, 1—78. Mit dem nach einem Gypsabguü in Kupier gestocheneu Bildniß des Kais. Russ. Etats-Raths P. S. Pallas. 30 Geschichte der faunistischen Ornithologie in Brandenburg. gewesen sei, bekanntgemaclit zu werden. Das Manuskript dieser Arbeit blieb in den Händen seines Freundes Sandifoet in Leyden. Eduard Friedeich Eversmann wurde am 2:5. Januar 1794 zu Hagen geboren, kam aber in sehr frühem Kindesalter nach Berlin, wo er erzogen wurde, die Schule besuchte und studierte. Später ging er nach Rußland, machte dort größere Reisen und erhielt eine Professur für Naturwissenschaft in Kasan. Nach Berlin zurückgekehrt, starb er hier am 26. April 1860 und wurde auf dem alten Dreifaltigkeitskirchhof, der heute den Eingang zum Potsdamer Bahnhof verunziert, begraben. JoH. Feiedeich von Beandt, am 25. Mai 1802 zu Jüterbog geboren, studierte nach Besuch des Lyzeums in Wittenberg an der Berliner Universität. Da er sich in Deutschland keine Existenz zu schaffen vermochte, nahm er einen durch Alexander von Humboldt vermittelten Ruf nach Petersburg an, wo er bis zu seinem am 15. Juli 1879 erfolgten Tode lebte und für die Wissen- schaft in hohem Grade segensreich gewirkt hat. Er war der Schwiegervater Gustav Radde's. Jean Cabanis, der genialste deutsche Ornithologe des neun- zehnten Jahrhunderts, hat, mit Ausnahme einer nach Süd-Karolina unternommenen Sammelreise, Berlin nie verlassen. Er wurde hier am 8. März 18 1 6 geboren und starb am 21. Februar 1906 zu Friedrichshagen nach Vollendung seines neunzigsten Lebens- jahres. Von ihm wie von Anton Reichenow (geboren am 1. August 1847 zu Charlottenburg), dem Verfasser des monumentalen Werkes: Die Vögel Afrikas (Neudamm 1900—1905), besitzen wir nur einige wenige kleinere Mitteilungen und Notizen, die sich in der nachfolgenden Bibliographie verzeichnet finden. Umfangreichere Arbeiten über die Vögel ihrer Heimatprovinz haben uns diese beiden wie auch die vorgenannten Forscher nicht gegeben. In dem Werke Johann Feiedeich Naumann's über die Vögel Deutschlands (1822 — 1844), eines großen Mannes geniale Arbeit, um deren Besitz andere Nationen die deutsche Vogelkunde mit Recht beneiden, finden sich bei einzelnen Arten Hinweise über das Vorkommen in Brandenburg bzw. in der Umgegend von Berlin. Aus der Literatur kann Naumann diese Angaben nicht geschöpft haben, da es damals eine solche über den Gegenstand nicht gab. Man muß also annehmen, daß ihm wie auch Bechstein direkte Mitteilungen hierüber zugegangen sind. Mit Hilfe der reichen, im Naumann-Museum in Cöthen befindlichen Briefsamm- lungen ist es mir nicht möglich gewesen, den märkischen Korre- spondenten Naumann's ausfindig zu machen. Von dem Bergamts- kassierer Fehemann in Berlin rühren die Angaben nicht her. Wie aus den an anderer Stelle dieses Buches abgedruckten Briefen des Genannten hervorgeht, hat dieser mehrmals vergeblich versucht, eine Korrespondenz mit Naumann anzuknüpfen. Auch des alten Ludwig Brehm muß ich an dieser Stelle gedenken. Nicht, daß er eine Arbeit über unsere Provinz veröffentlicht Geschichte der faunistischen Oroithologie in Brandenburg. 31 hätte, die hier registriert zu werden verdient. Aber es findet sich in seinen Veröffentlichungen ein Hinweis auf die Vogelwelt der Mark, der insofern von Bedeutung ist. als er über eine völlig verschollene, reichhaltige Sammlung märkischer Vögel berichtet. Während eines Aufenthalts in Berlin (Okens Isis 1834, St. 1) besuchte Beehm seinen alten Tauschfreund Fehkmann, dessen ich oben bereits erwähnte. In dessen Sammlung märkischer Vögel befand sich eine große Zahl seltener Stücke, über welche Brehm a. a. 0. berichtete. Leider hat sich über den Verbleib dieser Sammlung bzw. einzelner in derselben befindlichen Exem- plare nichts feststellen lassen. Sie ist spurlos verschwunden. In das Jahr 1845, in welchem Johann Heinrich Schulz seine „Fauna marchica" veröffentlichte, ist der Beginn stetiger ornithologischer Erforschung der Mark Brandenburg zu setzen. Ohne auf frühere Angaben zurückgreifen zu können, hat Schulz in dem genannten Buch zum erstenmal, nach eigenen Beobach- tungen und Erfahrungen, eine Übersicht der Vögel unserer Provinz zu geben versucht. Er führt in derselben 220 Arten auf, d. h. 74 weniger, als wir heute für das Gebiet annehmen. Die An- gaben in seinem Werke über das Vorkommen und die Verbreitung in Brandenburg sind allgemein gehalten und oft recht dürftige. Nur von selteneren Arten, die ihm von Freunden für seine Samm- lung zugingen, werden bestimmte Fundortangaben mitgeteilt, die wohl als zuverlässige zu betrachten sind. Die von ihm gewählte, nicht in Einzelheiten der Darstellung gehende Behandlung der örtlichen Verbreitung der Vögel findet sich ganz allgemein in den faunistischen Arbeiten jener Zeit. . Wir brauchen nur die Veröffentlichungen von Ebel (1823), Gloger (1833), Landbeck (1834), Schwab (1854), Zander (1847) u. a. durchzusehen, um gleicher Darstellung zu begegnen. Man hatte damals noch nicht das Empfinden von der Notwendigkeit, die lokale Verbreitung der Arten in einem Gebiet genauer festzulegen. Der damaligen Zeit genügte vollkommen der einfache Hinweis des Vorkommens, das sich oft nicht einmal auf eigener Beobachtung gründete, sondern einer verwandten Arbeit aus anderen Teilen Deutschlands entnommen war. Der Gedanke, daß in einem angrenzenden Gebiet die Vei'breitung der Arten aus lokalen Gründen eine ganz andere sein könne und vielleicht sein müsse, beunruhigte die älteren Faunisten wenig. Die Forderung der genauen Festlegung des Vorkommens und der Verbreitung der Arten ist erst in spätei-er Zeit erhoben worden. Daß sich in dem Werke von Schulz, das ohne Vorgänger das faunistische Material für die Mark zum erstenmal zusammentrug, mannigfache Irrtümer vorfinden, ist begreiflich, aber entschuldbar. Angaben, die wir heute nicht mehr bestätigen können, sind vielleicht für jene Zeit, in der das Werk geschrieben wurde, richtig gewesen, und es haben sich in der Verbreitung und in dem Vorkommen der Arten Änderungen in den verflossenen 70 Jahren vollzogen. 32 Geschichte der faunistischen Ornithologie in Brandenburg. Aus den zehn Jaliren, die dem Erscheinen des ScHULz'schen "Werkes folgten, ist wenig zu berichten. Jean Cabanis, der. wie ich bereits oben bemerkte, leider nichts Zusammenhängendes über die Mark geschrieben, biachte mehrere kleine Mitteilungen über verirrte Arten, wie z. ß. über Turdus auroreus Pall und A'ix sponsa (L.), die ihm in seiner Museumstätigkeit durch die Hände gingen. Ferner schrieb er auf (Trund der bei Berlin gefangenen, in den Besitz des Fürsten Radziwill gelangten Exemplare von Fhylloscopus hicmei i^raemium (Gm.) eine umfangreichere Arbeit über den genannten asiatischen Laubsänger, der eine ausgezeichnete Tafel von Johann Feiedrich Naumann beigegeben war. Mit dem Jahre 1856 beginnt dann für die Mark jene Epoche ornithologischer Erforschung, welche sich an die Namen Cakl Bolle's und Alfred Hansmann's knüpft. Bei dem erstgenannten der beiden Jugendfreunde dauerte das lebhafte Interesse für die Vogelwelt seiner Heimat bis zum Jahre 1896, umfaßte mithin einen Zeitraum von mehr denn 40 Jahren. Bei Hansmann er- losch es weit früher. Seine letzten Arbeiten über die Mark datieren bereits aus dem Jahre 1859. In den nachfolgenden biographischen Skizzen habe ich versucht, der Bedeutung dieser beiden Männer für die Entwicklung und Förderung der Vogel- kunde in Brandenburg gerecht zu werden. Die meisten ihrer Arbeiten tragen nicht ausgesprochenen faunistischen Charakter, aber sie enthalten in den vielen örtlichen und biologischen Mit- teilungen wertvolles Material für die Kenntnis der Verbreitung der Vögel in unserer Provinz. Beide Männer beschritten auch als erste — und es muß leider hinzugefügt werden, bis heute als einzige — das durch die eigenartigen Siedlungs Verhältnisse der Mark interessante folkloristische Gebiet in ihrer Veröffent- lichung über abweichende, in der Provinz übliche Provinzialnameu der dort vorkommenden Vögel. Dem Freundeskreise, welcher sich im Anfang der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts um Bernard Altum, der damals Assistent bei Lichtenstein war, in dem von diesem be- gründeten ..Ornithologischen Klübchen" scharte, gehörte auch Carl Vangerow an. Über seine Persönlichkeit habe ich nichts in Erfahrung bringen können. Nach Schulz verdanken wir ihm die zweite umfassende faunistische Darstellung der Vögel unserer Provinz. Sie wurde im Jahre 1856 veröffentlicht. Abgesehen von einer Reihe von Berichtigungen der ScHULz'schen Angaben hinsichtlich des lokalen wie des Brutvorkommens und ferner von der Hinzufügung weiterer viei'zehn Arten für das Gebiet, steht Vangerow völlig auf den Schultern seines Voi'gängers. Ohne Anführung der Quelle werden dessen Angaben oft wörtlich über- nommen. In der Einleitung zu seiner Arbeit dankt Vangerow seinen ornithologischen Freunden A. Günther und Theobald Krüper für deren Unterstützung, während er Bolles, Altums und Hansmanns, die damals vornehmlich für die ornithologische Er- Geschichte der faunistischen Ornithologie iu Brandenburg. 33 forscliung der Mark tätig- waren, nicht erwähnt. Unter den von ihm für das Gebiet neu nachgewiesenen Arten befinden sich übrigens auch solche, auf welche bereits Schulz in Anmerkungen hingewiesen hatte. Im allgemeinen dai'f wohl ausgesprochen werden, daß die von Vangeeow als Versuch einer Übersicht der märkischen Vögel veröffentlichte Arbeit über Schulz hinaus wenig zur Erweiterung unserer Kenntnis beigetragen habe. Das Interesse Vangeeows für die Vogelkunde scheint im übiigen nur ein vor- übergehendes gewe.vl I 5>on Aalten ^Bannen / 93Jinerifcf)eu unb 9JletaIt[d)en / ^-ffiaüern lampt ber ^erflleicfiunfle / ber Plantarum ünb (Srbflc/ roed)fen 10 'M&vx: I I^ur* / ßeonbart Jburiieiffer jum / Jliuru mit flroffer mül)t üiib / arbeit aemeiiiem 9htl} / ju flut nii tafl fleaeben. / SJiit diöm. ,\tax). maQ. I frei)l)eit auf)f JO / ^ar / — / 1572 / ß. X. B X. / ©ebrurft ju T^rmd- fürt an ber Ober Mird) / 3o(wn Gic^bom. Das Privilegium und Vorrede oiine Paginierunir (IG Seiten) und ÜCCCXX Seiten und Errata, 8 Seiten und Register 46 Seiten, davon 11 Seiten mit Namen der aufgeführten „Kreutter". Stalitsbibliotheit Berlin. Schöner alter brauner Lederband mit gepreßten Figuren und Arabesken. Die silbernen Schließen sind herausgebrochen. Auf ilem ersten Blatt befindet sich eine handschriftliche Einzeiehnung in den Frakturtypen des Druckes: ^em ®urd)lauc{)fifli[ten, Iiodlflebornen, ■gürften nnb A^errn, $errn 3oöann ^corflen ai^arnaraffen ^ur Öraiibenburg, beff beiüßen ^)fötnifd)eii ))k\di^ (Srs (^amarcr, unnb (5burfür[tenn, jur Stettin, i^ommeren, ^nii ^5dileiien ,uir (Srofien, ber t^'affuben unb SBenben öfriog, nnnb iöiiraßraffeii jur Ofürenbera, ?fürl"ten jur ^)tüflen, jeinent flnebtflfteii dürften Dmib .^errn, uerebret (^conbarbtSbuvnetljer 511m 3:burn, unbertbentflift btfe ^ue(i}. Üb diese Eintragung von der Hand ThurneissersV Ich möchte es an- nehmen. Bibliographie. 47 eine bibliophile Seltenheit ersten Eanges. Das „Grawe Kloster" in Berlin, in welchem Thueneisser nach dem Tode des letzten Franziskaner Mönches löTl seine Wohnung aufschlug und seine berühmte Druckerei einrichtete, besitzt kein Exemplar dieses seltenen Werkes in seiner Bibliothek. Ich habe sowohl das im Besitz der Staatsbibliothek in Berlin befindliche Exemplar als auch dasjenige der von Jon. Rud. Saltzmann 1.612 besorgten, in der Leopold - Sophienbibliothek der Stadt Überlingen am Bodeusee vorhandenen zweiten Ausgabe einsehen können'-). Beide Ausgaben enthalten keine ornithologischen Mitteilungen. In der nachstehenden Bibliographie sind von mir alle orni- thologischen Arbeiten aufgeführt worden, w^elche, im Titel erkennbar, sich auf unser Gebiet beziehen. Ferner wurden die- jenigen Veröffentlichungen verzeichnet, welche andere Gegen- stände behandeln, aber zugleich auch umfangreiche, eigene Ab- schnitte über die märkische Vogelwelt enthalten. Werke, wie Beehms Tierleben, Glogees Handbuch, Feideeichs Naturgeschichte u. a. siud von mir nicht aufgenommen worden. Die sich in diesen findenden vereinzelten Mitteilungen über das Vorkommen seltenerer Arten u. dgl, in der Mark werden mit Angaben der Quellen im faunistischen Teil erwähnt. Zeitschriften, wie „Natur und Haus", Mitteilungen des Fischereivereins für die Provinz Brandenburg, die Veröffentlichungen der verschiedenen Vereine für Heimatkunde und ähnliche wurden nur vereinzelt zitiert. Die Jagdzeitschriften sind mit Auswahl und Vorsicht benutzt worden. Hesse will deren Veröffentlichungen — und er hat darin nicht ganz unrecht — nur dann verwendet wissen, wenn die Angaben nachgeprüft und in die ornithologische Literatur übergegangen sind. Ich möchte nicht so weit gehen. ]\Ieist ist es unmöglich, die in den genannten Zeitschriften veröffentlichten Angaben nachzuprüfen. Ich glaube daher solche Mitteilungen, die von bekannten Autoren herrühren, deren Namen die be- treffenden Angaben verbürgen, ohne Prüfung des Gegenstandes übernehmen zu können. Jeder wird mir darin recht geben, daß ein gewaltiger Unterschied darin besteht, ob eine Beobachtung von Altum, Neheing, Schaff, Eckstein u. a. oder von einem unbekannten Kontribuenten oder einem Anonymus herrührt. ^) 3e()en 33iid)er / oon / .Stalten, SBarmcn / 9[>iinerifcf)en unb DO^etaliidien Söafjern. / ©ampt bereu iserjileicbunci mit bcn Plaii,tis ober (>Tbßeiüä(t)ii'n. / ^urd) / Leonhart Thunieißerii ziun Tliurn mit c^ioijer / 3Jciil)e unb ^ilrbeit, flemeinem dln^ ^u fliit / an las (leflcben, / ^l^imbt / 3lber onff^ neiü biird)= iel)cn an uielen Orten, ^i>o(b obn / ÄAmeleniurt ^eö 3Uiil)oriö Xtj.-ie coriinirt unb / uerbfffcrt. Tem ein turtle i^efcbreibunfl beä eelbocber ^^^ninnenö / ober iöabtö / Samt etlidien Ainflf" i^i^m «Sauenbrnnncn binuUV-tf"i"- / "Srnidi Joanrieni Ru(lol|>hiim Saltzinann, Med. Doct. ju igtrafUnUß. / i^n $l^erle(\nI'l^ iiaaari äetjners / Anuo MDCXII. / 4». Be\ MoEHSEN, Beitr. z. Gesch. der AVissenschafteii in der Mark Branden- burg (Berlin 1783), S. 190, ist der Titel ungenau angegeben. 48 Bibliographie. Die erste Bedingung- für eine zuverlässige Bibliograpliie: die eigene Prüfung- der betreffenden Stelle, habe ich sorglich zu erfüllen gesucht. Nur die wenigen mit einem * versehenen Arbeiten sind von mir ohne persönliche Einsicht übernommen worden. Vielfach sind in dem nachstehenden Vei'zeichnis den Angaben der einzelnen Werke Bemerkungen angefügt worden, die auf den Wert und die Bedeutung derselben für die ßibliophilie hinweisen, Bemerkungen, die sich auf die äußere Ausstattung, auf Tafeln und Abbildungen, auf bibliophile Seltenheit, Verschiedenheit der einzelnen Ausgaben, Entstehung und Schicksale derselben usw. beziehen. Bei jedem selteneren Buche sind die Namen der Bibliotheken, in denen sich die von mir benutzten Exemplare befinden, verzeichnet. Am Ende dei- märkisch-ornithologischen Bibliographie findet sich eine alphabetische Zusammenstellung der Autoren sowie eine Übersicht der geographischen Verteilung der einzelnen von mir aufgeführten Arbeiten über das gesamte Gebiet der Mark Brandenburg. B. = Brandenburgia. Monatsblatt der Gesellschaft für Heimat- kunde der Provinz Brandenburg zu Berlin. D. J. Z. = Deutsche Jäger-Zeitung. D. Z. = Danckelman Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen. F. = Falco. G. W. = Gefiederte Welt. J. f. 0. = Journal für Ornithologie. M. D. V. = Monatsschrift des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. M. S. V. = Monatsschrift des Sächsisch-Thüringischen Vereins für Vogelkunde. M. d. A. D. J. = Monatsschrift des Allg. Deutschen Jagdschutz- Vereins. M. 0. V. W. = Mitteilungen des Ornithologischen Vereins in Wien. N. = Naumannia. N. F. = Sitzungsberichte der Ges. Naturf. Freunde in Berlin. 0. = Ornis. 0. C. = ürnithologisches Centralblatt. 0. J. = Ornithologisches Jahrbuch. 0. MB. = Ornithologische Monatsberichte. 0. MS. = Ornithologische Monatsschrift. W. = Der Waidmann. Z. G. = Der Zoologische Garten (bzw. Zoolog. Beobachter). Z. f. 0. = Zeitschrift für Oologie (Herausgeber G. Keause). Z. f. 0. u. 0. H. = Zeitschrift für Oologie und Ornithologie (Her- ausgeber H. Hocke). Z. f. 0. u. 0. G. = Zeitschrift für Oologie und Ornithologie (Her- ausgeber Grote). Z. f. 0. u. 0. R. = Zeitschrift für Oologie und Ornithologie (Her- ausgeber W. Rüdiger). Bibliographie. 49 1645. CoLEEUs, JoH., Oecoiiomia rvralis et domestica. / ®q§ ift: / ©in ©el)r 3'tul3/licl)eci 5lUc]emeine^o i^aufe=Sud) / nnb fur^e 23c= jd)reibuiu] üoin ^luifeljulten / iBeiit= / 5lder= ®ürlen= iölumen üiib ^-elb^ baiü. / %nä:} 28ilb= ümib '-i^öi]elfaiuj / ÜBeibe-- / luerrf / 5if(^eret)eii / Sie[)= ^udjt/ ^ülljUiUinuieii / unb fünften / uon allem luac- ^^u '^efteüung Dnnb 9^ei]ierun(] eine^S iüül)llieftellten / S)iai)ei1)üffi5 / isionberei) / tjenieinen '^dh' ünb ^'"^"B^ufi^»'^ niujlid) üub / uünnötl]en fel)n mödjle. / Sampt belj= gefügter einer experimeiitalisclien ipaufe Hpü/terfen onb !ur^er SBuub* argenel) Stunft / rate bann auc^ / eine§ Calendarii perpetui, / 2)ar= burc^ ünb barinnen / luie nidit allein / 9}(enfd)en / 3Lsiel) / ^-Blumen* ©arten ünb g'elbgeiünd)fen, mit geringen 3[>n/foften mit ber S^üli] @ütte§ 3it= l^elffen, unb uom Unge,^ieffer ju praeservieren, unb ^n fäii/bern, fonbern aud) lüie nad] bcn inÜuentiis beü (SJeftirnö Sonn ünb Ültonbö / 5U / rechter ':ßdt, bent Siedit nad) / ju bnngen, fäen, pflanzen, ernbten, unb gu / baiüen / fet), ju finben. / 3Sor allerl)anb S^anff- ünb ^'^anbelSleut / Slud) Doctoren, ^auöiiättern, 5lpütedern / Laboranten, ä^albierern, 5J?al)lern / (^3i)lbfd)mib / 'DZünt^nteiftern / "^^Iderlent, ©ärtnern, ^-8iel)l)änb/ lern / Sögern, ^M^ji'rn, i^oglent / unb allen jeben, fü mit ^anbel unb ^^anbel umb ge/t)en, ünb il)re öiefc^äfft / 9?al)rung ünb ©eraerb / treiben / ^iebe üorn uon / M. Joanni Colei'O, jmar befd)rieben / Sei^o aber / auff ein Sterne» in üielen !iMid}eren merflid) / corrigirt, uermel^rt ünb üerbeffert / in ß'iBS?) ^.*p(S32 abgetl)eilt ünb ^um / (£rften mal)l mit fd)önen SUipffeiftüden / öampt üoÜfommcnent 9vegifter in / Xrud üer- fertiget. / Cum gratia et Privilegio Sac, Caesar. Majestatis. / ®rurf= ^eic^en / (^ebrndt ünb ^iserlegt in ber (5l)urfürftlid)en ©tatt / 9J?al)n^ / S)ur(^ SÜcolaunt ,S~-^eljl / (5l)urfürftl. SJ('at)nl3tfd)em i>üff-- / ünb '-^niüerfitat 53ud)truder. / — / Anno MDCXIV. öir. ^ol. IV -j- 732 ©. Dtegifter 36 (Seiten. Staatsbibliothek, Berlin. Satzspiegel 15,5 -(-^8 cm. S. 606 eingedruckter Stich: verschiedene Arten des Vogelfanges auf der linken Seite des Vignettenbildes, auf der rechten, unvermittelt an- schließend, eine biblische Darstellung, Joseph von seinen Brüdern in die Grube geworfen. Eine ähnliche Dar- stellung findet sich in: Oeconomiae das sechzehende Buch Hallicuticus genandt: Links in dem Bilde alle Arten des Fischfangs mit Reusen, Angel und Netzen, rechts, an demselben Wasser, die Tochter Potiphars mit ihren Frauen, wie sie Moses auffindet. Zwölf Holzschnitte mit Vogeldarstellungen in den einzelnen Kapiteln. Oeconomiae, Das Fünffzehende Buch, Ornithiacus Ge- nandt, S. 605—638 behandelt in 45 Kapiteln die Vögel: Vogelfang, Abrichtung, Krankheiten, Eigenarten der wichtigsten Arten. Mannigfache Trivialnamen, Aber- glauben usw., aber kaum bei der einen oder anderen Art eine Angabe über das Vorkommen. Immerhin finden sich vereinzelte Notizen über Brandenburg. In der vorstehend aufgeführten Ausgabe, welche von dem bekannten Buch- drucker Nicolaus Heyl 1645 in Mainz herausgegeben 4 50 Bibliographie. wurde, ist das Calendariiim perpetuum oeconomicum mit dem sogenannten Hausbucli vereinigt worden. Bereits 1609 und dann später 1682 (als zweite Auflage) erschienen zu Wittenberg, dem ersten Druckort der CoLERus'schen Schriften, Ausgaben in obiger Anordnung unter Zusammen- fassung des Stoffes. Die erste Edition des .Calendarium allein erschien in zwei Teilen zu Wittenberg in den Jahren 1592—1606 in Quarto, später, gleichfalls in vorgenannter Stadt, 1662, in Folio. Das Hausbuch wurde in erster Ausgabe in Wittenberg von 1595 — 1602 in 6 Abteilungen, in Folio, veröffentlicht. Spätere Ausgaben erschienen, sämtlich in Folio, 1672,^ 1684 und 1690 in Frankfurt a. M., und 1680 in Wittenberg. Die letzte Ausgabe, welche erschienen sein dürfte, ein „verbesserter Colerus", die das Calendarium nach der Wittenberger Ausgabe von 1592 benutzte, wurde 1711 in Leipzig gedruckt. Die meisten der vorgenannten Ausgaben, besonders^ diejenigen von 1592, 1609, 1672 und 1680, sind selten und von Bibliophilen geschätzt. Ein sehr schönes Exemplar der Frankfurter Ausgabe von 1672 befand sich in der Bibliothek von Paul Leverkühn in Sofia i). 1727. Frisch, J. L., Observationes, quae Descriptioni Ispidae sive Halcyonis, in diversorum auctorum libris addi possunt; Mi- scellanea Berolinensia ad incrementum scientiarum ex scriptis societati regiae scientiarum e-'Hibitis ' -ata. Continuatio II, Berolin. 1727, 40—42. Notizen über junge Eisvögel. *) In der von mir früher veröffentlichten Bibliographia ornithologica marchica (J. f. 0. 1890, 42 — 74) wurde das nachstehende Buch, welches ich s. Z. nicht einsehen konnte, aufgeführt. Ich fand es mehrfach, zoologische Mitteilungen enthaltend, zitiert: 1697. ©rofeer 33erlinifd)er / 9Uter, Steuer, D^ömif*, ßonb; Jpaufe; / ^od)-- Kräuter; unb / Si^etter^Äalenber / 3luf ba§ 3af)r nach unsers Heil. Geburt / MDCXCVII, continuiret uon / M. David Schurero, / ad Div. August. Beet. / auf ben Ober; unb 9üeber;®äd)(tfd); / 3Diärcftfd);^4^omuiertfd^en unb umbließenben ßäm/bcrn unb ©täbte .C)oitiont mit i^leife flercd)net / cum Seren. Elect. Brandenb. Privil. / ^.Berlin unb ^^roncffurt an ber Ober / 5'erleflt i)on ^Kupert 5BöIcfern, Sucfe^änblern. / Hl 4«, 52 ©.©. [unpafltniert]. Staatsbibliothek. Berlin. In der vorgenannten Veröffentlichung sind nur wenige botanische, aber keine zoologischen Angaben enthalten. Das gleiche gilt von dem von mir oft zitiert gefundenen ScHüRER'schen Kalender für 1700. Schließlich sei auch noch hingewiesen auf den: Curiositäten Calender auf das Jahr 1704, auf Seiner Maj. in Preußen, Lande gerichtet. Herausgegeben von S. Maj. gestifteten Brandenburgischea Sozietät der Wissenschaften. Colin a. d. Spree 1704. 4*^. Auch dieser enthält keine zoologischen Angaben. Bibliographie. 51 1727. Feisch, Joh. Leonh., De taeniis in anserum intestinis; Miscellanea Berolineiisia, ad iiicrementuni scientiarum ex scriptis soc. reg-, scient. exhib. edita, Continuatio II, Berol. 1727, 42. 1727. Frisch, J. L., Vestigia geuerationis taenianim sive vermium latorum in piscibus et avibus, item De lumbricis et taeniis in superficie liepatis piscium et murinum; Mise. Berolinensia ad increm, scientiarum ex Script. Soc. reg. scientiarum exhibitis edita. Continuatio II, Berolin. 1727, 44—46. Beobachtungen über die Blaurake. *1730. RicHTEE, J. G. 0., Einige Nachrichten von Cottbus in der Nieder-Lausitz sowohl die Policey-, Kirchen-, Natur- als Ge- lehrten Historia betreffend aus Msctis hier und dort colligieret von J. G. 0. RicHTEEN. gr. 4°. 130 S. Das Manuskript befindet sich jetzt in der Universitäts- bibliothek zu Breslau, wohin es mit anderen Manuskripten aus der aufgelösten Universitätsbibliothek zu Frankfurt a. d. 0. gekommen ist. Da es nicht verliehen wird, habe ich es nicht benutzen können. Soll vereinzelte Angaben über einige wenige gewöhnliche Arten enthalten. 1733/ — 1763. / Feisch, Johann Leonhaed, ^^orftellung / ber / SSögel / 2)eutid)Ianb'S / unD / betjläufig aurf) einiger / gremben; / nad) \i)im (£igenjd)Qfteu bejc^rieben / üon / 3ü()auit Seonljarb ^^-rifc^ / ä^ector beö @l)mnani 5um grauen Slloüer in 'Berlin uub SDÜtgliebe ber SButgL / Slfabemie ber 2Bi[feiif(i)aften, / in Stupfer gebrncfit, / unb naä) il)ren natürüdjen 5'^'^t'^" bargefteüt / oon / gerbinanb i^elfreic^ i^njd) / ^upferftec^er in Berlin. / / — / 33erlin, / gebrurft bei) griebr. Sßilt)elm Sirnftiel, Slönigl. priuil. S3ud)brurfer, 1763. gr. fül. / Sa^fpiegel 17,5X30,7 ctni / 255 Kofeln, 13 5lbteilimgeii Ze^t mit 132 ögel bte mit il)ren birfen (Schnäbeln ^anff=Äörner aufbeißen fönnen, 3n brel) ?{b= tl)eitungen. / 2)ie *3(rten ber ginfen, ber Slnimern unb Sperlinge, 52 Bibliographie. 4^Qnfnnc(e / iiiib ber ülnii]cu flcincu 'iVöc\cl uüii bictfii Scfinabeln. / iiäiujv lsu3nctten)"ti icl) / ii3erlin, bei) öcö Auctoris 8ül)n, g.i^. ^n\(i). Tat". 1. Fringüla und Carduelis. T. 2. Fringilla ruhecula und l'ireo. T. 3. Fringilla subcana und K 2. Vorblatt: [wie voisteliend bis]: ^sft bie[eö / ^er Srften Glafie / yccmlid) ber fleinein )l!>ö\]d. luelc^e mit il)ren ©c^näbeln .S^aun-ilür/neu aiifbeifii'u füiineii, / Vliibere^Jtblljeiluni^, / S)aö ift / ^le l'lrtcn ber ^Jünmeru unb ^peiliiuje. / — / Berlin bei) bem Auetore 1734 /. Taf. 4. Enucleator indicus und Coccothraustes. T. 5. Miliaria lutea und ilf. pinguescens. T, 6. Miliaria nivis und If. cana. T. 7. Passer atricapillus und P. sylvestris. T. 8. P. domesticus und P. barhatus indicus. 'S. Vorblatt: [wie bei Vorblatt 1, dann:] S[t biefe-5 / 2)er (iTi'ieu ©laije / ^temlidi bec fleiuereu ^^söiiel, ii)eld)e mit il)ren biden v£d)uäbelu ipanff /fijrner iutfbci[jeu fönnen. / "^litU 51bil)eihuuj, / m'l)mlic^ / S)tc '.Hrtcu ber ^"^Qnfltniie / Unb ber übiujeu fleiuen ^-^ütjel uun bicfen Sdjuabeln. / — / iöerlin bei) bem Auetore, 1735. / Taf. 9. Linaria rubentibus maculis in pectore und Linaria. T. 10. Linaria pectore subluteo und L. vertice rubro. T. 11. Linaria viridis und Loxia. T. 12. Passer canariensis und 4 Canarienvögel und Bastarde. Es folgen: 11 Seiten [unpaginiert]: Slurtje / ^Jkd)rtd)ten / gu ben / ,vuölff ©(QJjen, / 'Worein alle ^ogel fönnen eingetl)eilet iDcrbeii. / Unb jiuar bifsmal)! / äu ber eri'ten Glafie / unb il)ren / ®reij ^^tbtl)eUuni]en, / !föeld)e bie)enic]en {(einen isöijel ent()alten, / ®ie mit il)ren etiuad ftärfern 3d)näbeln i^nnf4iürner üufbeiifen / fönnen. / 3« ti"^''^^ 1'^"^^ ben illuniinirten ilnpfern / in ^-Berlin, be^ bem 'Bo{)\\ be§ Autoris / g-erbinonb .pel[reic§ g-rifc^. / — / ^-ÖLi'^lilCs'Jt, / i]e:Tiirft bei) (i;i)n[ticin iUibemii] STunft, .SUinitjl. privil. ^-üuc^br. 1739. Öchlußvignette. 4. Vorblatt [wie bei Vorblatt 1, dann:] %\i bicjev / bie 3;i3eite (£la|fe obei il^aupt '?ht bei ^^öiiel, / i)temlid) ber f leinen ^-8öi]el mit il)ren buiuien 3d)iiabelii. / ^n %m\\\ ';?lbtbeilunt]en, / I. Sie Vlrtcn ber ÜÜuujen. / II. Xie ^Jlrten ber \.'erd)en. / III. 'S)ie ^Hrten ber öd)malben. / IV. Tie rutl) i]e5eid)neten glie(]en n. (ikiuiirm /isöijel. / V. ^\e. iibni]cn ,3Uenen= unb ^emürm^^lsößel. / — / :^erlin, bei) bem Auetore 1740. / Taf. 13. Parus inajor und P. minor und P. cinereus. T. 14. P. caeruleus, P. cristatus und P. longa cauda. T. 15. Alauda arvorum, A. sylvestris und A. novalium. T. 16. A. hyemalis, die Piep-Lerche und .1. alba. T. 17. Apus und Hirimdo urbica. T. 18. Hirundo rustica Bibliographie. 53 und H. riparia. T. 9. Ruhecula gulla nigra, Rubecula, Phoenicurus pedore coeruleo und pullus. T. 20. Phoeni- curus ruhicilla, Ph. inferiore parte cauda nigra, Ph. media penna caudae suhnigra und Ph. pedore rubris maculis. T. 21. Luscinia m\d Curruca cantu Luscinia und C. fusca. T. 22. Curruca major, C. major altera und C. fusca, C. suhfusca. T. 23, C. atricapilla, C. vertice subrubro, Motacilla lutea und Motacilla. T. 24. Muscipeta minimus, Curruca tergo nigro, Passer troglo- dytes, Trochilus cristatus und Passer muscatus. Es folgen: 11 Seiten [unpaginiert]: Äiirt3e / 9cad[]nc^ten / ßu ber / ßii^ei'fi^ lU'Lil'jen Glafje ber ^-lHH]el inib il]ren / ^ünf 5tbt()eihini]en. / SBorinnen bie Üetnen i<ö(\e[ mit bünnen ©c^uabetn / bei^riffen [iiib. / 5. Vorblatt [wie bei Vorblatt l, dann:] ^ft biefeS bte S)ntte, / ytemlid) / 5!.uin beit '^^roffelu unb 5liiiieln uub tt)rer S(rt. / Sit ßmei 5(btl)rilinuien, / I. ^ie 'iHrten ber ^roffeln. / IL 2)ie ^(rten ber 5(ml'eln. / — / ^crtin, bei) be^o Auctoris 6ot)n 1740. Taf. 25. Turdus viscivorus. T. 26. T. medius. T. 27. T. miisicus. T. 2>s. T. minimus. T. 29. T. merula. T. 30. T. torquata. T. 31. T. Zw^ews, ad 31 Nest vom Widewal. T. 32. T. cristatus und T. ruher. T. 33. Turdi albi. Es folgen: 11 Seiten [unpaginiertj: Shtiije / 9iacf)rtcf)ten / ju ber britten / üoit brn sinölr ©(äffen aüer ^l^öiiel / Sn / 3roet) 5(bt()eihnu^en, / 2>3oriiinen ,yui(etd) / etiim-^ ciröBere ^ßögel norfoniiiien, als? in ben ^wct) / UL")rl)erfie()enben c^eiuefen finb, / nemlid) / bie 1)roffeln u. 'i'tnifeln / Anfangsvignette: auf- gehende Sonne, umgeben von Rankenwerk. 6. Vorblatt [wie bei Vorblatt 1, dann:] Sft biefeä aüfiier / Sie '-isierte klaffe, / Üson ben ©pecfiten u. (Specf)t^ Wirten. / Sn -Örel) '?lbtboiliiiii]en, / I. ^ie eiiientlid)en u. c^roffen ©pedite. / IL ©ie itleinern, nebft beni Stnducf u. 3yiebel)opf. / III. ^^Mipai^at)en, üon unterfd)iebener 5lrt. / — / 33erltn, bei) he§ Auctoris (Boijn. / Taf. 34. Picus niger. T. 35. P. viridis. T. 36. P. discolor. T. 37. P. discolor minor. T. 38. Jynx torquilla. T. 39. Certhius minor, C. major und Picus cinereus. T. 40. Cuculus. T. 41. Fig. 2. T. 42. Fig. 3. T. 43. Upiqm. T. 44—54. Psittaci sp. Es folgen 11 Seiten [unpaginiertj: ^-ortfe^unii / einer fur5en / 9Jnd)rid)t, / 3"^ ^^crten luui ben ßiuölf CSlaffen / oQer ^ßÖQel, / Si^orin einic^e / nadi it)ver nnlürliriicn öirbnc abciebilbet, bei) anbeni aber / ba'5 Maa\] anf ben '"^slatten bentcrfct morben, / nemlid) / Sie 8ped)te, @|.ied)t= Wirten, Shidnf nnb '^nipaiviljen. / 54 Bibliographie. — / S3S9i2o9?, / gebrudt bei) Subetrin Slunft, .^önicjl. privil. 93ud)bruder / 1743 /. Am Anfang und Ende größere Vignetten: Taube über den Wassern mit Ölzweig und Früchten. 7. Vorblatt [wie bei Vorblatt 1, dann:] 9(uü feinem / 2)et5Uiec]en Uüii nieleu Snl)ren l)er (^eiaiunileten, / burdi zeitigen ^-öefil^er aber, / >oxa. Wait[)än4 ^•rei)l)erru uon ^^erne^obre, / roeit uernielirteu / 5>Di]el--Cabinet. / l^m ^serbefferimg etc. btö SSoriii alle i^ö(■^el fönnen Cietlieilet lueroen, tnie oben] Sft biefe^? / 'Die fünfite (ilaffe, 5.^on .V>e'.]ern nnb ^lelftern. / Sn ,VDf^) 5^b= tl)eilunc]en, / I. 2)rel)erlei "?Irten .'öe()er. / IL ^^ieredel) ?(rten '^lelftern / — / S3erlni, bei be§ Auctoris SüIju, ^. §. g^fc^- / Taf. 55. Pica glavdaria. T. 56. P. abietum. T. 57. Garrulus coeruleus. T. 58. Pica varia. T. 59. Lantus major. T. 60. L. medius. T. 61. -L. minor. T. 62. P/>r^ r")vcricana cristata. Es folgen 11 Seiten [unpaginiert]: 5ort[e^unc| / einer furj^en / 9iad)iidit, / ßur ^^ünfiien / t)on ben / ^wvi'i (klaffen / aEer ^i^ögel, / SKorin / bie meifien nad) i()rer nnt'irlii^en ®rö[fe abgebiibe', bet) / ber %kV\ia aber ha^j Wiaa'\^ auf ber 'platten bemer=^/det loorben, / nemlid) ®ie §et)e'- iinb ^lelftern. / Vignette am Anfang wie vorher, am Ende Arabesken. 8. Vorblatt [wie bei Vorblatt 1 unter Fortlassung von: auy feinem bis 33o(]ef=Cabinet. dann weiter:] Sft biefe§ / ®te ©ed)Cne ßlaffe, / Sn "Srelj '^(btf)eil-.inc]eu, / nemücf) / 'I)ie 9?aben, Striilien, unb Sollten / 'i^ignetienftrid^ / Berlin, bei) be§ Auctoris ©o^n, ^. §. grifc^. / Taf. 68. Corvus major. T. 64. C. minor. T. 65. Cornix. T. 66. C. varia. T. 67. Monedula. T. 68. Monedula nigra. Es folgen 5 Se'ten [unpaginiert]: wie nach Taf. 62 schließend, nämlich: / 2)ie 9iabfn, Strö(}en u. 5)oli(en. / An- fangsvignette wie vorstehend, Schlußvigneite Blumen. 9. Vorblatt [wie Vorblatt 8, bis:] Sit biefeS / ®ie ©iebenbe ßlaffc, / Sn ^i^nff ?lbUieiIungen, / nemlirf) / 'Die 5(bler, ^^abigt, (^et)er, galcfen. unb Sperber. / ^ic3nettenftrt^ / öerÜn, bei) be§ Auctoris @ot)n, %. ,Sj». i^nfd^.) Taf. 69. Aquila melanaetiis. T. 70. A. j^ygargus. T. 71. Buteo. T. 72. Milvus s. Ästur. T. 73. Acci- inter stellarius. T. 74. A. fuscus. T. 75. Vultur subluteus. T. 76. V. pygargus. T. 77. 7. fuscus. T. 78. V. lanarius. T. 79. Laniarius cinereus. T. 80. L. albus. T. 81. Falco. T. 82. F. sagittatus. T. 83. F. fuscus. T. 84. Tinnuculus verus. ' T. 8Ö. T. alter. T. 86. Lifho-Falco. T. 87. Dendro-Falco. T. 88. P«/co m/'MS. Bibliographie. 55 T. 89. Cenchris. T. 90. Nisus striatus. T. 91. N. sagit- tarius. T. 92. N. sagittarius alter. Es folgen 11 Seiten [unpaginiert] : wie nach Taf. 68 bis: / nemltrf) / ©ie Wirten ber frummfd^näbltgen 9faub= unb ©toB'^^ögel bet) Za(\e, / al§ / bte 5lbler, |)abici^te, @et)er, ^nlcfen u. ©perber. / Anfang- und Schlußvignette wie vorher. 10. Vorblatt [wie Vorblatt 9 bis:] S[t biefe§ / ®ie 5(d)te C£(a[ie, / Sn 2)ret 9lbtt}et(ungen, / nemlic^ / j[)ie ©ulen, ber 9?at1jt^3{Qbe, unb gleber 9J?nu§. / Sßignetten]'trtd} / Serlin, bei} be^5 Auctoris @oI)n, g. i^. 5rif4 / Taf. 93. Noctua maxima. T. 94. N. major. T. 95. iV. major. T. 96. iV. wa;or. T. 97. N. guttata. T. 98. Ulula fiammeata. T. 99. Noctua minor aurita. T. 100. N. minima. T. 10]. Caj)rimulgus. T. 102— 103. Fleder- mäuse. T. 104. Felis volans. Es folgen Seiten [unpaginiert] : Äur^e / S^adörtdöt / ^\xt ?(rf)ten / üon ben / 3n)ölf ßtaffen / oller ^ gel, / SBetd^e / ®tc ^D\iiiib=^Dt]el bei) S^ac^t in ficf) begreift, / Söortnn / wenigen il)re natürlidje ®rö[fe geblieben, / bei) X^txi anbern aber "iia^ "Aao!^ \\i bemerdet worben; / al§ / S)ie ©ute, ber 9lQC^t»9^abe, bie ^•[eber=^/mau'5 unb bie fliegenbe ^a^e. / Anfangsvignette wie vorher; vor der Schluß Vignette: Ende der achten Classe. li. Vorblatt: ^üf)ann-2eDn[)arb=gri[c^ / 5]or[teIIung ber i8ögel / in Xeutid){anb, / unb bei)läuffig auc^ einiger gremben, / mit i()ren natürlicfien gerben, / '^wi / 53erbe[ferung ber biy^cr bauon l)erauÄgetDminenen ^(bbilbungen; / SSobel) / einigen i^re natürliche (tröffe gebUcben, / ^i^el) X>^n ©röffen aber \}ai 9}?aaB bemercfet / i[t: / ^o\\ ben ^luölff ©roi^en ©laffen aber, / SSorein QUe ^Sögel fönnen get(]eilet werben, / Sft biefcS / ®ie S^eunte klaffe. / nemlirf) / ?ltle SSilbe {yrembe, unb ^a^mt, ober ©enieine / .f^iiner. / SängSuigneive / 33er(in, bet) be§ Auctoris @o[)n, 5. |. g^rifct). Taf. 105. Casuarius. T. 106. Tarda, Supplement T. 106. Tarda mas. T. 107. Tetrao s. Urogallus, Suppl. T. 107. Tetrao Fömina s. Urogallina. T. 108. Kopf des Urogallus. T. 109. Tetrao minor, Suppl. T. 109. Tetrao minor Fömina. T. 110. Lagopus. T. 111. La- qopus. T. 112. Attagen. T. 113. A. americanus. T. 114. ^Tetrao perdix. T. 114B. Perdis fuscus. T. 115. P. cinera. T. 116. P. rujfa. T. 117. Cothurnix. T. 118. Paw. T. 119. P. mriMS. T. 120. P. aZ^ws. T. 121. Oallus americanus. T. 122. G^aZZo Favus. T. 123. Phasianus. T. 124. PA. mnws. T. 125. Ph. hißridus. T. 126. Gallina africana s. Numidica. T. 127. (?«7/t3rD[[e 6!n[[e / Uiorin nde ^iniiicl i-(et()eilet luorben / in il)ren / 5]ier '^dnlicilnntien / u^eldie biejcnitien ^isötiel ent= t)alten fo ("icrn nni ^iHificr ober "£?nüriditen / Oertern fid) auf= halten / ncl)nüidi / SUanidie, 3un"d)e, Sieiuer, üünifferhühner, SJt'öiuen, / unb 3d)nepfen. / 2üni]öL)it]nette / iöetlin, bei) bey Auctoiis Sül)n, %. 4"). 5'^^i*^)- Taf, 194, Grus. T, 195, Grus Balearia. T. 196. Ciconia. T, 197, C. nigra. T. 198. Ardea vulgaris. T, 199, A. vertice alho. T, 200, Platea s. Platalea. T. 201. Platea rostro laeve s. Pelecanus. T. 202. -.4r6Zea nigra. T. 203. .4, cinerea cirrata. T, 20-1, ^. fflZ&a. T, 205, ^. stellaris major s, Botaurus. T. 206. ^. stellaris minor. T. 207. ^. s^. m. altera. T, 208, Fulica fronte alba. T, 209. i^. minor fronte rubra. T, 210. Gallinula palustris. T, 211. (?, aquatica maculosa. T, 212, (r. longirostra, ad, T. 212. Ortygometra Dux coturnicum. T. 213, Vanellus. T, 214, Oinclus s, vanellus minimus. T, 215. Charadrlus s, pluvialis maximus. T, 216. Pluvialis s, Pardda. T, 217. Sturnus. T. 218. Larus major s. Sterna minor. T. 219. Larus minor s. Hirundo marina. 1\ 220, Larus minimus s, Hirundo lacustris. 58 Bibliographie. T. 221. Mero'pfi s. ispida major. T, 222. Merops apiaster. T. 223. Halcmi s. Ispida. T. 224. Rusücula arcuata s. Arquata. T. 225. Numenius s. Arcuata minor. T. 226. Rusticola s. Scolopax maxima mas. T. 227. Foemina. T. 228. Rusticola s. Scolopax media. T. 229. Rusticola s. Scolopax Ccpella coelestis dicfa. T. 2;3Ü. Rusticola alba. T. 231. RrHicola s. Scolopax miniyna. T. 232. Rusticola s. Olareola pugnax. T. 233. Foemina. T. 234. Rusticola pugnax. T. 235. desgleichen. T. 236. Olareola cinereo et a/io variejata. T. 237. Olareola ex fusco et a^io varia. T. 238. Olareola ex flavo et /msco raria. T. 239. Olareola castanea. T. 240. Olareola minor. T. 241. Rusticola minima. Es folgen 1 7 Seiten A 1 — E 1 : [^ortfeljunq / einer furzen / 9?ad)nd)t / gu Icr / ^^üölften / öon ben ä^oölf ©(offen / aller ^öi^el, / i'uj U)ren / üier 5lbt()ei(ii»u]en / fo btejenigen ^Sögel enll]alten / iDeld)e (jrö^tenteilö il)re 9?a()run(] am / SBoffer finben. / — / ^^erün, / gebrurft bei) griebrid) SBilljelm 55trnftiel, Slönigl. privil. 33uc^brurfer. / 1763 / Vignette: musizierende Engel und Schluß Vignette (Pfau). Supplementa, 6 Seiten, E2 — F: 5ßer5eid)niB / ber / in biefem ii^erfe befiiiblic^cii Vögeln / nad) i()ren jiuölf .'oaupt* (Elaffen / iinb lueiieren l'tbtl)eilungen / in ber Orbnung luic bte StnbeUeii eiuanber folgen. / © — s). / Sfegifter, / .So — S. Vignette (Lorbeerkranz auf einem Strahlenkranz mit gekreuzter Feder und Pinsel). Staatsbibliothek, Berlin. Die Vorblätter tragen meist die Nummer der ersten, die kurzen Nachrichten die der letzten Tafel der aus- gegebenen Lieferungen. Die Gruppierung der einzelnen Bände ist ganz ver- schieden. Das vorstehend bibliographisch festgelegte Exemplar der Staatsbibliothek in Berlin besteht aus zwei Bänden. Desgleichen die in Jacob Moyat's (Mainz) und in meiner Büchersammlung befindlichen Exemplare. Das Exemplar der Bibliothek des Zoolog. Museums in Berlin besteht aus einem Band Text und zwei Bänden Abbildungen. Ein zweites Exemplar der Staatsbibliothek, aus dem Besitz des Freundes und Tischgenossen Friedrich des Großen, des bekannten Obersten, späteren Direktors der Kgl. Bi- bliothek QciNTüs IciLicrs, besteht aus einem Bande. In demselben befindet sich das Exlibris des Genannten (ursprünglich Karl Theophtl Guich.^rd, 1734 — 1775): Arabeskenschild, oben Putte mit Lorbeerkranz, darinnen: Ex libris Quinti Icilii. Auf der linken Seite ein Palmen- baum, darunter Putte mit Zirkel, Pläne nachmessend. Am Boden Helm, Schild, Schwert und Leier. Bibliographie. 59 Die wiederholt sich findende Angabe, daß die Emission des vorliegenden Werkes von 1743 — 1766 — auch Dultz führt sie bei beiden Exemplaren der Graf BEBLEPscn'schen Bibliothek (Kat. 19, 1916, 24) mit diesen Jahreszahlen auf — stattgefunden habe, ist falsch. Wie ich oben gezeigt, trägt das Vorlageblatt der Tafeln 4 — 6 die Jahres- zahl 1734. Danach dürfte für die erste Lieferung, die kein Erscheinungsjahr nennt, 1732 bzw. 1733 anzunehmen sein. Johann LroNHAEO Feisch starb im übrigen schon 1743. Auf dem nach Abschluß des Werkes herausgegebenen Titelblatt figuriert 1763 als Jahr der Ausgabe. Die ein- zelneu Teile sind erschienen: Tafel 1 — 3 und Vorblatt tragen kein Ausgabedatum. Tafel 4—8 erschienen 1734. Tafel 9 — 12 im Jahre 1735. Der Text (die kurzen Nachrichten) zu den vorstehenden 12 Tafeln wie die Vor- rede für das Werk tragen das Datum des Jahres 1739. Tafel 13—33 erschienen 1740. Tafel 34—54 wurden 174.; dem Todesjahr von Jon. Leonh. Frtsch, ausgegeben. Tafel 55 — 255 [inkl. der Supplemente] und der be- gleitende Text besitzen kein Ausgabedatum. Die Jahreszahlen auf den Vorblättern wie auf den Kurzen Nachrichten variieren ungemein. In dem Exemplar von Qüjsicjs Ig jus wird für die Tafeln 1—3 das Jahr 1733 angegeben, für die zweite Klasse 1736, für die dritte 17:'>9 und für die vierte 1742. Der Tafel von Turdus luteus [Oriolus galhula] sind nach dem Eegister zwei Supplementtafeln beigegeben. Die eine mit der Abbildung des Nestes genannter Art, die andere mit dem Nest mit Jungen. Letztere Tafel besitzt nur das Exemplar von Qtjintus Ici-.tus, während die Tafel mit dem Nest diesem Exemnlar fehlt, sich aber ^'1 den übrigen von mir geseheneu Exemplaren befindet. Bis zum Jahre 1735 scheint Chr'^^.tian Lude\\j.g Kunst den Druck besoi'gt zu haben. Erst auf dem Titelblatt von 1763 erscheint Fe'ede. Wt-^h. Biensiiel -) als Drucker. Die Voiblätter für die Tafeln wie für den Text variieren im genauen Wortlaut fast bei jeder Ausgabe. Bei den Tafeln 4—12 ist der Text der beiden Tafel vorblätter von: *) J. G. Pli. JMücHLEi?, der mit Moses Mendelssohn eine Zeitschrift, „das Chamäleon". die__nur in wenigen Exemplaren noch vorhanden, heraus- gab, schrieb bei der Übersendung einiger Mummern an G. A. von Breiten- bach über seinen Verleger Fr. \Vilh. Birnstiel: „Es sind 12 Stücke von einer angefangenen Wochenschrift, die ich aber wegen des verführerischen Betragens des Verlegers wieder aufgeben muß". (Katalog der Lessing- schen Handschriftensammlung, 2. Bd. Berlin 1915.) 60 Bibliographie. JoH. Leonh. FriscH bis iiatürliclier Farben, in Kupfer gestochen. Von den insgesamt 255 Tafeln sind nur 17 von Ferd. Heleeeich Frisch (1707 — 1758) signiert: 2 mit F. H. F. sc; 6 mit einfachem F.; 3 mit F. H. Frisch sc; 1 mit F Frisch inv. et excud.; 2 mit F. Frisch sc; 1 mit F. H. Frisch sculp. Berl.; 1 mit F. H. Frisch sc. et excud. BeroL; und scliließlich eine, die Tafel 223, mit ver- schlungenem F. H. F. 1756. Da die letzten 30 Tafeln von Johann Christoph Frisch (1737 — 1815), dem Sohne von Ferd. Helereich Frisch, nach dem Tode des Vaters, hergestellt worden sind, also beginnend mit Taf. 212, so geht aus der obigen Signierung der Tafel 223 hervor, daß einige der Tafeln nach 212 bereits von Ferd. Helf- reich Frisch fertiggestellt sein müssen. Ob von dem Text, der nach 1 / 43, dem Todesjahr von Johann Leon- HARD Frisch, erschien bereits Einiges von dem Genannten vorgearbeitet war oder ob der gesamte Text nach des Vaters Tode von dessen Sohn Jodocus Leop. Frisch, evangelischer Prediger in Schlesien^), herrührt, läßt sich aus dem Text sehr schwer sagen. Vv'ahrscheinlich ist das erstere der Fall. Unterstützt wurde der Letztgenannte hierbei von dem DanzigerNaturforscherFreiherrnFEiEDRicH August Zorn von PiiOBSHEiM (1711 — 1789). Ein großer Teil der Originalzeichnungen zu den Tafeln des Werkes befindet sich im Besitz der Bibliothek Jacob Moyat's in Mainz. Auf einzelnen der 150 Blätter (von 255), die aus dem Nachlaß Fr. Aug. Ludwig Thibne- mann's von dessen Tochter Ludovica Thienemann, Dresden, von dem genannten Naumann-Bibliophilen erworben wurden, sind handschriftliche Notizen. So z. B. bei Avis Scliied- lowiensis (Tafel 189), bei Nycücorax (Taf. 03) und anderen. Die Zeichnungen sind zum Teil schärfer in dem Detail als die Tafeln selbst. Einige weisen im Entwurf kleine Abweichungen gegen die definitiven Drucke auf. Vgl. Uhlmann-Eltz, Ornith. jMonatschr. 1881, 2r.9. Das „Verzeiclmiß der in Jon. Leonh. Frisch's Vorstellung der Vögel Teutschlands abgebildeten Säugetiere [!] und Vögel nach der 13. Ausgabe der von J. F. Gmelin bearbeiteten LiNNE'schen Natursystems geordnet". (Gr. Fol. Berlin 1819 bei Nicolai) habe ich nicht gesehen. Die Staats- bibliothek besitzt, obgleich bei Nicolai in Berlin erschienen, dieses Verzeichnis nicht. Ich finde es bei Engelmann, 1. c S. 3ö9, aufgeführt. *) Jodocus IjEOp Frisch, geb. am 29. Okt. 1714 zu Berlin, gest. 1787 zu Grünberg m Si-h!esien. Siehe: F. A. Eckstein, Ersch & Gkubrr, Allg. Encycl. 50 Teil, Leipzig 1849, 221— 22 J. \'errasser von: Das Matursyslem der vierfüß'gcn Thicre m Tabellen. 4° Glogau 1775. Bibliographie. (3 1 Die Titelaugabe bei Engelmann (Bibl. histor. naturalis, Band 1, Leipzig- 1846) ist ungenau. Vgl. auch: Deliciae Cobresianae, J. P. Cobres Biicher- sammlung zur Naturgeschichte. Augsburg 1781. 8. S. 323. („Vortrefflich illuminierte Abbildungen. Sehr geachtet.") Desgl.: Catalogue raisonne de la Collection de Livres de M. PiEEEE Antoine Ceevenna Negociant ä Amsterdam. 4°. Vol II, S. 171; und ferner Bibliotheca Regni Aniraalis atque Lapidei, seu recensio auctorum et librorum, qui de Regno Animali etc. tractunt, edita a Laueentio Theodoeo Geonovio; Lugduni Bata- vorum 1766. 4^ p. 100. Bei Johann Matthäus Beghstein behandelt der Erste Anhang zum dritten Bande seiner Gemeinnützigen Natur- geschichte Deutschlands nach allen drey Reichen (Leipzig 1793,583 — 741): Eine Vergleiclmng derjenigen Abbildungen, welche in Feisch's Vorstellung der Vögel Deutschlands und bej^läufig auch einiger Fremden enthalten sind, mit der dreyzehnten, Ausgabe von Linne's Natursysteme, welches Herr Hofrath und Professor Gmelin zu Göttingen besorgt hat, nebst einigen Bemerkungen über die von diesen Vögeln gegebene Naturgeschichte. 1740. Feisch, J. L., De mergo quodam in Marchia Branden- burg capto Tschinensium mergo piscatori, Gall. Oormoran dicto, admodum simili. Vid. Tab. VII. Cum observationibus ad Aldro- vandi et Gesneri figuras et ad descriptionem hujus avis; Miscellanea Berolinensia ad increm, scientiarum ex Script. Soc. Regiae Scien- tiarum exhibitis edita. Cont. V sive Tomus VI. Berolini 1740. 125—127. Die Angabe des Fundortes fehlt. Die beigegebene Tafel ist rechts oben signiert: Tabula VII. ad pagg. 125 u. 127; rechts unten: Feisch sc. Die Abbildung ist eine zwar ähnliche, aber doch andere als in der Vorstellung der Vögel in Teutschland (Taf. 187). In der „Neuen Zeitung von gelehrten Sachen" sollen sich in dem Jahrgang 1741 Arbeiten von J. L. Feisch befinden. Ob dieselben oinithologischeu Inhalts sind, vermag ich nicht zu .sagen, da ich die genannte Zeitschrift nicht habe einsehen können. Obgleich sie in Berlin erschienen sein soll, besitzt sie die Staatsbibliothek nicht. 1743. Feisch, Jo. Leoxh., De nido Chlorionis sive turdi lutei; Miscellanea Berolinensia ad incrementum scientiarum ex scriptis Societati regiae scientiarum exhibitis edita. Cont. VI sive Tom. VII. Berol. 1743, 358—359. Tab. VIIL Die dieser Notiz beigegebene Tafel ist signiert oben links Tom. VII, in der Mitte Tabula VIII ad pag. 358, unten 62 Bibliographie. rechts F. sc. Größe der Tafel wie die der Abbildungen in dem großen Tafelwerk. Bekanntlich fehlt in den meisten Exemplaren des letzteren die Tafel mit dem Nest des Pirols (Tab. ad 31). 1751, Bekmann, Ludwig, ^iftorifrfie ^öefc^retbuni] / ber / (S[)ur iinb 50?Qrf / 33rnnbenburij / nad) / il)rem Urlpruni], (£iinuo()neni, ^J^atür* iidjen / ^e)"d}a[[ent)eit, ©eiuäi'jcr, ßanb|c^aften, Stäten / (S)eiftltd)en ©tiflern etc. / iiiecjenteu, bereit (Staal^5= unb / 9ielit]iün§=§anb(ungen, SSopen, ©iecjel/unb 9}?ün5en, / 3BoI)(uei-bienten ®efrf)ierf)tern, / 3(beltc^en unb 33üri]eiit(^en ©tanbeö, / ?lufnQl)inen ber 3}3i|fenfff]aften uiib ilünfte / tu benfelben, / tl)eily auo jd)riftltd]eit unb auö 5trd)tüen [)ercienDmmen, ober auä) cjebrurftcn urtunben, / tt)eil!S qu§ ber erfaljruiu^ |elb[t / 5u]amnten tjetragen unb üerfaffet / uon / ^o()anit &l)vi[top[i ^-öefmonn / ireilaub ber §. @rf)rtft S). unb ^J^rof. auf ber Uninerfilät [yrantfurt, SOiitglieb ber äönigt. ©oc. ber 3.'\^ijjen|rf)aften, / ercjän^et, fortgejetU unb Ijerauögegeben / Don / 33ernt)nrb iiubung 33efiuanu, / beö S!önti]I. ^oad)im§tt)fJ. ©l^mn. ^rof. unb / 9J?itglteb ber Stönicjl. ^reu[5tjd)en 5(cnbnnte / ber SBtffen^^ fc^aften. / Srfter %\)e\l / Berlin, / 5U finben bei 6t)rtl"lian griebr. 3Soß, 1751 / gr. Snip., IV unb 1171 p.p. Staatsbibliothek, Berlin. Teil III, Kapitel 3, Abschnitt XXVIII— XXIX (805 bis 827) behandelt die Vögel. Der Chronist referiert vor- nehmlich über seltene Vögel und deren Vorkommen in der Provinz Brandenburg, wie ferner über solche, bei denen sich „Merkwürdiges zugetragen". Notizen über Albinismen, Monstrositäten usw. Die mannigfachen An- gaben über Arten wie Tetrao bonasia L., Nycücorax griseus (L.) u. a., die jetzt nicht mehr im Gebiet vor- kommen, sind sehr interessant und sicherlich auch zu- verlässig. Vgl. C. Bolle [Ornithologica marchica nach LuDwia BekmannJ; Journ. f. Ornith., 28. Jahrg. 1880, Nr. 160, 220—222; Nr. 151, 330—331. — Feiede. von Deoste- HtTLSHOFE, Aphorismen über das frühere und jetzige Vor- kommen einiger Wildarten in Deutschland; Nitzsche, Illustr. Jagd-Ztg., 1877, 80—82, 197—200, 207—209. 1765. Buchholz, Sam., ^-i^erfuc^ / einer @efc^id)te ber ßtjurmarf SSronbenburg / uoii ber / elften (£rjd)einung ber bcutfdjen ©amnonen an bis auf je^tge ßeiten / Qu§ge[eüigt / uon / ©. ^. / Berlin / bei \^v. Söill). Strnfttel / gr. 4°. 4 33be. Staatsbibliothek, Berlin. In der topographischen Beschreibung der Mark (T. 1, 45) einige unwesentliche Notizen über Vögel. *1784. Geelach . . . Beschreibung von Potsdam und Umgegend. Manuskript, befindlich auf der Bibliothek der Kgl. Reg. zu Potsdam; soll wenige Notizen über die Reiher- Bibliographie. 63 beize in der Provinz Brandenburg enthalten (nach An- gaben von Friede, von Deoste-Hülshoff).*) 1787. Seckt, Joh. Sam., SSerjud) / einer / ö)c|d)ic^te / ber Ufer- märfiid)en ^"^aupti'tabt / ^ren^lau, / uon Soljfinii Samuel ©edt. / 9{atl)= mann gu ^ren^lau, unb ber ©ele()rten ®e|eÜid)aft ^um S^u^en ber / 2öi[fenjd)aften unb fünfte *u ^-ranffurtl) a/0. Seifiger. / ßroeiter 3;l)eil. / ^^hid Urfunben unb anbern auU)enUfc^e 9?ad)ri(^ten. / ^^^ren^lau, gebruft bei) ef)ri[ttan (i^otlfüeb 9iagocjl). 1787. / 4'^, (XVI) unb 202 ©.©. Staatsbibliothek, Berlin. S. 130 — 131. Notizen über die auf dem Uker- und Blindow'schen See nistenden wilden Schwäne. Der 3. Band, welcher die Topographie usw. enthalten sollte, ist nicht erschienen. 1817. Fetsch, Johann Leonhied, S^orfteüung ber SSöcjel / in ■S^eutfc^Ianb / unb betläufiii and) / einiger freniben / nac^ i^ren (£igen= frf)aften befdjrieben / Don / Sü()ann £eonf)arb %n]^. / Su Slupfer ge= brad^t / unb / nad) if)ren natiirltd)en garben bargeftellt / uon / ger= btnanb |)e(freid) ^n\d), / ^upferfted)er in 93er lin. / — 33erUn, 1817, / in ber 9?icoIaifd^en ^ud)t)Qnbluiig. Büchersammlung Heeman ScHALOw, Berlin. „Eine Ausgabe mit neuem Titel" (Engelmann), die zu dem herabgesetzten Preise von 48 Talern gegen 80 Taler der Ausgabe von 1766 bei Nicolai in Berlin, dem Nachfolger von Fr. Wilh. Birnstiel, erschien. Format und Anzahl der Tafeln wie die Originalausgabe. In dem vorliegenden Exemplar fehlte gleichfalls, wie oben erwähnt, Taf. 31 Suppl. mit dem Neste des Pirols. Diese Tafel ist nach der in den Mise. Berolinensia von 1743 veröffentlichten Abbildung („Tab. VIII ad pag. 368"), in etwas kleinerem Format, eingefügt worden. Der größere Teil der Tafel ist unkoloriert. Dies war auch bei dem in Besitz von Paul Leveekühn befindlichen Exemplar der Fall (Max Weg, Bibl. Zoolog. VI, Nr. 104, 36). Sämtliche Exemplare dieser neuen Ausgabe, die ich gesehen habe, sind ohne Text. Das meinige stammt aus dem Besitz des bekannten Malakologen Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Reinhaed, der es von R. Steicker, dem Be- sitzer der Nicolaischen Verlagsbuchhandlung, zum Geschenk erhielt. Wahrscheinlich besaß die vorgenannte Buch- *) Wiederholt findet man Hinweise auf zoologische Mitteilungen in: 1785. Thom. Phil, von der Hagen, ^cfd^reibung ber .«'alf brücke bei) Siübtrsborf, ber ötabt 3ieu[tabt=6ber§n)albe unb be5 'J^inotuJ.HanoI«. (Sin iöei): trag jur äKärfijcben ®eid)i*te. ii^rlin 1785. ^n ber ^45auU|cfteu iöiicbljanbluun 336 ®. [Staatsbibliothek, Berlin.]. Enthält Notizen über die Bestände der Wülder, Einnahmen aus Waidgerechtigkeit u. dgl., aber nicht einen Hinweis auf das Vor- kommen von Tieren. 64 Bibliographie. handlung, die Eechtsnachfolgeriii von Fr. Willi. Birnstiel, in dessen Veilag- das AVerk von Frisch ursprünglich er- schien, einen gioßen, wenn auch nicht vollständigen Bestand der Tafeln, aus dem die neue Ausgabe unter Beifügung eines neugediuckten Titelblattes, aber ohne Neudruck des Textes, hergestellt wurde. Ich kenne kein Exemplar der Ausgabe von 1817 mit sämtlichen 255 Tafeln. 1827. Bkahts, f. C, Vögel, die in den Lausitzen vorkommen; Abhandl. d. naturf. Ges. zu Görlitz, Bd. 1, Heft 1, Nr. 4, 84 bis 117; Heft 2, 22—56. Diese Aibeit, die vornehmlich die Oberlausitz be- handelt, bringt auch vereinzelte Angaben über die Vögel der Niederlausitz. Sie enthält nur eine Übersicht der Bcqjtatores, Scansores und einiger Gattungen der Oscines. 1828. Neumann, J. G., 5lIIc]euieine Ueberfid^t / ber / Saui'iiyjdien / §au§= Sanb= unb / S5>a[feruöi]el / öon / S. ®- 9?euniann, / Sftectür an ber §ö()ern 33itrc3erid)u(e tu ßöiuenbeni, ber i^aufit3'|dieu / (^5e]cUid)Qft ber 5Bt]fenfd)afteu in ®örlit3, ber -Sd)leiifd)pii ®e)ell-/id)aft für uaterlänb. 5lultur in '.i^rec^Iau iuirf(td)ein auc-uiQrti(]en / ä)(itc]liebe, unb beö 5>ereinö für bie (^5efd)id)tc Der 'Stabt (3xo\i / ©loi^au li£1)renmiti]ltebe. / — / SIcbft einer illuminirteu ©teintafel. / — / (^örlil}, / gebrucft bei SoI)ann ©ottUeb ^renler. / 1828. / 8", VI-j-7 — 18H S.S. 2;afel: Loxia falcirostra Lath. [c]e5eid)nct Ö5. 4">eUer]. ©rudfeite: 82x157 mm. Büchersammlung Heeman Schalow. S. 7 — ir)5 Aufzählung der Arten, S. 155 — 159 Anhang, S. 1(30 — lt)3 Nachtrag und Berichtigungen, S. 161 Druck- fehler, 165— i7(; Systematisches Verzeichnis, S. 177—186 Register. Kompilation nach Temminck's Manuel sowie nach den in der Bibliothek der Naturforschenden Gesell- schaft in Görlitz betindlichen Handschriftlichen Aufzeich- nungen des Kaufmann Keetzschmae wie unter Benutzung der in Meffersdorf begründeten Sammlung des Herrn von Meyee. Enthält einige Angaben über die Niederlausitz. 1834. Beehm, Che. Ludw., Reise nach Berlin, über Ahlsdorf zurück; Isis, herausgegeb. von Loeenz Oken. Stück 1, 38 — 41. Gibt Notizen über die Sammlung des Oberbergamts- kassierers Fehemann in Berlin, welche eine große Anzahl seltener Arten aus der Umgegend von Bei-lin enthielt. 1838. Keezschmae . . ., Vögel, die in den Lausitzen vor- kommen; Abandl. Naturf. Ges. in Görlitz, Bd. 2, Heft 2, 19 — 34. Eine Fortsetzung der Arbeit von Beahts. Mitteilung über einige Oscines sowie über die Basores und Oyrantes. 1845. Schulz, Johann Heinkich, Fauna Marchica. / — / 2)ie SBirbeIt()iere / ber / 'üJunl 33rQnbenbuvc]. / — / (£in ^aiibbud^ / für / Bibliographie. 65 Sef)rer, gorftbeamte, Sanbiuirl^e, Säger, ©tubtrenbe itnb / Stebf)aber t)er 9^atiirge]"d)id)te, ; bearbeitet / Don / 3of)ann §einrtc^ ®cJ)ul5, / Oberlet)rer unb Sel)rer ber 9ktuuije[c^id)te an ber Äönigl. 9^ea[^ unb Slifabet^s fc^ule unb / Seljrer an ber ^BntgL Soui|enftiftiing p 33erlin. / — / SSerltn, 1845, / — / 95erlag ber (£ii|jenl)arbt')c^en ^uc^f)anblung / (Sau= mann unb Äu[)n). 8", XVI + 584 ©.©. -f- XVII— XXXIV (5.@. (©ü^lptegel 92 X 162 mm.) Büchersammlimg Heeman Schalow. Widmung: Seinen edelgesinnten Freunden, dem Herrn Gustav Keaatz, Landscliaftsrath, Rittergutsbesitzer auf Wintershagen in Hinterpommeru und Ritter des rothen Adlerordens vierter Klasse, und dem Herrn Feiedeich ScHEOBSDOEFF, Amtmann zu Erahne bei Magdeburg a. d. E. aus Hochachtung und Freundschaft gewidmet von dem Verfasser. Erste Abth. Säugetiere (1 — 128); zweite Abth. Vögel (129—428); Dritte Abth. Amphibien (429—481); Vierte Abth. (482—556); Register (557—584); Uebersicht der Wirbelthiere, welche in der Fauna der Mark Branden- burg, sowie in denen von Preußen, Schlesien, dem Mosel- departement und Belgien, und in Galizieu und der Bukowina angetroffen werden, zusammengestellt nach der Fauna Prassica von Bujack, der AVirbelthier- Fauna Schlesiens von Glogee, der Moselfauna von Schäeee und der Fauna der galizisch-bukowinischen Wirbelthiere von Zawadzki (XVII-XXXIV). 1846. Anon. [= 3;. (£. Siatjieburg], (Sl)l"tematif(^e§ 58er§eid)mB / ber / in ber ßöntgl. t)ö()eren g-or[tfel)ranftaIt gu 9?euftabt=®ber§= lüalbe / aufgefteflten Sammlung auSgeftopfter 5::f)iere. - — 9?eu[tabt= ^berömalbe, 1846 / ©ebrucft bei ß. müllex. 8^, IV + 46 ©. u. 9?egifter. Die zweite Ausgabe mit völlig gleichem Titel erschien 1851. 8", VI + 58 S. u. Register. Büchersammlung Heeman Schalow, Berlin. Die dritte Ausgabe mit gleichem Titel erschien 1866. 8", Bibliothek der Forstakademie zu Eberswalde. Alle drei Ausgaben sehr selten. Von letzterer wahrscheinlich nur obiges Exemplar vorhanden. 1. Auflage: Vögel, S. 2 bis 43. 2. Auflage: Vögel, S. 2 — 54. Die Verzeichnisse enthalten nur Namen, Angaben des Geschlechts und bei einigen Exemplaren Notizen über die Färbung derselben. Erlegungsorte und Daten fehlen. 1848. Maltzahn, A. VON, Verzeichniss der bis jetzt in Mecklen- burg beobachteten Vögel; Archiv. Ver. Freunde d. Naturgesch. in Mecklenburg, 2. Heft, 29—48. In einem Anhange (S. 48) werden diejenigen Arten aufgeführt, welche in Brandenburg, aber noch nicht in Mecklenburg beobachtet wurden. 6 66 Bibliographie. 1849. Cabanis, J., [Vorlage von Turdus auroreus Pall., erlegt am Anfang Nov. 1849 bei Neustadt-Eberswalde]; Sitzungs- ber. Ges. naturf. Freunde vom 20. Nov. 1849, Voss. Ztg. vom 24. Nov. 1849. Vgl. den Wiederdruck, Sitzungsber. 1912, 89. 1849. Eatzebueg, J. T. C, Die / Naturwissenschaften / als Gegenstand / des Unterrichts, des Studiums / und der Prüfung / zur Verständigung / zwischen Lehrern, Lernenden und Behörden / von / Dr. J. T. C. Ratzebueg, / Professor an der Königlich preußischen Akademischen / Forstlehranstalt, Kitter des Eothen Adler- Ordens IV. Klasse / und der französischen Ehrenlegion etc. / Mit Beiträgen / von / Hampe, Fe. Köhlee, Legelee, Lifben / NöEDLiivGEN, Phöbus, C. Rammelsbeeg, Saxesen, / F. W. Schneidee, Fe. Schulze. / Mit Holzschnitten. / — / Berlin, 1849 / in der Nicolai'schen Buchhandlung. / gr. 8" (9,3X16 cm), XVH-LXXI -j-481 S.S. Staatsbibliothek, Berlin. Widmung: Seinen theuren Freunden und Studien- genossen J. Fe. Beandt, E. Göppeet und P. Phöbus widmet diesen didactischen Versuch als ein Zeichen seiner un- veränderlichen Ergebenheit der Verfasser. S.S. III— X Vorwort; S.S. XI— XVI Inhalt; S.S. I bis LXXI Literatur; S.S. 1—3 Einleitung; S.S. 4—95 erster Teil [der naturwissenschaftliche Unterricht als Bildungsmittel für die Jugend]; S.S. 96 — 452 zweiter Teil [der naturwissenschaftliche Unterricht als Förderungs- mittelderFachstudien];S.S.453— 481 dritterTeil [Prüfungen in den Naturwissenschaften]. In dem vierten Abschnitt des zweiten Teils: Eeisen als Unterrichtsmittel finden sich (S.S. 403 — 408) zahlreiche Mitteilungen über das Vorkommen seltenerer Arten aus der Umgegend von Oderberg, Freienwalde, Liepe und Eberswalde. 1849(— 1851). Eatzebueg, E. T., [Briefe an Eugen von Ho- . meyee]; E. f. von Homeyek, Ornithologische Briefe. Blätter der Erinnerung an seine Freunde. Berlin 1881, S. 225 — 227. 1851. Eatzeeueg, J. T. siehe 1846. 1852. Boenemann,Ludw., 9uitur / unb ^ngbgemälbe. / (^efd)ilbert / öon Subwic] ^-öorneinanii.'/ Berlin J852. / 8", II -j- 120 (S.@. Bibliothek der Stadt Berlin. Boenemann, der bekannte Leiter der Königl. General- Lotteriedirektion in Berlin aus den fünfziger Jahren, be- richtet über das Vorkommen einiger seltener Vögel [Am- pelis, Pyrrhula usw.) vor den Toren Berlins. 1852. Hansmann, Alfe., [Mergus merganser Brutvogel in der Duberow]; N., 2. Bd., 2. Heft, 1852, 123—124. Bibliographie. gy 1853. Baldamus, Ed., [Eier von Nucifraga canjocatactes aus der Gegend von Neustadt-Eberswalde]; N., 1853, 426. 1853. Cabanis, J., [Bemerkung- über das bei Bellevue bei Berlin erlegte Exemplar von Anas sponsd\\ J. f. 0. 1. Jahrg. 1853, Nr. 2, 158. 1853. Cabanis, J., Zur Naturgeschichte des PALLAs'schen Laubhähnchens, Phyllobasileus superciliosus; J. f. 0., 1. Jahrg. 1853, Nr. 2, 27—96. Tafel. Vorkommen bei Berlin. 1853. Cabanis, J., [Ueber ein vereinzelt nistendes Ufer- schwalbenpaar]; J. f. 0., 1. Jahrg. 1853, Nr. 5, 367—368. 1853. KEtrPER, Th., Oologisches über Petrus coeruleus; J. f. 0., 1. Jahrg. 1853, 69. 1853. Martin, L., Ä7ias sponsa L. in der Nähe von Berlin geschossen; J. f. 0., 1. Jahrg. 1853, 156 — 158. 1853. Meibom, 0. von, [Strix hubo horstend im Lieper Revier bei OderbergJ; N., 3. Bd., 1853, 102. 1853. Rudern, E. Graf von [Nisten von Hwiantopus rufipes bei Landsberg a. W.]; N., 1853, 334. 1853. Vangerow, C, Ungewöhnliche Nistweise von Sylvia hypolais: J. f. 0., 1. Jahrg. 1853, Nr. 5, 369. 1855. Bolle. C, Berliner Correspondenz; N., 1855, 221—223 und 513—517. 1855. Bolle, C. und Alfred Hansmann, Abweichende, in der Mark übliche Provinzialnamen der dort vorkommenden Vögel; N., 1855, 317—321. 1855. Hansmann, Alfr., Einiges über Vogelstimmen. In Briefen an C. Bolle; N., 5. Bd., 1855, 96—101, 181—195. 1855. Hansmann, Alfr., Berliner Correspondenz; N., 5. Bd., 1855, 513—517. 1855. Vangerow, C, Versuch einer Uebersicht der Vögel der Mark; J. f. 0., 3. Jahrg. 1855, Nr. 14, lö2— 190; Nr. 16, 342—346. Nach Schulz die erste eingehende, aber noch außer- ordentlich lückenreiche Arbeit, in welcher 233 sp. (14 sp. mehr als bei Schulz) aufgeführt werden. Die Angaben über das Vorkommen sind in vielen Fällen unzuverlässig. Es gilt dies sowohl von selteneren, wie auch von häufigeren Arten. Sehr oft ist Schulz wörtlich benutzt, aber nicht als Quelle angegeben. 5* 68 Bibliographie. 1858. Hansmann, Alfr., Vom Berliner Vogelmarkt; N., 8. Jahrg. 1858, 340-342. 18Ö8. ViEBAHN, Georg von, Statistik , des zollvereinten und nördlichen Deutschlands. / — , In Verbindung mit den Herrn Berghauptmann von Decken, / Professor Dr. Dove, Akademiker Dr. Klotzsch / und Professor Dr. Eatzebüeg, / unter Benutzung amtlicher Aufnahmen / herausgegeben / von Dr. Georg von Viebahn, ; Geheimer Oberfinanzrath. / — Erster Teil: Landes- kunde. / — / Berlin. / Druck und Verlag von Georg Reimer. / 1858 /. gr. 8". 26 + 1120 S. Satzspiegel 1125 -j- 18 cm. Staats- bibliothek, Berlin. Der von J. T. C. Ratzeburg bearbeitete 6. Abschnitt: Die Thierwelt (S. 886—1118) enthält wenige Mitteilungen über die Vögel der Mark. Bei der Besprechung der einzelnen Provinzen (Brandenburg S. 941 — 944) finden sich einzelne Angaben über jagdliches Wild. Für den Reg.-Bez. Frankfurt a. d. Oder wird hingewiesen „auf eine beträchtliche Vermehrung des Auerwildes, denn anstatt 12 Stück sind jetzt über 200 vorhanden". 1859. Bolle. C, Seidenschwänze als Frühlingsgäste in der Mark Brandenburg; J. f. 0., 7. Jahrg. 1859, 125—128. 1860. Körte . . ., Beiträge zur Kenntniss der Fortpflanzung der Vögel in der Mark Brandenburg; Jahres-Bericht über das / Städtische Progymnasium, / Spandau. 1860. 4*^, 1 — 18. Bücher- sammlung Herjvian Schalow, Berlin. Die Arbeit enthält außer dem Titel nichts auf die Mark Bezügliches. 18G2. Bolle, C, Noch etwas über den Girlitz; J. f. 0., 10. Jahrg. 1862, 106—110. 18G3. Bolle, C, Vor nicht langer Zeit wieder beobachtetes Vorkommen von PhylJojmeuste superciliosa und Muxcicapa parva in der Mark Brandenburg; J. f. 0., 11. Jahrg. 1863, 60—61. 1863. Bolle, C, Das kirgisische Steppenhuhn (Syrrhaptes paradoxus Illig.) in Deutschland während des Frühlings 1863, ein Beitrag zur ornithologischen Tages-Chronik; J. f. 0., 11. Jahrg. 1863, 241—248. 1865. Kutter, F., Ein Beitrag zur Fortpflanzungsgeschichte von Gallinula pusilla; J. f. 0., 13. Jahrg. 1865, Nr. 77, 334—341. Beobachtungen aus der Umgegend von Kottbus. 1866. Gloger, Const., Der grosse gehäubte Steissfuss (Colymhus cristatm) in Weiss ausgeartet; J. f. 0., 14. Jahrg. 1866, Nr. 82, 285—286. Bibliographie. 69 1867. Hagen, Otto von, Die / forstlichen Verhältnisse / Preußens / von / Otto von Hagen / Oberlandforstmeister. — / Zweiter unveränderter Abdruck. / — / Berlin 1867. Verlag- von Julius Springer. / Monbijouplatz 3. 4^ (138X200 mm). VIII + 1—222 S.S. Anhang A— K, 1—84 S.S. Bibliothek der Kgl. Forstakademie, Eberswalde. Abschnitt V, Nr. 12, S. 169, Angaben über Auerwild- bestände in der Provinz (Grünhaus). In der Tabelle 18, S. 170 — 171 werden für den Reg.-Bez. Frankfurt a. d. Oder in den Staatsforstrevieren 97 Stück Auerwild als Stand- wild aufgeführt, von denen 1865 nur 8 zum Abschuß kamen. S. auch 1883 und 1894. 1867. Kutter, F., Ueber das Brutgeschäft yon Älceclo ispidah.; J. f. 0., 15. Jahrg. 1867, Nr. 85, 38—45. 1869. BoEGGEEVE, Bernaed, Die Vogel-Fauna von Nord- deutschland. / Eine kritische Musterung der europäischen Vogel- Arten nach dem Gesichtspunkte / ihrer Verbreitung über das nördliche Deutschland. / Unter Benutzung der einschlägigen Literatur und nach eigenen Beobachtungen / bearbeitet / von / Dr. Beenaed Boeggeeve, / Königl. Preuß. Oberförster und Docent an der Forstacademie zu Münden. / — / Berlin. Verlag von Julius Speingee. / — / 1869. 8", XVI + 156 S.S. Satzspiegel: 98 X 167 mm. Büchersammlung Heeman Schalow, Berlin. Widmung: Seinem Hochverehrten Lehrer u. Gönner dem Kgl. Preuß. Geh. Regierungsrath u. Ritter vieler hoher Orden etc. etc. Herrn Prof. Dr. J. T. C. Ratzebueg widmet diese kleine Arbeit dankbar und ehrerbietigst der Verfasser. S. 1 — 52 Allgemeiner Theil; S. 53—145 Spezieller Theil; S. 146 — 147 Nachträge; [Seite 149 ver- druckt!]; S. 148 — 156 Verzeichniß der im nördlichen Deutschland bisher im Freien beobachteten Vogelarten nebst Angabe einer ihrer gangbarsten deutschen Be- nennungen. 1869. Reichenow, A., Kampf einer Krähe mit einer Taube; J. f. 0., 17. Jahrg. 1869, Nr. 101, 340. 1870. Altum, B., Leucismen in der Vogelsammlnng der Königl. Forst- Akademie zu Neustadt-Ebers walde; Z. G., 1870," 374—375. Aufzählung der vorhandenen Exemplare ohne Fundbrt- angaben [doch viele aus der Mark; in litt.] 1870. Bau, A., [Picn.s> martius im Grunewald bei Berlin brütend]; J. f. 0., 18. Jahrg. 1870, Nr. 106, 319. 70 Bibliographie. 1870. Niessing, C, Ornithologisches aus der Mark Branden- burg; J. f. 0., 18. Jahrg. 1870, Nr. 104, 145. 1870. Eekhenow, A., [FaJco subhuteo noch am 28. November in Berlin beobachtet];' J. f. 0., 18. Jahrg. 1870, Nr. 103, 68. 1870. Reichenow, A., |Eier von Phyllopneuste rufa und trochilus aus der Umgegend von Berlin]: J, f. 0., 18. Jahrg. 1870, Nr. 106, 319. 1870, Keichenow, A., lieber die Bedeutung der Eiermaasse; J. f. 0., 18. Jahrg. 1870, Nr. 107, 385—392. 1871. Bau, A., [Oologisches aus der Spandauer Forst]; J. f. 0., 19. Jahrg. 1871, Nr. 111, 236. 1871. Bau, A., [Absonderliche Nistplätze aus der Mark]; J. f. 0., 19. Jahrg. 1871, Nr. 111, 237. 1871. Bau, A., [Pandion haliaetus horstend im Grunewald bei Berlin]; J. f. 0., 19. Jahrg. 1871, Nr. 111, 239. 1872. Altum, Beenaed, Der weissrückige Buntspecht (Ficus leuconotus Bechst.) Brutvogel in der Mark Brandenburg; Z. a, 13. Jahrg. 1872, Nr. 12, 369—371. Bei Neustadt erlegt ein d, Juni 1897, u. bei Chorin ad 6 u. juv., 29. Mai 1872. Beschreibung des Jugend- kleides. 1872. Bau, A., [Ueber das Brüten von Pariis palustris im Brieselang bei Spandau in der Erde]; J. f. 0., 20. Jahrg. 1872, Nr. 116, 157. 1872. Bau, A., [LocusteUa Rayi brütend in der Mark]; J. f. 0., 20. Jahrg. 1872, Nr. 119, 394. Beobachtungen aus dem Brieselang bei Spandau. 1872. Bau, A., [Oedicnemus crepitans brütend bei Tempelhof bei Berlin]; J. f. 0., 20. Jahrg. 1872, Nr. 119, 394. 1872. Bolle, C, [Ueber den Vogelmarkt Berlins]; A. E. Bkehm, Gefangene Vögel (Leipzig, Heidelberg), gr. 8**. Th. 1, Bd. 1, 113—118. Treffliche Schilderungen des alten reich besetzten Berliner Vogelmarktes. Vielfache Einzelheiten und Daten über das Vorkommen seltenerer Arten in der Provinz Brandenburg, vornehmlich aus der weiteren Umgebung von Berlin. 1872. Fkiedel, E.. [Verhalten des Pirols]; Z. G., 13. Jahrg. 1872, Nr. 3, 93—94. Über das Vorkommen im Spreewald und bei Cöpenick. Bibliographie. 71 1872. Feiedel, E., [Krähen als Nussdiebe]; Z. G., 13. Jahrg. 1872, Nr. 3, 94. 1872. GoLz, H., [Einbürgerung von Nachtigallen bei Erkner]. J. f. 0., 20. Jahrg. 1872, Nr. 117, 237—238. 1872. ScHALOw, H., [Geselliges Uebernachten von Certhia familiaris im Schlosspark von Nieder-Schönhausen] ; J. f. 0., 20. Jahrg. 1872, Nr. 18, 318. 1873. Altüm, B., Störche als Vertilger von Feldmäusen; Z. G. 1873, 24—25. Beobachtungen aus der Gegend von Liepe, Oderbruch, nach denen der Storch in einem Mäusejahr ungeheure Mengen von Ärvicola arvalis, die nach den Gewöllen festgestellt wurden, verzehrt hatte. 1873. Altum, Bernaed, [Storch und Mäusenahrung]; Z. G. 1873, 474—476. 1873. Bolle, C, [HaUalHus albiciUa auf dem Scharfenberg im Tegelersee beobachtet]; J. f. 0., 21. Jahrg. 1873, Nr. 121, 74. 1873. CoNSTANTiN [StHx nisoria bei Baruth geschossen]; Droste, Bericht XX. Vers. Deutsch. Ornith. Ges. Braun- schweig. 8", 27. 1873. Degste-Hülshoef. Feiede. Freiherr von, [Störche als Vertüger von Feldmäusen u. Verzehrer von Vögeln]; Z. G. 1873, 394—396. Beobachtungen aus der Umgebung von Neu-Ruppin und Neustadt a. d. Dosse. 1873. Deoste-Hülshofe, Friede. Freiherr von, [Ueber den Herbstzug 1873 bei Potsdam]; Z. G., 1873, 433. 1873. Fälligen. [Tetrao tetrix bei Grossbeeren]; J. f. 0., 21. Jahrg. 1873, Nr. 121, 72. 1873. Grunack, A., [Ueber Perms apivorus als Brutvogel in der Mark]; J. f. 0., 21. Jahrg. 1873, Nr. 122, 156—157. 1873. Wiese . . ., Ergänzungen zur BoEGGEEVE'schen Vogel- fauna; Geunert und Leo, Forstl. Blätter, Neue Folge, 2. Jahrg. 1873, 278—281. 1873. [Anonymi . . . Der Reiher als Feind der Karpfen- teiche [bei Peitz]; W., 4. Bd., 1873, Nr. 5, 36. 1874. Droste-Hülshüff, Fr. von, [Vogelzug bei Potsdam]; Z. G., 15. Jahrg. 1874, Nr. 1, 32—33. 72 Bibliographie. 1874. Deoste-Hülshoff, Fe. von, Ueber das mutlimassliche Vorkommen eines Jagdtalken bei Falkenhagen; Nitzsche, lUustr. Jagdztg., 1874, 35. 1874. Gensichen. R., Haubentaucher {Podiceps cristatus) in der Mark Brandenburg; G. W., 3. Jahrg. 1874, 187—188. 1874. PouETALEs . . ., Ein ornithologisches Eäthsel; W., 5. Bd., 1874, Nr. 24, 205. 1874. ScHALOw, H., Vom Berliner Vogelmarkt; Z. G., 15. Jahrg. 1874, Nr. 8, 306—309. 1874. Thiele, H.. Drei Kukukseier in einem Nest auf- gefunden; J. f. 0., 22. Jahrg. 1874, Nr. 125, 80—81. 1874. [Anonym] ... Zur Statistik des Auerwildes in Schlesien; W., 6. Bd. 1874, Nr. 13, 105-106; Nr. 14, 113—114. Enthält Notizen über das Auerwild in den Revieren der Niederlausitz. 1874. [Anonym] . . . Strich der Störche; W., 6. Bd., 1874, Nr. 1, 10. 1874. [Anonym] ... Nochmals die „heiligen" Bussarde; W., 6. Bd., 1874, Nr. 10, 78. 1875. Cabanis, J., [Hyjjolais liortensis in der Ritterstrasse in Berlin brütend]; J. f. 0., 23. Jahrg. 1875, Nr. 2, 227. 1875. Deoste-Hülshoff, Fe. von, Rosenamseln bei Beizig; Nitzsche, Illustr. Jagdztg., 1875, 177. 1875. Geothe, R., Zur Naturgeschichte des Schlangenadlers (Aquila hrachydadyla); G. W., 4. Jahrg. 1875, 401—402. Über das Horsten des Schlangenadlers, 1873 — 1875^ bei Grünau, Rathenow. 1875. Geunack, A., Die Duberow und ihre Bewohner; G. W., 4. Jahrg. 1875, Nr. 28, 240-241. 1875. Geünack, A., [Aegithalus pendulinus brütend bei Rathenow] (!); J. f. 0., 23. Jahrg. 1875, Nr. 130, 216—217. 1875, KuTTEE, F., [Aegithalus ijendulinus nicht in der Mark beobachtet]; J. f. 0., 23. Jahrg. 1875, Nr. 129, 116. 1875. ScHALOw, H., [Lanius major Fall, bei Zion ge- schossen]; W. u. R. Blasius, Bericht über die 21. Vers. D. Ornithologen-Ges. in Braunschw. Braunschw. 1875. 8^', 14. Bibliographie. 73 1875. ScHALOw, H., Beiträge zur Ornis der Mark Branden- burg; W. u. R. Blasius, Bericht über die 21. Vers. D. Ornithologen- Ges. in Braunschw. Braunschw. 1875. 8", 74 — 82. Verf. gibt eine einleitende Übersiclit, bespricht kurz die Vorarbeiten von Schulz und Vangeeow und zählt alsdann in einer Liste 258 sicher im Gebiet beobachtete Spezies auf. Bei den einzelnen Arten Angaben, ob dieselben als Brut-, Zug- oder Winterstandvögel beobachtet wurden. 1875. ScHALOw, H., [Ueber Aegithalus pendidinus als Brut- vogel in der Mark Brandenburg]; J. f. 0., "1'6. Jahrg. 1875, Nr. 130, 216—217. 1875. ScHALOw, H., [Ueber das erste Vorkommen von Lanius major Fall, in der Provinz Brandenburg] ; J. f. 0., 23. Jahrg. 1875, Nr. 130, 232. 1876. Bau, A., [Ornithologisches aus der Mark]; G. W., 5. Jahrg. 1876, Nr. 40, 382. Kleine Mitteilungen aus Berliner Gärten. 1876. ScHALOw, H., Materialien zu einer Ornis der Mark Brandenburg. In Verbindung mit Alex Bau. J. f. 0., 24. Jahrg. 1876, Nr. 133, 1—35; Nr. 134, 113—145. 259 Spezies werden in dieser Arbeit aufgeführt. Bei den einzelnen Arten genaue Angaben über die Verbreitung in der Provinz. Bei verschiedenen Spezies kritische Notizen zu den Angaben von Schulz und Vangeeow. 1876. ScHALow, Herman, Die diesjährige Frühjahrsexcursion der Allg. Deutschen Ornithologischen Gesellschaft; 0. C. 1876, 8—10. Mitteilungen über die Umgegend von Eberswalde. 1876. Schneider, L., Die Tauben im märkischen Recht; Archiv der Cypria. Zwanglose Blätter d. Ver. d. Geflügelfr. Cypria. Berlin. 4. Lieferung, 1876, 21—26. 1877. Altum, Bernard, [Beobachtungen aus der Umgegend von Eberswalde; im 1. Jahresbericht (1876) d. Aussch. f. Beobacht.- Stat. d. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 25. Jahrg. 1877, Nr. 139, 278 -342. 1877. Bolle, C, Ueber den Girlitz in der Mark; 0. C, 2. Jahrg. 1877, Nr. 15, 118—119. 1877. Bolle, C, [Ueber das Vorkommen von Haliaetus albi- cilla auf dem Tegelersee im Jahre 1876]; J. f. 0., 25. Jahrg. 1877, Nr. 137, 107—108. 74 Bibliographie. 1877. Droste-Hülshoff, Fr. von, Aphorismen über das frühere und jetzige Vorkommen einiger Wildarten in Deutsch- land; NiTscHE, Illustr. Jagdztg., 80—82, 197—200 und 207—209. Enthält Notizen und Auszüge aus dem alten Beck- mann sowie einige wenige Angaben über das Vorkommen seltener Arten in der Provinz Brandenburg. 1877. Droste-Hülshoff, Fr. von, Ueber Seidenschwänze bei Potsdam; G. ^^^, 6. Jahrg. 1877, Nr. 47, 473. 1877. Friedel, E., [Trappen bei Berlin]; Z. G., 18. Jahrg. 1877, Nr. 5, 335. Notizen über das Vorkommen in der Mittelmark. Zweifelhafte Erlegung von Otis tetrax g im Kreise Teltow im Frühling 1877. 1877. Meyerinck, R. von, [Beobachtungen aus Dreilinden bei Potsdam; im 1. Jahresb. (1876) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 25. Jahrg. 1877, Nr. 139, 278—342. 1877. ScHALow, H., Krähen und Dohlen an ihren Schlaf- plätzen; 0. C, 2. Jahrg. 1877, Nr. 9, 67—68. 1877. ScHALOw, H., Aus unseren Mauern; 0. C, 2. Jahrg. 1877, Nr. 10, 73—76, Nr. 12, 89—91. Eine Intramuralornis von Berlin (67 Arten). 1877. ScHALow, H., Ein neuer Brutvogel der Mark: 0. C, 2. Jahrg. 1877, Nr. 11, 85—86. 1877. ScHALow. H., [Ueber eine Excursion nach dem Spree- walde]; 0. C, 2. Jahrg. 1877, Nr. 13, 101—102. 1877. Seegel..., Eine Staaransiedlung im Mittelpunkte Berlins; 0. C, -. Jahrg. 1877, Nr. 12, 94. 1877. Stengel, J., Der Wildentenbestand in den Provinzen Sachsen und Brandenburg; M. S. V., 2. Jahrg. 1877, 168—175. 1877. Stengel, J., Bemerkungen über die in Zehrensdorf bei Zossen beobachteten Vogelarten mit besonderer Berück- sichtigung ihrer Zu- oder Abnahme; M. S. V., 3. Jahrg. 1877, Nr. 11, 175—190; Nr. 12, 208—223. Die Arbeit behandelt 173 Arten. Da sich die An- gaben über seltene Spezies durchgängig als falsch und irrtümlich erwiesen haben, so sind auch die über gewöhn- liche Arten nur mit größter Vorsicht aufzunehmen. Leider eine ausnehmend unzuverlässige Arbeit über ein inter- essantes Gebiet. Bibliographie. 75 1877. Thiele, H., [Beobachtungen aus Cöpenick; im 1. Jahresb. (1876) d. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 25. Jahrg. 1887, Nr. 139, 278—342. 1877. Zur Vogelkunde Deutschlands. I. Jahresbericht (1876) des Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutsch- lands; J. f. 0. 1877, 278—342. Mit Beiträgen von: Altum (Eberswalde), v. Meyeeinck (Dreilinden), Thiele (Cöpenick). 1878. Altum, Beenaed, [üeber das Vorkommen von Cinclus aqiiaücus Bechst. bei Eberswalde]; J. f. 0., 26. Jahrg. 1878, Nr. 141, 107. 1878. Altum, Beenaeü, [Beobachtungen aus der Umgegend von Eberswalde; im 2. Jahresbericht (1877) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 26. Jahrg. 1878, Nr. 144, 370—436. 1878. Böhm, R., Die Vogelwelt des Spreewaldes; 0. C 3. Jahrg. 1878, Nr. 14, 105—107. Nach einer kurzen Charakteristik des Gebietes wird eine Liste von 98 Arten gegeben, die während mehr- maliger Exkursionen beobachtet wurden. 1878. Geunack, A., Die erste Begegnung mit dem Seggen- rohrsänger (Calamodyta aquaüca) in der Mark; 0. C, Jahrg. 1878, Nr. 14, 109. 1878. ZuE Linde, [Beobachtungen aus Gramzow, Uckermark; im 2. Jahresber. (1877) des Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutsch- lands]; J. f. 0., 26. Jahrg. 1878, 370—436. 1878. Reichenow, A., [Ueber das Häuflgerwerden von Tiirdus pilaris in der Mark]; 0. C, 3. Jahrg. 1878, Nr. 21, 162. 1878. ScHALOw, H., [Otis tetrax in der Provinz Branden- burg]; Z. G., 19. Jahrg. 1878, Nr. 1, 25—26. 1878. Schalow, H., [Vermuthetes Brutvorkommen von Nuci- fraga caryocatactes hei Berlin; J. f. 0., 26. Jahrg. 1878, Nr. 14, 103. 1878. Schalow, H., Casarca rutila Fall, in der Mark (?); 0. C, 3. Jahrg. 1878, Nr. 2, 12—13. 1878. Schalow, H., Casarca ruiila (Fall.) und Vulpanser tadorna (L.) in der Mark; 0. C, 3. Jahrg. 1878, Nr. 10, 76—77. 1878. Schotte, E., Brüten von Coluniba palumhus in Berlin; G. W., 7. Jahrg. 1878, Nr. 23, 238. 1878. Stengel, J., Eine alte Uhufamilie [bei Wunder bei Baruth]; M. S. V., 3. Jahrg. 1878, Nr. 1, 20—22. 76 Bibliographie. 1878. Stengel, J., Das Vorkommen der Graugans und der Rostente in der Mark Brandenburg; M. S. V., 3. Jahrg. 1878, Nr. 2, 31—32. 1878. Stengel, J., Fischreiher in der Umgegend von Zossen; M. S. V., 3. Jahrg. 1878, Nr. 3, 38-39. 1878. Stengel, J., Vom Nestbau der Vögel; M. S. V., 3. Jahrg. 1878, Nr. 5— G, 96—109; Nr. 7, 125—131. 1878. Thiele, H., [Beobachtungen ausCöpenick; im 2. Jahresb. (1877) d. Aussch f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 26. Jahrg. 1878, Nr. 144, 370—436. 1878. Walter, Ad., Ein Julitag im märkischen Kiefernwalde; 0. C, 3. Jahrg. 1878, Nr. 11, 83—86; Nr. 12, 92—95. 1878. Walter, Ad., [Beobachtungen aus Charlottenburg; im 2. Jahresb. (1877) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 26. Jahrg. 1878, Nr. 144, 370—436. 1878. II. Jahresbericht (1877) des Ausschusses für Beob- achtungsstationen der Vögel Deutschlands; J. f. 0., 1878, 370 — 436. Mit Beiträgen von: Thlele (Cöpenick), Walter (Char- lottenburg), ZUR Linde (Gramzow), Altum (EbersAvalde). 1879. Altum, Bernard, [Ueber die Vogelsammlung der Kgl. Forstakadeniie in Eberswalde]; J. f. 0.. 27. Jahrg. 1879. Nr. 146, 215—216. 1879. Altum. Bernard, [Ueber das Vorkommen von Ajiternus tridactylus in der Mark]; J. f. 0., 27. Jahrg. 1879, Nr. 146, 217. 1879. Bolle, C, Ueber die auf Scharfenberg ausgesetzten Schopf wachtein; Deutsche Acclimatisation, 1. Jahrg. 1879, Nr. 3, 10—12. 1879. Bolle, C, Noch etwas über märkische Vögel; 0. C, 4. Jahrg. 1879, Nr. 13, 93—94; Nr. 16, 117—122. Verf. gibt Beobachtungen mit besonderer Berück- sichtigung des Gebietes des Tegeler Sees. Die Arbeit ent- hält viele und bisher wenig bekannte biologische Einzel- heiten; ferner Notizen über Vulgärnamen, Volksglauben usw. Leider unvollendet. 1879. Grunack, A., Der Schlangenadler in der Mark; Z. G., 20. Jahrg. 1879, Nr. 4, 124—125. 1879. Henrici . . ., [Notizen aus der Gegend von Frankfurt a./0.]; J. f. 0., 27. Jahrg. 1879, Nr. 148, 440. -Bibliographie. 77 1879. HiLTMANN ..., UeberWachholderdrosseln; O.G., IJalirg. 1879, Nr. 12, 90. Brut vorkommen von Turdus pUai-is zwischen Lucken- walde und Dahme. 1879. HiLTMAXN . . ., Einfluss der Witterung auf den Vogel- zug; 0. C, 4. Jahrg. 1879, Nr. 13, 98—99. 187 9. Keichenow, A., [Nucifraga caryocatactes im Oct. 1878 bei Zehrensdorf beobachtet]; J. f. 0., 27. Jahrg. 1879, Nr. 146, 212. 1879. Stengel, J., Erfrorene und verhungerte Vögel [bei Zehrensdorf]; M. S. V., 4. Jahrg. 1879, Nr. 1 u. 2, 9—13. 1879. Stengel, J., Der Nussknacker, Nusshäher, Tannen- häher, Nusskrähe, Nussrabe, Nucifraga caryocatactes [bei Zossen]; M. S. V., 4. Jahrg. 1879, Nr. 3, 43—46. 1879. Stengel, J., Zur Charakteristik der Wasserralle (Rallus aquaticus) [bei Baruth]; M. S. V., 4. Jahrg. J879, Nr. 4, 67—70. 1879. Stengel, J., Früher Wegzug der Kiebitze; M. S. V., 4. Jahrg. 1«79, Nr. 8, 1^5. 1879. Stengel, J., Bemerkungen über die Nachtschwalbe (Caprimulgus europaeus) und die Erdschwalbe (Hirundo riparia) . M. S. V., 4. Jahrg. 1879, Nr. 10, 162-^164; Nr. 11/12, 189—191. 1879. Waltee, Ad., Bevorzugte Plätze beim Nestbau, zu- gleich einige Bemerkungen über den Kukuk [bei Lehnitz und Oranienburg]; 0. C, 4. Jahrg. 1879, Nr. 22, 165—167; Nr. 23, 173—175. 1880. Böhm, R., Im Sande der Mark; Zeitschrift d. Ornith. Ver. Stettin, 4. Jahrg. 1880, Nr. 3 und 4, 125—128; Nr. 5/6, 136—147; Nr. 7/8, 149—157. 1880. Bolle, C, [Ornithologica marchica nach Ludw. Beck- mann]; J. f. 0., 28. Jahrg. 1880, Nr. 150, 220—222; Nr. 151, 330-331. 1880. Bolle, C, [Ueber die Vögel in den Sagen der Wenden]; J. f. 0., 28. Jahrg. 1880, Nr. 152, 423—424. 1880. Zur Linde . . ., [Beobachtungen aus Gramzow, Ucker- mark; im 3. Jahresb. (1878) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 28. Jahrg. 1880, 12—96. 1880. Geunack, A. und C. Lehmann, Ein Versuch zur Be- völkerung der städtischen Parkanlagen von Berlin mit Sing- vögeln; 0. C, 5. Jahrg. 1880, Nr. 12, 91—93. 1880. Krüger- Velthusen, [Ueber denReiherstand beim Dorf e Nehmitz, Lehnin]; J. f. 0., 28. Jahrg. 1880, Nr. 151, 331. 78 Bibliographie. 1880. ScHALow, H., [Ueber das Vorkommen eines starken Schwarms von Ampelis garrula am 10./4. 1860 bei Alt-Geltow]; 0. C, 5. Jahrg. 1880, Nr. 11, 85. 1880. ScHULENBUKG, WiLiBALD VON, Wcndische / Yolkssagen und Gebräuche / aus dem Spreewald / von / Wilibald von Schulen- BUBG / [Verlagsvignette] / — / Leipzig / F. A. Brockhaus / 1880 / gr. 8" (103x170 mmj XXII + 312 S.S. Bücherei Heeman ScHALOw, Berlin; siehe auch von Schulenbükg 1882. 1880. Spiess, R., [Ueber das Brüten wilder Cygnus olor auf dem Strasburgersee in der Uckermark]; J. f. 0., 28. Jahrg. 1880, Nr. 151, 331. 1880. Thiele, H., [Beobachtungen aus Cöpenick; im 3. Jahresb. (1878) Beob.-Stat. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 28. Jahrg. 1880, Nr. 149, 12-96. 1880. Waeter, Ad., [Beobachtungen aus Charlottenburg im 3. Jahresb. (1878) Beob. Stat. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 28. Jahrg. 1880, Nr. 149, 12—96. 1880. Waltee, Ad., Miscellen; 0. C, 5. Jahrg. 1880, Nr. 11, 81—82. 1880. Waltee, Ad., Ueber das Brutgeschäft des Staares in der Mark]; 0. C, 5. Jahrg. 1880, Nr. 3, 17—19. 1880. in. Jahresbericht (1878) des Ausschusses für Beob- achtungsstationen der Vögel Deutschlands; J. f. 0., 1880, 12 — 96. Mit Beiträgen von: Thiele (Cöpenick), Waltee (Char- lottenburg), zuE Linde (Gramzow). 1881. Bolle, C, Notiz über den Berghänfling; 0. C, 6. Jahrg. 1881, Nr. 5, 35. 1881. Feiedel, E., [Der Leinfink bei Berlin]; Z. G., 23. Jahrg. 1881, Nr. 3, 94. 1881. Geunack, A., Die Bevölkerung der städtischen Park- anlagen von Berlin mit Singvögeln; 0. C, 6. Jahrg. 1881, Nr. 23, 183—184. 1881. Hocke, H., Ueber den Schwarzspecht; G. W., 10. Jahrg. 1881, 553. 1881. Meetens, R., Ornithologische Streif züge durch den Grunewald; G. W., 10. Jahrg. 1881, 196—197, 206—207,218—219. 1881. Meetens, R.. Anpassungsvermögen unserer Haus- schwalben; G. W., 10. Jahrg. 1881, 255—256, 268. Bibliographie. 79 1881. Meetens, R., Die Dubrow; G. W., 10. Jahrg. 1881, 347—348, 358—359. 1881. ScHALOw, H., Ein zweiter Beitrag zur Ornis der Mark Brandenburg-; J. f. 0., 2i). Jahrg. 1881, Kr. 155, 289—323. Mitteilungen über 109 Arten. Zum ersten Male werden für das Gebiet nachgewiesen: Ärdea alba L., Limosa melanura Leisl., Surnia nisoria Bechst. und Apternus tridadylus (L.). Eine Bibliographia ornithologica marchica führt 69 Arbeiten auf. 1881. ScHALüw, H., Notizen aus dem Spreewalde; 0. C, 6. Jahrg. 1881, Nr. 16, 121—122. 1881. Stengel, J., Der schwarze Storch; M. S. V., 6. Jahrg. 1881, Nr. 10, 224—229. 1881. Thiele, H., [Äquila fulva bei Zirkau (Kreis Luckau) geschossen]; 0. C, 6. Jahrg. 1881, Nr. 22, 174. 1881. Walter, Ad., Ornithologische Notizen; 0. C, 6. Jahrg. 1881, Nr. 9, 68—69. 1881. Walter, Ad., Sonderbare Erlebnisse auf einer orni- thologischen Excursion [Brieselang, Spandau]; M. D. V., 6. Jahrg. 1881, Nr. 8, 183—190. 1882. Bau, Armin, Die Vögel meines Gartens in Berlin; G. W., 11. Jahrg. 1882, 500—502. 1882. Bolle, C, Ornithologische Plaudereien; 0. C, 7. Jahrg. 1882, Nr. 15—16, 121—123. Beobachtungen aus Scharfenberg. Mitteilungen über das Brüten von Pyrrhula minor Br. in der Jungfernheide bei Berlin. 1882. Freese, W., Streifereien in der Mark; Zeitschr. Verb. Ornith. Ver. Pommerns und Mecklenburgs. Jahrg. 1, 1882, Nr. 1, 13—15; Nr. 2, 27—29. Beobachtungen aus der Uckermark. 1882. Martins . . ., [Beobachtungen aus der Umgegend von Neustadt a. D.; im 5. Jahresbericht (1880) Beob.-Stat. d. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 30. Jahrg. 1882, Nr. 157, 18—109. 1882. ScHALOw, H., Aus Berlin; 0. C, 7. Jahrg. 1882, Nr. 19 und 20, 157—158. 1882. Schulenbueg, Wh.ibald von. Wendisches Volksthum / in / Sage, Brauch und Sitte. / — / von Wiliüald von Schulen- bueg. / — / Berlin.; Nicolaische Verlags-Buchhandlung K. Stricker/ 80 Bibliographie. 1882 /. gr. 8° (108 x 174 mm) X + 208 S.S. Büchersammlung Herman Schalow, Berlin; siehe auch von Schulenburg 1880. Die beiden Arbeiten von v. Schulenburg enthalten eine große Anzahl niederwendischer Namen von Vögeln, ferner von Sagen, Gebräuchen und Aberglauben, welche mit den Vögeln zusammenhängen. 1880, Artikel 19: Thiere und Pflanzen S.S. 257—269. 1882, Neunzehnter Abschnitt: Thiere, Pflanzen S.S. 150—164. 1882. Stengel, J., Notizen; O.G., 7. Jahrg. 1882, Nr. 9/10, 75—76; Nr. 11/12, 87—88; Nr. 17/18, 138—141; Nr. 19/20, 152—155; Nr. 23/24, 179—180. 1882. Thiele, H., [Beobachtungen aus Cöpenick; im 5. Jahresb. (1880) Beob.-Stat. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 30. Jahrg. 1882, Nr. 157, 18-109. 1882. Walter, Ad., Ueber die Vermehrung und Verminderung einzelner Vogelarten in der Mark Brandenburg; 0. C, 7. Jahrg. 1882, Nr. 1/2, 6—8. 1882. Walter, Ad., Kormorane und Blaukehlchen. Kleinere Mittheilungeu aus früherer und neuester Zeit [Joachimsthal]; M. D. V., 7. Jahrg. 1882, Nr. 1, 15—19. 1882. Walter, Ad., [Beobachtungen aus Charlotten bürg; im 5. Jahresb. (1880) Beob.-Stat. Vögel Deutschlands] ; J. f. 0., 30. Jahrg. 1882, Nr. 157, 18—109. 1882. V. Jahresbericht (1880) des Ausschusses für Beob- achtungsstationen der Vögel Deutschlands; J. f. 0., 1882, 18 — 109. Mit Beiträgen von : Thiele (Cöpenick), Martins (Plänitz a. d. Dosse), Walter (Charlottenburg). 1882. [Anonym] . . ., Kormorane auf dem Schwielowsee; Potsdamer Zeitung vom 18. Juni 1882. 1883. Bolle, C, [Ornithologisches aus der Mark]; J. f. 0., 31. Jahrg. 1883, Nr. 161, 110—111. 1883. Bolle, C, [Ueber das Vorkommen von Arclea nyctieorax in der Mark]; J. f. 0., 31. Jahrg. 1883, Nr. 163, 334—335. 1883. Hagen, Otto von. Die / forstlichen Verhältnisse Preußens / von / Otto von Hagen / w. Oberland forstmeister. / Zweite Auflage / bearbeitet nach amtlichem Material / von K. Donner / Oberlandfoi'stmeister / — / In zwei Bänden / — / Erster Band / Verlagsvignette / Berlin. / Verlag von Julius Springer. / 1883. / gr. 8" (140 X 210 mm), 1. Band IX -f 256 S.S.; 2. Band VT + 277 S.S. Staatsbibliothek, Berlin. Bibliographie. y]_ Im ersten Band, Absclinit Y, Nr. 12, S. 204 Notizen über den Auerwildbestand im Reg.-Bez. Frankfurt a. d. 0.; im zweiten Band, Tabelle 3, S. 93 — 94 Verzeichnis der Oberförstereien, in denen sich AuerAvildbestände befinden. Siehe auch 1867 und 1894. 1883. Knesebeck, von dem, [Vermuthliches Brutvorkommen von Totanus fuscus Leisl. bei Nauen]; J. f. 0.. 31. Jahrg. 1883, Is^r. 164, 428—429. 1883. Keüger- Velthusen, \Ardea nycticorax bei Neu-Ruppin geschossen]; J. f. 0., 1883, 334. 1883. Maetin, Jul., Lasurmeisen am 22. Febr. 1883 bei Frankfurt a./O. gefangen; G. ^Y., 12. Jahrg. 1883, 123. 1883. ScHALOw, H., [Ueber das Vorkommen von Carduelis elegcms alhigularis Mad. bei Krossen]; J. f. 0., 31. Jahrg. 1883, Nr. 162, 223. 1883. ScHALOw, H., [Ueber das Vorkommen von Ardea nycticorax in der Mark]; J. f. 0., 31. Jahrg. 1883, Nr. 163, 334. 1883. Stexgel, J., Von den Spechten meiner Umgebung; M. D. V., 8. Jahrg. 1883, Nr. 1, 39—49; Nr. 3, 69—73. 1883. Stengel, J., Bemerkungen über den schwarzen Storch; M. D. V., 8. Jahrg. 1883, Nr. 7, 185—189. 1883. Stengel, J., Ornithologische Beobachtungsnotizen; M. D. V., 8. Jahrg. 1883, Nr. 9, 236—240. 1883. AValtee, Ad., Noch einige Bemerkungen und Nach- träge zu dem Aufsatze des Herrn Schacht „der Kukuk"; M. D.V., 1883, Nr. 1, 34—38. 1883. VI. Jahresbericht (1881) des Ausschusses für Beob- achtungsstationen der Vögel Deutschlands; J. f. 0., 1883, 13 — 76. 1883. [Anon.], [Ardea buhulcus bei Tegel geschossen]; D. J. Z. 2, 1883, 161. Verbleib unbekannt. 1884. Altum, Bernaed, [Beobachtungen aus der Umgegend von Eberswalde; im 7. Jahresb. (1882) d. Aussch. f. Beobacht.- Stat. d. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 32. Jahrg. 1884, Nr. 165, 1—52. 1884. Blasius, R., Naturhistorische Studien und Reiseskizzen aus der Mark und Pommern; M. D. V., Nr. 7, 146—166; Nr. 10, 235—252. Enthält Notizen über die Sammlung der Forstakademie in Ebers walde. ü 82 Bibliographie. 1884. Bolle, C, [Ärdea huhulcus bei Lindow geschossen]; J. f. 0., 32. Jahrg. 1884, Nr. 166, 245. 1884. Maetins..., Beobachtungen aus der Umgegend von Neustadt a. D. im 7. Jahresber. (1882) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschi]; J. f. 0., 32. Jahrg. 1884, Nr. 165, 1—52. 1884. Waltee, A., Eine Brutkolonie vom Krammetsvogel, Turdus pilaris, in der Mark; J. f. 0., 32. Jahrg. 1884, Nr. 166, 265—267. 1884. VII. Jahresbericht (1882) des Ausschusses für Beob- achtungsstationen der Vögel Deutschlands; J. f. 0., 1884, 1—52. Mit Beiträgen von: Maetins (Neustadt a. d. Dosse)^ Altum (Eberswalde). 1884. N.G., [Reiherjagd in der Dubrow]; D. J. Z., 3, 1884, 285. Enthält auch Notizen über das Vorkommen des Kor- morans in genanntem Gebiet. 131 Reiher wurden geschossen (11. Juni 1884) und 1 Kormoran. 1884. [Anon.]..., Das Vogelleben im Berliner Thiergarten; a W., 13. Jahrg. 1884, 225—226, 235—237, 258—259. 1884. [Anon.]..., Butalis grisola in einer Eispflanze in einem Topf am Fenster brütend; Anz. f. d. Havelland vom 18. Juni 1884. 1885. Altum, Beenaed, [Beobachtungen aus der Umgegend von Eberswalde, im 8. Jahresb. (1883) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 33. Jahrg. 1885, Nr. 171, 225—337. 1885. Bolle, C, Märkisches Provinzial Museum der Stadt- gemeinde Berlin. / Eintheilungsplan / der Zoologischen Abtheilung / (Abtheilung A III des Gesamtplans) /. Vögel /. Im Auftrage der Städtischen Behörden / verfasst / von / Dr. Cael Bolle /. Mitglied des Wissenschaftlichen Beiraths des Museums /. Wappen der Stadt Berlin/ Berlin 1885 / [Statt handschriftlicher Mittheilung], gr. 8°, 32 S.S. Büchersammlung Heeman Schalow, Berlin. 276 Arten werden in dem Verzeichnis aufgeführt. Bei den selteneren Arten Notizen über das Vorkommen. Viele Trivialnamen, besonders aus der Sprache der Nieder- wenden. Einzelne Arten sind noch sicherzustellen. 1885. Dallwitz, W. von, [Ueber eine Farbenvarietät von Corvus cornix aus der Priegnitz]; J. f. 0., 33. Jahrg. 1885, Nr. 171, 375. 1885. Lehmann, G.. [Staare am 23. Jan. bei Charlottenburg]; G. W., 14. Jahrg. 1885,' Nr. 5, 45. Bibliographie. 83 1885. Löfflee, M., Wilde Enten im Tliiergarten bei Berlin; G. W., U. Jahrg. 1885, Nr. 27, 277. 1885. Martins..., [Beobachtungen aus der Umgegend von Neustadt a. D.; im 8. Jahresb. (1883) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschi.]; J. f. 0., 33. Jahrg. 1885, Nr. 171, 225—337. 1885. Matthes, f., [Beobachtungen über die Nahrung der Schwalben bei Berlin]; G. W., 14. Jahrg. 1885, Nr. 34, 351. 1885. Nauwerck, W., [Vorkommen von Serinus hortulanus bei Lichterfelde]; J. f. 0., 33. Jahrg. 1885, Nr. 171, 375. 1885. Reichenow, A., [Ardea purpurea zur Brutzeit bei Nieder-Finow geschossen]; J. f. 0., 33. Jahrg. 1885, Nr. 172, 467. 1885. Schaff, E., Ueber den diesjährigen Wanderzug der Steppenhühner; Z. G., 1885, 168—177. Enthält viele Mitteilungen aus der Mark, besonders der Neumark. In der letzteren wurden die Steppenhühner in Scharen bis zu 50 und mehr Individuen beobachtet. Vorkommen zwischen 22. April und 15. Mai. 1885. ScHALOw, H., Zur Ornis der Mark Brandenburg. Ein dritter Beitrag; Madaräsz, Zeitschrift f. d. ges. Ornith., 2. Jahrg. 1885, Nr. 1, 1—44. Mitteilungen über 266 Arten. Neu für das Gebiet: Bulhulcus ibis (L.) und Äcanthis alhigularis (Mad.). Enthält viele ober- und niederwendische Trivialnamen, eine Liste der in der Provinz beobachteten Arten (267), eine Übersicht der in den Nachbarprovinzen gefundenen, in der Mark noch nicht beobachteten Vögel (62 Arten) sowie ein Verzeichnis der märkische Vögel enthaltenden Sammlungen. 1885. ScHALOw, H., [Ueber das Vorkommen von Regulus ignicapillus bei Eberswalde]; J. f. 0., 33. Jahrg. 1885, Nr. 170, 217. 1885. ScHALOw, H., [Vorkommen von Serinus hortulanus bei Plänitz a. D.]; J. f. 0., 33. Jahrg. 1885, Nr. 171, 375. 1885. VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses für Beob- achtungsstationen der Vögel Deutschlands; J. f. 0., 1885, 225—338. Mit Beiträgen von Martins (Plänitz a. d. Dosse), Altum (Ebers walde). 1885. [Anon.] . . . [Steinadler bei Alt-Laube geschossen]; G. W., 14. Jahrg. 1885, Nr. 20, 201. 1886. Blasitjs, R, [Vorkommen des Tannenhehers im Herbst 1885 und Winter 1885/1886 in Brandenburg]; 0., 2. Heft, 4. Sep.- Abdr., 11—12. 6* 84 Bibliographie. 1886. Bock. 0., [Nuclfraga caryocatacte.s in der Nähe von Berlin erlegt]; J. f. 0., 34, Jahrg., Nr. 173, 119—120. 1886. Bolle, C, \Änas fiisca auf dem Tegelersee] ; J. f. 0., 34. Jahrg., Nr. 173, 126. 1886. Bolle, C, [Lantus major bei Eberswalde]; J. f. 0., 34. Jahrg., Nr. 173, 397. 1886. Bolle, C, [Kycthierax ulula (L.) auf dem Scharfen- berg im Tegelersee und Anser ferus auf dem Gülpsee]; J. f. 0., 34. Jahrg., Nr. 173, 401. 1886. Feiedel, E. und C. Bolle, Die / Wirbelthiere der Provinz Brandenburg / — / Verzeichniss und Eintheilungsplan / für das / Märkische Provinzial-Museum der Stadtgemeinde Berlin / im Auftrage der Städtischen Behörden / als / Festschrift für die / 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Berlin / verfasst / von Stadtrath Eenst Feiedel und Dr.C. Bolle /. Zweite Ausgabe / [Wappen] / Berlin 1886 /. [Statt handschrift- licher Mittheilung]. 8" (y2 X 162 mm) 67 S.S. Büchersammlung Heeman Schalow. S. 24 — 56 Vögel. 278 Arten werden aufgeführt, davon 9 domestizierte Arten, 3, welche noch bezüg-lich ihres Vorkommens sicherzustellen sind, und 2: Lärm minutus Fall, und Bideo tachardus Vieill. als neu für die Provinz. Neue Provinzialnamen und Nachträge zu dem 1885 er- schienenen Verzeichnis. 1886. Maetins..., [Beobachtungen aus Plänitz a. Dosse; 9. Jahresber. (1884) des Aussch. f. Beobachtungsstationen d. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 1886, 129—389. 1886. Reichenow, A., [Ueber das Vorkommen von Anser albifrons (L.) und Oidemia nigra (L.) bei Rathenow]; J. f. 0., 34. Jahrg., Nr. 174, 402. 1886. Rudow, F., Kleinere Mittheilungen [aus der Umgegend von Perleberg]; M. D. V., 11. Jahrg., Nr. 9, 247—248. 1886. Rudow, F., Ornithologische Notizen [aus Perleberg]; M. D. V., 11. Jahrg., Nr. 11, 303—304. 1886. Stöckenius . . ., [Beobachtungen aus Luckenwalde; 9. Jahresbericht (1884) d. Aussch. f. Beob.-Stat. Deutschlands]; J. f. 0., 1886, 129—389. 1886. Waltee, Ad., [Turdus pilaris brüten^ im Spreewalde] ; J. f. 0., 34. Jahrg., Nr. 173, 124. 1886. Waltee, Adolf, [Beobachtungen aus Reiersdorf, der Uckermark und Wittenberge; 9. Jahresber. (1884) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 1886, 129—389. • Bibliographie. 85 1886. IX. Jahresbericht (1884) des Ausschusses für Beob- achtungsstatiouen der Vögel Deutschlands; J. f. 0., 1886, 129—389. Mit Beiträgen von: Stöckenius (Luckenwalde), Martins (Plänitz a. Bosse), Walter (Reiersdorf), Walter (Witten- berge). 1886. [Anonym] . . ., Beitrag zur Kenntniss der Misteldrossel; 31. D. \., 11. Jahrg., Nr. 2, 36. 1887. Altum, B., Führer durch die / Zoologischen Samm- lungen / der / Königlichen Forstakademie Eberswalde. / — / Ebers- walde 1887 / C. Müller /. 8**, 115 S. Büchersammlung Herman Schalow, Berlin. A. Vögel, S. 41 — 92. Der Führer enthält, gegenüber dem Verzeichnis von Ratzeburg, auch genaue Fundort- angaben und Daten bei selteneren Exemplaren. Vgl. Herm. Grote, Ornith. Monatsberichte, 1905. 1887. BtTNGER, H., Luderplätze für Vögel im Winter; M. D. V., Nr. 13, 357—358. 1887. BtJNGER, H., [flaematopux ostralegus am 24. 9. 87 am Müggelsee geschossen]; M. D. V., Nr. 14, 422. 1887. Dallwitz, W. von, [Vermuthetes Vorkommen von Buteo tachardus Vieill. bei Neustadt a. D.]; J. f. 0., 35. Jahrg., Nr. 177, 94. 1887. Dallwitz, von, [Beobachtungen aus Tornow b. Wuster- hausen a. Dosse; 10. Jahresber. (1885) des Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschi.]; J. f. 0., 1887, 338—616. 1887. Hartwig, W., [Turdus j)ilaris, brütend bei Cüstrin]; J. f. 0., 35. Jahrg., Nr. 177, 96. 1887.HoRNUNG, [Beobachtungen aus Brandenburg; 10. Jahres- bericht (1885) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschi.]; J. f. 0., 1887, 338—616. 1887. Jablonski, Max, [Beobachtungen aus Zion bei Stentsch; 10. Jahresber. (1885) des Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschi.]; J. f. 0., 1887, 338—616. 1887. Kleist, von, [Beobachtungen aus Gebersdorf b. Dahme; 10. Jahresber. (1885) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschi.]; J. f. 0., 1887, 338—616. 1887. Kohne .. ., [Beobachtungen aus Strasburg, Uckermark; 10. Jahresber. (1885) des Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschi.]; J. f. 0., 1887, 338—616. 86 Bibliographie. 1887. Krüger- Velthusen, [Turdus pilaris als Brutvogel bei Spandau und Frankfurt a. 0.]; J. f. 0., 35. Jahrg., Nr. 177, 94. 1887. Lehmann, U., [Strix nisoria bei Merenthin bei Wolden- berg, N.M. geschossen]; G. W., 16. Jahrg., Nr. 1, 7. 1887. Ludwig . . ., [Beobachtungen aus Nauen; 10. Jahresber. (1885) d. Aussch. f. ßeob.-Stat. d. Vögel Deutschi.]; J. f. 0., 1887, 338—616. 1887. Martins . . ., [Beobachtungen aus der Umgegend von Neustadt a. D.; 10. Jahresber. (18S5) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschi.]; J. f. 0., 35. Jahrg., Nr. 180, 338—618. ] 887. Matthes, f., Eine merkwürdige Ansiedlung der Ufer- schwalbe; G. W., 6. Jahrg., Nr. 27, 269—270. 1887. Müller, Fr., [Beobachtungen aus Baruth; 10. Jahresber. (1885) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschi.]; J. f. 0. 1887, 338—616. 1887. Reichenow, A., [Buteo tachardus Vieill. bei Zion, Reg. Bez. Frankfurt a. 0. erlegt]; J.f. 0., 35. Jahrg., Nr. 177, 93. 1887. RiETz . . ., [Beobachtungen aus Freyenstein, Ost- Priegnitz; 10. Jahresber. (1885) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschi.]; J. f. 0. 1887, 338—616. 1887. Rudow, F., Ornithologische Notizen; M. D. V., 12. Jahrg., Nr. 3, 108—109. 1887. Rudow, F., Ein Bastard von Nebelkrähe {Corvus cornix) und Rabenkrähe (C. corone)\ M. D. V., 12. Jahrg., Nr. 7, 175—176. 1887. Rudow, F., [Ueber das Brüten von Butalis grisola bei Perleberg]; M. D. V., 12. Jahrg., Nr. 10, 286—287. 1887. Rudow, F., Was geschieht mit den alten Vogelnestern; M. D. V., 12. Jahrg., Nr. 13, 351—357. 1887. Rudow, F., [Notizen aus Perleberg]; M. D. V., 12. Jahrg., Nr. 8, 208, Nr. 13, 374. 1887. Rudow . . ., [Beobachtungen aus Perleberg; 10. Jahres- ber. (1885) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschlands]; J. f. 0., 1887, 338—616. 1887. Schaff, E., Aus der Vogelwelt des Berliner Thier- gartens; M. D. V., 12. Jahrg., Nr. 11, 306—309. 1887. ScHALOw, H., [Strix nisoria in der Mark erlegt]; J. f. 0., 35. Jahrg., Nr. 178, 221. Bibliographie. 37 1887. Stimming . . ., [ßeobaclitungen aus Brandenburg; 10. Jahresber. (1885) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutsch!.]; J. f. 0., 1887, 338—616. 1887. Stöckenius . . ., [Beobachtungen aus Luckenwalde; 10. Jahresber. (1885) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschi.]; J. f. 0., 1887, 338—616. 1887. Waltee, Ad., [Ueber die Verbreitung von Regulus ignicainllus in der Mark]; J. f. 0., 35, Jahrg., Nr. 177, ü8 — 99, 1887. Waltee, iVc., [Beobachtungen aus Wittenberge u. Reiersdorf; 10. Jahresber. (1885) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschi.]; J. f. 0., J887, 338—616. 1887. Waltee, Ad., [Ueber Beobachtungen aus Perleberg]; M. D. V., 12. Jahrg.. Nr. J, 21—22. 1887, Waltee, Ad., Die Benutzung der Vogelnester von Seiten der Insekten; M. D. V., 12. Jahrg., Nr, 2, 84—86. 1887. X. Jahresbericht (1885) des Ausschusses für Beob- achtungsstationen der Vögel Deutschlands; J. f. 0., 1887, 338 — 616. Mit Beiträgen von: v. Dallwitz (Tornow b. Wuster- hausen a. d. Dosse), Hoenung (Brandenburg), Jablonski (Zion), V. Kleist (Gebersdorf b. Dahme), Köhn (Strasburg, Uckermark), Ludwig (Nauen), Maetins (Plänitz a. d. Dosse), MtTLLEE (Baruth), Rudow (Perleberg), Stimming (Branden- burg), Stöckenius (Luckenwalde), Rietz (Freyenstein, Ost-Priegnitz), Waltee (Wittenberge und Reiersdorf). 1887, [Anonym] . . ., Bernida torquata bei Glinde (Schöne- beck) am 10. 3. 1887 erlegt; G. W., 16. Jahrg., 198. 1888. Bolle, C, [Aquila fulva, Nucifraga caryocaiades und Lanius major in der Mark]; J. f. 0., 36. Jahrg., 114 — 115. 1888. Büngee, H., Störungen der Reiherkolonien durch Krähen; M. D. V., 13. Jahrg., Nr. 6, 150—153. 1888. BtJNGEE, H., Zur Ornis des Berliner Thiergartens: M. D. V., 13. Jahrg., Nr. 12, 315—319. 1888. Büngee, H., Notiz über Nucifraga caryocaiades in Berlin; M. D. V., 13. Jalirg., Nr. 16, 453, 1888. Eckstein, K., [Einige Drossel Varietäten aus der Sammlung der Forst Akademie Eberswalde]; Z. G., 1888, 30—31. 1888. Eckstein, K, Aus dem Vogelleben; Z.G., 1888, 373—375. Beobachtungen aus der Umgebung von Eberswalde. Erster Nachweis des Vorkommens von Serinus scrinuf^. 88 Bibliographie. 1888. Eckstein . . ., [Beobachtungen aus Eberswalde; 11. Jahresber. (1886) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschi.]; J. f. 0., 1888, 313—571. 1888. Haetwig, W., [Mittheilungen aus Cüstrin und dem Berliner Thiergarten]; J. f. 0., 36. Jahrg., Nr. 182/3, 306. 1888. Matschie, P., [Aegialites minor brütend bei Schön- holz]; J. f. 0., 36. Jahrg., Nr. 182/3, 304. 1888. Riesenthal, 0. von, Die Ornis des Berliner Thier- gartens; M. D. V., 13. Jahrg., Nr. 4, 93—96. 1888. Rudow, F., [Ueber die Heckenbraunelle bei Perleberg]; M. D. V., 13. Jahrg., Nr. 6, 166—167. 1888. Rudow, F., [Beobachtungen aus Perleberg]; 11. Jahres- ber. (1886) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Dentschl.]; J. f. 0., 1888, 313—571. 1888. Schaff, E., Saatgänse auf dem Zuge am 7. .:. bei Berlin]; M. D. V., 13. Jahrg., Nr. 2, 79. 1888. Schaff, E., Ueber die Ornis des Berliner Thiergartens; M. D. V., 13. Jahrg., Nr. 18, 468. 1888. Schaff, E., Ueber den diesjährigen Wanderzug der Steppenhühner; Z. G., 29. Jahrg., Nr. 6, 168—177. Die Arbeit enthält eine größere Anzahl von Mit- teilungen über das Vorkommen in der Provinz Brandenburg. 1888. ScHALOw, H., [Ueber das Vorkommen von Lhnosa melanura bei Nauen]; J. f. 0., 36. Jahrg., 102—103. 1888. ScHALOw, H., [Neue Beobachtungen aus der Mark]; J. f. 0., 36. Jahrg., Nr. 181, 111—112. 1888. ScHALOw, H., [Vorkommen von Bernicla hrenta bei Glöwen]; J. f. 0., 36. Jahrg., 112. 1888. Snethlage, E., [Beobachtungen aus Kraatz b. Gransee; 11. Jahresber. (1886) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel DeiUschl.]; J. f. 0., 1888, 313—571. 1888. Stöckenius . . ., [Beobachtungen aus Luckenwalde; 11. Jahresber. (1886) d. Aussch. f. Beob.-Stat. d. Vögel Deutschi.]; J. f. 0., 1888, 313—571. 1888. AValter, Ad., [Ccrfhia famiUaris in Sträuchern brütend]; M. D. V., 13. Jahrg., Nr. J, 29—30. 1888. Walter, Ad., Bis jetzt zu wenig beachtete Vogel- feinde; M. D. V., 13. Jahrg., Nr. 5, 106—112. Bibliographie. 89 1888. Waltek, Ad., Das Yogelgemüth ; M. D. V., 13. Jahrg., Nr. 6, 142—149. 1888. Waltee, Ad., Sonderbare Nistplätze und Nistweisen; M. D. V., 13. Jahrg., Nr. 7, 194—214. 1888. Walter, Ad., Auf der Suche nach Kukukseiern 1888; M. D. V., ] 3. Jahrg., Nr. 13, 357—359. 1888. Waltee, Ad., [Beobachtungen aus dem Templiner Kreise]; J. f. 0., 36. Jahrg., Nr. 181, 100—101. 1888. XL Jahresbericht (1886) des Ausschusses für Beob- achtungsstationen der Vögel Deutschlands; J. f. 0., 1888, 313 — 571. Mit Beiträgen von: -Eckstein (Eberswalde), Eudow (Perleberg), Snethlage (Kraatz bei Gransee), Stückenius (Luckenwalde). 1888. [Anonym] . . .. Die wilden Enten in Berlin; M. D. V., 13. Jahrg., Nr. 1, 24—25. 1889. Dethier, [Vultur fulvus bei L3'chen am 25. Mai 1889 geschossen]; D. J. Z., 13. Bd. 1889, Nr. 21, 416. Vom Schützen als „Aasgeier" angesprochen, von der Eedaktion berichtigt. 1889. Eckstein, K., [Aus dem Vogelleben [am Finow-Kanal]] ; Z. G., 1889, 345—347. 1889. H . . . . [Trappen unmittelbar vor den Thoren Berlins]; D. J. Z., 12. Bd. 1889, Nr. 46, 858. 7. März 1889 ca. 30 Stück an der Ostbahn bei Friedrichsfelde. 1889. Hartwig, W., [Kleine Mittheilungen aus der Mark]; J. f. 0., 37. Jahrg., Nr. 185, 74—76. 1889. Hartwig, W., [Vorkommen von Bernida hrenia bei Glöwen]; J. f. 0.. 37. Jahrg., 74. 1889. Hartwig. W., [Beobachtungen aus der Mark, vornehm- lich aus dem Oderbruch]; J. f. 0., 37. Jahrg. 1889, 75—76. 1889. Hartwig, W., [Nucifraga leptorhynchus bei Biesen- thal erlegt]; J. f. 0., 37. Jahrg. 1889, 82. 1889. Hartwig, W., [Der Girlitz in der Mark Brandenburg Brutvogel]; Z. G., 1889, 278—279. Sechs Gebiete werden aus der Literatur genannt, in denen Serinus serinus als Brutvogel bekannt ist: Scliarfen- berg, Frankfurt a. d. 0., Peitz, Potsdam, Zion und Gebers- dorf b. Dahme. Diesen reiht sich das Voikonimen bei Eberswalde (s. Pxkstkin) als siebentes und nürdliclistes an. 9U Bibliographie. 1889. Hocke, H., [Züge von Lanius excuhitor bei Berlin]; J. f. 0., 37. Jahrg., Nr. 185, 85. 1889. Hocke, H., [Circaetus gallicus bei Friedriclisliagen erlegt]; J. f. 0., ;37. Jahrg., 1889, 344. 1889. Reichenow, A., [Loxia hifasciata am 31. August 1889 bei Brätz geschossen]; J. f. 0., 37. Jahrg., l889, 330. 1889. Reichenow, A., [Ueber das Vorkommen von Loxia hifasciata bei Zion]; M. 0. V. W., 13. Jahrg. Nr. 35, 436. 1889. Reichenow, A., Syrrhaptes xmradoxus in Deutschland 1888; J. f. 0., 37. Jahrg., Nr. 185, 1—33. S. 14 — 16 werden die Beobachtungen über das Vor- kommen in der Provinz Brandenburg gegeben. 1889. Rudow, F., Kurze Bemerkungen; M. D. V., 14. Jahrg., Nr. 2, 47—48. 1889. Rudow, F., [Der Tannenhäher im Sommer in der Mark Brandenburg angetroffen]; M. D. V., 1889, 4i)3. Ein junger Vogel wurde bei Perleberg geschossen, so daß die Möglichkeit vorliegt, daß er in der Provinz erbrütet wurde. 1889. Rudow, F., Weitere Beobachtungen an Vogelnestern; M. D. V., 14. Jahrg., Nr. 17, 494—496. 1889. ScHÄFE,E., Ornithologische Notizen; M. D. V., 14. Jahrg., Nr. 7, 200—201. 1889. ScHALOw, H., [Squatarola helvetica bei Nassenheide geschossen]; J. f. 0., 37. Jahrg. 1889, 338. 1889. Walter, A., [Keine Verminderung der Vögel in der Mark]; M. D. V., 1889, 236—237. 1889. Walter, A., Zur Ornis des Berliner Thiergarteus; M. D. V., 1889, 323—334, 355—359. 1889/90. Walter, A., Funde von jungen Kuckucken und Kuckuckseiern; M. D. V., 1889, 459—462; 1890, 468—474. Beobachtungen aus Reiersdorf, Uckermark. 1890. DuLiTz, E., Beobachtungen über die Vogel weit in der Umgebung von Fehrbellin; G. W., 1890, 411. Mit Vorsicht autzunehmen! Enthält u. a. die Mit- teilung über das Brüten von Hydrochelidon leiicopiera ScHiNZ. Vgl. Hesse, J. f. 0., 1914, 341. 1890. Eckstein, K., Aus der Vogelwelt; Z. G., 1890, 297—304. Notizen aus Eberswalde. Bibliographie. 91 1890. Schaff, E., Ornithologische Notizen; J. f. 0., 38. Jahrg. 1890, 157—169. Berichtet u. a. aus der Mark über Vorkommen von Gy2'>s fulvus bei Lychen. 1890. ScHALOw, H., Neue Beiträge zur Vogelfauna von Brandenburg; J. f. 0., 37. Jahrg., Nr. 1, 1—74. Enthält Mitteilungen über 203 Arten. Neu für das Gebiet: Charadrius squatarola (L.), Ardea ralloides Scop., Vultur monachus L., Nydea uliila (L.), Aquila clanga Pall., Pariis cyanus Fall., Eritkacus philomela (Bechst.). Es wird ferner ein durchgesehenes Verzeichnis der märkischen Vögel gegeben (273 Arten) und eine Biblio- graphia ornith. marchica (299 Nummern). 1891. Bolle, C, [Acanthis flavirostns auf Scharf enberg im Januar 1891]; J. f. 0., 39. Jahrg. 1891, 212. 1891. BüNGEE,H., Zutraulichkeit der Amsel {Merula vulgaris)-, M. D. V., Bd. 16, Nr. 325—326. 1891. Hartwig, W., [Ueber Nucifraga caryocatades, beob- achtet am 28. Juni bei Königs- Wusterhausen] ; J. f. 0., 39. Jahrg. 1891, 218. 1891, Hippel, von, [Großtrappen in der Mark]; D. J. Z., 17. Bd. 1891, Nr. 51, 796. Mitteilungen aus der Gegend von Großbeeren. 1891. Hocke, H., [Ueber Brüten von Fuligula nyroca und Eallus aquaticus bei Berlin]; J, f. 0., 39. Jahrg. 1891, 212. 1891. H. H. [Hocke, H.], Ueber das Brüten von Mergus merganser (L.) in der Mark Brandenburg; Z. f. 0. H., 1891, 28—29. 1891, H. H. [Hocke, H.], Vom Schreiadler ; Z. f. 0. H., 1891, Nr. 2 u. 8 [ohne Seitenzahlen]. 1891. Keause, Mergulus alle bei Frankfurt a; 0, beob- achtet; Helios, Abh. u. Monatl. Mitth. aus dem Gesammtgebiete der Naturw., 1891, Juni, 18—19. 1891. Keügee-Velthusen, [Ämpelis garrula bei Branden- burg]; J. f. 0., 39. Jahrg. 1891, 22. 1891. Maeowski, H., Kleine Kukuksgeschichten; Z. f. 0. H., 1891, 25. Enthält eine Notiz über das* Brüten von MotacUla hoarula am Wasserfall bei Eberswalde. 1891. Sachse, C, [Ueber das Brüten von Mergus merganser in verlassenen Fuchsbauten im Schönebecker Forst]; Z. f. 0. H.. 189], 36. 92 Bibliographie. 1891. ScHALOw, H., [Zwei für die Provinz Brandenburg- neue Arten]; J. f. 0., 1891, 211. Gyps fulvus (Gm.) und Circus macrurus (Gm.). 1891. U[hlmann]-E[ltz], Etwas über die Originalzeiclmungen zu dem Kupterwerke „Vorstellung- der Vögel in Deutschland und beyläufig auch einiger fremden, mit ihren natürlichen Farben von Johann Leoshard Feisch; M. D. V., 1891, 289—291. 1891. Walter, A., Noch etwas über das Leben und Treiben des gesprenkelten Rohrhuhns (Gallinula jjorzana); M. D. V., 1891, 71—75. Beobachtungen aus der Uckermark. 1891. WiNTEEFELDT, VON . . ., Notizeu aus der Mark; J. f. 0., 39. Jahrg., Nr. 196, S. 368 und 418. 1891. WiNTEEFELDT, VON, Stria uisoria in der Mark; J. f. 0., 39. Jahrg. 1891, 368. Vorkommen im Jahre 1850 im Kreise Ruppin. 1891. [Anon.], [Brüten von Tetrao tetrix bei Schmöckwitz bei Berlin]; Z. f. 0. H. 1/2, 15. Juni 1891. 1892. Altum, ß., [Schneebussarde und Schneeammern bei Eberswalde]; 0. MS., 1892, 477. 1892. Altum, B., [Ein Nachtreiher Männchen Ende Mai in Berneuchen i.d. Neumark!]; D. J.Z., 19. Bd., 1892, Nr. 22, 353—334. Zur Biutzeit geschossen. Altum läßt offen, ob es sich vielleicht um ein der Gefangenschaft entflohenes Indi- viduum gehandelt haben könne. 1892. Bolle, C, Der Schwan in der Mark; B. I. Nr. 3, Juni 1892, 42—60. 1892. BüNGEE, H., [Äpternus tridadylus q am 29. November 1891 bei Wannsee beobachtet]; J. f. 0., 40. Jahrg. 1892, 134. 1892. Floeicee, C, XII. Jahresbericht (1887) des Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands; J. f. 0., 40. Jahrg. 1892, 237—253. Enthält Beobachtungen von Stimmixg (Brandenburg), Stöckenius (Luckenwalde), Eckstein (Eberswalde). Rudow (Perleberg). 1892. Flüricke, B., [Der Zwergfliegenfänger (Muscicapa parva) Brutvogel bei Berlin]; 0. MS.. 1892, 425—426. 1892. Linde, zuE, Ad vocem Eichelhäher; 0. MS., 1892,66—71. Beobachtungen aus der Uckermark. Bibliographie. 93 1892. Linde, Theodob zue, Einiges über den Fiscliadler {Pandion haliaetus); 0. MS., 1892, 317—319. Notizen aus Gramzow, Uckermark. 1892. Maeowski, H., Das Brutgescliäft des Pirols: Z. f. 0. H., 1892, 17—19. 1892. Reichenow, A., [Oüs tetrax Anfang Januar 1892 im Spreewalde erlegt]; J. f. 0., 40. Jahrg-. 1892, 225. 1892. ScHALOw, H., [lieber das Vorkommen von Mergulus alle (L.) bei Frankfurt a. 0.]; J. f. 0., 40. Jahrg. 1892, 133—134. 1892. ViELiTz, C, [Cinclus merula wahrscheinlich Brutvogel bei Rheinshagen bei Rheinsberg]; J. f. 0., 40. Jahrg. 1892, 232. 1892. WiNTEßFELDT, VON, Notiz Über Branta hernicla (L.); J. f. 0., 40. Jahrg. 1892, 328. Beobachtungen aus Metzelthin, Kr. Ruppin, im Fe- bruar 1866. 1892. XII. Jahresbericht (1887) des Ausschusses für Beob- achtungsstationen der Vögel Deutschlands; J. f. 0.^ 1892, 237—253, 1893. Altum, Beenaed, [Ueber das Vorkommen von Circus macrurus bei Eberswalde]; O.MB., 1. Jahrg. 1893, 120. Ueber das Erlegen alter und junger Vögel der Art im Dezember 1892 und Januar 1893. 1893. Altum, B., Ueber eine Neuansiedeluug des Girlitz und Auftreten des Nachtreihers; M. D. V., 1893, 9—11. Serinus hortulanus trat etwa 1885 zuerst bei Ebers- walde auf. Nydicorax griseus wurde im Mai 1892 (dad.) bei Berneuchen, Neumark, gefangen. Im Juli desselben Jahres wurden daselbst zwei weitere Exemplare beobachtet. 1893. Altum, B., [Surnia iiisoria am 6. Dezember 1892 bei Eberswalde erlegt]; M. D. V., 1893, 40. 1893. Bolle, C, [Wintergäste am Tegelersee]; J. f. 0., 41. Jahrg. 1893, 118. 1893. Bolle, C, Sturnea. Aus dem Vogelleben der Heimat; B. II, 1893, Nr. 8, 179—180. 1893. BuGow, H., Auffallender Nistplatz von Älcedo ispida; 0. MB., 1. Jahrg. 1893, 82. Notizen vom Griebnitzsee bei Potsdam. 1893. Ganske, H., Ueber die rote Färbung unserer Raub- vögeleier; Z. f. 0. H., 1893, 33—34. 94 JSibliographie. 1893. Haetwig, "W., Der Girlitz {Serinus horiulanus Koch), seine gegenwärtige Verbreitung in Mittel- und Norddeutscliland und sein allmähliches Vordringen polwärts; 0. MB., 1. Jahrg. 1893, 1—7. Mitteilungen über das Vorkommen in Brandenburg S. 2—3 und 6—7. 1893. Haetwig, W., Zwei seltene Brutvögel Deutschlands (Muscicapa parva Bechst. und M. coUaris Bechst.); J. f. 0., 41. Jahrg. 1893, 121—132. S. 124 — 125 Vorkommen von M. parva in Brandenburg. 1893. Heck, Ludw., Wilde Papageien bei Berlin. Ein orni- thologischer Ausflug; 0. MB., 1. Jahrg. 1893, 24—26. Schilderung freilebender Bolhorhynchus monachus auf einer Domäne nahe bei Berlin (Karlshof bei Waltersdorf in der Nähe von Grünau), wo sie genistet und über- wintert hatten. [S. a. Zoolog. Garten, 1893, 63.] Vgl. Rüss, 1893. 1893. Hocke, H., [Baumfalk und Taube]; D. J. Z., 1893/94, Bd. 22, 659—660. 1893. Hocke, H., Sonderbare Brutstätten des Waldkauzes {Syrnium aluco L.); Z. f. 0. H., 1893, 30—31. 1893. Hocke, H., [Ueber das Vorkommen von Merops apiaster bei Lichtenrade] ; Z. f. 0. H., 1893, 31. Ein Pärchen soll am 19. bzw. 20. Oktober an ge- nanntem Orte geschossen sein. [!] 1893. Hocke, H., Der Eabe (Corvus corax) u. dessen Eier; Z. f. 0. H., 1893, 39. 1893. Hocke, H, Etwas von der kleinen Rohrdommel {Ar- (letta minuta)] M. D. V., 1893, 371—374. 1893. Kleinschmidt, 0., Ueber die Zwergrohrdommel Ar- detta minuta (L.); Z. f. 0. H, 1893, 13—14. 1893. Keitgee-Velthusen, [Später Aufenthalt von Bom- bycilla garrula in den Kalkbergen von Rüdersdorf]: 0. MB., 1. Jahrg. 1893, 85. Noch am 6. April wurde eine Schar von 23 Stück in vorgenanntem Gebiet beobachtet. 1893. Ludwig, C. [Ballus aquaticus im Januar bei Potsdam gefunden]; 0. MB., 1. Jahrg. 1893, 47. 1893. Mettke . . ., [Uhu am 5. 3. 1898 bei Sawische, Frankf. a. 0. gefangen]; D. J. Z., 1893/94, Bd. 22, 721. Bibliographie. 95 1893. Nauweeck, Wilh., [Cindus septentrionalis Oktober 1892 bei Bredereiche erlegt]; J. f. 0., 41. Jahrg-. 1893, 118. 1893. Reichenow, Ant., [Calcarius nivalis bei Berlin erlegt]; J. f. 0., 41. Jahrg. 1893, 118. 1893. RiETz, RuD., [lieber den Nestbau von Picus viridis. Beobachtungen aus der Priegnitz]; O.MB., 1. Jahrg. 1893, 12ü. 1893. Russ, Kael, Freilebende Papageien in der Mark Brandenburg; G. W., 22. Jahrg. 1893, 11—12, 25—27. Vgl. Heck, 1893. 1893. ScHALOw, H., [Fuligula fuligula bei Potsdam erlegt]; 0. MB., 1. Jahrg. 1893, 48. 1893. Stimming, K., [Brutplätze von Gallinula pusilla bei Brandenburg]; Z. f. 0. H., 1893, 31. 1893. Waltee, Ad., Der Fuchs als Räuber einer jungen Kornweihe; 0. MB., 1. Jahrg. 1893, 203—205. Beobachtungen vom Werbellinsee. 1893. "Waltee, Adolf, [lieber Locustella fluviatilis und Fringilla serinus bei Neustadt a. D. ?]; J. f. 0., 5. Jahrg. 18y3, 116—117. 1893. WiNTEEFELDT, VON, Notiz Über Anas penelope [am Bückwitzer See, Ruppin]; J. f. 0., 41. Jahrg. 1893, 135. 1893. WiNTEEFELDT, VON, Notiz Über Laniiis major [bei Metzelthin, Ruppin]; J. f. 0., 41. Jahrg. 1893, 152. 1893. W..., [Wildenten im Weichbilde Berlins]; D. J. Z., 1893/94, Bd. 22, 309. 1894. Bolle, Cael, Der Storch in der Mark; B., 1894, Nr. 2, 38—52. Einiges über das Vorkommen, Nachweis des Rück- ganges der Individuenzahl, Notizen über Storchnester in Berlin und Umgegend und sentimentale Reminiszenzen aus der Jugend des Verfassers. 1894. Büngee, H., [Der dünnschnäblige Tannenhäher bei Dahlewitz, Teltow, am 23. November 1893 erlegt]; 0. MB., 2. Jahrg. 1894, 8. 1894. Hagen, 0. von. Die / forstlichen Verhältnisse Preußens / von / Otto VON Hagen, / w. Oberlandforstmeister. / — / Dritte Auflage, bearbeitet nach amtlichem Material / von / K. Donnee, / Oberland forstmeister. / — / In zwei Bänden. / — / Erster Band / 96 Bibliographie. Verlagsvignette / Berlin / Verlag von Julius »Springer. 1894. gr. 8" / (140X210 mm). 1. Bd. XIIl + SlO S.S.; 2. Bd. VI + 419 S.S. Staatsbibliothek, Berlin. Im 1. Band, Abschnitt V, 12, S. 234—238: Stand von Auerwild ist vorhanden im Frankfurter Bezirke: Grünhaus, Dobrilugk. Sorau. Im 2. Band. Tabelle 13, S. 37—38 Abschuß in Brandenburg 1885/1886: 6 Auerwild, 882 Birkwild, 5197 Wachteln, 325 Trapjien, 76 Kormorane, 21 Adler, 12 Fischadler, 12026 Raubvögel (!), 10 Uhus; Wildstand und Abschuß Tabelle 31, S. 172—178: Reg.- Bez. Frankfurt a. d. 0. von Auerwild 2 (Sorau), 3 (Grün- haus), 2 (Dobrilugk). Siehe auch 1867 und 1883. 1894. Hocke, H., Geheimnisse einer Schwarzspechtbruthöhle; G. W., 23. Jahrg. 1894, 395—396, 404—405. Schildei'ungen aus der Umgegend von Berlin. Als Bewohner einer Höhle wurden nacheinander festgestellt: Baummarder, Eichkatzen, Siebenschläfer, Fledermäuse, Kauz, Schwarzspechte, Mandelkrähen, Hohltauben, Kleiber und Haubenmeisen. 1894. Hocke, H., Einige Bemerkungen über den Schrei- adler; D. J. Z., 1894, Bd. 23, 804—806. 1891. H. H. [Hocke, H.], Allerlei vom Wanderfalken; Z. f. 0. H., 4. Jahrg. 1894, 21—22. 1894. Hocke, H., Die Rohrsänger der Mark Brandenburg; 0. MS., 1894, 130—133. 1894. Hocke, H., Ein Vogelbild aus der Mark Brandenburg; 0. MS., 1894, 372—376. Aus dem Gebiet der „Buchhorst" bei Schöuwalde, Kr. Osthavelland. 1894. H. H. [Hocke, H.], [Falco aesalon in einer Colonie von Corus frugilegus]; Z. f. 0. H., 4. Jahrg. 1894, 3. 1894. Nauweeck, W., [Fringilla mont'tfringilla noch am 8. April in der Mark]; O.MB., 2. Jahrg. 1894, 93. 1894. Nauweeck, W., [Plegadis falcineUus u. Thalassidroma pelagica in der Mark]; 0. MB., 2. Jahrg. 1894, 95. 1894. Nauweeck, AV., Tetrao medius bei Sonnenfeld i. d. Mark erlegt; 0. MB., 2. Jahrg. 1894, 109—110. Sonnenfeld ist Druckfehler statt Sommerfeld. Bibliographie. 97 1894. Naüwerck, W.. CharaäriKS curonictis Gm.; 0. MB., '2. Jahrg-. 1894, 157—158. ßrutvorkommen bei Tempelhof, Berlin. 1894. Nehking, A., [Vorkommen und Mag-eninhalt eines bei Zossen erlegten Rothalstauchers] ; D. J. Z., 1894, Bd. '23. 229, 424 u. 504. 1894. Rüdiger, W., Ankunft der Zugvögel im Frühjahr 1894 in der Mark Brandenburg (nördl. von Berlin); Z. f. 0. H.. 4. Jahrg. 1894, 17—18. 1894. Schering, A., Kuckuck u. Nachtigall; Z. f. 0. H., 3. Jahrg. 1894, 42—43. Beobachtungen aus der Umgebung von Frankf. a. d. 0. 1894. Tkeskow, Arthur von, Ueber das Rütteln eines Fako subhuteo, Baumfalk; 0. MB., 2. Jahrg. 1894, 5b. 1894. WiLAMOwiTz, Graf von, [Ueber Erlegung von Cir- cnetiis gallicus, mas ad, in der Priegnitz im August 1894]; 0. MB., 2. Jahrg. 1894, 194. 1894. [Anon.], [Birkenzeisige in der Mark]; 0. MB., 2. Jahrg. 1894, 58. 1895. Baer, W., [Falco vespertinus juv. am 4. 9. 1892 bei Sieversdorf, Bez. Frankf. erlegt]; 0. MS., 1895, 76. 1895. BtJNGER, H., Neuer Fundort von Muscicapa parva in der Mark; 0. MB., 3. Jahrg. 1895, 142. Bei Lychen und Kloster Chorin. 1895. Hocke, H., Bemerkungen über den Schlangenadler {Circaetus gallicus Gm.); G. W., 1895, 41 — 42, 50 — 51. Hocke verzeichnet die folgenden Horstplätze: Rathenow (Grüthe), Dubrow (Grunack ? !), Brieselang (Ludwig), Friedrichshagen (Hocke), Joachimsthal (Hocke), Schwedt a. d. 0. (Hocke). 1895. Hocke, H., Wie alt, wie schwer und groß wird ein Nest?; G. W., 1895, 92—93, 99—100. Interessante Angaben über Nester nach Beobachtungen in der Provinz Brandenburg. 1895. Hocke, H., Ueber den Einfluß der Kälte auf die An- kunft u. Brutzeit unserer Vögel; G. W., 1895, 324—326. 1895. Hocke, H., Mitteilungen über den Wiesenschmätzer; G. W., 1895, 348-349. 7 98 Bibliographie. 1895. Hocke, H., [Ueber zahlreiches Brüten des rothalsigen LappentauchersJ; D. J. Z., 1895, Bd. 24, 98. 1895. RiEHL, 0. u. 0. Bock, [Aquihi fidva am 12. 2. 95 bei Reichenow b. Batzlow erlegt]; D. J. Z., 1895, Bd. 24, 642. 1895. ScHiJBEiiT, K., [Nyctea scandiaca am 7. März 1895 bei Wensickendorf, Oranienburg, erlegt]; 0. MB., 3. Jahrg. 1895, 78. 1895. Wllamowitz-Möllendoef, Graf von, [Ärdetta minuta am 12. März bei Gadow, Priegnitz]; 0. MB., 3. Jahrg. 1895, 77. 1895/9b. CoLLATH, Paul, [Ein alter Vogel der Schneeeule am 15. 12. 1894 bei Frankfurt a. Oder erlegt]; D. J. Z.. 1895 96, Bd. 26, 437. 1895/96. Hocke, H., [Zum Vogelzuge]; D. J. Z., 1895/96, Bd. 26, 2U8— 209. 1895/96. Hocke, H., [Unsere Vögel im Winter]; D. J. Z., 1895/96, Bd. 26, 312. 1895/96, Müller, Rudolf, [Vogelzug im Warthebruch]; D. J. Z., 1895/96, Bd. 26, 193—194. 1895/96. Neuhaus, G., [Steppenhühner am 13. 12. 1895 bei Selchow i. d. Mark beobachtet]; D. J. Z., 1895/96, Bd. 26, 437. 1895( — 1912) Teeskow, Aethur von, Oologische Exkursions- tagebücher:' Nr. 1 (1895—1897), Nr. 2 (1898—1900), Nr. 3 (1901 — 1909), Nr. 4 (1910 — 1912). Manuskripte im Besitz der Ornithologischen Abteilung des Berliner Zoologischen Museums. 1896. Bolle, C, [Ueber den Rohrsänger]; B.. 4. Jahrg. 1895/96, 208. 1896. Haase, 0., [Acanthis linaria und Sturnns vulgaris im Winter bei Berlin]; O.MB., 4. Jahrg. 1896, 25. 1896. Hocke, H., Der Kolkrabe im Aberglauben des Volkes; D. J. Z., 1896, Bd. 27, 339—342. Nur weniges aus der Mark. 1896. Hocke, H., Gallinula pusilla (Bechst.) am Brutplatz; Z. f. 0. H., 6. Jahrg. 1896, 21—22. 1896. Hocke, H., Heidelerche und Lerchenfalk; G. W., 1896, 25. Jahrg., 146-148, 154—156. 1896. Hocke, H., Unsere Rohrsänger; G. W., 1896, 25. Jahrg., 235—237. 242-241, 250—251. Bibliographie. 99 1896. Hocke, H., Allerlei über einen seltnen Voofel Dentscli- lands; (t. W., 25. Jalirg-. 1896, Mb — ;}48, 361-^-362. Ausgezeiclinete Schilderung der Lokalitäten (wahr- scheinlich aus dem Kremmener Luch), an denen versteckt Porzana parva lebt. 1896. Keicheldorf, A., [Schneeeulen und Seeadler in der Nähe von Berlin erlegt]; O.MB., J. Jahrg. 1896, 56—57. 1896. Keltger-Velthusen, Ueber das zweimalige Brüten einiger Stelzvögel; 0. MB., 4. Jahrg. 1896, 108—109. Beobachtungen aus der Umgegend von Spandau und Brandenburg über VaneJlus cristafas, Oedienemus crepitans, Scolopax ru.sticola und Scolopax gallinago. 1896. Ludwig, C, [Ueber das Vorkommen von Oti>i tetrax bei Buckow (Berlin)]; O.MB., 4. Jahrg. 1896, 115. 1890. Mährenthal, VON, [Ueber das Vorkommen Yon Erithacus philomela und E, svecicus im Mai bei Nauen]; 0. MB., 4. Jahrg-. 1896, 114. 1896. Nehring, A., [Das Wassergeflügel des Prierow-Sees bei Zossen]; D. J. Z., 1896, Bd. 27, 246—247. 1896. Nehring, A., [Thalassidroma pelagica bei Berlin (Hermsdorf) am 22. Dec. 1895 gefunden]; O.MB., 4. Jahrg. 1896, 40. 1896. Schulenburg, W. von. Schwarze Störche; B., 5. Jahrg.. Nr. 6, Sept. 1896, 2Ü6— 207. Brutplätze: Schutzbezirk Rauhbusch, Kummersdorf er Forst, bei Luckenwalde. 1896. Stimming, G., Ueber Ortygomeira parva (Scop.), das kleine Sumpfhuhn, in der Mark; 0. J., 1896, 158. Belichtet über das regelmäßige Brüten der Art bei Brandenburg a. d. Havel. 1896/97. Grimm, Paul, [Langschnäbliger Tannenhäher am 3. 11. 1896 bei Rathsdorf, Wriezen, geschossen]; D. J. Z., 1896 97. Bd. 28, 219. 1896/97. Grunow, H., [Ueber das Horsten des Uhus in Deutschland]; D. J. Z., 1896/97, Bd. 28, 830. Horstete 1887 bei Oderberg. 1890/97. Nehring, A., Nucifraga caryocatades macrorhynchun am 18. 10. 1896 bei Fürstenwerder, Prenzlau. erlegt]; D. J. Z., 1896/97, Bd. 28, 123. 1897. Altum, B., Der europäische Ibis, Plegadis falcmcllus L.' bei Eberswalde; 0. ^FB., 1897. 5. Jahrg.. 19—20. 7* 100 Bibliograi)hie. J897. Altum, B., Plegadi.^ faicinellm L. bei Eberswalde geschossen; D. Z., Bd. 29, '1897, 136. 18'.) 7. Bock, Otto, lieber das Horsten des Uhu in Deutsch- land: D. J. Z., 1897, Bd. 29, 40—41. In der Neumark wiederholt erlej^t (Forsti-at Godbeksen). 1872 in der Schorfheide. 1882 bei Joachimsthal. 1897. BüNGER, H., [Steinadler bei Senske, nahe Paulinenaue, erlegt]; 0. MB., 1897, 9. 1897. Friedel, E., [Die Schwäne und Enten in den Berliner Gewässern]; B., 6. Jahrg., Nr. 2, Mai 1897, 54—56. 1897. Hocke, H., Etwas über den schwarzen Storch; D. J. Z., 1897, Bd. 29, 348—349. 1897. Hocke, H., Ein märkisches Vogelidyll; G. W., 26. Jahrg. 1897, 20—21, 28—29. Beobachtungen über das Nistgeschäft des Schwarz- spechtes. 189 7. Hocke, H., Aus dem diesjährigen Vogelleben in Beilin und Umgebung. (Ein ornithologischer Jahresüberblick); G. W., 26. Jahrg. 1897. 309—310, 333, 338—340, 346—348, 3;j6-3.<7, 380-381. 1897. Kricheldoef, A., [Ueber einen Albino von Timmuculus alaudarius aus Berlin]; 0. MB., 5. Jahrg. 1897, 8. 1897. Kricheldorf, A., [Scoloimx rusticola in den Straßen von Berlin ergriffen]; 0. MB., 5. Jahrg. 1897, 181. 1897. Ludwig . . ., [Haliaetiis bei Friesack erlegt]; 0. MB., 1897, 47. 1897. Müller, Traugott, [Schwarze Störche]; B., 5. Jahrg., Nr. 12, März 189/, 479—480. 1896 Brutvogel in der Oberförsterei Havelberg. 1897. Paeske, [üeber Circus cyanem, erlegt im Dezember im Saatziger Kreise, Neumark]; J. f. 0., 45. Jahrg. 1897, 195. 1897. R..., Notizen aus dem Süden der Mark; Z. f. 0. H., 7. Jahrg. 1897, 22—23. Ort nicht angegeben. Locustella fluviatilis [?] wird als Brutvogel genannt. 1897. ScHALOw, H., [Ueber Massenzug von Archibuteo lagopus bei Börnecke, Bernau im Oktober 1896] ; J. f. 0., 45. Jahrg. 1 897, 192. 1897. Schering, A., Mitteilungen aus der Neumark; Z. f. 0. H., 6. Jahrg. 1897, 39—40, 42—4-1 Bibliographie. 10 [ 1897. Zache..., [Schwarze Störche]; B., 5. Jahrg., Nr. J2, März 1897, 480. Vorkommen bei Gr.-Besten (Königs- Wusterhausen), 1897. ..., [Briefliches aus Crossen]; Z. f. 0. H., 1897, 48. 1897. [Anon.], [lieber Massenzug von Archibutes lagoput< bei Bernau]; Sport im Bild, II, 1896, 687. 1897/98. Hocke, H., [Wanderfalk und Gänsesäger]; D. J. Z., 1897/98, Bd. 30, 509-510. Beobachtungen von der Havel. 1897/98. EuDOw . . ., [Eudytes arcticus und septentrmialis bei Lenzen a. Elbe erlegt]; D. J. Z., 1897/98, Bd. 30, 297. Exemplare in der Sammlung des Verfassers. 1898. Albeecht, G., [Adler in der Mark]; B., 7. Jahrg., Nr. 2, Mai 1898, 102. „Gewöhnlich werden die Adler dm-ch Sturm aus Rußland oder den südlichen Ländern nach der Mark ver- schlagen und horsten dann eine Zeitlang in den märkischen Fo]-sten." [! ? !] 1898. Flech . . ., [Brüten der Beutelmeise bei Peitz]; 0. MB., 6. Jahrg. 1898, 64—65. Das Nest, welches im Rohr gestanden haben soll, wurde nicht aufbewahrt. 1898. Fkiedel, E., [Truthahn und Perlhuhn]; B., 6. Jahrg., Nr. 12, März 1898, 522—526. Wann die Perlhühner in Brandenburg eingeführt worden sind, erscheint nicht gewiß. Jedenfalls kamen sie zur Zeit des Großen Kurfürsten vor. Beckmann erwähnt beide Arten nicht. 1898. Hocke, H., Weitere Beiträge zur Kenntnis unserer Entenarten; D. J. Z., 1898, Bd. 31, 728—731. 1898. IcKERT, H., Oologische Notizen aus der Mark; Z.f. O.H., 8. Jahrg. 1808, 1—2. 1898. Lucanus, F. von. Zur Biologie des Staares; M. D. V., 1898, 232—233. Über das Überwintern von Sturnus vulgaris in Berlin. 1898. Mäehrenthal, F. C. von, Der Balzflug der Sumpf- ohreule; D. J. Z., 1898, Bd. 31, 3!»5— 396. Beobachtungen aus Nauen. 102 Bibliogiiiphie. 18'J8. Mielki-:. P., Oologisclie Notizen; Z. f. 0. H., 8. Jalirg. 1898. 35—36. Mitteilungen aus dem Ober-Barnim. 1898. MüLLENHOFF, Kael, Ueber die ausgestorbenen und aussterbenden Tiere der Mark Brandenburg; B., 6. Jahrg., Nr. 10, Jan. 1898, ^33— 336. Der Verf. sagt, daß nach der letzten Statistik [wo?] in einem Jahre in der Provinz Brandenburg abgeschossen wurden: 206000 Rebhühner, 166 000 Krammetsvögel, 43 000 Wildenten, 12000 Falken, Habichte. Sperber, Bussarde, Weihen, 8700 Schnepfen, 5200 Wachteln, 3300 Eeiher, 920 Wildgänse, 900 Birkwild, 300 Trappen, 80 Eulen, 76 Kormorane, 33 Adler, 10 Uhus [? !j, 6 Auerwild. Ob diese Zahlen nicht der Eektiiikation bedürfen? Enthält viele Irrtümer, z. B. über das Seltenerwerden der Bartmeise (die noch nie für Brandenburg nachgewiesen wurde) und anderes mehr. 1898. Naüweeck, W., [Vorkommen des Girlitz bei Grünheide und der Blaurake bei Schlachtensee]; 0. MB., 6. Jahrg. 1898, ]30. 1898. Reichenüw, A., [ürinator glaciaUs in Wandlitz bei Bernau am 6. Nov. 1897 gefangen]; Ö. MB., 6. Jahrg. 1898, 5. 1898. ScHALOw, H., [Ueber das Vorkommen von Locustella ßuviatilis bei Baruth nach Mitteilungen Hocke's]; J. f. 0., 46. Jahrg. 1898, 138. Nach Krüger- Velthusen, der die betreffenden Eier untersuchen konnte, beziehen sich die Angaben auf L. naevia. 1898. Schulz, G., Oologische Notizen; Z. f. 0. H., 8. Jahrg. 1898, 34—35. Beobachtungen aus der Umgebung von Neustadt a. d. Dosse im Süden des Kreises Ruppin. 1898. [Anon.], [Hocke, H.], Notizen aus der Mark Branden- burg; Z. f. 0. H., 8. Jahrg. J898, 21—22, 26—28, 29—30. Beobachtungen meist nidologischer und oologischer Art aus den Kreisen Ober- und Nieder-Barnim, Havelland, Uckermark und einige wenige aus der Neumark. 1898. K. A., Fauna der Vögel eines Gartens im Centrum von Berlin; Natur u. Haus, VI, 1897/98, 295—296. Notiz über ein vorübergehendes Vorkommen des Girlitz im Frühjahr. Bibliogriii)hie. 103 181»8/99. Baumgaktel, H., [Aus dem Spree walcle] ; I). J. Z., 1898/99, Bd. 1832, 794. Notizen über das Eintreffen einzelner Arten im Frühling. 1899. Badewitz . . ., [Zwergtrappe ö im Mai 1898 bei Brusendorf, Teltow erlegt]; D.J.Z., 1899, 272. 1899. Hocke, H., Allerlei vom Storch; Natur u. Haus, VII, 1898/99, 126—128, 158— IGO. 1899. Hocke, H., Ueber das kleine Sumpfhuhn {Ortygometra parva Scop.) und seinen Aufenthalt; 0. M., 1899, 236—241. Beobachtungen aus dem Havelländischen Luch. 1899. Hocke, H., Ueber freundnachbarlich nistende Vögel; G. W., 28. Jahrg. 1899, 6—7, 11—13. 1899. Hocke, H., Ein Frühlingstag im märkischen Hochwald; G. W., 28. Jahrg. 1899, 126—127. 1899. Hocke, H., [Ueber das Brüten von Fuligula fuligula im Jahre 1899 im Havellande]; 0. MB., 1899, 113. 1899. Hocke, H.. Beobachtungen über Fischreiher; D. J. Z., 1899, 238—240. 1899. Hocke, H., Aus dem Leben der Krähen; D. J. Z., 1899, 741—744. 1899. Niemann . . ., Zur Kenntniß der Thurmschwalbe ; G. W., 28. Jahrg. 1899, 262—263. 1899. RöEiG, G., Ansammlungen von Vögeln in Nonnen- revieren; 0. M., 1899, 42—51. Enthält u. a. interessante Beobachtungen aus Branden- burg: Birkenwerder, Lehnin, Zechlin, Krossen, Reppen, Wittstock a. d. Bosse. 1899. ScHALow, H., Ueber das Vorkommen von Thalassidroma pelagica (L.) in der Mark Brandenburg; 0. MB., 7. Jahrg. 1899, 17—19. 1899. ScHALow, H., [Ueber Massenansammlungen von Störchen im Mai zwischen Falkenberg und Freien walde a. 0.]; 0. MB., 7. Jahrg. 1899, 110. 1899. Thielemann, R., Zwei Märztage 1899 in der Mark Brandenburg; 0. M., 1899, 186—192. 1899. Thielemann, R., Aus einer Reiherkolonie der Mark; Z. f. 0. R, 9. Jahrg. 1899, 1—2. 1899/1900. HoFFMANN, F., [Haliaetus bei Jühnsdorf 1899 erlegt]; D. J. Z., I899/Ii)00, 820. 104 Bibliographie. 1900. BüNdER, H., Oniitliolog-ische Erimiei'ung-eu aus der Mark 1899; 0. MB., 8. Jalirg. 190U, 54—56. 1900. Hocke, H., Aus dem Herbstleben unserer Vögel; G. W., 1900, 3—4, 10—11, 18, 26—27. Enthält viele Zeitangaben des Abzuges unserer Zug- vögel. 1900. Hocke. H., Berlin und seine Störche; Natur u, Haus, Vlir, 1899/1900, '301—302. 1900. Hocke, H., Beobachtungen über den Fisdmdler {PancUon haliaetus, L.); G. W., 1900, 90—91. Mitteilungen aus der Umgebung Berlins. 1900. Hocke, H., Am Wohngebiet des Brachpiepers {Anthus campestris, Linn.); G. W., 1900, 252—253, 259—260. Die Beobachtungsgebiete, mit trefflicher Schilderung der Lokalitäten, werden nicht genannt. 1900. Hocke, H., Ueber den Gänsesäger; G. W.. 1900, 363 bis 364, 370. Beobachtungen, besonders über das Nistgeschäft, aus dem Gebiet der Havel. 1900. Hocke, H., Beiträge zur Kenntniß unserer einheimischen Tierwelt; D. J. Z., 1900, 297—298. Vorkommen von Limosa melanura und Pormna pusilla, Brüten von Fuligula cristata im Kreise Osthavelland. 1900. Ludwig, C, [Ueber Vorkommen von Oallinula chloropus bei Küstrin im Anfang Januar]; 0. MB., 1900, Jahrg. 8, 42. 1900. Schulz, G., Notizen aus demEuppiner Kreise; Z. f. 0. H., 9. Jahrg., 1900, 37—38, 45—46; 10. Jahrg. 1901, 47—48. 1900. Thienen, H., Etwas vom Lerchen- und Wanderfalken; G. W., 1900, 250—251, 258—259. Beobaclitungen aus der weiteren Umgebung Berlins. 1900. [Anon.], Ornithologische und oologische Beobachtungen aus der Mark; Z. f. 0. H., 10. Jahrg. 1900, 9—10, 13—14, 17—18, 26—27, 29—30, 33—34, 37 und 42—43. 1900. P . . ., H., [Vorkommen des sibirischen Tannenhähers in der West-PriegnitzJ; G. W., 1900, 350. Notiz vom 14. Oktober 1900 aus Schilde. 1901. Bau. A.. Der letzte Fischadler im Grunewald bei Berlin; Z. f. 0.' H, 11. Jahrg. 1901, 124 — 125. Bibliographie. 105 1901. Hocke, H., Die „drei Eisheiligen" in Bezug auf unsere Vogelwelt; 0. M., 1901, 228—235. 1901. Hocke, H., [Colymhus ardicus Brutvogel im Kreise Arnswalde, NM. im Mai 1880]; Z. f. 0. H., 11. Jahrg. 1901, 78—79. 1901. Hocke. H., Ornithologische Beobachtungen aus der Mark; D. J. Z., 1901, 139—142, 632—535. 1901/02. Hocke, H., Ornithologische Beobachtungen aus dem 3. und 4. Quartal 1901; D. J. Z., 119—122, 535—538. 1901. Jacobi, A., [lieber eine Varietät der Stockente aus der Umgebung Berlins]; J. f. 0., 49. Jahrg. 1901, 276. 1901. MtJLLER, Max, [Ornithologische Mitteilungen aus der Mark]; Natur und Haus, IX. Jahrg. 1901, 429—430. Notizen aus dem Kreise Arnswalde. Cygnus olor Brutvogel auf dem Fischerfeldersee. Biibo maximus wiederholt gehorstet Oberförsterei Marien walde (bei Wolden- berg), Gyps fulvus bei Driesen 1896 erlegt. 1901. Neunzig, Karl, Aus dem Vogelleben Berlins; G. W., 1901, 5—6, 14—15, 22. 1901. ß — E, [Diesjährige Kukukseier in der Uckermark]; Z. f. 0., Hocke, XI, 1901, 67. 1901, Easchig, M., Etwas über den Eisvogel (Älcedo ispida) ; G. W., 1901, 86. Biologische Beobachtungen aus der Neumark. 1901. TH[ii^LEMANN], R., Eine phaenologische Skizze aus der Mark; Z. f. 0. H., 11. Jahrg. 1901, 100-104. 1901. ScH., G., Bericht über einen oologischen Ausflug in der Mark; Z. f. 0. H., 11. Jahrg. 1901, 125—126, 133—134. 1902. Bock, 0., [Bubo buho horstend in der Schorfheide]; Monatshefte des Allg. D. Jagdschutz-Ver. VII, Nr. 9, 1902, 137. Frühjahr 1873 Horst in einer hohlen Eiche mit Dunen jungen. 1902. Böhme, P., [Eintreffen des Mauerseglers in Berlin]; G. W., 1902, 100. Frühe Ankunft am 23. April. Neunzig fügt der Notiz die Beobachtung über das Erscheinen der Kauchschwalben am 23. April in Lehnitz an. 1902. Hocke, H., In Sachen Hohltaube und ^landelkrähe; 0. MS., 1902, 241—244. Veif. Aveist nacli, daß für beide Arten in Branden- burg eine staike Vermehrung stattgefunden habe. 106 Hiblii)p;rai>hio. 1902. HocKK, H., Ueber das klein« Suriipfhulni, Ortygometra parva (Scop.); 0. MS., 1902, 007—509, Taf. 19. Weitere Lebensbeobaclitungen aus dem (ifebiete des Havelländisclien Luchs. 1902. Hocke, H., Ueber die Brutzeit und Brutstätten mehrerei' Vogelarten unserer Gewässer; Z. f. 0. H., 12. Jahrg. 1902, 33—38, 50—53, ()8-70 und 89—91. 1902. Hocke, H.. Etwas über den kleinen Buntspecht; G. W., 1902, 57 und 6(). 1902. Hocke, H., Ueber sonderbare Niststätten des Sumpf - rohrsängers und des Gelbspötters; G. W., 1902, 100 — 101. 1902. Hocke. H., Ornithologische Beobachtungen im Wechsel des Jahres 1902;' G. W., 1902, 198-199, 214—215, 230-231, 238, 350—351, 374—375, 382—383, 390—391, 398—399 und 406. 1902. Mäheenthal, von, [Otus hrachyotus im Havelluch]; M. d. A. D. J. VIT, 1902, 141. 1902. E[üdiger] jun., Zusammenstellung der diesjährigen ge- sammelten Kukukseier in der Uckermark; Z, f. 0. H., Hocke, XII, 1902, 72—73. 1902. R[üdiger], W., [Erlegung eines Seeadlers bei Schöner- mark, Kr. Prenzlau, am 7. 3. 1902]; Z. f. 0. H., 1902, XII. Jahrg., 10. 1902. ScHALow, H., [Ueber den Abschuß von Fischraubzeug]; J. f. 0., 50. Jahrg. 1902, 124. 1902. Schulz, G., Oologische Notizen aus der Mark 1902; Z. f. 0. H., 12. Jahrg. 1902, 138—140. 1 902. Seidel, Heine., [Die Märzente als Brutvogel des Tier- gartens in Berlin]; 0. MS., 1902, 155—156. 1903. Hocke, H., Ueber rote und schwarze Gabelweihen und deren Eier; Z. f. 0. H., 13. Jahrg. 1903, 116—119. 1903. Hocke, H., Ornithologische Beobachtungen 1902, IV. Quartal; G. W., 1903, 100-101, 109 — 110. Mitteilungen aus dem Havelgebiet der Berliner Um- gegend. Notizen aus der Uckermark. 1903. Keohn, H., Der Fischreiher / und seine Verbreitung in Deutschland. / Mit einer Karte. Unter Benutzung zahlreicher amtlicher Berichte bearbeitet / von W. Keohn. / Verlagsvignette / Leipzig 1903 / Hermann Seemann Nachfolger. / 8" (90x137 mm) 103 S.S. Bücherei Heräian Schalow, Berlin. Bibliographie. 2^07 Nach einer kurzen naturg-escliiclitliclien Übersicht werden Mitteilungen über die Reiherbeize in Deutschland und England gegeben. Es folgt dann eine Übersicht der Verbreitung in Deutschland. Die Literatur ist nicht ausgiebig- benutzt worden. Für Brandenburg (S. 58—59) werden nur Kolonien bei Gramzow, Neu-Ruppin, Rathenow, Lindow und Krossen angegeben. Andere, in der Literatur bereits festgelegte, wie Tegel, Rangsdorf, Jühnsdorf, Peitz, Ottendorf, Schwedt, Schönebeck, Caputh, Flaue, Eichhorst, Duberow, Brodowin u. V. a. fehlen in der Arbeit. Eckstein (Landeskunde der Prov. Brandenburg, Bd. 1, :U5), der auch kein voll- ständiges Verzeichnis liefert, gibt doch, gegenüber den von Krohn genannten 5 Orten, wenigstens deren 30 an. 1903. Nehring, A., [Ringelgans am 2. Oct. 1902 bei Burschen, Zielenzig]; D. J. Z., 1903, 85. Wahrscheinlich aus der Gefangenschaft entflohen; vgl. D. J. Z., 1903, 140. 1903. RtTDiGER sen., Nest und Eier von Muscicapa parva; Z. f. 0. H., 12. Jahrg. 1903, 177—180. Beobachtungen aus verschiedenen Gebieten des Nordens der Mark. 1903. ScHALOw, H., [Buho huho bei Eberswalde erlegt]; J. f. 0., 51. Jahrg. 1903, 306. 1903. Schulz, G., Notizen aus der diesjährigen Brutperiode 1903; Z. f. 0. H., 13. Jahrg. 1903, 152—155. Beobachtungen aus dem Ruppiner Kreise. 1904. BtJNGEE, H., [Seidenschwänze im Reg.-Bez. Potsdam]; 0. MB., 12. Jahrg. 1904, 61. 1904. Geote, H., [Thalassidronia pelagica L. in der Mark]; 0. MB., 12. Jahrg. 1904, 169. Am 12. September 1903 wurde ein totes Exemplar in Eberswalde gefunden. 190i. Hocke, H., [Brutdaten aus der Mark] ;Z. f. O.H., 14. Jahrg. 1901, 61 — 62. 1904. Hocke, H., Betrachtungen über unseren Triel; G. W., 1904, 197—199. 1904. Kkausk. Pail, Ein Ausflug zu den Dubberower Reiher- horsten; G. W., 1904, 204—205. Enthält auch eine Notiz über das Brutvorkommen von h'crinus canarius ser'inus bei Klein-Küris. 108 Biblio<,n-;ipliie. 1904. Nehring, A., [Fuligida clangiila am Wolletzsee bei Angermünde brütend]; D. J. Z., 1904, 448. 1904. ScHULENBüEG, WiLiBALD VON. [Uebcr Ciconia nigra in der Mark und deren Erhaltung]; B., 12. Jahrg. 1903/04, 211—212. 1904. Steinhardt. [Ueber das Vorkommen von Otis tarda im Gebiet des Fläming]; B., 12. Jahrg. 1903/04, 212—214. Erscheinen im Winter, besonders nach Schneefall in der zweiten Hälfte des Januar oder der ersten des Februar, zu Hunderten in dem genannten Gelände. In schneearmen Wintern fehlen sie. 1904/05. Daelen, H. 0.. [Otis tetrax am 3. Sept. 1904 bei Baitz (Beizig) erlegt]; D. J.'Z., 1904 05, 106. 1905. Böhme, P., [Ankunft des Mauerseglers in Berlin]; G. W., 1905, 150. 28. April 1905. 1905. Böhme, P., [Abzug der Mauersegler aus Berlin]; G. ^^''., 1905, 255. 30. August 1905. 1905. Eckstein, C, [Das Vordringen des Girlitz (Serinus hortulanus Koch) in Deutschland]; Z. G., 1905, 52. Das erste Vorkommen des Girlitz ist für Eberswalde auf 1886 festzusetzen. 1905. Ehmke, [OyjJs fulvus am 16. Nov. 1902 bei Rehfelde beobachtet]; J. f. 0., 1905, 421. 1905. Feldt, H., [Zug und Verbreitung des rotsternigeu Blaukehlchens]; Schuster, Ornith. Rundschau, 1905, 23 — 24. 1905. Friedel, E., [Saatkrähen Colonie auf der Insel Neuen- hagen bei Oderberg]; B., 13. Jahrg. 1904/05, 262. 1905. Feomholz, R., [Fleberwinternde Kuhstelzen bei Ebers- walde und Ankunftsdaten]; G. W., 1905, 150—151. 1905. Garling, Max, Ornithologische Frühlingsbeobachtungen in Berlin und Umgebung; G. W., 1905, 251—252, 270—271 und 278—279. Notizen vornehmlich aus dem Norden von Berlin, jedoch ohne genaue Lokalitätsangaben (nach HocKE'schem Rezept). Lantus Senator soll alljährlich bei Berlin er- brütet werden[?]. Bibliographie. 109 190."). Geote, H., Beiträg'e zur lieimisclien Avifaiina (Aus der Vogelsammlung der Kg]. Forst- Akademie Eberswalde); 0. MB., i:^. Jahrg. 1905, 1—7. Berichtet über seltene iu der Mark erlegte Arten nach dem im Ebers wal der Museum befindlichen Material. 1905. Heinroth, 0., [Beizversuche mit Wanderfalken bei Berlin]; J. f. 0., 53. Jahrg. 1905, 246—247. 1905. Hocke H., Oologisches und Ornithologisches aus der Mark 1905: Z. f. 0. H., 15. Jahrg. 1905, 39—13, 52—53, 73—70, 88—89 und 116—119. Die Beobachtungen stammen meist aus der näheren oder weiteren Umgebung von Berlin und beziehen sich ausschließlich auf häufigere Arten. 1905. Hocke, H., Aus der diesjährigen Brutzeit unserer Vögel; D. J. Z., 1905, 699—701. 1905. Kanisch, Eknst. [Nyctkorax am 21. Mai 1905 bei Falkenhagen, Kr. Frankf. a. 0. erlegt]; D. J. Z., 1905, 478. 1905. Lucanus, F. von, [Buho huho in der Oberförsterei Hochzeit (Neumark) brütend]; J. f. 0., 1905, 53. Jahrg., 421. 1905. Neunzig, K., [Abzug der Rauchschwalben]; G. W., 1905, 311. Abzug der Hauptmenge bei Waidmannslust am 8. September. 1905. Neunzig, K., [Vereinzelte Rauchschwalben am 21. und 27. Oktober bei Waidmannslust und Hermsdorf]; G. W., 1905, 351. 1905. Passig, H., Ornithologische Beobachtungen am Eib- deiche; G. W., 292—294. 1905. PöTTEEs, Kael, [Ueber die 'i'rappen in der Mittel- mark]; B., 13. Jahrg. 1901/05, 149—150. 1905. ScHALOw, H., [Buho huho als Brutvogel der Groß- Schönebecker Forst]; J. f. 0., 53. Jahrg. 1905, 421. 1905. ScHALow, H., [Notizen aus der Umgegend von Berlin]; J. f. 0., 53. Jahrg. 1905, 421. Charadrius duhius brütend bei Wilmersdorf (Gelege im Märkischen Provinzial-Museum), Oedicnemus crepitans bei Tempelhof. 1905. Schülenburg, Wilibald von, [Ueber das Vorkommen von FuUca atra in der Mark]; B., 13. Jahi-g. 1904/05, 104. 110 Bibliographie. 1906. BuGow, K., Die Schädlichkeit der Krähe; Mitt. d. Fisch.- Ver. Prov. Brandenburg, 1906, 95—96. 1906. Ehmke, [Gyps fulvus bei Rehfelde]; J. f. 0., 1906, ;}23. 1906. Friedel, E., Edles Vogelwild in der Mark; B., 14. Jahrg. 1905/06, 301—302. Spielhahn, Fasan, Trappe, Wildgans, Rebhuhn. 1906. Hocke, H., [Ueber das Vorkommen von Phalaerocorax graculus L. am 11. Nov. 1905 an dei- Havel bei Schildhorn]; Z. f. 0. H., 16. Jahrg. 1906, 120. 1906. Hocke, H., [Sind Reiher zur Zeit Naturdenkmäler und als solche zu schützen?]; Ornith. Rundschau, 2. Jahrg. Ii06, 79. 1906. Hocke, H., Aus dem Leben unserer Grasmücken; G. W., 1906, 281—282, 289—290. 1906. RüDiGEE, Brüten der Waldschnepfe in der Mark; Z. f. 0. H., 16. Jahrg. 1906, 45 -46. 1906. Rüdiger sen.. Vom Schreiadlerhorst; Z. f. 0. H., 16. Jahrg. 1906, "133—135. Beobachtungen aus Eichhorst an der Schorfheide. 1906. ScHULENBUEG, W. VON, [Birkhühner (Spielwild) in der Mark]; B., 14. Jahrg. 1905/06, 562. 1907. Bau, A., Notizen zur Brutzeit des grauen Kranichs in der Mark; Z. f. 0. H., 17. Jahrg. 1907, 4—6. Beobachtungen von den Dachwiesen bei Großbeeren. 1907. Eckstein, K., Die flschereiliche Bedeutung einiger Vögel; Mitt. d. Fisch. Ver. Prov. Brandenburg, 1907, 76—78. Beigegeben eine Kai-te mit der Darstellung der Ver- breitung und des Vorkommens des schwarzen und weißen Storches und einem Verzeichnis der Reiherhorste und -kolonien. 1907. Garling, Max, Ornithologische Notizen aus der Mark; G. W., 1907, 45-46. 1907. Gaeling, Max, Plauderei über Steinschmätzer und Braunkehlchen; G. W., 1907, 148 -149. 1 907. Gbote, Heem., [Zum Vorkommen des Eisvogels in der Mark Brandenburg]; Z. G., 1907, 3.53. Wendet sich gegen die Behauptung Wilii. Schüster's, daß der Eisvogel in der Mark ausgerottet sei. Und mit vollem Recht. Bibliographie. \i]^ ] 907. Handtmann, E., [Trappen in der Mittelmark] ; B 1."). Jahrg. 190()/07, 272. 1907. Lucanus, F. von, [Erlegung einer Sperbereule im März 1907 bei AVollenberg, Neumark]; J. f. 0., 55. Jahrg. 1907, 475. 1907. EüDiGEE, W., Nest und Eier von Muscicapa atricapilla L.; 0. MS., 1907, 80—82. 1907. ScHULENBUKG, W. VON, Die Krähe, ein Fischfänger; Mitt. d. Fisch. Ver. Prov. Brandenbui'g, 1907, 32. 1908. Altmann,P., [Der Schwan als Eisbrecher]; Z.G., 1908,26. Beobachtungen aus A\Jiezen a. d. Oder. 1908. Böhme, P,. [Eintreffen der Mauersegler in Berlin]; G. W., 1908, 158. 30. April 1908. 1908. Böhme, P., [Abzug der Mauersegler aus Berlin]; G. ^Y.. 1908, 279. 1. — 2. August. 1908. BuGow, Kael, Fischerei und Wasservögel; Mitt. d. Fisch.Ver. Prov. Brandenburg, 1908, 31—34. 1908. Ehmke, [Drei verschiedene Grauammerformen bei Reh- felde]; J. f. 0., 1908, 303. 1908. Gaeling, M., Der Turmfalk {Cerchneis tinnuncula L.); G. W., 1908, 298-299, 306—307. 1908. Hocke, H., [Ueber das Erscheinen seltener Gäste]; Z. f. 0., 18. Jahrg. 1908, 133. Ueber Anser hrachyrhynchus bei Tamsel, Tadorna tadorna bei Guben, Branta hernida bei Fehrbellin. 1908. Hocke, H., Ueber die Wanderungen unserer Finken- vögel; G. W., 1908, 236—238. 1908. Keause, P., [Eisvögel (Älcedo ispida L.) in der Mark Brandenburg; Z. G., 1908, 92. Notizen aus Berlinchen in der Neumark. 1908. Lucanus, F. von. Die Liebesspiele des Blaukehlchens — Erithacus cyaneculus; 0. MB., 1908, 100. Beobachtungen aus dem Spreewald. 1908. MüHL, [Ueber das Vorkommen von Melanonyx hrachy- r7^?/7zc/^^/„ und Sachsen mit 18,2 '^j^. Die geographische Lage der genannten Gebiete erklärt diese Zahlen. 1. Brutvögel, welche zum größeren Teil im Winter im Ge- biet bleiben: Colymhus arcticus (L.). Larus ridibundus L. Nyroca fuligula (L.). Oüs tarda tarda L. Perdix perdix perdix (L.). Tetrao urogallus urogallus L. Lyrurus tetrix tetrix (L.). Ästur gentilis gentilis (L.). Accipite)' nisus nisus (L.). Buteo huteo huteo L. (?). Falco peregrinus peregrinus Tunst. Asio otus otus (L.), Syrnium aluco aluco (L.). Athene noctua noctua (Scop.). Systematisches Verzeichnis der Arten und Formen. 149 Strix guttata guttata Beehm. Dryocopus martius martius L. Dryobates major pinetorum Brehm. „ medius medius (L.). ,, minor hortorum Beehm. „ leucotos leucotos (Bechst.). Picus viridis pinetorum (Beehm). „ canus viridicanus Meyee & Wolf. Alcedo athis ispida L. Lanius excubitor excubitor L. Corvus corax corax L. „ cornix cornix L. „ corone corone L. „ frugilegus frugilegus L. Coloeus monedula spermologus (Vieill.). Fica pica pica (L.). Oarrulus glandarius glandarius (L.). Passer domesticus domesticus (L.). „ montanus montanus (L.). Coccothraustes coccothraustes coccothraustes (L.). Chloris chloris chloris (L.) Äcanthis cannahina canndbina (L.). Spinus spinus L. (?). Carduelis carduelis carduelis (L.). Pyrrhula pyrrhula minor Beehm. Emheriza calandra calandra L. „ citrinella sylvestris Beehm. Älauda arvensis arvensis L.? Galerida cristata cristata (L.). Certhia familiaris familiaris L. „ hrachydactyla brachydactyla Beehm. Sitta eaesia sordida Echw. Parus major major L. „ caeruleus caeruleus L. „ ater ater L. „ palustris communis Bald. „ atricapillus salicarius Beehm. „ cristatus mitratus Beehm. Aegithalos caudatus L. Regulus regulus regulus (L.). „ ignicapillus ignicapillus (Temm.). Troglodijtes troglodytes troglodytes (L.). Cinclus cinclus medius Beehm (?). Turdus philomelos ph'ilomelos Beehm. „ viscivorus viscivorus L. „ pilaris L. „ merula merula L. Erithacus rubecula rubecula (L.). 150 Systematisches Verzeichnis der Arten iiiul Formen. 2. Brutvögel, welche in einzelnen Individuen im Gebiet überwintern : Podiceps cristatus cristatus (L.). „ grisegena grisegena Bodd. (?). „ ruficollis ruficoUis (Pall.). Mergus merganser merganser L. (?). Nyroca ferina ferina (L.) (?). „ nyroca (Güldst.) (?). Anas platyrhynchos platyrhynchos L. Änser anser (L.) (?). GaUinago gallinago gallinago (L.) (?). Scolopax rusticola L. (?). Otis tetrax L. (?). Rallus aquaticus L. Gallinula chloropus ehloropus (L.). Fulica atra atra L. Botaurus stellaris stellaris (L,). Ardea cinerea cinerea L. Columba palumbus palumbus L. ÄquiJa pomarina pomarina Brehm ? Milvus niilvus milvus (L.) ? Falco tinnunculus tinnunculus L. Circus cyaneus cyaneus (L.). Äsio accipitrinus accipitrinus (Pall.). Sturnus vulgaris vulgaris (L.). Friyigilla coelehs coelehs L. Emheriza schoeniclus schoeniclus L. Motacilla alba alba L. „ cinerea cinerea Tünst. Budytes flavus flavus (L.). Prunella modularis modularis (L.)? 3. Brutvögel, welche im Winter das Gebiet verlassen: Podiceps grisegena griegena (Bodd.). „ nigricollis nigricoUis Bkehm. Sterna hirundo L. „ minuta minuta L. Hydrochelidon nigra nigra (L.). Glaucionetta clangula clangula (L.). Spatida clypeata (L.). Anas strepera L. „ querquedula (L.). „ crecca crecca (L.). Dafila acuta (L.) Mareca penelope (L.). Charadrius hiaticula hiaticula L. dubius curonicus Gm. Systematisches Verzeichnis der Arteu und Formen. 151 Vanellus vanellus (L.). Oedicnemus oedicnemus oedicnemus (L.). Pavoneella pugnax (L.). Acüüs hypoleucos (L.). Totanus totanus totanus (L.). „ ochropus ochropus L. „ glareola (L.). Limosa limosa limosa (L.). Numeniiis arquata arquata (L.). Oallinago media (Lath.) Limnocryptes gallinula (L.). Megalornis grus grus (L.). Cr ex er ex (L.). Porzana porzana (L.). „ parva (Scop.) Ciconia ciconia ciconia (L.). „ nigra (L.), Ixohrychus minutus (L.). Coturnix eoturnix coiurnix (L.). Columha oenas oenas L. Streptopelia turtur turtur L. Circus aeruginosus aeruginosus (L.). „ pygargus (L.). Circaetus gallicus (Gm.). Pernis apivorus apivorus (L.). Milvus migrans migrans (Bodd.). Pandion haliaetus haliaetus (L.). i^aico suhhuteo suhhuteo L. Cuculus canorus canorus L. Ji/ncc torquilla torquiUa L. Coracias garridus garrulus L. Upupa epops epops L. Caprimulgus europaeus europaeus L. Micropus apus apus (L.). Hirundo rustica rustica (L.). Delichon urhica urbica (L.). Riparia riparia riparia (L.). Muscicapa ficedula ficedula (L.). „ hypoleuca hypoleuca (Pall.). Erythrosterna parva parva Bechst. Lanius minor Gm. „ collurio coUurio L. ,, Senator Senator L. Oriolus oriolus oriolus (L.). Serinus canarius germanicus Laubm. Emberiza hortulana L. Änthus pratensis (L.)- „ trivialis triviaUs (L.). X52 Systematisches Verzeichnis der Arten und Formen Anthus campestris campedris L. Lullula arhorea arhorea (L.). Sylvia nisoria nisoria (Bechst.). „ hippolais hippolais L. „ communis communis Lath. „ curruca curruca (L.). „ atricapiUa atricapilla (L.). Acrocephalus arundinaceus arundinaceus (L.). „ streperus streperus (Vieill.). „ palustris (Bechst.). „ schoenohaenus (L.). „ aquaticus (Gm.). Locustella naevia naevia (Bodd.). „ luscinioides luscinioides (Savi). „ fluviatilis Wolf. Hypolais icterina (Vieill.). Phylloscopus collyhita collyhita (Vieill.). „ trochilus trochilus (L.). „ sihilatrix sihilatrix Bechst. Saxicola oenanthe grisea L. Pratincola rubetra rubetra (L.). „ torquata rubicola (L.). Phoenicurus phoenicurus phoenicurus (L.). „ ochrurus gibraltariensis (Gm.). Luscinia svecica cyanecula (Wolf). „ megarhynchos megarhynchos Brehm. „ luscinia (L.)? 4. Frühere Brutvögel, welche zurzeit nicht mehr im Gebiet brüten dürften: Phalacrocorax carbo subcormoranus Beehm. Cygnus olor (Gm.) (?). Äquila chrysaetos chrysaetos (L.). Bubo bubo bubo (L.). (?) 5. Arten, welche auf ihren Wanderungen das Gebiet regel- mäßig besuchen, in demselben bleiben bzw. dasselbe durchziehen oder überfliegen: Laras canus castus L. Mergus albellus L. Mareca penelope L. Anser fabalis fabalis (Lath.). Charadrius apricarius L. „ morinellus L. Pelidna alpina schimi (Beehm). Totanus erythropus (Fall.). „ nebularius nebularius (L.). Systematisches Verzeichnis der Arten und Formen. 153 Lanius excubitor rapax Beehm. Fringilla montifringiUa L, Aca7ithis fiavirostris flavirostris (L.). Linaria linaria linaria (L.). Plectrophenax nivalis nivalis L. Aegithalos roseus europaeus (Stejn.). Turdus musicus L. „ torquatus torquatus L. Luscinia svecica svecica L. ? 6. Unregelmäßige, seltene und vereinzelte Durchzügler und Wintergäste: Podiceps auritus (L). Mergus serrator L. Somateria mollissima mollissima (L.). Nyroca marila marila (L.). Änser fahalis arvensis Brehm. Cygnus cygnus (L.). Haematopus ostralegus ostralegus L. Äi'enaria interpres interpres (L.). Squatarola squatarola squatarola (L.). Canutus caniitus eanutus (L.). Pelidna temminckii (Leisl.). „ ferruginea (Beünn.). Numenius phaeopus phaeopus (L.). Loxia curvirostra curvirostra L. ,. pytyopsittacus Boekh. (Br.?). Cinclus clnclus cinclus (L.). 7. Zufällige Besucher des Gebietes aus dem Norden bzw.. Osten: Älca torda L. Uria grylle grylle L, Alle alle L. Colymhus immer Brunn. „ lumme (Gunn.). Stercorarius pomarinus Temm. „ parasiticus L. „ longicaudus Vi rill. Megalestris shua slcua Brunn. Laras argentatus argentatus L. „ marinus L. „ fuscus fuscus L. JRissa tridactyla tridactyla L. Oidemia nigra nigra (L.). „ fusca fusca (L.). Clangula hyemalis (L.). Tadorna tadorna (L.). 154 Systematisches Verzeichnis der Arten und Formen. Anser hrachyrhynchus Baillon. „ alhifrons (Scop.). Branta hernida hernicla (L.). „ leucopsis (Bechst.). Cygnus cygnus (L.). „ hetvicJcii heivickii Yaer. LoUpes lohatus (L.). Calidtis alba alba (Fall.). Archibuteo lagopus lagopus (Brunn.). Falco columbarius aesalon Tunst. Nydea nydea (L.). Surnia ulula ulula (L.). Cryptoglaux funer eus funer eas L. Picoides tridadylus tridadylus L. Bombycilla garrulus garrulus (L.), Äcanthis linaria holboelli (Brehm). Pinicola enudeator enudeator (L.). Carpodacus erythrinus erythrinus (Fall.). Pyrrhula pyrrhula pyrrhula (L.). Loxia leucoptera bifasciata (Brehm). Antlius sjnnoletta spinoletta (L.). Eremophila alpestris flava (Gm.). Parus cyanus cyanus Fall. Luscinia svecica gaethei Kleinschm. 8. Zufällige Besucher des Gebietes aus dem Nordosten und Osten: Terehia cinerea (Güld.). Syrrhaptes paradoxus (Fall.). Bonasa honasia bonasia (L.)? Circus macrourus (Gm.). Buteo buteo desertorum Daüd. Aquila danga Fall. Lanius excuhitor rapax Brehm. Nucifraga caryocatades caryocatades (L.). „ caryocatades macrorhynchus Brehm. Phylloscopus huniei praemium (Math. & Ired.). Turdus naumanni Temm. „ ruficollis atrogularis Temm. „ obscurus Gm. Geocichla sibirica sibirica Fall. 9. Zufällige Besucher des Gebietes aus dem Südosten: Hydrochelidon leucoptera (Temm.). Totanus stagnatUis stagnatilis Bechst. Nydicorax nydi corax nydicorax (L.). Ardeola ralloides ralloides (Sc(jp.). Ardea purpurea purpurea L.? Systematisches Verzeichnis der Arten uud Formen. 155 Egretta alba alha (L.). Äegypius monachus (L.). Gryps fulvus fulvits (Hablizl.). Fälco vespertinus vespertinus L. „ naumanni naumanni Fleisch. Pastor roseus (L.). 10. Zufällige Besucher des Gebietes aus dem Süden bzw. Südosten: Netta rufina (Pall.). Hiniantopus himantopiis (L.). Plegadis falcinellus falcinellus (L.), Platalea leucorodia leucorodia L. Clamator glandarkis (L.). Merops apiaster L. Micropus melba melba L. 11. Zufällige Besucher des Gebietes aus dem Westen und Nordwesten: Thalassidroma pelagica (L.). Sula hassana (L.). Platalea leucorodia leucorodia L.? 12. Für das Gebiet nicht mit Sicherheit nachgewiesene Formen: Larus minutus Pall. Casarca ferruginea (Pall.). Charadrius alexaiidrintis alexandrinus L. Ardeola ibis ibis (L.). Egretta garzetta garzetta (L.). Hieraetus fasciatus fasciatus (Vieill). Faleo rasticolus rasticolus L. Muscicapa collaris Bechst. Das nachfolgende Verzeichnis sucht diejenigen Vogelformen zusammenzustellen, welche in den angrenzenden Gebieten ge- funden, für die Mark Brandenburg aber noch nicht nachgewiesen worden sind. Leider sind die umliegenden Provinzen und Land- striche, wie ich schon wiederholt zu erwähnen Veranlassung fand, nur zu einem geringen Teil derartig durchforscht, daß eine ge- nauere Gegenüberstellung der Vogelformen derselben mit denen der Mark vorgenommen werden könnte. Nur Mecklenburg, Schlesien und das Königreich Sachsen, welch' letzteres vor kurzem durch eine fleißige Arbeit Kichard Hkyder's erschlossen worden ist, kommen dabei in Betracht. Leider fehlen noch immer brauch- bare und zuverlässige Arbeiten über das interessante Küsten- gebiet Pommerns wie über die Provinz Posen. Die vorhandene Veröffentlichung Eknst Hübnee's über Vorpommern und Rügen 156 Systematisches Verzeichnis der Arten und Formen. hat nur sehr bedingten Wert. Viel wichtiger ist die Arbeit Koske's über die im Greifswalder Universitätsmuseum befindlichen pommerschen Vögel (J. f. 0., 1919). An einer Vogelfauna West- preußens, von der wir Gutes erwarten dürfen, arbeitet bereits seit längerer Zeit Leopold Dobbeick in Altfließ. Ostpreußen, obgleich nicht an Brandenburg angrenzend, habe ich mit auf- genommen, weil dieses Gebiet ausgezeichnet durch Tischler er- forscht ist — vielleicht am besten von allen Gebieten Nord- deutschlands — und weil es mir nicht unmöglich erscheint, daß einzelne der dort vorkommenden östlichen Formen ihren Weg auch einmal nach dem Westen und damit nach Brandenburg, nehmen könnten. Für die Richtigkeit der Bestimmung der ein- zelnen Arten und deren Vorkommen in den betreffenden Gebieten muß ich den faunistischen Arbeiten, denen ich die Angaben ent- nommen, die Vertretung überlassen. Die Brutvögel der be- treffenden Gebiete sind durch ein + bezeichnet. § 2j d (^ 3 MS S-^ A Pm «2 a Numenkis tenuirostris Vieill Houbara undulatn macqiieenii (Geay-Hardw.) Ortygometra piisilla intermedia (Hekm.) . . Phoenicopterus antiquorum Erehm .... Egretta garzetta garzetta L Pteroclurus alcJiata (L.) Lagopus lagopus lagoims (L.) • • • • • • • Neophron percnopterus percnopterus (L.) . . Hieraaetus j^emiatus (Gm.) Bnteo buteo zimniermannae Ehmke .... „ ferox ferox Gm Falco rusticolus rusticolus L „ „ caiidicans Gm „ cherrug chemig Gr Otus scops scops (L.) Syrnium nebulosum lapponicum Thunb. . . ., uralense uralense (Fall.) .... Glaucidium passerinum passerinum (L.) . . Dryobates minor iransitivus Loud Picoides tridactylus alpinus Br Mnscicapa coUaris Bechst Coloeus mo7iedula collaris Dkum Petronia petronia petronia (L.) Äcanthis hornemanni cxüipes (Coues) . . . Calcarius lapponicxis lapponicns (L.) .... Etnberiza citrinella citrinella L „ rustica Fall. „ pusilla Fall „ leucocephalos Gm Anthus cerviniis (Fall.) „ richardi riehardi Vieill „ spinoletta littoralis Brehm . . . . Motacilla alba higubris Temm Budytes flava thiinbergi Billberg . . . . Tichodroma muraria L ? Sitta europaea homeyeri Hart „ „ caesia Wolf Parus palustris palustris L „ atricapillus borealis Selys „ cristatus cristatus L Panurus biarmicus biarmicus (L.) Prunella collaris collaris (Scop.) Phylloscopus collybita abietinus Nilss. . . . „ nitidus viridanus Blyth. . . . Turdus fuscatus Bechst „ torquatus alpestris Brehm Monticola saxatilis (L.) + + + + + + + Bei Durchsicht der vorstehenden Tabelle fallen vornehmlich diejenigen Arten besonders auf, welche in der Mark noch nicht gefunden worden sind, die aber bereits für Mecklenburg und Pommern einerseits und für das Königreich Sachsen und Schlesien 158 Systematisches Verzeichnis der Arten und Formen. andererseits nachgewiesen wurden. Um von den ersteren in die letztgenannten Gebiete zu gelangen müssen diese Arten natur- gemäß bei ihren Wanderungen aus dem Norden, die einen häufig, die anderen vielleicht nur vereinzelt und selten, die Mark un- bedingt berührt bzw. überflogen haben, ohne erlegt oder erkannt worden zu sein. Auf diese Arten und Formen wird daher in Zukunft ganz besonders geachtet werden müssen. Ein nach- haltiges Interesse beanspruchen ferner zweifellos auch diejenigen Bi-utvögel, wenn auch nur gelegentliche, der angrenzenden Ge- biete, welche in der Provinz Brandenburg noch nicht, bzw. nicht mehr, brütend, sondern nur als Zugwanderer oder zufällige Gäste beobachtet werden. Es dürften die folgenden sein: ^ , a d a a mca a> 3 3 CT fD C -n -t (/Q po fo Z3 (J) p. -1 I ,^ , P r* Faunistischer Teil. 203 weclislung- mit einer anderen Art handle, die er vielleicht unter dem Namen Rostente ei'halteu hatte. 50. Änser miser (L.). Die Graugans brütet, oft auch in bedeutenderer Anzahl, auf vielen größeren märkischen Landseen und ausgedehnten Tümpeln der Provinz. Wir kennen als Brutgebiete: den Plagesee bei Chorin — in neuester Zeit soll sie hier verschwunden sein — , den Prenzlauer See bei Prenzlau, verschiedene Havelinseln bei Brandenburg, die Seen bei Paretz, den Kölpinsee in der Ucker- mark, den Gülper See (bei Khinow), bei Pricken (Ascheeson und Bolle). Es werden ferner der Jeseriger Bruch bei Brandenburg a. d. H. (Keohn) wie die kleinen unzugänglichen Seen bei Götz, Kr. Zauch-Belzig (D. J. Z., 1910/11), genannt. Walter fand sie in mehreren Paaren auf den Havelinseln bei Rathenow. Nach RtJDiGER sen. brütete sie im Schutzbezirk Melzow, Oberförsterei Gramzow, Uckermark; nach Rüdiger jun. auf dem Ober-Ückersee und Blindowsee; nach Georg E. F. Schulz in der Nähe von Stolpe, Kr. Angermünde. Nach den Erkundi- gungen von Detmers ergeben sich ferner noch die folgenden Brutplätze: Parlow, Bolkendorf und Paarsteinsee, Kr. Anger- münde; Ferchesar, Stechow, Gapel, Landin, Mötzow und Weseram, sämtlich Kr. Westhavelland und Hertefeld, Osthavelland. Stimming verzeichnet Brutplätze im Jeseriger Bruch, am Rietzer und Götzer See. Auf der Dorfstraße des letztgenannten Ortes sieht man oft, wie mir Georg E. F. Schulz schreibt, zahlreiche ge- flügelte Wildgänse, welche die dortigen Bauern haben ausbrüten lassen. Bezüglich des Vorkommens in der Uckermark schreibt W. Geassmann: „Änser anser ist in der Uckermark überall an ge- eigneten Stellen Brutvogel. Wenn ich nun die Zahl der Brut- paare auf mindestens 100 schätze, so will ich damit nicht gesagt haben, daß es nicht auch 200 sein können, jedenfalls ist die Zahl größer, als im allgemeinen angenommen wird, da die Gans von der Brutzeit bis tief in den Sommer hinein sich fast un- sichtbar macht. Wer da nicht zufällig eine wandernde Gänse- familie trifft oder die Weidestellen auskundig gemacht hat, wird gerade im Brutrevier wenig von der Gans zu sehen bekommen; auf dem offenen Wasser habe ich sie in den Monaten April bis Juli nie gesehen." Am 14. April 1915 und an den folgenden Tagen traf ich die Art am Falkenhagener See bei Seegefeld, Kr. Osthavelland. Es wurde mir gesagt, daß die Gans dort niste, ich habe aber trotz längerer Beobachtungen kein Nest finden können und später auch keine jungen Vögel angetroffen. Im Gebiet des Golmer Luchs wie am ]\rellnse(» bei Joachimsthal, wo sie früher brütete, soll sie heute als nistende Art nicht mehr vorkommen. Für letzteren Ort bezeichnete sie mir Rüdiger (in litt.) noch für das Jahr 1<)]3 als Brutvogel. Ein einzelnes 204 Kaunistischer Teil. Paar beobachteten Heinkoih, v. Lucanüs und ich am 2. Mai 1916 im Golmer Luch; vielleicht nistet sie dort doch noch ver- einzelt. „Einsame tiefliegende Gegenden, große, wasserreiche, morastige Wüsteneien von Schilf und Rohr mit großen Wasser- flächen abwechselnd, wo die Ufer außer den Wasserpflanzen noch mit Gesträuch besetzt sind, große schilfreiche Seen und Landstriche von solcher Beschaffenheit sind die Orte, wo sie bisweilen in Menge beisammen nisten, und die sie alljährlich wieder beziehen, falls die Störungen und Veränderungen nicht zu auffallend sind. Insbesondere haben solche Gegenden den Vorzug, wo Viehweiden, Äcker und Wiesen nicht allzu entfernt sind." Diese Brutplatzschilderung Alexandee Bau's ist un- gemein bezeichnend auch für die Mark. Auf diesen Gebieten treffen in milderen Frühjahren Ausgang Februar, in kälteren im Beginn des März die oft schon gepaarten Brutvögel ein, um mit dem Brutgeschäft zu beginnen. Im April und Mai werden meist die Gelege, aus 6—10 Eiern bestehend, vollzählig. Doch sind auch schon nach Hocke am 21. März Gelege mit 6 — 7 Eiern und sogar in den ersten Tagen des April hochbebrütete Gelege gefunden worden. Am 1. Mai wurden brütende Weibchen be- obachtet. Die Jungen schlüpfen gegen Ende des Mai aus und verschwinden bereits Ende Juni aus den Gegenden, in denen sie erbrütet wurden. Die alten Vögel folgen dann meist gegen Ende des August bzw. im Anfang des September. Eiermaße (gem. 3 Eier): L. Max. 106 Min. 98 D. 103 mm Br. „ 68 „61 „ 65,3 „ (Berl. Museum). 51, Anser hrachyrhijnchus Baillon. MüHL, Helios, 24./25. Band, 1908, 20—21. — Hocke, Z. f. 0. u. 0., 1908/09, 133. Im November 1907 wurden von dem Gräfl. Förster Arp in Tamsel zwei Exemplare genannter Gans erlegt. Nach Mit- teilungen des Genannten „ist diese Art schon seit mehreren Jahren den Zügen der Saatgänse einzeln beigemischt, und es sind im Jahre 1905 unter 217 dort erlegten Gänsen 2, im Jahre 1906 unter 96 geschossenen (-iänsen 3 Exemplare dieser Art gewesen". Die beiden Exemplare, nach dem Verzeichnis (1. c. 51) ein ad. und ein juv. Vogel, wurden von dem Naturwissenschaftlichen Verein des Regierungsbezirkes Frankfurt (Oder) angekauft und befinden sich in dem Museum desselben in Frankfurt a. d. 0. im alten Lienauhause. Nach einer mir von Seilkopf zuge- gangenen Mitteilung sind auf den Etiketten der beiden Stücke als Daten der 16. und i;^]. November 1906 angegeben. Nur sehr wenige authentische Fälle des Vorkommens dieser hochuordischen Gans sind aus dem Gebiet der Ostsee bekannt Faunistischer Teil. 205 geworden. Für die Provinz Brandenburg ist die kurzschnäblige Gans durch das vorgenannte Vorkommen zum ersten Male nachgewiesen. 52. Anser fdbalis fabalis (Lath.j. Die Saatgans berührt auf iliren Durchzügen im Herbst und Frühjahr, oft in ungeheuren Scharen, die Mark Brandenburg. In der Gebend von Küstrin z. B. soll sie alljährlich in über- großer iVnzahl, vornehmlich in den kalten Wintermonaten, auf- treten. Die Gegenden um Buckow, Lichtenrade, Schönfeld sind beliebte Plätze für den Winteraufenthalt. Hesse beobachtete, wie in genannter Gegend am 24. November 11)12 Schwärme auf Schwärme erschienen, die zusannnen über 1000 Individuen zählen mochten. Wenn noch Schnee im Frühling auf den Feldern liegt, ei'scheinen schon Saatgänse in der Mark. Bereits Mitte Februar wird in einzelnen Flügen ihre Ankunft registriert, dann kommen sie in großen Scharen bis gegen den 20. März, dann Haut der Zug langsam ab. Im Herbst erscheinen sie um die Mitte des September, die Hauptzüge verlassen gegen Ende Oktobei- bis Ende März das Gebiet. Nur wenige bleiben dann noch, bis auch diese durch Kälte, Schnee und Frost vertrieben werden. Von dem Oologen Baumeister Thiele, der lange Jahre um Köpenick die Jagd ausübte und Saatgänse jagte, erhielt ich die folgenden Angaben über erstes Erscheinen im Frühling und Herbst. Er beobachtete die ersten Frühlingswanderer: 1881 15. Februar 1886 27. Februar 1882 18. 1887 29. 55 1883 1. März 1888 20. 55 1884 — 1889 1. März 1885 20. Februar 1890 — notierte als Herbsttermine für 1881 22. September 1886 2. Oktober 1882 27. 1887 — 1883 23. „ 1888 21. September 1884 29. „ 1889 29. 5? 1885 20. 1890 25. 55 Anfang Oktober 1916 traf ich auf den Feldern an der Havel bei Zehdenick ungeheure Scharen von Saatgänsen. Die- selben kamen aus direkt nördlicher Richtung, hielten sich zwei Tage auf und wanderten in südöstlicher Richtung weiter. Aus dem Osten der Provinz teilte mir Will mit, daß er bei Steinbusch von Ost nach West ziehende Gänse (ohne Orts- angabe) am 28. September 1915 und bei starkem Regen am 2. Oktober 1915 in mehreren Zügen beobachtet habe. Für den Frühlingszug verzeichnet er 26. Februar (1911), 8. ]\rärz (1912). 14. Februar (1913) und 15. Februar (1914). Nach dem außer- ordentlich harten Winter 1916,1917 tj-af ich in den Niedeiungs- 206 Faunisüscher Teil. gebieten der Havel zwischen Klein-Mutz und Zehdenick noch am 8. April ziehende Gänse. Richtung direkt Nordost. 53. Änser fahalis arvensis Beehm. Hesse, J. f. 0., 1912, 302 und 314. — id., J. f. 0., 1914, 345. Der ausgezeichneten Beobachtungsgabe Eeich Hesse's danken wir den Nachweis des Vorkommens dieser Form von Anser fahalis in der Mark Brandenburg. „Mit Sicherheit*', schreibt der Genannte (1. c. S. 345) „nur ein einziges Mal am 17. Dezember 1911 im Havelländischen Luch unweit Kienberg einen einzelnen Vogel, der sich isoliert von den Saatgänsen hielt, beobachtet." Dieser Mitteilung fügt der Genannte eine weitere an, nach welcher er am 24. November 1912 2 Individuen dieser Form, von einem Trupp von 20 Saatgänsen getrennt weidend, in der Gegend von Buckow und Lichtenrade antraf. Das eine Stück zeigte einen fast ganz rotgelben Schnabel (0. MB., 1914, 144). Ein weiteres märkisches Stück aus Küstrin (1904) steht im Frankfurter Museum. Sicherlich kommt diese Gans häufiger in der Mark vor, wird aber mit der typischen Saatgans, die im Winter in ungeheuren Scharen an passenden Lokalitäten ge- troffen wird, verwechselt. Viele Ornithologen nehmen diese Form von Änser fahalis Lath. = A. segetum Gm. nicht an und trennen sie nicht von der typischen Art, wie dies noch jüngst Hakteet in der Hand- list of British Birds (p. 129) getan hat. Ob mit Recht, wage ich auf Grund des mir zugänglichen geringen Materials nicht zu entscheiden. Jedenfalls hat Alpheeaky in seiner großen monographischen Arbeit (The Geese of Europe and Asia, 1905, 94—10"^ und 110 — 119) die differierenden Charaktere der beiden Formen nach der Untersuchung vieler Exemplare - 39 Indi- viduen von Anser fahalis arvensis — eingehend klargelegt und die Verschiedenheit der Schnäbel beider Gänse in bezug auf Färbung, Gestalt und Größe sorgfältig beschrieben. Da wir augenblicklich die allergeringsten Abweichungen einzelner Formen von nahe verwandten zur Abtrennung und Aufstellung neuer Subspezies benutzen, so werden viele Ornithologen nicht ein- sehen wollen, warum konstante und scharf charakterisierte Diffe- renzen, wie sie Anser fahalis fahalis und A. fahalis arvensis zeigen, nicht anerkannt werden sollen, selbst wenn es bis jetzt nicht möglich gewesen ist, die genaue geographische Verbreitung beider Formen, die meist zusammengeworfen werden, festzulegen. 54. A7iser alhifrons (Scop.). Die weißstirnige Gans muß als sehr seltener Durchzugvogel — Ende März bis Anfang April und November — der Mark bezeichnet werden. Das Berliner Museum besitzt mehrere Exemplare aus dem Gebiete, darunter eins aus der Gegend von Faunistischer Teil. 207 Rathenow, welches sich ursprünglich in der Jablonski "sehen Sammlung- befand. Auf dieses Exemplar bezieht sich auch die von Reichenow (J. f. 0., 1886, 402) geg'ebene Notiz über ein bei Rathenow erlegtes Stück der Weißstirngans. Fkomholz teilte mir (in litt.) mit, daß im Anfang Oktober 1913 ein alter Vogel der ^rt am Paarsteinsee bei Brodowin, Kr. Angermünde, geschossen wurde. Der Genannte hatte das Exemplar beim Präparator Zehfüss in Britz selbst in Händen gehabt. 55. Branta hernida bernicla (L.). Nach einer im Journal für Ornithologie (1892, 328) gegebenen Mitteilung beobachtete Leutnant von Wixteeeeld im Februar 18G6 bei rauhem kalten Wetter 8 — 10 Individuen der Ringelgans in der Nähe des Ortes Metzeltin, Kr. Templin. Die Vögel ruhten auf dem hart gefrorenen Sturzacker, erhoben sich beim Näher- kommen des Beobachters und strichen dann nach dem nahe gelegenen Buckwitzer See ab. Eine weitere anonyme und nicht zu kontrollierende Mitteilung über das Vorkommen obiger Gans in Brandenburg findet sich in der Gefiederten Welt (16. Jahrg. 1887, 198). Nach derselben wurde ein Exemplar am 10, März 1887 bei Glinde, in der Nähe von Schönebeck, erlegt. Selt- samerweise liegen aus dem vorgenannten Jahr noch zwei weitere Beobachtungen vor. Von Herrn De. Meineet erhielten wir die Nachricht, daß am 7. und 8. Oktober in der Nähe von Glöwen, Westpriegnitz, Ringelgänse beobachtet worden seien (J. f. 0., 1888, 112). Hartwig erweiterte diese Notiz und berichtete, daß von Hainz Scharen dieser Gans an dem vorgenannten Orte angetroffen wurden (J. f. 0., 1889, 74). Nach Haetwig be- hauptete der vogelkundige Glöwener Müllee, daß alljährlich Ringelgänse auf den dortigen Seen erscheinen. Nicht weit von Glöwen, in nordwestlicher Richtung, wurde im Anfang dieses Jahrhunderts ein Exemplar vorgenannter Gans von dem Bürger- meister Keumpa bei Lenzen a. d. Elbe geschossen. Dasselbe gelangte an die Bürgerschule genannten Städtchens und kam später in die Sammlung des Lehrers Hermanis^ Schütz in Lenzen. Herrn Wilh. Rüdigee verdanke ich ferner die Mitteilung, daß 2 Ringelgänse je im Winter 1910/11 und 1912/1.3 auf dem Paarsteinsee geschossen und beide von dem bekannten Präpa- rator Zeheüss in Britz bei Eberswalde gestopft wurden. Rüdiger hatte noch am 7. August 1916 Gelegenheit, das letzterlegte Exemplar bei dem Präparator zu sehen. Die Notiz über das Vorkommen genannter Gans, welche von Waase völlig gleichlautend an 2 Stellen desselben Jahrgangs der HocKE'schen Zeitschrift (1908/09, 1:33 und 191) gegeben und von Hesse (J. f. 0., 1914, 345) wiederholt wird, lautet: Ein Exemplar wurde von Herrn Ronnefahet in Tarnow bei Fehrbellin 1906 geschossen, von Seehase [in Neuruppin] präpai'iert, 208 Faunistischer Teil. der vor etwa 20 Jahren eboiifalls aus dem Kreise ein Exemplar zum Ausstopfen bekam. Ob das Stück Waase vorgelegen hat, teilt der Genannte nicht mit. Eine weitere Mitteilung über die Erlegung eines Exemplars in der Mark gibt Hesse (0. MB., 1914, 153). Er fand im Gast- iiaus zum schwarzen Adler in Brodowin (am Paarsteinsee) ein gestopftes Stück, welches nach Angabe des Wirtes von ihm etwa im April 1904 auf einem Acker unweit des Ortes erlegt worden ist. Hesse läßt die Frage offen, ob es nicht etwa ein der Gefangenschaft entwichenes Individuum gewesen sei. Da diese Gans sich oft bis zum Mai im Ostseelitoral herumtreibt, so könnte es sich nach dem obigen Datum immerhin um ein wildes Individuum gehandelt haben, um so mehr, als diese Gans mehrfach im Paarsteinseegebiet gefunden wurde. Branta hernicla hernicla besucht in den Monaten Oktober und November, meist in sehr großen Scharen, die Buchten der Ostsee und scheint auch häufiger, mehr als man es nach den vorhandenen Belegen annehmen kann, in das Binnenland zu streifen. Direkte Beweise hierfür sind allerdings wenige vor- handen. Nur die Provinz Schlesien besitzt eine Anzahl von Exemplaren, die sicher in dem genannten Gebiet erlegt wurden. Es ist zu verwundern, daß die Art aus der Provinz Branden- burg nicht früher nachgewiesen war. Aus dem angrenzenden Mecklenburg ist nur ein Fall des Vorkommens bekannt. Mitte November 1910 wurde ein Exemplar mehrere Tage bei Wassin beobachtet und später geschossen (Pohl). 56. Branta leucops'is Bechst. Außer einem in weit zurückliegender Zeit bei Schiedlo, Kr. Guben, erlegten Exemplar (siehe historische Notizen) kennen wir nur noch ein zweites Vorkommen in der Mark. Ratzebueg nennt ein bei Eberswalde gefundenes Stück ohne nähere An- gaben. Auch aus dem angrenzenden Mecklenburg sind nur wenige Binnenlandexemplare bekannt. Auf der Insel Poel, wo sie früher unbekannt war, hat sie sich seit 1899 häufiger gezeigt. In den Jahren 1909 (Herbst) und 1910 (Frühjahr) wurden wiederholt Flüge von 12 — 16 Stück auf genannter Insel beobachtet. Cygnidae, 57. Cyg}U(s olor (Gm.). Der Höckerschwan, der in halbwildem Zustande auf Spree und Havel seit Ende des sechzehnten Jahrhunderts in großen Mengen gehalten wird, ist als freilebender Vogel im Gebiet, allgemein gesprochen, nicht mehr häufig. Früher soll er auf den Seen bei Rathenow und bei Joachimsthal nach den Be- obachtungen zuveilässiser Oi'nitholoffen «ebrütet haben. Jetzt Faunistischer Teil. 209 ist er aus jenen Gegenden völlig verschwunden und kein einziger beglaubigter Fall des Vorkommens ist in letzterer Zeit bekannt geworden. In den Jahren, bis ungefähr 1880, soll er nach den Mitteilungen von Spiess ein regelmäßiger Brüter auf dem Stras- burger See im nördlichen Teile der Uckermark gewesen sein. Neuere Bestätigungen dieses interessanten Vorkommens fehlen. Nach Rüdiger (in litt.) brütete 1910 ein Paar auf dem Grimnitz- see. Hartwig bezeichnet den Höckerschwan noch 1889 als auf dem Eietzer See bei Alt-Friedland, Kr. Oberbarnim, seit längerer Zeit nistend. Es scheint, sagt der genannte Beobachter, als ob das Elternpaar regelmäßig zurückkommt, während die jährlich ausgekommenen Jungen nicht wieder erscheinen. Nach Max Müller nistete Cygnus olor noch 1901 auf dem Fischerfelder See bei Arnswalde in der Neumark. Im Jahre 1887 brütete er vereinzelt auf den Seen um Brandenburg. Nach Detmers' Er- kundigungen vom Jahre 1912 im Eeg.-Bez. Potsdam in Bolken- dorf, Paarstein, Grimnitz und Chorin vorkommend. Ferner wird er in neuester Zeit als Brutvogel vom Krebssee bei Brodowin — vielleicht identisch mit der Angabe von Detmers für Paar- stein bzw. Chorin — wie von anderen Seen des Angermünder Kreises angegeben. Im Winter erscheinen auf unseren großen märkischen Seen alljährlich wilde Schwäne in einzelnen Individuen. Eiermaße (gem. 15 Eier von halbwilden Individuen der Havelgebiete) : L. Max. 117 Min. 106 D. 111.7 mm Br. „ 75 „ 69 „ 71,9 „ 58. Cygnus cygnus (L.). Nur verhältnismäßig selten erscheint dieser Schwan auf dem Durchzuge, Anfang bis Ende Oktober und Anfang November und von Februar bis März, in der Mark Brandenburg. Eatzeburg registrierte ihn für Eberswalde, Schulz für die Neumark, ohne für letzteres Gebiet einen bestimmten Fundort anzugeben. H. Schwedhelm berichtet im St. Hubertus (Jahrg. II, 1893, 103), daß sich seit Anfang Januar 1893 auf der Löcknitz in Eidenburg bei Lenzen a. d. Elbe auf flachen, eisfreien Stellen mehrere Sing- schwäne, deren Anzahl durch neue Ankömmlinge bis auf ca. 45 Stück herauAvuchs, gezeigt hätten. 5 Stück wurden mit der Kugel erlegt. Waase gibt für den Kreis Osthavelland an, daß ein Exemplar Ende Oktober 1907 bei Fehrbellin gefangen (?) wurde. Weitere Mit- teilungen über das Vorkommen in der Mark danken wir Hj;sse. Er verzeichnet für das Rhinluch, am 12. März 1911 beobachtet, 2 alte und 1 jungen, am 26. desselben Monats und Jahres () alte und 1 jungen Vogel. Ferner fand genannter Beobachter 4 alte und 1 jungen Vogel am 12. März 1912 im Teltower Luch und je einen einzelnen Vogel am 19. und 26. März 1912 am Schwielowsee. An einem schönen warmen Tage, am 8. Oktober 14 210 Faunistischer Teil. 191 G, beobachtete ich ein Stück auf der Havel zwischen Zehdenick und Hammelspring. Das Gelb des Schnabels leuchtete prächtig in der Herbstsonne. Der Voj^el trieb sich lange auf dem Fluß und den angrenzenden ^^'iesen umher. Acht Tage si)äter hatten wir sehr kaltes Wetter. 59. Cygnus beivicJcii hetvicJcii Yaer. Von dem kleinen Singschwan gilt dasselbe wie von der vorgenannten Art. Ratzeburg führt ihn von Eberswalde auf. Oft vielleicht unerkannt und nicht registriert, mag er von Ende November bis Ausgang Februar unsere Mark durchstreifen. Charadriidae, GO. Haematopus ostralegus ostralegus L. Naumann und bereits vor ihm Beckstein weisen darauf hin, daß der Austernfischer einzeln an den märkischen Seen vor- gekommen sei, ohne jedoch bestimmte Daten hierüber mitzuteilen. Leider hat es sich nicht feststellen lassen, wie ich bereits oben bemerkte, von wem Beckstein bzw. Naumann die mannigfachen Angaben über das Vorkommen seltener Arten von Sumpf- und Schwimmvögeln in der Mark, die in den großen Wei'ken beider gegeben werden, erhalten haben. Wie bei vielen anderen Arten darf man wahrscheinlich auch vom Austernfischer sagen, daß er auf dem Zuge März — April und August — Oktober häufiger das Gebiet berührt, als man nach den wenigen bekannt gewordenen Fällen des Vorkommens an- zunehmen berechtigt ist. Nach den vorliegenden Notizen wurde er im Oderbruch ge- funden, Ratzeburg verzeichnet ihn für Eberswalde, Passow er- hielt ein Exemplar aus der Nauener Gegend, Bolle beobachtete einen kleinen Trupp genannter Vögel im Herbst 1875' mehrere Tage hindurch am Tegeler See. Das PAssow'sche Exemplar befand sich in der Sammlung der Kgl. landw. Hochschule, ist aber nach Hesse (J. f. 0., 1914, 345) daselbst nicht mehr vor- handen. Im Herbst 1887 wurde nach Kritger-Veltkusen an der Havel bei Brandenburg ein Exemplar geschossen. Sckütz besitzt ein Stück aus der Gegend von Lenzen a. d. Elbe, gleichfalls aus dem Jahre 1887. Am 24. September desselben Jahres wurde am Müggelsee bei Rahnsdorf von dem Förster Wienecke ein Exemplar erlegt, das zweite im Laufe von 15 Jahren. Am Grimnitzsee bei Joachimsthal wurde, wiederum im Jahre 1887, am 2. Oktober von Mützel, Nauwerck und mir ein Exemplar beobachtet. Da wir an verschiedenen, weit voneinander entfernt liegenden Stellen des Sees Austernfischer antrafen, so waren vielleicht mehrere Individuen zu gedachter Zeit in der genannten Gegend. Faunistiischer Teil. 211 Nach den vorstehenden Notizen scheint im Jahre 1887 ein stärkerer Besucli dieses Vogels in der Provinz stattgefunden zu haben. Kin Exemplar vom 21. September 188 in der Uckermark einige Individuen aus gi-ößeren Wanderzügen. In vielen märkischen Sammlungen beiluden sich Goldregenpfeifer aus den verschiedensten Gegenden des Gebietes. Es ist eine dei'jenigen Arten, die oft sehr zahlreich Avährend des Herbstzuges in der Mark angetroffen wird, die aber im Frühling während 14* 212 Faunistischer Teil. des Eückzuges seltener zur Beobachtung und zur Erlegung kommt. Das Vorkommen im Gebiet ist ein durchaus unregelmäßiges, scheint auch in den letzten Dezennien, vornehmlich im Nord- westen, spärlicher geworden zu sein. ()4. Charadrius moriitclhis L. Auf dem Herbstzuge, von Ende August, meist aber erst von Mitte September bis Ende Oktober, dürfte die Art, wenn auch nur in sehr geringer Menge, Brandenburg berühren. Während des Frühlingszuges soll sie nie im Gebiet beobachtet worden sein. Ein Gleiches gilt übrigens für alle angrenzenden Provinzen und Gebiete. Sichere Belegstücke sind in den Sammlungen vor- handen, aber sehr selten. 65. Charadrius hiaücula hiaticula L. Der Saudregenpfeifer ist nach den bisherigen Beobachtungen ein sehr sporadisch und lokal vorkommender Brutvogel der Provinz Brandenburg, dessen Verbreitung im Gebiet wir aber noch nicht genau kennen. Die Individuenmenge scheint abgenommen zu haben. Reg.-Rat Henrici fand im Jahre 1875 Eier dieser Charadrius- Art an den Matschdorfer Seen, ungefähr zwei Meilen von Frankfurt a. d. Oder. Ferner fand genannter Beobachter Ende Juni 1876 auf einer kahlen Sandlläche an der Oder bei Frankfurt ein 2 bis 3 Tage altes Junges dieses Vogels an einer Stelle, an der in früherer Zeit wiederholt Eier dieser Art auf- gefunden worden sind. Keügee-Velthusen bestätigte die vor- stehenden Angaben. Er teilte uns ferner mit, daß der Sand- regenpfeifer auch bei Brandenburg a. d. Havel regelmäßig brüte. Diese Beobachtung wird von Stimäiinci bestätigt, der die Art sogar als „ziemlich häufigen Brutvogel" für die sandigen Inseln der Havel bezeichnet. Der Sandregenpfeifer ist ein Sommervogel der Küstengebiete. Sein Vorkommen als brütende Form an den großen Binnenseen — auch in Mecklenburg ist er mehrfach gefunden worden — muß immer als eine Ausnahme bezeichnet werden. Während für die angrenzenden Gebiete meist Ende April als Beginn der Brutzeit genannt wird, finde ich für die Mark erst vom 20. Mai an Gelegefunde verzeichnet. (jß. Charadrius duhius curonicus Gm. Häufiger Brutvogel des ganzen Gebietes. Wie an allen Orten seines Vorkommens ist er auch in der Mark nicht an Flüsse und Seen mit kiesigen vegetationslosen Ufern bzw. weiten steinigen Vorlanden gebunden, sondern er kommt auch an versteckt ge- legenen sumpfigen Waldseen sowie auf sandigen Odflächen, die keine Verbindung mit dem Wasser besitzen, vor. In vielen Fauuistischer Teil. 213 Gegenden der Provinz gibt er solchen Geländen sogar vor anderen den Vorzug. So traf ihn z. B. Nauwerck am 15. Juli 1894 in einer weit ausgedehnten Sandgrube bei Tempelhof in der Nähe von Berlin, weit ab von jedem Gewässer. Ich fand ein Gelege von 3 Eiern (jetzt im Märkischen Museum) in der Nähe des Eingbahnhofs von Wilmersdorf auf Ödland, in nächster Nähe von viel besuchten und begangenen Wegen. x4uch hier ist kein Wasser in der Nähe. Hesse traf (1915) ein einzelnes Individuum der Art mitten in der Nauener Stadtforst an einer neu angelegten Sandgrube, die eine Grundwasserlache enthielt. „Kaum ist irgendwo eine derartige neue Ausschachtung oder ähnliches entstanden, ist der Flußregenpfeifer sicherlich einer der ersten und regelmäßigsten, oft der einzige Vogel, und sei es auch nur auf dem Durchzug, der sich an solchen Stellen einfindet, wenn nur immer Sand oder Kies und eine, wenn auch noch so kleine Wasserpfütze in der Nähe ist." Findet sich sein Nest im kiesigen Ufersand eines Flusses oder größeren Binnensees, so steht es doch meist weit ab von der Wasserlinie, inmitten größerer Steinflächen, wie sie an solchen Örtlichkeiten sich unmittelbai- am Wasser zu finden pflegen. Gewöhnlich trifft dieser Eegenpfeifer um die Mitte des April bei uns ein — der frühest beobachtete Termin ist der 13. April (KRtJGEE) — und verläßt das Gebiet, als letzten Termin, Ende September. Gelege wurden zwischen 3. Mai und 12. Juni gesammelt. Eierraaße (gem. 29 Eier): L. Max. 30,5 Min. 27 D. 29,1 mm Br. „ 22,5 „ 21 „ 21,7 „ Charadrius alexandrinus alexandrinus L. Schulz hält es für wahrscheinlich, daß diese Art (s. n. Charadrius albifrons Meyer) auf ihren Zügen auch Brandenburg berühre. Vangerow versieht sie mit einem Fragezeichen. Uns ist kein märkisches Exemplar bekannt geworden. Mützel, Nau- werck und ich beobachteten am 2. Oktober 1887 am Ufer des Grimnitzsees bei Joachimsthal mehrere Individuen eines Regen- pfeifers, die sich in dem schlickigen Ufersand, nach Nahrung suchend, herumtrieben. Wir waren geneigt, sie für obige Art anzusprechen. Die Vögel hatten ein breites weißes Stirnband, dunkle Flecken am Halse, aber keinen Halsring. Die Farbe der Füße war bei der ewigen Beweglichkeit der Vögel und dem be- wachsenen Sumpfterrain nicht möglich, durch das Glas zu er- kennen. Ich möchte das Vorkommen der Art in der Mark noch offen lassen. Für Mecklenburg, Pommern und Ostpreußen ist sie, wenn auch selten, nachgewiesen worden. Jedenfalls ist an geeigneten Orten während der Zugzeit auf 'diesen Regenpfeifer zu achten. Brütend kommt er in den Binnengebieten der nord- deutschen Tiefebene nicht vor. 214 Kaiinistischcr Teil. 67. Vanellus vanellus (L.). Der Kiebitz ist an allen, seinen Lebensgewolmlieiten zusagenden Örtliclikeiten ein sehr häufiger Brutvogel in der ganzen Mark. Er findet sich auf grasbestandenen Flächen, die im Frühjahr niedrige und tief gelegene Senkungen haben, auf weiten, nassen Wiesen, in ausgedehnten Bruchländereien, in Moorgebieten, die Wasserläufen angegliedert sind und hier und da kleine erhöhte, mit karger Vegetation besetzte Erhebungen zeigen. Der oft aus- gesprochenen Ansicht, daß die Brutstätten des Kiebitzes weitab von bewohnten Orten und von begangenen Wegen angelegt werden, kann man für die Mark nicht immer beipflichten. Auf dem damals bereits völlig umbauten Gelände der Judenwiesen im Nordwesten Berlins z. B., auf dem Terrain der Spreeschleife zwischen der Levetzow- und Gotzkowskybrücke, welches heute die Straßenzüge des neuen Hansaviertels trägt, brüteten bis zum Jahre 1897 regelmäßig einzelne Kiebitze. Brutpaare fand ich 1914 zwischen Reinickendorf und Hermsdorf, im Norden von Berlin, dicht an den viel befahrenen Geleisen der Nordbahn auf über- schwemmten Wiesen in unmittelbarer Nähe von kleinen Lauben- siedlungen. Gewöhnlich treffen die Kiebitze gegen Ende Februar und Anfang des März bei uns ein, die letzten gegen Ende ge- nannten Monats, Doch wird ihre Ankunft auch schon früher, z. B. im Jahre 1880 vom 19. Februar, gemeldet. Thiele ver- zeichnete die letzten Ankömmlinge bei Köpenick im Jahre 1884 am 29. März. Will gibt mir für die Neumark (Steinbusch) die folgenden Daten: 10. März (1910), 19. Februar (1911), 25. Fe- bruar (1912), 13. März (1915) und 22. Februar (1915). Der Anfang des Abzuges beginnt in den ersten Tagen des August und dauert bis gegen Ende des September. Doch wurden am 7. Oktober (Jablonski) noch vereinzelte Individuen beobachtet. Im allgemeinen findet die Brut zwischen Ende März und Ende April, je nach den Witterungsverhältnissen der Jahre, statt. Doch werden auch frühere Brüten gefunden. Hocke notiert ein volles Gelege bereits vom 12. März, ferner solche vom 18., 24. und 28. genannten Monats. Nachgelege stammen gewöhnlich aus der Mitte des Mai. In vielen Gegenden wird eine Abnahme der Individuenzahl, die auf die überall stattfindenden Meliorationen wie auf das oft unsinnige Zerstören der Nester zurückzuführen ist, beobachtet. Eiermaße (gem. 52 Stück): L. Max. 49 Min. 43 D. 46,2 mm Br. „34 „ 30 ,, 32,3 „ B,üDi(4Eii besitzt in seiner sehr reichen Sammlung märkischer Eier eine große Reihe von Abnormitäten in Form und Farbe. 68. Oedicnemus oedicnemus oeclicnemus (L.). Schulz führt in der Fauna marchica diese Art als „nicht sehr häufig" für die Mark auf, und Vangekow schreibt es nach. Faunistischer Teil. 215 Dies ist nicht der Fall. Der Triel, der als ein Dämniernngs- tier ein verstecktes Leben führt, kommt überall an passenden Stellen der Provinz vor, natürlich nur an solchen, die seinen Lebensbedingungen zusagen. In den getreidereichen Gebieten der ücker- und Neumark trifft man ihn nicht. Sandigen trockenen Gegenden, unregelmäßig mit Kiefern besetzt, die an einigen Stellen verkümmert, an anderen bereits mehrere Fuß hoch sein können, dürfte er selten fehlen. Dies sind seine Lieblingsplätze. In höheren Kiefernwaldungen, in denen er ebenfalls vorkommen soll, haben wir ihn nie angetroffen. Auch in Gebieten, die ziemlich reich an Wasser, Bruch und Sumpf sind, soll er nicht ganz fehlen, wenn er daselbst auch nicht so häufig wie in sandigen, etwas steinigen, sehr vegetationsarmeu Gegenden auftritt. Am 30. Juli 1882 wurde ein junger Vogel der Art auf dem alten Schramm- schen Holzplatz in der Chausseestraße, im Norden Berlins, er- griffen (0. C, 1882, 137), wohl ein Beweis dafür, daß der Triel damals noch im näheren Umkreise der Stadt Berlin brütete. Auch die von Bau auf dem Tempelhof er Felde am 21. August 1872 gefundenen Eier sprechen hierfür. Rijdigee fand ihn häufig in der Umgebung von Jüterbog und auf dem großen Schießplatz daselbst. Hesse gibt (1916) eine große Anzahl von Brutplätzen aus der weiteren Umgebung Berlins. Im ersten Drittel des April erscheint er in der Mark. Ankunftszeiten aus dem März sind mir unbekannt. Frühestens in den letzten Tagen des April wird das aus zwei Eiern bestehende Gelege gefunden. Die Brut- zeit umfaßt den Mai und Juni und wird hin und wieder bis in den Juli und darüber hinaus verlängert. Im Westen der Provinz scheint das letztere vornehmlich der Fall zu sein. Ein Gelege mit zwei etwa zwei Tage bebrüteten Eiern, von denen der brütende Vogel abflog, fand Bau, wie oben mitgeteilt, noch am 21. August. Bekanntlich liegen die Eier meist ohne Unterlage auf dem Erdboden. Bei Eberswalde fand Rüdiger vor einigen Jahren eine recht abweichende Nestlage. Der Triel 'hatte eine kleine Bodenvertiefung gewählt, als Unterlage Wild- und Kaninchen- losung, dazwischen Sand, so daß das Gelege sich besonders gut der Umgebung anpaßte (in litt.). Eiermaße (gem. 14 Eier): L. Max. 59 Min. 48,5 D. 53 mm Br. „ 40 „ 36,5 „ 38,03 „ Nach Schulz (Neustadt a. d. Dosse) auf Grund der Messung von 14 Eiern: L. Max. 58 Min. 50 D. 54 mm Br. ,. 40 „ 37 „ 38,5 „ Scolopffcidae. 69. Hhnantopus hlmantopus (L.). Drei sichere Nachweise des Vorkommens dieses sehr seltenen Gastes in der Provinz liegen vor. Ein bei Marwitz, Kr. Ost- 216 Faiinistischer Teil. liavellaiid, im Spätherbst ISCö geschossenes Exemplar befindet sich in der NoinLiNG'schen Privatsammlung. Ein zweites, im Sommer 18G9 an einem kleinen Tümpel in der Nähe von Ruppin geschossenes Stück stand in der Sammlung märkischer Vögel des bekannten Turnlehrers Dr. Feddern in Berlin. Ferner gibt Waase die Mitteilung, daß im Frühjahr 1889 ein Stück der Art bei Karwe erlegt worden sei. Dasselbe befindet sich im Zieten- Kreismuseum in Neuruppin. Die von Graf Roedern (Nau- niannia, 1853, 334:) veröffentlichte Angabe, daß die Art alljährlich in mehreren Paaren an einem See in der Gegend von Landsberg a. d. W. brüte, habe ich für die neuere Zeit durch Erkundigungen in dem dortigen Gebiet nicht bestätigen können. In einer oologischen Arbeit schreibst W. Pässler (Nau- mannia, 2. Heft, 1850, 50), daß Hauptmann von Zittwitz flug- bare Junge dieser Art aus der Gegend von Rathenow erhalten hätte. 70. Lohipes lohatus (L.). Berührt auf dem Zuge, vornehmlich im September, sehr selten das Gebiet. Ein Exemplar aus der Neumark, ohne nähere Fund- ortsangaben, besitzt das Museum in Berlin. Im Binnenlande, nahe dem Ostseelitoral, werden Exemplare dieses Wassertreters natürlich häufiger angetroffen als in den inneren Gebieten der Norddeutschen Tiefebene. Je weiter nach Süden, wird die Art auf dem Zuge immer seltener. 71. Calidris alba alba (Pall.). Das Zoologische Museum in Berlin besaß ein Exemplar der Art, ein ä im Winterkleide, aus der Gegend von Nauen. Wie Hesse mitteilt, ist dasselbe nicht mein- in der genannten Samm- lung vorhanden. In den Jahren 1873/74 hatte ich es daselbst noch gefunden. Diese nordische Art dürfte auf ihren Zügen nach südlichen Gebieten im Oktober und November wie auf dem Rück- zuge im April vereinzelt das Gebiet berühren, meist ohne erkannt oder erlegt zu werden. 72. Canutus canutus canutus (L.). Auf dem Zuge scheint die Art nur sehr selten das Gebiet zu berühren. Drei in der Mark erlegte Exemplare sind uns bekannt: ein Stück aus Mariendorf, Kr. Teltow (Fürst Radziwill), ein zweites aus der Uckermark ohne nähere Angaben (Schulz) und schließlich ein in der Sammlung von Dr. Stimming (Groß- Wusterwitz) befindliches drittes Stück Das letztere wurde von dem Besitzer am 5. Oktober 1893 am Ufer des Beetzsees beim Dorfe Beetzow erlegt. Es trieb sich zwischen kleinen Zügen von T. alpina schinzi am Ufer umher. Die Angabe Bechstein's (Gem. Naturg. Deutschlands, Bd. 3, 1793, 184), die Art bewohne Faimistischer Teil. 217 in Europa vorzüglicli einige Seen im Brandenburgischen, beruht natürlich auf einem Irrtum. Der isländische Strandläufer wandert wahrscheinlich, wie die meisten der verwandten Arten, von Mitte oder Ende August bis zum Anfang des November und auf der Rückwanderung nach den arktischen Brutplätzen von März bis Mai durch die Provinz. Im allgemeinen entfernt er sich nicht weit von dem Meer und hält sich streng an die Küsten. Nach Tischler ist er im Innern Ostpreußens noch nicht gefunden worden. Aus den südlich der Mark liegenden Gebieten Norddeutschlands sind nur wenige Exemplare, meist junge Individuen, bekannt geworden. 73. Terekia cinerea (GtJLD.) Krause, Z. f. 0., 1911, 57. Gelegentlich des Vorkommens eines Exemplars {ä im Winter- kleide) genannter Art am Niedersee, Kr. Schlawe (Hinterpommern), am 30. April 1910, nunmehr im Besitz des Museums zu Berlin, hatte ich eine kurze Übersicht des Vorkommens dieser sibirischen Art in Deutschland (J. f. 0., 1910, 171) gegeben. Aus derselben geht hervor, daß sie im norddeutschen Binnenlande sehr selten beobachtet worden ist. In meinen früheren Arbeiten über die Vogelfauna Branden- burgs fehlt Terehia cinerea. In einer kurzen Notiz Georg Krause's über seltenere Arten, welche von Gustav Stimming im Laufe vieler Jahrzehnte auf dem Beetzsee bei Brandenburg a. d. Havel erlegt wurden, wird auch Terehia cinerea genannt. Der Sohn des Genannten, Dr. Richard Stimming in Groß- Wusterwitz, teilte mir mit, daß sich das Skelett des vorgenannten Stückes noch in seiner Sammlung befinde. Das seltene Exemplar wurde nach des Genannten Mitteilung im Herbst bei Radewege am Ufer des vorerwähnten Beetzsees erlegt. Das genaue Datum war leider nicht festzustellen. 74. Pelidna alpina schinzi (Breh3i). Auf dem Zuge, besonders im Herbst, September und Oktober, wird der Ostseestrandläufei- nicht gerade selten an geeigneten Örtlichkeiten im Gebiet beobachtet. Eine große Anzahl dieser Vögel trafen Mützel, Nauwerck und ich am 2. Oktober 1887 am Grimnitzsee bei Joachimsthal. Die Vögel trieben sich in dem schlickigen Ufersand, nach Nahrung sucliend, umher und waren wenig scheu. In märkischen Sammlungen befinden sich meist im Herbst erlegte Belegexemplare dieser Art in größerer Anzahl. Hansmann brachte (Naumannia. 1855, 314) die Notiz, daß er auf dem Berliner lAlarkte im Frühjahre 1854 unter Kiebitz- eiern auch solche dieses Strandläufers gefunden habe. Vangerow, der diese Mitteilung ohne Quellenangabe nachdiuckt, schließt daraus, daß die Art Brutvogel der Provinz sei und versieht 218 Faunistischcr Teil. sie in .seinem Verzeichnis der Vögel des Gebietes mit einem Stern. Da die Art an den Ostseeküsten regelmäßig und nicht selten brütet, so ist ein Nisten auch im Binnenlande an ge- eigneten Lokalitäten natürlich nicht ganz ausgeschlossen, müßte aber doch sicherer belegt werden. Gegen die HANSMANN'sche Mitteilung scheint mir die Tatsache zu sprechen, daß bei uns in der Mark die Brutzeit des Kiebitzes im allgemeinen mit dem Monat April spätestens schließt, während Tringa alpina schinzi an den Ostseeküsten erst ungefähr mit der Mitte des Mai frühestens das Brutgeschäft beginnt. 75. Pelidna temminckii (Leisl.). Wir haben diesen Strandläufer nie im Gebiet beobachtet oder sichere Mitteilungen über erlegte Exemplare erhalten. Wir führen ihn auf die Autorität Boegc4eeve's (1. c. 117), der ihn im Oderbruch zweimal erlegt haben will, in dieser Arbeit auf. Die Belegstücke hierfür fehlen. Weitere Angaben über das Vorkommen dieser Art in der Provinz sind recht erwünscht. In den Küstengebieten wird diese Pelidna-Avi während der Zugzeit, häufiger im Frühling auf der Eückwanderung als im Herbst, regelmäßig und wohl alljährlich gefunden. Da sie auch wiederholt aus den südlich der Mark liegenden Gebieten registriert wird, so dürfte sie in der Mark gleichfalls vorkommen, aber oft- mals übersehen werden. 76. Pelldna ferruginea (Bkünn.). Seltener Durchzugsvogel der Provinz. In den Gebieten der Uckermark soll er nach den uns gewordenen Mitteilungen häufiger gefunden worden sein als in den übrigen Teilen der Mark. Schulz erhielt ihn aus Havelberg, Vangerow aus Königs- Wusterhausen, Radziwill aus Marwitz, Fehrmann aus der Um- gebung Berlins. Borggreve veröffentlichte die Mitteilung, daß er die Art einzeln zur Zugzeit im Oderbruch geschossen habe. Forstmeister zur Linde bezeichnet sie für Gramzow in der Uckermark (s. n. Tringa suharquata) als unbedingten Sommer- vogel. Doch dürfte hier eine Verwechselung untergelaufen sein. In seiner Sammlung im Märkischen Museum befinden sich keine Exemplare der Art. 77. Pelidna minuta minuta Leisl. Ich bin dieser Form, die mit Ausnahme von Posen und Westpreußen aus allen Brandenburg angrenzenden Gebieten bekannt ist, weder im Freien noch in märkischen Sammlungen begegnet. Die einzige Mitteilung über das Vorkommen derselben in der Mark besitze ich von Dr. Richard Stimming in Groß- Wusterwitz. Er teilte mir mit, daß er diesen asiatischen Strand- läufer in Gesellschaft von Tringa alpina am 10. Oktober 1890 Faunistisclier Teil. 219 und am 5. Oktober 1893 am Ufer des Beetzsees beim Dorfe Beetzow, bei Brandenburg' a. d. Havel, angetroffen habe. Ob Exemplare von ihm erlegt und für seine Sammlungen präpariert wurden, vermochte ich nicht in Erfahrung zu bringen. Ver- hältnismäßig häufig ist diese Pelidna-Art in den angrenzenden Gebieten gefunden worden, im Frühling auffallend häufiger als im Herbst. 78, Pavoncella pugnax (L,). Die iVnsicht von Schulz, daß der Kampfläufer in der Mark nur als Durchzügier vorkäme, ist selbst für 1845 eine irrige gewesen. In allen geeigneten Gegenden der Provinz kommt diese Art als Brutvogel vor. Sie lebt hier auf weiten Moor- flächen, in Brüchen mit geringster Hochvegetation und auf größeren nassen Wiesen. Gern hat sie Weideplätze, besonders wenn solche von schmaleren Gräben durchflössen oder mit gering ausgedehnten Tümpeln mit moorigen Rändern besetzt sind, in der Nähe ihrer Nistanlagen. Als Gebiete, in denen der Kampf- läufer häufig, Ende Mai und Anfang Juni, nistet, mögen hier genannt sein: Brandenburg a. d. H., Nauen, Marwitz, Veiten, Neustadt a. d. D., Rhinow, Oderbruch, Uckermark, Niederlausitz und viele Teile der Neumark. Die reichste und interessanteste Suite von Farbenvarietäten besitzt die Sammlung des Fürsten Radziwill. Die Exemplare derselben stammen zum größten Teile aus der Umgebung von Eberswalde und Freienwalde, ferner aus Nauen und Marwitz. Die Kampfläufer, die frühestens Ende April hier in der Mark einzutreffen pflegen, verlassen unser Gebiet meist im September, selten früher. Eiermaße (gem. 4 Eier): L. Max. 47 Min. 43 D. 44,7 mm Br. „ 32 „ 30 „ 31,6 „ (Berl. Museum.) 79. Acütis hypolcucos (L.). Nicht seltener Brutvogel des ganzen Gebietes. Wie Cliara- drius duhius curonicus liebt Äditis hypoleucos das kiesig sandige Vorland der Flüsse. Doch muß dasselbe gegen das Hinterland ansteigen und von letzterem durch Gebüsch, meist Erlen, Weiden, Hopfengeranke u. a. getrennt sein. In dem abgespülten Wurzel- werk und in der ausgewaschenen Grasnarbe finden sich, immer oberhalb der Winter-Flutmarke, die Nester. So habe ich die Art am Bober und an der Oder (Küstrin), so haben sie KnüciKK an der Havel und Elbe, Waltee an letzterem Fluß und Nau- WERCK an der Oder bei Freienwalde gefunden. Zuweilen steigt acütis über die Wassermarke hinauf und legt sein Nest am Fuße eines Wachholdci-busches an. Gern benutzt er größere Steine im Wasserbett, um von denselben ('mschau zu halten. In der Nähe Berlins hatten wir im .lahre 187l' auffallend häufig 220 Fauuisüscher Teil. Gelegenheit, ihn im Gebiet der Dahme bei Grünau zu beobachten. recht häufig ist er im Spreegebiet der südlichsten Niederlausitz. Er verläßt die Mark um die Mitte August und kehrt frühestens im Beginn des April zurück. Besonders auch im Herbst wird er zahlreich beobachtet. Die Brutzeit liegt in der Mark zwischen dem 21. April und 3. Juni. Eiermaße (gem. 7 Eier): L. Max. 38 Min. 34 D. 35,6 mm Br. „ 26,5 ,. 25 „ 26 „ (Berl. Museum.) 80. Totanus erythropus (Fall.), Beckstein bemerkt über das Vorkommen dieses Wasser- läufers, s. n. Totanus natans, daß er sich oft schon verirrt in der Mark Brandenburg gefunden habe, eine Mitteilung, die auch für heute noch berechtigt erscheint. Denn diese Art berührt regelmäßig auf ihren Zügen Ende August und Anfang bis Mitte April unsere Provinz. Bald erscheint sie in größeren Mengen, besonders im Beginn des Mai, oft 10 — 15 Individuen beieinander, wie dies auch in den östlicheren Teilen Norddeut'^chlands mehr- fach beobachtet wurde, bald wieder sehr vereinzelt. Boeggeeve teilte mit, daß er auf einer Jagd im Oderbruch im August 21 Stück erlegte. Bei Eberswalde (Ratzebukg), Berlin (Fehe- mann). Chorin (Altüm), Freienwalde (Eadziwill) ist die Art im Hochzeitskleide gesammelt worden, doch glaube ich nicht, daß diese Tatsache die Vermutung auszusprechen berechtigt, daß der dunkle Wasserläufer im Gebiet gebrütet habe, wie dies Tobias für die angrenzende Oberlausitz annimmt (J. f. 0., 1853, 214). Ein von Herrn Leutnant v. d. Knesebeck bei Nauen er- worbenes Ei, welches am 18. April 1883 einem Vogel aus dem Legschlauch geschnitten worden war, sollte dieser Art angehören. Da man das Brüten derselben bekanntlich nie in der Mark fest- gestellt hatte, so würde es außerordentlich interessant gewesen sein, wenn das Ei Totanus erythropus (Fall.) angehört hätte. Die Untersuchung desselben hat aber ergeben, daß es ein Ei von T. totanus gewesen ist (J. f. 0., 1883, 42i'). 81. Totanus totanus totanus (L.). Häufiger Brutvogel im ganzen Gebiet, wenn er auch in einzelnen Jahren in einigen Gegenden seltener auftritt. So war er z. B. in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in den Gebieten des Westhavellandes und der Westpriegnitz als Brutvogel seltener als in anderen Teilen der Provinz, während er sich in den folgenden Jahren dort wieder in alter Häufigkeit zeigte. Während der Zugzeit, Mitte September bis Anfang März, ist dieser Wasserläufer sehr zahlreich. An den sumpfigen Rändern Faiinistischer Teil. 221 der Seen und auf moorigen Wiesen in der Nähe von Viehweiden werden volle Gelege bereits um die Mitte des April, meist aber von Mai bis gegen Mitte des Juni gefunden. Eiermaße (gem. IS Eiei-): L. Max. 46 Min. 41 D. 43,2 mm Br. „ 31,5 „ 28,5 „ 29,8 „ Rüdiger sammelte bei Joachimsthal ein Gelege von 4 Eiern, von denen ein Exemplar völlig kugelrund ist (in litt.). 82. Totanus stagnatilis stagnatilis Bechst. Der erste und bis jetzt einzige Nachweis des Vorkommens dieser südosteuropäischeu Art im Gebiet der Mark Brandenburg wurde von Stimming (J. f. 0., 1892, 238) erbracht. Nach seiner Mitteilung wurde am 23. September 1887 ein Exemplar an dem Beetzsee bei Brandenburg erlegt. Leider fehlen nähere Angaben über diesen wertvollen Fund wie der Hinweis des Verbleibens des erlegten Stückes. Totanus stagnatilis ist im Binnenlaude Norddeutschlands, soweit es mit unserer Mark in Verbindung zu bringen ist, äußerst selten gefunden worden. F'ast aus allen Gebieten liegen Beob- achtungen, mehr oder minder zuverlässige, vor, aus denen allen aber hervorgeht, daß der Teichwasserläufer als äußerst seltener Besucher anzusehen ist. 83. Totanus ochropus ochropus L. Reichenow (0. MB., 1913, 174) hat nachgewiesen, daß die von Hartert (Hand-list Brit. Binds, 1912, 181, Anmerkung) gegebene Erklärung für den von ihm angenommenen Namen ochrophiis falsch sei, und daß diese, sich bei Linke (Syst. nat. 10 ed.) findende Schreibweise auf einem Druckfehler beruhe. Trotz aller Prioritätsgesetze und aller „Opinions" möchte ich mich den REiCHENOw'schen Ausführungen anschließen und mich auf den Boden Hermann von Ihering's (Nachrichtsblatt d. Deutsch. Malakozoologischen Ges., 1906, Nr. 1, 10) stellen, daß Namens- änderungen zulässig sind, wenn es sich um Schreibfehler, Druck- fehler und ähnliches handelt. Man kann doch nicht eine durch ein Versehen oder durch einen Irrtum entstandene, vom Autor durchaus unbeabsichtigte Namenschreibung nur deshalb, weil sie sich am Orte der ersten Beschreibung findet, annehmen, Avenn klar auf der Hand liegt, daß es sich um einen Druck- fehler handle. In dieser Dehnung sollten die Prioritätsgesetze keine Anwendung finden. Geschieht es aber dennoch, dann sind auch alle Regeln und „Opinions" nicht berechtigt zu bestimmen, daß vom Autor gegebene Dedikationsnamen wie Podoccs Heiuler- soni HuME, Calandrella llelnci v. Hoaf. und ungezählte andere mit einem Male klein geschrieben werden müssen. Die Be- schreiber der betreffenden Arten haben die Namen groß ge- 222 Faunisiischer Teil. schrieben. Werden aber bei der Drucklegung- der Diagnosen zufällig übersehene Druckfehler unangetastet und unver- ändert angenommen, so muß nach meinem Dafürhalten auch die von dem Autor beabsichtigte Schreibung der Personennamen ohne weiteres respektiert werden. — Allgemein gesi)rochen ist Totanus ochropus ein Bewohner und Brutvogel der ausgedehnten Waldbrüche der Mark Bran- denburg, Aber nicht nur in diesen findet er sich. Wo sicli Wasser mit umrandeten Moor und Sumpf findet, ob nun an Flüssen, Waldseen, Gräben, Tümpeln oder Lachen, ist er an- zutreffen, wenn er auch vielleicht in manchen Gebieten nur sehr vereinzelt vorkommen mag, vielfach aber auch bei seinem ver- steckten Leben übersehen wird. Gern nimmt er stille ruhige, in den hohen Bestand eingesenkte Waldseen mit breiten, üppig mit Vegetation bedeckten sumpfigen Randufern, die das Erreichen des in der Mark meist am Boden stehenden Nestes zur Un- möglichkeit machen. Die Seen müssen schmale Schilfkanten haben und, wie meist bei uns, von alten Kiefern umrahmt sein. Dieser Art sind hier seine Lieblingsstätten. Die Zeiten, in denen er noch in der Nähe Berlins an solchen Ortlichkeiten ständig, z. B. am Teufelssee, am Saubuchtmoor und an anderen Stellen des Grunewaldes als Brutvogel lebte, sind längpt verschwunden. Das letzte Brutvorkommeu am Teufelssee datiert aus den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Der alte Berliner Eier- sammler Feiedeich Will, der Lehrmeister Hocke's, sammelte an den letzgenannten Lokalitäten noch Eier dieses Wasser- läufers. WiLH. RtJDiGEE schreibt mir, daß er in den Jahren 1907 — 1911 jährlich über Frühjahr und Sommer hinaus in der Oberförsterei Grumsien Individuen dieses Wasserläufers antraf. Nester wurden nicht gefunden, doch ist mit Sicherheit anzu- nehmen, daß es sich um Brutvögel handelte. Nach Noack ist Totanus ochroptis ein ständiger Bewohner der großen Wald- gebiete nördlich von Landsberg a. d. Warthe, der von ihm fast an jedem größeren Waldbruch, deren es dort sehr viele gibt und jedes Jahr au denselben Stellen beobachtet wurde. Die Brutzeit beginnt in der Mark frühestens mit dem Beginn des Mai. Hocke verzeichnet volle Gelege vom 10. Mai. Aprilbruten dürften selten sein und finde ich solche in der Literatur nicht verzeichnet. Ganz vereinzelte Brüten werden bis zum 5. Juni genannt. Das Frankfurter Museum besitzt einen alten Vogel vom 13. April 1907, also vielleicht schon aus der Brutzeit, aus Lübbenau im Spreewalde. Zur Zugzeit — Anfang April und Mitte September bis Mitte Oktober — ist die Art in der Ucker- und Neumark sehr häufig gefunden worden. Sie kommt aber sicherlich auch in anderen Kreisen vor. Hesse fand sie Anfang August an den Teichen am Bucher Wald. Er nennt die Art einen „im Gebiet immerhin seltenen Durchzügler". Das hat zweifellos für die von ihm durchforschten- Gebiete Geltung, ob Faunistischer Teil. 223 diese Ansicht aber auch für andere Gelände der Mark, speziell jene des Nordens und Ostens, die richtige ist, muß späteren Untersuchungen zu entscheiden überlassen bleiben. Jedenfalls scheint T. ochropiis in den im Norden und im Osten angrenzenden Gebieten der Mark auf dem Zuge häutiger vorzukommen. Seilküpe hat vor kurzem Zugbeobachtungen aus der Gegend von Frankfurt a. d. Oder veröffentlicht. Er fand dort einige dieser Wasser- läufer vom 29. August bis zum 1. September. Aus seinen Aus- führungen scheint hervorzugehen, daß er die Art in der Frank- furter Gegend seltener getroffen habe. Eiermaße (gem. 4 Eier): L. Max. 41 Min. 37,5 D. 39,6 mm Br. „ 29 .. 23 „ 26,2 „ (Berl. Museum). 84. Totanus nehularius nehularius (L.). Während der Zugzeit, Anfang August und Mitte April, besonders im Herbst, in der Mark, lokal auftretend. Drei Exem- plare im Herbstkleid (2 d und I q) aus der Gegend von Freien- walde a. d. Oder befinden sich in der Sammlung Radziwill. 85. Totanus glareola (L.). Vangeeow bezeichnet in seiner Arbeit über die Vögel der Mark diese Art nur als Zugvogel. Wir haben sie zwar im Gebiet nie selbst brütend gefunden, doch liegt eine Anzahl von Beobachtungen vor, aus denen mit Sicherheit auf das Brüten in der Provinz geschlossen werden darf. So bezeichnet sie z. B. BoRGGEEVE als Brutvogel des Mitteloderbruches; Anfang Mai — die Zeit, in welcher die Art in Norddeutschland brütet — fand sie Ludwig im Nauener Luch und Jablonski schoß in zwei aufeinanderfolgenden Jahren an der Ostgrenze der Provinz bei Zion am 5. Juli 1885 und am 12. Juli 1886 Exemplare. Wenn auch nicht als häufig, wird sie doch für die Niederlausitz wie für die südlichen Teile der Neumark aufgeführt. Während des Herbstzuges, September und Anfang Oktober, wird sie regel- mäßig gefunden, wenn auch nur in geringerer Individuenzahl. Dasselbe gilt von dem Rückdurchzug im April und Mai. Eiermaße (gem. 4 Stück): L. Max. 38,1 Min. 36,2 D. 37,3 mm Br. „ 27 „ 25,9 „ 26,7 „ (Samml. J. Will, Steinbusch). 86. Limosa limosa limosa (L.). Das Vorkommen der schwarzschwänzigen Uferschnepfe war bis zum Jahre 1877 in der Provinz Brandenburg unbekannt. Es ist wohl anzunehmen, daß sie seit altersher ein Brutvogel des Gebietes gewesen, aber in den wenig zugänglichen Gebieten, 224 Faunisüscher Teil. in denen sie lebt, übersehen worden ist. Das Verdienst, das Vorkommen dieser Art, und zwai' als Brutvogel für Brandenburg, nacligewiesen zu haben, gebührt dem früheren Präparator am Zoolog. Museum, Lidwig, in Berlin, der ein Kxemplai-, ein 9, am 10. Mai 1877 in der Nähe von Nauen, Osthavelland, von einem Bauer kaufte, der dasselbe am Nest mit Schlingen gefangen hatte. Das Stück kam in das Berliner Museum. Dann mehrten sich langsam die Angaben über das Vorkommen, und zwar zunächst nur aus dem Gebiet von Nauen. Im Mai 1882 schoß Ludwig ein weiteres Exemplar. Im April 1887 wurde von Otto Bock ein d erlegt und am 12. Juli 1888 wurden mehrere Exemplare, ä und g, von Wilh. S(;hleicuer, dem damaligen Pächter der Nauener Jagd, daselbst geschossen. Und seit dieser Zeit hat die Art dann, immer als Brutvogel, teils in einzelnen Paaren, teils in kleineren Kolonien, nach den sorgfältigen Beobachtungen Hesse's in den havelländischen Luchgebieten ungemein zu- genommen. Der Genannte schätzte die Mindestzahl der Brut- paare im Havelluch 1912 auf 50—60 Stück. Später verschwanden sie hier, durch die Meliorationen vertrieben. Aber im benach- barten Rhinluch nahm die Zahl der brütenden Paare, von Hesse 1913 auf 40 — 50 geschätzt, zu. Auch in anderen Luchgebieten der Mark, z. B. bei Rhinow (Hesse) dürften die gleichen Ver- hältnisse sein: Anfangs mehrfach übersehen, dann in größerer Menge festgestellt und schließlich durch die Veränderung der Brutgebiete wieder vertrieben. Sicher liegen die Verhältnisse ebenso in den Nuthebrüchern, wo nach Hesse die Besiedlung mit dem Jahre 1912 aufgehört hat. Bereits Ende Juli, spätestens Anfang August, findet mit nordischen Durchzüglern zusammen der Abzug unserer märkischen Limosen statt. Anfang April erscheinen sie wieder. Das Brutgeschäft vollzieht sich in der Mark voruehmlich im Monat Mai. Hocke verzeichnet aus dem Jahre 1901 schon volle Gelege vom 18. April. Aus einzelnen angrenzenden Gebieten, z. B. aus Mecklen- burg, ist eine ständige Zunahme der Art als Brutvogel nach- gewiesen worden. Eiermaße (gem. 1 Ei): L. 55 mm, Br. 32 mm (Berl. Museum, Nauen). 87. Numenius arquata arqimta (L.). Die Keilhacke ist ein ziemlich häufiger Brutvogel aller passenden Gebiete der Mark. Besonders zahlreich als solchen kennen wir ihn aus der Priegnitz, der Rhin- und Havelluch- gebiete, des Westhavellandes (Götz, Mölzow, Weseram, Marzahne, Schmerzke, Wulist), der Gegend von Marienfelde, Großbeeren, Jüterbog, Treuenbrietzen und Neustadt a. d. D. Im Juni 1877 beobachteten wir die Art ungen>ein häufig im Spreewalde. In Paunisti scher Teil. 225 dem darauffolg-eiiden Jahre wurde sie daselbst nur ganz vereinzelt aufgefunden. Ob die große Trockenheit, die damals im Spree- walde heri'schte, und die wir damals als (lirund für das seltenere Auftreten annahmen, wirklich daran schuld war, möchte ich bezweifeln, nachdem ich die Art auch in trockenen Gebieten, z. B. am Fuße des Fläming, in größerer Menge gefunden habe. Ja Reichhelm in Treuenbriezen sagte mir, daß die Keilhacke trotz alljährlicher weitei-er Austrocknung des Gebietes an In- dividuenmenge gegen früher eher zugenommen habe. Bereits im März, oft auch erst um die Mitte des April, trifft der große Brachvogel an seinen Brutplätzen wieder ein. Die Brutzeit fällt meist in den Mai, doch wurden auch im April bereits volle Gelege gefunden. Je nach den Witterungsverhält- nissen liegen die ersten Gelege in den einzelnen Jahren weit auseinander. Am 25. April 1901 fand Hocke das erste volle Gelege dieses Vogels, im Jahre 1902 dagegen bereits am 12. des genannten Monats. Im August und September verlassen die Brachvögel die Mark. Ob einzelne Exemplare im Gebiet über- wintern, wie dies im Ostseelitoral geschieht, vermag ich nicht zu sagen. Eiermaße (gem. 22 Eier): L. Max. 68,5 Min. 64 D. 66,2 mm • Br. „ 47,5 „ 44 „ 46,2 „ Nach G. Schulz, Neustadt a. d. Dosse (gem. 12 Eier): L. Max. 71 Min. 61 D. 66 mm Br. „ 48 „ 46 „ 47 „ 88. Numenius phaeopus phaeopus (L.). Nur als sehr seltener Durchzugvogel ist dieser Brachvogel aus der Mark bekannt, wenn er auch wohl alle Jahre, wenn auch unregistriert, vorkommen dürfte. In den nördlichen Strichen der Ucker- und Neumark soll er im Herbst in größerer Anzahl beobachtet sein. Die beiden Exemplare der llADziwiLL-Sammlung tragen nur den Vermerk „Mark". In den Küstengebieten ist die Art ziemlich häufig, seltener dagegen im Binnenlande. Wenigstens gilt dies von den östlichen Ostseelitoralgebieten. Im Königreich Sachsen ist der Regen- brachvogel wiederholt vorgekommen. Sehr vereinzelte Nachweise besitzen wir aus der Provinz Sachsen und den anhaltinischen Landen. 89, Gällinago gallinago gallinago (L,), In allen Sumpfgegenden der Mark, auch in solchen von ge- ringerer Ausdehnung, ist die Bekassine ein nicht seltener Sommer- brutvogel. Im Frühjahr trifft sie oft in kleinen Scharen ein, meist von Mitte März an und geht, mehrere Individuen zu- sammenhaltend, zwischen September und Oktober wieder fort. Einzelne Exemplare sollen hier überwintern. Die Bekassine 15 226 Faunistischer Teil. brütet in der Provinz normaler Weise im Mai und Juni und macht häufig zwei Brüten. Drei Brüten dürften zu den seltensten Ausnahmen gehören. Hocke registriert Gelege schon vom 10. April und Walter fand noch Mitte Juli bebrütete Eier. Eiermaße (gem. 12 Eier): L. Max. 39 Min. 35,5 D. 37,5 mm Br. „ 28,5 „ 27 „ 27,9 „ 90. Oallinago media (Lath.). Allgemein nahm man früher an, daß die Art im Gebiet während des Zuges häufig sei, daß sie aber hier nicht brüte. Von Herrn Reg.-Rat Heneici in Frankfurt a. d. 0. erhielten wir die Mitteilung, daß sie in dem sogenannten Wolfsgarten in der Oberförsterei Lubiathfließ, Kr. Friedeberg, niste, doch hatte er selbst keine Eier aus dieser Lokalität in seiner Sammlung. Der erste sichere Nachweis des Brütens der Art in der Provinz stammt aus dem Jahre 1877. Am 3. Juni fand Alfred Brehm auf einem Wiesenbruch in der Nähe der Polenzschenke im Spreewalde, Kr. Lübben, ein Nest mit Eiern, welch' letztere in die Sammlung des Baumeisters Thiele in Köpenik kamen. Der alte Vogel wurde geschossen. Im Berliner Museum befindet sich ein altes Weibchen und ein noch zur Hälfte mit Dunen bekleideter junger Vogel, welche von Ludwig am 18, Juli 1890 im havelländischen Luch gesammelt wurden. Damit ist also das ehemalige Brüten dieser Form im havelländischen Luch erwiesen. In den letzten Jahren konnte sie dort nur als Durchzugsvogel konstatiert werden; ein einzelnes Stück sogar noch 1913 am 19. Oktober „an einem ganz kleinen Wasserloch unweit Ribbeckshorst in dem sonst schon völlig ausgetrockneten Luch" (Hesse). 91. Limnocryptes gallinula (L.). Auch von dieser Schnepfe besitzen wir die Mitteilung Henrici's über das Brüten derselben in Lubiathfließ (J. f. 0., 1876, 23). AVeitere Beobachtungen über das Nisten derselben fehlen, doch dürfte dies an mangelnder Beobachtung liegen. Während des Zuges. Ende September und Ende März, tritt sie bald in geringerer, bald in größerer Menge auf. Im Jahre 1887 wurden an einem Tage im Wüster Moor bei Brandenburg 12 Stück erlegt (Stimming). Das Berliner Museum besitzt ein ä aus Nauen, von LüDwif4 im April 1876 geschossen (Hesse). Eiermaße (gem. 14 Eier): L. Max. 41 Min. 37 D. 39,5 mm Br. „ 30 „ 24 „ 28,3 „ (Berl. Museum.) Diese Stücke stammen aus der großen Eier- sammlung Dr. Müller's (Berlin) und dürften sicher aus der Mark sein, da der Genannte nur im Gebiet gesammelt hat. Faunistischer Teil. 227 92. Scolopax rusticola (L.). Die Waldschnepfe brütet an passenden Orten der ganzen Mark, wenn auch meist nur einzehi in größereu Revieren mit gemischtem Baumbestand und dichtem Unterholz. Für das Gebiet der Mittelmark muß sie als nicht gerade häufiger Brutvogel be- zeichnet werden. Relativ nicht selten wird sie aus den süd- östlichen Kreisen der Provinz verzeichnet. Unserer früheren An- sicht über ihr Fehlen in größeren reinen Kiefernbeständen, die wir nach mehrjährigen eigenen Beobachtungen aussprachen, wurde von Walter widersprochen. Derselbe fand die Waldschnepfe in den Kiefernwaldungen von Reyersdorf, Kr. Templin, als regel- mäßigen Brutvogel. Daß sie während des Zuges in den vor- erwälinten Waldungen angetroffen wird, wie Jablonski erwähnt, haben wir nie bezweifelt. Ermattete Exemplare sind wiederholt in Berlin erlegt worden. Ein solches wurde mitten in der Stadt in der Elisabethstraße ergriffen. Fürst Radziwill schoß ein Exemplar in seinem Garten in der Wilhelmstraße. Das Stück befindet sich in seiner Sammlung. Die Ankunft und der Abzug der Waldschnepfe ist auch in der Mark starken Schwankungen unterworfen. Die Temperatur- verhältnisse spielen dabei naturgemäß eine sehr große Rolle. Im allgemeinen darf man sagen, daß die Angaben über die Ankunft in Norddeutschland — Monat Mai — für Brandenburg nicht zu- treffen. Die Termine sind meist als zu späte angegeben. Das früheste Ankunftsdatum finde ich mit dem 24. Februar bei einer Temperatur von — 1 " R. Der Zug dauert vom März an bis in den April hinein. Letztes Datum der 5. April. Der Abzug bzw. Durchzug beginnt Ende September und Anfang Oktober und wird oft bis Mitte Januar beobachtet. Vielleicht findet auch eine Überwinterung einzelner Individuen statt. Die Brutzeit fällt iu den Mai als Hauptmonat. Am 16. Mai fand W^altee, am 30. Mai Hocke volle Gelege, Doch kommen auch weit frühere Daten vor. Rüdiger verzeichnet ein solches vom 6. April. Die mehrfach aus dem Juli erwähnten Gelege dürften einer zweiten Brut an- gehören. Daß diese regelmäßig stattfindet unterliegt keinem Zweifel. Damit soll indessen nicht gesagt sein, daß alle Wald- schnepfen in der Mark zweimal brüten. Man darf indessen an- nehmen, daß diejenigen Individuen, die zu normaler Zeit zum Brüten kommen bzw. rechtzeitig im Frühling bei uns eintreffen, auch zw'ei Brüten machen. Ob die mehrfach erwähnten Angaben über ein Abnehmen der Brutschnepfen in unserer Mark den Tatsachen entsprechen, vermag ich nicht zu beurteilen. Mit Ausnahme der Mittelmark liegen hierüber kaum Beobachtungen vor. Eiermaße (gem. 4 Eier): L. Max. 42,5 Min. 41 D. 41,8 mm Br. „ 32,5 „ 32 „ 32,3 „ 15* 228 Faunistischer Teil. Otididae, 93. Otiü tarda tarda L. Dieser stattliche Vogel bewulint trotz aller Einscliräiikiuig' und Verminderung seiner Brutgebiete noch immer in sehr großer Menge die Provinz Brandenburg. In dichten und individuen- reichen Scharen, die aus hunderten von Vögeln bestehen, wie sie oft in den steppenartigen Wiesenniederungen um die Buschdörfer am nördlichen Fuße des Fläming beobachtet werden, wird der Trappe im Frühjahr, Herbst und AVinter in den flachen weiten Getreidegebieten angetroffen, die die Mark speziell im mittleren, westlichen und südwestlichen Teile in großer Anzahl aufweist. Selten scheint er in den nordwestlichen Gebieten der West- priegnitz. ScHtJTz besitzt in seiner Sammlung ein Stück, welches bei Lenzen a. d. Elbe geschossen ist, das einzige Exemplar aus jener Gegend in den letzten 30 Jahren. Früher direkt im Weich- bilde von Groß-Berlin vorkommend — sichere Beobachtungen liegen aus Marienfelde, Britz, Pankow, Reinickendorf, Buch, Heinersdorf, Friedrichsfelde, Malchow vor — , ist der Trappe durch die Änderungen des Geländes, durch Bebauung der früheren Roggen-, Klee- und Rapsfelder weiter in das Land hinausgedrängt worden. Man darf wohl sagen, daß die Art in allen Kreisen der Provinz dort augetroffen wird, wo sie die natürlichen Be- dingungen für ihre Existenz findet: Klee- und Futtermittelfelder von größerer Ausdehnung sowie weite Getreideschläge ebener Gegenden. Ich glaube, daß die Abnahme der Individuenzahl keine so übergroße ist, wie man vielfach annimmt. Hesse taxiert den Bestand der Art in der weiteren Umgebung Berlins noch heute auf mehrere hundert Individuen. Ganz im Süden scheint der Trappe auch in scheinbar geeigneten Örtlichkeiten nur in geringerer Zahl als Brutvogel aufzutreten. Im Osten ist er noch häufiger, aber sehr lokaler Nister. Wenngleich neben der Provinz Sachsen und dem Herzogtum Anhalt die Mark sicherlich das trappenreichste Gebiet der norddeutschen Tiefebene ist, wenn auch in vielen anderen Gebieten noch Trappen vorkommen, so scheinen mir doch die Zahlen, welche Hocke (Z. f. 0., 19. Jahrg., 1909/10, 104) für die in Preußen abgeschossenen Trappen an- gegeben hat, die ich natürlich nicht zu kontrollieren vermag, ganz unglaublich hohe zu sein. Um' so mehr scheint mir dies der Fall, wenn man erwägt, daß nur seitens des Königl. Hof- jagdamtes Trappenjagden in größerem Umfang und meistens nur einmal im Frühling pflegten abgehalten zu werden. Nach meinen Notizen wurden auf einer solchen Hofjagd in dem hauptsächlich vom Hofe bejagten Gebiet von Marienfelde, Britz, Buckow, Gr. und Kl. Zieten und Lichtenrade am 30. April 1874 — Kaiser Wilhelm der Große und Prinz August von Württemberg, beide enragierte Trappenjäger, nahmen an dieser Jagd teil — 23 Stück, am 29. April 1876 11 Stück, am 24. April 1882 10 Stück, am Faimlsüschcr Teil. 229 27. April 188G 17 Stück, am 30. April 1891 IG Stück erlegt. Dagegen schreibt Hocke, daß in Preußen von den Hofjagd- ämtern 1895/96 818 Trappen, im Jahre 1900 deren 820 geschossen wurden! In seiner verdienstvollen Zusammenstellung- jagdlich wichtiger Brutvögel in Deutschland führt Detmers nicht weniger als 44 märkische Reviere auf, in denen 1912 noch Trappen standen. Von diesen Revieren entfallen in der Provinz 29 auf den Reg.-Bez. Potsdam, also, allgemein gesprochen, auf die Ge- biete westlich der Oder, und 15 auf den Reg.-Bez. Frankfurt a. d. Oder. Rey gibt in seinem Werke über die Eier der Vögel Mittel- europas den Termin des Brütens sehr spät an. „Bei uns legt der Trappe meist erst im Juni, doch sind auch viel frühere Termine bekannt geworden." Das letztere ist als Regel für die Mark Brandenburg der Fall; Brüten aus dem Juni sind nur in geringerer Zahl bekannt. Hier einige Termine: 4. Mai (Grunack, Lichtenrade), 8. Mai (Keüger, Buckow), 12. Mai mit 3 Eiern (Hocke), 17. Mai (Walter, Heinersdorf). Eiermaße (gem. 21 Eier): L. Max. 85 Min. 72 D. 77,9 mm Br. „ 60 „52 „ 55,9 „ 94. Otis tetrax L. Das Vorkommen dieser südöstlichen Trappenart ist für Brandenburg mehrfach nachgewiesen worden, nicht nur als zu- fälligen Besucher, sondern auch als vereinzelten Brüter. Viel- fach sind Exemplare zur Brutzeit zur Beobachtung gekommen, wenn es auch nicht gelang, Nester und Gelege zu finden. Die Fauna marchica führt den Zwergtrappen nur in einer Anmerkung auf mit dem Bemerken, „scheint nur sehr selten in unserer Fauna vorzukommen und dann sind es mit Wahrschein- lichkeit nur junge Weibchen und Männchen, die man hier findet". Vangerow gibt fast wörtlich die gleiche Notiz. Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde von Dr. Bley in der Nähe von Strausberg ein g ge- schossen, welches im Besitz des Genannten blieb. 1875 soll ein zweites Exemplar, über dessen Verbleib wir nichts ermitteln konnten, gleichfalls bei Strausberg geschossen worden sein (J. f. 0., 1876, 25). Ein in der Nähe von Oderberg bereits 1850 erlegtes Exemplar besitzt die Sammlung der Forstakademie in Ebers walde. Im Jahre 1877 wurde nach einer Mitteilung Geheimrat Friedel's in der Nähe von Buckow, Kr. Teltow, von Stadtrat Kunz in Berlin ein Stück, wiederum ein g, erlegt. Krüger- Velthusen erwähnt eines bei Neu-Ruppin gesammelten Exemplars und Reichenow eines solchen aus dem Spree walde, im Januar 1892 geschossen (J. f. 0., 1892, 225). Was nun das Brutvorkommen in der Maik angeht, so wieder- holen wir hier die von uns früher gegebene Notiz (Z. f. d. 230 Fauiiistischar Teil. ges. 0., 1885, 9): Das Nest wurde von dem bekannten Naturalien- händler Feanz Kkicheldoef in Berlin im Mai 1883 in der Nähe von Fehrbellin, in jenem kleinen Stück festen Landes entdeckt, welches im Norden vom Rhin- und im Süden vom Havelländischen Luch umschlossen ist. Der brütende Vogel ging vom Neste ab, als Kricheldokf dicht vor demselben stand. Das Gelege bestand aus 2 Eiern, welche sich jetzt in der Sammlung des Genannten befinden. Eine zweite Mitteilung, die auf ein Brüten schließen läßt, gab nach Ludwig Wildmeister Luther (0. MB., 1896, 115). Anfang Juli 1896 beobachtete der Genannte in dem Revier von Buckow, in dem, wie erwähnt, bereits in früheren Jahren Otis tetrax geschossen w^orden ist, ein Exemplar. Ein Irrtum ist ausgeschlossen, da Luther den Vogel, der vor etwa einem Jahrzehnt mehrere Jahre hintereinander auf dem dortigen Königl. Hofjagdrevier sich aufhielt, genau kennt. Wenngleich dem Trappen alle nur mögliche Ruhe und Schonung im Gelände zuteil wurde, so gelang es dennoch nicht, etwas von einem eventuellen Nisten in Erfahrung zu bringen. Im Mai 1898 berichtet Badewitz über ein bei Brusendorf, Kr. Teltow, geschossenes Männchen. Am 17. Dezember 1904 schoß Prof. Pauli ein Exemplar bei Eberswalde (Grote) und am 3. September des genannten Jahres wurde ein Exemplar bei Baitz (Beizig) erlegt (Daelen). CrTuidae, 95. Megalornis grus grus (L.). Erich Hesse hat vor kurzem (J. f. 0., 1913, 618) eine aus- gezeichnete auf eigener Beobachtung fußende Darstellung des Vorkommens des Kranichs in den beiden großen Luchgebieten der Provinz Brandenburg, dem Havelländischen- und dem Rhinluch, unter Anfügung weitsichtiger, biologischer Mitteilungen gegeben. Dieselben gewähren ein abschließendes Bild eines großartigen, alljährlich benutzten Sammelplatzes der Kraniche vor ihrem Abflug nach ihren Brutrevieren im Frühjahr bzw. vor ihrem Aufbruch im Herbst nach dem Süden. Hesse hat durch seine Beobachtungen festgestellt, daß die Kraniche das, Havelländische Luch als Tagesaufenthalt zur Einnahme der Äsung und das unwegsamere, noch wildere Rhinluch zum Übernachten auf- suchen. Der tägliche Überflug während des Aufenthalts auf dieser Sammelstation geht gewöhnlich direkt über das kleine Dorf Linum. Die größte Ansammlung beobachtete Hesse am 13. Ok- tober 1912. Er schätzte sie auf 14000—15000 Individuen. Natürlich schreitet der Kranich, wie in vielen anderen mäi'kischen Gebieten, hier auch zur Brut. Die Zahl der Brutpaare scheint im allgemeinen in Brandenburg in den letzten 30 Jahren durch die Veränderung der Brutgebiete geringer gew^orden zu sein. Hiergegen spricht auch nicht die Tatsache, daß in einzelnen Gebieten sich noch heute Brutplätze des Kranichs befinden, die -J" H .^ 'S ci u öjO O) (U X) S c •a c o > X -*-> tn ,5 „ Bei einem von RtJDiGEK am 12. Juni 1912 am großen Wutzowsee, Oberförsterei Hochzeit, Kr. Arnswalde, gefundenen Gelege hatten die Eier statt der schwarzen Zeichnung große rote Flatschen. Ihiäidae, 102. Plegadis falcinellus falcinellus (L.). Diese Art, in Europa ein Bewohner der Mittelmeerländer, verirrt sich zuweilen in das Gebiet der Provinz. Aus älterer Zeit liegen Mitteilungen Ratzeburg 's über ein bei Eberswalde erlegtes Exemplar und Naumann's über einen am 3. Juni 1875 im Öderbruch geschossenen Vogel vor. Ein zweites, in demselben Gebiet gesammeltes Exemplai'. ein d, befindet sich im Zoolo- gischen Museum. Nauwekck berichtet über ein im Oktober 2^36 Fauiiistischer Teil. 1893 in der Nähe von Berlin erlegtes Exemplar ohne nähere Angabe des Fnndortes (0. MB., 1894, 95). Altum erwarb für die Sammlung der Eberswalder Forstakademie ein im zweiten Sommer stehendes Exemplar, welches aus einem Trupp von 4 Stück am 23. Oktober 1896 auf den ausgedehnten Wiesen- flächen bei Niederfinow, Kr. Angermünde, geschossen worden war (0. MB., 1897, 19 und D. Z., 18ü7, 196). Dr. Hartwich (in litt.) beobachtete in der Nähe von Havelberg, bei einer großen Frühjahrsüberschwemmung längere Zeit, „auf einer im Wasser stehenden Weide einen schlanken Vogel mit bräunlich- schwärzlichem Gefieder mit langem, nach unten gebogenem Schnabel von der ungefähren Größe eines Storches", welchen er für einen Sichler ansprach. 103. Platalea leucorodia leucorodia L. Es ist nur eine ältere Beobachtung über das Vorkommen der Art im Gebiet bekannt. Ratzeburg (1. c.) nennt ein bei Eberswalde erlegtes Exemplar. Das Stück befindet sich nicht in der Sammlung der Forstakademie. Das Vorkommen vereinzelter und versprengter Individuen nimmt nach Osten hin stark ab. Ciconiidae, 104. Ciconia ciconia ciconia (L.). Der Storch war noch um die Mitte des vergangenen Jahr- hunderts ein häufiger Bewohner unserer Mark, der namentlich in den Niederungsdörfern überall brütete. Jetzt ist seine Zahl erschreckend zurückgegangen und die Zeit wird kommen, daß er zu den sehr selten hier und da nur noch auftretenden Arten gezählt werden wiid. Aus dem Bannkreise Berlins ist er längst verschwunden. Der letzte Horst stand 1807 im Garten des Hauses Belle-AUiance-Platz 8. Nicht gerade häufig findet man heute noch in einem Dorf ein besetztes Nest auf der First des Hauses. Meist ist der Storch bereits aus unseren dörflichen Siedlungen verschwunden. Die Bemerkung Eckstein's, daß man allenthalben ein, vielleicht auch zwei Storchnester in den Dörfern finde, die seit Menschengedenken besetzt sind, dürfte, allgemein gesprochen, für die Mark heute nicht mehr zutreffen. Georg E. F. Schulz schreibt mir, daß der weiße Storch in der Ucker- mark vor ca. 10 — 15 Jahren noch ein häufiger Brutvogel ge- wesen sei. In dem Dorfe Ellingen, Kr. Prenzlau, z. B. war auf jeder Scheune ein Nest, oft waren zwei auf einem Dach. Das Dorf Hardenbeck besaß vor 40 Jahren noch neun Nester, heute nur noch eins. Vielen Gegenden des Zauch-Belziger Kreises fehlt er bereits fast ganz. Wenn man durch die dortigen Dörfer fährt, sieht man überall noch Nester, aber sie sind leer und bereits seit Jahren unbezogen. In Gr.-Ziethen, Kr. Angermünde, soll sich Fannistischer Teil. 237 noch eine ganze Kolonie nach Eckstein befinden; nicht weniger wie zwölf bewohnte Nester kann man dort zählen neben etwa halb so vielen, die seit Jahren verlassen, eine eigenartige Flora tragen. Ich habe diese Gegend nie besnclit. Wiederholt ist der weiße Storch in den Bruchdijrfern des Oderbiuciis auf einzelnen alten Walnußbäumen horstend gefunden worden^). Boeggeeve teilte mit, daß er in einzelnen Gegenden der Provinz Pärchen der Art auch im Walde horstend fand. Wir haben zwar das letztere nie beobachtet, fanden aber wiederholt in großen, aus- gedehnten Forsten einzelne Störche, weit ab von jeder mensch- lichen Niederlassung, meist allerdings im Herbst, wo sie auf Bäumen übernachten. In der Nähe von Reetz, Kr. Arnswalde, befindet sich nach Eckstein eine Storchkolonie, deren Horste auf Bäumen stehen. Rüdiger teilte mir mit, daß diese Angabe Eckstein's eine irrtümliche sei. Dagegen hat Hesse (0. M., iyl4, 155) auf ein kolonieweises Horsten des weißen Storches bei Krausnick im unteren Spreewald, Kr. Luckau, hingewiesen. „Auf einer Blöße befindet sich auf einigen mächtigen alten Eichen eine Storchkolonie. 1912 waren außer Resten bereits zerstörter noch etwa 10 Horste vorhanden, von denen aber nur die Hälfte besetzt war. Bis ungefähr 1904 sollen hier ca. 40 Horste vorhanden gewesen sein, davon sieben auf einer Eiche. Also auch hier Rückgang der Störche, obwohl selbst 1912 noch leere Horste für weitere Brutpaare zur Verfügung gestanden hätten." Nicht nur im Herbst sieht man auch jetzt noch weiße Störche in größeren Scharen, sondern auch im Frühjahr hat man dies an geeigneten Stellen zu beobachten Gelegenheit. So fanden wir am Abend des 21. Mai 1899 zwischen Freienwalde a. d. 0. und Falkenberg eine größere Zahl dieser prächtigen Vögel. Während bekanntlich im Niederoderbruch von Freienwalde tal- aufwärts nach Wriezen zu die Bruchländereien durch die hier befindlichen zwei Schöpfwerke wasserfrei gehalten werden, ist die große Bruchniederung zwischen Freienwalde und Falkenberg, die noch kein Schöpfwerk besitzt und zur Heugewinnung benutzt wird, vom Stauwasser der Oder weithin überflutet. Auf diesen Bruchwiesen nun war eine Anzahl von Störchen versammelt, wie wir sie bis dahin, selbst nicht im Spreewald im Herbst, bei- sammen gesehen haben. Wir zählten in der Nähe des Bahn- damms 93 Individuen. Man nahm früher an, daß dies unbeweibte Männchen seien, die sich im Frühjahr zusammen zu scharen und vielfach, nicht immer, den Sommer hindurch zusammen zu halten pflegen. Man nennt solche Störclie in der Mark „jüste Störche". Die Untersuchungen Thienemann's haben aber gezeigt, daß die ') Die Abbildutif^- eines Slorchnestes auf einer Linde im Kitterputs- garten von Deutsch-Baselitz in der Anüshaiiptmanrischaft Kamenz, üstsachsen, findet sicli im 6. -Bande (S. lüH) der Mitteilungen des Laudesvereins sächs. Heimatschutz, 1917. 238 Faunistischer Teil. vor und während der Brutzeit sich herumtreibenden, nicht nistenden Störche keineswegs, wie aucli Fe. v. Lucanus betont, nur überzählige Männchen sind, sondern daß der alte Vogel beider Geschlechter nicht in jedem Jahre horstet, vielmehr ab und zu Pausen im Brutgeschäft eintreten läßt. Die Ankunft des weißen Storches liegt in Brandenburg zwischen Mitte Februar — früheste Notiz am 16. genannten Monats — und Anfang bis Ende April (17. April nach Hocke, 27. April nach Helfer); Will bezeichnet für Steinbusch (Neu- mark) den 9. April (1910), 7. April (1011), 11. April (1912) als Ankunftsdaten. Der Abzug fällt in die Zeit von frühestens 14. August bis zum Ende dieses Monats. E. Kleiner beob- achtete am 21. August 1915 über Steglitz in der Richtung NNW nach SSO eine große Zahl von ziehenden Störchen, die er auf 3 — 400 Stück schätzte. Für den gleichen Tag gibt Dr. Schaff eine Mitteilung aus Küstrin. Beide Beobachter be- zeichnen den Termin als einige Tage früher, als sonst die Regel sei. Das ist allerdings richtig, doch kommen, wie oben bemerkt, auch Zugtage noch vor dem 21. August vor. Die Brutzeit umfaßt die Zeit von Mitte April bis Mitte, sogar Ende Juni. Will fand in der Neumark am 28, Juni ein Gelege, Eiermaße (gem. 20 Eier): L. Max. 75,5 Min. 67 D. 70,7 mm Br. „ 55 „ 46 „ 50,7 „ 105. Ciconia 7iigra (L.). Die Angabe Becksteins, daß der schwarze Storch in den Teilen Brandenburgs, in denen sich Sümpfe und Moräste finden, nicht gerade selten sein solle, dürfte bereits vor Dezennien nicht mehr den Verhältnissen seines Vorkommens entsprochen haben. Dieser schöne Vogel ist gegen früher in der Mark ganz bedeutend an Individuenzahl zurückgegangen. Gerade in den letzten Dezennien muß man von einer besonders starken Ab- nahme desselben sprechen. Er wohnt zwar an geeigneten Lo- kalitäten noch immer, aber nur in vereinzelten Horstständen. Die Gebiete um Berlin, in denen er früher als Brutvogel vor- kam, wie die Havelgelände, am Heiligensee, bei Marwitz, Ora- nienburg u. a. weisen ihn schon lange nicht mehr auf. ^^^enige Gegenden besitzen noch mehrere Horste. Auch die Zeiten, in denen man zur Frühlingszeit hundert und mehr Exemplare bei- sammen sehen konnte, wie dies Borggreve noch im Oderbruch in den sechziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts beob- achtete, sind lange vorüber. Nachstehend gebe ich eine Übersicht der wichtigsten Horst- gebiete des schwarzen Storches in der Mark, die heute noch, so viel ich weiß, meist mit einzelnen Horsten besetzt sein dürften. Iinlz phot. Horst von Ciconia nigra L. Forstbezirk Wunder bei Baruth. Faunistischer Teil. 239 Im Nordwesten von Berlin: Kreis Ruppin (Alt-Euppin, Neuroofen, Zeclilin, Möllensee); Ostpriegnitz fehlen ; Westpriegnitz (Breetz, Havelberg, Perleberg). Im Norden: Prenzlau fehlen; Templin (Reiersdorf); Anger- münde (Werbelliugebiet). Im Nordosten: Soldin (Wildenow, Karzig, Dölzig, Lichtefleck); Arnswalde (Hochzeit); Friedeberg i. d. Neumark (Driesen). Im Osten: Landsberg (Kladow); Oberbarnim (Eberswalde, Lietzegöricke); Niederbarnim (Birkenwerder, Gr.-Schönebeck, Neuholland, Neuendorf, Wensickendorf); Lebus (Hangelsberg, Fürstenwalde, Frankfurt, Heidenau); Weststernberg (Grimnitz, Reppen); Oststernberg (Königswalde). Im Westen: Osthavelland fehlen; Westhavelland (Rathenow, Brandenburg). Im Südwesten: Zauch-Belzig fehlen. Im Süden: Jüterbog-Luckenwalde (Rauhbusch, Kunersdorf, Baruth, Luckenwalde); Teltow fehlen; Lübben (Börnichen, Lübben); Kalau (Grüuhaus). Im Südosten: Beeskow-Storkow (Kummersdorf); Züllichau- Schwiebus fehlen; Krossen (Kressen); Guben (Guben); Kottbus (Tauer); Sorau (Pfoerten, Forst); Spremberg fehlen; Landsberg a. d. W. (selten). Detmees führt von märkischen Forstrevieren, von denen viele bereits oben genannt sind, 19 an, in denen der schwarze Storch noch horstet. Davon entfallen 8 auf den Reg.-Bez. Potsdam und 11 auf Frankfurt a. d. Oder. Etwas günstiger im Gesamtresultat stellt sich das Ergebnis der statistischen Aufnahmen von Eckstein aus dem Jahre 1912. Für den Reg.- Bez. Potsdam registriert er 3 bewohnte und 1 unbewohnten Horst, 2 davon auf Eichen und 1 auf der Kiefer; für den Bezirk Frankfurt a. d. 0. 13 bewohnte und 9 unbewohnte Niststätten, von diesen 7 auf Eichen, 2 auf Buchen und 11 auf Kiefern. Letztere sind nach den EcKSTEiN'schen Angaben für ganz Preußen die am häufigsten benutzten Horstbäume. Um die Mitte des April kommt der schwarze Storch in der Mark an und verläßt sie bis Ende August. Darüber hinaus werden nur ganz ausnahmsweise schwarze Störche im Gebiet beobachtet. Im allgemeinen liegt die Brutzeit der Art zwischen Anfang und erstem Drittel des Mai bis ungefähr zum 20. Juni. Aus dem Jahre 1901 findet sich bei Hocke eine Angabe vom 23. April, ein ungemein früher Termin. Einen noch früheren finde ich in den Aufzeichnungen von Teeskows. Er hatte bei Oranienburg am 14. April (1895) einem Horst 2 Eier entnommen und fand in demselben Nest am 28. April 4 nachgelegte Eier. Zum Horst- platz wählt der schwarze Storch gern hohe Bäume, besonders wenn solche in der Nähe von Sümpfen und Wiesen liegen. Er ist ein einsam lebender Geselle, der die Nachbarschaft seines Gleichen nicht sucht. ..Er teilt mit dem weißen Storch nicht 240 Faunistischer Teil. die Gewohnheit des geselligen Brütens, sondern seine Horste stehen entweder ganz vereinzelt, nnd das ist die Regel, oder wo er besonders liänfig ist, wie in den snmpfigen AA'äldein der Donangegenden, sind sie durch Zwischenräume von mindestens 2öO m getrennt" (Rey). Gegenüber diesen allgemein ange- nommenen Ansichten über das Horsten des schwarzen Storches war mir eine Mitteilung von Interesse, welche ich Ewald PuHLMANN (in litt.) verdanke. Er schreibt: „Anfang der acht- ziger Jahre machte mich, als ich gerade den Frühjahrszug von Ciconia alba beobachtete, der mir bekannte Bauerngutsbesitzer Rottstock, vordem in Eisholz bei Beelitz ansässig, aufmerksam, daß in seiner Heimat schwarze Störche auf starken Bäumen nisten, und zwar meistens mehrere Paare auf einem Baume. Einige Jahre darauf bestätigte mir ein Förster aus derselben Gegend, daß noch Reste von der „Schwarzstorchkolonie" und einige Schwarzstörche vorhanden wären. Im Juli 189;^ suchte ich selbst zwecks näherer Erforschung Eisholz auf. Ein alter Eingesessener bezeugte mir das einstige Vorbandensein der Brutkolonie, deren Bewohner aber im letzten Jahrzehnt, d. h. von 1893 an rückwärts, rapid abgenommen hätten, so daß kein Vogel mehr käme. Dazu seien auch die Horste im Laufe der Jahre heruntergefallen und von allem sei nichts mehr zu sehen". Die Oberförsterei Hochzeit, Neumark, hat schon seit vielen Jahren einen besetzten Horst des schwarzen Storches. Horst- baum: Kiefer. Rüdigee beobachtete diesen Horst in den Jahren 1912-1915. Im Jahre 1912 wurden 4 Junge erbrütet 1913 „ 3 „ „ 1914 „ 4 „ 1915 „ 4 „ Da dieser Horst schon lange vor 1912 bestand, so muß man sich doch fragen, schreibt Rüdigee, wo die Jungstörche bleiben und wo sie sich ansiedeln. Von einer Vermehrung der Art in ii-gend einer Gegend hört man nichts. In den achtziger und neunziger Jahren fanden sich in Hochzeit 3 besetzte Horste, in denen junge Vögel erbrütet wurden. Wo bleiben all' diese jungen Vögel? Der Gegenstand, den Rüdigee mit den obigen Fragen berührt, hatte im Jahre 1910 gelegentlich eines Vortrages von Eckstein auf dem 5. Internationalen Ornithologenkongreß über das Vorkommen des schwarzen Storches in Preußen eine leb- hafte Diskussion hervorgerufen. Ich hatte darauf hingewiesen, daß die fortschreitende Kultur und die forstwirtschaftliche Auf- schließung großer Waldkomplexe mit ihren Störungen allein das Verschwinden von Ciconia nigra, diesem herrlichen Naturdenkmal, nicht erklären könne. Noch andere Momente müßten für das Selten werden dieses schönen, scheuen Waldbewohners mit- spi-echen. In der Mark gibt es noch viele große, ausgedehnte Faunistischer Teil. 24i und stille Waldungen, in denen der schwarze Storch früher nistete, und die sich in keiner Weise gegen zurückliegende Zeiten verändert haben. Im Gegenteil. Sie haben sich, in Be- ständen, Brüchen und allgemeinem Gelände, von Menschenhand unberührt, derartig auch als Nahriingsquelle weiter entw^ickelt, daß sie heute, mehr denn früher, günstigere Horst- und Er- nährungsgebiete für den schwarzen Storch darstellen als vor Dezennien. Einige dieser Waldungen, in denen sich noch neben Reiherständen mehrfach besetzte Horste vom Fischadler und vom Kolkraben befinden, werden nie beunruhigt und dürfen nur mit besonderer Erlaubnis der Hofjagdkammer betreten werden. Hin und wieder wurden hier im Frühjahr von den Prinzen des Königlichen Hauses einige Reiher abgeschossen, sonst fällt kein Schuß in diesen weiten Revieren. Und trotzdem ist Ciconia nigra aus ihnen entweder bereits ganz verschwunden oder ist dort doch dem Verschwinden nahe. Es müssen also hierfür noch andere Faktoren, die wir nicht kennen, maßgebend sein. Lord Rothschild glaubte die Tatsache des Seltenwerdens des schwarzen Storches dadurch zu erklären, daß die alten Horst- vögel die selbständig gewordenen Jungen aus der Gegend ver- treiben. Nach dem Absterben der alten Vögel bleiben infolge- dessen die Horste leer und die Art verschwändet aus der betreffenden Gegend. Wäre dies der Fall, so müßte man doch, wie schon oben bemerkt, irgendwo neue Ansiedlungen junger Paare bemerken, was in den angrenzenden Provinzen und Ge- bieten nicht der Fall ist. Oder man muß annehmen, daß die von den Alten vertriebenen jungen Vögel in sehr entfernt liegenden Gebieten zur Brut schreiten. Soviel ich indessen w^eiß, hat der schwarze Storch in ganz Deutschland überall eher ab- als zugenommen. Rüdiger (in litt.) vertritt die Ansicht, daß der seit Jahren verstärkte Holzeinschlag alter Holzbestände, Kiefern und auch Rotbuchen, überhaupt die rationellere Forstwirtschaft und der in letzter Zeit umfangreichere menschliche Verkehr im Walde viel dazu beiträgt, den Schwarzstorch aus unseren Waldrevieren zu verdrängen. Möglich, daß selbst der beschränkteste Forst- betrieb die Vögel schon stört und daß Waldschläge selbst in Entfernungen von 200 — 300 m vom Horste die Störche veraivr lassen, ihre alten Nistplätze zu verlassen. Eiermaße (gem. 12 Eier): L. Max. 69,5 Min. 62,5 D. 65,4 mm Br. „ 49 „ 46 „ 47,6 „ Ardeidae, 106. Nycticorax nydicorax nycticorax (L,). In dem 9. Band seiner Naturgeschichte der Vögel Deutsch- lands (1838)j der die Reiher behandelt, sagt Naumann (155): 16 242 Faunistischer Teil. „Tn der Niederlausitz soll die nächtliche Rohrdommel sich sonst in einigen Gegenden, z. B. im Spreewalde, sehr häufig fort- gepflanzt haben, ist in neueren Zeiten aber dort gänzlich ver- schollen. Noch vor wenig Jahren fand man mehrere brütend in einem Reiherstande an der Oder unweit Oderberg, die aber bei der Usurpation desselben durch Kormorane sammt den Fisch- reihern daselbst verschwunden sind." So Naumann. AVoher er diese sehr interessante Mitteilung erhalten hattC;, ist leider, wie auch in ähnlichen Fällen bei anderen märkischen Vorkommen, bis jetzt nicht festzustellen gewesen. Die Angabe Altum's (0. MS., 1893, 10): „Die einzige Gegend, woselbst sich dieser südöstliche Vogel in unserem nördlichen Deutschland dauernd niederlassen könnte, möchte wohl nur der Spreewald sein; daß er zur Zeit der Falkenbeize daselbst heimisch war, ist so ziemlich verbürgt," ist vielleicht in Hinblick auf die obigen Naumann- schen Mitteilungen geschrieben. Interessant ist jedenfalls, daß die heutige wendische Bevölkerung des Spreewaldes noch den oberwendischen Namen „Kwawko" für den Nachtreiher besitzt. Brutvogel ist der Nachtreiher bereits seit langer Zeit nicht mehr in unserer Provinz. Nur eine Notiz aus neuerer Zeit läßt vielleicht noch auf ein Brutvorkommen schließen. Forstmeister zue Linde, ein ausgezeichneter Beobachter, bezeichnet den Nachtreiher für Gramzow in der Uckermark 1878 als unbedingten Sommervogel, dessen Ankunft er für den 7. März notiert. Auch für 1880 bezeichnet er ihn in gleicher Weise und nennt ihn „nicht selten" (J. f. 0., 1878, 419 und 1880, 72). Vereinzelt herumstreichende Exemplare sind wiederholt für die Mark nachgewiesen worden. Schulz erhielt ihn aus der Neumark, die kleine Sammlung im Jagdschloß Grunewald besitzt ein in der Umgegend geschossenes Stück, das Zoologische Museum ein Exemplar (q) aus Spandau. Ende der siebziger Jahre wurde ein Paar in der Nähe von Peitz, Kr. Kottbus, nach den Mitteilungen Witzmann's erlegt. Nach Waase bei Treskow, Kr. Ruppin, zwischen 1890 und 1894 geschossen. Keügek-Velthusen erwähnt bereits 1883 eines bei Neuruppin erlegten Exemplars. Am 30. Mai 1892 wurde ein altes ö der Art in einem Ottereisen bei Berneuchen, Kr. Lands- berg, Neumark, gefangen und Altum übersandt. Also auch hier wie bei Peitz in der Nähe großer Fischzuchtanlagen. Am 21. Mai 1905 erlegte man ein Exemplar bei Falkenhagen, Frankfurt a. d. 0. (Kanisch). Möglicherweise handelte es sich bei dem Berneuchener Stück um ein dem Berliner Zoologischen Garten entflohenes Exemplar, Avas jedoch nicht festzustellen war. Am 1. Juli 1892 meldete der bekannte Rittergutsbesitzer v. d. BoENE, der Besitzer der großen Fischzuchtanlagen von Berneuchen, aufs neue an Altum, „daß in etwa 20 m Höhe über dem großen alten, von der Markgräfin Katharina von Küstrin 1540 erbauten Karpfenteiche zwei Nachtreilier fliegend von seinem Fischmeister gesehen und mit voller Bestimmtheit als solche erkannt seien". Faunistispher Teil. O43 Altum hat Über dieses Vorkommen mehrfach berichtet (0. MS., 1893, 9; D. J. Z., 1892, 333). Auf diese Mitteilungen beziehen sich auch die Angaben Schäff's, daß Nachtreiher im Sommer 1892 bei Werneuchen (statt Berneuclien) geschossen worden sind. R. Th[ielemani\] erwähnt in der HocKE'schen Zeitschrift (1901, 102), ,.daß die Nachtreiher aus ihrer einstigen Nieder- lassung bei Brandenburg längst vollkommen verschwunden sind." Keüger-Velthusen, der ganz ausgezeichnete Kenner der Gegend von Brandenburg, hat, wie er mir mündlich wiederholt erklärte, nie von einer Focken-Brutkolonie in jener Gegend etwas in Erfahrung bringen können. Bei Lenzen a. d. E., in der Lenzener Wische, wurde im September 1860 vom Amtmann Borchekt auf Rietz ein Exemplar erlegt, welches sich in der Sammlung von Schütz befindet. Nicht uninteressant für das Gebiet der Mark ist der Hin- weis, welchen Stoltz (Abhandl. d. Naturf. Ges. in Görlitz, 27. Bd. 1911, Sep. Abdr. 30) aus der angrenzenden preußischen Ober- lausitz gibt. Nach dieser Mitteilung wurde an einem Teiche bei Trebus — nicht allzuweit entfernt von der südlichen Grenz- linie unserer Provinz — am 2. August 1904 ein junger Nacht- reiher geschossen. „Das oben gleichmäßig braune, unten hellere, braun längsgefleckte Gefieder mit gelbweißen Tropfenflecken be- züglich Stricheln auf dem Kopf und Rücken und weißer Kehle zeigt einen Vogel an, der sich noch nicht sehr weit vom Neste entfernt haben konnte." Das Stück steht im Schlosse zu Trebus. Auf der Karte Nr. 1, welche Stoltz seiner Arbeit beifügt, liegt das genannte Gut nalie der Weißen Schöps, welche sich mit der Schwarzen Schöps zur „Großen Spree" vereint. 107. Botaurus stellaris stellaris (L.). Brutvogel in der ganzen Mark. Wir selbst haben ihn in den Kreisen Teltow, Osthavelland, Niederbarnim, Oberbarnim, Brandenburg, Kottbus, ZüUichau-Schwiebus, Landsberg, Königs- bei'g, Lübben, Kalau und Sorau zur Brutzeit gefunden. Er be- wohnt die breiten, dichten, mit Schilf, Rohr und Buschwerk besetzten Seen, Teiche, Moräste und Sümpfe, möglichst fern vom menschlichen Verkehr in schwer zugänglichen Lagen. RtTDiGEE nennt ihn für den Grimnitz- und Paarsteinsee. An den verschiedensten Stellen des Gebietes sind Vögel dieser Art in Reusen, die zum Trocknen aufgestellt waren, gefangen und gefunden worden. (Vgl. auch H.Otto, D. J. Z., 1912.) Bereits im März, spätestens im April trifft die große Rohrdonnnel in den märkischen Gebieten ein, die sie im September bzw. bis zur Mitte Oktober wieder verläßt. Einzelne Individuen bleiben in milden Wintern an geschützten Stellen in der Mark. Die Brutzeit beginnt hier, entgegen mannigfachen Angaben, die sie später notieren, bereits im ersten Drittel des Mai bis ungefähr Mitte Juni. lö* 244 Faunistischer Teil. Eiermaße (gem. 6 Eier): L. Max. 53,5 Min. 50,5 D. 62 mm Br. „ 38,5 „ 37 „ 37,8 „ 108. Ixoln'ychus minutui< (L.). Dei" Zwergreilier ist Brutvogel im ganzen Gebiet, der aller- dings in einzelnen Jahren häufiger aufzutreten scheint als in anderen. Früher regelmäßig benutzte Brutplätze, z. B. in der Nähe Berlins, hat er in der letzten Zeit aufgegeben. Hocke hat (0. MB., 1893, 371) eine gute und ungemein treffende Be- schreibung der Niststätten der Art gegeben und dabei auch auf das Brüten in Kolonien, welches in den verschiedensten Gebieten der Mark beobachtet worden ist, hingewiesen. Seine Mitteilungen beziehen sich — natürlich ohne Angabe seinerseits, wie man dies bei ihm gewöhnt ist — auf den Orankesee bei Berlin, an dem die kleine Eohrdommel in früheren Jahren ein häufiger Brutvogel war. Waltek traf sie noch in nicht zu weiter Ent- fernung von Charlottenburg, wo sie heute gleichfalls nicht mehr vorhanden ist. Dagegen ist sie ein ständiger Bewohner der großen, der Havel tributären Seen im Westen der Provinz wie der Spree- und Odergebiete im Süden und Osten. Sie brütet bei Steinbusch (Neumark), doch hat Will Gelege daselbst noch nicht gefunden. Die Brutzeit der Art fällt in das Ende des Mai, in den Monat Juni und dehnt sich bis in die ersten Tage des Juli aus. Die meisten aus der Mark vorliegenden Brut- daten liegen im Juni: 2. 1898; 16. 1899; 23. 1900; 9. 1901; 12. 1904; 12. 1905. Um die Mitte des September verläßt der Zwergreiher unsere Mark und kehrt, je nach den Witterungsverhältnissen, im April und Mai wieder in die Brutgebiete zurück. Eiermaße (gem. 26 Eier): L. Max. 34 Min. 30 D. 32,4 mm Br. „ 25,5 „ 23,5 „ 24,8 „ Ardeola ihis ibis (L.). Ardea huhulcus Cuv., Bolle, Wirbelth. d. Prov. Brandenbg., Vögel, Berlin 1886, 35. — Bolle, J. f. 0., 1884, 245. — Bur hulcus ihis, Schalow, Madarasz Zeitschr., 1885, 11. Die vorstehenden Zitate beziehen sich sämtlich auf Ardeola ralloides raUoides (Scop.). Bolle, der zuerst auf das WiETn'sche Exemplar hingewiesen hatte, bestimmte es zu obiger Art gehörig. Nachdem ich es mehrere Jahre später gesehen, rektifizierte ich den Irrtum (J. f. 0., 1890, 15). Nach einer anonymen Mitteilung in der D. Jägerzeitung (1883, 161) soll ein Exemplar von „Ardca huhulcus'-'' bei Tegel geschossen worden sein. Es fehlt jede Notiz über den Verbleib des Stücks. Fauuistiscber Teil. 245 109. Ärdeola ralloides ralloides (Scüp.). Das einzige Exemplar dieser Form, welches aus Branden- burg bekannt geworden ist, wurde von Feanz Wirth in Lindow im Jahre 1881 bei Woltersdorf in der Nähe von Gransee erlegt. Ich habe das Stück in der kleinen Sammlang des Genannten gesehen, leider aber nicht in Erfahrung bringen können, wohin es nach dem Tode desselben gekommen ist. Ein junges d dieses Reihers wurde am I.Juni 1912 in Mecklenburg (in der Lewitz) in einem Eisen gefangen. Aus älterer Zeit liegen fast aus allen Grenzgebieten der Mark: Thüringen, Sachsen, Anhalt, Schlesien, Posen, Westpreußen und Mecklenburg Mitteilungen über mehrfach erlegte Exemplare vor. Weiter nach Osten ist die Art sehr selten gefunden worden. Tischlee verzeichnet ein Stück für Ostpreußen. 110. Ardea cinerea cinerea L. Der Fischreiher ist in der ganzen Mark, die ihm in ihren ausgedehnten Seen, ihren Flüssen und Bachgeländen reiche Nahrung darbietet, ein überall vorkommender Brutvogel, der meist in größeren oder kleineren Kolonien, seltener einze!^, in den am Wasser gelegenen Waldungen, großen wie kleinen, gesellschaftlich horstet. Wird eine Kolonie zu ausgedehnt und durch die Fischerei- berechtigteu eine energische Zerstörung derselben durchgeführt, dann pflegen die Reiher das ungastliche Gebiet zu verlassen, um sich in größerer oder geringerer Entfernung von neuem anzu- siedeln. Oft verlassen sie auch ihre Siedlungen ohne wahr- nehmbaren Grund. Kolonien, die vor kurzer Zeit erst angelegt wurden, verschwinden und neue tauchen plötzlich auf, ohne daß jemand weiß, wann sie eigentlich entstanden sind. Die alten mehrfach in der Literatur genannten Reiherstände an der Havel bei Schildhorn, am Tegeler See, in der Letzlinger Heide, bei Oderberg und viele andere existieren nicht mehr. Interessant ist die Tatsache, daß beim Dorfe Nehmitz (Zauch- Belzig) ein Reiherstand vorhanden ist, dessen bereits der alte Chronist Bekmann im Jahre 1750 erwähnt. Nachstehend gebe ich die Namen einiger Orte, in denen sich noch heute Reiherstände befinden. Die Flußgebiete sind in weiter Umgrenzung angenommen. Havelgebiet: Jederitzer Holz bei Havelberg, Ferch am Schwielowsee, Nehmitz, Neu-Thymen, Kröchlendorf, Potsdam, Grunewald, Wannseegebiet, Neuendorf, Oranienburg, Neuholland, Lehnin, Gr.-Kreutz. Rhingebiet: Alt-Ruppin, Lietge, Alt-Friesack. Spreegebiet: Duberow, Fürsten walde, Erkner, Grünau, Rüders- dorf, Zossen, Neubrück, Rangsdorf. Uckergebiet : Gramzow. 246 Faunistischer Teil. Odergebiet: Stolpe, Alt-Litzegöricke, Liepe, Joachimsthal, Glambeck, Grimiütz, Biesenthal, Soldin, Reetz,Müncheberg-, Freien- walde, Krossen (Merzwiese und Rudnitz), ßraschen, Neuhardenberg. Netzegebiet: Driesen, Lubiathfließ, Marienwalde. Warthegebiet: Königswalde. Auch über den Reiher hat Eckstein wie über Ciconia nigra 1912 eine statistische Übersicht nach den Antworten eingegangener Fragebogen veröffentlicht. Er unterscheidet in derselben Einzel- und Koloniehorste. Für die beiden für die Provinz in Frage kommenden Regierungsbezirke führt er insgesamt 616 Horste auf, von denen auf Potsdam 37 1 und auf Frankfurt a. d. 0. 245 entfallen, d. h. auf ersteres Gebiet rund. 60 "/„ und auf letzteres 40°/(,. Dieses Zahlenverhältnis läßt insofern eine nicht ganz genaue Zählung annehmen, als von dem Gesamtflächengehalt der märkischen Seen von 28400 Hektar (vgl. Samtee, Märkische Seen in Areal und. Maximaltiefe, Brandenburg 1909, 422) viel- leicht mehr denn 50 ^/^ auf den Reg.-Bez. Frankfurt a. d. 0. entfallen. Man sollte also hier an den vielen, z. T. sehr fisch- reichen Seen eine größere Zahl horstender Reiher vermuten. Nach Eckstein besitzt Potsdam 72 Einzelhorste und 11 Kolonien mit 299 Horsten. Auf Frankfurt a. d. 0. entfallen 53 Einzelhorste und nur 9 Kolonien mit insgesamt 192 Horsten. Überraschend groß ist in den vorstehenden Mitteilungen die Zahl der Einzel- horste. Wir selbst haben nur sehr wenige gesehen. Auch aus den angrenzenden Provinzen sind nur relativ wenige bekannt. Reichling bemerkt für das Münsterland ausdrücklich, daß einzeln brütende Reiherpaare nur in ganz seltenen Fällen beobachtet wurden. Oft schon um die Mitte des Februar treffen die Reiher an den märkischen Gewässern ein. Die Hauptzeit der Rückkehr aus dem Süden dürfte der März sein. Doch auch aus dem April liegen Beobachtungen vor, so z. B. aus dem Jahre 1901 vom 4. genannten Monats (Rüdigee). Im September und Oktober ver- lassen sie im allgemeinen die Provinz. Einzelne überwintern, die Zahl der hier bleibenden Individuen scheint in den letzten Dezennien zugenommen zu haben. Diese Wintervögel leiden oft unter der starken Kälte und intensivem Nahrungsmangel. Schulz (Neustadt a. d. D.) berichtet von einem erlegten Wintervogel, der ausschließlich Kaninchenlosung in seinem Magen hatte. Die Brutzeit beginnt früh. Thielemann fand bereits Gelege in der letzten Februarwoche des Jahres 1899. Hocke verzeichnet volle Gelege vom 15. März. Die zweite Hälfte des genannten Monats und der April dürften in der Mark die Hauptbrutzeiten des Reihers sein. Auch bis zum 10. Mai als Ausnahmen fanden sich noch vereinzelt frische Eier in den Horsten. Nach Bau hatte der Fischreiher bereits am 21. März 1892 im Grunewald frische Eier. Am 31. März bestieg er 10 Reiherhorste [wahrscheinlich in Jühnsdoi'f], die volle und etwas angebrütete Gelege enthielten. Faiiiiistischer Teil. 247 Hocke verzeichnet vom Jahre 1904 Gelege von 4, 4, 4 und 5 Eiern vom 13. April. Eiermaße (gem. 81 Eier): L. Max. 66 Min. 56 D. 60,2 mm Br. „ 46 „ 40 „ 43,2 „ Nach Rüdiger (gem. 50 Eier) der Durchschnitt 60,2/43,3 mm. 111. A^'dea purpurea purpurea L. Als zufälliger Besucher wurde diese Reiherform vereinzelt in Brandenburg beobachtet und erlegt. Ratzebueg erhielt einen Purpurreiher aus der Umgebung von Eberswalde. Borggreve (1, c. 127) erwähnt eines mitten im Sommer bei Schwedt ge- schossenen Exemplars. Ein Individuum der Art, nach der Mit- teilung ein juv. g, wurde im Herbst 1882 im Spreewalde erlegt und beim Präparator Ludwig in Berlin ausgestopft. Das Brust- bein dieses Exemplars gelangte in die Sammlung Max Jablonski's in Zion bei Stentsch. Ein weiteres Stück des Purpurreihers aus der Mark wurde am 5. Juli 1885, also zur Zeit der Brut, von dem Ziegeleibesitzer Nölte in Niederfinow, Kr. Angermünde, geschossen. Am 8. Juli 1917 erlegte Otto Bock einen etwa einjährigen Vogel bei Kremmen. Das Stück befindet sich im Berliner Museum. Interessant ist das wiederholte Vorkommen dieses Reihers im Monat Juli in der Mark. Es handelt sich wahrscheinlich in allen Fällen um aus dem Westen verflogene Exemplare, wie solche aus den an Holland grenzenden Distrikten Norddeutschlands mehrfach bekannt geworden sind. 112. Egretta alba alba (L.). Nach einer Mitteilung Krüger- Velthusen's wurde ein Exem- plar des Edelreihers an einem Havelbruche bei Brandenburg von Gustav Stimming sen. angeschossen, erbeutet und eine Zeit lebend in Gefangenschaft gehalten. Über den weiteren Verbleib dieses einzigen für die Mark nachgewiesenen Exemplars habe ich leider nichts in Erfahrung bringen können. Auch das genaue Datum ist unbekannt geblieben. Es ist auffallend, daß dieser Reiher, der in Schlesien schon brütend gefunden und auch aus anderen an Brandenburg grenzenden Gebieten mehrfach nachgewiesen worden ist, erst einmal aus der Mark bekannt wurde. Egretta garzetta garzetta (L.). Waase führt in seiner „Ornis Ruppinensis-' ein Exemplar dieser Art auf, welches im Jahre 1878 bei Lindow geschossen worden ist. Er fügt der iVngabe hinzu: von Seehase gestopft. Ohne Nachweis des Belegexemplares dürfte die Art vorläufig nicht für die Mark aufzuführen sein. 248 Faunistischer Teil. Ein in Pommern im Jahre 1851 erlegtes Stück befindet sich nach KosKE (J. f. 0., 1919, 175) im GreifsAvalder Universitäts- museum. PterocUdae, 113. Syrrhaptes paradoxus (Pall.). Weder Schulz (1845) noch Vangerow (1855) wußten etwas von dem Vorkommen des Steppenhuhnes in Brandenburg. Erst die Züge dieses asiatischen Wanderers in den Jahren 1863 und 1888 wurden in der Literatur registriert. Die Mitteilungen über die erste Einwanderung sind nicht nur für unsere Provinz, sondern auch für ganz Deutschland ungemein dürftige. Für Brandenburg liegt nur eine einzige Beobachtung vor, welche Bolle (J. f. 0., 18ö3, 245) mitteilte. Nach Angabe des Präparators Schwarz wurde am 4. Juni 1863 auf einem Felde in der Nähe von Nauen im Osthavellande ein ö in äußerst ermattetem Zustande ergriffen. Der genaue Fundort, welchen Bolle nicht angibt, ist das Dorf Markau. Das Exemplar kam an das Berliner Museum, wurde aber als wertvolles märkisches Belegstück bedauerlicherweise später, an die Sammluug des Zoologischen Instituts abgegeben. Der Zug dauerte im Jahre 1863, soweit sich dies verfolgen läßt, vom 17. Mai bis 23. Juni. Sicherlich sind in dieser Zeit zahl- reiche Steppenhühner im märkischen Gebiet vorgekommen, ohne registriert worden zu sein. In viel ausgedehnterem Maße be- rührte der Zug vom Jahre 1888, der im übrigen numerisch viel bedeutender gewesen zu sein scheint als sein Vorgänger und auf hunderttausend Individuen geschätzt wurde, unsere Provinz. Nach den von Reichenow (J. f. 0., 1889, 1) und Schaff (Zoolog. Garten, 18^8, 168) gesammelten Notizen wie nach eigenen Auf- zeichnungen wurden in den folgenden Gebieten zu den beigefügten Terminen Steppenhühner beobachtet. Der Zug kam vom Nord- osten bzw. Osten und trat nach den gesammelten Daten in der Neumark in die Provinz ein: Gebiete östlich der Oder einschließlich des Kreises Lebus und der Niederlausitz: Friedeberg: Woldenberg 25. April; Priestewitz 2. Mai; Schönfeld 9. Mai. Soldin: Lippehne 24. und 26. April, 11. Mai; Dieckow 27. April; Neumellentin 29. April; Soldin 27. April und Karzin 29. April. Landsberg: Cladow 13. Mai. Küstrin: Baetzlow 1. Mai; Prenkeberg 7. Mai und Wilkers- dorf 9. Mai. Königsberg: Bärwalde 3. und 9. Mai; Eichheide 5. Mai; Mellentin y. Mai; Fürstenfelde 15. Mai, Lebus: Bukow 27. April; Rehfelde 28. April und 5. Mai; Müncheberg 30. April. Faunistischer Teil. 249 Frankfurt a. d. 0.: Bagenz 1. Mai; Bernstein 15, Mai. Weststern berg: Zorndorf 30. ilLpril. Züllichau-Scliwiebus: Züllichau 1. Mai. Krossen: Baudach 29. April; Braschen 1. und 3. Mai. Sorau: Sorau 5. Mai. Kottbus: Kottbus 20. April und 2. Mai; Weichensdorf 2. Mai. Lübben: Trebatsch 2. Mai. Gebiete der Mittel- und Westmark: Angermünde: Blumenhagen 11. Mai, Görlsdorf 14. Mai. Ob erb am im: Neu-Lewien 30. April; Lüdersdorf 9. Mai; Lanke 16. Mai. Niederbarnim: Eüdnitz 1. Mai; Liebenwalde 1. und 18. Mai; Birkenwerder 6. Mai; Tempelhof 7. Mai; Schönholz 7. und 15. Mai. Berlin: direkt im Weichbilde der Stadt in der Müllerstraße 27. April und auf den Kölnischen Wiesen am 17. Mai. Teltow: Gr.-Machnow am 4. und 16. Mai. Potsdam: Fahrland 5. Mai. Westpriegnitz: Havelberg 22. April. Ostpriegnitz: Techow 26. April. Osthavelland: Fehrbellin 29. April. Kupp in: Wittwien 3. Mai; Treskow 5. Mai; Neu-Ruppin 6. und 14. Mai; Malchow 15. Mai. Jüterbog- Luckenwalde: Zinna 16. Mai. Luckau: Dobrilugk 8. Mai. Aus den vorstehenden Daten ergibt sich, daß die Ein- bzw. üurchwanderung der Steppenhühner zwischen dem 22. April und dem 18. Mai, an welchem Tage die letzten Lidividuen beobachtet wurden, in Brandenburg stattgefunden habe. Da für den 22. April bereits ein Vorkommen bei Havelberg in der Westpriegnitz, also ganz im AVesten der Provinz registriert wird, so muß die wirkliche Überschreitung der Grenze im Osten schon vor dem genannten Termin stattgefunden haben. Nach der westlichen Richtung, die der Zug genommen hat. finden sich im allgemeinen die frühesten Termine im April in den Kreisen östlich, die späteren meist westlich der Oder. Bemerkenswert sind die Zeitdifferenzen, die oft an einzelnen Orten bzw. in einzelnen Kreisen zwischen dem ersten und letzten Auftreten liegen. So sind z. B. für Bärwalde 6, für Schönholz 8 und für Liebenwalde sogar 17 Tage Zwischenzeit. In einzelnen Kreisen, z. B. in Friedeberg ergeben sich Zeitdifferenzen von 14, in Königsberg 12, in Frankfurt a. d. 0. 14, in Oberbarnim 16, in Teltow 12 und im Weichbilde von Berlin von 20 Tagen. Entweder handelte es sich dabei um die gleichen, herumwandernden Individuen oder um neue Zuzügler. Meist bestanden die beobachteten Scharen aus 10 — 40 Individuen, seltener aus 50—80; einmal, bei Bagenz, bei Frankfurt a. d. 0., wurden am 1. Mai 200 Stück gezählt. 250 Fiumistischer Teil. Leveekühn hat berichtet, daß in der Provinz Posen auch im April 1889 wiederum Steppenhühner zur Beobachtung ge- kommen sind. Aus der Mark liegen für das genannte Jahr keine Mitteilungen vor, wie auch für den Herbst des Jahres 1888, in welchem im August noch einzelne Individuen in Pommern und Schleswig gefunden wurden. Aus späterer Zeit besitzen wir eine ganz vereinzelte Beob- achtung. Am 13, Dezember 1895 wurden bei Selchow, Kr. Teltow, Steppenhühner gesehen (Neühaus). Weitere Mitteilungen scheinen nicht vorzuliegen. JPJiasianidae, 114. Perdix perdix j^erdix (L.). Häufig im ganzen Gebiet. Das Rebhuhn brütet hier viel in niederen Kiefernbeständen, oft ziemlich weit von den Feldern entfernt. Standvogel. Aus den geschlossenen Ketten pflegen sich bereits Anfang März die Paare abzusondern. Vom 10. Mai an werden für die Mark volle Gelege genannt. Zweite Brüten finden sich bis Ende Juni und Anfang Juli. Abgesehen von lokalen Einwirkungen, wie von solchen der jährlichen Temperatur- Schwankungen, muß für die Provinz eine generelle Abnahme der Art, wenn auch bei weitem nicht in so hohem Grade wie bei dei"_ Wachtel, angenommen werden. Eiermaße (gem. 32 Eier): L. Max. 3i,j Min. 32 D. 33,3 mm Br. „ 27 „ 24,5 „ 25,8 „ 115. Coturnix eoturnix coturnix (L.). Die Wachtel ist in Kleefeldern und Brachäckern noch immer in der Provinz Brutvogel, wenngleich ihre Individuen- menge ganz außerordentlich gegen früher zurückgegangen ist. In einzelnen Gegenden ist das Vorkommen derselben großen Schwankungen unterworfen. Die Zeiten, in denen man in den Feldern der nächsten Umgebung von Berlin die Wachtel noch regelmäßig schlagen hörte, liegen bereits 50 und mehr Jahre zurück. Will teilt mir mit, daß die Art in dem Gebiet der Neumark, in dem er wohnt, sehr selten sei. und daß er noch nie Gelege derselben gefunden habe. In den Gegenden im Nord- westen der Mark scheint sich der Bestand dieser Art langsam zu heben. In der Uckermark ist sie (Rüdigek in litt.) in den letzten Jahren bedeutend seltener geworden. „Die Erlegung einer Wachtel gehört immerhin zu einer Seltenheit." Im Gegen- satz hierzu berichtet mir Georg E. F. Schulz, daß die Art in den Getreidefeldern des Kreises Templin noch alljährlich brüte. Von einem plötzlichen Wiederauftreten der Art in Gegenden, in denen sie fehlte bzw. nur sehr sporadisch vorkam, wie es Faunistischer Teil. 25 1 vielfacli oliiie Erkenntnis der Gründe für diese Erscheinung im Westen Deutschlands beobachtet wurde, habe ich in der Mark nichts gehört. Die Wachtel ist für unser Gebiet ein typischer Sommervogel. Sie trifft im Durchschnitt um die Mitte des April bei uns ein und verläßt uns in den mittleren Septembertagen. Ankunftsdaten vom 15. bis zum 26. März, wie sie aus anderen Ge- bieten vorliegen, sind in der Mark nicht beobachtet worden. Der Beginn der Brutzeit fällt im Durchschnitt auf Ende Juni. Oft werden noch um die Mitte des August und darüber hinaus Gelege gefunden. Eiermaße (gem. 30 Eier): L. Max. 31 Miu. 27 D. 28,7 mm Br. „ 23 „ 20 „ 22,3 „ Tetraonidae, 110. Bonasa honasia honasia (L.). Das Haselhuhn kam in früheren Zeiten in der Provinz vor. Aus den älteren Berichten, die darüber handeln, und auf die ich an anderer Stelle zurückkommen werde, geht aber hervor, daß es selbst in entlegenen Zeiten immer nur vereinzelt, nie auch nur in annähernd ähnlicher Zahl wie das Birkwild in Branden- burg aufgetreten zu sein scheint. In Sammlungen kennen wir nur ein einziges märkisches Stück, welches Hesse im Berliner Museum auffand. Es ist ein 9 (Nr. 11692), „ohne nähere An- gaben und Daten und nach dem Katalog mindestens vor 1850 eingeliefert" (0. MB., 1914, 155). Wilhelm RtJDiGEE danke ich die nachfolgende weitere Mitteilung über ein zweites Exemplar: „Ein alter Haselhahn wurde auf einer Herbstti-eibjagd im Jahre 1911 oder 1912 auf der Feldmark Riesdorf bei Jüterbog, Kreis Jüterbog-Luckenwalde, erlegt. Der Revierteil, in welchem der Hahn geschossen wurde, bestand aus Kiefern und Birken. Der Vogel befindet sich ausgestopft bei dem Gastwirt Wilh. Balz, im Gasthof zur Eisenbahn, am Bahnhof Jüterbog. Ich habe den Hahn persönlich gesehen und die Angaben im Jahre 1915 aus dem Munde von Balz erfahren." (Rüdigek, Mitt. über die Vogelw., 1917, 221.) Diese Mitteilung wurde mir von anderer Seite bestätigt. Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß Eckstein (Feiedel- Mielcke, Landeskunde d. Prov. Brandenburg, Bd. 1, 352, 1909) nach den statistischen Nachweisen des Wild- abschusses in den Kgl. Oberförstereien der Provinz Brandenburg für den Reg.-Bez. Potsdam ein Stück des Haselhuhns aufführt, welches im Jahre 1905 erlegt worden ist. Nähere Angaben werden nicht mitgeteilt. Woher das oben erwähnte bei Jüterbog erlegte Exemplar gekommen sein kann, ist schwer zu sagen. In den meisten dei- Mark angrenzenden Gebieten tritt das Haselliuhn heute nicht mehr auf, mit Ausnahme der gebirgigen Teile Schlesiens und 252 Faunisliseher Teil. des Königreichs Sachsen. Auch im Osten niclit. Die Mitteilungen über Vorkommen im Kreise Köslin in Hinterpommern sind nach- zuprüfen. In Posen ist es nach Hamling ausgestorben. Das vorgenannte im Berliner Museum befindliche g aus der Mark stimmt mit solchem aus Ostpreußen und Schweden in derselben Sammlung überein. Bei den mir vorliegenden Stücken geht die Befiederung der Tarsen bis auf die Zehen hinab und umschließt völlig die hintere Seite des Laufes. Ich finde übrigens bei Ludwig Brehm keinen Hinweis auf diese Eigenschaft, welche Tischler (Vögel der Prov. Ostpreußen, 149) für die nordische Form im Gegensatz zu der BsEHM'schen Bonasia sylvestris Mitteldeutschlands anzunehmen scheint. Ob bei letzterer Form die Rostfarbe auf dem Rücken vorherrscht, darüber vermag ich aus Mangel an größerem Material nichts zu sagen. Jedenfalls ist in der Gesamtrückenfärbung hinsichtlich des grauen und rostroten Tones wie auch in der Färbung der Steuerfedern kein Unterschied zwischen dem mir vorliegenden märkischen Stück und jenen aus Ostpreußen und Schweden. Eine kleine Differenz zeigt sich in der Kehlfärbung. Dieselbe stimmt bei dem märki- schen und schwedischen Stücken in dem hellbräunlichen Ton überein, während das ostpreußische Exemplar eine hellere, schmutzig weißliche Färbung der Kehlgegend aufweist. Jeden- falls scheint mir zwischen ostpreußischen und schwedischen Stücken kein Unterschied zu bestehen und der von Brehm für das nordische Haselhuhn vorgeschlagene Name B. septentrionalis als Synonym zu B. honasia Linne zu ziehen zu sein. Brehm (Handb. d. Naturg. aller Vögel Deutschlands, Ilmenau 1831) gibt für die beiden von ihm angenommenen Arten die folgende Verbreitung: Bonasia rupestris Br. (= B. honasia L.), Felsige, mit gemischtem Holze bewachsene Gegenden unseres Vaterlandes, namentlich die Ufer der Elbe nicht weit vom König- stein, und Bonasia sylvestris Br., Westfalen, die Lausitz und wahrscheinlich auch den Thüringer Wald. Nach Heyder (J f. 0., 1916, 302) kommt Haselwild in den vorgenannten sächsischen Gebieten nicht mehr vor. Dasselbe darf, glaube ich, auch für Thüringen mit Sicherheit ange- nommen werden. 117. Tetrao urogallus urogallus L. Das Auerwild hat zweifellos früher in der Mark eine aus- gedehntere Verbreitung gehabt als heute und ist in Gebieten vorgekommen, in denen wir es jetzt vergeblich suchen. Bükg- stede und Bratring führen es beide noch aus der Priegnitz und Uckermark an, wenn man nicht annimmt, daß der letztere die Angaben des ersteren wiedergibt. Der erstere bemerkt zu seiner Mitteilung, daß das Auerwild in dem genannten Gebiet „jedoch nicht häufig sei"; Bratring fügt den beiden obigen Landstrichen noch die Mittelmark hinzu, bei „Cremmen, jedoch Faunistischer Teil. 253 ziemlicli selten". Letztere Angabe bezieht sich jedoch wahr- scheinlich auf das Birkwild, welches er mit dem Auerwild zu- sammen nennt. Es sei auch auf die an anderer Stelle dieses Buches wiedergeg-ebanen Mitteilungen Bbkmann's über den Gegen- stand hingewiesen. Aus einer alten Schußliste aus Forst in der Niederlausitz, deren Einsicht ich der Güte des Herrn Forstmeister Gadow in Kolpin zu danken hatte, ersah ich, daß vom Jahre 1823 bis un- gefähr zum Jahre 1835 wiederholt Auerwild in vorgenanntem Gebiet geschossen worden ist. Nach einer Mitteilung Deckek's steht auch heute noch Auerwild in den Forsten genannter Gegend. Schulz hat indessen vollständig recht, wenn er bereits 1845 den Auerhahn zu den allerseltensten Erscheinungen unserer Vogel- welt zählt. Er besaß Exemplare aus der Neumark, ohne Angabe der genaueren Lokalität. Auch Fehkmann hatte, nach der Mit- teilung Ludwig Bkehm's, märkische Stücke in seiner Sammlung. Im Jahre 1874 wurde berichtet (Waidmann, 187ö, 105), daß in der Niederlausitz noch zu jener Zeit Auerwild vorkam, und zwar hauptsächlich in den zur Forstinspektion Frankfurt-Lübben ge- hörenden Oberförstereien Grünhaus und Dobrilugk. In einem Schutzbezirk, im Eevier Schadewitz, kommen die Hähne im Früh- jahr aus der ganzen Umgegend zusammen, um dort zu balzen. In den der Stadt Guben gehörigen Forsten sowie in den Tauer- schen Revieren bei Peitz, Kr. Kottbus, stand noch Ende der siebziger Jahre Auerwild, ebenso wie in den fürstlich Solms- Baruther Forsten im Kreise Jüterbog-Luckenwalde. Ungefähr in derselben Zeit war nach einer mir brieflich gegebenen Mit- teilung Jablonski's noch ein ansehnlicher Bestand von Auerwild in den fürstlich Hohenzollernschen Forsten in der Nähe von Neu-Kunersdorf, Kr. Krossen. Auf eine vor einigen Jahren an den fürstlichen Oberförster Aye gerichtete Anfrage erhielt Ja- BLONSKi den Bescheid, daß nach Aussage der alten Förster vor- stehende Angaben richtig seien. Jetzt sei das Auerwild aber vollständig in jenen Gebieten ausgerottet, nach Meinung der Förster durch die Überhandnähme des Schwarzwildes, welches die Nester zerstört habe. Von einigen der oben genannten Auerwildlokalitäten nimmt Hagen in seiner Arbeit über die forstlichen Verhältnisse Preußens keine Notiz. Man muß wohl annehmen, daß sie bei Abfassung seiner Arbeit noch nicht bestanden bzw. als in Privatrevieren vorhanden nicht registriert wurden. Er führt im Jahre 1865 lediglich für den Reg.-Bez. Frankfurt a. d. 0. noch 89 Stück Auerwild an. In der zweiten Auflage des Werkes, aus dem Jahre 1883, welche von dem Oberforstmeister Donnek besorgt wurde, waren in dem genannten Regierungsbezirk nur noch CO Stück vorhanden. Diese 60 Stück verteilen sich wie folgt: Oberförsterei Sorau 6 Stück, Oberförsterei Grünhaus 50 Stück und Oberförsterei Dobrilugk 4 Stück. Eckstein gibt über das Vorkommen in der 254 Faunistischer Teil. Mark noch die folgenden Notizen: Auf dem Abscliußetat der Ver- waltung Pforten, Kr. Sorau, stehen jährlich Auerhähne. Die Herrschaft Jessen, Kr. Spremberg, welche zum allergrößten Teil aus 180 — 200 jährigen Kiefernbeständen besteht, hat Auerwild als Standwild. 11 Hähne wurden 1906 an einem Vormittag ge- sehen. Detmeks führt, außer oben bereits genannten Revieren, noch auf: Braschen, Kr. Krossen (Auerwild ist vereinzelt, aber nicht Brutvogel), Gr.-Särchen, Kr. Sorau, Gosda, Stradow .und Wolkenberg, sämtlich im Kreise Spremberg. Bezüglich des vor- genannten Gebiets von Braschen, unweit von Krossen, schreibt mir RüuiGEE, daß daselbst im Jahre 1912 eine Henne, leider ohne Erfolg, gebrütet habe. Nach den Berichten der Königl. Oberförstereien, soweit sie nicht an die Revierverwalter ver- pachtet sind, war im Frankfurter Bezirk der Abschuß wie folgt: 1885 3 Stück Auerwild; 1893 7 Stück (davon 2 in Sorau, 3 in Grünhaus und 2 in Dobrilugk); 1904 nichts; 1905 2 Stück; 1906 3 Stück. Im angrenzenden Posen ist das Auerwild nach Hamling ausgestorben. 118. Tetrao medius Meyer. Nauwerck, 0. MB., 1904, 109. Einer mündlichen Mitteilung des verstorbenen Major Kküger- Velthusen danke ich die Notiz, daß ein Exemplar des Rackel- hahns nach den Angaben Stimming's bei Brandenburg a. d. H. erlegt worden sei. Näheres konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Über ein weiteres Exemplar berichtet Nauwerck. Im Juli 1904 wurde ein Rackelhahn in der Nähe von Sommerfeld (Kr. Sorau) in einem Revier geschossen, in welchem ausschließlich Birkwild steht, und welches von den zunächst liegenden Auer- wildständen (bei Sagan, Schlesien) gegen 5 Meilen entfernt ist. Das Stück wurde bei Otto Bock gestopft und befindet sich im Besitz des Schützen, des damaligen Leutnants von 0. von dem Fürstenwalder Ulanenregiment. Ein drittes mir bekannt ge- wordenes Exemplar wurde am 2. Oktober 1911 im Reviei Kien- baum bei Hangelsberg, Kr. Lebus, erlegt (vgl. Theck, D. J. Z., 1911/12, 347). 119. Lyrurus tetrix tetrix (L.). Das Birkwild bewohnt, wenn auch durch die Veränderungen der Bodenverhältnisse mannigfach verdrängt und in der Individuen- menge zurückgegangen, noch heute in beträchtlicher Zahl alle geeigneten Gebiete unsei-er Provinz, hier in geringerer, dort in größerer Menge. In einigen Gegenden scheint die Individuen- menge zugenommen zu haben, wie dies im allgemeinen von ganz Deutschland behauptet wird; in anderen, in denen dieses Huhn fehlte, ist es neu erschienen und hat sich daselbst trotz des Ab- schusses stetig vermehrt. Um Berlin herum, im weiteren Sinne, Faunistischer Teil. 255 ist der Bestand zurückgegangen. Die Niederlausitz und die Neu- mark, das OstJiavelland, die Kreise Teltow, Jüterbog-Lucken- walde. Luckau, Brandenburg- und Westhavelland weisen größere Birkwildstände auf. lu den Revieren um Steinbusch (Neumark) steht Birkwild, doch ist es Will noch nicht g-elungen, Gelege desselben aufzufinden. Lyrurus tetrix tefrix ist Standvogel in der Mark. Die frühesten Gelege wurden um die Mitte des Mai, am 17. genannten Monats, verzeichnet. Bis in den Juni hinein — 6., 9., 12. und 15. — wurden Gelege bei Nauen gefunden. Brehm (Handb. d. Naturg. aller Vögel Deutschlands, 1831, 511) hat eine, den Thüringerwald bewohnende Art Tetrao jimi- perorum aufgestellt, welche auf den P'lügeln zwei weiße Binden besitzt, die die LiNKE'sche Art nicht aufweist. Die Untersuchung schwedischer und deutscher Exemplare, soweit mir solche möglich war, hat mir gezeigt, daß Übergänge vorhanden sind, und daß T. juniperormn, welche Form von Hellmayr und Laubmann in ihrem Nomenklator der Vögel Bayerns angenommen wird, mit der LiNNE'schen Art T. tetrix zu vereinen sein dürfte. Eiermaße (gem. 14 Eier): L. Max. 51 Min. 47 D. 49,1 mm Br. „ 36 „ 34 „ 35 „ Coliunhidae. 120. Columha palumhus palumhus L. Die Eingeltaube kommt in den Wäldern und Parkanlagen der Mark überall als Brutvogel vor. Selbst in reinen Sandkiefern- heiden mit geringem Unterholz hatten wir sie zu beobachten Gelegenheit. Ihre Individuenzalil hat gegen früher bedeutend zugenommen. Das vorsichtige und scheue Wesen dieser Art ist besonders von den in Parkanlagen lebenden Vögeln völlig abgelgt worden. Man findet sie oft so zahm, daß sie das dargereichte Futter aus der Hand nehmen. Wie häufig diese Taube in der direkten Umgebung Berlins z. B. vorkommt, dafür ein Beispiel. Am 20. April 1916 konnte ich auf der kurzen Strecke zwischen der Lichtensteinbrücke und dem Brandenburger Tor, die mit der elektrischen Bahn in kaum zehn Minuten durchfahren wird, auf einer Seite des Weges 42 Ringeltauben zählen. An einem anderen Tage desselben Jahres sah ich am Morgen des 29. Oktober an einer Stelle, in der Nähe der Löwenbrücke, 29 Individuen, die sich, Futter suchend, auf dem Rasen bewegten. In der Stadt Berlin ist Columha pahmihm derartig Straßenvogel geworden, daß man sie oft weit vom Tiergarten entfernt auf den Fahr- dämmen herumlaufen sieht. Sie gehen dem Fußgänger bzw. den Wagen nur so weit aus dem Wege, als durchaus nötig ist. Gegen Spätherbst und Winter nimmt die Individuenmenge etwas ab. Nie habe ich in dieser Zeit und bis zum Februar hinein annähernd solche Mengen gesehen, wie Scblebacii berichtet. Derselbe fand 256 l<'aunistischer Teil. im Dezember 191;") in den Waldungen um Ahrensberg im Bücke- burgischen Hunderte von Kingeltauben auf dem Boden nach Nahrung- suchend. Eine Anzahl der Individuen düifte um die Mitte oder gegen Ende des Oktober das Gebiet verlassen, in dem sie im Beginn des April, öfter auch sclion im März wieder eintreffen. Will verzeichnete für Steinbusch den 5. März, Ein Teil der Vögel überwintert jetzt, im Gegensatz zu früheren Jahren, in der Mark. Für die Mittelmark wenigstens darf dies mit Sicherheit an- genommen werden. Auch für größere Parks der Neumark, z. B. den von Rehnitz, habe ich dies feststellen können. Die reichliclie Buchenmast einzelner Jahre trägt zweifellos dazu bei. Fast das ganze Jahr hindurch findet man die Ringeltauben an den Plätzen der Brutreviere. Ständig halten sie sich in der Nähe derselben auf. Möglich ist es, daß die alten Brutpaare in den von ihnen einmal in Besitz genommenen Gebieten bleiben, während die jüngeren Vögel in andere benachbarte Gegenden streichen bzw. südlich wandern. Im Monat Mai 1917 wurde der Berliner Tiergarten von einer starken Raupenkalamität heimgesucht. Die Eichen waren von Liparis chrysorrhoa L. völlig kahl gefressen und macliten einen winterlichen Eindruck. Bei vier auf genannten Bäumen innerhalb eines engen Raumes stehenden Nestern der Ringeltaube beobachtete ich die alten Vögel, die bis dahin, auf dem Boden Futter suchend, von mir regelmäßig angetroffen wurden, plötzlich nicht mehr. Sie waren aus der Gegend verschwunden. Dr. Heineoth ist der Meinung, daß plündernde Krähen die Eier geraubt und die alten Vögel die Gegend deshalb verlassen hätten. Mit Rücksicht auf die Zeit, um Ende Mai, in der die Ringel- taube bei uns meist schon Junge hat, möchte ich dies nicht an- nehmen. Sollten vielleicht die Tausende von Raupen die alten Vögel veranlaßt haben, die Nester zu verlassen, nachdem die jungen Vögel durch die Raupen zugrunde gegangen waren? Jedenfalls war es auffällig, daß in dem vorgenannten Jahr die Ringeltaube in vielen Parkgebieten um Berlin nach der Brutzeit nur vereinzelt auftrat bzw. ganz fehlte. Das Brutgeschäft findet von Mitte April an statt. Die meisten Gelege finden sich im Mai. Spätbruten w^erden noch vom Juni und Juli registriert. Beobachtungen über noch spätere Nist- zeiten — aus dem angrenzenden Pommern wird eine solche vom 27. September verzeichnet — sind mir in der Mark nicht be- kannt geworden. In größeren Parkanlagen habe ich ein, wenn auch nicht gerade geselliges Nisten, so doch ein eng nachbarliches Brüten feststellen können. Auf einem Gebiet im Tiergarten von Berlin fand ich z. B. an einer Stelle von ungefähr zw'anzig Schritt Durchmesser nicht weniger als 8 besetzte Nester. Die Ringel- taube ist sicher aus einem Höhlenbrüter früherer Zeiten, bei denen im allgemeinen ein gewisser Zug zu sozialem Zusammen- Faunistischer Teil. 257 Schluß selten beobachtet Avird, ein Erbauer offener Nester ge- worden. Am 19. April 1916 fand Rüdigee im Forstrevier Zehlitz bei Krossen a. d. 0. ein Nest der Ringeltaube, welches sie nicht selbst gebaut hatte. Ein vorjähriges Nest des Holz- hähers war von ihr angenommen worden. Die Eier zeigten auf der Schalenfläche größere und kleinere Knötchen (in litt.). Eiermaße (gem. 8 Eier): L. Max. 40,5 Min. 36,5 D. 39,2 mm Br. „ 30 ,,27 „ 28,8 „ 121. Columba oenas oenas L. Wenn auch keineswegs in der Mark selten, ist diese Taube doch nicht so häufig als die vorgenannte Art. In einzelnen Gegenden hat sie zweifellos an Zahl zugenommen, z. B. in den östlichen Teilen der Provinz, in anderen wiederum ist ein Rück- gang der Individuenzahl, wie in der Mittelmark, beobachtet worden. Die Hohltaube liebt bei uns Laubgehölz, selbst wenn dieses nur von geringem Umfang und in Nadelwald eingeschlossen ist. Gern benutzt sie ältere Alleebäume zum Brüten oder sie nimmt, wie dies oft gefunden wird, die Höhlen der Schwarzspechte und Blauraken an. In vielen Gegenden ist ihr Vorkommen direkt an das des Schwarzspechtes gebunden. Hocke fand am 10. April Gelege und bezeichnet diesen Termin als eine sehr späte Fund- zeit für die erste Brut. Nach anderen Angaben finde ich, daß die Brutzeit meist sogar etwas später, am 12., 18., 21. April, einsetzt. Walter fand bei Charlottenburg ziemlich regelmäßig am 15. April belegte Höhlen. Als Schlußzeiten der Brut wurden öelege vom 21. Juni und vom 2., 5. und 6. Juli verzeichnet. Die Hohltaube scheint in der Mark unbedingter Sommer- vogel zu sein, der oft schon um die Mitte oder in den letzten Tagen des März, meist aber erst im April im Brutgebiet ein- trifft und uns von Anfang bis Mitte August wieder verläßt. Eiermaße (gem. 8 Eier): L. Max. 37 Min. 33,5 D. 35,8 mm Br. „ 28,5 „ 26,5 „ 27,3 „ 122. Streptopelia turtur turtur (L.). In früheren Dezennien in der Provinz seltener, kommt die Turteltaube jetzt ziemlich häufig als Brutvogel in derselben vor. Als nicht selten Avird sie für einzelne der östlichen Ge- biete, speziell für einige Teile der Uckermark bezeichnet. Im weitesten Osten der letzteren aber, an den posenschen Grenz- gebieten, ist sie als Brutvogel sogar sehr häufig und in allen gemischten Beständen, besonders wenn solche kleine Bäche auf- weisen und etwas Unterholz haben, wie auch in den Rand- gebieten kleinere!' Feldhölzer und in alten Gartenanlagen zu 17 258 Faunistischer Teil. finden. Im nördlichen Teil der östlichen Neumark ist sie nach Will selten. Dasselbe gilt auch für einige südliche Gebiete wie z. B. für die Kreise Spremberg, Luckau und Kalau. Früh im Mai trifft die Turteltaube bei uns in der Mark ein. KüDiGEii beobachtete ihre Ankunft am 1. Mai, Walter am 3. Mai und Hucke am 5. genannten Monats. Notizen über April-Erscheinen finde ich nicht. In der zweiten Hälfte des September und in den ersten Tagen des Oktober verläßt sie das Gebiet. Im allgemeinen wird die Brutzeit von Mitte Mai bis Ende Juni angegeben. Dies dürfte auch für die Mark Geltung haben. Doch wurden auch frühere Termine vom 2. und 4. Mai beobachtet. Der Umstand, daß Ickeet noch am 4. August ein frisches Gelege fand, dürfte für eine zweite Brut sprechen, die man im allgemeinen bei dieser Taube nicht annimmt. Eiermaße (gem. 7 Eier): L. Max. 30 Min. 27 D. 29,1 mm Br. „ 23,5 „ 22 „ 22,9 „ Vulturidae, 123.' Aegypius monachus (L.). Am 5. Juni 1888 wurde von Herrn Gutsbesitzer Dr. F. Blomeyee ein Mönchsgeier bei p]hrenberg, in der Nähe von Bernstein, Kr. Soldin, Neumark, erlegt und damit sicher zum ersten Male das Vorkommen dieses Geiers für die Provinz nach- gewiesen. Es ist ein schöner alter Vogel, dessen Geschlecht nicht festgestellt werden konnte, da er bereits stark angefault in Berlin zum Ausstopfen eintraf. Im Gegensatz zu Oi/j^s fulvufi fulvus, der in den meisten Nachbarprovinzen schon wiederholt erlegt worden ist, muß Aegypius monachus als ein sehr seltener Gast für die Norddeutsche Tiefebene bezeichnet werden. Über die Erlegung des vorgenannten Vogels hatte Herr Dr. Blomeyee, die Güte, mir das Folgende mitzuteilen: „Am 5. Juni d. J. bemerkte ich, als ich nachmittags durch meine Felder ritt, im Getreide einen großen Eaubvogel sitzen, welcher, als ich mit dem Pferde nahe kam, sich erhob und eine kurze Strecke weiter flog. Infolge seiner Bewegungen gewann ich den Eindruck, daß er matt oder krank sei und ritt eiligst nach Hause, um ein Gewehr zu holen. Ich benachrichtigte auch einen anderen Herrn, welcher mit der Büchse in der Nähe war. Als ich zurükkehreud mit dem Herrn auf das betreffende Ackerstück gekommen war, saß der Geier noch auf dem alten Fleck. Wir stellten uns nun in einiger Entfernung voneinander auf und es gab der zweite Herr einen Kugelschuß auf den Geier ab, brachte ihm jedoch keine wesentliche Verletzung bei. Vielmelir erhob sich der Geier und flog etwa 500 Schritt weiter, in die Nähe des FleckeSj wo ich mich aufgestellt hatte, hob sich dann, als Paunistischer Teil. 259 ich micli ilim näherte, wieder und flog an mir vorbei, so daß ich ihm einen vollen Sclirotschuß applizieren konnte, worauf er auf der Stelle verendete." Der ausgestopfte Vogel belindet sich im Besitze des Dr. Blomeyee in Ehrenberg. 124. Gyps fulvus fulvus (Hablizl). O. fulvus, ScHÄiT, J. f. 0., 1890, 157. — Müllee, Natur und Haus, 1901, 430. — Gaeling, G. W., 1909, 20. Der Gänsegeier war bis zum Jahre 1888 aus der Mark Brandenburg nicht bekannt. Inzwischen sind einige Mitteilungen über dessen Vorkommen veröffentlicht worden. Schaff (1. c.) berichtet, daß nach einer ihm zugegangenen Notiz „am 25. Mai 1889 ein Exemplar genannten Geiers von dem Amtsrichter Dethiee in der Lychener Stadtforst (Ucker- mark) geschossen worden sei. Dasselbe kreiste, von Krähen verfolgt, ziemlich niedrig und ließ sich dann auf einer mäßig hohen Kiefer nieder, wo die Krähen es noch umlagerten, bis es erlegt wurde." Die Deutsche Jäger-Zeitung brachte hierüber eine Notiz des Schützen, in welcher der Vogel als „Aasgeier" angesprochen wurde, eine Bezeichnung, welche von der Redak- tion genannter Zeitung sofoi't berichtigt wurde. MtJLLEE schreibt, 1. c, „daß im Juni 1896 im Revier der Königl. Oberförsterei Steinspring bei Driesen (Neumark) ein ver- flogener Gänsegeier (Oyj^s fulvus), welcher matt auf einem Baum- stumpf hockte, zur Jagdbeute fiel". Die von Gaeling gegebene Notiz bezieht sich auf dieses Vorkommen. Müllee fügt der obigen Mitteilung noch die Bemerkung hinzu, daß ihm noch ein zweiter Fall des Vorkommens in der Mark aus dem Jahre 1889 bekannt sei, nach welchem dieser seltene Gast in der Ucker- mark erlegt wurde. Diese Mitteilung ist zweifellos mit der von Schaff gegebenen identisch. Es ist mir nicht möglich gewesen, weitere Mitteilungen über die vorstehenden Angaben zu erhalten und festzustellen, wo die Belegstücke für diese beiden märkischen Exemplare geblieben sind. Schließlich sei noch auf eine Notiz Ehmke's (J. f. 0,, 1905, 421 und 1906, 323) hingewiesen. Der Genannte teilte mit, daß von ihm am 16. September 1902, nachmittags etwa 4 Uhr, ein Exemplar von Gyjis fulvus auf der Feldmark Rehfelde, östlich von Berlin beobachtet worden sei. Im allgemeinen darf man sagen, daß Gy2)S fulvus fulvus, aus dem Osten bzw. Südosten kommend, häufiger Mitteldeutschland besucht hat als Aegyplus monaehus. Nicht umgekehrt. Indessen sind aus dem ganzen Ostseelitoi-al und den anschließenden Binuen- gebieten nur wenige, durch Belegstücke sichergestellte Exem- plare von Gyijs fulvus fulvus nachgewiesen worden. 17* 2(30 Faiinistischer Teil. Falconidae. 127}. Circus aeruginosus aeruginosus (L.). Die Rolirweihe ist nacli unseren Beobachtungen ein häufiger Brutvogel in der ganzen Mark. Ihr Vorkommen ist in der Hauptsache an das Rohr gebunden. Deswegen ist sie in allen größeren Luchgebieten der Mark, die dichte Rohrbestände be- sitzen, ein überall anzutreffender Brutvogel. Sie tritt nicht so häufig auf wie die nachstehend genannte Weihenart, ist aber bedeutend häufiger als Circus pygargus (L.). In der Mark ist sie Sommerbrutvogel. Ankunft oft schon Mitte März bis zweite Hälfte des April, Abzug Ende August und September. Oft werden vereinzelte Individuen den ganzen Oktober liindui'ch, sogai' noch Anfang November beobachtet und wiederholt sind sie schon, immer als Ausnahme, um den 20. Februar herum in ihren Brut- gebieten wieder gefunden worden. Die Brutzeit beginnt mit Ende April und endet mit dem Anfang des Juni. Eiermaße (gem. 60 Eier): L. Max. 52 Min. 45 D. 47,9 mm Br. „ 39 „ 34,5 „ 37,3 „ 126. Circus cyaneus cyaneus (L.). Diese Weihe ist im ganzen Gebiet der Mark häufig und brütet überall in ihr passenden Gegenden. In ihrem Vorkommen ist sie nicht, wie die vorgenannte Art, an Sumpfgebiete gebunden, sondern nimmt auch mit Gelände anderen Charakters vorlieb, in einzelnen Gegenden sogar solche bevorzugend. Sie kommt auf weiten Acker- und Kleeflächen vor. Im südwestlichen Teil der Mark wird sie vielfach in Rübenfeldern angeti'offen. Meist trifft sie im März und April hier ein und bleibt bis zum Sep- tember und sogar über diesen Monat hinaus. Einzelne Indi- viduen, als nicht ausschließliche Sumpfbewohner, überwintern in der Mark. Die Brutzeit liegt zwischen Anfang Mai und Anfang Juli. Eines frühen Bruttermins, vom 25. April 1904 — ein Gelege von 4 Eiern wurde in einem Birkbusch gefunden — , erwähnt Hocke. Hesse hat eine interessante Beobachtung über diese Circus-kri veröffentlicht. Er berichtet aus dem von ihm mit so vielem Elrfolg durchforschten Luchgebiet (0. MB., 1914, 189): „Auf einer Exkursion in das Havelländische Luch am 14. Juni 1914 fand ich u. a. einen Horst der Kornweihe {C. cyaneus L.), der 3 faule Eier und 4 pulli verschiedenen Alters enthielt; während sich der jüngste pullus noch wälzte, war der älteste schon beinahe halbwüchsig, alle vier noch mit weißem Flaum bedeckt. Acht Tage darauf, am 21. Juni, suchte ich den Horst nochmals auf; alle 4 Junge hatten ihn bereits verlassen und drückten sich zwischen den Seggenkufen bis zu ungefähr 1 m Entfernung rings herum; bei dem ältesten sproßten bereits Fuunisfcischer Teil. 261 die großen Flügel- und Schwanzfedern sowie das Fedeifeld unter dem Auge hervor. Daß gleich 3 Eier faul waren, mag vielleicht auch einen Grund in dem sehr nassen Frühjahr gehabt haben; der Horst — soweit der unordentliche und dürftig zusammengetragene flache Bau diesen Namen überhaupt verdient — stand direkt auf dem ohnehin noch feuchten Moorboden zwischen den Seggen- kufen, wo früher, bevor die Entwässerung durchgeführt war, über dem weichen Moorschlamm fußhoch das dunkle Moorwasser stand. Maße der Eier (jetzt in der Eiersammlung des Berl. Mus. befindlich): 44,7X3:"), 43,2x35,-3, 41,5x34,6. Ich erwähne dies nur deshalb besonders, weil ich bisher noch niemals bei Circus ein Gelege oder eine Nachkommenschaft von 7 Stück in diesem noch bis vor kurzem an Weihen so reichen Gelände habe feststellen können; die Zahl der flüggen, also wirklich hochgekommenen Jungen betrug bei den einzelnen Paaren meist 3—4 Stück, also etwa den 4 obigen pullis entsprechend. Im Berliner Museum befinden sich als Höchstzahl in der v. Treskow- schen Eiersammlung ein sechser Gelege von C. cyaneus ebenfalls aus der Mark Brandenburg vom 16. Mai 1876, sowie in der Hauptsammlung ein zweites sechser Gelege von C. x)ygargus L. aus Sarepta vom Jahr 1875 (ohne Daten). iVuch aus der Literatur geht hervor, daß Gelege von 7 Stück zu den Seltenheiten gehören. Daß dies Gelege von zwei verschiedenen 9 herrühre, ist wohl kaum anzunehmen. An gleichem Tage nahebei in einem ganz kleinen mitten im Luch auf einem der „Horste" gelegenen Kiefernstangen- gehölzchen, daß mir schon aus allen vorhergehenden Jahren als Brutort der Waldohreule {A. otus L.) bekannt ist,- in einem alten Krähenhorst Gelege von 4 Eiern, von denen 1 gerade ausfiel; mithin sehr verspätete oder vorher gestörte Brut. Ich klopfte die festsitzende Eule vom Baum. — Auch die Sumpf- ohreule (.4. accijntrinus Fall.) horstete wie früher ganz in der Nähe, gleich den Weihen aber nunmehr im trocken gelegten Ried. Feldweihen und Sumpfohreule, die ja beide, namentlich erstere, auch in Feldern horsten, dürften sich vielleicht, wenigstens in einzelnen Paaren, den durch die Kultur veränderten Verhält- nissen anpassen." Eiermaße (gem. 50 Eier): L. Max. 46,5 Min. 40,5 D. 43,5 mm Br. „ 37 „ 31,5 „ 34,6 „ 127. Circus pygaryus (L.). Diese Weihenart möchte ich nicht als häufig für das Gebiet bezeichnen. Sie tritt nacli meinen Erfahrungen vornehmlich im Osten der Mark auf, scheint aber auch dort nur eine lokale Verbreitung zu haben. Hier ist sie häufiger, dort seltener. Sie brütet zwar bei Teltow und Großbeeren, ist aber in der Mittel- 262 Faunistischor Teil. mark nur unreg-elmäßig- anziitrelfeii. Hesse veizeiclinet eine Be- obachtung vom 3. Juni bei Jühnsdorf. Von den die Mark als Brutvög-el bewohnenden drei Weihenarten ist sie bei weitem die seltenste. Im März und April trifft sie bei uns ein und verläßt uns im September. Gelege werden von Anfang* Mai bis Mitte Juni gefunden. Eiermaße (gem. 6 Eier): L. Max. 41 Min. 38,5 D. 39,1) mm Br. „ 33,5 „ 32 ., 32,7 „ 128. Circus macrurus (Gm.). Reichenow, J. f. 0., 1891, 35. — Schalow, ibid., 1891. 211. — Altum, 0. MB., 1893, 120. — Hesse, J. f. 0., 1915, 587. Diese Art, auf deren eventuelles Vorkommen in Brandenburg ich schon hingewiesen hatte, fehlte in meinen früheren Arbeiten. Sie ist inzwischen mehrfach für die Provinz nachgewiesen worden. Aus älterer Zeit, wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, befindet sich ein Exemplar, 9 ad., mit der Bezeichnung „Mark" im Berliner Museum, auf welches Hesse 1915 hingewiesen hat. Das Exemplar trägt keine Angaben über Zeit und Ort. In dem Jahre 1890 wurde am 17. August in der Nähe von Schwiebus, Kr. Züllichau, nahe der Posenschen Grenze ein Exemplar der Steppen weihe, ein junges d, erleg-t. Hesse hat den genaueren Fundort veröffentlicht: Koppen bei Schwiebus. Ferner wurde in demselben Jahr am 9. September bei Kottbus im Süden der Mai'k ein Stück durch Sieeack gesammelt. Beide Exemplare sind Vögel im Jugendkleide. Sie befinden sich im Museum in Berlin. In demselben Jahre wurden Steppenweihen auch für die angrenzenden Gebiete West- und Ostpreußen, Posen und Mecklen- burg nachgewiesen. Sicherlich hat in dieser Zeit eine größere Invasion dieser östlichen Art, die vielfach übersehen oder nicht erkannt worden ist, stattgefunden. Ungefähr zwei Jahre später muß wiederum eine Ein- wanderung stattgefunden haben. Altum erhielt ein am 10. De- zember 1892 bei Eberswalde geschossenes jüngeres d und aus demselben Gebiet ein am 23. Januar 1893 erlegtes altes ö. Beide Stücke stehen in der Sammlung der Eberswalder Forst- akademie. Auch in Posen und Pommern wurden im Winter 1892/93 Steppenweilien beobachtet und gesammelt. lue dritte mir bekannt gewordene größere Invasion von Circus macrurus scheint im Jahre 1897 stattgefunden zu haben. Ich habe bei den Berliner Präparatoren Bock, Zagermann u. a. eine größere Zahl von Exemplaren gesehen, die sämtlich im Oktober und November geschossen worden sind. Auch an das Fauiiistisfhcr Teil. 263 Zoologische Museum der landwirtschaftlichen Hochschule ge- langten im Oktober 1897 erlegte Steppenweihen. Schließlich ist noch auf die große Invasion von 1901 hinzuweisen, in der in ganz Norddeutschland außerordentliche Mengen von Steppen- weihen erlegt worden sind. Das letzte mir bekannt gewordene märkische Exemplar wurde im Juli 11)15 von dem Gutsbesitzer W. Krause in Mödlich, Westpriegnitz, geschossen (H. Schütz in litt.). 129. Astur gentilis gentilis (L.). • Der Hühnerhabicht ist ein regelmäßiger Brutvogel der aus- gedehnten Wälder des Gebietes, wenn er auch immer nur ver- einzelt beobachtet wird. Selbst in kleinen AVäldern von geringer räumlicher Ausdehnung, in schütter stehenden isolierten Feld- hölzern wird er gefunden. Unsere frühere Mitteilung, daß die Art im Bestände zurückgegangen sei, muß dahin eingeschränkt werden, daß dies nur für das Gebiet der Mittelmark Geltung haben dürfte. Von den anderen Gebieten der Mark, vornehmlich denen im Osten und Süden, gilt dies nicht. Für die verschiedenen Gegenden der Neumark wird der Habicht überall als regelmäßiger Brutvogel genannt. Oft benutzt er viele Jahre hindurch den- selben Horst. In der Mark ist er Standvogel. Die normale Brutzeit fällt oft schon in das erste Drittel des April und dauert bis Mitte Juni. Frühere Brüten werden von Mielke vom 8. April (Luckenwalde), von Hocke vom 14. April und von Treskow sogar vom 8. und 26. März (1898 und 1899) verzeichnet. Eiermaße (gem. 17 Eier): L. Max. GO Min. 55 D. 57,5 mm Br. ,; 47 „ 43 „ 44,9 „ Rüdiger berichtet (Z. f. 0., April 1912, 57) über ein sehr kleines Gelege aus der Neumark: L. 53,4 53 52 D. 53,2 mm Br. 41,2 41 39,9 „ 40,6 „ Ein von dem Genannten am 12. Mai 1913 in der Oberförsterei Regenthin gesammeltes Sparei mißt 36,4x27,7 mm. 130. Äccipiter nisus nisus (L.). Der Sperber ist ein sehr häufiger und den kleinen Vögeln äußerst schädlicher Brutvogel aller, selbst der kleinsten Wälder der Provinz, besonders der Kiefernbestände derselben. Durch- gehend tritt er in bedeutend größerer Individuenmenge als die vorgehende Art auf. Kleine Feldhölzer liebt er ungemein. In größeren Wäldern bevorzugt er zur Anlage seines Horstes schütter stellende Baumpartien bzw. die Ränder der Lichtungen. Im Herbst pflegt die Individuenmenge zuzunehmen. Als Regel darf für die Mark gelten, daß das Brutgeschäft der Sperber mit der Mitte des Mai beginnt und bis ungefähr Mitte des Juni an- 264 Fauiiisüscher Teil. dauert. Doch wurden auch noch Anfang Juli volle frische Ge- lege gefunden, ebenso wie solche im ersten Drittel des Mai. Accipiter nisus nisus ist Standvogel der Provinz, der selbst in schlechter Jahreszeit nicht weit über seine Brutreviere hinausgeht. Es ist, schreibt mir Rüdigek, der einzige Raubvogel, welchen ich abschieße. Nach Möglichkeit nehme ich auch jedes Gelege; trotzdem vermindert er sich nicht. Eiermaße (gem. 22 Eier): L. Max. 40,5 Min. aß D. .'58,9 mm Br. „ 34 „ 29,5 „ 31,7 „ RüDiGEE (in litt.) gibt von 120 Eiern den Durchschnitt 40,5/32,2 mm. 131. Circaetus gallicus (Gm.). Wie aus den meisten Gebieten Deutschlands, so liegen auch für die Mark Brandenburg keine Beobachtungen vor, die ein abschließendes Urteil über das Vorkommen dieses schönen Raub- vogels im Gebiet gestatten. Der Schlangenadler, dessen Auf- treten Schulz noch als sehr zweifelhaft für die Provinz bezeichnet, scheint, allgemein gesprochen, über die ganze Mark verbreitet zu sein, wenn er auch nur überall sehr vereinzelt und selten vorzukommen scheint. Vielleicht aber ist auch dies nicht einmal der Fall, und der scheue, versteckt lebende Vogel, der durch seine Reptiliennahiung sich weniger bemerkbar macht und weniger Nahrungsüberreste im Walde linden läßt, wird nur übersehen oder mit Bussarden verwechselt. Er liebt keine düsteren, dichten Wälder. Sie müssen für diese Art etwas Bodenbewegung und Unterholz haben und in nicht zu weiter Entfernung von feuchten Wiesen bzw. sumpfigen Geländen gelegen sein. Verhältnismäßig soll die Art häufig die Niederlausitz bewohnen, wo sie zweifellos auch horstet. Für die benachbarte Oberlausitz führt Tobias den Schlangenadler als Brutvogel auf. Im Berliner Museum stehen zwei märkische Exemplare, ein ö und ein q. von denen das letztere im Garten des Kriegsministeriums, also inmitten Berlins, geschossen worden ist. Das landwirtschaftliche Museum besitzt ein schönes altes q aus der Duberow bei Königs-Wusterhausen ohne Datum. ■ In der Sammlung des Fürsten Radziwill befinden sich zwei Exemplare aus dem Osthavelländischen Kreise, ein d aus der Gegend zwischen Neuendorf und Schönwalde und ein weiteres ö aus dem Forstrevier Brieselang bei Nauen. Wiese berichtet (Leo und Geunert, Forstl. Blätter, 1873, 279), daß die Art in einigen Forsten um Berlin horstend vor- käme, ohne jedoch nähere Angaben zu machen. Nach Grunack soll Circaetus gallicus in den Jahren 1872 bis 1875 im F'orstrevier Lietzenhütte, Kgl. Forst Grünau bei Rathenow, gehorstet haben. Doch muß hinzugefügt werden, daß Fauuistischer Teil. 265 die GßUNACK'sclieii Angaben mit einer gewissen Torsiclit aufzu- nehmen sind. Hocke (Gef. Welt, 1895, 41 u. ff.) verzeiclinet als Horstgebiete der Art, außer den bereits genannten, noch die folgenden: Duberow (Geunack!?), Brieselang (Ludwig), Joachims- thal und Schwedt a. d. 0. (Hocke). Will nennt den Schlangen- adler noch aus den achtziger Jahren für die Schorfheide. Hier hat ihn auch Rüdiger zweimal horstend beobachtet. Vor längerer Zeit hatten wir Altüm gegenüber die Vermutung ausgesprochen, daß der Schlangenadler wahrscheinlich in der Umgebung von Eberswalde vorkäme. Diese Vermutung hat sich bestätigt. Alti m beobachtete sicher die Art am 1. Juli 1874 am Plagesee bei Chorin. Da sie erst im September nach dem Süden zu gehen pflegt, so dürfte das genannte Stück nicht ein durchziehendes, sondern ein Brutvogel des Gebietes gewesen sein. Auch in den großen und ausgedehnten Forsten um Joachimsthal, in der Schorf- heide und bei Schönebeck hat der Schlangenadler, wie bereits bemerkt, gehorstet. Wie Will und Rüdigee hat ihn auch Waltee daselbst beobachtet und Wiese Horste ausgenommen. Die Angaben aus neuerer Zeit über das Horsten im Mai 1878 in dem Kunersdorfer Forst zwischen Seddin und Ferch, nahe dem Schwielowsee, sind auf Geunack zurückzuführen (Zoolog. Garten, 1879, 124). Ludwig (J. f. 0., 1887, 389) verzeichnet für 1887 ein Brutvo]'kommen im Finkenkruggebiet bei Spandau. Von Hocke stammt die Mitteilung über ein im September 1889 bei Friedrichshagen erlegtes Exemplar, dessen Verbleib nicht festzustellen war (J. f. 0., 1889, 344). Nach den Beobachtungen des Grafen Wilamowitz-Möllen- doef ist der Schlangenadler in der Priegnitz ganz außerordentlich selten. Der Genannte berichtet (0. MB., 1894, 194) über ein im August 1894 erlegtes altes g und fügt hinzu, daß er, seit 30 Jahren in dem Gebiet wohnend, dem Schlangenadler nur ein einziges Mal, vor etwa 10 Jahren, begegnet sei, daß es ihm aber nicht gelang, das betreffende Stück zu erlegen. Nach Scheeing (Z. f. 0., 6. Jahrg., 1897, 40) hat die Art 1894 und 1895 in der Neumark, ohne Angabe des Ortes, gehorstet. 132. Buteo huteo buteo (L.). In früherer Zeit betrachtete man, wie die Nebelkrähe, den Wanderfalken und den Hausspcrling, auch den Bussard als typischen Standvogel unserer Mark, oder aber man sah ihn als Strichvogel an, der der Nahrung halber vagabundierend herum- zigeunerte, ohne jedoch die Grenzen seines Brutgebietes weit zu überschreiten. Dieser Ansicht ist nach dem Stande unserer heutigen Kenntnis seines Auftretens nur bedingt beizupflichten. VAn Teil wenigstens unserer Bussarde scheint im Spätherbst das märkische Gebiet zu verlassen und nach südlicheren Gegenden zu wandern. In der Heimat werden die Brutindividueii dann 266 Fauiiistisfhcr 1'eil. durch nordische Einwanderer ersetzt, die zum Teil wahrscheinlich im Gebiet bleiben, zum Teil aber auch, gleichsam über die Köpfe der zurückbleibenden Individuen hinweg, weiter südlich ziehen, „Bei den Mäusebussarden", sagt Fritz von Lucanus, „besteht eine gewisse Neigung, im Herbst und Winter in südwestlicher Richtung zu wandern, ohne jedoch im allgemeinen ihre Reise allzuweit auszudehnen. Bei einigen Exemplaren scheint der Zug- trieb stärker entwickelt zu sein, wie ein in der Oberförsterei Zehdenick i. d. Mark beringter und in Spanien erlegter Bussard beweist. Die Vögel, die wir in Nord- und Mitteldeutschland sehen, dürfen daher größtenteils wohl als russische Einwanderer zu betrachten sein, während die norddeutschen ßrutvögel den Winter vorzugsweise in Süddeutschland und Südeuropa verbringen." Ob alle in der Mark erbrüteten Bussarde ziehen und das Gebiet verlassen oder ob dies nur von einem Teil der Individuen geschieht, ist eine Frage, die nur durch umfangreiche Beringungen gelöst werden kann. Ich glaube, daß viele unserer Bussarde als umherstreichende Individuen auch während des Winters im Gebiet verbleiben. Solange ich in unserer Mark beobachtet habe, sind mir nie- mals streichende oder ziehende Bussarde, die in größerer Indi- vidueumenge zusammenhielten, vorgekommen. Ich habe unseren Mauser zur gegebenen Zeit immer nur in einzelnen Individuen gesehen. Sollten vielleicht die mehrfach erwähnten im Spätherbst und Winter beobachteten Bussarde, die in einem gewissen Ver- bände zusammenhaltend streichen oder zogen, östliche Vögel, also Induviduen von Buteo huteo desertorwn oder B. h. zimmermannae, um diesen zweifelhaften Namen hier zu gebrauchen, sein? Als Brutvogel ist der Bussard in der Mark in seinem Be- stände — zweifellos durch blödes Abschießen — nicht unwesent- lich zurückgegangen. Die Brutzeit umfaßt in unserer Provinz ungefähr zweiundeinhalb Monate. Sie beginnt mit Ende März und schließt mit Mitte Juni. Den frühesten Termin fand ich mit dem 24. März, den spätesten mit 23. Juni angegeben. Die Hauptbrutzeit fällt in die zweite Hälfte des April. Die ersten Bussardgelege findet man nach den Beobachtungen RtJDiGEE's in der Mark um den 5. April. Die Normalzeit ist der 20. April. Die Normalgelegezahl möchte er für unser Gebiet mit Sicherheit mit 3 Eiern bezeichnen. Rüdigek behauptet auch, daß die Eier in früheren Jahren schöner, d. h. dunkler gezeiclinet gewesen wären. Die von Treskow notierten Brutzeiten stimmen mit obigem überein. Er fand Eier vom 4. April bis Anfang Mai. Eiermaße (gem. 4-4 Eier): L. Max. 60 Min. 52 D. 55, 5 mm Br 40 42 44 Das Vorkommen eines kleineren, mehr rostfarbenen Bussards, dessen Nomenklatur noch nicht sichergestellt erscheint, und der Faunistischer Teil. 267 gewöhnlich unter dem Namen Buteo huteo zimmermannar Eh3ike geführt wird, spukt auch in der Mark Brandenburg. Es ist möglich, daß dieser östliche, vornehmlich Westrußland und w^ahr- scheinlich auch Polen bewohnende Bussard auf dem Zuge auch die Mark berührt. Belegstücke sind in den Sammlungen jedenfalls nicht vorhanden. Leo von Büxbekgee (0. M., 1908, :310) möchte sogar für ein gelegentliches Brüten in der Mark plädieren. Seine Ausführungen sind nicht uninteressant. Er schreibt, nachdem er eine Anzahl von Eiermaßen von Buteo huteo gegeben: „Hierzu kommt ein von Riesenthal erwähntes Gelege, welches aus Wriezen a. d. 0. stammt und folgende Maße zeigt: 50/40, 49/40, 49/40. Dieses Gelege wird von Riesenthal ausdrücklich zum Belege dafür angeführt, daß sich auch unter den Eiern von B. huteo so kleine Stücke finden, daß eine Unterscheidung nach B. deser- torum hin durch die Größe der Eier nicht begründet wird. Wenn dieser Satz für einzelne Stücke gewiß zutrifft, so erscheint es mir doch nicht unbedenklich, ihn auf zusammengehörende Eier eines Geleges auszudehnen, die sich sämtlich innerhalb so kleiner Maße bewegen. Ich möchte vielmehr der Vermutung Raum geben, daß es sich hier zwar nicht um B. desertorum, möglicherweise aber um ein vereinzeltes westliches Brutvorkommen von B. zimmer- mannae handelt, das bei der schw^eren Unterscheidbarkeit des Vogels nicht als solches anerkannt worden ist. Bestärkt wird dieser Verdacht durch ein zweites gleichfalls märkisches Gelege, welches ich seiner Kleinheit halber ebenfalls nicht B. huteo zu- sprechen möchte. Dieses Gelege, welches ich der Freundlichkeit des Herrn A. Kricheldore jun. verdanke, wurde am 12. Mai 1907 in der Umgegend Berlins gefunden und mißt: 51,8/42,8, 50,2/41, 48,9/40,4. Hält man diese Eier neben ein normales Bussardei, so zeigt sich ein so auffallender Größenunterschied, daß es schwer fällt, an die Artgleichheit der beiderseitigen Er- zeuger zu glauben. In der Tat ist auch ein derartig starkes Zurückbleiben sämtlicher Eier eines Geleges eine höchst be- achtensw^erte und nicht gewöhnliche Erscheinung. Hierzu tritt nun weiter die gleichfalls sehr beachtenswerte Nachbarschaft der Fundorte des vorstehenden und des von RiESENTHAL'schen Ge- leges. Soweit ich davon entfernt bin, aus der Beschaffenheit einiger Gelege sichere Schlüsse auf die Art des Vogels ziehen zu wollen, so möchte ich doch nicht unterlassen, auf die Möglichkeit eines so weit westlichen Brütens des Falkenbussards hinzuweisen und im Anschluß daran die aus Ostdeutschland, insbesondere der Provinz Brandenburg stammenden Bussarde der besonderen Be- achtung der Ornithologen zu empfehlen, namentlich was die zur Brutzeit erlegten Exemplare betrifft." — Die Nomenklatur dieser östlichen Bussard form ist, wie ich bereits oben bemerkte, durchaus nicht geklärt. Auch nicht nach den Ausführungen Hartkrt's (Vögel der pal. Fauna, Heft IX, Bd. II, 3, 1911, 1124). Der Genannte führt diese Form zwai- unter 268 Faunislischer Teil. dem Namen Buteo huteo zimmermannae auf, bemerkt dann aber: „im allgemeinen ist B. h. zimmermannae etwas kleiner als B. h. huteo und stimmt darin mit B. h. anceps A. E. Beehm [= B. desertorum Daud.] überein, der jedoch mitunter sehr große Maße erreicht. Man hätte somit die nordrussische Form auch als B. h. ancexis) huteo]}.'^] bezeichnen können, ohne ihr einen besonderen Namen beizulegen." Nach dieser wenig klaren Ausführung könnte man also B. h. zimmermamiae einfach als ein Synonym von B. b. anceps bzw. B. desertorum betrachten. Vgl. auch die Ausführungen Menzbiers über Buteo vuljnnus Licht, in: Vögel Rußlands, S. 353, T. 8, Moskau 1882, auf dessen Beziehungen zu Z>. zimmermannae Ehmke ich bereits vor längerer Zeit (J. f. 0., 1893, 173) hingewiesen hatte. Der Name vulpinus von Lichtenstein (Nomencl. Av. Mus. Berol., 1854, 3) kommt jedoch als nomen nudum nicht in Betracht. Dasselbe gilt von Buteo minor Brehm (Vollst. Vogelfang, 1855, 14 und Naumannia, 1885, 2()8). Domaniewski (0. MB., 1917, 129) hat vor kurzem über die Nomenklatur von B. zimmermannae eine Notiz veröffentlicht, welche meines Eraclitens die verworrene Angelegenheit auch nicht weiter bringt. Er weist auf die Stellen in Menzbier's Ornithologie du Turkestan et des Pays adjacents (Moscou 1888 bis 1894, 195 und 197) hin, in welchen B. vulpinus ruficaudus s. tijpicus und B, v. intermedius von dem genannten Moskauer Ornithologen aufgeführt werden. Domaniewski ist der Ansicht, daß einer dieser Namen an Stelle des 1893 beschriebenen B. zimmermannae treten müsse. Beide Namen zieht Hartert zu B. b. anceps Brehm = B. b. desertorum Daud., mit welcher Form indessen, wie Domaniewski ausdrücklich betont, der kleine russische rötliche Bussard nichts zu tun hat. Der Genannte vertritt die Ansicht, daß die Formen von Buteo anceps Brehm von denen von Buteo huteo L. abgetrennt werden müssen. Er neigt dei' Ansicht zu, die fragliche Form Buteo anceps intermedius Menzb. zu nennen. Folgt man den Ausführungen Reichenow's (J. f. 0., 1915, 297), so tritt für letzteren Namen Buteo deser- torum intermedius Menzb. ein. Nach vielen Stücken, die ich gesehen und die dem „Falken- bussard" angehören sollten, möchte ich mich zu der vor einiger Zeit von Stresemann ausgesprochenen x4.nsicht bekennen: „Nach meinen Vergleichungen kann ich die bisher angegebenen Ihiter- schiede dieser Art von B. desertorum nicht für stichhaltig er- klären. Zur Verteidigung ihrer Existenzberechtigung müßten an der Hand einer größeren Reihe von Bälgen aus ihrem sicheren Brutgebiete neue Kennzeichen ausfindig gemacht werden. Vor allem würde hierbei auf Geschlecht und Alter zu achten sein, denn die Vermutung liegt nicht allzufern, daß die wenigen Exem- plare aus Ostpreußen, nach denen B. zimmerma^mae aufgestellt worden ist, nur ein bestimmtes Alterskleid von B. desertorum vorstellen." Faunistischer Teil. 269 133. Duteo huteo desertoruyn Daud. Den ersten Nachweis des Vorkommens des Steppenbussards in der Mark danken wir Max Jablonski. Derselbe erlegte am 2<). Februar l^SO ein Exemplar bei Zion, Kr. Züllicliau-Scliwiebus, welches in seine Sammlung- kam. Ein zweites Exemplar der Art glaubt Dr. von Dallwitz (J. f. 0., 18ö7, 94) im Februar des gleichen Jahres bei Neustadt a. d. Dosse, Priegnitz, erlegt zu haben. Es dürfte sich in der Sammlung des Genannten in Tornow, Priegnitz, befinden. Im Museum der Forstakademie Eberswalde soll ein drittes Stück, welches am 28. Januar 1898 bei genannter Stadt geschossen wurde, aufgestellt sein. Grote (0. MB., 1915, ;j) beschreibt es: „Unterseits weiß, an den Brust- seiten und Weichen mit fahlbraunen Punkten, ebenso zu beiden Seiten der Kehle gefleckt, doch größer. Rücken größtenteils fahlbraun, jede Feder weiß gesäumt, wodui-ch die Oberseite un- regelmäßig gefleckt aussieht. Stoß auf der Unterseite undeutlich gebändert." Ich habe das Exemplar nicht selbst gesehen. Die voi'stehende Beschreibung Grote's scheint mir in wesentlichen Punkten von den Beschreibungen abzuweichen, die von dem so- genannten Steppenbussard gegeben werden. 134. Ärchihuteo lagopus lagopus (Brünn.). Dieser Bussard ist vom September bis in den Anfang des April häufiger Wintergast im Gebiet, besonders häufig in den östlichen Kreisen. Um die Mitte des Oktober werden die meisten Individuen beobachtet, darunter oft sehr helle Stücke. Meist sieht man 2 — 3 dieser Bussarde beisammen. In Jagdzeitschriften wird zuweilen über ein geselliges Streifen dieser Art aus ver- schiedenen Orten der Provinz, so aus der Uckermark z. ß., wo die Art recht häufig beobachtet wird, berichtet. Ein Förster in Börnicke bei Bernau, Kr. Niederbarnim, schreibt, daß er an einem Oktobertage 33 Exemplare des Rauhfußbussards auf der Ki'ähenhütte geschossen habe (Sport im Bild, II, 1896, 687). Ist diese Mitteilung wahr, so darf, zunächst in diesem Falle, ein truppweises Streichen und Wandern von A. l. lagopus angenommen werden. Beobachtungen scheinen hierüber nicht weiter vorzuliegen. Im Gegenteil. Altuini betont unter Hinweis auf eine ähnliche Mitteilung wie die vorstehende ausdrücklich (Forstzoologie, II, [18.^0], 409), daß er niemals ein truppweises Zusammenhalten streichender Individuen in der Zeit vom Oktober zum März wahrgenommen hätte. Dagegen weist Hesse darauf hin, daß man den Raulifußbussard, den typischen Raubvogel der weiten Flächen des winterlichen Luchs, „nicht selten ein halbes Dutzend und mehr an verschiedenen Stellen des Gesichts- kreises zerstreut zu gleicher Zeit beobachten könnte". Die einzige weitere Angabe, die auf ein Zusammenhalten dieser Bussarde während der Wanderung ferner schließen läßt, findet 270 Faunistischcr Teil. sich bei Goebel (Vögel des Kreises Uman, 33, [1879]). Derselbe berichtet, daß .1. l. lagopus „zur Zugzeit massenhaft vertreten ist, und daß die Chersonschen Steppen im AMnter förmlich von ihnen wimmeln". 135. Äquila chrysaetos chrysaetos (L.). Der alte Chronist Bekmann verzeichnet den Steinadler als Brutvogel der Mark. Noch in weit späterer und neuerer Zeit werden vereinzelte Fälle des Horstens registriert, die allerdings heute auf ihre Richtigkeit nicht mehr geprüft werden können. Der Angabe Vangeeow's, die der Genannte 1855 gibt, daß der Steinadler Horstvogel und namentlich „in bergig-waldigen Gegenden" nicht selten sei, möchten wir starken Zweifel ent- gegenbringen. Bezüglich des Brutvorkommens in der Mark sind folgende Fälle verzeichnet worden: Im Jahre 1849 führt ihn Ratzeburg für Eberswalde noch als horstende Art auf. Wiese (Forstl. Blätter, 1873, 280) schreibt von ihm, daß er noch um 1860 in den Forsten der sogenannten Brandsheide, zwischen Beizig auf märkischem und Loburg und Wittenberg auf sächsischem Gebiet, gehorstet habe. Seit iVnfang des neunzehnten Jahr- hunderts soll er in diesen weiten und ausgedehnten Waldungen, die selten beunruhigt wurden, als Brutvogel gelebt haben. Für das Jahr 1874 erhielten wir von Reg.-Rat Henrici in Frankfurt a. d. 0. die Nachricht, daß in dem gedachten Jahre in dem Gebiet der Oberförsterei Regenthin bei Woldenberg in der Neu- mark ein Paar gehorstet habe, dessen Junge von dem Oberförster Ritz vom Horst geschossen wurden. Nach einer Mitteilung RüDiGEß's hat der Steinadler in dem vorgenannten Jahr in der Oberförsterei Regenthin, und zwar in dem heutigen Schutz- bezirk Pätznickerie gehorstet. Bei Joachimsthal, Kr. Anger- münde, kam der Steinadler, wie mir Walter 1876 bi'ieflich mitteilte, in früheren Jahren regelmäßig als Brutvogel vor. „Als Knabe habe ich einen bei uns ausgehobeuen Steinadler groß- gezogen. Einige Jahre später konnte ich aus einem Versteck im Walde zwischen Joachimsthal und Groß-Schönebeck ein schönes Exemplar eines alten Vogels, das an einer etwas sumpfigen Stelle im hohen Kiefern walde saß, auf 50 Schritte Entfernung längere Zeit beobachten. Jetzt möchte wohl kaum noch ein horstendes Paar in jenen Gebieten angetroffen werden. Wenig- stens haben die Oberförster jener Reviere, Oberförster Stävie in Grimnitz und mein Bruder in Reiersdorf nie einen Adler mehr bemerkt." Gleichsam als Widerlegung dieser letzteren Bemerkung Waltee's wurde im Juli 1877 ein junger Vogel im Reiersdorfer Revier von dem Forstnufseher Knöfel geschossen und Waltee selbst hatte im Juli desselben Jahres in dem gleichen Revier Gelegenheit, einen jungen Adler zu beobachten (0. C, 1878, 85). Bolle (J. f. 0., 1888, 114) nennt die Gegenden von Zehdenik, von Baruth und von Grimnitz noch als Horstgebiete. Faunistischer Teil. 271 Eine größere Anzahl von Fällen, in denen vagabundierende Individuen angetroffen wurden, werden in der Literatur verzeichnet. Hier ist es noch schwieriger, die einzelnen Angaben zu kon- trollieren und zu prüfen, wie weit eventuell \'erwechslungen mit Ilaliaetiis alhicilla und sogar mit anderen Arten vorliegen. Aus dem Kreise Oberbarnim: Ebeiswalde (Schultz); Reichenow bei Batzlow (am 12. Februar 1895, Kiehl); Angermünde: Joachims- thal, Groß-Schönebeck, Grimnitz; Spandau: Spandau (Geh. Rat Heim); Osthavelland: Nauen; Westhavelland: Brandenburg, Frie- sack (Bock) und Paulinenaue (Büngee); Kr. Teltow: Königs- wusterhausen; Westpriegnitz: Kötzlin (juv. Ende Oktober 1875); Kr. Züllichau-Schwiebus: Schwiebus (Gymnasiumsammlung), Zülli- chau; Kr. Luckau: Zieckow (-'3. November 1881, Baron von Thermo) ; Kr. Arnswalde: Hochzeit (4. Dezember 1911 und 27. Januar 1913, Rüdiger); Kr. Spremberg: Spremberg; Kr. Krossen: Krossen (Museum in Krossen). Im Märkischen Museum steht ein Exemplar aus der Umgebung Berlins ohne Datum. Das Berliner Museum besitzt nach den Angaben Hesse's (J. f. 0., 1915, 589) 4 Vögel aus der Mark: ö ad. (Lange), q Juv. (Schrempf), g juv. (Bor- nemann) und ö juv. (Adler). Hesse fügt obiger Mitteilung die Bemerkung hinzu: „Alle aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Daten und nähere Fundorte demnach nicht mehr zu ermitteln; es bleibt also leider auch die Frage offen, ob es sich um Brut- bzw. hier erbrütete oder nur um Durchzugsvögel handelt. Schalow gibt den Steinadler als noch in einigen großen märkischen Forsten horstend an, kommt aber auf keins der obigen Belegstücke besonders zu sprechen." Hierzu möchte ich bemerken, daß mir von den oben genannten 4 Donatoren des Berliner Museums nur einer, und zwar Ludwig Bornemann be- kannt ist. Dieser, der von ca. 18:35 — 1855 Generaldirektor der Königl. Lotterieverwaltung war, hatte mit dem Vater Albert Lütke's, dem Maler und akademischen Künstler Herman Lütke, lange Jahre bei Köpenick eine Jagd, die sie eifrig besuchten. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß der junge Steinadler in diesem Revier geschossen und als seltenes Stück dem Museum geschenkt wurde. 136. Äquila clanga Fall. Herrn Dr. von Dallwitz danken wir genauere und sichere Naclirichten über den ersten und einzigen im Gebiet der Mark geschossenen Schelladler, welcher sich jetzt in der Sammlung des Genannten auf Schloß Tornow in der Prieguitz befindet. Das Exemplar wurde am 5. oder 6. Juni 1887 in einem alten Buchenbestande, als es gerade im Begriff war, eine in diesem befindliche Reiherkolonie zu besuchen, geschossen. Der Buchen- wald liegt in der kleineu mecklenburgischen Enklave im Kreise Ruppin, etwa IV/4 Meile von Wusterhausen a. d. Dosse entfernt, zwischen den märkischen Dörfern Schönberg, Drüsdow undRägelin. 272 Fannistischor Teil. Wenn also aucli niclit auf politiscli-brandenburgiscliem Boden erlegt, so dürfen wir dieses Exemplar doch als ein im märkischen Gebiet vorgekommenes bezeichnen. Die nachstehende anonyme Notiz (0. MB., Ui02, MO) bezieht sich vielleicht auf die vorstehende Art: „Anfang dieses Jahres ist von dem Gemeindevorsteher in Guhlow bei Perleberg ein Adler geschossen worden, der nach der Beschreibung auf A. clanga Fall, zu beziehen ist. Der Vogel ist stärker wie der Schrei- adler und fast schwarz. Er saß auf einer Scheune im Dorf, strich dann ab und hakte auf einem Obstbaum im Garten auf." Auf meine, allerdings erst nach einiger Zeit angestellten Er- kundigungen habe ich an Ort und Stelle nichts über den Verbleib des Stückes in Erfahrung bringen können. 137. Aquila pomarina pomarina Beehm. Wie Glogee von Schlesien, so sagt auch Schulz von der Mark, daß der Schreiadler seltener sei als der Steinadler, eine Ansicht, die offenbar auf einem Irrtum oder einer Verwechslung der erstgenannten Art mit dem Bussard beruhen dürfte. Aquila p. 2)omarina ist im ganzen Gebiet der Provinz ein überall vor- kommender, aber vielfach übersehener Brutvogel. Er lebt sehr still, einsam und verborgen, so daß er oft unerkannt und unbeob- achtet bleibt. Der Schreiadler bevorzugt als Wohngebiet vor- nehmlich Laubwälder — z. B. die herrlichen Grumsiner Reviere im Kreise Angermünde — , kommt aber auch in Nadelholz- beständen, selbst in niederem Stangenholz vor. Bedingung ist nur, daß seinen Horstgebieten Wiesen, kleine Seen, Waldbrüche und Sümpfe angrenzen. Gegen frühere Zeiten ist er in der Mittelmark seltener geworden. In Revieren, in denen er früher regelmäßig horstete, tritt er heute nur noch vereinzelt auf oder ist ganz aus denselben verschwunden. Die Zeiten, in welcher im Brieselang bei Spandau 5 Horste dieses Adlers nicht fern von- einander standen, sind seit CO Jahren vorüber. Selbst aus den stillen, wenig beunruhigten Gebieten der östlichsten Mark wird ein Selten werden berichtet. Oft ist die Beobachtung gemacht worden, daß der Schreiadler nach längerem Fehlen plötzlich wieder in einem alten Brutgebiet erscheint. Im Brieselang bei Spandau horstete dieser Adlei- lange Jahre. Die genannten Vv^aldungen waren Dezennien hindurch klassische Horstgebiete der weiteren Berliner Umgebung. Plötzlich verschwand er aus der Gegend. Erst im Mai 1877 fand ihn Walti:r dort wieder. Heute ist er gleichfalls wieder verschwunden. Auf die Brieselang- gebiete bezieht sich wahrscheinlich die Mitteilung Waltee's, daß sich der Schreiadler noch 188ü bei Charlottenburg als Horst- vogel gehalten habe. In den Biesenthaler-, Eberswalder-, Lieper- und Schorfheide- Revieren nistet Aquila pomarina noch heute. Bei Friesack und A>'usterhausen wurde er beobachtet, desgleichen in der Priegnitz. Faunistischer Teil. 273 Im Jeserigerliolz bei Havelberg horsten noch mehrere Paare. Er findet sich in der Niederlausitz, in der Ucker- und Neumark als Brutvogel, in einem Revier oft in mehreren Paaren. Für das letztere Gebiet des Ostens wird er von einigen Beobachtern als häufig vorkommend bezeichnet. Dies ist um so auffallender, als er in Posen als Brutvogel nicht mehr auftreten soll und nach den Mitteilungen von Heneici bereits in den Gebieten des Frankfurter, Weststernberger, Kottbusser und Landsberger Kreises selten augetroffen wird, Mitteilungen, die durch die Erkundi- gungen von Dettmees bestätigt werden. Hesse beobachtete den Schreiadler noch am 14. April 1912 in den Radebergen in der Nähe der Duberow. In letzterem Gebiet hatten ihn schon Geunack und Meetens in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts der Eier beraubt. Ein ö puUus, dreiviertelwüchsig von dort, vom 24. Juli 1905, besitzt das Berliner Museum (Hesse). Die Ankunft des Schreiadlers in seinen Horstgebieten findet von Ende März bzw. Anfang April an statt. Rüdigee ver- zeichnet für dieselbe die Zeit vom 10. — 15. April. Der Abzug vollzieht sich im September. In milden Wintern bleiben einzelne Individuen in der Provinz. Die Brutzeit, die allgemein von April bis Mai angegeben wird, setzt nach den Beobachtungen Hocke's und Ickeet's meist erst mit den ersten Tagen des Mai- monats, selten Ende April ein und dauert im Durchschnitt bis Ende Juni. Im Jahre 1898 nahm Hocke noch am 1., 2. und 6. Juli volle Gelege. Teeskow fand im Norden von Berlin Gelege dieses Adlers vom 29. April bis zum 19. Mai. RtJDiGEE schreibt mir, seine Beobachtungen über den Schrei- adler mitteilend: „Seit ca. 25 Jahren in der Mark seltener geworden. Der Grund liegt vielleicht darin, daß die Forstver- waltung die überständigen Rotbuchenreviere (fraglos der Lieb- lingswald des Schreiadlers) stärker zur Nutzung heranzog. An- kunftsdaten für die Mark um den 12. April. Gelege nach weiteren 4 Wochen. Als Horstbäume fand ich, der Reihe nach, Rotbuche, Eiche, Birke, Kiefer, Erle. Gelege mit einem Ei findet man ebenso häufig wie solche mit zweien. Stets aber nur 1 Junges. Die Ausführungen des Forstmeisters Nedobity (0. J., I. Jahrg., Heft 8, 155) scheinen mir nicht korrekt. Er spricht stets von 2 Jungen. Seinen Raub trägt der Schreiadler wohl immer im Schnabel, wenigstens habe ich eine andere Beobachtuug nicht machen können." Eiermaße (gem. 15 Eier): L. Max. 64,5 Min. 58 D. 61,3 mm Br. „ 51,5 „ 47 „ 49,4 „ Nach RtJDiGEE Durchschnitt von 40 Eiern: 63,1/51,2 mm, Hieraaetus fasciatus fasciatus (Vieill.). Nach den Mitteilungen, mündlichen wie schriftlichen, von Bolle, Hansmann, Tichy, Blau und Alheut Lt dkk befand sich 18 274 Faunistischer Teil. in der Samnihmg- märkischer Vögel des Oberlehrer Kirchner, die lange verschollen war, endlich in einem alten Gartenhause der Schönhauser Vorstadt wieder aufgefunden und vom Märkischen Museum der Stadt Berlin angekauft wurde, ein Exemplar des Habichtsadlers. Die Sammlung wurde ausschließlich in der Um- gegend von Berlin zusammengebracht. Kirchner, ein origineller, weltfremder Kauz, besaß auf dem heute bebauten Schönhausener Exerzierplatz an der alten Oest'schen Porzellanbrennerei, bei der sogenannten einsamen Pappel, und später auf dem Scharfenberg im Tegeler See eine Krähenhütte. Da Kirchner nie mit anderen Sammlern in Verbindung gestanden hat, seine Ferien stets in der Mark, seine freien Stunden in seiner Krähenhütte verbrachte, nur selbst erlegte Vögel seiner Sammlung einzuverleiben pflegte, so hat die Annahme, daß der vorerwähnte Adler in der Provinz geschossen worden ist, viel Wahrscheinlichkeit für sich, wenn- gleich ein sicherer Nachweis hierfür natürlich nicht zu erbringen ist. Leider fehlen alle Aufzeichnungen über die KmcHNER'sche Sammlung. Nach Übernahme derselben durch das vorerwähnte Museum sind viele stark vermottete Exemplare vernichtet worden. Möglicherweise befand sich darunter auch dies seltene Stück. Nach der freundlichen Mitteilung des Konservators genannten Museums Paul Kothe ist augenblicklich kein Habichtsadler im Märkischen Museum. Da nach den Angaben Hüttenbacher's, Fritsch's und Eugen von Hometer's Hieraaetus fasciatus fas- ciatus (ViEiLL.) wiederholt in Böhmen erlegt worden ist, so scheint es nicht ausgeschlossen, daß sich die Art auch einmal nach der Provinz Brandenburg verflogen haben könnte. 138. Pernis apivorus apivorus (L.). Nicht seltener Brutvogel des Gebietes, der in den östlichen und südlichen Geländen der Mark nicht so häufig zu sein scheint wie in der Mittelmark und im Westen. Will hat ihn bei Stein- buscli in der nordöstlichen Neumark im Laufe von 10 Jahren nur einmal beobachtet. Auch für die Provinz Posen wird er als sehr selten bezeichnet. Der Wespenbussard liebt bei uns, wie auch in anderen Gegenden Deutschlands, mehr gemischten Wald als reine Kiefernbestände. Den Vorzug gibt er solchen Geländen, die in der Nähe größerer Obstanlagen liegen. Gern wählt er auch kleinere Feldhölzer, sofern solche noch einige ein- gesprengte alte Eichen besitzen bzw. in der Nähe haben, die er als Horstbäume bevorzugt. Früh im April trifft der Wespenbussard bei uns ein. Gegen den 20. — 25. Oktober hat er uns wieder verlassen, wobei zu be- merken ist, daß einzelne Lidividuen schon im Beginn des September aus den Sommergebieten fortziehen. Die Brutzeit beginnt in der Mark frühestens Ende Mai und dauert den Juni an. Spätere Gelege werden noch vom 1., 4. und 6. Juli in der Literatur ver- zeichnet. Faunistischer Teil. 275 Eiermaße (gem. 8 Eier): L. Max. 52 Min. 4H,5 D. 49,3 mm Br. „ 41 „ 37 „ 39,2 „ Nach Schulz, Neustadt a. d. Dosse (gem. 10 Eier): L. Max. 54 Min. 46 D. 50 mm Br. „42 „ 39,5 „ 40,8 „ In einem der letztgenannten 5 Gelege befand sich ein sehr kleines Exemplar von 46x40 mm Dimensionen. Rüdiger fand stets nur 2 Eier als volles Gelege. Nach dem Genannten werden in der Mark Rotbuche und Birke als Horstbäume bevorzugt. Von 32 Eiern gibt er als Durchschnitt: 52,3x41,9 mm. 139. Milvus milvus milvus (L.). Lokaler Brutvogel im Gebiet der Mark, der wohl noch überall vorkommt, dessen Individuenmenge gegen früher aber wesentlich abgenommen hat. Dieses gilt für alle Gegenden des Gebietes, auch für das angrenzende Mecklenburg. Im Süden der Mark soll die Individuenmenge dieses Raubvogels vornehmlich zurück- gegangen sein. Ende März erscheint der Milan in der Mark, die er von Mitte September an bis zur zweiten Hälfte des Ok- tober meist wieder verläßt. Eine größere Zahl der Individuen bleibt im Winter bei uns bzw. erscheint schon sehr zeitig wieder. Das Frankfurter Museum besitzt ein ad. 9 vom Anfang Februar 1907 aus Tamsel (Kr. Landsberg), wahrscheinlich ein Standvogel des Gebietes. Die Brutzeit beginnt um die Mitte des April und endet Ende Mai bzw. Anfang Juni. Horste wurden wiederholt in der Nähe oder inmitten von Reiherkolonien gefunden. Oft ist ein kolonie- weises Horsten des roten Milans beobachtet worden. Bock fand im Grunewald bei Berlin zwei Kolonien von je 6 und 5 Horsten, Albert Lütke traf eine solche von 6 Horsten bei Heiligensee, Henrici fand sie bei Frankfurt a. d. 0., Waltee im Templiner Kreise. Hin und wieder nisteten Wanderfalken in nächster Nähe solcher Kolonien (nach Otto Bock). Eiermaße (gem. 21 Eier): L. Max. 60 Min. 54 D. 5.>,6 mm Br. „ 46 „ 42,5 „ 54,4 „ Ein Riesenei mißt nach Rüdiger 65,1/48,46 mm mit einem Schalenge wicht von 6,220 gr. 140. Milvus migrans migrans (Bodd.). Schulz bespricht das Vorkommen des schwarzen Milan in der Mark mit den Worten: „Während des Sommers wird er nur einzeln und selten in unserer Fauna angetroffen", eine Angabe, die bereits von Vangerow richtig gestellt wurde. Die Art ist noch heute ein nicht seltener Bewohner der wasserreichen Ge- 18* 276 Faunistischer Teil. genden unserer Mark, wenn auch ihre Zahl gegen früher, besonders in der Mittelniark, bedeutend abgenommen Jiat. Der schwarze Milan liebt größere, zusammenhängende Wälder mit ausgedehnten Wassergebieten, seien es nun größere Landseen oder breitere Flußläufe. In einzelnen nördlichen Gegenden der Niederlausitz, ferner im Templiner, Oberbarnimer, Angermünder, Königsberger, Arnswalder und Soldiner Kreise, im Gebiet wohl der ganzen Neumark, im Zauch-Belziger Bezirke und im Ost- und West- havellande ist er häufig und überwiest seine Zahl in diesen Kreisen durchgehend die des roten Milans. Nur für einzelne Gegenden, so für die Uckermark, wird er als in gleicher Menge wie M. milvus vorkommend verzeichnet. Auffallend ist es, daß ihn Henkici als selten für das von ihm durchforschte Frankfurter Gebiet aufführt, da er aus den angrenzenden Gegenden nachgewiesen worden ist. Heneici hat ihn in den Jahren seiner Beobachtungs- zeit, vielleicht von 1880 bis 1892, nie bei Frankfurt als Brut- vogel angetroffen. Auch die südlichsten Teile der Mark scheinen den schwarzen Milan in nicht großer Menge zu beherbergen. Die Wassergebiete der Schwarzen Elster, der Spree, der Neiße mögen ihm nicht die genügenden Jagdgebiete gewähren. Auch für die angrenzende Oberlausitz wird er als selten bezeichnet. Der schwarze Milan verweilt von der zweiten Hälfte des März bzw. Anfang April bis um die Mitte des Oktober, als spätesten Terrain, in der Mark. Die Brutzeit beginnt mit Mitte April und endet mit Anfang Juni. Die meisten Gelege werden in der ersten Hälfte des Mai gefunden. Auch dieser Milan stellt seinen Horst oft in die Kolonie der Reiher. Hocke berichtet hierüber aus der Uckermark, wo er in einem alten Eeiherstand zwei Pärchen des schwarzen Milan fand, deren Horste 2 bzw. 3 Eier enthielten (Z. f. 0. H., 1901, Nr. 3, 33). Eiermaße (gem. 20 Eier): L. Max. 57,5 Min. 50 D. 53,47 mm Br. „ 43 „ 37 „ 41,2 „ RtJDiGEE gibt von 50 gemessenen Eiern als Durchschnitt: 54,1 X 42,5 mm. Will besitzt in seiner Sammlung zwei Gelege aus demselben Horst (3 und 2 Eier), die völlig ungefleckt sind. 141. Haliaetus alhicilla (L.). Bei Johann Leonhard Felsch finden wir über den Seeadler die folgenden Mitteilungen: „Die erste und größte Art von den drei hiesigen Adlern ist der schwarzbraune Adler, Äquila mela- naetus [= Haliaetus alhicilla juv.]. Die andere so diesem an Gestalt und Größe fast gleichet, ist der braunfahle Adler mit weißen Schwantz und gelben Schnabel, Aquila pygargus [= H. alhicilla ad.]. Diese beyden Arten halten sich in großen Wäldern auf, wo große Flüsse, Seen und Teiche nicht weit davon ent- Faunistischer Teil. 277 fernt sind. Einen von diesen bekam ich aus der Mittel-Mark, aus dem Amte Rüdersdorff, wobey ein etliche Meilen großer Wald befindlich, worinne sich diese Adler aufhalten und nisten, weil sie wegen des nahe vorüber fliessenden Spreeflusses und zweyer großen Seen, als der Pets und Werl, ja auch vieler Hasen, wilder Hüner und Enten häufige Nahrung finden, in Ermanglung dessen aber auch in den nahe liegenden Dörffern das zahme Vieh von den Höfen rauben können. Auch ist ihnen daselbst die um der reissenden Thiere willen, als Wölfe und Füchse, angelegte Aas- oder Ludergrube zu ihrer Nahrung bequem, da denn auch mein eines Stück auf dem Luder zur Schneezeit geschossen, und mir zu Theil worden. Hernach habe ich noch dergleichen lebendig bekommen und lange ernähret, und zwar mit Rinds- oder Ochsen- Lungen, Miltzen und dergleichen. Die Fische fraß er auch sehr gern." Haliaetus albicilla (L.), der, wie wir soeben gesehen haben, um 1740 in weiterer Umgebung von Berlin noch horstete und auch später noch Dezennien hindurch, wie in Pommern und Mecklenburg so auch in Brandenburg brütete — die letzten Horste dürften in den Groß-Schönebecker Forsten gestanden haben — ist nun seit Jahren aus der Reihe der regelmäßigen und ständigen märkischen Brutvögel geschieden. Die fort- schreitende, alles Große in der Natur zerstörende Kultur, in idealer Verbindung mit der vernichtenden Raubtätigkeit der Eier- sammler, haben diesen schönen Vertreter der Falconiden bei uns als dauernd horstende Art verschwinden lassen. Im Herbst und Winter nur treffen wir sie an ausgedehnten Seen noch im Gebiet der Mark an. Oft schon früh im November werden Exemplare gefunden. In größerer Anzahl kommen sie im Januar zur Be- obachtung, so z. B. alljährlich auf dem Werbellinsee. RtiDiGEE (in litt.) teilte mir mit, daß er auch im Sommer diesen Adler herumstreichend bei Woldenberg in der Neumark angetroffen habe. Meist sind es jüngere oder zweijährige Vögel, die zur Beobachtung bzw. zur Erlegung kommen, die dann von den stolzen Schützen als Gold- und Steinadler angesprochen werden und deren Erlegung, meist, von einem Porträt des Schützen begleitet, im Tagesblättclien geschildert wird. In den meisten Sammlungen, die märkische Vögel enthalten, befinden sich Exemplare des See- adlers aus fast allen Kreisen der Provinz. Auf dem Scharfen- berg im Tegeler See wurden von Kirchner Ende der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wiederholt Seeadler ge- schossen. Vielleicht ist eins dieser Exemplare das im Märkischen Museum in Berlin aufbewahrte Stück. Am 15. November 1872 beobachtete Bolle vom Scharfenberg aus einen alten Vogel, dessen dortiges Erscheinen vielleicht mit einem starken Sturm, der an jenem Tage tobte, in Verbindung zu bringen ist (J. f. 0., 1873, 74). Auch im Oktober 1874 wurde auf dem Tegeler See, beim Scharfenberg, ein Haliaetus beobachtet. Ferner wurde am 278 Faunistischer Teil. 24. Dezember 1875 ein sehr alter Vogel von BoLiiK an dergleichen Stelle längere Zeit gesehen. Ungefähr in derselben Zeit wurde ein jüngerer Vogel im Forstgarten zu Eberswalde nach Altum (in litt.) ergriffen. Nach freundlichen brieflichen Mitteilungen des Oberjägermeisters von Meterin(!k wurde der Seeadler, ungefähr in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, im Spät- herbst und Winter alljährlich am V\^annsee gefunden. Am 28. März 1875 trafen ihn Bau und ich daselbst; am 2. Dezember 1879 fand ihn Böhm in demselben Gebiet. Am 26. November 1881 beobachtete ihn Altum auf dem Paarsteiner See, im Dezember 1890 Nauweeck am Grimnitzsee. Wirth schoß den Seeadlei- wiederholt am Lindower See, der alte Stimminci an der Havel bei Brandenburg. Mitte November 189.1 erhielt Keicheldorf ein altes Exemplar der Art aus der Umgegend von Berlin, Avelches durch Auslegen von vergiftetem Fleisch erbeutet worden war. Am 18. Dezember 1890 wurde nach Ludwig ein Exemplar im Zootzen in der Gegend von Friesack erlegt (0. MB., 1897, 47), ferner im Spätherbst 1899 ein Stück bei Jühnsdorf geschossen (Hoefmann). Am 10. März 190^5 wurde durch Rüdiger ein See- adler bei Schönermark, Prenzlau, erlegt. Am 26. November 1910 erbeutete Förster Weenee einen alten Vogel in Kähmen bei Krossen a. d. Oder. Anfang 1912 wurde ein junger Vogel der Art bei Löwenbruch geschossen. In dem Ortsmuseum in Perle- berg steht ein bei genannter Stadt erlegter alter Vogel. Baron Gete beobachtete ein Exemplar am 2. November 1910 in den Forsten der Zechliner Hütte. Rüdigee (in litt.) sah in den ersten Tagen des November 1915 einen Seeadler in der Nähe von Jüterbog. Li einer späteren Veröffentlichung über die Vögel des genannten Gebietes änderte RtJDiGER den obigen Termin auf den 26. Oktober 1915 ab. Dem Genannten verdanke ich noch die folgenden Mitteilungen aus dem Osten der Provinz: „Nicht seltener Wintergast der großen zusammenhängenden Forsten in der Neumark. Ln Jahre 1913 hielt sich ein Adler den ganzen Sommer hindurch am Bahrenortsee, Oberförsterei Steinbusch (Kr. Arnswalde) auf. Ich überraschte ihn einmal beim Kröpfen eines Haubensteißfußes. In unmittelbarer Nähe meines Wohnhauses, Forsthaus Eisenhammer an der Drage, sah ich im Winter fast immer einen Adler, der auf Märzenten Jagd machte." Den vorstehenden Mitteilungen über Herbst- und Winter- vorkommen des Seeadlers in der Mark vermag ich nun noch eine Angabe über ein gelegentliches Horsten dieses schönen Vogels in der Provinz aus neuester Zeit anzufügen, die ich der Güte des Herrn Forstmeister Wagnee in Steinbusch, Kr. Arnswalde, verdanke. Derselbe schreibt mir am 22. Oktober 1917: „Es handelt sich um ein Paar des Seeadlers, das hier horstet, nicht um zwei Paare. Schon 1914 beobachtete mein ältester Sohn das Brüten. Ich bezweifelte jedoch die Richtigkeit seiner Beobachtung. Faunistischer Teil. 279 Erst in diesem Jahre habe ich den Horst selbst gesehen. Wenn nun noch ein Zweifel hätte bestehen können, so hätte er der Tatsache weichen müssen, daß ich in den ersten Augusttagen einen jungen, noch flugungewandten Haliaetus alhiciUa sah, der schwerfällig endlich abstrich." Hoffentlich bleibt der genaue Standort dieses Brutpaares den Herren Eiersammlern verborgen. 142. Pandion haliaetus haliaetus (L.). Der schöne Fischadler, der früher ein nicht seltener Be- wohner unserer seen- und fischreichen Markgelände war, der das Auge des beobachtenden Ornithologen selbst an Gewässern von kleinem Umfang stets zu erfreuen pflegte, mußte mit dem Augen- blick seltener werden bzw. aus seinen Standgebieten ganz ver- schwinden, in denen die segnende Kultur und des Menschen Hand mit unerbittlicher Gewalt in sein Dasein eingriffen. Die Belebung aller öffentlichen Wasserstraßen durch Dampfer- und Lastschiff- verkehr, der mehr und mehr zunehmende Verkehr auf den früher stillen Wald- und Uferstraßen und vornehmlich die anmaßenden Interessen der Fischereiberechtigten und der Fischzüchter mußten durch ihre Maßnahmen störend in die Daseinsgebiete eingreifen, in denen der Fischadler lebte. In der Neumark, in welcher er bis vor kurzem noch überall an geeigneten Örtlichkeiten vorkam, haben die sich mehr und mehr dehnenden Fischzuchtanlagen seiner Verbreitung einen Damm entgegengesetzt. Und schonungslos wird auch hier gegen ihn vorgegangen. Am Soldiner See, auf welchen man ihn in letzter Zeit mehrfach beobachtete — im ganzen dortigen Kreise brütet er relativ nicht selten — , wurden nach einer Notiz der Deutschen Jägerzeitung (Bd. X, 1887, 286) „in 2 Tagen vier solcher Fischräuber im Eisen gefangen". Wie der Bestand von Pandion an der Havel in der Nähe von Berlin auf der kleinen Strecke zwischen Spandau und Potsdam in verhältnismäßig kurzer Zeit zurückgegangen ist, berichtete Hocke an verschiedenen Stellen seiner Arbeiten. Im Jahre 1825 befanden sich nach diesem Gewährsmann noch 25 Horste in dem benachbarten Gebiet, 1860 wurden noch 2 derselben gefunden und 1868 der letzte beobachtet. Ähnlich war es im Grunewald bei Berlin. Ich kannte in der Nähe der heutigen Saubucht An- fang der sechziger Jahre noch 2 Horste, vermag aber nicht zu sagen, ob dieselben mit jenen identisch sind, die von Bau (Z. f. 0., )90l, 12'i) erwähnt werden. Nach des Genannten Notizen horstete der Fischadler noch 1872 und i873, höchstwahrscheinlich aber auch noch 1875 im Grunewald. Dann verschwand er dort wie auch in der Gegend des Tegeler Sees, wo wir ihn von 1869 bis 1872 antrafen. Bekannt sind seine Horstgebiete in der Duberow, in den Kreisen Angermünde, Westhavelland, Jüterbog, Templin, ferner in der Gegend von Liepe, Oderberg, in der Schorf- heide (bei Joachimsthal), in der Uckermark und an verschiedenen Stellen der Neumark (Regenthin und Hochzeit). In der Duberow 280 Faunistischer Teil. standen nach Otto Bock noch im Jahre 1880 sieben besetzte Horste. Heute sind es vielleicht noch deren drei. Nicht seltener Brutvogel ist der Fischadler im Odergebiet bei Frankfurt, bei Krossen und Sternberg, wie im Ruppiner Kreise (Neuroofen, Zechlin). Im angrenzenden Landsberger Kreise soll er nach den vorliegenden Beobachtungen nicht häufig sein. EüDiGER (in litt.) faßte die ihm bekannt gewordenen Brut- gebiete wie folgt zusammen: Schorfheide, Biesenthal, Menz, Ruth- nick, Gramzow, Braschen, Dubrow bei Königswusterhausen, Hochzeit, Regenthin und Steinbusch (sämtlich in der Neumark) und Boitzenburg in der Uckermark. Die Horstbäume in den genannten Revieren sind in erster Reihe Eichen, in zweiter Kiefern. BoRGGREVE bcobachtete ein scheinbar geselliges Horsten der Art. Auf einer kaum 200 Morgen großen Fläche in der Provinz Brandenburg, den genaueren Ort gibt er nicht an, fand er fünf besetzte Horste. „Trotz der in Fülle vorhandenen schönsten Gelegenheiten existierten auf ca. 4 Meilen in der Runde nur noch 2 andere Horste." Ähnliches wurde uns von dem Kgl. Domänenpächter Berger auf Ottendorf bei Peitz mitgeteilt. Hier wird bekanntlich auf 72 großen Teichen von zusammen 1172 Hektaren (=^ 4GO0 Morgen) Umfang eine ausgedehnte Karpfen- zuclit betrieben. In der weiteren Umgebung der Teiche sollten nach des Besitzers Mitteilung 25 — 30 Paare des Fischadlers horsten. Wenn diese Zahl auch viel zu hoch gegriffen ist, so ist doch sicher anzunehmen, daß eine größere Zahl von Paaren in geselligem Schluß dort zusammen horstete. Je nach den Witterungsverhältuissen kommt der Fischadler meist Anfang des April in die Mark zurück. Mitte bis Ende September und Anfang Oktober verschwindet er wieder. Ob einzelne Individuen in günstigen Witterungs jähren überwintern, vermag ich nicht zu sagen. Ich habe den Fischadler nie im Winter gesehen. Die Brutperiode beginnt mit der Mitte des April und endet mit Mitte Mai als spätesten Termin. Auch diese Art wird oft als Horstnachbar von Reilierkolonien in der Mark gefunden. Eiermaße (gem. 21 Eier): L. Max. 61 Min. 58 D. 61,1 mm Br. „ 47,5 „ 43,5 „ 45,4 „ Rüdiger (in litt.) gibt von 20 Eiern folgende Maße: L. Max. 65,5 Min. 47,2 D. 60,5 mm Br. „ 50,6 „ 41,1 „ 44 Falco rusticolus rusticolus L. Friedr. Freiherr v(W Droste Hülshoff (Nitzsche, Illustr. Jagdzeitung, 1874, 35) teilt mit, daß am 5. September 1874 im Schutzbezirk Brieselang des fiskalischen Forstreviers Falken- hagen, Kr. Osthavelland, ein großer blendend weißer Raubvogel, Fauüistischer Teil. 281 der auf dem Rücken zollange und daumenbreite schwarze Längs- flecken hatte, beobachtet worden sei und nimmt an, daß der betreffende Raubvogel ein Jagdfalk gewesen ist. Auf dieses unsichere Vorkommen hin dürfte eine Jagdfalkenform ^ für unser Gebiet vermutlich F. rusücolus rusticolus — kaum für die Mark aufzunehmen sein. Von Bolle und Lütke besitzen wir die Mitteilung, daß ein Jagdfalk vom Lehrer Kikchnee auf dessen Krähenhütte auf dem Scharfenberg geschossen worden sei. Hansmann schrieb mir dagegen, daß sich in der KiECHNER'schen Sammlung seines Wissens kein Falke dieser Art befunden hätte. Wie mir Paul KoTHE, Konservator des Märkischen Museums, mitteilt, enthält die heutige KiKCHNEE-Sammlung, soweit sie noch vorhanden, kein Exemplar irgend einer Jagdfalkenform. Falco cherrug cherrug Gray. Hocke veröffentlichte in seiner Zeitschrift (Z. f. 0. u. 0., XIX, 15. Januar !9i0, 158) eine Notiz, nach welcher „ein alter männlicher Würgfalke, Falco cherrug Ge., — lanarms Naum., sacer Gm., am 6. November 1909 in der Nähe von Friedrichs- hagen, etwa 25 km östlich von Berlin, erlegt worden sei, wo derselbe seit etwa 2 Jahren, besonders zur Winterszeit, beob- achtet und wegen seiner Taubenfängerei recht gehaßt wurde." Wenn auch die Möglichkeit des Vorkommens von Falco cherrug in der Mark nicht ausgeschlossen erschien, so machte mich doch die Nachbemerkung Hocke's in der vorstehenden Notiz recht stutzig. Der Genannte ist später auf das Exemplar in der Deutschen Jägerzeitung (Bd. 55, 1910, Nr. 1, 12 und Nr. 18, 295) noch einmal zurückgekommen. An letzterer Stelle verteidigte er einem alten „Hüttenjäger" gegenüber, der die Bestimmung als Würg- falke angezweifelt hatte, seine Mitteilungen. Kleinschmidt verhielt sich in einer kurzen Notiz: Über das angebliche Vorkommen eines Würgfalken bei Berlin (Falco, 7. Jahrg., 1911, Nr. J, 1-2) sehr skeptisch. Nach langen Mühen vertraute mir Hocke endlich mit lispelnder halblauter Stimme an, daß der Vogel von dem Maurer- meister Reinholu Hinze in Friedrichshagen erlegt sei und sich in dessen Besitz befinde. Auf meine Anfrage teilte mir der Genannte brieflich mit, daß die HocKE'sche Angabe in allen Teilen erfunden sei. Im Museum zu Frankfurt a. d. Oder steht, nach einer brieflichen Mitteilung Heinrich Seilkopf's, ein Exemplar des Würgfalken aber ohne Herkunftsangabe. Vielleicht ist es aus der Mark. 143. Falco jJeregrinus jjeregrinus Tunst. Schulz und Vangeeow sind im Unrecht, wenn sie den Wanderfalken als sehr selten für die Mark Brandenburg be- 282 Fauuislischer Teil. zeichnen, selbst wenn man zugibt, daß er in vielen Gebieten jetzt bedeutend häufiger zu sein scheint, als es beispielsweise vor ungefähr r.O Jahren der Fall war. In den größeren zu- sammenhängenden Wäldern ist die Art augenblicklich ein nicht seltener Raubvogel. Trotz all' der Nachstellungen, welche dieser Falk seitens der Eiersammler, Taubenliebhaber und der schieß- wütigen Jägerei zu erdulden hat, darf man sagen, daß er immer noch ein häufiger Brutvogel unserer Provinz, speziell der Mittel- mark ist. Im Verhältnis zu anderen Raubvögeln, wie z. B. zum Hühnerhabicht und zur Gabelweihe, hat der Bestand der Wander- falken am geringsten abgenommen. Es gibt wohl kaum ein Gebiet, aus dem er nicht nachgewiesen wäre. Daß ihn Jablonski im Osten, in dem Kreise Züllichau-Schwiebus, nicht fand, ist wohl eher auf ein Übersehen und auf einen Zufall, als auf ein wirkliches Fehlen zurückzuführen, wenngleich allerdings Hamm- LiNG und Schulz in ihren Mitteilungen über die Vögel der Um- gegend von Posen den Wanderfalken gleichfalls nicht verzeichnen. Auch die Erkundigungen von Dettmees nennen keine Brutreviere aus dem äußersten Osten der Provinz. Will bezeichnet ihn mir dagegen (in litt.) als Brutvogel des Kreises Soldin und RtJDiGER nannte ihn für Woldeuberg in der Neumark als nicht selten. Dasselbe gilt für den Kreis Landsberg. Im allgemeinen darf mau von einer relativen Häufigkeit der Art, selbst noch in der Umgebung von Berlin, sprechen, wo eigentlich jeder Horst in den Merkbüchern der Eiersammler sorgfältig registriert, kon- trolliert und der Eier beraubt wird. Trotzdem hält der Falk zäh an der Gegend fest, in der er einmal gehorstet hat. Hocke versteigt sich zu der Bemerkung, daß die Provinz Brandenburg in ganz Deutschland, „ja in ganz Europa" das Land sei, welches die meisten brütenden Wanderfalken beherberge. Ich kenne „ganz Europa" nicht, um der kühnen Behauptung des Genannten beipflichten zu können. Über Berlin sieht man ihn oft auf der Jagd nach Tauben. Er horstet hier auf einigen Kirchtürmen, wie er dies auch in vielen anderen märkischen Städten tut. Im Winter wird er hier viel beobachtet. Nach allgemeiner Annahme ist er ein ausgeprägter Standvogel, der die Grenzen seiner AVohngebiete selten weit überschreitet. Eine sichere Festlegung dieser Annahme wird sich nur durch den Ringversuch erbringen lassen. Teeskow, der in seiner Sammlung 450 selbst genommene Eier des Wanderfalken besaß, hat die Brutzeit für diesen Falken in der Mark vom 22. März (1896) bis zum 7. Mai (1911) festgelegt. Eiermaße (gem. 28 Eier): L. Max. 55 Min. 47 D. 50,4 mm Br. „ 41,5 „ 37 „ 39,2 „ AViederholt sind aus der Mark Gelege mit 5 Eiern — deren Vorkommen lange bezweifelt wurde — nachgewiesen worden. Faunistischer Teil. 283 Von einem dieser Fünfergelege (aus Klemzow. Uckermark) gibt Hocke die folgenden Dimensionen: L. 48,9 5:5,4 49,7 49,3 48,5 mm Br. 39,6 39,G 38 39,3 40,5 „ Auch Rüdiger fand solche Gelege. 144. Falco iieregrinus leucogenys Brehm. Diese, unserem Wanderfalken sehr nahestehende weißohrige Form, welche nach Kleinschmidt's Ausführungen von Harteet irrtümlich als F. p. calidus Läth. bezeichnet wurde, unter- scheidet sich von der gewöhnlichen Falco p. pereginus vor- nehmlich durch längeie Flügel. In seiner Monographie der Real- gattung Falco peregrinus in der Berajah, 1912 begonnenen aber noch nicht vollendet, hat Kleinschmidt auch die obige Form abgehandelt. Voll scheuer Bewunderung stehe ich vor dieser Arbeit, welche die Begriffe Realgattung, Rasse, Mittelrasse und Rassenstamn), Spielart, Variation und individuelle Variation, Form, Progenies, Aberratio und „Quälart" in feinnetziger Fili- granai'beit sondert, der ich aber nicht zu folgen vermag. Hartert sagt von dem weißohrigen Wanderfalken, dessen östliclie Brutgebiete noch nicht festgelegt sind, daß er in Europa mehr oder minder vereinzelt und selten auftritt. Kleinschmidt ist entgegengesetzter Meinung. „Er ist bei uns im Winter und zur Zugzeit häufiger als unser Brut- und Standvogel." Soweit meine eigene Kenntnis reicht, besitze ich keine Notiz über das Vorkommen von F. p. leucogenys in der Mark. Ich führe diese Form nach einem Exemplar hier auf, welches sich in der Sammlung des Herrn Dr. Lindner in Quedlinburg befindet und von Klein- schmidt als der östlichen Form angehörig angesprochen worden ist. Dasselbe — „ein 9 ad. junior" — wurde am 22. April 1917 bei Paaren bei Nauen, im Kreise Westhavelland erlegt. 145. Falco suhhuieo suhhuteo L. Der Baumfalk ist als brütende Art in der Mark nicht selten. Er liebt vornehmlich kleinere, von Feldern umgebene Waldungen oder ausgesprochene Feldhölzer, au deren Rändern er zu horsten und Umschau zu halten liebt. Oft steht hier der liederlich gebaute Horst auffallend niedrig auf Kiefern. Gern lebt dieser reizendste unserer deutschen Brutfalken auch an den Rändern von Kiefernhochwald, der von fi-ischen Kulturen umgrenzt wird. In größeren zusammenhängenden Waldkomplexen haben wir ihn ganz vereinzelt bzw. überhaupt nicht gefunden. Östlich der Oder soll er nach den Beobachtungen Henrici's seltener sein als F. p. peregrinus. Dies wird aucli durcli Jablonski bestätigt, der ihn an der posenschen Grenze nur sehr einzeln als Brut- vogel antraf. Wie im ganzen norddeutschen Tieflande ist der 284 Faunistischer Teil. Baumfalk auch bei uns Zugvogel. Mitte April oder Anfang Mai trifft er bei uns ein und verläßt uns wieder Ende Sep- tember oder im Anfang des Oktober. Allerdings scheinen ein- zelne Exemplare lange im Lande zu bleiben, ehe sie fortziehen. Eeichenow traf bei Berlin im Jahre 18G9 noch am 28. November einen Baumfalken an. Daß vereinzelte Individuen überwintern, ist hier nie beobachtet worden. Die Brutzeit fällt in die Mitte des Juni und dauert bis ungefähr Mitte Juli an. Einige frühe Gelege fanden AVill bereits am 1. Juni, Teeskow am 9. Juni und HocKH am 5. bzw. am 8. und 10. Juni. Der Letztgenannte hat wiederholt auf die Symbiose zwischen Baumfalk und Ringel- taube und zwischen diesem und Mandelkrähe hingewiesen. Oft fand er Hoi'ste und Brutstätten dieser Arten, die nur Avenige Meter Entfernung voneinander lagen. Eiermaße (gem. 4 Eier): L. Max. 43 Min. 40 D. 41,5 mm Br. „ 33,5 „ 32,5 „ 33 „ 146. FaJco columharius aesalon Tunst. Der Merlinfalk berührt, wahrscheinlich sogar in nicht geringer Lidividuenzahl, alljährlich auf seinen Zügen aus und nach dem Norden märkische Gebiete. Einzelne Vögel scheinen sich längere Zeit bei uns aufzuhalten. Auffallend für eine hochnordische Art ist sein oft frühes Erscheinen. Schon Ende August wurde er beobachtet. Meist sind es jüngere Vögel die erlegt werden. In der Sammlung der Königstädtischen Realschule in Berlin steht ein junges d, welches nach Dr. Kuhn im Frühjahr 1881 bei Rheinsberg geschossen wurde. Jablonski erlegte die Art wiederholt bei Zion: am 8. Dezember 1882 ein 9, im Januar und Oktober 1887 zwei junge ä und am 21. März 1888 ein altes ö . Feanz Wieth schoß Ende August 1879 ein altes 6 für seine Sammlung auf der Ganzer Feldmark bei Lindow. Vom Lehrer ZtiHL wurde im Dezember 1898 ein Merlin im Lenzer Moor geschossen (Schütz). Hocke (Z. f. 0. u. 0., H. 1894, 3) veröffentlicht eine Notiz, nach welcher er diesen Falken mehrere Male in einer großen Saatkrähenkolonie [bei Berlin?] gesehen habe, wie er die Krähen von den Nestern verjagte, um die Eier zu stehlen. Da die Brutzeit der Saatkrähen bei uns in der Mark in die Zeit von Anfang bis Mitte April fällt, so würde dies mit der Zeit übereinstimmen, in welcher der kleine Merlin- falk auf der Wanderung nach dem Norden bei uns wieder hin- durchzieht. Hesse beobachtete diesen zierlichen Falken in den Havel- ländischen Luchgebieten zweimal, am 25. April bei Nauen und am 24. Oktober bei Kremmen. Heinroth traf ihn wiederholt an der Grenze des Berliner Tiergartens an, wo er auf ziehende Drosseln Jagd machte. Faunistischer Teil. 285 147. Falco vesperünus vesperünus L. Schulz hat vielleicht nicht Unrecht, wenn er den Rotfuß- falken nur als seltenen Durchzugvogel des Gebietes bezeichnet, doch geht er in der Annahme zu weit, wenn er behauptet, daß alte ausgefärbte Exemplare der Art in der Mark noch nicht beobachtet worden wären. Das Berliner Museum besitzt neben jungen ä und 9 auch ein schönes altes ä aus dem Gebiet. In der FEHE]\rANN'schen Sammlung wie in der des Fürsten Radziwill befanden bzw. befinden sich Individuen aus der Provinz. Ludwig Bkehm (Die Eier der europ. Vögel, herausgegeben von F. W. J. Baedekee, IV. Bd., Zusätze und Berichtigungen, 2 Liefg. zu Taf. 9) teilt a. a. 0. mit, daß dieser Falk alljährlich bei Landsberg a. d. W. niste. In der Sammlung von Fleisch- FEEssER steht ein im Mai 1889 zu Stolzenberg, Kr. Landsberg a. d. W., vom Domänenpäcbter Kunkel erlegtes Exemplai-. Woher Beehm die obige Mitteilung erhalten hatte, läßt sich heute nicht mehr feststellen. Jedenfalls nistet die Art nach meinen Erkundigungen, wenn sie es überhaupt je getan, heute nicht mehr in der genannten Gegend. Nach verschiedenen Be- obachtungen aus anderen Gegenden Norddeutschlands ist die Möglichkeit des Bi'ütens in der Mark übrigens nicht ausge- schlossen, vielleicht um so weniger, als bereits zur Brutzeit oder wenigstens kurz vor derselben Exemplare des Rotfußfalken erlegt wurden. So das obengenannte, im Mai bei Landsberg gesammelte, und ferner ein von Reichenow am 28. Mai 1881 bei Raddusch im Spreewalde geschossenes Stück. Die Erlegung dieses letzteren Exemplars war nicht uninteressant. Auf weitem Wiesentei'rain letztgenannter Gegend befand sich ein kleines, aus Erlen, Sorbus, Hollunder, Hopfen und anderen Straucharten bestehendes Busch- holz, dicht umschwirrt von Tausenden von Libellen. Hier lenkte ein kleiner Falk, der in bedeutender Höhe seine Kreise zog, unsere Aufmerksamkeit auf sich. Trotz mehrfacher Fehlschüsse zog er nicht von dannen. Reichenow gelang es, denselben zu erlegen. Bei der später vorgenommenen Sektion ergab sich, daß das er- legte Individuum ein Männchen war. Im Magen fanden sich Überreste von Coleopteren und Orthopteren. Meiner Überzeugung nach ist die Annahme, daß das erlegte, im Berliner Museum befindliche Individuum einem Brutpaare angehört habe, nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. Der Rotfußfalk brütet bekanntlich in seiner Heimat Ende Mai bzw. Anfang Juni, konnte also auch hier in der Mark bereits zu dieser Zeit einen Horst bezogen haben. Eigentümlich war jedenfalls das trotz der Verfolgung zähe Festhalten des Vogels an dem Revier, das vollkommen den Eindruck eines um seinen Brutplatz besorgten Falken machte. Ich möchte übrigens bemerken, daß wir, Reichexow und ich, in dem Gehölz keinen Horst finden konnten. Andererseits ist aber zu erwägen, daß es im allgemeinen als nicht zutreffend zu bezeichnen ist, gleich an ein Brutvor- 286 Paunistischer Teil. kommen zu denken, wenn einmal eine seltenere oder sonst nicht im Gebiet nistende Art zur Brutzeit beobachtet oder erlegt wird. Meist sind es auch Vögel im Jugend- bzw. im ersten Alterskleid, welche außerhalb ihres eigentlichen Brut- und Ver- breitungsgebietes herumstreichen. Ein weiterer junger Vogel ist mir aus Sieversdorf, Kreis Lebus, bekannt geworden, welcher nach Baer am 4. September 1892 daselbst geschossen worden ist. 148. Falco naumanni naumanni Fleisch. Nur zwei Exemplare des Röthelfalken sind aus der Mark bekannt: das von Brehm in der Isis erwähnte Stück der Fehr- MANN'schen Sammlung, jetzt im Besitz des Fürsten Radziwill — identisch mit dem von Eugen v. Homeyer (Uebers. d. Vögel Pommerns, 24) genannten Exemplar — und ein zweites Stück vom Forstrat Passow (c5" aus Tegel), im Besitz der zoolog. Samm- lung der Kgl. landw. Hochschule in Berlin. 149. Falco tinnunculus tinmmculus L. Der häufigste Falk der Provinz. In jedem Park, in jedem kleinen Kiefernwäldchen oder eng umgrenzten Feldgehölz wie in größeren Nadel- und gemischten Beständen horsten einzelne Paare. Die von Borggreve bereits mitgeteilte Beobachtung über die Geselligkeit der Art beim Horsten können wir bestätigen. An verschiedenen Stellen unseres Beobachtungsgebietes haben wir ein geselliges Horsten dieser Art wahrgenommen, das auch von anderen beobachtet wurde. Meist gegen Ende März und im An- fang des April kommt der Turmfalk zu uns und verläßt uns im allgemeinen Mitte bis Ende September und Anfang Oktober. Nach neueren Beobachtungen, die durch den Ringversuch gestützt werden, scheinen viele Individuen als Standvögel im Gebiet zu bleiben. Die Brutzeit reicht im allgemeinen von der zweiten Hälfte des April bis Ende Juni. Frühe Gelege werden von Hoee- MANN (Umgegend von Berlin) vom 4. April und von Hocke vom 8. April verzeichnet. Über den Julitermin hinaus führt RtJDiGER ein Gelege von fünf Eiern vom 27. Juli 1901 auf. Eiermaße (gem. 43 Eier): L. Max. 41,0 Min. 36 D. 38,3 mm Br. „ 32,5 „ 29 „ 30,5 „ Strigidae. 150. Bubo hiiho huho (L.). Der Uhu, der im Anfang des vergangenen Jahrhunderts in den stillen, unbegaugenen Waldungen der Mark, wenn auch nicht häufig, so doch immerhin ein regelmäßiger Brutvogel gewesen sein wird, ist um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts bereits Faunistischer Teil. 287 sehr selten geworden und dürfte heute kaum noch als ständiger Brutvogel der Provinz zu verzeichnen sein. Die Kultur mit all' ihren Folgen hat auch diesen stolzen Recken unserer Vogelwelt hinweggefegt. Da kann kein Schon-, kein Naturschutzgesetz mehr helfen! Wir brauchen nicht weit zurückzugehen, um sein Vorkommen als Brutvogel noch zu registrieren. Ratzebueg führt ihn 1849 noch horstend für die Umgebung von Eberswalde auf. Die Samm- lung der Forstakademie genannter Stadt besitzt ein altes q, welches vom Forstmeister Bakdo bei Chorin geschossen wurde. Genauere Zeitangaben hierüber fehlen. Doch steht mit diesem Standort zweifellos derjenige im Lieper Revier in enger Ver- bindung, von dem Oscar von Meibohm berichtet, daß von dem Sohn des Hegemeisters Weber daselbst Ende Juni 1852 ein Horst auf einer alten Buche mit zwei jungen Vögeln gefunden worden ist. Und in diesem Gebiet hat der Uhu noch um 1887 herum gehorstet. In dieser Zeit war er noch Brutvogel in den Waldungen um Brahlitz bei Oderberg (Geunow). In den sechziger Jahren fand ihn Albert Lütke noch in den Wäldern von Nauen im osthavelländischen Kreise als Brutvogel (J. f. 0., 1876, 28 u. ib. 1914, 365), Aus der Umgebung von Freienwalde wurde noch 1888 als eine Merkwürdigkeit von einem Uhupaar berichtet, welches dort seit ungefähr 15 Jahren horsten sollte. Mit Altum wurde eine Exkursion dahin verabredet. Am 11. Mai 1888 schrieb der Genannte jedoch, nach einer ihm zugegangenen Mitteilung des Oberförsters Boden: „Zu meinem Bedauern ist die Buho- Exkursion zu Wasser geworden, indem der häufig auf einem Horst beobachtete Uhu, wahrscheinlich ein alter Einsiedler, durch Krähen auf dem Felde verfolgt und überfallen, nur mit Mühe von dem Hilfsförster Kolt3iann vor dem Todschlagen von den Bauern gerettet, sich jetzt, wenn auch etwas verletzt, lebend in meinem Hause befindet. Ein Erklettern des Horstes, das mir nunmehr als notwendig erschien, ergab aber, daß derselbe keinen- falls zum Brüten benutzt ist. Der Uhu soll nur einen Fang haben, wie der Hilfsjäger sagt. Ich habe es noch nicht fest- stellen können. Er hat deshalb wohl viel auf dem Horst gesessen und jedenfalls wohl allein gelebt." Aus den Gebieten der Schorf- heide, im weiteren Sinne, liegen viele Mitteilungen über das Hoi'sten der Art vor. Wiese nennt ihn noch 1872 als sicheren Brutvogel der Grimnitzer Forsten um Joachimsthal. Im Frühling des genannten Jahres fand Otto Bock in einer hohlen Eiche in der Schorf beide einen Uhuhorst mit kleinen Dunen jungen. Nach den Mitteilungen Dr. Bocks war Biiho h. hiiho noch in den acht- ziger Jahren des vergangenen Jalirhunderts ständiger Brutvogel in den ausgedehnten Waldungen des Angermünder Kreises. Als Horst soll hier ein alter ausgebauter Raubvogelhorst gedient haben. 1881 wurde die Art noch als Brutvogel in den Groß- Schönebecker Forsten gefunden. Früher wurde hier ein alter 288 Faunisti scher Teil. Bussardhorst auf hoher schlanker Kiefer bermtzt, später aber dieser Platz aufg-egeben uud in dichten, wenig- zugänglichen Kiefernschonungen auf der Erde gehorstet. Abgesehen von diesem relativ eng- umschlossenen Brutrevier, von dem mir Forstassessor Frey in Joachimsthal übrigens versicherte, daß in demselben heute kein Uhu mehr horste, sind noch einige andere verzeichnet. Nach einer Notiz der Deutschen Jägerzeitung (Bd. VI, Nr. 2, 1885, 15) soll der Uhu bei Strausberg vorgekommen sein. Die Mitteilung läßt sich nicht nachprüfen. Nach einer Mitteilung von R. Mfjitens sollte im Jahre 1885 noch ein Uhupaar in einer dichten Kiefernschonung bei Niederlohme, Kr. Beeskow-Storkow, gebrütet haben. Nach Max Garling horsteten in den achtziger Jahren wiederholt Uhus in den Waldgebieten des Fläming. Am 5. März 1893 wurde ein Uhu bei Sawische (Frankfurt a. d. 0.) im Eisen gefangen (Mettke). Hocke berichtet, daß er im Jalire 1899 in der Mai'k noch ein Nachgelege mit 3 Eiern ausgenommen habe, führt aber als alter geriebener Händler den Brutort nicht an. Aus dem Gebiet, in welchem man Bubo h. hubo noch am wahrscheinlichsten als horstende Art vermuten dürfte, in der Neumark, liegen einige Notizen vor. Nach den Angaben des Forstrats Godbersen ist er in der Neumark wiederholt erlegt worden. Fr. von Lucanus teilt mit, daß die Art bis zum Jahre 1901 in den Forsten der Oberförsterei Hochzeit noch gehorstet habe, jetzt aber daselbst verschwunden sei. Dasselbe gilt nach Dettmers von einem Paare im Revier Gartow, Kr. Landsberg, welches mehrere Jahre dort beobachtet, Ende Oktober 1911 aus der Gegend aber verschwunden ist. Max Müller berichtet 1901, daß der Uhu wiederholt in der Oberförsterei Marienwalde bei Woldenberg, Kr. Arnswalde, gehorstet habe. Der Hegemeister Wernicke in Buchwald bestätigt diese Angaben. Stets hat sich ein Uhupaar dort aufgehalten und gehorstet, zuletzt 1902, dann aber nur noch ganz vereinzelt, 1901 wurden die Jungen noch erbrütet, dann aber ausgenommen. 1902 nistete das Paar in einem alten Raubvogelhorst, welcher von dem Uhu vergrößert wurde. Leider wurde 1902 beim Ausheben der Jungen ein alter Vogel abgeschossen. Forstmeister zur Linde berichtet für sein Gramzower Revier, daß er um das Jahr 1880 herum den Uhu nur im Frühling beobachtet habe. Müller (Natur und Haus, 1901, 430) nennt das Vorkommen in den Pretziger Forsten a. d. 0. wie in der Simmrizer Heide. Baron Geyr teilte mir mit, daß in den Jahren 1906 — 1908 im Gebiet der Oberförsterei Rheins- berg ein Uhu beobachtet wurde, ohne jedoch ein Brüten desselben konstatieren zu können. Von J. Will erhalte ich die Mitteilung, daß Bubo hubo noch jetzt (1915) in dem Privatforst Merrenthin bei Woldenberg, nahe der Grenze Posens, horsten soll. Das Berliner Museum besitzt ein aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts stammendes Exemplar ohne weitere Angaben, welches von von Itzenplitz geschenkt wurde. Wahrscheinlich Faunistischer Teil. 289 stammt dieses Stück aus den ausgedehnten prachtvollen Wäldern um Buckow, welches früher der genannten Familie gehörte. In dem der Neumark angrenzenden Gebiet der Provinz Posen, besonders in dem nördlichen Teil desselben, soll der Uhu nach den Mitteilungen Hammltng's noch heute brüten. 151. Asio otus otii's (L.). Nicht seltener Brutstrichvogel der Mark, der besonders die kleinen eingesprengten Kiefernheiden zum Nisten bevorzugt. Wir haben oft beobachten können, daß das Auftreten dieser Eule bzw. die Individuenzahl derselben mit dem mehr oder weniger häufigen Erscheinen der Feldmäuse wie bei A. a. accipitrmus in Verbindung zu bringen ist. Im Winter streichen diese Eulen umher und nordische Individuen erscheinen im Gebiet. Die Brut- zeit erstreckt sich in der Mark auf einen relativ langen Termin: von Mitte März bis Ende Juni; die Hauptbrutperiode scheint nach den Aufzeichnungen Teeskow's in den Monat Juni zu fallen. Doch werden von ihm auch schon Funde vom 2. Mai mit flüggen Jungen notiert. Auch in der Mark benutzt diese Eule meist alte und verlassene Krähennester, um darin zu nisten. Eiermaße (gem. 11 Eier): L. Max. 43 Min. 40,5 D. 41,4 mm Br. „ 32,5 „31 ,, 31,8 „ Nach Rüdiger (gem. 49 Eier): Durchschnitt 44,2x32,3 mm 152. Asio accipitrinus accipitrinus (Pall.). Die Sumpf ohreule ist ein nicht seltener Brutvogel der sumpfigen Gegenden, der Bruchwiesen inmitten hohen Holzbestandes, wie der weiten mit dichtem Heidekraut und Gestrüpp bestandenen Ödgelände und der niederen Kiefernschonungen der Mark. Peiiodenweis tritt sie auf, einmal sehr häufig und zahlreich, ein anderes Mal vereinzelt oder in geringerer Individuenmenge. Brehm bezeichnet sie treffend als Zigeunervogel, der am liebsten in denjenigen Gegenden brütet, in denen zeitlich eine Mäuseplage herrscht. Unbegreiflich erscheint die Bemerkung von Schulz, daß man diese Eule nur ausnahmsweise brütend in der Mark antreffen dürfte. Brutlokalitäten sind zahlreich bekannt, sowohl im Westen wie im Osten. Während des Herbststriches wird sie vielfach in Kartoffelfeldern gefunden. Im allgemeinen ist diese Ohreule nur ein Sommerbesucher der Provinz, der vom März bis Oktober bei uns verweilt, von der aber doch viele Individuen, oft gesellschaftlich zusammenhaltend, in den weiten Bruchgebieten überwintern. Auch in der Mark kommen Stücke mit dunklerer, rostbrauner Grundfarbe und solche von lichterer Fäi'bung vor, von denen letztere allerdings seltener aufzutreten scheinen. 19 290 Fauuistischer Teil. Die Brutperiode fällt in den Mai, hin und wieder werden bereits im letzten Drittel des April Gelege gefunden. Spätere Gelege sind seltener. Kutter erwähnt eines solchen vom 16. Juni. Eiermaße (gem. 8 Eier): L. Max. 40 Min. 38 D. 39,3 mm Br. „ 33 „ 31 „ 31,5 „ Am 5. Mai 1904 fand Hocke (wo?) 8 Eier dieser Eule, von denen 3 frisch, 3 bebrütet und 2 bereits faul waren. 153. Syrnium aluco aluco (L.). Echter Standbrutvogel der ganzen Mark, der vom Beginn des März bis Anfang Mai brütet. Auch in unserem Gebiet ist der Waldkauz in vielen Gegenden, in denen es an Höhlungen gebricht, schon Freibrüter geworden, der meist alte und ver- lassene Bussardhorste annimmt. In Eisenhammer bei Steinbusch besiedelte er nach RtJDiGEE, große Nistkasten, die für Mergus merganser aufgehängt waren. In den Jahren 1914, 1915 und 1916 waren die Kästen vom Waldkauz besetzt. In den beiden erstgenannten Jahren kamen Junge aus. Bau fand, sehr zeitig, im Frühjahr 1872 im Grunewald bei Berlin bereits am 10. März Eier, Hocke am 18. April 1904 in einem Raubvogelhorst (wo?) bereits ein Nachgelege von 3 Eiern. Teeskow sammelte seine Gelege in der Zeit vom 22. März bis 28. April. Eiermaße (gem. 22 Eier): L. Max. 50,5 Min. 44,5 D. 46,7 mm Br. „ 39 „ 36 „ 38,2 „ Wie in den meisten Gebieten Deutschlands kommt auch in der Mark der Waldkauz in einer rostbraunen und in einer grauen Färbungsphase vor, die sehr selten Übergangsstufen zeigen. Die früher oft vertretene Ansicht, daß die Phasen an Nadel- bzw. Laubbestand gebunden sind, trifft nach meiner Kenntnis für die Mark nicht zu. In dem im reinen KieferuAvald liegenden Schön- holzer Revier bei Berlin schoß der Förster Holtz im August 1870 innerhalb von drei Tagen je ein graues und ein braunes ö des Waldkauz, die in die kleine Sammlung des Barons von KiLLiscH in Pankow gelangten. Ich weiß nicht — und in der Literatur kann ich hierüber nichts finden — , ob man in England noch die Ansicht teilt, daß die rote Form vornehmlich in den Laubwäldern Englands, die graue hingegen in den Nadelwaldungen Schottlands heimisch sei. Hasbeouck (Amerikan Natur. Bd. 27, 1893, 638 — 649, Taf. 1 — 5) hat an dem Beispiel von Megascops asio, floridanus und mecalli auf den Einfluß von Feuchtigkeit, Tem- peratur und Beschaffenheit der Wälder hinsichtlich der Gefleder- färbung derVögel eingehend hingewiesen. Nach seinen Ausführungen findet man im mittleren Teil der östlichen Vereinigten Staaten, wo geringere Feuchtigkeit herrscht und das Land mit Laub- Faunistischer Teil. 291 Wäldern bedeckt ist, vorwiegend oder beinahe aiisschließlicli die rote Form von Megascops asio, im Norden und Süden, wo Koniferen- wälder vorherrschen und die Feuchtigkeit der Luft eine größere ist, die graue Form. Aus der Mark scheinen, wie bereits be- merkt, Reihenbeobachtungen vorläufig hierüber nicht vorzuliegen. 154. Nyctea nydea (L.). Eine größere Anzahl von Fällen registriert das Vorkommen dieser arktischen Eule in der Provinz. Aus dem Regierungs- bezirk Potsdam kennen wir deren Auftreten aus Eberswalde (Ratzeburg), Scharfenberg im Tegelersee (von Bolle im Winter 1871 und 1872 zwei Exemplare und ferner im Oktober 187v). In der Lenzener Wische wurde im Oktober 1872 ein Exemplar geschossen, welches sich in der ScHüTz'sclien Sammlung in Lenzen a. d. Elbe befindet. Aus dem Reg.-Bez. Frankfurt a. d. 0. ist die Schneeeule aus der Gegend von Spremberg mehrfach als beobachtet auf- geführt worden. Ein Exemplar, ein alter fast weißer Vogel, wurde bei Frankfurt a. d. 0. am 15. Dezember 1894 erlegt (Collath). Im Frankfurter Museum steht ein im Januar 1896 bei Massin (Kr. Landsberg) geschossenes Stück. Ferner kennen wir ein Exemplar aus der Umgebung von Soldin in der Neumark (d ad. Berliner Zoolog. Museum). Ein weiteres Exemplar, von dem wir hörten, wurde am 7. März 1895 in der Nähe von Oranien- burg bei Wensickendorf unweit einer Futterstelle für Rebhühner im Eisen gefangen. Das Exemplar befindet sich im Besitz von K. Schubert in Pankow. In demselben -lahre, aber um die Mitte November, erhielt der Naturalienhändler A. Kricheldorfe eine Schneeeule, welche in Grünau bei Berlin, gleichfalls im Eisen, gefangen worden war. In dem Winter 1895/ 189 (» sind in den verschiedensten Teilen Deutschlands wiederholt Schneeeulen ge- sammelt worden. Es ist anzunehmen, daß bei dieser Einwanderung auch die Mark mehrfach berührt worden ist. Das zeitlich letzte Exemplar finde ich von Rüdiger erwähnt, der am 1. November 1915 eine Schneeeule auf einem Zaunpfosten des Kirchhofs auf dem kleinen Platz am Neuen Militärlager bei Jüterbog beobaclitete. 155. Surnia ulula ulula (L.). In einem früheren Verzeichnis der Vögel unserer Provinz hatte ich die Sperbereule auf Grund einer Mitteilung Alered Brehm's (Tierleben, 2. Aufl. Bd. 5 (1879), 65) als märkisclien Vogel aufgefülirt. Brehm vermochte mir die Quelle später nicht mehr anzugeben, der er diese Mitteilung entnommen habe. Ich möchte annehmen, daß sie der Notiz des Oberförsters Constantin entstammt, nach welcher ein Exemplar dieser Eule im August 1872 bei Baruth geschossen sein soll (Droste, Bericht über die 19* 292 Faunistischer Teil. 20. Verh. d. D. Ornitli. Ges. Braunschweig 1873, 27). Der im- g-emein frühe Termin ist für ein Gebiet wie die Mark immerhin auffällig'. Möglicherweise liegt eine Verwechslung zugrunde. Jedenfalls ist die Frage, mit der Constantin seine Mitteilung schließt: „Sollte dieselbe hier gebrütet haben" sicher zu verneinen. Den ersten sicheren Fall des Vorkommens im Gebiet teilte mir Will mit. Um Weihnachten 1884 wurde eine Sperbereule in der Oberförsterei Pechteich, in der Schorfheide, von einem Schüler der Forstschule Groß-Schönebeck geschossen und von Will gestopft. Die Sperbereule ist dann im Jahre 188G in außerordentlich großer Menge in Deutschland beobachtet worden. Aus den ver- schiedensten Teilen des Gebietes, Aveit hinab bis Süddeutschland liegen sichere Nachrichten über beobachtete und erlegte Exemplare vor. In unserer Provinz ist sie zunächst sicher von Bolle auf dem Scharfenberg im Tegelersee zweimal beobachtet worden. Der Genannte sah die Eule am hellen Mittag aus nächster Nähe, wahrscheinlich im März 1886; später ist die Art, wie an- zunehmen dasselbe Individuum, noch einmal an einer anderen Stelle des Sees angetroffen worden. In demselben Jahr 1886 wurde am 15. November in Meren- thin bei Woldenberg in der Neumark ein altes Exemplar ge- schossen, welches die Sammlung von Udo Lehmann in Neudamm erhielt. Genauere Mitteilungen über die Erlegung dieses Exemplars vermochte mir der jetzige Besitzer nicht mehr mitzuteilen. Im Jahre 1891 (J. f. 0. 1891, 368) veröffentlichte Leutnant von WiNTEKFELD eiuc Notiz, daß im Herbst 1850 ein Exemplar dieser Eule von seinem Vater bei Metzeltin (Kr. Ruppin) ge- schossen worden ist. Weitere Mitteilungen über das Erlegen dieser nordischen Eule in Brandenburg liegen aus den Jahren 1892, 1907 und 1914 vor. Nach Altum (0. M. 1893, 40) wurde am 6. Dezember 1892 bei Eberswalde ein Exemplar erlegt. Das Jahr 1907 brachte einen starken Zug derselben, der weit bis zum südwestliclien Deutschland sich nachweisen läßt. Bei Breite- lage in der Nähe von Oderberg wurde vom Förster Scholz ein Stück geschossen; nach von Lucanis (J. f. 0. 1907, 475) ein Stück bei Wollenberg — soll wohl heißen Woldenberg — in der Neumark im März 1907 und nach Seegee (0. M. 1915, 205) am 24. Oktober 1914 bei Streganz-Berg in der Nähe von Prieros (Kr. Beeskow-Storkow). Zu der letzteren Notiz bemerkte Otto Bock, daß er 1901, mithin vor 13 Jahren, die letzten Sperber- eulen aus der Mark erhalten hätte. Das bei Woldenberg er- legte oben genannte Stück dürfte mit demjenigen identisch sein, welches nach einer Mitteilung von Will am 5. März 1907 vom Forstmeister Dittmar im Hochzeiter Revier geschossen wurde. Es befindet sich in der Sammlung der Forstlehrschule in Steinbusch. Eaunistischer Teil. 293 156. Cryptoglaux fimerea funerea (L.). Die Mitteilungen über das Vorkommen dieser Art in der Provinz sind sehr geringe. In der Freiheit ist sie schwierig anzusprechen, wird mit der folgenden Form verwechselt, ist aber vielleicht häufiger als man allgemein glaubt annehmen zu müssen. Bolle gibt an, frischgefangene Vögel, also doch wahrscheinlich solche aus der Umgegend, auf dem alten Berliner Markte ge- sehen zu haben. Auf solche Individuen, d. h. Exemplare aus der Umgegend von Berlin, ist vielleicht auch die Mitteilung zu beziehen, welche Gloger (Vollst. Handb. d. Naturg. d. Vögel Europas, 1. Th. 559, [1834]) gibt: „In Berlin, wo man den rauchfüßigen Kauz (so wenig er auch, nach seiner Schläfrigkeit zu urteilen, im Vergleich mit dem Steinkauz dazu geeignet scheinen möchte) gern zum Anlocken beim Vogelfang benutzt, hat ein Pärchen nun schon seit 2 Jahren jeden Frühling anstalt zum Hecken gemacht." Es ist anzunehmen, daß die alten Berliner Vogelfänger Bless, Geüne, Machelet, Brune u. a. ihre Lockvögel nicht von auswärts bezogen, sondern hier selbst gefangen haben. Schulz erhielt ein Exemplar dieser Eule aus der Umgegend von Köpenick. Die Eberswalder Sammlung besitzt 2 Weibchen, von Ratzebueg bei Eberswalde gesammelt (Grote, Ornith. Monatsber. 1905, 4). Ob die vorliegenden Beobachtungen über das Vorkommen während des Durchzuges in der Niederlausitz, ebenso wie die Vermutung des Brütens in dem nördlichen Teile der Uckermark wie in der Neumark als richtige anzunehmen sind, bleibt vorläufig unentschieden. Bei Waase finde ich über diese Eule die Notiz: „Ein Exem- plar wurde Anfang der neunziger Jahre vom Gutsbesitzer Baer in Wustrau in einer Dohne gefangen, dasselbe wurde lebend zu Herrn Seehaase gebracht, wo es sich jetzt gestopft befindet." Im Kreismuseum in Neuruppin steht ein Exemplar von Ä. fimereus fimereus, welches wahrscheinlich mit dem von Waase erwähnten identisch ist. 157. Athene noctua noctua (Scop.). Der Steinkauz ist im Gebiet als Standbrutvogel häufig und entschieden nicht mehr so selten wie er es früher gewesen sein soll und wie er es noch in einzelnen angrenzenden Gebieten zu sein scheint. Van(^ek()\v kannte ihn noch nicht als Brutvogel oder hat ihn in seiner Liste versehentlich nicht als solchen auf- geführt. Gern bewohnt diese Eule bei uns stille Kiefernwälder und wenig besuchte, von der Kultur unberührte Stellen. Eiermaße (gem. G Eier): L. Max. 34 Min. 32 D. 32,6 mm Br. ■ 29 „ 27 „ 27,5 „ 294 Faunistischer Teil. Giaucidium imsserinum jiasserinum (L.). Stengel (M. S. V., 1877, 178) schreibt: „Strix J3««.s7'rw/Yf ist wahrscheinlich überselien und nicht beobachtet worden. Im Forst- bezirk Wnnder bei Baruth horstet alljährlich ein Pärchen. Es legt 6 Eier." Eine erdichtete Mitteilung ohne jeden Wert. 158. Strix guttata guttata Brehm. Die Schleiereule ist noch immer ein häufiger Standvogel der Mark, wenn sie auch in der Menge der Individuen gegen früher in unseren Dörfern und kleinen Städten sichtlich zurück- gegangen ist. In einigen Gebieten des Ostens scheint sie nicht so zahlreich wie in der Mittelmark und im Westen zu sein. In vielen Teilen der Uckermark fand sie Rüdiger als häufigen Brutvogel, der gern Schafställe zur Nestanlage bevorzugte. In Zehdenick traf ich sie in alten Holzschuppen einer dortigen Schneidemühle. Die Brutzeit der Schleiereule ist eine ungemein ausgedehnte. Sie erstreckt sich von Anfang April bis zum Anfang Oktober. Die noch später beobachteten Termine betreffen Ausnahmen oder Nachgelege. Eiermaße (gem. 9 Eier): L. Max. 42 Min. 39 D. 40,5 mm Br. „31 „ 30 „ 30,4 „ Cuculidae, 159. Cueulus canorus ca^iorus L. Überall im ganzen Gebiet der Mark, sowohl im Laub- wie im Nadelwalde, in großen und kleinen Park- und verwilderten Gartenanlagen, in allen ihm zusagenden Geländen ist der Kuckuck häufig. Eine sehr reiche Suite märkischer Vögel, in allen Farben- kleidern, besitzt die Sammlung des Fürsten Radziwill. Will verzeichnet für den von ihm bewohnten Osten der Provinz die folgenden Ankunftsdaten: 2. Mai (1910), 4. Mai (1912), 28. April (191.3) und 28. April (1915), Daten, die auch für die übrigen Teile der Provinz Geltung haben dürften. Eiermaße (gem. 15 Eier): L. Max. 24 Min. 21 D. 22,2 mm Br. „ 17 „ 15 „ 16,2 „ Der genannte Beobachter schreibt mir über seine märkischen Kuckuckgelege: „Von C. canorus habe ich etwa noch 120 in meiner Sammlung. Das Schalengewicht schwankt zwischen 0,180 und 0,250 gr. Die Färbung ist sehr verschieden: blaue, rote, zwei gelbliche, zwei sehr große von ähnlicher Grundfarbe und Zeichnung wie die Eier von Coccothraiistes coccothraustes. Fauiiistischer Teil. 295 Oft lieg-t neben dem Kuckucksei ein doppeltes Ei des Nest- vogels, so daß man leicht auf 2 Eier vom Kuckuck schließen könnte. Auch habe ich Gelege, in denen ein doppeltes Ei neben den anderen liegt, so daß auch hier der Anschein erweckt werden könnte, es handle sich um ein Kuckucksei. Die 120 Eier meiner Sammlung wurden bei 23 verschiedenen Pflegern gefunden, zumeist bei Motacilla alba und Sylvia atricapilla. Einmal nur in Sylvia cinerea. Als selten dürften die folgenden Pfleger gelten: Eniberiza calandra, E. citrinella, Äcanthis cannabina, Lullula arhorea, Pratincola ruhetra, Antkus trivialis und Phyllos- copus sihilatrix.''^ Soweit Will. Hinsichtlich der Kenntnis des Brutgeschäftes märkischer Kuckucke dürfte es sich empfehlen, die im Besitz des Berliner Museums befindlichen Exkursionstagebücher Akthue von Tkes- Kow's durchzusehen und zu bearbeiten. Der Genannte sammelte in der Hauptsache in den Gebieten von Spandau und Umgebung, Wannsee bei Potsdam und ferner im Norden von Berlin, in der näheren und weiteren Umgegend von Oranienburg. In den Jahren 1895—1911, d. h. also in 17 Jahren, wurden von ihm 631 Kuckucks- eier genommen, d. h. also rund 37 Stück im Jahr. Als Pflege- eltern kam fast ausschließlich Sylvia hippolais hippolais in Betracht. Die wenigen bei Troglodytes t troglodytes und bei Äcrocephalus palustris gefundenen Eier sprechen kaum mit. Das früheste Ei nahm Tkeskow nach seinen Aufzeichnungen am 22. Mai des Jahres 1898, das späteste am 1. August des Jahres 1902. In letzterem Jahre wurde das erste Ei von ihm am 28. Mai gefunden, im Jahre 1898 schloß die Sammelzeit bereits mit dem 1 7. Juli ab. Im allgemeinen darf man sagen, daß der Durchsclmittstermin für den Anfang der Legezeit der 27. bzw. 28. Mai ist. Das Ende der Legeperiode fällt in den 22. — 27. Juli. Die längste Legezeit wies nach den Beobachtungen Teeskow's das Jahr 1902 mit 03 Tagen auf, die kürzeste das Jahr 1909 mit 33 Tagen. Die Mehrzahl der Jahre zeigt eine Legezeit von rund 45 Tagen. Das Mittel liegt in den 17 Jahren bei 47 Tagen. Der Berliner Anzeiger vom 5. November 1905 (Nr. 260) brachte von dem städtischen Obergärtner Fkanz RocHAu-Berlin die folgende Mitteilung: ,Jm Jahre 1911, dem Jahre großer Dürre, fand ich im Forst von Kerzendorf [Kr. Teltow] zwei brütende Kuckucksweibchen, und die männlichen Kuckucke, die sonst dem Weibchen stetig nachjagen, daß es nicht zum Brüten kommt, fütterten das AVeibchen während der Brütezeit und nachher im Verein mit der Kuckucksmutter aucli die ausgeschlüpften Kuckucks- kinder mit den haarigen Raupen, die sich in Millionen Exemplaren an langen Fäden von den Kiefern zum Waldboden heruieder- ließen. In dem nächstfolgenden Jahre konnte ich trotz sorg- fältigster Beobachtung keine Brutstätte von einer Kuckucksmutter am Waldboden, wo sie stets ihr Nest kunstlos unter einen Reisig- 296 Faunistischer Teil. häufen wählt und ihre Eier ohne jede Nestbereitung" auf die Erde legt, finden. In diesem Sommer jedoch fand ich im Kerzendorfer, sowie auch im Sithener Forst Brutstätten des Kuckucks. Teils waren die Jungen schon Mgge (4. August), teils aber noch Nest- hocker (8. August), und die Alten fütterten die Nimmersatte gar emsig". Diese Mitteilung eines höheren Gartenbeamten der Stadt Berlin verdient nach den Arbeiten von Baldamus, Rey, Waltee, Keitgee u. a. niedriger gehängt zu werden. 160. Clamator glcmdarius (L.). Cheistian Ludwig Beehm berichtet in seinen „Beiträge zur Vögelkunde" (Band 1, Neustadt-Orla, 1820, 501) über das Vor- kommen dieser mediterranen Art, der er einen neuen Namen: Cucidus macrourus gibt, in der Provinz Brandenburg. „Dieser langgeschwänzte Kuckuck", schreibt er, „ist vor mehreren Jahren unweit Lübben im Spreetale geschossen worden. Er flog dort in den Sommermonaten mit noch einem (wahrscheinlich waren diese beiden ein Paar) in einem sumpfigen Buschholze herum; ist aber seit jener Zeit niemals wieder in dieser Gegend gesehen worden. Der Herr Kaufmann Müllee in Lübben, dessen Güte wir diesen äußerst seltenen Vogel zu verdanken haben, erzählte Herrn Schilling folgendes von ihm: „Er sei benachrichtigt worden, daß in der Nähe ganz besondere Vögel herumflögen; sogleich habe er sich mit seinem Gewehre dahin begeben und diese Kuckucke angetroffen. Sie wären äußerst flüchtig gewesen, immer von einem Baume zum andern geflogen, fast wie die gewöhn- lichen Kuckucke, und hätten dabei sehr stark geschrieen. Dieses Geschrei hätte aber mit dem unserer Kuckucke gar keine Ähn- lichkeit gehabt, sondern sich mehr dem Spechtgeschrei genähert. Mit Mühe sei es ihm gelungen, einen zu erlegen." Beehm erhielt das betreffende Exemplar. Beim Umstopfen desselben überzeugte er sich, daß es sich nicht um ein Kunst- produkt handelte. Vielleicht befindet sich das Stück noch in der jetzt im Museum zu Tring befindlichen BEEHin'schen Sammlung, Auf Tafel V obengenannter Veröffentlichung ließ Beehm das Exemplar abbilden — gemalt Schmöllee, Rosenbueg sc. — , welches ohne jeden Zweifel den typischen Häherkuckuck wieder- gibt. Ein neuer Name war durchaus unnötig. Gegenüber dieser bestimmten Mitteilung Beehm's aus dem Jahre 1820, die durch ein Belegstück gesichert war, schreibt Schulz noch 1845 (S. 154): Daß auch der langschwänzige Kuckuck zuweilen auf seinem Zuge in die Mark komme, muß bis jetzt noch bezweifelt werden, da nicht eine einzige zuverlässige Nach- richt darüber vorhanden ist. Über das zweite aus Norddeutschland bekannte Exemplar des Häherkuckucks, welches sich im Greifswalder Universitäts- museum befindet, berichtet Koske (J. f. 0. 1919, 181) eingehend. Faunistischer Teil. 297 Aus seinen Mitteilungen geht mit Sicherheit liervor, daß dasselbe nicht in Pommern, sondern wahrscheinlich in Mecklenburg er- legt wurde. Plcidae, 161. Jynx torquilla torqidlla L. Der Wendehals ist ein nicht seltener Brutvogel der Mark, der aber in einzelnen Gegenden, besonders im Norden, stark ab- genommen zu haben scheint. Nach der Ankunft beobachteten wir die Art ziemlich regelmäßig in größerer Individuenmenge in den Gärten, während sie später zahlreicher in Wäldern und ausgedehnten Parkanlagen auftrat. Um die Mitte des April treffen die Vögel bei uns ein und verlassen uns Anfang September. Will verzeichnet für Steinbusch die folgenden Termine: 1910 29. April 1913 26. April 1911 23. „ 1915 28. „ Die Brutperiode umfaßt die Zeit von Mitte zum Ende des Mai bis Anfang Juli. Eiermaße (gem. 27 Eier): L. Max. 21 Min. 19,5 D. 20,2 mm Br. „ 16 „ 14,5 „ 15,3 „ 162. Dryocopus martius martius (L.). De)' Schwarzspecht ist an geeigneten Lokalitäten im Gebiet der Mark wohl nie selten gewesen, wenn er auch in vielen Gegenden nur vereinzelt vorgekommen sein mag. Schulz dürfte ihn mit vollem Recht in der Fauna marchica 1845 als nicht selten bezeichnet haben. Desgleichen Vangeeow 1855 und Bokg- (lEEVE 1869. Auch wir nannten ihn in unseren ersten Arbeiten aus dem Jahre 1876 einen überall einzeln vorkommenden Stand- vogel unserer Nadelwälder. Inzwischen hat sich aber die Indi- viduenmenge dieses schönen Spechtes bis zum heutigen Tage ganz außerordentlich vermehrt. Die Gründe hierfür vermögen wir nicht anzugeben. Wenn vielfach behauptet wird, daß der den Brüten des Spechtes ungemein schädliche Baummarder in seinem Bestände stark reduziert, ja in vielen Gegenden völlig ausgerottet sei und dadurch eine Zunahme des Schwarzspechtes stattgefunden habe, so trifft dies für die Mark, speziell die Ge- biete der Mittelmark, nicht zu. Hier ist der Baummarder nie häufig gewesen, stets nur sehr einzeln vorgekommen und sein Auftreten hat sicherlich keinen schädigenden Einfluß auf die Verbreitung des Schwarzspechtes in dem Grade ausgeübt, um das heutige beinahe häufige Vorkommen zu erklären. Die von vielen märkischen Beobachtern und auch von uns festgestellte Zunahme der Individuenmenge — die AVohngebiete der einzelnen Paare liegen oft in großen Waldungen weit auseinander — 298 Faunisüseher Teil. k()iinen wir ungefähr bis zur Mitte der achtziger Jalire des ver- gangenen Jahrliunderts zurückverfolgen. Seit jener Zeit trat der Schwarzspecht häufiger auf als in früheren Jahren. Heute ist er überall, in allen Gebieten der Mark, mit einziger Aus- nahme vielleicht der westlichsten Gegenden, der Priegnitz, des Westhavellandes wie des Zauch-Belziger Kreises, ein ständiger, zahlreich vorkommender Brutvogel. In der Mark ist er typischer Kiefernvogel, gibt aber Buchen, wo sie im Nadelwalde eingesprengt sind, den Vorzug. So nach Altum bei Eberswalde und nach unseren eigenen Beobachtungen in einzelnen Örtlichkeiten des Templiner, Angermünder, Krossener und Soldiner Kreises. Will bezeichnete mir den Schwarzspecht z. B. als häufigen Brutvogel um Zietensee (Kr. Soldin, Neumark). Auch hier findet sich ge- mischter Bestand aus Rotbuchen, weniger aus AVeißbuchen und Kiefern. Der Schwarzspecht scheint in der Mark, wie auch in vielen anderen Gebieten seines Vorkommens, im Herbst bzw. im Winter ausgedehnte Streif züge vorzunehmen, die ihn auf weite Ent- fernungen hin aus den Gegenden seines Brütens fortführen. Jedenfalls habe ich in den ausgedehnten Kieferwäldern im Norden Berlins mit Sicherheit beobachtet, daß die Individuenzahl nach dem Sommer augenfällig abnimmt. Ob diese Spechte die alten Niststätten im Frühling wieder aufsuchen, vermag ich aus eigenem Wissen nicht zu sagen. Pfarrer Pendle in Affaltern bei Augs- burg, mit KuET Leos der beste Kenner der Biologie des Schwarz- spechtes, schreibt mir hierüber: ^^Dryoco^nis martius gilt in den Aveitesten Kreisen als ausgesprochener Standvogel. Hierzulande ist derselbe Strichvogel. Es streichen nicht nur die von den Alten abgeschlagenen Jungspechte, sondern auch die alten Vögel, wie ich noch alljährlich zur Genüge mich überzeugen konnte". „Was die aufgeworfene Frage betrifft, ob die streichenden Schwarzspechte ihre alten Reviere im Frühling wieder beziehen, so kann ich auf Grund langer sorgfältiger Beobachtungen sagen, daß die hiesigen Schwarzspechte bei ihrer Rückkehr im Frühjahr nicht nur gerne die alten Walddistrikte, sondern sogar nicht selten ihre alten Nisthöhlen wieder besiedeln. Doch gilt diese Wiederbesiedliing der angestammten Reviere gewöhnlich nur von den alten Schwarzspechten, während das junge Volk vielfach neue Brutorte aufsucht, eine Gepflogenlieit, die bekanntlich bei vielen anderen Vögeln sich findet". „Auch Forstmeister Loos stellte fest, daß ein und dasselbe Spechtpaar mehrere Jahre hintereinander die alte Höhle zum Brüten wiederum aufsucht (Loos, Der Schwarzspecht, Wien 1910, 38 und 0. MS. 19 IG, 73). Ob es sich aber hierbei um Stand- oder Strichvögel handelt, bleibt unentschieden, nachdem in den angezogenen Stellen nicht die leiseste Andeutung darüber ge- macht wird." Faunist ischer Teil. 299 Die Brutzeit des Schwarzspecbtes beginnt in der Mark mit dem ersten Drittel des April. Im Osten scheint dieselbe etwas später einzusetzen. Frühere Brüten sind im allgemeinen seltener. Hocke berichtet aus dem Jahre 1893 über ein Gelege von Ende März. Die letzten Termine werden bis Anfang Mai (Rey) an- gegeben. Für die Mark mit Unrecht. Hier dehnen sie sich bis in den Juni hinein aus. Eines Geleges vom 4. Juni 1899 er- wähnt Thielemann. Eiermaße (gem. 8 Eier): L. Max. 34 Min. 32 D. 33 mm Br. „ 25,5 „ 23 „ 24,1 „ 163. Dryohates major pmetorum Brehm. Der häufigste Specht des ganzen Gebietes. Er bcAvohnt zwar auch gemischte Waldungen, gibt aber in der Mark den Kiefernwaldungen überall den Vorzug. Brutzeit für unsere Provinz Ende April bis Mitte Juni. Eiermaße (gem. 12 Eier): L. Max. 27 Min. 24 D. 25,8 mm Br. „ 20 „ 18,5 „ 19,3 „ 164. Dryohates meclius mediiis (L.). Der mittlere Buntspecht ist ein ziemlich häufiger Bewohner der Mark, nur in den westlichen Teilen der Niederlausitz wie auch in einzelnen Gebieten der Mittelmark, soll die Zahl des- selben gegen früher abgenommen haben. Wir fanden ihn in nächster Umgegend von Berlin im Tiergarten brütend. Doch ist er hier nicht mehr so häufig wie in früheren Jahren, in denen, z. B. 1897, Keügee 18 besetzte Höhlen kannte. Wie häufig derselbe im havelländischen Kreise ist, geht am besten wohl aus der Tatsache hervor, daß Keügee- Velthusen im Frühjahr 1884 allein in der Umgebung von Spandau 23 brütende Paare beob- achtete. Für Brandenburg wird er von Stimming als seltener Brutvogel bezeichnet. In der Neumark, speziell im Königsberger Kreise, kommt die Art in allen Kiefernwäldern als Brutvogel vor. Im äußersten Osten dieses Gebietes aber fand ihn Jablonski nicht. Vermutlich wurde er hier nur übersehen. Neuere Beob- achtungen aus diesen Gegenden liegen nicht vor. In der Mark wurden volle Gelege von Ende April bis Mitte Juni gefunden. Hauptbrutperiode erstes Drittel des Mai. Eiermaße (gem. 8 Eier): L. Max. 21,5 Min. 20 I). 20,8 mm Br. ; 18 „ 16 „ 17,1 „ Nach Rüdiger (gem. 22 Eier) Durchmesser 2 1,3 x 17,1. Der Genannte fand diesen Specht als sehr häufigen Brüter im Revier Pechteich in starken Seitenästen alter Eichen. 300 Faunistischer Teil. 165. Dryohates minor hortorum Beehm. Schulz ist im Irrtum, wenn er den kleinen Buntspecht als sehr selten für das Gebiet der Mark bezeichnet. Wenn diese Art auch in vielen Gegenden Deutschlands nicht häufig und nur vereinzelt gefunden wird, in einigen Gebieten sogar ganz fehlt, so kann dies nicht für ihre Verbreitung in der Provinz Branden- burg gelten, wie dies der Verfasser der Fauna marchica offenbar tut. Der kleine Buntspecht wurde von uns bei Kremmen und Ruppin beobachtet; im Tiergarten bei Berlin, wo ihn schon Keüper in den fünziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nistend fand; bei Charlottenburg (nach Walter hier häufiger als P. tn. medius) und bei Potsdam, wo wir ihn alljährlich brütend beob- achteten. Altüm traf ihn als regelmäßigen Brutvogel bei Eberswalde, Hansmann bei Königswusterhausen. B'ehemann und Passow hatten ihn aus Tegel, Fürst Radziwill aus dem Tiergarten und Veiten, und Stimming aus Brandenburg. Im Jagdschloß Grunewald stehen Stücke aus den umgebenden Forsten. In vielen Teilen des Nieder- barnimer Kreises ist er ein häufigerer Brutvogel als D. medius medius. Recht häutig beobachteten wir die Art im Juli 1880 in den Revieren der Umgegend des Klosters Chorin. Die Vögel lebten hier in fast reinem alten Kiefernbestand, in dem nur wenig Laubholz eingesprengt ist. Wie in anderen Gebieten, fanden wir auch in der Mark seine Bruthöhlen oft in den obersten Teilen abge- storbener Äste. Gern benutzt er alte astfaule Erlen am Ufer der Seen, so von uns bei Ferch am Schwielowsee, am Scharmützel- see bei Buckow und Klietzsee bei Rehnitz gefunden. Als Ge- biete, in denen er nur vereinzelt vorkommen soll, wurden uns die westlichen Teile der Ostpriegnitz genannt. In der Uckermark ist er nach zur Linde bei Gramzow ein ziemlich häufiger Brut- vogel, desgleichen bei Steinbusch, östlich Neumark, nach Will. Bei Sonnenburg, Kr. Oststernberg, ist er ständiger, wenn auch gerade nicht überall auftretender Brüter, des ferneren in fast allen Teilen der südlichen Niedeiiausitz. Im Winter besucht er häufig Reviere, in denen er nicht als Brutvogel gefunden wird (RtJDiGER in litt.). Die Brutperiode beginnt frühestens mit Ende April und dauert bis Anfang bzw. Mitte Juni. Thielemann fand am 11. Juni bei Berlin eine Bruthöhle in einem alten verfaulten Pappelstumpf. „In fast allen Revieren, in denen dieser Specht als Brut- vogel auftrat, konnte ich die Beobachtung machen, daß die Höhlungen gern in Baumstümpfen angelegt werden. Als Lieb- lingsbäume konnte ich der Reihenfolge nach notieren: Roterle, Birke, Zitterpappel, Rotbuche und Obstbäume in verwilderten Gärten, ungern in Kiefern" (Rüdiger in litt,). Eiermaße (gem. 6 Eier): L. Max. 10 Min. 18 D. 18,3 mm Br. „ U „ 13 „ 13,6 „ Faunistischer Teil. 301 166. Dryobates leucotos leucotos (Bechst.). Der erste Nacliweis des Vorkommens dieses Spechtes in der Mark liegt weit zurück. Schulz erliielt im Winter 1836 ein ö aus der Gegend von Eberswalde. Im ^^'inter 1853/54 beobachtete dann Altum die Art im Invalidenpark in Berlin, der damals anders aussah als heute. Der Vogel war wenig- scheu, und Altum konnte mit Schneeballen nach ihm werfen. Nach diesen Winterbeob- achtungen erhalten wir Mitteilungen, die auf ein Brüten schließen lassen. Graf Matuschka schoß im Juni 1847 ein Exemplar bei Eberswalde und Oberförster Witte in Gr.-Schönebeck 1850 ein 9 zur Brutzeit im Lieper Revier, in der Nähe des Plagesees. Beide Stücke befinden sich in der Eberswalder Sammlung. Ferner sagt Altum: „Einen sicheren Beweis seines hiesigen Brütens erhielt ich jedoch erst vor mehreren Jahren. Am 28. Mai 1872 brachte mir der damalige Forstkandidat Hesse ein altes ö mit abgetragenem Kleide (ein Zeichen, daß es hier gebrütet hatte), welches er am Tage vorher, gleichfalls im Lieper Revier in der Nähe des Plagesees, erlegt hatte, mit dem Bemerken, daß er es beim Füttern eines Jungen beobachtet hätte. Auf mein dringliches Ersuchen eines weit wertvolleren Jungen erhielt ich ein solches am 1. Juni. Ich zweifle nicht daran, daß schon zu Matuschka's und Witte's Zeiten, vielleicht seit jeher dieser Buntspecht hier gebrütet hat. Er scheint nicht Kiefern-, sondern Laubholzvogel zu sein, da er von Hesse in alten Buchenwäldern, vom Grafen Matuschka in gemischtem Bestände angetroffen wurde." Nach einer weiteren mir zugegangenen Mitteilung Altum's wurde in den ersten Tagen des Dezember 1878 ein weißrückiger Specht in dem Garten des alten Akademiegebäudes in Eberswalde kürzere Zeit beobachtet. 167. Picoides tridactylus tridactylus (L.). Altum hatte das Glück, diese bis dahin für die Mark noch nicht nachgewiesene Art bei Eberswalde zu beobachten. Er schreibt mir: „Im Winter 1878/79 trieb sich zweimal ein Indi- viduum des dreizehigen Spechtes im hiesigen Akademiegarten, zumeist niedrig im Haselgebüsch, umher. Die feinen seitlichen punktartigen weißen Zeichnungen ließen den sehr beweglichen Vogel sofort als eine fremde Spezies erkennen. Leider entkam diese für unsere Gegend so große Seltenheit beide Male." Einen weiteren Hinweis auf das Vorkommen dieses Spechtes danken wir Heemann Bünger (J. f. 0., 1892, 134). Er teilte mit, daß er am 29. November 1892 auf einer Kiefer nahe dem Forsthaus Wannsee im Grunewald ein 9 mit schöner weißer Kopf platte be- obachtet habe. Es darf wohl mit Sichei'heit angenommen werden, daß es sich bei den beiden vorgenannten Beobachtungen um aus Skandinavien oder Rußland verflogene Exemplare des nordeuropäischen Drei- 302 Faunistischer Teil. zehenspeclites gehandelt habe. Das Vorkommen von Irrlingen aus dem Alpengebiet dürfte für unsere märkischen Gegenden ausgeschlossen sein. Vgl. Reichenow, J. f. 0., 1916, 612. 168. Fieus viridis pinetoram (Beehm). Der Grünspecht ist im ganzen Gebiet häufiger Standvogel, der nicht nur Laub-, sondern auch oft reine Nadelwälder, ohne nennenswerten Laubeinschlag, bewohnt. Seine Brutzeit beginnt mit Ende April und dauert bis Mitte Juni. Daß die Art sich eigene Schlafhöhlen zum Übernachten zimmere, habe ich in der Mark nicht beobachtet. Der Grünspecht legt, häufiger als andere Spechtarten, seine Höhlung oft kaum 20 cm oberhalb des Erdbodens an. Rüdiger fand einmal die Höhlung so niedrig, daß die Eier tiefer lagen als die den Baum umgebende Erde. Solche niederen Nestanlagen fand er vornehmlich in Kirschbäumen und Kopfweiden. Eiermaße (gem. 14 Eier): L. Max. 31 Min. 28 D. 29,5 mm Br. „ 23,5 „ 21,5 „ 22,9 „ Ich habe keine Beobachtungen darüber, ob Picus viridis viridis L., der in Ostpreußen neben P. viridis pinetorum Brehm vorzukommen scheint (Tischler, Die Vögel der Provinz Ost- preußen, 204), auch für die Mark angenommen werden muß. Stücke des Berliner Museums zeigen die folgenden Maße: Rangsdorf, 6. Februar 1906, ä al. 163 r. 45 Luckenwalde, 22. Juli 1889, d al. 162 r. 44 Königswusterhausen, 9. Oktober 1906, ä al. 164 r. 46 Bei nordischen P. viridis viridis schwankt die Blügellänge zwischen 169 — 172 mm. 169. Picus canus viridicanus Meter & Wolf. Der Grauspecht kommt in unseren ebenen Gegenden, wenn auch nur lokal verbreitet, vor und wird vielfach mit der vorigen Art verwechselt. Schulz erhielt ihn aus Landsberg a. d. W. Ratzeburg nennt ihn aus Eberswalde, im Gegensatz zu Altum, der ihn in genannter Gegend nicht gefunden hatte. Wilh. Nauwerck und ich beobachteten längere Zeit ein Paar in der Nähe von Liepe, nordöstlich von Eberswalde, am 11. Juli 1880. Eine Bestätigung der RATZEsuRG'schen Angaben. Ein im Über- gangskleide befindliches ä erhielten wir aus der Gegend von Vetschau, Kr. Kalau (Sammlung Nobiling). Da das Vorkommen des Grauspechtes in der nördlichen Oberlausitz nachgCAviesen worden ist, wenn auch das Brüten noch zweifelhaft erscheint, so dürfte sein Vorkommen auch in dem südlichen Teil der Nieder- lausitz nicht ausgeschlossen sein. Walter beobachtete zwei Sommer hindurch ein Pärchen in den Wäldern der Umgegend von Reiersdorf, Kr. Templin. Für die Umgebung von Charlotten- Faunistischer Teil. 303 bürg- nennt ihn der letztgenannte Beobachte]' als seltenen Stand- vogel. Ich habe ihn in jenen Gebieten niemals gehört noch beobachtet. Für das Brüten dieses Spechtes liegt nur eine Mit- teilung aus der Mark vor. P. Mielke fand im Hohenbarnim — der genaue Ort wird leider nicht angegeben — am 15. Mai 1898 fünf bebrütete Eier (Z. f. 0. H., 1898, 35). Weitere An- gaben fehlen dieser Mitteilung, so daß aus derselben nicht zu er- sehen ist, ob die alten Vögel bei der Bruthöhle beobachtet wurden und dergl. mehr. Alcediniclae, 170. Alceclo athis isjnda L. Trotz der schandbaren Verfolgungen, welchen dieser herrliche Vogel seitens der Fischereiinteressenten ausgesetzt ist, finden wir ihn doch noch, wenn auch nicht mehr so häufig wie früher, an allen geeigneten Lokalitäten des märkischen Landes. Neben der Verfolgung durch die Fischereiinteressenten leidet der Eisvogel oft unter der Strenge des Winters. Er findet keine Nahrung und verhungert. Tote Stücke wurden an vereisten Bächen mehr- fach gefunden. An allen fließenden Gewässern des Gebietes mit abgelegenen abschüssigen Uferstellen lebt er noch immer. Selbst kleine Gräben weisen einzelne Brutpaare auf. Wiederholt haben wir den Eisvogel mitten im Felde, an niederen Erdstürzen, relativ weit entfernt von Wasser, als ßrutvogel gefunden, so bei Nieder- schönhausen — hier war die Bruthöhle in einem nicht einen halben Meter messenden Sandabfall — , bei Glindow und bei Hohenueuendorf. Rüdigek fand eine solche Brutstelle beim Dorfe Altenhof am A\^erbellin. Der Vogel mußte, um das Nest zu er- reichen, vom See aus das Dorf überfliegen. Keügee traf die Art im Tiergarten bei Berlin nistend an, auch Eadziwill erhielt von dort Exemplare. Waltee fand ihn noch 1878 ebenda. Auch heute noch kommt er dort vor. Einen eigenartigen Nistplatz fanden wir im Juni 1883 im Beeskow-Storkower Kreise. In einem Torfstich in der Nähe des Seesener Sees bei Senzig hatte ein Eisvogel seine Niströhre gebaut. Das Eingangsloch stand ca. 1,25 Fuß vom Spiegel des schwarzen moorigen Torfwassers entfernt. Die Mächtigkeit der Torf schiebt betrug ca. 21/2 Fuß. Das Nest war direkt in den Torf hineingebaut. Die Jungen kamen aus. Neu war für uns bei diesem Nistplatz die Anlage des Nestes in mulmigem Torf statt Sand, an nicht klarem und nicht fließendem, fischlosem Wasser und die geringe Höhe der Niströhre. In einigen Eibgebieten der Priegnitz wie in vielen Gegenden des Oderbruchs und in der südlichen Niederlausitz ist die Individuenmenge in den letzten Dezennien zurückgegangen. Die Brutzeit des Eisvogels beginnt mit der zweiten Hälfte des April und dauert oft mit den Nachgelegen bis zum Anfang August. Auch frühere Anfangbruttermine müssen vorkommen, denn Schulz 304 faunistischer Teil. berichtet, daß er bereits bei Reppen am 2G. April junge Vögel der Art gefunden habe. Rüdigee fand als Nestunterlage in den Röhren außer Fischgräten sehr häufig Teile von Krebsen. iVlte Höhlen werden sehr gern wieder angenommen und nur neu auf- gescharrt. Eiermaße (gem. 10 Eier): L. Max. 23 Min. 21,5 D. 22,2 mm Br. „ 19 „ LS „ 18,5 „ 171. Merops apiaster L. Die Mitteilungen über das Vorkommen des Bienenfressers in der Mark Brandenburg stammen, bis auf eine einzige neuere Nachricht, aus der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts. In Jacob Th. Klein's Aviarium prussicum bzw. in der im Zoolog. Institut der Universität Erlangen befindlichen Bildersammlung Klein's (Manuskript, wahrscheinlich aus den Jahren 1725 — 1737) findet sich nach Max Beaun (Zoologische Annalen, II, 1906, 125) auf Blatt 96 c. das Aquarell eines Meropft apiaster, welches folgenden Vermerk trägt: „Dieser Vogel ist Vor 6 Jahren bei Freyenwalde im Gehöltze geschossen Worden. Berlin d. 30. Jan.: 1719." Das Erlegungsjahr des genannten, für die Norddeutsche Tiefebene bzw. für die Mark seltenen Irrgastes dürfte nach dieser Notiz in das Jahr 1713 zu legen sein. Zu dieser Mitteilung Beaun's möchte ich bemerken, daß Gengier in seiner Bearbeitung der KLEiN'schen Vogelbilder (J. f. 0., 1912, 570—591 u. 1913, 205—228) das Datum: „Berlin d. 30. Jan.: 1729" angibt. An einer der beiden Stellen liegt also ein Druckfehler vor. Aus dem gleichen Jahrhundert besitzen wir eine weitere Mitteilung. In seiner „Vorstellung der Vögel Deutschlands" (Berlin 1732 — 1763) bildet Johann Leonhaed Frisch auf den Tafeln 221 und 222 seines Werkes zwei Bienenfresser, die er, beiläufig bemerkt, mit Kranichen, Reihern und Möwen zu den Arten stellt „so sich gern am Wasser aulhalten", ab. Die erste Tafel trägt die Bezeichnung: See- Amsel, See-Schwalbe. Merops s. ispicla major La Meropes; und die folgende: Bienenfresser, Immenwolf, Merops, Apiader, Mellosophagas, Arquatus in desertis, L'apiastre, la Gulpiere, Le Manqeur d'Abeille. In dem hinsichtlich der Angaben des Vorkommens sehr mageren Texte seines Werkes sagt Frisch: „Man siehet wohl wann die bejden nach dem Leben gemachten Abbildungen zusammen gehalten werden, Tab. 221 und 222, daß es nicht zweyerley Arten sind vermuthlich ist der, welcher zuerst abgebildet und in der Mark Brandenburg ge- schossen worden, das Weiblein oder Sie; hingegen ist der in der Abbildung [T. 222] aus Danzig aus der KLEiN'schen Sammlung überschickte Bienenfraß oder Immenwolf [d. h. das Stück aus Freyenwalde] ohne allen Zweifel das Männlein oder Er. Welcher nach der Art fast aller Vögel weit schönere und lebhaftere Farben Faunistischer Teil. 305 hat, übrigens aber sowohl in der Zeichnung und allen Theilen mit dem ersten gleich." Bekanntlich sind Männchen und Weibchen von Merops ajnaster, abgesehen von geringen Abweicliungen, fast gleichge- färbt. Ich möchte den von Frisch auf Taf. 222 seines Werkes abgebildeten Bienenfresser, den er für ein ö hält, für einen jüngeren Vogel ansprechen. Auf das von Frisch erwähnte, nach dessen Ansicht weibliche Stück, bezieht sich zweifellos die Be- merkung Benedict Christian Vogel's (Samml. meistens Deutscher Vögel, gemahlt von Jungfer Barbara Kegina Dietzschin, 2. Heft, Nürnberg 1777, Taf. 27 und Text), der Frisch oft zitiert: „So hat man ihn [den „Bienenfraaß"] z. B. in der Markt, bey Nürnberg und Ulm bemerket." Hinsichtlich der Bestimmung der Geschlechter der beiden Vögel durch Frisch scheint übrigens der vorerwähnte Christian Vogel bereits einigen Zweifel gehabt zu haben. Er sagt nämlich: „Vielleicht gehet das Männlein von dem Weiblein in Ausehnung der Farben ab, und übertrifft hierinuen dasselbe? Dieß muß ich beynahe mit Herrn Frisch aus seynen beyden gegebenen Zeichnungen vermuthen: es mußte denn die Verschiedenheit die bey beyden bemerket wird, von dem Alter, der Gegend, oder Jahreszeit herrühren." Ich habe bereits bei einer anderen Gelegenheit auf die Mitteilungen Vogel's über Merops apiaster (J. f. 0., 1910, 195) hingewiesen. Eckstein (Landeskunde der Prov. Brandenburg, 1 . Bd., Berlin 1909, 381) erwähnt des von Frisch abgebildeten Vogels (Taf. 221) und fügt hinzu, daß seitdem jede sichere Angabe über ein mär- kisches Exemplar fehle. Die zeitlich nächste Notiz nach Klein bzw. Frisch über das Vorkommen des Bieuenfressers in Brandenburg ist hundertdreißig Jahre jünger. Hocke schreibt in einer kleinen Mitteilung (Z. f. 0., 15. Nov. 189.3, 31): „Am 30. Oktober [1893?J überbrachte mir der Gärtner Anker, Berlin, Potsdamer Straße wohnhaft, einen Bienenfresser {Merops apiaster), den er gelegentlich seiner Tätig- keit auf einem Gartengrundstück in Lichtenrade, zwei Meilen von Berlin, am 19. Oktober geschossen hatte. Von dem Pärchen, das sich seit einigen Tagen dort umhertrieb, wurde das Männchen von einem anderen Gärtner am 20. Oktober erbeutet." Die mich lebhaft interessierende Notiz gelangte leider erst 2 Jahre nach ihrer Veröffentlichung zu meiner Kenntnis. Trotz mehrfacher Mühen gelang es mir aber nicht mehr. Näheres über das Vorkommen in Erfahrung zu bringen bzw. eine Bestätigung der vorstehenden Angaben zu erhalten. Der Gärtner Anker war nicht mehr auf- zufinden. Hocke konnte sich auf mein Befragen im Jahre 1895 der Einzelheiten dieser Mitteilung nicht melir entsinnen (!). Ich habe das sichere Gefühl, daß die Nachricht von ihm erfunden war. Hocke hätte aus einem märkischen Stück des Bienenfressers, dessen Wert er genau kannte, sicherlich Kapital geschlagen und 20 306 Fauiiistischer Teil. hätte den Vogel nicht fortgeworfen, wie er es getan zn haben behauptete. Woher wußte er bei der Gleichheit der Färbung der Geschlechter, daß der erst erlegte Vogel ein Weibchen war? In neuester Zeit ist mir über ein Vorkommen von Merops apiaster im Gebiet unserer Provinz berichtet worden, welches durch ein Belegstück sichergestellt ist. Der freundlichen Teil- nahme Prof. Eckstein's in Eberswalde für die ornithologische Erschließung der Mark danke ich die briefliche Mitteilung, daß im Jahre 1912 bei Frankfurt a. d. Oder ein Exemplar des ßienen- fressers erlegt wurde. Herr Eittergntsbesitzer Dr. Schulz in Falkenhagen hatte in Ergänzung obiger Notiz die Güte mir zu schreiben, daß von seinem Jäger Kanisch am 11. Mai 1912 vor- mittags auf dem Brüningwall, der mit einzelnen alten, breitkronigen Eichen bestanden ist, in schwirrend kreisendem Fluge ein Schwärm ihm fremder Vögel gesehen wurde. Später wurden die Vögel nicht wieder beobachtet. Ein Stück wurde erlegt. Es befindet sich im Besitze des Herrn Dr. Schulz in Falkenhagen. Dies ist der erste und einzige durch ein Belegstück sichergestellte Nach- weis neueren Vorkommens des Bienenfressers in Brandenburg. Den vorstehenden Mitteilungen möchte ich noch einige all- gemeine Bemerkungen über das Erscheinen von Merops apiaster im Randgebiete unserer Provinz anfügen. Fast aus allen an die Mark grenzenden Gebieten besitzen wir Beobachtungen über vereinzeltes Vorkommen von Bienen- fressern. Nur für Hannover und Vorpommern scheinen solche noch nicht registriert zu sein. Auch vereinzelte Brutfälle finden sich in der Literatur verzeichnet. Alle diese Angaben stammen jedoch aus älterer Zeit und sind mit Vorbehalt aufzunehmen. Natürlich handelt es sich bei den Bruterscheinungen nur um ganz vereinzelte Ausnahmen, wie sie auch mehrfach in Mittel- und Süddeutschland vorgekommen sind. Die nördlichsten Brut- grenzen der mediterranen Art dürften in Ungarn und im süd- östlichen Galizien liegen. In seinen W^ohngebieten trifft der Bienenfresser meist in größeren Scharen, je nach den Witterungs- verhältnissen, von Anfang bis Ende April ein und verläßt sie zwischen Mitte und Ende September. Nach den Beobachtungen Reisee's währt der Zug in Griechenland unverhältnismäßig lange. Die Brutzeit setzt ungefähr mit Mitte Mai ein und endet mit Anfang Juni. Die meisten Angaben, welche wir über das Erscheinen von Merops in den Randgebieten der Mark besitzen, stammen aus älterer Zeit und sind ohne nähere Daten. Wo indessen solche vor- liegen, wie für Mecklenburg, Posen, Oldenburg, Anhalt, Schleswig und Hinterpommern, finden wir, daß die Vögel zwischen Ende April und Anfang Juli beobachtet wurden. Wahrscheinlich sind sie also durch Witterungseinflüsse, die wir nicht kennen, beim Frühlingszuge über die Nordgrenzen ihrer Brutzonen hinaus- getriebeu und nach Norddeutschland verschlagen worden. Dafür Fauuistiscber Teil. 307 spricht auch der Umstand, daß sie meist in größerer Individuen - menge zur Beobachtung- kamen. Nur drei Fälle des Vorkommens im Herbst sind mir bekannt geworden: ein junges am 19. Oktober 1893 bei Dresden erlegtes ö (im Berliner Museum), ein im „Herbst" bei Altona gefundenes Stück und, wenn auch nicht direkt hierher gehörig, ein Ende Oktober bei Kassel erlegter Vogel. Hier ist das Woher und die Strichrichtung schwieriger zu erklären. Zum Schluß möchte ich noch erwähnen, daß das in der Literatur mehrfach genannte Exemplar des Bienenfressers, welches vom Förster Cael Andeeas Naumann, Bruder von Jon. Feiedeich Naumann, am 28. Mai 1852 bei Klein-Zerbst erlegt und an den Gymnasiallehrer Moeitz Schneider, Hausgenossen der Familie Naumann, bei dem ich es noch 1880 in Köthen sah, geschenkt wurde, sich jetzt im Besitz des Gymnasiums genannter Stadt befindet. Coi^aciidae. 172. Coracias garrulus garrulus L. Die Mandelkrähe ist in einzelnen Teilen der Mark, besonders in der Mittelmark und den östlich von derselben gelegenen Ge- bieten, in dem Templiner- (Walter), Frankfurter- (Henrici), Angermünder- (Nauwerck, Eichhorst), Landsberger- (Fleisch- fresser), Niederbarnimer- (Nauwerck, Fangschleuse) Kreise, in den alten Eichen bei Oderberg wie in der ganzen südlichen Niederlausitz ein nicht seltener Brutvogel. Nicht so scheint es in den westlichsten Teilen der Priegnitz — trotz sehr geeigneter Brutgelegenheiten fand sie Martins nie bei Neustadt a. d. D. — und in der nördlichen Niederlausitz, wo sie nur seltener vorkommt, zu sein. Li einzelnen Gebieten hat sie stark ab- genommen, z. B. nach Ritdiger in der Schorfheide am Wer- bellinsee. Am 12. August 1883 beobachteten Reichenow und ich einige vereinzelte Exemplare auf den Müggelbergen, Ki-. Teltow, in einem Gebiet, in dem die Art früher sehr häufig brütete. Abgenommen hat ihre Zahl auch bei Wiesenburg, Kr. Zauch- Belzig, und bei Prötzel, Kr. Oberbarnim. Dagegen soll sie nach den Beobachtungen "Garling's in den Nordabhängen des Hohen Fläming als Brutvogel noch sehr häufig vorkommen. Hocke vertritt die Ansicht, daß die Mandelkrähe in der Mittelmark überhaupt häufiger geworden sei. In wenigen Revieren scheint sich der alte Bestand erhalten zu haben, so um Kolpin, Kr. Beeskow-Storkow. Für den Templiner Kreis nennt sie Waltee 1880 sehr häufig. Im Jahre 1916 bezeichnet Hesse die folgenden Forsten als Brutstätten: Kunersdorf, Grunewald, Krämer, Oranienburg, Schorfheide, Grumsien und Chorin. In den meisten Fällen waren, wie der Genannte mitteilt, alte Schwarz- spechthöhlen zum Nisten angenommen. Hesse hat auch darauf hingewiesen, daß die Mandelkrähe, gleich dem Schwarzspecht, 20* 308 Fauuistischer Teil. mit dessen Vorkommen sie eng verbunden erscheint, sich, z. B. im Grunewald hei Berlin, dem Menschenverkehr und der Nähe des Menschen auffallend anzupassen scheint und ohne übermäßige Scheu sich auch in Gebieten herumtummelt, die von Besuchern zahlreich besucht waren. Die Mandelkrähe liebt in der Mark die Ränder sandiger, schütter stehender Birkenpflanzungen, die größeren, dichteren Kiefernbeständen vorgelagert sind, in denen sich alte Eichen ein- gesprengt finden, wenn diese Gelände lichtere Stellen haben. In Eichen brütet sie vornehmlich, doch auch oft in Kiefern, selbst wenn alte Eichen in unmittelbarer Nähe stehen. So z. B. im Grunewald bei Berlin. Gegen Anfang des Mai, selten früher, treffen die Mandelkrähen in ihren märkischen Brutgebieten ein und verlassen sie Ende August, Anfang September. Die Brutzeit dauert von Mitte Mai, meist jedoch Ende Mai bis Mitte, ausnahmsweise bis Ende Juni. Hocee fand sie in den Höhlen alter Schwarzspecht-, Grünspecht- und Hohltauben- Brutstätten. Eiermaße (gem. 4 Eier): L. Max. 38,5 Min. 33 D. 35,3 mm Br. „ 28,5 „ 27 „ 27,8 „ TJpupidae, 173. Upupa epops epops L. Überall noch in der Mark vorkommender Brutvogel, dessen Individuenmeuge aber von Jahr zu Jahr stetig abnimmt. Die Zeiten, in denen der Wiedehopf noch im Tiergarten bei Berlin brütete, sind längst vorüber. In einzelnen Teilen der Niederlausitz — zu nennen sind die Kreise Luckau, Kalau und Spremberg — wie in den Gebieten um Treuenbrietzen kommt er heute nur noch ganz vereinzelt vor. Reichhelm behauptete sogar, daß er zwischen Jüterbog und Treuenbrietzen seit Jahren überhaupt ganz fehle. Im Osten scheint die Art noch etwas zahlreicher aufzutreten, so bei Frankfurt a. d. 0. (Heneici) und an der posenschen Grenze (Jablonski). In der Söldin — Rehnitz — Glasower Gegend der Neumark habe ich ihn bei gelegentlichen Besuchen seltsamerweise niemals angetroffen. Doch kommt er daselbst vor. Will fand ihn z. B., nicht gerade selten, bei Zientensee im Soldiner Kreise. Aus einer anderen Gegend der Neumark, um Dölzig, wird über eine auffallende Abnahme des Vogels berichtet. Baron Geye glaubt die Art für die Zechliner Gegend in der östlichen Priegnitz als nicht eben selten bezeichnen zu dürfen. Der Wiedehopf bewohnt auch bei uns gern die Ränder von Laubwäldern, die an Wiesen, Äcker und Viehtriften grenzen. Er kommt aber auch inmitten reiner Kiefernwälder vor. „Einer der bemerkenswertesten Nistorte, schreibt Hesse 1916, ist der Faunistischer Teil. 309 Grunewald bei Berlin, in dem man den Wiedehopf als Brutvogel kaum vermuten solle; aber der jetzt schon sehr lückige Bestand von Altkiefern, wo am Boden keinerlei Buschwerk vorhanden ist, sondern sich nur eine gleichmäßige Rasendecke, in der Aira fiexuosa vorherrscht, ausbreitet, bietet ihm, namentlich in einigen vom Verkehr abgelegeneren Revierteilen, zusagende Lebensbedingungen. Er brütet hier in den einzeln eingesprengten, vielfach kernfaulen alten Eichen, in denen sich reichlich Specht- und andere Höhlungen finden." Prof. Rengel teilte mir mit, daß ein Wiedehopf in einem an seinem Landhause in Wolters- dorfer Schleuse befindlichen Nistkasten gebrütet hatte, eine Be- obachtung, die bereits von Georg Woite (0. MS., 1900, 27) für Schlesien gemacht worden ist. Zweimal konnte von letzterem nachgewiesen werden, daß der Wiedehopf Nistkästen angenommen und sein^ Brut in denselben aufgebracht hatte. Auch Ewald PüHLMANN hat über das Brüten in Nistkästen berichtet. Hocke fand Nest mit Brut in einem Steinhaufen in der Neumark. Wie aus den vorstehenden Mitteilungen hervorgeht, nimmt der AViedehopf — in der Regel ein Baumhöhlenbrüter — auch mit anderen Nistgelegenheiten vorlieb und bequemt sich anderen Nisthöhlen an. Die Bedingungen für die Existenz und das Vorkommen dieser interessanten Art sind mithin nicht schlechter gegen früher ge- worden. Und doch muß man sagen, wie bereits bemerkt, daß ein starker Rückgang der Art auch in der Mark gegen früher verzeichnet werden muß. AVorauf dies zurückzuführen ist, dürfte sehr schwer zu sagen sein, da die Bedingungen für das Leben des Vogels in sehr vielen Gegenden, die sich nicht durch nivellierende Kultur geändert haben, kaum andere geworden sein dürften. Von einem zuverlässigen Beobachter in Neu-Mecklenburg bei Friedebei'g (Neumark) wird mir mitgeteilt, daß der AViede- hopf dort häufig von den umliegenden Feldern aus den Ort selbst aufsuche. So wurde z. B. im Mai 1918 wiederholt beob- achtet, daß er auf den Strohdächern der Scheunen nach Insekten suchte. Ich habe den Vogel niemals innerhalb der Dörfer ge- sehen und hierüber auch keine Mitteilungen in der Literatur gefunden. Im Gegensatz zu seinem A^oikommen in Afrika, wo er inmitten der Städte wohnt, erschien er mir bei uns ausschließlich ein Vogel der AValdlichtungen, Hütungen, Äcker und Aaehtriften, der Wiesen und Felder zu sein. Die Brutzeit des Wiedehopfes beginnt in der Mark mit dem 10. Mai als frühest verzeichneten Termin und dauert bis gegen Ende Juni. Früh gegen Schluß des August verläßt er Brandenburg, das er im Frühjahr, im ersten Drittel des April, wieder aufsucht. Frühere Ankunfts- termine, wie der 28. März (Hocke), sind große Ausnahmen. Eiermaße (gem. 8 Eier): L. Max. 25 Min. 23,5 D. 24,5 mm Br. „ 17,5 „ 16,5 „ 17,1 „ 310 Faunistischer Teil. Caprimulgidae, 174. Caprimulgus eurojjaeus europaeus L. Der Ziegenmelker ist über das ganze Gebiet an geeigneten Plätzen verbreitet, liier häufiger, dort nur vereinzelt und seltener. Man darf wohl sagen, daß größere und kleinere Madelholzre viere, sofern sie lichte, heidebesetzte Blößen oder jüngere Kulturen mit Moos- und Flechtenboden besitzen, überall Brutpaare auf- weisen. Im Jahre 1913 fand ich im Grunewald bei Berlin, am Rande eines vielbesuchten Weges zwischen Hundekehle und Jagdschloß Grunewald, nicht fern von menschlichen Siedlungen, in schütteren Stangenkiefern ein Gelege mit 2 Eiern. Von seinen Heidewohnstätten aus besucht der Ziegenmelker die Gärten der Bauerndörfer. An hellem Tage wird er hier angetroffen. Oft bin ich ihm in den Mittagstunden, auf den Kopfbrettern der Gartenzäune liegend, direkt an begangenen Straßen, begegnet. Auch an ruhigen Abenden habe ich ihn mitten in den Dörfern — Niederschönhausen, Rosenthal, Stolpe, Bergfelde, Schildow - , durch die stillen üorfstraßen hinhuschend, oftmals angetroffen. Selten sieht man den Ziegenmelker vor Anfang Mai bei uns. Gegen das Ende des September, oft auch, wenn der Herbst mild und sonnig ist, in den ersten Tagen des Oktober, verläßt er die Mark. Die Hauptbrutperiode liegt in der ersten Hälfte des Juni, vereinzelt auch noch im Anfang des Juli. Wahr- scheinlich macht er auch in der Mark 2 Brüten. Eiermaße (gem. 8 Eier): L. Max. 33 Min. 30 D. 31,3 mm Br. „ 22,5 „ 21,5 „ 21,9 „ Macroptevygida^. 175. Microjms apus apus (L.). Im ganzen Gebiet der Mark ist der Mauersegler noch häufig, wenn auch seine Individuenmenge in einzelnen Gegenden, z. B. in Berlin und Umkreis, gegen früher abgenommen hat. In ver- schiedenen Gebieten soll er allerdings fehlen. Ich habe darüber keine eigenen Erfahrungen. In der Stadt Eberswalde z. B. wurde er bis zum Jahre 1901 als Brutvogel nicht angetroffen (Altum und Eckstein). Langsam ist er dann nach dieser Zeit eingewandert und hat stetig an Zahl zugenommen. Auch in Köpenick soll der Mauersegler nach den Beobachtungen Thiele's (J. f. 0., 1882, 76) als Brutvogel gefehlt haben. Ob er jetzt dort gleichfalls wie in Eberswalde eingewandert ist, vermag ich aus eigener Beobachtung nicht zu sagen. Im Jahre 1915 fand ich den Mauersegler in Treuenbrietzen sehr spärlich vertreten, während er bei Zinna und Jüterbog, also in nächster Umgebung, relativ häufig war. Für die Ankunft der Mauer- Faunistischer Teil. 311 Segler finde ich als frühesten Tennin den 21. April, als spätesten den 11. Mai, für den Abzug den 28. Juli und den 10. September verzeichnet. Ich möchte die folgenden Zugnotizen mitteilen: 1895: Berlin 4. Mai. 1896: Berlin 26. April, 17. August. 1897: Berlin 21. April. 1898: Berlin 28. Juli. 1902: Berlin 23. April. 1905: Berlin 24. April; Spandau 10. September (Ernst GtJNTHER). 1906: Berlin 27. April, 9. August. 1908: Berlin 30. April, 2. August. 1909: Berlin 24. April. 1910: Berlin 6. August. 1911 : Steinbusch 7.Mai;"\Vittenberge 3.Mai; Berlin 1 1. August; Wittenberge 29. Juli. 1912: Steinbusch 8. Mai; Wittenberge 27. April; Berlin 5. Mai; Wittenberge 28. Juli. 1913: Berlin 17. April, 22. August. 1914: Berlin 25. April, 5. August. 1915: Berlin 29. April; Steinbusch 11. Mai; Berlin 12. August. 1916: Berlin am 21. April, einzeln, die ersten; dann ver- schwunden, am 28. April trafen dann die Haupt- scharen ein. 1917: Berlin 22. April, 29. Juli; Wittenberge 13. April. Der Mauersegler brütet bei uns in Gebäuden und in Bäumen. Bezüglich der letzteren Niststätten schrieb mir Walter: „Brütet bei uns sehr häufig in Bäumen, hoch und niedrig, in der Mitte des Waldes wie am Rande, im Nadelholz wie im Laubwalde. Bei der Joachimsthaler Mühle war er in den alten Eichen sehr häufig; bei Reiersdorf habe ich ihn 1876 in ein früheres Specht- loch einer schwachen Eiche, nur etwa 10' hoch, ein- und aus- fliegen sehen. Dann kam daselbst mitten im dichten hohen Kiefernwalde unter scharfem Geschrei eine Schar von etwa 10 Stück angeflogen und schlüpfte nach und nach in ca. 30' hoch gelegene Specht- und Astlöcher hoher Kiefern ein." Im Hoch- zeiter Revier brütet der 31auersegler fast ausschließlich in Eichen. Auch Altüm berichtet über diese Niststätten für die Ebers- walder Gebiete. Hocke fand die Art bei Königswusterhausen in dünnen Kiefern nistend. Meist brüten die Waldnister in einzelnen Paaren. Von Brutkolonien habe ich nie etwas bei uns gesehen. Die Eier werden vom zweiten Drittel des Mai bis zum Anfang des Juni gefunden. Eiermaße (gem. 8 Eier): L. Max. 27 Min. 24 D. 28,5 mm Br. „ 16,5 „ 16 „ 16,3 „ 312 Faunistischor Teil. 176. Micropus melha melha (L.). Das einzige aus der Mark bekannte Exemplar dieser alpinen Form, welches sich im Zoologischen Museum in Berlin befindet, wurde am 22. Mai 1851 im Turme zu A\'ittstock, Kr. Ostpriegnitz, ergriffen. Wie das Etikett des betreffenden Exemplars besagt, lebte der Vogel noch einige Tage. Die Mitteilung Bolle's, daß Hans:mann diesen Segler auch in Berlin beobachtet habe, ist mir von letzterem als irrtümlich bezeichnet worden. Hirundinidae, 177. Hirundo rustica rmtica L. Häufiger Brutvogel des ganzen Gebietes. Das Auftreten dieser und der folgenden Art ist großen Schwankungen, deren Gründe schwer nachzuweisen sind, unterworfen. P^ald erscheinen beide Schwalben in größerer Menge, bald in geringerer Individuen- zahl; oft bleiben sie in altbesetzten Gebieten ganz aus. Die Witterungsverhältnisse bieten für diese Erscheinung nur zuweilen eine Erklärung. Oft folgen den Zeiten, in denen die Schwalben fast ausblieben, Jahre, die sich durch ungemein günstige Brut- verhältnisse für beide Arten, durch reiche Nahrung für die Jungen, durch günstige Witterungsverliältnisse während der Zeit des vor- angegangenen Herbstabzuges auszeichneten. Und trotz dieser günstigen Momente war dann im folgenden Jahr ihre Anzahl eine ungemein bedingte. Die Zeitperioden ihrer Häufigkeit, ihres seltenen Erscheinens wie ihres völligen Fehlens sind durch- aus schwankende und an keine Regel zu binden. Im Jahre 1895 traf ich in und in den Ortschaften um Lychen in der Ucker- mark eine überraschend große Zahl beider Schwalbenarten, wie ich sie in der, genanntem Jahr vorangegangenen Zeit kaum je und irgendwo gesehen hatte. Dabei hatten wir einen langen unfreundlichen Winter, ein spät einsetzendes nasses und kaltes Frühjahr. Im darauffolgenden Jahr trat das Gegenteil ein. Wundervoller früher Frühling, der in einen schönen andauernden Sommer überging. In Fürsteuberg, Ravensbrück, Lychen, Boitzen- burg traten im Jahre 181*6 trotzdem nur geringe Schwalbeumengen auf. Im warmen Frühjahr 1914 und schönen darauffolgenden Sommer waren die Schwalben wiederum in vielen Gebieten ganz außerordentlich häufig. Selten habe ich so viele Mehlschwalben gesehen wie in jenem Jahr in den Dörfern Stolpe, Schildow, Hohenneuendorf, Schulzendorf und Lehnitz. Auch das Vorkommen in eng benachbarten Gebieten ist oft ohne rechte Erklärung. Im Frühjahr 1915 traf ich die Mehl- schwalbe in Treuenbrietzen und in den benachbarten Ortschaften nur recht einzeln an, während sie westlich von genannter Stadt bei Niemegk und südöstlich bei Kloster Zinna und Jüterbog, be- sonders an letzterem Orte, recht häufig war. Faunistischer Teil. 313 In der Peripherie von Berlin sind beide Arten gegen frülier selten geworden. Seit langen Jahren brüteten im Frühling 1915 wieder einige Mehlschwalbenpaare in den Straßen von Schmargen- dorf und in weiterer Entfernung in Dahlem und Zehlendorf. Für die Ankunft der Rauchschwalbe finde ich für die Mark als frühesten Termin den 29. März und für den Abzug als spätesten den 1 1 , Oktober. Will gibt für Steinbusch die folgenden Daten: 15. April (I.-IO), 17. April (1911), 9. April (1912), 18. April (1913), 4. April (1914), 17. April (1915). Die Brutzeit beginnt mit dem zweiten Drittel des Mai und dauert für die zweite Brutperiode bis Anfang August. Am 8. September 1917 fütterten im inneren Tor des Jagdschlosses Grunewald bei Berlin noch Rauchschwalben drei Nestlinge. Eiermaße (gem. 20 Eier): L. Max. 20 Min. 17 D. 19,7 mm Br. „ 14 „12 „ 13,2 „ 178. Delichon urhica urhica (L.). Überall Sommerbrutvogel. Über das lokale Vorkommen habe ich bereits bei der vorigen Art gesprochen. Für die Mehl- schwalbe gilt dasselbe wie von Hirundo rustica rustica. Die Art kommt in der Mark nicht, wie vielfach angegeben wird, erst Ende April an, sondern oft bereits um die Mitte ge- nannten Monats. Bis zum 8. und 10. Mai dauert die Rück- wanderung in die alten Brutgebiete. Der Fortzug beginnt je nach den Temperatur- und Witterungsverhältnissen Ende Juli, umfaßt den August und endet oft erst mit Ausgang September. Von Herrn J. Will, Lehrer an der Forstlehrschule in Stein- busch bei Arnswalde, Neumark, sind mir die nachstehenden sehr sorgfältigen und interessanten Mitteilungen über den Abzug der Schwalben im Jahre 1915 zugegangen, die ich nachstehend wiedergebe: „Seit dem Herbst 1905 wohne ich hier in Steinbusch. Gleich in den ersten Jahren fiel mir die ungeheure Menge der Schwalben auf, die diesen Ort auf ihrem Zuge berühren. Zumeist ruhen sie hier, wenn auch oft nur kurze Zeit, so doch manchmal 1 bis 2 Stunden. Nach meiner Beobachtung ziehen die Schwalben viel früher, als im Naumann angegeben. Sicher darf man hier wohl eine Zugstraße vermuten. Manchmal ruhen sie nur auf den Dächern, dann wieder in Bäumen (Schwarzpappel und Birke) in solchen Mengen, daß man sich erstaunt fragt: Woher kommen diese unzählbaren Massen von Schwalben? In der ersten Zeit des Zuges ist die Mehlschwalbe vorherrschend; nach und nach nimmt ihre Zahl allmählich ab, und man sieht zuletzt nur noch Rauchschwalben. Leider legte ich der Sache nicht genügend Bedeutung bei und sind die Notizen nicht vom ersten Tage an lückenlos fortefeführt. Auch ist darum nur selten Windrichtung 314 Faunistischer Teil. und stärke angegeben, ebenso auch die Temperatur ist mangel- liaft notiert. Doch läßt sich das für dies Jahr nicht mehr nach- holen. Ich lasse nun die Notizen kurz folgen: 25. Juli, abends 7^/4 Uhr: Schwalben ziehen in großen Mengen nach Süden. (Es waren ganz sicher Zngschwalben, die ihren Abzug durch pfeilschnellen Flug und neckende Laute verrieten.) 4. ilugust, abends T^/^ Uhr: Viele Hundert Schwalben ziehen nach Süden. 6. August, abends gegen 7 Uhr: Viele Schwalben ziehen nach Süden. 7. August, früh zwischen 5 und 6 Uhr, Schwalben beobachtet. Viele Hunderte von Schwalben, hoch bis sehr hoch von Norden kommend, lassen sich — schaukelnd wie Papierdrachen, deren Faden gerissen — auf das Scheunendach (meiner Wohnung gegen- über) herunter. Große Mengen besetzen Schwarzpappeln und Birken. Sie strecken sich, putzen mit dem Schnabel das Gefieder und benehmen sich ganz als stark ermüdete Tiere. Einzelne fliegen pfeilgeschwind und kreischend ab, kehren aber — einen kurzen Bogen schlagend — bald auf das Dach zurück. Plötzlich (um 6 Uhr 15 Minuten) erhebt sich der ganze Schwärm, und blitzschnell sind sie verschwunden. In 2 Nestern unter dem Dache sitzen noch kleine Junge, die von vielen Zugschwalben begrüßt wurden. Auch auf dem Fischereigehöft (in der Nähe) sind noch Junge in 2 Nestern der Mehl- und 2 Nestern der Eauch- schwalbe. 8. August, früh 5 Uhr: Unzählige Schwalben kommen von Norden. Sie fliegen wieder sehr hoch und kommen auf das Dach. Es hat wenig geregnet in der Nacht. Um G Uhr ziehen sie ab. (Im Pferdestall noch 1 Nest mit Jungen und 1 Nest mit Eiern von der Rauchschwalbe. Sowohl Junge und Eier waren um- gekommen, wie eine Nachschau ergab.) 9. August, früh 51/2 Uhr: Sehr dichter Nebel. Nur gegen 40 Schwalben sitzen auf dem Dach; es kommen auch keine neuen mehr dazu. Abends keine Zugschwalben; nur 5 Stück sitzen auf dem Draht des Blitzableiters. (Dieser Draht verbindet .3 Stangen der Blitzableiter über Schule und Stallgebäude.) 10. August, gegen 9 Uhr früh: Tausende von Schwalben. Wetter trübe. 14, August, früh zwischen 4 und 41/2 Uhr, treffen die Zug- schwalben ein, unzählbare Mengen. Während die Schwalben sich niederlassen und bis 5 '/•> Uhr ruhen, ziehen Bachstelzen in mehreren Gruppen zu 5 — 12 über das Gehöft weiter. (Bachstelzen kommen in der Regel mit den Schwalben, lassen sich auch häufig mit diesen nieder, doch ziehen sie nicht immer mit diesen ab.) 15. August, morgens 6 Uhr: Trotz des kühlen Wetters ziehen noch bedeutende Mengen durch. Abends sehr wenige Schwalben. Eaunistischer Teil. . 315 17. August, früh 61/2 Uhr: Etwa 80 Schwalben auf dem Dach, die abziehen. 18. August: Morgens und abends wenige Schwalben. 19. August, früh GV2 Uhr: Wenige Schwalben. 20. August: Sehr viele Schwalben. 21. August, früh 7 Uhr: Starker Nebel, nur gegen 40 Schwal- ben hier. 22. August, früh: Sehr starker Nebel, nur gegen 40 Schwalben. (Heute haben noch 2 Mehl- und 2 Rauchschwalbenpärchen Junge.) 23. August, früh: Klarer Himmel. Sehr viele Schwalben. Am Abend kurz vor 7 Uhr Abzug. 24. August: Heute Abend viele Schwalben. Bald nach Sonnenuntergang verschwinden sie. 26. August, früh 5 Uhr 7 Minuten: Die ersten Schwalben lassen sich aus großer Höhe nieder. Viele Bachstelzen ziehen. 27. August: Starker Schwalbenzug. 28. August: Auch heute früh starker Zug. Rasten auf Birken. 29. August: Früh sehr wenige Schwalben, 45 — 50. Schlechtes Wetter, frischer Wind aus Westen. Am Abend nur wenige Schwalben. Den ganzen Tag Ge- witterneigung. Zwischen 4 und 5 Uhr nachmittags Gewitter. 30. August: Keine fremden Schwalben; sehr kühl. 31. August: Morgens 5 Schwalben; abends etwa 10 Stück. 1. September: Morgens 5 Schwalben, wohl heimische. Frischer Westwind. Nachts starker Regen. — Bachstelzen ziehen; 30 bis 35 Stück in kurzer Zeit. Abends unendlich viele Schwalben, sehr hoch. Unter ihnen der Lerchenfalk; er kann ihnen, trotzdem er sich scheinbar ab- müht, die Höhe nicht abgewinnen. Ein Schwirren und Wirbeln der Schwalben; sie sind sehr erregt und ziehen gleich weiter. 2. September: Fehlt Angabe. 3. September, früh 5^/^ Uhr: Etwa 40 Schwalben auf dem Dach. Abends gegen 7 Uhr sehr viele Schwalben. Wieder große Aufregung und großes Geschrei. Der Lerchenfalk ist wieder da, sich höher und höher windend. Plötzlich stößt er abwärts, rasend, pfeilgeschwind. Leider läßt sich der Stoß nicht bis zu Ende verfolgen, da Bäume hinderlich sind. 4. September: War morgens verhindert. Abends viele Schwalben trotz der ungünstigen Witterung nach Süd in Ost ziehend. 5. September: Sehr schlechtes, regnerisches Wetter. Wind West und Nord. Morgens 0 Uhr etwa 30 Schwalben; am Tage kein Zuzug. Böiger Wind. Beobachtung am Abend war aus- geschlossen (Regen). G. September, früh 7 Uhr: Etwa 80 Schwalben. Wetter allmählich aufklärend. Am Abend ziehen sehr viele Schwalben, und zwar sehr hoch, mehr Richtung nach Süd in Ost. 316 Faunistischer Teil. 9. September: Abends viele Schwalben. Abzug G^j^ Uhr. 17. September: Konnte heute erst wieder die Beobachtung aufnehmen. Morgens 7^1 ^ Uhr: 12 Schwalben. 18. September: Morgens nur 15 Schwalben auf dem Dache, Frischer Wind. Nordwest. Abends ziehen 24 Rauch- und 1 Mehlschwalbe ab. 19. September, früh G Uhr: Klares Wetter; leichter Wind aus Norden. Gegen 800 Schwalben, darunter sehr wenige Mehlschwalben, sitzen auf dem Dache und den Drähten. Um 1^1 ^ Uhr erscheint (der Größe nach) ein Sperberweibclien und bringt ungeheure Unruhe in den Schwärm. Alle Schwalben gehen hoch. Der Sperber streicht ohne Erfolg ab ins nahe Gehölz. Stare und Bachstelzen vermehren Geschrei und Geschwirre. Etwa 25 Schwalben kehren auf das Dach zurück, die übrigen sind ver- schwunden. Um 8 ','2 Uhr sind auch die letzten fort. Am Abend keine Schwalbe. 20. September, früh 61/2 Uhr: Nur 60 Schwalben. Abends keine Schwalbe. 21. September, früh 61/2 Uhr: Draußen starker Eeif. Etwa 150 Schwalben sitzen auf dem Dache. Sie ziehen 6^/4 Uhr ab. Abends 6 Uhr: Nur 2 Schwalben. 11 Uhr vormittags: 2 Züge Wildgänse. 22. September: Die Nacht war sehr kalt. Morgens 7 Uhr noch starker Reif. Die Erde ist 1 cm tief gefroren. Windstille. Nur 1 Rauchschwalbe auf dem Draht; aber auf dem Dache viele Bachstelzen und 2 Rotschwänzchen. Abends: Kalt, Windstille. Keine Schwalbe. 23. September, früh 6 Uhr: Klarer Himmel, sehr kalt. Wind- stille. Keine Schwalbe. Um 3 Uhr nachmittags 3 Schwalben. 24. September, früh 71/2 Uhr: Nachts kalt. Reif. 14 Schwalben. 25. September, früh gegen 8 Uhr: 8 Schwalben. 26. September, morgens 8 Uhr: 2 Schwalben. 27. September: Keine Schwalbe. 4. Oktober, 11 Uhr vormittags: 2 Rauchschwalben. Wetter warm, -j- 14° C. Windstille. Nachmittags leichter Regen. 7. Oktober: In der Nacht starker Regen; am Tage gelinde, -|- 15" C und trocken. Luft Avenig bewegt. Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr die letzten 12 Rauchschwalben. Hierunter noch einige Daten aus den Vorjahren: 22. September 1908: Noch 30 Schwalben. 25. September 1908: Die letzte Schwalbe. 27. September 1909: Die letzten Schwalben. 28. September 1910: Die letzten 4 Schwalben. 6. Oktober 1911: Die letzte Rauchschwalbe. Faunistischer Teil. 317 Bemerkenswert ist das Jahr 1912. 26. September 1912, früh 7=^/^ Uhr: Noch 64 Rauchschwalben. 27. September 1912, früh G^/a Uhr: Noch 16 Rauchschwalben. 28. September 1912, früh 7 Uhr: Noch 24 Rauchschwalben. 5. Oktober 1912, früh 7Uhr: Noch 1 Rauchschwalbe. Kalt. 5" C. 6. Oktober 1912, früh 7 Uhr: Noch 11 Rauchschwalben auf dem Dache. Um 7^/4 Uhr früh sind es 34 Schwalben und 15 Bachstelzen. 7. Oktober 1912, gegen 1 1 Uhr: Noch 12 Rauchschwalben über den Wiesen. Nachts kalt. 8. Oktober 1912: Nichts. 9. Oktober 1912, früh 7 Uhr: Noch 26 Rauchschwalben. 10. Oktober 1912: Nichts. 11. Oktober 1912, nachmittags: Noch 2 Rauchschwalben. 12. Oktober 1912, früh 71/2 Uhr: Noch 3 Rauchschwalben. 13. Oktober 1912: Nichts. 16. Oktober 1912, früh 7 Uhr: Noch 1 Rauchschwalbe. Um 1 Uhr nachmittags noch 1 Rauchschwalbe, die letzte." Die Mehlschwalbe macht regelmäßig, auch in der Mark, zwei Brüten: die erste Periode umfaßt die Zeit von ungefähr Ende Mai bis Mitte Juni, die zweite vom Monat Juli bis zum Anfang des August. Eiermaße (gem. 15 Eier): L. Max. 19 Min. 16 D. 17,8 mm Br. „ 13 „ 12,5 „ 12,8 „ 179. Biparia riparia riparia (L.). Die Uferschwalbe ist in der Mark an passenden Ortlichkeiten, steil abfallenden Ufern der Flüsse und Seen, größeren und kleineren Sandgruben wie steilen Feldabhängen, letztere meist ohne Um- grenzung von Bäumen, überall gemein. Kolonieweise in großen Scharen fanden wir sie am Schwielowsee bei Glindow, an der Havel bei Tegel, bei Buckow, bei Freienwalde, bei Lychen, bei Krossen, bei Hermsdorf usw. Cabanis erwähnt eines am Kanal bei Berlin einzeln nistenden Paares (J. f. 0., 1853, 367). Im Gebiet des Oderbruchs war die Uferschwalbe früher un- gemein häufig. Später, Ende der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, hat ihre Zahl dort rapid abgenommen. Die ehe- mals großen, von Hunderten von Uferschwalben bewohnten Kolonien bei der Lapnower Mühle und bei Karlsdorf waren in jener Zeit vollkommen verödet. Später hat, besonders in der Umgegend von Oderberg und Wriezen, die Zahl der nistenden Schwalben dieser Art wieder zugenommen. Aufgefallen ist mir an ver- schiedenen Orten der Mark, daß günstige Nistplätze lange Jahre unbesiedelt bleiben und mit einem Male von einer Kolonie wieder in Anspruch genommen werden. Zwischen Hermsdorf a. d. Nord- bahn und Frohnau befand sich z. B. eine Erdwand in einer Sand- 318 Faunistischer Teil. grübe, die nie vou einer Erdscliwalbe bewohnt wurde. Plötzlich entstand im Jahre 1914 daselbst eine Kolonie, welche aber 1915 nicht wieder bezogen wurde. In der ersten Hälfte des Mai treffen die Erdschwalben ge- wöhnlich an ihren Brutkolonien ein, die sie bereits Mitte bzw. p]nde August wieder verlassen. Die Hauptbrutzeit liegt zwischen Ende Mai und Mitte Juni. Eiermaße (gem. 24 Eier): L. Max. 18,5 Min. 16 D. 16,9 mm Br. „ 13 „ 11,5 „ 21,1 „ JBombi/ciUidcie. 180. Bomhycilla garrulus garrulus (L.). Der Seidenschwanz berührt auf seinen Zügen wohl alljähr- lich, nicht nur „in einigen sehr kalten Wintern-', wie Vangerow annimmt, die Mark Brandenburg. In manchen Jahren erscheint er in größeren Scharen, in anderen dagegen nur ganz ver- einzelt. Oftmals mag er auch übersehen werden. 1806 — 1807, 1811, 1822—1823, 1836—37, 1839—1840 waren Jahre, in denen er sehr häufig auftrat; 1855 in geringerer Zahl; 1859, noch im April, in großen Scharen (Bolle); 18G3, 1866—1867, 1871, November 1872, Januar und September 1873 wurde er beobachtet. Nach einer Mitteilung Bolle's wurde noch am 10. April 1880 ein starker Schwärm, wohl 50 Individuen, bei Alt-Geltow (bei Werder) gefunden, eine späte Zeit des Durchzuges. Fast den gleichen Termin registriert KEtJGEE-VELTHUSEN für 1893. „Noch am 6. April beobachtete ich eine Schar von 22 — 23 Stück, welche sich in den Rosensträuchern am Abhänge des Kalkgrundes in den Rüdersdorfer Kalkbergen aufhielt." Ein sehr frühes Er- scheinen für die Provinz meldet Puhlmann vom 18. Oktober 1914. An dem genannten Tage wurden bei Kaulsdorf, bei einer Temperatur von -1-12° C, auf den Obstbäumen des Ortes ungefähr 20 Individuen der Art beobachtet. 1903 fand Büngee im November wiederholt Seidenschwänze in der Umgebung von Potsdam. Aus dem Herbst 1913 zu Winter 1914 habe ich keine märkischen Beobachtungen verzeichnet ge- funden. In dem genannten Jahr wurden in Mecklenburg große Mengen, vom November 1913 bis Februar 1914, beobachtet. Die Schorfheide, schreibt mir Ritdigee, mit ihren alten überständigen Eichen- und Birkenmischbeständen wird fast all- jährlich von großen Scharen des Seidenschwanzes besucht. Viele der Birken tragen sehr reichlichen Mistel wuchs. Die Beeren dieses Schmarotzers werden von den Vögeln gern als Nahrung genommen. Einen ungemein späten Termin des Abzugs bzw. der Ankunft finde ich in einer Notiz Max Rothenbucheb's (G. W., 1917, 263): Faunistischer Teil. 319 „Am 26. Juli 1917 waren dicht bei Neudamm [Neumark] ganze Schwärme von Birkenzeisigen und bald darauf Seidenschwänze." Dr. Schaff, der Herausgeber der Deutschen Jäger-Zeitung, teilte mii auf mein Befragen mit, daß die obige Notiz sehr fragwürdig sei. Jedenfalls war nichts, weder über ein Vorkommen von Birkenzeisigen noch von Seidenschwänzen, zur vorgenannten Zeit bei Neudamm in Erfahrung zu bringen. Muscicapidae. 181. Muscicapa ficedula ficedula (L.). Der Fliegenschnäpper ist ein sehr häufiger Brutvogel des ganzen Gebietes, der Nadelholzwälder, Laubbestände, Parkanlagen und Dorfgärten bewohnt. In den niedrig an der Elbe gelegenen Dörfern (in der Westpriegnitz), deren Straßen und Plätze mit dichten Kopfweiden reich besetzt sind, ist dieser Vogel nach den Beobachtungen Walter's ebenso häufig wie Passer domesticus. In den letzten Dezennien hat die Individuenmenge dieser Art in der Mark zugenommen. Die Ankunft dieses Fliegenfängers findet gewöhnlich zwischen Ende April und den Anfangstagen des Mai, der Abzug bis spätestens zum ersten Drittel des Sep- tember statt. Von den zwei Brüten fällt die erste in die Mitte des Mai — auch Anfang Mai wurden schon volle Gelege gefunden (Waltee) — und die zweite Mitte Juni bzw. Anfang Juli. Doch scheinen auch noch zuweilen sehr späte Brüten voi'zukommen. Über eine solche berichtet Hocke. Er fand in einem Nest der Art noch am 1. September vier Mgge Junge. Dieser Fliegen- fänger treibt gern andere Vogelarten aus deren Höhlen, so daß man häufig zu unterst Meisengelege findet, welche vom Fliegen- fänger überbaut sind (Rüdiger in litt.). Eiermaße (gem. 20 Eier): L. Max. 19 Min. 16 D. 17,9 mm Br. „ 13,5 „ 12,5 „ 13 „ Während des Sommers 1913 fand Will dreimal rein blaue Eier dieser Form, die sämtlich schiefe Gestaltung hatten. 182. Muscicapa hypoleuca hypoleuca (Pall.). Häufiger Brutvogel in allen Laubwaldungen und größeren Parkanlagen, wie auch gern in alten Lauballeen, die durch Kiefernwälder hindurchführen. Die Art scheint nur periodenweis in größerer Menge aufzutreten; denn während wir sie 1866, 1867, 1870, 1886, 1901, 1906, 1909 und 1913 sehr zahlreich beobachteten, haben wir sie zu anderen Zeiten, wiewohl immer noch häufig, so doch bei weitem nicht in so großer Individuen- menge als in den genannten Jahren angetroifen. Wie die vorige Fliegenschnäpperform kommt auch diese zu der gleichen Zeit 320 Faunistischer Teil. in ihren märkischen Brutgebieten an, vielleicht etwas früher als M. ficedula ficedula. Verschiedene Beobachtungen vom 10. bis 14. April lieg-en vor. In den Monaten Aug-ust und September verläßt sie die Provinz. Sie brütet auch in den gleichen Monaten. Eiermäße (gem. 35 Eier): L. Max. 18,5 Min. 16 D. 17,5 mm Br. „ 13,5 „ 12 „ 12,9 „ Muscicapa collaris Bechst. Das Vorkommen des Halsbandfliegenfängers scheint mir für die Mark noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen zu sein. Jeden- falls liegen keine märkischen Belegstücke vor. Der von Vangerow (J. f. 0., 1855, 186) gegebenen Notiz, daß die Art einmal bei Berlin gebrütet habe, möchte ich bei der Unzuvei"lässigkeit des Genannten keine Bedeutung beilegen. Wertvoller vielleicht ist die uns von Reichenow gemachte Mitteilung, daß er im Jahre 1868 diesen Fliegenfänger im Tiergarten von Berlin angetroffen habe. Auch Haetwig glaubt ihn im Frühjahr 1882 in der ge- nannten Lokalität beobachtet zu haben. Im Jahre 1885 berichtete HoRNüNG, daß er bei Brandenburg zwei Nester der genannten Form gefunden habe, eine Notiz, welche Rudole Blasius bei der Veröffentlichung mit einem Fragezeichen versah. Und Stimming fügt derselben 1887 hinzu: „daß die HoRNUNG'sche Angabe durch nichts erwiesen sei". 183. Erythrosterna parva parva Bechst. Ob der kleine Fliegenschnäpper, M. parva Bechst., schreibt Schulz 1845, wirklich auch unserer Fauna angehört, wagen wir nicht zu behaupten. Demgegenüber darf hervorgehoben werden, daß nach Bolle's Mitteilungen bereits in den Jahren 1854 — 1856 die Art nicht selten auf den Berliner Vogelmarkt und zwar von Händlern gebracht wurde, die nur selbstgefangene Vögel feilzubieten pflegten. Mehrere Exemplare aus der Berliner Um- gebung (z. B. aus Rixdorf bei Berlin) beflnden sich in der Sammlung Eadziwill's. Dieselben dürften aus dem Anfang der fünfziger Jahre stammen. Auch aus der weiteren Umgebung Berlins wurde dieser Fliegenschnäpper bekannt. Martin sah die Art im Parke von Niederschönhausen. Bolle teilt 1863 mit: „in der Jungfernheide bei Spandau heckend" angetroffen. Hartwig bemerkt zu dieser Angabe, daß in der Jungfernheide, aber mehr noch beim Finkenkrug bei Seegefeld (Spandau) von den Berliner Vogelfängern, wenigstens bis vor wenigen Jahren, Zwergfliegenfänger gefangen und den Liebhabern und Händlern als „Spanische Rotkehlchen" zum Kaufe angeboten wurden. Noch Ende August 1882 bot der alte Bless solche feil. Diese Vögel dürften nur Durchzügler gewesen sein. Das sichere Brüten der Art bei Spandau, im dortigen Stadtforst, wurde im Frühjahr 1884 Faunistischer Teil. 321 durch Keügek-Velthusen endgültig festgelegt. Hesse beob- achtete ein junges ö am 31. August 1896 bei Nauen. Aus Tegel, etwas nordöstlich von dem letztgenannten Gebiet, erhielt ein Berliner Händler 1890 und 1891 kaum Mgge gewordene Vögel, die Hartwig bei jenem sah. Der Genannte beobachtete in den ersten Tagen des August 1892 ein altes ö. Der Vogel war, nach seinem ganzen Benehmen, nicht auf dem Zuge. Südlich von Berlin wurde im Mai 1889 das Vorkommen von E. i)arva in der Duberow bei Königswusterhausen festgestellt. Da die Gegend für den Vogel sehr geeignet ist — alter Hochwald aus Buchen, Eichen und Fichten in hügligem seenbesetzten Gebiet — , so dürfte er daselbst Brutvogel sein. Im Westen der Mark fand HoENüNG 1886 die Art als Brutvogel bei Brandenburg a. d. H. (J. f. 0., 1887, 467), eine Mitteilung, die von Stimming (J. f. 0., 1892, 246) dahin abgeändert wird, daß es sich um Herbstvögel gehandelt habe. Nordöstlich von Berlin hörten wir Anfang August 1873, zum ersten Male im Gebiet der Mark, den Gesang der Art in den prächtigen Buchenbeständen beim Dorfe Lanke unweit Biesenthal, Kr. Niederbarnim, und beobachteten dort mehrere Male auch die Vögel. Hartwig fand sie in der gleichen Gegend (am Obersee) im Juli 1888 und im Juni 1890. Er fügt seinen Mitteilungen hinzu, daß er der festen Überzeugung sei, daß der Vogel dort auch brüte. Dies ist in- zwischen sicher nachgewiesen worden. Ganz in der Nähe fand Altum den Zwergfliegenfänger bei Eberswalde. Seit 1872, in welchem Jahre dieser Vogel zum ersten Male als Brutvogel in genanntem Gebiet beobachtet wurde, hat er dort von Jahr zu Jahr stetig zugenommen. Im Jahre 1881 konnte er dort als häufiger Brutvogel bezeichnet werden. Beim Kloster Chorin, in der Nähe des Plagesees, fand Bünger 1893 den Zwergfliegen- fänger als Brutvogel. Hesse bestätigte noch 1916 diese k\\- gaben. Dem gleichen Beobachter danken wir die Mitteilung über das Brüten bei Lychen, Kr. Templin. Anfang Juni 1895 nistete die Art daselbst. Im Landsberger Kreise ist er selten. Hartwig verzeichnet ihn als Brutvogel des Odeibruchs. Rüdiger schreibt mir über die Art: „Diesen Vogel lernte ich im Sommer 1888 in dem Buchenrevier am Werbellinsee nach Altenhof zu kennen (Königl. Oberförsterei Pechteich), sammelte auch dort meine ersten Gelege. Später beobachtete ich parva in der Ober- försterei Gramzow, hier im Schutzbezirk Melzow besonders häufig. Dann in Chorin, Freienwalde a. d. 0., Biesenthal, Eberswalde (Oberförsterei und Stadt wald), Gutsforst Lichterfelde bei Ebers- walde und in Buchenstangenorten am Großen Buckowsee, am sogenannten Sparrstein und Vorwerk Karlshöhe. In der Obei'- försterei Grumsin (Glambeck) in einem ca. 200 jährigen Buchen- altholzbestand. In der Neumark in den Oberförstereien Hochzeit und Regenthin häufig und einmal singend (1914) am Plötzenfließ in der Oberförsterei Steinbusch angetroffen. Hierbei darf ich 21 322 Faunistischer Teil. wohl aussprechen, daß ich die ersten Versuche anstellte, M. parva an künstliche Nisthölilen zu gewöhnen. AVinter 1912/13 brachte ich in der Nähe meines "Wohnhauses, des Forsthauses Eisenhammer (Obei'försterei Hochzeit), die erste Höhle an; diese war im Juni 1913 schon besetzt, die Jungen kamen zum Ausfliegen. Früh- jahr 1914 wurden weitere G Höhlen angebracht; Juni 1914 war hiervon eine sowie die im Winter 1912/13 ausgehängte mit Gelegen bedacht. Im Mai bzw. Juni 1915 waren 4 Höhlen von diesem Vogel als Brutstätte angenommen. Ich bin zu der festen Überzeugung gekommen, daß parva sehr gern solche künstlichen Höhlen bezieht. Volle Gelege findet man in der Mark in der Zeit vom 5. — 15. Juni; seine Brutreviere für diese Gegend sind Rotbuchenstangenhölzer; Ankunftsdatum um den 13. Mai herum." Aus vielen Kreisen der Provinz Brandenburg, in denen Rot- buchen als alte Bestände oder als Jungholz auftreten, ist, wie aus den vorstehenden Beobachtungen hervorgeht, der Zwergfliegen- fänger als Brutvogel nachgewiesen worden. Aus anderen, in denen sich die gleichen Bedingungen für sein Vorkommen finden, wird er nachgewiesen werden. Keügee-Velthusen vertrat mir gegenüber immer die Ansicht, daß der Zwergfliegenfänger bereits lange im Gebiet wohnhaft und nicht erst vor Dezennien ein- gewandert sei, daß er aber infolge seines ziemlich versteckten Lebens übersehen worden ist. Wahrscheinlich ist er damit im Recht, wenn mit dieser Ansicht auch schwer die Tatsache zu vereinen ist, daß sich E. parva durch seinen hellen klingenden Gesang ungemein bemerkbar macht. Eiermaße (gem. 6 Eier): L. Max. 17 Min. 10,5 D. 16,7 mm Br. „ 12,9 „ 12,4 „ 12,6 „ (Sammlung Rüdigee, Eisenhammer). Durch die Güte Richaed Schlegel's gingen mir noch die Maße weiterer 20 Eier aus 4 Gelegen (1 ä 4, 2 ä 5, 1 ä 6 Stück), von Rüdigee zwischen dem 12. und 16. Juni gesammelt, zu. Sie messen: L. Max. 16,8 Min. 15,5 D. 16,07 mm Br. „ 13,1 „ 12,6 „ 12,91 „ Laniidae, 184. Lanius excuhitor excubitor L. In der ganzen Mark ist der große Grauwürger Brut-Strich- vogel. In vielen Gebieten derselben kommt er jedoch nur sehr ver- einzelt vor, so daß er vielfach unbeobachtet bleibt. An seinen Brutrevieren hält er ungemein fest. Doch schließt dies nach meinen Wahrnehmungen nicht aus, daß er dieselben im Herbst und Winter verläßt, weit umherstreicht und die alten Gelände erst zum Nisten wieder aufsucht. In der Umgebung von Spandau, Faunistischer Teil. 323 WO Walter bereits Eier von ihm sammelte, kommt der große Würger auch heute noch als Brutvogel vor. In einzelnen Distrikten, besonders im Norden und Nordosten der Mittelmark, ist er zahlreicher, im Landsberger Kreise dagegen entschieden in den letzten Jahren seltener geworden (Fleischfeesser). Im Winter wird er häufiger als im Sommer beobachtet. Vielleicht sprechen hier nordische Einwanderer mit. Hocke fand im Dezember 1888 und Januar 1889 größere Mengen dieses Würgers in der Gegend von Wusterhausen und bei Mühlenbeck. In letzterer Gegend beobacliteten wir ihn auch alljährlich zur Brut- zeit in mehreren Paaren. Die Zeit des Nistens beginnt mit der Mitte des April und dauert bis Ende Mai, nur wenige Daten werden aus den ersten Tagen des Juni verzeichnet. L. excubitor brütet in der Mark gern auf alten knorrigen wilden Birnbäumen, wie sich solche häufig als Einzelbäume in den Feldmarken finden. Eiermaße (gem. 7 Eier): L. Max. 28,5 Min. 25 D. 27,9 mm Br. „ 20,5 „ 19 „ 19,9 „ Nach RtJDiGEE (gem. 40 Eier): Durchschnitt 27,8 X 19,9 mm. 185. Lanius excubitor rapax Beehm. Neben dem großen Grauwürger L. excuhitor L. ist das Vor- kommen der einspiegeligen Form, welche wir dem Vorgange Cabanis' folgend (J. f. 0., 1873, 75) früher als L. major Fall. zu bezeichnen pflegten, in Brandenburg wiederholt nachgewiesen worden. Das erste märkische Exemplar, welches als solches erkannt wurde, erlegte Jablonski im Januar 1875 bei Zion (Kr. Schwiebus) in der Neumark. Ich konnte es in der Februar- sitzung der Deutschen Ornith. Gesellschaft im Fleisch vorlegen (J. f. 0., 1875, 232 und Ber. XXI. Verh. d. D. 0. G., Braunschweig 1875, 14). Das Stück kam in den Besitz Henet Seebohm's und gelangte später mit des Genannten Sammlungen an das British Museum. Nach diesem ereten Nachweis des Vorkommens liegt eine große Reihe weiterer Beobachtungen aus der Mark vor: Allwinterlich bei Zion, Ebers walde, Brandenburg, Templin, Potsdam, Köpenick, in der Uckermark usw. Altum sprach einmal die Ansicht aus, zu der sich übrigens auch Clodius für Mecklenburg bekannte, daß der einspiegelige AVürger ausschließlich in der Mark im Winter vorkäme. Dies ist indessen nicht der Fall. Alle Exemplare, die ich zu sehen Gelegenheit hatte, wiesen keine Andeutung von Weiß auf den Armschwingen auf, waren also sämtlich der typischen einspiegeligen Form zugehörig und zeigten sämtlich mehr oder weniger wellige Zeichnung der Unterseite. Ich habe nie ein Stück mit rein weißer Brust- und Bauchfärbung gesehen. 21* r. tars. 16 27 mm 16 27 „ 16 26 „ 16 27 „ 324 Faunistischer Teil. Das Berliner Museum besitzt vier märkische Exemplare, sämtlich aus Zion in der Neumark, durch Jablünski gesammelt: al. 1. d. 6. J2. 1881: 118 2. ö. 18. 11. 1885: 115 3. d 2. 11. 1882: 115 4. ö. 16. 4. 1883: 114 Das erste Exemplar ist auf der Brust graulichweiß, mit leiser Andeutung- von Wellenlinien. Spiegel nur auf den Hand- schwingen. Bei dem zweiten Exemplar ist die Kehle weißlich, Brust grau gewellt, Spiegel auf den Handschwingen. Nr. 3: Brust grau gewellt, Kehle schmutzig grau, Spiegel auf den Handschwingen. Nr. 4: Brust hellgrau, dunkel gewellt, Handschwingen- spiegel. Von den vorstehend aufgeführten vier Exemplaren weist das erste eine Flügellänge von 118 mm auf, eine Länge, welche Hartert für L. excubitor excubiior L. als selten bezeichnet. Der Güte Dr. Heinroth's danke ich die Maße von vier auf Helgoland am 10. Oktober 1912 erlegten Würgern, und zwar von: L. excuhitor excubitor L. ad. al. 118 mm Gewicht: 61 g ad. al. 117,5 „ „ 60,5 „ juv. al. 116 „ „ 54 „ L. excuhitor rci'pax Brehm. juv. al. 118 mm. Gewicht: 72,5 g. Auch hier unter den wenigen vier Exemplaren finden wir zwei mit einer Flügellänge von 118 mm. Dieselbe scheint mithin doch häufiger aufzutreten, als es nach der HARTERT'schen Angabe den Anschein hat. Interessant ist die Gewichtsdifferenz, welche Heinroth bei den an demselben Tage erlegten Stücken beider Formen fand. Die Diskussion über die Verschiedenheit bzw. Form- berechtigung von Lantus excubitor L. und L. ra])ax Brehm hat beinahe fünfzig Jahre die ornithologische Welt beschäftigt. Mit der ihm eigenen Sicherheit hat Hartert die Frage dadurch zu erledigen gesucht, daß er die bei uns im Winter vorkommenden einspiegeligen grauen Würger als zu Laniiis excubitor excubitor L. gehörig bezeichnete. Diese Lösung ist sehr einfach. Ob sie aber eine allseitig zufriedenstellende ist, möchte ich bei der großen Schwierigkeit der Beurteilung der Materie dahingestellt sein lassen. Ich hätte z. B. die folgenden Einwürfe zu machen: Woher kommt es, und ich halte dies für recht beraerkens- w^ert, daß, soweit ich die Literatur unserer deutschen Tiefebene Faunistischer Teil. 325 und Mitteldeutschlands kenne und soweit ich Exemplare in Händen gehabt habe, kein einziger Fall des Brütens der gewellten typischen einspiegeligen Form in den genannten Ge- bieten nachgewiesen worden ist; woher kommt es, daß die typisch einspiegelige, gewellte Form nur im Herbst, Winter und Frühjahr, und zwar in relativ geringer Individuenmenge, bei uns auftritt, und dann wieder verschwindet, worauf bereits Kollibat (0. J., 1909, 198) hin- gewiesen hat; woher kommt es, daß man im Winter typisch einspiegelige Formen — die mit einer auch nur leichten Andeutung von Weiß auf den Armschwingen sind ausgeschlossen — • immer nur mit gewellter Unterseite findet, die doch bei L. excubitor spätestens mit dem zweiten Kleide bereits verschwinden soll, was ich übrigens nicht aus eigener Erfahrung weiß; woher kommt es, daß alte, ungewellte Individuen mit rein weißer Brust und einem Handschwingenspiegel nie bei uns ge- funden werden? Zu letzterer Frage möchte ich bemerken, daß nach meiner Überzeugung Exemplare mit rein weißer Brust, welche als Lanius major Pall. bzw. als L. excubitor rapax Brehm angesprochen worden sind, nicht letztgenannter Form angehören, sondern nur als aberrante Individuen unseres gemeinen grauen Würgers mit oft nur wenig wahrnehmbarer Fleckung auf den Armschwingen betrachtet werden müssen. Ich möchte diese Ansicht auch trotz der gegenteiligen Meinung meines ver- ehrten Freundes Victoe von Tschusi (0. MB., 1918, 145) auf- rechterhalten. Alles das sind Fragen, die sich hinsichtlich der Beurteilung der einspiegeligen Form aufdrängen. Wenn Lanius major Fall., in der CABANis'schen Bezeichnung, nur eine „Varietät" oder, wie es Blasius Hanf einmal genannt hat, „eine zufällige Spielart der Natur" von L. excubitor L. ist, so müßte doch ein solches Indivi- duum irgend einmal und irgendwo einmal in Deutschland während der Brutzeit vorgekommen sein, was, wie ich bereits sagte, noch nicht nachgewiesen worden ist. Aus allen Gebieten Nieder- und Mitteldeutschlands liegen nur Beobachtungen der einspiegeligen Form außerhalb der Brutzeit vor. Meist sind es Angaben aus dem Osten Deutschlands, in dem diese Form am häufigsten aufzutreten scheint. Dobbeick weist für die Tuchler Heide darauf hin, daß sich der einspiegelige Grauwürger in der Heide häufiger zeige als L. excubitor. Nach des Genannten Beobachtungen überwintert er im Gebiet und scheint Anschluß an Wacholderdrosselgesellschaften zu suchen. Dobbeick traf noch am 6. April — das Berliner Museum besitzt ein Stück vom IG. April — einen einspiegeligen Raubwürger, der sich wahrscheinlich verspätet auf der Rückwanderung befand. Wie weit diese Form ihre Wanderungen nach Westen übrigens ausdehnt, scheint noch nicht festgelegt zu sein. Nach le Roi 326 Faunistischer Teil. (Vogelfauna der Reinprovinz, 183) ist sie melirmals im Winter in den Rheinlanden gesammelt worden. Ich hatte ein typisches Exemplar im Fleisch in Händen, welches im Dezember 1904 in einem Veun bei Horsten (nahe Münster) von meinem Neffen ge- sammelt wurde. In der reichen Literatur über Lanius tnajor Pall. findet sich auch eine Mitteilung Robeet Collet's (Ibis, 1886, 30) des Inhalts, daß er aus dem nördlichsten Norwegen aus einem Nest einen einspiegeligen und einen zweispiegeligen jungen Vogel erhalten hätte. Der norwegische Forscher schloß daraus, daß es sich um eine Art handle, d. h. also, daß L. major auct. mit L. exciihitor L. synonym sei. Da die alten Vögel nicht gleichfalls gesammelt wurden, so beweist obige Beobachtung meiner Ansicht nach nichts. Und selbst wenn das alte Brutpaar aus gleichartigen Vögeln bestanden hätte, so würde die CoLLET'sche Beobachtung noch kein zwingender Beweis für die Einheit der iVrt oder Form sein, da bereits in einer früheren Generation eine Bastardierung stattgefunden haben kann, wie sie bei den grauen Würgern mehrfach beobachtet worden ist. Ein Rückschlag könnte dann erst bei den Jungen einer späteren Generation zum Ausdruck gekommen sein. Cabanis hat bereits 1886 nachdrücklich betont, daß zur Klarlegung der ungemein schwierigen Verhältnisse bei der Be- urteilung der grauen Würgerformen auf eventuelle Bastar- dierungen größerer Wert gelegt werden müsse, als dies bis dahin geschehen sei. In gleichem Sinne ist Seebohm später auf den Gegenstand zurückgekommen. Der Ansicht, daß man die einspiegelige Form nicht mehr aufrechthalten könne und sie mit L. exciihitor vereinen müsse, wie dies u. a. le Roi und Baron Geyr (Verhandl. d. Naturhistorisch. Ver. der preußischen Rheinlande und Westfalen, 69. Jahrg. 1912, 98, annehmen, möchte ich nach den obigen Ausführungen doch nicht ohne weiteres beipflichten. Die Nomenklatur des einspiegeligen Grauwürgers ist von Hesse (J. f. 0., 1916, 354) eingehend erörtert und der Name Lanius excuhitor rapax Bk. für diese Form festgelegt worden. Brehm sagt von ihr (J. f. 0., 1854, 148): „die Schwungfedern zweiter Ordnung sind fast ganz schwarz", und von L. excuhitor: „die 6 vordersten Schwungfedern zweiter Ordnung weit herauf weiß". Nach dieser Beschreibung Brehm's dürfte es meines Er- achtens nicht richtig sein, wenn Kleinschmidt (Falco, 1916, 11) Vögel aus den Ardennen „mit doppeltem Spiegel" als Lanius excuhitor rapax (Bbehm) anspricht. In den Ausführungen über diese Formen der grauen Würger, welche Modest Bogdanow in seiner in russischer Sprache ge- schriebenen und wenig benutzten monographischen Arbeit über Laniiden (Petersburg 1881) veröffentlicht hat, werden wir hin- sichtlich der oben berührten Fragen in Stich gelassen. Bogdanow Faunistischer Teil. 327 scheint den von Cabanis als L. major Pall. (1. c. 75, 77, 78 und 79) behandelten grauen Würger zu dem nearktischen L. horealis Vieill. zu ziehen. Er unterscheidet drei Formen dieser amerikanischen Art: L. horealis americanus (= L. borealis Vieill. typ.), L. horealis sihricus {= L. major auct. ?) und L. horealis europaeus (?). Die Diagnosen, die für die drei genannten Formen gegeben werden, sind nicht klar und bezeichnend und geben keine scharfen Charaktere. „Gastraeo albo leviter sordide fuLvescente, lineis transversis undulatis, fuscis ornato; speculo alarum simplici, tantum remiges primarias occupante," gilt für alle drei Formen. Der Unterschied ist begründet in einem mehr oder minderen lichteren bzw. dunkleren Ton der Graufärbung. Jedenfalls finden wir bei Bogdanow 1881 das ausgesprochen, was Cabanis bereits 1873 betont hatte, daß es sich bei der frag- lichen Form um einen Vogel mit gewellter Brust und einem Flügelspiegel handelt. Die von dem russischen Ornithologen für L. h. Sibiriens wie für L, h, europaeus zitierten Literaturstellen beziehen sich ausschließlich auf die älteren, auf L. major auct. bezogenen Angaben; bei seiner europäischen horealis- Form auf Herbst- bzw. Winter-, nicht aber Brutvögel. Ich möchte annehmen, daß die beiden vorgenannten Bogdanow- schen Formen als Synonyme zu Lanius excuhitor rapax Beehm zu ziehen sind. In dem von Bogdanow gegebenen Verzeichnis (1. c. 209) des von ihm für seine Arbeit benutzten Materials stammen die von ihm für L. b. sihiricus aufgeführten Stücke sämtlich aus Sibirien. Nur eins von den genannten Individuen, am 25. April bei.Jakutsk gesammelt, stammt vielleicht aus der Brutheimat. Unter den von ihm als L. h. europiaeus aufgeführten Vögeln, die ich zu L. excuhitor rapax ziehen möchte, befinden sich zwei junge Stücke, welche von Pleske am 12. August im Kreise Wyschnewolozk, Gouv. Twer, erbeutet wurden. Viel- leicht liegt hier bereits die Brutheimat. Die übrigen Individuen, sämtlich alte Vögel, stammen aus der Petersburger Umgebung, von der Wolga und der Krim, sind also alles Winterstrichvögel, wie auch einzelne Daten ergeben. Ein von Bogdanow als L. h. europaeus bezeichnetes, im Jugendkleide befindliches, aus Süd- frankreich stammendes Exemplar, im Besitz des Museums der K. Akademie in Petersburg, vermag ich nicht zu deuten. Nach den vorstehenden Ausführungen darf nun wohl an- genommen werden, daß der typische gewellte, einspiegelige graue Würger seine Brutplätze nicht in Deutschland habe. Vermutlich liegen dieselben im Osten bzw. Nordosten Europas. Die west- lichen europäischen Grenzgebiete seiner Brutheimat werden nur während der Strichzeit vom Herbst bis Frühjahr von ihm be- sucht. Hierfür scheint auch die Tatsache zu sprechen, daß „Lanius major'-'' bei uns meist in geringerer Menge als unser Standvogel Lanius excuhitor excuhitor L. im Winter und in der 328 Faunistischer Teil. anschließenden Jahreszeit in Deutschland gefunden wurde. Viel- leicht haben wir im Osten eine eigene Brutform; vielleicht aber dehnt auch eine dem weit über Sibirien verbreiteten Lanius excuhitor mollis Evebsm. nahestehende Form ihre Strichzüge im Winter nach Westen hin aus. Weitere Beobachtungen müssen hierüber Klarheit bringen. Jedenfalls glaube ich aber bereits jetzt mit einer an Gewißheit grenzenden Wahrscheinlichkeit sagen zu dürfen, das der einspiegelige Grauwürger mit dem deutschen Brutvogel L. excuhitor excuhitor L. nicht zu vereinen ist, wie dies Haktekt in seinen Vögeln der Palaearktischen Fauna tut. Ich freue mich, daß Victor von Tschusi zu Schmidhoeeen, dem ein sehr großes Material grauer Würger durch die Hände gegangen ist, meine Ansicht teilt (0. MB., 1918, 145). 186. Lanius minor Gm. Im ganzen Gebiet Brutvogel, der vornehmlich lichte Laub- waldungen liebt und gern in den großen, die Felder durch- schneidenden und die Dorfstraßen einfassenden Baumalleen — Linden, Pappeln und Ulmen sind hier seine Lieblingsbrutbäume — nistet. Gern bewohnt er auch größere Obstgärten; auf ver- wilderten Dorfkirchhöfen haben wir ihn wiederholt gefunden. Die Nähe von Wasser meidet er bei uns nicht, wie vielfach angegeben wird. Seine Anzahl hat gegen früher in der Mittelmark wie auch im Osten der Provinz nicht unbedeutend abgenommen. In der weiten Umgegend von Charlottenburg z. B., für welche Walter diesen Würger noch 1880 — 1890 als häufig bezeichnet, habe ich ihn jetzt nur noch sehr vereinzelt angetroffen. Dasselbe wird auch aus der Niederlausitz berichtet, wo er in einzelnen Gegenden völlig verschwunden ist. Von Anfang Mai bis gegen Ende des August ist die Art im Gebiet. Die Brutzeit beginnt mit der zweiten Hälfte des Mai — ganz im Beginn des genannten Monats wurden ausnahmsweise Gelege gefunden — und dauert bis Mitte Juni und wohl auch noch darüber hinaus. Walter fand noch am 20. Juni volle Gelege. Die Angabe, daß die Art nur im Mai brüte, wie sie sich auch bei Key findet, trifft für die Mark nicht zu. Eiermaße (gem. 14 Eier): L. Max. 25 Min 22,5 D. 23,9 mm Br. „ 18,5 „ 17 „ 17,8 „ 187. Lanius collurio colhirio L. Der Dickkopf ist in der ganzen Mark an passenden Ört- lichkeiten als Brutvogel immer noch häufig, wenn auch die Individuenmenge in einzelnen Gebieten, zum Teil sogar ganz auffallend, zurückgegangen ist. Früher fand man in buschreichen Gegenden Nest an Nest. Seit ca. 10 Jahren, schreibt mir RtJDiGER, habe ich in mehreren Gegenden die Beobachtung ge- Faunistischer Teil. 329 macht, daß dieser Würger als brütende Art stark zurückgegangen ist. So auch in dem Teil der Schorfheide, welche an der Stein- further Grenze liegt. Auf ganz kleinen Bäumen befanden sich hier noch in den neunziger Jahren 10 — 15 Brutpaare (Schutz- bezirk Üderheide, Oberf. Pechteich). Heute bauen dort kaum noch 3 Paare. Dasselbe kann ich nach meinen eigenen Be- obachtungen für sehr viele Gebiete unserer Provinz bestätigen. Auch in anderen Gegenden Nord- und Mitteldeutschlands wurden die gleichen Wahrnehmungen gemacht. Eeichling (J. f. 0., 1919, 84) weist für das Müusterland darauf hin, daß der rotrückige Würger, der früher ein häufiger Brutvogel des Gebietes war, so stark abgenommen habe, daß er schon zu den seltensten Arten jener westfälischen Gegend gerechnet werden muß. Er möchte in der Ausrottung zahlreicher Dornhecken einen Grund des Ver- schwindens, neben anderen, erblicken. Zwischen Ende April und 10. Mai trifft L. coUurio gewöhnlich bei uns ein und verläßt die Mark wieder im September. Die Brutperiode dauert von Mitte Mai bis über die Mitte des Juli hinaus. Die Hauptbrut- zeit liegt im Juni. Eiermaße (gem. 30 Eier): L. Max. 23 Min. 20 D. 21,3 mm Br. „ 16,5 „15 „ 15,5 „ 188. Lanius Senator Senator L. Schulz sagt 1845 von diesem Würger: „in der Mark gehört er noch zu den ziemlich gemeinen Vögeln" und Vangekow schreibt: „Sehr gemein." Dies ist, solange wir beobachten konnten, nicht mehr der Fall. Entweder ist die Verbreitung der Art jetzt eine ganz andere geworden, als sie es früher war, oder die Schulz- VANGEEOw'schen Mitteilungen beruhen auf einem Irrtum, was indessen bei einem so auffallend gefärbten Vogel als ausgeschlossen erscheinen muß. Der Rotkopfwürger soll oft völlig aus einem Gebiet verschwinden und nach längerer Zeit erst in demselben wieder erscheinen. Vielleicht trifft dies auch für Brandenburg zu. Im angrenzenden Mecklenburg war dieser schöne Laniide früher viel häufiger, als er es jetzt ist. Fast ist er dort ganz verschwunden. Dasselbe gilt nach meinen Erfahrungen auch für die Mark, Heute ist er hier nur ein seltener, sehr vereinzelt auftretender Brutvogel. Nach mannigfachen Be- obachtungen aus Süddeutschland und Südeuropa — Rohäcek hat vor kurzen dies noch für Süddalmatien nachgewiesen — soll der rotköpfige Würger durch das vermehrte Auftreten von Lanius coUurio in seinem Bestände stark zurückgegangen sein. Vielleicht ist dies auch für unsere Provinz der Fall, Die obigen Angaben von Schulz und Vangerow scheinen dafür zu sprechen. Leider liegen aus dem Beginn des vorigen Jahrhunderts keine Be- obachtungen aus der Mark über das Vorkommen von L. Senator 330 Faunistischer Teil. vor. Stimming fand ihn in neuerer Zeit bei Brandenburg. Walter beobachtete ilin in wenigen Paaren bei Eeiersdorf und bei Wittenberge, also im Osten und Westen der Provinz. An letzterem Orte nistete er meist in den Pappeln der Landstraßen. Wir selbst haben diesen Würger im Laufe von mehi- denn 40 Jahren nur zweimal, und zwar zur Brutzeit gefunden: 1866, an der alten Pappelalle, welche von Niederschönhausen nach dem Dorfe Französiscli-Buchholz führte, und 1874 zwischen Falkenberg und Freienwalde, Kr. Oberbarnimm. Bau beobachtete L. s. Senator bei Potsdam und Strausberg, Jablonski bei Zion. In der nördlichen Neumark wie im nördlichen Teil der Uckermark soll er noch nicht angetroffen worden sein. In der angrenzenden Provinz Posen ist das Brüten des Rotkopfwürgers für den südlichen Teil derselben durch Hammling festgestellt worden. Der Genannte hat auch wiederholt die Art während des Zuges daselbst gefunden. Walter, dieser ausgezeichnete und zuverlässige Beobachter, be- zeichnet den rotköpfigen Würger seltsamerweise noch 1881 (J. f. 0., 1882, 47) als unbedingten Sommervogel für Charlottenburg, der allerdings, wie der Genannte hinzufügt, bedeutend weniger häufig auftritt als L. minor. Ich habe iiiu im Laufe von vierzig Jahren daselbst nie angetroffen. Derselbe Beobachter hat den rotköpfigen Würger in früherer Zeit mehrfach im Tiergarten bei Berlin ge- funden und nimmt an, daß er daselbst gebrütet habe (0. MS., 1889, 330). Garling (G. W., 1905, 278) berichtet, daß ihm ein Berliner Vogelhändler am 4. Mai einen am vorangegangenen Tage gefangenen Rotkopfwürger (Lanius Senator) gezeigt habe. „Der betreffende Fänger erbeutet alljährlich bei Berlin einige dieser seltenen Vögel." Aus den fünfziger Jahren des ver- gangenen Jahrhunderts, vom 29. Mai 1857, stammt ein von Bartels im Tiergarten genommenes Gelege mit 3 Eiern, welches sich jetzt im Berliner Museum befindet. Eine Notiz auf dem Etikett besagt, daß der Vogel beim Neste beobachtet wurde. Nach Hesse (J. f. 0., 1915, 595) befinden sich in der Eier- sammlung des Berliner Museums noch die folgenden Gelege: ein Zweiergelege, 1. 7. 1869, Grunewald (Rbichenow), ein Vierergelege, Mark (Kirstein), ein Vierergelege, Mark (Kirstein). Eiermaße (gem. 15 Eier): L. Max. 24 Min. 22 D. 22,7 mm Br. „ 17,5 „ 17 „ 17,2 „ Corvidae, 189. Corvus corax corax L. Die größeren, wenig begangenen Wälder der Mark beher- bergen noch einzelne, einsam lebende Paare des Kolkraben. Nirgends ist er häufig. Seine Individuenmenge nimmt von Jahr Faunistischer Teil. 331 ZU Jahr ab. Im Gebiet des Flämings ist er völlig ausgestorben (Reichhelm). Aus dem Landsberger Kreise schreibt mir Fleisch- FKEssEE, daß er den Kolkraben seit 15 Jahren in seinem Gebiete nicht mehr angetroffen habe. Zwei Momente sind es, wie Eüdiger mit vollem Recht aus- führt, die das Verschwinden dieses stolzen Corviden herbeigeführt bzw. das Selten werden stark beeinflußt haben: dasGiftbrockenlegen für Füchse einerseits und zum andern das Einlegen von Kulissen- hieben im Kiefernaltholz, welche die Forstwirtschaft gegen die Engerlingsgefahr einführte. Durch letztere wurden alte wenig begangene einsame und ruhige Waldteile dem menschlichen Verkehr, der der Lebensart des Kolkraben nie entsprochen hat, erschlossen. In der Literatur finden sich sehr viele Angaben über das frühere Vorkommen in der Provinz, Angaben, die heute keine Gültigkeit mehr besitzen. Sie zu wiederholen ist überflüssig. Die beste Kenntnis des noch heutigen Brutvorkommens des Kolk- raben im Gebiet der Mittelmark besaß wohl Hocke: Aber das ihn allein leitende geschäftliche Interesse der Nutzung der aus- genommenen Gelege ließ ihn peinlich in seinen vielen Veröffent- lichungen vermeiden, Angaben zu machen, die ein Bild des Vor- kommens und der Verbreitung dieser Art in der Mark ermöglichen. Oft schon zeitig im März — RtJDiGEE fand bei heftigem Schneegestöber am 13. März bereits ein Gelege mit 7 Eiern — und im April (verzeichnet bis 29. genannten Monats) brütet der Kolkrabe in der Provinz. Am 10. März 1872 traf Bau im Grunewald bereits brütende Raben. Im Winter findet man hin und wieder umherstreifende Raben anderer Gegenden in den einzelnen Revieren. Rüdiger teilt mir nach seinen Erfahrungen mit, daß der Rabe gern Wildaufbrüche annimmt. Der vorgenannte märkische Forstmann (Z. f. 0. u. 0. H., Jan. 1912, 14) verzeichnet ein relativ starkes Gelege von 7 Eiern aus dem Bezirk Löcknitz, Oberförsterei Gramzow, Uckermark: L. 53 50,9 50 48,9 46,6 D. 49,80 mm Br. 33,5 34,6 33,5 33,5 33,2 „ 33,90 „ Eiermaße (gem. 16 Eier): L. Max. 53 Min. 47 D. 49,1 mm Br. „ 34,5 „ 31,5 „ 32,9 „ 190. Corvus cornix cormx L. Fast in dem ganzen Gebiet der Provinz ist die Nebelkrähe ein überall häufig vorkommender Brutvogel. Im westlichen Teile geht sie bis an die Elbe heran, überschreitet sie aber nur wenig. Im Winter verlassen viele Individuen ihre Brutreviere und werden dort durch nordische Ankömmlinge, die im Lande verbleiben bzw. durchziehen, ersetzt. Schon um die Mitte des März findet man die Nebelkrähe beim Nestbau. Die eigentliche Brutzeit fällt in den April und Mai. 332 Faunistischer Teil. Eiermaße (g-em. 34 Eier): L. Max. 45,5 Min. 37,5 D. 41,79 mm Br. „ 30,5 „ 26,5 „ 29,04 „ Laübmann (Zoolog. Jahrbücher, Bd. 39, Heft 1, 1915, 59) liat darauf hingewiesen, daß den kontinentalen Nebelkrähen eine leichte Trübung- des grauen Gefieders durch einen hellbräunlichen Schein innewohnt, die immer deutlicher auftritt, je weiter südlich die einzelnen Exemplare in Deutschland erlegt werden. Dagegen fehlt dieselbe nördlicheren Stücken, z. B. von den Färöern, voll- ständig. F. VON LucANüs teilte mir mit, daß die großen Mengen der aus dem Nordosten kommenden Nebelkrähen, die er in Rossitten während der Zugzeit zu sehen und zu untersuchen Gelegenheit hatte, stets einen leichten bräunlichen Ton des grauen Gefieders aufweisen. Leider besitzt das Berliner Museum keine schwe- dischen Stücke, um die von Laubmann angeregte Frage weiter- zuführen. Bei einem eingehenden Vergleich nordischer mit kon- tinentalen Individuen könnte sich eventuell herausstellen, worauf Laubmann hinweist, „daß die nordischen Vögel, also die Stücke aus Schweden, vielleicht auch Eußland und Polen und von den nordischen Inseln unter dem alten LiNNE'schen Namen zusammen- gefaßt werden müßten, was eine Neubenennung der mittel- europäischen Form, also des deutschen Vogels, zur Folge hätte, für die dann der BßEHM'sche Name suhcornix in Anwendung kommen würde." Beehm (Handb. d. Naturg. aller Vögel Deutsch- lands, 1831, 168) beschreibt die LiNNE'sche Form Corvus cornix cornix mit hellaschgrauem, seine Form suhcornix mit hell- grauem Rücken, ohne des auffallend bräunlichen Anfluges, der ungemein in die Augen fällt, zu erwähnen. Die letztere be- wohnt und brütet: „im nordöstlichen Deutschland, namentlich in der Nähe von Ahlsdorf." Haeteet zieht C. suhcornix Beehm als Synonym zu C. cornix L. In einer späteren Arbeit über die geographische Variation des Formenkreises Corvus cornix (Verhandl. d. Ornith. Ges. in Bayern, 1918, 217) hat übrigens Laubmann den BEEHM'schen C. suhcornix gleichfalls als Synonym zu C. cornix cornix L. ge- zogen. Dagegen hält Genglee in einer neueren Veröffentlichung (J. f. 0., 1919, 220) C. cornix suhcornix Beehm neben der LiNNE'schen Form aufrecht und geht auf die differierenden Charaktere derselben näher ein. 191. Corvus corone corone L. Die Rabenkrähe kommt als Brutvogel fast ausschließlich im Westen der Provinz vor; östlich der Elbe, im inneren Gebiet der Mark, wird sie anscheinend nur beim Herumstreifen vereinzelt im Spätherbst und sehr selten im Winter angetroffen. Im Osten scheint sie ganz zu fehlen. Oberlehrer Schneidee teilte mir mit, daß er die Art bei Wittstock in der Priegnitz, also in ziemlicher Entfernuug Faunistischer Teil. 333 von der Elbe, die bekanntlich die Grenze der Verbreitung zwischen Corviis coroyie corone und C. cornix cornix bildet, nur einige wenige Male als Brutvogel festgestellt habe. Sie nistete dort auf 20—30' hohen Eichen. Waltee verdanke ich die folgenden Angaben über das Vorkommen der Art in der Provinz: „In den meisten Teilen der Mark ist Corvus corone sehr selten oder fehlt als Brutvogel vollständig. Bei Wusterhausen a. d. Dosse habe ich im Jahre 1875 vier Junge angetroffen, die von den Alten gefüttert w^urden. Einige Meilen westlich von Wuster- hausen, bei Wilsnack [also näher der Elbe], ist die Rabenkrähe schon häufiger; man sieht dort ebenso viele C. corone wie cornix. Wendet man sich von Wilsnack südlich der Elbe zu, so bemerkt man corone zunehmend an Zahl und cornix abnehmend; am Eibufer des Potsdamer Regierungsbezirkes kommt sie dann häufig als Brutvogel vor. Die Nester fand ich meist auf Eichen." Bei Plänitz, in der Umgebung von Neustadt a. d. Dosse, lebt die Rabenkrähe nach Martins regelmäßig, aber nur in einzelnen Paaren als Brutvogel, während die Nebelkrähe daselbst sehr häufig brütet. Während einer Exkursion vom 29. bis 31. Juli 1887, welche von dem Kgl. Museum für Völkerkunde zur Auf- deckung von prähistorischen Hügelgräbern nach der Priegnitz unternommen wurde, fand ich die gewünschte Gelegenheit, die Raben- wie die Nebelkrähe an der Grenze ihrer Verbreitungs- gebiete eingehend zu beobachten. Der kleine Ort Glöwen, der Ausgangspunkt der Exkursion, liegt in der Luftlinie ca. 7\'2 km von der Elbe entfernt. In der Nähe dieser Ortschaft kam sonder- barerweise ausschließlich Corvus cornix vor, w^ährend C. corojie erst auftrat und dann häufiger wurde, je mehr wir uns nach Osten bzw. Nordosten bewegten, d. h. also von der Elbe, der Verbreitungsgrenze, entfernten. Bei Cramzow, wo die Aus- grabungen stattfanden, ca. 18 km von der Elbe entfernt, zeigte sich nur noch Corvus cornix. Ich hatte vermutet, die größte Individuenmenge von C. corone zunächst der Elbe, also in der Nähe von Glöwen, anzutreffen. Dem war aber nicht so. Ostwärts von Glöwen, wo C. corone in größter Anzahl be- obachtet wurde, waren C. corone und cornix meist gepaart. Nur wenige reine Paare wurden beobachtet, und diese gehörten fast durchgängig der Rabenkrähe an. Ich entsinne mich nicht, hier ein einziges gepaartes Paar von C. cornix gesehen zu haben. Der 31. Juli war ein außerordentlich heißer Tag, und wenn auch keine direkten Anzeichen hierfür vorhanden waren, so ließ sich doch zur Nacht ein Gewitter erwarten. Bei der Rückfahrt von Cramzow nach Glöwen fiel mir auf, daß in der ganzen Gegend keine einzige Krähe mehr zu sehen war. Durch einen mir wohl- bekannten Lärm aufmerksam gemacht, suchte ich einen kleinen Kiefernbestand ab und fand hier am hellen Tage, es war gegen 6 Uhr, die Krähen bereits auf ihren Schlafplätzen, die sie sonst erst in dieser Jahreszeit bei einbrechender Dunkelheit aufzusuchen 334 Faiinistischer Teil. pflegen. Gegen 9 Uhr abends hatten wir ein außerordentlich schweres und lange andauerndes Gewitter. Wir fuhren bei der Eückfahrt an vier brennenden Dörfern vorüber. Da ich eine gleiche Beobachtung schon einmal in der Nähe von Berlin, in der kleinen Schönholzer Heide (0. C, 1877, 67) gemacht hatte, möchte ich annehmen, daß die Vögel in jenem wie in diesem Falle das kommende Unwetter bereits fühlten, als wir Menschen noch keine direkten Anzeichen hiervon verspürten und, ganz gegen ihre sonstigen Gewohnheiten, viele Stunden früher ihre Schlafplätze aufsuchten. Abgetrennt von dem Eibbrutgebiet fand ich die Raben- krähe zur Nistzeit mehrere Male im Süden der Mark, im Gebiet des Spreewaldes. Auch Böhm (0. C, 1878, 106) bestätigt dies Vorkommen. In dem a. a. 0. gegebenen Verzeichnis der im An- fang des Juni im Spreewald beobachteten Vögel führt er neben Corvus cornix auch C. corone an mit der Bemerkung: sicher beobachtet. Aus der Uckermark liegt eine Mitteilung zue Linde's aus dem Jahre 1878 vor, nach welcher er ein Stück in seinem Revier beobachtete, welches anscheinend mit C. cornix gepaart war. Auch Bolle erwähnt eines gepaarten Paares beider Arten aus der Gegend von Rauschendorf (Gransee). Schließlich liegt mir noch eine interessante Beobachtung von Decker bezüglich des Vorkommens der Rabenkrähe aus Griesel in der südlichen Neumark vor. Der Genannte schreibt mir, daß er im Herbst 1915 in genannter Gegend ein Paar von Corvus corone beob- achtet habe, welches sich in Gesellschaft von C. cornix herumtrieb. „Eine Verwechslung mit C. frugilegus ist absolut ausgeschlossen." In dem Grenzgebiet der Elbe werden häufig Bastarde zwischen den beiden Formen der hier behandelten Krähen gefunden. Auch weiter östlich scheinen sie vereinzelt noch aufzutreten. Baron Getr beobachtete einen solchen Barstard im September 1910 bei Zechlinerhütte in der Ostprieguitz. Ob sie im Innern der Mark, d. h. im zentralen Teil derselben, häufiger vorkommen, weiß ich nicht. Ich habe dort nie Bastarde gesehen. Jedenfalls scheint es für diese Form ausgeschlossen, daß sie größere Gebiete „artlich" ausfüllt, wie dies Reichenow für Spechtmeisenbastarde im Osten annimmt. In der westlichen Mark, für welche die Art fast ausschließlich in Frage kommt, brütet die Rabenkrähe vom Anfang des April bis Ende Mai. Eiermaße (gem. 6 Eier): L. Max. 39,5 Min. 32 D. 35,8 mm Br. „ 29 „ 24,5 „ 26,8 „ (ßerl. Museum). 192, Corvus frugilegus frugilegus L. Die Saatkrähe ist als Brutvogel häufig im ganzen Gebiet der Mark, sehr häufig in vielen Gegenden derselben. Nach Ein- Eaunistischer Teil. 335 greifen des Menschen, der sich oft dieser Vögel erwehren muß, ist das Vorkommen in einzehien Örtlichkeiten Schwankungen unterworfen. Wiederholt verschwindet sie aus einem Gebiet, um sich dann in einem anderen, benachbarten anzusiedeln und daselbst befindliche schwach bevölkerte, im Anbau begriffene Kolonien langsam und sicher zu vergrößern. Ob frühere Mit- teilungen, daß die Art in dem nördlichen Teile der Priegnitz, in der Mittelmark und Neumark zahlreicher vorkäme als in anderen Gebieten, noch Geltung haben, wäre nachzuprüfen. Ich möchte hier einzelne Kolonien in den verschiedenen Kreisen der Provinz aufführen, ohne eine Vollzähligkeit anzustreben, dabei aber darauf hinweisen, daß das Einzelbrüten von uns nie beob- achtet worden ist und jedenfalls sehr selten eintritt. Ich unter- lasse es, in der nachfolgenden Aufstellung die Zahl der Horste, die ja aus begreiflichen Gründen sich fortwährend ändert und schwankt, aufzuführen. Ich glaube aber, daß die Zahl der Nester in der Provinz, die Eckstein auf 13—14000 schätzt, von dem Genannten zu niedrig angenommen worden ist, um so mehr, als in dessen Aufstellung einzelne größere Kolonien nicht aufge- führt werden. Westlich der Oder: Kr. Prenzlau (Malchow bei Dauer, Nechlin); Kr. Anger- münde (Neuenhagen bei Oderberg); Kr. Templin (Ribbeck, Boitzen- burg, Banzendorf; Kr. Oberbarnim (Freienwalde, Alt-Ranft); Kr. Niederbarnim (Picheiswerder, nicht Picheisberg, wie Eckstein schreibt, Tegel, Neuendorf bei Oranienburg, Liebenwalde); Kr. Teltow (Stahnsdorf); Kr. Jüterbog-Luckenwalde (Wiegersdorf bei Dahme, Hornow, Zinna); Kr. Zauch-Belzig (Wiesenburg); Kr. West- havelland (Stechow, Ferchesar); Kr. Osthavelland (Karzow bei Fahrland); Kr. Brandenburg (Brandenburg); Kr. Ruppin (Neu- stadt a. d. Bosse, Banzendorf bei Liudow, Dabergotz); Kr. West- priegnitz (Havelberg, Reetz); Kr. Lebus (Neuhardenberg, Falken- hagen); Kr. Luckau (Görlsdorf); Kr. Kalau (Kalau, Lübbenau); Kr. Kottbus (Fährten bei Peitz); Kr. Sorau (Sorau, Pfoerten). Östlich der Oder: Kr. Königsberg i. d, Neumark (Fürstenfelde, Küstrin); Kr. Soldin (Rehuitz, Woltersdorf, Lippehne); Kr. Friedeberg (Lich- tenow); Kr. Landsberg (Vietz, Altensorge); Kr. Weststernberg (Drossen); Kr. Oststernberg (Limmritz); Stadt Frankfurt a. d. Oder (mitten in der Stadt in einer kleinen Parkanlage); Kr. Angermünde (Oderberg). Am 2. Mai 19 IG beobachtete ich im Golmer Luch, in Ge- meinschaft mit Nebelkrähen nach Nahrung suchend, eine große Anzahl von Saatkrähen, die sicherlich einer in der Nähe befind- lichen, mir unbekannten Kolonie angehörten. Bau und ich hatten früher die irrige Ansicht ausgesprochen, daß die Saatkrähe Zug- nicht Standvogel sei, und daß nur 33 G Faunistischer Teil. vereinzelte Individuen im Winter beobachtet würden. Dies ist nicht der Fall. Die Saatkrähe bleibt im AMnter im Gebiet nnd erscheint überall in großen Scharen. Oft vermehrt durch nordische Zuzügler. Jablonski betont, daß er sie z. B. zwischen Reppen und Küstrin häufiger als Corvus cornix angetroffen habe. Die das Gebiet verlassenden Individuen mischen sich beim Zuge oft mit Dohlen. Will beobachtete beide Arten im zweiten Drittel des Oktober bei Steinbusch in ungeheuren Mengen. In der Kolonie Grunewald bei Berlin erscheinen die Saatkrähen all winterlich in großen Scharen — auch in sehr strengen Wintern fehlen sie nicht — und zerstören die Pflanzungen derart, daß die Gemeinde sich veranlaßt gesehen hat, eine Prämie von 10 Pfennig für je ein Paar abgelieferter Krähenfüße zu zahlen (Brandenburgia, .904/05, 262). Wiederholt ist von mir die Beobachtung gemacht worden, daß noch zu einer Zeit, in welcher die Saatkrähen bereits ihre Kolonien bezogen haben und oft schon Eier bzw. Junge im Nest sind — zwischen 8. und 10. April sind die Gelege vollzählig, oft schon stark bebrütet — , sich größere Scharen dieser Vögel — es wurden solche bis zu 42 Individuen beobachtet — vaga- bundierend auf den Feldern herumtreiben. So fand ich sie um Berlin z. ß. — in anderen Gebieten wird das gleiche der Fall sein — im Jahre 1915 noch am 2. April bei Dahlem, am 5. April bei Rangsdorf, Klein-Kienitz und Groß-Machnow, am 11. April bei Falkenhagen und am IG. April längs der Ränder des Grune- waldes bei Schmargendorf. Die letztgenannten Orte sind von der nächstgelegensten Brutkolonie auf dem Picheis werder relativ weit entfernt. Es handelt sich nun um die Fragen: sind die zur Brutzeit herumziehenden Scharen alte Männchen, die sich nicht gepaart haben; oder sind es Männchen und Weibchen, die nicht zur Brut geschritten sind; oder schließlich sind es Indi- viduen brütender Vögel, die sehr weit von den Nistkolonien der Nahrungssuche nachgehen. Das letztere möchte ich nach den an den Kolonien selbst gemachten Beobachtungen nicht annehmen. Nach Beendigung der ersten Brutperiode werden die Scharen geringer, um dann, gegen Anfang des Mai, ganz zu verschwinden. Hoffmann hat ähnliche Beobachtungen gemacht, ist aber geneigt, das lange Verweilen in der Nähe der Ortschaften bzw. größeren Städte auf den Einfluß längerer Winterdauer, wie wir sie in den letzten Jahren hatten, zurückzuführen (0. MS., 1917, 254). AVie ich bereits oben bemerkte, werden unsere Standvögel durch größere Scharen nordischer Zuzügler stark vermehrt. Der Saatkrähenzug setzt oft schon in den ersten Tagen des No- vember ein. Eckstein (in litt.) beobachtete ihn alljährlich aus- nehmend stark in der Gegend von Eberswalde. In dem nahe- liegenden Angermünde wurden ziehende Saatkrähen nie gefunden. Eberswalde liegt südlich des Eiszeitgletschers im Tale des alten Urstromes, dessen Lauf die ziehenden Krähen noch heute folgen. Faunistischer Teil. 337 Auf Grund der Untersuchung märkischer Exemplare — 544 halbflügg-e Saatkrähen aus der Freienwalder Kolonie — kommt Eckstein hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung der Saatkrähe in bezug auf Nutzen durch Insektennahrung und Schaden an Getreide und Kartoffeln zu dem Ergebnis, daß diese Krähen Körner- und Tiernahrung etwa zu gleichen Teilen ver- zeliren. Diese für ein Gebiet gewonnenen Erfahrungen dürften für die ganze Provinz zu verallgemeinern sein. Nur ausnahmsweise schreitet die Saatkrähe bereits im März zur Brut. Daß es geschieht, was von Waltee angezweifelt wird, geht daraus hervor, daß Hocke bereits am 4, April 1898 junge, den Eiern vor einem Tage entfallene Vögel auffand. Die Hauptbrutperiode dauert vom Anfang bis 25. April. Nach- gelege kommen bis Mitte Mai und Anfang Juni vor. Eiermaße (gem. 41 Eier): L. Max. 41 Min. 35 D. 38,1 mm Br. „ 29 „ 25,5 „ 27,1 „ 193. Coloeus monedula spermologus (Vleill.). Fast im ganzen Gebiet der Mark ist die Dohle häufiger Stand- bzw. Strichvogel. In den Ortschaften und Städten nistet sie auf Türmen, Kirchen, Toren, Mauern und hohen und niederen Gebäuden, in den großen Parks und Waldungen in hohlen Bäumen, vornehmlich gern in starken Eichen. In den kleinen märkischen Industriestädten legt sie ihr Nest, mehrere Paare oft dicht bei- einander, gern in den Galerien und Rüstlöchern hoher, nicht mehr im Betriebe befindlicher Schornsteine von Fabriken und Ziegeleien an. Nach der Brutzeit halten sich die Dohlen während des Tages in Scharen hier auf, um dann zum Abend in den Wäldern die Schlafplätze aufzusuchen. Bei Eberswalde fand Altum die Dohle nur als Durchzugsvogel. Waltee teilte mir mit, daß auch er sie bei genannter Stadt nicht gefunden habe, wie sie auch weiter östlich fehle. Niemand kennt sie bei Joacbims- thal, bei Reiersdorf und Ringenwalde. Sie kommt dort nur im Herbst vereinzelt in den Krähenzügen vor. Ob dies jetzt noch der Fall ist, wissen wir nicht. Jedenfalls brütet die Dohle augenblicklich in ungefähr 25 Kilometer Entfernung von den genannten Orten in Zehdenick und Templin. Wieweit sie in diesen Gegenden wie in den östlichen Teilen der Provinz nur Zugvogel ist, bleibt festzustellen. Will gibt für Steinbusch die folgenden Ankunftsnotizen: 1907: 24. Februar. 1908: 23. Februar. 1909: 5. März, für die ersten Dohlen der späteste Tag. Das Jahr war kalt mit vielem Schnee. 1910: 19. Februar. 22 338 Faunistischer Teil. Die Brutzeit der märkisclieii Dolilen beginnt mit der ersten Hälfte des April und dauert bis Ende Mai. Gern nehmen sie alte unbewohnte Schwarzspechthöhlen zur Brutstätte. Nicht selten findet man sie in Kolonien brütend. Rüdiger nennt mir als zwei besonders erwähnenswerte eine größere in alten Rot- buchen im Schloßpark zu Arendsee bei Schönermark, Kr. Prenzlau, und eine kleinere im Malzower Revier der Oberförsterei Gramzow. In den starken Eichen des Berliner Tiergartens brüteten die Dohlen in früheren Jahren gleichfalls in ansehnlichen Kolonien. Doch ist die Individuenmenge hier stark zurückgegangen. Eiermaße (gem. 23 Eier): L. Max. 38 Min. 33 D. 34,9 mm Br. „ 25,5 „ 23 „ 24,6 „ Kleinschmidt (Falco, 1916, Ki) schreibt, daß Lycos collaris Drum, im Winter in der Provinz Sachsen auf allen Feldern gemein sei. Zu verwundern wäre dies nicht, wenn man die Richtung der Züge der Nebelkrähen, die meist Dohlen mit sich führen, vom Norden Finnlands, über Estland, Livland, Kurland, Ostpreußen, Pommern, die Mark usw. betrachtet (vgl. J. f. 0., 1909, Taf. 7). Dazu muß aber, wie dies Hartert tut, ange- nommen werden, das Lycos collaris bereits im westlichen Rußland L. spermologus ersetzt. Indessen haben die Sammlungen aus Bialowies, die Reichenow beschrieb (0. MB., 1910, 131), nur das Vorkommen von Lycos spermologus in den genannten Ge- bieten nachgewiesen. Die Exemplare der Dohlen, die ich aus der Mark kenne, mit hellerer Nackenfärbung — ein d vom 24. Dezember 1890 aus Zion zeigt z. B. eine solche — und hellerem Halsseitenstreif, müssen durchaus noch zu L. spermologus gezogen werden. Das, was als typische Lycos monedula collaris Drum. anzusprechen ist, habe ich unter Wintervögeln bei uns nie ge- funden. Dabei muß aber zugegeben werden, daß die Beurteilung der helleren Nacken- und Halsseitenfärbung völlig subjektivem Empfinden iiberlassen erscheint. Reichenow nimmt an — und nach seiner Überzeugung ist das in der Mark sicher der Fall — , daß ein weißer Halsstreif bei der mitteldeutschen Form spermo- logus im vorgeschrittenen Alter stets auftritt. Ich habe keine persönlichen Erfahrungen. Sehr interessante Mitteilungen hier- über finden sich bei Gengler (0. J., 1916, 66). In seinen Herbst- und Winterbeobachtungen in Russisch-Polen sagt er: „Die große Menge der von mir beobachteten Dohlen gehört zu spermologus, was ich zu meiner großen Enttäuschung feststellen mußte." Er führt dann weiter aus, daß der Bug für beide Formen die Grenze der Verbreitung zu bilden scheine. In nächsterNähe des ge- nannten Flusses, westlich wie östlich, kommen Übergänge vor. Wir hätten hier also dieselbe Erscheinung wie im Vorkommen von Corvus cornix cornix und C. corone corone, bei denen die Elbe im nördlichen Deutschland und auch für die Mark die Grenze der Verbreitung bildet. Faunistischer Teil. 339 194. Pica jnca pica (L.). Häufig- in den meisten Gebieten der Mark. In den siebziger Jahren des vergang-enen Jahrhunderts konnte man in vielen Gegenden ein Zunehmen der Elster feststellen. In der Umgebung- des kleinen Dorfes Schönholz, Kr. Niederbarnim, fanden -wir z. B. 1865 ein, 1868 bereits drei, 1869 vier, 1871 fünf und 1872 sieben Brutpaare. Ein ähnliches Zunehmen beobachteten wir bei Groß- beeren, im Gebiet des südlichen Teltow. Für einzelne der nörd- lichen Gebietsteile bezeichnet Rüdigek die Elster als seltener werdend. Die Umgebung von Eichhorst und Hubertusstock hatte in den Jahren 1888 — 1911 wohl 5 bis 7 Brutpaare. Nie wurde eigentlich eins von diesen gestört und doch wurden es von Jahr zu Jahr weniger. 1910 und 1911 fanden sich nur noch je ein Brutpaar. Auch Fleischfresser bezeichnet die Elster als selten für den Kreis Landsberg a. d. W. Ein Zurückgehen der Individuen- menge wii'd auch aus einzelnen Kreisen der südlichen Mark berichtet. Nur ganz ausnahmsweise schreitet die Elster in der Mark bereits Ende März zur Brut. Von Mitte April bis Ende Mai dauert die Hauptbrutzeit an. Nachgelege werden noch im Juni, wenn auch nur vereinzelt, gefunden. Eiermaße (gem. 21 Eier): L. Max. 35 Min. 32 D. 33,4 mm Br. „ 24 „ 22,5 „ 23,3 „ Durchschnittsdimensionen nach Rüdiger (gem. 68 Eier): 33,2X23,3 mm. 195. Garrulus glandarius glandarius L. Der Holzschreier ist im ganzen Gebiet der Provinz ein un- gemein häufiger Brutvogel, der kaum einem Baumbestand, sei derselbe reiner Nadelwald oder Laubwald, Park oder sandige Kiefernheide, Feldholz oder Dorfaue mit Baumanlagen, fehlt. Die Brutzeit fällt in die Zeit der zweiten Hälfte des April bis zum Juni. Eiermaße (gem. 28 Eier): L. Max. 32 Min. 27,5 D. 29,8 mm Br. „ 23 „ 20,5 „ 22,5 „ 196. Nucifraga caryocatades caryocatactes (L.). Die beiden Formen Nucifraga caryocatactes caryocatactes (L.) und N. c. macrorhynchus Brehm sind in unseren früheren Arbeiten nicht auseinandergehalten worden. Die s. Z. unter N. caryo- catactes und N. macrorhyncha gegebenen Mitteilungen beziehen sich wohl durchgängig auf die letztere Form, welche in den ver- schiedenen Jahren auf ihren Wanderzügen aus Sibirien nach 22* 340 Faunistischcr Teil. Mittel- und Süddeutscliland auch die Provinz Brandenburg regel- mäßig in mehr oder minder großer Anzahl berührt hat. In seiner Fauna marchica schreibt Schulz (2:38) über „Nucifraga caryo- catactes Bkiss.": „Bei uns war er sonst fast gar nicht oder doch nur sehr einzeln im Sommer anzutreffen; seit etwa 20 Jahren aber hat er sich zu verschiedenen Zeiten in größerer Menge auch in unserer Fauna gezeigt. Unsere Exemplare erhielten wir aus Landsberg a. d. W. und Prenzlow, jenes im Sommer 1836, dieses 1838." Nach meiner Ansicht kann sich die vorstehende Mitteilung des alten märkischen Ornithologen auf beide Formen des Nuß- hähers beziehen; die Angaben des Erscheinens in größerer Menge und periodisch auf N. c. macrorliynchus Brehm, und diejenigen über das Vorkommen im Sommer auf N. c. caryocatades (L.). Letztere Mitteilungen sind heute nicht mehr zu kontrollieren. In der Naumannia (1853, 426) schreibt Baldamus: „Nucifraga caryocatades brütet ohne Zweifel häufiger in Deutschland, als man geglaubt hat. Zwei Eier aus der Gegend von Neustadt- Eberswalde — das eine im Besitz des Herrn Forstkandidaten Schallehne — gleichen vollkommen meinem siebenbürgischen Exemplare (Naumannia, I, Heft 2, 1850, 71), und es kann über die Echtheit dieser Eier kein Zweifel mehr obwalten. Die beiden erwähnten Eier sind etwas größer als die ungarischen, immerhin aber klein im Verhältniß zum Vogel." Leider sind auch diese sehr interessanten Mitteilungen heute nicht mehr sicherzustellen. Und schließlich noch eine dritte Beobachtung, die an ein Brutvorkommen dieser Nußhäherform in der JMark denken läßt. Im Journal für Ornithologie (1878, 103) ist eine Beobachtung des verstorbenen Vorstehers des Pestalozzistiftes in Pankow, des Lehrers Eüdole Schulze, wiedergegeben worden, nach welcher in den Tagen vom 12. — 15. August 1877 vier junge Vögel den Garten seiner Anstalt besuchten. Sie kamen stets aus einem mit hohen und alten Fichten bestandenen Teile des Schönhauser Schloßgartens und kehrten auch stets dorthin zurück. Die übrigen Vögel zeigten bei ihrem jedesmaligen Erscheinen einige Furcht, die sich erst bei den letzten Malen zu legen schien. Die Tage um die Mitte des August würden für durchstreichende sibirische Nußhäher ungemein frühe und bis jetzt noch nicht konstatierte sein. Schulze war ein kenntnisreicher und zuverlässiger Be- obachter. Daß der dickschnäblige Nußhäher, der bekanntlich in Ostpreußen ständiger Brutvogel ist, auch einmal vereinzelt in den Nachbargebieten der Provinz nistend vorkommen könnte, erscheint uns nicht ausgeschlossen. Doch müßten die Fälle dieses Vorkommens sicherer festgelegt sein, als es durch die drei vor- genannten Mitteilungen geschieht. Daß N. c. caryocatades von Ostpreußen aus mit seinem sibirischen Vetter auf dessen Wanderzügen auch die Mark be- rührt, ist natürlich noch eher als sein Brutvorkommen anzunehmen. Faunistischer Teil. 341 Und doch ist erst ein Fall eines solchen Auftretens sicher nach- gewiesen worden. Der Präparator Zehfuss in Britz, Kr. Anger- münde, teilte mit, daß sich unter 27 Exemplaren von Nußhähern, die in der Umgegend von Eberswalde zwischen dem 17. Sep- tember 1911 und dem 7. November desselben Jahres gefangen und erlegt wurden, sich 2 Dickschnäbler befunden hätten (Z. f. 0., Bd. XXII, 1912, 29), eine Mitteilung, welche wahrscheinlich mit der Notiz von Rud. J. Feomholz (0. J., 1913, 99) „mein Präparator erhielt ein Exemplar von N. c. caryocatades aus der Mark Brandenburg neben Dutzenden der sibirischen Form" identisch ist. Bei sorgfältiger Prüfung der durch die Provinz ziehenden Nußhäher wird die dickschnäblige nordische Form sicher häufiger nachgewiesen werden können. 197. Nucifraga caryocatades macrorhynchus Beehm. Die Angabe Vangerow's (J. f. 0., 1855, 185) über Corvus caryocatades L. bezieht sich zweifellos auf diese Form des Nuß- bäh ers. Wenn er aber sagt, sie sei „sehr selten", so dürfte dies nicht den Verhältnissen entsprechen. Die sibirische Nuci- fraga hat sicher, solange sie ihre Wanderzüge der Nahrung wegen nach dem Westen unternommen, auch immer die Mark berührt, ohne daß diese Züge so sorgfältig, wie es in letzterer Zeit geschehen ist, registriert worden wären. Zue Linde be- zeichnet den Nußhäher schon 1880 für Gramzow als unregel- mäßigen Passanten. Dieser Mitteilung möchte ich eine Aufzählung derjenigen Stücke anschließen, welche vor 1885, bzw. zwischen 1864 und 1911 für die Mark registriert worden und für welche nach Hesse Belegstücke im Berliner Museum vorhanden sind. Für das Jahr 1864 ohne Datum: Osthavelland, Nauen (Ludwig), Für das Jahr 1868: 3. Oktober, Schöneberg (Bouche). Für das Jahr 1878: 27. September, Zion (Jablonski). Für das Jahr 1893: 10. Oktober, Ukeleisen bei Friedensdorf; 23. November, Dahlewitz, ö (Büngee). Für das Jahr 1907: 26. Oktober, Lübben, g (von Gülpen); 8. November, Rangs- dorf, 9 (Mattern). Hierzu kommen noch, ohne Belegstücke, Mitteilungen für die Jahre 1899 und 1900 aus Westhavelland und der Lausitz. Eingehendere Beobachtungen liegen aus den Wander jähren 1885/86, 1887/88 und 1911/12 vor, die nachstehend zusammen- gestellt werden sollen, um dann durch einzelne allgemeine Be- merkungen erläutert zu werden. Die beiden erstgenannten Zug- 342 Faunistischor Teil. jähre sind von uns früher bereits, Avenn auch in anderer An- ordnung mitgeteilt worden (J. f. 0., 18ii0, 28—30). Bezüglich des Jahres 1911 folgen wir den sorgfältigen Aufzeichnungen von Kurella, A. von Jordan und Tratz. Von dem ausgedehnten Wanderzuge von N. c. macrorhyncha durch Europa im Herbst 1885 und Winter 1885/86 sind für die Mark die folgenden Daten registriert worden: 23. September: Berneuchen, Neumark (D. J. Z.). 25. September: Zion, 6 (Jablonski). 28. September: Buchholz, 9 (Jablonski). Anfang Oktober: Bärwalde, Neumark (Gehrke); Königsberg, Neumark (v. Dallwitz); Storkow (Dr. Sachs); Oranienburg (Bock); Luckenwalde (Dr. Stöckenius). 3. Oktober: Buch bei Bernau (Nehring); Lindow (Wirth). 4. Oktober: Zion (Jablonski). 5. Oktober: im Teltower Kreis (v. Dallwitz); Spandau (KRtJGER-VELTHUSEN), Oggerschütz (Jablonski). 12. Oktober: Zehlendorf bei Oranienburg (Nobiling); Straus- berg (Bock); Perleberg (Rudow). 16. Oktober: Schwedt a. d. 0. (Nehring). 17. Oktober: Priegnitz (v. Dallwitz); Luckenwalde (Stöcke- nius). 28. Oktober: Sternebeck (Schmidt). 29. Oktober: Priegnitz (v. Dallwitz). 1. November: Nassenheide (Nauwerck). 2. November: Marwitz (Nobiling). 10. November: Kol. Neuehütten (Kenzler). 12, November: Joachimsthal (Frey). 18. November: Scharfenberg (Bolle). 6. Dezember: Spandau (Bock). 7. Dezember: Paaren (Bock). 17. Februar 1886: Steglitz (Nehring). Für das Zugjahr 1887/88 liegen nur wenige Beobachtungs- notizen vor: November 1887: Scharfenberg (Bolle). 23. September 1888: Berneuchen, Neumark (v. d. Borne). Ende September: Mark (Lemm). 14. Oktober: Biesenthal (Wernick). 20. Oktober: Friedrichshain bei Berlin (Hartwig). Oktober 1888: Scharfenberg (Bolle). Winter 1887/88: Schloßgarten zu Relikan bei Branden- burg a. d. H. Bezüglich letzteren Vorkommens schrieb uns KRtroER-VELT- husen: „Zum letztenmal sah ich einen der beobachteten Tannen- häher am Morgen des 3. Mai, als ich von der Birkhahnbalz zurückkehrte. Der Förster will den Vogel nochmals um die Mitte des Mai, von kleinen Vögeln verfolgt, gesehen haben. Des Abends flog der Vogel regelmäßig nach Angabe des Försters Faunistischer Teil. 343 nach dem etwa 2 km entfernten Neustädtischen Forst. Auf meine Bitte wurde der Vogel nicht geschossen," Aus dem Jahre 1896 liegen nur wenige Beobachtungen vor, so vom 18. Oktober bei Fürstenwerder bei Prezlau (Neheing) und vom 3. November bei Rathsdorf bei Wriezen (Geimm); desgleichen wenige aus dem Jahre 1899: so aus Klein-Mantel in der Neumark vom 17. Oktober, von Neuthymen, Potsdam, vom 1.6. Oktober und aus der Gegend von Cliorin bei Eberswalde und bei Oderberg vom 19. Oktober, alles Beobachtungen aus relativ weit von- einander liegenden Gebieten, die den Schluß zulassen, daß der Tannenhäher im Jahre 1899 auch in anderen Gebieten der Mark vorgekommen, aber nicht registriert worden ist. Die zahlreichsten Beobachtungsnotizeu besitzen wir aus dem Jahre 1911: 12. September: Zielenzig (v. Boltensteen). 15. September: Menz (v. Plettenbeeg). 17. September: Eberswalde (Rüdigee) ; Menz (v. Plettenbeeg). 18. September: Eberswalde (Rüdigee). 20. September (bis 7. November): Eberswalde (Rüdigee). 22. September: Lübbenau (Schulz). 24. September: Groß-Buckow (Rüdigee); Kuhhorst (Hesse). 25. September: Bernau (Schmidt); Altruppin (Mancke); Dolzig (Kellee). 26. SeptemlDer: Altruppin (Mancke). 27. September: Dolzig (Kellee); Rangsdorf (Matteen). 29. September: Frankfurt a. d. 0. (Buemeistee). Ende September: Herzsprung (Bletteemann) ; Neumanns- walde (Müllee); Penzlin (Hausmann); Neustadt a. d. Dosse (Schulz); Hochzeit -Woldenburg (Rüdigee); Grapow (Rüdigee). Anfang Oktober: Grüna (Neunzig); Penzlin (Hausmann). I. Oktober: Mückenburg (Thomas). 3. Oktober: Hochzeit (Rüdigee). 6. Oktober: Lübbenau (Schulz); Friesack (Jansen); Hirsch- felde (Schlossee). 8. Oktober: Bernau (Schmidt); Grumsin (Hauchecoenb). 9. Oktober: Hochzeit (Rüdigee); Rangsdorf (Matteen). 10. Oktober: Mückenburg (Thomas). II. Oktober: Chorin (Wintee); Köpenick (Puhlmann). 14. Oktober: Frankfurt a. d. 0. (Ziezow). 15. Oktober bis 20. Oktober: Schnakenburg (v. Wilamowitz), Ende Oktober: Gadow (v. Wilamowitz); Eberswalde (Feomholz). 3. November: Grabkow (Ketzlee). 10. November: Strausberg (Ketzlee). Im Jahre 1917 wurden Anfang Oktober Tannenhäher dieser Form auch in der Mark beobachtet. Wenn die aus den drei Wanderjahren vorliegenden und in vorstehendem wiedergegebenen Notizen auch viel zu dürftig 344 F'aunistischer Teil. und niclit eiiiheitlicli gesammelt sind, um ein Bild des Durch- streichens bzw. des Aufenthalts des sibirischen Nußhähers in der Mark zu geben, so lassen sich aus dem Matei'ial doch die folgenden Anhaltspunkte für sein Erscheinen in der Provinz gewinnen. Dabei darf nicht übersehen werden, daß aus dem Westen und Süden des Gebietes fast gar keine Beobachtungs- notizen vorliegen. Zuverlässige Gesichtspunkte für die Beur- teilung der Anzahl der Exemplare fehlen ganz. Desgleichen lassen sich keine Schlüsse über die Schnelligkeit des Durch- streichens ziehen. Im Jahre 1885 begann der Zug im Anfang Oktober und währte, wenn auch in den letzten Monaten immer nur vereinzelte Exemplare zur Beobachtung kamen, bis zur Mitte des Februar. Der Hauptzug war im Oktober. Die ersten Be- obachtungen lagen, wie dies ja auch nach der ganzen Erscheinung des Zuges erklärlich, aus dem Osten vor. Dann erschien die Mittelmark, dann wieder ein Zurückgehen nach dem Osten, und schließlich kamen Daten aus dem Nordwesten und gegen Ende der Beobachtungsperiode wieder solche aus der Mittelmark. Im Jahre 1911 begann der Zug bereits Mitte September. Da die ersten Angaben aus der Mittelmark vorliegen, der Zug aber naturgemäß im Nordosten begonnen hat, so dürfen wir den Beginn dieser Wanderung durch die Provinz noch vor dem 12. September ansetzen. Die letzten Daten werden um die Mitte des November gemeldet, aber immer nur ganz vereinzelte und nur über wenige Exemplare, Pyrrhocorax graculus (L.). Von Herrn Oberlehrer Schneidee in Wittstock erhielten wir 1875 die briefliche Mitteilung, daß im Winter 1874 in der Nähe vorgenannter Stadt an einer warmen, offenen Quelle, an einem mit Erlen bestandenen Bergabhang gelegen, ein Exemplar von PyrrJiocorax alpinus durch einen Vogelsteller gefangen worden sei. Es konnte nicht festgestellt werden, ob wirklich noch mehrere Exemplare dort vorhanden gewesen waren, wie der Fänger behauptete. Das gefangene Individuum war halb verhungert und starb nach kurzer Zeit. Schneider hatte wahr- scheinlich mit der Annahme recht, daß es sich um ein aus der Gefangenschaft entflohenes Exemplar gehandelt habe, wenngleich diese Art nur ganz ausnahmsweise gehalten werden dürfte. Oi^iolidae, 198. Oriolus oriolus oriolus (L.). Überall als Brutvogel häufig, auch im Osten. Die Be- merkung Gloger's, daß man den Pirol niemals nistend, sondern bloß von ungefähr in reinem Nadelwalde fände, kann für die Mark nicht gelten. Er bewohnt in unserem Gebiet sowohl Nadel- Faunistischer Teil. 345 wie Laubwald. In der Umg-ebung' von Berlin fanden wir den Pirol in allen größeren wie kleineren Kiefernheiden brütend. Bei Biesen thal und bei Buckow hatten sich die Pirole sogar mitten in größeren Laubbeständen einzelne eingesprengte Kiefern als Brutbäume ausersehen, eine Beobachtung, welche wir in letzt- genannter Gegend mehrere Jahre hindurch wiederholen konnten. Auch brütet er in Kiefernwäldern nicht in den Randlaubbäumen, die oft die Wege einfassen, sondern direkt im dichtesten Nadel- holzwald, vielfach auf sehr hohen und starken Stämmen. Mehrfach ist der Pirol auf alten Friedhöfen, sogar auf solchen in der Stadt Berlin, als Brutvogel beobachtet worden und hier zumeist in Koniferen. Gewöhnlich trifft Oriolus o. oriolus in der Mark in der letzten Woche des April bzw. Anfang Mai ein und verläßt unser Gebiet im August. Noch vom LS. Mai meldet Thiele für Köpenick im Jahre 1880 eine Ankunft. Ende Mai und Juni werden volle Gelege gefunden. Walter beobachtete noch am 18. Juli eben ausgeflogene Junge. Eiermaße (gem. 15 Eier): L. Max. 31,5 Min. 28 D. 29,9 mm Br. „ 22 „ 21 „ 21,1 „ Bau fand in der Hasenheide bei Berlin (Kiefernbestand) frische Pirolgelege: am 30. Mai 1869, 30. Mai 1871, 2. Juni 1871, 27. Mai 1873. Am 10. Juni 1870 fand er ein stark be- brütetes Gelege, das mithin Ende Mai gezeitigt war. Sturnidae. 199. Sturnus vulgaris vulgaris (L.). Überall häufiger Brutvogel, der von Jahr zu Jahr an Indi- viduenmenge zunimmt. Die aus dem Süden kommenden Stare treffen zwischen Fe- bruar und März bei uns ein. Für eine Reihe von Beobachtungs- jahren ergab sich der 14. Februar als mittlerer Ankunftstag. Heleer verzeichnet den frühen Ankunftstag des 6. Februar für 1914. Zwischen Oktober und November, je nach der Witterung, ver- schwinden sie wieder. Will danke ich die nachstehenden An- kunftsangaben für Steiubusch: 1910 17. Februar, 1911 23. Fe- bruar, 1912 17. Februar, 1913 9. Februar, 1914 15. Februar. Die hier überwinternden Stare sieht man bald vereinzelt, meist in mehreren Individuen, oft aber auch in Scharen von 30 und mehr Exemplaren. Am 7. Januar 1901 saßen in dem Gipfel einer alten Schwarzpappel in der Hasenheide bei Berlin eine Anzahl Stare, die wir auf mindestens zweihundert Individuen schätzten. Die Brutzeit beginnt gewöhnlich mit der Mitte des April und dauert bis in den Juli hinein. Von der Ansicht, daß der Star zwei Brüten mache, wogegen sich bereits Walter sehr energisch ausgesprochen, ist man jetzt wohl allgemein zurück- 346 Kaunistischer Teil. gekommen. Das, was man früher als zweite Brut betrachtete, dürfte nichts anderes sein als die erste Brut derjenigen Paare, die in starreichen Gegenden mit beschränkten Nistgelegenheiten abwarten mußten, bis eine Brutstätte frei wurde. Zuweilen brütet unser Star relativ niedrig, v. Lucanus und ich fanden am 27. Mai 191(5 in einem alten Spechtloch in einer Erle, kaum andei-thalb Meter vom Boden, im ßogenluch bei Borgsdorf, junge Vögel. Die großen Scharen von Staren, die man meist nach der Brutzeit zu sehen Gelegenheit hat, bestehen wahrscheinlich aus- schließlich aus jungen Vögeln. Ehmke glaubte diese au der Be- schaffenheit der Fußschuppen erkennen zu können. Wie in unserer Provinz, so hat auch in den angrenzenden Gebieten der Norddeutschen Tiefebene das gemeinsame Über- wintern größerer Starenmengen früher nicht stattgefunden und ist erst seit ca. 20 Jahren beobachtet worden. Eiermaße (gem. 20 Eier): L. Max. 30 Min. 26 D. 27,6 mm Br. „21 „ 18,5 „ 20 200, Pastor roseus (lt.). Feiedeich Freiherrn v. Deoste-Hülshoee danken wii* die interessante Mitteilung (Nitzsche, Illustrierte Jagdzeitung, 1875, 177 und G. W., 1875, 242) über das Vorkommen des Rosen- stars im Gebiet. Am 25. Mai genannten Jahres beobachteten der Forstmeister Hauschild und der Oberförster Krebs zwisehen Dippmannsdorf und Beizig, Kr. Zauch-Belzig, in der Nähe ge- nannter Stadt, auf den Chausseepappeln eine Anzahl von ca. 18 Vögeln dieser Art, welche eifrig mit der Vertilgung der dort zahlreich vorhandenen Maikäfer beschäftigt waren. Die mannigfachen Angaben Berliner Zeitungen, daß der Eosenstar in der Nähe von Kerzendorf und Löwenbruch im Teltower Kreise, welcher Ende Juli 1875 von Wandeilieuschrecken heimgesucht worden sein soll, beobachtet wurde, dürften mit Reserve aufzunehmen sein. Wir hatten sofort an Ort und Stelle Erkundigungen eingezogen, aber wedei- von den Wanderheu- schrecken noch den Rosenstaren etwas in Erfahiimg bringen können. Es liegt ferner für unsere Provinz noch eine Notiz aus Krossen a. 'd. 0. vom 14. Juli 1890 vor, nach welcher sich in der Feldmark Messow im Juli 1890 ungeheure Scharen von Heu- schrecken niedergelassen hätten, denen fremde Vögel gefolgt wären, die sie wütend vertilgten. Auch diese, der Krossener Zeitung entnommene Notiz bedarf natürlich der Bestätigung, die kaum zu erbringen sein dürfte (J. f. 0., 1910, 95), Im Jahre 1905 fand bekanntlich ein größerer Zug des Rosen- stars statt, der sich bis nach Dänemark und Finnland ausdehnte. Während für Hannover und die Provinz Sachsen — das Magde- Faunistischer Teil. 347 bur^er Museum erhielt ein Ende August bei Gardelegen geschossenes Exemplar — einzelne Individuen nachgewiesen wurden, scheinen Exemplare der Art die Mark nicht beiührt zu haben bzw. dort nicht registriert zu sein. Waase (1. c, 160) teilt mit, „daß 2 Exemplare des Rosenstars im Jahre 1889 (vermutlich im Juli) in der Gemarkung des Dorfes Manker erlegt, von Seehaase gestopft wurden". Manker ist ein kleines Dörfchen, südwestlich von Neuruppin, am nijrdlichen Rande des Rhinluchs. Ein Stück des Rosenstars ohne Angaben steht im Kreismuseum in Neuruppin. Vielleicht stammt es aus obigem Fundort. Fringillidae, 201. Passer domesticus domesticus (L.). Der Sperling ist überall ein häufiger Standvogel. Das ganze Jahr hindurch findet man ihn, Sommer und Winter, in den Städten wie in den ländlichen Siedlungen. Selbst in den armseligsten Sanddörfern mit kümmerlichem Getreidebau ist er heimisch. Nirgends haben wir im Laufe der letztverflossenen vierzig Jahre eine Abnahme der Individuenmenge bemerken können, eher ließe sich in einzelnen Gegenden eine Zunahme feststellen. In letzter Zeit ist die Frage vielfach erörtert worden, und für einzelne Gebiete Norddeutschlands hat man den Nachweis zu bringen gesucht, daß der Haussperling nach der Brutzeit zum größeren Teil unsere Gegenden verlasse. Für die Mark Branden- burg trifft dies nach unseren Beobachtungen entschieden nicht zu. Wir haben ihn selbst in kleinen Felddörfern regelmäßig in den Wintermonaten gefunden. Daß er, in der schlechten Jahres- zeit abhängig von den Ernährungsverhältnissen, hier und da in geringerer Individuenmenge auftritt, soll nicht bestritten sein. Beim Feldsperling liegen diese Verhältnisse insofern anders, als wohl der größere Teil der Individuen dieser Art, besonders in kälteren Wintern, die Brutgebiete verläßt. Doch haben wir auch diesen Sperling vielfach im Winter in kleiner Zahl auf dem Lande angetroffen. Die Brutzeit des Haussperlings ist in der Mark, wie wohl in ganz Norddeutschland, eine ungemein ausgedehnte. Sie um- faßt die Zeit von Ende März bis Anfang August. Eiermaße (gem. 18 Eier): L. Max. 24 Min. 21 D. '22,3 mm Br. „16 „ 14,5 „ 15,6 „ Die Sperlinge stehen morphologisch und P. domesticus do- mesticus speziell auch biologisch den Ploceiden ungemein nahe. Ich möchte annehmen, daß unser Sperling ursprünglich wie die Webervögel ein Freinister und Siedlungsbrüter gewesen ist, der unter veränderten Wohnverhältnissen erst nach und nach zum 348 Faiinistischer Teil. Hülileiibrüter wurde. Die Färbung der Eier spricht niclit gegen diese Annahme, da wir auch bei den ecliten Webern und Siedel- brütern Schalenfärbungen vom reinsten Weiß bis zum Blau, Braun und Rot mit oft starker Fleckenzeiclmung finden. W^ann der Haussperling, aus dem Süden kommend, in Europa erschienen ist, wissen Avir nicht. Wir können sein Vorkommen, glaube ich, nur bis zum Pleistozän verfolgen. Er hat sich vielleicht langsam nach dem Norden verbreitet, abhängig von der Ausbreitung des Getreidebaues, an welchen er gebunden erscheint. Auch sein vertikales Vorkommen scheint mir hierfür zu sprechen. Bei dem Vordringen nach Norden ist der Sperling nach und nach Höhlen- brüter geworden, ohne das Freibrüten ganz aufzugeben. Harald Othmae Lenz (Gemeinnützige Naturgeschichte, Bd. 2, Vögel, Gotha 1835, 128) nahm an, daß die freibrütenden Sperlinge dunkler gefärbt seien als solche, die in Höhlen nisten. Nach neueren Beobachtungen scheint der Haussperling in Süddeutschland als Freinister zurückgegangen zu sein. In Nord- deutschland kommt er als solcher immer noch und nicht gerade selten vor, doch hat auch hier ein Rückgang gegen früher statt- gefunden. Aus unserer frühesten Beobachtungszeit, Mitte der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhundei-ts, entsinnen wir uns, daß überall in den Lindenalleen der Dorfstraßen und in den Pappelalleen der Landwege die wüsten Nester der Haussperlinge zu finden waren, oftmals 5 — 6 auf einem Baum. Im Gegensatz zu seinem Vetter ist Pas^ser montanus montanus bei uns ein fast ausschließlicher Höhlennister. Nur relativ wenige Beispiele seines Freibaues dürften in der Norddeutschen Tief- ebene bekannt sein. Wenn Allan 0. Hume (Nests and eggs of Indian Birds, Rough Draft, Calcutta, 1874, vol. 2, 459) sagt: „the common Tree-sparrow, normally, I should suppose, a tree-nester", so ist dies, wenigstens für unsere deutschen Gebiete, eine nicht zutreffende Annahme. Vorausgesetzt, daß Hume den „tree-nester", d. h. den Freinister in Gegensatz zum Felsennister bzw. Höhlen- nister stellt. 202, Passer montanus montanus (L.). Sehr häufiger Brutvogel der ganzen Mark. In früheren Jahren wurde er oftmals, gemeinsam mit P. domesticus, Emheriza aitrinella und Oalerkla cristata, auf den Straßen Berlins im Winter beobachtet. Gern treibt er sich in den Obstgärten der Dörfer umher, eine Beobachtung, die wir oft gemacht, die aber im Gegen- satz zu seinem Vorkommen in Süddeutschland steht, wo er in den Dörfern nicht angetroffen werden soll. Meist werden von ihm zwei Brüten gemacht. Sie fallen in die Zeit vom ersten Drittel des April bis Ende des Juni. In kleinen Feldhölzern findet man sein Nest häufig in geschichteten Kiefernkloben. „Ich habe den Baumsperling", schreibt mir Bau, „sicher in der Spitze Faunistischer Teil. 349 alter Kiefern in der Hasenheide bei Berlin in dichten alten Mistel- büschen gefunden. Da ich selbst die Eier ausgenommen habe, ist ein Zweifel hinsichtlich der Art ausgeschlossen. Dieses aus- nahmsweise Brüten erklärt sieh wohl dadurch, daß Baumhöhlen dort sehr wenige vorhanden waren. Auch in anderen, höhlen- armen Kiefernheiden nistet der Baumsperling im Rande großer Raubvogel- und Reiherhorste, und ein dicker Mistelbusch ist ja einem Horste ungemein ähnlich. Ein von mir 1872 im Grune- wald bei Berlin besuchter Fischadlerhorst beherbergte viele Baum- spatzennester (Z. f. 0., 19Ü1, 124). In der Hasenheide nisteten Haussperlinge sehr zahlreich gesellschaftlich auf Kiefern in großen, frei auf den Zweigen gebauten Nestern." Eiermaße (gem. 23 Eier): L. Max. 21 Min. 17,5 D. 19,1 mm Br. „ 14,5 „ 12,5 „ 13,5 „ 203. Coccothraustes coccothraustes coccothraustes (L.). An passenden Örtlichkeiten im ganzen Gebiet häufiger, viel- fach übersehener Brutvogel, der aber seltener werden wird, da mau ihm, namentlich dort, wo Kirschenbau getrieben wird, nach- stellt. Er liebt bei uns Obst- bzw. Kirschbaumalleen, die die Felder durchziehen, man trifft ihn aber ebenso häufig in größeren wie kleineren Obstgärten und Parkanlagen. Sein Vorkommen ist in letzteren oft an die Weißbuche gebunden. Im Osten der Provinz scheint er nicht in so großer Menge aufzutreten als in den mittleren Teilen und im Westen. Viele Individuen der Art, aber nicht alle, überwintern. Die Brutzeit ist Mitte April bis un- gefähr Mitte Juni. Eiermaße (gem. 23 Eier): L. Max. 25 Min. 22 D. 23,5 mm Br. „ 17,5 „ 16 „ 16,8 ,. 204. FringiUa coelebs coelebs L. Sehr häufiger Brutvogel. Viele Männchen überwintern, auch Weibchen sieht man vereinzelt. Im Herbst halten vielfach junge Männchen und andererseits auch Weibchen in Gesellschaften zu- sammen. Überall, wo Bäume vorhanden sind, darf man den Buch- finken erwarten. Sein Vorkommen ist nicht an eine bestimmte Art des Geländes gebunden. Die erste Brut findet von Anfang April bis ungefähr Mitte Mai statt, die zweite, die nicht regel- mäßig gemacht zu werden scheint, im Juni. Eiermaße (gem. 39 Eier): L. Max. 20,5 Min. 17,5 D. 18,8 mm Br. „ 15 „ 13,5 „ 14,2 „ Rüdiger fand in Hochzeit (Neumark) das Nest des Buch- finken vom Kuckuck belegt (in litt.). 350 Faunistischer Teil. 205. Fringilla montifringilla L. Der Bergfink berührt alljährlich auf seinen Zügen, oft in sehr großen Scharen, oft in kleineren Mengen, die Mark. Letzteres ist im allgemeinen seltener. Vielfach trifft er schon in den ersten Tagen des Oktober bei uns ein. Baron Getr beobachtete die Art bereits am 25. September 1910 in den Forsten von Zechliner- hütte in der östlichen Priegnitz. Der Durchzug findet bis in den November hinein statt. Einzelne bleiben im Winter im Gebiet. Im März vollzieht sich gewöhnlich der Rückzug. Wiederholt sind späte Termine des letzteren beobachtet worden. Naitvveeck (0. MB., 189-i, 93) traf noch am 8. April ein ö im Gebiet des Brieselang bei Spandau, in Anbetracht des in jenem Jahre schon seit Wochen herrschenden prächtigen warmen Frühlings- wetters, welches einem milden Winter folgte, ein später Termin der Rückwanderung. Ausgedehnte Rotbuchenreviere, wie die Oberförstereien Hochzeit und Regenthin (Neumark), beherbergen in guten Samenjahren im AVinter große Scharen dieses schönen Finken. Am 25. Januar 191G zeigte sich am Forsthaus Eisen- hammer ein Flug von ca. 350—400 Individuen (Rüdigee in litt.). Bezüglich der Variation der Kehlfärbung dieser Art möchte ich bemerken, daß es Stücke mit hellerer und solche mit dunk- lerer Färbung gibt, ohne daß letztere an die Jahreszeit gebunden erscheint. Es gibt Exemplare vom Mai und August mit sehr dunkler, rostbrauner Kehlfärbung und solche vom April mit recht matter Färbung. Montifringilla nivalis nivalis (L.). In seiner „Systematischen Übersicht der Vogelwelt des Kreises Ruppin" (Z. f. 0., 1909, 155) teilt Waase für obige Schnee- finkenform mit: „Wurde in einem Exemplar im Winter 1895 erlegt, von Seehase gestopft und der Lehrmittelsammlung des Kgl. Seminars einverleibt. Irrgast!" Hesse (J. f. 0., 1914, 371) ist diesem für Norddeutschland ungemein interessanten Vorkommen nachgegangen. Er teilt darüber das Folgende mit (1. c): Da es rätlich erschien, dieses für Norddeutschland außerordentlich wertvolle Vorkommen einer Nachprüfung zu unterziehen, wandte sich Geh. Rat Reichenow auf meine Bitte an die Direktion des Kgl. Lehrerseminars in Neuruppin mit dem Ersuchen, das be- treffende Belegstück zur Besichtigung an das Berl. Museum ein- zusenden. Darauf traf am 31. Januar 1914 die Antwort von genanntem Seminar ein, daß dasselbe einen Schneefinken nicht besitze. Das klingt allerdings, fügt Hesse hinzu, für die Waase- sche Angabe, der also ein Irrtum oder eine Falschbestimmung zugrunde liegt, sehr bedenklich! 206. Chloris chloris chloris (L.). Überall sehr gemeiner Brutvogel, der das ganze Gebiet auch im Winter bewohnt. Faunistischer Teil. 351 Die beiden Brutperioden dehnen sich von Anfang April oft bis in die Mitte des August aus. Eiermaße (gem. 19 Eier): L. Max. 22 Min. 18 D. 19,6 mm Br. „ 15 „ 14 „ U,6 „ 207. Äcanthis camiabina cannabma (L.). An geeigneten Örtlichkeiten ist der graue Hänfling überall ein häufiger Brutvogel der Mark, der im späten Herbst und Winter oft in großen Scharen sich auf Kartoffelfeldern und Öd- ländereien, auf denen Disteln, Stauden und Unkräuter aller Art stehen, herumtreibt. Buschreiche Gegenden, die er im Sommer gern bewohnt, meidet er dann. Gewöhnlich werden vom Hänfling bei uns in der Mark zwei Brüten gemacht. Die ersten Gelege wurden um den 10. April herum gefunden, die letzten gewöhnlich mit dem Beginn des August. Ob die späten Termine solche einer dritten Brut sind, vermag ich nicht zu sagen. Eiermaße (gem. 12 Eier): L. Max. 18 Min. 16 D. 17,1 mm Br. „ 13,5 „ 12 „ 12,7 „ In einem Gelege mit 5 Eiern fand Will 1 vollständig weiße und 1 mit normaler Färbung. Der Annahme von zwei deutschen Formen des grauen Hänf- lings, die sich durch die Größenverhältnisse unterscheiden sollen, vermag ich nach dem im Berliner Museum befindlichen, reichen Material nicht beizupflichten. Es kommen im Osten wie im Westen Stücke mit größerer wie geringerer Flügellänge vor. Dieselbe liegt nach Haetert zwischen 82 und 85 mm. Einige meiner Messungen, von märkischen wie Exemplaren aus West- deutschland, gehen bis zu 80 mm zurück. Im übrigen pendeln Stücke aus dem Osten zwischen 80 und 85, aus der Mark zwischen 80 und 84, und schließlich aus Westdeutschland und Holland zwischen 80 und 84 mm. 208. Äcanthis flavirostris fiavirostris (L.). Der „Quieter" ist ein Wintervogel des Gebietes, der einmal häufiger, ein anderes Mal seltener auf seinen Strichzügen in der Mark erscheint, aber wohl kaum irgendeinem Jahre ganz fehlt. Hesse nennt ihn für die weiten freien Luchplätze den charakte- ristischen Finken vogel, deu er in Schwärmen bis zu 100 Exemplaren beobachtete. Ich habe die Empfindung, als ob der Quieter jetzt nicht mehr in der großen zusammenhängenden Individuen- menge zu uns kommt, als es in den sechziger Jahren des ver- gangenen Jahrhunderts noch der Fall war. 352 Faunistischer Teil. 209. Äcanthis linaria linaria (L.). Sehr unregelmäßig erscheinender Wintervogel. Einzelnen Jahren fehlt er ganz, besonders in milden Wintern, in anderen wieder tritt er in großen Scharen auf. In den Jahren ISHö, 1859, 1861, 1874, 1882, 1883, 1887, 1902, 190/, 1914 wurden nur wenige Individuen beobachtet. In einzelnen Gegenden des Ostens soll er alljährlich in größerer, sich stets gleichbleibender Menge erscheinen. Bolle teilt mit, daß in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die „Tschätscher*' für wenige Pfennig bündelweise auf dem Berliner Markt als Speise verkauft wurden, ein Beweis für die Häufigkeit des Vorkommens. Die Leiuzeisige treffen je nach den Witterungsverhältnissen Ende Oktober bzw. Anfang November bei uns ein und verweilen bis Ende Februar und Anfang März. Sie treiben sich gern auf mit Unkraut besetzten Ödländereien, besonders solchen, die in der Nähe von Nadelholz liegen, umher. Vielfach besuchen sie Birken- und Erlenbestände. Bis in die Dorfgärten gehen sie der Nahrung nach. Vereinzelte Individuen sind noch im Mai beobachtet werden. 210. Äcanthis linaria holboelli (Brehm). Hesse (J. f. 0., 1915, 598) führt ein im Berliner Museum befindliches Belegstück für das Vorkommen dieser Form in der Mark a. a. 0. auf: ein ö var. mit der Bezeichnung Mark, von Eadziwill, ohne nähere Fundortsangabe. Hesse bemerkt hierzu: „Da das Stück 10,5 mm Schnabellänge aufweist (Fl. 75 mm), würde es zu Ä. l. holboelli zu ziehen sein. Das Exemplar ist weiterhin noch dadurch interessant, daß das Rot von Vorder- kopf bis Brust durch Zitronengelb ersetzt ist." Über ein weiteres Vorkommen der Form, die ich bis dahin nicht aus der Mark kannte, berichtet Dr. le Eoi (0. MB., 1912, 7). Nach des Genannten Mitteilung erlegte Freiherr Getb, am 29. Oktober 1910 29 bei Zechlinerhütte nahe Rheinsberg. Die Stücke befinden sich in der Sammlung Baron Geyr's. Sicher ist die Form mannigfach in der Provinz vorgekommen, aber immer verkannt worden. 211. Spinus spiniis (L.). Der Zeisig gehört zu den häufigsten Strich-, aber zu den seltensten Brutvögeln der Mark. Im Beginn des Oktober ver- lassen die wenigen märkischen Standvögel die Kiefernwälder und besuchen, gemeinsam mit den aus dem Norden und Osten kommenden Scharen, die mit Birken bestandenen Gegenden, die mit Erlen besetzten Grabenränder oder die kleinen zusammen- hängenden Brucherlendickichte unserer Provinz. Immer ist das Vorhandensein von W^asser Bedingung ihres Vorkommens. Daß der Zeisig in der Mark einzeln, mehrfach vielleicht nur in der Faunistischer Teil. 353 wenig erforschten Nemnark — für Posen ist er als Brut- vogel noch nicht nachgewiesen — und in der südlichen Lausitz brüte, unterliegt wohi kaum einem Zweifel. Vielfach dürfte er als Brutvogel übersehen werden. Die Zeiten, in denen Bolle die Art im Tiergarten bei Berlin brütend fand (N., 185", 222), sind längst vorüber. Altum traf ihn in den Kiefernrevieren der Lieper Gebiete, Kr. Angermünde, nistend an. Das Gedeihen des Samens von Pmus sylvestris scheint einigen Einfluß auf sein Vorkommen auszuüben. Am 3. Juli 1877 fanden Gadow und ich die Art in einem Pärchen in den Kiefern um Haselhorst bei Spandau. In den ausgedehnten Waldungen havelaufwärts von Tegel bis hinter Oranienburg wurden einzelne Paare alljährlich zur Brutzeit beobachtet (Hekman und Albert Littke und Blau). In den kleinen Pankow, Niederschönhausen und Rosenthal, Kr. Niederbarnim, umgebenden Kiefernheiden hörten wir in den sech- ziger und siebziger Jahren zur Brutzeit regelmäßig diese Art. AValter traf im Sommer 1880 im gemischten Walde von Finken- krug bei Spandau einen einzelnen Zeisig, fügt aber seiner An- gabe die Mitteilung hinzu, daß er nicht glaube, daß der Vogel daselbst gebrütet habe. In der östlichen Neumark ist der Zeisig sicher Brutvogel. Will (in litt.) schreibt mir: „brütet sicher hier, Nest nicht erreichbar. In der zweiten Hälfte des Juli und im August 1915 sah ich mehrere Paare mit ihren Jungen im Ort auf Birken und an der Erde, nach Birkensamen suchend." Gegenüber den vorstehenden Mitteilungen aus der Neumark darf darauf hingewiesen werden, wie oben bereits bemerkt, daß Ham- LiNG den Zeisig bis jetzt nicht als Brutvogel für die Provinz Posen feststellen konnte. 212. Carduelis carduelis carduelis (L.). Der Stieglitz ist in einzelnen Gegenden der Mark ein sparsam vorkommender, in anderen dagegen wieder ein häufigerer Brut- vogel. Um Berlin ist er als solcher nicht gerade zahlreich, da- gegen erscheint er im Herbst und den ganzen Winter hindurch in größerer Menge. Wir fanden ihn brütend bei Schönholz, Beizig, Jüterbog, Lübben, Frankfurt a. d. 0., Lychen, Krossen, Glasow, Dauer, Reppen, um einige Orte der näheren und weiteren Umgebung von Berlin zu nennen. Die Brutzeit dauert von dem letzten Drittel des April bis oft zur Mitte bzw. zum Ende des Juni. Eiermaße (gem. 12 Eier): L. Max. 17 Min. 16 D. 16,4 mm Br. „ 13 „ 12 „ 12,5 „ Die Flügellänge märkischer Exemplare des Berliner Museums schwankt zwischen 80 und 83 mm. Die Brustfärbung variiert bei den mir vorliegenden Stücken sehr wenig. Ein Herbstvogel vom 1. Oktober 1882 ist im Durchschnitt etwas heller als die übrigen. Unterseite bei allen Exemplaren gleichförmig gräulich- 23 354 "Faunigtischer Teil. weiß. Dasselbe gilt von der roten Färbung des Kelilflecks, der roten Kopfseiten wie des Vorderkopfes. Ohne jede verschiedene Tönung ist das intensive Gelb auf den Schwingen bei allen mir vorliegenden Exemplaren. Carduelis carduelis major (Tacz.) Tischlee (Die Vögel der Provinz Ostpreußen, Berlin 1U14, 251) bemerkt, daß nach einer brieflichen Mitteilung Rbichenow's sich im Berliner Museum 2 Exemplaie obiger Form aus Nauen befänden. Ich habe darauf hingewiesen (J. f. 0., 1914, 680), daß obige Exemplare nichts als etwas stärkere Individuen von Carduelis c. carduelis sein dürften, eine Annahme, die auch von Hesse bestätigt worden ist. Nach des Genannten eingehenden Untersuchungen (0. MB., 1915, 17) gehören die beiden fraglichen Stücke aus dem Nauener Gebiet nicht zu der Form Carduelis e. major Tacz., welche das westliche Sibirien und die angrenzenden Gebiete als Brutform bewohnt und bis nach Polen und Ostpreußen streichen soll, was jedoch bis jetzt noch nicht mit Sicherheit er- wiesen wurde. Carduelis carduelis alhigularis (Mad.) Dieser Stieglitz, der sich durch geringere Größe und eiue reinweiße Kehle von den gewöhnlichen mitteleuropäischen Distel- finken unterscheidet, wurde von v. MadaeAsz (Naturh. Hefte, 1881, -zl und Syst. Aufz. d. Vögel Ungarns, 1881, 21) nach Exemplaren aus den Ebenen Mittelungarns beschrieben und von ihm (Zeitschr. f. d. ges. Ornith., 1884. Taf. 3) abgebildet. Madarasz hatte später noch weitere gleiche Stücke aus dem- selben Gebiet erhalten. Dann wurde von Shaepe (Proc. Zool. Sog. London, 1881, 312) auf das wiederholte Vorkommen in England hingewiesen. Später ist diese Form auch in Brandenburg gesammelt worden. Der verstorbene Kantor Steinmann hatte zu verschiedenen Zeiten im Herbst in den Hügelgeländen der Oder- und Bobergegend in der Nähe von Krossen mehrere Exemplare gefangen (J. f. 0., 1883, 223 und Zeitschr. f. d. ges. Ornith., 1885, 26). Den neueren Ansichten, welche die von v. Madarasz benannte Art nur als eine Aberration des gewöhnlichen Stieglitzes betrachten, dürfte beizupflichten sein, entgegen den Ausführungen Prazak's im Neuen Naumann (Bd. 3, 293). 213. Serinus canarius germanicus Lauem. Die erste Mitteilung über das Vorkommen des Girlitzes in der Mark finde ich 1834 bei Glogee (Vollst. Handb. d. Natui-g. d. Vögel Europas mit besonderer Rücksicht auf Deutschland, I, 330). Der Genannte schreibt: „ebenso, oder noch einzelner, kommt er [der Girlitz] nach Schlesien und selbst Brandenburg, im Monat März und verschwindet hier zum October wieder". Fauuistischer Teil. 355 Die Allgabe von Juh. Hch. Schulz aus dem Jahre 1845 über das Vorkommen des Girlitzes in unserem Gebiet, „bei uns ist er ziemlich häufig im Sommer", beruht zweifellos auf einem Irrtum. Vangeeow hat dieselbe bereits 10 Jahre später durch seine Mitteilung, daß die Art nur selten vorkomme, richtiggestellt. Wir glauben mit Bestimmtheit sagen zu können, daß eine Ein- wanderung des Girlitzes in unsere Gegenden sich erst später voll- zogen haben dürfte. Es kann kaum angenommen werden, daß der durch sein Benehmen und seinen charakteristischen Gesang sofort auffallende Vogel Ornithologen wie Bolle, Hansmann, Kritpee, Altüm, Lütke, Tichy, Blau u. a. entgangen sein sollte. Die Zeit seiner Einwanderung und Ansiedlung dürfte vielleicht in den Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu setzen sein. Haetwig bemerkt bei seinen und Deditius' Beobachtungen aus den achtziger Jahren sehr richtig, daß sich der Vogel in Charlottenburg, Steglitz und Südende erst in den allerletzten Jahren eingefunden haben dürfte, da er ihn bei der Häufigkeit seiner Besuche in den genannten Orten sicherlich früher bemerkt haben würde. Zue Linde betont ausdrücklich, daß Ende der siebziger Jahre die Art bei Gramzow noch gefehlt habe. Der Weg, den der Girlitz beim Vordringen aus dem Süden in unsere Provinz genommen haben wird, dürfte durch die March-Oderfurche gegangen sein. Die beiden anderen Richtungen bei der Besiedlung des mittleren und nördlichen Deutschland vom Süden her, einerseits im Westen durch die rheinische Tiefebene und andererseits im mittleren Deutschland durch das Main-, Saale- bzw. Eibtal, scheinen für die Mark Brandenburg nicht in Betracht zu kommen. Für den Weg aus dem Osten, durch das Odertal, sprechen außer der Tatsache, daß der Girlitz jetzt in der ganzen Provinz Posen ein überall häufig vorkommender Brutvogel ist, auch die nachstehenden Beobachtungen. Die erste sichere Mitteilung über das Brüten des Girlitzes im Gebiet, das ja allein für die Besiedlung in Frage kommt, danken wir Reg.-Rat Heneici in Fiankfurt a. d. Oder. Er schrieb uns im Jahre 1877: „Der Girlitz wurde von uns zum ersten Male hier am 10. Mai 1876 gehört. Er sang sehr eifrig auf dem kahlen vorspringenden Zweige eines Akazien- baumes. Letzterer stand in dem hiesigen buschreichen Kirch- hofe und war, wie wir uns später überzeugten, der ständige Lieblingsplatz des Vogels, von dem aus er sein grelles Liedchen erschallen ließ. In den ersten Tagen bemerkten wir nur den einen Vogel, so daß wir schon fürchteten, es würde sich kein Weibchen einfinden. iVm 13. Mai endlich bemerkten wir das eifrig nach Niststoffen suchende Weibchen und sahen dasselbe immer einer dichten Fichte zufliegen. Am 15, war das Nest fertig, am 16. mag wohl das erste Ei gelegt sein. Von da ab war jedoch kein Vogel mehr zu sehen. Sie verschwanden spurlos. Als wir am 18. das Nest herunterholten, befand sich 23* 356 Fauüistischer Teil. in demselben ein Ei." Nach Seilkopf ist der Girlitz heute überall Brutvogel der Frankfurter Umgebung. Am (i. Mai 1878 fanden wir den Girlitz zur Brutzeit bei Peitz, Kr. Kottbus. Im darauffolgenden Jahre kamen Mitteilungen aus Spremberg-, Sorau und Guben. Zwei Jahre darauf fand ihn Bolle bereits auf dem Schaifenberg- im Tegeler See brütend, und wieder ein Jahr später traf ihn Lütke Mitte April in dem Gebiet von Heiligensee im Kreise Niederbarnim. Nach Rüdigee ist der Girlitz innerhalb der Stadt Eberswalde jetzt nicht seltener Brutvogel. Wir sehen hier also ein langsames, aber stetiges Vordringen vom Osten nach dem Westen. Dann folgt eine Besiedlung der mittlei'en Mark: seit Anfang der achtziger Jahre bei Potsdam, bei Brandenburg als Brutvogel, im Jahre 1888 bei Steglitz, im Sommer 1891 bei Charlottenburg, bei Spandau und in Südende, ferner bei Zehlendorf, Wannsee, Niederschönhausen, Karlshorst, Woltersdorf, Grünheide, Strausberg, 1904 bei Klein-Köris, 1916 bei Schmargendorf, wo wir den Girlitz zum ersten Male am 23. Mai hörten. BtJNGEE fand die Art bei Lychen. Gleichzeitig fand eine weitere Verbreitung nach Südosten statt: Mitte Mai 1883 fand Jablonski den Girlitz bei Zion und erlegte mehrere Exemplare, sicherlich Brutvögel. Auch Will nennt mir den Girlitz als Brutvogel seines Gebietes. Er verzeichnet für Stein- busch die folgenden Ankunftsdaten: 1910 am 5. Mai, 1912 am 3. Mai und 1913 den 17. April. Letzteres Datum nähert sich den Angaben von Heleee, der für die Jahre 1914 — 1916 als erste Beobachtungszeiten für die Umgebung Berlins den 13., 18. und 2. April angibt. Als eine eventuelle Einwanderung durch die Saale-Elbgebiete dürfen vielleicht das von Maetins festgestellte Vorkommen im Jahre 1888 bei Plänitz a. d. Dosse sowie das Vorkommen um Gebersdorf bei Dahme angesehen werden. In Plänitz hat der Girlitz, soweit wir seine Verbreitung bis jetzt kennen, den nörd- lichsten Punkt seines Vorkommens in Brandenburg erreicht. Auf zwei Beobachtungen aus den Jahren 1862 und 1873, die sich auf verstrichene Individuen beziehen, sei hier noch hin- gewiesen. Nach Bolle wurden 1862 zwei Exemplare zusammen mit Zeisigen — also Avahrscheinlich auf dem Herbststrich — in der Mökernitz bei Spandau gefangen. Bei Pankow^ fand Albeet LtJTKE im Spätherbst 18V 3 ein Stück im Schönhauser Schloßpark. Aus den obigen Mitteilungen über das Vorkonmien der Art bei uns geht hervor, daß die Angabe Lampe's (Berlin und die Mark Brandenburg, Leipzig 1909, 10), daß der Girlitz den Gebieten der Priegnitz, Ucker- und Neumark fehle, eine irrige ist. Hammling (J. f. 0., 1918, 30) fand den Girlitz über die ganze Provinz Posen verbreitet und bezeichnet ihn für die nähere Umgebung Posens als ziemlich häutigen Brutvogel. Das Berliner Museum besitzt nur ein Stück dieser Finken- form aus der i\lark: Zion, 14. Mai 1883, ö (Jablonski). Gegen- Faunistischer Teil. 357 Über Exemplaren vom Mittelmeer fehlt demselben das leuchtende Gelb der mediterranen Vögel. Es wird bei dem märkischen Stück durch ein schmutzigeres Grün ersetzt. Auch Kopf und Bürzel sind weniger intensiv gefärbt. Maße: Flügel 70, Schnabel 8, Lauf 13, Schwanz 47 mm. 214. Pinicola enudeator enucleator (L.). Nur in kleinen, seltener in größeren Scharen und immerhin äußerst selten berührt der Hakengimpel auf seinen Wanderzügen das Gebiet der Mark. Bei Eberswalde wurde er mehrfach beobachtet: im Winter 1831/32 wurde er in größerer Anzahl in den Dohnen gefangen, am 5. November 1887 erhielt Altum ein Exemplar aus genannter Gegend, und Anfang Dezember 1892 erschien er, bei hoher Schneelage im Norden, dort wieder (Altüm, 0. MS., 1893, 40). In der FEHKMANN'schen Sammlung befanden sich nach Ludw. Brehm märkische Exemplare. Das landwirt- schaftliche Museum besitzt ein Pärchen aus Tegel, die Sammlung Radziwill's fünf Exemplare, ö und g, aus Wittenau. Jablonski erhielt im Herbst 1887 aus der Umgebung von Zion, Kr. Züllichau- Schwiebus, drei junge Vögel, die in Dohnen gefangen worden waren. Im Berliner Museum befinden sich nach Hesse zwei Exemplare aus der Provinz: ein cJjuv. aus der Mark, ohne nähere Fund Ortsangabe (Heim), und ein weiteres junges ö aus Drossen (Kr. Weststernberg) von Gkeisee. Die Sammlung von Fleischfresser in Landsberg a. d. W. besitzt zwei Exemplare: ein 9, im November 1877 im Dohnenstrich gefangen, aus dem Forstschutzbezirk Marwitz und ferner ein ö vom 27. Oktober 1890 aus Steinspring bei Altkarbe, Kr. Friedeberg vom Forstaufseher Peglow erlegt. In der Sammlung der Ebers walder Forstakademie endlich befinden sich mehrere Exemplare, ö und g, welche am 10. und 13. November 1877 bei Grünthal, Kr. Oberbarnim, gefangen wurden. 215. Carpodaciis erythrinus erythrinus (Pall.), Nur zwei Exemplare des Karmingimpels aus der Mark sind bekannt. Inspektor Rammelsberg vom Berliner Museum teilte in der 1854 in Halberstadt abgehaltenen Versammlung der Deutschen Ornithologengesellschaft mit, daß ein q genannter Art in der Nähe von Berlin gefangen worden sei (Cabanis, Erinnerungsschrift zum Gedächtniß an die VII. Jahresversammlung in Halberstadt, Cassel 1851, 17). Das Stück befindet sich in der Sammlung des Fürsten Radziwill. Das zweite märkische Stück, ein ausgefärbtes ö, wurde, nach einer freundlichen Mit- teilung Victor von Tschusi's zu Schmidhoffen, im November 1877 bei Landsberg a. d. W. vom Rentier Ruhe für seine Sammlung erbeutet. Das Stück kam in Tschosi's Sammlung 358 Faunistischer Teil. und später mit dieser in die des Wiener Hofmuseums. In der Zeitschrift für Oologie (10. Jahrg. 1900, 10) findet sich eine Notiz Hocke's, daß am 1. April vorgenannten Jahres im Süden Berlins — [wo?] — „auf den Zweigspitzen von Laubbäumen ungefähr 50 (? !) Karmingimpel" von „Spöhnmann" beobachtet wurden: möglicherweise eine Verwechslung mit dem Gimpel, wahrscheinlich aber „eine interessante Beobachtung". 216. Fyrrhula pyrrhula minor Brehm. Die ersten Mitteilungen, welche Bau und ich im Jahre 1876 über das Vorkommen des Gimpels in der Mark veröffentlichten, beziehen sich auf diese wie auf die nachfolgende Form. Wir schrieben damals, daß der Dompfaff mehr oder weniger zahlreich alljährlich im Herbst und Winter im Gebiet erscheine. Bokggeeve und Altum beobachteten ihn bei Eberswalde, wir fanden ihn 1871 bei Treptow, 1872 recht liäufig bei Niederschönhausen, bei Marwitz und Frankfurt a. d. 0., im November 1873 bei Veiten und Februar 1874, mehr vereinzelt, im Schönhauser Schloßpark (Kr. Nieder- barnim). In allen Sammlungen, besonders in der vom Fürsten Radziwill, befinden sich Stücke märkischen Vorkommens, die in der Winterzeit gefangen wurden. Die von mir nach dem Jahre 1876 mitgeteilten Fälle über das Brutvorkommen in der Provinz be- ziehen sich allein auf den kleinen westdeutschen Gimpel. Im Herbst 1882 teilte mir Bolle (0. C, 1882, 122) mit, daß er während des ganzen Monats Mai ein Pärchen dieser Vögel in der dichten Buschkante von Scharfenberg im Tegeler See, die aus Eichen, Rüstern, Haseln, Koniferen, untermischt mit Weiden, be- steht, beobachtet habe. Ein Nest wurde nicht gefunden. Mit Sicherheit darf man wohl annehmen, daß das von Bolle beob- achtete Paar kein auf dem Zuge befindliches gewesen sei. Der Genannte teilte uns ferner mit, daß ein Nest des Dompfaffen in der Mökernitz der Juugfernheide, zwischen Charlotten bürg und Saatwinkel, gefunden wurde und daselbst Junge ausgekommen seien. Ein Jahr später, im Mai 1883, beobachtete ich, in Ge- meinschaft mit Albekt LtJTKE, ein Paar Gimpel im Schönhauser Schloßpark bei Pankow. Nach langem Suchen fanden wir ein Nest mit 2 Eiern. Es stand etwas über Mannshöhe auf einer alten, dichten Fichte. Als wir nach 8 Tagen wieder den Nist- platz aufsuchten, waren Nest und Vögel verschwunden. Wii' haben zur Brutzeit nie wieder Gimpel in der beregten Gegend gesehen. Ferner schreibt uns C. Ostrowsky: „Ich fand ein Dom- pfaffennest auf einer kleinen Anhöhe nicht weit vom Tegeler See — also in der Nähe der BoLLE'schen Lokalität — in einem ca. 7 Fuß hohen Wacholderstrauche. Die Zeit war Anfang des Juni 1883. Das Nest enthielt 3 Junge im Alter von ca. 4 — 5 Tagen. Acht Tage später wollte ich die Alten und Jungen holen, fand jedoch das Nest leer." Ich möchte dieser Mitteilung hinzufügen, Faunistischer Teil. 359 daß, wie ich in Niederschönliausen, so auch Ostrowsky den großen Gimpel beobachtet zu haben glaubte. Dieser brütet zwar, und wie Tischlee gezeigt hat, in Ostpreußen ziemlich regelmäßig, doch möchte ich ein Brutvorkommen der großen östlichen Form bei uns nicht annehmen. Ret (Eier der Vögel Mitteleuropas, Bd. 2, 333) teilt mit, daß er in seiner Knabenzeit ein Nest des kleinen Gimpels mit Eiern, w^elches auf einem Apfelbaum stand, in dem väterlichen Garten in Berlin (in der Potsdamer Straße) gefunden habe. Westlich von Berlin — den genauen Ort gibt er nach ge- wohnter Weise nicht an — will Hocke den Gimpel am 25. Juni 1899 gefunden haben. Passig traf bei Wittenberge im Jahre 19 II an verschiedenen Stellen seines Beobachtungsgebietes junge Vögel. Helfee beobachtete am 29. Juni 1914 — also zur Brutzeit — diesen Gimpel bei Grimnitz. Hesse fand ihn, gleichfalls zur Brutzeit, am 28. Mai 1916 an zwei weit voneinander entfernten Stellen im Forst Chorin (Kr. Angermünde). Georg E. F. Schulz traf ihn zur Brutzeit im Foistbezirk Wunder bei Baruth. Nach den aus der preußischen Oberlausitz vorliegenden Beob- achtungen zu schließen, dürfte das Brüten des kleinen Gimpels auch für passende Ortlichkeiten der unteren Lausitz anzunehmen sein. Rüdiger fand am 1". Mai 1911 bei Hochzeit, Neumark, ein Nest mit einem Ei und am 18. Mai genannten Jahres das volle Gelege mit 5 Eiern. Das Nest stand in Brusthöhe zwischen zwei Rottannen. Am 29. Mai fand Rüdiger ein zweites Gelege mit 5 Eiern und am 14. Juni ein solches mit 3 jungen Vögeln. Nach einer mündlichen Mitteilung des Genannten ist der kleine Gimpel in dem obigen Gebiet der Neumark ein nicht seltener Brutvogel. Aus den vorstehenden Mitteilungen ist zu ersehen, daß sichere Fälle des Brutvorkommens des Gimpels vornehmlich aus dem Westen und Osten der Provinz vorliegen, aus der Mittelmark aber nur sehr sparsam vorhanden sind. Aus dem letzteren Gebiet kann ich ein Vorkommen aus neuester Zeit mitteilen. Am 19. Mai 1919 fand Frau Dr. Heinroth in der Spandauer Stadt- forst ein Nest mit 5 Eiern. Dasselbe stand ca. 1 Meter hoch in einer Fichte. Am 28. genannten Monats hatte ich Gelegen- heit, das Nest, welches aus feinen Birkenreisern sperrig nach Kernbeißerart gebaut war, mit 4 Jungen selbst an Ort und Stelle zu sehen, das zweite märkische Gimpelnest innerhalb von 37 Jahren. Fortgesetzte Beobachtungen in der Provinz werden sicherlich weitere Mitteilungen über das Brüten von P. ]). minor bringen. Es dürfte dies vornehmlich aus dem westlichen bzw. nordwest- lichen Teile der Mark zu erwarten sein. Nach den Mitteilungen von Clodius nimmt die kleine Form des Gimpels in Mecklenburg als Brutvogel stetig zu, w^as vielleicht auch in der Mark der Fall ist. Der Genannte läßt es offen, ob eine wirkliche Zunahme 360 Faunistischer Teil. bzw. eine neuere Bruteinwanderung- stattgefunden hat, oder ob die Vögel früher nur übersehen worden sind. Ich möchte das letztere während der verflossenen vierzig Jahre für die Mark nicht annehmen. Leider habe ich nie Brutvögel aus der Provinz in Händen gehabt. Auch im Berliner Museum befinden sich keine während der Nistzeit gesammelten Exemplare. Es ist mir daher auch nicht möglich der Frage der Variation der Flügellänge, welche Stücke aus der Norddeutschen Tiefebene gegenüber solchen aus Rheinland und Westfalen besitzen sollen, näherzutreten. Eiermaße (gem. 3 Stück): L. Max. 20,7 Min. 20 D. 20,2 mm Br. „ 15,5 „ 15,2 „ 15,3 „ (Sammlung J. Will, Steinbusch.) Bei sämtlichen Nestern, die Rüdiger in der Neumark fand, und es waren deren nicht wenige, war der untere Teil aus trockenen Reisern hergestellt. Sie standen in Wachholder, Rottannen, Birken, Rotbuchen und einmal in einem Dornenstrauch. 217. Pyrrhula pyrrhula pyrrhula (L.). Der große nordische Gimpel, der als Brutvogel das west- liche Sibirien, Rußland, die Ostseegebiete von Ostpreußen nörd- lich und Skandinavien bewohnt, kommt, vielfach übersehen und mit der vorstehenden Form verwechselt, wohl alljährlich auf seinen Spätherbst- und Winterzügen in der Provinz vor. In manchen Jahren sollen auf dem Herbstzuge viele rote ö und sehr wenige 9 erscheinen und oft umgekehrt, wie es z. B. 1832 nach den Mitteilungen Fehrmann's bei Beilin der Fall war. Allgemein war damals die Klage der Vogelfänger, daß sie so wenige Männchen und fast ausschließlich Weibchen fingen. Die von Jablonski im Osten der Mark alljährlich beobachteten Gimpel gehören dieser Form an. In der angrenzenden Provinz Posen sind sie ein regelmäßiger Wintergast. Ich selbst habe nur zwei- mal nordische in der Mark gefangene Gimpel in Händen gehabt. Das eine Stück, ein altes d, wurde von meinem Bruder im Tier- garten bei Berlin in dem kalten, schneereichen Winter 1868 gefangen. Wir hielten es längere Zeit im Käfig. Ein zweites Exemplar erhielt ich im Winter 1871 aus der Gegend von Marwitz, wo es in den Dohnen erbeutet wurde. Es kam in die Nobiling- sche Sammlung. Nachstehend gebe ich Maße märkischer Exemplare des Berliner Museums: Männchen: Joachimsthal (Hauchecorne) 14. 12. 12. 19 rostr. al. tars. 1. 07 10 91 17 mm 4. 11 10 91 17 „ 4. 11 9 92 17 „ 4. 11 9 92 17 „ Faunistischer 1 "eil. 361 Elsenau (Hauchecoene) 20. 3. 11 9 92 17 mm )J 5> 27. 3. 13 9 92 17 » Strausberg (Lemm :) 19. 1. 07 9 93 17 5? Zion (Jablonski) 8. 12. 81 10 92 17 J? » 5? 21. 11. 81 10 93 17 JJ JJ 5> 6. 11. 81 10 93 17 Weibclien: Joachimsthal (Hauchecoene) 19. 4. 11 10 90 17 jj )> 19. 4. 11 10 91 17 j> }j 12. 4. 11 10 90 17 Elsenau )) 20. 3. 11 10 90 17 }f jj 12. 4. 11 10 91 17 j) ;; 22. 3. 11 10 90 17 91 49 27. 3. 13 iO 90 17 218. Loxia curvirostra curvirostra L, Wenige sichere Beobachtungen über das Vorkommen dieser Kreuzschnabelform wie auch der folgenden Art liegen, vor- nehmlich aus neuerer Zeit, für die Mark Brandenburg vor. Bau und ich sind derselben in früheren Jahren nie in dei' Provinz begegnet, und ich habe später auch keine persönlichen Beob- achtungen über deren Vorkommen sammeln können, desgleichen Bolle und Keügee, Waltee, Bltnoee und Nauweeck. Hesse beobachtete die Art mehrere Male: am 20. Oktober 1911 im Havelländischen Luch, ferner im Juli 1911 und im gleichen Monat 1915 in der Schorf beide. Man darf annehmen, daß die vor- stehende Kreuzschnabelform auf ihren Zügen ganz unregelmäßig die Mark berührt und vielfach übersehen wird; ob sie hier brütet, wie Vangeeow meint, ist noch festzustellen. Ich möchte es für fraglich halten. Nach des Genannten Mitteilung wurde zu Pfingsten 1849 zu Spechthausen bei Eberswalde ein aus dem Nest gefallener Vogel von Hansmann aufgefunden. Ferner liegen Notizen über das Brüten dieser Kreuzschnabelform aus der Ucker- und Neu- mark vor, die aber für die Neuzeit zu bestätigen sind. Von Dr. ScHÄEE erhielt ich die Mitteilung, daß sich im Juli 1917 bei Neudamm Kreuzschnäbel in den dortigen Wäldern aufhielten. Schulz sagt von dieser Form in der Fauna marchica, daß sie bei uns nicht selten sei und in manchen Jahren besonders scharen- weis aus den nördlichen Ländern zu uns käme. Eine große Anzahl dieser Kreuzschnäbel traf Passig im Jahre 1910 in der Umgebung von Wittenberge. Daß die Art bei solchen Zügen bis dicht in die Nähe Berlins gekommen ist, beweisen Stücke, welche im Jahre 1835 bei Rixdorf (Neukölln) und bei Köpenick gefangen worden sind. Sie befinden sich in der Sammlung des Fürsten Radziwill. Ob die großen Züge, von denen Schulz spricht, sich nicht auf die folgende Art beziehen, bleibt fraglich. 362 Faunistischer Teil. Im angrenzenden Mecklenburg haben oft bedeutende Ein- wanderung-en stattgefunden. Clüdius bemeikt liierzu, daß bei solchen „natürlich Tausende von Paaren bei uns brüten". Aber noch nie war es dem Genannten gelungen, ein Nest zu finden. Also das gleiche Verhältnis wie in der Mark: Einwanderungen wahrscheinlich in größerer Menge, aber keine sicheren Nach- weise des Brütens. Auch für die Provinz Posen fehlen dieselben. 219. Loxia pytyopsittacus Borkh. Auch dieser Kreuzschnabel soll auf seinen Wanderungen die Provinz berührt haben und noch berühren, alle älteren Be- obachter aber bezeichnen ihn als sehr selten und nicht als Brut- vogel. Ein Pärchen aus Tegel befindet sich in der Sammlung' des Forstrats Passow. Altum (Forstzoologie, IL Vögel, 2. Aufl., 1880, 157) schreibt von ihm: „In passenden Nadelholzrevieren kommt er durchaus nicht ständig vor, hält sich jedoch bei ge- nügender Zapfenmenge wohl viele Wochen dort, wo er sonst unbekannt ist. So hier in Ebers walde überall im Winter 1873/74. Hier lagen die Zapfen unter den einzelnen übergehaltenen Samen- bäumen sowie unter den Raudbäumen der Altbestäude, weitaus weniger in der Mitte der letzteren, in übergroßer Menge. Die Vögel selbst, einzelne kleine Schwärme, lebten sehr heimlich". Vom 1 4. Juni 1878 befindet sich ein Stück in der Eberswalder Sammlung. Ob sich die Mitteilung von Beeteam (0. MB., 1909. 141), nach welcher er Ende Juli 1909 in Werder a. d. Ostbahn bei Strausberg eine Anzahl Kreuzschnäbel, die auf einer Kiefer mit Nahrungsuchen beschäftigt waren, auf die vorstehende Art bezieht, läßt sich nicht feststellen. In der Sammlung von Fleischfeesser (Landsberg a. d. W.) steht ein g, welches im Jahre 1880 im Forstschutz- bezirk Marwitz erlegt wurde. Über einen, wie mir scheint, sicheren Fall des Brütens im Gebiet aus neuerer Zeit berichtete mir Will (in litt): Er traf am 26. April 1906 bei Steinbusch in einem Kiefernstangenholz eine Familie von L. pytyopsittacus, von der ein Exemplar durch Herrn Forstmeister Wagner ge- schossen wurde. Es war ein ganz junger Vogel. Sicher ist es ein Individuum, das hier erbrütet wurde, denn die Genannten trafen diese Familie nur allein an. Das Stück steht in der Sammlung der Forstlehrlingsschule in Steinbusch. 220. Loxia leucoptera hifasciaia (Brehm). Ludwig Brehm erwähnt eines im Jahre 1846 im Tiergarten bei Berlin gefangenen Exemplars, das sich in der Sannnlung Fehrmann's befand. Ein zweites Exemplar, ein d, wurde nach Reichenow (M. 0. V. W., 1889, 463 und J. f. 0., 1889, 330) von Jablonski bei Zion, Kr. Züllichau-Schwiebus, am 31. August 1889 erlegt. Es kam in die JABLONSKi'sche Sammlung. Nach den Mitteilungen Hesse's (J. f. 0., 191', 599) ist indessen die Faunistischer Teil. 363 obige Angabe Reichenow's eine irrige. Das jetzt im Berliner Museum befindliche Stück wurde am 31. August 1889 bei Alten- hof in Posen, an der Grenze der Mark, gesammelt. Es würde mithin für das Gebiet der Mark ausscheiden. Calcarius lapponicus lapponicus (L.). Das Vorkommen dieser Form im Gebiet der Provinz Branden- burg ist noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen worden, wenig- stens fehlen Belegstücke. Sie soll in der Neumark wiederholt beobachtet worden sein. 221. Plectrophenax nivalis 7iivalis (L.). Der Schneeammer berührt wohl alljährlich auf seinen Zügen das Gebiet, tritt jedoch in einzelnen Jahren in so geringer Menge auf, daß er übersehen wird. Bei Fürstenwalde wurde er 1874/75 in größerer Menge gefunden. Wir kennen ihn ferner von Scharfenberp; (Bolle 1876), Spandau 1880, Lindow (Wieth, häufig erlegt), Breitebruch, Kr. Landsberg, 18cS9 (Sammlung von Fleischfeesser), Eberswalde 1893 (sehr häufig, Altum), Um- gegend von Berlin Januar 1893 (Keichenow). Waase nennt ihn für den Ruppiner Kreis von Wuthnow (November 1903) und Treskow (November 1908). Hesse beobachtete die Art ver- einzelt im Havelländischen Luch. Selten sind alte ö dieser Art. Fehemann schreibt, daß der Schneeammer in dem schnee- reichen Winter 1829/30 in großen Mengen bei Berlin vor- gekommen sei. Er erhielt viele von diesen Vögeln, aber unter ihnen nur ein einziges altes ö. „Alte Vögel verlassen ungern ihre Heimath und werden nur einzeln mit den Zügen ihrer Verwandten gleichsam mit fortgerissen. Auch Boynbycüla garrida gibt hierfür ein Beispiel." Nur einmal hatte ich selbst Gelegenheit Pledrophenax nivalis in der Mark zu beobachten. Am 7. Februar 1912 traf ich zwischen Soldin und Rehnitz in der Neumark eine Anzahl Schneeammern. Es waren 14 — 16 Individuen, die sich in kleinen Trupps von 2—5 Stück zusammen hielten. Auf dem traurigen Heideboden standen langstenglige Kompositen, wilde Beifuß- stauden und Rispen von Nachtkerzen, gegen welche der Schnee angeweht war, so daß sie sich in der winterlichen Ode wie kleine Inseln aus der Umgebung abhoben. Hier suchten die Vögel nach Nahrung. Sie waren ungemein zutraulich und flogen erst auf, wenn man an sie herantrat, um sofort dann wieder an einem anderen Busch einzufallen. 222. Emheriza calandra calandra L. Häufiger Brutstandvogel im ganzen Gebiet. Im Winter verstreichen die Grauammern oft aus ihren Nistgebieten in andere Gegenden. 6. 80 dad. al. 99 mm 6. 90 9 ad. 98 „ 5. 96 ö 100 „ 12. 89 <5 100 „ 3. 95 9 99 „ 3. 95 9 98 ., 11. 95 ö 101 „ 364 Faunistischer Teil. Die Brutzeit beginnt bei uns mit der Mitte des April und dauert oft bis in das zweite Drittel des Juli. Die meisten Gelege werden um die Mitte des Juni gefunden. Im östlichen Teil der Mark scheinen für diese wie für die beiden folgenden Ammerformen die Brutanfangszeiten später zu liegen. Eiermaße (gem. 20 Eier): L. Max. 25 Min. 22,5 D. 23,8 mm Br. „ 18,5 „ 17 „ 17,7 „ Zum Vergleich mit Exemplaren aus anderen Gebieten lagen mir die nachstehend aufgeführten märkischen Stücke des Berliner Museums vor: Zion (Jablonski) ... 9. Eberswalde (Schnoeckel) 21. Nauen (v. Maehrenthal) 10. Zion (Jablonski) ... 1. Nauen (v. Maehrenthal) 17. » » » • 24. Gegenüber der Tatsache, daß die Untersuchung größerer Reihen des Grauammers bisher mit Sicherheit zu keiner Ab- trennung lokaler Formen geführt hat, möchte ich darauf hin- weisen, daß die obigen Stücke aus der Brutzeit einen leicht graueren Ton der Rückenfärbung gegenüber solchen aus den Monaten November bis März mit leicht bräunlicherer Rücken- und Unterseitenfärbung aufweisen. Sehr interessant war mir der Hinweis Kleinschmidt's (F. 1917, 23), daß die Grauammern des Ostens von denen des Westens überraschend verschieden sein sollen: im Osten grau oder gelbgrau, im Westen brauner und dunkler. Die Flügellänge gibt Hartert zwischen 95 und 105 mm an. Die obigen Exemplare bleiben nicht unbeträchtlich gegen das vorgenannte Höchstmaß zurück, zeigen aber auch nicht das Mindestmaß, welches Hartert angibt. Da das aufgeführte Höchstmaß nordischen Stücken eigen sein soll, so darf man nach den vorgenannten Zahlen wohl annehmen, daß schwedische, russische oder vielleicht auch ostpreußische Exemplare die märkischen Gebiete im Winter nicht besetzen. Ehmke (J. f. 0., 1908, 303) hat darauf hingewiesen, daß er bei Rehfelde, Kr. Niederbarnim, drei verschiedene Grauammern gefunden habe: eine Brutform und zwei Herbst- bzw. Winter- formen, von den letzteren eine, die sich durch geringe Größe auszeichnet und ferner auch durch andere Lebensweise unter- scheiden soll. Nach Ehmke's Darlegungen kommt die echte E. calcmdra L. nicht als Brutvogel in dem vorgenannten Revier vor, was ich nicht annehmen möchte. Ich vermag dessen Aus- führungen nach dem mir zur Verfügung stehenden Material nicht zu prüfen. Die EnMKE'schen Vögel selbst sind nicht mehr vorhanden. Ich fürchte nur, daß es sich mit den Grauammer- formen Ehmke's ebenso verhalten wird wie mit den vielen von Faunistischer Teil. 366 ihm benannten Lerchenspezies, deren leichtfertige Beschreibungen von Haetert auf das schäi-fste verurteilt worden sind (Nov. Zool. vol. XII, 1905, 501 und Schalow, J. f. 0., 1908, 2-J9). Vgl. auch die Mitteilungen Tischlee's über den Grauammer im Journal für Ornithologie (1918, -125— i 36). 223. Emheriza eitrinella sylvestris Beehm. Der Goldammer ist ein sehr häufiger Brut- und Standvogel im ganzen Gebiet, wie die vorige Grauammerform im Winter die Wohnplätze zur Nahrungssuche oft ändernd. Die Gelege werden zwischen Mitte April und Ende Juli gefunden. Vielfach werden drei Brüten gemacht. In der Mittelmark traf ich den Goldammer nur als Erdbrüter an, während er in vielen anderen Gebieten der Provinz in Meter- und mehr Höhe brütend gefunden wird. Eiermaße (gem. 40 Eier): L. Max. 22,5 Min. 19 D. 20,7 mm Br. „ 16,5 „ 14 „ 15,5 „ Laubmann hat die Ansicht ausgesprochen, daß er die von Genglee (0. J., 1912, 88) als eigene Formen betrachteten Emheriza c.citrmeUa L., E.c. sylvestris Beehm und E.c.romaniensis Genglee nur als Variationen der ersten Form betrachten, dagegen E. c. crythrogenys Beehm als gut charakterisierte Form ansehen möchte. Es bedarf wohl zur Festlegung und Klarstellung der obengenannten Formen, die Haeteet 1904 gleichfalls angenommen hat — E. c. romaniensis wurde erst 1911 von Genglee be- schrieben — , eines größeren Materials, als es Laubmann und Genglee durchsehen konnten. Eine Anzahl mir vorliegender märkischer Stücke des Berliner Museums, vornehmlich von v. Maeheenthal in Nauen gesammelt, zeigen in der Rückenfärbung wie in der oberen Brustfärbung nicht unwesentliche Anklänge an Stücke von Emberiza eitrinella erythrogenys Beehm, wenn sie vielleicht auch nicht so intensiv licht gefärbt sind, wie Exemplare letzterer Form. Hesse hat hierauf bereits in der Bearbeitung der von Wache im Altai gesammelten Vögel (Mitt. aus dem Zoolog. Museum in Berlin, 6. Bd., 3. H., 1913, 421) hingewiesen. Er sagt: „so kommt z. B. ein in der hiesigen Sammlung befindliches dad. aus Nauen, 10. März 1895 [von E. c. eitrinella], dem ö vom Altai äußerst nahe, doch gehört dies zu den Ausnahmen". Die Flügellängen geben zur Unterscheidung kaum einen Auhalt. Laubmann nennt für E. c. sylvestris 90—95 mm, für erythrogenys 91 — 95, Genglee gibt die gleichen Maße und Haeteet für die östliche Form 91 — 94, nicht 61—64 mm, wie irrtümlich S. 169 in der Palaearct. Fauna steht. Eine Reihe märkischer Exemplare weist im Durch- schnitt eine Flügellänge zwischen 90—93 mm auf. Pommersche Stücke, im März von Baron Loudon gesammelt, schwankten in der Flüffellänge von 90—92 mm. 366 Faunistischer Teil. Nach den Beobachtungen des Grafen Zedlitz ist E. citrinella erythrogenys in den von ihm besuchten Gebieten Polens aus- gesprochener Zugvogel, während wir E. citrinella sylvestris als Standvogel unserer Gegenden ansehen müssen. Jedenfalls eine interessante Erscheinung, daß zwei außerordentlich nahestehende Formen, unter gleichen Breitengraden des Vorkommens, bezüglich des räumlichen Auftretens biologisch differenziert erscheinen. 224. Emheriza hortulana L. Der Ortolan ist heute ein häufiger Ammer im ganzen Gebiet der Mark. Selbst wenn wir zugeben, daß er in den verflossenen acht Dezennien in vielen Gegenden häufiger geworden ist, so darf doch wohl angenommen werden, daß er auch bereits in früherer Zeit kaum im Gebiet gefehlt haben dürfte. Vielfach ist er wahrscheinlich nur übersehen worden. Wir trafen den Gartenammer besonders häufig südlich von Berlin in der Mittelmark an, fanden ihn aber auch nicht selten im Westen und im Norden unserer Provinz. Er lebt an Örtlich- keiten, wie sie Bolle und Hansmann trefflich zeichnen: busch- reiche Gräben mit alten Kopfweiden, lichte Obstgärten längs der meist aus lombardischen und Schwarzpappeln bestehenden Baumreihen und, möchten wir hinzufügen, an Chausseen, die mit Laub- bzw. Obstbäumen besetzt sind und durch Getreidefelder hindurchführen. Aber auch dürftige karge Sandflächen und Öd- ländereien beherbergen oft einzelne Brutpaare. Walter schrieb uns, daß ihm der Gartenammer bereits im Jahre 1830 als nicht seltener Brutvogel um Joachimsthal genau bekannt war. Und fünf Jahre spätei" sah ihn Johann Friedeich Naumann an den Straßen zwischen Berlin und Potsdam „in der That fast überall". Gegenüber diesen Feststellungen ist es unbegreiflich, daß Schulz die Art im Jahre I84;j als sehr selten bezeichnen konnte. Er schreibt darüber: „dieser Ammer verfliegt sich auch wohl einmal in unsere Fauna, ist aber doch so selten hier, daß es mir noch nicht gelungen ist, ein in unserer Gegend gefangenes Exemplar für unsere Sammlung zu erhalten". Schulz muß die Art, deren Gesang er vielleicht nicht kannte, mit dem Goldammer ver- wechselt haben. Bei Frankfurt a. d. 0. fand Henrici den Ortolan gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts überall brütend. Auch heute ist er dort noch nach den Beobachtungen von Seilkopf ein allgemein verbreiteter Brutvogel. Für den Angermünder Kreis wird er nachgewiesen, für die Kreise Templin und Euppin und für die des äußersten Ostens an der posenschen Grenze, überall wird er als häufig verzeichnet. In den Gebieten um Grüna, Jüterbog, Treuenbrietzen, Niemegk, Beizig fanden wir diesen Ammer noch im Jahre 1915 als überall vorkommenden Alleevogel. Bei Brandenburg a. d. H, ist er geradezu gemein. Faunistischer Teil. 3(57 Nicht allzu fern davon, bei Neustadt a. d. D., kommt er nach Maktins zwar alljährlich vor, ist aber nicht direkt häufig. Haktwig wies darauf hin (J. f. 0., 1889, 75), daß der Ortolan iu einzelnen Gegenden des Oderbruches ständig derart zuge- nommen habe, daß er jetzt dort häufiger sei als der Goldammer. Hin und wieder fehlt diese Art einem Gebiet plötzlich, in dem sie sonst häufig aufgetreten ist, so z. B. um Berlin im Anfang der siebziger Jahre. Wenige Jahre darauf bezeichnet ihn Walter wieder für Charlottenburg als überall vorkommenden Brüter. Diese und andere Beobachtungen, die von einem Zu- nehmen und Häufigerwerden der Art sprechen, sind vielleicht darauf zurückzuführen, daß die Art nicht ortsbeständig in ihrem Vorkommen ist. Altum hat hierauf bereits hingewiesen. Die Paare wechseln in ihren Revieren und fehlen in einzelnen Jahren in Gebieten, in denen sie früher in erheblicher Menge vorkamen. Um die Mitte des April trifft der Ortolan bei uns ein und verläßt unsere Gebiete im ersten Drittel des September. Die Brutzeit setzt gewöhnlich mit der Mitte des Mai, auch öfter etwas früher, ein und dauert bis in den Juli hinein. Eiermaße (gem. 9 Eier): L. Max. 20 Min. 18 D. 18,8 mm Br. „ 15 „ U,5 „ 14,9 „ In dem nicht zur Ausgabe gelangten Werke Eugen von Hometee's über die Vögel Norddeutschlands (siehe 0. MB., 1917, 94 und J. f. 0., 1919, 112) befindet sich auf Seite 205 die folgende Notiz: „Die in der Mark vorkommenden [Exem- plare von E. hortulana] unterscheiden sich von den hiesigen [aus Pommern] durch eine stärkere rostfarbene Zeichnung des Oberkörpers und nähern sich dadurch auffallend südlichen, namentlich nubischen Exemplaren." Das Berliner Museum besitzt nur wenige Stücke dieses Ammers aus Brandenburg, die sich aber in der Rückenfärbung nicht von solchen anderer Gebiete Norddeutschlands unterscheiden. Eine etwas rötlichere braune Oberfärbung besitzt ein Exemplar aus Alt-Kloster in Mecklenburg, welches Anklänge an norditalienische Bälge und solche aus dem Taunus zeigt. 225. Emberiza schoenichis schoeniclus L. Fehlt nirgends in der Mark in geeigneten Gegenden und ist keinesfalls, wie Schulz sagt, bei uns „nicht sehr häufig". Früh erscheint der Rohrammer im Gebiet. Schon vom 7. März liegt eine Beobachtung Hocke's vor. Gewöhnlich trifft er indessen erst Ende März, Anfang April bei uns ein und verläßt uns, oft Mitte September bereits beginnend, bis zum Oktober. Sicherlich überwintern, wie z. B. in Mecklenburg, auch in der Mark einzelne Individuen in milden Wintern. Eigene Beobachtungen hierüber habe ich nicht. Vielleicht sind diejenigen Individuen, 368 Faunistiacher Teil. welche man sehr zeitig- im Jahre findet, niclit auf dem Zuge befindliche Ankömmlinoe, sondern Exemplare, die den AYinter, herumstreichend, im Gebiet verbrachten. Die Art macht bei uns zwei Brüten: die erste fällt in das Ende des April und den Anfang des Mai, die zweite findet im Juni und Juli statt. Waltee fand noch am 23. letztgenannten Monats ein volles, frisches Gelege. Eiermaße (gem. 25 Eier): L. Max. 21 Min. 17,5 D. 19 mm Br. „ 15 „14 „ 14,7 „ Motacillidae, 226. Anthus pratensis (L.). Dieser Pieper ist ein nicht seltener Brutvogel der Mark, der in den Gebieten weiterer Entfernung von der Mittelmark häufiger als in anderen Gegenden vorzukommen scheint. Größere Scharen der Art berühren im Herbst und Frühjahr auf dem Zuge das Gebiet der Provinz. Die Ankunft der Art in der Mark erfolgt oft schon im März, meist im April; der Abzug im September und Oktober. Vielleicht überwintern einige Individuen. Die Brutzeit beginnt mit Ende April, meist Mitte Mai und dauert bis in den Juni. Eiermaße (gem. 13 Eier): L. Max. 19 Min. 16,5 D. 18,5 mm Br. ,. 14,5 „ 13 „ 13,7 „ Das Berliner Museum besitzt u. a. zwei Exemplare des Wiesenpiepers von Ende April und Mitte September. Beide stammen aus der Neumark: ö Zion 24. 4. 83 al. 81, r. 10, t. 24, c. 62 mm c5 „ 18.9.82 „ 81, „ 10, „ 24, „ 61,5 „ Sie zeigen eine gelblichbraune Kehlfärbung und Unterseite und eine rostbräunliche Oberkörperfärbung, wie sie deutsche Stücke meist aufzuweisen pflegen. Im Berliner Museum befinden sich ferner 3 Bälge: 9 Schweden 30. 7. 06 al. 79, r. 10,5, t. 21, c. 61 mm ö „ 29.6.06 „ 79, „ 10,5, „21, „ 60 „ (5 Brocken 22.6.07 „ 79, „ 10, „ 21, die sich auffallend von mitteldeutsclien Exemplaren durch weißlichgraue Unterseite und dunklere olivengraue, beinahe in das Graue ziehende Oberseite unterscheiden. Sie haben gewisser- maßen einen düstern Färbungscharakter und gleichen der Be- schreibung, die Hantzsch von isländischen Vögeln der Art gibt, wobei der Genannte betont, daß diese Farbendifferenz eine fest- stehende sei. Laubmann hat in seiner Arbeit über die Vögel der Färöer auf die HANTZcn'schen Mitteilungen Bezug genommen und darauf hingewiesen, daß ein Exemplar von Naalsö vom Faunistischer Teil. 369 6. Dezember nicht den Färbungscharakter der isländischen Vögel zeigt, vielmehr deutschen Stücken ähnlich sei. Zandee (N., 1854, 17) hat bereits in einer Monographie der deutschen Pieper auf die Verschiedenheit der Wiesenpieperfärbungen hingewiesen, „die teils klimatisch, teils örtlich, teils bloß individuell sind und zu Aufstellung von Arten durchaus keinen Grund geben. Beehm hat aus diesen Abänderungen das gemacht, was sich einzig und allein daraus machen läßt, nämlich eine Eeihe von Subspezies". Beehm beschreibt deren elf: Anthus stagnatüis. Lerchengrauer Oberkörper, der wenig ins Olivengrün- liche zieht. — Stehende Moräste, Sumpfwiesen Nord- deutschlands. Anthus danicus. Mehr in das Gelbliche ziehende Hauptfarbe. — Sumpfige Wiesen Dänemarks und anderer nordischer Länder. Anthus pratorum. Mit stark gelber Zeichnung. — Sumpfige Wiesen des nördlichen Deutschland. Anthus jjaJustris. Sehr helle Unterseite. — Schweizer und deutsche Sümpfe. Anthus alticeps. Scheint den Norden zu bewohnen. Anthus tefiuirostris. Färbung dem Anthus stagnatüis ähnlich. Ayithus musicus. Ähnlich Anthus stagnatüis, aber gelben Unterkörper. — Wandert durch Mitteldeutschland. Anthus virescens. Stark ins Grüne ziehenden Oberkörper. — Mittel- deutschland. Anthus Uchtensteinii. Herbstkleid gelblich, Sommerkleid mehr lerchenfarben. — Wüste Plätze Westfalens. Anthus desertorum. Ähnlich dem Vorgenannten. — Heiden Nordwestdeutsch- lands. Anthus montanellus. Ähnlich Anthus desertorum. — Auf dem Eücken des Thüringer Waldes. Haeteet zieht alle diese Formen als synonym zu Anthus pratensis L. In seiner Beschreibung letzterer Art finde ich keinen Hinweis auf das Vorhandensein auch grauerer statt olivenfarbener Färbung im Herbstkleide des alten Männchens, eine Färbung, die zweifellos vorkommt. Detmees (J. f. 0., 1912, 36) und nach ihm Reichling (ib. 1919, 31) haben die dunkle Färbung von ihnen beobachteter Wiesenpieper als „sekundäre Erscheinung bedingt durch das Leben am moorigen 24 370 Faunistiscber Teil. Untergründe'' aufgefaßt. Ob mit Recht, vermag ich nicht zu entscheiden. Die von Detmees erwähnten Individuen dürften vielleicht Durchzügler aus dem Norden gewesen sein. 227. Anthus trivialis trivialis (L.). Der Baumpieper ist im ganzen Gebiet sehr häufig. Auch in reinen dürftigen Sandkienheiden, besonders da, wo sie schütter stehen, fanden wir ihn als brütende Art. Die Ränder der Kiefernwälder bewohnt er gern, mögen dieselben nun Feldern, Flüssen oder moorigem Gelände angrenzen. Auch in lichten Altholzbeständen (Rüdigee) ist er anzutreffen. Im August oder September verläßt er die Mark und trifft oft schon selir zeitig, im März, bei uns ein. Die normale Zeit der Ankunft dürfte im ersten Drittel des April sein. Brutzeit: Mitte Mai bis Mitte Juli. In vielen Gegenden der Mark haben wii- gefunden, daß der Baumpieper solchen V^orwäldern und Heideblößen zur Nest- anlage den Vorzug gibt, die in unmittelbarer Nähe von Wasser gelegen sind, mögen dies nun kleine Rinnsale, Bäche oder moorige Waldstellen sein. Eiermaße (gem. 42 Eier): L. Max. 21,5 Min. 18 D. 19,8 mm Br. „ 16 „ 14 „ 14,8 „ 228. Anthus campestris campestris L. Der Brachpieper wird aus vielen Gegenden der Mark als regelmäßiger, wenn auch hier und da nur vereinzelt vor- kommender Brutvogel genannt, während er hingegen für andere Gebiete, z. B. für die w^eitere Umgebung von Brandenburg, von guten Beobachtern als fehlend bezeichnet wird. Aus einzelnen Gegenden, in denen er früher sicher fehlte, wird sein Brutvor- kommen jetzt gemeldet. Trotz ungemein geeigneter Brutgebiete scheint er nach meinen, mir gewordenen Mitteilungen in der südlichen Mark, speziell im Kalauer und Luckenwalder Kreise, als Brutvogel nur sehr vereinzelt vorzukommen. Mannigfach wird er zweifellos übersehen, wenngleich sein charakteristischer Ruf ihn dem Kenner sofort verraten müßte. Hocke, der für das lokale Vorkommen der Arten, für das Milieu, in dem sie leben, ein ungemein feines Empfinden besaß, hat die Wohn- gebiete dieses Piepers treffend geschildert: „Die oft unabsehbare Fläche, graugrün odei" aschbraun, hier hellgrau verfilzt, dort wieder ohne jeglichen Pflanzenbestand und verbrannt im Aus- sehen, wird durch das Gepräge ihrer Pflanzen charakterisiert. Alle stellen nur bescheidene Ansprüche für ihr Gedeihen. Vor- herrschend ist außer verkrüppelten, einzeln stehenden Kiefern, Kriechw^eiden und Birken die niedere Pflanzenwelt von Heide- kraut, Pfriemengras, Sandhafer, Kriechdistel, Ginster, Wolfsmilch und Thymian. Ein Land, nicht zur Kultur geeignet, durchzogen Faunistischer Teil. 371 von saudigen, sterilen Flächen, einsam und unbesucht. Hier findet der Brachpieper die Bedingung-en für seine Existenz." Ödländereien, denen er oft vor sandigen Flugsandbrachen und jungen Kulturen den Vorzug gibt, müssen aber, um ihn dauernd zu fesseln, von größerer Ausdehnung sein. Mit welcher Vorsicht die WAASE'schen Mitteilungen in seinem Verzeichnis der Vögel des Euppiner Kreises aufzunehmen sind, geht recht deutlich aus seiner Angabe über das Vorkommen dieser Art hervor: „Nicht sehr häufig, Sommervogel, brütend in der Mesche [ein reines nasses Wiesengebiet] zu beiden Seiten des Klappgrabens." Der Brachpieper ist gerade das Gegenteil eines Wiesenbewohners, und Waase dürfte der erste Ornithologe sein, der die genannte Art in diesem Terrain brütend gefunden hat! In der Mark macht der Brachpieper nach Walter's und Hocke's Beobachtungen nur eine Brut, die von Ende Mai bis zum Ende des Juni stattfindet. Anfang bis Mitte September zieht er fort und trifft zwischen dem zweiten Drittel des April bzw. im Mai wieder bei uns ein. Eiermaße (gem. 11 Eier): L. Max. 24 Min. 29 D. 20,8 mm Br. „ 17 „ 15 „ 16 „ (Berl. Museum), 229. Anthus spinoletta spinoletta (L.). Im Gegensatz zu Altum, der diese Art in der Umgebung von Eberswalde in der Zeit von Januar bis März in kleinen Gesellschaften angetroffen hat — ein Belegstück vom 27. Februar 1886 befindet sich in der Sammlung der Forstakademie — , haben wir nur einige wenige Notizen erhalten, nach denen die Art, immer einzeln, nie gesellig, auf dem Zuge, zwischen November und März, im Gebiet beobachtet worden sein soll. 230. Motacilla alba alba L. Überall sehr häufiger Brutvogel, der im März bei uns eintrifft und uns in den letzten Tagen des September und im Oktober wieder verläßt. Bei sehr kaltem Wetter am 18., 20. und 21. Oktober 1912 beobachtete Will noch abziehende Bachstelzen. Als Ankunftstermine nennt er für sein Gebiet: 1910 11. März 1913 13. März 1911 5. „ 19 U 10. „ 1912 1. „ 1915 22. Februar. Vereinzelte überwinternde Exemplare dürften alljährlich beob- achtet werden. Will bestätigt mir dies ausdrücklich aus dem Gebiet von Steinbusch in der Neumark. Oft werden dort noch im späten April ziehende Bachstelzen beobachtet. Doch dürften 24* 372 Faunistiscber Teil. diese kaum im Gebiet zur Brut schreiten, sondern nordische Gebiete zum Nisten aufsuchen. Das erste Gelege pflegt um die Mitte des Apiil vollzählig zu sein, die zweite Brut findet Mai, Juni statt. Da man nun auf allen Waldblößen, wo Klafterholz gelagert wird, an Mühlwehren und sonst geeigneten Nistorten noch im Juli und bis zur Mitte des August sowohl Eier wie junge Vögel findet, so darf wohl als Regel für diese Art ein dreimaliges Brüten angenommen werden. Eiermaße (gem. 28 Eier): L. Max. 20 Min. 18 D. 18,6 mm Br. „ 15 „ 13,5 „ 14,1 „ 231. Motacilla cinerea cinerea Tunst. Die Gebirgsbachstelze hat als Brutvogel ihr Verbreitungs- gebiet nach Norden ausgedehnt und ist von den Vorbergen und dem Hügelgelände der mitteldeutschen Erhebungen in die Nord- deutsche Tiefebene eingewandert. Wo sie hier früher vereinzelt und in kleiner Gesellschaft im Winter beim Herumstreifen be- obachtet wurde, ist sie jetzt Standvogel geworden und nimmt als solcher an Häufigkeit des Vorkommens stetig zu. Wann in den einzelnen Gebieten des Tieflandes die Einwanderung stattgefunden hat, scheint verschieden und schwer festzulegen. Wahrscheinlich ist sie viel früher geschehen, als wir heute annehmen. Der Beginn ihrer Einwanderung ist sicherlich vielfach übersehen und nicht registriert worden. In einzelnen Gebieten, wie in Holstein und Posen, dürfte das Auftreten der Art erst neueren Datums sein. Auch für die Mark trifft dies vielleicht zu. Schulz schreibt 1845 über das Vorkommen der Gebirgs- bachstelze in Brandenburg: .,Bei uns gehört sie nicht zu den häufigen Erscheinungen." Seine Angabe läßt es offen, ob sich diese Mitteilung auf das Vorkommen als Brutvogel oder als Winterbesucher bezieht. Ist das letztere der Fall, was anzu- nehmen, so dürfte er für jene Zeit wohl das Richtige getroffen haben. Vangehow bezeichnet sie 1855 zwar als selten, aber doch bereits als Brutvogel, was wir 1876 auf Grund unserer langjährigen Beobachtungen glaubten anzweifeln zu müssen. Nach dieser Zeit galt die Gebirgsbachstelze nur als Winter- strichvogel. AViLL beobachtete sie z. B. am 22. Dezember 1906 und am 11. und 15. Dezember 1912 bei Steinbusch (Neumark). Altum teilte uns mit, daß sie an der schnell fließenden, einem Gebirgsbache ähnlichen Schwärze bei Eberswalde in keinem Winter fehle. Im Sommer hatten wir sie, wie auch Altüm selbst, nie dort angetroffen. Die erste Vermutung, daß „Mota- cilla sulphuvea" vereinzelt im Gebiet brüte, sprach uns Alfeed Brehm auf Grund der Tatsache aus, daß er im Spreewalde am 2. Juni 1878 längere Zeit ein Pärchen beobachtete, von dem auch ein Stück geschossen wurde. Zwei Jahre später führt sie Faunistischer Teil. 373 züK Linde für Gramzow (Uckermark) bereits als Sommervogel auf. Dann fehlten längere Zeit Beobachtungen über das Brut- vorkommen im Gebiet der Mark. Erst 1891 schrieb Marowski (Z. f. 0., 1891, 25): „Die Gebirgsbachstelze bemerkte ich Anfang April am Wasserfall zu Eberswalde, Ende April saß sie schon auf den Eiern. Als ich in den ersten Tagen des Mai nach dem Neste ausschaute, das in einer Laube stand, lagen 5 ganz er- kaltete Eier darin. Die vielen Störungen der letzten Tage haben das Pärchen vertrieben. Ich machte Altum hiervon Mitteilung, der mir auf meine Anfrage schrieb, daß ein Irrtum vorliegen müsse. Er hätte die Gebirgsbachstelze nie zur Brutzeit au der Schwärze getroffen." Eüdiger gab dann für eine spätere Zeit positive Beobachtungen (Z. f. 0., 1908/09, 195): „Die Gebirgs- bachstelze kommt in und bei Eberswalde [Spechthausen] in einigen Brutpärchen vor. Nest mit 3 Eiern wurde 1907 in einem steinernen Mönch an den Karpfenteichanlagen beim Fisch- bruthaus gefunden." Und 1909 fügt er hinzu (Z. f. 0., 1909/10, 6i): „Am 12. Mai 1909 habe ich in Eberswalde die ersten flüggen jungen Gebirgsbachstelzen beobachtet." Diesen Mitteilungen reiht Ritdiger noch die folgenden Notizen (0. MS., 1910, 395) an: „Ferner kann ich als Brutstätten wohl noch folgende Orte mit Sicherheit angeben, da ich den ganzen Sommer hindurch Ge- legenheit hatte, alte und junge Vögel zu beobachten: am Ragöser Fließ, am Finowkanal in Schöpfurth bzw. Steinfurth und an der Rosenbecker Schleuse am Werbellinkanal, ferner bei Eichhorst und Hubertusstock. Die erste Brut bemerkte ich 1910 am 8. Mai, die zweite am 14. Juli." Hesse nennt 1912 die Art für den Unterspreewald zur Brutzeit ziemlich häufig, an der Spree auch in der Stadt Lübben selbst. Im angrenzenden Ge- biete der Provinz Sachsen soll sie als Brutvogel nach Bährmann noch nicht gefunden sein. Über das Vorkommen in der Neumark schreibt mir Noack: M. hoarula ist bei Landsberg nicht seltener Brutvogel in dem großen nördlich gelegenen Waldgebiet, das von der Cladow, Zanze, Puls und deren Quellbächen in tief eingeschnittenen Betten durchflössen wird, und zwar seit lange dort einheimisch und bekannt. Ich kenne sie seit 1902, dem Jahre meiner Über- siedlung nach Landsberg. Ich fand sie meist in der Nähe der Waldmühlen, dort nistet sie auch nach Art von M. alba. Ich selbst fand und untersuchte nur 4 Nester, am 4. Mai 1915 mit 6 Jungen, am 26. April 1914 mit 6 Jungen, am 11. Mai 1914 mit 3 Jungen und am 25. April 1915 mit 6 Eiern. Setlkopf fand die Gebirgsstelze brütend in der Nähe von Frankfurt a. d. 0., Decker beobachtete sie in jedem Jahre zur Brutzeit bei Forst in der Lausitz. Ferner fand er sie bei Griesel im Kr. Krossen. Aus allen diesen Mitteilungen geht hervor, daß es bisher nur wenige Kreise der Provinz sind, in denen die Gebirgsbach- 374 Faunistischer Teil. stelze als Brutvogel festgestellt wurde: Oberbarnim, Niederbarnim, Zauch-Belzig (Ragösen), Angermünde, Sorau, Frankfurt und Landsberg a. d. W., d. h. im südwestlichen, südöstlichen und nordöstlichen Teile der Provinz. Da die Art nach den sorg- fältig registrierten Beobachtungen von Stoltz (Abh. Naturf. Ges. in Görlitz, 27. Bd., 1911, Verbreitungskarte 7) in der preußischen Oberlausitz regelmäßig brütet, so muß dies auch für die südlichsten Gelände der Niederlausitz angenommen werden, wenn auch direkte Fundstellen noch fehlen. Im Kreismuseum in Neuruppin steht ein Exemplar der Art ohne Angaben. Hierzu möchte ich bemerken, daß Waase in seiner Ornis Ruppinensis (1909) die Gebirgsbachstelze für den Kreis nicht aufführt. Im Frühjahr 1915 teilte mir Heinroth mit, daß die Ge- birgsbachstelze wiederholt von ihm im Zoologischen Garten in Berlin beobachtet worden sei, und daß sie nach seiner Ansicht im Garten selbst bzw. in der Nähe desselben im Tiergarten gebrütet hätte. Nester hatte Heineoth trotz großer Mühen bis dahin nicht gefunden. Im Jahre 1916 ergänzte Heineoth diese Beobachtung durch die Mitteilung, daß die Gebirgsbachstelzen etwa um die Mitte des April wieder im Garten eingetroffen seien. Es war auch in diesem Jahre nicht möglich, das Nest des Paares ausfindig zu machen. Bemerkenswert erschien Heinroth die Tatsache, daß sich die Tiere in Ermanglung geeigneter, am Wasser liegender Felsen bzw. freier Ufergelände viel auf Bäumen aufhielten. Ob die Gebirgsbachstelze regelmäßiger Standvogel bei uns geworden ist oder ob nur ein kleiner Teil der hier brütenden Paare bleibt, während andere herumstreichend das Gebiet ver- lassen, vermag ich nicht zu sagen. Wie im übrigen Deutschland, so brütet sie, wie aus den obigen Mitteilungen hervorgeht, auch bei uns zwischen April und Juli, wahrscheinlich zwei Brüten machend. Will fand am 29. April, 21. Mai und 4. Juli volle Gelege. Ein ungemein klares Bild der Besiedlung eines Gebietes der Norddeutschen Tiefebene durch die schönen Gebirgsbachstelzen bietet das benachbarte Mecklenburg. Im Jahre 1900 richteten Wüstnei und Clodius in ihrem Buche: Die Vögel der Groß- herzogtümer Mecklenburg die Aufmerksamkeit ihrer Landsleute auf diese Art. Sie war noch nie, trotz intensiver Durchforschung, für das Gebiet nachgewiesen worden. Im Jahre 1904 erhielt Pfarrer Clodius den Nachweis zwei- maligen Vorkommens. Am 27. September fand Knuth 6 Exemplare bei Ludwigslust, und am 30. September beobachtete Clodius ein altes Stück an einem klaren, kiesigen Bach zwischen Kamin und Lehsen. Beide Male Vögel, die auf der Wanderung begriffen waren. Zwei Jahre später finden wir die Gebirgsbachstelze be- reits als Brutvogel. Sie wurde am 27. März bei Kamin beob- achtet. Am 8. Mai flog das g mit Futter im Schnabel umher. Faunistischer Teil. 375 Ferner wurde sie an der Mühle in Dedow, bei Lehsen und bei Ludwigslust — altes g und junge Vögel am 9. Juli — angetroffen. In den Jahren 1910 und 1911 finden wir MotaciUa cinerea cinerea bereits fast in allen Teilen des Landes angesiedelt. Clodius machte eine ganze Reihe von Brutplätzen in den Mecklenburger Landen bekannt. „An die 20 Jahre habe ich früher jede Mühle, jeden Bach auf diesen Vogel hin abgesucht und nie auch nur ein Stück gefunden, und jetzt — tritt er uns an geeigneten Stellen fast überall entgegen." Auch das Überwintern wurde festgestellt. Die Jahre 1912 und 1913 brachten weitere Belege für die völlige Besiedlung des Landes mit dem neuen Ansiedler (vgl. Arch. d. Ver. d. Fr. d. Naturgesch. in Mecklenburg, Bd. 59—68, 1905—1914). In knapp zehn Jahren hatte sich also die Einwanderung und die völlige Einbürgerung der Gebirgsstelze in Mecklenburg voll- zogen. So im Westen und im nördlichen deutschen Flachlande. Anders sind die Verhältnisse des Vorkommens in einzelnen Gebieten des Ostens: in Westpreußen ist sie bereits seit einem Vierteljahr- hundert bekannt und wahrscheinlich auch in einzelnen Individuen Standvogel. Für Ostpreußen möchte sie Tischler nur als spär- lichen Durchzügler bezeichnen. Das gleiche scheint nach den Mitteilungen Hammling's für die Provinz Posen der Fall zu sein. Eiermaße (gem. 13 Stück): L. Max. 19,7 Min. 18 D. 19,6 mm Br. „ 15,2 „ 13,4 „ 14,4 „ (Samml. J. Will, Steinbusch). 232. Budytes flavus fiavus (L.). Die Kuhstelze ist in Brandenburg ein nirgend fehlender Brut- vogel. Im allgemeinen macht sie in der Mark nur eine Brut, die meist erst im Beginn des Juni stattfindet. Wenige Julibruten werden registriert. Sie kommt im Durchschnitt im Beginn des April bei uns an und verläßt unsere Provinz im September. Hocke beobachtete einen sehr frühen Ankunftstermin am 14. März 1895. Feomholz fand am 23. November und 7. Dezember 1904 und am 11. Januar, 9. Februar und 2. März 1905 bei Eberswalde überwinternde Kuhstelzen. Eine Verwechslung mit Gebirgs- bachstelzen ist, wie der Genannte mitteilte, ausgeschlossen. Es ist dies die erste Beobachtung über das Überwintern der Art in der Provinz, die in der Literatur verzeichnet wird. Eine be- stätigende BeolDachtung danken wir Helfee, der am 18. Januar 1917 ein Exemplar der Kuhstelze bei Stahnsdorf, Kr. Teltow, antraf. Eiermaße (gem. 4 Eier): L. Max. 18 Min. 17 D. 17,5 mm Br. „ 13,5 „ 13 „ 13,3 „ Nach RüDiGEE (gem. 42 Eier) im Durchschnitt 17,8 x 13,6 mm. 376 Faunistischer Teil. Aliiiididae, 233. Alauda arvensis arvensis L. Ungemein häufiger Brntvogel des Ackerlandes im ganzen Gebiet der Mark, der auch auf abseits gelegenen Torfmooren vor- kommt. Oft liabe ich gefunden, daß die Lerche spärlichen, dürftigen Ackerflächen fehlt, wenn sich diese, wenn auch aus- gedehnt, zwischen sperrig gelegenen Siedlungen der Heidedörfer hinziehen. Viele Individuen überwintern. Die im Herbst ab- gestrichenen treffen bereits Anfang Februar wieder ein und ver- weilen hier bis zum Oktober und oft auch darüber hinaus. Will beobachtete sie noch im Oktober bei einer Temperatur von — 4" C auf dem Zuge. Ankunftsdaten gibt er für 1910 den 20. Februar, 191] den 24. Februar, 1912 den 17. Februar, 1913 den 6. Februar, 1914 den 15. Februar und 1915 den 19. Februar. Gelege Averden, oft drei Brüten, von Mitte April bis Ausgang Juli gefunden, im Osten um ca. 10 Tage später. Eiermaße (gem. 20. Eier): L. Max. 23 Min. 20,5 D. 22 mm Br. „ 16,5 „ 15 „ 15,3 „ Melanocorypha calandra (L.). Krügee-Velthusen teilte mir mit, daß von seinem Vater ein Exemplar genannter Lerche in Gefangenschaft gehalten worden sei, welches nach seiner Erinnerung bei Frankfurt a. d. 0. ge- fangen wurde. Genauere Daten vermochte er mir nicht mehr zu geben. Wahrscheinlich handelte es sich um ein der Gefangen- schaft entflohenes Individuum. 234. Lullula arhorea arhorea (L.). Häufiger Brutvogel. Er bewohnt die dürftigsten Heide- gegenden der Mark, gern öde sandige Gebiete, in denen hoch- stämmige Kiefern mit Heidekraut bestandene Blößen umsäumen. Walter fand die Heidelerche indessen, wenn auch nur vereinzelt, im Brieselang bei Spandau auch auf schwarzem fetten Boden in lichten Birkenschonungen. In unserer Mark ist sie Sommervogel. Gewöhnlich erscheint sie um Mitte März und verschwindet, je nach den Temperaturverhältnissen, von Mitte September an. Im Oktober werden die letzten beobachet. AVill danke ich für den von ihm durchforschten Teil der nordöstlichen Neumark die folgenden Ankunftsangaben: 23. Februar (1910), 29. Februar (1912), 4. März (1913) und 20. Februar (1914). Die Brutzeit beginnt mit dem April und endet ungefähr mit Mitte Juli, selten später. Rüdiger fand am 1. April 1900 bei Arendsee bei Schönermark, Kr. Prenzlau, sein frühestes, volles Gelege, Bau ein solches im Grunewald bei Berlin am 4. April 1872. Eiermaße (gem. 9 Eier): L. Max. 21,5 Min. 19,5 D. 20,4 mm Br. „ 15,5 „ 15 „ 15,2 „ Faunistischer Teil. 377 235. Galerida cristata cristata (L.). Gemeiner Striclibrutvogel der Provinz, dessen Brntzeit in der Mark vom April bis Mitte Juli andauert. In den Überresten ausgedehnter Sanddünen, wie sich solche an den Randungen kleiner Landstädte, oft auch inmitten derselben, z. B. in Dammhast zwischen Zehdenick und Neuhof, finden, wird vielfach eine große Anzahl dicht nebeneinander brütender Paare angetroffen. Eine interessante Beobachtung veröffentlichte Waltee. In der Gegend zwischen Nauen und Potsdam, schreibt der Genannte, ist die Haubenlerche ungemein häufig. Im Winter läßt sie den heran- streichenden Sperber bis auf 2 Schritte nahe kommen und schnellt dann wie ein Pfeil senkrecht zwölf Fuß in die Höhe. Der über- laschte Sperber macht dann gar keinen Versuch, sie zu verfolgen, und streicht weiter. Die Lerche aber läßt sich gemächlich auf die alte Stelle nieder und durchstöbert von neuem den delikaten Pferdedung. Rüdiger teilt mir mit, daß er bei Jüterbog die Haubenlerche auf Dächern nistend gefunden habe. Es waren flache Zinkblechdächer, welche mit Kies bedeckt und mit karger Grasnarbe, die Deckung bot, versehen waren. Die gleiche Beob- achtung habe ich Jalire hindurch in Schmargendorf gemacht, wo die Haubenlerche alljährlich auf dem ausgedehnten Zinkdach eines Gärtnereiwirtschaftshauses nistete und Junge ausbrachte. Wenn wir beim Flüggewerden nicht aufpaßten, fanden wir die Jungen meist abgestürzt tot am Boden. Eiermaße (gem. 9 Eier): L. Max. 23 Min. 22 D. 22,5 mm Br. „ 17 „ 15 „ 16,4 „ 236. Eremophila alpestris flava (Gm.). Wenngleich Schulz in der Fauna marchica diese Lerche noch als zweifelhaft für das Gebiet aufführt, so sind doch eine Anzahl von Beobachtungen inzwischen bekannt geworden, die das Vorkommen derselben für die Provinz sicher stellen. Naumann berichtet über das Vorkommen bei Berlin; Bolle schreibt (N., 1855, 223) über das Vorkommen bei Biesdorf (7 Stück wurden gefangen), bei Berlin und bei Eberswalde. Wir erhielten ein in den letzten Tagen des Januar 1875 bei Wandlitz in der Nähe von Biesen- thal erlegtes altes ö. Wieth schoß sie bei Lindow und bei Gransee. Certhiidae, 237. Certhia familiaris familiaris L. und 238. Certhia brachydactyla hrachydactyla Beehm. Die vorstehend letztgenannte Baumläuferart ist in meinen älteren Veröffentlichunsfen, wie dies auch von vielen anderen 378 Faunistischer Teil. Autoren früherer Zeiten geschehen ist, mit Certhia f. familiaris L. zusammengeworfen worden. Beide sind Standvögel in der ganzen Provinz, die hin und wieder getrennte Gegenden bewohnen mögen — ich selbst habe dafür keine Beweise — , die aber meist, worauf schon Baron Geye (J. f. 0., 1911, 171), Hesse (ib. 1912, 313 und 1914, 374), Seilkopp (0. MB., 1918, 19), Heineoth u. a. hingewiesen haben, in unserer Mark dicht nebeneinander in An- lagen wie in Wäldern in großer Menge brüten. So um Spandau und Nauen, bei Brandenburg, bei Rheinsberg, in den Neuroofener Forsten, in den Revieren um Steinbusch, bei Rehnitz in der Neu- mark, bei Frankfurt a. d. 0., bei Beizig und Neuhütten, bei Templin und Neuhof, bei Baruth, Lübben usw. Beide Baumläufer sind in ihrem Vorkommen in unserer Provinz weder an Laub- noch au Nadelwald gebunden. Man kann in unserem Gebiet nicht sagen, daß Certhia hrachydactyla brachydadyla, der Garten- baumläufer, Laubgehölzen, verwilderten Gärten und umfangreichen alten Parkanlagen gegenüber geschlossenen Waldbeständen, reinen oder gemischten Charakters, die mehr von dem Waldbaumläufer bewohnt werden sollen, den Vorzug gebe. Ich muß für die Mark völlig den Ansichten Kaysee's beipflichten, die der Genannte für Posen ausgesprochen hat. Möglicherweise ist das Vorkommen im Westen ein anderes. Beide Baumläufer sind echte Strichstandvögel der Provinz, die aber auf ihren Zügen die Grenzen ihrer Wohngebiete nicht weit zu überschreiten pflegen. Die Brutperiode fällt bei uns in die Zeit von Anfang April bis Anfang Juli. Die meisten Gelege werden im Mai gefunden. Eiermaße von C. f. familiaris (gem. 41 Stück): L. Max. 16,5 Min. 14 D. 15,6 mm Br. „ 12,5 „11 „ 11,7 „ Soweit ich märkische Stücke in Händen gehabt und in märkischen Sammlungen zu sehen Gelegenheit hatte, habe ich nur die Form Certhia familiaris familiaris L. gefunden. Die dunkle westliche Baumläuferform C. f. macrodactyla Beehm dürfte kaum in Brandenburg vorkommen. Die Grenze der Verbreitung derselben nach Osten muß erst festgelegt werden. Es erscheint mir aber fraglich, ob sie im nördlichen Deutschland die Weser nach Osten weit überschreitet. Heydee führt sie für das König- reich Sachsen (J. f. 0., 1916, 463) als Brutvogel auf, in einem Gebiet also, welches weit östlich des genannten Flusses gelegen ist. Eine Verwechslung mit C. familiaris familiaris dürfte bei der Sorgfalt Heydee's ausgeschlossen sein. Auch Hellmaye (Verh. Ornith. Ges. in Bayern, 1918, XXT) möchte annehmen, daß die t5^pische familiaris westwärts nicht bis an die Elbe herangehe. Er hat Stücke aus der Gegend von Torgau in der Provinz Sachsen in Händen gehabt, die, wie er mitteilt, von macrodactyla aus Thüringen. Franken usw. nicht zu unterscheiden sind. Möglicherweise ist das Vorkommen der beiden genannten Faunistischer Teil. 379 Baumläuferformen im mittleren Deutschland ein wesentlich anderes als im nordöstlichen Gebiet. Sittidae, 239. 8itta caesia sordida Rchw. Häufiger Brutvogel des ganzen Gebietes, der zwar alle Arten von Wäldern bewohnt, reinen bzw. gemischten Laubwäldern und Parkanlagen vor geschlossenen Nadelbeständen aber den Vorzug gibt. Nach der Brutzeit, die von Mitte April bis gegen Ende Juni andauert, streichen die Spechtmeisen oft in Gemeinschaft mit Meisen, Goldhähnchen und Baumläufern nach Nahrung suchend im Laude umher, ohne jedoch die Grenzen ihrer Brutgebiete weit zu überschreiten. Neuere Beobachtungen haben mit Sicher- heit festgestellt, daß die alten Spechtmeisen in ihren Nistrevieren den Winter über verbleiben, während die jüngeren Individuen das Gebiet verlassen und weit umherstreifend andere Gegenden aufsuchen. Das gleiche gilt wahrscheinlich von unseren Bunt- spechten, den meisten Meisen, Amseln usw. Das Nisten der Spechtmeisen in alten Schwarzspechthöhlen ist in letzteren Jahren bei uns mehrfach beobachtet worden. Eiermaße (gem. S-i Eier): L. Max. 21 Min. 18 D. 19.5 mm Br. „ 15 „ 13,5 „ 14,1 „ Die Untersuchungen Reichenow's über die Verbreitung der Sitta-F ormeii in Norddeutschland scheinen zu ergeben, daß die Elbe, d. h. die der Elbe angrenzenden Gebiete, auch für die Kleiber wie für Nebel- und Rabenkrähe die Grenze des Vor- kommens bilden. Östlich des genannten Flusses wohnt Sitta caesia sordida, und westlich desselben treffen wir S. caesia caesia. Auch für die Certhia familiaris-Formen familiaris und macro- dactyla, vielleicht auch für die beiden Pratincola und für Äegi- thalos caudatiis und A. roseus europaeus liegen die gleichen Ver- breitungsverhältnisse vor, doch sind die Untersuchungen hierüber noch nicht abgeschlossen. Jedenfalls ist die durch einen Fluß gezogene Verbreitungsgrenze für genannte Formen von hohem zoogeographischen Literesse. Wie sich die vorliegende Tatsache erklären läßt, ist schwer zu sagen. Vielleicht hängt sie mit jenen Formenänderungen des Landes nach dem Abschmelzen des Eises zusammen, als sich die Urstromtäler bildeten und die Endmoränen und die Randungen der Eisbewegung feste Ge- staltung in der Norddeutschen Tiefebene annahmen. JParidae. 240. Parus major major L. Die Kohlmeise ist im ganzen Gebiet an geeigneten Örtlich- keiten ungemein häufig. Auch den reinen Kiefernwaldungen 380 Faunistischer Teil. fehlt sie nie. Wie alle übrigen Meisenarten ist sie in der Provinz reiner Standstriclivogel, der aber, wenigstens die alten Vögel, nicht weit aus seinen Revieren hinausgeht. Die umherstieichenden heimischen Brutpaare erhalten oft außerordentlichen Zuwachs von Individuen aus angrenzenden Distrikten. Die Brutzeit, oft drei Brutpeiioden umfassend, beginnt mit Mitte April und endet mit dem Ausgang des Juli. Daß die Art in Gebieten, in denen die Nonne auftritt, in größerer Menge erscheint, habe ich nie beobachtet. In den Wäldern um Eehnitz bei Soldin in der Neumark herrschte in den Jahren li)04 und 1906 eine große Nonnenkalamität, duich welche die schönen breiten Fichtenbestände an den Wegrändern durch den Kiefernforst, vom Dorf zur Försterei, fast vernichtet wurden. Ich kann nicht sagen, daß ein Anschwellen der Indi- viduenzahl der Kohlmeisen dort stattgefunden hätte. Eiermaße (gem. 40 Eier): L. Max. 19 Min. IG D. 17,3 mm Br. „ 14 „ 12 „ 13 „ Im Gebiet Norddeutschlands sollen Individuen der Kohlmeise vorkommen, die sich durch eine dunklere Rückenfärbung, be- sonders gegen östliche Stücke, auszeichnen sollen. Ich habe solche Exemplare nie gesehen und möchte für die Mark deren Vorkommen verneinen. 241. Parus caeruleus caeruleus L. Die Art ist sowohl in Laub- wie in Nadelholzwaldungen überall als Brutvogel häufig. Sie ist für die Mark nicht als bedingter Jahresvogel, wie dies für einzelne Teile Deutschlands der Fall sein dürfte, zu betrachten, sondern als echter Stand- strichvogel. Im Herbst und Winter erscheinen oft größere Flüge dieser Art aus nördlicheren Gebieten, die nach einiger Zeit wieder verschwinden. Die Brutzeit beginnt im allgemeinen mit dem Monat Mai, doch sind auch bereits am 20. April volle Gelege gefunden worden (Hocke). Die Nistperiode endet ungefähr mit Mitte Juli. Von allen bei uns vorkommenden Meisenarten dürfte die Blaumeise diejenige sein, die in den letzten Dezennien am stärksten an Individuen zugenommen hat. Nicht so einseitig wie viele der anderen Arten an Laub- bzw. Nadelbestand gebunden, wurde es ihr vielfach möglich, an Stelle eingegangener Nistgelegenheiten andere ihr zusagende zu finden. Eiermaße (gem. 30 Eier): L. Max. 15,5 Min. 14 D. 14,8 mm Br. „ 12 „ 10,5 „ 11,5 „ 242. Parus cyanus cyanus Fall. Den einzigen und für mich unbedingt sicheren Nachweis des Vorkommens der Lasurmeise in unserer Provinz erhielt ich durch FaunistJsclier Teil. 381 Krüger- Velthusen. Derselbe teilte mir mit, daß von einem ihm als unbedingt zuverlässig- bekannten Vogelfänger am i'2. Februar 1883 zwei Individuen genannter Art in der Nähe von Frank- furt a. d. 0. gefangen worden sind. Dieselben wurden s. Z., nach einer Anzeige in der Gefiederten Welt, an einen Liebhaber nach Kopenhagen verkauft. Krüger-Velthusen hatte die Vögel bei dem Händler lebend gesehen. Über diesen Fang berichtet auch Martin in der Gefiederten Welt (1883, 123). Alle anderen Mit- teilungen, welche wir bis jetzt über das Vorkommen der Lasur- meise in Brandenburg besitzen, und es gibt deren eine ganze Eeihe, haben sich bei sorgfältiger Kritik als im höchsten Grade unzuverlässig bzw. zweifelhaft erwiesen. Dahin möchte ich auch die Angabe Bolle's (Mark. Prov.-Mus. d. Stadtgemeinde Berlin, Die Wirbeltiere der Prov. Brandenburg, 2. Ausgabe, Berlin 1886, 51) rechnen: „Eine neuere Beobachtung hat das Vorkommen [der Art] indeß über jeden Zweifel erhoben, indem Otto Bock im Winter 1884/85 ein in einem Garten zu Lichterfelde erlegtes Exemplar frisch zu Händen erhalten hat." Wahrscheinlich ist Otto Bock nur eine unsichere Mitteilung von nicht kompetenter Seite zugegangen. 243. Parus ater ater L. Häufiger Brutvogel der Mark, der bei uns vornehmlich an Nadelholzwald gebunden erscheint. Doch habe ich die Art auch in ganz kleinen Laubbeständen, mitten in ausgedehnten Feldern gelegen, die von weiten, großen Kiefernforsten umgeben waren, angetroffen. So bei Trebus, Kr. Lebus, Glasow, Kr. Soldin, Fürstenberg, Kr. Guben, und Beizig, Kr. Zauch-Belzig. Im Osten der Provinz scheint die Art, sofern die Beob- achtungen Jablonsei's zuverlässig sind, bedeutend seltener als in anderen Gebieten Brandenburgs vorzukommen. In vielen Gegenden hat sich eine merkliche Zunahme der Art feststellen lassen. Sie brütet von Ende April, Anfang Mai bis Mitte Juli. Wiederholt sind, vornehmlich in der Mittelmark, Gelege in alten Schwarzspechtlöchern gefunden worden. Thielemann nahm am 4. Juni ein Gelege von 7 Eiern, welches sich in einer Erdhöhlung am Ende eines 35 cm langen Mäuseganges befand. Auch in alten, halbmodrigen Kiefernstubben auf Heideblößen inmitten des Hochwaldes nistet sie gern in der Mittelmark. Eiermaße (gem. 15 Eier): L. Max. 15,5 Min. 13,5 D. 14,9 mm Br. „ 12 „ 11 „ 11,6 „ Die wenigen mii' vorliegenden märkischen Bälge von Parus ater ater zeigen hinsichtlich der Flügellänge größere Zahlen, als sie Hartert (61 — 64 mm) angibt: Königswusterhausen 13. 2. 1890, 9 Fl. 64 mm Mark 9. 1896, 6 „ 65 „ 382 Faunistischer Teil. Mark 10. 10. 1897, d Fl. 67 mm Hirschgarten 8. 9. 1900, 6 „ 66 „ Die Färbung der Untei'seite vai'iiert etwas von hellerem, leicht bräunlich angeflogenem Weiß zu schmutzigem Grau. Letztere Färbung fand ich vornehmlich bei älteren Herbstvögeln aus Ge- bieten östlich der Oder. 244. Parus palustris communis Bald. Die Sumpfmeise kommt zwar in allen feuchteren Laubholz- waldungen und in den niedrig gelegenen Gärten, besonders in den Seedörfern, des ganzen Gebietes vor, ist jedoch seltener als P. ater, cristatus, major und caerideus. In den letzten Dezennien ist sie vielleicht etwas häufiger geworden. Im Herbst trifft man sie nicht selten in den Dorfgärten, \vo sie den Sonnenblumen- stauden nachgeht, im Winter, auch vereinzelt, im Wacholder- gebüsch der Umgebung der Heidedörfer. Die Brutzeit beginnt mit Anfang Mai und endet mit dem zweiten Drittel des Juli. Walter hat wiederholt bereits im letzten Drittel des April volle Gelege gefunden. Sehr häufig brütet sie in selbst gemeißelten Höhlungen in trockenen Birken-, Erlen- und Kiefernstämmen sowie in Zauupfosten, welche aus Altersschwäche mürbe Stellen aufweisen. Eiermaße (gem. 7 Eier): L. Max. 16 Min. 15,5 D. 15,8 mm Br. „ 12,5 „ 12 „ 12,2 „ Maße von mir gemessener Stücke von Märzvögeln blieben hinter den von Hartert gegebenen Zahlen nicht unerheblich zurück. Ich fand bei ä eine Flügellänge von 63 — 65, bei 9 von 62—63 mm. 245. Parus atricapillus salicarius Beehm. Parus atricapillus, Getr v. Schweppenburg, 0. MB., 1910, 161 und J. f. 0., 1911, 171. Freiherr Getr v. Schweppenrurg hat die mattköpfige Sumpf- meise als häufigen Brutvogel um Rheinsberg (Kr. Ruppiu) nach- gewiesen. Belegstücke befinden sich im Museum Koenig in Bonn. Sicherlich wird sie neben Parus palustris communis Bald., mit der sie früher immer zusammengeworfen worden ist, an ge- eigneten Örtlichkeiten in der ganzen Provinz als Brutvogel vor- kommen und vornehmlich zur Strichzeit von Juli bis Oktober gefunden werden. Diese Örtlichkeiten sind nicht, wie man früher vielfach annahm, nur Weidendickichte mit starker Busch- und Krautvegetation, sondern auch Waldreviere mit Laub- oder Nadel- beständen, die mit dichtem, möglichst undurchdringlichem Unter- holz durchsetzt sind und düstere versteckte Aufenthaltsmöglich- keiteu bieten. Aus dem Umstand, daß Bährmann die Weiden- Faunistischer Teil. 383 meise hart an der brandenburgisclien Grenze bei Jerichow und im Gebiet der Schwarzen Elster, also südlich vom Fläming ge- funden und als Brutvogel (0. MB., 1918, 22) sicher festgestellt hat, darf man wohl schließen, daß sie auch die nahe angrenzenden Gebiete der Mark als nistende Art bewohnen dürfte. Ich bin sicher, daß sie bei genauerer Durchforschung unserer Provinz noch an vielen Stellen gefunden werden ward. Desgleichen erachte ich es nicht als ausgeschlossen, daß im nordöstlichen Gebiete der Mark, d. h. in den Gegenden der Neu- mark, vagabundierend im Herbst und Winter auch Parus i^ loalustris L. und P. atriccvpillus horealis Selys vorkommen, die bekanntlich beide in Ostpreußen nicht seltene Standvögel sind. Auf beide Formen wird bei der Durchforschung der genannten brandenburgischen Gebiete zu achten sein. 246. Parus cristatus mitratus Beehm. Die Haubenmeise ist zwar häufig in der Mark, dürfte aber doch als die seltenste Brutart gegenüber den anderen Meisen zu bezeichnen sein. Meist in Gesellschaft von Parus ater, durch- streift sie die Kiefernwälder der Provinz, wobei sie denjenigen Revieren den Vorzug zu geben scheint, in denen Wacholder in größerer Menge den Beständen eingesprengt ist. Aber auch dürftigen, sperrig stehenden Stangenhölzern ohne Unterholz fehlt sie nicht. Die Brutperiode fällt in die Zeit von ungefähr Mitte April bis Ende Juni. Zu Brutplätzen wählt sie gern bei uns die ver- witterteu Pfähle alter Wildzäune, in denen sie das zur Aufnahme * des Nestes bestimmte Loch, welches oft tief in den Pfahl hinein- geht, selbst aushöhlt. Auch Nistkästen, die im Walde ausgehängt sind, nimmt sie gern an. Walter fand in einem Eisvogelneste, welches im April 1876 von ihm ausgenommen worden war, bereits Ende Mai junge Haubenmeisen. Weit und breit war weder Baum noch Strauch in der Nähe des Grabenufers, an dem sich die Eisvogelröhre befand. Eiermaße (gem. 20 Eier): L. Max. 17,5 Min. 16 D. 16,4 mm Br. „ 12,5 „ 12 „12 „ Das Vorhandensein einer mehr grauen und einer lebhaft brauneren Färbungsphase der Haubenmeise möchte ich nach dem mir zugänglichen Material für unsere Provinz nicht annehmen. Die von mir untersuchten märkischen Stücke aus dem Osten und Westen Brandenburgs, sowohl Brut- wie Strichvögel, zeigen eine bräunliche, etwas dunkelolivfarbene Oberseite, die vielleicht etwas intensiver ist, als ich sie bei westdeutschen Stücken finde. Bei größeren Serien werden sich nach meiner Überzeugung Über- gänge feststellen lassen. Einen graueren Rückenton habe ich bei märkischen Exemplaren, wie bemerkt, nie gefunden. Dagegen 384 Faunistischer Teil. scheinen Stücke aus Westdeutschland gegenüber solchen aus der Mark hellere Körperseiten zu besitzen, während diese bei unseren Individuen in allen Jahreszeiten dunkler rostbräunlich gefärbt sind. Bei letzteren Stücken geht auch die rostbräunliche Färbung dicht an die schwarze Kehle heran, die obere Brust bedeckend, w^ährend diese Körperteile bei Exemplaren aus dem Westen Deutschlands entschieden hellere Farbenprägung zeigen. Doch mögen auch diese Unterschiede bei der Durchsicht größerer Serien verschwinden. Parus cristatus cristatus L., welche bereits in Ostpreußen die mitteleuropäische Haubenmeise ersetzt, ist, meines Wissens, für Brandenburg noch nicht nachgewiesen. Alle mir bekannt- gewordenen Haubenmeisenexemplare, sowohl Sommer- wie Winter- vögel, haben die tj^pische bräunliche Oberseitenfärbung, welche Favus cristatus mitratus Be. charakterisiert. 247. Aegithalos caudatus (L.). Die vorgenannte Schwanznieise kommt im ganzen Gebiet der Mark als Brutstrichvogel vor. Sie liebt und bewohnt vor- nehmlich die Laubholzbestände, sofern sie mit Gebüsch versehen sind, kommt aber auch in gemischten Beständen vor. Im all- gemeinen meidet sie Nadelwälder. Wiederholt haben wir sie vereinzelt als Brutvogel in Erlenbrüchen angetroffen, so im Brieselang bei Spandau, im Spreewalde und bei Soldin. Im Herbst streicht sie gern, meist in Gesellschaft mit Goldhähnchen, denen sich hin und wieder vereinzelte Kohlmeisen anschließen, durch fennartige mit Erlen und Birken besetzte breitere Striche, die mooriges Seenvorland von dichterem mittelwüchsigen Nadel- wald trennen. Ältere Mitteilungen über das Vorkommen der Schwanzmeise im Gebiet beziehen sich vielfach auch auf die nachstehende Form, so daß man aus früheren Angaben kein rechtes Bild der Verbreitung der weißköpflgeu Schwanzmeise in der Provinz gewinnen kann. Im allgemeinen daif man aber wohl sagen, daß sie an geeigneten obengenannten Plätzen überall in der Mark als Brutvogel gefunden wird. Wenn Altum bemerkt: „daß sie hier bei Eberswalde fast nur auf dem Zuge im Winter erscheint, und zwar durchaus nicht alljährlich; nur selten konnte ich ein Brutpaar entdecken," so darf man wohl annehmen, daß sich seine Äußerungen auf beide Arten beziehen, aber auch daraus schließen, daß doch vielleicht lokal Ä. caudatus in einem Gebiet häufiger als in einem anderen als Brutvogel vorkommt. In den Luchgebieten der Havel und des Rhins fand Hesse beide Formen während des Zuges nebeneinander. Die Brutzeit dieser Schwanzmeise umfaßt die Zeit von An- fang April bis Mitte Juni, in der zwei Brüten gemacht werden. Eiermaße (gem. 20 Eier): L. Max. 14 Min. 13 D. 13,5 mm Br. „ 11 „ 10 „ 10,4 „ Faunistischer Teil. 385 248. Äegithcdos roseus europaeus (Ste-jn.). Hesse (J. f. 0., 1912, 313) weist mit Recht darauf hin, daß ich die beiden Schwanzmeisen, welche in Brandenbiu'g vorkommen, nicht gesondert aufgeführt habe. Als ich mit Bau vor vierzig^ Jahren meine ersten Beiträge für die genannte Provinz lieferte, unterschied man beide Arten noch nicht. Die obige hielt man allgemein für das Kleid jüngerer Vögel. Ob nun A. roseus europaeus in den westlichen Teilen Branden- burgs, die allein in dieser Beziehung in Frage kommen dürften, brütet, vermag ich nicht zu sagen. Ich glaube, daß sie nur im Spätherbst, Winter und vielleicht auch noch im zeitigsten Früh- jahr gemeinschaftlich mit anderen Panis-Fovm^n im Lande herum- streift und dann auch weiter nach Osten geht. Hin und wieder scheint sie bereits zeitig im Gebiet zu erscheinen. Am 10. Oktober 19 IG, einem milden, relativ warmen Tage, beobachtete ich bei Zehlendorf, zwischen Berlin und Potsdam, einen größeren Schwärm von Schwanzmeisen, der langsam einen Erlenbestand absuchte und aus schwarzstreifigen und weißköpfigen Vögeln bestand. Ständiger Jahresvogel ist jedenfalls nur Aegithalos caudatus (L.) in der Mark. Mein verstorbener Freund Hans Graf ton Beelepsch hat in den Sitzungen und in den Jahresversammlungen der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft das Thema der deutschen Schwanz- meisen wiederholt behandelt und dabei auf die mannigfachen Fragen hingewiesen, die bei unseren Vertretern der Gattung Aegithalos noch zu lösen sind. Im Jahre 1885 schloß er seine Ausführungen über den Gegenstand mit der Bitte, den sich hier bietenden Fragen ein intensiveres Interesse zuzuwenden, als es bis dahin geschehen sei. Darüber sind nun mehr denn dreißig Jahre verflossen, ohne daß die Fragen, deren Bedeutung auch von vielen anderen Seiten mehrfach betont worden ist, einer all- gemein befriedigenden Lösung nähergeführt worden wären. Es gilt dies sowohl von der Begrenzung der beiden in Betracht kommenden Meisen wie auch von der geographischen Verbreitung derselben in unseren nord- und mitteldeutschen Gebieten. Kleinschjiidt glaubte im Jahre 1 900 der Ansicht Ausdruck geben zu dürfen, daß man drei geographische Formen von Schwanz- meisen für Deutschland annehmen müsse, „nach Größe, Länge des Gefieders und Farben dimorphismus, der am Rhein ein großer, in Mitteldeutschland schwächer, in Ostpreußen ganz gering ist". Dreizehn Jahre später schrieb er in seinem Buche Die Sing- vögel der Heimat: „In Deutschland lebt im Osten die in beiden Geschlechtern rein weißköpfige Form caudatus (L.), im Westen die mehr oder minder am Kopf dunkelgestreifte Form europaea (Hekmann), dazwischen aller erdenkliche Mischmasch beider Formen, den man unbenannt lassen oder als longicaudus (Bkehm) bestimmen kann." 25 386 Faunistischer Teil. In seiner OrnisGermaniae (1918) endlich nimmt Kleinschmidt drei Formen seiner Realgattung Parus Acredula (Kl.) an: erstens caudatus (L.), zweitens eurojmeiis (Hermann) und drittens eine von Bacmeistek und ilim mit der terra typica Nordostfrankreich aufgestellte Form cxpuynatus. Sie wird von den beiden Autoren (F., 19 IG, 18) nur durch den Hinweis: „die Mehrzahl ist kleiner als eurojmca^^ diagnostiziert. Es wird noch hinzugefügt: „die Vögel variieren ebenso wie mitteldeutsche Stücke von einem weißköpfigen bis zu einem schwarzbrauigen Extrem. Zuweilen ist noch der Scheitel gefleckt. Die hellköpfigsten Stücke sind bei Marburg rein weißköpfig, im Mainzer Becken haben sie hinter dem Auge Spuren eines Streifens, in den Ardennen bzw. Argonnen setzt sich dieser Streifen in schwachen Spuren bis um das Auge fort." Eine genaue Darstellung dieser Verhältnisse soll später in Berajah durch Abbildungen erfolgen. Hoffentlich wird dies geschehen. Kleinschmidt liebt es, bei der „Fülle der Gesichte", die auf ihn einstürmt, seinen Freunden Wechsel auf lange Sicht zu geben, die aber einzulösen oft von ihm vergessen werden. Soweit wir die geographische Verbreitung unserer deutschen Schwanzmeisen kennen, bewohnt die weißköpfige, von Linne P. caudatus benannte, das östliche Gebiet Deutschlands, nicht aber den Osten ausschließlich als Brutvogel. Im Westen kommt als nistende Form jene gestreiftköpfige Aegithalos vor, welche früher als junger Vogel der LiNNE'schen Art angesprochen, dann mit der von Blyth aus England beschriebenen Ä. rosea iden- tifiziert wurde, und die man jetzt allgemein als A. europaea Heemann bezeichnet. Im Gegensatz zu der letzteren soll sich A. caudatus individuell durch dichteres Gefieder und durch die Flügellänge — diese schwankt bei A. eumpaeus von 62 — 67 und bei L. caudatus zwischen 63 und 68 mm — von jener unter- scheiden. Das wesentlichste Merkmal beider Meisen liegt in der Kopffärbung bzw. Zeichnung. A. ewopaeus erhält in keinem Alterskleide einen weißen Kopf, A. caudatus hat nach Ablegung des Jugendgefieders nie eine streifige Kopfzeichnung. Nach den mir gewordenen Mitteilungen Dr. Heinroth's, der märkische Schwanzmeisen aus dem Ei aufzog, erhalten im Mai erbrütete Männchen bereits im September, also in vier Monaten, nach völliger Vermauserung des Groß- und Kleingefieders, einen reinen weißen Kopf, den sie von nun ab stets behalten. Der weibliche Vogel zeigte im September nach Ablegung des Jugendkleides die leise Andeutung einer unreinen Streifenfärbung, die nur aus nächster Nähe zu erkennen ist und im zweiten Jahr wahrscheinlich völlig verschwindet. Dr. Heineoth hat Weibchen in späteren Alters- stadien nicht mehr beobachten können. Jedenfalls geht bei A. europaeus die dunkle Kopf Streifenzeichnung niemals verloren. Wenn wir die Literatur hinsichtlich des Brutvorkommens der beiden deutschen Schwanzmeisen durchsehen, so gewährt uns dieselbe kein klares und abgeschlossenes Bild der geographischen Faunistischer Teil. 387 Verbreitung. Wir wisseu heute nocli niclit genau, wie weit die gestreiftköpfige Form, in normaler Erscheinung, nach Osten bzw. Südosten geht, und kennen nicht die Brutgrenze der Ä. caudatus nach Westen. In der Mark Brandenburg kommt nur die letztere als nistende Art vor; desgleichen in Mecklenburg, Pommern und Schlesien. Es scheint mir aber als sicher festzustehen, daß zwischen den beiden Hauptwohngebieten im Osten und Westen eine neutrale Zone zu liegen scheint, die von beiden Schwanzmeisen bewohnt wird. Wie breit diese Zone ist, wie weit sie von Norden nach Süden reicht, ob sie in einzelnen Abschnitten ihrer nordsüdlichen Längenausdehnung in der Breitenentwicklung von Westen nach Osten hin zu- oder abnimmt oder ob sie in gleichmäßiger Breite die beiden normalen Brutgebiete sondert, bleibt späterer Fest- stellung vorbehalten. Ich bin der festen Überzeugung, daß in diesem Gebiet sowohl die weißköpfigen wie die streifigen Schwanz- meisen sich mit typischen Individuen genannter Formen voll- kommen identisch erweisen werden. Hagen hat einwandfrei nach- gewiesen, daß beide typische Schwanzmeisen im Gebiet von Lübeck nebeneinander nisten. Dasselbe gilt nach den neuesten Beobachtungen Menzel's für Harzburg. Nach Hesse und Heyder müssen wir beide Formen als Brutvögel Sachsens ansprechen, wie sie auch Koepeet als solche für Altenburg bezeichnet. Schlegel fand beide im Bayerischen Wald als Brutvögel, Eduard Tauber in Tückelhausen. Daß in diesem weiten Zwischengebiet Bastardformen aller erdenklichen Art in größerer Menge vor- kommen müssen, erscheint mir durchaus erklärlich, und daß ein „Mischmasch" von Bildungen entsteht, nur natürlich, um so mehr als erdgeschichtlich jüngere Formen, für welche man diese Meisen ansehen muß, mehr zu Bastardbildungen neigen, als wir dies bei älteren annehmen. Ich möchte die Schwanzmeisen für Formen des Pliozäns oder des unteren Pleistozäns halten, aus dem bereits von Koloman Lambrecht nach Funden aus Ungarn Parus sp. nachgewiesen wurden. Ich glaube nicht, daß in der 1852 von Paul Gervais (Zool. et Paleont. Francaise, Aves, 228) aus dem eozänen Montmartre-Gips beschriebenen Sitta cuvieri, welche nach Milne-Edwards Parws- ähnliche Züge zeigt und von diesem zum Typus einer neuen Gattung Falaegithalus erhoben wurde (Recherches anatom. et paleontol. pour servir ä l'histoire des oiseaux .fossiles de la France, Bd. 2, 1869/71, 378, Taf. 6J, fig. 1), die Stammform unserer heutigen Äegithalos zu erblicken ist. Vollkommen teile ich die Ansichten, welche nach einer mir freundlichst gemachten brieflichen Mitteilung Dr. Laubmann's der Genannte wie Hellmatr und Stresemann vertreten und welche dahin gehen, daß sich die nach meiner Ansicht im Aus- gange des Tertiärs entwickelte Stammform unserer heutigen Schwanzmeisen beim Eintritt der Glazialzeit in unsere beiden rezenten Äegithalos, die nach Ost und West auseinandergedrängt wurden, gespalten habe. Ich hatte diese gleiche Ansicht bereits 25* 388 Paiinistischer Teil. vor lilngorer Zeit Oscar Ni'^hmann und Eiiicii Hesse gegenüber entwickelt. In der postglazialen Kndperiode sind dann, nach HELiiMAYE, Stkesemann Und Laubmann, die beiden gesonderten Formen wieder in ihre alten, ursprünglichen ^^'olingebiete ein- gewandert und haben in den Begegnungsgeländen, die hier ziemlich ausgedehnt zu sein scheinen, nach meiner Ansicht Bastardbilduiigen hervorgeraten. Von dieser Überzeugung aus- gehend, möchte ich mich nicht entschließen, die in den Wohn- gebieten der weißkr)pfigen Schwanzmeisen auftretenden gestreift- köpfigen Individuen und umgekehrt die in den Brutgebieten der Ä. eurojuiea erscheinenden Weißköpfe als „Eückschläge", „An- klänge" und „Ausnahmeerscheinungeu" oder als Färbungsphasen anzusprechen. Die „Mischmaschformen" sind eben nichts als Bastarderscheinungen ausgedehntester Art. Bereits 1880 hat Graf Berlepsch diese Überzeugung ausgesprochen und nach eingehenden Studien der festen Ansicht Ausdruck verliehen, daß all die erdenklichen Zwischenstufen, die in dem gemeinsamen Wohngebiet beobachtet werden, nur in dem Sinne der Annahme von Bastardierungen zu erklären sind. Hellmayr ist anderer Ansicht. Er weist darauf hin, daß sich zwischen den Aegithalos- Formen zahlreiche Übergangsformen finden, die man nicht durch- weg als Bastarde erklären könne. Er möchte es daher für vorteil- hafter halten, sie vorläufig als Subspezies, der er den Hermann- schen Namen gibt, anzusprechen. Laubmann und Stresemann teilen diese Ansicht. Der Annahme, die verschiedenen Formen der Schw^anzmeisen als Färbungsphasen zu betrachten, wie dies Kleinschmidt nach der oben wiedergegebenen Bemerkung an- zunehmen geneigt ist, möchte ich nicht beipflichten. Es liegen hier bei den Schwanzmeisen keine Färbungsphasen vor, wie wir sie z. B. von Saxicola hispanica xanthomelaena (Hempr. und Ehebg.) und von anderen Arten kennen. Es sind nicht ver- schiedene Färbungs- und Zeiclmungserscheinungen einer Art oder Form, sondern es handelt sich eben um differente Spezies bzw. Subspezies. Färbungsphasen kommen immer gemischt innerhalb eines Gebietes vor. Sie bewohnen nicht, in gesonderter Eigenai't, getrennte geographische Gebiete, so daß eine Phase nur im Osten, eine andere nur im Westen erscheint. Ich weiß sehr wohl, daß die von mir oben ausgesprochene Ansicht nicht überall geteilt werden wird. Noch vor kurzem ist sie von Domaniewski abgelehnt worden. Gelegentlich seiner Ausführungen über die deutschen Sitta-Formen (Verhandl. Ornith. Ges. in Bayern, 1917/18, Bd. 13, 177) hat er seiner Überzeugung dahingehend Ausdruck gegeben, daß Bastarde nur an der Grenze der Brutgebiete zw^eier Formen auftreten, nicht aber als Be- wohner „riesiger Gebiete" zu betrachten sind. Trotz dieser gegenteiligen Ansicht möchte ich aber dennoch bei der meinigen beluuTen. Bastardbildungen zwischen Arten, zwischen Arten und Formen wie schließlich zwischen verwandten Formen kommen Fauuisüsehur l'eil. 389 vornehmlicli an den VerbreitimgsgTenzg'ebieten, wie dies Doma- NiEwsKi ausgeführt hat, vor, sie können aber auch nach meiner Überzeugung in weiten Gebieten gemeinschaftlichen Vorkommens auftreten, ohne daß der Umfang der räumlichen Ausdehnung dabei ausschlaggebend sein müßte. Vor kurzem hat G. Wolda in der Ardea (Bd. 7, August 1918, 63 — 77) eine kleine Arbeit über Aegithalos cauclatuf< ver- öffentlicht. Man sagt mir, daß er in Hinblick auf die vielen Zwischenstadien zwischen weiß- und gestreiftköpflgen Individuen annehme, daß es sich um eine im Entstehen begriffene Art handle. Ich bin der holländischen Sprache nicht mächtig, um kontrollieren zu können, ob man mich recht unterrrichtet hat. Nun noch einige nomenklatorische Bemerkungen. Ludwig Beehm hat aus dem mittleren Deutschland eine Schwanzmeise beschrieben, die er Paroides longicaudus nannte (Handb. d. Naturg. aller Vögel Deutschlands, 1831). Er sagt von ihr: „Der Kopf des alten Vogels und der an den Seiten und dem Bauche rötliche Unterkörper weiß. Die einjährigen Vögel haben unreinere Farben" usw. Diese Beschreibung kann meines Erachtens nur auf Ä. caudatus, nicht aber auf den „Mischmasch" der Bastardierungen bezogen Averden, wie es Kleinschmidt annehmen möchte, abgesehen davon, daß ich es nicht für angebracht halte. Bastardformen mit eigenem Namen zu belegen. Jch möchte auch Haeteet nicht hinsichtlich der Deutung des BEEHM'schen Paroides longicaudus beipflichten, der vorgenannte x4.rt auf Ä. europaeus, im bisher angenommenen Sinne, bezieht. Schon die Tatsache, daß die letztgenannte Form niemals einen rein weißen Kopf erhält, dürfte gegen dieHAETEET- sche Annahme sprechen. Stejnegee (P. U. S. Nat. Mus., 1886, 383) hat zuerst darauf hingewiesen, daß die von Heemann (Observationes zoologicae, 1804, 214) beschriebene Pipra europaea auf eine Schwanzmeise zu deuten sei. Hellmaye vertrat noch 1903 die Ansicht, daß es nicht richtig wäre, die oben zitierte Beschreibung Heemann's auf Aegithalos caudatus roseus zu beziehen, wie es Stejnegee getan hatte. Er glaubte vielmehr, daß jene Beschreibung besser auf .4. caudatus passe, da in derselben nichts von dunkler Kopf- seitenfärbung enthalten sei. Als sich später herausstellte, daß die westdeutschen, streifenköpfigen Schwanzmeisen von der von Blyth beschriebenen rosea, die die britischen Inseln, wahr- scheinlich aber auch ganz Westfrankreich bewohnt, getrennt werden müssen, gab man dem westdeutschen Vogel den Heemann- schen Namen europaea, wenngleich in der Beschreibung des Genannten, die ich nicht habe einsehen können, seine Pipra europaea mit weißem Kopf beschrieben sein soll. Auch Hellmaye scheint später dieser Auffassung beigetreten zu sein. Vielleicht bezieht sicli die Beschreibung von Hkemann auf ein im Winter bei Basel erlegtes Exemplar einer herumstreifenden .4. caudatus 390 Faunistischer Teil. (vgl. auch Fatio, Faune d. Veit, de la Suisse, vol. II, 1. Part, 1899, 492). Weit aus dem Südosten Europas ist das Vorkommen der weißköpfigen Schwanzmeise übrigens bekannt. König Fekdinand von Bulgarien besitzt in seinem Privatmuseum in Sofia mehrere Exemplare von Ä. caudatus, welche sämtlich Ende Oktober bei genannter Stadt gesammelt wurden. Dr. Laubmann schrieb mir, daß er in Übereinstimmung mit Hellmaye und Stkesemann als Produkt einer Vermischung alle diejenigen Schwanzmeisen annehme, deren Wohngebiete zwischen den Verbreitungsgebieten der streifenköpflgen und der weiß- köpfigen Formen in der Mitte liegen. Für diese Vermischungen haben die Genannten sich entschieden, den ÜEEMANN'schen Namen euroimea anzunehmen. Ich habe bereits oben darauf hingewiesen, daß ich es nicht für passend und im Geiste heutiger Nomen- klatur nicht für berechtigt halten möchte, Mischungsprodukten eigene Namen zu geben, möge das Verbreitungsgebiet derselben eng begrenzt und lokal oder weit ausgedehnt sein. Gibt man den Bastardformen unserer Schwanzmeisen eigene Namen, so muß man konsequenterweise auch die Bastardformen zwischen C. cornix und C. corone, z. B. die in konstanten Variationen gewisse Grenzgebiete an der Elbe bewohnen, gleichfalls be- nennen. Aus meinen obigen Mitteilungen geht hervor, daß weiß- köpfige und gestreiftköpfige Schwanzmeisen in den gleichen geographischen Gebieten nebeneinander vorkommen und neben- einander brüten. Sie können daher nach der heute gültigen Auffassung von der Begrenzung der Subspezies nicht als Formen einer Art betrachtet werden. Die weißköpfige Schwanzmeise, die keine Formen gebildet hat bzw. von der wir keine kennen, würde als Art Äegithalos caudatus L. zu benennen sein, während die deutsche gestreiftköpfige zur Art A.. roseus Blyth gezogen, als Ä. roseus europaeus (Stejn.) aufgefaßt werden könnte. Dieser letzteren würden sich dann die europäischen Formen, und zwar: die westeuropäischen Ä. roseus roseus (Blyth), die osteuropäischen Ä. roseus taurica (Menzb), A. roseus major (Eadde), die westlichen Mittelmeerformen Ä. roseus irhii (Shaepe), A. roseus sicula (Whit), die östlichen Mittelmeerformen A. roseus macedonica (Deess.), A, roseus tephronotus (Günth.), Faunistischer Teil. 391 ferner: die kontinental asiatischen A. roseus passekii Sarud., A. roseus glaucogularis (Moore), A. roseus vinacea (J. Verr.), A. roseus calva (Pleske), und schließlich die insular- asiatische Form A. roseus trivirgatus (Temm. & Schleg.) sinngemäß angliedern. 249. Anthoscopiis pendulinus peyidulinus (L.). Die erste und lange Zeit einzige Mitteilung über das Vor- kommen der Beutelmeise in unserer Provinz, und zwar aus der Gegend von Prenzlau, findet sich bei dem alten Chronisten Ludwig Bekmann. Ich habe darüber in dem Historischen Ab- schnitt dieses Buches belichtet. Ferner besitzen wii^ noch die folgenden Angaben, die aus einer späteren Zeit datieren. In den Nachträgen zu seiner Systematischen Übersicht der Vögel Pommerns (Nr. 1, S. 21, Anklam 1841) bemerkt Eugen VON Hometer: „die polnische Beutelmeise nistete in der Gegend von Schwedt [Kr. Angermünde]. Ein daselbst gefundenes schönes Nest befindet sich in der Sammlung des Herrn Reg.-Rat Schmidt in Stettin." Nun danke ich der Güte des Herrn F. Koske in Greifswald, des ausgezeichneten Bearbeiters einer ornithologischen Bibliographie Pommerns, die Mitteilung, daß sich in dem Zoolog. Institut der Universität Greifswald ein Beutelmeisennest befindet. Es trägt das Etikett: „Nest der Beutelmeise. Acc. Kat. I Nr. 1022. Mark Brandenburg. Ges. von Ob.-Reg.-ßath Schmidt in Stettin," Im Katalog steht unter Nr. 1022 das gleiche, aber keine Angabe darüber, wie das Stück nach Greifswald gekommen ist. Das Nest ist nach der Mitteilung Koske's ganz aus gelblicher Pflanzen- wolle gebaut und gut erhalten. Ich glaube in der Annahme nicht fehlzugehen, daß das von v. Homeyer erwähnte Exemplar mit dem im Greifswalder Museum befindlichen identisch ist. Die von Vangerow (J. f. 0., 1855, 188) gegebene Mitteilung, daß Kutter im Tiergarten bei Berlin ein Nest der Beutelmeise gefunden habe, ist irrig. Kutter hat (J. f. 0., 1875, 1 16) aus- drücklich in einem an Cabanis gerichteten Brief erklärt: „weder auf einer kleinen Insel im Tiergarten bei Berlin noch sonstwo an geeigneten Orten Norddeutschlands sei es ihm beschieden gewesen, Spuren einer stattgehabten Fortpflanzung der Beutel- meise zu entdecken." Die weitere a. a. 0. gegebene Mitteilung Vangerow's, daß er ein Nest der genannten Meise gesehen habe, welches in der Nähe von Spandau gefunden wurde, läßt sich heute auf ihre Richtigkeit hin nicht mehr prüfen. 392 Faunistiseher Teil. Auch eine andere Notiz über das Vorkommen von A. p. pentlidinus in der Mark ist nicht zu kontrollieren. Flech (0. MB., 1898, 04) schreibt a. a. 0.: „als im Winter vermutlich des Jahres 1875/76 wie üblich die großen Rohrwälder, welche die Teiche bei Peitz umsäumen, abgeschnitten wurden, fanden die Arbeiter im Rohr, an Rohrstengeln befestigt, das verlassene eiförmige und mit seitlichem Flugloch versehene Nest einer Beutelmeise. Die Vögel w^urden im Sommer nicht bemerkt." Die Mitteilung, daß das Nest am Rohr befestigt war, klingt immerhin verdächtig. Die letzte Mitteilung schließlich, welche wdr über das Brut- vorkommen der Beutelmeise in der Mark besitzen, beruht auf einem ebenso dreisten wie plumpen Schwindel Albeet Geunack's. Der Genannte legte in der Sitzung der Ornith. Gesellschaft am 2. November 1874 (J. f. 0., 1875, 216) zwei Nester der Beutel- meise vor. welche von einem Förster bei Rathenow gefunden sein sollten. Die Nester hatten nach Geunack's Mitteilungen in Weidengebüsch gestanden. Prof. Caeanis bestritt sofort das Vorkommen, wies darauf hin, daß die Zweige, an denen die Nester hingen, Pappel- und nicht Weidenzw^eige wären, was ja jeder Förster kennen und sehen müsse, und erklärte, daß die vorgelegten Nester, wie ein Ei dem andern, völlig solchen glichen, welche das Berliner Museum vor kurzem von der Wolga durch ScHLüTEE in Halle erhalten hätte. In dem Bericht der Sitzung vom 7. Dezember 1874 findet sich dann die weitere Mitteilung: „Anläßlich der in der Novembersitzung, vorgezeigten, angeblich märkischen Nester der Beutelmeise legt Herr Cabanis ein Nest dieser Meise aus der Wolgagegend vor und teilt zugleich mit, daß sowohl dieses letztere Nest als auch die ersteren von den Professoren Beaun, Gaeke und Ascheeson, bedeutenden botanischen Autoritäten Berlins, untersucht worden sind. Als Resultat der Untersuchung hat sich ergeben, daß die Materialien beider Nester sich als vollständig gleichartig herausgestellt haben, und daß beide Nester aus der Blütenwolle der Poimlus nigra gebaut worden sind. Da letztere Pappel nun einerseits in der Mark in den Gegenden, in denen die Beutelmeise vorkommen könnte, kaum wild wächst und auch wenig angepflanzt sein dürfte, andererseits die Identität der Nester aus der Wolgagegend mit den angeblich märkischen ganz unzweifelhaft festgestellt ist, und unter Hinzuziehung der bereits in der letzten Sitzung näher dargetanen Gründe, ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß die von Geünack vorgelegten Nester nicht in der Mark gefunden worden sind." 250. Regulus regulus regulus (L.). Bewohnt zahlreich als Brutvogel die Nadelwälder der Mark. Im Winter sieht man diese Goldhähnchenform meist in Gesell- schaft von Meisen, P)aumläufern und Spechtmeisen herumstreichen. Faunistischer Teil. 393 In einzelnen Ostgebieten scheint sie als Brutvogel erst in neuerer Zeit nachgewiesen zu sein. Will bezeichnete sie im Jahre 1915 als häufigen Brutvogel bei Steinbusch (Neumark), wo sie zu- sammen mit der folgenden Art vorkommt. Auch Rüdigee fand dieses Goldhähnchen hier wie in den Oberförstereien Hochzeit und Regenthin. Sämtliche von ihm gefundenen Nester standen sehr versteckt in Rottannen. Für einzelne Gebiete Deutschlands wird diese Form des Goldhähnchens nur als bedingter Stand- vogel bezeichnet. Für die Mark Brandenburg, in der sie fast ausschließlich Bewohner der Kiefernwälder ist, trifft dies nach meinen und Waltek's Beobachtungen nicht zu, wenigstens nicht für den größten Teil der hier brütenden Individuen. Gelege werden im ersten Drittel des Mai und Juni gefunden. Eiermaße (gem. 24 Stück): L. Max. 13,6 Min. 12,3 D. 13 mm Br. „ 10,8 „ 9,9 „ 10,2 „ (Samml. J. Will, Steinbusch). 251. Begulus ignicapillus ignicapiUus (Temm.). Fehlt kaum einem Gebiet der Mark. Liebt besonders Gegenden, in denen in Gärten, Parks und gemischten Wäldern Fichten angepflanzt sind. In einzelnen Kiefernwäldern der Mittel- und Uckermark ist diese Form typischer Brutvogel der ein- gesprengten Wacholderbestände. Unbedingter Sommervogel der Provinz. In der ersten Hälfte des Mai trifft er bei uns ein und verläßt das Gebiet Ende September. Die Brutzeit setzt im allgemeinen etwas später ein als die der vorgenannten Form, gewöhnlich gegen Mitte bzw. Ende des Mai. Mit Ende Juni bzw. Anfang Juli ist sie dann beendet. Mit Rücksicht auf die früher von mir gegebene Mit- teilung, daß Begulus ignicainllus ignicajnllus in einem Fichten- bestand bei Eberswalde allein in der Mark zu brüten scheine (J. f. 0., 1884, 217), schrieb mir Walter (J. f. 0., 1887, 98), daß er genannte Regulus-Fovm in Wacholdersträuchern auch im Kreise Templiu, an der Grenze des Angermünder Kreises, ge- funden hätte. „Die Nester standen so hoch, daß ich sie noch gerade mit ausgestrecktem erhobenen Arm erreichen konnte. Sie standen auf Wacholdersträuchern am oberen Stamm; auf Fichten stehen sie nicht, sondern hängen unter den Ausläufern eines Zweiges. Merkwürdig war bei einem weiteren Funde der niedrige Stand des Nistplatzes. In einem ca. 5' hohen kleinen Wacholderstrauche stand das Nest zwischen leichten senkrecht aufstrebenden Zweigen so eingeklemmt, daß der Boden frei schwebte. Die Höhe des Standortes war so niedrig, daß mein Schirm, auf den Boden gestellt, mit dem Griff gerade den Nest- boden berührte. Ich glaube nicht, daß schon jemals ein so niedriger Neststandort beobachtet wurde." 394 Faunistischer Teil. Eiermaße (gem. 4 Stück): L. Max. 14,3 Min. 13,5 D. 14,1 mm Br. „ 10,8 „ 10,5 „ 10,7 „ (Samml. J. Will, Steinbusch). Sylviidae, 252. Troglodytes troglodytes troglodytes (L.). Die von uns früher ausgesprochene Ansicht, daß der Zaun- könig im ganzen Gebiet der Mark überall häufig sei, haben wir später etwas modifizieren müssen. Henrici teilte uns mit, daß er die Art in der gesamten Umgebung Frankfurts a. d. 0. niemals brütend gefunden habe. Nach des Genannten Ansicht ist der Zaunkönig für das beregte Gebiet, wenn er daselbst überhaupt vorkommt, als außerordentlich selten zu bezeichnen. Keügee- Velthusen bestätigte mir vollinhaltlich die HENRici'schen Mit- teilungen. Auch er hat den Zaunkönig nie bei Frankfurt a. d. 0. als Brutvogel angetroffen. Daß die vorstehenden Angaben den Tatsachen entsprechen, scheint mir auch daraus hervorzugehen, daß Sellkopf in einer neueren Arbeit über die Vögel der Um- gebung von Frankfurt a. d. 0. (0. MB., 1918, 19) den Zaun- könig nicht aufführt. Es bleibt für das genannte Gebiet fest- zustellen, ob die Art — wenn sie vielleicht auch nur sehr sporadisch dort vorkommen mag — Standvogel daselbst ist oder ob sie die Gegend im Winter verläßt. Aus vielen der im Nord- osten und Osten angrenzenden Distrikte muß letzteres nach den Mitteilungen zuverlässiger Beobachter angenommen werden. In dem Frankfurt angrenzenden Krossener Kreise habe ich den Zaunkönig zur Brutzeit an passenden Örtlichkeiten überall ge- funden und ihn auch in den zentralen Teilen des Lebusser Kreises beobachtet. Dasselbe gilt von dem Züllichau-Schwiebusser Kreise, wo ihn Jablonski fand. Über das Vorkommen in den Oder- gebieten von Küstrin südlich bis hinab zum Bober haben wir keine eigenen Erfahrungen und keine Beobachtungen anderer. Bei Küstrin selbst brütet er. Auch növdlich von hier, in dem seenreichen Gebiet um Soldin, habe ich ihn zur Brutzeit gefunden. In den Gegenden, in denen Troglodytes überhaupt vorkommt, scheint die Individueumenge im allgemeinen in den letzten Dezennien zugenommen zu haben. Nur in der Umgebung kleinerer Städte mit mehr und mehr sich ausdehnenden industriellen An- lagen will man einen Rückgang beobachtet haben. Bezüglich des Seltenerwerdens der Art schreibt mir Eüdigee: „In der Uckermark, unweit Boitzenburg, wurden Zaunkönigsnester sehr viel von Kuckucken belegt. Nicht selten fand ich in einem Nest zwei, auch drei Kuckuckseier (in den Jahren 1898 bis einschließ- lich 1902). Die Folge war, daß es schon im Jahre 1900 in diesen Revierteilen kaum noch Zaunkönige gab, da Junge wenig Faunistischer Teil. 395 erbrütet wurden." Plötzlich einsetzende Temperaturänderungen mit andauernden Kälteperioden fordern oft viele Opfer. Die Brutzeit beginnt in der Mark mit Anfang des Mai und endet Mitte Juli. Gewöhnlich finden zwei Brüten statt. Bekannt ist die Tatsache, daß der Zaunkönig sogenannte Spielnester baut, von Interesse aber dürfte die Beobachtung sein, daß das zum Brüten benutzte sogenannte weibliche Nest meist aus Blättern gebaut und stets innen mit Federn ausgefüttert ist, während die Spielnester außen und innen aus Moos hergestellt werden. Eiermaße (gem. 18 Eier): L. Max. 17 Min. 14,5 D. 15,9 mm Br. „ 12 „ 11,5 „ 11,8 „ 253. Prunella modularis modularis (L.). In dem Vorkommen und der Verbreitung der ungemein ver- stecktlebenden Braunelle scheint in unserer Provinz eine Ver- änderung eingetreten zu sein. Während Schulz und Vangekow sie als nicht selten bezeichnen, während mir der alte bekannte Berliner Vogelfänger Beune noch Anfang der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts von den großen Mengen von Braunellen erzählte, welche er in der nächsten Umgebung von Berlin gefangen habe, was mir von Bolle bestätigt wurde, während ich selbst sie noch Ende der sechziger Jahre als regel- mäßigen, wenn auch lokalen und vereinzelten Brutvogel der Mark durch Albeet Lütke kennen lernte, ist die Braunelle heute ein nicht häufiger — wenn auch vielleicht oft über- sehener — Brutvogel geworden. Sie liebt bei uns vornehmlich dichte Kiefern- und Fichtendickungen, die mit einzelnen Laub- bäumen schütter durchsetzt sind, weniger verwilderte Kirchhof - anlagen, Parks und Gärten; aber sie fehlt heute in der Mittel- mark, in den Kreisen Nieder- und Oberbarnim, solchen Örtlich- keiten fast völlig, oder sie kommt dort nur ganz vereinzelt vor. Walter nennt sie — im Gegensatz zu einer späteren Mit- teilung — einen unbedingten Sommervogel für die Umgebung von Charlottenburg. Für die näheren Gebiete östlich von Berlin bezeichnet sie Gaelipp als Brutvogel der dichten Kiefernwälder und Wacholderbuschvegetation. Altfm hat sie in seinen Be- obachtungsgebieten niemals angetroffen. In der Uckermark fand sie Walter ganz vereinzelt. Im Euppiner Kreise brütet sie nach Waase nur sehr spärlich. Desgleichen im Teltow. Stimming bezeichnet sie nach seinen Beobachtungen als sehr selten für die Umgebung von Brandenburg a. d. H. Passig fand sie im März bei Wittenberge in vollem Gesänge (G. W., 1912, 86); Hartwich beobachtete sie bei Havelberg. Im Winter 1871/72 trafen wir in Pankow bei Berlin einige Individuen dieser Art, welche in die Gärten kamen, um sich Futter zu suchen. Die Sammlung von Radzjwill besitzt ein Stück aus Rüdersdorf. 396 Faunistischcr Teil. Im Osten fand sie Jahlonski nicht. Will (in litt.) traf sie in seinem Gebiet nur einmal im Herbst an. Walter hat (J. f. 0.. 1882, 33) einige nicht uninteressante Mitteilungen über die Braunelle in der Mark veröffentlicht. „Hier bei Berlin", schreibt er, „noch nie ein Pärchen brütend gefunden. In anderen Gegenden der Mark, z. B. im Templiner Kreise und in der Priegnitz, ist sie zwar nicht sehr häufiger, aber regelmäßiger Brutvogel. An den Elb-Havelufern kommen etwa auf ^/4 Meile 2 Pärchen; an einzelnen Stellen, da, wo Weidengebüsch von höheren Bäumen begrenzt wird, wohl 4 Pärchen auf ^^ Meile. Am 29. Mai ein Gelege von G Eiern mit einem Cuculus im Weidenstrauch ge- funden, ein anderes ebenfalls im Weidengebüsch mit 6 frischen Eiern am 23. Mai, ein drittes im Wacholderstrauch mit 5 Eiern Ende Juli bei Naugard in Pommern. Wenn von anderen Orni- thologen hervorgehoben wurde, daß der Vogel zur Anlage seines Nestes kleine Kiefern bevorzugt, so muß ich bemerken, daß ich das Nest vorzugsweise in Wacholder- und Weidengebüsch ge- funden habe. In den Weiden steht es an denselben Stellen, die Calamodyta palustris zum Nistplatz wählt." Wie aus den vorstehenden Beobachtungen hervorgeht, fällt die Brutzeit in die Monate Mai bis Juli. Frühere Termine — Eey verzeichnet schon die Mitte des April — scheinen für die Mark nicht nachgewiesen zu sein. Die Braunelle erscheint bereits um die Mitte des März und im April, und sie verläßt das Gebiet im September und Oktober. Eine größere Individuen- zahl dürfte aber überwintern. Eiermaße (gem. 5 Eier): L. Max. 21 Min. 20 D. 20,4 mm Br. „ 14 „ 13 „ 13,3 „ (Berl. Museum). 254. Sylvia nisoria nisoria (Bechst.). Schulz und Vangeeow bezeichnen die Sperbergrasmücke als „nicht sehr zahlreich" für die Mark. Allgemein gesprochen, ist dies nicht der Fall. In einigen Teilen der Ucker- und in vielen der Neuniark wie im Gebiet des Angermünder Kreises ist sie entschieden als nicht selten auftretend zu bezeichnen. In einigen Teilen der Neumark, z. B. bei Steinbusch, scheint sie selten zu sein. Bei Rehnitz und Glasow fand ich sie nicht. Wir trafen sie häufig als Brutvogel in der näheren und weiteren Umgebung von Berlin, bei Köpenick, Spandau, Großbeeren, Treptow, Tegel, Brandenburg a. d. H., wo sie ungemein häufig ist, bei Eberswalde, Niederfinow, Oderberg, Nauen und in den Eibgebieten. In der südlichen Niederlausitz wird sie seltener gefunden und in dem Templiner Kreise soll sie nach Walter ganz fehlen. Hierzu möchten wir bemerken, daß wir sie im Sommer 1870 wiederholt in dem angrenzenden Ruppiner Kreise, Fan nisli scher Teil. 397 in der Umg-ebuiig von Grausee und Lüdersdorf, antrafen. Für die Dornengestrüppgebiete der Eicliwäldcheu in den Oderniede- rungen bezeichnet sie Henrici als die häufigste daselbst vor- kommende Art der Grasmücken. Auffallend ist aber, daß die Ai't nach Fleischfeessee im Landsberger Kreise als Brutvogel, selten ist. Im oberen Spreewald brütet sie, im Osten der Mark scheint sie nach Jablonski nur vereinzelter vorzukommen. Den vorstehenden Notizen über das Brutvorkommen der Art in der Mark fügt Hesse 1916 (J. f. 0., 609) noch eine Reihe weiterer an. Die Ausrottung großer Dornenhecken, die die Sperbergras- mücke ungemein liebt, kann auf ihr Vorkommen einen Einfluß ausüben und sie aus Gegenden verschwinden lassen, in denen sie sonst ein häufiger Brüter war. Aber es müssen auch noch andere Gründe für ihr Vei'schwinden aus Gebieten, die sie früher bewohnte, vorhanden sein. Auf dem Scharfenberg im Tegeler See, in dessen naturwüchsigem Arboretum kein Baum gefällt, keine Hecke gerodet wurde, wai- die Sperbergrasmücke, zur Freude Bolle's, in den siebziger Jahren ungemein häufig. Plötzlich verschwand sie und fehlte wohl 8 — 10 Jahre. Nichts hatte sich in der dortigen Umwelt geändert. Nach Ablauf genannter Zeit besiedelte sie in nicht geringer Zahl Avieder die alten Brut- stätten. Ähnliche Beobachtungen liegen auch aus anderen Teilen der Mark vor. Gewöhnlich erscheint die Sperbergrasmücke Ende April bzw. Anfang Mai in der Mark. Im August und September verläßt sie das Gebiet. Mitte Mai beginnt die Brutzeit, die bis Anfang Juli, als Regel, andauert. Doch werden aus- nahmsweise noch spätere Gelege gefunden. Hocke verzeichnet ein solches vom 21. Juli 1898. Eiermaße (gem. 27 Eier): L. Max. 23 Min. 18,5 D. 20,6 mm Br. „ 16 „ 13,5 „ 14,9 „ 255. Sylvia hippolais hippolais L. Im ganzen Gebiet der Prozinz häufiger Brutvogel, im Westen wie im Osten. Die Gartengrasmücke trifft Ende April bzw. Anfang Mai bei uns ein. Thiele verzeichnete ihre Ankunft für Köpenick be- reits am 20. April. Ende August bzw. Anfang September verläßt sie das Brutgebiet. Die Nistzeit beginnt mit der zweiten Hälfte des Mai und endet mit Mitte bzw. Ende Juli. Eiermaße (gem. 2-1 Eier): L. Max. 21 Min. 18 D. 19,3 mm Br. „15 „ 13 „ 14 „ Will fand in einem Nest dieser Art Eier derselben zusammen mit solchen der folgenden Grasmückenform. 398 Paunistischer Teil. Es scheint, als ob südöstliche Stücke der Gartengrasmücke unterseits im allgemeinen etwas heller sind als zentraldeutsche Exemplare. Ob in Ostdeutschland eine größere, in Westdeutsch- land eine kleinere Form auftritt, vermag ich nach dem Bei'liner "Museumsmaterial nicht zu sagen. Kleinschmidt hat die Form mit längeren Flügeln (81— 84 mm), die er von Spatz aus Tunis erhielt, und von der er irrtümlich annahm, daß sie daselbst brüte, Sylvia darae (0. MB., 1901, 567) genannt. Hartekt, der die Flügellänge der Art zwischen 75 und 78 mm verzeichnet, hat bereits auf Grund der Messungen von Stücken aus vielen Gegenden Deutschlands nachgewiesen, daß die Längenverhältnisse der Flügel, im Osten wie im Westen, großen Schwankungen unterworfen sind. Bei unseren märkischen Vögeln liegt die Länge zwischen 73 und 78 mm. Ein Stück aus Tegel vom 27. Mai zeigt — wie dies vereinzelt auch bei schlesischen Stücken vorkommt — eine Länge von 83 mm. Die von mir gemessenen Exemplare aus West- deutschland haben Längen zwischen 73 und 76, die aus dem Osten unserer deutschen Gebiete wie Exemplare aus der Dobrudscha und anderen Teilen Rumäniens zwischen 72 und 77 mm, bewegen sich also in Schwankungen, wie solche von Hartert für Stücke westlicher Provenienz gefunden worden sind. 256. Sylvia communis communis Lath. Überaus häufiger Brutvogel im ganzen Gebiet, der im April, meist gegen Ende des Monats, eintrifft und im August bzw. September die Mark verläßt. Die Brutzeit fällt in die Monate Mai bis gegen Ende des Juli. Walter bezeichnete für eine Eeihe von Beobachtungsjahren als Durchschnitt die Zeit vom 21. Mai bis 25. Juli. Für die Nestanlage bevorzugt sie bei uns am liebsten Brombeergebüsch, wo es auch immer stehen mag. Eiermaße (gem. 26 Eier): L. Max. 19 Min. 16 D. 17,5 mm Br. „ 14 „ 12,5 „ 13,2 „ 257. Sylvia curruca curruca (L.). Wie in einzelnen der Mark benachbarten Gebieten kommt auch in unserer Provinz diese Grasmücke nur lokal und ver- einzelt vor, wenn sie auch immerhin nicht direkt als selten zu bezeichnen ist. Walter schrieb mir darüber: „Bei Berlin und weiter westlich ist S. curruca sehr selten und dagegen S. nisoria sehr häufig. Vor sieben Jahren habe ich das letzte Nest von S. curruca gefunden und während dieser Zeit doch wenigstens 350 Nester der anderen Art. In Reiersdorf, im Templiner Kreise, ist nun S. curruca neben hortensis die gemeinste Grasmücke, aber S. nisoria fehlt ganz. In Joachimsthal, l^/g Meilen südlicher, kommt S. nisoria schon vereinzelt vor, curruca, ist noch häufig, aber nicht mehr so gemein wie hortensis. Bei Eberswalde sind Paunistischer Teil. 399 curruca und nisoria ziemlich gleich vorhanden, beide nicht gerade sehr häufig. Von nun an wird curruca immer seltener und nisoria immer häufiger, so daß z. B. bei Lanke S. curruca schon sehr selten ist." Warum diese letztgenannte Art ebenso wie Äccentor bei uns im Gebiet nach Norden hin auffallend häufiger wird, wo doch das- Terrain überall fast das gleiche ist, vermag ich nicht zu enträtseln. Diese Grasmücke trifft im April ein und verläßt die Provinz im August und September. Abhängig von Witterung und Temperatur verzögert sich oft ihr Erscheinen. RtJDiGEE verzeichnet z. B. ihr Ankommen im Jahre 1912 erst vom 20. April. Von Mitte Mai bis Juli werden volle Gelege gefunden. Wahrscheinlich macht sie in unseren Gebieten nur eine Brut. Eiermaße (gem. 11 Eier): L. Max. 17 Min. 15 D. 16,2 mm Br. „ 12,5 „ 12 „ 12,1 „ Sylvia conspicillata conspicillata Temm. Bei BoEGGEEVE (Vogel-Fauna von Norddeutschland, 18G9, 94) findet sich die Notiz: „Nach der Beschreibung eines Vogel- fängers vermuthet Bolle, daß die Art bei Berlin vorgekommen sei." Bolle versicherte uns, daß er sich nicht entsinne, eine solche Mitteilung je irgendwo gemacht zu haben. Jedenfalls findet sich auch in seinen Veröffentlichungen nichts darüber. 258. Sylvia atricapilla atricapilla (L.). In Feldhölzern, Parkanlagen, Laubwäldern, Gärten, jungen Nadelholzkulturen ist die Mönchsgrasmücke überall häufig. Sie hat in den letzten Dezennien in der Mittelmark stetig an In- dividuenzahl zugenommen und ist jetzt entschieden an geeigneten Lokalitäten häufiger, als sie es früher war. In Wacholdergebieten, an denen die nördliche Mark sehr reich ist, und die oft, im Vorland des Kiefernhochwaldes, bruchige Stellen einfassen, haben wir sie nie beobachtet, während Rüdigee gerade solche Gebiete für die Hochzeiter Gegend der Neumark als vorwiegende Brut- orte bezeichnet. Aus verschiedenen der angrenzenden Gebiete wird auf eine Abnahme der Individuenzahl hingewiesen. Für die Mark ist dies nicht oder doch nur sehr lokal der Fall. In milden Frühlingstagen trifft S. atricapilla bereits Anfang April, sonst später gegen Ende und Mitte des Monats ein und hat mit Ausgang des September das Brutgebiet wieder verlassen. Die Brutzeit beginnt in der Mark frühestens gegen Ende des April. Die letzten Gelege wurden noch um die Mitte des Juli gefunden. Auch von dieser Art, wie von vielen anderen, liegen aus den östlichen Gebieten spätere Bruttermine vor. Will ver- zeichnet erste Gelegefunde vom 9., 11. und 15. Juni. 400 Faunistischer Teil. Eiermaße (gem. 12 Eier): L. Max. 20,5 Min. 1G,5 D. 18,4 mm Br. „15 „ 13,5 „ 14,1 „ RüDiGEK gibt von26Eiern als Diircliscliiiittsmaße 17,7 X 13,5mm. 259. Acroceplialus arundinaceus arundinaceus (L.). Der Drosselrohrsänger bewohnt als selir häufiger Brutvogel die mit Rohr und Schilf bewachsenen Seen, Flüsse und Wasser- gräben der Mark, selbst wenn diese nur einen dünnen Rolir- bestand aufweisen. In Jahren, in denen sich der Rohrwuchs außerordentlich langsam entwickelt und nur spärlich vorhanden ist, brütet die Art ausnahmsweise in Bäumen, am Rande des Wassers. Walter fand in einem solchen Jahr (1874) an der Krummen Lanke im Grunewald bei Berlin ein Nest des Vogels, welches acht Fuß vom Wasser entfernt in einem Erlengebüsch stand. Das Brutgeschäft der Art beginnt spät und endet relativ früh. Es umfaßt im allgemeinen die Monate Juni und vielleicht Anfang Juli. In sehr günstigen Jahren findet man schon im zweiten Drittel des Mai Gelege. Walter begrenzte die Brutperiode vom 23. Mai bis 26. Juni. Letzterer Termin ist nach Hocke zu früh angenommen. Für die Ankunftszeit ist Mitte April, die man oft angegeben findet, für die Mark zu zeitig. Anfang Mai erst trifft dieser Rohrsänger bei uns ein und verläßt uns gegen Ende August. Beobachtungen aus den ersten September- tagen sind selten. Eiermaße (gem. 23 Eier): L. Max. 23,5 Min. 21 D. 22,3 mm Br. „ 17 „ 15 „ 15,7 „ 260. Acrocephalus streperus streperus (Vieill.). Im allgemeinen darf man, mit Ausnahme weniger Gebiete, sagen, daß diese Art nur vereinzelt und lokal bei uns gefunden wird. Rohrbestandene Gewässer müssen stets Gebüsch am Rande haben, wo sie sich findet. In der Niederlausitz, in der nördlichen und südlichen Neumark scheint sie am häufigsten aufzutreten. Regelmäßig habe ich sie in den letzten Jahren bei Rehnitz und Glasow angetroffen. In den östlichen Teilen des Barnim ist der Teichrohrsänger als Brutvogel direkt selten, wird dann aber Avestlich in den Havel- und Eibgebieten häufiger. In der West- priegnitz ist er zahlreich, wenn auch nicht so häufig wie die folgende Art. Im Kreise Kottbus ist dieser Rohrsänger nur vereinzelt (AVitzmann); häufig findet er sich im Gebiet des Spree- waldes, im Luckauer Kreise sowie in der weiteren Umgebung von Frankfurt a. d. 0. Meist erscheint die Art erst Anfang April in der Mark. Frühere Zeiten des Eintreffens sind selten und von den Witterungsverhältnissen abhängig. Spätestens mit dem Beginn des September vers(;tiwindet sie aus ihren Brut- ^aunistischer Teil. 401 gebieten. Gelege wurden während des Juni, selten in den letzten Tagen des Mai und bis zum zweiten Drittel des Juli noch gefunden. Eiermaße (gem. 13 Eier): L. Max. 19 Min. 17,5 D. 18,4 mm Br. „ 14 „ 12,5 „ 13,1 „ (Berl. Museum). 261. Äcrocephalus palustris (Bechst.). Die Verbreitung und das Vorkommen des Sumpfrohrsängers, der in der Nähe von Flüssen, Seen und Teichen liegendes Laub- gebüsch, vornehmlich Weidendickungen gern bewohnt, ist für die Mark noch nicht klargelegt. Nach den vorliegenden Beob- achtungen müssen wir ihn für viele Gebiete als recht selten, sogar als fehlend bezeichnen — Eberswalde (Altum). südliche Lausitz — , wenn er dort nicht bis heute übersehen worden ist; für andere, wie die westlichen Teile der Priegnitz, die Oder- gebiete um Frankfurt und Küstrin, die Gegend von Landsberg a. d. W. und die um Euppin, wird er als recht häufig bezeichnet. Wahrscheinlich trifft dieser Rohrsänger wie die verwandten Arten frühestens in der ersten Hälfte des Mai bei uns ein und ver- schwindet mit dem September. Die Brutzeit liegt zwischen Ende Mai, Anfang Juni bis Mitte Juli. Spätere Termine sind Aus- nahmen. Schulz fand bei Neustadt a. d. D. noch am 24. August 1898 ein volles Gelege. Eiermaße (gem. 9 Eier): L. Max. 19 Min. 17,5 D. 18,4 mm Br. „ 15 „ 13 „ 14 „ (Berl. Museum). 262. Äcrocephalus schoenohaenus (L.). Diese Art gehört keineswegs „zu den sehr seltenen Er- sclieinungen", wie Schulz glaubt, sondern scheint in der ganzen Mark, vornehmlich in der nördlichen Neumark, weniger vielleicht im Süden des Gebietes, und in der ganzen Niederlausitz ziemlich häufig zu sein. Gern brütet sie in alten nicht mehr betriebenen Torfstichen. Sie ist regelmäßiger Brutvogel um Frankfurt a. d. 0. (Henrici, Seilkopf), desgleichen bei Neustadt-Eberswalde (Altum), ferner nach unseren Beobachtungen bei Paulinenaue, im Brieselang bei Nauen, um Spandau und bei Veiten. Wie häufig sie bei Paulinen- aue vorkommt, geht daraus hervor, daß im Jahre 1874 daselbst 100 Eier von einem Berliner Sammler (Hocke) zusammengebracht wurden. In der Priegnitz ist dieser Rohrsänger nach den Beob- achtungen Walter's an den betreffenden Lokalitäten, d. h. an den mit Weiden bewachsenen Flußufern und sumpfigen Stellen, der häufigste aller Vögel. Der letztgenannte märkische Beob- achtei- schreibt über ihn: „In der nächsten Nähe von Charlotten- burg bei Berlin in den Spreewiesensträuchern Brutvogel, nistet 26 402 Faunistischer Teil. ferner in den Festungsgräben von Spandau häufig, weiter westlich in der Priegnitz der gemeinste aller Vögel an den betreffenden Stellen, d. h. an den mit Weiden bestandenen Flußufern. Der Vogel brütet stets 14 Tage früher als Calamodyta paludris und arunclmacca. Volles Gelege vom 15. Mai an (frühester Termin!). Die Angaben in allen mir bekannten ornithologischen Werken über seine Brutzeit sind unrichtig, denn dort wird die Brutzeit mit Mitte Juni bezeichnet [auch von Eey]. Das Nest steht gewöhnlich in oder unter Weidengebüsch, doch findet man es auch sehr häufig in strauchlosen nassen Wiesen in hohem Grase nahe der Erde. Am 16. Mai ein Gelege mit 5 frischen Eiern gefunden, alle anderen später," Den obigen Beobachtungen Waltee's ist noch anzufügen, daß noch im Juli Gelege gefunden wurden: 7., 11. und 17. Juli 1898 (Hocke). Sehr häufig liaben die Eier dieses Rohrsängers nach Rtjdiger die größte Ähnlichkeit mit denen von Budytes flavus. Mitte bzw. Ende April erscheint dieser Rohrsänger bei uns und verläßt uns im September und Oktober. Eiermaße (gem. 10 Eier): L. Max, 18,5 Min. 15 D, 17,1 mm Br. „ 13,5 „ 12 „ 12,8 „ 263, Acrocephalus aquaücus (Gm.), Bau und ich hatten früher angenommen, daß dieser Rohr- sänger in der Mark nicht niste, sondern nur während der Zug- zeit — April bis Mai, August bzw. September — zur Beobachtung käme. Bestärkt wurden wir in unserer Ansicht durch den Um- stand, daß sich in den Sammlungen von Schulz (Neuruppin und Nauen) und von Radziwill (Veiten) nur während der Zugzeit erlegte Exemplare befanden. Altum hatte wiederholt darauf hingewiesen, daß er dieser Art in der Mark nie begegnet sei. Nach der Veröffentlichung unserer ersten gemeinsamen Arbeit wurden wir Jedoch bald eines Besseren belehrt. Am 2. Juni 1878 schoß Geunack (0. C, 1878, 109) in meiner Gegenwart im unteren Spreewald ein Exemplar des Binsenrohrsängers, dessen Verbleib ich später nicht mehr feststellen konnte. Zwei Vögel wurden beobachtet. Einen gelang es zu erlegen. Die Zeit sprach für ein Brutpaar. Wenige Jahre später, 1880, wurde dieser Rohrsänger bei Brandenburg von Gustav Stimming ge- funden. Diesem Funde schlössen sich nur zwei weitere für dieses Gebiet später an (Krause, Z. f. 0., 1911, 49). Dann wurde der Binsenrolirsänger durch Richard Mertens bei Gransee, durch Otto Bock auf den Wiesen bei Niederfinow (1884) und durch Walter bei Neustadt a. d. D. angetroffen. Letzterer fand hier am 16. Juni 1882 ein Nest mit Eiern, konnte aber leider den Nestvogel als Belegstück nicht fangen. Im Osten der Mark traf ihn Jablonski nicht. Will beobachtete ihn jedoch bei Stein- busch am 2. Juni brütend, Rüdiger fand ihn zur Brutzeit bei I'aunistisc.her Teil. 403 Schöpf urtli bei Ebers walde. Allgemein war man in dieser Zeit immer noch der Ansicht, daß der Binsenrohrsänger nur vereinzelt und lokal in der Mark auftrete und eigentlich nirgends häufiger gefunden werde. Diese Ansicht ist durch die Beobachtungen Hesse's aus neuester Zeit völlig widerlegt worden. Der Ge- nannte (J. f. 0., 19U, H75) bezeichnet ihn für das Havelluch- gebiet als „allverbreitetsten Brutvogel des Caricetums, als den typischen ,Luchrohrsänger'", der sich streng an die Riedvegetation hält. Er sagt von ihm (J. f. 0., 1910, 515): „was nun aber dem Binsenrohrsänger in unseren Luchgebieten noch besonders zukommt, ist seine große Häufigkeit; seine Verbreitung erstreckt sich über die Bruchflächen dieser gesamten gewaltigen Luch- breiten, sei es im Havelländischen, sei es im Rhinluch." Hesse fand ihn ferner bei Neuruppin am 19. November 1909, woher schon Schulz Exemplare erhalten hatte, und als Brutvogel in der Nutheniederung, in den Brüchen und Fennen bei Ehinow und Golm, wo auch ich ihn beobachten konnte, bei Paretz, Phöben, am Wublitzsee, bei Zossen, Pritzerbe und Ketzin. Rüdiger bezeichnet die Art für Steinbusch in der Neumark, jedoch nur an einer Stelle, als nicht seltenen Brutvogel. Sicher wird die Art auch noch in vielen anderen Gebieten der Mark gefunden werden. Die Brutzeit beginnt mit der zweiten Hälfte des Mai und endet mit dem Juni. Da es ausgeschlossen erscheint, daß der Binsenrohrsänger erst in den letzten 30 Jahren in der Mark häufiger geworden sein sollte — man möchte eher mit Rücksicht auf die Melioration der Brüche das Gegenteil annehmen — , so zeigt dieser Vogel recht eklatant, wie lückenhaft früher beob- achtet worden ist. Es bedurfte erst der glücklichen und hin- gebenden Beobachtungsgabe Erich Hesse's, um das Bild der Verbreitung dieses interessanten Rohrsängers in der Mark genauer festzulegen. Ungemein treffend ist die Bemerkung des Genannten in Hinblick auf das Gebundensein der Art an Ried und Segge: „Schade, daß der von Naumann so treffend gewählte Name, Sylvia cariceü 1821, unter dem der Autor die oberseits mehr graulichen und an den Seiten stärker gestrichelten Individuen beschrieb, nach dem Prioritätsgesetz nicht hat bestehen bleiben können!" Eiermaße (gem. 13 Stück): L. Max. 17,9 Min. 16,3 D. 17,1 mm Br. ,. 13,5 „ 12,4 „ 12,9 „ (Samml. J. Will, Steinbusch). 264. Locustella naevia naevia (Bodd.). Schulz kannte 1845 noch keinen Heuschreckenrohrsänger aus der Mark. Vangerow hingegen führt ihn bereits 1855 als Brutvogel auf und bezeichnet ihn als häufig an geeigneten Lokalitäten, wie sie Naumann ganz treffend bezeichnet, nämlich 26* 404 Faunistischer Teil. junge ein- bis zweijährige Schläge, mit Schwarz- und Weißdorn- gebüsch bestanden und mit üppigem Graswuchs versehen; auch, „wie unser Freund Baldamus sehr riclitig beobachtet hat, im eigentlichen Bruche und in kultivierten Wiesen". Je mehr die Ge- biete der Provinz seit Vangekow ornithologisch erschlossen sind, je mehr hat sich herausgestellt, daß die obige Form an geeigneten Örtlichkeiten ein allverbreiteter Brutvogel ist. Wir kennen ihn heute aus den folgenden Kreisen der Provinz Brandenburg: a) Reg.-Bez. Potsdam: Prenzlau, Angermünde, Oberbarnim, Eberswalde, Niederbarnim, Teltow, Potsdam, Spandau, Ost- havelland, Westpriegnitz. b) Reg.-Bez. Frankfurt: Frankfuj't a. d. 0., Königsberg, Lebus, West- und Oststernberg, Lübben, Kottbus, Spremberg. Aus den Gebieten der Mittelmark: Charlottenburg, au den Spreewiesen, Treptow und wahrscheinlich auch Köpenick, ist dieser Schwirl im Laufe der Jahre verschwunden. Aus dem östlichsten Grenzteil der Neumark ist mir die Form bis jetzt nicht bekannt geworden. Bis zum Jahre 1890 fand sie Jablonski nicht im Kreise Züllichau-Schwiebus. Will (in litt.) schreibt mir für Steinbusch: hier nie gehört. Abhängig von der Ent- wicklung der Vegetation in seinen Brutgebieten, erscheint dieser Schwirl frühestens um die Mitte des April, meist erst Anfang Mai und verläßt die Mark bis zur ei'sten Hälfte des September. Die Brutzeit setzt oft schon Ende Mai ein und endet mit Mitte Juli. Eiermaße (gem. 21 Eier): L. Max. 18 Min. 15,5 D. 16,7 mm Br. „ 13,7 „12 „ 12,9 „ 265. Locustella Imcinioides luscinioides (Savi). Locustella luscinioides luscinioides Savi, Hesse, 0. MB., 19M, 22 — id. J. f. 0., 1914, 377. Hesse hat eingehend über das sehr interessante Vorkommen des Nachtigallschwirls in der Mark berichtet. Prof. von Maeheen- thal sammelte am 14. Juni 1896 im Nauener Luch ein altes g, welches sich jetzt im Berliner Museum befindet. Hesse beob- achtete am 23. April 1910 2 Exemplare vorgenannter Locustella- Form, welche sich, lebhaft schwirrend, am Kremmener See auf- hielten. Der Genannte fügt seinen Mitteilungen die Bemerkung hinzu, daß der Nachtigallrohrsänger, den wir heute nur als einen Brutvogel des mediterranen Gebietes Südeuropas und einzelner Teile Hollands und der Rheinlande kennen, in vergangenen Zeiten vermutlich eine viel weitere Verbreitung als Brutvogel gehabt habe. Das von von Maehrenthal erlegte q wurde zur Brutzeit geschossen. Die Annahme, daß es einem Brutpaare angehörte, ist meines Erachtens eher anzunehmen, als daß es Fauuistischer Teil. 405 ein vagabundierendes Individuum gewesen ist. „Es ist sehr leicht möglich," sagt Hesse von den von ihm am 23. April 1910 beobachteten beiden Nachtigallschwirlen, „daß sie an jener Stelle nur vorübergehend auf dem Durchzuge verweilten und dann in irgend einem anderen Luchgebiet, vielleicht gar nicht allzuweit entfernt, zur Brut geschritten sind. Denn wer die meileuweiten Brüche des Luches kennt, weiß, daß es hier noch jahrzehnte- langer eifrigster Arbeit bedurft hätte, um während der doch immerhin kurzen Brutzeit bei der großen Schwierigkeit des Geländes jeden Winkel im Luch genau zu durchforschen." Im Juni 1914 gelang es den zielbewußten Bemühungen Hesse's, den Nachtigalschwirl als Brutvogei für die Provinz nachzuweisen. Am 7. Juni genannten Jahres fand er ihn im Rhinluch, in dem um den Kremmener See gelegenen Bezirk; „auf einer Strecke von nur 200 m waren mindestens 6 Pärchen vor- handen, von denen einzelne d lebhaft schwirrten. Die Vögel waren im übrigen ziemlich aufgeregt und trugen bereits Futter, hierbei immer an ganz bestimmten Stellen in die Sumpfpflanzen- wildnis verschwindend, in deren Nähe sich also die Nester be- fanden" (0. MB., 1914, 181). Und weiter schreibt der Genannte im Jahre 1915 (ib., 1915, 174): „Dies Jahr hatte sich im genau gleichen Bruchgebiet des Rhinluchs am Kremmener See mindestens ein seßhaftes Brutpaar des Nachtigallschwirls eingefunden; am 30. Mai schwirrte zwar in dem z. Z. noch unnahbaren Nist- gebiet ganz in der Nähe noch ein zweites (5, das aber auf einer weiteren Exkursion am 20. Juni, an der sich auch Prof. A. Voigt (Leipzig) beteiligte, nicht wieder bemerkbar wurde. Dagegen beobachteten wir an diesem Tage außer dem erstgenannten seß- haften d noch ein zweites schwirrendes an einer ganz anderen Stelle des Seeufers, wo sich bisher noch keine Nachtigallschwirle gezeigt hatten; vermutlich war dies also jenes zweite ö, was wohl keinem festen Brutpaar angehörte. Es ei'gibt sich mithin ein erheblicher Rückgang der Brut- paare (vgl. 0. MB., 1914, 182), was nicht wundernehmen kann, da die AufschüttHng des Dammes rings um den See nunmehr auch in dem hier in Frage kommenden Luchgebiet so nahe am Ufer entlang erfolgt, daß seewärts eine größere Bruchfläche überhaupt nicht mehr bestehen bleibt, und daher auch fast das ganze jetzige Brutgebiet des Nachtigallschwirls der Trocken- legung verfallen wird. Die ersten Folgen machten sich also bereits in der ungleich dünneren Besiedelung durch die Vögel, die sich auf das gegenwärtig noch vorhandene unzugängliche Gelände zurückgezogen hatten, bemerkbar. Zur Zeit arbeiten viele Hundert Gefangene sowohl im Havelländischen wie im Rhinluch, und es ist daher nur zu erklärlich, daß die Vorarbeiten zur Entwässerung, selbst in den sumpfigsten Bereichen letzteren Luches, leider mit Riesenschritten vorwäi'tsschreiten. Hoffentlich bleibt jedoch der Naclitigallscliwirl an einigen schwimmenden 4.06 Faunistisfher Teil. Uferzonen, Ausl.äufeni und Einbuchtungen des Kremmener Sees, die jetzt weder zu ^^'asser noch zu Lande näher erreichbar sind und in denen er vermutlich, wie schon früher angedeutet, bereits ehedem genistet hat, auch in Zukunft als Brutvogel erhalten." Bei einem Ausflug von Mitgliedern der Deutschen Orni- thologischen Gesellschaft am U. Mai 191G wurden an der von Hesse für das Vorkommen dieser Art im Kremmener Luch festgelegten Stelle 6 schwirrende Männchen beobachtet. Am 25. Juni fanden Heinkoth und Frau an derselben Stelle, nach unendlichen Mühen, ein bereits leeres Nest der Art auf einer Seggenkufe aufsitzend, in welchem sich noch spärliche Eischalen- fragmente vorfanden. Nach den Mitteilungen der Genannten ist das Vorkommen im übrigen nicht auf eine Stelle im Luch beschränkt, sondern es kommt die Art in den verschiedensten Gegenden desselben vor. Das Brüten dieser LocusteUa luscini- oi^e^^-Form ist somit für die Mark sicher festgelegt. Hesse schließt die Gesamtheit seiner Beobachtungen über den Nachtigall- schwirl 1916 mit den Worten: „Wie ich bereits vermutete, wird erfreulicherweise der genannte Schwirl wohl auch in Zukunft im Kremmener Gebiet erhalten bleiben. Aus dem Luch selbst wird er allerdings fast völlig verschwinden, mit Ausnahme vielleicht einzelner ganz weniger Stellen an der Grenze der neuen Dämme; dagegen bleibt um den See herum ein kleinerer Teil seines Brutgebietes unberührt erhalten." Ich habe das oben erwähnte, im Nauener Luch von Dr. VON Maeheenthal gesammelte g mit einer Eeihe rumänischer Exemplare des Berliner Museums vergleichen können. Dabei hat sich herausgestellt, daß das märkische Stück eine etwas dunklere hellbräunliche untere Kehlfärbung zeigt, auf deren selteneres Vorkommen bereits Hakteet hingewiesen hat. Sonst gleicht das Nauener Exemplar völlig in dem Ton des Gesamt- kolorits einem 9, gleichfalls aus dem Juni, von Cernica in Ru- mänien. Der sonst nur angedeutete Superziliarstreif tritt bei dem märkischen Exemplar ausgeprägter hervor als bei den mir vorliegenden rumänischen Stücken. Ein ad. (5 vom 1. Juni 1906 aus Cernica zeigt eine um etwas fahlere, mehr fuchsige Rücken- färbung als die mir vorliegenden 9 aus derselben Jahreszeit. Die Querbänderung auf den Steuerfedern sieht man bei dem märkischen Exemplar sehr deutlich, woi-auf bereits Hesse hin- gewiesen hat. Maße: Nauen, 14. Juni 1890, ad. 9 (Maeheenthal) al. 69, caud. 57, rostr. 12, tars. 21 mm Cernica, 2. Juni 1906, ad. 0 al. 68, caud. 58, rostr. 12, tars. 21 mm Cernica, 1. Juni 1906, ad. d al. 70, caud. 58, rostr. 14, tars. 22 mm Faunistischer Teil. 407 Die voi stehenden Maße des Flügels des g überschreiten etwas die von Hartert gegebenen Zahlen, während die Schnabel- maße bei ä und 9 zurückbleiben. 2G6. Locustella fluviatilis Wolf. Im Jahre 1889 schrieb mir Lehrer Martins in Plänitz: „Der Flußrohrsänger wurde von Förster Soeffker in Eislake Ijei Eliinow mehrere Male unzweifelhaft, ö und g, längere Zeit hindurch beobachtet. Soeffker ist ein vortrefflicher Kenner unserer heimischen Rohrsänger, die in seinem Revier — niedere, weite mit Buschvegetation bedeckte Wiesengründe, durchzogen von kleinen Wasserläufen, umgeben von Wald — in großer Menge vorkommen. Bei dem meist hohen Wasserstande, der erst im Spätherbst verschwindet und das Suchen nach Nestern ungemein erschwert, ist es bis jetzt noch nicht gelungen, Nest und Gelege aufzufinden." Walter, der das Gebiet, den Be- richterstatter und seinen Gewährsmann genau kannte, bezweifelte diese Angaben (J. f. 0., 1893, 116). Ferner wurde über das Vorkommen von L. fluviatilis von „R." die folgende Mitteilung veröffentlicht (Z. f. 0., 7. Jahrg., 1897, 19): „In der Zeit vom 22. Juni bis zum 1. August d. J. habe ich von einem intelligenten und gutinstruierten Grasmäher aus der Gegend von Baruth 5 volle Gelege von L. fluviatilis, ebenso viele von L. naevia erhalten. Jedes Gelege bestand aus 5 Eiern. Daß der große Heuschreckensänger in der Tat bei uns vorkommt, ist nun evident erwiesen. Das im Morast üppig hochgewachsene Gestrüpp aller Art macht das Auffinden der Nester zur Unmöglichkeit. Begreiflich ist es, daß die meisten der vorhandenen großen und kleinen Heuschreckensängernester unentdeckt bleiben müssen, zieht man in Betracht, wie unendlich schwer eine Suche im Sumpfe ist. Nach den Aussagen meines Bekannten ist in den dortigen Sümpfen L. fluviatilis ein steter Bewohner. (Sämtliche Nester mit den Eiern wurden Herrn H. Hocke vorgezeigt.)" Hocke schrieb dann (G. W., 1897, 381): „In diesem Jahr konnte mit Sicherheit festgestellt werden, daß die Mark Brandenburg einen neuen Brutvogel mehr besitzt." Mit Bezug auf die Veröffentlichung von R. schrieb mir Hocke auf meine Fragen d. d. 14. August 1897: „Ich werde darauf noch einmal mit näheren Angaben zurückkommen, um so mehr als auch ich eine Stelle weiß, 5 Meilen nördlich von Berlin (!), wo Locustella fluviatilis neben L. naevia genau wie in Baruth en masse vorkommt." Natürlich alles Schwindel. Hocke ist nie auf seine „en masse"-Funde zurückgekommen. Zu den zweifelhaften Angaben über das Vorkommen in der Mark möchte ich auch die Angabe Waase's zählen, daß die Art bei Ruppin geschossen worden sei. „Jahr leider nicht mehr zu ermitteln, doch liegt das Datum des Erlegens mindestens 12 Jahre zurück." 408 Faunistischer Teil. Da der Fliißschwirl bereits für mehrere an Brandenburg grenzende Gebiete als Brutvogel nachgewiesen ist, so war das Vorkommen der Art auch in der Mark zu erwarten. Bis es aber durch anerkannte und glaubwürdige Beobachter sicher fest- gelegt wurde, vergingen noch Jahre. Die Mitteilung Hartert's (Vögel der paläarkt. Fauna, Bd. 1, 547), daß Locustella fluvia- tilis Brutvogel in Brandenburg sei, w^ar im Jahre 1907 noch verfrüht und nicht erwiesen. Erst im Jahre 1916 hat Hesse, der Entdecker des Vor- kommens von Locustella luscinioides Savi in der Mark, auch den Flußschwirl für Brandenburg mit Sicherheit nachgewiesen. Ich lasse seine Mitteilungen hierüber (J. f. 0., 1916, GIO) folgen: „Am 28. Mai 1916 auf dem Rückweg zur Bahn durch den Forst Chorin hörte ich plötzlich links vom Wege das mir aus dem Leipziger Gebiet so w^ohl vertraute Schwirren des Fluß- schwirls. Die Stelle lag nicht weit vom Wege, so daß sie bald erreicht war und noch aufgesucht werden konnte. Der Vogel schwirrte am Rande einer kleinen Fichtenhecke im Pflanzen- gewirr von Himbeeren, Brennesseln und hohen Waldgräsern (vor allem Phalaris), also in einer für ihn typischen Pflanzen- formation. Das ganze lag nahe einer großen stark durch- wachsenen, verlaufenden Lache, alles mitten im Wald. Es war kurz vor 5 Uhr abends, und der Schwirl schwirrte oder „wetzte", wie man bei ihm im Gegensatz zu Feld- und Nachtigallschwirl besser sagen müßte, schon recht lange Touren. Obwohl ich an dieser Stelle auch in den vorhergehenden Jahren stets mehrmals zur Brutzeit, auch noch viel später abends, vorbeigegangen bin, habe ich doch den Vogel hier noch niemals gehöi't. — " „Somit wäre nun auch unsere dritte Schwirlart, die bisher für die Mark noch nicht sicher nachgewiesen war, für diese Provinz festgestellt, und ich konnte also in diesem letzten Sommer hier alle drei Locustella- Arten beobachten." 267. Hypolais icterina (Vieill.). Immer schon zahlreich im Gebiet vorkommend, ist die gelbe Grasmücke seit einer Reihe von Jahren in der Provinz auffallend häufig geworden und hat in letzter Zeit in geradezu unglaublicher Weise in ihrer Individuenmenge zugenommen. Es gilt dies übrigens für die meisten Gebiete Norddeutschlands. Sie bewohnt bei uns überall Gärten, lichte, schüttere Waldungs- ränder, Parkanlagen, Kirchhöfe, Dorfanlagen und bebuschte Wege. Sie ist hier der häufigste Singvogel. Gegen den Anfang des Mai trifft Hypolais icterijia in der Mark ein. Gegen Ende des August hat sie wdeder das Gebiet verlassen. Anfang Juni, sehr selten bereits in den letzten Tagen des Mai, beginnt die Brutzeit, die bis zum zweiten Drittel des Juli andauert. Cabanis erwähnt eines eigenartigen Brutplatzes. In einer ungemein belebten Straße Faunistischer Teil. 409 Berlins, der Ritterstraße, fand er im Jahre 1874 in einer kleinen Kugelakazie ein Nest der Art, in dem, wie er mir erzählte, die Jungen auskamen. Die Insektennahrung muß hier schwer zu beschaffen gewesen sein. Eiermaße (gem. 17 Eier): L. Max. 18,5 Min. 17 D. 17,6 mm Br. „ 13,5 „ 12,5 „ 13,07 „ 268, Phylloscopus collyhita collyhita (Vieill.). Wenn dieser Laubvogel auch in den letzten Dezennien zahl- reicher geworden ist als er es früher war, so ist es doch immerhin unbegreiflich, daß Schulz denselben für seine Zeit als „nicht sehr häufig" bezeichnen konnte. Im ganzen Gebiet ist diese Art sehr gemein und macht sich durch ihren monotonen, abgebrochenen Gesang überall bemerkbar. In reinen öden Sandkiefernheiden, z. B. bei Hermsdorf in der Mark, und in ähnlichen Distrikten wurde er von uns gefunden. In vielen Jahren trifft er schon sehr zeitig bei uns ein. Helfek hörte den ersten Vogel dieser Art in der Umgebung Berlins im Jahre 1911: am 3. April, 1915 am 8. April und 1916 bereits am 31. März. Waltee verzeichnete ihn vom 16. April für Charlottenburg, Thiele vom 20. April für Köpenick, RtJDiGER vom 17. April für Eisenhammer und Will für Steinbusch für 1910 7. April, 1911 10. April, 1915 6. April. Die Hauptankunftszeit fällt in den Anfang Mai. Er verläßt die Mark meist bis Ende September. Der Abzug im Oktober ist selten. Will beobachtete am 7. Oktober 1912 bei kaltem Wetter ( — 4" C) bei Steinbusch noch ziehende Weidenlaubsänger. Die Brutzeit fällt nach den Beobachtungen Waltee's und Hocke's in die Zeit vom 10. Mai bis 29. Juli. Ich habe das Nest dieses Laubvogels meist am Boden oder nur wenig über demselben gefunden. Brutstätten im Gezweig der Sträucher bis zu Meterhöhe stehend, wie sie Gaklinct beschrieben hat, sind mir niemals vorgekommen. Sie dürften auch Ausnahmeerscheinungen sein. Eiermaße (gem. 30 Eier): L. Max. 16 Min. 14 D. 14,78 mm Br. „ 12 „11 „ 11,85 „ In Ostpreußen brütet die unserem Weidenlaubsänger nahe- stehende, von NiLssoN 1819 (Kgl. Vet. Akad. Handl., 115) als Sylvia ahietina beschriebene Form, welche, wie Haktert an- nimmt — KosKE (J. f. 0., 1919, 191) hat diese Annahme be- stätigt — , vermutlich auch Pommern bewohnt. Auch in Schlesien kommt sie vor. Ausgeschlossen ist es also nicht, daß sie auch die Mark während des Zuges berührt. Das mir zur Verfügung stehende Sammlungsmaterial weist indessen vorläufig hierfür keinen Beleg auf. Neben einer im allgemeinen lichteren Ober- seite ist es die konstant größere Flügellänge; welche die nördliche 410 Faunistischer Teil. bzw. Östliche Form von unserem Weidenlaubsänger unterscheidet. Dieses letztere scheint mir das Hauptmerkmal zu sein. Denn bei einem Vergleich märkischer Stücke von Ph. collyhita collyhita mit solchen der NiLssoN'schen Form kann man im allgemeinen nicht sagen, daß das Rückenkolorit von Ph. collyhita ahietina lichter sei. Dasselbe gilt von der Färbung der Unterseite. Ein Stück von Königswusterhausen vom 25. April 1910 (ges. Kothe) gleicht namentlich in der Färbung der Unterseite Stücken des Berliner Museums von Ph. c. ahietina aus Schweden und Schlesien. Die Längenverhältnisse des Flügels bieten konstante Differenzen: Ph. collyhita collyhita Tegel 25. 7, 94 ö ad. v. Maehrenthal al. 60 mm 11. 4. 94 ö ad. Königs Wusterhausen 25. 4. 10 ö Kothe Bromberg 23. 8. 03 ö „ 14. 9. 05 ö „ 14. 9. 05 >5 61 n » 59 » n 60 « >5 60 » » 60 » al. 63 mm » 64 »5 5! 61 n 5? 65 61 n Ph. collyhita ahietina Zobten 5. 5. 04 d „ 5. 5. 04 d Schweden 9 Sarepta 1891 d (?) Urfa 15. 4. 11 q (?) Weigold Auf das Vorkommen dieser Art ist in der Mark, vornehmlich in den Gebieten der Neumark, während der Zugzeit zu achten. 269. PhylloscojJus trochilus trochilus (L.). Schulz ist noch der Meinung, daß dieser Laubsänger bei uns ziemlich selten sei. Derselbe kommt indessen in der ganzen Mark überall häufig vor. Waase führt die Art für den Euppiner Kreis nicht an. Vielleicht ist sie im Gebiet der Mark, im ganzen gesprochen, nicht so häufig wie der folgende und wie Ph. collyhita und dürfte der einzige der Laubvögel sein, der sich im Sommer auch an solchen Stellen aufhält und sein Nest anlegt, wo nur Sträucher und gar keine höheren Bäume vorkommen; so wurde das Nest mehrmals an den Eibufern, an denen Bäume fehlen und sich nur Weidengebüsch bis 10 Fuß hoch vorfindet, gefunden. Im April trifft die Art bei uns ein, oft schon, wenn auch nur ausnahmsweise, in den ersten Tagen genannten Monats (Rüdigek) und verläßt uns wieder im August und September. Gelege werden von frühestens Mitte Mai bis Juli gefunden. Eiermaße (gem. 17 Eier): L. Max. 18 Min. 14 D. 15.L mm Br. „ 12,5 „ 10,5 „ 11,6 „ Faunistischer Teil. 411 270. PhyUoscopus sihilatrix sibilatrix Bechst. Im ganzen Gebiet ist der Waldlaubsänger häufig, wenn er auch periodenweis hier und da seltener vorkommt. In kleineren reinen Kiefernwaldungen wie in alten Buchenbeständen haben wir ihn fast gar nicht bzw. doch nur sehr vereinzelt angetroffen. Im Osten scheint er durchgehend seltener vorzukommen als die beiden vorgenannten Verwandten. Wenigstens mußte dies nach älteren Beobachtungen angenommen werden. Doch dürfte hierin, wie dies bei diesem Laubvogel häufiger einzutreten scheint, in neuerer Zeit ein Wechsel im Vorkommen stattgefunden haben. In gemischten Beständen bei Zietensee (Kr. Soldin) beobachtete Will (in litt.) die Art in ungezählten Paaren. PhyUoscopus sibilatrix kommt im zweiten Drittel des April an und ist mit Anfang September wieder verschwunden. Von ungefähr Mitte Mai bis Ende Juli brütet er hier. Eiermaße (gem. 13 Eier): L. Max. 17 Min. 14,5 D. 15,27 mm Br. „ 13 „ 11,5 „ 12,3 271. PhyUoscopus humei praemium (Math. & Ieed.). Das Vorkommen dieses asiatischen Laubvogels in der Mark Brandenburg ist zuerst durch Cabakis sicher festgestellt worden. Er schreibt darüber (J. f. 0., 1853, 81): „Vor sieben Jahren, im Spätherbst d. J. 1845, wurde mir ein, damals in der Umgegend von Berlin gefangener, unbekannter Vogel zur näheren Bestimmung überbracht. Der Besitzer desselben, welcher sich nebenher mit dem Ausstopfen von Vögeln befaßt, hatte schon einige Male das Glück gehabt, seltenere frisch auf hiesigen Markt gekommene Vögel zu guten Preise an die, bereits mehrfach erwähnte Sammlung des Fürsten Radziwill zu verkaufen; er hatte daher zu diesem Behufe auch den ungewöhnlich aussehenden neuen Fund sogleich an sich gebracht. So ging dieses Vögelchen, welches ich damals durch Augenschein kennen zu lernen die erste Gelegenheit hatte, nach Feststellung seiner systematischen Bestimmung in die ge- nannte Sammlung über. Es war das Weibchen. Das schönere und charakteristischere Männchen hielt der Besitzer nunmehr, als preiswürdige Seltenheit, besonders fest; jedoch ging dasselbe nach einigen Jahren in die reiche ornithologische Sammlung des Herrn Oberamtmann F. Heine, auf St. Burchard bei Halberstadt, über. Es ist das nämliche Exemplar, welches ich bei der Jahres- versammlung der Deutschen Ornithologengesellschaft zu Berlin, am 13. Juni 1851, vorzeigen zu können so glücklich war. Als Beiträge zur Naturgeschichte dieser Art lassen sich bei diesem Vorkommen leider nur wenige Angaben mit Sicherheit feststellen. Es sind bloß die folgenden: Beide Vögel wurden in den letzten Tagen des Oktober 1845 von einem hiesigen Vogelfänger, welcher „auf den Rotkehlchen- 412 Faunistischer Teil. fang" ausgegangen war, hinter dem Dorfe Rixdorf (beiläufig kaum eine Meile von Berlin) gefangen: und zwar zunächst bloß das Weibchen, welches bald darauf starb. Das „nächste Mal" (ob am folgenden, oder ob nur an einem der nächstfolgenden Tage, bleibt unentschieden) wurde auch das Männchen gefangen. Dieses lebte einige Tage im Zimmer und wurde sodann getötet, um seine gute Beschaffenheit zum Ausstopfen nicht zu gefährden. Weder die Örtlichkeit, wo die Vögel gefangen wurden, oder über die Art, wie dies geschah, noch über die sonstige Lebens- weise, hat sich nachträglich etwas feststellen lassen. Nur darauf ist noch hinzuweisen: daß sie beide an den Flügeln und dem Schwänze noch jetzt die Spuren von Vogelleim tragen. Ob sie ein ge- paartes Paar waren? ob mithin das Männchen deshalb, nachdem das Weibchen weggefangen war, noch einige Zeit an demselben Orte verblieb? oder ob deren mehrere zur Zeit die hiesige Ge- gend passierten? — dies bleibt wohl Beides ebenso wahrscheinlich, als fraglich." Der Arbeit von Cabanis ist eine von Jon. Feiedr. Naumann gezeichnete Tafel beigegeben (Taf. 1: J. F. Naumann ad. nad. pinx. 1882), auf der ö und g abgebildet werden. Außer dem oben mitgeteilten Vorkommen von Phylloscojius humei praemium liegt noch eine zweite Notiz vor, welche aller- dings nicht so beglaubigt wie die von Cabanis gegebene ist. Bolle schreibt (J. f. 0., 1863, GO): „Es war im Oktober 1800 gerade zu der Zeit, als der Rotkehlchenfang im vollem Gange war und der Vogelfänger Gustav Bless lag dem Geschäft dieses letzteren in der Jungfernheide unweit Berlin ob, als er plötzlich eines Vögelchens ansichtig wurde, das sich durch einen lauten und fremdartigen Lockton verriet." Der Vogel wurde gefangen, starb aber bald im Käfig. „Es ist dies nicht das erste Mal, daß Bless diese Seltenheit erbeutete; er erinnert sich, vor langen Jahren schon einmal denselben Vogel in Händen gehabt zu haben. Der Färbung nach vergleicht er ihn sehr richtig mit dem schwirrenden Laubvogel, der Größe nach etwa mit dem Goldhähnchen." Schließlich möchte ich noch erwähnen, daß mir Georg E. F. Schulz (in litt.) mitteilte, daß er im April des Jahres 1895 ein Exemplar dieses Laubsängers in einem Garten der Stadt Prenzlau längere Zeit beobachtet zu haben glaubt. 272. Cinclus cniclus cinclus (L.). Die wenigen Mitteilungen, welche wir in der Literatur über das Vorkommen von Wasserschmätzern in Brandenburg besitzen, halten die beiden für unser Gebiet in Betracht kommenden Formen nicht auseinander. Wenn Schulz in der Fauna marchica von Cinclus aquaticus Beiss. sagt: in unserer Fauna ist er nicht selten und bleibt selbt in milden Wintern bei uns, so ist das entschieden ein Irrtum. Wir glauben nicht, daß die Verbreitung des Wasser- Faunistischer Teil. 413 schmätzers um die Mitte des vergangenen Jalirliunderts bei uns eine wesentlich andere gewesen ist als heute. Yakgekow, sonst vielfach nui" ein Echo der ScHULz'schen Angaben, muß diesen Irrtum bereits erkannt haben. Er bezeichnet die Art zwar als Brut- vogel, fügt dann aber hinzu: selten; Zugvogel, jedoch bleibt er in müden Wintern auch ganz bei uns. Nach Fehemann's Beob- achtungen, die von Ludwig Beehm (Isis, 1834, 56) wiedergegeben werden, fehlt der Vogel ganz im Gebiet, eine Mitteilung, die sich wahrscheinlich auf die engere Umgebung Berlins, in der Fehemann sammelte, bezieht. Auf die vorstehende Form dürften die folgenden Exemplare zu beziehen sein: Nonnenfließ bei Spechthausen (Ratzebueg), Treptow (d, im Landw. Museum), Grunewald (Sammlung im Jagd- schloß), an der Schwärze bei Eberswalde (Altum), an der Kanal- schleuse in Eichhorst am Werbellinsee (Winter 1910/11, Rüdigee). Altum schrieb uns, daß die Art, „immer ist es die dunkelbäuchige Form C. melanogaster'-'- , allvvinterlich, oft in mehreren Exemplaren bei Eberswalde vorkomme. Ferner erwähnt Nauweeck (J. f. 0., 1893, 118) eines Exemplares von „Ciyiclus septentrionalis^'- , welches beim Orte Bredereiche, Kr. Templin, vom Lehrer Schwaez aus Berlin im Oktober 1892 erlegt worden ist. Das einzige märkische Exemplar dieser Form, welches wir im Fleisch in der Hand hatten, wurde vom Förster Holz an der Panke bei Pankow im Winter 1871/72 geschossen und kam in die kleine Sammlung Albeet Lütke's. Die Panke hatte in jener Zeit hier noch völlig den Charakter eines schnellfließenden kleinen Forellenbaches. Prof. Cabanis, dem wir das Stück vorlegten, sprach es für Cinclus melanogaster Beehm an. Waase führt in seiner „Ornis Ruppinensis" die Art als vorübergehend und vereinzelt beobachtet auf und nennt sie vom Teetzensee (1906 und 1908) und von Treskow (1907). Leider wird für diese Beobachtungen keine Jahreszeit angegeben, so daß daraus auf diese oder die nachstehende Form zu schließen wäre. Der Umstand jedoch, daß er seiner Mitteilung die Be- merkung anfügt „Gelege bis jetzt noch nicht gefunden", läßt an- nehmen, daß sich seine Notizen auf den nordischen Wasserstar beziehen. Das Berliner Museum besitzt aus älterer Zeit nach Hesse zwei Exemplare dieser Form aus der Mark, eins von V. Itzenplitz, das andere von v. Münteton geschenkt, ohne nähere Fundortsangaben. Hierbei ist zu bemerken, daß der Familie v. Itzenplitz früher Buckow bei Dahmsdorf-Münche- berg, jetzt in Graf FLEMiNG'schem Besitz, gehörte, und daß das vorerwähnte Exemplar vielleicht an einem der kleinen „Gebirgs- bäche der märkischen Schweiz" gesammelt worden ist. 273. Cinclus cinclus medius Beehm. Auf die vorstehende Form von Cinclus cinclus dürfte sich eine Mitteilung des Kreisgerichtsrats Reinecke in Wittstock be- 4]^ 4 t^aunistischer Teil. ziehen. Derselbe schrieb mir im Jahre 1875, daß der Wassei'star am Rhin bei Rheinshagen in der Nähe von Rheinsberg, Kr. Riippin, regelmäßig brütend vorkäme. C. Vielitz, der von dieser Mitteilung Reinecke's kaum Kenntnis erhalten haben dürfte, schrieb ca. 20 Jahre später, 1892, an Cabanis: „daß C. merula zu jeder Jahreszeit in Rheinshagen bei Rheinsberg am Rhin vor- komme. Ein Nest wurde noch nicht gefunden, jedoch beobachtet, daß ein Pärchen nahe der Behausung des Berichterstatters ein bestimmtes Gebiet behauptete und eindringende Artgenossen daraus vertriebe." Nicht weit von diesem Brutgebiet entfernt wird aus der Ostpriegnitz von einem zweiten Brutgebiet berichtet. Herr Oberlehrer Schneider teilte mir brieflich 1874 mit, daß er „C. aquaticus'' in jedem Jahre, von 1856 — 1864, bei der Scharfen- berger Mühle a. d. Dosse, nicht fern von Wittstock beobachtet habe. Er sah den Vogel häufig im Herbst und Frühjahr, seltener im Sommer. Jedenfalls hat die Art im Jahre 1850 und 1862 sicher daselbst gebrütet. Bei Steinbusch in der Neumark ist der Wasserschmätzer von Will nie beobachtet worden. Nach einer Dr. Heineoth zugegangenen und mir auch von anderer Seite gewordenen Mitteilung sollte an der Melzer Schleuse bei Friedrichsthal, Kr. Niederbarnim, die Bachamsel brüten. Die Nachricht, die mich auf das lebhafteste interessierte, veranlaßte mich, am 24. Mai 1917 eine Exkursion dorthin zu unternehmen. Das Resultat war ein negatives. Das ganze dortige Flachlandgebiet mit seinem ausgedehnten Kanal- und Schleusensystem bietet für das Vorkommen der genannten Art kein Gelände. An einer einzigen Stelle bildet ein Wehr einen kleinen Wassersturz, der in einen Stausee abfließt, mit einem anschließenden Graben, der einzigen Stelle, an welcher Cinclus vorkommen könnte. Hier finden sich an schnellfließendem Wasser etwas Steingeröll und am Ufer ausgewaschene Baum wurzeln. Mehrere Stunden habe ich der Beobachtung dieser Stelle ge- widmet, ohne einen Vogel zu sehen. Da die Bacliamsel in der vorgenannten Zeit bereits Junge haben mußte, so würden die alten Vögel sicher zum Vorschein gekommen sein. Der alte Schleusenmeister, die Schleusenwärter wie der Schleusenwirt, denen ich Abbildungen von Cinclus vorwies, erklärten, niemals einen solchen Vogel dort gesehen zu haben. Sicherlich liegt der Mitteilung ein Irrtum zugrunde. Möglich wäre es, daß sicli ein nordischer Wasserschmätzer dort einmal zur Strichzeit aufgehalten hätte. Ich glaube, daß man der vorstehenden mitteldeutschen Form des Wasserschmätzers nach dem Vorgange von Hellmayr und Laubmann (Nomenciator der Vögel Bayerns, 1916, 14. Anmerkung) den BREHM'schen Namen medius (1831) geben müßte. Nach den Ausführungen der Genannten ,.beal3siclitigte Bechstetn keineswegs die thüringische Wasseramsel im Gegensatz zu anderen in Deutsch- Faunistischer Teil. 415 land heimisclien Formen abzutrennen, sondern sein Accentor aquaticus [Getr. Abbildungen naturliistor. Gegenst. II, Heft 3, 47, Tab. 30, 1797] ist lediglich eine Neubenennung von Sturnus cinclus Gmel. . . . Infolgedessen ist A. aquaticus Beckstein als bloßes Synonym von C. cinclus cinclus L. aus Nordeuropa zu betrachten." 274. Turdus philomelos philomelos Beehm. Die Zippe ist die häufigste Drossel unserer märkischen Wälder, die sowohl in reinen und gemischten Nadel- wie auch in Laubbeständen überall als Brutvogel anzutreffen ist. Sie er- scheint bereits oft Mitte März und bleibt oft bis zum zweiten Drittel des Oktober in der Mark. Vereinzelte Individuen überwintern. Die Brutzeit dauert von Anfang April bis ungefähr Mitte Juli. Walter's und Hocke's Beobachtungen begrenzen die Brutperiode vom 5. April bis 19. Juli. Eiermaße (gem. 30 Eier): L. Max. 28 Min. 25 D. 26,7 mm Br. „ 21 „ 18,5 „ 19,8 „ Will fand in einem Nest dieser Art Eier des Nesteigentümers zusammen mit solchen der Gartengrasmücke. Wie die Amsel um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts be- gann, aus dem scheuen Waldbewohner ein Gartenvogel zu werden, so beginnt auch die Singdrossel seit ungefähr zwei Dezennien ihr Vorkommen zu ändern und, wenn auch verhältnißmäßig langsam, so doch stetig, in Park- und größere Anlagen einzuwandern. In und um Berlin ist dies mannigfach beobachtet worden, auch sonst in der Mark wird es der Fall sein. Wie die Amsel bequemt sie sich den durch die Nähe des Menschen und durch den Ver- kehr mit demselben gegebenen veränderten Verhältnissen in ihrer Lebensweise an. 275. Turdus musicus musicus L. Ungemein häufiger Durchzugvogel in Brandenburg, der ge- wöhnlich anfang Oktober — es liegen einige Beobachtungen schon aus dem zweiten Drittel des September vor — durchzieht, vielfach im Winter im Gebiet umherstreift und meist von Anfang März bis zum April wieder nach dem Norden abwandert. Im Herbst werden oft größere Scharen der Art beobachtet als im Frühjahr. In gelinden Jahren treffen sie später bei uns ein. 2(6. Turdus viscivorus viscivorus L. Die Misteldrossel hat in der Provinz eine sehr lokale Ver- breitung. Im ganzen Westen, vornehmlich in den Eibgebieten, ist sie als Brutvogel nicht sehr zahlreich. Sie kommt in den Kreisen Niederbarnim, Zauch-Belzig, Jüterbog-LuckeuAvalde, wo HiLTMANN bereits um 1830 vereinzeltes Brüten konstatierte, 4 16 Faunistischer Teil. Westhavelland und Priegnitz alljälirlich vor, aber nicht gerade häufig. Bei Eberswalde findet man sie zeitweise häufig, zeitweise sporadischer. Waase bezeichnet sie für den Ruppiner Kreis nur als Durchzug Vögel. Häufiger wird sie mit dem Überschreiten der Oder. Östlich von dieser fehlt sie kaum einem der aus- gedehnten Kiefernwälder jener Kreise, welche sie vornehmlich bewohnt und deren sandigen dürren Strichen ohne Unterholz sie nicht fehlt. Ganz im Osten, besonders im Süden an der Grenze der Provinz Posen, ist sie als Brutvogel bis jetzt nur vereinzelt nachgewiesen worden. Diese Drossel erscheint oft bereits Anfang Februar und verläßt uns im Oktober. Will verzeichnet die Ankunft für Steinbusch für 1910 am 11. Febr., 11)12 am 10. Febr. und 1915 am 8. Febr. Einzelne Individuen dürften überwintern. Sie ist einer der frühesten Sänger. Ich glaube nicht, daß sämtliche Brutvögel im Winter das Gebiet verlassen. Die Brutzeit umfaßt die Monate April, oft schon Anfang genannten Monats bis Juli. In der Mark macht sie zwei Brüten. Nach der Brutzeit verlassen sie oft das Gebiet und streifen dann um- ' her. Man sieht sie hin und wieder in Gesellschaft von Wacholder- drosseln. Dabei ist allerdings nicht ausgeschlossen, daß diese Misteldrosseln Brutvögel nördlicherer Gebiete sein können, die auf dem Strich die Mark besuchen. Eiermaße (gem. 15 Eier): L. Max. 32 Min. 29 D. 30,3 mm Br. „ 23 „ 20,5 „ 22 „ 277. Turdus pilaris L. Diese Art, welche Schulz nur als Zugvogel kennt, der be- sonders im Herbst scharenweis das Gebiet der Mark besucht, um hier zu überwintern bzw. durchzuziehen, kommt jetzt bei ihrem Vorrücken nach Mitteldeutschland überall als Brutvogel vor. Zuweilen fehlt die Art im Winter ganz, in anderen wieder tritt sie trotz Schnee und Kälte einige Jahre hintereinander regelmäßig und in größeren Mengen auf. So zeigen sich oft Scharen im Beginn des Winters und weichen nicht zurück während der ganzen Zeit, obgleich sie oft bei lang andauerndem Schnee so wenig Nahrung finden, daß sie in der Nähe der Wälder die Chausseen bei den Heidedörfern nach Pferdemist durchsuchen. Rüdiger beobachtete im Januar bei Hochzeit Flüge von 500 — 1000 Stück. Die Nahrung bestand hier vor- nehmlich aus Wacholderbeeren. Die im Winter in großer Menge beobachteten Individuen sind vielfach Zuzügler aus dem Norden. Diese verschwinden meist wieder, sowie gelindes Wetter eintritt. Als Brutvogel kennen wir die Wacholderdrossel von: Großbeeren (Bau u. Beehm), bei Berlin, Jungfernheide (Altum), Frankfurt a. d. 0. (Naibiann u. KRtroER), Müggelberge bei Kö- penick (Bolle), Priegnitzgebiete beim Zusammenfluß von Havel Faunistiscber Teil. 417 und Elbe (Waltee), Rüdersdorf (Kkicheldoke), Spandau (Krüger- Velthusen), Küstrin (Haetwig), Leipe im Spreewald (Cabanis), Kottbus bis Guben (Waltee), Krossen (Hocke), Plänitz (Maetins), Müncheberg(AHRENs), Gramzow (Rüdigee), Rathenow (Plöttnee), Spremberg und Drebkau (Setdel), Neuhofer Busch, unweit Baruth (Hesse), Maetins weist darauf hin, daß das Vorkommen in Plänitz stetig zugenommen habe: während im Jahre 1883 je 2 Kolonien aus G und 7 Paaren bestanden, wiesen dieselben 1886 bereits je 20 Paare auf. lu dem Kreise Ruppin ist sie nach Waase nur Durchzugvogel. Aus der Gegend von Lands- berg a. d. W. schreibt mir Noack: „T. pilaris traf ich am 26. Mai 1900 an der Warthe bei Schwarzsee, zwischen Sonnen- burg N.-M. und Klein-Camin, in einer kleinen Kolonie von etwa 15 Nestern brütend an. Die Nester standen in Höhe von 2 — 3 m auf mittelstarken Kopfweiden des Warthewalles, 15 m vom Ufer, und enthielten meistens Junge iu verschiedener Größe. Ein Nest stand etwas abseits von der Kolonie in dem Geäst eines Kastanien- baumes. In den folgenden Jahren habe ich T. pilaris dort nicht mehr beobachtet." Meist stehen die Nester in der Provinz auf Kiefern. Die Brutzeit dauert von Anfang April bis Anfang Juli. Eiermaße (gem. 4 Eier): L. Max. 28 Min. 25 D. 26,5 mm Br. „ 20,5 „ 19 „ 19,8 „ 278. Turdus naumanni Temm. Am 12. April 1839 schrieb Baron von Loebenstein, ein Zeitgenosse Beehm's und Naumann's und ein überaus eifriger Sammler, aus Berlin an Eugen von Homeyee (Ornith. Briefe, 1881, 255): „Gestern kaufte ich bei meinem hiesigen Ausstopfer einen Turdus naumanni, der frisch auf dem Berliner Markte angekommen war." Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, daß das Stück aus der Umgegend von Berlin stammte. 279. Turdus ruficollis atrogularis Temm. Die Sammlung des Fürsten Radziwill besitzt zwei in der Mark gefangene Exemplare. Beide stammen aus der Umgegend von Berlin. In der Sammlung der Forstakademie zu Eberswalde steht ein g der Art, welches am 10. Oktober 1898 zu Borne- mannspfuhl bei Eberswalde gefangen wurde. 280.. Turdus obscurus Gm. Ein alter „Turdus pallens Pall." mit der Bezeichnung „Mark", welcher aus der längst aufgelösten Sammlung der Naturforschenden Gesellschaft zu Berlin stammt, befindet sich im Zoolog. Museum. Es war nicht möglich, nähere Notizen über dieses Exemplar in Erfahrung zu bringen. 27 418 Faunistischcr Teil. 281. Turdns merula merula (L.). Häufiger Brutvogel der Gärten und Wälder der Mark. Aus einem mehr oder minder scheuen Wahlbewohner ist die Amsel in den letzten 50 Jahren langsam und stetig ein sehr häufiger Bewohner unserer Parks, Gärten und kleinsten städtischen, gärtnerischen Anlagen geworden. Als solcher hat sie jede Scheu vor dem Menschen verloren. Die alten Amseln sind Standvögel, die jungen verlassen das Gebiet, streichen umher und suchen andere Nistgebiete. In den Jahren 1917 und vornehmlich 1918 ist ein Rückgang der Individuenmenge dieser Drossel in einzelnen Teilen der Mittel- mark beobachtet worden, eine Erscheinung, die auch in vielen anderen Gebieten Norddeutschlands wahrgenommen worden ist. Eiermaße (gem. 10 Eier): L. Max. 29 Min. 26 D. 27,9 mm Br. „ 22 „ 20 „ 21 „ Nach Rüdiger (gem. 81 Eier): Durchschnitt 28,2 X 21,5. 282. Turdus torquatus torquatus L. Die Ringdrossel kommt auf dem Durchzuge Ende September und Anfang März bis Anfang April wohl alljährlich im Gebiet vor. In einzelnen Jahren erscheint sie häufiger, in anderen wieder seltener. In fast allen Sammlungen märkischer Vögel befinden sich Exemplare aus dem Gebiet, Im Berliner Museum steht ein g vom Jahre 18G4 aus Nauen und ein ö vom Oktober 1879 aus dem Zootzen, beide von Ludwig gesammelt. Fleisch- FEEssER besitzt ein Stück vom 1. Oktober 1889 aus Altkarbe, Kr. Friedeberg, die Forstakademie in Eberswalde ein 1883 zu Grünhaus (Kr. Kalau) gefangenes Exemplar. In der Umgegend Berlins beobachteten wir sie in früheren Jahren beinahe all- jährlich. Im Jahre 1870 trafen wir noch am 7. Mai in der Heide von Schönholz, in der Nähe der Panke, in einer lichten jungen Kiefernschonung, welche vor einiger Zeit abgeholzt und in das Terrain des dortigen Bahnhofes einbezogen ist, ein Pärchen dieser Drossel. Aus dem Westen des Gebietes scheint die Art weniger bekannt. Passig führt für Wittenberge ein am 2 1 . April 1912 beobachtetes Exemplar an, welches er als dort zum ersten Male gesehen bezeichnet (G. W., 1911, 100). 283. Geocichla sihirica sihirica Pall. Die Sammlung der Forstakademie zu Eberswalde besitzt ein Exemplar (d) dieser asiatischen Drossel, welches in der Um- gegend genannten Ortes im Oktober 1851 in Dohnen gefangen wurde (v. Homeyer, Ornith. Briefe, 227). Nähere Angaben über dieses Stück sind leider nicht vorhanden. Nach Waase wurden Faunistischer Teil. 419 im Ruppiner Kreise im Oktober 189G ein d und im Jahre 1907 ein g erlegt. Hesse (J. f. 0., 1914, 379) bemerkt hierzu: „Also wohl dieselben Stücke, von denen Hocke im gleichen Jahr in der Gefiederten Welt (1907, 20ö) etwas ausführlicher berichtet: Im Herbst 1907 erhielt Kaufmann Geäbnee in Neuruppin eine sibirische Drossel, die sich unter einer großen Sendung Drosseln aus dem nördlichen Teile des genannten Ki-eises befand. 1896 wurde im Kreise ein gleiches Exemplar gefangen, die beide nebeneinander in Neuruppin zur Aufstellung gelangten; für letzteres Stück also auch keine bestimmten Provenienzangaben." Beide Stücke stellen jetzt im Zieten-Kreismuseum in Neuruppin. 284. Saxicola oenanthe grisea (Beehm). Der Steinpicker kommt überall in der Provinz vor, ist aber nicht, wie allgemein angenommen wird, gleichmäßig über das ganze Gebiet verbreitet. Er fehlt vielfach Gegenden, die ihn nach ihrer Bodenkonfiguration durchaus beherbergen müßten, oder ist in denselben wenigstens nicht häufig anzutreffen. Dies ist z. B. in einigen, nicht allen, Gebieten des Zauch-Belziger und des Ostpriegnitzer Kreises der Fall. Häufig ist er im Ruppiner Kreise; Waase bezeichnet ihn für diese Gegend fälschlich als sehr selten. Auf den Feldmarken nimmt er von Jahr zu Jahr ab und tritt mehr in den Heiden und offenen Wäldern auf, wo er in den Kahlschlägen, im geschlagenen Holz bzw. in den auf- geschichteten Kloben nistet. In den AVäldern, in denen neue Kulturflächen geschaffen und Rodungen vorgenommen werden, erscheint der Steinschmätzer, verbleibt einige Jahre und ver- schwindet dann wieder. In verlassenen Kaninchenhöhlen wie in alten Erdschwalbennestern ist er brütend gefunden worden. In den Kalkbergen von Rüdersdorf, in den Gipsbrüchen bei Sperenberg, in dem Steingeröll der Roramel bei Niemegk, in den alten Gruben bei Rauen, in den Lagern von Seuftenberg brütet er wie Passer domesticus, P. montcmus und Phoe7iiciirus ochrurus g ibraltariensisYielf ?ic\i in den Löchern des Gesteins. Bei Steinbusch in der Neumark ist er selten. Will schreibt mir, daß er innerhalb von zehn Jahren nur einmal ein Nest mit Jungen gefunden habe. Nie habe ich diese Art, auch nicht zur Zugzeit, auf moorigen Wiesen angetroffen, wie es Seilkopf bei Frankfurt a. d. 0. be- obachtete. Die Brutzeit beginnt in der Mark mit Ende April und endet mit dem Juni. Die Angabe des Beginns der Brutzeit mit Ende Mai (Rey) trifft für die Mark nicht zu. Von Anfang April bis zum Beginn des Oktober bleibt die Art in der Provinz. Eiermaße (gem. 20 Eier): L. Max. 21,5 Min. 19 D. 20,6 mm Br. „ 15,5 „ 15 „ 15,3 „ RtTDiGEK (in litt.): „Trotzdem mir viele Steinschmätzergelege durch die Hände gegangen sind, habe ich nur ein solches mit 27* 420 Faunistischer Teil. roter Fleckenzeiclinung gefunden. Gesammelt bei Eichliorst bei Schöpf urtli." Will besitzt 4 gefleckte Eier in seiner Sammlung. Aus der Reihe der im Berliner Museum aufbewahrten märkischen Steinschmätzer mögen hier nur die Maße von zwei Exemplaren derselben gegeben sein: Zion, 28. 4. 83 d al. 95, c. 50, rostr. 15 mm „ 11. 4. 80 ö „ 94 „ 54 „ 15 „ In der Norddeutschen Tiefebene scheint allein Saxicola oenanthe grisea Beehm, nicht S. o. oenanthe L., welche konstant größere Maße aufweist, vorzukommen. 285. Pratincola ruhetra ruhetra (L.). Das Braunkehlchen ist ein überall, vielleicht lokal hier und da etwas seltener vorkommender Brutvogel der Mark. Auf feuchten und trockenen Wiesen ist er zu finden. Auch aus- gedehntere alte Torfmoore mit vereinzelten Buschpartien bewohnt er gern. Von Mitte April an erscheint er im Gebiet und bleibt bis gegen Ende September. Die Brutzeit dauert von Ende Mai bis Mitte Juli. Eiermaße (gem. 15 Eier): L. Max. 19,5 Min. 18,5 D. 19,3 mm Br. „ 14,5 „ 13,5 „ 13,9 „ 286. Pratincola torquata ruhicola (L.). Das Schwarzkehlchen ist für Deutschland eine westliche Form, die östlich der Elbe wohl nur sehr vereinzelt als Brut- vogel auftritt, dagegen als Strichvogel häufiger vorkommt und vielleicht vielfach übersehen wird. Nach diesen Richtlinien ist auch sein Vorkommen in der Provinz Brandenburg. Vangerow bezeichnet diese Art als selten, aber als Brutvogel. Auf diese Angabe ist bei der Unzuverlässigkeit des Genannten wenig zu geben. Die Fauna marchica führt das Schwarzkehlchen nicht in einer Anmerkung, sondern in der Reihe der Markvögel auf, ohne jedoch irgendeine Notiz über das Vorkommen in der Provinz anzufügen. Stimming notiert diese Form während der Zugzeit zweimal für die Gegend von Brandenburg a. d. H. Waase nennt sie als vereinzelt im Sommer gefangen, aber nicht brütend für den Ruppiner Kreis. Ein Exemplar steht ohne nähere Angaben im Kreismuseum in Neuruppin. Ob das aus der PAssow'schen Sammlung aus Pankow stammende 9, jetzt in dem Zoologischen Museum der Landw. Hochschule befindlich, gleichfalls während der Zugzeit erlegt wurde, ist nicht festzustellen, aber wahrschein- lich. Über das einzige sicher nachgewiesene Brüten in der Mark, welches wir kennen, berichtet Geye von Schweppenbueg (J. f. 0., 1911, 171). Er teilt mit, daß an einem Steinbruch in der Nähe von Woldenberg — nicht Wollenberg, wie a. a. 0. steht — , Kr. Friedeberg i.d. Neumark, ein Paar dieser Pratincola-Form gefangen Faunistischer Teil. 421 und das Gelege gesammelt worden sei. Ein für die Provinz sehr weit im Osten gelegener Brutplatz, Derselbe ist kaum mit jenem gleichfalls sehr weit östlichen Nistgebiet bei Oberhorka, Kr. Rothenburg, in dem Baek am 27. Juli 1889 ein altes ö er- legte, am 22. April 1890 ein Gelege sammelte und am 29. Juni des gleichen Jahres einen jungen Vogel schoß, in Verbindung zu bringen (Ges. naturf. Freunde, 1892, 141). Will schreibt mir, daß er für Steinbusch diese Art nicht als bestimmt vor- kommend nennen möchte. Dr. Lindnee berichtet (0. MS., 1886, 154), daß er bei Krossen am 4. April 1885 ein Pärchen von Pratmcola torquata rubicola beobachtet habe. Nach der mir gewordenen mündlichen Mitteilung des Genannten bezieht sich obige Ortsangabe nicht auf die nlärkische Stadt Krossen an der Oder, sondern auf den gleichnamigen Ort in der Provinz Sachsen. 287. Phoenicurus phoenicurus phoenicurus (L.). Der Gartenrotschwanz ist häufig in Laub- und Kiefernwäldern wie in Gärten mit höheren Bäumen. In einzelnen Gegenden der Mark gibt er den Kiefernwaldungen vor anderen den Vorzug, wobei er sowohl im eigentlichen Hochwald wie auch im niederen Randholz vorkommt und nistet. Im Osten seltener. Ankunft in der Mark: Zweites Drittel des März, meist jedoch in den ersten zehn Tagen des April. Abzug: September bis Mitte Oktober. Die Hauptbrutzeit fällt in den Monat Mai. Zweite Gelege werden bis Ende Juni gefunden. Außer in Baumhöhlungen nistet dieser Rotschwanz gern in Brennholzstößen wie auch in kreuzweis geschichteten Grubenhölzern. In alten Kopfweiden, in denen er nach den Beobachtungen verschiedener Feldornithologen Mittel- deutschlands häufig vorkommen soll, haben wir ihn in der Mark niemals gefunden. Eiermaße (gem. 16 Eier): L. Max. 19,5 Min. 17 D. 18,2 mm Br. „ 14,5 „ 13 „ 13,4 „ 288. Phoenicurus ochrurus gibraltariensis (Gm.). Der Hausrotschwanz ist seit ca. 20 Jahren in vielen Teilen der Mark seltener, in anderen dagegen, z. B. im Teltower Kreise, häufiger geworden. Für die Neumark wird er als nicht sehr häufig bezeichnet. Er liebt im Gebiet ungemein alte, halbver- fallene, nicht mehr im Betrieb befindliche Ziegeleien, in denen er brütet, kommt aber auch überall in Ortschaften vor. Bei Rüdersdorf nistet er in den Kalksteinbrüchen. Seine Ankunft fällt oft schon in die zweite Hälfte des März, meist aber erst in den Anfang des April; der Abzug dehnt sich aus bis in das zweite Drittel des Oktober. Für Steinbusch verzeichnet Will für 1910—1911, 191.) und 1915 als Ankunftsdaten: 3. April, 422 Faunistischer Teil. 29. März, 20. des gleichen Monats und 31. März. Einzelne Indi- viduen überwintern. Oft beginnt die Brutzeit sehr spät — Hocke fand 1898 am 8. Mai das erste Gelege — , im allgemeinen um die Mitte des April und endet mit Mitte Juli. Eiermaße (gem. 10 Eier): L. Max. 20 Min. 18,5 D. 19,2 mm Br. „ 15 „ 13,5 „ 14,5 „ Im Jahre 1890 (J. f. 0., 1891, 33) hatte ich bei einer Dis- kussion über den vermeintlichen Erithacus cairii (Geebe) darauf hingewiesen, daß von mir, im Gegensatz zu meinen Beobachtungen in den Hochgebirgen der Schweiz und Tirols, in der Mark noch keine gepaarten Männchen und Weibchen des Hausrotschwanzes in rauchgrauem Kleide gefunden worden wären. Neben meinen eigenen Beobachtungen stützte ich mich dabei auf die Erfahrungen meiner Freunde Ludwig Holtz und KRtJGER-VELTHUSEN wie von Walter und Hocke. Kleinschmidt hat diese Mitteilungen von mir bezweifelt (J. f. 0., 1903, 367). Und mit Recht. Ich habe dann in den folgenden Jahren, wo immer sich mir Gelegenheit zur Beobachtung von Fhoenicurus oclirurus gibraltarieyisis (Gm.) bot, auf brütende Paare geachtet und neben schwarzen auch graue Männchen, die ja am Gesänge leicht kenntlich sind, mit grauen Weibchen in der Mark gepaart gefunden. Doch möchte ich aber auch heute noch behaupten, daß man zur Brutzeit bei uns schwarze ä häufiger sieht, als man sie im Gebirge antrifft. Nach den eingehenden Untersuchungen Kleikschmidt's im Journal für Ornithologie und vornehmlich in der Berajah ist die Frage des Erithacus cairii (Gerbe) endgültig geklärt. Das graue „cain'i-Kleid" ist, wie auch Stresemann betont hat, die häufigste Tracht des jungen ä zwischen erster und zweiter Herbstmauser, gleichgültig ob der Vogel in den Bergen oder im Flachlande lebt. Bestehen bleibt aber die noch in neuester Zeit von Schiebel betonte Tatsache, daß in den kahlen hochalpinen Regionen unserer Hochgebirge die Männchen des Hausrotschwanzes zum größeren Teil grau und selten schwarz, die der Niederungsgebiete Nord- deutschlands dagegen meist schwarz und nur selten grau gefärbt sind. Ich habe dies noch vor kurzem in den Molasseerhebungen des ßodenseebeckens bestätigt gefunden. 289. Erithacus ruhecula ruhecula (L.). Sowohl im dichten Unterholz der Nadelwaldsclionungen wie auch überall in feuchteren Laubwalddickungen häufig. Im Osten scheint die Art seltener. Viele Individuen überwintern in der Mark, andere ziehen südwärts; große ]\rengen kommen aus dem Norden auf dem Zuge im September und Oktober hinzu. Die Durchzügler verlassen die Mark im Januar und Februar, während die hier brütenden im März wieder eintreffen, Faunistischer Teil. 423 Eiermaße (gem. 24 Eier): L. Max. 20,5 Min. 18 D. 19,3 mm Br. „ 15,5 „ U „ 14,7 „ 290. Luscinia svecica cyanecula (Wolf). Ganz allgemein gesprochen haben Schulz wie Vangeeow in ihren Angaben über das Vorkommen des Blaukehlchens in der Mark recht, wenn ersterer sagt: bei uns ist es vielleicht weniger selten, als mau glaubt, da es stets sehr zurückgezogen lebt; und wenn letzterer schreibt: nicht selten in feuchten Gegenden und in der Nähe vou Bächen und Flüssen, die dicht mit Buschwerk besetzt sind. Vielleicht mit Ausnahme der östlichsten Teile der Mark, in denen es als Brutvogel nicht häufig, dagegen auf dem Zuge in großer Menge vorkommen soll — Beobachtungen hierüber liegen nur ganz vereinzelt vor — , dürfte es kaum ein Gebiet der Provinz Brandenburg geben, in dem an geeigneten Örtlich- keiten, mehr oder weniger versteckt gelegenen und selten be- gangenen, das Blaukehlchen als Brutvogel fehlt. Selbst für viele Teile der Mittelmark und in nächster Nähe von Berlin ist die Form als nistende festgestellt worden. Dabei muß aber bemerkt werden, daß der Bestand in einem engumgrenzten Bezirk ganz außerordentlichen Schwankungen unterworfen zu sein scheint. So war das Blaukehlchen z. B. im Jahre 1880 sowohl in der Nähe der Ortschaften wie auch in den eigentlichen Bruchwäldern des Spreewaldes ganz außerordentlich selten im Gegensatz zu dem Vorkommen in früheren Jahren im gleichen Gebiet. Hesse hat in seiner später zitierten Arbeit auch die Verbreitung dieser Form behandelt. Die Resultate, zu denen er hinsichtlich des Brütens in der Mark gelangt, sind sehr interessant: „Überblickt man noch einmal die von mir genannten Brutplätze, so ergibt sich eine Gliederung in drei größere Gebiete: 1. Ein westliches Unterelbe-Havel-Unterspree-Gebiet (Witten- berge, Havelland, Brandenburg, Wannsee, Spandau, Jungfernheide, Charlottenburg, Tiergarten, Berliner Rieselfelder, Großbeeren, Blumberg) ; 2. ein südliches Mittelspreegebiet (Unter- und Oberspree- wald, Peitz); 3. ein östliches Unterodergebiet (Oderberg, Zehden, Küstrin, Frankfurt, Krossen, Zion). Die Brutgebiete liegen also in den Niederungen der größeren Flußsysteme, und, wie man ersieht, hauptsächlich im Bereich der großen Urstromtäler. Auch angenommen, daß durch die Ent- wässerungen der Kultur schon so manche Brutstätten verschwunden, daß andererseits sekundär Einwanderungen in neue Gebiete (Riesel- felder) erfolgt sind, was leider die ursprüngliche Verbreitung ver- wischen k()nnte, so ist doch die obige Verteilung und Lage der bisher bekannten Hauptbrutgebiete sehr augenfällig. Die Er- forschung der Mark Brandenburg ist indessen auch nach dieser 424 Faunistischer Teil. Eichtung' hin noch lauge nicht genügend durchgeführt, um eine exakte und abgeschlossene Darstellung der Brutzonen des Blau- kehl chens geben zu können; vermutlich werden sich auch noch anderweit Nistplätze ausfindig machen lassen, die sich vielleicht als Bindeglieder oder Ausläufer der oben erwähnten deuten lassen." Ich stimme Hesse in diesen Ausführungen vollkommen zu. Da nach meiner Ansicht das Blaukehlchen die ganze Provinz be- wohnt, aber aus vielen Gegenden derselben mangels fehlender Beobachter das Vorkommen in der Literatur noch nicht fest- gelegt werden konnte, so werden sich, wie auch Hesse betont, nach der Durchforschung vieler Gebiete, wie der nordöstlichsten Neumark, der nördlichen Uckermark, der östlichen Priegnitz wie der Fläminggebiete im Südwesten, Festlegungen für das Brut- vorkommen der Art ergeben, welche die von Hesse vorläufig an- genommene Gliederung notwendig modifizieren bzw. ergänzen müssen. Oft schon sehr zeitig — es liegen Mitteilungen vom 16. und 21. März vor — , meist in den ersten Tagen des Apri|^ erscheint das Blaukehlchen an seinen märkischen Brutplätzen, die es gewöhnlich bis spätestens Mitte September wieder ver- lassen hat. Nach der Ankunft streicht es meist einige Zeit umher, ehe es zur Brut schreitet. Diese beginnt nach Hocke frühestens Mitte Mai und ist in der zweiten Brut im ersten Drittel des Juli beendet. 291. Luscinia svecica svecica (L.). Cyanecula suecica, Feldt, Ornith. Rundschau (Hocke's Zeitschr.), 1905, 23. — Erithacus suecicus, Gaeling. G. W., 1909, 36. Das rotsternige Blaukehlchen scheint während des Zuges alljährlich in der Provinz an geeigneten Stellen vorzukommen. Vornehmlich wird es auf dem Frühlingszuge, Ende April bis Mitte Mai, beobachtet. Über das Brüten liegt eine Mitteilung vor, leider ohne Beibringung eines Belegexemplars. Nach Feldt wurde ein Nest mit 4 nackten Jungen und einem Ei am 28. Mai 1902 an einer sumpfigen, mit Weiden und Gestrüpp bewachsenen Stelle unweit der Havel, 3^2 Meilen von Berlin entfernt, ge- funden. Identisch mit dieser Mitteilung dürfte die Angabe Garling's sein, „daß 1902 ein Paar dieser Vögel etwa 3 Meilen von Berlin entfernt an der Havel brütend angetroffen wurde". Über die vorliegende Form wie über Luscinia svecica cy- anecula (Wolf) hat Hesse in seiner bekannten sorgfältigen Darstellung wertvolle Mitteilungen über Voi'kommen und Ver- breitung in der Provinz Brandenbuig gegeben (J. f. 0., 1914, 259—296), wobei er die vorliegenden Literaturangaben wieder- holt einer sorgfältigen Kritik unterzieht und eine Reihe eigener Beobachtungen aus dem Gebiet des Spreewaldes wie aus der Gegend von Blumberg, 2 Meilen nordöstlich von Berlin, anfüget. Faunistischer Teil. 425 292. Luscinia svecica gaetJcei (Kleinschm.). Hesse, J. f. 0., 1914, 259. Hesse hat das Vorkommen dieser, das nördliche Norwegen bewohnenden Form für Brandenburg nachgewiesen. Er schreibt: „Es befindet sich im Kgl. Zoolog. Museum ein prachtvolles rot- sterniges c?, bezeichnet „14. Mai 1896. Naueu. von Maeheenthal." Der Stern ist groß und breit, lebhaft rostrot und ohne weiße Einfassung. Fl. 79,5, Schwanz 56, Lauf 26, Schnabel 13,5 mm. Da der schon abgenutzte Flügel noch 79,5 mm beträgt, ist die Zugehörigkeit des vorliegenden Exemplars zu der Form Erithacus svecicus gaetJcei Kleinschm. erwiesen." 293. Luscinia megarhynchos megarhynchos Beehm. Brutvogel des ganzen Gebietes, in einzelnen Gegenden häufig, im Osten seltener. Will (in litt.) teilt mir mit, daß bis 1911 mehrere Pärchen bei Steinbusch nisteten, seit jener Zeit aber verschwunden sind. Überall in lichten Laubhölzern, die mit dichtem Gebüsch durchsetzt und von kleinen Gräben durch- schnitten sind. Auch in größeren Parks, Gärten und vornehmlich auf alten Kirchhöfen der Städte und Dörfer. In den meisten Ge- bieten ist eine Verringerung der Individuenmenge eingetreten. Ziemlich regelmäßig erscheint die Nachtigall hier bei uns im letzten Drittel des April, gewöhnlich um den 20. genannten Monats, und verschwindet wieder Ende August bzw. in den ersten Tagen des September. Für das Jahr 1915 verzeichnete Helfee für die Umgebung von Berlin den 3. Mai als ersten Beobachtungs- tag. Die Brutzeit ist keinen großen Schwankungen unterworfen. Oft werden schon im ersten Drittel des Mai volle Gelege ge- funden. Der Schluß der Brutzeit endet mit Ausgang Juni. Waltee bezeichnet die Zeit vom 10. Mai bis 18, Juni als Brut- Periode. Eiermaße (gem. 10 Eier): L. Max. 21,5 Min. 18,5 D. 20,8 mm Br. „ 15,5 „ 14 „ 15,1 „ 294. Luscinia luscinia luscinia (L.). Das Vorkommen des Sprossers in der Mark bzw. die Ver- breitung desselben im Gebiet und das wohl anzunehmende Brüten desselben in der Provinz sind noch nicht mit wünschenswerter Sicherheit nachgewiesen worden. Schulz führt in der Fauna marchica die Art als besonders in der Neumark vorkommend auf, einem Gebiet, aus dem bis vor kurzem noch keine sicheren Beobachtungen bzw. Belegstücke vorlagen. Jedenfalls betonen Udo Lehmann 1887 und Jablonski noch 1889 ausdrücklich, daß sie die Art in dem genannten Re- gierungsbezirk noch nicht beobachtet hätten. Vangeeow be- zeichnet 1855 den Sprosser als Brutvogel, ohne jedoch ein Brut- 426 Faunistischer Teil. gebiet zu nennen. Im Jalire 1889 erhielt ich von Herrn Ostrowski in Berlin, einem durchaus zuverlässigen und guten Kenner unsei-er heimischen Vögel die folgende Mitteilung: „Als ich um die Mitte des August j886 in Finkenkrug bei Spandau Sclilagnetze für Rotkehlchen aufgestellt hatte und dieselben gegen Abend revidierte, bemerkte ich in der Nähe derselben 5—6 Stück graubi-auner Tiere, die im trockenen Laube herumi-aschelten. Ich glaubte, es wären Mäuse, fand aber beim Nachsehen der Netze, daß es Vögel seien, von denen sich einer gefangen hatte. Es war ein Weichselsprosser. Ich habe den Vogel lange im Käfig gehabt, bis er mir vor kurzem eingegangen ist. In den beiden letzten Jahren hatte ich wieder in derselben Gegend auf- gestellt, ohne jedoch etwas zu fangen." Aus dem Jalire 1910 liegt eine weitere Beobachtung aus der Mark vor. Freiherr Geye von Schweppenbürg (J. f. 0., 1911, 171) teilt, nunmehr aus der Neumark, mit, daß er bei Woldenberg den Sprosser fest- gestellt habe. In dem darauffolgenden Jahre wird von Noack (G. W. 1911, 167) eine Mitteilung gegeben, nach welcher der Genannte am 7. Mai 1911 im Ragöser Tal, auf einem Ausfluge nach Chorin, einen Sprosser laut und andauernd schlagen hörte. "Er konnte sich dem Vogel bis auf :'> m nähern und ihn längere Zeit beobachten. Der Genannte fügt noch hinzu, daß diese Be- obachtung beweise, daß der Sprosser bei uns als Durchzugvogel vorkäme. Da bereits Mitte Mai das Gelege vollzählig sein kann, so ist es nicht ausgeschlossen, daß es sich bei der NoACK'schen Beobachtung um einen Brutvogel gehandelt haben könne. Hesse hat im Jahre 1914 eine Reihe wertvoller Mitteilungen über das Vorkommen des Sprossers in der Mark (J. f. 0., 1914, 2()G) ge- geben. Aus denselben geht hervor, daß das Berliner Museum zwei in der Mark gesammelte Exemplare der Art besitzt. Das eine, ein ö, nur mit der Bezeichnung .,Mark" versehen, muß nach dem Museumskatalog bereits vor 1850 in die Sammlung ge- kommen sein. Es fehlt jede weitere Notiz über dasselbe. Das zweite Stück, gleichfalls ein d. wurde von Prof. v. Maehrenthal am 24. Mai 1890, also zur Brutzeit, bei Nauen geschossen. Der Sektionsbefund „schwach entwickelte Hoden" spricht aber, wie Hesse bemerkt, für einen Vagabunden, „wenn es sich nicht etwa um ein der Gefangenschaft entwichenes Stück handelte. Sichere Nachweise von etwaigen Brutvorkommen sind bisher also nicht erbracht." Da Luscinia luscinia aus den angrenzenden Ge- bieten von Mecklenburg, Pommern, Posen, Schlesien und Anhalt als Brutvogel sicher nachgewiesen worden ist, so dürfte sie auch bei intensiverer Durchforschung der Priegnitz, Ucker- und nörd- lichen Neumark als Brutvogel für die Mark festgestellt werden. Geschichtliche IN otizen. Verordnungen, erlassen zur Erhaltung und zum Schutze der Vögel, wenngleich auch nicht im Rahmen und der Ausdehnung der modernen Vogelschutzbestrebungen, sind in der Provinz Brandenburg bis in den Anfang des 17. Jahrhunderts hinein zu verfolgen. Sie betreffen vornehmlich jagdliche Vögel, ziehen aber auch andere in den Kreis der gesetzlichen Be- stimmungen. Bevor hier einzelne Mitteilungen solcher Verord- nungen aus älteren Quellen wiedergegeben werden, möge auf einige wenige interessante Angaben hingewiesen sein, die sich auf das frühere Vorkommen von Säugetieren in Brandenburg beziehen. Unter dem Kurfürsten Johann Sigismund wurde im Jahre IG 10 ein Edikt erlassen, welches das Erlegen eines Luchses mit einer Strafe von 100 Taler, das eines Wolfes mit einer solchen von 50 Taler belegte. Letzteres Raubtier muß sich aber in der Folge in der Provinz sehr stark vermehrt haben. Denn unter Friedrich dem Ersten wurde am 2. Juni 1714 bereits eine Verordnung veröffentlicht, nach welcher ein Schußgeld von 1 Taler für einen Wolf unter Belassung des Felles an den Schützen ausgesetzt wird. 10 Jahre später wurde das Schuß- geld für erlegte Wölfe auf 22 Taler erhöht. Am 20. Januar 1714 wurde der Biber durch ein Edikt geschützt. Er bewohnte zu jener Zeit, also vor 200 Jahren, noch die Gebiete um Potsdam, Liebenwalde, Oranienburg, Trebbin und an der Elbe, in deren märkischem Lauf. Heute ist der Biber aus allen diesen Gegenden längst verschwunden, nachdem Friedrich der Zweite am ir>. Jnli 1765 die Biberjagd frei- gegeben hatte. Das letzte mir bekannt gewordene märkische Exemplar wurde am 21. April 1886 in der Nähe der städtischen Schwimmanstalt in Havelberg erlegt. Wahrscheinlich ist das Tier, durch Hochwasser verschlagen, aus der Elbe in die Havel gekommen. 428 Geschichtliche Notizen. Es folgen nun einzelne Edikte aus verschiedenen Jahren: „Von Gottes Gnaden, Wir Johann Sigismund, Marggraf zu Brandenburg, etc., geben hiermit allen Unseren Untherthanen hierdurch zu vernehmen; . . . daß von dato an, einer, er sey auch wer er wolle, so einen Schwan scheußt unnachlässige Straffe . . 75 Rthlr. Trappen 50 „ von einem Urhahn und Henne .... 50 „ von einem Beickhun 50 „ von Rapphüner 50 „ von Haselhüner 50 „ von einem Kranich 40 „ von einer wilden Taube 5 „ zugestallt werden soll." [Mylius, Des Corporis Constitutionum Marchicarum. Vierter Theil. 1. Abt. II. Cap. Von Jagdt-Sachen, etc. No. VI: Edict wider das unbefugte Jagen etc. De Anno 1610, 523/524.] „Von Gottes Gnaden, wir ... So ist hiermit Vnser gnediger vnd ernster Befehel, daß hinfort menniglich, er sey wer er wolle, sich solches Außnehmens der Gänse- Entten- Rep- vnd Birg- huener- vnd anderer Vogell-Eyer, gentzlich vnd zumahll ent- halten, auch derselben Vögell keinen auff dem Nest, zur Zeitt wan er die Eyer besitzet vnd Jungen außhecket, oder auffziehet, greiffen oder bestricken, wie auch keinen kleinen Vogell, es sey mit Netzen, Kloben, Leimstangen oder anderer gestalt, von Faßnacht biß Pfingsten fangen solle, in keinerley Weise oder Wege. Da aber jemand hiewider handeln, die Eyer außnehmen, vnd die Vogeilbrütte dieser vnd anderer Gestalt vorsetzlich ver- terben, vnd des Vogellfangs inner der verbottenen Zeitt sich Vnterstehen würde, derselbe soll für jedes Ey vmb einen Thaler, für jedere Entte, Rep- oder Birgkhuen vmb vier Thaler, vnd für einen kleinen Vogell vmb zwey Thaler vnnnachleßigk ge- stralft werden." [Ibid. No. VII: Edict wegen der jungen Vögel und Eyer. Vom 28. Martii 1615, 526.] „Von Gottes Gnaden, Wir Georg Wilhelm ... Es soll auch männiglich verboten seyn, hinfüro ohne Vorwissen und Bewilligung, in unsern Heyden und Vorholtzern Dohnsteige anzurichten, und Dohnen zu legen, oder ander klein Weydewerck mit Vogelfangen zu gebrauche, Unsern Hauptleuten und Ampt- schreibern aber, soll es außerhalb der Wildfuhre, an denen Orten, da keine Haselhühner seyn, zugelassen werden." [Ibid. No. IX. Vom 1. Febr. 1622, 546.] Geschichtliche Notizen. 429 [Ibid. No. XIII: Patent, „daß, wer nicht hohe Jagdt hat, keine Trappen und Schwane schiessen soll". Vom 12. Maji 1668, 555 Er- neuert durch Edikt No. XXXIII vom 5. November 1683.] „Nachdem Sr. Churfürstl. Durchlaucht zu Brandenburg, etc. Unser gnädigster Herr mit nicht geringen Mißfallen vernommen, welcheigestalt denen Nachtigallen eine Zeit hero fast von jeder- männiglich, insonderheit aber von denen Weinmeistern, Hirten und anderen Vogelstellern dergestalt nachgetrachtet, und diese Art Vögel so häuffig weggefangen würden, daß deren fast wenig mehr zu finden und zu hören wären. Höchstgedachte Seine Chur- fürstliche Durchlauchtigkeit aber dergleichen hinführo niemand gestatten, vielmehr die Vermehrung dieser Vögel auf allerley Weise befördert, und zu dem Ende dieselbe allerdings geschonet wissen wollen." [Ibid. No. XL: Patent wegen Schonung der Nachtigallen. Vom aS. Aug. 1686, 590.] Erneuerung vorstehendes Edikts unter dem 28. JVIart. 1693. „wegen Schonung der Nachtigallen bishero nicht gebührend nachgekommen. . . . Würde sich aber dennoch jemand über das Fangen betreten lassen, so soll er alsofort von der Gerichts- obrigkeit desselben Orts in Arrest genommen, und Seiner Chur- fürstlichen Durchlauchtigkeit unterthänigster Bericht abgestattet, derselbe auch darauf anderen dergleichen Excedenten und Frevelern zum Abscheu mit exemplarischer Straffe olmfehlbar angesehen und beleget werden. Diejenige aber, welche Nachti- gallen in den Häusern haben und nicht innerhalb zehen Tagen, nach Publikation dieses Edikts, wegfliegen lassen, sollen ebenfalls mit willkürlicher, unausbleiblicher Straffe angesehen werden." [Ibid. No. LH: Edikt wegen derer Nachtigallen. Vom 28. Mart. 1693, 610.] Unter dem 19. Jan. 1718, Edikt XCVIII, finden wir die erste Verordnung „wegen Tilgung derer Raub-Thiere und Raub- Vögeln" (ibid. 678). Unter dem 20. Maji 1720 (ibid. 711) findet sich ein Verbot des Ausnehmens der Eier der Haselhühner. Daß letztere in der Mark gegen früher bedeutend seltener geworden waren, geht auch daraus hervor, daß die Strafe „auf unberechtigtes Schießen" von 50 auf 150 Taler erhöht wird. Häufig muß noch der Uhu gewesen sein. Für ein Paar „Schufuthklauen" werden 4 Groschen, für Eulen- und Raben- klauen 2 Groschen nach Taxe als „Recompens" gezahlt. 430 Geschichtliche Notizen. Während im Jahre 1610 das Schießen eines Kranichs mit 40 Talern bestraft wurde, gestattet das Edikt No. CIX, d. d. Berlin 3. Oktober 1722 (ibid. 720), „daß jedem erlaubt seyn soll, Kraniche zu schießen". „Sonderlich wird von dem großen Luch, der da gelegen, wo jetzo die Königshorst befindlich, gesaget, daß in selbigem eine erstaunliche menge von schnabelweide, groß und klein, sonderlich wilde Gänse, Enten, schneppen etc. von allerhand ahrten aufgehalten, die sich nach angelegter Horst in die be- nachbarte Luche gezogen, und sollen sonderlich die wilde Gänse in dem Ländchen Rhino in sehr großer menge sich befinden. Von der Wriezischen Gegend wird ebenfalls gerühmt, daß vor anderen Trappen, Reiger, Schwane, Kraniche, allerhand ahrten von Gänsen, Enten, Schneppen, Wasserhünern, Kritschälen [Fu- lica atraj, Ortolans etc. daselbst anzutreffen. Die gegend um Wusterhausen und Mülrose verdienet gleiche aufmerksamkeit, vieler anderer zu geschweigen." [Bekmann, 1761, 1. c, Bd. 1, III. Teil, Kap. III, S. 806-807.] „Diese [märkischen] Wälder haben ... An Gevögel sind Schneppen, Krammetsvögel, Repphühner, Trappen, Enten, Gänse, Schwäne, auch wohl Auer- und Birkhühner, der kleinen Arten nicht zu gedenken." 1 Versuch / einer Geschichte der Churmark Brandenburg / von der / ersten Erscheinung der deutschen Seninonen an bis auf jetzige Zeiten / ausgefertigt / von / Samuel Buchholz , 1765 / Berlin , bei Fr. Wilh. Birustiel / gr. 4o. 4 Bde. Teil 1, S. 45.] „Goldadler, Fischadler, Sperber, Eisvogel, Schwan, Gans, Ente, Kranich, Storch, Reiher, Rohrdommel, Waldschnepfe, Heer- schnepfe, Kibitz, Bläßliuhn, Trappe, Haushuhn, Fasan, Auerhahn, Birkhahn, Haselhuhn, Rebhuhn, Krammetsvogel, Ortolan und Nachtigall.'' [Statistisch - Topograpliische / Beschreibung / der / Kurmark Brandenburg. / — / Erster 'l'lieil. / — / Tres mihi convivae prope dissentire videntur, / Posceutes vario multuin diversa palato Quid dem? quid non dem? renuis tu, quod jubet alter / Quod petis, id sane est invisum, acidumque duobus. / Horat. Epist. II. Lib. II. / — / Berlin, 1788. / Gedruckt und verlegt von Johann Friedrich Unger. / 4«. VIII + 1—397 (nicht 387) SS. Mit: Statistische Charte von der Churmark Brandenburg, auf das genaueste entworfen von D. H. SoTZMÄNN, gestochen von C. Gack. Bibliothek, Berlin. Der Verfasser, der auf dem Titelblatt nicht genannt ist, dessen Name aber aus der Widmung an den Kgl. Geh. Ober-Finanzrat etc. Carl Otto Frirur. von Voss, wie aus der Vorrede hervorgeht, war der Kurmärk. Kriegs- und Domäncnral Horgstp.de. Nur der erste Band des Werkes ist erschienen. Geschichtliche Notizen. 431 Der „Vierte Abschnitt'' (S. 187 — 223) behandelt die spezielle Naturgeschichte der Kurmark. „Von den in der Kurmark befindlichen Naturalien. Erster Abschnitt. Von den Thieren. Zweiter Vögel (S. 194 — 196)", wie oben angegeben. In den einleitenden Worten bemerkt Borgstede: „wir sehen zuweilen Vögel, die in Egypten zu Hause sind, und von den orcadischen Inseln zu uns kommen." Mannigfache Fehler entschuldigt der Verfasser damit, daß .,er den Gegenstand nicht als Naturkündiger behandelt". S. 196 finden sich interessante Angaben über den Lerchenfang (siehe S. 438).] In dem ersten Bande nachstehend genannten Werkes wird eine Eeise von Berlin durch die Mark nach Pommern, in dem zweiten die Rückreise von Danzig durch Brandenburg nach Berlin beschrieben. Bernoulli schildert die während der Reise be- sichtigten Naturaliensammlungen in Gusow (Graf von Podewllls), Zichow (Pastor Müllee), Golm bei Prenzlau (Amtmann Honkont) u. a. Vornehmlich weist er auf die in denselben enthaltenen Mineralien und Konchylien hin. Seine Mitteilungen werden für ältere märkische Sammlungen oft zitiert. Es ist aber darauf hinzuweisen, daß ornithologisches Material in seinen Veröffent- lichungen nicht enthalten ist. Solches findet sich nur vereinzelt in den Abschnitten der Reisebeschi'eibung, die außerhalb der Mark liegende Gebiete behandeln (Danzig, Sammlungen von Klein, usw.). [Johann Bernoülli's / der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, und anderer gelehrten Gesellschaften, Mitgliedes Reisen / durch Brandenburg, Pommern, / Preußen, Curland, Rußland / und Pohlen, / in den Jahren 1777 und 1778. / — / Erster Band. / Reise nach Danzig und Beschreibung , der Merkwürdigkeiten dieser Stadt. / Kupferstich-Vignette. / — / Leipzig, / bey Caspar Erisch, 1779. Vor- bericht und Inhalt H S. -|- 342. Zweyter bis vierter Band, 1779. Fünfter bis sechster Band 1780. Bibliothek, Berlin.] „Auch an Federwildprett hat die Kurmark keinen Mangel, ungeachtet auch dieses ehedem häufiger war. Man findet wilde Enten auf den vielen Seen und Gewässern, besonders im Ländchen Rhinow, in ziemlicher Menge; wilde Gänse in den Bruchgegenden; Trappen vornämlich in der Altmark; Schnepfen seltener; Kiebitze in großer Menge, besonders um Wrietzen, Nauen, Brandenburg, Cremmen u. s. w. Hasel- und Rebhühner fast überall; Krammets- vögel in den letzten Jahren ziemlich selten; Fasanen, theils in Fasanerien im Thiergarten bei Berlin, bei Boitzenburg in der Uckermark, theils auch im Freien in den Forsten der Altmark, bei Wusterhausen, Prenzlow u. s. w. Der Auerhahn und Birk- hahn in der Prignitz, Uckermark und in der Mittelmark, bei Cremmen, jedoch ziemlich selten. Auch die Lerchen gehören hierher, indem im Havellande bei Nauen jährlich ein Lerchen- fang gelialten wird, der freilich selten von Bedeutung ist. Uebrigens stehen die Lerchen den Leipziger und Hallischen in 432 Geschichtliche Notizeü. Absicht der Güte nicht nach. Man sieht hieraus, daß die Kur- mark fast alle Arten von Wild hat." [F. W. A. Bratring, Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Erster Band. Die allgemeine Ein- leitung zur Kurmark, die Altmark und Prignitz enthaltend. Berlin 1804. S. 115.] „Eine Karamergerichts-Resolution vom 31. Juli 1751 befiehlt den Ackerbesitzern, nach wie vor die bestimmte Zahl Sperlings- köpfe zu liefern, weil dies zum gemeinschaftlichen Nutzen des Ackers gereiche." [Fr. Knuth, Chronik von Gransee. Berlin 1840, 149.] „In den sehr ausgedehnten Waldungen der Mark kommen noch fast alle Arten von Wildpret vor, sowohl ... als Enten, Gänse, Schnepfen, Krammetsvögel, Fasauen, Trappen, Auer-, Birk- und Rebhüner." [Hasel wild wird nicht mehr erwähnt.] [W. RiEHL und J. Scheu, Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und ihrem gegenwärtigen Bestände. Berlin 1861. gr. 8**.] „Im Süden der Stadt Luckau dehnt sich zwischen Luckau, Görlsdorf, Beesdau und Goßmar der sogenannte Luckauer Busch aus, der ungefähr ein Areal von ca. 1000 ha umfaßt. Bemerkens- wert sind folgende Bestimmungen aus dem Provinzialrecht des Markgraf entums Niederlausitz über die Jagdordnung im Busch, redigiert nach den Beratungen und Beschlüssen des vom 27. Fe- bruar bis 10. März 1842 versammelt gewesenen Kommunal-Land- tages des Markgrafen tum s Niederlausitz / nach den Mitteilungen des Lehrers Wilh. Keüger, Luckau. Es heißt darin: Hirsche, Rehböcke, hauende Schweine oder Keiler, Erpel oder Enteriche zu schießen, ist das ganze Jahr hindurch erlaubt. Haselhähne können bis zum letzten April, Auerhähne bis zum letzten Mai und Birkhähne bis zum 15. Juni geschossen werden. Wilde Enten und Gänse, Schnepfen und andere Zugvögel sind nur in der Brutzeit zu schonen. Das Schießen junger Hasen und der Einfang junger Schwäne ist nur vom 1. ]M[ärz bis 20. Juni ver- boten. Bären, Wölfe und andere schädliche Raubtiere können zu allen Zeiten geschossen werden." [Wilh. KRÜGER-Luckau, Brandenbnrgia, Monatsblatt d. Ges. für Heimatk. d. Prov. Brandenburg zu Berlin, 16. Jahrg. 1907/08, 12B— 134.] Einzelne Arten: Phalacrocorax sp. „Anno 1737 hat sich bei Polhen [heute Polhsen] und Biesen- brow Angermünde Insp. eine besondere ahrt Vögel sehen lassen, Oeschichtliclio Notizen. 433 die einer großen Türkischen ente nicht unähnlich, schwarz von färbe und mit gäusefüßen versehen gewesen; welchem ohngeachtet sie sich doch beständig auf den bäumen aufgehalten, auf selbigen auch gehekket und 10 bis 12 jungen ausgebracht. Den folgenden Winter hat man sie nicht weiter gesehen. ^Yelches dann allem ansehen nach eine ahrt Zugvögel gewesen, die ihren zug sonst anders wohin mögen richten, sich aber hier verirret haben." [Bekmann, 1751, 1. c, Bd. 1, 111. Teil, Kap. III, S. 80H.] „Die Scholwern sein eine ahrt von grossen Wasser vögeln, welche sich vor etwa 50 Jahren und drüber etliche jähr lang bei Lindau aufgehalten, und an Fischen grossen schaden gethan: indem sie die gröste Fische unter dem wasser hervor geholet und verzehret. Sie sein schwarzglänzend von federn auf dem rükken, und unter dem bauch weiß gewesen, haben grosse krumme Schnabel, auch grosse rächen gehabt, in welche sie anfangs die Fische verschlukket, und hernach ausgespien und gefressen. Man hat bei sogestalten Sachen ihnen fleißig nachgestellet und grosse mühe gehabt, sie auszurotten." [Bekmann, 1751, 1. c, Bd. 1, III. Teil, Kap. HI, S. 822.] Branta leucopsis (Bechst.). Auf der in der Bücherei von Jacob Moyat in Mainz be- findlichen Originalzeichnung zu der Tafel 189 der „Vorstellung dei- Vögel in Teutschland" findet sich oben am Rande eine hand- schriftliche Notiz von JoH. Leonh. Frisch, welche lautet: „Avis Schiedlowiensis insolita. Ales ista magnitudine mediocri fere anseri similis, dissitis in loris si recte judico incognita forte non habetur, nos tamen ad rariores alites aquaticas (quarum apparitio inditionibus rarissima et plerumque prodigiosa jure eam referimus. Sclopo (?) autem trajecta est mense Septembr. A. 1657 in agro Schiedlowiensi adfluente Ödere." Ich bemerke zu vorstehendem, daß der kleine Ort Schiedlo nördlich von Guben, etwas östlich vom Einfluß der Neiße in die Oder, gelegen ist. Die vorerwähnte Tafel 189 in dem Frisch- schen Werk gibt die Abbildung des Vogels, einer typischen Branta leucopsis, etwas größer und mit ganz geringen Abweichungen, als es die im MoYAx'schen Besitz befindliche Originalzeichnung zeigt, wieder. Die Tafel ist bezeichnet: „Schottische Gans Ber- nicla oder Brenta. Anser canadensis, Oye de Canade," Zu dieser „Platte Nr. 189" bemerkt Frisch: „Da ich nun von einem gewissen Freunde ohngefehr eine Abbildung eines fremden Vogels bekam, welcher als ein Wunder und übeles Omen gehalten und zu Schiedlow an der Oder vor beynahe 100 Jahren geschossen und sehi' accurat nach dem Leben abgemahlet worden, 28 434 Geschichtliche Notizen. mit der Anzeige seiner Größe nnd Art der Farben; dieser Vogel aber in allen Stücken und Theileu seines ganzen Leibes, mit der Beschreibung obiger Art [d. li. der Schottischen Gans] oder Bernida ganz eigentlich übereinkömnet; so habe ich nicht unter- lassen können, denselben nach den mir überschickten gemalten Bildnisse hier mit beyzufügen; indem er nicht nur in Teutsch- land, sondern gar in unserer benachbarten Gegend an dem Oder- strohm geschossen worden." Cygnus olor Gm. „Nirgends aber hat man wohl mehr angetroffen, als auf dem Ukersee bei Prenzlow, und dem damit verknüpften Möller- und Potzlowersee, ingleichen auf dem Blindow, woselbst sie in solcher menge gewesen, daß S. K. M. Feiedeich i anno 1704 eine sonst in diesen Landen noch nie üblich gewesene Schwanenjagt auf dem Ukersee gehalten, daran auch ein so gnädiges Wohlgefallen gehabt, daß dieselbe diesen seltsamen Vorfall und den vorzüg- lichen aufenthalt dieses federwilds durch einrückung eines Schwans in das Prenzlowische Statwapen bei der nachweit verewiget, und einen besonderen Wapenbrief darüber ertheilet und aus- fertigen lassen." [Bekmann, 1751, 1. c, Bd. 1, III. Teil, Kap. III, S. 821.] Der Schwan muß früher auf den Seen der Uckermark sehr häufig gewesen sein. Johann Samuel Seckt führt 1787 den Ücker- und Blindowsee als Brutplätze auf. Vielleicht ist der Höckerschwan zu genannter Zeit schon dezimierter dort gewesen als im Beginn und um die Mitte des Jahrhunderts, [Versuch / einer / Greschichte / der / Uckermärkischen Haupt- stadt / Frenzlau, / von Johann Samuel Seckt, / Rathmann zu Prenzlau, und der Gelehrten Gesellschaft zum Nutzen der / Wissenschaften und Künste zu Frankfurth a./ü. Beisitzer / Zweiter Theil / Aus Urkunden und andern authentische Nachrichten. Prenzlau, gedrukt bei Christian Gottfried Ragoczy. 1787 / 4o, XVI, 202 SS. — S. 130—131.] Die meisten Schwäne wurden früher vornehmlich auf dem Ückersee und ferner auch auf den Seen um Peitz und Kottbus im Süden der Mark gefangen und von dort zur Ergänzung ein- gegangener Individuen und wohl auch zur Blutauffrischung nach der Spree und Havel übergeführt, wo sie dann mit amputierten Flügeln den großen Wasserflächen als herrlicher Schmuck dienen mußten. Die Überführung geschah ziemlich regelmäßig in Zwischen- räumen von 2 Jahren. Die hierüber geführten Archivakten nennen für die Zeit von 1725 bis 1740 nicht weniger denn 512 Schwäne und von 1749 bis 1781 deren 503, d. h. pro Jahr Geschichtliche Notizeti. 435 für die erste Periode 32 Stück, für die zweitgenaimte indessen nur nocli rund 16 Individuen. Sie verteilen sich auf die einzelnen Jahre v^^ie folgt. Es wurden transportiert: 1725 und 1726 96 Stück, 1730 und 1731 190 Stück, 1733 und 1734 150 Stück, 1736 und 1737 56 Stück, 1739 und 1740 lO Stück. Dann folgt eine Pause bis 1749. 1750 gehen 24 Stück, 1753 25 Stück, 1755 20, 1769/70 134, 1772/73 65, 1775/76 110, 1778 75, 1781 50 Stück, meist nach Potsdam und Berlin. [Franz Genthe nach den im (jeheimen Staatsarchiv zu Berlin befindlichen Akten; D. J. Z., 1898, Band 31, S. 825-829.] Otis tarda tarda L. ,,Trappen hats vorzeiten wenig oder gar nicht gegeben: weil es eigentlich ein ausländischer Vogel ist, der sich in Asien und Africa, in warmen Ländern aufhält; ist aber jetzt hin und wieder so häufig, daß man ihn ebenermaßen für einheimisch halten kann." Eine große Anzahl von Orten wird dann angeführt, an denen Trappen vorkommen. [Bekmann, 1751, 1. c, Bd. 1, III. Teil, Kap. III, S. 810.] Nycticorax nydicorax nycticorax L. „Anno domini 1423 feria quarta ante Johannis baptiste [23. Juni] quedam mulier est combusta, quod fecerit pulveres et toferyge [Zauberei], et quia pulveres de nocticorate fecerat." [Das Berliner Stadtbuch aus dem Ende des XIV. Jahrhunderts. Neue Ausgabe. Im Auftrnge der Städtischen Behörden Berlins be- arbeitet von P. Clauswitz. Berlin 1883. Buch der Übertretungen, S. 214, No. 76.] Auf der im Besitze von Jacob ]\Iotat in Mainz befindlichen Originalzeichnung des Nachti-eihers zur Tafel 203 der „Vor- stellung der Vögel in Teutschland" von J, L. Feisch findet sich eine handschriftliche, wahrscheinlich von Jodocus Frisch her- rührende Notiz: „Prinz Heineich Marggraff 1744 23. April." Ardea cinerea cmerea L. Notizen über die Reiherbeize unter König Friedrich Wil- helm I. bei [Max Garling, Gefiederte Welt, 1913.] „Aber noch einem andern edlen Sport, der Jagd, diente der Friedrichs- Werder [in Berlin] ganz hervorragend, denn in ihm 29* 436 Geschichtliche Notizen. la^ der große kurfürstliche Jägerhof und die Falkonierstraße, wo die Jäger wohnten, die die prächtigen Jagdfalken zur Reiher- beize abrichteten." [Ernst Fkiedel, ßraudeuburgia, XXIV. .Jahrg. 191H, 20.] Über die Reiherbeize in der Mark findet sich eine Anzahl von Mitteilungen, jedoch ohne Nachweis der betreffenden Quellen, in einem Aufsatz von: [ß. Thassilo Graf von Schlieben: Falkensport und Reiherbeize; Über Land und Meer, 1917, No. Ü5, 466—467 mit 6 Textabbildungen. Erwähnt bei H. Brendicke, Führer durch Alt-Berlin, Berlin 1919, Sechster Druck, 12.] Egretta sp. „Zu Golze hat sich einst ein ganz weißer Reiher sehen lassen, und ist vom Heidereuter geschossen worden." [Bekmann, 1751, 1. c, Bd. 1, III. Teil, Kap. III, S. 820.] Bonasa honasia honasia L. Für Haselhühner werden in der Mark keine Fundorte an- gegeben. [JOH. COLERUS, 1645, 1. c] „Haselhühner hats ehedem auch schon gegeben und finden sich auch jetzt noch, wie wohl ziemlich sparsam. Anno 1610 ist in der Verordnung wieder das unbefugte Jagen auf ein Hasel- huhn 50 Thaler strafe gesetzet. Sonst gibt es auch einige um Löknitz, Wusterwitz, Lippen etc., Kahntop im Dramburgischen, und im Friedebergischen." [Bekmann, 1751, 1. c, Bd. 1, 111. Kap., No. 11, S. 810, 811.] „In den Ukermärkischen Nachrichten findet es sich, daß vor diesem weder Auerhahn noch Birkhahn weder Haselhuhn noch Trappen in der Ukermark gewesen. Wallen.stein soll von diesem Geflügel eine große Anzahl aus Böhmen kommen lassen und seit der Zeit wären sie auch in die Ukermark gekommen." [Bekmann, 1751, 1. c, Bd. 1, III. Teil, Kap. III, S. 810.] Da bereits 1610 ein strenges Verbot hinsichtlich des un- befugten Jagens von Haselhühnern erlassen wurde, so müssen diese bereits vor Wallenstein in der Mark gewesen sein. „Das Haselhuhn ßonosia[!]) ist nicht häufig." [Boegstede, 1788, 1. c, S. 194.] Geschichtliche Notizen. 437 „Hasel und Eebliüliner fast überall." [Bbatking, 1804, 1. c, S. 115.] „Haselwild fehlt ganz, Auerwild ebenfalls und auch von Birkwild ist nur hier und da ein schwacher Stand.*' [Von Viehbahn, 1858, 1. c, S. 942.] König Friedrich ii. beabsichtigte einen Versuch mit der Aussetzung von Haselwild bei Potsdam zu machen und beauf- tragte den Förster in Bornim mit der Ausführung dieses Ent- schlusses. Wegen des am 17, August 1180 erfolgten Ablebens des Königs kam das Projekt nicht zur Ausführung. [Deutsche Jäger-Zeitung, 27. Band, 1896, b87.] Aus dem noch vorhandenen ältesten Stadtbuch der Stadt Strausberg geht hervor, daß IVIarkgraf Johann, der jüngere Sohn Joachim's I., von 1530—1533 alljährlich nach Strausberg kam, um daselbst in den großen Waldrevieren der Stadt „Hühner" zu schießen. Aus den vorhandenen Originalakten, welche zum Teil durch B. Seifert bearbeitet wurden, läßt sich nicht ersehen, was unter dem Kollektivbegriff „Hühner" zu verstehen ist. Da aber die Jagd in den „Straußbergischen Heiden" nach hohem und anderem wilde oder, wie es an anderer Stelle heißt, „im bötzowi- schen Brück im strausbergischen Walde" ausgeübt wurde, im Gegensatz zu der „strausbergischen Feldtmarck", so ist wohl an- zunehmen, daß mit dem obigen Ausdruck „Hühner" nicht Perdix perdix gemeint sein kann, sondern daß sich diese Bezeichnung wahrscheinlich auf Birk- oder Haselhühner bezieht. [B. Seifert, Brandenburgia, XI. Jahrg. 1902/03, 193— 221.J Tetrao urogallus urogallus L. „Auerhennen finden sich auch, aber nicht in gar grosser menge, und ist anno 1610 demjenigen 50 rthl. strafe angedeutet, der selbige zu schießen sich unterstehen würde. Bei Witstok und JVIansfeld in der Priegnitz sein sie sonst nicht seltsam ge- wesen, durch das jagen aber ziemlich dünne geworden. In der Neumaik palzen sie bei Karzig, ingleichen bei Spiegelberg, Sonnen- burg. Insp. auch findet mau sie bei Sternberg und Wolters- dorf, it. in der Ukermark bei Zedenick, Lychen, Hammelspriug, Vietmannsdoif etc. in der IVIittelmark in der Karthauser Heide bei Jakobsdorf, Madelitz etc. Aus der Grimnitzischen Heide, wo sie sonst auch gepalzet, haben sie sich ganz verlohren." l.liEKMANN, 1751, 1. c, Bd. 1, 111. Teil, Kap. 111, S. 808.J 438 Geschichlliehe Notizen. Älauda arvensis arvensis L. „In Schlesien fängt man die Lerchen mit Falken, die von Junkern auf dem Rosse auf der Hand getragen werden. Wenn sie eine Lerche sehen, lassen sie den Falken flattern. Die Lerche drückt sich und wird mit einer Rute, vorn mit Pferdehaarschlingen um den Hals gefangen." Ob auch so in der Mark? [JOH. COLEBÜS, 1645, 1. c] „Jährlich im Herbst gewöhnlich im anfange September bis zum eintretenden Winter, werden 6 — 8 Wochen, zuweilen länger, auf den Feldmarken Berge, Liezow, Nauen, Bredow, Wustermark, Dyrotz im Havellande Zuglerchen gefangen. Die Unterthanen zu Berge und Lietzow, Amts Nauen müssen zu dieser Jagd täglich zwey Wagen und vier Pferde stellen. Die Jagd pflegt von Mittag an bis abends zu dauern. Die Stadt Nauen giebt die Leute zum Treiben, täglich au dreysig Menschen. Die ge- dachten Gemeinen müssen aug die Lerchen nach Wustermark bringen, von wo sie nach der Königlichen Küche geschaft werden. Der Fang ist indessen kaum diese Anstalten werth. Im Jahre 1768 sind 14 Schock 1769 — 24 — 1770 — 6 — 1771 — 14 — abgeliefert worden. Das Jagdzeug wird mit Amtsvorspann von Berlin aus hingebracht, und zum Trocknen der Netze wird Holz aus Königlichen Heiden gegeben. Die Jäger erhalten fürs Schock 1 Thlr. 6 Gr. Fanggeld. Ehedem sind bey Wilmersdorf unweit Berlin Lerchen gefangen worden." [BORGSTKDE, 1788, I. c, S. 196.] Anthoscopus pendulinus pendulinus L. „Ohne zweifei ist auch das eine ganz fremde ahrt Vögel gewesen, welche anno 1743 bei Prenzlau auf dem Ukersee von den Fischern in einem ganz besonders gebaueten an einem über das Wasser herüber gehenden weidenzweig hangenden nest an- getroffen. Bei der das männchen und weibchen sein im nest, das eine aber todt nebst 2 eiern gefunden worden. Sie sein ausserordentlich klein, aber mit den schönsten federn und färben gezeichnet, daß nest wie ein magen, unten groß und weit, oben schmahl und enge, sonst aber aus Hanf, Wolle und Schwanen- dauen aufs künstlichste und dichteste gewürkt gewesen. Der dahmalige Feldprediger bei dem Löbl. Dannstätischen Regiment, Hl-. LucAE, hat selbige umständlich beschrieben, und die Zeich- nung nach dem leben sowohl der Vögel und eier, als des nests an die Königl. Academie der Wisseuschafften geschikket, (ireschichtliche Notizen. 439 S. Beschi". der Stat Prenzlau, XIX kap. § 9, Woselbst auch zu ersehen sein wird, daß diese Vögelein, ob sie wohl in einigen stükken mit dem chlorion oder turdo luteo [Oriolus galbula galbula L.], welchen Hr. Feisch Mise. Berol. Tom. VII, P. II n. 8 anführet, sonderlich auch in ansehung des nests überein- kommen, von solchen doch unterschieden sein." [Bekmann, 1751, 1. c, Bd. 1, III. Teil, Kap. III, S. 806.] Geocichla sibirica sibirica Pall. „Es ist allerdings merkwürdig, daß zu unserer Zeit, ver- schiedene Vögelsorten, von welchen wir vorher nichts gewußt haben, unser Deutschland durchzogen, und zu diesen rechne ich auch diejenigen, so im Jahre 1744 in der Marcke Brandenburg sich hauffenweis gezeiget haben, von welchen ich hier dasjenige anführen will, was der in der Naturhistorie ungemein erfahrene Herr Johann Gottfkied Richtee, Pastor zu Rampitz^) an der Oder, dessen Ichthyotheologia die gelehrte Welt mit Verlangen entgegen siehet, den lö Julii 1745 an mich geschrieben, so lauten aber seine Worte: So viel zuverläßig: sie waren in der Grösse der Staaren, grau, schwarz und blasweis, schuppicht, wie die Drosseln oder Schnarren, nur nicht mit so langem Schwänze, frassen Körner, quinquillirten und sungen als die Seidenschwänze; sie blieben an sechs Wochen und waren immer in grossen Scharen beysammen. Ich würde sie, wegen ihres Schwanzes, die fremden Krammetsvögel, oder kleine Schnarren nennen. Sie kamen über Pohlen, aus Griechenland ohne Zweiffei und aus den moscowitischen Wäldern." Ich glaube nicht fehlzugehen, die obigen Mitteilungen auf Geocichla sibirica sibirica Pall. beziehen zu dürfen. [Sammlung / meistens / Deutscher Vögel, / gemahlt / von / Jungfer Barbara Regina Dietzschin, / gestochen und herausgegeben / durch / Adam Ludwig Wirsing, / beschrieben / und mit einer Vor- rede begleitet / von / D. Benedict Christian Vogel, / Lehrern der Arzneywissenschaft und Botanik auf der Universität zu Altdorf. / — / Erstes Heft. / — / Nürnberg, / gedruckt auf Kosten Adam Ludwig WiEsiNGs. / 177iä. Büchersammlung Herman Schalow, Berlin.] 1) Rampitz wird schon 1236 als Besitztum des schlesischen Klosters Leubus genannt. Später gelangte es in den Besitz des Johanniterordens. Oben genannter Ordensprediger Joh. Gottfr. Richter gab „glaubwürdige Nachrichten über Ait-Rampitz unterm Weißen Berg*" in seinem 1740 zu Frankfurt erschienenen ,. Büchlein", welches sehr selten geworden und von Bibliophilen geschätzt wird. Märkische Sammlungen. Öffentliche Sammlungen. Das Zoologische Museum in Berlin. Das Zoologische Museum in Berlin besitzt sowohl in seiner Schausammlung deutscher Vögel wie unter den älteren auf- gestellten Exemplaren und den Bälgen der wissenschaftlichen Hauptsammlung eine sehr große Anzahl märkischer Stücke. Leider weisen viele aus früherer Zeit herrühi-ende Exemplare, die meist vor der Mitte des vergangenen Jahrhunderts in die Samm- lung gekommen sind, keine genaueren Fundortangaben auf. Sie tragen nur den Vermerk „Mark'^ oder „Brandenburg", Vielfach handelt es sich dabei um seltenere Belegstücke, auf die im faunistischen Abschnitt dieses Buches hingewiesen worden ist. Die reiche Balgsammlung märkischer Vögel aus der Umgebung von Zion in der Neumark wurde im Jalire 1898 von Max Jablonski für die Sammlung erworben. Über seltene Stücke des Museums siehe: Erich Hesse, Einige bemerkenswerte Beleg- stücke der deutschen Ornis im Kgl. Zoologischen Museum Berlin (J. f. 0., 1915). Sehr reich ist die oologische Abteilung, welche, im Besitz der Sammlungen Kutter's, Nehekoen's und Teeskow's, als die größte Eiersammlung der Welt bezeichnet werden darf, an märkischen Stücken. Das Museum besitzt u. a. aus älterer Zeit die ausschließlich in der Mark zusammengebrachte Sammlung der Gebrüder Müller, die Cuculiden-Eier der Sammlung des Majors Krüger- Velthusen wie die an Stückzahl sehr reichen märkischen Kollektionen des Majors von Treskow. Zoologische Sammlung der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin. Den Grundstock für die ornithologische Abteilung des Museums der oben genannten Hochschule bildete die Sammlung Märkische Sammlungen. 441 des Forstrats Passow, welche der Anstalt im Jahre 1871 über- wiesen wurde. Auf einige seltenere Stücke derselben habe ich in dem faunistischen Teil dieses Buches hingewiesen. Viele Exemplare derselben sind, vollständig vermottet, inzwischen aus- geschieden worden. Im Laufe der Jalire sind vereinzelte Zufalls- erwerbungen aus der Mark hinzugekommen. Märkisches Museum in Berlin. Den Grundstock der ornithologischen Abteilung des Mär- kischen Museums bildet die Sammhing des Lehrers Kirchner (s. S. 274 u. 451). Später kam diejenige des Forstmeisters Theodor ZUR Linde (siehe S. 451) hinzu. Beide enthielten vornehmlich Raubvögel. Bei der Übernahme und Neuaufstellung dieser Samm- lungen mußten sehr viele stark vermottete und schlecht gewordene Exemplare ausgeschieden werden. Später kamen zu diesem Be- stände noch einzelne Gelegenheitsstücke, die vom Museum erworben wurden. Einige Familien sind im Museum gar nicht vertreten. Seltene Stücke sind nicht vorhanden. Systematisch und nach bestimmtem Plan ist für diese Abteilung des Märkischen Museums leider nie gesammelt worden. Die Sammlung ist in neun Vitrinen untergebracht: der Landwirtschaft nützliche Raubvögel; schäd- liche Raubvögel; sonstige Raubvögel; Bewohner des Waldes; Wasservögel; Sumpfvögel; Meisen usw.; Bewohner des Feldes und der Feldgehölze; und einige wenige Drosseln. Daneben eine sehr kleine Eiersammlung. Die älteren Stücke sind schlecht, die wenigen neueren von dem Konservator des Museums, Bernh. KoTHE, gut aufgestellt. Unter den Raubvögeln befinden sich ein Stein- und ein Seeadler, beide aus der Umgebung Berlins und beide wahrscheinlich von Kirchner geschossen. Das Märkische Museum ist in seiner äußeren Gestaltung und in der, den verschiedenen Epochen märkischer Bauformen an- gepaßten Gliederung eine Meisterschöpfung Ludwig Hoeemann's und von hervorragender Schönheit. Als Museum aber ist die innere Anlage desselben völlig verfehlt. Den zum größeren Teil in kleinen engen Räumen aufgestellten Objekten fehlt das Wichtigste, was eine Sammlung braucht: das Licht. Und Licht ist eine Lebensbedingung für ein jedes Museum. Reformgymnasium der Körnerschule zu Köpenick. Die vorgenannte Anstalt besitzt eine kleine Sammlung märkischer Vögel meist aus der Umgegend von Köpenick. Realprogymnasium in Krossen a. d. Oder. In dem Realprogymnasium in Krossen a. d. Oder befindet sich eine Sammlung von ca. 150 Vögeln, die leider nur mit 442 Märkische Sammlungen. wenigen Fundortang-aben versehen sind. Sie wurden sämtlicli von Herrn von Berg, einem früheren Offizier, in der Umgegend von Ej-ossen gesammelt und dem Gymnasium gesclienkt. Ver- walter der Sammlung ist Prof. G. Lüddecke. In dem Stadt. Museum in Krossen befinden sich einige Exemplare aus der Umgebung genannter Stadt. Dieselben tragen Fundortangaben und Daten. Sammlung der Forstakademie in Eberswalde. Bei der Verlegung der Forstakademie von Berlin nach Ebers walde im Jahre 1830 erhielt J. T. C. Ratzebukg eine Berufung dorthin für die sämtlichen Naturwissenschaften. Seine privaten Sammlungen, die der Forstakademie überwiesen wurden, bilden den Kern des heutigen Museums der forstlichen Anstalt. Auch auf den Gebieten, die ihm ferner lagen als Entomologie und Botanik, wie z. B. die Ornithologie, war Ratzebueg eifrig be- strebt, die Sammlungen zu mehren. Von seinen Schülern, besonders wenn sie in die Praxis eingetreten waren, wurde er auf das eifrigste dabei unterstützt. Schon im Oktober 1851 konnte er an Eugen von Homeyek, mit dem er in Tauschverkehr getreten war, schreiben : „Unsere Sammlung macht sich, nachdem sie diesen Herbst einen so bedeutenden Zuwachs erhalten hat, ganz stattlich," und später: „Unsere Sammlung hat sich doch allmählich bedeutend vermehrt, es sind sogar einige sehr schöne und seltene Stücke durch Geschenke und Ankäufe hinzugekommen." In dem von Ratzebüeg bearbeiteten, aber anonym erschienenen Verzeichnis der Eberswalder Sammlung (siehe S. 65) vom Jahre 1846 werden bereits 341 und in der zweiten Ausgabe von 1851 schon 985 Exemplare aufgeführt. Einen großen Aufstieg erfuhr die Samm- lung durch die Berufung Bernaed Altum's im Jahre 1860. Ein Meister der Taxidermie und lebhaft für die Vogelkunde interessiert hat es der Genannte glänzend verstanden, die ornithologische Abteilung des Museums zu mehren. Der von ihm im Jahre 1887 verfaßte Führer durch die Sammlungen (siehe S. 85) führt rund 1230 Exemplare auf. Sehr viele seltene Stücke aus der Mark, speziell aus der Umgebung von Eberswalde, sind in der Sammlung vertreten. Vergl. Heemann Geote, aus der Vogelsammlung der Kgl. Forst- akademie Eberswalde (0. M. 1905). Heute wird sie von Altum's Nachfolger Prof. Dr. Eckstein verwaltet. Sammlung des Naturwissenschaftlichen Vereins in Frankfurt a. d. 0. In dem alten Patrizierhause der Familie Lienau befinden sich die naturwissenschaftlichen Sammlungen des vorgenannten Märkische Sammlungen. 443 Vereins. Die ornithologische Abteilung füllt einen Saal. Die Exemplare sind sämtlich aufgestellt. Von den märkischen Stücken, die meist aus der Umgebung von Frankfurt a. d. 0., Küstrin, Tamsel und aus verschiedenen Gegenden der Neumark stammen, sind leider viele ohne genauere Fundortangaben und Daten. Von selteneren Exemplaren der ansehnlichen Sammlung sind zu nennen: Oidemia nigra nigra., Anser hrachyrhynchus., A. fahalis fdbalis und A. fahalis arvensis, Nydea nyctea, Colymhus ardicus, Syrrhaptes paradoxus Haliaetus alhicilla, Larus fuscus fuscus und Falco cherrug cherrug, letztere beide fraglich ob aus der Mark. Der im Jahre 1914 verstorbene Reg.- und Forstrat Müll in Frankfurt a. d. 0. hat sich um den ornithologischen Teil der Vereinssammlungen große Verdienste erworben. Realschule zu Havelberg. Die Realschule zu Havelberg besitzt eine ziemlich reich- haltige Sammlung aufgestellter Vögel, vornehmlich aus den Gruppen der Raub- und Wasservögel. Die einzelnen Stücke stammen fast ausschließlich aus der Umgebung von Havelberg und den interessanten angrenzenden Stromgebieten (z. B. Haliaetus alhicilla, Ciconia nigra, Colymhus- und Poc^iceps-Spezies). Leider besitzen die Exemplare keine näheren Angaben. In dem Katalog sind nur die Einlieferungsdaten verzeichnet. Sammlung im Kloster Heiligengrabe. Frau Äbtissin von Rohr hat in teilnehmendem Interesse für die Arbeiten des Heimatmuseums für die Priegnitz den Sammlungen desselben Räume im Kloster Heiligengrabe zur Verfügung gestellt. Das Museum verdankt der tatkräftigen Initiative und dem sorgenden Eifer Paul Quente's sein Entstehen. Leider ist der genannte, begeisterte junge Heimatsforscher in den schweren Kämpfen um den Hartmannsweilerkopf am 15, Oktober 1915 gefallen (Prähistor. Zeitschr. VII, 1915, 84). Die Sammlungen im Kloster Heiligengrabe umfassen vornehmlich prähistorische Funde aus der Priegnitz, mit deren Studium sich Quente eingehend befaßt hatte. Die kleine ornithologische Lokalsammlung enthält gut aufgestellte biologische Gruppen und Einzelstücke und ferner Nester und Horststände mit Eiern und jungen Vögeln, meist in verschiedenen Entwicklungsstadien. Sammlung des Gymnasiums in Landsberg a. d. W. Anfang der achtziger Jahre starb in Landsberg a. d. W. der Rentier Otte Buhe, welcher während eines Menschenalters in 444 Märkische Samuiliingen. der Umgebung genannter Stadt ornithologisch gesammelt hatte. Er stand s. Z. in lebhaftem Tauschverkehr mit dem Altmeister ornithologischer Arbeit in Österreich Victor Eitter von Tschusi zu Schmidhoffen. Einen kleinen Teil der hinterlassenen Sammlung Ruhe's erhielt das Gymnasium seiner Vaterstadt, den größten Teil übernahm die Universität Marburg. Stadtmuseum in Nauen. „Eine sehr kleine, mangelhaft und z. T. unrichtig bestimmte Sammlung, die auch einige seltene Arten enthält, hat wie so manche kleinere Lokal- oder Privatsammlung keine Provenienzangaben". (Hesse, J. f. 0., 1914, 339). Nach einer freundlichen Mitteilung des Herrn Buchhändlers Gebhard Ecker, des Leiters des Museums, besteht die Vogel- sammlung aus ca. 120 Vögeln. Sie wurde zusammengebracht und geschenkt zum größeren Teil von Erich Marquardt, dem früheren Archivar des Vereins für die Geschichte Berlins, und zum kleineren Teil von dem früheren Oberpräparator am Berliner Zoologischen Museum Carl Ludwig. Beide waren aus Nauen gebürtig. Das Zieten-Kreismuseum in Neuruppin. Das Zieten-Kreismuseum in Neuruppin, eine Gründung von Friedr. Christ. Ludwig Graf von Zieten, dem einzigen Sohne des Generals Hans Joachim von Zieten, enthält neben den ZiETEN'schen Familiensammlungen eine naturgeschichtliche, vor- geschichtliche und kulturgeschichtliche Abteilung. In der erst- genannten befindet sich die Zoologische Sammlung. Die Tiere sind in biologischen Gruppen zusammengestellt. Die Vogelwelt des Kreises dürfte vollständig vertreten sein. Erwähnenswert sind Exemplare von: Pratincola torquata ruhicola, Motacilla cinerea cinerea, Somateria moUissima molUssima, Hmiantojius himantopus, Geocichla sihirica sihirica, Cinclus cinclus cinclus (?), Cryptoglaux funerea funerea und Fastor roseus. Vergl. Waase, S. 121. Die Sammlung des Seminars in Potsdam, Bei Karl Friedrich von Kloeden: Jugenderinnerungen (Ausgabe Karl Koetschau, Leipzig 1911, 433) findet sich die folgende Notitz: „Zu Kleinglienicke bei Potsdam war ein prinz- licher Beamter gestorben [wahrscheinlich 181üJ, der eine Sammlung von 390 ausgestopften Vögeln nebst ihren Eiern hinterließ. Die Sammlung enthielt vorzugsweise einheimische Tiere und der Ver- Märkische Saimnlangen. 445 storbene hatte ein halbes Leben zugebracht und große Mühe angewendet, um sie zustande zu bringen. Namentlich waren sämmtliche märkische Vögel darin vertreten. Nach langen Mühen wurde die Sammlung für die Seminarschule angekauft. Die ge- naue systematische Bestimmung und Etikettierung der Tiere be- schäftigte mich ziemliche Zeit und gewährte mir hohes Interesse." Es ist mir nicht möglich gewiesen, den Verbleib dieser Sammlung festzustellen. Das Realgymnasium in Potsdam besitzt einige ältere Stücke, die aber kaum aus der genannten Sammlung stammen dürften. Desgleichen die dortige Oberrealschule. Auch das Lehrer-Seminar in Köpenick, die Nachfolgerin der Potsdamer Anstalt, hat sie nicht erhalten. Sammlung der Forstlehrschule in Steinbusch N.M. In der ornithologischen Forstschulsammlung, welche augen- blicklich unter der Verwaltung des Lehrers J. Will steht, be- finden sich etwa 200 Exemplare von dem Genannten gestopfter Vögel, welche meist in der Neumark gesammelt wurden. Sie enthält Farbenvarietäten und wenige seltenere Arten {Surnia ulula ulula, Colymhus ardicus juv. usw.). Realprogymnasium in Wriezen. Nach einer brieflichen Mitteilung des Direktors vorgenannten Gymnasiums, des Herrn Prof. Dr. Haetmann, besitzt die natur- wissenschaftliche Sammlung der Anstalt eine Reihe märkischer Vögel, meist aus der Umgebung Wriezens, mit genauen Fund- ortangabeu, aber ohne Vermerk des Datums. Private Sammlungen. O' Sammlung von Dr. Wolfgang von Dallwitz auf Schloß Tornow, Priegnitz. Dr. von Dallwitz, der in seinen jüngeren Jahren ein eifriger Ornithologe war, besitzt in seinem Schlosse Tornow^ bei Wuster- hausen a. d. Dosse neben hervorragenden Kunst- und kunst- gewerblichen Sammlungen — berühmt ist seine hervorragende Sammlung von Porzellan, auf dessen Gebiet er als Autorität gilt — aucli eine kleine ornithologische Kollektion. Die Exemplare 446 Märkische SamttilungeQ. stammen meist aus der näheren und weiteren Umgebung- von Tornow und Avurden zum größten Teil von dem Besitzer selbst gesammelt. Sammlung Fehrmann in Berlin. Gelegentlich eines Besuches, welchen Ludwig Beehm im Jahre 1833 Berlin machte, berichtet er (Oken's Isis, 1834, Heft 1, 58) über die Sammlung des Oberbergamtskassierers Fehemann und erwähnt dabei der in derselben befindlichen märkischen Stücke von Uria grylle grylle, Sula hassana, Hydrochelidon leucoptera, Somateria moUissima moUissima, Tringa alpina schinzi, T. ferruginea, Corythus enucleato?', Plectrophenax nivalis u. a. Aus einem am 27. Dezember 1832 an Eugen von Homeyee gerichteten Brief (E. F. von Homeyee, Ornith. Briefe, Berlin 1881, 237—240), in welchem er sich über die Schwierigkeit des Sammeins in der Umgegend von Berlin ausspricht, geht hervor, daß Fehemann ungefähr im Jahre 1815 mit der Anlage seiner ornithologischen Sammlung begonnen habe. Mit Che. Ludwig Beehm scheint er engere Tauschverbindung gehabt zu haben. Beehm spricht wiederholt von „seinem Freunde Fehemann" (Oken's Isis, 1833, 971). Auch zu Eugen von Homeyee hatte dieser, wie oben bereits erwähnt, Tauschbeziehungen (Falk und Hilligee, G. W., 1889, 396). Fehemann suchte auch mit Jon. Feiede. Naumann in Ver- bindung zu kommen. Er schrieb ihm mehrmals, scheint aber ohne Antwort auf seine Briefe geblieben zu sein. Naumann war, wie wir auch von anderen seiner Bekannten wissen, in der Erledigung seiner Briefe oft lässig. Die beiden Briefe Fehemann's, die sich im Archiv des Naumann-Museums in Cöthen befinden, sind nicht uninteressant. Sie lauten: Wohlgebohrener Herr! Sehr geehrter Herr! Seit vielen Jahren bin ich in den Stunden der 3Iuße mit dem Studium der Ornitholot:ie be>chäftigt und durch viele Mühe dahin gekommen, diesem meinem Lieblings-Studium durch das Sammeln unserer deutschen Vögel besonderen Reitz und Vergnügen abzu- gewinnen. Unter den Werken, welche ausschließlich diesen Zweig der Naturgeschichte beschreiben und meiner Wißbegierde Befriedigung gewähren, ist mir die neue Ausgabe Ihres vortrefflichen Werks der Naturgeschichte der Vögel Deutschlands, wovon bereits zwei Bände in meinen Händen sind, besonders werth. Der sehr lehrreiche, überall Bescheidenheit und Anspruchlosigkeit zeigende Vortrag dieses Werks ist die Ursache, weshalb ich mich erdreiste, Ew. Wohlgebohren mit Gegenwärtigem zu behelligen. Je mehr man sich von dem ober- flächlichen Studium einer Wissenschaft entfernt und in das Innere derselben einzudringen versucht, je mehr wünscht man sich einem Manne zu nähern, dessen Kenntnisse und Erfahrungen erprobt und vielfach anerkannt sind. Mögen Ew. Wohlgebohren daher ent- Märkische Sammlungen. 447 schuldigen, wenn ich aus diesem Gesichtspunkt genommen es wage, Ihnen meine Hochachtung und Werthschätzung hiermit zu erkennen zu geben. Berlins geräuschvolle Umgebungen sind am wenigsten ge- eignet, einem Naturhistorischen Sammler selbst bei größter Mühe und Anstrengung nach Wünschen zu genügen, anderen Theils gestatten es Dienstgeschäfte nicht, entferntere Excursionen vorzunehmen, die eine reiche Ernte erwarten ließen. Es gewährt mir daher außerordentliche Freude, wenn Bekannte, wenngleich selten, meine Sammlung mit Exemplaren bereichern; wenn hingegen ich oft bedauern muß, daß seltene und werthvoUe Stükke aus Unkenntniß des Besitzers auf Schränken den Motten zur Vernichtung hingestellt werden. Ew. Wohlgebohren sind von der Vorsehung so gestellt, stets so viele Arten der befiederten Geschöpfe der Natur in der Nähe zu haben, welche in hiesiger Gegend selten zu sehen, noch weniger zu bekommen sind. Mögten Sie daher meine Dreistigkeit entschuldigen, wenn ich in dieser Hinsicht Ihre Güte und Gefälligkeit in Anspruch nehme. Aus der Hand eines Kenners erhält ein solches Stück doppelten Werth und gewährt auch mehrfache Belehrung. Es mag vielleicht diese meine Bitte den Schein einer unverschämten Forderung an Ew. Wohlgebohren haben; aber daß dies keineswegs der Fall ist, mögen Sie gütigst damit entschuldigen, daß ich nur dann Ihre Güte und Gefälligkeit in Anspruch nehme, wenn Ihre Zeit und der gute Wille es gestatten, an einen angehenden Sammler zu denken, und demselben neue Reitze für die Wissenschaft zu verschaffen. Sollten Ew. \Vohl- gebohren sich also geneigt fühlen, meine Bitte hin und wieder ertüUen zu wollen, so werde ich die gefällige Antwort hierauf entgegen sehen. Die jedesmaligen Kosten werde ich pünktlich erstatten. Vielleicht findet sich Gelegenheit, meine Gegengefälligkeit zu zeigen; sehr gern übernehme ich jeden Auftrag, den Ew. Wohlgebohren mir zu über- geben die Güte haben wollen. ich unterzeichne mich mit besonderer Hochachtung und Werth- schätzung Kw. Wohlgebohren Berlin, den 17. August 1823. ganz ergebenster Diener Fehrmann Haupt- Cassirer des Königl. Ober-Berg- Amts. Jägerstraße Nr. 38 wohnhaft. Und ferner: Wohlgebohrener Herr! Sehr geehrter Herr! Als ich unterm 17. August vergangenen Jahres mich erdreistete, die Bekanntschaft mit Ihnen mittelst eines Schreibens anzuknüpfen, um dadurch in meinem Eifer für die Naturgeschichte bestärkt zu werden, und meiner Belehrung ein ausgedehnteres Feld zu verschaffen, stand ich in der gewissen Meinung, daß eine Antwort von Ihrer Seite mir eine außerordentliche Freude bereiten würde, ich habe aber bis jetzt vergeblich diese Freude erwartet, und muß also glauben, daß der Zufall meines Schreibens Ihnen belästigend geworden ist. So wenig dies in meinem Willen gewesen ist, so mehr Ver- trauen hatte ich bei dem Entschluß, mich an Sie zu wenden, und von Ihnen eine ebenso geneigte Antwort entgegen zu sehen, ich wieder- hohle daher jetzt meine früher geschehene Bitte, mit dem Zusatz, daß ich herzlich wünsche, es möge Ihnen ein Viertelstündchen Zeit übrig sein, die Sie zu einer schriftlichen Antwort mir zuwenden könnten. Mit vollkommener Hochachtung unterzeichne ich mich Berlin, den 24. Jan. 1824. Ew. Wohlgebohren ergebener Diener Fehrmann Krausenstraße Nr. 43. 448 Märkische Sammlungen. Über den Verbleib der FEHEMANN'schen Sammlung* etwas iu Erfahrung zu bringen, ist mir trotz vieler Mühen nicht ge- lungen. An das Königl. Museum sind keine Exemplare aus der- selben gelangt. Sammlung Fleischfeesser in Landsberg a. d. W. In der Sammlung des Lehrers Fleischfresser in Landsberg a. d. W. befinden sich 221 Arten in Deutschland vorkommender Vögel in 284 aufgestellten Exemplaren. Von diesen wurden 149 (in 130 Arten) in der Mark zusammengebracht. Die Sammlung wurde von dem Vater des jetzigen Besitzers begonnen. Mit wenigen Ausnahmen sind die Stücke mit genauen Fundortangaben versehen; als Datum tragen sie jedoch leider zumeist nur die Jahreszahl des Erlegens, oft auch Angaben, ob Sommer-, Herbst- oder Winterkleid. Von seltenen Arten wären zu nennen: Turdus torquatus torquatus, Muscicapa pai^va parva, Plectrophenax nivalis, Pinicola enudeator enucleator, Loxia pytyopsittacus, Falco vespertinus vespertinus, Ciconia nigra, Phalacrocorax carho suh- cormoranus. Mit der Sammlung ist eine oologische Kollektion verbunden. Die Exemplare stammen vielfach aus der Umgegend von Landsberg a. d. W. Sammlung Johann Leonh. Frisch in Berlin. „Von dem Geflügel hat der wie um die Wissenschaften über- haupt, also um diesen theil der Naturgeschichte insonderheit wohlverdiente Rektor bei dem Berlinischen Gymnasio, Hr. Leonhard Frisch, eine ansehnliche menge Vögel, und zwar von den in Teutschland befindlichen überhaupt, insbesondere aber von denen, so in der Mark angetroffen werden, gesammelt, selbige mehrentheils ausgestopft in dichte Kasten verwahret, sonst aber in gewisse ahrten und Gattungen eingetheilet, und nicht allein beschrieben, sondern auch in Kupferstechen, und mit färben nach dem leben vorstellen lassen, worin er sich seines Sohnes, Hrn. F. H. Frischcus geschicklichkeit bedienet, welcher nach dar- zwischen getretenem tode des Hin. Vaters [1743] das werk her- auszugeben fortfähret. Das Kabinet von den ausgestopften und aufgestellten Vögeln selbst haben der Herr Baron von Verni- zoBRE [dessen Palais in der Wilhelmstraße iu Berlin später von dem Prinzen Albrecht von Preussen angekauft wurde] nach dessen tode an sich gebracht, und ihr Naturalienkabinet damit bereichert, welches überdem auch wegen anderer Seltenheiten verdienet gesehen zu werden: sein aber so wenig mißgünstig damit, daß es vielmehr sowohl auswärtigen wie einheimischen Liebhabern, welche sich zu bestimmter Zeit melden, ohne einige Kosten gezeiget wird." Märkische Sammlungen. 449 Diesen Worten des alten Bekmann möchte ich das Nach- stehende anfügen. In der Biographie von Joh. Lp^onh. Feisch habe ich darauf hingewiesen, daß sich in dem Archiv der Königl. Akademie der Wissenschaften die von 1716 — 1800 geführten Akten über die Naturaliensammlung der Akademie befinden. Leider scheint das Faszikel für die Jahre 1737 — 1766, in welche der Tod von Feisch bzw. die Überweisung seiner Sammlung au die Akademie fallen, nicht mehr vorhanden zu sein. Die Eingabe, welche Feisch im Jahre 1734 an die Akademie richtete, in der er seine Sammlung zum Kauf anbot, werde ich später wiedergeben. Unter dem i:6. Juni 1734 findet sich eine Bemerkung von D. E. Jablonski — soviel ich weiß ein Gegner von Frisch in der Akademie — des Inhalts (Act. J716 bis 17:^7 p. 61): „Was Herr Rector Feisch an die Königl. Soc. übergeben, kommt hierbey. Meines erachtens wird wohl das erst so dabey zu thun ist, dieses seyn, daß man von dem Herrn Collector ein vollständig Spezifikation des gesamten Vorraths der Vögel (davon wir nur einen Theil gesehen) erbitte, welche man hiernächst auch des Herrn Protectoris Excell, als ohne dero Vorwissen vnd Consens der Kauff nicht kan geschlossen werden, vorzeigen könne." Dieser Bemerkung Jablonski's ist eine Randnote angefügt: „Es ist die Collection der Vögel, welche Rector Feisch zum Verkauf anbietet an sich schön, aber auch leicht vergänglich, da aber derselbe durch einen seiner Söhne sich erbiethet selbige in beständigem guthen Zustand zu erhalten, so bin mit Erkauf derselben wohl zufrieden." Die Unterschrift ist unleserlich. Aus dem Ankauf der Sammlung wurde indessen nichts. Die Gründe hierfür sind aus den Akten des Naturalien- kabinets nicht zu ersehen. Im Jahre 1743 starb Feisch. Seine Erben verkauften die Sammlung an den Baron von Veenizobee. Aus dem Besitz des Genannten ist die Sammlung von Frisch dann durch Kauf oder Geschenk in den Besitz der Akademie der Wissenschaften über- gegangen. Dies geht aus dem Titelblatt zur zehnten Klasse des Vogelwerkes, d. h. aus der zehnten Lieferung, welche ohne Jahreszahl erschienen ist, hervor. Dasselbe trägt den Vermerk: ,,aus dessen ehemaligen zahlreichen Sammlung welche jetzo die Königl. Preuß. Academie der Wissenschaften in Besitz hat." Das Erscheinen der zehnten Lieferung des Vogelwerkes dürfte in das Jahr 1760 ungefähr zu setzen sein. Die Akten aus diesen Jahren fehlen, wie ich bereits oben bemerkte, im Archiv der Akademie. Dagegen findet sich in den Akten aus den Jahren 1766—1780 (Act. von 1770) eine von A. S. Maeg- GEAF, Beenouilly uud Gleüitsch gezeichnete Vorbemerkung des Inhalts: „Daß nachstehendes Verzeichuiß nach geschehener Unter- suchung i'ichtig befunden worden attestieren wir mit unserer Unterschrift. Berlin 21. Juni 1770." 29 450 Märkische Sammlungen. Das vorerwähnte Verzeichnis, dessen Autor nicht genannt ist, füllt einen dicken Band: p. 5. Classis II, Aves mit den Ord. Accipitres, Anseres, Orallae, Gallinae und Passeres mit ins- gesamt 59 Objekten, davon 40 ausgestopfte Vögel, der Rest Köpfe, Knochen, Schnäbel, Füße usw. Bei den ausgestopften Stücken finden sich Hinweise auf Linne's Syst. Naturae, auf Ray und Frisch. Jedenfalls geht aus dem Verzeichnis zweifellos hervor, daß sich 1770 die Sammlung von Leonh. Frisch nicht im Besitz der Akademie befand. Am 1. Dezember 1785 berichtet Gleditsch dem Direktorium der Akademie über das Naturalienkabinet. Es findet sich kein Hinweis auf die Sammlung von Frisch. Schließlich habe ich beim Studium der Akten der Jahre 1798 — 1801 noch die folgenden Notizen gefunden: Acta betreffend, die dem Prof. Willdenow übertragene Aufsicht über die Sammlung ausgestopfter Vögel und Tiere. Unter dem 26. Juli 1798 berichtet Willdenow an das hoch- löbliche Direktorium der Akademie der Wissenschaften: „Die zur Aufsicht übergebenen Naturalien des Tierreichs sind, die Conchylien ausgenommen, nicht in bester Verfassung oder doch wenigstens so gering an Zahl, daß sie nicht die Be- nennung eines akademischen Museums verdienen. Gegenwärtig zeigt sich eine bequeme Gelegenheit. Das vormals reiche or- nithologische Kabinett des verstorbenen Münzmeisters Welcker wird unter der Hand vereinzelt. Ob nun gleich schon eine be- trächtliche Anzahl von Vögeln verkauft ist, so finden sich denn noch eine große Menge. Da nun, ich darf es kaum einmal sagen, in der akademischen Sammlung nur drey Vögel sind, so könnten hier die seltenen exotischen angeschaft werden. Unter den aus- ländischen Vögeln finde ich noch 16 die gut erhalten sind. 65 Thaler für 16 Stück Vögel." „Einverstanden Selle. Meeian." Aus diesen Mitteilungen geht deutlich hervor, daß sich die FRiscn'sche Sammlung zur Zeit des WiLLDENOw'schen Berichtes im Jahre 1798 nicht im Besitze der Akademie befand. Wie diese Tatsache mit der auf dem Titelblatt des großen Vogel- werkes gegebenen Mitteilung in Einklang zu bringen ist, ist mir völlig unerklärlich. Jedenfalls fehlt jeder Nachweis über den Verbleib der ornithologischen Sammlungen von Jon. Leonh. Frisch. Sammlung Max Jablonski in Zion bei Steutsch. Die au Exemplaren reiche Balgsammlung des Gutsbesitzers Max Jablonski, eines Enkels von Carl Gustav Jablonski, des bekannten Entomologen, ging beim Verkauf des Gutes Zion in den Besitz des Zoologischen Museums in Berlin über. Die Stücke Märkische Sammlungeü. 451 stammten zum größeren Teile aus der Umgegend von Zion, an der östlichsten Grenze der Neumark, zum kleineren aus den Luchgebieten um Nauen, wo sie von dem Präparator Ludwig vom Berliner Museum für Jablonski gesammelt wurden. Sammlung Wilhelm Kirchner in Berlin. Der städtische Lehrer Wilhelm Kirchner war eines jener Originale, wie sie um die Mitte des vorigen Jahrhunderts noch in Berlin gedeihen konnten. Auf dem rechten Auge war er blind, schoß daher — und ausgezeichnet gut — mit einer Flinte, welche einen winklig gebogenen Schaft hatte, so daß er mit dem linken Auge zielen konnte. Damals noch weit außerhalb der Weichbildgrenze von Berlin, besaß er auf dem Exerzierplatz zur einsamen Pappel, an der Schönhauser Allee, hinter der alten ÜEST'schen Chamottefabrik, eine Krähenhütte, die er eifrig be- nutzte. Als das sich ausdehnende Berlin ihn von dort vertrieb, erbaute er sich auf dem Scharfenberg im Tegeler See eine Auf- hütte. Er sammelte nur Eaubvögel. Nach dem Tode Kirchner's kümmerte sich niemand um die s. Z. ausgezeichnete Sammlung, die langsam dem Verderben entgegenging. Auf meine Veran- lassung erwarb das Märkische Museum der Stadt Berlin im Jahre 1897 die wenigen noch vorhandenen Stücke. Sammlung Major KRtJGER-VELTHusEN in Berlin. Die reiche und ausgezeichnet gehaltene Sammlung palä- arktischer Vogeleier wurde nach dem Tode Kritger's von dem Naturhistorischen Institut Linnaea (Dr. A. Müller) in Berlin erworben und von diesem in einzelnen Teilen an hiesige und auswärtige Liebhaber verkauft. Die reiche, ausschließlich in der Mark gesammelte Kollektion von Kuckuckseiern erwarb das Berliner Museum. Sammlung Philipp Ktthne in Berlin. Die oologische Sammlung des in Berlin lebenden Tapezierers Ph. Kühne enthält ungefähr 300 Arten in 2C00 Exemplaren. Die meisten Gelege der Sammlung wurden von dem Besitzer in den Jahren 1873 — 1890 in Pommern und von 1890 — 1910 in der Mark selbst gesammelt. Sammlung Theodor zur Linde in Gramzow. Die aus ausgestopften und aufgestellten Exemplaren be- stehende Sammlung des Forstmeisters zur Linde wurde aus- 29* 452 Märkische Sammlungen. schließlich in der Umgebung von Gramzow in der Uckermark zusammengebracht. Nach dem Tode des Besitzers wurde sie von der Witwe desselben dem Märkischen Museum der Stadt Berlin überwiesen. Sammlung H. Noack in Landsberg a. d. W. Der Mittelschullehrer H. Noack in Landsberg a. d. W. besitzt eine Eiersammlung, deren Exemplare fast ausschließlich aus der Umgebung seines ^^'ohnortes stammen. Die Gelege tragen Daten und Fundortsangaben. Größere Seriengelege von Acrocephalus-Arten, von Cuculu^ canorus, Lucinia svecica cya- nccula, Motacilla cinerea cinerea, Turdus pilaris, Podiceps nigri- collis nigricollis u. a. Sammlung des Fürsten Boguslav Radziwill in Antonin, Posen. Fürst Boguslav Radziwill (geb. 3. Januar 1809, gest. 2. Januar 1873) hatte ein ungemein lebhaftes Interesse für die Vogelkunde und stand mit Lichtenstein, Cabanis, Rammelsberg, Martin u. a. in Berlin in regem ornithologischen Verkehr. Der Fürst hatte im Laufe der Jahre eine sehr schöne Sammlung deutscher Vögel zusammengebracht, welche in einem Saale des nach dem Park hinaus gelegenen Seitenflügels seines Berliner Schlosses, des heutigen Reichskanzlerpalais, aufgestellt war. Die Stücke der Sammlung stammten zum kleineren Teil von des Fürsten posenschen Gütern, zum größeren aber aus der Provinz Brandenburg, teils von ihm selbst erlegt, teils durch die Prä- paratoren des Berliner Museums für ihn gesammelt. Im Jahre 1872 gestattete mir Fürst Radziwill die Sammlung durchzu- arbeiten, und ich hatte dabei Gelegenheit, das phänomenale Ge- dächtnis des vierundsechzigjährigen Mannes zu bewundern, der noch ganz genau die Einzelheiten der Erlegung bzw. des Er- werbes der verschiedenen Exemplare in der Erinnerung bewahrte. Von selteneren märkischen Stücken besitzt die Sammlung: Ca- nutus canutus, Turdus ruficoUis atrogularis, Phi/Uoscopus humei praemium, Erythrosterna parva parva, Pinicola enucleator enu- cleator, Carpodacus erythrinus erytlirinus, Loxia curvirostra curvirostra, Falco naumanni naumanni, F. vespertinus vesper- tinus und Circaetus gaUicus. Ferner hat sie reiche Suiten u. a. von Mergus alhellus, Pavoncella pugnax, Tringa alpina schinzi, Scolopax rusticola, Athene noctua noctiia, Circus cyaneus cyaneusy Pernis apirorus apivorus, Dryohates minor liortorum, Pyrrhula p. pyrrhula, Turdus torquahis torqnatus und viele Farbenvarie- täten und Aberrationen. Die schöne Sammlung, welche in den Märkische Saiiimlungeii. 453 letzten Dezennien von dem Oberpräparator des Berliner Museums Ludwig betreut wurde, kam nach dem Tode des Fürsten BoGusLAv in den Besitz seines Sohnes, des Fürsten Feedinand, der sie bei der Räumung des Berliner Familienschlosses auf sein Schloß Antonin, im Kreise Adelnau in der Provinz Posen, überführen ließ. Hier befindet sie sich nach einer Notiz Hamm- ling's (J. f. 0., 1917, 399) in dem Obergeschoß eines alten Blockhauses, dessen Erdgeschoß der Pfarrer bewohnt. „Der Raum, in dem mehrere vollgepfropfte Schränke stehen, ist viel zu eng, und so fristet denn die Sammlung, die ein besseres Los verdiente, ein recht dürftiges Dasein." Sammlung Paul Rieck in Messingwerk-Heegermühle. Die vorstehend genannte, in Heegermühle zur Schau ge- stellte Sammlung enthält eine große Zahl unserer märkischen Vögel, die meist in der Umgebung von Eberswalde, Heeger- mühle und am Werbellinsee von dem Besitzer gesammelt wurden. Die Arten sind fast ausschließlich nur in einem oder zwei Exemplaren vertreten. Die Sammlung, zum größten Teil von dem bekannten Eberswalder Präparator Zehfuss in Britz bei Eberswalde aufgestellt, befindet sich in 62 Glaskästen. Leider tragen die einzelnen Exemplare keine Fundorts- und Daten- angaben. Ob die vorhandenen Stücke von Bubo hubo bubo, Loxia curvirostra curvirostra, Turdus torquatus torquatus, Alca torda, Branta hernicla bernicla aus der Mark stammen, konnte nicht festgestellt werden. Sammlung Dr. Rudow in Perleberg. Aus verschiedenen Publikationen Dr. Rudow's wie aus seinen Beiträgen zu den Berichten der Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands (1887 — 1898) geht hervor, daß der Genannte eine Sammlung von Vögeln, vornehmlich aus der Umgebung von Perleberg, besaß. Auf meine an ihn gerichteten Anfragen erhielt ich den Brief mit dem postalischen Vermerk zurück, daß der Adressat seit längerer Zeit bereits, unbekannt wohin, aus Perle- berg verzogen sei. Sammlung Wilhelm Rüdigek zu Forsthaus Eisen- hammer bei Steinbusch. Die Eiersammlung wurde im Jahre 1880 von des Genannten Vater, dem Königlichen Hegemeister Rüdiger, begründet. Nach dessen Tode im Januar 1907 übernahm sie der Sohn und baute 454 Märkische Saiumluuyen. sie weiter aus. Anfänglich eine Lokalsaninilung', umfaßt die- selbe heute 350 Arten des paläarktischen Faunengebietes mit einer Stückzahl von ca. 10000 Exemplaren; darunter allein ca. 1000 Raubvogeleier. Außerdem befinden sich in der Sammlung 200 Eier von Cuculus canorus mit Nestgelegen, häufig 2 und 3 Kuckuckseier in einem Gelege, 2 bei Motacilla alba, Troglodytes parvulus und Acrocephalus streperus, 3 bei Troglodytes parvulus. Von stark abweichenden Eiern sind größere Suiten gesammelt worden. Sammlung Hebmann Schütz in Lenzen a. d. E. Der emeritierte Lehrer Heemann Schütz in Lenzen a. d. E. hatte bereits bis zum Jahre 1873 eine ansehnliche ornithologische Sammlung zusammengebracht, die leider in dem genannten Jahre durch Feuer zerstört wurde. Nur wenige Stücke konnten ge- rettet werden. Inzwischen hat er wieder mit dem Sammeln von Vögeln begonnen. Seine Sammlung umfaßt jetzt ca. 90 Arten, zum Teil in mehreren Exemplaren, hauptsächlich aus den Ord- nungen der Longipennes, LamelUrostres, Grallatores und Rapta- fores. Die übrigen Ordnungen sind nur ganz nebensächlich vertreten. Außer einigen auf Spitzbergen gesammelten Arten stammen die meisten Exemplare aus der Umgebung von Lenzen. Aus diesem Gebiet besitzt die Sammlung u. a. die drei für die Provinz nachgewiesenen Colymbus sp., Thalassidroma pelagica, Branta hernicla bernicla, Numenius phaeopus phaeopus, Nycti- corax nycticorax nycticorax, Circus macrourus, Falco columharius aesalon, Nyctea nyctea, Nucifraga caryocataetes macrorhynchos. Sammlung Dr. R. Stimming in Großwusterwitz. Gustav Stimming in Brandenburg a. d. H. hatte im Laufe eines langen Lebens — er starb 1915 im vierundachtzigsten Lebensjahr - in der Umgebung seiner Vaterstadt eine sehr umfangreiche ornithologische Sammlung, bestehend aus Eiern, Bälgen und osteologischen Präparaten, zusammengebracht. Die- selbe enthielt viele lokale Seltenheiten. In späteren Jahren wandte sich Stimming's Interesse mehr prähistorischen Studien zu. Bekannt ist sein großes, mit A. Voss zusammen heraus- gegebenes Werk: Die prähistorischen Altertümer der Mark Brandenburg (1887). Die ornithologischen Sammlungen gingen in den Besitz seines Sohnes Dr. med. R. Stimming in Groß- wusterwitz über. Dieser, ein Freund und Sammlergenosse Kkügek-Velthusen's, hat die oologische Sammlung stetig ver- mehrt. (Vgl. A. Kkause, Gustav Stimming, Z. f. 0., 1911, 57—58.) Märkische Sammlungen. 455 Sammlung" Akthue von Tkesküw in Cliaiiottenburg. Nachdem Aethur von Teeskow, geboren 1842 auf dem Ritter- gute Radojewo bei Posen, seinen Abschied als Major aus der Armee im Jahre 1893 genommen hatte, widmete er sich ganz seinen oologischen Neigungen. Die von ihm vom Jahre 1894 bis zu seinem am 3. September 1913 erfolgten Tode zusammen- gebrachte Sammlung enthält Eier der Vögel aller Zonen, darunter Reihen von ihm in der Mark selbst gesammelter Exemplare. So sind z. B., um nur die Zahlen von zwei Arten zu nennen, in der Sammlung von märkischen Eiern enthalten: 450 Stück von Falco peregrinus und 631 von Cuculus canorus. Treskow hat sorgfältige Exkursionstagebücher (1895 — 1912) geführt. Dieselben befinden sich im Besitz des Berliner Museums. Sie enthalten schätzbares oologisches Material aus der Mark. Die Sammlung, welche sich, im Gegensatz zu der NEHRxoEN'schen z. B., durch ganz musterhafte Präparation und Aufstellung aus- zeichnet, umfaßt rund 12000 Exemplare. Durch letztwillige Verfügung Arthur von Treskow's ist sie in den Besitz des Zoologischen Museums übergegangen und dort gesondert auf- gestellt worden. Ein eigener Katalog gibt Auskunft über die reichen Bestände. Sammlung Adolf Waltee in Kassel. In der Biographie Adolf AValtee's habe ich wiederholt der großen oologischen Sammlung Erwähnung getan, welche der Genannte in seinem langen Leben vornehmlich in der Mark Brandenburg zusammengebracht hatte. Kuckuckseier mit Eiern der Pflegeeltern waren in großen Reihen vorhanden. Nach einer anonymen, wahrscheinlich von H. Hocke herrührenden Mitteilung (Z. f. 0., 9. Jahrg., Nr. 9, 15/12, 1899, 33) ist die WALTEE'sche Sammlung zerstückelt worden. Der größere Teil derselben wurde nach Kopenhagen verkauft. Sammlung J. Will, Steinbusch, Neumark. Die auf Anregung des verstorbenen Majors Krüger- Velthusen entstandene Eiersammlung des Lehrers Will umfaßt etwa 310 Arten in 3800 Exemplaren. Sie enthält mit geringen Aus- nahmen nur Eier deutscher Vögel und darunter eine große Zahl solcher, die in der Mark, vornehmlich in der Neumark, ge- sammelt wurden. Sammlung Franz Wirth in Lindow. Carl Bolle lenkte zuerst die Aufmerksamkeit auf die vor- genannte kleine Sammlung, welche er von Rauschendorf aus 456 Märkische Sammlungen. aufsuchte. Nauwerck und ich haben sie dann im Jahre 1890 besichtigt. Die Exemplare derselben, darunter mehrere alte und junge Haliaetus alhicilla, Falco peregrinus ]}eregrmus in allen Altersstufen, Astur gentilis gentiUs, Colymhus lumme, Podiccps auritus, Larus marinus, Ärdeola ralloides ralloides, waren sämtlich von Wikth in der Umgebung von Lindow ge- sammelt worden. Ich suchte s. Z. die Kollektion für das Märkische Museum zu erwerben, doch scheiterten die Unterhand- lungen an den ganz außergewöhnlichen Forderungen des Besitzers. Nach dem Tode Wieth's im Jahre 1905 wurde die Sammlung durch die Witwe aufgelöst. Ein Teil derselben wurde von der Stadtschule in Lindow erworben, der größere Teil aber ging in den Besitz von Privatpersonen über. Folkloristische Mitteilungen. Die junge Wissenschaft der Folkloristik mit allen ihren Nebenzweigen, deren engere wissenschaftliche Umgrenzung in den Anfang des vergangenen Jahrhunderts zu legen ist, hat sich in stattlicher Ausdehnung entwickelt. Überall ist in ihren Forschungen die Überzeugung rege geworden und hat in inhalt- vollen Arbeiten Ausdruck gefunden, daß das Volk bis in unsere Zeit hinein treu an alten Überlieferungen festgehalten hat, die zu sammeln heute eine ernste Notwendigkeit ist, da sie vielleicht morgen bereits für immer verloren sein können. Solche, die Volksseele berührenden Dinge gehören zum kulturgeschichtlichen Empfinden jeder Zeitströmung. In der Heimatkunde sollen sie Pflege und dauernde Förderung finden. Aber nur das sollte fest- gelegt werden, was im Laufe alter Überlieferungen aus dem Innenleben des Volkes heraus sich angesammelt hat und zum geistigen Eigentum desselben geworden ist, ohne Rücksicht auf heutige Beeinflussung der Form und des Inhalts. Mit seltener Liebe hängt das Volk an diesem Schatz, der ihm von den Vätern überkommen ist, jenem unerschöpflichen und unvergleichlichen Born von Liedern und Sagen, von Märchen und Fabeln, von Sprichworten und trivialen Bezeichnungen der umwohnenden Welt. Für alle jene Tier- und Ptianzennamen, die aus dem innigen Ver- kehr mit und in der Natur langsam gebildet wurden, gilt diese Pflicht. Unsere märkische Bevölkerung hat ein lebhaftes Empfinden für das Naturwalten ihrer Wohnumgebung gezeigt, und aus der gemütvollen Sprache des Volkes, aus den Namen der Tiere und Pflanzen läßt sich leicht erweisen, welch' scharfe Beobachtungs- gabe den Bewohnern der Mark innegewohnt hat und noch inne- wohnt. Tier- und Pflanzennamen sprechen zu des Volkes Phantasie und lösen in seiner Seele ganze Gedanken- und Empfindungs- reihen aus. Aber mühsam ist es oft, die nur zart gewobenen und schwer zu verfolgenden Fäden aufzuwirren, welche des Tieres 458 Folkloristische Mitteilungen. Dasein mit den Anschauungen und den Bedürfnissen des Menschen verknüpft. Die Folkloristik dient, wie Engelien treffend bemerkt, nicht nur zur Erkenntnis des gegenwärtigen Volksgeistes, sondern sie bildet auch die Brücke zur Beurteilung und zum Verständnis früherer Kulturzustände. „Zur vollständigen Erkenntnis eines bestimmten Volksgeistes, der sich teils durch gemeinsame Ab- stammung, teils durch jahrliundertlanges gemeinsames religiöses und politisches Gemeindeleben entwickelt hat, ist daher eine er- schöpfende Sammlung alter Überlieferungen erforderlich, und zwar in der eigenen Sprache des Volkes." Aber nicht nur von diesem Gesichtspunkte aus, auch vom Standpunkt der vergleichenden Sprachforschung ist die Sammlung von Tier- und Pflanzennamen von hervorragender Bedeutung. Vielfach ist in jüngster Zeit auf die Wichtigkeit solcher in den Volksdialekten wurzelnden Trivialnamen für die Erkenntnis der eigenartigen Sprach- und Lautbildungen und der psychischen Faktoren, z. B. bei der Analogienbildung unserer Sprache, hin- gewiesen worden. Auch darf mit Sicherheit angenommen werden, daß sich Neubildungen in der Sprache, mit besonderem Hinblick auf Tier- und Pflanzennamen, nur da gewinnen lassen werden, wo auf Grund alten vorhandenen Bestandes die Volksseele un- bewußt weiterbildet und ausbauend weiterschafft. Für unsere Mark kommen bei der Erörterung solcher Fragen noch andere wichtige Momente in Betracht. Es haben sich hier z. B. Anschauungen herausgebildet, die einer Verschmelzung ur- alter germanischer mit späteren rein slawischen Empfindungen ihre Entstehung danken. Auch nach anderen Eichtungen hin ist die Erforschung der überlieferten Volksnamen von Tieren und Pflanzen bei uns nicht ohne Bedeutung und Wert. Auf einen Punkt z. B. möchte hier hinzuweisen sein: Robert Mielke hat vor kurzem erörtert, daß die Grenzen des Gebietes des alten fränkisch-oberdeutschen Hauses, welches in der Mark den ganzen Südosten einnimmt, die Niederlausitz überdeckt und im Westen bis an eine Linie Luckenwalde — Berlin heranreicht, gegenüber dem sogenannten Dielenhausgebiete in Brandenburg noch nicht geklärt sind. Die Fragen nach der Begrenzung der beiden ge- nannten Bauformen, die natürlich für die Kenntnis der Be- siedlungsverhältnisse unserer Provinz von hervorragender Be- deutung sind, können nur durch Dialektforschungen geklärt werden. Daß hierbei die Festlegung der alten überkommenen Bezeichnungen für Tiere und Pflanzen von Wichtigkeit ist, liegt auf der Hand. Mit großem Eifer ist man in den letzten Dezennien daran gegangen, alte Namen und Bezeichnungsüberlieferungen zu sammeln, um sie der Nachwelt zu erhalten, nicht nur bei uns, sondern auch in anderen Ländern. Es sei an die Arbeiten von Charles Swainson, V. de Nero, Charles Whitman und vor- Folkloristische Mitteilungen. 459 iielimlicli an die klassischen Untersuchungen Kieke Swann's ') hier erinnert. Bei allen diesen Arbeiten hat sich herausgestellt, daß vieles bereits unwiederbringlich verloren, und daß schnelles Eingreifen nötig ist, um das noch Vorhandene zu sichern. Je länger die Arbeit hinausgeschoben wird, desto schwieriger wird es sein, sie auszuführen, desto näher liegt es, kaum noch etwas Vollständiges zu erreichen. Mit vernichtender Gewalt greift die alles nivellierende Kultur in das Natur- und Heimatleben ein, und was sie einmal zerstört hat ist unwiederbringlich verloren. AVas ist bei uns schließlich noch erhallen von der alten Volks- tracht, von Sitten und Gebräuchen? Was hat der Einfluß der fortschreitenden Kultur uns nicht schon von unserer heimatlichen Mundart genommen. Trotz der bereits vorliegenden schönen und wertvollen Untersuchungen von Kuhn, Veckenstedt, Wilibald VON Schulenburg, Handtmann, Schwaetz, Engelien u. a. trifft das Vorgesagte, wie für viele andere Gebiete Deutschlands, so auch für unsere Mark Brandenburg in vollem Umfange zu. Gegenüber den ausgezeichneten Arbeiten Richaed Wossidlow's und Kael Schillee's über Mecklenburg besitzen wir kein märkisches Idiotikon, welches neben den vorerwähnten Unter- suchungen genannt werden könnte. Anläufe zu einem solchen sind schon wiederholt und vor langer Zeit unternommen worden. Die ersten Versuche liegen weit zurück. Bereits in den „Hani- burgischen Berichten" von 1743 schreibt Dr. Ventzky über Wortsammlungen aus der Umgebung seines Wohnortes Prenzlau. Sein Versprechen, ein märkisches Idiotikon zu schreiben, hat er leider nicht erfüllt. Feommius hat 1679 eine Sammlung märkischer Ausdrücke in seiner Nomenclatura rerum quae Brandenburgiae sunt zusammengebracht, welche später von Gottschling (Beschr. der Stadt Altbrandeuburg, Brandenburg 1827) benutzt wurde. Ferner befinden sich in der Staatsbibliothek zu Berlin (sub Ma- nuscripta hist. Boruss. IV, Nr. 77) drei kleine Glossarien, die ein altmärkisches Idiotikon von Beateikg (1800), ein Priegnitzer von HiNDENBEEG uud drittens ein märkisches Idiotikon ohne An- gabe des Autors enthalten. Aus diesen drei letztgenannten Glossarien gibt Alb. Hoefee (Märkische Forschungen, Band I, 1841) einen Auszug. Die vorerwähnten Wortsammlungen ent- halten kaum nennenswertes ornithologisches Material. Ein um- fangreiches Glossar in alphabetischer Anordnung, verfaßt 1477 von Joh. Landesbeeg (abbas in Paradiso) war im Besitz Riedel's, ^) Charles Swäinson, Folk-lore and Provincial uanies of British Birds. London 1886; V. DE Nero, Proverbi ornitologici Veronesi. Verona 1894; Charles Whitman, The Birds of 0kl England Litterature. London 1898, und H. Kirke Swann, A Dictionary of English and Folk-names of British Birds, with their History, Meaning, and first usage: and the Folk-lore, Weather- lure, Legends, etc., relating lo the more familiär species. London 1913. 460 Folkloristische Mitteilungen. des bekannten märkischen Historikers (Hoefee, 1. c, 1(50). Leider läßt sich nicht mehr feststellen, wo dasselbe geblieben ist. Es scheint vollkommen verschollen. Aus zweierlei Gründen ist dies selir zu bedauern: zunächst wegen der frühen Zeit der Ent- stehung' dieses Glossars und zweitens weil es ganz speziell Tier- namen enthalten haben soll "). Erst aus ganz neuerer Zeit, dem Jahre 1855, besitzen wir von Bolle und Hansmann ein Ver- zeichnis märkischer Vogelnamen, dessen ich bereits wiederholt erwähnte. Unsere Mark Brandenburg bietet nach ihrer Lage in der Norddeutschen Tiefebene und nach ihren Siedhmgsverhältnissen für die Bildung von Trivialnamen, in unserem Falle derjenigen von Vögeln, ein ganz besonderes Interesse. Seit Jahrhunderten im Westen von deutschen Ansiedlern bewohnt, schieben sich zwischen Elbe und Oder vielfach slawische Einflüsse ein, die nach Osten bzw. Südosten an Ausdehnung und Dichtigkeit zu- nehmen. Noch heute sitzen im Südosten des Gebietes rein slawische Einwanderei'. Tm Norden ist die Einwirkung nieder- sächsischer Einflüsse vorhanden. So hat die Sprache unserer Provinz starke Eigentümlichkeiten nach den mannigfachen Schick- salen, unter denen sie sich gebildet hat, aufzuweisen. In den nachfolgenden Zeilen habe ich von Vogeltrivialnamen bzw. von Sagen und abergläubischen Vorstellungen, die die Vögel behandeln, zusammengetragen, was ich darüber in der Literatur gefunden und was ich selbst auf meinen Wanderungen in einem Zeitraum von nahezu fünf und vierzig Jahren in vielen Teilen der Mark erkundet habe. Natürlich stellt diese Sammlung nur einen schüchternen Versuch auf einem Arbeitsfelde dar, auf dem bei intensiverer Beschäftigung reichere Früchte als die vorliegenden einzubringen sein dürften. Hoffentlich geschieht dies bald von berufener Seite, denn auch hier stehen wir bereits in zehnter Stunde. Wenn die nachfolgenden Zusammenstellungen auch nur sehr lückenhaft und von geringem Umfange sind, so ermöglichen sie doch einige nicht unwesentliche Gesichtspunkte festzulegen. Vor- anschicken möchte ich noch, was eigentlich überflüssig, daß ich unter Trivialnamen solche verstehe, die vom Volk nach alten Überlieferungen in sich aufgenommen sind und im Munde der lebenden Generation sich erhalten haben. Ich bin heute nach 25 Jahren mehr denn je der Übei'zeugung, daß die von Flöeicke z. B. (0. J., 1891, 53) für eine große Anzahl von Vögeln, seltensten und ganz vereinzelten Vorkommens, gegebenen schlesischen Pro- vinzialnamen keine solchen sind. Für sehr seltene, vielleicht ^) Ob eine anonyme Veröffentlichung: Sammlung märkischer Idiotismen ornithologisches Material enthält, vermag ich nicht zu sagen. Ich habe die „Brandenburgischen Denkwürdigkeiten". Berlin 1797 (Dezembers.! üc-k S. 1227 bis 1240) nicht einsehen können. Folkloristische Mitteilungen. 461 nur einmal im Gebiet vorgekommene Arten kann natürlich der Volksnmnd keinen überkommenen Trivialnamen besitzen. Ich möchte anch annehmen, daß viele der mir von von Schulenbueg übermittelten und von Pfuhl gegebenen nieder- und ober- wendischen Vogelnaraen seltenerer Arten, wie für Syrrhaptes, Flegadis, Platalea, Pastor, Cinclus, Aegithalos u. a., sich nur als Schriftnamen bzw. Übersetzungen hochdeutscher Namen erweisen werden. Bei dieser Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen, daß wir aus dem sehr reichen Schatz slawischer Tiersagen, die nach dem Urteil zuverlässiger Kenner viel ursprüngliches Material bieten sollen, kaum nennenswertes Ornithologisches aus unserer Mark besitzen. Veckenstedt, einer der besten Kenner des wendischen Sprachstammes, hat dies ganz ausdrücklich mit großem Bedauern ausgesprochen. Was die Verbreitung der ornithologischen Trivialnamen über das Gebiet unserer Mark angeht, so ist es von Bedeutung, was Helm in seinem Buche Kulturpflanzen und Haustiere (Berlin 1874) ausgeführt hat: ;;Sicher sind viele der Tiernamen", sagt er, „nur Onomatopöieu. Die Erklärung durch unabhängig von einander entstandene Klangnachahmungen reicht indeß allein nicht aus. Sie wiederlegt sich durch den Umstand, daß jene Bezeichnungen offenbar reihen- und zonenweise auftreten und durch ihre zu nahe Uebereinstimmung. Wären sie nicht ge- wandert sondern auf jedem Boden von selbst entstanden, so würde sich eine viel größere individuelle Mannigfaltigkeit zeigen, denn jedes Volk hört anders und liebt andere Lautkombinationen. Nichts spricht aber ein Beobachter dem anderen leichter nach als Onomatopöieu." Im Hinblick auf diese Ausführungen des bekannten Gelehrten ist es nicht uninteressant darauf hinzu- weisen, daß in verschiedenen, räumlich sehr weit auseinander- liegenden Gebieten der Mark verschiedene, einander nicht nahe- stehende Arten den gleichen Trivialnamen tragen; daß ferner z. B. im Osten in den Gebieten von Schlesien und Posen all- gemein gebräuchliche Volksnamen nicht nach Brandenburg über- zugreifen scheinen; daß gleiche Trivialnamen im Osten und Westen der Mark sich wiederholen, die im ganzen mittleren und unteren Spreetal fehlen oder wenigstens noch nicht nachgewiesen wurden. Oft findet man im Dialekt scheinbar weit auseinandergehende Bezeichnungen, die sich aber sprachlich auf einen gemeinsamen Wortstamm zurückführen lassen. So z. B. in der Priegnitz und Neumark. Auch darauf darf vielleicht hingewiesen werden, daß einzelne Trivialbezeichnungen durchaus willkürlich und völlig zerstreut in den einzelnen Gebietsteilen gebraucht werden. Be- achtenswert scheinen mir auch die auf Trivialnamen mancher Vögel zurückzuführenden volkstümlichen Bezeichnungen von Pflanzen zu sein. Erklärungen hierfür sind kaum beizubringen, ebensowenig dafür, daß sich bestimmte Trivialnamen der Pflanzen auf ganz verschiedene Arten von Vögeln beziehen. Daß wir 4t) 2 Folkloristische Mitteilungen. aus vielen Gebieten keine Trivialnamen besitzen, ist wohl kaum auf ein Fehlen derselben als vielmehr auf mangelhafte Durch- forschung der betreffenden Gegenden zurückzuführen. Das letztere ist sicher auch dort anzunehmen, wo für sehr häufige, dem Volk bekannte und durchaus geläufige Arten keine Trivialnamen be- kannt sind. Wie zäh im allgemeinen solche Trivialnamen im Munde des Volkes haften, beweist der Umstand, daß wir noch heute in der Mark Vulgärnamen von Vögeln finden, die bereits in früheren Jahrhunderten bei Colerus, Frisch, Bekmann u. a, erwähnt und dort schon als Überlieferungen aus längst ver- gangener Zeit verzeichnet werden. Abgesehen von den eigentlichen Volksnamen ist man nach dem vorliegenden Material zu sagen berechtigt, daß die Vögel in den märkischen Sagen und Märchen weniger Beachtung ge- funden haben, als man dies nach der Zusammensetzung der Be- völkerung annehmen müßte. Die Vögel scheinen hier die Phantasie des Volkes zur Märchen- und Sagenbildung wenig angeregt zu haben. Eine Ausnahme bilden Anklänge, in denen sich Ver- bindungen alter mythologischer Vorstellungen mit der Färbung der Vögel, besonders des Hausgeflügels, nachweisen lassen. Aus- genommen sind ferner die Beziehungen, die die Wetterprognosen mit dem Erscheinen oder Benehmen der Vögel verbinden und die sich seit undenklichen Zeiten erhalten haben. Schließlich gehört dahin auch die Rolle, die einzelne Vögel in dem Aber- glauben der Land- und Fischereibevölkerung spielen. Sie gewährt einen Blick in das Innenleben dieser Menschen. Wenn auch manche Veränderungen in dieser Hinsicht schon eingetreten sein werden, so hat sich in den Grundzügen doch überall der alte Aberglaube erhalten. Man denke nur an die Bedeutung und den Einfluß der dunklen Färbung der Vögel auf das Tun der Menschen; an die Macht der gefiederten Geschöpfe, Glück und und Unglück zu bringen, die Gesundheit zu erhalten, den Tod zu melden; man denke an die Zauberkraft, die dem Genuß ge- wisser Vögel bzw. Vogelteile innewohnt, an die heilende Wirkung der Medikamente, die aus Teilen von Vögeln hergestellt werden (vgl. Schindler, Aberglauben des Mittelalters, Breslau 1858); man denke an den im Volke wurzelnden Glauben, daß Tote Vogelgestalt annehmen; ferner an die feste Überzeugung, daß einzelne Vögel der Menschen Sprache verstehen u. dgl. m. Alles das sind Vorstellungen, die noch heute, nach Hunderten von Jahren, im Bewußtsein des märkischen Volkes lebendig sind. Auffallend gering sind in unserer Mark die heute vielfach nicht mehr zu erklärenden engen Beziehungen zur Vogelwelt, die in den Namen der Ortschaften zum Ausdruck kommen. Trotz des früheren Reichtums an Vogelformen, die auf das Empfinden des Volkes in Verbindung mit allerlei mystischen Vorstellungen zweifellos einen Einfluß ausüben mußten, sind an Vögel anklingende Ortsnamen in Brandenburg viel seltener als in anderen, nament- Folkloristische Mitteilungen. 463 lieh mitteldeutsclien Gebieten. Sehr gering sind sie auch gegen- über den örtlichen Bezeichnungen, die an botanische Namen, an Eiche, Buche, Linde, Birke usw. anklingen. Relativ häufig sind noch die Namen, die auf das Vorkommen von Falken bzw. Tag- raubvögeln Bezug haben. Es gibt im Potsdamer Regierungs- bezirk in drei Kreisen Ortschaften mit dem Namen Falkenberg, im Frankfurter Bezirk deren zwei. Der Name Falkenhagen ist im Prenzlauei', Osthavelländischen, Ostpriegnitzer und Lebuser Kreise vertreten, Falkenhain finden wir im Luckauer Gebiete, Falkenrehde im Osthavelland, Falkenstein im Friedeberger, Falken- thal im Kreise Templin, Falkenwalde im Prenzlauer Bezirk und Aarhorst im Kreise Friedeberg in der Neumark. Beziehungen zu Fulica finden wir in dem Namen Lietzegöricke im Königs- bei'ger Kreise der Neumark. Auch Lietzen (Kr. Lebus) und ferner Lietzow (Kr. Westhavelland) deuten auf das Vorkommen der Lietze. Der Name des Ortes Gantzer im Kreise von West- havelland ist vielleicht auf Ganter zurückzuführen. In Nieder- barnira finden wir noch Vogelsdorf und Reiherwerder. Das sind einige wenige Hinweise, die sich vielleicht bei dem mühsamen Durcharbeiten des Landbuches der Mark Brandenburg und des Markgraf entums Niederlausitz von Heine. Berghaus (Branden- burg 1854) vermehren lassen würden. Man darf jedoch, worauf Pax (Beiträge zur Naturdenkmalpflege, Bd. 5, Heft 3, 191G, 416) bereits mit Recht hingewiesen hat, die zoologische Bedeutung solcher Anklänge nicht überschätzen. „Nur mit größter Vorsicht sind ihre Ergebnisse zu Schlußfolgerungen über die Häufigkeit einzelner Tierarten in der Vorzeit zu verwenden. Wenn auch meistens das häufige Auftreten eines Tieres offenbar den Anlaß zur Uebertraguug seines Namens auf eine Siedlung gegeben hat, ist bisweilen die Möglichkeit einer anderen Deutung nicht von der Hand zu weisen.'^ Ganz auffallend erscheint mir die Tatsache, daß slawische Vogelnamen wie gavron (Rabe), zöraw (Kranich), labec (Schw^an), kania (Geier) u. a. in unseren märkischen Siedlungsnamen nicht anklingen, wie dies nach Pax in Schlesien mannigfach der Fall ist. Farn. Colymbidae. WiLiBALD VON ScHULENBURG hat mir (in litt.) für die Polar- taucher, Gattung Colymhus und deren Arten und Formen, den ober wendischen Namen Nörjawka mitgeteilt. Da sich aber die großen Taucher nur als Irrlinge und sehr vereinzelte Erscheinungen in den wendischen Gebieten zeigen, so ist obiger Name entweder ein Schriftwort und nicht ein im Volke gebräuchlicher Trivial- name, oder aber er ist eine Bezeichnung für die verschiedenen Arten der Haubentaucher. 464 Polkloristische Mitteilungen. Podiceps sp. sp. — Steißfüße. Die Arten der vorgenannten Gattung führen seit alters her in der Mark die Kollektivnamen Seehanen (Bkkmann) und See- hähue. Oberwendisch: rjehor und rjehork. Podiceps cristatus cristatus L. — Haubensteißfuß. Lorch, Lork, Düker, Seehahn, Kronentaucher; Ork (Ruppin); Dücker und Seehahn (Uckermark); Seeteufel, Rohrtaucher (Havel- gebiete); Zorch (Teltow); rohac (oberwendisch). Podiceps ruficoUis ruficollis (Fall.) — Zwergsteißfuß. Aalschorwel (nördliches Gebiet der Uckermark); lapuch (oberwendisch). Farn. Laridae, Larus sp. sp. — Möwen. Die allgemeine Bezeichnung in der Mark für Möwen ist Fischmewen. Im Winter erscheinende Meeresmöwen w^erden als Haffmewen oder Wintermewen bezeichnet. Mew (Priegnitz). Larus ridihundus L. — Lachmöwe. Windfleeter; Seerabe (Ruppinj; tonuska (oberwendisch). Hydrochelidon und Sterna sp. sp. Allgemeine Bezeichnung: Fischmeesen. Sterna hirimdo L. — Flußseeschwalbe, Kirrmeese (Priegnitz); große Fischmeese (Ruppin); weiße Meese (Templin); ryborak, rybornak (niederwendisch), Sterna minuta minuta L. — Zwergseeschwalbe. Kleene Fischmeese (Ruppin). Hydrochelidon nigra nigra (L.) — Trauerseeschwalbe. Düske Fischmeese oder düske Meese (Templin). Farn. Phalacrocoracidae. Phalacrocorax carba suhcormoranus Beehm — Kormoran. Aaldieb, Seerabe, Fischrabe, swarte Gans, Bisam vogel; Scholwer (Ruppin); Aalkreye (nördl. Neumark). Folkloristische Mitteiiuügeti. 465 Farn. Sulidae, Sula bassana (L.) — Baßtölpel. Ciilpak (oberwendisch). Vgl. die Eingangsbemerkung bei Colymbidae. Farn. Anatidae, Mergus merganser merganser L. — Großer Säger. Baumente, Taucligans, rotköpfige Ente (Niederbarnim); Schrecke (Osthavelland); Zopfente, Merch (Havelgebiet); huska (niederwendisch); morcak, norjak (oberwendisch). Mergus serrator L. — Langschnäbliger Säger. Tollente (Ruppin). Mergus dlhellus L. — Zwergsäger. Norskaika (oberwendisch). Anas sp. sp. Pülstart und Puwane (nördl. Uckermark); Wänack [eigent- lich Erpel] für Enten als Kollektivbezeichnung (Westpriegnitz), Somateria mollissima molUssima (L.) — Eiderente. Hajka (oberwendisch). Oidemia nigra nigra (L.) — Trauerente. Morka (oberwendisch). Die beiden vorgenannten von W. von ScHULBNBUEG gegebenen Namen dürften aus der Schriftsprache übernommene Übersetzungen sein. Nyroca marila marila (L.) — Bergente. Kaholka (oberwendisch). Nyroca fuligula (L.) — Reiherente. Cornjawa (oberwendisch). Vgl. für diese beiden Enten die Bemerkung bei Oidemia. Nyroca ferina ferina (L.) — Tafelente. Braunkopf (Havelgebiete); curka (oberwendisch); Aurka (niederwendisch). 30 46f> Folkloristische Mitteilungen. Nyroca nyroca (Güld.) — Moorente. Brandeute (auch für andere Nyroca sp. sp. gebräuchlich). Bandente (nach Hocke). Olaucionetta clangula dangula (L.) — Schellente. Clangula hyemalis (L.) — Eisente. W. V. ScHrLENBURG (iu litt.) gibt nur für diese beiden Enten- arten oberwendische Namen. Für die erstere: prudnik, für die Eisente: sawutka. Da die Schellente im Winter im Spreewald- gebiet häufig vorkommt, so kann der obengegebene Name eine Volksbezeichnung sein. Die zweite Bezeichnung möchte ich für eine der Schriftsprache entlehnte halten. Anas platyrhynchos platyrhynchos L. — Stockente. Ente, Stockeute, Märzente; große Ente (Ruppin); Aante und Märzane (Uckermark). Mareca penelope L. — Pfeifente. Hwizdac (oberwendisch). Anas strepera L. — Schnatterente. Birkente (südliche Lausitz); skHpka (oberwendisch). Querquedula querqueclula L. — Knäkente. Krickente (Ruppin); Krika (oberwendisch). Nettion crecca crecca L. — Krickente. Dümpler; cyranka (oberwendisch). Dafila acuta (L.) — Spießente. Fasanenente; cerwjenac (oberwendisch). Anser anser (L.) — Graugans. Gans. Vom düstern Ankensee bei Gleißen (Kr. Oststernberg) geht die Sage, daß zur Zeit der Kämpfe gegen die Wenden sich auf dem See eine riesengroße Wildgans gezeigt habe, welche unter lautem Geschrei gegen die damals begründete Stadt Zielenzig drohend mit den Flügeln schlug. Nicht lange, so gesellten sich zu der einen noch viele andere Wildgänse, deren unheimliches Geschrei und Toben den See erst recht jedermann verleidete, I^olkloristische Slitteilimgeil. 467 zumal nachdem einigte, die auf dem See fisclien wollten, mit ihrem Kahn von plötzlichen Wirbelwinden gefaßt und in die Tiefe gezogen wurden. Man raunte sich im Volke zu: die wilden Gänse seien die Seelen jener Heiden, welche beim Entstehen der christlichen Stadt Zielenzig zum neuen See entwichen seien und daselbst, heidnisch w^eiter lebend, hartnäckig sich gegen den wahren Glauben abgeschlossen hätten. In Unruhe und Zorn friedlos sterbend, müßten sie, zu Wildgänsen verzaubert, den Tag des letzten Gerichts erwarten (Handtmann). Wenn die wilden Gänse hinziehen, schreien die Kinder ihnen nach: Sledna prenim nazabega, die hinterste läuft den ersten nach (Spreewald). Änser fabalis fabalis (Lath.) — Saatgans. Saatgans, Ackergans, Eoggengans. Cygnus olor (Gm.) — Schwan. Im Dorfe Kemnitz (Kr. Zauch-Belzig) wurde erzählt, daß daselbst ein Nachtwächter gewesen sei, der immer gewußt habe, wenn einer im Dorf sterben würde. Denn wenn er die zwölfte Stunde abrufen wolle, sei ein großer weißer Schwan vom Plassower See gekommen und nach dem Kirchhof gegangen. Jedesmal ist dann einer im Dorf gestorben (Kuhn). Farn. Charadriidae, Charadrius apricarius L. — Goldregenpfeifer. Saathuhn, Tüte, Tütte. Charadrius hiaticula hiaticula L. — Sandregenpfeifer. Sandkuleken. Charadrius duhius curonicus Gm. — Flußregenpfeifer. Sandkiebitz; kulik, descownik (oberwendisch). Vanellus vanellus (L.) — Kiebitz. Kiewiet, Kibick (Gegend von Dahme), Kibita, Kibut, kiwik; Acejca, scawica, kibitka, scejcka (oberwendisch). Aus dem Spreewald berichtet Schulenbukg: Der Kiebitz ruft: Koc, blut, Kibut Kak mi nohi wozybje d. h. Kotz Blut, Kiebitz! Wie mir die Beine frieren (Neustadt) oder Kiwic Kiwic (Schleife). 30* 468 Folkloristische Mitteilungen. Der Kiebitz schreit: „Ty byk, du Bulle". Kiwik, wuo bliew ik! (Schönfließ, Neumark). Kiwitt, kiwitt, ach wat firn schöen Vojel bin ik (Mittenwalde). Der in den Gebieten der unteren Elbe für das Wiesen- schaumkraut, Cardamine pratensis, allgemein gebrauchte Name Kiewitsblom ist in den angrenzenden Gegenden der Mark un- bekannt. Oedicnemus oedicnemus oedicnemus L. — ■ Triel. Brachvogel, Brachläufer; Ostvogel (Ruppin); prewalik (ober- wendisch). Farn. Scolopacidae, Pelidna sp. sp. — Strandläufer. Schwalbenschnepfen, Strandläufer; lyska, plawon, hwizdak (oberwendisch). Calidris alba alha Pall. — Sanderling. Strandschneppe, Strippschueppe. Totanus sp. sp. — "Wasserläufer, wie die Pelidna sp. sp. Nablutnik (oberwendisch). Totanus ochropus ochropus L. — Waldwasserläufer. Waldläufer. Favoncella puynax (L.) — Kampf hahn. Burrhahn (westl. Uckermark) ; brjohak, hwizdak (oberweudisch). Limosa limosa limosa (L.) — Uferschnepfe. Lim ose, Uferschneppe, braune Schneppe, Piepschneppe; Kaiserschneppe (um Nauen, Hocke); Piepschnepfe (Ruppin). Numenius arquata arquata (L.) — Brachvogel. Kronschneppe, Doppelschneppe, Kielhacke, Keil hacke, großer Brachvogel, Regen vogel, Jütvogel, großer Grul. Oallinago gallinago gallinago (L.) — Bekassine. Haberzicke, Bekassine, Haberbücklein; Haferziege (Neumark); baraska (oberwendisch). Fülkloristisclie Mitteilungen. 469 Scolopax rusticola L. — Waldschnepfe. Pfuhlschneppe; slomka (nieder wendisch). Farn. Otididae, Otis tarda tarda L. — Große Trappe. Trappe, Ackertrapp; dudak (oberwendisch); gropun (nieder- wendisch). Megalornis grus grus (L.) — Kranich. Krone (Ruppin); Krön (Uckermark); Krunicke, Krue (Teltow); Krön (Soldin, Neumark); wjerjab, zeraw, zerawk, zerowck, zoraw, zerawa (9) (oberwendisch). Im Spreewald zahlten die Leute früher, nach von Schulen- burg, mit Kranichfedern. „Jede Feder kostete einen Groschen. Wann das gewesen weiß kein Mensch mehr, doch damals wie bei den alten Wenden kein Geld war.^' Der Kranich ruft: Juro! Trina Nogi scipa, d. h. Juro, Trina! Es kneift mich [vor KälteJ an den Beinen. „Der Kranich soll unserem Landmann den Sommer bringen" (BoRGSTEDE, 1. c, p. 194). Ziehen die Kraniche in großer Höhe und schreien dabei, so wollen sie dem Führer der Schar bemerklich machen, daß er sich beeile, weil bald Regen kommen wird (Gegend um Kremmen, Fischer Urak). Wenn einer den Kranichen nachruft, greifen sie ihn an. Wenn sie fortziehen, tragen sie das Mittagessen fort (Spreewald). Farn. Rallidae, Rallus aquaticus L. — Ralle. Wodnik (oberwendisch). Crex crex (L.) — Wachtelkönig. Sclinarrer, Dhauschnarre; Grasschneider (Burg im Spreewald); Striekvügel = Streich vogel (Neumark nach Will); Snartendart (Priegnitz); carz, lelak, walak, rjepje tawa, carzik, snerkel, lelawa (oberwendisch); sarak, snarkel (niederwendisch). Pormna porzana (L.) — Tüpfelsumpfhuhn. Porzellanhühnchen. 4-70 Folkloristisc'he Mitteilungen. Gallinula cftlorojms chloropus (L.) — Giünfüßiges Teichhulin. Kreschene (Oderbruchgebiet); Lorcli (Ruppin); kurjo (ober- wendisch). Fulica atra atra L. — Bläßhuhn. Bläßente, Lieze; Kritschele, Blößing; Meerkrähe (Beckmann); Seehahn (Borgstede); Blisnörke, Blesnörke, Nörke, Krekschäle, Krickschäle, Blasenörken, Zarpke (Uckermark); Lietze (Zauch- Belzig); Krischäle und Kritschäne (Oderbruch); Zappe (Priegnitz); Blessent (Westpriegnitz); lysack (oberwendisch). Wollen die Dorfkinder im Kreise Zauch-Belzig die Lietzen tauchen sehen, so rufen sie: Lietze, Lietze, schiet noan Grund, De Jäger kömmt un schitt di dot. Da Fulica in der bis auf Bruchstücke verloren gegangenen \A''ilzensprache der alten Wenden eine reiche Trivialnamenbezeich- nung gehabt hat, so darf vielleicht aus diesem Umstand geschlossen werden, daß die Lietze in früherer Zeit eine ausgedehnte wirt- schaftliche Bedeutung gehabt hat, die sie heute bei der wendischen Bevölkerung unserer Mark nicht mehr besitzt. Farn. Ciconiidde. Ciconia ciconia ciconia (L.) — Storch. Storch, Hausstorch, Knepner, Knäppner, Knappner, Kneppen- träger, Kneppendräher, Adebar, Hainotter; Knapeneer (Nuthe- niederung); Ester (Kremmen); Oadebar, Oadeber (Uckermark); Knäppner oder Knäppener (Westhavelland); Knappendräger, Knäpperstork (Oderbruch); weißer Hainotter (Ruppin); Knepper (Uckermark); Oedbäa (Röpersdorf, Prenzlau); Knackawer (Neu- mark); Heinotter, Hennotter, Hernotter, Hannotter, Aodeboar, Edebaar (Westpriegnitz); böson, bacon (niederwendisch); die wendische Bezeichnung batjon scheint in unserer Lausitz nicht gebräuchlich zu sein ; Nachtrab (! bei Coleeus). Die in den an die Altmark grenzenden Gebieten der Provinz üblichen Namen Heinotter und Hannotter enthalten als zweites Glied nach Suohlati die Namensform Otber (identisch mit Ad-bar = Adebar), welche hier unter dem Nebenton zu Otter assimiliert wurde. Nach Rocholz soll sie Heimat vogel bedeuten. Geimm und KosEGAETEN lasseu die Deutung des Namens offen, neigen aber dazu, ihn als Glückbringer bzw. als Kindbringer zu deuten. Die Worte Knäppner, Knepner, Knepper und Klappner, die auf den niederdeutschen Anteil der Provinz beschränkt sind, stehen in enger Beziehung zu dem mitteldeutschen Namen Klapper- storch, der zeitlich selir weit zurückreicht. Die oben genannten « Folkloristische Mitteilungen. 471 Varianten bedeuten einfach Klapperer, ein Wort, welches dem bekannten Klappern des Storches entnommen ist. Hartwig (Brandenb., 1902/03, 191) schreibt, daß er das Wort Knäppner mit Knappe zusammenbringen möchte. Knappe wird vielfach von unseren Landleuten die am Ende der Peitsche angebrachte Schleife (Schmicke) genannt, mit der man das Knallen hervor- bringt. Im Grunde also dieselbe Erklärung wie die oben ge- gebene. Durchaus unrichtig scheint mir die Deutung, welche Jülicher (Brandenb., IL Bd., 1902/03, 221) gibt, der die Bezeich- nung „Knappendräger" mit „Kinderbringer" deutet. In der Alt- mark, also wahrscheinlich auch in der angrenzenden Priegnitz, sind Heinotterstürme Stürme, die zu der Zeit wehen, wenn der Storch nach Deutschland zurückkehrt (Hoefer nach Bratring). In vielen Ortschaften der Mark ist, wie auch in anderen Gegenden der deutschen Tiefebene, der Glaube verbreitet, daß ein Storchnest auf dem Dache das betreffende Haus vor Feuer und Blitzschlag bewahre. Das Zurückgehen der Individuenzahl wird daher in vielen Gegenden, so z. B. in der Priegnitz, Lausitz und Neumark, von der Bevölkerung lebhaft bedauert. In einigen Gegenden gilt der Aberglaube, daß der Storch seinen Jungen so viel Nattern, Eidechsen, Mäuse, Maulwürfe und andere Nahrung zutrage, daß er mit solchen zufällig ihm ent- schlüpfenden Tieren das ganze Gehöft verpeste und Krankheit hineinbringe. Dieser Aberglaube hat oft mit dem vorsätzlichen Zerstören der Nester im Dorfe geendet. In Heiligensee bei Tegel (Kr. Niederbarnim) wurde Wllirald V. Schulenburg eine, in ihren Beziehungen uralte Sage erzählt: „Es waren eine Braut und ein Bräutigam und viele Klapper- störche in der Gegend, wo sie wohnten. Da sagte die Braut einmal zu ihrem Bräutigam: Schieß doch einen Storch. Allein der Bräutigam wollte nicht; zuletzt aber schoß er doch und einem Storche das Bein lahm. Danach war der Mann zu Schiffe gegangen und kam an einen Strand, wo sehr viele Elsen standen. Da kam eine Frau, doch wohl die Frau vom Storche, und sagte: er sollte mitkommen, und der Mann ging mit. Und sie gingen unter das Wasser und kamen in ein Haus, das war sehr schön und es gab auch Schönes zu essen. Da kam auch der Mann, dem es gehörte. Der hinkte und fragte: „Kannst Du Dich ent- sinnen, wie Du dazumal nach dem Storch geschossen hast?" „Das bin ich gewesen." Dann gab er ihm ein Geschmeide, das war sehr schön und glänzend, das sollte er mitnehmen und seiner Braut schenken. Und der Mann nahm es mit. Wie er aber nach Hause kam, da hießen ihn andere aus, er solle es seinem Hund anlegen. Das tat er, und sowie er das Geschmeide anlegte, zer- sprang der Hund in tausend Stücke" (vgl. auch W. v. Schulenbueg, Wendisches Volkstum, 44, Berlin 1882). ^72 Folkloristische Mitteilungen. In den nördlichen Teilen der Priegnitz bedeutet es Glück, wenn man den ersten Storch im Jahr nicht auf dem Nest, sondern fliegend sieht. Um Lychen, im westlichen Gebiet der Uckermark, hörte ich, daß ein warmes Frühjahr zu erwarten sei, wenn der Storch auf seinem Nest anhaltend klappert. Wenn der Storch auf dem Dache sitzt, schlägt das Gewitter nicht ein. Wenn aber der Blitz einschlägt, wirft der Storch vorher seine Jungen herunter und schleppt Wasser mit dem Schnabel in das Nest. Wenn er sein Nest verläßt oder Eier oder Junge herunterwirft, kommt sicher Feuer aus, und das Haus verbrennt, oder es kommen große Schloßen, oder es geschieht sonst ein Unglück. Wo er auf dem Neste bleibt, brennt auch das Haus nicht ab, und wenn Feuer an einem Ende des Dorfes aus- kommen soll, bauen die Störche am anderen Ende ihre Nester, denn sie wissen ihr Unglück vorher und bleiben weg, wo es kommt (Fläming). Der Storch ist der klügste Vogel von allem Federvieh ; wenn er seine Zunge länger hätte, würde er sprechen können, er soll aber eine ganz kurze Zunge haben (Lausitz). Wenn der Storch wegzieht, trägt er die Vesper mit fort. [Die Tage werden kürzer, viele vespern nicht mehr. Ergänzt von V. SCHULENBUEG.] Wenn man im Frühjahr das erstemal den Storch fliegen sieht, soll man sich wälzen, dann bekommt man keine Kreuz- schmerzen, ist flink und gesund das ganze Jahr; wenn man ihn stehen sieht, steht man auch, ist steif auf den Beinen, faul oder krank (Spreewald). Wenn man dem Storch ein Stück rostiges Eisen in das Nest legt, verläßt er dasselbe (Spreewald). In der Umgegend von Küstrin singen die Kinder: Ich wollte mir mal zu meiner Mütze was kaufen. Da kam ich zu dem Knäppner gelaufen: „Ach Knäppner, lieber Knäppner, gib mir auch was dazu"; Der Knäppner gab seinen Schnabel dazu. In der Gegend von Burg (Spreewald) erzählt man vom Storch, wenn er den Ort im Herbst verläßt, sage er: Moja, mi je Z3mia. Nu cann foi't, Do Araeriki, haj! d. h. Meine [Frau] mir ist kalt. Nun ziehe ich fort. Nach Amerika, je! Wenn die Störche im Frühjahre kommen und durchziehen, so kreisen sie in der Höhe über manchen Häusern, und wo sie das tun, sagt man: Hier wird in diesem Jahre die Hochzeit sein (Gegend um Schleife im Spreewald). Folkloristische Mitteilungen. 473 Läßt sich der Storch auf einem bis dahin nicht von ihm angenommenen Hause zum Nisten nieder, so wird der Besitzer des Gehöfts sehr reich und kann auf ein langes Leben rechnen (Gegenden im Oderbruch). In der Umgebung von Havelberg gibt es einen Flurnamen Heinotterberg, d. h. einen Storchberg. Wo Storch und Schwalbe nisten, da zündet kein Blitz (Kr. Soldin, Neumark, Will in litt.). Kinderlieder aus der Zauche: Klapperstorch, du juder, Breno:e min kleen Bruider und ferner Klapperstorch, du bester, Brenge mi 'ne kleene Schwester, Leg' se in de Molle, Det ick se kann beholle, Kläppnär, du Langbeen, Stött sich an'n Dammsteen, Hat de rote Strimpe an Un löpt wie so'n Eddelmann. Wenn die Störche in der Luft ihre Kreise ziehen, so müssen die Menschen, die darunter stehen, schnell auseinander gehen, sonst stirbt einer von ihnen in dem betreffenden Jahr (Gegend von Rathenow). In früherer Zeit, so erzählt man sich in Gabow, stand auf der Scheune des Fischers Schulz ein Storchnest. Einst wollte das Storchenpaar im Frühling das Nest wieder beziehen, doch da zeigte sich ein anderer männlicher Storch, und es entbrannte ein heißer Kampf um das Weibchen. Der fremde Storch blieb Sieger, sein Gegner wurde fürchterlich zugerichtet, stürzte vom Scheunendach und brach ein Bein. Das Weibchen aber wollte durchaus von dem fremden Storch nichts wissen, sondern blieb ihrem verunglückten Manne treu, so daß der andere Storch endlich das Weite suchte. Die alte Schulzen nahm sich des Verwundeten an, verband ihm den Fuß und heilte ihn. wonach der Storch eine große Zu- neigung zu ihr an den Tag legte. Als er vollständig wieder hergestellt war, sagte einst die Alte, die vor der Tür Wolle spann, zu iiirem Liebling, der ohne Furcht auf dem Hofe umher- lief, sein Futter aus der Hand seiner Retterin nahm und dann auf das Dach zu seinem Weibchen flog: Knappendräger, ick hebbe di nun dien Been jeheelt, nu kanst du mi uit jennet Laut, wo du nu balle hentrekst, ock fiär miue Möe wat met- brengen. Das Storchenpaar zog bald darauf fort, und als es im nächsten Frühjahr wieder erschien, war die Alte zufällig vor 474 Kolkloristische Mitteilungen. der Hintertüi". Sieh, da flog der Storch ganz dreist zu ihr vom Dache hernieder und legte eine goldene Münze zu ihren Füßen. Auf der Münze stand eine Inschrift, die aber selbst der Prediger des nächsten Ortes nicht lesen konnte. Lange wurde das Gold- stück in der Familie als Andenken aufbewahrt, kam dann in das Schulzenamt und von hier an den Amtmann in Neuenhagen. Wo aber seitdem die Goldmünze verblieben, weiß niemand (Rubehn, Altreetz im Oderbruch). Im Ruppiner Kreise verspotten die Kinder den Storch und singen: Knäpner, du Lankbeen, Schteit up Schulten sien Damschteen, Hatten Poar röüje Schtäbeln an, Let ham as en Eddelmann, Is doch man en Bettelmann. In Alttöplitz bei Potsdam rufen die Kinder den kreisenden Störchen nach: Kneppenäer, du Ester, Breng mi ne klene Schwester! oder: Kneppenäer, du Ruder, Breng mi en klenen Bruder! Was sagst du nun, sagte der Storch zur Padde, als er ihr den Kopf abgerissen hatte (um Lychen). Der, der den Storch zuerst nach dessen Ankunft klappern hört, wird unruhig in den Händen und wird viel im Laufe des Jahres zerbrechen (östliche Neumark). Sieht man im frühen Jahr den Storch zum erstenmal fliegend, so bedeutet dies Woiilstand, sieht man ihn dagegen sitzend auf dem Nest, so sind Kinder zu erwarten (Uckei-mark); oder: sieht man ihn fliegen, gibt's einen kleinen Bruder, sieht man ihn sitzen, eine kleine Schwester (Priegnitz). Viele Pflanzennamen werden in der Mark mit dem Storch in Verbindung gebracht. Ganz allgemein nennt man in der Provinz Anemone nemorosa Storchblume, wie Ficaria ranun- culoides die gelbe Storchblume. In der Priegnitz findet sich für die erstgenannte Pflanze auch der Name Hanotterblume. Diese wie Oeranium rotundifoliiim, für welche in einzelnen Teilen der Uckermark der Name Aadbarsnibb gebräuchlich ist, stehen in keinen Beziehungen zu dem Aufenthaltsort des Storches, während die folgenden Wiesenkräuter sind, daher eher mit dem Storch in Beziehung zu bringen: Cardamine pratensis, in der Priegnitz Hanotterblom und Heinotterblom, Iris pseudacorus, in der Ostpriegnitz Adebarsblom, Butomus unibellatus, in den Gebieten der unteren Havel Kneppnersblom. Interessant ist der Hinweis, daß das oben genannte Wiesenschaumkraut, Cardamine Folkloristische Mitteilungen. 475 pratensis, auch auf den Kuckuck bezogen wird (Gauchblume und Gukguksi3lume der östlichen Lausitz). In der westlichen Priegnitz heißt die bekannte Pflanze, das Hirtentäschelkraut, Capsella bursa pastoris, Heinotterblume. Warum, habe ich nicht in Erfahrung bringen können. Des- gleichen in der Uckermark, Iris pseudacorus, Adebarsblom, Oeranium rohertianum, Adebarsbrot und Riljes nigrum Ade- barskaspern. Ciconia nigra (L.) — Schwarzer Storch. Brandklepper, Brandstorch, Brandkneppner; schwarzer Hainotter (Kuppin). In Mecklenburg — vielleicht auch in der nördlichen Prieg- nitz — erwartet der Landmann ein sehr nasses Jahr, wenn er einmal einen schwarzen Storch zu Gesicht bekommt. Fam. Ardeidcw, Nydicorax nydicorax nydicorax (L.) — Nachtreiher. Kwawka (oberwendisch). Botaurus stellaris stellaris (L.) — Rohrdommel. Moosriegel und Rohrriegel (nach Bekmann); Ewerpump (Spreewald); Rohrdump, Rohdump (Priegnitz); Roordump (Ucker- mark); Unk (Gegend von Linum); humpack (oberwendisch); jeb (nieder wendisch). Wenn der Rohrdommel „behumbt", so steckt er dabei den Schnabel in das Wasser. Dann gibt es bald Regen. Ixohrydius minutus (L.) — Zwergrohrdommel. Rohrreiher, Strauchreiher. Ardea cinerea cinerea L. Reigel; Schiltreiher (Neumark); Schüttreiher und Schütten- reiher (Priegnitz); capla, capula (oberwendisch); karpar, sitawa (niederwendisch). Fam. Phasiunidae, Perdix perdix perd'ix (L.) — Rebhuhn. Rapphoon (Uckermark und Priegnitz) ; kurot wa, kurotej,kurota (oberwendisch). Der in Schlesien, wenn auch selten, gebrauchte Ausdruck „Kutte" (A\'einland) ist in der Niederlausitz unbekannt. 476 Fülkluristische Mitteilungen. Man muß die Schläfe mit der Galle des Rebhuhns bestreichen und dies monatlich wiederholen, um ein gutes Gedächtnis zu bekommen (Friedeberg, Neumark). Coturnix coturnix coturnix (L.) — Wachtel. Flick de Buchs (Priegnitz, Altmarkgrenze); Flick de Bux (Neumark); pocpula, pocpulka, pacpula (oberwendisch); paspula (niederwendisch). Die Wachtel ruft: Pusc me untr, Laß mich rein (Burg). Wik de Wak! Pak Tubak (Schönfließ, Neumark). Wit bin ick, oder: Kint dien Blik! Nach der Erklärung des Lehrers Rubehn in Altreetz im Oderbruch bedeutet es: Kind bewahre deinen Blick, daß er immer offen und frei bleibt! Fam. Tetraonidae, Lyrurus tetrix tetrix (L.) — Birkhahn. Brummhahn (d), Kurre (g), Barkhoon (westliche Uckermark); ö cecor, Q cecorka, brezan (oberwendisch); dziwja kokos (nieder- wendisch). In der Gegend von Jüterbog, über Treuenbrietzen, Niemegk bis Beizig ist der Name Kurre für die Birkhenne allgemein im Gebrauch. Wilibald von Schulenburg bemerkt hinsichtlich dieser Bezeichnung (Brand enburgia, Bd. 14, 1905/06, 562), daß Kura im Slavisch der Lausitz die Henne (Haushuhnj heißt. Kurre ist demnach vielleicht ein wendischer Sprachrückstand aus der Zeit des slavischen Völkereinbruchs in Norddeutschland. Tetrao urogallus urogallus L. — Auerhahn. ö hluchar, q hlucharica, rolny kokot, nach Hantzke (ober- wendisch); puron, nach Pfuhl (niederwendisch). Fam. Columbidae, Colimiha palumhus palumhus L. — Ringeltaube. Ringtaube, Waldkröpper, Taube; große Taube (Ruppin); holb', holbja, hriwanc, hojb, holbik, golba, holbjatko (oberwendisch). Wenn die Taube sagt: Sei gnädig, gnädig, dann antwortet der Täuberich: War, muku, war muku, kultsi nie, d. h. Koche Mehl, koche Mehl, Kartoffeln nicht (Neustadt, Spree wald). Die wilde Taube besuchte einmal die Elster und bewunderte deren kunstvolles Nest. Sie sagte der Elster, ob sie ihr nicht lehren wolle, auch solch Nest zu bauen. Ja, sagte diese, wenn Folkloristische Mitteilungen. 477 du mir deine Kuh schenkst. Das tat die Taube. Da suchte sich die Elster eine schöne Astgabel aus und begann sorgfältig den Unterbau zu legen. Der Taube wurde das langweilig und sie sagte: laß nur, ich weiß es nun schon. Als sie am anderen Tag nun selbst bauen wollte, hatte sie alles schon wieder vergessen und daher baut sie noch heute ein so sperrig liederliches Nest (FßENZEL, Treuenbrietzen). Als der Herrgott die Vögel geschaffen hatte, unterwies er sie alle im Nestbau, vom Storch bis zum Zaunkönig. Die Taube war einer der ersten Vögel gewesen, die er gemacht hatte. Sie war schon müde und verschlief die Unterweisung im Paradies- garten. Als sie aufwachte, erzählten ihr die übrigen Vögel, was sie gelernt hätten. Und da weinte die Taube den ganzen Tag. Als nun der Herrgott am nächsten Tag kam, um den Adam zu machen, klagte ihm die Taube ihr Leid. Da sagte der Herrgott, die Krähe soll es dir zeigen. Als diese nun anfing, den Untergrund zu bauen, sagte die Täubet Ach nun, ich weiß schon alles. Darüber ärgerte sich die Krähe und flog davon. Seit der Zeit legt die Taube ihre Eier auf die bloßen Balken (Fischer, Schmarfendorf bei Schönfließ i. d. Neumark). Columha oenas L. — Hohltaube. Holztaube; Lachtaube (Mittelmark); dupnak, mlynk(?) (ober- wendisch). Streptopelia turtur turtur (L.) — Turteltaube. Kleine Taube, Wegtaube; Ringeltaube; tujawka, tujaweicka (oberwendisch); tujawka (niederwendisch). Fam. Falconidae. Tagraubvögel im allgemeinen: Habicht, Stößer, Stoßvogel, Hak, Howike. Circus aeruginosus aeruginosus (L.) — Rohrweihe, Weih; Wasserhabicht (Luchgebiet von Kremmen nach Hocke); luca (ober wendisch). Circus pygargus (L.) — Wiesenweihe. Motak (oberwendisch). Astar gentilis gentilis (L.) — Habicht. Stößer; Gänseaar (Oderbruch); Hawk, Howe, Howi (Ucker- mark); Habbeck (Kemlitz bei Dahme); Hok (Teltow); Holbjer, krahole, kraholik (oberwendisch); Haikweihe (Priegnitz). 478 Folkloristische Mitteilungen. In Niederfinow und Liepe bei Oderberg zielien die Knechte am zweiten Pfingstfeiertage mit einem „Gänseaar", der auf ein Kreuz, das man an einer langen Stange befestigt, genagelt ist, umher, indem sie Eier, Schinken und dergleichen mehr in einem Liede für sich erbitten. Sie ziehn auch auf andere Dörfer, weil obige „Adlerart" sich allein in den bei letztgenanntem Orte gelegenen Eichen- und Buchenwaldungen findet (Kuhn). Vorstehende Mitteilung ist vielleicht auch auf Milvus mitvus zu beziehen. Überall in der Mark treibt der Nachtjäger, meist ohne Kopf auf schwarzem Pferd mit kopflosen Hunden jagend, sein Wesen. Es ist der wilde Jäger anderer deutscher Gebiete. Kurz vor ein Uhr, wenn der Spuk vorüber, verwandelt er sich in einen Habicht und verschwindet (Süden der Mark). Äccipiter nisus nisus (L.) — Sperber. Vogelfalk (nach Borgstede). Stößer, der Vogel; Sperlings- habicht (Ruppin); Vorel (Teltow); wulki kraholl (oberwendisch); scaglow scagolk (niederwendisch). „Falkenhagen und Falkenberg sollen von der Menge dieser Thiere [der Sperber], welche ehedem dort herumgewesen sind, den Namen haben" (Boegstede 1788). Circaetus gallicus (Gm.) — Schlangenadler. Nadozer (oberwendisch). Sicher nur Schriftwort. Buteo huteo buteo (L.) — Bussard. Mauser; Boshaft (korrumpiert aus Bussard, Niederbarnim); mysak, pasturlika (oberwendisch). Aquila pomarina pomarina Beehm — Schreiadler. Rauchfuß; mohilnik (oberwendisch). Perms apivorus apivorus (L.) — Wespenbussard. Kobcik (oberwendisch). Wohl nur ein Ausdruck der Schriftsprache. Milvus milvus milvus (L.) ■ — Gabelweihe. Wih, Gösselwih (Uckermark); Splanthaowk (Westpriegnitz) ; Howeihe, Howihe, Howeie, Gänsearndt (Euppin); Schwalben- schwanz (nordöstliche Neumark); kanja, kanka (oberwendisch). In der Gegend von Boitzenburg singen die Kinder: Wih, Wih, Wih Hauer, Flaig äver dat Mauer, Folkloristische Mitteilungen. 479 Flaig hoch in den Hewen, Lat min Gössel man lewen. Gössel, d. h. junge Gänse (Lehrer Brockmüllee in Wöl- schendorf). Weswegen darf die Weihe — kanja, Milvus milvus — nicht aus den Fließen trinken? — Deswegen. Die Vögelein trugen einmal ein Fließ mit ihren Schnäbeln aus, damit Wasser hineinkommen sollte, aber die Weihe wollte und hat auch nicht geholfen. Wenn jetzt etliche Tage kein Regen kommt und die Weihe durstig ist, so schreit sie sehr und wälzt sich in der Luft herum. Dann kommt bald Regen, und erst nun darf sie trinken, aber aus den Fließen nicht (v. Schulenbueg). Haliaetus albicilla (L.) — Seeadler. Belohlowk, koscelamak (oberwendisch). Ob wirklich Trivial- name? Pandion haliaetus haliaetus (L.) — Fischadler. Blaufuß, Fischgeier, Stoßadler; Aarn (nördl. Uckermark). Falco imregrinus peregrinus Tunst. — Wanderfalk. Der Vogel, Stößer, Hauerfalk (nach Bekmann). Falco columharius aesalon Tunst. — Merlin. Dremlik (oberwendisch). Kaum Trivialname. Falco subbuteo suhbuteo L. — Baumfalk. Lerchenstößer, drewcik (oberwendisch). Falco tinnunculus tinnunculus L. — Turmfalk. Steinfalk (Mittelmark); Rüttelweihe (Lausitz); pasturlica, pustawa (oberwendisch). Wer einen Drachen hat, stirbt nicht eher, als bis jemand aus der Familie ihm denselben abnimmt. Der alte Schulze in Gablentz fand aber niemand, der dies tun wollte, deswegen erhängte er sich zuletzt. Als er begraben werden sollte, flog über seinem Sarge eine Rüttelweihe hin und stürzte sich auf denselben (Umgegend von Triebel nach Kueth). Farn. Strigidae, Bubo bubo bubo (L.) — Uhu. Schufut, pujwuj (oberwendisch), subut (niederwendisch). 480 Folkloristische Mitteilungen. Die Schreie des Ulms und der Eule werden in dem Sinne des alten Lutherliedes: „Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen" gedeutet (Robert Mielke 1900/01). Asio acc'qntrinus accipitrinus (Pall.). — Sumpfohreule. Feldeule, Fenneule. Asio otus otus (L.) — Ohreule. Ohreule (Ruppin); lesnica (oberwendisch). Athene nodua noctua (Scop.) — Steinkauz. Steinkauz; Leichenhuhn, Kommit, Kummemit (Ruppin); Uelke (nördl. Uckermark); Likhun (Westpriegnitz) ; juskawa, sowa, kwikawka, sowka, sutawka, wiwka (oberwendisch); kwikawa (nieder wendisch). Ruft der Steinkauz bei anhaltend schlechtem Wetter, so kann ein baldiger Umschlag erwartet werden (Kr. Arnswalde). Schreit ein Kauz von der First eines Hauses, und zwar in längerer Folge, so bekommen die Kinder, die in dem Hause wohnen, die Bräune. Man soll ihn aber nicht verjagen und ihn, wenn er nun mal ruft, ausrufen lassen, sonst stirbt das kranke Kind (Gegend von Soldin, Neumark). Ruft eine Eule in der Nähe eines Hauses, in welchem sich eine Schwangere befindet, so bedeutet dies die glückliche Geburt eines Mädchens (Peitz, Kr. Kottbus). Wenn eine Eule [sowa, der Name für Athene noctua noctua] ganz nahe dem Hause schreit oder herumfliegt, stirbt bald jemand, denn die Eule „heult" Unglück. Es soll keiner sie schimpfen oder ihr nachschreien, sonst kommt sie auf ihn los. Einmal hatte ein Fischer nachts auf Eulen geschimpft und ihnen nach- gerufen. Da bedrängten sie ihn so, daß er zuletzt den Kahn mußte umkippen und sich darunter verkriechen (Spree wald). Wer ein Herz vom Kauz bei sich trägt, hat stets Gliick im Spiel (Friedeberg, Neumark). Wo der Kauz vor den Fenstern einer Wohnung schreit, da ist sicher in kurzer Zeit ein Unglücksfall zu erwarten, und wenn gar jemand krank in diesem Hause liegt, so stirbt er bald (Kr. Soldin, Neumark, Will in litt.). Schreit eine Eule nächtlich auf einem Gehöft, so pflegen die Leute zu sagen: „Wem wird die wohl zu Grabe Jüchen?" Dasselbe gilt von Corvus cornix (Beeskow, Storkow). Syrnium aluco aluco (L.) — Waldkauz. Kulp; leonica, lesnicka, sutawka (oberwendisch). Folkloristische Mitteilungen. 481 Wenn die „große Eule" [wahrscheinlich Syrnium aluco aluco gemeint] einem um das Haus fliegt, bedeutet es einen Todesfall (Schleife im Spreewald nach v. Schulenbueg). In verschiedenen Gebieten der Mark finden sich noch vereinzelte Häuser mit „Eulenlöchern", d. h. Rauchhäuser ohne Schornsteine. Die Eulen gehen duich diese „Löcher" in die Dachböden und vernichten die daselbst hausenden Mäuse. In älterer Zeit sind daher die Paulen gern gesehene Mitbewohner der Häuser gewesen und erfreuten sich nicht nur des Schutzes der Bauern, sondern beschäftigten auch lebhaft deren Aberglauben, indem man fürchtete, daß dem Hause Unheil drohe, wenn die Eulen fortblieben (vgl. auch W. V. Schulenbueg, B., März 1896, Nr. 11, 368). Farn. Cuculidae, Cuculus canorus canorus L. — Kuckuck. Kokula, kokulka (oberwendisch); kukawa (niederwendisch); Kwilacz (9 im Unterspreewald); Schpekbuck (Potsdamer Gegend). Ruft der Kuckuck von der pommerschen Grenze her und man hört ihn von dort, so gibt es Trauer in der Familie (Gegend von Schwedt a. d. 0.). Man soll den Kuckuck nicht nachahmen und nachrufen, sonst passiert einem ein Unglück; nach anderer Version stirbt ein Verwandter (Strasburg, Kr. Prenzlau). Wenn der Kuckuck an zu schreien fängt, dann blühen die Kuckucksblumen (Orchis sp.) (Kr. Teltow nach v. Schulenbueg), Wenn der Kuckuck die erste Mandel [zusammengestellte Korngarben] sieht, darf er nicht mehr schreien. Schreit er aber, so gibt es ein teures Jahr; danach wird er ein Raubvogel (nach V. Schulenbueg). Kuckucksholt heißt im Kreise Teltow das vom Stangenholz abgehauene und in Meterlänge gesetzte Zackenholz deshalb, weil es das schlechteste ist und „weil der Kuckuck aucli nicht viel wert ist". Er schreit erst, wenn er sich satt fressen kann, und schreit nur ein halbes Jahr. „Wenn die Mandeln gesetzt werden, hört er up. Wenn er lange schreit, jäfft et en schlechtet düret Jahr. Er legt ok seine Eier in andre Nester, in jedes Nest eens" (W. v. Schulenbueg). Ehe der Kuckuck ruft, soll man nicht lange im Freien liegen oder sitzen, sonst bekommt man das kalte Fieber. Er singt erst, wenn er Eichen- (Erlen-) Laub gefressen hat. Wenn man ihn im Frühjahre zum ersten Male hört, soll man sagen: Kuckuck, wieviel Jahre werde ich noch leben? Dann schreit er, und man muß zählen, wie oft. Wenn man ihn zum ersten Male hört und auf der Erde stellt, soll man von der Erde in die Tasche oder Schürze tun 31 482 Foiklüfistische Mitteilungen. und in die Stube streuen, die Stube auskehren und deu Sand liinauswerfen. Dann gibt es das ganze Jahr wenig- Flöhe. Wenn der Kuckuck ruft, macht er die Augen zu. Darum fragt man: Ga kukawa gleda (Wann sieht der Kuckuck) und antwortet Gaz njekuka (Wenn er nicht kuckt) (Spreewald, um Burg). Dem wird der Kuckuck in die Wolle scheißen, sagt man vom Bauer, der noch im Sommer Winterkleider trägt (Oderbruch). Von einem Menschen, der viele Sommersprossen im Gesicht hat, sagt man, er sei bunt wie ein Kuckuck (Gegend von Lychen). Will (Steinbusch, Neumark) schreibt mir: „Die Lerche hat mich betrogen, der Kuckuck ist der rechte Sommervogel." Diesen Spruch kenne ich schon aus meiner Kindheit. Wenn wir der Mutter die Ankunft der ersten Lerche verkündeten mit der kind- lichen Behauptung: nun wird es bald Sommer!, so erzählte sie uns stets die Geschichte vom Handwerksburschen, der, als er die ersten Lerchen hörte, seine Fausthandschuhe fortwarf. Als aber wieder kalte Tage eintraten und er an den Händen fror, soll ei', auf die Lerchen schimpfend, diesen obigen Ausspruch getan haben. Der Kuckuck wird nach Johanni ein Baubvogel (Neumark). Das Vorwerk Neu-Sorgefeld bei Wustermarke (bei Dahme) führte früher den Namen Kuckuck. Schreit der Kuckuck noch spät im Jahr, so gibt es Teuerung im Lande und schlechte Zeiten (nördl. Priegnitz). In der Uckermark nennen die Kinder den Bocksbart Tra- gopogon pratensis Gauclibrot. Mit dem weißen Storch teilt der Kuckuck, fast allein von allen anderen Vögeln der Mark, das Geschick, daß sein Name mit den verschiedensten Pflanzen in Verbindung gebracht wird, ohne daß es möglich wäre, die Beziehungen zwischen Tier und Pflanze aufzuklären und festzulegen. Allgemein werden Lychnis fios cuculi und die hübsche Orchidee Orchis mascida Kuckucks- blumen genannt. Ferner findet sich in der Mark nach Peitzel und Jessen allgemein für Brunella vulgaris der Name Gottheil, der zweifellos aus dem in Schlesien gebräuchlichen Worte Gauch- heil abzuleiten sein dürfte. In den südlichen Teilen der Neu- mark hört man für Canlaminc ^^raieusii,- den Namen Gukguks- blume und in dem nördlichen Zipfel der westlichen Priegnitz für den Sauerampfer Rumex aectosa die Bezeichnung Kuckiicksbrot. Bei Sommerfeld, Kr. Krossen, kursiert der Ausdi'uck Kuckucks- blume für die echte Pestwurz Pdasites offichialis. Vielfach wird in den nördlichen Teilen der Priegnitz, viel- leicht auch in der Uckermark, die Primnlacee Änagallis arvensis, die sogenannte rote Miere, mit dem Namen Gauchheil bezeichnet. Die Deutung ist noch offen, wird aber vielfach mit dem Gauch = Folkloristische Mitteilungen. 483 Kuckuck in Verbiudung gebracht. (Vgl. Mannhardt, Zeitschr. f. Myth., Bd. 3, 240 und Rensch, Preuß. Prov. Bl, 1848, 332.) Farn. JPicidae» Jynx torquilla torquilla L. — Wendehals, Halsdreher, Drehhals, Erdspecht; kwikawka, kiwkawa, swi- kawa (oberweiidisch), wilowa, glowa (niederwendisch). Dryocopus martius martius (L.). — Schwarzspecht. Baumkrähe, Lochkrähe, Krähenspecht; zolma, zolmicka (ober- wendisch), snapae, cerny dzicelc (niederwendisch). „Wenn ein Schwarzspecht sich ein Loch in einen Baum ausgehauen hat und das Nest fertig ist, so bleibt er etliche Tage vom Neste weg. Dann soll man von weitem aufpassen; denn er kommt wieder und setzt sich nahebei auf einen anderen Baum und sieht sich um, daß ihn niemand sieht. Nun soll man ge- schwind vortreten, daß der Specht einen sieht. Dann erschrickt er sich und läßt eine Wurzel fallen, die er im Schnabel hält und mit der kann man alle Schlösser öffnen" (W. v. Schulen- burg, Wend. Volkstum, 1882, 156). Dryohates sp. sp. Dzecelc (oberwendisch). Spechte im allgemeinen: dypak. Dryohates 7najor pinetormn Brehm. — Großer Buntspecht. Schildspecht, Hackespecht. Dryohates medius medius L. — Mittlerer Buntspecht. Hackespecht. Picus viridis pinetorum (Brehm). Grasspecht; Windracke, Schreiheister, Immen wulf (West- priegnitz); zolma (niederwendisch). Will man einen Kobold haben, erzählt man in der Umgebung von Perleberg, so muß man am Johannistag um Mittag zwischen 12 und 1 Uhr in den Wald an einen Ameisenhaufen gehen, darauf wird man einen Vogel (Grünspecht) sitzend finden, zu dem man gewisse \\'orte sprechen muß, dann verwandelt er sich in einen kleinen Kerl und springt in einen bereitgehaltenen Sack, in dem man ihn mit nach Haus nimmt, wo er alle ilim auf- getragene Arbeit aufs schnellste verrichtet. 31* 484 Folkloristische Mittoiliingen. 1 'jini . A Jcedit i Idae. Alcedo athis ispida L. — Eisvogel. Blauspeclit, Wasserspeclit; brjoliak, nyback, zymiiak (ober- wendisch). Weigand (Deutsches Wörterbuch, .". Aufl., 2. Bd., Gießen 1909/10, 428) führt den Namen als altdeutsch mit isfogal und mittelhochdeutsch isvogel auf und erklärt ihn damit, daß der Fische fressende, an Bächen nistende Vogd nach der Sage zur Winterzeit brüte. In Geimm's Deutschem Wörterbuch (III, 1862, 381) fehlt für die Bezeichnung ijsvogel jede Erklärung. Ich glaube mich einer Definition Senoner's oder Steicker's — die Stelle vermag ich nicht mehr anzugebeu — zu erinnern, in welcher ausgeführt wird, daß die Bezeichnuug Eisvogel nichts mit Eis zu tun habe, daß der Name vielmehr als Isen- oder Ysenvogel, d. h. Eisenvogel, zu deuten sei, und zwar mit Rücksicht auf die rostige Eisenfärbung der Unterseite. Suohlati in seinem großen AVerke über die deutschen Vogelnamen (Stuttgart 1909, 8) er- wähnt dieser Erklärung, die mir ungemein treffend zu sein scheint, nicht, sondern bemerkt, daß der Name Eisvogel an das winter- liche Leben des Tieres anknüpft. Farn. Corciciidae. Coracias garrulus garridus L. — Mandelkrähe. Blaurock, Mandelkrähe, Blaurabe; Blagrokk (Uckermark); blaue Rake (Frisch); habija, rjehawa, zelena wruna (oberwendiscli) ; rakajca (niederwendischj. Fam. XTpupidae. Ujjupa epops epops L. — Wiedehopf. Misthahn, Huppe, Weidenhupp, Hupatz (Zauche); Dreckliahn, Kuckuckskiister (Ruppin); Upisch (Gegend von Dahme); Perhup (Teltow); Fulpiper, Kösterwupk (Priegnitz); Pedehuppe (Gegend von Treuenbrietzeu); Hupp-upp, Wuppupp, Kukusköster, Hupk (Westpriegnitz); Waghopp und Ossenpuper (Kr. Soldin, Neumark); Hiop (Kr. Friedeberg); Wädehopp und Wälhopp (Uckermark); hupak, liupack (oberwendisch); upac (uiederwendisch). In der Altmark kursieren nach Danneil die folgenden Volksnamen für den Wiedehopf: Huppupp, Wuppup, Kuckucks- küster, Köstei-wupk, Hupk, Lupk, Fulpiper. Letzterer auch in der Priegnitz gebräuchliche Name bedeutet nach Hindenberg Faul- pfeifer, nach dem Geschrei und dem Gestank des Wiedehopfs. Wenn der Wiedehopf häufig schreit, tritt keine Veränderung des Wetters ein (Neumark). Folkloristische Mitteilungen. 485 Man kann auf eine gute Ernte rechnen, wenn der Wiedeliopf viel in der Zeit der Blüte des Getreides ruft (Kr. Jüterbog- Luckenwalde). Kuhn und Schwaez berichten aus den an Brandenburg grenzenden Gegenden der Altniark: Um von jedermann geliebt zu werden, trage ein Herz von einem Wiedehopf bei dir ver- borgen. Die Augen von einem Wiedehopf bei sicli getragen, machen geistreich und angenehm. Wenn man den Kopf eines Wiedehopfs in einem Säcklein bei sicli trägt, so kann man nicht betrogen werden von Kaufleuten, und wenn man das Herz dörret und zu Pulver stößt und des Nachts unter das Haupt legt, so träumt man, wo der Schatz liege. Das Herz des Wiedehopfes, das jemand bei sich trägt, hilft, daß man niemals betrogen werden kann. Der Wiedehopfkopf bringt Glück beim Spiel. Das Auge vom üptqja ist ein sicheres Amulett dafür, daß man niemals vergißt, was man gelesen hat. Ferner machen sie die Personen, die sie tragen, lieb und an- genehm bei anderen Menschen (Friedeberg, Neumark). Der Ruf des Wiedehopfes wird in der Umgegend von Neustadt (Spreewald) wiedergegeben : Hup, hup, hup na duby. Na dubje hupakej so lubi. Na kwas nowu sukuju ma, Ndze moja zona? d. h. Hup, hup, hup auf die Eiche. Auf der Eiche gefällt's dem Wiedehopf. Auf der Hochzeit hat er einen neuen Rock. Wo ist meine Frau? Wenn man zum ersten Male den Wiedehopf hört, soll man sich auf der Erde sielen, dann tut einem das Kreuz nicht weh. Der Name upac für den Wiedehopf bezeichnet nach v. Schulen- BUKG zugleich im Niederwendischen die Brauthaube. Die Prädehupe, der Kuckuck und die wilde Taube hatten zusammen eine Kuh, die sie immer dahin führten, wo das beste Futter stand. Jeden Tag hütete sie einer von den drei Be- sitzern. Da fiel die Kuh eines Tages in einen sumpfigen Graben und krepierte darin. Da rief der A\'iedehopf immer: Olle up! up! up! Seit der Zeit schreit er immer noch so (Fkenzel, Treuenbrietzen). Farn. CapriniHlgidae. Caprimidgus euroyaeus europaeus L. — Ziegenmelker. Dauschnarie, Tagschlaf, Nachtviole, Tagenschlaf (Nuthe- gebiet und Luckenwalde); Tagenschlfifa (Himmelpfort); dejak, walak, popjelak, piscata kara, kwicata kara, skulej (oberwendisch). 486 Folkloristisehe Mitteilungen. Farn. 3Iaeropteryyidae. Microjms ajms apus (L.). — Mauersegler. Turmschwalbe, Baumscliwalbe, Pikschwalbe. Farn. Miriindinidae, Hirundo rustica rustica L. — Rauchschwalbe. StachelschAvalbe; Schwale (Kr. Teltow); Spießschwalbe (Luckenwalde); murjerik, jaskolicki (nieder wendisch). Delichon urhica urhica (L.). — Hausschwalbe. Mehlschwalbe ; Schwalbe (Kr. Niedeibarnini) ; Werla (Schleife) ; wörla, worlik (Burg); Stallschwalbe (Luckenwalde); lastojca (ober- wendisch); lastolca (niederwendisch). In der Gegend um Havelberg überträgt man den Gesang der Schwalbe: Ich wollt meinen Kittel flicken, Da liatt ich keinen Zwerrrrn, Ich fand nur ein ganz kleines End, Da mußt ich lange zerrirn. Wenn man Schwalbennester in Kuliställen zerstört, melken die Kühe Blut (Gegend um Schleife). Mit den Nestern der Eauchschwalbe soll man, nach einem Aberglauben im Spreewald, den Stall gegen Zauberei ausräuchern. Um Schleife im Spreewald sammelte Wilibald von Schulen- BUEG den folgenden Aberglauben: „Wenn einer will, daß ihm die Sechser [Geld] nicht alle werden, soll er im Viehstall ein Schwalben- ei heimlich aus dem Nest nehmen, dasselbe kochen und es heim- lich wieder in das Nest legen. Die Schwalbe darf aber in- zwischen nicht auf dem Nest gewesen sein. Wenn nun die jungen Schwalben ausgebrütet sind, bleibt das gekochte Ei liegen. Weil aber die Schwalbe immer ihre Eier ausbrütet, so holt sie ein besonderes Stückchen Holz und legt es zu den Eiern, damit das gekochte Ei auskommen soll. Dasselbe Stück Holz soll man nehmen und in den Geldbeutel tun. Dann fehlt einem niemals Geld." Wo ein Schwalbenpaar nistet, zündet kein Blitz (Friedeberg, Neumark). Fliegen die Schwalben morgens sehr niedrig und schreien dabei, so gibt es am Abend Regen (Glienicke, Lindow, Werder, Brandenburg usw.). Wenn man Schwalbennester (von Hirundo urhica) am Hause abstößt, so gibt es Schaden am Vieh (Burg). Folkloristisclie Mitteilungen. 487 Wenn man die erste Scliwalbe (jaskolicki = Hirmido rustica nach V. Schulenbukg) sieht, soll mau die Hand zudrücken, in die Tasche stecken und recht fest zuhalten, solange man die Schwalbe sieht, dann hat man das ganze Jahr viel Geld. Die Schwalben wohnen im Winter in Indien bei einem Schuh- macher, und eine steckt den Schnabel in den Hintern der andern und fressen so die Reihe herum (Gegend von Burg). Die Schwalben zwitschern: Madel wie du willst, Madel wie du willst, watsch, watsch, 'osen flicken, kein Zwirn, oder: Strümpfe stricken, Strümpfe stricken, hab' kein Zw-i-rn. Mannigfach sind die Übertragungen des Gesanges aus dem Wendischen, wie sie V. ScHULENBUEG verzeichuet: Die Schwalbe sagt zum Sperling: Spatz, du Dieb! fraßest alles im Winter auf. Als ich im Herbste fortgezogen bin, da sind alle Scheunen voll gewesen. Da ich nun wiederkomme, da ist nun nichts. Dann sagt der Sperling: Schwalbe, du Hure! (weil sie unbeständig ist und fortzieht). Ich bin ein Hauptkerl, ich habe im ^^'inter dem Bauer, dem Bauer den Scheffel ausgedroschen, der Bauer schlug mit Dreschflegeln nach mir, ich aber entschlüpfte flink durch ein Loch und blieb doch am Leben. Und ferner: Im Herbste, im Herbste waren Schober und Ufer, jetzt ist nichts, dicker Arsch, alles hast aufgefressen. Oder sie sagt, wenn sie friert: Du Bull, du Bull, kneift an den Beinchen, hätte ich Pfennige, würde ich mir Stiefelchen kaufen. Wo Schwalbe und Storch nisten, zündet kein Blitz (Kr. Soldin, Neumark, Will in litt.). Wenn eine Schwalbe ihr Nest an einem Hause hat und sie sucht dasselbe im nächsten Jahr nicht wieder auf, so brennt das betreffende Haus bald ab. Wenn man aus einem Schwalbenneste, welches an einem fremden Hause sitzt, die Jungen ausnimmt, so bricht in dem Hause bald Feuer aus (Veckenstedt, Niederlausitz). Mit Schwalbennestern und Spinngeweben aus Ställen räuchert man beim Reißen (Orte der Niederlausitz). Die erste Schwalbe, die man im Jahr sieht, bringt einem Glück für den Tag (Schwiebus). Riparia riparia riparia (L.) — Uferschwalbe. Erdschwalbe, Lochschwalbe, Dreckschwalbe; brjohula, brjohak (oberwendisch). Farn. Bomhtjcillidcie. Bomhycilla garriilus garridns (L.) — Seidenschwanz. Lilik (oberwendiscli). 488 Folkloristische Mitteilungen. Farn, ßlusciciqndae, Muscicapa ficedula ficedula (L.) — Fliegenschnäpper. Schwalbengrasmücke, Baumgrasmücke, Finkengrasmücke (Barnim); pjecack (oberwendiscli). Erythrosterna parva parva Bechst. — Zwergfliegenschnäpper. Pohlisches und spanisches Rotkehlchen (Namen der Berliner Vogelfänger der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts). Farn. Laniidae, Lanius exciihitor excuhitor L. — Raubwürger. Drillelster, Krickelster, Kriekelstei-, Barkkrähe; Würgeelster (Ruppin). Lanius minor Gm. — Grauer Würger. Wie der vorhergehende Würger. Quarkvogel (Kr. Züllichau- Schwiebus). Die nachstehende Volksüberlieferung aus der Gegend von Treuenbrietzen, welche Engelien und Lahn nach Feenzel mit- teilen, bezieht sich nicht, wie die oben Genannten annehmen, auf den Standvogel Lanius excuhitor, sondern auf den Zug- würger Lanius minor, der in vielen Gegenden der Mark gleich- falls den Namen „der" Drillelster führt: Die Krähe sagte einmal zum Drillelster: Du bist doch schön dumm, daß du alle Jahre so eine weite Reise machst. Wie leicht kann dir da ein Unglück passieren. Ich bleibe ruhig hier. Es ist ja im Winter nicht ganz so warm wie im Sommer, aber es ist doch so ganz hübsch. Der Drillelster denkt: die Krähe hat ganz recht, du wirst mal hierbleiben. Aber nun kommt der Winter. Es wird grimmig kalt und der Schnee fällt mächtig. Der Drillelster friert entsetzlich. Da trifft er die Krähe und sagt ihr, es wäre doch verflucht kalt. Sie antwortet ihm ganz „dräue" (trocken, ironisch): So is et alle Johr, so is et olle Johr! Von der Zeit an ist der Drillelster nicht wieder im Winter hier- geblieben. Lanius collurio coUurio L. Dickkopp, Nägnniörer (Westpriegnitz), Scharnekel(um Kyritz), Krengel (Niederlausitz); Drillelster (Treuenbrietzen); srokopjel, scrotopjel, srokopak, srokopjelk (oberwendisch). Nach dem Eintreffen des Neuntöters ti'itt keine Kälte mehr ein (Mittelmark). Folkloristische Mitteiluageu. 489 Nach Tierarzt Möllinger (Kyritz) soll Lanius collario beim Volke den Namen Scliarnekel besitzen. Ich finde in Bratking's Altmärkischem Idiotikon (nm 1800) das Wort „scharnäkeln" für „spotten" angeo-eben. Sollte in jener Gegend obiger Name mit Eücksicht anf das Nachahmen anderer Gesänge dem rotrückigen Würger gegeben worden sein? In der Uckermark hört man vielfach für das Kreuzkraut, Senecio vulgaris, den Namen Dickkoppskraut. Wieweit dieser Name mit dem rotrückigen Würger in Verbindung zu bringen ist, habe ich nicht erfahren können. Wahrscheinlich sind zwischen Vogel und Pflanze keinerlei Beziehungen, und die obige Bezeich- nung ist anderweitig zu deuten. Farn. Corvidae. Corvus corax corax L. — Rabe. RaAve( Uckermark) ;Raow(Priegnitz); wrön, wrönak, wrönask, wronicka (oberwendisch); rapak, rapack, karwona (nieder wendisch). Corvus corone corote L. — Rabenkrähe. Sprehe (Ruppin); corna wröna (oberwendisch). Corvus cornix cornix L. — Nebelkrähe. Krähe; Assak, Aassack (Oderberg); Kran (Nuthegebiet); Kra (Treuenbrietzen); Krei (Priegnitz), Aaskrey, Grabkrähe, Karok, Lowiesch (Uckermark); Kroeche (Schönfließ, Neumark); scra Corona (oberwendisch); karwona, karona (niederwendisch). Die nach Weinland in Schlesien gebräuchliche Bezeichnung Hüpp de KrOe ist in den angrenzenden Gebieten der Nieder- lausitz unbekannt. Corvus frugüegus frugilegus L. — Saatkrähe. Kaupe (Nuthegebiete); Schwarzkrähe (Luchgebiete); Saat- vogel (Mittelmark); hawron, hawronk, hawronck (oberwendisch). Die Eier der Saatkrähen werden in Berliner Delikateßwaren- geschäften als „Baumkiebitzeier" in den Handel gebracht. Im Herbst des Jahres 1588 sowie im März des folgenden Jahres erschienen an verschiedenen Tagen auf dem Rathause und der Kirche zu Königsberg i. d. Neumark große Massen von Krähen, Dohlen und Raben, die in heftigen Kampf miteinander gerieten, worauf auch in einer folgenden Nacht ein unversehens plötzliches Licht in allen Gassen, das aber bald wieder verschwand, gesehen wurde. Zum Andenken dessen sind über der Tür des Rathauses zwei Dohlen oder Raben gemalt, die aber kaum noch 490 Folkloristische Mitteilungen. ZU sehen sind. Auf dem untersten Rathausgiebel befand sich auch eliemals ein eiserner Rabe, der aber bereits vor langer Zeit abgenommen ist. - - Dieser Rabeukrieg war aber um so denk- würdiger, als er ein Vorzeichen des Kampfes war, der bald darauf im Jahre 1589 zwischen dem Rat und der Bürgerschaft, wegen eines Stück Landes unweit des Pimpinellenberges, ausbrach; darüber entstand ein so gewaltiger Lärm in der Stadt, daß Kurfürst Johann Geoeg endlich die Stadt berennen ließ und über die Hauptunruhestifter schwere Strafen verhängte (Kuhn, Mark. Sagen und Märchen, 285). Auf der Spitze des Rathenower Tors zu Brandenburg sieht man einen Raben, in dessen Schnabel ein Ring mit daran be- findlicher Kette sichtbar ist. Den hat einer der ehemaligen Bischöfe dort anbringen lassen zum ewigen Andenken daran, daß er einen seiner Diener ungerechterweise hinrichten ließ, während der Rabe der Dieb des Ringes gewesen ist (v. Rochow, Geschichtliche Nachrichten von Brandenburg). Aus der weiteren Mitteilung in obiger Sage, daß man bei der Reparatur des Kircliendaches viele „Rabennester" und in einem derselben den Ring gefunden habe, geht hervor, daß es sich hier um die Dohle gehandelt habe. Dieselbe Sage wird von Prenzlau erzählt. Nur handelt es sich hier um das auf einer Eiche befindliche Nest einer Krähe. Aus dem Holze der gefällten Eiche wurde das Bild einer Krähe geschnitzt, welches sich noch jetzt auf dem Mittel türm der Stadt befindet. Bleibt eine Krähe längere Zeit in der Nähe eines Hauses schreiend sitzen, so bedeutet dies Unheil für die Bewohner. Be- sonders gilt dies, wie bei den Eulen, wenn Kranke im Hause sind. Die Krähe schreit: Twarog, d. h. Quark, Quark (Burg im Spreewald). Im Sommer singt sie: Nico nawukla Hac to wirke A A nej ci sromota. d. h. Hast nichts gelernt, als das große A, und schämst dich nicht! Wenn einer sich im Winter die Hosen abzieht und die Krähen finden es, so sagen sie: Gerwona wola Dreck, Dj-eck, Dreck (Schleife im Spree wald). Von einem Bauer in Breslack, Niederlausitz, erzählte man, daß er ein altes Buch besessen hätte. Wenn er darin las, war plötzlich die ganze Stube voll Krähen. Er gab das Buch dem Pastor, der hat ihm den Bann abgenommen. Wenn einer (auch mehrere) allein ist und die Krähen schreien so auf ihn, so geschieht etwas Schlechtes; darum mag man es nicht leiden (Spreewald). Folkloristische Mittellungen. 491 Wenn ein Rabe (oder Krähe) in der Nähe eines Hauses ruft, so stirbt immer jemand in der Umg-ebung (unterer Spreewald). Um die Gelieimnisse eines anderen zu erfaliren, muß man demselben, wenn er schläft, das Herz einer Krähe auf das Herz legen. Dann bekennt er seine Heimlichkeiten (Friedeberg, Neumark). Der Krähe wird im Kreise Zauch-Belzig nachgerufen: Kräh', Kräh', Klatterkopp, Hat sich noch nich de Hoare gemockt. Fliegen die Raben (d. li. Krähen) über ein Haus fort oder kreisen über demselben und krächzen dabei, so wird bald einer sterben (Rauen nach Kuhn und Schwakz). Auch von der Elster gilt dieser Aberglaube. Fliegen die Krähen in größerer Menge spielend hoch in der Luft, so zeigt dies klares und trockenes Wetter an. Sitzen die Krähen einzeln an den Ufern der Flüsse und Seen oder laufen im Sunde herum und schreien dabei, so gibt es Regen (Mittelmark). In den westlichsten Gegenden der Priegnitz gibt es ein sehr altes Sprichwort: eine bunte Krähe (d. h. Nebelkrähe) macht noch keinen Winter. Vielleicht ist hieraus zu schließen, daß in jenen Eibgebieten die Rabenkrähe ausschließlich Brutvogel gewesen ist, und die Nebelkrähe früher nur auf dem Strich, aus dem Osten kommend, im Winter erschien. Die Krähe ruft den Kindern zu, welche das Bett nässen: Pissark, Pissark (Schönfließ, Neumark). Der in den angrenzenden Gebieten Schlesiens wie Posens allgemein übliche Name Krähenbeere für Empetrum nigruni ist in den östlichen Teilen der Mark unbekannt. In den Kriegsjahren wurden in einem Berliner Warenhaus junge und alte Saatkrähen unter dem Namen „Saathühner" zum Verkauf gestellt und viel gekauft. Man fand sie auch als „Saat- hühner" 1918 regelmäßig auf den Speisekarten selbst besserer Restaurants. Ein Herr Artur Fkldhaus in Charlottenburg (O.MS., 1916, 238) empfiehlt junge Saat-, Raben- und Nebelkrähen als „außerordentlich wohlschmeckend", v/ie er auch Elstern, Fuchs und Eichhörnchen zur Nahrung emi)fiehlt. Ich habe die oben- genannten Corviden wiederholt gegessen, möchte sie aber doch als eine dreiste Zumutung an unseren Geschmack bezeichnen. Coloeus monedula spermologus (Vieill.) — Dohle. Thale, Thalecke und Thalicke, Krücke, Krukkee; Talke (Ruppin); Klas (Uckermark); Kauk, Klaos, Taolk (Westpriegnitz); Kafke (Kr. Soldin, Neumark); kawka, kawcicka (oberwendisch). 492 Folkloristische Mitteilungen. Pica xnca pica (L.j — Elster. Sclialaster, .Schackelster, Schacker, Agelaster, Schackliäster (Neumark); Häster (Riippin); Schackelsta (Nuthe); Hester (Prieg- nitz); Heister, Häster, Hester (Westpriegnitz); Häster (Ucker- mark); Schackheist (Kr. Friedeberg); sroka, srocka (oberwendiscli). Der in der Mark wie in Schlesien allgemein gebrauchte Name Sclialaster, früher A glast er und Alaster, ist nach Grimm eine echte alte Form (siehe dessen Wörterbuch, I, 189 und Karl ^^^EINHc)LD, Beiträge zu einem Schlesischen Wörterbuche, 2 Bde, Wien 18r)8). In der Gegend von Burg im Spreewalde glaubt man, daß das Haus, auf dessen Dach sich eine Elster niederläßt, von einer Hexe bewohnt sei. Bei Schleife sagen die Leute von der Elster, sie lache immer: Ha, hä, hä, Abtryre sral d. h. Hä, hä, hä, in den Abtritt geschissen. Aus der Gegend von Krossen: Elstern darf man nicht schießen, das bringt Unglück (Kuhn und Schwarz). In der Westpriegnitz, an der Grenze der Altmark, erzählt man, daß am Abend vor dem 1. Mai die Hexen auf den Schwänzen der Elstern nach dem Blocksberg reiten. Daher sieht man am 1. Mai keine Elstern, weil sie dann noch nicht zurück sind (auch bei Kuhn und Schwarz). In den Zwölften, d. h. in den Tagen von Weihnachten bis zum Dreikönigsabend, muß man nach einem Glauben in der Lausitz Elstern schießen und diese zu Pulver brennen; das ist gut gegen das kalte Fieber (Kuhn und Schwarz). Am zweiten Pfingstfeiertage findet in Großlieskow und Zahsow (Niederlausitz) eine Art „Stollereiten" der Hütejungen statt, ^yev das Ziel zuerst erreicht, wird mit einem Kranze als König geschmückt und behält diese Ehre das ganze Jahr hindurch. Der schlechteste Reiter mußte zur Strafe eine Stange, an welcher ein Eichhörnchen und eine Elster gebunden sind, unter dem Gespött der Jugend am Ende des Zuges bei der Rückkehr in das Dorf tragen. Wenn sich eine Elster beim Hause auf einen Baum setzt und schreit, kommt Besuch, und zwar von der Seite, wohin sie mit dem Schwänze zeigt (Spreewald, Teltow und Priegnitz). Fliegt eine Elster von einem Baum ab und man sieht ihren Rücken, so gibt es Unglück in der Familie (Gegend von Spremberg). Garrulus glandarius ylandarius L. — Holzhäher. Holzschreier, Holzscheer; Marks (Neumark); AValdpfleger (Springe, Neumark); Holzkrakisch (Kemlitz bei Dahme); Holt- Folkloristische Mitteilungen. 493 sehen, Holtscliere (Niitlie); Eichelrabe (Teltow); Eichelgabiscli (Templin); Holtzsclieeien. Mastheister (nördliche Uckermark); Heister, Hester (Westpriegnitz); skrckawa, scawica, soja (oher- wendisch); kabija (niederwendisch). Bezüglich des Namens Waldptleger in Springe teilte mir AViLL mit, daß ihm, als er nach der Ursache dieser Bezeichnung fragte, gesagt wurde: weil er Bäume pflanzt. Gemeint ist liier wohl sicher das Verstecken von Eicheln in der Herbstzeit. Die in der Altmark gebräuchlichen Namen Hag'r und Rack'r sind in Brandenburg unbekannt. Wenn kleine Kinder schreien, so sagen die Leute um Burg: Die schreien wie die Holzschreier. Nucifraga caryocatades macrorhynchos Beehm — Dünn- schnäbliger Tannenhäher. Türkischer Holzschreier (Luckenwalde); lapnak, laknadz, dypak, dyprnak, dypornak (oberwendisch). Den Namen „Türkscher Holzheher" hat Nucifraga, schreibt Feisch, „vom Pöbel bekommen, welcher alles, was nicht oft ge- sehen wird und unbekannt ist, von einem fremden weit ent- legenen Lande herschelten". Farn. Oriolklae. Oriolus oriolus oriolus (L.) — Pirol. Vogel Bülow, Schulze von Bülow, Wiedewall, Widewol, Schulz von Priero, Bierolt, Fuerhaken; Pfingstvogel, Lucia (Spreewald); Koch von Bülow, Kirschvogel, Königsvogel, Schulz von Brielow, Bruder Hiltrof (nach Feisch) (Havelland); Schnitzen von Milo (Mittelmark); Bierhahn (Kr. Soldin, Neumark); Weg- woan (Springe, Neumark, Will in litt.}; Wäwale (Uckermark); Krischan Fürhak, Birhola und Blrhola (Nut hegebiet); Koch von Külau (Priegnitz); Koch von Külo (Barnim); cichimichal (ober- wendisch); lucija (niederwendisch). Der Pirol ruft im Spreewald: Lucija, pojz do gribow! — Ja namam zenej' kobele! d. h. Luzija (Pirol), komm in die Pilze! ich habe keinen Kober. Der Pirol ruft in der Umgegend von Burg: Do gribow, fioli do gribow oder Marja, pojz do gribow (Marie, komm in die Pilze). Wenn der Pirol ruft, gibt es schlechtes Wetter (Beeskow- Storkow). 494 Folkloristische Mitteilungen. Fam. Sturnidcw, Sturnus vulgaris vulgaris (L.). — Star. Star, Sprehe, Sprehn; skörl (ober- und nieder wendisch). Nach altem Volksglauben, der für die ganze Mark Geltung hat, Hiegen am Himmelfahrtstage die jungen Staare aus. In der Westpriegnitz hörte ich das Sprichwort: Der Star laust das Rind nicht, damit es rein wird, sondern um sich zu sättigen. Im Wendischen wird das Geschwätz des Stars wieder- gegeben mit: Teck [decke], teck Tisch, Teck, teck Tisch. Die Herren werden zu Gaste kommen. Es ist auffallend, daß der in der ganzen Mark häufige Star, als Frühlingsbote überall verehrt und bewillkommt, so wenig das Empfinden des Volkes beschäftigt hat. Fam. Fringillidae. Passer domestieus domesticus (L.). — Sperling. Spatz, Zirker (nördliche Uckermark); Lünig (Westpriegnitz); Sperling, Lunck (Uckermai-k); Dickkopp (Priegnitz); wrobel, wroblik (niederwendisch). In der Westpriegnitz herrscht der Aberglaube, daß man einem an Kopfschmerz leidenden Menschen einen langen Bind- faden um den Kopf winden und alsdann am Brunnen weit aus- gedehnt aufhängen müsse. Fliegt dann ein Spatz (oder Vogel) durch die Schleife, so verschwindet der Kopfschmerz. Ein älin- licher Aberglaube, in etwas anderer Version, wird aus der Altmark berichtet (Temme, Volkssagen der Altmark, 1839). Weder in der Priegnitz noch in der Uckermark hörte ich von dem in Mecklenburg vielfach verbreiteten Aberglauben, daß man ein Ackerstück dadurch vor Sperlingen schützen könne, daß man an allen vier Ecken desselben eine Ähre abbeißt und diese dann im Schornstein aufhängt. Fallen die Ähren nicht vor dem Winter ab, so ist auch die nächste Saat geschützt. Um die Sperlinge von der Hirsesaat fernzuhalten, muß man um Mitternacht desselben Tages von dem Gi-abe eines Beerdigten etwas Sand nehmen und unter die Saat mischen. Wenn die Sperlinge nicht den Weizen fressen sollen, soll man vor der Sonne im Morgengrauen säen, dabei drei Weizen- körner in den Mund nehmen, aber nicht beißen und kein Wort sprechen, wer auch kommt. Nach dem Säen soll man die Köi-ner aus dem Mund nehmen und sie dann nachher auch säen. Folkloristische ]\Iitteilui)gen. 495 Der Sperling schilpert im Sommer: Öert, cert bura wobjesyi. Teufel, Teufel! den Bauer hängen. Im Winter: Bur, klosk. bur, klosk. Bauer, 'ne Ähre, Bauer, 'ne Ähre. Verirrt sich ein Sperling in das Innere einer Wohnung, so kann man mit Bestimmtheit annehmen, daß in kurzer Zeit eine Krankheit in derselben ausbrechen wird (Neumark, Glasow). Aus der Mütze des Toten soll man Hirse und Weizen gegen die Sperlinge säen. Der Säemann muß dies schweigend im Morgengrauen tun und dabei unpaare Körner im Mund haben (Lausitz). Passer montanus montanus (L.) — Feldsperling. Braunkopf, Sperling. Coccothraustes coccothraustes coccothraustes (L.) • — Kernbeißer. Kirschfink, Dickmaul (Mittelmark); Laschke (Niederlausitz); ki-iwonoska (oberwendisch). Fringilla coelebs coelebs L. — Buchfink. Buchfink, die Finke, Reiter (Niederlausitz); zyba (Spreewald). Im Spreewald wird der Schlag des Finken wiedergegeben: Tri, tri, tri, dobrejco, Tri, tri, tri, tri, rejco. Tschi, tschi, tschi guten Morgen, Tschi, tschi, tschi, tschi cuitscho (Burg), und Tri, tri, tri, Ty sy moju sotricku zabil, du hast mein Schwesterchen totgeschlagen (Neustadt). In einigen an die Altmark grenzenden Gebieten wird der Gesang des Finken von den Landleuten wiedergegeben; Ick, ick, ick will hin zu dir, Du, du, du, komm her zu mir. Flink, flink, flink, und ferner: Min lewes Wif, Wif, Wif Hut, hüt, liiit, hefk dat Nest Probirs, birs, birs, birs. T'iss smuck, smuck, smuck, smuck. In Mitten walde und Umgegend, Kr. Teltow, ruft der Fink: Ik, ik, ik, bin Vetter Kietsche. Fringilla nionüf ring lila L. — Tanneufink. Quäcker, Qväcker (Frisch), Tannenfink; cecer, jikawe (ober- wendisch). 496 Folkloristische Mitteilungen. Chloris chloris chloris L. — Grüner Hänfling. Grüner, Grünschwantz, Grünschling", g-rüner Hänferling, Grönliämpling, Grönliämperling und Schwunsch (Priegnitz) ; cwimc, konopaek (oberwendiscli) ; konepack (niederwendiscli). Der Name Grünschwantz ist nach Joh. Frisch koiriim- piert aus dem Namen „ Schwan chel", den Chloris in anderen Gegenden führt. Äcanthis cannäbina cannahina (L.) — Grauer Hänfling. Grauer, Hämperling, Krauthänferling, grauer Hänferling, Heneperling (Kr. Teltow); Hemplink (Uckermark). Die Bezeichnung Krauthänferling, welche sich auch bei Frisch findet, ist eine Korrumpierung aus grauer Hänferling. Äcanthis flavirostris fiavirostris (L.) — Berghänfling. Quieter, Quitter, russ'scher Hänfling. Äcanthis linaria linaria (L.) — Leinzeisig. Tschätscher, Ziserenichen, Zizerenchen, Leinzeisig, Tannen- zeising; cicotka (oberwendisch). Bezüglich des Namens Zizerenichen bemerken Bolle und Hansmann, daß letztere Bezeichnung unstreitig dem französischen sizerin entlehnt ist, eine Bezeichnung, die aber nicht Bücher, sondern die massenhafte Einwanderung der Refugies aus der Provence und dem Languedoc in die Mark trugen. Spinus spinus (L.j — Zeisig. Zeising, Zeiske, Ziseke, Zieske, Ziesing, Idel, Ziesken; Ziesk (Uckermark); cajsk, cizik (oberwendisch); cyz, cj^zik (nieder- wendisch). In der Niederlausitz hört man nach dem Klangruf: „Ziege- flesch ist zaeh'." Carduelis cardueUs carduelis (L.) — Stieglitz. Stiegelitz, Stechlik, Distelfink; Didel (Mittelmark); sc-ihlica, scihlicka (oberwendisch). Der Name Stechlik ist nach den Angaben von Frisch dem Sprachschatz der Wenden und Böhmen entnommen. Serinus canarius germanicus Lauem. — Girlitz. Schweizer Zeising, Girliug (Bolle) ; dubonoSka (oberwendisch). Pyrrhula pyrrhida minor Brehm — Dompfaff. Hilka, tuülata, typyfila, snehula, snehulka (oberwendisch). Eolkloristische Mitteilungen. 497 Die Bezeichnung Gimpel, die im westlichen Gebiet der Provinz wie in einigen Teilen der Mittelmark gebräuchlich ist, ist nach Frisch darauf zurückzuführen, „weil er in Ansehen anderer Vögel den Vogel Fängern etwas tumm vorkommt". In diesem Sinne findet sich auch die Erklärung des Wortes bei Daniel Sanders (Wörterbuch der Deutschen Sprache, Leipzig lb60 — 1885), „ein einfältiger leicht in das Garn zu lockender Mensch". „Schwerlich", fügt Sanders in einer Anmerkung hinzu, „ist der Name von dem schwarzen Fleck auf dem Kopf, den er wie einen Schleier aufhat." Dem gegenüber sei bemerkt, daß Pfarrer Pendle darauf hingewiesen hat, daß das schwarze Tuch, welches von den Frauen als Trauer in gewissen Gebieten Bayerns getragen wird, den Namen „Gimpe" hat, und daher der Name des Vogels. Nach Suohlati ist „Gümpel und Gympel" ein vorzugsweise bayrisch- österreichisches Wort. Der Name soll von „gumpen" = hüpfen abgeleitet sein und sich auf die un- geschickten und hüpfenden Bewegungen des Vogels auf der Erde beziehen. Letztere Erklärung gibt auch Fr. L. K. Wbigand (Deutsches Wörterbuch, 5. Aufl., Gießen 1909/10, II. Band, S. 729). Er bezeichnet Gimpel nach dem mittelhochdeutschen gumpel als mutwilliger Springer. Loxia curvirostra curvirostra L. — Kreuzschnabel. Kfizik, skrjem, syskar (oberwendisch). Flectrophenax nivalis nivalis L. — Schneeammer. Schneevogel. Emberiza calanära calandra L. — Grauammer. Ortolan (Ruppin); Gerstenvogel, Winterortlan, Gerstling, Trine, Zikkerei, Liese. Emberiza citrinella sylvestris Brehm — Goldammer. Grünzling, Grinzling, Emmerling, Jeeljaus; Tater (um Berlin); Grünzel (Neumark); Grünschling; Gelbgüssel, Gelbgans (Ucker- mark); Geelgast (Ruppin); Wasserortlan (Prenzlau, Angermünde); Grünfink (Niederbarnim); Gälgäsk, Gälgeest, Gälgatsch,Gälgöschen (Westpriegnitz); knadz, sknadz, snarl, sknadzik (oberwendisch). Den Namen Tater hörte ich von dem alten, allen älteren Berliner Ornithologen bekannten Vogelhändler Brune. Als ich ihn fragte, was der Namen bedeute, sagte er mir, daß die Vögel so heißen, weil sie so gelb seien wie die „Taterschen". So werden in der Mark die herumziehenden Zigeuner genannt (vgl. auch Friedel, B., XIX, 1910/11, 189). 32 itgS Folkloristische Mitteilungen. Für den Gesang des Goldammers gibt es im Spreewalde verschiedene Versionen: Heli SU malke khleby. In der Hölle sind kleine Brote; oder Z cym, z cym ta holcka sei? "Womit, womit sagt das Mägdlein; oder Kak te zowca rednje spije! Wie die Mädchen schön schlafen! Im Winter singt er: Bur chyc klos! Bauer wirf eine Ähre her! Im Sommer: Knez, trinjes stryk, B'dzomy bura coobjesyc. Herr, bring einen Strick, wir wollen den Bauer anhängen. Von Cael Bolle stammen sicherlich die von v. Schulen- BUBG für Scharfenberg (Kr. Spandau) gegebenen Gesangüber- tragungen: Bur, bur, lat mi in dien Schün; und ferner: Wenn ick ne Sichel hätt', wollt ick mit schnien [schneiden]. In der Mittelmark hört man oft: Bur, bur frett, wat ick schiet! In der Umgegend von Burg singt der Goldammer: Bauer, gib ein Ährchen, wollte, wollte, wollte, Ich hab keine Hufe; oder: Bauer, gib ein Ährchen, wollte ziehen, Ich habe kein Siel; oder im Winter: Bauer, Bauer gib mir ein Haferkörnchen Werd dir helfen ziehen; und im Frühling schreit er: Bauer, Bauer, Bauer, ich scheiße In deinen Dienst! 3[an hört auch: Sieh, sieh, wie das hübsche Mädchen Pißt (^gleichfalls Gegend um Burg). Aus der Priegnitz: Schiet, schiet den Bur in de Schün, Dat, dat, dat, dat stinkt. Emheriza hortulana L. — Ortolan. Orlan, Sommervogel; Orgelhahn (Barnim, nach Hocke); tucka (oberwendisch). f olkloristische Mitteilungeu. 499 Emberiza schoeniclus schoeniclus L. — Rohraramer. Rührdrossel, Rohrsperling', Riiig-sperliug. Fam. Motacillidcie, Anthus pratensis (L.) — Wiesenpieper. Wiesenierehe ; Pfuhlpieper (Riippin); linduska (niederwendisch). Anthus trivialis trivialis (L.) — Baumpieper. Baumlerche. Anthus campestris campestris L. — Brachpieper. Brachlerche. Motac'üla alba alba L. — Weiße Bachstelze. Quäckstart, Wippstart, Ackermännchen, Wippstärt; Schweine- treiber (Unterspreewald); Peitschenstiel, Akkermännken, Queek- start (Uckermark); Quabbstert (Westpriegnitz); blauer Quäpp- stärt (Ruppin); Wippschwanz (Kr. Soldin, Neumark); Quippstaat, Staatschwanz (Springe, Neumark); emupjef, cumpata, wopuska (oberwendisch); pliska, plicka, splicka, pliscicka, bula, spliska (niederwendischj. Die weiße Bachstelze singt (Umgegend von Schleife); Öeric, ceric, ceric. Grab durch, grab durch. Budytes flavus fiavus (L.) — Kuhstelze. Gelber Kuhhirt, gelber Wippstärt, Kuhschiete; gelber Quapp- stärt (Ruppin). Wenn der jäle Wippstert kommt, kommt er mit einer Hucke Gras (jras), dann soll (früher galt dies) der Veihhärde (Viehhirt) driewen. Der blou Wippstert ist der Schwända. Wenn er kommt, mußte der Schwänder an tu driewen fangen (Kr. Teltow nach W. v. Schulenburg). Wo der Quabbstert stehen kann, ist gut wohnen (Priegnitz). Fam. AlaiidUJae. Alauda arvensis arvensis L. — Lerche. Singelerche, Sanglerche; Lewark, Lehrwai'k, Lehrike; Lerk, Larch, Leiwark, Leink (Boitzenburg, Uckermark); Lewerken, Lierk, Leierk, Leik, Arleink, Irlink (Priegnitz); Lenriken (Mittel- mark, nach Schiller); skowronck (oberwendisch); skowrjenck (niederAvendisch). 32* 500 Folkloristische Mitteilungen. Wenn Älauda arvensis beim Singen sehr hoch in die Luft steigt, tritt anhaltend schönes Wetter ein. Die Lerche singt (Schleife im Spreewald): Wusej lecim, wusej lecim, Dalej widzim d. h. Je höher ich fliege, je höher ich fliege, je weiter ich seh. Gegen Lerchen soll man gut sein (v. Schulenburg). In Vehlefanz (Kr. Osthavelland) hörte ich sagen, daß die Dörfer Groß- und Klein-Ziethen so arm seien, daß sie auf ihren Feldern nur eine einzige Lerche ernähren könnten. Dieselbe müsse daher am Vormittag in Groß-Ziethen und am Nachmittag in Klein-Ziethen singen. Vgl. die Mitteilungen von Will (Steinbusch) beim Kuckuck. Lullula arhorea arhorea (L.) — Heidelerche, Dudellerche (Mittel mark, Hocke); Sandlerche (Niederbarnim); paskowronc, ororouck (oberwendisch). Galerida cristata cristata (L.) — Haubenlerche. Tollerche, Saulerche, Mistlerche, Haubenlerche, Wegelerche; Kopplerche, Koppstelze (Niederbarnim); Töpken-Lewald (Kr. Soldin, Neumark); Lerche mit 'm Tupps (Neu-Mecklenburg, Kr. Friedeberg, Neumark); chocholac, drjewjenka (oberwendisch); polski skowronck (niederwendisch). Bezüglich des Wortes Töpken-Lewald für die Haubenlerche schreibt mir Lehrer Wlll in Steinbusch: „Unmöglich war es mir, etwas über das eigentümliche Wort Lewald zu erfahren. Ich vermute, das Wort Lewald werde aus Leeg-Wald korrum- piert sein, und fragte hin und her. Leeg heißt in manchen Gegenden bei uns so viel als ,klein'. Is dat ein leegen Kirl, also: ist das ein kleiner Kerl." Danach würde „Leewald" Klein- wald bedeuten, also auf Ödländereien und Hütungen hinweisen; demnach: Töpken-Lewald eine Lerche, die nicht im geschlossenen Bestände brütet, sondern am liebsten Viehweiden bewohnt, neben ebenen Getreidefeldern und Ödländereien. Eremophila alpestris flava (Gm.) — Alpenlerche. Euss'sche Lerche (Berliner Vogelfänger). Farn. CertJiiidae, Certhia sp. Mausespecht, Baumklette, Grieper; cowpak, cowpaf (ober- wendisch). Folkloristische Mitteilungen. 501 Farn. Sittidae, Sitta europaea sordida Rchw. — Speclitmeise. Nußpieker, Blauspecht; lucija (oberwendisch); rjemjanka (niederwendisch). Farn. JParidae. Parus major major L. — Kohlmeise. Finkenmeese, Brandmeise; Meseke (Uckermark); Mesk (West- priegnitz); cornoyta, sykora, sykorka (oberwendisch). Der von Danneil (S. 99) für diese Art gegebene, in der Altmark gebräuchliche Volksname Kik-int-Ei scheint nicht östlich über die Elbe hinüberzugreifen. In der Priegnitz ist er unbekannt. Die Kohlmeise ruft: Sich di vöär! Sich di vöär! (Schönfließ, Neumark). Parus caeruleus caeruleus L. — Blaumeise. Blaumeese, Pumpelmeese; mädrawka, sykora (niederwendisch). Die Blaumeise ruft: Priciskuj, priciskuj, d. h. Wirf heran, wirf heran (Neustadt, Spreewald). Parus ater ater L. — Tannenmeise. Kreuzmeese. Parus palustris communis Bald. — Sumpfmeise. Nonnenmeese,Bleimeese; cornohlownik,cornowhlowac (nieder- wendisch). Parus cristatus mitratus Beehm — Haubenmeise. Tollmeese, Hollmeese; khocholatka (oberwendisch). In einzelnen Gegenden übersetzen die Leute den Ruf der Haubenmeise, besonders im Beginn des Frühlings: Spitz die Schar, spitz die Schar. Bauer in den Acker fahr. ' Aegithalos cauclatus L. — Schwanzmeise. Schleiermeese, Startmeese; Elstermeese (Neumark); dolhowo- puska (oberwendisch). Regulus regulus regulus (L.) — Goldhähnchen. Goldhähneken; lacawka (oberv/endisch). 5102 Folkloristische Mitteilungen. Fam. SylviuJae, Troglodytes troglodytes troglodytes (L.). Schnerz, Schneekönig, Sclineykönig (an der Elbe), Zaunkönig-, Zaunschnerz, Waclioldersclinerz; Nerrelkönig- und Nettelkönig- (Uckermark); Tuukönig (Westpriegnitz) ; maly kralik (ober- wendisch); scez, scezik (niederwendisch). Ungern hört der Landmann den Zaunkönig in aller Morgen- frühe singen. Es gibt dann anhaltend schlechtes Wetter. PruneUa modidaris modidaris L. — Braunelle. Moorgrasemücke; Isserling (Teltow). Sylvia hipijolais hippolais L. — Gartengrasmücke. Serack (oberwendisch). Sylvia nisoria nisoria (Bechst.) — Sperbergrasmücke. Schuppengrasemücke; pihawnicka (oberwendisch). Sylvia communis communis Lath. — Dorngrasmücke. Zaungrasemücke; plowack (oberwendisch); pjenica, plowack (niederwendisch). Sylvia atricapilla atricapilla (L.) — Schwarzkopf. Nonne, Nonnengrasemücke, Schwalbengrasemücke, Baum- grasemücke; muisk (oberwendisch). Sylvia curruca curruca (L.) — Zaungrasmücke. Müllerchen; cekotak, mlynk (oberwendisch). Äerocephalus streperus strepei'us (Vieill.) — Teichrohrsänger. Seegrasemück (Hocke); scinik (niederwendisch). Äerocephalus palustris (Bechst.) — Sumpfrohrsänger. Kleiner Rohrsperling (Ruppin); Seenachtigall (Mittelmark, Hocke). Äerocephalus arundinaceus arimdinaceus (L.) — Rohrdrossel. Rohrdrossel, Rohrsperling; Rohrsprosser (Ruppin); Leesch- vagel (Uckermark); Rohrdommel (Gegend von Beizig). Folkloristische Mitteilungen. 503 Der Rohrsperling' singt: Karl, Karl, kiek, kiek, kiek, Is det Roer bal riep, riep, riep? (Seebeck, Kr. Ruppin). In der Priegnitz, beides wohl von Mecklenburg übernommen: Karre, Karre, kiek, kiek, kiek, All lütt Diern joek't Ding, Ding, Ding; und: Karre, Karre, kiek, kiek, kiek, All lütt Dierns haben 'n Ding, Ding, Ding, Joek, joek, joek, raak, raak, raak; ferner: Kork, Korl, kiek, kiek, Uns Mriken püüschen joekt joekt, joekt. Denn pieks. Acrocephalus schoenohaenus (L.) — Schilfrohrsänger. Seegrasemücke. Hypolais iderina (Vieill.) — Gelbe Grasmücke. Sprachraeister, englische Grasemücke (Brandenburg, nach Stimming); Gelbspötter (Ruppin); sartula (ober wendisch). Phylloseopus sp. sp. Schneekönig. Phylloseopus collyhita colhjhita (Veeill.) — Weidenlaubsänger. Zilpzalp, Backhänseken; trawnik (oberwendisch). Phylloseopus sibilatrix sihilatrix Bechst. — Waldlaubsänger. Laubsänger. Phylloseopus troehilus troehilus (L.) — Fitislaubsänger. Weidenzeising. Turdus philomelos philomelos Brehm — Singdrossel. Zippe, Zippdrostel; drozna, droznicka (oberwendisch). Turdus musicus musicus L. — Weindrossel. Weinvogel, Bartvogel; cyrlik (oberwendisch). Turdus viseivorus viscivorus L. — Misteldrossel. Schnarre, Mistler; Knirrkvagel (Uckermark); porskawa (ober- wendisch). 504 Foikloristische Mitteilungen. Turdus pilaris L. — Wacholderdrossel. Wacholderdrossel, Schacker, Blauziemer; Schakker (Ruppin) ; Kranzri- = [Wacholder] Vogel (Westprieg-nitz); kwicel, kwicalka, kwicelka (oberwendisch); jemjelnik (niederwendisch). Turdus merula merula (L.) — Amsel. Amsel; kos, kosak, kösk (oberwendisch). Die Amsel ruft: Aj, aj, aj! Kak renje mozu ja spiwac A sycke ptaski prchlusam! d. h. Ai, ai, ai, wie schön kann ich singen und alle Vögel über- täube ich (Gegend um Neustadt). Sind die gefangenen Drosseln im Februar und auch im März noch stark im Fleisch, so sind sicher noch Kälte und Schnee zu erwarten (Oranienburg, Förster Beuckmann). Turdus torquatus torquatus L. — Ringdrossel. Meeramsel (schon bei Coleeus), Schneedrossel. Saxicola oenanthe grisea Beehm — Steinschmätzer. Steinpicker, Toten vogel, Steinklitsche; mlaskawa, pleca (ober- wendisch). Pratincola ruhetra rubetra (L.) — Braunkehlchen. Braunkehle, Kohl vogel, Hut dick (Ruppin); Wippstert (Mittel - mark, Hocke). Fhoenicurus ochrurus gihraltariensis (Gm.) — Hausrotschwanz. Hüting, Hütikker, Hütig (Priegnitz); Seidenschwanz (Ruppin); fisk, hwizdzik (oberwendisch); hwizdk, hwizdzk, swick (nieder- wendisch). Phoenieurus phoenicurus phoenicurus (L.) — Gartenrotschwanz. Flöter, Seidenschwanz, Hüting; Hütiker (Ruppin); cefwjena, wopuska, cumprwopuska (oberwendisch). Erithacus rubecula ruhecula (L.) — Rotkehlchen. Rotbart; Nachtschnicker (nördl. Niederbaruim) ; Rotbosk (Westpriegnitz); rock, rocka, rocick (oberwendisch); sprjosk, sprosk (niederwendisch). Das Rotkehlchen ruft im Spreewald: Muchi popadac, Muchi popadac! Fliegen fangen, Fliegen fangen! Folkloristische Mitteilungen. 505 Luscinia megarhynchos megarhynchos Beehm — Nachtig-all. Nachtigall, Nachtschläg-er; sylobik, sylorik, solobik, solorik, solorick (oberwendiscli); sylowik, sylojk (niederwendisch). In einem wendischen Volksliede heißt es von der Nachtigall (in der Übersetzurig von v. Schulenbueg) : Wer bei seinem Liebchen schlief, Der hat Zeit von ihr zu geh'n Und sie auch von ihm. Das Volk um Burg im Spreewald überträgt den Gesang der Nachtigall: Du, du, du, wolltest mich nur fangen, Und, und, und kriegtest mich nicht. Jetzt, jetzt, jetzt hast du mich, Was, was, was nützt es dich, Daß du mich gefangen hast? Luscinia svecica cyanecula (Wolf) — Blaukehlchen. Mödrack, modra rocka (oberwendisch). Literatur. Bolle, C. und A. Hänsmann, Abweicheade, in der Mark übliche Provinzial- namen der dort vorkommenden Vögel; Naumannia, 1855. Buttmann, A., Die deutschen Ortsnamen mit besonderer Berücksichtigung der wendischen. Berlin 185H. Dähnert, Joh. Carl, Platt-Deutsches Wörter-Buch nach der alten und neuen Pommerschen und ßügischen Mundart. Stralsund 1781. Danneil, Joh. Friedr., Wörterbuch der altmärkisch-plattdeutschen Mundart. Salzwedel 1859. Engelien, A. und W. Lahn, Der Volksmund in der Mark Brandenburg. I. Teil. Berlin 1868. Friedel, Ernst und R. Mielke, Landeskunde der Provinz Brandenburg. III. Band: Die Volkskunde von Hob. Mielke, Wilibald von Schulen- burg, Dr. HcH. Lohre und Dr. A. Kijekebüsch. Berlin 1892. Gander, Karl, Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreise Guben. 8''. Berlin 1894. BLä.ndtmann, E., Neue Sagen aus der Mark Brandenburg. Ein Beitrag zum Deutschen Sagenschatz. 8<*. Berlin 1883. HoEFER. Albert, Ueber märkische Glossare und Märkische Spracheigenthüm- lichkeiten; Märkische Forschungen. I. Band. Berlin 1841. Hopf, Ludwig. Tierorakel und ürakeltiere in alter und neuer Zeit. Eine ethnologisch-zoologische Studie. Stuttgart 1888. Jülicher, R., 31iszellen zur märkischen Volkssprache; Brandeuburgia, 11. Band, 1902—1903. Kehrein. Jos. und Franz Kehrein, Wörterbuch der Waidmannssprache. AViesbaden 1871. Kluge, Fr.. Etymologisches Wörterbuch der deutscheu Sprache. 6. Aufl. Straßburg 1899. 506 Folkloristische Mitteilungen. Kuhn, A., Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Ge- bräuchen und Aberglauben. 8«. Berlin 1843. Kuhn, A. und W. Schwartz, Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Eraunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Aus dem Munde des Volkes ge- sammelt. 8o. Leipzig 1848. Ml (Sibeth), Wörterbuch der Mecklenburgisch -Vorpommerschen Mundart. Jjeipzig 1876. Müller, Ewald, Das Wendentum in der Niederlausitz. Kottbus 1894. Pritzel, G. und C. Jessen, Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Hannover 1884. Schiller, Kahl, Zum Thier- und Kräuterbuche des Mecklenburgischen Volkes. 40. 3 Hefte. Schwerin 1861—1864. ScHüLENBDRG, W. VON, Wendlscho Volkssagen und Gebräuche aus dem Spree- wald. Leipzig 1880. ScHULENBURG, W. VON, Wendischps Volksthum in Sage, Brauch und Sitte, gr. 80. Berlin 1882. ScHüLENBüRG, W. VON, Wörterverzeichniß plattdeutscher Worte der Nuthe- niederung; Brandenburgia, XIII. Jahrg., 1904/05. Schwartz, AVilh., Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg. Aus dem Munde des Volkes gesammelt und wiedererzählt. Dritte vermehrte Auflage. 80. Berlin 1895. SuoLÄHTi, Hugo, Die deutschen Vogelnamen. Eine wortgeschichtliche Unter- suchung, gr. 80. Straßburg 1909. Temme, J. D. H., Die Volkssagen der Altmark. Mit einem Anhange von Sagen aus den übrigen 3Iarken und aus dem Magdeburgischen. S". Berlin 1339. Trachsel, P. f., Glossarium der Berliner Wörter und Redensarten. Berlin 1873. Veckenstedt, Edm., Wendische Sagen. Märchen und abergläubische Ge- bräuche. Graz 1880. WossiDLO, KiCHARD, Mecklenburgische Volksüberlieferungen. 3 Bände, Wismar 1897 — 1906. Zweiter Band: Die Tiere im Munde des Volkes. Erster Teil [Zweiter Teil nicht ei'schienen]. Wismar 1899. ' jS^ Biographische Versuche. Johann Leonhard Frisch. 1666—1743. Die Vorarbeiten für dieses Buch gaben mir Veranlassung, mich eingehender mit dem Leben und Schaffen eines Mannes zu beschäftigen, der um die Wende des siebzehnten Jahrhunderts als erster Vogelkundiger in unserer Mark über die Vögel der- selben geschrieben hat. Johann Leonhaed Feisch war ein Gelehrter von hoher Be- deutung, einer der führenden Männer seiner Zeit. Ein Polyhistor von weit umfassender Bildung beherrschte er in jener Epoche wissenschaftlicher Entwicklung viele Disziplinen geistiger Arbeit, die von der strengen Spezialisierung heutiger Tage weit entfernt war. In den Männern jener Zeit war eine Vielseitigkeit, sagt Steigee in seinem Gedenkblatt für Andeeas Geyphius, über die wir vom Standpunkt der heutigen Wissenschaft lächeln mögen, die aber für jene Blütezeit des enzyklopädischen Wissens eine staunens- werte Menge wissenschaftlicher Interessen und eine außer- gewöhnliche Fülle von Kenntnissen voraussetzte. Feisch war keine Persönlichkeit von enger, scharf gezeichneter Linie, die sich mit wenigen Strichen andeuten und umgrenzen ließe. Als Schulmann und als Pädagoge hatte er sich die weitgehendste Anerkennung seiner Berliner Mitbürger erworben, die ihm lange nach seinem Tode noch erhalten blieb. Auf vielen anderen Gebieten war er tätig gewesen. Die Universalität seines Wissens, mit der er Gründlichkeit und Tiefe verband, wird ihm in der Ge- schichte der Wissenschaften des beginnenden achtzehnten Jahr- hunderts einen ehrenvollen Platz für immer sichern. Der äußere Lebensgang von Johann Leonhaed Feisch zeigt ein bewegtes Bild. Auf nicht gewöhnlichen Bahnen über Theologie und Pädagogik, ühev Orientalia und Sprachwissenschaft, über Chemie und Landwirtschaft ist er zur Vogelkunde gekommen. 508 Biographische Versuche. Dem Ornitliolog-eii mit liistoriscliem Sinn gereicht es zu ganz besonderer Freude, dem Lebenswege von Persönlichkeiten seines Arbeitsfeldes nachzuspüren, „deren Gedenken zwar verblaßt, deren Entwicklung, Wesen und wissenschaftliche Auffassung aber noch heute lebhafte Anerkennung und dauernde Anteilnahme be- anspruche". Es wäre eine lohnende Aufgabe, ein Lebensbild von Johann Leonhaed Frisch auf dem Hintergrunde seiner Zeit zu zeichnen und neben der Persönlichkeit selbst die Kräfte zu schildern, die beteiligt waren, ihn emporzutragen; die Mitwelt zu zeichnen, die seine Arbeit anerkannte, und die Stimmung wieder- zugeben, die sein reiches Wirken hinterließ. Ich muß es mir aber versagen, aus den alten, schwer erreichbaren Quellen die Steine zu einer umfangreichen Biographie unseres ersten mär- kischen Ornithologen zusammenzutragen, zu ordnen und dabei lohnende Ausblicke auf die umgebenden Zeitverhältnisse zu er- öffnen. Mit kurzer Darstellung seines Lebens muß ich mich begnügen. Johann Leonhaed Feisch wurde am 19. März 1G66 zu Sulzbach bei Araberg geboren. Er entstammte einer alten, sehr angesehenen, aber wenig begüterten Nürnberger Familie. Die meisten seiner Vorfahren waren im Kirchendienste der Stadt tätig gewesen. Sie wurden als Gelehrte und Kanzelredner weit gerühmt. Frisch's Vater Johann Cheistoph trat aus der Reihe der Theologen heraus. Er war Lizentiat der freien Rechte und Geheimsekretär und Fiskal der Herren von Nürnberg. Seine Mutter Sabine stammte aus der alten berühmten Goldschmied- familie der Fecher in Straßburg. Der junge Feisch war erst wenige Jahre alt, als sein Vater eine Berufung als branden- burgisch-bayreuthischer Administrator nach Schnabelweid erhielt, eine Stellung, die er später mit einer gleichen in München tauschte. Da die Familie nicht in der Lage war, dauernd einen- Hauslehrer halten zu können, so kehrte Johann Leonhaed im fünften Jahre zum Besuch der Schule nach Nürnberg zurück. Im Hause seines Großvaters fand er liebevollste Aufnahme. Dieser, Prediger an St. Aegidien und Senior des geistlichen Ministeriums von Nürnberg, war ein ebenso berühmter Kanzel- redner wie hervorragender Kenner der lateinischen und griechischen Sprache. Das lebhafte Interesse, welches er für linguistische Studien empfand, wußte er auf den Enkel zu übertragen. Bereits im Alter von sechs Jahren soll Leonhaed, der schon im vierten Jahre fertig lesen konnte, imstande gewesen sein, das Neue Testament in griechischer Sprache zu lesen, ehe ihm die Sonne des Verständnisses für die Deklination lateinischer Worte auf- gegangen war. Nach Absolvierung der Thomasschule bezog Feisch 1683 die alte Pflanzstätte humanistischer Bildung in Bayern, die Universität Altdorf, aus der später Erlangen hervorgegangen ist; Dem Wunsche der Verwandten folgend widmete er sich dem Studium der Theologie. Die Kosten für den Aufenthalt in Altdorf bestritt Biographische Versuche. 509 Fkisch fast allein aus eigenen Ersparnissen. Mit einer schönen Stimme begabt, hatte er während seiner Gymnasialzeit in der Kurrende von Nürnberg gesungen, hatte jüngeren Schülern Unter- richt erteilt und außerdem bei verschiedenen Predigern Famulus- dienste verrichtet. Das verdiente Geld wurde von der Großmutter sorgsam gespart. Der lebhafte Wunsch, sich mehr, als er es in Altdorf vermochte, dem Studium orientalischer Sprachen zu widmen, veranlaßte Feisch 1686, Jena mit seiner vaterländischen .Universität zu tauschen. Mit dem Felleisen auf dem Rücken, dem Knotenstock in der Hand, wanderte er dorthin. Wenn er auch von Jugend auf an fröhlicher Fußwanderung stets Gefallen ge- funden, so wird er doch manch ein Mal froh gewesen sein, wenn ein gutmütiger Hauderer ihm erlaubte, ein Stück des Weges auf seinem Karren mitzufahren. Auf dieser wie auf allen seinen späteren Wanderungen trug Frisch in seinem Ränzel eine kleine Ausgabe des Alten Testamentes in deutscher und eine solche des Neuen in griechischer Sprache bei sich. In Jena arbeitete er fleißig zwei Semester. Zum weiteren Ausbau seiner Kenntnis der neuen Sprache wanderte er von dort nach Straßburg. „Mühe und Gefahren", heißt es in seinem Diario von 1688, „hatte ich offt zu Gefährten". Bei schlimmen Wegen und großem Regen wanderte er meist in der Nacht, um „den mayntzischen Werbern zu entfliehen", die auf Soldatenfang ausgingen. Als er glücklich in Frankfurt a. Main angekommen war, nannte er noch einen Taler sein eigen. Mit diesem mußte er bis Straß bürg haushalten. Hier fand er bei den Verwandten seiner Mutter sorgende Aufnahme. Die Mittel für den Aufenthalt in der alten elsässischen Universitätsstadt verdiente er sich durch Erteilen von Unterricht in der deutschen Sprache. Fleißig und sparsam, wie er war, konnte er nach theoretischem Studium der französischen und italienischen Sprache im Jahre 1090 seinen Wunsch zur Ausführung bringen, durch einen Aufenthalt in Frankreich und Italien sich auch praktisch in den beiden Sprachen zu vervoll- kommnen. Die in Frankreich eintretenden Wirren ließen leider die Ausführung seiner Pläne nicht zu. Nach kurzem Aufenthalt auf französischem Boden kehrte er durch die Schweiz in die Heimat zurück. Vor dem großen Rat von Nürnberg legte er dann sein theologisches Examen und zwar mit solchem Erfolge ab, daß man ihn sofort für eine Predigerstelle in Nürnberg selbst vor- merkte. Um jedoch nicht älteren Bewerbern im Wege zu sein, verzichtete er auf das ehrenvolle Anerbieten. Die Studienjahre Avaren zu befriedigendem Abschluß ge- kommen. Von neuem ergriff Frisch die alte Wanderlust. Er wandte sich, um Land und Leute kennen zu lernen, zunächst nach Wien. Dort fand er keine ihm zusagende Betätigung seines Könnens. Bald setzte er daher seinen Wanderstab weiter. Da berief ihn die evangelische Gemeinde in Neusohl in Ungarn als Hilfsprediger zur Unterstützung ihres alten Pfarrers Elias 510 Biographische Versuche. Breithoen. Die Verhältnisse, die Frisch hier vorfand, waren die denkbar schlechtesten. Durch die Nachgiebigkeit ihres alten Seelenhirten waren in der Gemeinde unglaubliche kirchliche Ver- hältnisse eingerissen. In einer Scheune mußte gepredigt werden. Rohheit, Trunksucht und Völlerei waren an der Tagesordnung, Man sah „viel rohes und unchristliches Wesen". Um die Kirche kümmerten sich wenige. Mit allen möglichen Mitteln und mit der ihm eigenen jugendlichen Energie ging Frisch daran, in der Ge- meinde Ordnung und Sitte zu schaffen. Leider unterlag er diesem Kampf. Aus versteckten Drohungen wurden offene Feindselig- keiten. Viel hatte er „zu leiden von bekannten adversariis". Religiöse Bedenken gewannen zudem bei ihm die Oberhand. Schnell entschlossen, hing er seinen Talar an den Nagel und verließ in einer Nacht die ungastliche Stätte. Er wandte sich nach dem Süden des Landes und trat in das Heer der Ungarn ein, das damals gerade in harten Kämpfen den Türken gegenüberstand. Als Dragoner soll er am 19. August 1691 an der Schlacht bei Salankemen teilgenommen haben, wie von einzelnen seiner Bio- graphen berichtet, von anderen dagegen bestritten wird. Der türkischen Sprache mächtig, wurde er Dolmetscher bei einem der ungarischen Heerführer. Doch hielt es ihn nicht lange in dieser Stellung. Müde des Kriegs- und Lagerlebens, nahm er seinen Abschied und wanderte mit dem ersparten Gelde durch Österreich, Oberitalien und die Schweiz nach München, wo seine Eltern damals lebten. Im Jahre 1693 betrat er wieder die bayerische Heimat. Mit lebhaftem Interesse für alles Neue und mit offenem Auge für alle Erscheinungen der ihn umgebenden Welt hatte Frisch seine Wanderungen ausgeführt. Er hatte Kunstsamm- lungen und Bibliotheken besucht und industrielle Werkstätten sich angesehen. Wie das im Charakter jener Zeit lag, hatte er berühmte Männer aufgesucht und mit ihnen disputiert. Er hörte bekannte Kanzelredner, kümmerte sich um soziale Fragen und suchte sich Einblick in die verschiedenen Formen ländlicher und anderer Betriebe der von ihm durchwanderten Gegenden zu verschaffen. 27 Jahre war Frisch, als er die Heimat wieder betrat. Als gereifter Mann kam er von seinen Reisen zurück. Durch sein vielseitiges Wissen angeregt, durch die Nüchternheit und ruhige Klarheit seines Wesens bestimmt und im Vertrauen auf die Energie und Lauterkeit seines Charakters bot der Freiherr Wilhelm von Bodenhausen Frisch die Verwaltung des ihm durch Erbgang zugeflossenen, in schlechter Verfassung befindlichen Gutes Oberdachelbach bei Stötzing an. Sehr zum Leidwesen seiner Eltern, die ihn damit aus dem theo- logischen Beruf scheiden sahen, nahm Johann Leonhard sofort das ehrenvolle Anerbieten an. Er organisierte in seinem neuen Wirkungskreise nicht nur eine tüchtige Verwaltung, sondern er griff selbst mit an und „verrichtete alle Bauernarbeiten". In Biographische Versuche. 51'1 zwei Jahren hatte Frisch den Ertrag des Gutes derartig ge- hoben, daß es zu annehmbaren Bedingungen verpachtet werden konnte. Freiherr v. Bodenhaüsen übertrug ihm hierauf die Verwaltung seines im Eichsfelde gelegenen Gutes Arenstein. Da diese Besitzung in viel besserer ökonomischer Wirtschaft als Dachelbach war und geringere Anforderungen an den Admini- strator stellte, so benutzte Frisch seine freie Zeit, sich viel mit der Natur und mit juristischen Dingen zu befassen. Bis zum Ende des Jahres 1695 blieb er in Arenstein. Dann folgte er einem Rufe des Grafen Hartenfels in Blankenburg am Harz, der ihm die Erziehung seiner beiden Söhne anvertraute. Nach- dem die jungen Freiherrn zur Universität gegangen waren, übernahm er eine gleiche Kandidatenstelle im Hause des Grafen Erbach. Niemand war glücklicher über diese neue Wendung im Leben des Sohnes als die alten Eltern in München. Sahen sie ihn doch nun sein Lebensschiff aus dem Strudel der Weltlichkeit wieder in die ruhigen Wogen des theologischen Berufes zurück- führen. In Erbach bestieg Frisch auch wieder, nach langer Pause, die Kanzel zur Predigt. Li den Familien seiner Zöglinge war er sehr beliebt, und ungern sahen sie ihn aus ihrer Mitte scheiden, als auch die jungen Erbacher Freiherrn zur Universität gingen. Seine Schüler bewahrten ihm ihre Liebe und dankbare Anhänglichkeit. Aber auch außerhalb der gräflichen Häuser erfreute sich Frisch warmer Anerkennung und freundlicher Aufnahme. Oft verkehrte er in Quedlinburg bei der Stifts- äbtissin, der Herzogin von Holstein, deren Geist und Kenntnisse weit gerühmt wurden; ein ständiger Gast war er in dem Hause des Stadtpfarrers von Blankenburg Feiedr. Daenmann, mit dessen Tochter Elisabeth er sich später verlobte. Daenmann galt als ein tüchtiger Kanzelredner und als ein gelehrter, weit- blickender Theologe. In dem gastlichen Hause dieses Mannes wurde Frisch auch der Theologie wieder völlig zugeführt. Nicht um der alten Wanderlust zn frönen, sondern um das weitverzweigte Sektenleben aus persönlicher Anschauung kennen zu lernen, ging er auf Anregung Darnmann's nach Holland. „Er wollte die Gemüts-Beschaffenheit etlicher damaliger Fanaticorum, Chili- asten und ausgeschriebener Propheten gründlich prüfen." Er besuchte in Amsterdam die verschiedensten Theologen, um mit ihnen über Gottes Wort zu disputieren, lei-nte den Stifter der sogenannten Engelsbrüder kennen wie auch den religiösen Schwärmer Quikix Kuhlmer. Die Gottesdienste der Quäker besuchte er eifrig. Sein logisch gebildetes Denken und sein kühl urteilender Kopf nahmen aber Anstoß an der Willkürlich- keit der in Holland herrschenden religiösen Ansichten, die nach Feisch's Empfinden mehr in der Phantasie und Eitelkeit der Menschen als in den A\'orten der Heiligen Schrift begründet waren. Leider fand er keine Gelegenheit, sich durch Erteilung von Unterricht Geld zu verdienen, um den Aufenthalt in Amsterdam ^12 Biographische Versuche. bestreiten zu könuen. Und so war er daher bald vis-ä-vis de rien. Da es ihm nicht gelang-, sich auf Grund seiner Kenntnisse Subsistenzmittel zu verschaffen, blieb ihm nichts anderes übrig-, als sich durch seiner Hände Tätigkeit das tägliche Brot zu ver- dienen. In schwerer Arbeit karrte er Sand, pumpte Wasser in den Kanälen und rammte Pfähle in den Grachten von Amsterdam. Dabei erregte er das Interesse des Pfarrers Möschmann, dem er durch seine äußei'e Erscheinung aufgefallen war, und der ihn durch Gewährung eines Darlehns aus diesen unwürdigen Ver- hältnissen befreite. Feisch verließ darauf Amsterdam. Er wanderte nach Ostfriesland, wo er in Dornum für den erkrankten Pastor Husius predigte, besuchte Norderney, fuhr nach Hamburg und ging von dort nach Berlin. Im Jahre 1698 traf er hier ein. Bei seinem Landsmann Astmann, dem Diakonus an der Nikolaikirche, fand er gastliche Aufnahme. Feisch beab- sichtigte, wenige Tage bei dem Freunde zu verweilen, bevor er in die Heimat zurückkehrte. Aus den wenigen Tagen wurden 46 Jahre! Die Wander- und Lehrjahre waren nunmehr vorüber. Mühen und Widerwärtigkeiten aller Art, die aber seinen Mut und seine Energie nicht zu brechen vermochten, waren Feisch nicht erspart geblieben. In harten Jahren, in denen sich sein Charakter gefestigt, war er ein tiefgründiger Denker geworden und hatte den Grund gelegt zu späteren Arbeiten, die nach ernstem Schaffen Mutmaßungen und Zweifel in wissenschaftliche Erkenntnis zu wandeln vermochten. Im Hause Astmann's knüpfte Feisch gute Verbindungen an. In nahe Beziehungen trat er sehr bald zu dem berühmten und einflußreichen Theologen Philipp Jacob Spenee, der, gegen- über dem starren Buchstabenglauben, die Gottesgelehrten von dürrer Scholastik zu praktisch-religiösem Streben zu führen suchte. Spenee war Propst an St. Nikolai. Diesem Manne, der lebhaftes Gefallen an Feisch gefunden, gelang es nach nicht geringen Schwierigkeiten, den Magistrat von Berlin zu bestimmen, das freigewordene Subrektorat des Gymnasiums zum Grauen Kloster Johann Leonhard Feisch anzuvertrauen. Im Jahre 1699 konnte dieser seine Verlobte Sophie Elisabeth Daenmann als Gattin heimführen. 43 Jahre blieb er mit ihr in glücklichster Ehe vereint. Im Jahre 1706 scheint Feisch Leibniz, dem Begründer der Preußischen Sozietät der Wissenschaften, dem er russischen Sprachunterricht erteilt hatte, nähergetreten zu sein. Die Be- ziehungen der beiden Männer knüpften sich enger, als Feisch auf Grund seiner in Italien gewonnenen Erfahrungen begann, den Seiden) »HU in der Mark einzuführen. Der in der Staats- bibliothek in Hannover aufbewahrte Briefwechsel der beiden Gelehrten, der 37 Briefe aus den Jahren 1706 — 1716 umfaßt, drehte sich fast ausschließlich um die von Feisch geschaffenen Biographische Versuche. 513 Seidenbaukulturen. Da nach einem vom König" Feiedeich dem Eesten im Jalire 1707 erteilten Privileg die Gelder aus dem Seidenbau bestimmt waren, die oft sehr schmalen Einkünfte der Sozietät der Wissenschaften zu verbessern, so nahm Leibniz an der Entwicklung dieser Kultur den lebhaftesten Anteil. Feisch ließ in Berlin die alten vom Großen Kurfürsten angelegten Wälle mit Maulbeerbäumen bepflanzen, legte auf den öden Bau- stellen am damaligen Spandauer Tor Plantagen an und förderte den Seidenbau in Glienicke, Potsdam, Köpenick, Prenzlau und an anderen Orten. Oft wurden jährlich mehr als hundert Pfund Seide gewonnen. Aber schließlich mühte sich der wackere Feisch, wie Haenack bemerkt, ohne Anerkennung mit dem Seidenbau im Interesse der Sozietät ab, „Mit größtem Fleiß hatte Feisch das Seideuwerk eingerichtet und geleitet und blieb ihm treu, auch als ihn die Sozietät, zu deren Mitglied er im Jahre 1706 auf Vorschlag von Leibniz gewählt worden war, ziemlich schnöde behandelte." Leibniz hatte in Feisch eine kongeniale Natur erkannt. ,.Es hieße über das Ziel hinausschießen," sagt Fischee sehr richtig, „wollte man behaupten, daß Feisch's reiche literarische Tätigkeit, wie sie sich nach seiner Verbindung mit Leibniz ent- faltete, allein dem Einfluß dieses Mannes zuzuschreiben sei; daß sie sich aber durchaus im Ideenkreise von Leibniz bewegte und zum Teil auch direct von diesem beeinflußt wurde," ist nicht abzustreiten. Der Hat von Berlin ernannte Feisch im Jahre 1708 zum Konrektor und 1727, nach dem Tode Che. Fe. Bodenbüeg's, der von 1708 — 172G das Rektorat inne gehabt hatte, zum Rektor der alten berlinischen humanistischen Bildungsstätte des Grauen Klosters, eine Stellung, in der Feisch noch 17 Jahre segens- reich wirken konnte. Im Jahre 1725 wurde er zum Mitgliede der Kaiserlich Leopoldinischen Akademie der Naturforscher er- nannt, eine hohe Auszeichnung für die damalige Zeit, Unter dem Namen Vegetius wurde er in deren Listen geführt. Es ist aber eine irrige Ansicht Ribbeck's und nach diesem Fischee's, wenn sie annehmen, daß Feisch letztere Ehre in Hinblick und als Anerkennung für sein großes Werk über die Vögel Deutsch- lands erwiesen worden sei. Ich habe in dem bibliographischen Teil dieses Buches nachgewiesen, daß die erste Lieferung des großen ornithologischen Werkes von Feisch, welches kein Her- ausgabe-Datum trägt, nicht vor dem Jahre 1732 bzw. 1733 er- schienen sein dürfte. Eine Anerkennung für dasselbe kann ihm mithin nicht bereits in dem Jahre 1725 gegeben worden sein. Im Jahre 1731 wurde Feisch zum Direktor der historisch- l)hilologischen Klasse der Akademie der Wissenschaften ernannt, eine Stellung, welche bei der heutigen Organisation dieser großen wissenschaftlichen Gesellschaft der eines der ständigen Sekretäre entspricht. 88 514 Biographische Versuche. „Der rüstigste und fruchtbarste Arbeiter," sagt Haenack in seinem monumentalen Werke über die Geschichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften, „den die Sozietät seit 1706 besaß, war Jon. Leonh. Feisch. Leibniz' Vertrauen genießend nahm er sich ihn voll Verehrung zum Vorbild, arbeitete zum Teil nach seinen Ratschlägen und erwarb sich in unermüdlichem Streben eine ähnliche Vielseitigkeit und praktische Tüchtigkeit. Der vielbeschäftigte Pädagog und geschätzte Schul- schriftsteller fand zu allem Zeit, was ihn interessierte, widmete einen großen Teil seiner Kraft der Sozietät und griff nichts an, ohne es zu fördern." Im hohen Alter von 77 Jahren verschied Johann Leonhaed Feisch am 21. März 1743 an einem Steinleiden, welches ihn in den letzten Jahren seines Daseins schwer heimgesucht hatte. Damit schloß ein Leben, das im Äußeren abenteuerlich begonnen, aber in innerer Ruhe vollendet wurde. Nach all' den Mühsalen und Widerwärtigkeiten der Jahre hatte Feisch durch die Kraft seiner alles überwindenden Persönlichkeit jene Harmonie des Geistes errungen, die ihn Großes leisten ließ. Wo er zur ewigen Ruhe bestattet wurde, wissen wir nicht. Die Angabe Belleemann's (1. c, S. 49), daß er in der Kloster- kirche in Berlin — w^as ja auch das natürlichste gewesen wäre — beigesetzt worden sei, hat sich nach den Nachforschungen Gustav Göheke's, Pfarrers und Historiographen der Nikolai- Gemeinde in Berlin, dem ich mich für seine Mühen zu Dank verpflichtet fühle, nicht bestätigt gefunden i). Von Wippel, Rektor des Grauen Klosters von 1759 — 1765, dem ersten Bio- graphen von Frisch, wissen wir nur, daß am 27. März 1743 die a. a. 0. wiedergegebene Leichenrede von Joh. üleich Cheist. Koppen, Diakonus und Prediger an St. Nikolai und der Kirche zum Grauen Kloster, gehalten wurde. Wippel (1. c, S. 71) druckt auch das in schwülstigem Latein verfaßte Epitaphium ab. Das alte berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster besitzt ein Bild von Frisch, welches nicht, wie Eckstein irrtümlich angibt, von dem Sohne des Genannten, dem Mitarbeiter an dem großen Vogelwerke Feedinand Helfeeich Feisch (1707 — 1758) herrührt, sondern von dessen Sohn Johann Cheistoph Frisch, ( 17:iO— 1805), der nach dem Tode Meil's Direktor der Königl. Mal-Akademie war. Dieser hat auch das nach einem Entwurf von B. Rode gezeichnete Frontispiz zu dem Vogelwerk in Kupfer gestochen. Das dem vorliegenden biographischen Versuche bei- gegebene Bild wurde ein Jahr nach dem Tode von Feisch von dessem vorerwähnten Sohne Ferdinand Helereich für den WippEL'schen Nachruf gezeichnet und gestochen. Das Original des Bildes befindet sich im Märkischen Museum in Berlin. ^) Auch in den Werken von Kurth, Die Alterthümer der St. Nicolai-, St. Marien- und Klosterkirche (Berlin 1911) und von Borrmann, Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin (Berlin 1893) finden sich keine Angaben. Biographische Versuche. 515 Die Bedeutung- des Verlustes, welchen die damalige Wissen- schaft und darüber hinaus die Kultur und das Geistesleben des 1 8. Jahrhunderts in Brandenburg durch den Tod von Frisch erlitten, läßt sich nicht leicht in wenige Worte kleiden. Es ist schwierig, sich von der Eigenart seiner weit auseinandergehenden Arbeiten eine deutliche Vorstellung zu verschaffen. Hier näher darauf einzugehen, würde zu weit die Grenzen dieses biographischen Versuches überschreiten. Es möge darauf hingewiesen sein, daß Frisch ein ungemein tiefer und gründlicher Kenner der alten, der neuen, einiger orientalischer und der slawischen Sprachen gewesen ist. Erinnert sei an sein ausgezeichnetes Deutsch-latei- nisches Lexikon, eine Frucht fünfzigjähriger Studien. Im Gymnasium erteilte er Unterricht im Deutschen und Lateinischen, in Physik, Mathematik, Geographie und Naturwissenschaften. Um die Reinigung der deutschen Sprache hat er sich Verdienste er- worben. So schrieb er für den Abschluß einer Schulprüfung des Gymnasiums jenes eigenartige Festspiel: „Von der Unsauberkeit der falschen Dicht- und Reimkunst'^ Mit köstlichem Humor geißelte er in dieser dramatischen Poetik die mannigfachen Schäden der Poesie, indem er an einer Reihe von trefflichen Beispielen die geschmacklose Sprachmengerei, die albernen Vers- und Reim- spielereien und die damit verbundene Gedankenarmut nachwies. Überall vertrat er damals schon, um die Mitte des 18. Jahr- lumderts, jene Ansichten, die in der vom Herzog Ludwig von Anhalt-Köthen in Weimar gestifteten „fruchtbringenden Gesell- schaft" zum Ausdruck kamen: „die deutsche Muttersprache in ihrem gründlichen Wesen und rechten Verstände ohne Einmischung fremder ausländischer Flickwörter und Reden, Schreiben und Ge- dichten aufs aller zier- und deutlichste zu erhalten und auszuüben." Mehrfach hatten Frisch bereits Fragen des Unterrichts beschäftigt, die noch heute die pädagogischen Kreise, wenn auch in weiterer Ausdehnung als damals, lebhaft beherrschen, die Fragen, wieweit den beiden klassischen Sprachen, wieweit dem Deutschen und den neueren Sprachen im Unterricht Raum zu gewähren sei. Auch die Förderung des naturwissenschaftlichen Unterrichts neben der humanistischen Ausbildung lag ihm am Herzen. Um ein Bild des umfassenden Gesichtskreises, welcher Frisch's Tätigkeit be- herrschte, zu geben, seien hier die Titel einiger seiner Arbeiten aufgeführt : Specimen supplementorum et Observation am, ad Joh. Schilteri Glossarium Teutonicum; De quinque nominibus canis sagaris apud venatores in veteribus Germanorum legibus; Nomen Aegidius varia mutatione corruptum; De voce Charroinanico in Ekkehardo Juniore apud Goldast. De Cortice arborum circumcirca sine damno, de toto stipite detracto et renascente. De taeniis in piscibus. 33* 5 [6 Biographische Versuche. Index historiae suae insectorum Tomi secundi et tertii. De Phocaena in Pommeraniae lacu quodam inventa. Ad supplementa glossarii Schilteriani, Beschreibung- von allerley Insekten in Teutschland nebst nützlichen Anmerkungen und nöthigen Abbildungen von diesem kriechendem und fliegenden Gewürm zur Bestätigung und Fort- setzung der gründlichen Entwicklung so einige von der Natur dieser Creaturn herausgegeben; Nouveau dictionaire des passagers francois-allemand et alle- mand-francais; De Eruca Canalicola et de papilione qui ex ea fit. Cur mensis Februarius appellatus sit Hornung. Etymologia clamoris publice Jodute. De ossibus dentatis in utraque pinna ventris carpionis. De taeniis in pisciculo aculeato, qui in Marchia Branden- burgica vocatur Stecherling, usw. — Nicht nur wissenschaftlichen Materien schenkte Feisch seine Aufmerksamkeit, auch praktischen Fragen wendete er lebhaften Geistes sein Interesse zu. Hierbei zeigte sich sein energisches Wesen, sein frisch zufassendes Organisationstalent und seine prak- tische Auffassung des Lebens, hervorgegangen aus der glück- lichen Mischung des Franken- und alemannischen Blutes, welches ihm bei der Geburt von den beiderseitigen Eltern mitgegeben war. Auf seine von Erfolg begleiteten Bemühungen hinsichtlich der Einführung des Seidenbaues ist bereits oben hingewiesen worden. Bei alchemistischen Versuchen hatte ein gewisse]- DippEL einen Farbstoff gefunden, welchen er dem Färber Diesbach in Berlin zur weiteren Ausbeutung überließ. Dieser starb und Frisch nahm sich der Arbeiten an, die zur Festlegung der Hei-- stellungsmethoden des bekannten Farbstoffes Berlinerblau führten. Die Fabrikation desselben wurde für Feisch eine gute Einnahme- quelle. Mehr vielleicht als auf jedem anderen Arbeitsfelde, auf dem Frisch's lebhafter Geist und seine nie ruhende Tätigkeit die Er- kenntnis und Erweiterung menschlichen Wissens zu fördern sich eifrig mühte, hat ihm die Vogelkunde des 18. Jahrhunderts für die Entwicklung ihrer Disziplin zu danken. Das von ihm auf diesem Gebiete der Zoologie Geschaffene wird in der Geschichte der deutschen Ornithologie immer einen gewichtigen Merksteiii bilden. In seinem großen Werke über die Vögel Deutschlands, welches bereits ein leises Empfinden der engen Beziehungen des einzelnen Tieres zum gesamten Naturleben ahnen läßt, hat Feisch, mehr als alle seine Vorgänger, sich von den scholastischen Überlieferungen mittelalterlicher Tierkunde, die meist nur das Seltsame und Abnorme in den Erscheinungen der Tierwelt fei>t- hielten, frei zu machen verstanden, wenn auch hier und da der scharfe Ausdruck kritischen Beobachtungsgeistes, trotz red- lichen Bemühens, nicht immer in seinen Darstellungen völlig zum Biographische Versuche. 517 Ausdruck gekommen ist. Aber immerhin steht er in seiner ganzen Auffassung der Tierhistorie weit über den Anschauungen früherer Jahrhunderte. Als Feisch sich eingehender mit der Zoologie zu beschäftigen begann, war seine Zeit, trotz der Vorarbeiten durch Albektus Magnus, Konrad Gesner und Ulysses Aldrovandi, die das zoologische Wissen ihrer Zeit beherrschten, auch in der Vogel- kunde noch völlig im Banne aristotelischer Naturauffassung. Erst Feisch's Werk über die deutsche Ornithologie brachte einen nach- haltigen Umschwung in der Erkenntnis des Vogels und seines Lebens, der die Brücke zu den großen Arbeiten eines Matthäus Bechsteij^, Joh. Friedr. Naumann und Ludwig Brehm geschlagen hat. Leider ist in allen mir bekanntgewordenen biographischen Aufzeichnungen gerade der ornithologischen Tätigkeit von Frisch entweder gar nicht Erwähnung getan oder derselben doch ein nur sehr nebensächlicher Wert beigelegt worden. Wenige Mitteilungen weisen auf das große Werk hin, welches er im Jahre 1733 mit „Aufwendung vieler Mühen und Kosten" herauszugeben begann, ohne auf den Wert desselben näher einzugehen. Sein erster Biograph Wippel nennt am Ende seiner Biographie nur den Titel des Vogelwerkes. Der Herzogl. Sachsen-Koburgische und Saalfeldische Hofrat und Leibarzt Dr. Christian GIinther in Kahla bei Jena bemerkt über das Werk (S. 5): „Herr Frisch, ein gelehrter Schulmann zu Berlin, der sich's zur wahren Ehre rechnete, die eingeschränkten Schulwissenschaften zum allgemeinen Nutzen der Jugend und der ganzen Republik, noch durch die Naturwissenschaft zu erweitern, beschenkte das Publikum mit seinem kostbaren Vogel werke, welches die Vögel Deutschlands in illuminirten Kupfertafeln vorstellet, und man muß es ihm zum Ruhme nachsagen, daß er in seinem Texte zu diesen Tafeln viele vorzügliche Anmerkungen vorgetragen habe, welche die Natur dieser Luftbewohner merklich erläutern, obschon seine Classifikation nicht sonderlich vorzüglich, jedoch aber nach damahliger Art noch gut genug ist." Günther gibt das Editionsjahr des ersten Heftes mät 1734 an, ob mit Recht, ist schwer zu entscheiden. Dreißig Jahre nach Abschluß des FEiscH'schen Werkes finden wir die erste und einzige eingehendere Würdigung desselben. Von keinem Geringeren geht sie aus als von Johann Matthäus Bechstein. Li dem ersten Anhang zu dem 3. Bande seiner Gemein- nützigen Naturgeschichte der Vögel Deutschlands (Leipzig 1795) widmet er ] 60 Seiten einer Besprechung des Werkes seines Vor- gängers auf dem Gebiete der deutschen Ornithologie. Er ver- gleicht die von Frisch gegebenen Abbildungen mit der von Gmelin besorgten dreizehnten Ausgabe von Linne's Sj'stema natu]*ae. Bezüglich der Tafeln bemerkt er: „Wie sehr sich die FRiscnischen Abbildungen der Vögel vor den meisten der altern und neuen auszeichnen, ist zu bekannt und zu einleuchtend, als daß ich 518 Biographische Versuche. üöthig hätte, hier noch etwas zu ihrem Lobe zu sagen. Doch muß man einen Unterschied machen, unter denjenigen, die unter der Aufsicht des seligen Frisch selbst verfertigt sind, und unter denjenigen, die man nach seinem Tode hei-ausgegeben hat." Beckstein geht dann auf die einzelnen Tafeln und auf den Text zu denselben näher ein, welch' letzteren er in vielen Fällen nach eigenen Erfahrungen ändert und richtigstellt. Oft stehen seine kritischen Untersuchungen den von Frisch gegebenen Mitteilungen scharf gegenüber. Aber trotzdem erkennt er deren Bedeutung rückhaltlos an: „Da ich ohnehin Feisch im vorzüglichsten Ver- stände als meinen Vorgänger in Beschreibung deutscher Vögel- arten verehren muß, und es gewiß vielen meiner Leser nicht unangenehm sein wird, zu sehen, wieviel auch schon dieser Natur- forscher in seinem Fache geleistet hat." In seiner „Geschichte der Zoologie" (München 1872) ei- wähnt J. ViCTOE Caeus des Vogelwerkes von Feisch mit keinem- Wort. Er weist nur auf das vorerwähnte Insekten- buch hin und bemerkt dabei, daß Feisch mehr als Dilettant seinem Gegenstand gegenübertrat, und daß es ihm weniger auf systematische Folgerichtigkeit als zuverlässige Beobachtung ankam, eine Bemerkung, die ich für das große ornithologische Werk von Feisch nicht gelten lassen möchte. Alfeed Newton bemerkt in seiner klassischen Geschichte der Ornitliologie (London 1896): „In 1734 J. L. Feisch began the long series of works on the Birds of Germany with which the literature of Orni- thology is enriched, by his Vorstellung der Vögel Teutschlands, which was only completed in 1703, and, its coloured plates proving very attractive, was again issued at Berlin in 1817." Haenack weist nur mit einem Wort auf das Vogelwerk hin. — Das Interesse für die Vogelwelt mag schon früh in Feisch geweckt worden sein. Weitere Förderung fand es auf den vielen Wanderungen während der Jugendjahre wie durch seinen Aufent- halt auf dem Lande in Oberdachelbach und Arenstein. Festere Form indes dürfte dieses Interesse erst in Berlin angenommen haben, als er sich mit dem Gedanken zu beschäftigen anfing, an Stelle der unzulänglichen deutschen ornithologischen AVerke ein brauchbareres zu setzen. Die ersten Vorarbeiten mögen bereits, besonders hinsichtlich der Sammlung des Materials, in die Jahre 1718 — 1725 zu setzen sein. In der Einleitung zu seiner „Vor- stellung der Vögel Deutschlands" hat er 1732 die Richtlinien gezogen, nach welchen er die Bearbeitung vornehmen wollte. Darin hat er bestimmt ausgesprochen, daß er versuchen wollr, eine „zugängliche Einteilung [der Vögel] nach ihren eigentlichen Geschlechtern und Arten" vorzunehmen, dagegen die von seinen Vorgängern gebrauchte alphabetische Anordnung als wertlos zu verwerfen. Alsdann wollte er versuchen, die „Feststellung eines deutschen Namens, den der Vogel künftig im Hochdeutschen behalten solle". Eine Forderung, in welcher das Empfinden Biographische Versuche. 519 des alten Philologen zum Ausdruck kam. Schließlich beab- sichtigte er, „der Natur gleichende Abbildungen, in einer sorg- fältigen Nachahmung ihrer Farben" zu geben. Es sollte dies nach den Vögeln selbst geschehen, „die er meist gesammelt, nach dem Leben aufgestellt, daß sie öffentlich gezeigt werden können, durch welche vor Augen stehende Originalia das Ab- zeichnen natürlicher und lebhafter w^erden könne, daß hier keine Copia, sondern alles nach dem Original gezeichnet und illu- miniert sei." Diese Richtlinien hat Feisch noch einmal in den Miscellanea Berolinensia von 1743 betont. Er schreibt darin (S. 358): „Quadruplici defectui in Ornithologia mederi cupiens, pro- gressus sum, quantum potui, et e duodecim classibus, in quas omnes omnium specierum et generum aves inpi'imis in Germania divisi tres absolvi. In hoc opere mihi prirao curae est accuratior Volatilium divisio. Secundo, certi nominis cujusliber avis consti- tutio, ut saltem doctiores eas distinguere possint. Singuli enim pagi mutant et distorquent avium nomina, quod magnae confu- sionis subinde causa est. Tertio, Figurae cujusliber avis emen- datior delineatio. Quarto, colorum, quibus natura has creaturas ornavit, accuratior imitatio. Superest mihi nidorum et ovorum avium historia, in qua multa supplenda sunt; non quod ad ubivis fere obvios nidos attinet, sed ad rariores, hoc est, qui raro in impeditissimis sylvis reperiuntur; reperti non sine periculo detra- huntur; detracti a paucis delineantur, a nemini describentur." Aus den vorstehenden Mitteilungen ersehen wir auch, daß Feisch nach Vollendung seines Werkes die Absicht gehabt hat, in Ergänzung desselben ein oologisches Werk, wie es von GtJNTHEE später, aber mit schwächerem Können 2) versucht wurde, herauszugeben. Ein jeder Forscher, wenn er auch noch so bestrebt ist, eigene Wege zu gehen, steht immer im Banne seiner Zeit, die seinem Schaffen gewisse Grenzen zieht und seine Arbeiten be- einflußt. Auch bei Feisch machte sich dies geltend, wenn es auch seinem Verdienst, der Vogelkunde neue Wege gewiesen zu haben, nicht im geringsten Abbruch tut. Die von Feisch gewählte systematische Anordnung, welche die bis dahin gebräuchliche alphabetische Aufzählung der Arten seiner Vorgänger auf dem Gebiete der Vogelkunde ablöste, gliederte sich wie folgt. Er unterscheidet 12 Klassen: ^) Sammlung / von / Nestern und Eyern / verschiedener Vögel, / aus den Cabineten / des PI. Tit. Herrn Geheimen Hofrath Schmidels / und / des Herrn Verfassers. / Gestochen und herausgegeben / durch / Adam Ludwig Wirsing. / Hinlänglich beschrieben und abgehandelt / von / D. Friedrich Christian Günther, / Herzogl. Sachsen-Coburg und Saalfeldischem Hofrathe und Leibarzt, sowie auch adjungirtem / Stadt- und Landphysikus zu Cahla bey Jena / — / Erstes Heft / — / Nürnberg / gedruckt auf Kosten Adam Ludwig Wirsings. / 1772[— 1777]. fol. mit 100 Tafeln [Bücherei ycHALOw]. 520 Biographische Versuche. 1. Kleine Vögel mit kurzen und dicken Schnäbeln, Hanf- körner aufzuspalten. 2. Kleine Vögel mit dünnen Schnäbeln so Fliegen und Würmer fressen. 3. Drosseln und Amseln. 4. Spechte und Baumhacker. 5. Heher und Elstern. 6. Raben, Krähen, Dohlen. 7. Stoß- und Raubvögel bei Tage. 8. Eulen und Nachtvögel. 9. Wilde und zahme Hühner. 10. Tauben. 11. Gänse, Enten und andere Schwimmvögel. 12. Vögel so gern am Wasser oder bei wässrigen Oertern sind. Sieht man von der oft etwas naiven Formulierung der Be- grenzung der einzelnen von Feisch aufgestellten Klassen ab, so finden wir ein System, wie es sich in viel späterer Zeit und bei fortgeschrittener Kenntnis der Naturgeschichte der Vögel, bei CuviEE (1798), Blainville, Goldfuss, Ranzani u. a., meist nur mit der Modifikation, welche Klasse die Reihe der Vögel zu eröffnen habe, wiederfindet. Schon Feisch hat es empfunden und auch ausgesprochen, daß die beiden ersten Klassen der kleinen Vögel in der systematischen Anordnung die meisten Schwierigkeiten bereiten. Noch heute müssen wir dies unter- schreiben. Feisch hat die Aufstellung seiner Klassen erst nach längeren, reiflichen Erwägungen vorgenommen. Er hat auch noch andere Eigenschaften als die von ihm benutzten geprüft, ehe er sein System aufstellte. Er kommt aber zu dem Ergebnis, daß die Einteilung als „Wald-, Feld- und Wasservögel, als Stand- oder Strichvögel, Früh- oder spätstreicheude, singende oder nicht singende, in Löchern oder unter freiem Himmel nistende, hüpfende oder Schritt weis gehende, aus dem Kropf oder aus dem Schnabel ätzende" auf Eigenschaften der Vögel beruhe, „die alle nicht so zureichen wollen". In der Einordnung der ein- zelnen Arten ist Feisch nicht immer korrekt gewesen, teils aus Gründen mangelnder Beobachtung, teils um von den Anschau- ungen seiner Zeit nicht allzuweit abzurücken. „Mit den Schwalben", sagt er z. B., „könnte man auch Caprimulgus ein- reihen. Durch wiederholte observationes kann ich wohl sagen, daß es grundfalsch sey, wenn man diesen Vogel zum Raubvogel machen will. Ich habe ihn um deswillen in diese Klasse gesetzt, weil ihn die meisten alten und neuen Vogelbeschreibungen dazu gezählt und jeder ihn allhier suchen mögte." So auch, wenn er in seiner zwölften Klasse, welche Möwen, Seeschwalben, Totaniden usw. umfaßt, Alcedo und Merops als „an wässrigen Orten lebend" aufführt. In der Behandlung der Nomenklatur ist Feisch ein Sohn seiner Zeit. Auf den Tafeln seines Werkes finden wir Be- Biographische Versuche. 521 Zeichnungen wie Corvus aquaticus, Fasser domesticus, Colymhus groenlandicus, Vultur fuscus, Turdus cristatus und T. luteus, ohne dabei an die Absicht einer binären Bezeichnung- denken zu dürfen. Die Sonne LiNNE'scher Namengebung war Feisch bei Beginn seiner Arbeiten noch nicht aufgegangen. Die erste Ausgabe der Systema naturae des genialen Schweden, der in das Wirrsal chaotischer Namengebung Ordnung brachte, er- schien im Jahre 1735. Wir finden ferner bei Feisch, natürlich ohne ternäre Nebengedanken heutiger Zeit, Namen wie Passer atricapillus torquatus, Colymhus medius cornutus, Pica varia caudata, Turdus americanus minor; alsdann nur Gattungsnamen für einzelne Arten, wie Ciconia, Faico, Astur, Orus, und weiter Linaria ruhentihus maculis in pectore, Älauda hyemalis sive nivalis, Anas fera macula nigra in fronte, Turdus ruher cyaneo capite, Vultur suhluteus capite alho, Turdus medius pedihus nigris, Ardea stellaris minor altera usw. Großen Wert legte Feisch auf die deutsche Benennung, wenn er auch in dem (be- danken irrte, allgemein angenommene deutsche Vogelnamen durch- setzen zu können. Die Herausgabe seiner ,.Vocabula Marchica" hätte ihn eigentlich schon überzeugen müssen, daß selbst für das kleine Gebiet der Vögel die Annahme allgemein anzu- wendender gebräuchlicher Namen unmöglich sei. Andererseits hätte Feisch nicht der eingefleischte Linguist und Etymologe sein dürfen, der er durch Erziehung und Beschäftigung war, wenn er sich die Gelegenheit hätte entgehen lassen sollen, bei der Aufstellung deutscher Namen Erklärungen und Deutungen zu suchen, wie wir sie unter Hinweis auf die Angaben älterer Autoren mannigfach bei den einzelnen Arten finden. Aus diesem Umstand darf auch geschlossen werden, daß die Artbeschreibungen mit solchen etymologischen Untersuchungen, die erst nach seinem Tode veröffentlicht wurden, noch aus seiner Feder stammen. Die von Feedinand Helfeeich und Johann Cheistoph Fbisch, Sohn und Enkel von Johaxn Leonhaed, gezeichneten, radierten und kolorierten Tafeln des großen Vogelwerkes über- treffen in der genauen Wiedergabe des Objekts alle bis dahin, meist in hartem Holzschnitt veröffentlichten Abbildungen. Ja, selbst die Tafeln späterer Werke aus dem Ende des achtzehnten und dem Beginn des neunzehnten Jahrhunderts, mit alleiniger Ausnahme vielleicht derjenigen Conead Susemihl's, sind den Darstellungen von Feisch nicht gleichzustellen. Dies gilt von Regina Dietzsch, G ötz, Capieux, Niedenthal, Wiesing, Hergen- EOEDEE, Deoysig u. a. Kciu Geringerer als der große französi- sche Naturforscher Cuviee rühmt die außerordentliche Zuver- lässigkeit der nur etwas steifen Zeichnungen, „tres exactes sans etre elegantes". Jedenfalls hat der Autor Feisch gehalten, was er in der Einleitung versprochen, „der Natur gleichende Ab- bildungen in sorgfältiger Nachahmung der Farben in seinem Werke geben zu wollen." Man hat an der Darstellung der ab- 522 biographische Versuche. gebildeten Arten mehrfacli stai'ke Kritik geübt und das Kolorit der Vögel wie einzelner Teile derselben, wie Schnabel, Füße, Iris usw., getadelt. Ich glaube, mit Unrecht. Man vergißt, daß die Abbildungen vor bald zweihundert Jahren nach schlecht gestopften, vielfach verblaßten Exemplaren angefertigt wurden. Sie müssen aus der Kunst ihrer Zeit heraus, nicht nach unseren heutigen Foi'derungen beurteilt, sie müssen mit dem Maßstab künstlerischen Empfindens und zoologischer Auffassung des be- ginnenden achtzehnten Jahrhunderts gemessen werden. Und, möchten wir fragen, gibt es denn heute nicht viele moderne Tierdarstellungen — ich denke z, B. an die zwar malerischen, aber nicht zoologischen Bilder von Wilhelm Kuhneet u. a. — , die die gerügten Fehler in Mengen aufweisen? Auch heute noch darf man viele unserer modernen Vogelbilder nicht mit allzu kritischem x^uge betrachten. Aber abgesehen von dem künstlerischen Wert, welchen die FKiscn'schen Abbildungen für die Zeit ihrer Entstehung beanspruchen dürfen, bleibt ihnen noch insofern ein innerer Wert, als sie oft von Linne und dessen Zeitgenossen wie auch von späteren Autoren als Bildwerke zitiert und bei unklar gefaßten Diagnosen zur Identifizierung der beschriebenen Arten herangezogen werden können. Auf die biologischen Mitteilungen, die in dem FEiscn'schen Werke niedergelegt sind, will ich hier nicht weiter eingehen. Sie wurden durch eigene Beobachtungen im Freien wie an den von Felsch in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln gewonnen. Auch der Verkehr mit Vogelfängern, die damals und auch noch später ohne Beschränkungen den Fang ausüben konnten, brachte Feisch sicher viele Mitteilungen. „Wenn mancher alte Vogel Fänger seine Erfahrungen aufgeschrieben hätte, es würde sehr angenehm zu lesen sein; weil es aber doch Geburten sind, welche solche Hebammen brauchen, die selber einige Erfahrung davon haben, findet man selten einen Gelehrten, der Lust hat solche Dinge in Ordnung zu bringen." Neben manchen irrigen Ansichten findet sich auch viel für die damalige Zeit Neues und Beachtens- wertes. Hinweisen möchte ich auf die Experimente zur Er- forschung des Schwalbenzuges, die als Vorläufer des heute die ganze Welt umspannenden Ringversuches angesehen werden dürfen. Die Mitteilungen von Feisch über Vorkommen und Ver- breitung der Vögel stehen auf der niedrigen Stufe damaliger Anschauung. Wie in allen, seinem Werke vorangehenden Ver- öffentlichungen früherer Naturforscher fehlen auch bei ihm, wie ich das schon an anderer Stelle ausgeführt habe, fast durch- gängig Angaben über letzteren Punkt. Dieses Fehlen findet seine Erklärung in der Auffassung der Zeit, die gar keinen Wert auf Mitteilungen genauer Provenienz legte. Sind aber bei Feisch Angaben über das Vorkommen vorhanden, so beziehen sie sich fast ausschließlich auf Vorkommen in der Mark. So über das Brüten von HaUaetus alhicilla bei Rüdersdorf, das Vorkommen Biographische Versuche. 523 YOii FhaJacrocorax an der Oder, Erlegung- von Branta leucopsis bei Scliiedlow, Mitteilungen über Funde „haud procul ab urbe Berolina" u. a. Diese Angaben stützen meine Ansicht, daß das große Werk von Fkisch lediglich als ein auf märkischem Material und auf märkischen Beobachtungen begründetes, als ein die Vögel unserer Provinz behandelndes anzusprechen ist. Trotz seines Titels. Es ist wahrscheinlich, daß Feisch auf seinen früheren AYanderungen in Deutschland mancherlei Beobachtungen ge- -sammelt hatte, die er später verwertete. Aber andererseits ist mehr als wahrscheinlich, daß der Hauptteil seiner Arbeit sich ausschließlich auf märkische Sammlungsobjekte und märkische Beobachtungen bezieht. Daß er seine ornithologische Sammlung nicht während seines unsteten Wanderns in Deutschland, sondern erst nach seiner Niederlassung in Berlin begonnen habe, läßt sich aus seinen eigenen Mitteilungen nachweisen. Aus einer Bemerkung in seinem Werke geht sogar der genaue Zeitpunkt der Anlage der Sammlung hervor. Im Jahre 1733 sagt er, daß er die Originale für die Abbildungen seines Werkes lange auf- bewahrt habe, „also daß sie nun über zwanzig Jahre sind, daß sie .unbeschädigt geblieben und auch ganze Secula bleiben werden, ist das vornehmste so man bei dieser Sammlung gelernt." Aus dieser Bemerkung läßt sich der Beginn der Sammlung in das Jahr 1712 verlegen. Viel von derselben hat er wohl selbst in der näheren und weiteren Umgebung von Berlin zusammen- gebracht. Mancherlei wird ihm von Leuten, die er auf seinen märkischen Seidenbaureisen kennen lernte und für seine Sammlung zu interessieren wußte, übersandt worden sein. Wiederholt nennt Frisch die Namen seiner märkischen Kontribuenten. Auch die Schwierigkeit und Langsamkeit damaligen postalischen Verkehrs läßt kaum die Annahme zu, daß Feisch nennenswertes Material für seine Sammlung aus dem weiteren Deutschland erhalten habe. Alle diese Erwägungen gestatten den Schluß, daß sein Material für seine „Vorstellung der Vögel Deutschlands" fast ausschließlich aus märkischen Vögeln bestand, daß sein Werk die Vögel unserer Provinz Brandenburg behandelt. Schon früh hatte Feisch der Gedanke lebhaft beschäftigt, was dereinst aus seiner Sammlung werden solle. Bei seinen engen Beziehungen zur Sozietät der Wissenschaften, die in jener Zeit ein eigenes „Naturalienkabinett" unterhielt, lag der Wunsch nahe, die Sammlung der genannten gelehrten Gesellschaft anzu- bieten. In den alten Handakten, welche die Akademie über ihre Sammlungen vom Jahre 1716 — 1806 geführt hatte, deren Durch- sicht mir bereitwilligst gestattet wurde, fand ich die Eingabe, welche Frisch bereits im Jahi-e 17;)4, also nach dem Erscheinen der beiden ersten Hefte seines Werkes, an die Akademie gerichtet hat (Acta 1716—1737, S. 62): 25. Juni 1734. „Der Königl. Hochlöblichen Societät der Wissenschaften erbietet sich ends Unterschriebener seine ganze Collection von 524 Biographische Versuche. den Vögeln käuflich zu überlassen. Er will dieselbe erstlich bestehen lassen. Zum anderm. Ein völliges Register davon übergeben. Zum dritten bietet er um ein Recompens Leute an, die- selben unbeschädigt beständig zu erhalten. Zum vierten will er nebst den Seinigen um die Vermehrung derselben mit Rath und That sorgen. Zum fünften ist schon ein Anfang gemacht worden dieselbe in Kupfer zu stechen soll auf solche Weise fortgesetzet werden. Zum sechsten wird der Collector die Namen so wohl alte als neue erklären, und von solchen Vögeln Eigenschafften, so viel ihm davon bekannt eine Beschreibung drucken lassen. In Betrachtung nun, daß sich der Collector nicht ohne Grund beredet daß es eine Sammlung sey (1) die noch Keiner in Teutschland gehabt: (2) noch Keiner so beständig zu erhalten gewußt. (3) noch Keiner eine so richtige Eintheilung dieser Creaturen gemacht. Daß es (4) viel Mühe gekostet alle Bücher so hiervon zu bekommen gewesen, durchzulesen. (5) Viel Schwierigkeit so viel Arten zusammeln. (6) viel Arbeit dieselbe in solchen Stand zu stellen und nach dem Leben auszurichten. (7) viel Kosten dieselben anzuschaffen. So fordert er Zwey Hundert Thaler; welche er nach gut Befinden des Directorii und nach dem Zustand der Cassa nach und nach nehmen will. Jon. Leonh. Feisch." Der Ankauf der Sammlung wurde aus Gründen, die nicht aus den Akten hervorgehen, seitens der Akademie abgelehnt. Über das weitere Schicksal der FRiscn'schen Vogelsammlung berichtete ich an einer anderen Stelle dieses Buches. Aus dem schönen Süden Deutschlands, aus dem sonnigen Frankenlande, aus dem auch der erste Hohenzoller in Branden- burg eingezogen war, kam Feisch in unsere graue, ernste und herbe Mark. Aber in den langen Jahren, die er hier in Berlin gelebt, ist er ganz ein Märker geworden mit all des Wesens Eigenart, welche die Söhne dieses deutschen Landes auszeichnet. Das schöne Wort, welches einst der geniale Feanz von DiNGELSTEDT auf Adalbeet VON Chamisso geprägt hatte, findet auch auf Johann Leonhaed Feisch, den Sohn des alten Nürn- berg, seine volle Anwendung: „Ein Fremdling warst du unserm deutschen Norden, An Sprach' und Sitte anderer Stämme Sohn, Und wer ist heimischer als du ihm worden!" Literatur, Dieterich, M., Berlinische Kloster- und Schulhistorie. Berlin 1732. WippEL, JoH. Jacob, Das Leben des "VVeiland berühmten Rectors an dem Gymnasio zum Grauen Kloster in Berlin, Johann Leonhard Frisch, nebst beygetügten Stand- und Lob-K,eden, auöh einigen Trauer Gedichten, Hiügraphische Versuche. 525 mit einer Vorrede zum Druck befördert von Johann Jacob Wippel. Berlin, zu haben bey Chr. Gottlieb Nicolai. 1744. 4". UiDERMANN, JoH. GoTTLiEB, Acta scholastica. Leipzig und Eisenach 1741 bis 1748. 8 Bde So. (III. Teil.) Küster. Georg Gottfried. Fortgesetztes Altes und Neues Berlin. Berlin 1752. fol. WiPPEL, Jacob, Märkische Provinzialblätter, herausgegeben von A. Pischon. Band I, Berlin, 1818. Bellermann, J. Joachim, Das graue Kloster in Berlin. Berlin 1825. 8«. 3 Stück, 47—50. RiBBECK, Aug. Ferd., Oratio ad J. L. Frischii memoriam secularem cele. braudam; Festprogramm [des Gymnasiums des Grauen Klosters 1830] zur Feier des Augsburgischen Glaubensbekenntnisses im Jahre 1830, 17—28. 80. Berlin 183U. Eckstein, Fr. A., Johann Leonhard Frisch; Ersch & Gruber, Allg. Ency- klopädie d. Wissensch. u. Künste, 50. Teil, Leipzig 1849, 219— 22L lIoEFER, Nouvelle Biographie generale depuis les temps les plus recules jusqu'a nos jours. Publiee par M. M. Firmin Didot Freres sous la direction de M. le Dr. Hoefer. Tome 18, Paris 1856 [p. 885—887 eine Übersetzung der Ecksteinschen Biographie in Ersch & Gruber, Allg. Encyklopädie. Siehe oben 1849]. Heidemann, J., Geschichte des grauen Klosters zu Berlin. Berlin 1874. VIII. U[hlmann-Eltz], Über die Originalzeichnungen zu J. L. Frisch's Werk „Vor- stellung der Vögel in Deutschland" ; Monatsschr. D. Ver. z. Schutze d. Vogelwelt. Gera 1891. Fischer, L. H., Joh. Leonh. Frisch's Briefwechsel mit G. W. Leibniz. Ein Beitrag zur Geschichte des geistigen Lebens in Berlin zu Anfang des 18. Jahrhunderts; Archiv der Brandenburgia, Gesellschaft für Heimat- kunde der Prov. Brandenburg zu Berlin. 2. Band. Berlin 1896. XXXI + 80. Harnack, Adolf, Geschichte der Königl. Preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Band 1. Berlin 1901. P[e.agek], L., Ueber das Leben von Johann Leonhard Frisch; Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 83. Jahrg., Nr. 182, vom 1. August 1916. Johann Heinrich Schulz. 1799—1869. Johann Hbineich Schulz war der Sohn eines Bürgers der Stadt Stülp in Hinterpommern. Am 24. Oktober 1799 wurde er daselbst geboren. Der Beginn seines Lebens, sagt Ferdinand Ranke in seinen biographischen Skizzen, denen ich in den nach- folgenden Aufzeichnungen folge, ließ nicht ahnen, daß Schulz einst als Schulmann eine außerordentliche, allseits anerkannte, rühmliche Tätigkeit entfalten Avürde. Im Vaterhause genoß er mit seinen Brüdern und Schwestern eine sorgsame und ti-effliche Erziehung. Er besuchte die Lateinschule seiner Vaterstadt, die 526 Biographische Versuche. er aber bereits in dem frühen Alter von zwölf Jahren verließ. Bei dem Kgl. Landratsamte unter Leitung des Rittergutsbesitzers VON Zitzewitz trat er alsdann als Sekretär ein, wurde aber schoil im Januar 1814 in derselben Eigenschaft bei der Kgl. Spezial- Vermögens- und Einkommensteuerkommission angestellt. Das Jahr 1815 rief ihn zu den Waffen. Obwohl erst sechzehn Jahre alt, faßte er freudig den Gedanken, sich als freiwilliger Jäger zur Befreiung des Vaterlandes der Armee anzuschließen. Im ersten Pommerschen Infanterieregiment nahm Schulz an der Schlacht bei Belle-Alliance wie an der Belagerung von Maubeuge und Philippeville teil. Nach den Kriegsjahren wählte er Berlin zu seinem Aufenthalt. Die ihm fehlende wissenschaftliche Bildung suchte er sich hier durch private Studien anzueignen. Er ver- ließ seine bisherige Laufbahn, entschied sich für einen wissen- schaftlichen Beruf, indem er sich dem Städtischen Privatschul- lehrer-Seminar anschloß, aus welchem erjedochbereitsim April 1816 ausschied, um bei dem bekannten Schulvorsteher Kupsch, an dessen blühender Anstalt, eine Stelle als Lehrer anzunehmen. Acht Jahre hindurch hat er dieselbe mit vielem Erfolge und unter allgemeiner Anerkennung seiner Tätigkeit verwaltet. Zugleich benutzte er seinen Aufenthalt in Berlin, um seine Kenntnisse zu erweitern. Er hörte Vorlesungen in den verschiedensten Fächern an der Universität, widmete sich aber vorzugsweise dem Studium der Naturwissenschaften. Nach rühmlichst bestandenem Examen hatte er im Jahre 1822 das Glück, an die Königl. Realschule berufen zu werden, an der damals Direktor Spilleke seine für das ganze Realschulwesen Deutschlands so hochwichtige Umbildung dieser Anstalt begann, und von Schulze's Eifer und seiner Hingebung an die Sache des Unterrichts und der Erziehung für die herbei- zuführende neue Blüte der Realschule das Beste erwartete. Am 1. Januar 1823 wurde Schulz mit einem Gehalt von 180 Talern definitiv angestellt. Seine Wohnung nahm er in dem Schulgebäude selbst, in der sogenannten Seminarstube. Er zeigte sich strebsam und bildsam, treu und gewissenhaft, geschickt und tüchtig und errang bald den ganzen Beifall seines Direktors. Die ruhige Besonnenheit, welche er überall bewährte, und die geschickte Behandlung seiner Schüler erwarben ihm Liebe, Vertrauen und Achtung bei seinen Amtsgenossen. Seine Tätigkeit blieb nicht auf die Realschule beschränkt, sondern dehnte sich auch auf das Gymnasium und die Töchterschule aus, welch' letztere Anstalt bei ihrer 'Reorganisation, als sie den Namen „Elisabethschule" erhielt, einen neuen Aufstieg nahm. In dieser Doppelstellung ist Schulz 40 Jahre tätig gewesen. Im Oktober 1864 schied er aus der Kgl. Realschule aus, wurde zum zweiten Oberlehrer an der Elisabethschule ernannt, der er nun allein seine Kräfte widmete. Krankheit zwang ihn, um seine Pensionierung ein- zukommen, die ihm im April 1867 in ehrenvollster Weise be- willigt und bei der er, im Ausscheiden aus dem Schuldienst, Biographische Versuche. 527 durch Verleihung des Roten Adlerordens ausg-ezeichnet wurde. Seine letzte Lebensepoche war eine Leidenszeit; denn so kräftig und gesund er während seines ganzen Lebens gewesen war, so schwer wurde er in den letzten Jahren durch Krankheiten ge- prüft. Am 29. September 1869 verschied er, als eben die Glocken des Sonntagabendgottesdienstes in sein Haus hineintönten. Fast 70 Jahre hindurch hat er Freud und Leid, Arbeit und Mühen ertragen und den Segen gezeigt, den auch der stille Beruf eines Schulmannes und Erziehers hervorzurufen vermag. Schulz' Leben verfloß in rastloser Arbeit. Großen Fleiß zeigte er in seinen Lehrstunden, bei welchen ihn die für die Schule angelegten und für diese geschaffenen zoologischen und botanischen Sammlungen, deren in den Chroniken der Anstalten oft Erwähnung getan wird, wie die allmählich für seinen Privat- besitz angeschafften Sammlungen tatki-äftig unterstützten. Am wirksamsten erwiesen sich die von ihm eingeführten botanischen Exkursionen, bei denen er durch seine hinsichtlich der Pflanzen- kunde umfassende Kenntnis der Umgebung von Berlin das Wissen seiner Schüler in jeder Beziehung erweiterte. Er regte sie zur Anlegung von Herbarien ah, gab ihnen die nötigen Anweisungen und flößte ihnen für ihr ganzes Leben die innigste Liebe für diese Wissenschaft ein. Auch für die Erweiterung des zoologischen Wissens sorgte er, indem er auf alle Erscheinungen der Tierwelt hinwies, zu deren Erörterung sich auf der Wanderung genügende Veranlassung darbot. Schulz war Mitglied der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin, der Pädagogischen Gesellschaft wie der alten Gesellschaft uatur- f ersehender Freunde. Als gern gesehener Mitarbeiter veröffentlichte er größere und kleinere Arbeiten in der von Mager heraus- gegebenen Pädagogischen Revue, in den Rheinischen Blättern von DiESTERWEG, in der Halleschen Literaturzeitung, in der von Freedläkder und Schornstein redigierten Zeitschrift für weib- liche Erziehung wie in anderen wissenschaftlichen und pädago- gischen Blättern. Zeitweise beschäftigten ihn vornehmlich, im Einklang mit seiner ganzen Entwicklung, Bildung und Tätigkeit, Fragen pädagogischer Natur. In dem Bericht der König!. Realschule zu Berlin für das Jahr 1834 veröffentlichte Schulz eine Abhandlung: Über das Wesen des Untei'richts in der Naturgeschichte. Eingehend führte er in dieser Arbeit seine Gedanken über den Gegenstand aus, indem er die Bedeutung des allgemeinen Einflusses, den dieser Unterrichtszweig auf die Bildung des ^Menschen auszuüben be- rufen ist, darzulegen suchte. Daran knüpft er Vorschläge be- züglich der Verteilung des Stoffes für die verschiedenen Unter- richtsanstalten und erläutert die Methoden, welche bei dem Unter- richt selbst in Anwendung zu bringen sind. AA'enngleich wir heute, dank der fortgeschrittenen Entwick- lung des naturwissenschaftlichen Unterrichts auf unseren Schulen 528 Biographische Versuche. und der längst gefestigten Einsicht von dessen hoher Bedeutung, von allseits verändertem Standpunkt den von Schulz erörterten Gegenstand betrachten, so müssen wir doch anerkennen, daß viele der von ihm entwickelten Gesichtspunkte, namentlich über den von dem praktischen Pädagogen zu beschreitenden Weg, auch in unseren Tagen noch vollste Geltung besitzen. Neben vielen in Zeitschriften veröffentlichten Aufsätzen hatte Schulz auch eine größere Reihe selbständiger Werke im Laufe der Jahre erscheinen lassen. Unter diesen sind es besonders die naturwissenschaftlichen, die uns hier interessieren. Da ist ein Grundriß der Zoologie und Botanik zum Gebrauch für Schüler an Gymnasien, Realschulen und Seminarien; ferner ein Lehrbuch der Zoologie für Lehrer und ein Lehrbuch für den naturwissen- schaftlichen Unterricht in höheren Töchterschulen. Dann erschien von ihm ein Wegweiser auf den botanischen Exkursionen in der Mark Brandenburg und schließlich seine Fauna marchica. Die Wirbelthiere der Mark Brandenburg (Berlin 1845). Diese letztere Arbeit soll uns hier vornehmlich beschäftigen. Der Gedanke, den mancherlei Lokalfloren, welche über die Provinz bereits veröffentlicht worden waren, eine Lokalfauna anzureihen, die bis dahin noch nicht vorhanden, hatte Schulz bereits längere Zeit beschäftigt. Eifrig war er bemüht, Material für ein derartiges Werk zusammenzutragen. Mit Recht ging er von der Ansicht aus, daß der Sinn für das Studium der Natur- körper durch ein solches Buch mehr Förderung erfahren würde als durch große umfangreiche Werke, die die Übersicht erschweren und den Anfänger durch die Menge der Formen verwirren. Während bereits die Lokalfloren von Dieteich, Kunth, Ruthe. V. Schlechtendal u. a. vorlagen, während Friedrich von Kloeden den Versteinerungen der Mark seit Jahren seine Aufmerksamkeit zugewendet hatte, blieb das Gebiet der Zoologie, bis auf den nie zum Abschluß gelangten Versuch Erichson's über die Käfer der Mark, vollständig vernachlässigt. Schulz nahm sich nun dieses Zweiges der Naturwissenschaft an. Ihm haben wir die erste zu- sammenhängende Darstellung der Wirbeltiere unserer Provinz zu danken. Und das dürfen wir ihm nicht vergessen, wenn auch in den siebzig Jahren, die seit dem Erscheinen seines Buches verflossen sind, mancherlei Lücken und Irrtümer demselben nach- gewiesen wurden. Der Abschnitt, der die Vögel behandelt, nimmt mit seinen 220 Arten räumlich den größten Teil des Werkes ein. Die Aufzählung der einzelnen Spezies wird durch einen Abschnitt eingeleitet, in welchem Schulz einen kurzen Abriß der anatomi- schen Verhältnisse gibt und in einer klaren Darstellung die mannigfachen biologischen Momente zur Erörterung bringt. ITier- bei laufen hin und wieder Ansichten unter, die wir heute nicht teilen, die aber doch die Anschauungen wiedergeben, die ein kluger Kopf damaliger Zeit vertrat. Bezug nehmend z. B auf die Bemerkung Voigt's in dessen Naturgeschichte der drei Reiche, Biographische Versuche. 5'29 daß es woM denkbar sei, daß die Stammeltern des Kreuzschnabels von Norden her sich über die ganze gemäßigte Erdzone verbreitet hätten, und daß die Loxia-Fovmen einen merkwürdigen Fall einer nachmaligen weiteren Ausbildung aus einer Grundform gäben, da es doch wahrscheinlich sei, daß sie aus finkenartigen Vögeln durch ungewöhnliche Verlängerung der Schnabelspitzen entstanden seien, bemerkt Schulz: „ob überhaupt mit solchen naturphilosophi- sclien Ansichten über Metamorphosen einzelner Organe, wodurch scheinbar ganz andere Gattungen von Thieren hervorgebracht worden sein sollen, irgend etwas in der Wissenschaft genützt wird, lasse ich dahingestellt; viel wichtiger dagegen, so will es mir scheinen, sind aber Beobachtungen und Unterscheidungen an den Wesen der Jetztwelt; und natürliche Parallelen, die sich leicht zwischen diesen und jenen Gattungen ziehen lassen, tragen viel zur Belebung der Wissenschaft bei und reizen zu immer neueren Forschungen, während Ansichten wie jene, nur gar zu leicht Veranlassung zu Irrtümern werden und gründlichere Studien hemmen. Der menschliche Geist, der sich meist gern in Spekula- tionen ergeht, greift gar zu leicht nach einer Seifenblase, die der Wind verweht, ehe er sich in ihren Besitz setzen kann. Uns wollen solche Deutungen anscheinender Metamorphosen nie zusagen, da wir entschieden der Meinung sind, daß die bestehenden Gattungen überall ursprünglich geschaffen und es nur Aufgabe der Wissenschaft ist, durch gründliche Beobachtungen dieselben von einander gehörig zu sondern; denn sonst möchte man es uns auch wirklich noch aufreden wollen, daß der Mensch nur ein metamorphosierter Affe sei." Angenehm berührt die Bescheidenheit von Schulz, die einen hervorstechenden Charakterzug seines Wesens bildete, mit der er stets bestrebt ist, nie als eigene Arbeit zu bezeichnen, was er anderen entlehnt hat. Nie findet sich eine Mitteilung, die nicht gerade seine eigenen Beobachtungen wiedergibt, ohne Quelle. Wir haben, sagt er bei der Beschreibung des Seggenrohrsängers, hier zum Teil die GLOGER'sche Beschreibung benutzt, welche auf unsere Exemplare genau paßte, und fürchten nicht, von dem Herrn Gloger in dieser Hinsicht verkannt zu werden. Für eine Lokalfauna sind die bestimmten Angaben über die Verbreitung der Arten und die sicheren Fundortmitteilungen über das Vorkommen seltenerer Formen von größter Bedeutung. Vielleicht mit wenigen Ausnahmen müssen wir in dieser Hin- sicht die von Schulz in seiner Fauna marchica gegebenen Mit- teilungen als zuverlässige betrachten. Auf seinen botanischen Exkursionen hat er zweifellos mannigfaches Material über die Verbreitung der gewöhnlicheren Vögel in der näheren und weiteren Umgegend von Berlin selbst zusammengebracht. Dann ist es Schulz in den verschiedensten Orten der Provinz gelungen. Freunde für seine Arbeiten zu gewinnen, die ihn mit Material, auch seltenerer Stücke, versorgten. So erhielt er, wie aus seinem 34 530 Biographische Versuche. Werke hervorgeht, Vögel aus Landsberg a. d. W., Eberswalde, Neuruppin, Naiien, Prenzlau, Havelberg, Küstrin, Eheinsberg, Friedeberg, Driesen, Frankfurt a. d. 0., Brandenburg, Schwedt usw., aus Orten also, die den verschiedensten Kreisen der Mark zugehören. Nur aus zwei Gebieten kennen wir seine Korre- spondenten: Oberförster Reutee in Landsberg a. d. W. und Ober- förster zuE Megede in Eberswalde. Mit dem Fürsten Bogüslav Radziwill, der damals seine schöne Sammlung märkischer Vögel zusammenzutragen begann, scheint er in regem Tauschverkehr gestanden zu haben. Sehr oft erwähnt er Exemplare, die er von dem Fürsten erhalten. Ob dieselben in Schulz' eigene Sammlung gekommen sind oder ob sie den Sammlungen der ihm unterstellten Anstalten einverleibt wurden, läßt sich heute nicht mehr ent- scheiden. Jedenfalls blieb er stets bemüht, die von ihm angelegten Sammlungen zu vergrößern, wobei er Wert darauf legte, von sel- tenen Arten Stücke im Fleisch mit sicherer Provenienz zu erhalten. Auffallend muß es bleiben, daß über das damalige Vorkommen einzelner Arten Mitteilungen von Schulz gegeben wurden, die unseren heutigen Erfahrungen nicht entsprechen. Dahin gehören z. B. seine Notizen über das häufige Brutvorkommen von Cinclus ciiidus medius Brehm, über das von Lanius Senator Senator L. (ziemlich gemein), Serinus canarius germanicus Lauem, (ziemlicli häufiger Brutvogel), Emberiza hortulana L. (selten), Prunella modularis modularis (L.) (häufig), Sylvia nisoria nisoria Bechst. (nicht häufig), Asio accipitrinus (Fall.) (seltener Brutvogel), Machetes pugnax (nur auf dem Durchzuge) u. a. m. Schwer läßt sich heute entscheiden, in welchen Fällen Irrtümer und Beobachtungsfehler vorliegen oder wieweit Änderungen in dem damaligen Vorkommen der Arten gegen heute eingetreten sind. Jedenfalls war es von Hansmann und Bolle ziemlich überflüssig, solche Angaben von Schulz in das Lächerliche zu ziehen, um damit dessen Arbeit zu diskreditieren. In einem Punkt z. B. möchten wir sogar gegen die beiden genannten Ornithologen den Verfasser der Fauna marchica in Schutz nehmen. Von Pinicola enudeator enucleator (L.) schreibt Schulz: „Kommt bei uns nur als periodische Erscheinung vor," und weiter: „man stellt diesem Vogel [natürlich in seinen Brutgebieten!] seines wohlschmeckenden Fleisches wegen nach." Und was machen Bolle und Hansmann aus dieser Bemerkung? „Zu den ante- diluvianischen Ansichten des Herrn Schulz möchten auch die Behauptungen gehören, man stelle dem in der Mark äußerst seltenen Hakengimpel bei uns seines wohlschmeckenden Fleisches wegen nach (ein wahrer Heliogabalismus!)." Im übrigen dürften die ScHULz'schen Mitteilungen der Wahrheit entsprechen, denn wir wissen, daß in den periodischen Erscheinungsjahren vor- genannten Vogels, z, B. in der Gegend von Riga, längere Zeit hindurch allwöchentlich etwa tausend Paare gefangen und zweifel- los zu Eßzwecken verkauft wurden. Biographische Versuche. 531 Die Fauna marchica von Schulz war für lange Jahre die einzige zusammenhängende Arbeit, die wir über die Vögel der Mark besaßen. Die zehn Jahre später erschienene Übersicht von Cael Vangeeow enthielt mit den Fehlern der ScnuLz'scheu Veröffentlichung wenig Neues. Sie benutzte die ScnuLz'scheu Mitteilungen vielfach wörtlich, ohne die Quelle zu nennen. Literatur. Ranke, Ferd., in: Jahres-Bericht über die Königl. Realschule, Vorschule und Elisabethschule zu Berlin. Berlin 1865. Ranke, Feed., in: Jahres-Bericht über die Königl. Realschule, Vorschule und Eüsabethschule zu Berlin. Berlin 1867. RanEuE, Ferd., in: Jahres-Bericht über die Königl. Realschule, Vorschule und Elisabethschule zu Berlin. Berlin 1870. Adolf Walter. 1817—1899. Zwischen dem schönen Werbellinsee, an dessen Ufern sich die hirschreichen Jagdgründe der Hohenzollern hinziehen, und dem sagenumsponnenen „Grimnitz", an dem sich der sanges- kundige Askanier Otto mit dem Pfeile ein Jagdschloß erbaut hatte, von dem heute nur noch pflanzenumranktes Gemäuer meldet, liegt, eingebettet in Wald und Wiesengelände, das kleine Städtchen Joachimsthal. In diesem reizenden märkischen Wald- winkel wurde am 7. April 1817 Adolf Walter als Sohn des dortigen Pfarrers geboren. In den herrlichen meilenweiten Forsten der Umgebung der kleinen Landstadt und an den schönen klaren Seen mag dem Knaben bereits in frühen Jugendtagen unter der Leitung des Vaters jene Lust am Umherstreifen in Gottes schöner Natui" und die Freude an der Beobachtung der Tierwelt geweckt worden sein, die ihm bis in sein spätes Alter hinein köstlicher d unkten als alle die eitlen Vergnügungen modernen Lebens. Das stille selbstzufriedene Wesen, die ruhige Vertiefung des Charakters mögen sich liier bereits in der emp- fänglichen Seele des Knaben herausgebildet und jene Eigen- schaften entwickelt haben, welche Waltee überall wahre Freunde schufen, die ihn hochschätzten. Die ruhige Abgeklärtheit seiner Lebensauffassung entsprang seinem innersten Empfinden. Die Jugendtage müssen Adolf Walter in dem elterlichen Pfarrhause, in welchem bereits der Vater der Tierwelt das leb- hafteste Interesse entgegenbrachte und dies auf seine Kinder 34* 532 JBiograpliische Versuche. ZU Übertragen wußte, gliicklicli dahingeflossen sein. Oft spricht er von ihnen in seineu späteren Arbeiten. Meist sind die Er- innerungen aus der Jugend Tagen ornithologischer Art: wie er als vierzehnjähriger Knabe täglich 15 Schock Dohnen zu be- gehen und sie instand zu halten hatte; wie er auf den Vogel- fang hinauszog am nebligen Herbstmorgen mit Sprenkel und Leimbaum. Auch bei den Kormoranen, die plötzlich am Wer- bellinsee erschienen, weilt oft die Erinnerung. „Es war in den dieißiger Jahren," erzählte Walter später einmal, „als sich zwei Knaben lustig auf dem Pfarrhofe zu Joachimsthal herum- tummelten. Im Trabe gings um den in der Mitte des Hofes stehenden breitästigen Nußbaum; ein Haselstock diente den Beiden als Pferd, den Reiter machten sie selbst, aber der Schlitten, den sie am Bindfaden hinter sich herzogen, war eigenthümlicher Art, denn weder ein Brett oder ein Stück Baumrinde, noch ein alter Schuh, oder was sonst die Phantasie der Kinder erfindet, diente diesmal als Wagen, sondern ein — toter Kormoran. Das mag auffallend vorkommen und ich gestehe, daß mir selbst jener Aufzug jetzt nach einigen vierzig Jahren sonderbarer erscheint, als zu jener Zeit. Damals habe ich vielleicht über die absonder- liche Idee meiner jüngeren Geschwister gelächelt, aber das war auch alles, denn der Anblick der Kormorane war mir etwas sehr Alltägliches. Viele Tausende dieser Vögel waren wenige Tage zuvor plötzlich aus dem Norden gekommen und hatten sich in ver- schiedenen Theilen der Mark niedergelassen. Bei Joachimsthal befand sich am Werbellin-See eine der großen Kolonien dieser Vögel. Die dort brütenden Eeiher waren nach der Ankunft der Kormorane bald vertrieben und die Horste als willkommene Niststätten in Beschlag genommen worden. Im ersten Jahre trat man den schwarzen Gesellen nicht besonders entgegen; als man aber später erkannte, welchen un- endlichen Schaden sie durch ihren Fischfang und ihre Gefräßig- keit der Fischerei und durch ihren ätzenden Unrat dem Forst zufügten, da hatte für die meisten die letzte Stunde geschlagen. Dennoch währte es lange, bevor sie gänzlich ausgerottet oder vertrieben wurden, denn einmal war ihre Anzahl eine sehr be- trächtliche und dann hingen sie mit großer Zähigkeit an dem erwählten Standort. Es mußten zu ihrer Vertilgung die besten Schützen des Garde Jäger Bataillons von Potsdam kommandiert werden, da die Forstbeamten des betreffenden Reviers und der Umgegend ihrer nicht Meister werden konnten. Selbst Privatpersonen war es damals gestattet, sich an der Jagd zu beteiligen. Nachdem jeden Tag mehrere Hunderte dieser Vögel, gi'ößtenteils Junge, von den Horsten und den Ästen der abgestorbenen Bäume heruutergeschossen und auf diese Weise Tausende getötet waren, entschlossen sich die Übrig- gebliebenen zum Abzug." ■Biographische Versuche. 533 Wie es AValter nach den ersten Knabenjahren ergangen, darüber wissen wir nur wenig. Anfangs wurde er im elterlichen Hause durch den Vater unterrichtet, später besuchte er in Berlin das Gymnasium zum Grauen Kloster. Mit außerordentlichem Talent begabt, hatte er sich entschlossen, Maler zu werden. Aus seinen Lehr- und Wanderjahren erfuhr man, daß er auf der Akademie in Kassel seinen Studien nachging und sich später als Landschaftsmaler in Charlottenburg niederließ. Zugleich bekleidete er das Amt eines Zeichenlehrers an mehreren Berliner Anstalten. Damals, im Anfang der siebziger Jahre, erschien er zuerst in den Kreisen der Deutschen Ornithologischen Gesell- schaft, deren Mitglied ei- ls75 wurde. Täglich wanderte er von seinem Wohnort Charlottenburg durch den Tiergarten nach Berlin, um seinen Berufspflichten nachzugehen. Manch- wert- volle Beobachtung wurde auf diesen Wandergängen gemacht. Nie versäumte er, die verschiedenen Fallen zum Fang von Mäusen zu revidieren, welche von ihm für seine Ohreule, die er siebzehn Jahre in Gefangenschaft hielt, au den verschiedensten Stellen des Tiergartens aufgestellt waren. -Von dieser Ohreule hat er ein prächtiges Lebensbild (M. D. V., 1887) entworfen, voll von reizvoller Darstellung der intimen Lebensäußerungen dieses Vogels. Von Jugend an war Waltee ein eifriger Eiersammler. Während seines Aufenthalts in Charlottenburg war er ein steter Durchforscher der engeren und weiteren Umgebung seines Wohn- ortes. Eine gleichgestimmte Seele hatte sich ihm damals eng angeschlossen und all die Fährlichkeiten gemeinsamer oologischer Raubzüge in der Jungfernheide, der Spaudauer Stadtforst, im Finkenkrug und im Brieselang mit ihm getreulich geteilt: Anton Reichenow. Und mancherlei hatte der Schüler dabei vom alten erfahrenen Beobachter gelernt. Denn Walter war ein außer- ordentlich begabter und zielbewußt, methodisch arbeitender „field ornithologist" in des Wortes wahrster Bedeutung. Unsere heimischen Vögel kannte er, vielleicht mit Ausnahme der Sumpf- vögel, Avie nur wenige mit und nach ihm. Er glich in dieser Richtung einem anderen Mitgliede der edlen Malerzuuft, dem alten Porträtmaler C. G. Frideeich in Stuttgart, dem Heraus- geber der bereits in fünfter Auflage erschienenen ausgezeichneten Naturgeschichte der Deutschen Vögel (Stuttgart lUO.")). Walter's Beobachtungen und Slitteilungen waren in hohem Grade zuverlässig. Was er schrieb und behauptete, konnte er vertreten. Und dabei wurden ihm die Beobachtungen des Fiei- lebens der Vögel durch seine im Alter mehr und mehr zu- nehmende Taubheit ungemein erschwert. Er konnte sich aber auf sein Gesicht und auf seine Eierfunde verlassen. Die starke Schwerhörigkeit machte auch den Meinungsaustausch mit ihm oft unmöglich. Aber er war dafüi- ein fleißiger Briefsclireiber, wie man sie heute in der hastenden Zeit immer seltener findet. Hatte man ein Gespräch mit ihm begonnen, irgendeinen Gegen- 534 Biographische Versuche. stand angesclmitten und war in der Unterhaltung nicht mit ihm zu Ende gekommen, so traf in wenigen Tagen ein inhalt- reicher Brief in der festen markanten Handschrift ein, der das Gespräch weiterführte: „Ich äußerte gestern," schrieb er mir einmal im Jahre 1875, „daß ich Turdus me^'ula für einen regelmäßigen Winter Brut- vogel halte und glaube dies für die angrenzenden Provinzen ganz bestimmt; für die Provinz Brandenburg scheint es mir wahrscheinlich. Auch bin ich der Meinung, daß die hier über- winternden Vögel nicht vom Norden her gekommen sind, wie Sie glauben. Aus Nachstehendem möchte dies zu bezweifeln sein. Erlauben Sie, daß ich etwas weit aushole. In der Provinz Brandenburg ist T. merula nicht so häufig wie T. musicus. Deshalb schätzen die Stubenvögel Liebhaber erstere hier mehr als letztere. So gings auch mir in meiner Jugend und namentlich meinem Vater. Turdus musicus war zwar fast immer auf unserem Hausflur im Käfig zu finden. Wenn aber T. merula einmal fehlte, dann wurde nicht erst der Winter abgewartet um ein Männchen zu erhalten. Es wurden Sprenkel mit Ebereschen an den neben Wachholderbüschen in den Werbellinsee herabrieselnden Quellen, die nie zufrieren, aufgestellt. Neben diesen Quellen sah man fast regelmäßig eine Schaar Amseln in jedem Winter. Der See liegt sehr tief auf dieser Stelle wegen der ihn von allen Seiten einschließenden waldigen Berge und ist, obgleich ^/^ Meilen lang, doch nur schmal; also bietet dieser Aufenthaltsort des T. merula ein recht verstecktes Plätzchen und möchte von fernher kommenden Vögeln nicht, und namentlich nicht so regelmäßig gefunden werden. Außerdem beobachtete ich in jedem Winter immer so ziemlich dieselbe Anzahl, eine Zahl, die ich für vollständig ausreichend hielt für die hier in der ganzen Umgebung brütenden Vögel. Eine gute Meile entfernt von dieser Stelle, 1/2 Meile von Neustadt E/W., führt der Fahrweg von Joachimsthal nach Neustadt durch das sogenannte „kalte Wasser", das nie zufriert, und auch hier beobachtete ich in jedem Winter einige Amseln in den nebenstehenden Erlenbüschen. Ihre Anzahl würde wohl größer gewesen sein, wenn der Hochwald nicht von diesen Ei-len- büschen mehrere hundert Schritt entfernt gewesen wäre. Denn die Amsel kennt man dort nur als einen scheuen, vorsichtigen Vogel, der dunkle Stellen aufsucht, und den man nie im Hoch- walde wie T. musicus in den oberen, sondern nur mittleren und unteren Teilen der Bäume findet. Darum war ich um so mehr überrascht als sich mir später bei längerem Aufenthalt in Cassel dieser Vogel in seinem Wesen ganz anders zeigte, als ich ihn bisher gekannt. Erstens war die Anzahl des T. merula weit größer als die des T. musicus, weshalb letzterer Vogel wieder dort weit mehr geschätzt wurde, und zweitens war von Furcht- samkeit, von Verstecken, wie man's so recht bei diesem Vogel Biographische Versuche, 535 nennen kann, gar kein Gedanke. Saß ich an Sommerabenden im Biergarten vor diesem oder jenem Tor, auch in der Stadt, dann erfreute mich auch der Gesang des T. merula, der im nahen Birn- oder Apfelbaum sein Lied sang, aber nicht von oberster Spitze herab, auf trockenem Ast sitzend, wie musicus, sondern immei' nur aus mittlerer Höhe des Baumes. Noch weit mehr wurde ich im Winter überrascht. Nicht nur in den Gärten der Stadt bemerkte ich die Amseln sondern mitten auf den Straßen. Auf der Akademie stand ich oft von meiner Arbeit auf, wenn ich draußen auf dem Ständeplatz am Brunnen pumpen hörte, denn gleich nach Entfernung des Pumpenden kamen meine Freunde herbeigeflogen und tranken begierig vom Wasser, das dann bald wieder fror. Das war vor mehr als zwanzig Jahren. Ob meine Be- schreibung jetzt noch paßt weiß ich nicht, aber ich glaube es." „Wie ganz anders ist es mit T. jnlaris! Freilich kann man diese Drossel für unsere Provinz Brandenburg nicht so unbedingt als Sommer Brutvogel ansehen im Vergleich zu der weit größeren Anzahl im Herbst und Winter. Im Jahre 187 4: fand ich zwei Nester mit Jungen, eins bei Neustadt a. d. Dosse, das andere bei Reiersdorf. Dieses Jahr (1875) keins. Der Vogel ist mehrere Winter hindurch hier nicht zu finden und dann wieder trotz Schnee und Kälte einige Jahre lang regel- mäßig und den ganzen Winter aushaltend. So waren die Scharen, die vor drei und vier Jahren sich besonders zwischen dem Zoo- logischen Garten und Charlottenburg aufhielten, am Anfang des Winters da und wichen nicht während der Winterszeit, obgleich sie bei lang andauerndem Schnee so wenig Nahrung fanden, daß sie auf der Chaussee im Tiergarten täglich den Pferdemist durchsuchten. In solcher Zeit ist dann auch regelmäßig der Bussard im Tiergarten, der wohl recht leiden mag, denn er wird so dreist, daß, wie ich gesehen, der Kontroleur der Bahn mit Schneebällen nach ihm werfen konnte." „Älcmda arvensis ist, wie Sie ganz richtig sagten, teilweiser AMnter Brutvogel, aber wieder in ganz anderer Beziehung. In strengen Wintertagen ist keine zu finden. Sie ist, wenn sie bei gelindem Wetter und schneefreiem Felde im Januar hier war, plötzlich verschwunden; tritt aber anhaltend warmes Thau- wetter ein, dann ist sie wieder da." „Da ich oben über das verschiedenartige Betragen des T. morula gesprochen habe, möchte ich mich noch über andere Abweichungen — constante, durch Localität herbeigeführt — eines und desselben Vogels auslassen. Die gewölinliche Emheriza citrinella baut hier bei Berlin und weiter westlich fast immer im Grase an der Erde, im Templiner Kreise nie, sondern immer 2—3 oder 4 Fuß hoch im Gebüsch. Ich fand im vergangenen Sommer bei meinem Bruder in Reiersdorf bei gemeinschaftlichen Exkursionen 32 Goldammer- 536 .Biographische Versuche. nester. aber keins an der Erde, alle mehrere Fuß hoch in Wach- holderbüsclien. In trocknen mit hohem Gras und Strauchwerk bestandenen Gräben, am Waldesrande neben Wiesen fortlaufend, findet man immer und überall im Westen Goldammernester; und gerade solche Gräben laufen weit auf meines Bruders Forst- revier fort, aber kein Goldammernest findet sich dort. Ganz sicher trifft man sie dafür im nahen Walde oder Waldesrand in Wachholdersträuchen." „Eine andere Eigentümlichkeit ist folgende: Hier bei Berlin und weiter westlich ist Cnrru,ca garrula sehr selten und C.nisoria sehr häufig. Vor 7 Jahren habe ich das letzte Nest von C. garrula gefunden und während dieser Zeit doch wenigstens 350 Nester der anderen Grasmücken. In Eeiersdorf ist nun C. garrula neben C. hortensis die gemeinste, aber C. nisoria fehlt ganz (Beobachtungen von T) Sommern). In Joachimsthal, P/g Meilen näher hierher, kommt nisoria schon vereinzelt vor, garrula ist noch häufig, aber nicht mehr so gemein wie hortensis; bei Neustadt Eberswalde sind garrula und nisoria ziemlich gleich vorhanden, beide nicht gerade häufig. Von nun an wird garrula seltener und nisoria immer häufiger, sodaß bei Lanke garrula schon sehr selten ist." ,,Äccentor modularis kommt hier und etwas weiter westlich im Sommer auch nicht vor. Verfolge ich von hier den Weg nach Eeiersdorf wie vorhin, so kommt bei Biesenthal ausnahms- weise schon einmal Accentor im Sommer vor, Nest habe ich zwar noch nie gefunden, aber den Vogel einmal im Sommer gesehen. Bei Eeiersdorf aber habe ich jedes Jahr 1, 2 und 4 Nester gefunden. Warum nun diese beiden Vögel, Curruca garrula und Accentor modularis nach Norden hin häufiger werden, kann ich mir nicht entziffern, da das Terrain doch so ziemlich dasselbe ist und beide weiter südlich, besonders südwestlich, in Cassel z. B., ganz gemein sind." So in das Detail gingen Walter's Briefe. Ein anderes Mal waren wir durchaus verschiedener Meinung über das Vorkommen des Brachpiepers in der Mark. In der Unterhaltung kamen Waltee's Ansichten nicht voll zum Ausdruck. Bald erhielt ich einen Brief: „Sie nannten mir den Anthiis canipestris als selten vorkommend. Das ist ein Irrthum und Vangerow möchte einmal Eecht haben, wenn er, wie Sie mir sagten, den Vogel als ziemlich häufig vorkommend angiebt. Ich gebe mir jedes Jahr Mühe, ein Nest des Vogels zu finden, weil ich in meiner Sammlung noch kein Ei habe und doch gar zu gern entweder ein selbstgefundenes Gelege oder wenigstens eins, das zuverlässig der Art angehört, besitzen möchte. Aber ich kann keins finden. Der Vogel versteht es noch besser als der Kibitz und die gelbe Bachstelze einen irrezuführen, wenn man in die Nähe seines Nestes kommt. Er flattert auf losem, sandigen Boden mit den Flügeln an der Erde hin, da-ß der Staub auffliegt. Aber sein Nest steht da nicht. Biographische Versuche. 537 So klug bin ich nun schon geworden." „Auf einer geraden Linie von etwa 1500 Schritt Länge fand ich im Juli d. J. [1877] bei Reiersdorf im Templiner Kreise immer 4 Pärchen. Auch zwischen Wusterhausen a. d. Dosse und Neustadt a. d. Bosse habe ich dieses Jahr lange bei einem Pärchen aufgepaßt. Hinter Schmargendorf, .nach Potsdam zu, immer am Rande des Grune- waldes fortschreitend, habe ich wiederholt mehrere Paai-e an- getroffen; vor 2 Jahren auch recht eifrig, aber vergeblich zwischen Dahlem und dem Grunewald Rand nach dem Nest gesucht. Man trifft den Vogel fast immer in der Nähe des Waldes, meistens, aber nicht immer, Kiefernwaldes, gewöhnlich auf lockerem Boden; auf frisch gepflügten, aber schon staubigem Acker hält er sich sehr gern auf. Aber er läuft auch mit den gelben Bachstelzen zusammen auf recht trockenen abgeweideten Wiesen herum, wenn sie nahe dem Walde liegen. Auf Fußsteigen läuft er oft, aber immer in größerer Entfernung, vor einem her, geht mau dann zurück, um ihn zu beobachten, so läuft er bald seitwärts ins Gras, kommt aber immer wieder von Zeit zu Zeit in den Steig. Nach einer Viertelstunde ist er oft nicht weiter als 5 Schritt im Umkreis herumgekommen, während welcher Zeit der Baum- pieper oft zehn Mal so weit gelaufen ist. Das Geschrei des Brach- piepers, ungefähr wie truiiih lautend, war mir früher fast un- angenehm, wohl deshalb, weil maus zum Ueberdruß oft hört. Bei Joachimsthal war er früher geradezu häufig, wohl jetzt auch noch. Wenn er auf Zäunen oder auf einem Pfahl sitzt, dann wippt er, bevor er fortfliegt, mit dem Schwanz, aber nicht so tief wie Bachstelzen." In solchem Umfang schrieb Walter seine Briefe. Die Mark Brandenburg, besonders den nördlichen Teil der- selben, hat Walter nach allen Ecken und Enden durchstöbert. Alle Jahre ging er zur Zeit, wenn „der Kuckuck rief", hinaus in die Reviere von Reiersdorf in der Uckermark, wo sein Bruder Oberförster war, oder nach Gülzow, wo ein zweiter Bruder das Pfariamt innehatte. Oder er besuchte seinen alten Freund Martins in Plänitz bei Neustadt a. d. Dosse, wo er die inter- essanten Eibgebiete sammelnd und beobachtend durchstreifte. Die Gegenden um Spandau und Nauen, im weiteren Sinne, waren ihm langjährige, liebgewordene Exkursionsgebiete. Man darf wohl sagen, daß Walter für seine Zeit derjenige gewesen ist, der ornithologisch am meisten von den Gegenden der mittleren Mark gesehen hatte. Mit regem Eifer und lebhaftester Teilnahme verfolgte er alles, was seine Heimatprovinz ornithologisch be- rührte, mochten es nun oologische Sammlungen oder faunistische Veröffentlichungen sein. Letztere verglich er auf das sorgfältigste mit seinen eigenen Erfahrungen. Kaum waren Bau's und meine ersten Beiträge zur Vogelfauna der Mark Brandenburg erschienen, als auch bald Notizen zu denselben von Wal'ier einliefen. Da sie noch nicht veröffentlicht wurden, so setze ich sie, in A\'altkr's Nomenklatur, hierher: 538 Biographische Versuche. Sterna minuta. Bei Havelberg' dieses Jahr etwa 5 Paare beobachtet. 2 Eier im Sande gefunden. Anas crecca flog- im April d. J. aus einem Teiche im Schloß- garten von Cliarlottenburg auf. Änser cinereus. Ein Exemplar dieses Vogels flog in der letzten Juuiwoche auf den Wiesen im ßrieselang herum, Cygnus olor kam vor einigen Jahren brütend auf den Seen bei Rathenow vor. Auch auf dem Grimnitzsee bei Joachimsthal habe ich früher wochenlang Schwäne angetroffen, gebrütet haben sie wohl dort nicht. 0ms cinerea. Ich habe ganz kleine Junge dieses Vogels, etwa 2 Tage alt, bei Joachimsthal gefunden und aufgezogen mit Maikäfern. Die ganz kleinen Tierchen haben nicht, wie die meisten Ornithologen angeben, graues Dunengefieder, sondern hellrotes, ganz ähnlich der Farbe der Eichkätzchen. Ardea cinerea. Große Kolonie, weit größer als die bei Duberow, ist zwischen Joachimsthal und Glambeck. Bis 12 Horste auf einer Buche kommen vor. Äi'deola minuta. Ein junges kaum flügges Tiei* selbst erlegt bei Glambecker Mühle. Ciconia alba. Die Angabe „am 25. Februar zuerst beob- bachtet", wird ein Irrtum sein, soll wohl heißen: März! Ich habe zwar vor 2 Jahren vom Gymnasium in Charlottenburg aus am 28. Februar eine Ciconia alba während einer ganzen Stunde auf dem Nebenhause gesehen; es stellte sich aber später heraus, daß der Vogel aus der Gefangenschaft in Berlin entkommen war. Die Störche können sich in dieser Zeit nicht ernähren. Der nach dem 28. Februar beobachtete erste Storch zeigte sich 29 Tage später, am 29. März. Dieses Jahr erschienen die ersten Störche hier am 5. April, in den Dörfern bei Neustadt a. d. Dosse am 2. April. Machetes imgnax brütet häufig bei Brandenburg. 4 Gelege dieses Jahr erhalten; ebenso brütet dort Totarius calidris, aber nicht so häufig. 1 Gelege erhalten. Otiis vulgaris. Brutzeit ist nicht, wie angegeben: Ende April und Anfang Mai, sondern: März, April, Mai, Juni, Juli. Man findet wenigstens Horste mit Eiern während dieser angegebenen Zeit. Am 1. August nahm ich meine seit über 7 Jahren in Besitz habende Ohreule im Brieselang aus dem Neste. Sie war frühestens 6 Tage alt, noch ganz klein. Circaetus gallicus habe ich früher brütend bei Joachimsthal beobachtet. Auch Forstmeister Wiese hat daselbst den besetzten Horst vor mehreren Jahren gefunden. Siehe J. f. 0. Aquila fulva kam früher regelmäßig als Brutvogel bei Joachimsthal vor. Als Knabe habe ich eine Aquila fulva groß gezogen. Einige Jahre später konnte ich aus einem Versteck im Walde zwischen Joachimsthal und Groß-Schönebeck ein schönes Exemplar, das an einer etwas sumpfigen Stelle im hohen Kiefern- Biographische Versuche. 539 walde saß, längere Zeit beobachten auf 50 Schritt Entfernung-. Jetzt möchte wohl kaum noch ein brütendes Paar dort angetroffen werden. Wenigstens haben die Oberförster jener Reviere, Ober- förster Stäwie in Grimnitz und mein Bruder in Reiersdorf keinen Vogel bemerkt. Falco tinnimculus. Am 10. Februar d. J. flog ein Turm- falk über den Scliloßgarten von Charlottenburg in gerader Richtung fort (genau erkannt). Ästur nisus verfolgt und ergreift Tauben, die er nicht stoßend, sondern durch schnelles und andauerndes Nachfliegen endlich einholt, und im Fluge weiterträgt, wie ich an der Luisen- kirche in Charlottenburg beobachtete. Die Taube schleppte der Ästur in deu naheliegenden v. WAKTENBEEG'schen Park. Columla ludumhus brütete im vorigen Jahre in Berlin in der ßellevuestraße, dem Hause Nr. 17 gegenüber, in einer Kastanie; ferner in einer Kastanie im Dorfe Plänitz bei Neustadt a. d. Dosse neben der Kirche. Die ersten Ankömmlinge in diesem Jahre am 15. März beobachtet. Picus minor kommt doch in einigen Gegenden der Mark nicht vor, in anderen ziemlich häufig; so nisten im Tiergarten mindestens 4 Paare. Im Brieselang immer mehrere Paare gesehen und Nester gefunden. Bei Charlottenburg, Jungfernheide immer 1 Paar. Gecinus caniis. Bei Reiersdorf 2 Sommer hindurch 1 Paar beobachtet. Corvus monedula fehlt als Brutvogel nicht nur bei Neu- stadt E/W., sondern auch weiter östlich. Niemand kennt bei Joachimsthal, Reiersdorf, Ringenwalde die Dohle; sie kommt auch nur im Herbst selten in Krähenzügen vor. Pica caudata. Ich habe auch Mitte Mai (also Brütezeit noch weiter reichend) an einem Tage 2 frische Gelege gefunden. Garrulus glandarlus als Seltenheit : ein Gelege von 9 Eiern bei Königsdamm ausgenommen. Loxia curvirostra. Im vorigen Sommer habe ich diesen Vogel im Tiergarten, wo er sich stark- badete, gegriffen. Es war aber ein der Gefangenschaft entkommener Vogel, denn er konnte auch abgetrocknet nicht ordentlich fliegen. Ein solcher freigelassener Vogel mag auch die von Beehm erwähnte Loxia hifasciata gewesen sein. Der Tiergarten nimmt viele Vögel auf, die den Besitzern langweilig werden. Emberiza schönidus brütet regelmäßig zweimal, also Brüte- zeit länger dauernd als angegeben. Am 1. Juli d. J. 2 frische Gelege mit 5 Eiern gefunden. Emherlza hortidana war mir schon 1830 als ziemlich häufiger Brutvogel bei Joachimsthal genau bekannt. Emhcriza citrinella brütet in wacholderreichen Gegenden immer einige Fuß hoch in Wachlioldergesträuch, nie an der Erde. 540 Biographische Versuche. Choryfi arhorea. Von diesem Vogel nahm ich einmal ein Nest mit sehr kleinen Juiig-en aus und fütterte sie auf. Bei dreien zeigten die Federn die normale Fäibuug, bei zweien hin- gegen wurde das Gefieder scliwarz; d. h. sie waren in der Farbe noch ein wenig dunkler als ein Amselweibchen, die Brust hatte aber nicht die braune Grundfarbe der Brust der Amsel, sondern sie war schwarz grau. Das eine schwai-ze Exemplar, ein Männchen, haben dann meine Eltern noch längere Zeit besessen. Parus cristatus. In einem Eisvogelnest, das dieses Jahr im April ausgenommen wurde, fand ich Ende Mai junge Hauben- meisen. Es befand sich weder ein Baum noch ein Strauch in der Nähe des Ufers. Nur geradeüber steht eine alte Wassermühle. Troglodytus parvuliis. In demselben Astloch, in dem im vergangenen Jahre eine Blaumeise brütete, stand dieses Jahr ein Zaunkönignest, das aber nur unten ausgebaut war. Die obere Decke fehlte und wurde durch die Höhlung des Baumes ersetzt. (7 Eier darin.) Butalis grisola. Zieht die Nähe der menschlichen AVohnungen dem Walde vor. Als Kuriosum möge die Notiz dienen, daß ein Paar bei mir auf dem Balkon in einem Blumentopf auf Schlangen- kaktus sein Nest anlegte und Junge aufzog. In Neustadt a. d. Dosse stand ein Nest in einer Kegelbahn und das alte Paar fütterte dort seine Jungen, während unter ihm die Kegelschieber be- schäftigt -waren. — In niedrig gelegenen Dörfern an der Elbe, deren Straßen und Plätze dort mit Kopfweiden reich besetzt sind, ist dieser Vogel so gemein wie der Haussperling. Cecrojns rustica habe ich in diesem Jahre zuei'St am 6. April gesehen, den letzten großen Schwärm mit Jungen am 2ö. Oktober. Locustella Eayi. Im Brieselang am 11. Juni 1874 ein Nest mit 5 Eiern gefunden; Juni 1876 in der Prieguitz ein Nest mit 1 Ei. Acrocephalus turdoides baut, wenn das Rohr an dem alten Brutorte zu spärlich oder bei rauhen Frühlingen, wie dieses Jahr, zu langsam wächst, in Sträuchern und auf Bäumen am Ufer. Dieses Jahr ein Nest mit 4 Eiern, 12 Fuß hoch von der Erde und 14 Fuß über dem Wasserspiegel stehend, in einem Ahorn- baum gefunden. Vor 2 Jahren an der krummen Lanke im Grune- wald 1 Nest im Elsenstrauch, etwa 8 Fuß vom Wasser entfernt. Curruca nisoria und Curruca garrula. Ich muß dabei ver- harren, wie ich schon früher einmal bemerkte, daß es ganze Strecken buschreicher (für Grasmückenbruten günstige) Gegenden gibt, in denen einer von beiden Vögeln gar nicht oder nur gan:i selten vorkommt. In vielen Gegenden der Mark sind sie häufig, in einzelnen sogar gemein; doch da, wo die eine Art gemein ist, ist die andere fast gar nicht vorhanden. Curruca garrula baut, wo sie gemein ist, ebenso häufig im tiefsten Walde, wie am Rande. Curruca cinerea habe ich ebenfalls im Schilfgrase und sogar im reinen Rohr, 1/2 Fuß hoch, bauend gefunden. • Biographische Versuche. 54 1 ; Tiirdus pilaris. Bnitvogel im Grunewald, 1 Nest mit Eiern ausgenommen. Brutvogel bei Neustadt a. d. Dosse, 1 Nest mit Jungen. Brutvogel bei Reiersdorf, Nest mit Jungen gefunden. Anthus campestris. Über das nicht so seltene Vorkommen habe ich berichtet. Von 100 Stück Phyllojmeuste kommen nach meinen Beob- achtungen ungefähr: GO auf P. rufa, 2ö auf P. trochüus, 15 auf P. sibilatrix, erstere also geradezu gemein, und doch gibt es große Strecken schöner Laubwälder mit Unterholz, in denen kein Brutvogel vorkommt, z. B. Wusterhausen a. d. Dosse, wohl aber irochilus und sibilatrix. — Im Beginn der achtziger Jahre ließ sich AValter pensionieren und verlegte seinen Wohnsitz nach Kassel, der Heimat seiner Frau. Ungern sahen ihn seine Freunde aus Berlin scheiden. Aber in jedem Frühling erschien er wieder. Solange es seine Gesundheit zuließ, kam er alljährlich in die geliebte Mark, um seine alten Jagdgründe zur Zeit der „Kuckucksbalze*' zu besuchen. Wenn man die Reihe der Veröffentlichungen, die Walter in einem Zeitraum von zwanzig Jahren geschrieben, überblickt, so finden wir, daß sie die mannigfachsten Fragen der Biologie behandeln. Da werden die Bedeutung der Eulen im Haushalte der Natur, die Schädlichkeit dieser oder jener Art, die Beziehungen zwischen Nistort und Neststand, Verminderung und Zunahme, psychologische Fragen und faunistische Untersuchungen eingehend erörtert. Und alle diese Materien auf Grund seiner eigenen, sorg- fältigen, langjährigen Beobachtungen in der Mark. Aber so leb- haft ihn auch alle diese Dinge beschäftigten, sein besonderes Interesse wußte er einer einzigen Vogelart zuzuwenden. Gleich seinem, ihm wenige Wochen im Tode voraufgegangenen Freunde Krüger- Velthüsen hatte er es sich zur Lebensaufgabe gestellt, das geheimnisvolle Leben und Treiben unseres Kuckucks zu er- forschen. Und gleich seinem Freunde ist ihm dies auch in weit- gehender Weise, aber mit größerem Nutzen für die Wissenschaft gelungen. Krüger- Velthüsen hat seine reichen Lebenserfahrungen mit in das Grab genommen, Walter hingegen hat uns eine Reihe mustergültiger und vortrefflicher Arbeiten, die ihn vom Jahre 1876 an bis zu seinem Tode beschäftigten, über das Leben des Kuckucks gegeben. Sie dürfen als eine Fundgrube ersten Ranges für jeden Biologen bezeichnet werden. Es ist undenkbar, die Naturgeschichte des genannten Vogels zu studieren, ohne die WALTER'schen Ver- öftentlichungen hierbei heranzuziehen. In umfangreicher Weise ist dies von Alfred Beehm in seinem Tierleben geschehen. Aus- gehend von den oologischen Befunden — seine Arbeiten über die Färbung, Schalenstruktur und Härte der Kuckuckseischale sind für den Oologen von großem Wert — , die über die Fortpflanzung des Kuckucks neues Licht verbreiteten, hat Walter eine große Menge von Tatsachen, welche das Leben dieses interessanten Schmarotzers behandeln, zusammenzutragen gewußt. Dabei be- 542 Biographische Versuche. • herrschte er die Literatur über diesen Gegenstand wie kaum ein anderer seiner Zeitgenossen. Mit Hilfe von Jahre hindurch fort- gesetzten Einzelbeobachtungen und glücklicher Kombination der zeitlich und örtlich gewonnenen Ergebnisse gelang es ihm, wichtiges Material für ein Lebensbild unseres Cuculus canorus zu gewinnen. Das Verhältnis des Männchens zum Weibchen vor, während und nach der Fortpflanzungsperiode, das Benehmen einzelner Individuen gegen andere ihrer wie fremder Art, die Abhängigkeit des Vor- kommens von gewissen lokalen Bedingungen, die Beziehungen des Weibchens zu den eigenen Jungen wie zu den Pflegeeltern und deren Jungen, die eigenartigen Lebenserscheinungen einzelner Individuen nach Erledigung der Fortpflanzung, alle diese biologi- schen Momente sind von Waltee nach neuen Gesichtspunkten gewonnen und in neuer Auffassung, die wenig Widerspruch er- fahren hat, dargestellt worden. Viele ungenaue und unsichere Beobachtungen anderer Oologen wurden von ihm sorgfältig nach- geprüft und neue, nicht bekannte Tatsachen festgelegt. Und alle diese Arbeiten stützten sich auf ein ungeheures, einzeln gewonnenes Beobachtungsmaterial aus den verschiedensten Teilen der Provinz Brandenburg. Bei der Diskussion gegensätzlicher Anschauungen, wie z. B. mit Pealle,^) war der unbeeinflußte Leser durch die Fülle des Beweismaterials und durch die Klarheit der WALTEE'schen Ausführungen meist sofort geneigt, auf seine Seite zu treten. Liebenswürdig und verbindlich in der Form wie sein ganzes, oft mit kindlichem Humor gepaartes Wesen, waren Waltee's Ent- gegnungen. Nur einmal trat er aus seiner vornehmen Reserve heraus, als es galt, das Jägerlatein der Gebrüder Cael und Adolf MtJLLER vom selbstbrütenden Kuckuck, das die Genannten in der Gartenlaube veröffentlicht hatten, abzutun. Waltee hatte nach jener Veröffentlichung in dem Jahrgange 1889 des Journals für Ornithologie eine Untersuchung: „Zur Frage: Brütet der Kuckuck" erscheinen lassen. Hierauf wurde er im „Zoologischen Garten** (1890) als „Kuckucksanwalt, als Geburtshelfer, als Wenn- und Aber- Kommentar, als Hoherpriester der Ornithologie ''^ in schärfster Weise von den Gebrüdern Müllee angegriffen, wobei ihm von oben herab anempfohlen wurde, zunächst einen praktischen Lehr- kursus bei einem gewiegten weidwerkenden Forstmann durch- zumachen. Mit sachlichen Gründen, mit der Macht unwiderleg- barer Tatsachen und mit feiner Ironie hatte dann Walter in derselben Zeitschrift den Oberförster Adolf Müllee, den Verfasser des Aufsatzes, abgeführt, ohne auf die persönlichen Schmähungen, „die stets nur ein Beweis der Schwäche sind," einzugehen. *) Wilhelm Pralle, peb. am 28. September 1810 zu Lüneburg, gest. am 10. Oktober 1881 zu Hannover als K. Postdirektor a. D. Er galt als ausgezeichneter und kenntnisreicher Oologe, der eine Reihe guter Arbeiten über die Eier deutscher Vögel veröffentlicht hat. Bis zum Jahre 1859 ver- waltete er die ornithologische Abteilung des naturhistorischen Museums in Hannover und später diejenige des „ßömer-Museums" in Hildeslieim, welcher er auch seine reiche Eiersammlung letztwillig vermachte. Biographische Versuche. 543 Die Ornitholog-isclien Monatsberichte für 1899 geben ein Verzeichnis der wertvollen Veröffentlichungen und Beiträge, die Waltee zur Naturgeschichte unseres Kuckucks im Laufe einer langen Reihe von Jahren geliefert hat. Am 7. April 1897 feierte der „alte Walter" in bemerkens- werter körperlicher und geistiger Frische seinen 80. Geburtstag-. Die Deutsche Ornithologische Gesellschaft wollte es sich nicht versagen, ihm an diesem Tage ein Wort des Grußes zu über- mitteln. In ihrem Auftrage übernahm es Professor Junghans, ein Kasseler Mitglied der Gesellschaft, dem Geburtstagskinde eine von Otto Kleinschmidt's künstlerischer Hand geschmückte Adresse zu überreichen. Nach Würdigung- der Verdienste Waltee's um die Ornithologie hieß es am Schlüsse derselben: „möge es Ihnen vergönnt sein, Ihren Lebensabend noch lange in Rüstig- keit zu genießen, und möge die Erinnerung- an eine erfolgreiche Wirksamkeit Ihnen durch die Gewißheit verschönt werden, daß Ihre Tätigkeit die unbeschränkte Anerkennung und den vollsten Dank Ihrer Fachgenossen gefunden hat." Leider ging dieser Wunsch nur noch für eine kurze Spanne Zeit in Erfüllung. Bereits nach zwei Jahren, am 4. Februar 1899, entschlief Adolf Walter nach längerem qualvollen Leiden, im fast vollendeten 82. Lebensjahr. Ein Blasenkrebs setzte seinem Leben ein Ziel. Literatur. ScHALOw, H., Adolf Walter; 0. MB., VII. Jahrg., April 1899, Nr. 4. .luNGHANs, K., Adolf Walter f; M. D. V., XXIV. Jahrg., April 1899, Nr. 4. ÖRUNACK, A., Adolf Walter f; Z. f. 0., VIII. Jahrg. 15. März 1899, Nr. 12. Anonym, Adolf Walter's achtzigster Geburtstag; O. MS., 1897, 147. Carl August Bolle. 1821—1909. Carl Bolle entstammte einer alten, angesehenen und wohl- begüterten Berliner Familie. Sein Vater, David Bolle, war Besitzer einer großen Weißbierbrauerei, welche sich bereits seit dem Jahre 1753 im Besitz der Familie befand. Am 21. November 1821 wurde Carl Bolle zu Berlin geboren. In dem seiner Doktor- dissertation im Jahre 1846 angehängten Lebenslauf vermerkte er hinsichtlich seines Geburtstages „sub finem anni 1821". „Es ist dies", schreibt Ernst Feikdel in einem kleinen Bolle ge- widmeten Nachruf, „eine der Sonderbarkeiten unseres verstorbenen Freundes, daß er anfänglich seinen Geburtstag, später das Ge- 544 Biographische Versuche. burtsjahr zu verschleiern suchte/' ein frühes Symptom, möchte ich der FEiEDEL'schen Bemerkung hinzufügen, des später bei Bolle stark aufgetretenen Einschlags femininen Wesens. Bolle's Mutter Henkijitte, geb. JVIarggrae, gleichfalls wie der Vater einer alten Berliner Familie entstannnend, eine feingebildete Frau, betreute seine Jugend. Bereits im elterlichen Hause nahm er etwas von jenem Geist des alten Berlin in sich auf, von jenem zur damaligen Zeit auch in Bürgerhäusern gepflegten „esprit gaulois", welcher Bolle in späteren Jahren zum geistvollen Plauderer machte, wenn auch die unfreiwillige Komik seiner äußeren Erscheinung besonders in seinem Alter die Ge- wandtheit des „charmeurs" jederzeit stark beeinflussen mußte. Seine Jugendjahre verlebte Bolle in Charlottenburg. Nach mehr- fachem Wechsel der Schulen besuchte er das französische Gymna- sium in Berlin, um sich, nach Absolvierung desselben, an der Berliner Universität dem Studium der Naturwissenschaften und der Medizin zu widmen. Unter dem Rektorate des berühmten Zoologen Lichtenstein wurde Bolle akademischer Bürger. Er hörte neben seinen medizinischen Kollegien Botanik, Mineralogie und Physik bei Link, Weiss und Dove, Physiologie und Chemie bei Johannes Müllee und Mitscheelich. Auch der damals noch nicht ganz niedergegangenen Naturphilosophie brachte er seinen Tiibut dar, indem er sich Hineich Steffens anschloß. Mit Studierenden aller Fakultäten fand sich Bolle in Kael Ritter's Kolleg über Erdkunde zusammen, das damals als unerläßlich für die allgemeine Bildung von den meisten akademischen Bürgern gehört wurde. Nach vier Semestern tauschte er Berlin mit Bonn. Hier setzte er unter den Botanikern Teevieanus und Seübert, dem Geologen Noeggeeath und dem Zoologen Goldfüss seine naturkundlichen Studien fort. Seinem Streben nach allgemeinerer Bildung tat er in den Kollegien Eenst Mobitz Aendt's und Dahlmann's Genüge. Im Jahre lS-\') kehrte Bolle nach Berlin zurück, um seine Studien an der Universität seiner Vaterstadt zu beschließen. Am IL Juli 184G promovierte er mit der botani- schen Arbeit: De vegetatione in Germania extra Alpes obvia. Unter den von Bolle bei der Promotion verteidigten Thesen be- fand sich auch eine zoologische, aber nicht ornithologische: Veterum ursus cum Lithunaiae Auerochs idem nou est. Nachdem Bolle den Doctor medicinae erworben hatte, gab er, ohne Staatsexamen, seine medizinischen Studien auf, um sich ganz seinen naturwissenschaftlichen Lieblingsarbeiten zuzuwenden. Seine glänzende Vermögenslage gestattete es ihm, seinen Neigungen ohne Rücksichtnahme auf eine erwerbende Tätigkeit zu folgen. Zunächst waren es vornehmlich botanische Studien, die ihn fesselten. Im Hinblick auf diese wie ferner zur Kräftigung seiner zarten, schwankenden Gesundheit entschloß sich Bolle im Jahre 1852 eine Reise nach den Kanarischen Inseln zu unternehmen. Diese Reise sollte ihn auch der Ornithologie in die Arme führen. Biographische Versuche. 545 Ein g-lückliches Jahr verlebte er im sonnigen Süden, innige Freundscliaft mit dem berühmten Erforscher der Kanarischen Inseln, Sabin Bekthelot. schließend, der als französischer Konsul in Santa Cruz auf Teneriffa lebte. Bolle rechnete es zu den günstigsten Schicksalsfügungen seines Lebens, ein Jahr lang unter dem schönen Himmel jenes tiefen Südens verlebt zu haben. Zu- gleich gestand er, daß ihn nielir Neigung als streng wissenschaft- liche Befähigung damals den Fuß mit Schüchternheit auch auf das Gebiet der Vogelkunde setzen ließ. Nur allein botanischen Studien und seiner Gesundheit in einem reinen ungetrübten Natur- genusse, inmitten der großartigsten Szenerien, lebend, schienen ihm ornithologische Forschungen in den Hintergrund gerückt. Und doch brachte er von dieser Reise das Material zu einer Arbeit heim, die er im Dezember 1854 zum Abschluß brachte, und die ihn mit einem Schlage in die Reihe der damalig meistgenannten Yogelkündigen stellte. In den Jahrgängen 1854 und 1855 ver- öffentlichte Cabanis' Journal für Ornithologie Bolle's Arbeit: Bemerkungen über die Vögel der canarischen Inseln. Das Jahr 1856 sah Bolle zum zweiten Male auf den glücklichen Eilanden. Wieder verweilte er mehr denn zwölf Monate auf denselben, wiederum in engstem Verkehr und Gedankenaustausch mit seiuem französi- schen Freunde Beethelot. Die sämtlichen sieben Inseln, auch die in damaliger Zeit schwieriger zu erreichenden Eilande Palma, Fuertaventura, Ferro und Gomera, wurden auf dieser Reise be- sucht. Bolle war nicht nach den Kanaren gegangen, um weiter Ornithologie zu treiben, wie er selbst später bemerkte, aber er trieb sie, weil er einmal dort war. Sein Gesundheitszustand war während dieser Reise oft ein getrübter. „Ich hätte melir geleistet," schreibt er, „wenn die Körperkräfte mit dem mich beseelenden Eifer gleichen Schritt gehalten hätten." Im Januar 1857 traf Bolle wieder in Berlin ein. Leider waren seine sämtlichen Sammlungen in Verlust geraten. Noch in demselben Jahre erschienen die ornithologischen Ergebnisse dieser zweiten Reise: Mein zweiter Beitrag zur Vogelkunde der canarischen Inseln. Es folgte im nächsten Jahre die „Biographie" : Der wilde Kanarienvogel. Beide Arbeiten wurden im Journal für Ornithologie veröffentlicht. Die letztere Untersuchung, ver- bunden mit den beiden vorgenannten faunistischen Arbeiten, ver- schafften Bolle die allgemeinste Anerkennung seiner damaligen Fachgenossen. In neuerer Zeit hat man die in der oben genannten biologischen Monographie veröffentlichte Schilderung Bolle's über den Gesang des wilden Kanarienvogels als stark übertrieben bezeichnet und dem Autor Lässigkeit und Unrichtigkeit der Beobachtung und starke Überschätzung des Gesangwertes genannte!' Art vorgeworfen. Durchaus mit Unrecht. Die zahlreichen Nachfolger Bolle's in der Erforschung der Kanarischen Inseln haben dessen Mitteilungen vollinhaltlich bestätigt. Selbst bei nüchternen englischen Ornitho- 35 546 Biographische Versuche. log-en finden wir begeisterte Ausführungen. „It sings gloriously in its wild state," sagt David A. Bannerman im Jahre 1912. Und Captain S. G. Reid schreibt: „It is trulj' a very sweet songster, fully deserving its reputation; and to lie awake in the early hours of a March moruing, witli one's window open, listening" to the „real wild" Canaries singing in the gardens close by, is alone worth a journey to these „Fortunate" Islands." Die von Bolle in seinen biologischen Schilderungen gewählte Darstellungsform und die in denselben entwickelte Auffassung von dem Leben der Vögel haben in unserer Zeit vielfach eine herbe Beurteilung gefunden. Gegenüber den heutigen Forderungen hinsichtlich der Behandlung biologischer Fragen gewiß nicht ohne Berechtigung. Dabei darf aber andererseits nicht vergessen werden, daß Bolle's Arbeiten vor bald dreiviertel Jahrhundert und zu einer Zeit geschrieben wurden, in welcher eine andere Auffassung von dem Leben der Tiere herrschte als in unseren Tagen. Die Zoologie wanderte damals auf anderen Wegen, auf den Bahnen reiner Be- schreibung. Die Schilderung der wunderbaren Mannigfaltigkeit der Formen befriedigte lange Zeit vollauf den Systematiker, „welcher in den äußeren Erscheinungen der Organismen die unterscheidenden Merkmale der Gattungen und Arten aufsuchte, wie schließlich auch den Zootomen, welcher durch Zergliederung den inneren Bau der Lebewesen zu enträtseln suchte." Die Erforschung des Lebens der höheren Tierwelt erschien den Zoologen jener Tage nebensächlich, wenn nicht gar unwissenschaftlich und überflüssig. Bequem ist es nun, aber ungerecht, den ei'sten schüchternen Ver- suchen biologischer Darstellung, die unter anderen Gesichtspunkten entstanden, die scharfe Sonde heutiger Kritik anzulegen. Um die Erforschung tierischen Lebens wäre es schlimm bestellt, wenn sie im Laufe von dreiviertel Jahrhundert nicht neue Wege der Erkenntnis beschritten hätte, die jene ersten Arbeiten berichtigten und ergänzten. Aber der Wert und die Bedeutung jener älteren biologischen Darstellungen können in späteren Zeitperioden durch den Nachweis von Irrtümern nicht im geringsten herabgesetzt werden. Die biologischen Schilderungen des Lebens der Vögel standen in jenen Zeiten unter dem Einfluß einer sentimental- poetischen Anschauung, von der sich auch die spätere Epoche eines Herrmann Masiüs, Alph. Michelet, Paul Toussenel u. a. nicht freizumachen vermochte. Es war nicht eine lässige Be- quemlichkeit, wie man heute vielfach anzunehmen geneigt ist, die diese uns oberflächlich erscheinende Form der Beobachtung und Darstellung wählte, sondern sie lag in der allgemeinen Zeit- strömung begründet, in welcher die Bewunderung der herrlichen Naturumgebung in schwärmerischer Vertiefung Jean Jacques RoussEAu'schen Empfindens zum Ausdruck kam. Viele spätere Ornithologen und wahrlich nicht die schlechtesten wie Naumann, Lxjd^t:g Brehm, Baldamus, Thienemann, Alered Brehm und Radde standen, mehr oder weniger bewußt, in dem Bann dieser Biographische Versuche. 547 Art biologischer Darstellung. Es war oft nichts als Kleinmalerei des landschaftlichen Milieus, in welch letzteres die Tiere in ihren Daseinseigenheiten, soweit man dieselben zu erkennen glaubte, als fühlende, handelnde und denkende Wesen hineingesetzt wurden. So auch in den Arbeiten Bolle's. In seinem ganzen Fühlen und Empfinden war er ein Kind seiner Zeit, mehr vielleicht als andere seiner Fach- und Zeitgenossen. Aus dem Empfinden seiner Zeit heraus wollen seine Darstellungen des Lebens der von ihm be- obachteten Vögel auch beurteilt sein. Alle die heutigen Ziele biologischer Forschung, die vielleicht in Dezennien schon wieder andere sein werden, lagen den BoLLE'schen Tagen völlig fern. Vielleicht wird man in den kommenden Zeiten zur Lösung biologi- scher Fragen wieder andere Wege einschlagen, als man sie heute geht. In Botanik und Zoologie wird man möglicherweise mehr und mehr versuchen, Chemie und Physik für eine kausale Er- klärung der Erscheinungen des Lebens nutzbar zu machen. Nach Bolle haben Godman, Koenig, Thanner, Polatzek, Bannerman und andere die Erforschung der kanarischen Inseln wieder aufgenommen und erfolgreich gefördert; der Ruhm erster Arbeit aber auf diesem damals völlig jungfräulichen Boden ist Bolle geblieben. Wenn die jüngere Generation heute seiner anerkennend gedenkt, so verbindet sie mit der Nennung seines Namens immer die Erinnerung an den ersten ornithologischen Schatzgräber jener atlantischen Inseln. Mit großem Entzücken und lebhaftestem Nachempfinden ge- dachte Bolle bis in sein hohes Alter hinein der herrlichen Jahre, die ihm auf den kanarischen Inseln zu verleben vergönnt waren. Einen von ihm daselbst aufgefundenen Pieper — neben Crithagra hartlaubi die einzige neue Art, die Bolle beschrieben — nannte er Anthus herthelotii. „Den Namen," sagt er in der Beschreibung des Vogels, „welchen ich ihm beilege, indem ich ihn nach meinem würdigen Freunde Sabin Beethelot nenne, haben mir die Ge- fühle des Herzens sowie dankbare Anerkennung hohen wissen- schaftlichen Verdienstes zugleich in die Feder diktiert." Bereits nach der Rückkehr von seiner ersten kanarischen Reise war Carl Bolle in den Kreis jener Berliner Ornithologen eingetreten, die sich in dem von Bernard Altum begründeten „Ornithologischen Klübclien" vereinigt hatten. Günther, Kritper, Vangeeow, Hansmann, Glogee, Tichy'*) gehörten u. a. dem- *) Theobald Krüper, geb. am 30. Juni 1829 zu Ückermünde, studierte in Berlin und Greil'swald, wo er mit einer Dissertation: De distributione geographica Falconidarum Kuropaearum promovierte. Er bereiste Lappland, Irland. Gotland und von Athen aus, wo er seit 1872 als Konservator am Universitätsnuiseum tätig ist, die verschiedensten Gebiete Griechenlands und seiner Inseln wie Kloinasien. In den letzten Jahren wandte er sich mehr entomologischeu Arbeiten zu. Dr. Paul TicHY starb als Sanitätsrat in Berlin. Er war ein interessierter Freund unserer heimischen Vogelwelt, hat abernichts über dieselbe veröfifentlicht. b5* 548 Biographische Versuche. selben an. Anfangs fanden die Zusammenkünfte in Altum's sehr bescheidenem Chambre-garnie-Stübchen in der Invaliden- straße, vis-ä-vis dem Invalidenpark, statt. Später siedelte man zu Bolle über, dessen Mutter das Haus am Leipziger Platz Nr. 14, das später in den Besitz Bolle's überging, besaß und in dessen Garteuzimmern, nach der heutigen Voßstraße hinaus, die Freunde Aufnahme fanden. Hier las Bolle am 14. März 1855 jene Arbeit über die Vogelwelt auf den Inseln des Grünen Vorgebirges, welche von Cabanis im Journal veröffentlicht wurde; hier auch jene hübsche biologische Untersuchung über Pyrrhula githaginea, welche Baldamus später in der Naumannia publi- zierte. Abgesehen von kleinen Eeisen in Deutschland, nach Helgoland und von einem mehrmonatigen Aufenthalt in Italien in späteren Jahren, hatte Bolle nach der Rückkehr von den Kanaren seinen ständigen Wohnsitz in Berlin genommen. Begabt mit ausgezeichneter Arbeitslust und Schaffenskraft, entwickelte er eine umfassende literarische Tätigkeit auf botanischem wie ornithologischem Gebiet. Mit den führenden Männern letzterer Disziplin in Berlin: Lichtenstein, Cabanis, Glogeb, Martin, Rammelsberg hatte er enge Beziehungen geknüpft. Aber er verschmähte es auch nicht, allwöchentlich in den Keller des alten Vogelfängers Gustav Bless in der Gartenstraße unter- zutauchen, um sich hier von einem Wissenden in die Geheim- nisse des Vogelfanges einweihen und über das, was „im mehr- meiligen Umkreise von Berlin kreucht und fleucht" unterrichten zu lassen. Mit dem Jahre 1854 beginnend hat Bolle eine Anzahl von Arbeiten ornithologischen Inhalts veröffentlicht. Vielfach waren es Übersetzungen aus dem Englischen, Französischen, Spanischen und Italienischen oder Notizen, Referate und Be- sprechungen neu erschienener Bücher von Kittlitz, Beehm, TuEATi, Haetlaub u. a. Oft veröffentlichte er auch Berichte in selbständiger Bearbeitung nach den Werken ausländischer Ornithologen, wie z. B. die „Andeutung azorischer Ornithologie" (1860) nach Moeelet, Coedyeo, Pucheean u. a. Die rechte innere Befriedigung gewährten ihm aber diese, fremde Gebiete behandelnden Arbeiten nicht. Bolle wurzelte, nach seiner Er- ziehung und nach dem Empfinden seines ganzen A\"esens, in Berlin und der Mark. Die innige Liebe, die ihn von Jugend an mit der Heimat verknüpfte, mußte schließlich auch seinen Veröffentlichungen die Richtung geben. Sie fand ihren Ausdruck, neben der Botanik, in den der Mark gewidmeten, zahllosen orni- thologischen Arbeiten, die im Laufe der Jahre erschienen. Später wandte er sich, durch Eenst Friedel angeregt, der Folkloristik und der heimatlichen Volkskunde zu, die Ornithologie in die zweite Reihe rückend. Die Zahl der Arbeiten, die Bolle über die Vogel- welt der Provinz Brandenburg oder, genauer gesprochen, der Mittelmark geschrieben hat, ist eine nicht geringe. Sie be- Biographische Versuche. 549 ginnen mit dem Jahre 1855, in welchem er mit seinem Freunde Alfred Hansmann eine TTntersuchung über „abweichende, in der Mark Brandenburg- übliche Provinzialnamen der dort vor- kommenden Vögel" veröffentlichte, und endigen mit seinem Todes- jahr 1909, in welchem er eine kleine Notiz über Rohrsänger für die Zeitschrift der Brandenburgia schrieb. Sie umfassen mithin einen Zeitraum von rund fünfundfünfzig Jahren. Bolle's Neigung zur Beobachtung der heimischen Vogehvelt, die er mannigfach in der Umgebung Berlins betätigt hatte, fand durch die Erwerbung der im Tegeler See gelegenen großen Insel Scharfen- berg mit ihren Nebeneilanden neue und nachhaltige Anregung und Förderung. Der Tod der geliebten Mutter im Jahre 1865 hatte ihn tief erschüttert. Er suchte nach einem stillen, friede- gebenden Heim in der Nähe Berlins, wo er in weltentrückter Euhe leben und seinen gelehrten Neigungen, besonders den bo- tanischen, auch praktisch nachgehen konnte. Sein Blick richtete sich auf die vorgenannten, früher der HuMBOLDT'schen Familie gehörenden Inseln, von denen sich wenigstens Scharfenbei'g noch etwas von dem herrlichen, urwüchsigen Baumbestand, der es früher zierte, erhalten hatte. Von diesem schönen Stück Erde, das er bis zu seinem Tode bewohnen konnte, schrieb Bolle später: Sei Zuflucht mir nach schweren Schicksalsstunden, Du hold Asyl, zu guter Zeit gefunden! Nicht soll die Zukunft Größeres mir bewahren Als dieser Inselwohnung stille Laren. Fernher nur dring' zum weinumrankten Hause Der lauten Welt alltägliches Gebrause. Und an anderer Stelle: Ein lieblich Fleckchen unsrer märkschen Erde Hab' ich erwählet mir zum heim'schen Herde. Darauf der Tage Rest, den Gott will geben, In Grün und Stille friedlich zu verleben. Die Arbeiten Bolle's über die Vögel der Mark Branden- burg, in denen die reichen Erfahrungen und langjährigen Beob- aclitungen des Verfassers niedergelegt sind, lassen sich mehrfach gliedern. Den breitesten Teil dürften diejenigen Veröffent- lichungen einnehmen, welche über das Vorkommen seltener Arten, vielfach im Gebiet des Tegeler Sees, berichten. So finden wir interessante Angaben über Aquila fulva^), Lcmius major, Nyc- thierax ulula, Arclea nycticorax, Pyrrhula ruhieilla, Fringllla monüum, Haliaetus alhicilla, Fringllla serinus, Sijrrhaptes para- doxus, Phylloscopus sujjerciliosus, MuscicajKi parva u. a. Wenn diese Mitteilungen melirfach auch nur den Nachweis des Vor- kommens registrieren, so sind denselben oft auch eingehende bio- logische Beobachtungen angefügt, für welche Bolle nicht nur ausgesprochene Neigung, sondern auch in späteren Jahren be- ^) BoLLE'sche Nomenlvlatur. 550 Biographische Versuche, sonders hervortretendes Beobaehtungstalent besaß. Des ferneren dankt die märkische Vogelkunde der Feder Bolle's Berichte über Akklimatisationsversuche fremdländischen Geflügels auf Scharfenberg sowie eine große Anzahl allgemein gehaltener Darstellungen. Seine späteren Neigungen für historische und folkloristische Untersuchungen ließen die Arbeiten über den Schwan und Storch in der Mark, über die Vögel in den Sagen der Wenden, über die ornithologischen Mitteilungen älterer Chronisten und ähnliches entstehen. Schließlich muß auf die zusammenfassende Darstellung der Vögel der Provinz hinge- wiesen werden, welche Bolle im Auftrage des Märkischen Pro- vinzialmuseums der Stadtgemeinde Berlin verfaßte. Dieselbe erschien im Jahre 1885 und, mehrfach ergänzt und verbessert, im darauffolgenden Jahre in zweiter Auflage. Bolle legte dieser Arbeit Bau's und meine Veröffentlichungen über die Vögel der Mark zugrunde. Aber sie enthält außerdem eine Reihe eigener Beobachtungen und neuer Verbreitungstatsachen, so daß sie als nicht unwesentliche Bereicherung unseres Wissens über die ornithologischen Verhältnisse der Mark be- zeichnet werden darf. Alle die vorgenannten BoLLE'schen Mit- teilungen enthalten mehr positives Material über die Vögel der Mittelmark, als man nach dem plaudernden Ton und dem feuilletonistischen Stil, der die Darstellung vielfach beherrscht, annehmen könnte. Bemerkt muß allerdings werden, daß Bolle in seinen Ansichten über die Ornithologie nicht den Stand- punkt verlassen hat, den er im Beginn seiner Studien ein- genommen. Eenst Feiedel erwähnt eines Bildes, welches ihm Bolle 1902 geschenkt und mit der Unterschrift versehen hatte: „Der Ueberlebende eines verflossenen Jahrhunderts." Feiedel fügt hinzu: „Damit hat er sich richtig und treffend bezeichnet. In seinen Anschauungen ist er über das Jahr 1848, das den tiefsten Eindruck auf ihn gemacht, nicht viel hinausgegangen, aber mit der Wissenschaft ist er allzeitig in gleichem Schritt und Tritt fortgeschritten." Von der Ornithologie darf man dies nicht sagen. Die Fragen der Nomenklatur, die Neugestaltung derselben durch das Prioritätsgesetz, die wichtigen Änderungen in der Auffassung der Art durch Schaffung von Subspezies mit ternärer Benennung, die Abgrenzung der Formen nach zoo- geographischen Gesichtspunkten, all diese Fortschritte der Vogel- kunde blieben ihm völlig fremd. Ja, man darf sagen, daß er den modernen Ideen, die seine konservative Auffassung von dem Wert und der Unvei'änderlichkeit der Art völlig umstießen, durchaus verständnislos gegenüberstand. Was er im übrigen selbst zugab. „Immer noch," schreibt er mir einmal, „nach der großen Verändeiung der Verhältnisse, sind und bleiben Sie der erste, an den ich denke, wenn etwas Ornithologisches mir durch den Kopf geht. Lange habe ich in unserer Gesellschaft nichts vorgetragen, weiß auch nicht, ob meine Anschauungsweise dort Biographische Versuche. 551 noch persona grata ist. In den letzten Tagen habe ich eine längere Studie über die Havelschwäne zu Papier gebracht, allerdings in vielleicht mehr kulturhistorischer als streng wissen- schaftlicher Weise. Raten Sie mir dieselbe zum Vortrag zu bringen? Für diesen Fall, den ich übrigens als kaum wahr- scheinlich annehme, hätten Sie dann wohl die große Güte Herrn Reichenow, den Sie ja oft sehen, zu ersuchen mich auf das Programm zu setzen! Aber seien Sie aufrichtig, ohne in Ihrer angeborenen Güte vielleicht schonen zu wollen. Ich begreife vollkommen die veränderte Situation und völlig veränderte Zeit- richtung. Peut-etre que j'ai fait mon temps." In dieser Verständnislosigkeit gegenüber den modernen An- schauungen liegt vielleicht auch der Grund, daß sich Bolle in späterem Alter mehr und mehr der Ornithologie entfremdete und sich der Folkloristik und verwandten Gebieten zuneigte. Betont muß aber dabei immer werden, daß er trotz gelegent- lichen Spottens über Ornithologen neuerer Richtung, die im Vollgefühl der Wichtigkeit ihrer Kleinarbeit die großen Gesichts- punkte nach Bolle's Auffassung vergessen, jederzeit der fein- sinnige Verehrer wissenschaftlicher Arbeit geblieben ist. Der alten im Jahre 1850 begründeten Deutschen Orni- thologen-Gesellschaft hat Bolle wahrscheinlich niemals angehört. In den Mitgliederverzeichnissen der fünfziger Jahre findet sich sein Name nicht. Als aber Cabanis im Dezember 1867 die neue Gesellschaft, die sich später mit der alten vereinigte, be- gründete, gehörte mit Bodinus, Brehm, Finsch, Hartlaub, VON Heuglin, Heine, den beiden von Hometer, Freiherr von König und Warthausen und von Pelzeln auch Bolle zu denen, die den Gründungsaufruf zeichneten. Bis zu seinem Tode hat er der Gesellschaft angehört und vornehmlich in den siebziger und achtziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts den regsten Auteil an den Arbeiten der Gesellschaft genommen. Nach dem Tode Alfred Brehm's führte er den Vorsitz in den Berliner Sitzungen. Im Jahre 1892 wählte ihn die Gesellschaft zum Ehrenmitgliede, eine Ehrung, „die ich", wie er schrieb, „mit gebührendem Dank attestiere. Meine Neigungen und Lebens- gewohnheiten sind zu eng mit der Ornithologie verflochten, als daß ich geneigt sein könnte auf das fortgesetzte Studium der- selben zu verzichten. Trotzdem ziemt es mir vielleicht, und ist auch durch Gewohnheiten und Geschmacksrichtung meinerseits bedingt, dem Umwandlungsprozeß unserer Wissenschaft aus einer science d'agrement in eine stramme geschulte positive Disziplin nur vom Standpunkte einer gewissen Zurückgezogenheit folgen zu können und zu dürfen." Auf Bolle's Beziehungen zur Botanik näher einzugehen, ist hier nicht der Ort. Seinem alten Freunde Paul Ascherson ist er ein langjähriger treuer Mitarbeiter au dessen großem Werke über die Flora der Mark gewesen. Leider starb der 552 Biographische Versuche. genannte berühmte Botaniker, ehe er den Lebensabriß Bolle's, den er für die Verhandlung-en des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg zu schreiben beabsichtigte, vollendet hatte. Viele Einzelheiten aus dem Leben Bolle's, der durch langjährige Freundschaft mit Ascheeson eng verbunden v^^ar, sind damit verloren gegangen. Bolle's, besonders durch seine engen Beziehungen zu Karl Koch, dem bekannten Dendrologen, geweckten Neigungen zur praktischen Botanik traten von dem Augenblick an in den Vorder- grund seiner Arbeiten, als er dieselben auf dem von ihm erworbenen Scharfenberg nicht nur mit der Feder, sondern auch mit dem Spaten betätigen konnte. Das von ihm auf genannter Insel geschaffene Arboretum galt als eines der schönsten Deutschlands, „doppelt interessant dadurch, daß die Exoten nicht parkartig als Einzelpflanzen, sondern in dichtem Gemenge gepflanzt wurden und somit keinen Solitärwuchs zeigen, sondern sich wie im heimatlichen Walde darbieten. Die Pflege dieses botanischen Kleinods war Bolle's Lebensfreude; hier suchte er alles zu vereinen, was er Schönes in einem langen Leben auf weiten Eeisen an Blumen und Bäumen gesehen hatte." Auf dem Ge- biete der Baumkunde stand er, wie ihm sein gelehrter Freund Dr. Graf Schweein- Wendisch Wilmersdorf, der Vorsitzende der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, dessen Mitteilungen ich die obigen Worte entnahm, wiederholt bezeugt hat, als Forscher und Praktiker unter den ersten, nicht nur Deutschlands, im Vordergrunde. Gelegentlich der 50-Jahr-Feier des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg schrieb Prof. Volkens**) in seiner Geschichte genannten Vereins von Bolle: „Das vielseitige Wissen dieses ersten erst kürzlich verstorbenen Nestors unseres Vereins, seine sehr große Erfahrung auf dendrologischem Gebiete, seine Vor- liebe für folkloristische Forschung gaben ihm Jahre hindurch fast in jeder Sitzung Gelegenheit bald zu eigenen Darlegungen, bald zu Ergänzungen und Berichtigungen der Vorträge anderer." Noch einige wenige Worte über Cael Bolle als Mensch. Durch sein Vaterhaus war ihm, wie erwähnt, jener Esprit des Anfangs des vergangenen Jahrhunderts gegeben worden, der in seiner Eigenart durch den Aufenthalt auf den Kanarischen Inseln und durch den Verkehr mit den zeremoniellen Islefios noch gemehrt wurde. Gern bediente sich Bolle der französischen Sprache. Oft schrieb er seine Briefe in derselben, oft enthielten sie kurze Bemerkungen: „Kommen Sie bald zu mir nach Scharfen- berg hinaus, aber ä la fortune du pot — et quel pot!" Bolle war ein Künstler des Briefes, auch darin ein Geisteserbe des 18. Jahrhunderts und seiner hochentwickelten Briefstilkunst. In seinen jüngeren Jahren war er ein passionierter Briefschreiber, ®) Verhandl. des Botanischen Vereins der Prov. Brandenburg, 51. .Jahrg. 1909/10, 19. 1902, Biographische Versuche. 553 der seine Mitteilungen in ein ungemein anziehendes Gewand zu kleiden wußte. Eine liebenswürdige und sehr verbindliche Form zeigten sie alle. Wer jedoch Bolle durch langjährigen Verkehr genauer kannte, wußte, daß seine Worte oft nur als Worte, ohne inneren Wert, einzuschätzen waren. Wer Bolle's liebens- würdige Zusicherungen hätte in die Tat umsetzen wollen, würde oft arge Enttäuschungen erlebt haben. Durch und durch zwar Berliner, mit jenem kaustischen Witz, von dem die Franzosen behaupten, daß sie ihn durch die französische Kolonie nach Berlin gebracht hätten, und einem ausgesprochenen Empfinden für Humoi-, besonders empfänglich für kleine Zoten, fehlte ihm doch jene im guten Sinne zu charakterisierende Sachlichkeit, die man ihrer nüchternen klaren Weise wegen als etwas spezifisch Berlinisches zu bezeichnen gewohnt ist. Noch in spätem Alter, er hatte das 60. Jahr bereits längst überschritten, entschloß sich Bolle, ein neues Wohnhaus auf dem Scharfenberg zu errichten. Als die Turmspitze über den dichten Erlenrand der Insel blickte und den nahenden Schiffen sichtbar wurde, sagten die Leute am See, wie er oft lachend selbst erzählte: „Jetzt baut sich der alte verrückte Kerl noch eine Kirche auf dem Scharfenberg." Bolle aber schrieb in sein Taschenbuch: Gar manchen holden Ort hab' ich bewohnet. Jetzt eignen Heimes Rauch allein ersehn' ich, Dem schon die Jahre eng're Schranken stecken. Ob wohl der Bau die kurze Frist noch lohnet? Dem Spielnest gleicht er, das ein kleiner König Gefiedert flicht sich zwischen Zaun und Hecken. Noch mehr denn 16 Jahre sollte es Bolle vergönnt sein, sich dieses Hauses, welches im Laufe der Zeit, von Macchien- Grün umrankt und eingesponnen, ihm ein herrliches Buon retiro bot, zu erfreuen. Wenn auch selten, sah er doch hin und wieder einen Freund zum Tagesbesuch bei sich. Zu längerem Auf- enthalt hat hier wohl niemand gerastet. „Carl Bolle war ein eigener Kauz," sagt Frledel, „sehr gastfrei auf seiner Insel, aber er liebte keine längere Einquartierung." Gewiß, Bolle hatte im Innern der Seele wenig gastliches Naturell, aber die Grazie und Form seines Wesens wußte dennoch, besonders in seinen jüngeren Tagen, jedes Zusammensein mit ihm zu einem Vergnügen zu gestalten. Die Zeiten freilich waren längst da- hin, in denen man in seinem Stadthause heitere Symposien feierte, an denen sich um den runden Tisch des Speisesaales Männer wie Schweixfurth und Ascheeson, Koch und Viechow, Breh^e und Alexl^xder von Homeyer, Friedel und Georg von Neumeyer, die spätere Exzellenz, vereinten. In älteren Tagen gab Bolle die Menschen auf und sie ihn. „Man empfindet es sehr stark," schreibt er mir einmal, „zum alten Eisen geworfen zu werden, zu dem ich jetzt, wenn auch nur chronologisch, aller- 554 Biographische Versuche. dings gehöre/'' Er selbst trug daran die Scliuld. Mit zunehmendem Alter wurde er immer schrullenhafter. Seinen Umgang bildeten seine Dienst- und Gärtiiersleute, brave, aber ungebildete Menschen. Ihnen las er seine Gedichte vor, die sie nicht verstanden. Er glich hierin, wie auch in vielen anderen Dingen, dem bekannten Marschendichter Hermakn Allmers '). Auch Bolle glaubte wie dieser es als höchstes Glück seines Alters zu empfinden, frei und ohne Zwang seinem Leben die Richtung geben zu können. Die Poesie, die einzige Beschäftigung seiner letzten Jahre, schien ihm der reinste Ausdruck seiner Stimmungen zu sein. Ohne rechtes Empfinden für den Reim und die künstlerische Form besang Bolle, meist in Sonetten, wahllos, was ihm des Sanges würdig schien. Er besang einen alten Dreier, der im Schutt der Spittelkirche gefunden wurde; er verheri'lichte die beiden Meretrices, welche das Berliner Stadtbuch erwähnt '); er dichtete die Venus an, die sich am Tanganj'ika in das Schwarz ihrer Haut kleidet; kurzum nichts war vor seiner Dichtung sicher. Ich möchte mir versagen, Beispiele seiner Kunst hier wieder- zugeben. Hindernd in dem Verkehr mit Bolle war in seinen späteren Jahren seine besonders scharf in die Erscheinung tretende, eigenartige Sparsamkeit, die mit dem Alter mehr und mehr zu- nahm und oft zu seltsamen Hemmungserscheinungen führte. AVenn der Direktor des französischen Gj'mnasiums, Prof. FoiJENiER, Bolle in den Schuljahren vorwarf, daß ihm jedes Gefühl für Mathematik fehle, so ist ihm der Sinn für das Rechnen in späteren Jahren in so hohem Grade aufgegangen, daß er seinen wohlhabenden Erben noch ein Millionenvermächtnis hinterlassen konnte. Aber nehmen wir alles in allem: Es wäre falsch, den ganzen Cael Bolle nach den Absonderlichkeiten der letzten Jahrzehnte einschätzen zu wollen. In seiner Jugend und in seinen Mannes- jaliren war er ein anderer als er sich im Alter zeigte, in seiner Arbeit und in seinem Wesen. Seine gebende Schaffenskraft erlosch frühzeitig. Die beschauliche Ruhe, um gewonnene Ein- drücke und gesammelte Erfahrungen vollgültig zu verarbeiten, die ein produktiver Geist haben muß, ward ihm im Leben in reichem Maße zuteil. Muße und Freiheit, nie gestört durch den Zwang des Berufes und des Erwerbes wie durch den un- ruhigen Wechsel des Daseins, haben Bolle nie gefehlt. Daß ') Theodor Siebs, Hermann Allmers. Sein Leben und Dichten. Ber- lin 1915. 8) „Item anno quo supra in profestis Marie magne [8. Sept. 1442J due meretrices una dicta Else Koniges et alia dicta Else med den langen tytten percusserunt se mutuo. Apprehense ducebantur foras per bedellum et ab- jurarunt per ampllus civitatem; Berliner Stadtbuch aus dem Ende des XIV. Jahrhunderts. Neue Ausgabe. Berlin 1888, Buch der Uebertretungen, 221, Nr. 121. ß^. €UtJUUUv Biographische Versuche. 555 aber das Leben mit seiner Arbeit in ewigem Flusse bleiben muß und keine Haltepunkte kennen darf, hat er nie empfunden. Seine Schaffenskraft wurde dadurch frühzeitig- aufgehoben. Würde Bolle nicht in glänzendenDaseinsverhältnissen, sondern ge- zwungen gewesen sein, für seine Existenz arbeiten zu müssen, sicher hätte er uns dann bei seiner natürlichen Veranlagung bleibendere und inhaltreichere Werte auch auf unserem Wissensgebiete hinterlassen. Gehör und Gesicht hatten Bolle in den letzten Jahren verlassen. Die Gebrechen des Alters mehrten sich. Es wollte Abend werden. Doch plötzlich, wenige Tage vor seinem Tode, seltsam und unerwartet, trat eine Besserung seines Zustandes (ein. Die Sinne kehrten wiedei-. Er trug sich bereits mit Plänen für eine Übersiedlung nach dem Scharfenberg. Noch wenige Tage vor seinem Tode sah ich ihn und war erstaunt über die Frische seines Wesens. Doch die Natur forderte ihr Eecht. Sanft entschlief er am 17. Februar 19C9 im beinahe vollendeten 90. Jahre seines Lebens. Auf dem alten Matthäi- kirchhofe in Berlin wurde er zur ewigen Euhe bestattet. Literatur. Fischer, L. H., Aus der märkischen Heimat. Natur- und Landschaftsbilder in Gedichten. Archiv der Brandenburgia, 8. Band, Berlin 1901. Friedel, Ernst, [Carl Bolle f]. B., 18. Jahrg. 1909/10. Berlin 1910 (mit Porträt). Hocke, H., f Dr. Karl Bolle; Z. f. 0. u. 0. H., 15. März 1909. M[ielke], ß[0BERT], Blätter für Heimatschutz, Berlin 1909. Graf VON Schwerin, Nachruf. Dr. Carl August Bolle. Mitt. der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft 1909, mit zwei Porträts. Graf VON Schwerin, [Carl Bolle und Scharfenberg]. Mitt. der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft 1917, mit zwei Bildern. Bernakd Altum. 1824—1900. Beenard Altum war kein Märker. Aber mehr als die Hälfte seines reich gesegneten Lebens hat er in der Mark Brandenburg verbracht. Trotz unauslöschlicher Liebe zu seinem Münsterlande, in dem er geboren, in dem sein Lebensweg die Richtung genommen und in dem er auch ruht, ist er doch hier in der Mark heimisch geworden wie ein Sohn dieses Landes. Hier hat er in der zweiten Hälfte seines Daseins eine Reihe von 556 Biographische Versuche. Arbeiten geschaffen, die ihm einen bleibenden Namen in der zoologischen Wissenschaft sichern werden. Als Altum im 7(5. Lebensjahre in Eberswalde starb, schied ein Mann aus dem Dasein, dessen Name mit der Entwicklung der ornitliologischen Wissenschaft in Deutschland für alle Zeiten untrennbar verknüpft sein wird. Er war noch einer der „Alten", die lernend zu den Füßen Johann Feiedeich Naumann's und Ludwig Beehm's gesessen, und ein Teil der bewundernden An- erkennung für das zielbewußte Streben jener großen Bahnbrecher ornithologischer Arbeit in Deutschland wird von der jüngeren Generation neidlos auch auf Beenaed Altum in rückhaltloser Anerkennung übertragen werden; eine Anerkennung, welche vielen seiner Genossen aus jener großen Entwicklungsepoche der deutschen Vogelkunde nie zuteil geworden ist. Der Werdegang Altum's war ein nicht gewöhnlicher. Früh wurde ein zwiefaches Sehnen in seine Brust gelegt. Er war Naturforscher und wurde Priester. Er wollte beides sein in einer Person. Es hat mir aber immer scheinen wollen, als ob in Altum's reich begabter Individualität die Entfaltung des einen Berufes der vollen Ausgestaltung des anderen hindernd in den Weg getreten wäre. Der Dualismus, der seine Seele füllte, ließ eine volle Betätigung seines reichen, großen Könnens nicht ziu Johann Beenaed Theodoe Altum wurde am 31. Dezember 182J: zu Münster in Westfalen geboren. Er war der Sohn eines kleinen biederen, ehrsamen Handwerkers. „An der Hand meines teuren Vaters," sagt Altum in einer autobiographischen Skizze, „welcher für die Natur und ihre unerschöpflichen Wunder das wärmste Literesse hatte, sammelte ich, als noch kleines Kind, zuerst Schnecken, dann Insekten und später Säugetiere und Vögel." Der Vater war, wie Renne in einem Lebensbilde Altum's erzählt, ein freundlicher, immer hilfsbereiter Mann, der gern um Eat gefragt wurde. „Er war stets guten Mutes, voll von Humor, fromm und gottesfürchtig, geschickt in seinem Handwerk, aber auch im Sammeln und Präparieren von Tieren. Durch eifriges Lesen naturwissenschaftlicher Literatur suchte er stets seine Kenntnisse zu erweitern. Die Mutter Altum's war eine ruhige, einfache und gemütvolle Frau, die in der Sorge für den Sohn und das Hauswesen ihre Befriedigung fand." Nach Besuch der Liebfrauen-Elementarschule seiner Vater- stadt und nach Absolvierung des Gymnasiums bezog Altum im Jahre 1845 die Akademie in Münster. Bei der Wahl des Be- rufes hatte er lange zwischen Forstfach, Zoologie und Theologie geschwankt. Nach den ernstesten Erwägungen wählte er die letztere. Am 2. Juni 18.19 empfing er die Priesterweihe und wurde vom Bischof Johann Geoeg mit der Verwaltung der Pfarrei zum Heiligen Servatius in Münster betraut. Aber die Liebe zur Wissenschaft zog ihn bald aus dem Berufe des Seel- sorgers. Nachdem er in Münster Philologie studiert, entschloß Biographische Versuche. 557 er sich nach Berlin zu gehen, um dort seine Studien besonders in der Zoologie fortzusetzen. Auf der Eeise dorthin, im Herbst 1853, besuchte er Baedeker, Baldamus und endlich Naumann in Ziebigk. „Der Eindruck ist mir unvergeßlich," schreibt er später, „ich speiste bei ihm und erhielt eine Karte zur Be- sichtigung seiner nunmehr herzoglichen Sammlung in Cötlien. Ein ßillet Naumann's führte mich bei Lichtenstein ein." Mit allem Eifer widmete er sich in Berlin dem Studium der Natur- wissenschaften. Er hörte außer Lichtenstein bei Boeckh, MoEiTz Haupt, Carl Ritter und Wattenbach. „Bald wurde ich ein ständiger Besucher des Museums, mit allen Beamten, Cabanis, Rammelsberg, Martin nahe bekannt, gründete ein wöchentlich sich versammelndes „ornithologisches Clübchen", dem Bolle, Hansmann, Krüper, Kutter, Günther angehörten, machte kleine und größere Exkursionen und nahm an der Jahres- versammlung der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft eifrigen Anteil." Im Sommer 1885 promovierte Altum in Berlin mit der Dissertation: Similitudines epicae cum tragicis comparatae. Nach weiteren Studien, besonders bei Johannes MtJLLER, und nachdem er noch einige Zeit unter Lichtenstein am Zoologischen Museum als Assistent tätig gewesen, kehrte er in seine Vaterstadt zurück und übernalim dort eine Lehrerstelle an der Realschule. Ferner erteilte er den Religiosunterricht an einer höheren Töchterschule. Im Jahre 1857 wurde ihm das Vikariat am Dom zu Münster übertragen, mit dem auch die geistliche Leitung des Waisen- hauses verbunden war. „Wenn dem innigfrommen Priester", sagt sein alter Schul- freund Renne, „auch die Funktionen als Domvikar mit ihren erhabenen Gottesdiensten und Kirchengesängen, für welche Altum's auch musikalisch glücklich begabten und tief empfäng- lichen Sinne Herz und Geist besonders empfänglich inachten, so trieb ihn doch seine tiefe Neigung zur und seine Bildung in der Naturwissenschaft mehr und mehr dahin, seine durch lange Vorbereitung erworbenen Kenntnisse auf dem Katheder zu ver- werten und zu vertiefen." Im- Jahre 1859 habilitierte sich Altum als Privatdozent für beschreibende Naturwissenschaft an der Akademie zu Münster. Seine Antrittsvorlesung behandelte die klimatischen Varietäten der Tiere. Zehn Jahre entwickelte er hier eine reiche und segensreiche Tätigkeit. Seine Kollegien wurden gern und stark besucht, und auf seinen Exkursionen hatte er stets eine große Zahl von Begleitern, die in ihm nicht nur den Lehrer, sondern auch den in liebenswürdiger Bereit- willigkeit stets hilfreichen väterlichen Freund verehrten. Sein bald in weiteren Kreisen anerkanntes zoologisches Wissen, seine großen Sammlungen und seine angenehmen oft humorvollen Lebensformen verschafften ihm bald nützliche und anregend fördernde Freunde, „Wohl den regsten Verkehr", erzählt Renne, 558 Biographische Versuche. „pflegte Altum mit dem Pfarrer Bolsmann in Gimbte, der als ausgezeichneter Biologe und Sammler die Vogelwelt seiner Heimat studierte. Als Freund der Familie verkehrte Altum viel auf dem Gute Hiilshoff bei Eoxel, wo er dem leider so früh verstorbenen Baron Ferdinand von Droste ein ornithologischer Berater wurde. Enge Beziehungen verknüpften ihn mit den Familien der Freiherren von Beveeföede und von Oek, mit denen der Herren Bachofen von Echt und Hotte. Mit all diesen wie mit dem von ihm ungemein verehrten Johannes Heineich Blasius in Braunschweig, dem Vater von Wilhelm und Rudolf Blasius, wurden Ferienreisen zum Studium der Vogelwelt alljährlich unternommen." Trotz wertvoller Beziehungen gelang es Altum nicht, eine Professur an der Akademie zu Münster zu erhalten. Mit großer Freude nahm er daher im Jahre 1869, nach der Pensionierung des Geheimrats Prof. Ratzebueg, des bahnbrechenden Forst- entomologen, die ehrenvolle Berufung an die Forstakademie in Eberswalde an. Damit beginnt nach den „Wanderjahren" ein neuer Abschnitt in Altum's Dasein. Endlich wurde sein Sehnen erfüllt, allein in der Zoologie dozieren zu können. In Ebers- walde hat er bis zu seinem Tode gewirkt. „Ich fühle mich in meiner Stellung sehr zufrieden", schreibt er einmal, „und über- zeuge mich immei" mehr, daß meine Lehrtätigkeit nur im un- mittelbaren Verkehr mit der freien Natur, wie mir solcher hier vollauf geboten wird, den für den angehenden Forstmann not- wendigen Anforderungen entsprechen kann." Es war ihm in der Hauptsache eine fremde Materie, die er hier zu lesen über- nommen. Sie mußte ihm um so schwerer werden, als er sie nach einem Manne lehren mußte, der mit außerordentlichem Scharfblick und hervorragender Beobachtungsgabe geradezu bahnbrechend auf dem Gebiete der Kenntnis der schädlichen Forstinsekten gewirkt hatte. Es darf als ein Beweis für die außerordentliche zoologische Befähigung Altum's angesehen werden, daß er sich auf dem ihm bis dahin ziemlich fremden Gebiete der Forstentomologie in verblüffend kurzer Zeit ein- gearbeitet hatte, so daß er die von Ratzebueg begonnenen wich- tigen biologischen Arbeiten maßgebend fortzuführen imstande war. Aber bei all seinen forstlichen Untersuchungen und Ar- beiten, die nunmehr in den Vordergrund treten mußten, ging die Liebe zur Ornithologie nicht verloren. Kaum saß er in seinem forstlich-zoologischen Berufe im Sattel, so trat die geliebte Vogel- kunde wieder in ihr altes Recht. Früh bereits hatte er sich mit ihr beschäftigt. Als im Jahre 1851 das erste Heft der Xaumannia erschien, hatte sich, durch diese Zeitschrift angeregt, die Ornithologie dominierend bei ihm Bahn gebrochen. Der ersten Arbeit, die er zusammen mit seinem Freunde, dem Pfarrer Bolsmann bei Gimbte, über die Vögel des Münsterlandes (N, 1852) veröffent- lichte, sind zahlreiche andere, größere und kleinere, gefolgt, die Biographische Versuche. 559 sich fast mit allen Gebieten vaterländischer Ornithologie befassen. Nur mit Systematik und Nomenklatur hat er sich kaum beschäftigt. Er stand hier, zeit seines Lebens, wie Cael Bolle, in den be- fangenen Ansichten der fünfziger Jahre und den neueren Unter- suchungen über diese Gegenstände: der Auftrennung- der alten artenreichen Gattungen in kleinere Genera, der strengen Durch- führung des Prioritätsprinzips in der Nomenklatur und schließlich gar der Auflösung der Art in Subspezies, vollkommen fremd, um nicht zu sagen feindlich, gegenüber. Nicht uninteressant ist es heute, die Auslassungen Altums über diese Punkte, die von vielen Ornithologen seinerzeit g-eteilt wurden und auch heute noch geteilt werden, zu hören. In einem längeren Briefe — Altum war ein ausgezeichneter, nie ermüdender Brief Schreiber — äußerte er sich: „Ich habe das lebhafte Be- dürfniß einmal wieder mit Ihnen zu plaudern. Betreffs .Auf- fassung des Artbegriffs stehe ich voll und ganz auf der Über- zeugung von J. H. Blasii s und Radde. Ich bin fest überzeugt, daß ein jeder Ornithologe derselben Ansicht wäre, wenn er zu- gleich Entomologie eingehend treiben würde. Wo plastisch gleiche Formen nur farbig differieren, halte ich für diese die Artein- heit fest, wenn sich Mittelfärbungen, Übergänge oder auch nur nicht zu verkennende Andeutungen von diesen finden. So wird es in der übrigen Zoologie gehalten, und die Insektenkunde, die mir durch meine amtliche Stellung weit näher gerückt ist als die Ornithologie, kann Tausende von Beispielen aufweisen. Ich behandle also die V^ögel genau so, wie die ganze Welt alle übrigen Tierklassen behandelt. So ist z. B. Fringilla coelehs und spodiogenys für mich ganz dieselbe Art, für deren letzt- genannte Form mir die trinäre Nomenklatur ganz zusagen würde." Und bei anderer Gelegenheit schreibt er mir: „Ihren Bemerkungen über die Nomenklaturfrage stimme ich aus ganzem Herzen im Prinzip bei. Willkührliches Vorgehen ä la Hometer mit seinem Launenverzeichnisse darf nicht mehr geduldet werden; die Sache muß eine wissenschaftliche Grundlage haben. Das Verzeichniß s^on Reichenoav hat unzweifelhaft eine solche, wenngleich ich nicht im Stande bin, hier eine Controle auszuüben. Allein, ob es in einzelnen Fällen nicht richtiger gewesen wäre, von einer starren Prinzipienreiterei abzusehen, ob nicht auch hier das Wort: summum jus, summa injuria für solche einzelnen Fälle von Einfluß hätte sein können, möchte denn doch eine berechtigte Frage sein. Soll auf alle Fälle das älteste Wort (salvo termino, a quo) bleiben, dann muß es auch mit seinen grammatikalischen etc. Fehlern bleiben, dann darf leucorodia nicht in leucerodiau.s.w. geändert werden. Vorstehendes: Summum jus, summa injuria ist für mich keine leere Redensart. Es gibt Ornithologen von Fach und Ornithologen aus Liebhaberei bis Spielerei. Es gibt aber auch sehr Viele, welche weder das Eine noch das Andere sind, sondern welche eine gewisse Kenntniß der Vögel (der Säuge- 560 Biographische Versuche. tiere, der Insekten, der Pflanzen ) haben müssen. Die Oruitliolog-ie, Manimalogie, Entomologie greift in ihre Fach- wissenschaft hinein. Alle Bücher, welche die letztere in ihrem g-anzen Umfange behandeln, von den ältesten bis zu den neuesten, Alles was ihnen im Hörsaale vorgetragen ist, was sie draußen gelernt haben, was die Etiquetten in den Sammlungen, welche sie fleißig zu ihrem Studium benutzen, ihnen bieten, Alles was sie je von älteren ergrauten Standesgenossen gehört haben usw. steht nicht, selbstredend nicht, auf diesem neuen nomenklatorischen Prioritätsstandpunkt. Es kann bezw. muß ja Bedacht darauf genommen werden, das Eichtige, wenn es überhaupt dieses ist, allmälich auch in solche Kreise einzuführen. Allein wenn emphatisch ausgerufen wird: Ornithologische Leistungen, in denen die rekti- fizierte Nomenklatur nicht angewendet sind, werden ohne weiteres als non existentes, weil nicht wissenschaftlich, angesehen, so ist das denn doch, z. B. für die vorhin berührten Kreise, wohin unbedingt die Forstleute gehören, etwas zu starker Toback! Ich sehe durchaus nicht ein, warum etwa hoch bedeutsame biologische Beobachtungen über den Grauspecht total an Werth verlieren möchten, wenn derselbe nicht virklicanus sondern cmius genannt ist. Man scheint sich über die Leistungsmöglichkeit der Forst- leute, um bei diesen mir nahe liegenden Kreisen zu bleiben, nicht klar zu sein; man kann sich unmöglich in deren Studium hinein- gedacht haben. Man wird sagen: Na, die Paar „neuen" Namen können dieselben bald lernen! Dieselben müßten aber auch, in entsprechendem Umfange, die Säugetiere, Insecten, Pflanzen, Mineralien, Versteinerungen, zumal die Leitfossilien, Physik, Chemie kennen. Die „neuen" Namen haben sie nie gehört, die „alten" sind ihnen vom Vater und Lehrherrn in Fleisch und Blut übergegangen." „Ferner kann dieser bezw. jeder ähnliche Kreis die zahl- reichen Untergattungen nicht gebrauchen, wenn dieselben nicht die ähnlichen Formen in biologisch ähnliche und von anderen verschiedene Gruppen zusammenfassen. Ich werde nach wie vor z. B. die Eulen in Schleiereulen, Käuze, Tag- und Ohreulen theilen, aber die eine Gattung „Strix^^ beibehalten, wegen der in allen Hauptlebenszügen gleichen Lebensäußerung. Dagegen muß ich für die Tagraubvögel (Falconiden) Circus, Astur, Milvus etc. etc. als getrennte Gattungen anwenden. Die Weihen leben, fliegen, rauben, brüten in ihnen eigentümlicher Weise; die- selben aber ebenfalls generisch zu trennen (Circus, Strigiceps), dazu ist kein Grund vorhanden. Die Namen, welche in den an- gedeuteten Wissenschaften die Henen lernen müssen, sind nach meiner jetzt 21 jührigen Praxis möglichst zu beschränken. Was wäre der wissenschaltliche Nutzen für sie, wenn die etwa 16 — 18 Enten, welche ihnen vor die Flinte kommen können, von ihnen mit etwa einem Dutzend Gattungsnamen belegt werden könnten. Sie können unmöglich alle die oft kauderwälschen Namen be- Biographische Versuclie. 561 halten. Ich bin der festen Ueberzeugung;, daß diese Unterg-attungs- namen ihnen gegenüber nicht einmal gelehrt werden dürfen, weil eine solche mit dem Maßstabe der Biologie gemessene Zersplitterung schadet. Und wenn's noch die Vögel allein wären! Da kommen noch die Insecten: 20 — 30 Gattungen von Borkenkäfern z. B.; das geht in der That nicht. Den Vorwurf der Unwissenschaft- lichkeit in dieser Hinsicht werde ich gern auf mich nehmen; ich werde denselben zu verschmerzen suchen." Die Bedeutung Altum's als Ornithologe liegt in seinen biologischen Untersuchungen. Er war ein ausgezeichneter Beob- achter des Lebens unserer heimischen Tiere, wie es solche in unserer heutigen Zeit, in der mikroskopischen Epoche der Zoologie, nur wenige noch gibt. Denn in der Wertschätzung der Studien über Flora und Fauna heiTscht jetzt, wie Feakz Leydig treffend bemerkt, ein großer Abstand zwischen sonst und heut. Altum's Arbeiten finden sich zerstreut in all den Zeitschriften, die von den fünfziger Jahren an bis zu seinem Tode ornithologische Ver- öffentlichungen in deutscher Zunge gebracht haben. Hier zeigte er die umfassendsten Kenntnisse. Er liebte es auch, in seinen Briefen eingehende, längere Auseinandersetzungen einzufügen. Große Beachtung fanden Altum's Bemühungen, den tierkundlichen Unterricht auf den Schulen zu heben. Mit einem Mahnrufe wandte er sich an die Lehrer und schrieb für sie: Winke für Lehrer zur Hebung des zoologischen Unterrichts (Münster 186;")), ein Buch, welches dem Verfasser mannigfache Anerkennung einbrachte. Stets hatte Altüm auch in seinen Untersuchungen die Wichtig- keit der genauen Kunde des Vorkommens und der Verbreitung für die Erkenntnis allgemeiner zoogeographischer Gesichtspunkte betont und auf die genaue Erforschung engerer Gebiete hin- gewiesen. Als Frucht dieser Studien darf das Buch über die Wirbeltiere des Münsterlandes (Säugetiere) gelten, welches ganz ausgezeichnete Lebensbeobachtungen enthält. Mit seinem im Jahre 11)05 verstorbenen Jugendfreunde Landois, damals Lehrer am Gymnasium in Münster, später Professor der Zoologie an der dortigen Akademie, der sich auch als geistvoller Dialektdichter weit über die Grenzen seiner münsterländischen Heimat hinaus einen Namen erworben, schrieb er das: Handbuch der Zoologie (Freiburg 1870), welches eine außerordentliche Aufnahme fand und in mehreren Auflagen erschienen ist. Auf die vielen forst- zoologischen Arbeiten, die teils in selbständiger Form, teils in Fachzeitschriften veröffentlicht Avorden sind, kann hier nicht ein- gegangen werden. Erwähnt sei nur Altum's Forstzoologie (3 Bde. Berlin II. Aufl. 1880), die, in umfangr Biographische Versuche. Aug' und Ohr eines xIudubon gerüstet, durch so viel rotstäm- migen Kiefernwald, durch so viel graurindigen Buchenforst zwischen Oder und Elbe geschritten ist, um — ein armer, ge- fesselter Falk — inmitten der Prosa schrill klingender Tele- graphendräte zu enden; er, der fähig gewesen wäre, Brandenburg eine Avifauna zu schaffen, wie wohl kein Land Europas sie je- mals besessen hat oder besitzen wird?! Die Kräfte dazu waren in ausgiebiger Weise vorhanden; weder an Liebe zum Gegen- stand, noch an litei-arischen Vorarbeiten hat es gefehlt. Man hätte in eine noch reichlichere Fülle des Materials hineingreifen können, als jetzt in einem Landstrich möglich ist, dem eine von Tag zu Tag unerbittlicher vorschreitende Kultur bald, hinsichtlich freiwillig gespendeter Naturprodukte, nur noch von den Resten des einst Dagewesenen zu zehren erlauben wird. Aber immer und immer wieder waltete ein Unstern über der Synthese des Beobachteten; immer und immer wieder blieben dieWahrnehmungen entweder ungeschrieben oder doch ungedruckt, begraben zwischen den Blättern vergilbender Notizbücher; besten Falls an ver- schiedenen Orten in Zeitschriften zerstreut." So besitzen wir denn aus Hansmann's Feder nur die reizenden Aufsätze, die er in den Jahrgängen 1855 — 1858 -der „Naumannia" über die heimische Mark und deren Vögel veröffentlicht hat. Sie zeigen nicht nur seine hohe Begabung für eine formenvollendete Dar- stellung, sondern sie enthalten auch gute eigene Feldbeobachtungen aus verschiedenen Teilen unserer Provinz, ohne gerade bahn- brechende Neuigkeiten zu bringen. Des letzteren war sich Hansmann übrigens selbst bewußt. Schließt er doch einen seiner reizendsten Aufsätze „Vom [Berliner] Vogelmark'' (Nau- mannia, 1858, 340 — 346) mit den Worten: ,,Und nun möge mir der gelehrte Leser, der mir, wie ich wohl weiß, schon einmal einen Vorwurf daraus gemacht, schließlich verzeihen, daß ich wieder in einer Fachzeitschrift ein Paar Seiten lang geschwatzt habe, ohne „etwas Neues" zu bringen. Ich will es ja so bald nicht wieder thun!" Diese Auffassung Hansmann's wurde übrigens nicht allseits geteilt. Denn es gab auch ernste Fachgelehrte, die die Be- rechtigung anziehend geschriebener zoologischer Mitteilungen, ohne eigentliche Spezialforschung, in ihrer gerade auf den An- fänger wirkenden Eigenart gewahrt wissen wollten. Den oben angeführten Aufsatz druckte z. B. Rossmässler in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Aus der Heimath" (Band I, 1859, 680) mit der Anmerkung ab: „Aus der Naumannia entlehne ich diesen allerliebsten Artikel um so unbedenklicher, als vielleicht kaum einer meiner Leser diese Zeitschrift zu Gesicht bekommen wird, und der Artikel selbst das sehr erfreuliche Zeugniß ab- legt, daß auch gelehrte Zeitschriften anfangen, neben der strengen Wissenschaft der rein menschlichen Auffassung der Natur ge- recht zu werden." Ganz nebenbei sei übrigens bemerkt, daß Biographische Versuche. 577 der genannte HANSMANN'sche Aufsatz mich vor beinahe 50 Jahren zu meiner ersten Veröffentlichung im Zoolog. Garten anregte. Als ein Beispiel der graziösen, gewandten Feder Hansmann's. die Bolle bei seinem stark entwickelten Stilempfinden mit Eecht hoch einschätzte und bewunderte, mögen am Ende dieses kurzen Lebensabrisses die einleitenden Worte gesetzt sein, die Hansmank einem gegen Ludwig Beehm, dem er im übrigen ungemein sympathisch war, gerichteten polemischen Aufsatz: Die Zeichnung der Kehle steht bei den Vögeln gewöhnlich mit ihrem Gesänge in keiner Beziehung, voranschickte: „Wer einen wissenschaftlichen Satz öffentlich ausspricht," schrieb er, „der hängt seine Thesen wie einen Schild in die Tournierschranken der Discussion, und jedem steht es frei, seine Lanzenspitze daran erklingen zu lassen, zum Zeichen, daß er etwas habe wider die Kraft, die ihre stolzen Insignien an die Säulen gehängt." „Im Bewußtsein dieses allgemeinen Rechtes wage ich mich denn auch auf ein Feld, auf dem es unrühmlicher ist, ein müßiger indifferenter Zuschauer zu sein, als mit zersplitterter Lanze vom Platze zu reiten. Abei*, indem ich einem Manne, der wie Herr Cheistian Ludwig Beehm in der Wissenschaft ergraut ist, ent- gegentrete, muß ich doch zuerst achtungsvoll meine Lanze vor ihm neigen. Ich habe immer eine besondere Ehrfurcht gehabt vor seinem wunderbaren diagnostischen Talente und einen be- sonderen Eespekt vor der wunderbaren Anzahl seiner Subspezies." Seit jener Zeit, in der die ÜANSMANN'schen Arbeiten ge- schrieben wurden, hat sich unser Empfinden für ornithologische Darstellung zweifellos stark gewandelt. Manches, was in der „Naumannia" der fünfziger Jahre veröffentlicht wurde, berührte damals anders als heute. Aber es wäre doch ungerecht, die ÜANSMANN'schen Arbeiten und die seiner Epigonen, zu denen wir Cael Bolle und in beschränkterem Umfange auch Aleeed Beehm rechnen müssen, völlig beiseite setzen zu wollen. Selbst zugestanden, daß jetzt ganz andere Fragen in anderer Form der Darstellung das Feld beherrschen, so dürfen wir doch hoffen, daß es auch in Zukunft jugendliche Freunde der Vogelkunde geben wird, die in den HANSMANN'schen Aufsätzen die Anregung zu ernsterer Beschäftigung und zu tieferem Eindringen in die Ornithologie finden weiden. Lebhaft wäre es zu bedauern, wenn es anders sein würde! — Aleeed Hansmann war ein scharf umrissenes Talent mit eigenartiger Prägung der Persönlichkeit. Er bedeutete einmal eine große Hoffnung. Aber den Wechsel, den die Ornithologie nach seinen ersten Jugendarbeiten auf ihn auszustellen berechtigt war, hat er leider in den Mannesjahren, durch eigene Schuld vom Wege glänzender Entwicklung abgelenkt, nicht eingelöst. 37 578 Biographische Versuche. Theodor zur Linde. 1831—1905. TffEODOR ZUR LixDE wurde am 20. Oktober 1831 in Fre- delsloli am Solling, im damaligen Königreich Hannover, geboren. Nach Absolvierung des Herzoglich Braun seh weigischen Gym- nasiums in Holzminden a. d. Weser studierte er, seinen innigsten Neigungen folgend, auf der Forstakadeniie zu Eisenach und später in Göttingen. Nach Teilnahme an dem Feldzuge von 1866 erhielt er zwei Jahre darauf die Oberförsterstelle zu Pöhlde bei Herzberge am Harz, die er im .Jahre 1870 mit der in Bülowsheide, im Reg.-Bez. Marienwerder in Westpreußen, tauschte. Fünf Jahre später sehen wir ihn in Gramzow in der Uckermark. Am 1. Mai 1875 übernahm er dieses prächtige märkische Revier, das er, nachdem er lange vorher zum Königl. Forstmeister er- nannt worden war, bis zum 1. April 1902 verwaltete. 27 Jahre hat ZUR Linde in seinem Walde praktische Ornithologie getrieben. Nachdem er in den wohlverdienten Ruhestand getreten, zog er sich nach Ballenstedt am Harz zurück, wo er am 22. April 190-1 starb. Die nachfolgenden Aufzeichnungen über die Ornis der Forst Gramzow in der Uckermark zur Zeit der Revier Verwaltung zur Likde's dankt dieses Buch dem freundschaftlichen Interesse von Friedrich von Lucanus. „Ende des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts weilte ich wiederholt als Jagdgast in der Königl. Oberförsterei Gramzow in der Uckermark. Forstmeister zur Linde, der das durch prächtige Fichten- und Buchenbestände und zahlreiche mit üppigster Wasserflora geschmückte Seen so wunderbar schöne Revier ein Vierteljahrhundert verwaltete, besaß ein warmes Herz für die Natur. Der Wald hatte für ihn erst den richtigen AVert, wenn er durch eine reiche Tierwelt belebt war. So richtete dieser brave Forstmann sein Augenmerk nicht nur auf die Erhaltung eines guten Wildstandes, sondern in besonderem ]\Iaße auch auf die Vogelwelt. Sein Streben war, möglichst zahlreiche Vogelarten in seinem Walde brüten zu sehen und vor allem den sogenannten schädlichen und der allgemeinen Verfolgung preisgegebenen Vögeln unbedingten Schutz angedeihen zu lassen, um ihrer Verminderung und Ausrottung nach Kräften Einhalt zu tun. Dank dieses einsichtigen Vogelsclmtzes war im Laufe der Jahre im Belauf Melzow eine Reiherkolonie, die aus ca. zwanzig Horsten bestand, entstanden, die niemals beschossen wurde. Eine starke Brutkolonie der Saatkrähe — Corvus frugUegus frugilegus L. — genoß weitgehendste Schonung. Nur am Ende der Fort- Aw ^' /m4 »•*««*» Biographische Versuche. 579 pflanzungszeit, wenn die meisten Jungen bereits ausgeflogen waren, wurde den angrenzenden Bauern zu Gefallen ein Abschuß junger Krähen an den Horsten vollzogen. Die Strecke solcher Jagden war dann gewöhnlich nur gering, und der alte Forstmeister freute sich, wenn es ihm gelungen war, einer größeren Anzahl dieser hart bedrängten schwarzen Gesellen das Leben zu retten. Ein unbedingtes „Halm in Ruh" galt gegenüber der Raub- vogelwelt, die infolgedessen sehr zahl- und artenreich vertreten war. Außer dem Sperber — Äccijnter nisus nisus L. — , dem Mäusebussard — Buteo huteo buteo L. — und dem Turm- falken ■ — Falco tinnunculus tinnunculus L. — waren an selteneren Arten als Brutvögel vertreten: Falco peregrinus peregrinus Tunst., in 2 bis 3 Paaren, Falco subhuteo subhuteo L., Accipiter gentilis genülis L., Milvus milvus milvus L., Milvus migrans migrans BoDD., Aquila pomarina pomarina Beehm, Pandion haliaetus haliaetus L. Die herrlichen, malerisch gelegenen Waldseen waren mit Wassergeflügel reich bevölkert. Neben den gewöhnlichen Arten, wie Colymbus cristatus L., Fulica atra L., Oallinula chloropus, Ortygometra porzana, Anas hoschas, crecca und querqiiedula, Mergus merganser L., verdienen Colymbus nigricans Scop., Mergus serrator L., Nyroca nyroca GtiLD., Nyroca clangula L., Nyroca ferina L., Nyroca fuligida L. und Ardetta minuta L. besonders hervorgehoben zu wei'den. In dem unweit der Gramzower Forst gelegenen Randow- bruch und der Ueckerniederung waren Circus pygargus L., Circus aeruginosus aeruginosus L. und O^'us grus L. Charaktervögel dieser ausgedehnten Sumpflandschaft. Für unsere Singvogelwelt war die Gramzower Forst mit ihren Laub- und Nadelholzbeständen, die an vielen Stellen mit Wacholder und dichtem Unterholz bewachsen waren, mit ihren großen Brüchern und röhr- und schilfbewachsenen Ufern der Seen ein wahres Dorado. So fehlte denn aus den Gattungen Fhylloscopus, Acrocephalus, Locustella, Hippolais, Sylvia, Turdus, Fhoenicurus und Erithacus wohl kaum eine der in der Mark Brandenburg vorkommenden Arten. Von- unseren Meisen waren sämtliche Arten vertreten; sie fanden in den überall in der Forst aufgehängten Nistkästen — damals noch nach LiEBE'schem Muster — reiche Nistgelegenheit, und über Frost und Schnee half ihnen die schützende Hand des Forstmeisters durch eine rationelle Winter- fütterung hinfort. Den größeren Höhlenbrütern boten zahlreiche alte Bäume, die stellenweis schon morsch und hohl waren, prächtige Nist- plätze. In diesen überständigen Bäumen, die Forstmeister zun Linde sorgsam vor der Axt bewahrte, hausten Schwarzspecht — Dryocopus martius martius L. — , Hohltaube — Columba oenas L. — und Waldkauz — Strix aluco aluco L. — Letzterer war 37* 580 Biographische Versuche. im ganzen Revier überaus zahlreich, so daß im Frühjahr abends bei der Rückkehr von der Rehbockspürsche der laute Ruf des AValdkauzes einem auf Schritt und Tritt entgegenhallte. Mehrere Waldkauzpärchen hatten sich in unmittelbarer Umgebung- der Oberförsterei angesiedelt und hier völlig an den Verkehr mit den Menschen gewöhnt. Mehrmals sah ich in der Mittagsstunde einen Waldkauz in dem Gebälk der Veranda sitzen, der sich hier behaglich sonnte, unbekümmert um das Treiben von Homo sapiens in seiner Nähe. Vortrefflich verstand es der alte Forstmeister, die Wald- käuze durch Nachahmung ihres Rufes anzulocken. Mit besonderer Freude erinnere ich mich noch eines schönen Maiabends vor etwa 15 Jahren, an dem Forstmeister zur Linde und ich nach einem ornithologischen Spaziergang in einem prächtigen Bestand alter Buchen rasteten. Der Forstmeister ahmte auf der hohlen Hand den Ruf seines geliebten Strix aluco nach, dem bald von allen Seiten Antwort gegeben wurde, und es währte nicht lange, da saßen einige Eulen in den alten hohen Buchen über uns, jeden Ruf ihres Beschützers und Freundes mit einem lauten „Huhuhu" beantwortend. Seitdem ist mir der Waldkauz besonders ans Herz ge- wachsen; wird doch immer, wenn ich diesem nächtlichen Ge- sellen begegne oder sein Heulen und Hohngelächter vernehme, die Erinnerung an die herrliche Gramzower Forst und den trefflichen Forstmeister zue Linde in mir wachgerufen, der abgeschlossen von allem menschlichen Verkehr nur seinem Walde, dem Wilde und seiner geliebten Vogelwelt lebte! Zu einer Zeit, wo man von moderner Naturschutzbewegung und Naturdenkmalpflege noch nichts wußte, hatte er in seiner Oberförsterei Gramzow bereits einen Naturschutzpark geschaffen, wie er schöner und großartiger nicht gedacht werden kann! Das Bestreben des Forstmeisters zur Linde, in erster Linie die verfolgten Tierarten zu schützen und zu erhalten, ging soweit, daß er auch den Fuchs und vor allem den Edelmarder hegte. Der Edelmarder war infolgedessen so häufig, daß ich ihn wieder- holt in den Mittagsstunden im Walde antraf! Forstmeister zur Linde war aber nicht nur Vogelschützlei*, sondern auch ein vorzüglicher Kenner unserer einheimischen Vogelwelt in faunistischer wie biologischer Beziehung. Leider hat er von seinen vielen Beobachtungen und seinem reichhaltigen Wissen nur wenig der Öffentlichkeit übergeben. Lediglich die Liebe zur Natur und das Studium als solches fesselten ihn, ohne daß er dabei das Bedürfnis fühlte, als Fachmann hervorzutreten. Von seinen wenigen Publikationen möchte ich folgende drei Arbeiten hervorheben: L „Fischräuber-', 0. MS. 1891, wo er seine Beobachtungen über das Fischen des Waldkauzes mitteilt. Biographische Versuche. 581 2. „Einiges über den Fiscliadler", 0. MS. 1892, in der er das Brutg'eschäft dieses Raubvogels schildert. 3. „Ad vocem Eidielhelier", 0. MS. Diese Arbeit verdient besondere Beachtung, als zue Linde auf Grund jahrelanger, eingehender Beobachtungen darin nach- weist, daß der Eichelhäher keineswegs ein so schädlicher Vogel ist, wie allgemein angenommen wird, und daß vor allem der Schaden, den der Häher als Nestplünderer in der Kleinvogelwelt anrichten soll, mit Unrecht viel zu hoch veranschlagt wird. „In meinem Garten und dem benachbarten Laubwalde", schreibt zuK Linde, „lebt eine zahl- und artenreiche Vogelwelt. Nament- lich fehlt zu meiner Freude fast keiner der kleinen Sänger, die hier die Bedingungen ihrer Existenz erfüllt finden. Auch mehrere Heherpaare brüten alljährlich in unmittelbarer Nähe des Gartens, den sie täglich besuchen. Aber nicht sehr oft habe ich das Mißglücken einer Sängerbrut zu beklagen gehabt, und wenn doch, dann konnte ich meistens feststellen, das die Heber daran un- schuldig waren". Zur Linde sucht dann zu ergründen, warum der Häher in einen so schlechten Ruf gelangte, und führt dies auf falsche oder mangelhafte und von Voreingenommenheit nicht freie Beobachtungen zurück. Jedes geplünderte Nest in der Nähe eines Häherpaares wird ohne weiteres auf dessen Konto gesetzt, und auf diese Weise entsteht mit der Zeit ganz unrecht- mäßig ein langes Sündenregister, was dann ohne Nachprüfung immer wieder in der Literatur auftaucht und abgeschrieben wird! Im Gegensatz zu dem geringen Schaden, den der Eichelhäher als Nestplünderer hin und wieder anstiften mag, wird nach zue Linde's Ansicht sein großer Nutzen durch Verpflanzen von Eicheln und Verzehren von Mäusen und einer großen Menge forst- schädlicher Insekten viel zu wenig gewürdigt. Wenn man in dieser biologischen Studie die scharfen, bis in die kleinsten Einzelheiten gehenden Beobachtungen zue Linde's sich vergegenwärtigt, so kann man nur bedauern, daß dieser vortreffliche Forscher aus seinem reichen Schatz von Wissen und Erfahrungen nicht noch mehr der Nachwelt hinterlassen hat. Die Biologie der deutschen Vögel würde um vieles be- reichert sein! Auch eine reichhaltige Sammlung ausgestopfter Vögel befand sich im Besitz des Forstmeisters zue Linde. Sie bestand zum größten Teil aus Vögeln seines Reviers und gab bei dem Vogel- reichtum der Gramzower Forst einen schönen Überblick über die Ornis der Mark Brandenburg. Raritäten dieser Sammlung waren ein isabellfarbener Corvus cornix cornix L., ein reinweißer Albino von Perdix perdix L. und ein Dryohates leucotos leucotos Bechst. Letzterer war von einem jungen Forstlehrling im Winter erbeutet, der erkannt hatte, daß dieser Specht eine ausgedehntere weiße Färbung besaß als die gewöhnlichen Buntspechte, und ihn 582 Biographische Versuche. dalier als „Abnormität" für die Sammlung seines Forstmeisters erlegte. Dieser Vorfall zeigt zugleich, wie ausgezeichnet zue Linde es A^erstand, sein Forstpersonal ornithologisch zu schulen, wo- bei er sich hauptsächlich auf die trefflichen Abbildungen in „Fkiderich's Naturgeschichte der deutschen Vögel" stützte. Im Jahre 1902 trat Forstmeister zur Linde in den Ruhe- stand, da seine körperlichen Kräfi:e nicht mehr ausreichten, den Pflichten seines Berufes nachzukommen. Da es ihm nicht vergönnt war, in seiner geliebten Gram- zower Forst sein Leben beschließen zu können, und er auch nicht Zeuge sein mochte von einer neuen Gestaltung seines bis- herigen Reviers, wo vielleicht der Naturschutzpark der modernen Forstwirtschaft weichen sollte, zog er es vor, fern von seinem früheren Wirkungskreis den Lebensabend zu verbringen. Er wählte sich Ballenstedt a. Harz zur neuen Heimat, weil — wie er mir damals schrieb — es sich am Rande der Teufelsmauer dereinst wohl ebensogut ruhen würde wie in der Ücker Wildnis. In den romantischen, sagenumwobenen Harz paßte freilich dieser ernste Mann mit dem tiefen Gemüt und dem mächtigen Natur- sinn herrlich hinein, für den ein Leben in der reinen Natur, fern von Kultur und allem Menschengetriebe, das höchste Ideal war. So half ihm die Naturschönheit der Harzer Berge über den Schmerz der Trennung von seinem Gramzower W^alde und seinen Schützlingen hinweg. Die reiche Singvogelwelt des Ballenstedter Schloßparks bot dem alten Vogelfreunde die beste Gelegenheit, seine biologischen Studien fortzusetzen, was ihm leider nicht mehr allzulange vergönnt war. Im Jahre 1905 verstarb Forst- meister ZUE Linde im Alter von 73 Jahren. Seine Vogelsammlung ging als Schenkung seiner Gattin in den Besitz des Märkischen Museums in Berlin über." Max Keüger-Velthusen. 1849—1898. Schon in jungen Jahren wurde Max Keügee-Velthusen durch seinen Vater auf die Beschäftigung mit der Vogelwelt hingewiesen. Nach dem Ausscheiden aus dem Justizdienst hatte sich letzterer auf sein Gut in der Nähe von Frankfurt a. d. 0. zurückgezogen. Neben der praktischen Landwirtschaft beschäftigte er sich viel mit dem Halten von Geflügel aller Art, machte '-^^^^^$Ki^ Biographische Versuche. 583 Kreiizungsversuclie mit Tauben und mit Hühnern, hielt sich aus- ländische Hühner und Enten zum Zweck von Einbürgerungs- versuchen und besaß stets eine gut besetzte Vogelstube. Er war ein leidenschaftlicher Birkhahn- und Schnef)fenjäger und fing sich für seine Volieren die Vögel selbst mit Leimbaum, Netz und Sprenkel. In dieser Interessensphäre des elterliches Hauses wuchs der junge Keifgee auf. Und die in der Jugend gewonnenen Eindrücke gaben ihm die Richtung für sein späteres Leben, als er lange bereits im soldatischen Beruf seines Königs Rock trug. Als ]unger Offizier im Brandenburgischen Füsilier-Regiment Nr. 35 Prinz Heinrich von Preußen nahm er in den Jahren 1870 und 1871 an den Kämpfen in Frankreich teil. In den harten Schlachten von Gravelotte, Orleans und Le Maus war sein Regiment im Feuer. Er zeichnete sich in denselben durch Mut und frisches Draufgängertum aus, so daß ihn bald das eiserne Ehrenkreuz schmückte. Nach Friedensschluß blieb er noch lange in Frank- reich. Erst nach Jahren, nachdem die letzten Raten der Kriegs- entschädigung gezahlt worden waren, verließ er mit seinem Regiment des Feindes Land, um in seine Garnison Brandenburg a. d. Havel zurückzukehren. Im ewigen Einerlei des Dienstes fand Keügee hier in der seenreichen und waldigen Umgebung seines Wohnortes die langentbehrte Gelegenheit zur Ausübung seiner Passionen. In jener Zeit wurde der Grundstock zu der schönen Eiersammlung gelegt, die er später durch Tausch und eigenes Sammeln zu einer der besten märkischen Sammlungen auszugestalten wußte. Keügee hatte durch seinen Dienst einer- seits und durch sein jagdliches Interesse andererseits sehr viel Gelegenheit, im Freien zu beobachten und sich eine Kenntnis der Lebenserscheinungen der Vögel zu erwerben, die ihn zu einem lebenden Lexikon in dieser Hinsicht machte, in dem sich mühelos Auskunft zu holen seinem späteren Freunde Aleeed Beehm bei der Bearbeitung seines Tierlebens immer die größte Freude bereitete. Leider sind fast alle die wertvollen Beobachtungen KEtJGEE-VELTHUSEN's Über das Brutgeschäft unserer heimischen Vögel, die Beehm für die zweite Auflage seines großen Werkes verwendet hatte, aus den späteren Ausgaben nach Beehm's Tode, die dem alten Werke einen ganz anderen Typ gaben, völlig ver- schwunden. Inzwischen war Keügee- Velthusen Hauptmann geworden. Im Jahre 1879 wurde er Mitglied unserer Gesell- schaft, an deren Sitzungen er den regsten Anteil nahm. Mochte er in Brandenburg sein oder in Wittenberg, Spandau oder Ruh- leben, wohin er lange zur Schießschule kommandiert war, oder schließlich bei seinen Verwandten in Frankfurt a. d. Oder, stets wußte er es zu ermöglichen, zur Sitzung der Gesellschaft, an deren Diskussionen er sich auf das lebhafteste zu beteiligen pfiegte, nach Berlin zu kommen. Und wurde es dann nachts zu spät, um heimzukehren, was meist der Fall war, so war er ein gern gesehener Gast in meinem Junggesellenheim. 584 Biographische Versuche. Viel und eingehend hat sich Kküger-Velthusen mit der Oologie beschäftigt und eine sehr reiche Sammlung aus dem paläarktischen Faunengebiet, die in ihrer sorgfältigen Präparation und Aufstellung auch dem Nichtfachmann beim Betrachten einen hohen ästhetischen Genuß gewährte, zusammengebracht. In regem Tauschverkehr mit den bedeutendsten Oologen Deutschlands ist ein ungeheures Material, und nicht ohne wissenschaftlichen Nutzen für KRtJGER, im Laufe der Jahre durch seine Hände gegangen. Er war seiner Zeit einer der bedeutendsten Kenner paläarktisch- europäischer Eier. Und da er die heimischen Arten in der Mark meist selbst gesammelt hatte und viel herumgekommen Avar, so war er auch einer der besten Kenner der Vogelfauna der Mark Brandenburg. Nie hielt er mit seinem lokalen Wissen zurück, wenn man ihn um eine Auskunft bat, wie dies z. B. Hocke als gerissener Geschäftsmann regelmäßig zu tun liebte. Er gab mit vollen Händen, nicht nur aus dem Schatz seines Wissens, sondern auch aus den Beständen seiner Dubletten. Viele Angaben in meinen Arbeiten über die Mark danke ich seiner freundlichen, immer hilfsbereiten Teilnahme. Das Leben unseres Kuckucks kannten wenige so ausgiebig wie KEtJGEE-VELTHusEN. Ret uud Waltee, oft seine Wider- sacher auf diesem Spezialgebiete, waren ihm gegenüber in der Bewertung durch die Fachgenossen immer im Vorteil: sie publi- zierten, KßtJGEE-VELTHusEN Veröffentlichte nichts. Und was hatte er alles auf seinen märkischen Wanderungen kennen ge- lernt, worüber er sich hin und wieder äußerte. Er hatte z. B. nach seinen Beobachtungen darauf hingewiesen, daß nach den in der Neumark und Posen gemachten Erfahrungen die Kuckucks- eier meist in das Nest gelegt werden, während der Kuckuck auf demselben sitzt, so daß der Nestrand stark heruntergedrückt wird, während in den mittleren und westlichen Teilen der Mark die Eier oft auf den Erdboden gelegt und mit dem Schnabel in das Nest getragen werden. Keifgee hat auch nachgewiesen, daß der Kuckuck jahrelang dieselben Gegenden aufsucht, die Weibchen aber oft mit den Revieren wechseln, so daß es schwer ist, alle Eier eines Weibchens zu finden. Bei der Wahl der Pflegeeltern bevorzugt ein Weibchen eine Vogelart, wiewohl ein Verlegen der Eier nicht ausgeschlossen ist. Nach Keügee's Erfahrungen findet man vielfach ein Kuckucksei allein im Nest; es werden dann die Nesteier bisweilen zur vollen Zahl hinzu- gelegt, oder aber das Nest wird verlassen. Nur einmal fand er Lanius collurio auf einem Cuculus-'Ei allein und einmal Mota- cilla alba auf zwei Kuckuckseiern brütend. Niemals entfernt der Kuckuck alle Eier aus dem Nest; es liegen häufig zwei Kuckuckseier in einem Nest, welche von zwei verschiedenen Weibchen gelegt sind. Die beiden Grasmücken Sylvia nisoria und hortensis scheinen nur selten das Nest zu verlassen, sobald ein Kuckucksei hineingelegt wird. Im Jahre 1890 fand KEtiGEE, Biographische Versuche. 585 wie er mir einmal geleg-entlich mitteilte, von einem 9 19, von einem zweiten 15 nnd von einem dritten, seit den letzten Tagen des Juni, 8 Eier. So ähnlich die Eier eines Weibchens unter- einander sind, so verschieden können die Eier zweier Individuen in derselben Gegend sein. — Leider war KRtiGER-VELTHusEN nicht zu bewegen, seine reichen Erfahrungen zusammenhängend zu veröffentlichen. In einer Sitzung der Gesellschaft hatte er einmal eine reiche Kol- lektion der Eier verschiedener Crax-Arten vorgelegt und inter- essante und wertvolle Mitteilungen daran geknüpft. Ich suchte ihn zu veranlassen, seine Untersuchungen zu veröffentlichen. „Mir liegt durchaus nichts daran," schrieb er mir zurück, „die von mir gegebenen Mitteilungen im Journal veröffentlicht zu sehen. Ich lege keinen Wert darauf." Ich habe immer das Empfinden gehabt, als ob ihn seine, im Verhältnis zum Mit- teilungsbedürfnis übermäßig entwickelte Selbstkritik in der Veröffentlichung seiner Erfahrungen gehemmt hätte. Am 8. November 1898 hatte Prof. Müllenhoe in der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft einen Vortrag über den Segelflug der Vögel gehalten. Derselbe rief eine sehr lebhafte Diskussion hervor, an der sich neben Heck, Heineoth und Reichenow vornehmlich Velthusen beteiligte. Drei Wochen später war er tot. Eine Influenza mit anschließender Lungen- entzündung, die er gar nicht beachtete, hatte ihn am 26. November fortgerafft. Sein Hinscheiden wurde in dem großen Kreise seiner ornithologischen Freunde auf das allerschmerzlichste empfunden. Mit Leib und Seele hatte er dem Vaterlande als Offizier gedient. Eine soldatische Frische und eine gewisse Ritterlichkeit, ver- bunden mit persönlichem Zartgefühl und peinlicher Gewissen- haftigkeit, ließen auch seinen Kameraden die Lücke, die der Tod gerissen, empfinden. Auf dem alten Militärkirchhof in der Hasenheide bei Berlin wurde Major Keügee- Velthusen mit militärischen Ehren zur Ruhe gebettet. Offiziere aller Chargen umstanden die offene Gruft, an der die Ehrensalven abgegeben wurden. Aber auch die Wissenschaft wollte ihr Teil an dem Toten haben: Heck, Matschie, Heinroth, August MtJLLER, Reichenow, von Maehrenthal u. a. hatten dem dahingeschiedenen Freunde auf dem letzten Gange das Geleit gegeben. Literatur, H. Hocke, Max Krüger- Velthusen ; Z. f. O., 8. Jahrg. 1898, Nr. 9, Dezember. H. ScHALOW, Major Krüger- V'elthusen f; J. f. 0., 1899. 586 Biographische ^'ersuche. Waldemar Hartwig. 1851—1901. Über die Jugendtage und über den Entwicklungsgang "\Valdi:mae Haetwig's habe icli wenig erfaliren können. Er war der Sohn eines kleinen Landniannes im Oderbruch. Die Eindrücke, die das harte mit den Mühsalen des Lebens kämpfende Dasein im elterlichen Hause, in den engen Verhältnissen der Heimat, in ihm hervorgerufen, haben ihn zeit seines Lebens nicht verlassen. Ein schwerer, eckiger Körper, ein fehlendes Anpassungsvermögen an bequemere Lebensformen, ein geringes Anschlußbedürfnis an andere Menschen, ein oft schweres Hingen nach passendem Ausdruck in Wort und Schrift zeichneten seine äußei'e Erscheinung und sein inneres Wesen. Verschlossen und wenig mitteilsam, mehr aufnehmend als gebend, war er docli ein Mann mit goldenem Herzen. Mit ernsten Schwierigkeiten wird er es bei dem Vater haben durchsetzen können, nicht die Pflugschar aufnehmen zu müssen, sondern einen Beruf wählen zu dürfen, der aus der Art seiner Familie heraustrat. In Küstrin besuchte er wahrscheinlich die Präparandenanstalt, in Frankfurt a. d. Oder das Seminar, um sich für den Lehrerberuf heranzubilden. Wohin ihn nach Beendigung seiner Vorbereitungs- zeit sein AVeg geführt hat, wissen wir nicht. Im April 1876 erhielt er eine Berufung als ordentlicher Lehrer an die Sophien- schule in Berlin, an der er bald zum Oberlehrer aufrückte. Im Jahre 1885 erlitt Hartwig einen schweren Unfall. Einer in der Berliner Stadtbahn durchaus unangebrachten Eitterlichkeit folgend, überließ er in dem gefüllten Coupe einer Dame seinen Platz. Er selbst lehnte sich gegen die nicht gehörig geschlossene Tür und stürzte hinaus. Dabei zog er sich eine schwere Ge- hirnerschütterung zu, welche partielle Sprachstörungen zur Folge hatte. Er nahm einen längeren Ui'laub zur Wiederherstellung seiner arg geschädigten Gesundheit, den er von Januar bis Mai 1886 in Madeira verbrachte. Zur aufrichtigen Beruhigung seiner Freunde kehrte er, scheinbar in alter Frische, wieder in seine Heimat und zu seinem Beruf zurück. Doch ist er nie wieder ganz gesund geworden. Tückische Rückfälle machten sich geltend. Am 15. Juni 1901 starb er. Die Sophienschule erlitt durch den Tod Waldemar Hartwig's einen schweren Verlust, mit ihr seine Freunde und die Wissenschaft. ,,Zu Ostern 1901", schreibt Prof. Grube in dem 26. Jahresbericlit seiner Anstalt, „konnte Hartwig auf eine, teilweise allerdings durch Krankheit unter- brochene, 25 jährige erfolgreiche Thätigkeit an der Schule zu- rückblicken, die vorzugsweise den naturwissenschaftlichen Unter- richt umfaßte. Nachdem er am Schlüsse des letzten Schuljahres und zum Anfang des neu beginnenden durch schwere Krankheit gezwungen worden war, den Unterricht auszusetzen, nahm er /r.^ C\ Biographische V^ersuche. 587 denselben noch einmal wieder auf, erlag aber bald darauf seinen Leiden am 15. Juni. In ihm verlor nicht nur die kSchule eine bewährte Kraft, sondern auch die Wissenschaft einen Mann, der auf einzelnen Gebieten derselben Hervorragendes geleistet. Die Schule ehrte sein Andenken durch eine Trauerfeier, bei welcher Herr Professor Dr. Band ein Lebensbild des Entschla- fenen entrollte." Mit Cael Deditius^^), mit dem ihn innige Freundschaft, begründet auf gemeinsamer warmer Liebe zur Vogelkunde, ver- band, trat Haetwig im Jahre 1884 der Deutschen Ornithologisclien Gesellschaft bei. Durch sein umfassendes Wissen auf dem Ge- biete des Lebens unserer heimischen Vögel wußte er sich bald eine dauernde Anerkennung in den Kreisen der Ornithologen zu sichern. Als man sich entschloß, eine Reorganisation des Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands, die sich als dringend notwendig erwies, gegen Ende des Jahres 1884 herbeizuführen, wurde auch Haetwig in denselben hineingewählt. In xlusführung der ihn bei dieser Tätigkeit leitenden Gesichts- punkte hatte er der Gesellschaft eine kartographische Darstellung der Verbreitung von Muscicapa coUaris und parva wie von Fringilla serinus vorgelegt, die allgemeinste Anerkennung fand, leider aber nicht veröffentlicht wurde. Eine kurze Darstellung seiner Untersuchungen hierüber, die auch märkisches Material enthält, hat er später im Journal für 18U3 veröffentlicht. Hartwig hatte sich speziell den Gesang der Vögel zum Gegen- stand seiner eigenen Studien erwählt. Kaum verging ein Sonn- tag oder sonst ein freier Tag, an dem er nicht mit Deditius auf Exkursionen in der Mark gewesen wäre. Während dieser mehr der Technik des Gesanges seine Aufmerksamkeit schenkte, der er auch mehrere Arbeiten widmete, suchte Haetwig dem Ge- sang der einzelnen Arten in bezug auf die Variabilitätsgrenzen desselben nachzugehen. Hierbei boten sich mannigfache Ge- legenheiten zur Beobachtung unserer märkischen Vögel in den verschiedensten Teilen unserer Provinz. Zahlreiche kleinere Notizen hierüber finden sich in den Sitzungsberichten der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft wie in einigen all- gemeineren Arbeiten. So enthält z. B. seine bereits 1885 ver- öffentlichte Untersuchung „Zum Vogelzuge-' mannigfache Mit- teilungen märkischer Beobachtungen. Diese Arbeit richtet sich gegen die Folgerungen Palmen's. Haetwig vertritt die Ansicht, daß die sich von SW nach NO bewegenden Zugvögel Mittel- europas mit der in derselben Richtung vorschreitenden Ent- wicklung der Pflanzenwelt, ihrer direkten oder indirekten Nahrungsquelle, gleichen Schritt halten. Auch in einem 188*^ erstatteten Bericht über eine im Juli und August 1883 nach dem Nordkap unternommene Reise finden sich Hinweise auf 6) Carl Dbditius; siehe Nachruf, .). f. 0., 1916, 422—423. 588 Biographische Versuche. diesen Gegenstand. Leider gelilirte Haktwig wie auch Max Keüger-Velthusen zu jenen Männern, die von ihren umfassenden Kenntnissen schriftstellerisch einen kaum nennenswerten Ge- brauch machten. In engerem Kreise teilten sie ihre reichen Be- obachtungen mit, zur Boeder zu greifen, waren sie nur selten zu bewegen. So haben beide, Krüger wie Hartwig, einen Schatz sorgsam erworbenen Wissens mit in das Grab genommen. Die märkische Vogelkunde hat dies am meisten zu beklagen. Die einzige größere ornitliologische Arbeit, welche Hartwig ein- gehender ausgestaltet hat, ist die Bearbeitung seiner von Januar bis Ende April 188G nach Madeira unternommenen Reise, der ich bereits erwähnt habe. Die auf genannter Insel angeknüpften Beziehungen zum Pater Eensto Schmitz, dem bekannten Ornitho- logen, ermöglichten es Hartwig, noch in späteren Jahren Nach- träge und Mitteilungen zu seiner ersten Arbeit zu geben. Mit dem Jahre 1893 begann sich das Interesse Hartwig's einer anderen Tiergruppe zuzuwenden: den Cladozeren unserer Provinz. Was ihn bestimmte, die von ihm früher so intensiv betriebene Vogelkunde plötzlich aufzugeben und aus der Orni- thologischen Gesellschaft auszuscheiden, vermag ich nicht zu sagen. Er hat sich hierüber selbst seinen Freunden gegenüber nie geäußert. Mit der ihm innewohnenden Energie, mit der er jede neue Aufgabe erfaßte, begann er sich der Erforschung jener kleinen, oft kaum ^/^ Millimeter großen Entomostraken unserer Seen, Brüche, Luche, Gräben und Lachen zu widmen. Nach Eduard Schödler^*') galt er bald als der beste Kenner unserer Cladozeren. Jene schriftstellerische Zurückhaltung, die er in der Vogelkunde bewiesen, offenbarte sich seltsamerweise auf diesem Arbeitsfelde nicht. Er hat eine größere Anzahl von Älona-, Candona- und anderen Spezies beschrieben und ein für die damalige Zeit ausgezeichnetes Verzeichnis der lebenden Krebstiere der Provinz Brandenburg (Berlin 1893) veröffentlicht, welches er in den Jahren 1894 — 1898 durch Nachträge erweiterte. In den Forschungsberichten der Biologischen Station Plön, in den Sitzungsberichten der Naturforschenden Fi-eunde und an anderen Orten finden sich seine wertvollen und von den Fachgenossen anerkannten Veröffentlichungen über die Ostrakoden der Mark Brandenburg. Wir erkennen die für das Studium dieser kleinen Lebewesen angewendeten mühseligen und vielfach von ihm ge- schaffenen schwierigen Untersuchungsmethoden voll und ganz an, ^^) Eduard Schödler, Professor am Dorotheenstädtischen Realgymnasium in Berlin, war mein Lehrer auf dem Gebiete der Naturwissenschaften. Ihm verdanke ich meine Einführung in die Zoologie. Oft hat er mich zur Be- schaffung von Material für seine Untersuchungen über die Brancbiopoden, die Lynceiden und Polyphemiden der Umgegend von Berlin (1862) heran- gezogen. Durch Vermittlung Prof. Weltner's gelangten seine Sammlungen und hinterlassenen Aufzeichnungen später in den Besitz des Berliner Zoologischen Museums. Biographische Versuche. 589 bedauern aber lebhaft, daß Waldemar Hartwig der Vogel- kunde unserer Provinz, in der er bei seiner ausgesprochenen Veranlagung für dieses Gebiet der Zoologie noch Wertvolles hätte leisten können, in so frühen Jahren untreu geworden ist, Literatur. Eenesto Schmitz, Waldemar Hartwig, 0. MB., 1901, 160. ALEXANDER BAU. 1853. Eine autobiographische Skizze. Ich wurde am 31. Januar 1853 zu Berlin geboren, wo ich das Luisenstädtische Realgymnasium besuchte. Mein Vater war Wild- und Geflügelhändler. Der stete Umgang mit Hasen, Rehen, Hirschen, Wildschweinen sowie dem überaus artenreichen Wildgeflügel erregte schon in frühester Jugend mein Interesse für die Tierwelt in hohem Maße. JS'amentlich übten die Vögel eine große Anziehungskraft auf mich aus. Wie viele Arten konnte man auch damals, wo strenge Vogelschutz- und Schongesetze noch nicht bestanden, auf dem Wildbretmarkte sehen. Außer den gewöhnlichen jagdbaren Vögeln, den Fasanen, Wald-, Schnee- und Feldhühnern, Schnepfen, Wildgänsen, Entenarten u. a. sah man oft die schönen großen Trappen, die zu jener Zeit auf den weiten Feldmarken bei Berlin noch häufig vorkamen. Dann wurden in großer Anzahl alle Arten Sumpf- und Wasservögel, Rallen, Wachteln usw. geschossen und auf den Markt gebracht, der auch reichlich mit Kleinvögeln zum Verspeisen versorgt wurde. Der Dohnenstrich lieferte Wacholder-, Wein-, Sing- und Misteldrosseln. Sehr oft waren Amseln darunter, manchmal eine Ringdrossel oder ein Gimpel. Jahrweise gab es Seidenschwänze; regelmäßig im Herbste Kisten mit den gerupften fetten „Leipziger Lerchen". Letztere brachten mich auf den Gedanken, die an den offenen Hafertrögen der von meinem Vater zu Hunderten gemästeten Gänse als unliebsame Fresser sich zahlreich einfindenden Spatzen zu fangen und getötet auf den Markt zum Verkauf zu schicken. Dieselben wurden je nach Vorrat zum Preise von 1/2 bis 1 Silber- groschen (5 — 10 Pf.) gern gekauft, und der Erlös wanderte in meine Sparbüchse. 590 Biographische Versuche. Gar bald regte sich in mir der Wunscli, die vielen auf den Markt kommenden Vogelarten näher kennen zu lernen, denn die ihnen im Handel gegebenen Namen genügten mir nicht, da viele, offenbar verschiedene Arten gleichartig benannt wurden. Da sah ich — es dürfte 1864 gewesen sein — im Schaufenster einer Buchhandlung die Il.*Aufl. von Feideeich's Naturgeschichte der deutschen Vögel liegen und bestürmte meine Eltern mit Bitten, mir das Buch unter Zuhilfenahme meiner gefüllten Spar- büchse zu kaufen. Als mein Wunsch erfüllt wurde, war meine Freude unbeschreiblich. Vierzig Jahre später war es mir ver- gönnt, dieses Buch, dem ich meine ersten Kenntnisse der Vogel- welt verdankte, neu bearbeiten zu können. Außer den auf den Wochenmärkten zum Verspeisen ge- brachten toten Vögeln wurden von den Vogelhändlern auch alle Singvogelarten lebend zum Verkauf feilgehalten. Diese Verkaufsstände waren ein Magnet, der mich unwiderstehlich anzog, und es ist verständlich, daß sie mir den Besitz lebender Vögel sehr begehrenswert erscheinen ließen. Durch den Spatzen- fang mit dem Fallenstellen schon vertraut, hatte ich bald die unsern Garten besuchenden Blau- und Kohlmeisen in dem Schlag- bauer und richtete mir sofort eine kleine Vogelstube ein. Doch mit dem Besitz kommt meist der Drang, ersteren zu vergrößern, und es dauerte nicht lange, da zog ich — die im Friderich ge- gebenen Anleitungen benutzend — als junger Vogelsteller mit Lockvögeln, Leimruten, Sprenkeln und kleinen Schlagnetzen hinaus ins Freie, um meine Vogelstube durch möglichst viele Arten zu bereichern. Diese Beschäftigung in der freien Natur lenkte indessen meine Aufmerksamkeit auch auf andere Naturobjekte, und — im Jahre 18G5 - begann ich mit dem Sammeln von Käfern und Schmetterlingen. Jetzt benutzte ich jede freie Stunde zur Sommers- oder AVinterszeit dazu, die nähere und weitere Um- gebung Berlins sammelnd und beobachtend zu durchstreifen. Auch viele Nächte verbrachte ich allein draußen mit dem Fangen von Nachtinsekten beschäftigt oder vom Kahn aus auf der Havel an der Pfaueninsel bei Potsdam angelnd. Ich brauche wohl nicht zu sagen, daß ich dabei dem Brunftschrei der Hirsche, dem Bellen der Füchse, dem Schreien der Eulen und anderer Vögel mit Entzücken lauschte. Im Jahre 1868 lernte ich Dr. Kakl Rüss kennen, und durch den Verkehr mit ihm gewann ich nun auch das Verständnis für den Wert sorgfältiger Beobachtungen, denen ich von jetzt an erhöhte Aufmerksamkeit zuwandte. Zu gleicher Zeit legte ich eine Eiersammlung an, zu der ich durch die große Artenzahl der unter dem Namen Kiebitzeier auf den Wochenmarkt gebrachten Vogel eier angeregt wurde. Außer den Eiern der in Sümpfen und ^^'iesen nistenden Arten — unter denen die großen Brach- vogeleier, hin und wieder selbst ein Kranichei besonders auf- Biographische Versuche. 591 fielen — gab es namentlich viele Kräheneier, dann auch einzelne von Turmfalken, Sperbern, selbst Bussarden u. a. m. 1870 führte mich Russ in die Ornithologische Gesellschaft ein, wodurch ich nunmehr mit den Vertretern der wissenschaft- lichen Ornithologie bekannt wurde und mit ihnen verkehren durfte. Meinen Drang nach Wissen unterstützte namentlich Prof. Dr. Cabanis, der mir erlaubte, in der Königl. Zoologischen Sammlung ungestört arbeiten zu dürfen. Mit Alexander von HoMEYEß, den ich 1870 auf der Frühjahrsversammlung in Görlitz kennen gelernt hatte, unterhielt ich seitdem regen Briefwechsel, der durch gleichartige Vorliebe für Schmetterlinge und Vogeleier gefördert wurde. Dr. Alfeed Brehm begleitete ich auf Jagd- und Beobachtungsausflügen. Derselbe sandte mir später für die II. Aufl. seines Tierlebens die Fragebogen zu, die ich mit mancher ergänzenden und verbessernden Notiz, besonders in be- zug auf das Nist- und Brutgeschäft der märkischen Vögel, ver- sehen konnte. Auf Wunsch meines Vaters trat ich am 1. Oktober 1870 als Lehrling in ein Handlungshaus ein. Doch der durch steten, von Jugend auf gewöhnten Verkehr in der freien Natur erlangte Hang zur Ungebundenheit ließ mich, nachdem ich nach be- endeter Lehrzeit noch Verkäufer, Buchhalter und Kassierer gewesen war, eine Beschäftigung wählen, die mir den ferneren Aufenthalt im Freien ermöglichte. So machte ich mich denn im Jahre 1871 als Pyrotechniker selbständig. Schon als Knabe hatte ich neben meinen naturwissenschaftlichen Liebhabereien auch Feuerwerkerei betrieben, und diese wurde später mein Erwerb- zweig. Wenn ich bei meinem weitab von Berlin auf freiem Felde gelegenen und von einem Obst- und Gemüsegarten um- gebenen Laboratorium arbeitend saß. sangen über mir die Lerchen, zwitscherten und sangen in den Bäumen Meisen, Finken und Ammern, umgaukelten mich die Schmetterlinge, summten die an- deren Insekten. Ich konnte mithin auch ferner, meine freie Zeit zu Ausflügen benutzend, meine Sammel- und Beobachtungs- tätigkeit fortsetzen. Literarisch betätigte ich mich — kleinere belanglose ornitho- logische und entomologische Notizen ausgenommen — seit 1876, in welchem Jahre ich mit Herman Schalow, mit dem ich eben- falls Beobachtuugs- und Sammelausflüge unternahm, Beiträge zu einer „Ornis der Mark Brandenburg", besonders Brutnotizen und Eiermaße, lieferte. Gleichzeitig schrieb ich zwei Bücher über Feuerwerkerei. Nun wandte ich mich mehr der Entomologie zu, nachdem ich auch meine Eiersammlung bereits verkauft hatte, und schrieb hauptsächlich Entomologisches, namentlich für die von Russ herausgegebene Isis, Zeitschrift für alle naturwissenscliaftlichen Liebhabereien. Doch blieb ich auch in steter, reger Verbindung mit Ornithologen. Zu den Vogelausstellungen der Vogelliebhaber- 592 Biographische Versuche. vereine Aegintlia und Ornis wurde ich wiederholt als Preisrichter für einlieimische Vögel berufen. 1871) verheiratete ich mich und begründete 1880 neben meiner Feuerwerkerei eine entomologische Handlung, die durch regen Verkehr von und nach allen Weltteilen — in denen ich eigene Sammler unterhielt — sehr guten Erfolg hatte. Ich schrieb jetzt nur Entomologisches für die verschiedensten entomologischen Zeitscliriften, verfaßte 188() ein „Handbuch für Schmetterling- sammler" und 188ö ein „Handbuch für Käfersammler". 1889 redigierte ich die „Naturalien-, Lehrmittel- und Pflanzenbörse", ein Beiblatt zur Tierbörse, wofür mir der Herausgeber jedoch das Honorar schuldig blieb. Für die seit 1887 erscheinende Jugendzeitschrift „Der Gute Kamerad" bin ich ständiger Mit- arbeiter. Im Jahre 1893 übernahm ich als Generalpächter das größte bei Berlin gelegene Vergnügungslokal „Neue Welt", das ich bis 1896 bewirtschaftete. Die gleichzeitige Leitung dieser drei großen Geschäfte, bei der mir zwar meine Frau eine außer- ordentliche Hilfe war, wirkten doch bald schädigend auf meine Gesundheit, so daß ich im Februar 189G meine Geschäfte ver- kaufte und auf das von mir erworbene Landgut Ruggburg bei Bregenz in Vorarlberg übersiedelte. Hier — nur Land-, Wiesen- und Waldwirtschaft betreibend — wandte ich mich wieder ganz der Ornithologie und Oologie zu und legte wieder eine Eiersammlung an. Von meinen Beob- achtungen der hiesigen Vogelwelt zeugen zahlreiche Notizen und Arbeiten in den verschiedensten Zeitschriften, besonders oologische in der „Zeitschrift für Oologie und Ornithologie". Ich trat nun auch in regen Briefwechsel mit Oologen und Ornithologen, namentlich mit Victor von Tschüsi. 1902 — 1904 bearbeitete ich den bereits veralteten „Friderich" in einer neuen V. Auflage, die ich dui'ch Aufnahme sämtlicher europäischer Arten und Formen bedeutend vermehrte, so daß darin 1012 Vogelformen (gegen 522 der IV. Aufl.) Aufnahme fanden. Hinter mir lag eine 40jährige Beobachtungszeit, die mir vieles von der allgemeinen Ansicht ganz abweichendes zeigte, da ich stets bemüht war, die Natur Vorgänge nicht einseitig nach vorgefaßter mensciilicher Ansicht, sondern möglichst objektiv zu beurteilen und ihre Wechselbeziehungen zueinander kennen zu lernen. Besonders beschäftigte mich die Frage über die Nützlich- keit insektenfressender Vögel. Bei der Untersuchung des ver- meintlichen Nutzens, den Insektenfresser den Kulturen in über- wiegendem Maße bringen sollen, kamen mir meine vielseitigen entomologischen Beobachtungen und Erfahrungen sehr zustatten. Das Ergebnis der in objektivster Weise sowohl vom ornitho- logischen als entomologischen Standpunkt geführten Untersuchung zeigte mir zur Genüge, daß der durch Insektenfresser angenommene Nutzen in den meisten Fällen nicht nachweisbar ist, sondern lediglich auf völlig unbegründeten Behauptungen besteht. Biographische Versuche. 593 Infolge dieser Untersuchungen habe ich als erster darauf hingewiesen, daß der stets in überschwenglichster Weise ge- priesene Nutzen des Kuckucks ein höchst fraglicher ist^'). Diese Arbeit zog mir — was nach der Einseitigkeit der bisherigen Anschauung über den Wert der Insektenfresser nicht zu ver- wundern war — überaus heftige und sogar ausgesprochen ge- hässige Angriffe zu, die ich indessen leicht und gründlich in sachlicher Weise widerlegen konnte, da ihnen nicht nur die zur richtigen Beurteilung von Naturvorgängen erforderliche Ob- jektivität, sondern auch die nötigen entomo-biologischen Kennt- nisse fehlten. Meine Untersuchungen über den Nutzen insektenfressender Vögel habe ich ausführlich in der V. Aufl. des „Friderich" ^^) mit- geteilt. In dieser Arbeit habe ich auch den Vogelschutz in dringendster Weise empfohlen, nicht weil die Vögel angeblich so nützlich sind, sondern weil ihr Wert in ästhetischer Hinsicht nicht hoch genug geschätzt werden kann, weil Avir die Vögel ihrer selbst willen erhalten und sie nicht entbehren wollen. Denn diese lieblichen Wesen beleben die freie Natur in einer Weise, die durch keine anderen Tiere auch nur annähernd er- reicht wird. Ich habe auch darauf hingewiesen, daß es höchst egoistisch und deshalb unmoralisch ist, Vögel nur aus dem Grunde schützen zu wollen, weil sie uns nützlich sind. In neuerer Zeit bricht glücklicherweise immer mehr die Ansicht durch, uns unsere Tierwelt ohne Eücksicht auf Nützlichkeit oder Schädlichkeit zu erhalten und nur einer überwiegenden Schädlichkeit entgegen- zutreten. Dieser Erhaltung trägt auch das neue Vogelschutzgesetz Rechnung, das allerdings auch Schattenseiten insofern hat, als es in mancher Beziehung zu streng ist, da es der in vernünftiger und sachgemäßer Weise ausgeübten Liebhaberei und selbst der Wissenschaft unerwünschte Schwierigkeiten bereitet. Letztere sind namentlich außerordentlich hinderlich für die Fortführung wissenschaftlich betriebener Oologie, die — wie ich im „Friderich" S. 831 u. 832 ausgeführt habe — nicht nur den Vogelbestand in keiner Weise schädigt, sondern der Ornithologie auch wertvolle Beiträge in bezug auf Verwandtschaft vieler Arten, Lebens-, Nistweise, Brutbiologie usw. zuführt. Über meine gegenwärtige ornithologische Tätigkeit ist zu bemerken, daß ich außer fortlaufenden Beobachtungsnotizen und Mitteilungen — wie schon oben erwähnt — seit 1907 Mitarbeiter an dem „Katalog der schweizei'ischen Vögel" für das Rheintal- gebiet bin. Für diesen liefere ich auch Zugnotizen und ferner auch 1") Siehe: „Ist der Kuckuck nützlich?" (0. J., 1901, S. 20 u. ff.) •*) Einleitung Seite 60 — 76. (Diese Arbeit ist auch als Seperatabdruck in der E. Schweizerbarthschen V'erlagshandlung in Stuttgart erschienen. Preis 50 Pf.) 38 594 Biographische Versuche. solche der Ornitliologischen Gesellschaft in Bayern für den mir benachbarten, bayrischen Grenzbezirk. Eine Arbeit betreffend „Die Vögel Vorarlbergs" erschien im 44. Jahresbericht des Vor- arlberger Museumsvereins (1907). Bei meiner hier aufs neue angelegten Eiersammlung legte ich hauptsächlich Wert auf möglichst Variante Gelege der Arten. Um diese mit großer Mühe zusammengebrachte Sammlung auch nach meinem Tode fortbestehen zu lassen, verkaufte ich sie 191(> an die Ornithologische Ungarische Centrale in Budapest. Die Sammlung enthält auch die Typen der von mir zuerst richtig diagnostizierten und beschriebenen Eier von Larus audouinU'^) Eine Spezialsammlung von 91 Arten in 116 Gelegen der Brut- vögel Vorarlbergs überwies ich dem Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz. ^») Die Eier von Larus audouini. (0. J., 1904, S. 1 u. ff.) Namenverzeichnis. abietinus, Phylloscopus 157, 409. accipitrinus, Asio 1-43, 150, 289, 480. acuta, Dafila 140, 150, 201, 466. aeruginosus, Circus 142, 151, 260, 477. aesalon, Falco 96, 143, 154, 284, 454. 478. alaudarius, Tinnunculus 100. alba, Ardea 79. — Calidris 140, 154, 216, 468. — Egretta 142, 154, 158, 247, 436. — Herodias 40. — Motacilla 146, 150, 295, 371, 454, 499. albellus, Mergus 139, 152, 190, 197, 452, 465. albicilla, Haliaetus 71, 73, 115, 120, 128, 276, 443, 456, 479. albifrons, Anser 84, 154, 206. — Charadrius 213. albigularis, Carduelis 81, 83, 145, 354. alchata, Pteroclurus 157. alexandrinus, Charadrius 140, 155, 156, 213. alle. Alle 138. 153, 161, 162, 176. — Mergulus 91, 93, 161. alpestris, Turdus 157. alpina, Felidna 156. alpinus, Picoides 157. alticeps, Anthus 369. aluco, Öyrnium 143, 148, 290, 480. americanus, Lanius 327. anceps, Buteo 268. Anser 115. anser, Anser 117, 119, 140, 150, 203, 466. antiquorum, Fhoenicopterus 157. apiaster, Merops 94, 128, 144, 155, 158, 304. apivorus, Pernis 71, 119, 143, 151, 274, 452, 478. apricarius, Charadrius 140, 152, 158, 211, 467. apus, Micropus 12, 144, 151, 310, 486. aquaticus, Acrocephalus 117, 123, 126, 127, 152, 402, 563. — Calamodyta 75. — Cinclus 75. — Rallus 77. 91, 94, 117, 141, 150, 232, 469, 562. arborea, Lullula 146, 152, 295, 376, 500, 540. arctica, Fratercula 156. arcticus, Colymbus 121, 127, 138, 148, 163, 164, 165, 443. — Eudytes 101, 105. argentatus, Larus 139, 153, 176. arquata, Numenius 141, 151, 224, 468. arundinaceus, Acrocephalus 146, 152, 400, 502. arvensis, Alauda 146, 149, 376, 499, 535. — Anser 123, 140, 153, 206, 443. ater, Parus 146, 149, 381, 383, 501. atra, Fulica 109, 141, 150, 235, 470. atricapilla, JVIuscicapa 111, 564. — Sylvia 146, 152, 295, 399, 502. atricapillus, Parus 114, 115. atrogularis, Turdus 147, 154,417,452. auritus, Podiceps 138, 153, 174, 456, 563. auroreus, Turdus 32, 66. avosetta, Recurvirostra 156, 158. bassana, Sula 139, 155, 176, 186, 446, 465. bernicla, Branta 111, 140, 154, 207, 453, 454. bewickii, Cygnus 140, 154, 210. biarmicus, Panurus 157. bifasciata, Loxia 90, 145, 154, 158, 362. boarula, 3Iotacilla 91, 113. 38* 696 ^Namenverzeichnis. bonasia, Bonasa 62, 142, 154, 158, 251, 43fi. borealis, Lanius 327. — Panis 157, 383. brachydactyla, Aquila 72. — Certhial46, 149, 377. brachyotus, Olus lOH. brachvrhynchus, Anser 111, 140. 154. 204, 443. — JUelanoiivx 111. breuta, Bernicla 88, 89. 93. bubo, Bubo 67, 105, 107, 109, 143, 152, 160, 286. 479. bubulcus, Ardea 81, 82, 244. buteo, Buteo 142, 147, 148, 265, 478. caeruleus, Parus 146, 149, 380, 501. caesia. Sitta 157. cairii, Erithacas 422. calandra, Emberiza 145, 149, 295, 363. — Melanocorypha 146, 376. calidus, Falco 283. campestris, Anthus 104, 145, 152, 370, 499, 536, 541. candicans, Falco 157. cannabitia, Acanthis 145, 149, 295, 351, 496. canorus, Cuculus 143, 151, 294, 454, 455, 481. canus, Grecinus 539. — Larus 139. 152, 176. canutus, Canutus 140, 153, 216, 452. carduelis, Carduelis 124, 145, 149, 353, 496. caryocatactes, Nucifraga 67, 75, 77, 84, 87, 91, 145, 154, 158, 339, 493. caudata, Pica 539. caudatus, Aegithalos 146, 149, 379, 384, 501. cenchris, Falco 36. Certhia 115. cervinus, Anthus 157. cherrug, Falco 157. 281, 443. chloris, Chloris 145, 149, 350, 495. chloropus, Gallinula 104, 141, 150, ^34. chrysaetos, Aquila 118, 143, 152, 158, 270. ciconia, Ciconia 125, 141, 151, 236, 470, 538. cinclus, üinclus 147, 153, 412, 444. cinerea, Ardea 117, 128, 142, 150, 245, 435, 475, 538. — Curruca 540. — Motacilla 146, 150, 372, 444. — Terekia 140, 154, 217. cinereus, Anser 116, 538, 562. cirinella, Emberiza 157, 365, 535, 5-39. clanga, Aquila 36, 91, 143, 154, 158, 27 J, 563. clangula, Fuligula 108, 128, 563. — Glaucionetta 140, 150, 190, 196, 4C,6. clypeata, öpatula 140, 150, 198. coccothraustes, Coccothraustes 114, 145, 149, 294, 349. coelebs, Fringilla J4, 123, 145, 150, .349, 494. coeruleus, Parus 67, 127. coUaris, Coloeus 157. — Lycos 338. — Muscicapa 94, 144, 155, 157, 158, 320. — Prunella 157. collurio, Lanius 144, 151, 328, 488. collybita, Phylloscopus 147, 152, 409, 503. Colymbus 163. communis, Parus 146, 149, 382, 501. — Sylvia 146, 152, 295, 398, 502. conspicillata. Sylvia 146, 399. corax, Corvus 94, 144, 147, 148, 330, 488. cornix, Corvus 86, 144, 147, 148, .331, 390, 489. corooe, Corvus 86, 144, 148, 332, 390, 489. coturnix, Coturnix 142, 151, 250, 476. crecca, Nettion 140, 150, 200, 466, 538, 562. crepitans, Oedicnemus 70, 99. 109, 118. crex, Crex 141, 151, 233, 469. crispus, Pelecanus 156. cristata, Galerida 146, 149, 377, 500. cristatus, Colymbus 68, 72. — Parus 157, 384, 549. — Podiceps 113, 138, 150, 166, 167, 168, 172, 464. — Vanellus 99. curonicus, Charadrius 97, 140, 150, 212, 467. curruca, Sylvia 146, 152, 398, 502. curvirostra, Loxia 145, 153, 158, 361, 452, 453, 497, 539. cuvieri, Sitta 387. cyanecula, Luscinia 147, 152, 423, 505. cyaueculus, Erithacus 111. cyaneus, Circus 100, 122, 142, 150, 260, 452. cyanus, Parus 91, 146, 154, 380. cygnus, Cygnus 140, 153, 154, 209. danicus, Anthus 369. desertorum, Anthus 369. — Buteo 142, 154, 266, 269. Namenverzeichnis. 597 domesticus, Passer 145, 149, 347, 494. dubius, Charadrius 109, 126. enucleator, Pinicola 145, 154, 357, 446, 448, 452. epops, Upupa 144, 151, 308, 484. erythriüus, Carpodacus 145, 154, 158, 357, 452. erythrogenys, Emberiza 365. erythropus, Totanus 141, 152, 220. europaeus, Aegithalos 146, 153, 158, 379, 385. — Caprimulgus 77, 144, 310, 485. — Lanius 327. excubitor, Lanius 90, 144, 147, 148, 154, 322, 488. exilipes, Acanthis 157. fabalis, Anser 12, 140, 152, 205, 443, 467. falcinellus, Plegadis 96, 99, 100, 141, 155, 235. faicirostra, Loxia 64. familiaris. Certhia 71, 78, 146, 149, 377, 379, 500. fasciatus, Hieraaetus 143, 155, 273. ferina, jSTyroca 139, 150, 193. 196, 465, 562. ferox, ßuteo 157. ferruginea, Anas 172. — Casarca 140, 155, 150, 202. — Pelidna 141, 153, 218, 446. ferus, Anser 84. ficedula, Muscicapa 144, 151, 319, 488. fininarchicus, Anser 156. flava, Eremophila 146, 154, 377, 500. flavirostris, Acanthis 91, 145, 153, 350, 496. flavus, Budytes 146, 150, 375, 499. fluviatilis, Locustella 44, 95, 102, 127, 147, 152, 160, 407, 575. — Podiceps 170. frugilegus, Corvus 116, 144, 148, 334, 489. fulicaria, Phalaropus 156. fuligula, Fuligula 95, 103. — Nyroca 115, 120, 139. 148, 192, 465. fulva, Aquila 79, 87, 98, 538. fulvus, üyps 91, 92, 105, 108, UO, 112, 142, 154, 258, 259. — Vultur 89. funerea, Cryptoglaux 143, 154, 158, 293, 444. iusca, Anas 84. — Oideniia 139. 153. 176, 191. fuscatus, Turdus 157. fuscus, Larus 139, 153, 176, 443. — Totanus 81. gaetkei, Erithacus 122, 123, 126. — Luscinia 44, 147, 154, 425. gallicus, Circaetus 90, 97. 142. 151, 160, 264, 452, 478, 538. — Cursorius 156. gallinago, Gallinago 141, 150,225,468. — Scolopax 99. gallinula, Limnocryptes 141, 151, 226. garrula, Ampelis 78, 91. — Curruca 536, 540. garrulus, Bombycilla 94, 123, 144, 154, 318, 487. — Coracias 144, 151, 307, 484. garzetta, Egretta 142, 155, 157, 247. Gavia lb2. gentilis. Astur 142, 148, 263, 477. germanicus, Serinus 145, 151, 160, 354, 496. gibraltariensis, Phoenicurus 147, 152, 419, 421, 504, 564. glacialis, Fulmarus 156. — Urinator 102. glandarius, Clamator 143, 295, 296. — Garrulus 145, 147, 149, 155, 339 492, 539. glareola, Totanus 141, 151, 223. glaucion, Clangula 124. glaucus, Larus 156. graculus, Phalacrocorax 110, 139, 186. — Pyrrhocorax 145, .344. grisea, Saxicola 147, 152, 419, 504. grisegena, Podiceps 138, 150, 168. griseigena, Colymbus 118. griseus, Nycticorax 62, 93. grisola, Eutalis 82, 86, 540. grus, Grus 115, 116, 538. — Megalornis 141, 151, 230, 469. grylle, Uria 138, 153, 161, 446. guttata, Strix 143, 148, 294. Haliaetus 100, 103. haliaetus, Pandioa 70, 93, 104, 127, 143, 151, 279. helvetica, Squatarola 90. hiaticula, Charadrius 140, 150, 212, 467, 563. himantopus, Ilimantopus 140, 155, 214, 444. hippolais, Sylvia 146, 152, 295, 397, 502. hirundo, Sterna 139, 150, 464. histrioiiicus, llistrionieus 156. hülboelli, Acanthis 145, 154, 352. 598 Namenverzeichnis. homeyeri, Sitta 157. hortensis, Curnica 536. — Hypolais 72. hortorum, Dryobates 143, 148, 300, 452. hortulana, Emberiza 114, 145, 151, 3H6, 498, 539, 564. hortulanus, Serinus 83, 94, 108, 564. hyemalis, Clangula 140, 153, 197, 466. hyperboreus, Anser 156. hypolais, Sylvia 67. hypoleuca, Muscicapa 144, 151, 319. hypoleucos, Actitis 141, 151, 219. ibis, Ardeola 141, 155, 245. — Bubulcus 83. icterina, Hypolais 147, 152, 408, 503. ignicapillus, Regulus 83, 146, 149, 393. immer, Colymbus 138, 153, 162, 163. intermedia, ürtygometra 157. — Porzana 234. intermedius, Euteo 268. interpres. Arenaria 140, 153, 158, 211. islandica, Nyroca 156. ispida, Alcedo 93, 105, 111. 144, 148, 303. 484. juniperorum, Tetrao 255. lagopus, Archibuteo 100, 101, 142, 154, 269. — Lagopus 157. lapponica, Limosa 156. lapponicum, Syrnium 157. lapponicus, Calcarius 145, 157, 363. leptorhynchus, Nucifraga 89. Lestris 114. leucocephalus, Emberiza 157. leucogenys, Falco 116, 143, 283. leuconotus, Picus 70. leucopsis, Branta 140, 154, 176, 208,433. leucoptera, Hydrochelidon 90, 139, 154, 446. leucopterus, Larus 156. leucorhoa, Oceanodroma 156. leucorodia, Platalea 141, 147, 155, 236. leucotos, Dryobates 143, 148, 301. lichtensteinii, Anthus 369. limosa, Limosa 40, 115, 123, 126, 141, 151, 223, 468. linaria, Acanthis 98, 145, 153, 158, 352, 496. littoralis, Anthus 157. lobatus, Lobipes 140, 154, 216. locustella, Salicaria 36, 575. lomvia, Uria 156. longicaudus, Paroides 385, 389, — Stercorarius 139, 153. lugubris, Motacilla 157. Iiimme, Colymbus 138, 153, 163, 165, 456. luscinia, Luscinia 147, 152, 158, 425. luscinioides, Locustella 44, 122, 123, 125, 126, 146, 152, 404. luteus, Liothrix 117. macqueenii, Houbara 157. macrodactyla, Certhia 378, 379. macrorhynchus, Nucifraga 99, 118, 124, 145, 154, 340, 341, 454. macrurus, Circus 92, 93, 142, 154, 262, 454. maderensis, Fringilla 14. major, Carduelis 124, 145, 354. — Lanius 72, 73, 85, 87, 95, 823, 562. — Parus 127, 146, 149, 379, 501. marila, Nyroca 139, 153, 158, 192, 465. marinus, Larus 139, 153, 176, 456. maritima, Pelidna 156. martius, Dryocopus 119, 143, 148, 197, 297, 483. — Picus 69. maximus, Bubo 105. media, Gallinago 123, 141, 151, 226. medius, Cinclus 147, 149, 412. — Dryobates 143, 148, 299, 483. — Tetrao 96, 142, 254. megarhynchos, Luscinia 147, 152, 425, 505. melanura, Limosa 79, 88, 104. melba. Micropus 144, 155, 312. merganser, Merganser 91, 126, 139, 150, 187, 189, 197, 465, 562. merula, Cinclus 93. — Turdus 147, 149, 418, 504, 534. migrans, Milvus 143, 275. miliaria, Emberiza 15. milvus, Milvus 143, 150, 151,275,478. minor, Aegialites 88. — Lanius 144, 151, 328, 4'-8. — Picus 539. — Podiceps 170. — Pyrrhuia 145, 149, 358, 496. minuta, Ardetta 94, 98, 538. — Pelidna 141, 218. — Sterna 139, 150, 464, 538. minutus, Ixobrychus 141, 151, 244, 475. — Larus 84, 139, 155, 156. mitratus, Parus 127, 146, 149, 383, 501. modularis, Prunella 146, 150, 395, 502, 536. Namenverzeichnis. 599 mollis, Lanius 328. moliissima, Somateria 139, 153, 189, 444, 446, 465. monachus, Aegypius 142, 154, 159, 258, 259. — Vultur 91. monedula, Corvus 539, 562. moutanellus, Anthus 369. montanus, Passer 145, 149, 348, 494. montifringilla, Fringilia 96, 145, 153, B50, 494. moreleti, Fringilia 14. morinellus, Charadrius 140, 152, 158, 212. xnuraria, Tichodroma 157. musicus, Anthus 369. — Turdus 147, 153, 415, 503, 534. naevia, Aquila 36. — Locustella 102, 112, 146, 152, 403. natans, Totanus 220. naumanni, Falco 143, 155, 286, 452. — Turdus 147, 154, 417. nebularius, Totanus 141. 152, 223. nigra, Ciconia 108, 116, 117, 141, 151, 238, 443. 448, 475, 563. — Hydrochelidon 126, 139, 150, 153, 464. — Oidemia 84, 139, 153, 176, 190, 443, 465. nigricans, Podiceps 170. nigricoUis, Podiceps 138, 150, 169. nilotica, Geochelidon 156. nisoria, Strix 71. — Surnia 79, 86, 92, 93. — Sylvia 146, 152, 396, 502, 536, 540. nisus, Accipiter 142, 148, 263, 478, 539. nivalis, Calcarius 95. — Montifringilla 145, 350. — Plectrophenax 145, 153, 363, 446, 448, 497. noctua, Athene 143, 148, 293. 452, 480. nyctea, Nyctea 143, 154, 291, 443, 454. Nycticorax 109. nycticorax, Ardea 80, 81. — Nycticorax 141, 147, 154, 158,.241, 435, 454, 475. Nyroca 156. nyroca, Fuligula 91, 562. — Nyroca 91, 139, 150, 195, 466. obscurus, Turdus 147, 154, 417. ochropus, Totanus 127, 141, 151, 221, 468. oedicnemus, Oedicnemus 140, 151, 214, 468. oenanthe, Saxicola 420. oenas, Columba 142, 151, 257, 477. olor, Cygnus 78, 105, 121, 122, 140, 152, 2ü8, 434, 467, .538. onocrotalus, Pelecanus 139, 156, 187. oriolus, Oriolus 145, 151. 344, 493. ostralegus, Haematopus 85. 140, 153, 158, 210. otus, Asio 143, 148, 289, 480. Palaegithalus 387. pallens, Turdus 417. palmae, Fringilia 14. palumbus, Columba 75, 142, 150, 255, 476, 539. palustris, Acrocephalus 146, 152, 295, 396, 401, 502, 563. — Anthus 369. — Parus 70, 157, 383. paradisaea, Sterna 156. paradoxus, Syrrhaptes 68, 90, 142, 154, 248, 443. parasiticus, Stercorarius 139, 153, 176. parva, Erythrosterna 144. 151, 320, 448, 452, 488, 563. — Muscicapa 92, 94, 97. 107, 127, 564. — Ortygometra 99, 103, 106, 123. — Porzana 99, 141, 151, 233. parvulus, Troglodytes 540. passerina, Strix 3ö. passerinum. Grlaucidium 143, 157, 294. pelagica, Thalassidroma 96, 103, 107, 139, 155, 174. 175, 454. pendulinus, Aegithalus 72, 73. — Anthoscopus 146, 391, 438. penelope, Anas 95. 120. — Mareca 140, 150, 152, 199, 466. pennatus, Hieraaetus 157. percnopterus, Neophron 157, 159. perdix, Perdix 142. 148, 250, 475. peregrinus, Falco 116. 143, 148, 281, 283, 454, 456, 478. petronia, Petronia 157. phaeopus, Numenius 141, 153, 228, 454. philomela, Erithacus 91. 99. — Luscinia 115, 122. 123, 126. philomelos, Turdus 147, 149, 415, 503. phoenicurus, Phoenicurus 147, 152, 421, 504. pica, Pica 145, 149, 339, 492, 562. pilaris, Turdus 75, 77. 84, 85, 86, 147, 149, 416, 504, 535, 541. pinetorum, Dryobates 143, 148, 299, 483. — Picus 143, 148, 302, 483. platyrhincha, Limicola 156. 600 Namenverzeichnis . platyrhYnchos, Anas 140, 150, 198, 466. pomarina, Aquila 143. 150, 272, 478. pomarinus, Stercorarius 139, 153, 176. porzana, Gallinula 92. — Porzana 141, 151, 233, 469. praemium, Phylloscopus 32, 147, 154, 411, 452. pratensis, Anthus 145, 151, 368, 499. pratincola, (ilareola 156. pratorum, Anthus 369. pugnax, Pavoncella 141, 151, 219, 452, 468, 538. — Totanus 126. purpurea, Ardea 83, 142, 147, 154, 158, 247. pusilla, Emberiza 157. — Gallinula 68, 95, 98. — Porzana 104, 117. 233. pygargus, Circus 142. 151, 260, 261, 417. pygmaeus, Phalacrocorax 156. pyrrhula, Pyrrhula 145, 154, 158, 360, 452. pytyopsittacus, Loxia 145, 153, 158, 362, 448, 562. querquedula, Querquedula 140, 150, 200, 466. ralloides, Ardea 91. — Ardeola 141, 154, 244, 245. 456. rapax, Lanius 129, 144, 153, 323. rayi, Locustella 70, 540. regulus, üegulus 146, 149, 392, 501. richardi, Anthus 157. ridibundus, Larus 139, 148, 464. riparia, Hirundo 77. — Riparia 144, 151, 317, 487. romaniensis, Emberiza 365. rosea, Aegithalos 386. roseus, Pastor 145, 155, 346, 444. rubecula, Erithacus 147, 149, 422, 504. rubetra, Pratincola 147, 152, 295, 420, 504. rubicola, Pratincola 115, 147, 152, 420, 444. rufa, Phyllopneuste 70, 541. rufieaudus, Buteo 268. ruficollis, Branta 156. — Podiceps 138, 150, 168, 170. 173, 464. rufina, Netta 139, 155, 158, 194, 195. — Nyroca 123. rufipes, Himantopus 67. rufus, Lanius 125. rupestris, Bonasia 252. rustica, Emberiza 157. — Hirundo 144, 151, 312, 486, .^)40, rusticola. Scolopax 12, 99, 100, 141, 150, 227, 452, 469, 563. rusticolus, Falco 143, 155, 157, 280. rutila, Anas 172. — Casarca 36, 75. salicarius, Parus 146, 149, 160, 382. sandvicensis, Sterna 156. saxatilis, Monticola 157. scandiaca, Nyctea 98. schinzi, Pelidna 141, 152, 158, 217, 218, 446, 452. schoeniclus, Emberiza 145, 150, 367, 499, 539. schoenobaenus, Acrocephalus 146, 152, 401, 503. segetum, Anser 206. Senator, Lanius 108, 144, 151, 328. septentrionalis, Cinclus 95. — Eudytes lOl. serinus, Serinus 87, 89, 93, 95, 107. serrator, Mergus 139, 153, 158, 162, 189, 465. sibilatrix. Phylloscopus 147, 152, 295, 410, 503, 541, 564. sibirica, Geocichia 147, 154, 418, 439, 444. sibiricus, Lanius 327. scops, Otus 157. skua, Megalestris 139, 153, 176. sordida, Sitta 146, 149, 379, 501. spectabilis. Somateria 156. spermologus, Coloeus 145, 149, 337, 491. spinoletta, Anthus 146, 154, 158, 371. spinus, Spinus 145, 149. 352, 496, 562. spodiogenys, Fringilla 14. sponsa, Aix 32, 67, 140, 201. squatarola, Charadrius 91. — Squatarola 140, 153, 211. stagnatilis, Anthus 369. — 'Jotanus 141, 154, 221. stellaris, Botaurus 141, 150, 243, 475. stellen, Histrionicus 139, 191, 563. — Polj'sticta 156. strepera, Anas 125. 140, 150, 199, 466. streperus, Acrocephalus 146, 152, 400, 502. subarquata. Tringa 218. subbuteo, Falco 70, 97. 143, 151, 283. Namenverzeichnis. 601 subcormoranus, Phalacrocorax 139, 152, 158, 432, 464. subcristatus, Podiceps 562. sulphurea, Motacilla 115. superciliosa, Phyllobasileus 67, 68. svecica, Luscinia 147, 153, 424. svecicus, Erithacus 99, 112, 122. sylvestris, ßonasia 252. — Emberiza 145, 149, 295, 365, 497. tachardus, Buteo 84, 85. 86. tadorna, Anas 36. — Tadorna 111, 140, 153, 158, 201, 563. — Vulpanser 75. tarda, Otis 108, 113, 115, 141, 148, 228, 435, 469. tenimiuckii, Pelidna 141, 153, 218. tenuirostris, Anthus 369. — Xumenius 157. tetrax, Otis 74, 75, 93, 99, 108, 141, 150, 229. tetrix, Lyrurus 142, 148, 254, 476. — Tetrao 71. 92, 115. thunbergi, Eudytes 157. tinnuncula, Cerchneis 111. — Falco 143, 150, 286, 479, 539. torda. Alca 44, 122, 123, 138, 153, 160, 161, 453. torqnata, Bernicla 87. torquatus, Turdus 36, 147, 153, 418, 448, 452, 453, 504. torquilla, Jynx 143, 151. 296. 483. totanus, Tütanus 141, 151, 220, 563. transitivus, Dryobates 157. tridactylus, Apternus 40, 76. 79, 92. — Picoides 143, 154, 158, 301. tridactylus, ßissa 139, 153, 176. — Trynga 170. trivialis, Anthus 145, 151, 295, 370, 499. trocliilus, Phyllopneuste 541. — Phylloscopus 70, 147, 152, 410, 503. troglodytes, Troglodytes 146, 149, 295, 394, 454, 502. troile, Uria 156. tschegrava, Sterna 156. turtur, Streptopelia 142, 151, 257, 477. ulula, Nycthierax 84, 91. — Surnia 40, 125, 143, 154, 291, 445. uraiense, Syrnium 157. urbica, Delichon 144, 151, 313, 486. Urinator 163. urogallus, Tetrao 142, 148, 252, 437. 476. vanellus, Vanellus 140, 150, 214, 467. vespertinus. Falco 97, 143, 155, 158, 285, 448, 452. virescens, Anthus 369. viridanus, Phylloscopus 157. viridicanus, Picus 143, 148, 302. viridis, Picus 95, 302. viscivorus, Turdus 147, 149, 415, 503. vulgaris, Merula 91. — Ütus 538. — Sturnus 98, 101, 145, 150, 345, 494. vulpinus, Buteo 268. zimmermannae, Buteo 142, 157, 266 Oorrigenda. ite 9 Zeile 7 von unten „ 9 » 8 » 55 „ 10 V 26 >» oben „ 143 » 1 « 55 „ 143 )5 4 5? 55 „ 143 » 12 J? ,, eir „ 147 )) 6 » 55 lie „ 155 V 17 » unten „ „ 252 5? 5 )? oben „ „ 279 5? 13 » 55 55 „ 290 »? 7 55 unten „ „ 318 n 2 55 55 55 lies: 294 statt 293. 183 „ 129. Linde statt Linden. *Aquila chrysaetos chrysaetos statt Aquila c, chrysaetos. Hieraaetus statt Hieraetus. einzuschalten: Falco cherrug cherrug. lies: Phylloscopus humei praemium statt P. hum praemium. Hieraaetus statt Hieraetus. solchen statt solchem, in dem statt in denen. Aonerican statt Amerihan. frühen Ankunft statt Ankunft. Beiträge zur Vogelfauna der Mark Brandenburg Materialien zu einer Ornithologie der norddeutschen Tiefebene auf Grund eigener Beobachtungen und darauf gegründeter Studien Herman Schalow Mit 1 Photogravure und 13 Lichtdrucktafela -<3(@0 Berlin Deutsche Ornithologische Gesellschaft 1919