h:— b-
Alez. Agassiz.
f ibnirji ai lljc gtuscunt
OP
COMPARATIVE ZOÖLOGY,
AT DARVARD CflllECE, CAIIBRIIICE, MASS.
jFounicli fcn pvibatE subscvfflti'on, fn ISGI.
Depositedby ALEX. AGASSIZ.
iVb. SüO,4't(o.
'c^^
BEOBACHTUNGEN
ÜBER
ANATOMIE UND ENTWICKELUNG
EINIGER
WIRBELLOSEN SEETHIERE
VON
Dr. WILHELM BUSCH.
Ml r XVII KUPFERTAFKLN.
BERLIN.
VERLAG VON AUGUST HIRSCHWALD.
MDCCCLI.
MCZ LidK."i liegt jederseits noch eine vierseitige d, welche,
wie Fig. 3 zeigt, mit jeder der vorigen Flächen eine Seitenkante gemeinsam hat,
während die beiden anderen kurzen, gekrümmten Linien ihr cigenlhiimlich sind.
Da nun die beiden Flächen d, so wie die unpaarige c, weiter hinaufragen als die
beiden kürzeren h, so kommt ein kleiner Aufsalz / zu Stande, welcher sich mit
einer viereckigen OelTnung r/ nach oben ölTnct. Weil aber die vier Linien, welche
diese Apertur begrenzen, stark ausgeschweift sind, so erscheinen in gewissen An-
sichten die Eckpimktc als hervorragende Zacken, wie wir schon in Fig. 4 bei
zweien derselben gesehen haben. Die Ocllnung g führt in eine sackfönuige Höhle //,
welche ein klein wenig tiefer herunter reicht, als das Ende der kürzeren Seiten-
kanten des Saugrührenstücks, und aus welcher sich noch eine cylinderförmige
Röhre k in die Substanz des Thieres, bis ohngefähr in die Mille der Länge des
ganzen Körpers hineinerstreckt. Diese Röhre ist der Flüssigkeitsbehäller, im Wesent-
lichen ganz so gebaut, wie wir ihn bei der Eudoxia gesehen haben. In seinem
blindsackförnu'gen Ende befindet sich ebenfalls ein grofser Oeltropfen; seine Wände
Wimpern und treiben auch hier kleine kugelförmige Körperchen auf und ab. Neben
diesem Nahrungssafte bemerkt man zuweilen die von Will beschriebenen Entozoen
sich lebhaft hin und her schlängeln. An diesem Flüssigkeitsbehälter sitzt nun der
bekannte Reproductionskanal, d. h. eine lange contractile Röhre, die in verschiede-
nen Absätzen immer eine Saugröhre mit einigen Fangarmen und einer Gemme trägt,
und zwar jedesmal diese Organe zusammen von einer Schuppe umhüllt.
In Fig. 3 ist der Reproductionskanal in contraliirtem Zustande abgebildet,
um zu zeigen, wie er sich dann ganz in die becherförmige Höhle des oberen Auf-
satzes der Pyramide zurückzieht. Fig. 5 stellt dagegen eine solche Schuppe a mit
den dazu gehörenden Organen, stark vergröfsert, dar. Ist der Reproductionskanal
ausgestreckt, so hängt er frei in das Weisser herab; er ist aber dann länger als
das Thierstück selbst: ich habe nie mehr als sechs Saugröhren an ihm beobachtet,
will jedoch nicht behaupten, dafs es deren nicht mehr geben könne, da ja die
Thiere, ^velche ich untersuchte, sämmtlidi verletzt waren; aber auch ich habe,
wie Will, an den dem Thierstücke nächsten Saugröhren nie Schuppen bemerken
können, sondern diese immer erst an den unteren Gliedern gefunden. Die einzelnen
Theile, welche wir an den Schuppen bemerken, besonders die Fangfäden, sind
von Will a. a. 0. pag. 79 u. 80 so genau beschrieben worden, dafs ich jedes wei-
ter hinzugefügte Wort für unnütz halte; ich mache luu' auf eine kleine Verschie-
denheil in unseren Abbildungen der Schuppen aufmerksam; mir haben sie sich
nämlich immer an der Stelle, wo sie vom Reproductionskanale durchbohrt werden,
mit abgerundetem Ende dargeboten, mit welchem sie das Rohr des Kanales um-
fafsten; die beiden lanzettförmieen Spitzen, wie sie Will angiebt, habe ich nicht
gesehen ; der kelchartige Bau ist sonst ganz übereinstimmend. Von der Saugröhre c,
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welche in Fig. 5 geschlossen dargestellt ist und welche in der Gegend der Mund-
öUnung mit schön purpurrothen Pignientzcllen geschmückt ist, mufs ich noch anfüh-
ren, dafs sie sich sowohl in die Schuppe zurückziehen, als aus derselben hervor-
strecken kann.
Das kleine Organ d, welches wir rechts von der Saugröhre hervorragen
sehen, ist eine unvollkommene Gemme (Meyen scher Eibehälter) in dem ersten
Stadium der Entwickelung. Die weitere Ausbildung derselben geht ganz eben so
vor sich, wie bei der Eudoxia, nur ist sie in vollständig reifem Zustande nicht
ganz so rundlich wie bei jener, sondern etwas mehr in die Länge gezogen. Zufäl-
liger Weise habe ich jedoch bei der Diphyes weit weniger reife Knospen gefunden,
als bei der vorigen Gattung.
Der Schwimmsack (Fig. 3««)» welcher in die Substanz des Thieres hinein-
gesenkt ist, hat eine beinahe cylinderförmige Gestalt und erreicht an Gröfse ungefähr
zwei Drittel der Länge der Pyramide. Der äufsere Rand seiner oberen Oeffnung,
welche durch eine breite, ringförmige Membran bis auf ein kreisrundes kleines Loch
verschlossen wird, ist wohl zu trennen von dem etwas über ihm liegenden oberen
Rande des Thierstückes , wie auch die doppelten Contoure in unserer Abbildung
andeuten. Die Oeffnung ^vird übrigens theilweise, wenigstens nach einer Seite hin,
durch den Aufsatz, in welchem sich die Höhle für den Reproductionskanal befindet,
und durch die zarten Fortsätze, welche jenen mit der vorderen und hinteren Mittel-
kante der Pyramide verbinden, geschützt. Die Struktur des Sackes ist ganz gleich
mit dem ähnlichen Organe in der Eudoxia; er ist durchsichtig, glashell, und nur
bei starken Vergröfserungen erkennt man die feinen Fasern, w^elche seine Bewe-
gungen vermitteln. Auf seiner inneren Oberfläche wurde an einzelnen Stellen Wimper-
bewegung beobachtet, welche aber wahrscheinlich über die ganze Membran ver-
breitet ist, und nur wegen theilweiser Verletzungen nicht überall bemerkt wurde.
Dafs das Schwimmen dieser Saugröhrenstücke ebenfalls aufserordentlich schnell
vor sich geht, erhellt schon aus ihrem Bau, der ganz keilförmig ist, und in der
That schiefsen die Thierchen, wenn man sie in einem Gefäfse aufbewahrt, wie
ein Pfeil durch das Wasser.
Muggiaea pyramidalis.
Tafel IV. Fig. 6.
Während meines Aufenthaltes in Triest fand ich dreimal das Saugröhrenstück
einer Diphyide, welcher ich obigen Namen gegeben habe, da ich sie nirgend in
den Werken über diese Thiere angeführt finde. Die Gröfse und äufsere Gestalt
des Saugröhrenstückes ist dem der Diph. Kochii so durchaus gleich, dafs ich ohne
Eingeweide eins vom anderen nicht zu unterscheiden vermöchte. Mit Absicht habe
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ich die Abbildung ganz in derselben Lage gegeben, um die Aehnlichkeit desto auf-
fallender zu machen. Dennoch würde dieses Thier sehr weit von jener Gattung
durch die Eschscholzschen Eintheilungsprincipien entfernt werden, \velche be-
kanntlich die ganze Familie der Diphyiden in zwei grofse Abtheilungen trennen, für
die die maafsgebenden Merkmale in der einfachen Saugröhre oder in dem mit vielen
Saugröhren besetzten Nahrungskanale liegen. In die zweite dieser Abtheilungen
gehört die Gattung Dipliyes, während, wie wir gleich sehen werden, die Mnggiaea
zu der ersten geschlagen werden müfste.
Was die Eingeweide betrifft, so ist gleich der Flüssigkeitsbehälter a weit
voluminöser, als in der vorigen Gattung: dort schmal und zierlich, erlangen hier
sowohl seine äiifseren begrenzenden Wände, als der von ihnen eingeschlossene
hohle Raum, eine bedeutendere Ausdehnung. Der letztere ist in seinem bmeren
überall mit grofsmaschigen Zellen gepflastert, und enthält an seinem blinden Ende
wieder den grofsen Oeltropfen. An der Stelle, wo der Flüssigkeitsbehälter in die
Höhle des viereckigen Aufsatzes tritt, inserirt sich an ihn eine contractile Röhre,
wie ^vir schon eine ähnhche bei Eudoxia kennen gelernt haben, die aber hier viel
länger und schwanker als dort ist. An diesem Rohre ist nun die gewaltige,
keulenförmige Saugröhre befestigt, welche in unserer Abbildung in der gröfsesten
Ausdehnung dargestellt ist, die sich aber auf einen viel kleineren Raum zurück-
ziehen und dann durch die Contractionen ihres Stieles in die schützende, becher-
förmige Höhle geleitet w^erden kann. Die Wände dieses Theiles des Ernährungs-
apparates sind sehr derb, die innere Höhle ganz mit Flimmerhaaren ausgekleidet,
der Mund schön roth gefärbt. Zufällig habe ich an allen drei Exemplaren keine
Gemme oder sogenannten Eibehälter gefunden; ich zweifele jedoch nicht, dafs dieser
Theil an anderen hidividuen ebenfalls beobachtet werden wird.
Afi^laisma Baerii.
Tafel V, Fig. 10 — 12.
hl Malaga wurde gar nicht selten ein eine Linie grofses Saugröhrenstück
beobachtet, ^velches aller Wahrscheinlichkeit nach ein Theil des Thieres ist, welches
Eschscholz unter diesem Namen bekannt gemacht hat. Leider ist seine Abbildimg
ein wenig ungenau, so dafs es sich nicht bestimmen läfst, ob unsere Thiere der-
selben Species angehören, sonst haben diese einiges Uebereinstimmende im inneren
Bau mit der Calpe pentagona, ^velche von Quoy und Gaimard in den Annales
des Sciences naturelles X, 1827 beschrieben ist; werden aber wieder dadurch von
ihr getreimt, dafs sie nur eine Saugröhre haben, "während das von den Französischen
Naturforschern beobachtete Thier sehr viele an einem gemeinsamen Reproductions-
kanale besitzt.
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Die feste Umhüllang des Thierslückes müssen wir wieder, um die Gestalt
bequemer beschreiben zu können , in einen Körper und in einen Ansatz getheilt
denken. Ersterer würde, bis auf das Verliältnifs von Länge und Höhe, die sich
hier ganz gleich bleiben, in seiner Form am besten mit einem Sarge verglichen
werden. Zwei miteinander parallel laufende Flächen (Fig. 10 o), von denen die eine
die obere, die andere die untere Begrenzung des Thierstückes abgiebt, werden zu
den Seiten durch je zwei in einem stumpfen Winkel aneinandergeheftete Flächen {h)
verbunden; die Begrenzung nach vorn und nach hinten wird dann natürlich von
sechsseitigen Figuren gemacht (vergl. die Figur). Um nun den üebergang dieses
Körpers in den viereckigen Ansatz zu verstehen, denke man sich die obere hori-
zontale Fläche a, die vordere sechsseitige Begränzungsfläche und die beiden oberen
Seitenflächen b in einem Winkel gebogen, nach oben und vorn verlängert, und
dann mit einem Hohlmeifsel abgeschnitten. So mufs hier an dem oberen Ende eine
vierseitige Oeffnung entstehen, deren Ecken von ausgeschweiften Linien verbunden
werden.
Diese Oeffnung ist bestimmt zum Austritte für die Saugröhre und Fangarme;
sie ist aber nicht die einzige am Thierstücke. In der oberen horizontalen Fläche a,
kurz ehe sie sich in einen Winkel biegt, um auf den Ansatz überzugehen, befindet
sich eine zweite viel kleinere, cirkelrunde, der Eingang in die Schwimmhöhle.
Fig. 1 1 giebt uns eine vergröfserte Abbildung des Flüssigkeitsbehälters nebst
den daran befindlichen Organen, die wir in Fig. 10 in situ sehen. Jener ist nicht
wie bei den anderen Diphyiden cylinderförmig, so dafs sein oberes und unteres Ende
gleich weit wären, sondern hat hier die Gestalt einer Keule, die nach unten zu
allmälig in eine sehr feine Spitze ausläuft (a). Die Struktur dieses Theiles wird
besonders klar, wenn man das Präparat mit Weingeist behandelt: bei stärkerer
Vergröfserung zeigt sich dann die innere Oberfläche durch Linien in grofse Maschen
getheilt, deren jede in der Wand eine oder zwei Zellen enthält, welche etwas gröfser
sind als ein menschliches Blutkörperchen und in ihrem Inneren noch einen deutlichen
Zellenkern zeigen. Bei den anderen Diphyiden nun führte aus dem obersten Ende
des Flüssigkeitsbehälters eine Oeffnung nur mit einer leichten Einschnürung in die
contractile Röhre, an welcher Saugröhren und Fangarme hingen. Hier ist das
obere Ende blind, nur auf der Seite, nach einem ziemlichen Absätze, ist eine sehr
kleine Oeffnung, die in eine schmale Röhre b führt, ^velche nach kurzem Verlaufe
sich erweitert zu einer Gestalt, die sich nicht gut beschreiben läfst, die man am
besten aus der Figur ersieht. Nach links wird ein dünner Fortsatz c gesendet,
nach rechts ist eine mit einem ßlindsacke endende blattförmige Erweiterung, nach
oben geht es fort in die Höhle der Saugröhre oder des Magens.
Dieser ist verhältnifsmäfsig grofs, starkwandig, und auf seiner inneren Ober-
fläche mit grofsen Epitheliumzellen gepflastert. In unserer Abbildung ist er geschlossen
dargestellt. Neben ihm zur Seite liegen einige Haftorgane von Fangarmen , die aber
■ 51
hier in zwei verschiedene Arten unterschieden werden können : die einen sind unsere
schon bekannten, mit den kleinen Körperchen im hineren, -welche ihnen das quer-
gestreifte Ansehen geben (Fig. 12); die anderen sind blässer, ganz von der Gestalt
eines Maiskolbens, zeigen keine Ouerstreifen, sondern sind auf ihrer ganzen Ober-
fläche mit Stacheln besetzt (Fig. 1 1/). Ob nun das ungefärbte Organ unter den
Fangarmen zur Seite des Magenstieles eine unentwickelte Knospe oder sogenannter
Eibehälter ist, weifs ich nicht; ich habe nie eine vollständig ausgebildete dai-an
gesehen.
Jetzt müssen wir noch einmal zurückgehen zu der Röhre zwischen Flüssi«;-
keitsbehälter und Magen, von welcher wir nach links einen Fortsatz c abgehen
sahen, den wir nicht weiter verfolgt haben; in Fig. 11c ist er abgebrochen, in
Fig. 10 sehen wir ihn aber im Zusammenhange; er verbindet obige Röhre mit der
Schwimmhöhle. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist er ein Kanal; denn man sieht
einen leeren Raum zwischen den Contouren, aber eine Strömung habe ich nicht
darin bemerkt. Vielleicht findet eine ähnliche Verliindung zwischen Schwimmhöhle
und Nahrungskanal bei allen sogenannten cuboidlschen Saugröhrenstücken statt;
Ouoy und Gaimard erwähnen zwar a. a. 0. in ihrem Texte nichts davon; aber
in ihrer Abbildung ist sie angegeben.
Der Schwimmsack hat hier von allen Diphyiden , die mir zu Gesicht gekommen,
die eleganteste Form; er bildet einen etwas schräg stehenden Cylinder mit einer
leichten Einschnürung in der Mitte; seine cirkelrunde obere Oeffnung ^vird von
einer breiten Membran um zwei Drittel verkleinert. Die Fasern desselben sind
gröber als bei den anderen Diphyiden, lassen sich daher leichter erkennen.
Nalirimgskanal einer Physophoride.
Tafel V, Fig. 13 — 15.
Es wird vielen sehr überflüssig erscheinen, hier ein nur einmal gesehenes
Bruchstück von einem Thiere zu beschreiben, das nicht einmal genau bestimmt
werden kann, es wurden aber an diesem abgerissenen Nahrungskanale Organe
beobachtet, die neuerdings als Eierstöcke gedeutet worden sind, weswegen ich
einige Worte darüber hier beifügen mufs.
bi Tricst wurde dieser Theil frei im Wasser schwimmend angetroffen, im
ausgetreckten Zustande mafs er ohngefähr ein und eine halbe Linie; in gleichen
Zwischenräumen von einander safs immer eine Saugröhre mit den Anhängen. Die
letzteren sind sehr charakteristisch, und möchten am besten dazu dienen, das Thier
näher zu bestimmen. Der ausgerollte Fangfaden erinnerte, bis auf die grofsen
Haftorgane, mehr an den einer Scheibcn-Acalephe, als einer Röhrenqualle. Fig. 15
zeigt einen solchen als einen breiten, starken Faden, an dem ziemlich gedrängt
52
kleine Knöpfchen, wie Saugwarzen, sitzen. Eschscholz bildet bei seiner Apolemia
eine ganz ähnliche Struktur des Fadens ab (s. a. a. 0. Tab. 13, Fig. 2d), nur erwähnt
er ausdrücklich, dafs die Saugwärzchen sehr regelinäfsig, je zwei in einer Reihe,
ständen, was, wie ein Blick auf unsere Figur zeigt, bei unserem Thiere nicht der
Fall ist, da sie hier mehr willkürlich gestellt scheinen. Die grofsen Haftorgane
unterscheiden sich ebenfalls von den bei den Diphyidenarten beobachteten: sie
bestehen zwar aus ganz denselben Elementen, wie bei Diphyes, nur sind sie anders
angeordnet. Das Organ selbst hat schon eine andere Gestalt (Fig. 14): es ist nicht
bohnen- oder nierenförmig, sondern ist ein lang gezogenes Oval. Die kleinen
länglichen Körperchen, welche stets die Hauptmasse des Inhalts ausmachen, sind
hier im Verhältnifs etwas geringer an Gröfse, liegen auch in zwei Reihen angeordnet,
mid zwar so, dafs sie auf der einen Seite etwas weiter herunterreichen, als auf
der anderen, und in der Mitte eine Gasse frei lassen. In dieser liegen nun in
gleichen Abständen von einander sechs bis acht von den kleinen runden Zellen,
während unten, besonders auf der Seite, ^vo die ovalen Körperchen einen freien
Raum gelassen haben , sich vier bis fünf von den gröfsercn breiteren Zellen befinden,
die in ihrer Mitte eine Art Kern zeigen, welchen Will bei Diphyes als einen Faden
erkannt hat, der sich ausschnellen läfst. Jedenfalls liegt dann dieser Faden anders
angeordnet, als in den gewöhnlichen Fadenzellen, wo sich seine spiralige Aufrollung
so leicht ersehen läfst; hier würde er dann wahrscheinlich mehrfach zusammen-
geklappt sein. Leider sind noch die Fangorgane von zu wenig Physophorideu
genau beschrieben, sonst würde sich aus diesem Merkmale allein schon die Gattung
des Thieres bestimmen lassen.
Die Saugröhren sind wie die aller Röhrenquallen sehr veränderlich in ihrer
Gestalt. In unserer Abbildung ist sie in retrahirtem, geschlossenem Zustande dargestellt
(Fig. 13?>); öffnet sie sich, so hat sie einen ähnlichen kreisrunden Eingang wie die
der Eudoxia. Sie sind übrigens am Ende besonders lebhaft roth gefärbt. Knorpel-
schuppen, wenn überhaupt deren zum Schutze vorhanden waren, müssen abgefallen
gewesen sein. Um die Saugröhren nun herum, zuweilen auch zwischen ihnen,
sitzen mehrere verschiedene Organe; zuerst ^varen einige (c) ganz von der Gröfse
der Saugröhren, die ungepi'efst gar nichts von feinerer Struktur zeigten, sondern
ganz farblos und von homogener Masse zu sein schienen, üebrigens besafsen sie
auch eine Höhle; denn man sah unter der Saugröhre das Loch, mittelst welches
die Höhle ihres schmaleren Stieles mit der des Nahrungskanales communicirte.
Sars sah in Organen, die ich für dieselben halten mufs, wie diese, wiewohl
sie bei der Agalmopsis elegans eine etwas andere Gestalt haben, «einen w^asser-
hellen Saft, dessen Molecüle häufig unter dem Mikroskope in starker Bewegung
erscheinen.« — Prefste man nun dieses Organ, so erschien es so, wie wir es
dargestellt haben, zuerst an der Spitze mit einem breiteren unregelmäfsig ausge-
zackten Randeontour (soweit wie dieser reichte, war die Spitze rosenroth gefärbt),
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sodann aher traten in den Wänden eine Menge zelliger Bildungen auf, welche an
einigen Stellen melir vereinzelt lagen , an anderen vielleicht durch die Pressung des
Theiles so dicht erschienen, dafs sie sich theilweise, wie Dachziegel, deckten. Diese
Zellen sind theils vollkommen rund, theils mehr länghch. Man kann an ihnen drei
verschiedene Arten unterscheiden, einmal gewöhnliche runde mit einem Zellenkerne,
sodann andere, in denen zwei runde ganz von einander getrennte Kerne vor-
handen waren, und endlich solche, die von runder Form ganz mit kleinen Körn-
chen angefüllt ^varen, und dadurch ähnlich aussahen, w^ie die, welche in der
Histologie unter dem Namen Glugescher Entziindungskugeln oder Körnchenzellen
bekannt sind.
Wenn nun Vogt in »Mittelmeer und Ocean« an der Stephanomia und noch
einer anderen unbestimmten Physophoride Blasen erwähnt, in denen er runde Körper
entdeckt habe, »die wohl Eier sein dürften,« so liegt die Vermuthung nahe, dafs
er diese wasserhellen Blasen gemeint habe. Da er keine Abbildungen dabei giebt,
so ist es leicht, dafs ich es auf etwas falsches beziehe; da aber bei meinem Thiere
erst nach sehr starker Pressung die feinere Struktur der Zellen klar wurde, welche
vorher als einfache rundliche Kugeln erschienen, so bezog ich diese sehr unbestimmt
gehaltene Stelle gleich auf das besprochene Organ. In meiner Physophoride ist
es sicher kein Eierstock, wie das Vorhandensein von mehreren Kernen in einer
Zelle beweist, und da Sars denselben sehr genau bei der Agalmopsis als trau-
benförmigen Körper beschrieben hat, so glaube ich wohl, dafs Vogt sich ge-
täuscht hat.
Was nun freilich der besprochene Theil für eine Bedeutung habe, ist schwer
zu sagen, da man in seiner Struktur so wenig Anhaltpunkte für Schlüsse findet.
Sars hält die ähnlichen Gebilde bei der Agalmopsis für Saftbehälter, welche zum
Ausstrecken der Fangfäden dienen.
Aufser diesen gröfseren wasserhcllen Blasen, kommen nun noch andere von
verschiedener Gröfse vor, die ebenfalls klar und durchsichtig sind und im bineren
einen längeren Kern zeigen (d). Diese Blasen sind es, an denen Sars zuerst die
interessante Entwickelung beobachtet hat, dafs sich die äufsere Hülle von dem
Kerne isolirt, und endlich am äufseren Ende öffnet, während in dem Kerne sich
eine Höhle bildet, in der zahllose kugelförmige Körperchen herumgewirbelt werden.
Zwischen der Wand dieser Höhle und der äufseren den Kern umgebenden Haut
fand er die Samenthierchen oder deren Entwickelungskugeln. Endlich lösten sich
diese Blasen vom Mutterkörper ab und schwammen selbstständig herum; weswegen
sie Sars für Gemmen erklärte. Ich habe natürlich an meinem defecten Bruch-
stücke keine solche Entwickelung beobachten können, jedoch w^aren einige der
vorhandenen Blasen weiter vorgeschritten, als die anderen, so dafs man schon
deutlich den Kern isolirt von der Hülle sah, so w-ie die körnige Struktur der
54
Wände dieses Kernes erkennen konnte. Uebrio;ens sah dieser Kern 2;anz ähnlicli
3^..^ oc... wi,.ov.i ^...^i., 53 1.
dem unentwickelten Kolben in der Schwimmböhle der Eudoxia, deswegen glaube
ich auch, dafs dieses Gebilde der Träger der Geschlechtstheile wird, ohne selbst
die Produkte gesehen zu haben. Zugleich läfst sich aber auch vermuthen, dafs
nach Analogie der Knospen der Eudoxia, die einen Samen, die anderen Eier führen
werden. Wo dann aber die männlichen Geschlechtstheile der alten Pbysophoriden
zu suchen sein werden, ist ein noch ungelöstes Räthsel.
Anneliden - Eni Wickelung.
Der Erste, welcher von der Entwickelnng der Anneliden (mit Ausschlufs der Hiru-
dineen), eine sichere Beobachtung lieferte, ist bekanntlich Loven. Er beschrieb
die Larve eines Ringehvnrmes in den Vetenscaps-Academiens Handlingar, \vovon
im Jahrgange 1842 des Wiegmann sehen Archives eine Uebersetzung von Peters
sich befindet. Das Thier in seiner jüngsten Form hatte eine anfserordentlich merk-
w^ürdige Gestalt, rundlich mit einem starken Cilienkreise um den Leib, neben
M^elchem in geringem Abstände sich noch ein zweiter befindet. Wir geben auf
der Tafel VII, Fig. 1 eine Abbildung dieser Thierform, die zwar schon durch die
Verschiedenheit der Verhältnisse in den Dimensionen für eine andere Species als
die Loven sehe gehalten werden mufs, die aber so vollständig diesen Typus aus-
drückt, dafs man das Nachstehende daran verfolgen kann. Loven beobachtete
über dem Wimperkranze b die beiden Augen a, unter ihm auf der einen Seite
den Mund c, der in den Darm d führte, welcher wieder mit dem After / an der
den Augen gegenüberliegenden Stelle mündete. Nachdem das Thierchen einige Zeit
in dieser Gestalt herumgeschwommen war, veränderte es sich so, dafs zuerst vor
dem After ein Leibesring auftrat, welcher dann wieder durch einen neuen, sich
hinter ihm bildenden, nach vorn geschoben wurde, bis endlich der ganze Hinterleib
geringelt war. Der Wimperkranz besteht unverändert fort, nur vor ihm neben
den Augen haben sich ein Paar kurze Fortsätze, Tentakeln, gebildet. So weit
ist die Entwickelung sehr einleuchtend, auch habe ich alle diese Thierformen mehr-
fach während der Excursionen beobachtet, aufweichen ich Herrn Geh. Rath Müller
nach Helgoland und dem Sunde begleitete; nur der Uebergang von seiner Fig. 5
auf 6 (a. a. 0.) ist sehr abrupt, da dem in letzterer dargestellten Thiere schon der
Wimperkranz fehlt, und doch noch keine Füfse vorhanden sind, sondern nur der
Leib langgestreckt wie bei einer Nereide ist, während in den Formen, die ich
weiter unten aufführen werde, die Bewegimgsorgane jedes Mal schon vorhanden
sind, und das Thier eine fast vollendete Körperentwickelung hat, wenn der
Wimperkranz verschwindet. Jedoch brauchte man vielleicht nicht so viel Gewicht
56
darauf zvi legen, da ja leicht ])ei einer anderen Species die Ausbildung eines Organes
in eine spätere Periode fallen kann.
Die im Jahre 1845 von Milne Edwards veröffentlichten Untersuchungen'),
über die Entwickelung der Terebella nebulosa, bilden eine der vollständigsten Beobach-
tungen über die Entwickelung eines Thieres, welche wir besitzen. Der Verfasser
bat die verschiedenen Formen vom Ei an bis zum vollständig ausgebildeten in einer
Röhre wohnenden Borstenwurme genau verfolgen können. Aus dem kugelrunden
Embryo wird eine langgestreckte Larve, die hinter den Augen eine fast die Hälfte
des Körpers überziehende Wimperbesetzung trägt; hinter dieser folgt eine nackte
Stelle, und endlich vor dem After noch ein schmaler Wimperring. Da diese Jungen
willkürlich ihren Körper in die verschiedenartigsten Lagen zusammenrollen können,
so glaubt Edwards, dafs Loven sein Thier in einer solchen «pose anormale«
aufgezeichnet habe, und dafs dieses sonst den Terebellenjungen ähnlich gesehen
haben würde. Mit der Zeit zieht sich die breite Wimperbedeckung in der Mitte
des Leibes zu einem schmaleren Halsbande zusammen, welches nach unten die
vordere Grenze für den Mund, die Oberlippe, bildet. Vom Munde aus geht der
Darm gerade durch den Körper bis zum After; an der Seite des Leibes kommen
auf den Ringen, die sich unterdessen gebildet haben, und zwar vom After an,
einfache Borsten zum Vorschein, während vorn am Kopfe eine Reihe Nesselzellen
stehen, deren mehrere einen Faden entschlüpfen lassen. Allmälig bekommen die
Leibesringe nun zwei Borsten, am Kopfe wächst eine Antenne hervor, die Cilien
verschwinden, die Haut schwitzt eine schleimige Materie aus, die, indem sie sich
verhärtet, eine an beiden Enden offene Röhre darstellt; endlich erscheinen auch die
Hakenborsten an der Bauchseite, die Antennen mehren sich, die Kiemen kommen
zum Vorschein, die Blutgefäfse bilden sich und das Thier ist eigentlich fertig.
Die Entwickelung der Protula geht nach demselben Autor auf ganz ähnliche Weise
vor sich, so dafs ihre nähere Verfolgung hier kein weiteres Interesse darbietet,
nur mufs ich bemerken, dafs die Larven ganz eben solche vier Oeltropfen in ihrem
bineren tragen, wie wir sie später bei einem ganz verschiedenen Wurme kennen
lernen werden.
hl Fig. 41 bildet Milne Edwards noch eine zwei Linien lange Larve von
unbekannter Abstammung ab, die unseren gleich zu beschreibenden in Manchem
ähnlich sieht, nur liegt die Längsspalte des Älundes vertical vor dem ersten der
beiden Wimperringe.
Die jungen Nereiden, welche er beschreibt, haben schon die Wimperkränze
verloren; sie sind in einem etwas weiter vorgeschrittenen Stadium, als die Annu-
latenlarven, welche wir betrachten werden.
Nächstdem gab Sars in Wiegmanns Archiv 1845 pag. 11 ein Stadium
Annales des sciences naturelles tcm. III, pag. 145. pl. 5 — 9.
aus der Entwickeliing der Polynoti an. Die Jungen dieses Borstenwurnies sind,
»wenn sie hervorschlüpfen, kurz oval, drehrund, ungegliedert,« Kopf und Hinterleib
sind beide von gleicher Gröfse; getrennt werden sie durch einen um den Leib
gehenden Kranz von Wimperhaaren. Der Kopf trägt zwei deutliche Augen, der
Mund ist eine Ouerspalte an der Bauchseite des Körpers, und der After beiindet
sich am hinteren Ende desselben.
Bis auf einige leichte Formverschiedenheiten schliefst sich diese Beobachtung
ganz genau denen Loven's an. Bei beiden haben wir eine gleiche Gröfse des
vor und hinter dem Wimperkranze gelegenen Körpertheiles, bei beiden liegen die
Augen auf der vorderen, der Mund auf der hinteren Körperhälfte, bei beiden liegen
die Augen, wenn der Mund nach unten gerichtet ist, auf der Rückseite des Körpers,
bei beiden der After am hinteren Pole der Kugel. So werden wir diese beiden
Entwickelungsbeobachtnngen auf einen Typus reduciren, und werden später mehrere
hierher gehörige Wurmlarven beschreiben. Das ölerkmal dafür wird dann immer,
wenn der Hinterleib schon weiter entwickelt ist, das sein, dafs der Mund auf der
Bauchfläche hinter dem Wiinperkranze ^ die Augen auf der Rückseite vor demselben zu
liegen kommen.
Hieran schliefst sich eine Beobachtung, die Desor aus Boston mittheilt; er
will, ähnlich wie er es bei Nemertes gesehen hat, ebenso bei Polynoelarven bemerkt
haben, dafs die äufsere Hülle mit dem Wimperkranze sich öffne, und dafs dann
ein wurmförmiges glattes Wesen herausschlüpfe, was noch keine Borsten trägt.
W^enn ich nicht irre, so liegt hier eine Täuschung vor; er erwähnt ausdrücklich,
dafs dieses nicht bei frei schwimmenden Thieren geschah, sondern nur, wenn er
ihnen das Wasser auf dem Glasplättchen entzogen habe. Ich selbst habe sehr
häufig ähnliche kleine Annelidenlarven, die unbestimmbar frei im Meereswasser
angetroffen wurden, gesehen; da diese kleinen Wesen nun aufserordentlich schnell
schwimmen, so ist man immer genöthigt, sie fast trocken zu legen, um sie bequemer
untersuchen zu können. Bei den verzweifelten Anstrengungen, die dann die Thierchen
machen, um loszukommen, platzt regelmäfsig die zarte Hülle, und der ganze Orga-
nismus wird zerstört; dabei, wiewohl ich dieses Phänomen sehr häufig gesehen
habe, erinnere ich mich nicht, dafs ein einziges Mal ein solcher wurmförmiger
Körper sich hei'aus isolirt habe, dessen bestimmte Gestalt mir doch jedenfalls auf-
gefallen wäre. Uebrigens würde ich allenfalls zugeben, dafs, da ich damals, als
ich diese Untersuchungen anstellte, die Desor sehen Beobachtungen nicht kannte,
mir durch Unaufmerksamkeit ein solches Factum hätte entgehen können, wenn ich
nicht die weiter entwickelten Annelidenlarven Taf. VII, Fig. 4, Taf. VIII, Fig. 7 und
Taf. IX, Fig. 9—11 genau und oft beobachtet hätte. Sie haben auch noch einen
W^imperkranz , tragen aber schon Borsten, einige haben selbst Tentakeln , die nach
aufsen sichtbar sind; was sollte da herausschlüpfen? Zu unwahrscheinlich scheint
es mir doch, anzunehmen, dafs der Desorsche aus der Polynoelarve herausge-
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58
sclilüpftc Wurm später noch einmal von Neuem einen Wimperkranz bekäme, der
dann so langsam verloren gehen sollte; zumal nun die mit diesen Larven so nah
verwandte Lovensche ein Aelinliches sicher nicht thut; denn von dieser Form
haben wir, wenn auch nicht bei derselben Species, so doch bei sehr nah ver-
wandten , die vollständige Reihe der Entwickelungsstadien vorzulegen ').
Im Wiegmann sehen Archiv 1845 findet sich noch eine Miltheilung 0 er-
sted's über die Entwickelung einer Annelide, die er Exogone naidina nennt, die
von allen vorhergehenden abweicht. Hier sitzen die Jungen fest an der Bauchfläche
der Mutter, bis sie vollständig entwickelt sind. In dem rundlichen Körper bildet
sich zuerst die MundöfTnung, dann kommen am freien Ende Fühlhörner zum Vor-
schein, während der Leib länger wird, und sich am Hinterleibe Ringe bilden;
danach treten erst zwei, endlich vier Augen auf der Rückseite auf, und es bilden
sich ein rudimentärer Cirrus dorsalis und Borsten. Jetzt erst verläfst das Junge
die Mutter, um frei umherzuschwimmen. "N^on Wimperkränzen, die wir in allen
anderen Beobachtungen erwähnt finden, wird nichts angegeben; es ist auch sehr
leicht möglich, dafs sie hier vollständig fehlen, da ja die Jungen so lange an den
Alten festsitzen, bis die bleibenden Bewegungsorgane, die Borsten, auftreten. Somit
stände diese Enlwickelungsweise bis jetzt als einzig in ihrer Art da.
Endlich wurde noch von mir die Entwickelung zum Borstenwurme eines von
Johannes Müller früher unter dem Namen Mesotrocha sexoculata beschriebenen
Thieres beobachtet und im Archive für Anatomie 1847 pag. 187 mitgetheilt. Diese
Larve ist nach einem ganz anderen Typus gebildet, wie die vorhergehenden: sie
flimmert über den ganzen Körper, trägt auch zwei rädernde Wimperkränze, die
aber beide weit nach hinten am Hinterleibesende angebracht sind; der Kopf hat
eine in einen weiten Schirm ausgespannte Oberlippe und eine in zwei Lappen ge-
spaltene Unterlippe; sechs dunkele Pigmentpunkte, von denen immer zwei näher
aneinander stehen, zieren seine Rückseite; in der Mitte der Oberlippe kann ein
feiner Faden spielend ausgestreckt und eingezogen werden; der Hinterleib vom
zweiten Räderorgane an ist in Ringe getheilt und hat zuletzt einen langzipfligen
Forlsatz. Die Hauptveränderungen, welche an dieser Larve bemerkt wurden, waren,
dafs die Oberlippe mehr und mehr einschrumpft, so dafs sie zuletzt die Unterlippe
kaum noch überragt, dafs danach an den Seitentheilen des Kopfes zwei lange
Tentakeln nach hinten aus wachsen, und dafs dann auf der Bauchseite, zwischen
dem Munde und dem ersten Räderorgane, sieben Reihen Borsten auftreten, mit
deren Hülfe das Thier am Boden umherkriecht. Hinter den Räderorganen wurden
keine Borsten mehr beobachtet.
') Als dieser Aufsatz schon geschrieben war, kehrte Herr Geh. Rath Müller mit seinem Sohne
von einer zweiten Reise nach Triest zurück. Letzterer zeigte mir die Zeichnungen über die fast voll-
ständig verfolgte Entwickelung eines Wurmes, der zur Gattung Poh'noe gehört. Durch diese Beobachtungen
ist mir nun vollständig jeder Zweifel an der Unrichtigkeit der Desor sehen Ansicht benommen worden.
59 •
An diesen kurzen historischen Rückblick schliefsen sich jetzt die Betrachtungen
der von mir auf meiner Reise beobachteten Annelidenlarven; ich habe den einzelnen
Formen keine besonderen Namen gegeben, weil ich überzeugt bin, dafs die Mehrzahl
der erwachsenen Thiere, die zu unseren Larven gehören, schon bekannt sei, und
dafs spätere Untersuchungen die zusammengehörenden herausfinden werden. Ich
beginne zuerst mit denen , welche sich nach dem Typus der Mesotrochen , der so
sehr von dem der anderen abweicht, entwickeln.
Zuerst mufs ich bemerken, dafs die Larve Mes. sexoculata von mir in allen
Meeren, die ich besucht, angetroffen ist; zwar nicht so häufig als im Jahre 1846
um Helgoland, aber doch stets in mehreren Exemplaren, so dafs der ihr entsprechende
Wurm jedenfalls zu einer sehr verbreiteten Gattung gehört. Eine ihr sehr nah ver-
wandte Form wurde mehrere Male im Mittelländischen und Adriatischen Meere
angetroffen, die sich in nichts von ihr unterscheidet, als dafs sie statt der sechs
Pigmentflecke nur deren vier trägt, hinter denen schon die zwei langen Tentakeln
hervorgewachsen sind, noch ehe sich Borsten zeigen, und dafs statt zwei \Mmper-
kränzen nur einer den Leib umgürtet. Was die Letzteren betrifft, so läfst sich
als ganz allgemein für diese Larvenabtheilung anführen, dafs sie bei ganz jungen
Thieren stets rädern, wenn sie schlagen; ^vird das Thier älter, besonders wenn
es schon Borsten bekommen hat, so schlagen die Wimpern derselben wie gewöhn-
liche Cilien, ohne besondere Reihenfolge, selbst wenn das Thier still liegt, und
nur, wenn es sich vom Boden aufhebt und sich in schnellen Kreisen durch das
Wasser bewegt, zeigen sie wieder das Phänomen des Räderns.
Eine den Vorigen ganz ähnliche sehr interessante Larve wurde in Triest in
drei Exemplaren beobachtet. Sie ist auf Taf. IX in Fig. 1 — 8 dargestellt, und zwar
in Fig. 1 im jüngsten Zustande, in welchem sie sich mir darbot. Sie ist ohngefähr
zwei Linien lang, dunkelgelb von Farbe, und etwas hinter der Mitte des Leibes
am breitesten, von wo sie dann nach vorn und hinten keselförmis; zuläuft. An
dieser Stelle trägt sie den das ganze Thier umgebenden Wimpergürtel {a). Die
Cilien des letzteren sind bedeutend gröfser als die kleinen, welche die Oberfläche
des ganzen Körpers überziehen , von denen sie sich auch noch dadurch unterscheiden,
dafs sie dem Willen unterworfen sind. Das Vorderende, welches bedeutend schmaler
ist als bei der Mes. sexoculata, hat ebenfalls den von zwei Labien gebildeten
Eingang; während aber dort die Oberlippe ein runder breiter Schirm ist, läuft sie
hier von hinten nach vorn spitz zu, wie der Kiefer eines Krokodils (b); dabei ist
sie leicht gewölbt, wie wir in der Seitenansicht Fig. 2 bemerken, und hat einen
doppelten Contour. Von der Spitze der Lippe kann ein feiner Faden ß spielend
ausgestreckt und wieder eingezogen werden. An der breiten Basis stehen zwei
grofse dimkelschwarze Pigmentpunkte d, und etwas weiter hinter ihnen nach einer
leichten Einschnürung gehen zwei grofse und breite Tentakeln von sehr dunkel-
gelber Farbe ab. Da sie beständig nach hinten gehalten, und gewöhnlich beim
• 60
Schwimmen in einer Curve gebogen, getragen werden, so geben sie dem Thiere
ein ganz eigenthümliches Aussehen.
Die Unterlippe c, die wir in Fig. 1 nach oben durchschimmern und in Fig. 2
in der Seitenansicht sehen, entspricht fast vollständig der der Mesotrocha; sie ist
ebenfalls in der Mitte durch eine tiefe hicisur in zwei breite Lappen getheilt, nur
geht ihr Rand bei unserer Larve ganz allmälig in den der Oberlippe über. Von
der Abgangsstelle der Tentakeln an, nimmt der Körper bis zum Räderorgane an
Breite zu, ohne dafs zuerst Einschnüruniren bemerkbar gewesen wären. Gleich
hinter dem Räderorgane sitzen auf dem Rücken zwei Fortsätze g, von denen der
eine anfangs etwas gröfser war als der andere, und die frei in das Wasser hinein-
ragen. Ihr äufserer Theil ist dunkeler als der innere; an der Grenze des hellen
und dunkelen stehen gröfsere Wimpern, die natürlich bei jedem zwei an der Spitze
in einander übergehende Reihen bilden, und die das Phänomen des Räderns sehr
schön zeigen. Vom Wimperkranze an nach hinten verschmälert sich der Leib sehr
schnell, hier zeigt er aber elf Ringe, und schickt vom letzten ab einen ziemlich
langen freien Schwanzzipfel h, dessen äufserer Contour leicht crenelirt ist.
Von inneren Organen läfst sich aufser dem leicht sichtbaren Darme, der eine
Menge von Zellen in seinen Wänden hat, nichts erkennen. Ob aber dieser sich
vom Ende des Hinterleibes in den Schwanzzipfel fortsetzt oder schon vor diesem
mit dem After endet, kann ich nicht entscheiden.
In den sechszehn Tagen , die wir unsere Exemplare lebend beobachten konnten,
veränderten sie sich folgendermafsen. Der Vorderleib, d. h. der Theil vom weiten
Munde bis zum Räderorgane, bekam an der Bauchseite neun leichte Einschnitte
jederseits (Fig. 2/i), die natürlich nur eine undeutliche Ringelung hervorbrachten.
In jeder dieser Furchen bildete sich eins der bei den Borstenwürmern bekannten
blattartigen Organe, welche die Borsten tragen Fig. 4. Diese sind in allen Furchen
mit Ausnahme der fünften links und rechts, sieben an der Zahl. Sie haben einen
ziemlich langen cylindrischen Stiel, der eine krumm lancettförmige Spitze trägt
(Fig. 5 ff und li). Die Lancette ist jedoch nicht flach, sondern doppelt auf der Fläche
gebogen, einmal in dem kurzen Durchmesser und dann noch in dem langen. Mit
Hülfe der beiden Abbildungen, von denen die eine eine Ansicht von oben, die andere
eine von der Seile darstellt, wird man sich leicht die Gestalt derselben erklären
können. In der fünften Furche nun befinden sich jederseits nur fünf von den eben
beschriebenen Borsten; an Stelle der beiden fehlenden ist der Körper P'ig. 6, dessen
Stiel doppelt so breit ist, als der der ihn umgebenden Borsten, und statt in eine
Lancettform überzugehen, sich in einen knorrigen Aufsatz verlängert, der aus zwei
Theilen besteht, einem rundlichen Kopfe, der von einer doppeltcontourirten Binde
begrenzt wird, und einem darüber befindlichen, zackig ausgeschweiften Körper.
An der Bauchseite des Körpers, ohngefähr in der Gegend der siebenten Furche,
war eine ziemlich grofse Stelle stark dunkel pismentirt, mit pflasterähnlicher Struktur,
61
und zwar bildete diese eine ziemlich erhebliche Einbuchtung der äufseren Haut
(Fig. 2m)-
Vom Räderorgane ab nach hinten wurden keine Borsten mehr beobachtet,
bier trat aber an der Bauchseite eine andere Art von Organen auf, die auch zur
Locomotion bestimmt sind: es sind dieses elf Paare von Fufsstummeln , die reihen-
weise gestellt sind, so dafs auf jeden Leibesringel jederseits ein solcher Höcker
kommt. In der Seitenansicht Fig. 2 n sieht man die linkerseits gelegenen vollständig
ausgestreckt. Fig. 7 giebt eine stärker vergröfserte Abbildung eines einzelnen
Höckers: er ist auf der der Erde zugewendeten Seite mit länglich ovalen Körpern
bedeckt; die Zahl derselben ist nicht bestimmt; je gröfser der Höcker, d. h. je näher
er dem Wimperkranze liegt, desto mehr enthält er von demselben. Diese Körper
Fig. 8 sind blafs gefärbt und hal)en in der Mittellinie nebeneinander spitze Zacken,
zwischen vier und elf an der Zahl, stehen.
So kann das Thier ganz bequem mit Hülfe der Borsten und Fufsstummel,
die es ausstreckt, auf dem Boden des Glases entlang kriechen, zuweilen aber erhebt
es sich noch von diesem und kreist munter im Wasser herum, während seine Wim-
pern im Gürtel lebhaft schlagen. Auffallend schnell hat sich unterdessen, während
diese Bewegungsorgane hervorwachsen, der lange Schwanzzipfel verkleinert; denn
wie Fig. 2Ä zeigt, ist dann an seiner Stelle nur noch ein kurzer Fortsatz übrig
geblieben.
Die weiteren Veränderungen, welche jetzt noch bis zu dem Punkte, bis zu
welchem wir das Thier beobachtet haben, vor sich gehen, betreffen hauptsächlich
die Bildung des Kopfes, das Auftreten von schwarzem Pigmente an der Mitte des
Leibes und die Vermehrung der hinter dem Räderorgane beßndlichen wimpernden
Fortsätze. Fig. 3 giebt eine Abbildung des Thieres, wie wir es zuletzt sahen.
Sein Körper ist mehr gleichförmig geworden als bisher, auch ist der Hinterleib im
Verhältnifs zu den übrigen Körpertheilen sehr schnell gewachsen. Der Kopf hin-
gegen hat sich, ganz ähnlich wie wir es bei der Mesotr. sexoculata gesehen haben,
aufserordentlich verkürzt, besonders ist die Oberlippe schnell geschwunden, sie
überragt kaum noch das gespaltene untere Labium, daher die Länge vom Inser-
tionspunkt der Tentakeln bis zum vorderen Ende sehr viel kleiner ist als früher.
Statt der beiden grofsen Augenpunkte finden sich jetzt vier kleinere, ganz ebenso
wie Milne Edwards bei der Entwickelung der jungen Terebellen eine Ver-
mehrung der Pigmentflecke angiebt. Die Mitte des Leibes ist jetzt vollständig
undurchsichtig geworden, denn wo vorher nur die kleine Ausbuchtung dunkel
gefärbt war, da steht jetzt ein grofser schwarzer Conus o, der nach vorn noch
durch einen schwarzen das ganze Thier umgürtenden Ring begrenzt wird. Hinter
dem Räderorgane haben sich noch mehrere rädernde Fortsätze eingefunden, auf der
rechten Seite stehen schon fünf, während hnks erst vier sind. Da man sie aber
wegen der jetzt dunkeleren Farbe des Thieres nicht mehr so leicht sieht, wurde
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das Object mit einem Deckgläschen geprefst, daher die divergirende Stelhmg der-
selben; sonst liegen sie ebenso, wie die beiden ersten in Fig. 1 und 2 abgebildeten.
Wahrscheinlich werden diese Organe die Bedeutung von Kiemen haben, wegen der
beim Alhmnngsproeesse so wichtigen Wimperbewegung und wegen ihrer Lage.
Blutsefäfse habe ich zwar nicht in ihnen beobachtet, aber die Circulation steht bei
diesen Larven überhaupt auf einer sehr niederen Stufe; das einzige darauf bezüg-
liche, was ich bei jungen Anneliden gesehen habe, ist ein Saft, der gröfsere und
kleinere Kügelchen enthält, und der frei in der Bauchhöhle aufserhalb des Darmes
umherkreist. Diese Beobachtung ^var an jungen Röhrenwürmern gemacht, die
schon ihre Schale hatten; bei den freien Anneliden (Anel. errantes), wie z. B. in
Fig. 9 — 11, habe ich aber nie etwas Aehnliches bemerken können, obwohl sie
ganz durchsichtig sind.
Die Stellunii unseres Thieres \vürde daher höchst wahrscheinlich unter den
Rückenkiemenwürmern sein; ich habe aber unter den bekannteren, die ich selbst
untersuchte, und unter den in naturhistorischen Werken abgebildeten keinen gefunden,
dessen Borsten mit den unseren übereinstimmten.
Noch ist zu bemerken, dafs in den letzten Tagen, wo ich die Larven beob-
achtete, diese zuweilen einen Schleim ausschwitzten, der sich in der Kofpgegend be-
fand, und mit dem sie sich an die Glaswand festklebten.
Was mich am meisten bei dieser Larve interessirt, ist, dafs sie eine neue
Gattung aus dem einen Entwickelungs -Typus darstellt, den wir jetzt folgendermafsen
bestimmen können : die Larve hat in der Gegend der Mitte des Leibes einen oder
zwei das ganze Thier umgürtende Wimperkränze; die grofse Oberlippe überragt
die gespaltene Unterlippe, in ihrer Mitte steht ein einziehbarer Faden, auf ihrer Rück-
seite mehrere dunkle Pigmentpunkte, und zwei Tentakeln; der Hinterleib ist geringelt
und hat einen später verschwindenden Endzipfel; Borsten kommen nia- am Vorder-
leih zwischen Mund und Räderorgan zum Torschein.
Von diesen Larven wenden wir uns jetzt zu den Formen, die sich auf den
Loven sehen Typus zurückführen lassen. Zuerst geben wir den Wurm in seiner
jüngsten Gestalt auf Taf. VIT, Fig. 1 in einer Ansicht von der Seite. Diese hier ab-
gebildete Species ist fast ebenso hoch als breit, also fast vollkommen kugelig. Der
nach unten gekehrte After (/) ist ungeheuer grofs, mit bedeutend weiterer Oeffnung
als in der von Loven abgebildeten Art, und da ihn das Thier beim Schwimmen
meist nach oben oder vorn trägt, so könnte man ihn leicht für den Älund nehmen,
wenn nicht das Austreten von Fäcalstoffen seine wahre Bedeutung lehrte. Der Darm,
der Mund (in unserer Figur die wimpernde Oeffnung c links zur Seite) und die
beiden Wimperkränze sind von dem ersten Beschreiber schon genau angegeben;
fraglich ist nur noch das Organ auf der Kuppel der oberen Halbkugel, welches
zwei dunkle Pigmentflecke a trägt. Die wahrscheinlichste Ansicht, die auch von
den Meisten angenommen ist, ist die, dafs es ein nervöses Centralorgan sei, indem
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es die gewöhnlich für Augen gehaltenen gefärbten Punkte trägt, und eine durchaus
zellige Struktur hat.
Fig. 2 zeigt iius eine Stellung, wo man gerade auf die untere Halbkugel
mit dem After sieht, die Wimperkränze bilden dann natürlich die Peripherie. Man
bekommt durch sie eine Ansicht von dem Verhältnifs der Lage der einzelnen Theile
zu einander: das Gehirn mit den Augen («) schimmert von unten ohngefähr in der
Mitte hindurch, und über den After (/), den man ebenfalls nur undeutlich sieht,
weil das Mikroskop für die Durchschnitlsfläche des grofsen Wimperkranzes einge-
stellt ist, ragt noch der gerade Theil des Darmes (d) hervor, welcher an dieser
Stelle vier dunkle Pigmentflecke in seinen Wänden hatte. Ferner sieht man auch
hier die Einmündung des Oesophagus in den Darm (g), und dafs an dieser Stelle
nochmals eine Reihe grofser Cilien steht.
Die weitere Entwickelung war nun nach Loven die, dafs die untere Halbkugel
sich verlängerte und Leibesringe bekam, während oben an den Augen Tentakeln
hervorwuchsen, und wie schon gesagt, habe ich diese Form in den nordischen Meeren
ebenfalls beobachtet. Eine Species im Adriatischen Meere ging in ihrer Entwicke-
lung einen etwas verschiedenen Gang. Fig. 3 und Fig. 4 stellen dasselbe Individuum
nur in verschiedener Lage und verschiedener Vergröfserung dar: Fig. 3 zeigt es
uns in der Lage mit aufgeklapptem Räderorgane, so dafs man gerade auf den dar-
unter liegenden Mund (r) und den sich daran schliefsenden Hinterleib sieht, rechts
zur Seite sieht man einen der beiden Pigmentpunkte von der Kuppel der oberen
Halbkugel her hindurchschimmern. Wenn das Thierchen so ungeprefst dahinschwimmt,
bemerkt man noch keine Spur von Ringelung oder Beweginigsorganen am Hinter-
leibe. Fig. 4 zeigt es uns nun unter dem Deckgläschen gequetscht von der Seite.
Durch die Pressung ist freilich manches etwas aus der natürlichen Lage verschoben,
so sieht man z. B. die beiden Pigmentpunkte zu gleicher Zeit, aber doch läfst sich
bei Vergleichung mit Fig. 1 erkennen, dafs es vollständig dasselbe Thier in nur etwas
weiter vorgeschrittener Entwickelung ist. An der oberen Halbkugel über dem gro-
fsen Räderorgan hat sich nichts verändert; die Dimensionen sind dieselben geblieben,
ebenso bestehen die beiden sogenannten Augenpunkte fort; darunter vermissen wir
jedoch sogleich den zweiten Wimperkranz, der gänzlich eingegangen zu sein scheint
(oder war er vielleicht bei der letzten Species auch im früheren Zustande nicht
vorhanden?). Der Hinterleib hingegen und mit ihm der Darm sind bedeutend ge-
wachsen, und zwar in der Art, dafs das früher gröfsere Stück des letzteren, wel-
ches vom Munde horizontal abgeht, jetzt im Vergleich mit dem nach unten zum
After sich erstreckenden Theile viel kleiner ist. In den Wänden des Darms selbst
bemerkt man viele kernhaltige Zellen. Die wichtigste Veränderung ist jedoch die,
dafs man vor dem Darme an der dem Munde zugekehrten Seite des Leibes, die
später die untere werden soll, schon eine Andeutung von Reifen bemerkt: fünf un-
deutliche Leibesringe sind hier durch seichte Furchen angegeben, und in jedem der-
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selben bemerkt man zwei blattartige Pinnen mit Borsten (Fig. Am). Diese sind
einfache lineare Stacheln, so dafs aus ihnen auf die Stellung des erwachsenen
Thieres nicht geschlossen werden kann, sie zeigen uns aber mit Gewifsheit, dafs
die L Oven sehen Larven Borsten würmer \verden.
Leider bin ich nie so vom Glücke begünstigt gewesen, viele Larven derselben
Species auf einmal einzufangen, so dafs ich also nie im Stande war, eine förmliche
Pension anzulegen, und die weitere Entwickelung abzuwarten; meine Beobachtungen
sind stets an einzelnen Exemplaren angestellt, aber glücklicher Weise ^varen die
verschiedenen Species in ihrer Entwickelung nie so weit von einander, dafs sich
nicht die allgemeine Form der einen auf die der andern hätte zurückführen lassen.
Die jetzt folgende Art ist den nordischen und mittäglichen Meeren Europas
gleich eigen. Ich habe sie in Helgoland, auf den Orkneys, in Cadix, in Malaga
und in Triest angetroffen. Fig. 5 stellt sie uns von der Rückseite, die nun schon
klar ausgesprochen ist, dar, so dafs wir gerade auf die plattgedrückte Räderplatte
sehen, von welcher dann der Hinterleib, der in unserer Abbildung nach hinten und
unten gekrümmt erscheint, abgeht. Auf der oberen Halbkugel sehen ^vir wieder
das zweilappige als Gehirn gedeutete Organ {a), \velches aber hier nicht zwei, son-
dern vier schwarze Pigmentpunkte trägt. Damit ist jedoch durchaus nicht gesagt,
dafs diese Larve im früheren Zustande ebenfalls vier Augenflecke habe; denn wie
wir aus den Beobachtungen von Milne Edwards über die jungen Terebellen und
aus unseren eigenen über den Triestiner Borstenwurm (vergl. oben und Taf. IX,
Fig. 1 und 3d) wissen, verändert sich zuweilen die Zahl dieser gefärbten Punkte
beim weiteren Wachsthum des Thieres. Bei unserer Larve sind nun aufser den
sogenannten Augen noch anderweitige Pigmentflecke vorhanden, welche am Saume
der Wimperscheibe angebracht sind, und dieser zur grofsen Zierde gereichen.
Der Hinterleib, welcher in diesem Stadium schon eine bedeutendere Länge er-
reicht hat, zählt sieben Leibesringe, von welchen zwar keiner mit Borsten versehen
ist, deren letzter aber einen zweiten Wimperkranz trägt, dessen Cilien sich ebenso
^vie die der grofsen Platte, von dem den Körper überziehenden Flimmerpithelium
sowohl durch die Gröfse, als auch dadurch unterscheiden, dafs sie dem Willen unter-
worfen sind. Von inneren Organen des Leibes sehen wir auch nur ^vieder den
Darmkanal; der Anfang desselben, der Mund {b), beiludet sich, wie bei der vorigen
Larve an der Vereinigungsstelle des Hinterleibes mit der oberen Halbkugel; in der
Stellung jedoch, welche das Thierchen in unserer Abbildung einnimmt, sehen wir
ihn noch als wimpernden Längsspalt, der gerade nach vorn gerichtet ist, durch die
Räderplatte hindurchschimmern. An ihn schliefst sich der Darmkanal, welcher ganz
gerade nach hinten verläuft, und am äufsersten Ende des letzten Leibesringes sich
mit dem After (c) öffnet.
Auf der unteren Seite der Räderscheibe entspringt jederseits vom Munde ein
Büschel sehr grofser Borsten, die das Thier selbst an Länge übertreffen, und ein
65
Tentakel {d). Die Borsten sind gewöhnlich sechs an der Zahl und haben die in Fig. 8
abgebildete Struktur; es sind drehrunde Stangen, die durch Zacken, welche aber
alle an einer und derselben Seite aufgesetzt sind, und deren Spitze nach dem freien
Ende der Borste gerichtet ist, in viele Ringe getheilt sind.
Fig. 6 zeigt uns dasselbe Thier in nur etwas weiter vorgeschrittener Ent-
wickelnng von der Kehrseite. Jedoch ist zu bemerken, dafs das Exemplar, um es
in dieser gestreckten Lage zu erhalten, geprefst ist; daher der Mund etwas in die
Breite verzogen ei^scheint. Das Thier wimpert noch über den ganzen Leib, und
hat noch die beiden gröfseren Wimperkränze um den letzten Leibesringel und um
die Kopfplatte. An letzterer, die sich uns von der unteren Seite darstellt, sehen
wir nun den Ursprung der grofsen Borsten und des Mundtentakels. Zugleich be-
merken wir aber noch, von der Rückseite herunterragend, einen neuen Tentakel,
der in der Gegend der Augen seinen Ursprung nimmt, und dessen genauere Struktur
in Fig. 7 abgebildet ist. So sehen wir, dafs die Stirnfühler vor dem Räderorgane
entspringen, während die Mundfühler natürlich neben demselben, also hinter dem
Räderorgane, ihren Ursprung nehmen. Uebrigens niufs ich noch anführen, dafs bei
diesem Exemplare das sogenannte Gehirn schon nicht mehr zu bemerken vrar. In
diesem Stadium hat das Thier schon eine ziemlich bedeutende Gröfse; es mifst von
dem vorderen Ende der Kopfscheibe bis zur Afteröllnung ohngefähr ein Sechstel
Linie. Es schwimmt mittelst seiner Wimperkränze mit grofser Schnelligkeit, und
hat daim die Borsten meistens so glatt am Leibe herunterliegcn, wie in Fig. 6 ab-
gebildet ist. Zuweilen aber, wenn ihm irgend etwas hindernd in den Weg tritt,
hält es ganz plötzlich ein, und sträubt dann seine grofsen Borsten plötzlich aus-
einander, wie ein Stachelschwein. Diese Bewegung bei einem so zierlichen Wesen
hat unter dem Mikroskope etwas aufserordentlich Possirliches, besonders wenn es
mehrere Male dicht hintereinander dieselbe Vertheidungsstellung annimmt, bi Fig. 5
sind die Borsten, um das Thier in dieser charakteristischen Stellung wiederzugeben,
so ausgebreitet gezeichnet.
Die folgende Larve (Tafel VIII, Fig. 1 — 4) ist schon aufserordentlich viel weiter
entwickelt. Der Wimperkranz , der bei dem vorigen Thiere noch auf einer ordent-
lichen Scheibe safs, befindet sich jetzt nur noch am Kopfstücke, zu welchem jene
reducirt worden ist (Fig. lö); die Wimpern selbst stehen nur noch an dem unteren,
dem Munde zugekehrten Rande, auf der Rückseite sind sie verschwunden. Auf
dieser befinden sich vier Augenpunkte, und vor ihnen, gerade nach vorn abgehend,
ein unpaarer Stirnfühler {h). Unter jenem Rudimente von Wimperplatte mufs sich,
wenn diese Larve den Loven sehen Typus einhält, der Mund finden, während
jener unpaare Stirnfühler über ihr entsprang. Und so verhält es sich auch: wir
sehen ihn in Fig. 2, welche das Thier von der unteren Seite darstellt, unter dem
Rande des Kopfstückes a, als einen weiten Längsspalt c. Jederseits von ihm ent-
springt ein wimpernder Mundfühlcr und sechs grofse citronengelbe Borsten, welche
9
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ohngefähr halb so lang, als das Thier selbst, sind. Fig. 3 stellt das untere Ende
einer derselben in starker Vergröfserimg dar; man sieht, dafs es drehrnnde Stangen
sind, die einen ganz geraden Verlauf haben, und, ebenso wie dieselben Organe
bei der vorigen Larve, mit Zacken bewehrt sind; aber statt dafs diese dort alle
von einer Seite ausgingen, stehen sie hier rings herum um den Schaft, und zwar
in nicht regelmäfsiger Ordnung; denn bald befindet sich einer dem anderen gegen-
über, bald reihen sie sich in ungleicher Spirale aneinander.
Der sehr entwickelte Hinterleib trägt an seinem letzten Ring, welcher vom
After durchbohrt wird, gleichfalls einen Wiraperkranz. Zwischen diesem und dem
Kopfe liegen zwischen dreifsig und vierzig Segmente, welche mit den Bewegungs-
organen ausgerüstet sind. An dem ventralen Theile (Fig. 2) können wir einen
Cirrus abdominalis (d) und ein Borstenbüschel (/) unterscheiden. In letzterem sind
zwei verschiedene Arten Setae; einmal sechs bis sieben einfache lineare von gleicher
Gröfse, sodann eine bedeutend längere, welche wieder abgerundet und mit Zacken
versehen ist; Fig. 4 stellt sie stark vergröfsert dar; sie ist leicht gekrümmt, und
die Zacken stehen alle auf der convexen Seite.
Etwas über diesen an der Bauchfläche gelegenen Borsten befinden sich noch
auf jedem Leibesringe zw^ei gröfsere, welche in Fig. !(/ dargestellt sind. Nur ist
zu bemerken, dafs um die Deuthchkeit des Bildes nicht zu stören, hier die ent-
sprechenden Borsten der anderen Seite, so wie die ventralen neben dem Cirrus d
gelegenen, fortgelassen sind. Diese Borsten [/ erreichen zwar jene am Kopfstücke
befindlichen, schon erwähnten, nicht an Länge, gleichen ihnen aber in Farbe und
Struktur vollständig; denn auch sie sind drehrunde Stäbchen, um welche herum
Zacken in der verschiedensten Ordnung angebracht sind.
Untereinander sind sie nicht gleich an Gröfse, vielmehr variirt diese je nach
ihrer Stellung: an den vordersten Segmenten sind alle ziemlich gleich grofs und
auch gleichmäfsig entwickelt, weiter nach hinten werden sie immer kleiner, bis
zuletzt an den äufsersten Leibesringeln nur noch rudimentäre Stummel stehen.
Noch über ihnen, also fast vollständig dorsal, befinden sich auf jedem Leibes-
ringe Büschel von Flimmerhaaren (A), welche man vermöge ihrer Stellimg, und
weil sie durchaus nichts mit der Bewegung des Thieres zu thun haben, wohl für
provisorische Kiemen halten kann. Von ihnen gilt dasselbe, was eben von den
Borsten (/ gesagt ist, nämlich, dafs sie von vorn nach hinten an Gröfse abnehmen.
Unsere Fia;. 1 , welche das Thier in der seitlichen gekrümmten Stellung ab-
bildet, in welcher es sich gewöhnlich unter dem Mikroskope präsentirt, wenn es
ruhig liegt, läfst am besten die Anordnung der jetzt besprochenen äufseren Organe
erkennen. Zunächst am Rücken stehen die Flimmerbüschel h, sodann in der Mitte
des Leibes, ohngefähr der Mitte des Darmkanals k gegenüber, befinden sich die
gezähnten Stacheln g, und endlich an der Bauchseite der Cirrus d, welchem in
dieser Abbildung freilich die entsprechenden Borstenbüschel fehlen.
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Ueher die Stellung dieser und der vorigen Larve im Systeme liefsen sich
immer nur unbestimmte Vermutliungen anknüpfen; denn da die Würmer im jugend-
lichen Zustande nicht alle äufseren Organe, wie Fühler und Borstenbüschel, in der-
selben Zahl besitzen, wie die erwachsenen, so lassen sie sich mit Sicherheit nicht
leicht bestimmen. Ganz unbrauchbare Älerkmale sind auch die linearen Stacheln,
welche die Meisten im jugendlichen Alter besitzen; denn dafs diese sich noch voll-
ständig ändern, oder selbst anderen Platz machen können, wissen wiv aus der
bekannten Entwickelung der Terebella.
Die sichersten Charaktere würden immer noch die ausgebildeten Borsten geben,
die z. B. in den beiden letztbesprochenen Larven so eigenthümlich sind, dafs man
sie stets wiedererkennen würde, aber leider wissen wir von derlei Organen nur
bei sehr w^enig erwachsenen Anneliden etwas genaueres, und solche Borsten, wie
die eben beschriebenen , konnte ich in keinem mir bekannten naturwissenschaftlichen
Werke auffinden; es mufs daher erst künftigen Untersuchungen vorbehalten sein,
diese Jungen den ihnen rechtmäfsig zukonunenden Eltern zuzustellen. Dasselbe
gilt auch von den meisten der jetzt noch anzuführenden Annelidenlarven, die sich
auf den Loven - Sarsschen Typus zurückführen lassen, von denen es nur bei
einer einzigen möglich war, die Thiergruppe zu bestimmen, zu welcher sie ge-
hörte.
Die auf Tafel VIII, Fig. 6 abgebildete Larve besitzt noch keine Borsten, ist
aber unzweifelhaft eine junge Annelide. Sie w^impert ebenfalls über den ganzen
Leib, und besitzt aufserdem ein sie vollständig umgürtendes Räderorgan: die Wim-
pern des letzteren sind in unserer Figur nach vorn, d. h. in der Richtung auf die
Augen zu, umgeschlagen; denn gewöhnlich hält dies Thierchen sie so bei ruhiger
Lage, es kann sie aber eben so gut nach hinten richten, und beim Schwimmen
ist das Letztere der Fall. Von der unteren Seite des Leibes geht an der vorderen
Körperhälfte noch ein hakenförmig gekrümmter Busch sehr feiner Haare ab (o): da
diese ganz dicht gedrängt nebeneinander liegen , so erkennt man erst beim Zer-
pressen die einzelnen ihn zusammensetzenden Cilien; während des Schwimmens
würde man diesen Theil am leichtesten für einen weichen Haken halten. Wir werden
später einen ähnlichen Haarbusch bei einem ganz verschiedenen Thiere (Taf. X,
Fig. 2g) kennen lernen.
Auffallend ist bei unserer Larve die im Verhältnifs zum kürzeren und dickeren
Hinterleibe so sehr lange und schlanke vordere Körperhälfte. Da nun der die Lage
der Theile bestimmende Wimperkranz so weit nach hinten gerückt ist, so mufs
auch der auf der unteren Seite befindliche Mund b ebenfalls hinler der Mitte des
Körpers hegen. Der Darm , dessen Wände in seiner ganzen Ausdehnung mit runden
Zellen gepflastert sind, mündet hinten zwischen den beiden Analfortsätzen c mit
dem After; er beginnt jedoch nicht mit dem Munde, sondern erstreckt sich noch
über diesen hinaus in die vordere Körperhälfte mit einem blinden Fortsatze. Dem-
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nach wird es wohl erlaubt sein zu schliefsen, dafs auch im erwachsenen Thiere
der Mund nicht vollständig am vorderen Körperende sich befinden wird.
Eine andere Art, die aber zugleich etwas weiter entwickelt ist, sehen wir
in Fig. 7. Das Thierchen ist nur ein Siebentel Linie lang, hat einen ganz abge-
rundeten Vorderkörper, aber spitz nach hinten zulaufenden Hinterleib. Aufser dem
allgemeinen Wimperilaume, besitzt es noch zwei Cilienkränzc, den einen gröfseren
zwischen Vorder- und Hinterleib, welcher allen diesen Annelidenlarven gemeinsam
ist, und einen zweiten kleineren am letzten Leibesringe, den wir auch schon bei
zwei Arten angetroffen haben. Zwischen beiden liegen noch acht deutliche Leibes-
ringe, deren jeder mit Borsten versehen ist: die letzteren sind in Büschel vereinigt,
und zwar so, dafs jederseits in jedem Segmente zwei liegen, eins mehr dorsal,
das andere ventral, so dafs also im Ganzen deren vier in jedem Ringe vorhanden
sind. Die Anzahl und Form dieser Borsten ist in allen Büscheln gleich, in jedem
befindet sich nämlich eine gröfsere hakenförmige und drei kleine einfachere (Fig. 8).
Die erstere hat einen gerade verlaufenden runden Stiel, der sich erst unten in einen
schwachgekrümmten Haken fortsetzt; aber auch dieser Haken ist überall abgerundet,
sowohl an seinen Rändern als an der Spitze; er steckt so in dem Leibesringe, dafs
seine Sichel dem gröfseren, seine Convexität dem kleineren Wimperkranze zuge-
wendet ist. Die drei anderen Stacheln sind, wie die Figur zeigt, leicht gekrümmt;
ihr concaver Rand ist scharf; ihr freies Ende ist zugespitzt.
Der Darmkanal, dessen Wände überall einen Beleg von Zellen haben, ver-
läuft wieder ganz gerade vom Munde a an bis zum After h, jedoch auch hier
erstreckt er sich etwas weiter nach vorn als der hinter dem grofsen Wimper-
kranze gelegene Mund.
Die Augen, welche bei dieser Larve sehr weit nach vorn gerückt sind, be-
stehen nicht, \vie bei den bisher betrachteten Arten, aus einem blofsen Pigment-
flecke, sondern zeigen schon etwas von einem lichtbrechenden Apparate. Jedes
derselben (Fig. 9) enthält einen viereckigen schwarzen Körper, welcher nach rechts
sowohl wie links eine helle abgerundete Membran, wie eine Cornea trägt.
Interessant ist es jedenfalls , dafs wir in einer so jugendlichen Annelide schon
Organe linden, die wegen ihrer Struktur als Augen gedeutet werden müssen; denn
dadurch werden wir bestimmt, auch jene gefärbten Flecke, welche bei den anderen
Larven an dieser Stelle vorkommen, und aus nichts als Pigment zu bestehen scheinen,
als lichtempfindende Organe zu betrachten.
Auf Tafel IX, Fig. 9 und 10 ist eine neue Annelidenlarve, welche in mehreren
Exemplaren in Triest vorkam, abgebildet. Fig. 10 stellt dieselbe im früheren Stadium
von der Seite gesehen dar: das Thierchen ist dann ohngefähr ein Fünftel Linie
lang, hat ebenfalls zwei Gürtel von gröfseren Wimpern, den einen um den Kopf,
den anderen um den letzten Leibesring. Die Reifen selbst, welche die Cilien tragen,
sind beide von hochgelber Farbe; hinter dem letzteren stehen zwei stumpfe, cylin-
60
drische Analfortsätze d, welche an ihrem freien Ende ebenfalls mit Wimpern be-
deckt sind, und zwischen diesen beiden befindet sich ein konischer Körper c,
welcher aus fünf aneinanderliegenden, elliptischen, hochgelben Zapfen besteht, und
auf dessen Spitze mehrere längere Haare befestigt sind. Der eigentliche Leib der
Larve zwischen den beiden Wimperkränzen ist in deutliche Ringe getheilt, deren
Zahl zwischen zehn und vierzehn variirt; was aber dieses Thierchen vor allen
anderen bisher beobachteten auszeichnete, war, dafs jeder dieser Ringe von einem
Kranze lebhaft schlagender Cilien umgürtet vi^urde.
Vor dem ersten gröfseren Wimperkranze liegt das halbkugelige Kopfstück,
welches durch eine Reihe kleiner schwarzer Pigmentpunkte, die von einem Ende
des Cilienreifes über den Scheitel hinweg zum anderen laufen, geziert wird. Aufser
diesen kleinen Flecken befinden sich darauf zwei gröfsere schwarze Augenpunkte,
von denen man aber bei der Seitenansicht nur den einen zu Gesicht bekommt;
der zweite liegt gerade gegenüber auf der anderen Seite; zwischen beiden und
etwas über ihnen befinden sich zwei mit einander verschmolzene, orangegelbe
Körper g, \velche aus amorpher Substanz bestehen.
Der Mund, hier eine sehr weite wimpernde OelTnung, liegt, wie bei allen
diesen Larven %vieder hinter dem ersten Räderorgane; der von ihm ausgehende
Darm ist ebenfalls ganz gerade in seinem Verlaufe, bis zum After. Seine Wände
flimmern lebhaft, so dafs man die kleinen Kügelchen des Speisebreies auf und nieder
treiben sieht.
Fig. 9 stellt dasselbe Thierchen in etwas weiterer Entwickelung dar, und
zwar sehen wir es von der Bauchseite, während das Räderorgan nach hinten und
unten umgeklappt liegt. In dieser Stellung ist das Verhältnifs der Organe des
Kopfstückes zu einander, welche man hindurchschimmern sieht, am deutlichsten.
Wir finden im Wesentlichen alle vorher beschriebenen Theile ganz ebenso wieder;
nur sind noch aufserdem die bleibenden Bewegungsorgane hinzugekommen: an
jedem Leibesringe befindet sich nämlich auf der Bauchseite ein Blatt /, ^velches
Borsten enthält, und zwar der Zahl nach zwischen drei und fünf. Ihre Gestalt ist
einfach linear, mit scharf zugehender Spitze, wie sie eben sehr vielen Würmern
ei2:enthümlich ist.
Auf derselben Tafel (Fig. 11) ist eine Larve abgebildet, an der wir aus der
charakteristischen Form der Borsten die Stellung im Systeme einigermafsen bestimmen
können. Das Thierchen ist ein Fünftel Linie lang, es besftzt nur einen gröfseren
Wimperkranz und zwar natürlich den, welcher Vorder- und Hinterleib scheidet.
Das vor ihm liegende Kopfstück ist etwas in die Länge gezogen und mehr spitz
als bei der vorigen Larve; es besitzt vier Pigmentpunkte, zwei gröfsere und zwei
kleinere; die ersteren stehen dem Räderorgane am nächsten, die letzteren etwas
nach oben und vorn von jenen. Nach innen und etwas nach oben von den kleinen
entspringen zwei kurze Stirnfühler a, welche die Gestalt leicht gekrümmter Hörner
70
haben. Gleich hinter dem Räderorgane sehen wir den grofsen weiten Mund h, dessen
breite Lippen mit zahlreichen Wimpern besetzt sind, auf der unteren Seite liegen;
an ihn schliefst sich der gerade verlaufende Darmkanal, welcher den letzten Leibes-
ring in der Mitte mit dem After durchbohrt.
Der eigentliche Leib des Thieres besteht aus sechs sehr deutlich abgesetzten
Segmenten, von denen das letzte durch zwei frei nach hinten ragende stumpfe
Analfortsätze ausgezeichnet ist, welche zu den Seiten des Afters liegen. Die I3e-
\vegungsorgane sind in allen Leibesringen gleich; sie zerfallen in einen einfachen
Cirrus c und eine borstentragende Pinna d: der erstere ist im Verhältnifs zur Jugend
des Thieres schon sehr lang, hat aber eine nur geringe Breite; auf seiner Ober-
fläche stehen hin und wieder kleine gefärbte Punkte. Die Pinnae haben die bei
den Anneliden gewöhnliche blattartige Gestalt; die gröfste Zahl der Borsten, welche
eine von ihnen beherbergte, war vier. Die letzteren, deren genauere Form in
Fig. 12 dargestellt ist, sind gegliederte peitschenf(>rmige Stacheln; der Stiel derselben
ist anfangs rund und von demselben Durchmesser; an seinem Ende schwillt er aber
in eine abgeplattete breitere lancettförmige Spitze an, von welcher dann in einem
Winkel das dünnere Ende sich fortsetzt.
Diese charakteristische Art von Borsten ist, wie bekannt, Würmern cigen-
thümlich, welche der grofsen Abtheilung der Nereiden angehören, und zwar kommen
sie hier sowohl mit quergestreiften, als mit glatten Stielen vor; das letztere ist
bei unserer Larve der Fall. Wahrscheinlich ist dieses Thierchen die frühere Ent-
wickelungsstufe einer der weiter ausgebildeten Nereiden, welche Mi Ine Edwards
am angeführten Orte abbildet.
Von den zuletzt besprochenen Larven wäre es, selbst wenn sie alle noch
keine Borsten besessen hätten, klar gewesen, dafs sie Jugendzustände von Anne-
liden seien, weil sie genau dem Sars - Lovenschen Typus nachgebildet waren.
Auf Tafel VllI, Fig. 5 sehen wir jedoch ein Thier, von welchem es sehr zweifel-
haft ist, was aus ihm werden soll; denn es besitzt zwar dieselbe Gestalt und alle
die Organe, welche den jungen Anneliden zukommen, die letzteren sind aber auf
etwas andere Weise angeordnet, als wir es bisher gesehen haben. Das Thierchen,
welches dem IMittelmeere angehört, ist nur ein Neuntel Linie lang; es wimpert
über den ganzen Leib, und hat um den Kopf und ebenso weiter hinten um den
Körper ein discretes Räderorgan. Vor dem ersten und hinter dem zweiten dieser
Gürtel ist die Haut dreht mit gelben Pigmentpunkten besetzt. Die beiden grofsen
Augenpunkte liegen hier hinter dem ersten Räderorgane. Das stark wimpernde
Maul a, welches sich, wie bei den Anneliden auf der unteren, d. h. der den Augen
entgegengesetzten Seite des Leibes öffnet, ist sehr weit hinter das erste Räderorgan
gerückt, es führt in den ganz mit Zellen gepflasterten Darm, welcher einen geraden
Verlauf hat und sich am hinteren Körperende mit dem After öffnet, um den dann
wieder etwas gröfsere Cilien gestellt sind.— Wie wir sehen, pafst diese Thierform
71
zu keiner der vorher besprochenen, es ist mir aber doch wahrscheinlich, wenn
ich auch keine Gewifsheit darüber habe, da ich eine weitere Entwickehmg der-
selben nicht beobachten konnte, dafs aus ihr ein Wurm w^ird.
Aufser diesen freischwimmenden Annelidenlarven habe ich noch mehrere junge
Röhrenwürmer untersucht, die sich ganz in der Art und Weise verhielten, wie sie
Milne Edwards dargestellt hat; nur von einem gebe ich eine Abbildung auf
Tafel XI, Fig. 7. Dieses Thier, w^elches schon ziemlich weit entwickelt ist, gehört
dem Mittelmeere an; seine glashelle Röhre, welche in unserer Figur, um Raum zu
ersparen, nicht vollständig gezeichnet ist, mifst gegen zwei Linien; nach unten endet
sie spitz, nach oben mit einer weiten, fast circulären Oeffnung. Der Körper ist
im Ganzen oval, verschmälert sich aber nach hinten bedeutend: das Kopfstück a
ist rundhch, in der Mitte des vorderen Randes jedoch durch eine kleine Incisur in
zwei Lappen getheilt; über seine ganze Oberfläche geht ein Bezug von sehr kurzen,
feinen Flimmerhaaren; am vorderen Theile desselben befinden sich drei Stirnfort-
sätze, ein gröfserer h in der Mitte, und zwei kleinere zu den Seiten, welche alle
dieselbe aus runden Zellen bestehende Struktur zeigen. Ihr äufserer Rand besitzt
dieselben kleinen Wimperhaare als das Kopfstück; aufserdem stehen aber diese
noch in einer Excavation, welche in der Mitte des imteren Theiles der Stirnfort-
sätze sich befindet und in der Gegend des freien Endes derselben spitz endigt.
In unserer Figur ist diese Stelle durch die hellere Färbung leicht kenntfich; hier
stehen die kleinen Cilien jederseits am Rande dieser Rinne in einer Reihe und gehen
am spitzen Ende derselben in einander über. Etwas weiter nach hinten kommen
von der unteren Seite unter dem Kopfstücke zwei kurze runde Mimdfühler zum
Vorschein , welche ebenfalls wimpern (r). Der der linken Seite ist in unserer Figur
ganz ausgestreckt, der der rechten Seite ist nur theilweise sichtbar. An dieser Stelle
geht auch das Kopfstück nach einer leichten Einschnürung in den eigentlichen Körper
über: dieser ist in dem ersten Theile seines Verlaufes bis zu dem ersten Borsten-
paare ganz gleichmäfsig, und bis zu diesem geht auch der Ueberzug der zarten
Flimmerhafire. Auf der Rückseite stehen hier zwei sehr unscheinbare schwarze
Augenpunkte d.
Jetzt folgen acht undeutliche Leibesringe, welche dadurch gebildet werden,
dafs an den Stellen, wo die neun Borstenbüschel jederseits auftreten, sich ein kleiner
Höcker befindet, und dafs zwischen je zwei von diesen der Körper leicht einge-
buchtet erscheint. Die Borsten selbst (/) sind noch einfache lineare Stacheln; unter
jedem Büschel befindet sich aber noch ein Cirrus (/«), welcher eingezogen und aus-
gestreckt werden kann. In Fig. 7« ist ein solcher stärker vergröfsert dargestellt:
wir sehen, wie auf den rundlichen Körperansatz ein schmalerer Stiel folgt, auf
dessen freiem Ende ein rundlicher Knopf aus härterer Substanz steht. Dieser Knopf
(Fig. 7/S) ist nach unten mehrfach ausgezackt, so dafs dadurch der Cirrus besser
geschickt wird, dem Thiere beim Auf- und Absteigen in der Röhre zu dienen.
72
Von der Stelle an, wo das letzte Borstenbüschel sich befindet, verschmälert
sich der Körper sehr, und geht nun in einen dünnen Fortsatz über, welcher nach
hinten mit zwei spitzen Zapfen endigt, zwischen welchen wieder Wimperhaare
stehen. Der letzte borstenlose Körpertheil ist übrigens in neun sehr deutlich aus-
gesprochene Ringe getheilt.
Der Darnikanal ist schon etwas comphcirter, als bei unseren früheren Larven;
er beginnt mit dem Munde, ^velcher unter dem Kopfstücke o, gerade zwischen den
beiden Fühlern c, liegt. In unserer Figur ist er jedoch wegen der Undurchsichtig-
keit dieser Theile nicht zu sehen. Auf den Mund folgt ein langer, schlanker Oeso-
phagus/, welcher in einen schlauchförmigen Magen g übergeht, aus \velchem dann
ein dünnes Darmrohr mit einer einfachen Windung entspringt, und hinten zwischen
den beiden Endzapfen mit dem After endigt. In dem ganzen "^^n-laufe des Darm-
kanales ^verden übrigens, durch die innen befindlichen Flimmerhaare, kleine Kügel-
chen auf und ab getrieben.
Während nun bei freischwimmenden Larven keine Spur einer Cirkulation zu
bemerken war, sind hier schon die ersten Anfänge derselben sichtbar. Ein ge-
schlossenes Gefäfssystem ist zwar noch nicht vorhanden, aber ganz wie es Milne
Edwards bei denjenigen Terebellen, welche sich ohngefähr in demselben Ent-
wickelungsstadium \vie unser Wurm befinden, beschreibt, kreist ein blutartiges
riuidnm, welches gröfsere und kleinere Kugeln enthält, in der Leibeshöhle zwischen
den Wänden des Darmes und denen des Körpers (vergl. die Figur).
Weim wir jetzt noch einmal anf die verschiedenen in dem Vorhergehenden
betrachteten Entwickelungsweisen zurückblicken, so begegnen wir z\A'ar auch ganz
isolirt dastehenden Formen, wie den Jungen der Exogone naidina, andererseits
finden wir aber auch Typen, unter die sich sehr viel unterordnen läfst. Nach dem
Typus der Mesotrocha haben wir drei Würmer: die Annelide gleichen Namens mit
zwei Räderorganen , eine andere mit einem und den neuen Triestiner Wurm. Noch
weit ergiebiger ist die Abtheilung, die sich nach dem Sars - Lovenschen Typus
richtet; aber eben diese Ergiebigkeit macht mir ^venigstens für jetzt, wo unsere
Kenntnifs von der Entwickelung dieser Thiere noch in den bicunabeln liegt, die
Hoffnung zu Schanden, die ich hegte, dafs aus der Entwickelungsgeschiclite sich
^vichtige Thatsachen für die Systematik ergeben würden. Hier sehen wir unter
denen, deren Eltern wir kennen, aufserordentlich weit von einander abstehende
Gattungen sich vereinigen: die Polynoe, direkt aus dem Ei beobachtet, eine Nereide,
und endlich anch die Terebella, welche wir hierher zählen müssen; denn nach den
Hauptcharakteren der Lovenschen und Sars sehen Larven, welche in dem Ver-
hällnifs des vorübergehenden Räderorganes zu Augen und Mund liegen, gehört auch
sie zu dieser Reihe.
bi dieser Hauptabtheilung werden sich natürlich noch viele Gruppen bilden
lassen, und so finden wir, dafs schon unter den wenigen Larven, welche ich zu
73
untersuchen Gelegenheit hatte, einzehie sich durch besondere Charaktere, welche
den anderen abgehen, zusamuienordnen. Unter diesen Merkmalen sehen wir, dafs
einige aufser dem grofsen Räderorgane, welches den Vorderleib von dem hinteren
Theile des Körpers trennt, noch ein zweites an dem letzten Leibesringe besitzen,
während andere dasselbe nicht haben. Ebenso besitzen einige am hinteren Körperende
kurze Fortsätze, während dieser Theil bei anderen vollständig abgerundet erscheint.
Ferner liegt bei mehreren Arten der Mund ganz am vorderen Ende des Darmkanales,
während er bei anderen erst in der unteren Wand desselben auftritt, und über
ihn hinaus noch blindsackförmig ein Fortsatz des Darmes sich erstreckt.
Dergleichen anatomische Thatsachen werden sich noch weit mehr auffinden
lassen, w^enn wir nur überhaupt erst mehr Larven kennen, und dann wird es auch
möglich sein, diese systematisch zu ordnen. Als Anhang zu diesem Capitel gebe
ich jetzt noch die Entwickelung eines von den bisher betrachteten Anneliden abge-
zweigten wurmförmigen Thieres, ^velches sich aber bis jetzt noch nicht ganz genau
bestimmen läfst.
In den ersten Wochen unseres Aufenthaltes in Triest wurden öfter auf dem
von unseren Excursionen heimgebrachten Meerwasser kleine Kügelchen, \vie Oel-
tropfen, bemerkt. ObAvohl sie nur ein Zehntel Linie grofs und ganz ungefärbt
w^aren , so liefsen sie sich doch durch das eigenthümliche fettige Aussehen schon
mit blofsen Augen deutlich erkennen. Unter das Mikroskop gebracht, erwiesen sie
sich als fast vollkommen kugelige Körper von unbestimmt granulirter Struktur, in
deren Innerem vier grofse Oeltropfen lagen. Durch diese ist ihr Aussehen fast ganz
gleich den Embryonen der Protula, wie sie Milne Edwards a. a. 0. abbildet.
Wir separirten nun eine Anzahl derselben, um ihre Entwickelung abzuwarten. Die
erste Veränderung, die an ihnen geschieht, ist, dafs die Kugel auf der ganzen
Oberfläche Wimpern bekommt, mittelst deren sie langsam auf dem Wasser umher-
schwimmt (Taf. X, Fig. 5). Danach zieht sich das Thier mehr in die Länge, so
dafs es ein etwas unregelmäfsiges Oval mit vorderem breileren und hinterem
schmaleren Ende bildet (Fig. 6), und dessen innere Masse, welche die Oeltropfen
enthält, dunkeler gefärbt ist, als der umgebende Rand. Jetzt schwimmen diese
kleinen Wesen aber schon mit grofser Schnelligkeit, das breitere Ende stets nach
vorn tragend, und sich oft um ihre Längsachse drehend.
Am dritten Tage endlich ist der Körper sehr schlank geworden, indem er
sich zu mehr als der doppelten Länge ausgezogen hat (Fig. 8). Die vier Oelkugeln
befinden sich gewöhnlich am vorderen Ende des dunkeleren inneren Kernes, können
aber zuweilen auch nach hinten gleiten, wenn das Thier sich bewegt, so dafs hier
im Inneren eine Höhle bestehen mufs. Gleich hinter der Mitte des Leibes und etwas
vor dem Ende desselben bemerkt man seitlich kleine Höcker (Fig. 8o) an denen
die Wimpern länger sind, als an den übrigen Theilen, und welche als gürtelförmige
10
74
Reifen den ganzen Leib umgeben; so dafs wir zwei vollständig geschlossene gröl'sere
Wimperkränze haben.
Die meisten der eben beschriebenen Kugeln entwickeln sich auf diese Weise;
einige w^enige weichen aber davon ganz ab, obwohl sie in ihrer Struktur sich
durch nichts von den ersteren unterscheiden, und auch nachher zu demselben Ziele
hinführen. Während nämlich bei jenen die ganze Kugel Wimpern bekam und sich
sofort als freies selbstständiges Thier gerirte, wächst hier aus einem Theile derselben
ein bald mehr bald weniger hervorragender Fortsatz heraus, der dann Wimpern
bekommt, während die Kugel, an der er hängt, keine trägt (Fig. 7). Dieser Fortsatz
wächst gewöhnlich bis er die Gestalt der Fig. 6 erreicht hat, wonach er sich dann
abschnürt, und von da ab denselben Entwickehmgsgang einhält, wie die übrigen
Embryonen; einige jedoch bleiben länger an der Kugel hängen, selbst so weit, dafs
sie schon beide Wimperkränze haben, wonach sie dann endlich auch abfallen und
w^eiter herumschwimmen. Was aus den zurückbleibenden Kugeln w^ird, habe ich
nicht ermitteln können.
Am fünften Tage, nachdem die Thierchen eingesetzt ^vorden waren, zeigten
sie eine graulich weifse Farbe; die Gürtel (Fig. 9a), an denen die langen Wimpern
stehen, sind heller als der übrige Körper, welcher mit vielen Pigmentpunkten besäet
ist. Zwischen den beiden Kränzen kommen nun zwei Organe zum Vorschein, vou
denen vorher gar nichts zu sehen war. Es sind dieses zwei hakenförmige, be-
wegliche Fortsätze, die in der Haut stecken, und gerade nach hinten gerichtet sind.
hl unserer Fig. 9A liegen sie so divergirend, weil das Thier um sie besser zur
Anschauung zu bringen, geprefst worden war. Fig. 11 zeigt einen dieser Haken
stärker vergröfsert, man sieht dafs das in der Haut steckende Ende zuerst gerade
verläuft, dann sich in eine leicht gebogene Sichel fortsetzt, die mit einer starken
Spitze endet, und deren concave Seite eine scharfe Kante zu haben scheint. Die
Farbe des ganzen Hakens ist bei durchfallendem Lichte leicht violettblau.
In den folgenden Tagen wächst dieses Organ aufserordentlich schnell; die
Sichel geht nach einer kurzen knopfartigen Anscliwellung in eine gerade Handhabe
über (Fig. 12). Bis fast zu dem Knopfe steckt die Handhabe in der Haut, und
nur wenig mehr, als die Sichel, ragt frei hervor. Da sie nun gerade in der Mitte
des Rückens stecken, (ich nenne die Seite so, welche meistens nach oben getragen
wird), und das Thier sehr undurchsichtig ist, so lassen sie sich sehr schwer be-
merken; nur wenn das Thier auf der Seite liegt, so dafs die Sicheln über den
Rand fortragen, oder wenn man es prefst, sind sie deutlich.
Fig. 10 stellt ein zehn Tage altes Thier dar: die gröfseren Wimperkränze
sind zwar noch vorhanden, aber schon schmäler geworden als vorher; es wimpert
auch noch über den ganzen Leib, kriecht aber doch schon auf dem Boden des
Glases durch Ein- und Ausziehen des Körpers umher. Die dunkele im hineren
/O
befiiidliclie Höhle hat sich nun vollständig zum Darme ausgebildet; der After am
hinteren Ende (o) ist deutlich, hingegen der Mund nicht klar bemerkt. Im hineren
sind zu den vier gröfsercn Oeltropfen noch eine ganze Anzahl kleinerer hinzu-
gekommen, die bei den Bewegungen des Thieres, die es auf der Glasplatte macht,
hin- und herrollen. Von einem Cirkulations- und Nervenapparat läfst sich wegen
der grofsen Undurchsichtigkeit nichts wahrnehmen. Die Pigmentpunktc in der Haut
sind zwar noch ebenso, wie vorher, sie sind aber in unserer Figur der Deutlichkeit
wegen weggelassen ^vorden. Die grofsen Haken /( haben jetzt die Gestalt von
Fig. 13, aber freilich präsentiren sie sich nur so, wenn sie geprefst sind; im frei
sich bewegenden Thiere cnigeht die ganze Handhabe vom Knopfe an, d. h. so weit
der Haken in der Haut steckt, der Untersuchung, wegen der Undurchsichtigkeit des
Objekts; sie sind ohngefähr ^„ Linie lang. Uebrigens müssen Muskeln sich im
bineren an sie inseriren; denn das Thier kann sie willkürlich bewegen, indem es
sie bald gerade nach oben aufrichtet, bald mehr nach hinten heruntersinken läfst.
Wenn die Larven kriechen , tragen sie diese Waffen stets nach oben , so dafs also
durch sie die Rückseite bestimmt wird.
Die jetzt folgende weitere Entwickelung bis zu dem Zeitpunkte, wo drei und
eine halbe Woche nach dem Einsetzen der zuerst entdeckten Kugeln verstrichen
sind, bietet nur noch wenig Bemerkenswerthes dar, da das sehr einfache Thier
schon fast fertig ist. Je mehr und mehr die provisorisch aufgetretenen Wimper-
kränze schwinden, desto mehr gleichen sich die Hervorragungen, an denen sie
befestigt waren, aus, so dafs, wenn das Thier nichts mehr davon besitzt, es voll-
ständig abgerundet ^vorden ist. Allmälig verschwindet nun auch das zarte Flimmer-
epilhelium, Avomit bisher die ganze Körperoberfläche bedeckt war. Eigentliche
Bewegungsorgane sind gar nicht vorhanden; denn die Stacheln auf dem Rücken,
wenn sie auch beweglich sind, werden nicht zur Locomotion verwendet; das
Kriechen geschieht nur diu-ch Ein- und Ausziehen des langen wurniförmigen Kör-
pers, wobei natürlich eine Runzelung der Haut entsteht. Erleichtert mag es noch
werden durch kleine Unebenheiten der äufseren Haut, die da auftreten, \vo früher
blofs Pigmentpunkte waren, es scheinen also diese sich zu kleinen rauhen Höcker-
chen ausbilden zu wollen. Nach drei und einer halben Woche hat das Thierchen
ohngefähr eine Gröfse von zwei Fünftel Linien erreicht, hat den ganz einfachen
runden, wurmförniigen Körper, ohne weitere Fortsätze als die beiden Haken, und
kriecht stets am Boden umher. Der Darm enthält noch immer die Oeltropfen, ist
aber ebenso undurchsichtig wie vorher.
Noch ist zu bemerken , dafs zweimal ein Individuum mit drei Stacheln und
einmal eins mit einem aufgefunden wurde, so dafs die Vermuthung ziemlich nahe
liegen würde, dafs das Thier im späteren Leben noch mehr Haken trüge als jetzt.
Ich halte diese Verschiedenheit in der Anzahl der Haken nur für Monstrositäten, da
das eine, welches drei Stacheln hatte, gerade das erste war, welches ich überhaupt
10*
76
iintersnchte, also schon am fünften Tage die ganz gleich weit in der Anlage vor-
geschrittenen Haken trug; und dasjenige, welches nur einen sehr grofsen Haken
hatte, schon ein vollständig ausgebildetes Thier war, welches vier Wochen alt,
erst nach meiner Abreise von Herrn Max Müller, der die Menagerie dann in
seine Obhut nahm, entdeckt wurde. Alle übrigen Individuen, die ich untersuchte,
und ihre Zahl ist sehr grofs, da die Zucht derselben in vier Gläsern aufbewahrt
werden mufste, zeigten stets die Anlage der Haken paarig; beide gleich grofs bei
ihrem Auftreten, beide immer gleichen Schritt haltend während des Wachsthums,
so dafs es mir sehr wahrscheinlich ist, dafs das Thier überhaupt nur deren zwei
im erwachsenen Zustande trägt.
Was hiernach die Stellung betrifft, die unser Thierchen, als erwachsen, im
Systeme einnehmen wird, so kann sie, wie ich glaube, nur in der Abtheilung der
Echiuriden sein; denn in diesen finden wir ganz übereinstimmend gebaute Haken,
bei vollständig vt^urmförmigem Körper, ohne seitliche Bewegungsorgane. In der
Form gleichen die Haken vollständig denen des eigentlichen Echiurus, nur müfste
dann freihch das Ende, welches bei diesen Thieren gewöhnlich für das vordere
gehalten -wird, das hintere sein; jedoch ist hier zu bemerken, dafs der Echiurus
am entgegengesetzten Leibesende noch Borsten trägt, die unseren Thieren abgehen.
Wenn diese in unseren Larven nicht mehr zum Vorschein kommen würden, so
könnten die letzteren nicht Jugendzustände der Gattung Echiurus sein, aber dann
würden sie wenigstens einem ihm sehr nahe verwandten Thiere angehören.
E c h i n 0 d e r m e n - E n t w i c k e 1 u n «\
Entwickehing des Echinaster sepositus.
Tafel XII.
In Triest hcatte ich Gelegenheit, die Ent Wickelung eines Seesternes nach dem von
Sars beim Echinaster sangninolentus beschriebenen Tjpns zu beobachten; nur war
leider die Untersuchung auf ein einziges Exemplar beschränlit , so dafs wir, um es
behufs seiner weiteren Ausbildung am Leben zu erhalten, sehr schonend mit ihm
verfahren niufsten. Das Thierchen, welches wir auf freiem Meere einfingen, w^ar
von dunkeler, feuerrother Farbe und vollständig undurchsichtig. Es hatte die in
Fig. 1 abgebildete Gestalt und würde demnach das Entwickelungsstadium erreicht
haben, welches wir in der Faun, httor. Norv. Taf. VIII, Fig. 21 und 25 sehen.
Seine Gröfse betrug eine Linie, also ohngefähr das Doppelte von der Länge der
Sars sehen Seesterne in dieser Periode. Die Locomotion wurde durch viele feine
Cihen bewerkstelligt, mittelst welcher das Thierchen, ohne einen Körpertheil zu
bewegen, langsam dahinschwamm. Betrachtet man es von der Seite, wie es unsere
Figur darstellt, so läfst sich seine Gestalt am besten mit einem von den in Deutsch-
land gebräuchlichen Pfeifenabgüssen vergleichen, welche an ihrem Körper noch zwei
Fortsätze haben, den einen für das Rohr, den anderen für den Pfeifenkopf. Die
Fortsätze (b) sind zu dieser Zeit noch zu kurz, als dafs man eigenmächtige Bewe-
gung an ihnen wahrnehmen könnte, jedoch vermögen sie sich schon so fest an das
Glas anzusaugen, dafs es einiger Gewalt bedarf, um das Thicr loszureifsen. Zwischen
beiden kam zuweilen von einer, wegen der Undurchsichtigkeit nicht näher zu be-
stimmenden, Stelle ein langer Faden {c) spielend zum Vorschein, welcher jedoch
später nicht mehr bemerkt wurde und daher wahrscheinlich abgerissen war.
Das Wachsthum geht ziemlich schnell vor sich, besonders an den Fortsätzen,
welche sich knieförmig einknicken (Fig. 2c), und an der Stelle der Einbiegung
einen neuen Stummel hervortreiben, so dafs im ganzen vier Fortsätze vorhanden
sind, welche an ihrem freien Ende kolbig angeschwollen sind, von denen aber
jedesmal zwei auf einem gemeinschaftlichen ziemlich dicken Stiele stehen. Die
7^8
wichtiije Frage, ob diese Aiiheftiingsorgane, die wir aus den Sarsschen Unter-
suchungen, als nur transitorische kennen, an der Rücken- oder Bauchseite des
Sternes ihren Ursprung nehmen, liefs sich damals, wo der Unterschied zwischen
diesen beiden Flächen noch nicht ausgesprochen war, nicht beantworten, später
werden wir sehen , dafs sie der Bauchfläche angehören. Zu dieser Zeit kann man
nun auch die Bewegung der Fortsätze bemerken, indem das Thier sie langsam
ausstreckt oder etwas einzieht. Dafs Muskeln für diese transitorischen Organe ge-
bildet worden, ist mir nicht wahrscheinlich; weit eher glaube ich, dafs sie hohl
sind und mit dem Wassergefäfssysteme in Verbindung stehen. An unserer und der
Sarsschen Species, die sich beide in vollständige Undurchsichtigkeit hüllen, läfst
sich das freiUch nicht eruiren; Agasfiz aber will an der vollständig durchsichtigen
Larve eines Echinaster eine Bewegung von lüigelchen im hohlen Inneren wahr-
genommen haben. «The cells, within the peduncle have undergone changes, some
have become moveable and a kind of circulation is going on in ihem.« (American
Traveller. 22. Decemb. 48).
In der Älitte zwischen den vier Fortsätzen liegt eine rundliche Erhabenheit
(Fig. 3 c;), die übrigens Sars ebenfalls schon beschrieben hat. Im Centrum dieser
warzenähnlichen Erhöhung, befindet sich eine etwas dunkelere vertiefte Stelle, die
durchaus einer Oeffnung gleicht (Fig. 4r/). Das Aussehen ist so bestimmt, dafs ich
jedenfalls hierher den Mund der Larve verlegen würde, wenn mich nicht der Um-
stand etwas anstehen machte, dafs einem Beobachter wie Sars, der aufserdem
sehr viele Exemplare untersucht hat, diese Oeffnung entgangen sein sollte. An
meinem einzigen Individuum, an dem noch die weitere Entwickelung studirt werden
sollte, durften natürlich nicht grofse Experimente angestellt werden, die die Sache
zweifellos gemacht hätten. Sehr wahrscheinlich ist es mir jedoch, dafs hier ein
Mund vorhanden ist; denn, da der Mund des eigentlichen Sternes erst sehr viel
später zum Vorschein kommt, so kaim ich mir nicht gut denken, wie bei dem
aufserordentlich schnellen Wachsthume und Zunahme an Substanz die Ernährung
vor sich gehen soll; dafs sie, wie Sars vermuthet, durch Einsaugen durch die
Haut geschieht, ist mir bei der Bildung derselben in den Echinodermen, die etwas
sehr pach3^dermatisches hat, unwahrscheinlich.
Die weitere Entwickeluns: erfolgte bei unserem Thiere viel schneller, als bei
den von Sars beschriebenen; denn schon fünf Tage nach dem Einfangen, wo es
ein und eine halbe Linie grofs war, hatte es die in Fig. 5 abgebildete Gestalt.
Der eigentliche Körper war schon vollständig sternförmig, mit fünf Ecken, deren
jede eine rundliche Incisur in der Mitte halte. Auf der Bauchseite, denn von jetzt an
kann man sie deutlich als solche erkennen, stehen zwanzig kleine Wärzchen, und
zwar so, dafs vier auf jeder Ecke des Sternes sich befinden, von denen je zwei
auf jeder Seite der mittleren Incisur stehen, und in der Richtung von der Ecke
nach dem Centrum des Sternes hin, hintereinander liegen {b). Diese Wärzchen sind
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die ersten Anfänge der Tentakelreihen, die später längs den Bauchfurchen ange-
ordnet sind. Die Rückseite zeigt die durch Furchen von dem Centraltheile ge-
trennten Armstücke, nur sind die Erhabenheiten nicht so deutlich ausgesprochen,
^vic bei den Sars sehen Thieren. Die Anheftungsorgane haben jetzt den höchsten
Grad der Vollkommenheit erreicht, sie können sich so fest anheften, dafs man sie
jedesmal einzeln mit einer feinen Nadel loslösen mufs, ^venn man das Thier in ein
anderes Behältnifs zum Beobachten bringen will. Ihre Insertion scheint noch weder
der Rücken- noch der Bauchseite anzugehören, sondern gerade von dem Rande
zwischen beiden nach oben auszugehen. Ist das Thier in vollständiger Ruhe, so
sind sie soweit ausgestreckt, wie unsere Figur darstellt; hat man es aber gereizt,
oder von seinem Anheftungspunkte losgerissen, so sind sie bis auf die Hälfte dieses
Volumens contrahirt.
Von jetzt fangen aber die Fortsätze an reducirt zu werden, und zwar geht
es so rasch, dafs man die Verminderimg des Volumens fast von Tage zu Tage
beobachten kann; statt dessen nimmt dann der eigentliche Körper an Masse zu,
und besonders bilden sich die Tentakeln aus, welche schnell zu feinen schlanken
Röhren heranw^achsen, mit denen das Thier herumtastet und sich anheftet; sie sind
so grofs, dafs, wenn das Thier auf dem Bauche liegt, und die Tentakeln ausstreckt,
diese beträchthch unter dem Rande hervorsehen. Sobald diese Bewegungsorgane
hinreichend ausgebildet sind, hört das Thier auf zu schwimmen, und kriecht nur
noch am Boden und an den Wänden des Glases mittelst der neuen Füfschen umher.
Nach einigen weiteren Tagen sind zwischen den Tentakelreihen deutliche Bauch-
furchen entstanden, die im Centrum, wo sich nun der Mund des Sternes zeigt,
znsammenfliefsen (Fig. 6). An zweien dieser Bauchfurchen bemerkt man aber vor
den alten Tentakeln jederseits einen jüngeren von derselben Farbe und Gestalt,
aber nur halb so grofs wie die älteren (c); und in der Mitte vor ihnen ein anderes
unpaares Organ, welches Sars in dieser Zeit als »kurzcylindrisch, fast von der
Dicke der Tentakeln, ciber kürzer,« beschreibt {d). Nach ihm wäre es das Organ,
welches Ehrenberg für das Auge dieser Thiere hält; ausdrücklich erwähnt er
aber, dafs ihm noch das charakteristische rothe Pigment fehle. Ich für mein Theil
habe mein Thier nicht bis zum ausgewachsenen Zustande verfolgen können, weifs
daher nicht genau, was später aus diesem Organe wird; wenn ich aber vom Aus-
sehen bei dem ersten Entstehen schliefsen darf, so ist es nichts anderes, als der
letzte unpaare Tentakel, der nach Johannes Müller jedesmal bei den jüngeren
Asteriden die Tentakelreihe der Bauchfurchen beschliefst; es ist in der That durch
gar nichts von den hinter ihm liegenden neuen Tentakeln verschieden. Besonders
auffallend wäre es, dafs noch nichts von dem Pigmente vorhanden sein sollte,
während die übrigen Theile des Sternes schon von Anfang an sehr lebhaft gefärbt
sind; so sind besonders jetzt die stumpfen Ecken der Arme von dem tiefsten Roth.
In diesem Stadiiun kann man nun auch deutlich sehen, dafs die vergänglichen
80
Anheftungsorgane eigentlich von der Bauchseite ausgehen (Fig. 6 a). Sie sind jetzt
so weit reducirt, dafs sie nur noch als ein Paar dunkele Stummel zu erkennen
sind, und bedecken, von der unteren Seite aus gesehen, die eine Armspitze. Dreht
man nun das Thier um, und betrachtet es von der Rückseite, so sieht man die
fünf Ecken ganz frei, und unter der betreffenden die rudimentären Fortsätze her-
vorragen.
So weit war das Thierchen gewachsen, als es plötzlich starb. Seine Ent-
wickelung war, wie wir gesehen haben, ganz übereinstimmend mit der von Sars
beschriebenen; auf drei Punkte möchte ich jedoch besonders aufmerksam machen:
steht der bewegliche Faden, der in den ersten Tagen zwischen den beiden tran-
sitorischen Fortsätzen bemerkt wurde, in Verbindung mit der später in dieser
Gegend auftretenden Oeffnung? ist ferner diese Oeffimng auf dem runden Höcker
zwischen den Anheftungsorganen das provisorische Maul der Larve? und endlich
ist das unpaare Wärzchen in der Bauchfurche der Arme nicht eher der letzte un-
paare Tentakel als das Auge?
Was nun die Stellung betrifft, welche unsere Asteride im Systeme einnimmt,
so unterhegt es keinem Zweifel, dafs dieses Thier dem Sarsschen sehr nah ver-
wandt sein mufs. Derselben Species möchte es nicht angehören; denn dagegen
spricht schon der bedeutende Gröfsenunterschied, da unsere Larven in allen Dimen-
sionen ohngefähr doppelt so grofs sind, als die nordischen; sodann aber kömmt
der Echinaster sanguinolentus, so viel ich weifs, im Adriatischen Meere überhaupt
nicht vor. Viel Wahrscheinlichkeit gewinnt daher die Vermuthung Müll er 's, dafs
unser Thierchen die Larve des Echinaster sepositus sei.
Entwickelung des Asteracanthion glacialis.
Tafel XIII, Fig. 1—6.
Von den vielen Befruchtungsversuchen, die ich mit diesem Seesterne an den
Mittelmeerküsten anstellte, schlugen alle bis auf einen fehl, und auch dieser gelun-
gene ergab Embryonen, welche die Beobachtung nur einige Tage lang gestatteten.
Mir scheint es aber doch wichtig, dieses Bruchstück uiitzutheilen , da wenigstens
so viel daraus zu erkennen ist, dafs die Entwickelung des Ast. glacialis ganz von
der des ihm so nah verwandten Ast. IMülleri abweicht. Letzterer bildet sich,
-wie wir aus den Sarsschen Untersuchungen wissen, streng nach dem Typus des
Echinaster, während der unserige, wenn auch die Endform nicht bestimmt erkannt
^vurde, deutlich zeigt, dafs er nach dem Typus der schwärmenden Seesternlarven,
Bipinnaria etc. hinstrebt.
81
Nachdem der gewöhnliche Furchungsprocefs im Inneren des Eies durchgemacht
ist, kommt aus der Schale ein abgerundet länglicher Embryo, von ein Zehntel Linie
Gröfse, welcher auf seiner ganzen Oberfläche lebhaft wimpert, und vollständig durch-
sichtig, wie Glas, ist. Schon am ersten Tage nach seinem Auskriechen bemerkt
man in der Mitte einen dunkelen, rundlichen Körper (Fig. la), welcher die erste
Anlage des Verdauungsorganes ist. Während nun der Körper des Thierchens sich
zu der Gestalt ausbildet, die wir in Fig. 2 dargestellt sehen, tritt an seinem Rande
ein breiter, hochgelber Streifen auf, der um die ganze Peripherie desselben herum-
geht (Fig. 2 c). Zu gleicher Zeit wächst das Verdauungsorgan weiter nach unten
Iiin, und erreicht endlich den freien Rand des Körpers, wo es sich mit dem Munde b
öffnet. In Fig. 3 ist dasselbe Individuum, etwas mehr von unten gesehen, abge-
bildet, um die rundliche Form und die weite OelTnung des Mundes zu zeigen.
Uebrigens bemerkt man in beiden Figuren, dafs an dem Magenrohre schon eine'
dunklere, innere Höhle, und eine hellere äufsere Wand unterschieden werden kann.
Während das Thierchen sich noch etwas weiter in die Länge streckt, treten
in der Haut rundliche Zellen von heller Farbe auf, die über die ganze Oberfläche
in gleichmäfsigen Zwischenräumen verbreitet sind (Fig. 4). Die jetzt folgende Ver-
änderung führt den Körper des Thieres von der bisherigen , gleichmäfsig abgerunde-
ten Gestalt auf die eines vierseitigen Prisma's: es hebt sich nämlich die vordere
Fläche so von der hinteren ab, dafs noch zwei Seitenflächen entstehen, welche
anfangs ziemlich regelmäfsig sind. Bald darauf knicken sich die Ränder an der
einen Fläche so ein, dafs jederseits eine Einbuchtung entsteht, und die entsprechende
Fläche eine Biscuitform erhält (Fig. 5). Zu gleicher Zeit biegt sich auch der Körper,
dessen Längsachse vorher eine gerade Linie war, von oben und unten zusammen,
so dafs das Thierchen in der Mitte eingeknickt erscheint (Fig. 6), und das dem
Munde entgegengesetzte Ende des Verdauungsrohres jetzt dicht an der tiefsten Stelle
der Einbuchtung anliegt. Ob hier schon ein After vorhanden ist, wage ich nicht
zu entscheiden, da die Untersuchung bei diesen kleinen, aufserordentlich beweg-
lichen Thieren überhaupt sehr schwierig war.
Leider ist in diesem Stadium der Entwickelung, bis zu welchem ich unser
Thierchen beobachtet habe, in dem zarten Wimperflaume, der das Ganze überzieht,
noch keine besondere Wimperschnur zu erkennen, welche zu dem Verständnifs der
Flächen so überaus behülflich ist; soviel scheint mir aber schon zu erkennen zu
sein, dafs die Larve später eine Gestalt haben wird, die den von Müller be-
schriebenen Asterienlarven analog sein möchte: das viereckige Gestell ist fertig, die
Anlage des Darmröhres ist ähnlich, nur fehlen noch die äufseren Fortsätze, die
seine Form genauer bestimmen würden.
11
82
Entwickeliino^ der Comatula.
Taf. XIII, Fig. 12—14 und Taf. XIV, Fig. 1—7.
Was wir bisher von der Entwickelung der Comatula wufsten, bestand in
der Beobachtung J. V. Thompson's über ihren früheren Zustand als sogenannter
Pentacrinus europaeus. Zuerst, als er den Zusammenhang dieser beiden Thiere
noch nicht kannte, beschrieb er in seinem Menioir on the Pentacrinus europaeus
Cork 1827 (abgedruckt in der Zeitschrift für die organische Physik, Band II. pag. 55),
den letzteren als besondere Encrinitenspecies. Am meisten interessirt uns darin die
kurze Notiz über sein Wachsthum: »die kleinsten Exemplare waren kaum /^g Zoll
hoch; in diesem Stadio gleicht das Thier einer kleinen Keule; es ist durch eine
ausgebreitete Basis befestigt, und läfst aus seiner Spitze einige wenige durchsichtige
Tentakeln hervortreten; kein Stück der festen Theile ist sichtbar, als ein unbe-
stimmtes Ansehen vom Perisom. In Exemplaren, deren Entwickelung etwas weiter
vorgeschritten ist, fangen mit der Verlängerung des Stieles die Glieder an zu er-
scheinen, die Tentakeln des Mundes treten stärker hervor, und bewegen sich lang-
sam in verschiedenen Richtungen. In anderen noch weiter entwickelten werden die
Glieder deutlich, und die Basis der künftigen Arme sowohl als der Neben -Seiten-
Arme werden wahrnehmbar etc.« In einem anderen Aufsatze (New Edinburgh
.lournal 1836, pag. 295) spricht Thompson die Vermuthung aus, dafs diese Pen-
tacrinen junge Comateln sein möchten, indem er sich einmal auf die irrofse Aehn-
lichkeit der ältesten Exemplare jener mit den jugendlichsten Zuständen dieser stützt,
und indem er gefunden hat, dafs Pentacrinen nur angetroffen werden zu der Zeit,
wenn die Comateln ihre Eier von sich geben, und dafs sie nachher wieder ver-
schwinden, wenn junge Comateln am Boden des Meeres sich zeigen. Später noch
wurden directe Beobachtungen von Herrn Professor Ball in Dublin angestellt, die
ich aber nur aus seiner mündlichen Mittheilung kenne, nach welcher er gesehen
hat, dafs Pentacrinen sich von ihrem Stengel loslösen, und von nun an als Comateln
weiterleben. Noch mufs ich erwähnen, dafs Thompson in dem eben citirten
Aufsatze eine Abbildung und Beschreibung mittheilt, wie die Eier der Comateln im
Monate Juli aus einer runden Oeffnung an der Seite der Pinnulae heraustreten.
In der Absicht nun, die Entwickelungsstadien zu studiren, die zwischen diesem
Ei und dem Pentacrinus liegen, begab ich mich im Julius 1849 auf die Orkney-
Inseln, wo ich die zu solchen Untersuchungen nothwendige Menge von Thieren
antraf, die ich vorher an der Westküste von Schottland vergebens gesucht hatte.
An einer bestimmten Stelle der Bai von Ivirkwall ist der Meeresboden in einer
Tiefe von ohngefähr sechs bis acht Faden ganz mit Fucus bedeckt, an dessen
Wurzeln die Comateln hauptsächlich sich aufhalten. Jeder Zug mit dem Schlepp-
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netze, dort an der richtigen Stelle gethan, befördert sicher mehrere Exemplare in
die Höhe, wobei sie nicht nur innen im Netze, sondern auch an dem Filet des-
selben, an welches sie sich von aufsen anklammern, heraufgezogen werden. Fast
Aller Pinnulae waren geschwollen; ein Beweis, dafs gerade die günstigste Zeit zur
Beobachtung getroffen war.
Aber die sämmtlichen künstlichen Befruchtungsversuche, welche icli in grofser
Zahl anstellte, waren vergebens, wahrscheinlich weil bei dem Oeffnen und Zerreifsen
so kleiner Gegenstände, w^ie die Pinnulae sind, die Eier beschädigt wurden. Eines
Morgens jedoch fand sich unter der Menagerie ein Exemplar, welches gerade die
Pinnulae so voll mit Trauben von Eiern hängen hatte, wie es Thompson angiebt.
Das bidividuum wurde vorsichtig herausgehoben und in ein besonderes Glas Wasser
gesetzt, in welchem es sofort eine grofse Anzahl der Eier, wie einen Staubregen,
fallen liefs. Die erste Frage, wie die Eier aus der Pinnula heraustreten, beant-
wortet Thompson dahin, dafs an der Seite eine OeCfnung existire, welche sie
entschlüpfen lasse. Es ist richtig, dafs an der Seite der Pinnula, welche dem
Centrum des Thieres zugekehrt ist, eine runde dunkelere Stelle sich befindet, die
mit dem blofsen Auge oder der Loupe betrachtet, täuschend wie eine Oeffnung
aussieht und auch schon bei wenig geschwollenen Pinnidis sehr deutlich ist. Jedes-
mal aber, wenn ich die aufgeschnittene Haut auf dem Objectträger ausbreitete und
mit dem Mikroskope untersuchte, kam ich zu der Ueberzeugung, dafs hier kein
Loch, sondern nur eine dünnere Stelle der Membran sich befinde. Wie Thomp-
son es abbildet, dafs aus diesem Porus die Eier heraustreten, habe ich es nie
gesehen, ich fand sie nur schon herausgetreten, und dann haften sie in vielem
Schleim, wie Froschlaich zusammengeballt, an der Kante der Pinnula, die den
Skeletltheilen gegenüber liegt. Eine Dehiscenz mufs also jedenfalls stattfinden, es
ist aber wahi'scheinlich , dafs dieser Procefs an dem sogenannten Porus vor sich
geht, der sich dann nachher gleich wieder schliefsen müfste.
An keinem der Eier, welche ich aus dem Schleime loslöste, fand ich noch
eine Furchung, sie mufsten also alle schon vorher befruchtet sein; ob dieses aber
schon geschehen, ehe sie die Pinnula verlassen, ist schwer zu entscheiden. Jetzt
hebt sich die äufsere Haut an verschiedenen Stellen von dem dunkelen, kugeligen
hihalte ab, und man sieht an diesen Punkten schon eine leise Wimperbewegung,
die aber noch nicht stark genug ist, das Eichen in seiner Haut herumzudrehen.
Die nächste Veränderung, die man wahrnimmt, (und dieses ist der Zustand, in
welchem sich die meisten Ovula befinden, die aus dem Schleime losgelöst, auf dem
Boden des Gefäfses liegen) besteht darin, das sich das Ei aus seiner Kugelgestalt
in eine mehr ovale ausgezogen hat (Fig. 12). In der Querachse hat sich die Haut
jetzt vollständig von dem darin liegenden Embryo entfernt, so dafs dieser hier
freien Spielraum hat, während sie an den Enden der Längsachse noch näher an-
liegt. Structur läfst sich bei dem Embryo nicht erkennen, nur dafs seine inneren
11*
84
Partieen etwas dunkeler gefärbt sind, als die äufseren; seine ganze Oberfläche ist
mit feinem Wimperepithelium überzogen, \velclies das junge Thierchen fortwährend
in der es umgebenden Hülle um seine Längsachse sich drehen läfst. An den Rän-
dern bemerkt man deutlich die einzelnen etwas langsam schlagenden Cilien. Lange
verweilt der Embryo jedoch nicht in seiner Haft, die äufsere Hülle platzt und er
schwimmt nun frei herum. Fig. 13 stellt ein solches Individuum dar, welches
eben das Ei verlassen hat; man sieht, dafs es dieselbe infusorienartige Gestalt hat,
wie junge Seeigel und junge Medusen; von den letzteren, \velche ich gerade zu
derselben Zeit sehr häuhg beobachten konnte, unterscheidet es sich nur durch den
Mangel der Nesselorsane. Zu dieser Zeit ist das Thierchen ohngefähr ein Zehntel
Linie lang von dunkel hochgelber Farbe; es hat ein breiteres und ein schmaleres
Ende, von denen das erstere beim Schwimmen immer A^oran 2;etra2:en wird. Die
Locomotion wird durch die erwähnten zahlreichen Cilien bewirkt, welche es be-
decken, und die es beständig sich um seine Längsachse di-ehen lassen. Zuweilen
kann die junge Comatel in diesem Zustande sich wie eine Kugel zusammenrollen,
und dann blitzschnell umherwälzen.
hl den folgenden vierundzwanzis; Stunden gleicht sich die Verschiedenheit der
Dimensionen zwischen dem vorderen und hinteren Ende vollständig aus. An dem
vorderen treten noch zwischen den kleinen Cilien mehrere bedeutend gröfsere zu
einem dichten Wimperbusch zusammen, der jedoch nur für kurze Zeit das Thier
ziert, und schon nach einigen Tagen wieder verloren gehen soll (Fig. 14(7). Nicht
weit von ihm entfernt, bildet sich an der Seite, welche das Thierchen, wenn es
still liegt, nach unten trägt, eine hchtere Stelle aus, die man für eine Oeffnung
halten mufs (Fig. 14?>). Wenn ich auch keinen Nahrungsstoff hier hineinlreten ge-
sehen habe, so bin ich doch überzeugt, dafs dieses das provisorische Larvenmaul
ist, da der später im erwachsenen Thiere verbleibende Mund sich erst Wochen
nachher ausbildet. Gleichzeitig bemerkt man, dafs die Seitenränder des Körpers
ihren geraden Verlauf verlieren; es treten jederseits drei Erhabenheiten wie Höcker
auf, zwischen denen die Körperwände leicht ausgeschweift erscheinen (Fig. 14 r).
Die jetzt eintretenden Veränderungen folgen fast Schlag auf Schlag, so dafs
sich keine genaue Zeitrechnung darüber führen läfst; überhaupt finden sich stets
unter demselben Befruchtungsstock einzelne Individuen, die den anderen in der
Entwickelung Aveit vorausgeeilt sind. Als mafsgebend für die Zahl der Tage, die
bis zu einem gewissen Stadium verlaufen, werden wir immer die am weitesten
vorgeschrittenen Exemplare nehmen, da bei den anderen vorauszusetzen ist, dafs
irgend ein unbekanntes Hindernifs sich entgegengestellt hat, welches sie mit den
übrigen nicht gleichen Schritt halten liefs. Die folgenden Figuren (Taf. XIV, Fig. 1 u.2)
stellen junge Comateln zwischen dem vierten und siebenten Tage, vom Einsetzen
an gerechnet, dar.
Zunächst dehnen sich die vorher nur als Höcker an den Seiten bemerkbaren
85
Erhabenheiten über die ganze Breitenperipherie des Thieres aus, so dafs hier drei
die Larve vollständig umgürtende Binden entstehen , welche sich durch hellere Fär-
bung von der sonst sehr dunkelen Körpersubstanz unterscheiden (Fig. ic). An
diesen Reifen befinden sich Wimpern, von gröfserer Länge, als an dem übrigen
Körper, die aber doch nicht die Gröfse der Cilien in dem stattlichen Wimperbusche
am Vorderende erreichen. So hat das Thierchen jetzt drei Wimperkränze, mittelst
deren es sich ziemlich schnell im Wasser fortbewegen kann. (Von jetzt an schwimmt
es aber nicht immer so, dafs es sich fortwährend um seine Längsachse dreht, sondern
zuweilen auch die Fläche nach unten haltend, an v^^elcher der helle Larvenmund (b)
sich befindet). In der Mitte des Körpers bemerkt man noch zwischen dem ersten
und dritten Reifen eine anders gefärbte ovale Stelle, von welcher es jedoch noch
nicht klar war, was aus ihr werden sollte; erst später wurde es deutlich, dafs
sich hier ein grofses Loch bildet (Fig. 1 d).
Gleichzeitig treten nun noch an verschiedenen Punkten in der Haut Struktur-
bildungen auf, die schon jetzt einen wichtigen Schlufs auf das Ganze des Entwicke-
lungsganges bei den Comateln erlauben. Man sieht nämlich hier und da kleine
Kalkstäbchen, die im Anfange einen oder höchstens zwei andere noch kleinere von
ihren beiden Enden in stumpfen Winkeln entspringen lassen. Treten zwei solcher
Formationen zusammen, so umschliefsen sie einen sechseckigen Raum, während
nach den Seiten hin noch freie Kalkstäbchen hinausragen. Dieses ist der gewöhn-
lichste Vorgang bei der Anlage der Kalknetze, und wir sehen so auch mehrere
Figuren in unserer Abbildung; aber ganz regelmäfsig geschieht dieses nicht; wie
wir z. B. an der Figur dicht über dem zweiten Leibesringe sehen, wo noch gar
nichts eingeschlossen, und doch eine ziemliche Anzahl von Stäben zusammengetreten
ist. Nach kurzer Zeit sind die Kalkfi^uren so nahe an einandergeschlossen, dafs
das bekannte Gitterwerk aus der Haut der Echinodermen entsteht, w^elches sich
am besten mit dem Bleigitter in den alten Kirchenfenstern vergleichen läfst (Fig. 4).
Je jünger die Kalkablagerung ist, um so regelmäfsiger sind die eingeschlossenen
sechseckigen Räume, und um so zierlicher die zarten begrenzenden Stäbe, je mehr
aber von der anorganischen ÄLisse hinzukommt, um so verwischter werden die
Winkel, desto kleiner und rundlicher die offenen Maschen, desto dicker und form-
loser die Kalkstäbe.
So wie es ausgemacht war, dafs diese anfangs so zarten Bildungen die erste
Anlage zum Kalkgerüste der Haut darstellen, so war es klar, dafs die Entwickelung
der Crinoiden einen ganz andern Weg gehen mufste, als die der Ophiuren und
Seeigel; hier konnte sich kein pluteusartiges Wesen als provisorische Larve bilden,
aus dem dann erst das eigentliche Echinoderm herauswachsen mufste; hier ist die
Larve, wenn auch noch unendlich verschieden an Gestalt, schon das Thier selbst,
in das sie sich nur durch das Hinzukommen neuer Oi'gane verwandelt. Da-
durch trat sie der von Sars beschriebenen Entwickelungsweise des Echinaster
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san"-uinolentns um vieles näher; wie aber dort an dem dauernden Körper provi-
sorische Anheftungsorgane sich befanden, die bei weiterer Entwickelung wieder
verschwanden, so sind es hier die Bewegungsorgane, denen ein gleiches Schicksal
bevorsteht, wie wir gleich sehen werden.
Ehe es jedoch so weit kommt, bildet sich hinter dem dritten Ringe am Ende
des Leibes noch ein vierter aus, der gleich den ersten grofse Wimpern trägt (Fig. 2).
Der zweite bleibt aber nicht lange in seiner bitegrität bestehen: da, wo nämlich
in der vorigen Figur die dunkele ovale Stelle sich zeigte, ist jetzt eine grofse
Oeffnung, die diesen Wimperreifen durchbrochen hat. Am besten sieht man dieses
in der Seitenansicht, welche Fig. 2 darstellt. Wohin aber dieses Loch führt, und
ob es im Inneren zusammenhängt mit der oberhalb des ersten Ringes befindlichen
kleineren Oeffnung, konnte ich nicht ausmachen; denn leider sind diese kleinen
Thierchen so vollständig undurchsichtig, dafs über die innere Organisation gar nichts
eruirt werden konnte. Hoffentlich aber wird sich bei den Larven der Crinoiden
dasselbe ereignen, wie bei den verschiedenen Arten des Echinaster, wo die nor-
dische Species und die des Mittelmeeres vollständig undurchsichtig sind, wälirend
eine transatlantische, von Agasfiz und Desor beschriebene, alle inneren Organe
deutlich zeigt.
bi dem Stadium, welches Fig. 2 darstellt, ist aber ferner noch zu beachten,
dafs der grofse Wimperbusch am Vorderende schon sehr viel kleiner geworden ist,
so dafs man sieht, dafs er schon im Verschwinden begriffen ist. Ferner bemerkt
man an der Körperoberüäche keine kleine Cilien mehr, sondern nur die gröfseren,
welche an den vier Ringen vertheilt sind, und endlich hat sich der ganze Leib des
Thieres gekrümmt. Wenn die Larve auch vorher überall abgerundete Flächen
hatte, so war doch die Längsachse, vom Vorderende nach dem Hinterende gezogen,
eine gerade Linie, während sie jetzt eine Curve bildet, ebenso wie die Rücken-
und Bauchfläche.
Fig. 3 zeigt uns ein Exemplar, welches 9 Tage alt ist: die Körperform ist
noch ziemlich dieselbe wie bei dem vorigen bidividuum, der Wimperbusch am Kopfe
besteht noch, wenn auch nur als kurzer Stumpf, ebenso existiren noch die vier
Ciliengürtel und gleicherweise sind die beiden Oeffnungen noch in ihrer bitegrität.
Von dem eigentlichen dunkleren Körper des Thieres aber hat sich die Haut, wie
die Membran bei dem Ei, abgehoben; sie steht jedoch noch mit ihm im Zusammen-
hange, denn sehr viele feine röhrenförmige Stäbchen, die mit einem Knopfe ver-
sehen sind, erstrecken sich von hier nach dem Inneren. Hebt sich die Haut nur
noch ein wenig ^veiter ab, so entstehen an der Stelle der Wimpergürtel tiefe Ein-
schnürungen, am stärksten bei dem letzten Reife. Sehr bald verschwinden aber
nun diese Ciliengürtel, die letzten zuerst, am längsten besteht der vorderste am
Kopfende. So sehen wir das Thierchen in unserer Abbildung Fig. 5. Der Mund
mit dem dai'unter liegenden Wimpergürtel ist noch deutlich zu erkennen; das an
87
der Bauchseite gelegene ovale Loch ist aber sehr undeutlich geworden; nur bei
besonders geeigneten Exemplaren kann man es erkennen ; dann erschienen aber
seine Begrenzungen nicht so einfach wie früher, sondern die Ränder waren ver-
schiedentlich eingekerbt; auch ist seine Gröfse im Vcrhältnifs zu der des ganzen
Thieres bedeutend geringer geworden, als früher. Aehnliche Einbuchtungen sehen
-wiv auch noch an der Körperwand, da wo früher der dritte und vierte Ring ge-
sessen haben.
Sind so die Ciliengürtel bis auf den vordersten vollständig verschwunden, so
fehlen dem Thiere die Organe, mittelst deren es früher im Wasser herumschwamm.
Demzufolge liegt es jetzt auch immer am Boden des Glases, auf welchem es lang-
sam umherkriecht. Zu dieser neuen Bewegungsart sind ihm andere Organe erstan-
den , die in Form heller ausstreckljarer Tentakeln über den Rand des Thierchens
hervorragen (Fig. 6a). Ihre Struktur ist vollständig dieselbe wie bei den zarten
durchsichtigen Tentakeln , die so aufserordentlich zahlreich an den Armen der alten
Comateln vertheilt sind: sie bestehen aus einer hellen Röhre mit doppelten Contouren,
von welcher einige kleinere, mit einem Knopfe versehene, ausgestreckt werden.
Das Röhrchen selbst kann gänzlich eingezogen und ^vieder vorgestreckt werden. Zu
bemerken sind diese Organe nur, wenn das Thierchen damit spielt, und sie so über
den Seitenrand des Körpers hinaus zum Vorschein kommen ; nach Innen lassen sie
sich nur ein Stückchen weit verfolgen; bis zu ihrem Insertionspunkte jedoch war
ich es niemals im Stande, weil hier Alles in undurchdringliches Dunkel gehüllt ist.
Ihrer Anordnung nach wird es jedoch sehr vrahrscheinlich, dafs sie von den Rän-
dern des ehemaligen ovalen Loches entspringen, von dem jetzt gar nichts mehr
zu sehen ist; denn ihre Reihenfolge ist ohngefähr so, als ob sie radienförmig von
diesem ausdneen. In unserer Fis. 6 sehen wir vier von ihnen auf einer Seite voll-
ständig ausgestreckt, wlhrend wir auf der anderen vier in unbestimmten Umrissen
auf dem Körper aufliegen sehen. Die höchste Zahl, welche ich von ihnen beob-
achtet habe, ist zehn.
Wir haben in der eben genannten Abbildung noch immer den obersten Wimper-
kranz, aber die Mundöffnung über ihm ist vollständig verschwunden. Die Haut hat
sich vom Kerne des Thieres bedeutend weiter abgehoben, der ganze Körper hat
sich stark gekrümmt, und der letzte Leibesabschnitt, von dem ehemaligen vierten
Wimpergürtel an bis zum Ende, ist an seinem Zusammenhange mit dem Körper
tief eingebuchtet. So ist denn die letzte Figur '), die wir von der Entwickelung der
Comatula geben, an der auch der vorderste Cilienreif verschwunden ist, leicht zu
verstehen. Nur mufs ich bemerken, dafs diese Abbildung nach einem unvollständigen
') Das sternförmige Ecliinodena , welches ich in der kurzen Noiiz in Müller's Arcliiv erwähnte,
und welches die Krallen an seinen Armesenden trug, hat sich hei genauerer Untersuchung nicht als eine
Comatula erwiesen, sondern als eine Ophiure. Herr Geh. Rath Müller hat diese Species, die Ophiotrix
fragilis, in mehreren verschiedenen Entwickelungsstadien in Triest beobachtet.
• 88
Umrifs gemacht ist, indem die eigeiUliche ausgeführte Zeichnung auf meiner Reise
verloren gegangen. So habe ich die Tentakehi fortlassen müssen; die Hauptsache
war jedoch glücklicher Weise in der Skizze angegeben, nämlich die am Vorder-
und Hinterende des Thieres vorhandenen Haken , diese in der Familie der Comateln
so charakteristischen Bildungen. Am Hinterende sehen wir den Haken auf der Fläche
liegen, man erkennt die drei Zacken leicht; an dem vorderen hingegen sieht man
gerade auf ihren Rücken, so dafs man von der Struktur derselben nichts bemerkt
(Fig. 7a).
Sehr erfreulich ist mir, dafs es noch vergönnt war, das Auftreten der Haken
an den beiden Leibesenden zu beobachten; denn hieraus ergiebt sich, dafs diese
bestimmt sind, Enden der Arme zu werden, dafs also der Milleljumkt des alten
Thieres in das Centrum der Larve gelegt wird. Aber selbst ohne die Haken hätte
sich das Letztere schon vermuthen lassen; denn was fehlte unserem Thiere noch,
um zu dem jüngsten keulenförmigen Pentacrinus zu werden, als dafs es sich ein
Avenig weiter zusammenklappte, und dafs der am meisten hervorragende Theil der
abaiehobenen Haut sich befestigte.
So wäre denn das Wichtigste aus der Entwickelung der Comatula vom Ei an
bis zu dem Pentacrinus -Stadium festgestellt, eine Entwickelung, die ihres Gleichen
in der ganzen Klasse der Echinodermen nicht findet. Das junge Thierchen, das
schon in seiner Haut das Kalknetz trägt, welches es für sein ganzes Leben be-
halten soll, wird mit provisorischen Wimperkränzen versehen, welche verschwin-
den, sobald die schwimmende Bewegung aufhört, um nun den zum Kriechen be-
hülf liehen Tentakeln Platz zu machen. Danach klappt es sich zusammen, setzt sich
fest, treibt einen Stiel und die langen gracilen Arme, um sich nun noch einmal los
zu lösen, und von da in seiner vollständigen Sterngestalt weiter zu leben.
EntAvickelung des Echinocidaris neapolitanus.
Tafel XIII, Fig. 7— 11.
Unsere Kenntnifs von der Entwickelung der Seeigel ist eigentlich vollständig
zu nennen, seit zu Joh. Müller's klassischen Entdeckungen die Untersuchungen
von Derbes und Krohn hinzugekommen sind. Während jene uns die Larven
und das Wachsen des eigentlichen Echinodermen aus der Larve kennen lehrten , so
zeigen uns diese die Entwickelung des Embryos von dem Ei an bis zur Larve.
Somit bleibt für diese Familie nur noch übrig, mit so vielen Species als möglich,
künstliche Befruchtungsversuche vorzunehmen, um die Form der Larve, wie sie
gerade der betreffenden Ai't zukommt, zu bestimmen. So unternahm ich in dem
December 1849 in Malaga die Befruchtung des Echinocidaris neapolitanus, welcher
dort so häufig vorkömmt, dafs der Grund des Hafens fast übersäet von ihnen ist.
89
Ich gebe natürlich nur Abbildungen von den unserer Species eigenthümUchen Ge-
stalten, da die dazwischenliegenden, auf den allgemeinen Entwickelungstypus der
Familie sich beziehenden, schon aus den citirten Arbeiten meiner Vorgänger hinläng-
lich bekannt sind. Somit kann ich auch die allgemeinen physiologischen Thatsachen
über die Furchungen des Ei's u. s. w. in der Beschreibung füglich übergehen, und
wende mich gleich zu dem Stadium, wo der bewimperte Embryo die Schale verläfst.
Zu dieser Zeit ist das Thierchen ohngefähr ein Zwölftel Linie lang, vorn
und hinten gleichmäfsig breit, und in nichts Wesentlichem sich unterscheidend von
dem gleichen bifnsorien- Stadium der jungen Larven der Comatula. Ebenso ^vie
dort ist sein Körper überall mit Wimpern überzogen, und ebenso wie dort sind
die Schwimmbewegungen sehr schnell, indem das Thierchen sich um seine Längs-
achse dreht. Sehr bald jedoch hört die Gleichmäfsigkeit des Körpers auf, indem
das vordere Ende sich mehr zuspitzt, während das hintere sich erweitert, so dafs
eine unregelmäfsig kegelförmige Gestalt entsteht. So sehen wir es am zweiten Tage
nach der Befruchtung in Fig. 7 abgebildet; zugleich bemerken wir aber zwei dunklere
Stellen: die eine kleinere in der Mitte, die andere an dem unteren Rande des Leibes.
Letztere, \velche sich bald als Oeffnung herausstellt, war ich geneigt, wie Derbes
und Krohn es bei ihren Larven gethan haben, für den Mund zu nehmen. Dieser
ist es jedoch nicht, wenngleich er sich etwas später an derselben Stelle bildet; es
ist vielmehr diese Oeffnung die Andeutung der Spalte oder der Körperhöhle, welche
später in dem staffeleiartigen Leibe der Larve entsteht, und Avelche nach oben von
den Verdauungswerkzeugen , nach den Seiten von den Körperecken, von welchen
die Arme des Gestells ausgehen, begrenzt wird, nach unten zu aber vollständig
frei ist. Das Auseinanderweichen der Flächen, welches diese Oeffnung bedingt, ist
auch nothwendig, um den Uebergang der kegelförmigen Gestalt in die pyramidale
zu erleichtern. Der kleine dunkle Fleck in der Mitte des Leibes ist die erste An-
lage für die Eingeweide, v^^elche von hier aus jener ersten Oeffnung entgegenwachsen,
um dann an ihrem vorderen Rande sich mit dem Munde zu öffnen.
Am dritten Tage hat das Thierchen die Gestalt einer dreiseitigen Pyramide
angenommen; wir sehen es in Fig. 8 von der unteren Seite abgebildet, um die
charakteristische Grundfläche zu zeigen. Wir bemerken um die immer noch kleine
Oeffnung die Skelettstangen, welche später eine so zierliche Vollendung in der voll-
ständig ausgebildeten Larve erreichen. Gegenwärtig sind es jederseits nur drei,
Vielehe in der einen Ecke der P3'ramide zusammenstofsen, von denen die eine (in
unserer Figur die obere) fast gerade auf die der anderen Seite zugeht, mit der sie
auch später sich vereinigen soll, die andere geht mehr gerade nach vorn ; sie ist es,
die für den später anwachsenden Älundfortsatz bestimmt ist. Die dritte endlich steigt
in den Seitenflächen der Pyramide aufwärts; wir sehen sie in unserer Figur, die
diesen Theil sehr verkürzt darstellt, noch nicht, weil sie so weit hinauf noch nicht
gewachsen ist.
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Am vierten Tage endlich ist aus der dreiseitigen Grundfläche eine vierseitige
geworden, und dadurch hat auch ebenso die ganze Pyramide vier Kanten gewonnen;
nur sind die Ecken an der Grundfläche schon etwas weiter herabgetreten als die
Mitte der Linien, welche je zwei von ihnen verbinden, wodurch denn diese Linien
etwas ausgeschweift erscheinen, wie Fig. 9 zeigt. Die Verdauungswerkzeuge sind
schon in soweit ausgebildet, dafs wir einen Magen a und einen Mund h unterschei-
den können. Die Skelelttheile sind folgendermafsen angeordnet: von dem Sammel-
punkte derselben, einer Ecke der Grundfläche, steigt jederseits im Körper der Pyra-
mide eine Stange c aufwärts, um sich in der Spitze derselben in einem Bogen mit
der der anderen Seite zu vereinigen; dieser Bo2;en schickt noch zwei kurze Zacken
als Ausläufer nach oben. Durch ihn allein schon kann die Larve des Echinocidaris
von der des E. lividus unterschieden werden, indem bekanntlich bei diesem die
kolbigen Anschwellungen der beiden Stangen sich kreuzen, ohne miteinander zu
verschmelzen. Von der oben erwähnten Ecke der Grundfläche geht nun auch jeder-
seits nach dem Munde zu, also nach vorn, ein Kalkstab d ab, welcher bald nach
seinem Ursprünge einen kurzen kalkigen Fortsatz nach unten sendet, sich selbst
aber nicht so weit erstreckt, dafs er den gleichnamigen Stab der anderen Seite
berührt. Ganz auf dieselbe Weise geht nun auch nach hinten von jener Ecke ein
neuer Stab ab, den wir in unserer Figur 9, welche die Vorderseite darstellt, nur
in seinem letzten Verlaufe sehen, nämlich wie er über der hinteren Ecke mit dem
der anderen Seite in einem stumpfen Winkel zusammenstöfst (/). Auch er giebt,
gleich wie der auf der vorderen Seite, bald nach seinem Ursprünge einen kurzen
Fortsatz ab, der sich in einem leichten Bogen nach unten zu erstreckt. Zwischen
diesen beiden Fortsätzen, dem von dem vorderen und dem von dem hinteren Kalk-
stabe abgehenden, befindet sich nun noch ein dritter, welcher die direkte Ver-
längerung des langen Seitenstabes c ist, so dafs hier eine Art Dreizack zu Stande
kommt, \velcher den langen Seitenstab zum Stiele hat.
Einen sehr zierlichen Anblick gewinnt die Larve zu dieser Zeit schon da-
durch , dafs in ihrem Gewebe lebhaft rothe Pigmentpunkte auftreten , welche be-
sonders längs des Verlaufs der Kalkstäbe reijelmäfsig icestellt sind.
In den nächstfolgenden Tagen wächst das junge Thier zu der Gestalt heran,
welche wir in Fig. 10 von der vorderen und in Fig. 11 von der hinteren Seite
abgebildet sehen. Die Ecken, in welchen der kurze Dreizack sich befand, haben
sich sehr weit nach unten ausgezogen, so dafs dadurch zwei zierliche schlanke
Fortsätze g entstanden sind; gleichzeitig haben sich aber die kurzen Kalkzacken
in lange Stäbe verwandelt, so dafs wir in jedem der Fortsätze deren drei neben-
einander haben; in Fig. 11 sehen wir deutlich, dafs der hinterste derselben von
dem horizontalen hinteren Aste / stammt, welcher mit dem der anderen Seite sich
vereinigt. Die Ursprünge der beiden anderen waren schon in Fig. 9 zu sehen. Der
Theil des Körpers, in welchem der Mund lag, hat sich nun mittlerer Weile auch
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zu einem breiten eleganten Fortsatz, dem Mundfortsatze h, ausgezogen, welcher
zuerst fast senkrecht von der Längsachse des Thieres abgeht, sich dann nach unten
umwendet, und nun frei nach vorn herabhängt, so dafs ihn schon früher Joh.
Müller sehr passend mit einer Marquise verglichen hat.
In diesen Mundfortsatz gehen nun die bogenförmig ausgeschweiften vorderen
Stäbe d, welche bis an den freien Rand desselben sich erstrecken, vorher aber
noch einen kurzen Zacken seitwärts abgeben. Die beiden grofsen Seitenstäbe c
endlich haben sehr an Stärke zugenommen, besonders weiter nach oben hin, wo
der beide vereinigende Bogen von ansehnlichem Caliber ist; statt der zwei kurzen
Zacken sehen wir jetzt deren sieben, von denen zwei gröfsere jederseits und drei
kleinere in der Mitte sich befinden.
Die Verdauungswerkzeuge bestehen jetzt schon aus einem vollständigen tractus
intestinalis. Wir unterscheiden den Mund, welcher an dem marquisenähnlichen
Fortsatze liegt und der in den schlanken Schlund führt, welcher wiederum in den
geräumigen sackförmigen Blagen leitet. Dieser biegt nun in einem Bogen fast senk-
recht nach hinten um, und endet an der hinteren Wand. \\\ unseren Figuren, welche
vordere und hintere Ansichten darstellen, sehen wir diesen Theil des Verlaufes
natürlich verkürzt, so dafs er sich nur durch die concentrischen Kreise ausdrückt.
Ob der kleinste derselben eine wirkhche Oeffnung, einen After, darstellt, wie Derbes
und Krohn es angeben, war mir bei dieser Seeigellarve noch immer zweifelhaft
geblieben , bis ich im folgenden Jahre in Triest die Eier des E. lividus befruchtete,
und an den Larven dieses Seeigels mich deutlich überzeugen konnte, dafs ein After
vorhanden sei.
So waren meine Thierchen sieben Tage alt geworden, als meine Abreise aus
Malaga stattfand: die kleinen Wesen wurden in Gläser gepackt und machten nun
die Dampfbootfahrt an der Spanischen Küste herauf mit bis Marseille. Wegen der
vielen Haltepunkte und wegen widriger Winde dauerte dieselbe elf Tage; in Marseille
blieben sie noch fünf Tage am Leben, so dafs sie im Ganzen dreiundzwanzig Tage
alt wurden. Während dieser ganzen Zeit hatte sich nur aufserordentlich wenig an
ihnen verändert, und dieses Wenige betraf nur das Kalkgerüst. Einmal war dieses
nämlich in allen seinen Theilen bedeutend stärker geworden, sodann aber halle
sich oben an dem Bogen, welcher die beiden langen Seitensläbe verbindet, noch
ein zweiter gebildet. Die Entwickelung desselben habe ich während der Fahrt nicht
beobachten können, ich habe ihn nur fertig gesehen: Es war nämlich statt der
einfachen Kalkbrücke, welche die beiden Stäbe verband, jetzt ein vollständiger
starker Ring, der senkrecht auf den Stäben c stand; ich denke es mir so, dafs
diese kalkige Brücke sich entweder nach vorn oder nach hinten ausgebogen habe,
und dann nach der entgegengesetzten Seite herumgewachsen sei, so dafs ein voll-
ständiger Gürtel entstehen mufste. Von der Peripherie dieses Ringes standen nun,
ebenso wie vorher von dem Kalkbogen, kurze zierliche Fortsätze nach oben. Bei
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einigen weiter ausgebildeten Exemplaren waren diese Fortsätze oben untereinander
verwachsen, so dafs dieser Theil den Anblick des durchbrochenen Gitterwerkes
gewährte, und so auf den beiden Seitenstäben eine rundliche Kalkkrone aufsafs.
So wie nun die Pigmentpunkte überall den Kalkstäben folgen, so war auch hier
unterhalb dieser Krone ein schöner Ring von rothen Flecken.
Zu einer weiteren Entwickelung wollte es unsere junge Brut nicht bringen;
sie bekamen jetzt alle das von Derbes beschriebene und von Krohn richtig ge-
deutete mamellonirte Ansehen , d. h. sie fingen an zu zerfallen , und verschwanden
endlich gänzlich. Wir haben sie jedoch weit genug verfolgt, dafs sie für künftige
Zeit kenntlich sind. Die Larve hat zu dieser Zeit, aufser dem breiten Mundfortsatz
nur zwei lange Fortsätze; in jedem derselben liegen drei Stäbe, während in der
Spitze der Pyramide auf den Seitenstangen eine zierlich durchbrochene Kalkkrone ruht.
S a g i t 1 a,
Tafel XV, Fis. 1-13.
Uiese nierk\^iirdige Thiergattiing ist wohl eine der am meisten verbreiteten und
an Individuen am zahlreichsten vertretenen unter den Seethieren; denn ich habe sie
überall, wo ich mich am Meere aufhielt, in aufserordentlicher Menge angetroffen.
Auf den Orkney -Inseln hatte ich Gelegenheit, eine sehr interressante, bisher noch
nicht beschriebene Species, zu beobachten. Als ich nämlich dort mit einem Schleppnetz
von Leinewand in einer Tiefe von acht bis zwölf Faden fischte, um wo möglich
junge Comateln im Pentacrinuszustand zu erlangen, fanden sich diese kleinen Thierchen
ziemlich häufig unter den vom Grunde des Meeres heraufbeförderten Objecten vor.
Wie ich glaube, hält sich diese Art nur in der Tiefe auf; denn so oft wir auch
an derselben Stelle an der Meeresoberfläche fischten, niemals bekamen wir sie zu
Gesicht, sobald wir aber das Schleppnetz ausw"arfen, waren wir sicher, wenig-
stens einige Exemplare derselben zu fangen. Es würde nun aufserordentlich schwer
sein, ihrer unter dem vielen Schmutz, der sich im Netze befand, habhaft zu werden,
wenn diese Species nicht gerade zum Unterschiede von der gemeineren verbreiteten,
sich einer aufserordentlichen Lebenszähigkeit zu erfreuen gehabt hätte. Sie waren
gewöhnlich dicht eingebettet in dem heraufgeholten Schlamme, und erst, wenn man
diesen in ein Gefäfs mit Wasser gofs, gelang es ihnen, sich durch einige ihrer
stofsartis; schnellenden Bew^eeumren zu befreien und im Glase umherzuschwimmen.
Der sehr grofse Druck, dem ihr zarter Leib doch eine lange Zeit hindurch ausge-
setzt gewesen ^var, schadete ihrer Lebenskraft nur sehr selten, da Individuen, die
wir aus einer solchen Morastmenge erst befreien mufsten, nachher noch Tage lang
munter umherschwammen, während die gewöhnlichen Sagitten, wenn sie zufällig
einen nur geringen Druck erduldet hatten, stets schnell abstarben. Auch ihr Auf-
enthalt in den Gläsern scheint zu beweisen, dafs sie eigentlich für den Grund des
Meeres bestimmt sind; denn so lange sie frisch waren, hielten sie sich stets auf
dem Boden des Behälters auf, und nur, wenn sie verletzt oder dem Sterben nahe
waren, sah man ihren geknickten Leib auf der Oberfläche des Wassers schwimmen;
während bei den gewöhnlichen Sagitten, die man so zahlreich aus den obersten
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Meeresschichten erhält, gerade das umgekehrte Verhältiiifs stattfindet; so lange sie
lebenskräftig sind, halten sie sich in den Gläsern oben; erst, wenn sie ermatten,
sinken sie zu Boden.
Die allgemeine Organisation unserer Art weicht nicht von der der »Sagitten
ab, welche Kr oh n und Wilms in ihren Monographieen beschrieben haben'), daher
ich für alle das, was ich nicht ausdrücklich anführe, auf jene Schriften verweise.
Die gröfste Länge, welche ich bei vollständig ausgebildeten Thieren (Fig. 1)
beobachtete, betrug nur etwas über drei Linien; also existirt eine bedeutende
Gröfsenverschiedenheit zwischen den bekannten Species und der unserigen, und
letztere ^vird wohl die kleinste von allen sein. Der Körper ist ganz hell und
durchsichtig, aber nicht von so weifser Farbe, wie der der anderen Arten , sondern
mehr ins Gelbbräunliche spielend. Die Haut unterscheidet sich ebenfalls wesentlich;
w'ährend sie bei jenen vollständig glatt ist, trägt sie hier zerstreut blattartige Organe,
die selten vereinzelt sitzen, sondern von denen meistens mehrere, gewöhnlich drei
bis fünf, um einen Mittelpunkt in Rosettenform geordnet sind (Fig. 3). Diese Or-
gane befinden sich zahlreicher auf der Bauchseite, als auf dem Rücken und den
Seitenflächen, seltener auf der vorderen Hälfte zwischen Kopf und After, sehr
häufig auf der hinteren zwischen After und Schwanzflosse. Wahrscheinlich sind
es diese Blättchen, vermittelst welcher das Thierchen sich an Gegenstände anheften
kann. Gewöhnlich sitzt es nämlich am Boden oder an den Wänden des Gefäfses
fest, und zwar so, dafs es mit der hinteren Körperhälfte bis zum After fest an-
liegt, v/ährend die vordere, in einem stumpfen Winkel von dieser abgebogen, frei
in das Wasser hineinragt. In dieser Stellung kann es sich so aufserordentlich
festhalten, dafs man mit einer Staarnadel den vorderen freien Theil des Körpers
hin- und herbewegen kann, während der hintere unbeweglich bleibt; zuweilen
macht es selbst einige Mühe, ein Thierchen, welches sich so anklammert', los-
zureifsen.
Aufser diesen Organen befinden sich auch noch ähnliche Stacheln in der Haut,
wie sie Wilms bei seiner Sagitta beschrieben hat: bei der unseren stehen sie
jedoch nicht in zwei Reihen, sondern in vier; jederseits befindet sich eine obere
imd eine untere, und zwar so, dafs an den Stellen, wo Flossen sind, sie nicht
von der Seite des Körpers, sondern von diesen ihren Ursprung nehmen. Selbst
auf der Schwanzflosse stehen noch einige (vergl. Fig. 1). An dem Punkte, von
welchem sie ausgehen, befindet sich jedesmal eine nabeiförmige Vertiefung (Fig. 2 i).
Ihre Struktur läfst sich schon deutlich bei einer schwachen Vergröfserung erkennen;
da die einzelnen Setae, welche ein solches Borstenbüschel zusammensetzen, weit
gröber sind, als bei der Wilmsschen Sagitta, bei welcher eine fünfhundert-
') Anatomisch- phj'siologisclic Beobacluungnii über Sagitta bipuiietata. Hamburg 1844. Observatioiies
de Sagitta mare Geriiianicum circa insulam Helgoland incolciUe. Berlin 1846.
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fache Vergröfsernng dazu gehörte, um die zusammengesetzte Struktur der Borsten
•zu zeigen.
Einen sehr hübschen AnbHck boten die meisten unserer Individuen dadurch
dar, dafs sie mit zahh'eichen sehr lebhaft roth und gelb gefärbten Pigmentpunkten
ausgestattet waren, so dafs sie gesprenkelt, wie eine Forelle, erschienen; nur wenige
hatten schwächere Färbung an diesen Punkten, und sehr selten waren die Exem-
plare, welche nicht gesprenkelt waren. Aus welchem Grunde die schöneren Farben
bei den Einen vorhanden waren, welche bei den Anderen fehlten, weifs ich nicht;
so viel ist sicher, dafs es nicht mit der gröfseren Geschlechtsreife zusammenhängt,
da auch die nicht punktirten vollständig eben so weit entwickelt sein können, als
die anderen.
Von den Muskeln sind als besonders aulfallend nur zu erwähnen die halb-
kugeligen Massen, welche die hinteren Hervorragungen des Kopfes bilden (Fig. 2 c),
dann die schlanken dünnen Biuidel d, die von dem vorderen Ende des Kopfes
schräg nach hinten und aufsen verlaufen, und welchen Wilms die Funktion zu-
schreibt, die Kopfkappe nach vorn zu ziehen. Aufserdem geht noch ein dicker
und starker Quermuskel an der unteren Seite des Leibes quer über die Stelle hin,
wo der Kopf sich an den Rumpf ansetzt. Alle diese Muskeln, ebenso wie die in
den Wänden des Körpers verlaufenden, sind deutlich quergestreift; die Primitiv-
fasern aber sind bei diesen Thieren aufserordentlich £;rob und zeisren die Ouer-
streifung nicht etwa wie eine Runzelung, sondern wie Fig. 6 darstellt, als ein
Aneinanderfügen dunkeler Vierecke an hellere, von denen die letzteren etwas gröfser
sind als die ersteren.
Aufser den seitlichen Flossen und der Schwanzflosse der bekannten Sagilten,
haben unsere jederseits noch eine andere, welche von den Seiten des Kopfes auf
den Anfang des Stammes herüberreicht (Fig. 2a). In der Struktur imterscheidet sich
aber diese letztere von den ersteren aufserordentlich; denn während jene aus sehr
vielen zarten Strahlen bestehen, die zwischen sich eine Haut ausgespannt halten,
findet sich in diesen derartiges gar nicht; es ist eine einfache Membran, an der
sich aufser dem dichten äufseren Beleg von Zellen nichts wahrnehmen läfst. Am
gröfsesten ist verhältnifsmäfsig die Schwanzflosse, was für die schnelle Schwimm-
bewegung unserer Sagitta von grofser Wichtigkeit ist, da ein Schlag mit einem
breiteren Ruder natürlich stärker fortschnellt.
Der Kopf unseres Thieres ist schlanker und mehr in die Länge gezogen als
bei den anderen. Die beiden Augen, welche an seinem hinteren Ende liegen, haben
eine so merkwürdige Zusammensetzung, dafs sie sich wohl beschreiben, aber nicht
deuten läfst. Bei den anderen Sagitten bestehen sie, wie bekannt, aus einem
schwarzen rundlichen Körper, der dicht mit hellen, durchsichtigen Fortsätzen um-
geben ist. Solche Processus finden wir auch hier, nur sind sie nicht abgerundet,
sondern mehr zugespitzt, liegen auch nicht in mehreren Reihen, sondern nur in
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einer, ferner nicht in der Horizontal- Ebene des Kopfes, sondern stehen mehr auf-
gerichtet, mit der Spitze nach aufsen und unten, mit der breiteren Basis nach innen-
und oben gerichtet (Fig. 5«). Hier stofsen sie auf einen braunen Körper h, der,
unter dem Mikroskope geprefst, viele Kügelchen zeigt, und der auf den durch-
sichtigen Fortsätzen , wie auf einer Menge Füfschen steht. Bütten in diesem braunen
Körper liegt ein anderer schwarzer, von der sonderbaren Gestalt, \vie ihn unsere
Fig. 5c zeigt. Ganz constant ist seine Form nicht; denn zuweilen hat er nicht nur
nach oben, unten und auf der einen Seite die spitzen Fortsätze, sondern auch auf
der anderen, welche in unserer Abbildung sich als vollständig glatt erweist. Vor
diesem schwarzen Körper liegt wahrscheinlich nach aufsen noch eine halbkugelige
Membran, vielleicht eine Art Cornea. Merkwürdiger Weise mufs ich mich aber
selbst über ihre Existenz zweifelhaft aussprechen; denn das, was ich bei einigen
Exemplaren an dieser Stelle gesehen habe, %var so aufserordentlich zart, dafs ich
nur bei besonders günstiger Lage und sehr gutem Lichte eine Art Contour wahr-
nehmen konnte, während ich bei anderen gar nichts davon zu entdecken vennochte.
Die einzelnen Theile dieses sonderbaren Auges physiologisch erklären zu wollen,
würde wohl eine vergebene Mühe sein, da sie mit den Gebilden dieser Organe in
der übrigen Thierwelt so wenig Uebereinstimmendes zeigen.
Gegenüber den Augen inseriren sich, wahrscheinlich an die Sehne des halb-
kugeligen Bluskels c, die grofsen Zähne /. Die gröfste Anzahl dieser dunkelgelb
gefärbten Organe, von denen der oberste auch der längste ist, war jederseits acht.
Bei dieser Sagitta kann man auch deutlich das befestigte Ende derselben erkennen,
welches nicht einfach rund ist, wie es gewöhnlich abgebildet wird, sondern gabelig
gespalten, und zwar so, dafs die nach aufsen gelegene Zinke stärker und dicker
ist, als die innere. Vorn am Kopfe befinden sich noch jederseits drei ähnliche
kürzere Haken g, die bald nach vorn, bald nach hinten gerichtet sind. — In der
Gegend der Insertion der grofsen Haken geht vom Kopfe jederseits ein kleiner rund-
licher Tentakel h aus, der eingeschlagen und ausgestreckt werden kann. In unserer
Figur ist er auf der rechten Seite ausgestreckt dargestellt.
Der Nahrungskanal beginnt am vorderen unteren Ende des Kopfes mit einem
rundhchen ölunde, der in den beweglichen Schlund übergeht. Dieser ist an der
Stelle, wo er vom Kopfe in den eigentlichen Körper tritt, mit einem langen, dünnen
Ligamente k an der Körperwandung angeheftet. Bald dahinter geht er in den Darm
über, welcher an dieser Stelle jederseits einen runden kleinen Blindsack nach vorn
schickt. Gleich hinter diesen Erweiterungen, noch vor dem Ende der Kopfflosse,
liegt oben auf der Haut eine grofse Scheibe wie ein Sattel über den Rücken aus-
gebreitet. Diese Scheibe m. hat einen etwas dunkler gefärbten, doppelt contourir-
ten Rand, welcher sehr viele lange und zarte ^^lmpern trägt, die in ihrer Be-
wegung das Phänomen des Räderns zeigen. Jede dieser Cilien ist auf einem rund-
lichen Knopfe befestigt, welcher wieder auf einem spitz zulaufenden Blättchen
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aufsitzt, wie Fig. 4 zeigt. Diese Wimperträger befinden sich in dem Zwischen-
räume zwischen den beiden Contouren des Scheibenrandes.
Um jedoch wieder zum Darme zurückzukehren, so verläuft dieser in der
Mitte des Leibes ganz gerade bis zum Ende, d. h. bis zu der Scheidewand, welche
den eigentlichen Körjjer vom Schwänze trennt. Hier "wendet er sich in einem Bogen
nach unten, und mündet mit dem in der Mitte der Korperbreite gelegenen, runden
After aus. Sein ganzes Innere flimmert lebhaft.
Der After und somit auch die Scheidewand liegen in unserer Sagitta nicht
w^ie bei der Wilms sehen so weit nach hinten, dafs die vordere Körperhälfte ohn-
gefähr drei Mal so grofs wird wie der Schv^^anz, sondern sie theilen das ganze
Thier in zwei ziemlich gleiche Hälften, wodurch natürlich der Darm sehr viel
kürzer -wird, dagegen dem hinten im Schwänze gelegenen Hoden ein viel gröfserer
Raum angewiesen wird, und wodurch das Thierchen selbst einen weit kräftigeren,
gedrungeneren Bau erhält.
Neben dem hinteren Theile des Darmes liegt jederseits ein Eierstock. Sind
diese Organe stark geschwellt, so reichen sie fast bis zur Hälfte zwischen Septum
und Kopf herauf; sie stimmen in ihrem Bau ganz mit dem der anderen Sagitta, wie
ihn Wilms beschrieben hat, überein. Sie bestehen ebenfalls aus einem die Eier ent-
haltenden Schlauche mit einem sich nach aufsen und etwas nach oben öffnenden
Ausführungsgange; nur mündet der letztere nicht mit einem so einfachen Bogen, son-
dern durchläuft vorher eine Biegung, ähnlich wie oben das Ligament am Schlünde.
Für die Hoden ist, wie schon oben bemerkt worden, ein weit gröfserer
Raum bestimmt, als bei den anderen Sagitten, dadurch, dafs das Septum, welches
den Körper vom Schwänze trennt, weiter nach vorn gerückt ist. Auch hier ist
das Innere des Schwanzes durch eine Scheidewand in zwei gleiche Hälften getheilt,
in denen die mehr oder weniger reifen Samenkugeln auf und ab getrieben werden.
Jederseits existirt eine grofse runde Oeffnung als Ausführungsgang zwischen den
Seitenflossen und der Schwanzflosse.
Was das Nervensystem betrifft, so ist aufser den deutlichen Kopfganglien,
welche Wilms als ein vorderes und zwei Augenganglien beschrieben hat, nichts
mehr liierher bezügliches aufzufinden. Hier mufs ich jedoch bemerken, dafs der
grofse Körper an der unteren Seite des Leibes (Fig. 8a), welchen Krohn sowohl
als Wilms für ein Bauchganglion halten, gar nicht zum Nervensysteme gehört. Er
kommt allen Sagitten gleichermafscn zu, und liegt immer noch vor der Älitte des
eigentlichen Körpers. Schon Wilms giebt von ihm an, dafs er ohngefähr so lang
sei als der Kopf, eine längliche und ovale Gestalt habe, und, -wenn das Thier auf
der Seite liege, über die Körpercontouren hervorrage. Sehr auffallend ist, dafs
dieses Organ bei einigen Individuen bedeutend stärker ist, als bei anderen, und
dafs es endlich einigen gänzlich fehlt. Zuerst glaubte ich, dafs dieses wohl durch
eine Species -Verschiedenheit bedingt sei, bis ich beobachtet hatte, dafs es sich los-
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lösen könne. Ich fand nämlich einige Individuen, an denen der vordere Theil des-
selben, vielleicht durch äufsere Gewalt, losgerissen war, an denen es dann frei
in das Wasser herabhing, und nur noch mit seinem hinteren Ende festsafs. Einige
abrupte Bewegungen des Thieres genügten dann, es vollständig zu trennen, wo-
nach aber nirgend ein Substanzmangel zu entdecken war, und der begrenzende
Körperrand ganz unverletzt erschien. Fig. 9 stellt ein solches losgerissenes Organ
dar, von der Seite aus gesehen, mit welcher es am Leibe festgesessen. Die Struktur
desselben ist durchaus körnig; wir sehen in Fig. 10 einzelne dieser Elemente bei
fünf hundertfacher Vergröfserung : es sind homogene kleine Kügelchen, die aber
durchaus keine Aehnlichkeit mit Ganglienkugeln haben. Was dieser Theil für eine
Bedeutung habe, habe ich nicht ausmachen können , soviel ist nur sicher, dafs es
kein Nervencentrum ist; denn ein solches kann doch nicht aufserhalb der Körper-
wandungen liegen.
Aufser dieser Sagitta, welche ich wegen der Kopfflosse cephaloptera nenne,
und der Wilms sehen habe ich im Mittelmeere noch ziemlich häufig eine andere
Art angetroffen, die sich in nichts von der letzteren unterscheidet, als dafs sie auf
dem Kopfe einen grofsen Höcker trägt, den wir in Fig. 7 in der Seitenansicht ab-
gebildet sehen. Wegen dieses Schmuckes mag sie den Speciesnamen rostrata führen.
Bei der grofsen Verbreitung, welche die Sagitten in den Meeren haben, und
bei der grofsen Menge von Individuen, die sich überall vorfinden, ist es natürlich,
dafs sie ein Hauptgegenstand der Nahrung für stärkere carnivore Seethiere sind.
Trotz der anscheinend furchtbaren Bewaffnung mit den grofsen Hakenzähnen am
Kopfe sind es doch im Ganzen ziemlich hülflose Thiere, da sie keine seitlich aus-
bleichenden Bewegungen machen können, sondern nur sich gerade aus durch Schläge
mit dem Schwänze fortzuschnellen vermögen. Die kleinen Medusen stellen ihnen
vielfach nach, sie fassen sie dann gewöhnlich in der Mitte des Leibes, wo keine
Bewaffnung existirt, und klappen sie, während sie in den Mund hineingezogen wer-
den, wie ein Taschenmesser zusammen.
Eine sehr reiche Fundgrube sind auch die Sagitten für die Jugendzustände
der Eingeweidewürmer. Der ärgste Feind der cephaloptera war eine Nematoide,
die aber wegen der noch mangelnden Geschlechtstheile sich nicht genauer bestim-
men liefs, und welche in allen Theilen des Körpers, nicht blofs im Darmkanale,
vorkam; sie bohrte sich nämlich mit ihrem vorderen Ende durch alle Gewebe ohne
Rücksicht durch. Lag sie im Räume zwischen Darm und Körperwand, so durch-
brach sie entweder letztere, um in das Freie zu gelangen, oder sie durchbohrte
das Septum und bahnte sich so einen Weg in den Testikel. Die armen Sagitten
selbst litten natürlich, wenn diese Eindringlinge ihre Wanderungen anfingen, aufser-
ordenthch, und starben meistens unter tetanischen Zufällen, indem die Haken starr
aus dem Kopfe hervorgestreckt gehalten wurden, und der Körper sich krampfhaft
rückwärts bog.
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In Triest fanden wir in diesen Thieren eine grofse Menge von der dort so
gemeinen Trematodenart, welche Will zuerst als Distoma Beroes beschrieben, und
die bei Diesing Distomum papillosum heifst'). Wie sie übrigens in den Wasser-
gefafsen der Rippenquallen und in dem Darme der Sagitten anzutreffen war, so fan-
den wir sie auch frei im Meere schwimmend , und auch sonst in den verschiedensten
Thieren. Sie haben, wie bekannt, acht Papillen um die Mundöffnung herum; aufser-
dem aber beobachteten wir auch deren eine grofse Anzahl an dem Acetabulum,
gewöhnlich zehn bis zwölf Was die innere Anatomie betrifft, so stimmt sie mit
der der anderen Trematoden überein. bi Fig. 1 1 sehen wir bei einer anderen Species
aus dem Ophidium barbatum, wo es sich in ganz gleicher Weise verhält, auf den
Mund a einen kugelförmigen Schlund b folgen, von welchem jederseits ein schlankes,
leicht gewelltes Rohr c als Darm ausgeht. Dieser gabelige Darm, welcher sich in
seiner ganzen Ausdehnung contrahiren kann, läfst sich bis hinter das Acetabulum d
verfolgen, wo er dann bhnd endigt. In seinem Inneren werden kleine Kügelchen,
die Oeltropfen sehr ähnlich sind, auf- und niedergetrieben. Neben diesem Darme
bemerkt man zwei helle vollständig durchsichtige Streifen /, welche an einigen
Stellen Fortsätze von sich schicken: es sind dieses die Gefäfse des Thieres, welche
ich nach vorn bis zur Gegend des Schlundkopfes, nach hinten bis über das blinde
Darmende hinaus bis zur Schwanzspitze verfolgen konnte. Endlich sind noch die
beiden schmalen ganz mit Körnern gefüllten Stränge ff zu beachten, welche hinter
dem Schlünde in einer Schleife zusammenlaufen, und hinten unbestimmt endigen.
Dafs sie an der Schwanzspitze mit einem Ausführungsgange sich öffnen, wie Will
angiebt, habe ich nie beobachten können, bin aber geneigt zu glauben, dafs diese
Organe mit den Geschlechtstheilen zusammenhängen, da sich sonst durchaus nichts
vorfand, ^vas sich als solche deuten liefs. Uebrigens liefs sich aus den kleinen
Körnern nichts besonderes herauserkennen.
Während nun das Dist. papillosum über die ganze Länge seines Körpers
Leibesringe trägt, findet sich noch ein anderes, vollständig glattes, als Parasit in
der Sagilta, welches jenem im Systeme sehr nahe steht. Dieses hat auch einige
Papillen am Munde, aber deren nur sechs, dagegen befindet sich dicht oberhalb
desselben ein Franzenbehang, der diesem Theile ein sehr zierliches Aussehen ver-
leiht. In Fig. 12 sehen wir denselben abgebildet. Seinetwegen mag diese Art, die
»ur eine Viertel Linie grofs ist, den Speciesnamen fimbriatvm führen.
Eine dritte Species das Dist. crassicaudatum ist in Fig. 13 dargestellt; es hat
mit dem papillosum die Leibesringe gemein, hat aber keine Papillen an dem Munde.
Das Thierchen ist etwas über eine halbe Linie grofs, von cylindrischem Körper,
der nach vorn spitz zuläuft, nach hinten aber in eine breite keulenförmige Anschwel-
lung übergeht. Der kleine etwas ovale Mund liegt nicht ganz am vorderen Ende;
') Will: in Wieguianii's Archiv 1844 p. 343. Diesing .Systeiaa Heljiümlumi I, p. 381.
13 ♦
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am Uebergange des ersten Drittels der Körperlänge in die zweite befindet sich das
Acetabulnm, welches dreimal so grofs ist, als der Mund. In dem hinteren keulen-
förmigen Ende liegt ein Organ, von dem ich eine Andeutung schon bei einigen D. pa-
pulosa gesehen habe, das aber hier eine weitere Entwickelung hat: es scheint aus
vielen einzelnen Blättern zusammengesetzt zu sein, welche mit winzigen Körnchen
belegt sind. Unten hat es einen kleinen Stiel, mit dem es am hinteren Leibesende
befestigt ist, wo es dann mit einem Porus excretorius sich öffnet.
Anschliefsend an diese Distoma aus der Sagitta will ich noch eine neue
Species anführen, deren Abbildung Fig. 11 wir schon bei der Beschreibung der
Anatomie gesehen haben. Dieses lebt im Darme des Ophidium barbatum, ist eine
halbe bis drei Viertel Linie grofs, drehrund, glatt, ohne Leibesringe; das Acetabulum,
welches gröfser ist als der Älund, beCndet sich etwas vor der Mitte des Thieres.
Um den Mund stehen aber statt der kleinen, zarten Papillen grofse Höcker, wie
Warzen. In den drei Exemplaren, welche ich beobachtete, waren deren sechs
vorhanden. Diese Art nenne ich verrucomm.
Das Meerleuchten und die Nocliluca.
Tafel XV, Fig. U-23.
JJas Leuchten des Meeres, dieses jedem Seebewohner bekannte Phänomen, ist be-
kanntlich früher von den Naturforschern oft auf sehr abenteuerliche Weise erklärt
worden, und selbst jetzt noch, nachdem klassische Arbeiten wie die Ehrenberg's
über diesen Gegenstand erschienen, spukt noch in manchem Kopfe der Glaube, dafs
wenigstens theilweise diese Erscheinung in faulenden organischen Substanzen ihre
Ursache habe. Dafs verwesende Seethiere, wie Cephalopoden und Fische im Dun-
kelen einen leuchtenden Schein haben, ist sicher ausgemacht; der ärgste Zweifler
könnte sich jedenfalls an den sogenannten frischen Seefischen, wie sie in unseren
Binnenlandstädten verkauft werden, bekehren, wenn er sich die Mufse nähme, einige
derselben bei Dunkelheit zu betrachten. Keineswegs spielt aber dieses Phospho-
resciren eine Rolle bei dem grofsärtigen Phänomene, \vie es das JMeer zeigt. So
weit ich das Meer kenne, d. h. das westliche Becken des Miltelmeeres, den Oceaii
bei Cadix, den Canal, die irische See, das Nordmeer um die Orkaden, das deutsche
Meer bei Helgoland, den Sund um die dänischen biseln; — liefsen sich jedes Mal die
lebenden Thiere nachweisen , welche das Leuchten verursachten. Eine andere Frage
ist aber, welcher Klasse von Wesen es hauptsächlich zuzuschreiben sei; die Einen
vindiciren es fast ausschliefslich den Noctiluken, Andere wollen den Würmern, Andere
den Medusen u. s. w. die Haupllhätigkeit dabei sichern. Wie ich glaube, müssen
wir beim Meerleuchten zwei nur dem Grade nach verschiedene Arten unterscheiden ;
die eine, welche uns das Phänomen in der vollen Grofsartigkeit zeigt, wo fast
jeder Wassertropfen zu phosphor?sciren scheint, die andere, welche diese Erschei-
nung in oft so verkleinertem Mafsstabe darbietet, dafs ein sehr geübtes, besonders
darauf Obacht gebendes, und vollständig damit vertrautes Auge dazu gehört, um
es zu bemerken. Dieses letztere sparsame Leuchten, wo man nur hier und da
vereinzelt einen phosphorischen Punkt im Wasser auftauchen sieht , kann von Thieren
aus allen möglichen Klassen hervorgebracht werden (denn in der That phospho-
rescirt ja eine ungeheure Zahl unter den niederen Seethieren), und daher wird man
102
es auch bei Dunkelheit überall finden, wo man dergleichen Wesen antrifft, d. h. überall
im Salzwasser. So erinnere ich mich auch nicht, seit ich darauf genau Acht gebe,
eine Seefahrt bei hinreichend dunkeler Nacht gemacht zu haben, wo ich es nicht
mehr oder wenisier deutlich bemerkt hätte; selbst in den schmutziiren, engen Was-
serstrafsen Venedigs liefs mich das Ruder des Gondoliers das Vorhandensein von
solchen Thierchen erkennen, deren Existenz in diesem morastähnlichen Wasser ich
nicht geahnt hätte. Wo viele derartige Thiere zusammenkommen, ist natürlich auch
die Phosphorescenz schon bedeutender, und z. B. bei Bergen in Norwegen, wo die
Noctiluca gar nicht vorkommt, wie mir Herr Sars versichert hat, zeigt die See
dieses Schauspiel auch oft ziemlich ausgedehnt.
Was aber das Meerleuchten im grofsartigsten Mafsstabe betrifft, so hatte schon
Ehrenberg bei seinem Aufenthalte in Helgoland beobachtet, dafs es hauptsächlich
von der Noctiluca herrühre. Auf eben dieser bisel fanden wir dasselbe in den
Jahren 1845 und 1846, als ich Herrn Geh. Rath Müller auf seinen Excursionen
begleitete, so constant, dafs ein erhebliches Meerleuchten ohne ein Vorhandensein
vieler Noctiluken nie stattfand; so dafs wir stets vorhersagen konnten, ob den
Abend das Schauspiel grofsartig sein würde oder nicht. Zu dieser Zeit befanden
sich die Thierchen häufig in einer solchen Anzahl in unseren Gläsern, dafs, wenn
wir Abends ohne Licht in die Stube traten, das blofse Auftreten genügte, um,
mittelst der dadurch den Gläsern mitgetheillen Erschütterung, das darin befindliche
Wasser in unzähligen Punkten leuchten zu machen.
Eines Tages bemerkten wir, ohngefähr eine halbe Seemeile von der Insel
entfernt, nicht weit von uns auf dem Wasser eine ziemlich grofse Fläche, die ganz
gelb gefärbt erschien. Als wir herangerudert ^varen, wies sich diese Masse als
eine Ansammlung von ungeheuer viel Noctiluken aus, die Körper an Körper so
dicht geschichtet lagen, dafs man sie fast wie Oel vom Wasser abschöpfen konnte.
Auf derartige Mengen dieser Thiere mögen sich \vohl die Angaben der Alten von
dem leuchtenden Schleime des Wassers beziehen, so wie der Glauben der Seeleute,
dafs der Samen der Fische leuchte; denn für solchen Samen erklärten die Fischer
unsere Thiere.
Zu Hause wurde nun die ganze Sippschaft in einem grofsen Trichter auf ein
Filtrum gebracht, und dann auf Löschpapier in der Sonne zum Trocknen ausgebrei-
tet. So lange nun die Masse noch etwas Feuchtigkeit enthielt, liefs sich, wenn
man mit dem Finger darüber hinstrich, der FeuerscRein sehen; nachdem die Thierchen
vollständig angetrocknet waren, verschwand er. Leider unterliefsen wir damals
einen chemischen "N^ersuch zu machen, der, Mie ich glaube, beweisen müfste, ob
freier Phosphor in diesen Thierkörpern vorhanden sei, der eben bei der Berührung
diesen Schein verursache. Ich denke, man müfste eine solche abfiltrirte, und eine
Zeit lang an der Luft ausgebreitet gewesene Masse, die aber noch vollständig
leuchten mufs, und die nur eben von so viel Wasser als möglich befreit ist, mit
103
wasserfreiem Aether behandeln, und danach sehen, ob dieser Aether später im
Dunkeln leuchtet.
Am Ende des Jahres 1849 stellten sich in der Bucht von Malao;a ebenfalls
Noctiluken in Schaaren ein, zwar nicht in solcher Menge wie in Helgoland, aber
doch genug, dafs jeden Morgen das heimgebrachte Seewasser mit einer mehrere
Linien dicken gelben Schicht dieser Thierchen bedeckt ^var. Die Species war von
der nordischen verschieden: an Gröfse waren beide gleich; während aber bei die-
ser die Haut glatt war, so war sie bei jener mit sehr vielen kleinen Pigment-
punkten bedeckt (Fig. 14), weswegen ich für sie den Speciesnamen punctata
vorschlage.
Wie bekannt, bestehen diese Thiere ans einer abgerundeten Scheibe, deren
Masse ohngefähr die gallertige Consistenz hat, wie der Schirm der Scheibenquallen.
An ihrem oberen Ende Fig. 14« biegen sich die Randcontoure nach unten um, so
dafs, während auf der hinteren Seite der Contour gerade fortläuft, hier eine Art
Hilus gebildet wird, von welchem aus ein gerader scharfkantiger Stab h, in dessen
Mitte bis zur Spitze eine Firste verläuft, sich gerade nach unten im bmeren fort-
erstreckt. In der Gegend, wo die beiden eben erwähnten sich umbiegenden Rand-
contoure zusammenkommen, liegt ein brauner runder Körper c, von welchem aus
sich viele verästelte Fasern nach der Peripherie zu erstrecken. Ohngefähr von der-
selben Gegend aus nimmt das einzige willkürlich bewegliche Organ des Thieres,
der bandartige Faden d, seinen Ursprung, welcher ziemlich eben so lang wie der
Durchmesser des Thierchens ist und viele querlaufende Linien zeigt, die ihm ein
gestreiftes Ansehen geben, die aber nicht immer die ganze Breite des Fadens durch-
setzen. Diese Art Geifsel bewegt das Thierchen, langsam damit hin und her schla-
gend. Verschieden sind nun die Meinungen, ob hier an dem Hihis sich eine Oeff-
nimg, eine Art Maul, befinde, oder ob das Thier ein solches überhaupt nicht besitze.
Ich habe, ebenso wenig wie irgend ein Anderer, jemals hier etwas eintreten sehen,
glaube aber doch, dafs hier ein Eingang sich befinden müsse. Von den Bröckcheii
Substanz, die man aufser den eben besprochenen Theilen an diesen Thieren sieht,
läfst es sich oft fast unmöglich sagen, ob sie aufsen auf der Haut des Thieres,
oder im Inneren liegen; denn bei einer fast wasserhellen Scheibe von so geringem
Dickendurchmesser wird es sich schwer entscheiden lassen. Aus den wenigen Daten,
die ich von der Entwickelungsgeschichte dieses räthselhaften Wesens anführen kann,
läfst es sich aber, wie wir gleich sehen werden , beweisen , dafs hier ein Umschla-
gen, eine Umstülpung nach innen stattgefunden hat, und dafs demnach hier ein
Eingang vorhanden sein müsse.
Diesen Beweis anlicipirend, spreche ich von dem Inneren der Scheibe. Bei
einigen Individuen war dasselbe ganz leer, bei anderen aber fanden sich mehrere
braune Körper, wie in Fig. 14/, die bald mehr rundlich, bald oval oder biscuit-
förmig, wie unsere Abbildung zeigt, an verschiedenen Stellen vorkamen. Einmal
104
nämlich lagen sie dicht an dem braunen Knopfe, so dafs dieser sich in sie fortzu-
setzen schien, dann aber kamen sie auch ganz frei im bineren vor. Ihre Struktur
sieht man in Fig. 2 1 : es ist eine Zelle von homogener Wandung , die einen grofsen
grobgeköriiten Kern enthält.
Unter den vielen vollständigen Noctiluken fanden sich auch einige, die eine
leere Hülse zu sein schienen, und nur an dem Faden noch für das erkannt wer-
den konnten, w^as sie waren. In ihrem Inneren lagen solche kleine Körper, wie
sie Fig. 15 darstellt, nämlich ovale Scheiben, mit einem dunkleren, fast den gan-
zen Raum einnehmenden Kerne. Die Farbe derselben ist ganz übereinstimmend mit
der jener kleinen Kugeln, die wir im Inneren der alten Noctiluken liegen fanden,
nur unterscheiden sie sich dadurch von ihnen, dafs bei jenen der Kern gekörnt
war, während er hier ganz glatt erscheint. Zuweilen, aber seltener wie die eben
besprochenen Körper, fanden sich in diesen Hülsen auch die etwas weiter vor-
geschrittenen in Fig. 16 dargestellten Keime. Die wesentlichste Veränderung in die-
sen ist, dafs sich noch ein stumpfer Fortsatz nach unten zu erstreckt. Häufiger
als in den Hülsen fanden sich diese Körper schon frei, zwischen den übrigen Nocti-
luken schwimmend, und von hier an nun weiter vorgehende Entwickelungen. Der
stumpfe Fortsatz spitzt sich zu, und seitlich von ihm, von dem dunklen Kerne
ausgehend, bildet sich ein kleiner Schwanz, in Struktur und Verhalten schon ganz
der Geifsel der erwachsenen Thiere gleichend (Fig. 17). Jetzt ist es klar, dafs
der Kern gleichbedeutend mit dem braunen Knopfe am Hilus der alten Noctiluken
ist, und dafs von ihm der Faden seinen Ursprung nimmt. Man hätte nun erwar-
ten können, dafs die runde Scheibe sich einfach vergröfserte, und die anderen
Organe sich im Inneren ausbildeten, aber das ganze Wesen soll noch merkwürdige
Gestaltungen annehmen, bis es das Ziel seines Wachsthums erreicht. Während
nämlich die Scheibe wächst, verlängert sich der spitze Fortsatz frei nach aufsen
(Fig. 18 und Fig. 19); in seinem Inneren zeigt sich ein Gebilde, dem Stabe, den
wir bei den Noctiluken kennen gelernt haben, ähnlich; nur ist die Richtung dieses
Stabes gerade entgegengesetzt derjenigen im alten Thiere. Während er nämlich
dort vom braunen Knopfe aus gerechnet, nach der weiter von ihm abliegenden
Peripherie der Scheibe zu sich erstreckt, geht er hier gerade entgegengesetzt von
ihr ab.
Zu gleicher Zeit verliert auch der Rand der Scheibe seine Glattheit, und
bekommt eckige Fortsätze, von derselben Farbe und Consistenz, wie die Scheibe
selbst (Fig. 18 und Fig. 19). Betrachtet man diese Abbildungen, so scheint es am
wahrscheinlichsten, dafs aus ihnen die Gestalt des grofsen Thieres sich folgender-
niafscn entwickelt. \"\^ährend die Scheibe wächst, mufs sich der Stab nach vorn
über sie umschlagen, und dann müssen die ebenfalls länger und breiter srewor-
denen Fortsätze der Scheibe sich über ihn zusammenklappen und untereinander
vereinigen. Dann wäre ohngefähr das alte Thier fertig, und anders läfst es sich
105
nicht gut denken, wie der Stab in die richtige Lage kommen soll, und was für
eine Rolle die eben aufgetretenen Fortsätze spielen. Gerade aber, als dieser interes-
santeste Entwickelungspunkt vor der Thüre war, hielten es die Spanischen Hafen-
behörden, der Commandante de Marina und Capitan de Puerto, in ihrer hohen
Weisheit für angemessen, mir das Ausfahren zum Fischen zu verbieten, weil ich
bei ihnen nicht die vorher nöthige Erlaubnifs dazu eingeholt hätte. Bis nun durch
unseren Consul in diesen hohen Herren alle Zweifel über die Gefährlichkeit meines
Fischens beseitigt waren, verstrichen einige Tage, und danach war der günstige
Augenblick vorbei, die Noctiluken waren verschwunden, so schnell wie sie ge-
kommen, und keine Spur von ihnen mehr aufzufinden. Ich habe es nicht für
überflüssig gehalten, dieses Factum hier anzuführen, um zu zeigen, wie hinderlich
dem Naturforscher in diesem Lande der Willkür das Herrschen dieser kleinen Orts-
tyrannen werden kann.
Die wenigen Bruchstücke dieser Entwickelungs^eschichte erlauben natürlich
keine weit ausgehenden Schlüsse. Am wichtigsten scheint mir die Frage, ob die
Keime, die in den Hülsen gefunden wurden, identisch sind mit den braunen Kör-
pern, die wir im Inneren der alten Noctiluken antrafen. Der Gröfse nach liefs
dieses sich sehr wohl denken, nur müfste sich der vorher körnige Inhalt des Ker-
nes nachher in einen gleichmäfsigen umgewandelt haben. Vielleicht wären dann
die braunen Körper, die zuerst an dem Knopfe auftreten, Knospen, die sich später
loslösen, und noch eine Weile in dem Inneren verweilen, bis sie sich weiter aus-
bilden. (?)
In Fig. 20 sehen wiv die Abbildung eines Thieres, welches augenscheinlich
zu den Noctiluken gehört, und das leicht den Gedanken rege machen könnte, es
sei hier an einer vollständigen Noctiluca eine fertig ausgebildete Knospe, die an
der Scheibe selbst gesprofst wäre, und sich nur noch abzuschnüren brauchte, um
selbstständig zu werden. Ich glaube aber eher, dafs dieses Individuum nur eine
Abnormität, ein Duplicilätsmonstrum ist; denn, \venn eine solche Knospung unter
dieser Thierabtheilung vorkäme, so wäre es jedenfalls auffallend, wenn unter der
unzähligen Menge von Individuen, die an meinen Augen vorübergegangen sind, nur
ein einziges solches Exemplar sich vorfände, welches eine Gemme trüge.
Unter den Noctiluken, die ich während der drei Tage, welche diese Beobach-
tungen währten, einfing, befanden sich auch noch andere thierische Körper (Fig. 22),
die, wie sie, oben auf dem Wasser schwammen, und in Gröfse und Consistenz
ihnen vollständig glichen, wenn sie auch noch weit weniger Organe zeigten. Einige
Exemplare, die ich isolirt hatte, leuchteten ganz ebenso im Dunkeln wie die Nocti-
luken. Es sind dieses kleine gallertige Scheiben, fast vollständig rund, ganz durch-
sichtig, ohne Fasern, ohne Faden; der gröfste Theil ihrer Masse ist ganz homogen;
inu- an einem sehr kleinen Segmente oben bemerkt man viele gelblich gefärbte
Fortsätze. Die meisten derselben sind rundlich, einige haben aber eine feine Spitze,
14
106
in welche sie nach oben auslaufen, während sie unten mit breiterer Basis auf-
sitzen (Fig. 23). Das Einzige, was an Struktur von ihnen zu bemerken ist, sind
kleine runde Körnchen in dem Inneren. Dafs diese Körper thierische Wesen sind,
ist wohl durch das Phosphoresciren unzweifelhaft; in welchem Zusammenhange
sie aber mit den Noctiluken stehen, in deren inniger Gemeinschaft sie in grofser
Zahl ansetroffen wurden, ist dermalen nicht zu bestimmen.
Beitrag zur Entwdckelimgsgescliiclite des Pilidiimi
g}Tans.
Tafel XVI, Fig. 1 — 8.
Johannes Müller beschrieb unter dem obenstehenden Namen im Jahrgang 1847
seines Archivs pag. 159 ein sehr merkwürdig gestaltetes Thier, welches er mit
einem vierklappigen Fechthute verglich, auf dessen abgerundetem Kopfstücke noch
ein Wedel langer Haare sich befand. Zugleich sprach er aber die Vermuthung
aus, dafs dieses Wesen wohl erst eine Larvenform sei. Das Pilidium ist ein un-
gemein verbreitetes Thierchen; denn überall, wo ich am Meere gewesen, habe ich
es angetroffen, niemals aber in gröfserer Menge, als in Triest, so dafs ich hier im
Stande war, eine Anzahl Individuen in einem Glase zu sammeln und ihre weitere
Entwickelung abzuwarten.
Der am meisten jugendliche Znsland, in welchem ich es kenne, in dem es
aber noch sehr verschieden von seiner späteren zierlichen Gestalt ist, findet sich
in Fig. 1 dargestellt. Hier sehen wir einen fast ganz platten , ohngefähr viereckigen
Körper a, von dessen unterer Seite zwei etwas gekrümmte, flügelartige Fortsätze h
abgehen, und der von einem breiten Rande umgeben ist. Sowohl der Körper als
die Fortsätze sind dicht bedeckt von einer grofsen Anzahl, sich dachziegelartig
deckender, schuppenförmiger Blättchen, welche besonders am Rande des Körpers
sehr regelmäfsig gestellt sind. In der Mitte befindet sich auf einem Knopfe c ein
langer Busch feiner Haare; etwas vor und unter ihm sehen wir die erste Anlage
der Verdauungs Werkzeuge {d), zu deren Seiten zwei ohrförmige Körper liegen, die
in der Mitte einen Kern enthalten. Die letzteren fanden wir ziemlich häufig auch
bei älteren Exemplaren, so dafs war zuerst auf den Gedanken kamen, wir hätten
eine andere Species vor Augen, bis wir bemerkten, dafs diese ohrförmigen Körper
in manchen Stellungen nicht zu sehen waren, indem sie nur die Umbiegung der
Wimperschnur sind, welche von dem Rande des Fortsatzes kommt, und in die zu
den Seiten des Körpers befindliche übergeht.
14-
108
Die Transformation dieses merkwürdigen Wesens habe ich einmal unter dem
Mikroskope beobachtet: es klappt sich nämlich so zusammen, dafs die beiden flügei-
förmigen Fortsätze mit ihren unteren Flächen aufeinander zu liegen kommen, und
dafs der bisherige platte Körper gewölbt wird. Die höchste Stelle in dieser Wöl-
bung wird dann von dem Knopfe mit dem Federbusche eingenommen. Fig. 2 zeigt
uns ein solches Thierchen, das sich jetzt schon eher als Pilidium wiedererkennen
läfst, nur dafs die Fortsätze, welche die seitlichen Klappen darstellen, sehr schmal
sind, und dafs man auf der Wölbung eine Menge rundhcher Hervorragungen be-
merkt, welche von jenen oben besprochenen blattartigen Zellen herrühren. Diese
Schüppchen verschwinden jedoch sehr schnell; schon nach zwei Tagen sieht man
fast keine Spur mehr von ihnen, nur dafs hier und da in dem Gewebe einzelne
abgerissene Contoure sich finden. Während dessen wachsen aber nun die Klappen
von den kurzen Flügelfortsätzen zu den breiten , elegant ausgeschweiften Seitenplatten
aus, wie wir eine in Fig. 3 abgebildet sehen, und ebenso ziehen sich die Körper-
enden vorn und hinten zu den Schirmen aus, die wir in den Müllerschen Abbil-
dungen finden.
Nicht immer jedoch sind die Verdauungswerkzeuge so complicirt, wie in den
von Müller beschriebenen Exemplaren, zuweilen ist es ein ganz einfaches Magen-
rohr, wie in Fig. 3d. In dieser Abbildung ist die obere seitliche Platte so wie
der vordere und hintere Schirm weggelassen worden , um den Eingang in den Magen
besser zeigen zu können. Wir sehen eine breite Wimperschnur, welche zwischen
den beiden seitlichen Platten liegt, und die durch eine einfache Biegung den Mund /
bildet, der nun in den kurzen blindsackförmigen Magen führt, weicherinnen eben-
falls von Wimpern ausgekleidet ist.
Ist das Pilidium in den in Fig. 3 abgebildeten Entwickelungszustand gekommen,
welches auch der von Müller beschriebene ist, so bleibt es mehrere Tage so,
ohne sich zu verändern; sodann geht aber eine Metamorphose vor sich, welche
man wohl geneigt sein könnte für ein einfaches Absterben zu halten, so sehr sind
alle Organe in der Rückbildung begriffen, wenn nicht die betreffenden Thiere durch-
aus lebensfrisch und munter gewesen wären. Von jetzt an wird nämlich alles
kleiner, der hutförmige Körper, die Schwimmlappen, der Federbusch und das Magen-
rohr; nur ist das Schrumpfen der einzelnen Organe nicht in allen Individuen gleich-
mäfsig, in dem einen wird dieses, in dem anderen jenes am meisten betroffen. Die
Veränderungen gehen aber im ganzen sehr schnell vor sich; denn binnen wenigen
Tagen sind aus den elegant aussehenden Pilidien solche unförmliche Körper, wie
Fig. 6 und Fig. 7 sie darstellen, geworden. In Fig. 5 sehen wir ein Exemplar,
welches den Wimperbusch noch in seiner Integrität hat, das auch noch ein ziemlich
hoch hinaufragendes Magenrohr besitzt, an dem aber die Lappen schon aufser-
ordentlich reducirt sind; Fig. 4 dagegen zeigt ein Thier, welches schon die langen
Cilien von der Kuppel verloren hat, dessen Klappen aber noch recht deutlich sind.
109
Am auCfallendsten ist es aber, dafs die Verdauungswerkzeiige, während sie schwin-
den, auch von den Körperrändern so zurückweichen, dafs man nicht begreift, wie
noch etwas von Aufsen in sie hiiieingelangen kann; so in Fig. 6 und Fig. Id. Das
Thier in Fig. 6 ist nun schon vollständig platt geworden, es wimpert noch überall,
aber an zwei Stellen stehen bedeutend längere Cilien als an den anderen; der ehe-
malige Magen liegt an einer heller gefärbten Körperstelle; in der Haut treten gelb
gefärbte leicht gekörnte Körper auf; an einem der Ränder und zwar an einer Stelle,
wo die langen Wimpern stehen, befinden sich jetzt zwei kurze dunkele Zapfen (g).
Der Unterschied in der Gestalt zwischen Fig. 3 und Fig. 6 ist so bedeutend, dafs
das fertige Thier wohl nichts weniger als einem Pilidiiun ähnlich sehen wird.
Endlich haben wir noch Fig. 7 zu betrachten, welche ein Thier darstellt, das
ebenfalls direct aus einem Pilidium beobachtet worden ist. Auch dieses ist ganz
platt, hat aber nirgends mehr eine Spur von einem äufseren Fortsatz; alle seine
Ränder sind von gleichmäfsigen , kurzen, aber noch immer lebhaft schlagenden
Wimpern bekleidet; der Magen ist zu einem unförmlichen Klumpen dunkeler Sub-
stanz gcAvorden; in der Haut finden sich dieselben Organe wie in der vorigen Ab-
bildung, von den beiden oben erwähnten Zapfen jedoch sieht man zwei kegel-
ähnliche Körper in die übrige Substanz übergehen.
Dafs die von Fi) nur von den zusammengelegten Flügelplatten
gebildet werden ; auf welche Weise aber dieselben zusammengeklappt werden , und
wie dadurch scheinbar die beiden Körperchen in Fig. 3 6 entstehen, das war, bei
dem allzu schnellen Ausstrecken und Einziehen, nicht möglich zu bemerken. In
Fig. 4 sehen wir überdies, wie diese Fortsätze befestigt sind, indem nur zwei der
hervorspringenden Pyramidenkanten, in unserer Abbildung die vordere und hintere,
damit versehen sind, während die beiden seitlichen glatt fortgehen.
Von inneren Organen war, wegen der vollständigen Undurchsichtigkeit, nichts
zu bemerken, nur ist eine Oeffnung an dem hinteren Leibesende d deutlich; weniger
unzweifelhaft würde die Mundöffnung vorn sein; denn hier sah ich nur ein rundes
Loch, als ich, in der Hoffnung, etwas über die innere Struktur zu erfahren, das
Thierchen gewaltsam prefste. Dieses Loch, aus dem dann eine Menge runder und
ovaler Zellen hervorquollen, könnte daher vielleicht nur durch Zerplatzen entstan-
den sein.
Platamonia ters^estina.
Tafel X, Fig. 1 und 2.
Sowohl die Ansicht von der Rücken- als die von der Bauchseite, welche
unsere beiden Figuren darstellen, zeigen, dafs man an diesem Thiere, w^elches drei
Zehntel Linien grofs ist, den eigentlichen Körper a und eine auf ihm befestigte
Rückenplatte h unterscheiden kann. Ersteren sehen wir am vollständigsten in Fig. 2,
wo die Rückenplatte nichts von ihm verdeckt: er ist in der Mitte am stärksten,
und verschmälert sich nach vorn und nach hinten, jedoch so, dafs die beiden Enden
noch abgerundet erscheinen. Das hintere trägt noch einen langen, einfachen Stachel c,
welcher ganz unbewegUch gehalten wird. Die Rückenplatte, welche in Fig. 2 nur
16
122
etwas zu den Seiten hervorragt, sehen wir vollständig in Fig. 1: sie hat im Gan-
zen die Gestalt eines sehr lang ausgezogenen Kartenherzes, welches mit der Spitze
nach vorn, mit dem ausgebuchteten, breiteren Ende nach hinten liegt, und überall
an den Seiten einen breiten Randeontour hat. In der Haut sowohl des Leibes als
der Platte liegen zahlreiche, kleine Körnchen eingestreut, welche theils vollständig
kreisförmig, theils etwas mehr in die Länge gezogen sind. Man bemerkt sie übri-
gens besser auf der Rückseite, weil diese bedeutend heller gefärbt ist als die untere.
Aufserdem geht noch über die ganze Haut eine Bekleidung von langen, aber durch-
aus zarten Wimpern, welche eine so gleichmäfsige Bewegung vermitteln, dafs das
Thierchen, wenn es schwimmt, durch das Wasser hinzugleiten scheint.
Von inneren Organen wurde nur der gerade verlaufende Darmkanal d beob-
achtet, dessen ganzes hmere mit Cilien ausgekleidet ist, welche die in ihm befind-
lichen grofsen Kugeln auf und nieder treiben. Seine Gestalt ist der des Körpers
vollständig entsprechend, d. h. er ist in der Mitte am breitesten und verschmälert
sich nach vorn und hinten zu. Der Mund (Fig. 2/), welcher nicht ganz an seinem
vorderen Ende liegt, ist ein Längsspalt, der sich auf der unteren Seite des Thieres
öffnet und mit grofsen Wimpern besetzt ist; der After hingegen beflndet sich an
dem hinteren Ende sowohl des Darmes als des Thieres und öffnet sich dort unter
dem Insertionspunkte des Stachels c. Dicht über dem Munde befindet sich auf der
unteren Seite noch ein hakenförmig gekrümmter Busch von grofsen Wimpern,
welche aber so dicht aneinander liegen und so ruhig gehalten werden, dafs man
denselben für einen flexibeln Haken halten könnte, wenn man nicht beim Zer-
quetschen des Theiles die einzelnen, dicht stehenden Cilien gewahr würde (^).
Einen ganz ähnlichen Wimperbusch haben wir schon oben bei einer Annelidenlarve
(Taf. VIII, Fig. 6a) kennen gelernt.
Da nun weder von Gefäfs- und Nervensystem, noch von Geschlechtstheilen
eine Spur in dem durchsichtigen Körper zu bemerken war, so bin ich geneigt, die
Platamonia für eine jugendliche Thierform zu halten. Sonst würde die über den
ganzen Leib fortgehende \^'imperbekleidung, so wie die in die Haut eingewebten
kleinen Körperchen es wahrscheinlich machen, dafs dieses Thier eine Turbellarie
sei, welche dann, wegen des Afters, in der Nähe der Microstomeen stehen würde;
eben so gut ist es jedoch möglich, dafs es nur die Larve eines in späterem Alter
in anderer Gestalt erscheinenden Thieres ist.
D i a n t h e a n o b i 1 i s.
Tafel XVII.
So nenne ich eine der schönsten, aber wegen ihrer Organe zugleich räthsel-
haftesten Thierformen, die, ursprünglich von Herrn Geh. Rath Müller in Triest
123
entdeckt, von mir in ihren früheren und späteren Entwickehingsstadien während
der Dauer von vier und einer halben Woche beobachtet worden ist.
Die Form, in welcher das Thier zuerst zur Untersuchung kam, ist die in
Fig. 4 abgebildete. Man sah einen cylindrischen Leib, von dem vier voluminöse,
runde Fortsätze als Arme ausgehen, zwischen denen zwei kleinere Fortsätze, die
zu den Seiten einer Oeffnung stehen, erscheinen (c). Das ganze Thier wimpert.
Johannes Müller verglich aufserordentlich treffend die Gestalt des Thierchens
mit einem Räucherkerzchen, denn in der That sieht es nichts Anderem so ähnlich.
Uebrigens war das Ganze so undurchsichtig, dafs man von innerer Organisation
nicht das Gerinijste wahrnehmen konnte. Vorsichtis; wurde deshalb ein Druck
zwischen zwei Glasplättchen angewandt, aber ehe derselbe so weit gesteigert war,
dafs man über den inneren Bau des Thieres Aufschlufs erhalten konnte, zerflel es
in kleine Häufchen amorpher bröckliger Substanz. Zwei andere Exemplare, dem
ersten ganz gleich, erlitten dasselbe Schicksal, ohne dafs wir etwas Näheres über
ihre Anatomie erfahren konnten.
Zu derselben Zeit etwa wurden zwei Thiere mit wurmförmigem Körper und
von dunkler Fleischfarbe eingefcingen , die eine halbe Linie lang und eine Viertel
breit waren, die aber aufser einem sehr zarten Wimperflaume auf der Oberfläche
der Haut nichts weiter erkennen liefsen (Fig. 1). Ohne zu ahnen, dafs diese We-
sen mit unserem Räucherkerzchen die geringste Beziehung hätten, oder gar dafs
sie später eine so aufserordentlich zierliche Gestalt bekommen würden, wie sie
wirklich bekommen, wurde beschlossen, die jungen Leben zu schonen, und die
weitere Entwickelung abzuwarten. Demzufolge wurden die beiden Meerbürger in
ein Glas mit frischem Seewasser gesetzt, und nun von Tage zu Tage beobachtet.
Die erste Zeit stachen sie jedoch gewaltig gegen die Bewohner der Kolonieen in
den neben ihnen stehenden Gefäfsen ab; denn während in diesen die Elite der See-
bewohner, welche die gütigen Äleeresgötter uns täglich als Tribut in unsere Netze
sandten, aufbewahrt wurden, trieben sich dort zwei ungeschlachte Wesen mit ein-
fach cylinderförmigem Körper langsam und träge herum. Die schnelle Bewegung
nämlich , die sonst die anderen wimpernden kleinen Thierchen gewöhnlich auszeich-
net, fehlte hier ganz; der zarte Flaum, der sie überzog, reichte kaum hin, den
plumpen Körper langsam fortzuschieben. Zum Glücke verachteten \vir unsere von
der Natur in den ersten Tagen ihres Daseins so sehr stiefmütterlich behandelten
Pflegebefohlenen nicht, und sahen täglich genau nach, ob nicht eine Veränderung
mit ihnen vorgegangen war; sonst würde uns leicht eine Metamorphosenstufe ent-
gangen sein. Am dritten Tage Abends zeigten sich zuerst an dem Körperende,
vs^elches beim Schwimmen das hintere war, zwei fast unmerkliche Hervorragungen,
als erstes Anzeichen, dafs unsere Thiere in der Entwickelung begriffen seien. Am
folgenden Morgen waren diese leichten Hervorragungen zu ziemlich ansehnlichen
Höckern geworden , und auf der hinteren Seite zwischen ihnen kam noch ein dritter
16*
124
zum Vorschein, dem bald darauf der vierte folgte (vergl. Fig. 2). Während diese
Höcker sich zu Fortsätzen ausziehen, buchtet sich zwischen ihnen die Substanz
aus, so dafs das ganze Thier wie eine auf vier Klötzen stehende Pyramide aus-
sieht. Noch ist zwar der Hinterleib unförmlich dick und die Fortsätze stumpf, aber
doch konnten wir schon ahnen, dafs das früher beobachtete Räucherkerzchen mit
diesen Thierchen identisch sei. Da diese nun aber so viel guten Willen zeigten,
sich aus dem unförmlichen Klümpchen thierischer Materie, welches sie zuerst waren,
herauszubilden zu der vollkommneren Gestalt, so v^^urde beschlossen, von nun an
die Thierchen bei den Untersuchungen auf alle mögliche Weise zu schonen. Sie
wurden nie anders unter das Mikroskop gebracht, als in einem ziemlich grofsen
Schälchen Wasser, damit sie stets schwimmen könnten, auch nie zu lange hinter-
einander beobachtet, damit die Verdunstung des Wassers im Schälchen keinen üblen
Einflufs hätte. Zwar gehörte oft viel Resignation dazu, die sich eindrängende Neu-
oder Wifsbegierde zurückzuweisen, wenn dunkle Organe in dem undurchsichtigen
Wesen bemerkt wurden, die man so durchaus nicht erkennen konnte, und deren
Deutung man auf eine fernere Zukunft versparen mufste. Ein böser Genius reizte
zwar dann zuweilen, in solchen Augenblicken der Ungeduld, zum Compressorium
zu greifen, und mit einem kühnen Drucke Licht in die dunkle Substanz zu brin-
gen, aber durch frühere traurige Erfahrungen klug gemacht, wurden dergleichen
Einflüsterungen stets standhaft zurückgewiesen. Und sehr wohl hatten wir daran
gethan; denn bei dem weiteren Wachsthume wurde die Substanz weit heller, was
vielleicht auch darin seinen Grund haben mag, dafs die Thierchen aui diete naturelle
gesetzt waren , d. h. dafs sie nichts zu fressen bekamen , als was sich zufällig in
dem frischen klaren Meereswasser befand, das ihnen täglich gewechselt wurde,
und aus dem jedesmal etwaige fremde Eindringlinge, die den beiden Bewohnern
des Glases hätten möglicher Weise schaden können, sorgfältig entfernt wurden.
Binnen der vier und einer halben Woche, welche wir sie lebendig erhielten, wuch-
sen sie auf mehr als das Dreifache ihrer Läne-e, und da wenis; oder ear kein
Material von aufsen zugeführt wurde, war die natürliche Folge, dafs die vorher
derbe Substanz, die sich um so viel ausziehen mufste, etwas ätherischer und durch-
sichtiger wurde. Beiläußg gesagt war auch der Hunger, von dem diese armen
Wesen geplagt wurden, so grofs, dafs, als einmal eine sehr kostbare Wurmlarve
aus Versehen statt in ihr Behältnifs, in das der Diantheen gesetzt vt^urde, diese
dann schon nach einer Viertelstunde, wo das Versehen bemerkt wurde, nur in
Bruchstücken aus dem Maule einer der beiden gezerrt werden konnte.
Die weitere Entwickelung des Thieres ging nun im Ganzen sehr langsam
vor sich, ohngefähr so wie seine Bewegungen, und ich werde defshalb, obwohl
regelmäfsig Tagebuch über das Fortschreiten geführt wurde, doch jetzt oft mehrere
Tage zusammenfassen müssen, und nur bei den grofsen Veränderungen den Zeit-
abschnitt anführen.
125
Zunächst nach dem Stadium, bei welchem wir oben stehen gebheben sind,
wachsen jetzt die Fortsätze zu längeren und schlankeren Armen aus; auch der
Hinterleib verliert seine dicke cylindrische Gestalt, und zieht sich mehr in die Länge
(Fig. 4). Zu gleicher Zeit bemerkt man auch schon in der Mitte zwischen den
vier Armen zwei kleinere Fortsätze (c), die zuweilen als warzenförmige Erhaben-
heiten erscheinen, zuweilen aber auch schon so weit vorgestreckt werden können
wie in Fig. 3. Auch diese Fortsätze wimpern, gleichmäfsig wie der übrige Körper,
sehr lebhaft, und man sieht auch, wie ein kleiner Strom zwischen sie hineingeris-
sen -wird. Jetzt tritt nämlich zwischen ihnen zuerst eine Oeffnung, ein Mund auf.
Das Verhältnifs der Fortsätze zu dem Munde wird am besten klar, wenn wir die
Fig. 5 betrachten, welche eine Ansicht von oben darstellt; denn auch bei dem in
dieser Abbildung dargestellten weiter vorgeschrittenen Zustande ist es dasselbe ge-
blieben. Da bei dieser Ansicht die Erhebungen in starker Verkürzung erscheinen,
so sieht man den Rand des Mundes fast kreisförmig; nur wo die beiden Fortsätze c
stehen, bemerkt man eine dunklere etwas erhabene Stelle. Die Fortsätze sind dem-
nach nur Verlängerungen des Mundrandes oder der Lippen, welche an diesen
Punkten sich wallförmig erheben. Wie schon gesagt, sieht man kleine Substan-
zen, die sich in dem umgebenden Meerwasser befinden, zu dem Munde herein-
wirbeln; wohin sie aber dort gehen, kann man noch nicht bestimmen, da der
ganze Leib, so wie die Arme vollständig undurchsichtig sind. Erst ein wenig spä-
ter, yNo der Hinterleib sich mehr und mehr auszieht, so dafs er als ein schlan-
ker Stiel erscheint, bemerkt man einen Unterschied der Farbe zwischen seiner
Mitte und seinen Rändern; je mehr er wächst, desto heller und diaphaner wird
die Gegend der Längsachse, bis man zuletzt deutlich eine Leibeshöhle und die sie
einschliefsenden äufseren Wände unterscheiden kann. Man sieht nun die hinein-
gewimperten Kügelchen, nachdem sie unter der ganz dunklen Stelle, wo sich die
Arme vereinigen, hindurchgegangen sind, im Inneren erscheinen, und bis hiiumter
zu dem Ende des Leibes in kreisender Bewegung getrieben werden. Der Hinter-
leib selbst zeigt jetzt auch einen hohen Grad von Contractilität; denn er kann sich
bis zur siebenfachen Länge der Arme ausdehnen , und dagegen wieder bis zu einer
Länge, die nur um Unbedeutendes gröfser ist, als die der Arme, zusammenziehen.
Durch was für Elemente dieses bewerkstelligt werden konnte, liefs sich nicht er-
mitteln, da wir, um die Thiere möglichst zu schonen, immer nur mit geringen
Vergröfserungen arbeiten konnten, indem bei höheren es nöthig gewesen wäre, die
Thierchen des Wassers zu berauben und auf ein Glasplättchen zu legen. Uebrigens
zieht sich der Hinterleib, wenn er so verkürzt wird, in Ouerrunzeln, die das Ganze,
wie in Leibesringe getheilt erscheinen lassen (Fig. 7a). Bei diesem Phänomen wur-
den nun die ersten Hypothesen laut, was wohl die zukünftige Bestimmung der
Diantheen sein möchte ; das Auftreten der den Leibesringen ähnlichen Einschnürungen
liefs an die Klasse der Würmer denken; die ganze Gestalt liefs hinwiederum mehr
126
einen jungen Polypen vermuthen. Da die letzte Ansicht viel Wahrscheinlichkeit
hatte, wnrde genau nach dem etwaigen Vorhandensein von Nesselorganen geforscht;
aber in der dunklen Haut liefs sich nichts erkennen , und vorsichtige Reizungen mit
Nadeln liefsen auch keinen hervorschnellenden Faden beobachten. Zudem waren
damals bei den drei zerquetschten Räucherkerzchen , obwohl gerade darauf beson-
ders Obacht gegeben wurde, keine Nesselzellen gefunden worden.
Vierzehn Tage nach dem Einsetzen der Dianthea zeigte sich zuerst zwischen
zweien der vier Arme ein kleiner Höcker, der weiter und weiter wuchs, bis es
klar wurde, dafs hier ein neuer Arm hervorsprosse (Fig. 60); bald darauf zeigte
sich die Andeutung eines sechsten Armes in einem anderen Interstiliinn Tenlaculorum
(Fig. 5) und zugleich waren die grofsen vier Arme so durchsichtig geworden, dafs
man auch in ihnen eine Höhle bemerkte, in welcher Kügelchen herumgewirbelt
wurden. Der sechste Arm jedoch befand sich nicht etwa in dem Interstiliuni,
welches dem des fünften diametral entgegengesetzt war, sondern, wie aus der Figur
erhellt, in einem der benachbarten. Am auffallendsten waren aber zwei Organe,
welche in der Höhle des Leibes beobachtet wurden: ungefähr von der Stelle, \vo
die Arme sich an den Körper inserirten, sah man zwei kurze Fortsätze ausgehen,
die ganz ähnlich aussahen, wie die Armstummel, welche in den Interstitien hervor-
wuchsen, die aber nach der entgegengesetzten Seite, d. h. nach Innen gerichtet
waren (Fig. 1 d). Am folgenden Tage hatten diese Kolben, die vorher vollständig
sessil waren, einen ziemlich langen und dünnen Stiel getrieben, mittelst welches
sie an derselben Stelle befestigt waren, wo vorher ihre breitere Basis sich befand
(Fig. 6^). Ein solcher Stiel nun konnte, während das Thier selbst ganz ruhig
^var, nach den verschiedensten Richtungen bewegt werden; bald streckte er sich
vollständig aus, dann reichte der an seinem freien Ende befestigte Kolben ohngefähr
bis zur Mitte der Körperlänge, bald krümmte er sich hingegen, so dafs der Kolben
bald nach dem Munde, bald nach dem blinden Ende der Leibeshöhle gerichtet war.
Während diese Stiele in der folgenden Zeit jetzt weiter an Länge zunehmen, setzen
sich ihnen gegenüber zwei neue Fortsätze an, die ganz so aussehen wie die erste-
ren bei ihrem Entstehen, d. h. sie zeigen einen helleren äufseren Rand und einen
dunklen inneren Kern, und können ihrer Gestalt nach für nach innen umgeschlagene
Armstummel gehalten werden.
Die Fig. 7 zeigt das zweite bidividimm am neunzehnten Tage nach dem Ein-
setzen desselben. Die vier grofsen Arme sind in der Abbildung nicht alle gleich
lang, weil das Thier bald den einen, bald den anderen mehr verkürzt; der am
meisten nach links hervorsehende ist der fünfte, der jetzt schon die GrÖfse der
ersten erreicht hat; in dem Interstitium , welches nach vorn sieht, bemerkt man
zwei neue Armstummel h dicht neben einander, so dafs im Ganzen jetzt sieben zu
zählen sind. Von diesen umgeben stehen in der Mitte die zwei grofsen Lippen c
im Zustande der höchsten Ausdehnung. Zwischen diesen hinein geht der Strom
127
der Wimperbewegung, und wirbelt kleine Stoffe in den Mund, zuweilen werden
aber auch durch diesen excrementale Substanzen ausgestofsen. Der äufsere Contour
des Hinterleibes zeigt die Leibesringen ähnlichen Einschnürungen, weil er ein w^enig
zusammengezogen ist. Uebrigens sieht man jetzt sehr deutlich die Trennung in
Höhle und umgebende Wände. In der Höhle selbst bemerkt man die zwei kolben-
ähnlichen Fortsätze/ an ihren schwanken Stielen, welche mit dem dünnen Ende
oben an den Wänden, gegenüber der Insertion der Arme, angeheftet sind, während
das andere Ende willkürlich herumkriecht, sich umschlägt oder zusammenkrümmt,
so dafs das Organ in den verschiedenartigsten Lagen beobachtet wird. Der Stiel
ist einer bedeutenden Verlängerung und Verkürzung fähig, man sieht, dafs der eine
ziemlich gerade herunterhängt, und dafs der Kolben doch nicht das Ende der Höhle
erreicht; er kann sich aber auch so ausdehnen, dafs er, seine Krümmungen zusam-
mengerechnet, wohl um die Hälfte länger ist, als die Höhle selbst. Gegenüber den
beiden kurzen Armstunmieln sieht man die zwei anderen jüngeren Fortsätze d, die
in diesem Exemplare viel später zum Vorschein gekommen sind, als die anderen;
denn natürlich hält die Entwickelung der Organe in zwei Individuen derselben Spe-
cies nicht immer vollständig gleichen Schritt. Die Wimperbewegung geht noch
über das ganze Tliier fort, nur zuweilen standen aus mir unbekannten Gründen,
vielleicht von dem Willen des Thieres abhängig, die Fhmmerhaare an einer Seite
still, dann gaben die sehr zahlreichen, sehr dicht nebeneinander stehenden Härchen das
Aussehen, als zöge sich eine zarte Membran nocli an der Seite des Thieres herauf.
Betrachtete man aber dasselbe Individuum ein paar Stunden später, so fand man an
derselben Stelle nichts mehr von einer Membran, sondern lebhaft schlagende Wimpern.
Wenn das Thier diesen Entwickelungspunkt erreicht hat, bietet es auch für
das unbewaffnete Auge, welches es im Wasser verfolgt, einen überaus schönen
Anblick dar. Der schlanke leicht gebogene Leib schwillt ganz allmälig zu dem
stärkeren Vorderkörper an, von dem, wie bei einer Blumenkrone die einzelnen
Blätter, so hier die schön proportionirten Arme, ausstrahlen. Jetzt erscheint auch
die Langsamkeit der Bewegung, die früher bei dem einfach cylindrischen Körper
so ungeschickt aussah, weit schöner; denn, hat es seine Tentakel- Krone ausgebrei-
tet, so zieht es so sanft und ruhig wie ein Schwan durch das Wasser dahin.
Eigenthümlich sieht das Schwimmen der Dianthea auch dadurch aus, dafs man den
zarten Wimpersaum mit der einfachen Loupe nicht bemerken, auch die schwachen
Strömungen in dem klaren Wasser, die es hervorbringt, nicht wahrnehmen kann;
dennoch sieht man das Thier, das seine Glieder beim Schwimmen gewöhnlich ganz
unbeweglich hält, ohne ein wahrnehmbares locomotorisches Moment leise dahin-
gleiten. Ebenso wie das Schwimmen ist auch jede Bewegung, die das Thier voll-
führt, sehr bemerkenswerth ; denn sehr zierlich sieht es aus, wenn sich die Dianthea
mit ihrem Leibe an die Wände des Glases anlehnt und langsam mit ihren Armen
durch das sie umgebende Wasser tastet.
128
In den folgenden Tagen beschränkt sich nun die weitere Ausbildung des
Thieres darauf, dafs die vorhandenen Organe zu mehr gleicher Länge anwachsen.
So sind denn, wie Fig. 8 zeigt, nach vier und einer halben Woche die sieben
Arme vollständig gleich, und das zweite Paar der inneren Kolbenfortsätze nähert
sich in der Länge seines Stiels schon bedeutend mehr dem ersten. Sehr leid that
es mir nur, dafs meine unaufschiebliche Abreise von Triest mir nicht länger erlaubte,
die Fortbildung dieser beiden Thiere weiter zu verfolgen, da ihre kräftige Consti-
tution ihnen noch ein langes Leben in der Gefangenschaft versprochen hätte; denn
ihre vitale Kraft schien noch nicht im Geringsten abgenommen zu haben, was
aufserordentlich viel sagen will, wenn man bedenkt, dafs sie während der ganzen
Zeit so gut wie nichts zu fressen bekommen hatten, und dafs sie zuweilen täglich
dreimal aus ihrem Behältnifs herausgenommen wurden, um in einem Glasschälchen
unter dem Mikroskope beobachtet zu werden.
Noch habe ich zu bemerken, dafs die Thiere in der letzten Woche nicht im-
mer umherschwammen, sondern zuweilen auf dem Boden des Gefäfses oder auch
an der Wand des Glases festsafsen. War auch keine Haftscheibe oder ein ähnliches
befestigendes Organ zu bemerken, so konnten sie sich doch ziemlich dauernd an-
halten; sie standen dann gewöhnlich an den Wänden des Glases mit dem Ende ihres
Hinterleibes, während die ausgestreckten Arme frei in das Wasser ragten. Erschüt-
terte man nun das Glas, so brachten die Wellenbewegungen des Wassers zwar ein
Schwanken des Körpers hervor, aber doch liefsen sie nicht eher los, bis eine ge-
waltsamere Berührung sie fortrifs. Am Boden des Glases war ihre Lieblingsstel-
lung die, dafs sie mit den ausgebreiteten Armen aufstanden, den Mund nach unten
gerichtet, den Hinterleib frei in die Höhe gestreckt. Sollte nun das Wasser abge-
gossen werden, um mit frischem vertauscht zu werden, so blieben sie, wenn das
Decantiren nur einigermafsen vorsichtig geschah, auf dem Trockenen sitzen, ohne
von dem abfliefsenden Wasser mitgeschwemmt zu \verden.
Als die Stunde der Abreise also geschlagen hatte, sollten die beiden Thierchen,
die jetzt eine Gröfse von beinahe einer und einer halben Linie erreicht hatten,
geopfert werden , damit man mit starken Vergröfserungen versuche, etwas über die
Struktur zu erfahren. So wie sie aber auf ein Glasplättchen gebracht waren, und
ihnen das Wasser entzogen wurde, zogen sie sich mit aller Kraft zusammen, die
elegant geschweiften Arme wurden zu kurzen Stummeln, der lange Leibesstiel zu
einem dicken Klötzchen; dazu verschwand alle Durchsichtigkeit, weil von allen
Punkten dicht gesäete Nesselzellen ihre Faden ausschnellten. Wenn nun auch so
die Hoffnung getäuscht war, von der weiteren Anatomie des Thieres etwas zu
erfahren, so war doch die Beobachtung der Nesselorgane sehr interessant; denn
bei den Diantheen sind diese von einem aufserordentlich charakteristischen Verhal-
ten , welches ich aufserdem nur bei einem Madreporen -Polypen, der Caryophyllia,
gefunden habe. Die Nesselorgane sind nämlich bei diesen Thieren nicht alle von
129
übereinstimmender Form; einmal finden sich die bekannten ovalen Zellen, von der-
selben Gröfse, wie wir sie bei den anderen Polypen zu sehen gewohnt sind, und
in deren Innerem der Nesselfaden eng aufgerollt ist. Neben diesen, aber freilich
seltener, fanden sich andere, welche ohngefähr dreimal so grofs waren, als die
ersteren, und bei denen die Spirale des Fadens bedeutend weitere Windungen
macht als bei den kleineren (s. Fig. 10). Dafs diese spiraligen Windungen vom
Faden herrühren, sieht man daran, dafs einige, an denen derselbe ganz heraus-
geschnellt ist, imd nun entweder noch daran hängt, oder abgebrochen ist, ganz
leer erscheinen, mid dafs andere, die den Faden zum gröfsten Theile ausgeworfen
haben, nur noch einen kleinen Ueberrest der Spirale in ihrem Inneren bergen.
Uebrigens liegen die beiden verschiedenen Arten der Nesselorgane nicht bunt durch-
einander vertheilt, sondern jeder derselben sind bestimmte Plätze angepriesen, auf
der sie nebeneinander stehen.
Die Organe jedoch, auf die ich am meisten gespannt war, die gestielten Kol-
ben, liefsen sich erst untersuchen, als die Thiere zerquetscht waren; da fand sich
denn, dafs über die ganze Oberfläche dieses Organs ebenfalls die Wimperbewegung
und die Nesselzellen verbreitet waren. Dieser letztere Umstand möchte schon darauf
hindeuten, dafs diese Organe eigentlich für die Aufsenwelt bestimmt seien; ich habe
sie zwar niemals ausgestülpt gesehen, so oft ich auch die Dianthea beobachtete;
aber mir wird es doch sehr vi^ahrscheinlich, dafs sie bei weiter entwickeltem Thiere
aus- und eingeschlagen werden können, wenn ich hier die Beobachtungen über das
folgende Thier (s. unten) hinzunehme, bei v^^elchem wir ganz ähnliche Organe, nur
von etwas anderer Form kennen lernen werden, die bald im Inneren des Leibes
umgebogen liegen, bald nach dem Willen des Thieres aus der Leibesöffnung her-
vorgestreckt werden können. Wie dem nun auch sei, jedenfalls sind bis jetzt bei
keinem Thiere ähnliche Organe bekannt, die zu gleicher Zeit wimpern und nesseln,
mit einem Faden in der Gegend der MundölTnung befestigt sind und mit dem kol-
bigen, freien Ende nach Willkür herumtasten.
Eine wichtige, aber ziemlich schwer zu beantwortende Frage ist die der
Stellung der Dianthea im Systeme. In den ersten Tagen ihrer Entwickelung hatte
bei unserer kleinen Naturforscherexpedition der Gedanke, dafs sie ein Wurm wer-
den möchte, ziemlich viel für sich; selbst das Auffinden der Nesselorgane würde
dieser Stellung nichts in den Weg gelegt haben, seit wir durch Milne Edwards
(Annal. des sc. nat. tom. HI. 1845. p. 145) die Nesselorgane am Kopfe der jungen
Terebellen kennen gelernt haben; der Umstand hingegen, dafs die bisher noch nicht
beobachteten kolbenförmigen Organe noch in einem anderen Thiere mit wurmähn-
lichem Körper vorkommen (s. die folgende Beschreibung), würde dafür sprechen,
aber die Stellung jenes Thieres ist noch weit dubiöser als die der Dianthea, wie
wir bald sehen werden, daher wir einstweilen gar keine Notiz davon zu nehmen
brauchen. Fasse ich jetzt alles Beobachtete zusammen, so neige ich mich am meisten
17
130
zu der Ansicht, dafs es ein Polyp sein möchte. Die ganze Gestalt, die in einem
regelmäfsigen Kranze um den central stehenden Mund geordneten sieben Arme, die
Wimperhewegung auf der änfseren Haut und an den Wänden der Leibeshöhle, das
Einströmen der Kügelchen in die Arme, ferner die Nesselorgane, die über die ganze
Oberflüche verbreitet sind, und endlich wohl der gewichtigste Umstand, dafs ein
und dieselbe OelTnung für den Eintritt der Speisen und das Auswerfen der Excre-
mente diente, ^vas, soviel ich weifs, bei keiner Wurmlarve vorkommt, — alles
dieses stimmt genau mit dem anatomischen Verhalten der Polypen überein.
Einstweilen würde nun die Dianthea als freischwimmender Polyp zu betrach-
ten sein, ob sie dann später das Herumvagiren mit der unverrückbaren Wohnungs-
stelle vertauschen wird, darüber fehlen uns die Beobachtungen; vielleicht Aväre aber
das zeitweilige Anleimen an die Wände oder den Boden des Glases die Andeutung,
dafs das freischweifende Leben mit dem sefshaften vertauscht werden soll.
K a 1 1 ip h 0 b e ap p en di ciil a t a.
Tafel XIV, Fig. 8-10.
Mit diesem Namen bezeichne ich ein ein Zehntel bis ein Achtel Linie grofses
Thier, welches bei Triest aufserordenllich häufig vorkam. Sein Körper ist im All-
gemeinen cylindrisch, nur zuweilen, wenn es sich stark ausdehnt, kommen auf der
Seite seichte Ausbuchtungen wie in Fig. 8 vor. Wenn man den Breitendurchmesser
betrachtet, so ist die Wölbung in der Mitte am stärksten, an den Rändern ist
hingegen der Körper mehr abgeflacht. Die Farbe ist braun , und zwar der Rand
heller, das bmere dimkler gefärbt. Die ganze Körperoberfläche ist mit einem ziem-
lich starken Flinmierepithclium überzogen, welches dem Thiere eine schnelle Bewe-
gung erlaubt. An dem beim Schwimmen nach vorn getragenen Ende befindet sich
ein stattlicher Wimperbusch von feinen langen Haaren, welche bei der Bewegung
des Thieres zwar in Oscillationen versetzt ^verden, aber nicht selbststäiulig schla-
gen, und die ohngefähr halb so lang sind als der Körper des Thieres. Ueber die
Haut sind aufser dem Flimmerepithelium eine Anzahl Nesselorgane zerstreut, die
man schon ohne Compressorium deutlich bemerkt, während das Thier unter dem
Mikroskope schwimmt, die aber im Ganzen ziemlich sparsam vertheilt sind, indem
zwischen je zweien dieser Organe immer ein ziemlich bedeutender Raum frei bleibt.
Nur in der Mitte, da wo die dunklere Stelle ist, sind sie etwas dichter gesäet.
Diese Organe (Fig. 9) haben einen sehr feinen Faden, so dafs er wirklich schwer
zu bemerken ist, und an seinem Ende ein ovales Bläschen, das sich besonders
durch seine grofse Länge im Verhällnifs zur geringen Breite auszeichnet. Von der
Seite gesehen , zeigen sie sich leicht gekrümmt. Eine spiralige Aufrollung des Fadens
131
in der Nessclzelle, wie man sie deutlich bei vielen Polj'pen heobachtet, habe ich
bei der aufmerksamsten Untersuchung niemals wahrnehmen können.
An dem nach hinten getragenen Ende des Thieres (Fig. 10c) befindet sich
eine Oeffnung, welche in eine Höhle führt, die so weit zu i'eichen scheint, als die
dunklere Färbung sich erstreckt. Nahrungsmaterial habe ich niemals darin gesehen,
sie schien immer vollständig leer zu sein. In ihrem Inneren bemerkt man jedoch
zwei dunkele, abgerundete, kolbenförmige Körper (b), dei-en Randcontoure sich in
die Seitencontoure der Höhlenwand deutlich verfolgen lassen, und die etwa die
Hälfte des Inneren der Länge nach einnehmen. In dieser Gestalt hatte ich das
Thierchen oft beobachtet, bis einmal ein in einem Glasschälchen aufbewahrtes am
folgenden Morgen eine ganz andere Form zeigte. Die hintere Partie der Höhle
war eben so leer als die vordere, und statt dafs hinter der Oeffnung der Körper
gerade abgeschnitten war, standen hier unbeweglich zwei lange Fortsätze heraus
(Fig. 8/*). Ihre Gestalt liefs diese sofort für die früher im Inneren befindlichen
Kolben erkennen, und jetzt, wo sie frei zu Tage lagen, konnte man ihre Struktur
auch etvA^as genauer sehen. Sie waren ebenso wie die Haut des Thieres mit Wim-
pern überzogen und mit ganz ähnlichen Nesselorganen versehen. Ob die Wimper-
bekleidung sich an den Wänden in das Innere fortsetzt, liefs sich nicht ausmitteln,
da hier Alles vollständig dunkel Avurde. Jetzt nun, als das Thierchen wegen die-
ser merkwürdigen Organe häufiger untersucht wurde, wurde mehrere Male unter
dem Mikroskope beobachtet, ^vie es dieselben nach Willkür einschlug und aus-
streckte. Diese Kolben sind in ihrer Struktur vollständig analog den gleichen Ge-
bilden in der Dianthea, und in der Form gleichen sie jenen bei ihrem Entstehen.
Ob sie später ebenfalls so lange fadenförmige Stiele bekommen, w"eifs ich nicht,
da das Thier sich frei im Äleereswasser nie in einem vorgerückteren Stadium vor-
fand und alle Versuche, es einige Tage aufzubewahren, fehlschlugen: in einem klei-
nen Behälter wird trotz vorsichtigen Abgiefsens und Nachfüllens das Wasser bald
zu saturirt mit Salztheilen, als dafs sie leben blieben, und in einem gröfseren Glase
ist es ganz unmöglich, diese kleinen Wesen, wenn sie sich nicht in gröfserer Menge
darin befinden, wieder einzufangen. Die Kolben sind auch hier, wie bei der Dian-
thea, am Munde festgewachsen, und auch hier schwimmt das Thier wie dort, mit
dem hinteren Ende voran.
Dafs dieser kleine Seebewohner nur eine Larve eines anderen Thieres ist,
unterliegt wohl keinem Zweifel, für einen jimgen Wurm kann man ihn seiner lang-
gestreckten Gestalt (die aufser dem Wimperüberzuge der einzige Anhaltpunkt w"äre)
allein wegen nicht erklären. Diese Körperform ist bei den meisten der jungen See-
thiere beobachtet, bei Polypen, Medusen, Echinodermen. Ich möchte ihn wegen
der einzigen Oeffnung am liebsten für einen jungen Polypen halten, welche Mei-
nung durch das Vorhandensein der Nesselorgane sehr unterstützt wird. Ob er sich
später mit dem jetzt hinteren Ende festsetzt, ist natürlich nicht zu entscheiden,
. 17*
132
keinenfalls aber würde die jetzige Existenz de§ Wimperbusches dieses verhindern,
da diese Bildungen, wo ich sie beobachtet habe, und es ist immer an Larven
gewesen, später jedes Mal verschwanden, so bei der Comatula, so bei dem Pili-
dium gyrans Müll.
Cyclopelma longociliatum.
Tafel XVI, Fig. 12 — 16.
Wenn uns die heftige Bora bei Triest verhinderte, dranfsen auf freiem Meere
zu fischen, und wir nur auf den Hafen beschränkt waren, so fingen wir gewöhn-
lich mehrere Exemplare dieses ein Fünftel Linie grofsen, braun gefärbten Thierchens.
Im Wesentlichen besteht es aus einem Körper und einer Wimperscheibe: das Ver-
hältnifs dieser beiden zu einander wird am besten klar, wenn die letztere senk-
recht aufgerichtet steht, wie in Fig. 15; man sieht dann, dafs der Leib durch sie
hindurchgesteckt ist, so dafs ein Theil desselben mit dem Kopfe vor ihr, ein anderer
Theil mit dem Schwänze hinter ihr liegt. In den Figuren 12 und 13, wo die
Wimperscheibe platt in der horizontalen Ebene liegt, werden wir daher in der
Abbildung, wo wir das Thier von der Rückseite sehen, d. h. in Fig. 12, den gan-
zen Vorderleib und nur ein Stück vom Hinterleibe zu Gesichte bekommen, in der
Fig. 13 hingegen, wo wir das Thier von der Kehrseite betrachten, auch umgekehrt
den ganzen Hinterleib und nur wenig vom Vorderleibe sehen.
Um mit dem einfachsten, der Scheibe a, zu beginnen, so ist diese länglich
oval, nur am hinteren Ende Fig. 12 zeigt sie eine leichte Einbuchtung; ihre Sub-
stanz ist schon heller als die des Körpers, hat aber noch jederseits drei lichtgefärbte
rundliche Stellen (h). Sie wird rings umgeben von einem breiteren Rande, welcher
durch Querbinden in Fächer gelheilt erscheint und an welchem die dicht stehenden
Cilien befestigt sind, die aber stets nur einfach schlagen, niemals das Phänomen
des Räderns darbieten.
Der vor oder über dieser Scheibe gelegene Vorderleib zerfällt wieder in meh-
rere Theile: wie wir in der Seitenansicht Fig. 14 sehen, ist die ihr zunächst be-
findliche Partie stark gewölbt wie ein Buckel, der sich dann nach vorn zum Kopfe
hin abflacht. Letzterer besteht aus zwei halbkugeligen Körpern c, vor denen etwas
nach unten ein Besatz kleiner Wimpern sich befindet, imd welche zwei schwarz
gefärbte Augenpunkte tragen. Unter ihnen sehen wir in der Ansicht von oben
(Fig. 12) mehrere aufserordentlich lange, doppeltcontourirte Cilien zum Vorschein
kommen, welche, der Zahl nach sechs bis acht, auf zwei cylindrischen Zapfen
sitzen, die auf der UnTerseite des Körpers dicht unter dem Kopfe befestigt sind
(Fig. 13 — 15f/). Die Bewegung dieser Wimpern kann man nicht eigentlich ein
Schlagen nennen, wiewohl sie in der Aufeinanderfolge sich wie die Cilien eines
133
Räderorganes verhalten, sie werden vielmehr gewunden hervorgeschlängelt, was
wohl nur seinen Grund in ihrer grofsen Länge haben mag. Diese Wimpern sind
so charakteristisch, dafs man an ihnen sofort unser Thierchen wieder erkennen
wird; mir sind w^enigstens in der übrigen Thierwelt derartige Organe nicht be-
kannt. Wir bemerken aber noch ähnliche an einer anderen Stelle des Körpers;
nämlich da, \\'o der Leib eben die Scheibe durchbohrt hat, findet sich auf der
unteren Seite eine Art Fufs oder vorstreckbarer Sohle, deren Gestalt man am besten
in der Seitenansicht sieht (Fig. 14y). Sie sitzt mit dem dünnen Stiele auf und wird
nach unten zu breiter; ihre Grundfläche ist kreisförmig (Fig. 16). In Fig. 13 sehen
wir nur den hinteren Rand und die Cilien selbst, da die rundliche Sohle hier wahr-
scheinlich zusammengeklappt war; nur sehr selten sieht man die letztere so vor-
gestreckt wie in Fig. 14; denn dieses geschieht nur, wenn das Thierchen vollständig-
ruhig dahinschwimmt. Diese Bewegung, wobei der Körper selbst unbeweglich
gehalten wird, und nur die Cilien der Wimperscheibe lebhafter, die des Fufses und
der Zapfen langsamer schlagen, ist so durchaus gleichmäfsig, dafs es an der Ober-
fläche des Wassers hinzugleiten scheint.
Der Theii des Hinterleibes, welcher unter der Wimperscheibe, hinter der run-
den Sohle liegt, ist vollständig sichtbar in Fig. 13. Er ist ziemlich regelmäfsig oval,
bis zu seinem äufsersten Ende, wo er in zwei spitz zulaufende Afterfortsätze g
übergeht, deren jeder mit einem langen borstenförmigen Haare bewehrt ist. In der
Alitte des Leibes sehen wir den gerade nach hinten verlaufenden Darm A, welcher
an der Stelle, wo die beiden spitzen Endfortsätze mit einander zusammenhangen,
sich mit dem After öffnet. Auch hier steht wieder ein ähnlicher Stachel wie an
den beiden Fortsätzen. Nach oben hin können \vir den Darm nur undeutlicher
verfolgen (Fig. 12/«); sein vorderes Ende, der Mund, liegt auf der unteren Seite
des Kopfes in der Mitte.
Von Geschlechtstheilen wurde in diesem sehr sonderbaren Wesen nichts beob-
achtet, daher es bis jetzt noch zweifelhaft ist, ob es ein vollständig ausgebildetes
Thier oder nur eine Larvenform ist.
Ein dem eben beschriebenen sehr ähnliches Thier habe ich noch einmal in
Malaga beobachtet: es hatte ebenfalls eine Wimperscheibe, mit einem vor dieser
und einem hinter ihr befindlichen Theil des Leibes; vor dem Munde, unter den zwei
Augenpunkten , befanden sich zwei Zapfen , die aber kleiner wie die des Cyclopelma
waren, und auch nur je z\vei der kolossalen Cilien trugen, eine Sohle hingegen
war nicht vorhanden. In -der Haut der Scheibe aber steckten napfförmige Organe,
die sich ihrer Gestalt nach am besten mit Schröpfköpfen vergleichen lassen: es
waren ohngefähr halbkugelige ganz durchsichtige Körper, welche mit dem runden
Ende in der Haut befestigt, an ihrer freien Seite aber ganz gerade abgeschnitten
waren. Diese Organe sind bis jetzt in der Thierwelt noch nicht bekannt, sie schei-
nen aber einige Verbreitung zu haben; denn Herr Geh. Rath Müller theilte mir die
134
Abbildung eines anderen vollständig verschiedenen Thieres mit, dessen ganze Haut
damit besetzt war. Dieses hatte einen runden wurmförmigen Körper von zwei
Zehntel Linie Länge, um dessen IMitte ein Rädergürtel angebracht war, welcher
aus vielen einzelnen Wimperzellen bestand, deren jede wieder mehrere Cilien trug.
An dem vorderen Ende des Körpers befand sich noch ein langer Wimperbusch.
Nachtrag.
Gerade, als der letzte dieser Aufsätze im Drucke war, theilten mir Herr
Geh. llath Müller mid sein Sohn ihre neuesten Entdeckungen über wirbellose See-
thiere mit. Durch diese ist dem Alardus caudatus (Taf XI, Fig. 8) sein Platz unter
den Nemertinen angewiesen worden. Es wurden nämlich zwei ihm sehr ähnliche
Arten beobachtet, welche diese Stellung rechtfertigen. Danach wäre aber das Organ,
welches ich für den Darm gehalten, der Rüssel, und die vordere OefTnung wahr-
scheinlich die, aus welcher derselbe hervortritt; der eigentliche Darm hingegen,
welcher bei meiner sehr undurchsichtigen Species gar nicht bemerkt wurde, beginnt
erst in der Bütte des Körpers mit dem nach unten sich öffnenden Munde. Ferner
ist in dem Cyclopelma (Taf. XVI, Fig. 12 u. folg.) ein Gehirn aufgefunden worden
und jederseits von dem Darme ein Organ, welches vielleicht zu den Geschlechts-
theilen zu rechnen wäre.
Erklärung der Kupfertafeln.
' Tafel I.
Fig. 1. Eine Sarsia prolifera, welche an den Bulbis der Tentakeln Knospen trägt: a. die äuCserc
Glocke; b. das Magenrolir mit den Geschlechtstheilen; o. die erste knotige Hervorragung
einer Gemme (an demselben Bulbus befindet sich noch eine andere, welche schon die vier
Pigmentpunkte zeigt; an einem der hinten gelegenen sitzt eine schon vollständig entwickelte
kleine Meduse mit ausgestreckten Tentakeln).
Fiy. 2. Eine Knospe, welche schon in ihrem Inneren die Höhle besitzt, welche nach oben in die
zipfelartigen Fortsätze ausläuft. Im Inneren derselben kreisen kleine Kügelchen des Nah-
rungssaftes aus dem Bulbus der Alten.
FUj. 3. Eine weiter entwickelte Gemme: a. äufserer Rand; b. Magen; c. kolbiges Wassergefäl's ;
d. Ocellus.
Fig. 4. Eine auf dem Bulbus der Alten aufsitzende Knospe mit noch eingeschlagenen llandfühlern :
/". Tentakel; die übrige Bezeichnung wie in Fig. 3.
Fiy. 5. Bulbus einer Alten, an dem zwei jüngere Knospen m und n und eine vollständig aus-
gebildete r sitzen: b. der mit Epithelium gepflasterte Magen der Knospe, aus ihm strömt
in den Bulbus der Nahrungssaft; c. das Wassergefäl's : f. der Tentakel mit den Haftorganen.
Fig. 6. Ein Haftorgan des Tentakels stark vergröfsert.
Fig. 7. Lizzia dibalia.
Fig. S. Tentakel und Bulbus derselben Meduse mit den zwei Pigmentpunkten.
Fig. 9. Der Bulbus und die beiden Ocelli stärker vergröfsert.
Fig. 10. Magenarm einer Lizzia oder Bougainvillea: a. vollständig ausgestreckter Tentakel.
Fig. 11. Letztes Ende eines solchen Armes mit dem Knopfe.
'Tafel II.
Fig. 1. Sarsia ocellata: a. Glocke; b. Magenrohr; c. die Geschlechtstheile; h. die bei geschlos-
senem Munde zusammengedrängten Haftorgane; 2). der Pigmentring dicht unterhalb des
Mundes.
Fig. 2. Freies Ende des Magenrohres derselben Meduse mit geöffnetem Munde: b. Darmrohr;
c. Geschlechtstheile: h. die auf der inneren Seite der Mundwand zerstreut liegenden Haft-
scheiben; -p. die Pigmentpunkte unterhalb des Blundes.
Fig. 3. Eine Haflschcibe des Mundes stark vergröfsert.
Fig. 4. Geöffneter Mund einer Sarsia prolifera mit zerstreut liegenden Haftscheiben li.
Fig. ö. Haftscheibe des Mundes der Sarsia prolifera stark vergröfsert.
136
Fig. 6. Sarsia nodosa: a. Glocke besetzt mit den kleinen spitzen Organen; b. Darrarolir mit den
Geschlechtstheilen; c. knopfförraiges Ende desselben, welches über die innere Glocke hervor-
ragt: d. Geschlossener Jlund mit den zusammengedrängten Haftorganen; f. Circularraera-
bran vor der Oeffuung der Glocke.
Fig. 7. Eine der vier Kugeln, in welche die Ilaftscheiben des Mundes zusammengedrängt werden,
wenn der letztere geöffnet ist.
Fig. S. Unteres Ende des Tentakels der Sarsia nodosa: a. Arrakanal: b. Rindensubstanz.
Fig. 9. Bougainvillea dipleclanos: d. Magenrohr bei eingezogenen Tentakeln; /". Bulbus mit den
zwei Pigracntflecken.
Fig. 10. Bougainvillea mediterranea: a. äufscre Glocke, gebändert durch die Contraction: d. Magen-
rohr; f. einfach ausgestreckter Magenarra; g. Gemmen.
Fig. II. Organe der äufseren Haut bei einigen Individuen derselben Meduse.
Fig. 12. Embryo der Cephea: a. Nesselorgane.
Fig. 13. Derselbe etwas weiter entwickelt: a. vorderes Ende; b. hinteres abgeplattetes Ende.
' Tafel m.
Fig. 1. Embryo der Cephea: a. Knopf am vorderen Ende, bestimmt zum Festheften; b. die An-
fänge der Arme ura den Mund.
Fig. 2. Ein anderes Individuum in demselben Entwickelungsstadiura, um das Verhältnifs des
Mundes c zu den Armen b zu zeigen.
Fig. 3. Ein weiter entwickeltes Exemplar aus dem polypenähnlichen Stadium: a. die Ilaftscheibe
an dem ehemals vorderen Ende; b. Nesselorgane in der Haut.
Fig. 4. Achtarmiges Individuum mit langem Stiele: f. Infusorienähnliche Junge in der Magen-
höhle.
Fig. 5. Frei im Wasser schwimmendes Junge der Cephea , ohngefähr fünf bis sechs Wochen alt,
nach einer Zeichnung des Herrn M. Müller.
Fig. 6. Nesselorgane der Cephea.
Fig. 7. Sarsia raacrorhynehos: a. äufsere Glocke: b. innere Glocke: c. blattförmige Ilervorragung
des Darmrohres; d. Darmrohr; f. flaschenförmige Höhle des Magens; g. Geschlechtsthcile;
h. Wassergefäfs ; k. Circularmcmbran.
Fig. S. Theil der inneren Glocke derselben Meduse, um die Einmündung des Wassergefäfses in
den unteren Theil des Darmrohres zu zeigen. Bezeichnuns: M'ie in der vorigen Figur.
Fig. 9. Eintritt des Darmrohres in den Geschlechtssack. Bezeichnung wie oben.
Fig. 10. Oberes Ende des Magenrohres: d. Darm; m. flaschenformiger Magen; n. Mundlippe rajt
Haftscheiben: o. äufsere warzenförmige Organe; g. oberes Ende des Geschlechtssackes.
^ Tafel IV.
Fig. 1. Fläche eines Armes der Sarsia raacrorhynehos, stark vergröfsert, um die daran befindlichen
Ilaftscheiben zu zeigen.
Fig. 2. Eine dieser Haftscheiben isolirt.
Fig. 3. Saugröhrenstück der Diphyes Kochii: a. Spitze der Pyramide; b. eine der paarigen, kür-
zeren, dreiseitigen Flächen; c. unpaarige dreiseitige Fläche; d. vierseitige paarige Fläche:
/". der kleine Aufsatz auf der Pyramide: g. Oeffnung für die Höhle desselben; /*. die
becherförmige Höhle; k. der Flüssigkeitsbehälter mit dem Oeltropfen; m. der Schwimmsack-
137
Fiy. 4. Dasselbe Saiigröhrenstück von der dreieckigen unpaarcn Fläche c aus gesehen, um das
obere Ende derselben mit den spitzen Zacken zu zeigen. Bezeichnung wie in Fig. 3.
Fig. 5. Eine Schuppe des Reproductionskanales derselben Diphyide mit den dazu gehörigen Or-
ganen: a. keichförmige Schuppe; b. Stück des Reproductionskanales; c. Saugröhre;
d. unvollkommene Gemme (Meyenscher Eihchälter); /'. nierenförmige Haftorgane.
Fig- 6. Saugröhrenstück der Muggiaea pyramidalis: a. Flüssigkeitsbehälter; 6. keulenförmige Saug-
röhre; c. MundöfTnung.
Fig. 7. Abgerissenes Saugröhrenstück der Eudoxia Eschscholzii, von der Seite gesehen: c. vor-
dere gekrümmte Fläche; d. scheinbare Seitenkante; /'. die zweite sphärische Fläche;
g. Flüssigkeitsbehälter.
Fig. S. Dasselbe Saugröhrenstück von vorn gesehen. Bezeichnung wie oben.
Fig. 9. Schwimrahöhlenstück der Eudoxia Eschscholzii: a. die beiden oberen Zacken desselben;
b. die unteren ; d. der Kolbenstiel; /'. das gefüllte Ovariura; g. purpurrothe Spitze des
Kolbens.
Fig. 10. Eikapsel derselben Diphyide mit darin befindlichem Eie, an welchem Keimbläschen und
Keimfleck zu sehen ist.
Tafel V.
Fig. 1. Eudoxia Eschscholzii: a. Saugröhrenstück; 6. Schwimmhöblenstück; c. vordere Fläche
des Saugröhrenstückes; d. Kolben mit den Geschlechtstheilen; /'. Saugröhre; m. Flüssig-
keitsbehälter.
Fig. 2. Schwiramhühle eines unreifen männlichen Thieres: c. die ringförmige Membran; d. der
Kolben; /". der nicht entwickelte Hoden.
Fig. 3. Entwickelte männliche Geschlechtstheile: d. der Kolbenstiel; /". der Hoden; g. rothe
Kolbenspitze.
Fig. 4. Bildungskugeln der Samenthierchen aus einem unreifen Thiere.
Fig. 5. Zoospermien aus den entwickelten Geschlechtstheilen.
Fig. 6. Theil des nierenförraigen Haftorganes: a. runde im Ouincunx stehende Zellen; b. lange
Fadenzellen an der concaven Seite; c. messerförmige Körperchen, welche bei schwächerer
Vergröfserung das Haftorgan quergestreift erscheinen lassen.
Fig. 7. Die Eingeweide des Saugröhrenstückes: m. feststehender Theil des Flüssigkeitsbehälters;
n. contractile Röhre; o. Saugröhre; p. Gemme (Meyenscher Eibehälter); q. Kolben in
derselben; r. kanalähnliche Streifen in derselben; v. Fangfaden; w. nierenförmige Haftorgane.
Fig. S. Entwickelte Knospe, von oben hinein gesehen: a. ringförmige Membran; b. kanalarliger
Streifen; c. knopfförmiges Ende desselben.
Fig. 9. Unentwickelte noch geschlossene Knospe: a. der Kolben.
Fig. 10. Saugröhrenstück von Agiaisma Baerii: a. obere und untere parallel laufende Flächen;
b. Seitenflüchen; c. Flüssigkeitsbehälter; d. Saugröhre; f. Schwimmsack.
Fig. 11. Eingeweide desselben Thieres: a. Flüssigkeitsbehälter; b. schmale aus diesem führende
Röhre; C.Kanal, welcher den Nahrungskanal mit der Schwimnihohle in Verbindung setzt;
d. Saugröhre; f. Maiskolbenähnliches Haftorgan.
Fig. 12. Ein anderes Haftorgan stärker vergröfsert.
Fig. 13. Stück des Nahrungskanales einer Phj'sophoride : (i. Reproductionskanal ; b. Saugröhre;
c. Saftbchälter nach Sars; d. unentwickelte Knospen.
Fig. 14. Ovales Haftorgan von demselben Stücke.
Fig. 15. Fangfaden desselben Thieres.
18
138
Tafel VI.
Flg. 1. Junge Chrysaora in dem noch rundlichen Zustande: a. innere Kugel; b. der scheiben-
förmige Rand.
Fig. 2. Etwas weiter entwickeltes Exemplar von ovaler Gestalt.
Fig. 3. Ein Individuum mit einer Knospe c.
Fig. 4. Das Junge a ist auf der früheren Entwickelungsstufe stehen geblieben, während die
Knospe c schon weiter ausgebildet ist.
Fig. 5. Exemplar mit zwei Knospen von der unteren Seite. Bezeichnung wie oben.
Fig. 6. Sternförmiges Junge von der Rückseite: d. der Mund, welcher von unten hindurch-
schimmert: f. Arme; g. NesselHiden.
Fig. 7. Achtarmiger Stern von der Bauchseite, der achte Arm ist von einer Knospe verdeckt:
d. der Mund; c. die in verschiedenen Entwickelungsstadien um ihn hängenden Knospen.
Fig. S. Vierarmige Glocke, welche sich aus dem sternförmigen Thiere gebildet hat; d. das
Mundrohr.
Fig. 9. Achtarmige Glocke: d. das Mundrohr; /'. die contrahirten Arme; g. der befestigte Stiel.
Fig. 10. Nesselfaden dieser Thiere stark vergröfsert.
^Tafel Vn.
Fig. 1. Annelidenlarve nach dem Lovenschen Typus im jugendlichsten Zustande von der Seite
gesehen: a. Augenpunkt auf dem Gehirne; b. grofser VVimperkranz; c. Mund; d. Darm;
f. After.
Fig. 2. Dasselbe Thier so gestellt, dafs man gerade auf den After sieht: g. Einmündung des
Oesophagus. Die anderen Buchstaben wie oben.
Fig. 3. Eine andere Spccies etwas weiter entwickelt, von der Bauchseite gesehen. Bezeichnung
wie oben.
Fig. 4. Dasselbe Thier, von der Seite gesehen, unter dem Deckgläschen geprefst: m. blattartige
Pinna mit Borstenbüscheln. Die anderen Buchstaben wie oben.
Fig. 5. Eine andere Species, welche noch einen zweiten Wiraperkranz um das letzte Körper-
segment hat, weiter entwickelt, von der Rückseite gesehen: a. Gehirn mit Augen;
b. Mund; c. After; d. Mundfühler.
Fig. 6. Dasselbe Thier von der Bauchseite: f. Stirnfühler. Die übrige Bezeichnung wie oben.
Fig. 7. Der Stirnfühler stark vergröfsert.
Fig. S. Eine der grofsen Borsten stark vergröfsert.
Tafel VUI.
Fig. 1. Eine weit entwickelte Wurmlarve, nach dem Sars - L o venschen Typus: a. vorderer
Stirnrand mit Wimperbesatz; b. unpaarcr Stirnfübler; d. Cirrus ventralis; e. Wiraper-
kranz am letzten Leibesringe; g. gezähnte Dorsalborsten; h. Wimperbüscbel an der
Rückseite; k. Darmkanal.
Fig. 2. Der vordere Theil desselben Tbieres von unten gesehen: a. Stirnrand; c. Mund; d. Cirrus
ventralis; f. ventrale Borstenbüschel.
Fig. 3. Das untere Ende einer der grofsen Mundborsten stark vergröfsert.
139
Fig. 4. Der gezähnte Stachel aus dem ventralen Borstenbüschel stark vergröfsert.
Fig. 3. Larve, wahrscheinlich einer Anneüde, mit zwei Wimperkränzen: a. Mund; b. After;
c. Augen.
Fig. 6. Annelidenlarve nach dem Sars-Lo venschen Typus mit einem Wiraperkranze: a. haken-
förmiger Wimperbusch; b. Mund; c. Afterfortsatz.
Fig. 7. Anncüdenlarve nach demselben Typus mit zwei Wimperkränzen: a. Mund; b. After;
c. Borstenbüschel.
Fig. 8. Die in einem Borstenbüschel enthaltenen Borsten stark vergröfsert.
Fig. 9. Das Auge desselben Thieres stark vergröfsert.
Fig. 10. Trizonius coecus: a. Kopf; b. seitlicher Körperfortsatz; c. Wimperkränzc; d. Ten-
takel hinter dem ersten Wimperkranze; /'. Darm; g. Eier.
Fig. 11. Der seilliche Körperfortsatz von unten gesehen mit seinen Zapfen.
Fig. 12. Stück eines der Wimperkränze, mit dem wellenförmigen unteren Rande.
' Tafel IX.
Fig. 1. Annelidenlarve nach dem Typus der Mesotrocha: a. grofser Wimperkranz ; b. Oberlippe;
d. Auge; f. Tentakel; g. rädernder Dorsalfortsatz; h. gekerbter Schwanzzipfel.
Fig. 2. Dasselbe Thier etwas weiter entwickelt von der Seite gesehen: ß. einziehbarer Faden an
der Oberlippe; k. Furchen an der Bauchseite mit ßorstenbüscheln; m. pigraentirte Stelle;
n. borstenlose Fufsstummel am Hinterleibe; die anderen Buchstaben wie oben.
Fig. 3. Dasselbe Thier, zwei und eine halbe Woche alt: g. rädernde Kiemen; k. Pinnen mit
Borsten; o. pigmentirler Conus in der Haut.
Fig. 4. Ein Blatt mit Borsten derselben Larve.
Fig. 5a. Eine der Borsten von oben gesehen.
Fig. 5b. Eine der Borsten von der Seite gesehen.
Fig. 6. Knorriger Körper im fünften BorstenbUschel.
Fig. 7. Fufsstummel am Hinterleibe mit den Stachclscheiben.
Fig. S. Zwei Stachelscheiben stark vergröfsert.
Fig. 9. Annelidenlarve nach dem Sars-Lo venschen Typus von unten gesehen: a. grofser Wim-
perkranz; b. zweiter Wimperkranz am letzten Leibesringe; c. konischer gelber Zapfen;
d. Afterfortsatz; /'. Blatt mit Borsten; g. gelber Körper zwischen den Augen.
Fig. 10. Dieselbe Larve im jüngeren Zustande von der Seite gesehen: Bezeichnung wie in Fig. 9.
Fig. 11. Nereidenlarve nach demselben Typus: a. Stirnfühler; b. Mund; c. Cirrus ventralis;
d. Blatt mit Borsten.
Fig. 12. Borsten derselben Annelide stark vergröfsert.
• Tafel X.
Fig. 1. Platamonia tergestina, von oben gesehen: a. Leib; b. Rückplatte; c. Stachel; d. Darm.
Fig. 2. Dasselbe Thier von unten gesehen: /". Mund; g. Wimperbusch; die anderen Buchstaben
wie in Fig. 1.
Fig. 3. Tetraplatia volitans: a. lange Kante der Pyramiden; b. eingeschlagener Flügelfortsatz;
c. dunkler, kurzer Streifen zwischen zwei langen Kanten; d. After.
Fig. 4. Vordere Körperhälfte desselben Thieres, stärker vergröfsert: «. Kante; b. Flügelfort-
sätze; c. kurzer Streifen zwischen den Kaulen.
18»
140
Fig. 5. Bewimperter Embryo einer Echiuride.
Fig. 6. Derselbe etwas weiter entwickelt.
Fig. 7. Ein anderer Embryo desselben Thieres, welcher aus der Kugel bervorwächst.
Fig. 8. Larve desselben Tliiercs am dritten Tage: a. die seitlichen Höcker mit den Wimper-
biiscbelu.
Fig. 9. Fünl' Tage alte Larve: a. Wimperkränze; h. Haken.
Fig. 10. Zehn Tage alte Larve: h. Haken; o. After.
Fig. 11. Der Haken des Thieres aus Fig. 9 stark vergröfsert.
Fig. 1"J. Weiter entwickelter Haken.
Fig. 13. Haken des Thieres aus Fig. 10 stark vergröfsert.
'Tafel XI.
Fig. 1. Typbloscolex Miilleri, von unten gesehen: a. Vorderer Körperrand; d. unpaarer
Slirnfühler; /". Mundtentakel; g. Borstenkranz; /*. hintere Leibesfortsätzc; k. Ruder-
platten; m. Mund; n. Borstenhöcker.
Fig. 2. Das Kopfstück desselben Thieres, um die Anordnung des Borstenkranzes zu zeigen. Be-
zeichnung wie in Fig. I.
Fig. 3. Borstenhöcker mit den zwei Borsten, stark vergröfsert.
Fig. 4. Bruchstück desselben Thieres, um die in der Ruhe vollständig runden Ruderplatten zu
zeigen.
Fig. 5. Kopfstück desselben Thieres von der Rückseite: h. Rückensattel; c. dreieckiger Fortsatz ;
die übrigen Buchstaben wie in Fig. 1.
Fig. 6. Ein Ruderplattenpaar (dorsale und ventrale) geprefst.
Fig. 7. Junger Röhrenwurm: a. Kopfstück; b. Stirnfühjer; c. Mundfühier; d. Pigmentpunkt;
/'. Oesophagus; g. Magen; h. Cirrus; /. Borsten.
Fig. 7a. Cirrus stark vergröfsert.
Fig. 7 ß. Ausgezackter Knopf des Cirrus.
Fig. S. Alardus caudatus (junger Nemertes): a. Ocffnung für den Austritt des Rüssels; b. Ein-
gang in die wimpernde llasclicnförmige Höhle; c. Schwanz.
Fig. 9. Alaurina prolifera: a. Spitzes Kopfstück mit Höckern besetzt; b. seitlicher Stachelhöcker;
c. unpaarer Stachel am hinteren Leihesende.
Fig. 10. Oberes Ende des Darmkanales mit dem Munde desselben Thieres, von der Bauchseite
gesehen.
Fig. 11. Ein Kopfliöcker desselben Thieres stark vergröfsert.
^ Tafel XU.
Fig. 1. Junger Echinaster sopositus: a. Körper; b. Anheftungsorgane; c. Faden.
Fig. 2. Dasselbe Thier, etwas weiter entwickelt: u. Körper; b. einfaches Anheftungsorgan;
c. das andere, welches noch einen zweiten Fortsatz getrieben bat.
Fig. 3. Dasselbe Thier mit den vier Haftorganen: a. Körper; b. Haftorgane; f. Höcker zwi-
schen denselben.
Fig. 4. Dasselbe Entvvickelungsstadium wie in Fig. 3, nur von oben gesehen, um das wahr-
scheinliche Larvenmaul d zwischen den Haftorganen zu zeigen.
Fig. Ö. Sternförmiges Stadium von der Bauchseite gesehen: a. Haftorgane; b. Tentakeln.
141
Fig. 6. Dasselbe Thier in der gröfsten Ausbildung, welche wir beobachteten: a. rudimentäre
Haftorganc; b. alte Tentakeln; c. junge paarige Tentakeln; d. unpaarer Endtentakcl
(Auge nach Sars); f. Bauchfurche.
^Tafel Xni.
Fig. 1. Embryo des Asteracanthion glacialis: a. Anlage der Verdauungsorgane.
Fig. 2. Weiter entwickelter Embryo: a. Magen; b. Mund; c. gelber Körperrand.
Fig. 3. Dasselbe Thier von unten gesehen.
Fig. 4. Ein Exemplar, welches schon die hellen Zellen in der Körperwandung zeigt.
Fig. 5. Ein Exemplar in der Gestalt eines vierseitigen Prisma, dessen vordere Fläche eine Bis-
cuitform hat.
Fig. 6. Dasselbe Thier von der Seite gesehen.
Fig. 7. Embryo des Echinocidaris neapolitanus.
Fig. S. Embryo desselben Seeigels in der Gestalt der dreiseitigen Pyramide, von unten gesehen.
Fig. 9. Derselbe etwas weiter entwickelt (vierseitige Pyramide): «. Magen; b. Mund; c. lan-
ger Seitenstab; d. Kalkstab für den Mundfortsatz bestimmt; f. hinterer Querstab.
Fig. 10. Weiter ausgebildete Larve von vorn gesehen: d. Kalkstab im Mundfortsatze; g. langer
hinterer Fortsatz; h. Mundfortsatz.
Fig. 11. Dasselbe Individuum von hinten gesehen: f. hinterer Querstab; die anderen Buchstaben
wie in Fig. 10.
Fig. 12. Ei der Comatula mit wimpcrndem Embryo.
Fig. 13. Ausgekrochener Embryo.
Fig. 14. Weiter entwickelte Larve der Comatula: a. Wimperbusch; b. Mund; c. Höcker an den
Seiten für die Wimpergürtel.
^ Tafel XIV.
Fig. 1. Larve der Comatula mit drei Wimpergürteln und der Anlage des Kalkskeletts in der
Haut: a. Wimperbusch; b. Mund; c. Wimperreif; d. Anlage des ovalen Loches.
Fig. 2. Larve mit vier Ciliengiirteln von der Seite gesehen: d. das ovale Loch.
Fig. 3. Larve mit vier Ciliengürteln, bei der die Haut sich vom Kerne des Thieres abhebt.
Fig. 4. Kalkgitter aus der Haut der Larve.
Fig. 5. Larve, bei der die drei hinteren Wimperringe schon verschwunden sind, bei der der
Körper sich einbuchtet und das ovale Loch undeutlich wird.
Fig. 6. Larve, bei der schon bleibende Bewegungsorgane aufgetreten sind: a. die Füfschen;
b. der obere letzte Wimperreif.
Fig. 7. Larve mit den Haken a: der untere ist von der Seite gesehen, die beiden oberen gerade
von oben.
Fig. 8. Kaliiphobe appendiculata: a. Wimperbusch; b. vorgestreckte Kolben.
Fig. 9. Ncsselorgan desselben Thieres.
Fig. 10. Dasselbe Thier (Nesselorgane und Wimperbekleidung sind nicht angegeben): a. Wimper-
busch ; b. eingeschlagene Kolben ; c. Körperöffnung.
Fig. 11. Junger Gyrator viridis ohne Geschlechtstheile: a. Ololith; b. stabförmige Körperchen.
142
Fig. 12. Dasselbe Thier, weiter entwickelt: a. Otolith; b. Mund; c. Hoden; d. Penis; f. Sa-
raenblase; y. OeCfnung derselben.
Fig. 13. Samenfaden dieses Thieres.
Fig. 14. Stabföriniges Körperchen stark vergröfsert.
' Tafel XV.
Fig. 1. Sagitta cephaloptera von der Seite gesehen.
Fig. 2. V^orderer Körpertheil desselben Thieres: a. Kopfflosse; h. Borstenbüschel; c. halbkuge-
liger Muskel; d. langer Muskel; /. grofse Haken; g. vordere kleine Haken; h. Ten-
takel; k. Ligament des Schlundes; m. rädernde Scheibe.
Fig. 3. Rosettenartiges Haftorgan der Flaut.
Fig. 4. Wimperzelle aus dem Riickensattel ni in Fig. 2.
Fig. 3. Auge: «. durchsichtige Fortsätze; b. brauuer aus Kugeln bestehender Körper; c. schwar-
zer zackiger Körper.
Fig. 6. Primitivfaden eines Muskels.
Fig. 7. Kopf der Sagitta rostrata.
Fig. S. Theil des Leibes einer Sagitta von der Seite gesehen, um das von Krohn undWilras
als Ganglion gedeutete Organ a in situ zu zeigen.
Fig. 9. Dasselbe Organ, abgerissen, von oben gesehen.
Fig. 10. Einzelne Zellen desselben.
Fig. 11. Vordere Körperhäifte des Distomum verrucosura: a. Mund; b. Schlund; c. Darm;
d. Aeetabulum; /. Gefäfse; g. Geschlechtstheile.
Fig. 12. Mund mit Franzenbehang des Distom. fimbriatum.
Fig. 13. Distomum crassicaudatum.
Fig. 14. Noctiluca punctata: a. umgeschlagener Rand am Hilus; b. scharfkantiger Stab; c. brau-
ner Körper; d. Geifsel; f. im Inneren befindliche braune Körper.
Fig. 15 und 16. Keime der Noctiluken in leeren Hülsen gefunden.
Fig. 17. Weitere Entwickelung des Keimes: c. brauner Körper; d. Geifsel.
Fig. IS und 19. Junge Noctiluken: b. Stab; c. brauner Körper; d. Geifsel.
Fig. 20. Monströse Noktiluca.
Fig. 21. Die körnigen Körper aus dem Inneren der Noctiluca (Fig. 14/") stark vergröfsert.
Fig. 22. Leuchtende Scheiben unter den Noctiluken gefunden.
Fig. 23. Die kleinen Körper, welche auf dem oberen Rande dieser Scheiben sitzen.
'Tafel XVI.
Fig. 1. Jüngste platte Form des Piiidium gyrans: a. der Körper; Ä. die Flügelfortsätze; c. Knopf
mit dem Wimperbuscli; d. Verdauungsorgan; /'. ohrförraiger Körper, gebildet durch
das Uebcrgehen der Wimperschnüre vom Fortsatz auf den Körper.
Fig. 2. Dasselbe Thier in zusammengeklapptem Zustande. Bezeichnung wie in Fig. 1.
Fig. 3. Ausgebildetes Piiidium, die obere Seitenklappe ist nicht gezeichnet, um die Wiraperschnur,
die den Mund /' bildet, zu zeigen. Bezeichnung wie in Fig. 1.
Fig. 4 und 5. Aeltere Individuen, deren transitorische Organe in der Rückbildung begriffen sind.
Bezeichnung wie in Fig. 1.
143
Fig. 6 und?. Platte Exemplare ohne Fortsätze: d. Rest des Verdauungsorganes; g. die beiden
Zapfen; h. die körnigen Organe in der Haut.
Fig. 8. Echinodcrmenlarve aus den Pilidiuin- Gläsern: g. die Anlage des Kaikskeletts; h. die
Verdauungsorgane.
Fig. 9. Euryccrcus pellucidus: a. Körper; b. Schwanz; c. Mund; d. Wimperleisten; /". zelliger
Körper; g. Räderorgan: //. pulsirender Schlauch; k. Windungen des Dannrohres;
m. drüsiges Organ; n. hararaerförmiger Körper; o. gewelltes Rohr in der Rlilte des
Schwanzes.
Fig. 10. Zelliger Körper stark vergröfsert.
Fig. 11. Hamraerförmiger Körper.
Fig. 12. Cyclopelma longociliatura, von oben gesehen: a. Scheibe; b. runde helle Stellen in der-
selben; c. Kopf; g. Afterfortsatz; h. Darm.
Fig. 13. Dasselbe Thier von der Kehrseite: d. Zapfen mit den langen Cilien. Die anderen Buch-
staben wie oben.
Fig. 14. Dasselbe Thier von der Seite gesehen: /'. vorstreckbare Sohle mit den langen Cilien.
Fig. 15. Das Thier bei senkrecht stehender Wimperscheibe. Bezeichnung wie oben.
Fig. 16. Peripherie der Sohle mit den langen Wimpern.
Tafel XVn.
Fig. 1. Junge Dianthca nobilis.
Fig. 2. Weiter entwickeltes Thier: b. Arrastummel.
Fig. 3. Individuum mit vier Armen: a. Hinterleib; b. Arme; c. Mundfortsätze.
Fig. 4. Ein anderes Exemplar mit kürzerem Hinterleib. Bezeichnung wie in Fig. 3.
Fig. 5. Sechsarmiges Thier, von oben auf den Mund gesehen: a. die neuen Arme; b. der Mund;
c. die Mundfortsätze.
Fig. 6. Fünfarmiges Exemplar von der Seite gesehen: ff. neuer Arm; c. Mundforlsatz; d. ge-
stieltes kolbiges Organ im Inneren.
Fig. 7. Siebeuarmiges Exemplar mit vier Kolben im Inneren: a. Hinterleib; b. neue Arme;
c. Mundforlsätze; d. sessile Kolben; /". gestielte Kolben.
Fig. S. Entwickelte Dianthea mit sieben gleich langen Armen und vier gestielten Kolben im Inneren.
Fig. 9. Ein Kolben stärker vergröfsert.
Fig. 10. Die beiden Arten Nesselorgane der Dianthea.
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Oranienburgcrstr. 27.
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