U Ire > A Be urAr s . s ee , A B n “ 4r a “ = u Fr 5 Ä rc I z + “ = L ; 2 . ia r 6 “u a " Mi Serhzehnter Bericht über das Nebft ver eilften Lieferung ber Beiträge zur Sandeskunde bon Defterreich ob der Enns. Scehzehnter Bericht iiber das Franeisco - Carolinum. nn Nebft der eilften Lieferung der Deiträge zur Sandeskunde von DOelterreih ob der Enns. —— RL HE — Linz. 1856. Druk von Iosef Wimmer. — er 7 > eie 7 ’ > u rn z- ee | ud SER; a een aan Ba er Dass PET Ps el we: % ? ER ra j‘ 247 rt ad 10 a DAR AMNE AN ur Ba na Er | Sechzehnter Iahres - Bericht. D; vaterländifche Museum Francisco - Carolinum ift ein wiffen: Ihaftliches Inftitut. Sein Zwed ift die Förderung der vaterländifchen Wiffenfchaft und Kunft. Der PVerwaltungsratb diejes Vereines hat die Pflicht den ver- ehrten Herren Mitglieder deffelben über die Grgebniffe des Vereins- wirfend während der Tebtverfloffenen Sahresperiode Bericht zu erftatten. Wiffenfchaftsfächern wendet der Mufenl Verein, wie den Herren Vereins » Mitgliedern befannt it, vorzugsweiie feine Ihätigfeit zu. Die vaterländifhe Naturwiffenihaft, Geologie, die vaterländifche Gejchichte, Alterthumsfunde und ihre Hilfswiffenichaften, die Diplomatif, Numismatif, Heraldif, die vaterländische Geographie und Topographie waren feine Aufgabe. Außerdem fürdert der Verein die vaterländifche Kunft, indem er ihre Objekte, fo weit dies feine Vermögensfräfte erlauben, an fi) Löst und feinen Sammlungen einveiht, endlich Bilderfammlungen, bibliographiiche MWerthgegenftände, ein fihönes Stre- ben dejlelben, die Schäte der Willenfchaft, die er mit Beharrlichkeit und Auswahl erwarb, mit Sorgfalt aufbewahrt und den Landesgenoffen in feinen Hallen zur Anfchauung und Belehrung darbietet, bilden die jtereotypen Lettern für dad Zeugniß feines Wirfens. Im Bereiche der vaterländifchen Naturwiffenichaft, insbefondere der Geologie und Geognofie, welches Wiffenfchaftsfacy von dem Herrn Referenten defielben, Profeffor Engel, in erfolgreicher Weife ver- treten wird, bat nun der Mufealverein aud während der lekten Jahresperiode entjchiedene Nefultate aufzumeifen,, welche um fo erfreu- licher erfcheinen müflen, ald das Feld eben diefer lektgenannten Wiffen- 4 schaft in früherer Periode im Laterlande Oberöfterreich völlig brach Ing, umd erft durch die XThätigfeit des Mufenlvereines, namentlic) feines in diefem Zache ausgezeichneten Guftos Herrn Carl Ehrlich fruchtbringend gemacht wurde. Mit großer Sachfenntniß und uner: müdlichem Fleiße hatte diefer thätige Sammler eine große Anzahl paläontologifcher und geognofifcher Objefte auf vaterländiihem Boden, namentlich im oberöfterreichiich = jalzburgifchen Alpengebiete zu Stande gebracht. Diefe intereffante umd veichhaltige Sammlung für das Mufenm anzufaufen, wurde der Verwaltungsrath dur die edle Munifizenz der Herren Landftände in die Lage gefeßt, indem diefelben, wie in dem vorhergehenden Jahre auch diesmal einen Betrag von 500 fl. Gonv. My. zu geologifchen Zweden aus Landeömittelnr bewilligten umd genehmigten, daß die im den ebenerdigen Räumen des Mufeums be: ftimmten Lofalitäten für die foftematifche Aufftelung und Ordnung diefer Sammlung fogleich hergeftellt werden dürfe, was auch bereits geihehen tft; bierdurch erhalten die wiffenfchaftlichen Schäte umferes Snftitutes eine demfelben zur hohen Zierde gereichende Vermehrung ; für dad Studium der vaterländifchen Geologie werden biedurd neue and vieljeitige Behelfsmittel geboten fein. Aber auch im anderer Meife war Guftos Ehrlich für die Kultur diefes Wiffenfchaftszweiges thätig, indem er auch während diefer Iehtverfloffenen Jahresperiode feine Vorlefungen über vaterländifche Geologie in den Räumen des Mufeums fortfekte. Zum wärmften Danke findet fi) der Verwaltungsd- Ausihuß an den ftänd. Herrn Beamten Weishäupl für die mit unermiüde- ten Fleiße und Genauigkeit beforgten Negiftraturägefchäfte, der Ord- nung der Münzen, Wappen: und Giegelfammlung verpflichtet. Auch die Naturmiffenshaft fand im Mufeum an vaterländifchen Phanerogamen und Kryptogamen ihre fortgefekte gedeihliche Pflege, und dankbar müflen jene intereffanten Beiträge gewürdigt werden, welche die Herren Doktoren Schiedermaier und N. Duftfchmid durd) die ganz vorzüglihen und feltenen Gremplare, mitunter auch Herr Doktor Pröll, Badearzt in Gaftein, den Herbarien der Anftalt Iieferten. So 3. B. Hieferte Herr Dr. Schiedermaier dieranum virens Hedw. h) Warfhenef. tetraplodon mnioides Bruch. Leptohymenium repens Gimp. Schleich. hypnum subsphaericum Sprengl. trachylia tigillaris Fr. und viele andere. Die fremde Theilnabme für das Mufeum vückfichtlich diejes Wiffenjchaftsbereiches jprach fi insbejonderd durch die fortgejegte Widmung der Verhandlungen der Faiferl. leopoldinifchen Academie der Naturforicher in Breslau, ein Gefchen? des Herrn Bade: und Salinen- arztes Dr. Ritter v. Brenner; durch die gütige Zufendung des Zahr- buches der geologifchen Neichsanftalt in Wien, und intereffanter metereo- logischen Beobachtungen der ?. f. Sternwarte in Prag, in erfreulicher Weife aus, Im Bereiche der vaterländiihen Gefchichte und Altertpumstunde, deren vorzugsweife Pflege ji) das hochverehrte Mufenl-Ausihuß-Mit- glied, Herr Akademifer und Schulrath Gaisberger — zur Freude und Ehre des Mufeums erjt Fürzlich mit dem 8, f, Franz Zofephs -Orden deforirt — fi angelegen fein laßt. Diefe Drudlegung wurde aber nur dadurd ermögliht, daß Se. Majeftät Kaifer Ferdinand I. über gnädigfte Verwendung des durchlauchtigften Heren Vereinsproteftord Sr. F. f. Hoheit Erzherzog dranz Garl die Hälfte der Drudkoften aus der allerhöchften Privat- hatouile zu beftreiten gerußte, welche allerhöchite Gnade von dem Mufenlinftitute mit dem tiefinnigften Danfe erfanıt werden muß. Das genannte Gefchichts- Quellenwerk ift unftreitig eines der in: tereffanteften Ergebniffe vaterländifcher Gefchichtöforfhung, und feine Hochmwichtigkeit, wie fein biftorifcher Werth finden im Ir: und Aug: lande die verdiente Anerfennung. CS gereicht dem Mufeum zur be: fonderen Zierde. So mie die Mufenlanftalt in diefem Werfe, bei defien Zufammenftellung unjerem hodhgefeierten Ausfhußmitgliede dem Chorheren, Akademiker und berühmten Hiftoriagraphen Zodod Stülz in St. Florian das größte und dankbarft anerkannte Verdienft gebührt, als ein anerfennungswürdiger Beleg für die felbfteigene wiffenschaftliche Thätigfeit ded Mufeums im Bereiche der Vaterlandsgefhhichte dafteht, fo waren auch andererjeitd die Grwerbungen hiftorifcher Wiffenfchafts« » produkte fremder Federn in diefer Periode nicht unmwefentlich. So reibte die Mufenlanftalt mit Vergnügen die ihr zugefandten Fortfegungen des bocdwidhtigen Werfes: Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae, herauögegeben von Herrn Ritter v. Chlumekfy und Chytil, verjchiedene gediegene Schriften des Wiener Alterthumd- Vereines; das hochintereffante Werk Biihof Pilgrim von Paflau, von Dr. Ernft Dümler , die Fortfegungen der mährifhen Landtafel, welche dem Mufenm durch das Nedaftiond-Gomite in Brünn zufam, damı mehrere jehr merfwärdige Urkunden, Abichriften, dad Srauenklofter Traunfirchen und die Abtei Baumgartenberg betreffend, ein dankbar entgegengenommenes Gehen? des hochwürdigen Stiftöabtes von Mol, Herrn Wilhelm Eder, endlich die italienifchen Werke: dell antico palazzo di Diokleziano, ein erfreuliches Gefchen? deö Herren Negie- rungörathes Arnetb im Wien und dad Werf: Principi de disegno tratti dalle piu excellenti statue antiche — von Raphael Morghen in Nom, geipendet von Fräulein Anna v. Helmreich in die Mufenl- bibliothef; ferner nicht weniger ald 195 römische Münzen, welche Dr, Ritter v. Gengzif ans Afrifa mitgebracht hatte, und andere intereffante numismatifche Objekte in ihre Münzenfammlungen. Insbefondere Stand die Mufenlanftalt mit der F. F. Akademie der Wiffenfchaften in Wien im fortgefehtem Verkehr, und erfreute fich andy in diefem Zahre des Audtaufches mehrerer intereffianter Schriften der Lebtern. Endlich erwarb fie jo manches intereffante Manufeript unferer vaterländifchen Vorzeit, wie 3. DB. dad Mufenlmitglied Herr Zohann Brunthaler fünf derartige Gremplare Tieferte. Unter den Erwerbungen nicht vaterländifcher Gegenftände diefer Art dürfte wohl eines feltenen Autographe der Hand des berühmten Bildhauerd Ganova zu erwähnen fein, welche die Fran Negterungs- ratbmwitwe Raider in diefer Zeit dem Mufeum jpendete. Fur die vaterländiiche Alterthumsfunde war die durch huldreiche Vermittlung Sr. Ereellenz des Herrn Statthalterd Freiheren v. Bad erfolgte Erwerbung intereffanter Ausgrabungen bei der Straßenumle: gung zu Ennd vom hohen Intereffe, deren Aquirirung vorzüglich den thätigen Bemühungen der beiden Herren Ausfchußmitglieder Grafen von Barth und Hofrath Ritter v. Kreil zu verdanken ift. 7 Die intereffantefte Erwerbung endlich verdankt das Mufeum der Großmuth feined jegigen Präfidenten Baron v. Stiebar, welder auf eigene Koften die bisher ausgegrabenen Gegenftände in Hallftadt dur die Sorge ded Herrn Bergmeijterd Ramjauer abbilden, beichreiben ließ, und von beut an dem Mufeum übergibt. Das Werk beftebt aus 4 und aus 17 Blättern groß Folio. Die Erftern enthalten eine Karte von Hallitadt, dem geöffnetem Leichenfelde, und Funde im Salzberg. Auf den mweitern 17 Tafeln find die Leichen, ihre Lagen, und was ji) bei ihnen fand, gezeichnet und Eolorirt. Beigegeben ijt ein Manufeript mit den nötbigen Erklärungen der Zeichnungen. Demnach befist von nun an unjer Mujeum wenig: ftend die Abbildungen jener vaterländiichen Funde. Dieje gedrängte Skizze über die wejentlichiten Leiftungen und Erwerbungen der Mufenl - Anftalt im Bereiche der vaterländifchen Riffenihaft, dürften ein vollgültiges Zeugniß für die unermiüdete und folgreihe Ihätigfeit unjered Inftitutes liefern. Tief verpflichtet fühlt fih der Mufenlverwaltungsratb zur Dar: legung feines ebrfurchtsvolliten Danfes an den durdlauchtigften Herrn Vereinsproteftor Se. F. Hoheit Erzherzog Yranz Carl, Höhftwelder dem vaterländifchen Mufenlinftitute feine gnadenvolle Theilnabme fort: während zumendet md auch in diejer Periode einen huldreichen Beitrag für die Mufenlfafla aus Höcitieiner Privatchatouille zu jpenden gerubte. Die dankbarfte Anerkennung muß der Mufeal:Verein ferner feinen im ganzen Kronlande hocwerehrten oberiten Vorftande, Seiner Ercel- len; dem Heren Statthalter und Präfidenten des vereinigten Landes: Gollegiumd Eduard Freibern v. Bach zollen, Hochmwelder bei je: der Gelegenheit die Intereffen des Vereind zu vertreten und demfel- ben alle Förderung angedeiben ließ. Unter feinem Prafidium im Ratbe des landftändifchen vereinigten Gollegiums , von dejien Munift- zonz der Mufenl: Verein bereits jo vielfältige mit bobem Danfe an: zuerfennende Beweile erfahren hat, wurde dem Mujeal: Verein die Meberlaffung der ebenerdigen Lofalitäten für die obenerwähnte neuer: worbene geologifhe Sammlung, dann der erwähnte weitere Beitrag 8 zu geologijchen Zweden im der namhaften Summe von 500 Fl. in Ausficht geftellt. Ir materieller Beziehung der finanziellen Kräfte des Mufenl-Inftitutes war e8 fir daffelbe von entichiedenem Intereffe, daß Seine Ereellenz; unfer bochverehrter oberfter Vorftand demfelben die Portofreiheit in allen Mufenl:Angelegenheiten zu ermirfen gerubte. Dur die von Hochdemfelben veranlaßte Betheilung des Mu: jeums mit Eremplaren ded Neiche- und Landes-Gejekblattes, dann hin- terlegten Pflichteremplaren der f. F. Stantsbehörden, wurden die Bü- ber: Sammlungen ded Mufeums im erfreulicher Weife vermehrt; fo wie durch die Bewilligung der Herausgabe ded mit allgemeiner Anerfen: nung erichtenen Provinzial: Handbuches. In jo fern es mum weiter im der Aufgabe des Mufenl-Verwal- tungsrathes liegt, auch über die finanzielle Gebahbrung der Anftalt, das PVerwaltungswejen überhaupt umd allfäliger Veränderungen in diefem Bereiche Nechenfchaft zu erftatten, jo muß er im Allgemeinen die auch in früheren Jahren berührte Thatfache wiederholen , daß bie Bilanz des Mufenl : Kaffaftandes noch immer feine günftige ift, umd zu größtmöglichfter Sparfamfeit mit den Vereinsmitteln auffordert. Sie weijet dermalen einen Aftivjtand von 17334 fl. 34 fr. aus. Eine wejentliche Aufgabe aber fand der Mufenl - Verwaltungsrath in der Verpflichtung zur Ordnung des fänmtlichen Nechnungswefeng der Anftalt, deffen Leitung das Ausfchußmitglied Herr Saringer be forgte. , Die Zahl der Vereinsmitglieder ift übrigens in diefer Jahrespe: riode abermals um 24 gejtiegen. Diefe Anzahl ift Feineswegs eine unbedeutende, wenn das Der: hältniß der Landeöbevölferung und der Umftand im Betracht gezogen wird, daß bereits über 300 Mitglieder im Lande der Anftalt angehören. Erfreulich, befonders mit Nücficht auf die Ergebniffe früherer Jahresperioden ift diefe Zunahme an Beitritten im Gegenfake zu der Thatfahe, daß auch in diefem Jahre nicht ein einziges Mufenkmitglied außer denjenigen, weldhe der Todesengel aus diefem Leben abgerufen hat, aus den ehrenvoflen Reihen dev Mufen! - Vereinsglieder gefchie: den ift. 9 Ein aufrichtiges und gewiß von allen Vereinsmitgliedern mit- verftandenes Wort der Erinnerung weibt der Verwaltungsratb dem Andenken der während der verfloffenen Jahresperiode heimgegangenen Edlen, dreier ehrenvoller Ehrenmitglieder als: Sr. Ercellenz des Prä- fidenten des Neichörathes Freiberen v. Kübed; ded Prafidenten des Ober- ften Gerichtshofes Grafen von Tanfe, dann des Herrn Gofef Bifhof, f. F. Ratbed und gewejenen Bürgermeifters von Linz. Von den ordentlichen Mitgliedern bat der Verein 4 durch den Tod verloren. Nach diefer gedrängten Darftellung der wichtigiten SJabresergeb- niffe im Haushalte des Mufenl - Vereined erübrigt dem Verwaltungs: ratbe noch die wichtige Pflicht, jenen Herren Gönnern und Mandate: ren des Mufeums, welche die Intereflen umferes Snftitutes auswärts vertraten oder bejorgten, den verbindlichiten Dank hiermit öffentlich anszufprechen. Namentlich fühlt fich der Verwaltungsratb des Mufeums hierzu gegen die Herren: Negierungsratb und Akademiker Ritter von Auer und Hörners in Wien, dann Herren Andreas Edlen von Meiler verflichtet, indem diefe Herren das Intereffe unferes Institutes bei Drud- fegung des oberöfterreichtjchen Urfundenbuches fo gütig und bereitwillig vertreten umd fortwährend in dankbarft anzuerfennender Weife thä- tig find. Endlich findet fih der Verwaltungs : Ausfhuß verpflichtet, den DVereinsmitgliedern Herren F. f. Profefforen Engel, f. f. Rath und Profefor Ulrich, f. F. Profeffor Pris, dem ftänd. Beamten Herru Wirmsperger für ihre werthuollen Beiträge zu dem beurigen Jahresbericht den mwohlverdienten Dank auszufprechen. Diefe Ergebniffe des vorjährigen Wirfens des Vereins - Ausichuffes findet fich derjelbe verpflichtet zur Senntniß der General : Verfamm: lung zu bringen. Linz, am 3. Mat 1856. Dom Verwaltungs :Nathe des Museum Franeisco - Carolinum, rag er A Be a in Be eN9T 0 200772 men anhersd « Tnshuik 300 giksdinndd Be 7 277 ea. en Abähf Snitibint Nie dan uhr en rn na ee "aaa vl ws Wiki is be rocken 3, u tr rag! ap ei a PEN ArLar ?) saß Re rag a Anne” erre SÄRÄR u ah — Pr a ee ee . Ali, rn ans erzerksipid acuie! Hi N ul A nie ar ee tnieräsfände 290 zu ’ Rs ha ih wor wer And 2 BEERSTIE nü " :, su hen Me En Rn Pl Se Gadakk mir Ya er ah Han ld < a nr au er ee er... ua re hielt m \ aM Münitier: na ang ap hntintE zllunndtrssn . yon nl na Er ; ke Yn® antwiiphdusi var ty UYy u Algethei: un ars gern, ge uoäR a eigen md Hoanede Aa 1 UORIDEANINNE hits u zer. Wil ar ind“ ey Be i * b as Be va “ un! RE | 7 ‚ul 4 Omar ul + | Vermehrung der Sammlungen des Museum Franeisco - Carolinum im Sabre 1855. rs A. Bibliothek. I. Druewerfe, a) Klittheilungen von Akademien, Anftalten und Vereinen. Nah dem Einlaufe, 1, MH .si für Deffische Gefhichte und Alterthumsfunde. — Urkunden zur beffiihen Landes-, Orts- und Familiengefhichte, welche bis jet im Drude noch nicht erjchienen find. Gefammelt und heraus» gegeben von Ludwig Baur. Sten Bandes 1. und 2. Heft. Darm- ftadt 1854—55. — Periodifhe Blätter der Gefhichte und Alter- tbums=Dereine zu Caffel, Darmftadt, Frankfurt a. M., Mainz und Wiesbaden, Nr. 1—4. Mainz 1855. (Der Berein.) 2. Abhandlungen der hiftorifchen Claffe der f. 6. Akademie der Wiffen- haften in München. 7. Band, 2. und 3. Abtheilung, in ber Neihe der Denkjchriften der 29. Band, Münden 1854. -— Pfalz- graf Rupert der Gapalier. Ein Lebensbild aus dem 17. Jahr- hundert. Feftrede zur Feier des Geburtsfeftes Sr. Majeftät des Königs Marimilian IT., gehalten in der öffentlihen Situng am 28. November 1854. Bon Dr. Carl von Spruner, fönigl. Major und Mitglied der Afademie. — Nede in der öffentlichen Situng der f. Afademie der Wiffenfchaften am 28. März 1855 zu ihrer 96. Stiftungsfeier. Gehalten von ihrem d. 3. Vorftande Thierih. Minden 1855. — Deffentlihe Situng der Fönigl. Akademie der Willenichaften am 28. Nov. 1854. — Dr. Lorenz 12 Hibner’s Ff. geiftl. Nathes 20. biographifhe Charakteriftif, als Beitrag zur Gejhichte der Nationalkultur Baierns im gegenmwär- tigen Jahrhundert, von Jofef Wißmayr. Münden 1855. — Friedrih Wilhelm Joh. von Schelling. Denfrede zur Feier des 96. Stiftungstages der Afademie, von Dr. Hubert Berfers. Minden 1855. — Almanach) der Nfadenie fir das Jahr 1855. (Die fün. baier. Mademie der Wiffenfchaften. ) 3. Bericht des Alterthums> Vereines in Wien, I. Band. 1. Abtheilung. Wien 1854. (Der Verein. ) 4. Magnetifhe und metereologiiche Beobadhtungen zu Prag. Auf öffent- (ihe Koften herausgegeben von Dr. 3. ©. Böhm und Dr. Adal: bert Kunes. 12. und 13. Sahrgang. Prag 1854 und 1855. (Die löbl. Diveftion der Sternwarte in Prag.) 5. Anzeiger für Kunde der dentjchen Vorzeit. Organ des germanifchen Mufeums. — Organismus des germanifhen Mufeums zu Niürn- berg. — Aufruf, das germanifche Mufeum betreffend. — Ardhiv des germanifhen Mufeums. —- Zweiter Sahresbericht defjelben vom September 1854 bis Ende Auguft 1855, verfaßt von deffen erften Sekretär Dr. I. Müller. Nirnberg 1855. (Das germ. Mufeum, ) 6. Verhandlungen des zoologisch-botanifchen Bereines in Wien. Band IV. und V. Wien 1854-1855. (Der Verein.) 7. Mittheilungen der Gefhihts- und Altertfums forichenden Gejellichaft des Dfterlandes. 4. Band. 1. Heft. Altenburg 1854. (Die Gejellighaft. ) 8. Nrdhiv für firdflaviihe Gefhichte. A. Band. Ngram 1854. (Der DBereim, ) 9. Zahrbücher und Jahresbericht des Vereines fir meffenburgifche Ge- fohichte und Alterthumsfunde, aus den Arbeiten des Vereines. Herausgegeben von Dr. ©. E. Fr. ih und Dr. W. G. Beyer. 19. Jahrgang. — Duartalberiht XIX. 2. und 3. XX. 1. (Der Bereit. ) 10. Abhandlungen des z00logijc)- mineralogifchen Vereins zu Negensburg. 5., enthaltend die Mineralogie in ihren neueften Entdedungen nnd Fortfritten. Em fvftematifcher Sahresberiht von Anton Franz Besnard. Regensburg 1855. — Korrejpondenzblatt. 8. Jahrgang. Negensburg 1854. (Der Berein.) 11. Zeitfehrift Totos des naturhiftorifhen Vereins in Prag. 4. Jahr» gang. 1854. (Der Bere. ) 12, Dentmale der Kunft und Gefchichte des Heimathlandes. Herausge- geben von dem Alterthums-VBereine für das GroßherzogthHum Baden durch dejjen Direktor W. v. Beyer, enthaltend 1. das Grabmal der h. Nothburga in der Kirche zu Hochhaufen am Nedar, und 2. ein römifches eldzeihen. 1854 und 1855. (Der Berein, ) 13 13. Gefchichte der Häuptlinge Oftfriestands. Emden 1846. -— Geidichte der ehemaligen Klöfter in der Provinz Oftfriesfande. Emden 1838. Beide von Hemmo Sum, Amtmanıs zu Norden, weiland Ehren- Mitgliede der Gefellichaft fiir Kunft und vaterländifche Alterthüimer zu Emden. — Kurzer Bericht über die Entftehung, Entwidlung und Wirffamfeit der Gejellfhaft fir bildende Kunft und baterlän- diihe Altertbumsfunde zu Emden. Gmben 1854, (Die Ge- fellichaft. ) 14. Die Cultur- Fortfehritte Mährens und öfterreichifch Schlejien, be- fonders im Laudbaue und Induftrie, während ber letsten hundert Jahre. Bon Chriftian a Elvert, £. f. Sinanzrathe in Brünn. Herausgegeben von der E. f. m. fchl. Gejellihaft zur Beförderung des Aderbaues, der Natur- und Landeskunde. Brünn 1854. — Schriften der hifterifch - ftatiftifhen Section ber f. f, mähr. fdl. Gejellichaft des Aderbaues, der Natur- und Landeskunde, re- digivt vom Ef. Finanzrathe Chriftian d’Elvert. VII. Band, Brünn 1855. (Die Gejellichaft. ) 15. Archiv für fchweizerifche Gedichte, Herausgegeben auf Beranftaltung der allgemeinen gejchichtsforfchenden Gefellihaft der Schweiz. 10. Band. Züri 1855. (Die Gefellfcaft. ) 16. Mittheilungen der Gefelfchaft für vaterländiihe Alterthiimer zu Bafel. VI., enthaltend die Dominikaner Kofterfiche in Bafel. Don 2. N. Burkhardt und Chr. Reggendah, Arhiret. Mit 8 litb. Tafeln und 1 Holzihnitt. Bafel 1855. — Der Bauernkrieg von 1655 in der Landichaft Bafel fiir die biftorifche Gefellichaft zu Bafel. Herausgegeben von Dr. 4. Heusler. Bafel 1854. (Die Gefellichaft. ) 17. Sißungsberichte der faif. Akademie der Viffenfhaften in Wien, der philofophifch-Bifterifhen Elaffe XII. Band. Heft 3. XIV. Band. Het 1. 2. XV. Band. Heft 1-3. — Der mathem. naturhifto- riiher Kaffe XIV. Band. Heft 1-3. XV. Band. Heft 1-3, XVI. Band. Heft 1. — Dentichriften der pbilojophifch = hiftorifchen Elaffe Band VI. — Archiv für Kunde öfterreihifcher Gefchichts- quellen. XIV. Band. Heft 1. — Sahrbücer der E. f. Ceutral- Anftalt für Metereologie und Erdimagnetismus. Von Carl Kreil. Herausgegeben duch die faif. Afademie, — Denkichriften der math. naturhift. Claffe. Band VI. und IX. — Notizenblatt vom Sabre 1855. Nee, 1—12, — Almanad) fir das Jahr 1855. Wien 1855. 18. Mittheilungen des hiftoriichen Vereines für Steiermarf. 5. Heft mit 2 Tafeln Abbildungen. Grat 1855. — Der angebliche Götter- Dualismus an den VBotivfteinen zu Videm und Aquiläja gegen den neueften Behauptungs - Verfuch wiederholt in Abrede geftellt vom Pfarrer Richard Kuabel. Grab 1855. — Bericht iiber die fünfte allgemeine Verfammlung des hiftor. Vereines für Steier- maf am 22. März; 1855. — Jahresbericht über den Zuftand 14 19% 20. 21. 22. 23. 24, 25. und das Wirken des hiftorifhen Vereines für Steiermark vom 1. Februar 1854 bis 1. März 1855. (Der Berein, ) Berichte dev Ef. Landwirthichafts-Gefellfchaft in Galizien. Bd. 15. 16. Lemberg 1854. (Die Gejellfchaft. ) Annalen des Vereines für naffauifche Alterthumstunde und Gefchichts- forihung. 4. Bandes 3. Heft, enthaltend die römifchen Iufchriften des Herzogthums Naffau. Wiesbaden 1855. — P. Hermann Bär vormals des Kfofters Eberbach Priefter und Bnfterre, dipfomatijche Gefhichte der Abtei Eberbah im Aheingau. Im Auftrage des Vereines für naffauifhe Altertfumsfunde und Gefhichtsforihung bearbeitet und herausgegeben von Dr. X. Roffel, Sefretär des Bereins. — VPeriodifhe Blätter der Gefchichte- und Alterthums- Bereine zu Caffel, Darmftadt, Mainz, Wiesbaden und Frankfurt a. M. Nio. 5-6. (Der Berein. ) “Zeitfchrift des Vereines für hamburgifhe Gefhichte. Neme Folge, 1. Bandes 1. Heft. Hamburg 1854. (Der Berein. ) Dberbaierifches Archiv für vaterländifhe Gefhichte. Herausgegeben von dem hifteriichen Vereine von und für Oberbaiern. 14. Bandes 3. Heft. 15. Bandes 1. Heft. Münden 1854. — Sedhzehnter Jahresbericht für das Jahr 1853. (Der Berein.) Mittheilungen des hiftorifhen Vereines für Krain, vebigivt von Dr. DB. 2. Klun. Neunter Jahrgang. Laibah 1854. (Der Berein. ) Zahresbericht des Mufeums Carolino - Augusteum der, Landeshaupt- ftadt Salzburg für das Jahr 1854. Salzburg 1854. (Der Direktor Herr M. Süß. ) Neues Laufisifches Magazin. Im Auftrage der oberlaufiti- iher Gefellichaft der Wifjenfchaften beforgt dur deren Sekretär €. ©. Th. Neumann, 31. Bandes Heft 3-5. Görlik 1854. (Die Gejellihaft. ) . Sahresbericht des E. f. afademifhen Gymmnafiums zu Lug am Schlufe des Schuljahres 1855. (Die Direktion.) . Auszug aus dem ftatiftifhen Berichte der oberöfterreihiichen Handels- und Gewerbefammer zu Linz für das Jahr 1854. Linz 1855. (Die Direktion. ) . Jahrbuch dev F. f. geologischen NReichsanftalt in Wien. Jahrgang VI. Wien 1855. (Die Direktion. ) . Programm des E. f. afademifhen Gymnafiums zu Kremsmünfter fir das Schuljahr 1855. (Die Direftion. ) . Eorrejpondenzblatt des Gefammtvereines der deutfchen Gefhichts- und Alterthumsvereine. Im Auftvage des Verwaltungs - Ausjchuffes des Gefammmtvereines herausgegeben vom Archiv - Sefretärv Dr. E. 2%. Grotefond. 4. Jahrg. Neo. 1. 2. (Der Ausfhuß.) 15 31. Jahrbuh des maturhiftorifchen Landes - Mufeums von Kärnthen. Herausgegeben von Canaval. 3. Jahrgang. 1854. — Die Flora von Kärnthen, von Eduard Zofch. Klagenfurt 1855. — Ueber: fiht der Mineralien und Felsarten Kärnthens und der geognofti- Ihen BVerhältniffe ihres Vorfommens, von Franz von Rofthorn und 3. L. Canaval. Aus dem Iahrbuche des naturhift. Mufeums in Kärnihen. I. Jahrgang. 1853. (Das Mufeum. ) 32. Abbildungen von Mainzer Aterthümern. Mit Erklärungen heraus- gegeben von dem Vereine zur Erforfhung der rheinischen Gefchichte und Alterthümer. I. und VI. Main; 1851 und 1855. (Der Bereii. ) 33. Einunddreifigfter Jahresbericht der fehlefifchen Gefellichaft für vwater- ländifche Eultur zu Breslau fir das Jahr 1853. Breslau. (Die Gejellihaft. ) s 34. Mittheilungen der naturforfchenden Gefellfchaft zu Emden für 1854. Emden 1855. (Die Sefellffchaft. ) b) Widmungen von Gönnern und Stennden des Mufeums. 1. Verhandlungen der Faifert. Leopoldinifch- Karolinifhen Afademie zu Dreslau. 16. Bandes 2. Abtheilung, — dann Supplementband des 14. Bandes. Breslaı und Bonn 1854. (Herr Med. Dr. Nitter von Brenner Felsah, f. f. Salinen- und Bade - Phyfikus zu Jichl. ) 2. Auftvia, öfterreichifcher Univerfal - Kalender fir das Sahr 1855. 16. Jahrgang. Wien, (Her Q. Hasfinger, Buchhändler in tinz.) 3. Stammtafel der Kegenten Böhmens, entworfen von Dr. Legis. — Einleitung zum Studium der allgemeinen Naturgefchichte, von U. 3. ©. €. Batfh. Weimar 1805. (Herr Rudolph Mittern- dorfer, Chirurg zu Neuftift. ) 4. Perfonalftand der Geiftlichfeit in der Finzer Diözefe auf das Jahr 1855. tinz. (Das How. bifchöfl. Gonfiftorium zu tinz.) » Defterreichifiche Blätter fr Piteratur und Kunft. (Beilage der Wiener- Zeitung.) Von den Jahren 1854 und 1855. (Herr Anton Hofftätter, Apotheker in fin;z.) 6. Ueber das geognoftifhe Vorkommen der Diamanten und ihrer Ge- winnungs- Methoden auf der Serra do Grao Mogor in der Pro- bin; Minas Geraes in Brafilien, von Virgil von Helmreichen, f. f. Montan-Beamten. Mit einem Vorworte des F. f. Bergrothes Haidingerr. Wien 1846. — Prineipi dell Disegno tratti dalle piu excellenti Statue antiche per li Giovani che vogliono incamminarsi nello studio dello belle arti publicati ed incisi da Giovanni Volpato e Raphaelo Morghen Roma 1786. — Heinrich Chrift von Brode, Wahre Gründe der phufifal. und expe= [51 16 rimental allgemeinen Forftwiffenichaft. Leipzig 1768 — 1772, — Allgemeine Forftorduung nebft wichtigen Hinweilungen für Förfter und Yorftbefier. Bon Mathäus Schröfl. Wien und Trieft 1815. Nebft vier andern forftwirthichaftlihen älteren Abhandlungen. — Der geöffnete Nitterfhaß, worinnen der bornehmften vitterlichen Uebungen. Hamburg 1704—6. — Anzeig deren in dem Churfür- ftenthum Baiern, Herzogthunm der obern Pfalz 2c. entlegenen Elöftern, Graf- und Herrihaften, Hofmarkten, Edelmannsfigen , Landjaffen und Gütern 20. Berfaßt von ER $%2 ZUR Miün- hen 185. — Adagiorum D. Erasmi Roteradami epitome Am- sterdami 1649. — Dictionaire abbreg® de la fable par M. Chompre sept. Edition a Paris 1753. —- Phaenomena elec- trieitatis exposita ab Andrea Gordon, Erfordiae 1744. (Fräu- fein Anna von Helmveihen in Salzburg. ) 7. Schulveden, gehalten bei ber feierlichen Prämienvertheilung am Ende des Schuljahres in der Stadtpfarrfchule zu Linz. 19 Hefte, aus den Sahren von 1830—1855. Berfaßt von Zofef Kerichbaum, Mufterleprer diefer Schule. (Der Herr Berfaffer. ) 8. Die foffilen Mollusfen des Tertiär -Bedens von Wien, unter ber Mitwirkung des Paul Partich, bearbeitet von Dr, Mori Hörnes. Heft 9. Wien 1855. (Herr Iofef Edler von Raymond, F £. Kegierungsvath in Wien. ) 9. Bollftändiges Ningbucd), darinnen angewiefen wird, wie man Adver- sarium vecht jol angreifen, fih losmachen, die Schläge pariren ıc., mit Fleiß befchrieben und mit nothwendigen Kupfern ausgebildet. Leipzig 1665. (Herr Ferd. Fuchsjäger, Pfarrer in Katsborf. ) 10. Der hohen vntailbarlicen Treyfaltigfeit zu [ob Mariae der wiürbigften jungfvamı on Mutter umfers Herrn Sefu Ehrifti zu even und allen heyligen und der Chriftomenjchen zu heyl. So hebt hie an ber heyfigen Lebn und zu dem erften das Summertayl 1517. (Herr Carl Scherrer, Pfarrer zu Oftering. ) 11. Zwei Abhandlungen als Beitrag zur Löfung der Unterridts- Frage. Herausgegeben von 3. E. Arneth, FE. £. Negierungsrath 2. Yinz 1853. Berhandlungen der fünften General - Berfammlung ber Tathofifhen Vereine im Bisthume Linz 1854. — Die jodhältige Salzquelle zu Hal in Oberöfterreih von M. Dr. Mandl. Linz 1854. — Die brom- und jodhältige Soolquellen zu Hall bei Kremsmiünfter, von M, Dr. Netwald. Linz 1854. — Nefvolog des hohw. Michael Arneth weiland Prälaten und Tateranifcher Abt des Löbl. Stiftes St. Florian. Linz 1854; nebft 7 Fleineren Piecen eingegangener Pflichteremplare. (Die 1öbl. f. E. Polizei- Divetion in Linz.) 12. Sammlung der Aftenftücde über die fpanifche Thronveränderung. Abth. 1—2. Germanien 1808. — Abhandlung über Das Schul- und Yehr- wejen der Mohamedaner im Mittelalter von Dr. Daniel Haneberg. 16, 17. 18. ER 20. 21. 22. 23. 17 Münden 1850 — Sermo dum R, universitas Hungarica Bissecularem memoriam nataliu suorum a Petro Pazmann Badae (Hr. Moriz A, E. f. Poftdireftor in Linz.) . Allgemeine Zeitung, 37 Jahrgänge, aus den Jahren 1826, dann 1831—42. (Hr. DOehn, Buchhalter in Linz.) . Oberöfterreihs NAusftellungsgegenftinde auf der allgemeinen deutjchen Induftrie- Austellung in München. Belprohen vom Ef. £. Profeffor Dr. Dominit Columbus. Linz 1854. (Der Berfaffer.) . Piligeim von Paffau und das Erzbistfum Lord. Don Dr. Ernft fubwig Diümler. Leipzig 1854. (Der Hr. Verfaffer. ) Catalogus Religiosorum Ordinis S. P. Benedikti in Monasterio Cremifanensi superioris Austriae viventium, Anno ab incar- nato Domino 1855. A fundato monasterio 1078. (Hodw. Hr. P. Korbert Mittermaier, geiftl. Rath und Stifts- Hofmeifter in inz.) Nekrolog. Iohann Nepom. Ungnad Graf von Weißentwolf (geft. ben 27. April 1855.) Bon Hrn. Alerander von Moor, f. f. Statt- balterei - Präfidial» Sekretär zu dinz. (Der Hr. Berfaffer. ) Leben und Thaten des in das Grab der DVergeffenheit gefunfenen Anton Wallner (vulgo Achberger), Wirth in Windifch- Matrei und Landesvertheidiger der Salzburger- Hochlande im Jahre 1809. Nebft merkfwürdiger Leidensgefhichte deffen Familie. Berfaßt von A. G....L[ und herausgegeben von Elife Wallner. Wien 1843. (Hr. Baron von Habichtshein in Linz.) Landesgefegblatt fir das Erzherzogthum Defterreih o. d. Enns. — Dann als eingegangene Pflichteremplare in Drucdwerfen „theologiich praftiihe Quartalsfchrift, vedigirt und herausgegeben von Friedrich Baumgartner, Cooporator in der Stadtpfarre zu Wels, fiebenter Sahrgang, Quartal 3-4. 8. Jahrgang, Quartal 1—3. Wels 1853 und 1854 — nebft drei fleineren Piecen pädagogifhen In- halts. (Die h. £ FE. Statthalteret. ) Die Landtafel des Marfgrafenthfums Mähren, Brinn 1855. Liefe- rung 2 und 3. (Das löbl. Kedaftiong - Comite zu Brünn. ) 8. f. Inftanz > Kalender fiir das Erzherzogthum Defterreich o. d. Enns f.d. 3. 1809 in. (Hr. Alois Seyringer, jub. ft. Gegen- händler in Linz.) Jahresberichte der Anftalt für erwachfene Blinde in Prag, Neo. 14 — 20. Prag. (Hr. P. U. Klar, E. f. Kreisrath mb Direktor der Anftalt zu Prag. ) Handbud fir das Berg-, Münz- und Forftwefen im Kaiferthume Defterreich für 1855. Herausgegeben von Joh. Bapt. Earl Kraus, 16. Jahrgang. Wien. — Defterreichifches Jahrbuch für den Berg» und Hittenmann auf das Jahr 1855. Herausgegeben von I. B. €. Kraus, 5. Jahrgang. Wien. (Hr. Herausgeber E. E, Rechnungs- rath in Wieıt. ) 2 18 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. Skizzen aus meinem vielbewegten Neifeleben. Bon Carl Maria Roffi, 5. Heft, Fortfeßung, Linz 1854. (Der Hr. Berfaffer. ) Hiftorifche Denkwiürdigfeiten und Charafterbilder aus der Alt- und Neuzeit. Gefanmelt und herausgegeben von E. A. Schweigerd, l. Band, Heft 5. 6, (Fortfegung) Wien 1855. — Defterreichs Helden und Heerführer von Marimilian I. bis auf die neuefte Zeit in Biographien und Charafterjfizzen aus und nad den beiten Quellen und Quellenwerfen gefhildert von &. U. Schweigerd Band 3. Lieferung 4—9I. Wien 1855. (Der Hr. Berfaffer E. f. Cenfurbeamte in Wieı. ) Türkifhe Hifterien. Aus der italienifhen Sprache in die beutjche verbolmetfcht durch den hochgelehrten Heinrih Miller. Frankfurt a. M. 1563. (Hr. Conrad Klie, Uhrmader in Efferding. ) Des Sängers Pilgerfart, von Eruft Marinelli, vegul. Chorherr des Stiftes St. Florian. Wien 1855. (Hr. Franz Luftig, Lehrer in Budiweis. ) Kramerynsowy Roku 1798. W. Lobotu dne Ledna Desäty röcn) beh. Sneywyssjm eysarskym Krälowskym powotenjm. (Sr. Anton Nemerzed, gräflih Althann’iher Erzieher in Linz. ) Vierter Iahresberiht über das f. f. Fath. Oymnafium zu Ofen f. d. Jahr 1855, enthaltend Ofen zur Zeit der Türfenherrfchaft unter Kaifer Leopold I., im 3. 1628, von Heinrih Scheuba. (Hr. Heinrih Scheuba, E. F. Profeffor in Ofen. ) Dell antico Palazzo di Diocleziano in Spalato illustrazione con 12 Tavole orignalj pervservire di Guida al viaggiatore che ne vesita le rovine superstiti del Prof. Dr. Francesco Lanza Trieste 1855. (Hr. 3. €. Arneth, £.E. NRegierungsrath u. Direktor des f. f. Miünz- und Antifen- Kabinetes 2c. in Wien.) Der durhlaudtigften Melt zum 30. Mal nenvermehrter und vber- befferter Gefhichts-, Gejchlehts- und Wappen - Kalender auf das Jahr 1752 Nürnberg — Franecisci Perrier Abbildungen antiker Statuen 1638. (Hodhw. Hr. Iof. Schrötter, Confiftorialrath und Pfarrer zu Altenfelden. ) Acht verichiedene Abhandlungen balneographiihen Inhalts. (Br. Med. Dr. Zofef Netwald, Badrarzi zu Hall.) Ein botanifches Werk, (ohne Titel) mit Abbildungen. (Hr. Med. Dr. Iof. Kliemftein, E. £. Bergrath und 1. Salinen - Phnfifus zu Gmunden. ) Rehnungs- Abjhluß der allgemeinen Sparkaffe und Leihanftalt auf Handpfänder in Linz fiir das Jahr 1854 -- Bericht über bie zur Erhöhung der Feier des glorreihen Geburtstages Sr. Ef. apoft. Majeftit des Kaifers Franz Sofef I. von Seite des Aus- Ichuffes des fathol. Centvalvereines in Linz am 10. Auguft 1855, theils in der Sandeshaupftabt Linz, theils in mehreren anderen Drxtsgemeinden des Erzherzogthums Defterreih ob der Enns vers 19 anftaltete feierliche Austheilung von Sparfaffabiicheln und filbernen Ehren-Medaillen an folhe Schulkinder, melche fih durch Tugend und Frömmigkeit befonders hervorgethan haben, Linz 1855 — Drgan des Bereing gegen Mißhandlung der Thiere im Erzherzog- tbum Defterreih ob der Enns und dem Herzogthume Salzburg, 1. Sahrgang. Linz 1855. — Kinder» Gefhichten gegen Thierquälerei, von Heinrih Neitenbed. Herausgegeben auf Beranlaffung und Koften des Vereines gegen Mißhandlung der Thiere. Wien 1855. (Hr. Adolph Ludwig Graf von Barth -Barthenheim, E. f. Kam- merer und Negierungsraths 2c, 2c, in Linz.) 35. Landshaubtmanns=Patente, 3 St. aus den Jahren 1634, A641 und 1706, — Ordnung, was geftalten man fich hiefero in diefem Land fomwohl gegen allerhandt auf der Almojen- Sammlung be- griffene Leuth, als auch wider anderes herumbagirend verbächtiges Gefindel zu verhalten habe. Gedrudt zu Linz 1681. (Herr Brunnthaler, bürgl. Buchbinder in Linz.) 36. Allgemeine Zeitung fammt Beilage vom Jahre 1854. (Fr. M. Greutter in Linz. 37. Neichsgefeßblatt für das Jahr 1855. (Dash. Ef, Minifterium des In- nern, durch die Töbl, Direktion der E. f. Hof- und Staatsbruderei. ) 38. Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae, Urfundenfammlung zur Gejhichte Mährens, im Auftrage des mährifchen Landes - Aus» ihuffes, herausgegeben von P. Nitter von Clumedy und rebigirt von Sofjef Chytil, 6. Band. Bom Jahre 1307 -- 1333. Britun 1854. (Der Löhl. Mährifche Landes- Ausfhuß Brünn. ) e) Anfdaffungen. a) für die mit dem Mufeum vereinigte ftändifhe Biblio» thbef als Fortfeßungen, 1. Zeitjchrift fiir deutjhes Altertfum. Herausgegeben von Moriz Haupt, 10. Band, Heft 1. 2. Berlin 1855. — Monumenta germa- niae historica edidit Georgius Henricus Pertz Tomus VIII. Hannoverae 1854 — General -Xegifter zu Konrad Schwenf’s Mythologie dev Griehen, Aömer, Egypten etc. Frankfurt a. M. 1855. — Allgemeine Enchflopädie der Wiffenfchaften und Kiünfte. Herausgegeben von I. ©. Erih und I. ©. Gruber. 1. Sektion 60. Theil., II. Section 31. Theil, Leipzig 1855. — Zednolo- giihe Enchklopädie. Herausgegeben von Joh. Zof. R. v. Predtl. 19. und 20. Band, nebft den Tafeln, Abbildungen. Stuttgart 1855. lIcones florae Germaniae et Helvetiae. Auctoribus L. Reichenbach et H. G. Reichenbach fl, Tom. XVI. Decas, 5. 6. (Lipsiae 1854.) b) für die Mufeal-Bibliothef, theils neu, theils in Hortfeßungen. 2. Glossarium diplomaticum. Bon Dr. Ed, Brinfmeier. Heft 20--23. Hamburg und Gotha 1855. — Codex inscriptionum romanarum 20 fer DD Danubii et Rheni. Bon Dr. Hofrathd Steiner. IT. Theil. Se- ligenftabt 1854. — Publikation des literarischen Vereines in Stutt- gart. 8. Yahrg. 3. der ganzen Folge 35. Lief. Stuttgart 1855. — Denkmäler, Forihungen und Berichte, als Fortfeßung der archäo- logifhen Zeitung von Eduard Gerhard. Tieferuug 25 — 28. Berlin 1855. — Ardiv für Naturgefchichte, herausgegeben von Dr. $ H. Teofchel. Yahrgang 19. Heft 6. Iahrg. 20. Heft 5. Zahrg. 21. Heft 1. Berlin 1853 — 1855. — Das Flößgebirge Wiürtembergs. Mit befonderer Nüdfiht auf den Jura, Bon Fr. Auguft Ouenftedt. 2. Aufl. Tübingen 1851. — Neues Iahrbud) für Mineralogie, Geognofie, Geologie und Petrefaktenfunde, her- ausgegeben von Dr. RK. &. von Leonhard und Dr. H. ©. Bronn. Sahrgang 1855. — Zur Fauna der Vorwelt. 2. Abtheilung. Die Saurier des Mujcelfalfes mit Riidfiht auf die Saurier aus dem bunten Sandftein uud Keuper. DVBon Hermann von Meyer. Frankfurt a. M. 1855. — Natürliche Geihichte der Schöpfung des Weltalls, begründet auf Die dur die Wiffenjhaft errungenen Thatfahen. Aus dem Engliihen nad der 6. Auflage. Von Carl Bogt. Braunfhweig 1851. Oberöfterreihiihe Landes - Zeitung für das Jahr 1855. Pinz. — Oberöfterreihiiher Gefhhäfts-, Haus- und Bolfsfalender auf das Scaltjahr 1856. 2. Jahrgang. Linz. 1. Karten. — Pläne, MWidmungen und Reluta. . Karte der deutihen Länder vom Erzbisthume Salzburg an bis in bie Mark Brandenburg, worin die verfchiedenen Mearfchrouten der falzburgifhen Emigranten durch gedachte Länder accurat gezeichnet. (Herr Sylvefter Sturmberger in St. Florian. ) . Karte von Mittel-Europa. Herausgegeben durch Ignaz Haymanı. Trieft 1806. — Karte des mährifch - fhlefiihen Gouvernements nad den neueften aftronomijhen Beobadhtungen und geometrifchen Bermeljungen, Gezeichnet von Kos. Bayer. — Karte von Galizien, — FKönigreih Ungarn, -—— General- Karte von Siebenbürgen als Aelutum. (Herr Heinrih Graf von Orlandini, f. f. Staatsbud- baltungs - Beamter.) 3. Plan des Angriffs, welcher unter dem Ober - Kommando des f. Ef. Seldmarihall - Lientenants von Wurmfer und dem Blodhaus zu DOberfchwedeldorffen in der Grafihaft Glaz den 18. Jänner 1779 glüdlih vollzogen worden. — Plan de la Ville et Faubourgs de Paris. (Hodhw. Heren Sofef Schrötter, Confiftorialrath und Pfarrer zu Altenfelden. ) 111. Dinfifalien. Widmung. . Sammlung neuer leicht ausführbarer Katholifher Kichenmufif, Com ponirt von Carl Santner. Heft 1—3. — Der Kaiferbaum. 21 Baterlindiihe Dichtung nah einer wahren Begebenheit. Bon Dr. Fr. I. Profile. In Mufit gejett für eine Singftimme mit Begleitung des Pianoforte. Wien uud Yeipzig 1855. (Der Com- pofiteur Herr Carl Santuer, FE. £. Rehnungsführer zu Garften. ) 2. Orgelftimmen zu dem von der Tehrer-Eonferenz des Defanates Thal- heim in Defterreih o. d. E. herausgegebenen Gefangbuche für die fatbolifhe Schuljugend. VBerfaßt von Engelbert Lanz. Wels 1854, unter den an die b. f. f. Statthalterei eingelangten Pflicht - Erem- plaven. (Die bobe f, f. Statthalterei. ) B. Geschichte. I. Urkunden in Abjhriften bejorgt, (mitteljt der vom bochlöbl. oberöfterreichifchen vereinten Landesfollegium zur Zuftandebringung eines Yandes-Diplomatars jährlich bewilfigten Beitrages von 500 fl.) 1. Nah Originalen aus dem Stadtarhive zu Freiftadt 292 Stüd. — Aus dem Stabtarchive zu Enns 193 Stüd. — Aus der Samm- lung des Mufeums und nah Driginalen aus dem ehemaligen Klofter Waldhaufen 51 Stüd. — Aus dem Archive des Klofters Sclierbah 68 Stüd. -— Aus dem oberöfterreihiich- ftändifhen Ar- hide 4I Stüd. — Aus dem f. f. Statthalterei- Archive 4 Stüd. — Aus dem Archive des Schlofjes Sprinzenftein 11 Stüd, — Aus dem Archive des Schloffes Ernftbrunn — Aus dem f. f. Haus- Archive zu Wien 88 Stüd. — Nah Driginalen in Privathänden 2 Stüd; — nebit zehn Abjchriften fiir die Miscellanen des Di- plomatars, jämmtlih collationirt duch Sr. Hohmwürden Herrn Sodof Stülz, vegul, Chorheren, Dedhant und Pfarrer 2c., zu St. Florian. Widmung. 2. Urkunden -» Abjchriften der Gejchichte des Frauenklofters Traunfirchen, der Abtei Baumgartenberg und des Drbenshaufes zn Pulgarın be- treffend, gütigft bejorgt durch Herrn Ignaz Keiblinger, Adivar des löblihen Stiftes Mölf. (Hohw. Herr Wilhelm Ever, Abt zu Möflf, Sr. f, E. Majeftät Rath :c.) H. Numismatif, a) Widmangen. 1. 28 Stüd verfhiedene Silberbracteaten, nebjt vielen andern -in einem irdenen Kruge bei Grabung eines Brunnens zu SHoffichen im Hausrudfreife aufgefunden. (Hochmw. Herr Ernft Wurm, Kooperater zu Weißfirchen. ) 22 2, Drei Stüd Silberbracteaten. (Hear Dr, Fr. Profehfo, f. f. Polizei- Kommiffär in Linz. ) 3. Römifhe Erzminzen von Flav. Jul. Constantius und Hadrianus, — dann eine mittelalterliche Votiv - Münze. (Herr Math. Pöchmitller, Beamter zu Schmiding. ) 4, Vier Stüd Silberbractenten, aufgefunden zu Schmertberg. (Herr Dr. Sof. Netwald, ftänd. Badenrzt zu Hall.) 5. Sechzehn Stück römische Erzmünzen, von Marc. Aurel, Vespasian, Fausina, Trajan, Aurelianus, Constantinus, Severa Ale- xander, Valens, Sept. Severus, ausgegraben bei Enns im Jahre 1854; — dann eine fleine jalzburgiche Silber-Miünze von Erzbifh. Math. Lang. (Here oh, Huber, E. & Berzivfsbeamter zu Neuhofen. ) 6. Medaille (bronz.) auf die Errihtung des Monumentes für weil. ©r., Maj. Kaifer Franz I. in Wien, (Herr Franz Nitter von Raveran- Hinzberg, Landftand 2c.) 7. Fünf Stid römische Erzmünzen und fehzehn Stitd verjchiedene Kleine jalzb. Silbermünzen. (Herr of. Oftattner zu Monpfee. ) 8. Eine Silber- Medaille. Av. das Schiff mit der Umfehrift: In tem- pestate securitas Rev, der h. Georg im Kampf mit vem Dra- hen. Umjchrift: S. Georgius Equitum patronus,. (Hodhw. Herr Sterle, emerit. Pfarrer zu Yınz. ) b) Eingelöft. 9. Zweihundert zmweiundfiebzig verjchiedene Silberbracteaten, weldhe im einem Gefäßevor mehren Jahren zu Waizenfichen aufgefundenmwurden, darunter hauptfächlich üfterreichifche und baierifhe, um den reelen Werth überlaffen. (Herr Earl Huber, Kaufmann zu Waizenkirchen.) 10. Zehn Stitd vömifche Sifbermünzen, darunter Nerva, Septim. Sever, Alexander Sever, Caracalla, Aurclianus, dann 16 Erzmünzen, unter denen wohlerhalten Titus, Trajan, Hadrianus, Antonin Pius, Aurelius, Comodus, Alexander Sever, fämmtlich Auffindungen bei der theilweifen Straffenumlegung nädft Enns im Jahre 1854. 11. Hunderteinumdzwanzig verfchiedene vömijhe Erzmünzen, darunter Ptolomaeus, Gordianus afric fil, Sev. Alexander, Glaudius Gothicus, Aurelianus, Probus, Diocletianus, M. Aurelius, Val.: Maximinianus, Licinius, Constantius, Crispus, Constans, Valentinianus, Valens, Theodosius, Arcadius, Justinianus, Con- stantinus, in Egypten aufgefunden und der Anftalt um einen geringen Betrag überlaffen. (Herr Dr. Tofef Ritter von Genczik von Linz, nun in Chartum. ) I. Autographe. Widmung. Tl Schreiben des Canova dat. Cop. 17. Dezember 1818. (Frau Ne gterungsräthin Raider in Linz. ) 1. 1, 23 C. Alterthum und Kunst. I. Archäologie Gegenftände. a) Widmung. Römische Nadeln von Bein, Bruchftitde von Berzierungen, dann ein eiferner Schlüffel, ausgegraben im Iahre 1854 bei der Strafen- Umlegung nächft Enns. (Herr 3ob. Huber, E, f, Bezirfsbeamter zu Neubofen. ) b) Angehanft. Berjchiedene römische Gegenftände, welche bei Gelegenheit der im Sabre 1854 nähft Enns am VBleiherbade ftattgefundener Strafßen- umlegung ausgegraben wurden, wie Ajchen-Urnen, Lampen von Thon und Bronze, Thränenflifhchen, Nadeln von Bein und Bronze, zierliche bronzene Löffelchen, Kettchen, Fibulen, Griffeln, ein Heines Bruftbild von Bronz mit oben angebrachten Henkel, ein liegender Löwe (flein, doh jhön geformt), Schlüffeln, ein Kleiner Würfel von Bein, welcher im einer Lampe enthalten gewefen, bronzene Pfeilfpisen, Meffer (Eifen), zwei irdene Modelle (aus ge- brannten Thon mit vertiefter miythologifcher Darftellung), Frag- mente von Grabjteinen mit Infchrift und von Gejchirren wurden von den Straßenarbeitern eingelöst, um welche Auffammlung bie Herrn Franz Wiefer, Cooperator an derStabtpfarre zu Enns, fo- wie Herr Franz Preinfalf, Kaufmann und Gemeinderath, da- maliger Birgermeifter durd) ihre Obforge für die Zuftandebringung diefer intereffanten Lofalfjammlung fih um die Anftalt befonders verdient gemacht. I Kırt, Mterthums- und nenere ethnographifche Gegenftände. a) Widmungen. . Eine Kupfertafel vom 3. 1659 mit der Grabjchrift fie Chriftoph Weik von und zu Wiürting, faif. Rath und Burgvogt zu Wels, Stifter ber Kirche zu Offenhaufen. (Hr. Sylvefter Sturmberger zu St. Florian.) b) Waffen. . Einen Hirfchfänger mit der Jahreszahl 1414, mit meffingenem Griffe, und mit eben folder Legirung befchlagener Scheide. (Herr Georg Sohwimmer, E. f. Steuer-Infpeftor in Linz.) . Eine eiferne Bombe, bei Abbrehung eines Haufes aufgefunden. (Herr 3. Schadhermayer, Schloffermeifter in Finz.) - Zwei italienische Dolce. (Herr Fifcher von Nofenberg, jub. E. f. Regierungsfommiffär in Linz.) c) Perfchiedene Geräthfchaften. . Ein Becher aus Steinbodshorn. (Herr Noggenbofer, 6. Spengler- meifter in Pinz.) a $ @» NM . Ein fog. Pabenferl (früheres Strafinfirument in der Schule.) (Herr Splvefter Sturmberger.) . Ein bhöfzerner Beer. (Herr Rudolph Mittendorfer, Chirurg zu Neuftift.) . Eine Heine Glode zum firhfihen Gebrauh. (Herr Peter Kneißl, Schulfehrer zu Alhad.) . Ein zimmerner Becher mit Wappen, mit der Jahreszahl 1752. (Herr Karl Ehrlich.) d) Ethnographifhe Gegenfände. a) Waffen. ,‚ Drei Stüd Lanzen, ein Pfeilbogen, Köcher und verfchiedene Pfeile, Pfeilihirm, zwei Streitfeilen, ale Waffen der Dafur-Neger am weißen Nil in Egvpten. b) &eräthfchaften. Eine Harpune, ein Gefäß von Leder mit Mufchel verziert, eim zweites aus einem ausgehöhlten Zahn mit Dedel, ein Gefleht zum Ein- ftelfen eines Gefüßes, ein höfgerner Eflöffel, ein Gazellengeweih, welches als Signalborn diente, und eine irbene Tabafspfeife, Kettchen eiferne, zwei Stüde, zwei Fleine Gefäße aus Horn und einer Frucht, dann eine Schaale aus dem Horn eines Nafhorn, füämmtlih Arbeiten und Geräthichaften der Dafur-Neger. Peitfehe und Stod der Kameeltreiber, Kameelreitzeug nebft großen lebernen Beutel und NReifefad, deren fich Reifende bedienen, aus Sudan in Egypten, ein Sonnenfhirm aus Japan. ec) Aleidungsflüce nnd Biergegenftände. Ein Leibgürtel, eine Haube, beide geflodhten, Armbänder aus Elfenbein, andere aus Eifen, 2 Stick Armzierrathen aus Eberzähnen, mit eifernen Ringen, Halsbänder, ebenfalls Arbeiten und gebrauchte Gegenftände der Dafur-Nteger in Egypten nebjt vielen andern Gegenftänden, in einem dreijährigen Aufenthalte gejammelt, und die angeführten dem vaterländifhen Mufeum gewidmet von ben vaterländifhen Neifenden aus Linz. (Herr Dr. Ritter dv. Gengzif, damals Chefarzt zur Einführung der Impfung in Egypten, ber- malen wieder zu Chartum. e) Aunfgegenflände. a) Malerei. Porträt des Wolff Freiheren von Eggenberg auf Pergament. (Herr Sylvefter Sturmberger.) b) Kupferftide. Zwei Stüde, Landfchaften darftelend. (Herr Alois Seyringer, jub. ik, ftänd. Liquidator.) c) Fithographien. Eine Tafel Abbildungen antiker Münzen. (Herr Solo. Sturmberger.) 25 2. Lithographiiche Abbildung einer Bermäblungs-Medaille auf Michael MWenzeslaus Grafen von Weißenwolf, vom Jahre 1677. (Herr Carl Schmuß, Sekretär der f. f. Yandwirtbichaftsgefellfchaft in Linz.) 3. Abbildung eines römischen Denkfteines, forwie d) Handzeihnung eines andern in der St. Iafobs-Kapelle der filrftl. Aueriperg’ichen Herrihaft Köppach befindlichen Nömerfteines mit Infchrift. (Herr Fler von Rofenberg.) D. Naturgeschichte, I. Zoologie. a) Sängethiere. W idmungen. 1. Ein Affenfopf jfeletifirt, einen azellenfopf, ein zweiter jfeletifirt, Geweib einer Gazelle, Vorderfuß und Zähne vom Nillpferde, ein Rbinoceroshorn, Staheln einer Stachelihwein, fämmtliche Stüde aus Afrifa mitgebracht. (Herr D. Auguft Nitter dv. Gengzif.) 2. Füße (jleletifirt), eines im Jahre 1853 im der Donau erfegten Bibers. (Herr Carl Schmuß.) 3. Ein Eremplar eines Maulwurfes (Varietät), — eines Hamfters. (Herr Carl Ehrlich.) b) Pögel. 1. Ein Exemplar einer Schleiereule, erlegt in der Schloßruine zu Spiel- berg. (Herr Graf von Weißenwolf.) 2. Ein Eremplar eines Steinfeldhuhn, gejhoffen in der Gegend ber Steyerling. (Herr Dehn, Handlungs-Buchhalter in Linz.) 3. Ein Exemplar eines Steinadlers, aus der Steyerling, eines Flußufer- läufers aus der Umgebung von Micheldorf. (Herr Eafpar Zeit- finger, Senfenfabrifant zu Micheldorf.) 4. Ein ausländifcher Vogel, aus Eguypten mitgebradt. (Herr Dr. Auguft Nitter v. Gengzik), jowie 5. zwei andere Vögelbälge aus Egypten. (Herr Dominit Geyer, fürftl, Starbemberg’scher Forftmeifter zu Eferding.) 6. Eine Mißbildung eines Hühner-Eies. (Herr Earl Schmuß.) ec) Amphibien. 1. Kopf einer Nileivehje, Ei eines Krokodil, dann eine große Scild- frötenbadenfchale aus Egypten. (Herr Dr. Aug. Ritter v. Gengzif.) d) Weichthiere. 1. Mehrere verfchiedene Eremplare von Ein» und Zweiichallern, aus Egypten. (Herr Dr. Auguft Ritter dv, Gengzif.) 26 e) Würmer. 1. Ein Exemplar eines Fadenwirmes (Gordius Aquaticus) aus ben Sandjteinbrüchen zır Perg. (Herr Albert Berger, FE. f. Bezirks- amtsfanzellift zu Perg. 11. Botanik. Widmnngen. 1. Eine Sammlung von Pflanzen aus der Umgegend von Kirchdorf, be- ftehend in 60 verjhiedenen Eremplaren von Algen und Flechten, 30 Exemplaren Leber- und Laubmoofen, ferner 38 Eremplaren Phanerogamen. (Herr Med. Dr. Carl Schiedermaier, pro, Ef. Boirksarzt zu Kirchdorf.) 23. 20 Stüd verfhiedene Eryptogamen der Gegend von Gaftein. (Herr Dr. Guftav Pröll, Badearzt zu Gaftein.) 3. 78 Eremplare verjchiedener Phanerogamen, worunter 46 für das provinziele, 32 fir Das allgemeine Herbar. (Herr Med. Dr. Soh. Duftihmid, Stadtarzt in Linz.) III. Mineralogie. Widmung. 1. Ein Eremplar eines Gefbbleierzes. ( Fränl. Anna von Helmreichen.) IV. Geognofie. Zur Darftellung der geognoftifhen Verhältniffe des oberöfterveichiich- fazburgifchen Alpengebietes ward eine bedeutende geognoftiich=palionto- Yogifhe Sammlung erworben, zu welcher Aufjtelung dem Mufeum von dem hodlöbl. vereinigten Landes» Kollegium: die ebenerdigen Lofalitäten nicht nur überlaffen, fondern auch auf ftindifche Koften zwedmäßig herge- ftellt wurden. Der Fünftige Bericht wird jedoch erft Gelegenheit geben, jowohl über die Sammlung als auch deren Aufftellung Ausführlicheres berichten zu fonnen. V. Valäontologie, Widmungen. 1. Fragmente verfteinerter Pecten und Terebrateln im Kalfgerölfe, welches bei Grabung eines Brunnens im Volksgarten aus einer Tiefe von 4 Klafter gefördert wurde (Herr Böd, Befiter des BVBolfsgartens in Pin.) 2. Berfchiedene Mollusfen-Verfteinerungen aus Afrifx mitgebradt. (Herr Dr. Ritter v. Gengzif.) b) Angekanft. Nippenftüide dev Halianassa Collinii H.v.M. aus dem tertiären Sandftein zu Walljee 3. Th. noch in felben eingejchloffen. ——ae— 1. Derzeichniß der Aenderungen im Stande der Ehren: und ordentl, Mitglieder a > 00-1 oa SD des Museum Franeisco - Carolinum in dem Sahre 1855. Ehren : Mitglieder. Sterbfälle, . Biihof Sofef, Faiferl. Natb in Linz. . Kübet Carl Friedrich, Freib. v., #. f. gebeimer Nath ıc. in Wien. . Taaffe Ludwig Graf von, 8. f, geheimer Rath ıc. in Wien. DSrdentlihe Mitglieder. Eintritte: A Moriz, £. f. Poftdivreftor 2c. in Linz. . Bernert Gajetan, bocdhw. Direktor der Bürgerfchule zu Budweis. . Binder Aler., Spediteur der £, f. pr. 1. Eifenbahn » Gefellfchaft in Linz. . Fiiher von Nofenburg, jubl. F. f. Regierungs - Commiffär. . Freibert Emanuel, bodw. Gooperator zu Schönau im Mühlfreife. . Geier Johann , Paftor zu Thenning. . Gleich Sofef, F. f. Bezirfdnmts - Aktuar zu Manthaufen. . Herzog Zofef, f. f. Polizei - Commiffär 1. Claffe zu Linz. . Heß v. Heßenburg E., Offiz. im FR. Haus:, Hof: u.Stantsardhive in Wien . Handel Julius Anton, Freiherr von, f. f. Kreisvorftand in Linz. . Lezaf Sofef Calen., f. f. Polizei -Commiffär in Linz. . Lucht Math., bochw. Direktor der F.f. Normalbauptfchule 2c. in Linz. . Mitterndorfer Rudolph, Chirurg in Neuftift. . Nemerzef Anton, Erzieher. . Oberleitner Franz, bocdhw. Gooperator in Neuftift. . Vepler Robert, Ritter von, F. f. Cammeral: GConcipift in Wien. . Neuß: Köftrig Heinrich LIV., Durchlaucht Firft von, zu Ernftrunn. . Ühabufchnigg Heinrich, F. f. Polizei: Commiffär in Braunau. . Weich8 Carl, Freih. v., ff. Oberlieutenant u. Befiger von Walde. . Vesepfy Ferdinand, Sprachlebrer an der F. f. Nealfchule in Linz. . Zimmerauer Garl, #. f. erfter Kreisfommiflfir in Linz. Sterbfälle: . Käfer Simon, Buchdruderei - Befiser in Budweis. . Mittermayer Franz, Gutöbefiser zu Berg. . Schef Ferdinand, afaden. Maler in- Linz. . Schellmann Albert, J. U. Dr. in GSteyer. ee 28 IH. Summariiher Nehnungs : Abihluf. Ueber Einfommen md Auslagen im 22. Jahre des Vereines vom 1. Sänner 1855 bis legten Dezember 1855. Einzeln. [Zufammen Eintftommen. in Co. M5. WW. e.] fl. If. Niro. | 1] An dem mit Ende des 21ten Vereins- Jahres verbliebenen baaren ale 622|43 2| ,„ Aftio - Kapitalien . 11600| „ 3) „ Aktiv - Ausftänden, und zwar: a) An Beiträgen von Ber- einsmitglidan . . . S197.-fr. Hievon find die von verftor- benen oder ausgetretenen Mitgliedern uneinbringlich gewordenen Beiträge ab- zufchreiben mit . . . 11795. fr. wornad verbleiben . . 4018fl. Er. b) an ausftändig verbliebenen Aktio-Intereffen . » . 254fl.35fr. daher fommen vorzutragen 4| „ den für das Vereinsjahr 1855 vorge- jchriebenen ordentlichen Beiträgen der Bereing- Mitglieder . 5l „ für das 23. Vereinsjahr Ahtteinanıto bezahlten Beiträgen . H 6| „ aufßerordentlichen Beiträgen von wirklichen Mitgliedern und Ehrenmitgliedern 7) „ Intereffen von den Aftiv-Kapitalien . 8| „ Beiträgen aus ber ftindifch. Domejtifal- KRafja, und zwar: a) Zum Diplomatarium mit . 500 fl. b) Zu der mit ber Bereinsbibliothef vereinigten ftänd. Bibliothef . 200 fl. c) Zur Befoldung des Muf.Euftos 150 fl. d) Zum geognoftifchen Vereine . 500 fl. 9) „ Erlös aus dem Berfaufe des ob der enn: fiihen Urfundenbuches a perfchienenen Einnahmen 11| „ Borjüffen 4272 35 Ar hısasslıs 1174 ” 20| „ 36| „ 560] „ 1350| „ eu ug nn Summa des Einfommens Uuslagen. Auf Befoldungen, NRemunerat. u. Aushilfen Neparaturen, Beheitung der Ver.ing-Lo- falitäten, dann Wohnungszinfe Möbels- und Mufjeal - Einrihtungsftücde Kanzlei- Auslagen, und zwar: a) Buchbinder, Buchdruder-, und Fitho- graphie- Auslagen . . 88fl. fr. b) Screibmaterialien, Poft- porto, Bothenlöhnungen u. Frachten, dann jonftige Heine Haus- Auslagen . 150 fl.— Er. ec) Screibgebühr u. Stempel 89 fl. 6Er. „ Reife = Auslagen . Auf Vermehrung der Sammlungen. Der Bereins - Bibliothek B Im Fade der Numismatik „ Kunft und des Alterthums „ Gejidichte und Ed „ Naturgeichichte „ Geognoftik „ Zedhnologie . Der mit der Vereins - Bibliothek vereinigten ftänd. Bibliothek Se : Auf verjhiedene Auslagen . „ Borfhuß-Riüdzahlung . nn an nn Summa der Auslagen Hiezu das Aftiv = Vermögen mit Ießten De- zember 1855: a) An baarem Kaffarefte pr. b) „ Aktiv - Kapitalien mit . c) „ „» Ausftänden, und zwar: 1. Beiträge von Vereins-Mitgliedern für frühere Jahre . . . 3663 fl.— Er. für das Yahr 1855 ° . 654fl.—Er. 2. Aftiv- ee b. Bor- führe =. :. R 77T. ke. fir das Jahr 1855 . 1151. — lt. nn m mr m us Summa dem Einkommen gleich) Linz, am 12. Mai 1856. 29 Einzeln. [Zufammen in &v. N. W. W. [fc] ft. [ee 327115 ssl4a6| 38146 100| „| 100| „ |„f 2401114 1225131 11600| „ 4317|, 192] 5517334|36 - [7119735150 Saringer, Nechnungsrevident. Mrotector, Se. Faiferl, Hpbeit der durchlanchtigite Prinz und Herr Franz Carl, Erzherzog v. Deiter: reich, 20, ıc. Vorjtand des Vereines. Se. Ercellen; Herr Eduard Freiherr von Bach, Sr. 1. f. Maje ftat wirft. geb. Rath und Statthalter von Oberöfterreic, 2c. ıc. Präjes des Verwaltungs = Ausjchuffes. Herr Johann Freiherr von Stiebar, F. F. Kämmerer, jub. Negierungs- rath, Oberft:Erbland-Küchenmeifter und Landftand in Defterreich ob und unter der Enns, ıc. ıc. nn sim wm» Mitglieder des Verwaltungs = Ausfchufjes. . Herr Adolf Ludwig Graf von Barth-Barthenheim, T. F. wirft. Kämmerer sc. Zofef Ritter von Dierzer, F. f. Rath ıc. Heinrich Engel, 8. F. Profeflor ıc. Joh. Nep. Ritter von Fritfh, F. F. Statthalterei-Rath ıc. Fofef Gaisberger, regul. Chorherr von St. Florian, emrit. f. f. Profeffor. Zofef Hafner, Inhaber eines lithogr. Anftitutes. Anton Hofitätter, Apotheker 2c. Med. Dr. Anton Knörlein, f. f. Rath. dran; ©. Ritter von Kreil, f. f. w. Hofrath. Dr. Fofef Kudelfa, F. f. Profefor. Dominit Lebichy, Abt de3 Iöbl. Stiftes Schlägel ic. Thomas Mitterndorfer, Abt des Iobl. Stiftes Kremsmünfter ıc. Med. Dr. Zofeph Onderfa, F. F. Landes-Medizinalvath ıc. 31 14. Herr Karl Planf, Edler von Mankburg, Banquier ıc. . 15. 16. 17. " Dr. Friedrich Edler von Pflügl, F. f. Hof: und Gerichts: Advofat ıc. dran; 8. Priß, regulirter Chorherr von St. Florian und emerit. f. 2, Profeflor 2c. Peter Niepl, regulirter Chorherr von St. Florian und f. f. Profeflor. Sofepb Saringer, ftand. Buchhalter. Sofef Schropp, Domkapitular und Gonfiftorial-Kanzler. Adalbert Stifter, F. f. Schulrath ıc. Zodof Stül, reg. Chorherr von St. Florian und Pfarrer ıc. Med. Dr. Fabian rich, F. F. Rath und Profeffor. Dr. Anton Tuczef, F. F. Statthalterei-Conzipift und Redaks teur der Linzer-Landeszeitung. Franz Jofef Rudigier, Bilhof von Linz ıc. Dr. Franz Zfidor Profchko, F. F. Polizeifommiffär (Vereins: Sefretär). granz Carl Ehrlih, Magift. Pharmac. (Cuftos.) 44 Ehren» Mitglieder 309 wirflihe Mitglieder. ” are i ann | I nes. ah MR Br 2 ae EUREN EN a " Dr a0 Be Kl % % us FE a © 2 N 2 m By in Bene, TR MRS IN. mark Be item Sur. Ya Se be: E Anh oe Men sr NET Fries a rer BR ik 2 E RR, ee RE, Kr er Fb, Shi oachta, 2 FE ne a geh Beinen IK nähe vn Dr Nena u Interner Ri 5 ae IR on oma ER ER, j 2 Beiträge Geschichte des aufgelassenen Chorherrnstiftes Suben. Von Franz Xaver Pritz, Chorherrn von St, Florian. PN j ’ = “ = ä 43 sr " e =“ De ps ei ) # ra j % | g he = [2 Au Er ’ ve Be us un aob stdsid tagt > ed ge a Quellen. Zu den vorzüglichsten (Quellen der Geschichle dieses Stiftes gehören : Monumenta boica. Vol. IV., worin die alten Urkunden von Suben enthalten sind, Das Urkundenbuch von Oberösterreich. B. I. vom Jahre 1854, ähnlichen Inhaltes. Wo diese beiden aufhören, steht es nun schlecht um die Geschichte von Suben, nur wenige Notizen finden sich vor. Eine reichhaltige Quelle aber liefert uns ein Codex im Ma- nuscripte in Folio, der den Titel hat: »Jahrbuch oder jehrliche Beschreibung aller bey dem löblichen Stüfft und Kloster Suben in wehrenter Regierung dess Hochwürdigen in Gott hoch Edlen Herens, Herrn Gregory Probstens alda Eraigneten merkhwürdigen sonderbahren fähl und Begebenheiten mıt beigefügten Gatalogo der in besagtem löbl. Gollegio sich pro tempore befindenten R. R. D. D. professorum. Von anno 1696 bis ad Annum 1706.« — Die letzten aber sehr kurzen Anführungen von den Chor- herren, ihrer Geburt, Profess und Primiz sind von der Hand des letzten Propstes von Suben, Wilhelm Weber, selbst ge- * schrieben. Endlich ist von einer andern Hand einiges über dessen Schicksal und Tod, so wie über die Auflösung des Shfles ‚darin enthalten. Collectio seriptorum rerum Historico - monastico - ecelesiasli- corum variorum ordinum Tomus V. Günzburgi ad Danubium 1765 über Suben S. 116 pars V. lieferte einige Notizen bis zum Propste Firminus. St. Florian, den 12. Februar 1856. Franz Xaver Pritz, Chorherr von St, Florian, I. Abtheilung. Von der Gründung des Stiftes Suben bis zum Propste Gregor II., von 1060 (2) bis 1696. Suben, das aufgelassene Stift der regulirten Chorherren des heiligen Augustin, liegt auf einer kleinen Anhöhe , ganz nalıe am Inn, am rechten Ufer desselben, eine Stunde oberhalb Schärding. Die Aussicht von dort, besonders stromabwärts und nach Baiern hinüber ist herrlich und rasch eilt der Inn am Fusse des Hügels vorbei, welcher das Gebäude trägt. In der Vorzeit gehörte ein grosser Theil der Gegend diess- und jenseits des Inn den Grafen von Farenbach (auch Formbach , Fornbach genannt) und Neuburg, so ge- heissen von ihren Burgen dieses Namens am linken Ufer jenes Flusses, unweit von Passau. Es war ein uraltes, edles Ge- schlecht, mächtig und reich in diesen Gauen, aber auch wohl- thätig. Von ihnen lebte noch um 1030 Graf Heinrich I. (slavisch Hesso genannt), Sohn des Grafen Tiemo des älteren, dieser überlebte ihn und es blieben ihm nur Heinrichs zwei Töchter Himiltrude und Tuta zur Seite, welche bedeu- tende Besitzungen an beiden Ufern des Inn besassen, I) Erstere war an einen Dynasten, Namens Heinrich , verheirathet und 1) Sie kommen als Schwestern und als Töchter Heinrichs urkundlich vor in den Monum. Boic. Vol. IV. pag. 97. Nro. 127. Due sorores Touta et Himiltrude iam nobilissimis quam ditissimis parentibus orte, — pag. 100. Himiltrudis filia Hessonis (Henrici). stiftete, wahrscheinlich als Witwe, ein kleines CGonvent oder Kloster mit Besitzungen am linken Ufer des Inn, welches dann vom Grafen Eckbert I. sehr vergrössert und Mönchen vom Orden des heiligen Benedictus im J. 1094 übergeben wurde, der erste Abbt hiess Berenger.!) Tuta, die Schwester der Himiltrude, besass viele Rechte und Güter vorzüglich am rechten Ufer des Inn, wozu auch Suben gehörte, wo wahr- scheinlich eine kleine Burg und eine Kirche, zu Ehren des heiligen Lambert erbauet, sich befanden. Sie war noch sehr jung zum erstenmal vermählt mit einem Dynasten aus Kärnten, un- bekannten Namens, von dem sie aber ansehnliche Besitzungen in jenem Lande erhielt oder erbte. Wann sie und ihre Schwester lebten, lässt sich nicht genau bestimmen, doch einige Zeit vor 1090, wie es aus Urkunden von Farenbach und Suben erhellt, ungefähr zwischen 1020 und 1080. Diese Tuta nun ist die erste Grün- derin des Stiftes Suben, sie soll aber nach den Ueberliefe- rungen desselben eine Königin und zwar von Ungarn ge- wesen sein. Dahin deuten nämlich noch bestehende Monu- mente, ihr Standbild im königlichem Schmucke in der Kirche des Stiftes, und eine Statue derselben im Innern des ein- stigen Klostergebäudes, zu deren Füssen die Inschrift sich be- findet: Tuta e stirpe regia‘ Hungaria fundatrix obiit anno 1156. Da jedoch diese Monumente aus viel jüngerer Zeit stammen, so glauben manche, es sei nur aus Eitelkeit zur Ehre des Stiftes erfunden worden. Diess war selbst die Ansicht der Herausgeber der Monumenta boiea in ihrer Vorrede zu den Traditionen des Stiftes Suben. ?) Wahr ist es, dass die Jahreszahl des Todes der Tuta irrig ist, sie starb ohne Zweifel viel früher und die Standbilder mit der Inschrift sind auch aus späten Jahrhunderten, vielleicht dem 16., also keine 1) Mon. boic. IV. pag. 11. Nr. 1. 2) Mon, boic. IV, pag. 513, 514, 7 besonderen Gewährsmänner; dass sie nicht von einem unga- rischen Stamm e (wie die Aufschrift sagt), ihrer Geburt nach, ihre Herkunft ableitete, ist auch richtig, denn sie ist ur- kundlich der Familie der von Farenbach entsprossen, allein ob das Ganze unrichtig ist, kann man doch sehr bezweifeln. Es wäre eine solche Diehtung, ohne allen Grund, sehr sonder- bar und es findet sich im der Geschichte der Klöster kaum etwas Aehnliches vor, und was das Wichtigste ist, so kann man ja dafür aus den ältesten und echten Urkunden von Suben Beweise darbringen,, indem Tuta wirklich eine Königin ge- nannt wird, wenn auch nicht gesagt ist wessen Landes sie es war. Diess ist der Fall in einer Privilegiums - Urkunde des Erzbischofes Eberhard von Salzburg vom J. 1153, dem Stifte Suben ertheilt, wo er von der Tuta, als ersten Stifterin des- selben spricht und sie Regina Tuta nennt, Manche wollen gerne beide Wörter als Taufnamen ansehen, allein, wenn man unbefangen die Stelle der Urkunde lieset, welche heisst: Tri- dentinus episcopus Allmannus Subenensem ecclesiam a quadam Regina Tuta nomine, de qua secundum carnem genus duxit, primo fundatam etc,!) so ist doch wohl der Sinn, »Altmann hat das Stift Suben, welches von einer Königin mit Namen Tuta zuerst gegründet worden war, wieder hergestellt.« Es ist auch nicht gebräuchlich, dass Eine weibliche Person urkundlich mit zwei Taufnamen erscheint, es muss also Regina ein Appellativum sein. In der nämlichen Urkunde heisst es weiter: bona, a memorata Regina quondam collala. Sie heisst auch so in einer Urkunde, die nicht vom Stifte Suben ist; es führen nämlich die Monum. ececlesiae Tridentinne den Bischof Altmann von Trient im J. 1124 auf, und sagen: er sei a regina Tuta no- mine — a comite Udaschalko — progenitoribus — ortus.?) Auch 1) Mon, boic, Nr, V. pag. 525. Nr. III, r 2) Man vergleiche hierüber die Abhandlung des Ritters von Koch - Sternfeld betitelt: Die weiland Chorherrn - Probstei Suben am Inn mit ihren erlauchten Stiftern und Herrlichkeiten diesseits und jenseits des Inn. In den Abhandlungen der III. Klasse der königl. Akademie der Wissenschaften zu München V, B, II, Abthlg. Jahrgang 1849. S, 29. 8 die Grafen von Schaunberg (bei Eferding) rühmten sich ihrer hohen Abkunft, der Seitenverwandtschaft mit der Königin Tuta. !) Diese Tuta heisst auch in den Urkunden, wo sie noch jung und unverehlicht mit ihrer Schwester vorkommt, als sie ihre reichen Besitzungen theilten, nur ganz einfach Tuta oder domina Tuta, aber nicht Regina.?} Ihr erster Gemahl war vielleicht aus der Familie der Eppensteiner oder der Aribone und Ottokar von Steier, welehe wirklich mit denen von Faren- bach verwandt oder verschwägert waren und später auch zu ihren Erben- gehörten. Er starb bald, wahrscheinlich in Ungarn bei den Kriegszügen K. Heinrich III. von 1042 — 1052, seine Gemahlin mochte ihn begleitet haben und nach seinem Tode mit einem ungarischen Könige oder Thronprädententen, deren es um jene Zeit mehrere gab, vermählet und dann Regina Tuta genannt worden sein. Darum wurden wohl auch der Graf Ekbert I. von Faren- bach, der Markgraf Engelbert und andere Deutsche, als Anver- wandte der Tuta, als sie sich vor K. Heinrich IV. flüchten mussten, in Ungarn so gut aufgenommen, bis sie wieder in ihr Vaterland zurückkehren konnten. Aus allem diesem geht wenigstens so viel hervor, dass die Behauptung, Tuta sei eine Königin gewesen, weder unge- reimt noch ganz unbegründet sei. Ob sie aber nun als solche oder vielleicht zum zweiten Male Witwe, in ihre Heimat zurück- gekehrt, die erste Stiftung von Suben gemacht, so wie das Jahr derselben, ist nicht zu bestiinmen. Die gewöhnliche An- nahme setzt dieselbe zwischen 1040 und 1050, ohne weitere Begründung, wir möchten dieselbe wohl noch etwas später ansetzen. Die Veranlassung dazu soll übrigens nach einer alten Sage folgende gewesen sein: Tuta fuhr eines Tages auf dem Inn herab, da erhob sich ein gewaltiger Sturm und das Fahrzeug drohte unterzugehen, sie gelobte nun im Falle der AR. cc, 8.215 2) Mon. boic. IV. pag, 97, Nr. CXXVI], Rettung die Erbauung eines Stiftes und als sie glücklich in der Gegend von Suben landete, beschloss sie auch ihr Ge- lübde zu erfüllen und errichtete dann ein Gebäude, wohin Kleriker kamen, welche ein gemeinschaftliches Leben führten ') und sie stattete ihre Stiftung mit mehreren Gütern aus. ?) Diese bestanden grösstentheils und zunächst in Besitzungen in der Gegend von Suben, welche ein Erbtheil der Tuta ge- wesen waren, sammt dem Ueberfuhrsrechte zwischen Suben und Schaerding nach Griesbach hinüber und auch ihrem Antheil daran bei Farenbach, worüber jedoch später Streitigkeiten ent- standen, ?) ferner aus Gütern in Steier und Kärnten, wie sich noch heraustellen wird. Die Kleriker, welche nun zu Suben lebten , hatten einen Vorsteher Namens Hartwik und lebten von ihrem Besitzthume Anfangs nicht schlecht, allein nach dem Tode der Tuta wurde der Stand der Communität recht arg, indem einige Erben der- selben, welche nicht so eifrig für dieselbe bedacht waren, ja wenig religiösen Sinn besassen, in jener Zeit der Unruhen, Gewaltthätigkeit und Fehden, mehrere Besitzungen den KRlerikern wegnahmen und sich zueigneten; dies machte dieselben auch muthlos und verdrossen und wie das Vermögen derselben zer- fiel auch die Disciplin und die Frömmigkeit im Stifte. +) Es entstand auch ein Streit zwischen ihnen und dem Kloster Farenbach wegen der Rechte der Ueberfuhr bei Suben und dort, welcher um das Jahr 1100 dahin geschlichtet wurde, dass auf dem linken Ufer des Inn bei Farenbach beide gleiches 1) Mon. boic. IV. Nr. 1, ad divinum servicium Clericis ibidem servientibus — Nro. Ill. fratribus communis vile ivibem deo militantibus, 2) L. ce. IV. p. 525. Subenensem ecclesiam a quadam regina Tuta nomine primo fun- datam — Altmannus restituit, 3) L. ce. pag. 97. Nro. CXXVI. 4) L. c. pag. 525. Nro. ll. 1153, Altmannus Tridentinus episcopus Subenensem ecclesiam a quadam Regina Tuta nomine — primo fundatam, sed succedentibus heredibus circa cultum divinum minus devotis tam religione, quam reditibus dilapsam — restauravit, 10 Recht und Einkommen haben, aber auf dem rechten Ufer, wo der Bach Suben in den Inn fliesst, Ein Jahr das Stift Suben, dann das Kloster Fahrenbach durch drei Jahre die Einkünfte der Ueberfahrt geniessen sollte. !) Nach mehreren Jahren kam wieder eine bessere Zeit für Suben und zwar auelr durch Blutsverwandte und Nachkommen der Stifterin Tuta; es tretten nämlich ein Graf Udalschalk und seine Gemalin Adelheid und bald darnach ihre beiden Söhne Adalbero und Altmann als Wohlthäter von Suben auf; dass diese ihre Söhne waren, ist urkundlich gewiss,*?) dass sie aber Abkömmlinge der Tuta waren, geht ebenfalls aus einer Urkunde deutlich hervor, in welcher von Altmanns Ab- stammung von ihr die Rede ist.?) Höchst wahrscheinlich war jene Adelheid ihre Tochter aus der ersten Ehe, welche die Besit- zungen in der Steiermark und Kärnten von ihr erbte, ihr Gemal Udalschalk, sehr begütert in Krain, im Lurnfeld, im Möll und Pusterthal stammte wohl von den Grafen von Görz und Lurn ab.*) Seine grossen Besitzungen alldort kamen dann an seine Söhne, vorzüglich an Altmann. Diesem über- gaben er und seine Gattin zuerst die Herrschaft Suben mit den dazu gehörigen Lehen und die Kirche als Eigenthum (welche wohl Adelheid von der Tuta geerbt hatte), jedoch zur Verwendung für die im Stifte den Gottesdienst besorgenden Kleriker, wie es schon die Vorfahren angeordnet hatten. ) Diess geschah um das Jahr 1120, als Altmann noch CGanonicus zu Passau war. Zu dieser Zeit schenkte auch Adelheid mit 1) L. c. pag. 97. Nr. CXXVl, 2) L. ce. pag. 520. Adalbero comes filius Udalschalci comitis tradidit predium Malentein etc, pag. 517, Nr. I. Comes Udalschaleus et conjux Adelheid tradiderunt Altmanno suo Subuna circa 1120. Nr, ll. Adelheid comitissa tradidit cum filio suo Altlmanno Cholo- mumbi etc. 3) L. ce. pag. 525. Nr. Il. Altmannus Tridentinus episcopus Subenensem ecclesiam a qua- dam regina Tuta nomine primo fundatam, de qua secundum carnem genus duxit — restauravit, — 4) Von Koch -Sternfeld über die Stiftung von Suben, (oben angeführte Abhandlung) S. 28. 5) Mon. boic. IV. pag. 517. Nr, I. secundum Majorum suorum conslitutionem. 11 ihrem Sohne Altmann Chalomumbi (sie) mit allem Zugehör, weniges ausgenommen, dem Stifte Suben als Eigenthum. !) Jenes, eigentlich Cholmunche genannt, ist die Kirche Kolmitz und die Herrschaft Öber- und Unter - Kolmitz zwischen der Möll und dem Lurnfelde in Kärnten, was Adelheit von ihrem Gemale als Witthum erhalten haben mochte. Bald dar- nach starb sie, auch Udalschalk war todt, um 1126 lebten sie nicht mehr, ihre Grabstätte fanden sie zu Suben. Die Erben waren ihre Söhne Adalbero und Altmann, ersterer wid- mete dann dem Stifte Suben sein Gut Malentein (Malentin) in Oberkärnten, wozu auch die Kirche alldort gehörte , wie es aus späteren Urkunden erhellt. Altmann, welcher indessen , im J. 1124 Bischof von Trient geworden war, liess diese Schenkung, welche wahrscheinlich schon um 1126 gemacht worden war, nachträglich nach dem bald darauf erfolgten Tode Adalberos, um 1130 am Feste des heiligen Lambert in Gegen- wart vieler Zeugen beurkunden. *?) Nach dem Tode seiner Eltern und seines Bruders, der kinderlos starb, war Altmann der einzige Erbe der bedeutenden Besitzungen derselben. Er machte aber den edelsten Gebrauch davon, indem er sehr Vieles für kirchliche Zwecke verwendete und besonders für die Stiftung Suben grosse Sorgfalt trug. Er nahın sich der- ‚selben thätig an, suchte die ihr von früheren Verwandten der Tuta entrissenen Besitzungen zurückzubringen, Alles zu ordnen und Suben mit neuen Gütern auszustatten, so dass er schon in dieser Hinsicht als Wiederhersteller und zweiter Gründer des Stiftes zu betrachten ist. Die Besitzungen, welche er demselben als Eigenthum übergab, werden in einer Urkunde, von ihm ausgestellt, aufgezählt. ?) Die vorzüglicheren sind folgende: Er schenkte die Kirche zu Heingist (Hengist), )L. e. pag 517. Nr, II. circa 1120, 2) Mon, boic. IV. pag. 420. Nr. VII. circa 1130, muss jedoch früher angesetzt werden, 3) L. ec. pag. 517 — 519 Nr. II, circa 1126, doch nicht früher, weil er schon als Bischof vorkommt, und es ist diese Urkunde mit den andern Nr, IV, S, 519 und jener S 525 zusammenzustellen und zu vergleichen. 12 welche in einer andern Urkunde des Papstes Eugenius vom J. 1146 die Kirche St. Margaretha zu Hengst genannt wird, diese ist die jetzige Pfarre St. Laurenz zu Hengsberg, im Gratzerkreise. Altmann gab sie nach Suben mit dem alten Widthum, dazu den Edelhof mit den Leibeigenen und den neu gepflanzten Weinbergen mit einer kleinen Ausnahme. Diese Kirche hatten einst seine Eltern zur Zeit Gebhards, Erzbischofes von Salzburg (1060 — 1088) gegen das Gut Zeidlarn (bei Burghausen) sehr wahrscheinlich das heutige Pfarrwidthum Zeilarn bei Tan, eingetauscht. !) Ferner gab er einen Theil von Halchesdorf mit allen Rechten, Berndorf und Sedingen (heute die Herrschaft Gross- und Klein-Söding im Gratzerkreise), Barschalksdorf, Preurat (bei Gonowitz), Gloiach, Russutz, Abbatisberg (Absberg im Marburgerkreise), Ulaspurch, Sulba (Sulm) und andere, deren Namen uns nicht bekannt sind. Dann schenkte er Maierhöfe, Mühlen, Weiden, Waldungen , Fischereien an der Pram und Antiesen, am Bache Suben, um Rossbach, zu Haid, Lohen, Inzing, Grantenberg, Pramhofen, Stocka, Au, Utenheim, Ottendorf, Marcelinsbach, Vichtenstein bei Schaerding , Mittich, Ror, Grub in Oesterreich , zwei Mühlen zu Pram, die Hälfte des Ueberfuhrgeldes bei Schaerding und in Kärnten Alles, was sein Bruder Adalbero zu Malentein besass. ?) In dem Jahre 1126 verschaflte der Bischof Altmann dem Stifte Suben vermöge eines Tausches mit dem Erzbischofe Konrad I. von Salzburg jener Kirche zu St. Margarethen bei Hengs- berg das Recht zu taufen und zu begraben, wofür er dem- selben die Kirche Kolnütz mit Zugehör übergab. Er schenkte ferner Zehente zu Rusinche und Rakamhe (im Gurkersprengel?) und bewirkte bei dem Erzbischofe, dass die Bewohner des 1) Mon. boic. IV. pag. 519. N. IV. 2) Von Koch - Sternfeld über Suben S. 14, 16. Anmerkung. Von den Besitzungen in Steiermark und Kärnten kam aber bald manches durch Verkauf und Tausch an Andere „ besonders an das Erzstift Salzburg. 13 Thales Malmentein Taufe und Begräbniss in der Kirche daselbst erhalten konnten, die übrigen Rechte aber verblieben dem Pfarrer, unter dem Malmentein stand.!) Diese Verhandlung geschah zu Salzburg am 26. August 1126. Um diese Zeit wird als Vorsteher des Stiftes Suben ein gewisser Hartwick aufgeführt, welcher am 14. April 1127 gestorben sein soll und Otto zum Nachfolger erhielt. ?) Im Jahre 1130 schenkte Arbo, der Richter des Grafen Ekbert von Farenbach,, dem Stifte Suben das Gut Rosbach. 3) Andere verpflichteten sich zu dem jährlichen Kopfzinse von fünf Pfennigen an das Stift Suben. #) 1131 verpflichtete Eberger Ganonikus (sie) von St. Lam- bert, (d. ı. Suben) eine gewisse Judith auch zu fünf Pfennigen ausser im Falle der Krankheit oder der Armuth. 5) Dieser, welcher kurz zuvor noch Presbyter hiess, heisst nun Ganonicus, es mochte wohl die Schenkung erst nach 1142 niederge- schrieben worden sein, als es dort schon Chorherren gab oder vielleicht führte Altmann schon einige derselben um diese Zeit dort ein, ohne dass Alles in Ordnung, gebracht worden war, was urkundlich erst im Jahre 1142 geschah. 1135 schenkte der Bischof Altmann von seinen ererbten Gütern ein Besitzthum zu Steinbach dem Stifte Suben, worüber später ein grosser Streit entstand, welcher erst im Jahre 1212 ganz entschieden wurde. 6) Im folgenden Jahre 1136 weihte er in der Kirche zu Suben einen Altar zu Ehren Mariens ein und machte wieder manche Schenkungen an das Stifft. 7) 1) Mon, boic, IV. S. 519. Nr. IV. 1126, VII, Col. Sept, Salzburch, 2) L. c. pag: 514. " - 3) L. e. pag. 521 Nr, VIII. Auch im Urkundenbuche von Oberösterreich 1854, Band I. S. 429 Nr. XI 4) Mon, boic, 8. 520 Nr, V, VI. 5) L. ce. pag. 521 Nr. IX. 6) L, c. pag. 521 Nr. X. Urkundenbuch von Oberösterreich 1852. Gedruckt zu Wien, S, 430 Nr, XIU. 7) Mon, boic, IV. pag 525 Nr, UI, 14 So weit war indessen die Sache gediehen, die Güter desselben hatten sich bedeutend vermehrt, ein grösseres An- wesen sich gebildet und Bischof Altmann beschloss nun eine grosse Erneuerung und Umstaltung des Stiftes Suben.) In einer zahlreichen Versammlung zu Salzburg übergab er dasselbe feierlich dem Erzbisthume Salzburg oder eigentlich dem dortigen Domkapitel und dessen Propste, 1) nur in Suben Chorherren nach der Regel des heiligen Augustin einzusetzen. Es erhielt von Altmann zugleich das Recht, immer einen Propst dorthin zu ernennen; da sei keine freie Wahl, sondern wenn ein Propst stirbt, müssen die Chor- herren beim Domkapitel in Salzburg um einen neuen ansuchen, und dem Ernannten ohne Widerrede gehorchen. Die darüber ausgestellte Urkunde wurde von Altmann selbst besiegelt, Die Verhandlung geschah in Gegenwart und mit Gut- heissung des Erzbischofes Conrad von Salzburg, des Propstes Gedeon, Ulrich’s Abbtes von St. Peter, Hugo’s Propstes von Berehtesgaden, Gerhoh's von Reichersberg, aller Domherren von Salzburg, vieler Kleriker und Laien. ?) Und von nun an tritt eigentlich Suben als geord- netes, regulirtes Chorherrnstift in der Geschichte auf. 1) Anmerkung. Das Domkapitel zu Salzburg stand selbst seit dem Erzbischofe Conrad I, unter einem Propste und beobachtete die Regel des heiligen Augustin; diess dauerte bis 1514, wo es vom Papste Leo X. die Dispensation davon erhiell. 2) Mon. boic. IV. pag. 523 Nr. I, Acta sunt hec in Salzburg 1142 ohne Angabe des Tages, Darin heisst es: Inter cetera donaria — tradidi ad ecclesiam prefatam (Salzburg) locum Suben diclum jure perpetuo possidendum — ad instituendum ibi apostolicam vitam secundum regulam beati Augustini, sicut in eadem principali ecelesia Canonicos in Dei servicio vivere regulariter vidi, tali forma, ut in locum jam dietum Suben nullus Prepositus imponatur, nisi quem Prepositus ecelesie Salzburgensis cum Canonieis sedis illius illue destinaverinl et sua auctoritate ad conservandam ibi regularem vilam ordinaverint et prefecerint. Ne habeant ejusdem loci fratres eligendi protestatem sibi Magistrum, nisiquem prefali Canonici cum Prepo- sito suo ipsi deputaverint et ad regimen loci miserint, Quo decedenie a prenominata ecclesia humiliter Magistrum et rectorem vite sibi expelant ei datum de- vote accipiant el in domino diligant el obediant. 15 Im Jahre 1146 nahm der Papst Eugen Ill. vermöge einer Urkunde vom 4. Januar auf Bitten des Propstes Johann und der Chorherren das Stift Suben in seinen besonderen Schutz, bestätigte alle gegenwärtigen Besitzungen und jene, welche es künftig auf rechtlichem Wege erhalten würde. Und insbeson- dere auch den Besitz der Kirchen St. Margaretha zu Hengist und jener zu Malentein in Kärnten mit allem Zugehör. !) Aus dieser Urkunde erhellt auch, dass der erste, eigent- liche Propst von Suben Johann hiess. Jene Anordnung übrigens, vermöge welcher das Domkapitel von Salzburg das Recht erhielt den Propst für Suben zu ernennen, war nichts Ungewöhnliches und fand auch bei andern Chorherrnstiften statt. Z. B. zu Högelwerd und zu Weiern (in Baiern am Mangfall), wie es aus einer Urkunde des nämlichen Papstes Eugen Ill. vom Jahre 1147 an das Domkapitel von Salzburg erhellt , worin jenes Recht in Bezug auf Suben, Weiern und Werde bekräf- tiget wird. ?) Der zweite Stifter von Suben, Bischof Altmann, war noch im Jahre 1147 bei einer Verhandlung in Passau gegenwärtig und mochte ohne Zweifel seine Stiftung besucht haben, er starb dann im Jahre 1149. Auch der Propst Johann I. leitete das Stift nicht lange, und verliess zu dieser Zeit das Leben, denn schon um 1150 erscheint urkundlich sein Nachfolger Chuno. Dieser ist sehr wahrscheinlich der nämliche, welcher im Jahre 1137 als Priester und Canonicus von Salzburg in einer Urkunde von Reichers- berg unter den Zeugen erscheint, 3) und dann von dort als Propst nach Suben bestimmt wurde. 1) M. b. IV. p. 524 Nr. Il. Datum Laterani pridie Nonas Januarii. (4. Jänner.) 2) Geschichte des regulirten Augustiner - Chorherren - Sıiftes Högelwerd im Erzbisthume München -Freising. Von Ernest Geiss, Beneficiaten bei St. Peter und Kaplan am Militär- Krankenhaus zu München, 1852. München. S. 9. „Confirmamus quoque loca, que sub regula S. Augustini instiluta sunt, Suben videlicet, Wiare et Werde, üt et de regimine ordinis et de instilulione prepositiad vos respiciant, ila ut nullus episcopus seu advocalus sine vesira permissione quenquam presumat ibi imponere,. Dat. Cistereii 18. Cal. Octobris (14. Sept.) 1147, Auch Juvavia S. 327, 3) M. boic, IV. S. 403. Nr. 1. 16 In seiner Gegenwart und in jener Rudolfs und Ditwins, Chorherren von Suben, geschah eine Uebergabe von Hörigen an das Stift St. Nikola bei Passau um das Jahr 1150. ?) Um diese Zeit machte sich eine Frau Tuta, welche dem Suifte Suben verpflichtet war, davon frei, bezahlte dafür dem Propste Chuno ein Talent und übergab sich und ihre Tochter dem Stifte Reichersberg. Im Jahre 1153 fand eine wichtige Verhandlung statt zwi- schen dem Stifte Suben und Engelschalk von Libnitz, Pfarrer, vorzüglich durch Vermittelung des Bischofes Roman von Gurk und anderer Prälaten. Engelschalk hatte nämlich manche Güter, welche schon die erste Stifterin, die Königin, ?) oder Altmann gegeben hatten, worunter auch die Hohenburg genannt wird, eine Herrschaft in Kärnthen in der Grafschaft Lurn, woher wahrscheinlich Udalschalk, Altmanns Vater stammte, längere Zeit für sich in Besitz genommen. Der Propst Chuno hatte ihn öfters vor Gerieht geladen, allein es nützte nichts; jener er- klärte, er habe sie von dem Bischofe Altmann selbst erhalten. Der Propst erwiederte, dass diese Güter zuerst dem Stifte Suben geschenkt worden sind, also diesem gehören. Die Sache wurde nun dahin ausgeglichen, und zwar durch schiedsriehter- lichen Spruch, dass Engelschalk einen Theil jener Güter zurück- gab, aber den lebenslänglichen Genuss anderer als Lehen er- hielt; z. B. Seding und Haslach, auch die Kirche St. Margareth bei Hengsberg sammt dem Widthume; er gab ferner nach Suben was er zu Stammarkt besass, Parschalksdorf und Lewarn, Zum Zeichen, dass er Alles als Lehen geniesse, musste er jährlich eine bestimmte Summe an Suben bezahlen; nach seinem Tode sollte aber Alles an das Stift zurückfallen. Die Verhandlung geschah auf der Burg zu Leibnitz und der Erzbischof von Salzburg bekräftigte diese Uebereinkunft. 3) 1) L. c, S. 246 Nr. XI. 2) N. b. IV. p. 525 Nr. I. — bona — imo a memorala Regina quondam collata, 3) Mon, boie, IV. pag. 525 Nr. UI. XI, Cal, Januarü, (20, Dec.) 17 Im Jahre 1161 erscheint der Propst Chuno als Zeuge in einer Urkunde von Reichersberg !) und 1163 in einer an- dern des Klosters Farenbach. ?) Er starb nach dem gewöhn- lichen Verzeichnisse im Jahre 1182, was jedoch nicht richtig ist, indem im Jahre 1180 schon der Propst Pabo urkund- lich erscheint, als dessen Vorgänger noch dazu Wipoto auf- geführt wird. Von diesem ist übrigens nichts, nicht einmal das Jahr seines Todes bekannt oder angegeben. Es erscheint Pabo als Propst zuerst als Zeuge bei einer Verhandlung im Jahre 1180 zwischen dem Bischofe Albert von Freising als päpstlichen Schiedsrichter und den Chorherren von Gurk wegen der Wahl des Bischofes daselbst, welche sich diese mit Unrecht angemasst hatten, ?) Ferner kommt er in einer Urkunde vor, welche zwar im Jahre 1212 ausgestellt ist, wo aber er schon viel früher als handelnd erwähnt wird, vielleicht um 1190. Es hatte nämlich Altmann, Bischof von Trient, schon 1135 das Gut Steinbach nach Suben geschenkt, allein Abkömm- linge aus seinem Stamme hatten es sich gewaltsam zugeeignet, daher dann der Propst Pabo mit Hilfe des Grafen Dietrich von Wasserburg dasselbe um 16 Pfunde einlöste von Ortwin von Nivenhofen in einer Versammlung zu Passau, wo dieser jenem Gute gänzlich entsagte. 1) Pabo soll dann 1198 1. Februar gestorben sein und sein Nachfolger hiess Thiemo, von dem wir sonst nichts wissen, als dass er im Jahre 1203 starb und zwar am 14. März nach einem alten Necrologium von Kloster- neuburg und wo er »frafer nosier« genannt wird; ob er aber wirklich aus diesem Stifte war und nach Suben befördert wurde 1) Urkundenbuch von Oberösterreich B. UI. 1855 S. 310. 2) Mon boic, IV. pag. 134 Nr. VII. XVI. Cal. Januarii. 3) Archiv, herausgegeben für Kunde österreichischer Geschichtsquellen von der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien. 1853. B. X]. Nr. II. S, 320, Michelbeck hist, Frising. I. pag. 374. 4) Mon. boic, IV, S. 521. Nr. X. 18 oder ob er bloss in der Bruderschaft in Ansehung des Gebetes sich befand, ist nicht bestimmt. ') Noch in diesem Jahre 1203 tritt Ditmar als Propst auf und zwar als Zeuge in einer Urkunde von St. Nikola bei Passau. ?) 1207 ertheilte der Bischof Manegold von Passau dem Propste Ditmar und dem Stifte das Burgrecht daselbst und auch die Mauthfreiheit für die Lebensmittel auf den Schiffen, 3) Unter ihm ging auch gänzlich der Streit zu Ende, von dem wir schon zur Zeit des Propstes Pabo gesprochen haben, wegen des Gutes Steinbach, welches Bischof Altmann einst nach Suben geschenkt und Pabo von Ortwin von Nivenhofen eingelöst hatte, der es damals besass. Seine Söhne Siboto und Hezilo, als sie gross geworden waren, brachten es wieder gewaltsam an sich: da starb aber ihre Mutter Jutta, welche ihren Gatten und ihre Söhne in- ständig gebeten hatte, ihr eine Grabstätte in Suben zu ver- schaffen, wo auch ihre Ahnen lagen. Allein das Stift verwei- gerte es, so lange nicht vollkommener Schadenersatz von beiden Brüdern geleistet sein würde. Endlich machten sie einen Ver- gleich, ihre Mutter wurde dort begraben und sie gelobten eidlich das Stift wegen jenes Gutes nie mehr zu belästigen oder zu beschädigen. Diese Verhandlung geschah zu Hals (bei Passau) im Jahre 1212.) Der Tod dieses Propstes wird auf den ersten Juni 1221 angesetzt, aber nach jenem Neerologe von Klosterneuburg war der Tag seines Todes der 18. Juni, da heisst es nämlich an demselben: Dietmarus prepositus Submensis. ?) Sein Nachfolger war Roman, welcher jedoch schon im Jänner 1223 starb; 1) Archiv, herausgegeben für Kunde österreichischer Geschichtsquellen von der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien. 1851. B, VII, 3. und 4. Heft S. 383. 2) Mon, boic. IV. pag. 314, Nr, X 3) L. c. pag 528. 2 IV, 4) L. e. S. 521. Nr. 5) Archiv, ei für Kunde österreichischer EEE von der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien. Eodem loco, 19 dann regierte als Propst Johann Il. bis 1231, beide werden in einem alten Nekrologe von Ranshofen als in jenen Jabren ver- storben erwähnt. !) Dann folgte Albert bis ersten Oktober 1235, in welchem Jahre schon Gregor I., Propst von Suben, Zeuge ist in einer Urkunde des Klosters Farnbach, ?) als Günther von Nuenpurk und seine Gattin von Ruhstorf dorthin ein Gut zu Schaltarn (Schildorn?) schenkten. Gregors Bruder, Namens Karl, war auch Zeuge. Eben so erscheint Gregor in diesem Jahre in einer Urkunde als Zeuge, welche die Schaunburger dem Stifte St. Nikola ausstellten. 3) Um 1236 ertheilte Herzog Otto Ill. von Baiern für sein und seiner Familie Seelenheil dem Stifte Suben das Privilegium, dass es bei Burghausen und andern Mauthen zwi- schen Salzburg und Passau 12 Gebinde Salz (cuppas Salis) und 2000 Stücke Käse ganz mautfrei vorbeiführen dürfe. 4) In diesem Jahre 1236 nahm der Papst Gregor IX, Suben in seinen Schutz und bestätigte alle Besitzungen und Einkünfte des- selben, welche weitläufig aufgezählt werden, unter diesen die Kirche St. Margarethen und jene zu Malentein, er erlaubte Novi- zen aufzunehmen, zur Zeit von Interdikten bei verschlossenen Thüren den Gottesdienst zu halten (divina offieia celebrare) mit Ausschluss der Excommunieirten, jedoch ohne Glockengeläute ; er erlaubte freies Begräbniss für Fremde, und gab ihnen die Befugniss sich aus ihrer Mitte einen Propst frei zu wählen. °) Diess Letztere ging aber von nun an noch nicht in Er- füllung, denn vermöge anderer Nachrichten soll der Propst Sigismund von Potendorf, welcher 1422 gestorben ist, der 1) In einem alten Manuseripte: Antiquarium Ranshofianum betitelt, im Besitze des Museum Franeisco-Carolinun zu Linz, ; 2) Urkundenbuch von Oberösterreich B. I. S. 699 Nr. 234, 3) Mon, boic, IV, S. 334 Nr. XX. 1235. 19, August, 4) L. c, S, 529, 5) L, c. S. 530 Nr, V, Datum Interamni V, Cal, Decemb, (27. Nov,) Obeunte te Preposito vel tuorum quolibet successorum nullus ibi qualibet subreptionis astulia seu violenlia preponalur, nisi quem fratres communi consensu vel fralrum major pars consilii sanioris secundum Deum et B. Augustini regulam providerint eligendum. 21% 20 letzte vom Domkapitel zu Salzburg aus seiner Mitte ernannte Probst von Suben gewesen sein, wie später die Rede sein wird. Im Jahre 1240, als der Pfalzgraf Rapoto von Baiern eine Schenkung an St. Nikola machte, war Propst Gregor der erste Zeuge. 1) In eben diesem Jahre haben die Vögte von Reichersberg, Ortolf, Heinrich und Alker Brüder von Waldeck, welche diesem Stifte vielen Schaden verursacht hatten , einen Schadenersatz geleistet. Die Verhandlung geschah in zahlreicher Versammlung und die Vögte legten ihre rechte Hand in die Hände des Propstes Gregor und versprachen so eidlich ihr Versprechen zu halten; dieser ist auch als Zeuge unter- schrieben. ?) Im folgenden Jahre 1241 erscheint er wieder als Zeuge in einer Urkunde von Reichersberg, vermöge deren der Bischof Rudiger von Passau die Freiheit bei der obern Mauth ertheilte. 3) Auch gewährte in diesem Jahre 1241 Herzog Friedrich II. von Oesterreich, der Streitbare genannt, dem Stifte Suben auf Bitten des Propstes Gregor die Mauthfreiheit für die Lebens- mittel desselben bei Neuburg am Inn, so wie sie einst Heinrich, der Markgraf von Istrien, bewilligt hatte, auch gab er einen Mansus zu Harwort am Pirnbache mit der Belastung, dass zu Suben in Zukunft alle Montage eine Todtenmesse für ihn nach seinem Ableben gelesen werde. Unter den Zeugen erscheint auch Heinrich, Chorherr von Suben. ®) Sonst ist von dem Propste Gregor nichts mehr bekannt, als dass er im J. 1249 selig in den Herrn entschlafen ist. Nach ihm wird Heinrich I. als Propst angeführt, welcher 1) L. c. $. 342 Nr. 28. Acta 1240 IV. lIdus Augusti. (10. August.) 2) L. c. S. 447 — 449 Nr. 45, es ist jedoch in der Urkunde selbst keine Jahreszahl, son- dern nur in der Aufschrift angegeben. 3) L. o. S. 449 Nr. 46. Datum in Richersperg in infirmaria fratrum. 1241. 10, Kal. Fe- bruarii (23, Januar), 4) L. c. S. 538 Nr. 12, Datum Cremse VI. Cal, Octobris (26. Sept ), diese Urkunde ist aber in jener H, Friedrichs des Schönen vom J, 1313 eingeschaltet. 21 1258 in einer Urkunde von Reichersberg als Zeuge auftritt, so wie sein Kapellan Heinrich von Strasswalchen. !) In eben diesem Jahre wird ein Propst von Suben, aber chne seinen Namen, angeführt, welcher dem päpstlichen Geld- sammler Eine Mark Silber bezahlte; ?) es war wohl der näm- liche Propst und er soll noch im April dieses Jahres gestorben sein. Ueber die folgenden Pröpste, deren Todesjahr nicht ein- mal in den Mon. boie. IV. angegeben ist, Pabo Jl., Johann II, Andreas I. und Johann IV. wissen wir etwas besonders nicht zu sagen, nur Einiges, was in diesen Jahren, nämlich von 1258 bis 1300 Suben Betreffendes, aufgezeichnet ist, wollen wir anführen. Um 1270 bewilligte Herzog Heinrich von Baiern dem Stifte die Mauthfreiheit bei Burghausen und allen Mauthen zwischen Salzburg und Passau für 12 Kuffen Salz und 2000 Stück Käse.?) Im Jahre 1293 ertheilte Herzog Otto von Baiern zum Ersatze des Schadens, welchen das Stift Suben besonders bei der Belagerung des Schlosses Neuburg erlitten hatte und zum Seelenheile seiner Verwandten, dem- selben die Bewilligung ein Talent Salz grösseren Gebindes und vier von kleinerem jährlich mauthfrei zu verführen gegen einen Jahrtag im Stifte.) Im Jahre 1301, wohl unter dem Propste Meinhard, verliehen Heinrich der ältere, Heinrich der jün- gere und Wernhard von Schaunburg (bei Eferding) dem Stifte Suben, welches von ihren Vorfahren gegründet worden ist und dessen Vogtei sie führen, Mauthfreiheit bei Aschach für dessen Korn und Wein. 5) 1303. 10. Juni starb Meinhard; sein Nachfolger war Otto II.; unter ihm hatten der Propst und das Convent von 1) L. c. S. 451 Nr. 48. 2) Urkundenbuch von Oberösterreich B. 1, 1854 S. 501. 3) Mon. boic, IV. S. 533 Nr. VI. Dat. in Walsestein V. Cal, Nov. (28. Oktober). 4) L. c. S. 533 Nr. VII. Datum et actum in Scherding. 1293. — 25. Januar. 5) L. c. S. 534 Nr. VII. Gegeben zu Schaunburg 1301. 25. Nov. Sie waren also Ab- kömmlinge von Farnbach, 22 Suben bei dem Herzoge Stephan von Baiern geklagt, dass sie so oft von ihren Unterthanen wegen des Erbrechtes belästiget werden und dieselben öfters nicht zahlen wollen. Daher trug er Hein- rich dem älteren von Schaunburg im J. 1306 auf, als Vogt keine solche Klage gegen das Stift anzuhören, wenn nicht die Unterthanen über das Erbrecht eine Handfeste vom Stifte selbst vorweisen können, und wer nicht zahlen will, der soll des Herzoges Huld verlieren. ) Dieses wurde auch von den Schaunburgern 1363, 1375, 1377 u. s. w. erneuert und be- kräftiget.?) Schon früher hatte Herzog Stephan an alle Richter, Vieedome und Amtleute einen ähnlichen Befehl erlassen. ®) 1307 bestätigt er auch dem Stifte die schon von seinem Gross- vater Otto und Vater Heinrich ertheilte Mauthfreiheit bei Burg- hausen und den Mauthen zwischen Salzburg und Passau für 12 Kuffen Salz und 2000 Stück Käse und dehnte dieselbe noch auf zwölf Fuhren (carratas) Wein und 12 Meizen Ge- treide aus. In dieser Urkunde erscheint der Propst Otto na- mentlich. *) Er starb nach den gewöhnlichen Angaben im Jahre 1310 und die Würde eines Propstes bekleidete dann Engelbert. Unter ihm bestätigte im J. 1313 Herzog Friedrich der Schöne von Oesterreich die von Herzog Friedrich I. im J. 1241 er- theilte Mauthfreiheit bei Neuburg am Inn, dessen Urkunde hier ganz eingeschaltet ist.) Engelbert starb am 28. Juli 1331, ihm folgte als Propst Walchun. Unter ihm war der öko- nomische Stand des Stiftes nicht gut und dasselbe wurde von dem herzoglichen Gerichte zu Schärding mit ungerechten For- derungen belästige. 1345 bestätigte Kaiser Ludwig ( der Baier) dem Stifte alle Privilegien der Herzoge von Baiern 1) L. c. S. 535 Nr, IX. Landau 1306, 9. August. 2) Hundii metrop, Salisb, edit. Gewold. Vol. III. 259 etc, 3) Mon boic, IV, S. 536 Nr. X, 1306 feria V, proxima post dominicam quasi modo genili Datum apud Landau, 4) L. ec. S. 537 Nr. XI Apud Landshultam 1307, 22. Juli, 5) L, c. S, 538 Nr, XI]. Wien 1313. 21. April, 23 wegen der Mauthfreiheit. ) Der Propst starb aber noch in diesem Jahre am 8. Juli; dann stand an der Spitze von Suben Wilhelm I. bis 1351, da starb er am 2. September, dann Heinrich II. bis 1353 am 19. Juli, endlich Ruger (mit dem Zunamen Neunhofer) bis 1358, er starb am 29. Juli. Von allen diesen Prälaten fanden wir sonst nichts vor. Dann re- gierte der Propst Andreas II., (Edler v. Lampoting), Gano- nieus von Salzburg, bestätiget von Gottfried, Bischof von Passau am 27. August 1358. Unter ihm schloss Suben die Con- fraternität mit dem Stifte Ransbofen ab.*) Er führte die Ab- haltung einer h. Messe an jedem Montag für die verstorbenen Pröpste ein und starb 1380 am 18. August. Dann bekleidete die Würde eines Propstes Johann V., Edler von Liebenberg, Canonicus von Salzburg, welcher am 21 Juni 1390 dieses Zeitliche verliess. Ihm folgte Ulrich I. (Saeldt), Profess von Reichersberg, unter den Canonikern von Salzburg als Gast auf- genommen. Er kommt im Jahre 1400 in einer Urkunde vor, vermöge welcher er dem Bischof Georg von Passau die von den früheren Bischöfen Manegold und Gottfried ertheilten Urkunden in Ansehung der Mauthfreiheit zu Obernberg vor- zeigte und ihn um die Bestätigung derselben bat. Dieser ge- währte es und vermehrte noch die Anzahl der Kuffen Salz um 20 jährlieb, welche auch mauthfrei waren, aber gegen einen Jahrtag im Stifte für alle armen Seelen und ein Requiem mit Vigilien, welches künftig für ihn an seinem Sterbetag gefeiert werden sollte. 3?) 1404 bestätigte auch Herzog Heinrich von Baiern die alte Mauthfreiheit des Stiftes zu Burghausen für 32 Kuffen Salzes und erhöhte noch die Anzahl derselben auf 52.) 1421 starb der Propst Ulrich am 16. Oktober; sein Nachfolger war Sigismund Edler von Potendorf, Canonieus von Salzburg 1) L. c. S. 540 Nr. XII. Gegeben zu München 1345 am Palmsonntage, 2) Anliquarium Ranshofianum (Manuscript) pars III. S. 84. 3) Mon. boic. IV. pag. 543 N. XV. Datum Patavie 1400, 27. Februarii. 4) L. ce. S. 542. 1494 am Sonntag nach Jakobitag, 24 und der letzte Propst aus dem dasigen Domkapitel, er starb aber schon am 17. März 1422. Nach ihm wurde zum Propste ernannt Matthäus Mer- moser, aus dem Stifte Berchtesgaden, welcher 34 Jahre re- gierte und im Jahre 1456 am 14. Mai gestorben ist. Dann war Propst Erasmus Werder, vom Chorherrnstifte Gars, sein Tod erfolgte am 30. Jänner 1471. Nun aber war die Propstei durch drei Jahre erlediget, indem wegen der Bestim- mung eines Propstes Streit und Verhandlungen zu Salzburg entstanden waren; es wurde zwar dann Hieronimus Roten- peck, aus dem Stifte Rebdorf zum Propste ernannt, allein er starb, bevor er seine Würde antreten konnte. Nun hatte es dem Stifte gelungen, die freie Wahl des Propstes aus den Mitgliedern desselben durchzusetzen und es wurde Bernhard Huetter, welcher früher Oekonom dort war und vieles zur Erhaltung jener Freiheit beigetragen hatte, im Jahre 1474 zum Probste von Suben erwählt. Er war auch ein gelehrter, und frommer Mann. 1492 stiftete Wolfgang von Hoheneck eine ewige Wochenmesse nebst einem Jahrtag im Stifte.) Leonhard starb nach einer rühmlichen Regierung am 26. Juni 1493. Schon am 9. Juli war die neue Wahl, Johann VI. (Heiwek) wurde zum Propste erwählt und am 17. Juli zuerst vom Bischofe von Passau; dann vom Papste Alexander VI. im Dezember d. J. bestätigt. Er war ein ge- lehrter Mann und starb am 9. November 1509. Dann wurde Propst Petrus (Dörffl) noch im 10. November erwählt, und vom Papste Julius II. 1510 bestätigt. Er starb den 23. Juli 1530. Ihm folgte als Propst Lambert Pogner, vorher Oekonom im Stifte, welcher bis zum 20. Juni 1542 demselben vorstand. Nun traf die Wahl am 14. Juli d. J. den Leon- hard Reutter, damals Pfarrer zu Raab, er wurde vom Bischof 1) Pillwein’s Innkreis S. 417. 25 Wolfgang von Passau am 4. September bestätigt. Er starb im Jahre 1558 am 17. Dezember. Ihm folgte Georg I. Wagner, am 6. März erwählt, 1559, bestätigt vom Bischofe Wolfgang am 6. April, und starb 1563 am 17. August. Zum Propste wurde dann erwählt am 19. Oct. Johann VI. (Molitor), und am 5. Novemher 1593 vom Bischofe Urban von Passau bestätige. Um diese Zeit war in Suben, wie auch in vielen anderen Klöstern, durch den Einfluss des Protestantismus und seiner der Sinnlichkeit schmeichelnden Lehren, der Verwerfung der religiösen Gelübde, Ehen der Kleriker u. s. w., der Stand der klösterlichen Diseiplin ein sehr schlehter, Frechheit und Ungehorsam gegen die Vor- gesetzten herrschten, Skandale verschiedener Art fielen vor, die Conventualen empörten sich gegen den Propst und die Hilfe des weltlichen Armes gegen sie war sogar nöthig ge- worden. Dieser konnte es nicht mehr ertragen und resignirte gegen Ende des Jahres 1585. Nun wurde am 13. Jänner 1586 aus dem Stifte Ranshofen, wo ein besserer Geist damals herrschte , Paulus Fixinger, früher Oekonom, dann Pfarrer zu Handenberg , nach Suben als Propst berufen, allein er konnte nur wenig ausrichten und starb auch schon seiner Würde satt, am 27. Juni des nämlichen Jahres. Nach seinem Tode leitete Johann Ponner, welchen Paulus von Ranshofen nach Suben mitgenommen und zum Dechant ernannt hatte, einige Zeit das Stift, aber der Geist war in demselben noch so arg, dass die Regierung von Burghausen ein Schreiben an die Chorherren erliess, worin denselben ihre schon lange dauernde schlechte Lebensweise in und ausser dem Stifte vorgehalten wurde; sie sollen nun, da kein Propst vorhanden ist, bis zur Ernennung eines solchen, dem Dechante Johann, dem Richter und den von ihr verordneten weltlichen Commissären sowohl in spiritualibus als temporalibus allen Gehorsam leisten und sich ordentlich benehmen. Wenn dieses nicht geschieht, so habe der Landrichter den Befehl die Ungehorsamen alsogleich zu 26 dem Bischofe oder zu andern fernen Klöstern auf Wägen schnell fortzubringen. Datum den 12. Juli 1586. !) Bald darnach wurde Johann VIll. als Probst zu Suben eingesetzt und am 22. September 1586 vom Bischofe von Passau bestätigt. Wir wissen aber nichts darüber, was er nun zu Stande brachte, er starb am 18. August 1591. Nach ihm wurde als Propst aus dem Ühorherrnstifte Baumburg postulirt Michael ]. (Hererig), ein ausgezeichneter Mann, Magister der freien Künste. Er brachte Alles in gute Ordnung und wurde mit Recht als der Wiederhersteller und Reformator von Suben gepriesen, aber nach acht Jahren (1599) kam er als Propst nach St. Nikola bei Passau, nach dem Tode des dortigen Prälaten Abraham; er resignirte jedoch schon im Jahre 1603 vermöge eines Verzeichnisses der Pröpste dieses Stiftes, ?) nach einer andern Nachricht soll er aber am 25. November 1602 gestorben sein. Im Stifte Suben wurde nach dem Ab- zuge Michaels Ulrich II. (Rack) Profess und damals Dechant dieses Stiftes zum Propste erwählt, er starb jedoch schon am ersten Dezember 4601 zu Schärding. Ihm folgte im Jahre 1602 als Propst Wolfgang (Strasser), damals Pfarrer zu Raab, welcher noch in diesem Jahre zu Rosatz im Lande unter der Enns, als er sich dort bei Gelegenheit der Weinlese in den Weinbergen des Stiftes aufhielt, am 3. October dieses Irdische verliess. Dann bekleidete die Würde eines Propstes Leonhard Ill. (Lilius) im Jahre 1604, nachdem durch zwei Jahre keine Wahl gewesen war; er befand sich damals als Pfarrer zu Taufkirchen bei Sigharting. Er hatte das Lob eines frommen Mannes und starb zu Schärding am 10. Jänner 1610. Dann wurde Georg Il. (Reichenstorfer) am 22. März 1610 ein- 1) Aus dem Antiquarium Ranshofen pars IV S. 471 u. s. f. Auch aus diesem im Notizen- blatte der kaiserl, Akademie der Wissenschaften zu Wien. 1554 S, 504 angeführt von Jodok Stülz, Dechant des Stiftes St, Florian, 2) Mon boic. IV. S. 218. 27 stimmig zum Propste erwählt und auch an diesem Tage noch von dem Bischofe von Passau bestätiget. Er bauete das Bräu- haus zu Suben und starb im Jahre 1622. Am 10. Mai d. J. wurde Markus (Pekh) als Propst erwählt, er starb 1628. Ihm folgte Matthias (Froschhammer) er war der Sohn eines Müllers, verschaffte der Kirche schöne Paramente und verliess dieses Leben im Jahre 1640. Am 28. Jänner 1641 wurde Georg Ill. (Gugler) zum Propste erwählt; er leitete das Stift durch acht Jahre und starb 1649 an der Pest, welche in Baiern überhaupt und auch zu Suben wüthete. Ihm folgte durch Wahl am 16. Februar 1650 als Propst Hieronimus (Ländl); er regierte löblich, bauete die Kapelle zu Ehren der heiligen Katharina und wurde auch in derselben nach seinem am 9. April 1664 erfolgten Tode begraben, Die Würde eines Propstes erhielt dann Lambert Il. (Wieninger, geboren zu Raab) am 23. Juni 1664 dem Tage der Wahl, er war früher Pfarrer in Zell und in Taufkirchen gewesen. Er starb nach einer guten Leitung des Stiftes am 3. Februar 1672. Sein Nachfolger war Aquilinus (Satelpogner), er wurde am 3. April 1672 erwählt und befand sich damals als Pfarrer zu Raab. Er war ein tüchtiger Mann, er bauete von Neuem die Propstei und starb am 29. Juni 1678. Die Wahl wurde dann am 31. Juli d. J. vorgenommen und sie traf Wilhelm II. (Saxmayr), damals Pfarrer zu Raab. Von ihm ist weiter nichts bekannt, als dass er am 2. März 1679 gestorben ist. Am 24. April d. J. wurde dann Ernest Theophilus (Scharrer, Edler von Friesenegg), gebürtig von Krems im Lande unter der Enns, als Propst erwählt. Unter ihm ent- stand zu Suben eine Erzbruderschaft unter dem Titel: »Maria Hilf« in der Frauenkapelle mit bestimmten Statuten und päpst- liehen Ablässen. Innocenz XI, hatte sie für alle Christgläubigen am 7. Dezember 1682 bewilliget und der Bischof Sebastian von Passau, bestätigte dieselbe am 11. August 1683. 28 Im folgenden Jahre 1684, am 7. Dezember erhielt er von jenem Papste die Pontificalien oder Inful und Stab als der erste von den Pröpsten des Stiftes Suben und zwar auf hohe Verwendung des Cardinals und Nuntius zu Wien, Namens Bonvisius, welches Recht dann für immer den nachfolgen- den Pröpsten verblieb. Zu seiner Zeit, im Jahre 1683, ereignete sich der fürch- terliche Zug der Türken unter den Grossvezier Kara Mustafa gegen Wien, und die heftige Belagerung dieser Stadt, wodurch ganz Deutschland in Furcht und Schrecken gerieth. Durch die Tapferkeit der Deutschen und der mit ihnen vereinigten Polen unter ihrem Könige Sobiesky wurden aber die Türken gänzlich geschlagen, Wien entsetzt, mehrere Festungen in Ungarn zurück- erobert und siegreiche Schlachten geliefert. Grossen Antheil da- ran hatte der tapfere Churfürst Maximilian Emanuel von Baiern, und da liess der patriotische Propst Ernest von Suben Ehren der unbefleckten Empfängniss Mariens, als Beschützerin von Baiern und zur Verherrlicbung des Churfürsten als seines Landesherrn eine sehr schöne Säule im Jahre 1692? errichten. Sie steht noch auf der westlichen Seite ausserhalb des Fried- hofes, umgeben von einem steinernen Geländer. Zu dem vier- seitigen Piedestale führen drei Stufen aus Stein, auf demselben steht eine steinerne, runde Säule und oberhalb die Statue der unbefleckten Jungfrau Maria. Auf den vier Seiten des Piedestales sind folgende In- schriften (die aber eine einzige bilden) angebracht : Auf der Ostseite: Sub sceptris Sereniss. Duc. Max. Emanuelis Electoris Bavarie, Boiorum Hereulis, Orientalis hydre Domitoris, Asie Terroris, Teutonum Heroum Corone, Et si plura velis, stupentis orbis Miraculi. Südseite: Ad solhus Dei Opt. Max. Deipare Gloriam, sub titulo concepte sine labe Virginis, Potenlissime Coeli terre Regine, Protectrieis Patrie et Bavarie Patrone, 29 Nordseite: Statwam hanc erexit Ernestus Theophilus Scharrer a Friesenegg, Nobilis Austriacus Crembsensis, prepro- situs Subensis infulatus primus , Westseite: Anno, quo liberata Vienna, Vivarina (?) re- cuperala, Buda reducta, variis tropheis elata Austria quinto vielrieia vexilla infert Orienti. !) Der Propst Ernest leitete das Stift recht gut, starb am 25. August 1696 und wurde in der Frauenkapelle begraben. Sein schöner Krummstab, mit seinem Namen bezeichnet, be- findet sich jetzt in der Domkirche zu Linz. 1) Nach der gefälligen Angabe des Herrn Pfarrers Johann Hingsammer von Lohen. 30 Il. Abtheilung. Vom Propste Gregor IT. bis zur Auflösung des Stiftes, von 1696 bis 1784. Es folgte nun als Propst Gregor Il., (mit dem Zunamen Raissauer); er wurde zu Braunau am 20. Februar 1656 ge- boren, trat am 18. Sept. 1674 in das Chorherrnstift Suben, und legte unter der Regierung des Propstes Aquilinus am 13. Oktober 1675 die feierlichen Gelübde ab. Er studirte als Kleriker zu Dillingen die Philosophie und dann durch zwei Jahre nebst der spekulativen Theologie auch das Kirchenrecht. Am 20. August 1681 wurde er zum Priester geweiht. Er besass ausgezeichnete Talente und vortreffliche Aufführung, und wurde daher schon im folgenden Jahre 1682 am 26. Februar “ zum Dechante des Stiftes erwählt. Er bekleidete dieses Amt durch 14 Jahre sehr löblıch, erwarb sich die Liebe seiner Mitbrüder in hohem Masse, so dass er nach dem Tode des Propstes Ernest im Jahre 1696 bei der neuen Wahl am 30. September d. J. zum Propste erwählt wurde. Die Infulirung desselben verspätete sich aber wegen der ungemeinen Beschei- denheit und Demuth desselben und ungeachtet mancher, scharfer Aufforderung von Seite des bischöflichen Ordinariates zu Passau erst am 20. Mai 1709, um nicht in die Ungnade desselben zu verfallen, willigte er fast nothgedrungen ein und wurde zu Passau von Johann Raimund, gebornen Grafen von Lamberg 31 und Weihbischof v. Passau, in der Hofkapelle daselbst zugleich mit dem erwähnten Propste Korbinian von Aspach infulirt. Er regierte das Stift immer mit grosser Umsicht und Thätigkeit in den schwie- rigsten Lagen und erneuerte dasselbe fast ganz vom Grunde aus. Er begann sein grosses Werk gleich nach erhaltener Würde, und die Kommissäre,, welche bei der Wahl von Seite des Chur- fürsten von Baiern und des Fürstbischofes von Passau, Johann Philipp , gebornen Grafen von Lamberg , zugegen gewesen waren, besichtigten und untersuchten das Stiftsgebäude, welches damals in einem sehr schlechten Zustande sich befand und von dem manche Theile sogar den Einsturz drohten. Besonders baufällig und unbequem waren auch die Wohnzimmer der Chorherren und das gemeinschaftliche Wärmezimmer oder Museum. Unterm fünften December 1696 erschien dann ein Befehl des Erzbischofes von Passau, dass von Seite des Stiftes alle Mühe angewendet werden sollte, um sich die nöthigen Mittel zum Baue desselben zu verschaffen und ihn so bald als mög- lich zu beginnen. Der Propst wendete sich nun an den geistlichen Rath zu München und bat ihn zu bewilligen, dass die zum Baue des Klosters nöthigen Summen von den Gotteshäusern des Rentamtes Burghausen geliehen und vorgestreckt werden möchten. Seine Bitte wurde bald erfüllet, denn schon am 23. April 1697 wurde ein chürfürstlicher Befehl ausgefertiget und dem Propste be- williget, dass ihm die Baukosten mit 20731 fl. von den Kirchen jenes Rentamtes gegen künftige Wiedererstattung, jedoch ohne Interessen, erlegt werden sollten. Dieser Befehl erging, dann von der Regierung zu Burghausen an die Gerichte wegen Ein- bringung dieser Summe und es erfolgten äuch 1697 und 1698 einige Einlagen, Es wurden nun zu dem Baue viele Materialien gesammelt und zuerst das Schlachthaus und die Bäckerei, welche sich im schlechtesten Zustande befanden, ganz neu erbauet. Schon am 15. Januar 1697 bat der Propst die churfürstliche Hofkammer um grosse, schon zugerichtete Steine, welche beı 32 der Befestigung von Schärding übrig geblieben waren, und es wurden ihm auch 75 derselben unentgeldlich bewilliget, welche dann im Januar und Februar 1698 auf Schlitten zu dem Stifte gebracht wurden (auch 1699 wurden noch 100 Stücke dem- selben geschenkt.) Im Jahre 1697 sorgte der Propst auch für eine bessere Ordnung in dem Archiv und in der Registratur, wo es schlecht aussab, und liess in der Prälatur selbst zu diesem Zwecke drei neue, grosse Kästen machen, die Akten- stücke und Privilegien durchlesen, ordnen und numeriren. Auch brachte er eine Sache glücklich zu Ende, worüber schon 1583 ein Vergleich abgeschlossen worden war, aber mancher Streit herrschte zwischen dem Stift Suben und dem Kloster Formbach und ihren Unterthanen wegen mehrer Marksteine und der Gränzen ihrer Besitzungen, von jenen waren seither wieder manche zu Grunde gegangen, nun aber wurden die Gränzen genau bestimmt, die Steine gesetzt und unterm Datum vom 18. Juni 1697 darüber eine Urkunde ausgestellt. Der Abbt Wolfgang von Farnbach erhielt ein Exemplar davon und der Propst von Suben Eines; beide wurden in diesem Stifte am 18. Juni ausgefertigt und mit Unterschriften versehen. Der Propst bat auch am fürstlichen Hofe zu Passau um Erneuerung des alten Privilegiums, vermöge dessen das Stift seinen Wein jährlich mauthfrei zu Passau vorbeiführen durfte (worüber es sich auswies), welches seit längerer Zeit nicht mehr beobachtet worden war, Johann Philipp, Reichsfürst und Bischof zu Passau, erneuerte auch jenes Privilegium und das Stift erhielt die freie Durchführung der Vietualien und anderer demselben gehöriger Sachen zu Passau und zu Obernberg. 1) In diesem Jahre 1698 wurde auch das alte Conventgebäude und das Schlafhaus niedergebrochen, man fing dazu am vierten August an; diess geschah mit der Kanzlei, dem Saale, der Küche und dem halben Refectorium und den 14. September wurde 1) Datum zu Passau den 2, Juli 1698, 33 diese Arbeit vollendet. Man begann aber auch gleich vom Thurme an die Grundfesten aufzubauen und am 24. d. M. wurde sehr feierlich der Grundstein nach den herkömmlichen Vorschriften und Ceremonien gelegt. Das ganze Kapitel zog in Procession mit Vortragung des Kreuzes und unter Absingung der Litanei aller Heiligen voran, der Propst im Pluviale von zwei Diakonen begleitet folgte; der Zug ging an das äusserste Ende des neuesten Refectoriums gegen Norden, wo der Grund- stein lag, worin ein versiegeltes Kapsel von Zinn war, in dem einige Reliquien und ein kaiserlicher und ein bairischer Reichs- thaler nebst einer lateinischen Inschrift auf Pergament sich be- fanden. Diese enthielt das Jahr und den Tag der Grundstein- legung, den Namen des Propstes, des damaligen Churfürsten und des Fürstbischofes von Passau, dann aller Priester und Kleriker, welche schon Profess abgelegt hatten; sie waren folgende: Priester: Albert Schacher, Dechant. Michael Dessenreuter, Senior. Johann Arxeder. Aquilin Landrachinger. Quirin Pisenberger. Floridus Nidermayr. Anton Maderegger. Ernest Wagner. Franz Mitterreitter. Augustin Klaus. Gottfried Mitterer, Lambert Kran- zinger. Wilhelm Munzenrieder. Glerici professi: Josef Haslauer. Ambros Tanzer. Ildefons Kranzinger. Gau- dentius Prey. In diesem und dem folgenden Jahre sorgte der Propst Gregor auch für die Sicherheit des Stiftsgebäudes von Seite des Inn und liess mehrere Arbeiten zum Schutze desselben vollziehen. 1699 machte Hanns Steinwendtner eine Stiftung zum Seelenheile seiner beiden verstorbenen Frauen zu der Pfarre St. Margarethen in der Steiermark bei Wildon, welche schon seit langer Zeit dem Stifte Suben einverleibt war und wo Jaınals Franz Mittereder aus demselben als Pfarrvikar sich 3 34 befand. Er vermachte nämlich eine Hofstätte sammt zwei Wiesen, dagegen jährlich für ihn und seine Frauen zwei heilige Messen gelesen werden sollten. Die Urkunde wurde am 21. Januar 1698 ausgestellt, kam aber erst an den Pfarrer am 1. März 1699. Da der Stifter im Jahre 1702 starb, so fiel dann auch sein Vermächtniss an den Pfarrhof. Im Jahre 1699 wurde der Bau des Stiftes thätig fortgesetzt, die Grundfesten wurden gänzlich ausgemauert und am ersten April begann man den ersten Stock aufzubauen. Es wurden dann das Refee- torium, zwei grosse und vier mittlere Zimmer, die Küche, ein Keller und vier Stiegen, deren Stufen von Eichenholz waren, hergerichtet, bis 14. November war der erste Stock vollendet und unters Dach gebracht. Das gresse Zimmer wurde von Peter Kamuzzi aus Passau mit Stukatur- Arbeit ausgeziert. In diesem Jahre schlossen auch das Stift Suben und das Kloster Rein in der Steiermark einen Vertrag ab. Es lagen nämlich grosse Lasten auf der Pfarre St. Margareth, worüber sich die Vikäre schr beklagten. Der Propst und das Kapitel von Suben überliessen nun vier dazu gehörige Unterthanen, welche vermischt unter jenen der dem Kloster Rein zustän- digen Herrschaft Rohr lagen, sammt dem Zehente und den kleinen Rechten ım Dorfe Pastorf, diesem Stifte, welches da- gegen alle Steuern, Lasten, landschaftliche Forderungen u, s. w. der Pfarre St, Margarethen für ewige Zeiten übernahm. Dieser Vertrag wurde abgeschlossen mit Wissen und Einwilligung des Fürsten von Eggenberg und Herzogs von Krumau Johann Seifried, als Vogtherrn des Stiftes Rein zwischen dem Propste Gregor und dem Kapitel von Suben und dem Abbte Jakob von Rein nebst dem Convente daselbst, er sollte gültig sein und in Kraft treten vom Beginne des Jahres 1699. Darüber stellten der Abbt Jakob, der Prior Wolfsang und der Gonvent von Rein am 13. Juli 1699 einer Seits und der Propst Gregor, der _ Dechant Albert und das Kapitel von Suben anderer Seits unter dem nämlichen Datum die Urkunden aus. Vermöge derselben 35 kamen drei Huben und eine Hofstatt, vier Unterthanen zu Pastorf, welche jährlich zusammen 3 Gulden vier Schillinge steuermässigen Zins, dann zinsmässige drei Viertel Weitzen, 24 Hühner und 70 Eier, nebst einem Gulden sechs Schillinge ge- wöhnlicher Leibsteuer und 4 fl. 6 Sch. 12 Pfennige Holzlacker- geld dienten sammt dem ganzen Zehent zu Pastorf, den dazu gehörigen Kleinrecbten und andern Dienstbarkeiten und Robot mit Anfang 1699 an das Kloster Rein, dieses übernahm aber die auf dem Pfarrhofe zu St. Margareth haftenden 18 Pfund Geld 4 Schillinge, 19 Pfennige sammt 6 fl. 4 Sch. 5 Pf. Con- tribution, mithin auch alle auf besagte Pfundgeld belaufende Landeslasten und Anlagen, wie sie immer heissen mögen oder künftig aufgelegt werden ohne Ausnahme. Die besiegelten und unterfertigten Urkunden wurden gegeneinander ausgewechselt. Der Pfarrer zu St. Margarethen, Franz Mittereiter war überhaupt für diese Pfarre sehr besorgt und da er kaum das nöthige Holz für den Pfarrhof besass, so brachte er es dahin, dass Johann Pergler, Gastgeb zu Lebring in jener Pfarre, Kirchenpropst daselbst, und seine Frau Maria ihren erkauften Wald am Taxenberg, zur Herrschaft Freipichl dienstbar, dem Pfarrhof nach ihrem Tode vermachten, wogegen der jeweilige Pfarrer jährlich eine heilige Messe für dieselben und ihre Erben lesen sollte. Die Urkunde, von ihnen ausgestellt, war datirt: Lebring den 24. April 1699. !) Karl Ludwig, Freih. v. Puechbaum, als Besitzer der Herr- ehaft Freipichel, k. k. innerösterr. Regimentsrath, bewilligte und bestätigte diese Schenkung durch einen von ihm ausgestellten Kaufbrief gegen Entrichtung der Gebühr und immerfort der ge- wöhnlichen Dienstbarkeit: als Zins, Steuer u. s. w,, wie es im Ur- barium enthalten war. Und weil dieses Holz gleichsam ewig bei dem Pfarrhofe St. Margarethen verbleiben sollte u. also keine sonst gebräuchliche Veränderung stattfinden würde, so wurde bestimmt, 1) Das Original befand sich im 18, Jahrhundert noch im Stifte zu Suben, 3 * 36 dass allmal nach Verlauf von 20 Jahren eine neue Schätzung vorgenommen und hiervon der gewöhnliche zehnte Pfennig Kauf- recht nebst dem Briefgeld gereicht werden solle, wenn das nicht geschieht, so sei das Wäldchen der Herrschaft verfallen. Datirt Herrschaft Freyenpichl den 10. März 1700. In diesem Jahre 1700 wurde der Bau zu Suben wieder fortgeführt, am 15. März begann die Arbeit, es wurde das alte Kapitel zum Theil abgebrochen, der untere Kreuzgang und die Küche gewölbt, die Zimmer mit allem Nöthigen versehen, hergerichtet und wohnbar gemacht, und so der erste Stock vollendet. Dann grub man die Grundfesten zum andern Theile und zum Keller daselbst, diess dauerte bis 13. November. Auch wurde der im Jahre 1698 erbauete Ziegelofen im Kuhdobel vergrössert, um schneller den Bau beendigen zu können. Uebrigens hatte das Stift Suben drei sehr alte Privilegien, welche es damals benützen wollte, indem es vermöge derselben alle Baumaterialien und Vietualien, die es selbst bedurfte, ganz frei an den hochfürstlichen, salzburgischen Mauthen vorbei- führen durfte. Da es nun damals Eisen, Gyps und andere Sachen benöthigte, so bat der Propst Gregor unter Vorweisung jener Privilegien um Bestätigung derselben und um einen Mauthfreiheitpass, diess war schon am 14. Juli 1699 ge- schehen , aber erst am 29. Januar 1701 wurde von Johann Ernst, Erzbischof von Salzburg, die Confirmation ausgestellt, so dass zwar die Vorsteher des Stiftes das Nothwendige an den Zollstätten Werfen, Lueg, Salzburg, Laufen und Tittmoning maulhfrei vorbeiführen könnten, sie mussten aber jedes Jahr um diese Befugniss einschreiten und ordentlich specificiren, was sie an Vietualien oder Baumaterialien und zu welchem Zwecke sie dieselben bedürfen. Das Stift suchte dann um einen Freiheitspass für 40 Zentner Eisen an, allein es erbielt keinen, sondern es wurde den Mauthnern aufgetragen, dieses Eisen frei durchzulassen, was auch geschah. 37 Der fleissig fortgeführte Bau des Stiftes hatte bisher schon sehr Vieles gekostet, von den 20730 Gulden, welche dasselbe im Jahre 1697 aus den Kirchengeldern erhalten hatte, waren nur mehr 8232 fl. vorhanden und es war noch der dritte Tbeil des Stiftes zu erbauen. Der Propst reichte daher wieder eine Bittschrift bei dem churfürstlichen, geistlichen, geheimen Rathe zu München am 19. Februar 1701 ein, dass ihm noch ferners von den Kirchengeldern 10000 Gulden ohne Interesse geliehen werden möchten, allein die Regierung zu Burghausen machte darüber einen sehr ungünstigen Bericht und beschuldigte sogar das Stift, dass es ein zu prächliges Gebäude aufführe, wie ‚es gar nicht nöthig sei; der geistliche Rath ertheilte hier- auf dem Propst einen abschlägigen Bescheid, worüber derselbe sehr traurig war. Allein er ruhte nicht, weil er die Nothwen- digkeit der Vollendung des Baues einsah. Er suchte um eine Commission zur Besichtigung desselben an, bat den Fürstbischof von Passau um seine Fürsprache und mehre Grosse um ihre Verwendung. Da wurde dann der Hofzimmermeister zur Unter- suchung nach Suben geschickt, welcher sich günstig aussprach, die Regierung zu Burghausen machte nun selbst einen für das Stift wohlwollenden Bericht und der geistliche Rath zu München bewilligte am 9. September 1701 die Summe von 10000 fl. aus Kirchengeldern zur Vollendung des Baucs aufzunehmen, worüber nun im Stifte eine grosse Freude herrschte, es hatten jedoch die verschiedenen Honorare gegen 600 fl. betragen. Die Gelder selbst wurden zwar nur langsam und mit vieler Mühe eingebracht, aber man setzte doch den Bau vom 30. März an- gefangen rasch fort, Errichtete den langen Conventtrakt sammt dem’ Garten - Vorsprung und andere Zimmer daselbst, die De- chantei, das Museum und die Bibliothek, Alles wurde mit dem Nothdürfligen versehen, und in die Gastzimmer des ersten Stockes neue Betten und einige Gemälde angeschafft. Der Bau und die Einrichtung dauerten bis zum 22. April 1702. Damals begannen aber für das Stift und das ganze Land 38 Baiern traurige Jahre durch den sogenannten spanischen Erb- folgekrieg. Es war nämlich König Karl I. von Spanien der letzte männliche Sprosse der österreichisch - habsburgischen Linie in diesem Lande am 1. Nov. 1701 gestorben. Kaiser Leopold I. hatte sehr gegründete Ansprüche auf diese Monar- chie, allein Frankreich hatte es durch vielerlei Kunstgriffe zu- wege gebracht, dass König Karl II. den Enkel König Ludwigs XIV. von Frankreich, Philipp von Anjou, in seinem Testamente zum Erben seiner Reiche ernannte. Dieser wurde auch am 24. November zu Madrid als König ausgerufen und die verschie- denen Provinzen Spaniens huldigten ihm. Der Kaiser aber er- klärte das Testament als nichtig und ungiltig und kündigte Frankreich den Krieg an, welcher auch im Jahre 1701 ın Italien begann. Viele Fürsten traten dem Kaiser bei, aber andere, worunter besonders der Churfürst von Baiern sich befand, traten auf die Seite Frankreichs und Philipps, welcher der Sohn seiner Schwester war. Der Churfürst kam nun aus den spanischen Niederlanden, wo er zugleich Gouverneur war und sich einige Jahre in Brüssel aufgehalten hatte, nach Baiern zurück und langte im Juni 1701 zu München an. Zu dieser Her- reise und zur Fortschaffung der Bagage mussten alle Klöster in jenem Lande einen mit vier Pferden bespannten Wagen sammt zwei Knechten nach Wertheim am Main stellen, Suben aber gab wegen dieser Fuhr am 19. Mai 1701 zum Hofzahlamte München 75 Gulden Geld, wofür daselbst eine andere Fuhr aufgenommen wurde. Nun begannen in Baiern die Kriegs- rüstungen, zuerst mussten alle Pferde beschrieben und von dem Bezirke, worin Suben lag, am 9. Juli nach Ried gestellt werden, von den zwölf Pferden jedoch, welche das Stift dahin schickte, wurde keines behalten, aber den Bauern wurden viele weggenommen, man versprach zwar dafür Bezahlung, hielt aber nicht Wort. Bei diesen kriegerischen Anstalten wurde doch auch das kirchliche Wesen und der Schmuck des Stiftes nicht vernach- 39 lässiget, so wurde am 12. Dezember 1701 der heilige Leib des Märtyrers Benignus nach Suben gebracht, welcher dureclı den P, Adrian von Ahamb, gewesenen Provinzialen der Capu- ziner, als er zu Rom sich aufhielt, jenem Stifte verschafft worden war. Ein Pilger aus Rom überbrachte den Leichnam (der aber nieht ganz vollständig war), in einem verschlossenen und versiegelten Kästchen, er erhielt dafür 16 fl., und die Nonnen alldort, welche den h. Leib eingefasst hatten, bekamen 24 fl. Dieser wurde aber dann zu den englischen Fräulein nach München geschickt, welche ihn noch mehr mit den von Suben dahin gesendeten Perlen und Edelsteinen verzierten. Im folgenden Jahre 1702 wurde der Bau des Stiftes am 25. April wieder begonnen, dann der zweite Stock vollendet und eingerichtet und der dritte und letzte CGonvent- oder Sacristei - Trakt grösstentheils aufgeführt. Die Zimmer der Priester wurden mit neuer Einrichtung versehen und die Stukador - Arbeiten fortgesetzt. Während dieser Zeit sah es immer kriegerischer im Lande aus, die Mannschaft wurde ergänzt oder neu ausge- hoben, Pferde und Rüstwägen mussten auf den 4. Sept. 1702 nach Burghausen von je sieben Höfen Einer und Ein Knecht gestellt werden. Suben trafen zwei Stuckpferde und ein Knecht, welche jedoch nach einem halben Jahre, aber in schlechtem Zustande, wieder zurückkamen. Die baierische Armee versam- melte sich in der Gegend von Augsburg und Niemand wusste, was geschehen würde; da überrumpelte der Churfürst die Reichsstadt Ulm durch List und eroberte auch Memmingen, wobei der Hauptmann Royer durch eine Kanonenkugel ge- tödtet wurde, diese ging zwar nicht ein, weil er fest war, jedoch that ihn solche inwendig zerquetschen und zurück- werfen, so dass er von Stund an starb (so erzählt die Chronik von Suben!!). An den Gränzen von Baiern gegen Oesterreich, Tirol, Salzburg und Passau wurden Linien gezogen, Schanzen und 40 Blockhäuser errichtet, und in den Wäldern Verhaue gemacht, Schärding wurde befestiget und auch St. Willibald mit Pali- saden umgeben. Am 19. October hatten die Stände eine Bittschrift an den Churfürsten erlassen, er möchte doch zum Wohle des Landes und der Unterthanen den Frieden erhalten ; welches er auch in seiner Antwort an dieselben vom 30. Oktober aus seinem Hauptquartiere Ehingen versprach, allein er müsse sich auch rüsten und werde den Kampf aufnehmen, wenn es nöthig sei. Da er jedoch Ulm und Memmingen nicht räumen wollte und man seine Pläne durchschauete, so wurde er im November 1702 sammt dem Könige von Frankreich zu Wien und Regens- burg, dann auch in andern Orten und endlich am 1. Dezember zu Passau öffentlich als allgemeiner Reichsfeind bei Trompeten- schall und Trommelschlag ausgerufen. Am 19. d. M. kam derselbe nach Schärding, um die Festungswerke zu besichtigen, am 21. machte der Propst Gregor von Suben mit dem Propste Theobald von Reichersberg ihm dort seine Aufwartung und beide wurden sammt dem Abbte Wolfgang von Formbach von ihm zur Tafel gezogen. Der Churfürst reiste dann über Braunau und Burghausen nach München. Im Jahre 1703 ward es immer ärger und kriegerischer, welches auch auf den Bau zu Suben einen schlechten Einfluss hatte, erst den 18. Juni wurde derselbe wieder fortgesetzt, aber nur mit fünf Männern, man arbeitete bis zum dritten Oktober und vollendete fast ganz den dritten Trakt. Die Kriegessachen hatten übrigens schon im Januar d, J. begonnen, die kaiserlichen Truppen besetzten Passau und das Schloss Neuburg am Inn, sonst aber verübten sie keine Feind- seligkeiten in Baiern. Daselbst hob man viele ledige Bauern- Bursche zum Soldatendienste aus und es wurden auch, wie die Chronik von Suben erzählt, alle Schergen oder Amtleute beschrieben und deren viele ausgesucht, dann mit Pferden 41 und Gewehren versehen und so zum Kriege verwendet. Man nannte sie Rumorknechte und sie mussten den Soldaten überall die Wege und Ortschaften zeigen, Bothen und Fuhren verschaffen. ?) Am 24. Januar hat der Propst von Suben auf das vom Churfürsten an das Stift mit eigener Hand unterschriebene sehr bewegende Schreiben in Betreff eines Anlehens zu den Kriegs- Auslagen, welches einst zurückbezahlt und von dem immer die Interessen verabreicht werden sollten, 500 Gulden, wie man verlangt hatte, verabfolget; er gab es auch gerne, weil andere Klöster sogar 2—3000 fl. zahlen mussten. Auch die Kirchen mussten zu dem Anlehen beisteuern, daher das Stift Suben noch dazu die von der St. Katharina Kapelle zu Pfaffing ?) geforderten 25 fl. vom Klostergeld be- zahlte, weil es Vogtei und Schirmherr war und die Kirche kein Geld hatte. Der Churfürst belagerte den 31. Januar 1703 die Stadt Neuburg an der Donau und eroberte dieselbe am 3. Februar, welche von kaiserlichen und fränkischen Reichstruppen besetzt war, Auch wurden um diese Zeit die Linien gegen das Land ob der Enns oder das sogenannte Landl mit baierischer Land- wehre und der passauische Markt Obernberg sammt dem Schlosse ohne Widerstand besetzt, weil der Churfürst die freie Passage auf dem Inn haben wollte. Indessen hatten sich aber die kaiserlichen Truppen in Oberösterreich gesammelt, unter ihnen waren viele sächsische Hilfstruppen zu Fuss und zu Pferd. Am 2. März 1703 rückten sie, beiläufig 12000 Mann stark, unter dem Befehle des Generales von Schlick gegen die baierischen Schanzen an der Gränze, eroberten sie mit leichter Mühe und versprengten die Landwehre. 1) Diesen Krieg zwischen Oesterreich und Baiern hat der Chorherr von St. Florian J, Gais- berger weitläufiger beschrieben : Museal - Zeitschrift von: Linz 1842 — 1843. 2) Pfaffing zur heiligen Katharina ist eine Filialkirche zur Pfarre Rainbach im Innkreise gehörig, 42 Nun ergossen sie sich wie ein Strom in die benachbarte Gegend, plünderten und verwüsteten Alles und quälten die Bauern auf jämmerliche Weise. Besonders arg trieben es die Sachsen, sie rückten bis über Raab und plünderten die in der Nähe liegenden Filialkirchen St. Willibald und St. Jakob an der Saleth (nun eine Filiale von Willibald, genannt St. Jakob zu Antlangkirchen), und nahmen die Messgewänder, Altartücher u. Ss. w. weg. Dann raubten sie in der Hofmark Zell die Pferde, aus dem Pfarrhofe daselbst führten sie drei hinweg. Sowohl die Pfarre Raab mit den Filialen als jene von Zell waren dem Stifte Suben einverleibt, der Schaden traf also auch dasselbe. Endlich zogen die kaiserlichen Truppen nach Ried, welches sie besetzten, von dort nach Auroldsmünster und Ort und man besorgte einen Angriff auf Schärding; Alles flüchtete sich in die Wälder und an den Inn, und als die Truppen gegen Taufkirchen (unweit von Siegharting), vorrückten, welches auch eine nach Suben gehörige Pfarre war, flüchteten sich sehr viele Leute in dieses Stift mit Kindern, Vieh und Habseligkeiten, ungeachtet auch hier keine Sicherheit war, da die kaiserlichen Truppen sehr nahe waren. Den 9. März schickten zwei Hauptleute derselben, welche in dem an der Strasse nach Schärding liegenden, kaum eine Stunde von Suben entfernten Schlosse Teuffenbach sich befanden, einen Brief in das Stift, dass man ihnen Fische und Getränke schicken möchte, weil das Schloss von den Be- sitzern ganz verlassen wäre, man willigte auch in ihr Begehren. Zum Glücke kam kein feindlicher Soldat in das Stift, denn plötzlich zogen die Kaiserlichen von Taufkirchen gegen Scharten- berg und Eisenbirn in der Pfarre Münzkirchen und schlugen dort ihr Lager auf. Da kam aber schnell und unerwartet der Churfürst über Schärding heran, überfiel die kaiserlichen Truppen am 411. März und schlug sie in die Flucht, sie zogen sich jedoch unverfolgt in das Land ob der Enns zurück und die Gegend um Suben hatte nun kurze Zeit Ruhe vor ihnen. Da 43 jedoch der Churfürst aufwärts in die Pfalz zog, sammelten sich die Kaiserlichen wieder um Peuerbach und Riedau und brachen am 28. März 1703 bei letzterem Orte und bei Raab in Baiern ein, plünderten und führten das Vieh hinweg. Nun wurde Suben wieder mit Flüchtlingen angefüllt, die Feinde kamen nach Taufkirchen, wo der sächsische General von Schulenburg sich befand, von dem der dortige Pfarrer Ernest Wagner, ein Mitglied des Stiftes Suben, gegen 54 Gulden einen Salva- Quardia-Brief erhielt, es wurden jedoch alle Lebensmittel auf- gezehrt und ein Reitpferd weggenommen. Bald aber zogen sich die Truppen nach Passau und eroberten Vilshofen, welches sie bei Annäherung des Chur- fürsten wieder verliessen, der nach Schärding kam, Neuburg am Inn eroberte und den Neuburger-Wald verhauen liess. Dann begab er sich nach Donauwörth und erwartete die Ankunft der Franzosen. Dieses benützten die Kaiserlichen, rückten bei Haag wieder an die baierische Gränze und schickten von dort am 30. April an alle Herrschaften Brandbriefe. Ein solcher kam auch nach Suben, man begehrte 8000 fl. Contribution binnen vier Tagen, geschähe es nicht, so würde die Summe verdoppelt, man drohte mit Plünderung und Brand des Stiftes. Dergleichen Briefe erfolgten auch an die Pfarren des Stiftes, von denen Getreide und Vieh in dasselbe geflüchtet wurden. Am 17. Mai erschienen neuerdings Brandbriefe, am 27. rückten die Kaiserlichen schnell auf Ried, Gurten und Altheim, welches sie gänzlich ausplünderten, dann begaben sie sich eilig über Ried nach Haag zurück. Da man im Stifte Suben immer einen neuen Zug besorgte, so trug man dem Verwalter in Raab am 2. Juni auf, im Namen desselben mit den kaiserlichen Commissären wegen der Contribution zu unterhandeln und man kam übereins, dass das Stift für sich und die drei einverleibten Pfarren und für die Unterthanen 1100 fl. erlegen sollte, was auch geschah. Dazu trugen diese Pfarren 500 fl. bei, es wurden aber auch dagegen Sicherheitsbriefe ertheilt, Am 12. Juni kam, 44 wie es der Pfarrer von Raab, Anton Maderegger, dem Stifte berichtete, der kaiserliche General Soları von Passau mit meh- reren Tausend Mann nach Enzenkirchen, (eine Filiale von Raab damals) marschirte dann über Raab, nahm im Pfarrhofe fünf Pferde ungeachtet des Sicherheitsbriefes weg, allein der Pfarrer folgte den Truppen in das Lager nach und erhielt von den Generälen die Pferde zurück, nur musste er für jedes zwei Gulden erlegen, er bekam auch gegen Bezahlung eines Du- katen einen Soldaten als Sicherheitswache, welche auch ge- achtet wurde. Dann rückten die Truppen auf Dorf, unweit Riedau, wo auch der General Schlick zu ıhnen kam. Noch längere Zeit dauerte die Nachbarschaft derselben und der Chur- fürst von Baiern schützte sein Land wenig von dieser Seite; er zog vielmehr mit dem grössten Theile seines Heeres nach Tirol, wo er sich mit dem aus Italien heranrückenden franzö- sischen General Duc de Vendome vereinigen und dann mit ihm ins Herz von Oesterreich einbrechen wollte. Anfangs gelang auch der Zug, die Baiern eroberten Kufstein und Rattenberg, Innsbruck ergab sich, andere Pässe wurden erstürmt und der Plan schien seiner Vollführung nahe, da erhoben sich plötzlich die Bauern ın Tirol, feuerten auf die Baiern, erlegten eine Menge, verrammelten die Schluchten und Wege, so dass end- lich der Churfürst gezwungen wurde, Tirol ganz zu räumen, was jedoch nur mit grossem Verluste geschah. Längere Zeit hielt man ihn für todt, bis er sich endlich wieder an der Spitze seiner Armee sehen liess. Die kaiserlichen Truppen , welche im Lande ob der Enns und zu Passau lagen, führte damals Graf Reventlau, ein Däne, an, welcher aus jener Stadt am 25. Juli 1703 ein Schreiben erliess, worin er vom Stifte Suben binnen drei Tagen eine grosse Portion Fourage forderte, man entschuldigte sich mit der Unmöglichkeit, allein der General schrieb am 13. August aus seinem Hauptquartier Roitb bei Hofkirchen an das Stift, dass man am 15. ins Lager kommen und dort accordiren solle. 45 Bevor jedoch dieses geschah, rückte er mit den Oesterreichern und Dänen über Zell, Raab und Taufkirchen vor. Im Pfarrhofe zu Zell lag ein Oberstlieutenant mit 60 Reitern, die dahin ge- hörige Filiale Jebling wurde ganz ausgeplündert, zu Taufkir- chen und Rainbach wurden die Monstranzen und das Ciborium aus dem Tabernakel, ferner vier Kelehe, silberne Gefässe und Paramente geraubt, zu St. Jakob, einer damaligen Filiale von Taufkirchen, nahe bei Rambach , alle Leuchter und das Leinen- zeug weggenommen und der Pfarrhof zu Taufkirchen gänzlich geplündert, diess geschah grossentheils durch die Dänen. Es kamen sogar einige Soldaten nach Marienkirchen, eine halbe Stunde von Suben entfernt, und wollten die Kirche plündern, sie wurden aber in derselben von baierischen Husaren gefangen genommen und nach Schärding gebracht. Bei diesen Schreekenszenen wurde noch am 15. August Abends der Priester und Kastner (Juarin Pisenberger in das feindliehe Lager bei Münzkirchen geschickt um wegen der Gon- tribution zu unterhandeln, er wurde aber am folgenden Tage von dem Generale beauftragt, nach Passau zu gehen, und mit dem Kriegskommissariat zu accordiren, indessen sollte dem Stifte nichts geschehen. Es mussten dann 511 Gulden anstatt der geforderten Naturalien bezahlt werden. Am 23. August zog Reventlau, bei 8000 Mann stark, von Passau gegen den Neuburger - Wald, verjagte die baierischen Posten und lagerte sich am folgenden Tage vor Schärding bei Neuhaus, am 26. begann die Beschiessung, es flüchteten sich viele Bewohner nach Suben und Reichersberg, besonders Greise, Weiber und Kinder, ‘welehe unter Thränen und Heulen die Flammen sahen der brennenden Häuser, und den Donner der Kanonen hörten. Doch bald zog Reventlau wieder über Farn- bach und Neuburg nach Passau, nach der Chronik von Suben, durch einen falschen Lärmen auf der rechten Seite des Inn aufgeschreckt, dass ein baierischer Entsatz angekommen sei, aber er hatte Grund genug, solchen zu erwarten. 46 Von baierischer Seite wurden wieder Stellungen von le- digen Bauernknechten, Fourage- und Getreidelieferungen aus- geschrieben, letztere besonders vom Secular-Clerus eingefordert, aber auch von jeder der Pfarren Zell, Raab und Taufkirchen 50 fl. von der Münchner - Hofkammer verlangt; sie machten aber dagegen tüchtige Vorstellungen , besonders dass sie dem Stifte ad mensam incorporirt seien, welches ohnehin zahlen müsse, sie wurden auch freigesprochen. Auf der andern Seite schrieben die Kaiserlichen, welche zu Passau waren , CGontribu- tionen aus, es sollten Schanzarbeiter gestellt werden, um Maria Hilf alldort zu befestigen, dieses verboten aber die Baiern und die Priester kamen besonders in die Klemme, weil sie es von der Kanzel verkünden sollten, und der Pfarrer Klein von Münz- kirchen, welcher es that, wurde von baierischen Husaren nach Schärding abgeführt. - Um diese Zeit verschanzten sich die kaiserlichen Truppen . besonders auch zu Willibald, dort lag der Oberstlieutenant Gugthal mit 400 Mann, es wurden dazu Anfangs kaiserliche , dann aber meistentheils benachbarte, baierische Bauern zu dieser Schanzarbeit gezwungen. Der Kommandirende verlangte sogar vom Stifte Suben einen eigenen Priester, welcher dort an Sonn- und Feiertagen Messe lesen sollte, es wurde auch Ambrosius Danzer dorthin geschickt. Den Oberbefehl über die kais. Truppen erhielt am 10. Oktober Johann Franz Graf von Gronsfeld, welcher am 24. d. M. 1703 aus Passau eine Contribution ausschrieb, zu welchem Zwecke sogar die Urbarien und andere Dokumente von den Herrschaften ausgeliefert wer- den sollten. Man berichtete dieses von Suben an die bairi- sche Regierung zu Burghausen, welche befahl, dieselben zur Verwahrung an diesen Ort zu schicken, was auch geschah. Uebrigens geschah von Willibald aus noch manches Arge, am 17. November wurde Enzenkirchen ausgeplündert und viele Bewohner gefangen nach Willibald abgeführt, Daher wurden nun auch die noch übrigen Kirchenschätze von Raab und 47 Enzenkirchen zum Landgerichte nach Schärding geflüchtet. Was die Contribution betrifit, so belief sie sich für Suben auf 2000 fl., aber der Bischof von Passau verwendete sich um Herabsetzung derselben. Indessen hatten sich 22000 Franzosen unter dem Marschall Tallard über den Rhein nach Baiern begeben, der Churfürst eroberte Augsburg den 14. Dez. und besetzte es mit 9000 Fran- zosen. Im Beginne des Jahres 1704 ging der Marsch des Chur- fürsten nach Schärding und die Klöster und die Unterthanen mussten viele Fourage liefern; dann wurde von ihm das Schloss Neuburg am Inn erobert, am 7. Januar begann sein Zug nach Passau, wo der General von Gronsfeld mit einer schwachen Be- satzung lag, also dass er nur wenig Widerstand leisten konnte, daher trug der Fürstbischof von Passau auf eine Kapitulation an und die Stadt ergab sich an die Baiern. Gronsfeld zog mit seinen Truppen nach Peuerbach,, auch bei Riedau lagerten kais. Soldaten und bei Willibald hatten sie sich verschanzt. Aber bald rückten die Baiern nach, am 12. Jänner waren sie schon ın Raab, am 13. vor Willibald, wo die Truppen nach manchen Gefechten die Schanzen verliessen, welche von den Baiern besetzt wurden. Am 43. d. M. kam der Churfürst selbst mit den übrigen Truppen in Zell an; da wohnten nun im Pfarrhofe der General Seefeld, ein Hauptmann und viele Bediente, sie hatten 40 Pferde bei sich, dann auch noch der Landrichter von Schärding mit Schreibern und Soldaten, alle diese musste der Pfarrer Lambert Kranzinger, ein Chorherr von Suben, umsonst ver- pflegen. Der Churfürst zog dann gegen Riedau, wo 500 Soldaten sammt bewaffneten Bürgern und Bauern lagen, welche sich tapfer wehrten, daber wurde der Markt bis gegen sieben Uhr Abends beschossen, indessen war aber die Besatzung und selbst die Bewohner davongezogen, und nun kamen der Pfarrer und zwei Bürger zum Churfürsten, zeigten ihm dieses an und baten um Gnade für den Ort, allein die Baiern plünderten den Markt und das Schloss, verwüsteten Vieles und trieben es 48 sehr arg, selbst die Bauern halfen dazu, nur der Pfarrhof wurde verschont. Der Churfürst verweilte den 14. Jänner in Riedau, begab sich wieder nach Zell und schrieb eine Con- tribution von 600000 fl. für Oberösterreich aus. Von da begab er sich über St. Willibald nach Peuerbah, wo er ohne Wieder- stand einzog und im Schlosse zwei Tage verweilte, indessen streiften seine Truppen weit herum, und plünderten allent- halben, sie kamen sogar bis Eferding und man bielt: zu Linz schon die Contribution in Bereitschaft und richtete das Schloss zur Wohnung des Churfürsten ein. Die Baiern verbreiteten sich im Lande, trieben alles Vieh zusammen, machten überall Beute und hausten gewallig. Sogar baierische Bauern und Bewohner der Hofmark Zell wandelte die Lust an, Beute im sogenannten Landl zu machen, allein sie trugen von den österreichischen Bauern nur Schläge, aber kein Geld davon. Dieser Uebermuth und die Plünderungen im Lande ob der Enns dauerten jedoch nicht lange, es rückten Truppen heran, der Landsturm trat gewaltig auf, der Churfürst musste zurück- zichen, das Schloss Starhemberg blieb noch besetzt und die Gränzen wurden vertheidiget, allein schon am 22. Januar fielen kaiserliche Truppen und Bauern in Eberschwang ein, und plün- derten, eroberten auch Starhemberg, und am 25. die Schanzen von Willibald, am 26. wurde der Pfarrhof von Raab ausge- plündert, der Pfarrer hatte sich nach Suben geflüchtet, sein Aushilfspriester Gottfried Mitterer war geblieben, es wurde Alles zerschlagen, und als nichts mehr da war, erhielt es salva quardia! Auf ähnliche Weise trieben es die Husaren im Pfarr- hofe zu Zell, dann wurden Enzenkirchen und St. Jakob bei Rainbach, damals eine Nebenkirche, geplündert, die Kaiserlichen sprachen überall von Rache, die sie nehmen wollten wegen der argen Plünderungen der Baiern in Oesterreich; es war so schlecht, dass einige Zeit gar kein Gottesdienst in diesen Ge- genden abgehalten werden konnte. Zu dieser Zeit kam auch au den Hofmeister des Stiftes Suben zu Rossatz in Unter- 49 österreich, fast gegenüber von Dürrenstein, wo es auch Wein- berge besass, ein kaiserliches Dekret, wodurch bekannt gemacht wurde, dass der Kaiser alle baierischen, geistlichen und welt- lichen Güter, Gülten und Effekten, die in Oesterreich liegen, confisciren und sequestriren lassen wolle. Es sollen daher über die Effekten des Stiftes eine ordentliche Speeification, dann die Stiftbriefe und andere Documente, auch von sechs Jahren her die Rechnungen eingesendet werden, diess Alles bei zehn Du- katen Strafe. Dem Hofmeister wurde nun aufgetragen, vor dem judieium delegatum, welches zu diesem Zwecke in Wien ein- gesetzt war, zu erscheinen und zu erklären, dass alle Dokumente vor einem halben Jahre nach Burghausen eingeschickt werden mussten, daher nicht ausgeliefert werden könnten. Am ersten März wurden baierische Dragoner in der Hof- mark Suben einquartirt, der Oberste und mehrere Offiziere speisten im Stifte; diess dauerte neun Tage, dann zogen sie nach Reichersberg ; bald darauf mussten wieder Heu und Hafer nach Schärding geliefert werden. Am 16. April rückte General Gronsfeld von Haag über Geiersberg nach Ried, schickte überall Contributions - Briefe aus und begehrte vom Stifte Suben 4000 Gulden binnen fünf Tagen, sonst sollten Execution und Brand erfolgen — sie zogen jedoch bald wieder nach Haag zurück. Gronsfeld forderte aber von Wels aus nochmals jene Summe, das Kloster ent- schuldigte sich mit der Unmöglichkeit zu zahlen und bat um Verschonung, worauf einige Zeit Ruhe war. Aber am 26. Juni wurde auf Befehl des kaiserlichen Generals Thürheim von dem Kriegskommissariate Wels ein ernstlicher Brandbrief in das Stift geschickt, es sollten binnen sechs Tagen jene 4000 fl. bezablt werden, sonst würde mit demselben sehr arg verfahren werden. (Reichersberg sollte gar 11000 fl. zahlen!) Man entschuldigte sich am 28. Juni mit der Unmöglichkeit dieser Leistung, allein man nahm keine Entschuldigung an, und es verbreitete sich aus Raab der Lärmen, dass die Oesterreicher Suben überfallen 4 50 wollten, das Stift gab davon Nachricht an Schärding und Passau und es kamen 300 Mann Infanterie in das Stift, um es zu be- schützen, welche aber nun verpflegt werden mussten, es wurde daher Tattenbach, Kommandant zu Passau gebeten, dieselben wieder wegzubringen, was auch am 3. Juli geschah. Dann erbot sich das Stift nach Wels 1000 fl. zu bezahlen, der An- trag wurde aber verworfen, und man bat nun den Fürstbischof von Passau um Vermittlung; er sandte auch ein Empfehlungs- Schreiben für Suben, diess wurde sammt 4000 fl. an den General geschickt, welches ihm jedoch zu wenig war, endlich verabfolgte das Stift noch überdiess 500 fl. wegen der Con- tribution, dem General Thürheim 100 Dukaten, dem General- Adjutanten Schmidinger 100 fl., Taxe für den Salva - Quardia- Brief 8 fl., und überdiess mussten noch nach Riedau 100 österreichische Metzen Hafer und 100 Zentner Heu geschickt werden, letztere lieferten jedoch die dem Stifte einverleibten Pfarren. Auch wurden noch folgende Präsente gegeben: dem Verwalter zu Raab für seine Mühe 28 fl., dem Director zu Passau wegen seiner Intercession 15 fl., dem Notar 7% fl., dem Kanzellisten 2 fl. Am 2. Juli wurde die französisch - baierische Armee am Schellenberge von dem tapfern engländischen General Marl- borough geschlagen und Donauwörth erobert. Am 1. August mussten den Kaiserlichen zu Riedau vom Stifte Suben wieder 200 Metzen Hafer und 200 Zentner Heu abgeliefert werden, auch die Gemeinden von Zell und Taufkirchen mussten be- deutende Lieferungen machen. Am 4. August kamen die Do- kumente des Stiftes, welche nach Burghausen geflüchtet worden waren, wieder zurück. Den 13, August wurde die verbündete französisch-baierische Armee bei Höchstätt in Schwaben von dem Prinzen Eugen und dem Marschall Marlborough gänzlich geschlagen, und zog sich über den Rhein zurück. Auch der Churfürst that dieses, über- trug aber noch vorher, vermöge eines interessanten Akten- 51 stückes, welches auch nach Suben gelangte, die Regierung von Baiern seiner Gemalin. Es ist datirt aus Wiblingen den 17. August und addressirt an die zu München hinterlassenen geheimen Räthe, es lautet folgender Massen: Nachdeme Ihro churfürstliche Durchlaucht Dero Frtl geliebtesten Gemahlin Frauen Theresia Cunegunde den absoluten Gewalt und Authorität zue- gelegt, bey gegenwerttiger Dero abwesenheit und Entfernung von dem Landt die durchgehende Regierung sowohl in politieis als in den militaribus zu füehren, auch alles dasjenige zu beob- achten, zu handlen und zu traetiren, auch zu schliessen, was sye Ihro und dem Landt am besten zu seyn erachten werde, Als haben Sye diese Dero gnädigste Resolution hiemit zu declariren für guet angesehen und wollen vorderist Dero ge- haimbe Raths Dicasterium sambt all andern Collegiis sowohl zu München, als bey den Regierungen, wie auch alle Hof Civil und Militär Bediente, absonderlich aber alle Comendanten der Vesstungen Ulmb, Kopfstain (sie) Ingolstadt, München, Burg- hausen, Braunau, Schardting, Passau und sonsten nit weniger alle Stendt und Landtsunterthanen an die Churfürstin angewisen haben, dass menniglich deroselben als regierenden landsfürstin gehorchen und ihre ordres und befelch dergestalten vollziehen solle, als wan es der Churfürst selbst befelehete. — Die Churfürstin übernahm auch die Regierung, und erliess mehrere Verordnungen, aber der Stand der Dinge wurde immer schlechter und sie beschloss im Einverständnisse mit den Stän- den einen Vergleich mit dem Kaiser abzuschliessen. Es wurden auch schon Straubing und Passau den Kaiserlichen übergeben und am 7. November kam der Vergleich im Lager des römischen Königes Josef vor Landau zu Stande; dem Kaiser wurde ganz Baiern, das Rentamt München ausgenommen, welches sammt den Einkünften der Churfürstin verblieb, abgetreten, den Ständen ihre Privilegien bewilliget, die Truppen und Milizen abgedankt. In der Gegend am Inn sollte nun Schärding und auch Braunau von den Kaiserlichen besetzt werden, aber die Garnison daselbst 4* 52 rebellirte, und wollte ohne erhaltenen Sold nicht abziehen und verlangte, dass die Klöster indessen das Geld vorschiessen sollten. Der kaiserliche General Thürheim trug dem Stifte Truppen an zum Schutze gegen die rebellische Garnison von Schärding, allein es dankte dafür, indem es dieselben hätte verpflegen müssen und die Gefahr war so gross nicht. Am 24. Dezember kam Herr Fischer mit einem Lieutenant aus Schärding nach Suben und begehrte einen Vorschuss, man gab auch 1500 fl. gegen eine (Quittung her, dann kam eben- falls Geld aus München und die Truppen zogen ab. Schärding zahlte recht bald 400 fl. zurück, das Uebrige sollte entweder bei der Stadt anliegend bleiben oder zur Heimzahlung einiger von den Kirchen dem Stifte geliehener Gelder verwendet werden. Es ist auch ein genaues Verzeichniss vorhanden, was das Stift in den Jahren 1703 und 1704 den kaiserlichen Truppen an Contribution, Brandsteuer und als Betrag von Lieferungen zahlen musste: Dem General Schlick 1100 fl. — kr. « « Reventlau 511 « 15 « « « Thürheim 2033 « — « An Lieferungen . . . 462 « 30 « Summa 4106 fl. 45 kr. und weil die dem Stifte gehörigen Pfarrhöfe öfters ausge- plündert wurden, hat es auch von denselben die jährlichen Pensionen oder abzuliefernden Summen entbehren müssen. Da auch die Unterthanen des Stiftes öfters ausgeraubt und die Häuser Einiger abgebrannt worden waren, so konnte es von denselben wenig verlangen oder eintreiben. Dazu kamen die vielen Geldforderungen und Abgaben an Baiern. Dessen ungeachtet litt das Stift keinen besonderen Mangel und hatte nicht nöthig Geld aufzunehmen als jenes zum Baue des Stiftes, welcher in diesem Jahre fortgesetzt wurde. Man riss die Ringmauer gegen den Inn, die schon sehr schlecht 53 war, am 14. April nieder, und grub dann eine neue Grund- lage und führte die Mauer auf vom Wasserzimmer bis zum Museums - Vorsprung, es wurde auch der letzte Theil des Con- ventes ganz vollendet und unter das Dach gebracht, mehrere Gewölbe gemacht, dieser Trakt oder Theil angeworfen, wozu man wie bei den vorigen Anwürfen lauter gesottenes pechiges Tannenzapfen - Wasser zur Bereitung des Kalkes verwendete. Der Dachstuhl wurde auch zu Ende gebracht, die Fensterstöcke verfertiget und die Glastafeln eingesetzt; es blieb jedoch noch manches zu thun übrig, besonders auch in der Einrichtung des Gebäudes. Uebrigens zahlte in diesem Jahre Propst Gregorius am 4. December dem Prälaten Hieronimus von Reichersberg ein Kapital von 500 fl., welches der vorige Propst dieses letzteren Stiftes Theobald an Suben im Jahre 1696 ohne Interesse geliehen hatte, ganz zurück. Es wurde aber auch am 6. Juli 1704 von Johann Schäky, Handelsmann zu Schär- ding, eine ältere Schuld an Suben gegen 400 fl. betragend, zu- rückbezahlt. Wir können auch bemerken, dass der Propst Gregor in diesem Jahre 1704 als Zeuge und Assistent bei der Wahl des Hieronymus zum Propste von Reiehersberg sich befand, und von diesem Stifte dafür als Erkenntlichkeit drei Eimer unga- rischen Wein erhielt, wogegen er dem Kellermeister alldort zwei Dukaten, jeden zu 4 fl. 16 kr. und dem Binder 2 fl. als Honorar verabfolgte. Am 5. November d. J. wurde Gottfried Mitterer als Pfarrer nach St. Margarethen in der Steiermark ge- schickt; er bekam 30 fl. Reisegeld, wurde dort als Baier scheel angesehen und seine Anstellung erfuhr manche Hinder- nisse, er machte sich aber bald recht beliebt. Im folgenden Jahre 1705 wurde bei fortwährendem Kriege der Bau des Stiftes nicht fortgesetzt, da ohnehin zwei Stöcke zur Wohnung der Chorrherren hinreichten und der dritte desto mehr aus- trocknen konnte, aber einige Verbesserungen wurden vorge- nommen. Uebrigens war dieses Jahr ein sehr trauriges für 54 Baiern überhaupt und auch insbesonders für Suben. Es erlitt bedeutenden Schaden durch wiederholte Herabsetzung des baie- rischen und französischen Geldes, durch Quartiere und grosse Requisitionen. Die baierische Regierung hatte keine Gewalt mehr, das kaiserliche General -Kriegskommissariat kam nach Landshut und leitete eigentlich Alles. Die vorigen Regierungen zu Straubing, Burghausen und Landshut blieben zwar, jedoch ohne selbstständige Kraf. Am 25. Jänner wurde eine Extra- steuer ausgeschrieben, das Stift Suben trafen 445 fl., welche auch erlegt wurden, alle Weltpriester, Pfarrer und Kapläne, so wie die den Klöstern inkorporirten Pfarren mussten eigens zahlen. Am 23. März musste Suben wieder für die unter- thänigen 65 Höfe 314 fl. zahlen, welche es erst nach und nach von den Unterthanen hereinbringen konnte. Die Oester- reicher nahmen um diese Zeit auch München in Besitz, der Graf Max von Löwenstein und Werthheim wurde Administrator über ganz Baiern und der Graf Franz Sigmund von Lamberg auf Rossatz ihm für Militärgegenstände, so wie in cameralibus Graf Johann Friedrich von Seeau beigegeben, welche sich dann zu München aufhielten. Wir wollen hier zugleich aus den geschriebenen Annalen von Suben anführen, dass am 20. März 1705 der Herzog Maximilian Philipp aus Baiern, ein Bruder des Churfürsten Ferdinand Maria seliger, zu Türhaimb an der Schlafsucht ge- storben ist, mithin kam die Landgrafschaft Leuehtenberg in der oberen Pfalz, sammt den Herrschaften Mindelheim und Thürheim, welche er besass, wieder an Baiern zurück. Da nun dieses von Oesterreich in Besitz genommen worden war, so geschah es nun auch mit jener Landgrafschaft, mit dieser belehnte dann Kaiser Josef I. am 11. Juli 1709 den Leopold Mathias, (früher Grafen, und Sohn des Grafen Franz Josef von Lamberg, Besitzers der grossen Herrschaft Steier und Landeshauptmannes ob der Enns), welehen Höchstderselbe am 4. November 1707 in den Fürstenstand erhoben hatte. 55 Leopold Mathias starb aber schon am 10. März 1711 zu Wien ohne Nachkommen, und sein Vater ward nun, als der älteste der Familie, Fürst und Landgraf von Leuchtenberg, aber im J. 1714 ging diese Landgrafschaft für die Familie Lamberg wieder verloren, weil sie durch den Frieden von Radstatt an Baiern zurückfiel, welches der Churfürst Max Emanuel wieder erhalten hatte. Doch wir kehren zur Geschichte von Suben zurück, welches nun bald in eine traurige Lage kam. Am 25. Mai wurde wieder eine ausserordentliche Kriegssteuer ausgeschrieben, das Stift musste 373 fl. 41 kr. zahlen. Es wurden auch den Unterthanen die Gewehre abgenommen und für den 16. Juli eine Rekrutenstellung ausgeschrieben, doch durften statt jeden Mannes 16 fl. bezahlt werden. Am 4. August wurde dem Kaiser Josef I. von den Ständen des Rentamtes Burghausen die Huldigung abgelegt, der Baron von Weichs nahm sie dort auf, von Suben wurde der Hofrichter Johann Feinstl als Bevoll- mächtigter hingesendet. Schärding, Braunau und Burghausen sollten durch die Unterthanen demolirt werden, bei ersterem wurde auch am 6. August begonnen und im Oktober Alles vollendet. Am 12. September erschien ein kaiserliches Dekret, vermöge dessen in Baiern 4000 Rekruten gestellt werden sollen, von 20 bis 40 Jahren, im Landgericht Schärding 165 Mann; da aber keiner sich stellte, wurde dazu der 8. Oktober bestimmt. Am 29. September wurde von jedem Kloster eine freie Gabe zur Errichtung eines neuen Regimentes abgefordert, Suben trafen 300 fl. Indessen erhielt dieses Stift doch auch eine Wohlthat vom Kaiser, indem am 5. Oktober die Sequestration der Besitzungen desselben in Unterösterreich nach vielen Bitten und zweima- ligen Reisen des Lesemeisters und Chorherrn Quarin Piesen- berger nach Wien aufgehoben wurde, aber es betrugen die gemachten Praesente, Taxen und Reisegelder 97 fl. 56 Nun war der 8. Okt, herbeigekommen, an dem die Bauern- burschen zur Stellung erscheinen sollten, es kam aber wieder keiner, da liessen die Beamten mehrere Vagabunden zusam- menfangen und selbst heimlich Bauernknechte aufheben, da brach nun ein völliger Aufstand los, und zwar zuerst um Gries- bach und Pfarrkirchen am linken Ufer des Inn. Die Beamten flüchteten sich in die Schlösser oder nach Passau, die soge- nannten Schergen oder Gerichtsdiener und Amtsleute durften sich nirgends sehen lassen, die Rebellen schossen den Amtmann zu Pfarrkireben todt, plünderten die Amtshäuser, befreieten die zu Soldaten Eingefangenen, überfielen kaiserliche Truppen und nahmen überall die Gewehre weg. Dann begann der Aufstand auch im Landgericht Ried, um Braunau, Mauerkirchen, Altheim Höhnhart und Matighofen, die Obrigkeiten wurden verjagt, die Amtshäuser geplündert und zerstört. Sie boten alle Bauern- burschen. auf, zogen abgedankte Soldaten und auch Offiziere an sich und rückten schon sehr zahlreien vor Braunau, ihr General war ein Student Namens Meindl von Altheim ge- bürtig. Es kamen dann auch andere Bauern und umschlossen Braunau auch auf der rechten Seite des Inn, so dass im Ganzen genommen schon fast 30000 beisammen waren. Um Schärding und Suben war indessen noch Ruhe gewesen, aber am 419. November kamen auch in dieses Stift 70 Bauern von Reichersberg und Antiesenhofen herab, begehrten Bier und Brot und für den Korporal eine Flinte, was sie auch erhielten, dann zogen sie wieder weiter. Am 20. überrumpeln die Bauern die Stadt Burghausen und das Schloss, die Garnison ergab sich. Sie fanden viele Munition, Gewehre und auch Kanonen, welche sie gleich gegen Braunau führten. .. Sie nannten sich gewöhnlich die Landesdefension und boten am 22. November 1705 alle ledigen Bursche zum Zuge nach Braunau auf. Dieses ergab sich auch, nachdem die Bürger selbst Drohungen gegen den Kommandanten Grafen von 57 Tattenbach ausgestossen hatten, am 28. d. M.; er selbst wurde sehr übel behandelt. Am 27. November war von den Bauern aus St. Marienkirchen dem Stifte Suben bei Execution aufge- tragen worden, vom folgenden Tage an durch drei Tage die ankommende Armee mit 4000 Portionen Brod, jede zu drei Pfund und des Tages mit 3 Zentner Fleisch zu versehen. Auch begehrten sie Gewehre und es wurden ihnen alte Pistolen, Säbel, Degen und Flinten ausgeliefert. Den 29. und 30. musste auf Begehren der Bauern ein Priester von Suben nach St. Florian bei Schärding kommen , um dort im Lager den Gottesdienst zu halten. Am ersten Dezember wurden wieder 750 Portionen Brot und für die Offiziere Geflügel und Fleisch von Suben dorthin abgeliefert, am dritten neuerdings 1450 Portionen Brod und zwei Eimer Bier. Nun wurde Schärding beschossen, am 4. capitulirten die Kaiserlichen, 400 Mann stark, und wurden am sechsten nach Passau gebracht. Die Bauern wurden immer übermüthiger und frecher, verjagten viele Obrigkeiten und Geistliche, besonders am linken Ufer des Inn und liessen sich vernehmen, sie wollten den Klöstern und Herrschaften keinen Dienst oder Stift mehr leisten, sie seien nun die Herren im Lande und könnten jeden hängen lassen, wie es ihnen gefiele. Noch grösser gestaltete sich die Rebellion der Bauern in ferneren Gegenden, als sie die Fortschritte der hiesigen erfuhren, sie erliessen ein Manifest voll Klagen gegen Oesterreich, rückten sogar vor München, griffen in der heiligen Nacht die Stadt an und eroberten die Isarbrücke sammt dem Thurme. Nun kam aber der General Freiherr von Kriechbaum zu Hilfe, die Bauern zogen sich nach Sendling, eine halbe Stunde ausserhalb München, wurden aber angegriffen und nach einem mörderischen Kampfe gänzlich ge- schlagen. Die Rebellion dauerte jedoch fort und zog sich in das Jahr 1706 hinüber. Die Bauern sammelten sich wieder und lagerten bei Aidenbach; sie erlitten aber eine gewaltige Niederlage, es blieben bei 3000 derselben, grösstentheils so- 58 genannte Taschnerbauern vom linken Ufer des Inn, auf dem Schlachtfelde. Die Kaiserlichen marschirten dann nach Passau und liessen am 13. Januar Schärding zur Uebergabe auffordern, die Bauern wollten Anfangs nicht einwilligen, aber der Magistrat und die Bürgerschaft drangen in dieselben, dass sie abziehen möchten, was sie auch thaten und sie zogen nach Hause; die Stadt wurde von den kaiserlichen Truppen gut behandelt, als sie am 14. Jänner in dieselbe einzogen. Nun kamen viele Sol- daten nach Suben in das (Quartier, die Offiziere speisten im Stifte und verursachten grosse Kosten. Es erhielt Salva guardia, welche gule Dienste leistete, indem es sonst wahrscheinlich vieles Ungemach hätte ausstehen müssen. Am 17. Jänner zog Kriechbaum auch in Braunau ein, nachdem es die Bauern, durch List dazugebracht, verlassen hatten. Die Rebellion lag nun in den letzten Zügen und hörte bald gänzlich auf. Da die Bewohner der dem Stifte unterthänigen Hofmark Suben sich bei dieser Rebellion auch sehr herrisch und über- müthig benommen hatten, nicht folgen wollten und sich wegen ungleicher Austheilung der (uartiere beklagten, so liess der Propst am 21. Jänner aus den Bewohnern selbst vier Hofmarks- führer erwählen, welche dann ordentlich verpflichtet wurden, auf das Wohl ihrer Gemeinde zu schauen, bei ()Juartieren und Geld-Anlagen, Fourage u. s. w. die Austheilung zu machen, die Gelder einzusammeln und in das Stift zu bringen. Bisher wurde die ganze Hofmark für Einen Hof betrachtet und besteuert, und auch der Maierhof des Stiftes als ein halber Hof behandelt, welches letztere aber höchst unbillig war, indem kein Maierhof eines Klosters so betrachtet wurde, son- dern zu demselben gehörte und unter der Stiftssteuer ver- standen war. Man fing daher auch nun zu Suben an, nichts eigenes mehr für denselben zu bezahlen oder zu liefern. — Wegen jener kriegerischen Umstände wurde der Bau im Stifte nicht fortgesetzt, nur Böden wurden gelegt und andere Kleinig- 59 keiten vollendet. Erst im Jahre 1709 wurde das neue Gebäude sammt dem Garten zu Ende gebracht. Mit dem Ende jener Rebellion hört auch die reichhaltige Quelle unsers Manuseriptes von Suben zu fliessen auf, und wir wissen niehts besonderes mehr über die Schicksale des Stiftes in jener Zeit. Dass der Zustand desselben nun ein besserer ward, ist an sich klar, der Krieg hatte sich in weite Ferne gezogen, die Rebellion war vorüber, der Kaiser hatte einen General-Pardon ertheilt, Ruhe und Ordnung herrschten wieder. Die österreichische Regierung und Verwaltung von Baiern dauerte bis zum Jahre 1714, da wurde der Friede zu Radstatt abge- schlossen, der Churfürst Max Emanuel erhielt sein Land zurück und somit kam auch das Stift Suben wieder unter seine alten Herrscher zurück. Der Propst Gregor suchte nun immer die Wunden zu heilen, welche die Unbilden jener Zeit dem Stifte beigebracht hatten, er sorgte für Alles auf väterliche Weise, vereinigle weise Sparsamkeit mit kluger Benützung der Oekonomie und der Einkünfte des Stiftes. Er tilgte die Schulden desselben, nämlich 6000 Gulden , welche er beim Antritte seiner Regierung vorgefunden hatte, und zahlte jene 30.000 fl., die zum Baue des Stiftes aufgenommen worden waren, bis auf 3000 fl. zurück, manche Summe war sogar ihm zu lieb nachgelassen worden. Er schaffte noch dazu Silbergeschmeide und manche kostbare Paramente für die Kirche an ünd eiferte eben so sehr für die Ehre Gottes als für Ordnung und Diseiplin im Stifte. Endlich verliess er dieses Leben nach einer langwierigen, auszehrenden Krankheit am 7. Juli 1720 und wurde am 10. d. M. in der Mitte der Kapelle des heiligen Augustin begraben. Er hatte 24 Jahre sehr löblich regiert, und wurde als ein neuer Gründer oder als Wiederhersteller des Stiftes gepriesen und verehrt. Ihm folgte schon nach einem Jahre der Stiftsdechant Albert Schacher nach, welcher dem Propste stets treu zur 60 Seite gestanden und manche Last und Sorge brüderlich mit ihm getheilt hatte. Er war am 17. Mai 1657 zu Passau ge- boren worden, legte im September 1681 in Suben die feier- lichen Gelübde ab und wurde am 29. Juni 1683 zum Priester geweiht. Bald darauf leitete er die Oekonomie des Stiftes, bekleidete dann die Stelle eines Kooperators zu Taufkirchen und Raab, und wurde, nachdem Gregorius (früher Dechant) Propst geworden war, am dritten Oktober 1696 zum Stifts- dechante erwählt. Auch er war in seinem Wirkungskreise sehr thätig und voll Sorgfalt für die Mitglieder des Gonventes. Er liess für die Kirche zwei grosse Kelche, Fahnen, Rauchfässer, Chorbücher u. s. w. machen und den Chor mit Marmor pfla- stern. Für das Refeetorium besorgte er silberne Löffel, Gabel und Messer, Salzbüchsen, neue Sessel und Leuchter und andere Einrichtungen , welches Alles er aus der Gonventkasse bestritt. Er starb am 17. Mai, seinem Geburtstage, im Jahre 1721 am Schlagflusse und wurde am folgenden Tage begraben. — Die Würde eines Propstes von Suben erhielt nach Gregors Tode Patritius (Egerbacher), die Wahl war am eilften August 1720. Er wurde den 24. Juli 1682 zu Rosenheim in Baiern geboren, sein Vater Johann Paul war daselbst Organist. Er studierte zuerst am Gymnasium zu München, dann die Phi- losophie zu Innsbruck, durch vier Jahre Theologie in München, wurde am 21. September 1707 zu Suben eingekleidet, am nämlichen Tage des Jahres 1708 legte er die feierlichen Ge- lübde ab. Am 22. Februar 1709 bekam er zu Passau das Subdiaconat, am 145. März das Diaconat, am 24. Maı das Pres- byteriat, am 23. Juni feierte er seine Primiz. Am 10. Septem- ber 1709 ward er Schaffner ım Stifte, nach fünf Jahren No- vizenmeister und zugleich Chorregent, 1720 ‘wurde er ein- stimmig, jedoch wider seinen Willen als Propst erwählt, leitete dann mit grosser Thätigkeit das Stift und erwarb sich in hohem Grade die Achtung und Liebe seiner Mitbrüder. Er sorgte sehr für die Feier des Gottesdienstes, war stets ım Chore als ein 61 Beispiel für Andere, verschaffte der Kirche viele Paramente, “ silberne Statuen, Leuchter und andere Gefässe. Er war sehr freigebig gegen Nothleidende, bethete fleissig für die armen Seelen und die in der Confraternität Verstorbenen. Er erbauete ganz neu die Pfarrhöfe zu Taufkirchen, Raab und Zell, welche Pfarren dem Stifte einverleibt waren, mit grossen Unkosten. Er legte dann nach 28 Jahren edlen Wirkens gegen den Wunsch aller Chorherren seme Würde nieder, um nur Gott und sich allein zu leben. Er nahm auch selten einen Besuch an, bethete oft den Rosenkranz und widmete sich dem cursus Marianus, dem Kreuzgange und andern Andachten, bis seine Kräfte sich erschöpften. Er starb schnell, nach erhaltener General-Absolution, am zweiten August 1756. Er hatte aber immer den Tod vor Augen gehabt, denn schon im Jahre 1738 hatte er sich aus dieser Absicht seinen Sarg machen lassen. Als Patritius im Jahre 1748 seine Würde niedergelegt hatte, wurde Firminus (Geibinger) zum Propste erwählt. Er war den 18. November 1696 zu Burghausen geboren, der Sohn des Georg Josef Geibinger, Bürgermeisters dieser Stadt und einer löblichen Landschaft in Baiern Gränz- und Landaufschlags - Gegenschreibers. Er studierte daselbst am Gym- nasium und ward dann Magister der Philosophie zu Salzburg. Er wurde am 28. Oktober 1715 zu Suben eingekleidet, machte am nämlichen Tage 1716 Profess, erhielt am 24. Februar 1720 zu Passau das Subdiaconat, am 21. September das Diaconat, am 8. März 1721 das Presbyteriat, und feierte am 20. April sein erstes heiliges Messopfer. Am 28. Juni d. J. wurde er im ‚Stifte als Kirchenherr angestellt. Von seinen andern Dienst- leistungen, wie von seinem Wirken als Propst, ist uns nichts bekannt, er starb im Jahre 1763. Auf ihn folgte als Propst Ildefons {Schalkhammer) im Jahre 1763. Er war am 23. December 1696 zu Rottalmünster von bürgerlichen Eltern geboren , studierte am Gymnasium zu Passau, die Philosophie zu Salzburg, begann den 25. November 62 1720 in Suben das Noviziat, 1721 machte er am nämlichen Tage Profess, 1722 ward er Priester. Er war ein edler Mann, und hatte vielen Sinn für Wissenschaft. Er überlieferte zur Herausgabe der Monumenta boica viele Urkunden aus dem Archive von Suben, welche im vierten Bande derselben abgedruckt sind, Als er noch Pfarrer zu Raab war, hatte er schon die dasige Pfarrkirche grossentheils im Jahre 1750 umgebauet, aber als Propst begann er im Jahre 1766 den Bau der neuen schönen Stiftskirche, starb jedoch schon im folgenden Jahre. Nach ıhm wurde am 24. September 1767 Wilhelm Il. (Weber) zum Propste von Suben erwählt. Er wurde am 5. Juni 1712 zu Braunau geboren, machte zu Suben am 30. September 1736 Profess und feierte am 11. Oktober 1739 seine Primiz. Er war dann CGooperator zu Taufkirchen vom 26. April 1746 bis 1748, ferner zu Raab von 1748 bis 1760, und bekleidete dann die Stelle eines Küchen- und Keller- meisters im Stifte. Am 1. Jänner 1764 warl er Pfarrer zu Zell an der Pram, am 8. Juni 1766 zu Taufkirchen, am 18. Mai 1767 Dechant des Stiftes und dann am 24. Sept. d. J. Propst von Suben. Er leitete das Stift löblich und vol- lendete den Bau der Kirche im J. 1770. Zwei Chronographika deuten den Anfang und das Ende des Baues an: (QVoD ILDephonsVs I. InCeplt aeDIfiCare (1766). WILheLMVs Ill. spLenDore perfeGlt. (1770). Die Kirche ist sehr schön und zur Andacht begeisternd, im italienischen Style erbauet, hat sieben Altäre, schöne Ge- mälde von Jakob Zeiler und eine herrliche Orgel. Im Jahre 1779 kam durch den Frieden von Teschen mit Baiern das Inn- viertel, und mit demselben auch Suben unter österr. Herrschaft, wo damals Kaiser Josef Il. regierte, grosse Neuerungen und Reformen begannen und viele Klöster ihr Ende fanden. Im Jahre 1782 hatte der Propst ein eigenes Schicksal, es waren nämlich Zerwürfnisse wegen der nach Suben gehö- rigen Pfarre St. Willibald eingetreten und in einer Vorstellung an 63 die hohe Landesregierung zu Linz in Betreff dieser Sache be- diente er sich des Ausdruckes: Er wolle ad summam sedem ap- peliren, da man nun dort darunter den päpstlichen Stuhl ver- stand, wohin sich zu berufen damals als ein grosses Vergehen galt, so wurde er zu einer Geldstrafe von 100 Dukaten verurtheilt. Nun kam aber auch das Ende des Stiftes Suben heran, am 4. Mai 1784 wurde es aufgelöset. Einige der Chorherren, welche dieses Schicksal mit Schmerzen ertrugen, begaben sich zum Kaiser Josef mit der Bitte sie im Stifte beisammen zu lassen, diess gewährte er nicht, aber sie hätten sich in das Stift Reichersberg begeben können, das wollten und thaten sie nicht. Man hatte überhaupt höheren Ortes den Plan Suben mit diesem Stifte zu vereinigen, so wurden auch die Pfarren, welche zu ersteren gehörten, Raab, Taufkirchen, Zell an der Pram, St. Willibald, Rainbach, Enzenkirchen, Diersbach und St. Margarethen in der Steiermark dem Propste von Reichersberg angetragen, er nahm sie aber nicht an, wahrscheinlich, weil er die damit verbundenen Unkösten scheute, indem damals manche Filiale zur Pfarre erhoben, Pfarrböfe und Schulhäuser gebauet werden mussten. Die Chorherren von Suben blieben. also theils auf ihren Pfarren, welche dann an Weltpriester übergingen, theils lebten sie von ihrer Pension. Dem Propste Wilhelm waren vom Allerhöchsten Hofe täglich 4 Gulden Pension bewilliget worden. Da aber die Renten des einstigen Stiftes diess nicht bestreiten konnten, erhielt er bis an seinen Tod täglich nur zwei Gulden. Er starb endlich am 12. Dec. 1789 zu Suben im 78. Jahre seines Alters an der Herzwassersucht und wurde in dem neu errichteten Friedhofe unter Begleitung der Herren Prälaten von Reichersberg und Farenbach begraben, aber kein besonderes Monument erinnert an den letzten Propst von Suben. !) 1) Nach dem Manuscripte Suben, 64 Zum Schlusse wollen wir noch bemerken, dass einst (so wie zu Reichersberg und Ranshofen) zu Suben auch Nonnen waren, welche nach der Regel des heiligen Augustin dort abgesondert wohnten, alte Bilder stellen dieselben dar in Pro- cession herumziehend u. s. w., wann sie aber dort lebten oder eingeführt worden sind und wieder ihr klösterliches Leben ein Ende fand, darüber haben wir leider nichts aufgefunden. Von diesem doppelten Stifte wollten Einige sogar den Namen des- selben Subuna herleiten, gleichsam sub una regula (seilicet St. Augustini vivamus?) Allein diess ist mehr witzig als riehtig gesagt, denn schon lange bevor Chorherren und noch viel- mehr Nonnen hinkamen, hiess die Ortschaft Suben /(Subuna, Subana), der Name kommt von dem Bache Suben her, in dessen Nähe dieselbe lag. Dieses Stift besass nebst der Kirche St. Margarethen in der Steiermark seit langer Zeit auch die drei grossen Pfarren Raab, (das alte Rurippe,) Taufkirchen bei Sigharting und Zell an der Pram. Zur ersteren gehörten einst die Filialen St. Willibald, und Enzenkirchen, zur zweiten Rainbach und Dirsbach, zur dritten die Filiale Jedling. Dann war auch ein Benefieium zu Sıgharting von einem Priester des Stiftes besetzt, welches in der Pfarre Taufkirchen lag. Diese Filialen (Jedling ausgenommen) sind dann besonders unter Kaiser Josef Il. zu selbstständigen Pfarren erhoben wor- den, selbst Sigharting ward eine Localpfarre. Die Herrschaft Suben erhielt im Jahre 1792 der Edle von Finetti, General- vikar des Bisthums Linz, da wurde derselbe unter grossen Feierlichkeiten mit vielem Aufwande im Januar installirt. Es war eine bedeutende Beleuchtung im Orte, eine Schlittenfahrt mit Fakeln, zwei Opern wurden aufgeführt, mehrere Tafeln für viele Gäste hergerichtet. Der Herr Commissär und Regie- rungsrath Eybel bestritt die Unkösten aus der Religions - Herr- schafts- Kasse, er erhielt von Finetti 100 Dukaten als Präsent. 63 Man hielt sogar einen Ball in den Lokalitäten des Stiftes. 1) Als Finetti im J. 1802 starb, hörte die Stelle eines General- vikares auf und die beiden Herrschaften, welche er besass, Suben und Engelszell, wurden vom Staate eingezogen, Im Jahre 1810 schenkte der damalige Kaiser Napoleon I. die Herrschaft Suben dem baierischen General Wrede, dessen Familie dieselbe noch bis 1855 besass, wo sie das k. k. Aerarium kaufte und das Gebäude zu einer Straf- und Besse- rungsanstalt für weibliche Sträflinge herrichten liess. ne a in 1) Nach einem gleichzeitigen, geschriebenen Berichte darüber. 64 Reihenfolge der Vorsteher und Pröpste von Suben. 1. Vorsteher der Kleriker. Hartwick + 1127. Otto bis 1142. Pröpste: fohannT 1142 — 14150. Chuno um 1150. Wipoto, unbekannt wie lange. Pabo 1480 urkundlich bis 1198. Thiemo + 1203. Ditmar 1203 — 1221. Roman + 1223. Johann I. + 1231. Albert + 1235. Gregor I. 1235 urkundlich. + 1249. Heinrich I. + 1258. Pabo II. unbestimmt seine Regierungszeit. 65 Johann III, | Andreas, Johann IV, | Meinhard urkundlich 1301 + 1303. Otto II. + 1310. Engelbert + 1331. Walchun + 1345, Wilhelm I, + 1351, Heinrich Il. + 1353. Ruger + 1358. Andreas Il. 1358 — 1380. Edler v. Lampoting. Johann V. + 1390. Edler von Liebenberg. Ulrich I. + 1421. Saeldt. Sigismund + 1422. Edler von Potendorf. Mathäus + 1456. Mermoser. Erasmus + 1471. Werder. Drei Jahre unbesetzt, unbestimmt ihre Regierungszeit, Hieronymus, starb vor Antretung seimer Würde. — Rotenpeck. Leonhard I. 1474 — 1493 erster frei erwählter Propst. Huetter. Johann VI. 1493 — 1509. Heiweck. Petrus 1509 — 1530. Dörffl, Lambert I. + 1542. Pogner. Leonhard Il. 1542 — 1558. Reutter. Georg I. 1559 — 1568. Wagner. Johann VII. 1563, resignirt 1585. Molitor. Paulus 1586 + am 27. Juni. Fixinger. Johann VII. 1586 — 1591. Ponner, ° 66 Michael. 1591 — 1599. Hererig. Ulrich I. 1599 — 1601. Rack. Wolfgang 1602 + — im October d. J. Strasser. Vacat durch zwei Jahre. Leonhard Ill. 1604 — 1610. Lilius. Georg Il. 1610 — 1622. Reichenstorfer. Markus 1622 — 1628. Pekh. Mathias 1628 — 1640. Froschhammer. Georg Ill. 1641 — 1649. Gugler. Hieronymus Il. ? 1650 — 1664. Ländl. Lambert Il. 1664 — 1672. Wieninger. Aquilinus 1672 — 1678. Satelpogner. Wilhelm Il. 1678 — 1679. Saxmayr. Ernest Theophilus 1679 — 1696. Scharrer v. Friesenegg. Gregor Il. 1696 — 1720. Raiffauer. Patritius 1720 — 1748. Egerbacher. Firminus 1748 — 1763. Geibinger. Ildefons 1763 — 1767. Schalkhammer. Wilhelm IL 1767 — 1784. Weber. a ———— Die Belagerung und Eroberung Freistadt im Jahre 1626. Ein Beitrag Geschichte des ob der ensischen Bauernkrieges von 1626. Von ‚Ferdinand Wirmsberger. a hört "sid a BR ki Ahnen vs zu Ih a7 ‚ass ala ai nr. ji aa si | bu et usdyalens ob do wi BED os “= ande banilrrs te Ne Einleitung. Der am 17. Mai 1626 in Oesterreich ob der Ens entstandene, mit reissender ‚Schnelligkeit um sich greifende, von den Bauern mit griechischer Treulosigkeit, schamloser Heuchelei und sata- nischer Erbitterung geführte, von dem Statthalter Adam Grafen von Herberstorf nur durch Anwendung aller ihm zu Gebote stehenden Mittel unterdrückte und so grässlich in seiner eigenen Fluchwürdigkeit zusammenstürzende Bauernaufruhr, dessen An- denken jetzt noch in der Erzählung des gemeinen Mannes und Bürgers fortlebt, bietet jedem Patrioten und Freunde der vater- ländischen Geschichte einen Gegenstand vom höchsten Interesse, Am ausführlichsten hat das um Öesterreichs Geschichte hochverdiente Mitglied des regul. Chorherrnstiftes zu St. Florian, Franz Kurz, denselben in seiner Ausdehnung über das ganze Oberösterreich beschrieben in seinen »Beiträgen zur Geschiehte des Landes Oesterreich ob der Ens 1. Theil 1805.« Ueber den Aufstand in seiner engeren Begränzung auf das Machland- Viertel standen uns aber bisher nur zwei, den Gegenstand umfassender behandelnde Quellen zu Gebote. 1. Relationis historicae semestralis Continuatio, von Meurer. 1627. 2. Das Schreiben des Conventualen von Göttweig Pater David Gregor Corner, abgedruckt bei Kurz, ]. c. in den Beilagen XXI. und XXIX. Seite 534 und 584. Ich bin so glücklich, eine neue Quelle, — ausführlicher als die andern, die Geschichte der Belagerung von * Freistadt, der durch seinen ausgedehnten Salzhandel nach Böhmen reichbegüterten Hauptstadt des Machlandes darstellend, der Oeffentlichkeit übergeben zu können. Sie besteht in einem, früher im Stadtarchive zu Freistadt aufbewahrten, in den Notizen- blättern der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, Jahrgang 1851, Nro. 6, Seite 92, als »sehr interessant und weit vollständiger als das bei Kurz abgedruckte« bezeichnete, vom dortigen Bezirksvorsteher und k. k. Landesgerichts - Rathe Herrn Anton Fleischanderl mir mit der freundlichsten Be- reitwilligkeit zur Benützung überlassenen und dem vaterländi- schen Museum zur Aufbewahrung übergebenen Tagebuche über die Belagerung von Freistadt durch die Bauern unter Hanns Christoph Hayden im Jahre 1626. Dasselbe, vorliegend im flüchtig auf 12 Folio-Papierblättern geschriebenen Concepte, wurde während der Belagerung und nach dem Entsatze der Stadt durch die kaiserlichen Truppen zusammen getragen und eigenhändig unterzeichnet vom dama- ligen Stadtschreiber Johann Neurattinger, womit er dem Vorwurfe zu begegnen versucht, als ob die Bürgerschaft von Freistadt im Einverständnisse mit den Rebellen gehandelt habe und die Uebergabe der Stadt eine Folge desselben gewesen sei. — Dass es ein gleichzeitiger, sohin um so höheren Grad der Authenticität besitzender Bericht sei, schliesse ich aus der Form der Schriftzüge, der Schreibart und besonders setzen diess einige darin vorkommende Stellen ausser Zweifel. So heisst es Punkt 3) »Nichts von Vietualien in die Statt gelassen vnd noch nit.« Punkt 36) »Gott gebe Inen zue guetter erspriess- licher verriehtung genad.« Bedauerlich ıst zwar der Verlust der citirten, wahrscheinlich mit der Reinschrift an die kaiserlichen Behörden eingesendeten Beilagen, deren Abgang aber sowohl dadurch, dass das Diarium selbst den Inhalt einiger derselben im Auszuge angibt, als auch durch die von mir beigefügten Notaten weniger fühlbar ge- macht ist. Dass Graf F. Christoph Khevenhiller im 10. Theile seiner Annalium Ferdinandeorum unser Diarium benützt und dasselbe stellenweise wörtlich abgeschrieben habe, werde ich in der Note ad Punkt 49 genügend darthun. Nach genauerer Vergleichung des letzteren mit den ersteren ergibt sich aber, dass der um das Vaterland und seine Geschichte hochverdiente Staatsmann und Gelehrte für dieses Mal in der riehtigen Angabe der Zeit und der Personen- und Ortsnamen ziemlich sorglos verfahren, und in eine umständlichere Darstellung der auf diesen Krieg bezüg- lichen Verhältnisse und Vorgänge nicht eingegangen sei. Zum leichteren Verständnisse dieses Diariums erlaube ich mir, demselben eine kurze Erzählung der dem 29. Mai 1626, mit welchem Neurattinger seinen Bericht beginnt, im Machlande vorausgegangenen Bewegungen voran zu, schicken, Um die vom Kaiser Ferdinand Il. anbefohlene Reformation desto schneller und ernstlicher zu befördern, wurden zu Re- formations- Commissarien ernannt: der Statthalter ob der Ens Adam Graf von Herberstorf, Doctor Georg Falbius, Abbt zu Gött- weig, Doetor Johann Baptist Spindler von und zu Hofeck, Hof- kammer - Rath, und Constantin Grundemann von Falkenberg, damaliger Mauthamtmann zu Linz, Nach Freistadt konnten die- selben nicht füglich reisen, weil dort eben eine bösartige Krank- heit herrschte. Um aber die Gemüther auf ihre Ankunft etwas vorzubereiten, schickte Falbius als seinen Stellvertreter einen Conventualen seines Stiftes, Doctor David Gregor Corner dahin, welcher selbst seine merkwürdigen Erlebnisse in dem an Abbt Falbius gerichteten Schreiben erzählt, welches ich in der Bei- lage der Einsicht des grösseren Publicums in getreuer Ueber- setzung liefere. Durch seine grosse Beredsamkeit und humane Behandlungsweise hatte er es schon dahin gebracht, dass mit Ausnahme von 6 Bürgern alle übrigen ihren Rücktritt zur katholischen Kirche bis zum nächsten Pfingstfeste versprachen. Plötzlich und unvermuthet brach aber der gewaltigste Bauern- Aufruhr aus. 6 Seine Entstehung wird von den Geschichtschreibern nach »Lampach, Lombach oder Lempach« versetzt, wo zur Zeit der Kirchenweihe am 17. Mai ein Corporal, der von einem Bauer ein Pferd begehrte und selbes nicht erhielt, in dem desshalb entstandenen Streite sammt 6 oder 7 Soldaten erschlagen wurde. Andere geben den Fadingerhof bei Aschau, andere Haibach, wieder andere die höhmische Gränze an. Lampach, Lombach lese ich für Lämpach, Lömbach. Wenn auch Herr von Märk berichtet: »Als ich den 17. Mai von Linz weg geraist, und diesen Tag auf Bergham (im Mühlkreise) zu Herrn Cammerer kommen, allda über Nacht blieben und den andern Tag nach Mittag von Bergham (Landshag) nach Aschach in den Markt hinüber fahren wollen, haben wir, als ich mitten auf die Donau kommen, wieder zu Land (nach Landshag) fahren müssen, sintemal die Leut geschrien, wir sollen nit hinüber fahren, es ziehe alles voller Baurn herein, und ich um den Aufstand noch nichts gewusst,« und Kurz (]. c. p. 131) beifügt: »Wäre unter Lempach der Ort dieses Namens im oberen Mühlviertel zu ver- stehen, so würden die Rebellen wohl eher nach Bergham als nach Aschach gekommen sein«, so ist mir doch unwahrschein- lich, dass nach längst schon vorausgegangener Abrede Fadingers mit den Bauern, der in politischer, obgleich kurzsichtiger Voraussicht des Erfolges immer den Statthalter und die fried- liebenden Städte und Märkte als Ausgangspunkte und Anstifter dieses Krieges heuchlerisch angegeben, in seinem Hofe, in dessen Nähe überdiess kein Ort des Namens Lambach oder Lembach liegt, den Beginn des Aufstandes zugelassen habe. Nachdem den Bauern des Mühlviertels das Zeichen zum Auf- stande gegeben war, konnten sie von Lembach aus Aschach in kürzerer Zeit und schneller auf Schiffen erreichen als Bergham zu Lande, daher sie auch, als Herr von Märk von Bergham nach Aschach übersetzen wollte, hier schon in Massen zuliefen. Lembach im Mühlviertel wird sohin wahrscheinlicher als Ausgangspunkt der Bewegung zu betrachten sein. Der Aufruhr 7 war von den emigrirten Adeligen, deren Machinationen mit den Bewegungen des Bastards von Mansfeld an der Oder’ in engster Wechselwirkung standen, beschlossen, und durch ihre im Geheimen arbeitenden Emmissäre in der Mitte des Monates Mai 1626 schon so vorbereitet und zum Theile organisirt , dass die Bauern nur auf den verabredeten Ruf warteten, um im Hausruck-, Mühl- und Machland- Viertel fast zu gleicher Zeit loszubrechen. Mit heisser Sehnsucht harrten die an Böhmens Gränzen sesshaften Unzufriedenen auf das Zeichen zum Losschlagen. Nach einem Berichte des Hofrichters Martin Wulf zu Wilhering an seinen Abt Georg in Wien vom 21. Mai 1626,*) hat sich dieses Feuer in höchster Stille unversehens schleunig angehebt, und sehr weit um sieh gefressen, Die an der Rebellion betheiligten Bauern haben zu Aschach, Peuerbach, Schaumburg, Parz, Neuhaus, Lembach, Neufelden, Rohrbach, Pührnstein und an anderen Orten Ge- wehre, Kanonen und Munition weggenommen. »Etliche Bo- heimbische Pauren sollen sein auf die Freystadt heraussgkommen vnd machen daselbst Lehrmen vnd wollen diejenigen, so im Machlandtt Vierttel wohnen, aufruehrisch machen. Es gehett diesses feur so geschwindt vnd so listig, dass es nicht zu glauben ist, woll kein Pauren witz dabey, Sondern man vermuettet, dass der Adell solches mochte angesponen haben vnd noch dirigire.«**) Nach Märks Zeugniss war ein grosser Theil des obern Mühl- Viertels schon am 18. Mai unter den Waffen. Den 19. bela- gerten 800 Bauern das alte Schloss Velden. Selbst der Statt- halter muss die Rebellen im Mühlviertel für schlimmere Leute gehalten haben, als jene vom Hausruckviertel, weil er ihnen in den Dekreten, welche er am 21. Mai an mehrere Herrschaften *) Stülz, Wilhering p. 611. Beilage CXXV. **) In der That erscheinen bei diesem Bauernaufstande ausser Achaz Wiellinger noch zwei Adelige als Oberhauptleute der Bauern: Hanns Christof Haiden vor Freistadt und sein Bruder Sebald Haiden im Traunviertel ef, Kurz I. c, p. 485 und Hoheneck Tom, I, 276. 8 erliess, fast ganz allein den Aufruhr zur Last legt. *) Herr von Jörger schrieb am 29. Mai aus Spielberg an den Doctor Philipp Persius nach Linz: »Gestern haben mich die Herrn Bauern heimgesucht ; hab ihnen Bewehrungen und anders de facto ge- ben müssen; haben auch viel Unterthanen mit sich hinweg genommen bei Bedrohung des Brands. Sie seind bei sieben hundert im Dorfe Langenstein gewesen vnd vergangene Nacht zu Mauthausen Quartier gehabt, die Mauthauser haben heunt auch mit ihnen fort müssen. Ziehen auf Grein und Freystadt zu, alldort ein Lager sein soll. Haben mir gesagt, es seien vor der Freistadt fünf tausend Mann und wär ihnen ein Succurs aus Böhmen in die zehn tausend Mann auch zukommen und von einem andern Ort acht tausend. Den Freistädtern habens das Wasser allbereit genommen; geben für, sie setzen nit aus, bis ihr Intent vollbracht oder sie wellen eher sterben.« **) Carafa Germania sacra, Coloniae Agrippinae 1639. Pag. 253 erzählt: »Als in Oberösterreich die Bauern zu scharf zur Annahme des katholischen Glaubens verhalten wurden, empörten sie sich zuerst in derjenigen Gegend, die an Böhmen gränzet. Alsdann setzten sie über die Donau und bewogen auch jenen Theil zum Aufruhr, welcher Passau am nächsten liegt.« Adolphus Brahelius in historia sus temporis pag. 123 ist der gleichen Meinung : »Die Menge versammelte sich also zuerst an den Böhmischen Gränzen, während das Gerücht davon sich bald weiter verbreitete.« Freistadt war sohin am 29. Mai auf allen Seiten von dem im vollen Aufstande begriffenen Bauernvolke umrungen. *) Kurz |. c. pag. 132. **) ]. c, pag, 150, Memorial vnd Sumarischer Extraet Vber den vnuerhofft endtstanndtenen Paurnkhrieg im Machlandt- Viert! und belegerung der Statt Freystadt Lanndts oh der Ennss und was sich nach und nach verloffen de anno 1626. Die Gemein vnnd Pauerschafft im Mallandt (sie) viert würdet ihr eingeführte Clag contra Freystatt vnd den dahin verord- neten herrn Wachtmaister vnd haubtmann, alls solten die Sol- daten den Anfanng mit Schiessen vnd anndern feindselligkhaiten gemacht haben, nimermehr beibringen Khöndten, Dargegen ist aber vnwidersprechlich wahr vnd genugsamb zu dociern, dass sie wider die Statt, ehe vnnd dass ein schuss hinauss beschehen , nachuolgendte Gwaldthettigkheitten verübt. !) 1. An die Statt schon den 29. May Anno 626. schrifftlieh begert, sich zu erclären, Ob man sich guetwillig gegen Inen einstellen wölle oder nit oder aber zu andern mitl vrsach ze geben. 2. Inmitls der Stat Prunwasser abgraben sowoln dass Müllwasser. 3. Niehts von Vietualien mehr in die Statt gelassen vnnd noch nit. 4. Die Aussgeschickhte Potten aufgehallten, fenckhlich ange- nohmmen , mit straichen Tractiert vnd sieh mit allerhandt betro- hungen verlautten lassen, vneracht man sie zu fridt vnnd ainig- kheit vermanth. 5. Auf beschehene antwort ddo. 30. May vnd das man zu wissen begert, was gestallten man sich dann bey ihnnen 10 einstellen solle, ist Khain andere resolution, alss dass sie (sie) Inen in der Freystatt freyes quattier geben werden solle, er- uolgt vt supra. 6. Darüber vor sich selbsten das quattier Sambstag nacht den 30. May in den vorstetten Rings vmb die Statt herumb ?) genohnimen, alssbalden schildtwaebten Zenegst an die Stattmauer vnd Thor vfgestellt, Truzig hin vnd wider vmb die Statt Spaziert vnd sich mit allerhanndt Troheworthen gegen der Burgerschafft vnnd Gemein vernehmmen lassen. 7. Vber dass von einer gemeinen Löbl. Landtschafft herrn verordneten etc. etc. ein Offen Patent den 28. May dadiert 3) khommen, dass ein Aussschuess zu der angestellten fridenstrac- tation erscheinen sollte, sowolen von der Pauerschafft, vner- acht aber dessen vnd Inen vom Magistrat aus beschehenen erinderung, Nachtberlichen ersuechen, mitgeschiektem endschul- digungschreiben an der löbl. Lanndschafft herrn verordente vnd | offen patent sub dato lesten May haben sie den Pass nit willi- gen wöllen. 8. Zwar Letstlich den 5. Junij Bloss verwilligt, die schreiben, aber nit verschlossen, sonder offen zu passiern, deme sie aber auch nit zugehallten, sonder Gemeiner Statt Trumenschla- ger in arrest genohmmen. vnd die offen schreiben bej Irem Trumenschlager nacher Linz geschickht. *) ö 9. Die hierüber von den Keyl. herrn Commissarien vnd herrn verordneten ete. ete. eruolgte resolution vnd weittere Ci- tation erscheinung zur fridens Tractation eröffnet vnnd dem Magistrat erst oflen zukhommen lassen. 10. Endtzwischen den 6. Junij die Statt abermalls auf: vnd die Soldaten hinauss ze geben begert?) oder sie wöllen im widerigen die anbeuolhene mitl vornehmmen, dergleichen begern sie auch an die Burgerschafft vnnd Gemein gethan. 11. So aber abgeschlagen vnd nochmallig Crafft Keyl. Com- mission der freye Pass begert worden de dato 7. Junij vnd das die vfgebung ohne vorwissen vnd allergnädigsten Gonsenss 11 der hochen obrigkhait in aines Magistrats macht nit stee, da- rüber die Pauerschafft den 8. Junij wider die Statt aufzegeben, dieJenigen Inwohnner, so Bassbrief gelösst, auch weib vnd Kindt hinauss begert oder sie wöllens sonsten mit gewerther handt angreiffen vnd mit Gwaldt einnehmmen, so der Pauer- schafft Bestellter haubtman hannss Christof haydt an vier vnder- schiedtlichen ortten vmb die Statt herumb offentlich verlesen vnd die Burgerschaftt gewahrnen Lassen, auch nur 24. stundt Termin geben, sich endtlich zu erclären. 6) 12. Hernach de dato 10. Junij herrn haubtman sokolufskhi sowolen dem Magistrat wider geschrieben vnd die Statt auf- fordern Lassen, vmb sich deren vornembsten Stätt ausser Linz, wie auch gestert Ennss ergeben vnnd die schliessel selbsten endtgegen dragen, im widerigen wissen sie herrn haubtman vnnd seine anhenger sambt allen veryrsachten vneössten gar wol zu findten. °) 13. Haben sie vnerwarttet die vf diss schreiben anerboten antwordt andern Tags alss den heilligen Franleiehnambsabent vnd nacht die Statt mit in Prandtsteckhung etlicher Burger- städel, Ja dess Keyl. Schlossstadel selbsten, dann mit beschies- sung grosser Stuckh, Mussqueten vnnd andern Rohr anzegreiffen sich vnderstandten. 14. Andern als den heilligen Fronleichnams Tag vnuerschant dess heilligen fesst eben dergleichen Gewaldtettigkheiten verübt vnd gar dass Keyl. schloss zu beschiessen vnd sich Jarzu nachent mit vier grossen stuckhen zuuerschanzen. 15. So herrn OberWachtmaister erst bewegt, durch die seinigen auch lossprennen ze lassen, 8) endtgegen sie es auch nit gespart, doch mit den schildtwachten wider etwass zuruckh ge- wichen. ®) 16. Hierauf den 12. Junij 626 Inen abermals mit erzehlung der dato von Inen am Tag Corporis Christj vnd abendt zuuor ver- spierten vnderschiedtlichen Feindtseeligkheiten geschrieben vnd mit allem feindtlichen gedrohetem Gwaldt instandt ze halten biss zu 12 ausstrag der sachen, sowolen den Pass ze lassen vermanth worden. 17. Antwort von Inen den 12. Junij, weiln ihre zu denen sachen gehörige Person nit alle bej der stell, soll man sich, biss (sie) zur stöll khommen, geduldten, bei Hl. haubtman aber die sachen dahin dirigiern, damit seine vnderhabendte Soldaten mit dem heraussschiessen stillstandt halten, ingleichen soll es von den Irrigen auch Beschehen. 18. Welches herr Öberwachtmaister versprochen, doch dass sie deme in gleichem nachgeleben vnd dass sie sich nicht näher zu der Statt, alss sie iezt sein, begeben, Inen auch also zugeschrieben vnd die anerbottene antwordt wider Solli- eitiert worden den 18. Junij. . 19. Gemein vnd Pauerschafft den 13. Junij weitter geant- wordt, dass sie vrbietig auf der Statt Langes schreiben vom 12. Junij willfehrige antwordt, auch im vbrigen die ordinanz zu erthaillen, Damit von Innen nichts Tädtlichs vorgenohmmen werde, doch begern sie Ire haubt: vnnd schildtwachten wider an den orthen wie vor ze haben. 20. Gemainer Statt resolution hierüber, ihr anerbiethen, nichts Gwaldtettigs gegen der Statt vorzunehmmen, sej an Ime selbs ein billichs Christliehs werckh, wegen Passierung Iren haubt: vnd schildtwachten steet nit in ıhrer macht, sonder vnmitlbar bej hl, haubtman de dato 13. Juni). 241. Endtzwischen khombt vom hl. Graffen Statthalltern or- dinanz de dato 12. Junij 626. dass die Pauerschafft zu Linz anbracht, alss ob die Soldaten den anfang mit Schiessen vnd anderer feindtseeligkheit gemacht, werde derowegen beuolhen, da die Pauerschafft weittern angriefl bleiben Lassen, die Sol- daten auch dauon abzehallten. 22. So herr Haubtman vermitels aines schreiben vom 13. Juni) der Pauerschafft widerlegt mit bedeuten, die Pauerschafft hab den ersten anfang mit Prennen vnnd schiessen gemacht, sollten sich derowegen forthin nit nachendter, als ein Muss- 13 queten Raichen Kahn, ohne schaden an die Stattthor vnd gräben herzulassen, Wann sie auch ehrlich vnd der Keyl. Fridens Tractation zu accomodiern gedacht, so werden sie dem Magistrat vnd Burgerschafft den sichern Pass verwilligen. 23. Eben diesen Tag hat der Pauerschafft Haubtman Haydt herrn Obristen Wachtmaister endtbiethen lassen, er hette vnder- schiedtliche sachen in aigner Person mit Ime zu reden, Wann er Ine sicher in die Statt sambt Sechster khommen Lassen wolte, so vf negstuolgendten Sontag den 14. Junij auf 10 vhr mit der condition verwilligt worden, wann er wegen dess fridts vnd nit aufgebung der Statt zu Tractiern habe. 24. Hayden ist aber vneracht der vf in vnd den seinigen zugerichten Mittagmallzeit vnd anerbieten hinaussgebung der begerten Gaisel nit erschinen, sonder hat sich mit dem endt- schuldigen lassen, es wehre Inen von Linz wider ordinanz zue- khommen , so sie erst berathschlagen müesen. a 25. Vber welches sich ein Ersamer Magistrat mit herrn haubtman vnd Gemeinen Burgerschaflt den 16. Junij endtschlossen, nit allein vmb die anerbottene antwordt vf dero schreiben vom 12. Junij anzemabnen, sonder auch auss der Burgerschafft Sechs Persohn zu der Pauerschaflt hinauss ze ordnen, vmb den Pass sich zu erkbundigen vnd bschaidts zu erhollen, wessen man sich Endtlichen mit dieser Statt zuuerhallten , endtgegen sollten sie auch souil Personen herein zue Gaissl in die Statt geben. 26. Darein die Pauerschafft den 17. Junij consentiert, dass man vmb 10 vhr von Gemeiner Statt 6 Personen hinaus zu freundlicher vnderredung ordnen müge, Endtgegen sie von ihrer Gemein auch souil Personen herein Lifern wöllen, doch gegen anerbottener gleichmessiger gueter Traetierung. seind also von dem Eusern Rath Mathes hinderlohner, Burgerschafft hasner, SilberEysen, Geyr, Gabinger vnd Leopoldt hinauss vnd Endt- gegen 6 Pauern herein gelassen vnnd bej hertn Benedieten Landtshuetter Lossiert worden, Namens: 14 Herrschafft Freystatt.: Geörg Hayder zw Zeyssing. Stänglischer‘: Gabriel Schnützl auf der obern. Gschwandt. Wolf Ellnperger. Abrahamb Dohrn 'Schuester bej St. osswaldt. Stänglischer: Paulus Sterer von Reichentall. Statt FreyStatt: Michael Lederer von HelmansEdt vor Mittag, nach Mittag für Ine Thoman Neumüllner von Schenkhenfelden.!') 27. Eben disen Tag den 17. Junij Nach Mittag khombt von dem Burgerlichen hinausgeschickhten vssschuss der 6. Per- sohnen halben thaills, alls hindterlohner, hassner vnd Geyr wider, Endtgegen werden souil paurn hinausgelassen. die rela- Zelekhingische tioniern, das zwar der paurn oberhaubtman herr hayden an- fangs Zwayen, alls dem hindterlohner vnd hassner den pass vf Eblsperg, !?) alda die Khayl. herrn Commissarien in arrest, verwilligt, hernach aber sey des haubtmans Stuben voll mit paurn angeloffen, sye abtretten müessen, allssdann die weiltere Resolution gewest, weiln ain Magistrat in sye, alls wann sich anndere Stett nit ergeben, ain Misstrauen seczen, so khönden sye den pass auch nit verwilligen so lanng, biss sich Freystatt auch ergibt, dann Enss Ebenfalls zuegesagt, Linnz starckh be- legert vnd auch bald verhoffen, soll sich herr haubtman mit seinen Soldaten ins Schloss Retraiern, (sic) begern yemandt nıchts zu thuen, im widerigen müssten sye sich der Statt mit Gewaldt bemechtigen, wie sye es dann vermüg vorgewissner ordinanz schon vor 3 Tagen angruffen haben solten, solls dero- wegen ain Magıstrat wol Ponderiern, vf dass die Statt nit in Prandt, sowol Burgerschafft, Weib vnd Khinder in Pluetver- giessen gesteckht werde. 28. Darüber obuermelte drey Burger wider zue der Paur- schafft gesanndt vnd dargegen die 3 paurn zue Gaissl wider hereingelassen worden mit beuelch, dem oberhaubtman vnd Gemain die vhrsachen dess begerten pass noch vfs beweg- lichist vorzedragen vnd müglichist sehen, dass man solehen bekhomb. 15 29. Den 18. Junij in der frue khomen die 6. abgesanndten gegen hinauslassung der 6. paurn wider vnd referiren khürz- lich, dass zwar haydn oberhaubtman nit zuwider, den pass mit zuegöbung ainer Conuoy zuuerwilligen, Ein Gemain vnd Paur- schafft well es aber durchaus nit Eingeen, sondern beharren bey gesteriger Resolution, begern auch vf Mittag zu wissen, was ain Ersamer Magistrat Endtlich zu thun gedacht. 30. Hierauf allssbalden wider der Gemain vnd Paurschaflt geschriben vnd alle vorige schreiben zu gemüeth gefirth wor- den, vnd das man sich Irer abschleglichen Resolution vnd vnvf- hörlichen bedroens vber so billichs begern gannz nit verhofft, weilns vom Erbfeindt vnabgeschlagner, dannenhero man noch der zuuersicht, weiln sye seithero von Iren hereingeordneten 6 Persohnen werden vernommen haben, was mit Inen vermitls thaills Innern Rathsfreundt beweglich vnd wolmainendt geredt worden, sye werden sich aines anndern vnd bessern bedacht haben vnd nunmehr den pass zu den Khayl. herrn Commissa- rien vergonnen, auch da sye bedenkhen, yemandt aus Inen mitschickhen, man sey auch nit zuendtgegen, noch anndere Ehrliche herrn aus dem Innern Rath Catholisch vnd vneatho- lisch, wer Ine dann gefellig, gegen hereingebung wider souil Persohnen hinaus zeordnen zu andeittung der vhrsachen dess begerten pass, im widerigen welle ain Magistrat offentlich so- lemiter protestiren, das sye an Iren Gwaldtettigkhaiten bei der Röm. Khayl. Mayt. vorderist vor Gott khain Schuldt haben wellen. 31. Vber welches die Paurschafft noch diesen abendt mündtlich herein verpotschafit, man solte herrn Leopolden Khämauf, Albrecht, Rodler, hannssen deibl, Geyr und Schwein- peckh hinausordnen, Entgegen sye souil Persohnen aus Irer Gemain herein geben wellen. 32. Auf vnderredung ist man Irem begern mitgewest, doch solte herr Benediet Lanndtshuetter auch mit hinaus, vnd Endt- gegen sye hereinschiekhen Hannsen Puechmayr von Rainpach, 16 Georgen Reitter Richter zu Lossperg, 13) Samuel Weissen- peckh hoflfambtman, Bärtlme hasslinger, Sigmund Pramer von Grienpach , Matthiasen Prandstetter, Sonnpaur bey dem Ross- Stainhofl. 33. Seind also weiln es disen Tag schon zu Spatt gewest, andern Tags den 19. Junij frue aus dem Rathsmitl vnd Burger- schafft hinaus erschienen, ausser des Khämaufs, so Schwach worden, vnd Lanndtshuelters, der sich sonnsten entschuldigt, herr Ferdinandt Albrecht Innern Raths, hanns Christoph Rodler Salzhanndler, hanns deibl, Planckh Appothekher, Geyr, Schweinpeckh. Herein : Herrschafft Freystadt: Samuel Weissenpeckh hoffambtman, disen Titl er aber geändert, Zelekhing. Bärtlme hasslınger. Polhaimbisch. Mattheus Weissenpeckh vf dem Sonnenhoff. Starnbergisch. Martin Tiernessl zu Rauchen Edt, | Vrban Gusner in der obernschwandt. | Paulus Sterer von Reichentall. NB. allso die Jhenigen nit alle, wie begert worden, erschinen. 34. Den Burgerlichen abgesandten Ist auch ain Schreiben mitgeben,, darın begert worden, weiln man in gewisser erfah- Stänglisch rung, das Ine bey ainem linnzer Potten wider ain Patent vnd anndere Schreiben an die Statt lauttendt zuekhommen , solches ainem Magistrat zuekhommen ze lassen. NB. Haben dess Patents von den herrn verordneten vnd merers nit bestandten, daruon auch dem Stattschreiber den 20. Junij 1626 ain abschrüfft vf weiters begern 'vberschickht, das lautb, das die noch abwesenden 4 Stendt allssbalden er- scheinen sollen, welches patent dann durch sye dem potten genommen vnd weitter darmit nit passiert worden. 17 Obuermelten 19. Junij vmb Mittag khomen die abgesandten gegen hinauslassung der paurn wider vnd referirn , sye hetten vf starckhes anhalten den pass so weitt erlanngt biss nacher Eblsperg, alda die Klail. herrn Commissarien, aber khaines- weegs nach lünz, vermitls dreyer vncathollischer Persohnen, die sollen noch heuth Iren weeg fortnemen, die wellen sye mit Beuelchshabern vnd Musgetieren beglayten lassen, doch müssen sye von Gemainer Statt aus verzert werden, lestlich hetten sye vf beweglichs ersuechen verwilligt, das neben zwayen Euan- gellischen auch ain Cathollischer mitmüge, deren Nämen soll man Inen allssbalden zu wissen machen, wie vermitls aines verschlossen schreibens mit dem anhanng beschehen, dass sye Ihnen abgesandten hinaus vnd herein sicher freyes gelaydts mit sein (?) vnd ainen gebreichigen Gleydtsbrieff geben wellen, die abgesandten sein gewest: Gathollisch : herr Nielas Laimpach angesezter Burgermaister. Euangelisch: Ferdinandt Albrecht, Hanns Christoph Rodler Salzhanndler. 36. Weiln sich nun dise abgesandte vf die Raiss gericht, khombt wider ain post zum Thierl, ain Gemain welle den ver- willigten pass nit eingeen; vf weitteres mündtlichs werben wierdt er wider mit dieser Condition verwilligt, wann man die Ihe- nigen, so sye mitordnen, Zehrung frey halten, wie auch Ir drey berithen machen werde. mit den Rossen aber sich ent- schuldigt, man khainer antwortt weitter erwarth, sondern die 3. abgesandten seindt forth zu der paurn oberhaubtman gerithen. vber ain % Stundt thuen sye die post herein, man solte 3 Ross hinausschickhen, werden sonst an Irer Commission ver- "hindert, wie beschehen. seindt also noch den 19. Junij Spath mit der zuegebnen Conuoy forthmarchiert. 14) Gott gebe Inen zue guetter erspriesslicher verrichtung genad. 37. Den 20. Junijj 1626. schreibt ain gemain dem Magi- strat, wie das von der Statt aus, alls gleich Ir Paurschafft in Irem gebett versamblet gewöst, ain scharpfer Schuss beschehen, 2 18 wie dann die Khugl gleich vfgeheht worden, bitten vmb die abstellung bey herrn haubtman, im widerigen werdens sonnst die Irrigen auch ins werkh setzen, so h. haubtman gwisen worden, der sich endtschuldigt vnd Endtgegen gesagt, die paur- schafft hab gestern vnd heuth vorab vf das Khayl. Schloss Scharpf geschossen, er vor sein Persohn beger guett Regiment ze halten, sye solten Ine dessen nur auch versichern, so Inen allssbalden wider antworttlich geschriben worden. 38. Sonntag den 21. Junij vngeuar vmb 4. vhr nach Mittag last die Paurschafft vmb die Statt herumb lärmen schlagen, vnbewust was Intent, hernach begert Ir Veldtwaibl der hass- linger neben Ettlichen Mussgetiern dess herrn ober Wachtmai- sters Veldtwaibl vf das Thurl, sodann helt er Ime vor, es wehr abermalls ain scharpfer Schuss hinaus vf die Irrigen beschechen vnd wann mans nit abstellen werde, so werden sye sich der- gleichen auch Endtgegen gebrauchen, vber welches man sich mit der vnwissenhait endtschuldigt. '>) 39. Ain Schreiben an die Paurschafflt vnd oberhaubtman den 22. Junij, das sye den wider hoffen in Arrest genommen hannss Pauman, so Gemaine Statt mit Ihrnen 3 Pferthen, darvf die Irrigen mit der Statt abgesandten verwilligtermassen zu den Khaysl. herrn CGommissarien forth marchiert, zu verseh: vnd warttung deren abgeordnet, wider loss lassen sollen, allso aber- malls von Inen ain feindselligkhait erschinen. NB. Weiln man das Thor nit gleich vf die Stundt, wie sye es begert, vfgespeıt, Ist der Pauman nit herein passiert worden, sonder biss zu der abgesandten ankhonnfft ‘draussen bliben biss den 24. Junij, Interim haben sye Ine mit straichen vnd in ander weg hart gehalten. 40. Den 23. Junij an dem H. St. Johannes Abent hat die Paurschafft vnser Fraun Teicht vnd sonnsten ainen StattGraben abgelassen vnd darein gefischt. 41. Den 24. Junij seindt vngeuar vmb 10. Vhr herr Laim- pach, Albrecht vnd Rodler von Irer verrichten Commission 19 wider ankhommen, aber von der Paurschafft nit gleich in die Statt gelassen, sonnder biss vf ein 6. Vhr abendts, vmb willen der oberhaubtman haydt nit bey der Stell gewest, Item auch der Pader Richter bey St. osswalden, 6) so sye zu ruckh wegen erwarttendter Resolution vom herrn Statthalthern vorgelassen, noch nit ankhommen gewest, vfgehalten worden; wie nun der Pader mit herrn Statthalters verschlossen schreiben ange- lanngt, habens die abgesanndten erbrochen vnd dem ober- haubtman vnd Paurschaflt, anndern Paurnhaubtleuthen et Beuelehshabern zu lesen geben, dem veranlass gemess, dann sonnsten der pass nit verwilligt wer worden ; Nichtweniger von den Khayl. herrn Commissarien ain Patent verferdigt vnd vnder- schribner, das sye vndter werundter Fridens Traetation gegen der Statt vnd Burgerschaflt nichts feindtselligs Gwaldtettigs ver- ueben, sonnder allerdings Stillstanndt halten wellen. diss Patent haben sye originaliter behalten vnd den abgesandten dauon nur ain abschrüfft Nr. 34 erthailt, Nebens auch die gesandten den haydt, sowoln die Jhenigen, so mit Inen gewöst, alls hannssen Pader Richter bey St. Osswalden, Geörgen Puech- mayr zw Windthag vnd Martin Schreiner im Kheflermarekht er- suecht, sye werden nunmehr nichts feindtlichs Tentiern oder da sye dessen gewilt, vorbero der Statt zueschreiben , dessen sye sich erbotten, wanns annderst bey der Paurschafft zu er- halten sey, destwegen er dann bey dem Fädinger oberhaubt- man ordinandz abhollen welle, vf deme es nun berhuet. Sonnsten haben die gesandten die herrn Khayl. Commissarien zu Eblsperg, 1°) dahin sye vnd weitter nit den pass gehabt, nit mer androffen, sonder die Paurschafft habs ins Khayl. Schloss Steyr gefhiert, aldort werden sye von Inen verwacht, dahero sye erst den pass vf ein Neus nacher Steyr erlangen müessen» vf Lintz aber ganntz abgeschlagen gewest, allain dass sye ain anbringen an Ir Gräfflich gl. herrn Statthalthern vermitls aines Khayl. Trometers fortbracht , die darauf eruolgte Resolution ist bey den acten Nr. 36, die lendt sich halt auch vf der paurn 2 * 20 versprechen frid zue halten, im widrigen solt die Burgerschafft den Soldaten Treulich beyspringen vnd die Statt vorm feindt erhalten helffen ete. 42. Was man sich nun den 25. Junij vber der abgesandten Mündtlich Relation Nr. 37. Resoluiert, vorab herrn haubtmans Ettlichen dem Rath proponierten puneten, Item auch die Burger- schafft für Grauamina vbergeben vnd man sich ermeltem herrn haubtman Ettliche bewegliche puncten, wie vf Mill, da die extrema verhanndten, Zu gedenckhen, damit die Statt vor feindtsgefahr erhalten werden mochte, vorzetragen endtschlossen , das Zaigt Nro. 38. neben den beylagen Nro. 1 et 2 merers. 43. Den 26. Junij der Paurschafft vnd Oberhaubtman Hayden wider geschriben, der Khayl. herrn Commissarien de nouo vsgefertigt Patent sowoln herrn Statthalters Resolution, das sye vnder werundter Khayl. Commissarien vnd fridenstractation Irem Zuesagen gemess nichts feindtlichs Tentiern wellen, massen auch der Oberhaubtmann Fädinger mit Lintz Stillstandt hellt, Nebens auch erjndert worden, das sye numehr die Vietualien, wie auch zu vndterhalttung des Viechs die Nottwendigkhait wider in die Statt lassen, dargegen sey man auch erbiettig Pier und Salz zuekhommen zelassen,, allso forthin Nachtber- licher, alls an dato beschechen, leben vnd dass sye auch vnnser frauen Teicht vnd Stadtgraben abgelassen. 44. Darauf von der Paurschafft khain anndere antwortt allain pro recepisse den 28. Junij souil eruolgt, das sye solch schreiben allssbalden durch einen Reittenden potten zu Irem herrn oberhaubtman nacher Lintz geschiekht, dahero man sich biss zu seiner ankhonnfit gedulden solle. 45. Antwortt vom herrn obristen Wachtmaister Sokolowsky haubtsächlichen wann die Extrema verhanndten sein, so mag vf allergnedigiste Ratification Irer Mayt nach gestaltder sachen ain Conditionierter accord mit der Paurschafft getroffen werden, dann das er noch vf 500 fl. vorleichen aus den Khayl. vnd 21 Churfstl. Salz- Cammergefehlen drungen, das vbrig vermag Nro. 41 merers. 46. Vermug Nr. 42. den 28. Junij wider beantwortt wor- den, dass der Erste puncten alls vornembste mit dem accord vf Ime selbst berhue, vnd aines Ersamen Magistrats vf der Burger- schafft vnd Gemain im Nammen Irer Weib vnd Khinder so Innstenndigs bitten vnd mitvbergebner Grauamina zu Pappier gebrachte puneten sich annderst nit alls wann die Extrema verbanndten, aber ganntz vf khain vfgebung der Statt versteen; mit dem darlechen Stee in ains Magistrats macht nit ohne vor- wissen vnd Consenss dess lob. Statthalther- Ambts in Salzgefehl zu greiffen, in Geinainer Statt Cassa sey Aus der vorgeschriben Ration nichts verhandten, wie deme, welle man Ime vf sein verantworttung für die Soldaten 150, dann sein selbst ge- machtes Monatlich depudat Junij auch 150 fl. (NB. souil hat ‘er auch im Monnat Aprill vad May, dann absonderlich vf die Soldaten von Gemainer Statt 100 vnd vom h. Pfleger auch 100 fl. darlechen emphangen,) volgen lassen der hofinung Content ze sein, weiln Gemainer Statt vber vnderhalttung der Soldatescha ohne das vill genueg vfgeet. 47. herr ober Wachtmaister hat aber mit diser Resolution nit Zufriden sein wellen, doch lestlich die 150 fl. darlehen vf die Soldaten genommen vnd Zuuerantwortten bscheint, das Mo- natlich depudat aber hat er zwar auch Nemen, aber nit beschei- nigen wellen, die vhrsach halte ich sey, das er sich besorgt, wann etwann von der hochen obrigkhait ins Khonfftige inquie- riert (sic) werden mechte, was vf die haubtleuth erganngen, es wuerde Ime mit vorweisung seines scheins zu schaden khomen. 48. Dann Interim ist ain abschrifft aines von N. vnd N. Genneral (sie) obriste, ober- vnd vnder haubtleuth der Allge- mainen Paurschafft Ertzhertzogthombs ossterreich ob der Ennss ete. vsgeferttigten patents dadiert 25. Junij 1626. bekhomen worden, haubtsächlichen Innhalts, das sich alle Lanndtleuth, 22 herrn, Ritter vnd vom Adl zu Inen bequemen vnd in disem werckh, welches Ir Sell Selligkhait gleichermassen antreffen thuet, beispringen vnd vnuerzogentlich zu Ine in das nechste haubt- quarttier verfüegen sollen, im widerigen fall aber Ire Güetter In pranndt ze steckhen vnd mit den Persohnen vbl vmbgeen ete.1°) 49. Erchtag den 30isten Junij vmb Vösperzeit hat in der Statt der herr haubtman Sockoloussky vf allen possten vf die Paurschafft lossprennen lassen, vneracht herr Pfleger vnd die Geistlicben Inne daruon abgehalten vnd vermanth Instandt ze halten, biss die Paurschafft Angreifft. er sagt, die Paurschafft vnderfangt sich ain Gwalttettigkeit vber die ander vnd hat erst wider ain Newe Schanz aufgeworffen, also in seinem In- tent fortgefahren; wie er nun vf dem Behaimerthurn khommen vnd hinaus geschosen, ist auch ain schuss gegen Ime vnd wie die Erfahrung lauth, von ainem kleinen Bueben beschehen, ins Gesicht oberhalb der Nassen, daruon er Todts bliben. 1?) 50. Vber welches ain Ersamber Magistrat sowollen auch die beruelehshaber zusammenkhommen vnd die vmbfrag gangen, wer forthin des haubtmans Stöll verdretten solle? der Schluss von den Beuelchshabern ist vf den herrn von Seepach Neben dem Manstain Reformirten Fenderich erganngen, doch sich sowolen auch wer forthin die Schlissl zur Statt haben solte, vf Morgen frue ainen bedacht genommen, Zumbhalens (sie) Kriegsbrauch, dass, wann ain haubt Abgehet , die Schlissl dem, so volgends das Guberment (hat), wider eingeantwortt werden. 51. Entzwischen hat ain Ersamber Magistrat ain schreiben an herrn oberhaubtman vnd Paurschafft Ablauffen lassen, dass Innen nit lieb sey, das der haubtman vf die Irigen lossprennen lassen, er hab das Commenda (sie) vnd hab Ine die Newe Sehanz darzue beweegt; weiln er dann ainen tödtlichen schuss Empfanngen, ersuech man sye, ob sie forthin mit dem Scharpf- schiessen Stillstandt halteten, Entgegen soll es von der Statt 23 auss auch beschehen, wie auch vf dass schreiben vom 26. Junij antwortt ze geben. 52. Darüber den 30. Junij ain schreiben vmb Liechtzeit khomen ; weilln man zwar auss dem Schreiben nit, aber sonn- sten verstanden, das der haubtman Todt sey, so werde nun- mehr der Magistrat vnd Burgerschafft weitter khein vssflucht haben weegen vfgebung der Statt, dahin sie sich alzeit mit dem Comando berueflt, massen sie hiermit die Statt Expresse vfgefordert haben: vnd in puneto antwortt Erwartten wellen, wass man gedacht, dann ainmahl sey die Paurschafft vor dem Angriff nit mehr zu erhalten. 53. Antwortt von einem Magistrat hierauf pro recepisse, weiln es schon so spadt, ain Magistrat Erst vellig zusamen khomen: wie auch die Burgerschafft vnd Gemain billig darüber vernommen werden muess, so solt sich die Paurschafft bis andern tags vf Mittag gedulden vf die Endtlich Resolution vnd Entzwischen nichts gwalttettigs verüben. 54. Die Paurschafft vnd Gemain aber hat diser biss vf Mittag gebettnen Resolution nit erwarth, sonder nach empfa- chung des recepisse, wie auch schon vorheero angefangen, mit grossen Stuekhen vnd andern Rohrn vnaussezlich die Statt an vnderschidlichen ortten, vorab vf den Schlossthurn vnd bey dem Thürl zu beschiessen, Sturm ze lauffen, biss sie endtlich die Statt den Ersten Julij gegen dem Tag vngeuer zwischen 2. et 3. vhr Erobert, bey dem Runden Thurn vber die Maur herein khommen, wo der Teuch abgelassen, ain gross Loch in die Rünkehmaur brochen, das ain Man nach dem andern durch- schliefen mügen, vf diser posst nur 2. Soldaten, Also kein Rechte gegenwehr verhannden gewest. 55. Wie nun die Paurschafft in die Statt khommen, Alss- balden den Catholischen heusern zugeloffen vnd vssblindert, auch mit Straichen Tractiert, vorab herrn Burgermaister Geörgen Pader, der vf den Todt kranckh gelegen, ain wundten in Khopf gehauth , vom petth vf den Potten herab geworfen, das 24 Peth vnd all andere sachen weckhgenommen, Fenster vnnd alles Zerschlagen, vber welches er dann bald gestorben vnd durch die Paurschafft selbsten in Freithoff vor der Statt begraben worden; An das Stattschreiberhaus Zwar auch oflt khommen vnd mit gewalt darein gewelt, auch noch vsszeblindern drot, vneracht der iezig Stattschreiber Johann Newrättinger erst ein Viertl Jar alda der Burger: noch Paurschafft nichts genossen , weiln die Statt seines aldasein maiste Zeit belegert gewest vnd yezt gar mit der Paurschafft besezt, also nur sein Armuethey sowoln vf die ein(uarttierten Persohnen Spenttiern, dannoch der Cathollischen Religion halber Leiten muess, massen Ime die paurn nit wenig drölich gewest vnd gleich ersten Tags ainer Mitterpaur zu Walchshofen genannt zum fenster hinvf erschiessen wellen, vnd zum drittenmahl darauf andragen. 56. Vber dass ist die Paurschafft ins Schloss hinein, die paum zu vfziechung der Schlagpruggen Alssbalden Abgehauth, in alle Zimmer vnd Loghanent (sie) mit gwaldt brochen, alles, wie auch Cässten vnd Truhen zerhagkht, was verhanden , vssblindert vom wenigisten biss vfs maiste, herrn Pfleger Johann Kogler sambt seinem Vettern Jacoben Schrenckh wie auch herrn p. d. dauiten Prediger, herrn Martin Caplan, den sye sambt ainem Cathollischen Burger am dritten Tag in der Pfarrkhürchen, die andern Persohn aber in der Schlosscapeln gefunden, vnd 3. Persohn Capaziner (sic) ordens, so von Budtweiss heraus geraist vnd vf Lintz gewolt, aber vmb die Statt gespert gewest, nit fordkhundt, gefanngen genommen die Capaziner darzue hart geschedigt, sonnderlich den Lengern die Nassen Abgehauth, auch gar vmb das aine Aug khommen, 57. In Gemainer Statt Rathaus zum 5. mahl, Iha sogar in die ferttigung durch Eysene Thürn brochen,, das gröser Sigull sambt Ettlichen gulden vhralten Schwarzen Pfeningen heraus- genommen, Nicht weniger in fürgangner Spolierung bey herrn Laimpach angesezten Burgermaister die andern 3. Sigull in ainem Lidern Sackhl sambt dem Statt- Cammerpuech. 25 58. Den Dechantshofl auch allen Spalliert (sie), Fenster vnd Thürn zerhackht, dem Cruzafüx hendt vnd füess, wie auch St. Catharina pilt den Kopf abgehackht, in den prunen geworfen, so hernach Stattschreiber wider daraus erheben lassen, ain paur gesagt, es hab In ain pildt gar vbel angeschauth, so hab er deme . den Khopf abgehauth, vnd andere Thüraney sye mehr hin vnd wider in der Statt, dann auch in den Pierkhellern veryebt, das pier vnnüzlich vssrünen lassen, dass sie gar mit den füessen vber die Khnoden darinen vmbgangen, khain abmanen vnd Redten nit geholfen, vmb den Oberhaubtman nichts geben, selbst durcheinander zu Rauffen vnd Schlagen angefangen. 59. Herrn Haubtmans Appians Veldtwaibl vnnd Socko- lofskj Schneider Erschlagen, die andern beschedigt vnd vnbe- schedigten Soldaten gefangen genommen, hernach vf porg- schafft thaıls wider Erlassen, die andern nacher Linz ins haubt- leger geschickht. 60. Herrn von Seepach auch gefangen genommen, Ja gar vor Todt haben wellen, vmb er bey St, Osswaldt die Burger vnd Paurn geschäzt haben solte. 61. Haben also den 1., 2. et 3. Julij gueten Muet in der Statt gehabt, man vftragen vnd Thuen müessen , wass sie ge- schafft vnd gewölt. 62. Den 4. Julij hat herr ÖOberhaubtman haiden ainen Ersamen Magistrat vnd Burgerschafft in aller frue vf das Rat- hauss beschaiden lassen vnd vorgehalten, ain Paurschaflt beger mit Innen heben vnd zulegen vnıd an Irem vorhaben keines- weegs nit Zuuerhindern , desswegen solt der Magistrat sowoln die Burgerschaflt mit Innen vnder den hellen himel ainen Leib- lichen Aydt schwören , so der Magistrat abgeschlagen , vmb sie ohne das schon mit Aydt vnd Pflicht der Röm. Kayl. Mayl- vnd dem Landtsfürsten verpunden, der bofnung, man welle sye darbey verbleiben lassen. Leztlichen hat man sich aber aines handtglübs, weiln die Paurschafft weitter nit weichen 26 noch sich zu Ruehe begeben wellen, doch vf Ihr erbieten, das Ir krieg nit wider den Landtsfürsten, sonder allein wider (sie) Freystellung der evangelischen Religion, dann Abhelfung etlicher beschwerungen angesehen, das sie forthin weder den Cathollischen noch Euangelischen nichts gwalttettigs mer zue- füegen wellen, verglichen, was gestalten gibt der verferttigte durch die Paurschafit selbste verfasste accord vom 4. Julij Nro. 46. mehrers Zu ersehen, vnd haben dass auch den New- rattinger Stattschreiber verfaste Concept nit gelten lassen, (Neurattinger schrieb hier die Andeutung: NB. nur biss vf das worth »verpunden« ze schreiben). 63. Den 5. Julij haben die Paum den Prädieannten von Perchtolz vf die Lauben in aines Catholischen Burgers Leopoltens Behausung offentlich zu Predigen vfgestelt, sambt das sie ohne das 2. praedicanten, ainen vss Behaimb vnd den andern vss dem Landt Wierttenperg haben. 64. Den 6. Juliji vber der Paurschafit verfasstes Goncept Rath gehalten, Ettliche bedenckhen, sonderlich die Qlaussl (ausser derjenigen, so sich im Reformiern vnd sonst verdechtig gebrauchen lassen), vfzeheben, Item das die ferttigung nur vf die Statt allein vnd die Paurschafft nit gestellt, herrn Ober- haubtman haiden Mindtlich durch den Stattschreiber in beysein herrn Landtshueters, herrn Albrechten vorbracht worden, aber anders nichts erhalten, allein, das sich die in Quarison ligen- den Paurschafft forthin (ausser der gewöhnlichen Seruition) ohne der Statt vnd Burgerschafft Endtgelt selbsten mit Speiss vnd dranckh versehen soll. 65. Den 9. dits die Gemain vnd Paurschaflt ainem Er- samen Magistrat in sizeten Rath ain solch schrüfftlich begern vbersendt : 4) von der Burgerschafft 200 Man innen vf die Gränizen zuezeordnen. 2) die Burgermaister, Richter vnd Rathsstellen von Euan- gelischen Persohnen zuersezen, 27 was gestalten sich nun ain Ersamer Magistrat Resoluiert vnd Nebens noch an der mehr punkten vorbracht, Ist ob dem eben disen Tag durch den Stattschreiber in beysein herrn Statt- richters, Landtshueters, Albrechts vnd Khänaufs dem herrn Oberhaubtman vbergebenen Memorial Nro. 48 ze sehen, darauf man aber nit gleich die Resolution, sonder, wie hernach ze sehen, erst bekhommen, 66. So hat auch ain Ersamer Magistrat vf der herrn von Budtweiss Schreiben vom 7. Julij für entledigung der Capaziner Intercediert, aber kheinen andern bschaidt erhalten, dann wann von denen von Budtweiss yemandt heraus geordnet, der sich mit der Paurschafftt der Ranzion halber abfinden werde, das weittere Resolution volgen solte, welches also Antworttlich hin- ein geschriben worden, vnder wehrender Intereession bat ain Paur sein Stimb vf 10" (10000) Muth Traidt, ain ander vt 20” (20000) fl., dritte vf 10 Thunen Puluer geben. 67. Den 11. Juliji weiln die Viertlmaister sowoln in Als vor der Statt den aecord nit ferttigen wellen , die Burgerschafft sambt Innen vf das Rathaus beschaiden vnd die Notturfft vor- gehalten worden, Volgendts den Schluss verferttigter nach Mittag herrn Reisinger, der in abwesen herrn Oberhaubtmans das Comando durch den Stattschreiber neben herrn wernner Maut- gegenhandler angehendtigt vnd Nebens gebetten worden, doch Volgenden: Alss Sontag durch Iren Prediger nach der, Prädig offentlich, weiln die Gemain beysammen, verkhunden Zlassen, Gemainer Statt Sigüll gegen ainer verErrung wider herzue ze bringen, doch das sich die Paurschafft forthin selbsten ver- khössten, auch gegen den Cathollischen vnd Euangelischen dem accord gemess fridt vnd sicherheit halten solle. Item ob kein Resolution vf vnnser Memmorial verhandten, dessen sich gleich- woln Reisinger erbotten, wann er anders in abweesen seines herrn Oberhaubtmans haidens von den andern haubtleithen, 'alss haider oder Aigner, Ringl 0) vnd Pader die Volg haben khan, dann herr Oberhaubtman erst gestert, ehe er vf die 28 Granizen verraist, mit Innen destwegen ainen vfstoss gehabt, solt nur alles nach Iren Khopf geen ete. 68. 12. Juliji alss Sontag Neurättinger Stattschreiber von selbsten den Reisinger wider schrüfftlich obige Nottwendige puneten publieiern ze lassen vermanth, vf das Memmorial ant- wortt ze geben, in Simili den 13. et. 14. dito, 69. Den 15. Julij die Paurschafft vnd Gemain vermitls Ires verordneten vssschuss Ir antwortt vf des Magistrats Memmorial Nro. 48 vbergeben, wie Nro. 51 zaigt, können sich wegen verwilligung vnd widerfreystellung der Catholischen Priesterschafit noch nichts Resoluiern ; Begern, die Burgerschafft Inn: vnd vor der Statt offentlich zu Mustern, Alssdann ein gewisse anzahl zum hinaussziechen zu benennen. den 16. dito die Burgerschafft vnd Gemain in vnd vor der Statt vf das Rathauss beschaiden lassen, die ganz Manschafft dem Paurnvssschuss vnd haubtleithen vorgestelt, mit vermelten, das khein muglichkeit sey, begerter massen 200. Man vssze- mustern, sonder blibe niemandt von Mansspersohnnen bey hauss, vber welches sie sich vf 50 Persohnnen bewörther ze stellen bereden lassen. 70. Den 17. dits die Musterung vorgangen vnd nit mehr vermüg der Musterrohl Nro. 52 alss 46. Persohnnen sambt dem Trumenschlager haben Köndten, 71. Vnd welcher selbsten nit mit gewölt, ainen andern neben zuetragung seiner benambsten Nachtbarn Stellen müessen, ä Volgendts nacher Mittag herrn *) Oberhaubtman haiden vnd dem vssschuss, (die Zwar vf die 50 Persohnen völlig dringen}, be- wörter, wie mans haben khönden, vorgestelt, der es in die Pflicht genommen vnd sie Ine in sein (uarttier belaidt. 72. 18. Julij dise vsgemusterte von der Burgerschafft vnd Gemain fortgefierth worden vf die Gränizen Nacher Hörschlag. 73. dito herrn*) Reisinger bei dem Oberschreiber Pezen wider ain vom Magistrat anbeuolehen Memmorial Nr, 52. herrn *) *) „herrn“ durchstrichen, 29 oberhaubtman vnd vssschuss mit gelegenheit zu vbergeben vberschickht haubtsächlichen begerns, die vberig Paurschafl; abzefiehrn vnd nit mer alss 200 alda ze lassen in Mangl Vie- tualien vnd Quarttier, dann dass sich dem Accord gemess die Paurschaflt selbsten mit Speiss vnd Cosst versehen, Margadenten einzustellen, der Spalierten StattSigüllen vnd StattCammerpuechs nachfrag ze haben, ain Catholischen Priester zuezelassen, dar- über noch khein Resolution Eruolgt. *) *t) 74. Den 24. Julij der Paurnoberhaubtman hayden an ainen Ersammen Magistrat begert, zumallen vorhero geworbenen haubtleuthen vnd beuelehshabern, welche es vmb die Statt gar nit verdiennt, Ime gebürliche Zuepuess ze machen oder an gelt (neben gebreichiger Seruition) ein gewisses Deputat neben wochentlichem Pier fürs gsindel zuuerordnen, endtzwischen auch den Resst an den dem Erschossn haubtman Socolofsky ver- sprochnen 300 fl. anzuhendigen, zumall er vnangesehen der vilfeltig treuberzigen verwahrung die Statt mit stiermeter hanndt erobern müssen, er billich zu schaffen vnd nit zu bitten vhrsach. 75. Den 25. dits abgeschlagen vnd zue Endschuldigung vorgeschrieben worden, das man den vorigen in (uarnison alda gelegn haubtleuthen ohne sonderbare ordinandz khain ge- wisses deputat, sonder was man dargeben, das sey in abschlag des lifergelts vnd vf widerguetmachung beschehen, wie man dann an der einfordrung, sobald der Pass offen, nichts vnder- lassen werde. die Paurschaflt werde Ine allso, weiln er dero - bestelter, gleichwoln ze vnderhalten wissen, dem hern Soko- lussky (sie) habe man Monatlich nur 150 vnd nit 300 fl. ge- ben, und weiln Ime sein gefangner Veldschreiber dauor berürth 100 fl. geben olıne wissen der Stend, solt er sich darmit vernüegen lassen. 76. Den 26. Juliji N. vnd N. ober vnd vnderhaubtleuth ; auch KhriegsRäth aus dem haubtquarttier Vhrfahr schadtlinz dem ®) Von hier angefangen des Stadischreibers Neurathinger Handschrift, 30 Magistrat geschriben, die Züngüesser vnd Wagner, so sieh vf die grossen Stuckh versten, neben Mitnemmung dess Zeugs zue ausporung grosser vernagleter Stuckh hinauss ze ordnen, so aber abgeschlagen vnd mit Irem begern vf den oberhaubtmann hayden gewisen worden. 77. Eben disen tag von den ob: vnd vnderhaubtleuthen, KhriegsRäthen vor vnd vmb der Statt vnd Schloss Linz Per aignen (Boten?) Zwayerlay General Patente, (so man in der StattCantzley abschreiben miüessen, weiln mans originaliter nit alda lassen wellen), Einkhommen, vfbott vnd beschreibung der Mannschafft von 16 Jahrn an allssbalden nacher Eblsperg ze schiekhen, dann dass sich die Adelichen Nobilitierte Persohnen, Burger vnd Junge Mannschafft, so Ross ze halten vermugen, mit gueten greisten pferthen zugleich Einstellen bey im wide- rigen bedroender abprenung, darin wider Ir gl. herr Statthalther mit groben Spötlichen worthen anzogen. *?) 78. Darauf pro Recepisse gar nichts anders gantwortt wor- den, alls das sich der pott mit vorweisung der Patent angeben, die antwort hierauf stee der Zeitt bey der Paurschafft ober- haubtman hayden. 79. Den 27. Julij N. vnd N. verordnete der Paurschafft im Machlandt Viertl sich vf der Statt begern vom 21. diss Reso- luiert wegen des Einquarttierns, Marckhadenten, von der Paur- schafft, verlohren StattSigil, Passierung aines Cathollischen priesters, doch nichts Endtlichs, sonder alles vf Schrauffen, wie Nro. 62 merers erleittert. 80. Den 29. huius ain vssschreiben von den zu Welss anwessenden hermm mitglydern deren Lob. Lanndstendten, da- diert den 23. Julij, das man von der Statt aus vermitls abge- sandten Ebmfalls ze stundten erscheinen solle, weiln sonnsten die Paurschafft Resoluiert, all vnd yede Landtleuth bey Iren Schlössern vnd wohnungen abzehollen. 81. Ain Ersammer Magistrat hat sich hierauf den lesten Juli) endschuldigt so weith, weiln der ortt zue Rechter volliger 31 Zusammenkhonnfft vnd Collegium aller vier Stenndt noch nit benambst, man auch dess freyen pass noch nicht versichert, sich biss dahin zu gedulden; sodann erschein man gehorsamb- lich, Nebens auch in obacht genommen worden, das von dem lob. herrn prälaten Stanndt noch yemandt zu Welss. 82. Eben den lesten Julij ain Magistrat der Paurschafft oberhaubtman vnd verordneten vssschuss zuegschriben vnd nochmallig passierung Cathollischer Sellsorger, wie auch frey- stellung der gfanngen herrn Capuziner ordens, sowoln herrn D. Dauidten Predigers ete. begert. 83. Darauf den Ersten Augustj vordrist vf Empfanngen Kbayl. Patent ?3) (so zwar die Paurschafft vnns nit bekhandt- lich sein wellen), der herr Dr. Dauidt, herrn Capuciner, Caplan, der herr Khogler Pfleger sambt seinem Vettern dess arrest solchergstalten endtlassen worden, das man herrm oberhaubt- man zu Rosenberg vmb abordnung der anerbothen fhuer für die Capueiner, auch das er sich erclern solle, ob sein gewor- bens Volckh für die Paurschafft gemaint; auch ob er freundt oder feindt sey, zuegeschriben, dann das Zwar herr Dr. Dauidt in sein Closter gegen ainer verehrung beglaydt, herr Pfleger aber noch so weith durch seine aigne vnderthonen, die er Ime selbst zu benenennen wais, verwacht werden solle, das er Nebens wol ausgeen, Ime auch in der Statt ain loghament nemmen muge, wie es Ime gfellig; dann begert, bericht ze geben, ob sich der verlauff in erober: vnd Einnemmung der Statt also, wie sye in ainem von Wienn aus gedruckhten Trac- ‚tätl 24) bezichtigt werden, allso erhalten, Magistrat sich aber darauf endtschiden vnd khain bericht geben, biss gleichwoln von andern hochern ortien aus selbiger abgefordert worden. 84. Das schreiben ist vf Rosenberg beschaidenlich ab- gangen, Massen den 3. Augustj die fhuer vmb die herrn Capu- einer ordens eruolgt, Interim aber den 3. Augustj haben 'sye den Cathollischen Rathsfreunden vnd Burgern den arrestierten herrn Caplan, wie auch die Cathollisch Pfarrkhürchen zu be- 32 suechen wider zuegelassen, Endtgegen sye sich der Khürchen vor der Statt, so die Euangellisechen vor disem auch Innge- habt, selbsten bemechtigt vnd von dem Cathollischen Messner die Schlissl darzue abgefadert, der Prädikant von Perehtolz auch Sonntag den 2. Augustj darin sein erste prädig verricht. 85. Den 4. augustj seindt die herrn Capuziner ordens vf Rosenberg forthgefierth, aber an der Greniz von der Paurschafft vfgestellten Wacht wider vfgehalten vnd zurukh gebracht wor- den in Iren alten arrest, wie auch herr Dr. dauidt nit forth- gelassen, sonder Neben dem herrn Pfleger zwar nit mer so starckh darin behalten, biss Endtlich die Statt dem Khayl. Prei- nerischen Regiment wider vfgeben worden. Die vhrsach nit- forthlassung der Capuziner solt gewesen sein, das 7 Soldaten vssgerissen vnd zu den Khayl. gefallen. ?°) 86. Gstaltsamb an Statt den von der Burgerschafft den 5. augustj in isto ander 7 Mann gestelt werden müessen bey betroung sonst anlegenden Gwaldts. 87. Den 8. Augustj das Khayl. Volekh die paurn vf der Confin vberfallen vnd Ettlich erlegt, 26) darauf die Paurschafft de nouo den Irrigen vfbotten vnd oberhaubtman Hayden den 8. vnd 9. dito selbsten mitgeraist. ?7) 88. Disen tag auch die Paurschafft dem Magistrat ain Khayl. Patents abschrüfft der Paurschafft eruorderten vssschuss dadiert den 24. Julij erst eingelofen ?®) mit begern, aus dem Raths Mitl vnd der Burgerschafft auch yemandt mitzeschickhen, vorab in specie den alten banns deibl, obenauss vnd Rodler Salzhandler. der Magistrath hat sich endschuldigt, das man Teglich von den herrn verordneten der Lanndschafft all Vier Stendten vssschreiben vf abgesandte erwarttet, der Rodler kbonde vom Salzambt nit abkhommen, darbey sy es Bewenden lassen, doch hat aus der Burgerschaflt der deibl, der obenauss den 40. augustj mit der ........ ‚ vssschuss vf Welss forthgemuest. 33 89. Den 13. Augustj die Paurschafft Mann für Mann vfbotten, in similj auch an den Magistrat vnd Burgerschafft allssbalden bewöhrte vszustaphiern begert, der vssschuss selbsten mit jrem oberhaubtman hayden vf das Rathhaus erschinen, man sich aber aus den offters erzehlten vhrsachen endschuldigt. 90. Den 14. dito wider dergleichen begern gestelt vnd Ernstlich , weiln vom Khayl. Volckh vnd Paurn zu Kherschpaumb wider ain Treffen beschechen, im widrigen sye sonst selbst die Burgerschafft von den heyssern schmieren wellen. magistrat sich abermallig endtschuldigt mit der Clainen vnbewehrten Burgerschafft; wellen sye dann ainen Gwaldt brauchen, stee Imer beuor. Den 15. Augustj Oberhaubtman Hayden mit sein zuegeben wider ankhomen, gar Still gewest vnd obigs begern weitter nit gesuecht, der Statt gestelte 47. Mann weitter bey der Paurschaflt nit mehr halten wellen, sonder sich yeder wider zu hauss begeben. Samstag den 16. huius ist die Statt Gottlob! mit sonder freydt (Lücke) in der frue zwischen 7. vnd 8. Uhr von der Soldatessca Khayl. Preinerischen Regiment wider ohne Sturmb vnd Pluetvergiessen, weiln die Schlissl zum Statt Thor, vmb sich die Paurschafft schon maistens aus der Statt verloffen vnd haimblich versteckht gehabt, vf das Emphangen Patent, dest- wegen ain Magistrat allssbalden Zusammen khommen, Endtgegen dragen vnd da Ir bestelter oberlaubtman Hayden sich hierzue nit gern bequembt, resoluiertermassen mit gewaldt genommen wehr erobert vnd mit Khayl. Volckh besetzt, thaills pauern in der Burger heissern gefundten vnd neben zwayer Prädi- canten gefangen worden. ?°) Sonnst hat sich der Magistrat der Paurschalt Zusammen- Konnfit, vfgestelten PauernRath niemalls, wiewollen sye oflt 3 34 — darumben angehalten, weder mit Rath noch That thaillhafftig gemacht. Was sich nun weitter verlaufft, gibt die Zeitt. Diss allain khürzlich Summariter vom vnuerhofften PauernKhrieg durch mich vnderschribnen verfassten. J. Neurättinger Stattschreiber. a NO TEN. 1. (S. 9.) Gleichförmige, aber kürzere Berichte wurden an die Untersuchungs-Commission erstattet von den Bürgern der Märkte Grieskirchen am 19. März 1627 und Peuerbach am 29, desselben. Kurz Beitr. I. pag. 458— 461. 2. (S. 10.) Noch gegenwärtig umgeben die innere Stadt 3 Vor- städte: Böhmer - Vorstadt, Hafnerzeile und Linzer - Vorstadt. 3. (S. 10.) Obwohl die Verordneten in ihrem Berichte an Herrn Sigmar angaben, dass sie nach Freistadt offene Patente an die Bauern absenden wollten, dass aber ihre zwei Deputirten nur bis Riedeck kommen konnten, wo die Bauern schon die Gewehre ab- gefordert und den Pfarrhof in Gallneukirchen geplündert hatten (Kurz 1. c. 151), so scheinen nach dem Diarium die Patente doch nach Freistadt gelangt zu sein. 4. (S.10.) Kurz I. c. 157. „Fadinger befahl, dass kein ver- siegeltes Schreiben, es konıme von wem immer, dürfe verschickt werden, wofür die ausgestellten Wachen der Bauern, besonders an den Gränzen, mit ihrem Leben bürgen mussten. Dadurch wurde das Geschäft der Unterhandlung sehr erschwert. Anfangs waren die Bauern noch so höflich und schickten die versiegelten Schreiben unerbrochen an den Ort zurück, von dem sie herkamen, aber bald fingen sie an, dieselben ganz zu behalten. Bei einigen Berichten der Stände an den Kaiser oder an den Churfürsten, wie auch an ihre Deputirten in Wien machten die Bauern noch einzelne Aus- namen und liessen die Curriere mit denselben unangetastet fortreisen; kam aber vom Statthalter ein Schreiben vor, wurde es gewiss nicht unerbrochen über die Gräuze hinausgelassen. ‘* 3. (S. 10.) Khevenhiller Annal. Ferd. T. X. p. 1139 und nach ihm Kurz 1. c. 242 setzen den Tag der Aufforderung auf den 10. Juni, an welchem Tage aber Freistadts Uebergabe schon zum drittenmale verlangt wurde. 3* 36 6. (S. 11.) Khevenhiller I. c. „Sie haben auch die Stadt Frey- stadt belagert vnd sie den 10. Junii aufgefordert, vnd die Soldaten hinaus zu liefern begehrt mit Androhung, sonst mit Gewalt hinein zu kommen. Und hat ihr Hauptmann Hanns Christoph Heyden diese Resolution an vier unterschiedlichen Orthen um die Stadt herum öffentlich verlesen vnd den 14. die Stadt vnd Schloss mit Stücken beschiessen lassen.“ Letzteres geschah nach dem Diarium aber schon am 12. Juni. 3. (S. 11.) Kurz l. c. 306 hat klar bewiesen, dass Ens zwar am 23. Juni zur Uebergabe aufgefordert, belagert, aber nie ein- genommen und erobert worden ist. Es wurde am 23. Juli auf Befehl der kais. Commissäre, welche sich zu Seitenstetten aufhiel- ten, durch Oberst Löhel von der Belagerung befreit. Obige Angabe der Bauern, dass sich Ens schon am 9. Juni ergeben und ihnen die Schlüssel entgegen getragen habe, ist daher eine leere Prahlerei, welche leicht gegen Solche angewendet werden konnte, denen aller Verkehr mit der Aussenwelt abgeschnitten war. 8. (S. 11.) Khevenhiller p. 1139. „Darauf ihnen der Commen- dant Gokholowsky in der Stadt wiederum mit Stücken geantwortet.“ 9. (S. 11.) Kurz 1. c. 185. Die am 12. Juni zu Linz erschie- nenen Bauern - Ausschüsse erklärten den Ständen, dass die Bauern jetzt wieder in grosser Furie seien. — Die Verbitterung rühre da- her, dass eine Schildwache der Bauern bei Freistadt erschossen und am Frohnleichnamstage in Linz kanoniret worden sei. In Folge der hierauf gegebenen Ermahnungen versprachen sie, die Bauern im Lager zur Ruhe zu vermahnen. 10. (S. 13.) Khevenhiller 1. c. „Da aber gedachter Hauptmann Heyden an den Commendanten sicher Geleite begehrt, selb sechster in die Stadt zu kommen, so hat er sich doch entschuldiget, bis den 17. der Magistrat aus dem äussern Rathe 6 Geisel hinaus vnd die Bauern wieder 6 hinein geschickt.‘* 14. (S. 14.) Khevenhiller hat die Personen- und Ortsnamen zum Theile irrig aufgeführt: „Die Bürger waren diese: Matthias Hinterlochner, Fassner, Silber Eyssen, Geyer, Gäbniger vnd Leo- pold vnd der Bauern Namen folgende: Georg Hayden zu Zeissing der Herrschaft Freystadt, Gabriel Schmitzel auf der untern Ge- schwand Stänglischer, Wolff Elnberger, Abraham Dorn Schuster 37 bey S. Osswald, beedes Zelckische, Paulus Sterer von Reichen- thal, Stänglischer, Michael Lederer von Helmanstadt Freystetter , Thomas Neumiller von Schenckenfeld. 12. (S. 14.) Kurz 191. Khevenhiller 1135. Die kais. Commis- säre wollten sich auf die feierliche Zusage der Bauern, sie sicher nach Ens, wo sie ihre Beschwerden vorbringen könnten, zu be- gleiten, dahin begeben, wurden aber verrätherischer Weise in Ebelsberg angehalten und am 15. Juni auf das dortige Schloss geführt. 13. (8. 16.) Dieser wurde nach Khevenhiller p. 1472, wo erals Richter zu Landberg (sic!) und Rittmeister der Bauern vorkommt, zu Linz am 23. April 1627 hingerichtet, 14. (S. 17.) Es ist sohin das, was Khevenhiller und diesem Kurz p. 242 nacherzählt, dahin zu berichtigen, dass die Bauern den Freistädtern den Pass zwar nach Ebelsberg, aber nicht nach Linz bewilligt haben. 15. (S.18.) Khevenhiller p. 1139. „Den 21. um 4 Uhr Nach- mittags haben sie einen Lärmen darum, dass ein Schuss aus der Stadt geschehen, gemacht, und den Graben vnd Unser Frauen Teich abgelassen vnd gefischet.‘* 16. (S. 19.) Hanns Bader, ein Lederer und zugleich Richter in St. Oswald, der Hauptmannsdienste in der Schlacht bei Kersch- baum that, fiel in dieser Affaire. Kurz 347. 17. (S. 19.) Die kais. Commissäre wurden am 16. Juni nach Steyr abgeführt. 18. (S. 22.) Kurz p. 508. „Wir N. und N. General - Obriste, Ober- und Unterhauptleute der allgemeinen versammelten Baurschafft des Erzlı. Oest. ob der Enns geben hiemit freundlich zu vernehmen, wie dass sich der bewusste Aufstand von dem gemeinen Volk im Land erhoben und nunmehr etlich Wochen fortgewähret, bis dato aber die Herrn im Land der Baurschaft in solchen Gelegenheiten wenig beigestanden. Wann sie aber nunmehr für rathsam geachtet, dass sich alle Landleut, Herrn, Ritter und vom Adl zu ihnen be- quemen, in diesem Werk, welches ihre Seligkeit gleichermassen antreffen thut, heizuspringen: als haben wir solches nicht unter- lassen wollen, gedachten Herrn, Rittern und Adl diese Anmahnung zu thun, dass sich ein jeder, was Würden und Standes der auch 38 ist, alsbald und unverzogentlich zu uns, wo er das nächste Haupt- quartier befinden wird, verfüge, welches wir hoffen zu beschehen. Im widrigen Fall aber, so wollen wir sie gewarnt haben, welcher diess Begehren nicht würde Statt thun, dass ohne alles Verschonen ihre Güter sollen in Brand gesteckt und mit den Personen übel umgangen werden, darvor sie sich haben zu hüten und darnach zu richten. Geben im christlichen Tauptquartier Schadt Linz den 25. Juni 1626.‘ Ein ähnlicher, aber viel roher abgefasster Befehl aus dem Lager zu Ebelsberg wurde an demselben Tage von Christoph Zeller und Steplıan Fadinger erlassen. 19. (S. 22.) Zum überzeugenden Beweise, dass Khevenhiller pag. 1140 vorliegendes Diarium benützt, ja stellenweise wörtlich abgeschrieben habe, setze ich seine eigenen Worte hieher: „Den 30. Junii um Vesper-Zeit haben die Bauern Schantzen vor der Stadt angefangen auffzuwerffen, desswegen der Commendant auf sie hinaus geschossen vnd als er auf den Pehener Thurn (Böhmerthurm) gestiegen vnd etwas absehen wollen, hat ein kleiner Bube hinein vnd ihn über das Auge durch den Kopff zu tode geschossen. Ueber welches ein ehrsamer Magistrat, sowohl auch die Befehlshaber zusammen kommen vnd die Umfrage ergangen, wer forthin des Hauptmanns Stelle vertreten solte. Der Schluss von den Befehlshabern ist auff den Herrn von Seebach ergangen, doch hat man sich sowohl auch, wer forthin die Schlüssel der Stadt haben solte, hiss auf morgen frühe Bedacht genommen, zumahlen es Kriegs-Brauch, dass, wenn ein Haupt abgehet, die Schlüssel dem, so folgends das Gouver- nement bekommt, wieder eingeantwortet werden. Inzwischen hat Ein Ehrsamer Magistrat ein Schreiben an den Ober-Hauptmann ab- gehen lassen, „,„Dass ihnen nicht lieb sey, dass der Hauptmann auf die Ihrigen losshrennen lassen. Er habe das Commando vnd habe ihn die neue Schantze darzu bewegt. Weil er denn einen tödtlichen Schuss empfangen, ersuche man sie, ob sie forthin mit dem scharffen Schiessen Stillestand halten wolten: entgegen solte es von der Stadt aus auch geschehen.“ Auf Vernehmung des Commendanten Todes haben die Bauern die Stadt wiederum de novo aufgefordert vnd mit Stücken die Mauern dermassen niedergeschossen, dass sie den 1. Julii in die Stadt kommen, alsbald den Catholi- 39 schen Häusern zugelauffen, dieselben heraubt, die Inwohner ge- schlagen vnd dem Bürgermeister, so kranck im Bette gelegen, eine solche Wunde über den Kopff gehauen, dass er hald darauf ver- schieden. Den von Seebach haben sie gefangen vnd übel tractiret, drey Capuziner sehr geschlagen vnd dem einen die Nase abge- hauen vnd das Auge ausgestochen und sich also der gantzen Stadt bemächtigt.* Carafa, Germania Sacra pag. 260 und Mercurius Gallo - Bel- gicus pag. 88 erzählen: Die Protestanten, die sich in der Stadt aufhielten, hatten schon die Uebergabe derselben durch Verrätherei beschlossen, Ein Fleischhauer schlich sich zu den Bauern hinaus, verrieth ihnen einen Ort, der mit keiner Wache besetzt war, und zeigte ihnen zugleich an, wo sie Leitern finden könnten, um die Mauern übersteigen zu können. Sie machten von dieser Nachricht alsogleich Gebrauch und nahmen den ersten Julius mit leichter Mühe die Stadt ein. Vermöge der gemachten Uebereinkunft hien- gen die protestantischen Bürger zu den Fenstern weisse Tücher heraus. Wo die Bauern dieses Zeichen erblickten, dort wurden die Häuser verschont. Die Katholiken, welche von allem diesen nichts wussten, wurden grausam behandelt und ausgeplündert. Die Relatio historica pag. 146 gibt weiter an: „Nach Vollen- dung solches, weil sie verstanden, dass Theils der Bürger, so katholisch waren, ihren besten Vorrath in’s Schloss geflüchtet hatten, haben sie sich alsbalden gegen dasselbe gemacht und es, weils ohne das schlechtlich verwahrt ist, mit leichter Müh erobert, dar- innen in der Schlosskapelle Herrn Johann Kogler, Ihrer gräfl. Excellenz Herrn von Meggau Pflegern, Herrn David Corner Con- ventualen des Klosters Göttweig sammt dreien Kapuzinern auf ihren Knien bethend gefunden, in dieselben nit anderst, als wären sie unvernünftig, gefallen, in sie geschlagen und mit Füssen getreten, den einen Kapuziner tödlich verwundet, dem andern aber hat der Bauern Prädikant, welcher in einem veigelfarb Ungarischen Kleid aufzeucht, selber die Nasen und Ohren abgeschnitten. Herrn David, den sie für einen Jesuiten angesehen, wollten sie kurzum Todt haben, wär auch unfehlbarlich erschlagen worden, wo ihn nicht der Stadt-Medikus alldort und andere unkatholische Bürger erbethen hätten. Nach solchem haben sie gemeldte fünf Personen gefangen 40 aus dem Schloss in der Frau Riesin Haus geführt. alldort halb todter in einen Stall eingesperrt und mit etlich Bauern verwachten lassen, im Schloss alles ausgeplündert, nit allein Herrn Kogler alles des Seinen beraubt, sondern auch Herrn Grafen von Meggau um etlich tausend Gulden Schaden gethan, in der Stadt Georgen Bader , gewesten Bürgermeister, der viel Wochen im Bett todt- krank gelegen, erbärmlich ermordet und sein ganzes Haus alsbalden preisgemacht, Sie waren dennoch an allem dem geübten Muthwillen nit ersättiget, sondern fielen in die Kirchen, warfen alldort, zu geschweigen anderer groben Bubenstück, das schöne von Ehenholz gemachte Tabernakul vom hohen Altar und schlugen es zu Stücken, und in Summa wütheten diesen Tag übler, als die Türken selbst hätten thun können. Den dritten Juli hat man Herrn Kogler neben andern seiner Mitgefangenen auf Öffentlichen Platz in Eisen und Banden als Mörder geführt, und Standrecht über sie gehalten, auch vorgehalten, wo sie anderst ihr Leben wollten fristen„ sollten sie der katholischen Römischen Religion öffentlich renunziren und ab- sagen, weil sie sich dessen aber geweigert und gebethen, dass man sie zu diesem nit sollte zwingen, auch dass sie eher hundert- mal zu sterben, als solches zu thun, bereit wären, sind sie also gefangen, sich besser zu bedenken, ins Schloss geführet worden. Alldort liegen sie his dato.“ Kurz hat in seinem Werke über die- sen Bauernkrieg alle diese Aufschreibungen benützt, unserm Diarium, geschrieben von der Hand eines obhrigkeitlichen Beamten, welcher all’ dieses Unglück mit eigenen Augen gesehen und bitterlich em- pfunden hat, verdanken wir die vollkommen berichtigende Aufklä- rung, welcher Corners Brief nicht den mindesten Abbruch thut. 20. (S. 27.) Khevenhiller 1. c. p. 1472. „Ringel, ein Bauern- Hauptmann, so der Stadt Lintz hart zugesetzt, und Hochpaum, ein Bauer wurden an einem doppelten Galgen zu Linz am 23. April 1627 aufgehenkt, 21. (S.29.) In der blutigen Nacht vom 21. auf den 22. Juli wurde ein Angriff der Bauern, welche die Stadt Linz zwischen dem Schulerthürl und Welserthor einzunehmen versuchten, mit einem Verluste von 560 Todten und 40 Gefangenen abgeschlagen. 22. (S.30.) Kurz p. 302. „Aus dem Hauptquartier des Ober- hauptmanns Wiellinger erging an seine Unterhefehlshaber folgende 41 Ordinanz: — „„ „Liebe Hauptleut, Befehlshaber und christliche ver- sammlete Gemain. Es ist unser allhie beweglichstes Anmahnen, Bitten und Begehren, weilen glaubwürdig etlich tausend Mann Bai- risch Volk herab kommen wollen, dass ihr alle, Mann für Mann, was nur sechzehn Jahre alt ist, edel und unedel, in allen Oertern und Revieren zu der Ketten (in der Donau) dieselbige augenblicklich sowohl bei Nacht und Tag aufs allerbeste zu bewahren, dergestalt aufbiethet, dass, wann ainer oder der andere nit pariren sollt, dessen Haus und Hof alsobalden in die Aschen gelegt und derselbe ungehorsame selbsten niedergeschossen werden soll, Solches wollet ihr mit ehestem Ernst und Eifer, so lieb euch eur eignes Leben ist, verrichten. Actum in denen christlichen Feldlegern bei und um der Stadt Linz den 22, Juli 1626.‘ In einem anderen Be- fehl, welcher an alle Herrschaften und Unterthanen des ganzen Landes gerichtet ist, heisst es: „,.‚dass es nit anderst mehr seyn kann, denn dass wir mit Heeresmacht den greulichen Witterich und Tyrannen, den Statthalter und Landsverderber in Linz, Adamen von Herberstorf, aus seinem Nöst dermal einstens heben und die- ses Bluthunds teuflisches Fürnehmen dempfen. Zu Vollziehung dann und damit wir durch die Gnad und Beistand Gottes zu diesem Zweck gelangen möchten, ist hiemit an alle... . was nur über sechzen Jahr alt, unser Begehren, dass sie sich mit hellen Haufen sammt ihren Balbierern, auch habenden Wehren und Wachen auf den Weg machen, nach Ebelsberg rucken und dort weitere Ordi- nanz erwarten.“ „Wer nicht erscheinen wird, der soll sammt seinem Hause verbrennet werden; — „‚„‚und wie wir ferner dis- centes zu machen unvonnöthen zu seyn erachten, als weiss sich männizlich nach Fürweisung diess hernach zu richten. Actum in unserem christlichen evangelischen Feldieger um der Stadt und Schloss Linz den 22. Juli 1626. N. und N. die sammentlichen Ober- und Unterhauptleut, auch Kriegsräth daselbsten.‘* * Den 23. kam ein Befehl — „,.,‚an alle adeliche und nobilitirte Personen, auch Bürger und junge Mannschaften, so Rosse zu halten bishero Vermögen gehabt,‘ — „dass sie sich alsogleich nach Ebelsberg stellen sollen. Den Ungehorsamen wird Plünderung, Brand und Mord gedroht.‘* 42 23.°(8. 31.) Dieses an die Bauern gerichtete kaiserl, Patent vom 24. Juli 1626, ist bei Kurz 1. c. p. 576—579 in der Bei- lage XXVIl. abgedruckt. Kaiser Ferdinand sagt darin, er habe wegen ihrer fortdauernden Feindseligkeiten Ursache, mit seiner Kriegsmacht gegen sie aufzutreten, jedoch wolle er noch Gnade gegen sie ausüben, und durch seine neu ernannten Commissäre mit ihnen wiederholte Umterhandlungen anstellen lassen. Vor diesen sollen daher ihre Ausschüsse aus allen vier Vierteln des Landes erscheinen, ihre Beschwerden vorbringen und ihren Anordnungen Folge leisten. „Benebens gebiethen Wir euch auch ernstlich, dass ihr unter währender dieser gütigen Tractation von allen Hostilitäten gegen unseren Städten, Geist- und Weltli- chen, hohen und niedern Standspersonen und deren Hab und Güter abstehet,. auch unsern verordneten Commis- sarien und denen bei sich habenden Personen und Leuten, wie ingleichen unserm Kriegsvolk keine Verhinderung erzeiget; alle Pässe zu Wasser und Land offen haltet u. s. w.‘“ Wie wenig die Bauern, obwohl anfänglich zur Ausführung sich willig zeigend, diesem Befehle nachkamen „ beweiset der Umstand, dass noch am 16. August, — dem Tage der Besetzung der Freistadt durch kais. Volk —- ihre sämmtlichen Gefangenen — Beamte und Geistliche , sich daselbst in Arrest befanden. 24. (S. 31.) Kurz l. c. pag. 321. „Dieser Bericht wurde wenige Tage hernach, als er gegeben wurde, öffentlich durch den Druck bekannt gemacht unter dem Titel: Ausführliche Avisa aus Enns, wie die Bauern den 29. July Lintz abermahlen mit Stürmen ange- loffen, wiederumb abgetrieben und bey tausend Mann der ihren verloren, auch wie sie den letzten desselben (Monaths) vom Ufer in fünf Schiffen über die Tonau Pulver und Volk in ihr Lager ha- ben führen wollen, aber von des Statthalters Volk ertapt, ihrer etlich gefangen, viel erlegt, auch ersoffen und vom Pulver, wel- ches bei ihnen durch einen Musskettenschuss angangen, umkommen. Gedruckt im Jahr 1626.“ Merkwürdig bleibt jedenfalls, wie dieser Bericht über die Vorgänge in und um Linz am 29. und 31. Juli schon am 1. August in den Händen der in Freistadt befindlichen Bauern sein konute. Bei diesem, am heftigsten und mit zahlreichster Mannschaft auf Linz am 29. Juli unternommenen Sturme, wo, wenn 43 1000 wüthende Bauern abgeschlagen worden, ein neues Tausend vorrücken musste, wo die Soldaten, welche den Bauern mit grossem Geschütze, Doppelhacken und Musketen grossen Abbruch thaten und doch der Stadtgraben von letzteren mit den von ihnen mitgenomme- nen Holzbürdeln, dazwischen Steine und Erde eingebunden waren, schon fast angefüllt war, wurden die Rebellen durch auf sie ge- worfene Pechkugeln und Pechkränze, wodurch ihre leinenen Kleider in Brand gesetzt wurden, zum jammervollen Rückzuge genöthigt, Des andern Tages ordnete der Bauernhauptmann, weil er Mangel an Pulver und Kugeln litt, etliche Abgesandte an die im Urfahr gegenüber lagernde Bauernschaft mit dem Begehren ab, Munition und Volk nach Linz herüber zu schaffen. Fünf mit 600 Bauern, mit Stücken, Pulver und Kugeln, welche von der Frei- stadt und einigen Schlössern in das Urfahr gebracht worden waren, ausgerüstete Schiffe wurden während des Anlandens beim jetzigen Prunnerstifte in Linz von den Soldaten des Statthalters unversehens überfallen, 30 Bauern erlegt, 6 gefangen, ein Schiff mit sämmtli- cher Mannschaft in die Luft gesprengt und drei Schiffe angezündet. 253. (8. 32,) Sie gingen zu dem Obersten Preuner über, wel- cher schon an Böhmens Gränzen lag. Kurz 1. c. 346. 26. (S.32.) Unser Diarium gibt den 8. August als den Schlacht- tag bei Kerschbaum an, Kurz I. c. 347, den 6. „Von dem Gefechte, das zu Kerschbaum vorfiel, schweigen alle Nachrichten; nur der damalige Pfarrer in Lasberg, Wolfgang Hasenberger. ein Kanoni- kus des Stiftes St. Florian, hat diesen Vorfall in das Sterbprotokoll seiner Pfarre eingetragen, in welchem es heisst: Dieser Catalog der nachfolgenden Verzeichneten ist derer, so im Bauernkrieg zu . Kerschbaum auf einmal vom Preunerischen Regiment an dem Frei- tag vor Laurenzi den 6. August erschlagen sind worden 1626. — Hanns Bader, ein Lederer und zugleich Richter in St. Oswald, der Hauptmannsdienste dabei that, ist unter den Todten mitgezählet. Die Action muss ziemlich wichtig gewesen sein, weil von der Pfarre Lasberg und der Filialkirche St. Oswald allein 51 Haus- besitzer auf dem Wahlplatze blieben, ohne die ledigen Pursche zu zählen.“ Corners bei Kurz 584 abgedruckter Brief enthält aber ohne Angabe des Tages Folgendes. „‚Milites namque lllustrissimi D. Preuner, ductore potissimum Capitaneo, Lutherano quidem » 44 sed egregio, Helwig Echzell de Bützbach ,„ tribus levibus velitatio- nibus quadringentos circiter mactarunt.“ Corner gibt uns also über diese Vorgänge die beste Auskunft. Freitag vor Laurenzi fällt nicht auf den 6. sondern 7. August, die Action kann aber in der Nacht vom 6. auf den 7. vor sich gegangen sein und Hasenberger ist daher alles Vertrauen zu schenken, Nach unserm Diarium wurden die Feinde am 8. auf der Gränze überfallen, (Kerschbaum ist ein Dorf in der Pfarre Rainbach, etwa eine Stunde von Freistadt, eine halbe Stunde von der böhmischen Gränze entfernt,) also ist aus diesen drei Angaben zu schliessen, dass die Bauern in 3 Schar- mützeln am 6.,. 7. und 8. August an der böhmischen Gränze mit einem Gesammtverluste von 400 Mann geschlagen wurden, 27. (S.32.) Hauptmann Haiden agirte sohin nicht in obigen drei Gefechten mit, 28. (S.32.) Also erst am 8. August wurde dem Magistrate zu Freistadt von den jetzt zaghaften Bauern das kais. Patent, wo- von ich einen Auszug in der Anmerkung ad 83 gab, in Abschrift zugesendet. 29. (S. 33.) Hauptmann Haiden wurde nach unserem Diarium nicht gefangen, wenigstens geschieht davon keine Erwähnung. Ramspeck bei Stülz Wilhering 302 erzählt aber: „Den Hauptmann des Machlandes, einen Adelichen (Christoph) Haydn hat Obrist Breuner jüngst gefangen. Etliche kais. Minister, welche ihre im Lande gelegenen Güter schonen wollen, hindern den Ernst, und Ziehen ihr Privatinteresse vor.‘ Corner gibt über ihn nichts an, weil sein Brief am 16. August datirt ist. Khevenhiller 1. c. 1192 berichtet: Auf Befehl der kais. Commissäre, welche dem Obersten Preuner, dass er mit seinem Regimente aus Böhmen nach der Freistadt, um sich derselben zu bemächtigen, rücke, Ordonanz gegeben, zog er dahin und hat ohne Schuss und Schwerdtstreich den 16. August die Stadt erobert, in den Schanzen herum bei 1000 Bauern erlegt, „‚deren Hauptmann Hanns Christoph Haiden neben noch vielen andern aus der Bauer- schaflt in gefängliche Haflt gebracht und daraus herentgegen die alldort geweste Capuziner und andere Catholische erledigt und die Stadt son seinem Regimente besetzt und mit beiden Pfarrern.“ me Beilage‘) Hlochwürdigster Prälat! Gebenedeit sei Gott, durch dessen Barmherzigkeit es geschehen ist, dass wir nicht zu Grunde gegangen sind. Vom ersten Juli angefangen, an welchem wir in die Gefangenschafft der Bauern geriethen,, welche nicht Menschen, sondern fürwahr wilde Bestien sind, schwebten wir in Todesgefahr; aber heute sind die Banden zerrissen, wir sind befreit und diese Wohlthat verdanken wir nach Gott dem unter Anführung seiner Durehlaucht Herrn Preuners die- nendem kaiserlichen Heere. Bisher immer in Lebensgefahr habe ich es nicht gewagt, die Feder zu ergreifen: jetzt er- kühne ich mich und werde daher (wie es einem gehorsamen Sohne geziemt), getreu, aher im Auszuge die ganze Geschichte unseres Unglückes oder vielmehr Glückes berichten. Ich möchte wohl lieber mündlich Alles umständlich in den väterlichen *) Das Wirken David Corners, geboren zu Hirschberg in Schle- sien 1587 7 als Abbt zu Göttweig am 9. Jänner 1648, be- schreibt Magnoaldus Ziegelbauer Historia Rei Literariae Or- dinis S. Benedieti Tom. Ill. pag. 575—577. »Mundum in- gressus est Hirschbergae in Silesia saeculi decimi sexti anno supra ocloyesimo septimo: mansuetioribus literis, quas per omnem dein vilam exwcolwt, magna sui commendatione abso- lutis, ad severiores animum adjecit et suprema Philosophiae laurea Pragae donatus Graeeium ad exeipiendas Theologicas disciplinas se contulit. Saeris initiatus, Rötzensi primum Austriae, qua Moraviam attingit , urbi Parochus decennium ‚praefuit: inde Theologicam in Universitate Viennensi purpu- ram adeptus Paroeciae in Mauttern, vieina Gottwicensi Asce- terio Civitate praefieitur et Catholicorum gregem afflietis illis temporibus contra haereticorum insultus strenue tuetur. Verum 46 Busen überströmen lassen, aber die so gewiss bevorstehenden Gefahren einer Reise, die feindliche Beraubung ‘meines Ordens- gewandes ohne welchem ausser der Stadt zu erscheinen, mir das Decorum verbietet, so viele Seufzer, flehentliche Bitten und Thränen der Bürger von Freistadt und vieles Andere schliessen mich noch durch einige Tage in diesen unglück- seligen Ort ein; ich werde jedoch kommen, wenn Gott und die Gesundheit es erlauben, ganz gewiss vor dem Ende dieses Monates. Einstweilen sende ich diesen vorläufigen Bericht un- serer Tragödie. Seit jenem Tage, an welchem ich zuletzt die Freundeshand Eurer hochwürdigsten Herrlichkeit zu Linz geküsst habe und von da nach Freistadt zurückgekehrt bin, war ich bestrebt, die mir anvertraute Provinz nach meinen Kräften zu erhalten und zwar, da Gott meinen Bemühungen seinen Segen verlieh, mit so grossartigem Erfolge, dass, mit Ausnahme von sechs Bürgern fast alle Andern den Uebertritt zu unserer Religion bis zum nächsten Pfingsfeste versprachen. Alle unumgänglich zu lösen- den Streitfragen hatte ich mit meiner gewöhnlichen Mässigung mit solehem Nachdrucke behandelt, dass nichts mehr übrig blieb, als die Seelen zur demüthigen Beicht und Gommunion non multo post, cum in Georgi Falbii, Gottwicensis Mona- sterii tum Abbatis Amplissimi, amicitiam se insinuasset, miro Saeri ejus Ordinis captus desiderio, quod enixe oraverat, anno aelatis suae primo et quadragesimo obtinuit, ut inter Celeber- rimi illius Goenobii Tyrones adlegeretur. Neque tamen ila soliludinem coluit, ut egregium Catholicae fidei proferendae ardorem imminui pateretur, cum enim ab Abbate suo, quem divimus, Georgio Falbio ob singulare religionis studium et rerum gerendarum peritiam a Gaesare in Austriam Superio- rem domeslieis tum ab haeresi discordiis misere distractum misso in ilineris socium eliamnum Tyro assumerelur, Abbate res Lincii componenle, ipse per omnem vieiniam Saera pro- ferre conabalur.« Nun werden seine Schicksale bis zum Ent- satze der Stadt durch kais. Volk — mit Berufung auf den an seinen Abbt gerichteten Brief vom 16. August 1626 erzählt: 47 vorzubereiten, welches ich im Laufe der Bitttäge in sechs Predigten mit so glücklichem Erfolge gethan habe, dass ich mir einen erspriesslicheren nieht einmal wünschen konnte, Un- sere Processionen und Bittgänge zu ziemlich weit entfernten Orten begleiteten bei 1000 Ketzer, nicht mit Zwang, sondern nur in Folge meiner wohlwollenden Einladung. Ich selbst sang die katholischen Lobgesänge mit einer solchen Begeiste- rung der Ketzer vor, dass sie mich nach Beendigung einer Strophe mit vielen Bitten um die Fortsetzung bestürmten. Die Sache war an diesen Orten seit beinahe 70 Jahren Niemanden vorgekommen, besonders mit so grossem Zulaufe. Dieser glück- liche Erfolg erfreute mich ungeheuer, ich dankte dafür Gott und schon damals glaubte ich den Lohn für meine Anstren- gungen erlangt zu haben, welche ich mit Eurer hochwürdigsten Herrlichkeit übernommen hatte, als wir auf unseren Reisen unter Thränen den Samen streuten zur künftigen Ernte. Aber siehe! gerade am Auffahrtssonntage vereitelt ein feindlich gesinnter Mensch all’ unsere Pläne, indem er die aufrührerischen Bauern gegen uns und unsere heilige Religion aufhetzte. Der Herr Hauptman Soccolowsky wurde von seiner Durchlaucht dem Statthalter abgeordnet, um diese Stadt gegen den rasenden »Tam gloriosa ev arena ad Monasterium redux solennia Deo vota nuncupavit el quinquennio post Georgio Falbio defuncto in Abbatis dignitate omnium volis suffeclus est. (Juo in mu- nere quae quanlaque pro Deo, religione, patria praestiterit, longum foret recensere: illud salis, ab insigni doctrina, animi candore et modestia, rei Gatholicae promovendae studio Austriae tolı nolissimum, Augustissimis vero Caesaribus Ferdinando I. ae IH, qui ejus consilüs, in rebus praecipue, quae ad Re- ligionem speciant, saepissime usi sunt, impense charum ac pretiosum eztitisse, Staluum Inferioris Austriae Deputatus, Sacri Caesarei Palatii Comes , Universitatis denique Viennensis anno 1658 Rector fuisse legitur et a Paulo de Sorbaith inter Universitatis Maecenates et viros in Theologia celebres refertur. Ita nempe Gottwicensi Monasterio nullo non tempore viri a virtute et doclrina spectatissimi praefuerunt. — Ultimos 48 Feind zu vertheidigen; aber seine Mannschaft war noch nicht eingeübt und wenig vertraut mit den Pflichten eines Soldaten. Soccolowskis Soldaten waren ungefähr 100 oder etwas mehr, denen später 50 von Herrn Appiani nachfolgten, unter allen diesen grösstentheils Neulinge von verdächtiger Treue. Die Stadt wurde von den Bauern plötzlich so umzingelt, dass am Sonntage nach dem Auffahrtsfeste kaum für Einen Mann ein Entrinnen möglich war. Was sollte ich nun beginnen ? mein Amt aufgeben? ich konnte es weder mit Sicherheit noch mit Ehre thun. Der Soldat und besonders der Bürger musste durch eindringliches Zureden bei seiner Pflicht gehalten werden, dass ich auch wirklich öffentlich und insgeheim in Anwendung brachte. Olme Zweifel wäre die Stadt gegen den Feind vertheidigt worden, wenn die Bürger, so wie sie es Anfangs thaten, mit dem Rathe treu ausgeharret hätten, auch waren alle Katholiken, ja die meisten Bürger bereit, lieber das Aeusserste zu dulden, als sich den Bauern zu ergeben, und haben sich während der Dauer der Belagerung dazu wohl fünfzigmal eidlich verpflichtet. Aber immer standen Einige aus ihnen, welche sich durch Weiber- klagen erschüttern liessen, ihres gegebenen Wortes vergessend nicht nur mit den Bauern im Einverständnisse, sondern brachten vilne annos, exhausto jam laboribus corpore, seribendis libris impendit, quibus immorluus est Viennae in aula Gottwicensi v. Idus Januar. an. 1648. — Libri ab eo seripti, qui ad notitiam nosiram pervenere, hi sunt: 1) Promptuarium Ga- tholieae devotionis, seleclissimas orandi formulas continens. 2) Fragmenlum, quod eontinet tres responsiones ad 8 (uae- stiones ab August. Imp. Maximiliano Joanni Frithemio pro- positas. 5) Nucleus Gatholicae Devotionis. 4) Feriae Pa- schales, sive Commentarii ascetici de descensu ad inferos et Resurreetione D. N. J. €, libri2. 5) Vita D. N. Jesu Christi Divino-Humana , ejusque Virgineae Matris Mariae, seu Theo- logia Dogmatico-Mystica Commentariis ascetieis ex 8. 8. P. P. et Doctoribus Ecelesiastieis elueidata. 6) Gemitus devotarum mentium. 7) De ignorantia fidei et rerum spiritualium hbri duo.« 49 auch die nicht katholischen Besatzungstruppen so auf ihre Seite, dass sie nur ungern und gezwungen den Wachtdienst ver- sahen. Dazu kam ein solcher Mangel an Getreide, Munition, Waffen und Schiessbedarf, dass sich die Sache endlich zu offener Widersetzlichkeit bei den ketzerischen Bürgern, welche schon damals durch Ueberredung der Weiber in ihrer Treue wankten , hinzuneigen begann , und dass, da die Bürger es nicht wagten, die Weiber drohten , selbst die Waffen zu ergreifen, den Hauptmann sammt der Besatzung niederzumachen und die Stadt den Bauern zu übergeben. Wir liessen uns jedoch zu allem diesen nicht bereden, sondern erhielten die Soldaten und angeseheneren Bürger, selbst mit Geschenken bei ihrer Pflicht, auch der Stadtrath erfüllte immer höchst getreu seine Schuldigkeit und besonders unterliess der Hauptmann Socco- lowsky nichts, was seines Amtes war. Während aber dieser brave Soldat mit soleher Treue dahin strebt, dass die wohl befestigte Stadt dem treulosen Feinde nicht durch Verrath in die Hände falle, siehe, da wird er, während er etwas unvorsichtig auf den Feind hinausspäht, mit einer Musquete in den Kopf ge- schossen und getödtet (so, dass er nicht einmal einen Seufzer ausstiess), nachdem er acht Tage vorher in frommer Beichte bei mir seine Seele für dieses Ende gereinigt hatte. ° Hoffmann v. Fallersleben in seiner »Geschichte des deutschen Kirchenliedes bis auf Luthers Zeit. Zweite Ausgabe. Hanno- ver 1854«S. 488 äussert sich sehr anerkennend über Corners literarische Thätigkeit: »Die grösste Sammlung (von Kirchen- liedern) veranstaltete endlich David Gregorius Gorner, Abbt zu \ _ Göttweig. Sie erschien zu Fürth bei Georg Endter im Jahre 1625 unter dem Titel: Gross Catholisch Gesangbuch. Durch Dauid Gregorium Gornerum 1625. 8. (Die geistliche Nachtigal erschien zu Wien 1649. 8. und 1658, 8.), und verdient die- sen Namen mit vollem Rechte, denn sie enthält 422 numerirte Lieder. Der gelehrte und fleissige Abbt hatte dabei die alten Lieder mitberücksichtigt, also auch diejenigen Lieder, die aus älterer Zeit stammen und Gemeingut der ganzen deut- schen christlichen Kirche sind, mit aufgenommen. « 4 50 Der Tod dieses Mannes brachte der Stadt den Untergang; denn alsbald wurde er durch des schlechtesten Bürgers Verrath den Bauern bekannt, welche ohne Verzug, (da fast Niemand oder nur sehr wenige Soldaten Widerstand leisteten und viele Bürger den Bauern behilflich waren), die Stadt bestürmten und am 4. Juli um die dritte Morgenstunde eroberten. Bei der Einnahme wurden einige katholische Häuser, besonders das des Bürgermeisters, ausgeraubt, der andere Bürgermeister, welcher Tags zuvor die heiligen Sacramente und namentlich in der vorhergehenden Nacht die letzte Oehlung von mir em- pfangen hatte, wurde, schon halbtodt, tödtlich verwundet und erschlagen, die Soldaten, wovon ungefähr 10 getödtet wurden, und einige Katholiken wurden in enge Gewahrsam gebracht. Diess waren die Vorgänge in der Stadt. Unterdess ergingen wir uns in der Schlosscapelle im Ge- bete und reinigten die Seele abermals durch die heilige Beicht, damit wir Gott ein wohlgefälliges Opfer darbringen könnten, denn nichts schien uns augenscheinlicher als die ausgesuchteste Todesart , womit uns die Bauern, während sie noch die Stadt belagerten, gedrohet hatten. Wir waren im Ganzen fünf: drei Capueiner,, der sehr religiöse Herr Kogler und ich. Um 4 Uhr erbrechen die Bauern mit Gewalt und unter Drohungen die Schlossthore; da die Soldaten getödtet oder auf der Flucht zerstreut waren, so konnte Niemand einer so grossen Menge (4000) Widerstand bieten. Und es fand auch nichts, wie es doch bei einem andern Feinde zu geschehen pflegt, bei ihnen mit Erfolg Eingang, weder Bitte, noch Unterhandlung, noch freundliches Entgegenkommen: alle Bauern hatten in ihrer Tobsucht uns und die reiche Habe Koglers schon verschlungen, eigentlich nur unter dem Religionsvorwande verlangten sie ihren Raub. Nach Einnahme des Schlosses greifen sie uns in der Kapelle Betende mit einer so unsäglichen Wuth an, dass mir der Tod selbst viel erträglicher gewesen wäre, als solch un- ausgeselztes Rasen. Mit dem ersten Streiche haben sie ın der 51 Kapelle das Kreuz des Heilandes, welches P. Andreas vortrug, mit einer Pfrieme zerhauen, hierauf den Pater selbst und seinen Mitbruder Franz mit gräulichen Schlägen verwundet, dann auf mich zuerst mit Fäusten und Füssen, hernach auch mit einer Musquete losgeschlagen. An meiner Seite stand der Capuciner Frater Placidus, welcher mit keineswegs beneidenswerther Freundschaft, da er sah, dass man mich noch grausamer behandeln wolle, mit seinem eigenen Körper sich auf mich warf und so von mir auf sich selbst das Verderben lenkte. Herr Kogler, schon damals krank, wurde mit Schmähungen, die aber empfindlicher als Schläge waren, empfangen. Einstweilen wird das Kirchengeräthe geraubt. Man zieht mir mein, gleichwohl mit Blut besudeltes Gewand aus und führt mich — so ganz und gar aller Dinge beraubt, — halbnackt, mit Herrn Kogler als Gefangenen fort. Die Capuciner werden zu weiterer Beschimpfung in der Kapelle zurückgelassen und so grausam behandelt, dass für P. Andreas noch jetzt sehr geringe Hoffnung zur Rettung vorhanden ist. Dem Frater Franz wurde das linke Auge gänzlich verdorben, die Nase sammt der Stirne gespalten, aber mit Hilfe des Wundarztes die Nase wieder nothdürftig hergestellt: die Ohren sind allen unversehrt geblie- ben. Durch Gottes Erbarımen ist es geschehen, dass wir in die Behausung der Frau Riesin gefangen geschleppt wurden, zwar ungefesselt, aber doch während des Transportes mit hundert Schmähworten und auch mit vergeblichen Würfen Vieler angegriffen und zum Tode durch tausend Haufen ver- langt, während der Hauptmann thätliche Handanlegung kaum abzutreiben vermochte. ‘Dort wurden wir fünf in einem engen Gemache , aber nicht in einem Stalle, wie man fälschlich aus- gesprengt hat, eingesperrt, die Capuciner seit jener Stunde von uns abgesondert und nie bis zum heutigen Tage zu einer Unterredung mit uns gelassen, ausser einmal, da man mich zur Anhörung der Beichte des in grosser Gefahr schwebenden Paters Andreas heimlich zuzog. Zwei vornehme Krieger, Herrn 4* 52 von Seepach und einen gewissen Manstain, welcher mir ver- sicherte, sein Vater sei Eurer hochverehrtesten Herrlichkeit sehr gut bekannt, gesellte man uns als Gefangene bei, schloss aber Herrn Seepach Tags darauf in einen festeren Kerker ein und zwang den Manstain, einige Zeit mit jenen gottlosen Menschen zu unterhandeln , welche ihn als Lutheraner begna- digten. Herr Kogler mit seinem Verwandten und ich wurden durch 5 Tage in jenem engen Gemache eingeschlossen ge- halten, bis die Krankheit des so rechtschaflenen Mannes ge- fährlich anwuchs und man uns dann auf Bitten Vieler an einem geräumigen Orte einsperrte. Herr Kogler, mit dem sie viel bar- scher als mit mir verfuhren, wurde nur einmal, aber ungefesselt, zu den aufrührerischen Bauern auf den Stadtplatz geführt, Auf’s Aeusserste hat mich am ersten Tage gepeinigt eın böhmischer Prädiecant, ein ganz tölpelhafter Mensch , welcher sich brüstete, ich sei ihm von den Bauern als leibeigen gege- ben worden, und die Drohung ausstiess, dass, wenn ich nicht mein Leben mit 1000 Gulden erkaufen wollte, mir am fol- genden Tage ganz gewiss die Haut werde abgezogen werden. Da ich mich als Mönch bekannte und ıhm weiters erklärte, dass ich nicht einmal 1000 Pfennige habe, forderte er von mir 800 Gulden und weil ich nichts versprechen konnte, so hat er sich, nachdem er gegen mich als gegen einen Jesuiten viele Schmähworte geführt, wüthig entfernt und gesagt, ‘mein Tod sei auf den folgenden Tag nur verschoben. Ein bischen hat er auch zu disputiren angefangen, aber so dumm, dass ein vorzüglich gelehrter Lutheraner, welcher bei diesen Disputationen oder vielmehr Lästerungen zugegen war, desswegen auf’s Höchste bestürzt wurde. Dieser besuchte hernach ohne meinem Wissen den Hauptmann, eröffnete ihm das grobe Benehmen und den läppischen Streit des Menschen, pries mich als ausgezeichnet gelehrt und bewies, dass durch weitere derartige Auftritte ihre Religion dem Gespötte preisgegeben werden würde. Um dieses zu verhüthen, wurde diesem Prädieanten,, sowie auch den beiden 53 anderen hier befindlichen der Zutritt zu mir verwehrt; Menschen von gar keinem Werthe, über welche die Ketzer zuletzt selbst noch erröthen. Was wir indessen gelitten, wie viele Beschimpfungen und welch’ grosse Gefahren, ist leicht zu schliessen. Ein Spiel ist dagegen jene Haft gewesen, welche ich vor 5 Jahren für Glauben und Kaiser von den Böhmen ausgestanden. Aber keine Tugend wird in der Schule der Bauern mehr eingeimpft als die Geduld. Herrn Kogler wurde all’ seine Hahe geraubt, man schätzt seinen Verlust auf 20.000 Gulden. Das Schloss ist so zerstört, dass in demselben kein Mensch wohnen kann. Auch mir wurde Alles, Kleider, Schriften, Bücher und beson- ders mein Brevier weggenommen und nur das Leben gelassen. Meine Lebensretter waren sowol Bürger als ein grosser Theil - jener Bauern, welche meine Predigten gehört hatten; denn sie gestanden zu, dass ich mit so grosser Bescheidenheit und liebevoller Freundlichkeit (Euer Hochwürden und Gnaden ken- nen ja meine Handlungsweise), die Streitigkeiten behandelt habe, dass sie keine Ursache zum Unwillen gegen mich haben konnten. Nur darüber führten sie Anfangs Beschwerde, dass ich ein Jesuit wäre und mit meinen Genossen den Kaiser zur Reformation angeeifert habe. Die Ursache dieses Verdachtes war sowohl die gewöhnliche Einbildung, dass bei den Ketzern kein Unsriger mit Ausnahme der Jesuiten für gelehrt gehalten wurde, als auch die bescheidenere Redeweise und das religiöse Leben, besonders aber der Umstand, dass ich einigemale gelegenheitlich in der Predigt von der Gesellschaft Jesu ehren- ‚voll gesproehen oder Beispiele, welche ich von diesen Vätern gelesen und gesehen, wie es zu geschehen pflegt, anführte. Ich habe auch anfänglich davon nichts geläugnet,, ausser dass ich sagte, ich sei zwar kein Jesuit, aber in der Religion ihr Ge- nosse: sie aber konnten mit ihren Verstandeskräften diesen Unter- schied nicht auflassen, nicht einmal der Prädicant, bis ihnen endlich der Arzt ohne meinem Wissen diesen Scrupel benahm. Eifrigst arbeiteten indess die Bürger an meiner Befreiung 54 und hatten für meine Entlassung schon 200 Thaler den Bauern angeboten und von diesen die meisten eingewilligt: aber plötz- lich und stundenweise änderten sie ihre Meinung, denn die Leute hatten ihnen auf die thörichteste Art die vollkommene Ueberzeugung beigebracht, sie werden überhaupt alle Priester, nicht nur in dieser Provinz, sondern auch in Unterösterreich und ebenso in Böhmen umbringen oder verjagen: ja das Kaiserthum selbst hatten sie in ihrer Hoffnung schon aufgezehrt und mit unglaublieben Heeren und Subsidien Friedrichs und des Mansfelders geprahlt. Dadurch wurden sie so hoffärtig, dass sie uns für Hunde hielten und kaum des Anredens würdig erkannten. Und wirklich wollten sie uns nur von Brod und Wasser leben lassen, aber die ausserordentlich gottesfürchtige Frau Riesin, nicht anders als für ihre eigenen Kinder besorgt, war uns mit aller möglichen Gutthätigkeit behilflich und reichte uns eine bessere Nahrung, als wir sie zu Hause hätten wünschen können, obwohl sie sich gerade dadurch der äussersten Gefahr und Missgunst der aufrührerischen Bauern ausgesetzt hat und wahr- lich würde, wenn das Glück der Bauern gedauert hätte, ihr Haus unsertwegen geplündert worden sein. Damit sie also nicht ferners gegen uns wohlthätig sein konnte, wurden wir vor 14 Tagen aus der Behausung der Frau Riesin in eine andere, nämlich ın die des Herrn Landshutter, in welchem Euer Hoch- würden und Gnaden einzukehren pflegen, übergeführt. Da aber jene so gute Frau eben so wie früher gegen uns freigebig war und Landshutter selbst auch oft gewichtige Worte zu Gunsten der kaiserlichen Partei gegen die Bauern geredet hatte, so fingen die Bauern in der nächsten Stunde einen Aufruhr an und wollten das Haus, worin wir versperrt waren, plündern. Daher wurden wir gezwungen, wieder nach unserer ehemaligen Wohnung zu wandern, um dort unter den Augen des Haupt- mannes desto genauer beobachtet zu werden. Indessen ist ein, wie wir später in Erfahrung brachten, hinlänglich strenger Befehl an sie gelangt und auch für mich 55 ist Herr Zech in Ybbs sehr wirksam eingeschritten, daher wir auch seit 12 Tagen in dem Hause der Frau Riesin freier und besser gehalten wurden, doch fehlten nicht tägliche Todesdro- hungen, besonders so oft sie von einer Niederlage der Ihrigen etwas vernahmen , wollten sie ihre ganze Wuth auf uns und die Capueiner ausgiessen. Daher haben wir uns täglich zum Tode vorbereitet und am Vorfeste des heiligen Laurenz nach Empfang des heiligen Abendmales uns innerlich Gott aufgeopfert. Aber seit diesem Tage nahmen die glücklichen Fortschritte der Bauern immer mehr und mehr ab. Denn die Soldaten seiner Durchlaucht des Herrn Preuner, grösstentheils unter Anführung Helwigs Echzell von Bützbach, eines zwar protestan- tischen, aber vortreffliehen Mannes, haben in drei leichten Scharmützeln bei 400 Bauern getödtet, durch welche Nieder- lage der Bauernmuth auf wunderbare Weise gesunken ist. Sehr vortheilhaft war der Umstand, dass fast alle, in der Stadt be- findlichen Bauern zum Schutze der Gränzen gegen das kaiser- liehe Volk hinausbeordert wurden: kaum 50 wurden als Be- satzung zurückgelassen und noch dazu ohne Waffen. Da ich dieses bemerkte, begann ich mit einigen Bürgern, auf deren Treue ich rechnen konnte, zu verhandeln, (denn diesen wurde, da meine Haft schon milder geworden, eine Unterredung mit mir gestattet), dass sie den feindlich gesinnten Bauern bei ihrer Rückkehr die Thore verschliessen und die rückgebliebenen kampfunfähig machen: und die Bürger hätten dieses auch ge- (han, wenn nicht Hauptmann Echzell nach Auskundschaftung der ‚Zustände in der Stadt unserm Vorhaben zuvorgekommen wäre; denn am 16. August Sonntags, kurz vor 6 Uhr Morgens , er- scheint er plötzlich mit seinen Truppen (bei 1000 Reitern und Fussvolk) vor dem Thore und verlangt die Uebergabe der Stadt. Der bestürzte Hauptmann Haiden begehrt dreitägige Bedenkzeit: jener bewilligt nicht eine Viertelstunde. Wie gewöhnlich, entstehet ein Geschrei der Bürger. Nun gehe ich, ohne von den Bauern, (denn ich sah, dass die Wachen sich verlaufen hatten und die 56 Bauern nach Erbreehung eines andern Thores grossen Theils entflohen waren), dazu Erlaubniss erlangt zu haben, auf den Platz. Alle, besonders die Weiber, schreien: Dieser kann uns retten! Mir werden die Stadtschlüssel eingehändigt, um sie den Kaiserlichen zu überantworten. Dann rede ich sammt Herrn Kogler und den meisten Rathsherren durch die Thore und bitte um Ab- wendung von Plünderung und Mord des unschuldigen Bürgers. Der Hauptmann verspricht dieses: ich öffne die Thore, die kaiser- lichen Soldaten werden unter Frohlocken hereingeführt und alle Glocken geläutet. Unter diesen Zuständen wird die Stadt dem Kaiser, ich sammt meinen Leidensgenossen der Freiheit wieder gegeben. Die Erzählung alles sonst Merkwürdigen verschiebe ich bis zu meiner Rückkunft, denn ein Tag würde vergehen, wenn ich Alles erzählen oder gar schriftlich darstellen wollte, was von die- ser tollsüchtigen Menschenart versucht und vollbracht worden ist, Mich drängt es zu andern Geschäften, daher ich für heute endige. Gerade jetzt seufze ich mit der heissesten Sehnsucht nach der väterlichen Umarmung; ich wünschte aber wenigstens 8 Tage vor Mariä Geburt durch geistige Exereitien zu Göttweig mich zu sammeln und werde daher, sobald der Weg sicherer sein wird, kommen, wenn ich mir nur früher Kleider verschaffen kann. Dieses, wie ersichtlich, höchst eilige Schreiben bitte ich zu entschuldigen, denn sowie zur Umarmung meines heissersehnten Prälaten, so auch im Schreiben eilet die Hand. Tausendmal grüsse ich meine Freunde, besonders meine hochersehnten Mitbrüder. Freistadt, am 16. August 1626. Besondere Grüsse von Herrn Kogler und den Capucinern, den in Gott geliebten Männern, welche in der That ihre Seelen für Jesu Namen eingesetzt haben. *) m *) Dieser Brief, originaliter in lateinischer Sprache abgefasst, wurde hier der Verständlichkeit halber in deutscher Ueber- setzung gegeben. Museal- Notizen Franz Carl Ehrlich, Custos und Mitglied des vaterländischen Museums etc. I. Gebethbuch des Erzherzogs Mathias zu Oesterreich vom Jahre 1588. II. Zur Genealogie des Joachim Enzmüller, Grafen von Windhag, dessen beiden Heiraths - Verträge aus den Jahren 1627 und 1661. use ae: a wi Ar ae CRRRID . SR uch oe un Zu. Kr gen de Wr hen siich. Inoaul ar El ir ee I WR ie PoGR_ 26 AP Sal, or en ee ee een vier 5 ar A Rn Ya zum wi rs ne “ .d . Li u - hı ei Bi 1: SPA ge WE zus iu aa 20 Ba nen ee BARaE zoll i f ß : h ‚) 4 . fi % i 2 kr, Ant ur eg ori Fir h Bar \ In af 2 u T + e: ir m ik nern 0b lasse 2 er) ee nl j £ : 7 sr Me RE RT 6 re Diss nk ’ nn Seilöinend miroiok: ah oraotaoneß Es en ea | ae wie ra tn. heran ban NSOL.. m ai ve: Ph KEANrTBer: 7 ae : Kun ar EN Gebethbuch des Erzherzogs Mathias zu Oester- reich vom Jahre 1588. Als einen Gegenstand 'von besonderem und mehrfachem Interesse bewahrt das vaterländische Museum in der Sammlung der Manuscripte ein Gebethbuch von Erzherzog Mathias zu Oesterreich, (geboren 1557, zum Kaiser gewählt 1612, ge- storben 1619), welches den Titel führt: Burke Fraglürkhlein. Mi Chriflichem unterricht von dem hriligen/hacdhwür digen und guadenrrichen Abrntınal drs war ren TEIBES und BLATES unfrre lir ben BERRN und Beilandts IE» 8a CHRISTI/ aus Bottle» ligen Kehrren sufamen gefrar gen. Anno redempti orbis: DEBSRSTIMZERSEIN HCII II XXCHX & EBDBIRKEIGCBILEESIE Gefihrirben Zu Lunk in Öfirrerich ob der Enns) durch Daniel Melter/ Für Dht. Erkhertog Mathiafen sun Öferreich sr. Dieses werthvolle Manuscript in klein Oetavformat zwischen zwei steifen Holzdeckeln gebunden, die mit wenig verziertem Leder überzogen, einen Ledereinband darstellen, an dem noch die Spuren vorhanden gewesener, doch immerhin sparsamer Verzierungen, wie an den vier Ecken und in der Mitte, sowohl an der Vorder- als auch Rückseite des Buches erkennen lassen, nebst diesen fehlen auch die beiden Schliessen. Sonst ist das Manuseript ausser dem von seinem Inhalte etvras getrennten Einbande noch in sehr gutem Zustande und besteht aus sechs und dreissig Pergament - Blättern, deren die meisten an den un- tern Ecken die Kennzeichen des Gebrauches an sich tragen. Jedes Blatt ist auf jeder Seite mit gedruckt erscheinenden Rand- verzierungen versehen, die mehrfach wechseln und sich wie- derholen, und innerhalb welchen die geistlichen Unterweisungen und Gebethe mit einer besonders gleichmässigen und zierlichen Schrift nach altdeutscher Druckform eingeschrieben sind. Auf der Innenseite des vordern Einbanddeckels findet sich auf selben angeklebt ein mit Deckfarben gemahltes Bild, wel- ches den ersten Sündenfall darstellt, Adam und Eva, letztere zunächst dem Baume stehend, dessen Stamm und einer der Aeste von der Schlange umwunden ist. Eva langt mit der linken Hand nach einem der goldenen Aepfel, während etwas entfernt Adam um seinen Antheil ihr gleichfalls die linke Hand entgegenstreckt, mit der rechten aber schon in der Ahnung der Folgen seiner Schuld eine Hülle, um sich zu bekleiden, festhält. Zeichnung und Kolorit sind mittelmässig. Zwischen den beiden Figuren erscheint in sitzender Stellung ein Hund und in der den Hintergrund bildenden Landschaft ein Hirsch sich dem Wasser zuneigend, mit letzterem wahrscheinlich die Flucht aus dem Paradiese auzudeuten. Auf der Schlussseite des Manuscriptes stehen zwischen zwei Federverzierungen nur wenige Zeilen und diese sind durch einen alten Klex zum Theil unleserlich. Die untern, noch erhaltenen, lauten : Dirk Bühl vom harhwürdigen Abentmal des BERRN gefchrieben und vollendrt iu Zunt den Achtehnten tag ®rtobris Im Jar nach Ehrifi geburt: MDEXNXX 90333. OA An der Innenseite des Schlussdeckels ist in gleicher Ma- lerei ein zweites Bild, in dem unter einem Rundbogen eine Landschaft mit Gebirgen den Hintergrund bildet, während die Vorberge einerseits eine feste Burg schmücken, andererseits aus- gedehntere Baulichkeiten vielleicht eine Stadt vorstellen sollen, Den Zwischenraum füllt Wasser aus. Auf dem Lande im Vorder- grunde steht eine gekrönte weibliche Figur, mit einer Hand ein rauchendes ÖOpfergefäss in die Höhe haltend, hingegen mit der rechten beietwas nach dieser Seite geneigtem Haupte und zu Bo- den gesenktem Blicke auf die zu ihren Füssen zerstreut herumlie- genden Gegenstände irdischer Macht und Herrlichkeit weisend, - wie Kronen, Scepter, Weltkugel, Schwert, Weihrauchgefäss, Geld, Buch, Statue, dann Musikinstrumente, worunter Mandoline, Geige, Hüfthorn und zur Andeutung der Vergänglichkeit dieser weltlichen Dinge ein Todtenkopf mit einer obenauf befindlichen Sanduhr. Unter der Einrahmung dieses alten Bildes ist von erkennbar derselben Hand nur: in etwas veränderten Zügen der Spruch Salomons geschrieben : 3h fahr an, alles thurn, das unnter der Sonnen ges fhirht Gund fihr #5 war alles Entell unnd Jamer. Salom: 1 Cap: Ein an der Ecke befindlicher Name, W. Nidermayr, scheint mit der eigentlichen Bestimmung des Buches in keinem wei- teren Zusammenhange mehr zu stehen. 6 Im Jahre 1580 nahm Erzherzog Mathias seinen Aufenthalt in Linz und die Anfertigung dieses Gebetbuches fällt nicht nur in eine für unser Vaterland sehr bewegte Zeitperiode, sondern der Inhalt trägt auch ersichtlich den Charakter derselben. Dass der Schreiber dieses interessanten Buches in irgend einem dienstlichen Verhältnisse zu dem durchlauchtigsten Erz- herzoge gestanden, darüber gab ein ebenfalls im Museum be- findliches altes Stammbuch des Philipp Wattinger, Röm. Kais. Mtt. Mundkochs, näheren Aufschluss. In diesem befin- det sich ein Blatt mit dem schön gemalten Wappen des Da- niel Meltzer und in ganz gleicher ausgezeichnet schöner Schrift über dem Wappen mit doppelter sinnreicher Verwendung der Anfangs - Buchstaben die Worte: eus en ux erpertu® Anie] elzer Übeihengjs Annonius Unterhalb dem Wappen die Unterschrift: Zu jmmerwehrender Ördechtnus hab Ich dem Eilen und Belten Deren Philippen Wattinger Röm: Bay: Ar Mundkor; dirk mein &appen herein malen Iaffen und mich unterfchrieben Grfchrhen zn Prag drn 28 Augufj Im 1612 Iar. Danirl Melker Röm: Bay: Mır. Mofßrrretariug. *) Das Museum erhielt diese sehr schätzbaren Gegenstände, das Gebethbuch durch die Güte des Herrn Dr. Stur und das Stammbuch durch Herrn Augusl Szalay aus Ungarn, Zur Genealogie des Joachim Enzmüller, Gra- fen von Windhag, dessen beiden Heiraths- Verträge. Von regulirten Chorherrn Franz Xav. Pritz, dem Ober- Oester- reich die Bearbeitung seiner Geschichte und so viele werth- volle Beiträge zur Landeskunde verdankt, erschienen zum Theil in den Schriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien, eine Reihe Publikationen zur Geschichte der im Lande aufgehobenen Klöster und unter diesen im verflossenen Jahre „Beiträge zur Geschichte von Münzbach und Windhaag in Oberösterreich im einstigen Mach- landviertel.« Beide Klöster waren Stiftungen des Joachim Enzmüller, nachherigen Grafen von Windhaag, und dessen Tochter. Aus Pritz'’s schätzbarer Arbeit mit Benützung des genealo- gischen Werkes von Hoheneckh, B. Il. S. 488, 489, und eines Aufsatzes von Dr. Ignaz Schumann von Mansegg im Museal- blatte vom Jahre 1843 Nro. 27, entnehmen wir in Kürze die Biographie des edlen Stifters, der im Jahre 1600 (den 21. Febr.) geboren, aus Schwaben stammte und als Rechtsgelehrter nach Linz kam, dann Advokat und Secretär der Landschaft, später ständischer Syndikus wurde, welche Stelle er jedoch bald wie- der niederlegte. Im Jahre 1636 (12. April) in dem Ritter - und 1651 (5. Jänner) in dem Freiherrnstande erhoben ward. Im folgenden Jahre fungirte er als Reformations - Commissör im Viertel ober dem Mannhartsberge, von 1657 (1. März) .aber als General - Reformations-Commissär für Unterösterreich dann auch für Oberösterreich unter K. Ferdinand Ilf., in welcher 8 Stellung er mit solcher Umsicht wirkte, dass in Folge seiner grossen Verdienste sich Kaiser Leopold I. veranlasst fand, ihn 1669 in den Reichs - Grafenstand zu erheben, von welcher Zeit an er sich gewöhnlich nach seinen grösseren Besitzungen in Oberösterreich Graf und Herr von Windhag nannte. Noch im selben Jahre erscheint er als Sr. k. k. Majestät Rath und ‚Regent der niederösterreichischen Lande. Joachim Enzmüller vermählte sich zweimal, erst mit Maria Kirchstetter von Kirchstetten aus einer sehr alten niederösterreichischen adelichen Familie, der Tochter des kaiserl. Seeretärs und Rathsherrn Christoph Kirchstetter in Wien, dem vom Kaiser Mathias im Jahre 1612 der Reichs- adel verliehen wurde. Sie war geboren den 19. Mai 1608 und vermählte sich am 31. September 1627, aus welcher Ehe die Tochter, Namens Eva, sprosste. Die Mutter starb am 30. Mai 1659. Eine zweite Ehe ging Freiherr Joachim Enz- müller mit Maria Emilie, gebornen Gräfin von Sprinzenstein, aus einem oberösterreichischen Geschlechte: ein, der Tochter des Grafen Simon Hieronymus und dessen Gattin Emilia Katharina, gebornen von Walkenfels, welche ihn auch überlebte. In Beziehung auf die ausgezeichnete und für Unter- aber besonders Oberösterreich so einflussreiche Persönlichkeit des Grafen von Windhag, dessen Geschlecht nach so kurzem Be- stande wieder erlosch und dessen Name nur mehr in den ge- stifteten, noch zum Theile bestehenden Stipendien ( deren Stifts- briefe bei der k. k. o. d. e, Statthalterei hinterlegt sind) und der nun der kaiserl. Universitäts- Bibliothek einverleibten Biblio- theca Windhagiana , so wie seiner ehemaligen Besitzung fortlebt, während ausser den Urkunden von Windhaag und dem geschriebe- nen Gebethbuche des Grafen im vaterländischen Museum , die meisten der übrigen Schätze des bestandenen Klosters zerstreut wurden und verloren gingen, dürfte die Mittheilung der beiden erst kürzlich wieder zum Vorschein gekommenen Heirathverträge nach dem getreuen Inhalte der Originale gewiss von Interesse sein, um damit einen weiteren Beitrag zur Bio- graphie dieses wenig gekannten, doch so hervorragenden Mannes und zugleich auch für unsere Landeskunde zu liefern. Erster Heiraths - Vertrag. Vermerckht die Heyratsabredt, so an heunt Dato den Neun vnndt Zwanzigisten tag Julij zwischen dem Edlen vnd hochge- lehrten Herrn Joachim Enzmüller, beider Rechten Doctorn vnnd einer Löbl. Lanndtschafft in Österreich Ob der Enns Syndico alsss Werbern an ainem, dann der Edlen vnnd Viel Ehrntugent- reichen Jungkhfrawen Maria, des Edlen vnnd Vessten herrn Christoffen Kirchstetter, des Innern Raths alhie nuhnmehr seel., Dann des Edlen vnndt Gestrengen herrn Christian Schäffler, Röm. Kay. Mtt. Rath vnndt Nider Österreich. Canzlers &e. Ehe- gemahlin Eeleiblicher Tochter Andersthails inn beyseinn derer Von einem Edlen, hochweissen StattRath inn Wienn Verordt- neten Commissarien, Herrn befreundten vnnd beederseits erbet- tenen herrn beyständt geschlossen worden, Erstlichen ist gedachtem herrn Enzmüller auf sein wider- holte Christliche werbung ermeltte Jungkfraw Maria Kirchstet- terin zu einer Jungkfranwen Brauth vnndt künfftigen Ehege- mahlin biss auf des Pristers handt verlobt vnnd versprochen worden. Anderten Verheyrath ermeltte Jungkfraw Brauth Ihrem herrn Bräuttigamb Fünffhundert gulden, die widerlegt Er mit Ain Taussent gulden, die sollen Vermüg Stattgebrauchs dem vberlebenden völlig verbleiben. Dritten verEhrt der herr Bräuttigamb mehrernantter seiner Jungkfrawen Brautt zu ainer freyen Morgengaab ain hundert Duggaten. Die Vahrnus belangendt, dauon der herr Bräutigamb seine Klaitter, Wöhren vnnd Büecher, die Jungkfraw Brautt eben- messig Ihr Klaitter vnnd frawen Zier, beede aber Silberge- 10 schmeidt, Paar geldt, verbriefft: vnnd vnuerbrieffte schulden aussgenomben haben wöllen, Soll baider Chon Persohnen zu- gleich sein vnnd der vberlebende thaill des Verstorbenen Kin- dern das verstorbne halbe gebührnus mit dreyhundert gul- den, auf den fall aber keine Leibs Erben verhanndten, dennen befreundten mit Zweyhundert gulden abzulösen befuegt seinn. Was im vbrigen die Jungkfraw Brawtt dem herrn Breutti- gamb vonn Ihrem Vätterlichen guett oder sonnsten Vnderthenig macht, das soll Er sambt dem heyrats Vermächt auf allen seinen Jezigen vnd Kunfftig haab : vnndt güettern zuuersichern schul- dig sein. Was sonsten ein Jedweder auss baiden Contrahenten vber dises Vermächt hat oder durch Erbschafft bekombt vnnd er- obert, damit ist Er allerdings frey vnnd vnuerbunden. Was Sy aber inn wehrunder Ehe durch den Seegen Got- tes gewinnen, soll Ihr beeder gleiches guett sein vnnd beede vmb die erkhauffende grundtstuckh ann Nuz: vnnd gewöhr ge- schriben werden, Trewlich vnnd ohne geuehrde. Des zu Vhrkhundt sein diser Heuratsnotl zwo gleichlaut- tende aufgericht, vonn beeden Contrahenten, dero Eltern, von ainem löbl. Statt Magistrat Verordtne Commissarien, herrn be- freundten vnnd beyständt vnderschriben worden. Actum ut supra, Joachim Enzenmüller ”/,, Maria Khüerchstetterin, Georg Abbte zue Eua Schäfflerin Göttweig "/, geborne Khatzbökhin Martin Hafner Dr. ”/, Ch. Schäffler Dr. ”/, F. Georg Pacher ”/. Canzler. Georg Katzbekh ”/,. Maximilian von Serndein ”/,, Georg Platz ”/,. Daniel Moser Jo. Henner”/ Burgermaister ”/,, Mathias Schmidt ”/, Pa. Widemann Statt Richter”), Hannss Zäpffl ”/, Hanss Lud. Paugger /,. 11 Zweiter Heiraths - Vertrag. In dem Namben der Allerheyligisten Vnzerthailten Dreyfal- tigkheit Gott desz Vatters, Sohnes vnd Heiligen Geistes Ist an heunt dato denn 13. Martij ao 1661. zwischen dem Hoch vnnd Wollgebohrnnen herrn herrn Joachimb Freyherrn von nnd zu Windthaag, auf Pragthall, Münzbach vnnd SaxenEgg, Herrn der Herrschafften Rosenburg am grossen Khampp, Wolfs- houen, Neunzen, Wuermbach vnnd zu Gross Poppen, Aigen- thumbern der herrschafft Reichenau am Freywalt vnd grossen Pertholz, der Röm. Khay. May. Rath vnnd Regentens des Regiments der N, Oe. Landten ete. als Preutigamb An Ainem Vnd dan der auch Hoch vnnd Wohlgebohrnnen Freyle Freyle Maria Aemilia Catharina alss Weyl. desz Hoch vnnd Wollge- bohrnnen herrn herrn Simon Hyeronimi, dess heyl. Römischen Reichs Grafen von vnnd zu Sprinzenstain vnnd Neuhauss, hern der Herrschafft Waydthouen, Theya vnnd Waldtreichs, Der Röm. Khay. May. gewesten würckhlichen Cammerern vnnd Reichs- hofraths, nunmehro seeligen, Vnnd dessen frawen Gemahlin Frauen Frauen Aemilia Catharina, Gräfin von Sprinzenstain, Gebohrner von Walckhenfels Freyin, Frauen auf nidern Edlitz, Junckhfraudorf, Läsoth, Jeutriz, Gürsskholss vnnd Dambstorff Wittiben noch im Leben, eheleiblichen Freylen Tochter alss Freyle Prauth Andersthails In beisein deroselben erstwoller- melter liebsten frauen Muetter vnnd herrn Prueders, alss dess Hoch vnnd Wohlgebohrnen herrn herrn Ferdinandt Maximilian _ Grafens von vnnd zu Sprinzenstain, auf Neubauss, Herrn der Herrschafft Waydthouen an der Theya, Waldtreichs, nidern Ed- litz vnnd Junkhfraudorff, der Röm. Khay. May. Raths, Camme- rers vnnd Regentens Jess Regiments der N. Oe. Landten, auch einer Löbl. N. Oe. Landtschafft des Erzherzogthumbs Oesterreich vndter der Ennss herrnstandts Verordneten, Wie auch deren hierzue von beeden thaillen hochansehenlich erbettenen herrn herrn beyständten,, an Seitten dess herrn Preutigamb dess Hoch vnnd 12 Wollgebohrnen Herrn herrn Hannss Franzen Von Lamberg,, Frey- herrn auf orttenegg Vnnd ottenstein, herrn der Herrschafften Stockhern, Khranizberg, nidern Grüenbach Vnnd Schlosshof an der march ect. der Röm. Kay. May. Raths, Cammerern Vnnd Regennten dess Regiments der N. Oe. Landten , auch einer Löbl. N. Oe. Landtschafft des erzherzogthumbs Oessterreich vndter der Ennss herrn Standts Verordnetens ect., dess Hoch vnnd Wollgebohrnnen herrn herrn Wolff Philipp Jacoben Vnuerzagten. Freyherrns auf Rez, Ebenfuerth vnnd Petronell, herren der Herr- schafft GoldtEgg, Piellacha vnnd Plomau, der Röm. Kay. May. Raths vnnd Regenntens dess Regiments der N. Oe. Landten ect.; Auf der Freyle Prauth seitten, aber dess auch Hoch vnnd Wollgebohrnnen Herrn herrn Franz Maximilian Grafen von Mol- lärth, Freyherrn zu Reinegg vnnd Drossendorff, Herren zu Gumppendorf, der Röm. Khay. May. Cammerer, Raths vnnd Regenntens dess Regiments der N. Oe. Landten, Dess Hoch vond Wohlgebohrnnen herrn Ferdinandt herrn von Zintzendorf vnnd Pottendorff, auf Freyenstain, Carlspach, Waasen, Toppel vnnd Freyenthuern, Erblandt Jägermaistern in Oessterreich, wie auch der Röm, Kay. May. beysizern bey dennen N. Oe. Landts- rechten, Nachuolgendter Heyraths Contract abgerödt vnd be- schlossen worden : Erstlich Ist auf wollgedachtes herrn Joachimb Frey- herrns von vnnd zu Windhtaag ect. Christliche Werbung vnd gebüehrliches ersuechen die wollernente Freyle Maria Aemilia Catharina Freyle Gräfin von Sprinzenstein mit ihren herrn be- freundten vnnd herrn beyständt gueten wissen vnnd Rath, wie auch ihr der Freyle willkhüerliche einwilligung ihme hberrn von Windthaag Freyherrn biss auf dess Priesters Confirmation ehe- lich verlobt vnnd versprochen worden. Füers Andter gibt mehrgemelte Freyle Praut ihrem herrn Preutigamb zu einem rechten beyratlıguett ain Suma Gelts benentlichen Ain Tauszent gulden Reinisch, ieden derselben zu funfzehen Pazen oder Sechzig Khreuzern gerechnet, 13 Solche gemelte Summa der ain Tausent Gulden hat herr Preu- tigamb ihr der Freyle Prauth mit Zway Tausent gulden zuwiderlegen vnnd neben dennenselben ihr noch Zehen Tauszent gulden zu einer freyen Morgengaab zugeben versprochen, Mit welchen ain: vnnd andterseits verwilligten Summen es, auf etwo sich begebendten Todtfahl, da sich sol- cher bei einer oder der andtern GonPersohn (welches Gott der Allmechtige lanng verhüetten wolle) zuetragen wuerde, dem Landtsbrauch in Oessterreich vndter vnnd ob der Enns Gemäss dergestalt gehalten werden solle, dass Nemblich dass Heurath- guett der herr Preutigamb, die widerlag aber die freyle Prauth leibslebenlanng zu genüessen haben vnnd nach eruolgendten ein: vnnd dess andtern Todt auf dess verstorbenen rechtmessige erben fallen, die freye morgengaab aber alss ihr der Freylen Prauth frey aigenthumbliches Guett dergestalt verbleiben , dass sie darmit ihres gefahlens disponiern möge, vnnd auf den fahl sie ab intestato ‚abgehen wuerde, solche alssdann auf ihr Negste befreundte oder wohin sie solche durch Testament oder lezten willen verschaffen möchte , Erben vnnd fallen solle. Füers dritte Ist der fahrundten haab halber abgerödt vnnd beschlossen worden, da es sich nach dem willen Gottes zuetruege, dass er herr von Windthaag Freyherr vor seiner khünfftiigen Frau Gemahlin mit Todt ahgienge, so solle ihr so- dann vber ihr aigenthumbliche zuegebracht oder in wehrendter ehe ihr geschenkhte oder andterwerts ererbte Fahrnuss füer sein dess herrn von Windthaag völlige fahruuss Sechs Taus- zentgulden baar gelt neben sechs Ross vnnd Waagen ihrem Standt gemässs vnd anstatt der sonnst gebreichigen ersten Jahrs- nuzung Zehentauszent gulden gereicht vnnd bezahlt werden, Auch sye vor deren vnnd andterer obstehenundten Possten bezahlung auss der Possess der hierundten in Specie verschribenen Herrschafft Reichenau zugehen nicht schuldig sein. Vierttens hat vilberüehrter herr von Windthaag Freyherr seiner khünfftigen Frauen Gemahlin auf den Fahl der Verwitti- 14 bung, so lanng sie seinen Namben füehren wierdt, zu einer gewissen wittiblichen vndterhaltung Jährlich dreytauszent gulden, wie auch zuer wohnung Sein aigenthumbliches hausz (darin er ihme doch den obern stockh sambt seinen Zuege- hörungen zu absondlerlicher seiner freyen Disposition vorbe- haltet) alhier zu Wienn zuegesagt vnnd versprochen, dergestalt, dass sie solche halb zu Georgi vnd halb zu Martini ihr an dass ohrt, wo sie im Landt wohnnen wierdt, vnfelbar vnnd ohnne ihr entgelt abgefüehrt vnd richtig bezalt werden sollen. Fünfftens Ist der Wittiblichen abferttigung halber abge- redt vnnd beschlossen worden , dass solche zu kheiner andtern Zeit alss zwischen Weyhenachten vnnd Liechtmessen füergehen vnnd beschehen solle. Sechstens versichert herr von Windthaag Freyberr die Freyle Prauth wegen aller obsteheundten Possten auf alle seine haab vnnd güetter ligent vnd fahrendt in Genere, in Specie aber auf die Herrschafft Reichenau am Freywalt ved deroselben Pertinenzien dergestalt, dass sie selbe so lanng Innen haben vnnd genüessen solle, biss sie aller ihrer habentten Heurath- lichen Sprüch befriediget vnd der khünfftigen verfallendten Wittiblichen vndterhaltung von dessen Erben genuegsamb ver- sichert worden. Sibentens Souil der freyle Prauth Parragraphernal güetter anbelangt, wofehrnn sie iber anfangs gemelte ain- tauszent gulden Heyratguett ihrem khünfftigen herrn Ehege- machel wenig oder vill vber khuerz oder lang vndterthennig machen wuerde, solle vmb dass Capital der herr von Windthaag sie iedesmahls absondterlich zu uersichern schuldig sein, sie auch solche nit weniger alss ihrer andtern heyratblichen Sprüch bey dessen haab vnd Güeltern zu suechen befuegt sein. Schliesslichen Solle ein ordentlicher Heurathts brief vndterdess herrn von Windthaag Freyherrn vnd seiner herrn beyständten Ferttigung nach laut vnd Inhalt diser geschlossenen Heurathtsabrödt aufgericht, ihr der Freyle Prauth eheist einge- 15 hentiget werden, Interim aber vnnd bis solcher aufgericht vnd verferttiget wierd, solle dise Heuratsabrödt gleiche craflt vnd würckhung haben vnnd dises alles, wie obstehet, haben beede hierinnen offtbenente Principal Persohnen verbindt: vnd creff- tiglich gehandlet vnd geschlossen, Wollen vnnd sollen auch solches wahr, vesst vnnd vnwiderbrechlich halten Gethreulich vnnd Ohnne Geuerdte, auch bei Verbindtung dess allge- mainen Landtschaden bundts in Oessterreich vndter der Ennss- Dessen zu Wahrem Vrkkundt Seint diser heyrats abredung zwei Exemplaria gleiches Inhalts vndter einem dato aufgericht vnd mit der beeden herrn CGontrahenten, allss Preuti- gambs vnnd der freyle Prauth handtschrifften vnnd Petschafften becrefltiget vnnd iedem thaill aines in handten gelassen, auch zu mehrer der sachen becrefftig:, stäthaltung vnnd gezeugnuss willen anfangs wollernente hochansehenliche herrn befreundte vnd herrn beyständt mit sondierem fleiss erbetten worden, dass sie ihre Namben vnnd Petschaflt (Jedoch ihnnen in alle weeg ohnne schaden ) hierundtergestelt haben. Actum ut supra. Joachim Freyherr Maria emilia Catherina v. Windhag "/, Freile gräfin von Sprintzenstein. H. Franz von Lamberg Fh.”/, Emilia Catharina von Sprintzen- W. Philipp Jac. Vnverzagt stein wiettib. Freyherr ”/, Ferd. Max. G. v. Sprintzen- stein ”/,, Franz Max graff von Mollert ”/,. Ferdinandt h. v. Zintzendorff”), Beide Orig. auf Papier mit aufgedruckten Petschafften. EX bei otbausiocd amısı! adarlgadeanedandutasmallon he nn Yhure. sdainsgRus bone ke here "vorlegen 5, nd baue Ki « oiloinhgraböndkaienunit..seih tler .hrnive Angiliagkuen ‚np bainaahhahdage Anorndarasti. Ionianink.inanadMe al © Alan atchlo Dh ötlech doikdnsadahinr bawndenn..ndemaidaher soglisrsh yuotkaic/ tod dann .@ her nun m Anbimnanr aa Jolie dor) a ld abeaeibn alsnach tneib suis nl am Adnan ns wars. ‚oteh Uanin wundben 2llurhub amdoiohy, Fe ut zahle aan) anaaobnad. vol aim var Adaiaogdue aslfisilons‘t. any Asiindaibaen dinerd alt. zoln ws 7 dans I, seien Oh ci au Mr wo brav % zaungunssy: boas ymlsbäre „ogifllamod ee | — ale zen), arlree nolardıs. aan Tmrnsihror NenIba Aare nu aatnds Hook), Hniloetasl br Wisungqus u ommd uadl Hsoyssibuınand: (es a nen ya Kar. Mr ae a a ol Fa Eds BR aba or N) AK a a Pr A Kor he | “Aloiw. niste 4 Igesıyra? el, Tail y Er a us sa’ rn ep 0 En N u YET Ihr zu er FadrkR wir de Hari. vo ee eraicher: ihn u aa enter , a Aus, ge essen tab vr Suse une Bi una a ee Ban sea an rn vor, Mi nen va‘ ser ee: Fersging ul Ysar wor blasaieze 8 i Bias. le, rc Fre Pros, ham einge 2, 03 h PT? ; y P, Ba Das Sanitätswesen und die Volkskrankheiten des sechzehnten Jahrhundertes Lande ob der Enns. Von Dr. F. Ulrich, kaiserlichem Rathe, Professor und dirigirendem Primararzte der k. k, Gebär- und Findelanstalt in Linz, i s Ksaswadiktinsd asl sib bau nalladdusı dalloV ey) agrrsleehunin!k seindasAss di „»aınl ob do shbun.d “ uoY ‚donlU 7 zq ae a re a eu gib Dan vorn? .viiikimanli . id ni er - Die Geschichte unseres Vaterlandes hat fleissige und kennt- nissreiche Bearbeiter gefunden, welche theils die Ereignisse der Vorzeit, theils die Begebenheiten unserer Tage eben so gründ- Jich als angenehm beschrieben haben. Nur die Berichte über die Pflege der Gesundheit und über die vorgekommenen Volks- krankheiten haben in diesen Meisterwerken leider zu oft einen sehr sparsamen Raum gefunden. Ein Rückblick auf Einrich- tungen in der Gesundheitspflege verflossener Jahrhunderte dürfte dennoch sehr beachtenswerth sein, indem sie für die Kultur- geschichte des Landes als ein wichtiges Moment angesehen werden müssen. Wenn man in der Arzneiwissenschaft an- nimmt, dass manche Krankheiten bei einem Menschen nur die Folge lange vorausgegangener anderer Krankheiten sind, so dürfte man wobl auch ohne Fehlschluss die Behauptung wa- gen, dass auch beim gesammten Menschengeschlechte grossar- tige Volkskrankheiten zuweilen ihren Grund in vorausgegange- nen Epidemien haben können. Die Volkskrankheiten können daher an Klarheit nur durch die Erkenntniss ihrer zeitlichen Entwicklung ungemein gewinnen. Dieses waren die Gründe, welche den Verfasser bestimmten, sowohl über die Geschichte des Sanitätswesens überhaupt als auch über vorgekommene Volkskrankheiten früherer Jahrhunderte Nachforschungen anzu- 4* 4 stellen. Nachstehendes ist das Ergebniss der erlangten Aus- beute mit Rücksicht auf das Land ob der Enns. Mögen die Söhne des Landes hinnehmen, was den Vätern gebührt, den Ausdruck der Pietät für all das Gute, was die Väter begonnen, die Söhne gefördert und weiter ausgeführt haben, eine Pietät, welche das ärztliche Nachsuchen aus der Quelle geschöpft und hier laut gemacht hat, Das Sanitätswesen sechzehnten Jahrhunderte. Man kann mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen, dass schon in viel früherer Zeit die Gesundheitspflege in dem Lande ob der Enns eine wichtige Sorge der Landesregierung gewe- sen sei; doch finden sich in den ständischen Archivsakten erst im sechzehnten Jahrhunderte geschichtliche Daten über die Art und Weise, wie in damaliger Zeit das Sanitätswesen gehand- habt wurde, so auch über die epidemischen Krankheiten, welche im Lande herrschten und über die Vorkehrungen, welche da- gegen getroffen wurden. Im Jahre 1518 ist schon aus der gemeinen Landesord- nung Kaiser Maximilian des Ersten zu entnehmen, dass schon wegen der Güte der Arzneien in den Apotheken und über die Taxen der Arzneien Bestimmungen bestanden haben. Ein Gut- achten der Aerzte vom Jahre 1552 enthält Bestimmungen, welche in Ansehung der Apotheken fürzukehren sind, woraus ersichtlich ist, dass seit deren Errichtung im Lande keine Vi- sitalionen vorgenommen wurden. Es kommen darin Vorschrif- ten vor, welche bei der Bereitung der Arzneien zu beobachten sind. Zugleich werden die im Lande sich herumtreibenden Theriaksmänner, Wurzler und Kräutler, die zum Nachtheile der sesshaften Apotheker ihr Unwesen treiben, der Aufsicht der Landesregierung anempfohlen. Auf die Abschaffung der Win- kelapotheken, der Schwarzkünstler, Wurzelgraber,, falscher The- riaksverkäufer wurde angetragen, weil diese im Lande her- umstreichen, die Kunst verunehren, die Aerzte beeinträchtigen und zum Nachtheile für die Menschheit ihre verderblichen Arz- neien um theures Geld ruhmredig hintangeben. Ordentliche Apotheken mögen damals etwa,.nur zu Linz und Steier bestan- den haben. Die Apotheker erklären sich in einer Eingabe an die Stände im Jahre 1552 gegen die Zumuthung einer eigen- mächtigen Taxirung der Arzneien und verlangen die Wiener Taxordnung, nach welcher sie sich streng halten wollen. Sie führen Beschwerde wegen bestehender Winkelapotheken, kla- gen über Arzneibereitung von Seiten der Bader und Barbierer und anderer dazu unbefugter und verlangen, dass die Rezepte von den Aerzten selbst ordentlich zu schreiben seien. Die Stände des Landes hatten schon vor dem Jahre 1555 ihre eigenen Medizi, das heisst Aerzte, welche eine ständische Be- stallung bezogen; aber erst mit dem Jahre 1555 kommen in den ständischen Akten die Namen derselben, sowie ihre Ver- pflichtungen und Besoldungen aufgezeichnet vor. Der Erste der Aufgezeichneten ist Martin Stopius aus Wien, welcher an die Stelle des abgegangenen Georg Mändler mit jährlichen 350 Gulden gegen halbjährige Aufkündigung auf drei Jahre als stän- discher Medikus in Bestallung genommen wurde. Seine Ver- pflichtungen, welchen er sich mit eigenhändig unterschriebenem Revers unterzogen hatte, bestanden vorzüglich darin : Zunächst den Landesmitgliedern und ihren Unterthanen beizustehen, auch auf Verlangen über Land zu reisen, wofür er per Meile 35 Kreuzer und für jeden bei den Kranken zugebrachten Tag, nebst Verpflegung einen Gulden zu fordern berechtigt war. Jedoch durfte er nicht ohne Wissen oder Bewilligung der Stände sich ausser Land begeben. Ein anderer ständischer Arzt, den die Aufzeichnungen aus der damaligen Zeit enthalten, ist Mathäus Sabisch, vormals Physikus zu Schwaz in Tyrol. Er wurde von 7 den Ständen in Bestallung genommen; nach dem Bestallungs- briefe vom Jahre 1578 hatte Sabisch jährlich nur 233 Gulden 20 Kreuzer und dabei dieselben Verpflichtungen, wie Stopius. Es seheint, dass sein Wirkungskreis vorzüglich in der Stadt Wels gewesen sei, wohin er von den Ständen empfohlen wurde mit dem Wunsche, für seine Unterkunft zu sorgen und ihn freundschaftlich zu unterstützen. In einer Abordnung der Landschaftsphysiker vom Jahre 1575 zur Untersuchung der Apotheken in Linz, Steier und Wels kommen nebst den beiden Angeführten auch noch Alexander v, Syehten undFriedrich Lagus als ständische Aerzte vor. Es scheint somit, dass da- mals vier Landschaftsphysiker bestanden haben, ob sich gleich über die Bestallung der beiden Letzteren in den Archivsakten nichts vorfindet. Im Jahr 1579 wurde von den Ständen dem Doktor Lagus und Stopius wegen ihrer langen Dienstzeit eine Provision von jährlichen 100 Gulden bewilligt. Im Jahre 1582 wurde dem Mathias Anomäus, welcher schon das Jahr zuvor um Anstellung bei den Ständen angesucht hatte, wegen seiner bisherigen Dienstleistung und in Erwartung, dass er sich beim Schulwesen verwenden werde bis zur wirklichen Anstellung eine Belohnung von 100 Gulden bewilligt, Im Jahre 1583. wurde von den Ständen der Beschluss ge- fasst, vier erfahrene Aerzte in ständische Dienste und Bestal- lung zu nehmen, um den bisher bestandenen Unordnungen ab- zuhelfen. In den Städten Wels, Enns und Freistadt sollte einer und in Linz mit Einrechnung des Doktors Friedrich Lagus zweie bestehen. Doch sollten sich von diesen vier Landschaftsphysi- kern zweie abwechslungsweise als Magistri Sanitatis verwenden lassen. In demselben Jahre erfolgte die Aufnahme des früher erwähnten Doktors Anomzus mit jährlichen 200 Thalern Be- stallüng. In demselben Jahre erfolgte auch vermöge: des an- ‚geführten Beschlusses: ‚der Stände die Berufung des Doktors Bartholom&us Schönporn als Landschaftsphysikus nach Linz. Seine Aufnähme fand wie gewöhnlich auf drei Jahre statt mit 8 jährlichen 200 Thalern und 100 Thaler Zulage, da er als in in Linz wohnhaft eine grössere Mühwaltung auf sich habe, Es wurden ihm nebst der Vergütung der Reiseauslagen und zur Erkaufung eines Pferdes noch weitere 100 Thaler bewilligt. Von den damals bestehenden Landschaftsphysikern wurde im Jahre 1589 Doktor Fleck auf Ansuchen des Erzbischofs von Salzburg diesem als Leibmedikus überlassen, obwohl seine Be- stallungszeit noch nicht zu Ende war. Im Jahre 1593 be- schlossen die Stände zur Herstellung einer Gleichheit unter den Aerzten und zur Verhinderung von Streitigkeiten unter ihnen wegen Bevorzugung einem jeden künftig nur 300 Gulden als Besoldung zu verabreichen ; wenn auch einige früher einen hö- heren Gehalt bezogen hätten, da der obige Betrag selbst für den geschicktesten Arzt genügend sei und auch an anderen Orten nicht mehr verabreicht werde. Zugleich erfolgte in dem- selben Jahre die Aufnahme des Doktors Springer als Land- schaftspkysikus mit jährlichen 300 Gulden und Doktor Lagus erhielt seine 200 Thaler als Pension. Zugleich erliessen die Stände die Bestimmung, dass künftig einer der Landschaftsphy- siker in Freistadt zu wohnen habe, Aus einem Schreiben der Stände an die Stadt Freistadt wegen Besorgung einer geeigne- ten Wohnung für den als Landschaftsphysiker dorthin bestimm- ten Doktor Sabisch, wie auch wegen Errichtung einer Apotheke, geht hervor, dass zu Freistadt in früherer Zeit weder eine or- dentliche Apotheke, noch ein geprüfter Arzt bestanden habe. Doktor Michelius, im Jahre 1596 als Landschaftsphysiker an- gestellt, erhielt den Auftrag, seiner Bestallung gemäss in Wels sein Domicil zu nehmen. Unter den Aerzten, welche im Lande ihre Kunst ausübten, war damals auch Doktor Johann Attem- stett Landschaftsphysiker, wie aus dessen Gesuche an die Stände um Belassung seiner jährlichen 400 Thaler ersichtlich ist und worin er anführt, dass man ihm diese 400 Thaler zu- gesichert und er desswegen auch seinen guten Dienst bei Her- zog Wilhelm in Baiern verlassen habe. Nebst den genann- ten Doktoren hatten die Stände auch schon beiläufig um das Jahr 1569 in der Person des Horstaue rs ihren eigenen Wund- arzt in Bestallung und eben so wurden auch nach ihm andere Chirurgen in Ständische Bestallung genommen. Was die Ord- nung für das gesammte Sanitäts-Personal betrifft, so waren aus den damals bestandenen kaiserlichen Verordnungen folgende Bestimmungen für das Land ob der Enns von den Ständen festgesetzt: Keinem solle als Doktor die Praxis gestattet sein, der nicht in Wien geprüft und mit Zeugnissen versehen sei. Eben so sei niemand als Apotheker, Wundarzt, Barbier, Bader, Steinschneider, Bruchschneider, Augenarzt und Franzosenarzt zu- zulassen, der nicht von den Landschaftsphysikern geprüft und mit Zeugnissen versehen sei. Die Vornahme der Prüfung habe im Beisein eines Landherrn oder eines Rathsmitgliedes des be- treffenden Ortes, desgleichen eines beeideten Notars oder Stän- dischen Sekretärs zu geschehen. Die Zeugnisse hierüber seien den Ständischen Verordneten vorzulegen. — Es wurde die Be- eidigung der Apotheker angeordnet: unter den Eigenschaften derselben wird besonders die Nüchternheit hervorgehoben, worüber die Aerzte zu wachen haben; dann wurde die Auf- nahme der Lehrlinge durch gewisse Bestimmungen festgesetzt. In Linz seien nur drei Apotheken gestattet und es dürfe keiner zwei Apotheken zugleich haben, eben so wenig dürfe ein Arzt eine Apotheke besitzen, ausser er würde der Praxis entsagen. Ohne Rezept der Aerzte seien weder Medikamente zu bereiten noch auszugeben. Was die Zubereitung der Arzneien betrifft, habe das Wiener Dispensatorium als Richtschnur zu gelten. Den Aerzten wurde untersagt, ihren Patienten Arzneien zu ge- ben, wenn sie diese auch früher von den Apothekern erkauft hätten. Es solle den Patienten eine freie Wahl bezüglich der Apotheken, ohne Einmischung der Aerzte, zustehen. Apotheken in Klöstern sollten nur zum Stiftsbedarf und nicht öffentlich be- stehen. Den Wurzelkrämern und Landfahrern wurde der Ver- kauf schädlicher Artikel untersagt, und nur gestattet, gewisse 10 Artikel an die Apotheker zu verkaufen. — Ungeniessbare Kon- fituren sind verboten. — Den Wundärzten, Badern u. s. w. sind die innerlichen Kuren untersagt, eben so den Hebammen und Besehnerinnen die Zubereitung der Arzneien, nicht minder auch den Juden, ausser sie wären zuvor getauft und geprüft. — Die Taxbezeichnung auf den Rezepten und eine öftere und unvermuthete Apotheken-Visitation wurden anbefohlen. Aerzte und auch Chirurgen, welche in Wien geprüft, bedürfen zu ihrer Aufnahme im Lande ob der Enns keiner weiteren Prü- fung. Hippokrates und Galen werden den Aerzten als Richt- schnur anempfohlen. Die ständischen Verordneten haben über die Befolgung dieser Verordnungen zu wachen und bei Nicht- befolgung die Anzeige dem Landeshauptmanne darüber zu machen. Auch für die Apotheker, deren Gehilfen und Lehrlinge wurden Bestimmungen angeordnet, wovon die hauptsächlichsten dahin lauten: In den Apotheken muss immer Jemand anwesend sein; Lehrlinge müssen Latein können, dürfen vor zwei Jahren nicht selbst Arzneien bereiten, was auch dem weiblichen Ge- schlechte gänzlich untersagt ist. Rezepte sind geheim zu hal- ten u. S. w. II. Natur - Ereignisse ım sechzehnten Jahrhunderte. Die Geschichtsschreiber dieser Zeit enthalten einige Angaben über die Störungen der Natur, welche dem Pflanzen- und Thierleben nachtheilig wurden. Doch sind diese Aufzeich- nungen nur sehr fragmentarisch; wahrscheinlich, weil sie mit anderen Angelegenheiten beschäftigt, der Natur nur wenig Auf- merksamkeit widmen konnten. Im Jahre 1502 wurden unsäg- lich viele Würmer von allerlei Farbe im Lande ob der Enns wahrgenommen und von ihnen die Blüthen auf den Bäumen sammt dem Laube verzehrt. — Im Jahre 1529 herrschte grosse Nässe. Es wurden Heuschrecken -Schwärme als Vorzeichen grosser Volkskrankheiten beobachtet. Der Winter war äusserst gelinde gewesen; den Frühling aber und den nachfolgenden Sommer über blieb die Nässe vorherrschend. Das Gedeihen ‚der Früchte wurde vereitelt und dadurch Elend und Hunger erzeugt. Auch der Spätsommer und der ganze Herbst blieben trübe und nasskalt. Die damals herrschende Hungersnoth soll so gross gewesen sein, dass man aus Eicheln und anderen sonst nicht geniessbaren Dingen Brod bereitete. Die Hungers- noth während dieses Jahres wird von glaubwürdigen Männern mit grosser Theilnahme geschildert. Die folgenden Jahre sind durchaus nicht alle durch entschiedenen Misswachs bemerkens- 12 werth. Das Jahr 1530 war selbst fruchtbar, 1531 war ein sehr kaltes Frühjahr und ein nasskalter Sommer, nur dann und wann mit Sonnenschein, doch war der Ertrag der Felder nicht ganz unergiebig. 1532 und 1533 waren wieder sehr unfruchtbar. Im Jahre 1540 war sehr grosse Sommerhitze und Dürre. Es sollen sich durch die sehr grosse Hitze selbst Wälder entzündet haben, es vertrockneten Bäche, man musste das Wasser in manchen Gegenden auf zwei Meilen weit zu- führen. Es regnete von Ostern bis Dezember nur einmal über eine Stunde lang. Auch von den Jahren 1551 und 1555 ist eine ähnliche trockene Hitze aufgezeichnet. Von einer grossen Heuschreckenplage wurde das Land im Jahre 1547 heimge- sucht. Preuenhuber liefert eine eigene Beschreibung dieser ge- frässigen Thiere. Im Jahre 1548 musste wegen ihrer zu grossen Menge die Vertilgung derselben als eine allgemeine Landesangelegenheit unter eigenen Kommissionen veranstaltet werden. Das Jahr 1570 ist abermals durch eine sehr grosse Theuerung der Lebensmittel bemerkenswerth, Der Mangel soll so gross gewesen sein, dass man aus Kleien mit darunter ge- mengten Sägespännen Brod bereitete. Im Jahre 1586 wird die Kälte des Winters als sehr bedeutend geschildert. ' Die Kälte fing mit Ende November an und dauerte bis in die Fasten 1587. In dem sehr heissen Sommer 1590 regnete es von Ostern bis August nie, es sollen auch viele Wälder in Brand gerathen sein, es verdorrte das Getreide auf den Feldern, es gab wenig Heu und kein Grummet; die Preise der Lebens- mittel erreichten eine ungewöhnliche Höhe. Um von den Preisen der Lebensmittel im sechzehnten Jahrhunderte eine geringe Kenntniss zu haben, fügt man folgende aus damals gemachten Aufzeichnungen bei. Von 1510 bis 1519. Der Metzen Korn wurde 1510 um 12 bis 13 Kreutzer, Hafer um 5 bis 7 Kreutzer verkauft; 1511 der Metzen Korn 45 bis 17 %/ Kreutzer, der Metzen Hafer 6 bis 7 Kreutzer; 4512 und 1513 wurde der Metzen Korn um 20 bis 22 Kreutzer, 13 der Hafer um 6 bis 7 Kreutzer verkauft; 15144 und 1515 kostete der Metzen Korn 20 Kreutzer bis 3 Schillinge, der Hafer 6 Kreutzer, in den Jahren 1516, 1517 und 1518 kostete der Metzen Korn 3 Schillinge und 24 Pfennige, der Hafer 6 und 6%, Kreutzer; 1519 kostete der Metzen Korn 18 bis 20 Kreutzer, der Hafer 6 bis 8 Kreutzer. Von Fleisch- preisen findet sielı im Jahre 1539 das Pfund Rindfleisch mit 5, das Schaffleisch mit 4 Pfennigen verzeichnet. Von Feuermeteoren, die wegen ihrem zahlreichen Er- scheinen offenbar einen ungewöhnlichen Zustand der Atmos- pbäre erkennen lassen, wird im Verlaufe des sechzehnten Jahr- hunderts in der Weise des Zeitalters viel berichtet. Kometen erschienen im Verlaufe dieser Jahre in ungewöhnlicher Zahl. Der Erste am 11. August 1527, man sah ihn in ganz Europa. Der Zweite 1529 im Juli und August, man sah ihn in Deutsch- land, Frankreich und Italien. Auch sollen sich in diesem Jahre vier andere Kometen zu gleicher Zeit gezeigt haben. Doch ist hier wahrscheinlich nur ein Feuermeteor von unbekannter Art zu vermuthen. Der Dritte 1531, der in Europa vom 1. August bis zum 3. September sichtbar blieb. Es war der grosse Halleysche, den wir im Jahre 1835 gesehen haben. Der Vierte 1532 vom 2. Oktober bis zum 8, November sichtbar; er ist 1661 wieder erschienen; der fünfte 1533 von der Mitte des Juni bis zum August sichtbar. Eine merkwürdige Erscheinung dieses Jahrhundertes waren auch die sogenannten Blutflecken. Diese Flecken (signacula) vorzüglich die Blutflecken genannt, . waren schon in älteren Zeiten wahrgenommen worden, z. B. während der grossen Weltseuche im sechsten Jahrhunderte, dann während der Pest im Jahre 786 und 959, zu welcher Zeit man die Bemerkung gemacht haben wollte, dass diejenigen, denen sie häufig auf den Kleidern erschienen, und diesen wahrscheinlich auch eigenthümlichen Geruch mittheilten , leichter von der Seuche ergriffen wurden, woher man denn auch diese Befleckung den Kleideraussatz (lepra vestium) nannte. Diese 14 Flecken sind Wucherungen der kleinsten kryptogamischen Ge- wächse im Wasser und an allerlei feuchten Gegenständen, wie sie vor und während grosser Seuchen als. verschiedenfarbige und verschiedengestaltete Flecken beobachtet wurden und grosses Entsetzen hervorgebracht haben. Dieselben Zeichen setzten nun auch in den ersten Jahren des sechzehnten Jahr- hunderts die Menschen in unserem Vaterlande in banges Er- staunen, indem man, wie früher gewöhnlich, die Form des Kreuzes darin entdecken wollte. Diese Erscheinung war dieses- mal über ganz Deutschland verbreitet und gehört wegen ihrer grossen Ausdehnung und ihrer langen Dauer zu den ausge- zeichneten ihrer Art. Die Flecken waren von verschiedener Farbe, vorzüglich roth, aber auch weiss, gelb, aschfarben und schwarz und entstanden oft ın sehr kurzer Zeit, auf den Dächern, den Kleidern, den Schleiern und Brusttüchern der Frauen, auf verschiedenem Geräthe, auf dem Fleische, in den Speisekammern u. s. w. Ein Geschichtsschreiber, der auch von Blutregen spricht, berichtet, man habe sie in 10 bis 12 Tagen nicht wieder ent- fernen können und häufig entstanden sie in verschlossenen Kasten in der Wäsche und an Kleidungsstücken. Untersu- chungen von Naturforschern kann man in dieser Zeit nicht erwarten; es leidet aber keinen Zweifel, dass hier von irgend einer oder einigen Arten von Schimmel die Rede ist (vielleicht von Sporotrichum vesicarum, oder von einer Art von Myco- derma, in dem die ganze Erscheinung neueren Beobachtungen ganz deutlich entspricht. Wissenschaftliche Aerzte des sech- zehnten Jahrhunderts unter denen vorzüglich der Naturkundige Georg Agricola zu nennen ist, erkannten auch jene Flecken als Schimmel und sahen sie als Vorzeichen grosser Erkran- kungen an. IH. Volkskrankheiten des sechzehnten Jahrhundertes. Zu Anfang des sechzenten Jahrhundertes begann eine neue Ge- staltung der Dinge. Die Erfindung Guttenbergs gab der Denk- freiheit neue Schwingen , die Entdeckung der neuen Welt, die Umsegelung Afrikas wurden die Anfänge grosser Ereignisse. Mit dem Aufhören der Raubfehden gewann die Sicherheit des Lebens und des Besitzes immer mehr Stärke und die Grün- dung der stehenden Heere beförderte den Fortgang der euro- päischen Gesittung, indem sie nun die Grundpfeiler der gesetz- lichen Ordnung der zügellosen Rohheit der Landsknechte ein Ende machten. Die Landsknechte waren nur heimatslose Abentheurer aus allen Ländern Europas; angelockt von der Aussicht auf reiche Beute fanden sie sich zusammen wie Heuschreckenschwärme und der losen Bande der Kriegszucht spotlend, führten sie, während der Kriegsdauer ein zügelloses Leben, Wurden nach geschlossenem Frieden die Heere wieder vermindert, so zerstreuten sich die Landsknechte in alle Gauen, nicht um hinter dem Pfluge oder beim ehemaligen Handwerk ihr Brod zu erwerben, nein, um im gewohnten Müssiggange , die ihnen gewordene Beute in Trunk und Spiel zu vergeuden, oder um zur allgemeinen Landplage als wandernde Bettler und Wegelagerer ihr Dasein bis zu einem neuen Kriege zu fristen. Durch diese umherschweifenden Landsknechte wurden die Keime 16 Jer Lasterhaftigkeit nach allen Seiten hin verbreitet, und eben durch diese zerrütete Menschenklasse fand die Ansteckung von bösartigen Krankheiten in die Städte und Dörfer leichter Ein- gang. Zugleich fand bei der veränderten Kriegführung in den grösseren Heeren, welche jetzt in das Feld gestellt wurden, die Verbreitung bösartiger Seuchen viel umfassender statt, als in den wenig zahlreichen Heerhaufen der früheren Jahrhunderte, und so wurden die friedlichen Städte und Landbewohner auch von dieser Seite bedeutenden Gefahren ausgesetzt. Die Schrecken der immer wieder kehrenden Pest erneuerten sich auch im 16. Jahrhunderte in unserem Vaterlande. 1506 wüthete dieselbe so arg, dass man zu Wien deswegen genöthigt war, die Schulen zu sperren, welche erst 1508 wieder geöffnet wurden. Im Jahre 1521 entstand in Oesterreich eine so grau- same Pest, dass manches Haus 5—6 Todte hatte. In Ober- österreich soll sie den dritten Theil der Menschen hinwegge- rafft haben. Von welchen Erscheinungen diese pestartige Krank- heit begleitet war, oder aus welchen Ursachen sie hervorge- gangen, lässt sich bei der Mangelhaftigkeit der Nachrichten aus den Zeiten des sechzehnten Jahrhunderts nicht ermitteln. Es ist nicht einmal gewiss, ob, wenn die Jahrbücher der Vor- zeit von Krankheiten sprechen, welche sie mit dem Namen der Pest bezeichnen, immer auch die wirkliche Drüsenpest darun- ter zu verstehen sei, indem es bekannt ist, dass unsere Vor- ältern auch solche Krankheiten mit dem Namen »Pest« be- zeichneten, welche durch ihre Contagiosität und verheerende Tödtlichkeit ihnen besonders furchtbar erschienen, die jedoch nach der Meinung unserer jetzigen Aerzte keineswegs die wirk- liche Pest waren. Das Jahr 1529 war ein wirkliches Unglücks- jahr. Die Türken standen vor Wien. Krieg, Theuerung, Hun- ger und Pest verwüsteten das schöne Oesterreich, Eine neue Krankheit, der englische Schweiss genannt, begann ihre Schrecken zu verbreiten. Nachdem diese neue Krankheit schon früher in England gewüthet und Tausenden den Todesschweiss ausge- 17 presst hatte, verbreitete sie sich nun auch nach dem Continente. Die Erschütterung der Gemüther in ganz Deutschland war über alle Beschreibung heftig und gränzte an wahnsinnige Verzweif- lung. Sobald die Seuche sich auf dem festen Lande gezeigt hatte, gingen haarsträubende Erzählungen von den unerhörten Qualen der Kranken und der Gewissheit ihres Todes wie ein Lauffeuer von Mund zu Mund. Die Einbildung vergrösserte das Uebel, das wie ein jüngstes Gericht hereinzubrechen schien, man hörte nur überall vom englischen Schweisse, und wenn Jemand an irgend einem anderen Fieber erkrankte, so musste es dieser Dämon sein, der dem Geiste seine Schreckenbilder unablässig vorgaukelte. Zugleich entstand der unglückselige Wahn, wer von der englischen Seuche ergriffen wurde und dem Tode entrinnen wolle, der müsse 24 Stunden unablässig schwitzen. So brachte man nun die Kranken, war es der eng- lische Schweiss oder auch nicht (denn wer wäre bei Besinnung gewesen, dies zu unterscheiden) auf der Stelle zu Bett, be- deckte sie mit Federbetten und Pelzen, und während der Ofen stark geheizt wurde, verschloss man Thüren und Fenster mit grosser Sorgsamkeit, um jedes kühle Lüftchen abzuhalten. Da- mit nun auch der Leidende seine heisse Last nicht abwerfen möchte, so legten sich noch einige Gesunde über ihn her und beschwerten ihn so, dass er kein Glied rühren konnte und endlich in diesem Vorspiele der Hölle, in Angstschweiss geba- det, seinen Geist aufgab, wenn er vielleicht bei einiger Beson- nenheit seiner allzuhilfreichen Verwandten ohne Mühe hätte er- halten werden können. Es geschah in dieser Zeit oft, dass, wenn in Kreisen von Freunden der Schweisssucht nur mit einem Worte gedacht wurde, einer und der andere von pein- licher Angst ergriffen, so, dass das Blut ihm ins Stocken ge- rieht, still und seines Verderbens gewiss, nach Hause schlich, dort sich legte und nun wirklich ein Raub des Todes wurde. Diese tödtliche Furcht ist, wie wir auch in unseren Tagen ge- sehen haben, eine schwere Zugabe zur Geissel schnell tödten- 2 18 der Volksseuchen, und im eigentlichen Sinne des Wortes eine hitzige Gemüthskrankheit, die den Verstand verwirrt, so, dass er unfähig wird, die äusseren Dinge in ihrem wahren Verhält- nisse zu beurtheilen; alle Handlungen werden verkehrt, und bricht etwa in diesem Zustande der Zerrüttung eine andere Krankheit aus, so glaubt der Kranke dem gefürchteten Todes- übel verfallen zu sein, wie die Unglücklichen, die nach dem Bisse unschädlicher Thiere der eingebildeten Wasserscheu zur Beute werden. So mögen in dem angstvollen Jahre 1529 gar Viele von eingebildeter Schweissucht befallen worden sein, und manche von ihnen in hochaufgethürmten Betten ihr Grab gefunden haben. Um diesen Zustand der Gemüther auch: ın seinen Vorbereitungen ganz zu begreifen, gedenke man nur der ungeheuren Ereignisse in Deutschland. Zu den Wirren der durch Luther hervorgerufenen Reformation gesellten sich allenthalben Unruhen und bei diesen Zerwürfnissen und bei der Furcht vor den Barbaren des Südens, die bereits Ungarn unter ihrem Sul- tan Soliman erobert hatten, brach der englische Schweiss in den Donauländern aus. Es war eine Zeit der Noth und der Thränen, in der kaum die Muthigsten sich aufrecht erhielten. Die Belagerung von Wien begann den 22. September, nachdem die englische Seuche in dieser Hauptstadt Oesterreichs ausge- gebrochen war. Doch achtete man nicht der inneren Gefahr. Mit rühmlicher Tapferkeit wurden die Stürme der Türken ab- geschlagen und am 15. October zog Soliman ab, nachdem der englische Schweiss nicht weniger unter seinen Schaaren gewü- thet hatte, als unter den Belagerten. Dass die Sterblichkeit in Oesterreich unter so ungünstigen Umständen wohl bedeutend gewesen sein mag, lässt sich leicht ermessen, Aus den Auf- zeichnungen der damaligen Schriftsteller über diese Krankheit lässt sich aus den angeführten Erscheinungen derselben fol- gendes Bild entwerfen, dessen Gonturen wohl richtig sein dürf- ten, das jedoch aus Mangel der Behelfe der Vollendung ent- behrt. Der Verlauf des Schweissfiebers war äusserst rasch und er 19 in den meisten Fällen erfolgte schon in 24 Stunden die Ent- scheidung desselben. Doch kann man selbst in dieser zeitli- chen Beschränkung sehr verschiedenartige Zufälle desselben un- terscheiden. Es zeigte sich sogar eine Form dieser Krankheit, der der wesentlichste Zufall, der schmelzende Schweiss, ab- ging. Vorboten desselben findet man nicht aufgezeichnet, aus- ser eine mit Herzklopfen verbundene Beklommenheit , welche vielleicht mehr von der allgemein verbreiteten Todesfurcht her- rührte. Ein ohnmachtähnliehes, unwiderstehliches Sinken der Kräfte wurde vor dem Ausbruche der Krankheit an vielen Or- ten beobachtet, oder auch rheumatische Leiden verschiedener Art, wie sie im Sommer 1529 häufig vorkamen; auch ein wi- driger Geschmack und übler Geruch aus dem Munde war eine auffallend gewöhnliche Klage dieser Zeit. Bei den Meisten trat dieKrankheit mit einem kurzen Schüttel- froste und mit Zittern ein, das in den ganz bösartigen Fällen selbst in Zuckungen der Glieder überging. Viele Kranke em- pfanden sogleich zu Anfang ein unangenehmes Krübeln oder Ameisenlaufen in den Händen und Füssen, dass sich sogar zu stechenden Schmerzen und einem äusserst schmerzhaften Ge- fühl unter den Nägeln steigerte, womit eine solche Ermattung des Körpers verbunden war, dass die Befallenen durchaus nicht im Stande waren, die Arme zu heben. Einigen sah man wäh- rend dieser Zufälle die Hände und Füsse anschwellen , hierauf entwickelten sich in rascher Folge bedenkliche Hirnzufälle. Viele geriethen in rasende Fieberwuth, und diese starben ge- wöhnlich; über dumpfes Kopfweh klagten alle, und es währte nicht lange, so brach die furchtbare Schlafsucht herein, welche, wenn sie nicht standhaft überwunden wurde, den sichern Tod dureh Schlagfluss herbeiführte, Bei vielen wurde sogar das Gesicht blau und aufgedunsen, sie athmeten mit grosser Be- schwerde und das Herz klopfte und zitterte ihnen immerwäh- rend unter dem drückenden Gefühle inneren Brennens. Nach kurzem Zögern, bei vielen gleich zu Anfang, brach der stin- 2* 20 kende Schweiss in Strömen über den ganzen Körper hervor, entweder heilbringend, wenn das Leben Herr über die Krank- heit werden konnte, oder verderblich, wenn es unterlag. Da- bei zeigten sich wieder grosse Verschiedenheiten, denn einige schwitzten sehr leicht, andere dagegen sehr schwer. Während dieser stürmischen Krankheit war weder die Thätigkeit der Nieren, noch die Stuhlausleerung ganz unterbrochen. Es ging fortwährend ein trüber und dunkler Harn ab, welcher wie be- greiflich nur in geringer Menge gelassen wurde und keine Zu- verlässigkeit der prognostischen Merkmale darbot, worüber die harnschauenden Aerzte in nicht geringe Verlegenheit geriethen. Nach überstandenem Schweisse sollen an manchen Orten an den Gliedmassen kleine nicht zusammenfliessende und die Haut sehr uneben machende Bläschen erschienen sein. Es sind darunter höchst wahrscheinlich Friesselbläschen zu ver- stehen, doch wurde diese Erscheinung bei dem englischen Sehweissfieber nur in ganz vereinzelten Fällen beobachtet. In sehr grosse Gefahr geriethen die, denen der Schweiss im Ver- laufe der Krankheit irgendwie unterdrückt wurde. Die Meisten von ihnen verfielen dem unabwendbaren Tode. Die Erschütte- rung der Lebenskräfte durch das Schweissfieber war sehr be- deutend, daher denn auch schnelle Genesung nur nach der mildesten Form dieser Krankheit beobachtet wurde ; diejenigen aber, denen sie heftiger zugesetzt hatte, blieben sehr lange hinfällig und kraftlos, und konnten nur durch gute Pflege und stärkende Nahrung allmälig wieder aufgerichtet werden. Rück- fälle waren häufig, weil die Genesenen nach überstandener Krankheit noch lange sehr reizbar blieben. Es bildete sich auch Wassersucht oder irgend eine andere zerstörende Nach- krankheit, bis der Tod den unheilbaren Leiden ein Ziel setzte. Die Leichen gingen sehr schnell in Fäulniss über, was aller Orten die grösste Eile mit den Begräbnissen nothwendig machte und glücklicherweise die Furcht vor dem Lebendigbegraben- werden nicht aufkommen liess. Von Leichenöffnungen findet 21 sich keine Spur. Was die Geneigtheit zu dieser Krankheit an- belangt, so findet sich verzeichnet, dass das mittlere Alter vor- zugsweise dem Schweissfieber ausgesetzt war; die Kinder da- gegen von dieser Krankheit fast ganz verschont blieben und die Alten nur in einzelnen Ausnahmen früher befallen wurden. Nebst dieser in ihren Erscheinungen höchst eigenthümlichen, epidemischen Krankheit, welche seit dem sechzehnten Jahr- hunderte nirgends mehr zum Vorschein kam, findet sich in den Annalen des sechzehnten Jahrhunderts verzeichnet das bösar- tige Fieber, unter dem vorzüglich die Pest, das Fleckenfieber und die Hauptkrankheit zu. verstehen sind, die in den einzel- nen Angaben selten ganz genau unterschieden werden können, sich immer wieder und wieder zeigten. Es war ein Jahrhundert fauliger, bösartiger Verderbniss, in welchem die typhösen Krank- heiten unablässig wucherten. Von einer epidemischen Ruhr, die sich während eines kalten Sommers im Jahre 1538 ver- breitete, sind leider nur mangelhafte Nachrichten auf uns ge- kommen. Eine denkwürdige Pestzeit begann mit dem Jahre 1539 und dauerte, in verschiedenen Gegenden auftauchend, bis in das Jahr 1543. Wahrscheinlich hatte der Heereszug der Türken in Ungarn zur Verbreitung der Pest das Meiste bei- getragen. Die Pest griff allsobald in Ungarn um sich und be- reitete dem gegen die Türken fechtenden Reichsheere den Un- tergang. Das Lagerfieber, das im Frühjahre 1547 unter den Truppen des Kaisers herrschte und von den Aerzten als ein Fleekfieber geschildert wird, verbreitete sich, da das kaiserliche Heer aus ganz verschiedenen Kriegsvölkern, Spaniern, Deut- schen, Ungarn und Böhmen zusammengesetzt war, sehr schnell nach allen Provinzen des Kaiserreiches. Die Befallenen klag- ten über unerträgliche Hitze des Kopfes, die Augen schwollen an und traten glänzend hervor, ein stinkender Athem verpestete ihre Nähe, die Zunge war braun bedeckt, sie erbrachen Galle, die Haut wurde bleifarben und dunkelblauer Ausschlag brach hervor. Man ersieht aus diesen wenigen Erscheinungen die 22 grosse Bösartigkeit der Seuchen im sechzehnten Jahrhunderte , die noch viel deutlicher in die Augen fallen würde, wenn die damaligen Aerzte besser beobachtet und die Geschichtschreiber Vorfälle dieser Art genauer aufgezeichnet hätten. In den Jah- ren 1570, 1571 und 1597 wüthete die Pest abermals in den österreichischen Landen. 1570 soll besonders in Wien das Sterben so arg gewesen sein, dass täglich 40 bis 50 Men- schenleichen waren. Unter den Volkskrankheiten des sech- zehnten Jahrhundertes findet sich auch ein weitverbreitetes hef- tiges Schnupfenfieber von der Art, wie es die Italiener In- fluenza nennen. Es herrschte im Jahre 1510. Nach einem sehr kalten Winter brach dieses Schnupfenfieber mit einer sol- chen Heftigkeit aus, dass nach der Versicherung der Geschicht- schreiber nur wenige Einwohner verschont blieben. Zuerst wurden die Kranken von Schwindel und heftigem Kopfweh er- griffen, reissende Schmerzen in den Schultern und Schenkeln begleiteten ein hitziges Fieber mit Irrereden und heftiger Aufre- gung; bei einigen zeigte sich Entzündung der ÖOhrdrüsen und auch die Verdauungsorgane wurden in Mitleidenschaft gezogen; denn die Kranken empfanden unter fortwährendem Magendruck grossen Ekel vor allen Fleischspeisen. Von den Armen wie von den Reichen starben viele an dieser wunderbaren Krank- heit. In Frankreich, wo dieses Fieber besonders mit grosser Heftigkeit und in einer grossen Ausdehnung ausbrach, nannten die Franzosen, welche von jeher ernste Dinge mit scherzhaften Namen zu bezeichnen beliebten, diese Krankheit die Mönchs- kappe (Goqueluche) weil diese Kopfbedeckung beı der gros- sen Empfindlichkeit der Haut gegen Kälte und Zugluft allge- mein nothwendig wurde, und den Ausbruch sowohl, wie die Ver- schlimmerung des Uebels verhütete. Aehnliche Volkskrankhei- ten, wie die im Jahre 1510 kamen im sechzehnten Jahrhun- noch viermal vor. In den Jahren 1551 und 1564 war sie von milderem Charakter ünd in geringerer Ausdehnung, viel weiter verbreitet und von bösartigerem Charakter wurde sie hingegen 23 in den Jahren 1557 und 1580 beobachtet. Auch in neuester Zeit sind wiederholt auftretende Influenzen beobachtet worden, welche dem Leser vielleicht noch in Erinnerung sein dürften , wodurch jede weitere Beschreibung dieser Krankheit überflüssig gemacht wird, IR 2 Kr ao Werden Be ee tsbro Fee er ee Na ee an io Geo ae Ben 6 yet ee Fe ri ANTEEIEN br Pe Ey ner Luc nie re Sun wg p 10 u re e ' . u .dok Rn | en: r - f vr hl - ar Ta, let 2377 x J fl; r wei DIE j b I PETE 4 ar 4 > s M ‚sesol- k y PM D a „ art k gr . Lind: wa N { y Ms "TE \ hd mr = ’ D ‘ ei) i ’ Ph "7 ° eh Bi ? te "u az Pr. J EZ = x u ws R u 5 E dä 0 t u \ Eiy ’ Fi r “ r - BL 1 U 6 d Lu vr gi - ‚ > R He, Pe EN art) \ ad u Mel i ik dab u fi Y id 5 ur r, j |’ vv r $ ei # Br j ae at x - I er TR u vr Ru ee x 18 ’ ’ 4 „ h EI ce jet Urs t oa E VRR . “ 4 abi ri & es 2 « Die Flechten und deren Nutzen, vom Professor Heinrich Engel. | sic | Bi ‚ost ueıeb bau meidoelf N ‚ou ıdolmmiott 1oeestord hi Ei 1} wi Die Flechten und deren Nutzen. Diese kleine Abhandlung dürfte vielleicht von manchem Leser mitleidig belächelt werden, indem ihr ein Gegenstand zu Grunde liegt, welcher bisher viel zu wenig beachtet, kaum des Denkens, noch weniger aber einer längeren Betrachtung werth zu sein scheint; denn ich rede das Wort jenen organischen Wesen — in der Absicht solche zu Ehren zu bringen — welche entweder durch ihre Winzigkeit dem gewöhnlichen Blicke nicht auffallen , oder wo sie sich dem Auge nothgedrungen darstellen, als unnütze, ‚schädliche und. lästige Gäste betrachtet, ja selbst als Schmarotzer geschmäht werden, da die meisten derselben nicht frei gleich einer Haselstaude oder Ackerdistel aus dem Boden hervorragen, sondern eine Unterlage benöthigen, sei diese nun der von höher gestellten Pflanzen entblösste Boden, oder eine, Felswand, eine Einfriedung oder die Rinde am Stamme oder Aste eines Baumes im luftigen Freien oder in einer Obstbaumanlage, und diese Wesen »Flechten« ge- nannt, möchte ich mit wenigen Worten von einem günstigen weil nützlichen Standpunkte besprechen. Ergehen Sie sich, liebe Leser, nach welcher Riehtung im- mer in der anmuthigen freien Umgebung unserer Provinzial- Hauptstadt, und fassen Sie ein wenig ins Auge, was die Gra- nitwände oder Bäume auf ihren Oberflächen tragen, so werden Sie daran bemerken, dass weisse, graue, gelbe Flecke in man- 1* nigfacher Gestaltung und Erhabenheit zu erschauen sind, welche verschiedenfarbige Flecke jedoch nicht von einer Menschenhand entstanden sind, weilsie auch dort sich finden, wohin sich der Mensch im tollkühnsten Uebermuthe nicht waget. Auffällig ist es weiters, dass der farbige Fleck nicht zur Wesenheit des Steines, der Rinde oder Erde gehöre, er ist von denselben der Natur und Farbe nach ganz verschieden. Betrachten Sie dieses Granit- oder jenes Kalkstück. Hier an der Bruchfläche sehen Sie die diesen Körpern eigene Farbe, auf der äusseren Fläche aber einen ihnen nicht angehörigen sohin fremdartigen Ueberzug, der hier braun, dort grau, da weisslich und wieder bläulich gefärbt ist. Obendrein erscheint der eine Ueberzug wie angestäubtes Mehl, der andere wis aufgetragener Farbestoff. In diesen so und anders gefärbten Oberflächen können Sie mittelst Vergrösserungsglases oder auch mit unbewaffnetem Auge dunkle Punkte bemerken; diese Punkte sind Höhlungen und darin sitzt etwas einem Kerne Aehnliches, und so wissen Sıe beiläufig eine Flechte niedersten Ranges zu erkennen, als: die Verrukarien, Warzenflechten oder nach Oken’s Be- nennung die Warzenrahlen. Diese Pflanzen sind wohl weit verschieden von einer Tulpe, Rosenstaude und einer Buche, so wie die Taube von der Schnecke‘, der Käfer vom Fische oder der Eidechse, und doch gehören letztere insgesammt zum Thierreiche. Betrachten wir abermals eine andere Form der Flechten; an dieser da ist mehr auffällig ihr Festsitzen an dem Steine; sie hat mehr Körper, ist darum fühlbarer, dem Auge deut- licher, da sie greller von ihrem Wohnorte oder ihrer Unter- lage absticht. In deren Mitte und gegen den Rand bemerkt man kleine Scheiben, welche hier mit dem Boden, wo sie herauskommen, bald gleiche, bald verschiedene Farben haben. Die Ausdehnung der Pflanze auf deın Steine oder dem Holze ist 1, 2, 3 Zoll weit und endet entweder von selbst, oder ist durch das Gestein an derFortsetzung des Ausbreitens gehindert. Einige dieser Flechten besitzen die Gestalt des Kreises oder streben selbe an; wieder andere sind an den Enden wulstig aufgeworfen oder möchten lappig werden. Sie heis- sen: Lecideen, Lekanoren, Collemaceen, Andere besitzen wirkliche Lappen an ihrem Ende und sind grösstentheils an den Boden geheftet mit aufstehenden Enden; an diesen lernen sie beiläufig die Gesaltung der Parmelien, Stikten und Peltideen kennen. An der Oberfläche hin oder an den Enden dieser Pflan- zen bemerken sie etwas, was rund oder wie kleine Nägel zu sehen ist; das sind die Früchte und Samenbehälter. Betrachten wir nun eine andere Form von Flechten; sie wachsen frei aus dem Boden und einer gelappten spröden Un- terlage oder einer solchen wie gefärbtes Mehl anzusehen; sie haben Stiele und auf den Stielen Näpfe, Wulsten, Köpflein, welche roth, braun, weiss und schwarz sind; sie heissen: Cladonien, Galieien, Genomicen. Wieder andere haften nur an einem Punkte an dem Aste oder einer hölzernen Einfriedung ; schön wallt, wenn etwas feucht, dieser lange weissgelbliche, auch graue Bart vom Baume herab; da und dort sehen Sie Scheiben und Schüsselehen, man be- nennt sie: Evernien, Usneen u. s, w. Bis diese genannten Pflanzen ihre vorliegenden vollkom- menen Gestalten erreichen, brauchen sie auch ihre Zeit und all’ jene Bedingungen, unter welchen Pflanzen überhaupt gedeihen. Sie entwickeln sich demnach gleich den Fanerogamen aus einem freilich unendlich kleinen, dem unbewaflneten Auge kaum bemerkbaren Samenkügelchen mittelst des gehörigen Masses von Feuchtigkeit, Wärme und insbesondere von Licht, mehren- theils nach Nord und Nordwest zugewendet. Die Bedingung ihres Gedeihens ist aber nicht Fäulniss, wie bei dem Schimmel, noch die sie umfluthende Feuchtigkeit, wie dies bei den Tangen und Wasserfäden der Meere und Seen der Fall ist. Hat die Flechte unter der Gunst der ıhr Wachsthum för- dernden Umstände das gehörige Alter und mit demselben die ihr zugewiesene Ausbildung erreicht, so bildet sie aus ihrer Substanz Früchte von verschiedener Form, deren Farbe mit den Flechten öfters eins, meistentheils aber sehr verschieden ist. Diese kurze Beschreibung vorausgesendet, fragen wir uns nun um den Zweck dieser organischen Gebilde. Er ist mannigfach ein ästhetischer, dann ein allgemeiner für len Haushalt der Natur und ein einzelner, den Menschen und Thieren zu Nutz und Frommen. Was den erstbenannten ästhetischen Zweck betrifft, kann ich nicht umhin zu bemerken: so wie es den Wohlhabenden in der menschlichen Gesellschaft beliebt, ihre Gemächer auf dem Fussboden, an den Wänden mit Teppichen, Tapeten oder Malereien zu bekleiden und mannigfaltig zu verschönern: so be- liebte es dem Schöpfer mit den zahlreichen und bunten Teppi- chen der Flechten weite Strecken der nackten Erde, Jange und hohe Wände der Felsen und die Rinde der Bäume auf eine solche Art zu schmücken, dass schon das Auge des einfachen Beobachters, noch mehr aber des Kenners dieser Pflanzen mit Staunen daran sich weidet. Doch nicht allein um Diesem oder Jenem eine Bewunde- rung abzudringen, Höheres noch wird durch das Dasein und den Fortbestand dieser organischen Wesen in dem grossen Welthaushalte bezweckt, Sie sind ja Ursache zum Erstehen und zur Lebensfähigkeit soleber Pflanzen, welche eine höhere organische Ausbildung er- fordern und ihren Nutzen gleich den Obstbäumen und Feld- früchten auf geradem Wege schaffen ; denn haben die Flechten ihre Lebenszeit durchgemacht, so werden sie zersetzt und bie- ten dann die fruchtbarste Erde, den besten Humus und damit die Lebenserhaltung für Pflanzen höherer Culturstufen. Ich deute da nicht auf die Verrukarien, Grafideen hin, obschon auch diese die Felswände, Baumrinde und die nackte Bodenfläche für andere Vegetationen vorbereiten, son- dern auf die Lekanoren, Parmelien, Collemen, Stikten, Peltideen, welche mit der verwitterten gallertarti- gen Masse von Zoll-, Hand- und Schuhgrösse oder durch die gehäufte Masse den sogenannten höher entwickelten Pflanzen einen bedeutenden Nahrungsstoff spenden. Dass die verwitterten Flechten einen dem thierischen Dün- ger ähnlichen Stoff liefern, erkennt man, anderweitige Wahr- nehmungen nicht zu erwähnen, ganz einfach aus der lästigen Erscheinung, dass jene Käferlarven, welche in den Fellen der Thiere ihr Zerstörungswerk üben, dasselbe auch an den Le- kanoren und Parmelien vollbringen — ein Beweis, dass letztere ähnlichen Nahrungsstoff wie die Thierfelle enthalten. Allein, wie die Flechten nach ihrer Zersetzung als Dünger den in der Entwicklung höhergestellten Pflanzen wesentliche Dienste leisten, so auch während ihres Lebens, da sie mit den Moosen die Feuchtigkeit einsaugen, diese darnach wieder ab- geben und hierdurch zur Feuchterhaltung der Luft beitragen, wodurch das Gedeihen der übrigen Pflanzenwelt herrlich ge- fördert wird. Die Flechten fördern aber nicht alleın das Gaduiicn der Pflanzenwelt, sie dienen auch Menschen und Thieren zur Be- nützung. Abbildung zZ. 4. 8 Nach der treffenden Bemerkung des berühmten Naturfor- schers Oken (S. 240) sind die Flechten »Produkte des Verwitterungsprozesses im Lichte« — demgemäss sind es die Färbungsstoffe, welche die Flechten in sich ent- wickeln, und darin besteht der Hauptnutzen dieser unansehn- lichen Pflanzen für den menschlichen Haushalt; sie liefern die Lakmus- und Persio-Farbe, womit man gelb, roth, blau färbt. Die kleyige Gekrösrahle, gyrofora, auch umbilicaria pustulata bei uns auf den Granitfelsen zu Hause, spendet eine rothe und violette Farbe. Aus der roccella tinetoria, welche in Menge an den Meeresklippen des südlichen Europa, den Canarien, Azoren, dem grünen Vorgebirge, dem Cap der guten Hoffnung und der Insel Bourbon als fadenförmiger Rasen wächst, wird die eigent- liche Orseille- oder Columbinfarbe, dann Lakmus bereitet und zwar nach Verschiedenheit der Behandlung weich und roth, oder hart und blau. Die Wandraspe, parmelia parella, lecanora pallescens, welche bei uns an Baumrinden, auf der Erde und an Granit- blöcken sich befindet, wird in der Auvergne in Frankreich von den Felsen geschaben, in Lyon aus derselben eine Lakmusfarbe , die sogenannte Erdorseille bereitet, welche jedoch minderen Werth, als die sogenannte Krautorseille hat. Die wie die erstgenannte auch in unseren Gegenden hei- mische Färberraspe, parmelia tartarea nach Achar, auch leca- nora tartarea nach Rabenhorst benannt, liefert vorzüglich den rothen Indigo oder Persio. Zu diesem Zwecke wird sie in Schweden nach Regenwetter gesammelt, gekocht, getrocknet gemalen und vier Wochen in Harn geweicht. Die Steinraspe, parmelia sawatilis findet sich häufig bei uns, gewährt schöne Farben wie die vorbenannte Färberraspe als: den rothen Indigo, Persio, Cutbear, womit die Wolle pur- purroth gefärbt wird. 9 Die nämliche Farbe bereitet man aus den scharlachrothen Früchten der spärlich hin und wieder sich vorfindenden Co- ehenilleflechte, cladonia macilenta, cenomyce nach Achar, Weiters geben uns die m ehligen Zweigraspen, welche in höher gelegenen Gegenden häufig wachsen, dann die ramalina frawinea, calicaris, farinacea, eine schöne rothe Farbe. Nicht minder die Kalk raspe, urceolarea calecarea und die so oft vorkommende Schlehenraspe, evernia prunastri. Gelbe Farbe erhält man von der häufig vorkommenden parmelia parietina und der seltneren Wachholderraspe, mit obiger werden in Schweden die Talgliehter gelb gefärbt, damit sie das Ansehen von gelbem Wachs gewinnen. Die in hochgelegenen Gegenden wachsende Strauch- raspe, evernia vulpina, bietet ähnlichen Stoff. Die gemeine Bartraspe, usnea barbata, welche von den Aesten der Waldbäume in Menge herabwallet und ihnen ein ehrwürdiges Ansehen giebt, besitzt hochgelben Färbestoff; vio- letten hingegen durch Behandlung mit Urin liefert die k] eyige Gekrösrahle, yyrophora pustulata. Nachdem nunmehr jene Flechten benannt wurden, welche Färbestoff liefern, gehen wir weiters zu denjenigen über, welehe den Menschen uud Thieren Nahrungsstoff und für erstere auch Heilmittel gewähren. Allgemein bekannt und verbreitet ist die eladonia rangife- rina, Rennthiermoos statt Rennthierflechte genannt. AufBerg- haiden und Felsabhängen allein oder auch mit Moos vermengt ist sie in Massen zu sehen. Von derselben nähren sich in Lappland die Rennthiere und scharren sie im Winter aus dem Schnee hervor; bei uns nährt sich davon auch das Hochwild in nämlicher Jahreszeit. Im Norden sammelt man sie bei Miss- wachs als Futter für Rinder und Schafe. Abbildung 2. 2. Abbildung 2. 3. Abbildung 2. 5. Abbildung zZ. 8. Abbildung zZ. 8. Abbildung Z. 6. 10 Die gemeine Brodraspe, cetraria islandiea, isländi- sches Moos genannt, wird in manchen Gegenden zur Mästung der Schweine verwendet; auf Island bereitet man Grütze dar- aus und isst selbe in Milch gekocht. Auch hat man es ver- sucht, verkleinert und mit Mehl vermischt daraus Brod zu ba- cken, das bitterlich schmeckt, weil man den vielen Flechten eige- nen Bitterstoff durch Abrühren mit heissem Wasser nicht gänz- lıch entfernen, sondern nur vermindern kann. Die gyrophora vellea, zottige Gekrösrahle, in un- seren Gegenden zu finden, wird auf Canada in Hungersnöthen gegessen. Nebst dem Nahrungsstoff liefert die isländische Flechte,, wie lichen carageni, welche bei uns nicht zu Hause ist, Thee und Gallerte für Lungen- und Brustleidende. Noch giebt es eine auswärtige Flechte, welche den Men- schen nothdürflig ernähren kann, denn von den erbsen- und haselnussgrossen Früchten der essbaren Rahle, der mato- carpon esculentum, welche in Massen auf den Bergen der Tar- tarei wächst, leben die Kirgisen und Kalmuken auf ihren Jagden oft Tage lang. Weiters wurde die obengenannte usnea barbata, gemeine Bartraspe, gepulvert zum Blatstillen verwendet. Purgirende Kraft wurde der peltidea aphtosa zugeschrieben; auch wird sie zum Vertreiben der Schwämmchen und Wür- mer bei Kindern angewendet, so wie ferner zur Hebung der Gelbsucht die Wachholderraspe. Die mit schönen rothen Früchten gezierten Becher- stuppen der cladonia macilenta wurden sonst zur Heilung der Keuchhusten, wer weiss mit welchem Erfolge genommen, so wie de gemeine Waldraspe, stica pulmonaria, gekocht mit Milch gemischt bei Brust- und Lungenaffektionen gebraucht worden ist, auch wird diese Raspe beim Bierbrauen statt Hopfen verwendet. 11 Endlich wird die obenangeführte schön rothfärbende Schle- henraspe, evernia prunastri, in Schiffsladungen von den griechi- schen Inseln nach Aegypten geschafft, um dort als Gährungs- mittel beim Brodbacken verbraucht zu werden. Somit mögen Sie, geehrte Leser, immerhin Ihre Beachtung diesem allgemein nicht genug gewürdigten Pflanzengeschlechte spenden, welches eine preisenswerthe Gabe des Schöpfers, Men- schen und Thieren zweckdienlich, im grossen Haushalte der Na- tur überhaupt so vielseitige Nutzbarkeit gewährt ! Saar ii la Fe beste dann. aa” ae A a. wo nun Ndrasendanr u. a ei ‚Mn N TRIER aaaoıy mi ehe deu bau! wi”. u er Pr ige real? 08 | ee ar) we N; 5 Tl CHR ee 3 ie 05 ri Timieggetnit, hakant-" ine \6A9 sarah Kr Et | Er in ie chen ea, ee Me u E - u. > or it ae ae a Dr, Un Hrusita dende; = 7 Bird ca in Ar er nn © Ar era ix A Tu. ikea Kae, Mer a. 0, OR nd 2 eg rc dr sah at a Rat MRE Ei N ne ne ‚a, I Peniesen it 20 RER ee E Fr Bure ; ee Bus‘ - er ar sul ib Yaye Avon a n ehr we ERTTRTTAE BENE erh! ee "B 3 rvira sT 2 Fe ’ ER Aura Dur gieemt ie. Ft sure Fr2 nu ec er A: .. \ € b) Fa * . Be bir Iuamern Ko F BEIRE N a ERTL ä 1u,75 un Pr DATE Ber Parker 7 er \ Era ” LEW AR RS #77 DAT, WE BE ee Fa "7 vn) er Erigte: gehen ur = 2 u %- ae 5 Aue Er u ars wir aaa j Er 3 Dura Lange: Bee Si" Fe A Aa ers Anita Kane Tayıe Barum sin: Ki Der Scheckh von Steyer*) (Steyrer Sage.) Von Dr. Franz Isidor Proschko. — He Auf Oesterreichs Gefilden Ging einst mit Schwert und Schilden Ein lustig Treiben an. Und manchen Preis gewann Mit Speer und Eisengitter * * ) Der edelste der Ritter, Der bied’re Leopold.***) Der war dem Edlen hold; Der war ein Mann des Rechtes Und duldete nichts Schlechtes In seinem Herzogs - Sold. — SIEBTE *) Die Herren Scheckhen von Steyer kommen in der Geschichte des Landes ob der Enns zuerst mit Dieterikus Scheckhe im Jahre 1126 vor und starben wahrscheinlich mit Ritter Georg von Scheckhe vom Walde zum Aggstein und Ottenschlag, Herzog Albrecht's von Oeslerreichs Kammermeister und Pfleger in Steyr um’s Jahr 1140 aus. — Obige Sage handelt von Heinrich oder Heinz Scheckh von Steyer, von dem die Geschichte des Landes ob der Enns aus dem Jahre 1373 erzählt: „Heinrich, dann Hanns und Ulrich, seine Söhne haben ein Stift zur Pfarrkirchen zu Steyer geihan so man unter unser lieben Frau Amt für Lebend und Todte betet, soll auch für sie und ihr Geschlecht gebetet werden, Es solle auch am nächsten Tag nach unsern lieben Frau Scheidung zu Abend eine Vigill und Morgens ein gesungen Seelenamt, und zwo gesprochene Messen gehalten und selbigen Tags der Pfarrer den armen Leuten ins Spital Brod, Eier und Fleisch schicken, Preuenhubers Annalen, #*) Vülr, ##%) Herzog Leopold, der Biedere, von Oesterreich. Vor allem war ihm theuer Herr Heinz, der Scheckh von Steyer ; Der war ein rechter Mann! Der schwang die Eisenlanze Im Waffenbruderkranze , Wie einen hohlen Span, Stach nieder mit dem Schwerte, Warf in den Sand zur Erde Wie keiner es mehr kann. — Vom Fusse bis zum Scheitel War er ein Eisenheld; Doch arm war stets sein Beutel Und karg sein Herd bestellt. — Er war dem Herzog theuer ; Doch beim Turnier zu Steyer, Da stach der alte Bär Einmal so grob den Speer Dem Herzog in die Weiche, Dass der fust eine Leiche Darob geworden wär —- Drum rief er: »Hol' der Geier »Den alten Scheckh von Steyer , »Der taugt zum Spiele nicht , »Ist ein gar grober Wicht ; »Darf nimmer mit mir kämpfen, »Ich will die Lust ihm dämpfen; »Der Bär bleib nur zu Haus »Und kühle dort sich aus... « Und um ihm bass zu zeigen, Das er zum Kampfesreigen Nicht tauge — liess es rund Durch seines Herold's Mund, Der Herzog laut verkünden: »Es mögen ein sich finden »Die Ritter zum Turnier, »Von Osten, Süd und Westen »Geladen sei'n die Besten »Mit Schwert, Sperr und Visir. »Doch nur mit gold’'nen Ketten »Darf man den Platz betreten, »Kein Schlucker darf hinein, »Ein Prachtfest soll es sein! « Drum’ durfl nicht zu der Feier Der arme Scheckh von Steyer .... »Ich schwör's, rief Leupold aus; »Nie will ich mehr den Scheckhen »Die Hand entgegenstrecken , »Eh’ schenk’ ein Dorf ich her, »Und wenn's Pfarrkirchen wär ! »Das noch zu aller Frist »Das liebste Gut mir ist.« — Das kränkt den wackern Ritter Bis an das Herz gar bitter — Und darf er nicht mit Ehren Sich schlagen im Turnier, So will er mit den Bären Es wagen im Revier.... Es schwingt der wackere Recke Sich auf die flinke Schecke Und trabbt zum Dörfchen hin, (Pfarrkirchen heisst das kleine ) Dort sieht im Mondesscheine Ein Jüdlein er just zieh'n, 1 * Das bass gejagt von Strolchen, Entflieh'n will ihren Dolchen , Die Untergang ihm drol'n. Auf die stürzt wie ein Geier Der wack're Scheckh von Steyer — Risch, Rasch, sind sie entfloh'n. Drauf nimmt er ihn zu Pferde, Und führt auf sich’rer Fährde Den Juden schnell hinein Nach Steyr — und pfleget sein. — * * * Am Morgen drauf ertönet, Sobald die Glocke dröhnet, Laut der Trompeten - Schall. Des Herzog’s gold’'ne Schaaren Zieh’'n aus in hellen Paaren, Zum Festturnier im Thal. Dort fliegen sie entgegen Auf Rösslein braun und weiss, Und zieh'n auf allen Wegen, Zu ringen um den Preis. — Im gold’nen Harnisch blinket Der Herzog stolz, und winket Die Kämpfer sich heran. Sie nahen Mann für Mann ; Er streckt mit starker Hand Sie alle in den Sand. Jetzt sprengt ein hoher Reiter Rasch unter alle Streiter, Und schwingt sein Schwert mit Macht ; Viel Perlen , Gold und Spangen An seinem Harnisch prangen In nie geseh’'ner Pracht. — Der streckt vom Ritterstande Gar viele in den Sand. Da sprengt der Herzog her, »Ist das nicht eine Schande: « Ruft er, im Zorn entbrannt, »Gelraut vom Steyrerland »Zum Kampf sich keiner mehr ? — Wohlan, — und zögert ihr, »So will ich selbst es wagen, »Den fremden Ritter jagen »Mit seinem Goldvisir ! « Doch der sprengt schon herfür ; Und eh’ sich Leupold wendet Liegt er im Sand.... es endet Nun auch das Prachtturnier. — Da reicht die starke Rechte Der Herzog ruhig dar. »Fürwahr ein solch’ Gefechte »Mag ich nicht jedes Jahr ; Ihr seid der stärkste Recke, »Den jemals ich gekannt, »Und dürft mir nicht vom Flecke, »Eh' ihr euch mir genannt. — »Ich muss den Helden lohnen, »Kommt her an’s Ritterherz! »Sollt heute bei mir wohnen, »Ihr Mann von Stahl und Erz. »Euch lass ich nicht von dannen , »Müsst mit nach d’Acre zieh'n, »Will an den Hof euch bannen, »Ein Gut sei euch verlieh’n. »Jetzt öffnet edler Ritter »Den Harnisch, das Visir , »Dass ohne Eisengitler »Euwr Antlitz schauen wir , »Glaubt mir's, ihr seid mir theuer , » Wie nennt ihr euch« »Ich bin« Spricht er, »Heinz Scheckh von Steyer,« — Und sinkt vor Leupold hin... » Was? Donner und Trompeten ! « Ruft Leopold, »bei Gott! »Ihr lasst euch hier betreten ? »Ihr treibet mit mir Spott?!« — »Ei, spricht der Scheckh von Steyer , »Ihr ludet zum Turnier , » Was vornehm ist und theuer,, »Und theuer sind euch wir — »Ihr glaubt, ich sei ein Schlucker , »Ja, prosit, schaut einmal, »Da blitzt wie reiner Zucker »Das Silber auf dem Stahl — «Ein Jüdlein, das ich schützte »Vor Strolchen gestern , lieh »Den Schmuck , der an mir blitzte; »So schön prangt ich noch nie — »Bin sonst ein armer Teufel, »Doch heute bin ich reich, »Ich seh's — es ist kein Zweifel, »Eu’r Herz ist wieder weich !.... »Ihr gebt dem alten Scheckhen »Von Steyr eure Hand, »Und.... jenen kleinen Flecken , »Pfarrkirchen zubenannt. « -- — ri »Mein’ Seel’, ich hab's geschworen « ; Darauf Held Leupold spricht; »Und seit ich bin geboren, »Brach ich mein Manns - Wort nicht !« »Du Schalk hast mich bezwungen, »Nun denn, so mag es sein! »Der Streich ist dir gelungen, »Reit' mit nach Steyer ein. »Pfarrkirchlein sei dein eigen, » Weil ich es so versprach ; »Doch du! — beim Kampfesreigen »Stoss fürder hübsch gemach....« Da ruft mit nasser Wimper Der Bär, »Potz, alle Welt! »Ich bin ein armer Stümper, »Ihr aber seid ein Held! »Ich mach den Harnisch klingen , »Wie es ein jeder kann, »Ihr könn’t das Herz bezwingen, »Ihr seid der grösste Mann. D’rum bleib’ ich ewig euer, So wahr mir helfe Gott: »Der treue Scheckh von Steyer , »Im Leben und im Tod! « “ ’. % NEE 2 y W i > ! ii ‘ B % %, . \ | EN ie lin De M% ” . Bereiunli ge Vena vll wi. | eW Pr ee Ina Rule PURE RNEN Yo ir dub MEN BE 2 bei m 2 all Wlan im Ai ur Bin SR Br 2 En vun 0; Aka, ongptz Ast Kan ‚asgin auch ine sÄrtgene. 94 9 hai ii 2 ee — Nbı er ir Wr j Aal na Aoadih a Bir st ur" An PEHENTORREN as ie fi ir he ee er Kitslie ze a iR nad er oe nero min: Dig! dir (let le erben N RR ia Kb ande A Pin werra Il, yet ag. rar oh dan 4 Be er st uch wi eh ia A Mac Be er a has Br Br er auolh sad, hr bi Bub ir ir. A TR da Wald. ar Be BE EEE N ei 7 BER. N gehe ar kn u REN Ar erlene, Ik Via wi in ns 2 Dee 3.0 ar A \ 8 a BEWER Hr ua: R BR In Be a Auer Sahresbericht. S Bermehrung der Sammlungen. AN UN Derzeihniß der Aenderungen im Stande der Mitgliever. 9 Summarifcher Rechnungs - Abfchluf. " &) 18 Prik 8. %. Beiträge zur Gefchichte des aufgelafjenen le Chorherrnftiftes Suben. ’ %) Wirmsberger Ferd. Die Belagerung und Eroberung @) von Freiftabt im Iahre 1626. x I) Ehrlih Carl. Mufeal- Notizen. 1. Gebetbudh des Erzherzog Mathias. N U. Zur Genealogie ve3 Ioadım Enzmüller, Grafen von ) Dindhaag. 7) Ulrich Fabian, Dr. und Profeffor. Das Sanitätstwefen N und die Volfskrankheiten des fechzehnten Yahr- hundertes, im Lande ob der Enns, 1: Engel Heine. Profeffor.. Die Flechten und deren Nırken, ©) Profhfo dranz Sfidor Dr. Der Schedh von Steht. _ IN Yen C Er rrä SE Sr N u A D Qi EAN EATTTA BREIT, = —l Due Re IE \ © N EN le 3 Te ; T L ® Drnd von Zofef Wimmer. y) \ ‚er ZEENTIIV ZI CHI IR IR NY ZN IN Va CT BR WED END WET EEE NET EEE 12 0CT.95 Siebenzehnter Bericht iiber das Franeisco - Carolinum. Nebit der zwölften Lieferung } der Deiträge zur Sandeskunde von | Defterreih ob der Enns. B —— BE Linz. 1857. Druk von Josef Wimmer. un Ri + ) 0 = 7 „ Re | Be D SER 5 Be age ® \ = “ 2. - > . Par I Pi h / F 6 Ä 1} ns r I t F a. 4% [5 » a _ ö ‘ PX ‚u, .4 an j u NN Br Ay j ; m - j i yr% ra Max; ' | 7 : fi 4 n b k Ey N 1 „any 1% FE ' Far ‘ A “ vr,‘ Ä | Farnkzneni 1% “m na ine: # a Re Se h BER RR anal I An Bf Hack, Br u 27 ih p0) " ® Pe EB NR En de mag Be Lau); nf Ehakad, | a Go N ER 7R Ver Fa Au Siebzehnter Iahres- Dericht. Asermals nad Zahresfrift erfüllt der Verwaltungsratb des vater- ländifchen Museum Franeiseo - Carolinum feine Pflicht, indem er den geehrten Mitgliedern des Mufenl:PVereind über die Leiftungen und Grfolge diefer num bereits durch zweiundzwanzig Sabre beitehenden gelehrten Landes» Anftalt überfichtlichen Bericht erjtattet. Durch diefen Bericht bringt der PVerwaltungsratb den Herren Mitgliedern des Vereines aud dießmal nicht minder erfreuliche Ergeb- niffe desfelben zur Kenntniß, als jene waren, die er im vorjährigen Nechenfchafts » Berichte darzulegen im Falle war. Der Mufeal : Verein erfreute fi) auch während dem Jahre 1856 wieder huldreicher Unterftigung böchfter und hoher Gönner. Se. Majeftät Kaifer Ferdinand geruhte demfelben die halben Koften für die Herausgabe auch für den I. Band des oberöfterreicht- fhen Urkundenbuches, Se. f. F. Hoheit der durchlauchtigfte Herr Erz berzog Franz Garl, als gnädigfter Proteftor des Mufenl- Vereines aber ein Huldreiches Gefchen? von 1400 fl. für die Zwede des Vereines, zu verwilligen. Bor Allem ift e8 daher Aufgabe des Mufeal » Verwaltungsratbes, diefe Gnadenbezeugungen der genannten erlauchten Gönner des Vereines den Herren Vereindgliedern zur erfreulichen Kenntniß zu bringen, und wiederholt den öffentlichen Dank der Mufeal: Anftalt für die erwähnten Spenden ehrerbietigft darzulegen. Huldreiche Förderung fanden die Mufeal : Zwede im verfloffenen Fahre, wie früher, abermals in jener geneigten Unterftügung, welche der bocdhverehrte uberfte Vorftand des Mufenl- Vereins, Seine Ercellenz der Herr Statthalter Eduard Freiherr von Bad), der Anftalt bei jedem Anlaffe, insbefondere aber da, wo es galt fir die Sammlungen des Mufeums fhäsenswerthe Funde des Altertfums aus dem Flaffiichen Boden de8 VBaterlandes zu erwerben, im hoben Maße angedeiben ließ. 4° IN Der Verwaltungsrath des Mufeums erlaubt ji biefür im Namen des Vereines den innigften Dank öffentlich auszudrüden, umd bezeichnet insbejondere die dem vaterländifchen Mufeum in diefem Jahre bei dem hohen Handels» Miniftertum erwirfte Portofreiheit bezüglich einer Gorrejpondenz mit den I. f. Behörden, wodurd) der Anftalt nicht un: mwejentliche Eriparıiffe möglic) werden, als ein Ergebniß diefer gütigen Verwendung anzuführen. Durch) diefe gitige Forderung der Zwede der Mufeal: Anftalt von Seite höchfter und hoher Perfonen und der Gönner derfelben wurde 08 auch im verfloffenen Jahre möglich, Grhebliches für den Verein theild zu leiften theil® zu begründen. In erjter Beziehung verdient die gänzliche Vollendung und Heraus: gabe des I. Bandes ded oberöfterreichiichen Urfundenbuches, Diejes wichtigen literarifchen Werkes unjered engeren Vaterlandes in neuejter Zeit, zur SKenntniß der Herren Mitglieder des Vereines gebracht zu werden, und jo wie der Verwaltungsrath dießfalld bereitd im Ein: gange diefes Nechenfchafts » Berichteg Seiner Majeftät dem Saifer Ferdinand für die allergnädigfte Beihilfe zur Zuftandebringung diefer Herausgabe den tiefeften Dank auszufprechen fich erlaubt, fühlt er jich auch zur innigiten Dankfagung an das hiefige hohe vereinigte Landes-Golle: gium veranlaßt, welches wie früher, aud) in dDiefem Jahre wieder ergtebige Geldbeiträge für die Drucdlegung diefes vaterlandischen Werkes bewilligte. Hiemit verbinde ich zugleich der öffentliche Dank, den der Mufeal: Verein dem gefeierten, umferer Landeshauptitadt Linz zur Zierde gereichenden Manne der Wifjenfchaft und Kunft, Heren F. f. Negierungsrathp Alois Auer und dem F. f. Herrn Haus, Hof und Staats -Archivar, Andread Gdlen von Meiller, nicht minder dem Chorheren von St. Florian Heren Jofef Chmel, Negierungsratb und Direktor de Stantd Archivs, jo wie Mitglied der Akademie der Wiffenfchaften, für ihre beziehungsweife Mühewaltung bei Drudlegang und Weberreihung diefes I. Bandes des Mrfundenbuches in höchiter und hoher Perjon fehuldet. Hiedurh wurde der Mufenl- Anftalt auch die höchfte Ehre zu Theil, daß Seine Majeftät unfer Allergnäpdigiter Kaifer und Herr Franz V Zofef I., Seine Majeftät Kaifer Ferdinand und Seine Faiferl. Hoheit, der Durchlauchtigite Herr Erzberzog Franz Carl Gremplare Ddiefeg Werkes in Höchitihre Privat» Bibliothef aufzunehmen gerubten. Auch Ihre Ereellenzen die Herren Minifter des Innern Alerander Sreiberr von Bach und des Gultus und Unterrichts Graf Thun, dann Se. Greollenz; der Herr Statthalter und oberfter VBorftand des Mufeums Eduard Freiherr von Bach erfreute das Mufeum durch Annahme von Gremplaren des genannten Werkes, Eine andere ebrende Anerfennung feines Wirkend erhielt der Mufenl: Verein in diejer Periode aber durch ein bejonderes Dankfchrei- ben Seiner Hoheit des Herrn Herzogs Mar in Batern, böchitwelder fi über den Ihm überreichten vorjährigen Mufenl- Bericht in höchft befriedigender Weife auszufprechen gerubte. Auffer diefer Leiftung im Bereiche der vnterländiichen Gefchichts: Forihung, deren wejentlichites Titerarifches DVerdienft dem gefeterten Mufenl » Ausschuß: Mitgliede und F. E. Afademifer Zodof Stülz gebührt, welcher durch jeine dem vorliegenden Berichte beigefügten hoch inter: effanten Aufjäse über die Gefchichte der Pfarre und Stadt Völabrud die DVaterlands- Gefchichte abermals bereicherte, entfaltete der Verein im verflofienen Jahre eine befondere und jehr erfolgreiche Thäatigfeit im Bereiche der saterläindifchen Geognoite, welches Feld von dem Herrn Neferenten diefed Faches Profeffor Engel und dem thätigen Herrn Guftos des Mufeums Carl Ehrlich mit Vorliebe und Erfolg bearbeitet wird. Dur) die hier abermals mit hohem Danfe anzuerfennende Muni- ficenz ded vereinigten Landes: Gollegiums wınrde dem Mufeum wie in den vorhergehenden Jahren wieder eine Unterftügung von 500 fl. CM. zu geologifchen Zweden bewilligt, und der Verwaltungsrath hiedurd in den Stand gejeßt, eine reichhaltige, geognoftiiche, paliontologifche Sammlung anzufaufen, welche fi nunmehr in den eigens hiezu vor: gerichteten ebenerdigen Localitäten des Mufeal« Gebäudes befindet, mo fie, indem fie allmählig geordnet wird, eim lebendiges Zeugniß- von der naturbiftorifchen Neichhaltigkeit der Gröfchichten unferes eigenen Baterlandes Ober: Defterreih und von dem erfolgreichen Streben des Herrn Meferenten Profeffor Engel, jo wie des Heren Guftos VI Chrlih unferer Anftalt in diefem Wiffenichafts » Bereiche abgibt. — Ir diefen Bereich gehörig tft der vom Herrn Guftos Ehrlich treffliche Auffak über die nusbaren Gefteine Ober-Defterreichs und Salzburgs. Aber nicht bloß die naturhiftoriichen Sammlungen der Mufenl- Anftalt erhielten in diefer Jahres: Periode eine erfreuliche Vermehrung. Auch die Bibliografie des Mufeal: Inftitutes liefert wieder einen Ichätenswertben Zuwachs aus den Widmungen gelehrter Foricher des engern umd weitern Vaterlandes Defterreich. So erfreute unfer gefeierter Vaterlands - Hiftorifer und Akademiker Chorberr Franz Kav. Prit, deffen in diefe Periode fallende Auszeic nung mit dem a. b. Franz ZSofef Orden dem Vaterlande ob der Enns zur Ehre gereicht, die Mufenl: Anftalt mit einem Gremplare feiner Beiträge zur Gefchichte von Münzbadh und Windhang. Herr Negierungsrath Arnethb, Direktor des f. f. Münz» umd Antifen: Gabinetes in Wien, jandte dem Mufeum zwei von ihm mit großer Sachfenntnid verfaßte Abhandlungen über das merfwärdige unterivdifche Hypocauftum- zu Gnnd und die Trajan: Infchrift in der Nähe des eifernen Ihores am der türfiichen Grenze. Der die Intereffen des Mufeums in der FF. Nefidenzitadt Wien zu hohem Dante der Mufenl: Anftalt vertretende Mandatar dafelbft Herr Dr. Morik Hörnes, Vorftand des f. f. Hof- Mineralien - Kabinets, bereicherte unfere Anftalt mit der jo gediegenen Fortjegung feines Merfes über die foffilen Mollusfen des Tertiär= Bedens von Wien, und Herr Negierungsrathb und Akademiker Chmel zeichnete das Mufeum durch Widmung eined Gremplard des II. Bandes feiner Monumenta habsburgica aus. Weitere fehr intereffante Grwerbungen machte die vaterländifche Mufenl - Anftalt in diefer Periode über Verwendung Sr. Grcellenz des Herrn Gtatthalters in verfchiedenen intereffanten alten Stlbermünzen aus der Gegend von St. Valentin und Sulzbach; durd die Widmung von Abbildungen fämmtlicher bi$ inclus. des Jahres 1855 zu Hallitait auögegrabener celtifcher Altertbümer fammt verzeichnenden Texte, von Seite ded Herrn Prafidenten des Mufenl »Verwaltungsrathes Freiherrn von Stiebar; jodann eines iluftrirten ITablenuz der Gefchichte Deiter- vi reiche, welches Herr Graf Barth: Barthenheim der Anftalt fpendete; dur Ginfendung des Zahrbuches der Direftion der F. f. Gentral- Kommiffion für Erhaltung alter Baudenfmale; durch verfchiedene, fehr intereffante aftronomifhe Abhandlungen des hocverehrten Vereins: Mitgliedes Heren Direftors der Sternwarte zu Kremsmünfter Auguftin Neslguber, nunmehr zur Ehre feines Stiftes und des Mufeumd auch Befigerd des f. f. goldenen Verdienftfreuzes mit der Krone. Da die vaterländiiche Mirfenl: Anftalt au in diefer Jahres: Periode im engiten Verfehre mit den gelehrten Anftalten ded In und Auslandes verblieb, jo floßen ihren Sammlungen aud von diefer Seite intereffante Beiträge zu, worunter namentlih die 4. bis 6. Lieferung der mährifchen Landtafel und der intereffanten fortgefegten meteorologifchen Beobachtungen der Prager Sternwarte, dann des trefflichen Sahrbuches der geologischen Neichdanftalt zu erwähnen find. Die geehrten Herren Vereins: Mitglieder wollen aus diefen kurzen Andeutungen entnehmen, daß die vaterländiihe Mufeal - Anftalt, fomeit es ihre Kräfte erlaubten, auch im Sabre 1856 im Bereiche der vater: landischen Wiffenfchaft fammelnd, ordnend und felbft fchaffend wirkte, und jedenfalls auch in diefer Periode Fortichritte nachzumeifen hat, welche fich auffer den oben bezeichneten Leiftungen auf den Gebiethen der vaterländi- Shen Wiffenfchaft, aud) in der noch) ftet3 vermehrten Theilnahme an unfe: vom Smftitute durch fortwährende Beitritte zu demfelben fundgaben. — Mitglieder zählte dad Mufeum vom Jahre 1856 — 1857: Ehren » Mitglieder A1, ordentliche Mitglieder 303. Die Zahl der Herren Ehrenmitglieder wurde in erfreulicher Weife dadurch vermehrt, daß Freiherr Zofef v. Helfert, f. f. Unter-Stants: Sekretär im Minifterium ded3 Gultus umd Unterricht?, die bei der legten General: Verfammlung mit Acclamation auf ihn gefallene Mahl zum Ghrenmitgliede des Mufeumd annahm. Auch der Verwaltungsrath des Mufeums felbft erhielt einen will fommenen Zuwachs in der Perfon des hochgeachteten Herrn Gonfiftorials Ratbes und f. f. Taubftummen Direftord Johann Aichinger. Da die Function der bisherigen Herren Rechnungs: Revidenten Kinzler, Gartenauer und Jungwirth in diefem Jahre ftatutenmäfjig zu vi Ende ging, jo erklärten mit danfendwerther Bereitwilligfeit die Herren Pereind » Mitglieder Vinzenz Finf, Sofef Frenner umd PVictor Druot ihren Gntichluß zu der vom Vereine nachgefuchten Webernahme diefer Revifion für die nächite Frift. Auch die materielle Bafis der Anftalt Tiefert daher nach diefer abgelaufenen Jahres - Periode ein vollfommen befviedigended Grgebniß, wovon das größte Verdienft der forgfältigen und umfichtigen Gebab: rung des Heren Präfidenten ded Verwaltungsrathes, Johann Freiherrn von Stiebar, gebührt. Der PVermögensftand unferer Anftalt weifet ein Stammkapital von ; i . . \ j .. 13600 fl. — fr. nach, und zwar: Staats: Schulöverfhreibungen a 5 % 9600 fl. Grundentlaftungs: Obligationen ä 5 %Y 4000 fl. Die Einnahmen betrugen in diefem Jahre . . 2098 1. 43 kr. Die Ausgaben machen . - ‚ 5 . 4055 fl. 58 fr. Wodurh fih ein baarer Gaflareft von . k Ar. 45 fe. ergiebt. Die Nüditände weifen eine Summe von 5164 fl. 5 fr. nad), für deren Ginbringung wohl mit aller Ihätigfeit geforgt, aber wie die Erfahrung lehrt, jährlich beträchtliche Beträge wegen Uneinbringlichfeit abgejchrieben werden miflen. Hiemit entledigt fih der Mufeal: Verwaltungsrath feiner ftatuten- mäffigen Aufgabe des jährlichen Rechenjchafts- Berichtes an die ver- ehrten Herren Mitglieder. Sie wollen daraus entnehmen, daß der Mufenl: Verwaltungsrath aud) in diefem Jahre feine Miffton zu erfüllen und das in feine Wirkfamfeit gefeßte Vertrauen der Herren Vereins: Mitglieder zu recht: fertigen bemüht war. ginz, am 15. Mai 1857. Dom Verwaltungs: Nathe des Museum Franeiseo - Garolinum. I. Vermehrung der Sammlungen des Museum Franeisco - Carolinum im Sahre 1856. —l 4 A. Bibliothek. I. Drudwerfe, a) Mlittheilungen von Akademien, Anftalten und Vereinen. Nah dem Einlaufe. 1. Sikungs- Berichte der Faiferlihen Afademie der Wiffenjchaften in Wien, philofophifch=hiftorifcher Elaffe Band XVI. Heft 2. Band XVII. Heft 1— 3. Band XVII. Heft 1. 2. Band XIX. Heft 1.2. Band XX. Heft 1— 3. Band XXI Heft 1. — Mathematifch- naturbifto- rifher Claffe Band XVI. Heft 2. Band XV. Heft 1— 3. Band XV. Heft 1. 2. Band XIX. Heft 1. 2. Band XX. Heft 1-3. Band XXI. Heft 1. — Denfichriften der mathematifch-naturbiftori« fchen Claffe Band X. und XI. — Denfichriften der philof. Hiftor. Kaffe Band VI. — Sahrbüder der E. f. Kentral-Anftalt für Meteorologie und Erbmagnetismus. Bon Carl Kreil. Band IV. Sahrgang 1852. — Tageblatt der 32. PVerfammlung deutjcher Aerzte und Naturforfher in Wien im Sahre 1856. Herausgegeben von den Gejchäftsführern der DVBerfammlung Prof. Hyrtl und Scrötter. Nro. 1— 8 — Archiv für Kunde öfterr. Gejchichts> quellen Band XIV. Heft 2. Band XV. Heft 1. Band XVI. Heft 1. — Fontes rerum austriacarum Band I. Abtheil. I. Tom. VII. IX. — Abtheil. U. Band XL Theil 1 und Band XI Theil 1. — Mo- numenta habsburgica Band I. Abtheil. 1. — Notizenblatt Sahrg. 1855. Nr. 13 — 34. Jahrgang 1856 1— 21. Wien 1856. (Die £ £. Akademie der Wifjenfchaften in Wien. ) 10. 1% 12. 13. X . Memoires de la Societe regale des antiquaires du Nord 1845 — 1848 1849. Copenhagae 1852. — Antiquarisk Tidsskrift adgiset af det Kongelige Nordiske oldskrift — Selskab 1846, 1848, 1849, 1851. Kjobenhavn 1847 — 1852. — Entdedung Amerikas durch bie Pormanen — Berkehr der Normanen mit den Often. (Die fünigl. din. Gejellfehaft für nordiihe Altertpumskunde zu Kopenhagen.) . Archiv für Frankfurts Gefhihte und Kunft. Heft 7. Frankfurt a. M. 1855. (Der Berein fir Frankfurts Gefhichte und Kunft.) . Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereins in Wien. Band I. Abtheil. 2. Wien 1856. (Der Verein.) . Archiv des biftorifchen Vereins von Unterfranken und Achaffenburg. Band 13. Heft 3. Wiirzburg 1855. (Der Bereit. ) . Stukken over Letter - Geschied - en Ouheidkunde Uitgegeven van wege de Moatschappij van Niederländsche Letterkunde te Leiden. Leiden 1850. (Die niederländifhe Schrift, Gefhichts- und Alterthums- Gejellihaft zu Leiden. ) . Vortrag des Comites zur Berathung des Gewerbe- Gejeßes an bie Handels- und Gewerbefanmer für Ober-Defterreich erftattet. (Die oberöfterreihifche Handels- und Gewerbefammer in Linz.) . Sahrbücher des Vereins für meflenburgifhe Gejhichte und Alterthuums- kunde, aus den Arbeiten des Vereins herausgegeben von Dr. ©. &, Fried. ch. Yahrgang 20. Schwerin 1855. Jahres Bericht des Bereins, von Wilhelm Gottlieb Beyer. SIahrgang 20. Schwerin 1855. — Quartals Bericht IX. 2. 3. XXL 1. (Der Berein.) . Mitteilungen der E. f. Gentral-Commiffion zur Erforfhung und Erhaltung der Baudenkmale in Defterreih. Heft 1 — 12. Wien 1856. — Sahrbuch derjelben. Wien 1856. (Das Präfidium der £. £. Central-Commiffion in Wien.) Die Bibliothek des germanischen Dufeums zu Nürnberg. Nürnberg 18 — Denffhriften des germanifchen Mufenms. Band 1. Abtbeil. 2. Nürnberg 1856. — Anzeiger für Kunde dev deuten Borzeit. — Organ des germanischen Mufeums, Neue Folge. Jahrgang 1856. (Die Direktion des Mufeums. ) Fünfter Yahres- Bericht über die Wirkfamkeit des Werner » Vereins zur geognoftifhen Duchforfhung von Mähren und Schlefien im Bereinsjahre 1855. Brünn 1856. (Die Direktion des Vereins.) Lotos. Zeitihrift für Natur-Wiffenihaften, herausgegeben vom naturs wiffenjchaftlichen Vereine Lotos zu Prag. Sahrgang 5. Prag 1855. (Die Redaktion des Bereins. ) Zeitjhrift de3 Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg, herausge- geben vom PVerwaltungs-Ausfchuffe. Folge 3. Heft 5. Innsbrud 1855. — Schs und zwanzigfter Sahres-Bericht des Ferdinandeums über die Sahre 1853 und 1854. (Der Verwaltungs Ausiguß des Ferdinandeums.) XI 14. Mittheilungen des biftorifchen Bereins für Krain. — Diplomatarıum Carniolieum. Herausgegeben von Dr. B. $. Klun. Jahrgang 10. Yaibad) 1855. (Der Berein.) 15. Bibliografia della Dalmazia e del Montenegro saggio di Gioseppe Valen- tinelli. Zagabria 1855. (Die Gefellfchaft für jüdflaviihe Geihichte und Alterthümer zu Agram. ) 16. Die Landtafel des Markgrafenthums Mähren. Lieferung IV — VI. Brünn 1856. (Das Comite der Herausgabe zu Brünn). 17. Abhandlungen der hiftorifchen Claffe der Lönigl. bater. Akademie der Wiffenfchaften zu Minden. Band VIN. Abtheil. 1. Minden 1856. — Ueber die Gliederung der Bevölferung des Königreiches Baiern. Fejtrede, vorgetragen zur Feier des Geburtsfeftes Sr. Majeftät des Königs von Dr. Fr. B. W. von Herrmann, Münden 1855. — Nede in der öffentlihen Situng der fünigl. Afademie der Wiffen- Ihaften am 28. November 1855 über die Grenzicheide der Wiffen- Ihaften, gehalten von Friedrih von Thierih. Minden 1855. (Die Akademie.) 18, Magnetifche md metereologiihe Beobadhtungen zu Prag. Auf öffent- Tihe Koften berausgegeben von Dr. of. G. Böhm und Franz Karlinsfi. Zahrgang 14 und 15. Prag 1856. (Die Direktion. ) 19. Landeskunde des Großherzogthums Meiningen, von G. Brudner. Theil I. Meiningen 1853. — Ein Werk iiber England. (Der Hennebergifch > alterthumsforfchende DBerein zu Meiningen. ) 20, Mittheilungen des bifterifchen DBereins für Steyermarf. Herausge- geben von dejjem Ausjchuffe. Heft 6. Grat 1855. (Der Berein.) 21. Zeitfehrift für Hamburgiihe Gefhichte. Neue Folge. Band I. Heft 2. Hamburg 1855. (Der Verein. ) 22. Verhandlungen des zoologish-botanishen Vereins in Wien. Band V. Wien 1855. — Bericht über die öfterreihiiche Literatur der 300= logie, Botanit und Paläontologie aus den Jahren 1850 — 53. Herausgegeben von dem zoologifch- botanischen Verein in Wien. Wien 1855. (Der Verein. ) 23. Archiv für Heffiihe Geihichte und Altertbumsfunde. Herausgegeben ; aus den Schriften des hiftorifchen DVereins fir das Großherzog- thbum Heffen, von Ludwig Bauer. Band 8. Darmftadt 1856. (Der Berein. ) 24. Mittheilungen der Gejchichts- und Alterthumsforfhenden Gejellihaft des Dfterlandes. Band IV. Heft 2. Altenburg 1855. — Einige Aftenftiide zur Gejhichte des fächfifshen Prinzenraubes. Alten- burg 1855. — Ueber Wetterläuten und Wetterforn. Bon Dr. Bad in Altenburg. — Steinmeß- Zeichen von Dr. Bad. (Die Gefellichaft. ) 25. Abhandlungen des zoologijch- mineralogifchen Bereins zu Negens- burg. Heft 6—7. Regensburg 1856. orrefpondenzblatt. Jabr- gang 1855. — Bier Tafeln Abbildungen zur Monographie der 26. 27. 28. 29. 30. 37. 38. X europäifchen Syloien von Heinrich Graf von der Mühle. Negens- burg 1856. (Der Verein. ) Mittheilungen der Zürcdherifchen Gefellfehaft für vaterländifche Alter- thümer. Heft XVI. und XVI. Band XL Heft 1. Züri 1856. (Die Gefellichaft. ) Dhberbaieriihes Archiv fiir vaterländiihe Gefhichte, Herausgegeben von dem biftorifchen Vereine von und für Oberbaiern. Band 15. Heft 2 — 3. Münden 1855. — Giebenzehnter Jahres = Beridt. Minden 1855. — Lebens- Skizze Schmellers. Bom Bibliothefar Föringer. München 1855. (Der Berein. ) Periodiihe Blätter der Gefhichtss und Altertbums-DBereine zu Kaffel, Darmftadt, Mainz, Wiesbaden und Frankfurt a. M. Nr. 9 u. 10. (Die Bereine. ) Mittheilungen aus dem Gebiete der Statiftif, herausgegeben von ver Direktion der adminiftrativen Statiftif im £. f, Handelsminifterium in Wien. Bd. 4. Heft 2, 3, 5. Wien 1856. (Die, f. Direktion.) Sahres- Bericht des vaterländiihen Mufeums Carolinum - Augusteum der Pandeshauptftadt Salzburg für das Sahr 1855. Salzburg 1856. (Herr Direktor B. M. Suef. ) . Einundvierzigfter Sahres- Bericht der naturforschenden Gefellfhaft in Emden für des Jahr 1855. Emden 1856. (Die Gejellfchaft. ) . Sahres - Beriht des E f. Gymnafiums zu Linz am Schlufe des Schuljahres 1856. (Die Direktion. ) . Sahrbuch der E. £. geologijhen Keichsanftalt in Wien. 1856. (Die f. £. Diveftion. ) . Archiv für fhweizerifhe Geihichte, herausgegeben auf Beranlaffung der allgemeinen gejhichtsforihenden Gejellihaft der Schweiz. Band XI. Zürih 1856. (Die Gefellichaft. ) . Programm des Gymnafiums zu Kremsmünfter mit Scluße des Schuljahres 1856. (Hodhw. Herr Direktor ©. Hafelberger. ) . Riedel8 Codex diplomaticus Brandenburgensis. Sammlung der Ur- funden, Chronifen und fonftigen Gefhichtsquellen für Die Ge- Ihichte der Mark Brandenburg und ihrer Negenten. Fortgejetst auf Veranlafjung des Vereins fir Gejhichte der Mark Branden- burg. Erfter Haupttheil oder der Urkunden» Sammlung für bie Drts= umd fpezielle Landesgefhichte Band X. und XI. Berlin 1856. (Der Berein. ) Schriften der hiftorifchen Sektion der f. £. mähr. fchlef. Gefellichaft des Aderbaues, der Natur- und Landeskunde, vedigirt von Chri- ftian d’ Elvert. Band IX. Brimm 1856. (Der Borftand der Section Herr E. £. Finanzrath dv’ Elvert iu Brünn. ) Jahrbücher des Vereines für Naturkunde im Herzogthume Naffau. Herausgegeben von &. 2. Kirfchbaum. Heft 10. Wiesbaden 1855. (Der Berein. ) XI 39. Verhandlungen des hiftorifchen Vereines für Niederbaiern. Band V. Heft 1. Landshut 1856. (Der Bereit. ) 40, Eorrejpondenz - Blatt des Gefammt- Vereins der deutihen Gejhichts- und Alterthums = Vereine. Im Auftrag des Berwaltungs - Aus- jchufjes des Gefammt-Bereines herausgegeben vom Ardiv-Sefretär Dr. E 2. Grotefend. Jahrgang 3. 1855. Nr. 4—14. Yahr- gang 4. 1855 und 1856. Nr. 1, 2—14. Jahrgang 5. 1856. Kr. 1-3. Hannover. (Der Berwaltungs - Ausihuß. ) b) Mlittheilungen von Öonnern und Sreunden des SHufeums. 1. Redenihafts - Berihte des ob der ennfiihen vereinigten Landes- Collegiums und PVereing- Direktion der wechjelfeitigen Feuerfchaden- Berfiherungs - Anftalt im Lande ob der Enns, für die Jahre 1849 —56. Linz. (Hocdlöbl. vereinigte Landes - Collegium.) 2. Auftria, Defterreichifher Univerfal- Kalender für das Jahr 1856. Wien. (Herr Buchhändler Q. Haslinger in Linz.) 3. Libuffe. Tajchenbuh für das Jahr 1856. Herausgegeben von PB. A. Klar, £. f. Kreisrath in Prag. (Herr Herausgeber. ) 4, Beiträge zur Gefhichte von Miünzbah und Windhaag im einftigen Maclandviertel Oberöfterreihs. Bon Prof. X. Pris, Confiftorial- Rath und regul,. Chorherr zu St. Florian 20. (Hohwiürdige Herr Berfaffer. ) 5. Verhandlungen der Ffail. Yeopoldinifch » Karolinifhen Akademie der Naturforfcher zu Breslau. 17. Band. Breslau und Bonn 1855. — Des 25. Bandes 2. Abtheilung. Breslau und Bonn 1856. (Herr Med. Dr. Kitter von Brenner- Felfah, f. E. Bezirks- und Badearzt zu Zichl. ) 6. Defterreihs Helden und Heerführer von Marimilian I. bis auf die neuefte Zeit in Biographien und Charakter - Skizzen, aus den beiten Quellen und Duellwerfen gejchildert von €. A. Schweigerd. Wurzen 1855. Heft 10—18. Schluß des Werkes. (Herr Berfaffer f. f. Cenjur- Beamter in Wien.) 7. Der Tourift im Hochgebirge. Ein Handbudh zur Bereifung der Hoch- lande Salzburgs. Bon Nudolph Hinterhuber. Salzburg 1855. (Herr Berfaffer. ) 8. Dem Andenken des Alois Sandbichler, weil. Profeffor der neutefta- mentariichen Vibelfächer am f. £. Liceum zu Sabburg. Biogra- phiihe Skizze von einigen Freunden des Geligen entworfen. (Hodhw. Herr Ioj. Gaisberger, E. £. emeritirter Profeffor or und m Chorherr zu St. Florian. ) 9. Album. Bibliothek deutiher Driginal-Nomane. Herausgegeben von 3. 2%. Kober in Prag. 11. und 12. Jahrgang. Prag und Leipzig 1856 und 1857. — Karl von Holtei. Eine Biographie. Prag und Leipzig. 1856. (Herr Herausgeber. ) XIV 10. Blätter für Literatur und Kunft. Beilage zur öfterreich. Kaifer!. Wienerzeitung vom Jahre 1856. (Herr Anton Hofftätter, Apo- thefer in Linz.) 11, Analyje der Laute der menjchlichen Stimme vom phofifalifch = phufto- logiihen Standpunkte. Populär dargeftellt von Dr. Zof. Kudelfe, ft. E. Profeffor 2c. Linz 1856. (Herr BVerfaffer. ) 12. Don Juan d’ Austria. Heldengediht. Bon Dr. 2. Aug. Franfl. Leip- 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. ig 1846. — Libanon, Poetifhes Familienbuch. Herausgegeben von Dr. 8. Auguft Frank. Wien 1855. — Nad) der Zerftörung. Hebrätihe Elegien von Dr. %. U. Franfl. In bebräifcher Nadj- bildung von Dr. Mar Letteris. Wien 1856. — SInjhriften des alten jübifchen Friephofes in Wien. Beitrag zur Alterthumsfunde Defterreihs, von D. 2. Aug. Franfl. Wien 1855. — Radıel. Deutih- bibfijh - romantisches Gedicht, von Dr. 2. A. Frankl, ins Hebräiihe überjett von M. E. Stern. Wien 1855. — Zu Lenau’s Diographie, von Dr. 2. A. Franfl. Wien 1854. — Hyppofrates und die moderne Medizin. Bon Dr. & U. Franfl. Wien 1854 und 1855. — Hyppofrates und die Cholera. Bon Dr. & 4, Franfl. Wien 1855. (Herr Berfaffer.) Bericht des Forft-DVereing für Defterreih ob der Enns. Nedigirt vom Bereins » Sekretär Karl NReinifch. Linz 1856. 1. Heft. (Herr Viktor Druot, Gemeinderath und Buchdruderei-Befiger in Linz.) Soh. Iaf. Schüblers Siebente Ausgabe feines Werkes über neu- eonftruirte Sommerhäufer, Garten» Kabinetten und Eleine Weyer- Gebäude nebft unterjchiedlihen anderen Beizierden, Berlegt von Seremias Wolffers Buchhändlers jel. Erben in Augsburg (man. ) — Schreibfalender vom Sahre 1647. (Herr Sofeph Franz, Ef. Bezirksamts - Kanzellift in Linz. ) Heinrih Wilhelm Clemms, mathematifhes Lehrbuch. Wien 1786. Mit Anmerkungen und Erläuterungen verjehen von Nemigius Döttler. Theil 1 und 2. (Don einem Ungenannten. ) Perjonalftand der Geiftlichkeit in der Linzer Diözefe auf das Jahr 1856. (Hodhw. biihöfl. Confiftorium in Linz.) Sancti Hieronymi in vita patrum. (Das Leben der Altväter in ber Wüfte) v. Jahre 1512. (Hocdhw. Herr Dr. Pamesberger, Pro- feffor in Linz.) Encyflopädie der gefammten mufifalifhen Wiffenihaften. Bearbeitet von Th. Finf, de la Motte Fouque, Großheim, Dr. Heinvoth, Profeffor Dr. Marı, Direktor Naue, G. Nauendburg, 2. Nellitab, Ritter von Seyfrien, Profeffor Weber, Baron von Winzigerode u. m. N., und dem Redakteur Dr. Guft. Schilling. Stuttg. 1835. 6 Bände. (Gohw. Herr G. Gugeneder, geiftl. Rath und Pfarrer zu Kalldam). Stratonomie von Aegagrophyla Sauteri. Bon Profeffor Dr. Lorenz in Salzburg. (Herr Berfafler.) XV 20, Acta. Die Löbl, Borberbergiichen drei Eyfen- Glieder in dem Herzog- thumb Steyermark eoncernirent. Grat 1687. — Bergwerfs- Ordnung. Grab. 1617. (Herr Job, Scheucenftuel, jub. f. f£, Hammerverwalter in Steyer. ) 21. Bibliographifch - ftatiftifche Ueberfiht der Literatur des üfterreichifchen Raiferftaates. Vom 1. Jänner bis 31. Dezember 1854. Zweiter Bericht erftattet im hoben Auftrage Sr. Ercellenz des Herrn Mini- fters des Innern Alerander Sreiheren dv. Bah, f. £. wirfl, geb. Nathes, Großkreuzes des Faif. öfterr. Leopold- und Franz-Zojeph- Ordens 2c., Curators der faij. Wfademie der Biffenfhaften 2c. Von Dr. Conftantin Wırzbah von Tannenberg, Vorftand der abminijtrativen Bibliothef des F. Lt. Minifteriums des Sımern. Wien 1856. — Neichsgefetblatt für das Jahr 1856. (Hohes f. £, Minifteriums des Innern, ) 22. Defterreihs Gefchichte, großes ilfufteirtes DTabfenu, verfaßt von €. Henop und B. Katler. Wien 1856. — Bericht über die zur Fever des glorreichen Geburtstages Sr. apoft. Majeftät des Kaifers Franz Jofeph I. von Seite des Ausihuffes des Fath. Central- Vereins in Yin; am 18. Aug. 1855 und 1856, theils in ber Yandeshauptftadt Linz, theils in mehreren andern Ortsgemeinden bes Erzherzogthums Defterreih ob der Enns veranftaltete feierliche Austheilung von Sparfaffe-Bitheln und filbernen Ehrenmedaillen an folhe Schulfinder, welche fich duch Tugend und Frömmigkeit bejonders hervorgethan haben. tin; 1855 und 1856. — Bericht über die im Jahre 1854 ftattgefundene 3. umd im Jahre 1856 ftatt gehabte 4. General » Berfamminng des DVereines gegen Mif- handlung ver Thiere im Erzherzogtfume Defterreih und im Herjog- thume Salzburg. Linz 1854 und 1856. — Vacuna oder die Ge- beimnifje aus der organifhen und Ieblofen Welt, herausgegeben von Profeffor Dr. Johannes Giftel. Straubing 1856. — Die Naturforscher - Addrefien aller Lebenden Naturforfher dief- und jenfeits der Oseane. Straubing 1856. — Neuefte Geographie und Statiftif des Königreiches Baiern. Bon Dr. Sohannes Giftel. Straubing 1856. (Herr W. Graf von Barth- Bartbenheint, t. £. Kämmerer- und Regierungsrath zc. in &inz. ) 23. Handbudh für das Berg-, Münz- und Horftwefen im Kaiferthume Defterreich für 1856. Herausgegebeu von Joh. B. Kraus. Wien. Jahrgang 17. (Herr Herausgeber, LE, Rehnungsrath in Wien.) 24. Allgemeine Zeitung nebft Beilagen vom Jahre 1855. (Fräulein Darie Greuter in Linz.) 25. Repraesentatio der fürftl. Aufzüge und Ritterfpiele, fo bei des durdh= lauchtigen Hodgebornen Fürften und Herrn Johann Friedrichen Herzogen zue Würtemberg und tech = Graue zu Miümphelgart, Herr zu Heidenheim 2c. und der hurdl, Hohgebornen Fürftin ond Frewln Barbara Sophien Marfgrauin zu Brandenburg 2c. hochzeitlichen Ehrenfeft ven 6. November 1609 in ber fürftlich Hauptftatt Stutt- 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. XVI garten mit großer Solemnität gehalten worden. Ausführlih und getrewllig grafiert durch Balthafarn Kuchlern Bürgern und Mahlern zu Schwäbiih Gemünt, — Wienerifhes Diarium dv. Jahre 1745. (Herr Roth, penf. £. E. Beamter in Linz.) Reden, gehalten vor und nad der Preisvertheilung in der Stabt- pfarr = Mufterfhule in Fin; am 6. Auguft 1856. Bon Sofef Kerihbaum, Mufterlehrer. (Herr Berfaffer. ) Programm des f. f. Gynafiums zu Kremsmiünfter fir das Schuljahr 1856. Linz. (Hodhw. Herr Direktor Georg Hafelberger. ) Erklärung des Baues der berühmteften und merfwirdigften älteren und neueren Sprachen Europa’s, Afiens, Afrifa’s, Amerifa’s und . der Sitdjee-Injeln von &. W. Bod. Berlin 1853. (Herr Danner, Buchhändler in Yinz.) Monumenta habsburgiea. Sammlung von Aftenfticden und Briefen zur Gefhichte des Haufes Habsburg in den Zeiträumen von 1473 bis 1576. Herausgegeben von der Hifl. Commiffion der Faiferl. Akademie der Wifjenfhaften zu Wien. 1. Abtheilung das Zeitalter des Maximilian I. 2. Band. Aus Archiven und Bibliothefen ge- fammelt und mitgetheilt von Sofef Chmel. Wien 1855. (Hodw. Herr Berfaffer, E. £. Negierungsrathb und Bice-Direltor des f. f. Haus-, Hof- und Staats» Archives in Wien.) Huß und Hieronimus. Studie von Zofef Alerander Helfer. Prag 1853. — Ueber National- Gefhichte und den gegenwärtigen Stand ihrer Pflege in Defterreich von Sofef Merander Helfert. Prag 1853. (Herr Berfalfer Freih. 3. U. Helfert, Dr. der Rechte und Unter- Staatsjefretäv im £. £, Minifterium für Kultus und Unterricht in Wien). Delle Lodi di Monsignore Giannantonio Gav. Moschini Canonico della basilica Metropolitana di S. Marco ete. Orazione dipo gli ufficii fu- nerali per lui celebrati nella chiesa di S. Maria della saluta il di VII. d’ Agoslo Letta ab Antonio Visentini. Venezia 1840. (Herr Zofef Ritter von Sonnenftein, E. E. pen. Oberft-Wacht- meifter in Linz.) Ueber das im Sabre 1851 entbdecte Hypocaustum und die Injchrift der Gens Barbia zu Enns, von Sofef Arnetd. Wien 1856. — Die Trajans-Infhrift in der Nähe des eifernen Thores von Jojef Arneth. Wien 1856. (Herr Berfaffer, E. E. Hegierungsrath und Direktor des f. f. Münz- und Antifen- Kabinets in Wien.) Das DVaporiometer, oder die Piychrometer- Sfale als Inftrument, um aus den Anzeigen des Auguft’fchen Piychrometers die Feuchtigkeit der Luft ohne Rechnung zu beftimmen, — Die Gewitter des Jahres 1855, Ein Beitrag zur Phifiologie der Atmosphäre. Bon Dr. M. U 5. Preftel. Emden 1855. (Herr Berfaffer.) Skizzen aus meinem vielbewegten Neifeleben, von Carl Maria KRoffi. 6. Heft. Linz 1855. (Herr BVerfaffer. ) XV 35. Mufikalifches Gedenfbudh. Herausgegeben von Carl Santner. Erfter Jahrgang. Wien und Leipzig 1856. (Herr Herausgeber. ) 36. Die foffilen Mollusfen des TertiärsBedens von Wien unter Mitwir- fung des Paul Partih, bearbeitet von Dr. Moriz Hörnes. Schluf des erften Bandes, Wien 1856. (Herr Sofef Edler von Naymond, f. E. Negierungsrath und Kanzlei» Direktor des F. £. Oberfammerer- Amtes 2c. in Wien.) 37. Ueber Gafteropoden aus der Trins der Alpen von Dr. Moriz Hörnes. Wien 1856. (Herr Berfaffer, VBorftand des f. f. Hof- Mineralien- Kabinets in Wien.) 38. Die Kaifer- Chronik, nach der älteften Handfchrift des Stiftes Boraıı aufgefunden, mit einer Einleitung und Anmerkungen, berausgege- ben von Fofef Diemer, Theil I. Wien 1849. — Kleine Beiträge zur ältejten beutjhen Sprade und Literatur. Gefammelt und -berausgegeben von Sofef Diemer. (Herr Berfaffer, Direktor der ft. £. Univerfitäts= Bibliothek in Wiert.) 39. Handbuch der Kunftgefchichte, von Franz Kugler. 3. Auflage. 1. Band. Stuttgart 1856. (Herr Fr. Luflig, Ef. Lehrer zu Bubmeis.) 40, Ueber die Temperatur der Quellen von Kremsmünfter. — Unterfu- Hungen über das atmosphärifhe Ozon. — Ueber den DOgongehalt der atmosphärischen Luft. — Ueber Profeffor Stampfers Lichtpunft- Mikrometer im Fernrohre des Meridian» Kreifes der Sternwarte zu Kremsmünfter. — Ueber die Erweiterung der Kenntniffe unjeres Sonnenfyftems in den Jahren 1854 — bis Ende Mai 1856. — Die Sternwarte zu Kremsmünfter, jänmtlich von Yuguftin Nest- buber, Kapitular des Stiftes Kremsmünfter und Direktor der Sternwarte. (Hohmw. Herr Berfaffer.) 41. Die hohlen Gefchiebe aus dem Leithagebirge von W. Haidinger. Wien 1856. — Bericht der f. f. geologischen Neichsanftalt vom Dionate Auguft 1856. (Herr Adolf Senoner, Beamter der f. f. geolog. Neihsanftalt in Wien. 42. Yetiges Kriegs- Theater, oder BVorftellung derer Yager, Schlachten, Belagerungen und anderer merkwürdiger Begebenheiten des gegen- wärtigen Krieges in Deutjchland, von gejhicdten Ingenieur ge- zeichnet und in Kupfer geftohen; zu finden bei Sakob Andreas Frietrih in Augsburg. 1760. (Hodw. Herr Yofef Schrötter, Dedhant und Pfarrer zu Altenfelden. ) 43. Landes- Gejeßblatt für das Sahr 1856. — Theologifch - praktische Quartalsjchrift. Nebigirt und herausgegeben von Friedrih Baur gartner. 9. Jahrgang, .— IV. Quartal, Linz 1855. — 8 Stüd verjchiedener Heiner Gelegenheits- Schriften und Statuten als eitt- gegangene Pfliht-Eremplare. (Die hohe E. £. oberöfterr. Statthalterei.) 2 XVII 44. Gedichte von Hermann Hilliih, 2 Bändchen. Linz 1855. — Einige Gelegenheits- Schriften, Gedichte, Kataloge, Programme 2c., als eingegangene Pflicht- Eremplare. (Die ff. Polizei-Direftion in Linz.) 45. Der Erbichleicher. Driginal-Rontan aus dem Jahre 1848 von Fried. Nitter von Dovnfeld. (Herr BVerfaffer. ) ce) Anfıhaffungen. a) Für die mit dem Mufeum vereinigte ftändijde Bibliothel, "theilg neu, theils als Fortfegung. 1. Naumer’s hiftorifches Tajhenbuch fiir die Jahre 1855, 1856 u. 1857. 2. Allgemeine Encyflopädie der Wiffenjchaften und Kiünfte. 1. Sect. 61. Theil. Leipzig 1855. 3. Icones florae germaniae et Helvetiae, Auctoribus L. Reichenbach et H. G. Reichenbach fill. Tom. XVII. Decas 7 — 15. Tom. XVMl. Decas 1 — 6. Lipsiae 1854 — 1856. 4. Zeitiehrift für dentiches Altertfum, herausgegeben von Moriz Haupt. Band 10. Heft.. und Band 11. Heft 1. Berlin 1856. 5. SHeliand, oder das Lied vom Leben Sefu, fonft auch die altfächfifche Evangelien- Harmonie. In der VBorfhrift mit nebenftehender Ueber- fegung nebft Anmerkungen und einem Wortverzeichniffe. Bon Dr. I. R. Köne. Minfter 1855. 6. Handbuh) der Kunftgefhichtee Zum Gebraude fir Kimftler und Studierende und als Führer auf der Keife von Dr. U. H. Springer. Stuttgart 1855. 7. Monumenta germanica historica edidit Georgius Henricus Perz. Tom. XIV. Hannoverae 1856. b) Für die Mufeal-Bibliothef, theils neu, theils als Fortjesung. 1. Schloffers Weltgefhichte für das deutfhe Voll. Unter Mitwirkung des Berfaffers bearbeitet von ©. 2. Kriegk. 17. und 18. Band. (Scıluß.) Frankfurt a. M. 1855. 2. Trofchels Archiv für Naturgefhichte. 20. Sahrgang. Heft 4 und 6. 21. Sahrgang. Heft 2 — 6. Berlin 1855 und 1856. 3. 3oh. And. Naumann’3 Naturgefhichte dev Vögel Deutihlands nad) eigenen Erfahrungen entworfen, durchaus umgearbeitet von beijen Sohne Johann Fried. Neumann. 13. Theil. 4. Bibliothef des Titerarifchen Vereins in Stuttgart. Publikation 36., 37., 38., 39. Stuttgart 1855. Glossarium diplomaticum. . Bon Dr. Eduard Brinfmaier. Hamburg und Gotha 1855. Band I. Heft 24. Band I. Seftl — 3. > XIX 6. Urkundenbuch des Landes ob ber Enns. 2. Band. Wien 1856. 7. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geografie, Geologie und Petrefal- tenfunde. Herausgegeben von Dr. 8. €, v. Leonhard und Dr. 9. ©. Bronn. Jahrgang 1856. Stuttgart 1856. 8. Sojef Helfert, Juris Dr., £. f. Profeffor des römischen und Kirchen- rechtes 2c. Biographiiches Denkmal. Dit dem geftochenen Bild- niffe. Prag und Yeipzig 1856. 9, Denfmäler, Forfchungen und Berichte als Fortjegungen der arhäo- logijhen Zeitung. Herausgegeben von Eduard Gerhard. Yahrg. 7. Lieferung 28—31. Berlin 1856. 10. Geologie von Aferander Petsholdt. Leipzig 1855. 11. Der Oberöfterreiher. Gefchäfts-, Haus- und Bolfsfalender fir das Sahr 1857. 3. Jahrgang. Linz 1857. 12. Linzer> Zeitung vom Sahre 1856. 1. Manujeripte, Widmungen. 1. Röm. Kayf. auch zu Hungarn und Beheimben Khonig May: Herrn Herr Ferdinandi des Andern diefes Namens Erzherzogen zur Defter- | rei 2. DVerfaßter Eijenfaß auf das Nauh und gejchlagen Vor- } derbergihe Eifen, Wie auch dasjelbig vom erften May TYaufenten 1626igften Sahres und binfiiro im firftenthumb Steyer foll ver- thaufft ond herunter gehandelt worden. (Herr Joh. dv. Scheuden- ftuhl,, jub. £. f. Hammer - Verwalter in Stever. ) 2. Eine Legende aus dem 15. Iahrhumdert. (Herr Anton Kral, Pfarr- Provifor zu Lohnsburg. ) ‘3. Sandtafel des Erzherzogthums Defterreih o. d. €. vom Jahre 1665. — Altreihiiher Lehenstraftat — Lehensjadhen im Lande ob der Ens (ohne Jahreszahl). (Herr Franz Brunnthaler, bürgl, Bud- binder in Linz.) IN. Karten und Pläne. » Profpeft der Stadt Trieft und deren Meer- Häfen von Norden gegen Süden anzujehen. — Plan von Wien (ohne Jahreszahl). Anficht und Grundriß des projektirt gewefenen Blinden : Inftitutes in Linz. (Hohw. Herr 3. Scrötter, Dechant und Pfarrer zu Altenfelden. ) E* fer XX B. Geschichte. I. Urkunden in Abjchriften. (Bejorgt mittelft der vom hochlöbl. oberöfterreichifchen vereinigten Landes- Collegium zur Zuftandebringung eines Landes - Diplomatars jährlich bewilligten Betrages von 500 fl. EM.) 1. 48 Stüd Abihriften nah Driginalien des vormaligen Stiftsarhives Garften, Schloßes Berg und Stiftes St. Florian. — 10 Stüd Ab- Ichriften nach Originalen des Schloffes Gögendorf. — 1 Stüd aus einem Originale des Markt- Archives zu Nohrbad. — 270 Stitd Abfhriften von Driginalen des gräfl. v. Starhemberg’fhen Schloß - archives zu Rieved, aus den Jahren 1424 — 1489, jämmtlid eolationivt dur) how. Herrn Jodof Stülz, vegul, Chorherrn und Dedhant zu St. Florian. Widmungen. 1. Eine Sammlung von Aufträgen au den damaligen Forftmeifter in Dberöfterreih in der Zeit Marimilian MN. (Herr Sohann Grill, fe. £. Sügermeifter zu Ebenjee. ) 2. Eine Original- Urkunde vom ehemal, Stifte Garften. (Hochmw. Herr Fr. &. Pris, Pfarrer zu Wallern, emerit. £, £. Profeffor zc. ) 3. Zaufh- und Wechfelbrief für Gunbing, dv. Sahre 1660. — Sprud)- brief v. Sabre 1489. — Kaufbrief um den Sit und die Herr: Ihaft Aipah, v. Jahre 1665. (Herr Anton Wolfanger, Ber- walter zu Niegerting. I. Numismatik, a) Widmungen. 1. 311 Stitd Feine Silbermünzen, darunter von Defterreih, Salzburg, Böhmen und Mähren, Baiern und der Pfalz, Sachfen, Schlefien, Solms-Lih, Stolberg, Walded, Baden, Brandenburg, Hanaı, Sifih, Lothringen, Naffau, Polen, Schweiz; nebft verichiedenen Städtemünzen, als: Nahen, Augsburg, Colmar, Cöln, Conftanz, Frankfurt, Friedberg, Heidelberg, Kaufbaiern, Kempten, Nördlin- gen, Regensburg, Schweidnig, Straßburg, Worms. Sämmtlid aus einem größeren Miünzfunde der Gegend zu Sulzbad und St. Balentin. (Dem Mufeum durch die hohe f. E. Statthalterei als eine Widmung übergeben von den Eigenthümern Hrn. Wachel- mar zu Sulzbah und Iohanı Neuwirth zu St. Valentin.) XXI 2. 4 Stüd verfchtedene Heime Silbermünzen, darumler Bremer Stadt- geld, üfterreihifhe und türfifhe. (Herr Iojeph Pacher, Haus- befiter in Linz). 3. Medaille von Raifer Feopold I., vom Jahre 1685 (Meffing). (Herr Urban, Wundarzt zu Neuhaus im Inn= Kreife.) IH. Autographen. 1. Urkunde mit der Namens -Unterihrift vom 8. Mlbreht, vom Jahre 1600. (Herr Moriz Az, E. E. Pot» Direkter in Linz). €. Kunst und Alterthum. a. Alterthum. Arhäologiihe Gegenftände. Widmung. 1. Römische Ausgrabungen der Gegend von Ens, beftehend in einer irdenen Lampe, Meinen ivdenen Topf und Urne, nebit einer Kleinen Glode von Bronze. (Herr Fiiher von Rojenberg, jubl. E. f. Beamter in Linz). Angehkanft. 1. Römiihe Gegenftände beftehend in verfchiedenen, größeren und Hlei- neren Urnen von Stein und Thon, irdenen Krügen und Lampen, Thränengläjern, Glasflajhe und Glasjhale, Ihierfiguren und eijer- nen Geräthihaften nebjt 27 verjchiedenen römijhen Münzen, welche bei Gelegenheit des Baues der f. f. Kaferne zu Wels ausgegra- ben wurden, b. Waffen. Widmung. 1. Eine Winbbücfe, aus Anlaß einer Strafverhandlung in Berfall ge iproden. (Die Löbl. t. f. Kreisbehörbe zu Wels.) XXI ec. Gebrauhs-Gegenflände. Widmung. .» Tabadsdofe in eingelegter Verzierung und dem Namenszug vom Feld- marihall Gideon Loudon, innerhalb der Umjchrift Semper honos nomen, que tuum laudes que manebunt, während der Dedel die Aufjrift Marcello Austriaco nebft dem Wappen des Feldherrn trägt. (Frau Gemböd in Vöcdlabrud. ) Gekanft. . Ein Nofenkranz mit filbergefaßten Kreuz, (angeblih aus PBaläftina) aus der ehem. Schabfammer des aufgehobenen Frauenklofters zu Windhang. Kunftgegenftände, MWidmungen. . Altes geftidtes Bild, die Enthauptung Holofernes darftellend. (Herr Suftus Gößler, Conventual des barmh. Klofters in Linz.) . Borträt der ehrw. Mater Cajetana, geb, Freiiun Brauen von Rofen- tbal, Borfteherin des Frauen-Klofters St. Urjula zu Linz im Sabre 1791 (melde die zwei Kirchenthürme des Klofters erbauen ließ). — Porträt des Nenegaten Boneval weil. Statthalters von Chios, (Hodhw. Herr Sofeph Schrötter, Confiftorialrath und Pfarrer zu Altenfelden). . Lithographirte PBorträte des hoch. Hrn. Probft Fried. Theoph. Meyer und der regul. Chorheren Sojeph Gaisberger, Fr. X. Prit, Jobot Stülz und Iofepp Chmel. (Hochm. Herr Friedrich Theoph. Meyer, Probft zu St. Florian.) . &ithographirtes Porträt des Carl Haidinger, weil. E. f. Bergrathes und Profeffors, zur Erinnerung der 100 jährigen Wiederkehr feines Geburtstages. (Herr Wilhelm Haidinger f. E. Seftionsrath und Direktor der f. FE. geolog. Neichsanftalt in Wien. ) . Lithogvaphirtes Porträt der Frau Ida Pfeiffer. (Herr Med. Dr. Guftab Pröll, Babearzt zu Gaftein.) . 17 Blätter illuminiete Handzeihnungen mit den Abbildungen der zu Halfftatt bisher ausgegrabenen feltiihen Alterthiimer, und der Aır- ficht des Ortes Hallftatt, dem Salzberge, dem bereits aufgebedten Leichenfelde nebft den Gräbern, (mit Beihreibung). Here Soh. Freyh. von Stiebar, f. f. Kämmerer und Negierungsrath, Präjes des Bermaltungs- Ausfchuffes des Mufeums 2c. XXI Angehauft. 1. Lithographirtes Porträt des weil, Dr. Sojeph Helfert, F. f. ö. ord. Brofejjors. D. Naturgeschichte. I. Zoologie. a) Sangethiere. Widmung. 1. Ein Eremplar eines Alpenbajen im Uebergangsfleide, aus der Gegend von Steyerling. (Hr. Jojeph Hinterberger, ftändijcher Beamter in Linz.) Eingetanfgt. 2. Ein Eremplar eines Fiihotters (Männden), — eines Steinmaders (Männden), aus dem Naturalien-Kabinete des löhlichen Stiftes St. Florian. b) ®Wögel. 1. Ein Steinfaug, aus der Gegend von Kirhdorf. (Herr Eafpar Zeit linger, Senjenfabrifant zu Midjelvorj). 2. Ein Purpurreifer- Männden, erlegt bei Wimsbah. (Herr Haferl, Gutsbefiger zu Wimsbad). ) 3. Eine Wiefen-Weihe, erlegt in dem grafl. ftarhemb. Nevier zu Berg- heim. (Herr Graf Camillo von Starhemberg zu Linz.) c) Amphibien. 1. Eine abgeftreifte Haut einer Schlange (aus einer Menagerie). (Herr Anton Ratenbed, Caffetier in Linz.) d) Infekten. 1. Eine Anzahl verjhiebener inländifcher Coloopteren. (Herr Carl Ferd. Schmidt, Direktor der f. f. Landeshaupt: und Kriegsfaffe in Linz.) 11. Mineralogie. 1. Ein Eremplac des Löweit vom Salzberge zu Iihl. (How. Herr Heinrih Engel, £. £. Profeffor. in: Linz). 2. Ein Eremplar eined Doppeljpatbes, — dann eines Serpentin, aus dem Piemontefifhen. (Herr Med. Dr. Guftav Pröll, Badearzt zu - Gaftein. ) XXIV 111. Geoguojie. Die geognoftifch -paläontologiihe Sammlung aus dem oberofter- reichiich - falzburgifchen Alpengebiete ift bereits in den, von den bochlöblichen Sandftänden eingeräumten und bergeftellten, ebenerdigen Xofalitäten des Mufeal> Gebäudes entfprehend in zwedmäßigen Käften untergebradt und aufgeftellt, wodurch eine bedeutende Vergrößerung der Räume des Mujeums fowohl als auch eine wefentliche Bereicherung der vaterläandifhen Samm- Jungen exzielt wurde, in denen mın die VBorkommniffe von den fryftal- linifchen Gebirgen des Centralftodes der Alpen, der Hebergangs- Formation des fecundären Kalfalpenzuges nebft den im jelben auftretenden Kreideabla- gerungen, dann der tertiären, diluvialen und jüngften Bildungen bis zu den wieder nördlich in Dberöfterreic) entwidelten Eryftallinifhen Gebilden Des vorherrfhenden Granites im Miühlfreife angrenzenvd an Böhmen und Baiern, repräfentirt fih finden. Diefe lehrreihe Sammlung bietet in zahl- reihen Gebirgsftücden und Berfteinerungen den beften Ueberblid von der geognoftiihen Bejchaffenheit des betreffenden Gebietes, deffen Erforfhung jedoch) nie als ganz gejhlofferr zu betrachten ift. — en — Es Verzeihniß ber Henderungen im Stande der Ehren: und ordentlihen Mitglieder bes Museum Franeisco- Carolinum in dem Jahre 1856. Ehren : Mitglieder. Eintritt: 1. Herr Helfert Sofef AMlerander , Freiherr von, Ritter des Faiferl. öfterr. Ordens der eifernen Krone II. Glaffe, Doctor der Nechte 2c., Unterftants » Sekretär im f. f. Mini: fterium für Gultus und Unterricht ıc. Sterbfälle: 1. Herr Hammer » Purgftall Sofef, Freiberr von, f. f. Hofrath ac. in Wien. 2. „ Imagbi Carl, Graf von, FR. f. mw. geb. Rath und Kämmerer in Wien. 3 Partih Paul, PVorftand des f. 8. Hof: Mineralien: Kabinetes in Wien. XXVI Ordentliche Mitglieder. Eintritte: 4. Herr Danner, Buchhändler in Linz. 2. " " " " " ” n " ” ” " Gifelsberg Guido, Freiherr von, ?. f. Hauptmann md Defiter der Herrichaft Steinhaus. Sicher von Nofenberg , penf. & f. Beamter in Linz. Gilm von Nofenberg Herrmann, 8. ?. Gtatthalterei- Sefretär in 8inz. Höller Franz, Nedactem in Linz. Kober 3. C&., Buchhändler in Prag. Neher Gabriel, Privatier in Linz. Panfinger Carl, f. f. Oberlieutenant md Befiter von Almegg. Nichter Wilhelm, Handelsmann in Linz. Rudolf Karl, f. F. Landes - Hauptkaffe - Affiftent in Linz. Schmidt Carl Ferdinand, Direftor der f. ?. Landeshaupt- und Kriegsfaffe in Linz. Schmidegg Franz, Graf von, f. F. Kämmerer in Gmunden. Sterbfälle: . Herr Baron Mathias, f. f. Notar in Ottensheim. ” " " " " n Bifutti Balthafar, jub. ftänd. Gafjier in Linz. KöE Sofef, regulirter Chorherr von Gt. Florian und Pfarrer zu Regau. Keuf » Köftrit Durchlaucht Heinrich LXIV., Zürft vor. Scheuchenjtuhl Sohann, F. E. Hammerverwalter in Steyr. Strehmayer Franz, Edler von, Privat zu Ottensheim. Rifcher Carl, Gemeinde » Vorftand in Urfahr. PWrotector, Se. Faiferl, Hpbeit der durchlauchtigite Prinz und Herr Franz Carl, Erzberzjog dv. Deiter: reich , 2c., 2c. BVorftand des Vereines, Se. Ercollenz Herr Eduard Bach, Freiherr von, Sr. ?. f. Maje: ftät wirfl. geb. Ratb und Statthalter von Oberöfterreih ıc. ıc. Prüjes des Verwaltungs -Ausjhuffes. Herr Johann Freiberr von Stiebar, f. f. Kämmerer, jub. Regierungs- rath, Oberft - Erbland » Küchenmeifter und Landftand in Defterreich ob und unter der Enns, ac. ıc. Mitglieder des Verwaltungs = Ausjhuffes. 1. Herr Aichinger Job. Ev., Weltpriefter und Direftor des Provinzial: Zaubjtummen » Inftitutes , wirfl. Gonfiftorialrath ıc. Adolf Ludwig Graf von Barth: Bartbenheim, f. f. wirfl. Kämmerer ıc. Jofef Ritter von Dierzer,, Ef. f. Rath ıc. Heinrich Engel, f. ?. Profeffor ıc. Job. Nep. Ritter von Fritfh, F. f. Statthalterei - Rath ıc. Fofef Gaisberger , regul. Chorberr von St. Florian, f. f. Profefor. Jofef Hafner, Inhaber eines lithogr. Inftituts. Anton Hofftätter, Apotheker ıc. Med. Dr. Anton Anörlein, f. f. Rath. dranz ©. Ritter von Kreil, f. f. w. Hofrath. Dr. Zofef Kudelfa, f. . Profeflor. ro = = > = ae A = = = = = aaa u a al = = XXVII 42. Herr Dominik Lebichy, Abt des löbl. Stiftes Schlägel ıc. 13. 14. " " " Thomas Mitterndorfer , Abt des Iöbl. Stiftes Kremsmünfter ıc. Med. Dr. Zofef Onderfa, F. f. Negierungd- und Landes: Medizinalrath ıc. Karl Plant Edler von Plandburg, Bangquier ıc. Dr. Friedrich Edler von Plügl, f. f HoF und Gerichts Advofat ı. Franz &. Priß, vegulirter Chorherr von ©t. Florian, Parrer in Wallern, emerit. . F. Profefor 2c. Peter Niepl, vegulirter Chorherr von St. Florian und FF. Profeflor. Sofef Saringer,, find. Buchhalter. Adalbert Stifter, F. f. Schulrath ıc. Sodof Stülz, reg. Chorherr von St. Florian, Dehant und Pfarrer ır. Med. Dr. Fabian Ulrich, E. F. Rath und Profejior. Anton Tuget, 8. E. Statthalterei - Gonzipift und Redakteur der Landes - Zeitung. Franz Zofef Nudigier, Bilchof von Linz ıc. Dr. Franz Sfidor Profchko,, E. F. Polizeifommiffär (Vereins: Sefretär.) Franz Garl Ehrlich, Magift. Pharmac. (Cuftos.) 41 Ehren » Mitglieder. 311 wirflide Mitglieder. m — Zur Geschichte Pfarre und der Stadt Vöcklabruck. J. Stülz. TOTER re N : c N 2 2 er nee sb. bh.uW Re er ch nt oırdalloöV De iR vl 4 I. Abtheilung. Viecklabruck, richtiger Vecklabruck, die kleinste unter den sieben landesfürstlichen Städten des Landes ob der Ens, welche im ständischen Collegium Sitz und Stimme hatten, ?) liegt an der Vöckla, die sich unterhalb der Stadt mit der aus dem Atersee fliessenden Ager vereinigt und ihren Namen verliert. Die Lage des Städtchens an der Poststrasse nach Salzburg und beinahe in der Mitte zwischen dieser Stadt und der Haupt- stadt Linz ist wunderschön. Obgleich zur Zeit der Römerherrschaft die grosse Reichs- strasse von Juvavo nach Lauriaeum, zunächst zwischen Laeiaeum (Seewalchen) und Tergolape — (bei Schwanenstadt) durch die heutige Pfarre Vöcklabruck geführt haben muss, so er- scheint doch die Stadt viel jüngern Ursprungs. Der Strassenzug ging wahrscheinlich mehr östlich an der Ager herunter. In den ältesten Zeiten nach dem Untergange des römischen - Weltreiches, nachdem sich das deutsche Element dauernd hier festgesetzt hatte, erscheint der Name Vöckla, Fechilesaha, Feche- laha, um das Jahr 600 und 800 in dem Codex der Salzburger- 1) Das Verhältniss der 7: Städte war laut Einlage im ständischen Gilten- buche um das Jahr 1700 folgendes: Linz hatte 258 bürgerliche Häuser mit 240 Pfund Einlage ; Steier 605 bürgerl. Häuser mit 255 Pf.; Wels 424 bürgerliche Häuser mit 407 Pf.; Ens 219 b, H. mit >75 Pf.; Freistadt 258; Gmunden 211 ; Vöcklabruck 110 bürger!l. läuser. Die vielen Freihäuser, welche Linz damals umschloss, wurden selbstverständlieh nicht mitgezählt. 1% 4 Kirche, 1) woraus zugleich hervorgeht, dass die Vöckla ım Atergau gelegen war. Dass überhaupt die Pfarrgrenze von Vöcklabruck (eigentlich Schöndorf) nördlich und zum Theile auch östlich mit der Gaugrenze zusammenfällt, unterliegt kei- nem Zweifel. Nach einer Aufzeichnung im Manseer - Codex war um das Jahr 823 Repagouui, heute Regau, welches nebst einigen Häusern der Pfarre Tesselbrunn bis in die jüngsten Zeiten zur Pfarre Schöndorf gehörte, im Atergau gelegen, hingegen das unmittelbar angrenzende Suanseo (Schwans, Schwanenstadt) im Ufgau, respective im Traungau, da jener nur einen Untergau des grossen Traungaues bildete. ?) Im Anfange des 12. Jahrhunderts dürfte Vöcklabruck aus wenigen Häusern bestanden haben, und wenn es erlaubt ist, einen Schluss zu machen von dem Namen, wie er in den ältesten Documenten erscheint, die von demselben Erwähnung machen, so verdankt die Stadt ihren Ursprung dem Umstande, dass hier anstatt des Urfahrs, d. h. einer Ueberfuhr über den Fluss, eine Brücke erbaut wurde. Eine Urkunde vom 29. August 14134, 3) besagt, dass der freie Mann Piligrin von Wenge und Wezelo, ein Dienst- mann des Grafen Adalbert von Rebgau sowol von diesem als auch von allen übrigen, welehen ein Recht zustand, die Brücke über die Vöckla an sich gekauft haben in der Ehre des Erlösers, der heiligsten Herrin und Mutter Maria, der heiligen Apostel Peter und Jakob, dann der heiligen Leonhart und Aegidius ?) 1) Javavia, I. 21. simul etiam iam fatus dux (Theodo) tradidit in pago atragoe secus torrentem feechilesaha romanos et eorum tributales . . . 1. e. 31. u. 52 in pago atargav dedit (dux Theodo) romanos tributales super fechilaha. %2) S. Urkundenbuch des Landes o. d. Ens I. 29. 57. 64. Jwvavia I. e. 44. Mein Aufsatz im Notizenblatte der k, Akad. d. Wissenschaften in Wien I. 547 u. ff. 3) Urkundenbuch des Landes o. d. Ens II. 174. 4) Die Urkunde ist nur noch abschriftlich vorhanden. Es scheint etwas zu fehlen, etwa: sie haben die Brücke erkauft in der Absicht eine 5 und aller Heiligen, welche sie in Gegenwart und mit Zustim- mung des Erzbischofs Chunrat von Salzburg dem heil. Rupert zum Opfer darbrachten, damit die Vorsteher der Kirche Salzburg die Obsorge über sie auf sich nehmen und sie gegen alle Anfechter mit geistlichen und materiellen Waffen schirmen, Der Erzbischof belegte auch alle, welche böswillig das hier Verhandelte umstossen wollten, mit dem Anathem. Das geschah in Gegenwart mehrerer Freien und Dienstleute. Wenn Salzburg den Schirm der Brücke wirklich über- nommen hat, so muss es denselben bald wieder zurückgelegt haben, da seiner nicht mehr erwähnt wird. Mittlerweile baute Piligrin von Wenge, des Wezilo wird nieht mehr gedacht, an der Brücke auf dem linken Ufer des Flusses eine Kirche, welche auf seine Bitte der Bischof Reginbert von Passau am 26. Oktober 1143 weihte. Der Bischof stellte hierüber am 29. d. M. zu Matsee in Gegenwart vieler Zeugen eine Urkunde aus, worin er bekannt gibt, dass der edle Mann Piligrin von Wenge, ein Mann der guten Werke voll und bei Gott und den Menschen beliebt, die eines guten Willens sind, im Dorfe Vöcklabruck eine Kirche erbaut und durch ihn habe einweihen lassen. Dieselbe habe er ausgestattet mit einem Mansen im Orte selbst, mit einem andern zu Ode, einem zu Rottenbach sammt einer Mühle. Ueberdiess habe er zu derselben gewidmet zwei Güter auf dem Berge Riute, 3 Weingärten sammt Ackergründen zu Sibinbach und einen Hof zu Schalkheim, welchen ihm mit 30 Hörigen Tagino übergeben. ?) Die Kirche sammt der ganzen Kirche zu bauen in der Ehre des Erlösers eet. Um diese Zeit übergab nobilis homo Durinch de Vechla rogatu Wezlis ( Wezilvnis) de Seu- findorf (Schöndorf) predium in loco Wachrein (Wagrain) nach Berchtesgaden. S. Quellen und Erörterungen zur baier. und deutschen Geschichte I. 254. !) Rotenbach hei Hag am Hausruck; Sibinbach, Simbach, in der Pfarre Eferding, wo Wein gebaut wurde. S. Kurz, Beiträge II. 556. (— Auch an der Ager wurde im 12. Jahrhundert noch Weinbau getrieben. $. Mon. boie. V. 109. — ) Schalkheim unweit Vöcklabruck in der Pfarre Regau. 6 Widmung übergab Piligriin am Tage der Einweihung dem heil. Stephan zu Passau. Der Bischof gab ferner seine Einwilligung bei dem Hause für die Armen und Kranken, welches erbaut werden soll, einen Geistlichen anzustellen und verlieh der Kirche das Begräbnissrecht für alle im Hause verstorbenen Armen und Diener, jedoch alles mit völliger Unterordnung unter die Kirche des heil. Stephan zu Passau. !) Am St, Stephanstag (26. Dezember) des Jahres 1146 befand sich derselbe Bischof, welcher im Begriffe war, eine Kreuzfahrt in das heilige Land anzutreten, von der er nicht mehr in sein Bisthum zurückkehrte, zu Kremsmünster umgeben von Grafen, Edelfreien und Dienstleuten. Mit Beirath und Zu- stimmung derselben übergab er dem edelfreien Piligrin von Sealehheymen, der nachdem er den Dienst der Waffen mit dem Dienste Christi vertauscht, mit all seinem Gute zu Vechelapruke ein Spital für Pilger und Arme gestiftet hatte, welches er sammt der von ihm erbauten Kirche des heiligen Aegidius dem heil. Stephan zu Passau untergeben hat, die benachbarte Pfarrkirche Sceovendorf (Schöndorf) mit allen ihren Einkünften zur Vermehrung der Stiftung, doch mit Vorbehalt des dem Bischofe gebührenden jährlichen Bezuges. ?) So lange Piligrin lebt, verbleibt ihm die Verwaltung des Spitals und aller Einkünfte; nach seinem Ableben geht sie über indie Hände des Pfarrers unter der unmittelbaren Obhut des Bischofs. Zum Schirmer und Vogte endlich bestellte Reginbert seinen leiblichen Bruder Hartwik von Hagenau. ?) 1) Mon boie. NAVI. II. 104. Hec autem ‚facta sunt Anno ab. incar- natione domini M. C. X. L. IH. Indietione IV. (IX.) VI. Kalend. Nowembris, Data Mathse IV. Kalend. Nouembris. Die Stelle: omnibus in eodem loco pauperibus christi administrantibus scheint etwas verdorben. 2) Excepta dumtaxat episcopali iustiliu annuatim persoluenda. %) S. Meine Geschichte von St. Florian, 249. Acta sunt hee.. anno... Millesimo C, XLVII. Anno autem ordinationis episcopi VIII. Die 7 In dieser Urkunde erscheint zum erstenmale mit Sicherheit der Name der uralten Pfarrkirche Schöndorf. !) Sie liegt ma- jestätisch auf einer Anhöhe ausserhalb der Stadt ganz in der Nähe der alten Römerstrasse. ?) Es ist gar nicht unwahr- seheinlich, dass sich an der Stelle, wo heute die Kirche Schön- dorf steht, im der Römerzeit ein Wartthurm zum Schutz& der Strasse, vielleicht auch eine Halle mit dem Idole einer Gottheit befunden habe. Der Kirchenthurm, welcher in gar keinem Verhältnisse zur Kirche steht, dürfte vielleicht römi- sches Mauerwerk sein. Die Kirche selbst scheint ein alter Bau zu sein, der sich freilich im Laufe der Jahrhunderte allerliand Veränderungen musste gefallen lassen. Sie ist der heil. Jungfrau und Mutter Gottes Maria geweiht. Ritter v. Koch - Sternfeld bemerkt mit gutem Grunde, dass Marienkirchen sehr oft an solchen Stellen erbaut wurden, wo früher in der heidnischen Zeit — Idole der Juno, Maia, Minerva oder Diana gestanden hatten. ?) Das hohe Alter der Pfarre ergibt sich schon aus ihrem grossen Umfange, da sie nicht bloss den heutigen Pfarrsprengel umschloss, sondern auch die Pfarren Ober- thalheim, Regau, Atnang und einen Theil von Tesselbrunn, einen Bezirk, der gegenwärtig beinahe 8000 Seelen zählt, in sich schloss. Chronologie ist unrichtig. Am St. Stephanstag 1148 lebte R. nicht mehr. Der von 1146 fällt in das 9. Jahr seiner Weihe, 1\),0b Seugindor/, welehes um 825 im Codex von Mansee genannt wird in der Vergabung eines gewissen Machtuni, der einen Theil seines Erbgutes zu puhilespach in pago atargauue (Pilsbach, besser Bühelsbach in ‘der Pfarre Schöndorf) übergibt: hoc factum fuit ad Seugindorf in ipsa ecelesia — Urkundenbuch des Landes o. d. Ens I. 59 und Scondorf in der Juvavia II. 195 um das Jahr 965 unser Schöndorf bezeichne, wie Ritter von Koch -Sternfeld' vermuthet, wage ich nicht zu entscheiden. 2) Eben in dieser Richtung hin bei Oberregau hat man wiederholt Münzen und andere Gegenstände aus der Römerzeit gefunden. ®) Das Christenthum und: seine Ausbreitung vom Beginne bis zum VII. Jahrhundert. Regensburg 125, 8 Wie das Patronat der. Hauptkirche ‘deuten auch die der Filialkirchen auf hohes Alterthum. “Unterregau ist dem’heiligen Petrus, Oberregau St. Veit, Atnang dem heil. Martin und Pichel- wang dem heil. Andreas geweiht. Als im Jahre 1151 der Nachfolger des Bischofs Reginbert, der Sohn des heil: Leopold, Chunrat selbst nach Vöcklabruck kam, erkannte er es würdig und nachahmungswerth, in die Fuss- Stapfen frommer Vorfahren zu treten, und sich an (dem, was sie zum Heile der Lebenden und zum Troste der Abge- storbenen veranstaltet, zu betheiligen, um dadurch auch‘ die Nachfolger zu ermuntern. Er bestätigte daher’ nicht nur die Anordnungen seines Vorgängers Reginbert in Betreff’ des von - dem edlen Piligrin v. Schalehbeimen für Arme gestifteten Spitals und der Vereinigung der Pfarrkirche zu Schöndorf mit demsel- ben, sondern fügte auch das dem Bischofe jährlich zu gebende Reichniss, welches Reginbert vorbehalten hatte, noch hinzu, und bat seine Nachfolger, diese Verfügung aufrecht zu erhalten. Indem er die Stiftung unter seinen Schutz nimmt, verordnet er, dass Piligrin bis zu seinem Ableben die Verwaltung wie bisher fortführe, nach seinem Ableben derjenige, welchen der Bischof selbst mit der Verwaltung betrauen werde. Als Zeugen sind eingetragen nebst mehreren Kanonikern der Graf Albert von Rebgau, Engelschalk v. Ura und mehrere Dienstmannen der passauischen Kirche. 1) Um desto ergiebigeren Schutz für seine Stiftung zu erlan- gen, wandte sich Piligrin an den päpstlichen Stuhl mit der Bitte, sie unter. seinen Schutz und Schirm zu. nehmen. Diesem. Ver- langen entsprach der Papst Hadrian IV. mit Freude. In einer durch den Kanzler, den. Cardinal Roland ?) im Lateran am 15. Februar 1158 ausgefertigten Bulle stellt er das Spital mit der }) Meine Geschichte von St. Florian, 258. 2) Derselbe, welcher dem Papste Hadrian in seiner Würde unter dem Namen Alexander III. nachfolgte. 9 Kirche und der Brücke über die Vöckla, welche Piligrin erbaut hatte, sammt allem Besitzihume unter den Schirm des heil. Petrus, und verordnete noch überdiess, dass weder jene, von welchen der Grund angekauft wurde, auf dem die Brücke steht, noch ihre Erben oder sonst jemand eine Meile aufwärts oder abwärts eine Ueberfuhr (Urfahr) anlegen oder ein Brückengeld oder einen Zoll auf der Brücke selbst einheben dürfe. Gegen jede Beraubung oder Gewaltthätigkeit gegen das Spital oder seine Besitzungen wurde die Exeommunieation angedroht. Der Papst selbst und 5 Cardinäle haben die Urkunde eigenhändig unterzeichnet. !) Der edle Stifter scheint um diese Zeit von dieser Welt abgeschieden zu sein, wie aus der sogleich anzuführenden Ur- kunde, des Bischofs Chunrat von Passau hervorgeht, in der Piligrin nicht mehr als ein Lebender angegeben wird, Es dürfte darum hier der Ort sein, auf die Frage einzu- geben, welchem Geschlechte derselbe angehört habe. Der Zu- sammenhang der ersten Urkunde, in welcher der Stifter der St. »Aegidikirche Piligrin von Wenge?) mit der fol- genden, wo er Piligrin von Schalichheim genannt wird, lässt über die Gleichheit der Person keinem Zweifel Raum und es wäre das unnützeste Geschäft, selbe erst nachweisen zu wollen. Der Umstand, dass sich Piligrin bald von Wenge, bald von Schalichheim schreibt, erweckt in jener Zeit, wo noch keine feststehenden Geschlechtsnamen bestanden und ‚jeder sich nach seiner Hauptbesitzung nannte, kein Bedenken. IE. 260. 2) Eine nobilissima femma Chunigundis uxor Pilgrimide Wenge schenkt an das Kloster St. Peter in Salzburg den Forst pergarn mit dem Prädium Michilnawe superior (Bergern und Obermühlau in der Pfarre Otnang ?) Der erste Zeuge: dominus arnoldus de warten- burch frater prediete Ghunigundis, Heinrieus offieialis in praitenowe (bei Lambach, nach St. Peter gehörig.) Hiemit kennen wir auch die Gemalin Piligrims. Notizenblatt der k. Akad. d. Wissen- schaften 1856. S. 508. 10 Wankham !) und Schalkham sind Ortschaften in der Nähe von St. Aegid in der Pfarre Regau, einst in die Pfarre Schöndorf gehörig. Die Frage aber, welchem ‚Geschlechte dieser Piligrin von Wenge oder Schalichheim angehört habe, glauben wir dahin be- antworten zu müssen, dass er ein Glied des sehr alten und reich begüterten Geschlechtes der Herren von Pucheim, welches Schloss ebenfalls innerhalb der Pfarrgrenzen von Schöndorf gelegen ist, gewesen sei. Die für meine Ansicht sprechenden Gründe bestehen in folgenden: 1. Der Name Piligrin ist ein in dem Geschlechte der Herren von Puchheim sich oft wiederholender, wie in den genealog. Stammtafeln bei Wissgrill und Keiblinger ?) nachgewiesen ist; die Namen aber sind in den Zeiten des XIl. Jahrhunderts entschei- dend, wie jedem Forseher bekannt ist. Auch noch der Erz- bischof von Salzburg, welcher diesem Geschlechte angehörte — 1365 — 1396 — führte den Namen Piligrin. 2. Die Besitzer von Pucheim sahen sich immer, wie der Verlauf der Geschichte zeigen wird, als die Stifter und Schutz- vögte der St. Aegidikirche an und hatten ihre Familien- Grabstätte in derselben ?) !) Man könnte auch an Pichlwang denken. $. übrigens den Aufsatz des Ritter v. Koch -Sternfeld im Archive für Kunde österreichischer Geschichtsquellen II. 151. »Die dynastischen Zweige zu Moosbach und Weng., « 1 2 Da Hormayr. Taschenbuch 1829, wo aber des ursprünglichen Stamm- sitzes des Geschlechtes gar keine Erwähnung gethan wird. Wıe wir hören werden, vertauschten die Herren v. Puchheim erst am 15. Oct. 1548 ihren Stammsitz gegen die Vesten Litschau und Heidenreiehstein an Herzog Albrecht II. v. Oesterreich. Ein Piligrim v. Puchheim ıer- scheint öfter in den Urkunden von 1190 — 1202. S. Meiller, Re- gesten. Seine Tochter Adelheit trat 1197 in das Frauenkloster zu Berchtesgaden. Codex Berchtesgad. in »Quellen und Erörterungen. « l. c. I. 354. 3) Albero v. Puchheim versichert 1294 den Bischof Wernhart v. Passau, dass swi . . progenitores memoratum hospitale ... . ecelesie s. Flo- riani tradiderunt. Ferner wird von ihm gesagt, dass er pafrum su- orum honoraturus sepulchrum . , 11 3. In einem Traditionsbuche des Klosters St. Peter in Salzburg kommt folgende Stelle vor, welche wir wörtlich an- führen zu müssen glauben: Pilgrimum nobilem hominem de Pucheiman atque Etichonem de glasa seruitorem Saneti Ruberti benefieia, que de eadem ecclesia possederant diuersis in loeis: Walkabingin, ad haselespach ... Chunrado archiepiscopo reddidisse ea uidelicet conditione, ut et ab eodem .. supra altare sahchh Petri.. traderentur et ulriusque (sic) dum aduiuerent ab eodem monasterio aliquid loeo beneficii possidendum recompensare- tur. Quod ita factum est. Nam ulerque eorum dignam pro merilis talionem a Balderico (1125—1147) tunc eiusdem monasterii patre usque ad terminum uite recepit. Piligrimus seilieet pro Walrabingin et pro manso apud Adalaspach Decimationem ad Wen ya, cam- pestrem et ad Eicha prope cenobium Lampach recepit ... !) Der Name Piligrim und der Umstand, dass er eben in jenen Gegenden, wo der Stifter des Spitals an der Vöcklabrücke begütert war, Besitzungen erhielt, zumal die Verleihung des Zehents zu Weng, scheinen keinem Zweifel Raum zu gestatten, dass Piligrim von Pucheim und Piligrim von Weng und von Schälichheim eine und dieselbe Person seien. Von seiner näheren Beziehung zum Erzstifte Salzburg gibt sehon die Verhandlung wegen des Urfahrs der Vöckla Zeugniss. Eine weitere Verhandlung lehrt uns, dass Piligrim einen gleichnamigen Sohn hatte, nach dessen frühem Ableben er sich wahrscheinlich von der Welt zurückzog, um fortan ungetheilt Gott zu dienen. ?) Um das Jahr 1159 oder noch 1158 scheint der Stifter des St. Aegidispitals aus diesem Leben geschieden zu sein. Es ?) Notizenblatt 1. e. 141. 2) l. ec. 145... . fidelis wir Adalbertus de pucheiman per manus gisile uvoris fratris sui Peronis predium in loco phangowi ad altare S. Petri tradidit. Testes Piligrim de wenga et filius eius Piligrim.... Piligrim de schalheimin I, e. 185. 189. nobilis wir, Püigrimus de Wenge. I. e, 210, P. de Fechelhahe 1. e, 215. 12 handelte sich nun darum, wem die Verwaltung der Stiftung anvertraut werden soll. Zwar hatte Bichof Reginbert 1146 bestimmt, dass nach Piligrims Ableben der jeweilige Pfarrer von Scehöndorf die Verwaltung zu führen habe; doch wurde diese Bestimmung durch die Urkunde seines Nachfolgers in so weit wieder abgeändert, als dem Bischofe von Passau die Bestimmung eines Verwalters vorbehalten wurde. Bischof Chunrat glaubte nun für den Fortbestand und das Gedeihen der Anstalt dadurch am zweckmässigsten zu sorgen, wenn er sie den Händen einer geistlichen Corporation übergebe. Mittels einer im Jahre 1159 zu Passau ausgeferligten Urkunde verlieh er mit dem Beirathe seiner Chorbrüder die Stiftung des edlen, sich mit Leib und Seele Gott weihenden Piligrim, damit der göttliche Dienst in der Spende des Almosens und in der Pflege der pilgernden Brüder um so mehr in Aufnahme kommen möge, dem Propste Heinrich von St. Florian die Verwaltung im Zeitlichen und Geistlichen nur mit dem Vorbehalte seiner bischöflichen Gerechtsame. Ihm und seinen Nachfolgern wird volle Gewalt übertragen, die Stiftung mit ihren Brüdern, Dienern, Bewohnern und Besitzungen zur Ehre Gottes zu verwalten. !) Wir bezweifeln, ob diese Anordnungen auch wirklich nach ihrem vollen Umfange zur Ausführung gekommen seien. Die Unruhen und Verwirrungen, welche in Folge des durch Kaiser Friedrich ]. hervorgerufenen Schisma auch über die Kirche von Passau und ihren Bischof hereinbrachen, konnte solchen Menschen, denen aus allerlei Gründen die Uebertragung der Stiftung an das Kloster St. Florian nicht angenehm war, leicht Veranlassung bieten, den bischöflichen Bestimmungen erfolg- reichen Widerstand entgegen zu setzen. Einige Andeutungen scheinen in dem nachstehenden Diplome zu liegen. 1) Acta sunt hee Pulavie anno . . . MCLIX. Indietione VII. anno . episeopatus nostri XIM. S. Geschichte von St. Florian, 264. 13 Am 21. Juli 1183 fertigte Bischof Dietpolt von Passau auf dem Chore seiner Kirche mit Zustimmung seines Capitels eine Urkunde folgenden Inhaltes aus: «Das göttliche Gebot unterweiset und das Beispiel des Apostels muntert uns auf, den Bedürfnissen der Armen Christi nach dem Masse unsers Vermögens hilfreich entgegen zu kom- men, um durch zeitliche Unterstützung die Belohnung ewiger Vergeltung zu erlangen, Dieses ernstlich erwägend, und sowol dem eigenen Elende zu steuern, als auch den Bedürfnissen der Armen entgegen zu kommen, bekräftigen 'wir für ewige Zeiten die An- ordnungen, welche unsere Vorfahren, Bischof Reinbert der echte Hohepriester und Chunrat, der Vertheidiger der Kirche von Gott an- getrieben und dureh päpstliche Privilegien geschützt gemacht haben. Daher wollen wir, verziehtend auf alle jährlichen Reichnisse von der benachbarten Pfarrkirche Scevendorf aus Liebe zu dem Be- kenner Christi Aegidius, in dessen Ehre die Kapelle des Spitals zu Vöcklabruck, das weiland der edle Mann Piligrim von Sehalk- heim gründete und nach dem Inhalte älterer Briefe mit Gütern ausstattete, dass alle Einkünfte der Pfarre zur Hilfe und Unter- stützung der genannten Anstalt verwendet werden. Damit aber nicht in der Folge, wie es häufig zu geschehen pflegt, die für den Dienst Gottes und den Nutzen der Armen bestimmten Ein- künfte durch willkührliche Verschleuderung der Verwalter ab- handen kommen, lıaben wir für ewige Zeiten die feste Bestim- mung getroffen, dass Herr Engelbert, der ehrwürdige Propst ‚des heil. Martyrers Florian, auf dessen Verwendung und An- dringen das gegenwärtige Privilegium ausgefertigt worden, und seine Nachfolger das volle Verwaltungsrecht des besagten Spitals ausüben mögen. Sich auf unser Ansehen stützend, damit niemand irgend eine Willkühr zu üben sich unterstehe entweder durch gewaltsame Uebergriffe oder unter dem Scheine eines frommen Gelübdes, sollen sie untaugliche Personen entfernen und dafür unbehindert taugliche, welche die nöthigen Dienstleistungen zu verrichten im Stande sind, aufnehmen. 14 Wer es je wagen wollte, das vorgenannte Hospital zu ver- niehten, zu verringern, die Einkünfte desselben zu verschwenden, oder in irgend welcher Weise das Eigenthum der in dasselbe Aufgenommenen zu vergeuden, möge wissen, dass ihn die göttliche Rache treffen werde; alle Wohlthäter aber mögen un- gezweifelt die ewige Belohnung erwarten.« ?) Diese Uebertragung, zunächst die der Pfarre Vöcklabruck (Schöndorf) bestätigte auf die Bitte des Propstes und des Conventes von St. Florian Papst Honorius Ill. diesem Kloster am 5. Jänner 1218, und ebenfalls nebst andern Besitzungen und Pfarrkirchen am 22. Mai 1220. ?) Um diese Zeit muss Vöcklabruck schon zu einem nicht unbedeutenden Orte herangewachsen sein, da hier im J. 1245 die Abgesandten des Herzogs Liupolt von Oesterreich und des Erzbischofes Eberhart II. von Salzburg laut Verabredung in Wels einen Zusammentritt zur Behebung eingetretener Irrungen hielten, zu welchem Ende der Herzog den erzbischöflichen Dienstmannen und Leuten Geleit: für den Her- und Rückweg zwischen dem Orte /locus) Vöcklabruck und Strasswalchen ertheilte. g Von Seite des Herzogs wurden gesandt Otto von Ror, Albert (Albero) von Polheim und Siboto von Hag; der Erzbischof schickte den Burggrafen von Salzburg, Chunrat von Polheim und Gerhoh von Perchheim. Der Gegenstand der Verhandlung ist unseres Wissens unbekannt. ?) Eine andere Verhandlung sollte 1235 in .der St. Aegıdi- kirche statt haben. Es hatte sich zwischen den Klöstern Gött- 1) Geschichte von St. Florian, 269. 2) Datum Lalerani Nonis Januarii, Pontif. anno secundo. Dat. Viterbiü AI. Kalend. Juni, Pontif.... anno quarto. 3) Zeitschrift für Baiern und die angrenzenden Länder, 1817. Juliheft 18. Dux ministerialibus et hominibus Archiepiscopi venientibus ad placi- tum apud Veklerbruke in eundo et redeundo inter eundem locum et Strasswalchen super conductu et securitatibus providebit. 15 weig und Rot (bei Rosenheim in Baiern) wegen gewisser Be- sitzungen zu Schwarza bei Püten Streit erhoben, weleher bis an den päpstlichen Stuhl gebracht wurde. Papst Gregor IX. bestellte den Abbt Ulrich von Garsten, den Propst Bernhart von St. Florian und Wernhart den Dechant von Ens zu Richtern in dieser Sache. Sie eitirten die Parteien auf den 30. April 1235 in die Aegidikirche nach Vöcklabruck. Allein da der Laienbruder, welcher Auftrag erhalten, dem Kloster Rot die Citation zu überbringen, denselben wegen Misshandlung nicht vollziehen konnte, musste der Termin auf den 4. Juni hinaus- geschoben werden. Rot wurde sachfällig. !) Allem Anscheine nach gelang es den Pröpsten von St. Florian nicht, öfter einen Chorherrn des Klosters als Ver- walter des Spitals und der Pfarrkirche zu St. Aegid und Schön- dorf bestellen oder einsetzen zu können. Die fette Pfründe fand ohne Zweifel viele mächtige Bewerber, denen gegenüber sie ihr strietes Recht nicht in Anwendung bringen konnten, wol aber behaupteten sie fortwärend das Verleihungsrecht. Später scheint auch dieses angefochten worden zu sein, wesshalb Propst Leonhart vor dem Bischof Rudiger von Passau und seinem Capitel durch Vorlegung der Diplome, welche seine Vorfahren dem Kloster verliehen, den Beweis lieferte, dass diesem das Recht zustehe, Spital und Pfarre nach Belieben ohne vorgän- gige Berathung mit dem Bischofe und Capitel zu vergeben. Hierüber und dass der Propst nur auf seine Bitte dem Hot- - Caplan Hartnit Spital und Kirche verliehen habe, fertigte Bischof Rudiger zu St. Florian 1239 eine Urkunde aus. Zur Zeit, als dieser bischöfliche Hofeaplan noch im Besitze der Pfründe war, am 45. April 1242 wählte sich Heinrich von Pucheim seine Ruhestätte in der St. Aegidikirche zu Vöckla- bruck und gab dafür dem Pfarrer in Gegenwart und mit Zu- stimmung seines Sohnes Albero, seiner Gemalin und seiner t) Fontes rer. Austr. Il. VIII. 305 u. ff. 16 Getreuen und Leute einen Weinberg zu Wesendorf ‘in der Wachau, eine Maierei in »pueinperge, in Mohse« 1) und ein Gut zu ÖOtnang, wogegen der Pfarrer das Versprechen gab, den entseelten Leichnam mit seinen Leuten zu Pucheim oder wo immer er sterben möge, abzuholen und die nächtliche Beleuchtung in der Capelle des heil. Georg in 'Pucheim zu besorgen. Gesiegelt hat das Document der Propst zu St. Florian, dem die Kirche unmittelbar untersteht, und Zeuge ist Wilhelm von Ötnang, dessen Händen die Güter anvertraut sind, ?) Noch einmal nahmen sich die Herren von Pucheim der St. Aegidi-Stiftung an. Es unterliegt keinem Zweifel, dass es im Sinne des Stifters gelegen die Verwaltung derselben in die Hand eines jeweiligen Propstes von St. Florian zu legen, da- mit ein Mitglied des Klosters sowol die Seelsorge verwalte als auch dem Spitale vorstehe. Das blosse Verleihungsrecht des Propstes entsprach sicherlich der Willensmeinung des Stifters nicht. Darum trat der Edle, Albero von Pucheim vor den frommen Bischof Wernhart mit der Bitte, nach dem Ableben des gegen- wärtigen Pfarrers die Einsetzung eines Chorherrn von St. Florian zu gestatten und zu erlauben, dass neben dem Spitale ein Convent von Chorherrn aus diesem Stifte begründet werde. Seine Vorfahren haben mit Zustimmung der Bischöfe von Passau Spital und Pfarrkirche (?) eben in der Absicht an St. Florian übergeben, damit die in klösterlicher Gemeinschaft lebenden Brüder die Verwaltung im Zeitlichen und Geistlichen führen sollen zu ewigen Zeiten. 3) Wenn einige Pröpste von St. Florian missbräuchlich, nachdem durch lange Jahre die Verwaltung durch Klosterbrüder geführt worden war, später Weltgeistliche vorgestellt haben, so könne doch dieses dem ursprünglichen 4) St. Aegid besass ein Gut »Moosheim« in der Pfarre Tesselbrunn. ?) In euius manu prefata predia sita sunt , velut in registro. 3) Vt videlicet fratres prediete domus (St. Floriani) deberent eadem lam in temporalibus quam eciam in spiritualibus re gulariter per- petuo gubernare. 17 Vertrage keinen Eintrag thun. — Bischof Wernhart willfahrte bereitwillig der Bitte Alberos und verordnete, die Stelle des Todes verblichenen Pfarrers mit einem Conventualen von St. Florian zu ersetzen. 14. August 1294, ') Ob diese Bewilligung jemals konnte benützt werden, ist un- gewiss, gewiss aber kam die weitere Absicht Albero’s von Pucheim, einen Convent zu gründen, nie zur Ausführung. Das einzige, was wir mit Sicherheit behaupten können, ist, dass im Jahre 1323 ein gewisser Wernhart, welcher sehr wahrscheinlich dem Weltpriesterstande angehörte, Pfarrer zu Schöndorf war. Die Herren von Pucheim konnten überhaupt nicht lange mehr auf die Stiftung ihres Ahnherrn Bedacht nehmen. Da Albrecht von Pucheim laut Urkunde des Herzogs Albrecht II. von Oester- reich vom 15. Oktober 1348 diesem die Herrschaft Pucheim gegen die Vesten Lietschau und Heidenreichstein in Unteröster- reich im Viertel o. d. Manhartsberge abtrat, Im Jahre 1378 sass Konrad von Raep, dessen Bruder Dom- herr von Passau war, auf der Pfarre und verlieh das Gut zu Schöndorf gegen einen jährlichen Dienst. St. Florian machte kurz nachher neuerdings Anstrengungen, die einträglichern Pfründen, welche ihm eben zur besseren Sustentation waren verliehen worden, auch in dieser Weise benützen zu können. Es wandte sich an Papst Bonifaz IX. mit der Vorstellung, dass ihm die Pfarren Vöcklabruck, Ried und (Nieder) Waldkirchen, deren Patronat es inne habe, früher durch die Bischöfe von Passau seien einverleibt worden, allein die Einverleibung sei durch Nachlässigkeit unterbrochen und zweifelhaft geworden. Es wurde daher gebeten, dieselbe erneuern, bestätigen und gestatten zu wollen, dass die Seel- sorge durch Conventualen verwaltet und der Ueberschuss der jährlichen Einkünfte zum Nutzen des Klosters angewendet werde. !) Geschichte von St. Florian 351. Stülz, Gesch, v. Vöckl, 2 18 In einer zu Assisi am 1. September 1393 !) ausgestellten Bulle willfahrte Papst Bonifaz dem Gesuche des Propstes und Gonvents und erlaubte nach dem Tode oder der freiwilligen Resignation der gegenwärtigen Pfarrer ohne Zögern oder nach- gesuchte Einwilligung des Diöcesan-Bischofes Besitz zu ergreifen, und — doch ohne Beeinträchtigung des Gottesdienstes — die Einkünfte in der nachgesuchten Weise zu verwenden, während ein tauglicher CGonventual die Seelsorge verwalte. Um schneller und sicherer zum Ziele zu gelangen, wurden die Pfarrer Nikolaus von Vöcklabruck, Martin von Ried und Chrysogon von Niederwaldkirchen vermocht, gegen das Versprechen einer lebenslänglichen Versorgung aus den Ein- künften des Klosters ihre Pfründen in die Hände des Propstes niederzulegen. Auch hiezu gab der Papst seine, Zustimmung, vorausgesetzt, dass die Entsagung eine freiwillige und keine Simonie im Spiele sei. ?) Die Angelegenheit konnte diessmal noch nicht zum‘ Ende geführt werden. Vielmehr wurde dem heiligen Vater zwei Jahre später ein neuer Vorschlag des Inhaltes gemacht: Pfarrer Nikolaus von Vöcklabruck wird mit Johann von Senging, Pfarrer zu Wuldestorf 3), Martin von Ried mit Wenzel Thyem #), Pfarrer zu Lasberg, und Chrysogon von Niederwaldkirchen mit Stephan von Enzesdorf, Pfarrer zu Ötzpach (Atzbach?) die Pfründen tauschen, worauf die neuen Pfarrer selbe dann sogleich gegen lebenslänglichen Unterhalt dem Propste abzutreten haben. 1) .. Kalendis Sept. pontificalus anno... quarto. ?) ,. Rome apud Sunetum Petrum V. Kal. Nowembris , pontificalus .. anno sexto. (28. October 1595.) ®) Dieser war Gapellanus und familiaris noster (des Papstes.) Die meisten der hier genannten Herren besassen verschiedene Pfründen und Expectanzen. 4) Im J. 1406 Domdechant von Passau, später Dompropst und bei der Wahl des Bischofes Leonhart sein Gegner, zog mit dem Dechant Heinrich Fleckel und andern Domherren zu Herzog Albrecht nach Wien, 19 Der Papst genehmigte auch diesen Vorschlag und beauftragte den Abbt von Baumgartenberg mit der Ausführung des Geschäftes. ) Wirklich erscheint im Jahre 1400 »hanns von Ens Ghorherr dacz sand Florian vnd dieezeit pharrer zu veklaprugk.« Allein die Sache hatte keinen Bestand und es war zunächst Bonifaz IX., welcher wieder aufhob, was er bisher mit so viel Wolwollen hatte herbeiführen geholfen. Schon am 2. Mai 1403 beauftragte derselbe den Bischof von Perugia, den Abbt der Schotten in Wien und den Domdekan von Regensburg, dem Konrad von Anrochte aus dem Bisthume Cöln, obgleich er schon die Pfarre der heiligen Margaretha in »Syednich« in der Passauer- Diöcese besitze, die durch den freiwilligen Rücktritt Hermanns von »Curneonia« (?) erledigte Pfarre Königswiesen zu übergeben, oder auch irgend eine andere in welcher Weise immer erledigte Pfründe, doch habe er nach Uebername von Königswiesen St. Margareth zu Siednieh sofort aufzugeben. ?) Aber schon nach 3 Tagen erging an dieselben der päpstliche Befehl, be- sagten Konrad in die Pfarre Vöcklabruck einzuführen. Der Papst erklärt, er habe zwar früher diese Pfarre dem Kloster St. Florian ineorporirt und die Einverleibung sei auch vollzogen worden; allen unter dem 22. des letztverflossenen Decembers nabe er alle Einverleibungen, welche von ilım und seinem unmittelbarer Vorgänger ausgegangen, aufgehoben und die Verleihung soleher Pfründen dem heiligen Stuhle vorbehalten. 3) Nach Besitzname !) D. Rome pontif. anno oetauo XV. Kalend. Octobr. (17. Sept. 1597.) 2). . Rome .. VI. Nonas Mai, Pontif. . Anno (Quartodecimo. 3) Cum autem nos nuper widelicel XI. Kal. Januarii proxime preteriti omnes uniones eeclesiarum parrochialium Monasteriorum eciam Moni- alium ac dignitalum , personaluum, prebendarum, offieiorum alio- rumque benefieiorum ecelesiasticorum et piorum locorum quorumlibet haetenus siue per nos swe per predecessorem nostrum immediatum ae eciam per quoseunque Ordinurios factas quibuscunque Monasterüs, ecelesüs wel alüs locis ecelesiastieis, Mensis Episcopalibus el Capi- tularibus aut Abbatialibus seu Collegüs, offieiis, dignitatibus aut pre- bendis seu quibusuis alijs locis wel Hospitalibus, que nondum sortite erant effectum ac eciam. las, que sortite fuerant effectum alias, 2% 20 Vöcklabrucks liege übrigens dem Konrad ob, auf St. Margaretha und Königswiesen Verzicht zu leisten. Am nemlichen Tage wurde auch eine an Konrad von Anrochte gerichtete Bulle gleichen Inhalts ausgefertigt, Die Freigebigkeit des Papstes für Konrad von Anrochte war hiemit noch nicht erschöpft. Auf seine Bitte wurde ihm Er- laubniss ertbeilt, Siednich und Königswiesen neben Vöcklabruck noch ein ganzes Jahr lang zu besitzen, dann aber jene Pfründen entweder gänzlich aufzugeben, oder sie mit einem vereinbaren (beneficio compatibili) zu vertauschen, und als Bonifaz IX. noch vor Ausfertigung der bezügliehen Urkunde aus diesem Leben schied, ersetzte der Nachfolger Innocenz VII. den Mangel. t) Ungeachtet aller dieser Begünstigungen gelangte Konrad von. Anrochte niemals zum Besitze der ihm zugedachten Pfründe. Auf die päpstliche Einverleibung sich stützend behauptete sich St. Florian im Besitze. Obgleich die Entscheidung des hierüber entstandenen Streites seiner Natur nach eigentlich nicht in die römische Curie gehörte, zog ihn doch Papst Bonifaz IX. dahin und übertrug ihn dem Magister Hieronymus von Sydenburg auf Ansuchen Konrads von Anrochte, später dem M. Nikolaus Vordis. Bevor ein Spruch in der Sache erging, starb der Papst. Sein Nachfolger befahl die Fortsetzung des Processes, der dahin entschieden wurde, dass dem Konrad von Anrochte die Pfarre gebühre, St. Florian aber ewiges Stillschweigen zu beobachten habe. Dieses legte Berufung an den apostolıschen Stul ein, wornach Papst Innocenz den Bischof Jakob von Aquila (Episcopus Aquilanus) mit der Untersuchung und Entscheidung des Streit- quam per obilus illorum , qui dieta beneficia unila oblinebunt tem- pore huiusmodi unionum de illis factarum ecıam si essent facte molu proprio, ac eciam illas, que facte fuerunt sine magna neces- sitate uel ex falsis aut nullis causis eciam super ipsis unionibus lis penderet indecisa, in quacunque instancia foret, cassauerimus, irrita- uerimus et annullauerimus . . 1) Rome apud Sanetum petrum Ill. ld Nouembris anno pontifie . . primo. (11. Novembr. 1404; am Krönungstage.) Sieh’ die Beilage 1. 21 handels beauftragte. Konrad von Anrochte starb noch vor Fällung des. Urtheils. 1) s Der Papst übertrug nun alle Rechte, welche dem Ver- storbenen zur Zeit seines Todes zustanden, dem Pfarrer des heil. Thomas zu »Aychach« im Passauersprengel Konrad Galgenberger, wenn er sich in Vöcklabruck nicht etwa mit Gewalt eingedrängt habe, und beauftragte den Bischof von Aquila ihm die Pfarre einzuhändigen, nach deren Uebername er aber Aichach zurücklegen müsse. ?) Der Bischof von Aquila bestätigte das frühere Erkenntniss des päpstlichen Capellans und Auditors Nikolaus von Vordis; dasselbe wiederholte auch der päpstliche Auditor Johann v. »Gaeczcow,« welchen der Papst nach der letzten Appellation des Klosters St. Florian zum Riehter bestellt hatte. Die Gerichts- kosten für dasselbe waren auf 40 Goldgulden berechnet mit der weitern Bemerkung, dass sich der Gerichtsspruch auch auf Peter Varer, welcher sich in die Pfarre eingedrängt habe, beziehe. Da Papst Innocenz noch vor der Eröffnung des Ur- theils gestorben war, ?) so wurde es im Namen des Nachfol- gers auf dem päpstlichen Stule Gregor XII. verkündet in einer weitläufigen mit Bleibulle versehenen Urkunde, in welcher der Papst dem Bischofe von Spoleto, dem Dechant von Regensburg und dem Offizial von Salzburg Auftrag ertheilte, dem Konrad Galgenberger die Pfarre zu übergeben und dem gefällten Ur- theile Geltung zu verschaffen, im Notfalle auch mit Beiziehung ‚des weltlichen Armes. *) 1) S. Beilage 1. 2) Viterbii XIV. Kalend. Octobr. Pontif. anno primo (18. Sept. 1405.) 3) 6. Nov. 1406. %) Datum Rome ad Sanctum petrum XIV. Kalend. Januarii, Pontif... anno primo. Als Procuratoren des K. Galgenberger führten den Process Magister ' Hartung v. Cappel (ein in der Folge vielgebrauchter Rath K. Friedrich II.) M. Johann von Ulsen, wärend St. Florian M. Theodorich von Nyem, Albert Swarte, Peter Frede und M. Konrad von Stein (de Lapide) vertraten. 22 Dem Peter Varer, dessen in der Urkunde Gregors Xll. Erwähnung gethan wird, hatte Propst Stephan von: St. Florian unter dem 17. März 1405 als beständigem Viear ( Viearius per- petuus) die Pfarre unter der Bedingung verliehen, dass er zu Folge der Bestimmung des Bischofes Georg von Passau jährlich in 4 Terminen aus den pfarrlichen Einkünften 40 Pfund an das Kloster entrichte. Hierüber stellte er vor Notar und Zeugen in St. Florian eine Urkunde aus. St. Florian musste sicb nun zur Ruhe legen, da kein weiteres Rechtsmittel mehr übrig blieb, und Konrad Galgen- berger nahm Besitz von der Pfarre, der aber nicht unange- fochten blieb. Er hatte einen langwierigen Process zu bestehen mit einem gewissen Bartholomäus Grassen oder Grasser, Kleriker des Passauersprengels, zu dessen Gunsten Urtheilsprüche des Bischofs Georg von Passau, des Decans Wenzel Thyem, des Abbtes Thomas bei den Schotten in Wien und des Domherrn Johann Trauner von Salzburg ergangen waren. Diese aber wurden von dem päptslichen Richter, dem nach eingelegter Appellation die Untersuchung übertragen worden, zufolge des ın Konstanz (wärend des Conciliums) in der St. Stephanskirche verkündigten Urtheils aufgehoben — am 2. April 1417 — und dem Konrad Galgenberger die Pfarre zugesprochen. Von da ab bis zum Jahre 1432, wo sein Name zum letzten Male genannt wird, besass nun soviel bekannt Galgen- berger ungestört seine Pfründe. Sein Nachfolger Caspar Hornberger wird am 16. Juni 1433 zum ersten Male ge- nannt. Wer ihm die Pfarre verliehen habe, wird nicht gesagt ; er besass sie auch nicht lange, da er 1439 als Pfarrer zu Freistadt erscheint. 1) 1) Er schenkte als soleher am St. Martinstag 1459 den von ihm er- bauten Stadel beim Gemeindewald zu Oberbuchleiten dem Gotteshause zu Schöndorf, 25 Ebenso wenig findet sich aufgezeichnet, in welcher Weise der Domherr von Regensburg Caspar Zenner die Pfarre erhalten habe. Dieser wird am 22. Februar 1443 das erste Mal genannt. Sein wahrscheinlicher Nachfolger heisst Gabriel Wehen- tritt, k. Hofcaplan, welcher laut einer noch vorliegenden No- tarıats- Urkunde vom 19. Jänner 1453 Vöcklabruck mit La- kirchen in der Salzburger Diöcese vertauschte. !) In Folge dieses Tausches kam Alexander Los aus dem Bisthume Salzburg, Kanonieus zu Niedenburg im Passauersprengel ?) zum Besitze von Vöcklabruck , in welches er am 24. März 1453 eingeführt wurde, »in seinen Händen einige Briefe haltend, welche kraft päpstlicher Vollmacht von dem hochwürdigsten Vater in Christo Herrn Aeneas, Bischof der Kirche von Siena ®) ausgegangen und erlassen waren ‘die benannte Pfarre betreflend« , und die er dem Leonhart Kirchmayr, dem Stellvertreter des ersten Bevollmächtigten, Abbt Thomas von Lambach übergab. Dieser führte nun den Alexander Los, der mit dem Chorrocke ange- than war, zum Hochaltare, überreichte ihm die Schlüssel zur Kirche und Sakristei, und lieferte ıhm alles, was zur Kirche gehörte, aus, worauf er das versammelte Volk aufforderte dem Eingeführten als seinem Pfarrer Gehorsam und Ehrfurcht zu beweisen. Im Jahre 1457 bezeugt ein öffentlicher Notar, dass er im Auftrage des Pfarrers Alexander literas inhibitorias des päpstlichen Capellans Theodor an der Kirchenthüre zu Schöndorf ‚angebeftet habe. Was sie enthalten haben, wird nicht gesagt, nur ist daraus ersichtlich, dass damals dem Pfarrer 4 Hilfs- priester zur Seite standen. !) Das Instrument des öffentlichen Notars ist ausgestellt zu Wiener- Neustadt. ; 2) Niedernburg zu Passau? 3) Der berühmte Aeneas Sylvius Piecolomini, welcher im Jahre 1458 als Pius Il. den päpstlichen Thron bestieg. 24 Alexander Los war Secretair in der Canzlei des Erzherzogs Albrecht von Oesterreich, dessen Gunst und Gnade er sich in besonderem Masse erworben zu haben scheint. Er wusste selbe im Interesse seiner Pfründe wol zu benützen, wie später angegeben werden soll. Am 6. September 1461 war sie durch den Tod des Alexander Los wieder erledigt. Diessmal präsentirte, wie scheint zum ersten Male seit 1406, wahrscheinlich in Folge des Wiener Concordates der Propst von St. Florian und zwar auf ausdrück- lichen und sehr gemessenen Befehl des Erzherzogs Albrecht, welcher versieherte durch den Cardinal von Nieäa (den berühmten und gelehrten Bessarion) dazu Vollmacht erhalten zu haben, den ÜOladien (sic) de Sancto Ewgen, Priester und Propst von Beffort, aus dem Sprengel Besancon und des Erzherzogs Capellan »vor allen Andern ja selbst mit Ausschluss eines jeden Andern.« Propst und Capitel erinnerten sich zwar wohl, was sie früher dem Bischofe von Passau in Betreff seiner ersten Bitte ver- sprochen, sprechen aber die Hofinung aus, dass er in Anbe- tracht der Unmöglichkeit ihrem Versprechen nachzukommen ihnen vergeben werde. Indessen thaten sich noch drei andere Bewerber um die reiche Braut hervor, welche sich bis 1472 um dieselbe zankten: Peter Schalichhaimer, welcher sich am 28. Mai 1465 im Besitze befand und am 23. Jänner 1467 auf ihr gestorben ist; Peter Frey von Spitz und Georg Schaffmannsberger aus dem Bisthume Regensburg und im Dienste des römischen Vice - Canzlers, des Cardinals Roderich. Unter Papst Pius II. (1458 — 1464) processirten Peter Frey von Spitz und Claudius von St. Eugen am römischen Hofe; unter Paul II. (4464 — 1471), welcher die Pfarre dem Georg Schaffımannsberger verliehen hatte, wurde der Process zwischen diesem und Peter Schalichhaimer geführt. Man entschied, dass die dem erstern ertheilte Verleihung kanonisch sei, ihm also die Pfarre müsse ausgeliefert werden. Als aber der Spruch in Deutschland anlangte, hatte Georg Hohenfelder von Schlüssel- 25 berg sie an die Stelle des mittlerweile verstorbenen Schalich- haimer eingenommen. Dieser war vom Kaiser begünstigt und dem Propste von St. Florian dringend empfohlen worden. Der- selbe schrieb am 15. Februar 1467 von Linz aus: !) Er ver- lange, dass seine erste fürstliche Bitte berücksichtigt und dem Jörg Hohenfelder, wie zwar versprochen aber nicht gehalten worden sei, die Pfarre Vöcklabruck verliehen werde. Dem mächtigen Fürbitter musste Rücksicht getragen werden, obgleich die Pfarre bereits dem Stephan Zehetner, einem Priester der Regensburger Diöcese und Pfarrer zu Niederwaldkirehen war verliehen worden, und der Bischof Udalrich von Passau denselben bestätigt und den Pfarrer von Schwanenstadt mit seiner Einweihung in die Pfründe beauftragt hatte. ?) Die Entscheidung des Streites zwischen Schaflmannsberger und Schalichhaimer am päpstlichen Hofe wurde dem Georg Hohenfelder mit Androhung der gegen den Ungehorsamen aus- gesprochenen Censuren in Wien eingehändigt. Vielleicht trat er damals zurück. Dadurch war indessen dem Obsiegenden der Weg noch keineswegs geöffnet, denn abermals musste er einen Process mit dem schon genannten Peter Frey von Spitz 1) Vns hat vnser getrewr Gristof! Hohenfelder vnser Phleger zu Frankhen- burg anpracht, wie er dich (den Propst) mit vnsern ersten Fürst- lichen beten, so wir dem Erbern vnserm lieben andechtigen Jörgen Hohennfelder seinem Bruder geben haben vmb die erst Gotzgab deiner vnd deines Gotshaws lehennschaft, so ledig wurde, die dem benanten seinem Bruder auf die bemelten vnser erste bete zuuerleihen Vnd jn damit furzesehen ersucht hab, Dass du jm dann zetun zugesagt vnd zugeschrieben habst. Nu sey am nagsten die pharrkhirchen zu Vek- laprugk deiner vnd des bemelten deins Gotshaws lehennschafft ledig worden, darumb er dieh dann die benanten seinem Brueder zuuer- leihen angelangt hab, die du jm aber nicht, sunder ainem anndern verlihen habst, des er sich beswert vnd vns frombd bedunkht. Begern wir an dich mit fleiss vnd ernst, Da zdu weeg furnemest, da- mit die obbemelt Pharrkirehen .. . » = Zehetners Präsentation ist vom 5. Febr., die Bestätigung des Bischofes — Dat in Nouaeiuitate — vom 25. Febr. Am 10. April 1467 resignirte er, worauf am nämlichen Tage Georg Hohenfelder vorge- gestellt wurde. 26 am römischen Hofe abführen, der erst unter Sixtus IV. 1472 zu seinen Gunsten entschieden wurde. Endlich am 23. April 1475 erscheint Georg Hohenfelder, Doctor und Domherr von Passau als Pfarrer zu Vöcklabruck. !) Er starb zu Traun- kirchen am 16. August 1483, wo er auch seine Ruhestätte fand. ?) Der Propst von St. Florian stellte für die erledigte Pfründe dem Bischofe von Passau ein Stadtkind von Vöcklabruck, den Magister Jakob Herbsleben vor, welcher im Jahre 1478 mit dem Tischtitel von St. Florian war geweiht worden. Er erhielt die Investitur aus der Hand des Bischofes Friedrich am 18. August 1483. Zur grösseren Sicherheit bewarb sich indessen Herbsleben auch noch um die Bestätigung der erhaltenen Verleihung von Seite des päpstlichen Legaten für Deutschland, Polen, Ungarn, Böhmen und Daeien, Bartholomäus Bischof »eiuitatis Castelli ,« welche ihm auch zu Theil wurde. ®) Nichts desto weniger wurde er im October d. J. auf An- stiften des edeln Mannes Bermhart von Polheim, Doctor des geistlichen Rechtes, mit Gewalt angefallen, beraubt und vertrieben — in Folge eines Auftrages des Kaisers an den Propst zu St. Florian, dem Lehrer der geistlichen Rechte Bernbart von Polheim die Pfarre einzuantworten, Dieser nahm wirklich Besitz von der Pfründe. ®) #1) K. Friedrich nennt ihn einmal beider Rechten Lehrer und Pfarrer zu Vöcklabruck, ein anderes Mal Lerer geistlichen rechten ... . ?) Seine Grabschrift: Sepulfus . . Georgius hie sub marmore . . Doctor Hochenfelder . . canonieusque . . bat preposiftusque Ardacker erat pastorque Vöcklapruck.. Traunkirchen vivat ipse deo obiit XVH. Ka- lend. Sept. 1485. 3) Dat in gretz, Saltzburg. dioe. 25. September 1485. #) Bernhart v. Polheim war übrigens ein ausgezeichneter Mann, der bei den K. Friedrich und Maximilian in hoher Gunst stand, die ıhm wichtige Sendungen anvertrauten. Obgleich zum Bisthume Wien be- fördert, Tess er sich nie zum Priester weihen. Er starb am 15. Jän, 1504 und ist in Wels begraben, 27 Der Verdrängte wandte sich klagend an den Legaten Bar- tholomäus, welcher die Untersuchung dem Georg Sunichinger, General- Commissär des Vicariats und Offieialats der salzburgi- schen Curie auftrug. Das Urtheil lautete dahin, dass Herbsleben wieder in seine Pfründe einzusetzen sei und Polheim Schaden- ersatz zu leisten habe. !) In Folge dieses Spruches schlossen beide Bewerber einen gütlichen Vergleich, worauf der Kaiser seinem Rathe und Hauptmanne o. d. Ens Bernhart v. Scherfen- berg Auftrag ertheilte, dem Magister Jakob Herbsleben die Gewer des Pfarrhofes Vöcklabruck einzuantworten und ihn dabei hand- zuhaben, ?) Am 6. August 1484 wurde derselbe in Gegenwart des Propstes von St. Florian, »welcher der wahre und geseiz- liche Collator der Pfründe ist«, von einem öffentlichen Notar vermittels der Ueberreichung der Schlüssel, des Buches, Kelch's und der Aufsetzung des Birrets, endlich durch Einführung in den Chorstul im Geistlichen feierlich installırt, Nach Absingung des Amtes führte er ihn auch in den Besitz der Temporalien ein. Herbsleben blieb von nun an unangefochten bis zu seinem Tode, welcher am 13. Jänner 1504 erfolgte. Sein Nachfolger, welcher am 22. Juni 1505 zum ersten und am 6. November 1522 zum letzten Male erscheint, heisst Johann Taxberger, oder auch Hanns von Tachsberg. Wer ihm die Pfarre verliehen, 1) D. Saltzburge, 21. Mai 1484. ®, Dat. zu Greez an Montag nach sand Vlrichstag Anno domini ect. oetua- gesimo quarlo. An herr Bernharten von Scherflenberg ... Friderich.... als wir dir vormals geschriben vnd bevolhen haben dem Ersamen gelerten vnnserm lieben andechtigen vnd getrewen Wernharten von polhaim Lerer geistlicher rechten vnnserm diener die gwer der pharr- kirchen zu vegklaprugk _jnezeantburtten vnd jn dabey von vnnsern wegen Zuhannthaben nach laut \nnser brief ..... Lassen Wir dich wissen, das sich derselb von polhaimb mit dem Erberen . . Jacoben Herbsleben, so zu derselben pharrkirchen gerechtigkait zu haben vermaint vnd darumb gen Im Im Rechten auf vnnsers heiligen Vattern pabst legaten, so am jungsten hie jm lannd gewesen ist, commission gestanden, gutlich veraint vnd vertragen .. laut ains jnstruments... Nach dem Wir aber Vnnsern -willen zu solher ainigung auch geben haben . . . m m wird nirgends angegeben. Er war zugleich Domherr von Passau und liess aller Wahrscheinlichkeit nach die Pfründe durch einen Vicar verwalten. Als solcher wird von 1508 — 1512 Hanns Lichtensteiger, Benefieiat zu St. Ulrich und Pfarrer zu Scheibs genannt; von 1521 — 1522 Thomas Schenperger. Von 1526 — 1542 kommt Christoph von Oberndorf als Pfarrer vor. Wegen Mangel aller Nachrichten kann auch bei diesem nicht angegeben werden, wie er zum Besitze der Pfarre gekommen noch wie er seinem Berufe nachgekommen sei. Die Dotation der Pfarre Schöndorf und des Stiftes zu St. Gilgen bestand theils in Grund und Boden, theils in Unter- tbanen, Zehenten und Diensten. Ueber all dieses gibt Auskunft ein Urbar auf Pergament aus dem Ende des 14. Jahrhunderts mit der Aufschrift: »Das ist das vrbar Puech Sand Gilgenn goczhaws dacz Veklaprugk, das die Edelen herren von Puechaim gestift vnd geewigt haben mit allen den eren, Rechten vnd nuezen, als Sy es selber von alter jn aigens gwer gehabt haben: Stift vnd Stör alle sach ze Richten an den tod allaine. Des ist vogt die pfleg ze Puechaim.« Die Unterthanen lagen zerstreut in verschiedenen Pfarren: zu Atnang, Schöndorf, Unkenach, Regau, Olstorf, Lakirchen, Kirchham, Roidham, Schwanenstadt, Tesselbrunn, Rothenbach, Eferding. Nach einem Verzeichnisse des Pfarrers Christoph von Öbern- dorf von 1526 betrugen die Einkünfte des Pfarrers !): Weizen 26%, Metzen, Korn 5 Mut und 3 Metzen, Haber 8 Mut 10 Metzen, Gerste 2 Metzen und ebensoviel Linsen, alles in War- tenburger Mass; Flachs 14 Schett?) und 4 Reisten, 4 Gänse; 1) Eigentlich die Dienste von den Unterthanen. 2) Das Schett zu 24 Reisten. 29 für kleinen Hauszehent 5 Schilling 10 di.; Gelddienst 59 N. 2 £ 29 dl.; hiezu kamen noch 98 Hühner, 100 Käsh und 1032 Eier. Der Pfarrer übte volle Gerichtsbarkeit über seine Holden, nur solche Verbrechen waren ausgenommen, auf welche die Todesstrafe gesetzt war. Solche Fälle handelte die Herrschaft Pucheim ab. Die Holden wurden jährlich auf St. Valentinstag (7. Jänner) zur Bannteiding, welche im Pfarrhofe bei St. Gilgen abgehalten wurde, eingerufen. Den Richter wählte der Pfarrer nach Belieben, Beisitzer und Rechtssprecher waren aus den Holden selbst erkiesen. Die Berufung ging zuerst nach Pucheim, dann an den Hauptmann in Linz, endlich an den Landesfürsten. Es hat sich ein Bannteidingsbuch aus dem Ende des 14. Jahrhunderts erhalten. Das erste Blatt, welches ausgeschnitten wurde, ist von einer jüngeren Hand ergänzt. Der Eingang lautet, wie folgt: »Hie sind vermergkceht des wirdigen Gotzhaus sannd Gilgen gerechtickait, die man alle jar järlichen ruegt in Eehaflten freien stifte Tädingen auf des gotshaus grünten vnd fürstenn freiung jm pfarrhoff an sannd Valteinstag, Alls dann die edlenn herren von Puechaim gestifft vnd geewigt habennt Mit allen eeren vnd rechten, alls sy es selber von allter in aigenns gweer (gehabt haben) Alle sach zu richtenn An den Todt allain.« Die Bannteiding hat folgende Ueberschriften : » Welche Hintersassen das ehehaft Stiftteiding nicht besuchen. « »Ob einem Dingens noth besehieht, wo die hingehen soll. « »Was Rechten ein Pfarrer hat hinz seinen Holden und Hindersassen. « Der Pfarrer hat Stift und Stör mit seinen Holden und des Gotteshauses St. Gilgen freien Stiftgütern und das Recht, sie zu bessern und zu strafen, den Tod ausgenommen. So lange aber ein Hold stiftlich, baulich und nachbarlich sitzt und seinem Pfarrer gehorsam ist, soll ihn dieser altem Herkommen gemäss sitzen lassen. 30 »Wie einer den andern beklagen (verklagen ) soll oder ein Auswändiger.« »Wie einer klagen soll auf des Gotteshauses Gründe oder Güter.« »Was des Pfarrers Holden sein zu Vogtrecht schuldig.« Etliche Tagwerk mit dem Pfluge und der Sense. »Welcher des Gotteshaus Hold Gründe verkauft, versetzt oder verheiratet. « Den kann der Pfarrer festnehmen und ihn so lange behalten, bis er die Gründe wieder geledigt hat und ihn hernach strafen an Leib und Gut. »Ob sich des Pfarrers Hold verpflichtet hinter eine andere Herrschaft. « | »Ob ein Hold dem Pfarrer nicht gehorsam wäre, « »Er kann ıhn zum Gehorsam verhalten und im Nothfalle den Vogt in Anspruch nemen.« »Welche Holden die Güter nicht stiftlich legten oder den Dienst nicht ausrichteten zu rechter Zeit.« »Von der Freiung Sannd Gilgen Goczhaws jm dörfleın !) vnd des pfarrhofs Als auch daselbs in Eehaften taidingen geruegt vnd in Rechten erkannt wiert, als auch von alter herkomen ist vnd in fürstleicher freileichaiten gehalten worden.« »Wie weit vnd verr die Marich der freiunge geent.« Die Freiung beginnt im Pfarrhofe und geht bis mitten auf die Steinbrücke und mitten in die Vöckla, von da durch's Dörfl hinab nach der Landstrasse bis zu den Sundersiechen, wo sich die Wege theilen, dann hinauf zur oberen Landstrasse nach dem Tiessenbach bis zur Stiegel des äussern Feldes des Tiessen- bachs. Alle Gründe und Gärten zwischen den Landstrassen, oben oder unten, quer über bis mitten in die Vöckla gehören in die Freiung. 1) So heisst die Ortschaft auf dem linken Vöcklaufer, wo St. ‚Gilgen und der Pfarrhof liegt. al »Wenn einer in die Freiung kommt, wıe er die gewinnen soll von dem Pfarrer oder seinem Anwalt.« Kömmt ein Auswärtiger in die Freiung und begert ihrer, so soll man sie ihm gewehren auf 14 Tag, wofür er 12 dl. zu entrichten hat. Wünscht er neue 14 Tag, so wird ihm in derselben Weise willfahrt. Sucht er zum dritten Male um Ver- längerung nach, so bezahlt, er abermal 12 di. und geniesst dann Freiung durch ein ganzes Jahr, oder so lange er will. Wenn er aber nach Umlauf ‚eines ganzen Jahres noch länger bleiben will, »So tret (er) drey dritt (Tritte) aus der freiung vnd tret hinwinder (sie) ein vnd geb mer zwelif pfening vnd peleib ain gancz jar darjnn oder wie lang er wil.« »Wie sich einer in der Freiung halten soll.« Wer von fremden Landen in die Freiung kommt, soll keine andere Waffe als ein Brotmesser an seinem Gürtel tragen. In ihr soll niemand eine Drohung gegen seinen Feind aus- stossen, widrigenfalls ihm die Freiung aufgesagt würde. »Vom Fechten in der Freiung « Geht jemand durch die Freiung, der ficht oder frevelt mit den Dörflern oder mit einem Ausmanne, so soll arm und reich, Mann und Frau herzulaufen und die Freiung schützen helfen bei Pön von 12 dl. Wer vom Pfarrer oder dem Anwalde dazu angemant es unterlässt, zahlt zu Wandel 72 dl. und unter- liegt der Strafe des Pfarrers. »Ob einer lief aus der Stadt in die Freiung,« »Wie man fordern soll aus der Freiung.« Die Forderung muss an den Pfarrer gestellt werden, im Weigerungsfalle an den Vogt, welcher den Pfarrer aufzufordern hat. Weigert er sich auch jetzt noch, so liefert der Vogt den Geforderten aus, doch unentgolten der Freiung. »Von den gemeinen Baumannsrechten auf dem Land.« »Von dem Bannzaun des Rechtens.« Jeder Bannzaun soll sieben Schuh weit sein, drei Schuh vor und drei Schuh hinter ihm, auf dem siebenten aber soll 32 der Zaun stehen. Es soll und mag auch einer mit einem Fusse am Zaun stehen und dann Holz maissen, so weit er reichen kann. »Von verkehrten Marken.« »Von Frieden (Zöunen) der Felder.«c »Vom Zaunholz.« »Vom gemähten Gras.« »Von Pfandung.« »Wer Vieh begreift an seinem Schaden.« »Wie lang ein Zehentner den Zehent liegen soll lassen.* Es soll jeder Zehentmann den Zehent unverletzt liegen lassen, so lang die Leute das Getreid auf dem Schnittfelde haben, auch einer dem andern und dem Zehetner die Trat nieht anschlagen, bis jedermann sein Getreid gefechset hat. »Von Mistausführen ım Herbst.«e »Von schädlichen Hunden, Rossen und Bären,« (Ebern. ) Wie im Grossen und Allgemeinen das Bestreben der Vögte von geistlichen Genossenschaften, Klöstern und Kirchen darauf gerichtet war, ihren Gerechtsamen eine immer weitere Ausdehnung zu geben und mit dem Stiftungsgute, statt es zu schützen und zu wahren, wie mit Eigengute zu gebaren, so war das auch der Fall mit dem Gute des Pfarrhofes Vöcklabruck. Pucheim suchte sich aller Gerichtsbarkeit über die Holden zu bemächtigen, wärend die Pfarrer pflichtgemäss ihr Recht zu bewahren trachteten. Im Jahre 1436 klagte der Pfarrer Kaspar Hornberger bei dem Herzoge Albrecht über Beeinträchtigung gegen den oft- genannten, mächtigen Ulrich Eitzinger, welcher damals Pucheim pflegeweise besass. Der Herzog forderte in Folge dieser Klage Richter und Rath von Vöcklabruck auf, Kund- schaft zu geben von den Gerechtsamen des Pfarrhofes. Da diese erwiderten, dass alte Register, Urbare und Gerichtsbriefe, so wie die Aussagen der ältesten Leute in der Behauptung über- einstimmen von dem Rechte des Pfarrers, in seiner Schranne den Holden und Hintersassen das Recht zu sprechen und im Falle, dass er selbst nicht ausreiehe, den Beistand des Vogtes, der desshalb von einigen Holden auch Dienste beziehe, in Anspruch zu nehmen, so entschied auch der Herzog für das 33 Recht des Pfarrhofes und trug dem Ulrich v. Eitzing auf ihn bei demselben zu belassen. t) Dieser liess sich übrigens, wie scheint, durch den herzoglichen Urtheilsspruch nicht irre ma- chen, wesshalb sich der Pfarrer im folgenden Jahre veranlasst fand, durch mehrere Zeugnisse seine Ansprüche zu beweisen, dass nämlich ihm das Recht zustehe in seiner Schranne seinen Holden und Hintersassen Recht zu sprechen und den Richter nach seinem Belieben zu wählen, wie dann auch bei der diess- jährigen Sehranne Johann Niederndorfer anstatt des Pfarrers Hornberger den Stephan Veldhammer, einen des Raths der Stadt Vöcklabruck mit diesem Amte bekleidet hatte. Solche Zeugnisse stellten aus am St, Valentinstag 1437 Witpolt von Polheim zu Wartenburg, Hermann Paumgarlinger zu Slemating, Thomas Paumgartinger Pfleger zu Ort, Kaspar Paum- gartinger zu Kirchberg, Jörg Oberhaimer Pfleger zu Wolfseck, Veit Uetzinger und Michael Reuthaimer Stadtriehter zu Vöckla- bruck. Dasselbe bezeugten Stephan Huebmayr, Bürger von Schwanenstadt durch 13 Jahre Redner und Fürspreeher des Gotteshauses St. Gilgen am 24. März; Konrad Ahaimer des Raths von Gmunden am 1. April; Niklas Rahenstorfer früher Pfleger zu Wartenburg, jetzt auf dem Gugelberge zu Gmunden am 4. April d. J. Später, am 7. Jänner 1443 gab ein öflent- lieher Notar Thomas Petri von Teya Zeugniss, dass die Artikel der Ehehaftteiding des Pfarrhofes zu St. Gilgen in Gegenwart der Amtleute und Diener von Pucheim seien verlesen worden ohne Einsprache derselben. Zeugen hiebei waren Georg Ja- genreuter Pfarrer zu Vorchdorf und die Herren Wolfgang, Peter, Michael und Ulrich, alle Verweser der Kirche zu Schöndorf. $) Die Urkunde wurde dem Herrn v. Eitzing durch den Provisor zu - Vöcklabruck Johann Niederndorfer mitgetheilt, als er sich auf seiner Veste Schrathenthal V. 0. M. B. befand. Er behielt sie »zum nicht geringen Nachtheile der Kirche und zur grossen Gefahr für seine Seele. « B Stülz. Gesch. v. Vöckl. 3 34 Nach Vorlegung aller dieser Documente bestätigte K. Frie- drich dem Pfarrer Kaspar Zenner alle diese Gerechtsamen. !) Zur Veranschaulichung des Gerichts- Verfahrens in jenen Zeiten sei es erlaubt ein Paar Gerichtsbriefe, die sich erhalten haben, im Auszuge anzuführen. Im Jahre 1426 erschien in der Schranne zu Vöcklabruck im ehehaften Teiding, als der Stadtriehter Heinrich Decker »an dem Rechten sass«, der Pfarrer von Vöcklabruck und klagte durch seinen Fürsprecher zum dritten Male auf das Haus und die Hofstatt, wo Jörg Ritzlinger aufsitzt, und begehrte Urtheil. Auf die Frage des Richters an das ehrbare Geding, was Rech- tens sei, wurde geantwortet: Der Kläger soll in der Schranne warten, bis der Richter aufsteht, ob nieht jemand erscheine, das Haus zu verantworten gegen die erhobenen Ansprüche. Als nun der Richter im Begriffe war aufzustehen, wurde über die Schranne gerufen, ob niemand zur Verantwortung des Hauses erschienen seı? Dann wurde Haus- und Hofstatt dem Pfarrer, damals Konrad Galgenberger, zuerkannt und ihm ein Gerichts- brief ertheilt. Rechtssprecher waren die Bürger von Vöckla- bruck Lienkart und Jörg Lederer, Stephan Veldhaimer, Hanns Perner, Niklas Hufschmid und der gemeine Fürsprecher Simon Vierhauser. Im Jahre 1432 bezeugt Hanns Pubenberger, dass ihn der Pfarrer Konrad berufen habe sein Gericht zu St. Aegid zu be- sitzen. Es sei da erschienen Elsbeth von der neuen Hub, welche vermeine Erbrecht zu haben auf dem Gute Obernpuch in der Reuthaimer (Roidhamer) Pfarre mit dem Begehren ihr das Recht auf 14 Tage zu erstrecken, dessen sich aber der Pfarrer und sein Fürsprecher geweigert haben, da die Er- streckung nicht zur rechten Zeit gesucht worden sei. Auf die . Entgegnung der Frau, dass sie zwar das Urtheil des Herzogs, vor den sie gedingt (appellirt), in Handen habe, es aber heute 1) D. Neustadt, 22. Febr. 1445. 35 nicht übergeben wolle, weil ihr Fürsprecher nicht zugegen, wurde ihr gesagt, dass drei »feile Fürsprecher« in der Schranne zugegen seien. Sie nahm keinen derselben, sondern ging aus der Schranne. Er (der Richter) habe den ganzen Tag zuge- wartet, ob nicht die Klägerin ihr Recht noch suchen werde. Um 5 Uhr habe er in der Stadt und in der Schranne offen berufen lassen, ob noch jemand das Recht besuchen wolle? Als dann niemand sich meldete, fragte der Pfarrer durch seinen Fürsprecher: was nun Rechtens? Hierauf habe der Richter diesen auf seinen Eid gefragt, worauf er das Recht ertheilte: Nachdem Elsbeth ihr Urtheil gebracht, es aber nicht wollte hören lassen unter dem Vorwande der Abwesenheit ihres Für- sprechers, obgleich drei feile zugegen waren, deren keinen sie begehrt, so sei der Pfarrer ihr des Rechtens »emprosten« (ihrer Rechtforderung los und ledig) und habe bewiesen, was das Recht verlangt. Das Gut sei ihm ledig und verfallen. Diesem Urtheile stimmte das ganze Geding bei. Unter den Beisitzern befanden sich eilf Bürger von Vöcklabruck, ein Bürger von Gmunden, mehrere Gemeindeleute von Atnang, Regau und vom Dörfel. Alle Freiheiten des Pfarrhofes zu St. Aegid insbesondere bezüglich der Gerichtsbarkeit über die Holden und Hintersassen bestätigte als Landesfürst und als Besitzer der Herrschaft Pu- cheim der Erzherzog Albrecht in einer weitläufigen Urkunde am 2. Februar 1460. !) Ueberhaupt war er ein grosser Wohlthäter des Pfarrers zu St. Aegid. Schon am St. Niklastage, 6. Dezember 1459 befreite er als Inbaber der Herrschaft Pucheim in Bedenkung »der getreuen und nutzbaren Dienst, die Alexander Los Pfarrer zu Vöcklabruck unser Secretari in unser Canzlei« ihm geleistet, den Pfarrer von Entrichtung des grossen und kleinen Zehents auf den Pfarrhofsgründen , der sonst nach Pucheim 1) Dat. Linz, 3% 36 musste geliefert werden, und schenkte ihm noch überdiess den Zehent vom Dörfel. Ferner erlaubte er ihm in der Vöckla unterhalb und oberhalb der Brücke, so weit des Pfarrhofs Gründe reichen, für seinen Bedarf Fische zu fangen. Fische zu verkaufen oder dieses Fischrecht zu verpachten ist er nicht berechtigt. 1) Im folgenden Jahre aber schenkte derselbe auf ewige Zeiten dem Pfarrhofe das Fischwasser und die Fischwaid vom Tiessenbache oberhalb der Brücke bis zur Einmündung der Vöckla in die Ager, auf dem Mühlbache, in den Brunnen und Wasserzuflüssen, welehe sich auf dieser Strecke in die Vöckla ergiessen — zur Entschädigung für die durch sie weg- gerissenen Wiesen. Der Pfarrer hat hiefür einen ewigen Jahr- tag zu halten. ?) Der stets Geld bedürftige Fürst hatte damals Pucheim bereits an Ulrich Röhlinger Hubmeister o. d. Ens verpfändet, wesshalb auch dieser seine Zustimmung zu dieser Schenkung zu geben hatte, wozu er sich ohne Anstand herbei- liess, $) was um so wichtiger war, weil er laut Kaufbrief ddo. Tuln, 17. August 1462 die Herrschaft für 14.733 Goldgulden käuflich an sich brachte. #) Die Unabhängigkeit des Pfarrhofs von St. Gilgen von Pu- cheim fand auch später noch ausdrückliche Anerkennung durch K. Friedrich III. Dieser hatte nämlich 1483 seinem Feldhaupt- mann Bernhart von Scherfenberg aufgetragen zur Bezahlung der Söldner auf seine Leute und Holden, die zum Schlosse Pucheim gehören, einen Anschlag zu legen, *) Als dieser auch die Pfarr- 1) Dat. Linz. 2) Dat. Linz am St. Mertentag — 11. November. — 1460. 3, D. St. Gregorgentag 12. März und Dat. Linz, am St. Öthmarstag, 16. November 1460. Noch am 17. Febr. 1458, Dat. Neustadt, hatte K. Friedrich die Veste Pucheim dem Georg Gailspeken für 2000 gute, neue, ungarische Ducaten pflegeweise verliehen. Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen X. 209 nro. 214. #) Wie dieses mit dem Verkaufe von Pucheım an Ulrich Röhlinger, dessen Tochter 1502 dasselbe wieder an Wolfgang von Polheim veräusserte, zu vereinigen sei, begreife ich nicht. 37 bolden von Vöcklabruck mit 150 Pfund herbeizog, so unter- sagte es ihm der Kaiser auf die Klage des Pfarrers Jörg Hohen- felder ausdrücklich, da selbe nicht nach Pucheim gehören, sondern gefreit und nur zu 2 Tag Robot verpflichtet seien. ?) Kirchen. Wie schon bemerkt worden, war ohne Zweifel die uralte Kirche zu Schöndorf die Mutterkirche des ganzen Gebiets, welches gegenwärtig die Pfarren Vöcklabruck, Oberthalheim , Atnang, Regau und zum Theile Tesselbrunn umfasst. Zur Geschichte der Kirche als Gebäude vermögen wir nur einige spärliche Notizen beizubringen. Am 10. Juni 1469 verkaufte der Zechmeister der Kirche, Lienhart Rauchenzauner, ein Land mit Aeckern im obern Frauen- felde an Georg Krützinger »von notdurft... mawrens, zimmer vnnd paws wegen, so man an das bemelt gotshaws gelegt hat.« Was gebaut worden ist, wird nicht angegeben. Wieder ver- kauften 1487 die Zechpröpste ein Land sammt Leiten in dem niedern Frauenfelde »von notturft wegen, so man an das ge- nannt gotshaws von der argel (Orgel) vnd zimmer wegen daran gelegt hat.« Jörg der Perkhaimer, Ritter, Pfleger zu Wolfseck, baute in der Kirche zu Schöndorf eine eigene Capelle, welche gegen- wärtig noch besteht, und übergab am 7. Juni 1461 für dieselbe eine Monstranze von vergoldetem Silber mit einem »praittn« Glase, worin sich zetleich stukch Hayltumb« (Reliquien) be- fanden und auf deren Fuss sein und seiner Hausfrau Wappen-- schilder aufgelegt waren, dem Richter und Rathe der Stadt zur Aufbewahrung mit der Bedingung, dass selbe alljährlich zur Kirchweihe nach Sehöndorf soll gebracht werden. 1) Geben zw gratzan freytag vor dem Suntag Oculi in der vasten anno . . LXXXIM. Hienach ist das Datum in Monum. Habsburg II. 645 zu berichtigen. 38 Diese Monstranze war zur Zeit des Stadtrichters Thomas Hindtnhammer, weleher am 24. Mai 1582 in seinem Testamente zu dem Zwecke 50 fl. legirte, dass an allen Sonn - und Feier- tagen bei St. Ulrich »die Kinderlehr mit Uebung des heiligen Katechismi und Haltung eines christlichen kurzen Sermons der augsburg. Confession gemäss ‚eingerichtet werde« — abhanden sekommen. Nach seinem Ableben, welches bald nach Auf- richtung des Testaments erfolgte, wurden desshalb allerlei Er- hebungen gepflogen. Unter der Verlassenschaft wurde wohl ein Glas zu einer grossen Monstranze, diese aber, wie scheint, nicht mehr gefunden. Unter den zu diesem Ende ämtlich wegen Auskunft vernommenen Personen erscheint auch die Witwe des Pfarrers Johann Tanzer (t 1561), im Jahre 1585 an Christoph Strasser verehelicht, welche aussagte, dass ihr Herr (Tanzer) wohl von dem Vorhandensein einer grossen Monstranze gesprochen habe, welehe sie aber nie zu Gesicht bekommen. ?) Von Jahrtagen und Stiftungen sind nachstehende aufge- zeichnet, die wir in chronolog. Ordnung anführen wollen. 1390, 7. Mai. Paul der Chrewspeckh und seine Haus- frau Agnes Ulrichs des Oberhaimer sel. Tochter, stiften einen Jahrtag und eine Wochenmesse mit einer Hofstatt und einem Hause in der Stadt Vöcklabruck beim obern Thor, der Hube zu Sauring und zu Holzing in der Gaspoldshoferpfarre, dem Zehent von der Sunnleiten und auf der Petrein Altrichterin Hof in der Pfarre Schöndorf. Agnes behält die Güter, so lang sie lebt. Vom Sunnleitnerzehent müssen zum Jahrtage am Feste des heil. Nicolaus 6 Metzen Korn für Arme verbacken werden, die Hube zu Sauring hat ein Schwein zur Vertheilung an die Dürftigen zu liefern und 4 Pfund Wachs sammt den erforderlichen Dochten 2, Erst im Jahre 1609 taucht .sie wieder auf, wie erhellt aus einem Reverse des Pfarrers Melchior Kölbl, welcher bezeugt sie erhalten zu haben und ihre getreue Bewahrung verbürgt. 39 zu einer Wandelkerze. ') Der Jahrtag wird begangen am Vor- abende mit Vigil, am Tage selbst mit 2 Aemtern und 6 gespro- chenen Messen und mit dem Besuche der Gräber unter dem üblichen Gesange. Die Wochenmesse muss am Samstage gelesen werden. Hiefür erhält der Pfarrer Konrad und seine Nachfolger 3 Pfund dl.; 32 Pfenninge für Wein und Brot werden auf den Altar gelegt. Die Urkunde wurde besiegelt von dem Stifter, von Simon Oberhaimer, der Stifterin Bruder, Pfleger zu Drea- tenegk (Trateneck in der Pfarre St. Georgen an der Tratnach ) und Ulrich Prugkner, Stadtrichter zu Vöcklabruck. 1397, 21. December, Margaret, Chunrads des Schern Witwe, stiftet mit Y, Pfd. di. Wienermünze auf einem Hause in der Stadt Vöcklabruck einen Jahrtag mit Vigil, einem Seel- amte und 3 Messen in der Kirche zu Schöndorf. Für den Pfarrer, damals Niklas Neizinger, entfallen 32 dl.; jeder der beiden Gesellen empfängt 15 dl., der Caplan (von St. Aegid) dafür, dass er an jedem Sonntage nach der Predigt auf dem Leekar ?) für die Stifterin und ihre Vorältern das Gebet heischt, 12 dl.; der Schulmeister für den Gesang 10 dl., der Messner 4 dl. In das Licht werden 32 dl. gegeben. Gesiegelt hat der Stadtrichter Märt Wufinger. — Ohne Angabe der Zeit, da die Urkunde am Ende defeet ist, aber um 1400. Chunrat von Apezdorf und sein Bruder Otto stiften mit Ya Pfund dl. auf der Wiese bei der Weidachmüle nächst der ‚Stadt Vöchlabruck einen Jahrtag zu Schöndorf um St. Laurenz- tag. Die Reichnisse sind ganz dieselbe wie in dem unmittelbar voranstehenden Stiftbriefe. !) Zur Wandlung bei der hl. Messe wird noch gegenwärtig in manchen Gegenden eine Kerze ( Wandelkerze ) angezündet, welche nach der Communion wieder ausgelöscht wird. 2) Vom lateinischen Worte Leetionarium, auch Letner, ein erhöhter Ort im Chore der Kirche, zum Vorlesen bestimmt. 40 1401, 6. Februar, Heinrich der Altkienast zu Schön- dorf gesessen und seine Hausfrau stiften einen Jahrtag zu Sehöndorf mit 5 8 (Schilling) auf 2 Lussen zu Schöndorf, welcher Betrag dem Pfarrer »Hansen von Ens«, Chorherrn »dacz sand Florian« ausbezalt wird. In der Woche Reminiscere, d. i. in der nächsten Woche nach den Fastenquatembern muss der Jahrtag mit einem Seelenamt und 3 gesprochenen Messen abgehalten werden. Gesiegelt hat die »wolwierdige Stat ze Veklaprugk.« 1402, 11, November, Chunz Zerr gesessen vor dem Puech, Niklas des Zerren sel. Son, gibt zufolge des Vermächt- nisses seines Vaters in das Licht der Kirche zu Schöndorf 60 dl. verzügten Dienstes auf einem Gut zu Oberpuchleiten, 1406, 18. April. Jörg Lueger, Bürger zu Vöcklabruck und seine Hausfrau geben Ys Pfund dl. auf dem Lindenfelde auf dem Wolfsbühel in der Schöndorferpfarre zu einem Jahr- tage für seine Aeltern Thomas und Gertraut in der Woche nach dem St. Georgstage zu halten mit Vigil, einem Seelenamt und 3 Messen und Besuchung des Grabes unter Gesang. Der Pfarrer gibt hiefür jedem der beiden Gesellen 24 dl. und eben- soviel dem Gaplan von St. Gilgen, damit er an allen Sonntagen, an welchen er zu Schöndorf predigt, das Gebet für die Stifter heische. Schulmeister und Zechpropst, dieser für das Licht, empfangen je 12 dl., der Messner 4 dl, 1406, 31. Oktober, Niklas Beber, Bürger zu Vöcklabruck, bekennt mit Gerichts- und Amtmannshand allen Brüdern, »dy in dy Zech der lieben vnser frawn des wolbirdigen Gotzhaws ze Schöndorff gehorent«, dass er Y, Pfund dl. auf der Wiese in dem Watzing in der Pfarre Schöndorf jenseits des Gemeinde- waldes, die Schöndorferin genannt, »dy rechtz Regarisch aygen ist«, und 20 dl. auf einer Hofstatt vor dem obern Thor zu Vöcklabruck, wovon man in des Herzogs Büchse 2 dl. zu Burgrecht gibt, gegeben habe in die Zeche zu einem Jahrtage zu Schöndorf mit 2 Aemtern, 2 Messen, Vigil und Besuchung 41 des Grabes. Der »Fronamter« hat an jedem Sonntage, an dem ‘er predigt, vom Leekar das Gebet für den Stifter zu heischen. Der Zechmeister der Frauenzeche entschädigt den Pfarrer mit 40 dl., jeden der beiden Gesellen mit 15 dl., den »St. Gilgerer« mit 12 dl,, den Schulmeister mit 12 dl. und den Messner mit 4 dl. Für die Beleuchtung werden 12 dl. gereicht. 1407, 17. Februar. Meinhart Forster gibt 18 3 auf seinem Gute Aernprukh, »das rechts Regawisch aygen ist« gelegen in der Pfarre Seewalchen, wovon dem Stadtrichter zu Vöcklabruck zu Burgrecht in des Herzog Büchse 32 dl, gereicht werden, — in das gemeine Licht des Gotteshauses Schöndorf zu einem Jahrtage. Zweimal im Jahre sollen für ihu je zwei Aemter und fünf Messen mit Vigil und Besuchung des Grabes unter Gesang gehalten werden, Dem Pfarrer werden ausbezalt 4 3 und 20 dl., beiden Gesellen 30 dl., dem Frühmesser zu St. Gilgen für Heischung des Gebetes, so oft er zu Scehöndorf predigt, 24 dl., dem Schulmeister 12 dl. und dem Messner 4 dl. Ferner gibt er auch 2 Güter zur Unterhaltung eines Lichtes im Karner !) zu Schöndorf über den Todtengebeinen. Diese Güter liegen zu Stetheim und zu Rudelsberg. 1410, 28. Jänner, Dietrich Igel, Bürger zu Vöcklabruck , und seine Hausfrau Margareth geben in das Licht zu Schöndorf 13 di. verzügten Dienstes auf dem Drittel ihrer Hofstatt vor dem untern Thore zu Vöcklabruck. 1410, 3. Februar. Elsbeth Hannsen des Binder von Thal- heim sel. Witwe gibt zufolge eines Vermächtnisses ihres Mannes in das Licht zu Schöndorf 20 dl. auf einem Luss in der Hochleiten. 1416, 23. November. Hanns Schuster zu Oberleitarn stiftet sammt seiner Hausfrau in das Licht zu Schöndorf 45 dl. jährlichen Dienstes auf dem Gute zu Oberleitarn. 1) d. i. Beinhaus. 42 1425, 5. Juni. Albreeht Neumarkter, Bürger zu Gmunden, übergibt dem Pfarrer Konrad von Vöcklabruck die Oerden bei St. Johann in der Pfarre St. Georgen im Atergau als Stiftungs- gut zu einem Jahrtage mit Vigil, Amt und Messe zu 'Schön- dorf für Christian Lueger. 1433, 30. April. Wolfgang Wenger und seine Haus- frau geben der Zeche und Bruderschaft aller gläu- bigen Seelen in der Kirche zu Schöndorf 1 Pfund dl. jährlichen Geldes auf ihrem halben Hofe zu Kirchstätten. 1443, 21. September, Wiltpolt von Polheim und Anna von Hohenrechberg, seine Hausfrau, stiften für sich, ihre Vorfahren und Nachkommen, Diener und Dienerinen, einen Jahrtag zu Sehöndorf mit Vigil, 2 Aemtern und cebensoviel Messen und dem gewöhnlichen Gebete vor dem Karcher (Beinhaus) in der Oetav nach Mariä Schiedung (Himmelfahrt). 1448, 21. März. Jakob Herbsleben, Bürger zu Vöcklabruck, schenkt der Frauenzeche zu Schöndorf 24 dl. auf seinem Baum- garten bei Schöndorf. 1460, 11, November. Stiftung des Jahrtags für Erzherzog Albrecht für die dem Pfarrhofe gespendeten Gnaden und Schenkungen. 147 (02). Georg Pruckner weiland gesessen zu Linz schenkt der Frauenbruderschaft zu Schöndorf 10 # 20 dl. auf dem Hause, der Hofstatt und dem Garten beim untern Stadtlhore zu Vöcklabruck. Die 20 dl. sollen auf Brot für Weihnacht auf- gewendet werden. 1479, 4 Juli. Konrad Weiss, Viear zu Vöcklabruck, schenkt der Barbara, Veit Chutten weiland zu Gmunden gesessen sel. Tochter, welche einst seine Dienerin war, und ihren Kindern um ihrer besondern Dienste und Treue willen ein Haus mit Grundstücken zu Schöndorf. Sollten die Kinder vor der Mutter sterben ohne Hinterlassung von Leibeserben, so mag man das Gut zur Stiftung eines ewigen Jahrtags naclı Schöndorf oder wohin immer vergeben. 43 1481, 21. Juni. Ulrich Unger und seine Hausfrau Barbara schenken nach Schöndorf ihre halbe Wiese zu Watzing. 1495, 29. September, Leonhart Huber zu Timelkam und seine Hausfrau Barbara stiften mit 10 ß auf ihrem Hause, der Hofstatt und dem Garten vor dem obern Thore zu Vöcklabruck in Schöndorf einen Jahrtag mit: Vigil, zwei Seelen- und einem Frauenamte, drei Messen und der Heischung des Gebetes an jedem Sonntage. Dem Pfarrer, welchem die Entschädigung der Priester und des Schulmeisters, obliegt, werden 5 £ ausbezalt; der Frauenamter erhält für die Heischung des Gebetes 32 dl. 1495, 12. December. Hanns Han, Bürger zu Vöcklabruck und seine Hausfrau Margaretha, geben der Frauenzeche zu Schöndorf Pfund dl. zur Stiftung eines Jahrtages. 1498, 10. Juli. Sigmund Swertmann, Vicar zu Gaspolds- hofen, vergabt der Frauenzeche zu Schöndorf auf den Fall seines Ablebens den Zehent auf dem Hofe zu Kirchdorf in der Schwan- serpfarre (Suanseo, Schwanenstadt) der Oberhof genannt; ferner sein Haus und die Hofstatt beim obern Stadtthurm zu Vöcklabruck, 1499, 17. December. Magister Jakob Härbsleben, Pfarrer zu Sehöndorf,. gibt der Kirche seine Wiese bei Tiernau und seinen Acker im Stadtfelde bei Vöcklabruck, deren Erträgniss 12 % ausmacht. Hievon werden die Zechleute dem Pfarrer zu ewigen Zeiten zu einem Jahrtag in der Octav vor Maria Empfäng- niss mit 2 Aemtern und 3 Messen jährlich 7 $ reichen, woraus er die beiden Gesellen mit 32 dl., den Frauenamter mit 10 dl. und für die Heischung des Gebetes mit 32 dl., den Caplan mit 10 dl., den Schulmeister mit 16 dl., den Örgelmeister mit 8 dl. und den Messner mit einer gleichen Summe zu ent- schädigen hat. Für Opferwein werden 4 dl. gegeben. 1504, 13. Jänner, Derselbe schenkt der aller Seelen Bruderschaft zu Schöndorf zwei von den Brüdern Jörg und Wolfgang Vorster erkaufte Güter zu Schlag. 1508, 24. Juli. Wolf Visther im Mülthale und seine Hausfrau stiften zu Schöndorf einen Jahrtag mit Vigil, zwei Ion. Aemtern und drei Messen am St. Sebastianstage durch die Zueignung des Zehents auf ihren Gütern zu Obernpüllspach. 1517, 31. Mai. Dat. Rome apud S. Petrum. Papst Leo X. genehmigt die Stiftung des Wolfgang Ahamer, Bürgers zu Vöcklabruck, dass nämlich an jedem Donnerstage Abends zum Gedächtnisse der Todesangst unsers Erlösers, am Freitage zur Erinnerung an die Scheidung, am Samstage zur Ehre der seligsten Jungfrau Maria geläutet werde, und verleiht allen, welche dabei drei Vater unser und drei Ave Maria beten, so wie auch denen, die zum Baue der Peterskirche in Rom, des Thurmes in Wien und der Stadt Brug (Vöcklabruck?) oder zum Kreuzzuge (gegen die Türken) beisteuern, 100 Tag Ablass. r 1521, 3. August. Wolfgang Ahamer übergibt dem Zech- schrein der Kirche Schöndorf seine Wiese, Flisgarten, zu Retelham in der Schwanserpfarre. Aus dem Erträgnisse verab- reichen die Zechpröpste dem Pfarrer 60 dl., damit er am Freitag in dem Herbstquatember ein Seelenamt, ein Lobamt von unser lieben Frau und eine stille Messe halte; 24 Pfennige sind auf eine Spende an die Armen zu ‘verwenden; für das Läuten der grossen Glocke vermöge der päpstlichen Bulle (daher Wull-Läuten) am Domnerstage Abends, am Freitage frühe zum Tenebrä, am Samstage und am Vorabende aller Frauenfeste sind 48 dl. ausgeworfen. Der Priester, welcher an den Frauenfesten die Bulle und den Ablass verkündet, er- hält hiefür 12 dl., die Zechpröpste für ihre Mühewaltung sind mit 16 dl. bedacht. Es bestanden, wie aus den bisherigen Anführungen er- hellt, in der Kirche Schöndorf zwei Bruderschaften: die von unser lieben Frau !) und die von aller Gläubigen Seelen. 1) Dieser hatte der Cardinal-Legat Raimund Peyraudı einen Ablass von 100 Tagen verliehen für alle Mitglieder: am Jahrtage der Verbrüde- 45 In den Zeiten, welche gelernt haben in derlei Verbin- dungen Auswüchse alten Aberglaubens zu sehen, entband man sich der übernommenen Verpflichtungen und verwendete die nieht unbeträchtlichen Einkünfte zur Gründung eines Bruder- hauses zur Unterbringung von Armen, um 1552. St. Ulrich. Die St. Ulriehskapelle in der Stadt zu Vöcklabruck wurde im Jahre 1400 !} erbaut, wahrscheinlich auf Betreiben des damaligen Stadtrichters Martin Wufinger, welcher auch laut _ Stiftbrief vom 4. Mai 1400 eine Wochenmesse an jedem Sams- tage und einen Jahrtag daselbst stiftete mit Anweisung von 20 8 auf der Steinmühle in der Stadt und zwei Höfen ausser- halb des untern Thors. Der schon öfter genannte Hanns von Ens, Chorherr von St. Florian und Pfarrer zu Schöndorf über- nam die Stiftung. Herzog Albrecht genehmigte die Stiftung »in Sant Vlreichs Kappellen, die man yez daselbs ze veklaprugk pawet.«?) Die Stiftungen müssen sich in wenig Jahren bedeutend gemehrt haben, da ein eigener Caplan bei St. Ulrich angestellt werden konnte. Als solcher erscheint gegen das Ende des Jahrhunderts Hanns Lichtensteger (aus Vöcklabruck ). Derselbe erkaufte als »bestetter Verbeser Sannd Vlrich's Capelln zn Vegklaprugk« von seinem Bruder Wolfgang, Bürger von Vöcklabruck, Gründe, Zehente und Güter am 3. März 1489. rung, am Montage nach Reminiscere, am Dreifaltigkeitssonntage, am Kreuzerhöhungstage und am Feste der hl. Lucia (15 Dee.), wenn sie die Kirche besuchen, ihr Gebet verrichten, die Sacramente em- pfangen und zur Kirche beisteuern. D. Vegklapurch VI. Idus Marti 1489. 1) Hiemit soll nicht behauptet werden, dass nicht früher schon eine St. Ulrichskapelle bestanden habe, welche vielleicht nun erweitert wurde. 2) Geben ze wienn an Sant Vincentientag Anno domini MP. Quadringen- tfesimo (22. Jänner). 46 Später, 25. Juli 1508 !) erwarb er von Wolfgang von Polheim ein Haus und eine Hofstatt in der Hinterstadt Vöcklabruck der St. Ulrichskirehe gegenüber, welches er nach zwei Jahren ?) zu einem Caplanhaus widmete. Richter und Rath befreiten es von allem Burgrecht, Steuer, Robot und allen Sachen, wobei bedungen wurde, dass »Herr Hanns« das Haus lebenslänglieh besitzen möge, dasselbe aber nach seinem Ableben der Stiftung anheimfalle. lm Jahre 1543 war Wolfgang Rambler Beneficiat und »bestätter Gaplan« der St. Ulrichs Capelle, auf welchen im Jahre 1548 Leonhart Pucher folgte. 3) Als bald nachher Richter und Rath entschieden zum Pro- testantismus übertraten, war cs vorzüglich St. Ulrich, wo die neue Lehre zuerst und am rücksichtlosesten verkündet wurde. St. Aegid. Was in Betreff der Erbauung der St. Aegidikirche aus den vorhandenen Documenten entnommen werden kann, ist schon gesagt worden. Wie aus einigen Stiftsbriefen erhellt, war für St. Aegid ein eigener Caplan bestellt, der auch Früh- messer genannt wurde, welchem auch die Pflicht oblag an den Sonntagen in Schöndorf die Predigt zu halten. Atnang. Die dem heiligen Martın gewidmete Kirche zu Atnang ist, wie schon bemerkt wurde, ohne Zweifel uralt; allein genannt wird sie in den noch vorhandenen Schriften zum ersten Male !) Khirchberr zu Scheibs, Bestatter Caplan Sannt Vlreichs - Capellen in der Statt Vekhlaprukh vnd vieari daselbst. ?) Am mittichen vor sand Achazentag (19. Juni) 1510, 3) Am Erichtage vor St. Ulrichstag (5. Juli) 1548 übergab Richter und Rath demselben: das Burgerhaus, welches Herzog Albrecht zur Wohnung des Geistlichen gewidmet hatte, einen Hof zu Kirchstätten, einen zu Niederöd und ein Gut auf der Schiedling. 47 am 15. Februar 1387, wo Wernhart der Paumgarlinger einen Jahrtag am Freitag vor dem Fasehingtage mit Vigil und 4 Messen in der Kirche des heil. Martin zu Atnang stiftete und hiefür derselben Pfund dl. auf dem Hofe zu Kirchberg in der Atnangerpfarre ), welcher Lehen ist des Pflegers von Pucheim, anwies. Auch in dieser Kirche bestand eine Bruderschaft von unser lieben Frau. Wolfgang von Polheim verkaufte 21. Oktober 1452 »in unser lieben Frauenzech und Brüderschaft des ehrwürdigen Gotteshaus und Pfarrkirchen sand Martein zu Alnang« sein Saleigen zu Atnang. ?) Der Besitzer der Wiese Pfarrau in der Schwanserpfarre bezeugt, dass seine Schwieger- mutter Magdalena Aboldinger 4 Pfund dl. auf jener Wiese ver- _ macht habe halb zur Frauenzeche, halb zur St. Martins- kirche zu Atnang gegen 2 jährliche Messen, für deren Besorgung dem Pfarrer zu Vöcklabruck 60 dl. gereicht werden sollen. ?) Johann Fernberger von Egenberg, königlicher obrister Seeretari "und Vizdom o. d. Ens erklärte den Brief des Leonhart Gruber an der Puermüble, der sein Gut zu Unterhafern in der Pfarre Unkenach als aller Vogtei ledig im Jahre 1505 unter dem Siegel des Kirchherrn Johann Taxberger von Vöcklabruck an die Frauenbruderschaft und Zeche zu Atnang verkauft hatte, als ungiltig und bestätigte dann aber den Kauf aus landes- fürstlicher Vollmacht mit Vorbehalt der dem Landesfürsten vor- behaltenen Vogtei. #) Im Bezirke der heutigen Pfarre Atnang befand sich im Schlosse Pucheim eine dem heil. Georg geweihte Capelle, welche zweifelsohne ebenso alt, als das Schloss selbst ist, !) Aus dieser Benennung wolle nieht auf eine selbstständige Seelsorge geschlossen werden. 2) Gesiegelt hat Leonhart Kirchmayr, Viear zu Vöcklabruck. ®) 29. März 1486. 4) 25. August 1555. 48 dessen zuerst im Anfange des 12. Jahrhunderts Meldung ge- schieht. Von der Capelle ist zum ersten Male die Rede am 15. April 1242. Wie Pucheim, die Stammburg des gleichna- migen Edelgeschlechtes in der Folge an die Landesfürsten, dann durch Verpfändung und Verkauf an den Hubmeister Ulrich Röhlinger !) und durch seine Tochter Margareth, welehe mit Michael von der Weitmühl vermählt war, an Wolfgang von Polheim verkauft wurde, ?) ist zum Theile schon angegeben worden. Regau. Im heutigen Pfarrbezirke Regau befinden sich zwei ohne Zweifel sehr alte Kirchen, die in der Ehre der heil. Apostel- Fürsten Peter und Paul geweihte zu Unterregau, und die zum heil. Veit in Oberregau. Der Name Regau, — Repagawe — erscheint schon im Anfange des 9. Jahrhunderts oder noch früher im Codex von Mansee. Die ın der Folge vielgenannten Grafen von Rebgau scheinen ihren Namen von unserm Repagawe angenommen zu haben. Um 1190 erscheint auch ein Dienstmannen -Geschlecht, welches sich von Regau (Rebegowe) schrieb. Wolfgang und sein Sohn Chunrat von Rebegowe gaben nach Berchtesgaden ihren Hof zu Percheim und das Wäldehen Au (Öwa) bei Wachrain (Wagrein bei Vöcklabruck). ?) Von der Kirche zu Unterregau ist nur das bekannt, dass “ ım 415. Jahrhundert auch in ihr eine Frauenzeche, also eine Frauenbruderschaft, bestand, und dass vor dem Allerheiligsten, welches ım Tabernackel aufbewahrt wurde, ein ewiges Licht brannte. Ueber Oberregau fehlen alle Nachrichten. 1) Dat. Tuln, 17. Augut 1462. Strein, Genealog. Notizen. Msept. 2) 15. Juni 1502. 3) S. Codex Berchtesgad. 1. e. I. 545 und 546. 49 Oberthalheim. In der gegenwärtigen Pfarre Oberthalheim befinden sich gegenwärtig noch 5 Kirchen und Capellen, welche indessen alle mit Ausname der Capelle im Schlosse Wartenburg spät genannt werden, obgleich sie zum Theile schon früher mögen bestanden haben. Die uralte Veste Wartenburg liegt auf einer umwaldeten Anhöhe unfern der Pfarrkirche Oberthalheim am linken Vöckla- Ufer, Zwischen den Jahren 1180 —1228 wird in den Urkunden wiederholt genannt Arnoldus de Wartenbure, ein Dienstmann des letzten Otakars von Steier, der als Vogt der Nonnen von Traunkirchen zu bittern Klagen Anlass gab. ?) Er ist vielleicht der Stammvater des Geschlechtes der Herren von Polheim , der spätern Besitzer der Veste, in deren Besitz sie bis 1644 verblieben. Ein Otto von Wartenburg war Dienstmann der Herren von Schaunberg als Erben der Grafen von Plain im Atergau. Unter Vermittlung der Brüder Heinrich und Wernhart von Schaunberg entsagle er seinen Ansprüchen auf die Vogtei der Pfarrkirche au Seewalchen. ?) Am 7. April 1434 wurde die Veste vom Landeshauptmann 0. d. Ens Reinbrecht von Wallsee durch Vertrag eingenommen. Laut desselben versprach der Vertheidiger derselben Matthäus Grans (von Utendorf) anstatt seines Vetters Wiltpolt von Polheim den Caspar Geltinger unverzüglich der Haft zu ent- lassen, wogegen der von Wallsee den von Polheim vor dem Herzoge wegen seines gemachten Versprechens den Geltinger nur zu seinen Handen ausliefern zu wollen, vertreten wird. Sollte sich Herzog Albrecht nicht beruhigen lassen, so muss sich Geltinger wieder stellen. !) Urkundenbuch des Landes o. d. Enns I. im Index unter Warten- burg und v. Meiller, Regesten der Babenberger; Codex Berchtesg. |]. e. 546. 2) 9. Februar 1260. Filz, Michelbeuern. Anhang. Stülz. Gesch. v. Vöckl. 4 50 In Anbetracht der Fürbitten der Gemalin des Herzogs Heinrich von Baiern, ihres Sohnes Ludwig und des Erzbischofs von Salzburg wird der Gemalin Polheims gestattet ihr Bett- gewand, Zeug und Wehr, welche zum Schlosse gehören, mit sich zu führen und in sicheres Gewahrsan zu bringen. Dem Pfleger, Hanns Anhanger und seinen Gesellen wird erlaubt, nach Schwörung der Urfehde !) mit ihrer Habe abzuziehen. ?) Die Capelle auf der Veste Wartenburg, in der Ehre der heil. Georg und Erasmus geweiht, ist wahrscheinlich gleich alt mit dem Schlosse. Am 24. April 1402 vergabten Weickart von Polheim und seine Hausfrau Dorothea an den Propst Ste- phan von St. Florian, beziehungsweise an die Pfarrkirche zu Sehöndorf, drei Güter: Schwertberg und Wegleiten in der Pfarre Schirfling ?) und Gereit in der Pfarre Regau mit einem Erträgnisse von 3% Pfund dl. als Entschädigung für den Entgang an Opfer und pfarrlichen Rechten wegen Stiftung einer ewigen Messe in der Gapelle zu Wartenburg und zur Stiftung eines Jahrtages. Nebst dem Stifter wurde die Urkunde von dessen Oheim Gundacker dem Tannberger und seinem Vetter Heinrich dem Aistershaimer und Wolfgang von Polheim gesiegelt. Weickart's Sohn, der vorher genannte Wiltpolt von Pol- heim und seine Hausfrau Anna von Hohenrechberg erneuerten und vermehrten diese Stiftung. Da nämlich einige sich folgende Pfarrer es unterlassen hatten den Jahrtag in Schöndorf begehen, zu lassen aus Gründen, welche nicht aufgezeichnet sind, so hatte er sich befugt erachtet die Stiftungsgüter wieder an sich zu ziehen. In Folge ‘eines neuen Uebereinkommens mit dem Domherrn von Regensburg und Pfarrer zu Schöndorf, Kaspar 1) D. ist das Versprechen keine Art Rache zu nehmen. 2) Preuenhuber Annal. Styrens. 466. ?, Das dürfte auch wol die richtige Schreibung sein. Der alte Name war Schirolfing. - 51 Zenner stellte Wiltpolt nicht bloss die eingezogenen Güter wieder zurück, sondern fügte noch 60 dl. jährlicher Gefälle auf dem Gute zu Thalheim hinzu, wogegen sich der Pfarrer zur Haltung des Jahrtages verbindlich machte. !) In der am nämlichen Tage ausgefertigten Uebernams - Urkunde erklärt dieser, dass schon Weickart von Polheim, Pilgrims Sohn, und seine Hausfrau Dorothea in ihrer geweihten Capelle in der Veste Wartenburg eine ewige Messe mit einem beständigen Caplan gestiftet haben, welchem mit allseitiger Einwilligung alle pfarr- lichen Rechte, nur das Begräbniss ausgenommen, über alle Bewohner der Veste und der mit Graben umgebenen Vorhöfe sammt dem Mayrhofe, wo ihm sein Widdum angewiesen wor- den, sei ühergeben worden. Die in dem bezeichneten Umfange Verstorbenen müssen in Schöndorf begraben werden und Seel- geräth und Opfer, welches bei einer derartigen Beerdigung ent- fällt, mit den allenfallsigen Vermächtnissen bezieht der Pfarrer, was auch in dem Falle so gehalten wird, wenn, was nicht ver- wehrt werden darf, jemand wo anders begraben werden will. Mit Anhängung der Siegel haben diese Urkunde bekräftigt Theobald Anhanger zu Köppach und Stephan Geumann, Pfleger zu Kammer. Gegen den Ablauf des Jahrhunderts, 30. Juli 1496, er- wirkte der schon erwähnte Bernhart von Pollheim, Propst der Kirche Tomesch in der Graner Diöcese, welcher die Capelle neu hatte herstellen lassen, wahrscheinlich zur Zeit, als er in der Eigenschaft eines königlichen Orators Maximilians I. in Italien weilte, einen Ablassbrief von Papst Alexander VI. für dieselbe, wie auch alle pfarrlichen Rechte, Taufstein und Be- gräbniss ausgenommen, wie selbstverständlich nur für die Bewohner des Schlosses und des Mayrhofs. Die in der Ehre der heil. Mutter Anna geweihte Kirche zu Oberthalheim war einst Klosterkirche der Paulaner. 1) 21. September 1445. 4* 52 Das Kloster zu Oberthalheim war das älteste des Ordens vom heil. Franz von Paul in Deutschland, und wurde noch zur Lebenszeit des ÖOrdensstifters 1) durch Wolfgang von Polheim auf Wartenburg im Jahre 1497 errichtet. Dieser ausgezeichnete Mann, fast gleichen Alters mit K. Maximilian I. — war im Jahre 1458 geboren und ein beson- derer Liebling dieses ritterlichen Monarchen. Zuerst diente er ihm viele Jahre in den Niederlanden, wo er auch die Gefangen- schaft in Brügge mit seinem Herrn theilte. Dieser betraute ihn zu wiederholten Malen mit den wichtigsten Aufträgen. Mit dem Prinzen von Oranien führte er der Verbündeten des Königs, der Herzogin Anna von Bretagne, deutsche Hilfsmannschaft zu und vollzog durch Procuration das Beilager im Namen seines Königs mit ihr, indem er in voller Rüstung mit Ausname der rechten Hand und des rechten Fusses, «das blosse Schwert zwischen sich und der Braut, mit Anna das Lager theilte. Auf dem Zuge zu seinem Herrn wurde Wolfgang am Flusse Dun, wo sich Anna von ihrem Gefolge schied, um die Gemalin des französischen Königs Karl VIII. zu werden, festgenommen und nach Amiens geführt, bald aber wieder seiner Haft entledigt. Im Jahre 1494 ehelichte er zu Mecheln Johanna von Borsel Gräfin von Verre und Gambra, Tochter Wolfharts, der Ritter des goldenen Vliesses und Statthalter von Holland und Zeland gewesen, und der Charlotte von Bourbon. Kaiser Maximilian zeichnete auch seinen getreuen Wolfgang von Pol- heim durch Verleihung dieses höchsten Ordens in der ganzen Christenheit aus. Als er nach Oesterreich wieder zurückgekehrt war, wurde ıhm im Jahre 1500 die Stelle eines obristen Hauptmanns und Regenten der N. Oe. Lande und eines Burggrafen von Wien übertragen, welche ihm bis zu seinem am 11. November 1512 erfolgten Tode verblieb. Seine Ruhestätte fand Wolfgang von !) t zu Tours in Frankreich 1507, 90 Jahr alt, 53 Polheim an der Seite seiner am 7. September 1509 verstor- benen Gemalin in der Klosterkirche zu Thalheim, wo ihre schönen Grabsteine von rothem Marmor noch zu sehen sind. Wolfgang von Polheim hatte nicht unwahrscheinlich den heil. Franz von Paul in Frankreich selbst, an dessen Hof er öfter ge- sendet worden, persönlich kennen gelernt, jedenfalls aus eigener Bekanntschaft eine hohe Verehrung für seinen Orden gewonnen und beschloss denselben in seine Nähe zu verpflanzen. Er brachte zwei Priester desselben, Franz Barbier und Franz Gerdon mit sich nach Wartenburg und übergab ihnen das neuerbaute Kloster mit der St. Anna Kirche zu Oberthal- heim. Die ursprüngliche Anzahl der Ordensbrüder belief sich wenigstens auf vierzehn, da das Kloster 1507 ein Correctoriat genannt wird, was mindestens die genannte Zahl voraussetzt. K. Maximilian unterstützte seinerseits die Stiftung ebenfalls, in- dem er ihr den Zehent von 19 Bauerngütern der Herrschaft Kammer zuwies, darum die Bauern des Pfaffenamts oder kurz- weg die Pfaffenbauern genannt. Die Ausiedlung der neuen Golonie hatte indessen einen nur ganz kurzen Bestand, indem, was der edle Vater gegründet, sein Sohn Gyriak schnell wieder zerstörte. Dieser war gegen das Ende seines Lebens der allgemeinen Zeitströmung huldigend zum lutherischen Be- kenntnisse übergetreten, entzog den Mönchen den ihnen ange- wiesenen Lebensunterhalt und zwang sie dadurch Thalheim zu verlassen. Das geschah im Jahre 1533. Im Jahre 1561 wurde das Klostergebäude zu einem Spitale verwendet und Prediger des neuen Glaubens in demselben untergebracht. Die Kirche in Timelkam, welchen Ort K. Maximilian auf die Bitte Wolfgangs von Polheim mit Marktrechten beschenkt hatte, ist neuern Ursprunges. Hingegen ist die in der Ehre des heil. Apostels Andreas geweihte Kirche zu Pichelwang !) 4) Ob das im Codex von Mansee genannte Pirchinuuuane (l. c. 1. Index) Pichelwang d. i. Bühelwang sei, möchte ich aus etymologischen 54 sehr alt, und es kann nur eine bedeutende Erweiterung oder ein Umbau gemeint sein, wenn in einer Urkunde vom 19. Jänner 1508 gesagt wird, dass der Weihbischof Bern- hart von Passau — Episcopus Libanensis — den Chor der- selben an dem besagten Tage geweiht habe, mit dem Haupt- altare in der Ehre des heil. Andreas und den rechten Seiten- altar in der Ehre der heil. Martyrer Johann und Paul und des heil. Nikolaus. Die Feier der Kirchweihe wird auf den dritten Sonntag nach Ostern angesetzt. Die Stadt und ihr Verhältniss zu den Pfarren. Ueber die Stadt Vöcklabruck können wir bei dem fast gänzlichen Mangel aller Nachrichten auch nur wenig sagen. Es ist ganz ungewiss, wann der Ort zur Stadt erhoben wurde. Es ist möglich, dass dieses Ereigniss unter dem ersten Herzoge aus dem habsburgischen Geschlechte, wie angenommen wird, statt gefunden habe; sichere Zeugnisse aber von dem Bestehen einer Stadt Vöcklabruck dürften indessen vor der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts nicht aufzubringen sein. Das Stadtwapen gibt keinen genügenden Beweis für die Erhe- bung durch Herzog Albrecht I. Es bildet dieses nämlich eine mit Schwibbögen gemauerte Brücke, welche .dreimal mit dem österr. Bindenschilde behängt ist und über einen Fluss zu eineın geöffneten, mit Zinnen und einem Fallgitter versehenen Stadt- thore führt, über die zwei ganz geharnischte Ritter mit gekrönten, geschlossenen Helmen, die in einen Pfauenschwanz auslaufen, in der Hand aufgerichtete Lanzen mit Fähnlein haltend, in die Stadt sprengen. Der Bindenschild ist auch auf die Pferd- decke geheftet. Oben erscheint die Inschrift: »Albertus pater. Rudolphus filius.« Die Sage deutet dieselbe auf Herzog Albrecht 1. und seinen ältesten Sohn und fügt bei, dass jener der Stadt Gründen bezweifeln. Bei Pichlwang sind in neuerer Zeit mehrere Grabhügel mit andern Denkmälern aus uralter Zeit aufgefunden worden. S. Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen XV, 256, ww 19797 dieses Wapen ertheilt habe zum Danke für die durch den Muth der Bewohner bewirkte Rettung aus Feindesgefahr. Wahrscheinlicher ist aber Herzog Albrecht Il. gemeint, dessen ältester Sohn auch Rudolf hiess, wornach die Ertheilung des Wapens und wohl auch die Erhebung zur Stadt in die letzten Regierungsjahre dieses Herzogs zu setzen wäre. Sollte Albrecht 1. zu verstehen sein, so müsste das Ereigniss nothwendig schon vor 1298 gesetzt werden, weil Albrecht in diesem Jahre den deutschen Königsthron bestieg. Allein die Krone, welche den Helm ziert, ist keine Königskrone, sondern gleicht ganz der auf dem Helme des Rudolphus filius. Bei der Thronbesteigung seines Vaters aber war Rudolf noch nicht wehrhaft, sondern erst 14 Jahre alt. !) Im Jahre 1358 war indessen Vöcklabruck ohne Zweifel schon im Besitze eines Stadtrechtes, wie erhellt aus dem Auf- trage Herzog Albrechts II. an seinen Richter und Rath und die Bürger zu Vöcklabruck, die Bürger von Ens im Handel mit Wein und Getreide nicht zu beirren. ?) Ueber die Beschaffenheit des Stadtregiments vermögen wir aus den noch vorhandenen Aufzeichnungen nur zu sagen, dass an der Spitze desselben ein Stadtrichter stand, welcher einen Rath zur Seite hatte und im Namen des Landesfürsten die Gerichtsbarkeit ausübte. Im Jahre 4493 wurde wie zu Engelhartszell, so auch zu Vöcklabruck dem Kaiser Maximilian auf sechs Jahre einen Auf- schlag zu erheben bewilligt: 2 Pfund dl. von jedem auszu- führenden Dreiling (30 Mass) Wein zur Abzahlung der Kosten des ungarischen Krieges und seiner Schulden überhaupt. Der erste Aufschläger war Albrecht Engl. ?) Dieser besass den ' Dürfte nicht die Verleihung des Stadtrechtes von Vöcklabruck mit der Erwerbung der Herrschaft Pucheim durch Herzog Albrecht II. im Zusammenhange gedacht werden ? 2) Kurz, Handel, 92 in der Anmerkung. 3) Preuenhuber, Annal. Styr. 289. 56 von seinen Vorfahren im Jahre 1447 vom Stifte Berchtesgaden erkauften, aber abgekommenen Edelsitz Wagrain an der: Vöckla bei ihrem Einflusse in die Ager, welehen er mit Bewilligung K. Maximilians !) wieder zu seiner alten Würde erhob. Seinem Hofe bei der Stadt, der nach Hohenecks Versicherung ?) der Burgstall hiess, verlieh derselbe König gleichfalls verschiedene Freiheiten. Als nun Engl den Bau seines Sitzes den erlangten Bewilligungen gemäss begonnen hatte, erhob sich — aus welcher Ursache ist nicht angegeben — die Bürgerschaft von Vöcklabruck, man zog die Sturmglocke und stürmte gegen Wagrain. ?) Der weitere Verlauf dieser Sache ist zwar nicht bekannt, wohl aber, dass es zu einem guten Einvernehmen zwischen dem königl. Aufschläger und der Bürgerschaft nicht mehr gedeihen wollte. Jener wurde am 2. Juni 1506 von drei Bürgern der Stadt: Wolf Heller, Walter Lederer und Ulrich Schranz tödtlich ver- wundet, so dass er nach wenigen Tagen seinen Geist aufgab. Die Brüder des Verstorbenen verfolgten die Thäter vor Gericht und erwirkten nach weitläufiger Rechtsführung folgenden Spruch: 1. Die oben bezeichneten Thäter haben anna: Jahres- frist eine Romfahrt zu vollbringen. 2. In Monatsfrist einen Gottesdienst für den Verstorbenen zu veranstalten, eine Vigil mit aufgesteckten Kerzen sammt Placebo auf dem Grabe und ein gesungenes Seelenamt. Die Thäter haben sich mit 32 ehrbaren Männern bei dem Gottes- dienste einzufinden. Jene gehen zum Placebo, jeder mit einer Kerze, die ein Pfund schwer ist, ın welcher 7 dl. stecken, auf das Grab und knieen während des Gesanges auf demselben; diese aber begleiten sie, jeder eine Y; Pfund schwere Kerze, in der drei dl. stecken, in den Händen tragend. Beim Seelen- amte knieen die Thäter alleın, während ihr Geleit hinter ihnen I) Cöln am St. Stephanstag 1499. (1498?) 2) 1. 76. 3) Aus einem Codex zu Riedeck, 57 steht. Beim ersten Opfer legen Alle die in den Kerzen steckenden Pfenninge auf den Altar, beim zweiten Gange opfern sie die Kerzen selbst, die nach Vollendung des Gottesdienstes dem Messner übergeben werden. Dann verfügen sich die Thäter sammt ihren Begleitern in das Haus des Erschlagenen und bitten seine Witwe um Gottes Willen um Verzeihung. Zur Entschä- digung für die Processkosten sind den Brüdern Engels 150 Pfd. zu bezahlen. K. Maximilian hatte sich in den letzten Jahren seines Lebens ein Haus in der Stadt zimmern lassen, wie aus seinem Auftrage vom 12. Jänner 1518 erhellt, worin er befieblt, dem Zimmermann, welcher es gebaut, zur Belohnung einen Rock machen zu lassen. Am +16. November d. J. kam er selbst schon sehr geschwächt und den Todeskeim in sich tragend, wahrscheinlich zum letzten Male, nach Vöcklabruck , wo er eine Instruetion für Sigmund von Herberstein ausfertigte, dem er auftrug, in Verbindung mit dem Cardinal von Gurk, Matthäus Lang, die Zwistigkeiten zwischen dem Erzbischofe Leonhart von Salzburg und seinem Capitel zu schlichten. !) Das Verhältniss der Stadt zum Pfarrer scheint im Ganzen ein ziemlich friedliches gewesen zu sein, da dieser öfter Raths- verwandte als Richter oder Beisitzer in seine Schranne berief, Im Jahre 1495 erlaubte der Pfarrer Herbsleben der Stadt, einen Röhrenbrunnen dureh seine Gründe bis zur Vöckla zu bauen, wobei sich diese verbindlich machte, keine dem Gotteshause St. Gilgen schädliche Neuerung zu unternehmen und den Brunnen zum Gemeinde-Brunnen zu machen. Eine Streitigkeit, nicht so fast zwischen dem Pfarrer und der Stadt, als vielmehr dieser mit dem Besitzer von Pucheim Cyriak Freiherrn von Polheim als Vogt des Gotteshauses zu St. Gilgen, erhob sich im Jahre 1528. Die Stadt hatte um Pfingsten auf den Gründen des Gotteshauses mehrere Wiedertäufer hinrichten lassen, ') Fontes rer, Austr. I. I. 157. 58 worin Polheim einen Eingriff in seine Gerechtsame als Erb- vogt erblickte, wofür er eine Vergütung von 1000 fl. rheinisch ansprach. Die Stadt wurde von der Landes - Hauptmannschaft zur Verantwortung wegen dieser Klage aufgefordert. !) Weitere Nachriehten mangeln. II. Abtheilung. ———enss7 > — Streitigkeiten in Besetzung der Pfarre Vöcklabruck waren, wie wir gesehen haben, nicht selten; Beeinträchtigung des Präsentalions-Rechtes des Klosters St. Florian kam wiederholt vor; indessen waren selbe entweder von der gesetzmässigen kirchlichen Behörde ausgegangen, oder vor ihrem Forum entschieden. Allein die Zwistigkeiten und Anfechtungen, welche von jetzt ab beginnen, tragen einen durchaus verschiedenen Character. Es ıst eine bloss weltliche und völlig unbefugte Gewalt, welche es_sich anmasst, nicht bloss nach eigenem Gutdünken die Pfründe zu verleihen, sondern auch damit in einem Sinne zu verfügen, welcher mit der Stiftung derselben im schneidendsten Widerspruche steht. Kaum hatten die durch Luther angeregten Grundsätze auch in Oesterreich Boden gewonnen, und insbesondere beim Adel, der es schnell herausfühlte, wie vortheilhaft selbe könnten ausgebeutet werden, vielen Beifall gefunden, so wurde das Bestreben allgemein, dem Vogteirechte eine Ausdehnung zu geben, welche es rechtlich niemals hatte, um so nebst dem i) Linz am Montag in der Weihnachtswoche 1523 (1527?)“.. etlich Persohnen, so mit der Ergerlichen Seckht der widertauff beflect.. Richten lassen. « 59 Stiftungsgute auch den bestimmenden Einfluss über die Seelsorge selbst zu gewinnen, Die Erbvögte, wie sich die Herren von nun an mit Vorliebe nannten, sahen sieh als eigentliche Eigenthümer der Pfründen an, die sie nach Belieben gegen eine willkührliche Lehenstaxe verliehen, woraus endlose Streitigkeiten und hundert- jährige Processe hervorgingen. Der Besitzer der Herrschaft Pucheim, Gyriak Freiberr von Polheim, hatte sich, wie wir hörten, ebenfalls der Neuerung zugewendet. Wie vermöge dieser Gesinnungs - Aenderung die von seinem Vater zu Thalheim eingeführten Paulaner gezwungen wurden, entweder zu verhungern, oder den Wanderstab zu ergreifen, so machte sich selbe auch für die Pfarrer zu Vöckla- bruck fühlbar. Als der Pfarrer Christoph von Oberndorf im Jahre 1530 sich genöthigt sah, zur Abzahlung der auf das geistliche Gut gelegten Türkensteuer zwei Lüsse, das Oberurtl genannt, zu verkaufen, so durfte er das erst nach eingeholter Einwilligung des Erbvogtes Cyriak von Polheim thun. Aber auch auf die Pfarrverleihung gewann oder erzwang sich Pucheim immer ent- scheidenderen Einfluss. Am 9, Jänner 1542 schrieb der Vizdom im Lande o. d. Ens, Johann Fernberger von Egenberg, an Weikhart von Polheim: Da der Pfarrer von Vöcklabruck hoffnungslos darniederliege und er mehrere Sühne habe, welehe er mit schweren Kosten in der Fremde studieren lasse, so habe er vom Propste Peter von St. Florian das Versprechen erhalten, die Pfarre im Erle- digungsfalle, wenn sie in seinem Monate!) erledigt werde, seinem Sohne Ulrich verleihen zu wollen. Auch am römischen Hofe sei eventuel unterhandelt worden. Er zeige dieses dem Herrn von Polheim als Vogt der Kirche an, damit er das Kirchen- !) Seit dem Concordate von Wien 1448 ernannte in den ungeraden Monaten der Papst. 60 gut schütze. Statt seines noch jungen Sohnes werde er die Pfarre durch einen Vicar verwalten lassen. Der Pfarrer starb und Ulrich Fernberger erhielt die Pfründe. Sein Vater schloss nun mit Johann Moser, welchen schon der verstorbene Pfarrer als Viear aufgenommen hatte, einen neuen Vertrag auf ein Jahr. Würde er im Laufe desselben mit Tod abgehen, so sınd seine Erben verbunden, den seine Stelle versehenden Priester zu bezahlen. Dieser Fall trat wirklich ein, worauf Polheim den Pfarrhof sogleich mit seinen Amtleuten besetzen liess. Höchst merkwürdig ist ein Schreiben Fernbergers an Weik- hart von Polheim vom 4. Mai 1543. Er schiekt demselben zum Danke für die seinem Sohne ertheilte Possess (die Ein- antwortung des Pfründenbesitzes) !), eigentlich vseiner Frau 18 Ellen vorder Gueten feygl Khermesin Atlassı, den er in Nürnberg gekauft hat. Für die erforderliche Anzahl Priester habe er sich erfolglos bemüht. Vor der Hand habe er den ihm von Polheims Prädiecanten Stephan em- pfohlenen Fronamter Hannsen Fugsl, dem noch ein Priester beigeordnet worden, die Pfarre übertragen. Die Pfarrhofs-Privilegien, welche Pfarrer Oberndorfer in einer Truhe verwahrt, befinden sich in den Händen seiner Erben. Polheim wolle für die Rückerstattung Sorge tragen. | Andere Anforderungen stellte Herr von Polheim mündlich, wie ein späteres Schreiben Fernbergers beweist, welcher unter dem 20. Juni 1544 also schreibt: »Er erinnere sich seines zu Pucheim gemachten Versprechens gar wohl und habe demgemäss auf Polheims Begehren ihm cin Wagenpferd zustellen lassen. Ueberhaupt _weigere er sich keimer Leistung, welche nach altem (?) Herkommen einem Vogtherrn gebühre. ! Der Patron durfte die Person noch benennen, zum Besitze der Pfründe aber konnte sie nur mittelst Einweisung durch den Vogt ge- langen. War ihm der Benannte nicht anständig, so ertheilte er die Possess nicht. Somit waren es die Vögte, in deren Händen die Pfründenverleihung lag. 61 Der »Jüngling« Ulrich Fernberger von Egenberg verzichtete auf die Pfarre am 18. Februar 1546, worauf sie der Propst von St. Florian dem Hofmeister des Grafen Julius von Salm, der ein Neffe des Bischofes Wolfgang I. von Passau war, dem Dr. Wolfgang Furtmayr aus dem Sprengel von Eiehstädt verlieh, zu dessen Gunsten Ulrich Fernberg ihr eigentlich ent- sagt hatte. Obgleich sich der Bischof Wolfgang persönlich um die Erlassung des Possessgeldes verwendet hatte, musste dennoch der neue Pfründner 50 fl. bezahlen. Nach vier Jahren beförderte Bischof Wolfgang den Dr. Furtmayr zum bischöflichen Official in Wien. An seine Stelle trat als Pfarrer zu Vöcklabruck der Domprediger zu Passau Andreas Schweller, von welehem Casimir von Polheim aber schon 80 fl. Possessgeld verlangte, Der neue Pfarrer mochte sich gegen den Vogtherrn nicht allweg gelügig zeigen, wesshalb dieser in einem Schreiben an den Bischof sieh in heftigen Klagen gegen denselben ergoss, indem er ihm vorwarf, dass er ohne Beisein des Vogtherrn oder seiner Amtleute mit den Pfarrhofs - Unterthanen art- handle !) und es durchgesetzt habe, dass von seinem Gerichte mit Uebergehung der Vogtherrschaft die Appellationen unmiltel- bar an die Landshauptmannschaft gehen; dass er endlich ohne Bewilligung Hölzer aushaue. Polheim drang auf Entfernung des Pfarrers, und stellte es dem Bischofe frei statt seiner einen andern zu schicken, wenn er einen Tauglichen (!) zur Verfü- gung habe. Was der Angeklagte geantwortet oder wie er sich - vertheidigt habe, ist leider nicht ersichtlich. Sicher ist, dass _ er Vöcklabruck verliess. ?) 1) Wozu er vollkommen befugt war. 2) Das geht aus der gleich anzuführenden Klageschrift seines Nach- folgers hervor, wo es heisst: »Er (Polheim) hat den vorigen Pfarrer von und ab der Pfarre mit seinem Gütel nit wellen verrucken lassen , unzt (bis) er ime des Pfarrhofs Privilegia, Urbar, Rechtsbüchel und alle Urkunden zustellen und antworten müssen . . 62 Sein Nachfolger war Johann Tanzer. Auch mit diesem entstanden bald Streitigkeiten, da er nicht allen Forderungen Polheims entsprechen zu dürfen glaubte. In einer Klageschrift des Pfarrers an den Landeshauptmann vom J. 1553 wird unter anderm angebracht, dass der Vogt den le (zten Pfarrer gezwungen habe ihm alle Urbarien und Privilegien des Plarrhofs auszuliefern. Polheim scheint übrigens mit der Beschwerde gegen den Pfarrer diesem schon vorge- kommen zu sein, indem dieser es nöthig findet sich gegen einige Vorwürfe, die ihm Polheim gemacht, zu vertheidigen, als wegen seiner Haushaltung, Amtsverwaltung; wegen Duldung von Zigeunern dem königlichen Generale entgegen und von offenbaren Verbrechern unter dem Scheine der Freiung. In letzterer Beziehung antwortet der Beklagte, dass Polheim selbst einen Todschläger in den Pfarrhof als einen gefreiten Ort ge- sehickt habe. Endlich beschwert sich der Pfarrer noch über einen ihm bei Uebername der Pfarre von Polheim abgezwun- genen Revers, mit den Unterthanen nichts handeln zu wollen. Seither habe dieser alle Gerichtsbarkeit‘ an sich gezogen, alle Kaufbriefe unter seinem Namen verfertigen lassen und den Pfarrhofs - Unterthanen bei schwerer Strafe untersagt, dem Pfarter in irgend einer Weise Gehorsam zu leisten. Das landeshauptmannsche Gericht fällte am 12. April 1554 in dieser Angelegenheit ein Urtheil, durch welches dem Vogte die Herausgabe der Pfarrhofsschriften aufgetragen und jeder Eingriff gegen das alte Herkommen untersagt wurde. Die von Polheim verfertigten Briefe und der Revers werden kraftlos erkannt. Der hiedurch in die gebührenden Schranken zurückge- wiesene Vogt suchte nun den Pfarrer in anderer Weise zu necken, indem er in seiner Fischwaide fischte und ungeachtet aller Vorstellungen Tanzers nicht davon abliess. Dieser Pfarrer war übrigens schon verehelicht. Obgleich dem Anscheine. nach schon bedeutend in den Jahren vorge- 63 rückt freite er ein ganz junges Mädchen Namens Rosina, welche nach seinem Tode mit Christoph Strasser zu Vöcklabruck eine zweite Ehe einging. Sie lebte noch 1605. !) Zu St. Aegid baute er 1559 die Kirchhofmauer , stellte 1562 eine neue Kanzel auf, von der aus er die erste Predigt hielt über Matth. VII. 15: Hüthet euch vor den falschen Propheten. Er starb noch in diesem Jahre. Nach Wolfgang Vormayr, welcher nur ganz kurze Zeit lebte, folgte 1563 Johann Manger. Nach Tanzers Ableben hatte der Propst Sigmund von St. Florian den Versuch gemacht die Pfarre seinem Gonventual Urban Dräer zu übertragen, wogegen als eine Neuerung Pol- heim in Passau Klage erhob. Nach seiner Darstellung würde selbe nicht bloss ihm nachtheilig sein, sondern vorzüglich die Rechte des Bischofs beeinträchtigen. Der Propst ermangelte nicht seine Berechtigung gründlich darzustellen: die Pfarre ist, was urkundlich bewiesen werden kann, dem Kloster St, Florian einverleibt, wesshalb es dem Prälaten völlig frei gestellt ist selbe, wem er will, zu verleihen. Das Geschäft des Vogtes in dieser Angelegenheit beschränkt sich auf die Einhändigung der Possess. Weil die frühern Pfarrer, die dem Stande der Weltpriester angehörten , schlecht gewirthschaftet haben, so will man es mit einem Conventual versuchen. Genau derselbe Fall war jüngst wegen Ried, in welchem für St. Florian gegen Jörg von Landau entschieden wurde. Während indessen zwischen Polheim und St. Florian ge- stritten wurde, suchte jener nach einem Pfarrer seines Sinnes und wechselte desshalb Briefe mit Herrn von Scherfenberg (zu Ort am Traunsee), welcher ihm meldete, dass der el priester zu (Alt-) Münster sich für den Antrag wegen der I UEH—— . ') Laut einer Aussage, dass um 1590 der Pfarrer zu Pichl Amandus ÖÜramer seine Hochzeit im Pfarrhofe zu Vöcklabruck gehalten habe, 64 Pfarre Vöcklabruck bedanke und es vorziehe in Münster zu bleiben. Dagegen schlug er ihm Herrn Sebastian Ölstorfer, früher zu Gmunden, nun aber in Lakirchen als einen ge- lehrten und beredten Mann vor, »doch würde er sich nie gefallen lassen nach Passau zu reisen und sich den Bart scheren zu lassen.« !) Manger war weniger bedenklich, aber ebensowenig katho- lisch, obgleich er sich ın Passau ganz rechtgläubig stellte. Mit semem Nachbar, dem Pfarrer zu Atzbach, früher Dechant von Spital am Pyhrn ?) stand Manger in sehr naher Beziehung. Sein Tod erfolgte in den ersten Monaten des Jahres 1572. Abermal versuchte Propst Sigmund von St. Florian seinem Conventual Urban Dräer, welcher damals Pfarrer zu Wartberg im Mühlviertel war, die Pfründe einzuantworten. Das Ordinariat war mit der Massregel einverstanden; bei Pucheim besorgte man weniger Widerstand, weil der Inhaber Weikhart von Polheim noch minderjährig war und unter Vormundschaft stand. Der Propst meldete dem Pfleger von Pucheim, was er beschlossen, und fordert ihn auf dem Ernannten die Posses zu ertheilen. Sich selbst nach Vöcklabruck zu begeben hinderte ihn eine Berufung an das kaiserliche Hoflager. Der Vormund Sigmund Ludwig von Polheim legte Ver- wahrung ein gegen eine solche Neuerung und erklärte sich für Ruprecht Kirehschlager, Pfarrer zu Michelnbach , weleher !) In jener Zeit war es eine ganz gewöhnliche Erscheinung, dass sich Pfarramts-Candidafen von den Bischöfen weihen liessen, um dann in den also erschlichenen Pfarren im Sinne Luthers zu wirken. Ein pro- testantischer Zeitgenosse sagt, dass viele Geistliche waren »päpstisch und evangelisch zugleich »sie« ziehen auf die Weihe sich schmieren und ölen zu lassen und sagen: ich will kein Messpfafl sein; durch das Mittel muss ich zur Pfarr kommen«. .. . Geboren zu St. Veit im Pongau. Er hinterliess 6 Söhne und 4 Töchter, welehe er in 25jähriger Ehe mit seiner Hausfrau Apollonia (von Altenmarkt, in der Steiermark ‘oder bei Radstadt) gezeugt hatte. Wolf v. Jörger sein Gevater und Vogtherr war sein Testaments- Vollstreeker. S. Geschichte v. Wilhering II. Anhang. 65 »soleher Pfarre der reinen Lehr, christliehen Wandels und Schieklichkeit halben« wohl vorstehen könnte. Allem Propst Sigmund fand sich nieht bewogen, auf die Wünsche des Herrn von Polheim einzugehen, und durfte es um so weniger, weil darin ein völliges Aufgeben des Rechtes seines Klosters gelegen wäre, da Polheim in einem spätern Schreiben die Verleihung der Pfarre an seinen Gandidaten geradezu forderte. Als sich Propst Sigmund mit Urban Dräer nach Vöckla- bruck verfügte, und demselben am 6. Juni 1572 die Pfarre übergab, wurde nach der Abreise des Propstes dieser ohne Umstände davon gejagt und Kirchschlager eigenmächtig durch die Polheim. Vormundschaft eingesetzt. Der Propst klagte we- gen dieses Vorganges unmittelbar beim Kaiser, welcher sich die Religions - Angelegenheiten vorbehalten hatte, und erwirkte eine Resolution vom 20. Juni d. J., in welcher den Polheim. Vormündern dieser Eingriff in die Rechte des Gotteshauses St. Florian strenge verwiesen und der gemessene Auftrag ertheilt wird, den eingedrungenen Prädiecanten augenblicklich zu entfernen und der Einführung des ernannten Pfarrers kein Hinderniss mehr inden Weg zu legen, Auf diese streng lautende Entscheidung gestützt begab sich der Propst getrosten Muthes auf den Weg, um seinen Conventbruder am 29. Juni wieder einzusetzen; allein er fand sich vom Pfarrhofe ausgeschlossen, die Sakristei war gesperrt und wurde erst unwillig auf Befehl des Stadtrichters geöffnet. Dem Urban Dräer, welcher sich seinem Vogtherrn am 2. Juli in Pucheim persönlich vorstellte, erklärte dieser unumwunden , dass er die Pfarre ihm nicht geben werde. Der Kaiser sei falsch berichtet und es sei seine Absicht ihm einen Gegenbericht zu erstatten. Aber auch der Propst sandte einen Bericht über das Vorgefallene an den Kaiser und indem er den ganzen Hergang erzählte, suchte er hervorzuheben, dass Stülz. Gesch. v. Vöckl, ) 66 der zugefügte Schimpf nicht weniger ihm selbst widerfahren sei, denn es handle sich um sein Eigenthum, seine Kammer und seine Gerechtigkeit; !) werde der von Polheim verfochtene Grundsatz anerkannt, so habe es mit allen Incorporationen ein Ende, geistliche Lehenschaft sei ein Name ohne Inhalt. Polheim stellte in seinem Gegenberichte das Recht des Propstes, die Pfarre zu verleihen, zwar nicht in Abrede, be- hauptete aber, dass selbe einem Laienpriester verliehen werden müsse, nie aber einem ÜConventual oder Ordensmann anver- traut werden dürfe. Auch diessmal entschied Kaiser Maximilian II. wieder gegen Polheim,, 25. Juli. Es heisst in seiner Antwort: »Da er selbst in seinen geistlichen Vogteien dergleichen Dinge, wie sie Pol- heim beanspruche, nicht im Gebrauche habe, so könne er solche Neuerungen auch andern Vogtherren nicht gestatten , welche nur zur Schmälerung der Lehensgerechtigkeit und zur Machung eines beschwerlichen Eingangs dienen würden. Die Vogtherrn sollten sich solehe Uebergriffe gegen die Klöster als Kammergüter am wenigsten erlauben. Die Folge hievon würde die sein, dass künftighin dem Lehensherrn nicht mehr frei stände, seine Lehenschaft nach Belieben zu vergeben, son- dern nur jenen, welche den Vogtherrn gefallen. Der vom Propste von St. Florian ernannte Pfarrer ist tauglich, ordnungsmässig geweiht, vom Bischofe bevollmächtigt, wesshalb gegen ibn keine Einwendung statt finden kann. Er (der Kaiser) hätte Veranlassung genug, den von Polheim wegen seines geleisteten Widerstands und der eigenmächtigen Ein- führung eines Pfarrers zur Strafe zu ziehen, doch wolle er diessmal noch Gnade für Recht ergehen lassen.« Zugleich mit der Mittheilung dieser kais. Resolution erhielt der Propst von St. Florian den Auftrag, »sich bei seiner Lehen- 1) Dahin war es also schon gediehen, dass die Prälaten sich selbst als Verwalter kais, Kammergüter ansahen. 67 schaft zu handhaben,« den Pfarrer einzusetzen und allenfallsigen Widerstand sogleich anzuzeigen. Ungeachtet aller dieser allerdings sehr überflüssigen Aus- führungen und ernstlichen Befehle fand sich die Polheim. Vor- mundschaft noch keineswegs veranlasst, Gehorsam zu leisten ; vielmehr ergrifl sie ein Mittel, welches immer mehr in Schwung kam, fast unfehlbar wirkte und endlich die Dinge dalıin brachte, dass ein ordentliches Regiment unmöglich wurde. Sie ersuchte nämlich die beiden obern weltlichen Stände von Herrn und Rittern um Verwendung beim Kaiser, welche auch keinen Augenblick zauderten , dieselbe eintreten zu lassen, was die Wirkung hatte, dass dem Propste ein fernerer Bericht mit genauer Ausführung seines Rechtes aufgetragen wurde. Das vermochte er freilich auf eine so schlagende Weise zu leisten, dass der Kaiser ungeachtet der bewaffneten Bitte seines Gegners in der Antwort an die beiden Stände, 15. No- vember 1572, geradezu aussprechen konnte: Die Vormund- schaft sei im vollen Unrechte; sie habe nicht bloss Gewalt geübt, sondern die Unverschämheit gehabt, diesen Frevel noch zu vertheidigen. Nachgiebigkeit in diesem Falle würde ein allgemeines Präjudiz für alle Lehensherrn im Lande auf sich haben. Als Landesfürsten liege ihm ob, Aller Rechte zu schützen. Schliesslich werden die Ver- ordneten der beiden Stände angewiesen, sich in dieser Sache jeder weitern Verwendung zu enthalten und die Vormundschaft zum Gehorsame zu weisen. Dem Propst wurde wiederholt die Handhabung der Rechte des Klosters zur Pflicht gemacht, der Vormundschaft aber zu Gemüthe geführt, dass nicht abzusehen sei, was ein Lehens- herr noch zu thun hätte, wenn ihr Vorgehen in Vöcklabruck in der Ordnung wäre. Die Klöster de facto und ohne Fug der Lehenschaft zu entsetzen und sie dann 5* 68 auf einen langwierigen Process hinzuweisen, sei durchaus unzulässig. Während dieser Verhandlungen war Propst Sigmund ge- storben. ') Bis nach der Wahl seines Nachfolgers Georg ?) rubte die Sache, doch fragte sich dieser schon am Wahltage bei der Vormundschaft an, ob sie gesonnen sei, sich der er- gangenen Resolution zu fügen? Er wurde keiner Antwort gewürdigt. Dessungeachtet würde er sofort mit Einsetzung des Pfarrers wenigstens versuchsweise vorgegangen sein, wenn ihn nicht ein kais. Befehl an das Hoflager berufen hätte. Unier dem 19. Jänner 1573 erhielt der Propst eine zwar sehr höflich abgefasste Aufforderung der Verordneten der zwei obern weltlichen Stände zum Stillstande mit der Auseinander- setzung: Es walte zwar gegen die Person des von seinem Vorfahrer zum Pfarrer Bestimmten kein Anstand ob, ?) allein die kais. Resolution gebe zu vielen Bedenken Anlass, welche sich nicht bloss auf die Herren von Polheim beziehen, sondern die Stände überhaupt angehen, und zu neuen Vorstellungen an den Kaiser nöthigen. Eine hiezu gewählte Gesandtschaft, be- stehend aus den Herren Georg von Hoheneck zu Hagenberg, dem jungen Sigharter von Leobenbach und Christoph von Haydn wurde mit der ständischen Schrift an den Kaiser abgesandt. Die Angelegenheit wurde abermals im Hofrathe und im gehei- men Rathe in Verhandlung genommen und als schon eine Ent- schliessung sollte gefasst werden, beschloss der Kaiser, vorher auch die N. Oe. Regierung um ihr Gutachten zu fragen. Allein, da eben Landtag in Linz gehalten wurde, sollte der Beschluss erst nach Vollendung desselben 1) 20. Nov. 1572. ®2) 15. Jänner 1575. ®) Das allerdings nicht, denn dieser Conventual von St. Florian war nicht bloss verehelicht, sondern eben so wenig katholisch als der von Pucheim protegirte Ruprecht Kirchschlager, wie sich in der Folge sattsam herausstellte. 69 bekannt gemacht werden. Das geschah zwar, doch wurde mit dieser politischen Vorsichtsmassregel gar nichts erzielt, denn die Polheim trugen die Sache dem Landtage nichts desto weniger umständlich vor und erwirkten eine weitläufige Vor- stellung desselben an den Kaiser. In der Zwischenzeit richteten der Landeshauptmann Dietmar von Losenstein und der Anwalt Hanns Georg Auer von Gunzing ein Schreiben an den Propst, worin sie ihn auffordern, sich am 22. Juni vor ihnen zu stellen, da sie Auftrag haben, in Sache der Vöcklabruckischen Freistifte und der streitigen Lehen- schaft Handlung zu pflegen. Dieser, welcher durch den kais. Secretair Wolf Unverzagt gewarnt worden war, weigerte sich jeder Verhandlung, weil ihm weder der Gegenstand derselben bekannt sei, noch er wissen könne, wer ihnen Auftrag gegeben, Von einer Irrung hinsichtlich der Freistifte sei ihm nichts be- kannt, in Betreff der Lehenschaft sei nıchts streitig, wohl aber erachte er als seine Pflicht, sich fest an den kaiserl. Auftrag zu halten, welcher ihm zur Pflicht mache, seines Klosters Lehenschaft handzuhaben. — Dabei hatte es nun auch sein Bewenden. Die angebliche Commission war eine Falle, welche man dem Propste legen wollte. Wie die protestantischen Stände die Vöcklabruckische Pfarrbesetzung zu ihrer Sache gemacht batten, so sollten auf Unverzagts Rath, »zur besseren Entschuldigung des Kaisers,« auch die Prälaten vorgehen, und wirklich über- gaben der Bischof von Passau und der Prälatenstand des Landes ob und unter der Ens dem Kaiser eine gemeinsame Vorstellung. Am 10. September 1572 wurde endlich die lange zurück- gehaltene Resolution ausgefertigt. Den Polheimischen Vormün- dern wird darin bei schwerer Ungnade befohlen, sich dem zu unterwerfen, was der Landeshauptmann und der Vizdom Gosmas Gienger anordnen werden, und dem vom Propste von St. Florian bestimmten Pfarrer ohne Weigerung den Besitz zu 70 verleihen. Haben die von Polheim irgend ein besonderes Recht zu beanspruchen, so steht es ihnen frei, es am kaiserl. Hofe — sonst nirgends — zu verfolgen. Der Landeshauptmann und Vizdom erhielten Befehl, sich nach Vöcklabruck zu verfügen, den eingedrungenen Pfarrer zur Räumung des Pfarrhofes und zum Abzuge zu verhalten, wegen der entzogenen Nutzung sich mit dem Propste zu ver- gleichen und ihm die Lehenschaft wieder einzuantworten. Wider- stand ist mit Gewalt zu beseitigen. Die Commission fand zwar statt, doch gelang es den beiden Commissären keineswegs, sich derselben nach ihrem vollen Umfange zu entledigen. Merkwürdig und sehr bezeichnendg für die schwäehliche und schleiehende Politik des Kaisers Maximilian ist der gleich- zeitige Erlass an den Propst zu St. Florian. »Es bleibe zwar bei der frühern Resolution, doch wolle der Propst, da Polheim sieh zumeist darauf gesteift habe, dass nicht ein Conventual, sondern ein Laipriester die Pfarre innhaben soll, selbe für diessmal ohne Schaden und Nachtheil des Gotteshauses einem solehen verleihen, doch auf keinen Fall dem Ein- dringling.«e — Und eben dieser blieb trotz Resolution und Commission nach wie vor bis zu seinem Absterben im Pfarrhofe und im Besitze (er Pfarre. Nach abermal .2 Monaten, am 10. November 1573, erhielt der Propst von St. Florian ein kaiserl. Schreiben mit der An- zeige, dass in Folge der letzten Resolution vom 10. September d. J. Weikhart von Polheim sich persönlich eingestellt, »vnder- thenigist ergeben vnd erklärt, das du vorthin über die Pfarr Veckhlaprugg die Lehenschafft vnd derselben ersezung haben mügest.«e Nur habe er gebeten, der Kaiser wolle bewirken, dass der Propst aus Gutwilligkeit den Ruprecht Kirchschlager, welcher der alten katholischen Religion zugethan sei, seinen Titel vom Kloster Engelszell und die Weihen in Passau em- pfangen habe, in Vöcklabruck lassen wolle. Zum Schlusse 71 ersucht ihn der Kaiser, ihm zu Gefallen hierin nachzugeben. !) Solchem Ersuchen musste willfahrt werden. Zufolge erhaltener Weisung bat nun Kirchschlager den Propst von St. Florian um Verleihung der Pfarre Vöcklabruck. Sein Gesuch war unterstützt durch eine Empfehlung des Richters und Raths der Stadt, welche er darum gebeten hatte. Aus diesen Schriften ist unter andern ersichtlich, dass dieser Mann, weleher nach Polheims Versicherung »der alten katholischen Religion zugethan« war, nach Vöcklabruck mit Weib und kleinen Kindern gekommen sei. Propst Georg verhiess ihm Verleihung der Pfarre unter folgenden Bedingungen: 1. habe er zur Sieherung der Rechte des Klosters St. Florian bei Herrn von Polheim einen Revers auszuwirken, worin dieser die Lehenschaft anerkenne; 2. soll der Bittwerber seine Formaten und ein Zeignisg vorlegen, dass er zur Ausübung der Seelsorge bevollmächtigt seı; 3. soll derselbe alle Privilegien, Urbare und Stiftbriefe, welche ihm die Polheimischen Gerhaben bei seinem Einzug übergeben, dem Propste zur Einsicht vorlegen und geloben, der Pfarre nichts entziehen lassen zu wollen, den Propst als seinen Lehensherrn zu verehren und ihm Gehorsam zu leisten; 4. habe er sich verbindlich zu machen, alle Processkosten zu ersetzen, die er zunächst und hauptsächlich veranlasst habe; ?) ferner 5. zu der vermöge der Tractation mit dem Kaiser dem Prälatenstand auferlegten Contribution jährlich 100 fl. beizu- steuern, 3) und endlich 1) Wir theilen dieses äusserst merkwürdige Aectenstück in der Beilage II. mit. 2) Sie wurden auf 400 fl. angesetzt. 3, S, meine Geschichte von St. Florian, 87. 12 6. der alten Gepflogenheit gemäss dem Convente eine Gebühr von 50 fl. zu erlegen. Kirchschlager erbot sich die Artikel 2, 3 und 6 einzu- gehen, während er die übrigen nicht annemen zu können erklärte. Wahrscheinlich musste der Propst, dem keine Wahl blieb, sich damit begnügen. Unter dem 12. Jänner 1574 wurde nun Ruprecht Kirchschlager dem Bischofe von Passau für die Pfarre Vöcklabruck präsentirt. Mit der Präsentation des Propstes, in welcher der ganze Verlauf der Angelegenheit in seinen Umrissen dargestellt war, und einem Empfeblungsbriefe des Herrn von Polheim begab sich der Candidat nach Passau, wo er am 14. Jäner Abends anlangte. Am folgenden Morgen um 8 Uhr Früh wurde er zum Examen in die Behausung des Dr. Konrad Schwaiger be- rufen, wo sich die übrigen Examinatoren: Dr. Stadler, Offieial, und der Herr Notar schon eingefunden hatten. Es dauerte bis 410 Uhr; von 12 bis 2 Uhr conferirte Dr, Schwaiger freundlich mit Kirchschlager. Ueber den Erfolg schrieb dieser an den Propst: »Wiewol der Artikel sehr vie) gewesen, sein wir darinnen ziemlich überein kumen, allein 3 Artikel ausge- schlossen, 4. de Oratione pro defunctis ; 2. De purgatorio; 5. De invocatione Sanctorum. Darauf ich als ein einfältiger etwas er- schrocken vor solchen hochgelehrten und wohlbegabten Per- sonen, dieselbigen nit wohl kinnen annemen, Ursach, dass sie allda bei uns nit im Gebrauch sein und da einer auf der Kanzel mit dergleichen Artikel her- fürkäme, wurden Burger und Bauern zu den Steinen greifen. !) Dessungeachtet hoftte sowohl der Candidat als auch sein Sachwalter Wolfgang Pauchinger, Pfarrer zu Peuer- 1) Diese Rücksicht war also massgebend in Sacheu des Glaubens und der Lehre. Ein schönes Ergebniss der freien Forschung in den heil. Schriften. 13 bach, in Anbetracht der gezeigten Freundlichkeit zuversichtlich auf Bestätigung; allein die Zuversicht fand sich getäuscht, als ihnen Dr. Stadler Abends durch einen Cursor entbieten liess, dass sie auf Bestätigung nicht zu warten haben; dem Propste von St. Florian werde desshalb zugeschrieben werden. Als beide Männer sich am folgenden Morgen persönlich um die Ursache der Bestätigungs - Verweigerung erkundigten, sagte ihnen der Official in »aller guten Freundlichkeit,« dass der Fürst dem Concil von Trient zuwider nichts handeln könne und möge« lawans malrimonium, das sei nun prineipalis causa.« Einen sehr übeln Eindruck beim Fürsten habe auch das Em- pfehlungs - Schreiben des Herrn von Polheim gemacht. Dem Propste von St. Florian meldete der Official, dass Kirchschlager im Widerspruche mit der katholischen Kirche seine Verbindung als eine walre Ehe vertbeidige, auch in vielen andern Artikeln als unkatholisch sei erfunden worden. Es möge in kürzester Frist ein Anderer vorgestellt werden. Indessen scheint Kirchschlager sich einer neuen Prüfung, bei welcher er grössere Fügsamkeit bewies, unterzogen zu haben. Er war so glücklich, die Approbation zu erhalten, So war er nun wirklicher Pfarrer zu Vöcklabruck. Uebri- gens lebte er mit seinem Weibe Margaretha nach wie vor bis zu seinem Ableben. Wir glaubten diese Verhandlung umständlich erzäblen zu sollen, weil sie uns ganz geeignet scheint, den Kaiser Maximi- lian II. in seiner Eigenthümlichkeit zu kennzeichnen. Er wollte es mit keiner Partei verderben und Allen gefällig sein, was in Zeiten des Kampfes allerdings das geeignetste Mittel ist, Alles und es mit Allen zu verderben; jedes Bewusstsein von Recht und Unreeht zu untergraben und der Rechts- und Gesetzlosig- keit die breiteste Bahn zu brechen. Man hat dieses Verfahren oft Weisheit, Klugheit, Milde, Toleranz genannt, allein diese Weisheit und Klugheit hat sich stets selbst gerichtet, diese Milde und Toleranz ist in der Regel Schwäche, Gleichgültigkeit 74 und Verrath an den heiligsten Pflichten, Maximilian lebte nicht lange genug, um das Heranreifen seiner Aussaat noch zu sehen; was aber unter seinen Söhnen Rudolf und Matthias geschah, war die nalurnothwendige Gonsequenz der Grundsätze oder viel- mehr der Grundsatzlosigkeit, nach welcher der Vater regiert hatte. In der Straflosigkeit, mit welcher die politischen Stände vom Herren- und Ritterstande dem Rechte und Gesetze Trotz bieten konnten schon unter Maximilian, in dessen Macht es nocn vielfach gestanden wäre, Ernst zu zeigen, ist der Aus- gangspunkt jener Adelsverschwörung zu suchen, welche Kaiser Rudolf verdrängte und nach dem Tode des Kaiser Matthias das habsburgische Herrscherhaus auf immer beseitigen wollte. Einen andern Eingriff in die Rechte des Pfarrers — es handelte sich wohl um eine allgemeine Massregel — erlaubte sich Kaiser Maximilian ganz allen frühern und spätern Gepflo- genheiten entgegen, indem er den Pfarrhofs -Unterthanen als Überlehensherr Erbrechtsbriefe ertheilte, in welehen die allen damaligen Rechtsanschauungen widersprechende Formel : »zu Vnnserer Pharr Schenndorf oder Veckhlapruckh« vorkömmt. Um diese Zeit war auch der Abfall der Stadt zum Prote- stantismus schon längst eine vollendete Thatsache. Ob und wie viel dabei der sittliche Zustand gewonnen oder verloren habe, vermögen wir nicht zu entscheiden; allein dafür spricht manche Andeutung, dass er keineswegs befriedigend genannt werden konnte. Merkwürdig in mehr als einer Hinsicht ist die Bitt- schrift eines gewissen Kaspar Schifer, Gesellpriesters zu Vöckla- bruck, an Richter und Ratı um »Zulassung einer Herberge in der Stadt« vom 13. Februar 1578. j Im Eingange wird mit vielen Worten angerühmt die grosse Sorgfalt der Väter der Stadt, die »das allein seligmachende Wort Gottes offentlich wider den Teufel und seinen Anhang bekennen und über das auch fleissig, wie bisher nit anders gespürt, als rechte Pfleger und Säugammen der Kirchen Gottes 75 daran sein, dass die reine, gesunde, unverfälschte, wahrhafte Lehr reeht allhie gepflanzet und wider den papistischen Greuel und alle Verfälschung getrieben und geübt, Predigt- stuhl und Schulen gereinigt und mit tüchtigen Leuten versorgt, darneben auch allenthalben christlichen Wandel, Zucht, Tugend und Ehrbarkeit befürdern.« Hierauf trägt er seine Bitte vor um Aufnahme für sich und die Seinigen in der Stadt. Zwar habe er sich, wie es weiter heisst, in den zwei Jahren seines Hierseins durch den Kirchherrn um Herberge und Wohnung beworben, sei aber aus dem Grunde mit seinem Gesuche abgewiesen worden, weil man wegen »sträflichen und unehristlich ärgerlichen Verhaltens der vorigen Priester« keinen Fremden mehr in der Stadt dulden wolle. Er dagegen gelobt »einen rechtschaflenen Diener und Prädieanten abzugeben. « Diese Aeusserung macht das frühere Herausheben der Reinigung des Predigtistuhls und der Anpflanzung von christlichem Wandel, Zucht, Tugend und Ehrharkeit etwas verdächtig. t) Ueber den Zustand der Schule vermögen wir ebenfalls einige Aufschlüsse zu geben. Ein bedeutender Theil des Ein- kommens von dem St. Ulrichs-Benefieium wurde für Besoldung des Schulmeisters und Cantors zurückbehalten,, auch das Ein- 1) Allerdings wurde viel gelehrt und geprediget, wofür sich Richter und Rath sehr besorgt bewiesen. Vom Testamente des früheren Zechpropstes und Stadtrichters Thomas Hindthammer war schon früher die Rede — S. 58. Bei St. Ulrich war an jedem Mittwoch Predigt. Fiel ein Fest in der Woche, so wurde sie unterlassen. Man trug dem Pfarrer den Wunsch vor, sie auch in diesem Falle abhalten zu lassen. Der Pfarrer erwiderte den Abgeordneten des Rathes: Beim Antritte seines Amtes habe man am Mittwoch nur eine Litanei ge- sungen, hernach ein Capitel aus der hl. Sehrift gelesen eine Zeit lang auch andere Materien oder bisweilen auch eine Predigt vorge- tragen. Uebrigens sei die Remuneration zu gering. An den Mitt- wochen habe der Diakon die Predigt nur dann unterlassen , wenn zu viele in einer Woche sich gehäuft. Indessen soll nach Thunlich- keit entsprochen werden. Bei diesem Anlasse wurde auch Klage ge- führt über die Trunkenheit des gegenwärtigen Gesellpriesters, 76 kommen der Pfarrkirche wurde zur Bestreitung der Schulbe- dürfnisse willkührlieh in Anspruch genommen. Richter und Rath hatten die Leitung der Schule ganz an sich gezogen, ob- wohl nicht mit besonderem Glück oder Geschick. Dem Schul- meister Abraham Schissling musste 1587 folgender Vorhalt gemacht werden: Er soll 1. den Kirehengesang so verrichten, dass es der Gemeinde möglich werde zu folgen; 2. die Kinder nieht über Gebühr strafen, wie das jüngst mit des Aufschlägers und des Jöchlinger Kindern geschehen; 3. bessere Zucht unter den Kindern halten und deren Umbherziehen in der Kirche und auf der Gasse verhindern ; 4. bessere Wirthsehaft führen und nicht bei jedem Be- suche Zechen machen; 5. der Jugend ein besseres Beispiel geben und »nicht so oft in der Woche veniam lassen« (Ferien geben). 6. gegen die Inspectoren die gehörige Achtung beweisen. Hiezu wurde noch gefügt, dass nach der allgemeinen Klage die Kinder in der Schule nichts lernen. Zum Sehlusse wurde mit schärfern Mitteln gedroht, wofern keine Besserung erfolgen sollte. Ungeachtet der Schulmeister diese versprach, so wollte sich dennoch der Zustand nicht bessern. Kurze Zeit nacher machte Schissling ohne Vorwissen und Bewilligung des Richters und Rathes eine Reise, während welcher gar keine Schule gehalten wurde. Am Ende des Jahres 1588 beschloss man noch einen letzten Versuch mit ihm zu machen, damit die Jugend doch im Latein Fortschritte machen mörhte. Ueber den weitern Verlauf ist nichts mehr aufgezeichnet, Im Jahre 1594 bewarb sich ein junger Magister Christoph Ludwig Brisomanus, der mit Zeugnissen und dem Abschiede von dem berühmten Reichart Strein und einer Empfehlung des Achaz von Hohenfeld versehen war, um den erledigten Schul- 77 dienst. Obgleich der Gantor, Georg Plinzler, weleher seit dem Austritte des ‚Johann Rottenburger den Dienst versehen hatte, sich aus allen Kräften gegen die Anstellung des neuen, windi- gen Magisters ausliess und Zeugnisse von der Universität (?) Genua (? Genf?) vorwies, so wurde der Dienst dessungeachtet versuchsweise dem Brisomanus aufgetragen. Seine Einkünfte waren: 4) 20 fl. Jahresbesoldung vom Benefieium St. Ulrich; 2) 7 fl. für die Kirchenlehre, d. i. den Unterricht im Katechis- mus; 3) 4. fl. für das Salve in der Fasten; ein angemessener Antheil bei Hochzeiten und Begräbnissen, eine Vergütung für die Recordation mit Gesang zu St. Martin und Weihnachten; 4) 20 fl. Tischgeld von dem Pfarrer, und endlich 5) von jedem Schüler an den Quatembern 45 kr. und von den »Raittern« (Rechnern) 4 £. Es sollte sich bald zeigen, dass die vermeintliche Unter- werfung Weikharts von Polheim unter die Entscheidung des Kaisers nichts anderes sei, als nur ein augenblickliches Nach- geben, keineswegs aber ein Aufgeben seiner Ansprüche. Sehr bald machte er als der Kirche zu Schöndorf Erbvogt, worauf ihm gar kein Recht zustand, !) ganz aussergewöhnliche Ansprüche, und er drang mit denselben um so leiehter durch, als der Pfarrer, seine Creatur, ihn gewehren liess oder sich seiner Anmassungen nicht erwehren konnte. ?) Diessmal traten ihm Richter und Ratlı der Stadt entgegen, welche ebenfalls, vielleicht mit noch weniger Fug und Recht, Anspruch auf die vogteilichen Rechte machten. ?) In früheren Zeiten wurde die ') Die Besitzer von Pucheim waren Vogtherren von St. Agid. ?) Wahrscheinlich musste eine Hand die andere waschen. Des Pfarrers Hausfrau kaufte Güter und darunter auch solche an sich, die dem Pfarrhofe unterthänig waren. ®) Schöndorf bestand schon lange, ehe nur die Rede sein konnte von einer Stadt Vöcklabruck. 78 Kirchenrechnung immer im Pfarrhofe vor dem Pfarrer und mit Beiziehung der Gemeinde gehalten. Nun wollte Polheim die Zechpröpste. in's Gelübd nemen, die Kirehenrechnungen ohne Beobachtung der bisherigen Form abhalten und überhaupt un- beschränkt verfügen, ja, er war schon darauf bedacht, dem alten Prediger (Pfarrer?) zu Vöcklabruck in der Person seines Schlosspredigers zu Pucheim M. Valentin Lebeysen nicht bloss eine Aushilfe, sondern einen Vicar an die Seite zu stellen. !) Auf die Klage der Stadt gegen den Pfarrer, weil er dem alten Herkommen zuwider mit Umgehung der Zechpröpste im Einverstländnisse mit dem Herrn von Polheim durch seinen Gesellpriester den Tag zur Aufname der Kirchenrechnung von der Kanzel hatte verkünden lassen, erhielt er von dem lands- hauptmannischen Gerichte die Weisung, künftig die Kirchen- rechnungs-Aufname nur auf Ersuchen der Zechpröpste verkünden zu lassen, der Vogtobrigkeit keinen ungebührlichen Einfluss bei ihr zu gestatten und sie im Pfarrhofe abzuhalten. ?) Ebenso entschieden protestirte bei derselben Behörde auch der Propst Georg von St. Florian gegen das Verfahren Polheins, der sich vermessen, gewaltsam und nach eigenem Gutdünken Zechpröpste aufzustellen und sich öffentlich von der Kanzel als Erbvogt des Gotteshauses proclamiren zu lassen, so wie auch gegen alle Folgerungen, die man aus der Einwilligung des Pfarrers in die Neuerungen bei Aufname der Kirchenrechnung ableiten könnte. Den Pfarrer selbst eitirte er zu wiederholten Malen seinem frühern Gelübde gemäss sich in St. Florian zu stellen. Endlich gehorchte er. Am 27. Juni 1588 stellte er zu St. Florian einen Revers folgenden Inhaltes aus: »Der Propst von St. Florian habe ihn viermal nach St. Florian berufen, allein Leibesschwachheit sei das Hinderniss {) Raupach, Presbyterologie, 2 Nachlese 58. ?) 22. Juni 1587. 79 gewesen, der Berufung Folge zu leisten. Als er sich endlich gestellt, habe man ihm seiner Widersetzlichkeit wegen einen Verweis gegeben, doch aber Verzeihung angedeihen lassen. « »Zum Vorwurf sei ihm gemacht worden, dass er und seine Gesellen von der Kanzel aus und im Kirchengebete, so wie auch in Process - Schriften dem Herrn von Polheim den Titel: Erbvogt gegeben haben. Das stelle er in Abrede; komme der Ausdruck in Streitschrilten vor, so habe sich dieses sein Agent, der Advocat Kölbl, ohne sein Vorwissen, zu Schulden kommen lassen. Nur einmal, in einem Missive an die von Vöcklabruck habe er sieh dieses Ausdrucks bedient, wesshalb er sich straf- würdig bekenne. Desshalb habe ihn auch der Propst im Neubau des Klosters in einem saubern Gemache durch einige Tag eingesperrt. « Für die Zukunft verpfliehtet sich der Pfarrer : 1. weder selbst, noch auch durch seine Capläne dem Herrn von Polheim den Titel eines Erbvogtes, sondern nur den eines Vogtherrn zu geben; a 2. keiner Sache Vorsehub zu leisten, durch welche die Gerechtsame des Klosters St. Florian gefährdet werden könnte; 3. nur solehe Capläne aufzunemen, welche vom Bischofe geweiht und der katholischen Religion zugelhan sind; 4. rücksichtlich der Zechpröpste und der Kirchenrechnung bei den hergebrachten Gewohnheiten zu bleiben und keinen unbefugten Eingriff zu dulden; 5. alle Privilegien, Zehent - Register und Urbare, welche im Original vorhanden sind, nach St. Florian auszuliefern. Ob Kirehschlager diese Gelöbnisse halten wollte oder konnte, ist sehr zu bezweifeln, Polheim fuhr fort sich als Herrn der Pfarre zu benemen. Als solcher ertheilte. er dem Pfarrer am 14. November des gedachten Jahres strengen Auf- trag, nicht zu gestatten, dass der Stadtrichter und die Zech- pröpste ohne sein und der Pfarrmening (Pfarrgemeinde ) Vor- wissen zu Schöndorf einen Begräbnissplatz bewilligen, »nicht 80 zu des Gotteshauses Nutz, sondern wegen der grossen dabei sich ergebenden Zehrungen. « Der »Auswärtige,« um den es sich im vorliegenden Falle handelte, war ein gewisser Pinghammer aus Salzburg , welcher wahrscheinlich in Vöcklabruck gestorben war. Es hatten sich eben um diese Zeit mehrere Bürger Salzburgs, Anhänger der Augsburgischen Gonfession, in Vöcklabruck niedergelassen. Im Juni und Juli 1588 baten sie um Aufnahme zu Vöcklabruck, nachdem der Erzbischof (Wolf Dietrich von Rai- tenau) eine starke Visitation ihrer Religion wegen vorgenommen,« in Folge derer sie Befehl erhalten, sein Gebiet binnen 4 Wochen zu räumen. Mit diesen, denen die Aufnahme gestattet wurde, war vermuthlich auch Pinghammer eingewandert. Der Pfarrer Ruprecht Kirchschlager starb zu Ende des Jahres 1591. Seine Witwe vermälte sich in zweiter Ehe mit Abraham Grünpacher, damals Pfleger zu Pletzned, in der Folge Pfleger des berühmten Franz Christoph Grafen von Khevenhiller zu Kammer. Sein Sohn Andreas Kirchschlager , anfänglich Bürger der Stadt Vöcklabruck, wurde später Pfleger zu Weidenholz. Für seine Familie hatte er gut gesorgt, auf Kosten seiner Pfründe. Das Mayerhaus, welches unter seiner Verwaltung niedergebrannt war, der Pfarrhof, die Waldung und die Fischwaide befanden sich bei seinem Ableben im elendesten Zustande. Mit der Stadt lebte Kirchschlager vielfach in Unfrieden und Streit. Veranlassung waren die streitigen Rechte über die Kirche Schöndorf, in welcher Beziehung er dem Herrn von Polheim mehr einzuräumen geneigt war, als den Herren von Vöcklabruck lieb sein konnte, die Fischgerechtigkeit in der Vöckla u. dgl., wovon noch die Rede sein wird. !) !) Wir fügen hier noch ein Paar zerstreute Notizen zur Stadtgeschichte bei. Am 50. Nov. 1542 brach im Hause des Wolfgang Ruespeckh Feuer aus, welches 9 Häuser der Hinterstadt, darunter auch das 81 Als es sich um die Besetzung der erledigten Pfarre handelte und nun Gelegenheit gab zu beweisen, ob die vor 20 Jahren dem K. Maximilian II. gemachten Versprechungen ernstlich ge- meint gewesen oder nicht, zeigte, was allerdings unschwer vorauszusehen war, Polheim die alte Gewaltthätigkeit, welche kein fremdes Recht achtet und nur so weit und so lange ge- horcht,, als Widerstand unmöglich ist. Kaum hatte Kirebschlager die Augen geschlossen, als Polheim sofort den Pfarrhof versperren liess und den streng- sten Auftrag ertheilte, denselben Niemand, der von St. Florian komme, zu öffnen. Die den Pfarrhof betreffenden Schriften nahm er alle zu sich. Der Propst von St. Florian, der bald nachher sich zu Vöcklabruck einfand, sahı sich vom Pfarrhofe und von der Kirche ausgeschlossen. Mit Richter und Rath zu Vöcklabruck hatte sich Polheim wegen des einzuschlagenden Benehmens verständigt, wobei er aber alle‘ Verantwortlichkeit auf sich nahm. Der Befehlshaber eines von Polheim zu den Waffen gerufenen Haufens, Pilssl, hatte auf den 6. Jänner 1592, wo man wahrscheinlich wieder einen Besuch des Propstes voraussetzte, viele Bauern zur Kirche bestellt, welche ihre Spiesse im Messnerhause zu Schöndorf hinterlegt hatten. Der Rath der Stadt Vöcklabruck, welcher für seine An- sprüche besorgte, wenn Polheim die Sache so ausschliesslich Beneficiatenhaus von St. Ulrich verzehrte. Ruespeckh musste 600 Pfund di. bezahlen, welche Summe unter die andern Verunglückten vertheilt wurde. Im Jahre 1585 richtete die Pest in der Umgegend grosse Ver- heerungen an und zeigte sich auch in der Vorstadt. Die Beamten von Wartenburg und Pucheim waren entflohen. Sie erlosch im Fe- bruar des folgenden Jahres. Die Stadt blieb verschont. Am 15. Sept. 1590 um 5 Uhr Abends wurde ein starkes Erdbeben verspürt, (Chmel. Handschriften der k. k. Hofbibliothek 1. 597.) Der Stadtrichter von Vöcklabruck theilte unter dem 26. Nov. 1585 dem Pfarrer den landeshauptmannischen Befehl mit, den neuen Kalender auf den Kanzeln zu verkünden und trug ihm demzufolge auf, morgen am ersten Adventsonntag damit anzufangen. Stülz. Gesch. v. Vöckl. 82 in seiner Hand behielt, fand nothwendig, seinen Rechtsfreund in Linz Dr. Eissler und andere Vertraute um Gutachten anzu- gehen, was zu thun sei und wie man sich in dem Falle — den Gott verhüten wolle, — zu verhalten habe, wenn der Propst von St. Florian seinen romanistischen Pfarrer präsentiren und eindringen wollte?« Ob man denselben ab- weisen oder wenigstens zu St, Ulrich einen Prädicanten | auf- nehmen soll. ? Dr. Eissler begutachtete, sich der Sache gar nicht, anzu= nemen, da Polheim und St. Florian »stark ineinander 'gerathen werden.« Dem Propste blieb zur Wahrung der Rechte seines Klosters kein anderes Mittel mehr übrig, als den ‚Schutz und die ‚Hilfe des Erzherzogs Ernst, welcher damals im Namen des Kaisers Oesterreich als Statthalter verwaltete, anzuflehen, worauf: dem Herrn von Polheim auch sofort ein ernstlicher Auftrag zugeschickt vurde, den Pfarrbof, die Kirche. und den Freithof zu öffnen, sich den erflossenen Resolutionen. des Kaisers Maximilian II. zu fügen und dem Propste in Bestellung der Pfarre kein Hinder- niss in den Weg zu legen. Als gestützt auf diese Resolution der Propst Georg dem Herrn von Polheim, zuschrieb, dass er gesonnen sei, am 7. Juni d. J., d. i. am zweiten Sonntage nach der heil. Dreifaltigkeit, den neu ernannten Pfarrer einzusetzen und ihn die Probepredigt halten zu lassen, und die Einladung hinzufügte, dabei als Vogt- herr zu erscheinen, wenn es ıhm gefällig sei, stellte sich dieser höchlich verwundert, wollte von einer Resolution K. Maximilians, durch welche dem Kloster die Lehenschaft der Pfarre Vöcklabruck sei zugesprochen worden, nichts wıssen und ersuchte um Abschrift, um auf Grund- lage derselben sich in Güte vergleichen zu können. Den Lan- deshauptmann aber bat er in einem Gesuche, dem Propste Stillstand zu gebieten, bis er seine Nothdurft angebracht habe. Es war augenscheinlich nur darauf abgesehen, Zeit zu gewinnen, 83 Als die Landeshauptmannschaft dem Gesuche Polheims willfahrte, wollte der Propst in dieser Angelegenheit, welche schon zu Hof entschieden worden und höherem Auftrage gemäss nieht verzögert werden durfte, von keinem Stillstande wissen. Wirklich fand er sich an dem bezeichneten Tage mit dem ernannten Pfarrer, Johann Rormann, Üonventual und Dechant in St. Florian, zu Vöcklabruck ein, um die Einsetzung zu bewirken; allen er fand den Eingang zum Pfarrhofe von einem Haufen 40 bis 50 Bewallneter verwehrt; bei der Kirche, welche versperrt war und erst geöffnet wurde, als schon zur Kirche geläutet worden, nicht in Kraft des fürstlichen Befehls, sondern der Gemeinde wegen, war eine grosse Menschenmenge versammelt. Die Saeristei aber blieb auf Polheims Befehl ver- schlossen und der Messner versagte dem Pfarrer, welcher pre- digen wollte, einen Chorrock zu geben. Solange der Propst und Rormann in der Kirche anwesend waren, wurde weder gesungen, noch eine andere gottesdienstliche Handlung vorge- nommen. Es blieb diesen nichts anderes übrig, als den Rück- weg anzutreten. !) Kaum zu Hause angekommen, nam der Propst seine Zuflucht wieder zum Erzherzog - Statthalter in einer Vorstellung vom 45. Juni 1592. Dieser verwies, 25. September, dem Herrn von Polheim sein Verhalten in den strengsten Ausdrücken, durch welche er sowohl den regierenden Kaiser, als auch seinen Vater K. Maximilian »nit wenig angegriffen un« beleidigt« und sein Vogteirecht von Rechts wegen verwirkt habe. Zugleich wurde ihm angekündigt, dass der Abbt von Kremsmünster, der 1) Es ist merkwürdig, mit welcher Kurzsichtigkeit die Herren 'ihre Unter- thanen zum Widerstande gegen die gesetzlichen Gewalten organisirten und missbrauchten in ihrem Interesse, wie sie meinten, ohne zu ahnen, gegen wen sie selbe demnächst richten werden, sobald sie gehörig eingeschult sein würden. Kaum 2 Jahr'später sahen sie das zu ihrem Schrecken, als die Unterthanen sich wie Ein Mann erhoben mit ganz andern Forderungen , als wegen der Religion, 6* 84 Vizdom Johann Adam Gienger und Georg Neuhauser mit der Commission beauftragt seien, dem Kloster St. Florian die Pfarre wieder zurückzustellen, die Auslieferung des Pfarrhofs, der Kirche, Sakristei und der Urkunden zu bewirken und die Einsetzung des Pfarrers, welchen der Propst von St. Florian vorstellen werde, zu veranlassen. Glaube Polheim besondere Ansprüche zu haben, so möge er selbe am Hofe suchen. Dieser Ernst verfehlte seine Wirkung nicht. Polheim be- klagte sich in einer Vorstellung, welche in sehr unterwürfigen Ausdrücken abgefasst war, über Verleumdungen des Propstes von St. Florian, stellte jede Gewaltsübung in Abrede und ver- sprach allem pünktlich nachzukommen, was der Erzherzog- Statthalter anordnen würde; nur bittet er, seinen Gegner zu verhalten, nach altem Gebrauche den einzusetzen- den Pfarrer dem Vogte und der Gemeinde etliche Wochen auf Probe zu senden. Commissäre hält er für unnötbig, da er sich mit dem Propste ohne Schwierigkeit ver- einigen könne. Die Commission hatte indessen dennoch statt. Die Com- missäre, mit Ausname des von Neuhaus, welcher durch Krank- heit verhindert war, traf am 18. December in Vöcklabruck ein und mit ihnen der Propst Georg von St. Florian sammt seinem Conventual Johann Rormann. Sie mussten im Gasthause Her- berge suchen. Polheim sellte sich am folgenden Morgen ein. Er hatte die Frechheit, zu behaupten, dass er von den Entscheidungen K. Maximilians Il. nichts gewusst habe. Damals, noch minderjährig, habe er an den Verhand- lungen sich nicht betheiligt; die Vormünder seien mittlerweile gestorben, sein Schloss Pucheim ausgebrannt. !) Hätte ihm der Propst eine Abschrift jener Erlässe mitgetheilt, 1) Weikhart von Polheim war im Jahre 1555 geboren, also 21 Jahre alt, als jene Resolution erfolgte und 21 Jahre alt, als er sich per- sönlich dem Kaiser »vnderthenigst« ergab. 85 so würde er aller Verweise überhoben geblieben sein. Dabei klagte er, dass derselbe, allem alten Herkommen entgegen, einen CGonventualen zum Pfarrer bestimmt habe, welcher Umstand ihn auch hindern werde, der Installation persönlich beizuwohnen. Uebrigens lieferte er sämmtliche Pfarrhofs - Schrifien aus und verglich sich wegen der vorenthaltenen Einkünfte mit dem Propste. Zum Schlusse warnte er noch vor aller Religions- Aenderung, da der gemeine Mann der neuen Auflagen halber schwierig und zum Aufruhr geneigt sei, wie der Vorgang zu Gaspoltshofen gezeigt habe. !) Die Installation ging hierauf am 20. December, der auf einen Sonntag fiel, ohne weitere Störung vor sich. Der Pfleger von Pucheim lieferte im Namen seines Herrn den Commissären die Schlüssel zur Kirche und Saeristei aus, worauf diese dem Propste die Saeristei sammt allem, was sie enthielt, übergaben und die Zechpröpste zur Ablegung des Gelübdes anhielten, was sie auch ohne irgend einen Widerstand leisteten, jedoch aber im Namen der Pfarrgemeinde den Wunsch ausdrückten, der ihnen bestimmte Pfarrer möchte vorläufig 3 Probepredigten halten, und die Erwartung, dass man wegen der Religion ihr Gewissen nicht beschweren werde. In erster Beziehung wurde entgegnet, der Pfarrer habe in seinem Leben schon viele Pre- digten gehalten, in der zweiten aber, die Pfarrgemeinde werde in der Religion dem Kaiser nicht Mass geben wollen. Der Pfarrer werde sich überhaupt so verhalten, wie es einem katholischen Priester gezieme und er es gegen Gott, den Kaiser nnd sein Gewissen verantworten könne, Bei der Predigt, welche Rormann nun hielt, herrschte Stille und Aufmerksamkeit. Nach ihrer Vollendung stellte Propst Georg seinen Conventualen der Com- mission vor, die ihm sofort Auftrag ertheilte, die Einsetzung '| Acht Tage früher wurde dort in Gegenwart des Landeshauptmanns und des Vizdoms ein katholischer Pfarrer eingesetzt. Als er dann die Messe las, entstand ein wilder Aufruhr des aufgehetzten Pfarrvolkes. 86 vorzunemen, worauf er Rormann der Gemeinde als Pfarrer dar- stellte. Nach Mittag lieferte der Pfleger von Pucheim den Pfarrhof aus, gab die Unterthanen ihrem neuen Herrn in's Gelübde und verhiess ihm alle Unterstützung. !) Gegen den Erzherzog - Statthalter sprechen die Commissäre in ihrer Relation die Erwartung aus, dass es dem Pfarrer, wenn sich die Gemeinde erst an ıhn werde gewöhnt haben, gelingen werde, wenigstens doch bei St. Aegid die heilige Messe zu lesen. Rormann war nun zwar unbestritten Pfarrer von Vöckla- bruck und verwaltete seine Pfründe im Zeitlichen, allein eine seelsorgerliche Wirksamkeit besass er durchaus nicht. Die Seel- sorge übten seine beiden Gesellen, »die ehrwürdigen und geistlichen Herren« Ambros Selbherr, welcher schon im Jahre 4585 genannt wird, und Hanns Buchhorner, beide »wohn- und sesshaft im Dörfl«, der augsburgischen Gonfes- sion gemäss. Zudem sollte der Pfarrer noch einen eigenen Prädicanten halten. Als er anfänglich keinen fand oder finden wollte, versahen die genannten Gesellen das Predigtamt, wofür sie den Rath der Stadt um eine »Ergötzlichkeit« aus dem Kirchen-Vermögen zu Sehöndorf ansprachen, welcher ihnen auch hiefür und wegen des durch ein Jahr verrichteten Türkengebets 12 Thaler bewil- ligte. Endlich stellte der Pfarrer im März 1594 einen Prädı- canten, Herr Martin genannt, an. Der Rath ertheilte in Folge dieser Anstellung dem Zechpropste Wolf Fuchs den Auftrag, demselben, wenn er seine erste Predigt halten werde, nebst einigen Rathsbürgern mit Bescheidenheit die Ermahnung zu geben, »nur das lautere Wort Gottes und der augsburg. Gon- fession gemäss zu predigen und sonsten, was demselben zuwider nichts Widerwärtigs fürbringe.«ce Man wolle drei Probe- 4, Da uns die Rechnung des St. Florianer Zahlmeisters bei dieser Com- missionsreise nach Vöcklabruck in mehrfacher Rücksicht nicht un- merkwürdig scheint, fügen wir sie in der Ill. Beilage an. jun. predigten von ihm hören und »darnach man ihn in. der Lehre befindet, entweder gedulden, oder aber weiter nicht hören« Ungeachtet aller dieser Concessionen blieb der Pfarrer keineswegs unbehelligt. Anfangs zwar war alles still und ruhig, das Pfarrvolk hörte seine Predigten aufmerksam an und war mit denselben zufrieden. Bald aber wurde ihm von einem Gemeinde- Ausschusse vorgehalten: es sei mit dem Predigen noch nicht abgethan, vielmehr möge er sich klar und bestimmt erklären, wie er es mit der Gommunion, den Kinds- taufen und den Geremonien überhaupt zu halten ge- denke ? Der Pfarrer entgegnete, dass er für sich allein gar nichts bestimmen könne; meinte aber, es sei gar kein Grund zu einer derartigen Anfrage vorhanden, da die Gesellen und Prädieanten ja ohnehin in der hergebrachten Weise fortmachen und keinerlei Aenderung sei eingeführt worden. Wieder kamen am 28. März 1593 etliche hundert, gröss- tentheils aus der Bauerschaft, in der Kirche zum Pfarrer, machten einen Ausschuss und wiederholten in der Sacristei die frühere Frage, anfänglich mit Bescheidenheit, sagend : »er soll ihnen die Sach deutsch machene«, d. h. in deutscher Sprache consecriren, »oder durch einen Andern machen lassen.«e Dann aber, als er erwiderte, dass er ohne Vorwissen und Befehl seiner Obern sich in nichts einlassen dürfe, und sie ermahnte die kaiserliche Resolution in Ruhe zu erwarten, da die Ange- legenheit ja ohnediess an den Hof gebracht werden soll, ergoss sich der hefligste Ungestüm in arge Drohungen: eher als solche oder dergleichen Neuerungen gedulden, wolle man Leib und Gut in die Schanze schlagen; es sei besser ihn, den Mönch und Pfaffen todt zu schlagen, als dass die ganze Pfarrgemeinde um ihre Seligkeit gebracht werde. Bis nächsten Sams- tag habe er eine klare und bestimmte Antwort zu geben, »sonsten würd’s einen andern Ausgang 88 gewinnen.« Die Wuth des Volkes erstreckte sich selbst auf die Dienstboten des Pfarrers, welche nicht selten ange- fallen und thätlich misshandelt wurden, wie man denn einmal eben daran war einen seiner Knechte über die Brücke hinab in die Vöckla zu stürzen. Der Propst von St. Florian wandte sich um Sehutz an den Landeshauptmann, welcher scharfe Patente erliess, und durch den Prälatenstand an Erzherzog Matthias als Statthalter, der am 11. Juni 1593 dem Landeshauptmann und den Land- räthen o. d. Ens auftrug, eine Commission aus beiden Religions- Parteien nach Vöcklabruck abzusenden, welche die Pfarrholden vor sich fordern, ihre Beschwerden anhören, sie zur Ruhe und zum Gehorsam ermahnen, sie mit dem Pfarrer vergleichen und sich unter der Hand erkundigen soll, welche die Haupt- aufwiegler seien, um sofort ihre Namen dem Erzherzoge be- kannt zu geben, Ueber den weitern Verlauf mangeln alle Nachrichten. Nach dem Ableben des Pfarrers Rormann , welcher am 19. November 1594 zu Vöcklabruck starb, erneuerten sich alle alten Auftritte wieder. Schon am 3. Tage erschien der Pfleger von Pucheim im Pfarrhofe, legte allenthalben Sperre an, beanspruchte das Recht der Inventur und der Abhandlung des Verstorbenen und versah den Pfarrhof mit einer Besatzung von 4 bewaffneten Unterthanen, und da der Conventual von St. Florian, welchen Propst Georg sogleich nach dem Eintreffen der Todesnachricht nach Vöcklabruck abordnete, die Sperre abriss, weil die sämmtliche Verlassenschaft eines Conventuals dem betreffenden Kloster gehöre, wurde sie sofort wieder an- gelegt. Der Besetzung der Pfarre aber legte diessmal der Herr von Polheim kein Hinderniss in den Weg. Zum Nachfolger Rormanns bestimmte Propst Georg seinen Conventual Balthasar Leo, den er am 11. Dezember 1594 durch seinen Hofrichter und Dechant einsetzen liess. Im Stadt- Archive zu Vöcklabruck hat sich eine umständliche Relation 89 des Actes der Einführung erhalten, welche in mehrfacher Be- ziehung denkwürdige Aufklärung darbietet. Am Tage der Einsetzung, am dritten Sonntage im Advent, begaben sich der Zechpropst Wolf Fuchs, der Stadtriehter und mehrere Rathsglieder frühzeitig nach Schöndorf hinauf. Nach dem Zusammenläuten hielt der Hofriebter von St. Florian »auf der Schuleantorium« stehend an die Anwesenden einen Vortrag, dessen wesentlicher Inhalt in der Ankündigung bestand, dass der Dechant und er beauftragt seien, den Balthasar Leo als Pfarrer einzusetzen, Nach Beendigung dieses Vortrages ersuchte der Zechpropst um Bewilligung, sich mit den Pfarrleuten besprechen zu können, und begab sich mit einem zahlreichen Ausschusse in die Sa- eristei, wohin ihnen unverweilt der Pfleger von Pucheim mit 3 anderen Männern nachfolgte. Der schon oben genannte Pilssl forderte hier im Namen Weikharts von Polheim dem Zech- meister die Kirchen- und Sakristei- Schlüssel ab. Nach dem Abtritte der Pucheim’sehen Deputation wurde nun berathen, was auf die Vorträge des Hofrichters und des Pilssl zu er- widern sei. In erster Beziehung erwog man, dass die Abweisung des Vorgeschlagenen den Propst veranlassen würde, die Sache an den Kaiser zu bringen, was die Hersendung eines Jesuiten und die Beseitigung der bisherigen Prädieanten zur Folge haben könnte. Mit Ausname einer einzigen Stimme !) wurde der Beschluss gefasst folgende Erklärung abzugeben: Wenn der Propst eine solehe Person vorstellen wird, die sich bereit erklärt, nach dem Vorgange Rormanns die gegen- wärtigen Priester verbleiben und vom Pfarrhofe unterhalten zu lassen, auch sonst keine Veränderung vorzunehmen ; wenn sie ferner sich anheischig macht, im Erledigungsfalle einer Stelle, f) Diese äusserte sich dahin: Wenu der Herr von St. Florian eine solche evangelische Person, so der Augsburg-Confession zugethan, vorstellt, so wolle man ihn (sie) annemen , sonst nicht. 90 es sei durch den Tod oder in anderer Weise, immer nur solche Prädieanten aufzunemen, welche der augsburgischen Confession zugethan und nach drei Probe-Predigten dem Pfarr- volke annemlich sind, -— so sei man bereit selbe sich gefallen zu lassen. Den Pucheimern aber beschloss man zu erklären: die Kirelen- und Saeristei- Schlüssel wurden den Zechleuten dureh eine ehrsame Pfarrmennig und letzlich bei Rormanns Installation von den kaiserlieben Gommissären dem Propste von St. Florian und dem Pfarrer, und von diesem dem Zechpropste übergeben, wesshalb dem Verlangen der Auslieferung an Herrn von Pol- heim nicht entsprochen werden kann. Indessen kam: man dess- ungeachtet überein, dem Hofrichter von St. Florian die Kirehen- schlüssel, nicht aber die zur Sacristei, auszuhändigen. Der Beschluss wurde zuerst den Abgeordneten des Herrn von Polheim eröffnet, welehe darüber im hohen Grade unzu- frieden waren, aber von einem der Anwesenden die Aeusserung hinnemen mussten, er sei vor Jahren auch Zeelmeister ge- wesen, habe aber nie gehört, dass ein Herr von Polheim die Schlüssel inne gehabt habe. Hierauf begab sich der Ausschuss wieder in die Kirche, wo Wolf Fuchs das Wort nam und an die St. Florian. Ab- geordneten die Erklärung abgab: die Pfarrgemeinde bekenne sich zum heil. Evangelium und der augsburgischen Confession, darin sie geboren, auferzogen, gelehrt und unterwiesen worden. Sie gedenke auch mit Gottes Hilfe bis an ıhr Ende dabei zu verbleiben, Wenn nun der Vorgestellte eine solche Person sei, bei und unter welcher Gottes Wort vermöge der augsburgischen Gonfession rein und lauter gepredigt, die heil. Sacramente, wie sie Christus der Herr eingesetzt, ausgetheilet werden können; wenn er zusage, dass er die jetzigen Priester und Prädicanten allda verbleiben lassen, mit ihnen ohne der Pfarrgemeinde Vorwissen und ohne nothwendige Ursachen keine Veränderung vornemen, sie wie bisher vom Pfarrhofe aus besolden und 9 ihnen nichts abbrechen wolle; auch, da sich künftig mit einem oder dem andern eine Veränderung zutragen sollte, anstatt des Abgegangenen jederzeit wieder einen Prädieanten der augsbur- gischen Gonfession, welcher der Pfarrgemeinde nach Abhaltung von drei Probepredigten annemlich erscheine, aufnemen, und sonst in der Religion und in den Kirchen - Geremonien nichts ändern werde, sei man erbötig, ihn als Pfarrer anzunemen. Der Hofriehter antwortete ausweichend , dass der Dechant und er in dieser Beziehung keinen Auftrag erhalteu haben, eine Aenderung vorzunemen, es wäre denn Sache, dass solches durch eine kaiserliche Commission geschähe. Hierauf übergab ihm der Zechpropst die Kirchenschlüssel, womit er sich aber nieht zufrieden geben wollte und feierlich gegen Vorenthaltung der Saeristei - Schlüssel Verwahrung ein- legte; doch da die Kirchen -Schlüssel die Hauptschlüssel seien, wolle er in Gottes Namen mit der Einsetzung fortfahren. Der Hofrichter übergab nun die Schlüssel in die Hände des Deehants Veit (Widmann) und dieser in die des Pfarrers, worauf dieser als Pfarrer proclamirt und der Pfarrgemeinde gebührender Gehorsam empfohlen wurde, in deren Namen Wolf Fuchs erklärte, dass ihm derselbe so lange werde geleistet werden, als er seine Zusage halte. Zum Beschlusse wurde durch den Schulmeister »ein Stuck musieirt, von Ambros Selbherr die Predigt verrichtet, dann eine Messe gelesen !) und eine Weibsperson gespeist. « Zwischen dem Hofriehter und den Abgeordneten des Herrn von Polheim fielen während dieses Vorganges allerhand Streitig- keiten vor, indem diese bei der Einsetzung in der Kirche sich mitbetheiligen wollten, was jener nicht zugeben durfte. ?) 1) Selbsverständlich nicht die katholische Messe. ?, Der Berichterstatter schliesst mit dem Wunsche: »Der allmächtig Gott erhalt uns wie bisher also auch hinfüran bei seinem göftlichen alleinseligmachenden Wort und rechten Gebrauch der heil. Sacramente bis an unser End, damit wir hierdurch ewig selig werden. Amen. 92 Als nach der kirchlichen Einsetzung des Pfarrers die Ab- gesandten von St. Florian sich in den Pfarrhof begaben, um auch diesen dem Pfarrer einzuantworten, folgten ihnen Pol- heims Leute auch dahin, um die Sperre abzunemen, zu inventiren und dem Pfarrer nach Vergleichung wegen des Possessgeldes von Vogtobrigkeit wegen das weltliche Besitz- thum. einzugeben. Das wurde nicht zugegeben. Dagegen berief man am fol- genden Tage sömmtliche Pfarrhofs- Unterthanen nach Pucheim und verbot ihnen unter Androhung schwerer Gefängniss-Strafe, ihrem neuen Herrn das Gelübde zu leisten. Diesem selbst wurde eine Wache von 4 Mann in den Pfarrhof gelegt mit der An- weisung, ihre Verpflegung daselbst zu suchen. Der arme Pfarrer kam bald in die grösste Verlegenheit. Von seinen pfarrlichen Einkünften bezog er keinen Pfenning, da Pucheim nicht bloss den Unterthanen jegliche Leistung unter- sagte, sondern auch die Zehentholden abhielt, ihre Schuldigkeit zu entrichten. Eben so wenig konnte er auch das im Pfarr- hofe aufgespeicherte Getreide veräussern, da die Wächter beauf- tragt waren, keinen Metzen verkaufen zu lassen. Dazu kam noch die Last der Unterhaltung derselben, welche sich nieht bloss im Pfarrhofe füttern liessen, sondern auch täglich in die Stadt zum Weine gingen und es sich auf Kosten der Verlas- senschaft des seligen Pfarrers, wie sie sagten, bis zum Ueber- masse gut schmecken liessen, so dass sie stets betrunken wieder zurück kamen. Zu ihren bösen Reden, »dass sie im Pfarrhofe mehr als der sakramentische Pfaff zu schaffen haben,« zu ihren Drohungen und Ungezogenheiten musste der arme Pfarrer schweigen, »um nicht geschlagen zu werden.« Polheim, bei welchem Leo Klage führte, versprach zwar Abhilfe; versicherte, dass diese Behandlung nicht in seiner Absicht liege, und er überhaupt den Streithandel bedauere, welchen er nicht dem Propste, sondern den andern Hetzern — den Vöcklabrueckern — zurechne. Unter anderm erzählte er 93 dem Pfarrer, dass ihn Rormanns Bruder Christoph, welcher sich noch im Pfarrhofe befand, mit Thränen gebeten habe, ıhm des Verstorbenen Verlassenschaft zu schirmen. Derselbe machte auch wirklich den Versuch, sich ihrer mit Gewalt zu bemäch- tigen. Allein Abhilfe gewährte Polheim dennoch nicht. Erzherzog Matthias, bei welchem der Propst sogleich Be- schwerde erhoben hatte, befahl dem Herrn von Polheim, die Wache augenblicklich zurückzuziehen; er verlangte überhaupt unter den kräftigsten Ausdrücken seines Unwillens gegen Weikart von Polheim vom Klosterrathe ein Gutachten, wie den Anmas- sungen der Vogtherrn ein Damm könnte gesetzt werden’? Der Kaiser selbst trug am 20. Jäner 1595 dem Landes- hauptmanne auf, die Wache sofort abzuschaffen und über den Vollzug des Auftrages an die N. Oe. Regierung Bericht zu er- statten; Erzherzog Matthias befahl dem Herrn von Polheim am 28. Jäner 1595, binnen 14 Tagen sich wegen seiner geübten Gewaltthätigkeit zu verantworten. Aller dieser papierenen Mass- regeln ungeachtet wurde die Wache erst am 11. März um 4 Uhr Abends abberufen, bei welcher Gelegenheit Polheim wie zur Verhöhnung der ergangenen Befehle die Kästen mit eisernen Bändern und fast zwei Pfund schweren Schlössern also ver- sperren liess, dass der Pfarrer so wenig wie früher auch, nur über Einen Metzen Getreid verfügen konnte. Ueberdiess beklagte er sich beim Landeshauptmanne mit grosser Bitterkeit über die unerhörte Ungerechigkeit, weil man ihn »ausser vorgehender reehtlicher Erkenntniss seines Rechtes de facto entsetzt« habe durch den Befehl, die Wache wegzuziehen und die Pfarrhofs- Unterthanen des Gelübdes zu entlassen. — An diese war nemlich ein landeshauptmannisches Patent mit dem Aultrage ergangen, dem Pfarrer die Huldigung zu leisten. Sie leisteten dieselbe wirklich, ungeachtet der Einrede der Abgeordneten Polheims, im Pfarrhofe zu Vöcklabruck am 21. März 1595. Wenige Tage nach diesen Ereignissen versuchten die Un- terthanen im ganzen Lande für ihre Rechnung und in ihrem 94 Interesse von den Fertigkeiten Gebrauch zu machen, wozu sie Herr von Polheim und die politischen Stände seit einer Reihe von Jahren abgerichtet hatten, in der Absicht, selbe zu ihrem Nutzen und nach ihren Absichten zu verwenden. Sie erhoben sich gegen die Herrschaften, verweigerten Gehorsam und alle Leistungen und eben Weikhart von Polheim, welcher als Lan- desobrister das ständische Aufgebot zu befehligen hatte, wurde bei Neumarkt oberhalb Grieskirchen am 13. October 1595 von den Bauern zu einer nieht ehrenvollen Flucht genöthigt. !) Das schüchterte die Herren etwas ein. Nach Abberufung des Balthasar Leo scheint sein Nachfolger Veit Widmann, Dechant von St. Florian, ohne alle Schwie- rigkeit eingesetzt worden zu sein — im Anfange des J. 1598. Eben so wenige Schwierigkeiten scheint 1600 Albert Obernberger, der Nachfolger des zum Propste seines Stiftes gewählten Veit Widmann gefunden zu haben. Kaum aber hatten sich die wilden Gewässer verlaufen, als auch Polheim wieder zu seinen alten Unarten zurückgrift. Er zeigte eben damals auffallend genug, dass nichts leichter vergessen wird, als die Lehren der Geschichte. Sogleich nach dem Anfangs des J. 1602 erfolgten Tode des Pfarrers Albert Obernberger liess Polheım durch seinen Sohn im Pfarrhofe die Sperre anlegen, welche er nur unter der Bedingung abnemen wollte, wenn sich der Propst mit ihm wegen des Possessgeldes und anderer ihm als Erbvogt gebührenden Abgaben vergleichen würde, Dazu wollte sich aber dieser nicht herbeilassen, sondern kündigte auf den 8. März die Einführung seines Gonventuals Wolfgang Resch, den er zum Pfarrer bestimmt, an. Dieses fand auch wirklich in Gegenwart des jungen (Weikhart) von Polheim, statt, wel- !) Nach Vöcklabruck kamen am 27. Nov. Abends bei 6000 Bauern. Dem Pfarrer thaten sie kein Leid, ausser dass er ihnen auf ihr höf- liches Ersuchen Geld und Brot geben musste. Die Stadt liess sie nicht ein, worüber sie sehr unzufrieden waren. 95 cher unter dem Versprechen, in Zukunft das Kloster nicht mehr behelligen zu wollen, die Sperre wegnam. Was ihn zu dieser Sinnesänderung bewog, ist nieht ersichtlich. In Bezug auf die Pfarren katholischer Patrone war in Folge der Ueberwältigung des Bauernaufruhrs ‘von 1595 — 1596 eine. wiehtige Massregel vorgenommen worden , indem der Kaiser durch den Landeshauptmann Joh. Jakob Löbl auf Greinburg selben ihre Pfarren wieder zurückstellen und den Pfarrgemeinden einen Revers .abfordern liess, dass sie ihren geistlichen Vor- stehern Gehorsam leisten, von ihnen in der eigenen Pfarre die Saeramente empfangen und sich des Auslaufens zum unkatho- lischen Gottesdienste -enthalten wollen. Diese Massregel halte für die Pfarre Vöcklabruck wenig- siens den Erfolg, dass nach langer Unterbrechung zu Sehöndorf, Atnang und Regau wiederum katholischer Gottesdienst konnte gehalten werden, und diejenigen, welche der alten Mutterkirche noch treu geblieben waren, Gelegenheit fanden , ihre religiösen Bedürfnisse zu befriedigen. Die Massregel war eine allgemeine und erstreckte sich daher ganz sicher auch auf Vöcklabruck , obgleich kein Revers mehr vorliegt. Aus dem Berichte des Anwaltes der Landeshauptmannschaft an den Erzherzog Matthias vom 1. August 1603 erhellt überdiess, dass damals der Revers der Pfarre Vöcklabruck ‚bei der Landeshauptmannschaft vor- banden war. !) Ein ausdrücklicher Auftrag des Erzherzogs Matthias machte es insbesondere den Prälaten zur Pflicht, in Reformirung ihrer Pfarren und: Unterthanen allen Eifer anzuwenden. Diesem ge- mäss wies Propst Veit auch seinen Pfarrer zu Vöcklabruck an, sein vorzügliehstes Augenmerk auf diese »Reformatio religionis eatholieae« zu richten, was dieser auch ernstlich anstrebte. '); Papst Clemens VII. spricht gegen den Kaiser seine‘ Freude und seinen Beifall aus wegen dieser durch den Landeshauptmann J. Jakob Lobedius (Löbl) durchgeführten Massregel — 15. Febr. 1599. 8. Archiv für Kunde ‚österr, Geschichtsquellen. XV. 227. 96 Sieben Pfarrhofs - Unterthanen , von denen fünf ım Dörfel und zwei im Griese ansässig waren, welchen er, indem er ihnen drei Termine ansetzte, befohlen hatte, die heil. Communion katholisch und unter Einer Gestalt zu empfangen, liessen die Termine verstreichen, wesshalb ihnen der Pfarrer die Zustift ?) auflegte, wenn sie binnen drei Tagen seiner Ermahnung nicht Gehör schenken würden. Statt dessen verspotteten sie die katholische Messe, indem Einer sich beigehen liess, mit einer Kanne Wein Messe zu halten, während der Andere, seines Zeichens ein Schneider, die Predigt hielt, wobei er den Aus- spruch that, »es sei ebensoviel als wenns der Pfaff sagt.« Sie verlangten von der Landeshauptmannschaft, bei welcher sie gegen den Pfarrer Klage führten, wenigstens noch ein halbes Jahr Termin. Ob ihrem Begehren entsprochen wurde, wird nicht gemeldet. Ging das Reformätionswerk schon bei den Pfarrhofs- Unterthanen schwer von statten, so gestaltete es sich noch viel schwieriger bei der Bürgerschaft selbst. Richter und Rath hatten — 22. Oktober 1601 — den Auftrag erhalten, bei des Kaisers höchster Ungnade und einer Strafe von 1000 Ducaten den sectischen Schulmeister abzuschaffen, die Schule zu refor- miren und der Landeshauptmannschaft einen katholischen Lehrer vorzustellen, welcher sofort aufgenommen werden könnte. Ungeachtet aller gütlieben und ernstlichen Vorstellungen blieb nicht nur der Lehrer an seinem Posten, , sondern melırere der vernehmsten Bürger, darunter auch solche, welche dem Landeshauptmanne Löbl mit Hand und Mund den Besuch ihrer Pfarrkirche versprochen hatten, erlaubten sich allerlei Spott- reden gegen die katholische Kirche und trugen ihre neu- gebornen Kinder nach Thalheim, um sie von dem dortigen Prädieanten taufen zu lassen. Andere, wie der Aufschläger, der Stadtschreiber, der Stadtbarbier wollten daselbst getraut 1) D. i. den Auftrag gab, ihre Häuser zu verkaufen und abzuziehen. 97 werden, ja man ging so weit, durch bestellte Wächter die Gehorsamen aufzumerken und ihnen dann scharfe Verweise von Obrigkeits wegen zu geben. Der Anwalt der Landeshauptmannschaft Freiherr Hanns von Haim zum Reichenstein, wohl erkennend, dass Ernst angewendet werden sollte, aber unvermögend es zu thun, zog den Abbt von Kremsmünster, den Propst von St. Florian, den Vizdom und den Salzamtmann von Gmunden über die zu ergreifenden Massregeln zu Rath, welche einhellig in der Ueberzeugung über- einkamen, dass eine Resolution des Erzherzogs - Statthalter er- wirkt werden müsse. In Folge dieses Beschlusses erstattete er nun Bericht und schlug vor, die Wortführer nach Linz in das kaiserl. Schloss zu eitiren und sie so lange in Haft zu halten, bis sie nieht fest und bündig versprochen haben, die verdiente Strafe zu erlegen und sich gehorsam zu verhalten. Es wurde auch die Bemerkung beigefügt, dass die Erklärung durch ein offenes Patent von der Unveränderlichkeit der Resolution in Betreff! der Reformation sehr zweckmässig sein würde zur Widerlegung des ausgesprengten Geredes von Freilassung der Religion durch den Reichstag zu Regensburg. !) Weitere Nach- richten mangeln. Dieser unerquickliche Zustand machte die Stellung des Pfarrers sehr peinlich, indem sie ihn fortwährend in die unan- genehmsten Händel verwickelte. Im Jahre 1606 wollte sich eine Unterthanin des St. Ulrichs-Benefieiums, welches damals der f) In dieser Schrift ist auch die Rede von Helmhart Haiden v. Lindach, welcher des hohen, aufgesetzten Pönfalls ungeachtet, »den zur Pfarr Gmunden und andern Kirchen und Filialen gehörigen Gottesdienst verhindert, dagegen de novo einen sectischen Prädicanten (gleichwol unter dem vermeinten Schein seiner Jugend verordneten Präceptorn) aufgestellt.« Es waren ihm desshalb schon früher Unterthanen angesetzt d. i. mit Beschlag belegt, der Ansatz aber wieder aufgehoben, wie auch dem Herrn v. Traun, Geimann, Kölnpöck geschehen, welche noclı überdiess nach Wien eitirt in die Burg und des Arrestes nicht erlassen worden, bis sie die Strafe erlegt und die Prädicanten gestellt. Haiden wäre in das kais. Schloss in Linz zu eitiren. Stülz. Gesch. v. Vöckl. 7 98 Pfarrer inne halte, bei einem Prädieanten trauen lassen. Das untersagte ihr der Pfarrer als geistliche und weltliche Obrigkeit; die von Vöcklabruck verboten ıhr, dieser Auflage gehorsam zu sein. Auf die zweite Citation des Pfarrers begab sie sich zuerst zum Stadtrichter, welcher sie zum Ungehorsam ermunterte und sie dann nebst noch einem Rathsgliede zum Pfarrer begleitete. Als sie am folgenden Tage wieder sich im Beneficiaten- Hause einfand und sofort in Haft genommen wurde, verlangten zuerst der Obmann und Stadtschreiber sofortige Freilassung, dann erschien der Stadtrichter mit 12 Rathsgliedern, welche alle Waffen trugen, begleitet von zwei Stadtknechten mit Helle- parten versehen, vor dem Hause, Oefinung und Freilassung der Gefangenen fordernd. Erst aber, als die Verwandten der Braut erschienen und Bürgschaft dafür leisteten, dass sie sich an gebührender Stelle werde trauen lassen, wurde sie freigegeben, Durch diesen und ähnliche Vorgänge gestaltete sich. das Verhältniss immer gespannter. Obgleich Richter und Rath selbst den Pfarrer ım Jahre 1603 für das St. Ulrichs - Benefieium präsentirt hatten, so erbrachen sie dennoch am 25. August 1608 die Kirche, um einen Prädicanten in dieselbe einzuführen, weleher fortan Gottesdienst daselbst hielt. Die Gemälde, wohl Wandgemälde, wurden übertüncht und das Benefieiaten-Haus dem früher entfernten sectischen Schulmeister eingeräumt, der seines Handwerkes ein Schuhmacher war. Die Dotationsgüter zog die Stadt an sich. Ueber den Zustand der Pfarre geben die vom Pfarrer Wolf- gang Resch zusammengestellten Religions - Beschwerden einen beachtenswerthen Aufschluss. Er sagt darin, dass er ausser den wenigen Pfarrhofs-Unterthanen fast gar keine Kirchenkinder habe; alle laufen zu den benachbarten Prädicanten nach Thalheim und Pucheim, welche sich unerachtet des angedrohten Pönfalls immer noch daselbst befinden, in ganzen Rotten. Ebenso werden alle Täuflinge dahin getragen, alle Trauungen finden daselbst statt. Niemand kehrt sich an die erflossenen verpönten Befehle 99 und an die kais. Resolution, selbst nicht an den unter dem 22. Oct. 1601 aus dem Feldlager zu Weissenburg an die Vöcklabrucker ergangenen Auftrag, worin ihnen bei höchster Ungnade, unter Androhung von Leibes- und Gutsstrafen, der Entziehung und Aufhebung aller bürgerlichen Freiheiten, befohlen wird, allen Reformationspunkten Genüge zu thun. Den dem Landeshaupt- manne Löbl gegebenen Revers, alles zu vollziehen, was der Kaiser und der Erzherzog Matthias in der Religion anordnen werden, nicht mehr achtend, empfangen sie die Saeramente ungescheut bei den Prädicanten. Eben so geringe Folgsamkeit finden die bischöflichen Fa- stenpatente und die Aufträge der Landeshauptmannschaft wegen Sperrung der Fleischbänke in der Fastenzeit und wegen der Feier des Fronleichnams-Festes. In der jüngsten Fastenzeit haben zwei Bürger unmittelbar nach Verkündigung dieses Befehls Hochzeit gehalten. Der Prädicant von Thalheim vornemlich legt es darauf an, das gemeine Volk aufzuhetzen und geht so weit, seinen Beicht- kindern das eidliche Versprechen abzunemen, lebens- länglich der Katholischen Feind sein zu wollen. Vor wenig Tagen hat derselbe eine vorneme Bürgerin, weil sie einem Katholischen sein Kind aus der Taufe gehoben, nicht mehr zum Abendmale zulassen wollen mit dem Vermelden: »wofer nur einer ihrer Religionsgenoss mit einem Papisten.. ein Wort redt, will geschweigen essen, trinken oder Gemeinschaft hätte, der sei immediale reiecla omni spe redemptionis in alle Ewigkeit con- demnirt und dem Teufel zugewidmet. « Dagegen werde dem Pfarrer und seinem Caplane, wenn sie auch nur Ein Wörtlein gegen Luther und seine Lehre vor- bringen, mit Rache gedroht und das Volk dermassen in die Erbitterung gegen die Katholischen hineingetrieben, dass es einem Priester kaum mehr in’s Gesicht zu sehen vermöge. So stand es im Anfange des Jahres 1609. 7* 100 Am 2. Juli d. J. erliess der Landeshauptmann im Auftrage des K. Matthias an den Propst zu St. Florian die Aufforderung, in geheim »vnversaumbt eines Tages« zu berichten, »was es mit der Pfarr Vöcklabruck sammt derselben incorpo- riırten Beneficien und Stiftungen für eine Beschaffenheit« habe mit Einschliessung aller einschlägigen Documente. Der Bericht des Propstes ist vom 8. d. M. Warum dieser Bericht gefordert wurde und wozu er dienen sollte, ist nicht ersichtlich. Der Pfarrer Resch starb zu Vöcklabruck am 6. Juli 1609. Nach dem glänzenden Siege, welchen die protestantischen Stände durch die am 19. März 1609 geschlossene, sogenannte Capitulations- Resolution über den rathlosen K. Matthias und die landesfürstliche Autorität erfochten hatten, glaubte auch Herr von Polheim seine früheren Verheissungen vergessen zu dürfen. Schon während der Krankheit des Pfarrers konnte man bemerken, wie unausgesetzt gelauert und gespäht wurde in Betreff seines Zustandes. Die Krankheit dauerte längere Zeit, wesshalb der Propst von St. Florian nöthig erachtete, zur Besorgung des Gottes- dienstes und zur Wahrnemung der Gerechtsame des Klosters, seinen Dechant Melchior Kölbl nach Vöcklabruck abzuordnen. Kaum aber war der Pfarrer an dem oben genannten Tage zwischen 3 — 4 Uhr nach Mittag verschieden, als noch an demselben Abende zwischen 7 — 8 Uhr Weikhart von Polheim mit seinem Bruder Georg Achaz und einem Diener vor dem Pfarrhofe mit dem Begehren erschien, mit dem Dechante zu sprechen. Wenige Augenblicke später stellten sich noch 11 Reiter und 20 bewaffnete Fussgänger ein, welche den Pfarrhof in Besitz namen und Wächter aufstellten. Durch reitende Boten wurde eine noch stärkere Anzahl aufgeboten, so dass bei der ungeachtet aller Protestation des Dechants vollzogenen Sperre über hundert Bewaffnete anwesend waren. Am 9. d. M. lagen noch 40 Mann im Pfarrhofe, welche sich grossen Unfug erlaubten , selbst an der Leiche des Pfarrers. Dem Dechant war, nicht gestattet mit Jemand zu verkehren, 101 Niemand durfte zu ihm kommen. Die gemessensten Befehle des Landeshauptmanns mit Androhung eines Pönfalls von 100 Du- eaten blieben bei Polheim völlig erfolglos; vielmehr fügte er wie zur Verhöhnung derselben den alten Unbilden eine neue hinzu. Als der Propst einen Conventualen mit einem Diener nach Vöcklabruck schickte, welche mit dem Dechant zu spre- eben begehrten, und dieser aus dem Pfarrhofe heraustrat, schlug die Wache das Thor hinter ihm zu und nöthigte ihn irgendwo sonst eine Herberge zu suchen, während Polheims Leute mit seinem Prädicanten im Pfarrhofe ihre Wirthschaft trieben. Dem Dechante warf dieser unbefugtes Eindringen in den Pfarrhof und allerlei standeswidrige Reden vor, den obrig- keitlichen Befehlen setzte er die Ausrede entgegen, dass er, ohne von dem Gotteshause etwas zu verlangen, nur geübt habe, wozu er berechtigt sei, überhaupt aber nichts zulassen dürfe, was den Ständen in der Capitulations - Resolution prä- judieiren könnte. Die frühern Resolutionen seien alle durch male narrata (zu deutsch: Lügen) zu einer Zeit erworben, wo man keiner Einwendung Gehör geschenkt habe. Selbst dem Propst, welcher, wahrscheinlich am 11. Juni, nach Vöcklabruck gekommen war, um die Einsetzung eines neuen Pfarrers vor- zunemen, blieb der Pfarrhof verschlossen. Ohne sein Vorhaben ausführen zu können, musste er den Rückweg antreten. Endlich wurde doch unter Vermittlung des Abbtes Ale- xander von Kremsmünster und Sigmund Adams von Traun nach langem Gezänke zu Linz. eine Einigung erzielt, am 23. Juli. Polheim machte sich anheischig, die Wache abzuführen, die Sperre abzunemen und der Einsetzung eines Pfarrers kein Hin- derniss in den Weg zu legen, doch soll dieser Vergleich den beiderseitigen Rechten nicht vorgreifen. Anfänglich war Polheim auf der Heischung eines Possess- geldes, auf dem Verlangen die Pfarre mit einem Weltpriester zu besetzen, oder wenigstens der Angelobung von Seite eines 102 einzüusetzenden Conventuals, ihn als Erbvogt anerkennen zu wollen, bestanden. Die Wache wurde zwar am 28. Juli abgeführt und der Dechant eingeladen, den Pfarrliof zu beziehen, doch liess Polheim ein Paar Tage nachher noch die 4 schönsten Kühe mit 3 Kälbern nach Pucheim bringen. Als der Propst am 8. August in Vöcklabruck eintraf, um am folgenden Sonntage den Dechant Melchior Kölbl als Pfarrer zu installiren, fand sich Polheim alsbald ein, nam die Sperre ab, wies die Unter- thanen an, am folgenden Tage das Gelübde zu leisten, und ersetzte zwei der weggetriebenen Kühe mit 18 fl., während er die beiden andern wieder zurückführen liess. St. Ulrich. Nachdem die Pfarrkirche Schöndorf und die Filialen zu Atnang und Regau dem katholischen Cultus wieder waren ge- öffnet worden, behielten die Bürger von Vöcklabruck das dem Patronate ihrer Stadt wunterstehende Benefieium St. Ulrich in ihrer Hand und schalteten mit dessen Einkünften nach eigenem Ermessen. Endlich aber wurde auch dieses, wenigstens seiner ursprüngliehen Bestimmung zurückgegeben, so sehr man sich auch dagegen gesträubt hatte. Am 3, März 1603 präsentirten Richter und Rath dem Bischofe von Passau den Pfarrer von Schöndorf für St. Ulrich, welchem es auch sofort, am 12. März, verliehen wurde. Schwerer hielt es mit Herausgabe der Einkünfte der Stiftung, insbesondere der zur Dotation gehörigen Grundstücke, welche seit Jahrzehenten die Stadt an sich gezogen und genossen hatte; von den dem Beneficium gewidmeten Unterthanen wollte man wohl die regelmässigen Getälle, nicht aber die Gerichtsbarkeit herausgeben. Der Beneficiat durfte sich damit nicht zufrieden geben. Auch in dieser Angelegenheit erwiesen sich alle obrig- keitlichen Auflagen als völlig unkräftig, wesshalb dann auch der Abbt von Lambach und der Pfarrer zu Gmunden, Leonhart 103 Althamer alias Keller, der Theologie und beider Rechte Licentiat als Commissäre zur Bewirkung der Auslieferung mit, dem Zu- satze bestellt wurden, dass im. Weigerungsfalle auf ihre einfache Relation der kaiserliche Landrichter sofort zur Execution zu sehreiten habe. ') Es ist in der Aufzeichnung nicht angegeben, ob die Gommissäre ihren Auftrag vollzogen haben oder nicht. Jedenfalls reichten die Einkünfte nicht hin, um der Stiftungs- Verbindlichkeit volles Genüge leisten zu können, wesshalb sich das bischöfliche Ordinariat veranlasst sah, in Anbetracht der Unzulänglichkeit der Stifiung die tägliche Messe auf drei Messen in der Woche herabzusetzen. ?) Wie Richter und Ratı am 25. August 1608 gewaltthätig die Kirche und Sakristei erbrochen, einen Prädicanten in selbe eingeführt, und dem Schulmeister das Beneficiatenhaus ange- wiesen haben, wurde schon erzält. Der Versuch, den prote- stantischen Gottesdienst aus der St. Ulriehskirche wieder. zu verdrängen, scheiterte vollständig. Es liegt nämlich ein könig- liehes Decret — Wien, 29. August 1609 — vor, welches den Vöcklabruckern bei » Vermeidung unser höchsten Ungnade und. Strafe« aufträgt, »alles was geistliches Gut betrifft, sonder- lich ‚die zum Benefieio St. Ulrich ... . gehörigen geistlichen Gilten und Güter,« die sie gewaltthätig an sich gezogen, wieder in den vorigen Stand zu setzen und zurückzustellen. Dessun- geachtet finden wir, dass noch im Oktober und November des folgenden Jahres der Stadtprediger bei St. Ulrich Magister Jeremias Neuheller Trauungen verrichten konnte. Einen ebenso erfolglosen Versuch ‘machte im Jahre 1613 der Pfarrer Melchior Kölbl, welcher in einer Vorstellung an den Kaiser um Rückerstattung dieser ganz katholischen Stiftung bat. Propst Leopold von St. Florian unterstützte das Gesuch des Pfarrers durch eine Empfehlung an Bischof Klesel. Die 1), 10. Juli 1604. 2?) 5. April 1605. 104 Landeshauptmannschaft erhielt Auftrag, »die Gebür und Billig- keit zu handeln.«e Richter und Rath flüchteten sich unter die Flügel der politischen Stände, welche sich auch der Sache annamen, was jedoch nicht hindern konnte, dass der Stadt bei Strafe und Androhung der Execution die Herausgabe des Beneficiums anbefohlen wurde. Nach langwierigem Hin- und Herreden schickte man endlich alle Schriften zur Schlussfassung an den kais. Hof, wo sie allem Anscheine nach liegen blieben. Wenigstens war im Jahre 1615 die Kirche noch im Besitze der lutherischen Prediger, wie das aus einer Verhandlung dieses Jahres hervorgeht. Es sollte nämlich wieder ein Stadtrichter gekies't werden. Die Wahl fiel auf Hanns Pankraz Azendorfer. Bevor der Wahl die Bestätigung ertheilt wurde, verlangten die kais. Commissäre, der Abbt von Kremsmünster und der Vizdom o. d. Ens vom Propste Leopold von St. Florian ein Gutachten über die Person des Gewählten, welches der Pfarrer Kölbl dahin abgab, dass im Politischen, was ihren Wandel und Stand betrifft, keine Einwendung zu machen sei. In geistlichen Angelegenheiten hingegen habe der Gewählte sich während seiner frühern Amts- verwaltung mancherlei zu Schulden kommen lassen; unter an- derm, unangesehen aller kais. Resolutionen, das Benefieium St. Ulrich nie einem katholischen Priester verleihen wollen, vielmehr die Kirche gewaltsam eingenommen und bis zu diesem Augenblicke lutherischen Gottesdienst in ihr halten lassen, Auch gestatte derselbe in der Fasten und zu andern verbotenen Zeiten Saitenspiel in den Gast- häusern und auf offener Gasse. Ohne Zweifel dauerte dieser Zustand in der gleichen Weise fort bis zur Entfernung aller Prädicanten in Folge des kaiserl. Mandates vom 4. Oktober 1624, wovon noch die Rede sein wird. 105 Vergleiche das Besitzthum des Pfarrhofes hetreffend. Durch ein Schiedsgericht, welches zusammengesetzt war aus dem schon früher genannten Pfarrer zu Gmunden Dr. Leonhart Althamer, sonst Keller, Georg von Hack zu Tanpach, Bestand - Inhaber von Frankenburg, Benedikt Fasolt, Bestand- Inhaber der Herrschaft Kammer, und Abraham Grünpacher, Losensteinischer Verwalter zu Plezened, wurden am 11. Sep- teınber 1606 mehrere durch Jahrzehente mit vieler Hitze geführte Processe zwischen der Stadt und dem Pfarrhofe beendigt. Der Pfarrhof besass einst zwei Wiesen, Peunten genannt, das Urtel oder Oberurtel. Im Jahre 1530 verkaufte sie der damalige Pfarrer Christoph von Oberndorf an einen Bürger der Stadt, um mit dem Kaufschilling die auf die Geistlichkeit ge- legte Türkensteuer bezahlen zu können. Später wurden die Grundstücke zugleich mit andern, welche der Stadt unterthänig waren, veräussert, bei welcher Gelegenheit diese den Brief siegelte. Als der Pfarrer Ruprecht Kirchschlager über den Sachverhalt Kenntniss erhalten hatte, forderte er die obrig- keitlichen Rechte sammt dem Zehent vom Oberurtel als zum Pfarrhofe gehörig zurück, erhielt aber von Seite der Stadt eine sehr unfreundliche Antwort : »Gleichwie wir uns bei euer Ehr- würden unnachbarlicher, ja unfugsamer Abmanung und unbilli- gen Begehrens berührts Urtels halben nicht versehen, auch nicht gehofft, dass zu unverdienten Undank E. E. uns dahin verden- ken sollten, als wollten wir uns fremdes . . Gut aneignen.« Es begann nun ein Process, welcher sich von beiläufig 1580 bis 1606 fortschleppte. Die Schiedleute verglichen, dass der Zehent der fraglichen Grundstücke künftig an die St. Ulrichs- kirche soll entrichtet werden. Dem Pfarrhofe wurde aus dem Grunde, weil Christoph von Oberndorf die Peunten als »freies, lediges Eigen« ohne allen Vorbehalt, veräussert hatte, jedes obrigkeitliche Recht aberkannt. 106 Ein fast eben so lange dauernder Process bestand in Betreff der Gerichtsbarkeit über das Badhaus am Stadtgraben vor dem untern Stadtthore. Während die Stadt dieselbe für sich in Anspruch nam, wollte sie dem Pfarrhofe nur einen jährlichen Gelddienst auf dem Bade zuerkennen., Wiederholt ergriff der Stadtrichter den Inhaber des Hauses wegen Ungehorsam, legte ihn in Arrest und vermass sich sogar, ihn während des Streites mit Zwang und Gewalt zur Angelübdung zu nöthigen. Kaum war er hier wieder auf freien Fuss gesetzt, als ihn der Pfarrer einkerkern liess und ihm laut der Freiheiten des St. Aegidi- Stiftes die Zustift auflegte. Das Landrecht in Linz entschied gegen die Stadt und verurtheilte sie zum Kostenersatze. Allein den Frieden konnte dieser Spruch nicht herstellen. Die Schieds- richter vermittelten, dass dem Pfarrhofe alle Grundobrigkeit verbleibe; die Steuer aber vom Bade und vom Handwerke ist der Stadt zu entrichten, welcher auch die Erhaltung guter Polizei in dem, was das Handwerk angeht, obliegt. !) Bekanntlich überliess Herzog Albrecht von Oesterreich dem Pfarrhofe auf ewige Zeiten das Fischrecht auf der Vöckla von der Einmündung des Tiesenbachs bis zu ihrer Vereinigung mit der Ager; hingegen aber besassen die Bürger der Stadt laut ihres Stadtbuches das Recht, »bei Güssen, wenn das Wasser überstättig« ?) wird, in der Vöckla zu fischen, welches Recht unter dem Ausdrucke: »födeln« vorkommt. Ueber den Umfang dieses Födelrechtes war es ebenfalls zu Streitigkeiten gekommen. Als am 23. December 1583 das Wasser der Vöckla über- stättig geworden, liess der Pfarrer, welchem das Wasser noch !) Durch Vertrag vom 6. Juni 1654 überliess St. Florian der Stadt das Badhaus, die hinter demselben gelegene Wiese und die Gilte hinter des Färbers Mandl Werkstätte, wogegen diese dem Rechte des Blumbesuchs (Weide) auf dem Pfarrhofgriese und der Au daselbst auf der linken Vöcklaseite hinunter und endlich auf dem Augrunde oberhalb der Brücke, dann der Veit Mangst Gilte entsagte. 2), Ueber das Gestade fliesst. 107 nicht jene Höhe erreicht zu haben schien, welche zum Födeln berechtigte, zwei Hafnerbuben ‚ihre Netze. wegnemen , worüber die Stadt bei der Landeshauptmannschaft eine Gewaltsklage erhob. Andere Bürger, deren Gründe an die Vöckla grenzten, fisehten zu jeder Zeit des Jahres, worüber der Pfarrer bei der Stadt Klage führte. Dieser Beschwerde half der Ratlı ab, indem er 1585 bei schwerer Leibes- und Gutsstrafe von Haus zu Haus verbiethen liess, ohne sein Vorwissen in des Pfarrhofs Wasser zu fischen, welcher Befehl auch später bei Trommel- schlag wiederholt wurde, allein der Streit wegen der wegge- nommenen Netze blieb bis 1606 unentschieden. Der Spruch der Schiedsmänner anerkannte das Födelrecht der Vöcklabrucker vin Güsszeiten«, doch mit der Beschränkung, dass es mit Mass und ohne Nachtheil des Fischwassers, nur von der Bürgerschaft, nie aber vom ledigen Gesind ausgeübt werden dürfe. Die Klage wegen der Netze ist aufgehoben. !) Als Ergänzung zu diesem Austrage wurde am 13. December d. J. auch eine Vermarkung des Pfarrhofwaldes vorgenommen. [ul 1) Im Jahre 1662, 20, April. wurde dieser Punkt noch näher dahin erläutert, dass bei einer Wasserhöhe, wo jemand, der mit einem Fusse auf dem Trockenen, mit dem anderen im Wasser steht, mit dem Netze in das Rinsal der Vöckla reichen kann, das Födeln nicht erlaubt sei. Auch bei hohem Wasserstande muss, wer födeln will, mit einem Fusse auf dem Trockenen stehen; er darf dieses Recht nur auf der Stadtseite und so weit ihr Burgfrieden reicht, ge- brauchen. Ist das Wasser aber zu einer solehen Höhe gestiegen, dass es auf Wiesen , » offenen Gries« und Auen austritt und Lacken macht, die von selbst austrocknen , ist das Födeln auch an solchen Orten gestattet, jedoch dass die Brut ausgeschieden und in das Wasser geworfen werde, 108 III. Abtheilung. —soen Die giftige Aussaat, welche durch den ganzen Verlauf des 16. Jahrhunderts so emsig ausgestreut worden und die in den zwei ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts so üppig empor- geschossen war, brachte endlich ihre Frucht zur vollsten Reife. Dieses Jahrhundert ist wohl das trübste in unserer Geschichte, obgleich sein Ausgang glorreich war. Auch über die ‚Stadt Vöcklabruck, welche jenem eben bezeielmeten Treiben keineswegs fremd geblieben, brachen die bittern Folgen desselben balıd herein. Wie das ganze Land, so litt auch insbesondere die Stadt unter den Verwüstungen des Bauern-Aufruhrs von 1626. Nicht nur versank sie in tiefe Schuldenlast, sondern wurde, auch unglaublich entvölkert, wenn es wahr ist, dass am Schlusse des Jahres nur noch 16 Häuser von Bürgern bewohnt wurden. 1) Diese Thatsache fände darin theilweise ihre Erklärung, weil Vöcklabruck nebst Gmunden gegen den Ausgang der blutigen Katastrophe der Sammelplatz der Bauern und der Schauplatz des Krieges war. Ein Hauptmann der Bauern, Namens Becker, welcher sich durch Ronheit und Gewaltthätigkeit vor den Andern hervorthat, hatte durch geraume Zeit seinen Sitz in Vöcklabruck aufgeschlagen; ebenso war auch ein anderer übel berüchtigter und viel genannter Anführer, »der Student,« eine geraume Weile hier gelegen. E Nachdem die Bauern in den blutigen Gefechten bei Gmun- den, 14. November, und bei Vöcklabruck, ?) 19. d. M., der 1) Kurz, Beiträge I. 45. 2, In diesem Gefechte scheint auch der Student seinen Tod gefunden zu haben. Ein Kroat hieb ihm den Kopf ab, der dann in die Stadt gebracht wurde, 109 ungestümen Tapferkeit des berühmten Pappenheim gänzlich unterlegen waren, betrugen sich die zuchtlosen Sieger nicht besser als früher die Rebellen. Nicht geringer mögen die Leiden der Stadt im Bauern- kriege vom Jahre 1632 gewesen sein. Nach der Einname des Schlosses Wolfseck in der Naclıt vom 4. — 2. September und der freiwilligen Uebergabe von Schwanenstadt *) zog der helle Haufe unter dem Obereomman- danten Stephan Nimmervoll vor Vöcklabruck. Abraham Huemer von Schlag, Unterthan der Herrschaft Köppach, stellte sich mit der Hauptmacht am 5. September auf der Anhöhe von Schön- dorf auf. Bei ihm befand sich Wolf Kurz, Wirth zu Affnang, oder Offnang, ?) welcher 200 Mann von Gaspoldshofen herbei- geführt hatte, und die er als Hauptmann befehligte. Die Bauern waren sehr gegen die Stadt erbittert, der sie das doppelte Verbrechen vorwarfen, die Bauerschaft nicht augenblicklich auf- genommen und nicht (wahrscheinlich dem Könige von Schweden) gehuldigt, sondern sich zur Wehr gesetzt zu haben. Nimmervoll forderte die Bürger auf, Weib und Kinder aus der Stadt zu weisen, Lebensmittel zu liefern und die Gewehre abzugeben. Die gemachten Vorwürfe betreffend, suchte sich die erschreckte Bürgerschaft, so gut es gehen wollte, zu entschul- 1, Graf Franz Christof v. Khevenhiller, welcher sieh bei dieser Veran- lassung neuerdings grosse Verdienste um das Kaiserhaus und Ober- österreich sammelte, äussert sich sehr ungehalten über die Schwanen- städter, welche sieh am 2. Sept. an nur 500 Bauern ergaben, die unbewaflnet vor der Stadt sich zeigten, zugleich sich, aber heuch- lerisch, an ihn um Unterstützung wandten, bloss in der Absicht, die ihnen zum Beistande herbeieilenden Reiter und Musquetiere sammt dem Rentmeister von Pucheim den Bauern ausliefern zu können. An- fänglich bedrohten sie dann Khevenhillers Leute mit dem Tode, jagten sie dann sammt dem Rentmeister aus der Stadt, während sie die Bauern mit einem Stückel (Kanone), mit Munition, 50 Reitern und 100 Musquetiren austatteten. Aflnang in der Pfarre Gaspoldshofen, nicht Atnang, wie in den ge- druckten Annalen v. Khevenhiller und aus ihnen bei Kurz l. e. II. gesagt wird. 110 digen, bot zur Verstärkung der angeführten Gründe den An- führern eine Gratilication von 20 Reichsthalern an, suchte aber die Ausweisung der Weiber und Kinder, welche insbe- sondere dem Könige in Schweden, als einem barmherzigen Herrn, sehr missfallen müsste, und die Auslieferung der Waffen abzulehnen. Wesshalb so sehr auf die Entfernung der Weiber und Kinder gedrungen wurde, erfuhr man später. Einer der Anführer, Abraham Gattermayr, der dem Grafen von Khevenhiller im Gefechte bei Wolfseck am 23. September in die Hände fiel, gestand, dass er selbst fünf Mal die Stadt zu dieser Ausweisung aufgefordert habe, und fügte bei, dass man dann die Stadt sammt den Männern den Flammen würde preis gegeben haben. Der gemeine Haufe des Volkes rief: man soll nur anzünden, dann werden die, welche Gegenwehr leisten, wie die Mäuse pfeifen. Nimmervoll gab auch wirklich Befehl zum Anzünden, und ein Weber steckte zwei Häuser in Brand, worauf die Vorstadt entweder ganz, oder theilweise in Asche gelegt wurde. In Voraussicht dessen, was kommen werde, hatte sich die Stadt schon früher an den Grafen Khevenhiller in Kammer, der seine Unterthanen bewafinete, um Beistand gewendet. Damals konnte er nur mit einiger Munition aushelfen. Die auf sich selbst. angewiesene Bürgerschaft sah sich darum auch schon am 7. September nach einem Angriffe, welchen die Bauern in der vorhergehenden Nacht unternommen hatten, zur Ergebung gezwungen. Es wurde unterhandelt. Die Bauern versprachen den Einwohnern Sicherheit des Lebens und des Eigenthums !) und eigneten sich nur die vorhandenen Doppel- haken, Musqueten und die Munition zu. Die Stadtfahne, welche !) Das Capitulations-Instrument ist abgedruckt bei Kurz l. e. I. 146 und von Nimmervoll und Spinel (nicht Speier, vgl. S. 251) unterfertigt. Dieser Erzbösewicht war von Eppan in Tirol. Man sehe über ihn Kurz l. e. und Sinnacher, Geschichte der..Kirche Säben und Brixen VIH 585. 111 man verborgen hatte, wurde durch Verrath entdeckt und von Abraham Gruber auf dem Lugmayrgute zu Reischau (in der Pfarre Hag) auf dem Stadtplatze dem Obercommandanten über- geben, der sie bis zum Bräuer in der Vorstadt hinaustrug, wo er sie wieder in Grubers Hände zurückstellte. Dieser brachte sie nach Schwanenstadt. ?) Nach 14 Tagen jagte Graf Kheven- hiller die Bauern wieder aus der Stadt. Im Anfange des Jahres 1633, am 23. Jänner, war sie Zeugin eines nicht weniger tragischen Schauspiels, der Voll- ziehung der Strafe, welche die Gerechtigkeit über mehrere der schon genannten Anführer verhängt hatte, Wolf Kurz, Wirth zu Aflnang wurde, obwohl er seiner Aussage zufolge von Nimmervoll zur Uebername der Haupt- mannschaft war gezwungen worden und während des Angrifls auf Vöcklabruck sich im Ross - Stalle des Messnerhauses zu Schöndorf verborgen hielt, überhaupt an den Anschlägen der Rebellen keinen Theil genommen, zuerst zweimal mit glühenden Zangen gezwickt, dann enthauptet, geviertelt und an 4 Orten aufgehängt. Das gleiche Schicksal traf Abraham Huemer. Abra- ham Gattermayr und Wolf Felleitner, Amtmann von Wartenburg wurden einfach geköpft. ?) Im Jahre 1644 traf die Stadt das Schicksal der Verpfän- dung an den Kurfürsten von Baiern. Da der Kaiser zur Aus- rüstung einer Armee zur Unterstützung des Königs von Däne- mark gegen die Schweden dringend Geld bedurfte, so half der Kurfürst mit 430.000 N. aus gegen Verpfändung von Engel- hartszell und Vöcklabruck, 3) Nach Einiger Aussage sollen die Bauern sich schon angeschickt haben, von Vöcklabruck abzuziehen, als eben der Prädicant Greimbl anfuhr und sie durch sein Schelten zum Bleiben bewog. Ich finde für dieses Vorgeben keine Gewehr. 1) Alles nach de» im Archive zu Kammer aufbewahrten Acten. 2) Nach den Acten zu Kammer. ®) Westenrieder, Beiträge X. 11. Der bair. Hofkammer-Präsident Dr. Mandl erzält in seiner Selbstbiographie: anno 1644 hab’ ich eine 112 Nach Pillweins Angabe verblieb die Pfandsehaft bis zum Jahre 1690 im Besitze des Kurfürsten, wo sie dann durch den Grafen von Salburg, in dessen Besitz damals auch die Herr- sehaft Pucheim war, eingelöst wurde. Zuverlässig war derselbe am 23. März 1691 Pfandinhaber der kaiserlichen Haupt- und Ober- auch Filial - Aufschlagsämter, dann der landesfürstlichen Stadt Vöcklabruck und Marktes Engelhartszell.« Endlich löste der Kaiser 1718 die verpfändeten Güter wieder ein. Während der Dauer der Pfandschaft war die Session von Vöcklabruck in der ständischen Vertretung suspendirt und erst mit der Ein- lösung konnte es seinen Platz wieder einnemen. !) Die Pfarrsehriften erzählen in diesem Zeitraume auch von mehreren Feuersbrünsten,, welche die Stadt verheerten. Am 15. Mai 1638 brach im Hause eines Kupferschmids Feuer aus, welches 38 der schöneren Häuser verzehrte sammt beiden Stadtthoren; eine andere, welche im Jahre 1681 aus- brach, richtete ebenfalls grosse Verwüstungen an. Von zwei andern Feuersbrünsten aus den Jahren 1771 und 4779 wird nichts Einlässlicheres berichtet. Im Jahre 1713 brach die orientalische Pest an vielen Orten und auch in Oberösterreich aus. Die drohende Gefahr veranlasste einen Vertrag zwischen der Stadt, dem Pfarrhofe und dem Grafen Engl zu Wagrein in Betreff der Vorkehrung der nötligen Anstalten, besonders wegen Erriehtung eines Lazareths und einer Contumaz - Anstalt für die von der Krank- heit ergriflenen oder derselben verdächtigen Personen. Zufolge desselben stellte die Stadt ihre Städel auf dem Griese zur Verfügung und umzäunte dieselben. Graf Engel überliess das in der Nähe gelegene Feld als Begräbnissplatz, wogegen die Commission am kais. Hof verrieht und die Pfandschaft Engelhartszell und Vöcklabruck per 450000 fl. erhalten. Dagegen ist Iro Mist. mit Geld geholfen worden, dass sie den Grafen Gallas mit ihrer Armada dem König v. Dänemark wider die Schweden zu Hilf geschickt. 1) Hoheneck, II. 753. 113 Unterthanen von Wagrain und vom Pfarrhofe im Läzarethe Aufname finden sollen. Krankenwärter und Todtengräber wer- den nach Verhältniss der Kranken und Verstorbenen gemein- ‚schaftlich bezahlt. Jeder Theil bezahlt für die Verpflegung seiner Kranken. Das städtische Schiesshaus wurde zum Recon- valescentenhaus bestimmt sammt dem anstossenden Schneider- bäusel. Anfänglich bestellt die Stadt, dann Wagrain und zuletzt der Pfarrhof die Krankenwärter und Todtengräber. Mit Ausname der Armen, für welche die Landschaft die Arzneien bezahlt, bestreitet selbe jede Herrschaft für ihre Kranken; ebenso wird auch der Bader nach Verhältniss derselben bezahlt; ein Bader- jung wird aufgenommen gegen Kost und Wartgeld. Wagrain zahlt hiezu wochentlich 2 Schilling, der Pfarrhof den doppelten Betrag, den Rest die Stadt. Das Verbrennen der inficirten Fahrnisse nimmt die Stadt auf sich. Auf dem Begräbnissplatze, den der Pfarrhof umzäunen wird, werden vorläufig grosse Gruben gemacht. Die Todten werden eingelegt ohne Sarg und einen Fuss hoch mit ungelöschtem Kalke bedeckt. Ob und wie stark das Uebel ausgebrochen sei, kann nicht angegeben werden; gewiss aber ist, dass die Sterbprotocolle von 1713 und 1714 einen sehr bedeutend höhern Stand der Verstorbenen ausweisen, Ein für die Zeit und herrschende Sitte sehr bezeichnen- der Rangstreit spielte sich zu Vöcklabruck im Jahre 1730 ab. Am Fronleichnams - Feste, als in der Kirche der Opfergang sollte abgehalten werden, trat wie gewöhnlich der Vizdomamts- Verwalter Geislitzer voran, allein der Stadtrichter Franz Spengler suchte ihm den Vortritt abzulaufen dadurch, »dass er ihm, als er wie allhier bräuchig hinter dem Hochaltar im Opfergehen begriffen, voran die Präcedenz abgelaufen, hierüber sogar auch am Zurückgehen vor ihm den Kirchensthuhl mit Gewalt zuge- schlagen,« welchen dann Geislitzer wieder mit Gewalt aufriss. Am Feste der Himmelfahrt Maria’s untersagte der Stadtrichter der Bürgerschaft den Opfergang gänzlich. Der Handel wurde Stülz. Gesch. v. Vöckl. 8 114 unmittelbar an den Kaiser gebracht. Weitere Aufschlüsse mangeln. Schwere Leiden und bittere Trübsal brachten die französ. Einfälle im Anfauge des 19. Jahrhunderts über die Stadt. Am 18. December 1800 wurde sie von den Republikanern mit der Devise Gleichheit und Freiheit rein ausgeplündert, selbst die Kirche Sehöndorf nicht verschont; was zu finden war, geraubt, der Tabernakel erbrochen, das Ciborium von Silber mitgenom- men und die Monstranze, welche nur aus Messing war, zer- brochen. Bei St. Aegid sprengten sie während des Waffen- stillstandes am 16. Jäner 1801 die Thüre auf, verstümmelten in ihrem Muthwillen die Statuen und schleppten die Kirchen- wäsche mit sich fort. Der Pfarrer, welcher durch 15 Wochen sein Haus von Generalen und anderem Volke angefüllt sah, berechnete seinen Schaden auf 14.455 fl. Nacheinander beher- bergte er die Generale Drouet, Lecourbe, Richepanse, Grand- jean, Desolt, Decaen und Ney. Decaen zeichnete sich vor Allen durch gemeine Raubsucht und brutale Gemeinheit aus. Zuerst packte er die Silberlöffel des Pfarrers ein und dann abermal zwei Dutzend, welche dieser vom Regierungsrathe Glocksperger geliehen hatte. Der Feind verliess Vöcklabruck am 2. April. Obgleich Stadt und Umgebung auch in den Einfällen von 1805 und 1809 hart mitgenommen wurden, so war doch die Dauer der Drangsal kürzer und das Kriegsvolk weniger zuchtlos. Im Wiener Frieden traf auch Vöcklabruck das Los der Abtrennung vom Mutterlande und es wurde am 17. September 1810 dem Königreiche Baiern einverleibt. Durch den Staats- vertrag mit der Krone Baiern kehrte es mit dem Innviertel am 4. Mai 1816 wieder zu den alten Verhältnissen zurück. Noch erübrigt über den Versuch zu berichten, in Vöckla- bruck eine Niederlassung der Piaristen zu gründen. Der Rath trug im Jahre 1756 darauf an und that die ersten Schritte bei der Kaiserin Maria Theresia, 3 — 4 Piaristen zu erhalten. 115 Die Bittschrift lautete sehr andächtig: da sonntäglich in der Stadt nur zwei Messen gelesen werden, ohne Predigt und christliche Unterweisung, so ist Ueberhandname grosser Lauig- keit unvermeidlich. Durch das Gewissen gedrängt, bittet man um Piaristen, welche eine Frühpredigt halten und die Jugend unterrichten könnten. Eine derartige Schulanstalt würde andere Kinder herbeiziehen, wodurch der Stadt auch einiger Er- werb zukäme. In Betreff der nöthigen Fundation wurde hin- gewiesen auf das St. Ulrichs- und das Hopl. Beneficium, auf 1000 fl. Obligationen zu 4 %, welche ein Bürger beizutragen bereit, und auf eine Guthabung der Stadt an das Aerar von 2000 fl. Das Gutachten der Dechante und geistlichen Räthe der Umgebung, der Paulaner zu Thalheim und des Propstes zu St. Florian lautete einstimmig gegen den Plan. Zudem pro- testirte eine Frau Leitner, welcher zur Zeit das Verleihungs- recht des Hopl. Benefieiums zustand, feierlich gegen diese will- kührliche Verwandlung der Stiftung. Die Kaiserin, welche die Unnothwendigkeit der Massregel und den Eigennutz, welcher dem Gesuche zu Grunde lag, wohl durchschaute, verabschiedete die Bittschrift abschlägig. Der religiös-kirchliche Zustand der Pfarre. Die Uebung des katholischen Cultus, welche im Jahre 1592 in Vöcklabruck öffentlich nicht mehr geduldet wollte werden, dann aber in Folge der Ereignisse der Jahre 1595 und 1596 zwar wieder an das Licht des Tages hervortreten durfte, aber sich nur wie »geduldet« ausnemen musste, sollte nach Besie- gung der protestantisch - ständischen Verschwörung gegen das Regentenhaus wieder ausschliesslich herrschend werden. K. Ferdinand II. wünschte aus Gründen seiner religiösen und politischen Ueberzeugung, dass sogleich nach der Unter- werfung des Landes o. d. Ens, die Prädieanten sammt ihrer verdammten Ketzerei aus dem Lande getrieben und die katho- 8*+ 116 lische Religion allgemein wieder zurückgeführt werde. Es erschien ihm unverantwortlich, »den Ständen ihre abscheuliche Ketzerei, durch welche der gemeine Mann allein .. verhetzt worden, weiters zuzulassen....« Wenigstens hätte er doch gewünscht, »dıe Pfeifer« (die Prädicanten) sofort abzuschaffen, »dieweil von ihnen alles Unheil seinen Ursprung genommen ;« allein bei seinem Bundesfreunde, dem Herzoge Maximilian von Baiern, überwogen anfänglich die Bedenken gegen ein solehes Vorgehen. Man beschränkte sich zunächst auf Beseitigung jener Prädicanten, welche thätigen Antheil an der Rebellion genommen hatten. Allein im Jahre 1624 beschloss der Kaiser die Zurück- führung des Landes zum alten Glauben mit Ernst in die Hand zu nemen, Durch ein kaiserliches Mandat vom 4. Oktober d.J. wurden alle Prädicanten und lutherischen Schulmeister ohne Ausname angewiesen, innerhalb 8 Tagen das Land zu verlassen ; den Unterthanen aber wurde zur Pflicht gemacht, vorderhand an den Sonn- und Festtagen dem Gottesdienste in ihren Pfarr- kirchen beizuwohnen oder auszuwandern. Eine kais. Reforma- tions - Commission, bestehend aus dem Abbte von Götweig, dem Statthalter Grafen von Herberstorf, dem Hofkammer-Rathe Joh. Bapt. Spindler und dem kais. Rathe und Mautamtmann Constantin von Grundemann, war mit der Durchführung der kais. Willensmeinung betraut. !) In Folge dieses Mandates mussten auch die in der Pfarre Vöcklabruck lebenden Prädicanten zu Thalheim, Pucheim und St. Ulrich ihren Abzug nemen, Ueber den weitern Fortgang der Zurückführung zur kath. Kirche in der Pfarre mangeln leider alle Nachrichten. Jedenfalls scheinen jene drastischen Mittel, welche im Mühlviertel in Anwendung gebracht werden mussten, ?) hier nicht nöthig be- funden worden zu sein. Nur eine Klage des Pfarrers M. Kölbl 1) Geschichte von Wilhering, 295 und fl ?) Geschichte von St. Florian 136, und Wilhering, 315. 117 an den Propst von St. Florian vom Jahre 1629 besagt uns, dass das Lutherthum in der Stadt noch viele Anhänger zähle. Indessen unterliegt es keinem Zweifel, dass wenigstens äusserlich der grösste Theil der Pfarrgemeinde bald zur Mutter- kirche zurückkehrte. Im Geheimen blieben freilich, wie sich später zeigte, Manche dem Irrthume zugethan. Diese wurden zur Festhaltung desselben ermuntert durch Emmissäre, welche unter den mannigfaltigsten Verkleidungen von Zeit zu Zeit sich einzuschleichen wussten, und durch Einschmuggelung unkatho- lisecher Bücher, welehe um so begieriger gelesen wurden, je strenger sie verboten waren, endlich auch durch lockende Ver- heissungen und die Unterstützung der protestantischen Reichs- stände, später des sogenannten Gorpus Evangelicorum am Reichs- tage zu Regensburg. Während der Stürme des dreissigjährigen Krieges mochte man es vielleicht nicht gerathen finden, zur Ausrottung der letzien Reste des Protestantismus strenge Massregeln in Anwen- dung zu bringen. Erst im Jahre 1650 dachte man wieder mit Ernst an das Reformationswerk. Es wurde eine Speeification aller noch unkatholischen Unterthanen anzufertigen befohlen. Die vom Kaiser aufgestellte Reformations - Commission !) setzte für das Hausruck - Viertel drei Mahlstätte: Wels, Eferding und Vöcklabruck fest, wohin alle noch Widerstrebenden zu kommen und ibre Erklärung abzugeben hatten, ob sie sich zur katho- lischen Religion bequemen oder auswanderm wollen. Unter den im Verzeichnisse enthaltenen 1110 Personen zogen 250 die Auswanderung vor. ?) Diese Massregel konnte das Uebel nicht ganz austilgen. Als im Jahre 1730 im salzburgischen Gebirge, zumal im Pongau, der Protestantismus eine drohende Haltung angenommen hatte, 1, Der Landeshauptmann Graf Kufstein und Constantin von Grundemann. Für das Hausruckviertel waren Abbt Caspar v. Wilhering, David Engl von Wagrain und Caspar Moss, Deehant zu Gaspoldshofen subdelegirt. ?) Geschichte v. Wilhering, 555 und ff. 118 traten auch im Salzkammergute mehrere geheime Anhänger öffentlich hervor und es sollen sich bei 1200 Personen als Anhänger der augsburgischen Gonfession erklärt haben, nach- dem ein salzburgischer Emigrant Hanns Lerchner, !) nunmehr Bürger von Regensburg, ihnen die Verwendung des Corpus Evangelicorum zusicherte. Wer standhaft auf seiner Erklärung beharrte, es waren 356 Köpfe, wurde nach Siebenbürgen übersiedelt. Auch in der Pfarre Vöcklabruck so wie in der Umgebung: zu Schwannenstadt, Tesselbrunn, Aurach, Unkenach u. s. w. befanden sich Anhänger des augsburg. Bekenntnisses, welche unter sich Verbindungen unterhielten, und von Zeit zu Zeit in der Grafschaft Ortenburg bei Passau sich an dem lutherischen Gottesdienste betheiligten und von daher ihre Bücher bezogen, welche sie entweder selbst mit sich zurückbrachten oder sich selbe durch Hausirer zutragen liessen. Im übelsten Verdachte unter all den genannten Orten stand Regau. Dem Bischofe von Passau, Josef Dominicus Grafen von Lamberg, welcher im Jahre 1732 auf einer Visitationsreise dahin kam, fiel es schmerzlich auf bei seinem katechetischen Vortrage von der Jugend nur wenige, von ältern Leuten fast niemand in der Kirche zu sehen. Einige, als der alte Wimmer zu Regau ?) und dessen Sohn, welcher Bäcker war, wurden namentlich als Verdächtige bezeichnet, wesshalb der Bischof #) Dieser Mann hatte auch in Salzburg eine Rolle gespielt. Er war der Erste, welcher, 1729, verbotener Bücher wegen eingekerkert wurde. S. Gärtner, Geschichte der Bauern-Auswanderung aus Salzburg. 22 und 25, wo man auch überraschende Zeugnisse der unverschämten Lügenhaftigkeit Lerchners finden kann. 2) Dieser stellte seine Anhänglichkeit an die A. Conf. standhaft in Ab- rede. Allein als er im Jahre 1752, wo er schon ein Alter von 88 Jahren erreicht hatte, wieder vernommen wurde, gab er zwar auf die Frage um seinen Glauben, die Antwort, er sei katholisch, wollte aber von Anrufung der Heiligen, vom Fegefeuer nichts wissen und nur drei Sacramente gelten lassen, 119 dem damaligen Pfarrer zu Vöcklabruck, Ferdinand Maximus Seyringer, den Auftrag ertheilte sich über die Rechtgläubigkeit der verdächtigen Personen Gewissheit zu verschaffen, In der Relation hierüber sagt der Pfarrer, dass ungeachtet aller Betheurungen des Wimmers, gut katholisch zu sein, unge- achtet seines fleissigen Kirchenbesuches und des Rosenkranzes, welchen er bei sich trage, er das Urtheil über ihn Gott anheim stellen müsse. Sein Vorfahr Abraham Ferdinand Reysinger und er selbst haben sich mit dem Wimmer viele Mühe gegeben, ilın zur öffentlichen Ablegung des Glaubens - Bekenntnisses ver- halten und um einer sichern Inzieht wegen, da er ein Unter- than des Pfarrhofs, zum Arbeiten in Eisen verhalten. Indessen glaubte doch der Pfarrer sich der Regauer im Allgemeinen mit Nachdruck annemen zu müssen, indem er be- hauptet, Regau sei das ketzerische Nest nicht mehr, von dem die ganze Nachbarschaft infieirt werde, »sondern dermalen.. ganz in einen andern Model gegossen worden. Wollte Gott, es geschehete auch solches in meiner umliegenden Nachbarschaft und diejenigen, die es gut mit mir meinen, kehrten selbst vor ihrer Thür.« ?) Dessungeachtet bestand dennoch der Bischof auf Exponirung eines Local-Caplans zu Regau. Propst Johann Georg von St. Florian machte dagegen die kleine Entfernung der Kirche Regau von Vöcklabruck geltend und meinte, dass durch Er- riehtung einer Local-Caplanei zu Regau dem Uebelstande, dass »die Katholiken von den Lutherischen unter- drückt werden,« keineswegs würde abgeholfen werden. Er machte hingegen den Vorschlag, welchen der Bischof auch billigte, an jedem Sonn- und Feiertag durch einen Coope- !) In einem spätern Berichte an den Bischof bemerkt der Pfarrer, dass zufolge der Aussage eines Bräuknechts zu Regensburg in Schwannen- stadt, Tesselbrun und Rüstorf an 1000 Protestanten gezählt werden sollen, aber auch eine grosse Anzahl zu Scherfling, Otnang, Unkenach, besonders aber in Olstorf. 120 rator von Vöcklabruck vor und nach Mittag Gottesdienst abhalten zu lassen und Vorsorge zu treffen, dass die Wochenschule von ihm öfters besucht werde. 1) Allein schon im Jahre 1737 kam es wegen des Religions- Zustandes zu Regau zu neuen Verhandlungen. Der Pfarrer und Dechant von Gmunden setzte im März d. J. den von Vöcklabruck in die Kenntniss der Aussagen eines Studenten von Gmunden Georg Flaberger und seines Genossen Tobias Hausmayr, durch welche mehrere Personen zu Regau und Vöcklabruck als Besitzer und Verbreiter lutherischer Bücher und als Anhänger der augsb. Confession angegeben wurden, namentlich aber ein Geselle beim Schmid zu Regau Daniel Kibler, dessen Vater einst Schmid zu Aurach ebenfalls lutherische Bücher besessen hatte. In dem Verhöre, welches mit ihm vorgenommen wurde, versicherte er zwar, gut katholisch zu sein, gestand aber doch durch vierzehen Tag in Ortenburg gearbeitet und nach einigem Leugnen auch, von dorther drei lutherische Bücher mitgebracht zu haben, von denen er eines seinem Bruder, dem Schmid zu Ehrndorf (in der Pfarre Olstorf) gegeben habe, während die beiden andern im Hause seines Meisters verborgen seien. Seinen weitern Angaben zu Folge war ein »Erzbüchertrager« ein Löffeltrager — d. h. wohl ein Löffelhändler — zu Unkenach, der aber der Zeit in Ortenburg ansässig, oft hereinkömmt und jedesmal Bücher mit- bringt. Auch der Tischler zu Schöndorf habe solche Bücher besessen, welche ihm aber verbrannten. Im Gespräche mit Hausmayr und Flaberger hatte er auch den Wolferl im Pfaffen- berge und den Knoll im Mose als Bücherverbreiter genannt, so wie den Schallermüller bei Schöndorf, wovon er aber beim Verhöre nichts mehr wissen wollte. Endlich bezeichnete er auch noch den Tischler in Regau (Schöndorf?) als einen sehr ’) Als 1745 in der Person des Jos. Ignaz Fux ein neuer Pfarrer in Vöcklabruck eingesetzt wurde, bat die Gemeinde Regau um einen eigenen Pfarrer, beruhigte sich aber bei der durch Propst Johann Georg gemachten Anordnung. 121 gelehrten Mann: »habe in seinem Leben dessgleichen nie gehört, wie der zu reden, zu lesen und das Wort Gottes vorzutragen, zu erklären und auszulegen verstehe.« Auf die Frage, ob er an ein Fegefeuer glaube, antwortete der Gefragte, er wisse es nicht, es sei möglich, dass es eines gebe. Der Pfarrer Seyringer begutachtete, dass der Mensch kein wirklicher Ketzer sei, da er sich willig zeige und die Kirche fleissig besuche, doch wurde er zur öffentlichen Ablegung des katholischen Glaubens-Bekenntnisses verhalten. Während der kriegerischen Zeitläufe nach dem Ableben K. Garls VI. bis zum Achener Frieden (1740°— 1748) scheint die Regierung den kirchlichen Zustand der Unterthanen in Ober - Oesterreich, Steiermark und Kärnten mehr aus dem Gesichte verloren zu haben. Allein kaum war der Frieden hergestellt, als auch dieser Gegenstand, welcher der Kaiserin Maria Theresia sehr am Herzen gelegen war, wieder aufgenom- men wurde. Das bischöfliche Ordinariat zu Passau hatte auch in der Zwischenzeit nie aufgehört, alle in seinem Bereiche gelegenen Mittel in Anwendung zu bringen, um die Verirrten zurückzuführen und die Wankenden zu befestigen, insbesondere aber der Gefahr weiterer Ausbreitung zu begegnen. Der Bischof Josef Dominieus, Cardinal von Lamberg, war in der That das Muster eines eifrigen Oberhirten. Nicht bloss feuerte er seinen Clerus unausgesetzt zur treuen Pflicht-Erfüllung an, wachte besonders eifrig über den Religions- Unterricht der Jugend in der Schule und Kinderlehre, sondern hielt unermüdlich Visita- tionen zumal in den verdächtigen Gegenden, predigte selbst überall, wo er hinkam und katechisirte die Kinder und unter- hielt auf eigene Kosten mehrere Missionäre auf verschiedenen Posten, wo es ihm nöthig zu sein dünkte. !) ') Es ist eine irrige Meinung, wenn man glaubt, dass der Religions- Unterricht in der Schule und die Kinderlehre in der Kirche bei uns erst von der Zeit K. Josephs II. an datire und namentlich in jenem Theile des Bisthums Passau , welcher gegenwärtig das Bisthum Linz 122 Noch unter dem 8. November 1751 erliess der Cardinal ein Cireulare an alle Seelsorger, worin er ihnen mit dem grössten Nachdrucke die Pflicht zu predigen und die Kinder- lehre zu halten einschärfte und sorgfältige Ueberwachung der Verdächtigen, vor allen aber derjenigen, welche den Gottesdienst vernachlässigen und ausser Land reisen, auftrug. Mit Beizie- hung der weltlichen Obrigkeit sollen sie sich der verdächtigen Bücher bemächtigen — doch niemals zur Nachtszeit — auf die Hausirer ein wachsames Auge haben und heimliche Zusammen- künfte zu verhindern trachten. In einem Nachtrage vom 7. December d. J. wurde den Seelsorgern in ihrem Benemen gegen Irrende Sanftmuth und Geduld an’s Herz gelegt und alle Schmä- hungen in öffentlichen Vorträgen ernstlich untersagt. Selbst förmliche Ketzer dürfen erst nach dem .eingeholten Gutachten der geistlichen Oberbehörde der weltlichen Obrigkeit angezeigt werden. Am 4. Februar 1752 erschien ein Regierungs - Deecret, worin es heisst: Die Kaiserin, von dem Wunsche beseelt, alles anzuwenden, »die irrgehenden Schäflein durch guten Unterricht... in so lange es möglich ist, durch die gelindeste Weg in den Schafstall wieder einzuleiten,« hat sich mit dem Cardinal von Passau verabredet, eine genügende Anzahl Missionäre in die verdächtigen Gegenden zu senden. Es wird daher allen Beam- teten der Auftrag ertheilt, den Missionären auf ihr Begehren jeden Beistand zu leisten, es sei nun bei Durchsuchung der Häuser wegen verbotener Bücher oder zum Schutze gegen offene Unbilden oder endlich zur Festnemung von Irrgläubigen, doch mit Beobachtung aller Bescheidenheit und sofortiger Anzeige des Vorfalls bei der Regierung in Linz. Dieses Deeret, welches von allen Kanzeln musste verlesen werden, war der Funke, welcher in die Pulvertonne fiel. bildet, erst durch Bischof Gall in Schwung gekommen sei. Auch die österlichen Beichtlehren kommen schon unter dem Cardinal Lamberg vor. Jedem das Seinige. 123 Es machte in den angesteckten Gegenden gewaltige Sen- sation; besonders aber schreckte die Bestimmung, dass künftig bei Aufsuchung verdächtiger Bücher die weltliche Obrigkeit Beistand zu leisten habe. Das Volk war eben damals wegen der sehr bedeutenden Steuererhöhung in Folge des Decennal- Recesses, !) wegen des erhöhten Salzaufschlages und der Ab- schaffung der baierischen Geldmünzen schwierig; dazu kam noch, dass die protestantisch Gesinnten die Zahl der geheimen Anhänger weit überschätzten und sich der Hoffnung hingaben, mit Unterstützung des Gorpus Evangelicorum am Reichstage zu Regensburg und insbesondere des Königs von Preussen nicht nur freie Religionsübung erlangen, sondern auch die Katholiken aus dem Lande jagen zu können. ?) Am auftallendsten zeigte sich die Wirkung der Bekannt- machung des kaiserlichen Decrets in der Pfarre Schwanenstadt, mit welcher damals noch Rüstorf und Tesselbrunn als Filialen vereinigt waren. Derselben stand schon durch 10 Jahre der passauische geistliche Rath Johann Ferdinand Gessl, ein sehr eifriger, frommer und gelehrter Mann, als Pfarrer vor. Obgleich sehr oft vom Podagra an sein Lager gefesselt und unvermögend zu gehen, liess er sich nicht selten auf die Kanzel tragen, um seinen verirrten Pfarrkindern die geoffenbarte Wahrheit zu verkünden. Er war auch Verfasser von damals viel gelesenen Büchern, in welchen er die katholische Lehre gegen den Irrglauben zu vertheidigen suchte. 1) S. Geschichte von St. Florian, 170. ?) Aussage eines Rädelsführers, des Müllers auf der Moosmühle in der Pfarre Schwanenstadt, vor dem Pfleger zu Wartenburg, den Pfarrern zu Schwanenstadt und Vöcklabruck und Andern als Antwort auf die Frage: was denn die Bauern so keck gemacht habe? Bekanntlich brach gleich- zeitig auch in Steiermark und Kärnthen eine gleichmässige Bewegung aus. An blossen Zufall wird hier kein Besonnener denken. In einem Briefe aus Kärnthen wird versichert, dass der dortige Rädelsführer Georg Manut, welcher mit 4 andern Parteihäuptern ergriffen worden, bekannt habe: de suppressione et ejectione Catholicorum atque avitae religionis eogitatum esse, ubi partem semel potiorem in patria oblinuerint, 124 Als nun das Deeret am 24. Februar durch den Gooperator Matthias Lindemayr in der Pfarrkirche und in Tesselbrunn durch den Pfarrer selbst bekannt gemacht wurde, und jener unter anderm auch die Aeusserung beifügte, dass es besser seı öffentlich mit seinem Bekenntnisse herauszu- treten, als die heiligen Sacramente zu miss- brauchen, so fassten die heimlichen Anhänger des augsburg. Bekenntnisses den Entschluss, sich nun öffentlich und unum- wunden zu demselben zu bekennen, zum Theile auch m der Voraussetzung, dass man ihnen in diesem Falle ihre geliebten Bücher nicht wegnemen werde. Schon am 1. März d. J. erschienen im Pfarrhofe 28 Bauern unter Anführung des Moosmüllers und eines gewissen Pech- huber, welche beide noch am 22. Juli 1751 vor dem Cardinale von Lamberg hoch und theuer ihre Anhänglichkeit an die katholische Religion verbürgt hatten, um ihren Austritt sammt ihren Familien aus der katholischen Kirche zu erklären; später wiederholten Andere in grosser Anzahl dieselbe Erklärung unter Schmähungen und Drohungen. In Lakirchen kam es selbst zu gewaltthätigen Ausbrüchen bei Gelegenheit des Begräbnisses der Hamstockmüllerin, welche sich noch auf dem Sterbebette entschieden und hartnäckig geweigert halte die Sacramente der katholischen Kirche zu empfangen. Es musste ihr aus diesem Grunde das kirchliche Begräbniss verweigert werden; allein ihre Glaubensgenossen erzwangen mit Gewalt, was nicht gestattet werden durfte, d. h. sie begruben die Leiche unter grossem Zulaufe in geweihter Erde, Es wurden Listen umher getragen, in welche die Anhänger der augsburgischen Confession, die bei derselben zu verharren gewillt, ihre Namen ‚eintragen sollten. Ein gewisser Zacberl von Deutenham (in der Pfarre Tesselbrunn), ein Mensch, der »alleweil in der Welt umge- reist,« befasste sich vorzüglich eifrig mit dieser Namensamm- lung, drang in alle Häuser ein, hielt Conventikel, überredete die Unschlüssigen und bestärkte die Schwankenden. 125 In Gmunden war es so weit gekommen, dass kein Land- bewohner mehr das Haupt entblösste, wenn die heilige Weg- zehrung zu einem Kranken getragen wurde. Die Aufregung in den angesteckten Gegenden war gross und allgemein und drohte einen so bedenklichen Charakter anzunemen, dass ein gewaltsamer Ausbruch besorgt werden musste. !) Den Pfarrern zu Gaspoldshofen und Felling wurde wirklich mit Niederbren- nung ihrer Pfarrhöfe gedroht; an Drohungen und Beschim- pfungen der standhaften Katholiken zur Nachtzeit feblte es nirgends. Die Gutgesinnten wurden um so mehr eingeschüch- tert, weil auch anfänglich der Obrigkeit Kraft und Muth gebrach mit dem erforderlichen Ernste einzuschreiten. Selbst der Be- schluss war gefasst, am 28. April mit Gewalt einen Prädicanten in das Land einzuführen. Während dieser Vorgänge wurde der Kaiserin eine von Johann Roithner, Martin Wissbauer, Andreas Pabst und Matthias Paumgartner ?) im Namen aller Gleichgesinnten unterzeichnete Bittschrift überreicht, worin derselben vorgestellt wird, dass sie sich im Gewissen angetrieben fühlen ihr »Leben und Wandel einzig und allein nach dem geoffenbarten wahren Wort Gottes und der unveränderlichen augsburgischen Confession einzu- richten« und solches bis zum Lebensende frei zu bekennen. Da man sie um dieses Bekenntnisses willen mit Gefängniss, Banden und Verschiekung an Orte hin bedrohe, wo sie das Tageslicht nie mehr sehen sollen, so bitten sie um Freiheit des Gottesdienstes. Andere Abgesandte begaben sich nach Regensburg, um die Verwendung des Corpus Evangelicorum in 1) Der Propst von St. Florian fand nöthig dem Pfarrer von Vöcklabruck den Auftrag zu ertheilen die Kirchen- und Pupillen - Cassen in Sicher- heit zu bringen. ®2) Johann Roithner von Windern an der Traun, ein ganz fanatischer Eiferer, der gegen die seligste Jungfrau die gröbsten Lästerungen ausstiess, wurde nach Siebenbürgen übersiedelt; Andreas Pabst von Gunskirchen kehrte zur Kirche zurück und legte in der Kirche zu Schöndorf das kathol. Glaubensbekenntniss ab. 126 Anspruch zu nemen, welche ihnen auch zu Theil wurde. !) Der erste, welcher die Bittschrift an die Kaiserin unterzeichnet hatte, Johann Roithner, ein Binder zu Windern, unternam nebst Andern — dem Bauern zu Arming Paul Mittermayr aus Oberösterreich, Christian Grundner und Gregor Pöttscher aus Kärnthen, Balthasar Mayr und Thomas Gusterhuber aus der Steiermark — auf Anrathen der Pfarrer in Regensburg eine Rundreise an die protestantischen Höfe Deutschlands in dieser Angelegenheit. Auf seiner Rückkehr nach Oberösterreich wurde er zu Hollenöd in der Pfarre Atnang aufgehoben und zur Ver- wahrung nach Pucheim gebracht. In seinem Verhöre legte er über seine Reise folgende Aussage ab: »Beiläufig um die Mitte des Monates Juni reis’'ten wir mit Bittschriften versehen und von den Gesandten (der protestant. Stände) mit 20 fl. Reisegeld ausgestattet, von Regensburg ab. An den Höfen selbst erhielten wir gewöhnlich 8—10 fl.; nur der König von England gab uns 8 Goldstücke, jedes zu 40 Thaler. Bis Nürnberg fuhren wir auf einem Bauernwagen; von da an aber machten wir die Reise durchaus zu Fuss mit Ausname der Strecke zwischen Brezen und Leipzig, welche wir in einer Kutsche zurücklegten. In Ansbach, Baireuth, Co- burg, Gotha und Cassel wurden wir überall mit ziemlich gleich- lautendem Bescheide abgefertigt, dass man sich der Sache nach Thunliehkeit annemen werde. Der König von England nam uns zu Herrenhausen unsere Bittschrift durch seinen Beichtvater Hagenmann ab. Selbst empfing er uns nicht, sondern liess uns nach 10 Tagen sagen, dass uns die Königin (Kaiserin) ent- weder werde auswandern lassen oder freien Gottesdienst gestatten müssen. In Potsdam trafen wir über Braunschweig in dem Augenblicke ein, als der König eben in Gegenwart des jungen Herzogs von Braunschweig im Garten sein Leibregiment musterte. Er hörte uns an der Saaltreppe an. Nach Ablesung unserer 1) Geschichte von Wilhering 565 und ff. 127 Schrift äusserte er: Im Lande der Königin habe er nichts zu befehlen,, doch wolle er sich dem anschliessen, was der König von Eugland thun werde. Endlich erkundigte er sich, ob wir auch in weltlichen Angelegenheiten beschwert seien. Ohne von ihm etwas zur Zehrung erhalten zu haben, kehrten wir über Berlin nach Regensburg zurück. Grundner und Mayr gingen mit einer Bittschrili nach Dresden. « In der Pfarre Vöcklabruck fand die Bewegung ebenfalls Anklang. Noch im Laufe des Februars gaben sich in Regau drei Familienbäupter als Anhänger der augsburgischen Confession an; am 4. März verlangten 12 Familien zu Sicking Auslöschung aus dem Beichtregister. Zu Atnang stellten gleichzeitig 14 Familien dasselbe Begehren. Am 12. März betrug die Zahl der Abgefallenen in Regau und Atnang mit Einrechnung der Kinder 323 Seelen. Selbst Ausbrüche des rohesten Fanatismus waren nicht ganz selten. So wurde die Statue des heil. Johann von Nepomuk an der Brücke der Vöckla mit Schneeballen beworfen und mit einer Geissel geschlagen; eine Statue, welche Christus am Kreuze vorstellte, wurde niedergeworfen und verstümmelt. Doch kamen mehrere bald wieder zur Besinnung; Dienstboten, welche die Hausväter als mit ihnen einverstanden angegeben hatten, verwahrten sich gegen diese Angabe. Schon am 11. April waren 72 Erklärungen des Rücktrittes eingegangen, Indessen trug eine Regierungs - Commission, welche zur Untersuehung des Sachverhaltes in die angesteekten Gegenden abgeschickt worden war, durch ihre zweideutige Haltung zur Berubigung nichts bei. Dr. Presser, einer der beiden Com- missäre, war zwar gut gesinnt, allein der erste Commissär, der Kreishauptmann von Rosenfeld, scheute sich nicht, von vorne- herein alle Schuld den Seelsorgern und insbesondere dem verdienst- vollen, frommen und eifrigen Pfarrer zu Schwanenstadt in die Schuhe zu schieben, wofür er sich von dem Gastwirthe, bei dem er abgestiegen war und gegen vrelchen er sich eine derartige Aeusserung erlaubt hatte, eine derbe Rüge musste gefallen lassen. 128 Der Gardinal Lamberg fasste gleich anfangs den Beschluss, Missions-Stationen zu errichten und bestimmte für selbe Capu- einer, welche schon früher im Salzkammergute mit vielem Erfolge gewirkt hatten. In einer für sie entworfenen Instruc- tion vom 28. Februar ertheilte er ihnen den Auftrag, neben den öffentlichen Vorträgen auch mittelst häuslicher Belehrung zu wirken; die wirklichen Ketzer, wenn jede Hoffnung der Umkehr verschwunden, im Einverständnisse mit den bezüglichen Pfarrern zwar der weltlichen Behörde anzuzeigen, doch aber mit den Irrenden auf die mildeste Weise zu verfahren und die Lauen anzueifern; die verbotenen Bücher mit guter Art zu erwerben und nur diejenigen, welche die Herausgabe hartnäckig weigern, bei der weltlichen Obrigkeit anzugeben; endlich alle Ausdrücke, die einer Schmähung ähnlich sehen, durchaus und unter allen Umständen zu vermeiden. In Folge dieser Anordnung wurde für Regau und Atnang P. Athanasius aus dem Gonvente zu Gmunden gesandt, welcher auch im März 1752 ın Vöcklabruck eintraf, um im Geiste dieser Instruction seine Arbeit sofort zu beginnen. Die Kaiserin war keineswegs gesonnen, in ihren deutschen Erblanden den Bekennern einer andern Confession öffentliche Religionsübung zu gestatten, sondern fest entschlossen, nach dem Vorgange ihres Vaters diejenigen, welche auf dem luthe- rischen Bekenntnisse beharren wollen, in solehe Länder zu übersiedeln, wo dasselbe gesetzlich gestattet war, nach Ungarn oder Siebenbürgen. Bevor aber dieser letzte Schritt gemacht werden soll, wollte sie noch und zwar im grossartigern Mass- stabe den Versuch machen, die Verirrten zur wahren Kirche zurückzuführen. Im Einverständnisse mit dem Cardinal von Passau wurde der Beschluss gefasst, eine allen Bedürfnissen genügende Anzalıl von Missions-Stationen zu errichten und zu diesem Geschäfte nicht bloss Capueiner, sondern auch Jesuiten und andere Or- densleute aus den einheimischen Klöstern zu wählen. Zur Fest- 129 setzung der Stalionsplätze, zur Untersuchung des Standes der Dinge und der Amtsführung der Seelsorger wurde eine eigene Hofeommission nach Ober - Oesterreich entsendet, welche aus dem Hofrathe von Doblhoff und dem Jesuiten P. Franz bestand. Diesen gab der Cardinal seine Räthe Johann Cajetan von Gio- vanelli, Dechant und Pfarrer zu Gunskirchen, und N. Redel- hammer an die Seite. Es wurden 33 Stationen !) unter vier Superioren — der Abbt von Kremsmünster, der Dechant von Gmunden, Gunskirchen und Eferding — denen vier weltliche Commissäre zur Seite standen — die Hofrichter von Krems- münster und Lambach und die Pfleger zu Pucheim und Eferding — festgesetzt. Die Superioren erstatteten ihre Berichte an den Religionsconsess in Linz, welchem der Regierungs -Präsident Graf von Andlern vorsass und dessen Geschäfte der Stadtpfarrer zu Linz Max Gandolf Steyrer von Rothenthurn geistlichen Raths Direetor und Passauischer geheimer Rath als Director leitete, Nach Vöcklabruck kamen demnach vier Missionäre: zwei Capueiner, welchen ein Laienbruder beigegeben war, und zwei Benedietiner von Mondsee. Jene wohnten im Schulhause zu Regau. Von diesen war einem die Wohnung angewiesen worden in einem Bauernhause zu Sieking, die er aber bald mit einer andern, bei dem Schmide zu Pucheim vertauschte. Sein Mit- bruder fand sein Unterkommen im Schulhause zu Atnang. Die Benedietiner P. Michael Nugler und P. Stephan Köllerer trafen am 4. Mai bei ihren Stationen ein. Damals zälte man in der Pfarre noch 170 erklärte Bekenner der augsburgischen Con- 1) Die Stationen waren: Einsidl bei Egendorf und Kematen in der Pfarre Vorchdorf, hl. Kreuz in der Pfarre Kirchdorf, Sierning und Molln —; Olstorf in der Pfarre Altmünster drei Stationen (St. Konrad, Gsehwand und Aurach), Viechtau, Lindach, Roitham , Viechtwang und Purkirchen in der Pfarre Lakirchen ; — Regau, Sicking, Atnang in der Pfarre Vöcklabruck, Pergern, Starling und Unkenach in der Pfarre Atzbach, Schlat, Pierat und Tesselbrunn in der Pfarre Schwannenstadt, Aichkirchen, Neukirchen; — Dachsberg und Scharten in der Pfarre Eferding, Annaberg in der Pfarre Alkoven, Kirchberg in der Pfarre Schönering,, Oftering und Marchtrenk. Stülz. Gesch. v. Vöckl. \ 9 130 fessıon. Als Tonangeber und Proselytenmacher galten Hanns Kaltenbrunner am Neuhäusel zu Reut in der Pfarre Regau und Hanns Bauer am Ganglhause zu Sicking. Mittlerweile wurde durch den Pfarrer, wenn auch nicht in der Hoffnung die Irrenden zu bekehren, so doch in der Aussicht den Glauben zu wecken und den Eifer der Treuge- bliebenen zu befeuern, vom 29. Juli bis 6. August eine Volks- mission veranstaltet, deren Erfolg sehr beruhigend und ermu- thigend ausfiel. Ueber 5000 Personen empfingen die heiligen Sacramente; an der Buss-Procession namen über 8000 Men- schen theil, bei der Schluss - Predigt wurde die Menge der Anwesenden auf 25.000 (?) geschätzt. Die Mission hatte auch die erfreuliche Wirkung, dass alle Bücher aus der Stadt zur Untersuchung freiwillig in den Pfarrhof getragen wurden. Die Regierung trachtete sobald als möglich die Haupteiferer zu entfernen, daher begann die Uebersiedlung nach Sieben- bürgen schon im Monate Junius. Unter den ersten, welche abgeführt wurden, befanden sich aus der Pfarre Vöcklabruck die schon genannten Hanns Kaltenbrunner und Hanns Bauer. Wolfgang Paumgartinger, gleichfalls ein Pfarrkind von Vöckla- bruck und geboren auf dem Mosergute am Ridl, welcher auch bei dieser ersten Gesellschaft war, starb. kurz nach seiner Ankunft ın Hermannstadt, nachdem er sich auf dem Todbette noch mit der Kirche ausgesöhnt hatte. Zugleich mit dem Gangl zu Sicking schrieb er kurz vorher einen Brief in die Heimat. Sie sprachen in demselben die zuversichtliche Hoffnung ihrer Rückkehr aus, im festen Vertrauen auf die erfolgreiche Ver- wendung des Corpus Evangelicorum, wesshalb sie sich auch weigerten, im fremden Lande Häuser zu bauen. Zum Schlusse geben sie die Versicherung, dass sie bisher noch nie Noth gelitten haben und dass es ihnen wohl gehe. !) 1) Vergl. Geschichte von Wilhering 368. 131 Folgende werden als Auswanderer aus der Pfarre Vöckla- bruck angemerkt: Hanns Kaltenbrunner allein und ohne sein Weib, 52 Jahre alt, in der Pfarre Atzbach geboren; Hanns Bauer, 35 Jahre alt, auf dem Ganglhause zu Sieking geboren, mit seinem Weibe,, seiner Schwester und einem Söhnlein von 8 Jahren; Matthias Enser, Mayr zu Sieking, mit Weib und Tochter; Adam Kössl am Danielhäusel mit Weib und Sohn; Georg Puchinger, Weber am Recherschustergarten mit seinem Weibe, einem Solhne von 1 Jahr und einer Tochter von 5 Jahren. Alle diese waren aus der Filiale Regau. Simon Imtinger auf der Pühramühle mit seinem Weibe; Adam Spigner am Hollödergute mit seinem Weibe; Adam Abner am Ober- hubergute mit seinem Weibe und 3 Töchtern. Eine vierte Tochter, welche wieder katholisch geworden, blieb zurück. Hanns Hubmer am Schwabenödergute sammt seinem Weibe; endlich Adam Gütl, ein Schneider mit seinem Weibe. Alle diese waren aus der Atnanger Filiale. Bisher hatten sie stels die heiligen Sacramente empfangen und nach ihrer eigenen Erklärung »geheuchelt.« Alles, was durch diese Massregel erreicht wurde und erreicht werden konnte, bestand darin, dass sich die heterodoxe Gesinnung wieder in das Geheimniss des Herzens zurückzog. Von einer gründlichen Heilung, die man erst von der Zeit und von der durch die Missionen vermittelten Belehrung er- - warten durfte, konnte die Rede nicht sein. Zum Sehlusse wollen wir noch die interessante Schrift eines protestantischen Predigers zu Ortenburg, M. F. B. im Auszuge mittheilen, welcher den »im Lande ob der Ens heim- lieh verborgenen Evangelischen« folgende Verhaltungsregeln an die Hand gibt: Höflichkeit, Freundlichkeit und Ehrerbietung gegen die Pfarrer, Capläne und Mönche; fleissiger Besuch des pfarrlichen Gottesdienstes. Was in den Predigten mit dem Evangelium übereinstimmt, ist fleissig und wohl zu merken. Auch der 9% 132 Messe kann ohne Sünde beigewohnt werden, doch hat man bei der Elevation das Gemüth zu Gott zu erheben und den- selben im Himmel anzubeten. Die Beicht ist erlaubt, »weil ja auch die Papisten -Pfarrer zum Predigtamt giltig ordinirt sind und die Vergebung der Sünden ankünden können, doch sind die Evangelischen nicht verbunden, alle Sünden anzugeben. « In Betreff des Abendmahles »ist es freilich hart,« weil es die Katholischen verstümmelt besitzen. Wenn es möglich ist, so sollen die Gläubigen um Ostern nach Ortenburg kommen. Wäre das aber nicht thunlich, so rathen einige unserer Ge- lehrten, man soll den Wein, der in einigen papistischen Kir- chen nach der Communion gereicht wird, geniessen, dabei aber einen lebendigen Glauben erwecken, dass er das Blut Christi werden möge; oder man könnte auch heimlich die Worte der Einsetzung darüber sprechen. So lange die Kinder die Schule besuchen, soll »ihnen nicht das mindeste von der evangelischen Lehre beigebracht werden,« damit sie nicht im Unverstande etwas verrathen. Bilder und Weihwasser im Zimmer zur Abwendung alles Ver- dachtes wird angerathen. Werden sie bei dem Katechismus- Unterricht zur österlichen Zeit !) gefragt über solche Dinge, welche ihrer Ueberzeugung widerstreben, so wäre ent- weder eine zweideutige Antwort zu geben oder man hätte sich unwissend zu stellen. Findet man verbotene Bücher in ihren Häusern, so haben sie sich auf jede mögliche Weise auszureden oder bestimmt zu läugnen, dass sie von deren Vorhandensein gewusst oder dass sie überhaupt des Lesens kundig seien. Hält man sie an zur Ablegung des Glaubensbekenntnisses, so mögen sie sich dazu herbeilassen. Da aber stets das Nieäische Symbolum vorangestellt wird, so sollen sie in ihrer Meinung auf dieses allein schwören, nicht aber auf die Menschensatzun- gen der Versammlung zu Trient. In Krankheiten ist ihnen 1) Das sind eben unsere sogenannten Beichtlehren. 133 erlaubt das (kathol.) Abendmahl zu empfangen, dann sofort nach der Entfernung des Pfarrers den gesegneten Wein zu geniessen. Die letzte Oelung soll so lange möglich hinausgeschoben werden ; »dringt man aber stärker in euch, so empfanget sie. Verdammen kann sie euch doch nicht.« »Wer diese Punkte beobachtet, wird so leicht nicht entdeckt werden. « Der Joseph Grödlinger soll diese Punkte in Geheim seinen andern Glaubensgenossen öfters vorhalten und sie darin unterrichten. Diese Vorschriften waren allerdings zweckdienlich; ob-auch ehristlich, ist eine andere Frage. Die Apostel und die ersten Christen gingen von einer andern Anschauung aus, Die Missionäre, welche 1752 in Atnang und Regau ihre Stationen bezogen hatten, wirkten daselbst auch nach der Emi- gration der im augsburgischen Bekenntnisse Beharrenden, nur dass die zweite Station in der Filiale Atnang, zu Pucheim, eingezogen worden war. Als aber im Jahre 1774 ein grosser Theil des Klosters Mondsee und des Marktes durch eine fürch- terliche Feuersbrunst in Asche sank und der Abbt Oportunus den Cardinal Firmian von Passau bat, sein verunglücktes Kloster der Last, einen Missionär ın Atnang zu unterhalten, zu ent- heben, fand dieser das Verlangen in der Billigkeit gegründet “und trug St. Florian auf, die Stelle des Abgehenden zu ersetzen. Der dritte Cooperator von Schöndorf, Josef Wiesmayr, wurde 1775 provisorisch in Atnang exponirt, versah aber in der Folge seinen Posten von Vöcklabruck aus. Allein im Jahre 1778 erhielt St. Florian einen erneuerten Auftrag, nicht nur in Atnang, sondern auch in Regau statt der Capueiner Localcapläne anzustellen, welche die Seelsorge selbständig zu verwalten haben, da nach dem Willen des kaiserlichen Hofes nirgends Mendicanten die Seelsorge verwalten dürfen. So wurden diese beiden Filialen von der Mutterkirche 134 getrennt. ') Dasselbe geschah 1784 mit Oberthalheim, wel- chem Timelkam und Pichelwang zugetheilt wurde. Um diese Zeit verlor die Pfarre auch 38 Häuser, welche der neuerrichteten Pfarre Tesselbrunn zugetheilt wurden. ?) Das Toleranzpatent äusserte auf Vöcklabruck wenig Einfluss. Im Jahre 1785 befanden sich nur 13 Seelen des augsburgischen Bekenntnisses in der Pfarre. Als aber durch die im Wiener Frieden gezogene Grenze mehrere Protestanten, welche bisher dem Pastorate im Ruzen- moose zugetheilt gewesen, von demselben, weil es im öster- reichischen Gebiete lag, getrennt werden wollten, so waren sie so bescheiden, die St. Aegidikirche für sich zu verlangen. Der damalige Pfarrer Franz Freindaller ?°) stellte da- gegen vor, dass diese Privat-Eigenthum des Stiftes St. Florian sei, welches sie in der gegenwärtigen Gestalt im Jahre 1688 ganz aus eigenen Mitteln erbaut habe. *) Es sei auch die Kirche, welche bei hohem Wasserstande als Aushilfskirche für die diesseits wohnenden Pfarrholden gute Dienste leiste, keines- wegs entbehrlich zu nennen. Zudem würde es unschicklich sein und zu vielen Unzukömmlichkeiten führen, wenn sich gleichsam im Hause des katholischen Pfarrers die protestantische Kirche befände. Zum Schlusse deutete er auf Atersee, Pichel- wang oder Thalheim. Das Los traf Pichelwang, für das ein Pastor angestellt wurde, der aber seine Wohnung in Vöckla- bruck aufschlug. ') Die ersten Localeapläne, respect. Pfaryvieare zu Atnang und Regau waren Joseph Wiesmayer und Matthias Mödlhammer. ?) Vier zu Haidach, 7 zu Feldham, 19 zu Sieking und 8 zu Prauching. 3) Den Nekrolog dieses als Professor der Theologie, als Gelehrter und Seelsorger hochverdienten Mannes haben wir in der Beilage IV. aus dem Bürgerblatte abdrucken lassen. Er ist aus der Feder des Herrn Gaisberger. 4) Am 12. März 1856 brach in einem benachbarten Häuschen Feuer aus, welches den Thurm und das Kirchendach yon St. Aegid verzehrte. 135 Streit wegen der Vogtei. In der sogenannten »Perdonnirungs - Resolution« vom 27. Februar 1625 !) hatte sich K. Ferdinand II. die geistlichen Vogteien, welehe die amnestirten politischen Ständeglieder be- sessen und die ihnen stets zum Vorwande dienen mussten für ihre grossen und der katholischen Kirche verderblichen Anmas- sungen, vorbehalten. Factisch war, wie wir vielfach gesehen haben, die Vogtei von Schöndorf in den Händen der Herren von Polheim als Besitzer des Schlosses Pucheim gewesen, denn, wenn auch die Stadt Vöcklabruck von Zeit zu Zeit schüchterne Ansprüche zu erheben suchte, so konnte oder wollte sie selbe doch nicht ernstlich verfolgen. Mittelst Diplom vom 24. December 1625 verlieh nun K. Ferdinand die Vogtei von Vöcklabruck mit andern Vogteien solcher Pfarren, auf welchen das Stift das Patronatsrecht besass, gegen einen Jahrtag für sich und sein Haus an St. Florian. Sein Sohn und Nachfolger, K. Ferdinand IIl., bestätigte diese Verleihung durch Diplom vom 27. October 1637. In der Schenkungs-Urkunde sagt K. Ferdinand II., dass er die ihm heimgefallene Vogtei von Vöcklabruck mit allen Rechten, nichts ausgenommen, incorporirt, gewidmet und gestiftet habe dem Stifte St. Florian, indem er sie sammt der der Filialen auf ewig aller weltlichen Vogtei enthebe. Der Statthalter des Landes, Graf Herberstorf, forderte dem zu Folge den Besitzer von Pucheim auf, nebst der Vogtei auch alle hierauf bezüglichen Documente an St. Florian auszuhändigen. Herzog Maximilian von Baiern gab als Pfandinhaber des Landes o. d. Ens hiezu seine Einwilligung laut Urkunde, München, 25. Juni 1627, und trug seinem Statthalter, dem Grafen von Herberstorf, auf, durch kaiserl. und churfürstliche Commissäre die Uebergabe zu bewirken. !) S, Geschichte von Wilhering 285 und fl. 136 Mittlerweile aber hatte laut Kaufvertrag vom 26. Juni 1627 der Statthalter selbst die Herrschaft Pucheim für die Summe von 125.000 fl. Kaufschilling, 1000 Thaler Leitkauf für den Verkäufer und 200 Dukaten für dessen Gemalin vom Freiherrn Weikhart von Polheim an sich gebracht, bewarb sich aber auch gleichzeitig emsig beim Kaiser um Verleihung der Vogtei von Vöcklabruck. Wirklich wurde durch Diplom vom 11. August 1627 ihm und seinen männlichen Nackommen das Vogtei- und Patronatsrecht der Pfarre Vöcklabruck ver- lieben. Diese Verleihung war offenbar unter falschem Vorgeben erschlichen, da der Kaiser unmöglich verschenken konnte oder wollte, was er nie besessen — das Patronatsrecht, und was er schon in aller Form und zwar litulo oneroso vergabt hatte — die Vogtei. Jedenfalls aber würde sie mit dem am 11. September 1629 erfolgten kınderlosen Ableben des Grafen erloschen sein. ‘Dieser scheint das später selbst eingesehen zu haben, da er einer Aeusserung des Propstes Leopold zu Folge im Begriffe war, die Vogtei auszuhändigen, als ihn der Tod ereilte. Nach seinem Abscheiden blieb wahrscheinlich der unruhigen Zeitumstände wegen die Sache auf sich beruhen. Noch ım Anfange des Jahres 1632 lud der damalige Pfarrer Melchior Kölbl den Pfleger von Pucheim als Vogtobrigkeit ein, bei der Bannteiding von St. Aegid, am 7. Jäner, anwesend zu sein und mit »einem Süppel vorlieb zu nemen.« Um diese Zeit suchte auch die Stadt ıhre Ansprüche an die Vogtei geltend zu machen, indem sie sich auf einen dreihundertjährigen rubigen Besitz (?) berief, welchem der Anspruch von Pucheim, welches die ihm aufge- legte Weisung nie habe vollführen können, keinen Eintrag zu thun vermöge. Eben so wenig könne das dem Kloster St. Florian ertheilte Privilegium den Ansprüchen und Rechten der Stadt Abbruch thun, da es offenbar erschlichen sei, wie erscheine aus dem Vorgeben des Propstes, dass Richter und Rath die Religion schmähen, während sie doch aus allen Kräften bemüht 137 seien, sie zu mehren und empor zu bringen; endlich eine solche Verleihung gegen den Rechtssatz streite, quod in con- cedendis privilegüs tertius, de cujus praejudieio agitur, anle omnia audiri debeat. Ohne diese eben nicht sehr triftigen Einwendungen zu berücksichtigen, machte im Jahre 1632 St. Florian ernstliche Schritte, sich in den Besitz des ihm verliehenen Rechtes zu setzen. Anfangs wendete sich Propst Leopold in einem Schreiben an die Witwe Herberstorfs Salome, geb. von Preising, die in erster Ehe mit dem Grafen Veit von Pappenheim, mit dem sie den berühmten Helden dieses Namens erzeugt hatte, vermählt gewesen war, mit der Aufforderung, die Vogtei auszuliefern. Auf ihre Weigerung, die Vogtei gutwillig zu übergeben, bat der Propst die Landeshauptmannschaft, die Uebergabe ämtlich, durch den kaiserl. Landriehter bewirken zu wollen, was auch sofort bewilligt wurde. Am 24. Mai 1633 entliess der Land- richter Narciss Rotwang die Vogtunterthanen aus dem der Herr- schaft Pucheim geleisteten Gelübde und wies sie an den Propst von St. Florian. Die Bitte der Gräfin an den Kaiser, das ihrem seligen Gemal ertheilte Diplom auch auf ihre Person umzuschreiben, scheint erfolglos geblieben zu sein. Sie machte, so viel bekannt, keine weitere Anstrengung, sondern fuhr nur den Act der Uebergabe ignorirend fort, vom Pfarrhofe die Einzahlung der Landsteuer zu fordern, was selbstverständlich verweigert wurde. Erst als die Herren von Salburg die Herrschaft erworben hatten, baten sie in einer Vorstellung an den Kaiser um Re- vision des ganzen Verfahrens, indem sie ihr Gesuch auf eine Erklärung desselben vom 9. August 1635 stützten, dass er sich nur allein die geistlichen Vogteien vorbehalten habe. Ueber die Frage nun, ob die Kirchenvogtei über Schöndorf in die Categorie der geistlichen oder weltlichen Vogteien gehöre, erhob sich ein Process, welcher bis zum Jahre 1670 dauerte, 138 Diese Verzögerung einer endlichen Entscheidung hatte weniger _ Nachtheile für St. Florian als für manche Vogtunterthanen. Die Herrn von Salburg protestirten bei jeder Einführung eines neuen Pfarrers, was eben nicht berücksichtigt wurde; dagegen entlud sich nicht selten das volle Ungewitter des Zornes der Pucheimischen Pfleger auf die Vogtunterthanen, sobald sie sich weigerten, ihre Oberherrlichkeit anzuerkennen. St. Florian nam sich zwar pflichtgemäss ihrer stets mit allem Eifer an, konnte aber bei der Lahmheit der damaligen Gerech- tigkeitspflege argen Misshandlungen nicht vorbeugen. Ein Paar Fälle sollen die Wahrheit dieser Behauptung erhärten. Im Jahre 1637 führte der Pfleger Tobias Grenner dem Abraham Mayr, dem der Pfarrer zu Vöcklabruck die der Kirche Atnang unterthänige Schmidbauernsölde verkauft hatte, das Korn gewaltthätig von dem Acker weg, weil die Besitzänderung ohne seine Mitwirkung erfolgt war. Erst am Schlusse des fol- genden Jahres konnte der Auftrag der Rückerstattung erwirkt werden. Nach drei Jahren wurde derselbe aus einem verwandten Grunde vom Pfleger Rössl festgenommen und un- angesehen mehrerer landeshauptmannischer Befehle erst nach drei Monaten aus dem Gefängnisse erledigt. Kurze Zeit nachher wurden ihm wegen verweigerter Einzahlung der Landsteuer wieder zwei Stiere vom Felde weggeführt. In der Hauptsache war endlich im Jahre 1655 der Process spruchreif geworden; allein ungeachtet der Propst neunund- zwanzigmal um Eröffnung des Urtheils angesucht hatte, wusste doch Salburg oder vielmehr sein Sachwalter dieselbe zu verzögern. Endlich erfolgte am 24. December 1665 ein Abschied des Inhalts: »Der Herr Kläger (Salburg‘) hat dasjenige, was ibm zu beweisen oblag . .. . zur Genüge nicht erwiesen, ist demnach der Herr Beklagte von der... . Klage ledig und müssig. « Nochmal, im J. 1670 baten die Salburg. Erben in einer Eingabe an den Kaiser um das Benefieium Revisionis, wurden 139 aber nach Einsehung der Acten abgewiesen und der frühere Abschied der N. Oe. Regierung bestätigt am 13. August 1670, Die Stadt Vöcklabruck hatte indessen ihre Ansprüche, welche sie während des Processes zwischen St. Florian und Pucheim ruhen liess, keineswegs aufgegeben und fand noth- wendig selbe von Zeit zu Zeit wieder in Erinnerung zu bringen, wie bei der Kirchenrechnungs - Aufname in den Jahren 1634, 1640 u. s. w. Endlich schien auch diese Differenz durch gütliches Ueber- einkommen am 9. Oktober 1710 enden zu wollen. In einem an diesem Tage geschlossenen Vergleiche erkennt die Stadt das Stift St. Florian als Vogt- und Lehenherr der Pfarre an, dem das ausschliessliche Recht der Ratifieation der Kirchen- Rechnungen zusteht. Doch mag bei Aufname derselben ein Bürger beisitzen, ein anderer wird als Gotteshausverwalter auf- gestellt, dem auch der Tag zur Rechnungs-Aufname mitgetheilt wird. Der Propst mag mit Erbauung des ÖOratoriums und der Todten-Capelle zu Schöndorf fortfahren und bei jenem sein Wappen anbringen lassen. Aus eigenen Mitteln oder mit dem Gelde von Wohlthätern kann der Pfarrer in der Kirche nach Belieben bauen lassen ; nimmt er hiezu Kirchenmittel in An- spruch, so muss er den Kirchenpropst dessen erinnern. Die Abhandlungen der Gotteshaus - Unterthanen verfasst die Stadt; die Pfarrhofs - Unterthanen im Dörfel, im Gries und zu Schöndorf erfreuen sich der Exemtion. Einige Rathsglieder, welche die Behauptung aufstellten, dass dieser Vertrag eigenmächtig und von wenigen Bürgern sei geschlossen worden, suchten ihn im Jahre 1732 wieder zu vernichten ; allein die Landeshauptmannschaft liess dem Rathe die Weisung zugehen, es bei demselben zu be- lassen und seine Bestätigung bei der N. Oe. Regierung nach- zusuchen. Dem musste man sich zwar fügen, konnte aber die verlorne (?) Herrlichkeit noch lange nicht vergessen. Noch im Jahre 1754 kommt in einer Schrift die Stelle vor: »vor (bevor) 140 die Herrn Florianer die Stadt und Pfarr Vöcklabruck gesehen (massen vorhin weltliche Priester hier gewesen ) hat die Stadt und zwar allzeit die Vogtei über das Gotthaus Schöndorf ge- habt... . Endlich haben es die Herrn Florianer nach und nach so weit gebracht, dass sie unter K. Ferdinand Il. einen Donationsbrief über die Vogtei Schöndorf erhalten und zwar per sub- et obreptionem. « Schöndorf und St. Ulrich. Von der Kirche Schöndorf ist aus diesem Zeitraume wenig zu beriebten. Vorzügliche Wohlthäter derselben waren ver- schiedene Glieder des Geschlechtes der Freiherrn und Grafen von Engl zu Wagrain, welche sich unter einer Capelle, der Perkheimer'schen gegenüber, ihre Erbgruft erbauten. Sie heisst die Engl. Capelle und wurde im J. 1677 mit einem Kosten- aufwande von 478 fl. 35 kr. erriehtet. Schon früher, ım Jahre 1663 stifteten Sophie von Engl und ihr Sohn David für ihre Tochter und Schwester zu Schöndorf einen ewigen Jahrtag mit einem Capitale von 100 fl.; in der Folge vermachte dieser der Kirche ein Capital von 2000 fl., welches dann auch Gott- fried von Engl bar erlegte. Zum Danke für dieses Vermächtniss machte sich St. Florian verbindlich, alljährlich für die Engl. Familie zu Schöndorf zwei Requiem und 4 Seelenmessen halten zu lassen. Ein Stiftbrief wurde 1733 errichtet, dem zufolge gegen ein Capital von 200 fl. zu 5% für die Gräfin Polyxena Elisabeth von Engl ein Jahrtag gehalten werden soll. Aus einem Vertrage zwischen dem Pfarrhofe und der Stadt vom 410. Oktober 1713 erhellt mit Wahrscheinlichkeit, dass im folgenden Jahre die Sacristei zu Schöndorf gebaut wurde, da sich die Stadt verbindlich machte 13.000 Ziegel zu diesem Gebäude dahin zu liefern, wogegen der Pfarrer zusagte, statt der hölzernen Schutzwand gegen das Dörfel, auf der die Vöcklabrücke liegt, und deren Herstellung zur Hälfte der Stadt oblag, eine solche allein und zwar von Steinen zu bauen. 141 Zu St. Ulrich stiftete 1724 Adam Hopl, Bürger zu Vöcklabruck, mit der Summe von 4000 fl. ein zweites Benehi- eium für einen Weltpriester. Mit dem Pfarrer glich man sich durch einen Vertrag dahin aus, dass die Messe an den Werk- tagen um 10 Uhr, an den Sonntagen um eine halbe Stunde später soll gelesen werden. Die Sammlung, welche bei der Werktagmesse einlliesst, gehört der Kirche St. Ulrich ungetheilt, die an den Sonntagen fällt der Pfarrkirche zu. Der Opferstock wird getheilt. Josef Ziegelmayr, Stadtrichter von Vöcklabruck, stiftete mit seiner Hausfrau Martha Regina am 14. April 1729 zu St. Ulrich eine Predigt an jedem Donnerstag in der Fasten, wofür dem Prediger 10 fl., der Kirche 1 fl. ausbezahlt werden musste. ?) Während der lutherischen Wirthschaft waren die Einkünfte des gut dotirlen St. Ulriehs-Beneficiums theils verschleudert, theils so übel verwaltet worden, dass sie nicht mehr hinreichten, einen Priester anständig zu ernähren. Das Ordinariat sah sich darum bemüssigt, die gestifteten sechs Wochenmessen auf drei zu beschränken und zu gestatten, dass der jeweilige Pfarrer gegen eine jährliche Remuneration von 100 fl. auf dasselbe präsentirt werde. Das dauerte fort bis zum Jahre 1662, wo in Folge einer bischöflichen Visitation der Vertrag aufgehoben wurde, indem der Bischof von der Stadt die Auslieferung der verstifteten Gilten und Grundstücke verlangte, was diese aber nieht thun wollte. Weil sich indessen der Pfarrer herbeiliess, die drei Wochenmessen, welche bisher bei St. Aegid gelesen worden waren, in die St. Ulrichskirche zu übertragen, so erhöhte die Stadt die Remtuneration von 100 fl. auf 150 fl., wobei sich auch der Bischof von Passau wieder beruhigte. M) In seinem Testamente vermachte er, da er 1757 kinderlos starb, sein ganzes Vermögen an die Kirchen. 142 Das Ordinariat drang zwar von Zeit zu Zeit wieder darauf, dass das Beneficium einem Weltpriester verliehen werde, ins- besondere und sehr dringend im Jahre 1691 mit der Drohung, im Weigerungsfalle selbst einen solchen anzustellen; allein die Stadt, welche in diesem Falle die Grundstücke und Gilten hätte ausliefern müssen, was sie aus begreiflichen Gründen nicht thun wollte, erwehrte sich auch diessmal auf Verwendung des Pfandinhabers, des Grafen von Salburg, der Forderung. Als Gründe, welche die Verleihung des Benefieiums an den Pfarrer nothwendig machen, wurde angeführt, dass dadurch 1) derselbe verhalten sei, die heilige Messe täglich in der Stadtkirche zu lesen, was um so mehr angezeigt sei, weil wegen der geheimen Anhänger Luthers und Calvins der Gottesdienst nicht vermindert werden dürfe; 2) St. Florian verbunden sei, einen Weltpriester als Gooperator anzustellen, welcher seine Wohnung in der Stadt hat und die heiligen Sacramente ausspendet, vermög eines 1662 geschlosse- nen Vertrages, daher drei Hilfspriester dem Pfarrer zur Seite stehen. Als dritter Grund wird angeführt das geringe Erträgniss der Stiftung, welche nur 136 fl. 4 $ und 8 dl. abwirft. Der Vortheil war bei dieser Einrichtung allerdings ganz auf Seite der Stadt; sie genoss die Einkünfte des Benefieiums gegen Erlag von 150 fl. und besass dabei mehr als der Beneficiat zu leisten hatte. Ungeachtet mit den Einkünften nicht durchaus tadellos gebart wurde, warfen sie doch einen bedeutenden Ueberschuss ab, mit welchem zu andern Zwecken, namentlich auch für die Herhaltung der Musik, verfügt wurde. Bei Er- richtung des Hoplischen Benefieiums hatte sich die Stadt anhei- schig gemacht, die nöthigen Paramente beizuschaffen , wozu sie aber, wie für die Bestreitung des Opferweines und der Beleuch- tung, das St. Ulrichs-Benefieium ausschliesslich in Anspruch nam. Die Stadt war gewohnt, sich als Eigenthümerin des Stiftungsgutes anzusehen und meinte viel gethan zu haben, wenn nur für Abhaltung der gestifteten Gottesdienste einiger- 143 massen gesorgt wäre. Als 1759 Franz Timer die Pfarre Vöckla- bruck übernam, wollte man ihn nur unter sehr lästigen Bedin- gungen für das Beneficium präsentiren. Der Propst von St. Florian glaubte die Uebername derselben nicht zugeben zu dürfen. Richter und Rath stellten daher dem Bischofe einen Welt- priester für das Benefictum vor, welcher aber eine bessere Dotation für den Beneficiaten zur Bedingung machte. Da man dieser Bedingung nicht entsprechen wollte oder konnte, so sah man sich gezwungen, es bei dem Herkommen bewenden zu lassen. Endlich trat ein Bürger Augustin Weissmann in's Mitte], indem er durch Testament ein Capital von 2500 fl. zu 4%, zur Ergänzung der Congrua des St. Ulrichs - Beneficiums vermachte, wornach dem Beneficiaten ein jährlieher Betrag von 300 fl. nebst Wohnung, 16 Klafter Holz und 2 Freimessen wöchentlich zugesichert wurde. Der Stiftbriefs-Eatwurf ist vom 20. December 1773. In demselben wird dem Benefieiaten zur Pflicht gemacht, wöchentlich 3 h. Messen für den Rath und die Gemeinde und zwei für Weissmann und seine Freundschaft, vom 4. April bis 30. September um 6 Uhr Früh, die übrige Zeit des Jahres um 7 Uhr, zu lesen. An den Sonn- und Feiertagen hat er bei der Frühmesse, welche der Pfarrer unentgeldlich zu besorgen hat, !) die gewöhnliche Lehre zu halten, dann nach dem zu Schöndorf beendigten Hauptgottesdienste die Messe zu lesen, Das Beneficium erhielt der Exjesuit Josef Korw, welcher mit dem ganz unnöthigen und gehässigen Beisatze dem Bischofe vorgestellt wurde, dass man sich um so mehr veranlasst sehe, einen Weltpriester zu präsentiren, als von einem zeitweiligen Pfarrer, welcher «das Benefieium besessen habe, für den ge- ') Dieser Passus war völlig willkürlich, wesshalb auch das Ordinariat vor der Bestätigung die Weglassung desselben verlangte, dass das Benefieium mit der Pfarre nicht vermengt werden dürfe. Die Be- hauptung war auch durchaus unwahr, wie sich sogleich zeigen wird. 144 nossenen Gehalt nie zu erhalten gewesen, die Stiftmesse zu einer gewissen Stunde und zum Besten des Publieums zu lesen. Der milden Stiftungs-Commission zu Linz, welcher der Stift- brief zur Bestätigung vorgelegt werden musste, stellte der Rath vor, dass um eine tägliche Messe zu haben, dem Pfarrer 150 fl., und für die Frühmesse an Sonn- und Feiertagen 40 fl. gegeben werden. Das Verhältniss der Stadt zum Pfarrer war um diese Zeit und schon seit Jahren ein ziemlich unfreundliches. Jene konnte den vermeintlichen Verlust der Vogtei von Schöndorf nicht verwinden und hätte mit den Einkünften der Pfarrkirche gar zu gerne nach eigenem Belieben schalten mögen. Ein anderer Grund der Misstimmung lag in dem an sich billigen Wunsche, dass der pfarrliche Gottesdienst auf die St. Ulrichskirche möchte übertragen werden theils wegen grösserer Bequemlichkeit, theils aus mehr eigennützigen Absichten. St. Florian sah die Billigkeit des Verlangens ein, obgleich Schöndorf nur %% Stund von der Stadt entfernt ist und suchte ihm entgegen zu kommen, nur weigerte es sich als Obliegenheit zu übernemen, was nur aus Gefälligkeit geschah; auch glaubte es die Rechte der uralten Pfarrkirche um so weniger preisgeben zu dürfen, als fast die ganze grosse Landgemeinde mit der Uebertragung in die Stadt- kirche unzufrieden war. Es wird zweckmässig sein, alle in dieser Beziehung vor- gefallenen Verhandlungen zusammenzustellen bis zu dem Zeit- punkte, wo es der Stadt endlich gelang, das lang angestrebte Ziel zu erreichen. Schon vom Jahre 1635 liegt ein Schreiben des Rathes an den Pfarrer Simon Prandstetter vor des Inhalts: Es wäre zur Erhaltung der Einigkeit und zur Beförderung der Erbauung dem Allerhöchsten gewiss angenem und wohlgefällig gewesen, wenn er wie seine Vorfahren den Gottesdienst auch ferner bei St. Ulrich gehalten hätte. Dass er ohne Grund und ohne des Rathes Vorwissen denselben gänzlich aufgehoben und 145 viele fromme Christen an ihrer Andacht verhindert, falle schwer. Man wünschte zu wissen, mit welchem Rechte oder auf wessen Befehl das geschehen? Obgleich der Rath in das Geist- liche nicht zu reden habe, so könne er doch nicht zugeben, dass man so wenig Verlangen trage, die Schäflein zu weiden. Zum Schlusse wurde gebeten, wenigstens die Mette in der heil. Nacht bei St. Ulrich zu halten. Im Jahre 1662 wurde ein gütlicher Vergleich in dieser Angelegenheit geschlossen. Unter Vermittlung des Freiherrn David von Engl verglichen sich der Pfarrer David Furmann und die Stadt in folgender Weise: Der Pfarrer verspricht gut- willig bei kalter Winterszeit und bei schlechter Witterung den Pfarrgottesdienst für das Stadtvolk, wie früher öfter ge- . schehen, in der Stadtkirche zu halten, doch mit Vorbehalt der Sammlung für Schöndorf. Die Stadt wird das als Nachbarlichkeit »dankmüthig« annemen. Jener verspricht ferner ohne jährliches vabsonderliches Bitten« zur Fastenzeit das Miserere und im Advent die Rorate- Aemter bei St. Ulrich halten zu lassen, doch nur »aus Nachbarlichkeit.« Die Hälfte der dabei eingehenden Sammlung bezieht Schöndorf, den Rest die Stadtkirche zur Bestreitung der Beleuchtung. Dagegen werden künftighin die Herren des Raths am Frohnleichnamstage ohne vorgängige Einladung den Himmel tragen und den Pfarrer mit Windlichtern begleiten. Der Pfarrer wird nebst den wochentlichen drei Stifimessen noch drei an- dere bei St. Ulrich lesen lassen. Will jemand daselbst getraut werden, so hat er nebst der gewöhnlichen Gebühr für den trauenden Priester einen Ducaten als Stole zu entrichten. Ge- schieht es in Schöndorf oder bei St. Gilgen, so bleibt es bei der hergebrachten Gebühr. Dieser Vergleich wurde durch einen neuen zwischen dem Propste Matthias von St. Florian und der Stadt am 12. Mai d. J. vereinbarten erläutert und erweitert. Stülz. Gesch. v. Vöckl. 10 146 Der Propst willigt in die Uebersetzung des Taufsteins von St: Gilgen nach St. Ulrich, und gestattet daselbst die Ausspendung aller heil. Sacramente, wo hingegen der sonn- und festtägliche Gottesdienst in der Pfarrkirche gehalten wer- den muss. Die Stadt verbindet sich, das Benefieiatenhaus herauszu- geben, es zur Wohnung für zwei Geistliche herstellen zu lassen, und für selbe jährlich 15 Klafter Holz abzuliefern ; sie wird einem Messner, welchen der Pfarrer ernennt, anstellen, dem im Beneficiatenhaus die Wohnung angewiesen wird, welcher aber unbedingt dem Pfarrer und den Caplänen untergeben ist. Die drei Messen, welche bis jetzt am Dienstag, Donners- tag und Samstag bei St. Gilgen gelesen wurden, werden in Zukunft gegen Erhöhung des Beneficiaten-Gehaltes auf 150 fl. nach St. Ulrich übertragen. Die vom Propste gemachten Bewilligungen sind schlechthin nur aus gutem Willen hervorgegangen und nur so lange giltig, als es demselben beliebt. Es steht ihm ganz frei ‘selbe bei Missbrauch oder sobald man sich beigehen lassen wollte, sie als Recht in Anspruch zu nemen, zurückzuziehen. Insbesondere darf sich St. Ulrich keiner pfarrlichen Gerechtigkeit berühmen. Die Ordinariats-Bestätigung wurde dem Vergleiche ohne Bedenken ertheilt. Von dieser Zeit an wohnte ein Coo- perator, welcher Weltpriester war, fortwährend in der Stadt, der von dem Pfarrer nebst der Kost und den übrigen Emolu- menten der beiden andern Cooperatoren einen Gehalt von 158 fl. bezog. Auf diese Weise schien nun die Einigkeit fest begründet, und allen Ansprüchen der Stadt Genüge geschehen. St. Florian wollte noch weiter gehen. Als es sich nämlich 1724 um Er- richtung des Hopl. Benefieiums handelte, machte Propst Johann Baptist den Vorschlag, lieber die Stadtkirche zu erweitern und sie zur Pfarrkirche zu erheben, welcher Vorschlag aber nicht berücksichtigt wurde. 147 Auch in anderer Art zeigte er sich geneigt, den Wünschen der Bürgerschaft entgegen zu kommen, indem er bewilligte, dass auf jedesmaliges Ersuchen der Gottesdienst in den vier Wintermonaten statt zu Schöndorf in der Stadtkirche möge abgehalten werden, und obgleich der Graf Engl und die Land- gemeinde damit übel zufrieden waren und dringende Vorstel- lungen dagegen machten, hielt er dennoch sein Versprechen aufrecht. Nach einigen Jahren fand es der Rath mit seiner Würde nicht mehr verträglich, sich zu einer Bitte herbeizu- lassen, wesshalb Propst Johann Georg die Vergünstigung wieder zurücknahm. Das machte sehr übles Blut, wie aus einer bitterbösen Schrift von 1754 erhellt, worin geklagt wird, dass gegen das »vertragsmässige« (?) Versprechen der Gottesdienst in den Wintermonaten nicht mehr in der Stadt gehalten werde. Man habe, damit wochentlich 6 Messen in der Stadt gelesen werden, jährlich 150 fl. zu geben verwilligt, nın aber werden seit 25 Jahren nur mehr drei gelesen und St. Florian drohe sogar das Benefieium ganz aufzugeben, wenn ihm zu nahe ge- treten werden wolle. Man wendete sich sogar an die Landes- hauptmannschaft mit der Bitte, dem Pfarrer zu befehlen, wo- chentlich 6 Messen und zwar jedesmal um 7 Uhr zu lesen, was selbstverständlich damals noch ohne Erfolg blieb. Dass übrigens die Schuld des Missverständnisses nicht durchaus, wie der Rath darthun wollte, im Eigensinne des Pfarrers gesucht werden dürfe, beweist sein Anerbieten vom 29. Mai 1773. Es war eben der Stadteaplan, d. h. der Welt- priester- Cooperator, welcher in der Stadt seine Wohnung hatte, Christoph Landerer, gestorben. Der Pfarrer Timer, welcher seit 1759 das St. Ulrichs Beneficium provisorisch inne gehabt hatte, sprach den Wunsch aus, dass es auch in Zukunft beim Alten bleiben möge, nur würde nothwendig sein, einen neuen Vertrag zu schliessen. Er machte hiezu folgenden Vorschlag : 10* 148 1. Der Propst von St. Florian stellt als dritten Cooperator einen Weltpriester an, welcher in der Stadt wohnt, übrigens aber wie der Messner und die Dienerschaft als zum Pfarrhofe ge- hörig behandelt wird. 2. Monstranze, Ciborium und Taufstein bleiben bei St. Ulrich. 3. Die Messen am Montag, Mittwoch und Donnerstag können zur beliebigen Stunde gelesen werden; am Samstag aber wird sie des Wochenmarktes wegen jedesmal bei Aussetzung des hochwürdigsten Gutes um 7 Uhr gehalten. 4. Die Rorate- Aemter im Advente werden täglich bei St. Ulrich um 7 Uhr gehalten; die Mette in der Christnacht wird ebenda gesungen. 5. Am Feste des heiligen Ulrich ist feierliches Hochamt sammt Predigt und Vesper, am Feste des heil. Albin Hochamt. 6. In der Fasten wird täglich um 4 Uhr das Miserere mit Litanei; es werden alle Vespern mit Ausname der Frauentage und höchsten Feste; an allen Werktagen mit Ausname des Aschermittwochs wird bei St. Ulrich ein Hochamt gehalten. Die Kinderlehren das ganze Jahr hindurch finden hier statt. 7. Eben so auch die zwei Taufweihen sammt Aemtern, die Taufen, Copulationen, wenn ıman nicht ausdrücklich auf Schöndorf besteht, die Osterbeicht. Dagegen verbindet sich die Stadt, die Pfarrkirche im Opfer nicht zu beeinträchtigen, die Caplanswohnung in gutem Stande zu erhalten, dem Caplan jährlich 16 Klafter Holz, dem Pfarrer aber wie bisher 150 fl. zu verabfolgen, wobei er aber die Dominicalsteuer mit 30 fl. zu entrichten übernimnit. Das Anerbieten des Pfarrers fand keine Berücksichtigung. Als Antwort hierauf soll, wie scheint, eine Schrift gelten, welche sehr weitläufig aufzält, welche Opfer (!) die Stadt sich habe gefallen lassen, die aber von Seite der Seelsorger »mit dem grössten Undank verworfen« worden. Man habe den Pfarrkindern »die Seelenweide entzogen, die contractmässigen Gottesdienste seit 50 Jahren versäumt.« Ungeachtet des Bezugs 149 von 190 fl. jährlich nie eine gewisse Messe gelesen, immer nur ganz kurz vor dem Anfange derselben das Glockenzeichen gegeben und es dadurch unmöglich gemacht, rechtzeitig in der Kirche anwesend zu sein. ‚Pfarrkinder, welche beichten wollten, fanden keinen Beichtvater; Gebrechliche und Schwangere mussten das Wort Gottes entbehren, weil die Pfarrkirche '/y Stund weit entfernt. An hohen Festtagen, wo die ganze Pfarrgemeinde mit Einschluss der Filialen sich in der Pfarrkirche einzufinden hat, mag allerdings der Gottesdienst in Schöndorf gehalten werden; an den übrigen Sonntagen aber, wo auf den Filialen ebenfalls Gottesdienst gehalten wird, biethet die Stadtkirche Raum genug. Täuflinge können zur Winterszeit nicht nach Schöndorf getragen werden, St. Gilgen ist wegen Wassergüssen oft nicht zugänglich. Die Pfarrgeistlichkeit hat bloss allein die Rechte der Pfarrkirche und ihre Einkünfte im Auge, am wenigsten aber die Seelsorge, was am besten daraus erhellt, weil man durch einen Vertrag von wenigen Rathsgliedern (unterzeichnet) die Vogtei über Schöndorf erschli- chen hat !) und sieh gegenwärtig verlauten lässt, dass man auch den Frübgottesdienst in der Pfarrkirche halten werde, wenn nicht die Bezahlung für Abhaltung desselben bei St. Ulrich zum voraus erfolge. Im Jahre 1778 richtete der Rath an die Landeshaupt- ‚mannschaft die Bitte, dem Pfarrer Auftrag zu ertheilen, an den Festtagen die Frühmesse bei St. Ulrich und in den Wintermo- naten auch den Hauptgottesdienst abzuhalten; auch möge ver- boten werden, unter des zweiten Benefieiaten Messe für Schön- dorf zu sammeln, da St. Ulrich keine Filiale Von Schöndorf sei. ?) — [2 1) S, S. 159, ?) War es denn exemt? Die Leute erlaubten sich grossen Unsinn aus- zusprechen. 150 Zu jenem habe sich der Pfarrer bei Errichtung der Weiss- mannischen Stiftung freiwillig verbindlich gemacht, ohne eine Entschädigung in Anspruch zu nemen und es stehe dieses sogar in dem vom ÖOrdinariate bestätigten Stiftbriefe, dass der Pfarrer vi offieii parochialis dieses zu thun verbunden sei. !) Bald nachher aber sei die Frühmesse an den Feiertagen nach Schön- dorf verlegt worden, wodurch geschehen, dass Fuhrleute und Reisende keine Messen hören können, wesshalb Schmäle- rung der Einkehr zu besorgen sei. Wie man aus allen diesen Schriften und Schritten abnemen kann, war der Rath geziemendermassen für die Ehre Gottes besorgt; aber das Merkwürdigste in dieser Art ist eine Be- schwerdeschrift desselben an die Landeshauptmannschaft vom 11. März 1782. Nach einer Beschwerde gegen den Beneficiaten Korn, dem vorgeworfen wird, schuldige Messen ausgelassen und den dem Rathe gebührenden Respect aus den Augen gesetzt zu haben, wird um Einführung einer zweckmässi- gern Gottesdienst-Ordnung gebeten. Der Haupt- gottesdienst währt zu lange, manchmal bis 101% Uhr; da er doch selbst in Linz, obgleich um 9 Uhr beginnend, schon um 10 Uhr endet. Der Pfarrer hält zu lange Früh- lehren, wesshalb auch der Frühgottesdienst, der nur eıne halbe Stund dauern sollte, eine ganze Stund ausfüllt. »Damit nun also dieser hiesigen Stadtgemeinde von der hiesigen Geistlichkeit ausnemend bezeigte Abneigung und uns sehr zu Herzen dringende Widerspenstigkeit in Haltung deren Gottesdienste noch in rechter Zeit behoben und allen übeln Folgerungen (so) ehemöglichst vorgebogen werde,« bittet man um Auftrag an den Pfarrer, die Früh- 1) S. 145. Das Ordinariat rescribirte am 13. Nov. 1775:.. »damit die %. 5 eingeschaltete Verbindlichmachung des Pfarrvicari wegge- lassen und sohin dasjenige, was von pfarrlichen Amts wegen ge- - schieht, nicht etwann als eine von dem Beneficio abfliessende Ob- liegenheit angesehen werde.... « 151 messe mit der Lehre nie über eine halbe Stund auszudehnen und den Haupt- Gottesdienst zu Schöndorf immer um 10 Uhr zu enden. Die Landeshauptmannschaft fand indessen doch, dass eine Beschränkung des Gottesdienstes, wie sie die Stadt verlangte, nicht angehe. Bezeichnend für die Stellung, welche um diese Zeit der Rath gegen den Pfarrer eingenommen halte, ist auch folgende Begebenheit: Um dieselbe Zeit brach im Dörfl, welches bekannt- lieh unter der Pfarrhofs - Jurisdietion stand, in einem Maurer- häusel Feuer aus, welches aber sofort gelöscht wurde. Es war dieses um Mittag. Beiläufig nach einer Stund, als eben der Pfarrer zu Tisch sass, erschienen der Stadtrichter und Stadt- schreiber mit einem Rathsgliede und Rathsdiener am Platze, um nach der Entstehungs - Ursache zu forschen. Der Pfarrer sah in diesem Vorgange einen Eingriff in seine Rechte und sehrieb an den Rath: Wenn der Vorgang in nachbarlicher Sorgsamkeit statt gefunden habe, so danke er dafür, protestire aber, wenn eine andere Absicht zum Grunde liege. — Der Rath war darüber sehr aufgebracht und verklagte den Pfarrer in einer fulminanten Eingabe an die Landeshauptmannschaft, deren Eingang also lautet: »Wie muthwillig Herr Pfarrer von Sehöndorf mit hies. k. k. landesfürstlicher Stadt abermalen an- zuzetteln sucht...«e Man bat, denselben wegen seiner Protesta- tion hinlänglich zu bestrafen. Es war mittlerweile jene Zeit angebrochen, in welcher ein Geistlicher, zumal ein Ördensmann, welcher nicht mit dem Winde der Aufklärung segeln mochte, deren erstes Dogma Hass gegen Rom war, auf Recht, Billigkeit oder gar Schonung nicht rechnen dürfte; die Zeit, in welcher im Lande o, d. Ens’ der elende, mit dem Banne der Kirche geschlagene Valentin Eybl in geistlichen Dingen mit souverainer Willkühr schaltete. Dieser günstigen Strömung wollte sich der Rath der k. k. landesfürstlichen Stadt Vöcklabruek bedienen, um einen schon 152 lange gehegten Wunsch zu erreichen. Es ist der ganze Verlauf zu merkwürdig und zu lehrreich, als dass eine ausführliche Darstellung umgangen werden dürfte. Es handelte sich um Uebertragung der Pfarre in die Stadtkirche, welche zum Theile motivirt wurde durch die Ver- kleinerung der Pfarre nach Ausscheidung von Thalheim, Atnang und Regau, zum Theile durch die Einziehung eines der beiden Benefieien zum Religionsfonde nachı dem Tode des Beneficiaten Josef Korn. !) Das Kreisamt in Lambach befahl ohne Umstände dem Pfarrer, 19. März 1784, .durch einen (ooperator oder einen Paulaner von Thalheim die Stiftmesse täglich zur fest- gesetzten Stunde lesen zu lassen. Dasselbe Kreisamt, welches mit der Untersuchung, ob und in welcher Weise die Uebertragung der Pfarre nach St, Ulrich ausgeführt werden soll, beauftragt war, trug in seinem Berichte auf die Uebertragung an und der Kaiser entschied in diesem Sinne am 7. Jänner 1785 mit dem Beisatze, dass die beiden Benefieiaten Cooperatorsdienste zu versehen haben. Das Kreis- amt trug dem Dechante von Gaspoldshofen Andreas Lötsch auf, den Beschluss sofort auszuführen, 1. Februar 1785. Nicht eben die Uebertragung der Pfarre, sondern die Bestimmung, dass die urälte Mutterkirche der ganzen Umgebung ganz ab- gewürdigt werden soll, fiel dem Pfarrer sehr schmerzlich. Die Pfarrholden mit Ausname der Städter fühlten sich durch diese Anordnung tief gekränkt und bestimmten den Pfarrer Franz Timer, sie nicht zu verlassen, sondern bei dem Versuche Schöndorf zu retten, zu unterstützen. Es wurde eine in diesem Sinne verfasste Bittschrift an den Kaiser gerichtet: Es möge gestattet werden, in der Stadt und in Schöndorf zugleich den Gottesdienst zu feiern, oder abwechselnd in den Wintermonaten in der Stadt, in den Sommermonaten zu Schöndorf. Indessen i) Dieser Beschluss wurde indessen doch nicht ausgeführt, indem nach einiger Zeit wieder zwei Beneficiaten erscheinen, 153 ermangelte Timer nicht, die Resolution sogleich bekannt zu machen und den Gottesdienst in der Stadtkirche zu halten. Mit Ausführung der übrigen Bestimmungen glaubte er aber bis zum Eintreffen der letzten Entscheidung warten zu dürfen. Die Regierung in Linz deeretirte, dass die Kirche zu Schöndorf ganz überflüssig sei, weil bei ordentlicher Einrichtung eines doppelten Gottesdienstes für das gesammte Pfarrvolk in St. Ulrich Raum genug gefunden werde. Indessen verklagte der Stadtrath, welcher eilen zu müssen glaubte und Schöndorf gerne vor dem Einlangen einer Reso- lution auf die Bittschrift der Landgemeinde demolirt gesehen hätte, um der Besorgniss einer Abänderung des erfolgten Be- schlusses auf immer enthoben zu sein, den Pfarrer beim Kreis- amte wegen Nichtbefolgung des an ihn ergangenen Auftrages, und bat, demselben alles Messelesen zu St. Gilgen oder Scehöndorf zu untersagen. Ohne den Pfarrer auch nur gehört zu haben, ertheilte das Kreisamt dem De- chante von Gaspoldshofen den Befehl, den Beklagten zur Voll- ziehung anzuhalten, widrigenfalls er als Renitent höheren Ortes angezeigt werden würde. Dieselbe Klage, »dass er sich der allerhöchsten Anordnung, vermöge welcher die Schöndorfer Kirche als überflüssig ange- sehen werde,« durch verschiedene Einwendungen und Vor- stellungen nicht fügen wolle, wurde gegen Timer bei der Regierung in Linz angebracht. Aber ebenmässig ohne den Ver- klagten gehört zu haben, erfolgte von dieser Stelle eine Ent- scheidung, welcbe um ihres Wortlautes willen buchstäblich angeführt zu werden verdient: »... dass man keinen Prozessführer, keinen Anständmacher, sondern einen Seelsorger und Befolger der höchsten Ver- ordnungen dort angestellt wissen wolle; dass man auch a recepto binnen 14 Tägen von einer jemal bestandenen Pfarr Schöndorf gar nichts mehr hören, sondern die Pfarr Vöcklabruck bis dahin 154 so in vollkommener Ordnung hergestellt haben wolle, wie in widrigen bei mindesten Anstand wider höchsten Befehl selber (der Pfarrer) in das Stift zurückgeschickt und ein anderer Pfarrer an- gestellt werden würde. !) Abermals klagte der Rath am 8. April, dass der Pfarrer ausser beim sonntäglichen Gottesdienste nie in der Woche bei St. Ulrich die Messe lese, sondern »in der nicht mehr genannt werden sollenden und überflüssigen Kirche zu Schöndorf,« wo er auch am Üharsamstag sogar die Holz- und Taufweihe vorgenommen; ja soweit habe er sich in seinem Ungehorsame vergangen, dass er daselbst am Sonn- tage die Messe gelesen habe. Dasselbe sei auch, obwohl bei verschlossener Tbüre, bei St, Gilgen geschehen. Das bei St. Ulrich gesammelte Opfer, so lautet die Klage weiter, wird nach Schöndorf gezogen, von wo an St. Ulrich weder Speise- wein, noch Weihrauch, noch Paramente ausgeliefert werden. Den Pfarrer liess man auch diessmal so wenig als früher zu Worte kommen, und es war ihm lediglich nur gegönnt, was man nicht hindern konnte, sich gegen seinen Propst wegen der ihm gemachten Vorwürfe vertheidigen zu dürfen. ?) Diesem sagte er, dass nur am Sonntage Laetare wegen Menge der Beichtenden, für welche bei St. Ulrich der Raum mangelte, zu Schöndorf eine stille Messe gelesen worden sei. Da es ihm seiner Kränklichkeit wegen beschwerlich sei, täglich die heilige Messe in der entlegenen Stadtkirche zu lesen, so habe er aus dem Grunde, um die Gemeinde nicht zu verkürzen, auf eigene Kosten einen Capueiner aufgenommen, der an seiner statt bei 1).22. März. 2) Diesem fertigte die Regierung, 15. April, den Befehl zu: »Der Propst hat als eigentlicher Pfarrer binnen 8 Tagen alles in Vollzug zu bringen oder ‚den unbeugsamen Pfarrviear zurükzunehmen und durch einen zu ersetzen, der die Ausführung der allerhöchsten Be- fehle sich es mehr zur Gnade rechnet.« — Der Propst schickte zu diesem Ende den Stiftsdechant nach Vöcklabruck, 155 St. Ulrich lese. Das Ordinariat habe ihm Erlaubniss ertheilt, im Falle der Unpässlichkeit oder bei schlechtem Wetter das heilige Opfer bei St. Aegid zu feiern. Die Taufweihe musste in Schöndorf gehalten werden, weil der Taufstein sich noch dort befindet. Das Vorgeben wegen des Öpferweins, Weih- rauchs und der Paramente erklärt er als Unwahrheit und wahr sei nur, dass er wegen dieser Anstand genommen habe, sie in der feuchten Ulrichskirche aufzubewahren. Das Opfergeld befindet sich in einer versperrten Büchse, bis der Kaiser ent- sehieden haben wird, ob er Schöndorf wolle bestehen lassen oder nicht. Uebrigens sprach der gequälte Greis seine Sehn- sucht aus, in’s Kloster zurückkehren zu dürfen. Da ıhm in dieser Angelegenheit das Gewissen keinen Vorwurf mache, sei er bereit, sich dem Hasse seiner Feinde ohne Widerstand hin- zugeben und die Vertheidigung seiner Unschuld Gott zu über- lassen, welcher am besten wisse, was er gelitten habe und noch leide. Schöndorf wurde nun ganz gesperrt; die Kirchengeräth- schaften wurden verzeichnet, und so weit es anging, nach St. Ulrich gebracht, das murrende Volk auf die Regierungs- Entscheidung hingewiesen, der man sich zu unterwerfen habe. Unterdessen beschied der Kaiser, 27. Mai, die Bittschrift der Landgemeinde dahin, dass die Kirche Schöndorf der- selben nicht zu entziehen sei und der Gottesdienst zwischen der Stadtkirche und Schöndorf zu wech- seln habe. Dem Pfarrer wird ein verträglicheres Benehmen empfohlen und überhaupt angeordnet, die durch mehrere Jahre unterbliebenen Kirchen - Rechnungen im Beisein eines weltlichen Vogtei-Commissärs nachzutragen. !) 1) Diese beiden Ermahnungen gingen offenbar aus einer Insinuation der Regierung, welche ihr Gutachten über die Bittschrift hatte ab- geben müssen, hervor. Die Behauptung wegen der Kirchenrechnung war unrichlig, da sofort eine solche vom letzten Jahre vorgelegt werden konnte, 156 Die Regierung in Linz theilte diese Entscheidung dem bischöflichen Gonsistorium mit dem Beifügen mit, dass die Stadtkirche fortan die Hauptkirche bleiben und Schöndorf nur als Filiale angesehen werde müsse; sie versieht sich von Seite des Consistoriums, dass es »den (so) bekannten Stadtpfarrer, welcher die mittellose Stadt Vöcklabruck durch seine vieljährigen Processe schon um etwelche 1000 fl. Gerichtskösten gebracht habe, eine solche Währung (so) ertheilen werde, das die Bürgerschaft alle er- littenen Unbilden vergessen und nach und nach wieder mehrere Liebe, als sie ıtzt heget, gewinnen möge.« Das Con- sistorium, welches dem Pfarrer in gehorsamer Befolgung des hohen Regierungs-Auftrages die kaiserl. Entschliessung sammt Beisatz mittheilt, gibt sich der Hoffnung hin, »er werde hieraus die Folgen eines unverträglichen Betragens mit der Gemeinde schliessen können« und erwartet, er werde sich angelegen sein lassen »durch jene einem Seelsorger so nothwendige Achtung bei der Bürgerschaft, durch ein friedfertiges, herablassendes Benemen und durch alle mögliche Nachgiebigkeit wieder zu gewinnen trachten und die erhabene Lehre unserer heiligen Religion, dass man Uebles mit Gutem vergelten und seine Feinde nur durch Sanftmuth und Wohlthaten zurecht bringen müsse...« Sehöndorf wurde am 2. Juli durcli Abhaltung einer stillen Messe dem Gottesdienste wieder eröffnet; am folgenden Sonn- tage — 3. Juli — derselbe wieder gefeiert. Dieser Sieg des Pfarrers war begreiflicher Weise nur dazu geeignet, Oel in's Feuer zu giessen und den lange genährten Hass aufzustacheln. Der Stadtrath verlangte nicht vom Pfarrer, sondern bei der Regierung in Linz von der Kirche Schöndorf Paramente für St. Ulrich. Das Kreisamt zu Lambach erhielt sofort die Weisung, bei erster Gelegenheit unver- sehens Untersuchung zu pflegen, ob Schöndorf überflüssige Paramente besitze und in diesem Falle ohne weitere Umstände eine Zutheilung an die Stadtkirche vorzunemen. Der erbauliche 157 Ueberfall hatte am 4. August statt und St. Ulrich eroberte in Folge desselben einen »ganz reichen Örnat mit kleinen weiss- grünen Blumen sammt Levitenkleidern und Vespermantel; ein sauberes grünes Messkleid; ein Rauchfass sammt Schiflel, 2 Altarpölster mit 2 kleinen rothen Fahnen.« Damit war indessen die fromme Begehrlichkeit des Stadtrathes noch nicht gesättigt, es wurden ausserdem noch Kelche, Leuchter, Ampel, Mess- bücher u. s. w. gefordert, welche Gegenstände die Regierung bewilligte. Ob sich der Pfarrer geweigert habe, das Verlangte abzu- geben, ob er sich Vorstellungen erlaubt habe, wird nicht gesagt. Es ist nicht wahrscheinlich, weil es sonst der Stadtrath in seiner Bittschrift an die Regierung kaum verschwiegen hätte. Indessen warf ihm diese vor, dass er ungeachtet des Hofbefehls (?) keine Paramente ausliefern wolle, womit folgender Auftrag durch das Consistorium an den Propst von St. Florian motivirt war: »Da aus einem neuerlich eingelangten Kreisamtsbericht hervor- geht, dass der Pfarrer von Vöcklabruck alle Hoffnung einst- maliger Ruhe verscheuet und hiemit die Landesstelle mit selben immer beschäftigt sein müsste: So ist sogleich Verfügung zu treffen, dass dieser zur Schande der dort gehäuften Akatholiken bekaunt unzufriedene Seelsorger ohne weiteren in das Stift St. Florian zurückgewiesen und ein anderer mehr würdiger Mann anstatt seiner angestellt werde.« Nur seinem Propste gegenüber, wo es dessen nicht be- durfte, suchte der also geschmähte Timer sich zu rechtfertigen. Ob er den Namen eines Mannes verdiene, der zur Schande der Akatholiken als unfriedfertiger Seelsorger bekannt, wolle er Anderer Beurtheilung anheim geben und nur das bemerken, dass er während seiner sechs und zwanzigjährigen Amtsführung zu Vöcklabruck nur allein vom Militar 30 Mann in den Schoss der Kirche zurückgeführt habe. In seiner Pfarre befinden sich nur 13 akatholische Seelen. Zum Beweise der„Anerkennung, welche er bei Unbetheiligten gefunden, legte er das Zeugniss 158 eines Hatptmanns Budischowsky vom Regimente Langlois vor, der in Vöcklabruck sein Standquartier hatte und worin er sagt: »er habe den Pfarrer Timer stets als einen sehr tugendsamen, frommen, ehrliebenden und sehr eifrigen würdigen Seelsorger kennen gelernt, welcher durch seine Predigten ete. die Mann- schaft zum rechtschaffenen Lebenswandel angehalten und drei Protestanten aus derselben zur Kirche zurückgeführt habe. « Des von allen Seiten verlassenen Pfarrers nam sich nun die Landgemeinde an. »Die gesammte Gemeinde und Bauer- schaft der vorig gewesten Pfarrkirchen Schöndorf« wandte sich unmittelbar an den Gerechtigkeitssinn des Monarchen, und legte an den Stufen seines Thrones die Bitte um Belassung »ihres ihnen so theuren Herrn Pfarrers« nieder. Die Hoffnung und Erwartung der Bittsteller wurde auch nicht getäuscht; der Kaiser resolvirte, dass es von der Amovirung des Pfarrers schlechterdings abzu- kommen habe.« Durch diese Entscheidung sah sich die Regierung oder besser gesagt, der Rath der Regierung, von dem der Absetzungs- Beschlus ausgegangen war, zu empfindlich eompromittirt, als dass er ihre Ausführung hätte zugeben können. Zu dem Ende beschloss er einen Seitenweg einzuschlagen, welcher zum Ziele führen sollte. Es wurde dem Consistorium die Frage zur Ent- scheidung vorgelegt: ob es räthlich und zweckmässig sei, den Pfarrer Timer noch länger auf der Pfarre zu belassen ? Das Consistorium, welches sich vom Propste zu St. Florian unter der Hand hatte anvertrauen lassen, dass Timer in’s Kloster zurückzukehren wünsche, begutachtete am 14. November: . „es ist dem Pfarrer das Zeugniss nicht zu versagen, dass selber in Ansehung seines priesterlichen Lebens- wandels, seiner Gelehrsamkeit und seiner um die Seelsorge durch viele Jahre erworbenen Ver- dienste allerdings Achtung 'verdiene. Aber der zwischen ihm. und der Stadtgemeinde herrschenden Uneinigkeit, 159 es mag nun die Schuld bei einem oder dem andern liegen, kann wahrscheinlich auf keine andere Art ein Ende gemacht werden als durch eine neue Besetzung. Das kann unbeschadet seiner Ehre geschehen, da derselbe selbst um Rückrufung in’s Stift gebeten hat.« Zum Schlusse wurde noch im Uebermasse von Billigkeit und Rücksiehtsname beigefügt, es sei Timer zu behandeln nicht »als ein wegen ‚Verbrechen amovirter, sondern als ein frei- willig resignirter. . . . « In Gemässheit der gepflogenen Verabredung ernannte der Propst Leopold von St. Florian den Pfarrer von Ebelsberg Gottlieb Hermanseder zu Timer's Nachfolger. Hiemit war Eybls Verlegenheit beseitigt und seinem Hasse gegen Timer Genüge gethan. Jener war darüber so erfreut, dass er in seiner frivolen Weise sich öffentlich bei der Tafel rühmte: Er sei ein thätiger Bischof, der schnell einen Pfarrer machen könne. Die erneuerten Schritte der Landgemeinde, welche in einer Schrift an den Kaiser die ganze Intrigue auf- deckte, und bei dem Consistorium Protest einlegte, konnten keinen Erfolg haben, da Timer schon mit dem ersten De- cember 1785 die Pfarre, welcher er durch 26 Jahre mit Ehre und Würde vorgestanden, verliess und in sein Stift zurück- kehrte, wo er am 2. Mai 1790, neunundsechzig Jahre alt, in den ewigen Frieden einging. Er war in Wien geboren, hatte eine sorgfältige Erziehung erhalten und sich frühe mannigfaltige Kenntnisse angeeignet. Bekannt mit der italienischen und fran- zösischen Sprache war er auch mit der Literatur beider Völker vertraut und verwaltete nebst andern Aemtern auch das eines Bibliothekars durch 13 Jahre. Er besass eine sehr bedeutende und gewählte Bibliothek mit den besten Werken aus den ver- schiedensten Fächern des menschlichen Wissens. Mit vollem Rechte konnte sein Neerolog von ihm sagen: Vir vitae in- legerrimae, doctrina et pietate nulli secundns. 160 Indessen waren mit Timers Rücktritt und Ableben die Dinge noch keineswegs zu Ende. Nach vier Jahren, 1789, trat der Stadtrath von Vöcklabruck mit einer Forderung auf Schadenersatz wegen der Processkosten, welche Timer durch Nichtbefolgung der allerhöchsten Resolution der Stadt verursacht habe , hervor. Die beanspruchte Summe belief sich zwar nicht auf »etwelche 1000 fl.,« sondern auf die Summe von 253 fl. 55 kr. Dazu kommt noch das Curiosum, dass auch angerechnet wurde, was schon vor jener Resolution zur Herbeiführung der- selben war ausgelegt worden. Ueber diese Forderung kann man sich bei dem, was schon vorgegangen war, nicht wundern, aber erstaunen muss man über den Entscheid der Regierung vom 24. März 1790, worin St. Florian wirklich zum Ersatze verurtheilt wurde, weil viele wegen der Pfarre Vöcklabruck erlassene Regierungs - Verord- nungen den Beweis liefern, dass Timer durch seine Widersetz- lichkeit dem Stadtgerichte Vöcklabruck Unkosten verursacht hat. St. Florian ergriff den Reeurs an die Hofstelle und zur bessern Begründung seiner Behauptung, dass, wenn vom Schadenersatz die Rede sein könne, nicht die Stadt, sondern das Stift anstatt des verstorbenen Timer eine solche Forderung zu stellen be- rechtigt sein würde, erbat es sich Zeugnisse von Seite des bischöfl. Consistoriums und des Grafen Josef Weieckart von Engl zu Wagrain. Jenes nam keinen Anstand zu bezeugen, dass der verstorbene »... Timer als ein frommer, gelehrter und um die Seelsorge, der er sich viele Jahre gewidmet, sehr ver- dienter Mann allgemein im Rufe gestanden und ihm nie etwas anders zur Last gelegt worden sei, als dass er die Kirche zu Schöndorf zum Vortheil der dortigen Bauerschaft als Pfarrkirche zu erhalten sich bestrebet und dadurch die Bürgerschaft zu Vöcklabruck sich abgeneigt gemacht.« — Graf Engl aber gibt ihm das Zeugniss, »dass.. Timer einer der rechtschaffensten Seelsorger, gottesfürchtig, diensteifrig und friedliebenster Mann ware, der nicht nur in der ganzen Nachbarschaft und bei seinen 161 Pfarrkindern sich die besondere und vorzüglichste Liebe, Verehr- und Hochachtung und allgemeine Zufriedenheit zu verschaffen gewusst; in Rücksicht dessen ihn seine Pfarrkinder ungemein hart verlorerr und als man ihnen solchen nemen ... gesollt, moto proprio und aus wahrer Liebe gegen ihren Seelsorger um dessen Beilassung allerhöchster Orten gebeten und beizulassen wirklich allergnädigst anbefohlen worden ...« Im Processe selbst, bezeugt Graf Engl, der zwischen der Stadt und der Bauerschaft geführt wurde, habe sich der Pfarrer nur so weit betheiligt, als ihn seine Pfarrkinder gebeten sie nicht zu verlassen. Die Hofstelle hob die Entscheidung der Regierung auf, — und somit hatte auch dieser letzte Anlauf seiner Feinde nur dazu gedient, die Unschuld des schuldlos geopferten Mannes noch glänzender herauszuheben. Unseres Dafürhaltens bedarf die ausführliche, actenmässige Darstellung dieses Vorganges keiner Rechtfertigung. Wem beim Studium der Geschichte darum zu thun ist, sich wahrhaft zu belehren ; wer bei dieser Beschäftigung mehr sucht, als ober- flächliche Unterhaltung, wird, wenn uns nicht alles täuscht, in dem dargestellten Ereignisse ein Stück Geschichte jener Zeit finden. In der Erzählung haben wir uns nach Möglichkeit alles eigenen Urtheils enthalten; dafür möge uns zum Schlusse noch eine Frage erlaubt sein: Muss man nicht das Schicksal eines an sich edeln, wohlmeinenden Fürsten tief beklagen, den seine falsche Stellung der Kirche gegenüber an Werkzeuge anwies, wie 'sie uns in dieser Geschichte begegnen ? Der Ton, welcher in allen Erlassen an Timer durchklingt, war übrigens nicht bloss diesen eigenthümlich. Ich führe nur noch ein Muster an, deren uns hunderte zur Verfügung ständen. Der Hoplische Beneficiat Ridler, schon seit mehreren Jah- ren als solcher angestellt, bat 1786 die Landesregierung, wir wissen nicht aus welchem Grunde, um Belassung der gestifteten Einkünfte seiner Pfründe. In dem Gesuche hatte er sich den Stülz. Gesch. v. Vöckl. 11 162 Ausdruck entschlüpfen lassen: er wolle wie bisher aus gutem Willen mitmachen und in der Seelsorge Aushilfe leisten. Darüber wurde er folgendermassen be- schieden: »Wenn er sich jemals gellüsten läst in irgend einem Fall dem Stadtpfarrer mit der Parition nicht vollkommen aus Pflicht und nicht aus gutem Willen unterworfen sein zu wollen... man ihn ohne weitern als einen unbeugsamen Kopf in ein Kloster stecken würde.« Seinen Stiftungsgenuss habe er sich nieht durch Müssiggang und Messelesen, sondern durch Arbeit zu verdienen. Thalheim. Der Orden des heil. Franz von Paula, welcher von Cyriak von Polheim aus seinem Eigenthume vertrieben worden war, forderte es wieder zurück und gewann nach drei Jahren den Process gegen den damaligen Besitzer von Wartenburg, den Freiherrn Tobias von Nütz, worauf im Jahre 1671 der kais. Landrichter o. d. Ens Johann Paul Rotwang dem Orden der mindesten Brüder das Kloster wieder übergab. Anfänglich schei- nen nur zwei Brüder eingezogen zu sein, welche sofort den Gottesdienst besorgten und in ihrer Kirche Predigten hielten und Beicht hörten. Das fand Anstand sowohl zu St. Florian als in Passau. Der Pfarrer von Schöndorf beschwerte sich über Beeinträchti- gung seiner pfarrlichen Gerechtsame und über den Entgang des Opfers für die Pfarrkirche und das Ordinariat fand die Klage gegründet. Man scheint sich indessen bald verständigt zu haben. Gewiss ist, dass im Jahre 1756 in der Kirche zu Thalheim an allen Sonn- und Feiertagen Predigt und Kinder- lehre gehalten vrurde. ?) 1) S. Wendtenthal Austria saera VII. 59 und [f, wo auch erzählt wird, dass die Kaiserin Eleonora der Kirche 1687 eine Reliquie der hl. Anna geschenkt habe, die aber seither abhanden gekommen. 163 Im Jahre 1673 wurden die weitern Ansprüche des Ordens an den Besitzer von Wartenburg vertragen; allein da die Aus- führung der Vertrages, vielleicht durch das Ableben des Frei- herrn Tobias von Nütz in’s Stocken gerieth, so erliess K. Leopold am 10, Februar 1674 an die Nütz. Erben den Auf- trag, dem Orden die zur Herrschaft Wartenburg gezogenen und dem lutherischen Spitale zugewendeten Einkünfte aus- zuliefern. Zum Vollzuge gedieh dieser Auftrag endlich am 1. Mai 1681. 1) Der Orden machte sich dabei verbindlich, für die Familie Nütz monatlich eine Messe zu lesen, und eine jährliche Messe für den ständischen Syndicus Dr. Adam Hein- rich Feideli, welcher sjch in der ganzen Verhandlung mit grosser Thätigkeit des Ordens angenommen hatte. Bald nach der Wiederherstellung wurden zur bessern Dotation des Klosters mehrere Stiftungen gemacht. Wir führen hier die ergiebigeren in chronologischer Ordnung an: 1. Der Beneficiat zu Zell Elias Pistor stiftete eine (Juatem- bermesse mit 300 fl. im Jahre 1678. 2. Balthasar Gleisser, Protonotar und Pfarrer zu Atzbach, stiftet eine tägliche Messe mit 6000 fl. im Jahre 1681. Von diesem Capitale gingen 4000 fl. in der Veit Gera’schen Crida verloren, mit dem Reste wurde das Fischrecht in der Vöckla und Ager erkauft. 3. Johann Felix Exenschläger von Ehrnburg stiftet mit 500 fl., dass jährlich vom ersten Sonntage in der Fasten bis zum Palmsonntage an jedem Sonn- und Feiertage in der Kirche zu Thalheim ein Fastenexempel vorgetragen und hierauf die lauretanische Litanei mit Segen gehalten werde. 4. Im Jahre 1692 wies Graf Johann Friedrich von Seeau dem Kloster eine Rente von 100 fl. auf der Herrschaft Lützel- 1) Diese Güter bestanden in dem Klostergarten, in einigen Peunten und einem Holzgrunde, der Münchwald genannt. IE> 164 burg an, wogegen er sich 2 Jahrtäge für sich und seine Ge- malin Eleonora und 131 Messen jährlich ausbedingte. 5. Sigmund Friedrich von Engl zu Wagrain stiftet mit 5000 fl. zu 4%, für sich und seine beiden Gemalinen einen Jahrtag und drei Wochenmessen im Jahre 1694. 6. Graf Franz Anton von Nütz übergibt dem Kloster eine Fischwaide in der Vöckla, wogegen sich dieses anheischig machte in der von jenem erbauten Maria - Oetting - Gapelle in der Klosterkirche jährlich 89 Messen für ihn und seine Ge- malin Constantia und deren Mutter Sophia von Spindler zu lesen. 7. Graf Herwart stiftet im Jahre 1700 eine Wochenmesse mit 1000 fl.; Carl Pöller fünf Messen jährlich mit 2000 fl. und Franz Xaver Neuberger 6 Messen mit 1000 fl. Im Jahre 1786 befanden sich im Kloster 8 Priester und 3 Laienbrüder. Ihre Einkünfte wurden, die Sammlung in den vier Vierteln des Landes o. d. Ens eingerechnet, nach Abschlag der Einbringungskosten auf 713 fl. berechnet. Am 45. October 4784 erschien plötzlich und unvermuthet. \ der verhängnissvolle Eybl in Oberthalheim und kündigte den versammelten Ordensmännern die Auflassung des Klosters an. Die Kirche wurde als Pfarrkirche erklärt und durch den De- chant Lötsch von Gaspoldshofen provisorisch bis auf ander- weitige Anordnung des Bischofs der Vicar (der Vorsteher des Klosters) zum Pfarrer bestellt, welchem die beiden jüngsten Priester als Cooperatoren beigegeben wurden. Zum Verwalter des Stiftungsgutes bestellte Eybl den Pfleger von Walchen. Von diesem Augenblicke an ist Oberthalheim eine eigene Pfarre mit den Filialen Timelkam und Pichelwang. Propst Leopold von St. Florian nam die neue Pfarre für sein Stift in Anspruch, da sie mit dem ganzen Pfarrsprengel aus Schöndorf ausgeschieden war. Der Cooperator von Vöckla- bruck Gottfried von Schoiber zog am 6. Dezember 1784 als erster ordentlicher Pfarrvicar daselbst ein. Als Wohnung erhielt 165 er einen Theil des Klostergebäudes angewiesen; der übrige Theil nebst den einst zum Kloster gehörigen Realitäten erkaufte am 2. März 1790 der Besitzer von Wartenburg, Freiherr von Reischach um den Preis von 5.650 fl. Von den Schieksalen der Kirche kömmt noch anzumerken, dass sie so wie der Pfarrhof am 18. December 1800 durch die Franzosen nicht bloss rein ausgeplündert, sondern was nicht weggetragen werden konnte, entweder der Zerstörung oder der Beschädigung unterlag. Bei den folgenden Einfällen 1805 und 1809 litt wohl der Pfarrer mit der ganzen Ge- meinde schwere Einbusse, entging aber einer gewaltsamen Plünderung. + Timelkam. Graf Nütz wollte 1696 neben dem Spitale im Markte Timelkam eine Capelle bauen. Der Propst von St. Florian er- klärte, dagegen kein Bedenken zu haben, wenn nur dem Gottesdienste und den pfarrlichen Rechten von Schöndorf kein Eintrag geschehe. Man vereinigte sich über die Bedingungen, allein der Kirchenbau unterblieb vor der Hand. Das Ordinariat zu Passau erlaubte im Jahre 1734 dem Grafen von St. Julien, in dessen Besitz die Herrschaft Warten- burg mittlerweile übergegangen war, indessen bis zur Einwei- hung der von ihm erbauten Kirche zu Timelkam die heilige Messe auf einem Tragaltar lesen zu lassen. Diese selbst wurde vorgenommen von dem Fürstbischofe Josef Dominicus Grafen von Lamberg am 22. Mai 1735 in der Ehre des heil. Johann von Nepomuk. Bei Auflassung des Paulaner Klosters und bei Errichtung der Pfarre Oberthalheim suchte der Markt zu bewirken, - was auch an sich zweckmässig gewesen sein würde, dass die Kirche zu Timelkam zur Pfarrkirche erhoben und der Sitz des Pfarrers dahin verlegt werde. Der Kaiser entschied indessen für die Klosterkirche, befahl aber auf erneuerte Verwendung, 26. Februar 166 1787, dass der Gottesdienst zu verschiedener Stunde an beiden Orten gehalten werden soll. Mit einem weitern Gesuche, es möge dem Hilfspriester seine Wohnung im Markte angewiesen werden, vermochte Timelkam nicht durchzudringen. Die Pfarr- schule aber befindet sich im ehemaligen Marktspitale. Bei den feindlichen Einfällen im ersten Decennium dieses Jahrhunderts litt Timelkam, durch welches die grosse Heeres- Strasse führt, unglaublich. Am 31. October 1805 kam durch die Unvorsichtigkeit der Soldaten Feuer aus, das von 8 Uhr Früh bis 2 Uhr nach Mittag wüthete und 14 Häuser in Asche legte. Pichelwang. Die uralte Kirche zu Pichelwang war in den Jahren der Aufklärung mit der Zerstörung bedroht, die so viele andere wirklich traf. Sie musste gesperrt werden. Nach drei Jahren, 1788, gestattete die Regierung ihre Wiedereröffnung zum nach- mittägigen Privat- Gottesdienste für die Dorfschaften Pichelwang, Eck und Mayrhof; doch soll ihr Vermögen mit Ausname dessen, was zur Erhaltung des Daches erforderlich ist, zum Religions- fonde abgeliefert werden. Auf Einschreiten des Propstes Leopold von St. Florian wurde es auf die ganz vermögenslose Kirche Oberthalheim übertragen. Das Schicksal dieser Kirche zur Zeit der bairischen Herr- schaft wurde schon früher erzählt. Nach dem Rückfalle des Landes an das Kaiserthum Oesterreich wurden die Protestanten der Umgebung wieder dem Pastorate Ruzenmos zugetheilt. Die Kirche blieb gesperrt, bis endlich der hochselige Bischof Thomas Gregor die Forderung, welche die Protestanten wegen derselben ansprachen, befriedigte und die Kirche dem katholischen Gultus wieder zurückgab, 4. Juli 1834. Wartenburg. Diese Herrschaft kam 4644 an die Herren von Nütz, welche von K. Ferdinand III, in den Freiherren- und von K. 167 Leopold I. 1695 in den Grafenstand erhoben wurden. Im Jahre 1729 erwarb sie der Graf Johann Albrecht von St. Julien von den Nützischen Gläubigern. Später gedieh sie, wie wir hörten, an die Freiherren von Reischach, die selbe im Jahre 1847 an den gegenwärtigen Besitzer Herrn von Ratzesberg veräusserten. Das Sehloss-Beneficium wurde nach der Zurückführung des Landes zur katholischen Kirche wieder hergestellt. Wann und auf wessen Veranlassung die Wiederaufrichtung statt gefun- den habe, vermögen wir nicht anzugeben. Ludwig von Polheim scheint im Jahre 1639 noch keine Lust zur Anstellung eines katho- lischen Priesters in seinem Schlosse gefühlt zu haben, da er seine Pflegerin, die ohne die Sacramente empfangen zu haben, gestor- ben war, ohne Umstände in der damals noch profanirten Kirche zu Thalheim begraben liess. Sicher aber befand sich am 23. Juni 1670 wieder ein Caplan auf Wartenburg. Er hatte ohne Vor- wissen des Pfarrers zu Schöndorf ein Brautpaar in der Schloss- Capelle verkündet, was in Passau bekannt wurde und einen Auftrag an den Pfarrer zu Schöndorf veranlasste, keine derar- tigen Eingriffe in seine pfarrlichen Gerechtsame zu gedulden. Im Jahre 1725 erhob sich wieder Streit zwischen dem Pfarrer Seyringer und dem Grafen Nütz wegen der Schloss- Capläne. Passau vermittelte durch den Decan von Hofkirchen Moritz Prechensteiner einen Vertrag zwischen den Streitenden, welcher auch sofort vom Ördinariate bestätigt wurde. Er enthielt folgende Punkte: 1. Der Capelle steht das Recht zu, durch einen Weltpriester pfarrliche Funktionen auszuüben. 2. Das heiligste Sacrament darf in ihr aufbewahrt werden; es ist erlaubt, selbes an den hohen Festtagen auszusetzen. 3. Der Caplan muss seine Admission vom Ördinariate dem Pfarrer im Original vorweisen. 4. Er kann das ganze Jahr hindurch die Sacramente der Busse und des Altars an Alle ausspenden, zur österlichen Zeit 168 aber nur den Bewohnern des Schlosses und Maierhofes, muss aber ihre Namen dem Pfarrer schriftlich bekannt geben. 5. Diese können auch, nachdem sie in der Pfarrkirche zu Schöndorf verkündet worden sind, mit Vorwissen des Pfarrers in der Schloss - Capelle getraut werden. 6. Der Schloss-Caplan ist ermächtigt, den das Schloss und den Maierhof bewohnenden die heiligen Sterbsaeramente zu reichen; Maleficanten aber unterstehen der Jurisdietion des Pfarrers. 7. Predigten dürfen nie gehalten werden, wohl aber die Kinderlehren an den Ablasstagen nach Mittag. Es ist angemerkt, dass sich 1782 noch ein Schloss-Caplan auf Wartenburg befand. Das Beneficium wurde ohne Zweifel in der Josephinischen Zeit zum Religionsfonde einbezogen. Atnang. Aus einer Relation des Dechants von Schwanenstadt, welcher am 2. Februar 1700 die Kirche zu Atnang visitirte, geht hervor, dass sich damals ein Gottesacker bei ihr befand. Auch ein Weltpriester Andreas Schirmer, »Caplan in der Filiale Atnang,« welcher im Jahre 1736 daselbst starb, wird genannt. Vielleicht dass man damals wegen des zu Tag getretenen Lutherthums für einige Zeit einen Caplan in Atnang exponirte. Ein bleibender Localeaplan, welcher hierauf sehr bald den Namen Pfarrvicar erhielt, schreibt sich erst vom Jahre 1778 an. Noch findet sich angemerkt, dass im Jahre 1636 in der Schmidbauernselde Feuer ausgekommen, welches den ganzen Ort Atnang verzehrte. Der Besitzer der Selde, Wolf Wank- hammer, entfloh. Pucheim. Die Herrschaft Pucheim, welche, wie gehört, durch Kauf in den Besitz des Grafen Herberstorf im Jahre 1627, nach dessen Ableben an seine Witwe, von der es die Herren von Salburg erwarben, besassen im 18. Jahrhunderte die Grafen 169 von Fuchs, die sie im Jahre 1838 an Seine königliche Hoheit den Erzherzog Maximilian von Este verkauften, der seit 1851 daselbst ein Redemptoristen - Collegium gründete. Das Benefieium in der Schloss-Capelle war in den Refor- mations-Stürmen untergegangen. Im Jahre 1694 schrieb Graf Gotthard von Salburg an den Propst zu St. Florian, dass er in einem Urbar aufgezeichnet finde, es liege dem Pfarrer von Sehöndorf die Verbindlichkeit ob, dreimal in der Woche die heilige Messe in der Schloss- Capelle zu Pucheim zu lesen. Nachdem sich Salburg von dem Ungrunde dieser Aufzeichnung überzeugt hatte, stiftete er selbst im Jahre 1695 mit 4000 fl. zu 5%, eine Schloss-Caplanei zu Pucheim. !) Als Salar erhielt der Beneficiat wöchentlich 11% fl., für die Kost wurden 122 Al. abgerechnet, Zimmer, Küche, Bett- und Zimmerleinwand, Licht und Holz gab die Herrschaft. Für die Stiftung hatte er jährlich 104 Messen zu lesen; die übrigen waren frei, doch musste er wöchentlich sechsmal in Pucheim lesen. Graf Fuchs behauptete 1792 das Stiftungs-Capital bei der Uebername der Herrschaft nicht empfangen zu haben und suchte demnach die Hälfte der Unterhaltungskosten St. Florian aufzu- laden. Die Regierung decretirte auch wirklich, dass der Schloss- Caplan zu Pucheim als Hilfspriester von Atnang anzusehen sei, und wollte das Stift St. Florian verhalten, ihn dafür mit 200 fl. jährlich zu besolden. St. Florian fand bei der Lage der Pfarre und bei einer Seelenzahl von 892 einen Hilfspriester zu Atnang ganz unnöthig, was auch endlich Anerkennung fand. Regau. Kaum war Regau mit einem “exponirten Priester besetzt und zur Selbständigkeit erhoben, als die Pfarrholden auch schon auf einen Hilfspriester Anspruch machten. 1) Hiezu hat der Beneficiat Faber in Schwanenstadt 1000 N., die Frau Exenschlager 1000 fl., Graf von Scherfenberg 1500 fl. und Salburg 500 fl. beigesteuert, 170 Bevor aber ein solcher noch bewilligt war, traten in Folge des bekannten Toleranz-Patentes vom 13. October 1781 viele Pfarrkinder zum protestantischen Bekenntnisse über, theils solche, welche demselben im Geheimen immer treu geblieben waren, theils solche, welche bei der Anfangs sehr schwunghaft betrie- benen Proselytenmacherei für die neue Lehre gewonnen wurden. Am 13. August 1782 trat das neu errichtete Pastorat Ruzenmos in der Pfarre Regau in’s Leben. Der erste Prediger hiess Johann Gottlieb Tritschler. Einen Hilfspriester erhielt Regau 1784. Am 24. December 1783 brach um 8 Uhr Abends bei Lorenz Anschuber auf der Baumannselde zu Unterregau durch die Nachlässigkeit seines Weibes Feuer aus, welches 6 Häuser verzehrte. 1) Noch verheerender war die Feuersbrunst am. Charsamstage, 15. April 1797. Das Kirchendach, der Thurm, Pfarrhof und die Schule nebst 20 Häusern wurden ein Raub der Flammen. Der Pfarrhof wurde ausserhalb des Pfarrdorfes vom Grunde aus neu gebaut. In den feindlichen Einfällen der Franzosen , insbesondere in den Jahren 1800 und 1805 wurde Regau schwer mitge- nommen. Im erstern Jahre war die Gegend zwischen Vöckla- bruck und Regau der Schauplatz eines sehr bedeutenden Ge- fechtes. Beidemal wurde der Pfarrhof und das Pfarrdorf rein ausgeplündert. Eremitage zu Oberregau und zu Schöndorf. Ein Eremit vom dritten Orden des heil. Franeiscus siedelte sich ohne Erlaubniss und ohne die Genehmigung des Ordinariats auch nur angesucht zu haben, im Jahre 1711 in Oberregau an. Sein Name war Philipp Gschwendter. Der Pfarrer zu Schöndorf erhielt von der geistlichen Behörde Auftrag ihn nicht #) Die Baumannselde, das Todtengräberhäusl, die Gampererselde, das Mayr-, Bühringer- und Fliesshammergut. 171 zu dulden, Die Eremitage zerfiel, weil sich niemand ihrer annam. Statt dieser wurde zu Schöndorf eine andere aufgebaut von dem Fr. Michael Hasslinger, die er auch mit bischöflicher Erlaubniss im Jahre 1734 bezog. Ein anderer Eremit, Johann Michael Obermayr, starb daselbst am 4. Oktober 1757 mit Hinterlassung eines Testaments, in welchem er die Glause ge- gen Erlag von 150 fl. einem andern Bruder vermachte. Weil die Eremitage auf einem städtischen Grunde gebaut war, so erhob sich ein heftiger Streit zwischen der Stadt und dem Ördinariate über das Abhandlungsrecht. Die Stadt brauchte Gewalt und führte ihren Schützling in die Glause ein. Nach dessen Tod lebte der Streit wieder auf. Das Eingehen der Clause scheint ihn erst, aber auf immer beendigt zu haben. Der Freisitz Freinleiten. In der Pfarre Vöcklabruck liegt der Freisitz Freinleiten oder Freileiten, gegenwärtig mit der Herrschaft Wagrain ver- einigt. Dieser war einst ein dem Stifte St. Aegid unterthäniges Haus, das Leitnergut genannt. Als solches erkaufte es Marga- retha, ‘die Hausfrau des Pfarrers Kirchschlager, 7. Feb. 1580. Sie kaufte dazu den von Pucheim lehenbaren Zehent von ver- schiedenen Grundstücken. Nach Kirchschlagers Ableben erkaufte das Gut dessen Sohn Andreas von seiner Mutter und seinem Stiefvater Abraham Grünberger, 4. August 1593. Von Weikart von Polheim brachte er auch das obrigkeitliche Recht über den von seiner Mutter erkauften Zehent an sich, 24. August 1602. Im folgenden Jahre überliess Andreas Kirchschlager dem Pfarrhofe zu St. Gilgen das Messerergut, wogegen dieser sein obrigkeitliches Recht über das Leitnergut abtrat, Erzherzog Matthias bestätigte den Tausch, 9. Oktober 1603. Auch Weikart von Polheim verzichtete auf sein obrigkeil- liches Recht (als Vogt von St. Aegid?) gegen 100 Ducaten, 172 24. April 1604, worauf die Besitzung den Namen Freigut zu Freinleiten erhielt. Andreas Kirchschlager verkaufte die Freinleiten mit Zehent und Grundobrigkeit, 20. April 1616, seinem Schwager, dem Gemale seiner Schwester Magdalena, Wilhelm Männer, der Philosophie und Mediein Doctor, um 4200 fl. und 30 Du- caten Leitkauf; von den Erben Männers ging sie durch Kauf, 14. Juni 1655, an Propst Matthias von St. Florian über um 1500 fl. und 10 Ducaten Leitkauf. St. Florian veräusserte das Gut im Jahre 1671 mit Vorbehalt des Einstandsrechtes und des Brunnenwassers vom Ainwalde halb freiwillig, halb gezwungen an Herrn von Gera. Die politischen Stände nämlich sahen schel zu jeder auch noch so unbedeutenden Gütererwerbung durch Geistliche. Noch in demselben Jahre ging es durch Tausch an Herrn Denich zu Vöcklabruck über. u — Reihe der Pfarrer zu Schöndorf- Vöcklabruck. . Hartnidus eurie episcopalis eapellanus anno 1259 und 1242. . Wernhart Tanpeck, anno 1323. . Chunrat Raep i. J. 1378 und 1390. . Niklas Neiezinger i. J. 1395 und 1397, mit 2 Gesellen und einem Caplan. Hanns Senging i. J. 1397. . Hanns von Ens, Chorherr von St. Florian, i. J. 1400, 1401. . Konrad von Anrochte 1403 — 1409. . Konrad Galgenberger (Peter Varer, Bartholomä Grasser), 1405 — 1432, 9. Caspar Hornberger 1433. (Pfarrer zu Freistadt ı. J. 1439.) Vicar: Johann Niedemndorfer 1433 — 1437. 10. Caspar Zenner ı. J. 1443. (Wolfgang, Peter, Michael und Ulrich, Verweser der Kirche Schöndorf. ) > oo m a Nm 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19, 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32, 33. 173 Gabriel Wehentritt i. J. 1453. (Leonhart Kriechmayr, Vicar 1452 und 1460.) Alexander Los 1453 — 1461. Gladien (Claudius) de Sancto Ewgen und Peter Schalich- hammer (7 1467.) Stephan Zehetner 1467. Georg von Hohenfeld 1467 — 1483 (Conrad Weiss, Vi- car 41479, Conrad Trandler, Viear 1483 und 1484.) Jakob Härbsleben 1483 — 1504. Johann Taxberger 1504 und 1522. (Hanns Lichtensteiger Viear 1508— 1512. Thomas Schenperger 1524und 1522.) Christoph von Oberndorf 1526 und 1542. Ulrich Fernberger von Egenberg 1542 — 1546. (Johann Moser, Viear 7 1542. Hanns Fuxl, Frohnamter 1543.) Dr. Wolfgang Furtmoser 1546 — 1550. Andreas Schweller 1550 — 1552. Johann Tanzer 1552 — 1561. Wolfgang Vormayr 1562. Johann Manger 1563 — 1572. Rupert Kirchschlager 1574 — 1591. (Kaspar Schifer, Ge- sellpriester 1578, Conrad Nabholz, Cooperator 1574. Sebastian Aufleger, Gesellpriester. ) Die folgenden Pfarrer sind ohne Ausname Chorherrn von St. Florian. Johann Rormann 1592 — 1594. (Ambros Selbherr — später Pfarrer zu Schörfling 1585 — 1594; und Johann Buch- horner »won- und sesshaft im Dörfl.« 1593.) Balthasar Leo 1594 — 1597. Veit Widman 1597 — 1600. Albert Obernberger 1600 — 1602. Wolfgang Resch 1602 — 1609. Melchior Kölbl 1609 — 1633. Wolfgang Rainer 1633 — 1634. Christoph Attenberger 1634 — 1635. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43, 44. 45. 46. 47. a No op» wm > oo Qt om 174 Simon Prandstätter 1636 — 1640. Carl Wullin 1640 — 1643. Wolfgang Rainer 1643 — 1650. David Furmann 1650 — 1667. Leopold Manzador 1667 — 1686. Johann Modl 1686 — 1696. Abraham Friedrich Reisinger 1696 — 1717. Ferdinand Maximus Seyringer 1717 — 1745. Ignaz Fux 1745 — 1759. Franz Timer 1759 — 1785. Gottlieb Hermannseder 1785 — 1805. Franz Freindaller 1806 — 1825. Joseph von Reichenau 1826 — 1835. Joseph Peyrschmidt 1835. Reihe der Pfarrer zu Oberthalheim. . Gottfried Schoiber von Engelstein 1784 — 1793. . Leopold Trostberger 1793 — 1804. . Augustin Pscharr 1804 — 1806. . Alois Pesenböck 1806 — 1818. . Georg Fidelis Ammerer 1818 — 1824. . Thomas Herz 1824 — 1841. . Martin Feischl 1841 — 1849. . Carl Fidernandt 1849. Reihe der Pfarrer in Atnang. . Joseph Wiesmayr 1778 — 1782. . Carl Zeller 1782 — 1786. . Joseph Grabmer 1786 — 1789. . Jakob Kneidinger 1789 — 1791. . Michael Scheer 1791 — 1806. . Martin Seidl 1806 — 1807. — > OO © © A je oo np ap on m mn © 175 . Carl Pachner von Eggenstorf 1808 — 1822. . Franz Neuhauser 1822 — 1837. . Ferdinand Sterneder 1837 — 1848. ı Franz Aitenberger .1848 — 1850. . Heinrich Börger 1850. Reihe der Pfarrer von Regau. . Matthias Mödlhammer 1778 — 1783. . Franz Freindaller 1784 — 1786. . Wolfgang Kogler 1786 — 1791. Franz Jäger 1791 — 1805. . Josef Frener 1805 — 1809. . Joseph Peyrschmidt 1809 — 1823. . Johann Nep. Lenz 1823 — 1829. . Carl Guttenthaler 1829 — 1845. . Joseph Köck 1845 — 1856. . Joseph Hölzl 1856. Reihenfolge der Stadtrichter und Bürgermeister zu Vöcklabruck. 1. Wernhart Chern . . Richter ze veklaprugk i. J. 1378. 2. Wernhart der Chöchheysen Stadtrichter i. J. 1384. 3. Vlrich Prugkner « i. J. 1390. 4. Mert Wufinger « 1393—1407. 5. Leonhart Schick Richter zu Vecklabruck um das Jahr 1420. 6. Heinrich Dekcher « « 1. d. 1424 u. 1426. 7. Michael Reuthaimer Stadtrichter i. J. 1437 und 1439. Michael Reuthaimer judex opidi in veklaprugk i. J. 1453. 8. Jobst Weidenholzer Richter zu Vecklabruck i. J. 1465. 9. Lienhart Lichtensteger « « 1.J. 1469 u. 1496. 10. Conrad Grassl « « 1.3.1479 u. 1481. 11. Wilhelm Kriechpam « « 1.J. 1499. 12. Wolfgang Fliesser « « 1.J. 1508 u. 1510. 13. 14. 15. 16. 12. 18. 19: 20. eK AR. 23. 24. 25. 26. PR: 28. 29. 30. 31. 32. 33, 34. 35. 36. 176 Wolfgang Hann Richter zu Vecklabruck i. J. 1516. Hanns Obmann Wolf Praitenberger « « « i. d. 1570. 1. J. 1580. Thomas Hindthammer gewesener Stadtrichter i. J. 1582. Melchior Auer Wolf Praitenberger Hanns Auracher Michael Aichmayr Hanns Schwimmer Hanns Pankraz Azendorfer « « Stadtrichter ı. J. 1585. 1. J. 1585. i. J. 1588. 1. d. 1596. 1. J. 1605. i. J. 1608, 1615 u. 1620. Mert Nestelwanger Stadtrichter der kurfürstlich baierischen Pfandstadt Vöcklabruck ı. J. 1647. Christoph Nestelwanger Stadtrichter ı. Matthäus Raitmann Wolf Caspar Poschinger Adam Hopl Joseph Ziegelmayr Franz Spengler Johann Bapt. Ebner Franz Hermann Bürgermeister i. J. Anton Fetzmann Paul Enthofer Franz Schlögl Anton Hesch « « i „ah 1790. J. 1662. . J. 1690. J. J J j 1. i i 1696 und 1708. 0697: SIRN: 1730 — 1737. 1785. 1796 — 1802. 1803 — 1808, 1809 — 1828. 1829 — 1855. Michael Kuttner prov. Bürgermeister 1855. 177 Beilage TI. Als sich Konrad von Anrochte in Rom aufhielt, bewarb er sich um die Befugnisse des Notariats und erhielt sie auch. Die Sache, musste damals auf einem weniger einfachen Wege erlangt werden, als heut zu Tage. Konrad wandte sich an Johannes Petrus, den Sohn des Nicolaus de Venturinis, römischen Bürger und Pfalzgrafen des lateranensischen Palastes, welchen K. Karl IV. mittels eines zu Rom am 4. November 1568 ausgefertigten Diploms mit dieser letztern Würde für sich und seine Nachkommen bekleidet hatte, die auch die Berechtigung in sich schloss, die Notariatswürde andern zu ertheilen. Die kais. Urkunde ist wörtlich eingeschalten. Es heisst daselbst unter anderm ... pote- statem Tabelliones 'seu Notarios publicos faciendi et eos cum penna, Calamario . . . de Tabellionatus officio inuestiendi . . instituendi ju- dices Ordinarios iucta sacrarum legum legitima instituta . . .. sie zu beeiden etc. Die Eidesformel lautet für das Notariat: Ego . . promitto et iuro, quod fidelis ero serenissimo principi et domino, domino Karolo quarto diuina fauente elemencia Romanorum Imperatori semper Augusto et Boemie Regi illustri domino meo gracioso et omnibus successoribus eius Romanorum Imperatoribus et Regibus legitime intrantibus neque onquam ero in consilio, vbi periculum eorum tractabitur, bonum et salutem eorum promouebo, damna eorum pro mea possibilitate auer- tam fideliter et jnstrumenta seu contractus quoscunque non scribam in papiro seu cartha veteri aut abrasa sed in membrana munda et noua, Testamenta et Codicillos et quascunque vltimas uoluntates nec non dicta testium conscribam fideliter et ea occulte seruabo nullique pandam, donec debeant aut mandato jndieis siue Stülz. Gesch, v. Vöckl. 12 178 alias exigente iustieia publicari. Causas miserabilium personarum nec- non pontes, hospitalia et emendaciones viarum publicarum omni tem- pore promouebo et officium meum exercebo fideliter num attendendo munera, odium wel amorem, sic me deus adiuuet et sancta dei ewan- gelia. Der Kaiser ertheilt ferner dem obgenannten Comes palatii la- teranensis und seinen männlichen Nachkommen Vollmacht Basthardos, Manseres, Nothos seu Spurios et quoslibet alios ex illieito ei incon- cesso coilu procreatos in vita seu in morte parentum zu legitimiren und sie von jeder ihnen anklebenden Makel mit allen daran haftenden Nachtheilen abzunemen. 1) Johannes Petrus de Venturinus beurkundet nun, dass er den Konrad von Anrochte, Priester der Cölner Diöcese und Pfarrer der Kirchen der heiligen Maria zu Königswiesen und der heil. Margaretha zu Siednich im Bisthume Passau, zum Notar ernannt, mit Ring, Feder, Federbüchse und Papier belehnt, ihm die Vollmacht ertheilt, seinerseits wieder zwölf Personen zu ernennen und 42 Legi- timationen auszufertigen, doch dürfen unter den zu Legitimirenden nicht Kinder sein von Fürsten, Grafen oder mit Gerichtsbarkeit ver- sehenen Schlossbesitzern. Dat. Rom, 1405, 23. Juli. 1) Als Zeugen sind in der kais. Urkunde angeführt: Johannes Olomu- censis ... . GCancellarius, et Lambertus Spirensis ecclesiarum Epis- copi, Rupertus Legnicensis et Henrieus Luctuanie (sie) duces, Jo- hannes de (Gzobuslaus Morauie et Nicolaus Osten . . Marchiones, Johannes de Hasperg et Franciscus de Prato Comites . . Petrus de Wartinberg Imperualis Curie Magister, Bucezo de Dihartis Mares- schullus, Tymo de Choldiez et Andreas de Duba Imperiales Camere Magistri Raymundus et Bonifacius de Lupis Marchiones Soranie, Luchinus de vicecomitibus. 179 Beilage 1. Maximilian der Ander von Gottes genaden Erwelter Romi- scher Khaiser zu allen Zeiten Merer des Reichs ctec. Ersamer Geistlicher lieber Andechtiger. Wir erindern dich genedige- lich, Das der Edl vnnser lieber getrewer Weickhart Freyherr zu Pol- haimb vnnd Warttenberg auf vnnsere vor der Zeitt zwischen dier vnd jme weegen der Pfarr veckhlapruckh ersezung ergangnen Resolution selbst Personlich alheer zu vns verraist vnd sich vnderthenigist ergeben vnnd erclert, Das du vorthin vber die Pfarr vecklapruckh die Lehen- schafft vnnd derselben ersezung haben mögest, Allein das Wir vnserm hieuorigen genedigisten erpietten nach bey dir vermugen wolten, Damit yezt vnnd khünfftig solche Pfarr mit khainem Conuentualn oder Reli- giosen sonder ainen Tauglichen Layen-Priester ersezt Vnnd das son- derlich du nit auss gerechtigkheit sonder guetwilligkheit vnnd vns zu angenemen gefallen auch jme von Polhaimb zu Nachperlichem Willen den yezigen daselbst eingesezten Pfarrer Rueprechten Kirichschlager alda beleiben lassen vnnd auf berürte Pfarr bestetten thettest, Dabey er sich dann jnsonderhait erpotten, Das diese yezige dein guetwillige bewilligung dir vnnd deinem Gozhaus in khünfftig an verleihung vnnd ersezung berürtter Pfarr ganz vwnnachtailig sein solle. Inmassen dann Er von Polhaimb zu bescheinung deiner gerechtigkheit nit allain selbst zu dir khumen vnnd für jne den Kirichschlager ntercedirn. Sonder auch jne den Kirichschlager zu dir schiekhen wolte, Welcher die en 180 Verleihung ordenlich suechen, von dir empfahen vnnd sich sonnsten gegen dier als Lehensherrn aller gepür erzaigen solle. So were auch er Kirichschlager khainer andern, dann der alten Catholischen Religion zuegethan, in lehr vnd leben fromb, Gozfürchtig vnnd Gelert, zum Khirchen Ampt ordenlich, vnnd nach Catholischer gewonhait berueffen, vonn dem Gozhauss Englhartzell sein titulum vnnd zu Passau die Or- dination legitime (sic) modo vermug habender formata empfangen Vnnd also qualificiert, das an jme khain mangl were. Dieweil es dann die gelegenheit hat, das deines Gozhauss Lehen- schafft nit mer strittig, sonder dieselb vnd das sy ohne mittl dier gepüre, Nunmehr richtig ist Vnnd allein an dem erwindet, Das der von Polhaimb vnnser intercession vnnd befürderung an dich begert, Damit der yezige Pfarrer mit deinem gueten Willen vnnd dier ganz vnpräiudieirlich auf der Pfarr beleiben möchte, Daheer wir nit sehen, das dir an deiner Lehenschafft in dem (was praecarie vnd sine prae- iuditio beschiecht) jchtes benomen, zumal auf vnsere vor erfolgte gemessne resolutionen vnnd da sich der von Polhaimb vnnd der Pfarrer selbst zu dier stellen vnd die verleihung suechen vnnd pitien wurdn, Es auch mit des Kirichschlagers Person, leben, lehr vnnd formata obangedeutte gestalt hette, Neben dem wir allen Missuerstandt zwischen Euch dem Prelatten Standt vnnd vnsern Landtleutten souil möglich vnd ohne schaden beschehen khann, gern verhüettet sähen, So ersuchen wir dich hiemit ganz genediglich begerend, Du wöllest vons zu angenemen gefallen vnd auf obsteende Conditionen bewilligen, das der Kirichschlager, da er anderst in Lehr, leben vnd Wandl Catholisch vnd Tauglich (Darumben du jnn Nottwendig besprechen mögest) auf der Pfarr auss deiner guetwilligkheit vnnd gar kheiner gerechtigkheit beleiben lassen. Welche diese deine Zuelassung vnd bewilligung dier vnd deinem Gozhaus in khunfftig ganz vnpräiudicirlich sein vnd es in allem vberigen bey vnsern gegebnen resolutionen be- leiben auch khünfftig zu yeder zuetragenden verledigung derselben vnuerhindert der Herrschafft Puechaimb nachgangen werden solle. Hierdurch dann dieser stritt hingelegt, deinem Gozhaus nichts benom- men vnnd vnns guets gefallen gethan, fürnemblichen aber auch der Kirichschlager (als welcher sich auf der Pfarr eingericht vnnd dieselb gebaut haben solle) geholffen wirdet, gegen dier vnnd deinem Gotts- haus zukhünfftig in gnaden zu erkhennen: 181 Geben in vnnser Statt Wienn den zehenden Nouembris Anno ete. im drey vnd sibenzigisten, vnserer Reiche des Römischen vnnd Hun- gerischen im Aindlifften vnnd des Behmischen im fünff vıd zwainzigisten. Maximilian n.p. V. Jo. Bap. Weber Dr. ad mandatum sacrae Caesae Maiestatis proprium. V, Vnuerzagt m. p. 182 Beilage IH. Verzaichnus was von jr Gnaden Ich, Alls dieselben den 17 tag Decembris Auf Veckhlapruckh zu Einsezung aines Pfarrherrn daselbst verraisst, zu Ausszallung der Zerung vnnd andern Aussgaben Empfanngen vnnd daruon widerumben Aussgeben habe, wie volgt ete. Empfanng. Erstlichen in Goldt Salzburger Ducaten vnnd Reinischem gellt . i : . MR AP —d. Pfundtner Taller . \ f 3 . 10» — 1 — 5 Groschen \ - : z . WDıiı— rn Zehenn khreüzerer : . . 0» —ı —» Dann so hat sich vnnder den Bchankhreneeisen vberresst befundten, welches ich gleichfalls hieher in Empfanng thue sezen . £ 6: 4116» Summa thuet aller Empfanng . „. 30T ».— 10 > Volgen Entgegen die Ausgaben. Erstlichen zu welss den 17 Decembris bej wolf- ganngen Khärpfl am hinauf Raissen das Fruemall bezalt . - : ; 5. 26 Ainem Alten Armen weıb daselbst auss jr Gna- den beuelch geben . r } . —_ı 2ı Dem gesündt daselbst Trinckhgelt : —ı 21 — >» Den 19 Decembris zu Veckhlapruckh jr EN zuegestelt 20 Pfundtner Taller zu 61 kr... 20» 2» 20» Item daselbst zu Veckhlapruckh ain Khettell in Ainem Zämb machen lassen, dafür bezat. — » — ı 12» 183 Mer daselbst zu Veckhlapruckh herrn von Khrembss- münster Stalmaister Auss jr Gnaden beuelch Khirchtaggelt geben . Dem Hannsen Palbierer Zwayen Reitkhnechten jedem Ain delt Des Herrn von Khrembsmünster Drey Gutschy- khnechten jedem Ain halben Taller Herrn Vizthumbs drej Diennern jedem Ain gulden Item Herrn Vizthumbs zwen gar jedem Ain halben Taller Zwayen Astannden vonn Lambach, welche mit jr Gnaden zu Veekhlapruckh gewesst, jedem geben 6 $ — dl, Item jr Gnaden Diennern dem Fendbnai Dem Leonharten Ir Gnaden jung dem Hännsl Dem elain Pueben so je Gnaden Pett Dem Balthauser khropf Reitkhnecht Des herrn Hofrichters khnecht Zwayen Fuerkhnechten jedem Ain halben Taller Dem Steffan Erdtl Ainem Bassisten, so jr Gnaden zu Tata auf- genumen geben Dann so hab jeh Leopoldten un u daselbst zu Veckhlapruckh für die Zerung laut desselben Ausszuges mit Nro. 1 bezallt ‚ Dem gesündt daselbst Trinckhgelt Ainem Goldtschmidt, welcher daselbst zu Veckh- lapruckh aufgewart Trinckhgelt geben Den 20 Decembris zu Puechhaimb beim wierdt vbernacht für Heu vnnd Strey bezallt Den 21 Decembris zu Lambach dem gesündt Trinkhgelt geben zwelf Pfundtner Taller, jeden zu 61 kr. ' s Dem Khellner daselbst zu Lambach a R Trinckhgelt Dem Taffeldeckher daselbst a en 86 on 10 » 184 Item beim Äzinger burger daselbst zu Lambach, bei dem die Reit- vnd Wagen-Ross gestellt worden, für Neün Ross ‚Stallmüeth bezallt Item Trinkhgelt ; Den 21 Decembris zu welss für Neün Par Pück- hene handtschuech bezallt für jedes 2 20 dl. Den zwayen Fuerkhnechten vnd dem Steffan Erdtl jedem Ain Par hanndtschuech khaufft, jedes 2a. 5 Item für jr Gmaden Herrn Hofrichter an herrn Doctor Fleckh dreu Par Toppelte gestrickhte stimpf (sie) khaufft für jedes bezallt Funf- zehen schilling Pfening Item Vier Par claine gestrickhte stimpf khaufft, für jedes bezallt 4 ß 20 dl. 2 Item vmb zway Duzet Niernberger’Lezelten. Ain Tuzet p. 4 ß di. bezallt Item vmb drej Halb Pinell in die Kheller Flaschen eingefasst Die khandl p. 22 kr. Item zu zwaymallen in die Kheller Flaschen Raiffel (Rainfal) 'eingefasst, Vier Ächtering, die Ächtering p. 22 kr. . = Ainem Armen Khriegsmann zu welss pm jr Gnaden beuelch geben Dann so hab ich daselbst zu welss jr dia Vier Salzburger Ducaten zuegestellt Ain zu 44 Pd. Mer fi; Gnaden zuegestellt Vier Rröinische aulakı zu 10 ß dl. Mer Vier Pfundtner Taller jr ee, zu 61 kr. 2 ; Item der Canntorej daselbst zu welss geben zwen Pfundtner Item daselbst zu welss vmb in halb Biiset Träppellier khartten bezallt . Item vmb Ain halb Duzet Deütsche Khartten bezallt Item herrn Khärpfl zu wellss Spillgellt geben [217 [55] OT 12 » 22 » 20 » 185 Herrn Hofrichter Spillgellt geben Item für jr Gnaden Ain Pückhens Par handt- schuech khaufft x - Item Michaeln Haselpacher Appodeckher zu welss vmb etliche dargebne Säfft laut desselben Ausszugs mit Nro. 2 bezallt Dann so hab ich bej dem Khärpfl burger 1 Gastgeb daselbst zu welss für die Zerung lautt desselben Ausszugs ‘bezallt mit Nro. 5 Dem gesündt daselbst Trinckhgelt Der Khöchin daselbst jnnsonderhait Trinckhgelt geben Der Khellnerin arlaiaı Dem Hausskhnecht Ainem Potten, der dem zrälthanuße Khropf Reit- khnecht den weeg vonn wellss biss gehn hörsing gewisen, Pottenlohn geben Dann so hat der Khropf beim wierdt daselbst zu hörsing vbernacht sambt dem Ross verzert, welches ich ime bezallt Denn 25 Decembris haben jr Gnaden bej habe Pfleger zu Ebelssperg das Fruemall einge- numen, daselbst dem gesündt Trinckgelt geben Dem Thorwärtl daselbst . Item bei dem Morizen daselbst zu Ebasäig; bej dem die wagen Ross gestellt worden für Heü vnnd Habern bezallt Item für Wein vnnd brodt, so die Fuerkhnecht gehabt, bezallt Denn 24 Decembris hab jch jr Guadan aainiie zu Aussthailung des Opfergelts in Groschen zuegestellt Mer in das Siechhauss vnnd Spitall Auf 24 Berk sonn, Auf jede Personn Opfergelt geben 12 di. Denn 25 Decembris ainem armen Handtw REN vorm Thor auss jr Gnaden beuelch geben ya Bug — Ei 2%» 1.3.2.2 2009 37 3 lg % 1» 1»10» —ı» A 1 DON ==) oda ss1O_» Sn Ans Allee er Adse Der ee — 1.1.7410 En A Ian a N RER ya 40H) 186 Denn 26. Decembris khauffen jr Gnaden in der- selben Reit stall ain Ross vonn Michaelln khaufman von Lanfeldt, für Welches jch bezallt 26'/, Taller . Item Zämgellt f : - Den 27 Decembris den Vassziehern von Ennss geben : - } : Item dem Hännssl Stumb vmb ain Par hanndt- schuech bezallt Summa bringen Hieuor beschribene Aussgaben 266 f. —.P 14 dı. 30 f. 7 B 10.dı. — ) 2» 2»10» 2»20» 1» 18» Da nun Empfanng vnnd Aussgaben gegeneinannder gelegt vnnd gehebt, verbleibe jr Gnaden jeh p. Rest, der hiemit erlegt wierdet ME—BL al. Leonhart Aichinger. 187 Beilage I. Necrolog (österreichischer). Freindaller Franz Joseph, Mitglied des Stiftes regulirter Chorherren zu St. Florian, und Pfarrer zu Vöcklabruck. (Geb. den 2. Februar 1755, gest. den 29. December 183.) Am 29. December des verflossenen Jahres starb der als Priester, Lehrer und Schriftsteller gleich geachtete Franz Joseph Freindaller, Mitglied des Stiftes regulirter Chorherren zu St. Florian und Pfarrer zu Vöcklabruck. — Da der Verewigte durch seine frühere Stellung als Lehrer der Dogmatik am Lyceum zu Linz, und als Herausgeber der theologisch-practischen Monatschrift eine geraume Zeit hindurch einen so wohlthätigen Einfluss auf die Heranbilduug des ob der ennsi- schen Clerus ausübte; so dürfte dieser, in dankbarer Erinnerung an den Verewigten, noch" gern einen Augenblick verweilen, und vorläufig einen flüchtigen Abriss der irdischen Laufbahn desselben nicht un- gern sehen. Freindaller war am 2. Februar 1755 zu Ips von bürgerlichen Eltern geboren, vollendete seine Gymnasial- und philosophischen Studien in Krems und Linz, und trat am 6. October 1770 in das Chorherrnstift zu St. Florian. Bald nach geendetem Noviziate wurde er von seinem Stifts-Vorsteher nach Wien gesendet, um dort seine theologischen Studien zu vollenden. Nachdem er an seinem vier und zwanzigsten Geburtstage vom Fürst Erzbischofe Migazzi zum Priester 188 geweiht war, kam er am 15. Mai 1777 als Cooperator nach Feld- kirchen, unweit Linz, und mit Ende des nemlichen Jahres in sein Stift zurück, um an der daselbst bestehenden theologischen Lehr- anstalt die geistliche Beredsamkeit, für die er ganz geschaffen war, zu lehren; wozu er im Jahre 1782 auch noch das Lehramt der Theo- logie übernam. In dieser Periode sammelte er jenen Vorrath von Kenntnissen, wodurch er später in grösseren und ausgedehnteren Kreisen mit so glücklichem und segensreichen Erfolge wirken konnte. Als im Jahre 1784 bei Errichtung der General-Seminarien die in den geistlichen Corporationen bestehenden Studien-Anstalten erlo- schen, wendete sich Freindaller zur Seelsorge, und erhielt die Pfarre Regau bei Vöcklabruck. Hier hatte er nach Einführung der Toleranz die für ihn so lohnende Freude, viele von der Augsburg’schen Con- fession durch seinen Unterricht über die wichtigste Angelegenheit besser aufgeklärt, in den Schooss der katholischen Kirche zurückkehren zu sehen. Hier entwarf er auch schon den Plan zu dem später her- ausgegebenen »Benehmen des Seelsorgers in Ertheilung des sechs- wöchentlichen Unterrichtes,« und zu seinem »Handbuche zur Ertheilung obbesagten Unterrichtes,« die beide den allerhöchsten Beifall in vollem Masse erhielten. J Drei Jahre später erhielt er die Pfarre St. Gotthard, und fünf Jahre darnach die von St. Martin, beide im obern Mühlkreise gelegen. Im gleichen Sinne und Geiste thätig, lebte er hier bis zum Jahre 1795, wo er bei Errichtung der theologischen Lehranstalt in Linz zum Professor der Dogmatik berufen wurde, womit er später das akademische Predigtamt verband. — Bei seinen zahlreichen Schülern und Zuhörern ist der, bei aller Lebendigkeit des Gefühls, so milde und gütige, so vieles beschwichtigende und ausgleichende Lehrer immer in so frischem und geachteten Andenken geblieben, dass sie später bei aufstossenden, schwierigen Fällen in der Seelsorge zu ihm, als einem so vielfach, erfahrnen, väterlichen Freunde, ihre Zuflucht nahmen. ; Während seines Lehramtes, wovon er immer, als der heitersten und frohsten Periode seines Lebens sprach, entwarf er, in Verbindung mit einigen ihm gleichgesinnten Männern, den Plan zur Herausgabe einer theologisch - practischen Zeitschrift, die nach ihrer Tendenz 189 Theorie und Praxis aufs innigste vereinen sollte. Im Jahre 1802 erschien der erste Jahrgang; doch wollte anfänglich die Sache nicht recht vorwärts gehen, und die Herausgeber, unter denen der edle, und um die Linzer Diöces in jeder Beziehung so verdiente Consisto- rial-Kanzler, Georg Rechberger, einer der thätigsten war, geriethen, da sie den Selbstverlag übernommen, in einige Verlegenheit. Doch die unläugbaren Vorzüge mussten nach und nach allseitige Anerken- nung finden, und wirklich gewann die Zeitschrift, durch die hoch- würdigsten Consistorien allenthalben empfohlen, bis zur Vollendung des achten Jahrgangs mit jedem Jahre immer reissendern Abganga Inzwischen hatte der Verewigte, nachdem er auch Lyceums-Rector gewesen war, zu Ende des Schuljahres 1805, durch Kränklichkeit bewogen, das Lehramt niedergelegt, und in gerechter Anerkennung seiner geleisteten Dienste von Sr. Majestät dem Kaiser Franz die grosse goldene Ehren-Medaille sammt Kette, und von seinem hoch- würdigsten Bischofe, Josef Anton Gall, die Würde eines wirklichen Consistorial-Rathes erhalten. Jetzt widmete sich Freindaller neuer- dings der Seelsorge, anfänglich auf der Pfarrei Waldkirchen im Mühl- kreise, und vom 15. März 1806 auf der zu Vöcklabruck, nebstbei unablässig darauf bedacht, die theologische Zeitschrift, deren Heraus- gabe er seit Rechbergers Tode allein auf sich genommen, immer mehr zu vervollkommen. Von nahen und fernen Mitarbeitern kräftig unterstützt, führte er die Monatschrift bis zum Jahre 1810, und von da die katholisehe (Quartalschrift, als Fortsetzung derselben, durch sieben Jahrgänge mit dem günstigsten Erfolge fort. — Im Verlaufe dieser Zeit, die er in den Geschäften der Seelsorge, literärischen Arbeiten und einer ausgebreiteten Correspondenz verlebt hatte, traf ihn das schmerzliche Ereigniss, für einige Zeit von seinem Vaterlande abgerissen zu werden. — Wenn er auch als königlich baierischer Unterthan von seinem neuen Regenten, und von den höchsten Behör- den des neuen Vaterlandes allenthalben geehrt und geachtet, und durch die Würde eines Distriets- Schulen -Inspeetors und Dechants im Landgerichte Vöcklabruck ausgezeichnet wurde, so fühlte er sich doch niemals recht wohl und heimlich, und sehnte sich immer nach seinem alten Vaterlande, und nach seinem alten Herrscherstamme zurück, und begrüsste feierlich den Tag, wo die abgerissenen Länder- theile Oberösterreichs unter den angestammten Scepter zurückkehrten 190 Nachdem er noch im siebenten Jahrgange seiner Quartalschrift seinem am 3. Februar 1820 verstorbenen Freunde, Alois Sandbichler, ein schönes Denkmal der gegenseitigen Freundsehaft gesetzt hatte, gab er, nachdem mehrere seiner Mitarbeiter theils gestorben, theils durch Geschäfte und Verhältnisse an ferneren Beiträgen verhindert waren, die Fortsetzung der Quartalschrift auf, sicher hoffend, wie er selbst sagt, eine andere Hand würde den Faden aufgreifen, den er niedergelegt hatte. Die noch wenigen, übrigen Jahre wollte er, wie er sich oft äusserte, der Vorbereitung zur grossen Reise widmen, immer noch warmen und innigen Antheil nehmend an den Ereignissen der Zeit, den Erscheinungen in der theologischen Literatur, und vor allem an dem Zustande und den Schicksalen der katholischen Kirche, für die er aus den geschlossenen Concordaten der ungarischen National-Synode und den Unterhandlungen einiger süddeutscher Höfe mit dem päpstli- chen Stuhle die schönste Zukunft vorhersagte. Diese Hoffnungen und frohen Aussichten für die katholische Kirche waren in den beiden letzten Jahren für den edlen und liebenswürdigen Greis, dessen Kräfte allmählig schwanden, die fast einzige Sonne, an deren Strahlen er sich so gern sonnte und erwärmte, und frisches Leben einathmete. So leibte und lebte der für Religion und Kirche, für sein Vater- land und seinen Fürsten sich so ganz hingebende Greis bis zum 29. December 1825, wo ihm, der der Feier seines Priester-Jubiläums so nahe war, der Todesengel sanft die Augen schloss. Die nutzbaren Gesteine Oberösterreichs und Salzburgs nach dem geognoslischen Vorkommen und in ihrer Anwendung. Von Carl Ehrlich. rer vn, ae % m Ihren Hglarea m Sie, . . 6 | Ar Sehen ee ayın ındaled I wait era Da u ann, a ni han. ler a EFERRLLTNE A! rt Di. Gewinnung und Verarbeitung der unorganischen Natur- Producte bilden in Oberösterreich wie auch im Lande Salzburg eine der vorzüglichsten Erwerbsquellen. Der vorherrschenden Beschäftigung einer Bevölkerung liegen wesentlich die gege- benen geognostischen Verhältnisse, sowohl in der gebotenen Oberflächen - Beschaffenheit, als auch in dem Vorkommen der anwendbaren Gebirgsarten und Mineralien zum Grunde, daher auch eine Zusammenstellung derselben nach ihren Auftreten in den verschiedenen Formationen einen nicht unwichtigen Beitrag zur Landeskunde bieten wird. I. Aus der Primär - Formation. Granit, ist sehr entwickelt im nördlichen Theile von Ober- österreich, er begleitet z. Th. die Ufer der Donau, und setzt die Berge des Mühlkreises zusammen. Gneis-Parthien und Uebergänge in Glimmerschiefer sind demselben untergeordnet. In der salzburgischen Centralkette tritt hingegen der Granit gegen den Gneis sehr zurück. Der Granit dient vorzüglich als guter Baustein, weniger in dem an Steinbauten ärmeren salz- burgischen Gebirgslande, als in Oberösterreich besonders der Umgebung von Linz, wo er das Materiale, vorzüglich zu Grund- mauern liefert, so wie er auch bei den Linz umgebenden Befestigungswerken als Baustein grosse Anwendung fand. Ehrlich. Gest, Oberöst. 13 194 Der in den Mischungs - Verhältnissen seiner Bestandtheile gleichförmige und kleinkörnige Granit, so von Mauthausen und Aschach dient überdiess zur Anfertigung von eubischen Pflaster- steinen und Trottoirsteinen, die hauptsächlich nach Linz und Wien abgesetzt werden, dann zu Thür- und Fensterstöcken, Trögen, Barren und verschiedenen andern Gegenständen. Der Granit von Mauthausen und Perg, besonders ausgezeichnet durch seine Härte und Polierfähigkeit und der dadurch begründeten Dauer wird viel zu Grabmonumenten, dann zu Piedestals für Monumente gesucht und benützt, so ist das Piedestal der Rei- ter - Statue des Kaisers Joseph II. in Wien, der Statuen des Kaisers Franz Il. in Wien und Gratz aus den Steinbrüchen zu Mauthausen. Ausserdem ist das Becken zu dem schönen Brun- nen auf der Freiung in Wien aus dem Granite zu ‚Perg, .die Schluss - Steinplatte zu dem grossartigen Arsenal.in Wien aus dem von Mauthhausen u. gl.; mitunter dient der kleinkörnige Granit auch zur Verfertigung von Bijouterie-Gegenstänglen, wie Dosen u. s. w., ohne dass die letztere Verarbeitung einen eige- nen Industriezweig im Lande bildet. In den Anbrüchen zu Zell im Mühlkreise wird der Granit als Baustein, mitunter zu (uadern behauen, sowie zu verschie- denen anderen Gebrauchs - Gegenständen verarbeitet. Wie bedeutend die Benützung des Granites in Oberösterreich ist, ergibt sich aus dem Berichte der oberösterreichischen Handels- und Gewerbekammer in Linz vom Jahre 1855, nach welchem in der Um- gebung von Linz 24 Granitbrüche bestehen, in denen 800 Kub. Klft. Bausteine, 60 Kub. Klft. Pflastersteine, 10 Kub. Klft. Würfelsteine und 8 Kub. Klft. Trottoirsteine, im beil. Werthe von 20.000 fl. CM.; in den 6 Granitbrüchen zu Aschach 80 Klafter Würfelstene, 500 Fuhren ordinärer Pflastersteme, und 550 Kubik Klafter Bausteine gewonnen wurden. Gneis bildet grösstentheils den Centralstock der Alpen im Salzburgischen, und dient im, Bereiche seines Vorkommens gleich den übrigen festeren kristallinischen Schiefergesteinen, die mehr in den Voralpen entwickelt sind, wie der 195 Glimmerschiefer Chloritschiefer als Baustein und zur Strassen - Beschotte- rung, welch’ letztere immer, wie in jedem anderen Terrain den wandernden Geologen schon mitunter auf die Vorkommnisse der nächsten Umgebung leitet. Talkschiefer kommt zu Rastjetzen im Gasteinerthale und zu Schellgaden im Lungau vor, wo derselbe als Gestellstein zum Gebrauche für die Eisen - Hochöfen gebrochen wird. Urkalk findet sich in der salzb. Gebirgskette, theils in Gneis eingelagert; in grösserer Mächtigkeit tritt er jedoch gegen die Seitenthäler in der Richtung von Süd nach Nord auf; er dient sowohl als Baumateriale als auch zu Verarbeitung anderer Gegenstände ; so wurde aus einem blaulichweissen kleinkör- nigen, glimmerigen Urkalke von der sogenannten Laven, die Brücke im Wildbade Gastein, sowie das Bad des Erzherzogs Johann daselbst, hergestellt. Zur Anfertigung für Kunstobjecte, so zu Altären, Basre- liefs und verschiedenen Kunstsachen zeichnet sich ein im Be- zirke Kleinarl vorkommender Urkalk durch seine Reinheit und Durehsichtigkeit aus, und wird vom Bildhauer Bloberger in St. Johann benützt. Von Wichtigkeit sind die kristallinischen Schiefergesteine Salzburgs in Bezug ihrer Mineral-, besonders aber Erzführung. Gold kommt wenig gediegen vor, sondern meist mit andern Mineralien gemengt, und ist Gegenstand bergmännischer Gewinnung zu Gastein, Siglitz und Rauris, wo dieselben in den edlen Gängen gold- und silberhaltig einbrechen, als: Glaserz, Blende, Bleiganz , Buntkupfererz, Kupferkies , Eisenkies,. 13* 196 Arsenikkies, und sämmtlich zur Gewinnung von Gold und Silber aufbereitet werden. Bleiglanz, silberhältiger, bricht auch in Salzburg's Lun- gau ein, wie zu Schellgaden, in welchen jetzt aufgelassenen Bergbau zugleich auf Gold gebaut wurde. Zu Altenburg und Dürrenrain nächst Ramingstein bestanden einst bedeutende Bergbaue auf Silber, die in früheren Zeiten tausende von Mark besonders in dem 136jährigen Zeitraume | von 1627 — 1763 eroberten. Im Bergwerk Glücksbau wurden noch im Jahre 1796 140 Mark Silber und in der Hütte 90 Gentner Silberglätte gewonnen. Nach der geologischen Uebersicht der Bergbaue der österreichi- schen Monarchie, zusammengestellt vom Herrn Bergrath Franz Ritter v. Hauer und Franz Foetterle, Wien 1855, betrug im Jahre 1851 zu Gastein und Siglitz die Ausbeute 55 Mark 9 Loth Gold und 152 Mark A Loth Silber, in Rauris 59 Mark 8 Loth Gold und 189 Mark Silber. Nach dem jüngsten Berichte der salzburg. Handelskammer v. J. 1855 belief sich in einem Beobachtungsjahre (welchem ?) die salzburgische Gesammt-Production von Böckstein und Rauris auf 78 Mark 15 Loth Gold und 574 Mark 5 Loth Silber. Die Ausbeute an Gold und Silber wird an das k. k. Münzamt ein- geliefert. Ausser diesem beschäftigen sich in Oberösterreich mit der Verarbeitung dieser edlen Metalle 5 Goldschläger, 52 Goldarbeiter-, AA Silberarbeiter- und 46 Gürtler- Werkstätten mit Anfertigung von geschlagenem Gold und Silber, verschiedener Schmucksachen und Kir- chen - Geräthschaften, sowie mit Vergolden und Versilbern. Kupferkies wird im Muhrthale Lungau's vom Bloaseck über den Blankowitz-Spitz zur Schusteralpe und auf dem Hofl= | nungseck, ferner in Brennthal und Untersulzbach im Pinzgau, dann in Pongau, wie auch in der Umgebung von Grossarl in den Bergbauen Krähmad und Kardeis abgebaut, dann zu Mühlbach und Hüttschlag verhüttet. Nach der erwähnten ‚geologischen Uebersicht der österreichischen Bergbaue, der auch die meisten der folgenden Angaben über die Grösse der Erzeugnisse ent- nommen sind, betrug im letzteren Werke dieselbe im Jahre 197 1851 93 Ctr. Rosettenkupfer und 118 Ctr. Schwefel, als Stan- gen und Staubschwefel, während das erste Werk 146 Ütr. Roset- tenkupfer, 146 Ctr. Schwefel, 310 Ctr. Kupfer- und 23 (tr. Eisenvitriol erzeugte, wozu der Eisenkies verwendet wird, worauf in Brennthal und Untersulzbach gebaut wird, und der etwas kupferhältige, daher blaulich grüne Vitriol unter dem Namen »Zwei-Adler« oder salzburger Vitriol in Handel gesetzt wird. Nach dem jüngsten Ausweise der salzburg. Handelskammer vom Jahre 1855 war im Salzburgischen die Gesammtproduction zu Mühl- bach 251%, Ctr. Rosettenkupfer, 110 tr. Schwefel, 6981, Ctr. Kupfervitriol; zu Hüttschlag 219 Ctr. Rosettenkupfer, 18 Ctr. Staub- schwefel und 128 Ctr. Stangenschwefel. Arsenikkies bricht in Glimmerschiefer zu Rothgülden in Lungau ein und wird zunächst dem darauf bestehenden Berg- baue gleich zu weissem Arsenik verarbeitet. - Im Jabre 1851 betrug die Erzeugung 92,700 Pfund. Ausser den metallischen Mineralien, auf welche in früherer Zeit im krystallinischen Gebiete, so wie in dem der folgenden Uebergangs -Formation ein weit bedeutenderer Bergbau betrieben wurde, woran noch die vielen Stollen und Aufschläge erinnern !), und der damalige Wohlstand der Gewerken noch im Munde des Volkes lebt, finden nur noch wenige Gesteine einige An- wendung, So: Serpentin, selber kommt zum Theile als Einlagerung in Talkschiefer in Lungau vor, zwischen Glimmerschiefer bildet er ein Lager am Brennkogel in der Fusch, in ziemlicher Mächtigkeit am Bruckberge, so wie im Thale von Gastein, in welchem er früher in eigenen von den ehemaligen Bergherren betriebenen Steinbrüchen gewonnen und die daraus gefertigten Säulen und Schafte zur Zierde der Wohnung der reichen Weitmoser dienten, während jetzt das Vorkommen des Serpentins mit Titaneisen am 1) Ehrlich, Erzvorkommen und Bergbau in den nordöstlichen Alpen Linz 1850. 198 Ingelsberge nur im mineralogischen Interesse des letzteren aus- gebeutet wird. Asbest erscheint am Bruckberge, Eingangs des Fuscher- thales, so wie im Weichselbachthale und andern Orten zum Theile mit Serpentin und Uebergängen in Strahlstein; er findet im allgemeinen geringe Anwendung. Smaragd kommt im Habachthale Pinzgau’s meist im Glim- merschiefer vor, die schönsten erscheinen in den Uebergangs- stücken des genannten Gesteins in Thonschiefer, sie werden von den benachbarten Bewohnern des Zillerthales gesucht, die sie z. Th. für Mineralien - Sammlungen, die grösseren Stücke wohl auch mitunter zu Schmucksteinen verwerthen. ’ ; . Aus der Uebergangs - Formation. Kalk, körniger, lagert mit den Grauwackengesteinen und geht an der Begrenzung mit Grauwackenschiefer ins schiefrige über, so in der Umgebung von Flachau, Radstadt, er dient theils als Baumateriale, theils würde sich derselbe wie der schön weisse krystallinische Kalk von der Ensalpe bei Flachau zur Anferti- gung von Kunstgegenständen eignen, minder weisser Kalk in ausgezeichneter Schichtung findet sich aın Radstadter - Tauern und wird mitunter zu Schrifttafen für Grabmonumente benützt. Grauwackensandstein, z. Th. konglomentartig, gibt festes Gestein zu Bausteinen, und wird auch gleich dem folgenden Grauwackeschiefer im betreffenden Gebiete zur Strassen- Besehotterung verwendet; der eisenhaltige Grauwackeschiefer dient als Zuschlagschiefer in dem ärarischen Hüttenwerke zu Flachau. Vorzüglich aber ist der Grauwackenzug in Bezug seiner metallischen Mineralien wichtig, so führt er 199 Kupferkies in der Umgebung von Zell am See, im Pinzgau, wo eram Limberge, am Kluken und in der Walchen abgebaut und zu Mühlbach verhültet wird, dann in Mitterberg bei Werfen in Pongau, in welch letzterem Werke die Erzeugung im Jahre 1851 865 Ctn. Rosettenkupfer betrug. Nach dem Ausweise der salzburg. Handelskammer vom Jahre 1855 war die Jahres-Production der Kupferhütte zu Mitterberg 1000. Centner Rosettenkupfer. Kupferlasur ist nur in seltenen Fällen bauwürdig. Vor vielen Jahren brachen 100 Centner von demselben im Daniel- stollen zu Schwarzleo im Leogangthale ein, und wurden daselbst verschmolzen. Fahlerz, gleichfalls im Leogangthale, wurde in dem hier früher bestandenen blühenden Bergbaue zu Schwarzleo zur Ge- winnung von Kupfer, Blei und Silber, zugleich mit silberhältigem Bleiglanz abgebaut. Die Erzeugung war zu Schwarzleo in dem stärksten Betriebe vom Jahre 1804. 182, Centner Kupfer und 586 Gentner Blei, im Jahre 1818 wurden 128 Gentner, 96 Pfd. Kupfer und 448 Centner, 64 Pfd. Blei mit 105 Mark, 2 Loth Silber, aber die grösste (uantität Kupfer mit 316 Centner, 76 Pfund wurde 1794 gewonnen. In Oberösterreich ist der Verbrauch und die Verarbeitung des ‚Kupfers zu technischen Zwecken nicht unbedeutend. Nach dem Berichte der oberösterr. Handels- und Gewerbekammer vom Jahre 1855 bedarf allein die Messingfabrik zu Reichraming 2250 Centner Kupfer mit 1200 CGentner Zink zur Herstellung von 2200 Centner Messingblech, 900 Centner Messingdrähte, 200 Centner Tombackblech und 150 Gentner Tomback- und Kupferdraht im Werthe von 245,450 fl., und verausgabt dazu an Rohmateriale 176,400 fl. Der Kupferhammer zu Wels verarbeitet 150 Gentner Kupfer zu Schallen, Kesseln, Blechen. Das Kupfer-Hammerwerk zu Haibach im Innkreise 80 Gentner zu Kesseln und Häfen; ausserdem werden noch grosse (uantitäten von Kupferblech in der zu Urfahr Linz bestehenden Fabrik des Herrn Anton Lange und bei den im Lande befindlichen 59 Kupferschmieden verarbeitet. 200 Nach dem Ausweise der salzburg. Handelskammer vom Jahre 1855 lieferte Salzburg 169 Centner an Kupferwaaren. Eisenkies bricht zugleich mit Kupferkies am Limberge ein und wird mit diesem zu Mühlbach verhüttet. Speiskobalt und Erdkobalt in einem auf Grauwackerschiefer lagernden eisenreichen Dolomit im innigen Gemenge von (uarz und Erzen als unregelmässige Ausscheidungen am Nöckel im Leogangthale , wie auch an der Südseite des Thales zwischen dem Bründel- kendel und dem Thierhaggraben vorkommend, war besonders früher Gegenstand bergmännischer Gewinnung von einer eigenen Gewerkschaft, der alle Kobaltwerke im Erzstifte verliehen waren. Nickelspiessglanz, Nickelantimon, Nupfernickel treten mit Quarz und Dolomit innig gemengt in grössern Linsen oder feinen Schnüren, seltener in Nester und Putzen am Nöckelberge zu Schwarzleo zugleich mit Ko- baltblüthe, Kupfer- und Schwefelkies auf. Die bis zu 15 p. C. haltenden Nickel- Verbindungen werden mit den Kobalt-Erzen nach einer längeren Fristung dieses Bergbaues wieder gegen- wärtig von einer Gewerkschaft abgebaut. Das Gesammt -Erzeugniss betrug nach dem Ausweise der salzburg. Handelskammer vom Jahre 1855 6800 Centner Niekel-Kobalt-Pocherze. Ausser der bergmännischen Production beschäftigen diese beiden Metalle im Lande keine eigenen Industriezweige. Galmey kommt nieren- und putzenförmig in der Gegend von Filzmoos und St. Martin vor, worauf ehemals auch Gruben- baue bestanden. Am wichtigsten aber von allen ist der von der Steier- mark durch das salzburgische Gebiet bis nach Tirol streichende Eisensteinzug mit dem Spatheisenstein, der ın Verbindung mit Kalk in linsen- förmigen Massen der Grauwerke eingelagert, bedeutende Berg- 201 baue in Betrieb setzt, so in der Gegend von Flachau mit den Gruben im Rettenbachgraben, Thurmberg, Haselgraben, Penke- rötz und am hohen Briel, welche Erze zu Flachau verschmolzen werden; die Erzeugung belief sich im Jahre 1854 auf 21.888 Gentner Roh-, und 970 Centner Gusseisen. Am Buchberg bei Bischofshofen bricht der Spatheisenstein mit etwas Braun- eisenstein ein, und wird zu Werfen mit den andern Orts ge- wonnenen Eisenerzen verschmolzen, mit denen zusammen die Erzeugung des Berg- und Hüttenwerkes zu Werfen sich im Jahre 1854 auf 19,110 Gentner Roh- und 5636 Gentner Guss- eisen belief; ferner in der Gegend von Dienten mit den Berg- bauen Korbachalpe, Kollmannsegg, Tennkopf, Bürgelloch, Nagel- schmidfels, Lehmätz, Sommerhalde, Wetterkreuz. Das Hütten- werk zu Dienten erzeugte im angegebenen Jahre 9959 Gentner Roheisen. In der benachbarten Steiermark, die hauptsächlich das Rohmaterial für die oberösterreichische Eisen - Industrie lie- fert, betrug die Gesammt-Erzeugung von Eisenerz, Hieflau und Vordernberg im Jahre 1853, 874,608 Centner Roheisen im Geldwerthe von 3,087.698 1l. Brauneisenstein im Bundschuhthale im salzb, Lungau, ist anscheinend durch Verwitterung des Eisenkieses entstanden. Die Erzeugung der zu Bundschuh verschmolzenen Erze betrug in dem Werke zu Bundschuh im Jahre 1851 14.121 Ctn. Roheisen. Im Salzburgischen befindet sich ausser den k. k. Aerarialwerken zu Flachau, Werfen, Dienten und Ebenau, deren Erzeugniss nach dem Ausweise der salzb. Handelskammer v. Jahre 1855 in 58.111'% Ctn. Roheisen, 6911 Ctn. Gusseisen , 16.521, Ctn. Schmid- und Streckeisen bestand, noch an Privat - Unternehmungen: das Eisen - Hammerwerk zu Sinnhub nächst Salzburg, mit einem Erzeugnisse von 5—6000 Ctn. Eisen; das Zeller’sche Eisen - Hammerwerk zu Thalgau mit 5—4000 Ctn. Stahl, der Guss-Stahl-Ofen in Parst bei Salzburg 500 Ctn., das mit Blechwalzwerk zu Hüttau mit 5400 Ctn. Eisenblech, die Lungauer Eisen - Gewerkschaft zu Bundschuh und Mauterndorf mit 14.500 Ctn. Roheisen, 500 Ctn. Gusseisen, 7650 Ctn. Feinstreckeisen, das Hammer- werk zu St. Andrä bei Tamsweg mit 5000 Ctn. Rohstahl, das Eisen- 202 walzwerk zu Grödig, der Stahlhammer, Guss-Stahl-Ofen und die Sensenschmide des Herrn Putzhammer, und der Drahtzug des Herrn Winkler zu Thalgau, das Nagelschmidwerk zu St. Johann, die Huf- und Zeugschmiede zu Fustl, die Pfannenschmiede zu Pfarr -Werfen, das Eisen- und Pfannen-Hammerwerk am Höllgraben bei Werfen. Die Wichtigkeit des Eisens für die oberösterreichische Industrie belegen die Angaben der oberösterreichischen Handels- und Gewerbe- kammer. Nach dem Berichte vom Jahre 1855 bestehen: Sensengewerke 54, so im Traunkreise in der Gegend von Kirchdorf, Scharnstein, Leonstein, Spital, und einige im Mühlkreise, wie zu Har- rachsthal und St. Oswald, mit einem Bedarfe von 10.987 Ctn. Flossen, 1286 Ctn. Eisen u. 35.003 Ctn. Stahl und Mock im Werthe von 496.524 fl., woraus angeblich 1.650.700 Stück Sensen, 75.650 Siück Strohmesser , 141.180 Stück Sicheln im Gesammtwerthe von 887.241 fi. CM. erzeugt werden, welches Fabrikat im Inlande, so wie nach Polen, Russland, Frankreich, Schweiz und den deutschen Bundesstaaten Absatz findet. Hammerwerke in der Gegend von Reich- und Grossraming, Weyer und Laussa, von dreissig der bedeutenderen wurden nach demselben statistischen Berichte im Jahre 1855 verarbeitet: an Flossen 81.026 Ctn., alten Eisen 12.440 Ctn., Gerbeisen 5880 Ctn., Rohstahl 5417 Ctn., Gärbstahl 962 Ctn., Drahteisen 200 Ctn., Feuereisenmassl 957 Ctn., Rohzweckschmied 574 Ctn., Rohmittelzeug 600 Ütn., Eisenzopfen 629 Ctn., Stahlzopfen 1595 Ctn., zusammen 106.560 Ctn., wovon erzeugt wurden: Grob-, Stangen-, Draht-, Gitter-, Rahm- und Nagel- eisen 45.617 Ctn., Rohstahl und Mock 19.458 Ctn., Guss-Stahl 740 Gtn., Meisselstahl 2 Ctn., Rohzweckschmied 2 Ctn., einmal ge- gärbter Zweckschmied 515 Ctn., Mittelzeug 1050 Ctn., einmal ge- gärbter Mittelzeug 410 Ctn., einmal gegärbter Stahl 7699 Ctn., zweimal gegärbter Stahl 194 Ctn., dreimal gegärbter Stahl 54 Ctn., Feilstahl 1059 Ctn., Frimstahl 76 Ctn., Kistenstahl 5927 Ctn., Scharsachstahl 2502 Ctn., Feuereisenmassl 725 Ctn., im Gesammtwerthe von etwa 1.106.577 fl., von welchen Erzeugnissen der Absatz grösstentheils im Inland, nur von den k. k. Gewerken auch in das Ausland statt findet. Drahtzugs- Gewerke in der Gegend von Freistadt, Schwertberg, Mauthausen, Steyr, von sieben derselben belief sich der Verbrauch an Rohmateriale im Jahre 1855 auf 12.054 Cin. Stangen-, Nagel- und Drahteisen im Werthe von 152.594 fl. 203 Hammer- und Hackenschmiede im ganzen Lande verbreitet, 197, sie erzeugen verschiedene Geräthe, namentlich Pflugschaaren , Schau- feln, Hacken, Krampen, Hauen, Gabeln, Strohmesser, Reifmesser, Eggen- zähne, Radschuhe, Hufeisen-, Wagen-, Schlitten- und Pflug - Be- schläge, Fenstergitter, Maurer-, Steinbreeher-, Zimmermanns-, Müller- und andere Werkzeuge, Sägeblätter, Ambose, Sperrhaken, Achsen, Schaubmesser, Nägel, Streckeisen, Stahl u. s.w. Nach einer wahr- scheinlichen Angabe betrugen im Jahre 1855 diese Erzeugnisse im Gesammt- Gewichte etwa 17.620 Ctn., und im Werthe 548.520 f., wozu 8000 Ctn. Flossen, 10.000 Ctn. Eisen und 5000 Ctn. Stahl im Werthe von 156.000 fl. erforderlich waren. Der Absatz beschränkt sich von den meisten auf Oberösterreich, und nur einige im Inn- kreise setzen Öeconomie - Geräthe auch in das benachbarte Baiern ab, hingegen Sägeblätter aus dem Mühlkreise auch nach Niederöster- reich, Böhmen, Steyermark, Kärnthen, Ungarn und nach Baieru gehen. Pfannenschmiede, 8 Unternehmungen, verarbeiteten im J. 1855 945 Ctn. Eisen, 101 tn. altes Eisen, 20 Ctn. Blech und 50 Ctn. Flossen im Gesammtwerthe von beiläufig 5465 fl. und erzeugten 620 Ctn. Pfannen, Feldkesseln, Reinen, Hafendeckel, im Werthe von 22.576 fl., die vorzüglich nach der Schweiz und Baiern, Böhmen, Ungarn, Steyermark abgesetzt werden. Nagelschmiede theils mit Handarbeit, theils mit Maschinen, bilden einen der wichtigsten Zweige der oberösterreichischen Eisen - Industrie, sie sind verbreitet in der Gegend von Steyr, Losenstein, Weyer. Im Betriebe standen im Jahre 1852 152, und erzeugen alle Gattungen Nägel von der kleinsten Gattung bis zur grössten. Zu den grösseren Gattungen gehören : Heller-, Pfennig-, Boden-, Latten-, Schindel-, Huf- und Eisenbahn -Nägel u. s. w., die vornehmlich in Losenstein erzeugt werden, während die kleineren Gattungen Schuhnägel, wie die sogenannten Büffelnägel und Mausköpfel, dann Kartätschen -, Rahm-, Schloss-, Eisen -Nägel u. dgl. meist zu Garsten und Steyer gefertigt werden. In der angegebenen Zahl der Werkstätten wurden im Jahre 1852 beiläufig 50.000 Ctn. Zaineisen im Werthe von 550.000 fl. verarbeitet, davon das Erzeugniss circa 255 Millionen Nägel (worunter wenigstens 50 Millionen Schuhnägel) im Gewichte von 25.500 Ctn., im Werthe von 612.000 fl. 204 Maschinen - Nägel-Fabrication wurde im Jahre 1852 in 24 Werkstätten zu Steyer, zwei in Losenstein dann in Kirchberg, Garsten, Kraxenthal, Unterdambach, Wels, je einer betrieben, wobei wenig- stens 11.000 Ctn. Eisenblech und Eisenschienen im Werthe von 154.000 fl. CM. und 75 (tn. Eisendraht im Werthe von 1650 Al. verbraucht, und beiläufig 1.100 Millionen Nägel und Schuhstifte, nebst 45 Millionen Drahtstiften im Gesammt - Gewichte von 10.910 'Cin. und im Werthe von 260.000 fl. CM. erzeugt wurden. Der Absatz dieser Erzeugnisse findet sich sowohl im Lande, und wird durch Handlungs- häuser in Steyer, Wien, Pesth, Gratz, auch in die übrigen Kronländer, so wie in die Donaufürstenthümer und die Türkei vermittelt. Zweckschmiede erzeugen Schuhzwecke wie auch geschmiedete Nägel. Im Jahre 1852 zählte man in Steyer 12, in Unterdambach und Lahrndorf 7, in Steinbach und Grünburg 4, zusammen 23 Werk- stätte, wovon 21 ausgeübt, und beiläufig 800 Gin. Zweckschmied- stahl im Werthe von 14.400 fl., und 514 Ctn. Nägeleisen im Werthe von 5654 fl. CM. zu circa 28.400.000 Stück Schuhzwecken im Gewichte von 640 Ctn. und im Werthe von 54.080 fl. verarbeitet wurde. Zainhämmer liefern den Nagelschmieden das nöthige Zaineisen. Im Jahre 1852 befanden sich in der Gegend von Losenstein 22, und in Unterdambach bei Steyr 2 im Betriebe, wovon jedes Werk durch- schnittliceh mindestens 600 tn. Zaineisen für den Verkauf erzeugte, nach welcher Annahme sich in den 24 Zainhämmern ein jährliches Erzeugniss von 14.000 Ctn. im Werthe von 151.200 fl. herausstellen würde. Klingenschmiede erzeugen verschiedenartige Messer- und Gabel- klingen, und liefern dieselben im rohen Zustande; hievon bestanden im Jahre 1855 59, vorzüglich in Steyer, Unterwald, Kleinraming, Jägerberg, Sierning, und verarbeiteten zusammen 2880 Ctn. Stahl, und fertigten 2.016.000 Klingen im Werthe von 82.640 fl. CM. Messerer beschäftigen sich mit der Herstellung von Tisch-, Dessert-, Transchier-, Taschenmesser und Gabel, seltener Feder- und Rasier- messer und anderer Schneid-Instrumente. Zu den Tisch- und Tafel- messern (worunter immer Messer und Gabel verstanden wird) werden die rohen Klingen von den Klingenschmieden bezogen. Die Messer- Fabrieation wird in und um Steyr, Trattenbach, Sierning, Grünburg und Steinbach betrieben in 206 Werkstätten, von welchen sich im Jahre 1855 die beiläufige Erzeugungsgrösse auf 152.195 Dutz. Tafelbestecken, 205 z 68.806 Dutzend Taschen- und Federmesser, und 6000 Dutzend Rasir- messer in einem annäherungsweisen Werthe von 560.000 fl. belief, wozu ungefähr 5000 Ctn. an Eisen und Stahl erfordert wurden. An Holz- Taschenmessern, sog. Taschenfeideln, deren Fabrieation vornehmlich in Trattenbach und Grünburg betrieben wird, wurden in 52 Werkstätten 6.614.000 Stück im Werthe von 86.677 fl. CM. er- zeugt, wozu 1660 (tn. Zweckschmiedstahl, dann 530 Ctn. Eisenblech und 85 Ctn. Eisendraht verwendet wurden. Rasiermesser - Schmiede bestanden im Jahre 1855 in Steyr 10 Werkstätten im Betriebe, deren Erzeugniss ungefähr 12.000 Dutzend Rasirmesser im Werthe von 50.000 fl. CM. betrug, wozu 450 Ütn. Scharsachstahl verarbeitet wurden, welch’ ganz ordinäre Waare vor- zugsweise nach Ungarn und in den Orient Absatz findet. Scheerenschmiede, wovon im Jahre 1855 in Steyer 5, in Grün- burg so wie in Steinbach eine Werkstatt im Betriebe waren, erzeugten bei 17.000 Bund Scheeren, und eine Schmiede Beisszangen, Hämmer und Schuhmacher-Werkzeuge im Gewichte von 50 Ctn. und Gesammt- werth von 12.000 fl. CM., wozu an Materiale 500 Ctn. Stahl und gegen 100 Ctn. Eisen verwendet wurde. Der Absatz findet nach Ungarn, Steyermark, Mähren, in die Donaufürstenthümer und die Türkei statt. Feilensehmiede bestanden im Jahre 1855 in Steyr 14, in Neu- zeug 1, Grünburg 2, und Steinbach 1 Werkstätte, deren Erzeugnisse sich angeblich auf 219.000 Bund Feilen und Raspeln im Werthe von 146.000 fl. CM. belief, und 5650 Ctn. Stahl erforderten, und in alle österreichischen Provinzen, namentlich nach Ungarn, Böhmen, Lom- bardie, dann ins Ausland, wie in die Schweiz, Italien, Frankreich, Levante und Deutschland abgesetzt werden. Guss-Stahlfeilen werden nebst landwirthschaftlichen Geräthen in einer Fabrik zu Stauf bei Vöcklabruck erzeugt, welche ım Jahre 1855 24 Cin. Rohstahl, 62 Ctn. alten Stahl und Stahlabfälle, und 140 Ctn. Gusseisen verarbeitete, woraus 65 Ütn. Gussstahlfeilen, 45 Ctn. land- wirthschaftliche Geräthe, und 106 Ctn. Eisengusswaaren im angeblichen Gesammtwerthe von 7264 fl. CM. verfertigt, und welche Fabricate nach Wien, Baiern, Salzburg, Böhmen und Italien geliefert werden. Ahlschmiede, vornehmlich in Steyr und dem benachbarten Neu- zeug, dann in Grünburg und Steinbach. Im Jahre 1855 wurden 206 45 Werkstätten betrieben, in denen 17.400.000 Stück Ahlen im Werthe von 83.520 fl. CM. erzeugt, und dazu 1160 Ctn. Scharsach- stahl verbraucht wurden, deren Absatz in alle österreich. Staaten, wie auch nach Deutschland, Frankreich, Italien, Schweiz und der Levante statt findet. Maultrommel-Fabrication ist vorzüglich im Thale Molln, weniger zu Grünburg und Waldneukirchen im Betriebe. Im Ganzen beschäftigen sich mit diesem Industriezweig 45 Maultrommelmacher und 5 Kloben- schmiede, welch letztere aus Zaineisen die Kloben zu den Maultrom- meln an die Maultrommelmacher liefern, von denen jedoch diese sehr einfachen musikalischen Instrumente meist ganz hergestellt werden. Das Erzeugniss dieser Werkstätten belief sich im Jahre 1855 auf 675.000 Kloben und 4.155.000 Stück Maultrommeln, im Gesammt- werthe von 54.900 fl. CM., wozu im Ganzen 800 Ctn. Zaineisen und 64 Cin. Stahl verwendet wurden. Sie finden ihren Absatz in das Ausland. Damascener-Stahl- Fabrication zu Spital am Pyhrn des Herrn Ferdinand Riedler, dessen Fabrieate an Säbelklingen, Hirschfängern und Waidmessern behaupten einen ausgezeichneteren Platz in der Eisen- Industrie des Landes. Ausser den angeführten nehmen noch in Oberösterreich die Werkstätten von Schlossern 188, Schmieden 744, dann Ketten-, Wagen- und Ringelschmieden 11, Neigerschmieden 15, Striegel- schmieden 6, Zeugschmieden 17, Stahl- und Eisenwaaren - Verfer- tigern 2, Spenglern 79, nebst einer Eisen-Kochgeschirr-Erzeugung, an der Verarbeitung des Eisens und Stahles thätigen Antheil. IM. Aus der Secundär- Formation. Rother Schiefer, zum untersten Glied der in den Alpen auf- tretenden Trins gehörig, ist sowohl im Salzburgischen in der Umgebung von Werfen, Leogang, als auch in Oberösterreich im Thale von Windischgarsten, Hinterstoder und in der Ge- gend von Almsee und Hallstatt entwickelt, wovon jedoch nur 207 der etwas eisenhältige im Salzburgischen als Zuschlagschiefer bei den Eisenhütten verwendet wird. Für das Flachauerwerk dient eine 3—- 4 Klafter mächtige Ablagerung am Steinbache, wo er 8 p. (C. Eisen führt. Kalk kommt in grosser Mächtigkeit in dem sowohl Salzburg, als Oberösterreich durchstreifenden Zuge der Kalkalpen vor und theilt sich in dem des Trias, Lias, des Jura und der Kreide, und findet sowohl, als Baustein, wie auch zur Anfertigung architeetonischer und anderer Kunstgegenstände; zur Strassen - Beschotterung und gebrannt zur Mörtelbereitung häufige Anwen- dung, vorzüglich benützt wird der dichte Kalk als Marmor. Zur Gewinnung des Gesteines, das von verschiedener Färbung und Brauchbarkeit ist, bestehen auch viele Steinbrüche, so im Salz- burgischen unter andern am Dürrenberge bei Hallein, wo auch die Kirche aus dem hier gebrochenen rothen Marmor gebaut ist. Die Gewinnung und Bearbeitung eines schönen Marmors beschäftiget in der Umgebung von Hallein die Bewohner von Vigaun, Adnet und Wiesthal, in welch zwei letztgenannten Dörfern fast jeder Bauer einen Marmorbruch besitzt, daher auch die Bauernhöfe aus Marmor aufgeführt, an marmornen Krippen steht das Vieh, und Mauern aus Marmortrümmern schliessen Gärten und Wiesen ein. Die Kirchen dieser Ge- gend zieren Altäre und Altartische von Marmor, und das Speissgeländer der Kirche zu Adneth zeigt in den kleinen Säulen die Verschiedenheit des daselbst vorkommenden Gesteins. Aus Marmor werden ferner Krander, Thür- und Fenster- stöcke, Denksteine, so wie behauene Bausteine u, dergl. gefertigt. Ausgezeichnet ist in Adnet der Säulenbruch, aus welchem vor wenigen Jahren 18 Stück Säulen zu 20 Schuh Höhe und 3 Schuh im Durchmesser zu den Kunstbauten Baierns geliefert wurden, Ein Rothmarmorbruch befindet sich auch zu St. Jakob. 208 Am Untersberge nächst Salzburg werden grossartige Stein- brüche auf Kosten des Königs von Baiern betrieben, wobei ein paar hundert Arbeiter beschäftiget sind. Die Gewinnung des vorherrschend weissen, mitunter ins fleischrothe übergehenden Kalkes erleichtert nebst der geneigten Schiehtung die in einer Mächtigkeit von 5 — 6 Fuss gegen Norden einfällt, auch der Vortheil, dass immer zwei Flächen frei werden, indem mittelst 2 — 3 Fuss breiten parallen Einschnitten die ganze Mächtigkeit einer Schicht durchbrochen, die daraus entstehenden gewalti- gen vierseitigen Säulen durch Keile in gleich grosse (uadern gespalten und durch Brechstangen von der geneigten Unterlage gehoben, nach abwärts gefördert, und dann regelrecht be- hauen werden. Dieser herrliche Marmor lieferte zum grossen Theil das Materiale zur Walhalla bei Regensburg, so wie zu andern Prachtbauten des Königs Ludwig von Baiern und fortwährend wandert dasselbe zu solchen Zwecken nach diesen Nachbarstaat, wozu erst im Jahre 1856 mehrere kolossale Architravsteine vom Untersberge durch Salzburg transportirt wurden, von denen jeder 32‘ breit und 3° hoch und 34° in der Länge mass, bei einem Gewichte von 400 Centner. Aus grossen Marmorblöcken werden durch ein Steinschneidewerk Platten gesghnitten, wie solche geichfalls bei dem Baue der Walhalla verwendet wurden; während aus den kleinen Marmorstücken Kugeln, die sogenannten Schusser gefertiget werden, welche als Spielerei für Kinder Absatz finden. Wie in der gegenwärtigen Zeit dieser vorzügliche Marmor Baiern zu statten kommt, so diente er früher nicht minder den regierenden, kunstliebenden Erzbischöfen von Salzburg zur Ausführung vieler prächtiger Bauten und anderer Kunstwerke, woran die Stadt Salzburg reich ist. In vielfacher Verwendung sieht man theils rothen, theils weissen Marmor zu Altären, Portalen, öffentlichen Brunnen, Statuen und Grabmonumenten, so wie auch zu Gesimsen, Fenster- und Thürstöcken, Ein- 209 fassungen, Dokenbrüstungen, Geländern, Kaminen, Treppen, und Pflastersteinen verwendet, wovon der Dom und die übrigen Kirchen, das ehemalige Residenzschloss, dann das Mirabell, der Marstall, der Hofbrunnen, der Brunnen auf dem Marktplatze, der alte Fischbrunnen, so wie die aus einem 700 CGentner schweren Marmorblocke des Untersberges gear- beitete Statue des heiligen Sigismund am Thore gleichen Namens, nebst vielen andern Statuen und Denksteinen; ferner die Friedhöfe von St. Sebastian und St. Peter, an den vielen Grabmonumenten die sprechendsten Belege liefern. Doch nicht nur in und um Salzburg, sondern auch in Oberösterreich findet sich Salzburgs Marmor verwendet, wie in vielen Denksteinen der Stadt Braunau am Inn, worunter der seines ehemaligen Rathsherrn Steininger vom Jahre 1570 an der Aussenseite der Pfarrkirche besonders hervorragt. Zu Ischl ist das Piedestal von Wierers Monument, in Linz die Altäre in der Domkirche, die Dreifaltigkeits-Säule, so wie einer der Brunnen am Hauptplatze, das nördlich gelegene Portale des stän- dischen Landhauses u. v. a. von solchem Marmor, der überhaupt zur Zierde jedes Baues, so wie in der bildenden Kunst treff- lich dient. In der Gegend von Spital am Pyhrn bricht schöner Trüm- mer-Marmor an der Lofermauer, dessen reichliche Benüt- zung, sowohl die Räume des nun aufgehobenen Stiftes, als auch die Kirche, an Altären, Säulen u. a. aufweisen. Aus schwarzem, etwas weiss geaderten Marmor, welcher von Spital gegen die Grünau vorkommt, ist der Tabernackel in der erwähn- ten Kirche gefertigt, dieser Marmor würde sich vorzüglich zur Anwendung verschiedener Kunstgegenstände eignen, während der Anbruch jetzt unbenützt ist. Im selben Thale bei Windischgarsten liefert der körnige, versteinerungsreiche Kalk des Prillerberges den gesuchtesten Baustein der Gegend, so wie er auch aus den der Strasse Ehrlich. Gest. Oberöst. 14 210 zunächst gelegenen Anbrüchen zur Strassen - Beschotterung gewonnen wird. Der in der Gegend von Weyer, Reifling, Grossraming und Losenstein vorkommende Jurakalk dient als Baustein, wovon noch aus alter Zeit die Ruine Losenstein ein Zeugniss gibt, so wie er gleichfalls zur Beschotterung der Strasse verwendet wird; ferner dient er zur Anfertigung verschiedener architeeto- nischer Gegenstände, worunter beispielsweise der aus dem Marmor der Gegend von Losenstein gefertigte Kamin im Stifts- saale zu St. Florian. | Der Steinberg und Sommeraukogel bei Hallstatt, dann die Rosmoosalpe bei Ischl liefern in dem alpinen Muschelkalke einen schönen Marmor, der durch die zahlreichen organischen Resten, welche mit der Politur des Gesteins um so deutlicher hervor- treten, den daraus gearbeiteten Gegenständen ein besonderes Interesse verleiht. Die Steinschleiferei des Herrn k. k. Bergmeisters Georg Ramsauer liefert aus diesem Marmor Grabsteine, Tischplatten und selbst ganze Tische, wie für Se. k. k. Hoheit Herrn Erzherzog Franz Carl vor einigen Jahren deren zwei, einer aus rothem, einer aus grauem Gestein gefertigt wurden, wobei zu den geschnörkelten Füssen ganz passend die Ammoniten verwendet wurden. Ausser diesen werden an kleineren Gegenständen: Vasen, Schalen, Nähkisse, Schwersteine u. a. gearbeitet und dergl. auch zu der im Jahre 1853 stattgefundenen Industrie- Ausstellung nach New - York gesendet, wo sie gleichfalls allen Beifall fanden. Zu Ischl wird der Marmor von der Rosmoosalpe nebst anderem in der Steinschleiferei des Johann Georg Pilz zu Grabsteinen, wie auch zu kleineren Bijouterie - Gegenständen verarbeitet, welch letztere in dem immer mehr besuchten Ischl guten Absatz finden; während die Kalksteinbrüche am Kalva- rienberge und am Jainzen das Baumateriale zu den stets sich vergrössernden Curort bieten. 211 Der Marmor aus der Gegend von Goisern wird ebenfalls viel und mitunter zu Grab-Monumenten so auch in der Steinmetz- Werkstätte des Herrn Jos. Hafner in Linz verwendet, während vom Plattenbruche am Pötschen die Pflastersteine nach Ischl geliefert werden. Auf einem marmornen (uader der Gegend von Schwar- zensee bei St. Wolfgang steht das Monument auf der Esplanade zu Ischl, dann in der Kirche und der Capelle des heiligen Wolf- gang im gleichnamigen Orte, dann in der ehemaligen Stiftskirche des benachbarten Mondsee sieht man denselben Marmor häufig in Verwendung, und aus dem bei Ebensee am Kor- und Rinn- bache vorkommenden Marmor wurden die grossartigen Sud- häuser zu Ebensee erbaut. Zur Bohrung und Herstellung von marmornen Cylindern als Leitungsröhren in verschiedenen Dimensionen bestand ein nun wieder eingegangenes Etablissement an der Mühl im oberen Mühlkreise. Gebrannter Kalk wird viel in der Gegend von Weissenbach am Attersee, dann zu St. Wolfgang besonders guter aus dem Hippuritenkalke erzeugt, und in das Flachland verführt. Kreide, als Bergkreide findet sich in der Gosau und in neuerer Zeit wird dieselbe auch aus einem Lager in der Umge- bung von Offensee gewonnen, aus welch letzteren sich bisher der jährliche Absatz nach Linz und Wien auf eirca 2000 Centn. belief, der jedoch auf mehrere tausend Centner gesteigert werden könnte. Dolomit nimmt gleich dem Kalke einen grossen Antheil an der Zusammensetzung des Kalkalpenzuges und gehört gleich diesen verschiedenen secundären Bildungen. Er eignet sich. wohl wenig zur Mörtelbereitung, hingegen dient er bei einiger Festigkeit des Gesteines, wie bei Micheldorf nächst Kirchdorf als Baustein, vorzüglich aber als gutes Materiale zur Strassen- Beschotterung, wozu er im Bereiche seines Vorkommens vom genannten Orte bis Windischgarsten, dann von Ebensee bis. 14* 212 Ischl und noch weiter benützt wird; ferner wird der Dolomit aus der Umgebung von Ischl zur Beschotterung der Garten- Anlagen des Ortes verwendet. Hyäraulischer Kalk kommt in Begleitung der zur Trins gehörigen Salzflötze zu Hallein, Hallstatt und Ischl vor, und wird als solcher auch in Handel gesetzt. Sandsteine unterteufen sowohl den Kalk (Liassandsteine ) während die der jüngsten Secundär-Bildungen dem Kalk auf- lagern; (Kreidesandsteine), welch’ letztere ebenfalls in Wechsel- lagerung mit Mergelschichten, die abgerundeten Vorberge der Kalkalpen zum grossen Theile zusammensetzen. Der Sandstein ist durch die leichte Bearbarkeit als Baustein besonders für den zierlichen gothischen Styl, sowie in der bildenden Kunst ganz geeignet, manch schönen Bau und andere Denkmale hat davon sowohl Oberösterreich, wie Salzburg auf- zuweisen, wie die Pfarrkirche zu Steyer, das Portale des ehe- maligen Stiftes Garsten, welche aus dem in der Umgebung vorkommenden Sandstein entstanden, während in Salzburg die alte gotbische St. Margareth-Kirche, erbaut im Jahre 1485, das Vitalisthor, so wie das Sebastians- oder Linzerthor, das Portale des gräfl. Lodron’schen Palastes nebst vielen anderen aus Sandstein gefertigt sind. Ausserdem dient derselbe zur An- fertigung verschiedener Bau-, Kunst- und Industrie - Gegen- stände, zu Grabmonumenten und Denksteinen, Fenster-, Thür- und Stiegensteinen, Postamenten, Grenzmarken, Trögen, Kü- beln, Barren, Krandern, Gestell-, Schleif- und Wetzsteinen u. d. gl., daher zahlreiche Steinbrüche zur Gewinnung desselben im Betriebe stehen; so im Salzburgischen die Anbrüche zu Elixenhausen, dann zu Geretsberg, aus welch letzteren die Pflastersteine für die Stadt Salzburg bezogen werden, ausser- dem dienen die daselbst gewonnenen Platten zu Schrif- und Einsatztafeln für Grabmonumente u. a. Von Bedeutung sind ferner die Steinbrüche am Högl zu verschiedener Anwendung, während in denen zu. Mi- 213 chaelbeuern der gewonnene Sandstein meist nur als roher Baustein dient. In Oberösterreich finden sich Steinbrüche in der Gegend von Schlierbach und Kirchdorf, aus welch ersteren der Sand- stein auch zu Gestellsteinen für die Hochöfen nach Lietzen benützt wird. In den Steinbrüchen zu Vichtwang werden die tauglichen Schichten von Sandstein zu guten und daher gesuch- ten Schleifsteinen verarbeitet, dessgleichen auch solche zu Raming bei Steyer nebst andern Gegenständen gefertigt, hingegen die Steinbrüche vom Buchberge am Attersee, dann zu Mond- see vorzüglich nur wieder Bausteine für die Umgegend liefern. In der Gosau verarbeiten 14 Steinbrüche den daselbst auf- tretenden Sandstein ausschliesslich zu Schleif- und Wetzsteinen von verschiedener (ualität, wovon von jedem Besitzer beiläufig 100 bis 120 Centner jährlich erzeugt werden, welcher Indu- striezweig auch die Hauptbeschäftigung der Bewohner dieses schönen Thales bildet. Mergel, verhärteter der Kreideformation wird z. Th. als Baustein benützt, wenn solcher von den atmosphärischen Ein- flüssen geschützt ist, ausserdem dient er zur Anfertigung architectonischer Gegenstände und zu Schrifttafeln, wobei das Gestein durch Behandlung mit Oehlfirniss dauerhaft gemacht wird. Der Mergel von Högel dient mitunter als treffllicher hy- draulischer Kalk, wozu ein gleiches Vorkommen bei Mondsee sich ebenfalls bestens eignen würde. Ferner wird der verhärtete Mergel von Högl, sowie von Bergheim bei Salzburg zu den sogenannten Schussern, den Spielkugeln für Kinder, in eigenen Kugelmühlen verarbeitet. Ruinen -Mergel zur Anfertigung verschiedener kleiner Bijou- terie- Gegenstände tauglich, findet sich in südlicher Richtung von Steyer, gegen Raming im sogenannten Puffergraben. Von mineralischen Vorkömmnissen ist besonders wichtig das Steinsalz in den Lagern zu Hallein im Salzburgischen, dann zu Hallstatt und Ischl in Oberösterreich, nebst den be- 214 nachbarten zu Aussee der Steiermark; sie gehören zur unter- sten Etage der Trins. Aus dem sogenannten Haselgebirge, welches seiner Hauptmasse nach aus Thon, Gyps und Salz besteht, von welch letzteren man nur einen unbedeutenden Theil als Steinsalz gewinnt, wird das leicht lösliche Salz in grösserer Menge durch Auslaugen gelöst, sodann in den Sud- werken versotten. Vom Bergbaue am Dürnberge nächst Hallein, dessen grösste Ausdehnung 1530 Klafter Länge, 700 Klafter in der Breite und 200 Klafter in der Tiefe beträgt, und unmittelbar mit dem baierischen von Berchtesgaden zusammenhängt, betrug die Salz- Erzeugung von der im Orte Hallein versottenen Soole in früherer Zeit 400.000 Ctn., im Jahre 1852 244.231 Citn., wovon vertragsmässig auch ein Theil nach Baiern geht. . Die Soole des Hallstätter- und Ischlerberges wird in den bestehenden Sudhäusern zu Hallstatt, Ebensee und Ischl versotten. Die Erzeugung der beiden ersteren belief sich im Jahre 1852 auf 949.643 Cin. Salz. In dem wenig ergiebigen Salzbergbau zu Ischl ist auch die Ausbeute von keiner Bedeutung. Die Saline zu Aussee hingegen, deren Salzlager nur 2—3000 KRlafter vom Ischler Salzberge entfernt und wahrscheinlich in unterirdischen Zusammenhange mit demselben steht, erzeugte im Jahre 1852 247.901 Ctn. Sämmtliches Salz wird vom k. k. Aerar meist als Kochsalz, dann mit unschädlichen vegetabilischen Beimen- gungen zu billigeren Preisen als Viehsalz in Handel gesetzt. Auf das Salz basirte industrielle Unternehmungen bestehen im betreffenden Gebiete die chemische Produeten - Fabrik von Robert & Comp. zu Oberalm nächst Hallein, welche sich mit der Erzeugung von Chlorkalk, Salzsäure, Zinnsalz, Glaubersalz, kohlensaures Natron und Glas, letzteres meist nur zum eigenen Bedarfe, beschäftiget. Bitter- und Glaubersalz werden als von der Soole mit- geführte Gemengtheile durch Auslaugen des Pfannensteins der 215 Saline zu Ebensee vom Salinen- Apotheker Herm Hamp in Gmunden im Grossen dargestellt. Der Reichthum an Salz jedoch, sowie die Wichtigkeit der daraus bereiteten chemischen Produkte für die Färberei, Blei- cherei, Seifensiederei u. m. a., könnte einst einen noch grös- seren Aufschwung derartiger Industriezweige begründen. Gyps kommt in Begleitung der Salzflötze in stockförmigen Massen mit den Gebilden der Trias vor, so in der Umgebung von Werfen, dann bei Golling, in der Scheffau, und zu Hallein im Salzburgischen, ferner zu Spital a. P., in der Schönleithen und im sogenannten Gypsgraben, dann zu Perneck bei Ischl in Oberösterreich, und wird als vorzügliches Düngungsmittel für den Kleebau in Handel gebracht. Parthienweises Vorkommen eines schönen festen Gypses dient auch zur Verarbeitung für Kunstgegenstände ; so ist das in der Sakristei der Kirche zu Spital befindliche Krucifix aus einem Gyps vom nahen Bosruck. In der Gosau bricht auch Fasergyps. Weniger bedeutend sind die im betreffenden Gebiete der seeundären Formationen vorkommenden metallischen Mine- ralien, so: Brauneisenstein (ocheriger) aus der Trinsformation der Umgebung von Werfen am Moos- und Flachenberg, wo die bau- würdigen Erze oft 3—4 Klafter mächtig auftreten, und nebst den vorwaltenden Brauneisenstein auch Spateisenstein gewonnen wird; dann im Höllgraben, Schäfferötz und Windigsberg, welche Bergbaue zwei Drittel der sämmtlichen für den Hochofen zu Werfen erforderlichen 24—25 p. C. eisenhältigen Erze liefern. Andere Vorkommnisse von Brauneisenstein im Gebiete der Kalk- alpen, wie in der Gamering bei Spital, wo von dem bestande- nen Bergbaue jetzt das Knappenhaus verfällt, dann in der Rosenau bei Windischgarsten, und im Wendbach nächst Tern- berg sind, da sie nicht den Abbau Johnen, daher theils auf- gelassen, theils gefristet. Spatheisenstein bricht in Dolomit der Umgebung von Annaberg 216 im Salzburgischen, und wird in den Bergbauen Gwehnberg und Thiergrub abgebaut, und in Flachau verschmolzen. Rotheisenstein. Auf ein wenig ergiebiges Vorkommen desselben am Tännengebirg nächst Werfen, bestand ein nun seit langem wieder aufgelassener Bergbau. Braunstein findet sich in eisenschüssigen braunen Jura- kalk im Sulzbachgraben nächst der Feichtau in der Umgebung von Molln, wovon noch im Jahre 1854 130 Ctn. gewonnen, während gegenwärtig der Bau ausser Betrieb ist. Bleiglanz, dessen Vorkommen ist von geringer Ergiebig- keit, nur in früherer Zeit wurde solcher an der Falkenmauer bei Kirchdorf, und am Gaisberge bei Molln abgebaut, woran in letzterer Oertlichkeit nebst andern noch der bis jetzt erhal- tene Name: »Huttmannsgraben« , erinnert. Von fossilen Brennstorf erscheint Kohle. Steinkohle, Alpenkohle in den untersten Schichten der Liasformation mit wechsellagernden Schichten von Sand- stein und Mergel, selten in lange anhaltenden Flötzen an verschiedenen Orten, so in der Umgebung von Weyer am Königsberg, bei Molln am Anas- und Haslberg;; im Betriebe stehen jedoch nur ein Bergbau zu Lindau nächst Gaflenz und die Baue im Pechgraben bei Grossraming, letztere von Wickoff & Comp., in welchen die Erzeugung sich im Jahre 1856 auf 2000 Ctn. im Werthe von 600 fl. CM. belief; die vortreffliche Schwarzkohle wird in der Umgebung abgesetzt. Zu St. Wolfgang führen die Mergelschiefer der Kreide- Formation ein jedoch nur 3 Zoll bis 11% mächtiges Flötz einer guten Schwarzkohle im Schwarzenbachgraben am Fusse des Sattelgebirges, dessen Ausbeute im Jahre 1855 von 200 bis 300 tn. gering ist, und nur der nächsten Industrie zu Guten kommt. 217 W. Aus der Tertiär- Formation. Vom Alpengebiete südlich begränzt, setzen die verschiedenen und wechselnden Gesteins- Ablagerungen das Flachland im Salzburgischen, dann in Oberösterreich den Traun-, Haus- ruck- und Innkreis zusammen, hingegen sie in den meist aus den kristallinischen Gesteinen des Granites bestehenden Mühlkreise nur wenig vertreten sind. Kalk der Nummuliten-Sandstein-Formation wird bei Mattsee im Salzburgischen gebrochen und daselbst gebrannt zur Mörtel- bereitung in dieser Gegend benützt. Im benachbarten Baiern wird der Nummuliten - Kalk von Benediktbeuern, der in grauer Färbung und durch die bei- gemengten kohligen Theile ein granitähnliches Aussehen besitzt, daher Granit-Marmor genannt wird, zu verschiedenen architec- tonischen Zwecken, besonders zu Grabmonumenten verwendet, wie deren viele im Friedhofe zu Traunstein in Baiern. Zu glei- chem Zwecke wird dieses Gestein auch im benachbarten Ober- österreich zu Braunau am Inn verarbeitet, und mehrere Monu- mente dieser Art schmücken in dieser Grenzstadt manch theure Ruhestätte. Sandstein tritt sowohl in der älteren, als auch der mittleren Tertiär-Formation auf. Ersterer wird durch die in selben einge- schlossenen Nummuliten, als Nummuliten-Sandstein bezeichnet. In grosser Mächtigkeit findet er sich zu Mattsee und Umgebung, wie am Haunsberge und St. Ponkraz im Salzburgischen, unbe- deutend in Oberösterreich bei Gmunden. Anbrüche beste- hen darauf zu Mattsee, wo er als guter Baustein, beson- ders in dem angrenzenden Innkreise viel benützt wird. Zu gleichem Zwecke dient auch der Sandstein der miocenen Bildung, so der nordwestlich von Pettenbach zu Egenstein 218 unter Conglomerat-Schiehten in 1% Schuh mächtigen Platten auftretend, welche mitunter auch andere Anwendung finden. Das Vorkommen dieses Tertiär - Sandsteines wird gleichfalls in Steyer (Sandbauer) zu verschiedener Benützung ausgebeutet. Minder fester Sandstein aus den tertiären Ablagerungen nächst Linz (Höllweinzen) lieferte das Materiale zu den Statueten des Stiftgartens zu St. Florian. Der Gebrauch des festen Sandsteines zu Mühlsteinen bildet hingegen einen bedeutenden Industriezweig in der Gegend von Perg, wozu die (Juadratklafter des betreffenden Grundes zu 20 bis 40 fl. CM. von den Mühlsteinbrechern erkauft wird. Zur Gewinnung dieses Sandsteines bestehen zunächst dem genannten Markte 30 Steinbrüche, in denen die Schichten von ungleicher Härte vorkommen. Der werdende Mühlstein wird zuerst ausgezirkelt, dann in einer Mächtigkeit zu 14, 18, 30, 36, für Dampfmühlen zu 48 Zoll ausgearbeitet, dann mit der Keile seitwärts abgesprengt, aufgehoben und weiters zugerichtet. Nach der verschiedenen Brauchbarkeit richtet sich auch der Werth der Mühlsteine, der pr. Zoll zu 30 kr. bis 4 fl. 15 kr. C. M. berechnet wird. Die Grösse der Erzeugung belief sich nach dem Berichte der oberösterreichischen Handels- und Gewerbe - Kammer vom Jahre 1855 auf 6000 Zoll. Zu gleichen Zwecken wird der Tertiär-Sandstein im an- grenzenden Theile von Unterösterreich zu Wallsee an der Donau gewonnen, nur ist in dem daselbst angelegten Steinbruche, woran 14 Meister Antheil nehmen, die Schichtung nicht so günstig, daher der Sandstein meist gesprengt und aus den los- gerissenen Blöcken die Mühlsteine gehauen werden. Sand, loser, findet sich in grosser Mächtigkeit theils von weisser, weisslich grauer, gelblicher, wie auch durch Eisen- gehalt”gelbbrauner Färbung, in gröberen und feineren Korn. Die Anwendung desselben ist verschieden, so werden die Ablage- rungen eines gelblichen Sandes der Nummuliten - Sandstein - For- 219 mation zu St. Ponkratz (Gschlössl) zur Glasbereitung von der Fabrik in Oberalm bei Hallein verwerthet, Andern Orts, wie in der Gegend von Steyer, Eferding, Grieskirchen, Steyregg, Linz u. dergl., dient er vorzüglich als Maurersand zur Mörtelbereitung, in der Töpferei und Ziegel- Fabrikation, als Scheuerungsmittel, zum Besanden der öffent- lichen Wege und in Garten - Anlagen u. s. w. In dem der Stadt Linz zunächst gelegenen und der Comune gehörigen Sandlager wurden nach dem Ausweise der löbl. Gemeinde- Buchhaltung in dem Zeitraume der letzvergangenen fünf Jahre (1852 — 1856) 32.659 Kubikfuss weisser Sand als Putzsand, und 525.204 Kubikfuss Maurersand im Werthe von 7.876 fl. 571% kr. gewonnen und an Partheien abgesetzt. Die in den Sandlagern bei Linz ausgearbeiteten Räume werden auch zu vorzüglich guten Kellern benützt, Conglomerat (Groppenstein) besteht zum Theil aus Kiesel- gestein, so in der Umgebung von Ried (Mehrenbach), Obern- berg, Frankenburg, Ampfelwang und andern Orten, theils sind verschiedene alpine Geschiebe durch ein kalkiges Bindemittel verbunden. Im Salzburgischen, wie auch in Oberösterreich tritt das Conglomerat in grosser Ausdehnung auf, und wird all- gemein als ein guter Baustein verwendet, so im letzteren Lande in der Gegend von Kremsmünster, Vorchdorf, Kirchham, Ens u. s. w. Ebenso dient das Conglomerat vom Hausruck in der Umgebung von Ottnang zur Aufführung von Gebäuden, Kanälen und Brücken, während anderes, wie das aus den Steinbrüchen zu Egenstein nächst Pettenbach auch zur Anfertigung von Gedenksteinen, Thür- und Fensterstöcken u. dergl. benützt wird. Gerölle, Schotter, kommt in mächtigen Bänken im Salz- burgischen vor, so in der Gegend von Hof, dessgleichen auch in Oberösterreich in der Umgebung von Steyer, Wolfern, Juden- dorf, Neuhofen und mehreren Orten, aus abgerundeten, mitunter länglichten Geschieben, theils kalkiger,, theils krystali- nischer Gesteine, am häufigsten jedoch aus (uarz bestehend. Die meiste Anwendung findet das Gerölle zur Strassen - Be- 220 schotterung, das (uarzgerölle aber auch zur Glasbereitung, wozu das zu Gründberg nächst Frankenburg auftretende, fast reine (uarzgerölle als besonders gutes Materiale in die Glas- fabriken zu Schneegattern und Freudenthal, so wie nach Hallein verführt wird. Die in Oberösterreich bestehenden 4 Glashütten verarbeiteten nach dem Berichte der oberösterreichischen Handels- und Gewerbe- kammer im Jahre 1855 an Rohmaterialien 2.749 Centner Kies, 490 Centner Quarzsand, 515 Centner Kalk, 525 Thon, 670 Pfund Braun- stein, 748 Pfund Arsenik; ausserdem 5 Pfund Kobaltoxyd, 576 Centner Pottasche, 556 Centner Glaubersalz, 141 Centner Soda, 1935 Centner Bruchglas, woraus beiläufig 5315 Centner verschiedene Glaswaaren, als: Hohlglas, Tafelglas, Kreideglas und Grünglas erzeugt wurden, deren Werth auf 78.851 fl. angenommen werden kann. Der Absatz findet sich zum Theil im Lande, theils nach Salzburg, Tirol, Steier- mark, Pohlen, Ungarn und in die Türkei. Mergel. Schlier, schieferig und blätterig, von vorherr- schend blaulich grauer Färbung und leicht zerfallend, wird für landwirthschaftliche Zwecke zur Verbesserung mancher Acker- und Wiesengründe sowohl im tertiären Terrain des Traun- Kreises, wie in der Umgebung von St. Florian, als auch im Hausruck -Kreise in der Gegend von Lambach, Ottnang, Efer- ding, Waitzenkirchen, Kallham u. s. w., und im Inn-Kreise verwendet; nicht minder dient er zur Verbesserung des Diluvial- und Alluvial-Bodens, in der Umgebung von Linz. Nach den von Herrn Chemie-Professor Schreinzer ausgeführten Analysen enthalten die Mergel zweier verschiedener Localitäten fol- gende Bestandtheile: 4. Mergel aus der Gegend von Ruefling enthält in 100 Theilen (lufitrocken ) Thon nnd feinkörnigen Sand . : . 716.2 Eisen, besonders Eisenkies und Thonerde 11.2 Kohlensauren Kalk . \ : ! ..69 Kohlensaure Magnesia . e 8 28 | 9.7 Wasser und Verlust a } A N) 100.0 221 2. Mergel von der Ortschaft Inzing bei Waizenkirchen, dessen Wasser haltende Kraft in 100 Theilen 4%, beträgt Thon und feinkörniger weisser Sand . 66.9 Eisenoxid und Thonerde . 3 . ER! Kohlensaurer Kalk . P , 2 . 4719 Kohlensaure Magnesia . t b re a | 23.6 Wasser und Verlust R . . ...0.6 100.0 Thon und Tegel in verschiedener Reinheit daher auch ungleicher Färbung weissröthlich, fahlgelb, grau bis blauliche, begründen durch die ihnen eigene Bildsamkeit, sowie der durch das Brennen anzunehmenden Härte, ihre vorzügliche Verwendung zur Fabrication der mannigfachen Arten von Geschirren, besonders Kochgeschirr, dann Kaminen, Oefen, Drainage -Röhren, Häuser -Verzierungen, Tabakspfeifen u. dgl., welche in Oberösterreich 216 Töpfereien nebst der v. Fern- stein'schen Fabrik zu Oberweis und Reinthal bei Gmunden, und eine Drainage-Röhren -Erzeugung zu Ebensee beschäftigt. Aus dem Salzburgischen werden in dem Berichte der salzburgischen Handelskammer v. J. 1855 an grösseren Betrieben die Ziegel- und Thonwaaren- Fabrik des Herrn Conrad zu Niederalm, und die Ziegel- und Drainage - Röhren - Erzeugung des Herrn von Mertens bei Hallein angeführt. Nach den von der oberösterreichischen Handels- und Gewerbe- kammer aufgenommenen Angaben vom Jahre 1855 verarbeitete die Porzellain- und Thonwaaren -Fabrik zu Reinthal und Oberweis im er- wähnten Jahre an rother Erde 1500 Ctn., blauer Erde 1500 Citn., baierische Erde 1000 Ctn., Steyeregger Erde 150 Ctn., Linzer Sand 150 Ctn., Donaukies 100 Ctn., Traunkies 80 Ctn., Feldspath 100 Ctn., Porzellain-Erde 120 Ctn., Blei 100 Ctn., Zinn 16 Ctn., Borax 5 Ctn., Soda 6 Ctn., Pottasche 6 Ctn., Glätte 50 Ctn., Schmalte 1'/, Ctn., Kupferasche 5 Ctn., Braunstein 1 Ctn. Die Erzeugung an verschiedenen Gattungen von Porzellain-Waaren und Porzellain-Ziegeln, sowie Kamine, Zimmeröfen, weisses und 222 grünes sogenanntes Gmundner-Geschirr, Glashaus-Schläuche, Häuser- Verzierungen in allen Dimensionen, belief sich auf 4800 Ctn., im Werthe von 25.000 fl. CM. Die Tegelgruben vom Freunberge an der österreichischen Grenze zunächst Passau liefern zum grossen Theile das Materiale zu den mit Graphit versetzten gesuchten Geschirrsorten des benachbarten Hafnerzell in Baiern, und die am Hausruck vor- kommenden Tegelschichten werden sowohl zu Geschirr als auch zu den thönernen Retorten, welche die daselbst befindliche Phosphorfabrik des Herrn Ludwig Ploy benöthigt, in Anwen- dung gebracht. Nach dem Berichte der oberöst. Handels- und Gewerbekammer vom Jahre 1855 belief sich das Erzeugniss an Phosphor angegebener Fahrik aus den selbst gefertigten thönernen Retorten auf 210 Ctn. Der Tegel aus der Umgebung von Linz wird in einem erst neuester Zeit nächst der Stadt zu St. Margarethen er- richteten Fabriks- Geschäfte zu feuerfesten Ziegeln verarbeitet. Reinere Thone von weisser Farbe, wie ausser der Gegend von Gmunden noch in einzelnen Tertiär-Parthien des Mühl- kreises, so bei Tragwein gefunden werden, dienen auch zur Bereitung von Geschirr wie auch als Putzmittel besonders für Militär - Monturen u. a., und kommt als solches in Handel. Lehm als minder reine Thonsorte, wird hauptsächlich zu den gewöhnlichen Mauer- und Dachziegeln benützt, zu deren Fabrication zahlreiche Ziegeleien im Betriebe stehen, deren Erzeugniss- Menge im folgenden Abschnitte zusammen mit dem aus der Diluvial-Formation, nach den Angaben der österreich. Handels- und Gewerbekammer folgt, wovon ein grosser Theil sowie die bessere Qualität dieser künstlichen Bausteine den thonigen Vorkommnissen der Tertiär -Bildungen entfällt, Ausserdem wird der Lehm auch zum Ausschlagen der Scheuerthennen, Böden u. d. gl. verwendet. 223 Von metallischen Mineralien findet sich Eisen in Körnern von Thoneisenstein in der Formation des Nummuliten-Sandsteines, auf welches Vorkommen in früherer Zeit am Haunsberge geschärft wurde. Die abbauungswürdige Gewinnung 26 — 36 p. Cr. haltiger Eisenflötze fällt jedoch ausserhalb des bezeichneten Gebietes in das benachbarte König- reich Baiern, wo zu Achthal, Neukirchen und Bergen ein nicht unbedeutender Bergbau darauf betrieben wird. An brennbaren Mineralien nehmen einen vorzüglichen Platz ein die Braunkohlen, unter Ablagerungen von Sand und Schotter auftretend, so zu Wildshut im Innkreise, wo das 6 Fuss mächtig gewesene Flötz bei einer früheren jährlichen Erzeugung von 100.000 CGentner nun grössten Theils abgebaut und ersäuft ist. In grosser Mächtigkeit erscheinen die Braunkohlen in den von Ost nach West ziehenden Rücken des Hausruck - Gebirges hier entweder unmittelbar unter einem Schotterlager, unter dem blaue, oft sandige Schichten von Schlier in beinahe horizontaler Lagerung folgen. An dem Reichthume dieses Brennstoffes haben sowohl der Innkreis, mehr noch der Hausruckkreis Antheil. An der Nordseite des Hausruckes bestehen die Gruben zu Schildorn, Windischhub (Erzeugung im Jahre 1854 8.700 Centner) Pramet (Erzeugung im Jahre 1855 1000 Centner), Feitzing (Erzeugung im Jahre 1853 33.515 Centner), Starzing (Erzeugung im Jahre 1854 14.000 Centner), Haag (Erzeugung im Jahre 1853 30.020 Centner); an der Südseite hingegen die Baue zu Kalletberg (Erzeugung im Jahre 1855 1800 Centner), von Wolfsegg (Erzeugung vom Jahre 1853 443.681 Centner). Das bedeutendste Bergrevier mit 749 Feldmassen und 14 Ueberscharen im Gesammt - Flächeninhalte von 9,748.555 7] ® entstand aber durch die Vereinigung der Baue von Ottnang, Thomasroith, Wolfsegg und Haag unter dem Namen »Hausruck- kohlen - Revier« in ein Unternehmen, im Besitze der Wolfsegg- Traunthaler-Kohlenwerks- und Eisenbahn - Gesellschaft. 224 Im Durchschnitte kann die Gesammtmächtigkeit der Lignit- lager auf 25 Fuss angenommen werden. Die Mächtigkeit der drei vorkommenden Flötze ist ungleich. Das oberste oft nur 1 — 3%, nieht bauwürdig, während in andern Bauen, wie von Wolfsegg das oberste Flötz schon mit 7 Fuss erscheint; durch 18 Zoll Letten ist dasselbe vom zweiten mit 14 Fuss und dieses wieder durch 2 — 3 Klafter Letten vom dritten mit 9 Fuss getrennt. In Thomasroith hingegen hat das oberste Flötz 6 Fuss, das zweite 12 Fuss, und das unterste 3 Fuss. Wird die durchschnittliche Kohlen -Mächtigkeit der drei Flötze nur auf 19 5° in Abbau angenommen, so gibt diess einen Kohlenvorrath von 1842 Centner vollkommen bauwürdiger Kohle, während durch die geologischen Erhebungen und die berg- geriehtlichen Schätzungen der Kohlenreichthum auf 64 Millionen Kubikklafter oder 6000 Millionen Centner geschätzt wurde. Im Mühlkreise bestehen in der Umgebung von Mauthhausen drei Grubenmassen auf die Gewinnung geringmächtiger Braun- kohlen -Flötze, in welcher noch im Jahre 1854 3500 Centner erzeugt wurden, aber jetzt ausser Betrieb sind. Der Legnit des Hausruckes ist von guter (ualität, mit grösstentheils noch erhaltener Holztecktur, und eignet sich sehr gut zur Beheitzung. In gut construirten Feuerungs - Apparaten kommen 15 — 16 Centner desselben einer Klafter dreissigzölligen Fichtenholz gleich. Der Verbrauch dieses fossilen Brennstoffes ist bereits sehr bedeutend, und wird durch die bald nun ermöglichte billigere Verführung mittelst Eisenbahn sich noch mehr steigern. Die Billigkeit dieses Brennstoffes loco Grube zu 8 kr. CM. begün- stiget die Gründung geeigneter fabriksmässiger Unternehmungen in dieser Gegend, so etablirte sich schon vor einigen Jahren zu Manning die L. Ploy'sche chemische Produckten - Fabrik, welche im Jahre 1855 30.000 Centner Braunkohlen verbrauchte, während andere Fabriken im Lande 70.000, die Ziegeleien 38.000 Centner verwendeten. Zum Theile werden die Braun- 225 kohlen in der Saline zu Ebensee und bei der österreichischen Dampfschiffahrt benützt, und bedeutende (Juantitäten zum Bedarfe nach Linz und Wien verfrachtet. Nach dem Ausweise der oberösterreichischen Handels- und Ge- werbe-Kammer vom Jahre 1855 gingen von den durch verschiedene Gewerkschaften vom 1. October 1854 bis Ende September 1855 zur k. k. priv. ersten Eisenbahn gestellten 207.472 Centnern Braunkohlen Nach Gmunden 27.500 Centner. " Wels 820 » » Neubau 15.760 , » Linz 54.520 . » Zizlau 80.980 , Der Verkauf in Linz betrug in angegebener Zeit 50.798 Centner, wovon 56.088 Centner an Partheien und 14.710 Gentner an die österreichische Dampfschiff- Fahrts- Gesellschaft abgesetzt wurden. Nach dem Ausweise vom Jahre 1856 stellt sich über die letzt- verflossenen fünf Jahre die Gesammt-Erzeugung an Braunkohlen in Folgenden heraus : im Jahre 1852 mit 891.689 Centner, » +» 1855 2.950.250. » 24854» 411200 m 1855.53 um 1856 10, 1 5 In der an grösseren Steinen armen Gegend von Wolfsegg dient die Braunkohle selbst als Baustein zu den vor athmosphä- rischen Einflüssen geschützten Unterbauten. Auf die Gewinnung der harzigen Bestandteile aus der abfallenden Kleinkohle zur Erzeugung von Paraphin zu Kerzen und Oehl, etablirte sich im Jahre 1856 die Fabrik von Werth- heimber und Aschermann zu Ottnang. Ehrlich. Gest. Oberösterr. 15 226 Y. Aus der Diluvial- Formation. Sowohl als Thal- Ausfüllung wie auch in Hügel- und Terassen- Bildungen auftretend. Im Gebiete der Alpen mehr eingeengt, breitet sich dieselbe im Flachlande aus. Conglomerat, Nagelflue, bestehend aus Geschieben ver- schiedener alpiner Gesteine, die durch ein kalkiges Binde- mittel meist mit inzwischen leergelassenen Räumen verbunden sind. In mächtigen Bänken begleitet dasselbe die Ufer der Flüsse Ens, Steyer und Traun, indem die Gewässer die Ablagerungen durchbrechend,, sich allmählıg tiefer beiten. Das Diluvial - Conglomerat wird im wesentlichen dem ter- tiären gleich als Baustein, dann zu Grabmonumenten und Piede- stals u. s. w. benützt, wie aus den Anbrüchen vom Schellenberge bei Ebelsberg u. a. 0. In der Gegend von Gmunden werden aus selben auch Mühlsteine gefertigt. Gerölle tritt in grosser Mächtigkeit auf, zum Theil mit dem Conglomerat, welch letzteres auch, so von Lambach nach Wels gegen das Alluvial-Land, in lose Geröll- Ablage- rungen übergeht, und an erwähnter Strecke sowohl wie auch vom Forstberge bis Ens u. a. O., zur Strassen - Beschotterung verwendet wird. Ocher ist nur aus einem geringen Vorkommen bekannt, in der Umgebung von Linz, (Achleithnerhaus nächst dem Bangel- meier) wo er auch ausgebeutet und geschlemmt, gebrannt, aber als Satinober als ein Farbmateriale verwerthet wurde. Lehm des älteren Diluviums wird ebenfalls zur Ziegel- Fabrication, wie zu Arzberg bei Reichramming , Lohnsiedel nächst Steyer u. a. O., verwendet. Löss, dem jüngeren Diluvium angehörend, ein mehr oder minder sandiger Lehm, von geringem Zusammenhange 227 oft staubartig, daher fliegender Lehm genannt, in fahler Färbung, schliesst mitunter verschieden geformte mer- gelige Concretionen ein (sog. Lösskindeln). Als noch junge Bildung überlagert er z. Th. das ältere Diluvium, wie auch die tertiären und secundären Bildungen, sowie den Granit. Im Alpengebiete wenig vertreten, findet er sich im Salzburgi- schen, dann bei Ebensee und zunächst Steyer, mächtig aber im oberösterreichischen Flachlande, wie in weiter Umgebung von Linz, Wilhering, Schönering, Pasching, Hörsching, Ebels- berg, St. Florian, Mauthausen u. s. w,, wo er überall als Materiale zu Ziegeln verarbeitet wird. Nach dem Ausweise der oberösterreichischen Handels- und Ge- werbe-Kammer für das Jahr 1855 bestehen in Ober-Oesterreich mit Einschluss jener des Tertiärlandes, bei 150 bedeutende Ziegeleien, deren Gesammt-Erzeugung auf 10 Millionen Stück Maurerziegeln im Mittel- preise pr. 1000 St. von 12 fl. CM., und 700.000 St. Dachziegel im Mittelpreise pr. 1000 St. von 15 fl. CM. angeschlagen werden kann. Der neueste Ausweis liefert hingegen die Angaben nach den vorschiedenen Kreisen für die beiden Jahre 1855 und 1856 in fol- genden: Mühlkreis mit 58 Ziegeleien, Erzeugung im Jahre 1855 5,784.020 Ziegeln im Werthe von 50.757 fl. 58 kr., im Jahre 1856 2,782.521 Ziegeln im Werthe von 27.991 fl. 57 kr. — Innkreis mit 50 Ziegeleien, Erzeugung im Jahre 1855 1,058.080 Ziegeln im Werthe 11.922 fl. 55 kr., im Jahre 1856 mit 1,021.746 Ziegeln im Werthe von 11768 fl. 57 kr. — Traunkreis mit 22 Ziegeleien, Erzeugung im Jahre 1855 1,551.986 Ziegeln im Werthe von 22.750 fl. 58 kr, im Jahre 1856 2,659.205 Ziegeln im Werthe von 45.621 il. 16 kr. — Hausruckkreis mit 55 Ziegeleien im Jahre 1855 977.195 Ziegeln im Werthe von 15.251 fl. 50 kr., im Jahre 1856 1,222.527 Ziegeln im Werthe von 15.751 fl. 59 kr. Im Ganzen 145 Ziegeleien mit einer Gesammt-Erzeugung im Jahre 1855 mit 7,571.279 Ziegeln im Werthe von 78.625 fl. 1 kr.; im Jahre 1856 mit 7,595.797 Ziegeln im Werthe von 99.115 fl. 20 kr. und einer Anzahl von 887 dabei beschäftigten Arbeitern. 15* 1. Aus der Alluvial- Formation. Den fortwährenden jüngsten Absätzen, Anschwemmungen der Gewässer und Anhäufung von abgestorbenen Pflanzen -Resten u. dgl. gebildet, der Tuff, ein Absatz kalkhältiger Wässer, poröse, mitunter Moose incrustirend, (Moostufl) wie bei Ens, oder recente Ge- häuse von Schnecken einschliessend, wie zu Leonstein, Ausser- dem erscheint er noch an verschiedenen Orten, so im Pech- grabenthal, in Vorderstoder u. m. a, O., in grösserer Mäch- tigkeit noch am Imbache nächst Grossraming und zu Neustift am Tuffberge, in welch letzterem Orte er zum Gebrauche in quadratische Stücke zersägt wird, er findet viele Anwendung als Baustein besonders für Gewölbe, wozu er sich durch seine Leichtigkeit vorzüglich eignet. Gerölle (Geschiebe) werden mächtig abgelagert von der Donau, Traun, Ens u. a., und fortwährend von den Flüssen mitge- führt, dabei mehr oder weniger verkleinert und abgerundet. Das Gerölle dient als Beschotterung der Strassen, so der Reichsstrassen von Linz nach Eferding, dann nach Ens, Wels und weiter; die grösseren Steine werden auch als Materiale zur Pflasterung der Wege u. dgl. verwendet. Das in der Donau vorherrschende Kieselgestein, wenig im Traunflusse, wird auch in der bereits erwähnten Porzellain- und Thonwaaren -Fabrik zu Oberweis, das Kieselgerölle vom Weissen- bach und Rödlbach im Kobernausserwalde in den Glasfabriken zu Schneegattern und Freudenthal zur Glaserzeugung benützt. Der mitunter vorkommende schwarze Kiesel dient den Goldarbeitern als Probierstein. Das Kalkgerölle aus der Traun und Ens wird gebrannt und von den in dieser Gegend be- 229 stehenden Kalköfen wird der ätzende Kalk zur Mörtelbereitung für das an diesem Materiale sonst arme Flachland, vorzüglich in die an Neubauten reichere Hauptstadt Linz geliefert. Sand, Wellsand wird bei Linz aus der Donau gewonnen, und als feiner Verputzsand bei Mauern verwendet. Von metallischen Mineralien findet sich Gold in den Anschwemmungen der Bäche, welche aus dem goldführenden Gebiete der Salzburger Central-Alpenkette kommen. Zur Gewinnung des Goldes aus dem Gebirgsschotter bestand noch im Jahre 1816 am Kolben-Seygurn ein Seifenwerk, welches die Bemühung lohnte. Ausser einigen Gebirgsbächen führen durch deren Zuflüsse auch die Salzach, der Inn und die Donau Gold, zu dessen Gewinnung in früherer Zeit mehrere Goldwäschereien, in bestimmte Reviere oder Felder eingetheilt, betrieben wurden. Im Jahre 1816 waren noch im salzbur- gischen Gebirgslande 31 solche Revieren verliehen, dann am Inn und der untern Salzach zwei Distriete, an deren wohl selten reichen Stellen ein Arbeiter in der Schicht für 1—2 Gulden CM. Geld zu gewinnen vermochte; ferner von der Braunauer- bis zur Schärdinger-Brücke, und von Wildshut bis Hallein ; dieser Betrieb verlor sich jedoch immer mehr. An dem baierischen Ufer des Inn bei Braunau arbeitete noch im Jahre 1849 ein Goldwäscher, der durchschnittlich 40 kr. CM. im Tag zu ver- dienen angab. In Oberösterreich hat dieser Erwerbszweig nun fast gänzlich aufgehört; nur ältere Actenstücke erweisen noch solche Betriebe; so aus den Jahren 1787 — 90, in welchen von einem Häusler zu Haibach von der k. k. o. d.e. Landes-Regierung die Erlaubniss und Ausfertigung eines Patentes zur Ausübung der Goldwäscherei auf dem Inn von Braunau bis zur Passauischen Grenze, und von da auf der Donau bis nach Linz nachgesucht wird, während zwei andere Eingaben aus den Jahren 1789 und 1790 vom k. k. Stadt- und Pfleggerichte zu Braunau an das k. k. Inn-Kreisamt ein- geliefertes Waschgeld, und die Lieenzen von zwei andern Gold- 230 wäschern betreffen. Von einem gegenwärtigen Betriebe der Goldwäscherei in und um Linz durch Zigeuner - Familien, wie ein Articel aus Wien der Augsburger Postzeitung Nro. 45 ddo. 15. Februar 1857 meldet, ist an Ort und Stelle nichts bekannt, "Erst in neuester Zeit griff diesen Gegenstand Herr Schiff- meister Ign. Mayr in Linz wieder auf, und sandte Proben von Donausand aus drei Localitäten nach London, und die daselbst in Dannigs Alley’s Laboratorium vorgenommenen Untersuchungen ergaben folgende Resultate: 36 Pfund Donausand von der Steyeregger Au hielten 1%Yo00 grain Feingold. 65 Pfund Donausand von der Banglmaier Au hielten 324/900 grain Feingold. 25 Pfund Donausand von der Ausmündung der Traun in die Donau hielten 3%o00 grain Feingold. Gestützt auf diese Ergebnisse soll nach oben erwähnter Zeitungs-Nachricht ein Director einer englischen Bergwerks- Gesellschaft die Absicht haben, in Oberösterreich die Gold- wäschereien mittelst Aufstellung von Goldwasch - Apparaten die Gewinnung dieses edlen Metalles zu betreiben im Sinne haben ; die Wahrheit dieses Artikels bleibt jedoch dahin gestellt. An Brennstoffen erscheint der Torf, sein Entstehen bedingen bekanntlich wasserdichte Unterlagen , thonige, sowohl, wie die von dichten Gestein des Granites, indem durch sie das Abfliessen des Wassers verhin- dert, feucht bleibende Sümpfe, Moore, gebildet werden, in welchen dann verschiedene eigene Pflanzen - Familien, wie Riedgräser, Heidekraut, Sumpfmoos u. v. a. vermodern, worauf neue entstehen, und so nach langen Zeiträumen endlich das Brennmateriale des Torfes geben. Torfmoore finden sich sowohl im Salzburgischen um Dorfbeuern, Trum, Schneedorf, Seekirchen, Zell, Weng, Walprechting, Fastenau, Biermoos, Michaelbeuern, Salzburg u. a., wie auch in Ober- österreich bei Helmonsödt, Kirchschlag, Königsau, bei Grein, 231 St. Wolfgang, Windischgarsten u. a. Orten von grösserer oder geringerer Ausdehnung. Das Ibmer Moos bei Mattsee nimmt einen Flächenraum von 3%, Stund in der Länge, und einer Stunde in der Breite ein, ist jedoch bisher unbenützt, während in den Moorgründen nächst dem Untersberge bei Salzburg, deren Flächenraum ungefähr auf eise halbe Quadratmeile an- genommen wird, und die eine durebschnittliche Mächtigkeit von 10— 15, stellenweise auch von 35 — 40 Fuss besitzen, der Torf im grossen Massstabe gewonnen, und z. Th. zum Puddeln und Raffıniren des Eisens in dem Eisenwerke Sinnhub ver- braucht wird; für das Eisenwerk zu Ebenau wird der Torf von der Fastenau bei Salzburg verwendet. Die Torfgründe im Thale von Windischgarsten, welche geringe Ausdehnung haben, werden von Herrn Gottlieb Weinmeister zu Spital a. P. aus- gebeutet und liefern mitunter das Feuerungs- Materiale zu dessen Stahlerzeugung. In der Umgegend von St. Wolfgang befinden sich die Torflager zu Strobel am östlichen Ende des St. Wolfgang Sees und zu Schwarzbach, wo in jüngster Zeit von Herrn Gutsbesitzer Grohmann bedeutende Torfstechereien unternommen wurden. Der Torf ist ausgezeichnet, und indem er mitunter von der nahen Salzkammerguts- Saline verwendet wurde, steigerte sich die Erzeugung von den früheren 10.000 Citn. bereits auf 30.000 Ctn. Im Jufttrockenen Zustande enthält nach der schon oft an- geführten geoligischen Uebersicht der österreichischen Berg- baue dieser Torf 14.5 Pr. Wasser, 3.5 Pr. Asche, und 16 — 17 Ctn. geben das Aequivalent für 1 Klafter 30zölligen Fichtenholzes. Die Torfstiche im Mühlkreise bei Hellmonsödt, dann -zu Königsau, liefern die Torfziegel als Surrogat des Brennholzes nicht nur für die Bewohner der Umgegend, sondern auch nach Linz und Wien wird dieses Brennmateriale mit einer steigenden Zunahme verführt. 232 Die von dä oberöstereichischen Handels- und Gewerbekammer vom Jahre 1856 mitgetheilte Zusammenstellung über die Torfgewin- nung im Mühl- und Hausruck -Kreise, gibt folgende Uebersicht : Mühlkreis 8 Torfstiche in einem Flächenmasse von 174 Joch, mit einer in früheren Jahren durchschnittlichen Erzeugung von 1.004.454 Stück Torfziegel, im Jahre 1856 mit 1.545.000 Stück im Durch- schnittspreise von 1 fl. 35 kr. CM. pr. 100 Stück. Hausruck -Kreis 2 Torfstiche in einem Flächenmasse von 25 Joch in früheren Jahren durchschnittlich mit einer Erzeugung von 400.000 Stück, im Durchschnittspreise von 1 fl. 10 kr. CM. pr. 100 St. Zum Schlusse der Gesammt - Ausweis über die bestehenden Steinbrüche und der Grösse ihrer Erzeugung für die 4 Kreise Oberösterreichs. Nach den Mittheilungen der oberösterreichischen Handels- und Gewerbekammer für das Jahr 1856. Im Mühlkreise 122 Steinbrüche mit 405 Arbeitern. Erzeugniss an Bausteinen 2260 Klafter im Werthe von 12.889 fl. 50 kr. » » Pflastersteinen 180 Klafter im Werthe von 4.676 fl. 50 kr. » » Trottoirsteinen 62 Klafter im Werthe von 4.127 fl. — kr. » » Würfelsteinen 658 Klafter im Werthe von 53.600 fl. — kr. » » Mühlstemen 15516 Zoll im Werthe von 10.671 fl. 45 kr. » » Steinmetz- Arbeiten 24486 Schuh im Werthe von 12.935 fl. 55 kr. Im Innkreise 8 Steinbrüche mit 9 Arbeitern. Erzeugniss an Bausteinen 65 Klafter im Werthe von 580 fl. — kr. » » Pflastersteinen 25 Klafter im Werthe von 500 fl. — kr. » » Steinmetz - Arbeiten 2590 Schuh im Werthe von 1.500 fl. 30 kr. 233 Im Traunkreise 25 Steinbrüche mit 65 Arbeitern. Erzeugniss an Bausteinen 587 Klafter im Werthe von 6.162 fl. — kr. B » Pflastersteinen 15 Klafter der Werth nicht angegeben. ’ » Schleifsteinen 90 Gentner im Werthe von 180 fl. — kr. » » Steinmetz-Arbeiten 11077 Schuh im Werthe von 7.080 fl. 18 kr. Im Hausruck -Kreise 75 Steinbrüche mit 138 Arbeiter. Erzeugniss an Bausteinen 1247 Klafter ım Werthe von 9.585 fl. 48 kr. » » Pflastersteinen 17 Klafter im Werthe von 84 fl. — kr. » » Würfelsteinen 5 Klafter im Werthe von 557 fl. 51 kr. » » Mühlsteinen 180 Zoll im Werthe von 150 fl. — kr. ’ » Schleifsteinen 2068 Gentner im Werthe von 4.696 fl. 54 kr. ‚ » Steinmetz- Arbeit 9728 Schuh im Werthe von 5.728 fl. 48 kr. nach welchen sich im Ganzen 226 Steinbrüche mit 707 dabei be- schäftigten Arbeitern und einem summarischen Erzeugnisse von Bausteinen 4.168 Klafter im Werthe von 29.017 fl. 8 kr. Pflastersteinen 246 » » 9.105 3 O0 Trottoirsteinen 62 ’ a u a Würfelsteinen 6435 >» » ».90.954.,2 51 » Mühlsteinen 15.496 Zoll » » 10.821 » 45 » Schleifsteinen 2.158 Centn. » ı 4876.» 34 » Steinmetz-Arbeiten 47.881 Schuh » » 27.045 » 9» für Oberösterreich ausweisen. Im Allgemeinen kommt noch zu bemerken, dass die gleich den übrigen an die löbliche Handels- und Gewerbekammer ge- 234 leiteten Angaben über die Menge des verarbeiteten Rohstoffes, so wie der daraus gefertigten Erzeugnisse meist eher zu gering als zu hoch sich ergeben dürften. Te saxa loquuntur. So mögen nun von Salzburg und Oberösterreich die Steine sprechen, welche einen so reichen Stoff zum Dienste der Menschen entbieten, und die Wissenschaft herrschend im Reiche der Natur die Arbeit fördern, wie sie auch den sittlichen Kern erhebt. Bericht über die kometen von den Jahren 975, 1264 und 1556. Von P. Augustin Reslhuber, Director der Sternwarte zu Kremsmünster. . N % ” » % ! 5 dacht Pe eo. “rn ,. 39 . NO KR RR Hohe, or M:. trägt in neuester Zeit die albernsten Gerüchte unter dem Volke über den Untergang der Erde herum, welcher am 13. Junius dieses Jahres erfolgen soll; als Ursache gibt man einen Zusammenstoss der Erde mit einem erwarteten grossen Kometen an. Bei den ausgezeichneten Fortschritten in den Natur - Wissen- schaften und der täglich mehr und mehr in das gebildetere Volk dringenden Kenntniss derselben muss man es wahrhaft wunderbar finden, wie von Zeit zu Zeit derlei unbegründete Sagen auftauchen, mit welcher Leichtgläubigkeit sie von einem Grosstheile aufgenommen und für wahr gehalten werden. Man mag solchen Uebelberiehteten die schönsten Vorlesungen über das Unstatthafte, Grundlose von derlei Sagen halten, sie sind schwer oder nicht zu belehren, lassen sich ihre Befürchtungen nicht nehmen. Wenn man ihnen sagt, dass die Kometen wegen ihrer leichten, lockeren Masse von uner- heblichem Einflusse in unserem Sonnen-Systeme seien; dass zum Beispiele die Bahnen der Planeten unter der Annahme, der Einfluss aller Kometen im Bereiche unseres Sonnen- Systems sei gleich Null, berechnet werden, und dass die auf Jahrhunderte voraus berechneten Orte der Planeten mit den wirklich beobachteten vollkommen übereinstimmen, so nehmen sie solche Beweise wohl hin, beharren aber doch bei ihrer einmal tief eingewurzelten Ansicht. 238 Das Menschengeschlecht hat eine Geschichte von nun bei- nahe vollen 6000 Jahren; in diesem grossen Zeitraume sind sehr viele gesehene und nicht gesehene Kometen auf ihrem Wege um die Sonne heran- und wieder abgegangen; viele sind auch unserer Erde sehr nahe gekommen, die Geschichte weiset kein Beispiel auf, dass der Wohnort des Menschen auch nur den mindesten Unfall durch einen solchen vorüberziehenden Wanderer am Himmel erlitten hätte; eben so wenig ist in der Geschichte des gestirnten Himmels ein Fall eines Zusammen- stosses zweier Himmelskörper bekannt, der die Zerstörung des Einen durch den Andern, oder den Untergang beider veran- lasst hätte. Der Komet von 1770 ging mitten durch das Trabanten- System des Jupiters, kam besonders dem vierten Satelliten sehr nahe, und doch bewirkte er nicht die mindeste messbare Störung im Jupiter- Systeme, während der Komet selbst von dem mäch- tigen Planeten so affızirt wurde, dass er eine von der früheren ganz verschiedene Bahn einschlagen musste. — Viele Kometen nähern sich der Sonne bis auf verhältniss- mässig kleine Entfernungen, und doch hat diese ohngeachtet ihrer enormen Masse und eben desswegen sehr grossen Anzie- hungskraft noch keinen derselben verschlungen ; wir sehen die Kometen ihrer Sonnennähe zueilen und unversehrt wieder sich von ıhr entfernen. Veranlassung zu dem wunderbarlichen Gerede gibt der Komet vom Jahre 1556, welcher schon in früherer Zeit beson- ders aber in den letzteren Jahren um die Zeit seiner fraglichen Wiederkehr Gegenstand vielfacher Untersuchungen war. Dieser Komet kam dazumal der Erde nahe bis auf 1,530.000 geografischer Meilen, eine Entfernung, welche die des Mondes von der Erde um 30mahl übertrifft. Ist er dazumal ohne Schaden für die Erde vorübergekommen, so würde auch bei seinem dermaligen etwaigen Wiedererscheinen nichts zu besorgen sein. Wenn der Mond in einer Nähe von nur 50.000 Meilen 239 mit seiner Masse der Erde nicht gefährlich wird, so ist von einem Kometen mit ungleich geringerer spezifischer Dichte in einem um dreissigmal grösseren Abstande noch weniger zu befürchten. Das Schönste an der Sache aber ist, dass 1. Die Wiederkehr dieses Kometen nicht nur ganz ungewiss, sondern nach den neuesten Untersuchungen sehr unwahrscheinlich ist, und dass, 2. wenn er wirklich wiederkehren sollte, nicht einmahl das Jahr, noch viel weniger der Tag mit Sicherheit bestimmt werden kann, wann er der Erde am nächsten, wann er zu seiner Sonnennähe kommen würde. Ich weiss nicht, war es Scherz, Thorheit oder Vermessenheit von demjenigen, welcher zuerst das leicht- gläubige Volk mit einer solch offenbaren Lüge bediente, und bei den Unwissenden und Furchtsamen so unzeitigen Schrecken hervorrief. ' Ich habe alle mir bekannten Daten und Untersuchungen über diesen Kometen gesammelt, und nehme mir in Folge einer Aufforderung des hochverehrten Verwaltungsrathes unseres vater- ländischen Mus#al-Vereines die Freiheit, in möglichster Kürze, aber freilich in einer nur dem Gebildeten verständlichen Sprach- weise das Wichtigste hierüber mitzutheilen. Im Jahre 1264 nach Christus erschien ein Komet, dessen alle Bericht-Erstatter aus jener Zeit immer nur mit Ausdrücken der Bewunderung erwähnten; die Zeit seines grössten Glanzes fiel Ende Augusts und Anfangs Septembers. Er hatte einen von der Sonne abgewendeten, über 90 Grade langen Schweif, der säbelförmig, etwas gekrümmt war; seine Sichtbarkeit dauerte bis Anfangs October; er soll in der Nacht, welche dem Tode des Papstes Urban des IV. vorausging, zum letztenmale gesehen 240 worden sein. Wie ganz natürlich brachte die Astrologie, da ein anderes historisches Factum in jener Zeit eben nicht vorlag, das Erscheinen des grossen Kometen mit dem Tode des Papstes in Verbindung, und man war hintendrein so weise, den Kometen als den Verkündiger dieser Begebenheit zu erklären. Der Komet nahm seinen Weg durch die Sternbilder des Löwen, Krebses, der Zwillinge und des Örion's. Im Jahre 1556 erschien im März ein schöner Komet, der jedoch nicht so glänzend wie der vorhin Bezeichnete war; er wurde von Paul Fabrieius, kaiserl. Astronomen in Wien, auf- merksam beobachtet. Der Komet ging durch die Sternbilder Jungfrau, Bootes, polwärts gegen den Cepheus die Cassiopeja, wo er von Fabrieius in der zweiten Hälfte Aprils zum letzten- male gesehen wurde. Die Bahn dieses Kometen von 1556 berechnete zuerst Halley annähernd, so gut es mit dem höchst mangelhaften Beobachtungs-Materiale anging, und fand folgende Bestimmungs- Stücke der Bahn des Kometen. Komet vom Jahre 1556. Zeit der Sonnennähe = z = 21. April 20" 13” 0° mittl. Zeit Paris. 278° 500 Il Länge des Periheles = z Länge des aufsteigenden Knotens == 175 420 Neigung der Balın ge- gen die Ekliptik = i = 32 69) Logarithmus d. kürze- sten Abstandes von der Sonne = Log. q = 9.666424 Logarithmus der mitt. täglich. Bewegung des Kometen Log. # = 0.460492 Heliozentr. Bewegung des Kometen = Direct. Berechner Halley. 241 Halley bemerkt, »die Bahn dieses Kometen ist nicht so »sicher, als die anderer von ihm berechneter Kometen, da die »zu Grunde liegenden Beobachtungen weder mit verlässlichen »Instrumenten, noch mit der gehörigen Sorgfalt gemacht sind; »sie stimmen desswegen nicht miteinander, und lassen sich »durch kein Mittel mit einer ordentlichen Berechnung ver- »einigen.« Später versuchte Dunthorne eine Bestimmung der Bahn des Kometen vom Jahre 1264; er fand: Komet vom Jahre 1264. = 6. Jul. 8" 0” 0° mittl. Zeit Paris. 7 z = 291° 0° 2= 169 0 =" 3630 Log. q = 9.64836 Log. u = 0.48759 Bewegung Direct. und bemerkte, dass die Bahn dieses Kometen mit der von Halley für den Kometen vom Jahre 1556 Berechneten grosse Aehn- lichkeit habe; dieses veranlasste ihn, beide Kometen für identisch zu erklären, mit einer Umlaufszeit von 292 Jahren, so dass er also im Jahre 1848 wieder hätte erscheinen sollen. Zwanzig Jahre später sammelte Pingr& Alles, was er über den Kometen vom Jahre 1264 finden konnte. Er fand noch manche Angaben, die Dunthorne unbekannt geblieben sind. Durch sorgfältige Prüfung aller Daten und weitläufige Rechnung gelangte er zu dem Resultate, dass der Lauf beider Kometen, des vom Jahre 1264 und jenes vom Jahre 1556 durch dieselben Bahn - Elemente mit hinreichender Genauigkeit dargestellt werden können. Durch diese Untersuchung Pingre’s ward die Wahr- ‚scheinlichkeit der Identität beider Kometen um ein Bedeutendes erhöhet. Reslhuber. Ber. ü. d. Kometen. 16 242 Die von Pingr& für den Kometen von 1264 gefundenen Bahn - Elementen -Systeme sind: I, z = 16. Jul. 0° 0” 0° mittl. Zeit Paris. 222720 80° u a ei) zmı30l 25 Log. q= 9.63347 Log. p= 0.50992 Bewegung Direct. U. z = 17. Jul. 6" 10” mittlere Zeit Paris. = 419% Ay 2 AI A, 2 dm na Log. q= 9.61364 Log. p= 0.53967 Bewegung Direct. In neuerer Zeit griff der berühmte Astronom Hind in London den Gegenstand auf, und berechnete aus den ihm be- kannten Beobachtungen des Kometen von 1556 dessen Bahn, wie folgt: l. z = 21. April 19" 23 6° mittlere Zeit Paris. nlzlabul az 427 N2= 176 33 48 Ü = 36 411 24 Log. q = 9.75246 Log. p = 0.33144 Bewegung Direct. 243 II. z = 21. April 0" 5" 20° mittlere Zeit Paris. n = 2629 49 6% 2= 176.29 6 i= 18639 12 Log. q = 9.78254 Log. p = 0.28632 Bewegung Direct. . Hind bemerkt zu diesen Elementen !), »dass sie sich gründen auf die nicht sehr sicheren Beobachtungen des Paul Fabricius vom 4. — 17 März, und desswegen auf die Aehn- lichkeit mit der noch unsichereren Bahn des Kometen von 1264 wenig zu rechnen sei.« Hind kannte bei dieser Untersuchung die Original - Beob- achtungen des Fabricius selbst nicht. Hind benützte die in Pingres Cometographie gegebenen rohen Positionen des Kometen; wie sie Fabrieius beobachtete und auf einer Karte verzeichnete, die sich im Chronikon G. Lycostenis prodigiorum et ostentorum und bei anderen Schriftstellern findet. Eine Beobachtung wurde noch in der Cometographie von Hevelius aufgefunden, welche in Pingre nicht erwähnt wird. Pag. 852 heisst es: } »Tertio die Martis sex tantum gradibus distabat a Spica, recta linea prorsus inter Spicam et inferiorem sub angulo Virginis, cauda spectanle versus alam sinistrum.« Hind ist nicht im Stande, die Identität beider Kometen mit Verlässlichkeit zu ermitteln; er meint, wenn die Original-Be- obachtungen des P. Fabrieius aufgefunden werden könnten, so liesse sich eher eine Entscheidung erzielen. Hind bemerkte ferner, dass auch der Komet vom Jahre 975 einige Anzeiehen der Identität mit dem vom Jahre 1556 habe, was auch schon Pingre in seiner Cometographie anführte. 1) 21. Band der astronomischen Nachrichten von Schumacher, pag. 195. 16* 244 Hind schliesst den Bericht über seine Untersuchung; »die »Periode des Kometen ist 292 Jahre, und sein Wiedererscheinen »stehet gegen Ende des Jahres 1847 oder Anfangs des Jahres »1848 zu erwarten. Die grosse Annäherung des Kometen zur »Erde im März 1556 kann aber den gegenwärtigen Umlauf sehr »wesentlich geändert haben, so dass es möglich ist, dass er noch »vor dem Jahre 1847 wiederkehret.« Die kleinste Entfernung des Kometen von der Erde war ohngefähr = 1,530.000 geogr. Mei- len und fand statt in den Tagen vom 10. bis 13. März 1556. Im Jahre 1844 unterzog Herr Hofrath Maedler die Stö- rungen des Kometen einer oberflächlichen Berechnung. 1) »Bei »der grossen Unsicherheit der Elemente beider Kometen würde »ein streng durchgeführter und über alle Planeten sich er- »streckender Störungs-Caleul eine wahrscheinlich nutzlose Arbeit »sein. Indess übersieht man bald, dass dieser Komet keinem »einflussreichen Planeten ausser der Erde nahe kommen kann, »dem Jupiter namentlich nicht näher als 2.8 Entfernungen der »Sonne von der Erde, und dass er bei seiner letzten Erschei- »nung sogar 6.0 und 8.0 Sonnenfernen von ihm abstand.« »Hat er also eine Störung erlitten, so konnte diese nur »von der Erde statt finden, der er sich am 12. März 1556 »(neueren Styles) bis auf 0.074 Sonnenabstände, oder 1.530000 »geogr. Meilen näherte. « Maedler berechnete nur den Einfluss der Störungen auf die Umlaufszeit, und findet, dass die Wiederkehr eine Verspä- tung von 141, Tagen erleidet, und fügt bei: »indessen bin »ich weit entfernt, die Wiederkehr auf Ende Februars 1848 »feststellen zu wollen, überzeugt, dass hier weder eine genaue »Rechnung möglich ist, noch auch die erwähnten Zeiten der »Sonnennähen (Perihelien) und namentlich nicht die des Ko- »meten von 1264 auf einen oder wenige Tage Sicherheit ge- »währen. « 1) 21. Band der astronom. Nachrichten von H. C. Schumacher. Pag. 527. 245 »An der Identität beider kann allerdings jetzt kaum mehr »gezweifelt werden. « »Nur eine Rückkehr vor dem Jahre 1847 ist sehr unwahr- »scheinlich, und wenigstens so viel gewiss, dass die Erde eine »solche Verfrühung nicht bewirkt hat.« In den Jahren 1843 bis 1847 versuchte Hind eine wie- derhohlte Bahnbestimmung des Kometen von 1556. !) Durch Einsicht der Karte von Fabrieius, gegeben im Chronikon des Lycostenes, aus welcher Pingre in seiner Cometographie den Auszug machte, fand Hind, dass die von Pingre für den 5. März gegebene Position des Kometen, worauf er seinen Caleul gründete, fehlerhaft sei. Die Sterne, zwischen welchen der Komet stand, waren nicht y und # Virginis, sondern y und & dieses Sternbildes. Durch diese Berichtigung erhielt Hind fol- gendes Elementen - System : Komet 1556. 220233 April m. Z. Greenwich. (alten Styles.) 274° 14“9 | bezogen auf das mitt]. Aequinoctium 175 25.8 von 1556.0 {l 30 12.2 Log. q= 9.70323 Bewegung Direct. os ar I I 1 Diese Elemente stellen den Gang des Kometen, wie er auf der Karte verzeichnet ist, genügend dar, nur war noch auszumitteln, ob auch der Lauf des Kometen von 1264 durch dieselben dargestellt werden könne. Unter Zuratheziehung aller auffindbaren Angaben über den Kometen von 1264, so einer Stelle aus einem Gedichte des Thierry von Vaucouleurs auf das Leben des Papstes Urban des IV., eben so einer um 3 Wochen später in China angestellten Beobachtung dieses Kometen konnte Hind auch den Lauf des ‘) 27. Band der astronom. Nachrichten von H. C. Schumacher. Pag. 159. 246 Kometen von 1264 so gut darstellen, als es die ganz rohen Angaben hierüber gestatteten. Hind sagt am Schlusse dieses seines Berichtes; »sicherlich »sollen wir nicht aufgeben, den Kometen durch einige Jahre »zu suchen, da wir den Einfluss der schon bekannten und „noch unbekannten Planeten während des letzten Umlaufes nicht »kennen. Ich kann übrigens der Meinung jener Astronomen »nicht beistimmen, welche in dem grossen Kometen, der zu »Ende des Jahres 1844 erschien, (dessen garabolische Ele- »mente sind, Komet 1844 z = 13. Dee. 12" 32” 48° mittl. Zeit Paris. RI IOV R 2 = 118 AA a, 36 34 Log.:q = 9.400123 Bewegung Direct. Berechner Hind), »den Kometen des Fabricius wiedergekehrt glauben. « In neuester Zeit berechnete Herr Bomme in Middelburg die Störungen, welche die Umlaufszeit, die Identität der Ko- meten von 1264 und 1556 als wirklich angenommen, bis zu einer nächsten Wiederkehr von den Planeten zu erfahren hätte. Bomme fand unter Zugrundelegung der Bahn des Kometen von 1264, berechnet von Halley, dass er eine Ellipse durch- lief mit 308 Jahren Umlaufszeit, dass aber die Planeten - Stö- rungen zwischen 1264 und 1556 eine Beschleunigung von 16.2 Jahren bewirkten, so dass der Komet schon im April 1556 zur Sonnennähe wiederkehrte. Damahls war die den Elementen von 1556 entsprechende Umlaufszeit = 309.4 Jahren. Bis zur nächsten Wiederkehr fand Bomme eine abermahlige Beschleu- nigung von 1797 Tagen, so dass er am 22. August 1860 durch sein Perihel gehen sollte, und zwar in einer Bahn, deren Periode ohngefähr 311 Jahre wäre. 247 Die neueren Elemente von Hind benützend, fand Bomme für die im Jahre 1264 beschriebene Ellipse eine Periode von 302.9 Jahren und eine Beschleunigung der Rückkehr zum Perihel in Folge der Planeten - Störungen von 11.2 Jahren. Für die Zeit der Rückkehr im Jahre 1556 gilt die Umlaufszeit von 308.17 Jahren. Bei der gegenwärtigen Umlaufszeit erleidet der Komet eine Verkürzung derselben von 10.5 Jahren, und der nächste Durch- gang durch das Perihel wäre am 2. August 1858, wo die der Ellipse entsprechende Umlaufszeit 308.17 Jahre betragen würde. Bei allen bisherigen Untersuchungen über den Kometen vom Jahre 1556 kannte man die Original - Beobachtungen des P. Fabrieius nicht, man benützte die in verschiedenen Schriften zerstreuten Angaben über den Kometen, und besonders die oben erwähnte, den Lauf des Kometen nach Fabricius Beob- achtungen darstellende Karte im Chronikon von Lycostenes. Da zu hoffen war, dass durch Einsicht der Original - Schrift von Fabrieius die Bahn des Kometen mit grösserer Sicherheit erör- tert werden könnte, so forderte Direktor v. Littrow in öffent- lichen Blättern zur Nachforschung über das Originale auf, und war so glücklich, nicht nur dasselbe aufzufinden, sondern noch zur Kenntniss zweier anderer (Juellen über den Kometen von 1556 zu kommen. In dem April-Hefte der Sitzungs-Berichte der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien (Jahrgang 1856) zeigt Herr Direktor v. Littrow an, dass er 1. so glücklich war, durch die Güte des Herrn C. Denhart zur Kenntniss des ersten diesen Gegenstand betreflenden Ori- ginales von P. Fabrieius zu kommen, nemlich der Karte mit dem Laufe des Kometen. Diese befindet sich in einem Bande kais. Patente des ständischen Archives in Wien; der Karte ist die Widmung und eine kleine gedruckte Abhandlung beigegeben, in welcher P. Fabrieius sagt, dass er ein lateinisch gesehriebenes Judieium über den von ihm beobachteten Kometen verfasst habe. 248 2. Dieses Judieum wurde Herrn Direktor v. Littrow vom Herrn F. Roeth in Augsburg, in dessem Privatbesitze es sich fand, zur Einsicht mitgetheilt. v. Littrow veröffentlichte den ganzen Inhalt des Judiciums sammt der Karte in dem oben erwähnten Hefte der Sitzungs -Berichte der kais. Akademie. Die Beobachtungen des Fabricius umfassen einen Zeitraum von 11 Tagen, vom 5. — 15. März. Die Schrift enthält keine näheren Bestimmungen der beobachteten Positionen des Kometen, die Karte selbst ist augenscheinlich ungenau, die Zeiten der Beobachtung sind nur in runden Stunden angegeben. Die Karte von Lycostenes ist eine verkleinerte Copie jener des Fabrieius. Eine französische Uebersetzung der Schrift des Fabrieius findet sich im Besitze des Antiquares K. F. Koehler in Leipzig. 3. Viel besseres Materiale über diesen Kometen enthält eine Schrift, (die bisher ganz unbekannt geblieben ıst), von Joachim Heller, damahls Professor der Mathematik am Gymnasium St. Aegidii zu Nürnberg, auf welche Herr v. Littrow durch den herzogl. Braunschweigischen Bibliothekar zu Wolfen- büttel Dr. Bethmann aufmerksam gemacht wurde, und auf sein Ansuchen auch die Schrift bereitwilligst zur Einsicht erhielt. Alles auf den Lauf des Kometen Bezügliche veröffentlichte v. Littrow in den Sitzungs-Berichten der kais. Akademie. Heller beobachtete den Kometen durch 53 Tage, gibt die Orte des Kometen durch wirkliche Messung, die Zeiten der Beob- achtung bis auf wenige Minuten genau, während Fabricius nur eine rohe Karte biethet, und die Zeiten in runden Stunden angibt. Im Herbste des verflossenen Jahres forderte M. Hind die Astronomen auf, während des Winters systematisch nach dem Kometen zu suchen. Der Winter verging, der Komet erschien nicht. In Folge einer Aufforderung des Herrn Professors Kayser, Direktors der Sternwarte in Leyden unternahm Herr Observator Hoek, Bahn-Elemente des Kometen vom Jahre 1556 zu be- rechnen, welche die sämmtlichen Beobachtungen des P. Fabri- eius und Joachim Heller so gut als möglich darstellen würden, 249 in der Erwartung, dass eine viel genauere Bahn als die frühe- ren daraus hervorgehen würde. Herr Hoek theilt das Resultat seiner mühsamen Untersu- chung in Nro. 1053 der astronomischen Nachrichten mit. Hoek fand Hellers Angaben der Orte des Kometen viel verworrener und ungenauer, als man hätte erwarten sollen, besonders ist dieses der Fall mit den Beobachtungen nach dem 16. März. Eine Sternbedeckung am 30. März durch den Ko- meten musste ganz ausser Acht gelassen werden, da sich kein Stern findet, den der Komet, nach dem von den anderen Beob- achtungen angedeuteten Wege hätte bedecken können. Herr v. Littrow nannte £ Gassiopejae; dieser Stern steht aber viel zu weit ab. Auch sah sich Herr Hoek veranlasst, mehrere Sterne anders zu nehmen als Herr v. Littrow, namentlich die Vergleichsterne der letzten Heller'schen Beobachtungen. Hoek verglich alle Beobachtungen mit einer Ephemeride, die aus den letzten von Hind gegebenen Elementen (in seiner Schrift »on the exspected return of the great comet 1264 and 1556.«) abgeleitet wurde; berechnete sich dann fünf Normal- Oerter des Kometen, entwickelte die Differential - Gleichungen der Elemente und mit den gefundenen Correctionen der ein- zelnen Elemente dz = — 00.075 d2= — 00483 di= + 00038 dzr= + 01046 dq= + 0.0177 verbesserte er das Hind’sche Elementen - System, wie folgt: z = 22.1279 April 1556. a Se mittleres Aequinoctium 1556.0 2—= 174 56.7 | = 180. 44.6 Log. q= 9.70475 Bewegung Direct. 250 Die Fehler, mit welchen dıe Normal- Orte des Kometen, verglichen mit den aus diesen verbesserten Elementen abgelei- teten Positionen, behaftet sind, stellen sich als folgende heraus: in AR. = — 1.00 — 00.46 + 0%.91 — 1.90 — 00.48 in Dec. = + 0.68 0.00 — 1.74 — 1.12 — 0.30 Die Bahnbestimmung des Kometen hat durch v. Littrow's Aufdeckung der Original - Beobachtungen also wesentlich gewonnen. Hoek’s Untersuchung zeigt, dass die Hind’schen Elemente in Beziehuug auf die ungenaue (Juelle, woraus er sie ableitete, sehr schön sind, wıe es die kleinen Differenzen zwischen diesen und den verbesserten Hoek’schen darthun. Ist so die Bahn des Kometen von 1556 verlässlicher dargestellt, so leidet doch die des Kometen von 1264, der mit Ersterem identisch sein soll, noch an der alten Unsicherheit. Man hat sich mit der Bahn- bestimmung von Pingr& begnügt, selbst nachdem Hind eine Prüfung derselben an den später bekannt gewordenen chinesi- schen Beobachtungen als nicht befriedigend herausgestellt hatte. Herr Hoek ging desshalb an eine neue Untersuchung, durch welche er ein sichereres Urtheil über die Identität der beiden Kometen zu gewinnen hoffte. 1) Er prüfte die sparsamen und höchst mangelhaften Angaben über den Ort des Kometen von 1264 a) aus europäischen Chroniken ; b) aus dem Gedichte von Thierry de Vaucoleurs auf das Leben des Papstes Urban IV.; c) nach den chinesischen Beobachtungen ; wählte die besten und wahrscheinlichsten aus, und untersuchte zuerst, ob die Bahn des Kometen von 1556 sämmtlichen An- gaben über den Kometen von 1264, und wie entspreche. Er reducirte zu diesem Zwecke die Elemente des Kometen von 1556 auf das mittlere Aequinoetium von 1264; sie sind 1) 45. Band der astronomischen Nachrichten Nro, 1060, 251 er 2704 2 170%ny4' Ü 309 1454 Log. q = 9.7050 konnte aber in keiner Weise die aus diesen Elementen abge- leiteten Orte für den Kometen von 1264 weder mit den euro- päischen noch den chinesischen Angaben in Uebereinstimmung bringen. Die Rechnung zeigte ferner, dass die von Pingre gege- bene Bahn des Kometen von 1264 den europäischen Angaben nicht genau, noch weniger aber den chinesischen entspreche, So z. B. beträgt der Unterschied zwischen dem aus Pingr&'s Elementen berechneten Orte des Kometen für den 18. August und der wirklichen Beobachtung 15 Grade. Die Zeitangabe dieser Position des Kometen würde um 20 Tage geändert werden müssen, um sie mit den Elementen von Pingre in Einklang zu bringen. Durch das Ungenügende dieser Prüfung veranlasst, be- rechnete Hoek andere Elemente für den Kometen von 1264, und fand z = 19.44 Juli 1264 m. Z. Paris. zn = 2990 41° 21410 97 a u 26 Log. q = 9.9158 Beweg. Direct. Diese entsprechen den sämmtliehen Beobachtungen, mit Ausnahme der chinesischen vom 1. August, so wie auch an- deren von Pingre& angeführten Nachriehten ; vorzugsweise hebt Hoek hervor, dass diese Elemente wirklich dem Kometen den Weg durch das Sternbild des Orions anweisen, welchen Um- stand alle Berichterstatter anführen. Zur Prüfung der Genauigkeit dieser Elemente stellte Hoek noch eine Bahn dar, wobei er die Breite des Kometen am 252 26. Julius und 18. August beträchtlich grösser annahm, und fand z — 25.20 Juli 1264 m. Z. Paris. En 111 E2EN 2) 20 Eu ah Peer 29 | mittl. Aequinoetium 1264.0 DEI E22 Log. q. = 9.9486 Beweg. Direct. Diese Elemente stellen die Orte des Kometen ganz erträglich dar, und stimmen mit dem vorigen Systeme, dem übrigens der Vorzug gebührt, sehr nahe überein. Die Beobachtungen geben also für den Kometen von 1264 Elemente, welche verschieden sind von denen des Kometen von 4556, und zwar, um mehr als Elemente anderer Kometen, welche man nie für ıdentisch gehalten hat. Zur unmittelbaren Vergleichung stelle ich die Elementen-Systeme beider Kometen hier nebeneinander ; Komet 1264. Komet 1556. tz — 19.44 Juli m. Z. Paris. = — 22.1279 April. m 29a. Al) z= 274° 104 2= 140 .52 Di . 4:74. 06% u ie 26 i= 30 14.6 Log. q = 9.915980 Log. q = 9.70475 Bew. Direct. Beweg. Direct. Die Frage, ob vielleicht dieser Unterschied der Bahnen durch Störungen von Planeten in dem Zeitraume von 1264 bis 1556 hervorgerufen sei, beantwortet Hoek : »er findet, dass ‚nach den Elementen von 1264 der Komet dem Mars und »Saturn wohl nahe gewesen sei, äber doch nicht so nahe, dass „daraus dieser Unterschied hervorgehen würde. Auch ist die »gegenseitige Lage der Bahnen der Kometen von 1264 und 1556 sim Widerspruche mit der Annahme, dass die eine aus der ‚anderen durch planetarische Störungen hervorgegangen sei. ‚Diese Beobachtungen sprechen also die Unwahr- 253 »scheinlichkeit aus, dass die beiden Kometen »von 1264 und 1556 identisch seien.« Man führt als Beleg für die Identität noch die Angaben über den Kometen von 975 in den chinesischen Annalen an: Komet vom Jahre 975 N 292 Jahre Umlaufszeit. ei, RUE IE ENEN N W_. VOM. Von diesem Kometen sind nur zwei beiläufige Orts- angaben bekannt, welche zur Berechnung von dessen Balın nicht ausreichen. Redueirt man die Elemente des Kometen von 1556 auf das mittlere Aequinoetium des: Jahres 975, und berechnet die Orte des Kometen von 975, so entsprechen die berechneten Orte des Kometen den beobachteten durchaus nicht; und noch weit grösser wird die Differenz, wenn man eine gleiche Rech- nung mit den Elementen des Kometen von 1264 durchführt. Der Komet von 975 trägt also nichts zur Bestättigung der Identität bei; im Gegentheile scheint seine Bahn von denen der Kometen von 1264 und 1556 verschieden zu sein. Da nun auch die wahrscheinlichsten Bahn - Elemente der Kometen von 1264 und 1556 einen beträchtlichen Unterschied zeigen, so ist kein hinreichender Grund vorhanden, für die Annahme der Identität, sondern sehr viele Wahrscheinlichkeit, dass wir es hier mit drei ganz verschiedenen Ko- meten zu thun haben. Hoek schliesst seine Abhandlung mit der Bemerkung: »dieses Resultat aber beruhet auf »Beobaehtungen des 10. und 13. Jahrhundertes, »deren Genauigkeit grossen Zweifeln unterliegen »dürfte Wir können die Genauigkeit dieser An- »gaben nicht verbürgen, müssen aber nach ihnen »urtheilen.« Dir. Argelander in Bonn gab in einer Sitzung der physikalischen Section der niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde seine Meinung dahin ab, dass ihm die 254 Identität der Kometen von 4264 und 1556 durch Herrn Hoek’'s Rechnungen wohl noch nicht voll- ständig widerlegt, aber wenigstens sehr unwahr- scheinlich gemacht zu sein scheine, und dass dem- nach kaum noch eine Hoffnung auf seine Wieder- kehr in diesen Jahren übrig bleibe. Zuletzt erwähnte noch Argelander der Befürchtungen über einen Zusammenstoss dieses Kometen mit der Erde, die wie in früheren ähnlichen Fällen auch jetzt wieder im Publikum sich zu regen anfangen, und versicherte, dass dieselben, selbst wenn er wiederkehrte, durchaus ohne allem Grunde seien. Noch muss ich der Untersuchung erwähnen, welche Herr Benjamin Valz, Director der Sternwarte zu Marseille, über die drei Kometen von 975, 1264 und 1556 durchgeführt hat. ?) Er berechnete Bahn -Elemente für den Kometen von 1264, welche von denen Herrn Hoek’s bedeutend abweichen. Der Grund des Unterschiedes liegt in einer verschiedenen Auslegung der chinesischen Angaben über den Lauf des Kometen, und darin, dass er der chinesischen Beobachtung vom 30. Julius, welche Hoek nach sorgfältiger Prüfung als fehlerhaft ausschloss, ein zu grosses Gewicht beilegte, und darauf seine Elemente mit Ausserachtlassung aller übrigen Angaben gründete. Bei der Bearbeitung des Kometen von 1556 kannte Dir. Valz die dureh Dir, v. Littrow aufgefundenen neuen (uellen für diesen Kometen nicht. Er kommt zu dem Schluss: a) Die Identität der Kometen von 975 und 1556 scheine möglich, ist aber nichts weniger als gewiss. b) Die Identität der Kometen von 1264 und 1556 ist möglich, aber keineswegs ganz gewiss, Dir. Valz hält also das Wiedererscheinen des Kometen noch für wahrscheinlich. 1) 45. Band der astronomischen Nachrichten Nro. 1068. 255 Hind in London glaubt durch die neueren Daten für den Kometen von 1556 seine früheren Vermuthungen bekräf- tigt zu sehen, dass die Wiederkehr des Kometen noch mög- lich, aber nichts weniger als gewiss sei. So stehen die Sachen im gegenwärtigen Augenblicke. Wären die Angaben über die drei Kometen nicht so schwan- kend und undeutlich, die Beobachtungen genauer, so könnte man zu einem bestimmten Urtheile gelangen; da aber die Um- stände nun einmal nicht anders sind, so muss man sich mit dem Schlusse einstweilen begnügen: »Die Identität und also die Wiederkehr sei möglich, aber im hohen Grade sehr unwahrscheinlich.« Wir haben nun zehn Jahre, aber vergebens! auf die Wiederkehr gewartet, und müssen uns schon noch einige Jahre gedulden, bis der Zeit- raum vollendet ist, innerhalb welchem die Mög- lichkeit der Rückkehr eingeschlossen ist. Aus dem Angeführten erhellet mehr als zur Genüge, was von der Vorherverkündigung des Erseheinens dieses Kometen, des Zusammen- stosses mit der Erde, und des Unterganges der Letzteren auf einen bestimmt bezeichneten Tag zu halten sei. Es ist überflüssig zu bemerken, dass die beiden gegen- wärtig am Himmel sichtbaren teleskopischen (nur durch Fern- röhre sichtbaren) Kometen nichts mit den eben Besprochenen gemein haben. Der erste vom Herrn Darrest am 23. Februar dieses Jahres zu Leipzig entdeckte Komet ist ein neuer, bisher nie beobachteter. Der zweite am 18. März zu Berlin von Dr. Bruhns entdeckte Komet zeigte gleich bei den ersten genaueren Ver- suchen der Bestimmung von dessen Bahn eine sehr grosse Aehnlichkeit in den Bahn-Elementen mit dem von Th. Brorsen am 26, Februar 1846 in Kiel entdeckten Kometen, welcher 256 schon bei seinem ersten Erscheinen als ein wiederkehrender (also in einer Ellipse sich bewegender) erkannt und berechnet wurde. Seine Umlaufszeit beträgt nur 51% Jahr. Im Jahre 1851, wo er wieder zur Sonnennähe hätte kommen sollen, konnte er wegen des ungünstigen Standes zur Sonne und Erde nicht beobachtet werden. Wir erwarteten in diesem Jahre seine abermalige Wieder- kehr zur Sonnennähe, und zwar nach Dr. v. Galen’s Berechnung am 25. Junius. Ein glücklicher Umstand fügte es, dass er schon so frühzeitig in diesem Jahre als ein Fremdling entdeckt, aber bald nach wenigen guten Beobachtungen als Bekannter begrüsst wurde. Sein Gang am Himmel bei dem diessmaligen Erscheinen ist von der Art, dass eine ziemlich lange Reihe von guten Beobachtungen in Aussicht steht, und seine Bahn mit grosser Verlässlichkeit wird bestimmt werden können. Der Komet erreichte bei dieser Wiederkehr seine Sonnen- nähe am 29. März; es verflossen somit von der Zeit der Son- nennähe am 25. Februar 1846 bis zu der Zeit der Sonnennähe am 29. März 1857 4050 Tage; der Komet hat sonach eine Umlaufszeit von 5 Jahren und 200 Tagen. Dieser Komet Brorsen ist nebst denen von Encke, Biela und Faye der vierte mit einer kurzen Umlaufszeit, welche die Elliptieität ihrer Bahnen durch die Wiederkehr bestättiget haben. Was in neuester Zeit in Zeitungsblättern über gesehene grosse Kometen berichtet wurde, so aus Astrachan um die Mitte Februars dieses Jahres, aus Itzehoe vom 19. April, beruht auf gänzlicher Unkenntniss des gestirnten Himmels, indem man unsere glänzendsten Planeten, Jupiter und Venus, für Kometen angesehen und ausgegeben hat. Kremsmünster, am 1. Mai 1857. P. Augustin Resihuber, Direetor der Sternwarte. Die römischen Gräber bei Wels im Lande ob der Ens. Von Joseph Gaisberger, regulirtem Chorherrn von St, Florian. sehon: kai nalen, rare Bin ee vor inte i h Lahtow in wine? Bee er. rn BE nd br | wanna, Series Re ren %. kw ie Kf m dnher h aha en on Wi re ale ee hans ser rang rn a She ae \ Inge. benhagilg ne i Bere De Ye: = Ale an EN ee: “en Ihr ee ee ee ee Wut m Fre Hi BI a een ae 8 EM ah Rd Kr EN: nenn im Re aha Ana ae Be RN Korb Saat 12 ie rÄlren BRD 2 age De mineralogischen Vereines in Ne- gensburg. Sahrgang 10 und 11. Negensburg 1856 und 1857. (Der Berein. ) . Einmdzwanzigjter und zweiundzwanzigjter combinirter Jahres-Bericht des hiftorifchen Kreis- Vereines im Negierungsbezirfe von Schwaben und Neuburg für die Jahre 1855 und 1856. Augsburg 1856, nebft 2 Beilagen. (Der Bereit. ) Archiv des hiftoriichen BVereines von Unterfranken und Aichaffenburg. Band.14. Heft 1. Würzburg 1856. (Der Berein. ) Ueber das Beitehen und Wirken der natunforihenden Gejellichaft zu Bamberg. 3. Bericht, Bamberg 1856. (Die Gefellichaft.) 15. 17. 12, 19; 20. 21. 2, 23. 24. 25. 26. 27. XI Berhandlungen des hiftorifchen Vereines von Oberpfalz und Regens- burg. Band 17, Regensburg. (Der Verein. ) Periodifche Blätter der Gefhichts- und Alterthunng - Vereine zu Kailel, Darmitadt, Mainz, Wiesbaden und Frankfurt a. M. Heft Nr. 7. 8. Wiesbaden. (Die Vereine. ) 20108. Zeitjchrift für Natuewiffenichaften. Herausgegeben bom natur- biftorifchen Bereine zu Prag unter Redaktion des Dr. Wilh. R. MWeitenweber, Prag 1856—57, Jahrgang 6 und 7, (Der Berein.) Mittheilungen der Gejhichts- und Altertbumsforihenden Gejellichaft des Ofterlandes. Altenburg 1856. 4. Bandes 3. Heft. (Die Gefellichaft. ) Jahres- Bericht des vaterländiichen Mufenms Carolinum - Augusteum ber Landeshanptitadt Salzburg fir das Jahr 1856. Salzburg. (Die Direltion. ) Cenni sal Museo eivico di Milano ed indice sistematico dei Rettili et Anfibi expositi nel Medesimo. Milano 1857. (Das Mufeum.) Magnetiiche und metereofogiihe Beobachtungen zur Prag. Auf öffent- liche Koften herausgegeben von Dr. Iof. G. Böhm, Direktor der Sternwarte und Franz Karlinsfi, Adjunft. 16. u. 17. Jahrg. Prag 1857. (Die Direktion, ) Mittheilungen aus dem Gebiete der Statiftif. Herausgegeben von der Direktion ‘der adminiftrativen Statiftif im f. E Handelsminifterium. Wien 1856. 5. Sahrgang. Heft 1—4. (Die Direktion.) Oberbayerifches Archiv für waterländiihe Gefchichte. Herausgegeben von dem hijtorifch. Vereine von und fiir Oberbayern. 16. Band. Heft 1. 2. Münden"1856. Achtzehnter Jahres - Bericht des Vereines. Minden 1856. (Der Berein.) Henmnebergifhes Urkundenbudh. Im Namen des Hennebergiihen alter- thumsforichenden Bereines, herausgegeben von Gesrg Brüdner. 3. Theil. Meiningem 1857. — Denkihrift zur Zöjährigen Amts- Subelfeier unfers verehrten Direktors Ludwig Bechftein, königl. Hof- rathes 20. Im Namen des Hennebergiichen Altertfumsforjchenden Bereines dargebradht von dejjen Vorftand. Verfaßt von Aug. Wilh. Miller. Meiningen 1856. (Der Berein. ) Berihte und Mittheilungen des Altertbums-DVereines in Wien. Band I. Abth. 1. Wien 1857. (Der Verein.) 42. Jahres - Bericht der naturforfchenden Gejellichaft in Emden fiir das Jahr 1856. Emden 1857. (Die Gejellichaft. ) Mittheilungen der antiquariihen Gefellichaft im Zitrih XXL. Ge fchichte der Abtei Zitrich. 4. Heft. Zürih 1857, (Die Gefellichaft.) 28. 2% 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. XI Neues Laufitsiiches Magazin. Im Auftrage der Oberlaufitischen Gejellihaft der Wilfenihaften, beforgt durd) deren Sekretär €, ©. Th. Neumann, 33. Bandes Heft 1—4. Görlit 1856 und 1857, (Die Gefellichaft.) Abhandlungen der naturforichenden Gefelliehaft zu Görlik. 2. Band. Heft 1.2. 3. Band Heft 2. 4. Band Heft1.2. 5. Band Heft 1.2. 6. Band Heft 1. 2. Görht 1836—1853. (Die Gejellichaft.) Mittheilungen des hiftorifchen BVereines für Steiermark, SHerausge- geben von dejfem NAusihuffe. Heft 7. Grat 1857. (Der BVerein.) Abhandlungen der Fünigl. böhmifhen Akademie der Wiffenichaften. Fünfte Folge 9. Band. Prag 1857. (Die Akademie.) Novus Codex diplomatieus Brandenburgensis. Erfter Saupttheil oder Urkunden - Sammlung und Gejhichte der geiftlichen Stiftungen, der adeligen Familien fowie der Städte und Burgen der Mark Branden- burg. Bon Dr. Ndolph Friedrich Niedel. Band XI. XM. Berlin 1857. Fortgejeßt und herausgegeben von Bereine fir Gejchichte der Mark Brandenburg. (Der Berein. ) Die Hamburgifhen Niederfächfiihen Gejangbiücher des 16. Jahr- hundertes, fritijch bearbeitet und mit einer Cinfeitung über das Kichenlied und die Gejangbiicher in Hamburg feit der: Reformation herausgegeben von Dr, Job. Gefffen. Hamburg 1857. net DBerein für hamburgifche Gejchichte.) . Sahres - Bericht über die Wirkjamkfeit des Werner > Vereins zur nn Duchforihung von Mähren und Schlefien im Sabre 1856. : Brünn 1857. (Der Berein. ) Berbandlungen des DBereines für Naturkunde zu Prefburg. Nedigirt vom Bereins-Sefretär Dr. ©. A. Kornhuber. Sahrg. 1. 2. Preß- burg 1856 und 1857. (Dev Verein.) 32. 33. und 34. Sahres- Bericht der fhlefifhen Gejellfchaft filr vaterländifhe Eultur, enthaltend Arbeiten und Förderungen der Gefellichaft im den Jahren 1854—1856. Breslan 1854—1857. (Die Gefellichaft. ) Sabress Bericht des Bereines für Siebenbürgifche Landeskunde für die Sabre 1854—55 und 1856-57. Hermanftedt 1856 u. 1857. — Archiv, heransgegeben vom Bereins - Ausjchuffe. Neue Folge. Band 1. Heft 1. 2,. Band 2. Heft 2. 3. Kronftadt 1853 — 57. (Der Berein. ) Archiv für beiftihe Gefchihte und Alterthumsfunde. Urkunden zur beifiichen Landes, Orts und Familien - Gefchichte. Gejfammelt und 39. 40, XUl herausgegeben, won. Ludwig Baur, 4, Heft 1330 — 1399, Darm- fabt 1857. — Gefchichte der Stadt und Burg Friedberg in der Wetterau von Philipp Dieffenbad), Darmftadt 1857. (Der Berein.) Arkio za povjestwica jaugoslavensku. Kujiga IV. Uredifio ivan Kukul- jevie ‚Sakeinski Strimi na Kemenu- tiskanimi slikami. U. Zagrebu 1857. (Der Biftorifche Verein zu Agranı.) Statuten des naturhiftorifchen Vereins zu Paffau. Paflaır 1857, (Der Berein. ) 41. Die Pandtafel des Marfgrafthums Mähren, Lieferung VIL und VII. Britnn 1856. Das VIL und VII. Bud) der Brünner, der Ofmiüter Cuba mit dev Gefchichte der Landtafel von E, Demuth. (Das Eomite zur Herausgabe ber mähr. Landtafel in Drinm. ) b) Mittheilungen von geifliyen und weltlichen Behörden, % 2. Studien - Anfalten. Perfonalftand der Geiftlichfeit der Finzer-Diözefe auf das Jahr 1857. (Das hochw. bifc). Confiftorium. ) Bericht über die Tendenz uud. das Wirken des Blinden - Inftitutes "in Linz. Linz 1857. — Bericht über die zur Erhöhung der Feier des glorreichen Geburtsfeftes Sr. £ £ apoft. Majeftit des Kaifers Franz Zofef I. von Seite des Ausihuffes des Fath. Central-Bereines am 18. Auguft 1857 veranftalteten feierlichen Austheilung von Sparfaffe- Büchel und filbernen Ehren- Medaillen an Schulkinder. tinz 1857. — Nelation des leitenden Ausihuffes der Gefellichaft der Mufiffreunde in Linz. Linz 1856. — Statuten "eines. Unter- ftüßungs » Vereines fir Weber und andere ‚Gewerbsgenofjen in Linz. — Einladung an das fatholifche Volk der Diözefe von Linz zum Dombau » Vereine. Yin; 1856. — Gegenwärtiger Stand der Mit- glieder der Ef, Sandwirtbfchafts - Gefelljchaft in Oberöfterreid, Pinz. — Rechenfchafts- Bericht des ob der ennj. vereinigten Landes -Kolle- giums als DVereins-Divektion der wechfeljeitigen denerfhaden-Berfiche- zungs- Anftalt im Exzherzogthume DOefterreich ob der Enns fiir das or Affefmanz- Fahr: 1855. — Beltimmumgen der EE priv. Lainbacher Slachsjpinnerei bezüglich der Unterftügung ihrer tranfen Arbeiter in Linz. — Statuten der Sparkaffe in St. Floriay. Linz. — Programm bet L t.. Oyimnafiums zu Kreemsmiünfter für, das Schuljahr 1856, inz., — Jahres» Bericht der f, £, Ober» Realjhule in Linz für das Schuljahr 1856. — Nekrolog des Zofef Anton Biihoff, Faiferl. Nathes und ehemaligen Bürgermeifters der Landeshauptitabt Linz. nz. — Oberöfterreichifches Dirgerblatt, Jahrgang 1857. Linz. — Katholifhe Blätter. Jahrgang 1857. — Linzer Wochen - Bulletin. Jahrgang 1857. — Deutjche Volksjhule, Monatsjchrift für Säule und Haus. Jahrgang 1857.— Organ des PVereines gegen Miß- & c — D&D XIV banbfung dev Thieve v. Jahre 1857. — Landwirthichaftliche Zeitung von und für Oberöfterreicdh pro. 1857 Nr. 1—8. — imer Did- zefan- Blatt v. I. 1857, als eingegangene Pfliht- Eremplare. (Die Löbl. E. & Polizei Direktion in Linz. ) Nehnungs-Abichlüffe der allgemeinen Sparkaffe und Leih- Anftalt auf Handpfünder in Finz 1856 fammt der in der General - Ber- fammlung des Vereines am 12. März 1857 gehaltenen Nebe des Herrn Bereing - Präfidenten, des hodhw. Herrn Dominifus Lebichy, Abt des Stiftes Schlägl. Linz. (Die Direktion.) Auszug aus dem ftatiftiichen Berichte der Handels- und Gewerbe- fammer Oberöfterreihs für das Jahr 1856. Linz 1857. — Iahres- Beriht der Handelg- und Gewerbefammer für das Erzherzogthum Defterreih vo. d. Enus über Induftrie, Handel und Berfehr für die Sabre 1854 und 1855. (Das Präfidium der Kammer.) Auszug aus dem Protololle der am 30. Suni 1857 abgehaltenen General > Berfammlung der erften privileg. Effenbahn = Gefellihaft. Linz 1857. (Die Lokal - Direktion in Linz. ) Sahres - Bericht des E. £. Gymnafiums zu Linz am Sclufße bes Schuljahres 1857. Linz. (Die Direktion. ) Bruderihaft des heil. Sofef in Ried. — Schilderung des Gruben: brandes in den Kohlengruben zu Sheffield in England am 20. Fe bruar 1857. — Heinrih Groge der Doppelmörder. (ALS einge: gangene Pfliht- Eremplave an Drudjadhen.) — Theologifch-praftiiche Dnartalfehrift. Nedigirt und herausgegeben von Friedrih Baum- garten. 9. Jahrgang. Duartal 2. 3. 4. Linz 1856. (Als einge- gangene Pfliht- Eremplare an Drudjadhen.) — Landes - Gejeßblatt vom Sahre 1857. (Hohe E f. Statthalteret in Linz. ) Reichs-Gefeblatt vom Jahre 1857. (Im Auftrage des hohen Ef. Minifteriums des Innern durch die f. I. Staatsoruderei in Wien. ) Rehenihafts-Beriht des vereinigten Sandes-Kollegiums als Bereins- Direktion der wechjelfeitigen Feuerfhaden- Berfiherungs - Anftalt im Erzherzogtfume Defterreih ob der Enns für das Affefuranz - Jahr 1857. (DBereinigtes Landes = Collegium. ) Mittheilungen von Gönnern und Freunden des Mlufeums. . Berhandlungen der Faiferl. Leopoldinifch- Earolinifhen Akademie ber Raturforfcher. Supplement des 23. Bandes. Breslau u. Bonn 1856. (Herr Med. Dr. Ritter von Brenner-Felsah, F. Ef. Salinen- und BYadearzt zu SIHL.) , Austria. Defterreihifcher Univerfal -Kaleuder für das Jahr 1857. Wien. (Herr Q. Haslinger, Buchhändler in Linz.) . Befchichte des f. £. Linien = Infanterie» Regimentes Nr. 8 Erzherzog Ludwig. Bon feiner Emwidtung 1630 bis auf das Jahr 1856. Na 12. XV den Alten und Eingaben des Negimentes und ben Beldalten dest. f. Kriegsarchives bearbeitet von €. A. Schweigerd. Wien 1857. — Bellona. Militär kalendarifches Zahrbud), herausgegeben von €, 4. Schweigerd, 1. u. 2. Jahrgang. Troppau 1857. (Herr Berfafler f. £. Polizei-Divektiong » Beamter in Wien. ) Defterreihiihe Feldlerchen. Lieder und Gejänge in ob der ennfiicher Mundart... Bon, €, A, Kaltenbrumner, Nürnberg 1857. ( Herr Derfaffer. ) . Libuffa für das Jahr iS58. 16. Jahrgang. Herausgegeben von P. A. Klar, ft. #, Kreisrath ıc. Prag. — Das Regimentsgebäube der f, E, Gendarmerie in dev Kleinfeite Prags. Denkjchrift zur Feier der erjten Bejiuahme biefes Gebäudes. Von Paul A. Klar. Prag 1857. (Herr Herausgeber und Berfafier. ) » Denfrede auf Profeffor Franz Adam Petrina. Bon Dr. Wilhelm R. Weitenweber, (Aus den Abhandlungen der £. 6, Gefellihaft der Wiffenfchaften zu Prag v. Jahre 1856.) — Aus dem Leben und Wirken des Herin Dr. Joh. Th. Held’s. Eine Feftiehrift im Namen der mebizinifhen Fakultät zu Frag, verfaßt und herausgegeben von Dr. ©. NR. Weitenweber, Prag 1857. — Syftematifches Ber- seihnig der böhmischen Erifobiten, welche fih im der Sammlung des Herrn Landes-Präfiventen Dr. 9.9. Ziedler im Prämonftratenfer- Stifte Strahow in Prag vorfinden. Mitgetheilt von Dr. W. R. Weitenweber. Prag 1857. (Herr Berfaffer. ) Ueber Hoplisus puneiuosus Eversm. und Hoplisus punetatus n. sp. Don €. 2. Kirfhbaum, Profeffor zu Wiesbaden, der Faiferl, natur- forfhenden Gefellfchaft zu Mosfau zur Veier ihres 5Ojährigen Be- ftehens vom Vereine für Naturkunde im Herzogthune Naffau. Wieg- baden 1855. (Herr Berfaffer,) Das Thermometer alg Hülfswerkeug für Seefahrer und die Meeres- frömungen aus nantifhen Gefichtspunften. Bon Dr. 4 8. Preftel. Emden 1846. — Die geometrifhe Heuriftil. Für bie Schule Bearbeitet von Dr. M. N. 5. Preftel. Emden 1856. — Ueber die Fruftalliniiche Struktur des Meteoreifens als Kriterium desfelben. Bon Dr. M. A. $. Preftl, (Herr Berfaffer, ) Album, Bibliothek, deutiher Original - Romare. Herausgegeben von I. 2%, Kober. 12. Jahrgang nebft Prämie: Zulie Burow , Verfud einer Selbftbiographie und Porträt. Prag 1857. (Herr Herausgeber.) Mister Jan Hus aneb: Pocatkov& cirkevneho Rezdojeni v. ceihach. Lepsal Jos. Alex. suob 'pan Helfert Spisu musjenich eislo: LVI. V Praze 1857. (Herr. Berfaffer.) ; Altes Kränterbuch mit Abbildungen von Hieronimms Brufhiwing von Straßburg verfaßt. Vom Jahre 1511. (Herr Filher von Rojenz berg, jub. Eu f. Beamter in finz.) ee Orbentlihe Befchveibung der fürftl, Hoczeyt, die da gehalten wors den duch dem durcdhl. Hochgeb. Fürften und Herren Herren Wilhelm 13. 14, 18. 12, XVI Pfalzgraf beim Neyn, Herzog im Obern- und Nievern Bayern ıc. Mit dem hochgeb. Frawlin Nenatta geborne Hertzogin auß Lothringen den 21. tag Februarii 1568 Sars im der fürftlihen Statt Minden, und an die faif. Majeftät gejchriben, und dem Hocermwelten Fürften und Herren Hertzogen Wiehelm 20. Auch dem hocheramten ‚Fravolein Renatta, und ihrer beider Freundichaft zu. hohen ehren im. teutjche Carmina geftellt, Dur Hainrichen Wirre ge Poet vnd Obrifter PVrütfhenmeifter in Defterreih und Burger auf dev. Zell in der Herrichafft Gleiß an Nps gelegen. Gedrudt zu Augspurg dur Philipp Vlhart. (Herr Roth, pen). E. f. Beamter in Linz.) Wiesbaden als Heilquelle und als Elmatifcher Heilort, Ddargeftellt von Dr. E Braun, prakt. Arzt dafeldft. 2. Auflage. er 1855. (Herr Berfalfer. ) Hall in Dberöfterreidh und. feine bron- und jodhältigen Soolquellen. Zum Gebraucde für Curgäfte. Bon Sof. Netwald, Bade-Arzt. Stever 1857. (Herr Berfaffer.) Ueber die Entjtehung der Hausruder Kohlenlager, von Profeffor Dr. 3..N. Lorenz. Wien 1857. (Herr. Berfaffer.) . Militär Zeitung 10, Jahrgang 1857. Nedigirt von Dr. $. Hirtens feld. Wien 1857. (Herr Redakteur, ) . Biblifhes Engel- und Kunft - Wert. Mit Fleiß zufammengetragen, in Kupfer geftohen und verlegt von oh. Ulrich Kraufe, Bürger umd Kupferfteher in Augsburg Anno 1694. (Herr Beiler, Studierender in Linz.) Snfhriften des Freyherrlihen von Hammer Purgftall’fchen Grab- denfimales zu Weidling. (Herr Ritter von Sonnenftein, pen]. Ef. Oberftwachtmeifter und ftänd. Ausfhußrath. ) Magna alchymia. Das ift Lehr- und Unterweifung von den offenbaren und vwerborgentlihen Naturen, Arten und Eigenjchaften allerhandt wunderlicher Erdgewedhfen, als Erze, Metallen, Mineren, Erbfäfften, Mevenvien, Salzen vond Gefteinen 2c. Welches alles durch Teonharten Thurneißen zum Ihurm von Bafel churfürftl. Brandenburgifchen be- ftellten Leib-Medicum menniglichen zunuz in 30 verfchiedenen Biicher mit fonderfichen Vnfoften, wleiß und arbeit am Tag geben. Gebrudt zu Berlin durd Nikolaus Bolten anno 1583. — Kai Ephehneira das ift Onomastum oder ausführliche Erklärung, Leonharten Thurneißers Bher etliche Frembde vu onbelannte Nomina, Verba, Proverba, Dicta, Sylben, Carafter und fonft Reden. (Herr Anton Herftorfer, afad. Maler zu Rohrbach. ) , Gejhichte des aufgelaffenen Stiftes der vegulirten Chorheren des heil, Auguftin zu Nanshofen in Oberöfterreih. Bon Fr. X. Pri, regul. Chorheren von St. Florian. (Hohw. Herr Berfaffer.) 21. 22. 23. 24, 25. XVII Th. Neumann, 33, Bandes Heft 1.—4. Görlis 1856 u. 1857. (Die Gejellichaft. ) Ueber die Erklärung der Evangelien und deren Fruchtbarmahung für die Katechetif. Von Ant, Schweiger, Weltpriefter. Linz 1857. (Herr Berfaffer. ) Hiftorifcher Schauplatz der Anfprücde uud Streitigkeiten hoher Poten- taten und anderer vegierender Herrichaften in Europa. Bon Dr. Adam Fried. Glafeyn, Leipzig 1724. — Der Löbl. Herren Herren Stände des Ertsherzogthums Defterreicdh ob der Enns: Als Prälaten, Herren, Ritter und Städte. Dbder genealogiih und hiftoriihe Ber Ichreibung won derofelben Anfunfft, Stifft, Erbau und Fortpflanzung, Wappen, Schild und Helmen, ihren Elöftern, Herricaften, Schlöffern und Städten. Mit fonderbaren Fleiß zufammengetragen durch bero Mitglied uud geweften BVBerorbneten Joh. Georg Freyheren von Hohened. Theil 1. und 2. Balfau 1732. (Hodw. Herren Joh. Adhinger, Direktor der F. E. Taubftummen = Lehranftalt zu Linz.) Thron, Bürger und Soldat. Hiftorifcd) = romantisches Zeit- und Sittengemälde aus der Epoche des öfterreih. Exbfolgefrieges. Bon Gottfried Uhlig. Prag 1848. — Erinnerungen an die Schladt von Kolin und die damalige Zeit. Nad) authentiihen Duellen bearbeitet und zur Sefular- Feier amı 18. Sunt 1857 herausgegeben von Gottfried Uhlig von Uhlenau, E. £. Oberftlieutenant, Wien 1857. (Herr Berfaffer. ) Reden gehalten vor und nad) der Preis-Bertheilung an der Stadt» pfarı-Mufterfchule zu Linz am Ende des Schuljahres 1857. Don Sojef Kerfchbaum, Mufterlehrer. (Herr Berfaffer.) Siehmahers großes allgemeines Wappenbud in einer neuen voll fändig geordneten umd veichvermehrten Auflage, herausgegeben mit heraldifhen und hiftorifch » genealogijhen Erläuterungen begleitet von Dtto Titan von Hefner. Lieferung 1— 35. Nürnberg 1854 — 1857. — Bericht über die am 9. Februar 1857 zu Linz abgehaltene erite General= Berfammlung des Bereines zur Förderung der Seide- Culture in Oberöfterreih. Linz 1857. — Bericht über Die am 24. Yänner 1857 zu Linz ftattgehabte 5. General - Berfammlung des Bereines gegen Mißhandlung der Thiere im Erzherzogthume Defterreih ob der Enns und Herzogthume Salzburg. Linz 1857. — Bericht über die zur Erhöhung der Feier des glorreihen Geburts- tages Sr. Majeftät des Kaijers Franz Sofef I. von Seite des Aus- huffes des Kath. Central Vereines in Linz am 18. Auguft 1857 theils in ber Landeshauptitadt Linz, theils in mehreren anderen Orts» gemeinden des Erzherzogtiums Defterreihh ob der Enns veranftaltete ferevliche Austheilung von Sparkafje-Bücheln und filbernen Ehren: Medaillen an folhe Schulfinder, welche fi duch Tugend und Fröm- muigfeit bejonders hervorgethban haben. Linz; 1857. (Herr Adolf L. Graf von Barth-Barthenheim, Ef. ft. Kämmerer und Regierungs- tath 2c.) Mus. Jahr. Ber. XVIU- b XVIN 26. Abbildungen franzöfifcher Generale. 1 Heft. (Herr Ferdinand Auböd, Privat zu Linz.) 27. Regola delineique Ordini d’ Architeetura di M. Jacomo Barozzio da Vignola. (Hohw, Herr Kajetan Bernert, Priefter Der frommen Schulen und Direktor zu Budweis.) e) Anfchaffungen. a) Für die mitdem Mujeum vereinigte fändijde Bibliothek, theils neu, theils als Fortjeßung. 1. Eonverfations- Lexicon für bildende Kunft. Herausgegeben won Fried. Faber. Nach dveffenm Tode fortgeführt unter Mitwirtung mehrerer Kunftgelehrter und Fahmänner von Lorenz Clafen. Leipzig 1857. Lieferung 49 —51. 2. Hiftorifches Tafchenbudh. Herausgegeben von Friedrih von Naumer, 3. Folge. 9. Sahrgang. Leipzig 1858. 3. I. ©. Erf und $. G. Gruber’s allgemeine nchelopädie der Wiffenjhaften und Künfte. I. Section. Theil 62 — 66. Leipzig 1856 und 1857. 4. Giebmachers großes allgemeines Wappenbudh in einer neuen voll ftändig geordneten und veich vermehrten Auflage. Herausgegeben von Dtto Titan von Hefner. Nürnberg 1857. Lieferung 36 — 41. 5. Icones florae germaniae et Heloctiae Auctoribus L. Reichenbach et H. G. Reichenbach fil Lipsiae 1857. Tomus XVII. Decas 7. 8. b) Sür die Mufeal-Biblivthef, theils neu, theils als Fortjfeßung. 1. Archiv fir Naturgefhichte, herausgegeben von Dr. $. 9. Trofgel. 22. Sahrgang. Berlin 1856. 2. Neues Sahrbucd) für Mineralogie, Geognofie, Geologie und Betre- faktenfunde von 8. &. von Leonhard und H. ©. Bronn. Sahr- gang 1857. 3. Linzer- Zeitung für das Jahr 1857. 4. Zur Fauna der Borwelt. Saurier aus dem Kupferfchiefer ver Zechftein- Formation. Bon Hermann von Frankfurt a. M. 1856. 5. Gejchichte des bifhöflihen Alumnates dann des Diözejan = Kuaben- Seminärs in Linz. Bon of, Strigl. 1857. 6. Denkmäler = Forihungen und Berichte, als Fortfegung der archäolo- gifgen Zeitung, herausgegeben von Eduard Gerhard. Berlin 1857. lieferung 32 — 35. 10. XIX Glossarium diplomaticum, von Dr. Eduard Brinfmeier. Hamburg und Gotha 1857. 2. Bandes Heft 4. 5 Publikation des literarifhen Vereines in Stuttgart. 40, 41 dann 10, Sahrgangs. Eorreiponbenzblatt des Gejammt-Bereines der deutjchen Gefdhichts- und Altertbums-Bereine. Im Auftrage des Berwaltungs- Ausihuffes des Gefammt-Bereines herausgegeben von Arhivs- Sefretär Dr. E. 2. Grotefend. 6. Jahrgang. 1857. Hannover. Der Oberöfterreicher. Gejhäfts-, Haus- und Bolfsfalender fir das Sabır 1858. Mit literarifchen Beiträgen. Linz. 1. Manufcripte, Widmmng. Defterreihifhe Sura, wie fie vefp. der Landuogtei Schwaben pto. jurisdietionis territorialis einfchlagt. Die Kreisftadt Memmingen. — Privilegium Kayfers Marimiliani jo Ihrer Maj. Innfaffen md Begütterten der Markgraffhaft Bırgau ertheilt hat. Anno Domini 1492. — Kirchen - Hiftorie der faif. Stadt Burgau oder Series tem- porum et injuriarum, Welchergeftaften diefelbe won Anno 1425 bis 1724 wegen nicht habenden eigenen Pfarr -Nedjt bevrängt worden ift. (Hochw. Herr Iohann Aicdinger, Direktor des €. E: Taub- ftummen- Inftitutes in Yinz.) B. Geschichte. I. Urkunden. Widmung. Driginal = Urkunde auf Pergament vom Jahre 1284 v. 8. Albert, betreffend die Beftätigung eines Privileginms. (KHodhw. Herr Sodof Stil, Dedant und regul, Chorherr zu St. Florian.) Aus den Diplomatars-Honde beftrittene Arbeiten. 77 Stüd Urkunden =» Abjchriften aus Driginalen des gräfl. v. Star- bemberg’ihen Schloßes Nieded, collationirt durch hodw. Heren Referenten des Gejhichtsfaches Jodot Stülz zu St. Florian. 14.940 Std Negeften des oberöfterreihiichen im Mufeum befind- lichen Diplomatars vom Jahre 504 bis 1500, angefertigt von Herrn Ferdinand Wirmsberger, ftänd. Buchhaltungs - Offizial in inz. (Die im Mufeum hinterlegten Urkunden v. 3. 504 bis 1230 find im vollftändigen Texte bereits gedrudt und ber Oeffentlichteit übergeben und zu beziehen entweder durch das Mufeum in Linz ober der E f. Hof- und Staatsoruderei in Wien. ) b* XX 1. Diplome, Widmungen, . Diplom für Sebaftian Höflinget zu Imolkhfam v. $. 1572. (Herr Wenzel Hode, E. £. Notar zu Linz.) Adelsdiplome für Rochus und Conrad Freimann dv. 3. 1545 — 1559. Herr Graf von Seean, EE. Major und Gutsbefiter zu Helfenberg.) Doktor - Diplom, welches die evangelisch = theologiihe Fakultät in Tiibingen, an welcher vor 64 Jahren der num verfiorbene F. £. Confi- ftorialvath) und emeritirte Superintendent Sohann Steller in Ihen- ning bei Linz ftudierte, und diefen Oberhirten der evangelifchen Diözefe o. d. E, aus Anlaß feines erlebten 90. Geburtsjahres und Sdjährigen Amts - Jubiläums fowie in Würdigung feiner vieljährigen Berdienfte um die evangeliihe Kirche Oberöfterreihs gewidmet. (Herr Karl Dperbef, Senior, Schuldiftrifts - Auffeher und Paftor zu Atterfee, ) - IM. Münzen. a) Widmungen. . Eine Anzahl von 27 verfchiedenen römiichen Münzen, aufgefunden bei dem Kajernenban nähft Wels. (Herr Benninger, Bürger in Bels, ) . i Silber- Medaille von KR. Karl VI. und deffen Gemalin Elifabeth Ehrift. Augufta. (Herr Präfes Baron von Stiebar auf Buttenheim, fe. E. Kämmerer und Regierungsrat) 2c. ) Silberbaten von Franz Anton, Erzbifchof zu Salzburg v.3. 1718. — Nedhenpfennig (kupferner) von Hanns Steinbdd, Bergmeifter zu Kuttenberg. (Herr U 8%. Graf von Barth - Barthenhbeim, E. £. Kämmerer und Negierungsrath 2c. ) Kleine Silber- Medaille (vergoldet), von KR. Ferdinand I. Rev. Augusti Pii Foelicis Memoria funebris Anno 1565. (Herr Mayer, Inwelier und Goldarbeiter in Linz.) b) Angekanft. . Zweihundert und drei verjchiedene römihe Münzen, aufgefunden in der Umgebung von Enns, darunter 39 Stüd Silber- die übrigen Erz-Miünzen. — Thalerftid v. 8. Rudolph IL v. 1594. — Tha- ferftüd dv. Friedrih Herzog von Sachen 1594 und vier Thalerftüde von Kaifer Ferdinand I., aus dem Miünzfunde zu St. Valentin bei Penerbadh, IV. Autographe. . Ein Schreiben de Condalle’s. (Herr Kitftner, K. £ Hoftelegraphen- Amts ID ffiziel in Wien.) er _ €. Kunst und Alterthum. a) Alterthbam. Arhäologiihe Gegenftände, 1, Ankauf. 1. Ein feines Bruftbild won Bronze dann eine Fibula, verfchiedene Nadeln, Ringe u. a., fowie von Eifen eine Tanzenjpige, Mefier, Hammer, Krampe, Meißel, Ketten, Ringe, Nägel u. a. von Thon Mauerziegeln mit der Bezeichnung Leg. I., Kanalziegel, Leitungs- röhren u, d. gl. Ausgrabungen der Umgebung von Enns, 2, Saul. 1. Geltifche Ausgrabungen von Hallftatt, beftehend in einem großen und Heinen Keffel, Schale, verjchiedenen Armringen, Agraffen, Fibulen, Nadeln, Ningen u.a. aus Bronze, dan Meißeln, Yanzen- fpien, Mefferfragment, Stangen und Ningen aus Eijen, jowie verfchiedenen Schmudjahen aus Bernftein, ein Amulet aus Stein und Olasfragmenten, gegen Einjendung doubletter antifer Gegen- ftände vom £. f. Antifen-Kabinete in Wien überlaffen, wodurdh die Anftaft wenigftens im DBefite einiger der jo intereffanten Gegenftände aus dem großartigen Xeichenfelde zu Hallftatt gelangte, um diefe heimifchen Funde einigermaffen zu vepräfentiven. Mittelalterliche Gegenftände. a) Waffen. Widmung. 1. Ein Spieß mit Wiederhafen, aufgefunden bei dem Straßenbau zivi- ihen Zraunfichen und Ebenjee. (Herr A. Müllauer, E. £, Bau- direftions - Ingenieur zu Yinz. ) b) Aunnf. l. Malerei. Widmung. 1. Malerei auf Stein, einen Becher und brennende Fadeln 2c., verborgen aber das Bild des Ezisfa barftellend. (Hohw. Herr Kajetan Bern- hard, Direktor in Budweis.) XXI Ankauf. . Vorträte (Bruftftüce) des Joachim Enzelmüller, Grafen von Wind» baag und deffen erften Frau, eimer gebornen vw, Kirchftetter, (aus dem aufgehobenen Klofter Windhaag. ) II. Senlptur. Ankauf. Altes Hozihniswerkf, Gruppe mit mehreren Figuren in Mitte der Leihnam Chrifti. €. Lithographien. MWidmungen. . Defterreihs und Bayerns Krondiamantent. Sumbolifd-, graphiich- biftorifches Tableau, Compofition und Eigentum des Ferdinand Tewelles. Lit. von F. Wirbel. (Herr Adolf Ludwig Graf von Barth-Barthenheim, f. f. Kämmerer 2c.) Neun Tafeln Abbildungen römischer Alterthümer von Sissck. (How. Herr Fried. Theoph. Mayer, Propit umd Tateranenfifher Abt zu St. Florian. D. Naturgeschichte. I. Zoologie. a) Sangethiere MWidmungen. . Ein Exemplar eines Alpenhafen im Sommerfleide, erfegt in ber Gegend von Micheldorf. (Herr Kafpar Zeitlinger, Senjenfabrifant und Bürgermeifter zu Michelvorf. ) . Zwei Eremplare nordamerifanifher Hafen, werfchtedener Yarbung. (Das Löhl. Stift Kremsmünfter. ) . Ein Exemplar eines Wafchbären aus einer in der Oftermefje 1857 anmejend gemejenen Menagerie. (Herr Karl Ehrlich). ) . Ein Eremplar einer langöhrigen Fledermaus. (Herr Joh. KHinter- berger, ftänd. Beamter in Yinz.) Gegen Caufd. . Ein Exemplar einer weißen Hausratte, — eineg Dacıjes, erlegt bei Neuhaus im Mühlkreife. (Hohw. Herr PB. Hinteregger, Pro- fefjor des biihöflihen Knaben-Seminärs am Freinberg.) Ze a Fee Zu ee XXI b) Pögel. Widmungen, 1. Ein Eremplar eines Schopfreihers, Männchen, erlegt in der Gegend 2. St 10. 11. 12. 13. 14. von Lichtenau. (Herr Lauvenz Felsner, Gutsbefiger zu Lichtenau. ) Ein Eremplar einer Blaurade, — eines Seidenreihers, Männchen, beide erlegt im der Gegend von Linz. Revier Steyregg. (Herr Bergthaler, ftänd. Beamter und geäfl. Weifferwolff'iher Verwalter zu 8inz.) Ein Eremplar einer Uhu-Ohrenle, Männden, exlegt bei Weiten- fichen. (Herr Karl Ehrlich.) , Ein Exemplar eines weißen Staar, erlegt in der Gegend von Linz. (Herr Scopper, Wildprethänder in Linz.) . Ein Erempfar eines crvopälfhen Aufternfifhers, — einer Blaurade, erlegt in der Gegend von Michldorf. (Herr Kafpar Zeitlinger zu Micheldorf. ) Ein Exemplar eines Cormorans, Männden, im Herbjtkleide, erlegt in der Gegend von Eferding. (Herr Dominif Geyer, fürftl. Star- bhemberg’scher Forftmeifter zu Eferding. ) . Ein Exemplar eines Flußadlers, junges Männchen, — eines Weipen- bufjard, beide erlegt in der Gegend von Aha bei Steyr. (Herr HSojef Kneifl, Schullehrer zu Aichach.) . Ein Exemplar eines Wafferhuhns, erlegt in der Gegend von Linz. (Herr ©. Preuer, $. U. Dr., Aowofat in Linz. ) . Ein Exemplar eines Cormorans, altes Männchen, erlegt in der Gegend von Mauthaufen. (Herr Auton Bolchadher, Realitäten-Befiter zu Mauthaufen. ) Ein Exemplar einer Heinen Nohrdommel, einer Zwergtrappe, Weib- hen, — einer Löffelente, erlegt bei Kleinmünden. (Herr Iohann Grillimayer, Fabrits-Befier zu Linz.) Ein Eremplar eines Schreiadlers, — eines Goldregenpfeiffers, beide erlegt in der Gegend von Kogl. (Herr Felix von Paufinger, Gut3- befiger zu Kogl.) Ein Eremplar eines Taradiesvogels. (Herr Nitter von Had auf Bornimbs, ftänd. Verordneter zu Lınz.) Ein Eremplar eines Papagey. (Gert Azet, Gafthofbefiger in Linz.) Ein Eremplar eines ausländifchen Fliegenfchnappers. (Herr Iofef Schaller, ftänd. Beamter in Linz.) Drei Eremplare Ihnrmfalten- Eier. (Herr Iofef ISannadh, Apothefer in Linz.) XXIV ec) Sifde Mehrere Erenplare Fische vom adriatifhen Meere, von Herrn Geber von Venedig mitgebradt. (Dr. Guft. Pröll, Babearzt zu Gaftein.) 1. Botanik. . Dreißig verfchiedene Arten Phanerogamen aus der Gegend von Kirchdorf, (Herr Died. Dr. Karl Schiedermayr zu Kirchdorf.) 1. Mineralogie. . Ein Exemplar eines Bergkryftalls aus der Schweiz. (Her Dr. ®. Pröll.) IV. Geoguofie. Ankauf, . Mehrere DVerftieinerungen aus vem Gfchliefgraben der dajelbit auf- tretenden Kreide» und Nummnliten - Sandftein » Formation, darunter vorzüglich Anachytes ovat., Spartagus cor anquinum, Nerinea, Natica, Cidarites eoronat: Cancer hispidiformis, Nummuliten dann berjchiebene Pflanzenabdrüde aus einem neu eröffneten Kohlenfchurf der Gegend von St. Wolfgang, nebft vwerfteinerungsreichen Mergeln umd einem Eremplare der in diefer Dertlichfeit worfommenden Kohle der Kreibe- bildung. Veränderungen im Stande der Ehren= und ordentlichen Mitglieder des Museum Franeisco - Carolinum in dem Sahre 1857. ZZ Beitritie an ordentlihen Mlitglievern. . Herr Ebersberg Julius, f. F. Hauptinaun und Profeffor an der Militär » Akademie in Olmüs, Ritter hoher Orden ıc. Gdelbacher Zojef, FE. f. Statthalterei - Sefretär in Linz. Enzenhofer Michael, geiftl. Natb und Subregens des bi: jchöflihen Seminärd in Linz Gangelmayr Auguftin, Sapitular des Stiftes Schlägl und f. f. Profefjor in Linz Guggenthal Georg, Ritter von, F. FE. a Dffizial in Prag Hans Fofef, F. F. Oberamts » Gontrollor des Hauptzollamtes in Linz Herftorfer Anton, Maler zu Robrbad) Hiebl Michael, F. £. Steueramts » Infpeftiond » Offizial in Linz Hirtenfeld 3., Dr., Nedakteur der Milttär » Zeitung in Wien ıc. Hode Wenzel, F. f. Notar in Linz Martini, Dr., Redakteur der Landes» Zeitung im Graz Mojer Ferdinand, regul, Chorherr und Stift» Nentmeifter zu St. Florian XXVI 13. Herr Paufinger Felie von, Gutöbefiter in Kogl 44. „ Schweizer Leopold, f. f. Rath, Dr., Redakteur en chef der Wiener - Zeitung, Ritter hoher Orden 15. „ Steinbauer Jofef, Gemeinde: Vorftand und Hausbefiter in Urfahr 16. „ Strobadh Sofef, F. f. Negierungsratb und Polizei» Direktor, Ritter hoher Orden 17. „ Urbauer Fried, Wilh., Paltor der evangeliihen Gemeinde in Linz Sterbfülle: Ehren Mitglied: Herr Fiihhof Fofef, Profefior am Gonjervatorium in Wien Drdentlihe Mitglieder: Herr Dierzer Zof. Ritter v., Fail. Rath und Fabriföbeitker in Linz 1: 2. „ Slorentin Felie, Edler von, jub. F. £, Oberlandeögerichtsrath in Linz 3. „ Sreibert Emanuel, Defizient in Linz 4. „ Hufter Anton, bürgl. Handelsmann in Linz 5.» Iar Gottfried, SKapitular des Stiftes Wilhering und 8. £. Profefor in Linz „. Kamberger Zoh., jub. E. F. Nechnungsratb in Linz „ Leuthner Anton, Ehren: Domherr und Pfarrer in Gmunden Balz Apollinar, F. E. Bezirkörichter zu Peuerbadh „ Bößmann Karl, F. f. Kaffa- Beamter in Linz sonum S Beiträge zur Charakteristik der oberösterreichischen Hoch-Gebirge von Jos. Hinterberger. Mus. Jahr. Ber. XVII. 1 VOFRHTyı nei Ey vMBATTErR un TE en En AR er Büötei ni ; & & 18. dein Bauten: De von, Bad. ee 3 ee I en ” De ter den, Bitter Ueber Drrmd! RAR ib. , rt 6. ,. Ensbeh, "a. # f, Henterugpäice Aura Dr = F- j 3; ir: Be ae Sebenhhe Biatihers ? Pe Krane, EN dr en: ki i r Hier Umsen, Brzyl. ira ia Meg: Be Be un 2 Bl In Bi 2 Bnkenje ah: , füh, Ft. ed 4 nie Yılı, Wr lierer fu Bi ik, EL Busieterth) IE Te ‚Ullzanı Ka, }. 7 CE in Ent D EEE . 2 r WE Di 2 f hi ! ze { Er) - ' - rt i We j Vor dem Reisenden, welcher auf der Eisenbahn von Budweis in das schöne Land ob der Enns kommt, entfaltet sich in der Nähe von Linz ein herrliches Naturgemälde: nach län- serer, ziemlich einförmiger Fahrt schieben sich die waldigen Hügel, welche ihn bisher auf beiden Seiten begleiteten, aus- einander, und wie durch einen Zauberschlag zeigt sich ihm ein reizendes Thal, durchffuthet von der mächtigen Donau, an deren Gestade sich das freundliche Linz ausbreitet, während das Auge mit Entzücken auf den üppigen Fluren und Anhöhen des Hausruck- und Traunkreises weilt.. Hinter diesen aber erhebt sich in blauer Ferne die Zackenlinie des Hochgebirges, welehe je nach der Durchsichtigkeit der Luft bald leichten Wolkengebilden, bald wieder den Wogen des stürmischen Meeres gleichend den würdigen Rahmen um dieses grossartige Panorama bildet. Diese schönen vaterländischen Berge, von deren Majestät sich jeder Naturfreund so sehr angezogen fühlt, erlaube ich mir als Gegenstand des vorliegenden Aufsatzes zu wählen; ich werde es versuchen, nach einer allgemeinen Ucbersicht, so weit meine Kenntnisse reichen, die Urmrisse der geologischen Verhältnisse, ihrer Flora und Fauna zu zeichnen, dann zur Beschreibung der einzelnen Gebirgsgruppen und deren vorzüg- licheren Spitzen übergehen, auch dem Laufe der Thäler fol- gen, wobei zugleich der vorkommenden Naturmerkwürdigkeiten gedacht werden wird, 900. —ı 1* 4 Die deutschen Alpen überhaupt dringen in drei mäch- tigen Abtheilungen aus der Schweiz in Deutschland ein: 1. Die Centralalpen, aus cristallinischen Gebirgsarten beste- hend, ziehen sich von der Malserhaide bis zum Lai- thagebirge in einer fast ununterbrochenen Reihe fort; 2. die Nordalpen, aus Kalk aufgethürmt, laufen in mehreren Paralellketten nördlich von den Centralalpen in gleicher Richtung mit diesen vom Arlberg bis zum Kahlengebirge bei Wien fort; : 3, die Südalpen, welche die Mittelkette im Süden begleiten, und aus verschiedenen Gebirgsarten, als: Porphyr, Sand- stein, Granit, Glimmerschiefer und Kalk zusammengesetzt sind, erstrecken sich von der Ortlesspitze, den Fassaner- cearnischen und julischen Alpen bis zum adriatischen Meere. Die Alpen von Oesterreich ob der Enns gehören zum Gebiete der Nordalpen, daher es nicht überflüssig sein dürfte, diese unter Vergleichung der ihnen gegenüber stehenden Cen- tralalpen im Allgemeinen einer näheren Betrachtung zu wür- digen und dann erst zu dem ob der ennsischen Alpengebiete selbst überzugehen. Die Masse der Nordalpen ist ein aus der Tiefe aufstei- gendes, gegen Süden bis in die Nähe der Centralalpen sich erhebendes, dann plötzlich abbrechendes Gebirge, welches von jener durch ein grosses Längenthal oder auch nur durch eine Einsattlung getrennt ist, und bei einer Breite von 6—8 Meilen ihr um 2000 Fuss an Höhe nachsteht. Dieser Höhenunter- schied gleicht sich jedoch aus, wenn man die relative Lage erwägt; denn während sich die Hörner der Mittelkette aus Thälern, deren Soole selbst schon 4—6000 Fuss hoch steigt, erheben, streben die Mauern der nördlichen Kalkalpen aus Thä- lern von oft kaum 2000 Fuss Höhe fast senkrecht auf. Die hoher Uralpen bilden der Hauptsache nach einen lange fort- laufenden Rücken, von dem die Thäler und somit auch die Seitenrücken süd- und nordwärts auslaufen; sie bauen sich kei. 39 langsam und in sanften Formen südwärts wohl zu höheren Massen hinan, ‚aber die nördlichen Alpen schwingen sich in einem Abstande einer Stunde vom tiefsten Thale bis zur höch- sten: Zinne ‚öfters bis gegen 10000.Fuss empor, auch werden diese zuletzt mächtiger als die Gentralalpen, da sie, ihre Höhe länger bebauptend, diese zuletzt weit überragen, wie z.B. der gegen 7000. Fuss messende hohe. Schwab dem 5000 Fuss hohen Rennfelde der Raabthaler - Alpen, der 6000 Fuss hohe Schneeberg der Laithakette mit 3000 Fuss gegenüber steht. Die Nordalpen sind von der Gentralkette gewöhnlich durch ein Längenthal geschieden, und parallel mit ihr laufend haben sie ihre Steilabfalle gegen Süden; kaum hat sich dieser Rücken gegen Norden etwas gesenkt, so tritt eine zweite Reihe der vorigen gleichlaufend auf, und dieser folgt eine dritte, vierte; jede derselben ist, je weiter gegen Norden desto nie-- derer. Die nördlichste, 3—4000 Fuss hoch, ist gröstentheils bis an die Gipfel bewaldet, die zweite Reihe 4 -— 6000 Fuss hoch, hat schon Krummholzüberzüge mit grösseren Felsen- wänden und Abstürzen; die dritte Kette mit 7000 Fuss steigt starr und kahl aus der Wald- und Mattenhülle auf, und nur auf einzelnen Rücken kriecht das Krummholz hinan, während sich in ihren Rissen und Schluchten die Kiesströme herabzie- hen, um jetzt zu zerstören, einst aber dem Pflanzenwuchse den Weg zu bahnen. Die letzte Stufe endlich steigt weiss- grau, zerrissen, scharfkantig und von Schnee gefurcht, auf den Hochebenen, bisweilen mit weiten eisartigen Schneefeldern be- deckt, zu einer Höhe von 10000 Fuss, Diese Ketten bilden aber keineswegs zusammenhängende Rücken, wie die Centralalpen, welche von der Malserhaide bis zum ‚Laithagebirge ausser dem Murdurchbruche bei Graz der Hauptsache nach einen ununterbrochenen nur hie und dadurch niedrigere Einsattlungen getrennten Rücken bilden, sondern die Züge der Kalkalpen sind. ‚auch von grösseren und kleineren Thälern und Schluchten durchschnitten und von einander ge- =. spalten. Durch solche Spaltungen und Sättel werden Gruppen gebildet, indem sich die höchste Kette mit ihren (Querrücken an die vorliegenden niedrigeren Züge anschliesst und mit dieser eine Art Ringgebirge darstellt. Dagegen werden bisweilen Ge- birgsmassen, welche offenbar zusammen gehören, durch eine tiefe Schlucht geschieden, wie das Tännengebirge durch den Pass Lueg von dem Hagengebirge in der Berchtesgadner-Gruppe. Aus der Stellung ‚der Kalkalpen längs dem nördlichen Abhange der Centralalpen, sowie aus den verschiedenen Wo- genreihen der ersteren ergibt sich auch die Verschiedenheit der Tbäler. Die Querthäler der Centralkette geben sämmtlich in eines jener Hauptlängenthäler aus, welche dieselbe gegen Nor- den und Süden begrenzen; der ganze Wasserschatz der Ur- gebirge ergiesst sich nördlich in das Inn-, Salzach - und Enns- thal und häuft sich zu grösseren Flüssen an, welche sich einst in den ‚tiefsten Scharten der im Norden vorliegenden Kalkalpen ihre Bahn brachen. Diess sind die Durchgangsthäler der Kalk- alpen, welche gewöhnlich furchtbare Abgründe bilden, in deren finsteren Schluchten der mächtige Bergstrom brauset. Daher kommt auch die veränderte Richtung dieser Alpenströme ; während sie früher paralell mit den Haupitbälern: von Westen nach Osten flossen, wenden sie sich da, wo sie jenem Thore, das sie zum Gebirge hinausführt, gegenüber kommen, in einem rechten Winkel gegen Norden ; solche Thäler bilden der Inn die Salzache im Pass Lueg, und die Enns unterhalb Admont. Es gibt aber auch Thäler, welche sich noch auf der Süd- seite der Hochkalkalpen entwickeln, ohne desshalb aus der CGentralkette zu stammen, und sogleich die Riesenmauer der Kalkalpen durchbrechen, olıne sich mit dem nahen, oft durch keine meiner erheblichen Erhebung geschiedenen Längenthälern zwischen der Kalk- und Gentralalpen zu verbinden; ein solches Durchgangtbal ist das der Traun, welche im Südabhange des Todtengebirges entspringend sich nach kurzem Laufe durch die 7 schauerlichen Engen von Aussee nach Hallstatt Bahn gebro- chen hat. Die Verworrenheit der Thalbildung, welche in den 'hö- heren Gegenden in völlige Unbestimmtheit ausartet ist abermals ein charakteristisches Merkmal der höheren Kalkalpenwelt, durch welches sie sich wesentlich von der Centralkette unterscheidet. Steigt man in einem (Juerthale' der Centralalpen dem Rücken derselben zu, so findet man den Eingang des Thales‘ durch einen Schuttberg verrammelt, der sich weit aus der Mündung des Thales in das Hauptthal erstreckt; der Weg führt an stäu- benden Stürzen oder wildtosenden Fällen am Rande ‘des Ab- grundes, durch düstere, finstere Engen hinan; plötzlich öffnet sich das lachende Gelände und der eben noch wild tosende Bach schleicht ruhig, vielfach ‘gewunden, durch den flachen weiten Wiesengrund dahin. Kaum eine Strecke weiter ver- kündet der ferne dumpfe Donner ein abermaliges Aufsteigen des Thales, Nach Ueberwindung einer Stufe nach der andern gelangt man endlich in die Hochgegend, wo das Hauptthal aufhört, und von allen Seiten Staubbäche herabstürzen, Steigt man, ihnen folgend, auch diese Stufe hinan, so wird man durch den blaugrünen Spiegel eines See’s, umschlossen von grauen Felsenriffen überrascht. Anders verhält es sich in den Kalkalpen ; hier muss man häufig über einen Seespiegel in das Innere des Thales dringen, oder es geht über eine Thalfläche, welche einen ehemaligen Seeboden verräth, auch fehlen hier die Thalstufen der Central alpen, wenigstens in dem auffallenden Grade wie dort; höch- stens durchsetzt ein 'niederer Felsrücken das Thal’ oder den Fluss und die Stufenerhebung steht in keinem Verhältnisse zu. jenen im ‚Urgebirge. Erst im Hintergrunde scheint das Thal all- seitig ummauert von Riesenwänden, und nur durch 'enge Spal- ten ‘oder über breite Wände ergiesst sich hie und da ein Staubbach in das Seebecken, welches den Thalboden ausfüllt. Durch eine solche Schlucht zu den Hochthälern hinangestiegen 8 findet man die Stufenbildung der Centralalpen wieder, aber die Felsenrücken, welche die Thalabsätze bilden und von einer Thalwand zur andern hinübersetzen, sind weder zertrümmert noch::von dem;/Thalbache durchfurcht, ‘ohne dass desshalb das Wasser einen ‚Fall bildete. ‘Nach Ueberwindung einer solchen Wand steigt man öft'' wieder die ‘Hälfte des Aufstieges hinab bis zum‘ Boden:des nächsten Thalkessels; in: solchen Thalkes- seln,; welehe gewöhnlich schnell aufeinander folgen, findet manı den. klaren Gebirgsbach bald. über‘ Steingerölle zwischen üppigen:-Wiesen ‚dahin eilen, bald ein ausgetrocknetes Fluss- bett, -oder beides zugleich, indem 'man den eben noch: kräf- tigen ‚Bach mitten in seinem. Bett verschwinden sieht; bisweilen ist der. ganze Thalkessel eine ununterbrochene Wiese und von einem: 'Bache ‘keine Spur, während er noch in der unteren Stufe wild dahin schäumte; kaum hat man aber ‚den nächsten Felsenwall unter sich, so sieht man ihn wieder in seiner ganzen Fülle daherströmen. Im Urgebirge ist der Bach ein Faden, dessen Führung man sich. in dem verworrensten Felsenlabirinthe anvertrauen könnte‘; in den Kalkalpen,; wo gerade ein solcher Führer bei der Verworrenheit der Thalbildung in den obersten Regionen nöthig wäre, zerreisst dieser Faden häufig da, wo man seiner am meistenbedarf. An'.einem hochgelegenen Kalkalpenkessel oder ‚einem Hochsee ‚ist man ‚oft auf allen Seiten von Aus-! gangsscharten oder Sätteln umgeben, so dass es ohne Lei- tung eines: kundigen Führers kaum möglich ist, den richtigen Weg zu: treffen. Diese Unbestimmtheit und Unregelmässigkeit des. Thallaufes wiederholt sich, so oft man nach Ueberstei- gung.-eines Sattels in. ein: zweites Becken gelangt und nimmt nach ‘der Höhe überhand, so dass man, auf der: Hochebene angekommen, nur selten sagen kann, zu welcher Abdachung des Gebirges dieser oder jener Kessel gehört. Auch die Rich- tung‘ der Kalkalpenthäler ist’ eine unregelmässige, da sie öfters umspringt, und zwar dort, wo, sie in tiefen Klüften hinlaufen, 9 weil die anfängliche Hauptspalte bisweilen plötzlich nach der Höhe in eine unersteigliche, nur mit Schuttgerölle und Schnee angefüllte Kluft ausläuft, und sich der Weg durch eine Sei- tenkluft, welche das Thal fortsetzt. fortwindet. Zuweilen kann man neben den höchsten schroffen und unübersteiglich schei- nenden Zinken und Wänden auf den schönsten Matten über kaum merkliche Erhebungen die Kette der Kalkalpen über- schreiten, oder es öffnet sich wie durch einen Zauberschlag eine durchdringliche unübersteigliche Felsenmauer, welche den Wanderer hindurehlässt, und sich wieder hinter ihm schliesst, ohne dass er schen kann, wo er hergekommen. Ein solches Beispiel bietet die Falkenmauer bei Kirchdorf, in deren bei- nahe senkrechte Wände die Natur ein förmliches Thor gebro- chen hat, durch welehes man aus dem Kremsthale in die Steierling gelangt. Die Gestalt der Kalkalpen im Entgegenhalte zur Central- kette bietet die auffallensten Gegensätze, Sanft gewölbt erheben sich die vorderen Reihen der CGen- tralalpen, ihre Rücken, Kanten, Kahre und Risse sind durch die Atmosphäre abgeschliffen und abgerundet, ihre Formen da- her gemildert, auch sind die Höhen bis zu ihrem Gipfel mit einer. üppigen Pflanzendecke umhüllt; ihr Fuss ist von dichten Waldungen umlagert, welche sich nach oben zuerst in Grup- pen auflösen; ‚auch diese werden immer lichter, bis endlieh nur mehr einzelne vom Sturme gebrochene halbabgestorbene Fiehten und Lärchen gegen die Höhen empor klimmen; höher kricht das zähe geschmeidige Krummbholz hinan. ‘Erst im tie- feren Hintergrunde der Thäler baut sich eine grössere, kablere Bergmasse auf, ‘welche oft nochmals von der höchsten inner- sten Kette überragt wird. Dann steigen die nackten Felsen- massen tiefer herab, und durchbrechen den Rasenteppich ; breite Schneefelder spannen sich zwischen den Felsenwänden und Hörnern aus, oder ausgedehnte Gletscher hüllen Thal und Höhe in die blendende Decke des Schnee's, nur scharfe Fel- 10 senrücken oder nadelförmige Gipfel durchbrechen die weisse Fläche. Der Pflanzenteppich ist hier allgemein verbreitet und wird dadurch kärglicher, auch ist die Pflanzenbildung viel‘ einfacher und grosse Gegensätze von Ueppigkeit und Kargheit des Wachs- thumes finden nicht statt. Oft wird das warme, saftige Grün der Matten oder das Braun der Felsenwände durch den wahr- haft eiskalten Ton eines blaugrünen Eisstromes, eines Glet- schers unterbrochen. Ein anderes Bild bietet das Hochgebirge der Kalkalpen. Der Fuss derselben ist mit üppigen Wiesen bekleidet, von eben gebornen (Juellen durchrauscht oder von riesigen Ahorn- gruppen beschattet, durch welche öfters der smaragdgrüne Spiegel eines See’s schimmert; hoch über diese Baumgruppen erheben sich die Wände und Zacken des Hochgebirges, hier eine im Grauduft der Höhe aufstrebende Wand, aus welcher hier und da einige Pfeiler in den Glanz der Sonnenstrahlen vortreten, dort wieder eine ungeheure Pyramide im weissröthlichen Lichte der untergehenden Sonne prangt. Hier ist kein Uebergang der Farbentöne, sondern die grellsten Farben grenzen unmittelbar aneinander; neben dem schönsten Grün der Wiesen und des Laubes, welches unmittelbar an die blaugrüne Fluth eines See's stösst, und welche wiederum durch einen lichtgrünen Streifen vom Grau der Felsenwände geschieden wird, starren unmittel- bar aus der Nacht dunkler Forste die nackten, völlig pflanzen- leeren Mauern empor. Die Pflanzenregion scheidet sich hier oft plötzlich, bisweilen in unbedeutender Höhe und ohne schein- baren Grund von der pflanzenleeren. An vielen Kalkalpen reicht diese Grenze theilweise bis auf die Thalsoole, und wo sie dann höher hinaufreicht, scheint die untere bewachsene Stufe nur eine Schuttanhäufung aus den oberen Gegenden zu sein. Häufig stürzen mächtige: Kalkmassen fast senkrecht auf ein niedriges, von ihnen selbst aufgehäuftes Fussgestell; an der ganzen, vielfach zerrissenen ausgezackten Wand, ‚welche im 11 Mittags- oder Morgenlichte blendend weiss erscheint, haftet kein Hälmehen; einen solehen, wirklich schauerlichen Anblick gewährt der Dachstein von Schladming aus, wo er mit einer Höhe von 7000 Fuss beinahe senkrecht auf die niederen wal- digen Vorberge abstürzt. Auf der Scheitelfläche der Kalkalpen herrscht die ihnen eigenthümliche Bildung der Hochebene vor, welche übrigens „durchaus keine leicht gangbare Fläche darstellt, sondern aus dicht nebeneinander liegenden grösseren und kleineren Kesseln besteht, die sich oft zu weiten Thalmulden erweitern, oder auch theilweise im wahren Gegensatze aus rundlichen Erhe- bungen, welche wie Kugelabschnitte neben einander liegen und von Wasserströmungen . durchfurelit, kleinen Gletsehern nicht unähnlich sehen. Die höchsten Flächen, welehe aus jenem, dem Pflanzenwuchse abholden Kalk bestehen, sind völlig starr, nakt und kahl; die Rücken, welche sich zwischen den erwähnten kreisrunden Mulden hinziehen, sind mit der Zeit so ausgewa- schen, dass ihre Begehung oft eine schwere Aufgabe ist. Nur selten wird der Wanderer durch den Anblick eines kleinen Seespiegels in der Tiefe jener ringförmigen Kessel mit erhöhten Rande erfreut; steigen solche Kessel von grösserem Umfange tiefer hinab, so breiten sich schöne Matten um die Spiegel solcher See’n ohne sichtbaren Abfluss aus, wie am Wildensce auf dem Todtengebirge. Neben den erwähnten Plattformen erheben sich aber öfters plötzlich die schärfsten Wände, Gräthen und Spitzen, ‚ zwischen welchen sich die Steinströme aus den beschriebenen Steinwüsten herabsenken und die Fluren oft so überschütten , dass für lange Zeit alles Leben erstirbt, zugleich aber später auch den Weg bilden, auf welchem die Vegetation in die höheren Regionen gelangt. Die Eiswelt der Kalkalpen ist im Vergleiche mit den Gen- tralalpen sehr beschränkt, da der Kalk, dessen glatte Flächen den Angriffen der Vegetation widerstehen, auch der Gletscher- 12 bildung abhold ist, und nur unter den günstigsten Bedingungen ähnliche Erscheinungen weiset, während sich auf der. Höhe der Gentralalpen eine fast ununterbrochene Eisfläche hinzieht, aus welcher sich allenthalben Gletscher in die Thäler hinabdrängen und die schneebedeckten oder mit dichten Eispanzern umklei- deten Hochgipfel emporragen, da die eristalinischen Gebirgs- alpen die Feuchtigkeit anziehen, verwittern und somit auch den Schnee an sich ziehen und halten. Die einzigen grösseren Eisfelder in den nördlichen Kalkalpen sind auf der Dachstein- gruppe, dem ewigen Schneeberg oder der übergossenen Alpe bei Werfen und auf der Ostabdachung der. Zugspitze vertheilt; ragt hingegen aus einem Schneefelde eine nur kleine Felsen- spitze heraus, so ist sie vom Schnee entblösst, so die Gipfel der Dachsteingruppe, der Hochkönig auf der übergossenen Alpe und der Felsenkamm der Zugspitze. Auch haben die Eisfelder der Kalkalpen nicht das feste Gefüge, nicht die vielen Spalten und Pyramiden der eigentli- chen Gletscherwelt, sondern sie bestehen meistens aus körni- gen Firneis, welches leicht zerfällt, und nur da, wo,ein Eis-_ strom sich mehr in die Tiefe senkt, zeigt er ein dichteres Gefüge. Eine auffallende Erscheinung ist die sogenannte Eis- kapelle beim Königsee, wo an der Nordseite des Wazmannes fortwährend Schneemassen von den schroffen Felsenwänden ın die Tiefe stürzen und sich so anhäufen, dass sie die Sonnen- strahlen, welche ohnehin. selten in diese Schlünde dringen, nicht wegzuschmelzen vermögen, und so durch die Länge der Zeit eine mächtige Eisdecke den Grund der Schlucht in einer Höhe von kaum 3000 Fuss über der Meeresfläche überwölbt hat. Ausser den angeführten grossen Eisfeldern trifft man nur in den muldenförmigen Abdachungen oder den Schluchten sehr hoher Kalkgebirge einzelne Schneeflächen, welche den Sonnen- strahlen trotz bieten, so das Schneefeld der Schlucht, welche 13 beide Hörner des Wazmannes trennt, auf den Abdachungen des grossen Priel etc. Oesterreich ob der Enns betreffend überschreiten die -Nordalpen mit der Dachsteingruppe ihre Westgrenze, ziehen sich, die Grenze gegen Steiermark bildend , ostwärts fort, bis sie bei Altenmarkt unser Land wieder verlassen, während sie gegen Norden in mehreren Paralellketten, welche wieder öfters durch (Querrücken miteinander verbunden sind, abdachen und in den Flussgebieten der Enns, Steyr und Traun liegen, Der geologischen Beschaffenheit nach bestehen sie gleich dem ganzen nördlichen Alpenzuge aus Kalk, Dolomit, Rauch- wacke, Sandstein, Mergelschiefer, Schieferthon, Kohle, Gyps und Salz, wovon die ersteren Gebirgsarten in überwiegender Mächtigkeit auftreten, die letzten drei hingegen nur eine un- tergeordnete Rolle spielen; sie werden folgenden drei Syste- men eingereiht. I. Dem Trias. Hiezu gehören die Bildungen des. an Cephalopoden- Versteinerungen. reichen Muschelkalkes in den Gegenden von -Hallstadt, Aussee, Ischl ete., sowie der dem bunten Sandstein angehörige dunkelrothe oder grünlich grau gefärbte Schiefer, weleher in den Gegenden von Spital am Pyhrn, Windischgar- sten und Hinterstoder dem Kalk und Dolomit unterläuft. II. Dem Jura. Die Dachsteingruppe mit dem Todtengebirge bis zum Pyhrn wird grösstentheils von emem durch besonderen Reich- thum an Isocardien -Versteinerungen charakterisirten Kalk, von dem "höchsten Gebirge seines Gebietes auch Dachstein - Bivalve genannt, gebildet, während bei den ausgedehnten Gebirgszügen zwischen der Traun und Enns, den Gebirgen am Offensee , der Grünau, von Spital am Pyhrn, der Steyrling, dem Hochsen- sengebirge etc. bis Altenmarkt meist der durch beinahe gänzli- 14 chen Mangel an Versteinerungen charakterisirte Dolomit vor- herrscht, welcher bei den Gebirgen von Windischgarsten, Vor- derstoder, Weyr und Losenstein, sowie um Traunkirchen, Ebensee und St. Wolfgang dem Lias und braunen Jura, dage- gen am Schafberge und Höllengebirge dem weissen Jura, weicht. III. Der Kreide. Bei den nördlichen, das flache Land begränzenden Vor- bergen tritt theilweise der sogenannte Wiener-Sandstein mit der oberen und unteren Kreide auf. Die genauere Angabe der geologischen Verhältnisse und Merkwürdigkeiten in dieser Beziehung werden bei Beschreibung der einzelnen Gebirge und deren Umgebung folgen. Bei Charakteristik der Kalkalpen-Flora, welche gegen die der nördlichen Granitgebirge eine reiche und mannigfache: ist, sind vorzüglich zwei Gesichtspunkte festzuhalten ; ‚die. bedeu- tende Erhebung der Kalkalpen über die Meeresfläche und die chemische Beschaffenheit des zur Unterlage dienenden Bodens. Da jedoch diese beiden Bedingungen keine strenge Trennung zulassen, so bleibt die Eintheilung nach Regionen nach den an bestimmte Meereshöhen gebundenen Pflanzen die zweckmässigste ; hiernach zerfällt die Kalkformation: 1. In die Region des bebauten Landes (bis gegen 3000 Fuss). Vorherrschend sind die Gramineen, Gräser ; die Wiesen- kultur übersteigt den Ackerbau, am höchsten steigt der Hafer, Avena_ sativa. 2. Obere Bergregion bis 4000 Fuss. Hochstämmige Holzgewächse herrschen vor, wie. die Buche, Fagus sylvatiea, Lärche, Lari® europaea und die Edeltanne, Abies excelsa, während mehr vereinzelnt wach- sen Abies pectinata und Pinus Gembra, Zivbelkiefer, welche auf dem Todtengebirge sporadisch, auf der Dachstein- gruppe aber in kleinen Partien wächst. Tawus baccata, Taxbaum, Rotheibe (oft auf fast unzugänglichen Felsen- 15 vorsprüngen wachsend), Acer pseudoplatanus, Ahorn, und Sorbus aria, Eberesche. Dazwischen kommt Strauchwerk von Erica carnea, Haidekraut und Polygala Chamaebuxus, die buchsartige Kreuzblume vor. „.Subalpine Region bis 5000 Fuss. Hier tritt die Tanne Abies excelsa in dieliten Wäldern auf, während folgende Pflanzen zerstreut angetroffen werden: Lonicera alpigena, Alpenheckenkirsche, Rosa alpina, Al- penrose, Rubus sawatilis, Felsenbrombeere, Sorbus Ghamae- mespilus, Vogelbeerbaum. Die Alpentrifften bestehen aus Poa alpina (meist die Var. P. vivipara) Alpenrispengras Elymus europaeus, Waldhaargras, Carex atrata, geschwärzte Segge, Veralrum album , weisser Germer (weisse Niess- wurz), Rumex ulpinus, Alpen-Ampfer, Primula Aurieula, und speclabilis, Schlüsselblume, Gentiana verna, Frühlings- Enzian, Gentiana ciliata, der gefranzte Enzian und Gentiana pannonica, der österr, oder ungarische Enzian, aus welchem die Aelpler den als Hausarznei sehr gesuchten Enzian- Branntwein bereiten, Gampanulla pulla, Glockenblume, Mul- gedium alpinum, Alpen-Milchlattich, Doronicum austriacum, Gamswurz, Bellidiastrüm Michelii, masliebartige Wohlverlei, Arnica montana, der Bergwohlverlei oder das Fallkraut, Veronica alpina, Alpen-Ehrenpreis, Bartsia alpina, Alpen- Bartsie, Pinguieula alpina, Alpenfettkraut, Orobanche Sca- biosae, Sommerwurz und Aconitum Napellus, gemeiner Eisenhut, An der Grenze dieser und der folgenden Region befin- den sich die meisten Alpenhütten, welche gewöhnlich Ende Juni bezogen und mit Schluss des September ver- lassen werden. . Region der Alpensträucher bis 7000 Fuss. Auf Kalkgerölle mit sparsamer aber fetter schwarzer Humusdecke ist hier das Reich der spezifisch alpinen Vegetation, die sich bei den Holzgewächsen durch zwergartigen Wuchs und 16 und dichte längs dem Boden hinziehende Verzweigung, bei den krautartigen Pflanzen durch grosse lebhaft getärbte Blumenkronen bei verhältnissmässig kleinen Blättern und gedrungenen Stängel offenbart. Der niedrige Holzwuchs besteht aus der Krummföhre, Pinus Pumilio (in Oesterreich Lecken, in Salzburg und Kärnthen Latschen genannt), Al- penrose (Pechkraut), Rhododendron hirsutum und chamaeei- stus, Zwerghollunder, ‚JJuniperus nana, Weiden, Salix her- bacea, arbuseula, relusa, retieulata, Wulfeie, Wulfenia Jaquiniana, Alpen-Dryade, Dryas oetopetala, herzblätterige Kugelblume, Globularia cordifolia. Vorherrschende Pflanzenfamilien dieser Region sind Go m- positen, als: das zottige Habichtskraut, Hieracium vil- losum, Pippau, Crepis aurea & hyoseridifolia, Apargie, Apargia Taraxaci, (die drei letztgenannten Pflanzen auf dem grossen Priel), Cineraria alpina Alpen - Aschen- pflanze, Seneeio (Kreuzwurz) abrotanifolius, Aronicum (Schwin- delkraut) Glusiae, Achillea elavennae (bittere Schafgarbe, weisser Speik) und Clusiana, Homogyne discolor, Saussurea pygmaea. Saxifragen: Saxifraga (Steinbrech) aizoon, caesia, aizoides, mutata, stellaris, aphilla, planifolia (die letzteren auf dem grossen Priel) oppositifolia (Pyrgas, Dachstein). Alsineen: Alsine (Miere) austriaca, Cherleria aretioi- des, (grosser Priel, Pyrgas) sedoides, Arenaria (Sandkraut) eiliata, Moeringia poiygonoides, Gerastium (Haarkraut) alpi- num ovalum. Sileneen: Silene (Leimkraut) quadrifida, aucaulis, Dian- thus (Nelke) alpinus. Serophularineen: Pedicularis (Läusekraut) ; rosea, vertieillata, Jaquini, foliosa; Linarea (Leinkraut) alpina. Rosaceen: Polentilla (Fingerkraut) minima, elusiana, Geum (Nelkenwurz) montanum , Alchemilla (Löwenfuss) fissa, alpina. 17 Gruciferen: Draba (Hungerblümchen) stellata, Hut- chinsia alpina, Kernera saxatilis, Petrocallis (Steinschmü- ckel) pyrenaica (am grossen Priel vorkommend) Thlapsi (Täuschelkraut) alpinum , rotundifolium. Gentianeen: Gentiana (Enzian) acaulis, pumila, ba- varica. Diese und die vorhergehende Form zeigen am deut- lichsten den Einfluss der grösseren Erhebung des Bodens auf die Vegetation ‚durch den eigenthümlichen Habitus, welchen sie den aus niederen Regionen sich heraufzie- henden Pflanzen in einem Grade ertheilen, dass manche Autoren diese Abweichungen vom Grundtypus als eigene Arten aufstellen zu müssen glaubten. So ist Juniperius nana die Alpenform von J. communis, Myosotis alpestris von M. sylvatica, Solidago humillima von S. Virgaurea, Chrysanthemum alratum von Chr. leucanthemum, Trollius humilis von Tr. europaeus, Helianthemum grandifolium von H. vulgare, Scabiosa-lueida von Se. columbaria, Biscutella ambigua von laevigala. 5. Obere Alpenregion von 7000 Fuss bis zum Aufhören der Vegetation in einer Höhe von 9000 Fuss; die Schnee- grenze erreicht blos der Dachstein; hier gedeihen nur mehr kümmerlich Moose und Flechten, welche wie Glado- nia (Rennthierflechte) rangifera (var. alpestrıs) Clad. belli- diflora, ancialis, cetraria, islandica, nivalis, cucullata den dürren Boden bedecken, oder wie Verrucaria (Warzen- flechte) aurea, Lugaseae, Hockeri (letztere drei auf dem Pyrgas) dem kablen Gestein einen ärmlichen Schmuck verleihen. Während die bisher angeführten Kalkpflanzen an eine oder die andere bestimmte Form gebunden sind, geben andere durch ihr ausschliessliches Vorkommen auf Kalk ohne Rück- sicht auf Höhenunterschiede erst die charakteristische Vegeta- tion für diese Bodenart. Hieher gehören vorzugsweise manche Mus. Jahr. Ber, XVIIL 2 18 Flechten, als: Verrucaria muralis & nigrescens, Gyalecta cupu- laris, Thelotrema exanthemamicum, Lecidea immersa, candida, calearea, vesicularis, Bialora rupestris, Urceolaria calcarea, Co- lema nigrum , melaenum. Zu erwähnen sind noch die Pflanzen, welche, obwohl nur auf Thonschiefer, Gneis, Glimmerschiefer gedeihend, den- noch in unseren Kalkalpen vorkommen; diese Beobachtung ver- liert ihr befremdendes dadurch, dass seine Pflanzen durch- gehends auf den am südlichsten gelegenen Höhepunkten des Kalkalpenzuges und daselbst wieder nur auf der Südseite ge- troffen werden, daher von den Centralalpen eingewandert an- genommen werden müssen, wie sSenecio carniolicus auf dem Warschenegg,, Azalea procumbens auf dem Hochsensengebirge, Cobresia carieina, Garex nigra, Sesleria microcephala, Valeriana celtica, Phaca frigida, Hedysarum obscurum, auf dem Pyrgas. Die Region des Wienersandsteines beherbergt im Allge- meinen eine einförmige Vegetation; die ihn bedeckenden aus- gedehnten Wäldungen bestehen grösstentheils aus der Weiss- tanne; Rothtannen kommen nur vereinzelnt, Föhren beinahe gar nicht vor, letztere treten erst wieder im Gebiete der Kalk- formation auf. Die zerstreut oder in kleinen Gehölzen auftre- tende Lärche hat auf dem Wienersandstein nie den pyramiden- ähnlichen, schlanken Wuchs, wie auf dem ihm mehr zusagen- den Boden des Alpenkalkes, sondern bleibt niedrig, gedrun- gen, mit weit um sich greifender Verzweigung;; (die sogenannte Wiesenlärche). Als charakteristische Sandsteinpflanze ist hier nur zu erwähnen: Calluna vulgaris, das gemeine Haidekraut. Die Fauna unserer Kalkalpen bietet von den Wirbel- thieren beinahe dieselben Arten -Mannigfaltigkeit wie die Cen- tralkette dar, obwohl ähnliche Verhältnisse manche Spezies dem Verschwinden nahe gebracht haben, oder einige wirklich als aus- gerottet zu betrachten sind, wie der Bär, Luchs und der bär- tige Geyeradler; die grösste Mannigfaltigkeit an Arten entwi- ckeln die Vögel und Fische. 19 Von den wirbellosen Thieren sind die Insekten am inter- essantesten, sowohl durch ihren Reichthum an Arten, als auch durch ihre Verbreitung, welche sich bei manchen bis in die höchsten Alpenregionen erstreckt, hievon sind wieder viele Arten, welche auf dem ganzen Alpengebiete erscheinen, an- dere dagegen, deren Aufenthalt an bestimmte Höhen oder Plätze, durch das mehr oder minder beschränkte Vorkommen der Fut- terpflanze bedingt, gebunden ist. I. Classe. Mammalien, Säugethiere. Von dieser Classe kommen in den Kalkalpen beinahe alle der gesammten Alpenwelt zukommenden Arten vor, nur sind die wasser- oder feuchte Stellen liebenden Thiere mehr an die subalpine Region gewiesen, da sie bei der den höheren Regionen der Kalkalpen eigenen Quellenarmuth zu wenig Nah- rung finden würden, während in den Centralalpen, wo noch Höhen von 8000 Fuss und mehr, mit Vegetation bedeckt sind, und aus den Gletschern zahlreiche Quellen und Bäche entsprin- gen, dieselben noch auf Punkten von 8— 9000 Fuss vorkom- men, ja einzelne, wie de Alpenwühlmaus, Arvicula nivalis noch über 10000 Fuss hoch auf den kleinsten Vege- tations-Inseln zu trefien ist. Die Ordnung der Fledermäuse, Chiroptera, reicht bis in die obere Alpenregion, und eine Art, Vespertilio Maurus, ist nur in den Hochalpen zu treffen. Sie schwärmen Abends und Nachts über dem Krummholze und den Alpenwiesen nach In- sekten herumjagend, während sie mit Tagesanbruch wieder ihre Ruhestätte unter den Dächern der Alpenhütten, in Höhlen und Felsenspalten aufsuchen. Folgende Arten erscheinen theils in der subalpinen theils noch in der oberen Alpenregion: | Rhilolophus Hipposideros die kleine und Ah. Ferrum equinum die grosse Hufeisennase, Vesperugo Nathusii, die rauchhäutige, V. Pipistrellus, die Zwergfledermaus, V. discolor, 2. 20 die zweifarbige und Vespertilio mystacimus, Barthfledermaus bis 6000 Fuss; am höchsten aber steigt Vesperugo Maurus, die Alpenfledermaus, welche noch in einer Höhe von 7000 Fuss fliegt, und in den höchsten Alpenhütten überwintert. In der subalpinen Region erscheinen noch Vesperugo Leis- leri, die langarmige und Vespertilio murinus, die gemeine Fledermaus. Die Grenze der Waldregion gegen 4000 Fuss überschrei- ten nicht mehr: Plecotus auritus, die langöhrige, Synolus bar- bastrellus, die breitöhrige, Vesperugo Noctula, die frühfliegende, Vesp. serotinus, die spätfliegende und Vespertilio Daubentonii, die Wasser-Fledermaus. Aus der Ordnung der Insecktenfresser, Insectivora, er- reicht der gemeine Maulwurf, Talpa europaea, bei fetten, lo- ckeren, etwas bindenden Boden die subalpine Region. Von den Spitzmäusen (Sorieina) steigt Crossopus fodiens, die Wasserspitzmaus bis zu den höchsten Gebirgsbächen, Sorex alpinus, Alpenspitzmaus, welche sich besonders in der Tannen- und Krummholz-Region aufhält, in feuchten, wasserreichen Lagen bis gegen 7000 Fuss, während die Waldspitzmaus , Sorex vulgaris, die Waldregion nicht mehr überschreitet. Die Feldspitzmaus, Grocidura leucodon, und die Hausspitzmaus, C. araneus, ver- lassen den kulturfähigen Boden nicht, auch der Igel, Erinaceus europaeus, wagt sich selten bis zur Krummholz-Region hinauf. Die Ordnung der Raubthiere betreffend, dürfte der Luchs, Felis lynx, füglich aus der Liste der ob der ennsischen Alpen- fauna gestrichen werden, da seit beinahe drei Decennien kein Beispiel seiner Anwesenheit bekannt ist, denn die Aussage, des Försters in der Gosau, welcher noch im August 1856 auf dem Gamsfelde die Spuren dieses Raubthieres beobachtet haben will, unterliegt einigem Zweifel. Bei Spital am Pyhrn wurde der letzte Luchs im Jahre 1827 geschossen ; auf Jagden oder Ge- birgs-Exeursionen zeigen die Jäger noch öfters die Wechsel, auf welchen die Luchseisen gelegt wurden. Noch weiter zu- 21 rück fällt die Ausrottung der Wildkatze, Felis catus, falls sie sich in unseren Alpen aufgehalten hat, da mir nie ein Fall ihres Vorkommens oder ihrer Erlegung in früheren Zeiten er- zählt wurde und selbst die- ältesten Jäger nichts von ihrem - Aufenthalte in ihren Revieren wissen, während sie in den nörd- lich der Donau gelegenen Waldungen des Mühlkreises noch vor dreissig Jahren, wiewohl schon sehr selten zu finden war. Wölfe wurden öfters in den Gegenden von Windisch- garsten, Spital a. P., in der Grünau ete. gesehen, und auch mehrere derselben erlegt; zum letzen Male trieben sich im Jahre 1825, 4 Stück bei Spital und im Hinderstoder herum, wo sie die Gemsen bis in die höchsten Gebirgskämme verfolg- ten; dass sie sich übrigens noch immer in unsere Alpen verirren können, zeigt ein Wolf, welcher im Februar des vorigen Jah- res bei Admont im Ennsthale geschossen wurde, Der gemeine Fuchs ist in der Waldregion noch zahl- reich ; zweimal wurden ganz weisse Exemplare erbeutet, bei Spital und im Hinterstoder, auch andere Beispiele, wie in der Forstau bei Radstadt ete. sind bekannt. Gleiches Schieksal mit dem Luchse erlitt der Bär (Ursus arctos), welcher seit vielen Jahre aus unseren Gebirgen ver- schwunden ist; in den Revieren des Almsee’s erschien im J, 1830 der letzte, zog sich aber nach kurzem Aufenthalte wieder nach Steiermark zurück, und wurde nicht mehr gesehen. Der ge- meine Dachs (Meles Taxus) bewohnt, ‘obwohl nicht häufig die Waldregion, während die Marder , Mustela Martes & Foina , so- wie der Iltis, Foetorius putorius, im Sommer in die. eigent- liche Alpenregion kommen, im Winter aber sich wieder in die Waldregion oder in die Nähe der menschlichen Wohnungen zu- rückziehen. Ansehnliche Höhen (in den Centralalpen bis 8000 Fuss) erreicht das grosse Wiesel, Foetorius Erminea, auch das kleine Wiesel , F. vulgaris , besucht im Sommer die Alpen- region; an den See’'n und Bächen der Waldregion hauset auch 22 die gemeine Fischotter, Zutra vulgaris, und verursacht den Fischern bisweilen nicht unerheblichen Schaden. Von den Nagethieren ist bei dem Eichhörnchen (Seiurus vulgaris) die Grenze des Waldwuchses auch die seiner Verbrei- tung; das den Central- und westlichen Kalkalpen eigene Mur- melthier, Arctomys Marmotta, fehlt unseren Hochgebirgen ganz. Bis zur Region der Sträucher kommt der Gartenschläfer, Myoxus quereinus, und die Haselmaus, M. avellanarius, vor, besonders liebt ersterer Laubwaldungen und niederes Gebüsch des Haselstrauches; der Siebenschläfer, M, glis, ist noch in der Tannenregion zu finden. Von den Mäusen, Murina, steigt die Waldmaus, Mus syl- vaticus, welche in höheren Gebirgen eine klare rothgelbliche Färbung erhält, bis in die Krummholz-Region gegen 6000 Fuss, während die Waldwühlmaus, Arvieulu glareolus, und die Was- serratte, Arvieula amphibius, nicht über die Grenze der Wiesen- kultur gehen; ein wahres Alpenthier aber ist die Alpenwühl- maus, Arvieula nivalis, welche bis noch an den äussersten Ve- getationsgrenzen gefunden wird, in den Kalkalpen bis 8000 Fuss, in den Centralalpen über 10000 Fuss. Der Alpenhase, Lepus variabilis, bewohnt im Sommer nur das Hochgebirge und zieht sich im Winter in die höheren Wal- dungen, Heuställe, jedoch nie tiefer als 3000 Fuss zurück. Von den Wiederkäuern liebt der Hirsch zwar vorzüglich grosse zusammenhängende Waldstrecken und dicht bewaldete Bruchgegenden, besucht jedoch im Sommer die Krumholzregion, aus welcher ihn der anbrechende Winter wieder in die Vor- berge und Wälder treibt; dasselbe gilt auch vom Reh, 6, ca- preolus, welches aber in schneereichen Wintern durch zu strenge Kälte und Schneeverwehungen sehr leidet, so dass man beim herannahenden Frühlinge nicht selten welche verendet findet. Die Ausrottung des Steinbockes, Gapra Ibex, welcher frü- her den grössten Theil der Alpenwelt bewohnte, in Tirol und dem Herzogthum Salzburg noch in der letzten Hälfte des vorigen 23 Jahrhunderts hauste, ja in dem Schlossparke von Hellbrunn erst im Jahre 1809, muthwilliger Weise vertilgt wurde, dürfte sich in Oberösterreich bis zum Anfange des vorigen Jahrhun- dertes zurückdatiren, da ein im Naturalienkabinette des Stiftes Kremsmünster aufbewahrtes Hörnerpaar aus den Almsee’'r-Gebirgen die Jahreszahl 1705 als das wahrscheinliche Jahr der Erlegung seines einstigen Trägers weiset, und kein späteres Beispiel seines Vorkommens in unseren Gebirgen bekannt ist. Im 16. Jahrhun- derte scheint er noch ziemlich zahlreich die österr. Gebirge bewohnt zu haben, ‚wie aus einem Register der Reichskanzlei im k. k.. Hof- und Staatsarchive erhellt, dass unterm 4. November 1548 Kaiser Maximllian I. dem Dionys Braun, Zahlmeister und Mauthner in Linz, schreibt: »Die zwei überschickten Steinböcke zu den Hirschen im Graben zu thun, und sie den Winter hin- durch mit Heu versehen zu lassen.« Die Gemse, Capella rupicapra, ist im Hochgebirge mehr oder minder zahlreich, bisweilen noch in Rudeln von 25 — 30 Stück, einheimisch, verlässt im Sommer nur selten die Kämme der oberen Alpenregion, sucht aber im Winter bisweilen in hohen Waldungen Schutz gegen die Unbilden der Witterung, obwohl sie sich lieber auf Alpengipfeln, welche der Schnee- verwehung nicht ausgesetzt sind, aufhalten. Die Classe der Vögel betreffend, werden die österreichi- schen Hochgebirge von den meisten der in den Alpen über- haupt einheimischen Arten bewohnt; auch viele Zugvögel ver- weilen auf ihrer Wanderung in ihrem Gebiete, oder nehmen ibre Richtung über dieselben, daher hier besonders die wahren Gebirgsvögel berücksichtigt, von den Zugvögel hingegen nur die merkwürdigeren berührt werden. Von den Raubvögeln. verirrt sich bisweilen der weiss- köpfige Geier, Vultur fulvus, welcher in den Centralalpen .keine besondere Seltenheit ist, in den Südalpen aber bisweilen in Mehrzahl erscheint, in unsere Gebirge, während der graue Geier, V. einereus, eine sehr seltene Erscheinung ist; als grosse Sel- 24 tenheit ist der bärtige Geieradler, Gypaetos barbatus, zu be- trachten, da nur wenige Beispiele seines Vorkommens im ob der ennsischen Hochgebirge bekannt sind; ja die Vermuthung, dass derselbe aus der ob der ennsischen Fauna zu streichen sei, dürfte nicht sehr gewagt sein, da seit zwei Decennien kein Fall seiner Anwesenheit bekannt ist; dass er aber daselbst genistet habe, zeigt ein in den Schluchten des Diessenbaches bei Scharnstein erlegtes Weibehen, bei welchem man zwei Eier im Eierstocke fand. Der Steinadler, Falco fulvus, ist in unseren Gebirgen überall bekannt und horstet an deren schroffen Wänden und Schluchten; da ihm aber sehr nachgestellt wird, so hat sich seine Zahl in neuerer Zeit sehr vermindert. Der Seeadler, F. albieilla, besucht nur auf seinen Zügen im Frühlinge und Spätherbste die grösseren See’'n am nördli- chen Fusse der Gebirge, denselben Aufenthalt wählt der Fluss- adler, Falco haliaetos, welcher auch auf hohen Felsen nistet. Bezeichnend für die Gebirgsfauna ist die Habichtseule, Surnia uralensis, und die Sperlingseule, S. aeadica, welche beide in der Waldregion nisten, auch der Uhu, Strix bubo, ist keime Seltenheit und baut seinen Horst in die Klüfte hoher Felsen- wände, von woher auch im Frühlinge der Paarungsruf des Männchen erschallt; der Tengmalmskauz, Strix Tengmalmi, ist auch in den Kalkalpen zu Hause, gehört aber zu den Sel- tenheiten. Von den rabenartigen Vögeln ist der Kolkrabe, Corvus corax, ein wahrer Gebirgsvogel, welcher mit den grossen Raub- vögeln dieselben Nistplätze gemein hat, in grösserer Anzahl ist auch die Alpenkrähe, Corvus pyrrhocorax, einheimisch und dient dem Aelpler als eine verlässliche Wetterprophetin, da ihr schaa- renweises mit vielem Geschrei verbundenes Erscheinen in den tieferen Alpentriften, und ihr unruhiges Umschwärmen der Al- penhütten als Anzeichen bald einfallender schlechter Witterung gilt. In den höheren Gebirgswaldungen brütet auch der Tannen- 25 heher, Corvus carycadactes. Auf den Voralpen wird die Ring- drossel, Turdus torquatus, brütend angetroffen, während sich der Wasserpieper, Anthus aquatinus, noch an den höheren Gebirgsbächen aufhält; in ansehnliche Höhen, 6—7000 Fuss, steigt die Alpenbraunelle, Aecentor, alpinus. Auf welche ansehn- liehe Höhen bisweilen Vögel verschlagen werden, zeigt ein gelb- köpfiges Goldhähnchen, Regulus flavicapillus, welches Herr Pro- fessor Stampfer aus Wien bei seiner Besteigung des Gross- glockners im Jahre 1817 innerhalb der Mauern der Adlersruhe (11000 Fuss hoch) erfroren fand. Von den Gesämefressern bewohnen die Schneesporn- Ammer, Emberiza nivalis, und der Schneefink, Fringilla nivalis, die höheren Gebirge, aus den Spechten ist der Weiss-Specht, Picus leuconotus, und der Dreizehenspecht, P. tridactylus , für die Alpenfauna charakteristisch. Eine Zierde der Alpenfauna ist auch die Alpenmauerklette, Tichodroma muraria, welche sich im Sommer nur in der obe- ren Alpenregion aufhält, wo ich sie noch in einer Höhe von 8500 Fuss (am hohen Kreuz bei Hallstatt) traf, während sie im Winter in die Thäler herabzieht, um an den Mauern der Kirchen und Häuser herumkletternd Nahrung zu suchen, bisweilen nistet sie auch in Kirchthbürmen hoher Ortschaften. Die schroffen Felsenwände sieht man besonders Morgens und Abends von Alpen-Mauerseglern /(Cypselus melba) in den kühnsten Schwenkungen umschwärmen oder sich untereinander herumjagen,; ihre Nester bauen sie nur an die höchsten Fel- senwände , und verlassen unsere Gegenden sehr bald. Aus der Ordnung der Hühnervögel bewohnt der Auerhahn, Tetrao uro- gallus, und das Haselbuhn,, T. bonasia, die Waldungen der Vor- alpen, der Birkhahn, T. Tetrix, die subalpine Region bis zu einer Höhe von 5000 Fuss. Die Schneehühner, /(T, lagopus), werden nur in den höchsten Alpenregionen von 6 —8000 Fuss getroffen, wo sie den Wanderer öfters durch ihr unerwartetes, geräuschvolles 26 Auffliegen erschrecken und durch ihr Geschrei von ihrer Ge- genwart unterrichten, Das Steinfeldhuhn, Perdix sawatilis fand sich bisher nur auf dem Dachstein und Hochsensengebirge in der alpinen Region. Die Sumpfvögel wagen sich sehr selten in das Hoch- gebirge, mehrere Arten verweilen nur als Zugvögel an den Ufern der See’n und Bäche, ohne in ansehnliche Höhen zu kom- men; zuweilen sieht man im Zuge begriffene Kraniche und Störche über das Gebirge fliegen; die höher entspringenden Bäche besuchen nur wenige Arten, wie der Alpenstrandläufer, Tringa alpina; auch die gemeine Waldschnepfe, Scolopax major, kommt während der Sommermonate in die Voralpen. An den flachen Ufern der grösseren See'n nisten: die grosse Rohrdom- mel, Ardea stellaris, die kleine Rohrdommel, Ardea minuta, die Wasserralle, Rallus aquaticus, das gesprengelte Sumpfhuhn, Crex porzana, das kleine Sumpfhuhn, Crex pusilla, und das gemeine Teichhuhn, Gallinula chloropus. Auch die Schwimmvögel sind meistens auf die am nörd- lichen Fusse der Alpen gelegenen grösseren See'n beschränkt, welche aber auch zur Zugzeit oder im Winter von den ver- schiedensten Arten belebt werden. Nistend kommen daselbst vor: die Lappentaucher, Podiceps eristatus & minor, das ge- meine Wasserhuhn, Fulica atra, die Märzente, Anas boschas, Spitzente, A. acuta, die Knäckente, A. querquedula , die Krückente, A. grecca, die Pfeilente, A. penelope etc. Auf dem Zuge erscheinen bisweilen Möven, wie die Mantelmöve, Larus marinus, Lachmöve, L. ridibundus, Sturmmöve, L. canus, Häringsmöve, L. fuscus, ferner Raubmöven , wie Lestris pomarina & parasitica. Zur sel- ben Zeit erscheinen als Seltenheit auch Schwäne, Cygnus zan- Ihorhinus, und verschiedene Arten von Enten, als die Kolben- ente, Anas rufina. Tafelente, A. ferina, Reiherente, A. fuligula, Sammtente, A. fusca, und die Schellente, A. elangula; letztere sieht man im Winter öfters in grossen Zügen herumschwärmen oder den Seespiegel beleben. Auch Seetaucher, als Eudytes 27 arelieus & septemtrionalis besuchen in strengen Wintern als hochnordische Gäste die See'n und werden sogar bisweilen in tiefe Gebirgsschluchten verschlagen, wie ein Exemplar von Eudy- tes septemtrionalis, welches vor einigen Jahren in der engen Thalschlucht des Weichselbodens geschossen wurde. Die Classe der Amphibien wird in den Alpen neben den auch im Flachlande einheimischen Arten durch wenige nur da- selbst lebende Species vertreten. So kommt die graue und grüne Eidechse, Lacerta agilis & viridis, nebst der Blind- schleiche, Anquis fragilis, von Schlangen: die Ringelnatter, Co- luber natrix, in mehreren Varietäten, die österreichische Natter, C. austriaca seu laevis, und die Viper, vipera chersia mit der schwarzen Abart, V. brester, vor; von den Lurchen der Laub- frosch, Hyla arborea, der braune Grasfrosch und der grüne Frosch, Rana temporaria & esculenla, die Feuerkröte, BDombi- nator igneus, und die graue Kröte, Bufo ceinereus, ferner der gefleckte und schwarze Salamander, Salamandra maculata & atra, endlich die Wassermolche, Triton taeniatus, eristatus & alpe- stris, vor. Unter den genannten Reptilien sind nur die Vi- pern in ihrer schwarzen Varietät, dem sogenannten Bergstutzen, der schwarze Salamander und der Alpen -Wassermolch (Triton alpestris) dem Hochgebirge ausschliesslich eigen, während die anderen Arten nur in den Thälern und der subalpinen Region vorkommen. Der schwarze Salamander erscheint besonders zahlreich nach einem warmen Regen, und die Viper trifft man bei Gebirgsexcursionen im Steingerölle, oder sich auf flachen Steinen sonnend, seltener ist die schwarze, Vas. V. brester, welche übrigens noch 6—7000 Fuss hoch lebt. Die Classe der Fische hat besonders in den See’'n einen ziemlichen Arten-Reichthum; in den höheren Gebirgssee’'n und Alpenbächen leben: Das Schwarzräuterl, Salmo alpinus, die Lachsforelle, Fario Marsilii, die Reinanke, Coregonus Wattmanni, und der Hecht, Esox lueius, wozu sich in den Thälern noch die Maiforelle, Salar Schiffermülleri (besonders schön und gross 28 im Attersee), die Pfrille, Phoxinus laevis, und die Forelle, Salar Ausonit, gesellen. Die grösseren See'n enthalten noch den Huchen, Salmo Hucho, welcher eine ansehnliche Grösse er- reicht, Kröpfling, Coregonus fera, Haseln, Leueiseus rutilus, Al- teln, Squalius Dobula, und den in Oesterreich ob der Enns bis- her nur aus dem Attersee bekannten Perlfisch, Leueiseus glis- lagine, während die Flüsse und Bäche vorzüglich von Forellen, Salar Ausonii, Aschen, Thymallus vexillifer, Schiel, Lueioperca sandra, Braxen, Abramis Brama, Karpfen, Cyprinus carpio, Grundeln, Gobitis barbatula, Rothaugen, Scardinius erythroph- ihalmus (im den Lacken und Ausständen der Traun), Rutten, Lotta communis, Hechten, Esox lueius, Koppen, Gottus gobio, Schrazen, Perca fluviatilis, und Zingeln, Aspro vulgaris, reich sind. Von den wirbellosen Thieren weisen besonders die Insek- ten, dem Arten-Reichthume der Flora entsprechend, eine solche Mannigfaltigkeit auf, dass eine umfassende Aufzählung aller in den Alpengegenden vorkommenden Spezies für diesen Aufsatz zweckwidrig wäre, daher ich mich nur auf die interessantesten für die alpine Region charakteristischen Arten beschränke. Die Insekten sind besonders in der Wald- und subalpinen Region stark vertreten, nehmen aber mit zunehmender Höhe, so- wohl an Arten- als Individuen-Anzahl ab, bis in der oberen Alpen- - region bei 8000 Fuss die spärliche Vegetation nur mehr von weni- gen Arten belebt wird, und man endlich mit dem Aufhören der Vegetation höchstens an windstillen sonnigen Tagen einzelne Individuen von Hymenopteren (Bienen) oder Dipteren (Syrphi- den ete.) fliegen sieht. Ueberraschend für den Gletscherwanderer, ist der An- blick, die Eis- oder Schneefläche bis zu ansehnlichen Höhen in den Centralpen bis 10000 Fuss) mit sterbenden oder tod- ten Insekten bedeckt zu sehen; sie werden durch warme Luft- ströme aus der Tiefe in solche Höhen geführt, wo sie ermat- tet auf die Schnee- und Eisfelder sinkend erstarren und ihren Tod finden. Hieher gehören unter den Schmetterlingen beson- 29 ders die sogenannten Weisslinge. als: Pieris Brassieae und Napi, dann Eulen, wie Plusia Gamma $ Abrostola Triplasia nebst verschiedenen Spannern,, unter den Zweiflüglern aber mei- stens Mücken, Unter der grossen Anzahl der Arten gibt es solche, welche in allen Regionen getrofien werden, andere hingegen, welche nach dem Standorte ihrer Nahrungspflanzen an bestimmte Re- gionen gebunden sind; um durch allzu ausgedehnte Aufzählun- gen nicht zu ermüden, sollen hier nur die der Hochalpen- Region eigenen Arten behandelt werden. Die Ordnung der Käfer liefert namentlich in der Wald- und subalpinen Region einen grossen Arten-Reichthum; von einzelnen Familien steigen aber manche Arten selbst in die obere Alpenregion. Solche Familien sind: Carabieini: Calathus ochropterus, Feronia trans- versalis, melallica, ovalis, faseialo punclala, Justusii, Ziegleri, Selmanni, alpestris, Jurinei (die drei letzteren Spezies an den Rändern von Schneefeldern), spadicea; Trechus pallescens, ro- lundipennis , Bembidium brunnipes , distinetum. Didisei: Agabus maculatus ; Hydrophyli: Ochte- bius margipallens; Parni: Parnus substriatus; Sylphae: Necrophorus morturum, Necro philus subterraneus, Sphaerites glabratus, Leptinus testaceus (Warschenegg), Aga- thidium mandibulare; Nitidulae: Rh yophagus caeruleus ; Byrrhi: Pedilophorus auratus; Scarabaei: Geotru pes vernulis, Homal oplia brunnea, Cetonia marmorata ste chius fasciatu, Chr ysobotris chrysostigma, Melanotus eastanipes, Adelocerau lepidoptera, fasciata, Athous trifas- eiatus, Corymbites affinis, Agriotes gultalus, Sericosomus libialis, brunneus. Cyphones: Ato pa cervina, Telephorus violaceus, ristis, Ragonycha nivalis, terminalis, nigriceps , nigripes. Anobü: Orophius mandibularis, A pate substriata, 30 Curculionides: Cossonus eylindrieus, Otiorhyn- chus planatus, villosopunctatus, lepidopterus, earinatus, Zebra, Phyltobius pineti (wird bisweilen durch ihre Menge den Fichten schädlich), Phytonomus palumbarius, Plinthus Megerlei, Sturmü, Hylobius pineli. Cerambyces: Tra- gosoma depsarium; Rosalia alpina, Rhopalopus in- subrieus, Glytus arvicula, rhamni, Acanthoceros varius, Toxotus cursor, quadrimaculatus, Pachita clathrata, stri- gilata, Leptura virens, rubro-testacea , eincta. Chrysomelinae: Haltica melanostoma, Psyllio- des alpina, Apteroda conglomerata, Chrysomela fulgida eaerulea, aerea, viridis, Lristis, lueluosa, gloriosa , caeruleo-lineala. Lycoperdinae: Endomychus coccineus, Galo- pus serraticornis; Rhinosimi: Myeterus curculionoides. Staphylini: Staphilinus fossor, Philonthus marginaltus, Ontophagus alpinus, austriaeus, armiger, An- tobium longipenne. Auch die Ordnung der Schmetterlinge tritt bei dem gros- sen Pflanzenreichthume der Kalkalpen in vielen Arten auf, deren mehrere noch in ansehnlicher Höhe von 7—8000 Fuss leben; hier wird der Einfluss der grossen Erhebung auf die Farbe der Flügel auffallend, indem bei jenen Arten, welche an die hohe Alpenregion gebunden sind, eine düstere Grundfarbe vorherrscht, bei jenen Arten aber, welche in mehreren Gebirgsstufen zu finden sind, die Färbung bisweilen eine Veränderung erleidet. So erscheint die weisse Farbe entweder durch schwarze Atome bestäubt, wie bei Parnassius Apollo & Phoebus, deren in der Ebene oder tieferen Regionen gelblichweisse Flügelfläche bei einer Höhe von 7000 Fuss durch die erwähnten schwarzen Atome mehr oder weniger verfinstert wird, während die rothen Augenflecken grösser werden und einen tieferen Ton zeigen. Anders verhält es sich bei der in der Ebene so häufigen Pieris Napi, an deren nur in den Alpen vorkommenden Varietät Bryoniae, das bei der Hauptart reine Weiss durch einen gelbbraunen Ton 31 ersetzt wird. Schmetterlinge, deren Flügel eine dunkle Grund- farbe deckt, zeigen letztere bei zunehmender Höhe immer dü- sterer, während die vorhandenen helleren Zeichnungen in dem- selben Verhältnisse sparsamer werden, bis sie bei sehr grosser Erhebung von der gewöhnlich sehwarzbraunen Grundfarbe bei- nahe ganz verdrängt werden; hieher gehören die sogenannten schwarzen Gebirgsfalter,, wie Erebia Arachne, welcher im ganzen Alpengebiete häufig ist. Bei den auf Voralpen fliegenden Indivi- duen zieht sich durch alle dunkelbraunen Flügel eine rostrothe Fleckenbinde, welche bei zunehmender Höhe immer schmäler wird, bis sie auf sehr hohen Alpen von der düsteren blau- schillernden Grundfarbe ganz oder bis auf wenige Spuren ver- drängt wird und so die Varietät Pitho gibt, zu welcher sich von der Hauptart die sanftesten Uebergänge zusammenstellen lassen. Ueber das häufige Vorkommen sterbender oder todter Schmetterlinge auf Gletschern und Schneefeldern wurde schon früher gesprochen. Da nun ein genaues Verzeichniss aller in den Alpen vor- kommenden Falter hier nur ermüden würde, so führe ich auch hier blos jene an, welche ich für die Alpen charakteristisch nur auf hohen Punkten gefangen habe. Von den Tagschmetterlingen: Parnassius Apollo, Phoebus (in einer Höhe von 6—7000 Fuss}, Mnemosyne, (in der subalpinen Region sehr häufig) Pieris Napi (Var. Bryonae), Colias Chrysotheme, Phicomone, Poliomatus Virgaureae, Ly- caena Optilete, Nemeobius Lueina; Argynnis Pales, Ama- Inusia; Melitaea Maturna, Parthenie; Erebia Cassiope , Pharte, Melampus, Pyrrha, Psodea, Arachne mit der Var. Pitho, Gorge, Ligea, Euryale, Manto Dromus; Satyrus Hermione, Aleyone, Briseis, Hiera, Dejanira, Philea im Thale von Hinterstoder und Windischgarsten. Nachtschmetterlinge, und zwar; Spinner: Hepialus Carnus, Ganna; Eulen: Apamea Captiuncula; Cueullia Lucifuga, Plusia Illustris, Braetea, Aın, Divergens; Gatephia Leucomela. Spanner: Gnophos Obseuraria, 32 Glaueinaria; Larentia Seripturaria, Gaesiaria; Odezia Tibi- alaria, Torula Equestraria; Psodos Horridaria, Trepidaria. Zünsler: Scopula Nebulalis, Olivalis, Alpinalis; Her- eyna holosericalis, alpestralis, dubitalis, ambiqualis; Ennyehia albofaseialis,, octomaeulalis , atralis. Wickler:Penthina ocellana; Tortrix decimana,; Se- ricorisMetalicana, Olivana; Sceiaphila achalana, Paedisca plumbagana. Schaben: Phyeis Anthiopela, Haemylis assimi- lella, Yponomeuta sexpunctella, Rhinosia flummilla, Lita spodiella, Butalis tristella. Der Aufenthalt der Aderflügler, Hymenoptera, ist grössten- theils auf die Baum- und subalpine Region beschränkt, da sie der Nahrung ihrer Larven entsprechend auf Bäumen und Ge- sträuchen, oder honigsaugend auf Dolden- und Schirmblüthen herumschwärmen. Nur einzeln begegnet man bis 7000 Fuss Amei- sen und an sonnigen Stellen Grabwespen, oder Honigbienen aus den Gattungen Apis, Centris und Eucera, welche man aber auch bei windstiller sonniger Witterung über Bergen von 8 — 9000 Fuss fliegen sieht, Die Blattwespen wagen sich selten über die Region der Alpensträucher hinaus, da ihre Larven meistens von Blättern leben und das vollkommene Inseckt zu träge ist, um sich weit von seinem Standorte zu entfernen; ich habe bis zu der Krumm- holz- und subalpinen Region folgende Arten gefunden: Cimbex variabilis, laeta, Hyloloma geminala, Lophyrus nemorum, Larieis, Pini, Nematus hypogastrieus, Pineli, Emphitus didymus, libielis, Tenthredo pusilla, stramineipes, propinqua, marginella,, bicolor, Lyda erythrocephala, von den Holzwespen kommt nur einzeln Sirew gigas und spectrum vor, so zahl- reich diese Arten oft in der Waldregion sind. Auch die Schlupfwespen, welche als Schmarotzer-Insek- _ ten in den oberen Alpenregionen zu wenige Insektenlarven zum 33 Ablegen ihrer Eier finden würden, bleiben meistens in den unteren Regionen; folgende fand ich noch in einer, Höhe von 5000 Fuss. lchneumon corruscator, spiniger, scutellator, luctuosus, vadatorius , viridatorius, natatorius, wlbolineatus , antennatorius, amputatorius, sputator, Erythraeus, Argiolus', Tr yp hon'spon- sorius, Typhae, montanus, filicornis, olbocinetus, Trogus flava- torius, Alomya ovator, Gryptus spiralis , assertorius, analis, niger, Pimpla segmentator, deeimator, bellator ‚ alternans, manifestalor, Metopius necatorius, Banchus: faleator lae- vigator, Ophion difformis, mixtus, pugillator , glaucopterus, cerinops, XKori des filiformis. Grabwespen (Fossorus) verirren sich aus: der auch in der Ebene und den Thälern vorkommenden Arten nur wenige, wie Philonthus, coronatus, arenarius, Mellinus, raficornis, quadrifasciatus, Pompilus viaticus, Sphex sabulosa, flavi- pennis, Seolia interrupta etc. in das Hochgebirge. Die ‚Honigbienen fliegen bei günstiger Witterung so weit die Vegetation reicht, so dass man an warmen Tagen noch bei:7000 l’uss, und mehr die Arbeiter von Apis mellifica, ferner Eucera longieornis, Nomada ruficornis ete. auf, Blu- men herunischwärmen. sieht. Niebt: so‘ hoch gehen die Ameisen, welche selten da subalpine Region verlassen, sondern mehr die wärmeren ‚Alpen- thäler oder sonnigen Bergwiesen lieben; nur wenige Arten, ' wie, Formiea ligniperda, welche ihre Golonien besonders in der Waldregion in hoblen Bäumen anlegt, wird ‚noch in vein- zelnen Individuen gegen 7000 Fuss ‚hoch getroffen. In. der subalpinen Region kommen noch vor: ‚For nica ‚hereulanea bis 4600 Fuss, F,,rufa, welche besonders in den Nadelholz- waldungen ihre riesigen 3—4 Fuss hohen und eben so’ tief in die Erde dringenden ‚Bauten auffährt, F. congerens, umbrata, Hypoclipea.quadripunctata, Myrmiea rubida, sulcinoides, Lepto thoraw acervorum „ Gredleri. Mus. Jahr. Ber. XVII. 3 34 Die Ordnung der Zweiflügler, Diptera, ist es, welche in den Alpen, besonders der subalpinen Region und der Region der Alpensträucher eine reiche Ausbeute liefert, und von wel- chen .die Individuen mancher Familien, wie die Syrphiden oft noch 8-— 9000 Fuss hoch in der Luft schweben; von den zahlreichen Gattungen und Arten führe ich folgende in Oester- reich ob der Enns für Kalkalpen charakteristische‘‘ Arten auf: Fipula vittata, lutescens, Glochina leucocephala , Limn o- bia.. ferruginea,,, sylvatica, annulus, Gylindrotoma distine- tissimum, Leia faseipennis, Penthetria holoserica, Dilo- phus femoratus, Beris fuseipes Morisü, Pachystomus syrphoides, Coenomyia feruginea, Tabanus auripilu, Dasy- pogon flavimanus, Leptarthrus brevirostris, vitripennis maculipennis, Laphria gibbosa, flava, Anthrax, Asilus cyanurus, pallipes, Leptis conspieua, notata, oculata, Atkve- riz marginata, Hilara littorea, gallica, Odontomyia Hydroleon, Oxyceera dive, Sargus cuprarius flavipes, Do- lichopus: pennitarsis, Chaerophylli, germanus, Ghryso- toxum fasciolatum arcuatum , marginatum, Gheilosia oesira- cea, derasa, Syritta pipiens, Hylota florum, sylvarum, Rhingia rostrata campestris, ferruginea, Syrphus leiph- thalmus, pyrastri, ribesii, melanostoma corollae, maculicornis, manicatus, sentatus, seleniticus, Lucorüm, nobilis, oestriformis, Serieomya' lappona, : borealis, Eristalis tenax, Helo- philusfloreus, Melithreptws seriplus, Gaedia connewa, Morinia' melanoptera, Prosena siberita, Haematobia stimulans, Mesembrinw' meridiana‘,) myslacea, Hylemyia grisca, Lasiops apiealis, Anthommia Megerlei, Cordy- lwra albilabris, striolata, spinimana, Psila rufa. Noch 'er- wähne ich der in den‘'Ebenen oder Thälern oft scharenweise in der' Luft herumtanzenden Mücken, welche an warmen Ta- gen noch in Höhen von 9000 Fuss herumschärmen , oder von warmen Luftströmungen ergriffen aus der Tiefe in die Hoch- alpen- und die Gletscher - Regionen 'geführt werden, dort er- 35 mattet auf die Schnee- und Eisfläche sinken und durch Erstar- rung in Menge ihren Todfinden ; solche "sind Gulex pipiens, Chironomus, leupogon , stercorarius , Cam pylomyza Aceris, Erio plera montana, Limnobiu nemoralis, modesta , chorea, Die Ordnung der Netzflügler, Neuroptera, hat in den Alpen nur sehr wenige eharakteristische' Repräsentanten , da ihre Larven meistens im Wasser leben, und auch die vollkom- menen Insekten ausser den Libelluliden das Gebiet desselben selten verlassen; auch übersteigen die wenigen im Hochgebirge vorkommenden Arten die Voralpen - Region nicht, Solche sind von \Libelluliden:: Libellula brunnea , rubicunda, Cordulia alpestris , arctica, Aeschna borealis ;; von Ephemeriden: Buetis montana, Glo& Rhodani;'' von Perliden: N e mura nitida; Pa- norpiden: Boreus hiemalis, Panorpa:variabilis, Ecel isop- teriwdalecalica, Halesus uncalus, Lymmophilus.'deci- piens; .Sialiden: Rhaphidia media; Megelopteren : Mantispa siyriaca, Hemerobius hirtus, Ch rysopa capilata , ventralis. Noch seltener ist das Auftreten der Geradflügler, Orthop- lera ın den Alpen, und die wenigen Arten kommen nicht über die Grenze der Laubholzregion, ‘da die meisten auf‘ Blätter- und Früchten-Nahrung angewiesen sind. Bis 4000 Fuss wer- den noch gefunden: Phyllodromica perspieillaris, lappo- niea, Chorthippus sibirieus, genieulatus, miniutus, Podisma alpina, Oedipeda tubereulata, Pallasü, Pla tyeleis alpi- nus, brachyptera, Pachytrachelus pedestris, Forficesila acanthopygia. Obwohl die Classe der Weichthiere grössientheils an die Ebene oder das Wasser gebunden ist, so kommen doch einige aus der Ordnung der Schnecken , 'Gaster«poden, noch in der subalpinen und an der Grenze der alpinen Kegion vor, wo sie zwischen 'Moos, in Felswänden , oder in Steinklüften, sowie an den Rändern von Quellen gefunden ‘werden. Solche sind: Helix fruticum , personata, rupestris, pulchellus (in Ameisen- 3* 36 haufen der Baumregion) Pupa avena, obtusa, Limnaeus niger, aurieularis, Sueeinia auriculata. Hiemit schliesse ich den allgemeinen Theil, um zur Be- schreibung der einzelnen Gebirgsgruppen zu schreiten. Wie in. der Einleitung ‚erwähnt, sind die Kalkalpen ‘durch tiefe Klüfte oder. Einsattlungen in, einzelne grössere. Gruppen 'ge- trennt; ‚so zerfallen auch die Hochgebirge von Oberösterreich durch das Gebiet der Traun in zwei grosse Hälften, ‚da dieser Fluss dieses Alpenterrain von. Süden nach Norden ' durch- schneidet. — Die westliche Hälfte wird von der Dachstein - oder Hall- stätter - Gruppe, nebst deren Vorlagen, dem Ramsaugebirge, der Schafberggruppe und dem Höllengebirge eingenommen, während sich der: letztgenannte Gebirgszug durch die Berge und Hügel der Viechtau in das Flachland abstuft, Die östliche Hälfte, durch die Flussgebiete der Steyr und Enns wieder in besondere Züge getheilt, besteht aus folgenden Gruppen: 1. Der mächtigen Prielgruppe oder dem sogenannten todten Gebirge, welches: südlich.beinahe ohne: Vorgebirge in einem weiten Bogen in. das Gebiet von Aussee abstuft, ım Westen 'von der Traun, gegen Osten: hingegen‘ von der Teichel und Steyr begrenzt: wird; als dessen nördliche Vorlage sind die Gebirge zwischen dem Traunsee‘ und der Steyer zu 'betrachten. 2. Der Gebirgskette, welche vom todten Gebirge östlich von Westen nach Osten fortläuft, und aus welcher der Pyrgas als höchste Kuppe emporragt. Sie ist gegen Westen durch die Einsattlung am: Pyhrn und die Teichel von der Priel- gruppe geschieden, und fällt steil gegen das: Ennsthal ab, während es im Norden durch. das Thal: der Laussa vom Hochsensengebirge getrennt ist; aufı ihrem Kamme läuft häufig die Südgrenze von Oberösterreich gegen Steyer- mark fort. '37 « 3. Dem Hochsensengebirge ‚welches sich von Südost nach Nordwest erstreckt und gegen Westen schrofl!' gegen die Teichel und Steyr, abstürzt, gegen Osten ‘aber ‚durch \die Berge von’ Reiehraming gegen die Enns, welche bei Hiflau plötzlich aus der östlichen in die nördliche Richtung über- springt, abstufl. Nördlich reihen sich die Berge von Molln an, welche gleich den am rechten Ufer der Enns in den Bezirken von Weyr und Losenstein liegenden Ber- gen‘ nicht mehr die subalpine Region. überragen. Die. genannten zwei Hauptgruppen unterscheiden sich wesentlieh in ihrem landschaftlichen Charakter: denn während die Traun selbst eine Seekette,, die zu ihrem Flussgebiete ge- hörigen Gebirge einen: seltenen Reichthum an See'n bergen, und beinahe jeder Bach seinen Ursprung einem See verdankt, oder auf seinem Laufe einen Seespiegel durchschneidet, finden sich. in'der östlichen Gruppe nur wenige kleine See'n, dage- ‚gen.birgt: sie ‚eine Seltenheit der Kalkalpen, eine schöne: Thal- stufe, nämlich ‘den Fall der Steyer im Hinterstoder - Thale ‚die sogenannte Strumboding. Nach der in dieser. kurzen Andeutung angegebenen Rich- tung werde ich auch die Beschreibung ‘der einzelnen Gruppen vornehmen, und somit mit der ersten und grossartigsten, der \ Dachstein - Gruppe, beginnen. Diese mäjestätische, von ihrer höchsten Spitze, dem hohen Dachstein so genannt, ist ein auf allen Seiten durch tiefe Einschnitte isolirter Gebirgsstock , wie im Süden durch das Ennsthal;, im Westen‘ durch das Bett der Lammer bei St. Martin, im Norden durch den Pass Gschütt, das untere Gosau- thal und‘ die Pötsehen,, im ‚Osten: das Aussee - Mitterndorfer- Becken mit der Klachau oder: 'dem Pass Stein, "und stellt eine weite Hochebene‘ dar, deren Fläche sich'von dem 8000 Fuss hohen Südrande bis zu dem 5500 Füss hohen Nordrande senkt, AB. und eben ‚so schroff in das. Becken des Hallstätter - See’s ab- stürzt, als der Südrand sich ‚beinahe senkrecht aus dem Enns- thale erhebt. ‚Aus dieser Hochfläche laufen die einzelnen Ge- birgsrücken als Hochgipfel in verschiedenen Richtungen aus, welche ‘auf ‘der hohen Dachsteinspitze, 9500 Fuss hoch, ihren Vereinigungspunkt finden, daher wir von dieser aus die einzel- nen Züge verfolgen wollen. — Der: westliche Zug erstreckt sich vom hohen Dachstein über den Mitterspitz , zum Thorstein , dessen Kamm und scharfe Spitze von Süden aus, einem nach Westen gekehrten Helme gleicht, und lange für höher als die Dachsteinspitze selbst ge- halten wurde‘, da. er: westlich zwischen steil abfallenden Thä- lern weiter‘ vortritt, daher auch mehr in die Augen fällt; von hier zieht sich der Hauptrücken als Schneebergwand: über (den niederen und hohen Grummetstein zum hohen und niederen Graswandkogel; von diesem schwenkt er sich fast nördlich auf die Graswand , den Manlkopf, hohen und niederen Flachkogel zum, grossen und kleinen Donnerkogel ab. Mit dem letzteren bricht diese starre Zackenmauer, zusammen auch die :Donner- kogeln ‘oder das Steingebirge genannt, auf ein niederes mit Alpenweiden und Wald bedecktes Gebirge ab, welches im Westen das: mittlere bewohnte Gosauthal bogenförmig umkreiset und es vom Lammergebiete scheidet. Nördlich reiht sich das Ramsaugebirge an, welches sich in östlicher Richtung bis zum Ende des Gosauthales erstreckt. Der zweite Zug läuft über den kleinen Dachstein zum Grathe des hohen Kreuzes ‚und in seiner Verlängerung nach vielen Ausstrahlungen bis zum Plassen- Am Schöberl- und Ochsenkogel setzt sich der Rücken auf eine etwas niedrigere Stufe ab und theilt sich in viele Felsenarme, welche bald wieder ‘abbrechen, und mit welchen die Felsen- kahre auf eine ebenfalls niedrigere Stufe abfallen; auf dieser liegen die meisten Alpen des Dachsteingebirges. Nordwestlich' pa- ralell mit'dem' Gosaustein setzt sich dieser Zug zur Modereckhöhe, welche links steil in das Becken des Gosausee's abfällt ‚. fort, 39 f während er sich. rechts auf die Alpen des Schwarzkogels, Plankensteins, der hohen ‚Scheibe, des Sulzkogels und Plassen niedersenkt ;- nördlich ‘wird dieser Arm durch das Gosauthal, welehe. von den run’ angeführten zwei Hauptarmen eingeschlos- sen ist, vom Ramsaugebirge getrennt. Der, dritte und grösste Zug endlich nimmt seine Rich- tung über die Dienteln oder Steinfensterln paralell mit dem hohen Kreuz zum hohen und niederen Gjaidstein; von den Steinfensterln geht der Südrand über den Eselstein zum Kop- penkarstein, Landfrieden und Lackenwies, während sich vom Koppenkarstein nördlich der Grath durch das Krippeneck und das Däumel zum Krippenstein fortsetzt, und weiter östlich der Scheichenspitz, das Koppeneck und der hohe Roms erheben, um zuletzt östlich mit dem Stoderzinken, nordöstlich aber mit dem Sarstein und Koppen zu enden. Gegen Osten zweigt sich “dieser Rücken, von der Hauptmasse als scharfe Gräthe zum Grimming in Steyrmark ab, welcher nur dureh die Schlucht des Steins von der Dachsteingruppe getrennt ist. Der Grath dieser verschiedenen Aeste bildet häufig die Grenze zwischen Oesterreich und Steyrmark, oder ‚Salzburg und Oesterreich, ja auf dem’hohen Dachstein selbst treffen die Grenzen von Oesterreich, Steyrmark: und Salzburg zusammen, sowie innerhalb des , Hauptgerippes die Gletscher: des Dach- steines liegen: zwischen dem Thorstein und hohen Kreuz der Salzburger - und Gosaugletscher , ‘zwischen dem hohen Kreuz und «Gjaidsteine ‘der nördliche Gletscher oder‘ das‘ Karls- Eisfeld, welches durch die - Steinfensterln von dem südlichen gegen Steyrmark abdachenden Eisfelde, ‘dem todten Knecht, geschieden ist. ‘Im Schoosse des Daehsteingebietes liegt das Becken des Hallstättersee's mit der Schlucht von. Obertraüun ge- gen Aussee, und, wie schon früher erwähnt, das Gosauthal, welehe auch die. Ausgangspunkte zur Durchstreifung des ge- ‚sammten Gebirgsstockes sind. 4 40 Wir wollen mit der höchsten: Zinne, dem Dachstein, im engeren Sinne beginnen. Dieser wird von den drei süd- lichsten Spitzen, dem hohen Dachsteine 9500 Fuss, dem Mit- terspitz 9245 Fuss und dem Thorsteine' 9490 ‘Fuss, ‘mit dem sich anschliessenden hohen Kreuz und Gjaidstein, gebildet, von welchen sich die von Firnmassen erfüllten Hochebenen all- mälig gegen Norden und Westen abdachen, während die Süd- seite besonders bei Schladming beinahe ohne Vorgebirge auf die niederen Höhen des Ennsthales abstürzt. Nördlich senken sich die Eisfelder gegen den Hallstättersee, in welchen auch die nördlichen Pfeiler der Gruppe, der Hirlats, Zwölfer- und rauhe Kogel steil abfallen, während sich im Westen der Gosau- gletscher zum hinteren Gosausee herabsenkt. Den schönsten Anblick geniesst man von Altenaussee auf die Nordseite, und von der Zwieselalpe nebst dem Gosausee’'n auf die Westseite, besonders aber bei letzteren, wo an einem heiteren Abende, wenn die dunkle Gluth der scheidenden Sonne zwischen dem Grün der Thäler und dem Blau des Himmels über den Gosaugletscher fliesst, und sich das gesammte Bild auf der glatten Fläche des See’s spiegelt, das Auge mit Entzü- cken vor diesem überraschenden Gemälde weilet. Die Ersteigung kann auf zwei Seiten bewerkstelligt wer- den; von Hallstatt und ‚Gosau aus; der dritte Weg von Steyr- mark trifft unterhalb des Thorsteines mit jenem aus dem Gosau- thale zusammen, Von Hallstatt aus wandert man längs dem Seeufer zur Ortschaft Lahn, von wo man in das westlich einmündende Eehernthal 'einlenkt; es wird links von den steilen Wänden des Hirlats, rechts von der Echenwand umdämmt, und vom Wald- bache. durchströmt. Herrlich ist die Wanderung auf dem park- ähnlichen Wege durch dieses Thal, in welchem Hunderte von grösseren ‘und kleineren ‚Felsblöcken als Zeugen "ungeheurer Bergstürze ‚auf der Thalsole: umhergestreut liegen, auch Buchen- und Ahorn -Partien durch ihren Schatten angenehme Kühle 4 verbreiten. Auf diesem Wege gelangt man in einer Stunde zum Waldbachstrub, zu welchen man übrigens nicht kommt, son- dern etwas früher den bisherigen Weg verlässt, um über den ‚steilen Abfall der‘ Waldbachleithen unter dem immerwährenden Tosen des Waldbaches zu steigen. Weiter oben tauchen über dem Schlusse‘ des Echernthales in Waldeseinsamkeit die Amts- gebäude auf dem Hallstädter Salzberge auf, weleben die riesige Pyramide des Plassen überragt; etwas später kündet neues Getöse die Nähe des oberen ‘Waldbachfalles und den ebenfalls nicht sehr fernen Ursprung des Baches, welcher aus dem Glet- ıseher des Karl-Eisfeldes stammen , und hier nach längeren un- terirdischen Laufe ans Tageslicht springen 'soll. So steigt man grösstentheils in lichter‘ Tannenwaldung auf fortwährend steilem Pfade aufwärts, bis man nach‘ zwei Stunden die Tropfstein- wand erreicht, unter deren überhängenden Wänden in einer ganz engen Schlucht fortschreitend, man über Waldgründe zur Höhe und zum Thiergartenloche gelangt. Diese gegen 40 Klafter im Durchsehnitte messende und gegen 6 Klafter tiefe Einsenkung wird durch’ die Wände des ‘Grünkogels gebildet, und bietet einen interessanten Anblick, durch die Masse von Felsentrümmern, welche von den Wänden des Berges abgestürzt in’grauser Verwirrung auf ihrem Grunde liegen. — '' * Veber dieser wilden, von einstigen Umwälzungen zeugen- ‚den Vertiefung kommt ınan an mehreren Zirbelbäumen vorüber nach 3%, Stunden auf der 'steinigen Herrengasse zu den 7 Hütten der Wiesalpe, welche in einer Mulde liegen und west- lich von den Wänden des Grünkogels und Grünberges auf der anderen Seite von minder steil ansteigenden, ‘jedoch sehr stei- nigen Höhen gebildet, übrigens im Osten vom Hirlats, südlich aber in grösserer Entfernung vom kleinen Gjaidsteine überragt werden; diese Alpen werden nur beim Beginne des Auftriebes und im Herbste benützt, weil im Sommer die höheren Hütten auf der Hirlats - und Ochsenwiesalpe bezogen werden, zu welch ‚42 letzterer man also, sollte die Besteigung im August unternom- men werden, gehen muss, um zu übernachten, Der Weg.da- hin führt über steile Felsenplatten und glatte Steine ‚empor, und ist dabei sehr beschwerlich, da er häufig hart an‘ Abgründen hinläuft, nicht ohne Gefahr. Die Hütten liegen in einem Kessel, rings von Felsen, westlich von den Wänden des Ochsenkogels umstarrt, Hier, oder im September in der Wiesalpe, wird übernachtet, und beim ersten Grauen des kommenden Tages aufgebrochen, um über die ÖOchsenwieshöhe zwischen ‘dem Ochsenkogel, dem Wildkarkogel und dem: Gjaidsteine aufwärts zum nördlichen Gletscher, dem Karlseisfelde noch vor: dem Aufgang der Sonne zu gelangen. Der Weg führt über die Speikleithen in das 'Wildkahr, eine tiefe Bergmulde, welche mit einer Menge bunt durchein- andergewürfelter Felsplatten und Steinblöcke, deren ‚Chaos nur hie und da von erhöhten ausgewaschenen Felsenriften durch- brochen wird, angefüllt ist. Mit grösster Vorsicht muss sich der Fuss in dieser Steinwüste einen Halt suchen, und manchmal droht ein Abgrund ‚unter einer 'abschüssigen Platte. ' Durch dieses Kahr hinab und an der entgegengesetzten Wand hinan kommt man zur Simonyhütte, welche der um den Dachstein hochverdiente Herr Professor Simony aus und zwischen den Steinen im Kahre als Nachtquartier bei seinen öfteren Bestei- gungen der Dachsteinspitze errichten liess. Hat man das Wild- kahr hinter sich, so erreicht man endlich den: Gletscher, nach- dem man abermals über die ringsum geschleuderten Felsenstücke zu ihm hinabgestiegen und an dem regelmässigen Kegel des Sehöberls angekommen ist. Er hat gegen 5 Stunden im Um- fange und steigt anfangs ziemlich sanft, wölbt sich später. ‚sehr steil empor; in ‘seinem unteren Ende hat er eine Höhe von 5800 Fuss über der Meeresfläche, während es in Folge: der späteren steilen Erhebung bis zur Höhe von 8800 Fuss: steigt. Aus ihm erheben sich ganz rückwärts, beinahe in der Mitte die kahle Dachsteinwand mit der hohen Dachsteinspitze, ‚rechts da- ‚43 ‚von der kleine Dachstein, links die Steinfensterln ;- als die vom oberen Gletscherrande tief herabreichenden Dämme dieses Eis- ‚meeres ‚ragen majestätisch, links die weissgrauen Felsenthürme des hohen Gjaidsteines, links des hohen Kreuzes empor, Die Oberfläche des Gletschers ist sehr interessant; am . unteren Ende, wo er von einer bedeutenden Muräne begrenzt ist, zeigt er, ein ziemlich festes Eis, welches aber mit zunehmender Höhe ‚in körniges Firneis übergeht, Der ganze flächere Theil ist! von grösseren und kleineren Sprüngen und Klüften durchfurcht, welche am Tage dem schmelzenden Firn und Schnee als Ab- laufkanäle dienen. Bei zunehmender Höhe nimmt die Zerklüf- tung im Kleinen ab, dagegen stellen sich die eigentlichen gros- sen Firnklüfte ein, welche oft bei einer Breite von 3—6 Klaf- ter und einer Länge von 20 und mehr Klaftern mit oft sehr bedeutender Tiefe die Eismassen durchsetzen, deren Kanten jedoch, bei dem lockeren körnigen Gefüge des Firnes das schöne Farbenspiel von Grün und Blau fehlt, welches man an den Gletschern der Zentralalpen bewundert. Bei der Besteigung hält man sich rechts an den Wän- den des hohen Kreuzes, bis man nach etwa zweistündiger Wanderung auf dem Eise am oberen Ende des Gletschers dort anlangt, wo er sich mit der Firnmulde von der hier empor- strebenden Dachsteinwand losreisst und man eine Höhe von 8800|-Fuss erreicht hat. Um nun die von hier noch gegen 700 Fuss hohe Dachsteinspitze, welche sich fast senkrecht aus ‚dem: Firm erhebt, zu gewinnen, bedarf es mehrerer Vorberei- tungen. ‘Vor Allem fällt das Seil auf, welches beiläufig 100 Klafter lang an 20 in dem Felsen befestigten eisernen Stäben mit Oehren, deren erster nahe an der Spitze befindlich ist, von ‚der Höhe auf das Ende des Gletschers herabläuft, Diese wesentliche Hilfe zur Erreichung der Spitze verdanken wir auch ‘Herrn Prof.. Simony; nachdem aber das Seil im Laufe mehrerer Jahre durch Witterungs -Einflüsse morsch und daher unbrauchbar geworden, ‚wurde es von dem k, k. Salinenamte 44 im Jahre 1856 durch ein neues ersetzt, und die lose‘ gewor- denen Bolzen wieder befestigt. Zuerst muss die‘ Firnsehlucht mittelst einer Leiter, welche die Führer zu diesem Zwecke‘ vom unteren Rande des Eisfeldes, wo man sie für vorkommende Besteigungen in einer Felsenspalte aufbewahrt, heraufgeschleppt hatten‘, übersetzt werden, indem dieselbe über die 'Firnmulde an den Felsen gelehnt wird; von ihrem Ende, etwa zwei Klafter über dem Eisfelde, benöthiget man bei dem abermali- gen steilen Abfalle der Wand einer zweiten Leiter, welche die Führer, um sie vor Schneeverwehnungen zu schützen, auf der Dachsteinwand in der Höhe einiger Klafter, dort wo'es die Neigung in eine Felsenecke gestattet, aufzubewahren pflegen. Nachdem sich nun der Führer vom Ende der ersten Leiter mit Hilfe des erwähnten Seiles auf der steilgeneigten mit Schnee bedeekten Wand zur Felsenecke und Leiter nicht'‘ohne ‘Gefahr hingearbeitet und mit ‘der letzteren denselben Weg 'zu- rückgelegt hat, wird sie mit Hilfe des zweiten Führers, wel- cher einstweilen auf den ‘obersten Sprossen der ersten Leiter Fuss gefasst ‘hat, zum festen Stand gebracht, und der letzte und schwierigste Theil der Dachsteinbesteigung beginnt. "Bei der geringen Zerklüftung der Wand muss der Fuss: oft‘ in den kleinsten Ritzen halt suchen, ja bisweilen fehlt “ihm jeder Ruhepunkt,, und es sind in die Felsen eingetriebene Zapfen »die einzige Stelle, welche einen sicheren Tritt erlauben. Dabei ist die Neigung der Wand’ so bedeutend, dass fortwährend der Abgrund unter den Kletternden gähnt, und ‘ohne Hilfe‘ des Seiles, ausser mit solchen Stellen ganz vertrauten und geübten Personen es wohl wenigen möglich wäre, die Spitze 'auf dieser Seite zu erreichen. Diese gefährliche Partie dauert gegen eine Stunde, bis man endlich den letzten Bolzen, und somit ‘das Ende des Seiles erreicht. Von hier sind nur mehr wenige Schritte aufwärts, und man steht auf der Zinne des höchsten Berges von Oberösterreich und Steyrmark: Die Besteigung’ der Dachsteinspitze ‘von. Westen, der . 45 Gosau aus, wird am besten von ‚der Schmiede, dem letzten Wohngebäude des Thales angetreten; man geht Nachmittags in Begleitung zweier Führer zum vorderen Gosausee, und von hier entweder an seinem westlichen Ufer längs der Scharwand, oder denselben auf einem Kahne überschiffend zum hinteren oder Kreidensee, um in der nahen Alpenhütte zu übernachten. Ist schon der, Weg zum vorderen See, welcher angesichts der kühngeformten Donnerkogeln am Gosaubache grösstentheils durch Nadelwald mässig ansteigend in %, Stunden zu denselben führt, sehr angenehm, so bietet der See selbst eine, Ansicht, welche mit den grossartigsten Bildern der vielgepriesenen Schweiz kühn in die Schranken treten kann. Er liegt 2982 Fuss über der Meeresfläche und ist rechts von der Scharwand , links von.den senkrecht in den See abfallenden Wänden des Ross- rückens umschlossen, während gegen Süden die Massen des Dachsteins mit dem Gosaugletscher den Raum bis hoch in die Lüfte einnehmen; sein nördliches Ufer ist mit einer Klause zum Schwellen versehen. Der hintere See mit 3780 Fuss Meereshöhe liegt schon nahe am Fusse des Dachsteins und bietet vorzüglich bei Vollmondbeleuchtung einen grossartigen, ‚beinahe schauer- liehen Anblick, da die ringsum ' emporstarrenden Felsenwände, besonders aber die weissgrauen Spitzen des Dachsteines gei- sterhaft herabblicken; diese Zeit ist auch die vortheilhafteste zur Besteigung, weil dann die Finsterniss der Nacht dem frühen Aufbruche nicht hemmend in den Weg tritt. Doch sollte nie nach 2 Uhr morgens der Anstieg begonnen werden, um noch vor. Sonnenaufgang den Gletscher erreichen zu können. Der Weg führt nach Durchschreitung‘ einer Wiese gleich Anfangs am Ufer des Kreidenbaches sehr steil durch Buchen und Krumm- holz -binan, so das man nach kurzer Zeit die Baumregion unter sich ‘hat, und an den Wänden des Hofbergkogels das kahle Gebirge betritt. Nach einer Stunde erreicht man das sogenannte Bründl, eine aus dem Felsen hervorsprudelnden (Quelle mit herrlichem ‘Wasser, worauf man über: wildzerissene starkge- 46 neigte Felsenpartien zur „Krumpen“ gehen muss, einem sehr schmalen, theilweise mit kurzem Grase bewachsenen Steig, über einem beinahe lothrechten Absturze, auf weleher die’ Wand des Schlösselkogels fast gerade abfällt. Die Ueberschreitung dieses Pfades ist übrigens nur Sehwindelfreien zu rathen. Hier- auf gelangt man an den steilen Abhängen des Hofkogels auf einem nichtsweniger als angenehmen Wege über aufeinander gehäufte Felsblöcke nach 2 Stunden zur Gletsehermuräne, nach deren Uebersteigung, welche ‘grosse Vorsicht erfordert, um nicht durch Ausglitschen sich‘ an den scharfkantigen Steinen zu verletzen oder einen gefährlichen Sturz zu erleiden, endlich der Gosau-Gletscher vor uns liegt; er gewährt einen dem Karls- Eisfelde ähnlichen Anblick, nur ist er beiläufig um die Hälfte kleiner. Auch er ist in seinen unteren Partien vielfach zer- klüftet, dagegen ist die Neigung sehr stark, während letztere über der Firnlinie sanfter wird. Bei Ueberschreitung des 'Eis- feldes hält man sich an den Wänden des hohen Kreuzes, ‘wo- bei man Gelegenheit hat, ‘die bald vielfach gekrümmten, bald mehr horizontal laufenden Schichten seiner Kalkmassen zu beobachten. Höher hinauf, wo wegen der Zerklüftung im Grossen mehrere Umwege nothwendig werden, verlässt 'man das hohe Kreuz, um die Richtung gegen den Mitterspitz ein- zuschlagen, an dessen Fuss man in 2 Stunden nach Betretung des Eisfeldes kommt, und zugleich die Dachsteinspitze vor sich hat. Nun beginnt der schwierigste Theil der Besteigung. Nach- dem 'man die höchste Firnstelle, da wo sich der Gletscher zwi- schen den zwei genannten Spitzen gegen Süden abdacht, erreicht hat, klettert man zuerst an der Südseite, dann aber auf dem Grathe der Dachsteinwand meistens auf kaum fussbreiten Pfaden neben dem 'schwindelnden Abgrunde empor, während das morsche Gestein, sich unter den Füssen lösend , donnernd hinabkollert, um bald darauf in einer Firnkluft zu verschwinden. Nach einer halben Stunde steht man vor einer glatten, sehr stark geneig- ten, etwas gewölbten Felsenplatte, zu deren Ueberwindung 47 Stufen eingehauen und Seile an Ringen befestigt sind, da der Felsen oft kaum die kleinsten Ritzen zum Einsetzen des Fusses darbietet. ' Doch dauert diese gefährliche Stelle nieht lange, und man betritt, nachdem man weiter oben eine ähnliche Stelle überstiegen, die Zinne der Dachsteinspitze da, wo der Südrand beinahe senkrecht mehrere Tausend Fuss gegen das Ennsthal abstürzt. Nachdem man an diesem schauerlichen Abgrunde kurze Zeit hinangestiegen, steht man endlich auf dem höchsten Punkte nächst dem Pfahle, auf dessen Tafel die beiden Hall- stätter, welche von Hallstatt aus diese Spitze zuerst erstiegen, ihre Namen verewigen zu müssen glaubten. Für die Verbesserung dieses Weges hat sich der Sohn des Schmiedes und Wirthes in der Gosau, Josef Bumberger, sehr ' verdient gemacht, indem er mehrere gefährliche Stellen durch -Einhauen der Fusstritte, Ziehen der Seile etc. weniger furebtbar machte, auch vor 2 Jahren einen neuen Weg bahnte, welcher unter der „Krumpen“ aufwärts führt, wodurch dieser Felsenpfad vermieden wird. Noch ist die Frage, auf welcher Seite die Dachstein- spitze am leichtesten zu ersteigen sei? Auf jedem Fall ist die Besteigung von: der‘ Gosau aus leichter, da die Nordseite der Dachsteinwand ohne die erwähnten Verbesserungen durch Herrn Professor‘ Simony nur von den kühnsten Bergsteigern: ausführ- bar'wäre, auch lange für unersteiglich gehalten wurde, wäh- rend bis zum Jahre 1843 der Weg von Gosau aus als der einzige zur Spitze führende bekannt war; und besonders durch die von Josef ’Bumberger angebrachten Vorrichtungen jedem mit:derlei Partien vertrauten, dem Schwindel nicht unterworfe- nen 'Naturfreund die Erreichung eines der grossartigsten Natur- genüsse möglich ist. 'Auch ist'er kürzer, indem man hier bis zur Alpe am hinteren See gegen 2, Stunden braucht ‘und von da in 6‘Stunden auf die Spitze gelangt, während der Weg von Hallstatt zur Wiesalpe 4, zur Ochsenwiesalpe aber gegen 5 Stunden erfordert, auch, die Vorbereitungen am oberen Rande 48 des Karl-Eisfeldes zur Uebersetzung der Firnmulde geraume Zeit in Anspruch nehmen. Jetzt, wo die Seile auf der Nordseite wieder hergestellt sind, kann man auch beide Touren vereinigen und von Gossau die Besteigung der Westseite ausführen und‘ über die Nord- seite und das Karls-Eisfeld nach Hallstatt hinabsteigen , oder umgekehrt; wie sehr jedoch. auf jeden Fall die grösste: Vor- sicht nothwendig sei, zeigt das traurige Ende eines Touristen,*) welcher im August 1856 auf der Rückkehr von der Spitze, schon nahe dem Gosau-Gletscher abstürzte und so ein trauriges Ende nahm. — Nun wollen wir zur Spitze selbst zurückkehren. Sie bildet einen etwa 4 Klafter langen und 4 bis 5 Fuss breiten ‚Grath, welcher sich etwas gegen Osten neigt, und besteht auf ihrer . Oberfläche aus zerklüfteten ‚Gestein und Felsenplatten, welche jede Spur von Vegetation entbehren, während ich weiter unten in einer Höhe von 9000: Fuss noch hie und da Moose ,;.dar- unter einige sehr seltene Spezies fand. ‘Von ihr aus breitet sich die, ganze Dachsteingruppe wie eine Reliefkarte aus, und man erkennt von diesem Standpunkte ihre grosse Ausdehnung sowie alle ihre Aeste. Von ihren Gletschern ziehen vorzüglich: das Karls-Eisfeld und der Gosavgletscher den Blick auf sich ; der letz- tere bietet, dadurch eine interessante Ansicht, weil er unmittelbar in den hinteren Gosau-See abzufallen scheint, eine Täuschung, welche durch den steilen Abhang der unteren Hälfte herbeigeführt wird. Dem Beschauer westlich gegenüber liegt die scharfe Pyra- mide der Mitterspitze, über welche der breitere Thorstein hervor- ragt; man sieht, wie sich von der ersteren der Reissgangkogel, 8282 Fuss hoch gegen Nordwesten abzweigt, und den: Gosau- Gletscher seinerLänge nach durchschneidet. Gerade nördlich *) August Neilreich, Jurist aus Wien, welchen ich am Abende nach meiner zweiten ‘Dachstein - Besteigung, 10 Tage, vor seinem Unglücke, in Gosau traf, und ihm noch bei seinem Wunsche, diese Partie auch zu unternehmen, hievon abrieth. 49 + ‚stelien der, niedere‘ Dachstein 9446. Fuss, und das hohe Kreuz 8750 Fuss hoch, ‚welche, von hier, als, ‚schmale sehr, steile Felsrücken erscheinen, während.der. östlich emporragende 8670 ‚Fuss. ‘hohe. Gjaidstein eine. mehr abgerundete Form. zeigt; aueh die öden,.;mit Geröll bedeckten Felsenkahre der nordöstlichen, niedrigeren Stufe Ingen vor. den ‚Augen des’ Beschauers aus- gebreitet, . Den ‚grössten. Genuss gewährt ‚aber //die Bonn; sie ‚vereinigt das Grossartige mit dem Lieblichen , indem, man ausser dem. unermessliehen Hochgebirgs-Panorama noch die malerische Aussicht in ‚die: vielen Thäler mit ihren, See'n und das ausge- dehnte Flachland ‘mit seinen zahlreichen Ortschaften ‚und, den ‚Silberstreifen seiner Flüsse geniesst, ein ‚Vorzug, welchen die Hochgipfel .der Centralalpen entbehren,, woman. mit wenigen Ausnahmen, ‚höchstens die sich‘ unmittelbar an ihren Fuss,,an- schmiegenden Thäler. gewahrt. leh will die Aussicht in wenige Zeilen zusammenfassen, und beginne mit dem ewigen Schnee- berge oder ‚der übergossenen Alpe bei Werfen; sie und der Dachstein sind die höchsten Erhebungen und auch‘ die einzigen Gletscher ‚des nördlichen Kalkalpenzuges von Oesterreich, und liegen gerade. ‚westlich ‚einander gegenüber. ‚. ‚Von ; ihr ‚rechts, jedoch unserem, Standpunkte ‚näher, liegt‘, das Tännengebirge mit den grünen Thälern von Annaberg und St. Martin ; dann folgt in, nächster, Nähe der westliche Zug der, Dachsteingruppe mit ‘dem "wunderbaren Steingebirge ' oder den.. Donnerkogeln; zum Theil über diesen in nordwestlicher Riehtung erblickt man das steinerne Meer ‚mit: der, Schönfeldspitzey den Watzmann, Göll, die,,Mühlsturzhörner, den Hundstod und Untersberg. In dieser Richtung liegen. über der. Gosau, und, dem theilweise siebtaren ' Abtenauerthale , der Gaisberg ‚bei 'Sal.burg, der Ein- und Trattberg,, ‚Sehwarzenberg, Zinken und das Gamsfeld. ‚oder die‘ Traunwand. bei Russbach ; . etwas weiter, zurück strebt der Schafberg mit ‚seiner‘ bekannten. Form empor. Gegen Norden reihen sich die Berge des Salzkammergutes, der ' Kahlenberg, Mus, Jahr. Ber. XVIIL 4 50 das Katergebirge, die Zimitz, hohe Schrott ‘und am nördlich- sten das Höllengebirge an. Weiter östlich zeigt sich in wahr- haft imposanter Gestalt der Traunstein. In derselben Richtung stehen die übrigen Berge am Traunsee, und etwas"entfernter jene von Kirchdorf, der Grünau und Steyrling, unter ihnen der Kasberg. Weiter in nordöstlicher Richtung nimmt das todte Gebirge den Hintergrund bis hoch in die Lüfte ein, als der Schönberg, Woising, Loser, Röllberg, Hochelm, die weisse Wand, Hochtragel, Hebenkees, Hochkasten,, die Spitz- mauer und der grosse Priel. Unterhalb dieser Gebirgsgruppe ist ein nicht unbedeutender Theil des Aussee’rbeckens und in ihm Altaussee siehtbar, während in östlicher Riehtung die Mollner- berge, das Hochsensengebirge, der Pyrgas , das Warschenegg; ferner die steirischen Berge des Ennsthales, der Buchstein, Sparnfeld, das Hochthor, der Kalbling, Damischbachthurm und das Eisenerzgebirge liegen. Aus den fernen Gebirgen tauehen deutlich der ‘Oetscher, Dürrenstein, und gerade östlich der Hochschwab, etwas zurückstehend die Rax- und Schneealpe mit dem Schneeberge bei Schottwien auf. Südlich kommen die sämmtlichen Gebirge von Kärnthen und Krain, als der Eisen- hut, die Karawankes und Tergloukette, Näher gegen den Dachstein stehen die Berge von Steyrmark jenseits der Enns, als die Hochwildstelle, Wildkar, Schartek, der Hochgolling und die Berge Lungau’s, der Preber, Königsstuhl, Tschaunerspitz und das Hafnereck. Auch die Strasse über ‘den 'Radstädter- tauern ist grossentheils mit ihren Schlangenwindungen sichtbar; das erhabenste Bild aber gibt die Tauernkette vom Ankogel, da man alle Eisspitzen und Hochgipfel der Hauptkette bis zum Reichenspitz genau unterscheidet, wie den Ankogel, das Schar- eck, den Herzog Ernst, Raurisser - Goldberg, Sonnblick,, die Goldzeche, den hohen‘ Aar. Hierauf folgt die Gruppe "des Grossglockners, wıe der Brennkogel, Spielmann und Globen, das Siniwaleck, der. Fuscherkarkopf, Bärenkogel, die hohe Dock, das Kitzsteinhorn, Wiesbachhorn mit der hohen Tenne; 51 über diese ragt die nadelförmige' Spitze des Grossglockners hervor. Dann kommt das Gletschergebiet des Venedigers, wel- cher mit seiner sattelförmigen Krümmung seine Vasallen, den Dreiherrenspitz, die Hochaxel, den Hochzaun’ und Geistkees- kogel, sowie den Hinthalspitz, Wimbachspitz und Reichenspitz "weit überragt. | Darüber hinaus schliessen sich die Berge des Ziller- und Duxerthales, als der Tristenspitz. Löffelspitz, Schwarzenstein etc. an, über welche noch ferne hohe Berge, aus dem Stuben- thal, Gschaitz und Pflerschthale herüberschauen, und mit wel- chen die Aussicht geschlossen ist. In geologischer - Beziehung besteht der Dachstein aus einem sehr harten, oft, quarzhältigen Kalk von blaugrauer oder röthlicher Farbe (unterer Muschelkalk),. welcher. durch. seine Isokardien-Versteinerungen ckarakterisirt ist. Von ‘dem westlichen’ Zuge des Dachsteingebietes ist das Steingebirge oder die Donnerkogeln am interessan- _ testen, da es sich durch ‘die kühnen Formen seiner isolirten Felskogel , " wie sie in Oesterreich nur noch hie und da im 'Dolomitgebirge , ‘dann wieder ‚als Aequilles am Montblanc vor- kommen, ausgezeiehnet. Seine Richtung ist von Süd nach Nord mit’ etwas westlicher Neigung, der Abfall gegen Osten sehr steil. Die‘ einzelnen Spitzen, welche gleich den Zähnen eines Kammes emporstarren ‚, sind’ von Süden sach Norden fol- gende: Der Manlkogl 6858 Fuss hoch, der hohe und niedere ‚Flachkogel (der erstere mit 6798 Fuss 'Höhe), endlich der grosse und kleine Donnerkogel, 6460 'und 6096 Fuss hoch, an''welehe 'sich "als Voralpe der ’Zwiselberg mit der Zwiselalpe anschliesst. Gegen Osten’ stützt sich"das'Gebirge auf eine schroffe in: das 'Gosauthal abfallende ‘Wand, welche oben mit Wald und ‘Alpen, den Scharwandalpen, bedeckt ist, während es sich in das Thal’ der Lammer durch sanftere mit Wald und Matten bedeckte Berge und Hügel abstuft. Im Süden hängt das Stein- 4* 92 gebirge durch die 7626 Fuss hohe Grosswand mit dem Dach- steinzuge zusammen. Alle angeführten ee haben mehr oder minder eine kegelförmige Gestalt; die auffallenste Form. hat aber der grosse Donnerkogel mit. seinem gespaltenen ‚Gipfel, welchem er den Namen „Bischofmütze“ verdankt; wie ein Finger dagegen ragt am grossen Flachkogel der sogenannte Kirchthurm empor. Die Ersteigung wird von der Westseite unternommen, man braucht von der Zwieselalpe auf den Donnerkogel 3 Stun- den; der anfangs über Schutt und morsches Gestein, dann an steilen Felsenwänden hinanführende Weg ist sehr beschwerlich, dagegen wird man durch die herrliche Aussicht belohnt, welche nur gegen Osten durch ‘den Dachstein versperrt ist. Reizend ist der Anblick der Thäler von Abtenau und egeich und des Gosauthales mit seinen. See’n. Ein zwar beschwerlicher aber interessanter Weg führt am Westabhange des Steingebirges über die Schneewandalpen und die Grosswand nach Filzmoos; ‚er steigt vom vorderen Gosau- See steil aufwärts über, die 'Scharwand durch einen mit'iun- zähligen Felsentrümmern, übersäeten Felsenkessel , weleher links vom ‚6552. Fuss hohen. Grummetstein, ‚rechts vom Manlkopf überragt wird, zur ‚Grosswand, deren ‚südlicher. Abfall. .gegen die Hofalpen sehr. steil. ist; man/ geniesst ‚von ihr einen ‚sehr schönen Anblick des Ennsthales und. der.Tauernkette. Ueber den Grath des Steingebirges läuft auch‘ die Grenze zwischen ‚Oberösterreich und Salzburg. | Von ‚dem östlichen Dachsteingebiete berühre jchjl feiiek den Hirlats, ‚6251 Fuss „hoch, |,weleher. mit seinem.;vorderen, einen abgestutzten Kegel gleichenden Gipfel in «den Hallstätter- See abfällt, und. von,der\;bei Besteigung des Dachsteines, er- wähnten Wiesalpe erstiegen werden ‚kann, Man wandert nörd- lich über ein auffallend’ geformtes Kalkriff. zum hinteren hohen Hirlats, von welchem sieh ein herrliches ‚Alpenpanorama- eröff- net; im Norden über «den Saarsteın hinaus ‚ist der vom todten 93 Gebirge umstarrte Altenaussee sichtbar, während aus schwin- delnder Tiefe der schwarzgrüne Spiegel des Hallstätter - See's heraufblickt. "Vom hohen Hirlats erreicht man auf durch Krumm- holz gebahnten Pfaden den vorderen niederen Hirlats, 5874 Fuss hoch, von welchem man noch tiefer in den See hinab- blickt, da: seine östlichen Abhänge von selben bespühlt werden, so dass jede vortretende Felsenkante über ihn zu. hangen scheint. Er ist merkwürdig durch seine terassenförmigen Vor- sprünge, welehe Riesenstufen gleich nach Osten und Norden abfallen, und deren man gegen zwanzig zählt, An seinem Fusse liegen der Hirschbrunnen und Kessel, zwei perio- disch starck hervorbreechende Quellen; der erstere ist, der Fläche des Hallstätter- Sees beinahe gleich, im trockenen Zu-- stande einem Steingerölle ähnlich, aus dessen Zwichenräumen aber entweder nach vorhergegangenem starken Regenwetter oder anhaltend heisser Witterung das Wasser mit grosser Ge- walt ‚hervorbricht; "höher liegt der: Kessel; welcher einem Zieh- brunnen am Abhange eines Berges gleicht, aus welchen oft plötzlich grosse Massen molkenartigen Wassers mit grossem Geräusche empor getrieben werden, und seinen Rand über- fluthend in‘ den See stürzen. Von hier führt auch ein Weg zum: Karls-Eisfeld ; vom Winkel bei Obertraun steigt man- unter dem Schatten eines mächtigen Waldes den steillen Wallner- graben hinan, in 21, Stunden: zu ‘den unteren und oberen Sehafeckalpen, von welchen man über 'zerklüftetes Gestein zum _ Klippenbrunn gelangt. Hier zweigt sich»ein Pfad’ links ‚am nie- deren Gjaidstein und Koppeneck vorbei über die Ramsau nach Schladming ab; unser Weg rechts führt von den erstgenannten oberen Schafeekalpen zu der 5200 Fuss hohen Gjaidalpe mit zwei Hütten, welche in einem öden Felserkessel liegen; von hier erreicht man in 2 Stunden das nur um 322 Fuss höhere Tau- benkaar und somit auch ‘den Gletscher. Von:der Gjaidalpe ist auch der Krippenstein (6373 Fuss hoch) leicht in drei Stunden zu besteigen; eine äusserst interessante, Aussicht auf 54 die Oberfläche des ganzen Dachsteingebietes ist der Lohn für die gehabte Mühe. Eine sehr schöne Ansicht des Karls - Eisfeldes gewährt auch der östlich vom‘Hirlats gelegene 5870 Fuss hohe Zwöl- ferkogel. Am nödlichen Abhange des Koppen, 5704 Fuss hoch, unter ‘der von Aussee nach Hallstatt führenden Strasse liegt in der tief eingeschnittenen Schlucht des Koppenbrüllergrabens die Koppenbrüllerhöhle. Von der genannten Strasse den Seitenweg zur Tiefe eine Zeitlang verfolgend, erblickt man von einem Felsenvorsprunge in den merkwürdigen Graben, wel- cher aus übereinander liegenden Wasserbecken, von frische- stem Moose’ umbordet und von Felsenriffen umrandet , besteht. Weiter 'hinabsteigend , erreicht man ein 54 Fuss hohes Felsen- gewölbe, dessen Eingang mit einem Walle von Felsengeschie- ben gleich einem Gletscher umlagert ıst; aus dem Innern der Hölle dringt zu gewissen Zeiten ein brausendes Getöse hervor, welchem sie auch den Namen verdankt. Auf der sich etwas einwärts neigenden Bodenfläche gelangt man an ein Wasser- becken,, nach dessen Umgehung man vor einer Oeffnung steht, aus welcher ein Bach hervorstürzt, der sich unter‘dem auf- wärts steigenden Boden der vorderen Höhle einen unterirdi- schen Abzugsgraben gebahnt hat, aus welchen man ihn in den erwähnten untereinander liegenden Becken wieder an das Ta- geslicht treten sieht. Beim Schmelzen des Schnee’s auf dem Hochgebirge ist der unterirdische Graben nicht im Stande, die Wassermenge zu fassen, es füllt sich daher die ganze auch obere Höhle, und mit’ grosser Gewalt entströmt ihrem Gewölbe die Fluth, von welcher somit die Geschiebe an ihrem Ausgange herrühren. Als das nordöstlichste Kap der Dachsteingruppe erwähne ich noch den Saarsteın, 6328 Fuss hoch über dem Meere gelegen; er bildet einen langen, von Süden nach Norden lau- fenden Rücken welcher mit seiner Westseite beinahe senkrecht 55 in den: Hallstättersee abfällt, während er im Osten von seinem Scheitel aus. sanfter in. das-Becken von Aussee abdacht; sein höchster Gipfel:liegt südlich ; diese Seite, sowie sein Scheitel, sind mit: Waldungen und Alpenweiden bedeckt. Zu besteigen ist ervon Hallstatt, indem man nach Ueber- schiffung des See’'s von Kalkofen über die Schanze und Sau- lacke zur Saarsteinalpe steigt, um von da am nächsten Morgen auf den nieht mehr fernen Gipfel zu. gelangen, Die Aussicht ist.besonders auf der ‚Ost- und Nordseite des Dachsteines sehr interessant, während man im Osten das ganze todte Gebirge mit dem Altenausee, unmittelbar unter sich ın der Tiefe aber den Hallstätter-See hat. Von dem nördlichen Zuge ist unstreitig der Plassen, 6174 Fuss hoch, mit dem gegen Hallstadt abdachenden Salz- berge am merkwürdigsten. Der erstere ist ein von ‚Westen nach Osten laufender, Felsenkamm, aus einem Kalkstein von graulich weisser uud röthlicher Farbe (dem weissen Jurakalke) bestehend, welcher einen, grossen Reichthum an ‚Versteinerun- gen von Weichthieren, Korallen und Strahlthieren enthält, Der sich östlich anschmiegende Salzberg mit 3996 Fuss Meeres- höhe, bildet eine Thalmulde, das Regenthal, welche, zwischen der Karwand im Norden, und dem Dommkogel und der Sieg- schleifen im Süden eingeklemmt, im. Westen aber vom Plassen geschlossen ‚ist; ‚östlich öffnet sie sich in eine, stark,.abfallende Seblucht, ‘in. welcher sich der Mühlbach, sein Bett gegraben hat; er stürzt sieh’ in Hallstatt mittelst eines schönen Falles in den See. , bin W In ‚geologischer Hinsicht besteht der Salzberg aus dem sogenannten oberen Muschelkalk, einem versteinerungs- reichen Kalksteine von grauer, auch gelblicher und rother Farbe, welcher durch seinen Reichthum an Gephalopoden-Versteinerun- gen (Ammoniten ‚mit zahlreichen Nautiliten und unzweifelhaften Clymenien.und Orthocerätiten) charakterisirt ist. Die Salzflötze sind in Thon eingebetet und enthalten grössere Massen reinen 56 Steinsalzes mit’ ausgezeichnetem blauen "und violetten Crystall- salz, Glauberit,"Glaubersalz und sehön’erystallisirten Gyps. Der Bergbau datirt sich in die ältesten Zeiten zurück, da er schon vor den Celten betrieben ‘wurde. Dieselben hatten hier eine bedeutende Niederlassung, wie’ die in der Nähe des Ru- dolfthurmes aufgedeckte ausgedehnte Begräbnissstätte zeigt; aus dieser Zeit stammen auch ohne Zweifel viele eeltische Berg- und Ortsnamen , wie Thorstein, Saarstein, Lahn’ ete, Der Weg auf den Salzberg und Plassen führt von Hall- statt zum Rudolfsthurme, welcher auf ‘einem Felsenvorsprunge des Salzberges 2850 Fuss über dem Meere, und 1080: Fuss über dem Hallstätter - See gelegen, im Jahre 1289 von Herzog Albrecht erbaut, die Wohnung des Bergmeisters enthält, In dieser war die so interessante von Herrn Ramsauer mit grosser Mühe und Ausdauer zusammengestellte Sammlung der hiesigen Versteinerungen,, besonders der zum Theile neuen Arten von Ammoniten in grösstentheils sehr schönen Exemplaren aufge- stellt; nun’ wurde diese Sammlung für das Museum Franeisco Carolinum erworben. ‘Die in diesem Gebäude aufbewahrten Aus- grabungen aus den kaum eine Viertelstunde entfernten Gelten- gräbern ‘wurden grösstentheils in das k. k. Antikenkabinet in Wien abgeliefert, um dort als besondere Abtheilung derselben einverleibt zu werden. Von hier ist das neue Bergliaus mit den übrigen Gebäuden zur Befahrung des Bergwerkes eine halbe Stunde entfernt; weiter führt ein Pfad durch Krumm- holz und Klippen in einer Stunde auf den Kamm des Plassen, welchen man übrigens auch am Waldbachstrub vorüber an der Gaiswand und der hohen Scheibe hinan und über den Sauer- arsch in 4 Stunden ersteigt. Sehr schön ist von hier die Aus- sicht auf die aus den 'blaugrünen Gletschermassen emporstre- benden Spitzen des Dachsteines, sowie auf die Fluren des Gosau- thales und den dunklen Spiegel des Hallstättersee’s. Vom Plassen führt auch ein Pfad über die Blankensteineralpe, einem Senn- hüttendorfe an den schroffen Abfällen des genannten Berges zu 57 den Steinbrüchen, in deren Nähe viele Hippuriten gefunden werden, und in das oftgenannte Gosauthal, welches gleich den Thälern der Lamrmer und''des Russbaches indie Bildungen der oberen Kreide eingeschnitten ist, und schon lange ‘als Fund- stelle der schönsten Versteinerungen bekannt ist; besonders reich sind‘ die kleinen“ Thälchen hinter der’ Kirche des Dorfes Gosau südlich von der nach Abtenau führenden Strasse. Diese Kreidegruppe 'hat auch von diesem‘Thale den Namen der Gosau-Formation erhalten. Die nördliche Begränzung dieses Thales bildet das soge- nannte Ramsauergebirge, eine Bergkette, welche mit der: Traunwand oder dem Haberfeld, über den Brettkogel und den Kahlenberg mit seinem felsigen Ausläufer des Gosauhalses in den Hallstätter - See abfällt, gegen Norden aber durch den oberen Weissenbach vom Katergebirge geschieden ist. Die "höchste Spitze dieses Gebirgszuges ist der Kahlen- bergerspitz, 5849 Fuss hoch; die westliche Fortsetzung, die Traunwand gehört schon zum Kronlande Salzburg, und hat‘ gegen Norden furchtbare Felsenwände; sie wird von dem Passe Gschütt auf sehr steilen Wegen über das hohe Feld in 5 Stunden erstiegen; "besser ist die Besteigung vom hinteren Weissenbachthal über“die Traunwandalpen. Auf der Zinne hat man ‘ausser einer ‘herrlichen Gebirgsschau noch den Anblick 'von 10 See'n. . 0° Aufden Kahlenbergerspitz gelangt man über die Alpe Igelmoos, auf welcher 3 Hütten liegen ; bier wird übernachtet und amnächsten Morgen der steile Kamm in 2 Stunden er- stiegen. Die Vegetation ist auf diesem Gebirge bei seinem gros- sen Quellenreichthume sehr üppig. Nördlich von der eben beschriebenen‘ Gruppe liegt das Katergebirge, mit ihr durch das hohe und niedere Blatteneck, den Schober- stein und den Bergwerkkogel, verbunden; es dacht südlich in’ ‘den ‘oberen Weissenbach,, nördlich aber in das Thal der Ischl ab, während es durch den Kater- und Möserberg in das 58 Traunthal abfällt, und einen’ beinahe ununterbrochenen von Westen nach Osten laufenden Gebirgsgrath bildet. Seine höchste Zinne. erreicht‘ es mit dem Hainzen, 5189 Fuss «hoch, ‚von welchem westlich der Laufnerberg mit 4588, und »nord- westlich der Looskogel mit 5188 Fuss, liegt. Die Bestei- gung wird am leichtesten aus der Kaltenbachau, über. die auf einem Felsenvorsprunge des Katharinenkogels liegenden Ruine Wildenstein und. ‚dem Nussensee, einem kleinen, von. Wald- höhen umschlossenen Wasserspiegel unternommen, von welchem man über die Stöckelalpe zur Kateralpe (4596 Fuss) in 3 Stun- den gelangt; von hier ist der Kamm des Hainzen in einer Stunde zu erreiehen. Die Aussicht erstreckt sich über den Wolfganger - und Hallstätter-See mit der Dachsteingruppe, so- wie auf die Umgebung von Ischl und die Gebirge von Aussee. -Nun kommt der Gebirgszug nördlich vom Wolfganger- See und dem Thale der Ischl, welcher mit dem Schober be- ginnt, über den Drachenstein zum Schafberg emporsteigt und über die. Zimitz’ in das Traunthal' abfällt, dagegen durch den Weissenbachergrund vom Höllengebirge getrennt ist; seine Nord- seite wird vom Mond- und Attersee 'bespült. Dieses Gebirge, mit dem Schafberg als höchste Spitze, 'hat gegen: Norden: sehr steile Felsenabstürze, welche auf der ‚Südseite grösstentheils durch ‘die sanfteren Umrisse von Wald - und Alpentriften er- setzt werden. | Der westliche Flügel ist der Schober, dessen. 4210 Fuss hohes Felsenhaupt aus einem breiten grösstentheils be- waldeten Bergrücken emporragt; am westlichen Abhange: thront auf einem aus dunklem Nadelforste emporstrebenden Felsen- zahne die Ruine Waldenfels mit der Aussicht auf den in der Tiefe liegenden Mond - und Zeller- See, ‚sowie auf den schon im Herzogthume Salzburg liegenden Thalgau mit (dem Fuschlsee. An den Schober schliesst sich der Drachenstein.an eine gegen den nördlich liegenden Mondsee, beinahe ‚senk- rechte Felsenwand,' 4300 Fuss hoch,' welche durch’ die Schlucht 59 bei ‚Scharfling vom, Schafberge getrennt ist. Dieser 5630 Fuss über der Meeresfläche erhaben,, baut sich von Süd nach Nord als ein mässig ansteigender Bergrücken auf, welcher nur dann und wann ‚durch. Felsenvorsprünge unterbrochen wird; gegen Norden aber stürzt er in eine selbst überhangende von Osten nach Westen streichende Wand ab, welehe in drei grosse Vorsprünge oder‘ Hörner gespalten ist, auf deren mitt- leren früher die 'Triangulirungs - Pyramide stand. Durch diese eigenthümliche Form zeigt er sich nach verschiedenen Richtun- gen in ganz verschiedener Gestalt, denn während er von Nor- den einem Sattel‘ gleicht, hat er von Westen und Osten die schöne Zeichnung eines Hornes, daher auch seine verschiedene _ Benennung: „Sattelberg“ und ‚Teufelsabbiss“; unmittelbar unter der Spitze in einer seichten Vertiefung steht das "gemauerte Unterstandshaus. Der Schafberg ist bis zur Mitte mit Waldun- gen bekleidet, während sich sein Fuss beinahe auf allen Seiten in Seespiegel taucht, so im Süden in den Wolfgangsee, im Norden in den Mond- und Attersee und östlich in den kleinen Schwarzensee; westlich im Kessel zwischen dem Drachenstein und: Schafberg liegt der Krottensee. Selbst auf seinem. Rücken liegen einige kleine See’'n, ‘wie an seinem nördlichen Absturze in der Eisenau ‚der Kröllen - und Mittersee , und südlich unter dem Schafbergthörl in einer Einsattlung der Mönchsee. Er be- steht grösstentheils aus einem versteinerungsreichen Kalk, dessen . Schichten gegen den Wolfgangsee einfallen, bei St. Wolfgang und-in der Eisenau ist. er graulich weiss, auch bräunlich, ‘ bituminös mit Mergeln durchsetzt. Das Thal von St. Wolfgang ist grösstentheils von der oberen Kreide ausgefüllt, ‘welche Gosau - Versteinerungen nebst Pflanzenabdrücken enthält, und bis zu einer bedeutenden Höhe des Kalkgebirges reicht. Am Wolfgangsee auf’ dem Wege von St. Wolfgang nach Ischl steht der Hippuritenkalk in ziemlich aufgerichteten Schichten ; selbst ein‘ Theil des ersteren Marktes ist darauf gebaut. Die Besteigung des Schafberges wird sowohl von St. Gil- 60 gen, als auch von St. Wolfgang, leicht bewerkstelligt; beide Wege vereinigen sich bei den oberen Schafbergalpen , sowie sich beim sogenannten Patzenhäusel nächst dem fürstl. Wrede’- schen Schlosse Hüttenstein der Weg von ‘Mondsee durch die Schlucht‘ von Scharfling einmündet. 10 Von St. Wolfgang erreicht' man auf einem’ somnigen,, aus dem Berge südwestlich vorspringenden nicht sehr breiten Rü- cken in 2 Stunden die Schafbergalpen mit 11 Hütten, von’ welchen an der Pfad steiler wird und sich längs dem nördli- chen Abhange, dessen Rand von Krummholz und ‘Alpenrosen umbuscht ist, hinaufwindend in’ einer weiteren Stunde zur ‚Spitze führt; hier beginnen auch die Klippen, ‘welche gleich langgestreckten Balken in der Richtung der südlichen‘ Abda- chung liegen. Wo diese seltener werden, wuehert das Krumm- holz, hie und da gähnen auch Höhlen, welche ziemlich tief in das Innere des Berges einzudringen' scheinen, ‘Von St. Gilgen führt. der Pfad in 2 Stunden am Hüttenstein vorbei zuerst durch Wald, dann über Matten zu den unteren und dann’ zu den’ obe- ren Schafberghütten, wo er sich mit dem von St. Wolfgang vereinigt. “Ein bedeutend weiterer, aber für den Geologen und Botaniker sehr interessanter Weg führt über die Eisenau und das Schafbergthörl auf seine Spitze; er ist jenen"als Rückweg zu empfehlen, deren Reiseziel Mondsee oder Salzburg ist. Die Aussicht vom Gipfel ist überraschend, und dürfte wenige ihres Gleichen habeu; der Reiz der Landschaft wird durch die vielen Seen, welche ‘überall aus der Tiefe heraufblicken, “ungemein gehoben; so liegt nordöstlich, fast gerade unter dem Beschauer beginnend, aber weit ins Land hinausreichend,, der Attersee, links von ihm die blauen Spiegel des Mond- und Zellersee's, während man sich nach Süden wendend, den’ lieblichen Wolf- gang- oder Abersee zu Füssen hat. Auch in weiter Ferne er- glänzen mehrere See’'n, wie der Matt- und Trummersee, der Wallersee und tief in Baiern der Chiemsee. An dem rechten Gestade des Attersee's ragt die Steinwand empor, "welcher sich 61 die ganze Masse ‚des Höllengebirges anschliesst; über »die erstere ragt. der Traunstein. ‚hervor, unter ihr und dem Höllengebirge liegt der Weissenbach,, der Breitenberg , östlich die Ziemitz mit ihren. Kogeln, ‚über welche das todte Gebirge ’ herübersehaut. Ueber den Ischler Salzberg und den Sandling zeigt der Grim- ming- sein breites -Haupf, links »binter, diesem liegen die Ge- birge des Ennsthales; den fernen Raum: gegen Südwest nimmt ‚der langgestreckte Zug der Tauernkette ein, ' Rechts von Ischl erhebt 'sich der. Katerberg ‚mit dem Kamme des Hainzens, dar- über beginnt die Kalkwelt, welche den Hallstätter-See ummauert mit der ganzen Dachsteingruppe, welche sich von diesem Standpunkte in.ihrer ganzen Grossartigkeit zeigt. Etwas weiter westlich tau- ‚chen alle Gebirge von Salzburg, ‘das Tännengebirge , die über- gossene Alpe, das steinerne Meer, Watzmann ete, auf.‘ Gegen Norden dehnt ‚sich das flache Land von’Baiern und Oberöster- reich mit seinen zahlreichen Städten und Ortschaften aus, dessen Horizont in blauer Ferne von den waldigen Höhen des Böhmer- waldes und. der am nördlichen Ufer ‘der Donau liegenden Berge ‚begränzt wird. '/Durch das Thal des Kien- und Russbaches ‚getrennt er- hebt sich die,bis zum Scheitel mit Matten bekleidete Ziemitz, ‚deren höchste Zinne, der Leonsberg 5188 Fuss über der Meeresfläche erhoben ist. Er hat seinen Steilabfall 'gegen Osten, und stuft sich durch verschiedene, grossentheils. bewaldete Vor- berge, ‚als.den Gsprenggupf (4049 Fuss), das hohe Joch (3490 ‚Fuss), ‚Looskogel (3250 Fuss) ete, in 'das Thal ab, Wege zum ‚Besteigen dieses Berges gibt ‚es zwei: Einer führt durch den Sehmelnauergarten bei Ischl den steilen Ziemitzgraben steil auf- 'wärts in.3; Stunden zur Schütt- und Trattenalpe, von welcher ‚erssich westliehozur Leonsbergalpe mit 14 Hütten wendet, und ‚von diesen. in einer Stunde den Gipfel erreicht. : Ein‘ weiterer, ‚aber bequemierer Pfad führt im Ischlerthale über die Torfste- -cherei in der Rothau, von welcher.man dem Laufe des Kien- ‘baches aufwärts bis zum „Wierers- Wasserfall“ ‘folgt, um von 62 da über den Rinnerkogel zu den Leonsbergalpen und auf die Spitze zu gelangen. ‚Diesser Weg hat ausser der grösseren Be- quemlichkeit noch den Vortheil, dass man den Berg im Rücken umgeht und von der Aussicht plötzlich überrascht wird; ihre Hauptpunkte. sind in’der Tiefe die Spiegel des Mond-, Atter- und Wolfgang-See’s, der Zackengipfel''des Schafberges, die Gletscher des Dachsteines und nördlichen Ebenen. | "Oberhalb des erwähnten Wierer -Wasserfalles, welchen der aus dem eine Stunde ‘oberhalb liegenden kleinen Hallerwies- See abfliessende Russbach bildet, 'in der Tiefe des westlich an- grenzenden Thales liegt der eine Viertelstunde lange und halb so: breite-Schwarzensee,, auf dessen westlichen Ufer die Wände des Schäfberges abfallen; von seinem nördlichen Gestade wan- dert man durch das von vielen Sennhütten belebte Thal ziem- lich eben zwei Stunden aufwärts, ‘bis dasselbe plötzlich ab- brieht, und man. eine prachtvolle Aussicht in die Tiefe geniesst, denn man steht gerade an der steilen Südbucht des Attersee’s, zu welchen ein guter Steig über den Burggrabenrand' führt. Im Thalkessel von Ischl selbst, welcher grösstentheils von der Formation der: unteren Kreide, welche sich aber''bei St. Wolfgang unter der Gruppe der oberen Kreide verliert, ausge- füllt ist, vereinigen sich vier Thäler : Von Süden öfinet sich das obere Traunthal nach dem Hallstättersee, nordwestlich das ’un- tere Traunthal zum Traunsee, westlich das Thal der Ischl zum Wolfgangsee, und östlich ‚die Schlucht des Rettenbaches. Endlich komme ich zur nördlichsten Vorlage ‘der nun behandelten Hauptgruppe, nämlich dem Höllengebirge, welches als ununterbrochener Gebirgsgrath sich zwischen dem obersten Theile des Gmundner- und Attersee’s in einer Länge von 3 Meilen erstreckt, und südlich durch die’ zwei Weissen- bäche von der Masseı der Ziemitz getrennt ist; dagegen 'nörd- lich ‚durch die Berge der Viechtau' zum Lande abstuft. Seine Hochfläche ist. vielfach ‚ausgehölt, zerrissen und von Felsen- rippen durchrankt und theilt sich in drei deutlich gesonderte . 63 ‚Gruppen, welche durch ziemlich tiefe Einsattlungen getrennt sind, als: das Hochbeckengebirge als der gegen. den Attersee abdachende Kamm, das Höllengebirge im engeren Sinne als Mittelstock , und der Granawittsattel, den östlichen Auslaufer gegen Ebensee. Die höchste Spitze ist der Höll- kogel mit 6144 F. in der mittleren Gruppe; die übrigen Spitzen sind’ vom Granawettsattel der Feuerkogel (4982 Fuss)" und der Albererfeldkogel (5598 Fuss), “der Todtengra- bengupf (4980 Fuss) mit den Todtengräben; vom Höllen- gebirge der schon angegebene grosse und der kleine Höll- kogel (5904 Fuss), der Siägebaumkogel (5268 Fuss) und der Eibengupf, endlich im Hochleckengebirge der Rothen- kogel (5567 Fuss), der Brunnkogel mit dem Spiel- berg (3708 Fuss), die Sehildwand, der Salzberg, und die Brennerin, deren westliche Wand gähe in den Attersee abstürzt. . Das Höllengebirge ist das nördlichste Glied der Kalkalpen am linken Ufer der Traun, da die sich nördlich anschliessenden Berge schon Gebilde des Wienersandsteines sind, in der Gegend des hinteren Lambath-See’s am Steinbergkogel schliessen sich die Mergelschiefer der nahen Wienersandstein- Formation dem Jurakalke, aus welchem -das Hollengebirge besteht, WalIBenLZ lich aufliegend an. Auf seine Höhen gelangt man von verschiedenen Seiten ; ‚der bequemste Weg ist der ‘auf‘'den Kranawittsattel führende ; man geht von’Ebensee über das Gsoll, eine? vom Wald umge- benen Wiese 'in drei Stunden zu den . vier Alpenbütten, von. welchen ınan in’einer» weiteren halben Stunde den gegen Westen liegenden Feuerkogel oder den östlichen: Albererfeldkogel 'er- reieht. Weiter führt ein steiler Pfad vom Todtengraben über den Eibengupf hinab zur Schöflfaualpe und zum vorderen Lam- bath-See; diesem entströmt (die Lambath, ein Bach, welcher aus’einem stark aufsteigenden "Thale nach einem Laufe von 64 1% Stunden bei dem Dorfe ‚Lambath in die Traun fällt; .der genannte ‚See aber eine halbe: Stunde lang und eine: Viertel- ‚stunde‘ breit, ‚ist rings vom Wald: eingeschlossen. ‚Von hier eine halbe’ Stunde hinan, erreicht man: den um die Hälfte kleineren hinteren»Lambath-See, dessen Hintergrund ein ‚hohes).kahles Gebirge "amphitheatralisch ummauert: die hohe Schafalpe,, der Brunnkogel und die Todtengräben überragen der prächtigen‘ Ur- wald,:der das Gestade des See’s nicht nur umgibt, sondern auch auf Halbinseln in denselben vorspringt. fi Dem Laufe der Lambath ‚von Ebensee aufwäris folgend, kommt‘ man in Jeiner Stunde in die Krehrau, von welcher man in 3 Stunden, wiewohl etwas beschwerlich, den: Kranawiltsattel besteigt. Auf das Hochleckengebirge führt ein Pfad von der so- genannten grossen Alpe am Schlusse des Aurachthales; anfangs längs der Aurach, dann durch Hochwald zur Griesalpe, von welcher man über den Kamm des Grenzeck die Hochfläche,er- reicht; von hier führt ein beschwerlicher Steig in einer Stunde auf den Brunnkogel, wo sich die ganze Aussicht in alle Rich- tungen erschliesst. Von dieser Spitze kann man über den lan- gen Grath des Salzberges zur Brennerin gehen ; diese verlas- send, führt ein Steig über die Gaiswand nach Steinbach am- Attersee. Die Fernsicht, natürlich von den vielen Punkten des Gebirges sehr verschieden, erstreckt sich nördlich über die Ebenen von Oesterreich und Baiern, südlich ist als frapanter Gegensatz der Dachstein, westlich der kühn.'geformte Schafberg, sowie die Gebirge von Salzburg; und: Berchtesgaden und: ‚östlich ‚das Kalkgemäuer des Todtengebirges mit seinen Voralpen sicht- bar ; interessant. ist der Anblick der zu Füssen des ‚Beschauers liegenden Seespiegel, welche oft unterbrochen von ‚den dunklen Bergmassen zwischen: ihnen heraufblieken; so. ‚erscheint der Attersee 5mal und der Traunsee 3mal getheilt;. gerade ‘unter sieh erbliekt man die beiden :Lambath-See’n. Der ganze Ge- birgsstock wird von vielen Gemsen belebt; der Versuch aber, Steinböcke, welche vom Kaukasus hieher gebracht in die todten 65 Gräben zur Vermehrung eingesetzt wurden , fiel ungünstig) aus, da sie nach und nach eingingen. Die vom Höllengebirge nördlich liegenden Berge des Aurachthales und der Viechtau, wie der Auraehberg, Mie- senberg, Gahberg und der Gmundnerberg, welche sämmtlich die Höhe von -3000 Fuss nicht melır überragen, gehören der Wienersandstein - Formation an und sind meistens mit Nadelholzwaldungen bedeckt; nur die das Lambaththal nörd- lich begrenzenden Berge, welche als Voralpen des Höllengebir- ges zu betrachten sind, als der Forstenäuer Lueg, Rothen- stein und der Sonnenstein mit dem mit in den Traunsee vor- springenden Sonnsteinspitz (2878 Fuss) bestehen noch aus Jurakalk. Die Gruppe des grossen Priel. Diese ausgedehnte Gruppe, auch das todte Gebirge ge- nahnt, ist dem früher gesagten zufolge jenes Alpengebiet, wel- ches östlich von der Dachsteingruppe, von dieser durch‘ den Pötschensattel getrennt, den Raum zwischen der Traun und der sich mit der Teichel vereinigenden Steyr einnimmt, südlich aber mit schroffen, kahlen Felsenmassen gegen das Ennsthal abfällt, während es halbmondförmig in mehreren Terassen das Becken von Aussee umgibt. Sie bildet eine von Norden nach Süden abdachende Hochebene, aus welchen die einzelnen Gi- pfel und Kämme in verschiedenen Richtungen cemporstreben, und steht der vorigen Gruppe im Allgemeinen un 1500 Fuss an Höhe nach. \ Ihren Namen verdankt sie dem höchsten Iiamme dieses mächtigen Gebirgsstockes, dem grossen Priel, welcher bei- nahe in der Mitte gelegen mit seinem 7944 Fuss hohen, kah- len Scheitel: seine Vasallen weit überragt; die zweite Benen- nung aber bezieht sich auf die wildzerrissene nackte, beinahe jeder Vegetation entbehrende Oberfläahe‘ ihres llochplatteau's, Mus. Jahr. Ber. XVII. 5 Bi. welches mit ihren allenthalben wild emporstarrenden Gipfeln und Gräthen deutlich den Charakter der Hochkalkalpen darstellt. Sie wird von. zwei grösseren Thälern durchschnitten : dem Thale der ‘Alm und: der Steyr (dem Hinterstoderthale), in welche wieder nördlich der Schindelbach und die Steyrling mit ihren Thälern ausmünden ; zwischen ihnen laufen die ein- zelnen Gebirgszüge, welche öfters durch Querrücken verbunden Kesselthäler bilden, strahlenförmig aus. Diese sind, den grossen Priel als Mittelpunkt, in west- lieher Richtung folgende. An den grossen Priel schliesst sich dr Scherm- und Lackenberg an, bei welchen letzteren die Grenze zwischen Oesterreich und Steyrmark be- ginnt, Auf diesen folgt der Röllberg (6624 Fuss) mit den übrigen Kegeln, welche den Almsee südlich umgeben als den Eilferkogel. (6630. Fuss), Zwölferkogel: (6251 Fuss) und Einserkogel (6552 Fuss), neben welchen sich weiter die schöne Kuppe des Woising (6522 Fuss) mit dem Pre- digtstuhl und dem Feigenthalhimmel erhebt. Auf diese folgt die hohe Mauer, das Weisshorn, der kleine und grosse Rinnerkogel (6090 Fuss) oder Augstko- gel, an welchen sich der grosse und kleine Scheib- lingkogel und der Schönberg (6614 Fuss) oder Wil- denkogel schliesst ; bei dem letzten verlässt das Gebirge die Landesgränze und wendet sich nach Süden; den Schluss des westlichen Flügels bildet der hohe Schrott, welcher mit seinem 6093 Fass hohen breiten Rücken in das Traunthal abstürzt. Von diesem Hauptzuge zweigen sich mehrere Arme nach Süden ab; wie vom Eilferkogel ein Rücken auf das Wil- dengössel zum Elm oder Dreizipf und dem Hötz- kogel, welche zusammen einen Thalkessel einschliessen; fer- ner vom Woising zum Wildenkarkogel und über die hohen und niederen Brüder zur Graswand, von wel- cher man in einem Bogen über den Augstwiesberg zum 67 Helberskogel gelangt. Ein weiterer Arm läuft vom Rin- nerkogel über den Mooskogel zum Schwarzenberg und die rauhe Breining und endet mit dem Loser, web. cher zum Becken von Altaussee gehört. Endlich setzt sich der letste Zweig vom Schönberg über den Grath des rauhen Schwarzenberges und den Hohenstein zumSandling (5418 Fuss) fort, mit welchem das Todtengebirge sein Westende erreicht. Der südliche Hauptzug geht vom grossen Priel über den Brotfall zum imposanten Kegel der Spitzmauer (7670 F;) und Hochkastengebirge mit seinen Spitzen, dem Hoch- kasten, Hebenkees, hohen Planberg, Brückgers- berg, hohen Kraxe (6934 Fuss), dem Sonnwell und dem Grubstein, Von hier nimmt der Zug eine östliche Richtung, indem er sich durch den Eisenberg, Schwarzkogel, Aggsteineibel, die Scheibe, den Schönberg, Pyrnerkamp und den Mitterberg zum Warschenegg (7822 Fuss), fortpflanzt ; an diesen schliesst sich der Schwar- zeuberg (6014 Fuss) bei Spital a. P. an, mit welchem diese Kette zum Pylınersattel,. der östlichen Grenze der Prielgruppe abfällt. Der nordöstliche Zweig nimmt seine Richtung über den Kirchtag und die Teufelmauer mit dem Schwarzkogel zum kleinen Priel (6746 Fuss), welcher mit dem Drei- spitz, in das Thal der Steyr abfallend, der nordöstliche End- pfeiler dieser Gruppe ist. Auch gegen Norden schliessen sich mehrere Bergrücken an, welche die Wände tiefer Thalkessel bilden, wie vom Röllberg der Edlerkogel, Hötzkogel und Brandberg auslaufen und mit dem Rabenstein das waldige Thal der Hötzau einschliessen ; ferner der Brunn- ‘ thalkopf, welcher durch einen langen Bergrücken mit dem Einserkogel zusammenhängend gegen Westen den Almsee begränzt, östlich aber gegen den Offensee abfällt. 5* en Als Vorlagen des Todtengebirges sind erstlich die paralell ‚mit einander laufenden Gebirge zwischen der Traun und Alm zu betrachten, als die Bergreihen westlich vom Traunsee, der Spitzelstein (5518 Fuss), Tennspitz , Schnellerplan, Zwieselberg und Hochschnabel, von welchen nördlich der Hochkogel liegt, welcher durch einen Bergrücken mit der vorigen Kette zusam- menhängend das Karbachthal einschliesst; ferner die nördlichste Reihe, welche, mit dem Traunstein beginnend, sich über dem Schrattenstein zum Steineck bis in’s Almthal fortsetzt, während die Vorberge gegen Norden, als der Himmelreichberg, die Hö- hen von St. Konrad etc. schon der Wienersandstein - Formation angehörend, in das Flachland abdachen. Zur Vorlage zwischen der Alm und Steyr gehören der Waldbachriegel, Kasberg (5490 F.) und die hohe Salm (4439 F.), von welcher östlich sich die lange schroffe Wand der Falken- mauer (5030 Fuss) bis zur Steyr erstreckt. Ihre Nordseite stürzt sehr steil in das Kremsthal ab; die dasselbe nördlich und östlich umringenden Höhen als der Ziehberg und die Berge bei Kirchdorf bestehen aus Wienersandstein. In landschaftlicher Beziehung unterscheidet sich die Priel- gruppe vom Dachsteingebiete durch den Mangel an grösseren See'n, selbst dıe kleineren in ıhrem Schosse, oder am Süd- abhange liegenden Seespiegel: gehören zum Flussgebiete der Traun: wie der Almsee, Offensee, die beiden Edsee’n, der Altaussee, Grundel -, Töplitz- und Kammer - See, ‚durch welche letztere die erstgeborne Traun ihren Lauf nimmt. Dagegen birgt sie eine schöne Thalstufe als Seltenheit in den Kalkalpen, den Fall der Steyr im: Hinterstoder. Nach dieser Uebersicht gehe ich zur Beschreibung der einzelnen merkwürdigeren Spitzen über, und beginne mit dem Knotenpunkte dieses mächtigen Alpengebietes, dem grossen Priel. Dieser Berg, dessen imposante Gestalt durch seine günstige Lage, sowohl im ganzen Hochgebirge, als auch vom Flachlande aus gesehen, so mächtig hervortritt, fällt nach. allen 69 Seiten steil ab; westlich in die Hötzau , östlich in ‚das obere Steyrthal den Hinterstoder, während er von seinem südlichen Nachbar, der Spitzmauer durch eine tiefe Kluft getrennt ist, gegen Norden aber beinahe senkrecht auf den vielfach zerklüf- teten Grath der Kirchtagmauer abfällt. Sein Fuss ist theils be- waldet,, theils besonders aber auf der Westseite starrt er schroff aus dem Thale empor; östlich bei einer Höhe von 5000 Fuss beginnen die Alpentrifften, welche jedoch vielfach von Felsen- partien unterbrochen werden. Eine halbe Stunde ober der höchsten Alpenhütte beginnt das gegen eine Stunde im Umfange haltende Schneefeld, die Kühplan, welches sich von der. Spitze herabsenkt, sowie auf der Westseite, im Schneethale eine ähn- liche aber kleinere in der oberen Hälfte sehr stark geneigte Firnmasse sich in eine weite muldenförmige Vertiefung herab- zieht. Der Gipfel strebt als von Süden nach Norden streichen- der Kamm empor, dessen südliche Spitze der Brottfall , ‚eine wildzerrissene Felsenmasse bildet, die nördliche hingegen zuerst als breiter Rücken, dann als schmaler Grath mässig ansteigend auf ihrem höchstem Punkte die Triangulirungs - Pyramide trägt. An seinen ‚breiten Fuss schmiegen sich verschiedene Vorberge an, welche grösstentheils mit Wald gekrönt oft weit in die Thä- -ler der Steyr und Alm vorspringen, und mehrere (uerthäler in ihre Schosse bergen, so zwischen dem Ostrowitz und der Pol- stermauer den Kessel, der Polsterlucke, welche von der krum- men Steyr durchströmt. wird; diese entspringt aus den Wänden des grossen ‚Priel und bildet den. Klinserfall, welcher gegen 600 Fuss hoch in einem Bogen herabstürzt, und besonders im Juni, beim Schmelzen ‚des Schnee's in der alpinen Region, einen grossartigen Anblick gewährt. An den westlichen Abhän- gen entspringt der Hötzauerbach, welcher, eine. tiefe Wald- schlucht durchbrausend, seinen Weg durch ‚den Kessel der Hötzau mit ihren zwei kleinen, lieblichen See’n gebahnt hat, und.nach beinahe dreistündigem Laufe der Alm, zueilt. Die Besteigung. des grossen Priel, welche sowohl für den 70 Naturforscher als auch für den Touristen zu den interessante- sten Gebirgs -Excursionen gezählt werden darf, kann von zwei Seiten unternommen werden; auf der östlichen Seite vom Hin- terstoder, und auf der Westseite von der Hötzau aus. Der erstere Weg ist der bequemere; er führt durch die schon an- geführte Polsterlucke, welche rechts von den senkrechten Wän- den der Polstermauer, links von dem Kegel der Ostrowitzspitze, welche bis auf die als ein gegen Norden sich neigendes Horn emporragende Felsenspitze theilweise mit Nadelholz bewachsen ist, begrenzt wird, und noch deutliche Spuren eines vor 30 Jahren stattgehabten Bergsturzes weiset, da auf der Thalsohle noch einige mächtige Felsblöcke umherliegen , während die kleineren, welche in grosser Zahl den Boden bedeckten, nach und nach gesprengt und weggeschafit wurden. Nach einer Stunde erreicht man die Rückwand des Thalbeckens, auf welcher sich ein sehr steiler. beschwerlicher Pfad hinaufwindet; er führt neben dem Klinserfalle entweder links über die kleinen und grossen Oefen in“drei Stunden zu der an den Abhängen der Spitzmauer lie- genden Klinseralpe, oder rechts zur Polsteralpe, deren eine um eine Stunde höher gelegene Hütte erst im Laufe des August bezogen wird; daher jene, welche die Besteigung schon im Juli unternehmnn wollen, die Klinseralpe als Nachtquartier wählen müssen. Von dieser führt ein sehr steiler Pfad neben der Spitz- mauer in 1 Stunden zum Schneefelde, der Kühplan, welches anfangs einen starken Fall hat; bei dessen Uebersteigung hält man sich links an den Wänden des Brotfalles, nach dessen Umgehung man zur Klinserscharte gelangt. Hier vereinigt‘ sich der beschriebene Weg mit dem von der Polsteralpe herauffüh- renden, welcher an der Felsenterrasse der Bärenmauer vorüber in einer halben Stunde zum Schneefelde, und quer über dasselbe in einer Stunde zur Klinserscharte leitet. Von dieser betritt man einen breiten, nieht sehr steilen, etwas gewölbten Rücken, welcher in der Richtung gegen Norden immer schmäler wird, bis er an der Stelle der sogenannten alten Pyramide nur mehr eine Breite 74 von 2 Klaftern hat, und gegen die Kübplan als fast senkrechte Felsenwand abstürzt. Von hier verschmälert sich der in einem sanften Bogen eine nordöstliehe Richtung nehmende Kamm nach und nach zu einem vielfach zerklüfteten Grath von kaum 5 Fuss, welcher auf beiden Seiten sehr steil abdacht. Auf dieser hinan- steigend, gelangt man endlich in einer halben Stunde zur höch- sten Spitze, welche, ein kleines Plateau bildend, die aus Steinen errichtete Pyramide trägt. Von der Polsteralpe führt auch ein näherer Weg vom Schneefelde über mannigfaltig zerrissene Felsen unmittelbar zur höchsten Spitze, doch setzt die Benützung dieses Pfades wegen der starken Neigung und dem morschen Gestein einen geübten mit derlei Stellen vertrauten Steiger voraus. Beschwerlich ist auch der Weg aus der Hötzau, zumal auf dieser Seite keine Alpenhütten zu treffen sind und der Bergrücken ohne Unterbrechung sehr‘ steil zum Gipfel hinauf führt. Man folgt dem Laufe des Hötzauerbaches aufwärts, bis man über das Büchsenkahr zu einer senkrechten Wand kommt, an welcher herum ein kaum fussbreiter Steig zu einer sehr stark geneigten Felsenpartie, den sogenannten Fleischbänken führt, deren Ueberschreitung bei ihrer Schlüpfrigkeit und den beiderseits her- aufgähnenden Abgründen Vorsicht erheischt. Nach Zurücklegung dieser etwas gefährlichen Stelle steigt man beinahe immer über nacktes Gestein oder Gerölle, deren einförmige Fläche nur hie und da durch Krummholz unterbrochen wird, fort bis man nach 3 Stunden das Schneethal und das Schneefeld erreicht, dessen Ueberschreitung wegen seines starken Falles eine sehr mühe- volle weitere Stunde erfordert, um von ihm zur Klinserscharte und auf den Rücken zu gelangen. Die Aussicht von der Spitze muss unbedingt zu den gross- artigsten gezählt werden, da dem grossen Priel, abgesehen von seiner ansehnlichen Höhe, durch seine günstige Lage wenige Höhenpunkte hemmend entgegen treten. So ist gegen Südwest die Ansicht der Centralalpen von den Gebirgen des Zillerthales 72 bis zu den Rottenmannertauern often; nur ein Theil der Ge- birge um Gastein vom Scharreck bis zum Ankogel, ist: vom Dachstein, der'sich von ‘hier in seiner ganzen imponirenden Grösse zeigt, gedeckt; alle anderen Spitzen des majestätischen Zuges, von der Dreiherrenspitze an, der Gross Venediger mit seinen Vasallen, das Gebiet des Grossglockners mit allen ihren einzelnen Gipfeln, als den Kitzsteinhorn, der hohen Tenne, dem Wiesbachhorn und den übrigen Bergen des Fuscherthales, den hohen: Narr und Herzog Ernst, sowie die Berge von Lungau, wie das Hafnereck, der Hochgolling, hohe Preber ete., treten deutlich: heraus. Gegen: ‚Süden bietet das Todtengebirge selbst den: inter- essantesten Anblick, da die ganze Hochfläche mit ihren Mulden, Rissen und Kahren, zwischen denen sich die scharfen Felsen- gräthen gleich einem von der Sonne gebleichten Riesengerippe nach allen ‚Seiten ausbreiten, in ihrer eigenthümlichen Starr- heit und Oede vor den Augen liegt. Alle Bergreihen, wie sie von verschiedenen Richtungen vom grossen Priel aus strahlen, stehen mit ihren einzelnen Gipfeln in grösster Klarheit vor uns; über deren westlichen Flügel tauchen die Gebirge von Salzburg und Berchtesgaden auf, sowie etwas südlicher rechts von der Dachsteingruppe das steinerne Meer, der ewige Schneeberg und das Tännengebirge herüberschauen. Wenden wir den Blick gegen Osten, so liegt gerade uns gegenüber der lange’Zug des Hochsensengebirges, und etwas südlicher der östlichste Arm der nördlichen 'Kalkalpen, bis zum Schneeberg bei Wiener-Neustadt, wie/sie vom grossen Pyrgas bei Spital fortlaufen , als die Bären- karmauer, ı der ‚Buchstein und der Damischbachtburm, welehen jenseits der Enns das Hochthor, derLugauerberg, die hohe Mauer, die Hohschwabgruppe mit dem hohen Veitschberg, endlich die Schnee und Raxalpe folgen. Nach Norden stehen die verschie- denen, Wogen der Prielgruppe vorliegenden Berge bei Ischl, Gmunden, der Grünau, Steyrling und von Kirchdorf, unter diesen die Falkenmauer, den Kasberg, in ausgezeichneter Ge- 73 stalt aber den Traunstein, welcher sich in seiner ganzen Breite darstellt; darüber breitet sich das Flachland von Oesterreich und Baiern, im blauen Dunst verschwindend, aus; einen schönen Anbliek gewähren die Thäler von Windischgarsten, Vorder- ‚und Hinterstoder , und die unter uns liegende Hötzau mit ihren zwei See’'n, welche im reinsten Biau erglänzen und das dunkle Grün der ausgedehnten Waldungen angenehm unterbrechen. Vom grossen Priel führt ein zwar beschwerlicher aber sehr interessanter Weg in 6 Stunden zum Grunelsee: nämlich über das Schneethal in das Feuerthal, eine wilde mit Stein- gerölle angefüllte Mulde zwischen dem Feuerthalberg und dem Rothgschirr, in welcher ein kleiner See liegt, und an dem Salz- ofen, dessen Rücken eine schöne Weide trägt, vorbei über den Brogang hinab zum Vordenbach, von welchem man in einer halben Stunde zum Grundelsee, und den Weg fortsetzend, in einer weiteren Stunde nach Aussee kommt. Von dem westlichen Zuge sind der Woising und der hohe Schrott die interessantesten Erhebungen. Ersterer, aus- gezeichnet durch seine schöne abgerundete Kuppe, deren nörd- licher Rand senkrecht gegen den Almsee abstürzt, dacht mit seinem Südabhange auf die kesselreiche Hochfläche des Todten- gebirges ab, und ist auf dieser Seite, von den Wildensee-Alpen aus, nicht schwer ersteiglich., Auch führt von hier ein zwar beschwerlicher, aber sowohl für den Botaniker und Entomolo- gen, als auch für den Geologen höchst interessanter Pfad ab- wärts über die Hennar - Ochsenhalt und Hennar-Lacken in drei Stunden zur Hennar-Alpe mit 24 zerstreut umherliegenden Hütten, ‚dann von einem Kessel in den andern am Jägerbrun- nen vorüber zur kleinen und grossen Wiese, einer schönen Alpenmatte, von welcher der Steig über den Ablassbüchel hinab in. die Elmgrube führt, Diese ist eine Vertiefung, welche von den senkrecht abstürzenden Wänden des Salzofens (6612 Fuss), dem. Ablassbühel, Hochkogel (5508 Fuss) und Hochelm (6719 Fuss) umringt ist, und von welcher eine halbe Stunde nördlich 74 ee ebenfalls in einem Kessel der Elmsee liegt, zu welchen man übrigens auch in fünf Stunden vom Feuerthal über eine völlig starre Steinwüste gelangt. Von hier steilabwärts steigend, er- reicht man abermals ein tieferes Becken, in welchem sieh der smaragdgrüne Spiegel des kleinen Lahngangsee’s ausbreitet; an diesem vorüber, einen felsigen Abhang hinan, kommt man zu den vorderen Lahngangsee, an dessen Gestade zwei Alpenhütten liegen, und sich ein grosser Reichthum von Alpenpflanzen ent- faltet. Verlässt man diesen malerischen See und steigt über den Grausensteg an der Schwelb vorbei zur Gösslwand, so gelangt man endlich nach 2 Stunden über den Schachen zum Grundelsee. Westlich vom Woising liegt der Feigenthalhimmel (6054 Fuss) mit einer sehr schönen Aussicht nach dem Alm- See hinab, von welchem ein Steig über dass hohe Pfad zum steinernen Haag, einer Felsenkante zwischen dem Weiss- horn und Rinnerkogel, auf welcher die Grenze zwischen Ober- österreich und Steiermark fortläuft, führt. Von diesem Punkte, auf welchen man von dem grossartigsten Panorama der Dach- steingruppe und der umliegenden Gebirge, sowie von dem An- blick des Offensee’s überrascht wird, kommt man, sich zwischen Krummholz durcharbeitend an den Weisshornalpen vorbei, zu der Wildensee-Alpe mit mehreren Hütten, von welchen östlich das Feigenthal, eine chaotische Wildniss voll Kesseln und Gru- ben liegt, und endlich zum Wildensee, von welchem ein roman- tischer Weg zwischen fortwährenden Schluchten nach Alten- Aussee leitet. Der hohe Schrott, der nordwestlichste Ausläufer des todten Gebirges tritt mit seinen horizontalen Schichten als eine breite Masse weit gegen die Traun hinaus und nöthiget sie zu einer südwestlichen Richtung. Er bildet einen von Nordost nach Südwest streichenden Rücken, welcher gegen Süden auf öde Steinkahre abdacht, sonst aber grossentheils mit Alpenmatten bedeckt ist, aus welchen nur die höchsten Stellen des Rückens 75 als kahle Felsen durchbrechen. Diese sind in Südwest das Hochgleckt (5634 F.) und nordöstlich der Mittagkogel (5490 F.) Zur Besteigung wählt man gewöhnlich den Weg von Ischl durch die Rettenbachwildniss, in welcher man sich eine Stunde lang auf der Strasse bis zu den rechts herabkommen- den Kesselbach hält, von wo aus man in drei Stunden über die Kothalm , oder durch das Frauenweissenbachthal über die Kessel und die am Looskogel gelegene Thirlaualpe das Hochgleckt und endlich den Mittagkogel besteigt. Hier eröflnet sich eine herr- liche Rundschau auf die umliegenden Hochgebirge und auf die Ebene von Baiern und Oesterreich, so wie auf drei grössere Seespiegel des Traungebietes, den Hallstätter-, Wolfgang- und Traunsee; kurz diese Aussicht ist eine der lieblichsten im gan- zen Traungebiete. Der südwestlichste Sprosse der Prielgruppe ist der lange 5060 Fuss über die Meeresfläche erhabene Rücken des Sand- ling in dessen Südabhänge die Salzgruben des Aussee’r Salz- berges liegen ; mit ihm in Verbindung steht der westlich in das Traunthal abfallende Ischler Salzberg (3174 Fuss), dessen Salzlager ein 450 Fuss langes und gegen 100 Fuss breites Flötzgebirge bildet. ‘Der nördliche Hauptast läuft, wie schon erwähnt, mit der Kirchtagmauer, welche durch den Zwillischkogel und den Warschenriegel mit dem grossen Priel zusammenhängt, sowie ‚die daraufiolgende Teufelsmauer zum kleinen Priel aus welcher der nordöstlichste Pfeiler der Gruppe des todten Ge- birges ist, und in das Thal der Steyr abfällt. Er endet in einer ziemlich scharfen Spitze, und gleicht von Norden und Westen einer regelmässigen Pyramide, während er von Win- dischgarsten gesehen, sich als’ gegen Süden neigendes Horn darstellt, indem er gegen Süden und Norden durch schroffe Wände in das Thal senkt, dagegen gegen Osten weniger steil in den Hinterstoder abdacht, von welcher Seite er auch am leichtesten zu besteigen ist, indem man an der Kreidenlucke, 76 einer grossen Höhle nahe an seinem Fusse vorbei in 3 Stunden die Prieler-Alpe erreicht, ‘von welcher ein ziemlich beschwer- licher Weg zum Gipfel in einer Stunde führt. Die Aussicht gegen Norden und Westen ist überraschend, gegen Südost ist sie durch die unmittelbar vorliegenden höheren Bergspitzen ‚etwas beirrt. Sowohl auf dem kleinen Priel als auch auf der Kirch- tag- und Teufelsmauer halten sich noch ziemlich viele Gem- sen auf. . Südlich vom grossen Priel, durch die Schlucht der Klin- serscharte von ihm getrennt, erhebt sich die Spitzmauer, welche gewiss eine andere Rolle in den Kalkalpen spielen würde, wenn sie, selbst 7670 Fuss hoch, nicht durch die un- mittelbare Nähe ihres riesigen Nachbars, des grossen Priels ge- drückt, und ihr daher «die verdiente Würdigung entzogen würde. Vom Hochkastengebirge wird sie durch die Dintel- scharte geschieden, und läuft, wie schon der Name sagt, in eine kegelförmige Spitze aus, welche nach allen Seiten steil, gegen Osten aber beinahe senkrecht abfällt, daher auch von dieser Seite die Ersteigung unmöglich ist; diese ist nur auf der Westseite ausführbar, indem man durch die Klinserscharte und über den Zwölferkogel auf sehr schwierigen Pfaden. in fünf Stunden die Spitze, welche nur einen schmalen Grath bildet, erreicht. Die Aussicht ist mit Ausnahme der nördlichen Seite, wo natürlich der grosse Priel einen grossen Theil derselben ‚versperrt, nach allen Richtungen frei, und besonders nach Süden höchst interessant, da man ausser dem grossartigen Anblicke der Centralalpen, die Hochfläche des Todtengebirges gegen Aussee, wie von keinem andern Berge gleich einer Relief- karte übersieht. Von dem östlichen Hauptzuge gebührt dem Warschen- egg, sowohl wegen seiner Lage als auch seiner. Höhe der Vorrang, da es, 7822 Fuss über der Meeresfläche erhaben, an Höhe dem grossen Priel am nächsten steht. Es bildet einen breiten Rücken; welcher ‚gegen Norden. terrassenförmig abstuft 77 während es gegen Süden mit schroffen Felsenwänden ın das Thal abstürzt. : Die höchste Spitze liegt mit ihrem ziemlich grossen, beinahe aller Vegetation entbehrenden Plateau an dem südlichen Absturze ; von hier dacht sich der Berg in zwei Arme, welche durch das Glöckelkahr, eine tiefe umfangreiche Felsen- mulde getrennt werden, und auf welehen auch die beiden Alpen, die Lagelsberg- und Glöckel- Alpe liegen, in nördlicher Rich- tung nach dem Thale ab. An der Ostseite hat die Piessling ihren merkwürdigen Ursprung, indem dieser Bach einem Was- serbecken entquillt, welches eine sich in einer Felsenwand der Ursprungmauer öffnende Höhle ausfüllt; aus dieser nun, sich schachtähnlich tief in das Innere des Berges verlierenden Höhte stürzt sich dieser Bach in einem schönen Falle herab, um sich nach1 1/stündigem Laufe mit der Teichel zu vereinigen. Auf dem westlichen Rücken des Berges selbst liegt ein kleiner Wasser- spiegel, der Windhaager - See, welcher wegen vortrefflichen Fischen bekannt ist, während zwischen dem Warschenegg und den Schwarzenberg sieh der Gleinkersee befindet, dessen Ge- stade auf drei Seiten himmelhohe Felsenwände amphitheatra- lisch umgeben, und ebenfalls sowohl durch seinen Fischreich- thum als ‚auch durch das wundervolle Echo berühmt ist. Die Besteigung dieses Berges, welche besonders dem Botaniker und Entomologen sehr zu empfehlen ıst, ist von zwei Seiten : ausführbar: entweder von der Rossleithen über die Glöckelalm und den Todtenmann zur Speikwiese, eine schon über 6000 Fuss hohe Alpenmatte, auf welcher ein seltener Reichthum von Alpenpflanzen, unter diesen manche zur Flora der krystallinischen Gebirge gehörigen Arten zu finden ist, und endlich zur Spitze, oder vom Vorderstoder, durch die den Fuss des. Berges umsäumenden, sich ziemlich hoch hinauf ziehenden Waldungen über den Windhaager-See und die Lagelsbergalpe auf den Gipfel; auf beiden Wegen erfordert die Tour hinauf eine Zeit von 5 Stunden; ‚der bequemere Pfad ist jener von Vorderstoder aus, indem er nur mässig ansteigend mit geringer 78 Mühe zur Spitze führt, während der von der Rossleithen 'hin- aufführende manche beschwerliche Stelle, besonders über den Todtenmann , hat. Die Aussicht ist entzückend und gibt der des grossen Priel wenig nach; wirklich imposant stellen sich die’ Gebirge des Hinterstoders dar, sowie der Anblick des Steyr- und Krems- thales, welches zwischen den zurücktretenden Bergen aus der Ferne heraufblickt, lieblich ist. Südlieh vom Warschenegg erhebt sich als der östlichste Wächter des Todtengebirges der Schwarzenberg (6014 Fuss), ein ziemlich langer Gebirgsrücken, dessen dicht bewal- dete Abhänge nur durch einzelne Felsenterassen unterbrochen werden, bloss die gegen den Kleinkersee abfallende Seite bildet schroffe Felsenwände, den sogenannten Seestein, Auf seiner Südseite entspringt unweit der Brunsteineralpe die Teichel, welche das Thal von Windischgarsten bewässernd nach einem sechsstündigen Laufe bei der sogenannten Steyrbrücke sich mit der Steyr vereinigt; diese entspringt im innersten Winkel ‘des Hinterstoder - Thales, dem Baumschlagerreith, und durehströmt dieses Thal in einer Länge von 5 Stunden. Eine Stunde ‘vom Dorfe Hinterstoder, um welches sich die Gebirge in einem Bo- gen lagern, verengt sich das Thal und es treten die Wände des kleinen Priel und des Damberges, eines Waldrückens, welcher 4842 Fuss hoch, das Thal gegen Osten begränzt, ganz nahe zusammen, und bilden eine hohe Felsenterasse, über welche sich die schon zu einem ansehnlichen Flusse erstarkte Steyr schäumend in einem tiefen von ihr ausgewaschenen Kessel wirft, und so den interessanten Strumboding-Fall bildet, Aus den der Prielgruppe vorliegenden Gebirgsketten er- wähne ich zuerst den am Traunsee liegenden Erlako gel oder Spitzelstein (5466 F.), welcher sich zwischen dem Karbach- und Rinnbach-Thale als ein gegen Norden steil abfallender mit einem schlanken Horne endigender Kegel erhebt, während sein südlicher Rücken einen mässigen Abfall hat. An seinem süd- 79 \ Re. _ ER westlichen Fusse, nicht weit vom Ausflusse des Rinnbaches in den Traunfluss bricht ein schöner dichter Kalkstein von rother Farbe, welcher zahlreiche Eneriniten-Stielglieder enthält; auf den nördlichen Abhängen entspringt der Röthelbach aus einer Höhle, deren Wände mit schönen Stalakmiten bekleidet sind, und welche im Hintergrunde einen kleinen aber tiefen See birgt, den Röthel- See. Der Weg zu ihr ist sehr steil und bei zufällig einbrechender schlechten Witterung nicht gefahrlos, da man höher hinauf, wo er um eine Felsenkante umbiegt, gerade über einem tiefen Abgrunde emporsteigt, und vor dem Eingange eine Stelle pas- sirt, ‚welche wegen der losen, leicht abrollenden. Steine sehr behutsam übersehritten werden muss. Die Besteigung des Erla- kogels selbst ist von Südwest nicht beschwerlieh; : man steigt von Ebensee aus, nach Ueberschreitung des Rinnbaches auf einem sanften Abhange hinan; doch wird der Weg im Kurzen steiler und man erreicht in 13 Stunden die unteren — in wei- teren %4 Stunden die oberen Sennhütten, von welchen man in 1% Stunden auf zwar beschwerlichen aber nicht gefährlichen Pfade den Gipfel erklimmt; hier wird man durch den herrlichen Anblick der Umgebung für die geringe Mühe belohnt, da der Blick nach Gmunden, den Traunsee mit ‚seiner paradisischen Umgebung, in die Grünau, über die Gebirge des Offensee's und die Glet- scher des Dachsteins ete. schweift. Vom Erlakogel gerade nördlich ragt der allbekannte Traun- stein als eine breite, von Westen nach Osten laufende, gröss- ‚tentheils schroft abfallende Kalkmasse empor, welche gegen das westlich gelegene Höllengebirge um 1%Yz Stunde weiter gegen Norden vortritt, und daher vom Flachlande aus betrachtet, einen grossartigen Anblick gewährt, während er von Osten, nach wel- cher Richtung sein Kamm sehr schmal ausläuft, auch, nach bei- den Seiten in fast senkrechte Wände abstürzt, einem Horne gleicht; sein gegen Westen ziemlich breiter Scheitel ist mit einer dünnen Pflanzendecke bekleidet, und, wegen der vielen Gruben und anderen Unebenheiten ziemlich beschwerlich zu 80 durehschreiten. Die Besteigung wird von der Südseite unter- nommen, indem man über die Lainaustiege durch die roman- tische Schlucht der Lainau zur Mayralpe wandert, von wo man in drei Stunden Jeieht über das Bründl und die Kette, eine ziemlich stark geneigte, vom Regen rinnenartig ausgewaschene Felsenpartie den Gipfel erreicht. Die Aussicht ist besonders in das Traunthal und auf das Flachland reizend, während 'sie nach Süden und Osten durch die vorliegenden höheren Gebirge sehr beengt wird. In der Schlucht, welche den Traunsten vom Himmelreich- berge trennt, dem sogenannten Gschliefgraben, liegt dem Kalk Numuliten-Sandstein auf. Das Becken, welches von den Wänden des Traunsteines und des sich östlich anschliessenden Katzenstemes, eines 4000 Fuss nicht überragenden Kalkrückens, gebildet wird, füllt der Wasserspiegel des kleinen Laudachsee’'s aus; der südliche Rücken des genannten Berges, sowie des Schrattensteines und Steinegg, welche grösstentheils mit Wald bewachsen ist, dacht sanft gegen die Lainau- und Bärengasse ab, während ihr Nord- rand sehr steil, ja bisweilen senkrecht, auf ein niederes Fuss- gestelle abstürzt. Von der Leinau, nächst der Mayralpe führt 'ein bequemer Pfad in das Paralellthal der Eisenau mit seinen Gosau - Versteinerungen und in das Karbachthal. Oestlich vom Erlakogel, in der Grünau, erhebt sich der schöne Kasberg (5490 Fuss), welcher einen breiten von West nach Osten laufenden Rücken bildet, und durch eine seichte Einsattlung, die Tanzböden, in zwei Gipfel getheilt wird, den Grünauer -Kasberg, die gegen das Thal der Alm liegende Spitze, und der Steyrlinger-Kasberg, den gegen die Steyrling abdachenden östlichen Gipfel; der nördliche Ausläufer wird Predigtstuhl 'ge- nannt. Er ist bis zu einer ansehnlichen Höhe mit Waldungen, die obere Hälfte aber mit Ausnahme der vorspringenden Felsen- gipfel mit einer üppigen Pflanzendecke bekleidet, daher er für den Botaniker und Entomologen, besonders in den Monaten Juli 8 und, August ein ‚sehr Johnender Ausflug ist. Seine: Besteigung sowohl von der Grünau als auch aus der Steyrling istleicht ausführbar ; die Aussicht ist auf die umliegenden Gebirge und die zu Füssen liegenden Thäler der Grünau . und Steyrling herrlich ; besonders grossartig nimmt sich der nördliche Kamm der Prielgruppe aus, da sich‘ von hier die Gipfel in ihrer ganzen imponirenden Grösse vom Fusse bis zum Scheitel zeigen. Nördlich vom Kasberg, liegt der hohe Salm, ein ‚Berg- sattel von 4439 Fuss Höhe, welcher von dem ersteren durch das Thal des Schindelbaches getrennt bis auf die Spitze be- waldet ist; auf einem Felsenvorsprunge an seinem östlichen Abhange thront die Ruine Scharnstein, den Eingang in’ die enge Schlucht des Diessenbaches, in welcher Gosau-Versteine- nerungen vorkommen, bewachend. Vom hohen Salm östlich zieht sich die lange 5000: Fuss hohe Wand der Falkenmauer in südöstlieher Riehtung bis zum Thale der Steyr fort, bis sie beim Eingang in das Thal der Steyrling mit einem gähen Absturze endet. Sie bildet auf ihrer Höhe einen meistens vielfach zerrissenen Kamm von ge- ringer Breite, welcher gegen Norden sehr schroff, ja oft‘ bei- nahe senkrecht auf sein bewaldetes Fussgestelle abstürzt, wäh- rend sich seine Südseite mehr als ein gewölbter dennoch aber sehr steiler Rücken gegen die Steyrling senkt, daher sie von der Grünau aus betrachtet einem gegen ‚Norden ' geneigten Horne ähnlich ist. Merkwürdig ist das sogenannte, Thörl, ein natürliches Felsenthor, welches sich in einer Felsenwand, der Thörlmauer öffnet und so den Uebergang aus dem Kremsthale in die gegenüber liegende: Steyrling ' gestattet; rechts’ über dieser 2 Klafter hohen Oefinung befindet sich ein ähnliches aber kleineres Felsenloch. Naeh Norden zweigt sich von der Hauptmasse ein Felsen- rücken mit den ihn überragenden Bergkegeln des Kalbling- Pfannsteines und Herrentisches ab, welcher sich durch die Abdachung der Sattelhald gegen das Thal des Zieh- Mus. Jahr. Ber. XVIIL 6 8 berges und durch den Thurmhamberg gegen das Kremsthal abstuft. Auf der Nordseite entspringt die Krems, welche, nach- dem sie sich durch die Felsenwände des Thurmhamberges Bahn gebrochen; ihrem Laufe eine nördliche Richtung gibt und das liebliche Thal von Kirchdorf durchfliesst. Gegen die Steyrling fällt die Falkenmauer auf eine Thalmulde, die Kaltau ab, in welcher vor 60 Jahren auf Blei gebaut wurde. Die Besteigung wird grösstentheils über die Gradenalpe, einer in der Einsattlung zwischen dem Herrentisch und Pfann- stein gelegenen Alpenwirthschaft, unternommen; von dieser schlägt man den Weg über den schmalen Rücken des Kalbling zum Thörl ein, nach dessen Durchschreitung man an dem südlichen Abhange hin auf den Grath der schroffen "Wand erklimmt. Ein ‚anderer Weg führt über die Bodenstalleralpe und den sogenannten Almgarten, einem tiefen Felsenrisse, hinaus auf den südlichen Kamm des Gebirges, welcher, wo es das Terrain gestattet, mit Krummholz bewachsen ist. Eine schöne Ansicht des todten Gebirges und der Dachsteingruppe, sowie “des nördlichen Flachlands ist der Lohn für die beschwerliche Unternehmung. Der Falkenmauer gegenüber, von ihr durch das Krems- thal geschieden, erhebt ‘sich die nördlichste Kalkmasse dieser Gruppe, der Hirschwaldstein, welcher das Kremsthal gegen Süden schliesst und mit dem östlichen Abhange in das Thal der Steyr abfällt. Er ist bis an die höchste Felsenspitze mit Wiesen und Waldungen bedeckt, deren Baummassen nur von einzelnen Kalkfelsen unterbrochen werden; ein solcher trägt auf seiner Spitze die Feste Alt-Pernstein. Die östliche Umwallung des Kremsthales, die Berge ober Kirchdorf und gegen Sehlierbach , besteht aus Wiener - Sandstein und ist bis auf den Scheitel mit Waldungen, Wiesen und Feldern bedeckt. 83 Nun ‘komme ich zur dritten ‘Hauptgruppe, welche mit ihrem schroffen Südabhange in das Ennsthal abdachend,, theilweise die Gränze zwischen Oberösterreich und Steyer- mark bildet. Die Pyrgas - Gruppe. Diese Gebirgskette zieht sich von der Einsattlung des Pyhra über den Bosruck (5292 Fuss) den Pyrgas (7019 Fuss), Seheiblingstein (6972 Fuss) und die Bärenkar- mauer zum Grubenstein fort, welcher in das Buchauer- thal abfällt und durch dieses von der Gruppe des grossen und kleinen Buchsteines mit dem Damischbach- thurm, wo sich die Enns den Weg durch die Kalkmauern zwischen dem grossen Buehstein und Hochthor gebrochen und dadurch ‚ihrem bisherigen nach Osten ‚gerichteten Laufe eine nördliche Richtung gegeben hat, geschieden wird. Auf der Nordseite des Pyrgas entspringt der Laussabach, welcher die enge Schlucht der hinteren Laussa durchströmend bei Altenmarkt in die Enns fällt, und durch 5 Stunden die Gränze von Oberösterreich, welche bis zum Scheiblingstein auf dem Grathe des Gebirges fortlief, bildet, während: der auf der Tanfarnalpe entspringende Dambach die eben geschilderte Gruppe von dem Zuge des Hochsensen - Gebirges scheidet. Die grösste Erhebung, dieser Gebirgskette ist der Pyrgas (7019 Fuss), welcher mit seinen zwei durch eine tiefe Kluft getrennten Gipfeln der grösste Schmuck des Thales von Spital ist, Die westliche höhere Spitze hat die Gestalt eines Kegels und die erwähnte Höhe von 7069 Fuss, während die östliche Spitze, der sogenannte kleine Pyrgas, welcher eiuen breiten Felsenkamm darstellt um 500 Fuss niedriger ist, _Er dacht als mässig abfallender Bergrücken in das Thal von Spital ab, wo er auch bis zu einer ansehnlichen Höhe mit Waldungen bekleidet ist, auch die Krummföhre in einzelnen Streifen, bis 6” '84 in,'die Nähe des‘ Gipfels reicht. : Selbst auf .der äussersten Spitze ist die Oberfläche mit Vegetation 'bedeckt, dagegen brieht der Pyrgas gegen das Ennsthal in: schroffe Felsenwände ab, welche einem niedrigen, dicht bewaldeten Fussgestelle aufsitzen. Auf der Nordwestseite, ‚am Luegkogel, entspringt der Trattenbach, welcher in schönen Kaskaden dem Thale zueilt und sich unterhalb Spital mit der Teichel vereinigt. Seine Besteigung vom letztgenannten Orte ist eine der bequemsten im ganzen ob der ennsischen Alpengebiete ; man wandert anfangs längs des Trattenbaches in die Grünau, eine Sensenschmiede, in deren Nähe sich mächtige Lager derben Gypses, welcher dem in dieser Gegend in grosser Mächtigkeit auftretenden Schiefer überlagert, befinden. Hier verlässt man den Trattenbach und kommt auf einem steilen Pfade grossentheils durch dichte Waldung in 1%, Stun- den zur Hofalpe, einer gemauerten Alpenhütte, welche sich an einen mächtigen Felsenblock lehnt. Hat man diese erreicht, so steigt man an dem sich mässig erhebenden Felsenrücken nahe dem Südrande in weiteren 3 Stunden zum Gipfel empor, auf weleher die Triangulirungs-Pyramide stand und unter der sich ein Schneefeld ausbreitet, welches nur in sehr heissen trockenen Sommern ganz verschwindet. Nahe derselben be- findet sich auch eine senkrecht in den Berg eindringende Höhle, welche sich gegen den Grund trichterförmig erweitert, aber nur mit einer engen runden Oeffnung auf ‘der Oberfläche ausmündet. Schwieriger ist der Uebergang zum kleinen Pyrgas, wo- hin man nur auf einem schmalen Felsengrath, der auf beiden Seiten in schroffen Felsenwänden abstürzt, gelangen kann. Grossartig ist die Rundschau auf die umliegenden Hoch- gebirge und die gegen Südwest emporstrebende Tauernkette ; besonders majestätisch aber zeigen sich die in nächster Nähe auftauchenden Gebirge des Ennsthales, als der grosse und kleine Buchstein mit dem grotesk gestalteten Damischbachthurm, sowie die jenseits der Enns vom Hochthor nach Osten fort- ziehenden Kalkalpen; einen wahrhaft imposanten Anbliek ge- währt die Hochschwabgruppe , welche mit: ihren ‘einzelnen Gi- pfeln ganz nahe zu liegen scheint. Ein liebliches Bild dagegen gewähren das Thal von Spital am Pyhrn und Windischgarsten, sowie das Ennsthal mit dem Benediktiner-Stifte Admont. Südwestlich vom Pyrgas erhebt der 5292 Fuss hohe Posruck sein kahles Haupt, von welchem sich der vielfach zerklüftetete kammartige Rücken auf beiden Seiten steil ab- dacht und besonders mit dem Südrande in schroffen Abhängen abbricht. Am westlichen Abhange entspringt der Pyhrnerbach, welcher, auch der schreiende Bach genannt, in einem»schönen Wasserfalle nächst der Poststrasse nach Liezen, dem: Thale zueilt, Durch die starke Zerklüftung des Hauptrückens geniesst man zu Ende des Monates November auf einem bestimmten Standpunkte, der Schmiede ‘des Herrn Riedler‘ in Spital, das interessante Schauspiel, die Sonne, deren Lauf zu dieser Zeit nicht mehr die Höhe des Kammes erreicht, 9 bis 10 mal zwischen den tiefen Felsenspalten erscheinen und wieder ver- schwinden zu sehen. Die Besteigung sowohl über die Stiftreith, eine zur Herrschaft Spital‘ gehörige Alpe, als auch die Mursmayralpe ist sehr beschwerlich, da der Weg zuerst über schlüpfrige stark geneigte Felsenplatten, dann aber über den schmalen Kamm, wo das verwitterte, morsche Gestein keinen festen Tritt er- laubt, zur Spitze führt. Zwischen dem Pyrgas und dem Posruck leitet ein Pfad über die beide Berge‘ trennende Einsattlung, der Arling, in 3 Stunden nach Admont. Auf der Nordseite des Pyrgas untere wie schon früher erwähnt, der Laussabach, dessen Laufe die Landes- gränze vom Felsenkamme des Scheiblingsteines überspringend 86 folgt. An der dem letzten Berge vorliegenden Tanfarnalpe hat der Dambach seine Quelle, und fällt, das schöne Thal der Rosenau: belebend, nach 4stündigem Laufe bei Windisch- garsten in den Teichelfluss. Jenseits des Dambaches erhebt sich das Hochsensen- Gebirge, ein in der Richtung von Südwest nach Südost lau- fender Gebirgszug, welcher mit der Westseite gegen die Teichel und Steyr, östlich aber gegen die krumme Steyrling, welche am Wasserklotz entspringend sich bei Molln in die Steyr er- giesst, abfällt. Das Hochsensen -Gebirge stellt eine langgestreckte Hoch- Ebene von 5000 Fuss Höhe dar, welche von den einzelnen meistens kegelförmigen Gipfeln um 1000 Fuss überragt wird; die südlichste Spitze ist der in die Rosenau abfallende Gross- tanberg, dem zunächst in nordöstlicher Richtung folgen: das Steyregg, die Karlmauer und der Mayrwipfel; von diesem durch die Einsenkung des Brenteneck getrennt, hiegt das Gyreck mit‘. der Gyraplan, welche wieder durch die Einsattlung der Wagenscharte vom Merkenstein getrennt ist. Von diesem nördlich liegt die 6006 Fuss hohe Gams- plan, aus deren Mulde sich der hohe Nock mit 6198 Fuss erhebt. Bei diesem Berge theilt sich die Gebirgsmasse in zwei Arme, welche das Thal der Feichtau begränzen; der west- liche Zweig läuft über den Schneeberg, Rohrauer- Gresstenberg auf dem Felsenrücken der Hochsense zum Posspredeck fort, von welchem sich der Hauptast durch die Donnersteinmauer und das Schillereck zum grossen Hengst fortpflanzt und endlich mit dem Sper- ring, welcher mit dem vorigen Berge durch eine ganz schmale Felsenkante verbunden ist, in die Steyer abfällt und somit: sein Ende erreicht. Der östliche Arm erstreckt sich‘ über die Seemauer, Sonntagmauer, den Gressten- berg und den Rammel zum Zöppel, welcher auf die 87 rothe Wag und den Roxolberg, dem westlichsten Gipfel dieses Zuges überspringt. Das ganze Gebirge ist auf seiner Oberfläche mit, dürrer Vegetation bedeckt und besteht seiner geologischen Beschaffen- heit nach grösstentheils aus Dolomit, welcher übrigens in den Thalschluchten öfters von anderen Gebirgsarten verdrängt oder überlagert wird; besonders lehrreich ist der Bodinggraben, welcher wechsellagernde, Sandstein- und Mergelschichten führt, welche letztere, vorzüglich bei der Kaltenbrunner Alpe, dem braunen Jura aufliegend mächtig auftritt, und häufig Ammoniten enthält. Eben so ist auch der Crinoiden - Kalk stark vertreten; in der Feiehtau findet sich ein eisenhältiger rother.. Thon, welcher zum Theile von Mangenerz (Braunstein ) begleitet ist; neben der Kaltenbrunner-Alpe ist er in schönen, conzentrisch schaligen Ablösungen auf der Oberfläche eines Kalkfelsens ge- lagert. Auf der Westseite, im Windischgarstnerthale, tritt die im südlichen Alpengebiete überhaupt bedeutend entwickelte Kreide, dem Kalk auflagernd,, mächtig auf; die ersten Spuren von Kreidemergel finden sich bei St. Pangraz. Bemerkenswerth ist der eine halbe Stunde nördlich von Windischgarsten ge- legene Prielerberg, als die einzige Höhe in dem ob der ennsischen Alpengebiete, welche zum System des mittleren Jura gehört; er besteht aus dichten Kalkstein, welcher einen grossen Reichthum an Brachiopoden, in ihrer Verkittung ein fast eonglomeratartiges Gestein bildend, enthält, dagegen nur wenige Ammoniten und Pentucriniten - Stielglieder birgt. Dieser schöne Marmor wird häufig zu Thür- und Fensterstöcken verarbeitet, Eine besondere Merkwürdigkeit enthält der Bodinggraben: den Boding- Wasserfall; es stürzt sich nämlich aus einer Schlucht des Rothwag der Bach über einen Felsen, in dessen jede der 6 stufenförmigen Terrassen derselbe eine tiefe kesselförmige Höhlung (in der dortigen Gegend Boding genannt) ausgehöhlt hat, und sich so aus einem Kessel‘ in den andern ergiessend 88 endlich auf’ die Thalsohle gelangt, um nach kurzem Laufe der krummen Steyrling zuzueilen. Der Fuss des Hochsensen - Gebirges ist theils mit Wal- dungen bekleidet, theils hat es besonders gegen den Boding- graben sehr schroffe, ja bisweilen senkrechte Abstürze, daher es bei dem üppigen Pflanzenwuchse auf seinen Flächen der willkommene Aufenthalt vieler Gemsen ist, wie auch die dichten grossen Waldungen einen reichen Wildstand beherbergen. Dieser Umstand sowie die vielen Schluchten und gähen Ab- stürze scheinen auch dem Steinadler sehr zuzusagen, indem immer einige Paare ihr Revier in diesem Gebirge haben und auch auf den beinahe unzugänglichen Felsen - Vorsprüngen horsten. Dagegen misslang der Versuch, Murmelthiere anzusiedeln und zur Fortpflanzung zu bringen, ganz; die hieher gebrachten und ausgesetzten Thiere verloren sich allmälich, so dass nach Jahresfrist keines mehr vorhanden war. Der höchste Gipfel ist der hohe Nock mit 6198 Fuss, welcher wie die meisten Höhen des Gebirgszuges einen breiten Kegel darstellt, an seinem östlichen Abhange, in der Feichtau, zwischen ihm und der Seemauer liegen die kleinen Feichtauer- Seen, welche dem unterhalb Frauenstein in die Steyr fallenden Paltenbache Nahrung geben. Zu besteigen ist der hohe Nock sowohl von Windisch- garsten als auch von der Feichtau, jedoch ist der letzte Weg beschwerlicher. Die Aussicht ist gegen Norden und Osten prachtvoll, gegen Osten tritt das Todtengebirge, gegen Süden aber theilweise die Pyrgasgruppe hemmend vor. Dagegen bieten die Gebirge des Vorder- und Hinterstoders mit dem lieblichen Windischgarstner - Thale, besonders in. den Morgen- stunden einen prachtvollen Anblick. Aus: dem Bodinggraben führt ein Pfad über das Runpel- mayrreith nach Windischgarsten, 89 Gegen Norden gewährt der nordöstlichste Ausläufer des Hochsensen - Gebirges, der Sperring eine unbegränzte Fern- sicht; dieser Berg bildet einen breiten beinahe ganz bewaldeten Rücken, dessen düsteres Grün nur durch einzelne weissgraue Felsenriffe unterbrochen wird; auch der Gipfel bildet einen von Osten nach Westen laufenden scharfen Felsengrath, daher er von der Steyrling aus einer Pyramide vollkommen gleicht. | Auf dem Wasserklotz entspringt der Bach , welcher zu- erst Sachrieglbach, dann Weisswasser genannt wird, und sich endlich unter dem Namen des Ramingbaches bei Reichraming in die Enns ergiesst. Zwischen diesem und der krummen Steyrling liegen von der Tanfarnalpe, 4806 Fuss an, Berge, welche nicht mehr bis zur Höhe von 5000 Fuss steigen und grösstentheils mit Waldungen und Alpen bedeckt sind, als: der Wasserklotz 4182 Fuss, Bospredeck, Alben- stein, Miessegg, die Zöppelböden, der Hallerkogel und der Schneeberg 4080 Fuss, an welchen nördlich sich die Berge zwischen der Enns und Steyr, die grosse Dirn, Scehobersteinmauer 4062 Fuss, der Gaisberg 4020 Fuss und dee hohe Buchberg bei Molln und zuletzt das Kruckenbrettl anschliessen. In geologischer Hinsicht bestehen diese Gebirge meistens aus, Dolomit, welcher jedoch bei den nördlichen Bergen, wie bei der Schobersteinmäuer, dem Gaisberg und hohen Buchberg dem oberen braunen Jura weicht, einem dichten Kalk von grauer oder auch blassröthlicher Farbe, welcher häufig Ammo- niten enthält; oft besteht diese Gebirgsart fast ganz aus Üri- noiden - Stielgliedern, wie im Trattenbachgraben und auf der Schobersteinmauer nächst dem Klausrieglergute. Am hohen Buchberge vor der Zeugelalpe lagert über dem Ammonitenkalke wieder ein weisslicher, die ganze Höhe einnehmender dolo- mitischer Kalk; am Gaisberge wurde noch vor 70 Jahren auf Blei gebaut. 90 Die drei letztgenannten Berge‘, welche zusammenhängend eine Gruppe bilden, ‚liefem auch dem Botaniker eine reiche Ausbeute an subalpinen Pflanzen, da sie mit einer üppigen Vegetation bekleidet sind, vorzüglich belohnend ist in dieser Beziehung die Schobersteinmauer,, von welcher man auch), so- wie von seinen zwei erwähnten Nachbarn eine schöne Aussicht in die Ennsleithen und in das liebliche Mollnerthal, welches zwischen dem hohen. Buchberg und dem Eiblingberg, ‚in das Thal der Steyr mündet, geniesst. Die Besteigung ist sowohl von Molln als auch von der Enns durch die Schlucht ‚des Trattenbaches eine leichte Unternehmung, da die Abhänge auf keiner. Seite steil abdachen und überall ziemlich gute Pfade auf die Höhen führen. Nördlich von der hinteren Laussa, zwischen dem Ra- mingbache und der Enns ‚erhebt sich ein wahres Labirinth von Bergen, welche durch tiefe und schmale Felsenschlucehten und Gräben getrennt werden und nur mehr die Höhe der subal- pinen Region erreichen auch grösstentheils ‚dicht bewaldet sind; nur hie und da, besonders in den Schluchten. drän- gen sich kahle Felsenmassen aus den düsteren Forsten her- vor. Nächst dem Laussabache erheben sich die Gamsleiten, Bubenwies 4860 Fuss, der Dürrensteig, Kühkogel 3917 Fuss und der hohe Seekogel 4464 Fuss. Zwischen den zwei letztgenannten Bergen liegt der ringsum 'mit Wal- dungen eingesäumte Gössringsee. Nördlich schliessen sich an der grosse ‚Alpkogel 4976 Fuss, die Schreindel- mauer 4080 Fuss und der Fahrenberg 3954 Fuss, bei welch’ letzterem Berge, nächst Reichraming sich der Raming- bach in die Enns ergiesst. An dessen rechten Ufer, neben der grossen Messingfabrik des Stiftes Seitenstetten und den Hammerwerken der k. k. Hauptgewerkschaft vorüber, führt ein Pfad über die grosse Klause, ‘einem ansehnlichen Holzrechen,, wo der Ramingbach den Namen: »Weisswasser« hat, in die hintere Laussa und nach Altenmarkt. Die Gebirgsart ist fast Be durchgehends Dolomit, nur bei der erwähnten grossen Klause tritt die Gosau-Formation, denselben überlagernd , ziemlich ansehnlich auf. Endlich komme ich zu den Bergen, welche sich am rechten Ufer der Enns als die westlichen Ausläufer der schon in Steyermark liegenden Gösslinger-Alpen bei Weyr und Grossraming erheben und häufig die Gränze zwischen Ober- und Niederösterreich bilden, und mache zuletzt den Schluss mit den Gebirgen von Grossraming und Losenstein,, welche letztere durch niedere Vorberge gegen das Flachland abstufen. Demgemäss beginne ich mit dem Berge, auf dessen Spitze die dreifache Gränze zwischen Oberösterreich, Unter- österreich und Steyermark zusammentreffen, der Essling- oder Voralpe, 5430 Fuss, an welche sich nordwärts fol- gende Berge als mächtige Gränzmarken, der Högerberg, Wasserkopf und Schneeberg anreihen,; dem letzteren westlich gegenüber liegt der Rapoldauberg 4170 Fuss, welcher in das Thal von Weyer abdacht. Auf der Nordseite dieses Thales erheben sich der Prendtnerberg 3558 Fuss und gerade nördlich von Weyer der Rubauerberg 3510 Fuss, welcher gegen die Enns abfällt und an welchen sich nördlich der Lindauerberg 3414 Fuss, anschliesst. Hier verlässt die Landesgränze das Gebirge, und wird vom Raming- bache, welcher bei Neustift entspringt und sich unterhalb Steyr in die Enns ergiesst, gebildet. In geologischer Beziehung gehören diese Gebirge theils dem Lias an, welcher mächtige Kohlenflötze führt, wie in der Grossau, im Pechgraben und Guggenberg be Weyr; theils dem unteren braunen Jura, einem schieferigen Kalk, welcher mehr oder weniger ja bisweilen so überwiegend quarzhältig ist, dass er mehr einen (uarzfels darstellt; so am Högerberg und in der Gegend um Grossraming, er enthält viele Belemniten und Ammoniten. Ki Bei Grossraming mündet sich der Pechgraben aus, eine enge vom Neustifterbache . durehströmmte Thalschlucht , welche durch die erratischen Granitblöcke merkwürdig ist, deren mehrere in der Nähe der Sensenschmiede zum Fürsten auf dem östlichen Thalabhange zerstreut umher liegen. Der ansehnlichste derselben wurde auf Beschluss ‚der 32. Versammlung deutscher Natur- forscher und Aerzte zu Wien im Jahre 1856 zu einem Denk- male für den grössten deutschen Geologen, Leopold v. Buch, bestimmt, und die Arbeiten hiezu sogleich in Angriff genom- men, so dass dasselbe bereits in seiner Vollendung als eine Zierde des Thales dasteht. Westlich zwischen Grossraming und Losenstein erhebt sich der Schieferstein 3737 Fuss, welchem sich das kahle Felsenhaupt des Hackensteines anschliesst; nördlicher liegen der Blattenberg 2910 Fuss, dann der Glaser- und Spadenberg bei Neustift. Mit diesen endet; die Kalk- formation als Dolomit und Rauchwacke, um gegen Steyr, und das flache Land zu, dem Wiener - Sandstein zu weichen; der Dolomit bildet zum Theile die Unterlage der Kreideformation, wie im Pechgraben. . Der Schieferstein ist ein sattelförmiger , grösstentheils bewaldeter Berg, aus welchem die Spitze als kahler Felsenkegel emporstarrt; er. besteht grösstentheils aus dichten 'schiefrigen Kalkstein von rother Farbe, welcher viele Ammoniten enthält, Die Aussicht von seinem Gipfel ist herrlich; tief unten liegt Losenstein mit den Ruinen der alten Burg, und das Thal der Enns mit seinen Ortschaften und vielen Hammerwerken, während über die niederen Vorberge das flache. Land bis zu den Bergen des Mühlkreises und den böhmischen Wäldern herüberblickt. Eine Stunde von Losenstein in der Ortschaft Arzberg, in dessen Nähe im Mittelalter auf Eisen gebaut wurde, stand noch vor wenigen Jahren in der Nähe eines Bauernhauses eine 93 ungeheure Eiche, welche unstreitig eine der grössten und ältesten des ganzen Landes war; Kenner schätzten dieselbe über 1000 Jahre und ihre Aeste bildeten einen kleinen Wald von dieken hohen Bäumen. Leider ging dieser Riesenbaum vor einigen Jahren bei einer Feuersbrunst zu Grunde, so dass nur der Stamm verschont blieb, welcher nun ausgehöhlt zu einem Lusthause umgeschaffen wurde, in dessen Inneren meh- rere Personen bequem um einen Tisch sitzen können. we a en ia va usais ea E77: Full Dan 'onlab® DRDTE L ei arg rheae a "sei nö Obi) u aidarsnsl Vai ind ante soginis "sor diragäir ei 1sckölovr. , daikıl’ Ntnılneier ala ah Kurt Dem ugsaslı m ‚ala she Hr seonnilmaslia Hat hama rm ad a ar ae ws r = Untersuchungen über den Druck der Luft. Ein Beitrag zur Klimatologie Oberösterreich’s von P. Augustin Reslhuber, Director der Sternwarte zu Kremsmünster. St be HOLT. ‘z Is; ; Be Ei si BR ae is uilonar a Yan Sen = De a Von den zahlreichen auf der hiesigen Sternwarte ange- stellten meteorologischen Beobachtungen sind bisher die über ‘ den Luftdruck keiner schärferen Diskussion unterzogen worden; eine solche Arbeit begann wohl vor Jahren Marian Koller, konnte dieselbe aber, da er inzwischen zu einer höheren Bestim- mung abberufen würde, nicht zur Vollendung bringen. Ich habe seit Jahren eifrigst das Materiale zu einer derartigen Untersuchung vorbereitet, diese selbst im Laufe des verflossenen Winters sorg- fältig durchgeführt, und gebe mir hiermit die Ehre, dem löb- liehen Verwaltungsratle unseres vaterländischen Museums die erzielten Ergebnisse als einen Beitrag zur Klimatologie Ober- österreichs zu übergeben. Die Barometer - Beobachtungen der Sternwarte beginnen mit dem Jahre 1762, sind aber von da an bis zum Jahre 1821 zu einer strengen wissenschaftlichen Untersuchnng nicht ver- wendbar, weil auf die Temperatur des (uecksilbers im Baro- meter keine Rücksicht genommen wurde, und so die Ablesun- gen nicht auf eine gleiche Temperatur redueirt werden können, was eine Hauptbedingung ist, um die unter verschiedenen Wärmeverhältnissen erlangten Beobachtungen entweder unter sich, oder mit den an anderen Orten angestellten vergleichen zu können. Seit dem Jahre 1822 werden alle Barometer - Beobach- tungen auf die Temperatur = 0:0 Reaumur redueirt, mit Hilfe der vom Hrn. Professor. Kämtz gegebenen Tabelle. Die Scalen der zu den Beobachtungen verwendeten’ In- strumente wurden genau untersucht, deren Fehler ausgemittelt, und an die einzelnen Beobachtungen die nöthige Correction angebracht. Mus. Jahr. Ber. XVII. % 98 In dem Zeitraume von 1822—1857 wurden drei verschie- dene Instrumente zu den Beobachtungen verwendet, u. z. vom 1) J. 1822—1830 ein Gefäss - Barometer mit Messing - Scala, welche die Höhe der (uecksilber-Säule in Pariser Zollen, Linien, und mittelst Nonius in Zehntheilen der Linie gibt, die Hunderttheile der Linie wer- den durch Schätzung abgelesen. 2) Vom J. 1831 bis 1. Mai 1838 ein Heber-Barometer mit Messing - Scala, welche Pariser Zolle, Zehntheile des Zolles, und mittelst Nonius Hunderttheile des Zolles gibt, die Tausendtheile werden durch Schät- zung abgelesen. 3) Vom 1. Mai 1838 bis 1857 ein Gefäss - Barometer vom Mechaniker Ekhardt in Wien, mit einer glei- chen Scala, wie die des Barometers Nro, 2. Dieses letztere noch im Gebrauche stehende Instrument wurde im Juli 1842 von dem kön. dänischen Conferenz - Rathe Hrn. H, Schuhmacher bei Gelegenheit eines Besuches der Sternwarte mit seinem Normal -Barometer, (welches genau mit dem Haupt-Barometer des Pariser Observatoriums verglichen wurde), controlirt, und dessen Correction =+ 0:036 Paris. — 0432 Paris. gefunden. Diese Correetion hat sich bei den mehrmaligen Verglei- chungen, welche Direetor Kreil bei seinen Bereisungen der meteor, Stationen des österr. Kaiserstaates vornahm, als voll- kommen richtig erwiesen, und wird bisher an alle einzelne Beobachtungen unmittelbar angebracht. Nach der genauen Feststellung der Correction des Baro- meters Nr. 3 wurden nach sorgfältiger Vergleichung der Baro- meter Nr. 1 und 2 auch deren Correetionen neu ermittelt, und an alle aus den Beobachtungen von 1822 bis 1842 Juli 31. abgeleiteten Mittelzahlen im entsprechenden Sinne angebracht, so dass also sämmtliche dieser Untersuchung zu Grunde geleg- mM ten Angaben der Barometer - Stände im gleichen Maasse aus- gedrückt sind, Da unsere Barometer Pariser Zolle und Dezimaltheile des Zolles geben, so habe ich der Gleichförmigkeit mit anderen Observatorien wegen im Nachfolgenden die Barometer - Stände in Pariser Linien und deren Dezimaltheilen ausgedrückt. Sollen Barometer - Beobachtungen zu einer wissenschaft- lichen Untersuchung taugen, so ist es nicht hinreichend, dass diese mit guten, oder genau rectificirten Instrumenten angestellt, und auf eine gleiche Temperatur redueirt werden, sondern es muss bei den Beobachtungen eine bestimmte Ordnung in der Aus- wahl der Stunden und deren genaue Einhaltung eingeführt werden. In dem Zeitraume von 1822 — 1857 waren die Beob- achtungsstunden : I, vom J. 1822. — 1830 6'M., 0", 3", 9"Ab, I. „.„.418311 — 1832 6", 9"M.; 0", 3", 8"Ab. U. „ „1833, — 1836 4", 6", 9°, 10°M,; 0%, 3", 4", 6", 10"Ab. W...u.» 1837 — 184 2 197,440 0 28 3», 5", 9"Ab. V „ „182 —ın 1845 Juni 30..8%, 10M,; :0°,:28 48 6", 8"Ab. V. „ „ 1845 Juli 1.— 1857 0,0, 10m; 0, 2", at, 6", 8, 10°Ab. welche auch möglichst genau eingehalten wurden. Wie Jedermann bekannt, befindet sich das Quecksilber im Barometer in fast beständiger Bewegung; da man mit dem Ba- rometer den Druck der über dem offenen Schenkel des Instru- mentes schwebenden Luftsäule auf das (Quecksilber misst, so wird sich je nach der Höhe der Luftsäule, der Schwere und Elastieität der Luft, der Stand des Quecksilbers im geschlos- senen Schenkel verschieden ändern müssen. Herrschte auf der ganzen Erde stets eine gleiche Temperatur, so wäre Gleich- gewicht in der Luft, und wir würden an allen Orten von gleicher 100 Meereshöhe immer denselben Barometer - Stand haben, das unsere Erde umgebende Luftmeer wird aber durch den Erwär- mungs - Process in die mannigfaltigsten Wallungen versetzt, es wechseln beständig über uns Wellenberge mit Wellenthälern, und so erfolgen die fortwährenden Veränderungen in den An- gaben des Barometers; das Barometer gibt uns Kunde von dem durch die Temperatur - Aenderungen gestörten Gleichgewichte unseres Luftkreises. Einige dieser Aenderungen erfolgen mit grosser Regel- mässigkeit, und richten sich nach den Tages- und Jahres-Zeiten ; andere sind an keine bestimmte Zeit gebunden, sondern tretten ein, wenn aussergewöhnliche Vorgänge in der Athmosphäre stattfinden, wie bei Gewittern, bei ausserordentlicher Erwär- mung einer Gegend, wodurch ein rasches Aufsteigen der er- wärmten Luft, deren Abfliessen in den oberen Regionen nach der kälteren Nachbargegend, und unten ein Zuströmen der käl- teren Luft nach der erwärmten Gegend bewirkt wird, also hef- tige Winde, Stürme erzeugt werden, Man nemt erstere regelmäsige, letztere ausser- gewöhnliche Aenderungen des Luftdruckes. Bestimmung des stündlichen Ganges der Anderungen des Luftdruckes. Ich stellte mir nun zunächst die Aufgabe, den täglichen Gang der Aenderungen des Luftdruckes in den einzelnen Mo- näten des Jahres aus unseren Beobachtungen auszumitteln. Ich benützte hiezu die Beobachtungen der letzten 25 Jahre (von 1833—1857), da während dieses Zeitraumes die Zahl der täg- lichen Aufzeichnungen des Barometerstandes eine grössere Aus- dehnung erhalten hat. Es folgen hier für die Jahre, in welchen gleiche Beob- achtungsstunden eingehalten wurden, die Monatmittel für die einzelnen Beobachtungsstunden. 101 I6-& 19.8 817 Lr-£ 99-8 27 10-7 IL$ 98-7 90-8 LF-E 98.498 78-478 00-978 60-898 60-676 80-808 38-408 LE-C9E 18.508 61.806 ddd W 06-8 69-8 08-8 97-8 223 76-8 0% LL-& THE [423 08-8 di „OF L8-& 69-8 06-8 98 80-8 EL gL$ LT-& 69° 18° 98-6 dd 9 81-6 14-8 866 LG 10-8 e1E bL’E LT-$ 84% 61% 90-8 dd uf 98-8 94-8 15-8 [203 10-8 98-6 18-6 94:8 09% 87 60-5 44 us 00-7 11-6 69-8 14-6 LE'E 9% 1 e8£ 68-7 97-8 184-6 dd 0 122 E85 61-8 81-8 08:8 8-% ee7 86-8 90-8 86 89-5 did 66 807 81-8 01 6.6 08-8 %-7 667 166 90-8 86 19-6 dd 17 "YEST — EEST 1 78:6 89-6 1483 14-8 38-6 IT 80-7 88-8 6° E76 14-6 8} LL& 84-8 68-6 23 7a3 0-7 IT 1203 87 80.8 04-8 did 9} a9quıapad A9qWIAAON "90000 aaquıaydag ° gsnöny Bi = DDR °.° qunp Dr: "0 udy + zuei “ aenaqag °; aenuep 102 Januar . Februar . März N April . . Mnio>. .\ Jan. © ddl .. August . September October . November December H. 1837 — 1841. 1 gp ga Vo pp Pl go‘ 399.79 32%94 327.96 322.80 32-68 322.66 32968 32284 392.79 308 346 316 306 29% 231 286 3:08 3:00 288 295 290 279 268 2520 257 285 277 18T AIR AST TE 166 AA LA 177. 172 228 235 228 220 208 190 183 207 212 34 322 34 3410 295 283 267 3:04 3:08 3290325 312 307 2A 275 2 30 301 3:63 3:68 368 358 FAR 329 319 313 3:49 301 344 309 299 285 271 268 290 292 320 332 330 34 307 29% 29% 319 344 189 200 20% 189 178 473° 181 1:98 4789 2550367 3:69 35777 348 347 73:50 377°°3:59 103- 19-8 80-% R%-% 96-% 96% 68% 66% 98-17 9% 66-F 10-7 64-008 did a9 6r-4 80% 61% 76-7 16-6 08% IT T6-7 8% 67 67-7 18-006 did EU; ‘oE Tung CH8L —zrsı ‘IH 69-8 70-% 97% 0.8 Ar 68% 67-4 vr 7% 80% 63-} 08.708 di u6 69.6 1%-% 61% 1203 86 60% 19.7 99-7 89% 166 81-7 91.006 “a „O0 98-5 16% 81-7 68-8 IM-£ 99% 91% 78-7 91% ‘8% sc 16-008 dd 166 12 08° 14% 123: 68-6 89-7 81% 08-7 01% 10% 6:7 61-608 444 0% J9qu1999( J9qWIAON " 2RgopQ a9quısdag " jsnöny ur; ME a Tan 3e TR "9 mady " ZIeM ; JeNIg9 A “ Jenuep 104 IV. 1. Juli 1845 — 1857. 16° 48" a0 0" 2 A" 6" 8 10" M. m [Ad LA m m m m m m m m Januar. ....322:69 32274 32281 322:92 32277 32257 322-641 322°68 32275 32279 32273 Februarii . 242, 242: 2540.263 ©1%57 2:39 237 250 26 267.:%54 Mir ga... 2:54; 2:600.12°725048°78 SCR69 62:47 0985 15242 0257 265 aR-58 Apriba. .<;. 132. 140 1:48: 449 4:34: 444 09 406 125 142 429 Mid. .5+ 206. 217 22321419 204 41:80 467 469 186 2:06 4-98 dunipe®.- „43 2:832.0 .2°932.02°96.05:2°91 45%77 356 20242 242 2:56 % 2:80 2.,0:72 uiege. .i% hl. .324503:250828°22 Vael1 I 3:05 TE 276 9.0 2:88 40313 SB-08 August . ... 295 304 310.343 3.00 280 2:69 269 2-83 3°00..2:92 September . . 326.0 336.0 3.46.1850 13:38 844 304 309 3:23 3:32. 3:28 October . . =: 2 1b: 2785029254896 5982 > 92:50 0 258 9 261 0274 2 0983..,02-74 November . . 2:81. 2°86..2'99:5.8°05 2:93 277 278 288 295 3:03. .2:90 December . . 327. 334, 3410-859 n.8M 825 9329 336 Aa 3:59..3:39 105 Um: diese vier Beobachtungsreihen mit verschiedenen Be- obachtungsstunden unter einander zu verbinden, und daraus den stündlichen Gang des Luftdruckes für unseren Ort zu ermit- teln, schlug ich folgenden Weg ein. Herr Director J, Lamont veröffentlichte in dem Jahres- berichte der kön. Sternwarte bei München für das Jahr 1852 eine aus den daselbst in den Jahren 1841 — 1850 gemachten stündlichen Barometer-Beobachtungen abgeleitete Tafel zur Re- duetion ‚der während eines Tages zu irgend welehen ‚Stunden angestellten Beobachtungen auf die wahre Mittlere. ‚Diese Tafel vervollständigte ich noch durch die später, in ‚den Annalen der- selben Sternwarte bekannt, gemachten stündlichen. Barometer- Beobachtungs-Resultate von den Jahren 1851—1854. Die da- durch erlangten Verbesserungen der von Lamont ermittelten Reductions - Grössen für die einzelnen Stunden steigen ‚selten . bis auf +0:02, daher die nachstehende Tafel, welche auf stünd- liehen ‚Beobachtungen von 14 Jahren beruht, einen hohen Grad von Genauigkeit besitzt. Da München nahe in demselben Parallel-Kreise ınit Krems- münster liegt, geogr. Breite von München = 48° 8’, 450" | “ « « Kremsmünster — 48° 3’ 24°0” so eignet sich, diese Tafel ganz vorzüglich, um aus einer An- zahl von während eines Tages gemachten Barometer - Aufzeich- nungen das genaue Tagesmittel zu berechnen „ so wie, ‚durch Interpolation der fehlenden Stunden den vier und zwanzigstün- digen Gang des Luftdruckes darzustellen. Die Stunden eines ganzen Tages vom Nittage = 0" zäh- lend a", 2, 10,020, 742Pf=Mitternacht) 13", 14" bis 23° ist; ı 106 Direeton Lamonts Tabelle zur Reduction der zu irgend welchen,Stunden des Tages gemachten Barometer - Beobachtungen auf den mittleren täglichen’Stand abgeleitet aus 14jährigen stündlichen Beobachtungen 'zu ‘München, (in, Pariser Linien), Jan. Febr. März. April Mai. Juni, Juli. Aug. Sept. Oct. Nov. Dee. h [224 [473 m ‚mn m nn ‚MH 2 ‚m * i In 0-0'03-0°08-007-0-06-0°05-0°02- 0:02-0°05- 0.06-0-02-0-03- 0-03 1 0:09 0:00 0:01 0:01 0:04 007 0:06 0-02 0-02 0:08 0:05 0-08 2 043 0:08 0:07 0:09 0-10 0413 0-11 0:08 0-08 014 011 012 3 009 040 0-42 0-17 018 017 0417 013 044 046 010 0:09 4 0:08 0110-16 0:20 0:21 022 0419 0417 0-17 018 0:09 006 5 0:05 0:08 014 0:20 0-24 0-24 0:22 020 017 0-12 0-04 0:05 6 0:02 0-91 0:06 0418 0-91 0:21 0:20 0.18 0-15 004-001 0:01 7 0:00-0:04-0:01 0:08 0-12 0-13 0-13 010 0'05-0:02-0°03 0:02 8-0:02-0:06-0:06-0:02 0:01 0-04 0'04-0:'02- 0-04-0°07-0-05- 0-04 9-0:04-0:07-0:09-0:06-0:05- 0-05-0-05-0:07-0:05-0°10- 0:06- 0-06 10-0:03-0°07-010-0-08-0:09- 044-0414-0°10-0.07- 044-0'06-0:07 14-0:02- 0:06-0:09- 0:09-0441-0:14-0:11-0,11-0:06-0:10- 0:05- 0:07 12 0:00-0-04-0:08- 0 08-0.09- 0-10- 0-11-0-10-0°04- 0.09-0:03- 0-04 413-0:01- 0.01-0:02-0:02-0:02-0:08-0.07-0:02-0°06- 0:04 0:01 0:03 44 0:00 0:00 0:01 0:03 0:00-0:03-0 03 001-001 0-02 0:02 002 45 0:04 0:07 0:08 0:05 0:04 0:00 0-01 0:04 0:03 0:06 0:06 0:04 16 0:04°0:09 040 007 0:03 0:00 0:02 0:06 0:07 008 0:08 0:07 47 0.070410 0:09 005 0-00-0:02 0000-04 0:05 0.08 008 0-08 18 0:06 010 0-06- 0:04-0:06- 0:06-0°04 0:00 0:00 0:08 0:07 0:08 19 0:00 0:05-0-02- 0:1020°12- 0-12- 0°09-0:05-0-06- 0-01 00% 0:03 20-0°06-0°05-0'07-0°13-016- 0414-013-0:09-0°41- 0:09- 0:07- 0:04 24-0,14-0:09-0-414-047-0:47-0:14-0:42- 0°12-0:16=.0:43-0:42- 012 22-0.417-0-42-0:43- 0:418-0:415- 012-0 °11-0°13-0°16- 0°414-0-45-0:49 23-01 4- 0-15-0°41- 0-14-0-14-0:09-0:08- 0:40-014-0°41-0:43-0:43 Diese Reductions-Grössen sind mit ihren Zeichen an die zu einer ° . bestimmten Stunde gemachte, und auf 0'0 Reaumur reducirte Baro- 107 ‚meter-Beobachtung anzubringen, um auf die mittlere Grösse des Tages schliessen zu können; diese wird um so verlässlicher, je mehr Beobachtungen während eines Tages gemacht werden. Mit Hilfe dieser Tafel suchte ich aus den Beobachtungs- Daten für jeden Monat der vier Beobachtungs-Reihen den mitt leren Barometerstahd,'z, B, für den Januar der ersten Reihe (1833 — 1836) Bon Ä Beobacht. Reduetion. , Red; Beob; h DZa m m 16 32519 0:04 325'23 18° 924 0:06 530 YVURD RIV 937 -0414 923 Mod 22) 552 0 32.047 535 0 Ta 0 5:28 -0:03 325 3 5:09 0:09 ı 318 4 5:09 0:08 917 6° 520 0:02 322 10 534 -0:03 331 M. 32526 0:01 325°25; nahm hierauf die Differenzen vom mittleren Stande — 32525” und den Beob. "Daten der einzelnen Stunden I SORE (Mittlerer-Beob.) m 16 0:06 18 0.04 21 -012 22 300 -0:27 0 -0:03 3 016 4 0-16 6 0:05 10 -0:09 " Auf“ gleiche Weise wurde mit dem Januar der I1., "HI, IV. Reihe vorgegangen, | td’ mit den übrigen Monaten ; zuletzt 108 vereinigte ich die für eine bestimmte Stunde eines jeden Monates erlang- ten Reductions- Grössen nach dem Gewichte der einzelnen Reihen im Mittel, und construirte auf diese Art aus unseren Beobachtungen eine ähnliche Reductions-Tabelle, wie die Lamont's ist. In dieser Tabelle sind durch die Beobachtungen 17 Stunden des Tages vertreten; es feh- len die Stunden 7", 14", 12", 13", 14°, 45" und, 17", welche mit Hilfe von Larnont's Tafel durch Interpolation ergänzt wurden, Die Tafel ist folgende: ir Febr. März. April, Mai. Juni. Juli. Aug. Sept. Oct. Nov. Dee. 1 A m BZ ‚m 22 22 In m m dl m m 0-0:04-0:07-0:09- 0:05-0:08-0:07-0:06-0:08- 0:09-0:07-0°04-0'04 1 0:10 0:07 0:08 0:05 0:01. 0:08 0:05 0:02 0:06 0:07 0:06 0.10 2 047 011 012 011 047 0,46 0:41 :0r41 043-014 0,10 014 3 0:44 0:48 0:22 0:25 0:49 0:21 0°23:0:19 018 0:20 0:43 045 4 0:13 0:18 0:24 0:32 0:23. 0:30 0:27 0:24 0:23 0:24 0:13 044 5 010 0:12 0:18 0:25 0.26 0:37 0:310:27 0:23 0:22 0:06 0:08 6 0:06 0:05 018 0:24 0:24 0:30 0:29 0:24 0:20 0:15 0:03 0:03 7 0:03-0:02 0-11 0:15 0:18 0:23 022 0:17 0:42 0:09 0:00 0:01 8 0:00-0:09 0:05 0:05 0:12. 0:16 0:16 0:10 0:04 .0:03-0:03-0:04 9-0:06-0:09-0:09-0:06 0:02 0:00 0:00 0:04 0:01-0:05-0:09-018 10-0°07-0°13-0:10- 0°10-0'06-0:06-0:03-0:03-0:02-0°06- 0:10-0:45 11-0:03- 0:06-0:08-0°09-0:04-0:10-0'11-0:06-0:06- 0:08-0:05- 010 12-0:02- 0:04-0:06-0:08-0:03-0:08-0°11-0°04-0:04-0°07-0'03- 0:06 13-0:01-0:01-0:02- 0:02-0:02-0:07-0:07-0:02-0:03- 0:04 0:01- 0:02 14 0:00 0:00 0:01 0:03 0:00-0:03-0:03-0:03-0:04 0:00 0:02 0:03 15 0:01 0:03 0:03 0:05 0:04 0:00 0:00 0:04 0:02 0:04 0:06 0:07 16 0:04 0:06 0:04-0:01-0:05-0:07-0:05- 0:02 0:04 0:06 0:09 0:10 17 0:03 0:06 0°01-0°06-0°11-0:12-0:09- 006-001 0:03 0:06 0:12 18 0:02 0°06-0:02-0:10-0:17-0:48-0°14- 0:10-0°07-0°03 0:04 0:07 19-0°01-0:05-0°12-0°16-0°19-0°20-0°17-0°16-0°10-0:06-0'02 0:03 20-0:09-0:06-0°16-0°18-0°24-0:23-0'19-0°20-0°17-0:17-0'09-0°02 21-0'15-0°08-0°20-0'21-0°25-0124-0°23- 0°22-024-0°19- 012-011 22-018-0°08-0:20-0:21-0:21- 0:20-0:18-0:21-0°23-0:22- 0°16-0'21 23-0°17-0:17-0:14-017-0:19-0:18-0°13-0°19-0'18- 0:46-0'15-0'12 109 Um die Unregelmässigkeiten zu entfernen, welche im Gange der Aenderungen des Luftdruckes in den einzelnen Mo- naten noch stattfinden, entwickelte ich zur Darstellung des ge- nauen Ganges aus den Beobachtungs-Grössen nach der Methode für die Berechnung periodischer Erscheinungen mathematische Ausdrücke, und berechnete mit diesen für die einzelnen Monate die stündlichen Aenderungen des Luftdruckes. Ausdrücke, abgeleitet aus 25jährigen Beobachtungen zu Kremsmünster, zur Darstellung der stündlichen Aenderungen des Luftdruckes in Pariser Linien, wobei yn die der Stunde n=0,1,2,3... 23 entsprechende Differenz (Mittl. Luft- druck — beob. Luftdruck zur Stunde n) bedeutet, und die überstrichenen Zahlen Logarithmen sind. Januar. yn = 0°0000 + 874269 sin. (n. 45+ 3 22.2) + 9:01147 sin. (n. 30 + 338 49'1) + 862228 sin. (n. 45 + 339 36°4) Februar. yn = — 0.0010 4 855651 sin. (n.15 + 3936'2) + 9:01892 sin. (n. 30+ 340 3'3) + 853622 sin. (n. 45 + 305 32-4) März yn = — 0'0004 + 9-02157 sin. (n.15+ 225'4) + 9-14598 sin. (n. 30 + 332 32'3) + 769738 sin. (n. 45 + 354 22'7) April. yn = 0'0000 + 9-17776 sin. (n.15+ 232'0) + 946260 sin. (n. 30.+332 43:0) + 8:36181 sin. (x. 45 + 224 34°0) May. yn. = — 0:0010 + 9:26319 sin. (n. 15 + 352 51-3) + 9:07277 sin. (n. 30 + 335 28°2) + 820265 sin. (n.45 + 170588) Mus. Jahr. Ber. XVIIL 8 — 110 Junius yn = — 00010 — 926804 sin. (n. + 9:11863° + 8:31296 Julius yn = + 0:0020 -+ 9:22266 + 9:08953 + 8:46204 August, n—=-+ 0:0004 + 921625 + 9:06316 + 788782 Septemb, yn = 00000 + 912625 + 9:10999 + 8:20672 October yn = + 0°0025 + 903168 s + 914650 + 824338 Novemb. yn = — 0'0040 — 8:36186 + 9:03467 + 841646 Decemb. yn = — 0:0017 + 8-40833 + 9:12709 + 8:46629 sin. sin. sin, sin, sin, sin. sin. sin, sin. sin. . (N. (n. (n, (n. (N. ( Er . (n. t. (n. ) ( (n. (n. 15+ 3484) 30 + 325 35°0) 45 + 166 20:0) 15+ 3354) . 30 + 319 345) .45+142 55) .15+352 6,3) . 30 + 329 27'0) .45 + 175 37°2 .15 + 349 547 .30 + 329 29-7) .45 + 359 29°) .15+ 1251'9) .30 + 330 35-4) ) ) 45 + 357 445) 15 +356 7°3) 30 + 340 57"1) 45 + 356 36'7) 15+ 77 64) 30 + 334 35:9) 45 + 355 546) Nachdem die Berechnung der stündl. Aenderungen in erster Annäherung durchgeführt war, untersuchte ich nach der Methode der kleinsten Quadrate die Unterschiede zwischen Beobachtungs- und Rechnungs-Grössen; die Summe der Fehlerquadrate — (aa) der wahrscheinliche Fehler der einzelnen Beobachtungen —= », der wahrscheinliche Fehler der gesammten Bestimmung — r finden sich der beigedruckten verbesserten Reductions - Tabelle unterschrieben. (Siehe Beilage.) Zu zufnd aus 25- jährigen Beobachtungen t. Nov. Dee. ” m Ui 04-004 -0:04 ‘07 0:04 0:05 "16 010 0,13 "23 013 016 "25 0,12 0:15 22 0:08 0:10 "16 0:03 003 08 -0:02 -0:04 "014-006 -0:09 ‚05° -0'07 -0441 "099 -007 -013 10 -006 -011 ‚09 ° -003 -0:08 )06 0:00 -0:04 "02 003 0:02 02 0:07 0:07 ‚04 0:08 011 03 0:07 0.12 J:02 0:02 0:08 208 -0:03 0:01 »14 -0:09 -0:07 49 -044 -043 019 -045 -0115 »Y4A4 -011 -041 )090 0.0067 00208 43 0012 0020 008 0:002 0004 ıe Ablesungsfehler —+0:002—+0'024 herr als der mögliche Beobachtungsfehler, we zZ h h u Pag. 110. Veombrersserte Tabelle zur Reduetion der Barometer-Beobacht ter- ungen auf den wahren mittleren Ba rometer-Stand aus 25- jährigen zu Kremsmünster. ee Jan. Febr. März. April, Mai. Juni. Juli. > er E. n Aug. Sept. Oct. Nov. Dee, un 0% N u a 606-005 008-009 -004 -0.04 -004 00 008 0M 002 007 004 005 0a 0 01 0 OR 0M 0M 0 0 06 010 048 HT OT 0m 0A 04 03 01 01 020 09 043 016 016 MT 03 0% -0% 029 0% 0% 023 0% 042 045 010 012 0R 09% 0% 04 09 0% 02 092 008 040 005 004 OT 05 05 098 ORT 08 01 016 003 008 001 -008 009 014 018 020 022 01T 042 008 -0:02% -0:04 003 -008 001 008 0M 010 012 0410 006 001 -0:06 -0:09 004-010 -005 -005 003 000 002 003 001 -005 -007 -0H4 -004 -009 -009 -0:09 -002% -007 -007 -002 0.08 -009 -007 043 003 -006 -0.09 -0:09 -004 -010 011 -004 002 -0410 006 044 003 -003 -007 -006 -003 -009 -044 002 0:02 -009 -003 -0:08 002 001 -009 009-001 =0:08. - -0.07 -002 -0:02 -0:06 0100 70a 1 04 002 002 0M -004 -003 000 000 -002 003 0:02 008 008 00 00% 00 -001 000 001 002 002 007 0:07 005 008 oo -0:08 0:01 00 008.002 008 01 006 004 00% -0:05 -008 -007 -005 -006 000 003 007 012 mm Tomorrow. Bon 18 0:02 0:03 -0:04 -040 -045 -013 -041 -041 -0:05 -002 0:02 0:08 19 -003 0:01 -0410 -045 -0:21 0:18 -047 -0417 -0412 -0:08 -0:03 0:01 20 -010 -005 -016 -049 -0:25 022-020 -01 -049 014 -0:09 -0:07 21 -046 -040 -0,20 -024 -0:24 -0:2% -0:20 -0:233 -0:23 -019 -044 -043 22 017 -04% -049 -0:20 021 -019 -047 -021 -0:23 -0:19 -045 -045 23 -01% -040 -045 -015 -015 044 -0412 -0146 -0:18 014-041 0411 (a2) 0.0119 0.0132 soro2 00079 WotL6 00208 00119 dbo2s 00051 00090 60067 0:0208 “0015 0016 0044 08 0015 0020 Mo0is 0007 0010 0013 0012 0020 = 0003 0008 0003 0008 0:008 0.004 0.003 0.001 0:002 0:003 0002 0.004 Da man an unserem Barometer Pariser Zolle und Decimal-Theile des Zolles abliest, und der wahrscheinliche Ablesungsfehler —+0'002—+0'024 beträgt, so sind die wahrscheinlichen Fehler einer einzelnen Beobachtung bei dieser Bestimmung stets kleiner als der mögliche Beobachtungsfehler, wesshalb eine noch schärfere Berechnung in einer zweiten Annäherung nicht weiter vorgenommen wurde. 111 Bestimmung des mittleren monatlichen und jähr- lichen Luftdruckes. Nachdem diese Reductions - Tabelle berechnet, war es die zweite Aufgabe, mit Hilfe derselben die aus den Original- Beob- achtungen vom J, 1822—1857 abgeleiteten Monat- und Jahres- Mittel in den einzelnen Jahren auf die wahren mittleren Grössen zu reduciren. Zu diesem Zwecke suchte ich für jeden der im Eingange aufgeführten sechs Zeitabschnitte, wo dieselben Beobachtungs - Stunden eingehalten wurden, aus der Tafel die Correetionen, um welche die Monats- und Jahres -Durchschnitt- Zahlen verbessert werden müssen, um die wirklichen mittleren Grössen zu erlangen. — So z.B. ist für die Jahre 1845—1757 (V1.) mit zehn täglichen Aufzeichnungen des Barometer - Standes zu allen geraden Stunden von 4" Morg. bis 10" Ab, im Monate Januar das Mittel der zehn Beobachtungen um 0'004 gegen das wahre Tagesmittel, wenn zu allen 24 Stunden beobachtet wor- den wäre, zu klein, daher die Correetion =+-0'004. Correctionen der monatl, Mittelzahlen zur Reduc- tion auf den wahren mittleren Barometerstand. I. II. III. IV. V. VI. (1822-1830) (18-1832) (1833-1836) (ASIT-18M) IBAR-ABES) (1846-1887) Jan. +0'028 —0:008 +0'004 —0'014 +0'001 -+6'004 Febr. -+0:015 —0:004 +0'044 —0:003 +0'006 +0'002 März. +0:015 —0:016 +0:009 —0'0411 +0'020 +0:006 April. -++0:008 — 0'024 +0:041 —0'010 +0'034 —0005 ‘May. -+0:005 —0:028 +0:040 —0:015 +0030 +0:004 Jun. -+0:040 —0016 +0'014 —0:003 +0'049 +0014 Jul. -+0013 —0:010 +0:012 —0001 +0:049 +0°015 Aug. +0008 —0:026 +0:001 —0:019 +0'011. +0:005 Sept. +0018 —0:022 +0:0041 —0:'021 +0013 +0:004 Oct. +0:030 —0:002 +0:047 +0:003 +0:030 +0014 Nov. +0010 —0'018 —0:002 —0:014 —0:013 —0:006 Dec. -+0:023 —0:004 +0:009 —0:009 —0:006 +0:002 Jahr. +0:045 —0'015 +0:008 —0:015 -+0:019 +0:005 Unter Anbringung dieser Correctionen ergeben sich die mittleren Barometer - Stände der nachfolgenden Tabelle. 112 Jan. m Febr. 22 Mittlerer Barometer-Stand m Pariser Linien. März. m April. m May. m Jun. 2 Jul. ‚ Aug. [224 Sept. Lad Oct. ‚ Nov. ‚ Dee. m Jahr. Li 32372 326°52 325°07 32273 32244 323:60 322:09 32294 32312 32255 32429 32455 323.64 21:34 2375 2511 24-41 21:32 2481 20:72 2311 22:97 24:57 2656 23.33 25:66 25° 23:72 22:62 2187 2375 1986 21:65 24:80 24:80 22:90 21:90 23:80 23:00 24:57 24:88 21:72 2651 23:79 21:64 25:09 22:83 24:02 23:60 2186 20:51 25:00 23:30 22:20 2210 21:60 2510 23°47 23.12 21.27 2550 23-61 21:90 21:78 21:89 2224 23:97 2172 2135 23:09 22:89 22:98 22:08 19:59 22-49 2125 23:52 21:51 2441 24:26 21:55 20:59 20'33 23:07 23:01 2331 22:04 22:68 21:69 21:69 22:19 22:79 22:19 2245 23:36 2477 23:94 22:58 23:59 2170 21:99 21:51 2227 21:59 2181 22:69 23:79 22:20 2349 22:89 22:20 23:13 22:76 22:65 2444 24:33 24:39 2337 23:00 22:92 23:51 22:64 22:66 23:20 23:10 24.60 21:70 22:80 23:80 23:81 23:99 23:16 23:74 2470 24:50 22:97 23:25 23.45 22:88 23:56 32:69 22:99 23:29 22:89 22:59 23:29 2340 22:81 24.24 22:70 2311 2343 2374 23:79 23:30 23:39 23:24 23:38 2278 22:81 2341 23:80 2374 22-10 22:30 23:26 2547 22-49 25:40 22:99 23-04 22:99 23:37 22:29 22:80 21:47 21:16 23:72 2331 22:01 24.62 23:51 2571 25:08 2597 23:37 24:39 22.92 23:26 2542 23:43 2371 22:65 2521 21:36 21:69 21:19 22:89 24:00 23:59 24:09 2342 2378 24:08 2401 2473 21:74 2247 20:57 21:59 21:67 23:24 2345 20:84 22.81 24:01 24-91 2474 20:4 23:65 24:43 2247 2619 25:34 21:62 24:49 25:09 22:09 2470 22:43 22:10 23:22 2344 22:79 23:47 22:62 2345 23:32 2447 2304 24:56 24:03 23:05 23:20 22:64 22:68 2317 113 86,008 01,808 88,008 01-878 0,808 81,808 DT-E0E 68,808 60:006 86,108 SL.378 66.908 LT-ETE PUyer 96 h PNIN 08.87 91-13 18-73 21% 998% 68-30 786% TE-6% 10-70 28-0° 80-7% LES 86-08 LE 19:30 18-33 883% ITE% 3103 LV-7E 68-6% 838% 72-0° 78-0° 86-83 14-83 88-09 98 80:30 16:00 18:00 TE-I0 086% 84-8% 99-37 80.8% 70-70 18-8% 01-67 61-67 79.87 ©8 90-83 06-77 81-08 TI-8% 10-43 898% 613% 80:00 ST-1% 239-860 L8-4% 8485 813% 78 76-13 96-1% CH-73 60-38 LL-3% 18-30 LE-E3 288-170 S8:.1% E7-1% 88-77 20-87 07:70 88 79:30 LE-63 3U-10 LL3O 08:37 67-00 06-80 1-10 98-78 91-38 888% 20-.°% 19.8 28 10:67 83-98 08-18 86:33 89-83 08-83 10:30 ONES 87:38 87-4° 14-18 6887 18-82 78 88:3° LI-TO 813% 46-0% 30-78 70-83 78:00 80-80 39-78 TO-TO BLE% STEEL 29.00 08 11-33 83:37 01.30 80-83 68-33 798% 60-83 LU38 1-30 0967 713% 60-77 876% 68 67-37 90-47 68:30 310° 86-37 00-8% LI-8% 243% S8% 81:0% 84-03 DE1% 790% 89 88:30 TH-63% 16-73 67-60 916% 81-30 TIER 93:70 86-70 23:0° 146% 89-17% 128% 4 79:30 19-33 30-70 85-13 91-30 10:38 388% I-6% 77-73 68-00 77-78 30-83 20.8 9 18-70 89-1% 813% 04-70 10-83 10-73 60.83 179:0% 78-03 68-1% 90.35 83-10 SL L8.3° 19-63 60-30 EL-7% 83-83 91:70 93:33 983% 79-78 I8-7% 29-78 96-67 89:00 09:°% 63:13 61-00 80-30 2-78 898% 19:03 10-10 EIS 70-.00° 18:00 II6T 86-10 € 03-63 76-83 88-78 IR-E% 8L-7° SL6% 06-08 LU-E% 89:30 13-00 79:00 60-90 Rd % 98-878 EV-T7E 20-878 08-038 80-878 09-878 04-338 38-008 90-808 OT-TRE 88-878 98-778 2L-77E II8F dd did dd did dd ddd did did dis ddd did did dd ep Dal HN WO Nds öny np un ep udy ze gay ep ‚9]sunNUsUurody NZ UAUT dOSLIBF UT PURIS-JopWoARg AOAopyyıA 114 In dem jährlichen Gange des Luftdruckes zeigt sich wohl das Gesetz, welches alle Beobachtungen auf der nördlichen Hemisphäre nachweisen, jedoch noch nicht in voller Klarheit, ein Beleg, dass selbst vieljährige Beobachtungen noch nicht ausreichen, um den Einfluss aussergewöhnlicher Störungen des Luftdruckes, besonders in einigen Monaten gänzlich aufzuheben. Zur schärferen Darstellung der Aenderungen im Verlaufe eines Jahres entwarf ich aus den vorliegenden beobachteten monat- lichen Mittelgrössen den mathematischen Ausdruck yn = 323'92 + 9-66497 sin, (n. 30 + 166 21'3) + 9-55139 sin. (n. 60 + 81 71) + 861555 sin. (n. 90 + 313 21'6) wo yn den dem Monate n = o (= Januar) 1,2, 3,... 11 (— Dezember) zukommenden mittleren Barometerstand bezeich- net, und die überstrichenen Zahlen Logarithmen sind. Auf diesem Wege erlange ich in der zweiten Annäherung Mittlerer Luftdruck AD Jan. 32335 Febr. 3:04 März. 2:49 April. 2:09 May. 222 Jun. 276 Jul. 3-19 Aug. 324 Sept. 310 Oct. 305 Nov. 3.17 Dee. 3.34 Jahr. 322°92 Die Summe der Fehlerquadrate ist = 00039. 115 Der wahrscheinliche Fehler der einzelnen mittleren Monats- grössen = 0:0127. Der wahrscheinliche Fehler der gesammten Bestimmung = 0:0037. Hier ist nun das Gesetz des Ganges deutlich ausgespro- chen, vom Januar bis April Abnahme, dann Zunahme bis August, “wieder Abnahme bis October, worauf Zunahme bis Januar; wir haben. sonach zwei Maxima einige Zeit nach dem Solstitien, zwei Minima nach der Zeit der Aequinoctien. Es braucht wohl kaum bemerkt zu werden, dass die mittleren Monatsgrössen sich nicht auf den Anfang, sondern auf die Mitte des Monates beziehen. Der mittlere jährliche Barometerstand unse- res Ortes ist nach dieser Untersuchung — 32292. Da die Zahl der täglichen Beobachtungsstunden seit 25 Jahren 7—10 beträgt, so war wohl zu vermuthen, dass dieser mittlere Stand durch blosse Combination der Beobachtungs-Daten der Wahr- heit schon sehr nahe kommen müsse. Verbindet man alle Be- obachtungen von 1822—1857, so ist das Jahresmittel = 322.92, genau so, wie sich dieses nach der durchgeführten Untersu- chung herausstellet. Der mittlere jährliche Luftdruck war im Verlaufe von 36 Jahren am grössten im Jahre 1834, und gleich = 32456 « kleinsten « eos," « = 32194 Differenz (1834 — mittl. Luftdruck) = + 1'64 a (1853 — « « )= — 09; ein um + 1'64 verschiedener jährlicher Luftdruck alteriret den aus 36jährigen Beobachtungen abgeleiteten mittleren um + 164 = + 0'046. 36 116 Da solche Abweichungen nur selten vorkommen, so ist ° die Veränderlichkeit dieser mittleren Grösse durch nachfolgende Beobachtungen schon innerhalb sehr engen Grenzen einge- schlossen. Unter Zugrundelegung der mittleren monatlichen Grössen des Luftdruckes entwarf ich mit Hilfe der oben berechneten Tabelle für die stündlichen Variationen des Barometer - Standes beigedrucktes Schema. (Siehe Beilage.) Stündliche Aenderung des Luftdruckes in den Jahreszeiten. Winter. Frühling. Sommer. Herbst. Jahr. h m [2 ‚m m ul 0 32328 322.34 be 32316 322978 1 349 2:23 3:04 306 2880 2 3-15 213 2:94 2:98 2:800 3 3441 2:05 2:86 2:92 2-19 4 308 2:01 2:80 2-91 2:700 5 314 2:00 2.78 2:93 2713 6 3:20 2:04 2:80 2:98 2185 Me 3:26 2-13 2:87 3:05 2828 8 Ay 222 2:96 310 2898 9 333 2:29 3:05 314 2953 10 333 2:33 3 3-17 2:988 11 34 2.34 315 317 2-993 » 3:29 282 314 316 2978 13 Bl 2:29 344 3418 2950 14 3-24 2:25 3:09 N) 2920 45 3:20 2:24 3:06 3:07 2.893 16 318 2:26 3:08 3:06 2895 17 317 2:30 312 3:07 2915 18 3:20 2:36 318 312 3965 19 3:25 2:42 3:24 318 3:023 20 3:32 2:47 3927 3:25 3:078 21 397 2:48 328 3:29 3.105 22 339 246 3:25 3:30 3100 23 3:35 2412 3:20 3:25 3055 Mm. 323 32207 32306 32314 322920 ’ \ ') zu Kremsmünster, zu Grunde liegen. Oct. Nov. Dee. m U Li 393.09 32321 323°38 298 343 3:29 289 307 34 2:82 304 318 280 305 3419 F 2:83 3:09 3:24 289 31 33 297 3419 3:38 >01 393 348 >10 34 38 344 324 347 3215 393 38 3414320 342 324 37 338 3207 344 332 303 340 327 301 3.09 322 30% 3410 3.22 307 315 326 | 3243320 333 | 319326 3 32 31 39 3244 3832 3.49 | 319398 345 32305 32317 32334 Zu Pag. 116. Stündliche Aenderungen des Luftdruckes in Pariser Linien, wobei die mittleren monatlichen Grössen, abgeleitet aus 36 - jährigen Beobachtungen (1822 — 1857) zu Kremsmünster, zu Grunde lie » gen. Stde. Jan. Febr, März. April. May. Jun, Jul. Aug. Sept. Okt. Nov Dee 0 323:30 323.08 32255 322.17 32229 32982 328924 32382 32810 32809 32421 32388 1329 300 2 20 29 272 ME 38 308 208 3418 3:29 2 81, 202 20108 210 200 308 3 0 SO 3 318 207 28 1855 20 253 300 305 290 282 304 318 20319287226 180 496 27T 298 299 287 2:80 305 349 5 3% 292 227 180 19 245 290 208 288 283 300 3:24 6 330 300 232 A184 19728 292 301 292 28 Mi 3% 7 33 307 210 195 208 256 297 807 208 297 349 3:38 800338 HM 28 206 2 266 307 3A 30 301 323 3:48 9 339 314 2:54 214 219 2:76 3:17 3:21 3.09 310 3:24 3:45 10 3:39 319 2:58 2-18 2:24 2:83 3:26 3:26 313 314 324 347 11 3:38 310 2:58 218 226 286 330 328 314 315 3:23 3:45 12 3:38 3:07 2:56 2:15 2:25 2:85 3:30 3:28 3:14 344 320 3:42 13 3:37 3:05 2:52 211 2:23 2:82 3:26 3:26 312 341 347 3:38 14 3:36 3:09 247 2:07 2:21 2:80 3:22 3:24 3:10 3:07 314 3:32 15 3:32 301 245 207 221 277 319 3.23 3:08 3:03 3410 3:27 16 330 300 2:44 2:09 2:25 2:79 3:20 325 307 301 3.09 322 7 3:29 3:00 2:47 214 2:30 2:83 3:24 3:30 3:10 302 3410 3.22 18 3:33 3:01 2:53 219 2:37 2:89 3:30 3:35 3:45 3:07 315 3:26 19 3:38 3:05 2:59 2:24 2:43 2:94 3:36 341 3:22 313 3:20 3:33 20 3:45 3:09 2:65 2:28 247 298 3.39 3:45 3:29 3:19 3:26 3:41 21 3:51 314 269 2:30 2:46 2:98 339 347 333 324 3:31 3:47 22 352 316 2:68 2:28 2:43 2:95 3:36 3:45 3:33 321 8832 3.49 23 3:47 344 2:64 2:21 2:37 2:90 3:31 3:40 3:28 3:19 3:28 3:45 22 m Mm 32 3a 3a 32809 32ER 32976 3219 32324 323110 32305 32317 32334 117 Betrachten wir den täglichen Gang des Luftdruckes, so sehen wir, dass’ er ein regelmässiges Gesetz befolgt; es finden in allen Monaten zwei Maxima und zwei Minima statt; am Mor- gen zwischen 15" und 17" ein Minimum (das kleinere); dann nimmt der Luftdruck zu, erreicht zwischen 20" u. 22” ein Ma- ximum (das grössere); von da an wird er kleiner, erlangt ein zweites Minimum zwischen 3" u. 5" Ab. (das grössere); und nimmt dann wieder zu, bis er zwischen 40" u. 41" Nachts das zweite Maximum (das kleinere) erreicht, worauf er bis gegen Morgen abnimmt. Die Stunden, zu welchen das Barometer regelmässig zu steigen, oder zu fallen beginnt, Wendestunden genannt, sind folgende: I. Minim. Ab. I. Maxim. Ab, II, Minim. Morg. II. Maxim. Morg. h h h h im Jan. 3:23 9:50 16-40 21:73 Febr. 3-50 9-50 16-50 22:00 März. 4:00 40:50 15-60 24-40 April. 450 10:50 1475 21:00 May. 275 4100 14-35 20-60 Jun. 500 44-40 15:00 20:50 Jul. 5925 4150 15-30 20:50 Aug. 280 11:50 14-63 24:00 Sept. #30 11:50 1575 21-50 Oct. 387 11:00 16-45 21:50 Nov. 3:25 9-50 16:00 24:70 Dec. 3:25 1000 16:57 21:83 Mm 444 10:62 15-92 24-97 Diese Uebersicht zeigt wohl noch einige Unregelmässig- keiten, aber zugleich die Abhängigkeit von den Jahreszeiten; sämmtliche Wendestunden liegen in den kälteren Monaten näher dem Mittage, und entfernen sich in den wärmeren mehr von demselben, oder nähern sich der Mitternacht. Mus. Jahr: Ber. XVIIL 8 118 Nimmt man .die Differenzen von , dem ‚grössten Maximum (in der Nähe. von 22"), und dem kleinsten Minimum (in der Nähe ‚von 4" Ab.), so. erlangt man. die Grösse der täglichen Barometer-Schwankung;; sie ist für die einzelnen Monate Tägl. Barom. Schwank, m DE PET WERRRET WERT 2. | Bebr. .. ...., 2R2M Ey A April, 2.307042 My... 5 0 am. De ee Kap t. Jans Baer. I. AR Bois 7, Novum I 44,098 Bei. 2... 038 a! . ., 06a obgleich auch hierin noch nicht die volle Regelmässigkeit aus- gesprochen ist, so ergibt sich doch, dass die tägliche Baro- meter-Schwankung in den kälteren Monaten am kleinsten, in den wärmeren am grössten ist. "Nimmt man die Differenzen (I. + N. Maxim. - 1. + II. Maxim.) ? ? so ist Mittl. tägl. Schwank, Mittl, tägl. Schwank. Jan. 0220 Jul... 0300 Febr. 0'215 Aug. 0'270 März. 0.285 Sept. 0265 April. 0305 Oct. 0'290 May. 0 290 Nov. 0'215 Jun. 0310 Dee. 0.280 und man gelangt zu demselben Schlusse, Nach vielfachen Bestimmungen ist diese tägliche Aende- rung am Aequator am grössten, und nimmt mit dem Zunehmen der geographischen Breite ab, steht also offenbar mit der Tem- 119 peratur im engsten Zusammenhange. Sie ist nach Kämtz in der Nähe des Aequators = 1:00, bei einer Breite von 6225 = 0:00; für noch grössere Breiten fehlt es bisher an verlässlichen einen längeren Zeitraum umfassenden Beobachtungen. Nach den bis- her bekannten Beobachtungen in grossen nördlichen Breiten wird die mittlere tägliche Schwankung des Barometers negativ, das heisst die Wendestunden vertauschen sich. Der mittlere Barometerstand eines bestimmten Zeitabschnit- tes, Tages, Monates, Jahres ist das aus der Summe sämmtli- cher, während desselben stattgehabten Stände abgeleitete Mittel; diesen wahren mittleren Stand kann man nur durch genaue selbstregistrirende Instrumente erlangen. Beobachtungen zu allen Stunden des Tages und der Nacht angestellt, werden dieses Mittel sehr nahe richtig geben; da aber solche Beobachtungen sehr viel Zeit und Kräfte erfordern, so pflegt man sich gewisse Beobachtungsstunden auszuwählen, und durch Gombination der- selben auf das Mittel zu schliessen. Würde man z. B. genau zu den Zeiten der vier Wendestunden eines Tages den Baro- meterstand beobachten, so würde man nach unseren Beobach- tungen erhalten Mittel aus den Beob. 24stündiges zu den 4 Wendestunden. Mittel. Jan. 323.344 323°35 Febr. 3:043 3:04 März. 2:493 2:49 April. 2:088 2:09 May. 2:220 2-22 Jun. 2765 276 Jul. 3195 3:19 Aug. 3:240 324 Sept. » 3103 3-40 Oct. 3°050 305 Nov. 3173 3-17 Dee. 3°340 3:34 Jahr. 322:921 323:92 eine. Uebereinstimmung, 'die nichts zu wünschen übrig lässt. 120 Während der täglichen Aenderungen des Luftdruckes wird bei den Uebergängen von den Minimis zu den Maximis und dieser zu den Minimis der mittlere Stand selbst, und zwar vier- mal eintretten müssen, vorausgesetzt, dass der Luftdruck vom Maximum zu dem nächsten Minimum, und umgekehrt, wirklich die Grenze des mittleren Standes überschreitet, was bei uns nur in den Nachtstunden des Junius und theilweise im Julius und August nicht geschieht. Die genäherten Zeiten des mittleren Barometer - Standes sind nach unseren Beobachtungen : Zeiten des mittl. Standes, h h h h Jan. 0:40 7:25 1425 4840 Febr. 0:50 6:57 13:50 18:75 Ei März. 060 817 41375 1417'33 April. 0:73 839 413°50 416°00 May. 070 9:60 43:50 15°25 Jun. 060 90 — — Jul. 063 923 — 1500 Aug. 0:90 960 14:00 — Sep. 083 925 1400 147°00 Oct. 037 8417 41450 1760 Nov. 0:50 6:60 413°00 4840 Dee, 045 6.43 1367 19143 h h h h M. 0:60 8419 43:77 1729 Am verlässlichsten tritt der mittlere Stand in der Nähe von 0° 30” Ab. ein, während die übrigen Stunden nach den Jahreszeiten variıren. In der oben berechneten Reductions- Tabelle besitzen wir übrigens ein Mittel, aus zu was immer für Tagesstunden angestellten Beobachtungen für Orte von dersel- ben oder nahe gleicher geographischer Breite und nicht zu sehr verschiedener Meereshöhe die mittlere Grösse zu bestimmen. 121 Die täglichen Aenderungen des Barometer - Standes voll- kommen befriedigend zu erklären, war bisher für die Meteoro- logen eine äusserst schwierige Aufgabe. Das Barometer gibt uns den Druck der über demselben befindlichen Luftsäule auf das Quecksilber an. Die Luft ist aber nicht die reine athmosphärische Luft; ihr beigemengt ist stets eine gewisse Menge von Wasserdünsten. Die Ursache aller Barometer - Aenderungen ist die Aenderung der Temperatur, Steigt,. die Temperatur, so werden zuerst, die über der Erdober- fläche befindlichen Lufttheilchen ‚erwärmt, durch das Erwärmen verdünnt, bekommen eine grössere Elastieität, steigen in grös- sere Höhe; dieser Zustand theilt sich bei fortgesetzter Tempe- ratur - Zunahme den oberen Schichten mit, und dringt zuletzt bis zur obersten Grenze der Athmosphäre vor; es bildet sich so nach und nach ein aufsteigender, Luftstrom, welcher am Ende oben über den noch nicht in demselben Maasse erwärm- ten Luftschichten der Nachbargegend in unserer Hemisphäre nach Norden abfliesst. Wird die Temperatur erhöht, die Luft ver- dünnt, so steigert sich der Verdampfungsprozess an der Erd- oberfläche, die Elastieität der Dämpfe wird verstärkt; die so gestaltete Luft- und Dampf - Schichte drückt vereint auf das Barometer, und erhöht dessen Stand. Sobald das Abströmen der Luft in den oberen Regionen beginnt, vermindert sich der Druck auf das Barometer; dieser wird so lange abnehmen, als bei fortgesetzter und gesteigerter Erwärmung die Stärke des aufsteigenden Stromes zunimmt. Dieser Moment fällt nicht mit der Zeit der grössten Tageswärme zusammen, sondern tritt später ein, da die Mittheilung der Erwärmung von unten nach oben, das Aufsteigen, Abfliessen immer einige Zeit in An- spruch nimmt. Sınkt die Temperatur, so wird der aufsteigende -Luft- strom allmälig schwächer, und hört am Ende ganz auf; die Lufthülle schliesst sich in der obersten Region; die nicht mehr abfliessende Luft und Dampfschichte beginnt nun langsam, mit 122 ihrem ganzen Gewichte wieder auf das Quecksilber zu drücken; da die Temperatur-Erniedrigung nur allmälıg vor sich geht, Luft und Dämpfe noch immer eine erhöhte Elastieität besitzen, so wird während dieser Zeit das Barometer so lange steigen, bis die Luft gehörig abgekühlt und die Spannkraft der Luft und der Dämpfe erniedrigt ist; worauf das Barometer zu sinken be- ginnen muss. Nach diesen durch vielfache Beobachtungen bestätigten Erfahrungen erklärt sich der Gang der täglichen Barometer- Aenderungen in ziemlich genügender Weise, nur über die Ur- sache des Steigens des Barometers vom Minimum am frühen Morgen, geraume Zeit vor dem Minimum der Temperatur- und des Dampfdruckes herrscht noch einige Unsicherheit. Den ganzen Gang der täglichen Erscheinung wird man am besten in folgender Weise erklären. Wenn mit dem Auftretten ‚der Sonne am Morgen die Luft- und Dampfmenge. der östlichen Gegenden erwärmt, verdünnt wird, und aufsteigt, so sucht in den unteren Schichten die kältere Luft der westlichen Gegenden nach Ost vorzudringen; doch nicht ihr Druck allein ist es, welcher das (Juecksilber steigen macht, sondern die durch allmälige Erhöhung der Tem- peratur wärmer werdende Luft der östlichen Gegenden erlangt eine grössere Rlastieität, und drückt mit wachsender Stärke auf die Luftschichten der westlichen Gegenden; dieser Druck wächst so lange, bis über dem Beobachtungsorte das Abfliessen des aufsteigenden Luftstromes eintritt; daher ‚Steigen des Barometers vom Minimum am frühen Morgen bis zum Maximum am Vormittage ; mit dem Beginne des Abfliessens des aufsteigenden Luft- stromes fängt das Barometer zu fallen an, und fällt bis zum Aufhören des aufsteigenden Stromes, welcher Moment einige Zeit nach dem Maximum der Temperatur eintritt, weil, wie oben erwähnt, die nach oben fortschreitende Erwärmung, das 123 Aufsteigen ‘der Luft, ‘Abfliessen in den ‘oberen Theilen immer längere Zeit in Anspruch nimmt; | daher der Gang des Barometers vom Maximum dis Vor- mittags zum Minimum des Nachmittags. 1 ' Sehliesst'sich nach 'Abnahme der Temperatur gegen den Abend oben die Lufthülle, hört der aufsteigende Luftstrom auf, so drückt die gesammte noch verdünnte ‚Luftsäule auf das Baro- meter; zugleich wirkt neben dem Andrängen der kälteren Luft von ‘Ost her auch noch die wärmere und daher. elastischere Luft der westlichen Gegenden auf die östlicheren herein; zu- dem wird die Luftsäule noch durch den in den westlichen Gegenden aufsteigenden, wegen der Axendrehung der Erde in der Richtung gegen N © abfliessenden Luftstrom erhöht, und so der Druck vermehrt; daher das Steigen des Barometers vom Minimum des Nachmittages bis zum Maximum des Abends. — Mit dem Sinken der Sonne unter den Horizont, der Ab- nahme der Temperatur, der Erniedrigung der Elastieität der Luft und der Dämpfe, der stets schwächer werdenden Einwir- kung der westlichen Luftschiehten beginnt das Barometer zu sinken, und sinkt, bis mit dem Wiedererscheinen der Sonne im entfernten Ost die Wiederholung derselben Tages - Erschei- nung beginnt; daher die Aenderung vom Maximum vor Mitter- nacht bis zum Minimum des Morgens, Wegen des aufsteigenden Luftstromes, und des dadurch verringerten Druckes nach unten ist das Minimum am Nachmit- tage kleiner, als jenes am frühen Morgen, welches eine Folge der Verkürzung der Luftsäule, der geringeren Elastieität der Luft und Dämpfe wegen der erniedrigten Temperatur ist. Das Maximum am Vormittage ist grösser als jenes vor Mitternacht wegen des durch die Erhöhung der. Temperatur bis zum Losbruche gespannten 'aufsteigenden Luftstromes, wäh- rend das’ Maximums vor‘ Mitternacht ‘bei allmälig sinkender Temperatur das Resultat »des Druckes der Luftsäule über 124 dem Barometer, der von Ost gegen West andrängenden kälte- ren, und der von West gegen Ost hereinwirkenden wärmeren noch elastischeren Luftschichten ist. Von dem höheren oder niederen Stande der Sonne, dem längeren oder kürzeren Verweilen. derselben über dem Hori- zonte hängen’ die. Temperatur- Verhältnisse und alle durch diese bedingten Vorgänge ab, daher sehen wir, dass in den wärmeren Monaten das Minimum am Morgen, das Maximum. des Vormittags auf frühere, das Minimum des Abends und das Maximum: vor Mit- - ‚ternacht auf spätere Stunden fällt, als in den: kälteren Monaten, in welchen sämmtliche, Momente dem Mittage ‚näher: liegen. Die jährlichen Aenderungen des Luftdruckes. sollten ‚dem Vermuthen nach :in Uebereinstimmung mit denen der. Wärme er- folgen ; der Luftdruck soll am grössten sein um die Zeit der klein- sten , am kleinsten um die Zeit der grössten Wärme ; ein solcher Gang findet wirklich. zwischen den Wendekreisen statt; ausserhalb dieser nimmt der Luftdruck vom Winter bis um die Zeit des Früh- lings - Aequinoctium’s ab, steigt dann bis einige Zeit, nach. der Sommer-Sonnenwende, sinkt bis nach dem Herbst-Aequinoetium, worauf er bis zum Winter-Solstitium wieder zunimmt. In grösse- ren Breiten verschwindet diese Periode zum Theil; denn da die Aenderung vom Maximum im Winter, bis zum Minimum im Som- mer nur klein ist, so wird sie zum Theil durch den alsdann grösseren Druck des Dampfes versteckt. Zwischen den Wende- kreisen ist der Druck der trockenen Luft viel grösser, und wenn gleich der Druck des Dampfes gegen den Sommer wächst, so ist sein Einfluss doch nicht so gross, so dass die Periode ohne Un- terbrechung erscheint, (Kämtz Vorlesungen.) In unseren Breiten ist in der kälteren Jahreshälfte, vom Herbst bis zum Frühlings- Aequinoetium der Gang des Gesammt-Luftdruckes ein regelmäs- siger; bei abnehmender Wärme steigt das Barometer, erreicht nach der Zeit des Winter-Solstitiums sein Maximum, und nimmt von da an ab bis zum Frühlings - Aequinoctium; der Einfluss der Dämpfe ist in diesem Zeitraume nicht vorwiegend. 125 Sobald die Sonne den Aequator überschreitet, steigert sich bei zunehmender Wärme der Dampfdruck so, dass, . obgleich der Druck der reinen Luft fortwährend bis zur Zeit der gröss- ten Wärme abnimmt, der Druck der gesammten Athmosphäre zu wachsen beginnt, und nach’ der Zeit des Sonnen-Solstitiunas ein'zweites Maximum erreicht. . Mit dem Rückgange der Sonne zum, Aequator.. bei abnehmender Temperatur vergrössert sich zwar der Druck der reinen Luft, welche Zunahme aber der stärker abnehmende Dampfdruck so maskirt, dass der Druck der Gesammt - Athmosphäre kleiner wird, und nach dem Herbst- Aequinoctium ein zweites Minimum zeigt. Bestimmung des Einflusses der Wasserdämpfe der Luft auf.den Stand des Barometers. Der bisherigen Untersuchung liegen die unmittelbaren auf die Temperatur 0:0 R. redueirten Angaben des Barometers, also die Wirkungen der Gesammt - Athmosphäre, des vereinigten Luft- und Dampf-Druckes zu Grunde. Für ‚die Erklärung der Aenderungen des Barometerstandes wäre es vom grössten Belange, den Luft- und Dampf -Druck gesondert darzustellen, und, die wechselseitigen Beziehungen beider zu einander zu bestimmen; ‘es handelte sich daher vor Allem darum, gleichzeitig mit der Aufzeichnung des Tarometer-, Standes auch den Antheil zu ermitteln, welchen die in der Luft vorhandenen 'Wasserdämpfe an der Hebung: des, Quecksilbers im Barometer haben, Zur Bestimmung der Feuchtigkeits-Verhält- nisse der Luft bedient man sich der Hygrometer, Mus. Jahr, Ber. XVIIL & 9 126 Auf der hiesigen Sternwarte werden seit 25 Jahren Be- obachtungen mit dem August’schen Psychrometer angestellt. Das Instrument ist bekanntlich ein Thermometer, dessen Kugel mit einem Musselin-Lappen umwickelt ist, und beständig feucht er- halten wird. Von der Wasserschichte, welche die Kugel um- gibt, verdampfet durch die Einwirknng der Wärme eine be- stimmte Quantität; beim Verdampfen wird Wärme gebunden, daher die Temperatur des Quecksilbers herabgestimmt, und dieses um so mehr, je mehr Wasser verdampfet, das heisst, je mehr Dämpfe die Luft aufnehmen kann, oder je trockener sie ıst; dabei muss aber gleichzeitig die Temperatur der Luft mit einem trockenen Thermometer von möglichst gleicher Con- struction und Grösse der Kugel, wie die des Psychrometers ist, beobachtet werden. Aus der Temperatur der Luft, der Differenz der Angaben des trockenen und des befeuchteten Thermome- ters, und dem gleichzeitig stattfindenden Barometer - Stande kann dann 1. die Spannkraft, Elastieität oder der Druck der Wasser- dämpfe der Luft, 2. die relative Feuchtigkeit, und 3, der absolute Dampfgehalt der Luft berechnet werden. Mehrere ausgezeichnete Meteorologen, darunter vorzüglich August, Kämtz, construirten zur Berechnung dieser Grössen nach sorgfältigen Beobachtungen Fundamental - Tabellen, mit deren Anwendung die Berechnung bedeutend erleichtert wird. Wir benützten in dem ganzen Zeitraume von 25 Jahren stets die Kämtz'schen Tafeln. Im Jahre 1843 veröffentlichte Marian Koller: »Resul tate zehnjähriger auf der Sternwarte zu Kremsmünster ange- stellter Beobachtungen über die Feuchtigkeits - Verhältnisse un- 4127 serer. Athmosphäre,«*) und gab daselbst auch eine Tafel für die stündlichen Aenderungen des Dampfdruckes in den einzelnen Monaten. Ich habe das seit jener Zeit um 15 Jahrgänge ver- mehrte Beobachtungs - Materiale benützend, die Untersuchung über den Dampfdruck neu durchgeführt, und die Resultate der Jahre‘ 1843 — 1857 mit denen Koller's in Verbindung gebracht. Auf demselben Wege vorgehend, wie bei der Behandlung der Barometer-Beobachtungen berechnete ich zuerst eine Tabelle zur Reduction der zu irgend welchen Stunden gemachten Beob- achtungen des Dampfdruckes auf den Mittleren des Tages. Durch die Beobachtungen sind in der täglichen Periode 17 Stunden vertreten, die ‘fehlenden wurden mit Hilfe der Tafel Kollers für die stündlichen Aenderungen des Dampfdruckes interpolirt. Da die ursprüngliche aus den Beobachtungen abgeleitete Tabelle in den stündlichen Aenderungen noch hie und da Ano- malien zeigte, so wurden diese durch sorgfältige Rechnung entfernt. | Der hier folgenden Tabelle sind zur Beurtheilung der Genauigkeit ‚des Caleuls unten die Summe der noch übrig blei- benden Fehler- Quadrate = (aa), der wahrscheinliche Fehler der einzelnen Bestimmungen, = v, so wie der, wahrscheinliche Feh- ler des Gesammt - Resultates = r beigeschrieben. Es sei hier noch bemerkt, dass im Verlaufe der 25 Jahre (1833—1857) die Beobachtungs - Stunden für den Dampfdruck dieselben sind, wie die oben bei dem Barometer angeführten. *) Jahresbericht des »Museums - Francisco -Carolinum“ für 1845. Stunde. Jan. 0 -0:053 1° -0'079 2 °-0:089 3° -0:'085 4 °-0071 5:0:-0'053 6 -0:038 7 --0:026 8 -0:016 9 .-0:006 40 0006 4 . 0048 12 0:029 13 0:037 14 0'043 45 0048 5 0'057 77 0'067 18 0.078 19 0:084 20 0:078 241 0:058 22 0.024 23 -0016 (aa) = Febr. m -0:068 -0'096 -0:110 -0:415 -04141 -0:103 -0'088 -0067 -0:041 -0:012 0:015 0035 0.049 0:058 0.068 0.081 0'099 0117 0128 0.125 0'103 0:066 0:017 -0:029 128 März. -0°042 -0:048 -0:047 -0:048 -0:052 -0:055 -0:055 -0:046 -0:029 ‚0'007 0:014 0:029 0:040 0.048 0:059 0'076 0.096 0113 0.117 0.106 0:077 0:039 0.002 -0'027 April. 24 -0:001 0:049 0:097 0102 0.088 0:048 0.001 -0:040 -0:076 -0:072 -0'065 -0:049 -0:027 -0'003 0027 0.058 0082 0:092 0'079 0:046 0:003 -0:027 -0:053 -0:'039 Ta- zur Reduction der zu irgend welchen Stunden des druckes auf den Mittleren des Tages, berech- May. m -0:022 0'026 0:059 0:065 0.043 0°005 -0:038 -0'072 -0'088 -0'085 -0:063 -0029 0.014 0:062 0:097 0.139 0.149 0.131 0.086 0:024 -0:038 -0:079 -0:089 -0:067 (In Pariser Jun. n -0:010 0:043 0056 0045 0:048 -0.016 -0:046 -0:064 -0066 -0:054 -0:030 0:004 0:044 0:087 0120 0139 0134 0102 0:052 -0:006 -0:050 -0:070 -0:062 -0:030 0:00055 0:00063 000043 0-00477 0'00381 000231 00033 0-0035 0:0029 0.0059 0:0087 0.0068 -; 0:0007..0:0007 0:0006 0:0042. 0:0048 .0:0044 129 belle Tages gemachten Beobachtungen des Dampf- net aus 25 - jährigen Beobachtungen zu Kremsmünster. Linien.) Jul. Aug. Sept. Oct. Nov. Dee. om U Li m 0:028 : -0-404 0118 -0.087 -0.051 -0095 0020 . =0.067. 0417 ° -0-109 -0:07% -0:057 0:038 -0:034 -0445 -0116 -0:079 -0.069 0025 _-0017 -0112 . -OAM -0077 -0:069 -0:006 _-0:016 _-0446. -04122 -0:069 -0:062 -0:044 .-0:030 ..-04125 -0128 -0.058 -0050 -0:074 _-0:043 -04135 _ .-0428 -0048 -0:036 -0094 . -0:078 _-0138 -O417 -0035 -004 -0:100 . -0:086. ..-0131 -0093 . -0:022. -0008 -0090 _ -0:080 _-0442 .-0055 . -0.007. 0:004 -0.064 _-0:053...-0077. -0014 . 0010. 0015 -0:016 __-0:002. .-0:027.. .00% . 00% 0027 0050 ..0061 0:035 0047. . 0035 0035 0426 0431. 0105 .. 0083 . 004. 0043 049 04192 0475 04110 . 0051 0049 0233 0229 0232 0143. 0061 0:053 0224 0232 .0%67 04180 0073. 0058 0464 04196 0%67 042 . 0084 0062 0.068 0129 0233 0226 . 0096 0.064 -0:036 0046 0470 .0M1 . 0095. 0063 -0416 _ -0:036 009 0467. 008%. 0054 -0152 _ -0:096 0012 0099 0055. 0:040 -0.138 -0427. -0:053 004 0018. 0017 -0:088 -04126 _-0:095 -0:04. -0019. -0:011 0:00269 0:00243 000917 000173 000052 000035 0.0082 00069 00135 ' 0:0059 0.0092 0-0026 00017 00014 00028 ' 00012 ' '00007 0-0005 4130 Nachdem diese Tabelle hergestellt war, suchte ich für 'alle Beobachtungs-Jahre aus den Mitteln aller Beobachtungen der ein- zelnen Monate die wirklichen mittleren Grössen, indem ich je Die folgende Uebersicht zeigt den mittleren monatliehen Jan. Febr. Mittlerer monatlicher Druck März. m 41-443 1.881 41755 1515 41-375 2:288 2,452 1844 1847 1627 2118 41-954 2.329 2.044 1795 2.094 41774 1695 2:020 Y143 41710 2:118 1.914 April. U 1884 1648 1715 1915 1'837 4717 4790 2.134 2.798 1966 2.650 2.322 2.594 2.895 2:520 2.982 2:586 2:740 2:952 2.082 2.199 2.276 2570 2:535 2:629 23-329 May. U 3:198 3-106 2.930 2,168 2.640 2.750 2:746 3.232 3-970 3360 3:280 3276 3144 3.523 3:985 3:161 3719 3:294 %-947 3-557 3.382 3.568 3-308 3:293 3466 3:210 Jun. ‚ 1:003 3581 3:346 3788 3:926 3751 1.226 14-270 1.236 3:869 3:976 3:994 5176 1'186 3-915 5:023 4.862 1:642 1:008 1,189 4444 14-248 21-144 4676 3-948 41-204 , BB nach den Beobachtungsstunden die entsprechenden Correetionen zur Reduction auf die mittleren Angaben aus der Tabelle aus- mittelte, und um diese die Beobachtungs - Resultate verbesserte. Dampfdruck in den einzelnen Jahren. der Dämpfe in Pariser Linien. Jul. Aug. Sept. Oct. Nov. Dee. m m [224 319 3390 92 902 — ae 2531. 4376. 3:462 2220 a _ 2096. 3945 3555 2.384 Pr Br 5253. 4080. 3315. .2%:832 4747 4833 3864 5007 2960 ....2:519 4:770 Bi 385 3828 3:987 2328 24180 — 4236. ::3:806 38413. %966:. 2144: 4640 459. 273 404 2635 2527 1410 2150 A818 4395 3372 2457 2423 4329 4905 3990 2533 1966 41-960 71 #804 ° 3387 3:03% ° 231% 2032 AT AM A654 35332578 4408 54140 454 4016 3477 2559 2129 5319 55436 37482068 4589 5106 5163 3992 3407 2272 . 194 5016 5158 2179 36922 2278 16541 2246 A430 3784 37189 4.993 4°652 „7a 833 37 2837 2394 184 4270 #606 3633 3460 41795 4723 2199 733 #082 2189 2857 2087 2768 #719 3947 34131: 2124 1240 4758 4670 :1.3573 3027 19457 2060 4624 505° 40706 3610 22477 4,294 2366 ATI FM 3279 1840. 1544 4697 ATI IM, 2155-0 1'894 2567 2606 37812 30%: 2175 17695 132 In den ersteren Jahren sind die Beobachtungen in den kälteren Monaten ausgefallen, da die starke Beeisung der Kugel die Angaben des Psychrometers unsicher machte; seit dem Jahre 1840 verwendeten wir in den kältesten Monaten zur Befeuch- tung der Kugel destillirtes Wasser mit Beimischung einer klei- nen (uantität Kochsalzes, welche Mischung bei einer etwas tie- feren Temperatur, als die des Eispunktes ist, gefrieret; nur muss der Lappen öfters gewechselt werden. Um zu sehen, welehe Unsicherheiten vielleicht noch in den durch die reinen Beobachtungen gegebenen monatlichen Grössen des Dampfdruckes liegen möchten, entwiekelte ich aus den Monatmitteln folgenden Ausdruck: yn — 2'907 4 0-18995 sin. (30 . n + 260 11'9) + 9-39154 sin. (60 .n + 64 94) + 8:67694 sin. (90..n + 5.138) wo yn der dem Monate n = o (Januar), 1, 2, 3, 41 (December) entsprechende mittlere Dampfdruck ist, und die überstrichenen Zahlen Logarithmen sind. Die Rechnung für die einzelnen Monate durchgeführt, folgt in erster Annäherung, in- dem ich zur Vergleichung der jährlichen Aenderung des Dampf- druckes mit dem Gange der Temperatur die aus 42 Jahren ab- geleitete mittlere monatliche Wärme beisetze Mittlerer Mittlere Dampfdruck. Temperatur. Januar. 1'607 -270 R. Februar. 1'705 -1'16 März. 1'894 2:00 April. 2374 651 May. 3242 10:48 Junius. 4463 12:92 133 Julius 1651 1428 R. August. 4517 13:70 Septemb. . 3884 10:50 Octob. 2:996 675 Novemb,. 2164 2:02 Decemb. 1:688 -0.91 Jahr. 2'907 6:20 Summe der Fehler-Quadrate = 0'0216. Wahrscheinlicher Fehler einer einzelnen Bestimmung —= 0'0298, Wahrscheinlicher Fehler der ganzen Bestimmung = 00086. Die Rechnung in einer zweiten Annäherung wiederholt, wird die Summe der Fehlerquadrate verschwindend klein, daher obige Zahlen volles: Vertrauen verdienen, Wie man auf,den ersten Blick sieht, erfolgen die monat- lieben Aenderungen des Dampfdruckes ganz gleichförmig mit denen der Wärme, der kleinste Dampfdruck im Monate der tiefsten, der grösste Dampfdruck im Monate der höchsten Tem- peratur. Unter Zugrundelegung obiger mittlerer monatlicher Grös- . sen, und Benützung der Tafel für die stündlichen Aenderun- gen des Dampfdruckes entwarf ich folgende Uebersicht für die stündliche Aenderung desselben in den einzelnen Monaten des Jahres. Mus, Jahr, Ber. XVII. 10 Stunde sonmouaPewnm 7 134 Stündliche Aenderung wobei die mittleren monatlichen Grössen, abgeleitet Jan. m 1'660 1'686 1.696 1'692 1'678 1'660 1'645 1:633 1'623 1613 1601 1'589 1578 1570 1'564 1'559 1:550 1:540 1529 1523 1'529 1'549 1'583 1'623 [224 1'607 Febr. di 1773 1801 4'815 1820 1816 1'808 1'793 1'772 1746 1747 1'690 1'670 1'656 1647 1'637 1'624 1'606 1'588 1577 1'580 1'602 1:639 1'688 1734 dd 1705 März. 1:936 1'942 1.941 1'942 1'946 1:949 1'949 1'940 1923 1904 1'880 1'865 1'854 1'846 1'835 1818 1798 1781 1777 1'788 1'817 1'855 1'892 1921 m 1894 April. m 2:375 2325 2221 2.272 2286 2326 2'373 2414 2.450 2446 2439 2123 2401 2'377 2'347 2316 2292 2:282 2295 2328 2.371 2401 2.427 2443 m 2374 May. m 3'264 3'216 3183 3177 3199 3:237 3280 3314 3330 3327 3305 3271 3228 3180 3145 3103 3093 3144 3156 3'218 3280 3321 3331 3309 m 3242 (In Pariser 135 des Dampf-Druckes, aus 25 -jährigen Beobachtungen, zu Grunde liegen, Linien. ) Jul. Aug. Sept. Oct. Nov, Dee. [2 [22 m ‚m m 679 KB 3908 3083 us 4793 2631 2584 4001 34105 2236 7A5 2613 1551 399 3142 2243 1757 2626 4534 3996 317 224 1957 2657 4533 #000 3118 2933 4750 1695 2547 4009 3124 2222 1738 2725 4560 2019 312 212 A724 4745 4595 4022 34113 2199 1709 4751 4603 1015 3089 24186 4.696 17M 12597 3996 305172470 74-684 „715 2570 3961 3010 2454 4673 2667 2519 39 297 2139 41-664 1601 256 3819 2919 2429 4653 2525 2386 3779 293 21290 1685 v7 2325 3709 2886 2413 1639 24118 1288 3612 2853 2408 4635 “a7 4285 3617 2816 2091 1630 va 33T TB 2080 16% 0583 2388 36512770 2068 1.624 27 aa TR LTE 20 6 BIT 55T BI 2082 4634 4803 8613 387292907 2109 1-648 2789 .4644...3937 2972. Ab. 67 1739 4643 3979 3037 2473: 4699 [2 m m m m U 4651 4517 3884 2:996 2164 1688 136 Man sollte vermuthen, dass die Aenderungen der Elastici- tät der Dämpfe während eines Tages gleichen Schritt mit denen der Temperatur gehen, dass der Druck derselben auf das Baro- meter am kleinsten sei um die Zeit der niedrigsten, am gröss- ten um die Zeit der höchsten Temperatur; dieser Gang findet jedoch nur in den Monaten Januar, Februar, October, Novem- ber, December, also in den kälteren Monaten statt; in den übri- gen Monaten wächst der Dampfdruck vom Minimum des Mor- gens.bis gegen. 10" Vormittags, erreicht hier ein Maximum, und. beginnt dann ohngeachtet des durch die Wärmezunahme gesteigerten Verdampfungsprozesses und der erhöhten Spann- kraft der Dämpfe abzunehmen bis kurze Zeit nach dern Mo- mente der höchsten Tages - Temperatur, worauf er wieder wächst bis gegen 8" Abends, wo er dann zu sinken beginnt und dem Minimum des Morgens zugeht; wir finden daher in den wärmeren Monaten zwei Maxima und zwei Minima. Die Erscheinung erklärt sich aus dem aufsteigenden Luft- strome, welcher entsteht, ‚so bald die Luft- und Dampf- Schichten in ihrer ‘ganzen Höhe in Folge der Wärmezunahme gehörig verdünnt sind, so dass sie aufsteigen, und oben über der noch kälteren Athmosphäre der Nachbargegend polwärts abfliessen. So lange dieser Strom andauert, wirken die in die Höhe steigenden Dämpfe mit geringerem Drucke auf das Baro- meter; mit dem Aufhören ‚desselben beginnen die Dämpfe. all- mälig wieder mit ihrer Gesammtkraft auf das Quecksilber zu drücken, bis endlich in der Nacht bei abnehmender Temperatur eine Verkleinerung der Elastieität, und durch Niederschläge wie Thau, Reif eine Verringerung der Menge der Dämpfe eintritt. Die Wendestunden im täglichen Gange der Aenderungen des Dampfdruckes sind näherungsweise I. Minimum. I. Maximum. Il. Minimum. Il. Maximum. h h h h Januar. 190 — — 2:0 Februar. 18°0 — _ 3:0 137 I. Minimum. I. Maximum. II. Minimum. Il. Maximum. h h h März. 18:0 410 20 5°5 April. 170 22:0 30 84 May. 160 218 3.0 85 Junius 15°0 215 2:5 80 Julius 150 21'3 20 80 August, 160 a4 4:0 8:0 Septemb. 170 10 30 70 Octob. 18:0 n— -—_ 5°5 Novemb. 485 — .- 25 Decemb. 185 — — 25 Das allen Monaten gemeinschäftliche Minimum am Morgen fällt nahe der Zeit der niedrigsten Temperatur, Das allen Monaten gemeinschäftliche Maximum des Abends tritt am frühesten in den kälteren, am spätesten in den wärme- ren Monaten ein. Im März und September kündigt sich das zweite Maximum um 4" Abends an, worauf schnell auch das zweite Minimum folgt, in den Monaten April bis August fällt das zweite Maximum zwischen 23" und 22", das zweite Minimum zwischen 2" bis 4", Nimmt man die Differenz zwischen den beiden allen Mo- naten zukommenden Extremen, so erhält man die mittlere tägliche Oscillation des Dampfdruckes, wie folgt: Differenz Max. — Min. Jan. 0 73 Febr. 0'243 März. 0172 April. 0.168 May. 0:237 Jun. 0'205 138 Differenz Max. — Min. Jul. 0'333 Aug. 0.318 Sept. 0-405 Oct. 0.354 Nov. 0175 Dec. 0'133 Obgleich diese Grösse keine regelmässige Periode befolgt, so sieht man doch, dass die tägliche Aenderung des Dampf- druckes am kleinsten in den kälteren und trübsten, am grössten in den wärmeren und heitersten Monaten ist; die trübsten Mo- nate sind: Januar, November, December; der September ist in unserer Gegend nach beinahe hundertjährigen Beobachtungen der heiterste Monat im Jahre; die grössere tägliche Oscillation des Dampfdruckes in diesem Monate ist eine Folge der Tem- peratur-Verschiedenheit zwischen Tag und Nacht; während näm- lich bei heiterem Himmel am Tage die Wärme den Verdam- pfungs - Prozess befördert, die Elastieität der Dämpfe steigert, erfolgt in der Nacht eine stärkere Abkühlung der Luft, eine relativ grössere Erniedrigung des Druckes und Verminderung der Menge der Dämpfe durch Niederschläge als Thau oder auch als Reif. Die gleiche Ursache rechtfertiget auch die Grösse der täg- lichen Oscillation im October. Wenn gleich in den wärmeren Monaten die höhere Tem- peratur die Elastieität und den Druck der Dämpfe am Tage stei- gert, so gehen diese doch in den verhältnissmässig viel wär- meren Nächten nicht so weit zurück. Die äussersten Grenzen, innerhalb welchen die Grösse des Dampfdruckes im Verlaufe des 139 Jahres sich bewegt, sind nach den bisherigen Beobach- tungen an unserem Orte Minimum = 030 Maximum —= 8:00, d. h, der 'Antheil der Wasserdämpfe der Luft an der Hebung des (Quecksilbers im Ba- rometer kann bis zu 8 Linien betragen. Druck der trockenen Luft. Nachdem nun der Antheil des Druckes ausgemittelt ist, welchen die Wasserdämpfe der Luft auf das Barometer aus- üben, so sollte man nach der bis jetzt herrschenden Ansicht den Druck der von Wasserdämpfen reinen oder trockenen Luft erhalten, wenn man den Dampfdruck von den Angaben des Barometers abzieht. Die nun folgende Tabelle gibt die Uebersicht der stünd- lieben Aenderungen des Druckes der trockenen Luft für die einzelnen Monate des Jahres. 140 Stündliche Aenderungen des Stunde Jan. Febr. März. April. May. Jun. h m m [224 m 0 32473 321-314 320,61. 31979 31903 3418-67 f 60 10 054 973 89 860 2 44 140.0 97 89 Sb 3 19 105 04 98 883 Ba a ER 5 459 -111..:032.:,947 870 827 cs 15 1m 07 9 89 8 Li. 174 ...480.., 046, 95a. 878005 833 8. 4726. 437.056 961. -,8°78 1848 9 178 1:42 0:64 9:69 8:86 854 10 1:79 1:14 0:70 9:74 8:93 8:64 11 1:79 13 071 976 8:99 8:70 1.2 1:80 141 071 9:75 9:02 8:73 13 1:80 140 WbL,,. 974 9:05 874 14 1:80 139 063° 972 9:06 8:75 15 176 139 063 9-75 911 875 16 1:75 1:39 0.64 9:80 9:16 876 17 175 14 0:69 9:86 9:19 877 18 1:80 1:43 075 989 921 878 19 1:86 1:47 080 991 9:21 877 20 1:92 119 083 9-91 9:19 877 21 196 1:50 083 9:90 914 875 22 1:94 1°47 0:79 9:85 9:10 872 23 1'85 1:44 072 9:83 9:06 871 [224 U m U Mm. 32472 32434 32060 31972 31898 318-60 Der Druck der trockenen Luft soll sich im Laufe eines Tages nach den Aenderungen der Wärme richten, am grössten 141 Druckes an trockenen Luft. Jul. Aug: Sept. Oet. Nov. Dee. 318°56.. 318°70..31919 32001 320:99. 324-866 853 8:65 9:09 49:87 0:89 154 8-47 8:58 897 4978 0-83 4-45 837 © 9-52 890 1970 0-80 142 827 "BA 887 1968 0:82 4-44 8-20 843°) 887 197 0:87 1:50 8.19 845 © 890 4977 0:93 1:59 822 gar) 896 1986 0:99 1:67 832 vB 1995 103 473 813 I 861 909 2005 1-07 177 85 ge 7 2018 1:09 1:80 863 "8760: 923 20418 0209 4-79 870 18821 929 2049 4:07 476 8-73 887 1934 2020 1:05 4:73 876° Hg 9:39 2018 4.03 4-68 8-77 8.94 944 | 20-18 100 4:63 "E77 7896 94520-49 1:00 1-60 875 8:98 9:48: 20:24 04°02 1.59 "87209 2030 1:08 464 867% 78:94 9517 20:34 4:43 41:70 "262 8-90 9:50 20:37 448: 2478 8:59 8:86" 9:46 20-33 1:20: 1:82 8757 8:81 9:39 20:27 447 1:82 8-57 8-76 9:30.% 20-45 111 1:75 „ m. m m 31854,..31872.. 319°%2.. 32005 34-01 324.65 sein, um die, Zeit der, tiefsten, am kleinsten um die Zeit der grössten Tageswärme. Mus. Jahr. Ber. XVII. 11 142 Die genäherten Wendestunden im Gange des Druckes der trockenen Luft sind, vergliechen mit denen der Temperatur Wendestunden: des; Luftdruckes: der Temperatur: Maximum Minimum Maximum Minimum am Morg. am Abd. am Morg. am Abd. h h h c0%.h Jan. 21:0 30 18°6 44 Febr. 210 35 179 1:9 März. 20:5 42 ## 176 22 vog “April. 495 53} 167 59825 08% May. 185 57 1542,92 27 or@ Jun. 18:0 5°5 44-7 28 004 Jul. 1575 38 :p 153 132 30 Aug. 170 ud 15°9 40 “Sept. 19:0 4-5 16:2 092.28 70ct. 0200 4:0 s+P 170 24 ‚Nov. 7240 "3:0 'e.9 184 4:9 .\ Dee. ‚215 32% ‚2 191 47 8 '"Die Wendestunden” des Luftäinekes fallen. um zwei a drei: Stunden später als die der Temperatur. ı ra "Die Erklärung dieser Erfahrung: ist ohne (Zweifel in dem auffläigenden Luftstrome 'zusuchen. . . ‘Da uns das Barometer Kundevon den‘ ae in der 'Athmosphäre ' über Ausgedehnte ‚Länderstrecken gibt,) ıs muss das Maximum des’ Druckes der trockenen Luft Ba Beginnen des “aufsteigenden (Stromes in’ den östlichen Nachbar- gegenden und ‚das Minimum‘ beim Aufhören desselben im’West am Abende erfolgen. Der‘Einfluss ‘der Jahreszeiten ist; beim Eintretten, der Wendestunden klar ausgesprochen. "Währen in den wärmeren Mönaten’ (Mai bis September) der Druck der trockenen, Luft vom Minimum am Abende regel- mässig bis zum Maklınum "arh Morgen steigt, findet m den übrigen Monaten während der Nacht ein kleiner Rückgang ‚443 statt, für, welchen es; schwierig ist, ‚eine Aufklärung zu finden; es lassen sich in. diesen, Monaten die zwei Nacht - Extreme des Barometerstandes.nicht ganz verwischen, wenn man vom Drucke der ganzen Athmosphäre den Antheil des Dampfdruckes ab- zieht. Obgleich der Betrag der Abnahme nur sehr klein ist, "im Januar — 005 Februar = 0:05 März = 0.08 | April — (004 ° October = 002 November — 009 December — 0'241, so ist diese doch nicht zufällig, da der Abnahme wieder ir die Zu- nahme folgt. : . Schon Professor Kämtz bemerkt in seinen Vorle- sungen über Meteorologie : »Da die: trockene Luft und die. mit ihr‘ vermischten Wasserdämpfe gemeinschäftlich auf das Barometer drücken, die in ‚diesem gehobene Quecksilbersäule also aus zwei Theilen be- steht, deren einer durch die trockene Luft, der andere durch die Wasserdämpfe getragen wird, so sieht man leicht ein, dass, da. ‚mit steigender Wärme die Diebtigkeit der Luft sich ver- mindert, während die Verdampfung steigt, die, täglichen Baro- meter-Äenderungen mit dem täglichen "Temperatur - - Wechsel in einem nicht’ leicht übersichtlichen Zusämmenhange stehen werden. So lange wir nämlieh nicht genau das quantitative Verhältniss der‘ beiden, zugleich aber "im 'entgegengesetzten Sinne stattfindenden ‘Veränderungen ‘kennen, lässt ' sieh nicht einmal" bestimmen , -ob der‘ Gesammtdruck mit ‘dem’ Wachsen der Wärme zu- oder ‘abnehmen wird, ‘ob’ nieht “vielleicht 'in einem ‚Theile, des. Tages. .das_ Uebergewicht. auf. der Seite der einen Veränderung, im übrigen Theile (auf ider, Seite der an- ‚deren ısei.«' uswmgust 1 u TTTu Bu 144 Der jährliche Gang des Druckes ‘der tro- ckenen Luft erfolgt ganz übereinstimmend mit den Aende- rungen der Wärme, wie folgende Zusammenstellung zeigt: Druck Temperatur der trockenen Luft. der Tut. u" Jan. :3%4°74 ı 2270 R. Febr. 21:31 „„ 116 März 20.60 + 2:00 April 4972 6:51 May. 48:98 100 1048 Jun. 18:60 12-92 Jul. 18:54 ‚ 14:28 Aug. 18:72 4370 (ia Sept. 1922 10:50 Oct, 20:05 675 Nov. 21:01 ; 2:02 Dee... 321'65 0:94; ist am. grössten! im kältesten, am kleinsten im: wärmsten ‚Monate. Die grösste Schwankung des Druckes der tro- ckenen Luft vom Maximum im dur .. = 321°96, bis zum Minimum :im Julius . . . 2.2... = 31819, beträgt nach unseren Beobachtungen .... = ‚377. Herr Director Lamont stellt in seiner Abhandlung, »Resultate aus den auf der königlichen Sternwarte bei Mün- chen veranstalteten Untersuchungen« München 1857, die sehr zu beachtende Ansicht auf, dass man.den Psychrometer-Beobachtungen eme andere Bedeu- tung. beilegen müsse, ‚alsıman bisher..gethan, ‚und begründet ‚seine Ansicht ‚in folgender (Weise: In Folge des Erwärmungs-Prozesses geht’ durch Verdam- pfung Wasser als Dampf in elastischem Zustande in die Luft über; bei einer Erniedrigung der Temperatur geht ein Theil 145 des Dampfes in Dunst: über, weleher in Gestalt kleiner Kügel- chen’ oder Bläschen’ in''der Luft schwebt. Dieser Dunst muss, wenn die ‘Luft mit Dämpfen nicht 'gesättiget ist, wieder. in Dampf, jedoch langsam übergehen, theils weil die Luft (der Dampfbildung Widerstand leistet, theils weil Wärme erfordert wird, und’ die Luft ein‘ schlechter Wärmeleiter ist; die auf ‚diese Weise vor' sich geliiende Dampfbildung wird der Verdam- pfung an: der 'Psyehrometer= Kugel ’ hinderlich‘ sein, und: ihr Bitrag thun. _ Ist nun in der Luft kein Wasserdunsl vorhanden, so wird die Dampfbildung an der Psychrometer-Kugel um so schneller vor sich gehen, je weiter die Luft vom Sättigungs- zustande entfernt ist; wir erhalten also in diesem Falle durch das Psychrometer eine Bestimmung der vorhandenen Dampf- menge. Ist aber nebst Zn Dämpfen auch Dunst in der Luft ver- breitet, so wird dieser, falls die Luft nicht gesättiget ist, einen geringen, falls ‚sie gesättiget ist, gar keinen Einfluss auf. das Psyehrometer haben. ‚Das Psychrometer dient also nieht zur genauen Messung des in der Luft ‚vor- handenen Wassergehaltes in allen Fällen, oder im Allgemeinen. Ueberdiess sind’ die‘ Feuchtigkeits- Verhältnisse der: Luft oft aneinander nahe liegenden Orten, in verschiedenen Höhen, zu derselben Zeit sehr verschieden,‘ und ‘grossen Aenderungen unterworfen. So wie wir durch das Thermometer nur von der localen Temperatur, so erhalten wir durch Jas Psychrometer nur Kenntniss von der Dampf- menge‘ des unmittelbaren Beobachtungsortes (und dieses, wie oben bemerkt, nicht in allen Fällen mit’ Ge- mauigkeit), während das Barometer uns den Zustand der auf einer ausgedehnten Länderstrecke befindlichen Athmosphäre angibt. 1u6 | Während uns ‚also das Barometer die allgemeinen Ver- hältnisse der Gesammt- Atmosphäre ausdrückt, gibt uns;..das Psyehrometer nur. Kenntniss,;von den.localen Dampfverhältnis- sen; es sind.daher beide Arten. von Beobachtungs - Resultaten in einem verschiedenen. Sinne aufzufassen, und man erhält den,wahrenDruck der trockenen Luft nicht, wenn man vom Barometerstande.den dureh das’ Psy- chrometer angegebenen Dampfdrueksabziehtun. Dass der Gang des Druckes der trockenen ‚Luft, „nach der bisher geltenden Ansicht über die Leistungen des Psychro- meters bestimmt, sowohl während des Tages in den wärmeren Monaten, als im Verlaufe des Jahres ein regelmässiger ist, er- klärt sich. aus dem Umstande , weil a) in den ‚wärmeren Monaten die, Dam bildung. mit ‚ihrem ee: Einflusse auftritt, der stärkere aufstei ende Luftstrom die Verhältnisse in der Tiefe und Höhe mehr ausgleicht, somit die Angaben des Psychrometers eine allgemeine Gültigkeit erlangen, und weil b) im Laufe des Jahres in den monaflichen Mittelgrössen sich die Verschiedenheiten der. Luft - Verhältnisse mehr auf- "heben, so dass die am Boden gefundenen Grössen den . wirklichen Zustand der ganzen Athmosphäre nahezu EIEBHR ausdrücken, während in den kälteren Monaten: bei ‚einer geringeren. Dampf- menge ein 'grösserer «bisher ‚nicht‘ ‚beachteter Betrag: von. Dün- sten in der Luft sich ‘befindet, weleher auf das Barometer ge- wiss einen, wenn gleich. bisher: nicht bestimmbaren dach nieht zu übersehenden, ; auf. das Psychrometer aber: keinen oder nur geringen! Einfluss ‚ausübt. Darin wird: der Grund.liegen, warum: «lie. Erklärung flhr täglichen ‚Aenderungen' des Druckes der ‚troekenen Luft), nach der bisher. 'geltenden Theorie bestimmt, in den kälteren,Mo- naten ‚Schwierigkeiten: unterliegt; «wir glaubten die. ‚trockene Luft der Untersuchung unterzogen zu haben, und haben''nur 147 die localen Dämpfe berücksichtiget, und ' zugleich 'noch oben- Jdrein die gleiehzeitig vorhandenen Dünste ausser Acht gelassen. —leh-vermuthe ,— dass_die- Abnahme des Druckes der Luft während ‚der Nacht besonders in den kälteren Monaten ganz vorzüglich, befördert werde, durch die in grösserer Menge vor- ‚handenen Dünste, welche anfangs mit ihrem Gewichte auf das ' Barometer drücken, später aber wegen der Temperatur-Abnahme ‚ eondensirt: und durch Niederschläge als Thau, Reif aus der ‚ Luft. entfernt werden. = Aussergewöhnliche Schwankungen des Luftdruckes. Ich habe u die mit grosser Regelmässigkeit vor sich gehenden täglichen und jährlichen Bewegungen des Luftdruckes der „Untersuchung unterzogen, und ihre Abhängigkeit von den Veränderungen: der ‚Wärme, dargethan; ausser diesen erfolgen aber fast zu allen Zeilen des'Jahres Störungen im ordentlichen Gange, welche alle gleichfalls in der Wärme, der grösseren Erwärmung einer und Erkaltung einer anderen Gegend, oder in- dem Zusammentreffen kalter mit warmen: Luftschichten wie bei Gewittern, und den dadurch bewirkten heftigen Luftströ- mungen ihren Grund haben. Zum genauen Studium dieser Störungen, benöthiget man gleichzeitige, Beobachtungen von vielen, Orten, , welche in dem, Ausdehnungskreise solcher Natur- erscheinungen liegen. 1 900 eh übergehe hier eine derartige Untersuchung, und füge ‚nur, noch einige Bemerkungen über ‚die an unserem Orte wäh- rend- (des Zeitraumes vom Jahre 1822 bis 1857 beobachteten extremen Stände des Barometers bei mit dem Bemerken,- dass bei grossen Barometer- Schwankungen die Zeiten der höchsten und ‚tiefsten. Stände,.durch Vervielfältigung der Aufzeichnungen jederzeit jziemlich. scharf aufgefasst wurden. 148: Zeiten der ın ‚den Jahren 1822 — 1857. zu Kremsmünster 'beob- achteten höchsten und tiefsten Barometerstände. nn A R 3 2 | Höchster 8 2 | Tiefster Jahres- Jahr Monat, |. R Monat, | Oseil- ge: tand. ee Stand. lation, EHER EN) 22| 330°66 116. Oet. 9841 31345 11721 15. Dee. 349132939 126: April, 116) 31498 1,4444: || 6. !März. 66) 330°44 |18. Febr. 49|,343°55...16°86. 29. Nov. 333) 327'88.140. Febr. 44| 309'86 | 18:02 29. Nov. 333] 312°97 | 18°30 7. Jan. 7| 330°10 |14. Febr. 45| 30994 | 20416 13. Jan. 13| 330°59 |26. Dec. 360| 30991 | 20:68 28. Febr. 59| 33126 | 4. Jan. 314:09 | 2047 8. Dec. 342| 32978 | 2. Febr. 33 8. Febr. 39| 32969 |23. Jan. 23| 313:79.) 15:90 29. Jan. 29| 329:99 |20. Oct. 293] 31208 | 1791 17. Jan. 17| 329-418 |26. Nov. 3301| 315°29 | 44°19 26. Dec. 360) 329-39 | 4. Jan. 315°08 | 14:31 18. Jan. 18] 330°48 |22. Febr. 531 31578 | 1470 13. Dee. 347| 329:69 |30. März. 89| 314:69 EN 5 : Oct. 278| 32909 |25. Dee. 359) 31148 | 1461 . Jan. 8 = 2 k Io. a? 14) 330:09.|28. Jan. 28| 3145-90 | 14-49 24. .Jan. 24| 32956 20. März, 6011316°54:. 1:43:05. 9. Jan. 91 330°96,| 3. Febr. 34| 314:28 | 1674 4. März. 60) 331°03 |23. April. 113] 31465 | 16:38 3. Jan. 3| 330°88 110. Oet. 288] 313°84 | 1704 %. Jan. 2) 330'46 |30: Jan. 30] 31273 | 17:73 Febr. 40| 33012 116. April, 106) 343:68 | 16:44 21. Dec. 355| 329-141 |26. Febr. 571 31159 | 17:52 .7. Febr. 38| 329°75 |31. Jan. 3141| 31477 | 1498 277. Dee. 362| 331°68 | 5. Febr. 36| 31511 | 16°57 11. März. 70! 32993 | 6. Oet. 279| 312:50 11743 12. Febr. 43|.329:84 126. Nov. 3301| 313:79 1:46:05 || 22. Dec. 356| 32954 |28. Febr. 59] 310°64 | 18:90 10. Jan. 10! 329:03 |26. Febr. 57! 311°80 | 17'23 22. März. 81| 329-93 |23. Dee. 357! 311°38 | 18°55 9. Jan, 9! 330-90 !23. Dee. 3571 311°58: | 19:32 312:98:|16°08 10. Dec. 345| 329:76 |12. März 72| 313°68,| 1608 4. Febr. 35| 329°83 125. Nov 999| 3413-19 | 16-64 8. Dec. 342| 331°52 —[000[00. | 31319 | 1687 2; Nov. 306!.329°06 | 2:4April, 92 d Januar | 20°3 Januar 13°4| 330°06 2. März. 61| 331°27 In Mittel von 36 Jahren fällt ‘das Maximum auf den 13. Januar. das Minimum auf den 20. Januar. In dem Zeitraume von 1822 — 1857 wurde der höchste Barometerstand — ‚331:68 beobachtet am 27: December 1840, welcher den mittleren unseres Ortes um 876: übersteigt; der tiefste — 309'30 am 2. Februar 1823, um 13°62 tiefer als der mittlere Stand; im ersteren ‚Falle herrschte ‚durch mehrere Tage ein leichter Ostwind bei andauernder Heiterkeit des Himmels; im zweiten Falle wehte am Boden NO, der Wolkenzug erfolgte, aus sw, die Temperatur zeigte einige Grade ‚Wärme, welche den Schnee aufthauen machte. Die meisten grossen barometrischen Extreme kommen auf der nördlichen Erdhälfte in dem halben Jahre vor, in wel- chem die Sonne eine südliche Deklination hat; in diese Zeit fallen in Folge der ungleichen Erwärmung verschiedener Ge- genden die ‚grössten Störungen im Gleiehgewichte der Luft, die grössten über ausgedehnte Erdtheile sich verbreitenden Luftströmungen. Oestliche und nordöstliche bei welchen ein hoher Barometerstand ‚stattfindet, halten ‚oft durch ‚längere Zeit an; während südliche „und, ‚südwestliche, ‚Winde mit tiefen Barometerstande. stets nur, -von. kurzer Dauer sind; ‚darin liegt der Grund, dass der mittlere Barometerstand — 323.92 näher dem mittleren Maximum —= 330°06 als dem mittlern Minimum _ _ — 31319 liegt, ‚Mittl. Maximum — mitt. Bar. Stand = + 714 ‚Mittl. Minimum: — mitt. Bar: Stand = -- 9:73. Mus. Jahr. Ber. XVII. 12 150 Die Jahres-Schwankung (Maximum — Minimum) bewegt sich für unsere Breite zwischen den Grenzen 1856 Jahres-Schwankung — 20:68 1832, .« « = 13:05 Ein bestimmtes Gesetz in der Aenderung dieser Grösse lässt sich nicht erkennen. Mittlere monatliche Extreme. Vereiniget man die in den einzelnen Monaten der J. 1822 bis 1857 beobachteten höchsten und tiefsten Barometerstände im Mittel, so erlangt man die mittleren monatlichen Extreme, wie folgt: Mittleres Mittleres Mittlere Maximum. Minimum. monatl. Oseillation. Jan. 32874 .316:06 12:68 Febr. 32814 31607. 12:07. “ März 32792 31661... „A431 April 326°32 316°45 9:87 May 326°03 317.81 8:22 / Juni 32608 31896 112 Juli 326°09 31956 6:53 Aug. 32612 319.54 6.58 Sept. 32694 318.76 8-18 Oct. 32755 316°91 10:64 Nov. 32773 31687 10:86 Dec. 328°46 31744 11:02 M. 32718 31759 9:59 Da wohl im Gange der Maxima, nicht aber in dem der Minima eine vollkommene Regelmässigkeit herrscht, so entwarf 151 ich zur Darstellung der, periodischeu Aenderung aus den Beobach- tungs-Daten folgende zwei Ausdrücke (in zweiter Annäherung); für die Maxima ’ yn = 327°48 + 0-12946 sin. (30. n 4 104 56-0) + 932483 sin. (60.n + 55 558) + 915682 sin. (90. n + 357 20°2) für die Minima yn = 317'59 + 0.20743 sin. (80.n + 255 11:0) | + 9.72987 sin. (60.n + 91 32.4) + 9.31622 sin. (90. n + 198 17-4) Diese Ausdrücke geben für n=o, 1,2... . 11 (=Dee.) Mittleres Mittleres Mittlere Maximum. Minimum. monatl. Oseillation. Jan, 32865 31650 1245 Febr, 28-47 16:09 12.38 März 27:56 46:24 11-32 . ‚April 26.52 16:84 9-68 ‚May 26-04 47:69 8-35 Juni 26:01 18:82 7:19 Juli 26:06 1975. ° 6:31 Aug. 26:27 19:60 6:67 Sept. 26-83 18:38 8-45 Oct. 27:49 17:27 1022 Nov. 27.94 16:98 10:96 Dec. 28-32 46:92 41-40 M. 32718 31759 9:59 Die Summe der Fehlerquadrate ist sowohl für das Ma- ximum wie für das Minimum = 0'000 Im Mittel tretten die höchsten Stände im Januar, tiefsten « « Februar 152 ein; die grösslen Barometer - Schwankungen kommen in den kälteren Monaten vor, besonders im Februar, wo sich schon die Aequinoetial- Stürme geltend machen ; die kleinsten in den wärmeren Monaten. Barometrische Windrose. Längst schon erkannte man den Einfluss der Winde auf die Aenderungen des Barometerstandes ; aus demselben hat der berühmte ' Naturforscher Dove sein’ Drehungsgesetz der Winde abgeleitet, und den. von .der Drehung des Windes abhängigen Gang des Luftdruckes nachgewiesen, wie ich in einer früheren Abhandlung auseinandergesetzt habe. (Siehe Beiträge zur Kli- matologie von ‚Oberösterreich in dem Jahres-Berichte des Museums - Franeisco - Carolinum 1855.) Um den Einfluss der Winde auf den: Stand des Baro- meters auszumitteln, werden seit 24 Jahren um 10% Morgens, Mittags und "2"! Abends regelmässige Beobachtungen über die Windesrichtung und den gleichzeitigen Luftdruck angestellt, mit der Vorsicht, dass zu obigen Zwecken 'nur solche Beobach- tungen verwendet wurden, wenn die Windesrichtung''an der Erdoderfläche mit dem Wolkenzuge übereinstimmte. | Die Beobachtungen geben: folgendes Rau. Bei Winden Barometer Zahl der Stand. Beobachtungen. aus N 324:86 179 NO 323:58° 1048 (0) 32296 3899 so 319'26 323 S 320:42 rs A0 SW 32198 784 W 32267 6363 NW 32378 1559 153 "Der höchste Barometerstand findet statt.bei Winden aus dem' Punkte der Windrose, welcher um wenige Grade vom Nord gegen Nordwest absteht; der tiefste bei Winden aus einem Punkte der Windrose zwischen S() und Süd. Diese Erfahrung weicht von den Beobachtungen an an- deren Orten Europa’s in so ferne ab, dass an den meisten derselben der höchste Stand bei Winden zwischen N und NO, der tiefste bei Winden zwischen S und SW eintritt, Der Grund dieser Abweichung liegt ohne Zweifel in localen Ver- hältnissen; unser Horizont ist, mit Ausnahme einer kleinen Stelle zwischen NO und O von allen Seiten mit Gebirgen wenn gleich von sehr verschiedenen Entfernungen abgeschlos- sen; das Observatorium ist gegen de W, NW, N Winde geschützt, aber den NO, O und SO Winden offen, die südli- chen Luftströmungen werden durch die sehr ausgebreiteten und mitunter bedeutend hohen norischen Alpen sehr abgekühlt. Reine Nord- und Süd- Winde sind in unserer Gegend überhaupt sehr selten; die Anzahl der Beobachtungen aus die- sen Punkten der Windrose steht zu denen aus anderen Rich- tungen noch in einem ziemlich ungünstigen Verhältnisse , so dass länger fortgesetzte Beobachtungen vielleicht noch eine bes- sere Harmonie mit den Ergebnissen an anderen Orten in mehr offenen Gegenden herbeiführen können. Uebrigens beweisen auch unsere Beobachtungen den alten Erfahrungs- Satz, dass der Luftdruck am grössten bei den kältesten aus dem Nord und dem Inneren des Continentes kom- menden, am kleinsten bei den wärmsten vom Aequator und über Meere kommenden Winden sei. Die Erklärung dieser Erscheinung ist sehr einfach ; die kalten nördlichen Winde kühlen die Luft sehr ab, diese zieht sich in ein kleineres Volumen zusammen ; in Folge dessen fliesst aus den Nachbargegenden in den oberen Regionen von allen 154 Seiten‘ Luft zu, ‘der Luftdruck wird erhöht, das Barometer steigt; während durch die warmen südlichen Winde die Tem- peratur der Luft erhöht, diese verdünnt wird; aufsteigt, und oben gegen Nord abfliesst, wodurch der Luftdruck verkleinert wird, und das Barometer sinken muss. Der mittlere Barometerstand tritt ein bei Winden, welche nahezu aus dem Ost- und West - Punkte der Windrose kommen. Kremsmünster, am 5. Juli. 1858. Altertümer aus dem Strombette der Donau, Josef Gaisberger. LEITER ER ‚uenod ıeh stiedmorta 107 yadand Yaaot »Alltertümer aus dem Strombette der Donau«? Warum nicht? Waren denn, wie Alexander v. Humboldt trefend bemerkt, die Flussrinnsale nicht von jeher das Leben erwekende, Kultur fördernde, Menschen verbindende Element, somit die Angelpunkte. entgegengesezter Strebungen, Schaupläze und Zeu- gen menschlichen Mühens, Ringens und Kämpfens? Waren sie aber das überhaupt, wird dieses Urteil nicht in eminentem Sinne von der Donau seine Geltung haben? Von der Donau, dem mächtigsten und längsten Strome Europas nach der Wolga, der in seinem schifbaren Laufe von Ulm bis zur Mündung ins schwarze Meer hundert zwanzig Flüsse, darunter vier und dreissig schifbare aufnimmt und hiedurch zur Hauptlebensader erwächst, die wie im thierischen Organismus das Blut in alle Teile des Körpers, so Leben, Nahrung, Gedeihen,, Fruchtbarkeit und Wolstand in alle umliegenden Länder und Gebiete sendet? Gründe genug warum zu allen Zeiten der Geschichte der Besiz oder Verlust der Herrschaft über diesen Strom als eine Lebens- frage aufgefasst wurde. Folgten doch schon die ältesten histo- risch bekannten Einwanderer, die Kelten, von einem richtigen _Instinkte geleitet, der Thallinie der Donau und schlugen an ihren Ufern und an den. einmündenden Nebenflüssen ihre Wohnsize auf. Berge und Gewässer, Ortschaften und Gegenden tragen noch gegenwärtig die von ihnen erhaltenen Benennungen. — Die thatkräftigen, stets den Blik auf das Praktische richtenden Römer erkannten bald auch die hohe Wichtigkeit dieses Stromes; aber ungeachtet ihrer ungeheueren Macht konnten sie erst nach dem wütendsten Kampfe mit den keltischen Stämmen zum Besize des ‚lange angestrebten gelangen. Mus. Jahr. Ber. XVII. 13 158 Zur dauernden Behauptung aller Vorteile, die ihnen der Strom gewährte und zugleich zum Schuze dieser natürlichen Nordgränze ihres Reiches bauten sie häufig auf keltischer Grund- lage fort, errichteten am rechten Ufer des Stromes auch neue Bollwerke, bezeichnend des Isters Augenbraunen, genannt (superecilia Istri) und schufen an mehreren Orten Donau- Flottilen, die scharfe Wache haltend jeder Gefahr, so vom linken d. h. germanischen Ufer drohen konnte, vorbeu- gen sollten; kurz der Besiz und die Beherrschung der Donau erschien den Römern so wichtig, dass der Ausruf: »In Danubio salus« — bald inhalt- und bedeutungsvolles Sprichwort im römischen Munde wurde. — In der That war und blieb der gewaltige Strom, der Hüter der Gränze der römischen Herr- schaft und Macht so geachtet von den Römern, dass sie dem Spender so vieler Güter des Lebens, zugleich mit Jupiter Altäre errichteten und göttliche Ehre erwiesen. !) Aber auch den am linken Donau -Ufer wohnenden Ger- manen konnte des herrlichen Stromes Wichtigkeit durchaus nicht unbekannt bleiben.” Daher rührten die oft erneuerten blutigen Kämpfe, zumal im Dazischen und im grossen mar- komanischen Kriege, der seinen Schauplaz vorzüglich an den Ufern, ja sogar auf dem Eise dieses Stromes aufgeschlagen hatte. — Später versuchten die Gothen an der untern Donau, die Allemanen an der obern sich dieses Schlüssels zum Hauptlande zu bemächtigen und oftmals färbten sich die Wellen der Donau von dem Blute der andrängenden Germanen und der abwehrenden Römer und erst nachdem der Strom dauernd überschritten und in die Botmässig- keit der Germanen gefallen, nahte auch dem weströmischen Reiche der unabwendbare Untergang. 1) Bei Risstissen im Königreiche Würtemberg fand man die Stein-Inschrift: IN H. D. D. I. 0. M. ET DANVVIO. EX VOTO PRIMANVS SECVNDI VSLL MVCIANO ET FABI..... (also vom Jare 201 n. Chr.) Orelli I. 1651, 159 Gleiche Bestrebungen, Kämpfe und Kriege sah das Mit- tel- und neuere Zeit-Alter. An der Donau herauf stürmten die wilden Avaren, verheerend und plündernd die Magyaren und noch schreklicher wütend die Osmanen und öfter als einmal drohte grosse Gefahr, dass das, was an- gestrengter Fleiss, aufopfernde Hingebung in Kultur des Bodens, in fortschreitender Gesittung, in christlichem Glauben und Leben geschaffen, an den Ufern des Stromes wieder erlösche. Doch gegen die ersten erschien Karl der Grosse als mächtiger Rächer. Am Ufer der Ens, da, wo sie in die Donau mündet, lagerte das aus Franken, Baiern, Schwaben gebildete Heer; hier wurde nach dem religiösen Sinne des Herrschers drei Tage gebetet und gefastet und der Beistand des Himmels zu jenem blutigen Kampfe erfleht, der gleichfalls an der Donau und an ihren Nebentlüssen, am Kamp, an der Raab und Theiss, ausgekämpft wurde. Die Macht des lange gefürchteten Volkes wurde so gebrochen, dass bald auch sein Name aus der Ge- schichte verschwindet. Den Magyaren trat Otto 1. und die thatkräftigen ersten Babenberger eben so glüklich entgegen und gegen die Osmanen kämpfte Oesterreichs vereinigte Macht, bald unterstüzt bald allein gelassen, Jarhunderte hindurch den aufreibendsten Kampf, rettele zweimal die hartbedrängte Hauptstadt an der Donau, und hiemit nicht nur das eigene mächtige Reich, son- dern auch Deutschland, Europa und das Christentum. Es ist für unser Vorhaben nicht notwendig, auch noch der neueren Ereignisse, von denen die Auen der Donau und die nahen Orte, Aspern und Wagram Schauplaz waren, Erwähnung zu machen, auch kann es als bekannt vorausge- sezt werden, dass zumal im Mittelalter auf dieser Wasserstrasse der regeste Verkehr, der einträglichste Handel zwischen Asien und Europa herrschte, der den »wie Perlen an den leuchtenden Faden des Flusses aneinandergereihten Städten« und Orten Leben, Blüte und einen Wolstand verlieh, der sich in den schönen 13* 160 Rathäusern, den herrlichen Münstern und andern grossartigen Prachtbauten auch jezt noch erkennen lässt, Da sonach dieser Strom zu allen Zeiten Zeuge und Schauplaz der wichtigsten Ereignisse im Kriege und im Frieden gewesen, wird es nicht befremdend erscheinen, dass in Folge dieser Ereignisse, in Folge grosser Ueberschwemmungen und ‚Unfälle jeder Art zallose Ge- genstände in seinem Bette versenkt wurden, welche uns Zeiten, Sitten und Zustände der Vergangenheit lebhaft vergegenwärtigen können. Doch wer vermöchte »zu schauen«, was in den weiten Tiefen der ganzen Donau versenkt liegt »in Nacht und in Grauen«! Nur an einer Stelle der Donau in unserm Lande ward das ermöglicht — am Wirbel. Einer der interessantesten Punkte im Donaugebiete, so weit mir es bekannt, beginnt nächst dem Städtchen Grein. Unmittelbar nach diesem verengt sich das Strombett, die steilen Felsenmassen, waldbedekt, werden höher, tretten näher heran und spalten das Flussbett. Schlossruinen und Warttürme bliken drohend von den Höhen hernieder und alle landschaftlichen Reize scheinen sich hier vereinigt zu haben. _Aber gleich wie im menschlichen Leben das Schönste gewöhnlich am schnellsten verblüht und entschwindet, so wird pfeilschnell und nicht ge- fahrlos das Schif dem herrlichen Anblike entführt. Es nahen sich hier die Stromschnellen: der Greinerschwall, der Struden und der früher, zumal bei höherem Wasserstande, mehr verrufene Wirbel. »Da kommen die Schiff in einen Wirbel, sagt der Vater der baierischen Geschichte 1); gehen gescheibweiss herumb — wenn ein Schiff nur ein wenig an einen Felsen rühret, zerstosst es sich zu kleinen Trümern.« Noch deutlicher schildert die Gefahren an dieser Stelle Münster ?): »do laufft das wasser als gerings umbher inn einem Zwirbel, gleichwie ein ungestüme Windssbraut und erwekt jhe 1) Aventini, Baierische Chronica. Frankfurt am Main. 1566. V. 597. 2) Sebast. Münster Kosmographei. Basel 1578. S. 952. 161 ein Zwirbel den andern und darnach grosse und wütende Wellen in der Tonaw, do gehend vil schiff unter mit den menschen, die zu ewigen Zeiten nickt wider gesehen werden. — Man hat an den ort oflt ein grundt völlen suchen, aber der schlundt ist also tief, dass man zu keinem grundt kommen mag, sunder es ist bodenloss. Was do hineinfallt, bleibt drunden und kompt nicht wiederumb herfür.« Märchen und Sagen, die sich hieran knüpften und in der erregten Phantasie üppig aufschossen, vergrösserten wie gewühn- lieh die Gefahren "dieser Stelle. Die eigentliche Ursache derselben war der Haustein (Houstein) ein beinahe 40‘ hoher Felsenrüken, an dem die Hauptmasse des im Struden zusammengedrängten Gewässers anprallend mit Macht zurükgeworfen und durch die immer neu ankommenden Wogen durchbrochen, nach unten gedrükt und so in eine spiralförmige in die Tiefe hinabziehende Kreisbewe- gung versezt wird. Zur Vermeidung der hieraus entspringenden Gefahren, die bei höherem Wasserstande sich vergrösserten, ward an der rechten Seite des Hausteines ein etwa sechzig Klafter langer, 5 Klafter breiter Kanal, Luegkanal, mit grossem Aufwande gesprengt und vorzüglich unter der Regierung der Kaiserin Maria Theresia bedeutend vertieft und erweitert. Wol ward hiedurch die Vermeidung der gefahrvollen Stelle bei höherm Wasserstande erleichtert, aber die eigentliche Ursache des Uebels’ nicht beseitigt. Erst in den lezten Jaren hat die Wichtigkeit der Donaustrasse für den Handel und Verkehr der ganzen öster- reichischen Monarchie und Deutschlands solche Beachtung ge- funden, dass mit ungeheuerem Aufwande die für die Sicherheit des Verkehrs dienlichen Anstalten und Einrichtungen getrofen und die Schifbarkeit des Stromes von allen Hemnissen und Gefahren befreit würde. Daher wurden — zumal bei niederem Wasserstande — die Sprengungen so wol im Luegkanale als insbesonders am Hausteine seit einer Reihe von Jaren 162 mit erneuerter Thätigkeit vorgenommen und mit so günstigem Erfolge fortgesezt, dass auch diese vor Kurzem noch so gefürch- teten Stellen ohne alle Gefahr beschift werden. !) Bei diesen mit grosser Umsicht und rüstigem Eifer fort- gesezten Arbeiten, Sprengungen, Erweiterungen und Vertiefungen fand man teils in horizontale, teils in vertikale Felsenklüfte ein- gezwängt, teils in Schlamm eingehüllt verschiedene Gegenstände, die, wenn sie gleich an und für sich keinen grossen Werth besizen, doch schon durch den Fundort interessant unsere Auf- merksamkeit in Anspruch nehmen, in so ferfe sie uns die Ge- legenheit boten, wenn auch nur im Vorbeigehen einen flüchti- gen Blik auf die Geschichte unsers heimischen Stromes und dieser Stätte zu werfen. Dieser teils im Luegkanale, teils am Hausteine gemachte Fund ‚begreift: Münzen von Silber und Bronze aus verschiedenen Zeiten, Waffen, Gerätschaften und Ge- genstände des Schmuks und mehrere Fragmente aus verschiedenen Stoffen, deren Bestimmung und Verwendung sich nicht mehr mit Sicherheit angeben lässt. — Sämmtliche Gegen- stände, von denen hier die Rede ist, befinden sich gegenwärtig im Museum Franzisco-Carolinum zuLinz, welches die aus dem Luegkanale stammenden käuflich, die vom Hausteine herrührenden als grossmütiges Geschenk vom k.k. Münz- und Antiken-Kabinete in Wien erworben hat. A. Münzen. a.) Aus dem Luegkanale: 1. Von Antoninus Pius vom Jare 160 nach Chr.: ANTO- NINUS AVG. PIVS. PP. TR. P. XXI. Belorbeerter Kopf des #) Einer gütigen Mitteilung zu Folge wurden teils ober, teils unter dem Nullpunkte abgesprengt: Am Luegkanale: 582 Kub. Kl. Am Hau- steine: 4227 Kub. Kl., wozu am Ufer ober dem Nullpunkte noch A74 Kub. Kl. kamen, 163 Kaisers. Rev. FELIC. SAEC. COS, III. Die Göttin der Wolfahrt stehend, in der Rechten den Merkurstab, mit der Linken auf eine Säule gestüzt. AR. 2. Von Gommodus vom Jare 192 n. Chr, -: L. AEL. AVREL. COMM. AVG. P. FEL. Belorbeerter Kopf des Kaisers. Rev. P, M. TR. P. XVII. IMP. VIII. COS. Vll. PP. S. C. Schrei- tende Viktoria, in der rechten einen Kranz, in der linken den Palmzweig, im Felde ein Stern. &. 1. 3. Von ‚Julia Mamaea , der Mutter des Severus Alewan- der, vom Jare 222 — 235 nach Chr. — : JVLIA MAMAEA AVGVSTA. Kopf der Kaiserin. Rev. FELICITAS PVBLICA. S. C. Die Göttin der öffentlichen Wolfahrt stehend, in der rechten den Merkurstab, mit der linken an einer Säule sich stüzend. &. 1 4. Von Philippus, vom J. 244 — 249 n. Chr. —: IMP. PHILIPPVS. AVG. Der Kopf des Kaisers mit der Stralen-Krone geziert Rev. /ETERNITAS AVGG. Ein Elephant vom Lenker geleitet. AR. 5. Von Lieinius dem Jüngern vom J. 317 — 333 n. Chr. -: LICINIVS JVN. NOB. CAES. Belorbeerter Kopf des Caesars. Rev. VICTORIA. CAESS. NN., unten: TSA; die geflü- gelte Viktoria, in der Rechten einen Kranz, in der Linken den Oelzweig. A. 3. 6. Salzburger einseitiger Pfennig von Leonard v. Keutschach; oben die Jarzal 1519, unten L., in der Mitte das Wappen, 7. - - -- - - - von Matthäus Lang v. Wellen- burg; oben 1535, unten M., in der Mitte das Wappen. 8. Öesterreichischer einseitiger Pfennig von Fer- dinand I., oben 1533, unten F., in der Mitte das Wappen. 9. PIETAS AD OMNIA VTILIS. Das österreichische Wappen, von einer sechsbogigen Einfassung umgeben. (Ferdin. II.) Rev. QVADRANS NOVVS TYROL. Der tirolische Adler stehend. Billon. 10. JOSEPHVS D. G. R. 1. S. A. G. H. BO. REX. Kopf des Kaisers (3). Rev. ARCHID. AVS, DVX BVRG. STYRIAE 1706. Doppeladler mit dem burgund. und steier, Wappen, (Silber) 164 11. JOSEPHVS D. G. R. I. S. A. G. H. B. REX. Belor- beerter Kopf des Kaisers (3). Rev. ARCHID. AVS.. DVX BVR. SIL. 1709. F. N. Gekrönter Kais. Doppeladler. (Silber. 12. FRANC. D. G. R. 1. S. A. GE. JER. R. LO. B.M. H.D. Belorbeertes Brustbild. Rev. IN TE DOMINE SPERAVI 1763. Gekrönter zweiköpfiger Adler, im Herzschilde das lothar, und toskanesische Wappen. (VII. Silber. ) 13. M. THERESIA D. G. R. IMP. GE. HV. BO. REG. 1763. Gekröntes ungar. Wappen. Rev. PATRONA. HVNGARIAE. Maria mit dem Kinde im Stralenschimmer. (Kupfer - Kreuzer. ) 14. REPVBLIQVE FRANGAISE. Büste der Republik mit der phrygischen Müze, darunter: Dupre. Rev. CINQ. CGEN- TIMES L’ AN 5. A. in einem Eichenkranze. (Kupfer. ) b.) Vom Hausteine. 1. Von Trajan, von 106 — 110 n. Chr. — : . . VAE. TRAIANO. AVG. G..... Belorbeerter Kopf des Kaisers. Ber. SP FOORNIGET. S. C. Die Friedensgöttin ste- hend, in der Rechten den Oelzweig, in der Linken das Füll- horn. &. 2. 2. Von Antoninus Pius, von 140 — 143 nach Chr. — : ANTONINVS . . . . Der Kopf des Kaisers mit der Stralenkrone geschmückt. Rev. ANNONA AVG. 8. C. Annona stehend, in der Rechten Aehren über einen Modius haltend, ın der Linken das Füllhorn, unten die Prora. A. 2. 3. Von Antoninus Pius, von 140 —143 nach Chr. — : ANTONINVS. . ). . Der Kopf mit der Stralenkrone geschmückt. Rev. SALVS. AVG. S. C. Die Göttin des Heils stehend, ın der Rechten eine Schale, nährend eine vom Altare sich erhebende Schlange; in der Linken den Speer. A. 2. 4. Von Antoninus Pius, von 451 nach Chr. — : ANTO- NINNSHR. Belorbeerter Kopf. Rev... ... COS. MILE. S. C. Annona sitzend, in der Rechten Aehren, daneben ein Modius, in der Linken das Füllhorn ; unten: ANNONA. AVG. A. 1. 165 5. Von Antoninus Pius, von 157 nach Chr. — : ANTO- NINVS . . .. Belorbeerter Kopf. Rev. ..... S.C. Die Göttin der Fruchtbarkeit stehend, in der Rechten Aehren,, be- rührt mit der Linken einen in einem Schiffe stehenden Modius, aus dem die Aehren hervordringen. Z. 1. 6. Von Antoninus Pius, von 157 nach Chr, — : ANTO- NINVS . . . . Belorbeerter Kopf. Rev... . S. €. Die Wol- fahrt sitzend, in der Rechten den Stab, in der Linken das Füllhorn. , 1. 7. DIVVS. ANTONINVS. Entblösstes Haupt. Rev. DIVO. PIO. S. C. Scheiterhaufen. Z. 1. 8. Von M. Aurelius, von 164 nach Chr. — : M. AVREL. ANTONINVS. AVYG. ARMENIACVS. P. M. Belorbeerter Kopf. Rev. TR. P. XVII. IMP. II. COS. II. S. C. Mars stehend, in der Rechten den Speer, in der Linken den Schild. &. 1. 9. Von M. Aurelius, von 173 nach Chr. — : M. AN- TONINVS. AVG..... Belorbeerter Kopf. Rev. GERMANICO BR. S. C. Germania sitzend am Siegeszeichen, ein Ger- mane stehend, mit gefesselten Händen. A. 1. 10. Von M. Aurelius, von 178 nach Chr. — : M. AVREL. ANTONINVS AVG. TR. P. XXXI. Belorbeerter Kopf. Rev, FELICITAS. AVG. IMP. VII. Cos. II. P P. S. GC. Die Wolfahrt stehend, in der Reehten den Merkurstab, in der Linken den Speer. A. i. R 11. Von M. Aurelius, von 179 nach Chr. — M. AVREIL. ANTONINVS . .. . XXXII. Belorbeertes Haupt. Rev. FELI- EITASIANG.ÜIMB: ua. S. C. Die Wolfahrt stehend, in der Rechten den Merkurstab, in der Linken den Speer. A. 1. 12. FAVSTINA AVGVSTA. Kopf der Gemalın des M. Aurelius. Rev. IVNONI. REGINAE. S. GC. Juno stehend, in der Rechten die Opferschale, in der Linken den Speer, rechts zu den Füssen der Pfau. A. 1. 166 13. FAVSTINA. AVGVSTA. Kopf der Kaiserin, Rev. MATRI MAGNAE. S. C. Gybele zwischen zwei Löwen sitzend, stützt die Linke auf das Tympanum. . 1. 14. FAVSTINA. AVGVSTA. Kopf der Kaiserin. Rev. SAECVLI FELICIT. S. C. Zwei Kinder im Lektisternium. A. 1. 15. FAVSTINA. AVGVSTA. Kopf der Kaiserin. Rev. VENVS FE ...S.C. Venus sitzend, in der Rechten ein Bildchen, in der Linken den Speer. A. 1. 16. DIVA. FAVSTINA. PIA. Kopf der Kaiserin. Rev. Od . S. C. Faustina (Diana) stehend, mit beiden Händen eine Fakel haltend. A. 1. 17. Von Lucius Verus, vom J. 165 nach Chr. — : L. VERVS ... ARMENIACVS. Entblösstes Haupt des Kaisers. Rev. \.,«.FORT. RED. - . IR. P&V, 1 IMP«1ll.11C0S u „9780: Göttin des Glücks sitzend, in der Rechten das Steuerruder , in der Linken das Füllhorn. A. 2. 18. LVCILLA. AVGVSTA. Kopf der Gemalin des L. Verus. Rev. FECVNDITAS. S. C. Fecunditas sitzend, stillt ein Kind an der Brust, zwei andere umstehen sie, #. 1. 19. LVCILLA. AVGVSTA. Kopf der Kaiserin. Rev. IVNO. REGINA. S. C. Juno stehend, in .der Rechten die Opferschale, darunter der Pfau, in der Linken der Speer. A. 2. 20. LVCILLAE AVG. ANTONINI AVG. F. Kopf der Kai- serin. Rev. PIETAS S. C. Göttin der Frömmigkeit, stehend an einem lohenden Altare, die Rechte ausgestreckt, in der Linken das Weihrauchgefäss.. 2. 1. (18 — 20 vom Jare 161 — 169 n. Chr. ) 21. Von Kommodus, v. J. 183 n. Chr. — : M. COM- MODVS ANTONINVS AVG. PIVS. Kopf mit der Stralenkrone geschmückt. Rev... . VII IMP..C..S. C. Pallas schrei- tend, schleudert mit der Rechten den Speer; in der Linken den Schild haltend., A. 2. 167 22. Von Septimius Severus, v. J. 198 n. Chr. — : L. SEPT. SEV. PERT. AVG. IMP. X. Belorbeertes Haupt. Rev. VICT. AVG. .I.-P. P. Schreitende Siegesgöttin, in der Rechten den Kranz, in der Linken den Palmzweig. AR, 23. P. SEPTIMIVS GETA PIVS AVG, BRIT. Belorbeertes Haupt. Rev. FORT. RED. TR. P. Il. COS. I. P.P. 8. C. Die Göttin des Glücks sitzend, in der Rechten das Steuerruder, in der Linken das Füllhorn, zwischen den Stüzen des Stuhles ein Rad. A. 1. (v. J. 211 n. Chr,) Ausser diesen hier bestimmten Münzen, erwarb das Mu- seum auf den bereits angedeuteten Wegen noch mehrere und zwar aus dem Luegkanale vierundzwanzig ; hingegen vom Hausteine hundert sechs und neunzig Bronze - Münzen teils der ersten teils der zweiten Grösse, leider in einem so abge- schliffenen Zustande, dass alle Versuche, die auf mechanischem oder chemischem Wege zur Entzifferung von Herrn G. Weis- häupl mit lobenswerter Ausdauer angestellt wurden, beinahe ganz scheiterten. Höchstens lässt sich bei diesen Münzen aus den wenigen noch erhaltenen Gepräge -Resten der Vorderseite noch hie und da erkennen, welchem römischen Kaiser sie wahr- scheinlich angehören. B. Waffen. Zu den interessantesten Objecten dieses Fundes gehören 1. die fünf keilförmigen Waffen aus Bronze, (Fig. 3—7) von denen 3, 4, 5 vom Luegkanale, 6, 7 vom Hausteine herrühren, — Ueber Bestimmung, Gebrauch und Nationalität dieses altertümlichen Gegenstandes herrschen noch gegenwärtig die divergirendsten Meinungen und Ansichten, Einige halten ihn für ein Opfergeräthe, für das Instrument zur Trennung der Haut oder des Felles des geopferten Thieres. Andere sahen darin ein Werkzeug zu verschiedenen häuslichem Gebrauche: 168 eine Haue zum Ackerbau, einen Meissel, ein Stemm- oder Hobeleisen zu technischen Zweken. Andere erkannten darin mit grösserem Rechte eine gefährliche Angrifswaffe, von den Engländern Ceit, von den Franzosen hache gauloise nach dem Volke genannt, dem es gewöhnlich zugeeignet wird. Da uns die ursprüngliche Benennung desselben von den Schriftstellern des Alterthums nicht aufbewahrt ist, heisst es bei den Deut- schen nun gewöhnlich: Streitkeil, Streitmeissel und erscheint was die äussere Beschaffenheit betrift, im allgemeinen in zwei Hauptformen. !): Die halbmondförmige Schneide haben beide miteinander gemein, unterscheiden sich aber wesentlich durch das der Schneide gegenüber stehende Ende. Bei der ersten ist dieses abgerundet oder breit abge- stossen; an den Seiten tretten Schaftgrathe hervor, die sich zu förmlichen Blättern oder umgeschlagenen Lappen vergrössern und den eingesteckten gespaltenen Schaft enge umfassen. Ein im unteren, Ende angebrachtes Nagelloch erleichtert die stärkere Befestigung des Schaftes, Diese Art, auch Palstab ?) ge- nannt, zugleich die älteste, bildet den natürlichen Ueber- gang zum Beile. — Die zweite Hauptform bewahrt die halb- mondförmige Schneide, mehr oder minder verengt, das untere Ende läuft in eine förmliche Schaftröhre aus, in die der Stiel (Schaft) versenkt wird, und die Waffe, der Zeit nach die jüngere geht, je mehr der Keil sich verlängert, je schmäler und beinahe spizig die Schneide ausläuft unvermerkt in die Lanze über. In beiden Formen galt sie als gefährliche An- grifswaffe zum Stich und Stoss und war zu dem Ende in einen geraden Schaft versenkt. Zuverlässig diente sie aber auch zu manchem anderen Gebrauche. Damit bewafnet erscheinen am berühmten Bronzewagen von Judenburg im Joanneum zu Graz die beiden männlichen Figuren, offenbar um den vor 1) Schreiber, die ehernen Streitkeile in Deutschland. Freiburg 1842. 2) Vergl. Leitfaden zur nordischen Altertumskunde. S. 53. 169 jedem stehenden Hirsch der Sonne zu opfern. Dass sie auch beim Bergbau Anwendung gefunden zeigt im Museum Augusto- Garolinum zu Salzburg ein gut erhaltener Bronzekeil, der mit seinem gekrümmten Schafte, stekend im Salzkerne im Dürren- berge bei Hallein erhoben wurde. Uebrigens finden sich beide Formen verschiedentlich mo- difizirt beinahe in allen nordwestlich gelegenen europäischen Ländern bis über die Alpen und Apeninen hinab, nur mit dem wohl zu beachtenden Unterschiede, dass sie wie ältere und neuere Reisende versichern, im mittleren und unteren Italien höchst selten, — vielleicht nur durch Einwanderer dahin ver- pflanzt, — erscheinen, während sie im oberen Italien und überhaupt in allen einst von den Kelten bewohnten Landstrichen eine gewohnte Erscheinung sind. Hat man doch in manchen dieser sogar die Giessformen und Schmelztiegel und somit die Giess - Stätten entdeckt, — In unserem Lande lieferten auch die Gräber zu Hallstatt bereits mehrere Exemplare , darunter einige aus Eisen und bestärken in Verbindung mit anderen Vorkomnissen in der mehr und mehr durchdringenden Ansicht, dass diese Gegenstände Erzeugnisse keltischen Kunstfleisses sind. Wie meistens sind auch die hier vorliegenden von Bronze, aus einer Mischung von Kupfer und Zinn, wofür in der Folge Zink eintrat; in noch späterer Zeit waren sie ganz aus Eisen. Die Grösse weiset die Tafel; Nr. 3 wiegt 10%%46; Nr. 4 9%; Nr. 5 41% ; Nr. 6 9%; und Nr. 7 10 Loth. — 2. Am Hausteine fand sich ein vortreflich erhaltenes, 20” langes Schwerdt, zwei Bruchstücke einer Schwerdtklinge, 7/4" und 4” lang und ein Schwerdtgriff 4” 2 lang, durch- aus Bronze, nun im k. k. Münz- und Antiken - Kabinete zu Wien; hingegen im Luegkanale das 9“ lange, 4%, Loth schwere Schwerdtfragment Nr. 10 gleichfalls aus Bronze. Es zeigt in der Mitte der Klinge jene eigenthümliche, rippenartige Erhöhung, die man gleichfalls bei keltischen Erzeugnissen zu 170 bemerken pflegt. Leider ist es nur Fragment und es fehlt der zur nähern Bestimmung so wichtige Teil: der Handgriff, der wenigstens bei den älteren Schwerdtern gewöhnlich mit der Klinge aus einem Stücke und nur durch Nieten — zwei oder vier in einen Halbkreis gestellt — verbunden ist. Hieher gehören 3. eine Lanzenspitze von Bronze 7“ lang, eine aus Eisen 91%,” lang und drei Pfeilspitzen aus Eisen, die alle am Hausteine gefunden, mit Ausnahme einer Pfeilspitze, die ganz den mittelalterlichen gleicht, im Wiener Münz- und Antiken-Kabinet bewahrt werden, \ C. Gerätschaften und Schmukgegenstände. Zu den noch immer rätselhaften Gerätschaften gehören die Sicheln aus Bronze. Ausser mehrern kleinen Frag- menten fanden sich am Hausteine auch die beiden unter Nr, 9, 11 verzeichneten grössern vor. Freilich nur Fragmente, lässt sich doch ihre Form und Beschaffenheit ziemlich genau erkennen. -— Ihre innere Weite beträgt meistens etwa 6”, ihre Breite 1%,“ und das äussere Bogenmass etwa 12”. Die eine Seite ist gewöhnlich flach, die andere fast bis zur Spitze zweifach gerippt; nach unten enden sie häufig in zwei spitzige Vorsprünge und einen Ansaz von Bronze , der sich vermutlich beim Gusse gebildet hatte und später abgefeilt wurde. Wozu dieses Geräte bestimmt war, ob um als Waffe oder als ökonomisches Werkzeug oder als symbo- lisches Todtengeschenk zu dienen; welchem Zeitalter, welchem Volke es angehöre, weiss Niemand zu sagen; nicht einmal einen matten Schimmer wirft die älteste Geschichte auf dieses dunkle Gebiet. Dass es eine religiöse Bestimmung ge- habt, oder wie andere dafür halten, blosses Symbol des Aker- baues war, das man den zur Erde Bestatteten eben so mitgab, wie die Symbole der Tapferkeit, die Waffen, bleibt einstweilen blosse Mutmassung und schwieriger ist es, sagt ein geübter 171 Forscher des Altertums , das Vergangene zu erraten, zu er- klären, als das Künftige vorher zu sagen. Doch deutet der Stof — Bronze — unverkennbar auf ein Zeitalter hin, in welchem die Gewinnung, die Verarbeitung und der Gebrauch des Eisens zu Waffen und Geräthschäften wenig oder gar nieht bekannt war. Ausser dem von uns jetzt genannten Fundorte kennt man im Lande ob der Ens noch zwei, wo ähnliche Gegenstände aus dem Schoosse der Erde hervortraten : Frei- stadt und Hallstatt und an beiden Orten unter Umständen, die es sehr wahrscheinlich machen, dass auch die Werk- oder Giess - Stätten, denen sie entstammten , nicht ferne waren. Bei Freistadt im Mühlkreise entdekte man beim Akern zufällig ein uraltes, unterirdisches Gewölbe und darin mehr als fünfzig ganz ungebrauchte Bronze-Sicheln von der oben angegebenen Form und mit diesen ‘einen Klumpen von rohem Erze. 1) In Hallstatt waren es zwei Bergarbeiter, die in einer Felsenvertiefung, etwa hundert Klafter über dem Spiegel des Sees ordentlich aufgeschichtete Sicheln, Streit- keile und Lanzenspizen aus Bronze entdekten, die durch eine in Gebirgsgegenden nicht seltene Erdabrutschung blossgelegt worden waren, ?) Ein anderer ‚Gegenstand, der sich in Gräbern des Alter- tums sehr oft findet, kam auch am Hausteine und im Luegkanale zum Vorschein: Nadeln aus Bronze; dort in drei Exemplaren zu 61%“; 5"; 20 gw Länge, jetzt im Münz- und Antiken - Kabinete zu Wien; hier in den zwei Exemplaren Nr. 1 zu 5“ Länge und 1‘, Loth Schwere; Nr. 2 5%“ lang und 1% Loth schwer. Beide sind wenig verziert, auch ohne jene Oefinung, die man an anderwärts ge- !) Kalina von Jäthenstein: Böhmens heidnische Opferpläze, Gräber und Altertümer. Prag 1856. ®) Gaisberger, die Gräber bei Hallstatt im österreichischen Salzkammer- gute, Linz 1848. 172 fundenen — vermutlich zur Durchlassung eines Bandes an- gebracht sieht. — Vorzugsweise zum Schmucke des weiblichen Haupthaares bestimmt erscheinen sie in sorgfältig aufgedekten Gräbern oftmals bei den Knochen des Kopfes, nicht nur ver- einzelnt, sondern auch zu mehreren gesellt. So fand man zu Trüllikon und Dörflingen in der Schweiz Frauen- leichen: eine mit sechs, die andere mit sieben Haarnadeln ausgestattet. Sie schienen am Kopfe so geordnet dass sie Nimbus-Stralen glichen. ) In den Gräbern zu Nordendorf trat die Eigentümlichkeit zu Tage, dass nur in Gräbern junger Mädchen, welehe durch die noch vollen und schönen Zahn- reihen kennbar waren, diese ziemlich langen Haarnadeln wahr- genommen wurden, während die doch sehr reich ausgestatteten Frauengräber dieser jungfräulichen Zierde des Hauptes er- mangelten. ?) Allem Anscheine nach dienten aber Bronze-Nadeln nicht bloss zum Schmucke des langen Frauenhaares, sondern auch gleich den Fibeln zur geschmakvolleren und bequemeren Zu- sammenhaltung des flutenden Gewandes ; wenigstens finden sich in Gräbern , insbesondere auch zu Hallstatt so lange und so schwere Nadeln, dass es unstatthaft wäre, solche Lasten dem Haupte aufgebürdet anzunehmen. Auch an Bronze-Ringen fehlte es am Hausteine nicht; doch gewähren die da gefundenen weder durch Grösse noch durch Gefälligkeit der Form irgend ein hervorragendes Interesse. Viel anziehender ist die Anticaglie Nr, 8; sie hat 412" in der Länge, 1%, Loth im Gewichte und ist zur Durchlassung einer Schnur einfach durchbohrt. Als Schärf- und Schleifstein, wie man vermuten könnte, hat der Gegenstand, der auch nir- gends die Spur eines Bruches weiset, vermöge des unbedeu- 1) Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft zu Zürich. IV. Band. 2) Combinirter Jaresbericht des historischen Vereins für Schwaben und Neuburg. 1842—45. S. 54. 173 tenden Umfanges zuverlässig nicht gedient; daher mochte er als Amutet oder schützender Talisman getragen worden sein; wenigstens fand man bei Hallstatt in vielen Gräbern auf der Brust der Gerippe keilförmige, gleichfalls einfach durchbohrte Steine von ähnlicher Grösse, die man kaum für etwas anderes halten kann. !) In dieser Ansicht werde ich auch durch die Steinart dieser Anticaglie bestärkt: cs ist Nephrit, woraus nach dem Zeugnisse namhafter Mineralogen noch gegenwärtig — vorzüglich im Oriente — Idole, Amnlete u. Ss, w. bereitet werden. Ausser diesen eben besprochenen Fundgegenständen und einigen andern ganz unbedeutenden, wohin rohe Stücke von Kupfer, von Bronze, von Blei (diese Nezgewichten gleichend) zu zählen sind, fand man im Luegkanale auch‘ zwei etwa 7“ lange Knochen eines Meuschen-Armes, eine Erscheinung, die wol die Frage löst, dureh welche Ur- sache diese manichfaltigen Gegenstände an einem und dem- selben Orte niedergelegt worden, aber auch mit der wehmü- tigsten Teilnahme das menschliche Herz bei der Erinnerung erfüllt: wie viele Menschen hier, wo die grosse Bucht am linken Ufer den bedeutungsvollen Namen: »der Friedhof« er- langt hat, mitten aus dem regesten, blühendsten Leben, un- erwartet und unvermutet in das Wellengrab mögen hinabge- sunken sein? und das im Verlaufe, nicht eines engbeschränkten Zeitraumes, sondern in mehreren Jarhunderten ? Zeigt ja doch schon ein flüchtiger Blick auf alle hier gefundenen Ueber- mn ‘) Ein ähnlicher Stein fand sich in einem Grabe zu Podmokl in Böh- men und Kalina von Jäthenstein hält ihn für einen Schmuckgegen- stand des höchsten Altertums, der an einer Schnur um den Hals oder um einen andern Teil des Körpers getragen wurde. Böhmens Opferpläze S. 151. 14 174 reste !) zur Genüge dass sie weder einem Zeitalter noch einer Nation, sondern ganz verschiedenen Zeiten und Nationen angehört, dass sie sprechende Zeugen aus vielen Jahrhunderten sind, Schon die Münzen, die bei Bestimmung der Zeit und der Nationalität immer vom höchsten Gewichte sind, erstreken sich, — soweit sie bestimmt werden konnten — auf einen sehr ausgedehnten Zeitraum ; sie gehören an teils den alt- römischen Kaisern von Vespasianus angefangen, teils den Erz- bischöfen von Salzburg und den Erzherzogen von Oester- reich im Mittelalter, teils auch den deutschen Kaisern des verflossenen Jarhunderts und der ersten französischen Republik. 1) Ausser den bereits hier erwähnten Fundobjekten am Hausteine undLuegkanale gehören noch hieher Münzen: Von Vespasian 2; Trajan 6; Hadrian 9; Antoninus Pius 7; Faustina der ältern 2; Mark-Aurel 4; Faustina der jüngern 2; Lueius Verus 1; Commo- dus 1; Septimius Severus 5; Julia Domna 1; Caracalla 5; Geta 1; . Severus Alexander 6 und zwei Provinzial-Münzen von Septimius Se- verus und CGaracalla,; dann ein Streitmeissel, 61%“ lang und eine Lanzenspize 21/,“ lang, beide aus Bronze, die gleich den eben aufgezällen Münzen vom Februar 1855 — 10. April 1854 aufge- funden, dem k. k. Münz- und Antiken-Kabinete angeboten aber mit Ausname der beiden Provinzial- Münzen nicht behalten wurden. Seidl, Archiv für Kunde österr. Geschichts - Quellen. XV. B. 5. 257. Vom Hausteine her erwarb dieselbe Anstalt in dem Jare 1857 an Münzen : Von Matidia 1; Septimius Severus 1; Fau- stina der jüngern 1; Korinth zur Zeit des Septimius Severus 1. An andern Anticaglien : 5 Streitmeissel und 5 Bruchstüke von diesen; 1 hakenförmig gebogene Kupferstange 7° lang; zwei Bruchstüke von Sicheln; 2 Beschläge; einen Henkel; ein Messer 6“ 9 lang; einen Ring ; ein Anhängsel 2" 10°‘ lang, alles aus Bronze. Dann einen Schlüssel aus Eisen; Ringe und sechzehn Bruchstüke derselben aus Bein; eme Axt aus Serpentin ; einen Wezstein aus Hornblende- Schiefer mit Granit und zwei Anhängsel aus Silber, von denen das eine beschädigt ist. Mitteilung der Direction des k. k. Münz- und Antiken - Kabinetes vom 29. Julius 1858 175 Von den andern Gegenständen weisen mehrere durch Stof und Form sogar auf vorrömische Zeiten und auf eine Nation hin, die in der Geschichte des Donaugebietes als die älteste historisch bekannte angenommen wird. — Und alle diese Zeugen der Vergangenheit hatte dieselbe gefahrvolle Stelle ver- schlungen! Zalreicher sind diese Opfer in den ältern, weniger zalreich in den mittleren, ganz selten in den neueren Zeiten, zum sicheren Beweise, dass mit der fortschreitenden Kenntniss des Stromes, der regeren Sorgfalt für seine Regulirung und Schifbarkeit auch die Gefahren dieser verrufenen Stelle ver- mindert wurden, bis es endlich den angestrengtesten Arbeiten, unterstüzt durch die Fortschritte der Wissenschaft unserer Tage gelang, auch sogar die Beschwerden zu beseitigen, welche diese Stelle der Schiffahrt noch immer darbot; ein Ergebnis, das Glück und Segeu verheissend zusammentrift mit allen jenen Anstalten und Einrichtungen, welohe Oesterreich seiner östlichen Mission Rechnung tragend, seit einer Reihe von Jaren mit vorsorgendem Sinne getrofen hat, die Verbindungen mit den Gestaden des schwarzen Meeres neu zu beleben, sein Consulatswesen im Orient neu zu organisiren und die dortigen Handels - Verhältnisse genau zu studieren !) um, wie es am 17. Mai d. J. mit Persien der Fall war, erspriessliche Han- dels- und Freundschafts-Verträge abschliessen zu können. Und jetzt, wo endlich nach langem, mühevollem Ringen die Freiheit der Schiffahrt auf der Donau errungen und gewährleistet ist, leuchtet — wenn nicht alle Zeichen trügen — wieder die Hofnung, dass der heimische Strom bei seiner so wichtigen östlichen Richtung neuerdings, wie in den blühendsten Zeiten des Mittelalters zur Haupthandels - Strasse zwischen dem produktenreichen Osten und dem gewerbefleissigen Westen sich erheben werde. Gerade so wie nach den Kreuz- zügen wird er die hundertfältigen Produkte Jer Industrie 1) Vergl. Allg. Zeitung 1857. Beil. Nr. 95. 14* 176 Deutschlands und des österreichischen Staates auf seinem Naken in das schwarze Meer tragen und von da durch die vielen Hafenstädte seiner Küste in das Innere Kleinasiens und durch Karavanen in die entlegensten Tiefen des inneren Asiens ver- senden. Hingegen werden die herrlichen, kostbaren Produkte Asiens, die man im Mittelalter unter dem allgemeinen Aus- druke »indische Güter« zusammenfasste, auf derselben Strasse unseres Stromes und seiner Nebenflüsse und von diesen zu ihren quellreichen Höhen gelangen, als Austausch, als Lohn, als Verdienst, als Lebensunterhalt für jene Tausende von ar- beitsamen Bewohnern, die sich an diesem Hauptstrome und seinen Nebenflüssen angesiedelt haben, So wird die »schön- flutende« Donau, wie sie schon von einem der ältesten grie- chischen Dichter, Hesiodus, 1) bezeichnet wurde, die wol- thätige Nährmutter von zallosen Anwohnern, die würdige Nebenbuhlerin des gefeierten Stromes Aegyptens werden, was der rörnische Dichter, der an ihren Ufern sein Vergehen bis zum Tode beweinte, in den Worten andeutet: »Gedere Danubius se tibi, Nile! negat.« *} 1) Hesiodus, Theogon. 552. 2) Ovid. Pont. IV. 10. Der Bauern-Aufruhr im Mühlviertel in den Jahren 1594 — 1597. Ein Beitrag zur Geschichte dieses Bauernkrieges. Von Julius Strnadt. Quellen: Khevenhiller: Ann. Ferdin. IV. Bd. p: 1359 — 1377, 1558 — 1601, 1121 — 1737. Raupach: Evang. Oesterreich I. Forts. p. 192 -- 199. Stülz: Geschichte von St. Florian p. 108 — 114, » » » Wilhering. Urkunden von Schlägl. » » St. Florian » im Museum sub fascic. Nr. 8171. Einleitung. Der Bauern - Aufruhr zu Ende des sechzehnten Jarhunderts entstand nicht etwa plözlich über Nacht, und ging eben so spurlos vorüber; im Gegenteile können wir seine Wurzeln und Fäden bis zum Regierungs - Äntritte K. Ferdinands I. hinauf verfolgen. Als unter dem Einflusse der Reformation — freilich gar sehr gegen Luthers Intention — in Schwaben, Franken und Sachsen der grosse Bauernkrieg entbrannte und die Bewegung alle deutschen Lande durchzitterte, da traten auch in Oester- reich unter der Landbevölkerung deutliche Symptome der Un- zufriedenheit hervor. Wärend jedoch in Salzburg die Bauern sich zusammenrotteten und unter ihrem Hauptmann Stöckl ver- heerend das Land durchzogen, blieben die oberösterreichischen Unterthanen im Allgemeinen auf dem gesezlichen Wege und wendeten sich an die Landstände um Hilfe gegen den Druck ihrer weltlichen und geistlichen Obrigkeiten. Eine solche Beschwer- deschrift aus der Mitte Juli 1525 hat uns der Zufall erhalten: es ist die »Beschwernuss der Nachparschafft vndter des Edin vnd vehstn vtzn!) herleinsperger Gebiett«, welchen ihrem vollen Inhalte nach lautet: »Zwm Erstn: Roboldt, damit wir ain ganntz jar gross genottigt und bezwungen wern, wie dieselb benent oder ge- dacht mag werden, 1) Ulrich. 180 Zwm Andern stewr, sey wir vast beschwert worden vnd zw zeyttn zwifeltigt aines Jar gemert ist wordn vber ander herrn lewit. Zwm drittn ist an Newung aufl vnss Newlig pracht wordn mit weichnachtprott, Eerung, Malgelt zw der stifftzeit. Zwm vierdtn khuchl dienst, hennen, khäs, ayr vnd ain schott har. Zwm funfftn: Es verkhauff oder khauff ainer, Muss er der herschaflt zw auffartt vnd abfartt von 10 phunten ains ge- ben, welichs sy freygelt Nennen, Zwm sechstn, sein Ettlich gütter, darauff draytdienst geschlagen ist, weliche sy nit Ertragen Noch erschwingen mügen also, das Maniger am ganntz jar sein herttarbait vmb- sunst verpringt. Auch mit der Mass werden wir vast beschwertt, Zwm sibentn hatt man Eehaltn, khnecht vnd diern bezwungnen der herrschafft zw dienen, wens Maniger selbs gross nott wer gewesen, Zwm Achtn: Muss wir jarlich 40 fl. dem khirchhern geben, welichs der Vicarj von vnss schindt vnd schebt. Zwm neuntn: wacht das ist ein hanen vnd ain layb protts vnd vmbreyttkhäss; wellichs wir dem vicarj Müssen geben vnd für an Newung halten, Item zehntens fueterhabern , welliche wir dem Ambt- mann geben Müssen, vermainen, wen der herr ain khnecht hab, er sey jm schuldig zw lonn vnd nit wir. Zwm elftn sein Ettlich gross beschwert mit der khu- nigstewr oder wienner phening, welliche wir nit leichtlich Mügen zw wegen pringen. Zwm zweliftn sein Ettlich beschwertt, die der herr- schafft hundt Müssen ziehen mit grossen Nachtayll der armen lewtt, Diese Supplik wurde am 8. Juli 1525 von den ständ. Verordnetee den Gebrüdern Herleinsberger zu Altenhof mittelst Ratschlag mit der Aufforderung zugeschikt, die Beschwerden 181 zu beantworten. One Zweifel aber verzögerte sich die Antwort und die Beschwerdeschrift blieb im Archiv liegen; es fällt da- her nicht auf, wenn die Bauern in den J. 1595 - 1597 diese . Klagen mutatis mutandis wiederholten. Was nun die religiösen Beschwerden betrifft, so müssen wir diessfalls die Ausbreitung der »reinen« Lehre in Oesterreich, und namentlich im Mühlviertel!) näher ins Auge fassen. Am 12. Jänner 1522 predigte Paulus Speratus a Rutilis in der Stefanskirche in Wien zuerst im Sinne Luthers?) Am 12. März :1523 gebot Erzherzog Ferdinand durch Mandat, alle Schriften, Bücher und Lehren »so einer genannt Dr. Martin Luther Augustiner - Ordens zu Wittenberg in Latei- nischer und Teutscher Sprach geschrieben , gepredigt und in andermännig Weeg ausgebreit« zu vertilgen.°) 1524 und 1539 wurde den Unterthanen verboten, ihre Söne und Verwandten auf die Universität Wittenberg zu schiken.#) 1524 und 1525 stand Luther mit Christof Jörger zu Tollet und dessen Mutter, sowie mit Bartlme von Starhemberg im Briefwechsel.5) Leonhart Eleutherobius (Freisleben) über- sezte zu Linz eine lateinische Schrift Dr. Bugenhagens. Um diese Zeit herum scheint die neue Lehre auch im oberen Mühlviertel Wurzel gefasst zu haben und zwar zuerst beim Adel: namentlich die Sprinzenstein undHerlein- sperger wurden die Hauptstüzen derselben. Bereits 1532 und nochmals 1541 verlangten die Stände vom K. Ferdinand freie Religionsübung und führten dem König 1) Darunter ist nur das obere verstanden, wie es damals als Viertel bestand. 2, Raupach I. Forts.. p. 12. 8) Cod. aust. II. 295. 4) Raupach 1. c. p. 50, 31. 5) Raupach ]. c. p. 25. 182 zu Gemüte: »es sind viel Pfarren ohne alle Vorgeher und Pfarrer, dadurch das gemeine Volk also gottlos und grob wird, dass es bier nicht mehr zu zaumen ist und wie das Vieh ohne alle christliche Unterweisung und Sakramente verscheiden.« 1) Obwol nun K. Ferdinand prinzipiel freie Religions- übung nicht gestattete, ja im Jahre 1544 den Grafen Georg Scehaunberg zur Abschaffung seines luth. Predigers verhielt und ‘noch 1562 den Befehl zur Austreibung der Prädikanten er- neuerte?), so verbreitete sich dennoch die neue Lehre mit grosser Schnelligkeit unter allen Ständen. Der Adel übte das jus reformandi im Kleinen auf seinen Gütern aus, besetzte seine Patronats - Pfarren mit Prädi- kanten, welche den benachbarten katholischen Pfarrern das Leben so sauer als möglich zu machen suchten. Viele Pfarren blieben aus Mangel an kath. Priestern unbesetzt oder fielen ın die Hände der Protestanten. Die kath. Geistlichen waren fast alle verheirathet; das Sakrament des Altars wurde allgemein unter beiden Gestalten ausgetheilt. Nach langen Widerstreben hatte nemlich K, Ferdinand 1. im Jahre 1556 °) auf wiederholtes Andringen der Stände den Gebrauch des Abendmals unter beiden Gestalten zugelassen. Diese Verfügung bestätigte Papst Pius IV. mit Breve vom 16. April 1564*) und erlaubte in Oesterreich und Baiern allen jenen, die es verlangen, das Abendmahl unter beiden Gestalten zu reichen, jedoch nur unter der Bedingung, dass von den Kan- zeln gelehrt werde, der Genuss des Sakraments unter Einer Gestalt habe dieselbe Wirkung. Diese letzte Klausel aber vereitelte allen Nuzen, den man von dieser Concession erwartet hatte: die Protestanten konnten 4) D.e.p- 50. 2) L. c. p. 40. 59. ®) Raupach |]. c. p. 59. 4) L. c. p. 65. 183 grundsäzlich nicht zugeben, dass der wahre Leib und das wahre Blut Christi auch unter Einer Gestalt empfangen werde, und der kath. Klerus weigerte sich in der Regel geradezu, dass Abendmal unter beiden Gestalten zu reichen. Hiervon später Beispiele. Mit K. Max II. bestieg ein eifriger Anhänger der neuen Lehre den römisch - deutschen Kaisertlıron. Er verwendete sich gleich anfangs natürlich vergebens, beim Papste um die Anerkennung der faktisch schon lange üblichen Priesterehe.') Am 7. Dezember 1567 auf dem Landtage zu Linz erhielten der Herren- und der Ritterstand die Erlaubniss, auf ihren Schlössern, Städten und Dörfern, sowie in allen Kirchen, wo sie das Patronatsrecht besizen, ihre Lehren und Ceremonien so, wie dieselben in dem Wort Gottes-und in den Schriften der Apostel gegründet und in der Augsburger Confession kurz zusammen gefasst seien, auszurichten. Dieselbe Freiheit wurde am 18. Dezember den landesfürstlichen Städten zugestanden.?) Den oberösterreichischen Ständen (aber nicht den Städten) bestätigte auch K. Rudolf IR im Jahre 1576 die Re- ligionsfreiheit. Im Jahre 1569 wurde die luth. Kirchenagende des Chy- träus eingeführt, zugleich aber den luth. Ständen zugemutet, ihre Prediger von kath. Bischöfen ordiniren zu lassen.?) — Alle diese halben Massregeln entsprangen aus dem vergeblichen Bemühen, beide Kirchen wieder zu Einer zu vereinigen. Rudolf II. (1576 — 1608) untersagte bereits 1577 die luth. Religionsübung sowol in Wien als in allen andern Städten und Märkten; den Ständen wurde strenge verboten, Bürger ihrem Gottesdienste beiwonen zu lassen. Auch diese Anord- nung erwies sich in der Praxis als unausführbar ; und nur 2 I. c..p: 12. 2) Raupach ]. c. p. 86, 94; Stülz Geschichte von St. Florian p. 90. 8) Raupach ]. c. p. 105 — 107, 184 konsequent war die Vorstellung, welche die Stände im Jahre 1585 diesenhalben dem Erzherzog Ernst machen liessen: »wie unverantwortlich von ihnen würde gehandelt werden, wenn sie ihre Glaubensgenossen von ihrem Gottesdienste ausschliessen wollten, da vielmehr ihre Christenpflicht erfordere, dem Exempel des Heilandes, welcher alle Mühseligen zu sich zu kommen eingeladen, wie auch der Apostel nachzufolgen, auch als Jün- ger Christi ihre Liebe gegen ihre Nächsten besonders in dem was der Seele Wolfart betrifft zu beweisen.« !) Obwol nun die junge Kirche aufzublühen begann, so wurde doch noch im Jare 1572 Klage geführt, dass es bald um die evangelische Kirche geschehen sei, »weilen bald einer von Wittenberg, ein ander von Schwaben, Bayern, Pfaltz, Wür- tenberg, Meissen, Schlesien gelauffen khäme, davon jeder Hahn im Korbe seyn wolte und Zänckereyen anrichtete.«?) Auch ent- standen gar bald Spaltungen. Den ärgsten Skandal machten die Anhänger des Flacius über die Controverse: ulrum peccatum originis sit ipsa hominis substantia an aceidens? sie hatten seit 1574 ihren Hauptsiz zu Effer ding unter Starhembergschem Schuz, Im Mühlviertel war von den kath. Geistlichen, die sich zur neuen Lehre hinneigten, einer der ersten der Pfarrer Simon Weingartner von Waldkirchen. Am 12. April 1547 richtete die Pfarrgemeinde eine Beschwerdeschrift an den Propst von St. Florian, weil der Pfarrer gegen den Abschied des Propstes mit den Neuerungen in der Kirche und in den Be- gängnissen fortfahre, auf den Gottesacker eine Weinschenke errichte, und dass sie ihn desshalb und weil er auch in der Kleidung und in seinem Betragen sich anders verhalte, als der Propst vorgeschrieben, nicht als Gonventbruder ansehen können. Weingartner wurde zulezt im Jare 1563 wegen Todt- schlag landesflüchtig. 1) Raupach 1. c. p. 152, 170. 2) L. c. p. 454. 185 Die Sache kam nachgerade so weit, das die Gemeinde selbst denjenigen bezeichnete, der ihr als Pfarrer gefällig sein dürfte: so erhielt 1563 die Pfarrgemeinde St. Peter (am Windberg), da sie sich gegen den Pfarrer Wilhelm von Wal- ding erklärt hatte, den gewünschten Thomas Kröpfl zum Seelsorger. Am 23. Oktober 1571 wurde der Vikar von Goldwörth Michael Hueber auf die durch den Tod des Thomas Räwein er- ledigte Pfarre Feldkirchen unter der Bedingung gesezt, das» er »die gesund rain Leer göttlichen Worts fürtrag vnd das Abendmahl nach Christi einsazung austail.« Dieser Hueber der später auch Pfarrer von Waldkirchen wurde, lebte im Ehestande,‘) reichte das Abendmal unter beiden Gestalten, und galt dessenungeachtet für einen kath. Geistlichen. Im Jare 1573 klagten sowol die Gemeinde St. Peter als auch der passausche Offizial Egidius Radler über das ärger- liche Leben des Pfarrers David Schauensteiner.- Er wurde auch wirklich abgezogen, als Gesellpriester nach Kematen ver- sezt und zulezt 1598 wieder Pfarrer zu Walding. Wie man aus der Instruktion des Propstes Georg von St. Florian für den neuen Richter zu Waldkirchen (vom J. 1580) ersieht, waren damals unter den Bauern Gottesläste- rungen, Balgereien, Saufgelage , hohes Spielen, Ehebrüche an der Tages - Ordnung. In diese Zeit fiel auch die Einführung des neuen Grego- rianischen Kalenders in Oesterreich (durch Patent vom 1. Okt. 1583 und 20. Jänner 1584); es entstand unter dem Land- volke grosse Unzufriedenheit, verkündete der Pfarrer ein Fest nach dem neuen Kalender, so hielten es die Bauern nicht. So war es namentlich in Waldkirchen, wo sich die evan- gelischen Bauern gegen die neue Zeitrechnung sträubten. 1) Am 15. Dezember 1590 kaufen Michael Hueber, Pfarrer zu Feld- kirchen und seine Hausfrau Barbara den Weingarten auf der Edt. 186 Zu Goldwörth sassen von 1866 — 1598 eigene Vikare, meist der neuen Lehre ergeben. Wie wenig erbaulich es zu Rorbach zuging, zeigt der Bericht des sog. katholischen Kaplans gegen seinen Pfarrer Michael Treppl an den Propst von Schlägl.‘) Als ihm einst der Pfarrer in Gegenwart des Propstes den Vorwurf gemacht, dass er ıhn nur dann Herr nenne, wenn er Geld bedürfe, habe er nur zur Rettung seiner Unschuld geantwortet: » Ihr seid halt eın rothbartes Diebl , Schelm und Geldnärrl !« Diese abgedrungene Aeuserung rechtfertigt er nun. , Ein Dieb ist der Pfarrer, den er ist ein Seelenmörder,, also ein Gottesdieb, weil er vor wenig Jaren öffentlich geprediget, Messe, Vigilund Seelenämter seien nichts. Er habe diese Dinge verachtet und sie zu halten verredet. Seither ist es auch in Rorbach damit vorbei. Die Pfarrholden hören weder seine Predigt, noch empfangen sie von ihm die Sakra- mente »weilen er schier alle Wochen eine neue Religion des Geiz und Bauch willen fürlehrt und selb bei keiner beständig verbleibt und sie alle nicht wissen, was sie davon halten sollen? « Er geht nie zu Sterbenden mit den heil. Sakramenten kind hat selbst seine Mutter one solche sterben lassen. Im Jahre 1585 erhielt der von Barbara von Sprinzenstein empfohlene Pfarrer von Sarleinsbach Stefan Staindl die Pfarre St. Martin. Im selben Jahre befand sich innerhalb der Klostermauern von Schlägl nur ein -einziger Gonventual, ein zweiter ver- sah die Pfarre Ulriechsberg und der Dritte »ein feiner junger Priester« Oepping.?) Damals wurde fast in allen Pfarren des Mühlviertels das »reine und lautere« Wort Gottes vorgetragen. — Es bestanden folgende Pfarren; 1. Aigen, 2. Ulrichsberg (mit der jezigen !) Stülz Gesch. von Wilhering p. 125, Note “) 2) Stülz Gesch. von Wilhering p. 148. 187 Pfarre Schwarzenberg), 3. St. Oswald, 4. Haslach, 5. Rorbach mit den Filialen Oepping und St. Wolfgang, 6. Sarleinsbach mit den Filialen St. Leonhard, Puzleinsdorf und Lembach und dem Vikariate Peilstein (mit den jezigen Pfarren Kollerschlag und Julbach), 7 Pfarrkirchen mit dem Vikariate Niederkappel und den Filialen Oberkappel, Hofkirchen und Ranaridl, 8. Kirch- berg, 9. Altenfelden mit der Filiale Feuchtenbach und dem Vikariate Neufelden; 10. St. Stefan, 11. Helfenberg, 12. Weis- senbach, 13. Leonfelden, 14. Zwettl, 15. Helmonsöd, 16. Pu- chenau, 17, Ottensheim, 18. Walding, 19. Feldkirchen mit dem Vikariate Goldwörth und den Filialen Pösenbach und St. Gotthart, 20. Grammastetten, 24. Oberneukirchen (mit ‘den jezigen Pfarren Waxenberg und Traberg), 22. St. Johann, 23. St. Peter mit den Filialen Hollerberg und Steinbruch, 24. Waldkirchen mit dem Vikariate Kleinzell und der Filiale St. Ulrich, 25. St. Veit, 26. St. Martin mit den Filialen Herzogs- dorf, Neuhaus und St. Nikolaus. Wenden wir uns wieder nach Rorbach, so können wir bereits im J. 1588 die unter der Asche ‚glimmende Glut entdecken, die später im J. 1595 in Flammen aufloderte, Am 30. Mai 1588 überreichte der Manktschreiber Niclass Prawn dem »EdIn vnnd Gestrenngen herrn hannsen von Oedt zue Liechtennau vnnd Strassfelden« die Supplik von Richter, Rat, gemeiner Bürgerschaft und der ganzen Pfarrgemeinde zu Rorbach, die er in deutscher Sprache verfasst, und bittet ihn, - selbe durch einen Procurator umarbeiten oder mündlich der Landschaft vortragen zu lassen, und sich des wahren Gottes- dienstes anzunemen,. Die Supplik besagte, es sei von Alters her bei der Pfarre Rorbach so gehalten worden, dass jeder neue Pfarrer zuerst seine Probe -Predigt habe halten »vnnd seiner Lehr Zeugnuss geben muessen. « Diesem zuwider habe der Abbt von Wilhering, der sich die Administration des Gotteshauses Schlägl anmasse, am grü- nen Donnerstag, als eben die Gemeinde in der Kirche ver- 188 sammelt war, den jezigen Pfarrer David Gebhardt eingesezt welcher vor dem Altare kniend in latein. Sprache habe schwören müssen, dass er ausser der Messe Niemanden das Sakrament des Altars unter beiden Gestalten reichen wolle. Seit mehr als 30 Jaren seien Viele, die es verlangten, ausser der Messe, die sie nicht anfechten, in deutscher Sprache unter beiden Gestalten abgespeist worden. Diess zu thun wei- gere sich der jezige Pfarrer, so dass erst neulich ein alter . Pfarrmann, der das Sakrament unter Einer Gestalt nicht habe annemen wollen, one demselben gestorben sei, sowie viele schwangere Weiber eben desshalb »vngespeister« die Nieder- kunft erwarten mussten. ) Der Pfarrer habe sich auf der Kanzel vernemen lassen, wer das Abendmal nicht nach seiner Meinung nemen wolle und sterbe, dem wolle er den freidthof sperren. Die päpstliche Neuerung, welche dem hellen Licht des Evangeliums und der Einsezung Christi zuwider sei, könnten sie sich nicht gefallen lassen, um so weniger, als man gerade mit ihnen den Anfang machen wolle. Der Pfarrer speise aber auch wärend der Messe nicht unter beiden Gestalten ab, obwol er es zu thun vorgibt: denn 1.) benedicire er den Kelch nur einmal, und dann 2.) trinke er ihn bis auf 3 oder 4 Tropfen aus und schütte einen an- dern nicht benedicirten Wein nach, »dadurch vill hundert Personen albereit betrogen worden. « Nachdem eine grosse Menge Volks den Pfarrer inständig gebeten habe, denen, so es begehrten, ausser der Messe das Sakrament unter beiden Gestalten in deutscher Sprache zu reichen, der Pfarrer aber die Gewährung dieser Bitte versagt: so bittet die Pfarrgemeinde alle Herrschaften, welche in der Pfarre Unterthanen haben, besonders Eine Ersame Landschaft der o. d. e. Lande, sie bei ihrer Religion schüzen zu wollen. Dieser Vorstellung wurde indess kein Gehör gegeben, der Pfarrer blieb in seinem Amte. 189 Auch die Aigner lagen wegen des Gebrauches des Abendmals unter beiden Gestalten mit dem Propste von Schlägl in Hader. Unterm 12. Dezember 1590 riet der Marktschreiber von Rorbach Niklas Praun, der bereits 1588 seine wühle- rische Tbätigkeit begonnen hatte und nachmals einer der Haupt- anstifter des Aufstandes 'zu Rorbach war, den Bürgern von Aigen, sie sollten sich in ziemlicher Anzal versammeln und verlangen, dass ihnen das Abendmal unter beiden Gestalten und deutsch gereicht werde; im Falle es ihnen abgeschlagen wird, sollen sie protestiren und einige Abgesandte, mit frischem Wildpret u. a. Geschenken versehen, zu den Landständen nach Linz schicken. Dass auch der Adel diesem Treiben schon damals nicht fremd war, beweist der Brief des Niklas Praun an die Aigner ddo. 19. Dez. 1591, worin er selbe der Hilfe des Herrn von Sprinzenstein versichert. , Die Aigner wendeten sich im Sommer 1591 auch an die Märkte Rorbach, Haslach, Sarleinsbach, Hof- kireben und Puzleinsdorf um Intervention beim Propst von Schlägl, damit er ihnen den Empfang des Abendmals unter 2 Gestalten und das christl. Begräbnis gestatten wolle. Von dieser Zeit an bis zum J. 1594 herrschte eine scheinbare Ruhe ; allein es war diess die Stille, welche einem Aufruhr der Natur vorherzugehen pflegt, jene Schwüle eines Sommertages, wärend ringsum am Horizonte drohende Ge- witterwolken aufsteigen: ein Donnerschlag und der entfesselte Orkan braust über das ganze Land. Mus. Jahr. Ber. XVII. 45 Der Bauern - Aufruhr. l. Abtheilung. Der Aufruhr nam seinen Anfang zu St. Peter am Windberg. Die Veranlassung ‚dazu, war die Besezung der durch den Tod des Pfarrers Joh. Anwalt. erledigten Kirche mit einem Nachfolger in, der Person des Gonventuals von St..Florian Paul Wasserleitner, Kaum war dieser daselbst im Mai, 1594 angekommen, als sich schon (10. Mai ) eine Deputation der ‚Bauern aus 12 Mann bestehend, einfand, die ihm erklärte: »er habe ihnen das heil, Sakrament auf deutsch. zu konsekriren , sie wollten weder ihn noch ‚einen, andern päpstichen Pfaffen, sondern einen evangelischen haben, der ‚ihnen. ‚»»ein teutschen. Herr Gott reiche« «,' sie ‚wollten keine Messe dulden, sondern es so haben, ‚wie es sonst-im Waldt allenthalben Brauch wäre,«, f.) Die Sprecher ‘waren : Grosswinkler , ein Unterthan ‚der Herr- schaft .‚Pührnstein, und: Christophel , . ein Sprinzenstein'scher Unterthan, der sich noch. insbesondere rümte, dass-ihm seine Herrschaft nebst den übrigen‘ Unterthanen.. befolen habe ‚ ‚den Pfaffen nur todt zu schlagen, wenn sie sich seiner in anderer Weise nicht erledigen könnten. Am 25. Mai 1594 ?) stellte sich eine grössere, aus 50 Bauern bestehende Anzal ein, deren grösster Teil betrunken t) Khevenhiller IV. 1559 u. s. f. 2) Stülz, Gesch. v. St. Florian. 108. 191 war, ı Grosswinkler nam: wieder : das Wort und‘ befal dem Pfarrer: sich: auf der: Stelle aus dem Pfarrhofezu eutfernen, wenn er nicht etwas anderes erfaren wolle. Wasserleitner befolgte am 22. Juni 1594 über wieder- holte‘ Drohungen ‚diesen Rat. Auf des Propstes Klage wurde den Wiederspänstigen ein Patent des Landeshauptmann Hanns Jakob Löbl zugeschikt, : worin die Pfarrgemeinde aufgefordert wurde, von der Rebellion abzustehen ;' widrigens ' exempla- rische Bestrafung in Aussicht stehe. Die Unterthanen erwiederten : sie hätten sich 'nur dess- halb widersetzt, weil bei allen früheren Einsezungen der Pfarr- herrn nie die Prälaten von St. Florian, sondern immer ein pass. Commissär (wegen der der Herrschaft Marsbach zustehenden Vogtei) assistirte und weil der abgezogene Pfarrer ‚sie bei Be- gräbnissen, Kindstaufen ete. überhalten habe; sie bäten daher sie bei ihrem alten Herkommen zu belassen. Diese Vorstellung konnte; "gegenüber den sprechenden Thatsachen, begreiflicher Weise keinen Erfolg haben: der Pfarrer Wasserleitner kehrte, reichlien mit Patenten unterstüzt, wieder zurück. | Am 10. Juli 1594: versammelte sich ein Haufe in der Schenke und stellte sich bewaffnet auf dem Friedhofe: auf, um den Pfarrer todt zu schlagen, der indess diesmal mit der blossen Angst davon kam. Ernstlicher gestaltete sich ‘die Bewegung in der Mitte September. ' Am 18. September 1594 schikten an 50 Bauern vom Friedhofe, wo sie versammelt waren , eine Botschaft an den Pfarrer in die Kirche und liessen ihm sagen: von Antwort seiner werde es abhängen, ob sie ihn am Leben lassen oder umbringen ‚werden. Der geängstigte Pfarrer entkam jedoch durch die Sakristeitür und begab sich unverzüglich nach St. Florian. — Als der Pfarrer ihnen entkommen, külten die Bauern am Pfarrhofe,, den Dienstboten und dem Schulmeister ihren Mut. 15° 192 Wasserleitners Nachfolger, Andreas Schnobrich, erging es nicht besser; er wurde am 8. April 1595 nach einigen Verhandlungen militärisch aus der Pfarre transportirt. Heimlich hatte er aber, da er merkte, worauf es abgesehen, die Kirche gesperrt und die Schlüssel zu sich genommen. Seit diesem Tage wurde bis in den August 1597 kein kath. Gottesdienst gehalten. Dann sezten die Bauern einen Prädikanten Hanns Werndl ein, der anfangs auf dem Friedhofe, dann aber, nach- dem der Schlosser von Neufelden die Kirche hatte öffnen müssen, in der Kirche predigte; am 22. Juni 1595 wurde auch ein neuer Schulmeister aufgenommen. In ähnlicher Weise ging es zu Waldkirchen, dort wurde der Pfarrer Michael Hueber am 19. Mai und 2. Juni 1595 von den Bauern überfallen, und musste, obwol krank, sich flüchten. 1595. Ebenso ging es in den übrigen Pfarren zu. In der Pfarre Sarleinsbach hatte sich Benedikt Gstättner als ein fanatischer Anhänger der neuen Lehre hervorgethan. Er war früher 12 Jahre Pfarrer zu Peilstein, kam aber dann nach Sarlensbach, wo ihm Hanns Sprinzenstein ein ihm ge- gehöriges Haus zur Wonung anwies (1594). Gstettner bemäch- tigte sich sogleich der nahen Filialkirche $. Leonhart;; die er als Tummelplaz zu seiner wütenden Diatriben gegen die kath. Kirche und ihre Grbräuche missbrauchte: die Messe sei Abgötterei, vom Papste und andern Kezern erfunden; die Messpfaffen aber seien als Abgötterer und Verfürer an allen Orten zu verjagen und auszurotten; Oelschmieren sei wohl für alte Leute gut, aber nicht für Kinder; mit brennenden Lichtern in der Kirche wolle man Gott verblenden; das Fronleichnamsfest sei pure Abgöt- terei und Gaukelei, den Christus lasse sich nicht in ein Kotterl oder Gewölb, wie ein Uebelthäter einsperren. 193 Wenn die neue Lehre schon früher viele Freunde zälte, so lässt sich leicht denken, zu welchen Auftritten solche rohe Angrilfe auf die kath. Religion und Geistlichkeit führen mussten. Am 16. Jänner 1595 um 8 Uhr Abends kam ein Volks- haufe zum Pfarrer von Sarleinsbach, Leonhart Huber ‚!) schalt ihn einen Seelenmörder und Diebsplaffen, zerschlug Türen und Fenster, verlezte den Pfarrer schwer am Kopfe , wärend ihm einer eine Stichwunde in den Arm versezte. Bei einem zweiten Besuche drohte der Haufe nach den gräulichsten Schmähungen, ihn seiner Abgötterei und Kezerei wegen zu erschiessen, zu erwürgen. Zulezt wurden abermals Türen und Fenster zertrümmert, ins Haus geschossen, dann abgezogen unter der Drohung, im Pfarrhofe alles, was Leben hat zu erwürgen, wenn nicht in 8 Tagen alle Päpstler sich entfernt haben. Kein besseres Loos erwartete ihn zu Peilstein, wohin er gezogen war und seinen Nachfolger in Sarleinsbach, Caspar Jaubinger.?) i Nach solehen Vorgängen, wie oben beschrieben, stand indess der Freih. Alexander von Sprinzenstein ‚nicht an, dem Propste von St, Florian den Gstettner auf die durch den Tod des Stefan Staindl (13. März 1595) erledigte Pf, St. Martin vorzuschlagen, (19. März 1595) ein Benemen, von dem man nicht weiss, ob man es für Naivetät oder Unverschämtheit oder für beides zugleich halten soll. In Rorbach verlangten von dem Pfarrer David Geb- hardt (seit 1588 Nachfolger des Michael Trepl) am 18. Juni 1595 die Pfarrleute einen Prädikanten Augsb. Confession, sie wollen die Sakramente von keinem empfangen, der Messe lese jedoch sei ihm erlaubt, vor oder nach dem Exerzitium des 1) Seit 1585 Nachfolger des auf die Pfarre St. Martin versezten Stefan Staindl. %) Stülz Gesch. von Wilhering. 166 -—— 167. 194 ‚Prädikanten die Messe zu lesen. Wolle er in diese Forderungen nicht 'einwilligen, so würden sie ihn nicht weiter als Pfarrer ‚anerkennen und auch die pfarrlichen Einkünfte nicht reichen, er ‘habe alsdann sogleich den Pfarrhof'zu räumen und sein Heil anderes wo zu versuchen. Die Wortfürer waren Wolf Maggauer und Niklas Praun. Der Pfarrer 'erholte sieh‘ nun bei dem Propste von Schlägl Rats, welcher ihm jedoch am 21. Juni 1595 zurückschrieb: er könne sich auf Neuerungen: nicht einlassen ; hätten jedoch die Rorbacher gebürende Beschwerden, so sollen. sie selbe am geziemenden Orte anbringen. Sobald die Antwort des Propstes ruchbar wurde, (23. Juni) musste der Pfarrer den Pfarrhof räumen; die Kirchen - und Sakristeischlüssel wurden dem Schulmeister anvertraut. Auf Anlangen des Propstes erliess am 27. Juni 1595..der Landeshauptmann ein Patent an die rebellische Pfarrgemeinde, worin die Betreffenden ermant wurden, sich bei Leibes- und Lebensstrafe vor Zusammenrottungen zu hüten und den Pfarrer nicht weiter zu belästigen. Zugleich wurde den Herrschaften Falkenstein (Heinrich von Salburg); Pührnstein (Leonard senior von Harrach), Sprinzenstein (Fr. Alexander, Sigmund und Hanns), Lichtenau (Fr. Hanns von Oed), Hochhaus (Herleinsberger), Marsbach (Passau), Gözendorf»(Hanns Christof v. Oed) und Berg (Rödern) bei hoher Strafe aufge- tragen, ihre Unterthanen zum ‘Gehorsam anzuhalten, und die Rädelsführer festzunemen. Hanns Georg Rechberger, Landrichter bei der Landeshauptmannschaft wird ‚abgefertigt, den Pfarrer zu beschüzen. Ein Ausschuss der Pfarrgemeinde hat am 6. Juli vor dem Landeshauptmann in Linz zu erscheinen, woselbst sich ‚auch (der Propst v. Schlägl und der Pfarrer von Rorbach einfinden sollen. Am 2. Juli 1595 erschien. nun.der Landrichter Hanns Georg Rechberger zu Rorbach. Daselbst hatten sich Fl. Alex. von Sprinzenstein, Heinrich von Salburg, Hanns Christof von 195 Oedt, Hieronymus Schluchs von Grub; Friedrich‘ Dörffer, Pfleger zu Pührenstein und Georg v. Tattenbach , Pfleger 'zu Marsbach im Rathhause versammelt ; ausserdem waren aus allen umliegenden Pfarren über 1500 Bauern, mit Seiten- und wun- derlichen Oberweren gerüstet, auf den Plaz zusammengerottet. Der. Landrichter verlas vom Rathausbalkone "herab das Patent, die Bauern hörten ruhig zu, bis er beim Verlesen auf den Punkt kam »es seien die Rädelsführer in allweg zu erkun- digen und zu bestrafen.« Da erhob. sich ein grosser Tumult, die Bauern schrien: »Ein Büchsen her, : da seins alle die Rä- delführer bei einander, kompt zu vns herunter.» Indess been- dete der Landrichter, one sich im Geringsten beirren zu lassen, die Vorlesung des Patents. Als er aber nun vom’ Rathause-in das Salburg’sche Haus gegangen war, liefen die Bauern bewaffnet vor dem Hause, zusammen und begerten mit grossen Ungestüm die Auslieferung des Landrichters. Heinrich von Salburg , Hanns Christof v. Oed und andere ständische ' Mitglieder begaben sich unter die aufgebrachten Bauern und suchten sie zu beruhigen, allein sie wurden immer gereizter. und drohten, wenn man nieht den’ Pfarrer sogleich abschafle,, so würden. sie sich den Landrichter und die anwesen- den Adeligen mit Gewalt aus dem Hause holen, Nur mit Mühe und heimlich gelang es dem Ehindriöhler und Pfarrer nach Schlägl zu entkommen. Kurz. vor diesem Vorfalle hatte der Landeshauptmann zwei ständ. Mitglieder, ‘Sigmund von Pollbheim und Hanns, Schifer, ins. Mühlviertel geschikt ‚..die..ihm die Versicherung ‚brachten, die Bauern seien nur in ‚der. .Religion beschwert und bitten desshalb um Rat, Hülfe und Beistand. | Bekannt ist, dass jene Stände , die sich zur netien Lehre bekannten, die Bauern heimlich unterstüzten. oder, mindestens doch unbestraft liesen. — Noch 1595 schikte Joachim Stängl von Waldenfels und Reichenau einen gewissen Falkinger ins 196 viertel, um den Bauern seinen Beistand zusichern zu lassen, wenn ihre Absichten gegen die Pfaffen gerichtet seien, So berichtete am 8. Juli 1595 der Hofschreiber Wolfgang Hackl an den sich damals zu Friedberg aufhaltenden Propst von Schlägl , es ver- laute, dass der Freih, Hanns v. Sprinzenstein sich zum Bauernhauptmann erwälen lassen wolle. Uebrigens bemerke ich. hier noch vorläufig, dass nach der Vertreibung des Pfarrer David Gebhardt zu Rohrbach der Prädikant Martin. Huber eingesezt wurde, der in einem Me- moöriale ddo. 2. Jänner 1596 '»ein unmässiger und zertrunkener Mensch« genannt wird. Im Juli 1595 zwangen die Bauern von St, Peter und Waldkirchen unter Grosswinklers Anführung die Florian'schen Unterthanen ‘am Windberg' bei Leib- und Lebensstrafe zu sihnen zu schwören, Am 30. Juli zogen die Rebellen 3500 Mann stark bewaffnet nach Waldkirchen und nötigten alle zum Anschlusse. Der Schulmeister musste ihnen den Weg nach dem pass. Markte Neufelden zeigen; nachdem sie dort ‘den. gehassten Pfleger Abraham Eder nicht fanden, be- sezten sie den Markt und zwangen die Bürgerschaft mit Ge- walt zum Mithalten. Hierauf ging es nach Altenfelden, wo bereits über 1000 bewerte Bauern zusammen gelaufen waren; der Pfarrhof, den der Bischof von Passau mit 19 Mous- quetiren hatte besezen lassen, musste ihnen übergeben werden; der Pfarrer und Dechant Sebastian Kugelmann flüchtete sich über Neufelden. Von da zogen die Bauern nach Pfarrkirchen und verjagten den dortigen Pfarrer, der bereits vor 2 oder 3 Wochen durch Zusammenrottung geängstigt worden war. Am 2. August rückten die Bauern in Rorbach ein, woselbst ihnen die Bürgerschaft zufiel; zwei Bürger Georg Walther und Christof Tas, welche nieht mithalten wollten, wurden jämmer- lich geshlagen und verjagt. Hierauf zogen die Bauern, bei 6000 Mann stark , gegen Schlägl, zwangen die Unterthanen zum Anschlusse, verjagten „Aue. in Aigen und Ulrichsberg Pfarrer und Schulmeister (Fr. Hanns und Fr. Georg), wobei auch die Neufeldner als Suc- eurs waren. Die Pfarre Aigen wurde damals vom Stiftsprior Fr. Johann Stögherr versehen. Die Bauern forderten: 1. Ein- sezung eines Prädikanten, 2. Abschaffung der lateinischen Sprache bei der Messe, namentlich wollten sie nicht dulden, dass der Schulmeister Augustin Perkhofer lateiniseh singe ; 3. Auslieferung des Geschüzes, der Rüstungen und Waffen. Widrigens drohten sie gegen das Kloster Gewalt zu brauchen. Im October 1595 wurde zu Ulriehsberg wirklich gewalt- sam ein Prädikant eingesezt. Von hier ging es nach den rosenbergschen Markt Haslach, welcher durch Abgrabung des Bennnenwassers zum Anschlusse genötigt wurde, ‚Die Bauern sprachen nun unumwunden ihre Absichten aus: alle Papisten zu verjagen , zugleich aber auch alle Klöster und Sehlösser zu zerstören. In ihrer brutalen Weise äusserten sie sich: den vertriebenen Pfarrer von Rorbach David Gehhardt falls sie ihn erwischen sollten in 4 Stücke zu hacken , und je 1 Viertel an den Kaiser, Landessauptmann, Bischof von Passau und Propst von Schlägl zu schiken. N] m — Wärend dieser Vorfälle, die bei dem gleichzeitigen Aus- bruche des Türkenkrieges um so ungehindeter vor sich gehen konnten, als sich die Bauern vieler gegen die Türken bestimm- ten Rüstungen und Waffen bemächtigt hatten, begab sich Propst Wenzel von Schlägl nach Prag, um bei dem Kaiser Hilfe zu suchen. Er hatte am 16. Juli 1595 vom Propste Georg von St. Florian einen Gewaltsbrief sammt 30 fl. Reisezuschuss , so wie eine Abschrift der Vorgänge in Waldkirchen und St, Peter erhalten, Am 23. Juli 1595 erliess der Landeshauptmann ein offenes Patent an alle Obrigkeiten und Pfarrgemeinden im Mühl- a :) viertel, worin es heisst: täglich Jaufen Berichte ein, dass Pfarr- leuten sich zusammenrotten und den Landfrieden stören, die Rüstungen, die ‘doch zum Widerstand gegen den Erbfeind in Bereitschaft gehalten wurden, von Obrigkeiten verlangen. ı Da- durch machen sie ihre Sache schlecht und sich selbst strafbar. Sie sollen durch einen Ausschuss ihre Gravamina vor- bringen, aber sich inzwischen aller Gewalithätigkeiten ent- halten, die Obrigkeiten dagegen wurden angewiesen, die Waffen nicht auszuliefern. Wie viel diese Ermahnung fruchtete , zeigen die Vor- gänge vom 30. Juli bis 2. August. Am 23. Juli 1595 überreichte Propst Wenzel, der inzwi- sehen in Prag angekommen war, seine Supplikation an die röm. kais. Majestät. Er erzält hierin die Vorgänge in Rorbach bis zum 2, Juli, die uns bereits bekannt sind, ebenso die in Aigen, und stellt die allerunterthänigste Bitte um erstliches Einsehen, Abhilfe und Schuz des Stiftes in seinen alten Gerechtsamen. Nachdem zu gleicher Zeit der Landeshauptmann nach Hof berichtet hatte, wurden die Anzeigen dem Statthalter Erz- herzog Mathias und der niederösterreichischen Regierung zur Aeusserung zugeschikt. Nach Rücklangung des Gutachtens er- gingen am 24. August 4595 vier kaiserl. Mandate: * Zu Folge des ersten sollen alle Prädikanten »so weder von der Landschafft noch sonsten denen Land-Leuten bestellet noch bewust, auch keine Dienste hätten, sonder sich nur sonsten‘ heimlich ins: Land und voraus zum gemeinen Bauers- mann einschleiehen und: zu aller Ungelegenheit Anreizung thäten und alle Landsknechte, die sich zum gemeinen Mann schlagen, binnen 8 Tagen als «Zerstührer des gemeinen Friedens» bei Leibs- und Lebensstrafe abgeschaflt werden. « Rudolf m,/p. Johann W. Freymann. ad mandatum J. Englhofer. 199 Im zweiten wurde dem Landeshauptmann verwiesen dass er ein so weit aussehendes und über Jar und Tag wären- des Unheil nicht eher nach Hof berichtet habe. Das dritte erging an die Obrigkeiten und Herrschaften im ‚Mühlviertel: Leonhart senior von Harrach zu Pührnstein, Freih. Alexander, Sigm. und Hanns von Sprinzerstein und zu Neuhaus, Freih. Hanns von Oed zu Lichtenau, Hanns Christof von Oedt zu Gözendorf, Hieronymns Schluchs zu Grab, Christof Hörizer zu Steinbach, Hanns Neithart zu Gneissenau, Heinrich v. Salburg, Pfleger zu Falkenstein, Artstettersche Erben zu Helfenberg, Carl von Gera (zu Eschelberg) und Wolf von Sehallenberg. Der Kaiser sei zu seinem Befremden in Kenntnis gesezt worden, ‘was hochsträfflicher, muetwilliger Aufruhr sich der Pfarrmenigen In Michel Viertl vnsers Erzherzogthums Oesterreich ob der Ennss wider Ire Orderliche Pfarrer vnd Seelsorger, auch thails die Obrigkheiten selbst vndterstannden. »Nachdem diese gefärliche Rebellion und Zusammenrottung schon durch längere Zeit andauere, so habe sie unmöglich den Ständen verborgen bleiben können. Obwol sie sich in Stillung dieses Aufruhrs sehr saumselig benommen haben, so wolle man doch für diessmal noch von der Strafe Abstand nemen. Dagegen haben sie sich sogleich zu versammeln und Mittel zu beraten, damit alsbaldt ein Fleekhen vnd Pfarrmening nach der andern vnd allso alle sammtlich zu gueter ruhe vnd friden gebracht .vnd dass wesen wiederumb gestillt werde.« Darnach sollen aber auch die Beschwerden der Unterthanen wider die Geist- lichen oder Andere untersucht , und wenn gegründet beseitigt werden. Beigefügt ist die Warnung: sollte dieser Auftrag nicht befolgt werden oder sollten gar Obrigkeiten heimlich mit ihren Unterthanen halten , so werden sowol jene als diese zum war- nenden Exempel strenge bestraft werden. Zugleich wurde der Bischof von Passau ersucht, seinen Klerus durch ein offenes Generale ernstlisch zu ermanen, 200 dass die Geistlichen ihrestheils durch ärgerliches Leben, hizige Predigten oder sonst auf ‚andere ungeziemende Weise zu Zu- sammenrottungen nicht Anlass geben, sondern sich friedlich, ruhig und still verhalten und dem gemeinen Mann ein gutes Exempel und heilsame Lehre vorhalten; diejenigen aber, so etwa durch» allerlei Mittel sich verhasst gemacht, des lieben Friedens willen ehestens abberufen und diese Orte mit andern tauglichen, sittsamen, friedlichen Seelsorgern versehen zu lassen. Das vierte Mandat erging an alle Pfarreien und Unter- thanen, die aufgefordert wurden, von ihren Zusammenrottungen abzustehen und sich ruhig zu verhalten mit der Verheissung, allen gegründeten Beschwerden abzuhelfen. Der Landeshauptmann erliess nun auch seinerseits am 7. September 1595 ein Patent an die Gemeinden des Mühl- viertels: von Sr. Majestät würden eigene Commissarii der Un- ruhen wegen hingeschikt werden, um die Gravamina der Un- terthanen an Ort und Stelle zu untersuchen. Mitglieder dieser Kommission waren : a) kath. Seits: der Abbt v. Kremsmünster, Freih. Leonhard senior von Harrach (als Ersazmann Freih. Alex. von Sprinzenstein auf Neuhaus kais. Reichshofrat) und der Vicedom ob der Enns. b) evang. Seits: Georg Achaz von Losenstein, Freih. Weik- hart von Polheim und Hanns Christof Geumann. Diese Kommission sollte zusammentreten, sobald bei den Unterthanen aus jeder Pfarre, Herrschaft, Flecken und Gemeinde ein ‚oder mehrere Ausschüsse gewält worden seien, welche die Beschwerden gegen Geistliche und Weltliche zu verfassen haben. Nötigen Falls solle den Unterthanen ein tauglicher be- eideter Advokat vor Gericht bestellt werden, Die Beschwerde- schriften sollten von Sprinzenstein vor Gericht gebracht , in- zwischen aber mit der Hauptkommission weiter geschritten werden. Die Kommission versammelte sich auch wirklich (in Sprin- zenstein) gegen Ende September, obiwol bei weitem nicht in allen Gemeinden Ausschüsse gewält worden waren, 201 Am 22. September 1595 machte der Landeshauptmann dem Freih, Alex, v. Sprinzenstein bekannt, dass er »den Ma- gister Wolffen Perger geschwornen Hofprokurathoren« zur Entgegenname der Gravamina der Unterthanen verordnet und befohlen habe, dass derselbe one Verzug zu ihm (Sp.) reisen solle. Sprinzenstein möchte die Bauern persuadiren, dass sie in Religions - und politischen Sachen alle Thätlich- keit einstellen, keine Seelsorger aufstellen, Kirchen eröffnen sollen, indem sie dadurch ihre Sachen nur ärger machen würden. Die Gravamina sollen bald zur Hand gebracht, mit Sprinzensteins Relation nach Linz geschikt, und in Bälde zur Hauptkommission geschritten werden. Dagegen könne auf den Antrag Sprin- zensteins, die kais. Patente in ihrer Ausführung zu verschieben oder zu «mindern» nicht eingegangen werden. Der Prokurator machte (25. September) seiner Instruktion nach, um die Beschwerden der Unterthanen entgegen zu nemen, einen Anfang zu Neufelden, wo er auch die Schriften em- pfangen. Hierauf begab er sich nach Altenfelden, wo er schon den Tag zuvor (24. Sept.) durchgezogen, und ein 4 Bogen starkes Meinoral voll Beschwerden empfangen, aber in der Eile noch nicht durchgelesen hatte. Daselbst hatten sich nur wenige Pfarr- leute, ‚wol aber viele gut bewerte Leute aus der Pfarre Ror- bach, mit denen jedoclı weder er, noch sie mit ihm ein Wort gesprochen, eingefunden und miteinander eine lange Unterre- dung gepflogen. Endlich erklärten doch die von Altenfeld en, es diessmal bei der auf Befehl der kürzlich hier durchgereisten Kommissarien und ständ. Verordneten Sigmund Ludwig von Pollheimb und Hanns Schifer verfassten und dem Freih. von Sprinzenstein zugestellten Schrift bewenden zu lassen ; im übrigen gedächten sie des Zeitlichen nichts weiter vorzubringen und würden one Wissen ihrer Obrigkeit nichts vornemen. Der Prokurator kehrte hierauf nach Sprinzenstein zurück, ging dann am 28. September 1595 nach Sarleinsbach 202 und weiter... Die Bauern hielten indessen dem ' kaiserlichen Patente trozend öffentlich ihre Zusammenkünfte. Wie es den Herren von Sprinzenstein mit ihren eigenen Unterthanen ergangen, erfahren wir aus 2 Schreiben des Freih. Alexander von Sprinzenstein an den Propst, von Schlägl und an Ulrich Herleinsperger zu Hochhaus und Alten- hof ddo. Sprinzenstein 29. Sept. 1595: Am 26. und 27. September 1595 liess er die kaiserl. und landeshauptm. Patente, Generalien und Mandate durch den ernvesten wolgelerten M. Wolfen Perger geschwornen Hofpro- kurator des landeshauptmänischen Gerichts zu Linz — seiner Bauerschaft vorlesen, unter Aufzälung mehrerer warnender Bei- spiele aus derlei Aufruhren, mit der Aufforderung, ihre Be- schwerden ihm oder dem Prokurator zu übergeben. One Zweifel war Freiherr voe Sprinzenstein überzeugt, seine Unterthanen würden onediess keine Beschwerden vorbringen; indess wurde er sogleich enttäuscht. Die Bauerschaft forderte, dass dem alten Urbar nachge- lebt und sie mit keiner Neuerung beschwert werden sollten. Im alten Urbar aber fand sich, dass die Bauern der Herrschaft Sprinzenstein gerade in früherer Zeit grössere Lasten zu tragen hatten, als damals. Die Bauern entfernten sich mit dem Versprechen in 3 Tagen, nemlich am nächsten Montag, ihre Beschwerden vorzubringen. Schliesslich wurden sie noch aufgefordert, sich in der Zwischenzeit aller Zusammen- rottung zu enthalten. Wie es scheint, änderte jezt auf einmal Sprinzenstein seine Meinung, Er bemerkt in seinem Briefe an Herleinsperger: »Ob nun diese widersezung auf das Geistlich Allan oder auch weltlich vnnd da es nun auf sein eigenes Interesse ankam, politischen gehorsamb zu uerstehen, khan Jeder vernünftiger abnemen.« Es sei bekannt, dass nicht wenige Unterthanen seit langen Jaren her sich über vorgegebene Steigerungen im Dienst, Zehent, Robbot, Steuer, »Rist und Muster, Frey -, 203 Zu- und Abfarth, Lehen, Erb, hauss, heurat, Schult; Quittung, auch andere Brief! vnnd fertigung, Tax, wie mit verhor, bschaw , Straf, Hochzeit, Tisch, zergelt,, Geiaidt, Hundssfuer, Sonnderlich mit Abschlagung oder zu teurem vorhalt des lieben getraidten in bekhleminger zeit vnnd hungersnot« be- schwert und damit gegen ihre Obrigkeiten prozessirt hätten. Zu Anfang dieses Aufstands habe man die Religion vorgeschoben, sei aber jetzt auch auf diese gravamına geraten. Auf eine Anfrage erwiedert er: er wisse weiter nichts als was schon der Kaiser und Landeshauptmann befohlen : die Herrschaften sollen die Rottungen verbieten, dagegen die Be- schwerden anemen; die Bauern sollen Ausschüsse erwälen, der Obrigkeit namhaft machen und dem Landeshauptmann, den Kommissarien oder Herrschaften benennen, sieh dann vor die Hauptkommission stellen, welche bis zur erfolgenden kaiserl. Resolution gebürliche Handlung pflegen werde. '' Wärend dieser Verhandlungen bemächtigte sich eine Sehaar , 300 Mann stark, des Schlosses Ranaringl| und nü- tigte den Pfleger , sie aus der Rüstkammer mit Waffen, Pulver und Blei zu versehen. I. Abtheilung. Bisher hatten sich die Unruhen auf das Mühlviertel be- schränkt, jezt aber teilte sich die Bewegung almälıg dem ganzen Lande mit. In den ersten Tagen des Oktobers 1595 standen auch im Hausruckviertel, namentlich in der Umgebung von Peuerbach , die Bauern allenthalben gegen ihre Obrigkeiten auf. Achaz von Hohenfeld wurde von den Bauern in seinem Schlosse zu Peuerbach belagert. Der Hauptanführer der Bauern im: Hausruckviertel war Lazarus Doppler »ein verdorrbener Bauern Prokurator«, wie ihn Khevenhiller nennt. Die Bauern erklärten one Scheu, dass sie sich darum zusammen gerottet, damit sie die grossen Neuerungen, so bei 30 Jaren her über sie gekommen seien, abbrächten: unter 204 welchem, Vorwande sie dann zu Hunderten, ja zulezt zu Tau- senden das Land durchzogen und Alle zum Anschlusse be- wogen oder zwangen, auch nach ihrem Gutdünken an vielen Orten evangelische Prediger einzezten. Selbst den Städten und Märkten war nicht mehr zu trauen und zu Ende Oktober befand sich wirklich fast die ganze Bauernsehaft des Hausruckviertels im vollen Aufstande. Ueberall wurde unter Androhung des Kopfabschlagens aufge- mant. Vergebens suchten. die Kommissarien zu unterhandeln; denn die. Bauern fühlten sich stark genug zum Widerstande, oder namen am folgenden Morgen zurück, was sie am Vor- abende zugestanden hatten. Unter diesen Umständen WELEHE sich. die Verord- neten am 8. Oktober 1595 in Linz zur Deliberation, zu wel- cher auch der Propst von Schlägl eingeladen worden war. Welche Beschlüsse gefasst wurden, ist nicht bekannt. Inzwischen sammelten sich um Grieskirchen viele Tau- sende und lagerten sich zulezt 3000 Mann stark bei Peuerbach im Felde; die Kommissarien, welche mit dem Versprechen der schleunigsten Abhilfe aller gerechten Beschwerden an sie ab- geschikt worden, würdigten sie keiner Antwort. Der Landes- obrist Weikhart von Pollheim, welcher mit einiger Mannschaft gegen sie beordet wurde, erlitt am 13. Oktober 1595 bei Neumarkt eine Schlappe und sah sich zum Rückzuge ge- zwungen : wodurch den Bauern der Mut dermassen wuchs, dass sie weder von den Ständen, noch vom Kaiser was hören wollten, Am 14. Oktober 1595 erliess der Landeshauptmann ein Mandat, womit alle Städte, Märkte und Ortschaften ihrer den Rebellen geleisteten Gelübte, weil gezwungen und widerrecht- lich, entbunden wurden. Denen, die sich von den Rebellen sondern, wurde vollkommene Straflosigkeit zugestanden; denen aber, die beim Aufruhr verharren,, mit exemplarischer Strafe gedroht. Alle, getreuen Unterthanen endlich wurden aufgefordert , zur gegenseitigen Hilfe fest zusammen zu stehen. Diese Er- 205 klärung sollte alle Sonn- und Feiertage von der Kanzel ver- lesen werden, eine Anordnung, deren Ausführung mit augen- scheinlicher Lebensgefar verbunden und daher auch meist un- terlassen wurde. Am 15. Oktober 1595 erliess der Landeshauptmann an alle Herrschaften ein Rundschreiben mit der Aufforderung, sich mit Reitern und Fussgängern, so viel aufzubringen sind, zu rüsten, um gegen die Rebellen im Hausruck - und Mühlviertel mit Gewalt einzuschreiten, damit der Aufruhr nicht auch in’s Machland- und Traunviertel sich verbreite. Ort und Zeit des Aufbruches wird seiner Zeit bekannt gegeben werden. Jede Obrigkeit habe anzuzeigen, wie stark sie zu Ross und zu Fuss aufkommen könne. Durch verkleidete Späher sei auszuforschen, welche ‚Personen in jeder Pfarre die Rädels- führer seien und ob dieselben one Gefar können eingezogen und die Geheimen des Bundes erforscht werden; ferner, welche Kriegskundige die ‚Bauern haben und ob Ausländer darunter seien. Die Berichte hierüber sind durch eigene Boten zu schiken. Inzwischen war Freih. Reichart v. Starhemberg im Namen der Stände nach Prag abgesendet worden, sowol um dem Kaiser zu berichten, dass die Stände beschlossen hätten , sich den Rebellen entgegenzusezen, zu welchem Ende bereits ge- rüstet würde, als auch um Sr. Majestät um nachdrückliche Hilfe durch Kriegsvolk und Proviant anzugehen. Der Kaiser erliess sonach am 20. Oktober 1595 durch die niederösterrei- chische Regierung eine lezte Abmanung an die rebellischen Bauern in den 2 Vierteln, von denen er habe vernemen müssen, dass sie sich wieder erhoben hätten, traf auch zugleich die Verfügung, dass aus den angrenzenden Provinzen die nötige Mannschaft mobil gemacht würde. Der Landeshauptmann hatte noch am 22. Oktober 1595 die Rebellen zum Auseinandergehen und Gehorsam in diesen Mus. Jahr. Ber. XVII. 16 206 N gefärlichen Kriegsläuften aufgefordert; am 23. Oktober aber die Obrigkeiten beauftragt, Listen der gehorsamen und ungehorsamen Unterthanen vorzulegen ; den ruhig Heimkehren- den sollten sie einen Schein geben (um sie von den Rebellen unterscheiden zu können) und sie ihre Beschwerden vorbringen "lassen. Vor allem sollten jedoch die Obrigkeiten selbst Recht und Gerechtigkeit gewissenhaft üben. Am 27. Oktober 1595 benachrichtigt der Landeshaupt- mann den Propst von Schlägl, dass die beiden Kommissarien M. Wolf Perger und Gumpelsheimer angewiesen worden seien, allen Fleiss anzuwenden, die Rebellion zu stillen. In das Mühlviertel werde ehestens eine Besazung gelegt werden. Inzwischen war den Bauern die kaiserl. Resolution bekannt geworden, und hatte sie ın einen solchen Schreken gesezt , dass sie am 18. Nov. 1595 durch eine Deputation von 50 Bürgern von Grieskirchen, so wie durch den Stadtschreiber Martın Stängl von Wels fussfällig bei den Landeshauptmann um Frieden bitten liessen. Der Landeshauptmann bewilligte einen Stillstand unter folgenden Bedingungen: 4, die Aufständischen sollen ihre am 13. v. M. und später gemachten Gefangenen , namentlich die zurückbehaltenen Gei- seln Balthasar Voglsanger, Adam Aizinger und Leonard Prai- tenberger, nach Linz stellen ; dagegen sollen ihre Gefangenen vom Hausruck - und Machlande, die auf dem kais. Schlosse liegen , losgegeben , und alle Feindseligkeiten‘ bis zur aller- höchsten Resolution eingestellt bleiben. Indess bis zur genauen Erfüllung dieser Bedingungen werden Ulrich Auracher und der Marktschreiber Christof Rödlhammer, beide von Schwanns als Geisseln zurückbehalten. 9. Die Unterthanen haben sich nach Hause zu begeben, ihrer Obrigkeit zu gehorsamen und die Herrenforderungen zu reichen. Dagegen können beide Parteien Ausschüsse an den Kaiser schiken und ihre Beschwerden vorbringen. 207 Diese Urkunde unterzeichneten : Hanns Löbl , Landeshaupt- mann; ‘Luz, Freiherr von Landau; Weikhardt, Freih. von Poll- heim; Christof Struz; Abbt Burkart von Lambach; Pr, Hermann von Waldhausen ; Sigm. Ludwig von Pollheim; Hanns Wilhelm von Zelking; Hanns Christof Geumann ; Hanns Schifer ; Mathias Winkler; M. Georg Eisenmann, Die Bauern gaben wirklich ihre Gefangenen frei, worauf am 23. November 1595 die Obrigkeiten und Unterthanen ver- mant wurden, bis zur erfolgenden allerhöchsten Resolution Frieden zu halten. Mit Patent vom 28. Nov. 1595 wurden die Stände auf- gefordert, am 11. Dezember zu Linz bei Strafe von 200 Du- katen zur Beratung zu erscheinen, um den nach Prag bestimm- ten ständischen Bevollmächtigten Herrn von Zelking mit einer Instruktion zu versehen. Jeder Landmann soll seine Unter- thanen zusammen rufen, sich von jedem einen Gehorsams- revers geben lassen, die Weren abnemen und ein Verzeich- niss der Renitenten zur Versammlung mitbringen. Auch die Märkte sollen Bevollmächtigte nach Linz schiken. Am 6. Dezember 1595 erschien ein kaiserliches Mandat, wornach alle Bauern ihre Waffen nach Linz abzuliefern und am. 10. Jänner 1596 durch einige Abgeordnete ihre Be- schwerde schriftlich in Prag zu überreichen haben. Dieses Mandat wurde am 22. Dezember mit dem Beifügen verlautbart, dass die Unterthanen ihre Weren immer in die nächste Stadt ab- zuliefern haben. Auf den 30. Dezember 1595 wurde neuerdings eine ständische Versammlung anberaumt, um die auf den 10. Jänner vor Se. Majestät eitirten Deputirten mit Instruktionen zu ver- sehen. 1596. Am 11. Jänner 1596 gaben die zur Stillung des Auf- ruhrs bestellien Kommissarien Georg Zettrin von Khinnigsberg 16* 208 und der Reichshofrath Paul Garzweiller bekannt: Der Kaiser habe auf ihren Antrag am 22. Dezember 1595 beschlossen, dass die Bauern ihre Seitengewere und Häckl behalten dürfen, alle übrigen Waffen aber bei strenger Ahndung binnen 14 Tagen ausliefern müssen. Als Deputirte nach Präg wurden erwält: 1. Für den Prälatenstand: die Aebbte Johann und Martin von Kremsmünster und Garsten, 2. aus dem Herrenstande: Weikhart von Polheim, und Hanns Wilhelm von Zelking,, 3. aus dem Ritterstande: Jacob Aspan und Christof Stautz von Stätten, 4. aus den Bauern: Hieronimus Huebmer und Mathias Winkler. Diese 8 Deputirten langten zu Anfang Jänner 1596 in Prag ein, woselbst ihnen 2 Doctores Juris als Referenten zugeord- net wurden. Nachdem der Ausschuss der oberen 3 Stände ein weitläufiges Memorial übergeben hatte, worin nachgewiesen werden wollte, dass die Bauern zu ihrem gewaltsamen Aufruhr gar keine Ursache gehabt hätten: überlieferten die 2 Abgeord- neten der Bauern ebenfalls ihre Supplikation, in welcher sie anfangs im Allgemeinen die Ursachen des Aufstandes zu ent- wickeln versuchten, hierauf aber die vorzüglichsten Gravamına . gegen die 3 obern Stände aufzälten. Diese betraffen hauptsächlich die hohen Abgaben an die Obrigkeiten, Robot, Steigerung des Frei- und Rüstgeldes, Küchendienstes, Zapfenmostes, Zehents etc. und stimmen im Allgemeinen mit den Beschwerden vom J. 1525 überein. Zulezt kam die Beschwerde in Religionssachen wieder die Prälaten und Pfarrherrn,, allda müssten sıe die augsburger Konfession verleugnen, Reverse geben, werden sonst abgestiftet die heiligen Sakramente werden nicht nach der Einsezung Christi gereicht, die, Friedhöfe zum Begräbniss one alles Läuten ver- sperrt. Die Begräbnisse müssen sie hoch mit Gelde bezahlen oder werden ın die Schindgruben geschafft, Die Kopulationen, 209 Taufe , Beicht etc. -hoch gesteigert; wovon man früher 4 pf., müsse man jezt 4 fl. reichen ; ein Gesellpriester muss oft 3 bis 4 Kirchen besingen, Wärend man in Prag die Abhilfe der Klagepunkte beriet, war der Aufstand neuerdings ausgebrochen, Benedikt Gstättner, einst Pfarrer von Peilstein, nun ver- heiratet, gredigte zu Anfang des Jahres 1596 noch in der Filiale S. Lienhart bei Sarleinsbach. Auch zu Altenfelden befand sich fortwärend ein Prädikant. Die Stiftungen wurden sowohl von den Herrschaften z. B. Herleinsperger, als auch von den Bauern eingezogen, die Kirchen beraubt, Ent- sprungene Mönche und Nonnen wurden mit Freuden aufge- nommen und geschüzt, dagegen wurden die Katholiken an der Abhaltung ihres Gottesdienstes gehindert, auch kein Zehent entrichtet. Die Lutherischen hatten fast lauter neue Agenden, und unter diesen Umständen durfte der Bischof von Passau es nicht wagen, eine Visitationsreise zu machen. In einem Memoriale des Propstes von Schlägl (1596) werden die Rädelsführer aufgezält. Die 3 Häupter waren: Gstettner, dann Hanns Werndl (zuerst Pfarrer in Engelhartszell, dann zu Kapell, seit 1595 Prädikant zu S, Peter und der Marktschreiber von Rorbach Nikolaus Praun. -— Andere Rädelsführer waren: Häbringer Waxenberg), Grosswinkler (Pührenstein), Hintringer (Eschelberg), der Hörleinsperger'’sche Bartlme, der Tofferl zu Vierling; Mathäus Kapeller, Wolf Maggauer, Georg Hondil und Wolf Auberger zu Rorbach; Hanns Pfeser zu Zaglau (der später bei Gramastetten ge- henkt wurde), der Toffel zu Baureut, Graf im Stangl, Stefan Schiffer, dann Stefan Plakholm , Wolf Schlägl und Hanns Schartner zu Ulrichsberg, Hanns Mairhofer zu Rudol- fing, Christof Forstner und Sebastian Eiberl zu Aigen; alle schlägl'sche Unterthanen, ‚Vertrieben waren die Pfarrer von Aigen, Ulrichsberg, Peilstein , Rohrbach, Sarleinsbach , Pfarrkirchen , Altenfelden, 210 St. Peter und Waldkirchen. Prädikanten sassen zu Ulrichs- berg und Aigen, Rorbach, St. Lienhardt, Hofkirchen, Altenfelden, und St. Peter. Auf anderen Pfarren z. B. St. Martin, Feld- kirchen, St. Johann enthielten sich die Pfarrer der Messe und anderer katholischen Ceremonien. s Am 1. Februar 1596 erliess der Landeshauptmann eine abermalige Aufforderung an die Bauern zur Ablieferung der Waffen. — Sie wurden dessungeachtet nur zum geringsten Teile abgeliefert. Der Propst von Schlägl deponirte am 30. März die Waffen seiner Unterthanen auf dem Schlosse zu Linz. Am 9. Februar befanden sich die zur Entgegenname der Beschwerden verordneten Kommissarien M. Perger und Gum- poltshammer zu St. Peter, wohin sie gegen 12000 Unter- thanen erfordert hatten. Am 10. machten sie sich auf nach St. Johann und Gramastetten zu ziehen, jedoch nicht über die Donau, da die Kommissarien für das Hausruckviertel sich zu Eferding befanden. Am 6. April 1596 erfloss die bereits erwänte kaiserl. Resolution: der Kaiser habe erfahren, dass die Bauern den kais. Fürhalt an die Ausschüsse durch den Reichshofrat und das Dekret — worin befohlen wird, die Weren abzulegen und Reverse zu geben, — nicht geachtet und höchstens die schlechtesten Waffen abgeliefert werden; die Inleute und Knechte gar keine ablieferten, dass Unterthanen Weren kaufen, vor Obrigkeiten nicht erscheinen, keine Herrenforderungen leisten, die erlegten Seheine erstrecken sich nicht einmal auf die Hälfte Waffen von den Personen, die beim Tumulte zu Grieskirchen nur aus den 2 Vierteln gewesen. Er sezt noch einen peremptorischen Termin von 14 Tagen. — Auf die 32 Besehwerden wird erwiedert, dass die abzuordnende Kommis- sion, den Grund oder Ungrund derselben untersuchen werde. Diese Kommission soll bestehen aus 5 Räten (1 Reichshof- rat, 4 Rat der niederösterreiehischen Regirung, 1 aus der Kammer, 4 Landrat, 1 Klosterrat) und 5 zur Fällung des 211 Urteils. Der Religionsbeschwerde dagegen wurde mit keinem Worte gedacht. Am. 2. Mai suchte Propst Wenzel von Schlägl beim Landeshauptmann um ein Patent nach an die Pfarrleute in Aigen, Ulrichsberg und Rorbach; dass diese ihren künftigen Pfarrern die Gaben ungeschmälert reichen sollen. Gleich darauf, am 22. Mai 1596 sezten Richter, Rat und Pfarrgemeinde zu Sarleinsbach gewaltsamer Weise einen Prädikanten ein; dasselbe geschah zu Peilstein. Der Bischof von Passau wendete sich an den Landeshauptmann, der durch ein Patent die Abschaffung der. beiden Prädikanten anordnete, Allein die Pfarrgemeinde entschuldigte sich damit ‚’ dass sie über Jar und Tag keinen Seelsorger gehabt, welcher Jun- gen und Alten die pfarrlichen Recht der hochwürdigen Sakra- mente mitgeteilt hätte so dass viele one dieselben hätten ab- scheiden‘ müssen ; nun hätte sich die Pfarrgemeinde und Bür- gerschaft an Passau gewendet, aber von da eben so wenig als von dem Pfleger Georg Tättenbeck zu Marspach als Vogtherrn einen Bescheid erhalten. Sie haben daher zu Pfingsten 1596 einen alten betagten Priester, so vom Bamberger Bistum ordinirt, die drei Feiertage über den Gottesdienst halten lassen und ihm eine Wonung in einem Bürgerhaus zu Sarleinsbach ihrem Herrn v. Sprinzenstein gehörig eingeräumt und bis zur erfolgten 'kais. Resolution den Gottesdienst halten lassen. Dadurch wollten sie aber das Bisthum Passau weder an Pfarrlehenschaft noch Vogtei präjudieiren, sondern sie hätten den Priester aus ihrem Seckel bezalt und in einem Bürgerhaus einquartirt, da der Herr von Tattenbach (Pfleger vom Marsbach) den Pfarrhof einem Fleischhauer eingeräumt hätte. Die Bauern wurden immer unruhiger, leisteten ihren Obrig- keiten keinen Gehorsam und verbanden sich unter einander, in die Städte und Märkte so lange Korn, Vieh und Viktualien nicht zu liefern bis sie von denselben Pulver und Waffen erlangt hätten. Wie aus einem Schreiber des Propstes Wenzel von Schlägl an den 212 Landeshauptmann vom 14. Juni 1596 erhellt, wurden damals zu Aigen und Ulrichsberg 2 Prädikanten 'erwartet; in Aigen traf! auch wirklich bald darauf der evangelische Prediger Joachim Ostertag von Augsburg ein, Derselbe bemächtigte sich sogleich der Kanzel und hielt von derselben zündende Predigten gegen die Herrschaft der Katholiken, Ungeachtet ihm bereits am 7. August 1596 vom Propste bedeutet wurde, binnen drei Tagen den Markt zu zerlassen , so hielt er sich dort bis in’s Jar 1597. Dass unter solchen Umständen keine Giebigkeiten ent- richtet wurden, versteht sich von selbst, der Hofschreiber Hackl von Schlägl wurde an der Einhebung des Zehents namentlich in Klaffer und Ulrichsberg mit Gewalt verhindert. Zu Ende Juli 1596 fingen die Gewaltthätigkeiten der Bauern, be- sonders gegen Rorbach und Aigen wieder an. Bei S. Peter standen 3000 Mann in der ausgesprochenen Absicht, ihren Brüdern im Hausuckviertel im Notfalle zu Hilfe zu kommen. Die inzwischen erschienenden kais., Mandate vom 13.1) und 21. Juni, worin die Bauern aufgefordert wurden, bei Ver- meidung strengster Strafen die Waffen abzuliefern und ihre Beschwerden vor den in Kürze erscheinenden Kommissarien vorzubringen , sowie jenes vom 12. August 1596 , wodurch die Prädikanten abgeschafft werden sollten, fruchteten ebenso- wenig als die Ermanung der landeshauptm. Kommission vom 31. Juli 1596 an die Bauern, sich zur Ruhe zu begeben. Im 1) Das kais. Patent vom 15. Juni 1596 betraff hauptsächlich die Za- lung der Kriegssteuer. Die Stände hatten nemlich statt der Stellung des 50. Manns, die bei den jezigen Unruhen unthunlich schien, 2 Fähnlein Kriegsvolk &4 500 Mann auf 61/, Monat bewilligt und zu diesem Ende auf jedes Haus 12 dl. geschlagt. Der Kaiser verord- nete nun, um den Bauern entgegen zu kommen, dass die Unter- thanen zusammen berufen werden sollen: in Gegenwart der Obrig- keit und des Amtmanns werde ein Ausschuss der Unterthanen selbst den Anschlag machen. 213 Gegenteile hatte sich die Bewegung auch schon über das Traunviertel verbreitet, 1) Endlich, in der ersten Hälfte August 1596 langten die in der kais. Resolution vom 6. April verheissenen Kommissarien in Linz an. Diese waren : 1.) Paul Garzweiler, Reichshofrat; 2.) Dr. Veit Spindler, Anwalt der Landeshauptmannschaft;; 3.) Paul Seeauer, n, ö, Regimentsrat; 4.) Adam v. Altensteig; 5.) Ferdinand Maschwander zu Schwanau. Sie eitirten bereits am 16. August den Propst von Schlägl nach Linz, und kändeten sich am 28. August den Bauern als die vom Kaiser zur Untersuchung der Klagen der Unterthanen gegen ihre Obrigkeit bestellte Kommission an: die Unterthanen sollen ihre Beschwerden vor ihnen gebürlich vorbringen und sich inzwischen des Aufstandes enthalten. Die Kommissarien forderten die Parteien nach Linz. vor und hörten deren Gravamina an. Viele Bauern liessen sich gewinnen und baten durch einen Ausschuss um Gnade und «erboten sich gegen den Kaiser zu allem Gehorsam. Bei dieser Gelegenheit wurden einige Rädelsfürer verhaftet und 2 aus ihnen am 43. November 1596 zu Linz durch das Schwert hin- gerichtet. Unter den Verhafteten (Anfang Sept. 1596) befand sich auch der Prädikant Ostertag von Aigen, Als hiervon die Nachricht ins obere Mühlviertel gelangte, entstand ein grosser Tumult. Nachdem er aber wieder auf freien Fuss gesetzt worden, verbanden sich die Märkte Aigen und Rohrbach zu seinem Schuze, worauf er wieder zu taufen anfing. Zu gleicher Zeit sezten die Ulrichsberger den früheren Kaplan von Rorbach Wolfgang Mayröberl als Prädikanten ein. Die ') Sie brach daselbst schon im Dezember 1595 unter Anführung des Wirts Tasch v. Pettenbach, der gegen Steyr zog, und des Joh. Sallig, der Kremsmünster bedrohte, aus. Tasch wurde am 16. De- zember 1599 zu Steyr hingerichtet. 214 Kriegsauflagen wurden nicht bezalt und das Kloster Schlägl stand in Gefar,, gestürmt zu werden. Einige Tage hierauf (11. Sept.) überreichten die Unter-, thanen von Aigen, Rorbach, Sarleinsbach, Ulrichs- berg ete. ihre Beschwerden an die k. Kommissarien, welche hierüber nach Prag berichteten. Auch .die Unterthanen am Windberg, die nach Velden Vogtdienste zu entrichten hatten , überreichten ihre Beschwerden. Namentlich klagten sie, Robot leisten und ausserdem Robotgeld geben zu müssen; ihre Zehrungen müssten sie beim Amts- verwalter halten, das Besthaupt werde ihnen nicht mehr in Natura, sondern in Geld abgenommen, Die Pfarrgemeinde Rorbach beklagte sich gegen ihren früheren Pfarrer David Gebhardt, dass er das Abendmal zwar unter beiden Gestalten zu reichen versprochen, aber nicht ge- reicht habe. Nachdem alle Gravamina überreicht waren und die Bauern sich gegen Versicherung der kais. Gnade zum Gehorsam er- boten hatten, wurde ihnen von Seite der Kommissarien Ver- zeihung unter der Bedingung zugesagt, dass sie alle gewalt- thätiger Weise eingesezten Prädikanten abschaffen, die Kirchen, Pfarrhöfe sammt Zugehör und pfarrl. Einkommen restituiren und sich endlich zur Ruhe begeben sollten. 1597. Sie forderten daher am 14. Dez. 1596 die Bauern durch Patent zu einem zeitlichen Stillstand auf den 2. Jänner 1597 nach Linz, und zwar aus jedem Viertel 15—20. Der Aus- schuss kam nun wol, aber one Vollmacht. Doch wurde mit ihnen ein Stillstand unter folgenden bedingungen geschlossen: Der Stillstand solle bis zur erfolgenden kais. Resolution währen, die Gehorsamen sollen nicht mehr geliindert werden, den un- ruhigen Bauern und Ansagern zu widerstehen; das landeshptm, 215 Gericht soll wieder fortgehen, den Landsgerichten die Hand nicht sperren. Die Fallgelder und die streitigen Robote sind suspendirt, dagegen sollen die verbrieften Dienste und das Rüstgeld geleistet werden. Diese Uebereinkunft wurde am 25. Jänner 1597 verlautbart. Die kais. Kommissarien sowohl als die Stände sandten nun Deputirte nach Prag, teils um über die bisherigen Vor- gänge zu berichten, teils auch ein Interimsmittel vorzuschlagen, wie besonders die politischen Gravamina zwischen den Ständen und der Bauerschaft zu heben seien. Am 17. März 1597 be- fahl ein kais. Patent, dass sich bevollmächtigte Abgeordnete der Bauerschaft aller 4 Viertel auf den 10. April 1597 in Prag einfinden sollten; ausserdem sollten die Stände ihre Deputirten schicken. Demzufolge versammelten sich die Stände am Freitag nach Maria Verkündigung zu Linz, um zu beraten , welche In- struktion denjenigen mitzugeben sei, die nach Prag geschickt “erden, um bei der Publikation der kais. Resolution in Betreff der Landleute und Bauern gegenwärtig zu sein. Endlich am 6. Mai 1597 erfloss die kais. Decision und wurde am 8. Mai zu Prag publieirt. Es ist diess das bekannte Rudolfinische Interimale, das teilweise noch in un- serem Jarhunderte Geltung hatte. Dasselbe verordnete namentlich, dass der Robot von den Unterthanen nicht zugleich in Natura und in Geld gefordert werden dürfe. Was die Religions- Beschwerden betraf, so wurden die Bauern angewiesen, alle Kirchen und Pfarren, so sie in oder vor dem Aufruhr eingenommen bis zum nächsten Dreifaltigkeits- Sonntag wieder abzutreten und ihren rechtmässigen Besizern einzuräumen, auch alle Prädikanten, so gedachte Bauerschaften eingeführt, abzu- schaffen und allen kaiserl. Generalien und Mandaten nach- zukommen. Im Mühlviertel wurde sogleich der Anfang gemacht. Die Prädikanten verlegten sich nun aufs Bitten. So baten Wolf- 216 gang Mayröberl zu Ulrichsberg und Martin Hueber zu Rorbach den Propst von Schlägl, sie noch ein Jar auf ihren Pfarren zu belassen. Einzelne Bauern, wie Georg Hössl in Rudolfing und Hanns Schartner zu Ulrichsberg hatten bereits im November 1596 und Jänner 1597 Gehorsam gelobt und allen Bauernverbindungen abgeschworen, Allein im Allgemeinen liessen die Bauern den 1. Sonntag nach Pfingsten (Trinitatis) verstreichen, one dass Kirchen und Pfarrhöfe restituirt worden. Die Stände hielten daher am 7. Juni 1597 eine Beratung und beschlossen im Einvernemen mit dem Landeshauptmann, mit Gewalt einzuschreiten und die. kaiserlichen Befehle voll- strecken zu lassen. Schon am 25. April 1597 hatten die ständ, Verordneten den Herrn Wolf Wilhelm von Volkenstorf beauftragt, sich zum General - Feldobristen unter der Ens, Freih. Wenzel Maraxi, der den Aufstand in Nied. Oest. unterdrückt halle, zu begeben und sich zu erkundigen, ob er sich mit kais. Bewilligung auch im Lande ob der Ens wolle gebrauchen lassen, Doch kam damals kein Uebereinkommen zu Stande. Jezt liessen die Stände ein Fähnlein von 500 Knechten anwerben und stellten es unter den Befehl des Obristen Gott- hart v. Starhemberg zur Ausfürung der kais. Mandate. Zugleich erliess der Landeshauptmann am 12. Juni 1597 einen Auftrag an die Obrigkeiten , alle Sorgfalt auf die Hab- haftmachung der Rädelsfürer zu verwenden, vom 20. — 24. Juni eine allgemeine Streifung vorzunemen und die allenfalls gemachten Gefangenen ins Schloss zu Linz abzuliefern. Im Mühlviertel unternam der pass. Pfleger von Mars- bach Georg von Tattenbach eine solche Streifung, wurde jedoch am 24. Juni bei Nebelberg von einer Rotte Bauern überfallen. Der Hofmüller des Pflegers und der Richter von Neufelden Hanns Reuther wurden erschlagen, das übrige Ge- folge ergriff die Flucht. Die Bauern der Rorbacher Pfarre 217 versammelten sich nun in grossen Haufen zu ODepping in der Absicht, die von den Herrschaften hin und wieder ver- hafteten Rädelsfürer zu befreien, Als die Nachricht von diesen Vorfalle nach Linz kam, wurden die Herrschaften durch ständisches Patent aufgefordert, bis 27. Juni 1597 je einen gerüsteten Zug dem Gotthart von Starhemberg zu stellen: da die Bauern Miene machten, Klöster und Schlösser anzugreifen und die Gefangenen zu befreien. Gotthart von Starhemberg brach auch zu Ende Juni un- ter Begleitung der ständischen Kommissäre nach Leonfelden auf, sollte jedoch seiner Instruktion gemäss Güte versuchen und jedenfalls die auf (er Donau herabkommenden Wallonen und zwei Fähnlein baier. Knechte erwarten. Am 30. Juni befand sich Starhemberg bereits m Has- lach, und forderte von da aus alle rebellischen Bauernge- meinden auf, Ausschüsse zu sehieken, um einen neuen Eid abzulegen. Alle Rädelsfürer, Waffen und Kirchengüter sind einzuliefern , widrigens das Land mit Feuer und Schwert über- zogen werde. Die Wirkung dieser Aufforderung vereitelten die Mans- feld'schen Wallonen, die eben in Obernzell angelangt waren. Sie verliessen one Befehl ihre Schiffe, fielen ins Mühlviertel ein, führten 50 Stücke Vieh weg und schnitten 3 Bauern die Gurgel ab. Dadurch zerschlugen sich die Unterhandlungen mit Starhemberg, die Bauern verharrten beim Aufstande., Am 6. Juli 1597 schickte Starhemberg einen Vortrab zur Auskundschaftung des Bauernlagers ab. Dieser geriet mit den Bauern in Kampf und zwang sie zur Flucht. Jezt ergriff die Bauern ein panischer Schrecken, :sie er- wälten eilig Ausschüsse und boten ihre Unterwerfung sowie Auslieferung der Rädelsführer und Waffen an. Noch am selben Tage nam Starhemberg den Ausschüssen mehrerer Pfarren Eid und Gelöbniss ab; am 7. Juli legte die Gemeinde W ald- 218 kirchen, am 8. Kleinzell den Eid ab. Uebrigens wurden alle Rebellen mit Ausname der Rädelsführer begnadigt. Die Aigner wurden um den 10. Juli entwaffnet; auch die Ulriehsberger versprachen, sich von der Rebellion los- sagen, die Kirchengüter herausgeben , die Rädelsführer aus- liefern, die Religion achten und üben zu wollen. Unterzeichnet waren der Richter Hanns Gollner, Georg Schardtner, Wolfgang Schlägl, Michael Fischer, Georg Hertlmayr, Ulrich Köckh und Georg Philipp am Klaffer. Der Kaiser befahl nun dem Landeshauptmann, 200 kath. Knechte unter einem kath. Hauptmann zu werben und die Religions - Reformation durchzuführen. Wärend Starhemberg die anderen Viertel durchzog und noch im Juli 1597 die Bauern zwischen Neumarkt und Grieskirchen schlug, wobei mehrere Rädelsführer auf dem Schlachtfelde gehenkt wurden: reiste der Landeshauptmann mit seinem Mitkommissär Dr. Bärtsweiler in Begleitung von 100 Mann und 50 Pferden ins Mühlviertel und besezte dort vom 46.— 23. Juli alle von den Bauern mit Ge- walt weggenommenen Pfarren wieder mit kath. Priestern; zu gleicher Zeit wurden im ganzen Lande in den Städten und Märkten die evang. Prediger abgeschafft. Die Haupträdelsfürer : Grosswinkler und der Prädikant Ostertag wurden in Böhmen, wohin sie sich geflüchtet, ver- haftet; dagegen gelang es dem Nik. Praun und einigen andern zu entkommen. - Auch die meisten andern Anfürer wurden eingebracht: so der Hörlesbergerbauer, der Polstermüller , Christof Forstner von Aigen, Stefan Perlinger, Stefan Wöss, Sebastian Eberl, Georg Hammerschmid,, Abraham Egler, Christof Weigetsberger (vulgo Tofferl von Baureut) ete. Die Schuldigen wurden je- doch ziemlich milde behandelt, in der Regel bald wieder auf freien Fuss gesezt, mussten jedoch (wie Weigetsberger, Christof Forstner ete.) innerhalb dreier Monate Haus und Habe verkaufen und das Gebiet ihrer Herrschaft räumen, 219 Auch mehrere Pfarrer, die sich verdächtig gemacht, mussten wandern: so der Conventual von Wilhering, Johann Behr zu Walding und der:Pfarrer Michael Huber zu Feld- kirchen. In St. Peter wurde statt Wasserleitners Georg Kupfergraber, in Waldkirchen Veit Widmann installirt; ebenso kehrte der Dechant Sebastian Kugelmann nach Alten- felden zurück. Durch Patent vom 25. Sept. 1597 ernannte der Kaiser eine aus 8 Individuen bestehende Kommission, welche aus dem Reichshof-, Kammer-, Regiments- und Klosterrate ausgewält war, und gestattete, dass von selber an den Hof appellirt werden könne. Diese Kommissäre kamen im Oktober 1597 in Linz an, und hatten in Verbindung mit einigen Landräten, die ebenfalls der Kaiser benannte, von Herrschaft zu Herrschaft alle Beschwerden zu untersuchen und die obwaltenden Zwistig- keiten gütlich oder im Rechtswege auszutragen. Dagegen brachten nun auch die Grundobrigkeiten ihre Beschwerden vor; namentlich führte der Propst von Schlägl Klage über die Anmassungen der Aigner, die Zehent- und Freigeld - Verweigerungen in Klaffer, Freindorf, Pfaftf- stetschlag, das Abschlagen des Stiftsholzes und die ge- waltsame Eröffnung der Kirchen in Aigen und Ulrichsberg. Im Jare 1598 wurden von den Kommissarien allenthalben Verträge zwischen den Unterthanen und ihren Herrschaften aufgerichtet und ausgefertigt: am 12. März zwischen dem Stifte St. Florian, am 23. Aprıl zwischen Lambach und den resp. Unterthanen, am 43. Mai zwischen dem Pfarrer von Rorbach und seinen Pfarrholden, am 23. Oktober zwischen dem Pfarrer von Waldkirehen Georg Thurner und seinen 'Unterthanen, am 4. November nach längeren Verhandlungen auch zwischen Propst Wenzel von Schlägl und seinen Hinter- sassen u. s. w. Hierher gehört auch der von Buchinger (Für- stentum Passau Il. 326) erwähnte Vertrag zwischen dem Bi- schofe Urban von Passau und seinen Unterthanen zu Mars- 220 bach, Tannberg, Partenstein, Neufelden, Alten- felden und Waldkirchen. Nachdem die Kommission ihre Geschäfte beendet, wurde sie aufgelöst und schliesslich durch kais. Patent vom 25. April 1599 bestimmt, dass die Unkosten vom Lande getragen werden sollten; die Einquartierung hatten dagegen die Bauern allein zu tragen. Hiemit hatte der Bauern - Aufruhr sein Ende erreicht; den politischen Beschwerden war wenigstens teilweise abge- holfen worden, die religiösen blieben. ?) ——agono— ——— !) Am 25. August 1600 benachrichtigte der Administrator von Passau Christof von Pötting den Offizial ob der Enns Josef Hockberg , dass der Papst die Kommunion unter beiden Gestalten abgeschafft habe. Damit brach wieder die alte Zwietracht aus ; doch gelobten noch am 11. Jänner 1602 die Bürger von Aigen zur Beicht und Kommunion zu gehen oder die Herrschaft zu verlassen. Obwol im Jare 1597 der kath. Gottesdienst in Städten, Märkten und Dörfern wieder eingeführt worden, so blieben doch die Prädi- kanten troz des kais. Mandats vom 18. Okt. 1598, das ihre Ent- fernung bezweckte,, auf den Schlössern sizen: so zu Oberwallsee (Pösenbach), Steinbach, Lichtenau (Hollerberg), Höflein, Ottensheim, Schwertberg, Zwettl, Helmonsöd, Lasberg, Gallneukirchen etc. .Im Jare 1605 bekannten sich die Pfarrer von Walding, Helfenberg und St. Stefan am Riedl zur neuen Lehre. Heinrich Herleinsperger zu Lichtenau liess sich in Hollerberg, Jobst Schmidtauer von Oberwallse zu Pesenbach predigen; ja lezterer forderte am 28. März 1610 sogar den kath. Pfarrer von Feldkirchen auf, binnen 8 Tagen die Pfarre zu räumen. — Karl Jörger, der 1611 Pührnstein von Karl v. Harrach gekauft, suchte auf alle Weise die Kirche zu Steinbruch an sich zu ziehen. Auch die Märk zu Gneissenau hingen der neuen Lehre an. Der lezte Prädikant im Mühlviertel war jener zu Hollerberg, der am 20. März 1624 abgeschafft wurde. cp ' Yresentad 12 007.95. ERNE Er , ET zieh Sn F or £ ve re Pr. a 08 » DEE Altertümer aus dem Strombelte der Donau. Pfarren, Vicariate,; Filialen ; Kapellen . “ Pfarr Vicariats er ( Fränzen Peilftein $ 1 Kollerfchlag n Aphnberg > Sgber Kapprt 5" Leonhard Bottedorfi DI, | Pfarrkirchen (‘) ‚Steinbrisch 5 SL er Traberg N | ce ws Warxenherg Zwettel N st lTirich Gi > 5 / 3 Net Waldkirch Se I 2 0: ö ‚Kl Zeil -Ob. Naukir, ; „chen NiederKi 9 Marsbach Waldkirchen uS er, ‚Pfar r eintl eilunmg 'mösuvn ERTELS "la ka \ ' um N das Jahr 1600, ® Gramastetten Gallneu- E. | Kirchen St Gotthe Pesenbach 5 2 7: par) ang Wilhering \) Jahres- Beridt . . ‘ Bermehrung der Sammlungen Veränderungen im Stande der Mitglieder , ’ 4 Hinterberger, Jof. Beiträge zur Charakteriftif der ober- öfterreigifhen Hochgebirge Nesihuber, Auguftin. Unterfuhungen über den Drud der Luft. Ein Beitrag zur Klimatologie Ober- Defterreihs . Gaisberger, Io. Altertiimer aus dem Strombette ber a RR es RR. 5‘ . "Strnedt, Julius. Der Bauern- Aufruhr in den Sahren i 1594— 1597 im Mühlviertel. Ein Beitrag _ zur Gefchichte Diefes Bauernkrieges . Drud von $. Wimmer.