..*^^ '^'1t?^- >^N*-A 4 \ J-' "■^ r ■..-*«► ' *-^- -*:yW. x>f -r ' ^ ,:f*^ ■■•^ :w< iVrt j^. ^- \:. HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY. M,^. rV^^^^^^-^-^^^^"^ Ci V W\^ • Bericlit über die Senckenbergische naturforscheiide Gesellschaft m Frankfurt am Main. 1889. Mit einer Tafel und zwei Karten. Frankfurt a. M. Druck von Gebrüder Knauer "■ 1889. BERICHT ÜBER DIE SENCKE^'BEKGISCHE ]S'ATUßFORSCHE^'DE GESELLSCHAFT IN FRANKFURT AM MAIN. Vom Juni 1888 bis Juni 1889. Die Direktion der Senckenbergrischen naturforschenden Gesellschaft beehrt sich hiermit, statiitengemäss ihren Bericht über das Jahr 1888 bis 1889 zu überreichen. Frankfurt a. M., im September 1889. Die Direktion: Oberlehrer Dr. A. J. Ferd. Richters. Kaufmann I). Frieclr. Heynemann. Dr. phil. Wilhelm Schauf. Dr. med. Otto Körner. u r Bericht über die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft in Frankfurt am Main erstattet von D. Friedr. Heynemann, d. Z. II. Direktor. Seitherigem Gebrauch gemäss wurde der Bericht über unsere Gesellschaft vor seiner Drucklegung alljährlich bei Ge- legenheit des Jahresfestes im Monat Mai vorgetragen. Da in Folge der noch nicht vollendeten baulichen Veränderungen in den Räumen unseres Museums die Abhaltung des Jahresfestes hinausgeschoben werden musste, so wird hiermit von genanntem Gebrauch Umgang genommen. Zu unserm Bedauern haben wir auch heute einen Eück- gang in der Zahl unserer Mitglieder zu verkünden. Aus- getreten sind die Herren Karl Best, Max Hochstädter, Karl Klotz, G. Kugele, Dr. jur. R. Lang, Ludwig C. Leschhorn, Benno Lyon, Albert Mahlau, Dr. A. Mann- heimer und H. Marburg und durch ihren Tod haben wir verloren die Herren J. C. A. Andreae-Goll, Oberlehrer Dr. Finger, Fr. Ad. Fries, Joh. Jak. Gang, Dr. phil. Geyler, Eduard Flersheim, G. von Heyder, Senator F. J. Kessler, Frau Majer-Steeg, Herren Joh. Chr. Müller, 1* — 4 — Direktor A. Niederliofheim, Geh. Konimerzienrat Gg. Ritt- ner und Dr. med. Heinrich. Schmidt. Weggezogen von hier ist Herr Dr. phil. WunderHch. Herr Senator Kessler, welcher ein Alter von 84 Jahren erreichte, war seit 1839 in den Sitzungen unserer Gesellschaft gesehen, gehörte früher zu den arbeitenden Mitgliedern und verwaltete seiner Zeit das Amt des Kassiers. Auch in mehreren anderen der Verstorbenen betrauern wir Mitglieder unserer Gesellschaft, welche sich ihren Diensten in aufrichtige!" Zu- neigung widmeten; besonders zu nennen: Herr Dr. Finger, welcher, seit 1858 arbeitendes Mit- glied, ihr in 1876 und 77 als II. Direktor vorstand und dem zu seinem 80. Geburtstage eine seine Verdienste anerkennende Be- glückwünschiing darzubringen uns kurz vor seinem Ableben vergönnt war; Herr Dr. Geyler, der rühmlichst bekannte Dozent für Botanik am Senckenbergischen medizinischen Institute, bis zu sei- nem Tode Vorsteher und Mehrer unserer botanischen Sammlungen; Herr Dr. Heinrich Schmidt, in seiner die vollste Würdigung verdienenden Thätigkeit zur Förderung unserer Zwecke zu allen Zeiten unermüdlich, und wegen seiner aus- gezeichneten Befähigung zur Vertretung unserer Gesellschaft sowohl nach innen als nach aussen mehrmals zum I. Direktor erwählt ; worüber näheres in einigen diesem Berichte angefügten Nach- rufen niedergelegt ist. Diesem Abgang von 26 Mitgliedern steht nur ein Zutritt von 5 neuen gegenüber, w^as die Gesamtzahl auf 340 herabsetzt. Neu eingetreten sind die Herren : Prof. Dr. Max Flesch, zugleich als arbeitendes Mitglied, J. S. Fries Sohn, Alexander Majer, Dr. med. Fr. G. Schwenck, Heinr. Heraeus in Hanau und Peter Geibel, Tierarzt in Höchst a. M. Aus der Reihe der korrespondierenden Mitglieder verstarben die Herren: Prof. Dr. G. B. F. Adel mann in Berlin, Prof. Dr. Karl Lange in Wien, Prof. Dr. Jul. Budge in Greifs- wald, Prof. J. Ch. von Czihak in Aschaffenburg, aufgenommen 1830, also das älteste der korrespondierenden Mitglieder, ferner Prof. Giuseppe Meneghini in Padua und der erst kurz 5 zuvor als Mitglied erwählte Kustos des Krainer Landesmuseums (Rudolfinum) in Laibach. Herr Karl Deschmann. Dagegen sind im Laufe der letzten zwölf Monate auf- genommen worden: die Herren Moritz von Kimakowicz in Hermannstadt (Siebenbürgen), Wirkl. Staatsrat Dr. Gustav von Radde, Excell., Direktor des Kaukas. Museums in Tiflis, Prof. Dr. Spirid. Brusina, Direktor des Zool. National- Museums in Agram (Kroatien), Karl Deschmann (seitdem wie erwähnt verstorben), Prof. Dr. A. Rzehak in Brunn, Felix Karr er in Wien, Joh, Leonh. Reuss (geb. Frankfurter) in Calcutta, Prof. Dr. AVilh. Roux in Breslau. Auch Herr Seb. Alex. Scheidel in Weilbach infolge seines Wegzuges von hier. Der statutenmässige Wechsel in der Direktion betraf in diesem Jahre den ersten Direktor und den ersten Schriftführer. Die Wahl für den ausscheidenden Herrn Dr. med. W. E. Loretz fiel auf Herrn Oberlehrer Dr. F. Richters, für Herrn Dr. pliil. H. Reichenbach auf Herrn Dr. phil. Wilh. Seh auf. Den aus der Direktion ausgeschiedenen Mitgliedern ist die Gesell- schaft für nicht selten mühsame Führung der Geschäfte ebenso zu Dank verpflichtet, wie den Herren Kassieren Bankdirektor B. Andreae und Stadtrat A. Metzler, als auch dem Kon- sulenten Herrn Dr. F. Schmidt-Polex. Die Zusammensetzung der verschiedenen Kommissionen hat wenige Veränderungen erfahren; an Stelle des aus der Kommission für den Jahresbericht ausgeschiedenen Herrn Dr. Reichen- bach ist der neue erste Schriftführer Herr Dr. Seh auf ein- getreten, und in die Bücherkommission sowohl, als in die Redak- tionskommission ist für den verstorbenen Herrn Dr. G 63^1 er, Herr J. Blum gewählt worden. — Für die Kommission zur Revision unserer finanziellen Verhältnisse fiel die Wahl auf die Herren Wilh. Stock und August Pfeffel, und wir sind für Annahme derselben verbunden. Der Druck unserer Abhandlungen nahm seinen Fortgang mit dem 3 Heft des XV. Bandes, womit derselbe geschlossen ist. Es enthält: Dr. Ludwig Edinger, „Untersuchungen über die vergleichende Anatomie des Gehirns", und: J. Blum, „Die Kreuzotter und ihre Verbreitung in Deutschland". Mit dem Druck des XVI. Bandes ist begonnen und bereits 2 Arbeiten — 6 — fertig gestellt: Dr. Simrotli, die von Herrn E. von Oertzen in Griechenland gesammelten Naektschnecken, nnd: Dr. Boettger, Verzeichnis der von Herrn von Oertzen aus Griechenland und aus Kleinasien mitgebrachten Vertreter der Landschnecken- gattuiig Clausula Drp., beide mit je einer Tafel in Farben. Die im letzten Jahresberichte erwähnten Lehrvorträge des Herrn Dr. Reichenbach: „Die vergleichende Anatomie und Entwickelungsgeschichte des Menschen und der höheren Tiere" sind im Sommer vollendet worden und sollen mit Beginn des Winters durch denselben mit: „Ziele und Wege der Zoologie. Allgemeine Orientierung über Bau und Leben des Fluss- krebses. Seine Entwickelung aus der Eizelle. Gegenwärtiger Stand der Zellenlelire und die neueren Befruchtungstheorien, Fiirchung, Keimblätter, Anlage der äusseren Körperformen und Entwickelung der Organe bei dem Flusskrebse. Speziellere Morphologie und Physiologie der Krebstiere, mit steter Be- rücksichtigung des mikroskopischen Baues" ersetzt werden. Herr Dr. Schauf hat seine mineralogischen Vorlesungen gleichfalls fortgesetzt und im Winter „einige ausgewählte Kapitel aus dem Gebiete der Mineralogie" behandelt und zwar 1) Die Bildung der Krj^stalle und deren mikroskopische Struktur; 2) Die Bedeutung der Kohlensäure und Kieselsäure im Mineral- reich; 3) Pseudomorphosen und Metamorphismus; 4) Nutzbare Mineralien, insbesondere Erze und Edelsteine; Entstehung der Erzgänge und 5) Meteoriten. Ln Sommer begann sodann Herr Dr. Kinkelin wieder mit „Vorlesungen über die Geologie des Mainzer Beckens" ver- bunden mit Exkursionen. Diesem Jahresbericht ist der Abdruck des Festvortrags beim vorigjährigen Jahresfeste des Herrn Prof. Dr. N o 1 1 : „Die Veränderungen der Vogelwelt im Laufe der Zeit", da die Bei- gabe seiner Zeit nicht möglich war, nunmehr einverleibt. Die im Winterhalbjahre veranstalteten wissenschaftlichen Sitzungen gaben zu folgenden Vorträgen Veranlassung: Im November 1888. Herr Prof. Dr. Flesch: „Über die Ner- venzelle". Im Dezember 1888 : Herr Dr. Stricker: „Über Gesichtsurnen". Herr Dr. W. Jännicke: „Über die Stickstofferuährung der Pflanzen". — 7 — Im Januar 1889: Herr Dr. B. Lepsius: „Über die Valenz der Elemente (mit Demonstrationen)". Im Februar 1889: Herr Dr. F. Kinkelin: Über seine Reise durch Nordbölimen, Mähren, Niederösterreich und Krain". Im März 1889: Herr Dr. Edinger: „Zur vergleichenden Anatomie des Gehirnes der Wirbeltiere". Und im April 1889 erstattete sodann Herr Prof. Dr. Weigert Bericht ab über das Endergebnis der Untersuchungen der Sömmerringpreis-Kommission. Von derselben wurde der Preis zuerkannt Herrn Prof. Dr. Wilh. Roux in Berlin für seine Arbeit: „Forschungen über Entwicklungsmechanik", was ihm von Seiten der Direktion sofort telegraphisch gemeldet wurde. Die Kommission bestand aus den Herren J. Blum, Dr. med. Edinger, Dr. med. Körner, Dr. phil. Reichenbach und Prof. Dr. Weigert. Die im letzten Jahresberichte erwähnte bauliche Ver- änderung in unseren Gebäuden ist durch nnsere Direktion unter bereitwilliger Mitwirkung des Herrn A. von Reinach im ver- flossenen Jahre energisch in Angriff genommen worden und wie Eingangs bemerkt noch im Gange. Wir hoffen mit der Hauptsache noch früh vor Schluss des Jahres fertig zu werden, werden sodann ungesäumt mit den weiter erforderlichen Arbeiten fortfahren lassen, wie der Neuaufstellung einiger Teile der Sammlungen, besonders aber auch und vor allem der so sehr nötigen Neu- etikettierung, mittlerweile aber uns nicht versagen, sobald die Räume dem Publikum zu regelmässigem Besuche wieder ge- öffnet werden können, eine den Umständen angepasste Eröff- nungsfeier abzuhalten. Die Direktion benutzt gerne diese Gelegenheit, Herrn von Rein ach für seine wirksame Thätigkeit als sachver- ständiger Beistand für die Ausführung der Baupläne von Herzen zu danken. Die Reisen auf Kosten der Rüppellstiftung von den Herren Staatsrat Retowski und Dr. Geyler, sowie die in Folge der Zuwendung des vorstorbenen Herrn Grafen Böse unter- nommene Reise des Herrn Dr. Kinkelin sind programmgemäss gemacht worden. Der Bericht des Herrn Dr. Kinkelin wurde wie oben erwähnt mündlich erstattet, dagegen veröffentlichen wir im Anhang denjenigen über die Reise des Herrn Retowski. — 8 — Herr Dr. Geyler war nach Rückkunft nicht mehr im Stande mehr als kurz zu den Akten zu berichten, wohl aber ist unsere Sammlung durch seinen stets wachgebliebenen Eifer nicht un- bedeutend vermehrt worden. Seit letztem Berichte haben wir folgende neue Schriften- austausch-Verbindungen angeknüpft : mit der Universitätsbiblio- thek in Tübingen, dem Siebenbürgischen Verein für Natur- wissenschaften in Hermannstadt, der Universitä di Pavia, der Biological Society in Liverpool, den Denison University Labo- ratories in Granville (Ohio) und der Accademia medico-chirurgica di Perugia. Welche Vermehrung unsere Bibliotheck durch Geschenke erfahren hat, ist des Näheren in beigefügter Liste zu ersehen. Wir veifehlen nicht den gütigen Gebern unseren Dank abzu- statten. Auch der Schenker von Naturalien haben wir alle Veranlassung zu gedenken, und wenn wir auch unterlassen, hier eine besondere Liste der Namen einzufügen, wie sonst der Ge- brauch ist, sondern auf das ebenfalls nachfolgende Verzeichnis der einzelnen Objekte mit ihren Gebern verweisen, so lehrt das- selbe besser, als eine einfache Namenliste, welchen Dank wir allen schulden. Gegründete Aussicht ist auch vorhanden, in späterer Zeit durch Geschenk in den Besitz eines äusserst reichhaltigen Her- bariums und einer ansehnlichen Sammlung von Meteoriten zu gelangen, von welchen namentlich ersteres unsere eigene Samm- lung ganz wesentlich vervollständigen wird. Besonderen Einfluss auf die Verhältnisse in den Samm- lungen unserer Gesellschaft und in der Arbeitsteilung wird eine Schenkung von Mk. 40,000 herbeiführen , welche uns als : „Albert von Reinach-Stiftung" von unserem arbeitenden Mit- gliede, dem wir wie im Vorgehenden erwähnt schon aus anderen Beziehungen Dank schulden, Herrn Albert von Rein ach zu dem Zwecke geworden ist, daraus wissenschaft- liche Museumsarbeiten zu honorieren. Herr von Reinach hat sich durch diesen Beweis hochherziger Gesinnung ein dauerndes Anrecht auf unsere Dankbarkeit erworben, wir haben derselben in der Weise einigen Ausdruck gegeben, dass wir Herrn von Reinach zum „ewigen Mitgliede" ernannt haben und Sie finden - 9 — nunmehr seinen Namen auf der Marmortafel im Eingang zu unseren Räumen eingegraben. Nun kommen wir zum Sclilusse auf eine andere Pflicht der Dankbarkeit, die wir in Gemässheit der „Gräfin Bose-Stiftung" heute zu erfüllen haben. Zufolge testamentarisclier Bestimmung sind wir in jedem fünften Jahre gehalten, dieser Stiftung „die grösstmöglichste Publicität zu geben". Zum ersten Male haben wir es in diesem Jahre zu thun. Wir glauben unserer Ver- pflichtung und dem Wunsche und der Vorschrift der verstor- benen hochherzigen Scheukerin am besten zu entsprechen, indem wir auf die Stiftung im Jahresbericht ganz besonders hinweisen und so die öffentliche Aufmerksamkeit auf dieselbe lenkend, zur Nachahmung anregen, wie es die Absicht der Stifterin gewesen zu sein scheint. Zugleich aber auch suchen wir durch die Herausgabe einer Fortsetzung des Werkes über „die Madagaskar- Schmetterlinge", welche Herr Oberstleutnant Saalmüller fertigzustellen im Begriffe ist, dem Testamente der Stifteriu, welcher bereits der erste Band genannten Werkes gewidmet war, zu genügen. Verzeichnis der Mitglieder der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft. I. Stifter.*) Becker, Johannes, Stiftsgärüier am Senckenbergischen med. Institut. 1817 t 24. November 1833. *v. Bethniann, Simon Moritz, Staatsrat. 1818. f 28. Dezember 1826. Bög'ner, Joli. Willi. Jos., Dr. med., Mineralog (1817 zweiter Sekretär). 1817. t 16. Juni 1868. Bloss, Joh. Georg', Cllasermeister, Eutomolog. 1817. f 29. Februar 1820. Buch, Joh. Jak. Kasimir, Dr. med. und phil., Mineralog. 1817. f 13. März 1851. Cretzschmar, Phil. Jak., Lehrer der Anatomie am Senckenbergischen med. Institut. (1817 zweiter Direktor.) 1817. Lehrer der Zoologie von 1826 bis Ende 1844, Phj'sikus und Administrator der Senckenbergischen Stiftung. ■ t 4. Mai 1845. *Ehrmann, Joh. Christian, Dr. med., Medizinalrat. 1818. f 13. August 1827. Fritz, Joh. Christoph, Schneidermeister, Entomolog. 1817. f 21. August 1835. *Frejeiss, Georg Wilh., Prof. der Zoologie in Rio Janeiro. 1818. f 1. April 1825. *v. Gcrning, Joh. Isaak, Gelieimrat, Entomolog. 1818. f 2L Febr. 1837. *GruneliHS, Joachim Andreas, Bankier. 1818. f 7. Dezember 1852. Yon Heyden, Karl Heinr. Georg, Dr. phil., Oberleutnant, nachmals Schöff und Bürgermeister, Entomolog. (1817 erster Sekretär.) 1817. f 7. Jan. 1866. Helm, Joh. Fried. Ant., Verwalter der adeligen uralten Gesellschaft des Hauses Frauenstein, Konchyliolog. 1817. f 5. März 1829. *Jassoy, Ludw. Daniel, Dr. jur. 1818. f 5. Oktober 1831. *Kloss, Joh. Georg Burkhard Franz, Dr. med., Medizinalrat, Prof. 1818. t 10. Februar 1854. *LöhrI, Johann Konrad Kaspar, Dr. med., Geheimrat, Stabsarzt. 1818. t 2. September 1828. *MetzIer, Friedr., Bankier, Geheimer Kommerzienrat. 1818. -;• 11. März 1825. Meyer, Bernhard, Dr. med., Hofrat, Ornitholog. 1817. f 1. Januar 1836. Miltenberg, Wilh. Adolf, Dr. phil., Prof., Mineralog. 1817. f 31. Mai 1824. *Melher, Joh. Georg David, Dr. med. 1818. f 11. August 1824. Neef, Christian Ernst, Dr. med., Lehrer der Botanik, Stifts- nnd Hospitalarzt am Senckenbergianum, Prof. 1817. f 15. Juli 1849. Nenhurg-, Joh. Georg, Dr. med., Administrator der Dr. Seuckenberg. Stiftung. Mineralog, Ornitholog. (1817 erster Direktor.) 1817. f 25. Mai 1830. *) Die 1818 eingetretenen Herren wurden nachträglich unter die Reilie der Stifter aufgenommen. — 11 — *(le Neiifville, Mathias Wilh., Dr. med. 1818. f 31. Juli 1842. Reuss, Joli. Willi., Hospitalmeister am Dr. Senckeiiberg. Bürgerhospital. 1817. t 21. Oktober 1848. ♦Rüppell, Willi. Peter Eduard Simon, Dr. med., Zoolog und Miueralog. 1818. t 10. Dezember 1884. *v, Sömmerriug-, Samuel Thomas, Dr. med., Geheimrat, Professor. 1818. t 2. März 1830. Stein, Joh. Kaspar, Apotheker, Botaniker, 1817. f 16. April 1834. Stiebel, Salomo Friedrich, Dr. med., Geheimer Hofrat, Zoolog. 1817. 20. Mai 1868. *Varrentrapp, Joh. Konr., Physikus, Prof., Administrator der Dr. Senckenberg. Stiftung. 1818. t 11. März 1860. Völcker, Georg- Adolf, Handelsmann, Entomolog. 1817. f 19. Juli 1826. *Wenzel, Heinr. Karl, Geheimrat, Prof., Dr., Direktor der Primatischen medizinischen Spezialschule. 1818. f 18. Oktober 1827. *v. Wieseuhütteii, Heiurich Karl, Freiherr, Köuigl. bayr. Oberstleutnant, Miueralog. 1818. f 8. November 1826. II. Ewige Mitglieder. Ewige Mitglieder sind solche, welche, anstatt den gewöhn- lichen Beitrag jährlich zu entrichten, es vorgezogen haben, der Gesellschaft ein Kapital zu schenken oder z\i vermachen, dessen Zinsen dem Jahresbeiträge gleichkommen, mit der ausdrücklichen Bestimmung, dass dieses Kapital verzinslich angelegt werden müsse und nur der Zinsenertrag desselben zur Vermehrung und üntei'haltung der Sammlungen verwendet werden dürfe. Die den Namen beigedruckten Jahreszahlen bezeichnen die Zeit der Schenkung oder des Vermächtnisses. Die Namen sämtlicher ewigen Mitglieder sind auf Marmortafeln im Museumsgebäude bleibend verzeichnet. Hr. Simon Moritz v.Bethmann.l827. „ Geor^ Heinr. Schwende!. 1828. „ Joh. Friedr. Ant. Helm. 1829. „ Georg- Ludwig- Gontard. 1830. Frau Susanna Elisaheth Bethmann- Hobveg-. 1831. Hr. Heiurich Mylius sen. 1844. „ Georg- Melchior Mylius. 1844. „ Baron Amschel Mayer v. Roth- schild. 1845. „ Joh. Georg- Schmidborn. 1845. „ Johaun Daniel Souchay. 1845. Hr. Alexander v. Bethmann. 1846. „ Heinrich v. Bethmann. 1846. „ Dr. jur. Eat Fr. Schlosser. 1847. „ Stephan v. Guaita. 1847. „ H. L. Döbel in Batavia. 1847. „ G. H. Hauck-Steeg-. 1848. „ Dr. J. J. K. Buch. 1851. „ G. V. St. George. 1853. „ J. A. Grunelius. 1853. „ P. F. Chr. Krög-er. 1854. „ Alexander Gontard. 1854. „ M. Frhr. v. Bethmann. 1854. 12 Hr. Dr. Eduard Rüppcll. 1857. Dr. Th. Ad. Jak. Em. Müller. 1858. Julius Nestle. 1860. Eduard Finger. 1860. Dr. jur. Eduard Soucliay. 1862. J. N. Gräffendeicli. 1864. E. F. K. Büttner. 1865. K. F. Krepp. 1866. Jonas Mjlius. 1866. Konstantin Fellner. 1867. Dr. Hermann v. Meyer. 1869. Dr. W. D. Sömmerrinj. 1871. J. ii. H. Petsch. 1871. Bernhard Doudorf. 1872. Friedrich Karl Rücker. 1874. Dr. Friedrich Hessenberg'. 1875. Hr. Ferdinand Laurin. 1876. „ Jakob Bernhard Rikolf. 1878. „ Job. Heinrich Roth. 1878. „ J. Pb. Nikol. Manskopf. 1878 „ Jean Noe du Fay. 1879. „ Gg. Friedr. Metzler. 1880. Frau LoniseWilhelmineEmilie Gräfin Böse, geb. Gräfin v. Reichen- bach-Lessonitz. 1880. Hr. Karl August Graf Böse. 1880. „ Gust. Ad. de Neufville. 1881. „ Adolf Metzler. 1883. „ Job. Friedr. Koch. 1883. „ Job. Wilb. Roose. 1884. „ Adolf Sömmerring. 1886. „ Jacques Reiss. 1887. , Albert von Reinach. 1889. Hr III. Mitglieder des Jalires 1888. Die arbeitenden sind mit*bezeicbnet. Abendroth, Moritz. 1886. Alt, F. G. Johannes. 1869. Audreae, Achille Prof., Dr. 1878. Audreae, Arthur. 1882. *Andreae, Herm., Baukdirekt. 1873. Andreas, H. V., Dr. med. 1849. Andreae-Passavant, Jean, Direkt. 1869. Andreae-Goll, J. K. A. 1848. Andreae-Goll, Phil. 1878. Andreae-Winckler, Joh. 1869. Audreae, Paidolf. 1878. *Askenasy, Eugen, Dr. phil., Prof. 1871. Auerbach, L., Dr. med. 1886. Auftarth, F. B. 1874. *Baader, Friedrich. 1873. Baer, S. L., Buchhändler. 1860. Baer, Joseph. 1873. Bansa, Gottlieb. 1855. Bansa, Julius. 1860. *Bardorff, Karl, Dr. med. 1864. Hr de Bary, Heiur. A. 1873. de Bary, Jak., Dr. med. 1866. Bayer, Theodor. 1885. Bechhold, J. H. 1885. Becker, Heinr. 1887. Belli, L., Dr. phil. 1885. Berle, Karl. 1878. Bertholdt, Joh. Georg. 1866. Best, Karl. 1878. Y. Bethmann, S. M., Baron. 1869. Beyfus, M. 1873. Bittelmann, Karl. 1887. *Blura, J. 1868. *Blumeuthal, E., Dr. med. 1870. Blumenthal, Adolf. 1883. *Bockenheimer, Dr. med. 1864. Böhm, Joh. Friedr. 1874. *Boettger, Oskar, Dr. phil. 1874. Bolongaro, Karl Aug. 1860. Bolongaro-Crevenna, A. 1869. Bonn, Phil. Bch. 1880. Bonn, William B. 1886. — 13 — Hr Boiitaut, F. 1866. Borgnis, J. Fr. Franz. 1873. Braimfels, Otto. 1877. Brentano, Anton Tlieod. 1873. Brentano, Ludwig, Dr. jur. 1812. Brofft, Franz. 1866. Brofft, Theodor, Stadtrat. 1877. Brückmann, Phil. Jak. 1882. Brückner, Wilh. 1846. *Buck, Emil, Dr. phil. 1879. Büttel, Wilhelm. 1878. Cahn, Heinrich. 1878. Cahn, Moritz. 1873. *Carl, Aug., Dr. med. 1880. Cnjrim, Ed., Dr. jur. 1873. Cnyrim, Vikt., Dr. med. 1866. Creizenach, Ignaz. 1869. Degener, K., Dr. 1866. *Deichler, J. Christian, Dr. med. 1862. Delosea, Dr. med. 1878. Diesterweg, Moritz. 1883. Doctor, Ad. Heinr. 1869. Dondorf, Karl. 1878. Dondorf, Paul. 1878. Donner, Karl. 1873. Drexel, Heinr. Theod. 1863. Ducca, Wilh. 1873. Edenfeld, Felix. 1873. *Edinger, L., Dr. med. 1884. Ehinger, August. 1872. Enders, Ch. 1866. Engelhard, Karl Phil. 1873. von Erlanger, Baron, Ludwig. 1882. Eyssen, Eemigius Alex. 1882. Feist, Franz, Dr. phil. 1887. Fellner, F. 1878. *Finger, Oberlehrer, Dr. phil. 1851. Flersheim, Ed. 1860. Flersheim, Roh. 1872. Flesch, Dr. med. 1866. Flinscb, Heinr. 1866. Flinsch, W. 1869. FoUenius, Georg, Ingenieur. 1885. Fresenius, Ph., Dr. phil. 1873. Fresenius, Ant., Dr. med. 1883. Hr. Freyeisen, Heinr. Phil. 1876. *Fridberg, Eob., Dr. med. 1873. Friedmann, Jos. 1869. Fries, Friedr. Adolf. 1876. V. Frisching, K. 1873. Fritsch, Ph., Dr. med. 1873. Fuld, S., Justizrat, Dr. jur. 1866. Fulda, Karl Herrn. 1877. Garny, Job. Jak. 1866. Geiger, Berthold, Dr., Advokat. 1878. Gering, F. A. 1866. Gerson, Jak., Generalkonsul. 1860. Geyer, Job. Christoph. 1878. *Geyler, Herrn. Theodor, Dr. phil. 1869. Gockel, Ludwig, Direktor. 1869. Goldschmidt, A. B. H. 1860. Goldschmidt, Blarkus. 1873. Greiff, Jakob. 1880. Grunelius, Adolf. 1858. Grunelius, Moritz Eduard. 1869. V. Guaita, Max. 1869. Guttenplan, J., Dr. med. 1888. Häberlin, E. J., Dr. jur. 1871. Hahn, Adolf L. A., Konsul. 1869. Hahn, Anton. 1869. Hahn, Moritz. 1873. Hahn, Aug , Dr. phil. 1887. Hamburger, K., Justizrat, Dr. jur. 1866. Hammerau, K. A. A., Dr. phil. 1875. V. Harnier, Ed., Justizrat, Dr. jur. 1866. Harth, M. 1876. Hauck, Alexander. 1878. Hauck, Moritz, Advokat. 1873. Heimpel, Jakob. 1873. Henrich, K. F. 1873. Herz, Otto. 1878. Heuer, Ferd. 1866. *v. Heyden, Luc, Dr. phil., Major. 1860. V. Heyder, Georg. 1844. *Heynemann, D. Fr. 1860. Dr. Höchberg, Otto. 1877. Dr. Hochstädter, Max. 1887. 14 Hr. Hoff, Karl. 1860. „ Hohenemser, H., Direktor. 1866. „ V. Holzliausen, Georg. Frbr. 1867. „ Holzmaun, Phil. 1866. Die Jäger\sclie Buchhandlung. 1866. Hr. Jännicke, W., Dr. phil. 1886. „ Jassoy, Wilh. Ludw. 1866. „ Jeanrenaud, Dr. jur., Appellations- gerichtsrat. 1866. „ Jeidels, Julius H. 1881. „ Jordan, Felix. 1860. , Jügel, Karl Franz. 1821. „ Kahn, Hermann. 1880. „ Katzenstein, Albert. 1869. „ Kayser, Adam Friedr. 1869. „ Kayser, J. Adam. 1873. , Keller, Adolf, Rentier. 1878. „ Keller, Otto. 1885. „ *Kesselmeyer, P. A. 1859. ^ Kessler, F. J., Senator. 1838. „ Kessler, Heinrich. 1870. , K«5sler, Wilh. 1844. „ Kinnen, Karl. 1873. „ *Kiukelin, Friedr., Dr. phil. 1873. „ Kirchheim, S., Dr. med. 1873. „ Klitscher, F. Aug. 1878. „ Klotz, Karl Konst. V, 1844. „ Knauer, Joh. Chr. 1886. „ Knips, Jos. 1878. „ *Kohelt, W., Dr. med. 1877. Königl. Bibliothek in Berlin. 1882. Hr.*Körner, 0., Dr. med. 1886. „ Kohn-Speyer, Sigism. 1860. „ Kotzenberg, Gustav. 1873. „ Krätzer, J., Dr. phil. 1886. „ Krämer, Johannes. 1866. „ Kreuscher, Jakob. 1880. , Küchler, Ed. 1866. „ Kugele, G. 1869. „ Kugler, Adolf. 1882. j *Lachmann, Bernh., Dr. med. 1885. j, Ladeuburg, Emil, Geheim. Kom- merzienrat. 1869. ^ Laemmerhirt,Karl,Direktor. 1878. , Landa^^er, Wilh. 1873. „ Lang, R., Dr. jur. 1873. „ Lautenschläger,A., Direktor. 1878. Hr Fr. Hr. Lauteren, K., Konsul. 1869. *Lepsius, B., Dr. phil. 1883. Leschhorn, Ludw. Karl. 1869. Leser, Phil. 1873. Liebmann, L., Dr. phil. 1888. Lindheimer, Ernst. 1878. Lindheimer, Julius. 1873. Lion, Benno. 1873. Lion, Franz, Direktor. 1873. Lion, Jakob, Direktor. 1866. Lochmann, Richard. 1881. Loretz, A. W. 1869. *Loretz, Wilh., Dr. med. 1877. *Lorey, Karl, Dr. med. 1869. Lorey, W., Dr. jur. 1873. Lucius, Eug., Dr. phil. 1859. Maas, Adolf. 1860. Maas, Simon, Dr. jur. 1869. Mahlau, Albert. 1867. Majer, Joh. Karl. 1854. Majer-Steeg. 1842. Mannheimer, A., Dr. 1883. Manskopf, W. H., Geheim. Kom- merzienrat. 1869. Marburg, Heinrich. 1878. Marx, Dr. med. 1878. Matti, Alex., Stadtrat, Dr. jur. 1878. Matti, J. J. A., Dr. jur. 1836. Maubach, Jos. 1878. May, Ed. Gustav. 1873. May, Julius. 1873. May, Martin. 1866. Merton, Albert. 1869. Merton, W. 1878. Mettenheimer, Chr. Heiur. 1873. Metzler, Albert , Generalkonsul, Stadtrat. 1869. Metzler, Karl. 1869. Metzler, Wilh. 1844. Minjon, Herm. 1878. Minoprio, Karl Gg. 1869. Modera, Friedr. 1888. Mohr, Oberlehrer, Dr. phil. 1866. Mouson, Joh. Gg. 1873. Müller, Joh. Christ. 1866. Müller, Paul. 1878. — 15 — Hr. Müller, Siegm. Fr., Jnstizrat, Dr. Notar. 1878. „ Mumm V. Schwarzenstein, A. 1869. „ Mumm V. Schwarzenstein, P. H., jun. 1873. „ Nestle-John, Georg. 1878. „ Nestle, Richard. 1855. „ Neubert, W. L., Zahnarzt. 1878. „ Neubürger, Dr. med. 1860. „ Neustadt, Samuel. 1878. „ V. Neufville-Siebert, Friedr. 1860. „ V. Neufville, Alfred. 1881. „ V. Neiifville, Otto. 1878. „ Niederhofheim, A., Direktor. 1873. „ *Noll, F. C, Prof., Dr. sc. nat. 1863. „ V. Oberuberg, Ad., Dr. jur. 1870. „ Ochs, Hermann. 1873. , Ochs, Karl: 1873. „ Ochs, Lazarus. 1873. „ Ohlenschlager, K. Fr., Dr. med. 1873. „ Oplin, Adolph. 1878. „ Oppenheimer, Moritz. 1887. „ Oppenheimer, Charles, General- konsul. 1873. „ Osterrieth, Franz. 1867. „ Osterrieth-v. Bihl. 1860. „ Osterrieth-Laurin, Aug. 1866. , Osterrieth, Eduard. 1878. „ Oswalt, H., Dr. jur. 1873. „ Passavant, Herm. , Geh. Kom- merzienrat. 1859. , *Passavant, Theodor. 1854. , *Petersen, K. Th., Dr. phil. 1873. „ Petsch-GoU, Phil., Geheim. Kom- merzienrat. 1860. „ Pfeffel Aug. 1869. „ Pfeifer, Eugen. 1846. „ Ponfick, Otto. Dr. jur., Rechts- anwalt. 1869. „ Posen, Jakob. 1873. „ Propach, Robert. 1880. „ Quilling, Friedr. Wilh. 1869. „ Ravenstein, Simon. 1873. Die Realschule, Israelitische. 1869. Hr.*Rehn, J. H., Dr. med. 1880. Hr *Reichenbach, J. H., Oberlehrer, Dr. phil. 1879. *v. Reinach, Alb., Baron 1870. Reiss, Paul, Advokat. 1878. Reutlinger, Karl. 1886. Ricard, L. A. 1873. *Richters, A. .J. Ferd., Oberlehrer, Dr. 1877. *Ritter, Franz. 1882. Rittner, Georg, Geh. Kommerzien- rat. 1860. Rödiger, Konr., Geh. Regierungs- rat. Dr. phil. 1859. Rödiger, E., Dr. med. 1888. Rössler, Hektor. 1878. Rössler, Heinr., Dr. 1884. Roth, Georg. 1878. Roth, Job. Heinrich. 1878. V. Rothschild, Wilhelm, General- konsul, Freiherr. 1870. Rueff, Julius, Apotheker. 1873. Rühl, Louis. 1880. Rumpf, Dr. jur., Konsulent. 1866. *Saalmüller, Max, Oberstleutnant. 1863. Sanct Goar, Meier. 1866. Sanders, W., Reallehrer. 1888. Sandhagen, Wilh. 1873. Sauerländer, J. D., Dr. jur. 1873. Scharff, Alex.,Kommerzienr. 1844. Scharff, Eduard. 1885. Schaub, Karl. 1878. *Schauf, Wilh., Dr. phil. 188L Schepeler, Ch. F. 1873. Scherlenzky, Dr. jur., Notar. 1873. Schiele, Simon, Direktor. 1866. Schlemmer, Dr. jur. 1873. Schmick, J. P. W., Ingenieur. 1873. Schmidt, Adolf, Dr. med. 1832. ♦Schmidt, Heinr., Dr. med. 1866. Schmidt, Louis A. A. 1871. *Schmidt, Moritz, Sanitätsrat, Dr. med. 1870. Schmidt-Polex, Adolf, 1855. *Schmidt-Polex, F., Dr. jur. 1884. Schmidt-Scharff, Adolf. 1855. Schmülder, P. A. 1873. 16 — Hr. Schnapper, Bernh. 1886. , Schölles, Job,, Dr. med. 1866. , *Schott, Ellgen, Dr. med. 1872. „ Schumacher, Heinr. 1885. Fr. Schuster, Recha. 1885. Hr. Schwarz, Georg Ph. A. 1878. „ Schwarzschikl, Em. 1878. „ Schwarzschild, Moses. 1866. „ Seligmami, H., Dr. med. 1887. „ V. Seydewitz, Hans, Pfarrer. 1878. „ *Siebert, J., Justizrat, Dr. jar. 1854. „ Siebert, Karl August. 1869. „ Sömmerring, Karl. 1876. „ Sonnemann, Leopold. 1873. „ Speltz, Dr. jur., Senator. 1860. „ Speyer, Gustav. 1878. „ Speyer, James. 1884. , Speyer, Edgar. 1886. „ Spiess, Alexander, Dr. med., Sani- tätsrat. 1865. „ Stadermann, Ernst. 1873. „ *Steffan, Ph. J., Dr. med. 1862. ^ V. Steiger, Matteo. 1883. , Stern, B. E., Dr. med. 1865. „ Stern, Theodor. 1863. , *Stiebel, Fritz, Dr. med. 1849. „ V. Stiebel, Heinr., Konsul. 1860. „ Stilgebauer, Gust., Bankdirektor. 1878. , Stock, Wilhelm. 1882. Hr. *Stricker, W., Dr. med. 1870. Strubell, Bruno. 1876. Sulzbach, Emil. 1878. Sulzbach, Rud. 1869. Trost, Otto. 1878. Umpfenbach, A. E. 1873. Uua-Maas, S. 1873. yini den Velden, Fr. 1842. Vogt, Ludwig, Direktor. 1866. Vohsen, Karl, Dr. med. 1886. Volkert, K. A. Gh. 1873. Weber, Andreas. 1860. ♦Weigert, Karl, Prof. Dr. 1885. Weiller, Hirsch Jakob. 1869. Weismann, Wilhelm. 1878. Weiss, Albrecht. 1882. *Wenz, Emil, Dr. med. 1869. Wertheimber, Enianuel. 1878. Wertheimber, Louis. 1869. Wetzel, Heinr. 1864. nVinter, Wilh. 1881. *VVirsing, J. P., Dr. med. 1869. Wirth, Franz. 1869. Wolfskehl, H. M., Kommerzien- rat. 1860. Wüst, K. L. 1866. Wunderlich, L., Direktor, Dr. phil. 1885. Zickwolff, Albert. 1873. *Ziegler, Julius, Dr. phil. 1869. Ziegler, Otto, Direktor. 1873. IT. Neue Mitglieder für das Jahr 1889. Hr. Flesch, Max., Prof. Dr. med. „ Fries Sohn, J. S. „ Majer, Alexander. „ Schweuck, Dr. med. „ Heraus, Heinr. in Hanau. „ Geibel, Peter, Tierarzt in Höchst a. M. y. Ausserordeiitlielie Elireiiinitglieder. Hr. Erckel, Theodor (von hier). 1875. „ Hetzer, Wilhelm (von hier). 1878. „ Hertzog, Paul, Dr. jur. (von hier). 1884. — 17 — VI. Korrespondieren de Ehrenmitglieder. 1876. Hr. Rein. J. J., Dr., Professor in Bonn. A II. Korrespondierende Mitslieder.*) 1836. 1836. 1837. 1839. 1842. 1844. 1845. 1846. 1846. 1847. 1848. 1849. 1849. 1849. 1850. 1850. 1852. Decaisne, Akademiker in Paris. Agardh, Jakob Georg, Prof. in Lund. Coulon, Louis, in Xenchätel. V. Meyer, Georg- Hermann, Prof. in Zürich (von hier). Claus, Bruno, Dr. med., Ober- arzt des städtischen Kranken- hauses in Elberfeld (von hier). Bidder, Friedr. H., Professor in Dorpat. Ludwig Phil., Dr. med. in Zimmermann , Mediziualrat . Braunfels. T. Sandberger, Fridolin, Profes- sor in Würzburg. Schiff, Moritz, Dr. med., Prof. in Genf (von hier"). Yirchow, Eud., Geh. Mediziual- rat, Professor in Berlin. Philippi, E.ud. Amadeus. Direk- tor des Museums in Santiago de Chile. Beck, Beruh. , Dr. med., General- arzt in Karlsruhe. Dohrn. K. Aug., Dr., Präsi- dent des Entomol. Vereins in Stettin. Fischer, Georg, in Milwaukee, Wisconsin (von hier). Kirchner (Konsul in Sj-dney), jetzt in Wiesbaden (von hier). Mettenheimer, Karl Chr. Friedr., Dr. med.. Geh. Med. -Rat, Leib- arzt in Schwerin (von hier), Leuckart, Rudolf, Dr., Professor in Leipzig. 1853. Buchenau, Franz, Dr., Professor in Bremen. 1853. Brücke. Ernst Wilh., Prof. in Wien. 1853. Ludwig, Karl, Prof. iu Leipzig. 1854. Schneider, Wilh. Gottlieb, Dr. phil. in Breslau. 1856. Scacchi. Archangelo, Professor in Neapel. 1856. Palmieri, Professor in Neapel. 1857. V. Homej'er. Alex., Major in Anklam. 1857. Carus, J. Viktor. Prof. Dr. in Leipzig. 1859. Frey, Heinrich, Prof. in Zürich (von hier). 1860. Weinland, Christ. Dav. Friedr., Dr. phil. in Baden-Baden. 1860. Gerlach. J., Prof. in Erlangen, 1860. Weismann, Aug., Prof.. Geh. Hofrat in Freiburg (von hier). 1861. Becker, Ludwig, in Melbourne, Australien. 1861. V. Helmholtz, H. L. F., Geheim- rat, Professor in Berlin. 1863. Hoffmann, Herm.. Geh. Hofrat, Professor in Giessen. 1863. de Saussure, Henri, in Genf. 1864. Schaaff hausen, H., Geh. Med.- Rat, Prof. in Bonn. 1864. Keyserling, Graf, Alex., Ex- Kurator der Universität Dorpat, d. Z. in Reval, Kurland (Russ- land). 1865. Bielz, E. Albert, k. Rat in Her- mannstadt. 1866. Möhl. Dr., Professor in Kassel. *) Die vorgesetzte Zahl bedeutet da.s Jalir der Aufnahme. — 18 1867. Landzert, Prof. in St.Petersburg. 1867. de Marseul, Abbe in Paris. 1868. Hornstein, Dr., Oberlehrer in Kassel. 1869. Wagner, R, Prof. in Marburg. 1869. Gegenbaur, Karl, Professor in Heidelberg. 1869. Eis, Willielm, Prof. in Leipzig. 1869. Eütimeyer, Ludw., Professor in Basel. 1869. Semper, Karl, Prof. in Würzburg. 1869. Gerlach, Dr. med. in Hongkong, China (von hier). 1869. Woronijn, M., Professor in St. Petersburg. 1869. Barboza du Bocage, Direkt, des Zoolog. Museums in Lissabon. 1869. Kenngott, G. A., Prof. in Zürich. 1871. V. Müller, F., Direkt, des botan. Gartens in Melbourne, Austrat. 1871. Jones, Matthew, Präsident des naturliistorischen Vereins in Halifax. 1872. Westerlund, Dr. K. Ag., in Eon- neby, Schweden. 1872. Verkrüzen, Th. A., in London. 1872. V. Nägeli, K., Prof. in München. 1872. V. Sachs, J., Prof. in Würzburg. 1872. Hooker, J. D., Direkt, des botan. Gartens in Kew, England. 1873. Streng, Professor in Giessen (von hier). 1873. Stossich, Adolf, Professor an der Realschule in Triest. 1873. Eömer, Geh. -Rat, Professor in Breslau. 1873. Cramer, Professor in Zürich. 1873. Bentham, Georg, Präsident der Linnean Society in London. 1873. Günther, Dr., am British Museum in London. 1873. Sclater, Phil. Lutley, Secretary of zoolog. Soc. in London. 1873. V. Leydig, Franz, Dr., Prof. in Würzburg. 1873. Loven, Professor. Akademiker in Stockholm. 1873. Schmarda, Prof. in Wien. 1873. Pringsheim, Dr., Prof. in Berlin. 1873. Schwendener, Dr., Professor in Berlin. 1873. de Camlolle, Alphonse, Prof. in Genf. 1873. Fries, Th., Professor in Upsala. 1873. Schweinftarth , Dr. in Berlin, Präsident der Geographischen Gesellschaft in Kairo. 1873. Eussow, Edmund, Dr., Prof. in Dorpat. 1873. Cohn, Dr., Prof. in Breslau. 1873. Eees, Prof. in Erlangen. 1873. Ernst, Dr., Vorsitzender der deutsch, naturf. Ges. in Caracas. 1873. Mousson, Professor in Zürich. 1873. Krefft, Direktor des Museums in Sydney. 1874. Joseph, Gust., Dr. med., Dozent in Breslau. 1874. V. Fritsch, Karl Freiherr, Dr., Professor in Halle. 1874. Gasser, Dr., Professor der Ana- tomie in Bern (von hier). 1875. Bütschli, Otto, Dr., Prof. in Heidelberg (von hier). 1875. Dietz, K., in Karlsruhe (v. hier). 1875. Fraas, Oskar, Dr., Professor in Stuttgart. 1875. Klein, Karl, Dr., Professor in Berlin. 1875. Ebenau, Karl, Vice-Konsul des Deutschen Eeiches in Zanzibar, d. Z. auf Madagaskar (von hier). 1875. Moritz, A., Dr., Direktor des physikalischen Observatoriums in Tiflis. 1875. Probst, Pfarrer, Dr. phil. in Unter-Essendorf, Württemberg. 1875. Targioni-Tozzetti, Professor in Florenz. 1875. V. Zittel, K., Dr., Professor in München. 1876. Liversidge, Prof. in Sydney. 1876. Büttger, Hugo, Generalinspek- tor (hier). 19 — in Freiburg Professor in Dr.. Prälat 1876. Le Jolis, Auguste, President de la Societe nationale des sciences naturelles in Cherbourg. 187G. Meyer, A. B., Direktor des königlich zoologischen Museums in Dresden. 1876. Wetterhan, J. D., i. Br. (von hier). 1877. V. Volt, Karl, Dr., München. 1877. Schmitt. C. G. Fr. in Mainz. 1877. Becker, L., Ingen, in Hamburg. 1878. Chun, Karl, Prof., Dr. in Königs- berg (von hier). 1878. Corradi, A., Professor an der Universität in Pavia. 1878. Strauch, Alex., Dr. phil., Mit- glied d. k. Akademie der Wis- senschaften in St. Petersburg. 1878. Stumpff, Anton, aus Homburg v. d. H., d. Z. auf Madagaskar. 1879. V. Scherzer, Karl, Ritter, Mini- sterialrat, k. k. österr. -Ungar. Geschäftsträger und General- Konsul in Genua. 1880. Adams, Charles Francis, Presi- dent of the American Academj^ of Arts and Sciences in Boston. 1880. Winthrop, Robert C, Prof, Mitglied der American Academy of Arts and Sciences in Boston, Mass. 1880. Simon, Hans, in Stuttgart. 1880. Jickeli, Karl F., Dr. phil. in Hermannstadt. 1880. Stapff, F. M., Dr., Ingenieur- Geolog in Weissensee bei Berlin. 1881. Lopez de Seoane , Victor, in Coruüa. 1881. Hirsch, Karl, Direktor der Tram- ways in Palermo (von hier). 1881. Todaro, A., Prof. Dr., Direktor des botan. Gartens in Palermo. 1881. Snellen, P. C. T. in Rotterdam. 1881. Debeaux, Odon, Pharmacien en Chef de l'höp. milit. in Oran. 1882. Retowski, 0., Staatsrat, Gymn.- Lehrer in Theodosia. 1882. Retzius, Gustav, Dr., Prof. am Carolinischen medico- chirurgi- schen Institut in Stockholm. 1882. Russ, Ludwig, Dr. in Jassy. 1883. Bertkau, Ph., Dr. philos., Prof. in Bonn. 1883. Koch, Robert, Geheimrat Dr., im k. Gesundheitsamte in Berlin. 1883. Loretz, Herm., Dr., an der geo- logischen Landes -Anstalt in Berlin (von hier). 1883. Ranke, Joh., Prof. Dr., General- sekretär der Deutschen anthro- polog. Gesellschaft in München. 1883. Eckhardt, Willi., in Lima (Peru) (von hier). 1883. Jung, Karl, hier. 1883. Boulenger, G. A., Dr. , am Natur- historischen Museum in London. 1883. Arnold, Ober-Landesgerichtsrat in München. 1884. Lortet, L., Prof. Dr., Direktor des naturhistor. Museums iu Lyon. 1884. Königliche Hoheit Prinz Lud- wig Ferdinand von Bayern in München. 1884. Rüdinger, Prof. Dr., in München. 1884. V. Koenen, A., Prof. Dr., in Göttingen. 1884. Knoblauch, Ferd., Konsul in Neukaledonien, hier. 1884. Danielssen, D. C, Dr. med., Direktor des Museums in Bergen. 1884. Miceli, Francesco, in Tunis. 1884. Brandza, Demetrius, Prof. Dr., in Bukarest. 1885. V. Moellendorff, Dr., 0. Fr., Konsul des Deutschen Reiches in Manila. 1885. Flemming, Walther, Prof. Dr., in Kiel. 1886. V. Bedriaga, J., Dr., in Nizza. 1887. Volger, Otto, Dr. phil, in Soden. 2* 20 — 1887. Ehrlich, Paul, Prof. Dr., in Berlin. 1888. 1887. Schinz, Hans, Dr., in Rieshach, Zürich. 1888. 1887. Stratz, C. H., Dr. med., in Batavia. 1887. Breuer, H., Prof. Dr., in Mon- tabaur. 1888. 1887. Hesse, Paul, in Venedig. 1888. 1888. Scheidel, S. A., in Bad Weilbach. 1888. 1888. Zipperlen, A., Dr., in Cincinnati. 1888. V. Kimakowicz , M. , in Her- mannstadt. 1889. V. Radde, Dr., Gust.. Wirkl. Staatsrat und Direktor des Kaukas. Museums in Tiflis. Brusina, S., Direktor des Zoo- logischen National-Museums in Agram. Rzehak, A., Prof. an der Ober- Realschule in Brunn. Karrer, Felix, in Wien. Reues, Joh. Leonh. , in Cal- cutta (von hier). Roux , Wilhelm, Prof. Dr., in Breslau. Durch die Mitgliedschaft werden folgende Rechte erworben : 1. Das Naturhistorische Museum an Wochentagen von 8 — 1 und 3—4 Uhr zu besuchen und Fremde einzuführen. 2. Alle von der Gesellschaft veranstalteten Vorlesungen und wissenschaftlichen Sitzungen zu besuchen. 3. Die vereinigte Senckenbergische Bibliothek zu benutzen. Ausserdem erhält jedes Mitglied alljährlich den gedruckten Jahresbericht. Bibliothek-Ordnunc:. 1. Nur Mitglieder der einzelnen Vereine erhalten Bücher. 2. Die Herren Bibliothekare sind gehalten, sich von der persönlichen Mitgliedschaft durch Vorzeigen der Karte zu überzeugen . 3. Jedes Mitglied kann gleichzeitig höchstens 6 Bände geliehen erhalten; 2 Broschüren entsprechen 1 Band. 4. Der entliehene Gegenstand kann höchstens auf 3 Monate der Bibliothek entnommen werden. 5. Auswärtige Dozenten erhalten nur durch Bevollmächtigte, welche Mitglieder eines der Vereine sein müssen, Bücher. Diese besorgen den Versand. Gesclieiike und Erwerbungen. Juni 1888 bis Juni 1889. I. Naturalien. A. Geschenke. 1. Für die verg'leicheiKl- anatomische Sammluuj^: Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft: Skelette von: 1 Felis Serval $, 1 Lcif/ostomus trichodactijhis c?, 1 Pclc- canus onocrotalus. Von Herrn Direktor Aug. Sieb er t im Palmengarten hier: Schädel von Delpldnus commiuiis. Von Frau Apotheker Dun hier: 8 Schafgebisse (Schneidezähne) in verschiedenen Altersstadien. 2. Für die Säugetiersammlung' : Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft: 1 CaWthrix sciureus d^, 1 Felis Serval $. 1 Ljjnx Caracal ^, 1 Felis genetta jung, 1 Cercolabes prehensilis c?, 1 junger Panther, 1 Angorakatze, 1 Palmenmarder, 1 junger Mouflon $, 1 Lagastamus trichodactglns c?, 3 Macroxus leacoiimbriniis ^ und $. Von Herrn Consul Dr. 0. Fr. von Moellendorff in Manila: 1 Pteropus und 5 Vespertilionen. Für die Lokalsammlung: Von Herrn Oberstleutnant Saalmüller: 1 Cricetus vulgaris. Von Herrn Baron von Reinach, hier: 1 Rehkitz. Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft: 1 Meles Taxus, 1 Cervus Capreolus, 2 Mustela foina. — 23 — 3. Für die Vog-elsammhing : Von Herrn Baron von Erlanger in Nieder-Ingel heim : 1 Syrrhaptcs paradoxus ^, 3 Larus melanoceplialus^ 1 L'tjgims olor, 1 Anas fusca, 2 Anas islandica. Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft hier: 1 Ohr- eiile, 1 Trichoglossus Novae. Hollandiae c?, 1 Xanthoce- phalus longipes ^, 2 FoepkUa mlmbilis ^, Amadina undata $, 1 Taracus Buffonii, 1 Cohunba coronata $, 1 Ocf/phaps lophotes $, 1 Geotnjyoti montana ^, 1 Phasiamis nijctlie- merus '^, 1 Phasiamis colchicus $, 1 ('eriornis Lathanti $, 1 Grus pavonina c?, 1 Limosa aegoccphala, 2 Machetes pugnax, 1 Pelecanus fuscus $, 2 Mergus scrratoi' c? u. $; 1 Anas galericidata. Von der Palme ngarten-Gesellschaft: 1 Cggnns nigri- colh's $. Von Frau Marie Gerlach hier: 1 Reisfink (weisse Varietät). Von Herrn A n t. S t u m p f f auf Nossi Be (Madagascar) : 2 Tinmoi- ruliis Newton/, 1 Eurgstomus madagascariensis, 13 Foudia inadagascariensis, 5 Spermestes tiana, 1 Vanga curvirostris, 3 Zosterops inadagascariensis, 2 Cisticola madagascariensis, 2 Cinnyris souimanga, 2 Artan/ia leucocepha/a, 1 Alauda hova, 1 Centrojms tolu, 2 Alcedo cristata, 2 Blepliaromcrops superciliosa, 1 Copsychus pica, 2 Turnia 7iigricollis. Von Herrn J o h. L e o n h. R e u s s in Calcutta (von hier) : Vogel- bälge vom Himalaja. 1 Caprimulgus alhonotatus Tikel, 1 Orioliis 7nelanocephalus L., 1 Psaropholus trailli Jard., 1 Bhringa remifer Hodgs., 2 Irena puella Horsf., 2 Psa- risorheus Dalhousiae Sw., 1 Chibia hottentota Less., 1 Al- cedo bengalensis Gmel., 2 Ncctariniachalcopogon Hl.. 1 Arach- nothera magna Hodgs., 1 Mcrops quinticolor Vieill., 1 Melanochlora flavocristata Lafr. , 1 Ruticilla leucocephala Vig., 1 Muscicaya paradisi Boie, 2 Chrysophlegma flavi- nucha Gould., 1 Chrysocolaptes sidtaneus Hodgs., 1 Zan- rlostomus tristis Less., 2 Meyalaima asiatica Lath., 1 Phyl- lornis aurifrons Tem., 1 Trogon Hardivickii Jard. & Selby, 1 Pterythrius erythropterus , 1 Picurnnus , 2 Pericrocotus speciosus, 1 Ceriornis Latlnuni. Von Herrn Dr. Gust. von Radde, Wirkl. Staatsrat und Direktor des Kaukas, Museums in Tiflis : Nach verzeichnete — 24 — Vogelbälge von Transkaukasien. 2 Turdits atrüjiilaris $^. 1 LocHstdla luschiioides S, 1 Calamoherpe turdoidcs c?, 1 Aedon fcuiiüknis J', 1 Calcunodijta melanopogon <^, 1 Plnjl- lopneuste tristis $, 3 Fhyllopneustc sp. c?, 1 Metopoiila pusilla $, 1 Saxicola picata S, 1 ä ocnanthe c?, 1 Pratin- cola caprata S, 2 Motacilla personata c? und $, 1 Budijtes inelanocephala <^, 1 Melanocorijpha calandra $, 1 J/. biii/a- culata c?; 1 Calandrella hracinjdactijla $. T. pispoletta $, 1 Anihus campestris c?. 2 Muscicapa parva c?, 1 Butalis (jrisola c?, 2 Cyncliranms schoenichis^ 1 Emberlza bnimii- ceps $, 1 -E". Diüiaria $, 1 £". Itortulana c?, 1 (br//.y r//-- ftorer/. c?, 2 AninwDianes deserti c?, 2 Parus boldmricnsis Licht, c? und $, 1 P. Diinor S, 2 Passer saUcicolus S und $, 1 1^ salicarias c?, 1 P. doinesticas <$, 1 P. doinesticus var. indicus , 1 P, Diunfaniis !^, 1 P. pctronius $, 2 Jtirj/t/üv- spixn obsoleta c? und $, 1 Linota cannabina $, 1 FrlmfiUa montifringiüa ^, 1 Pijrrlmla erythrina c?, 1 f'arduelis clegaiis $, 1 Coccothraustes specuUgcra, 1 Hoplopfcrus spi)U)- sus ^, 1 (liaradrius Geoff'roiji c?, 1 Plialaropiis cinereus c?, 1 Totanus stagnaUs c?, 1 Am))ioperdix griseogularis c?. Von Herrn P. .0. Reimers in Helgoland: 1 Larus argentatus juv., 2 L. tridactylus, 1 Phalaropus fulicarms, 1 f7/'m arra. Von Herrn Dr. Schrader in Kiel: 1 Colynibiis arcticus juv. Von Fräulein Linker hier: Brotogerys vh^escens. Für die L o k a 1 s a m m 1 u n g : Von Herrn Baron von Erlanger in Nieder-Ingelheim : 1 P/Vv^s viridis !^, 1 Corvus moned^iJn c?, 1 Tota?ms calidris c?, 2 Larus ridibundus S, 1 ^4/?-«s acuta, 1 Mergus merganscr c?, 1 ilf. albclhis $, 2 Stenm hirundo $ mit 2 Nestvögeln. Von Herrn Wildprethändler J. Chr. Geyer, hier: 1 Tetrao Ijonasia L. (Varietät). Von Herrn L. Wertheim in Bornheim: 2 Strepsilas intcrprcs ^ und $. Von Frau Ph. Holzmann hier: 1 Falco peregrinus $. Von Herrn A. Koch hier: 1 Sylvia hortensis ^, 1 Gallinula chloropus $. Von Herrn Lehrer Bieber icher hier : 1 Numenius phaeopus cT. - 25 — 4. Für die Reptilien- und Anipliibiensamniluiig': Von Herrn Ferd. Emmel in Arequipa, Peru: 1 Ucophis hadlus Boje, 1 Ct. Enimcll Böttg". n. sp., 1 Coroiiel/a tacniolata Jan, 1 Leptognatlius Catcsbiji Weig., 2 Eri/throlainpras venustissimus Sclileg. var. tetraxona Jan und Reptilien- eier von Bolivia. Von Herrn Oberlehrer J. Blum liier: 1 Lacerta muraUs Laur. typ. von Cliioggia bei Venedig, 4 Lacerta vmralis Laur. var. tilignerta Gmel. von Istrien und Cliioggia, 2 llana escnlenta L. var. Lessonae Cam. von Milano. Von Herrn G. Gerold in Trinidad: 1 Ttjphlops retkidatus L. var. TroscheU Jan , 1 HßniUlactijlus niahaia Mor., 1 Lcptodira annulata L., 1 Hißa crepitans Wied. Von Herrn M. v. Kim ako wicz in Hermannstadt, Siebenbürgen : 1 Lacerta vivipara Jacq. var., 1 Lacerta ayllis L. var. exigua $, 1 Raim oiculcnta L. var. Lessonae Cam., 3 Bom- hinator bombinus L., 1 Molye vulyaris L. var. meridio- nalis Blgr. Von Herrn Dr. C. Keller in Zürich: 1 Phelsunia laticaiida Böttg. Von Herrn G. A. Boulenger in London: 2 Mohje Poireti Gray c? und $ von Algier, 2 Salamcmctra inaculosa Laur. var. algira Bedr. von Tanger in Marokko. Von Herrn M. Koch in Magdeburg: 4: Bo7)ibinator Igneiis haaiv. Von Frau Sliglit (durch Herrn Oberlehrer Dr. Richters): 1 Eckis carinata Sehn., 1 Hgdropkis (Hydrophis) cyano- cinctus Daud., 1 Gongylopjhis conicus Sehn., 1 Hemidac- tylus Coctaei D. et B. J*, 1 Ophiops inicrolepis Blanf., 1 llana malabarica Tsch. d^, 1 Ra)ia sp. Larve verwandt der Bana alticola Blgr. und vielleicht zu B. erythraca Schleg. gehörig, alles von Bombay. Von Herrn Direktor Dr. Eg. Schreiber in Görz: 1 Lacerta oxyccphala D. et B. var. aus der Herzegowina. Von Herrn Oberlehrer Dr. Richters hier: 1 Coliiber AescutapU Host von Schlangenbad. Von Herrn Cesar Conemenos in Prevesa, Epirus: 1 Heini - dactylns turcicus L. , 3 Lacerta riridis Laur. var. major Blgr., 1 Lacerta tnuratis Laur. typ., 1 Ablepharus panno- nicus Fitz., 1 Änguis fragilis L. var. colchica Dem. — 26 — 3 Tropidonotas natrixlj. var. Persa Pall., 1 Ophlsaiitus apiis Pall., 1 Colnber quadrilineatus Pall. var. leopardina Fitz., 1 Vipera ammodi/tes Lin., 1 Hpla arborea L. typ., 1 Bufo viridis Laiir. Von der NeuenZoologisclienGresellschaft liier: 1 Tha- lassochelys corticata Rond. aus dem Mittelmeer. Von Herrn Jos. S tu ssiner in Laibach: 1 Coluhcr quadri- Uneaüis Pall. var. leopardina Fitz., 1 Codopeltis monspessii- lana Herrn., 1 TarbopJds vivax Fitz., 1 Salainandra nm- c/dosa Laur. von Thessalien. Von Herrn Konsul Dr. 0. Fr. v. Moellendorff in Manila: 1 Typhlops bramiuus Daud.. 1 Callophis bilineatus Pts., 1 Htjdrophis (Thalassopläs) ornatiis Gray, 1 Adeniophis phiUppinus Gtlir., 1 Odontomus Mülleri D. et B., 1 For- donia unicolorGra,j, 1 Simotes phaeriochaliniis Cope, 1 Hcini- biON/arus fasciatus Pts. von den Philippinen. Von Herrn H. Simon in Stuttgart: div. Onychofcplialus Simoni Böttg., 2 Pelobnfrs sijriacus Böttg. von Haiffa, S3a-ien. Von Frau Apotheker Dun: 1 Clinjsomjs scripta Sehn. var. riigosa Shaw, W. Ind. (ang. ('ap verd.) Vom Zoologischen Institut der Universität Heidel- berg: 2 liana arralis Nilss. von Ludwigshafen, Baden. Von Herrn Dr. H. Schaedle in Casablanca, Marokko: 1 Clial- cides Diionccton Böttg., 1 Tarentola niaimtanica Lin. Von Herrn W. Eckhardt in Lima, Peru: 1 Dendrobates tinctonus Sehn. var. D. Von Herrn Dr. H. von Ihering in Rio Grande do Sul : 1 Alligator latirostris von Süd- Brasilien. Von Herrn Anton Stumpff in Nossi-Be, Madagascar: 1 Ster- notlmerus sinuatus Smith, 2 Uroplatcs fhnbriatus Sehn.. 1 Ti/phlops braminus Daud., 1 ManteUa Ebeuaui Bttg. Von Herrn Prof. k. v. Mojsisovics in Graz: 1 Testudo graeca L. var. Boettgcri von Mojsis. von Orsova. Banat. Von den Herren Bruno und W i 1 h. H e n n e b e r g in Magdeburg : 1 Algiroides nigropunctatus D. & B., 2 Molge vulgaris L. var. meridionaUs Blgr. von Corfu. Von Herrn C. Eylandt in Askhabad, Transkaspien : 2 Crosso- hamon Eversmanni Wgm., 1 Mabuia septemtaeniata Kss., 1 Tropidonotus tessellatus Laur., 1 Eryx jaculus L. var. — 27 — miliaris Pall., 1 Zamenis dormlis Anders, von Traiis- caspien. Von Herrn Spitalmeister Reicliard: 2 Axolotl. Von Herrn Oberlehrer Dr. Richters: Entwicklung von Rana tempowria. 6. Für die Insektensammlnn^: Von Herrn Sanitätsrat Dr. A. Pagen Stecher in Wiesbaden: Eine Anzahl Schmetterlinge aus Nias, typische Stücke seiner veröffentlichten neuen Arten jener Insel. Von Herrn G. Gerold in Trinidad: Insekten, Puppen und Spinnen. Von Herrn C. Nolte: Insekten aus Namaland. Von Herrn Wilh. Eckhardt in Lima, Peru: Eine sehr reichhaltige und wertvolle Kollektion Insekten besonders Schmetterlinge, deren Arten unserer Sammlung meist fehlten, vom Chuchuras-Flusse, einem Nebenflusse des Palcaze, Amazonengebiet. Von Herrn Dr. H. Schinz in Riesbach bei Zürich: Eine An- zahl Käfer und andere Insekten aus Owambo, Namaland und Damaraland, darunter 7 Typen von Fairmaire. Von Herrn Major Dr. von Heyden hier: Insekten aus Java, darunter der wertvolle Käfer, Chalcosoma Atlas in 2 ^ und 1 $. Von Herrn Joh. Leonh. Reuss in Calcutta: Eine sehr an- sehnliche Kollektion schöner ostindischer Schmetterlinge aus Bhutan (Himalaja). Von Herrn Oberlehrer J. Blum hier: Einige dem Museum fehlende Columbische Schmetterlinge. Von Herrn Anton Stumpff auf Nossi-Be: Eine grosse Sen- dung von Tag- und Nacht-Schmetterlingen, diverse Käfer und 2 Sphaerotherium inadagassuni. Durch Frau Dr. Geyler wurden die von ihrem seel. Gatten im Engadin gesammelten Schmetterlinge (Reise aus dem Dr. Rüp pell -Fond) dem Museum überwiesen. 5. Für die Fisclisammlung* : Von Herrn Bruno S trüb eil hier: 2 Morrhiia viiniiia, 1 Colins scorpius. - 28 — Von Herrn Hans Simon in Stuttgart: 2 Anjjnilla. Von Herrn Dr. K i n k e 1 i n : 1 Sterletm ntthenns Rafin. a. d. Save. 7. Für die Cruslaccensaniinlung' : Von Herrn Dr. J. H. Relin hier: 1 Cancer pa(j/ü-us. 8. Für die Molluslionsammluiig': Von Herrn Anton Stumpft' in Nossi-Be, Madagascar: Eine Anzalil Sclinecken von Nossi-Be. Von Herrn Bruno St ru bell: Ein Stück von Teredo durch- bohrtes Holz. Von Herrn Professor Spir. Brusina, Direktor des zoologischen Nationalmuseums in Agram: Helices aus der Umgebung von Ragusa, Clausilien von Süd-Dalmatien. ('(tn/pi/laen crlniUt von Vrlika, Anodonta f/ii/pith/ und Ilel/jc ////sfriaca von der Narenta. Von Herrn Staatsrat 0. Retowski in Theodosia (Krim) (Reise aus dem Dr. Rüppell-Fond) : Eine reiche, von ihm und Herrn Dr. Böttger bearbeitete Konchyliensammlung aus Kaukasien und Kleinasien. 9. Für die botanische Sammlung: Von Herrn Oberlandesgerichtsrat Arnold in München: Eine wertvolle Flechtensammlung (Fortsetzung). Von Fräulein Thekla Bär: Früchte von Surinam. 10. Für die phyto-palaeontologisclie Samiuliing: Von Herrn Baron von Reinach: Versteinerter Holzstamm aus dem Lebaeher Sandstein von Erbstadt; ein Halonien- und ein Calamiten-Stammstück aus Cuseler Schichten bei Saarbrücken. Von Herrn Bauinspektor Fein eis hier: Verkieseltes Holz aus dem Kies in der Staufenstrasse 3 m unter Terrain. Von Herrn Joh. Zeltinger, Steinmetzmeister hier: Stamm- stücke von Equisetum und CaUimites von Lautereckeu in der Rheinpfalz. — 29 — Von Herrn Heinrich Schwann hier: Eine Sigillarie von Saarbrücken. Von Herrn Seb. AI. Scheidel in Bad Weilbacli: Walchien von der Nauenbnrg in der Wetteran. Von Herrn Bergverwalter Tralls in Dux: Eine grosse Kollek- tion miocäner Blattabdrücke in den Brandschiefern , dem Hangenden, von Schellenken bei Diix. Von Herrn Dr. C. Lorey: Verkieseltes Holz ans dem Sand in der Theobaldstrasse hier. Von Herrn L. Marburg hier: Verkieseltes Holz aus dem Kies von Frankfurt, mit seltsamen kreis- und halbkreisfiannigen Gravuren. Von Herrn Oberpost-Sekretär Chr. Ankelein hier: Carj^a- früchte aus dem Münzenbei'ger Sandstein. Von Herrn Alfons Weithmann, kgl. Regierungs-Baumeister hier: Ein grosses Stammstück von Eqnisdioii (iremiceum aus dem Keupersandstein von Heilbronn. Von Herrn Direktor Williger in Oberlagievenick : Calamiten, Farn- und Astrophylliten-Abdrücke aus dem oberschlesischen Kohlenrevier, Florentinegrube bei Beuthen. Von Herrn Ingenieure. Brandenburg in Sibinj: Zwei grosse Sendungen mittelpliocäner Ptlanzenabdrücke aus dem Capla- graben bei Podwin (Slav-Brood) Slavonien. 11. Für die zoo-palaeontologische Samniluiiar: Von Herrn Baron von Rein ach: Ein Mammutzahn aus einer Kiesgrube von Sossenheim; ein Pferdeknochen mit Löss- konkretion von üstheim ; 4 Ophiureen aus dem Hunsrück- schiefer von Buntenbach: ebendaher zwei THlobiten ; eine Suite mariner pliocäner Konchylien aus der Umgegend von Nizza; ebenso eine Suite fossiler Konchylien von (Irignon und Bracheux: Konchylien aus dem mitteloligo- cänen Meeressand von Waldlaubersheim; Spirifcr pthuae- r/is und Phacops kitifrovs von der Grube Freund; Canin vom HiUilenbär, Oberarmfragment von Bos j)ilmlf)<')iiHs aus einer Höhle von Stromberg. Von Herrn Seb. AI. Scheidel in Bad Weilbach: Hydrobien aus dem Kalk von Bad Weilbach. — 30 — Von Herrn Bergverwalter Tralls in Diix: Eine Sammlung Ver- steinerungen aus dem Teplitzer Kalk von Looscli, Sclnvefel- kiesversteinerungen aus der Braunkohle, Versteinerungen im Rückstand von den Granatwäsclien von Starrey bez. Leitmeritz im böhmischen Mittelgebirg; Zahn einer Oxyrhina aus cretacischem Thon, dem Liegenden von Schellenken. Von Herrn Prof. Ulrich in Dux: Steinkerne von Unio aus dem Süsswasserquarz von Ossegg. Vom Verein für Naturkunde in Hermannstadt: Paludinen, Unionen von Krajova (Rumänien) ; Terehrütida (Jf))J/t/a (leg. Herbich) von Gyilkos R6 im Hagymasa-Gebirg : Tci-c- brat/fJa hulUda und BlnjnchoiieUa fern von Bucsecs; Sar- ■ matischer Sand mit Fossilien von Rakosd : Fossilien der sarmatischen Stufe von Szakadat, Nummuliten von Porcesd, Siebenbürgen. Von Herrn Ritter Prof. Dr. von Handtken: Foraniiniferen- führende Gesteine (Scaglia). Von Herrn Postofflzial Stussin er in Laibach: Waschmaterial aus dem Leithakalkmergel von Portsteich bei Nikolsburg. Von Herrn Deschmann, Gustos des Laibacher Museums: Zwei rereiraia von St. Barth elmae und ein HcniifitsKs äff. Lainii von Stein in Krain. Von Herrn Prof. Spir. Brusina in Agram: Wertvolle Samm- lung aus den Congerienschichten von Okrugliak bei Agram, zahlreiche fossile Konchjiien aus dem Miocän von Dal- matien'und dem Pliocän von Novska und Carlowitz in Slavonien. Von Herrn F. W. Pfähl er hier: Trachyteiithü in Solenhofer Schiefer. Vom Naturforschenden Verein in Brunn: Tertiärpetre- fakten vom Pratzerberg und von Seelowitz bei Brunn. Von Herrn Prof. R z e h a k in Brunn : Fossilien aus den Con- gerienschichten von Gaya und aus der sarmatischen Stufe von Billowitz und von Rackschitz, Oncophora-Sandstein von Oslawan, Meletten und Lepidopides im Menilitschiefer von Nikoltschitz, Schlämraaterial aus dem Tegel von Grus- bach und Diatomeen aus dem Schlier von Bergen an den Polauer Bergen (Mähren). — 31 — Von Herrn E. Gr. May hier: Eryon arcUfonuis von Solenhofen. Von Herrn Ingenienr C. Brandenburg in Sibinj ; Ecliiniden und Pecten arten aus dem Leithakalk aus dem Kapral- jevacthale (nord(3stl. Geliänge) bei Sibinj; Paludinen, Me- lanospen etc. aus dem Caplagraben bei Podwin (Slav. Brood) aus dem Duboki- und Kapraljevacbach bei Sibinj. Von Herrn C. Reimers auf Helgoland: Verkieste und ver- kieselte Kreideammoniten, Tiirriliten, diverse Flint-Stein- kerne von Ecliiniden und Serpulen aus der Kreide, auf der Diine von Helgoland gesammelt. Von Herrn Dr. F. Kinkelin: Meeres- und Süsswassermolasse mit Fossilien aus der Eandengegend; Meeressand-Kon- glomerat mit Fossilien vom Rotenberg bei Geisenheim; Muschelkalk von Schlierbach im Vogelsberg; Ccrithinm Bahtii im Landschneckenkalk von FliUsheim. Von Herrn Dr. Oscar Boettger: Echinodermenreste aus dem Meeressand von Waldböckelheim und Schkaster vom Erlen- bruch bei Offenbach a. M., die Originalien zur Ebert'schen Abhandlung über tertiäre Echinodermen. Von Fräulein Susy Lö wenthal-Rheiiiberg: Tibia eines Bos j)rimlgrui)is im diluvialen Kies von Geisenheim, Von Herrn Robert Ehrenbach: Fossile Säugerreste von P^hrfelden im Rheinthal. Von den Herren Kurt und Boettger hier: Eine sehr wertvolle Kollektion von schön erhaltenen Petrefakten — Fischen, Ammoniten, Loligo, Belemniten etc. — aus den Posidonien- schiefern und Jurensismergeln von Holzmaden und Neid- 1 in gen. Von Frau Julie Rudez auf Feistenberg : Eine Sendung Pcrci- raia von Ivandol. 12. Für die geologische Sainmliiug : Von Herrn Oberlehrer J. Blum: 2 Stufen Erdbrandgestein (Porzellanjaspis) von Karlsbad (zwischen Hohendorf und Lessau) ; Terra rossa von Abbazia. Von Herrn Baron von Reinach: Korallenkalk von Stromberg; vulkanische Gesteine aus der Gegend von Nizza. Von Herrn Neubecker, Fabrikbesitzer in Offenbach: Stück eines Bohrkernes aus 175 m Tiefe. — 32 — Von Herrn Postsekretär G. Schulze in Homburg v. d. Höhe: Stück eines Bohrkerns aus dem tiefsten Teile des Bohr- . loches von Schladebach bei Dürrenberg (Merseburg), circa 1750 m tief. Von Herrn Heinrich Schwann hier: Eine Schalenbreccie. V^on Herrn Bergverwalter Tralls in Dux: Muttergestein (Ser- pentin) der bölimischen Granaten : Erdharz mit eingebacke- nen Qnarzstückchen aus dem Abräume von Schellenken. Von Herrn Deschmann, Kustos des Laibacher Museums: Vivianit in Knochen des Laibacher Moores. Von Herrn W. Leybold, Chemiker in der Frankfurter Gas- fabrik: Eine Anzahl Platten von Nottingham-Cannelkohle, welche Holzkohlen einschliessen. Von Herrn Prof. Makowsky in Brunn: Asbestkugeln mit Glimmereinschluss von Hermannschlag bei Gross-Meseritz in Mähren. Von Herrn Oberlehrer H. Engelhardt in Dresden: Dreikanter aus der Gegend von Dresden. Von Herrn Dr. F. Kinkelin: Devone Gesteinsstufen mit Schieferimg und Schichtung, eine Suite Erndica aus den Moränen des Rheingietschers in Oberschwaben. Miocäne und pliocäne Sedimente aus der Wetterau: eine Suite krystalliner Gesteine aus dem Vorder-Spessart. Zechstein und Rotliegende Gesteine hiesiger Gegend. Rupelthon aus der Wetterau und dem Untermainthal. Von Herrn Seb. AI. Scheidel in Weilbach: Basalt mit Biint- sandstein-Einschlüssen von Wildenstein bei Büdingen (Ober- hessen). Von Herrn Prof. Dr. Andreae in Heidelberg: Zwei Handstücke vom Meeressand von Grosssachsen bei Weinheim in Baden. Von Herrn Dr. Jean Valentin hier: Meeressand von Meden- bach am Taunus. Sand aus Sandgrube von Wildsachsen, Pliocäner Sandthon im Hangenden eines Quai'zganges bei Ober-Josbach. 13. Für die Minoralionsannnlinig-: Von Herrn Direktor Williger in Oberlagievenick bei Beutlien in Oberschlesien: Tarnowizit, Eisenkies und Bleiglanz a. d. Florentinegrube. — 33 — Von Frau Sanitätsrat Dr. Jordan in St. Johann, Saarbrücken: Eine scliüne Stufe Jordanit vom Binnentlial. Von Herrn Bergdirektor Tr all s in Dux, Bölimen : Eine grosse und wertvolle Sammlung von Pyrit- und Speerkies-Krystall- gruppen von Ossegg, ferner eine ebenfalls grosse Sammlung Gypsrossetten, weiter eine grössere Partie von Tsliermigit von Schellenken. Von Herrn Prof. Makowsky in Brunn: Lepidolith und Ru- bellit von Eozna, Posphoritkugeln aus Podolien. Vom Natur forsch enden Verein in Brunn: Biotit von Schnienitz und Schwefel von Swoszovice bei Krakau. Von Herrn Bergverwalter Kailina in Postelberg: Gipszwillinge aus dem Tertiärthon von Postelberg. Von Herrn Ph. Kesselmeyer hier: Eine Suite sehr schöner Mineralien (s. Sektionsbericht). 14. Für die Sammlung von Volkstypen: Von Herrn W. Eckhardt in Lima, Peru: 47 Photographien peruanischer Typen. B. Im Tausch erworben. 1. Für die Vogelsammlung : Von Herrn Hans Freiherr von Berlepsch in Hannöv. Münden: 1 Basilornis corythaix von Ceram, 1 Hypopyr- rhiis pyropugaster von Columbia, 1 Tanagra siihcincrea von Trinidad, 1 Arrenion axillaris aus Columbia. 2. Für die Reptilien- und Ampliibiensannnlung : Von dem Museum in Halle a. S.: 1 Chamaeleon cnstatus Stuchb. $ von Kamerun. Von Herrn Direktor Dr. Eg. Schreiber in Görz: 2 Molge Montandoni Blgr. von Rumänien, 2 Lacerta ynuralis Laur. var. DteUsellensis Braun von Dalmatien, 2 Lacerta oxy- pcpltala D. et B., Herzegowina, 3 Algiroides nigropundatus D. et B. vom Kathariniberge bei Görz. Von Herrn Prof. Dr. A. von Mojsisovics in Graz: 1 Lacerta agilis L. typ., 1 Yipera ammodytcs L., 5 Batia esculenta L. var. ridibanda Pall., 2 Rana agilis Thom., 1 Rana esculenta L. typ., 1 Bomhinator igneus Laur., 1 Sala- 3 — 34 — mandra maculosa Laur. . 1 AbJepharus jxinnonicus Fitz., 2 Anguis frayüis Lin., alles von Orsova im Banat und von Bellj'e und Sari (S. Ungarn), je 1 Vipera ammodijtes L. von Ungarn und Kärntlien. 1 Emys eiiropaea L. (Schild) von Ungarn. Von Herrn Major H. v. Schönfeldt in Weimar: 1 Bothrops flavoviridis Hall., 2 HyJo arhorea L. var. japonica von Japan. 3. Für die Insektensammhing : Von Herrn Major von Roth liier: Einige fehlende Arten von Schmetterlingen aus Süd-Amerika, Indien und dem Malaj'- ischen Archipel Durch Herrn Prof. Dr. 0. Taschenberg von der Univer- sität Halle gegen Dubletten von Reptilien eine Anzahl Heteroceren- Dubletten aus der Keferstein'schen grossen Schmetterlingsammlung. 4. Für die Kreb.ssammlnn^ : Von Herrn B. Schmacker in Shanghai: Eine Kollektion Spinnen (gegen Kobelt'sche Konchj'lien). Von Herrn Major H. v. Schönfeldt in Weimar: Einige Krebse von Japan. 5. Für die zoopaläoutologisclie Saiiimlun^ : Von der W ö h 1 e r s c h u 1 e : Ostracotcnthis von Solenhofen, durch Herrn Dr. Richters. C. Durch Kauf erworben. 1. Für die vergleicliend-auatoiuische Sammlung: Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft: 2 Cephalo- lojjhus MaxR-elli Smith 3. ?) 1) )) 3. )) — 47 — St. Petersburg. Memoires. Tome 5. No. 2—4. 6 1—2 )) !> '■ )) 1 2. — Societas eiitomologica Rossica: Horae Societatis entomologicae. Tome 22. 1888. Philadelphia. Academy of natural sciences: Proceedings. 1887. Part. 3. 1888. „ 1—2. — American philosophical Society: Proceedings. Vol. 25. No. 127—128. 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San Jose. 51 u s e o nacional: Annales. Tome 1. 1887. Salem, Mass. E ssex Ins t itute : Bulletin. Vol. 19. No. 1 — 12. Visitor's Guide to Salem. Santiago. Deutscher wissenschaftlicher Verein; Verhandlungen. Heft 6. 1888. Stettin. Entomologischer Verein: Entomologische Zeitung. Jahrg. 47 und 49. — 48 — Stockholm. K ö n i g 1. Akademie der Wissenschaften: Accessions-Katalog. No. 3. 1888. — Entomologiska Foren ingen: Entomologisk Tidskrift. Bd. 9, Heft 1—4. Stuttgart. Verein für vaterländische Naturkunde: Jahre.shefte. Jahrg. 44. — Königliches Polytechnikum: Jahresbericlit. 1887—88. Sydney. L i n n e a n Society o f New S o u t h - W a 1 e s : Proceedings. Vol. 2. Part. 4. Vol. 3. Part. 1. Li.st of the names of Contributors to the first series. Vol. 1 — 10. — Royal Society ofNew South -Wales: Journal and Proceedings. Vol. 20—21. « 22. Part. I. — A u s t r a 1 i a n Museum: Eeport of the Trustees. 1887. Catalogue of the fishes in the Collection of the Austr. Museum. Proceedings. Vol 24. No. 50. Tokyo. Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens: Mitteilungen. Bd. 4. No. 38—40. — Imperial University College of science: JoiTrnal. Vol. 2. No. 2—4. — Imperial University (Medicinische Fakultät): Mitteilungen. Bd. 1. No. 2. Toronto. The Canadian Institute: Annual report. 1887. Proceedings. Vol. 24. No. 50. T r e n c s e n. Naturwissenschaftlicher Verein des T r e n c s i n e r K 0 m i t a t e s : Jahresheft. 1887. No. 10. T r i e s t. S o c i e t ä agraria: L'araico dei campi. 1888. No. 5—12. 1889. No. 1—2. — S 0 c i e t ä a d r i a t i c a d i s e i e n z e n a t u i" a 1 i : Bolletino. Vol. 11. T r 0 m s ö. T r o m s ö - M u s e u m : Aarshefter. No. 11. 1888. Aarsheretning. 1887. Trondhjem. Königl. Gesellschaft der Naturwissenschaften Skrifter 1886—87. Turin. R e a 1 e a c c a d e m i a d e 1 1 e s c i e n z e : Atti. Vol. 23. No. 9—15. . 24. , 1-10. Bolletino. Anno 22. 1887. Memorie. Ser. 2. Tomo. 38. — 49 — Washington. S m i t li s o u i a u Institution: Smithsoniau miscellaneous collections. 1888. Vol. 31 — 33. Proceedings of tlie american association for the advancement of science, 36. meeting lield at New-York. Aunual report of the board of regents. Part. 2. 1885. Bulletin of the geological and natural history survey of Minnesota. Annual report 1.5. 1887. Journal of the Trenton natural history society. Vol. 1. No. 3. — Departement of the luterior: Bulletin of the U. St. geological survey. Bulletin. No. 34—47. Mineral resources 1887. Vol. 12 and atlas to accompany a mono- graph of the geology and mining industry of Leadville, Colorado, by J. F. Emmons. Wernigerode. Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes: Schriften. Bd. 3. 1888. Wien. K. k. Akademie der Wissenschaften: Denkschriften. Bd. 53. Anzeiger. 1888. No. 6-28. 1889. „ 1-8. Mitteilungen der prähistorisclien Kommission 1887. No. 1. — K. k. geologische Reichsanstalt: Jahrbuch. 1887. Bd. 37. Heft 3—4. 1888. , 38. „ 1-4. Verhandlungen. 1888. No. 7—18. 1889. No. 1-6. — K. k. Naturhistorisches Hof- Museum: Annalen. Bd. 3, Heft 2—4. Bd. 4, Heft 1. — Zoologisch-botanische Gesellschaft: Verhandlungen. 1888. Bd. 38. Heft 1—4. Wiesbaden. N a s s a u i s c h e r Verein für Naturkunde: Jahrbücher. Jahrg. 41. 1888. Wisconsin. N a t u r h i s t o r i s c h e r Verein: Rauterberg, F. Coleoptera of Wisconsin. Zwickau. Verein für Naturkunde: Jahresbericht. 1887—88. C. Durch Kauf erworben. (Die mit * bezeichneten sind aucli früher gehalten worden.) *Abhandlungeu der schweizerischen paläontologischen Gesellschaft. *American Journal of arts and sciences. *Anatomischer Anzeiger. *Annales des sciences naturelles (Zoologie et botanique). *Annales de la societe entomologique de France. *Annals and magazine of natural history. *Archiv für Anthropologie. 4 — 50 — *Archiv für Anatomie und Physiologie. *Archiv für mikroskopische Anatomie. *Archiv für Naturgeschichte. *Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. *Berliner entomologische Zeitschrift. *Bronn: Klassen und Ordnungen des Tierreichs. *Cabanis: Journal für Ornithologie. *von Dechen, Dr.: Erläuterungen der geologischen Karte der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen. (2. Teil. Die geologischen und paläon- tologischen Verhältnisse.) *Deutsche entoniologische Zeitschrift. *Fauna und Flora des Golfes von Neapel. *Gegenbaur: Morphologisches Jahrbuch. *Geological magazine. *Grandidier: Histoire physique, naturelle et politique de Madagascar (Histoire naturelle des Lepidopteres par M. P. Mabille. Tome 1. Texte Partie 1. Fase. 15. Histoire natiirelle des Coleopteres de Madagascar Tome 2. Atlas par M. Kunckel d'Hercules.) *G r 0 1 h : Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. *H ermann & Schwalbe: Jahresberichte über die Fortschritte der Anatomie und Physiologie. *„Humboldt,'' Zeitschrift für die gesamten Naturwissenschaften. *J u s t , Leop. : Botanischer Jahresbericht. Keller, Otto: Tiere des klassischen Altertums. *Leuckart und Nitsche: Wandtafeln. *Leuckart und Chun: Bibliotheca zoologica. *L i n d e n s c h m i 1 1 : Altertümer unserer heidnischen Vorzeit. *Malakozoologische Blätter. *M a r t i n i - C h e m n i t z : Systematisches Koncbylien^Kabinet. V. Mojsisovics, E. und Neumayr, M. : Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns und des Orients. Bd. 3. *M ü 1 1 e r : Archiv für Anatomie und Physiologie. *Nachrichtsblatt der Deutschen malakozoologischen Gesellschaft. *Nature. *Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Nymann, C. Fr. : Conspectus florae europaeae. Heft 1—4 und Suppl. 1. *Palaeontographica. *Paleontologie francaise. *Pf lüger: Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere. *Quarterly Journal of the geological Society of London. *S e m p e r : Reisen im Archipel der Philippinen. 2. Teil. Bd. 5. Lief. 3. Die Tagfalter. — Arbeiten aus dem Zoologisch-zootomischen Institut in Würzburg. *S m i t h , H. G. and K i r b y : Rhopalocera exotica with col. drawings and descriptions. Part. 1—4. Spengel, Prof.: Zoologische Jahrbücher. Bd. 1 — 3. *Tasche nberg, 0., Dr.: Bibliotheca Zoologica. — .51 — *Tliesaurus conchylioniin. *Tschermak, G. : Mineralogische und petrographische MitteiUingen. *Zeitsclirift für Ethnologie. *Zittel: Handbuch für Paläontologie. ♦Zoologischer Jahresbericht. Herausgegeben von der Zoologischen Station in Neapel. *Zoologischer Anzeiger. III. All Geld. Von Herrn William Bonn hier: 50 Mark. A. von Rein ach hier: 500 Mark. 4* — 52 — SS k GC SS 0^ 'S 'S =2 CO CO CO s Ol o o feD P so ^ =t-i (35 O 1 CO C5 O c~ GC O C5 1 O m Ph •!— 1 lO 1 Tf 1> • O i>] O '— 1 ^ "Tti CO 1—1 lO .o CO 23 't lO o O [> T-l CO c- o (M 05 ^- o -* o >n t>-^ I>^ lO '^ _ -+, cq_ '^ 0~ C>f O" CO ~ CO" r-T lO ~ o ~ -*" co" «^ T— * lO o (M tH CO 1-H . a ^ (3 tu o ^ o O • .2 ft ■Conto . . . ike- und Legate- Gehalt-Conto . Bihliothek-Conto 1« bß -g ^ ?ß bl 1 c -*- c M p'sche Stiftung . Sömmerring-Pre demann-Preis Ca '^1 _2 "ä 1 '=^ 5 .2 &l »3 K R Sh p H .^ c3 CS -> m :j; a ) 2 • ;-i sh o o S > p^ P^ P^ S fi Q ^ '^ R R C R R R R R R R ^-; -^ rH 1 =^ 1 l> uO CL, !XJ C^ 1 c 1 er ) t>- (M lO o c o 03 \ • .2 • ra \ '2 a \ fe-j \ ■ a • 1«^^ \ TS Sh L < t • 03 \ • CO • --P ■ \ bß \ a . c . \ * o oi in o ^ CO CO CO O CO CO o CO O -* O CO CO lO (M O CO CO r- cr cd" cg' (m" i^f -rfT in '-i o] o o o CO O c^ in T-H CO o_ TjH^ co__ oi^ in i-T co" co" i-T 1-1 (7<] lO" CO , :-> s ^ Ä CO I - f2 ^ p O t> ;5 pq G =« CO Ph CO Oi ^ CO 1—1 in o o o in (M 00 o CO CO in o . 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Bruno Henneberg aus Cor fu durch- gearbeitet und wissenschaftlich verwertet, und die arten- und individuenreichen Sammlungen des Herrn Konsuls Dr. 0. Fr. von Moellendorff von den philippinischen Inseln bestimmt und zur Publikation und Aufstellung im Museum vorbereitet. Über die Seeschlangen der Philippinen und über einen neuen Pelohatcs aus Syrien konnte bereits im „Zoologischen Anzeiger" vom Referenten Mitteilung gemacht werden. Von besonders bemerkenswerten Gaben, die unserer her- petologischen Sammlung im laufenden Vereinsjahre zugeflossen sind, sind ausserdem zu nennen als Geschenke Molfje Poireü (Gray) aus Algier und Salamandra macnlosa Laur. var. ak/ira Bedr. aus Marocco von Herrn G. A. Boulenger in London, eine Suite seltener osteuropäischer Eidechsen von Herrn Dir. Dr. Eg. Schreiber in Goerz, eine schöne Suite von Reptilien und Batrachiern aus Bombay, darunter ein prachtvoll gefärbtes (? von 7?«^^« malabarica Tsch. von Herrn Oberlehrer Dr. Ferd. Richters hier, eine kleine Sammlung transkaspischer Selten- heiten von Herrn C. Eylandt in Askhabad und eine Sendung — 55 — Reptilien von Nossi-Be, darunter die ersten Schildkrütenarten, von Herrn Ant. Stumpff daselbst, sowie endlich die Kriech- tiere der II. R e 1 0 w s k i'schen Reise 1888 in Transkaukasien und Kleinasien. Erwähnenswert ist auch der Ankauf einer sehr voll- ständigen Suite von Reptilien und Batrachiern aus Haiti, da- runter auch der seltene Metopoceros corniitus Daud. Wie in früheren Jahren wurde der Sektionär bei schwieri- geren systematischen Fragen einerseits von Herrn G. A. Bou- 1 enger am British Museum in London aufs Zuvorkommendste unterstützt, andererseits konnte er selbst den Museen von Dresden, Graz, Halle, Heidelberg, Hermannstadt und London mit Rat an die Hand gehen. Dr. 0. Boettger. Sektion für Schmetterlinge. Durch Tausch mit Herrn Major von Both erhielt die Sammlung einige ihr fehlende Arten aus Süd- Amerika, aus Indien und dem malayischen Archipel. (März 1888.) Einem Ankauf von ungespannten Schmetterlingen aus Java, Amboina, Aru und Nias (darunter ein Paar des Oniithoptera Priamus L.) fügte Herr Sanitätsrat Dr. Pagen- stecher in Wiesbaden eine Anzahl aufgespannter Nacht- schmetterlinge aus Amboina als Geschenk bei. (22. Mai 1888.) Vom Lepidopterologen Herrn E. Funke in Dresden wurden aus einer Auswahlsendung einige wenige Stücke für das Museum angekauft. (Mai 1888.) Herr Professor Dr. J. J. Rein sandte 315 Tag- und Nacht- schmetterlinge, welche Herr Konsul Lehmann aus Popayan am Cauca in der Republik Colombia schickte, unter denselben Bedingungen, die der ersten Sendung zu Grunde lagen. Unser jetzt korrespondierendes Mitglied Herr J. L. Reuss schenkte eine grössere Anzahl Tag- und Nachtschmetterlinge, die in Bhutan am Himalaya gesammelt sind, wodurch manche Lücke bei letzteren ausgefüllt wurde. (Sept. 1888.) Von unserem korrespondierenden Mitgliede Herrn W. Eck- hardt in Lima erhielt die Gesellschaft als Geschenk eine grosse Sendung, besonders Nachtschmetterlinge, die am Chuchu- — 56 — ras im Amazonas-Gebiet gesammelt wurden, deren grösster Teil für die Sammlung sich als fehlend erwies und ein Teil sich wohl auch für die Wissenschaft als neu ergeben wird. (19. Nov. 1888.) Herr Oberlehrer Blum schenkte einige dem Museum fehlende Columbische Schmetterlinge. Durch Herrn Professor Dr. 0. Taschenberg erhielten wir von der Universität Halle im Tausche gegen Dubletten von Reptilien eine Anzahl von uns als wünschenswert bezeichneter Heteroceren- Dubletten aus der Keferstein'schen grossen Schmetterlingssammlung und zwar zum grössten Teil Exoten. (18. Jan. 1889.) Herr Anton Stumpff, unser Mitglied auf Nossi-Be, übermittelte der Gesellschaft eine grosse Sendung von Tag- und Nachtschmetterlingen, unter welchen sich einige Microlepi- dopteren als neu erweisen, als Geschenk. (Mai 1889.) Die von dem verstorbenen Herrn Dr. Geyler gelegent- lich seiner Reise nach dem Engadin gesammelten Schmetterlinge sind von der Wittwe dem Museum überwiesen worden. S a a 1 m ü 1 1 e r. Sektion für Entomologie (mit Ausschluss der Lepidopteren). Der entomologischen Sektion gingen im Laufe des Jahres 1888/89 namhafte Sendungen und Geschenke zu, wodurch die Sammlung bereichert wurde und zwar: 1. Geschenk von Herrn Dr. Hans Schinz in Zürich: Eine Anzahl Käfer und andere Insekten aus Owambo im Namaland und aus dem Damaraland in Westafrika. Darunter 7 typische Arten von L. Fairmaire. 2. Fünf Insekten aus Namaland von Herrn C. Nolte. 3. Eine Anzahl Käfer aus Popayan in Columbien von Herrn Konsul Lehmann. 4. Eine grössere Anzahl Käfer aus Chuchuras im Amazon- gebiet von Herrn Eckhardt in Lima. 5. Insekten aus Java. Geschenk vom Sektionär. Darunter der wertvolle Chalcosoma Atlas in 2 Männchen und 1 Weibchen. — 57 — 6. Auf Kosten der Rüppellstiftiing unteniabm im Jahre 1888 Herr Staatsrat 0. Retowski in Theodosia, korre- spondierendes Mitglied der Senckenbergisclien natur- forsclienden Gesellschaft, eine Sammelreise an die Küsten des Schwarzen Meeres von Sinope bis Batum. Es wurden Insekten aller Ordnungen, jedoch keine Schmetterlinge, gesammelt nnd eingesendet und von dem Sektionär systematisch bestimmt und geordnet. Die Orthopteren waren bereits von 0. Retowski mit Namen versehen worden. Alle diese unserer Sammlung zu teil gewordenen Insekten wurden vorerst nicht in die allgemeine grosse Sammlung unter die bereits vorhandenen einrangiert, sondern, nach Ländern geordnet, zusammengelassen, um so eine bessere Übersicht über die Funde an den einzelnen Lokalitäten zu ermöglichen. Es ist dies ein Gesichtspunkt, der sehr zu berücksichtigen wäre, zumal es heutzutage fast unmöglich ist, z. B. eine allgemeine Sammlung aller Coloepteren aller Länder der Erde zusammen- zustellen; die erleichterten Verkehrsverhältnisse schliessen seit- her ganz unbekannte Gebiete auf und jährlich werden Hunderte seither unbekannter Arten beschrieben. Wer kann da Schritt halten? der Privatmann längst nicht mehr; von öffentlichen Anstalten höchstens solche, denen Sachkenner, deren Zeit voll- kommen durch derartige Arbeiten in Anspruch genommen ist, in genügender Anzahl zur Verfügung stehen ; hier genügt nicht mehr, wie vor einem halben Jahrhundert, nur ein Mann, der sich nur in seinen Musestunden mit Musealsammlungen befassen kann. Wegen baulicher Veränderungen im Museum konnten im vergangenen Jahre im Museum selbst die vorgenannten Arbeiten nicht vorgenommen werden, sondern es musste dies in der PrivatAVohnung des Sektionärs geschehen. Major z. D. Dr. von Hey den. Geologische und zoo paläontologische Sektion. Ende Juli trat Dr. Kinkelin eine Reise durch Österreich- Ungarn an mit der Absicht, vor allem den Tertiärgebilden seine Aufmerksamkeit zu widmen und aus denselben die Fossilien zu — 58 — sammeln. Die Route, welche derselbe einhielt, ergibt sich aus den Notizen über die Reise-Ausbeute, die hier folgt. 1. Eine grosse Sammlung miocäner Blattabdrücke von Bilin. 2. Polirschiefer und Petrefakten aus den Teplitzer Kalken von Kutschlin. 3. Pläner- und Quadersaudstein -Petrefakten von Simich und Malin itz. 4. Land- und Süsswasser-Konchylien aus dem Land- schneckenkalk von Tuchorschitz. 5. Petrefakten aus dem Hercyn von Hlobucep bei Prag. 6. Fossilien aus dem Sand von Oslawan. 7. Fossilien aus dem Schlier von Bergen, aus dem Leitha- kalkmergel von Portsteich und eine grössere Sammlung solcher aus dem Leithakalk von Voitelsbrunn. 8. Congerien, sarmatischer Kalkstein und Leithakalk von Brunn bei Wien. 9. Congerienschichten von Richardshof bei Mödling. 10. Süsswasserkalk vom Eichkogel bei Mödling. 11. Zahlreiche marine Konchylien etc. aus dem Tegel von Baden, Soos und Vöslau. 12. Konchylien aus der sarmatischen Stufe von Wiesen in Ungarn, 13. Marine Konchylien der I. Mediterranstufe von Eggen- burg und Kuenring. 14. Eocäne Konchylien und Korallen aus dem Polschizagraben bei Kropp in Oberkrain. 15. Grosse Sammlung Konchylien aus den Grunder Schichten von Unterfeld, Oberfeld, Altendorf, Bresowitz etc. mit zahlreichen Pereh'aia Oervaisii. 16. Senone Kreide von Sadec bei Rann. 17. Grosse Aufsammlung von Konchylien aus den Paludinen- schichten von Kovacevac, von Malino, von Babina Glawa, Odvoracthal und von Dubokipotok bei Sibinj und aus dem Caplagraben bei Podwin in Slavonien, 18. Mittelpliocänflora aus dem Caplagraben bei Podwin. 19. Congerienschichten aus dem Sand von Arapatak, dem Thon von Nussdorf und Vargyas im östlichen Sieben- bürgen. 20. Miocäne Molasse von Michelsberg bei Hermannstadt. — 59 — Zu diesem Sammelmaterial kam nun noch manches Zu- gekaufte und besonders manche wertvolle Zuwendung der Facli- genosseu, die den Reisenden mit Rat und That auf das Förder- lichste und Liebenswürdigste unterstützten. Es liegt damit in der Natur der Sache, dass nach Rück- kunft vor allem der Bestimmung und Ordnung der so gewonnenen Fossilien die Hauptthätigkeit der Sektionäre sich zuwendete, ohne dass es bis heute gelungen wäre, diese Aufgabe ganz zu erledigen. Besonders ist es die slavonische Ausbeute, deren Durchbestimmung noch nicht vollendet ist. Den Reisebericht hat Dr. Kinkelin noch nicht voll- ständig geliefert. Derselbe, erstattet in einer wissenschaft- lichen Sitzung, reichte nur bis zur Ankunft in Agram. Hiebei waren alle aus der Route Dux-Agram stammenden Fossilien etc. ausgestellt. Die auf der Reise angeknüpften Beziehungen haben, wie dies die Geschenkeliste und die Angaben über Ankäufe für die mineralogische, geologische, phyto- und zoopaläontologische Sektion zeigt, für unser Museum vielfache Bereicherung ge- bracht. Eine gewisse Sendung steht nocli in Aussicht. Zur Bestimmung eruptiver Gesteine aus der Reiseausbeute des Herrn Staatsrat Retowski erfreuten wir uns der Unter- stützung der Herren Ritter und Dr. Schau f. Besonders hervorheben müssen wir die mannigfaltigen Zu- wendungen von Fossilien aus der Gegend von Nizza, aus dem Pariser und Mainzer Becken und aus dem Bundenbacher Schiefer durch Herrn von Rein ach, welcher speziell, was diese Ge- schenke angeht, die Sektionäre durch Bestimmung derselben unterstützte. Einer kleinen, aber wertvollen Sammlung Echinodermen- reste aus dem Tertiär von Waldböckelheim etc. muss auch besonders gedacht werden. Sie ist von Herrn Dr. Ebert be- arbeitet worden und nun dem Museum bestimmt zugegangen. An den oben erwähnten Arbeiten im Museum liegt es, dass Dr. Kinkel in erst im Frühjahr Zeit erübrigte, um sich auch wieder dem Studium der Geologie hiesiger Gegend zu widmen. Die Begehungen betrafen vorherrschend die Wetterau, wo Herr von Rein ach schon seit Herbst 1888 mit genauen Studien, die sich hauptsächlich auf das Rotliegende und - 60 — die vulkanischen Gebilde beziehen, thätig ist. Die Begehung fand daher vielfach mit Herrn v. Rein ach und auf Anregung desselben statt. Das gemeinsam Eruierte, gestützt und bereichert durch Mitteilungen des Herrn Prof. Dr. Bückin g in Strass- burg i. E., legte Dr. Kinkelin in einer Abhandlung, die in den Berichten der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde in Hanau 1889 erscheint, nieder. Es ist in der- selben u. a. festgestellt, dass das Pliocän eine weite Verbreitung durch die Wetterau gegen den Vogelsberg hat, dass zahlreiche vulkanische Bildungen aus dieser jungen Tertiärzeit stammen, und dass das Miocänbecken ebenfalls über den permischen Bruchrand des Vorderspessart reichte. Die hauptsächlichsten Publikationen über die Geologie hiesiger Gegend sind zwei, die eine von Boettger, die im Jahr- buch des nassauischen Vereins für Naturkunde Bd. 42, die andere von K i n k e 1 i n , die in diesem Bericht enthalten ist. In der ersteren versucht Dr. Boettger die Wande- rungen und Wandlungen der mittelrheinischen Arten der Land- schneckenfamilie Pupa festzustellen, welche sich von der Mittel- oligocänzeit bis in die Gegenwart vollzogen haben. An 51 angenommenen Arten, die im Laufe der Zeit teils aus- starben, teils auswanderten, teils sich durch Neueinwanderung ablösten, konnte Verfasser zeigen, dass die beiden wichtigsten Faktoren für die Änderung in dem Gattungsbestand das Zurück- treten des tertiären Meeres aus der hiesigen Gegend und der Eintritt der plistocäuen Eiszeit waren. Von allen tertiären Pupaarten des Gebietes wohnen nur noch 2 in ihren Nach- kommen in hiesiger Gegend, während andere 8 als die sicheren Ahnen von Formen betrachtet werden, die in mehr oder weniger alter Zeit ausgewandert, jetzt ausserhalb des Gebietes und teilweise in fernen Erdteilen leben; alle übrigen sind aus- gestorben oder doch so verändert, dass ihre Abstammung von unserer alten Tertiärfauna nicht mehr mit einiger Wahrschein- lichkeit behauptet werden kann. Zahlreiche neue Formen und Varietäten werden in genannter Arbeit zum ersten Mal be- schrieben und auf zwei Tafeln abgebildet. Die zweite Arbeit verfolgt die Pliocängebilde besonders auf dem Süd- und Nordabhang des Taunus, gliedert dann die Diluvialgebilde, stellt fest, dass die bisher für mitteloligocäne — 61 - Meeresstrandbildniigen gehaltenen, fossillosen Gerolle etc. die älteste Diluvialterrasse sind, gliedert dann das Mittelplistocän in Antiqiuisterrasse, Primigeniusterrasse und Löss, legt das interglaciale Alter und die walirscheinliclie Bildungsgescliichte des letzteren dar, und beschreibt die dem Oberplistocän zu- gehörige, fossillose Terrasse und die alluvialen Bildungen. Ebenfalls dem diesjährigen Senckenbergischen Berichte gab Dr. Kinkel in zwei geologische Übersichtskärtchen der zwischen Taunus und Spessart gelegenen Landschaft nebst er- läuterndem Text bei, in welchen seine stratigraphischen Arbeiten zur Darstellung kommen. Zu den letzteren gehört auch die Bearbeitung der neueren Bohrregister aus dem Stadtwald: Bohrloch N hat ein mit dem Tertiär abgesunkenes Basaltlager erreicht (Jahrb. v. Nassau. Ver. für Naturk. Bd. 42). Die letzten südlicheren Bohrungen haben ein älteres Mainprofil konstruieren lassen (dieser Bericht p. 146). Für die gefälligen Mitteilungen über diese Bohrungen sind wir hauptsächlich den Herreu Ingenieur Sattler und Geometer Hauff zu Dank verpflichtet. Mit der Aufstellung der Sammlung in den neuen, nun fertiggestellten , lichten Räumen konnte noch nicht begonnen werden, da die Schränke noch nicht gefertigt sind; doch steht nun ein aufs beste eingerichteter Probeschrank, hergestellt von Herrn Val. Hamm er an, in baldiger Aussicht. Über die Aufstellung der Sammlungen wurde der Direk- tion nähere Mitteilung gemacht, wonach im grossen Saal eine nach Systemen geordnete, allgemeine paläontologische Sammlung, im mittleren Saal eine Lokalsammlung des Mainzer Beckens und der umgebenden Gebirge, im kleinen eine allgemeine geologische Sammlung aufgestellt werden sollen. September 1889. Dr. Friedrich Kinkelin. Dr. 0. Boettger. Phytopalaeontologische Sektion. Die durch den Tod des langjährigen Sektionärs Dr. Geyler verwaiste Sektion hat durch meine im Auftrage der Gesellschaft durch Österreich-Ungarn unternommene Reise im Sommer 1888 — 62 — nicht unbeträchtlichen Zuwachs erfahren. Vorerst war es die Ausbeute, die ich bei Herstellung eines Luftschachtes für das Braunkohlenwerk St. Emeran, etwa eine Viertelstunde vor Bilin, zu machen Gelegenheit fand. Es ist die jüngere böhmische Tertiär- flora aus der Miocänzeit, der diese Biliner Fossilien angehören. Eine Flora aus gleicher Zeit und Schichtlage, jedoch in sehr verschiedener Erhaltung danke ich der Güte des Herrn Bergverwalter Tralls in Dux; es sind die Brandschiefer von Schellenken, welche die miocänen Blattabdrücke in reicher Zahl enthalten und in einer Erhaltung, wie sie uns aus dem Mainzer Becken in den Münzenberger Sandsteinen bekannt ist. Der wertvollste Zuwachs unserer Sammlung fossiler Pflanzen wurde uns durch die von mir im Caplagraben bei Podwin in Sla- vonien, in den Sandsteinen der Vivipara pannonica, entdeckte mittelpliocäne Flora, die ebenfalls aus Blattabdrücken besteht. Die reiche Vertretung derselben verdanken wir aber vorzüglich Herrn Ingenieur C. Brandenburg, der auf die so liebenswürdige Verwendung des Herrn Chefingenieurs Stromszkj^ Sandor hin mit ausserordentlicher Aufopferung an Mühe und Zeit, mit sorgsamster Mühewaltung das grosse Material zusammenbrachte, dessen Bearbeitung der rühmlichst bekannte Phytopaläontologe, Herr H. Engelhardt in Dresden, auf mein Ansuchen aufs freundlichste und bereitwilligste übernahm. Aus dem Osten ist aus solcher durch die Konchylien genau bestimmter Zeit noch keine Flora bekannt. September 1889. Dr. Friedrich Kinkelin. Mineralogische Sammlung. Als ein wertvolles Geschenk erhielt die Sammlung von Frau Sanitätsrat Dr. Jordan in St. Johann (Saar- brücken) einen sehr schönen Jordanitkrystall (Pbi As2 S;) in Dolomit vom Binnenthal Herr Direktor Williger schenkt Tarnowitzit (rhom- bisches bleihaltiges Kalkcarbonat), ferner Eisenkies und Bleiglanz von der Florentinegrube bei Beuthen in Ober- schlesien. — 63 — 3. Auf Anregung des Herrn Dr. Kinkelin übersandte Herr Bergdirektor Tralls in Dux (Böhmen) dem Museum eine grosse Zahl von Pyrit- und Markasitknollen, sowie Gypsrosetten aus den Braunkohlenlagern von Schellenken. Markasit und Gyps treten zum Teil für sich auf, frei oder auf verkiestem Holz aufsitzend oder bilden zu- sammen rundliche Konkretionen: von ersterem liegen sehr schöne Krystalle vor. Unter den verkiesten Hölzern befindet sich ein breccienartiges, welches alle Übergänge von Braunkohle zu Pyrit zeigt. Einige Gypsrosetten sind mit kleineren kugeligen Gruppen von Markasit und Gyps überwachsen. Ferner schenkte Herr Tralls eine Serie von Tschermigiten. 4. Eine erfreuliche Vermehrung hat die Sammlung durch eine grosse Suite von Mineralien, welche uns Herr P. A. Kesselmeyer (Frankfurt) gütigst zugewiesen hat, erfahren. Unter denselben — es sind 250 Nummern — ist namentlich eine Suite prächtiger Schwefelkrystalle von Perticara bei Rimini in Mittelitalien hervorzuheben, allseitig ausgebildete Einzelkrystalle und Gruppen. Kom- binationen meist P . ^'3 P . P oc. oP . . Das Vorkommnis ist für die hiesige Sammlung neu. Auch schöne Stufen von Girgenti sind zu erwähnen, ferner aus Bolivia ge- diegen Kupfer in feinkörnigem Sandstein von Corocoros, Blende, gediegen Silber, Bournonit, Rotgiltigerz (eben- falls Bolivia, Potosi?), Rotkupfer und gediegen Kupfer (Cornwall), Kupferlasur (Chessy), Malachit (Nieder- schelten), Bournonit (Cornwall), Bleiglanz und Zink- blende von mehreren Fundorten, Kalkspäthe, Baryte, eine Reihe schöner Quarzkrystalle, Eisenglanze, eine Druse von Natrolith (Ulpstein, Kurhessen) und andere Silikate. Dr. W. Seh au f. — 64 — B. Protokoll-Auszüge über die wissenschaftlichen Sitzungen während 1888—89. Samstag, den 2. November 1888. Vorsitzender Herr Heynemann. Nach der Verlesung und Genehmigung des Protokolls der vorigen Sitzung macht der Vorsitzende auf die Umänderungen in unserem Museum aufmerksam, die uns verhinderten Neuan- schaffungen und Geschenke in grösserer Zahl in den wissen- schaftlichen Sitzungen vorzulegen. Herr Dr. Richters bespricht eine Kollektion von Ge- schenken, die er für unser Museum von Frau Slight in Bom- bay erhalten hat. Es sind dabei seltene und für unsere Samm- lung neue Amphibien und Reptilien, welche Herr Dr. Boettger die Güte hatte zu bestimmen. Alsdann hielt Herr Prof. Flesch den angekündigten Vortrag „Über die Nervenzelle" von welchem folgendes Autor- referat eingesandt wurde. Wie alle Teile des Körpers, ist auch das Nervensystem aus Einzelgebilden aufgebaut, welche wir als Zellen bezeichnen. Besonders demselben eigentümliche Bildungen finden sich nur in bestimmten Typen der Nerven- substanz. Es lässt sich der Nachweis erbringen, dass die eigen- tümlichen Aufgaben des Nervensystems, die kompliziertesten Vorgänge im Körper, an jene zellhaltigen Teile gebunden sind; es ist im höchsten Grade wahrscheinlich, dass jene Funktionen den Zellen und nicht etwa deren Verästelungen oder Fortsätzen zukommen. Es muss von besonderem Interesse sein, Eigentüm- lichkeiten an diesen Zellen nachzuweisen, welche mit deren Funktion in Zusammenhang stehen; nicht minder wichtig für unser Erkennen der Vorgänge im Nervensystem muss es sein, bei der Verschiedenheit der im Laufe des Lebens sich an der Nervenzelle abspielenden Leistungen, deren Extreme die Funktio- nen des bewussten Empfindens und der Willensthätigkeit sind, Unterschiede in der Beschaffenheit der den einzelnen Ver- richtungen vorstehenden Zellen nachzuweisen. Endlich musste das wichtigste Streben jeder Forschung über die Leistungen der Nervenzelle dahingehen, in deren Beschaffenheit Änderungen, physikalisclie oder chemische, welche also einen direkten Aus- — 65 — druck der molekularen bezw. micellaren Vorgänge in der Zelle bedingen, während ihrer Arbeit zu erkennen. Der Vortragende berichtet nunmehr über die Resultate ausgedehnter Untersuchungen, welche in dem hier erörterten Sinne, teils von ihm selbst, teils von Schülern unter seiner Leitung angestellt worden sind. Es kommt hierbei die chemische Beschafifenheit der Nervenzelle mehr als deren äussere Form in Betracht. Frühere Untersuchungen Mauthners, vor drei De- zennien ausgeführt, haben bereits auf die Existenz chemischer Unterschiede hingewiesen, sind aber, nachdem von anderer Seite, insbesondere von KöUicker, dem Führer der modernen Gewebe- lehre, deren Bedeutung bestritten war, vergessen worden. Als besondere Eigenschaften der Nervenzelle muss deren schnelle Zersetzbarkeit gegenüber allen anderen Zellen bezeichnet wer- den : dieselbe darf wohl als Ausdruck einer sehr komplizierten Zusammensetzung, welche sehr rasch nach dem Tode dem Zer- fall unterliegt, aufgefasst werden. Es ist aber eine Tliatsache von ganz besonderer Bedeutung, dass dieser Zerfall nicht in allen Teilen des Nervensystemes gleich schnell erfolgt, dass er gerade da am raschesten erfolgt, wo nachweisbar die kom- pliziertesten Vorgänge, aus welchen die höchsten Funktionen der Fähigkeit des bewussten Empfindens und Handelns, des Gedächtnisses sich ableiten, ihren Sitz haben. Ist es doch fast unmöglich, an gewissen Stellen mittels der gewöhnlichen Be- liandlungsmethoden, die überall anderwärts genügen, unversehrte Zellen zu erhalten, so dass hier sogar besondere Bezeichnungen der von vielen Autoren ausschliesslich gesehenen Zellreste (als Blasenzelle u. dgl.) existieren. In Wirklichkeit handelt es sich um Zerfallsvorgänge, deren Verlauf besondere Untersuchungen klargelegt haben. Eine besondere Eigentümlichkeit der Nervenzelle zeigt sich ferner darin, dass eine Reihe von Farbstoffen, sog. Kern- färbemittel, welche anderwärts mit Vorliebe am Zellkern haften, bei der Nervenzelle unter sonst gleichen Verhältnissen im Zell- körper bei nicht oder blass gefärbtem Kern abgeschieden wer- den. Bei einer Behandlung, welche es ermöglicht, anderwärts durch dieselben Farbstofte den Zellkörper zu fingieren, erhielt man Kerntinktion an den Nervenzellen, so dass auch darin eine Eigenart der letzteren klarliegt. Unterschiede in der chemischen — 66 — Bescliaffenlieit der Nervenzelle lassen sich durch den Nach- weis einer verschiedenen Reaktion derselben auf die Ein- führung bestimmter Substanzen in den Kreislauf lebender Tiere nachweisen. Es erhellen solche Unterschiede aus ihrer bald stark alkalischen bald neutralen Reaktion, aus ihrem ungleichen Re- duktionsvermögen, gegenüber leicht reduzierbaren Metalloxyden (Chromsäure, Osmiumsäure), endlich aus ihrem ungleichen Attraktionsvermögen für gewisse Farbstoffe. Der zuletzt ge- nannte Umstand erhält aber eine besondere Bedeutung dadurch, dass auf Grund desselben Übergangsformen zwischen beiden Zellarten nachgewiesen werden können. Beim Einlegen geeignet behandelter Stückchen in Gemische von Indigokarmin und Karniin- farbstotf nehmen einzelne Zellen den ersten Farbstoff nicht an, andere werden in ihrer ganzen Ausdehnung gefärbt. Ubergangs- formen finden sich in der Weise, dass sich in manchen Zellen eine kleine Zone blau gefärbt zeigt, die sich bis zur vollstän- digen Blaufärbung der Zelle in allen Übergängen ausgebreitet findet. Die Indigoreaktion lässt sich demnach auf Ablagerungen eines bestimmten Stoffes, der sich allmählich auf die Gesamt- heit der Zelle verbreitet, zurückführen. Dass endlich eine Beziehung zwischen der Funktion und der chemischen Reak- tion der Zelle bestehe, lässt sich auch daraus entnehmen, dass an nachweislich mit verschiedener Funktion behafteten Stellen des Nervensystems eine Ungleichheit in der Reaktions- weise der Zellen auf Farbstoffe bei sonst gleiclier Behandlung besteht. Die Untersuchungen des Vortragenden und seiner Schüler können nur als ein Anfang in der Erforschung der Nervenzelle in physiologischem Sinne aufgefasst werden, sie geben aber der Hoffnung Raum , dass auf dem eingeschlagenen Wege es ge- lingen wird, in ähnlicher Weise, wie dies in andern Organen schon lange gelungen ist, auch in dem Nervensystem Ver- änderungen und Umgestaltungen der Zelle zu finden, die un- mittelbar mit der Arbeitsleistung zusammenhängen. Damit wer- den wir aber der Lösung des schwersten Problems der Physio- logie, der physikalischen Erkenntnis der mechanischen Vorgänge in dem arbeitenden Nervensystem uns nähern. — 67 — Samstaj;- den 1. Dezember 18S8. Vorsitzender: Herr Dr. med. Loretz. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der vori- gen Sitzung gibt der Vorsitzende bei Vorlegung von Geschenken und Neuanschaffungen der Versammlung von folgendem Briefe des Herrn Dr. 0. Boettger Kenntnis: „Die beifolgenden Reptilien und Batrachier stammen von Cap Haj^tien auf Haiti und wurden im Laufe des Sommers von der „Linnaea" in Berlin erkauft. Es sind 27 Stücke in 19 durch- weg für unser Museum neuen Arten, und zwar eine Schildkröte, 10 Eidechsen, 6 Schlangen, 2 anure Batrachier. Nur 4 von den ursprünglich der Gesellschaft angebotenen 23 Arten besass das Museum bereits — darunter die mit 30 — 50 Mk. bezahlte Riesen- schlange Homalochilus striatiis (Fisch.) • — und wir konnten uns daher auf den Ankauf der übrigen Spezies beschränken. Leider erlaubten die mir zu Gebote stehenden Mittel nicht, einen er- wachsenen Meiopof'eru>< cornutns (Daud.), die grosse gehörnte iguanide Eidechse Westindiens, die mit 100—300 Mk. bezahlt wird, und den erwachsenen Dromicus (AJsopkis) anonialus (Pts.), eine seltene grosse colubride Schlange, die 50 — 60 Mk. kostet, anzukaufen, aber beide konnten , dank der Bereitwilligkeit des Herrn Dr. Aug. Müller, doch wenigstens in jungen, zum Studium immerhin ausreichenden Exemplaren zu erheblich wohl- feileren Preisen der wertvollen Suite beigegeben werden. Die Aufzählung der durch die Bemühungen der „Linnaea", die einen eigenen Sammler zu diesem Zwecke nach Haiti geschickt hatte, erlangten Reptilien und Batrachier hat Dr. J. G. Fischer in dem Jahrbuch der Hamburger Wissen- schaftl. Anstalten, Bd. 5, 1888, veröffentlicht, und finden Inter- essenten daselbst die Gesamtliste der Ausbeute. Ausser diesen Arten aber befinden sich in der uns übergebenen Suite noch Eidechsen, Liocephalus ineJmiochlorus wxi^Amciva taenium (Cope), die Fischer bei Abfassung seiner Arbeit noch nicht zugegangen waren. Der Zuwachs zu unseren Sammlungen durch diese Kollek- tion ist um so erfreulicher und wichtiger, als das Museum jetzt nahezu die Hälfte aller von Haiti bekannten Kriechtiere und jedenfalls alle häufigeren, wichtigeren und augenfälligeren Formen von dort besitzt. " — 68 — Hierauf hält Herr Dr. med. W. Stricker den ange- kündigten Vortrag „Über Gesiclitsurnen". (Siehe Anhang.) Einen zweiten Vortrag hält Herr Dr. Jan nicke „Über die Stickstoffernährung der Pflanzen", und berichtet dabei über die neuesten Untersuchungen, welche von Frank in Berlin über diese für die Landwirtschaft besonders wichtige Frage angestellt wurden. Als mijgliche Stickstoffquellen stehen der Pflanze zur Verfügung: 1) Die Salze des Bodens. 2) Der im Humus in organischer Form enthaltene Stickstoff. 3) Der Stickstoff der Luft. Das in der Luft enthaltene Ammoniak kann seiner kleinen Menge wegen unberücksichtigt bleiben. Die Pflanzenphysiologie war bisher, gestützt auf die Versuche B 0 u s s i n g a u 1 1 s , der Meinung, dass die assimilierenden Pflanzen auf die Bodensalze als stickstoflhaltige Nahrung angewiesen sind, dass für Pilze, Saprophyten der Humus als stickstoff- haltige Nahrung anzusehen sei, dass dagegen der Stickstoft' der Luft unter keinen Umständen von der Pflanze auf- genommen werden könne. Die neueren Untersuchungen haben diese Ansicht in mehreren Punkten geändert. Im Boden stehen Ammoniaksalze und als wesentliche Stickstoftverbindung sal- petersaure Salze (Nitrate) zur Verfügung. Ammoniaksalze werden allgemein von den Pflanzen aufgenommen, Nitrate nur von denjenigen, welche nicht befähigt sind, Stickstoff in orga- nischer Form aufzunehmen. Die Ammoniaksalze werden von der Pflanze unmittelbar in organische Substanz umgewandelt nnd nicht erst zu Nitraten oxydirt, wie man früher annahm. Die Nitrate werden entweder sofort in der Wurzel assimiliert oder in allen Teilen, mit Ausnahme der Blattflächen, aufge- speichert, um erst bei der Samenreife verwendet zu werden. Nach den Untersuchungen Franks scheinen nun neben Sa- prophyten und Pilzen auch gewisse assimilierende Pflanzen be- fähigt zu sein, Stickstoff in organischer Form aufzunehmen und zwar meist durch Vermittlung von Pilzen. Bei den Wald- bäumen sind die Wurzelverzweigungen völlig mit einem Mantel von Pilzfäden bedeckt. Diese Erscheinung ist eine völlig nor- male, überall in gleicher Weise auftretende und nur vom Humus- gehalt des Bodens abhängige. Dass kein Parasitismus des Pilzes vorliegt, geht daraus hervor, dass der Baum, der in diesem Fall die Bildung von Wurzelhaaren unterlässt, selbst nicht im stände — 69 — ist, Nahrung aufzunehmen. Der Pilz scheint also, da er die ganze aufsaugungsfähige Region der Wurzel umgibt, die Nahrungs- aufnahme zu vermitteln. Nach dem, was man über die Er- nährung der Pilze weiss, ist anzunehmen, dass die Bäume in dieser Weise als wesentlichste Stickstoffnahrung organische Substanz aufnehmen. Es wird dies dadurch bekräftigt, dass die auf organische Nahrung angewiesenen Saprophyten die gleiche Verpilzung der Wurzeln zeigen. Bei den Ericaceen sind die Oberhautzellen von einem dichten Gewirr von Pilz- fäden erfüllt, denen dieselbe Bedeutung zuzuschreiben ist. Bei den Orchideen befinden sich die Pilzfäden noch mehr im Innern der Wurzel, in den Zellen des Rindenparenchyms. Auch hier steht diese Bildung in Beziehung zur Ernährung, wie sich aus dem Umstand ergibt, dass chlorophyllose Orchideen die Ver- pilzung im höchsten Maasse zeigen. Bezüglich der dritten Stickstoffquelle, der atmosphären Luft ist auch heute noch an- zunehmen, dass der Stickstoff" derselben von der Pflanze nicht aufgenommen wird, obgleich die Landwirtschaft in den soge- nannten „Stickstoffsammlern" Pflanzen von dieser Fähigkeit be- sitzen will. Aus Versuchen ergab sich, dass in einem Boden ohne Pflanzenwuchs durch den bei der Verwesung frei werdenden Stickstoff' ein beständiger Verlust an diesem stattfindet, dass aber dieser Verlust durch Pflanzenwuchs vermindert, ja selbst unter Umständen in eine Zunahme verwandelt wird. Man muss daraus schliessen, dass zwei Prozesse im Boden stattfinden, ein stickstoffentbindender und ein stickstoff'bindender, welcher durch Pflanzenwuchs begünstigt wird. Man schrieb diese Bindung des Stickstoffes einem Bacillus zu, ebenso wie die Oxydation des Ammoniaks im Boden. Frank hat auch in der That in verschiedenen Böden regelmässig einen bestimmten Bacillus gefunden, aber es ist bis jetzt noch nicht gelungen, durch Versuche nachzuweisen, dass dieser Bacillus bei der Stickstoff'bindung beteiligt ist. Dagegen steht bereits fest, dass er auf die Oxydation des Ammoniaks ohne Einfluss ist. Samstag-, den 5. Januar 1889. Vorsitzender Herr Dr. pliil. Richters. Der Vorsitzende teilt mit, dass statutengemäss die Herren Dr. med. Loretz als I. Vorsitzender und Dr. Reichenbach — 70 — als I. Sekretär aus dem Vorstand auszutreten hatten ; an deren Stelle wurden gewählt die Herren Dr. Richters als I. Vor- sitzender und Dr. Seh auf als I. Schriftführer. Der Vorsitzende gedenkt sodann in warmen Worten eines dahingeschiedenen langjährigen Mitgliedes der Gesellschaft, des Herrn Oberlehrers Dr. Finger. Seit seinem Eintritt in die Gesellschaft im Jahre 1858 zeigte der Verstorbene stets das lebhafteste Interesse an den Bestrebungen der Gesellschaft, bekleidete zwei Jahre das Amt des zweiten Vorsitzenden und leitete längere Zeit die Sektion für Ethnographie ; der Schwer- punkt seiner Thätigkeit fällt in das Gebiet der Pädagogik. Die Anwesenden erheben sich zum ehrenden Andenken an den Ge- schiedenen von ihren Sitzen. Hierauf hält Herr Dr. B. Lepsius einen Vortrag: „Über die Valenz der Elemente." Der Vortragende giebt einleitend eine Entwickelung des Begriffs der Valenz oder des „chemischen Wertes der Elemente" und, zeigte, wie durch neuere Untersuchungen mit immer grösserer Sicherheit ein bestimmter Zusammenhang zwischen dieser Grösse und dem Atomgewicht der Elemente festgestellt worden ist, so zwar, dass ebenso wie viele andere Eigenschaften der Elemente auch der „chemische Wert" eine periodische Funktion des Atom- gewichtes darstellt. Um die Grösse der Valenz bei verschiedenen Metallen zu veranschaulichen setzte der Vortragende einen von ihm konstruier- ten Apparat in Thätigkeit, bei welchem die Wasserstoftmengen gemessen wurden, welche von drei Metallen, deren Gewichts- mengen sich wie deren Atomgewichte verhielten, aus trockener Salzsäure in Freiheit gesetzt werden. Bei einem einwertigen (Thallium), zweiwertigen (Zink) und dreiwertigen (Aluminium) Metalle verhalten sich diese H- Mengen genau wie 1:2:3, woraus man auf die Valenz dieser drei Metalle zurückschliessen kann. Zum Scliluss macht der Vortragende noch mit Hilfe von Tafeln und Zeichnungen darauf aufmerksam, wie man aus der Zusammenstellung der Elemente nach ihren Atomgewichten und Valenzen auf die Eigenschaften noch unbekannter Elemente interessante Schlüsse ziehen könne. — 71 — Samstag den 0. FcT)ruar 1889. Vorsitzender Herr HeynemaiiD. Der Vorsitzende gedenkt in herzliclien Worten des unlängst daliingescliiedenen Herrn Dr. med. Heinrich Schmidt und weist darauf hin, dass die Wirksamkeit des Verstorbenen bei der Feier des Jahresfestes eingehendere Würdigung erfahren soll; zu seinem Andenken erheben sich die Anwesenden von ihren Sitzen. Darauf hält Herr Dr. Kinkelin den angekündigten Vor- trag: „Über meine Reise durch Nordböhmen, Mähren, Nieder Österreich und Krain." Auch für das Jahr 1888 hat Graf Böse der Natur- forschenden Gesellschaft die Mittel zur Ausführung einer wissen- schaftlichen Reise zur Verfügung gestellt. Der Redner, dem solche übertragen wurde, wählte hierfür den Besuch der aus der Tertiärzeit stammenden Ablagerungen Österreich-Ungarns. Sein heutiger Bericht beschränkt sich auf die Beschreibung der- selben in der österreichischen Reichshälfte. Aus Nordböhmen beschreibt er die in Süsswasserseen angesammelte Braunkohlen- formation. Durch einen günstigen Zufall konnte er bei Bilin eine beträchtliche Menge tertiärer Pflanzenabdrücke sammeln. Dem Tripeiberg bei Kutschlin , der fast von halber Höhe aus Diatomeenschiefer besteht, wurde ein Besuch gemacht. Auf der Ostseite des Mittelgebirges suchte Redner die fossilreichen Kreidebildungen auf, die das Liegende der nordböhmischen Tertiärgebilde sind. Unter den letzteren ist einzig in seiner Art der Süsswasser- Kalkblock bei Tuchorschitz , der eine ähnlich reiche Tierwelt einschliesst, wie der Kalkstein, an dem hinter Flörsheim die Bahn nach Wiesbaden vorbeiführt. Innerhalb des Dioritgebirges bei Brunn liegt eine Bucht, die, dem nach Süd, West und Ost weit ausgedehnten Meere an- gehörig, durch den Einfluss der Gebirgsbäche ein seltsames Ge- misch von Süsswasser- und Meeres-Organismen enthält. Etwas eingehend wird nun die Ausdehnung der einander folgenden tertiären Meere im Osten, die Verrückung ihrer Grenzen, ihr Schwinden und ihre erneute Ansammlung, ihre damaligen Verbindungen, die Natur ihrer Niederschläge und die den so mannigfaltigen Existenzbedingungen entsprechenden Meeres- — 72 - faiinen beschrieben. Von verscliiedenen Touren, teils im süd- lichen Mähren, teils im inner- und ausseralpinen Nieder- österreich schildert Redner die Zeugen solcher Vorgänge, die mit den gleichzeitigen im westlichen Süddeutschland verglichen werden. Auch im Osten folgte, jedoch in späterer Zeit als hier, eine allmähliche Aussüssung und damit eine bedeutende Wand- lung der betreffenden Lebewelt. Auffallend ist die bedeutende Höhenlage eines brackischen Kalksteines auf dem alpinen Dolomit des Wiener Waldes; derselbe liegt 450' höher als die heutige Thalebene, die zum Teil von gleichzeitigen Absätzen gebildet ist. Eine Exkursion von Laibach nach dem tiefen Thalkessel von Kropp in Ober-Krain überzeugte den Reisenden durch die Aufsammlung einer vorzüglich aus Korallen und Konchylien bestehenden Meeresfauna im Polschizagraben, dass vor der Er- hebung der Alpen Ober-Krain in einer näheren Verbindung mit dem Meere stand, dessen Absätze jetzt südlich der Alpen, z. B. im Vizentinischen erhalten sind, als mit den südlich Krains zu derselben Zeit ausgebreiteten Wasseransammlungen. Eine der interessantesten Partieen der Reise ist diejenige nach Innerkrain. Redner durchwanderte die zwei Gruppen wundervoller Grotten und Einsturztrichter in der Umgegend von Rakek, die vom Rakbach durchflössen durch unterirdische Kanäle in unmittel- barem Zusammenhang mit dem Zirknitzer See stehen. Ein Besuch galt auch der durch den Reichtum an Bärenresten bekannten Kreuzberghöhle bei Bloschka Polica. Die Studien an den Vorhöhen um St. Barthelmae, welche die von dem Gurk durchflossene Thalschaft Unterkrains umsäumen, beschäftigten sich u. a. mit der Auffindung der Lagerstätte einer grotesken Meeresschnecke, die ausserdem nur bei Lissabon und im südwestlichen Ungarn aufgefunden worden ist. Die dieselbe begleitenden Konchylien bezeugen, dass das Mittelmeer zur selben Zeit, da es an den Jurainseln Südmährens brandete, östlich mindestens bis in diese Bucht vorgedrungen war. Nahe bei Ran an der Save kommt eine Kreidebildung vor, die auch in Frankfurt, hier jedoch von der Champagne bezogen, mehr- fach als Baustein verwendet wird. Ausgestellt war eine überaus reichhaltige Kollektion der von dem Vortragenden gesammelten Fossilien aus den Mallnitzer Schichten, aus dem Landschneckenkalk von Tuchorschitz aus den — 73 — Congerienscliicliteii, dem Leitliakalk, der Mediterranstiife von Baden, deniEocän undNeogen von Krain, worin eine Anzahl Exem- plare der Gattung Fcreirai(( und der Miocänflora vonBilin etc. ; ferner eine grosse Suite von Brandschiefern, Eisenkiesen, Marka- siten und Gypsen von den Braunkolilenlagern von Schellenken. geschenkt von Herrn Bergdirektor Tralls. Samstag den 33. März 1889. Vorsitzender Herr Dr. Richters. Der Vorsitzende macht die traurige Mitteilung, dass die Gesellschaft abermals einen ihrer thätigsten Mitarbeiter, Herrn Dr. Geyler durch den Tod verloren hat. Redner hebt die Verdienste des Verstorbenen, insbesondere seine eifrige, selbst- lose bis zu seinen letzten Lebenstagen anhaltende Wirksamkeit im Interesse der Förderung des Herbariums und der übrigen botanischen Sammlungen hervor. Die Anwesenden erlieben sich zum ehrenden Andenken an den Geschiedenen von ihren Sitzen. Darauf hält Herr Dr. E ding er den angekündigten Vor- trag: „Über die Bedeutung des Kleinhirnes in der Tierreihe." Die ersten Experimente am Kleinhii-n wurden schon von Petit angestellt, aber erst seit Flourens (1820) sind zahl- reiche w^eitere Experimente an Hunden, Kaninchen, Vögeln und Fröschen gemacht worden, welche die Funktionen dieses Hirn- teiles aufklären sollten. Man hat aber, wenn man das Klein- hirn verletzte oder Stücke davon wegnahm, so ausserordentlich wechselnde Resultate erhalten, dass Eckhardt, welcher eine zusammenfassende Übersicht über diese Versuche 1879 gab, schreiben konnte: „Seit Flourens hat sich das Material so sehr gehäuft, ist aber dabei so widersprechend geworden, dass man fast wünschen möchte, es wäre nichts vorhanden." Die Hauptschwierigkeit bei den Versuchen liegt darin, dass man die Fortsätze, durch welche das Kleinhirn mit anderen Hirnteilen zusammenhängt, sehr leicht verletzt und dadurch nicht dem Kleinhirn angehörige Nebenerscheinungen bekommt. Im All- gemeinen stellt sich heraus, dass nach Wegnahme grösserer Stücke alle Bewegungen unsicher und schwankend werden, während der Einfluss des Willens auf die einzelnen Muskeln nicht aufgehoben ist. Reizungen der Kleinhirnoberfläche rufen — 74 — krampfhafte Muskelbewegungen hervor, der Kopf und die Wirbelsäule werden nach der dem Reize entgegengesetzten Seite gedreht, indess die gleichzeitigen Vorderbein- und Gesichts- muskeln sich zusammenziehen. Wird der vordere Teil des Mittel- stücks (Wurm) durchschnitten, so haben die Tiere die Neigung, nach vorn zu fallen. Schnitte in den hinteren Teil des Wurmes rufen Tendenz zu rückläufiger Bewegung hervor. Mehr als von den Tierversuchen hat man sich von der Beobachtung solcher Menschen versprochen, deren Kleinhirn durch Erkrankung zer- stört ist. Derartige Fälle kommen nicht so selten zur Be- obachtung, aber sie sind fast nie rein, sondern ausserordentlich häufig sind andere Hirnteile ebenfalls erkrankt oder von einem Druck betroffen, so dass es schwer fällt, diejenigen Symptome zu erkennen, welche als vom Kleinhirn allein ausgehend ge- deutet werden müssen. Eine Zusammenstellung aller möglichst rei- nen Fälle hat es Nothnagel ermöglicht, den Satz auszusprechen, dass bei Menschen Erkrankungen des Mittelstücks schwere Gleich- gewichtsstörungen machen, dass aber Erkrankungen der sehr grossen Seitenteile noch symptomlos (für unsere jetzige Beobach- tung) verlaufen können. Bei völligem Ausfallen des Klein- hirns sind Störungen der Intelligenz und des Bewusstseins be- obachtet worden; es fehlt aber in den betreffenden Fällen eine genügend gute Untersuchung der übrigen Hirnteile. Das Klein- hirn scheint ein Organ zu sein, welches u. a. die Beziehungen zwischen Bewegungen unseres Körpers und den zu ihrer guten Ausführung nötigen Muskelempfindungen vermittelt. Der Vortragende, welcher das Kleinhirn durch die Tier- reihe verfolgt hat, legt die vorläufigen Resultate dieser Unter- suchung vor, weil es scheint, als könnten sie einen Beiti"ag zur Erkenntnis der Funktionen liefern. Es hat sich gezeigt, dass überall der feine Bau im Wesent- lichen der gleiche ist, einerlei ob es sich um das dünne Blättchen handelt, welches das Kleinhirn des Frosches darstellt oder um das Riesenorgan, welches z. B. die Haie besitzen. Es werden Kleinhirne von Cyclostomen, Teleostiern, Selachiern, Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugern in Abbildungen demonstriert und gezeigt, dass die Cyclostomen, die Amphibien und die Reptilien nur ein ganz kleines Kleinhirnblättchen besitzen ; bei den Teleostiern ist dieses bedeutend ausgewachsen, so bedeutend, dass es sich — 75 — in mehrere Falten legen muss, die zum Teil unter andere Hirn- teile sich einsenken. Dieser Umstand hat lange das Verständ- nis des Fiscligehirnes unmöglich gemacht. Die Knochenfische sind ausgezeichnete Schwimmer und ebenso sind es die Knorpel- fische, bei welchen sich ein ganz enormes Kleinhirn vorfindet; bei den Dipnoern, Knochenfischen, die wesentlich im Schlamme stehend leben, findet man dann wieder ein sehr kleines Klein- hirn. Das kleine Kleinhirnblättchen der Eidechsen wächst beim Krokodil, der einzigen schwimmenden Eidechse, zu fast der dreifachen Grösse lieran. Diese Verhältnisse zeigen, dass das Kleinhirn bei Tieren, welche vermutlich besonders guter Gleich- gewichtseinrichtuugen bedürfen (Schwimmer), ein mäclitigeres ist, als bei denen, welche kriechen oder nahe am Boden- laufen. Bei all den bisher genannten Tieren gehen im wesent- lichen nur zwei Verbindungen in das Kleinhirn ein, eine von vorn kommende stammt aus dem Mittel- und Zwischenhirn, eine von hinten kommende zieht aus dem Rückenmark und dem verlängerten Mark dorthin. Bei den Vögeln erkennt man, dass ausser diesen beiden Zügen in das dort mächtig ausgebildete Kleinhirn eine dritte Bahn eintritt, welche gekreuzt aus dem Vorderhirn stammt, sie gelangt aber nicht in das Mittelstück wie die beiden anderen Züge, sondern endet jederseits in ein hier neu auftretendes Läppchen, der Hemisphäre. Diese Bahn, die Brückenbahn, ist beim Menschen das stärkste Bündel zum Kleinhirn, bei ihm und den übrigen Säugetieren tritt neben den enormen Hemisphären das Mittelstück, der Wurm, mehr zurück. Es wird Aufgabe der anatomisch-physiologischen Unter- suchung und der Beobachtung am Krankenbett sein^ über die Funktion der Hemisphären des Kleinhirns weiteres zu er- mitteln. Die Bedeutung des Wurms als eines Gleichgewichts- organs sieht der Vortragende durch das Experiment, durch die pathologische Beobachtung und durch die Ergebnisse der ver- gleichend-anatomischen Untersuchung gesichert. Siiiiistag, den G. April 1889. Vorsitzender Herr Heyne mann. Thema: Bericht der Kommission für die Erteilung des Sömmerringpreises. — 76 — Der Sömmerringpreis, aus einer Denkmünze und 500 Mk. bestehend, kommt alle vier Jahre zur Verteilung und soll dem- jenigen deutschen Naturforscher zugesprochen werden, welcher die Physiologie im weitesten Sinne des Wortes in den letzten vier Jahren am meisten gefördert hat. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letz- ten Sitzung erteilt Herr Heynemann dem Vorsitzenden der Kommission, Herrn Professor Dr. Weigert, das Wort zur Berichterstattung. Redner teilt mit, dass die Kommission aus folgenden Herren bestand: Prof. Weigert (Anatomie und Physiologie der Vertebra- ten), Dr. Edinger (Nervenphysiologie und Nervenanatomie), Dr. Reichenba ch (Anatomie und Physiologie der Wirbel- losen), Oberlehrer Blum (Botanik), Dr. Körner (physiologische Chemie). Die genannten Herren haben in mehreren Sitzungen die in Betracht kommenden Arbeiten eingehend besprochen und es wurde von dem Redner namentlich über folgende Abhandlungen genauer referiert : 1. F. Noll, Experimentelle Untersuchung über das Wachs- tum der Zellmembran. 2. B rieger. Über Ptomaine. 3. Th. Boveri, Zellenstudieu. 4. W. His, Zur Geschichte des menschlichen Gehirns, des Rückenmarkes und der Nervenwurzeln. 5. W. Roux, Beiträge zur Entwickelungsmechanik des Embryo. Auf Vorschlag der Kommission wird der Preis von der Gesellschaft dem letztgenannten Werke zuerkannt. Die Yerilnderungen in der Vogelwelt im Laufe der Zeit. Vortrag, gehalten bei dem Jaliresfeste am 27. Mai 1888*) von F. C. Noil. „Den Vogel erkennt man an den Federn" sagt eine sprich- wörtliche Redensart, und wie so oft ist auch hier von dem Volksmunde das Richtige getroffen, denn in keiner anderen Tierklasse finden wir als Hautbedeckung Federn. In die Fläche ausgebreitet und sich deckend sind sie leicht und besser als alles andere geeignet, die von dem Körper ausstrahlende Wärme zurückzuhalten sowie bei dem scharfen Fluge durch die Luft die Haut vor starker Abkühlung und gegen den Regen zu schützen. Ihre glatte Oberfläche gestattet ein rasches Durch- schneiden der Luft, und so tritt uns hier schon die Thatsache klar entgegen, dass der Vogelkörper dem Fluge angepasst ist. Dieser Bestimmung entspricht der ganze Bau des Vogel- leibs, in ihm ist (mehr als es irgend ein Kunstwerk vermöchte), die Aufgabe gelöst, mit einer kleinen und leichten Maschine die grösste Leistung zu erreichen. Das Skelett vereint Leichtigkeit mit Festigkeit, in seinem Rumpfe zugleich mit Unbeweglichkeit, wde dies sein muss, wenn der Körper rasch durch die Luft getragen werden soll. Die Brust-, Lenden- und Kreuzbeinwirbel sind zu einem Stück verwachsen, die Rippen mit hakenförmigen Fortsätzen auf einander gestützt und selbst die sie an das Brustbein anheften- den Stücke, bei den Säugetieren elastische Knorpel, sind hier *) Der sachliche Teil des Themas erscheint hier ansfnhrlicher, als er bei dem Vortrage selbst gegeben werden konnte. N. — 78 — ■ zu den „Brustbeinrippen" verknöchert. Letztere allein können bei dem Atmen sich mit dem Brustbein von dem Rücken ab- wärts bewegen, da sie mit Knorpel an den Enden der Rippen angeheftet sind. Das grosse Brustbein (Fig. 1 a) hat die Form Fig. 1. Das Skelett des Sperlings (nat. Grösse). a Brustbein, h Gabelknochen, c Schulterblatt, rf Rabenbein, e Oberarm, /"Speiche, y Elle, h Mittelhandknochen, i Daumen, A- zwei Finger, / Becken, rii Schwanz- bein, n Oberschenkel, o Schienbein, p Wadenbein, q Fussgelenk, r Lauf. eines Kahns und ist während des Flugs der Träger der schwereren Eingeweide; ein Knochenkamm dient zum Ansätze der stark entwickelten Flugmuskeln, seine Höhe steht im geraden Ver- hältnis zur Fähigkeit des Fluges und er ist demnach bei guten Fliegern stark entwickelt, während er bei den Straussen ganz — 79 — fehlt. Auf sein Vorhandensein oder auf sein Fehlen hin hat Huxley die Vögel in zwei Gruppen geteilt, die Carinatae mit entwickeltem Brustbeinkamm, und die Batitae*) ohne einen solchen. Während des Flugs wird der Vogelkörper von den Flügeln fortgetragen, er soll ihnen bei ihrem Schlagen zugleich Wider- stand leisten, damit sie arbeiten können, und demnach muss die Befestigung zwischen ihm und ihnen eine starke sein. Von den drei Knochen, w^elche den Flügel stützen, ist das Raben- bein (Coracoid, d) der stärkste, es stemmt sich zwischen das Brustbein und den Oberarm und enthält die Gelenkpfanne für diesen ; nach i-ückwärts wird es gehalten durch das säbelförmige, in Muskeln eingebettete Schulterblatt (c), nach vorn ziehen an ihm die zu dem Gabelknochen (b) verwachsenen Schlüsselbeine. So ist also der Ansatzpunkt des Flügels von drei Seiten her gestützt, seitwärts sind die Eabenbeine an die Enden des Gabelbeins angeheftet; bei dem gleichzeitigen Schlage der beiden Flügel werden sie zwar gegeneinander gedrückt, da aber das Gabelbein Elastizität besitzt, so bringt dieses federnd die Rabenbeine wieder in ihre Ruhelage zurück. So wird der, ein unbewegliches Ganzes darstellende Rumpf des Vogels wie ein Einruderer (Einser) von seinen Rudern, den Flügeln, fortgetrieben, nur dass er nicht wie dieser auf seinem Medium, sondern in demselben eingetaucht schwimmt. An diesen festen Rumpf setzen sich in der Längsachse zwei leichtbewegliche Abschnitte an, nach vorn der lange Hals mit dem Kopfe, nach hinten der aus wenigen Wirbeln gebildete Schwanz. Ersterer muss eine bedeutende Länge haben, da er bei dem Stehen des Vogels auf den Boden reichen, sowie das Putzen der Federn an allen Stellen des Kih-pers gestatten muss; bei dem Fluge hilft er durch seitliches Drehen die Richtung bestimmen, nach welcher der Vogel fliegen will, während aller- dings die Hanptsteuerung dem die grossen Steuerfedern auf einem pflugscharförmigen Endknochen (m) tragenden Schwänze zukommt. Selbstverständlich muss unter den erwähnten Umständen der Kopf des Vogels klein und leicht sein, und das ist er beides *) Carina, der Kiel ; ratis, das Floss. — 80 - in hohem Grade ; auch darf er nicht schwere, knöcherne Zähne tragen, zu welchen starke Kieferknochen und kräftige Muskeln gehören.* Die Verlängerung der Kiefer, ihre Bekleidung mit Hornhaut genügen, die Nahrung aufzunehmen und sie aucli wohl zu zerreissen. Deren vollständige mechanische Zerkleine- rung ist deshalb bei dem Vogel nicht in den Mund gelegt, wie bei dem Säugetier, sondern in das Innere des Verdauungskanals. Als Stützen des Körpers sind die Beine zwar kräftig aber doch auch verhältnismässig leicht. Der feste Stand wird durch dünne aber lange Spreizen, die Zehen, ermöglicht. Natürlich ist auch das Innere des Vogelkörpers der Auf- gabe des Fluges angepasst. Nicht nur enthalten die dünnen Knochen des flugfähigen Vogels anstatt des Markes warme Luft — auch zwischen den Eingeweiden befinden sich grosse Luftsäcke, welche bei dem Mangel eines Zv\^erchfells die ganze Leibeshöhle durchziehen , den Körper leicht machen und im Vereine mit der kräftigen Atmung dem Blute die höchste Temperatur unter allen Geschöpfen verleihen. Diese Schilderung passt auf die meisten der jetzt lebenden Vögel, und nur bei den Gattungen Kiwi, Kasuar, amerikanischem und afrikanischem Strauss finden wir Abweichungen. Der Vogel- charakter darf sonach im ganzen ein scharf umgrenzter genannt werden, er zeigt sogar eine grosse Einföi-migkeit, und wenn es auch Tierformen gibt, die sich in gewissen Merkmalen den Vögeln nähern, so ist doch weder der Gelehrte noch der Laie jemals im Zweifel, was er einen Vogel nennen soll. Wenn wir nun eine naturgemässe, allmähliche Entwick- lung der heutigen Formen des Lebens annehmen müssen, wenn keine auch noch so besonders ausgeprägte Gestalt unvermittelt dasteht, man vielmehr nach der einen oder andei'en Richtung Anschlüssen und Hindeutungen in der Organisation begegnet, wenn zumal vorausgehende vorbereitende Formen in den älteren Erdschichten nachweisbar sind, so muss es eine anregende und vielleicht auch lohnende Aufgabe sein, die Geschichte einer Tiergruppe zu verfolgen, soweit dies möglich ist, und so wollen wir es hier versuchen, dem Ursprünge der Vogelwelt nach- zugehen, soweit die aufgefundenen Dokumente dies gestatten, und die Veränderungen zu verfolgen, welche dieselbe im Laufe der Zeit erlitten hat. — 81 — Es muss auffallen, dass aus den älteren Schichten der Erde bis jetzt so wenige Reste von Vögeln bekannt geworden sind, während solche von Reptilien doch verhältnismässig häufig gefunden werden. Dafür sind aber die gemachten Funde von um so grösserer Wichtigkeit, denn sie ergeben die Thatsache, dass zwischen den beiden Tierklassen, den Reptilien und den Vögeln, vielfache Beziehungen im Kürperbau und jedenfalls auch in der Lebensweise bestanden, sodass man sagen darf, die in späterer Zeit als die Reptilien auftretenden Vögel haben sich wahrscheinlich aus einem oder aus mehreren Stämmen der Reptilien herausgebildet. Dafür spricht sowohl der bekannt gewordene Bau viele]- ausgestorbener Reptilien wie auch der- jenige der ältesten bis jetzt bekannt gewordenen Vögel. Beide, jene Reptilien und jene Vögel, sind sogenannte Kollektivtypen, Formen, welche teilweise den Charakter der einen, teilweise aber auch jenen der anderen Tierklasse tragen. Es ist auch be- merkenswert, dass diese Kollektivtypen zwischen Reptilien und Vögeln zeitlich ziemlich zusammenfallen, indem sie haupt- sächlich im Jura und in der Kreide auftreten , während sie später verschwinden und schon in der Tertiärzeit Rep- tilien und Vögel ihren heutigen Charakter deutlicher ausgeprägt besitzen. Zu diesen Kollektivtypen gehört die Gruppe der aus- gestorbenen Ornühosceliden mit zum Teil riesigen Landtieren, den Dinosauriern [Iguanodon u. s. w.), aber auch der nur 35 cm grosse, in dem lithographischen Schiefer bei Kehlheim in Bayern gefundene Compsognathus longipes Wgn. Dieser besass einen vogelartigen Kopf mit zahlreichen Zähnen in den Kiefern, einen langen Hals und känguruartig kurze Vorder- aber lange Hinter- beine, an welchen der Oberschenkel kürzer war als der Unter- schenkel. Besonders erinnerte ausserdem der Bau des Beckens, dem eine grössere Anzahl von Kreuzwirbeln eingefügt war und das ein grosses und langes Darmbein hatte, an den Vogel- körper, sodass Compsognailms als eine eigentümliche Mittelform zwischen Reptil und Vogel betrachtet werden muss. Noch mehr vogelähnlich waren die Flugsaurier oder Ptero Saurier, zu welchen die Gattungen Pterodactgliis, Rham- phorhyucliii!^ und Oniithoptcrus gehören. Die Arme dieser Tiere waren wie Flügel verlängert, besonders lang aber war der 6 — 82 — fünfte Finger der Hand; er diente wohl zur Befestigung und Bewegung einer Flughaut, sodass diese Tiere etwa ähnlich wie Fledermäuse umherflatterten. Entsprechend den Vögeln war der Rumpf klein, Hals und Kopf aber lang, letzterer oft schnabel- artig verlängert ; die Kiefer waren mit Zähnen besetzt aber wahr- scheinlich auch mit Hörn überzogen. Die Platten des kleinen Schädels waren wie am Vogelkopfe völlig mit einander ver- wachsen, die Knochen des Körpers lufthaltig wie die der Vögel. Die Arten der am allgemeinsten bekannten Gattung Ptero- dactylns hatten die Kiefer völlig bezahnt, Bhauiphorhynchns aber trug nur im hinteren Teile des Kiefers Zähne. Von Ornithopterus ist Hnxley geneigt anzunehmen, dass es ein „wahrer Vogel" war. Die Flugsaurier kommen von der Grösse eines Sperlings bis zur Flugweite von über 4 m von der Lias bis in die Kreide vor. Längere Zeit glaubte man, die ersten sicheren Nachweise von Vögeln in deren Fussspuren in der Triasformation gefunden zu haben. In deren oberen Schichten, in dem „New- Red-Sandstone" in dem Osten von Nordamerika, in Schichten, die etwa dem in Deutschland verbreiteten Kenpersandstein ent- sprechen, kommen die Überreste von Fischen, Reptilien und Säugetieren vor, mit letzteren also die ersten von warmblütigen Geschöpfen ; dabei sind zahlreiche Fusstapfen von dreizehigen Tieren, die allerdings sehr an die Zehenabdrücke von Vögeln in nassem Boden erinnern, gefunden worden; sie waren oifen- bar in den weichen Schlamm des Ufers eingedrückt, vertrock- neten da nnd wurden später von neuen Sandschichten über- lagert, sodass sie bei dem Spalten der später entstandenen Sandsteinplatten deutlich hervortreten. Man kennt etwa 31 ver- schiedene Formen solcher Fussspuren und wahrscheinlich ent- sprechen sie ebensovielen Tierarten. Da man in diesen Schichten aber keine Vogelknochen, wohl aber die Reste von Compsognathus-ähnlichen Tieren, die ebenfalls dreizehig waren, gefunden hat, so gehören diese Fussspuren wohl kaum wirk- lichen Vögeln an. Sind also auch in der Trias, in welcher selbst Säugetier- reste aufgefunden wurden, Überreste von Vögeln mit Sicherheit nicht nachgewiesen, so ändert sich das in der Juraformation. 83 Juraformation. Der G r e i f V 0 n S o 1 e n li o f e n . ^) ÄrclincopferDx lithograpMca V. Meyer. Aufsehen erregte es, als im Jahre 1861 das berühmte ISPililiipip'^^'^iiii ^ia![:^ii;:i:" ""' ■'■iiililil i :'ilfiillll:|l ] V 'iv"'i' "»lii .r,i,',vii''ir''i':iiii: i ' ' " ■ - ■ 1 Fig. 2. Der Greif von Soleiiliofen. Mitglied unserer Gesellschaft, Hermann von Meyer, der Begründer der „Palaeontographica", im Jahrbuche für Minera- logie den Abdruck einer echten Vogelfeder aus dem Solenhofer 6* ~ 84 — Schiefer beschrieb, der ältesten bis dahin bekannten Feder nnd wahrsclieinlich einer Schwungfeder. Sie war von schwärzlichem Ansehen, 60 mm lang und 11 mm breit, die Fasern der Fahne an einigen Stellen auseinanderstehend. Am 9. November desselben Jahres machte Prof. Andreas Wagner in einer Sitzung der Münchener Akademie Mitteilung über einen noch wichtigeren Fund aus den Solenhofer Schichten, den Abdruck eines Skelettes, welches Eigenschaften der Rep- tilien und der Vögel in sich vereinigte und deshalb von dem Berichterstatter als Griphosaurits (ypccpo^, Rätsel) bezeichnet wurde. Herrn, von Meyer, dessen beschriebene Feder jeden- falls einem Tiere derselben Art angehörte, nannte es Palaeo- pteryx llthogmphica. Die im Besitze des Arztes Häberlein zu Pappenheim in Bayern befindliche Platte wurde bald von dem Beauftragten des Britischen Museums in London G. R. Water- house für dieses Museum um die Summe von 700 Pfund Ster- ling (=14000 Mark) erworben und von Sir R. Owen als Archaeopteryx maenira beschrieben. • Ein zweites Exemplar des Greifs von Solenhofen ward im Jahre 1877 gefunden und von Dr. Häberlein, der das Stück für einige Zeit dem Freien Deutschen Hochstift dahier in Verwahr gegeben hatte, durch Dr. Werner Siemens in Berlin in der Absicht, es für Deutschland zu sichern, um die Summe von 20000 Mk. erworben und darauf zu gleichem Preise an das Mineralogische Museum in Berlin abgegeben. W. Dam es hat dieses Exemplar, das weit vollständiger ist als das erste, und z. B. auch den Kopf aufweist, ausführlich beschrieben.^) Der Greif von Solenhofen hatte etwa die Grösse einer Krähe, einen vogelähnlichen, etwa 45 mm langen Kopf, dessen Schädelplatten glatt mit einander verwachsen waren und eine geschlossene Kapsel für das Gehirn bildeten. Wie bei den Vögeln ist die weisse Haut des Augapfels, die Sclerotika, durch einen Ring von Knochenplatten, zwölf an der Zahl, gestützt. Das längliche Nasloch liegt in der Nähe der Kieferspitze. In dem Oberkiefer und Zwischenkiefer stehen 26 kegelförmige, mit der Spitze etwas nach rückwärts gerichtete Zähnchen, welche in Alveolen, Höhlungen des Kiefers, sitzen, also „eingekeilte" Zähne sind; der Unterkiefer trägt ebenfalls Zähne, aber da er — 85 — dem Oberkiefer geschlossen anliegt, ist deren Zahl nicht fest- zustellen. Der Kopf erweist sich sonach als echter Vogelkopf, hat aber bezahnte Kiefer in der Weise, wie sie bei krokodil- ähnlichen Reptilien vorkommen. Der Hals ist lang und besteht aus zehn bikonkaven Wir- beln, d. h. die Körper dieser Wirbel sind auf ihren beiden End- flächen ausgehöhlt ; auch trugen sie kleine, beweglich angesetzte Rippen, sogenannte Halsrippen, deren längste 14 mm mass. Der Hals muss also weniger beweglich gewesen sein, als dies bei unseren heutigen Vögeln der Fall ist. Von den 12 Rumpf- wirbeln tragen alle ausser dem letzten Rippen. Auch die Rumpf- wirbel sind bikonkav. Es ist dies eine Eigenschaft, welche den fossilen Ichthj^osauriern und allen Fischen zukommt, während die lebenden Vögel alle eine sattelförmige Gelenkbildung zwischen den Wirbeln besitzen. Die dünnen nadeiförmigen Rippen waren an ihrem Grunde einfach an das Ende der Wirbelkörper ein- gelenkt, nicht mit Hakenfortsätzen aufeinander gelegt und also wesentlich von denen unserer Vögel unterschieden. Ausser- dem liegen auf der Steinplatte noch 12 oder 13 Paare feiner Rippen neben den eigentlichen Rippen; sie entsprechen den sogenannten Bauchrippen der Reptilien. Dem Berliner Exemplare fehlen die Lenden- und Kreuz- wirbel, das Londoner dagegen zeigt von ersteren zwei, von letzteren 6 oder 7. Höchst abweichend von dem der jetzigen Vögel ist der Schwanz der Archaeopteryx gebildet. Während er bei unseren Vögeln kurz und nur aus 5 bis 9 Wirbeln ge- bildet ist, von welchen der letzte grosse (Pygostyl, Fig. 1, m) allein fächerfiu-mig die Steuerfedern trägt, besteht er bei dem Greif von Solenhofen aus 20, allmählich feiner werdenden Wirbeln, von welchen jeder rechts und links je eine Steuerfeder trägt, sodass es deren 20 Paare sind. Diese Bildung ist den jetzigen Vögeln gegenüber eine recht auffallende und unterscheidende; sie mag aber vielleicht ähnlich den ersten Formen der Vogelwelt über- haupt eigen gewesen sein, das zeigt nicht nur Archaeopteryx, der bis jetzt bekannteste älteste Vogel, sondern ist auch für den Vogelembryo als gültig nachgewiesen von W. Marshall, welcher fand, dass der pflugscharförmige Knochen des Vogel- schwanzes aus mehreren Wirbeln verwachsen und dass die Zahl der Schwanzwirbel in der Anlage bei dem Vogelembryo — 86 — in der Regel eine grössere ist als bei dem entwickelten Vogel. So finden sich bei der ausgebildeten Ente 8 Schwanzwirbel, Marshall aber wies nach, dass es in der Anlage 18 sind, von denen ein Teil in das Becken zu den Kreuzwirbeln eintritt, während ein anderer zu dem Endknochen (Pygostyl) verwächst. Es ist ferner bekannt, wie bei dem jungen Strauss mehr Schwanz- wirbel vorhanden sind als bei dem erwachsenen. Es dürfte demnach die grössere Zahl von Schwanzwirbeln als der ursprüng- liche Typus des Vogelschwanzes anzusehen sein, und dieser findet sich in dem Embryonalzustand unserer Vögel noch heute angedeutet; die Verkürzung des Schwanzes und die Ausbildung des pfiugscharförmigen Endknochens mit den fächerförmig ge- stellten Steuerfedern sind also wohl eine Anpassung an den vervollkommneten Flug und haben sich mit der Zeit mehr und mehr befestigt. Es ist schade, dass man das Brustbein der Archaeopteryx, das für die Vögel so charakteristisch ist, nicht kennt, dagegen ist ein Gabelbein, welches bei den Karinaten durch Verwachsung aus den Schlüsselbeinen entstanden ist, vorhanden. Da ein solches den Ratiten fehlt, da ferner ausgebildete Schwingen und Steuerfedern vorhanden sind, so muss Archaeopteryx jeden- falls den Karinaten zugezählt werden. Schulterblätter und Rabenbeine sind bei dem Greif von Solenhofen wie bei den Vögeln vorhanden. Besonderheiten zeigt weiterhin der Flügel des ältesten Vogels. Die Mittelhand, bei unseren Vögeln zu einem Stück verwachsen, besteht hier aus drei freibeweglichen Stücken und trägt drei freie , mit Krallen versehene Finger , deren erster zwei, deren zweiter drei, deren dritter vier Glieder besitzt, eine Eigentümlichkeit, die direkt auf die Reptilien hinweist und deren Verwandtschaft mit den Vögeln bekräftigt. Huxley hat ja aus mancherlei Gründen die Reptilien und Vögel unter dem Namen Sauropskia zu einem Stamm vereinigt. Das Becken des Greifs von Solenhofen ist in der Form dem der Vögel ähnlich aber verhältnismässig klein und nicht mit den Kreuzwirbeln zu einem Stück verwachsen, wie auch die Beckenteile unter sich noch getrennt sind. Dies erinnert an das Becken der Dinosaurier, ist aber auch dem Vogelembryo noch eigen. Die Beine sind bis auf wenige Merkmale ganz — 87 — mit denen der lebenden Vögel im Ban übereinstimmend, nnr ist hier das Wadenbein mit dem Schienbein gleich lang (vergl. dagegen Fig. 1, p) und tritt sogar am Fussgelenke vor letzteres, was nur bei ausgestorbenen Reptilien zu finden ist. Von Federn der Archaeopteryx haben wir bis jetzt nur die Steuerfedern erwähnt, aber auch an den Flügeln zeigen die gefundenen Steinplatten jederseits 17, sehr schön ausgebreitete Schwungfedern. 6 — 7 Schwingen erster Ordnung sassen an der Hand und waren an dem zweiten Mittelhandknochen und dem zweiten Finger befestigt; von ihnen hatten die zweite und dritte Schwinge als die stärksten eine Länge von 13 cm. Die Schwingen zweiter Ordnung wurden von der Elle getragen. Um den Hals scheint ein Federkragen ähnlich dem der Geier gewesen zu sein ; auch der Körper war mit Federn bekleidet und an den Untersehenkeln bildeten dieselben Hosen wie bei unseren Raubvögeln. Aus dieser Federbildung darf geschlossen werden, dass Archaeopterj^x, vfie aus den langgestreckten Armen und dem Vorhandensein von grossen Schwingen hervorgeht, wirklich ein fliegendes Tier war. Wenn auch das Brustbein bis jetzt nicht gefunden wurde, so müssen wir doch aus den oben schon an- geführten Gründen annehmen, dass dasselbe einen Knochen- kamm besass, wie er den Karinaten zukommt. Mancherlei Umstände, besonders die Ausbildung freier Zehen am Flügel mit Krallen an ihrem Ende, der langgestreckte Schwanz, die fischartigen Wirbel, die Halsrippen, deuten aber daraufhin, dass Archaeopteryx kein sehr gewandter Flieger, dass sie auch wohl nicht auf das Fliegen allein angewiesen war, sondern dass sie sich auch an Felsen oder Bäumen anklammerte und au ihnen vielleicht kletternd sich fortbewegen konnte. Bei einer solchen Vermengung von Kennzeichen der Vögel mit denen der Reptilien ist es kein Wunder, wenn die Meinungen über die Natur der Archaeopteryx sehr auseinander gingen, wenn sie bald als reptilienähnlich bald als ausgesprochener Vogel erklärt wurde. Jedenfalls steht der Greif von Solenhofen abgesondert den bekannten Vögeln gegenüber und ist als der Vertreter einer besonderen Gruppe der Vögel anzusehen, der Saiirurae^ wie Huxley sie bezeichnete, oder der „fieder- schwänzigen Vögel", wie Häckel sie benannt hat. — 88 — Laoptery.c prisca. In den oberen Jurascliichten Nord- amerikas, in den Atlantosaurus Beds von Wyoming hat Prof. 0. Ch. Marsh Reste eines Vogels gefunden, die, wenn sie auch sehr spärlich sind, doch von höherem Interesse zu sein scheinen. Es ist nur das Hinterteil eines Schädels von einem Vogel, den Marsh als Laopteryx prisca beschrieben hat. Wenn sich die Ansicht des Finders, dass dieser Schädel die Eigenschaften der Eatiten an sich trage, an weiteren Funden noch bestätigen sollte, dann könnten wir die zwei Stämme unserer jetzt leben- den Vögel bis zurück in die Jurazeit verfolgen. Damals schon wäre also deren Trennung in die zwei herrschenden Richtungen erfolgt und es würde die Meinung der Sachkenner dadurch be- stätigt, dass die allerältesten Vögel noch weiter zurück in der Zeit der Trias zu suchen seien.'') Die Kreideformatioii. „Die Geologie bestätigt im Allgemeinen die Theorie von dem natürlichen Vervollkommnungsprozesse und der fortschreiten- den Entwicklung der Erdbewolmer und zeigt, dass im Grossen und Ganzen ein stetiger Fortschritt des gesamten Organismus von einfacheren und niederen zu komplizierteren und höheren Stufen des Lebens stattgefunden hat, wenn unsere Wissenschaft auch nicht im Entferntesten imstande ist, die zahllosen Über- gangsformen und Verbindungsglieder zwischen den Tier- und Pflanzengruppen, weder der aufeinander folgenden Perioden noch ein und desselben Zeitalters nachzuweisen."^) Dieses Ergebnis der Wissenschaft von der Geschichte der Lebenwesen scheint sich trotz unserer geringen Kenntnisse von den ausgestorbenen Vogelformen doch auch bei diesen zu be- stätigen, denn schon in der auf die Jurazeit folgenden Kreide- formation, der Zeit, in welcher die ersten Laubhölzer erscheinen, die Ammoniten und Belemniten ihr Ende erreichen und die merkwürdigen Hippuriten auftreten und wieder verschwinden, muschelähnliche Tiere, welche aus einer aufgewachsenen, kegel- förmig verlängerten Schale und einem flachen Deckel bestehen und in mehr als 100 Arten bekannt sind, sehen wir den Vogel- typus weiter entwickelt und scharf nach den zwei Riclitungen geschieden, während fiederschwänzige Vögel bis jetzt nicht mehr gefunden worden sind. — 89 — Sowohl aus der Kreide Englands wie aus der des östlichen Nordamerika hat mau Vogelreste erhalten, es sind dies aber so unvollständige Bruchstücke, dass neues Licht über die Ent- wicklung des Vogelcharakters dadurch nicht verbreitet wurde. Dem vorhin erwähnten Prof. Marsh war es vorbehalten, höchst wichtiges Material zur Bereicherung unserer Kenntnis aufzufinden^). Längs der Ostabhänge der Rocky Mountains, besonders in den diesen anliegenden Ebenen von Kansas und Colorado, liegen Kreideschichten , welche reich sind an Ver- steinerungen von Wirbeltieren. Diese Schichten sind Ablage- rungen eines Meeres, liegen fast wagrecht und bestehen aus feinem gelbem Kalk und Schiefer, die beide sehr geeignet sind, zarte Reste aufzubewahren. Sie gehören der mittleren Kreide an und wurden von dem Entdecker Pteranodon-beds benannt, weil sich die Reste einer grossen , zahnlosen Flugeidechse, Fteranodon^ in Menge und bis zu einer Flugweite von 25 Fuss (amerikan.) darin fanden. Es wurden Teile von mehr als 600 Individuen dieser Gattung mit zahlreichen anderen Ver- steinerungen, von Mosasauriern u. a., hier gesammelt und dem Museum des Yale-College in New Haven, Conn., einverleibt. Dazu gehören auch die zum Teil recht gut erhaltenen Knochen von 11 Arten von Schwimmvögeln in 4 Gattungen, nämlich 3 Arten Hesperornis, 6 Ichthyornis. 1 Aptornis. 1 Baptornis. Von Tieren der Gattungen Hesperornis und Ichthyornis konnten ganze Skelette zusammengestellt werden und diese zeigen so vieles Eigenartige, dass wir sie näher betrachten müssen. Hesperornis regcdis Marsh. Von diesem „Vogel des Westens" wurden Knochen von etwa 50 Individuen gefunden. Wenn er aufrecht stand, hatte er eine Höhe von mindestens 3 Fuss, denn das Skelett misst von der Spitze des Schnabels bis zum Ende der Zehen 1,80 m. Er war also ein grosser Schwimmvogel von der Gestalt eines Tauchers, zum Schwimmen und zum Tauchen vortrefflich eingerichtet, aber ohne Flug- vermögen, denn die Flügel sind in ungewöhnlichem Grade ver- kümmert. Wie die Pinguine wird er, um zu brüten, wohl an das Land gegangen sein, und dies bestand zu damaliger Zeit aus einer Reihe von niedrigen Inseln, durch welche die Lage der jetzigen Rocky Mountains bezeichnet wurde. In der seichten — m — tropischen See, die sicli von liier fünfliundert Meilen und mehr nach Osten und in unbekannter Ausdehnung von Nord nach Süd erstreckte, wimmelte es von Fischen, der Nahrung der Hesperornis, des vortrefflichen Tauchers, während sie selbst keine Feinde hatte als die schlangenähnlichen Reptilien, die Fig. 3. Hesperornis regalis. Mosasaurus-Arten, denn die fliegenden Pterodactylen waren ihr sicher ungefährlich. In ihrem Körperbau entfernt sich Hesperornis weit von den jetzigen Vögeln. So besitzt sie wohl ausgebildete knöcherne Zähne und zwar im Oberkiefer 14, im Unterkiefer 33 jederseits. Im Oberschnabel sind sie auf die eigentlichen Oberkieferknochen beschränkt, sodass also der vordere Teil des Schnabels, der Vor- oder Zwischenkiefer, zahnlos ist, der Unterkiefer aber ist — 91 — bis zu seiner Spitze mit Zähnen besetzt. Diese stellen in einer längs der Kiefer verlaufenden Rinne, also nicht in getrennten Höhlungen, Alveolen, wie bei den Krokodilen, den Säugetieren und der Archaeopteryx. Iiline so eigene Zahnbefestigung findet sich nur noch einigerniassen ähnlich bei den ausgestoibenen Fischeidechsen Ichth3'osaurus. Kleine seitliche Fortsätze der Kieferränder treten etwas zwischen die Zähne, ohne sich jedoch zu Querwänden zusammen zu schliessen. In diesen Rinnen waren die Zähne wahrscheinlich mit Knorpel befestigt, der eine Vor- und Riickwärtsbewegung gestattete; alle waren kegel- förmig zugespitzt und bestanden wie die echten Zähne aus Schmelz und Zahnbein (Dentine). Sie wurden sogar gewechselt, denn in ihrer starken Wurzel war ein neuer Zahnkeim ver- borgen, der bei seinem Wachsen die Substanz des alten Zahnes aufzehrte und diesen endlich abstiess. Am meisten gleichen die Zähne der Hesperornis in Bau und Form denen der Reptilien- familie der Mosasaurier, und in ihrem Vorhandensein prägt sich unzweifelhaft ein Reptiliencharakter aus, denn bei keinem der jetzt lebenden Vögel kommen Zähne vor. Unseren jetzigen zahnlosen Vögeln sind also bezahnte Vorfahren vorausgegangen, und die Bezahnung hat sich jetzt nur noch bei verschiedenen Vogelembryonen als vorübergehender Entwicklungscharakter erhalten, wie dies von verschiedenen Forschern bei Papageien und Schwimmvögeln nachgewiesen ist.^) Der Unterschnabel zeigt eine weitere Eigentümlichkeit, welche den heutigen erwachsenen Vögeln abgeht und welche wir nur bei den Schlangen noch kennen. Seine beiden Seiten- teile sind nämlich nicht an der Spitze fest mit einander ver- wachsen, sondern getrennt, sie waren also wahrscheinlich durch ein sehniges elastisches Band mit einander verbunden, das ein seitliches Auseinanderweichen der beiden Unterkieferhälften gestattete und so die Aufnahme grösserer Fische ermöglichte. Der Schädel von Hesperornis stimmt übrigens in seiner ganzen Bildung so sehr mit dem Schädel der Ratiten überein, dass schon darnach kein Zweifel über die Stellung derselben bei den Ratiten herrschen kann. Diese Stellung wird noch bestätigt durch den Mangel eines Kammes auf dem Brustbein und durch die Stützkuochen des Flügels, indem die Längsachsen des Schulterblattes und des Rabenbeins in einer Richtung liegen, — 92 — nicht aber einen spitzen Winkel miteinander bilden. Die Flügel unseres Vogels waren in auffallender Weise verkümmert, denn es ist davon nichts vorhanden gewesen als nur ein ganz kleiner Oberarm. Konnte also von vornherein von keinem Fluge die Rede sein, so scheinen die Flügel auch kaum als Ruder gedient zu haben wie bei dem Pinguin, und jedenfalls waren die Be- wegungen bei dem Schwimmen und Tauchen fast ausschliess- lich die Aufgabe der sehr kräftigen Beine, deren Gelenkbildung in dem Knie darauf hindeutet, dass sie in starkem Schlage rückwärts schnellten. Unterstützt wurde das Tauchen durch den aus 12 Wirbeln gebildeten Schwanz. Wie wir schon hörten, kommt diese Zahl der Schwanzwirbel keinem lebenden Vogel mehr zu ; die letzten 6 oder 7 Wirbel desselben hatten so breite, sich seitlich fast berührende Fortsätze, dass er sich nicht nach der Seite, sondern nur nach abwärts schlagend bewegen konnte, wodurch er bei dem Tauchen vortreffliche Dienste leistete. Marsh nennt aus allen diesen Gründen die Hesperornis „einen schwimmenden flschfressenden Strauss". In ihr be- sitzen wir also einen der ältesten Vertreter aus der Gruppe der Ratiten. Verschieden von Hesperornis liegen die Verhältnisse bei einer Anzahl von Vögeln, die von Marsh in denselben Schichten in Kansas gefunden und von ihm unter dem Namen Fiscli- vogel, Ichthyornis, zusammengefasst wurden. Ein ziemlich vollständig bekannter Vertreter derselben ist Der F i s c h V 0 g e 1 , Irhfl/i/orms (h's2)(n\ Marsh . Lernten wir in Hesperornis einen ausschliesslichen Schwimmer und Taucher kennen, so haben wir jetzt einen gewandten Flieger vor uns von der ungefähren Grösse einer Seeschwalbe. Der Name „ Fisch vogel" bezieht sich auf die Ausbildung der Wirbel, die, wie wir es bereits bei Archaeopteryx kennen gelernt haben (S. 85), bikonkav, d. h. auf ihren beiden Endflächen trichterförmig vertieft sind, eine Eigenschaft, welche von jetzt lebenden Tieren nur den Fischen und den Fischmolchen (Ichthyodea) zukommt, also kaltblütigen Wirbeltieren. Archae- opteryx und Ichthyornis haben also dieses Kennzeichen niederer Abstammung in die Klasse der Vögel übertragen, während Hesperornis, eine Ratite, die sattelförmige Gelenkbildung der — 93 — jetzigen Vögel besitzt. Nur der dritte Halswirbel von Ichtliy- ornis ist ebenfalls mit sattelförmiger Gelenkbildung versehen. Der Schnabel von Ichthyornis gleicht dem von Hesper- ornis; er war augenscheinlich ebenfalls mit einer Hornscheide bekleidet und mit Zähnen besetzt. Fig. 4. Der F i s c h V 0 g e I , Ichthyornis disjmr. Diese Zähne, deren Zahl in dem Unterkiefer gleichfalls grösser war als in dem Oberkiefer, stecken aber jeder für sich in einer besonderen Zahnhöhle, einer Alveole, wie sie den Säugetieren, den Krokodilen, den fossilen Dinosauriern und auch der Archaeopteryx zukommen. Die Zähne waren mit Schmelz überzogen und auch einem Wechsel unterworfen. Auch hier sind die Aste des Unterkiefers nicht mit einander verwachsen, sondern wohl nur durch ein elastisches Band vereinigt. Die — 94 — Bildung der Schädelbasis sowie die Form des Gehirns erinnern noch an den Bau der Reptilien. Obwohl das Skelett von Ichthyornis nicht so vollständig bekannt ist wie das von Hesperornis, so steht doch fest, dass die Fischvögel grosse Flügel aber schwache Beine besassen und demnach jedenfalls gute Flieger, waren. Ihr Brustbein war mit einem hohen Kamm zum Ansätze starker Flugmuskeln ver- sehen und die Knochen lufthaltig, auch Flügel und Schwanz waren wie bei den echten Karinaten gebildet. Der Körper von Hesperornis mit schweren markhaltigen Knochen sank nach dem Tode bald auf den Grund des Wassers und konnte darum gut erhalten bleiben, während die Leichen von Ichthyornis ihrer Leichtigkeit wegen lang auf dem Wasser schwammen und dabei von Vögeln und Fischen zerstört werden oder durch Fäulnis in Stücke zerfallen konnten. Von Federn ist bei den Kreide- vögeln bis jetzt keine Spur gefunden worden, aber jedenfalls hat Ichthyornis wie auch schon Archaeojjteryx Schwingen und Steuerfedern besessen, während wir uns von dem Federkleid von Hesperornis keine Vorstellung machen können. Hesperornis und vielleicht schon Laopteryx sind Ratiten, Archaeopteryx und Ichthyornis aber Karinaten, und so sehen wir in den ältesten Vogelformen, die wir bis jetzt kennen, schon in der Jurazeit, die Vögel in diese beiden Reihen ge- schieden. Allen gemeinschaftlich sind die bezahnten Kiefer, die wahrscheinlich auch einen Hornüberzug besassen: die Zähne waren eingekeilte bei Archaeopteryx und Ichthyornis, sie standen in Rinnen bei Hesperornis. Bei Archaeopteryx, einem schlecht fliegenden Landvogel, sind die Mittelhandknochen getrennt, die Finger mit Krallen versehen, Hesperornis fliegt gar nicht, während Ichthyornis ausgebildete Flügel besitzt wie unsere guten Flieger. Die Wirbel sind bei Hesperornis mit sattel- förmigen Gelenken ineinander gefügt, und diese steht hierin höher als die zwei anderen Gattungen, welche noch Fischwirbel besitzen. Der Schwanz ist bei Archaeopteryx aus 20, bei Hesperornis aus 12 Wirbeln gebildet, während der von Ichthy- ornis mit 7 Wirbeln die Schwanzbildung der heutigen Vögel aufweist. Halten wir diese am meisten auffälligen Kennzeichen der Jura- und Kreidevögel neben einander, so sehen wir hier keineswegs eine in gerader Linie fortschreitende Entwicklung — 95 — vom Niederen zum Höheren, wir finden vielmehr, dass die Entwicklungsreihe der organischen Wesen nach verschiedener EichtAing auseinander geht und dass niederstehende Eigen- schaften sich noch lange in einzelnen Organen erhalten können, während in den anderen Körperteilen ein unverkennbarer Fort- schritt sich zeigt. Die Tertiärformation. In dem Eocän, den untersten und ältesten Schichten der Tertiärformation, in Frankreich'), England. Belgien, Neu-Mexiko n. a. Orten, hat man bis jetzt die Reste von ungefähr 50 Vogel- arten aufgefunden. Diese Reste sind aber meistens so unvoll- ständig, dass sich nur schwer über die Gesamtorganisation der betreffenden Vögel etwas anders sagen lässt als dass ihr Bau im Wesentlichen mit dem unserer heutigen Vögel übereinstimmt. Die Tertiärzeit, in welcher zahlreiche riesige Säugetiere zuerst auftreten, hat auch bei den Vögeln sehr grosse Formen her- vorgebracht; in Bezug auf die Bildung des Schnabels aber zeigt uns einen ganz eigenartigen Fall Der D 0 r n s c h n a b e 1 , Odontopteryx toliaplcus 0 w. Prof. Owen erhielt 1872^) in den Londoner Thon (London Clay) ein- gebettet, also der älteren Tertiärzeit, dem Eocän angehörig, den grösseren Teil eines Vogelschädels, der in vollständigem Zustande eine Länge von 5 — 6 Zoll gehabt haben muss. Der- selbe gehörte unzweifelhaft einem Vogel an, besass aber ausser dem Eigentümlichen, dass die Naslöcher weit von dem Schädel abgerückt waren, noch das Besondere, dass die beiden Kiefer, der obere sowohl wie der untere, mit Zähnen oder richtiger gesagt, mit zahnförmigen knöchernen Fortsätzen besetzt waren. Dieselben sind unmittelbai-e Auswüchse aus dem Alveolar- rande des Kieferknochens ohne irgend eine Trennung oder Abschnürung von demselben, aus breiter Basis sich allmählich zuspitzend und von aussen nach innen flach zusammengedrückt. Solcher Knochendornen zeigt der Oberkiefer in seiner rechten Hälfte, soweit dieselbe erhalten ist, neun, links drei. Die- selben sind, wie auch die des Unterkiefers von ungleicher Grösse, der fünfte rechts ist der stärkste, von einer Länge von 2V2 Linien. Ln Unterkiefer sitzen in dessen rechtern Aste 96 — noch fünf, in dem linken drei grosse und melirere kleinere Knochenerliebungen (Fig. 5). Die des Unterkiefers sind grösser und spitzer als die oberen, alle aber sind mit ihren Spitzen nach vorn gerichtet. War der ganze Schnabel in der Weise bedornt wie die vorhandenen Bruchstücke, dann hatte derselbe jeder- seits oben und unten etwa 10 grosse und dazwischen etwa 20 kleinere Zahnfortsätze getragen. Von Dentine konnte an diesen Knochenzapfeu nicht eine Spur gefunden werden, dagegen zeigt eine feine äussere Einne- lung sowohl wie die mikroskopische Struktur, dass dieselben von Hornscheiden überzogen gewesen sein müssen, wodurch also der Schnabel einen scharf gesägten Eand mit ungleichen •-./■ Fig. o. Der Dorn Schnabel, Odonfopteryx toliapieus. (Nat. Gr.) Aufgefundenes Bruchstück ; die punktierten Linien am vorderen Ende deuten das fehlende Stück des Schnabels an. Zähnchen erhielt. Wir sprechen zwar noch jetzt bei manchen unserer Vögel, wie bei den Falken, von Zähnen, nennen die Würger Zahnschnäbler und den Didunculus Zahntaube, aber diese sogenannten Zähne sind nur vorspringende Haken im Hornüberzuge des Schnabels, ohne dass sie im geringsten einer korrespondierenden Bildung an dem Kieferknochen entsprächen, der vielmehr einen gleichmässig verlaufenden Rand hat. Owen vermutet, dass Odontopteryx, deren Schnabel den Schädel an Länge übertraf, ein Wasservogel mit Schwimm- häuten zwisclien den Zehen war und sich von Fischen nährte. Der spitzsägezähnige Schnabel war zur Ergreifung der schlüpf- rigen Beute jedenfalls sehr geeignet. — 97 — Eine gleiclie Sclinabelbildiiiig wie bei dem iJoriisclinaliel kennt man von keinem anderen Vogel ; sie erinnert vielmehr an die Zahnbildung einiger Reptilien, so an die der Kappen- eidedise Australiens, Chlamydosaurus, aber bei dieser tragen die Kuoclienhöcker auf ihrer Spitze Ablagerungen von Dentine, v^as bei Odontopteryx nicht der Fall ist. Auch wenn man von der Zahnbildung ganz absieht, lässt sich der Dornschnabel zu keiner der bekannten Vogelgattungen stellen, er ist durchaus eigenartig. Ebenso sonderartig ist eine Gattung von Riesenvögeln aus dem Eocän, von welcher bis jetzt mehrere Arten beschrieben wurden. So lebte im Anfange der Tertiärzeit in England ein Laufvogel von der Grösse der stärksten Moa-Arten in Neu- seeland, welcher unseren Strauss bei weitem an Höhe übertraf. Oastoniis Klaaseni Newt. wurde dieser Riesenvogel von E. B\ Newton-') seinem Entdecker Mr. Klaasen zu Ehren be- benannt. Im Jahre 1883 wurden bei einem Eisenbahneinschnitt in den Park Hill bei Croydon, den man bis auf den blauen und gescheckten Thon („blue and nottled Clays" ) vertieft hatte. Bein- knochen von vier Individuen gefunden und auch diese in zer- brochenem Zustande. Sie gestatteten aber den Schluss, dass sie einem Vogel der Gattung Gastornis mit verkümmerten Flügeln angehörten, von welcher Lemoine^") andere Arten aus Frank- reich und Belgien beschrieben hat. Danach dürfen wir an- nehmen, dass auch Gastornis Klaaseni nicht fliegen konnte und dass er in die Reihe der Ratiten zu stellen ist wie die Dinornis- Arten Neuseelands. Eine zweite Art dieser Gattung, ebenfalls ein Riese, Oastoniis parisiensis Hebert. ^^) wurde 1855 in einem eocänen Konglomerat zu Meudon bei Paris gefunden. Es war ein Vogel von mindestens der Grösse des afrikanischen Strausses aber plumper und schwerer als dieser. Owen stellt ihn in der Höhe gleich mit Dinornis casuarinus aus Neuseeland. Die Gattung Gastornis erinnert in mancher Beziehung an die Moa- arten, in manch anderer auch an die Watvögel; doch ist sie in ihren anatomischen Verhältnissen wieder weit von allen be- kannten Vogelgattungen verschieden. Einen weiteren Riesenvogel aus dem Eocän beschreibt R. Owen unter dem Namen 7 — 98 — Da.sorm'.s londinensis Ow. Es waren freilicli nur Teile eines Schädels, die in dem „London clay" der Insel Slieppe}^, Kent, gefunden wurden, aber sie genügten, um zu zeigen, dass derselbe die Grösse des Schädels von Dinornis giganteus aus Neuseeland erreichte und in seinen Eigentümlichkeiten sich mehrfach den noch lebenden Straussen anschloss. Zusammen mit dem Schädel wurden eine Menge fossiler Früchte und andere Baumreste gefunden. ^^) Auch in jüngeren Schichten der Tertiärformation, in dem Oligocän des Seinebeckens, ist man auf die Spuren von Riesen- vögeln gestossen. Auf Spaltflächen des Gipses bei Paris näm- lich sind die Fusstapfen unzweifelhafter und sehr grosser Vögel erkennbar; Knochen derselben sind aber bis jetzt leider nicht aufgefunden worden, und wir müssen es überhaupt bedauern, wie zahllose frühere Tiere für unsere Kenntnis verloren gegangen sind und wie äusserst lückenhaft unser Wissen über die Ent- wicklungsgeschichte einer Tierklasse nur sein kann. Mit der Diluvialformatioii nähern wir uns noch mehr den jetzigen Verhältnissen. Es ist die Epoche, die der heutigen unmittelbar vorangeht, die Zeit, in welcher die Anordnung der klimatischen Zonen sich bereits in ähnlicher Weise herausgebildet hat, wie es heute noch der Fall ist, in welcher nur die nördliche kalte Zone in südlichere Breiten reichte als heutzutage. Renntier und Moschusochs lebten da- zumal auf dem Boden Deutschlands und Frankreichs, das riesige Mammut, behaarte Nashörner, mächtige Löwen, Bären und Hyänen waren die Hauptvertreter der damaligen Tierwelt auch in Europa. Aber auch der Mensch war schon auf- getreten. Mit primitiven Waffen wiisste er doch schon über die Ungeheuer seiner Zeit Herr zu werden und einzelnen Arten den gänzlichen Untergang zu bereiten. In dieser Zeit lebten, wie auch schon in der Tertiärzeit, gewaltige Vögel auf unserer Erde, Vögel, gegen welche der afrikanische Strauss klein erscheint. Dass ihre Reste vorzugs- weise auf Inseln gefunden werden, mag daher kommen, dass diese Inseln später von dem Menschen betreten wurden als die Kontinente, dass also auf ihnen sich die Riesenvögel länger — 99 - erhalten konnten, und zwar besonders auf grossen Inseln mit abwechselndem Terrain, wo die verfolgten Tiere sich in Sümpfe oder Wüsten, in dichte Wälder oder Schluchten flüchten konnten. Unter solchen Verhältnissen leben ja die noch vorhandenen wenigen straussartigen Vögel noch jetzt im Innern des Fest- landes (Strauss, Nandu,) oder von grossen Inseln (Kasuar). Australien, das heute noch seinen Emu hat, trug vielleicht auch zur Tertiärzeit schon Riesenvögel; es hat nachweislich wenigstens nach jener Periode einen gewaltigen Vogel besessen : Droiitoniis aiistralis Owen. Er wurde in Queensland in posttertiärer Lagerungsstätte gefunden und von Owen be- schrieben.^'^) Die Länge des Oberschenkels betrug 13 Zoll, ist also so gross wie der von Dinornis elephantopus, doch war Dromornis jedenfalls grösser als der neuseeländische Vogel. Das Tier war etwa Zeitgenosse des elephantenähnlichen Beutel- tieres Diprotodon und des Nototherium wie auch jener Geschöpfe, die ihre Fussspuren in dem weichen Boden von Connecticut abdrückten. Der Vogel Ruck, Aepijomis jiiaxiiiuts. Geoffr. St. Hil, Ganz riesige Vögel lebten einst auf der Insel Madagaskar. Als im Jahre 1850 Abadie, der Kapitän eines französischen Schiffs, auf der Südvvestseite der Insel vier Monate vor Anker lag, sah er bei den Eingebornen ein riesiges Ei, das an dem einen Ende geöffnet war und als Gefäss zu häuslichen Zwecken gebraucht wurde. Bald darauf erhielt er ein zweites solches Ei aus dem Bette eines Flusses, und später wurde ein drittes in neu angeschwemmtem Boden mit mehreren Fussknochen eines Vogels gefunden. Alle diese Gegenstände wurden von Abadie mit nach Paris gebracht und von Geoffroy-St. Hilaire beschrieben.^^) Von den Eiern hat das grösste die Länge von 34 cm, das zweite von 32 cm, während der grösste Durchmesser des ersten 22 cm, der des zAveiten 23 cm beträgt. Die Dicke der Schale ist 3 mm. Der Inhalt dieser gewaltigen Eier, von denen unser Museum einen Gipsabguss besitzt, kommt dem von 6 Strausseneiern, von 148 Hühnereiern oder von 50000 Kolibri- eiern gleich. Ein gefundener Mittelfussknochen gleicht im ganzen dem des Strausses, ist aber in seinem unteren Teile stark ab- geplattet. Auf einem der Knochen sind unzweideutige Spuren 7* — 100 — von der Wirkung eines Steinmessers zu bemerken, und es unterliegt kaum einem Zweifel, dass der Riesenvogel Madagas- kars von dem Menschen gejagt und ausgerottet wurde. Wann dies geschah, ist unbestimmt. Unter den Eingebornen in jenem Teil der Insel besteht sogar die Sage, dass der etwa 3,50 m hohe Vogel im Innern der Insel noch lebe. Man hat ihn für das Vorbild des „Vogel Ruck" in den orientalischen Märchen erklärt, der schon von Marco Polo nach Madagaskar versetzt wird. Nach seiner Angabe hätte der Grosskhan der Tartaren Boten nach Madagaskar geschickt, um nach dem Vogel zu forschen. Die Abgesandten seien mit einer Riesenfeder, „neun- zig Spannen lang", zurückgekehrt. Eingeborene von Mada- gaskar sollen einmal nach Mauritius gekommen sein, um Rum einzukaufen. Als Gelasse brachten sie riesige Eischalen mit, die mitunter im Röhricht auf ihrer Insel gefunden würden. Schade, dass weitere Nachforschungen nach diesem Tiere bis jetzt keine Ergebnisse hatten , wenn auch Reste von zwei kleineren ähnlichen Arten, die als Acpyornis medius und Aep. modestus beschrieben sind, aufgefunden wurden. Wird Madagaskar einst in seinem Innern auch so zugänglich sein wie jetzt Neuseeland, dann werden gewiss auch noch Aepyornis- reste entdeckt werden. DieMoa-Arten, Dinornis, Neuseelands. Im Jahre 1839 erhielt Sir Richard Owen die ersten Knochen eines Riesen- vogels aus Neuseeland, 1856 war die Zahl der Riesenvögel von dieser Insel schon auf 9 Arten gestiegen, nnd jetzt hat Owen bereits 19 Arten beschrieben, wozu noch eine 20. von Julius V. Haast aufgestellte kommt. ^'') Moareste wurden in grosser Menge erbeutet und sind deshalb auch in vielen Museen vorhanden; so in unsrer Nähe in dem Museum zu Darmstadt und durch die Güte des ver- storbenen Herrn J. v. Haast, Staatsgeologen von Neuseeland, (vergl. Jahresbericht von 1888 S. 5) anch in unserer Sammlung. Vielfach lagen sie in Höhlen oder wurden sie in Lehm- nnd Sandgruben ausgegraben oder waren sie an ehemaligen Kochstellen der Eingebornen zerstreut, die noch deutlich als solche erkannt wurden. An letzteren hat man auch Eierschalen aufgefunden, sodass also unzweifelhaft die Maori, die Urbewohner der Insel, Fig. 6. M 0 a (Palapteryx mgens)\xn(\. K i w i (Apteryx Mantelli), letztere von der Grösse eiues Cochinchinahuhns. - 102 — die Vögel als Nahrungsmittel benutzten und deren Untergang herbeiführten. Wenn es wahr sein sollte, dass die Maori ihrer Überlieferung gemäss vor etwa 500 Jahren in Neuseeland ein- wanderten, so wäre damit ein Anhalt gegeben, wann die Ver- nichtung der Moa ihren Anfang genommen. Es wäre alsdann wohl möglich, dass solche Vögel sich an einzelnen günstigen Orten bis in neuere Zeit noch erhalten haben könnten und dass sie vielleicht erst in diesem Jahrhundert gänzlich ausstarben. Dafür spricht der Umstand, dass ausser den Knochen nicht nur Eier, sondern auch noch Federn und sogar Sehnen und Hautreste dieser Vögel erhalten sind. So beschreibt Owen den Hautüberzug und die Sehnen von einer Zehe von Dinornis robustus sowie von D. didinus den Kopf und die Füsse mit getrockneter Haut und den Federn. Die unteren Teile der Federn, die in der Haut von D. robustus steckten, hatten wie die des Emu zwei Schäfte an jedem Kiel. Die glänzend scliwarzen Moafedern sollen noch in neuerer Zeit den Maori zum Schmuck gedient haben. An der Ostküste der Provinz Nelson wurde ein fast vollständiges Ei gefunden, das eine Länge von 12, einen Durchmesser von 9 und einen Umfang von 27 Zoll engl. hatte. Die Schalen der Moaeier waren etwas dünner als die des afrikanischen Strausses und linear gefurcht. Der Dolmetscher Meurant will noch 1832 in dem Molyneux-Hafen von dem Fleisch eines Moa gegessen haben, und in dem Munde der Maori leben diese Riesenstrausse noch jetzt fort. Da kann man es nur bedauern, dass die Europäer um einige Zeit zu spät nach Neuseeland kamen und die Moa nicht zu Haustieren machen konnten, wie dies mit dem afrikanisclienStrauss geschehen ist. Die Wundervögel hätten sich vielleicht durch Eier, Fleisch und Federn nützlich erwiesen und wären vor der Ausrottung bewahrt geblieben. Diese ausgestorbenen straussartigen Vögel Neuseelands, welche jetzt daselbst nur noch durch mehrere Arten Kiwi ver- treten werden, sind der Reihe nach, wie sie beschrieben wurden, folgende : 1. Dinornis didiformis. 2. „ struthioides. 3. giganteus. 4. „ (Aptornis) otidiformis. — 103 — 5. (Palapteryx) ingens. (Fig. 6). 6. „ dromioides. 7. Dinornis crassus. 8. „ robustiis (Varietät von D. ingens). 9. „ casuarinus. 10. „ curtus. 11. „ gigas (Varietät von D. giganteus). 12. (Palapteryx) geranoides. 13. Dinornis rheides. 14. „ gracilis. 15. „ elephantopus. 16. „ maximus. 17. „ parvus. 18. „ didinus. 19. „ Oweni. 20. „ (Aptornis) defossor. Dinornis Oweni ist durch J. v. Haast beschrieben worden. Zwei der aufgeführten Formen sind als Varietäten (No. 8 und 11) aufgefasst worden. Owen selbst hat von den Dinornis-Arten mit 3 Zehen die vierzehigen als Palapteryx (Palaeopteryx) mit den Arten ingens, droniioides und (jemnoides abgetrennt und nach dem Bau der Fussknochen noch eine Gattung Aptornis mit den Arten Apt. otidifonnis und defossor auf- gestellt. Neuerdings sind sie wieder in mehrere Gattungen geschieden worden, doch sind sie alle nahe miteinander ver- wandt. Die Grösse dieser Vögel ist eine verschiedene. Dinornis parvus und D. Oweni hatten etwa die Grösse eines Truthahns, dann kommt struthioides von ungefähr der Höhe des Strausses, dann aber muss Owen, wie er dies selbst bemerkt, zu einer fortwährenden Steigerung in der Benennung der Arten nach ihrer Grösse schreiten. Es folgt D. giganteus in der Höhe von 10 Fuss 6 Zoll engl., dann ingens, elephantopus und zuletzt maximus, dessen Bein allein eine Länge von 78 Zoll 9 Linien hat. Ein Skelett von Din. giganteus in der Wiener Sammlung misst 9 Fuss 4 Zoll Wiener Mass; Dr. Thomson aber glaubt nach einzelnen Knochen auf Vögel von 13 — 14 Fuss (engl.) Höhe schliessen zu dürfen. Sind bei allen diesen Vögeln die Knochen, besonders die der Beine, plump und dick, so ist dies — 104 — doch hauptsächlich bei D. crassiis, robustiis und elephantopiis der Fall; das Skelett des letzteren war durch die gewaltigen Bein- und Fussknochen geradezu unförmlich und erinnert an die Dickhäuter unter den Säugetieren. Schnelle Läufer scheinen diese Strausse Neuseelands nicht gewesen zu sein, und ihre kräftigen Zehen dienten vielleicht mehr dazu, Farn wurzeln und andere Nahrung aus dem Boden zu scharren. Neuseeland ist in jeder Hinsicht eine eigenartige Insel. Es hat einen kontinentalen Charakter, indem es Formationen aller geologischen Perioden, von den ältesten an, aufzuweisen hat, also nicht wie die rein ozeanischen Inseln nur aus vul- kanischen Massen oder nur aus Korallen oder aus beiden im Verein gebildet ist. Seine botanischen und zoologischen Ver- hältnisse sind aber ganz besondere, nicht mit denen der be- nachbarten Gebiete, Australien, den Südseeinseln und Süd- amerika übereinstimmende und dies ist hauptsächlich mit der Tierwelt der Fall, denn ausser zwei Fledermäusen, (Scotojjhilus tuberculatns und Mystacina tnberculata) , einer Ratte (Mns rattus Novae Zeelmidiae) und einem noch nicht sicher nachgewiesenen, vielleicht fischotterähnlichen Tiere, fehlten auf der Insel alle Säugetiere; von fast 100 eigenen Vögeln sind etwa Vs ohne Flugvermögen und unter diesen spielen die hier erwähnten Straussarten eine Rolle, wie dies bis jetzt von keinem anderen Gebiete der Erde bekannt ist; man darf sie gewissermassen als den Ersatz für die fehlenden Säugetiere ansehen. Unbe- kannt ist ihre Abstammung und rätselhaft die Art ihres Er- scheinens auf der einsam gelegenen Insel. Fasst man sämt- liche Thatsachen zusammen, so kann man wohl nicht annehmen, dass Neuseeland jemals Verbindung mit einem grösseren Erdteil gehabt habe, es müsste sonst sicher eine Anzahl warmblütiger Vierfüsser besitzen, die selbst auf viel kleineren Eilanden zahl- reicher vorkommen. Es muss vielmehr als kleiner Kontinent seiner Beschaffenheit nach die Rolle einer isolierten ozeanischen Insel von Anfang an gespielt haben. F. von Hochstetter, dem wir vorzügliche Arbeiten über Neuseeland verdanken, kommt auch in seinen geologischen Untersuchungen^*^) zu dem Ergebnis, dass zu Schlüssen auf einen früheren Zusammenhang Neuseelands mit den nächsten Kontinenten bis jetzt alle That- sachen fehlen, da weder die fossile Flora und Fauna, soweit — 105 — man sie bis jetzt kennt, noch der geognostisclie Bau der Insel auf einen solchen Zusammenhang hindeuten. Dass die Trennung Neuseelands durch die Cookstrasse in eine nördliche und südliche (die „mittlere'' Insel der englischen Autoren, welche die Stewart-Insel als das südliche Drittel Neuseelands ansehen) Hälfte schon vor der Diluvialzeit statt- gefunden haben mag, zeigt die Verteilung der 20 ausgestorbenen Ratiten, denn obwohl einige Arten beiden Inseln gemeinsam sind wie Dinornis struthioides, giganteus und dromioides, so finden sich D. didiformis, gracilis, curtus, geranoides, parvus und Oweni nach den bis jetzt gemachten Funden nur auf der Nordinsel. D. crassus, casuarinus, elephantopus, maximus und didinus nur auf der Südinsel, und Owen bemerkt ausdrücklich, dass der Charakter der Vögel der Nordinsel, wenn auch nicht bei allen so doch bei den meisten von denen der Südinsel ver- schieden ist, welch letztere im ganzen die plumperen Arten trug. Palapteryx robustus wird als eine Varietät von Pal. ingens aufgefasst, kommt aber nur auf der Südinsel, die letztere auf der Nordinsel vor, und es sind demnach beide als lokale Varie- täten aufzufassen. Auch dass alle die genannten Arten gleichzeitig gelebt hätten und ausgestorben seien, ist nach der Lagerungsweise der aufgefundenen Reste nicht wahrscheinlich; nach v. Ho c li- ste tt er scheint Dinornis elephantopus einer älteren Periode anzugehören, denn seine Knochen lagen in tieferen Schichten der Höhlen, waren mit mehr als drei Fuss dicken Kalksinter- schichten bedeckt und hatten ganz das fossile Aussehen von Mammutknochen, während die Palapteryx- Arten vielleicht die jüngsten Formen sind und wohl als solche dem Kiwi am nächsten stehen, Moareste finden sich ja auch noch in den neueren Ablagerungen der Alluvialzeit, haben ein ziemlich frisches Aus- sehen und enthalten sogar noch 10 — 30 Prozent organischer Substanz. Lange Zeiträume hindurch müssen also diese Vögel Neuseeland bewohnt haben. Von Interesse ist der Bericht von J. von Haast und F. von Hochstetter über Ausgrabungen, die sie gemein- schaftlich im Jahre 1859, als die Novara-Expedition auf Neu- seeland weilte, auf der Südinsel in der „Moahöhle" im Aorere- thale vornahmen. Obgleich hier verschiedenfach schon nach — 100 — Moaknochen gesucht worden war, erbeuteten sie docli in wenig Tagen ausser vielen vereinzelten Knochen mehr oder weniger vollständige Skelette von acht Vögeln, 1 Dinornis elephantopus, 6 D. didiformis und 1 Palapteryx ingens, und von der letzteren Art konnte in Wien von Dr. G. Jäger noch ein Skelett aus den mitgebrachten Knochen zusammengestellt werden. Die Lage der aufgefundenen 8 Skelette ergab, dass die Vögel hier an Ort und Stelle in ausgestreckter Lage verendet waren, und es scheint demnach fast, als ob diese Strausse nächtliche Lebens- weise führten, wie dies bei dem ihnen nahestehenden Kiwi noch der Fall ist; wenigstens hielten sie sich zeitweise in den Höhlen auf. Sogar die Ringe der Luftröhre und Reste des Kehlkopfes lagen noch an ihrem Platze und ebenso fand man bei dem Becken in der Gegend des Magens auch noch die runden Kiesel- steine, welche die V()gel, wie es die Strausse thun, ver- schluckt hatten, in kleinen Haufen zusammen liegen. Diese Steinhäufchen, die auch anderwärts in Ablagerungen mit Moa- knochen zusammen gefunden wurden und aus Quarzstückchen, Chalcedon, Kieselschiefer und Achat bestehen, werden von den Eingeborenen „Moasteine" genannt. Es ist wohl anzunehmen, dass die eifrigen Nachforschungen, die auf Neuseeland infolge der Arbeiten Owens nach Moa- resten angestellt wurden, das meiste vorhandene Material zu Tage gefördert haben ; dass aber trotzdem weitere Kunde nicht ausgeschlossen sind, erweist die Ausgrabung des Skeletts einer seither unbekannten Art, der Dinornis Oweni, noch im Jahre 1882. Die Durchsuchungen der Knochenhöhlen in Neuseeland haben ergeben, dass ausser den Moa-Arten auch noch andere Vogelspezies in Neuseeland in vorhistorischer Zeit ausgestorben sind und dass die Vernichtung noch bis in die neuere und neuste Zeit fortgeschritten ist. So thut Sir R. Owen der Überreste kleinerer Vögel Erwähnung, die auf dem Boden eines Spaltes in dem Kalksteinfelsen zu Timaru auf der südlichen Insel zugleich mit einem Schädel von Dinornis robustus ge- funden wurden. Dabei zeichneten sich aus die Reste von Onemiornis calcHrmis R. Ow. Es ist dies ein Wasser- vogel von der Grösse eines Kasuar. Wie bei unsern Tauchern, — 107 — Colymbus. und wie bei Hesperoniis tritt ein hoher knöcherner Fortsatz von dem Schienbein in das Kniegelenk, gibt kräftigen Muskeln des Fusses Ansatzpunkte ab und befähigte diese V()gel zum kräftigen Ausstossen bei dem Schwimmen unter dem Wasser. Cnemiornis besass, nach den schwachen Oberarmknochen und dem dünnen Brustbein mit einem verkümmerten, nur 3 Linien hohen Kamm zu schliessen, nicht die Fähigkeit zu fliegen. Auch ist das Brustbein selbst ungeteilt, ohne Einschnitte, wie dies bei kurzflügeligen Vögeln die Regel ist. Der grosse Vogel nähert sich in seinen Eigenheiten am meisten der australischen „Hühnergans" (Brehm), (Jeimpsis Xorae Ilolldiidiac . deren Gewohnheit vorzugsweise auf dem Lande zu leben er vielleicht auch gehabt haben mag. Das Allinium oder die Neuzeit. Auch Neuseeland hat nach der Darstellung v. Hoch- stetters seine Eiszeit gehabt, und wenn auch jetzt noch die Alpen im Süden der Insel gewaltige Gletscher tragen, so zeigt doch die Südinsel die Spuren einer früheren Eiszeit im „gross- artigsten und ausgezeichnetsten Massstabe". Aber wie die Gletscher sich allmählich zurückziehen und die heute noch herrschenden Verhältnisse des Klimas sich anbahnen, so wechseln auch nach und nach die Formen der Moa; ältere schwinden, neuere treten auf den Schauplatz, ohne dass wir die Ursachen begreifen können, die solchen Wechsel bedingten. Manche Vögel, auch Moa-Arten, dauern fort in der neuen Aera, bis auch ihnen endlich das Ziel ihres Daseins gesetzt ist. So gibt uns gerade das gut durchforschte Neuseeland ein Bild der steten Entwicklung und Veränderung des organischen Lebens, die einen akuten Charakter annimmt von dem Augenblicke an, wo der Mensch auf der Bildfläche erscheint. Sicher ist eine grosse Anzahl von Pflanzen und Tieren aucL auf Neuseeland ausgestorben oder vernichtet worden, ohne dass uns noch eine Spur ihres Daseins erhalten geblieben wäre. Von den uns bekannt gewordenen untergegangenen Vögeln Neuseelands aus der jüngeren Zeit war ein Verwandter der Moa und des Kiwi Der Riesen- Kiwi) Megt/Iaptcrt/x Hectori J. v. Haast. Seine Knochen fanden sich in einem Torflager auf der Südinsel und — 108 — wurden durch J. v, Haast dem Museum von Nelson übergeben. Der völlig ausgestorbene Vogel bildete ein Mittelglied zwischen den Dinornis- und den noch lebenden kleinen Apteryxarten und war in seinem Knochenbau wesentlich schlanker als die Tiere der Gattung Moa. Der Oberschenkel besass eine Länge von 7,80 Zoll, der Unterschenkel von 12,05 Zoll und der Lauf von 5,65 Zoll engl. ^') Noch früher als Neuseeland hatten die Maskarenen, eine Inselgruppe östlich von Madagaskar, bestehend aus den Inseln Mauritius, Bourbon und Rodriguez, die Aufmerksamkeit in Be- zug auf ihre Vogelwelt auf sich gezogen. Es sind vulkanische Inseln, die ohne jeglichen Zusammenhang mit irgend einem benachbarten Lande sich durch wiederholte vulkanische Aus- brüche aus dem Schosse des Meeres aufbauten. Wenn der Anfang dieser Inseln nicht weiter zurück als bis in die Tertiär- zeit verlegt werden kann, wenn sie in dieser Erdperiode wirk- lich ihren Anfang nahmen, ^^) so kann also ihre Besetzung mit Pflanzen und Tieren nicht älter sein. Formen aus der Tertiär- zeit könnten sich also als die ältesten Bewohner bis in die Zeit herübergerettet haben, in welcher der Mensch die Inseln zuerst betrat, bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Auch hier sehen wir das Eigentümliche, dass als zuerst 1505 die Portugiesen und dann die Holländer auf die Mas- karenen kamen, die Landsäugetiere ausser Fledermäusen völlig fehlten und dass ausser grossen Landschildkröten nur merk- würdige, zum Teil des Fluges unfähige Vögel die Inseln belebten. Und wiederum muss es auffallend erscheinen, dass dies zum Teil nahe verwandte, in dieselbe Gattung gehörige Arten sind, deren jede in der Regel allein eine der Inseln bewohnt, und dass nur wenige von ihnen auf mehr als einer Insel gefunden werden. So ist es mit den drei Arten der Gattung Didus, Dodo; diese erregten schon wegen ihrer abenteuerlichen Gestalt bei ihrem Bekanntwerden das grösste Aufsehen in Europa, und noch bis auf heute hat sich das Interesse für sie erhalten, wie eine weitläufige, ihnen gewidmete Litteratur beweist. Am meisten von diesen bekannt und genannt ist als zuerst entdeckt Der echte Dodo oder derDronte von Mauritius, Didus ineptus L. Als im Jahre 1598 acht holländische Schiffe — 109 — unter dem Admiral Jakob van Neck auf ihrem Wege nach den Molukken durch einen Sturm getrennt wurden, gelangten drei derselben unter von Warwijk am 17. September desselben Jahres an die 55 Quadratmeilen grosse Insel Mauritius — die Portugiesen scheinen sich nicht weiter um die Inseln gekümmert zu haben. — Die Ankömmlinge waren da überrascht durch einen merkwürdigen Vogel, den sie in Menge auf dem Lande trafen. 1605 gibt Clusius die erste Kunde von ihm. Er erhielt die Namen Walgvogel (das holländische Walg be- deutet Ekel), weil sein Fleisch so fett und zähe war, dass man nur wenig davon geniessen konnte, Dodo, welches offen- bar ein portugiesisches Wort ist und sich von doudo, einfältig, albern, ableitet, und Dronte, welch letztere Bezeichnung un- erklärt ist. Auch Dodaars, Dodaers wird er von den Holländern genannt, jedenfalls wegen seiner Ähnlichkeit mit dem kleinen Taucher, Podiceps minor Lath., der von jeher in Holland diesen Namen führte. ^^) Der Dodo hatte eine Höhe von 2V2 Fiiss, ein Gewicht bis zu 25 Pfand, war also schwerer als ein Truthahn, konnte aber weder fliegen noch schwimmen noch seines Gewichts wegen schnell laufen. Vor dem Menschen hatte das unglückliche Ge- schöpf, das bisher Feinde auf seiner Insel nicht kennen gelernt und in der Fülle von Nahrung ein paradiesisches Leben geführt hatte, keine Furcht; es Hess sich mit den Händen greifen, wurde darum auch in Menge gefangen und sowohl frisch als eingesalzen von den Schiffen als Proviant mitgenommen. Ein holländischer Kapitän berichtet, dass die Matrosen die Vögel mit Stöcken erschlugen und ganze Nachenladungen davon auf das Schilf brachten. Die Nester im Gebirge lagen so voll Eier, dass die Leute sich nicht genug darüber wundern konnten und reichlich wohlschmeckende Kuchen daraus bereiteten. Kein Wunder darum, dass es mit der Herrlichkeit des Dodo bald aus war und nach 1679, in welchem Jahre Benj. Harry in einer in der Bibliothek des Britischen Museums befindlichen Handschrift von ihm spricht, seiner nirgends mehr erwähnt wird. Nicht hundert Jahre also dauerte es, bis der Mensch das seltsame Tier ausgerottet hatte. Ausser den wenigen und unvollständigen schriftlichen Überlieferungen geben uns nur noch spärliche Überreste und einige Abbildungen Kunde von ihm — 110 — 1599 schon sollen zwar die Gebrüder de Bry einen Dodo mit nach Holland gebracht haben und dieser Vogel soll dann in die Tiersammlung des Kaisers Rudolf II. gekommen und das Muster aller nach ihm in Wien angefertigten Abbildungen sein. Doch hat man dies als zweifelhaft dargestellt und dieser Vogel soll vielmehr ein Kasuar oder Emu gewesen sein, da de Brj ihn in Java als Geschenk von dem Könige Sella erhalten habe. Dabei ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass der Holländer auch noch einen Dodo aus Mauritius dazu mitgenommen habe. Sicher ist es, dass von zwei Schiffen, die am 9. und 19. Februar 1626 aus Suratte bei Texel einliefen, nachdem sie drei Monate vor Mauritius gelegen hatten , ein Dodo lebend nach Amsterdam gebracht ward. Er wurde in demselben Jahre abgebildet. Es war wohl ein Fuss dieses Exemplars, den C. C Ins ins später bei Prof. Peter Pauw in Leiden sah, ein Stück, von dem man nicht weiss, wohin es später gekommen ist. — 1638 sah der Maler Hamon TE stränge einen lebenden Dodo in einer Menagerie zu London. — 1647 sandte der Gouverneur von Batavia einen Dodo von Mauritius nach Japan an den hol- ländischen Kompagnie-Superintendenten daselbst. — p]in aus- gestopftes Exemplar befand sich in der Sammlung von Trades- cant zu Lambeth, ging später aber bis auf den Kopf und einen Fuss verloren, die jetzt beide sich in dem Ashmolean- Museum in Oxford befinden. Von dem Kopf dieses Exemplars ist in unserem Museum ein G3^psabguss vorhanden. — Ausser- dem ist noch ein Scliädel des Dodo in dem Gottorf-Museum zu Kopenhagen, der einst die Kunstsammlung des Dr. B. Palu- danus in Enkhuizen schmückte und 1651 in das Eigentum des Herzogs Friedrich von Schleswig-Holstein überging, ein Fuss in dem British Museum zu London und ein Stück eines Oberkiefers in dem Museum zu Prag. Da war es für die Wissenschaft von Wichtigkeit, als der Lehrer an der Governmentschule zu Mahebourg, Georg Clark, der dreissig Jahre auf Mauritius lebte, im Jahre 1865 bei der Urbarmachung eines sumpfigen Bodens, den Marcs aux songes, eine Menge von Dodoknochen sorgfältig sammelte und sie zum grössten Teil durch einen Bischof nach London an Sir Owen sandte, während ein Teil derselben von Mihi e-Ed war ds in Paris erstanden wurde. In London sowohl wie in Paris ist — 111 — es gelungen, ziemlich vollständige Skelette des Dodo aus diesen Knochen zusammenzustellen, sodass mau über die wichtigsten Eigentümlichkeiten des Körperbaues unterrichtet ist. Danach ist das Becken des Dodo auffallend flach und breit, das Brustbein trägt einen niederen und breiten knöchernen Kamm, der in der Mitte des Brustbeins nur ^U Zoll hoch ist und sich dann abflacht. Das Gabelbein besteht aus den beiden getrennten und nur durch ein Band verbundenen vSchlüsselbeinen. Die Flügelknochen sind sehr klein, da der Oberarm nur 4 Zoll 3 Linien misst. Der Schädel erinnert in mehreren Stücken an den von Dinornis, das Gehirn aber war sehr klein und recht- fertigt die Bezeichnung ineptus, das grosse Gehirn war im Vergleich zu dem kleinen Gehirn kleiner als das aller bekannten Vögel. Der Dodo besass einen äusserst kräftigen, 13 — 14 cm langen Schnabel, dessen Spitze stark über den Unterschnabel herabgekrümmt ist, weshalb Blainville den Vogel den Geiern zurechnen wollte, während er jetzt allgemein als den Erdtauben verwandt angesehen wird, wenn er auch in keine Ordnung der jetzt lebenden V^ögel völlig passt. Der Körper des Dodo trug nur Flaumfedern, keine Kontur- federn und er gleicht darin also den Straussen. Das lockere Gefieder des Männchens war schwärzlich, die Flügelstummel waren gelblich mit schwarzer Binde, der Schwanz aber trug einen Büschel von fünf lockeren Flaumfedern, welche an die der Strausse erinnern. (Vgl. die Abbildungen.) Doch sind die Angaben über die Färbung des Vogels keineswegs überein- stimmend. Vor allen auffallend ist in dieser Hinsicht die Ab- bildung des Dodo in der schätzenswerten Arbeit von v. Frauen- feld: „Neu aufgefundene Abbildung des Dronte" nach einem Bilde von Hoefnagel, das sich in der Bibliothek des ver- storbenen Kaisers Franz befand und in gleicher Grösse wie das Original wiedergegeben wurde. ^"^j Der Dodo ist hier ein- farbig rotbraun, zeigt längere Schwingen als auf den übrigen Abbildungen, entbehrt aber der fünf buschigen Schwanzfedern. Von Frauen fehl meint, dass das Bild seiner Tafel 1 wahr- scheinlich einen weiblichen Dodo darstelle, während die übrigen Abbildungen die Figur des Männchens wiedergeben. Da das HoefnageTsche Bild oifenbar nach einem lebenden Vogel — 112 — gemalt wurde, der sich in Wien befand, und da die Bilder von Savery ebenfalls nach einem Dodo gemalt wurden, der in der Menagerie des Kaisers Rudolf lebte, so muss wohl angenommen werden, dass wenigstens zwei solcher Vögel nach Wien ge- kommen waren. Oder sollte das Hoefnagel'sche Bild eine andere Art des Dodo, von deren Heimat wir nichts wissen, darstellen als den Didus ineptus? Die ältesten der uns noch erhaltenen Abbildungen haben keinen wissenschaftlichen Wert, da sie aus der Erinnerung oder zum Teil auch nacli Skizzen ungebildeter Leute hergestellt wurden, und erst vom Jahre 1626, wo sicher nachweislich ein Dodo lebend nach Amsterdam gekommen war, stimmen die bildlichen Darstellungen in der Hauptsache miteinander überein, weil sie, zum grössten Teil wenigstens, nach der Natur ange- fertigt wurden. So viel ich aus der Litteratur ersehen konnte, bestehen folgende Abbildungen des Dodo : 1. Jacob Cornelius van Neck gibt in seinem ^,Jonr- nael of Daghregisier etc. ran de reyse gedcien door de acht scliepen van Amstelredamme, ghexeylt in den Maent Mcvrtij 1598, ondert heleydt van den AdmiraeJ J. C. Neck ende Wyhrant van War- u'ijk als Vice- Ädmirael etc. Middelburch KWV eine Beschreibung und eine kleine ungenaue Abbildung des Dodo. 2. Die Gebrüder J. Theod. und J. Israel de Bry kamen im September 1600 nach Holland zurück und zeichnen in ihrem bereits 1601 zu Middelburg in holländischer, zu Frank- furt a. M. in lateinischer Sprache erschienenen Reisebericht „Quinta pars Indiae Orientalis etc. Francofurti MDCI" auf einer Tafel mit Merkwürdigkeiten von Mauritius auch den Dodo. Auf dem Titelbilde ist er sogar zweimal dargestellt. 3. C a r 0 1 u s C 1 u s i u s in seinen „Exoticorum libri decem etc. Ex Officina riantiniana Raphetengii 1605 nennt den Dodo Gallinacens gallus peregrinus und bringt eine rohe Zeichnung, welche er von einem aus Mauritius zurückgekehrten Schiffer erhalten hatte. 4. G. Hoefnagel, geb. 1545 oder 1546 in Amsterdam, gest. 1617 (?), malte an dem Hofe des Kaisers Rudolf IL in Wien und hinterliess eine Anzahl von Tierbildern, auf deren einigen die Jahreszahl 1610 angebracht ist. v. Frauenfeld fand bei Durchsicht derselben das Bild eines Dodo und eines — 113 — anderen kurzflügeligen Vogels. Der Dodo ist, wie bereits er- wähnt, von rotbrauner Farbe und soll nach der Meinung V. Frauenfelds ein weibliches Tier darstellen. Die Abbildung ist in gleicher Grösse wie das Original wieder gegeben in „Neu aufgefundene Abbildung des Dronte etc. von Georg Ritter von Frauenfeld. Wien 1868." 5. Levin Hulsius gibt eine sehr kleine Darstellung des dem Meere zuschreitenden Vogels in seinem Buch: „Ander Schiff- fart in die Orientalische Indien, So die Holländische Schieff etc. verrichtet. 3. Ausgabe. Frankfurt a. M. 1615." 6. Pieter van den Broecke hat in dem ,,Tweede deel van het Bcgüi emJc Voortgangh drr Vereen. XcderJ. geoctr. Oost.-Ind. Comp. 1617" zwei rohe Zeichnungen, die beide den Dodo vorstellen sollen. 7. Thomas Herbert liefert eine ebenfalls ungenaue Zeichnung mit der Überschrift „A dodo" in seiner ,MeIation of some gears Travels anno 1626 into Afrique and thc greater Ami". 8. Adrian van den Venne (geb. in Delft 1589, gest. im Haag 1665) lieferte gleichzeitig mit dem folgenden Maler eine vorzügliche, nach dem im Jahre 1626 nach Amsterdam gebrachten Vogel gemalte Abbildung. Sie wurde zufällig von H. C. Millies-^) in einem Exemplare von Clusius „Exoti- corum etc." in der Utrechter Universitätsbibliothek, in welches sie eingeklebt war, aufgefunden. Das kreisförmige Bild hat 10 cm im Durchmesser und ist unzweifelhaft nach dem Leben gefertigt. Es trägt die Aufschrift: „Vera effigies Imjns aris Walgh-vogel (qnae d- a nautis Dodaers propter foedam dosteriorw partis crassiiiem nuncupatur) (/ualis viva Amsteroda- mum perJata est ex Insula Mauritii Anno M.DC.XXVI". Die Unterschrift lautet: „Manu Adriani Vennii Pictoris. Roeland Savery, ein fleissiger Tiermaler, lieferte auf mehreren Ölgemälden Abbildungen des Dodo, welche alle nach dem in der Wiener Menagerie lebend gehaltenen Dodo gemalt sein sollen und somit die wichtigsten Darstellungen des merk- würdigen Vogels sind. Von ihm stammt 9. ein Bild in der Königlichen Gallerie zu Berlin, versehen mit der Jahreszahl 1626. 10. Die Kaiserliche Gemäldegallerie in Belvedere zu Wien besitzt eines aus dem Jahre 1628. 8 — 114 — 11. Ein Bild in 's Gravenhage, auf welches durch Prof. Owen zuerst aufmerksam gemacht wurde, stellt Orpheus dar, die wilden Tiere zähmend, und unter letzteren befindet sich auch der Dodo. Das Bild ist ohne Jahreszahl. 12. Das berühmteste Bild des Dodo von Savery befindet sich in dem British Museum zu London und stellt den Vogel in Lebensgrösse dar. Der frühere Besitzer des am meisten kopierten Bildes (Fig. 7), Hans Sloane, versicherte, dass es in Holland nach dem lebenden Vogel gemalt sei. Obgleich es ohne Namen und Jahreszahl ist, wird es doch dem genannten Künstler zugeschrieben. 13. In der Schönborn'schen Bildergallerie zu Pommers- felden in Oberfrauken, Bayern, fand Pfarrer A. J. Ja ekel auf einem Bilde von R. Savery, Orpheus die wilden Tiere mit der Macht seiner Laute bezähmend, ebenfalls die Dar- stellung des Dodo. (Fig. 8.) Das Bild des im Wasser stehenden Vogels ist 11 Linien hoch. Ja ekel sagt nicht, ob auf dem Gemälde eine Jahreszahl angegeben ist.^^) 14. In dem Besitze von Mr. Broderip, dem früheren Präsidenten der Zoologischen Gesellschaft zu London, befindet sich ein Gemälde, welches den Dodo unter verschiedenen Tieren darstellt und wahrscheinlich auch von R. Savery herrührt. Da viele der Vögel augenscheinlich nach dem Leben gemalt sind, so wird dies wohl auch mit dem Dodo der Fall gewesen sein; die Stellung des Vogels wenigstens, der sich mit dem Schnabel die Zehen putzt, ist wohl nicht Phantasie. Die Farbe des Vogels ist folgende: Hauptfarbe des Gefieders mausgrau, etwas heller an dem Rumpf und an den Schenkeln, der Nacken hellgrau fast weiss, der Kopf dunkler grau, der Schnabel bläu- lich mit gelblicher Kuppe, die Iris weiss, die Beine gelblich, die grossen Federn der Flügel und des Rumpfs gelblichweiss.-'^) Ohne Jahreszahl. 15. Jean Goiemare und De Heem. Auf einem 01- bilde im Besitze des Herzogs von Northumberlaud mit dei' Jahreszahl 1627 und dem Namenszuge der beiden Maler, von welchen der erstere, ein Flamänder, wahrscheinlich die Land- schaft des Bildes gemalt hat, während die genau dargestellten Konchylien von de Heem herrühren, steht am Meeresstrande ein Dodo vorwärts gebeugt bei anderen Vögeln. (Fig. 9). Die — 115 Fig. 7. Der D 0 d 0. Nach dem Gemälde im Britischeu Museum. Fig. 8. Der D o d o. Nach dem Gemälde in der Schöuborii"schen Gallerie. 8* — 116 Färbung des Vogels stimmt mit der von John Savery auf dem in Oxford befindlichen Bilde gegebenen überein. 16. Willem J. Bontekoe in „Journael van de acht- jm'ige avontuurlijke Reijse van Willem Isbrantsz Bontekoe van Hoorn gedaen nae Oost- Indien'^. Amsterdam. G. J. Zag- man. 4°. Der vorwärtsschreitende Vogel hat ein eigentümliches Fig. 9. Der D 0 d 0. Nach dem Gemälde von Goiemare und De H e e m. Netzwerk auf dem Kopf und einen Federkamm über den Rücken. Bontekoe hat die abenteuerliche Figur vielleicht aus dem Kopfe gezeichnet, da sein Schiff in die Luft flog und er allein mit dem Leben davon kam. ' Strickland^^) glaubt die ohne Jahreszahl erschienene Schrift in das Jahr 1646 setzen zu sollen. 17. Dasselbe Bild ist benutzt in „C. Plinii Secundi Des ivydt-vermaerden Natimrhondigers vijf Boecken. Ajnsterdam. A. en J. de Wees". Diese Ausgabe ist ohne Jahreszahl, ist aber zwischen 1643 und 1671 erschienen. . — 117 — 18. John Savery, ein Neffe des oben erwähnten Roe- land Savery, malte den Dodo in Lebensgrösse auf einem Bilde, welches sich in dem Ashmolean Museum zu Oxford befindet und die Jahreszahl 1651 trägt. Dasselbe Museum besitzt, wie früher (S. 110) bemerkt, auch einen Schädel des Dodo. 19. G. Piso liefert in seinen „Additions to Jacobi Bontii Historiae naturalis et mcdicae Indiae orientalis. 1658" eine Zeichnung-, welche in der Auffassung viele Ähnlickheit mit den Darstellungen des Dodo von R. Savery hat. Strickland glaubt sie deshalb für eine Nachbildung derselben halten zu sollen. 20) Adam Olearius in seiner im Jahre 1666 erschiene- nen Beschreibung der Gottorf'schen Ivunstkammer. Der Kopf des Bildes ist nach der Natur gezeichnet und zwar nach dem Exemplare, das mit der Gottorf'schen Sammlung in dem Kriege des dänischen Königs Friedrich IV. mit Schweden und dem Herzoge von Schleswig- Holstein nach Kopenhagen wanderte, wo der Kopf, wie wir hörten, sich noch befindet. Der Körper des Vogels ist dagegen nach der Zeichnung bei Clusius er- gänzt. Die Abbildung ist von Lehmann wiedergegeben in den Abhandlungen der Leopoldina Carolina Bd. XXI. 1843. S. 401. 21) Joan Niewhof veröffentlichte 1682 seine „Gede?ik- waertige Zee- en Lantreixe door de voor?iaemste Lantschajrpen van West- en Oostindien. Amsterdam''' und zeichnet mit einigen anderen Vögeln auch deutlich den Dodo mit der Überschrift „dodaers". Nach H. C. Millies^^) ist noch eine gemalte Abbildung in Haarlem in Besitz des Dr. med. van der Willigen. Der Eigentümer schreibt das kleine Bild Bieter Holsteyn (1580 bis 1662) zu, gab aber seine Einwilligung nicht dazu, dass dasselbe kopiert und veröffentlicht werde. Es ist unseres Wissens nichts Weiteres darüber bekannt geworden. Derselbe Verfasser teilt noch mit, dass der Kunstkenner Chr. Kramm ihn darauf aufmerksam gemacht habe, dass in dem Verkaufs- Katalog der Sammlung von G. J. von Klinkenberg in Utrecht zu einer Zeichnung die Worte stünden: „De Jwp van en doddars en Hopvogel, door C. Saftleven". Und noch von dem Bestehen einer anderen Abbildung des Dodo in Holland hat Millies gehört, ohne Bestimmtes darüber erfahren zu können. — 118 — . Auch in Berlin, in dem Museum für Naturkunde, Zoo- logische Abteilung, befindet sich noch ein Ölbild, das den Dodo in natürlicher Grösse darstellt, recht ähnlich der bekannten Darstellung bei Edwards Gleanings 294.-^) In „Brands Ver- such einer kurzen Naturgeschichte des Dodo" Petersburg 1848 (Verhandlungen der Kaiserl. Mineralog. Gesellschaft 1847 S. 12, Anmerkung) ist es erwähnt und bemerkt, dass nach Lichten- steins Mitteilung dasselbe von Weitsch 1814 gemalt und eine etwas veränderte Kopie des Ölbildes von Roel. Savery im Haag sei. Wenn wir die Angaben über den Knochenbau und die Befiederung des Dodo berücksichtigen, so sehen wir sowohl die Eigenschaften der Ratiten wie auch die der Karinaten vereint bei ihm auftreten. Wenn auch der Kamm des Brustbeins stark verkümmert, so ist er doch deutlich vorhanden, und der Dodo gehört demnach den Karinaten an. Er wird ja auch im System meistens in die Nähe der Tauben gestellt, wie auch anderer- seits seine Verwandschaft mit den Geiern und den Hühnern betont worden ist, während er nur von H. Schlegel den Straussen zugerechnet wird. Sein Gefieder dagegen weist mehr nach den Ratiten hin; dasselbe wird als locker geschildert und war also wohl aus Flaumfedern gebildet. Dafür sprechen Beschreibungen wie auch Abbildungen, wenn letztere auch offenbar diese Eigentümlich- keit teilweise nicht genug berücksichtigt haben. Bei Joan Nieuwhof heisst es ausdrücklich: „is ront en vet van lijf, dat met xachtc en graenwe yluimen, als die ran den striiisrogeh bedeckt is". Dafür sprechen ferner unzweifelhaft die fünf Schwanzfedern, welche flaumig sind und nicht im geringsten Steuerfedern gleichen. .,En darr haer staert behoorde te stacn Zyn vier ofte rijf ghekrnlde playmkens , van graetiwachtighe verwe" heisst es in PUnii Seciindi rijf Bocken, und .,en achter aen den stuit, in plaetse van den steert, rijf gekrulde jjenne-veeren van een xelve kleiire" schreibt Joan Nieuwhof. Zweifelhaft könnte die Beschaffenheit der Schwingen an den Flügelstummeln sein, denn auf einigen Abbildungen wie z. B. bei J. Goiemare und de Heem (Fig. 9) sind dieselben als echte Schwingen mit geschlossener Fahne dargestellt, auf anderen Abbildungen da- gegen wie z. B. bei der von R. Savery im Besitze Broderips, — 119 — • zeigt der abstehende, wenig sichtbare Flügel ganz deutlich die lockeren Schwingen, wie sie ähnlich der Stranss hat. Maler der damaligen Zeit mögen wohl oft in ihrer Darstellung diese Unterschiede in der Federbildung nicht genügend beobachtet haben, weil sie nicht darauf aufmerksam gemacht worden waren. J. Nieuwhof sagt auch „Aen beide xijden xitten eenige kleine plmjmige pennen in plaetsc ran riengels". Die Abbildung von Hoefland lässt ganz deutlich die Flaumfedern auf dem ganzen Körper erkennen, während die Schwingen die Beschaffenheit derjenigen der Karinaten zu haben scheinen. Wenn also, wie es wahrscheinlich ist, der Dodo mit Flaumfedern bedeckt war, so nähert ihn diese Eigenschaft den Ratiten, und er steht also halb auf dieser, halb auf jener Seite. Von etwaigen Vorfahren des Dodo können wir natürlich nicht sprechen, wir wissen ja nicht einmal, woher und wie er nach der Insel Mauritius gekommen ist. Nirgends sind Spuren von ihm auf der Erde gefunden, während je eine ihm ganz nahe verwandte Form auf den beiden anderen, den Maskarenen angehörigen Inseln lebte. Die Maskarenen sind nicht wie Madagaskar und Neuseeland kontinentale, d. h. von einem grösseren Landkomplexe abgetrennte oder übrig gebliebene Inseln und haben nicht wie solche Formationen aus allen Perio- den der Erdgeschichte aufzuweisen, sie sind vielmehr echt ozeanische, d. h. in dem Ozean als selbständige Bildungen vul- kanischen Ursprungs in verhältnismässig jüngerer Zeit ent- standen. Ihren Gesteinen nach können sie höchstens bis in die Tertiärzeit hinaufreichen, und so könnte auch möglicherweise der Dodo noch aus jener Zeit stammen und sich bis auf unsere Tage erhalten haben. In der gleichen Form, wie wir ihn kennen, ist er aber sicher nicht nach der Insel gelangt. Auf der- selben fanden sich zur Zeit ihrer Entdeckung keine Säugetiere ausser Fledermäusen; Vögel und Insekten, die am häufigsten waren, konnten, wenn sie auch flugunfähig waren, doch von Formen abstammen, welche ehemals als fliegende Geschöpfe hierher verschlagen wurden. Wenn grosse Landschildkröten den auf Mauritius angekommenen Menschen reichliche Nahrung lieferten, dann darf uns dies nicht wundern, denn auf Baum- stämmen wie auch frei schwimmend können diese zähen Ge- schöpfe lange sich über Wasser halten, bis ein rettendes Gestade — 120 — • sie aufnimmt. Schnecken und andere niedere Tiere werden durch Vögel, durch Treibholz, durch Sturm und Flut leichter herbeigeführt. Wie aber konnte der nach jeder Hinsicht un- beliilf liehe Dodo in der Ausstattung, wie wir ihn kennen, den so weiten Weg von Indien nach Mauritius zurückgelegt haben, ohne umzukommen? Es bleibt kaum eine andere Annahme übrig, wenn wir überhaupt nach einer Erklärung solcher Dinge suchen, als die, welche E. Owen in seiner Abhandlung über die Osteologie des Dodo ausspricht. ^'^) Die Voreltern des uns bekannten Dodo mussten einst als fliegende Tiere durch Stürme nach Mauritius gekommen sein, vielleicht von Asien (Indien), mit dessen Tierwelt diejenige von Mauritius am nächsten verwandt ist; sie fanden hier ein mit dichtem W^ald bedecktes, von Vögeln, Insekten, Schnecken und von allerlei Gewürm belebtes Land, dessen Strand ebenfalls über- reiche Nahrung bot; Feinde, vor denen sie hätten flüchten müssen, Umstände, die ihren Scharfsinn geweckt hätten, gab es nicht, und so führten die Vögel ein phlegmatisches, nur der Ernährung und Vermehrung gewidmetes Dasein. Organe, die nicht geübt werden, schwächen sich allmählich ab und können verkümmern, wenn der Nichtgebrauch durch unzählige Gene- rationen fortgeht. Jahrtausende hindurch mögen negative (Nicht- gebrauch) und positive (die Eigenart der neuen Verhältnisse) Einflüsse fortgewirkt haben, um den Dodo zu schaffen, wie er 1598 gefunden wurde. Wie sein auffallend kleines Gehirn durch Mangel an Gebrauch zurückblieb, wie bei der Zunahme an Fett und Sclnvere das Flugvermögen verloren ging und durch den fortgesetzten Nichtgebrauch die Flügel verkümmern konnten und wirklich verkümmerten, das wird uns durch Beo- bachtungen schon in der für uns so kurzen Gegenwart an Menschen und Tieren klar. Hat doch unser Hausgeflügel (Gans, Huhn, Truthahn) die Fähigkeit zu fliegen zum Teil schon ein- gebüsst und findet man bei den in Höhlen wohnenden Tieren die Augen ganz in dem Grade zurückgebildet, wie die betreften- den Tiere im völligen oder halben Dunkel leben. Es ist ferner bekannt, dass Haustiere auf Inseln verbracht und daselbst der Inzucht unterworfen (wenn ihnen nicht frisciies Blut zugeführt werden kann), an Grösse des Körpers wie an Stärke des Charakters abnehmen. ^'^j Die fortgesetzte Inzucht hat bei dem — 121 — Dodo von Mauritius wohl auch ihr Teil zu seiner absonderlichen Ausbikiung- beigetragen. Flügellose Tiere sind mehrfach den ozeanischen Inseln eigen; so hat Wollaston nachgewiesen, dass auf Madeira von den zu seiner Zeit bekannten 550 Käferarten 200 nicht fliegen können — und es sind deren jetzt noch mehr bekannt — und dass von 29 endemischen Gattungen nicht weniger als 23 lauter solche Arten enthalten. Ch. Darwin schreibt dies sowohl dem fortgesetzten Nichtgebrauch als auch der natürlichen Zuchtwahl zu. Durch fortgesetzte Nichtbenutzung der Muskeln tritt eine Abnahme derselben, ein Schwinden ein, wie dies am auffallendsten bei Lähmungen sich zeigt. Das gelähmte un- brauchbar gewordene Bein magert sichtlich ab und damit werden auch die Knochen schwach, denn der Muskelzug wirkt direkt auf die Knochen ein, Avie dies die Tierzüchter wohl kennen. Die Tiere in den Käfigen der zoologischen Gärten bekommen aufgetriebene schwammige Knochen, sodass sie sich wenig zum Präparieren des Skeletts eignen, während die Tiere der Wild- nis, welche ihre Muskeln fortwährend gebrauchen, festen ge- drungenen Knochenbau besitzen. So wird es uns verständ- lich, wie die Flugmuskeln eines den Karinaten angehörigen Vogels durch lange Zeiträume hindurch fortgesetzten Nicht- gebrauch verkümmern, wie infolge davon der Kamm des Brust- beins mehr und mehr schwindet und wie dann auch die Flügel unausgebildet bleiben. Auffallend aber ist es immerhin, dass der Dodo, der schon im Schwinden des Brustbeinkammes sich den Katiten nähert, dies noch mehr in der Rückbildung der Konturfedern zu Flaum- federn anstrebt. Es wäre demnach nicht unmöglich, dass es straussartige Vögel gebe, welche nicht, wie dies von den Ratiten angenommen wird, einem niederen Stamme der Vögel ursprünglich angehörten, sondern welche durch Rückbildung aus einem den Karinaten angehörigen Vogel entstanden sein könnten, wie auch Ch. Darwin in seiner Entstehung der Arten dies annimmt. Es ist demnach nicht immer so leicht, wenn man sich allein auf die vorliegen- den anatomischen Verhältnisse stützt, zu sagen, ob ein Vogel ursprünglich den Ratiten angehört oder diesen durch Anpassung ähnlich geworden ist. F ü r b r i n g e r vermag sogar auf „Grund — 122 — ausführlicher Erwäg-ungen die beiden Subklassen der Eatiten und Karinaten nicht aufrecht zu erhalten." 2^) Nicht so sicher wie über den Dodo von Mauritius sind die Angaben über die Didusarten der beiden andern Inseln, Bourbon und Rodriguez. Der Dodo von Bourbon, Didus apterorm's ScMege\. = der Solitaire von Bourbon (Carre & Castleton), Ornithoptera borbonica Bon., Pezophaps borbonica Strickl., Apterornis soli- tarius De Sei. Longch. Auf der von Mauritius aus südwestlich gelegenen Insel Bourbon (Reunion) lebte ein dem echten Dodo sehr ähnlicher Vogel. Er wird zuerst im Jahre 1613 von Tat ton erwähnt, der ihn in der Grösse mit einem Truthahn vergleicht, als fett, in der Farbe weiss und so kurzflügelig bezeichnet, dass er nicht fliegen konnte. Bontekoe, der 1618 drei Wochen auf Bourbon war, bestätigt diese Angaben, erwähnt aber nicht die Farbe. Carre nennt 1668 die Farbe „changeante qui tire sur le jaune", Du Bois 1669 beschreibt sie wieder als weiss. Diese Darstellung wird bestätigt durch ein im Besitze von Mr. C. Dare in Clatterford auf der Insel Wight befindliches Gemälde, welches durch Alfred Newton in den Transactions of the Zoological Society of London, Tome VI 1869, S. 373 in Farben wiedergegeben ist. Der Verfasser stellt dazu das Wenige über den Vogel Bekannte zusammen und kommt zu dem Schlüsse: 1. dass der Dodo von Bourbon dem von Mauritius im ganzen glich, 2. dass sein Gefieder weiss war mit einer Beimischung von gelb, 3. dass die vier ersten Schwingen nicht wie alle Schwingen des echten Dodo von Mauritius nach hinten, sondern nach unten und vorn gerichtet waren, — Das Bild ist wahr- scheinlich von Peter Witthoos, der in Amsterdam 1693 starb, nach einem in dieser Stadt lebend gehaltenen Vogel gemalt. Der grosse Solitaire von Rodriguez, Didus sol/- tarius Gmelin. = Didus nazarenus Bartlett, Pezophaps solitaria und Pezophaps minor Strickl. & Melv. Auch die östlich von Mauritius gelegene Insel Rodriguez besass ihren Dodo, wenn dessen Aussehen nach der einzigen uns hinterbliebenen Figur und geschichtlichen Nachricht auch seine Zugehörigkeit zur — 123 — Gattung Didus nicht ganz unzweifelhaft erscheinen lässt, wes- halb Strickland und Melville ihn einer neuen Gattung Pezo- phaps einreihen. Frangois Leguat, welcher zwei Jahre auf Rodriguez lebte, hat in seinen „Voyages et Aventures 1691" Nachricht über diesen Vogel nebst einer kleinen und ziemlich rohen Zeich- nung gegeben. Demnach war der häufig aber stets nur ver- einzelt vorkommende Solitaire von Rodriguez noch höher als ein Truthahn und erreichte ein Gewicht von 45 Pfund. Der Schnabel soll dem des Truthahns ähnlich nur stärker hakig gewesen sein; der Hinterleib war abgerundet und hatte keine hervorstehenden Schwanzfedern wie bei den beiden anderen Dodo, er war vielmehr wie „une Croupe de cheval", also wohl ähnlich wie bei dem Nandu und Kasuar. Der grosse Solitaire war ohne Flugvermögen und konnte auch im Lauf leicht überholt werden; die kurzen Flügel konnte er zum Radschlagen auf- stellen. Das Männchen war graulich braun, das Weibchen isabellfarben. Er nährte sich von Palmfrüchten und legte zwischen Palmblätter ein einziges Ei. Eine Zeitlang war die Meinung verbreitet, als ob eine grössere und eine kleinere Art Dodo auf Rodriguez gelebt liätten, die grosse als Didus naxarenus Barth (naxarenus von „oiseau de ncnisre, Ekelvogel" abgeleitet) oder Pexophaps soll- taria Str. und Mlv., die kleinere als Didus soHtarius Gm. oder Pexophcqjs minor Str. und Melv. bezeichnet. Doch hat Alfr. Newton dargethan, dass beide Formen nur die verschiedenen Geschlechter eines und desselben Tieres waren, wobei das Weibchen an Grösse nachstand. ^^) Pexoplutps mi)ior Str. und Melv. ist aber synonym mit Apterornis bonasia de Sei. Longh., Didus herberti Schlegel, und C'ijanoniis bonasia Bon. Noch werden von den Maskarenen, von welchen jede also bereits ihren eigentümlichen Dodo besass, andere Vögel genannt, die schon bei der Ankunft des Menschen ausgestorben waren oder bald nach derselben ausgerottet wurden. Von Mauritius sind noch zu erwähnen: Die Riesen-Ralle, GaUinula (Leguatia) gigauteaSch\ege\. Es war der oben erwähnte Leguat, der nach zweijährigem Aufenthalt auf Rodriguez zunächst nach Mauritius kam und bei — 124 — seiner Besprechung der Erzeugnisse dieser Insel von sechs Fuss hohen Vögeln erzählt, welche man ,,Geans" nennt. Beine und Hals derselben sind sehr lang, der Körper aber nicht grösser als der einer Gans. Auch der Schnabel gleicht dem der Gans, nur ist er etwas mehr zugespitzt. Die getrennten Zehen sind sehr lang; das Gefieder ist weiss und nur unter den Flügeln befindet sich ein rötlicher Fleck. Die Ralle bewohnt sumpfige Orte und kann wohl fliegen obgleich sehr schwerfällig; da sie zum Auffliegen vom Boden viele Zeit gebraucht, so wird sie von Hunden leicht gefangen. Das Fleisch wird als sehr gut geschildert. Auch auf Rodriguez wurde ein Exemplar dieser Riesenralle, das einzige seiner Art dortselbst, gefangen und zwar mit der Hand, da es sehr fett war. Diese Beschreibung ist von einer Abbildung begleitet. Schlegel hat dieselbe besprochen-^) und den Vogel als eine Rallenart erkannt. Er gibt an dem angeführten Orte neben der Abbildung von Leguat, die offenbar au verschiedenen Mängeln leidet, den Versuch einer verbesserten Figur. Durch solche Konstruktionen aus der Phantasie wird aber die bereits herr- schende Meinungsverschiedenheit über die nach so wenigen Über- bleibseln bekannten ausgestorbenen Vögel nur noch vergrössert. Das rote Huhn von Mauritius, Aphanaptcryx im- perialis. v. Frauenfeld = Aph. Broeckii Schlegel. Bieter van den Bro ecke gibt in seiner bereits erwähnten Reisebeschrei- bung: ,,Begm ende vooiigangh der Vcreen. Nedoi. Geoctr. üostind. Coinpcupiie'-' Bd. 2 S. 102 ausser einer Zeichnung des Dodo, aus der man sieht, dass sie mehr aus dem Gedächtnis als nach der Natur gemacht ist, auch die eines kiwiähnlichen kurzflügeligen Vogels mit langem gebogenem Schnabel, der ebenfalls auf Mau- ritius lebte. Doch wird des Vogels in dem Texte durch van den Broecke, der sich auf Mauritius aufgehalten hatte, keine Erwähnung gethan. Das rätselhafte Bildchen wird trotz des langen Schnabels von Schlegel (II, 245) für die Figur einer neuen Art Dodo erklärt und ,,der kleine Dodo mit einem langen gekrümmten Schnabel", Didics Broeckii, genannt. Strickland und Melville erwähnen seiner nur wegen seines augenschein- lich kurzflügeligen Charakters und geben die Broecke'sche Zeich- nung wieder. — 125 — Denselben Vogel scheint Cauclie im Auge gehabt zu haben, wenn er sagt, es gebe auf Mauritius und Madagaskar rote Hühner mit Schnepfenschnabel; wolle man sie mit der Hand greifen, so brauche man ihnen nur ein rotes Tuch vor- zuhalten ; sie seien- von der Grösse eines Huhnes und sehr wohlschmeckend. von Frauenfeld fand in der Sammlung der G. Hoef- nagel'schen Bilder zu Wien auch die Abbildungeines Vogels, die aller Wahrscheinlichkeit nach das „rote Huhn von Mauritius" darstellt.-") Die auf seiner Tafel 2 wiedergegebene, im Origi- nal offenbar nach der Natur, also nach einem nach Europa ge- brachten Tiere, aufgenommene Figur zeigt einen ibis- oder kiwiähnlichen Vogel etwa von der Grösse eines Huhnes. Der Schnabel ist länger als der Kopf, zugespitzt, leicht abwärts gekrümmt und trägt die Naslöcher an seinem Grunde. Das Gefieder ist deutlich flaumartig, locker, wie bei den Straussen und dem Dodo. Flügel sind kaum angedeutet, der Hinterleib ist abgerundet, ohne hervorstehende Schwanzfedern, die Füsse sind kräftig, hühnerartig, v. Frauenfeld glaubt, dass das rote Huhn von Mauritius ebenfalls ein den Rallen ähnliches Tier sei und gibt folgende Beschreibung von ihm : „Von der Grösse eines Huhnes. Schnabel verlängert, nicht abgesetzt, ziemlich gekrümmt. Naslöcher an der Wurzel, unbedeckt (?). Hinterzehe der nackten hühnerartigen Beine fast ebenmässig lang. Läufe (anscheinend) geschildert. Flügel ganz verkümmert. Keine Steuerfedern. Federn zerschlissen wie beim Kiwi, im Nacken etwas verlängert. Gefieder gleichmässig braunrot. Schnabel und Beine dunkel. Iris gelblich?" Die Knochen dieses Vogels sind zusammen mit denen des Dodo auf Mauritius gefunden, weiteres aber nicht bekannt ge- worden, auch nicht über sein etwaiges Vorkommen auf Mada- gaskar. Ob die Vögel von Mauritius, welche Leguat als „Oeli- nottes" bezeichnet, von dem roten Huhn verschieden sind, ob die Abbildung, welche Th. Herbert mit der Bezeichnung ,,A Hciv' gibt, auch hierher gehört oder ob beide Verfasser ein und dasselbe Tier und vielleicht wieder ein anderes als das rote Huhn meinen oder ob jeder von ihnen wieder ein besonderes Geschöpf im Sinne hat, lässt sich bis jetzt nicht entscheiden. — 126 — Schlegel beschreibt den Vogel Herberts als Didus Herberti, de Selys-Longchamps als Apterornis bonasia. Noch im Jahre 1693 soll das „rote Huhn" auf Mauritius gelebt haben. Von Bourbon wird eines weiteren flngunfähigen und eben- falls frühe ausgerotteten A^ogels Erwähnung gethan. Es ist Das b 1 a u e S u 1 1 a n s h u h n , Porphi/rio (Notornis ?) coern- lescens. Schlegel. = Apterornis coerulescens De Sei., Cyanornis erythrorhyncha Bon. Von Madagaskar aus war unter de la Haye eine französische Ansiedlungsgesellschaft nach Bourbon geschickt worden. Ein Mitglied derselben hat mit der Unter- schrift D. B. ein Manuskript hinterlassen, das in der Bibliothek der Londoner Zoologischen Gesellschaft aufbewahrt ist und worin ausser dem Solitaire, Didus apterornis, auch noch „Oiseaux bleus" von dieser Insel aufgeführt werden. Sie sind von der Grösse des Solitaire, blau mit rotem Schnabel und roten Füssen, fliegen nicht, laufen aber so schnell, dass kaum ein Hund sie einholen kann, und schmecken vortrefflich. Nach dem Jahre 1669 werden diese Vögel nirgends mehr erwähnt. Auffallend für ein Sultanshuhn ist die angegebene Grösse. Aber Schlegel weist darauf hin, dass auch die hier zunächst erwähnte Art, das ManteH'sche Sultanshuhn , von ähnlicher Grösse ist und dass beide Arten die Hühnerform unter den vorzüglich der südlichen Halbkugel angehörigen und mit den Rallen verwandten Pupurhühnern darstellen. Das Mantell'sche Sultanshuhn, Kotornis MantelU Owen. Wir führen diesen Vogel im naturgemässen Anschluss an seinen Verwandten von Mauritius hier an, obgleich seine Heimat Neuseeland ist. Hier sind seine Knochen mit denen von Moa zusammen gefunden, und er galt schon für ausgestorben, als Walter Mantell, der um die Vogelkunde Neuseelands wohlverdiente Sammler, 1849 einen Balg des Vogels an das Britische Museum sandte. Seitdem sind noch zwei weitere Exemplare dieses pracht- voll gefärbten Huhnes erbeutet und ebenfalls nach England geschickt worden. Das Tier lebt also noch und soll nach neueren Nachrichten noch in einsamen Sunden und gebirgigen Zufluchtsorten, die von dem Menschen nicht bewohnt sind, ge- — 127 — funden werden.^*') Durch Feuer wurde der nächtliche Vogel angelockt, konnte aber nicht erlegt werden. Man glaubt, dass mit mehreren guten Hunden noch Mantell'sche Sultanshühner im Gebiete der südlichen Flüsse des Westlandes (Südinsel) auf- zutreiben seien. Die Zeit des völligen Verschwindens wird aber auch für diesen kurzflügeligen Vogel nicht mehr sehr fern sein. Der Körper des Vogels hat die Länge von 26 Zoll (engl.), die Flügel sind 8 Zoll, der Schwanz SVa Zoll, der Lauf 3^2 Zoll, die Mittelzelle 3 Zoll lang. Kopf und Unterseite des Körpers sind purpurblau, der Rücken dunkel olivengrün, kupfergrüu ge- tupft, Schnabel und Beine rot. die Unterseite des Schwanzes weiss. Auf Bourbon, nach dem wir nochmals zurückkehren, hat nach Du Quesne auch eine Riesenralle gelebt, welche der Gallinula gigantea Scligl. ähnlich oder vielleicht identisch war. Auch von ihr ist nichts Weiteres bekannt geworden. Aber auch in diesem Jahrhundert noch ist dort durch den direkten und indirekten Einfluss des Menschen sogar ein Vogel verschwunden, dem die Gabe des Fluges nicht abging. Es ist Der Tinouch, Fregilupus ran'/fs Boddaert, unter dem ersten Namen 1658 von Flacourt beschrieben. Er war mit den Staren verwandt, 24 cm lang und hatte einen stark ge- krümmten Schnabel, ähnlich dem des Wiedehopfs. Dei- Scheitel war mit einer aufrechten weissen Federhaube geziert. Die Farbe war weisslich grau und rotbraun, der Hinterrücken und Schwanz rostrot. Flügel und Schwanz waren massig lang. Der Tinouch ist seit dem Jahre 1858 nicht mehr beobachtet worden und scheint demnach ausgestorben zu sein. In dem Kensington- Museum zu London befindet sich ein ausgestopftes Exemplar desselben, das aus der Sammlung des Grafen Riaucour in Vetry-la-Ville stammt. Eine schöne Abbildung desselben nach einer Photographie ist in der „Hlustrierten Zeitung" vom 7. Sep- tember 1889 gegeben. Noch können wir die Maskarenen nicht verlassen, ohne einiger auf denselben ausgestorbenen Papageienarten zu gedenken. Wie bei dem Dodo handelt es sich auch hier fast für jede Insel um eine eigene Art. Nach den Berichten der ältesten Beobachter scheinen Papageien auf den Maskarenen bei deren Entdeckung gar nicht selten gewesen zu sein. — — 128 — de Bry (1601) nennt unter anderen Vögeln auch caerulei quoque psittaci, und an einer anderen Stelle sagt er, dass es dort eine grosse Menge von Tauben und Papageien gebe. Willem van West-Zanen, der 1602 nach Mauritius kam, schreibt von dieser Insel in seinem Tagebuch: „Der Vögel, von denen die Insel voll ist, sind mancherlei, Tauben, Papageien u. s. w." Auch von den beiden andern Inseln werden letztere V()gel als häufig genannt, und es muss deshalb in Verwunderung setzen, dass Vögel, welche den Wald bewohnen, in einer Zeit, in welcher die Schiesswaffen noch keineswegs eine grosse Voll- kommenheit erreicht hatten, nach so kurzer Zeit ihres Bekannt- werdens ausgerottet werden konnten. Die Ursachen dieser Er- scheinung sind vielleicht in ähnlichen Lebensverhältnissen dieser Vögel zu suchen, wie wir sie von den Papageien Neuseelands kennen lernen werden. Der M a u r i t i u s - P a p a g e i , LopJiojjsitfaci/s (Psiftacm) maKritiamis Owen, war ein grosser Vogel mit sehr starkem Schnabel und wird von Owen als ein kakaduähnliches Tier eiklärt, während ihn Schlegel für einen Microglossus hält. Schlegel fand eine Abbildung des Vogels in einem hol- ländischen Reisejournal und nach dieser besass der Papagei eine stark ausgebildete Stirnhaube. Der Carteau, Palaeornis ^^?/e.s Bodg., ein grüner Papa- gei, fand sich früher auf Bourbon, ist aber dort bereits vidlig ausgerottet. Ehedem war er auch auf Mauritius häufig, ist aber dort jetzt schon recht selten geworden. Der R 0 d r i g u e z - P a p a g e i , Xccropsiffnciis rodcricimms, war kleiner als der Mauritius-Papagei, lebte auf Rodriguez und ist ebenfalls aus der Reihe der lebenden Wesen verschwunden. Man ist nicht einmal über seine systematische Stellung sicher. Ein anderer Papagei auf Rodriguez, Palaeornis exsuh und einer auf den Seychellen, Palaeornis Warcli sind ebenfalls dem Erlöschen nahe, während Psitfacits niadagascariensis Less., von dem etwa 5 oder 6 Exemplare nach Europa gekommen sind, bereits ausgestorben zu sein scheint. Wiederum führen uns diese Klettervögel der Maskarenen zu der Tierwelt des merkwürdigen Neuseeland zurück, denn — 129 — auch hier sowie auf einigen benachbarten Inseln fanden und finden sich Papageienarten, die unsere Aufmerksamkeit erregen. Es sind dies Vögel der zwei Gattungen Nestor und Stringops. Die Nestorpapageien sind ganz auf Neuseeland und dessen benachbarte Inseln beschränkt; sie zeichnen sich vor allen ihren Verwandten durch düstere, olivenbraune oder grün- liche Färbung mit sägeartiger Fleckenzeichnung der Innenfahne der Schwingen und Schwanzfedern aus. Der kräftige Schnabel ist seitlich zusammengedrückt, hat einen stark überragenden Haken und seitlich meistens eine Zahnausbuchtung. Die Flügel decken mit ihren Spitzen etwa zwei Drittel des Schwanzes. Die Füsse sind kräftig, das Gefieder weich. Diese starken, den Raben an Grösse oft gleichen Papageien lialten sich ihrer ganzen Färbung entsprechend nicht nur im Gebüsch, sondern auch auf Felsen und selbst auf dem Boden auf, wo sie zum Teil sogar Farnwurzeln als Nahrung suchen sollen. Manche dieser Tiere waren so wenig scheu, dass sie still hielten, wenn man ihnen eine Schlinge über den Kopf warf, und so mag es gekommen sein, dass zwei von den sechs bekannten Arten be- reits gänzlich verschwunden sind, während auch die noch leben- den mehr und mehr an Zahl abnehmen. Völlig ausgestorben^^) sind : Der Norfolk- Nestor, Xesfor norfolcensis v. Pelzein. Der olivengrüne Vogel mit gelben Wangen hatte einen auf- fallend langen, nach innen gekrümmten Schnabel, lebte auf der nördlich von Neuseeland gelegenen Norfolk-Insel und ist nur nach einem ausgestopften Exemplare sowie nach einer Zeichnung des österreichischen Reisenden Ferdinand Bauer bekannt geworden. Der Philippsinsel -Nestor, Kestor prodiictus Gould, von dunkel olivenbrauner Farbe mit ockergelber Unterseite lebte auf der nur 5 Meilen grossen Philippsinsel im Norden von Neuseeland. Er bewohnte hier Felsen und die höchsten Bäume, nährte sich vorzugsweise von dem Honig einer weiss- blühenden Hibiscusart und nistete in Baumhöhlen. Gould, der einen solchen Papagei noch lebend sah, hebt hervor, wie wenig derselbe in seinen Gewohnheiten den anderen Papageien glich, und besonders fiel es ihm auf, dass derselbe wie ein 9 — 130 — Eabe gewandt auf dem Boden umherlief. Dieser Papagei, von dem auch unser Museum ein Exemplar besitzt, scheint jetzt vollständig ausgestorben zu sein. Der prächtige Nestor, Nestor superbiis Buller, der nur in den hcjchsten Alpenthälern Neuseelands hauste, ist eben- falls bereits ein seltener und vielleicht schon ausgerotteter Vogel. Dass noch andere Arten der Gattung Nestor früher in Neuseeland vorhanden gewesen sein müssen, geht daraus her- vor, dass Reste solcher Vögel mit Moaknochen zusammen auf- gefunden wurden. Der einzige Vertreter der anderen Papageiengattung auf Neuseeland Der Kakapo oder Nacht papagei, Stringops liahw- ptihis Gray, ist ebenfalls im Rückgang begriffen und an manchen Orten bereits verschwunden. Im Südwesten der Insel in der Umgebung des Brunner Sees, wo er vor 20 Jahren noch häufig war, nimmt er jetzt sehr ab.^°) Er führt eine nächtliche Lebens- weise und erinnert durch einen Schleier, d. h. einen abstehen- den Federkreis um die Augen an die Eulen, wie auch seine Farbe die der Papageien und Eulen ist, grün, braun und gelb- lich in eigenartiger Mischung. Die kurzen, kaum bis an die Schwanzwurzel reichenden Flügel (Fig. 10) befähigen ihn nur zu geringem Fluge, der ihn von dem Neste in ein niederes Ge- büsch und wieder zurückführt. In mondhellen Nächten sieht man diese Papageien öfters zu mehreren gemütlich auf dem Boden watscheln, um zu ihren Futterplätzen zu gelangen. Da ausserdem ihr Nest sich in faulenden Wurzeln alter Bäume oder in Höhlungen umgestürzter Stämme befindet, so ist es sowohl für den Menschen als auch für verwilderte Katzen und Hunde ein leichtes, dem Vogel beizukommen und ihn und seine Brut zu vernichten. Die Einführung des Frettchens in Neuseeland, das als Gegengewicht der Kaninchenplage auf der Insel jetzt im Grossen gezüchtet wird, wird sicher dazu beitragen, den Kakapo bald völlig auszurotten. Hatten die Papageien der Maskarenen ähnliche verderbliche Gewohnheiten wie die ge- nannten Neuseelands, so erklärt es sich leicht, wie sie so rasch von der Erde verschwinden konnten.^-) 131 Die Kiwi-Arten, Apteryx. Im Jahre 1872 erhielt Dr. Shaw in England von einem aus Neuseeland zurück- kehrenden Kapitain den Balg eines Vogels, der wegen seiner Absonderlichkeit grosses Aufsehen erregte und seiner Flügel- losigkeit wegen von ihm Apteryx genannt wurde. Jetzt sind vier Arten dieser sonderbaren Vogelgattung bekannt, wenn auch noch über die Umgrenzung und S3'nonymität der einzelnen "-/^^^ Fig. 10. Der Kakapo, Stringops JiahrojMlus. Arten keineswegs Sicherheit herrscht. In Bau und Lebensweise sind dieselben so übereinstimmend, dass wir eine für alle giltige Schilderung geben können. Die Kiwiarten haben etwa die Grösse eines Huhnes, nur eine die eines Truthahns. Der Schnabel ist länger als der Kopf, ähnlich dem einer Schnepfe, trägt aber die Naslöcher ganz vorn, nahe der Spitze. Die Flügel sind so unentwickelt, dass man meint, sie fehlen vollständig, und erst bei genauem Zusehen findet man ihre Spuren zwischen den Federn. Schwingen und Schwanzfedern fehlen ganz (Fig. 11), dagegen sind die vier- zehigen Füsse kräftig entwickelt, so dass der Vogel über 2 bis 9* — 132 — 3 Fuss hohe Gegenstände hinweg springen kann. Die Federn sind dicht aufeinander gelegt und haarförmig zerschlitzt, sodass das braune Federkleid eher der Bedeckung eines Säugetieres als der eines Vogels gleicht. Die Kiwi führen eine nächtliche Lebensweise, sitzen am Tage unter Baumwurzeln und Farn- kräutern verbürgen und kommen des nachts hervor, um Würmer und Insekten auf dem feuchten und besonders auf moorigem Boden zu suchen. Doch sollen sie auch manche Baumfrüchte vom Boden auflesen. Nachts lassen sie auch ihren schrillen Ruf hören, der meistens von den Genossen beantwortet wird. Sie leben paarweise; das Weibchen legt jedesmal nur ein Ei, welches eine ungewöhnliche Grösse besitzt, denn ein Apteryx Mantelli, der sieben Jahre im Zoologischen Garten zu London lebte und selbst 60 Unzen schwer war, legte nach dieser Zeit sein erstes Ei im Gewichte von 14V2 Unzen. In unbewohnten waldreichen Gegenden Neuseelands finden sich diese Vögel noch in ziemlicher Zahl, wo aber der Mensch sich niedergelassen hat, wo Hund und Katze verwildert umher- streifen und Frettchen sich einstellen, da ist es um die wehr- losen Vögel geschehen, und bei der starken Zunahme der Be- völkerung auf Neuseeland dürfte es nicht sehr lange mehr währen, bis auch sie vernichtet sein werden. Dass es früher mehr Arten Kiwi, der kleinsten straussartigen Vögel auf Neu- seeland gegeben haben mag, beweisen die durch von Haast gefundenen Eeste des Riesenkiwi, Megalapter3^x Hectori (S. 107). Die vier jetzt noch lebenden Arten sind: Der gemeine Kiwi, Apteryx anstralis Shaw. Er wurde lange für die einzige Art gehalten und soll demnach sowohl auf der Nord- als auf der Südinsel vorkommen. Doch ist die auf der Nordinsel lebende Form als eigene Art abgetrennt worden und Apteryx australis demnach auf die Südinsel be- schränkt. Er kommt dort z. B. in den Gebüschen um den Brunner See noch zahlreich vor und sucht im lichten Wald die Rasen des Sumpfmooses (Sphagnum cyrabifolium) sowie die Ansammlungen faulenden Laubes während der Nacht nach In- sekten und Würmern ab und läuft zu diesem Zwecke auch zwischen den dichten Farnen umher. 1872 kam ein Exemplar dieser Art in den Zoologischen Garten zu London, 133 Mantells Kiwi, Äpferijx Mcmtelli B-drt\eit. Es ist eine kleinere und dunkler, mehr rötlich gefärbte Art mit borstigen, haarartigen Federn am Kopfe. (Fig. 11). Der Lauf ist länger als bei vorigem, die Zehen aber etwas kürzer. Er wurde durch Bartlett von Apteryx australis abgetrennt und soll auf die Nordinsel beschränkt sein. Doch wird diese Spezies neuer- dings als synonj^m mit Apteryx australis erklärt ^°) und käme dann auch auf der Südinsel vor, während die auf der Nord- insel lebende Art oder Varietät auf Anregung von Finsch Apteryx Bull er i Smith genannt werden soll. Der Londoner Fig. 11. Mantells Kiwi, Äptery.v Mantelli. Zoologische Garten hat in den Jahren 1851 bis 1873 sechs Exemplare dieser Art besessen, sie wurden mit rohem Hammel- fleisch und Regenwürmern gefüttert. Owens Kiwi, Apfcrt/x Oiceni Gould, ist die kleinste Art mit grauem, braun gebändertem Gefieder, kleinerem Schnabel, gelben Beinen und lebt auf der Südinsel stellenweise noch häufig, so z. B. in den Ausläufern der südlichen Alpen an der Cooks- strasse. Der Londoner Garten besass vier lebende Exemplare. Haasts Kiwi, Aptcnjx i?a«.s^/ Potts = Apteryx maxima Gould, ist die grosste der lebenden Arten von der Stärke eines Truthahns. Die Roaroa, wie die Eingebornen diesen Vogel nennen, kommt nur auf der Südinsel vor und scheint selten zu sein. Auf wissenschaftlichen Reisen ist sie gelegentlich im Südwesten der Lisel erbeutet worden. Ein Exemplar dieser Art lebte ebenfalls einige Zeit in London. — 134 — Ein Vogel, der durch seine Gestalt und sein Wesen mehr- fach an den Dodo erinnert und dessen Schicksal wohl auch bald teilen wird, ist Die Z a h n t a u b e oder der M a n u m e a . Didunculus stri- cjirostris Jard. Der etwa fussgrosse plumpe Vogel findet sich nur auf den zwei Inseln der Samoa-Gruppe Upolu und Savaii und auch auf diesen nur an beschränkten Orten. Er lebt da meistens in den Kronen eines eschenartigen Baumes ver- borgen, dessen fleischige Kapseln mit rotem Samen seine Haupt- nahrung ausmachen. Den Namen Zahntaube hat er von drei zahnartigen Ausschnitten des Unterschnabels, während der Oberschnabel ähnlich wie bei einem Raubvogel hakig herab- gekrümmt ist. In der Gefangenschaft lebt der dumme Vogel, der sich nicht an einen Herrn gewöhnt, von allen Knollenarten und Wurzeln, die man ihm gibt, ist aber auch begierig nach grünen Blättern und Hanfsamen. Von den Eingebornen wird er öfters gefangen gehalten, doch kann dies kaum des Nutzens wegen geschehen, obwohl sein Fleisch wohlschmeckend ist, da er nur ein Ei legt. Früher muss die Zahntaube, die sich in ihren Gewohn- heiten den Erdtauben vielfach anschliesst, häufiger gewesen sein, denn sie soll eine Hauptnahrung der Eingebornen ab- gegeben haben. Das Feuergewehr und die verwilderten Katzen sollen sie bereits in die Wälder zurückgedrängt haben. Dass sie jetzt vorzugsweise sich im Laube hoher Bäume verbirgt, soll nach Whitmees Ansicht eine neue, durch die Ver- folgungen verursachte Gewohnheit der Zahntaube sein, und in- folge dessen soll sie sich in letzter Zeit sogar wieder etwas vermehrt haben. Wenn sie aber wie bisher fortfährt, ihr Ei auf den Boden zu legen, wo das hilflose Junge lange gefüttert werden muss, dann ist das Ende ihrer Existenz in nicht sehr ferner Zeit vorauszusehen. Das Schicksal ihres Verwandten, des Dodo, wird auch das ihre sein. Zum Schlüsse richten wir unsern Blick nach den Küsten des nördlichen atlantischen Ozeans, wo ein stattlicher und in grosser Anzahl vorhandener Schwimmvogel in kurzer Zeit durch die menschliche Hand vernichtet wurde. — 136 - Der Riese nalk. Alca impennis L. Der zu den Tauchern gehörige Vogel hatte eine Länge von 90 cm und konnte nicht fliegen, da die höchstens 20 cm langen Flügel verkümmert und mit ganz kurzen Schwingen besetzt waren, welche wohl wie bei den Pinguinen bei dem Schwimmen unter dem Wasser zum Rudern gedient haben mögen. Am Lande sass der ober- seits schwarze, unterseits weisse Vogel, der vor und über dem Auge mit einem weissen Fleck geziert war. aufrecht auf den kurzen Schwanz gestützt. Die Beine waren wohl zum Radern, nicht aber zum Gehen auf dem Lande geschickt ; der Schnabel war wie bei den übrigen Alken seitlich platt gedrückt, schräg gerieft und mit seinem übergreifenden Oberschnabel zum Er- greifen der Fische sehr geeignet. Der Riesenalk lebte in grosser Menge an den Küsten von Neufundland und auf der Funksinsel, auf Island und vordem auch an der Küste von Schottland und Jütland, wie die An- wesenheit seiner Knochen unter den Kjökkenmöddingern daselbst beweist. Da er nicht fliegen konnte, so bewohnte er nicht wie seine Verwandten, die übrigen Alken und Lummen, hohe Felsen, sondern nur flachere Küsten, und hier konnte der hilflose Vogel, wenn ihm der Weg nach dem Wasser abgeschnitten wurde, leicht erlegt werden. Zu seinem baldigen Aussterben trug jedenfalls auch der Umstand bei, dass er jährlich nur ein einziges birnförmiges Ei von 127 mm Länge und 75 mm Quer- durchmesser legte. Die Seefahrer, welche die genannten Küsten besuchten, gingen denn auch recht schlimm mit dem grossen Tiere um, das sie als Proviant einsalzten und vorzugsweise zur Gewinnung von Thran benutzten. Es wird erzählt, dass man auf Neu- fundland und auf der Funksinsel grosse Plätze mit niederen Steindämmen umgab und die Vögel massenweise dahinein trieb, um sie bequem zum Schlachten zur Hand zu haben. Ebenso trieb man sie herdenweise über gelegte Brücken in die Schiffe, um sie dort zu töten. So wurde der ehemals häufige Alk immer seltener und ist wohl jetzt ganz ausgestorben. 1834 wurde bei Waterford auf Irland ein Stück gefangen und vier Monate am Leben er- halten. 1840 wurden auf Island drei der Vögel erbeutet, und an dem Ufer daselbst auf dem kleinen Eiland Eldey wurden 1844 — 137 — die beiden letzten Riesenalke erlegt und in Weingeist auf- bewahrt. Zwar will ein Herr Brodtkorb 1848 im Sande zwischen Vardö und Reuü noch vier Alke gesehen und sogar einen davon geschossen haben, aber alle weiteren Nachforsch- ungen in jener Gegend blieben erfolglos, sodass es mehr als zweifelhaft ist, ob noch ein Riesen alk lebt. Mehrfach haben sich Forscher mit der Geschichte des Vogels beschäftigt und uns mit den noch aufbewahrten Resten desselben bekannt gemacht. Die letzte und umfassendste Ar- beit dürfte wohl die von Prof. Dr. Wilh. Blasius in Braun- schweig sein: „Zur Geschichte der Überreste von Alca impennis. Naumburg a. S. 1884". Ihr entnehmen wir, dass von dem Riesenalk jetzt noch in Sammlungen vorhanden sind 76 aus- gestopfte Exemplare oder Bälge (ein sehr schönes Stück auch in unserem Museum), 9 vollständige oder teilweise vollständige Skelette und 68 Eier, wovon sich vier in Deutschland befinden und zwar je eins in Breslau, Düsseldorf, Dresden und Oldenburg. Der grösste Preis, der wohl jemals für ein Ei bezahlt ward, wurde am 12. März 1888 bei einer Versteigerung in Stevens Auctions-Local zu London erzielt. Ein Ei des Riesenalks wurde da um die Summe von 225 £> also 4500 Mark zu- geschlagen. Mrs. Wise hatte es von ihrem Vater, Mr. Hol- land, geerbt; dieser hatte es von dem Händler Williams 1851 für 18 £ gekauft und letzterer es wahrscheinlich von Lefevre in Paris erworben. Meine Herrn! Wir haben im Vorstehenden den Versuch gemacht, ein Bild zu entwerfen von den Veränderungen, welche in der Vogei- welt im Laufe der Zeit stattgefunden haben. Ein solcher Ver- such kann und soll nur ein unvollständiger sein, da es ohne Wichtigkeit wäre, alle ausgestorbenen oder aussterbenden Formen aufzuzählen, wozu ausserdem das Material noch fehlt. Es handelte sich vor allem darum, soweit als möglich die ältesten und ursprünglichsten Vogelformen kennen zu lernen und ebenso die wichtigsten der in historischer Zeit untergegange- nen Arten zu beachten, um die Ursachen herauszufinden, welche diesen Tieren das Ende bereitet haben. Zu einer vollständigen Erörterung des Gegenstandes hätten auch noch die Änderungen — 138 — gehört^ welche in der Jetztzeit durch Verschiebungen in der geographischen Verbreitung der gefiederten Welt stattgefunden haben, die wir aber hier nicht berühren konnten. Überschauen wir am Ende die Ei'gebnisse unserer Be- trachtung, so kommen wir zu folgenden Schlüssen: 1. Die einheitliche Übereinstimmung in der Ausbildung der Form, wie sie uns heute in der überwiegenden Menge der Vögel, den Karinaten, entgegentritt, war nicht immer vorhanden. Es gab vielmehr früher stark abweichende Gestalten, welche die Eigentümlichkeiten der Vögel mit denen der Reptilien ver- einten. 2. Es gab Vögel, die in ihren Kiefern echte knöcherne Zähne mit Schmelzüberzug besassen und diese sogar erneuerten (Hesperornis). Wieder andere hatten gezahnte Kieferränder, welche mit Hornscheiden überzogen waren (Dornschnabel). Alle jetzigen Vögel haben dagegen glatte Kieferränder und höchstens in dem Hornüberzuge derselben zahn artige Vorsprünge oder auch Feilkerben. 3. Es gab Vögel, bei welchen die Flügel nicht allein dem Fluge, sondern zugleich zum Klettern dienten (Archaeopteryx) ; sie hatten freie bekrallte Zehen und der Vogel konnte mit seinen vier Gliedmassen an Bäumen oder Felsen klettern. 4. Nicht immer war der Schwanz der Vögel aus wenigen, an der Spitze zu einem pflugscharförmigen Endknochen (Pj^gostyl) verwachsenen Wirbeln gebildet. Archaeopteryx zeigt vielmehr eine langgedehnte Reihe gleichartiger freier Schwanzwirbel, an welchen die Steuerfedern zweizeilig geordnet sassen. Auch Hes- perornis hat zwölf Schwanzvvirbel in eine lange Reihe gestellt. 5. Vögel mit wenig ausgebildeten oder mit stark ver- kümmerten Flügeln und Hand in Hand damit mit unentwickeltem oder fehlendem Brustbeinkamm finden sich nicht nur bei den Ratiten oder Straussen, sondern auch bei den taubenähnlichen Vögeln (Dodo), bei Sumpf- und Schwimmvögeln (Sultanshühner, Cnemiornis), und selbst bei Papageien (Stringops) kommt diese Erscheinung vor; sie ist eine Anpassung an die Lebensweise und eine Folge derselben. 6. Mit der Verkümmerung der Flügel scheint häufig das Auftreten eines lockereu Dunenkleides verbunden zu sein. Wenigstens sehen wir dies nicht nur bei den eigentlichen — 139 - Ratiteu sondern auch bei den Landvögeln wärmerer Erdstriche, die wir nacli ihren übrigen Merkmalen als von den Karinaten ab- stammend ansehen müssen ; so bei den Arten des Dodo und bei dem roten Huhn von Mauritius, von welchem diese Bildung aus- drücklich angegeben wird. 7. Der Vogel ist ein schwaches Geschöpf, wird also leicht den vierfüssigen fleisch- und eierfressenden Tieren und besonders dem Menschen zur Beute. Kann er sich deren Verfolgungen nicht entziehen, dann wird er endlich vertilgt. Gute Flieger haben darum die meiste Aussicht erhalten zu bleiben. In der That sind die kurzfiügeligen Vögel mehr und mehr verschwunden und werden fast alle verschwinden. Nur vorzugsweise Vögel mit gut ausgebildetem Flugvermögen werden in Zukunft die Vertreter dieser Klasse sein. 8. Die Riesenvögel, die nachweislich von der Tertiär- formation an bis in unsere Zeit die Erde belebten, sind bereits zum grössten Teil ausgestorben, und die noch übrigen werden sich für die Zukunft nur in sehr wenigen Arten erhalten. ^^) 9. Kurzflügelige Vögel, welche weite Gebiete, seien es Meere oder ausgedehnte Ebenen, bewohnen, können sich, wenn sie gute Schwimmer oder Läufer sind, lange Zeit den Ver- folgnngen ihrer Feinde entziehen, wie viele Seevögel und die noch lebenden Straussarten. Auch sie werden mit dem Vor- dringen des Menschen in ihre Gebiete seltener und verfallen dem Untergang wie der Emu und die Kasuararten, wenn sie nicht wegen ihrer Nutzbarkeit zu Haustieren gemacht werden, wie der afrikanische Strauss. der sich unter der Pflege des Menschen bedeutend vermehrt hat. 10. Abgelegene Inseln mit günstigen Lebensbedingungen besassen und besitzen vorzugsweise Tiere, Insekten (s. S. 121) sowohl wie auch Vögel, welche das Flugvermögen verloren haben, wie denn Neuseeland noch jetzt unter 100 ihm eigenen Vogelarten etwa 20 besitzt, welche nicht fliegen. Derartige hilf- lose Formen können sich aber nur auf solchen Inseln heraus- bilden und erhalten, auf welchen die Säugetiere fehlen und welche von dem Menschen noch nicht bewohnt werden. 11 Wir sehen, wie Tierformen verschwinden und neue dafür auftreten, wie Faunen sich ändern und nicht nur Arten und Gattungen, sondern auch Typen untergehen. Neue können — 140 — dafür entstellen, sich ausbreiten und eine neue Zeit vorbereiten. Dies kann durch klimatische Veränderungen, durch Erdrevolu- tionen oder durch Einwanderung neuer Mitbewerber oder Feinde auf natürlichem Wege geschehen. 12. Die gewaltigsten Veränderungen hat in verhältnismässig kurzer Zeit der Mensch bewirkt ; ganze Länder bekommen unter seinem Einfluss ein neues Ansehen. Wo er in ein neues Ge- biet eindringt, da ist zunächst Vernichtung sein Werk. Man könnte sein zerstörendes Wirken fast mit den unheimlichen vulkanischen Eruptionen vergleichen, welche die Feste der Erde erschüttern, Landstrecken begraben und Millionen von Lebe- wesen den Untergang bereiten. Aber wenn der Himmel sich geklärt, das Meer sich beruhigt hat, dann ist man erstaunt durch den Anblick neu geschaffenen Bodens, und bald trägt dieser in friedlicher Entwicklung neue Pflanzen und Tiere. So ersetzt auch der Mensch die von ihm niedergebrannten Wälder und die vernichteten Tiere durch die von ihm mit- gebrachten nützlichen Geschöpfe, und bald blüht ein neues Leben an diesen Orten auf — der Kultur und der Entwicklung der Geisteskräfte geweiht. Nicht möchte ich schliessen, meine Herrn, ohne Hinen noch eine Frage warm an das Herz gelegt zu haben. Wir hörten, wie zahlreiche interessante Tierformen auf fernen Inseln bereits ausgestorben sind oder demnächst aussterben werden. Da ist es nun eine würdige Aufgabe, den Resten der Verschwundenen nachzuspüren, die noch vorhandenen lebenden Dokumente einer merkwürdigen Zeit zu sammeln, für die Wissenschaft zu ver- werten und fUr die Nachkommen aufzubewahren. Jetzt ist noch der Augenblick dies thun zu können, aber bald wird es zu spät sein. Wäre es da nicht eine schöne Aufgabe für unsere Gesellschaft, einen Eeisenden wohl vorbereitet auf zwei bis drei Jahre nach jener Inselwelt zu schicken mit der bestimmten Aufgabe, deren endogenen Geschöpfen und ihren Resten nachzuforschen, sie zu sammeln und ihre Lebens- verhältnisse kennen zu lernen? Wir haben ja die Rüppell- stiftung — und keine schönere Aufgabe wüsste ich ihr zu stellen als die erwähnte. Sicher ist es, die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft würde nicht nur der Wissenschaft — 141 — einen grossen Vorschub leisten, sie würde vor allem sich selbst den Hauptgewinn zuführen, neues reiches Material ernten und ihren Leistungen ein weiteres unvergängliches Werk beifügen. Bemerkungen zu Torstehendem Aufsatze uud Angabe der ö* dazu benutzten wichtigsten Arbeiten. (In den hier genannten Arbeiten sind weitere Hinweise auf die Litteratur zu finden.) 1. Die Bezeichmmg' „Greif von Solenhofen" rührt von D. Weinland her. Der „Zoologische Garten", Jahrgang IV, Frankfurt a. M. 1863. S. 118. 2. W. Dam es. Über Archäopteryx. Paläontologische Abhandlungen von W. Dam es und E. Kays er. IL Bd. 3. Heft. Berlin, G.Reimer, 1884. 3. 0. Ch. Marsh. Laopteryx priscus. Amer. Journal of Sciences. Ser. 3. Vol. XXI, 1881. S. 341. 4. H. Credner. Elemente der Geologie. 4. Auflage. Leipzig 1879. 5. 0. Ch. Marsh. Odontornithes, a Monograph on the Extinct Toothed Birds of North America. Washington 1880. 6. P. Fraisse. Über Zähne bei Vögeln. Würzburg, Stahel'sche Buch- druckerei, 1880. 7. Alph. Milne-Edwards. Oiseaux Fossiles, de la France. Paris 1867— 71. 8. R. Owen. Odontopteryx toliapicus. The Quarterly Journal of the Geological Society of London. Vol. XXIX, 1873. S. 511. 9. E. T. N e w 1 0 n. On the Remains of a Gigantic Species of Bird, Gastornis klaaseni, from the Lower Eocene etc. Transactions of the Zoological Society of London. Vol. XII, 1886. Daselbst ist auch die weitere Littera- tur über die bekannt gewordenen Tertiärvögel angegeben. 10. Lemoine. Recherches sur les Oiseaux Fossiles de Reims. Reims (?) 1878 und 1881. 11. R. Owen. Gastornis parisiensis. Transactions of the Zoological Society of London. Vol. XII, 18.56. S. 204. 12. R.Owen. Dasornis londinensis. Daselbst. Vol. VII, 1872. S. 145. 13. R.Owen. Über Dromornis australis ; Proceed. Zoolog. Soc. London,VIII. 14. Über Aepyornis, vgl. Comptes rendus 1851. XXXII. Bd. 1851. — Annales des Sciences naturelles III. Ser. Tome XIV. 1851. S. 206. 213. 15. Die vorzüglichen Arbeiten von R. Owen über die Rieseuvögel der Gattungen Dinornis, Palapteryx uud Aptornis sind niedergelegt iu den Transactions of the Zoological Society of London und zwar von dem III. Bde. (1849) an. Dort finden sich auch die Arbeiten des berühmten Ana- tomen über andere fossile Vögel Neuseelands, Cnemiornis, Notornis u. a. 16. Dr. Ferdinand von Hochstetter. Geologie von Neuseeland. Reise der Österreichischen Fregatte Novara um die Erde. Geologischer Teil, I. Bd. Wien 1864. Und von demselben : Neuseeland. Stuttgart, Cotta- scher Verlag, 1863. — 142 — 17. Julius von Haast. Oii Megalapteryx hectori. Transactions of the Zoological Society of London. Vol. XII. 1886. S. 161. 18. F. C. Noll. Die Inseln in Bezug auf die Eigentümlichkeiten ihres organischen Lebens. Jahresbericht des Frankfurter Vereins für Geo- graphie und Statistik. Frankfurt a. M. 1881. S. 13. 19. H. Schlegel. Ook een woordje over den Dodo en zijne verwanten. Verslagen eu Mededeeliiigen der Koninklijke Akademie van Weten- schappen. 2Deel. Amsterdam 1854. S. 254 enthält die Ansicht Schlegels, dass der Name Dodaers von dem kleinen Taucher, Podiceps minor, auf den Dodo übertragen ist. Auf meine Bitte hat Herr C. L. Reuvens in Leiden die Güte gehabt, mit Hilfe eines der tüchtigsten holländischen Sprachforscher, Herrn Dr. K 1 u i v e r, Untersuchungen über diesen Gegen- stand anzustellen. Beide kommen zudem gleichen Ergebni.s, dass der hollän- dische Name des kleinen Tauchers wegen der äusseren Ähnlichkeit mit dem Dodo auf letzteren übertragen worden ist. (C. L. Reu vens in litt.). 20. Georg Ritter von Frauenfeld. Neu aufgefundene Abbildung des Dronte und eines zweiten kurzflügeligen Vogels. Mit 4 Tafeln. Wien 1868. 21. H. C. IMiUies. Over eene .^.ieuw ontdekte afbeelding van den Dodo. Natunrk. Verhandlingen der Koninkl. Akademie van Wetenschappen. Deel XL Amsterdam 1868. 22. A. J. Ja ekel. Eine alte Abbildung des Dronte. Der Zoologische Garten. Jahrgang IX. Frankfurt a. M. 1868. S. 35. 23. W. J. Broderip. Notice of on Original Painting, inclading a Fignre of the Dodo. Transactions of the Zoological Society of London. Vol. IV, 1862. S. 197. 24. H. E. Strickland and A. G. Mel ville. The Dodo and its Kindred. London 1848. 25. Prof. Dr. E. von Härtens in litt. 26. R. 0 w e n. On the Osteology of the Dodo. Transactions of the Zoological Society of London. Vol. VI, 1869. S. 70. 27. Max F ü r b r i n g e r. Untersuchungen zur Morphologie und Systematik der Vögel. Amsterdam und Jena 1888. S. 1559 : „Die genauere Be- trachtung der hier in Frage kommenden Vögel zeigt übrigens, dass die von den Autoren zwischen den Ratiten und Carinaten aufgestellte Scheidewand keineswegs einö vollkommene ist, dass es vielmehr un- schwer gelingt, auch bei Ratiten noch Gebilde nachzuweisen, welche mit guten Gründen nur als Stadien einer noch nicht vollendeten Re- dnction von Crista sterni, Acrocoracoid und Clavicula, nicht aber als beginnende Entwicklungsstadien derselben erklärt werden können". — „Auf Grund dieser Erwägungen vermag ich die beiden Subklassen der Ratiten und Carinaten nicht aufrecht zu erhalten." ■ — 28. Alfred Newton. On a Picture supposed to represent the Didine Bird of the Island of Bourbon. Transactions of the Zoological Society of London. Vol. VI, 1869. S. 373. 29. H. Schlegel. Over eenige uitgestorvene reusachtige Vogels van de Mascarenhas- Eilanden. Verslagen en Mededeelingen der Koninklijke Akademie van Wetenschappen. Zevende Deel. Amsterdam 1858. S. 116. — 143 — 80. Transactions and Proceedings of the New Zealaud Institute. Vol. XXI. Welliugton 1888. fber Stringops S. 271. Über Apteryx Bullen. S. 22-t. 31. Otto Fi n seh. Die Papageien. Rotterdam 1867. 2. Band. 32. William M a r s h a 1 1. Die Papageien. Zoologische Vorträge. Heft 1 . Leipzig 1869. S. 14 : ,Der Erdpapagei, Stringops, ist so sehr an ein Bodenleben angepasst, dass er, und hierbei ist auch vielleicht das Nachtleben nicht ohne beikommenden Einfiass, das Flugvermögen und damit die sonst in der Familie vorhandene starke Entwicklung der Brustmuskeln und logischerweise der ürsprungsstelle, den hohen Brust- beinkaram, eingebüsst hat." — S. 50: „Der Erdpapagei stammt von einer kletternden Form ab und ist nicht umgekehrt der Stammvater kletternder Formen. Stringops hat noch ausgesprochene Kletterfüsse, wie sie von einer uranfänglich auf dem Boden hausenden Form nun und nimmer erworben worden sein konnten. Nicht weil ältere, Strin- gops ähnliche Ahnen derartige Füsse hatten, gewöhnten sich die Nach- kommen das Klettern au , sondern dem Stringops ähnliche Nach- kommen haben die Fassformen kletternder Ahnen noch behalten. Zweitens ist die reduzierte Entwicklung des ganzen Flugapparats des Kakapo, der teilweise Schwund des Brustbeinkamms, derBrustmu.skulatur, der Flügelknochen und Flügelfedern eine sekundäre Erscheinung, wie sie es bei den sogenannten straussartigen Vögeln (den Eatiten) ist, bei Alca impennis, dem Dodo u. s. w. war — die Ahnen von Stringops waren nicht bloss kletternde, sie waren auch fliegende Papageien." — 33. Die jetzt noch lebenden 18 Arten der Ratiten sind, soweit bekannt : Struthio camelus, L. ; Str. molyhdophanes, Reichenow. Rhea americana, Vieill. ; Rh. macrorhyncha, Sclater; Rh. Darwini, Gould. Casuarius galeatus, Vieill.; C. australis, Wall.; C. Beccarii, Scltr; C. hicarunculatus, Scltr. : C. uniappendiculatus, Bl3'th ; C. Westermanni, Sei.; C. picticollis, Sei.; C. Bennetti, Gould. Dromaeus Novae HoUandiae, Vieill. Apteryx australis, Shaw; A. Mantelli, Bartlett; A. Oweni, Gould; A. Haasti, Potts. 34. Von den in der Arbeit enthaltenen Abbildungen sind entliehen : Fig. 1 und Fig. 7 aus „Schillings Tierreich", 16. Bearbeitung von F. C. Noll. Breslau, Ferd. Hirt, 1889. — Fig. 6 aus F. v. Hochstetter, „Neu-Seeland". Stuttgart, Cotta'scher Verlag, 1863. — Fig. 8, Fig. 11 und Fig. 12 aus „der Zoologische Garten, Zeitschrift für Be- obachtung, Pflege und Zucht der Tiere", herausgegeben von F. C. Noll. Frankfurt a. M., Mahlau & Waldschmi dt. — Fig. 10 aus „List of the Vertebrated Animals in the Gardens of the Zoological Society of London. 8. Ausgabe. London 1883, — Fig. 9 aus den Proceedings derselben Gesellschaft. Part XXI, 1853. S. 55. — Die den Herren Dr. pliil. Th. Geyler und Dr. med. Heinr. Schmidt gewidmeten Nachrufe werden im Bericht über das nächste Jahr erscheinen. Die Redaktion. Vorträge und Abliandhiiigen. Zehntes Verzeicliiiis (XII) von Mollnsken der Kankasnsländer, nach Sendungen des Herrn Hans Leder, z. Z. in Helenendorf bei Elisabetpol (Transkaiikasien) beschrieben von T)i'. Oskar Boettger in Frankfurt a. M. (Mit Tafel I.i Nachstehendes Vei'zeichnis bildet eine weitere, zwölfte Fortsetzung der in den leider eingegangenen Jahrbüchern der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft Bd. 6, 1879, p. 1 mit Taf. 1 (I) und p. 388 mit Taf. 10 (II), in Bd. 7. 1880, p. 109 mit Taf. 4 inih p. 151 mit Taf. 5 (IV) und p. 379 (V), in Bd. 8, 1881. p. 167 mit Taf. 7—9 (VI), in Bd. 10. 1883, p. 135 mit Taf 4 — 7 (VII i, im Bericht der Senckenbergischen Naturfnrschenden (Tesellschaft 1884, p. 146 i^VIII). in den Jahr- büchern der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft Bd. 13. 1886, p. 121 mit Taf. 3 (IX), in Radde's Fauna und Flora des südwestlichen Kaspigebietes 1886, p. 257 mit Taf. 2 — 3 (X) und in den Jahrbüchern der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft Bd, 13, 1886, p. 241 mit Taf. 8 (XI) von mir be- gonnenen Arbeiten über die Conchylieufauna der Kaukasusländei'. Auch heute noch begleite ich diese Arbeit nicht mit ein- gehenden Betrachtungen und Untersuchungen über die — Dank Leder's unermüdlichen Forschungen — schon so klar vorliegen- den Thatsachen und Gesetze der geographischen Verbreitung der kaukasischen Molluskenwelt, sondern ich beschränke micli darauf, die neuen Funde zu katalogisieren, zu beschreiben und abzubilden. Im Wesentlichen hält mich von dieser dankbaren Zusammenstellung nur der Umstand ab. dass Leder weitere Untersuchung und x\usbeutung zoologisch noch nicht ausge- beuteter Gegenden der Kaukasusländer zugesagt hat, und dass 1* — 4 — ich deshalb mit. einer zusammenfassenden Arbeit, die ich mir hiermit ausdrücklich vorbehalte, warten muss, bis ein gewisser Abschluss in den Reisen meiner sammelnden Freunde eingetreten sein wird. Ein Teil der von Herrn H. Leder 1886 in Transkaspien gesammelten Mollusken wird in einer demnächst in SpengeVs Zoologischen Jahrbüchern erscheinenden grösseren Arbeit über die Molluskenfauna Transkaspiens beschrieben werden und soll in den folgenden Blättern unberücksiclitigt bleiben. Dagegen konnten einige Neufuude aus Helen endorf bei Elisabetpol, einzelne auch von Borshom im oberen Kuragebiet im Laufe des Jahres 1886 eingethan werden ; soweit neue Fundorte dabei in Betracht kommen, sind diese Arten in den folgenden Blättern verzeichnet. Im Jahre 1887 sammelte Leder in Circassien, d. li. in einem Teile des westlichen oder pontischen Kaukasus. Die Ausbeute entsprach nicht ganz den Erwartungen, die wir ursprünglich glaubten hegen zu dürfen : namentlich ist eine gewisse Artenarmut recht augenfällig. Einen anderen (rrund, weshalb die scheinbar günstigsten Schneckenfandstellen oft gar keine oder doch ganz ungenügende Ausbeute lieferten, findet Leder darin, dass die dortigen Bewohner die ärgsten Wald- verwüster sind, die man sich denken kann, indem dieselben jeden Herbst alle ihnen erreichbaren Waldstellen niedei'brennen, zumeist aus gar keinem anderen Grunde als aus Freude am Zerstören. Dabei werden die Kalkwände mit vom Feuer be- strichen und alles Leben getödtet. Im Übrigen herrscht überhaupt grosse Einförmigkeit im Schneckenleben der circassischeu Berge. Fundort für 1887 im grossen Ganzen ist die Oschten- Fischt Gebirgsgruppe, und zwar die ersten Berge von Westen her, deren Spitzen 9 bis 10000 Fuss Höhe erreichen. Speciellere Standquartiere waren auch in den AVäldern der Niederung Kurds Chips und auf dem Berge Guk, beides ebenfalls Ort- lichkeiten im pontischen Teile des westlichen Kaukasus. Immerhin ist die Ausbeute an neuen und interessanten Arten, von denen Diagnosen inzwischen im Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft 1888, p. 149 — 155 erschienen sind, reich genug, um dieses „Zehnte Verzeichnis" zu rechtfertigen. Ein paar neue Clausilien aus der Gegend von Batuni, deren Mitteilung- ich Herrn Ingenieur Carl Reiileaux in München verdanke, konnten der Arbeit ebenfalls eingewebt Av erden. Indem ich die Liste der gesammelten Arten hiermit der Öffentlichkeit übergebe, sage ich meinem Freunde Hans Leder wiederum meinen herzlichsten Dank für die zahlreichen und wertvollen Zuwendungen, die er dadurch meiner an kaukasischen Kostbarkeiten unübertroffenen Sammlung gemacht hat. Wie früher, stehen auch diesmal die Dubletten der Leder'schen Ausbeute zum Verkauf. Man wende sich wegen der Zusendung (lei- Yerkaufsliste (No. VI) an den Autor dieser Zeilen. I. l>au(lel>ar(lia Wartiii. 1. Daudehardid (Rufma) Lederi Bttgr. Boettgcr VI p. 172, Taf. 1, Fig. 2 imd VII p. 140. Im Waldgebiet der Südost- und Nord-Abhänge der Oschten- Fischt Gruppe, auf dem Berge Guk in 3000 Fuss Meereshöhe und in den Wäldern der Niederung Kurdschips, überall sehr einzeln und lebend fast nur in Jugendformen gesammelt (Leder 1887). Überall hier klein bleibend; Schalengrösse alt. P/s — P/s, lat. 3^'4— 33/8, long. 5Vi— 5-'/.i mm. In der erwachsenen Schale ist der Spindelrand callös ver- dickt, etwas über den Nabel umgeschlagen, und verdeckt ein gut Teil desselben; die Mundränder sind ebenfalls durch einen dicken, scharf abgegrenzten Callus verbunden. Der Gewiude- durchmesser verhält sich zur Gehäuselänge auch bei diesen Stücken wie 1 : 4. Alle vorliegenden Schalen sind mehr oder weniger lebhaft rotbraun gefärbt. 11. Paraliinax Bttgr. 2. FaniMmax Brandti (v. Mts.i. V. Martens, Bull. Acad. Imp. Sc. St.-Petersbourg Tome 26, 1880, p. 143 (Milax); Boettger VI p. 178 (Eumilax) und IX p. 127 lEmnilax). Borshom (Leder, August 1886). Die vorliegenden drei Exemplare sind von besonderem Interesse nicht blos deshalb, weil sie zeigen, in welch" weiten Grenzen Färbung und Zeichnung bei dieser schönen und grossen Nacktschnecke variieren können, sondern weil sie uns auch in — 6 — der Zeichnung die von Simroth bereits vorausgesagte Zugehörig- keit zur Gattung Paralimax aufs klarste erkennen lassen. Das kleinste Stück von 59 mm Totallänge aus Borshom ist nämlicli nicht, wie das kleine Stiick von 29 mm Lunge aus Kutais, oberseits einfarbig schwarz, sondern nahezu ganz von der Färbung und Zeichnung des P. intermittens Bttgr. (Boettger VII, Taf. 4, Fig. 7), nur dass bei dem vorliegenden Exemplare die dunklen Binden auf dem Schilde fehlen, die aber bei einem früher beschriebenen Stücke (Boettger VI, p. 179) von Kutais vorhanden sind. Der Rücken ist demnach hell rötlichbraun mit vier dunkelbraunen Längsstreifen : unter den seitlichen Streifen gegen die Sohle hin stehen wie dort dunkelbraune Makeln. Schild dunkelbraun, vorn und seitlich mit sparsamen gelbrötlichen Rundmakeln. Ein zweites Stück von 73 mm Totallänge ist lederbraun, der Mantel einfarbig, der übrige Körper reichlich mit gelbrötlichen kleinen Makeln (ähnlich wie bei Liinax variegatun), die nach der Sohle hin etwas reichlicher stehen, gefleckt. Die Sohle dieser beiden Stücke ist einfarbig. Das dritte Stück von 76 mm Totallänge ist oberseits fast ein- 'O' farbig scliwarzgrau und nur gegen den Schwanz hin mit schwer zu erkennender schwarzer Doppelbinde; die äusseren Sohlen- felder sind angedunkelt. ,-). Pfurdhita.i mi(ltiriujahix Bttgr. Boettger, Xarhr.-Blatt d. Deutscli. Mal. Ges. 1888, p. U9. (Taf. 1, Fig. la- l).j Char. Animal ingens. elongato-claviforme. gracillimum. in regione posteriore cl3^pei latius. Clypeus anticus, elongatus, tertiam partem totius longitudinis adaeciuans, corio instar dense transversim rugulosus, postice media parte distincte angulato- protractus; orificiiun })ulmonale antemedianum. Tergum lon- gissimum. sensim acuminatum, postice compressum, a clypeo usque ad apicem caudae carinatum, carina angusta, concolor. postice altior. piaeceps ad apicem caudae curvatim deflexa, cum solea angulum fere rectum formans. Apex soleae tripartitae concoloris acutissimus ; pars interna sescuplo latior quam singula externa. Series rugarum ab incisione orificii pulmonalis usque ad apicem posticum elypei 40 — 41. Series rugarum tergi valde reguläres: maculae textiirae medii tergi (i. e. das Maschen werk der mitt- leren Rückenrunzeln) perelongatae, angiistae, vix angustiores quam laterales, prope apicem caudae convexiores: sulci angusti. profundi. — Unicolor fuscus solea clariore. Körperlänge (in Spiritus) 98, Breite ly'/a^ Höhe 19 mm. Von der Kopfspitze bis zum Schilde 0, Schildlänge 35, vom Schild bis zur Schwanzspitze 63 mm. Grösste Schildbreite 18, Sohlenbreite 10 mm. Von der Atemöflfnung bis zum Vorder- ende des Schildes 17, bis zur hinteren Spitze 22'/2 mni. Hab. Im Oschten-Fischt Gebirgstock, West-Kaukasus: nur in einem Exemplar gesammelt (Leder 1887). Die Art unterscheidet sich von F. intermiitens und varius Bttgr. durch bedeutendere Grösse, den durchlaufenden Kiel und die einfarbige Tracht, von P. Brandti (v. Mts.) u. a. durch den weit schlankeren Körperbau und die viel betiächtlichere Anzahl von 40 — 41 Runzelreihen zwischen Atemlocheinschnitt und Schildspitze, eine Zahl, die bei P. Brmidti nur 23 — 29 beträgt. In dem gracilen Körperbau und in der grossen Anzahl ihrer Längsrunzelreihen steht die Art nicht blos in ihrer Gattung, sondern auch unter allen bis jetzt beschriebenen paläarktischen Limaeiden ganz isoliert. III. Atfriolimax .Höreh. 4. Ayriolimax melanocephalus (Kai.). Boettger VI p. 182 (Limax) und VII p. 144. In den Wäldern der Oschten-Fischt Gruppe . nur in einem am Schwänze verletzten Exemplare gesammelt (Leder 1887). Helen endorf. ein vollkommen geschlechtsreifes Stück von 32\'2 mm Länge und typischer Färbung, sowie ein loses Schälchen von lat. SVs, long. öV* mm (Leder 1886). I\ . Limax Lister. 4. Limax (Lehmannia) fariegatus Drap. Boettger VII p. 144, VTII p. 148, IX p. 128 imd X p. 267. In den Bergwäldern der Oschten-Fischt Gruppe (Leder 1887). Gesammelt wurde nur ein Stück von 56 mm Länge und typischer Färbung. — 8 — V. Vitrina Drap. 6. 7. Vitrina 2 sp. sp. Von den waldigen Abhängen des Oschten -Fischt (aebirgstockes liegen zwei Arten von Vitrina vor. leider beide nur in je einem jungen nnd unvollständigen Stück (Leder 1887). Die eine gehört augenscheinlich einer neuen Art an aus der Verwandtschaft der V. anrmlaris, Sieversi und subconica und zeichnet sich durch bedeutende Höhe bei geringer Breite, auf- fallend dicken, zitzenförmigen Wirbel und starke und scharfe, haarförmige Gehäusestreifung aus. Die andre Species dürfte mit grosser Wahrscheinlichkeit zu V. .. 374: Boettger VI p. 215. VII p. 171 und VIII p. 151 (atrolahiata var.). Auf dem Berge Guk. (Jircassien, in 8000 Fuss Höhe, in massiger Anzahl (Ledei' 1887). Icli bin jetzt, nachdem mein Material aus der schönen Gruppe dei' H. atrok/biata Kryn. sich erheblich vermehrt hat, sehr geneigt, mit Mousson und Pfeiffer und gegen v. Martens und Kobelt auch diese Form neben //. afrolabiaia und Lenco- ranea Mouss. als gute Art anzuerkennen. Abgesehen von der Färbung und Skulptur drängt auch die geographische Ver- breitung entschieden zu dieser Anschauung. Während nämlich //. SiawopoUtaun ganz Oiskaukasieu und den pontischen Kau- kasus bewohnt, lebt //. (drolabiata ausschliesslich in Trans- kaukasien und zwar sowohl im Rion- wie im oberen Kuragebiet. //. LeneornnPd aber im äussersten Südosten Transkaukasiens, d. h. in Talysch und Nordpersien. In Färbung und Skulptur sind die Stücke vom Guk nahezu übereinstimmend mit meinen Exemplaren aus Ütsch-dere in Abchasien. Als bestes Unterscheidungsmerkmal von H. atro- labiafa betrachte ich neben der oft sehr starken, fast rippigen Streifung und der mehr oder weniger entwickelten hammerschlag- förmigen Narben die strohgelbe Farbe des meist wenig glänzen- den Gehäuses und den Mangel des höchstens ganz schwach angedeuteten Spindelzahns. Von H. Lencoranea trennt sie sich wohl immer schon durch die viel bedeutendere Grösse. — Alt. 30—36, diam. 39\2— 44mm; alt. ap. 21— 23V2, lat. ap. 25—28 mm. Während ich H. Stauropolümm A. Schm. in typischer Ausbildung vom Berge Guk des pontischen Kaukasus, von Ütsch- dere in Abchasien, aus Suchum und Psirsk im pontischen Küstenland und aus der oberen Zebelda von den Quellflüssen des Kodor (früher von mir als H. nfrohbinta var. subnemoraKs — 17 — V. Mts. angesehen) besitze, und sie überdies von Stauropol und Pjaetigorsk und angeblicli von Achalziclie erwähnt finde, kenne ich H. atrokibiata Kryn. nur von Poti, Kutais, dem Suram- gebirge und von Borshom, Martkopi und Mzchet an der Kura. Angeführt wird letztere ausserdem in dei' Literatur noch von Gelindshik und Redut-Kale im Riongebiet und aus der Umgebung von Tiflis. 30. Helix (IJeUcogena) Nordnianni Mouss. Boettger VII p. 174. Borshom (Leder, August 1886). P^ine recht seltene, überall nur einzeln auftretende und fast nur in todten Exemplaren anzutreftende Art. — Das grösste vorliegende Stück misst alt. 33, diam. 34 mm: alt. ap. 23. lat. ap, 21 mm. 31. Helix (Helicogena) obtusalis Rssm. t3''p. und mut. subalbina m. Mousson, Coqu. Schlaefli 11, 1863 p. 309 (typ. luid H. Philibinensis) ; Kobelt, Ikouogr. d. Land- u. Süssw.-Conchyl. 1877, Fig. 1483 84 (typ.), Fig. 1485 (var. bicincta); Retowski, Mal. Blätter N. F. Bd. 6, 1883 p. 12 und Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou 1888 No. 2. p. 4 (obtusata). Auf dem Berge Guk, Oircassien, in 3000 Fuss Meereshöhe, in Anzahl (Leder 1887). — Die Art wechselt hier in der Grösse von alt. 32—38, diam. 33—38 mm; alt. ap. 22— 24V2, lat. ap. 20—24 mm. Abgesehen vom Typus kommt am gleichen Orte — aber seltner — noch eine albinotische Form vor, die ich mit folgender Diagnose einführen möchte: mut. subalbina m. Diifert a typo t. laetius alba, taeniis corneis, translucentibus, peristomate calloque albis. Es ist dies Mousson's H. Philibinensis, die nach den Autoren mit der ächten makedonischen H. Philibinensis Friv. nichts zu thun haben kann, obgleich sie in der That der Rossmaessler'schen Abbildung Fig. 581, abgesehen von der bei unserer Schnecke weissen Spindel, sehr ähnlich sein muss. Auf Prozente berechnet finden sich neben dem Typus 10*^/0 dieses Halb- albinos. Ganze Schalenalbinos, ohne die dunklen Bänder, kenne ich von Noworossiisk. 2 -^ 18 — Studieren wir die Bändervarietäten dieser Art vom Berge Guk genauer, so überwiegt die Form von der Bandstellung 12345 mit 86 °/o bei weitem, dann folgt die Stellung 12345 mit 10°/o, 12045, sowie 10345 und 10045 mit je 1 «^/o und 10005 (var. bicincta Dub.) und 10345 mit zusammen noch nicht ganz l°/o. Abgesehen von Odessa, von Aleschki am Dniäpr und der Krim, wo die Art sehr verbreitet ist, kenne ich dieselbe nur aus dem pontischen Kaukasus, wo sie sowohl bei Noworossiisk als am Berge Guk in der Oschten-Fischt Gruppe gefunden wird. Wie weit im westlichen Kaukasus diese Art nach Osten reicht, ist noch festzustellen; sicher ist, dass sie in der Um- gebung von Kutais, von wo Mousson sie eihalten haben will, nicht mehr angetroffen wird. X. Bulimiiius Ehreiibg. 32. BuUmimis (Retoivskia) ScJilaeßii Mouss. var. inge7is Bttgr. Boettger, Nachr.-Blatt d. Deutsch. Mal. Ges. 1888 p. 152. Char. Differt a typo t. multo majore, exacte cylindrata, anfr. 8V2 nee TVa — 8 lentius accrescentibus, truncatura colu- mellae validiore, margine infero cum columellari angulum formante distinctiorem. Alt. 23V2, diam. med. 8^/4 mm: alt. ap. 9V/4, lat. ap. VU mm. Hab. Auf dem Berge Guk im pontischen Kaukasus; nur ein erwachsenes und ein jugendliches Stück (Leder 1887) dieser auch bei Kloster Psirsk vorkommenden Varietät. Während beim Typus der Art sich Breite zu Höhe der Schale verhält wie 1 : 1,97 bis 1 : 2,03 und Höhe der Mündung zu Höhe der Schale wie 1 : 2,19 bis 1 : 2,27, zeigt sich bei unserer var. ingens das erstere Verhältnis wie 1 : 2,69 und das letztere wie 1 : 2,54. Färbung, Bau der Schale und die charak- teristische Mikroskulptur aber bleiben bei beiden dieselben. 33. Bidiminus (Medea) Raddel Kob. Boettger VII p. 174 imd VIII p. 152; Retowski, Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou 1888 No. 2, p. 6. In Wäldern der höheren Lagen der Oschten-Fischt Gruppe, sehr selten, nur 5 Exemplare (Leder 1887). — 19 ~ Die Grösse variiert hier bei einer f. minor m. von alt. 15V2— 17, cliani. max. 7V2~8^'2 mm; alt. ap. 6V2— 7V2, lat. ap. 4V2 — 5V2 mm, bei einer grösseren Form von alt. 19—23, diam. max. 10 — IOV2 mm; alt. ap. 8V2 — 9^'2, lat. ap. 6 — 6V2 mm. Namentlich die kleineren Stücke sind flu- gewöhnlich einfarbig gelblichgrün (albin) ; selten ist schwarzrote Färbung mit scharfer, breiter weissgelber Nahtbinde, weissgelber Nabelzone und milcli- weissem Muudsaum. 34. Buliminus (E)ia) obseunts Müll. var. wnbrosa Mouss. Boettger I p. 24, VI p. 221 und IX p. 145. Borshom (Leder, August 1886), sehr selten. Alt. 8^/4, diam. med. 3V4 mm; alt. ap. 3, lat. ap. 2^U mm. Oschten-Fischt Gruppe (Leder 1887), nur in 6 Exemplaren. Alt. 8, diam. med. 3^4 mm ; alt. ap. 2^/8, lat. ap. 2V8 mm. 35. Bidimi7ius (Ena) Boettgeri Cless. Boettger VII p. 176, Taf. 6, Fig-. 7-8. Borshom (Leder, August 1886), nur 3 Stücke. 36. Buliminus (Zehrina) Hohenackeri Kryn. Boettger III p. 133, Nachr.-Blatt d. Deutsch. Mal. Ges. Bd. 19, 1887 p. 56 (mut. subradiata) uud Boettger X p. 296. Borshom (Leder, August 1886), zahlreich; auch in der mut. subradiata Bttgr. 37. Buliminus (Chondrula) tridens Müll. var. major Krj-n. und var. Kubanensis Mouss. Boettger III p. 134, VI p. 222, IX p. 145 und X p. 298; Retowski, Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou 1888, No. 2, p. 7. Elisa betpol (Leder 1886), ein durch Verletzung etwas unregelmässig entwickeltes Stück der var. lüibanensis Mouss. Borshom (Leder, August 1886), ein halbes Dutzend Exemplare der var. major Kryn. (= var. eximia Rssm.). Berg Guk im westlichen Kaukasus (Leder 1887), eben- falls 6 Stücke der var. major Kryn. — Hier in einer schön — 20 — rotbraunen P^rm mit etwas verrundeter, rosa angehaucliter Lippe und scharfer Bezalmung. Alt. 12 V2 — 13^2, diam. med. 4V2— 4^/4 mm. Der Name major Kryn. (Bull. See. Nat. Moscou Tome 6, 1833 p. 408) hat auch vor Bayerni (Parr.) P. und Caucashts- Mouss. Priorität, wie ich schon früher auseinandergesetzt habe. 38. Biiliminus (Chondrida) lamellifcnfs Rssm. var. Phasiana Mouss. Boettger III p. 135 (spec), IV p. 157, VI p. 224 und IX p. 147. Borshom (Leder, August 1886), in massiger Anzahl. Alt. 5V2— 6, diam. med. 2^U—2Vs mm. 39. Bidiminus (Chonrhida) cmr/usf/'or Ret. Retowskj, Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou 1888, No. 2, p. 7 {lamellifcrus var.). Char. Ditfert a B. lamelUfero Rssm., cui re vera affinis est, rima breviore, t. oblonga, fere duplo minus lata, corneo- fusca, spira magis elata, apice acutiore, anfr. 6V2 nee 6 lentius accrescentibus, ultimo minus alto, ad aperturam haud ascen- dente, apert. minore, dentibus 6, i. e. angulari 1 parvulo, parietali 1 minus sigmoideo, ab angulari separato, columellari 1, palatalibus 3 subaequalibus nee 4 — 5 magnitudine valde inaequalibus. Alt. 5 — 5V2, diam. med. 2V'i mm; alt. ap. 2, lat. ap. l^/a mm. Hab. Auf dem Berge Guk (Leder 1887) und bei Nowo- rossiisk (comm. S. Clessin 1886), überall nicht selten. Nachdem mir jetzt diese Form in zahlreichen, unter sich fast völlig gleichen Exemplaren vorliegt, möchte ich stark be- fürworten, dieselbe als gute Art anzuerkennen, die den B. lamelli- feriis des oberen Kuragebietes im pontischen Kaukasus ersetzt. Die Totalform ist ja hinreichend verschieden (Breite zu Höhe wie 1 : 2,33, bei lameUiferus typ. wie 1 : 1,85), aber die Bezalmung ist doch fast nach demselben Muster angelegt. Zu betonen ist, dass die Parietallamelle in der Tiefe der Mündung immer weniger hoch und weniger stark S-förmig geschwungen erscheint, und — 21 — dass oberhalb der drei fast gleichstark entwickelten Gauraen- zähnchen höchstens die Andeutung eines obsoleten Zähnchens (und nicht zweier) gegen den Nahtwinkel hin zu beobachten ist. Auch, dass der letzte Umgang vor der Mündung nicht ansteigt, wie bei B. lamelliferm, und die geringe Grösse der letzteren im Vergleich zur Schalenhöhe (Mündungshöhe zu Gehäusehöhe wie 1 : 2,62, bei lamelliferns wie 1 : 2,25) sind gute unterscheidende Kennzeichen. Da sich auch B. lamelliferus in seiner Totalforni übei'all nahezu gleich bleibt — ich besitze ihn in zahlreichen Stücken von 8 Fundorten in Transkaukasien und Syrien — , dürfen beide Arten wohl sicher systematisch wie geographisch von einander getrennt werden. XL Cioiiella Jetfr. 40. Cianella (Ziia) hibrica (Müll.) var. exigim Mke. Boettger I p. 24, III p. 136, IV p. 157, VI p. 225, VII p. 178, IX p. 147 und X p. 316 (Cochlicopal \ Retowski, Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou 1888, No. 2, p. 7. Borshom (Leder. August 1886). zahlreich. — Kleine, schlanke Form von alt 5 — 6. diam. 2 — 2^/.i mm. Im Waldgebiet der Südost- und Nord-Abhänge der 0 sehte n- Fischt Gruppe, West-Kaukasus (Leder 1887). — Hier sehr wechselnd in Form und Grösse von alt. 4^/8—5^2, diam. 2 mm. Eins der vom 0 s c h t e n - F i s c h t vorliegenden Stücke hat bei 4^/4 mm Länge nur P/s mm mittleren Durchmesser, und erinnert somit sehr an meine Stücke von var. columna Cless. aus Hamarat in Talvsch. ist aber noch viel kleiner als diese. XIL Laiiria Oray. 41. Lauria superstruda (Mousson). Boettger I p. 30, II p. 404, III p. 138, VI p. 229. VII p. 18Ü und IX p. 149 (var.). Borshom (Leder, August 1886j, in ziemlicher Anzahl. Nicht selten hier die Andeutung einer dunklen Spiralbinde auf dem letzten Umgang, sonst typisch. — Alt. 4V2— 6. diam. med 2^2—2^/4 mm. 42. Laiiria xonata Bttgr. typ. und mut. albina m. Boettger VII p. 182, Taf. 7, Fig. 2 {Pupa superstrueta var.). Auf den Südost- und Nordabhängen der Oschten-Fischt Gruppe im Waldgebiet, häufig, auf dem Berge Guk in 3000 Fuss Höhe und in den Wäldern der Niederung Kurdschips, weniger häufig (Leder 1887). Nach eingehendem nochmaligem Vergleiche trenne ich jetzt diese Form als Art von L. superstnicta (Mouss.), indem ich neben der immer geringeren Grösse und der nahezu konstanten Zeichnung mit einem rotbraunen Spiralbande um die Gehäuse- basis besonderen Wert lege auf 1.) einen kräftigen, gruben- förmigen Eindruck aussen am Peristom dicht unterhalb dem Sinulus, der dem Aussenrande selbst eine starke Einbuchtung unter der Bucht verleiht, und 2.) auf eine schief nach innen ein- dringende, diesem Eindruck auf der Innenlippe entsprechende, der Hauptparietallamelle ziemlich parallele Palatalzahnleiste, von derem CInterrande nicht wie bei L. superstrueta ein weiteres weisses Gaumenfältchen nach innen zieht. Während die Stücke aus der Oschten-Fischt Gruppe und die vom Berge Guk etwa alt. S^'a, diam. med. 2 mm messen, erreiclien die aus der Niederung Kurdschips die Maasse alt. 3^/4, diam. med. 2^8 mm, sind also um eine Kleinigkeit grösser. Sehr selten findet sich im Oschten-Fischt Stock ausser- dem eine einfarbig weissgrünliche mut. albina n., die überdies ausgezeichnet ist durch eine rein weisse und nicht orangefarbene Lippe. Nur Vi%^h aller Stücke gehören dieser Mutation an; sie dürfte auf die höheren und kälteren Lagen des dortigen Gebirges beschränkt sein. 43. Lauria pulchra (Ret.) var. nitens Bttgr. Retowski, Mal. Blätter N. F. Bd. 6, 1883 p. 57 (typ.) und Bd. 9, 1887 p. 37 (var. hilabiata) ; Boettger, Nachr.-Blatt d. Detttsch. Mal. Ges. 1888 p. 152 (var. nitens); Retowski, Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou 1888, No. 2, p. 11 (typ.). Der Hauptunterschied dieser auf den pontischen Kaukasus beschränkten, von Retowski mit Recht „die hübsche" genannten Art von L. superstrueta (Mouss.) liegt neben der immer vor- handenen, mehr oder weniger scharfen Rippenstreifiing des Gehäuses in der Form und Stellung der die Mündung ver- engenden Zahnfalten. Namentlich fehlt ihr konstant ein bei — 23 — mperstructa an der unteren Seite des Zahnblechs entspringendes weisses Fältchen, das bei dieser im Gaumen der Hauptparietal- lamelle grade gegenüber liegt. Die aus Circassien vorliegenden Stücke dieser Art gehören sämtlich zu einer neuen Varietät, die ich folgendermaassen charakterisiert habe : var. nitens Bttgr. T. typo major, castanea unicolor, anfr. angustius costulato-striatis nee costulatis; perist. duplex, labium internum aurantiacum. Alt. 4— 4V2, diam. med. 2^4-2^2 mm. Hab. In den Wäldern der Niederung Kurdschips, auf dem Berge Guk in 3000 Fuss Höhe und im Waldgebiet der Südost- und Nordabhänge der Oschten-Fischt Gruppe, Circassien, überall nur in kleiner Anzahl (Leder 1887). Von typischen Stücken der var. biJahiata nur unterschieden durch den Glanz der dunkler braunen Schale und die weniger scharfe, etwa doppelt so feine Rippenstreifung. Die Stücke vom Oschten-Fischt Stock bleiben kleiner als die der Niederungen. XIII. Omila Held. 44. Orciila doUolum (Brug.j. Boettger I p. 32, II p. 404, VI p. 229, VII p. 183, IX p. 150 und X p. 304. Borshom (Leder, August 1886), zahlreich. — Die Stücke von hier zeigen nur eine deutliche Spindelfalte. — Alt. 4^/^ — 5^/4, diam. med. 2^/4 — 2^/8 mm. In den Waldgebieten der Südost- und Nordabhänge der Oschten-Fischt Gruppe, in Circassien, mit 0. Raymondi var. bifilaris Mouss. zusammen, aber viel seltener (Leder 1887). — Constant ebenfalls mit nur einer Spindelfalte. Alt. 5 — 5V2, diam. med. 2V8 — 2^/8 mm. 45. Ormlü Ratjmo)idi (Bgt.) var. trifdaris Mouss. und var. bifilaris Mouss. Boettger II p. 404 (Pupa tnfilaris), III p. 138 (P. trifdaris), VI p. 229 and VII p. 183; Boettger VIII p. 153 (bifilaris); Retowski, Bull. Soc. Imp. Nat. Müscou 1888, No. 2, p. 12 (bifilaris). — 24 — In den Wäldern der Niederung Kurdschips und auf dem Berge Guk, in beiläufig 3000 Fuss Höhe, nur in der var. trifilaris^ auf den Südost- und Nordabhängen der Oschten- Fischt Gruppe daselbst nur in der var. bifdaris (Leder 1887). Erstere ist häufiger, letztere, die zusammen mit 0. doliolum (Brug.) lebt, sehr selten. Die Stücke von var. trifdaris messen alt. 4—4^2, diam. 2 mm, die von var. bifdaris aus dem Oschten-Fischt Stock alt. 4^/8—4^8, diam. 2—2^8 mm. Noch 1884, als ich die ersten Stücke von 0. bifdaHs (Mouss.) aus Suchum erhielt, war ich der festen Überzeugung, es mit einer guten, der 0. Raymondi zwar verwandten, aber scharf unterschiedenen Art zu thun zu haben. Diese Ansicht hat sich jetzt als irrthümlich erwiesen. Die Stücke aus dem Oschten-Fischt Stock zeigen nämlich zwar noch die richtige Spindelbezahnung der bifdaris mit (1 bis) 2 Spindelfältchen, ohne irgend Übergänge zu der dreifaltigen trifdaris zu bilden, aber die Gestalt der domförmigen oder kurz konischen Gehäusespitze ist hier bei beiden Formen gleich, und da auch die doppelte Skulptur mit feinen Streifchen und weitläufigen Rippchen und die Form der Mündung und des Mundsaums bei beiden nahezu dieselbe ist. glaube ich jetzt, dass in der That beide zu einer Species gehören, trotzdem dass die extreme Form der 0. bifdaris von Suchum von den extremen Formen der typischen 0. trifilaris in Gehäuseform und Spindelbezahnung so auffällig abweicht. XIV. Pupilla Leach. 46. Pupilla iriplicata (Stud.). Boettger I p. 26, II p. 400, III p. 137, VI p. 227 und IX p. 148; RetowskI, Bull. Soc. Irap. Nat. Moscou 1888, No. 2, p. 7. Borshom (Leder, August 1886), nur 2 Exemplare. — Beide nur mit einer Gaumenfalte und von alt. 2^4, diam. l^/s mm. 47. Pupilla signata (Mouss.). Boettger n p. 401, III p. 137 und VI p. 228. Je ml ach unterhalb Elisabetpol an der Kura, in Anzahl (Leder 1886). — 25 — Etwas mehr glänzend und cylindrischer als der trans- kaspische Typus der Art. — Alt. 4V4, diam. med, Vis mm. XV. Sphyradium Chrp. 48. Sphyradium edentulum (Drap.). Boettger III p. 139, Taf. 4, Fig. 9 (Pupa), IX p. 150 und X p. 30« ( Coluviella) . Im Waldgebiet der Nord- und Südostabhänge der Oschten- Fischt Gruppe, in kleiner Anzahl (Leder 1887). Die Stücke von hier zeigen Grössen von alt. 2^/8 — 2^/8, diam. med. Vjb — Vk mm, sind also bei gleicher Länge nur ein wenig schmäler als alpine Exemplare dieser Species. XVI. Isthiiiia Oray. 49. Isthmia costukUa (Nilss.). Boettger II p. 405 und III p. 1.39 (Pupa). X p. 307. Helenendorf (Leder. September 1886), in massiger Anzahl. Typisch, nur etwas grösser als die transkaukasischen Stücke gewöhnlich. ~ Alt. l^/g— P/.i. diam. med. '/s mm. XVII. Vertigo 3IÜ1L 50. Vertigo Sieversi Bttgr. var. siibalpestris Bttgr. Boettger III p. 141 (PupaJ Im Waldgebiet der Südost- und Nordabhäuge der 0 sehten - •Fischt Gebirgspruppe (Leder 1887), 2 Exemplare. Abgesehen von der etwas bedeutenderen Grösse — alt. Vis, diam. 1 mm — sind die vorliegenden Stücke mit meiner var. siibcdpestris vom Kasbek identisch. Bei den Exemplaren vom Oschten -Fischt Stock fehlt das zweite Parietalzähnchen vollkommen, und diese Form wird hierdurch und auch in der Grösse der ächten F. alpestris (Aid.) so ähnlich, dass die grösste Aufmerksamkeit dazu gehört, sie mit dieser Art nicht zu ver- wechseln. Als Hauptunterscheidungsmerkmale kann ich jetzt nur noch anführen „etwas stärkere Streifung, stärkere. Bezalmung, stärkere Ausbildung namentlich des oberen Gaumenfältchens, — 26 — und besonders gegen die Mündungsbasis hin leichte Andeutung eines schmalen, nahe dem Peristom gelegenen Querwulstes, Lägen die vollkommenen Übergänge von dieser Varietät zu V. Sievei'si nicht vom Kasbek in meiner Sammlung, so würde sicher weder ich noch sonst Jemand irgend Bedenken tragen, diese Form mit der äcliten F. alpestris (Aid.) zu vereinigen. Gegen eine Unterordnung von V. Sieversi unter V. alpestri.s als Varietät mit zwei Zahnfalten auf der Mündungswand aber erheben sich noch mehr Bedenken, und so wird denn bis auf weiteres var. subalpestris unter V. Sieversi zu stehen haben, und zwar so lange, bis der Nachweis geführt sein wird, dass das Auftreten von einer oder aber von zwei Parietalfalten bei ein und derselben Vertigo-kvi möglich ist. XVlIl. Clausilia Drap. Euxinastra n, sect. gen. Clausiliae Drap. Boettger, Nachr.-Blatt d. Deutsch. Mal. Ges. 1888 p. 152. Char. Intermedia inter sect. Clausiliastram v. Vest et Euxinam Bttgr., forma clausilii profunde excisi illi, testae huic simillima. Diflfert a sect. Clausiliastra v. Moell., Mentissa Ad., Emargi)iaria Bttgr. (foss.) plica palatali infera nuUa. - - Typus: Cl. hamata Bttgr. von Batum. Wir treften bei der gleich zu beschreibenden einzigen Vertreterin dieses neuen Formenkreises eine so ungewöhnliche Vereinigung heterogener Charaktere, dass wir einen Augenblick dabei verweilen müssen. Vor allem ist das Clausilium derselben tief halbkreisförmig vor der Spitze ausgeschnitten wie bei einer ächten Clmisiliasira, aber das Seltsame ist, dass diese Ausrandung nicht wegen einer unteren Gaumenfalte eingekerbt ist, sondern dass das Schliessknöchelchen vielmehr in seiner normalen Lage eine mit der Sonde zu durchfahrende Öffnung lässt. Der Verschluss ist also ein — man könnte fast meinen ab- sichtlich — undichter. Ln Übrigen erinnert Form des Gehäuses und des Schliessapparates so sehr an gewisse Euxinen — namentlich an Acroeiixina Bttgr., die Gruppe der Cl. Hübneri Rssm. — , dass es mir fast widerstrebt, die vorliegende Art von dieser Section abzuspalten. — 27 — Dürfen wir eine Vermutung über die Genese einer so seltsamen Einrichtung aussprechen, so scheint uns die einzige mögliche Erklärung die zu sein, dass wir es mit einer ursprünglich mit unterer Gaumenfalte ausgestatteten Art zu thun haben, die durch aktive Wanderung in grössere Gebirgshöhe einerseits an Kalkmangel zum Ausbau ihres Gehäuses gelitten hat, andererseits aber allmählich in ein so feuchtes, ihr mehr zusagendes Klima gelangt ist, dass sie zwar die untere Palatale als unnütz ver- loren hat, den Defekt am Clausilium aber zu reparieren nicht mehr nöthig hatte. Die Hauptursache der ungewöhnlichen Clausilienbildung läge dann also neben dem Atavismus an dem Mangel des der Schnecke zu Gebote stehenden Kalkes zum Schalenbau, eine Ansicht, die namentlich auch noch gestützt wird durch die sehr in die Augen fallende Dünnheit und Durch- sichtigkeit des Gehäuses. 51. Claus ilia (Euxinastra) hamata Bttgr. Boettger, Nachr.-Blatt d. Deutsch. Mal. Ges. 1888, p. 152. (Taf. I, Fig. 6— 6c). Char. T. vix rimata, ventrioso-fusiformis, tenuis, sub- pellucida. corneo-olivacea, ad suturam distanter albo-strigillata ; spira concaviuscula : apex acutus. Anfr. IOV2 — IIV2 convexius- culi, sutura impressa disjuncti, regulariter costulato-striati, ultimus decrescens, basi sulcatus arcuatimque cristatus. Apert. rotundato-rhomboidea, loco lam. superae angulata. periomphalo magno, biconvexo, sinulo elato, retracto ; perist. breviter solutum, Simplex, undique reflexiusculum. Lam, supera hamata, marginalis, valde protracta, cum spirali intus valde approximata fere con- tigua, infera profunde inserta, intus late bifurcata, ramo externo cultriformi e basi excavata curvatim oblique ascendente, sub- columellaris oblique intuenti vix conspicua. Plica principalis modica; palatalis supera unica dorsalis brevis, antice cum illa leviter divergens; lunella palatalesque inferae nullae. — Clau- silium ad apicem semicirculari-excisum. Alt. 17V2— I8V2, diam. 4V2— 4^/4 mm: alt. ap. 4, lat. ap. 3 mm. Hab. Batum (comm. C. Eeuleaux 1888), 3 Exemplare. ~ 28 — Die merkwürdige Art erinnert in der losen Aufwickelung der Umgänge und in der Form der Unterlamelle an Ol, Hübneri Rssm., in der Grösse, Gestalt der Mündung und der Lamellen aber auch sehr an Cl. clemsa Mouss., mit der sie bei flüchtigem Ansehen sogar verwechselt werden könnte. 52. Clausilia (Euxina) Reuleauxi Bttgr. Boettger, Nachr.-Blatt d. Deutseh. Mal. Ges. 1887, p. 55. (Taf. I, Fig. 7— 7a). Die Art wird hier von mir nur deshalb nochmals erwähnt, weil ich sie mit den übrigen hier aufgezählten Clausilien von B a t u m durch Herrn C. Reuleaux in München erhielt, und weil ich die bis jetzt fehlende Abbildung der stattlichen und schön gefärbten Art geben wollte. 53. Ükiusüia (Euxina) litotes A. Schm. var. Suanetica Bttgr. Boettger VII p. 186, Taf. 7, Fig. 9. Im Waldgebirge der Oschten -Fischt Gruppe (Leder 1887), in ziemlicher Anzahl. Etwas grösser als swanetische Stücke, mit etwas schlankerer Spitze und feinerer Costulierung. — Alt. 15^/^ — 17^/4, diam. 4— 4V4 mm; alt. ap. S^/j— 4^''.l. lat. ap. 23/.i— 3 mm. 54. Clausilia (Euxina) climax Bttgr. Boettger, Naclir.-Blatt d. Deutsch. Mal. Ges. 1888 p. 15.'». (Taf. I, Fig. 8— 8 b.) Char. Äff, Cl. index Mouss., sed minor, crista cervicali minus valida, apert. minore, latiore basi minus canaliculata, lam. infera minus sinistrorsum in aperturam prosiliente. — T. ventrioso-fusiformis, tenuiuscula, corneo-olivacea, hie illic albo-strigillata, nitidula: spira concaviuscula ; apex acutius- culus. Anfr. IIV2 convexiusculi, summi 3 laeves, caeteri den- sissime costulato-striati, spiraliter obsolete liratuli, ultimus subtus decrescens, basi sulcatns arcuatimque carinatus. Apert. parva, piriformis, sinulo elato, retracto, basi subcanaliculata: lamellis ^ 29 ^ plicisqiie Cl. index similis, sed lamellae liumiliores, infera sigmoidea magis oblique ascendens. a basi intuenti minus valide spiraliter intrans, palatales cum principali 4, breviores, exacte laterales. Alt. 14^/4, diam. 3-^/4 mm ; alt. ap. 3V4, lat. ap. 2V2 mm. Hab. Bat um (comm. C. Reuleaux). nur ein Exemplar. Eine der CL index Mouss.. die ich von Kutais und aus dem Rionauswurf bei Poti vergleichen kann, nächstverwandte Form, aber der abgeschwächten Mündungscharaktere wegen nicht wohl mit ihr zu vereinigen. Der Hauptunterschied beider Arten liegt in der Gestalt der Unterlamelle und in den bei Cl. index langen ventrilateralen , bei cUinax kürzeren, rein lateralen Gaumenfalten. Auch die Zahl der Umgänge ist bei der letzteren Species kleiner. 55. Clcmsilia (Kuxina) Dnboisi Chrp. f. plicata Bttgr. Boettger I p. 34, III p. 143 (f. plicata) ; Westerlund, Fauna d. palaearkt. Binn.-Coucliyl. Bd. 4, 1884 p. 31 (var. slomatica). Borshom (Leder, August 1886), zahlreich. Immer dicklippig; ältere Stücke meist in der f. plicata Bttgr. (= var. slomatica West.). Ich kann diese Form nicht für eine gute Lokalvarietät halten, da alle Uebergangsformen zwischen Stücken mit glattem und mit schw'ach gefälteltem Mund- saum vorkommen. 56. Ckmsilia (Euxina) pumiliformis Bttgr. Boettger VI p. 234, Taf. 9, Fig. 17, VII p. 188 und VIII p. 154; Retowskl. Bull. Soc. Irap. Nat. Moscou 1888, No. 2, p. 8. In den Wäldern der Niederung K u r d s c h i p s . des Berges G u k und der 0 s c h t e n - F i s c h t Gruppe, überall sehr selten (Leder 1887). An allen genannten Orten mit sehr schlanker Spira, 13\/2— 14 Umgängen und von alt. 13^/2—14. diam. 3V4— 3V2 mm. 57. Ckmsilia (Erixina) Lederi Bttgr. var. gradata Bttgr. Boettger II p. 409, Taf. 10, Fig. 5 (spec), III p. 145, IV p. 159 (spec.) und VI p 237 (var.). Borshom (Leder, August 1886), in recht kleiner Zahl. Die Art scheint überall selten zu sein, ist aber im ganzen oberen Kuragebiet verbreitet. — 30 -^ 58. Clausilia (Euxina) aggesta Bttgr. Boettger I p. 34, Taf. 1, Fig. 6. Zu dieser seltenen, bis jetzt nur in einem einzigen Stücke aus dem Genist des Kuban- Flusses in Ciskaukasien bekannten Species gehören einige Exemplare aus den Wäldern der Oschten-Fischt Gruppe, sowie ein Stück vom Berge Guk im pontisclien Kaukasus. Nach diesem reicheren Material lässt sich die früher gegebene Diagnose dieser interessanten Art noch in folgenden Stücken ergänzen: „Magnitudine, habitu, colore. forma aperturae affinis Cl. duhiae Drap., sed lamella infera recedente valde diversa. — T. ventrosulo-fusiformis, nitidula, vel olivaceo-brunnea vel corneo-olivacea, ad suturam albo-strigillata ; spira turrita, late- ribus vix concaviusculis. Anfr. 10 V2 — IIV2. Plicae palatales verae 3 — 4, ultima caeteris plerumque duplo longior. Lamellae marginales; pliculae 2 — 3 in interlamellari, 1 sub lamella infera in peristomate positae saepe adsunt. Alt. 10\'2— I2V2, diam. 2^/4—3^4 mm; alt. ap. 2Va— 2^/8, lat. ap. l'/s— 2V8 mm." Von Cl. subaggesta Ret. ist diese Art leicht, wie schon Retowski auseinandergesetzt hat, und wie ich bestätigen kann, durch geringere Dimensionen und durch die relative Länge der Gaumenfalten gut zu unterscheiden. Während bei Cl. aggesta nämlich die unterste der 3 oder 4 ächten Gaumenfalten die längste ist, zeigt sich bei Cl. subaggesta constant die oberste der 3 Palatalen am stärksten entwickelt. Danach bewohnt diese Art den Nord- wie den Südabhang des pontischen Kaukasus. Wahrscheinlich gehört hieher auch die Kessler'sche Angabe vom Vorkommen der Cl. Buboisi Chrp. in der Krim. 59. Clausilia (Euxiim) subaggesta Ret. Retowski, Mal. Blätter N. F. Bd. 9, 1887 p. 37, Taf. 1, Fig. 4. Von dieser in einem Stücke aus Batum (comm, C. Reuleaux) vorliegenden Art kennen wir somit jetzt das genaue Vaterland ; sie war vordem nur angeschwemmt von der Südküste der ~ 31 — Krim in wenigen Exemplaren bekannt gewesen. Zur Diagnose dürfte noch folgendes hinzuzufügen sein: „T. punctato-rimata, pallide corneo-olivacea, hie illic flavido-strigillata : anfr. 11 — 12, ultimus basi geniculatim flloso- cristatus. Apert. basi subcanaliculata, periomphalo lato, con- vexiusculo ; lamella supera obliqua, intus ramo inferae interno valde approximata. iufera auteni intus validissime bifnrcata, ramo externo cultriformi, basi angulato, subcolumellaris oblique intuenti aut non aut vix conspicua. Lunella nuUa. Alt. 14— löVs, diam. 8V2— 4 mm; alt. ap. 3, lat. ap. 2^4 mm." Die Gaumenfalten sind von Retowski richtig beschrieben, doch lässt sich auch die unterste Gaumenfalte in der Mündung mitunter noch gut erkennen ; der Länge nach reihen sie sicli so : Am kürzesten ist Palatalis 2, gleichlang sind Principalis und Palatalis 3, am längsten ist Palatalis 1. Die nächsten Verwandten dieser Art sind Cl. aggesta Bttgr. und Lederi Bttgr. 60. Clmisüia (Euxina) derasa Mouss. var. Ossetica A. Schm. Boettger I p. 37 (Ossetica), III p. 146 (Ossetica) und VI p. 239. Borshom (Leder, August 1886), in Anzahl. 61. Clmisüia (Euxina) fihsa Mouss. Mousson, Coqu. Schlaefli II, 1863, p. 395; Boettger, Clausilienstiidien, Cassel 1877 p. 72 (Serrulina). Von dieser höchst eigentümlichen Art liegt mir ein ganz reines, lebend gesammeltes Stück von Bat um (comm. C. Reu- leaux) vor, das zweite überhaupt von der Art bis jetzt bekannte Exemplar. Es gestattet die Diagnose in folgenden Punkten noch zu vervollständigen : „T. badia, apex pro genere longitudineque testae perobtusus, corneus. Anfr. 9V2 — 11 convexiusculi, Ultimi planiores. Apert. basi leviter canaliculata. Lamella supera marginalis cum spirali humili conjuncta, infera profundissime in faucibus quasi dentata, subcolumellaris oblique intuenti conspicua. Plica principalis longa, ultra lunellam sigmoideam sublateralem valde producta, loco palatalis mediae callus tuberculiformis in faucibus situs, cristae cervicis propior quam suturae. — 32 — Alt. 10—11, diara. 2V2— 2^/$ mm: alt. ap. 2V8, lat. ap. l^/s mm." Diese merkwürdige Art ist trotz der Fältelung des Murid- saumes nicht, wie ich früher annahm, eine Serrulina, sondern eine ächte Euxina, deren Färbung- und Schalenforra sie auch zeigt. Das Mousson'sche Exemplar ist offenbar tot gesammelt und verblichen. Immerhin steht die Form unter den Euxinen (als subsect. Filosa) etwas isoliert : die Mundfältelung erinnert an Cl. Ibcra Roth, der stumpfe Wirbel au Ol. Persica Bttgr., das Gaumenknötchen an Cl. derasa Mouss. Am besten stellt sich ihr Formenkreis neben subsect. Hetaera Bttgr. — Der Habitus ist etwa der von CL fdograna Rssm. 62. Clmisilia (OligopfijcJiia) foveicolUs P. typ. und var. viiiosa West. Boettger 1 p. 38, III p. 147, IV p. 159, VI p. 241, VII p. 190, VIH \). 154 und IX p. 153 ; Westerlund, Fauna d. pal. Binn-Concliyl. Bd. 1, 1886, III. Beilage p. 5 (vinusa) ; Retowski, Ball. Soc. Imp. Nat. Moscou 1888, No. 2 p. 9. Borshom (Leder, August 1886), in Anzahl in typischer Form. In den Wäldern der Niederung Kurdschips und auf dem Berge Guk, selten, in den Bergwäldern der Oschten- Fischt Gruppe, sehr häufig, überall hier in bauchigen, an Westerlund's Cl. vinosa erinnernden Formen (Leder 1887). Am nächsten den typischen Stücken von Borshom stehen die etwas dunkler gefärbten Exemplare vom Berge Guk mit alt. 13— 14V2, diam. 3V2— 3=^/4 mm. Die Exemplare aus Kurdschips unterscheiden sich von der var. vinosa West, nur durch die geringere Grösse — alt. I3V2 — I4V2, diam. 3^2 mm — und bilden hierin ebenfalls einen Übergang zum Typus der Art. Im 0 sehten -Fischt Gebirge schwankt die Species zwischen var. vinosa West, von alt. 13 — 15, diam. 3^2 — 3^/4 mm, dem Typus, und einer nach der andern Seite hin extremen bauchigen Form mit schwach nach unten verjüngter letzter Windung, sehr kurzem, breiterem Doppelkiel und weniger tiefer Nackengrube von alt. 13 — 15, diam. 3^/4 — 4 mm in ganz regel- loser Weise und in ebenso auffallender Variabilität. — 33 — 63. Clausüia (Micropontica) Circassica Bttgr. Boettger, Nachr.-Blatt d. Deutsch. Mal. Ges. 1888 p. 154. (Taf. I, Fig. 9 -9 b.) Char, T. breviter rimata, siibclaviformis, ventrosula, corneo-violacea, albido-costata, opaca, teiiuis; spira turrita; apex obtusulus. Anfr. 10 V2 — 11 lente accrescentes, suturis crenulatis sat impressis disjimcti, convexiusculi, costati, costis tenuibus, acutis, sat distantibus ; ultimus penultimo parum altior, deorsum haud attenuatus, media parte planulatus, caeterum costis acutissimis, fere foliaceis ornatus, basi prope periom- plialum semiliinare, excavatum obsoletissime rotundato-carinatus, regione sulci planatus. Apert. modica, subrecta, rhombico- piriformis, sub sinulo impressa, basi rotundato-angulata, faucibus fuscis ; sinulus sublimis, rotundatus ; peristoma continuum, satis solutum, reflexiusculum. Lamellae parvae, approximatae ; supera marginalis, cum spirali continua: infera profimdissima, sublimis, sigmoidea; subcolumellaris oblique intuenti vix conspicua; la- mella parallela nulla. Plica principalis brevis, loco lunellae incompletae dorso-lateralis callus triangularis albidus ; palatales verae nullae. — Clausilium breve, latum apice rotundato, recurvo. Alt. 11 — 13, diam. 3 mm: alt. ap. 2^/4, lat. ap. 2^1» mm. Hab. Auf den Nord- und Südostabliängen der Oschten- Fisclit Gruppe im pontischen Kaukasus, nicht selten (Leder 1887). Eine von der einzigen bislang bekannten Art der Sect. Micropontica Bttgr. durch die violette, an gewisse Alopien erinnernde, grössere und bauchige Schale und durch das Fehlen der langen oberen Gaumenfalte leicht zu unterscheidende Species. 64. Claiisilici (Micropontica) Retowskil Bttgr. Boettger, Nachr.-Blatt d. Deutsch. Mal. Ges. 1888 p. 154. (Taf. I, Fig. 10— 10 b.) Char. T. breviter rimata, claviformis, gracilis, isabellina, opaca, tenuis ; spira elato-turrita ; apex submamillatus obtusus. Anfr. 11 lente accrescentes, suturis impressis disjuncti, perparum convexi, densissime regulariter striati, striis capilliformibus, albescentibus ; ultimus penultimo parum altior, deorsum haud attenuatus. media parte planulatus. ante aperturam costulis 3 — 34 — acutis distantioribus ornatus, basi prope periomphalum semi- circulare excavatum distincte carinatus et leviter et late sulcatus. Apert. modica, subrecta, irregiilariter late piriformis, sub sinulo impressa, basi subangulata : sinulus sublimis rotundatus ; perist. coutiiuuim, satis solutum, reflexiusculum. Lamellae parvae, intus valde approximatae ; siipera marginalis, longiuscula; spiralis iit videtur niilla; infera profimdissima, perparum alta, celeriter oblique ascendens; subcolumellaris oblique intuenti conspicua, basi late truucata: lamella parallela nulla. Plicae principalis palatalesque nullae; lunella dorsalis completa, littera 0 instar curvata. — Clausilium breve latissimum, in fundo aperturae bene conspiciendum. Alt. IVI2—IVU, diam. 2^2—23/4 mm; alt. ap. 2V2, lat. ap. 2 mm. Hab. Auf dem Berge G u k , Circassien, sehr selten (Leder 1887), nur in 2 guten lebenden und in 3 verletzten toten Schalen gesammelt. Von der vorigen und von Cl. closta ßttgr. unterscheidet sich die kleine Art leicht durch die haarfeine Streifung und durch das Fehlen nicht blos der oberen Gaumenfalte, sondern auch der Principale. Die beiden in den vorstehenden Zeilen abgehandelten Micro]}ontica-kvi&a. lassen eine Erweiterung der Diagnose von Sect. Micropontica wünschenswert erscheinen, die jetzt etwa folgendermaassen lauten muss: „Sect. Micropontica Bttgr. Char. Clausilium simplex breve, latum, sescuplo solum longius quam latius, apice recurvum, rotundatum, subincrassatum. Lunella distincta, principalis palatalisque supera aut distinctae aut nullae. Lamellae debiles, valde approximatae, supera cum spirali interdum deficiente continua, infera sublimis, subcolu- mellaris profunda. Apert. parva, basi magis minusve rotundata, cervice aut rotundato aut subcarinato. T. parva, claviformis, aut Cornea aut violacea, semper albido aut striata aut costata. Hab. Litus Ponticum Transcaucasiae et montes Caucasios occidentales. Huc Cl. closta, Circassica, Retowskii Bttgr." Die Stellung dieser kleinen Section im System ist un- mittelbar neben der kleinasiatischen Cl. Olympica P., also — HO — zwischen Pirostoma v. Moell. und Olympia v. Vest. Es ist übrigens durchaus nicht unmöglich, dass Micropontica beim Auffinden von weiteren Übergängen nach der Richtung von Cl. Olympica P. hin mit der Section Olympia v. Vest zusammen- fallen könnte. XIX. SeiTuliiia Moiiss. 65. Serrulina, serrulafa (P.). Boettger I p 33. DI p. 142, VI p. 230 ( Clausula), VII p. 191 und VIII p. 154; Retowski, Bull. Soc. Irap. Nat. Moscou 1888 No. 2 p. 8 (ClausiUa). In den Wäldern der Niederung Kur dschips, des Berges Guk und der 0 sehten -Fi seht Gruppe (Leder 1887), überall nicht selten. 66. Serndi?ia semilamellata (Mouss.). Boettger I p. 34, III p. 142, IV p. 158. VI p. 231 (Clausilia) und VII p. 191. Borshom (Leder, August 1886), wenige Stücke. In den Wäldern der Niederung Kur dschips und des Berges Guk sehr einzeln, in denen der Hänge der Oschten- Fischt Gruppe häufiger (Leder 1887). Auch das Clausilium dieser Art rechtfertigt, wie ich jetzt nachweisen kann, die Abtrennung der Serrulinen von Clausilia als Gattung. Die sehr eigentümliche Form desselben lässt sich am besten mit einer dreiflügeligen Schraube vergleichen, deren abgestutzter unterer Teil überdies breit ausgerandet ist. XX. Suecinea Drap. 67. Succi/iiea elegans Risso var. Piniana Hazay. Boettger IV p. 159 [Pfeifferi, non Rossm.) und VI p. 242 (typ.). Helenendorf bei Elisabetpol (Leder, September 1886), in ziemlicher Anzahl, aber meist nur in toten Stücken gesammelt. Das Gewinde ist verhältnismässig lang, die Naht tief eingeschnürt. — Alt. 16 — 17, diam. 7^'.i— 8V2 mm; alt. ap. IOV2 — IIV2, lat. ap. 6 — 6^'2 mm. Breite zu Höhe der Schale wie 1 : 2,02 (bei var. Piniana Haz. wie 1 : 2,39), Höhe der Mündung zu Höhe der Schale wie 1 : 1,5 (bei var. Piniana wie 1 : 1,65). 3* — 36 — Mit Stücken der var. Piniana Haz. aus Tulln in Nieder- östreich stimmt die transkaukasische Schnecke recht befrie- digend überein. XXI. Limnaeus Drap. 68. Li?nnaeiis (Gulnarid) pereger Müll. var. curia Cless. Boettger VI p. 251 und VII p. 194. Helen endorf (Leder, September 1886), wenige Exemplare. Diese Art bleibt in Transkaukasien in Form, wie in Grösse, recht constant, nur ist hier bei Helenendorf das Gewinde etwas mehr zusammengeschoben wie bei den Formen von Zchniss-kala bei Erzerum und aus dem See von Bogresch in Swanetien. Alt. S^li — 10, diam. max. öV-t — 6V4 mm. Verhältnis von Breite zu Höhe wie 1 : 1,59. XXII. Acme Hartm. 69. Acme Moussoni Bttgr. Boettger I p. 41, Taf. 1, Fig. 7 (Acicula), III p. 148 (Aeimla) und IV p. 159 (Acicula). Im Waldgebiet der Südost- und Nordabhänge der Oschten- Fischt Gruppe, auf dem Berge Guk, in 3000 Fuss Höhe, und in den Wäldern der Niederung Kurdschips (Leder 1887), überall in kleiner Anzahl. Die Stücke vom Berge Guk sind bei 6 Umgängen etwas schlanker als die übrigen, die erwachsen die Windungszahl 5^2 selten überschreiten. — Alt. 2^/8 — 2V2, diam. med. ''/s mm. Die Art bleibt sich in hohem Grad gleich; die Streifung wird vor dem Mundsaum auffallend feiner, ein Querwulst ist nicht vorhanden, die Verdickung des Mundsaums kaum wahr- nehmbar. XXIII. Cyclostoma Drap. 70. Cyclostoma costulatum Rssm. Boettger I p. 41, in p. 149, VI p. 243, VH p. 192 und IX p. 154; Retowski, Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou 1888 No. 2 p. 9 und 12. Überall meist nur in kleinen Formen. Borshom (Leder, August 1886), in massiger Anzahl, Berg Guk im westlichen Kaukasus (Leder 1887), ebenfalls — 37 — nicht häufig, und in den Wäldern der 0 sehten -Fischt Gruppe (Leder 1887), ein Stück. Die Stücke vom Oschten-Fischt zeigen alt. 11, diam. 11 mm; alt. ap. 6^4, lat. ap. 5^2 mm, die vonBorshom alt. 12V2— 13V2, diam. 12—13'l> mm; alt. ap. 6^/4—7^2, lat. ap. 6V2— 6^/4mm und die vom Berge Guk alt. 13V'2, diam. I3V2 mm; alt. ap. 8, lat. ap. 7 mm. XXIV. Pisidium C. Pfr. 71. Pisidiuni Casertanum Poli typ. und var. fontinalis P. Boettger II p. 412 (fossarinum), VI p. 261 (fossarinum), VII p. 197 (var.) und IX p. 156. Borshom (Leder, August 1886), nur ein halbes Schälchen der typischen Form. — Alt. 2^/8, long. 3^/8 mm. Helenendorf (Leder, September 1886), sehr häufig in der var. fontinalis P. — Alt. 4^/8 — 4^/4, long. 5^/4 — ö^/s, prof. 3^/8 — 3V2 mm. Prof. : alt. : long, wie 1:1,36:1,69, während var. fontinalis P. von Hall in Tirol z. B. das Verhältnis 1 : 1,47 : 1,70 zeigt. Verbreitet in der Krim, im westlichen Kaukasus, in Ar- menien und im Kuragebiet Transkaukasiens. Ich kenne die Art jetzt von x4.chalkalaki, aus der Kura bei Borshom, aus dem Araxes bei Külly, den Seen von Chosapinsk und Bogresch und von Helenen dorf. Der Pliocänsee des Rhein- und Mainthaies und die ehemaligen Mainläufe. Ein Beitrag zur Kenntnis der Pliocän- und Dihnäal-Zeit des westlichen Mitteldeutschlands von Dr. Friedrich Kinkeiin. Als ich vor Jahren aus der Schweiz, wo ich mit Anderen der Verbreitung der alten Gletscher nachgespürt hatte,*) nach Frankfurt verzog, war ich begierig zu sehen, welcher Art die Vorgänge hier im westlichen Mitteldeutschland zu der Zeit waren, da von dem Nordabhange der Centralalpen nördlich bis an den südlichen Fuss des Schwarzwaldes, westlich bis an den Jura und über manche Jurapässe hinaus, südlich bis in die Gegend von Lyon ein gewaltiger Eismantel ausgebreitet war, da über- haupt der Süden von Deutschland bis über den 48. Grad nördl. Breite unter einem solchen begraben lag — von Waldshut über Biberach, München bis zum Meridian von Salzburg und noch weiter östlich bis zum Meridian von' Enns. Zur selben Zeit war in ähnlicher Weise das landschaftliche Bild Norddeutschlands von dem gegenwärtigen verschieden. Die Eisdecke reichte in der Richtung West-Ost von Holland bis in's mittlere Russland. Der Ausgang dieser sog. Inlandseismasse ge- schah von dem Gebirge der skandinavischen Halbinsel und Finn- lands, und zur Zeit ihrer bedeutendsten Entwickelung reichte sie bis an den Nordfuss der mitteldeutschen Gebirge. Die Geologen bezeichnen die Zeit, da sich solches auf dem Boden unseres Vaterlandes zutrug, als die Diluvialzeit, und die aus jener Zeit *) Über die Eiszeit, zwei Vorträge. Senckenb. Ber. 1874/75. — 40 — stammenden geologischen Gebilde, die erratischen Blöcke, die fluviatilen und glacialen Ablagerungen, weil man sie von enor- men Fluten herbeigeschleppt glaubte, als diluvial. Bei Schilderung der Diluvialzeit im Untermaingebiete und in derWetterau können wir zeitlich weiter zurückgreifen. Diese Landschaften stellen nämlich in ihren geologischen Gebilden ein noch weiter in die Vergangenheit zurückreichendes, geschicht- lich Zusammenhängendes dar, als dies in den Alpen der Fall ist. Die geologischen Gebilde, welche aus der Zeit stammen, welche dem Vordringen des Eises unmittelbar vorausgeht, fehlen in den Alpen; es ist daselbst eine Zeit der Denudation. In den Alpen bricht die Eiszeit scheinbar katastrophenartig hervor; dort scheinen den diluvialen Glacialgebilden zeitlich zunächst liegend die überreichen Reste der Öninger Flora und Fauna aus derOber- miocänzeit, da noch ein gemässigt warmes, fast subtropisches Klima im südlichen Deutschland und der Schweiz herrschte. Auf der Südseite der Alpen zwar sind zu Anfang der siebenziger Jahre marine Pliocänkonchylien mit Moränenschutt gemengt an mehreren Orten aufgefunden worden. Sie lieferten so den Beweis, dass dort die Eisperiode, das Vorrücken der Gletscher, unmittel- bar dem Pliocän auf dem Fusse folgte.*) 01)erpliocänzeit. Die Tief bauten der letzten Jahre in hiesiger Gegend, besonders die Mainkanalisation, die Aushebung des Klärbeckens und die Bohrungen für die Stadtwald- Wasserleitung Hessen Ab- lagerungen **) erkennen , welche den diluvialen ebenfalls un- mittelbar vorausgehen. Im Klärbecken und in der Höchster Schleuse enthielten sie Überreste einer Flora, die hauptsäch- lichaus Früchten und Samen, aus Baumstämmen und Zweig- stücken bestehen : die zarteren Blätter sind darunter nur wenig vertreten. *) Kütimey er, Über Pliocän und Eisperiode 1875-, Kiukelin, Über die Eiszeit 1874/75, p. 32 if . Siehe auch K e i 1 h a c k , Über präglaciale Süss- wasserbildungen, Jahrb. d. preuss. geol. Landesanst. für 1882, p. 132—172. **) Die Pliocänschichten im Untermainthal, Senckenberg. Ber. 1885. p. 200—235. — 41 — Mit dieser Vegetation schliesst die Tertiärzeit ab, die in früheren Abschnitten in unserer Gegend tropische und sub- tropische Landschaftsbilder entwickelte. Dieselbe leitet aber auch eine sehr verschiedengeartete ein. Doch sprechen wir vorerst von den Sedimenten, welche Piiocänschicii- a im Unte mainthal. jene Reste bargen , um dadurch bezüglich der Verteilung von Land und Wasser ein Bild unserer Landschaft zu jener Zeit zu gewinnen. Es sind graue, zum grossen Teil feine, kalkfreie, meist glimmerreiche Sande, welche, unter den Diluvialanschwemmungen gelegen, die Scholle zwischen dem Sachsenhäuser Berg und den alten Tertiärthonen bei Flörsheim erfüllen. Über ihre Mächtigkeit hat neuestens (Dezember 1887) eine Bohrung in Goldstein-Rauschen, etwa 4 km westlich vomLouisa- basalt, Aufklärung gebracht; sie wurde nahezu 80 m tief ge- führt. In dieser Tiefe, also nur etwa 10 m über dem Meeres- spiegel, liegen nämlich die Pliocänschichten unmittelbar auf Basalt auf. Die südliche Ausbreitung*) dieser Sande mit eingelager- ten, sich auskeilenden Thonlinsen ist nicht bekannt; ihre Nord- grenze bezeichnet die Verwerfungslinie, welcher ziemlich genau der Main zwischen Höchst und Flörsheim folgt. In einer nach drei Seiten scharf begrenzten Senke liegen also hier diese jüngsten tertiären Absätze. Dieselben Sedimente erfüllen auch in ihren oberen Lagen die schmale Scholle, welche westlich von den Steinheimer Aname- siten, östlich von dem krystallinischen Massiv bei Aschaffenburg und den letzten Resten des Zechsteines bei Hanau begrenzt ist. Diese Thatsache, welche meine Bestimmung des Alters der Floren von Seligenstadt und Gross-Steinheim**) bestätigte, konnte ich *) Sog. obertertiäre Sande führte C. Koch noch von Mosbach als Liegendes des Taunusschotters an ; dieselben scheinen nach ihrer lithologischen Beschaffenheit vom selben Horizont wie die Bad Weilbacher, Eaunheimer. Höchster etc. Sande. Dass dies auch von den sog. obertertiären Sanden von Mainz, Gonzenheim und Weisenau gilt, ist wahrscheinlich. **) Seuckenb. Ber. 1884, p. 172—174. — Sektion Offenbach geolog. Spezialkarte, p. 26 Anm. Nach einer Notiz von C. Rössler aus dem Jahre 1863 existiert auch ein schwaches Braunkohlenlager am rechten Ufer des Mains bei Gross-Krotzeuburg zwischen Kahl und dem Dorf; es geht am Ufer unter — 42 — gelegentlich eines Besuches des Hanauer Museums konstatieren. Es sind dort, ähnlich wie im Senckenbergischen Museum betreffs der Stadtwald-Bohrungen, Profilzeichnungen aufgestellt über die gelegentlich des Brückenbaues über den Main 1871 vorgenomme- nen Bohrungen ; ein ebenfalls vom damaligen Eeg.-Baumeister Zimmermann zusammengestellter Miniatur -Bohrkern zeigt deutlich, dass die Gesteins-Beschaffenheit sowohl, wie die Art der Schichtenfolge, auch die Einstreuung von Braunkohlen- schmitzen, voll und ganz mit den Ablagerungen aus dem vorhin beschriebenen, westlicher gelegenen Pliocänbecken übereinstimmt. Es hat also hier eine ähnliche Schichtenstörung wie an der Louisa stattgefunden — ebenfalls längs eines von Nord nach Süd laufenden Bruches, der zwischen Hochstadt und Hanau durchgeht. Man darf es wohl als sehr wahrscheinlich bezeichnen, dass diese Schichtenstörung, nämlich die Senkung der schmalen östlichen Scholle, mit den aus lokalen Spalten hervorgequollenen Anamesit- Ergüssen, welche sich ostwestlich von Gross-Steinheim bisDietes- heim erstrecken, in Beziehung steht, und dass die Dislokations- linie mit diesen Spalten örtlich zusammenfällt. Ich meine, dass die zur Miocänzeit durch Basaltausbrüche sich kundgebende Schichtenstörung sich auch später und zwar durch Senkung der einen an die Dislokationslinie stossenden Scholle geäussert hat; ist es doch auch anderwärts*) konstatiert, dass Spalten auch in späterer Zeit als der ihrer Bildung für den Schichtenbau von Bedeutung sind. In meinem Vortrage über die Geologie der unteren AVetter- au etc.**) schilderte ich die hauptsächlich in nordsüdlicher Rich- tung geschehenen, durch Längs- und Querbrüche indizierten Dislokationen. Mit Obigem ist der Nachweis geliefert, dass auch von West nach Ost. zwischen Taunus und Spessart, unsere Landschaft eine arg zerstückelte, aus mindestens drei Wasser zu Tage und erstreckt sich gegen den Oberwald. — Die Bohrungen auf Braunkohle, vor einigen Jahren von Dr. K. Mitscher lieh ausgeführt, sind nach seinem Bericht auf der rechtsmainischen Seite (Königreich Bayern) resultatlos gewesen. (Gewerbehlatt f. das Grossh. Hessen 1884, Nr. 2.) *) Liebe, Übersicht über den Schichtenaufbau Ostthüringens, p. 69. Abhandlungen der preuss. geolog. Landesanstalt 1884. **) Jahrbuch des Vereins f. Naturk. in Nassau 1886, Bd. 39 p. 55. — 43 — Teilschollen bestehende Scliolle darstellt, deren westliche und östliche von gleichen Ablagerungen erfüllt sind, während die mittlere, auf welcher Frankfurt und Offenbach stehen, nur aus den mittleren und unteren Tertiärschichten besteht, welch' letz- tere das Eotliegende als unmittelbar Liegendes haben. Diese mittlere Scholle trägt demnach keine jungtertiären Schichten; unmittelbar liegt das Diluvial -Gerolle und der Löss auf den miocänen Kalken der hohen Strasse und der Höhe von Oberrad- Sachsenhausen. Es möchte so den Anschein gewinnen, als stellten jene beide Senken durch die mittlere Scholle getrennte Becken dar. Bei der absoluten Gleichheit der lithologischen Beschaffen- heit der in diesen Becken abgesetzten Schichten sieht man sich begreiflicher Weise nach einer möglichen Verbindung der- selben um. Wir werden aus dem Folgenden erkennen, dass derPliocän- see von solch' allgemeiner Ausdehnung war, dass er die weite Gegend zwischen Spessart und Taunus ausfüllte, und dass es eben jene zwei Senken sind, welche die pliocänen Ablagerungen konservierten, während sie auf der mittleren Scholle etc. der Abschwemmung erlagen; sehr wahrscheinlich ist, dass, da die Senkung schon zur Pliocänzeit begonnen hatte, die Pliocänsande und -Thone auf der mittleren Scholle an sich nicht so mächtig wie in jenen Senken zum Absatz gekommen waren. Was nun den Ursprung der pliocänen Sande betrifft, so lässt sich voraussetzen, dass der naheliegende, im Westen fast nur aus Buntsandstein aufgebaute Spessart jedenfalls in den östlichen und mittleren Partieen jenes See's die hauptsächlich- sten Beiträge für die Absätze daselbst geleistet hat. Einen direkten Beweis lieferte der Brunnenschacht in der Gries- heimer Fabrik; es fand sich hier eine Schichte mit gröberen Kiesstückchen, unter welchen noch nicht entfärbter Buntsand- stein zahlreich ist; die nicht sehr seltenen Lyditstückchen in der- selben Schichte können, ihrer Beschaffenheit nach zu urteilen, auch aus der oberen Wetterau gekommen sein. In dem schon vor- hin erwähnten Bohrloch in Goldstein-Rauschen fanden sich sogar in einer der tiefsten Pliocänschichten, welche im Sand grobe starkgerollte Geschiebe zahlreich enthielt, neben den vorherr- schenden weissen Quarzkieseln grössere Buntsandstein-Gerölle. — 44 ^ Auch die häufigen Glimmerblättchen in den Sanden bestärken uns in obiger Voraussetzung. Das Gebirg im Westen, der Taunus, ist jedenfalls nicht die Ursprungsstätte dieser charakteristischen Flitterchen. Die weissliche oder graue Färbung der also z. T. aus dem Buntsandstein stammenden Sande, ich meine das Verschwinden der roten Farbe derselben, erklärt sich unschwer aus der redu- zierenden Wirkung der denselben beigemischten organischen Reste, wodurch Eisenoxyd zu Eisenoxydul sich wandelte und dadurch in kohlensäurehaltigem Wasser löslich wurde. Solche Auslaugungen von mit Eisenoxyd gefärbtem Sandstein kann man hier u. a. am Dattenfelder Hof und bei Gronau beobachten. Kleinere und wohl auch ziemlich träge Flussläufe, die ihren Ursprung im westlichen Spessart hatten, haben also wohl einen grossen Teil der pliocänen Sande und Thone herbei- geschafft. Je weiter westlich die jüngsten Tertiärablagerungen ge- legen sind, desto mehr finden sich Beweise, dass, was sich frei- lich von selbst versteht, auch der nahe Taunus Beiträge zur Ausfüllung jener Becken geliefert hat. Schon im Klärbecken fielen grössere, nicht stark abgerollte weisse Quarzkiesel auf, und bedeutend hatten solche in den Sanden von Raunheim zu- genommen. Setzen wir von der Schleuse, in deren Baugrube diese aus weissen Quarzkieseln sich susammensetzende Schicht*) auf- fiel, über den Main, so werden wir unser Ziel — den Bruch oberhalb des Bades Weilbach — schon in einer kleinen halben Stunde erreichen. Hier, dem Taunus noch näher und etwa 40 m höher als in der Raunheimer Schleuse, sind ebenfalls jene mit weissen, wenig abgerundeten Quarzkieseln durchspickten Sande und zwar wie dort auch mit sandigen Thonen und reinen fetten Thonen wechsellagernd. Das Liegende dieses Schichtencomplexes, das weder in Raunheim noch an irgend einer der genannten Pliocänlokalitäten — mit alleiniger Ausnahme der Bohrlöcher a**) und N im Frankfurter Stadtwald, wo das Liegende eine Basaltdecke ist — erreicht wurde, ist oberhalb Bad Weilbach der mit Milliarden von Hydrobien erfüllte kreidige miocäne Kalk. *) Pliocänschichten etc. Senekenb. Ber. 1885, p. 215. **) Senekenb. Ber. 1885, p. 202. — 45 — Der Unterschied zwischen den Sedimenten der Raunheimer Schleuse und des Bad Weilbacher Bruches liegt nur darin, dass jene noch durchaus lockere Sande sind, während diese zum Teil von infiltriertem Kalk zu plattigen oder auch knauerartigen Konglomeraten verkittet sind. Erinnert die Grösse der Trümmer daran, dass wir uns wohl nahe dem Ufer des Seebeckens befinden, in dessen Tiefe die feinen grauen Sande und zarten kalkfreien Thone liegen, so fordern sie geradezu auf, dieses Ufer nun auch aufzusuchen. Doch zuvor wollen wir uns inKürze mit noch einem Becken oberpiiocän in dei- Wetterau. bekannt machen, dessen Ausfüllung, nach den dann besonders bei Dorheim aufgefundenen Pflanzenresten zu urteilen, derselben Zeit angehört, welche auch die Senken südlich des Mains füllte. Dass die Ausfüllung dieses Beckens der Oberpliocänzeit an- gehört, beweist auch die Schichtenfolge. Durch Bohrungen etc.*) ist es nämlich erwiesen, dass die Wetterauer Braunkohlenthone auf Basalt liegen, w^elcher die Miocänablagerungen von Fauer- bach II bedeckt. DiesesBecken liegt in der mittleren Wetterau, reicht aber bis Hungen und ist auch fast allenthalben von Basalt umgeben. Die Sedimente, in welche hier die Pflauzenreste im Betrag bau- würdiger Flötze eingebettet liegen , sind daher im Wetterauer Becken zum grossen Teile aus der Zersetzung des Basalts her- vorgegangene Thone. Während die Braunkohlenlager von Dorheim, in welchen R. Ludwig vor Jahren mancherlei Früchte etc.**) auffand, völlig ausgenommen sind, ist dagegen die Ausbeutung dieser jungtertiären***) Braunkohle bei Ossenheim , Dornassenheim, Melbach, Bauernheim, Berstadt noch immer eine sehr ergiebige. *) Ludwig-, Geologische Spezialkarte des Grossherzogtums Hessen. Sektion Friedberg, p. 35. **) Ludwig, Fossile Pflanzen aus der jüngsten Wetterauer Braunkohle. Palaeont. V. Bd., p. 81—110. ***) Rolle hält es für nicht unwahrscheinlich, dass hei Ober-Erlenbach eine jüngere Kohle (Falkensteiner Mühle) auf der älteren aufliegend vorkommt, und dass erstere ungefähr das Alter der Dorheimer habe; auch scheint es ihm zweifelhaft, dass jene den Cyrenen- oder Cerithienschichten angehöre, vielmehr vermutet er im Liegenden jener Kohlen eher die oberen thouigen Schichten der Litorinellenzone, da er keine Konchylien jener älteren tertiären Horizonte fand. N. J. f. M. 1877, p. 781. — 46 — Die Sohle des Beckens beschreibt Ludwig in folgender Weise : „Die Unebenheiten der Kohlensohle sind oft graben- förraig. ähnlich den Spuren früherer Flussbette; in manchen Fällen bilden sie aber auch rings geschlossene Mulden mit steilen Wänden, kraterartige Vertiefungen." Die Entstehung dieser Depressionen denkt sich Ludwig durch Stoff verlust ge- legentlich der Auslaugung der Basalte seitens heisser Dämpfe und Säuren veranlasst, so dass die anfangs durch die Basalt- lager erhöhte Fläche eine Mulde mit zahllosen Unebenheiten bilden musste. In ihnen sammelten sich dann die heissen Wasser, in welchen Sumpfpflanzen wuchsen und zu Boden sinkend den Basaltthon mit Moder und Torf überdeckten. Am Ufer wachsende Bäume stürzten verfaulend ein oder wurden durch einmündende Flüsschen eingeschwemmt, Regengüsse trans- portierten den Abgang der Ufergesteine auf die Torflager; der Basaltthon bildet Schlammkeile, zunächst den Ufern dicker, nach der Mitte der Mulde verlaufend, und bewirkt, den kohli- gen Niederschlägen beigemengt, im allgemeinen deren hohen Aschengehalt. Die Natur der Ablagerungen ist also vorherr- schend durch die in der Wetterau und dem nahen Vogelsberg ausserordentlich ausgebreitete Basaltdecke bedingt. In Rücksicht auf den Zusammenhang mit anderen gleich- alterigen Sedimenten ist es von besonderem Interesse, dass „an verschiedenen Stellen, besonders aber dem Ausgehenden ge- nähert, zwischen den Kohlen taube Mittel von Sand oder san- digem Letten liegen, welche aber auch tiefer im Innern des Flötzes angetroffen werden". Südlich von Ossenheim, in dessen Nähe das südliche Ende des Wetterauer Braunkohlenbeckens gelegen ist, erhebt sich ein bewaldeter Hügel; auf seiner Nordseite, also dem Dorfe zu- gekehrt, ist er angeschnitten ; hier, nur 10 Minuten vom Ossen- heimer Werk entfernt, bietet sich ein Schichtprofil,*) das, mehr oder weniger modifiziert, doch so viel Charakteristisches hat, dass es in weiter Ausdehnung immer als dasselbe er- kannt wird. *) Es sind feine, weisse oder auch bräunlich gebänderte Qnarzsande, welche zerstreut und nesterweise Quarzgeschiebe eingelagert enthalten, und iu welchen kleine Thonlinsen oder auch durchziehende Thoue von weisser, gelber und hellgrauer Farbe liegen. __ 47 — Gerade dieses Ossenheimer Profil hat aber denselben Wert für die Verfolgung der Pliocäuschichten überhaupt, wie das- jenige von Bad Weilbach, mit dem es in seiner Zusammen- setzung grosse Ähnlichkeit hat ; es steht in engstem Zusammen- hang mit Ablagerungen, die ebenfalls durch ihre Fossilien das jungtertiäre Alter bezeugen. Es kann bei unserer übersichtlichen Darlegung nicht am Platze sein, diesem Schichtkomplexe schrittweise zu folgen. Nur in Kürze wollen wir die mannigfaltige Entwickelung dieser Tertiärschichten und ilir Gemeinsames, dann ihre Ausdehnung dem Taunus entlang und die Vorstellung, die wir über ihre Entstehungsgeschichte gewonnen haben, darlegen. Eine Tour, von Ossenheim oder Friedberg (zwischen Fried- berg und Oberwöllstadt) ausgehend, über Obermörlen (an der Weinstrasse), nun südlich am Taunusrand entlang, vorbei un- mittelbar ausserhalb Ockstadt, nach Ober- und Nieder-Rosbach, dann nach Köppern und Holzhausen (Weinstrasse), endlich über Seulberg und Friedrichsdorf, oder eine solche von Bad Weilbach über Marxheim (Wassereinriss oberhalb des Ortes) und Hofheim nach der sog. Hornauer Bucht, wo gerade diese Schichten vielfach aufgedeckt sind, wie z. B. vor Hofhausen vor der Sonne und an der Fabrik der Gebrüder Sachs, dann über Niederhofheim (nordwestlich der Wilhelmshöhe) nach Soden, führt die Eigen- artigkeit des pliocänen Schichtkomplexes*) deutlich vor Augen. Neben dieser Eigenartigkeit der Pliocänschichten. die aus Pi'ocän am ,, . IT Taiimisrand. früherer Zeit ihres Gleichen kaum haben, bietet auch die Schichtenfolge mehrfach Gelegenheit zur Kontrole, dass wir wirklich die den Raunheimer und Bad Weilbacher Schichten gleichalterigen Ablagerungen vor uns haben. Dies kann z. B. auf der zuletzt angedeuteten Tour zwischen Münster oder Niederhofheim und Soden geschehen. Kaum zehn *) Diese am westlichen Rand der Wetterau längs des Taunus gelege- nen Sande mit eingelagerten Thonen hat Ludwig als Dünensande gedeutet und mit den Münzenberger Sauden identifiziert. Rolle erkannte schon die- selben als über der sog. Litorinellengruppe und über dem Basalt liegend und hat bezüglich dieser Identifizierung Bedenken geäussert. N. J. f. Min. 1877, p. 781—783. Die Beschreibung des pliocänen Schichtkomplexes gibt er beson- ders deutlich bei Besprechung des Braunkohlenvorkommens bei Seulberg, eben- daselbst, p. 774—777. — 48 — Minuten hinter Niederliofheim trifft man links von der Strasse nach Soden im Acker Kalkstein und, etwas den Hügel auf- steigend, auch einen kleinen Kalksteinbrucli , dessen Material sowohl durch sein Aussehen, wde durch seine Fossilien sofort als miocäner Corbiculen- oder Hj^drobienkalk erkannt wird. Weiter hinauf fallen dünnplattige, eisenschüssige Sandthone im Weg und auf den Äckern auf, welche anderwärts durch ein- geknetete Quarzkiesel als ausserordentlich feste Quarzkonglome- rate erscheinen. Längst hat uns aber schon der blendend weisse Sandthon mit seinen weissen Quarzkieseln entgegengeleuchtet. In zwei Gruben wurde hier der ihm eingelagerte grauliche Thon gegraben ; derselbe stimmt auch in den geringfügigsten Charak- teren mit dem Thon aus der Bad Weilbacher Grube überein; man beobachtet auch die schwefelähnlichen Streifen, die jenen durchziehen; die sich aus diesem Thon ausscheidenden Gips- krystallzwillinge *) erinnerten mich an einen Fund, den ich vor Jahren in der Sohle der westlichen Mosbacher Sandgrube ge- macht habe, und der mir bis dahin unerklärlich war. Dass den obertertiären Sauden und Konglomeraten von Mosbach Thon eingelagert ist, hatte Koch nicht beobachtet. Zwischen Hofheim und Soden greifen die jungen Tertiär- ablagerungen weit in's Gebirg hinein ; sie füllen die sog. Hornauer oder Münsterer Bucht aus. Die Entstehungsgeschichte derselben hat Baron v. Rein ach bei Gelegenheit des Besuches der Natur- forscherversammlung auf seiner Villa auf dem Staufen dargelegt. Besonders das westlicheUfer ist zum Teil scharf markiert durch eine deutlich erkennbare, ziemlich senkrecht zum Streichen der gefalteten Taunusschiefer des Staufens geschehene Verwerfung, die sich in auffälligen, eine bestimmte Linie einhaltenden Ab- stürzen darstellt. Es stellt also wohl die Bucht eine Graben- senke dar, in welche die jungtertiären Gebilde eingeschwemrat wurden ; sie mag daher auch nicht viel älter sein als diese, wenigstens sind ältere Tertiärschichten bisher noch nicht kon- statiert; es müsste denn die Senke bis Soden reichen, wo, wie *) Es wird wohl an diesem Bestandteil liegen, dass der Thon oberhalb Soden zur Herstellung von Dachziegel, Backsteinen und Röhren nicht brauch- bar ist. — Andere Thone und Sandthone vom selben geologischen Horizont sind es, auf welche sich bei Münster (Gebrüder Sachs), aber auch bei Ober- mörlen (Otto Schulz) die Fabrikation feuerfester Thone gründet. — 49 — wir eben vorhin erwähnt, miocäner Kalkstein nnd wahrschein- lich auch Thon vom selben Alter mit Braunkohlen am Gebirg auf- und anliegt. Auf der Westseite der sog. Hornauer Bucht, in den be- waldeten Abhängen des Lorsbacher Kopfes etc. sind die Pliocän- schichten in mehreren Gruben in einer Höhe von 720' = 226 m angeschnitten. Auf der Ostseite reichen sie oberhalb Soden nörd- lich der Wilhelmshöhe nur bis ca. 600' = 190 m; im Thale da- gegen, etwa in der Mittellinie der Bucht südlich von Münster, in den Gruben der Fabrik feuerfester Steine liegt ihre Ober- kante nur mehr in 500' = 157 m. Die Bucht, deren Breite etwa 4 km beträgt, stellt somit eine flache Mulde dar. Ungefähr in der Mitte derselben zieht etwa NS ein schmaler Streifen Tauuusschiefer fast bis Münster; derselbe erhebt sich nicht bedeutend über die Thalebene und lässt auf seiner Westseite auch eine zusammenhängende, ziem- lich NS streichende Wand sehen. Der relativ grosse Unterschied in der absoluten Höhe der Pliocän - Schichten ist vielleicht dadurch erklärlich, dass die Münsterer Thongrube am Rand der Senke oder möglicherweise noch auf dem nicht dislozierten Gebirg unmittelbar liegt, wäh- rend die Grube hinter der Wilhelmshöhe, jedenfalls aber die- jenigen Gruben, welche Münster zunächst und südlich davon geöifnet sind, im Senkungsfelde liegen. In grösster Mannigfaltigkeit sind hier die Pliocänschichten entwickelt; eine regelmässige Schichtenfolge ist aber ebenso- wenig zu beobachten, wie dass die Quarzkiesel nach der Grösse oder nach der Entfernung vom Gebirg geordnet sind. Den Quarzkieseln ist überhaupt kaum ein Transport anzusehen. Von verschiedenen Seiten, zu Zeiten rascher, zu anderen Zeiten langsamer, führten die Wasser die im Gebirg liegenden Verwitterungsprodukte in das Becken oder in Buchten dessel- ben, wo sie dieselben, bedingt durch die Hemmung, welche das fliessende Wasser im ruhigen der Bucht erfährt, sofort oder wenigstens in geringer Entfernung vom Ufer fallen Hessen. So finden wir denn Quarzstücke zwischen zartem Thon liegen und, ohne eine Zeile einzuhalten, oft nesterartig im Sand. Sinniger Regen spülte aus den Verwitterungsrückständen den Thon zu Zeiten allmählich aus, so dass der Sand und die Quarzstücke 4 — 50 — liegen blieben, zu anderen Zeiten von beschleunigterem Wasser in's Becken entführt wurden : meist jedoch sind die Sande mit etwas Thon, die Thone mit feinem Sand durchmengt. Welche Mächtigkeit inmitten der Münsterer Bucht die Pliocän - Schichten haben, wäre interessant zu wissen. Ein Brunnenschacht wurde in der oben erwähnten Fabrik zwar bis 70' nass. = 21 m niedergebracht: welchem Horizont jedoch der in ca. 30' Tiefe beginnende, bröckelige, weisse, sandige Thon angehört, der mit 40' noch nicht durchbohrt war, kann ich nicht angeben, da er mir nicht vorlag, und die Beschreibung desselben hierzu nicht genügt. Auf der Tour von Hof heim nach Münster triift man vor dem Hofe Hof hausen vor der Sonne (Häuserhof) auf eine be- deutende Sandkaute, in welcher blendend weisser Sand, der durch Thon nur wenig gebunden ist und meist ein poröses, schwammiges Aussehen hat, in ca. 5 m hoher Wand ansteht. Nesterweise sind ihm die weissen Quarzkiesel eingelagert. Auch dieser rief eine alte Erinnerung wach an ein Gebilde, das mir bis dahin völlig rätselhaft und unverständlich war. Dasselbe ist von Ludwig und Koch als Cerithiensand auf der geologischen Karte koloriert. Es ist der weisse Sand auf der Südseite der hinter Kahlbach sich erhebenden Höhe, unmittelbar südlich des sog. Bommers- heimer Basaltes und des Braunkohlenschachtes ; er ist nur ober- flächlich blossgelegt, so dass man mit dem Spaten angreifen muss, um etwas tiefer liegende Schichten aufzudecken; diese entlialten denn auch wie die Häuserhofer Sande kantige Quarz- kieselchen. Der Sand wird dem Basalt aufliegen, wie sich dies ja auch in den beiden Bohrlöchern des Stadtwaldes a und N gezeigt hat. So klären sich bei Erweiterung des Gesichtskreises allmählich rätselhafte Vorkommnisse auf. deren Eegistrierung und Bestimmung früher nicht gelingen konnte. Mehr Mannigfaltigkeit zeigen die Sedimente in der nur zehn Minuten von der Häuserhofer Sandkaute entfernten Fabrik feuerfester Thone; die Sande sind thonreichere . gebundenere Thonsande und Sandthone, sonst aber ebenso wie in allen Pliocänbildungen mit den kantigen, weissen Quarzkieseln regellos durchspickt. In diesen liegt nesterweise der hellgraue, auch rosa- oder fleischfarbige feuerfeste Thon. Setzen wir die Tour nördlich fort, so treffen wir die vorhin schon beschriebenen — 51 — Saudthone und Tlione /wischen Niederhoflieim und Soden in 600—610' Höhe. Eine Vai'iation in den Pliocänablagerungen tritt anf der weiten Strecke von Geisenheim am Rhein (Spitzenlehn) bis Okstadt und Obermörlen bei Nauheim in der Wetteran insofern anf, als, wie es sich aucli in der Hornauer Buclit eben dar- stellte, da nnr Sande, dort nur Thon, au einer dritten Lokalität auch reine Thone mit Sandthon anstehen, ferner die Sande an einigen Lokalitäten gelb oder i'ot gebändert, anch geflammt sind. Bei dieser weiten Verbreitung und gleichartigen Bildung Avirft sich die Frage auf. wie und besonders Avorans diese Sedi- mente entstanden und hervorgegangen sind? Wir wissen, dass zur Zeit, da jene Kalke von Soden und Bad Weilbach sich bildeten, das Mainzer Becken noch bis hoch am Gebirge hinauf mit schwach brackischem Wasser erfüllt war. Etwas später, zui- ]\Iittelmiocänzeit, scheint fast nur ein kleines Becken, die Wiesbadener Bucht, noch Wasser enthalten zu haben. Einschwemmung. Abfluss, Verdunstung hatten nach der Mittelmiocänzeit das Becken trockengelegt, und es ti'itt nun im (jebiete des ehemaligen weiten jMainzerbeckens vorerst eine Zeit der Verwitterung und später der Denudation ein. . Unsere Landschaft befindet sich heute unter ähnlichen Verhältnissen, wie in der Zwischenzeit zwischen dem Mittel- miocän und Oberpliocän. Wir beobachten, je nach der Unter- lage verschieden, als oberflächliches Gebilde ein solches, das nur durch Auslaugung des uriterliegenden Felsens entstanden ist. So ist auf abflusslosen Plateaux das Rotliegendes oder den Buntsandstein Bedeckende ein mehr oder weniger tiefer Sandboden; auf Tertiärkalk liegt ein eisenschüssiger Letten, der Rest des dem nun längst aufgelösten und entführten Kalke schon ursprünglich beigemischten Thones. Durch Frost und Regen, weniger durch Sauerstott' und Kohlensäure, zerfällt der Taunusschiefer zu grüngrauem Thon : eine ähnliche Geschichte wird der Geschiebelehm an den Taunushängen haben. Die trans- portierende Thätigkeit des Wassers muss in jeuer Zwischenzeit nicht bedeutend gewesen sein, so dass die Verwitterungsprodukte sich häuften , der Transport sich fast nur auf die gelösten Bestandteile der Felsarten beschränkte . und erst bei Zu- nahme der Niederschläge, als die Diluvialzeit näher i-ückte, 4* — 52 — die VerwitteruDgsrückstände , in's Becken entführt, dort zur Ablagerung kamen. Aus den bewaldeten Abhängen unter dem Lorsbacher Kopf westlich von Münster holen sich die Münsterer den Thon zur Backsteinfabrikation ; es ist eine weitausgedelmte, stark durch- wühlte Grube; sie liegt höher (720') als die nördlich der Wilhelmshöhe bei Soden gelegene. Was beim Aufstieg dahin schon auffällt, kann man in der Grube selbst im Profil be- obachten; es sind die eisenschüssigen Lagen, die in zwei bis drei Horizonten zumeist als ungemein feste, mit Brauneisen verkittete Quarzkouglomerate in diesen Thonen auftreten. Ein dritter Schichtenkomplex, es ist dies der den pliocänen Sauden und Thonen aufgelagerte, fällt besonders dadurch auf, dass die Sande mit grossen und kleinen stark gerollten Geschieben er- füllt sind, die, zum Teil aus ganz anderem Gestein bestehend, der Ablagerung auch ein recht verschiedenes Aussehen geben, als es in den Pliocänbildungen der Fall ist. Aber auch die Gesamt-Physiognomie dieser oberen Ablagerung ist eine total veränderte ; sie ist eine Terrasse, der das blendende Weiss der Pliocänsande und Konglomerate total abgeht. Übrigens tritt auch das Pliocän manchenorts in Gestalt gut geschichteter Sande mit gerollten Quarzkieseln auf; besonders nenne ich hiefür die Sande, welche man in zwei bis drei Gruben auf dem Wege von Schierstein nach Frauenstein auf der Höhe vor dem Gorother Hof trifft. Doch bevor wir uns in unserer Besprechung weiter wen- den, lassen Sie uns zur Orientierung des bisher ganz anders und auch in mehrfacher Art gedeuteten Schichtenkomplexes noch eine Tour unternehmen. Wählen wir als Ausgangspunkt Wies- baden. Es stellt sich hier ebenfalls eine Bucht dar, jedoch weiter als die Hornau-Münsterer. Östlich ist sie vom Cyrenen- mergel von Igstadt, westlich von denselben Schichten*) nahe dem Gorother Hof und von dem pflanzenführenden Schleich- sandstein**) zwischen Schierstein und Nieder-Walluf begrenzt, nördlich schliesst das Gebirg den Horizont ab, nach Süden öffnet es sich nach der Rheinebene und setzt sich fort zwischen Mainz *) Geologische Karte der Sektion Eltville. **) Erläuternng- zur Geolog. Karte, Sektion Eltville, p. 27—30. — 53 — und Biideuheim. Andere Scliiclitenstörungen in dieser Scholle werden wir später anführen. In der Folge werden wir den mittleren Teil dieser Bucht um der Mosbacher Sande willen stark frequentieren. Nun aber steigen wir vom Wiesbadener Bahnhof sofort die Bierstadter Chaussee hinauf. Fundierungen für Neubauten längs derselben las- sen uns den miocänen Kalk erkennen, und etwas unterhalb der Bier- stadter Warte (südwestlich davon) lassen uns wieder Thongruben einen Emblick in die oberen Partieen dieses geologischen Hori- zontes thun; man verwendet nämlich diesen Thon, der noch von einer kalkigen Bank überlagert ist. in den beiden Backstein- fabriken von Bierstadt zur Herstellung der Verblendsteine, die man an den Wiesbadener Bauten häufig sieht. Wir bewegen uns bald auf einem ebenen Plateau, das sich erst wieder hinter Bierstadt erhebt. Es sind auch hier Avieder Thongruben, die einen Anschnitt veranlassten; sie sind jedoch von ganz an- derem Ansehen als die eben beschriebenen, und noch mehr gilt dies von den übrigen Schichten , *) zu denen dieselben gehören. Das Hauptschichtenglied ist nämlich der uns nun von vielen Lokalitäten wohl bekannte weissliche Sandthon. Seine Oberkante liegt etwa in 630' über A. P. Wandern wir rein nördlich auf der Landstrasse dem Ge- birge zu, so beobachten wir in freilich viel bedeutenderer Ent- wickelung als in der Münsterer Sandgrube wieder die Fluss- terrasse aus geschichteten Sauden, gerollten Kiesen und sogar ringsum gerollten grossen Blöcken. *) Die lithologisclie Beschaffenlieit der Pliocäiischichten, soweit sie am Fuss des Gebirges liegen, siud treft'eud von Koch iu seineu Erläuterungen zu Blatt Wiesbaden, Eltville, Königstein, Hochheim beschrieben; ich kann also auch darauf hinweisen. K o c h bezeichnete sie mehrfach mit ba2 und hauptsäch- lich mit bßi. In letzterer Notierung wollte er iu ihnen eine versteinerungs- lose Strandform aus der Zeit des Cyrenenmergels verstehen, Hess es aber auch offen, ob sie nicht die Vertreter der Cerithien- und Corbiculaschichten seien. Die weissen Quarzkiesel glaubte er unmittelbar herrührend aus den höher liegenden, von ihm als thonige Meeressandschichteu bestimmte und mit ha-i bezeichneten Schichten ; es siud dies die höher am Hang oder sogar auf dem Gebirg selbst aufliegenden Pliocänschichten, die eben das unmittelbar Liegende der hohen Diluvialterrasse sind. Koch hat sie daher in Verbindung mit den sog. Strandgeröllen bai, von denen sie sich nicht bestimmt abgrenzen lassen, behandelt. — 54 — ^^'^^"^- Wie schon anfangs erwähnt, stammen alle die geologischen Gebilde, die wir bisher etwas eingehend besprochen haben, aus dem Ende der Pliocänzeit. so dass die zwischen der völligen Trockenlegung des Beckens zur Mittelmiocänzeit und der er- neuten Füllung desselben mit siissem Wasser gelegene Zeit zum mindesten das Obermiocän und I'nterpliocän umfasst, zumeist aber auch das Mittelmiocän. Auch am (Tebirgshang ist im Pliocän Braunkohle ein- gelagert ; vor ein paar Jahren fand in dei- Engelhard'schen Gerberei in Hofheim eine Brunnengrabung statt, wobei pliocäne Sandthone mit Braunkohlenschmitzen gefördert wurden. Aus jenen Zeiten sind uns wenigstens im nördlichen Teil des Mainzer Tertiärbeckens keine Ablagerungen erhalten, so dass die Oberpliocän-Sande oder -Thone im Becken unmittelbar auf ältere Tertiärgebilde zu liegen kommen — auf nnter- miocänen Letten, wenn nicht auf Basalt, in den Senkungs- feldern südlich des Mains, auf untermiocänen Kalkstein am Rande des Taunus, wo derselbe eben noch erhalten war; viel- fach greift aber die Denudation auch bis auf den C3'renenmergel, so dass die Pliocänbildungen nicht blos den untermiocänen und mittelmiocänen K'alkstein im Profil überlagern , sondern auch dem Cvrenenmeigel wenigstens unmittelbar anlagern — ein Grund, warum sie bisher so mannigfache Deutung erfuhren. Auch der marine Thon ist mehrfach nur von Diluvialschichten bedeckt; ob er aber schon zur Pliocänzeit blossgelegt wurde oder erst zur Diluvialzeit. ist nicht erwiesen. In der Ostricher Sandgrube ruht der pliocäne Sand sogar auf mitteloligocänem Meei-essand; dort ist nicht allein der Cyrenenmergel, sondern auch wohl der grösste Teil des Meeressandes zuvor abgewaschen worden. Decken wir alle Pliocän- und Diluvialablageruugen ab. so stellt die Oberfläche sich ungefähr so dar, wie sie vor der erneuten Füllung beschatten war. Hier blieben noch Reste von mittel- und untermiocänem Kalk oder Letten übrig, während anderwärts alle den Cerithienkalk oder sogar den Cyrenen- mergel überlagernden Tertiärschichten abgewaschen worden sind, ja sogar der Meeresthon blossgelegt ist, und auch der mitteloligocäne Meeressand mag schon am Taunushang manche Einbusse erlitten haben. Darauf legte sich das allmählich nach aussen geschwemmte A'erwitterungsmaterial des Gebirges, und OD zwar au den Ufergeliängen , wie auf der Solile des sich wieder mit Wasser füUendeu See's. Eine geologische Karte, welche die Verhältnisse zur Pliocänzeit darstellt, müsste dem- nach recht buntscheckig ausfallen : heute stellt sie jedoch ein nocli buntscheckigeres Bild dar. da ja noch das Pliocän und Diluvium hinzukommt, und an vielen Stellen die prädiluvialen geologischen Gebilde freigelegt sind. Diesen Umstand, dass der Oberpliocänzeit in unserer Land- seliaft eine vieltausendjährige Zeit der Verwitterung vorausging, müssen wir uns gegenwärtig halten, dann aber, dass die plio- cänen Sedimente nur Quarzsande und kalkfreie Thone sind. Das Auffälligste ist, dass zu diesen Sauden und Geschieben der Taunusquarzit, der, heute die höchsten Höhen des Taunus bildend, auch unter den Taunusgeschieben vermöge seiner ge- ringen Verwitterbarkeit die Hauptrolle spielt und meist fast aus- schliesslich dieselben zusammensetzt, keinen Beitrag leistete, dass einzig die das Gebirg sowolil in breiten Gängen, wie auch tausendfältig in Spalten- und Adernausfüllungen durchsetzenden kristallinen weissen Quarze sie bilden. Bis tief in's Innere haben die Atmosphärilien in jener Zwischenzeit das Gebirg gelockert, ausgelaugt, so dass nur mehr die unlöslichsten Bestandteile — wie Thon und Quarz — übrig blieben, das Gebirg gleichsam mit einem losen, dicken Mantel einhüllten und zum Transport bereitlagen. Diese Ablagerungen selbst, d. li. ihr grosser Betrag, führt uns sprechend vor Augen, welch enorme Verwitterung und darauf- folgende Abtragung das Gebirg erfahren hat, wenn seine Gang- quarze und die Quarzkörner, die doch nur einen kleinen Teil der Bestandmasse der Schiefer und Gneisse ausmachen , so mächtige Ablagerungen bilden , die seit ihrer Aufhäufung doch auch nicht unbedeutende Minderung erfahren haben. Das Klima, welches sich aus der Öninger Flora und der Eppelsheimer Tier- welt reflektiert, war ein mehr oder weniger feuchtwarmes ; das- selbe muss einer tiefgehenden Zerstörung günstig gewesen sein. Eine fast allgemeine Bewaldung scheint die Verwitterungs- produkte zusammengehalten zu liaben ; das allmählich niederere Klima wird dann die Wälder jener Zeit gelichtet haben. Welche bedeutende Umwandlung der Flora sich in dieser Zeit vollzog, erkennen wir aus dem Vergleich der aus früherer Tertiärzeit im ~ 56 — Mainzerbecken bekannten Floren oder aus dem Vergleich der Öninger Flora mit derjenigen, die wir in Bälde aus der Ober- pliocänzeit hiesiger Gegend schildern werden. Dass die transportierenden Wasser gegen Ende der Pliocän- zeit aber noch nicht von bedeutender lebendiger Kraft waren, erkennen wir daran, dass noch nahe dem Gebirge feine Sande und reine Thone sich absetzen konnten, und dass weiter ins Becken nur wenig grössere Geschiebe gelangten. Aus der absoluten Höhe der Absätze gibt sich das Niveau kund, bis zu welchem sich zur Oberpliocänzeit das Becken wieder gefüllt hat — zwischen Spessart und Taunus, die Wetterau hinauf. Nach AVesten habe ich bis Geisenheim, Rüdesheim die pliocänen Uferbildungen verfolgt. Es wird nun eine weitere Aufgabe sein, diese Sande etc. auch auf den tertiären Höhen Rheinhessens und weiter südlich aufzusuchen. piiocäii iu Es wird hier um deswillen schwer sein , die zwischen inrRhehithai'. F)iluv uud Miocäu liegenden Schichten zu gliedern, da die un- mittelbar die Kalke bedeckenden Schichten besonders im süd- lichen*) Teile Rheinhessens fluviatile Gerolle und Sande sind, welche man die in die Zwischenzeit zwischen Miocän und Plio- cän fallenden Eppelsheimer- oder auch Dinotheriensande nennt. Bekanntlich führen dieselben eine reiche und seltsame Säugetier- Fauna, während in den Obei'pliocänschichten bisher noch keine tierischen Reste**) aufgefunden wurden. Der Mangel an Fossilien kann aber doch allein nicht als Kennzeichen gelten. Einige Notizen, welche Lepsius in seinem „Mainzer Tertiär- becken" bei Schilderung der Dinotheriensande gibt, lassen aber doch hoffen, dass die Sande etc. aus der Oberpliocänzeit zu unterscheiden sind. Erweist u. a. auf Brauneisen -Versinterungen hin, wie sie in Rheinhessen und am Taunusrande, in grossartigster Weise aber zu Battenberg bei Dürkheim a. d. Haardt erscheinen. *) Aus dem nördlichen Teile Rheiuhessens scheinen nur die in einigen Thonbänken pflanzenführenden Saude von Laubeuheini als Dinotheriensande und zwar nach der Angabe von F. Volt z durch einen Dinotherien-Backeuzahn gewährleistet zu sein. A. Grooss bemerkte zwar (Erläuterung zu Sektion Mainz, p. 69), er habe solche Blätterabdrücke nicht auffinden können. **) In den Konglomeraten von Bad Weilbach sind unbestimmbare Knoclien- stücke gefunden worden. — 57 — Scliuu A. Grooss liat in seiner Erläuterung zur Sektion Mainz 1867 Sande, welche in dieser Sektion auf den Litorinellen- kalken der rlieinliessischen Hochebene abgelagert sind, als Pliocänsande bezeichnet; Lepsin s hat sie in seinem Mainzer Tertiärbecken 1883, p. 148, zu den Dinotheriensanden gezogen. Ich habe mich u. a. oberhalb Ober -Ingelheim überzeugt, dass diese Sande mit eingelagerten Kiesschichten lithologisch voll- ständig gleich sind denjenigen, welche gegenüber am Taunusrand liegen. Bei Frauenstein liegen sie auf Cyrenenmergel, bei Ober- Ingelheim auf Litorinellenkalk. Der zeitliche Unterschied der Ablagerung des Litorinellenkalkes und der Pliocänsande gibt sich sprechend in folgenden Verhältnissen zu erkennen. Eine Schlote im Litorinellenkalk zeigte den Litorinellenkalk-Bänken diskordant aufgelagerte grobe Gerolle von Litorinellenkalk; darauf folgen auf den beiden Seiten der Schlote die pliocänen Quarzgeschiebe, welche den hellgelblichen, etwas dunkler ge- Üammten feinen Quarzsand umschliessen , welch letzterer auch manchmal von Kiesstreifen durchzogen ist. Gerade die Be- schreibung von Lepsius, p. 148, lässt recht deutlich die Übereinstimmung dieser Schichten links und rechts des Rheines erkennen. Bei Dürkheim in der Pfalz ist aber das Oberpliocän durch sein Leitfossil, die Pinus Cortesii Ad. Brong. *), mit aller Sicher- heit konstatiert, so dass es um so wahrscheinlicher ist, dass sich die Oberpliocänschichten in der Pfalz einerseits und am Taunus und im Rheingau andererseits über Rheinhessen die Hand reichen, als auch die Schichtenfolge, welche Laubmann**) be- schreibt, derjenigen in den pliocänen Senken des Untermainthaies entspricht; denn auch bei Dürkheim bestellen diePliocänschichten aus einem vielfachen Wechsel von Thon und Sand, der aus dem Buntsandstein hervorgegangen ist. Möglich also, dass auch die Sande und Tlione der Vorderpfalz, von Grünberg, Lautersheim, Battenberg etc. , welche Lepsius als westlich der Haupt- verwerfungsspalte gelegen erwähnte, hierher gehören. Die *) S a 11 (1 b e r g e r , Land- iiud Süsswasser - Kouchylieu der Vorwelt. 187Ü— 75, p. 771—774. **) L a u b m a 11 ii, Dürkheim mit seiner Umgebung, Jahresber. d. PoUichia 1868, p. 107 ff. — 58 — Mächtigkeit der liieiiier gehörigen Ablagerungen sei selir ver- scliieden, entsprechend der Entstellung durch Absatz in fliessen- den Gewässern und in einzelnen kleinen Teichen und Sümpfen. Eine andere Notiz von Lepsius scheint hier auch bemerkens- wert, dass nämlich die Dinotheriensande mit den auf der Bön- stadter Höhe zwischen Ilbenstadt und Bönstadt in der Wetteran auf dem Corbiculakalk aufliegenden Sand gleichen petrographi- schen Charakter liaben. Diese Sedimente bestehen aus einer Schichtenfolge von w^echselnd blaugrauen fetten Thonen und weissen iliessenden Quarzsanden und sind möglicherweise die östliche Fortsetzung der pliocänen Sande zwischen Friedberg und Niederwöllstadt , welche ähnlicli wie jene direkt von Löss überlagert sind.*) Die Lückenhaftigkeit der oberpliocänen Sedimente wird sich in diesem Teile des Mainzerbeckens ebenso erklären, wie in dem uns näheren Teile. Folgt doch ihrer Ablagerung die Zeit, in Avelcher Abschwemmung und auch Erosion in höchstem Aus- mass erfolgte. Aber auch ihre Mächtigkeit muss hierdurch ge- litten haben. Und doch präsentieren sich auch am Gebirgshange recht bedeutende pliocäne Profile, von welchen die 10 — 12 m hohen Sandwände in der Hallgartener und Ostricher Sand- grube erwähnt seien: in ersterer ist das Liegende nicht ein- mal erreicht. Teils waren es also diluviale Flüsse, die ihre Mächtigkeit minderten oder sie völlig beseitigten, teils sind es diluviale Schotter und Sande, welche sich auf sie legten und welche mit der Scholle, auf der sie lagerten, in die Tiefe sanken. Weiter siVdlich sind es die kalkfreien Quarzsande von Riedselz**) im Unter -Elsass. bei welchen noch keine sichere Altersbestimmung gelungen ist, welche möglicherweise — auch sie schliessen zarte Thone ein — in den Pliocänsee eingeschwemmte Sedimente sind. *) Bodeubcnder stellt übrigens diese Deutung der Bönstadtcr Sande in Abrede. (Inaug. Diss.) **) Andreae, Beitrag zur Kenntnis des Elsässer Tertiärs, IL Teil p. 228. Den Sanden sind avifs innigste mit ihnen verbundene Thone eingelagert, die aus dem höher und nälier dem Gebirge gelegenen Vorkommnissen nicht bekannt sind; in denselben linden sich ausser Braunkohlenstückchen Gras- und Dikotyle- donenblätter-Abdrücke (sehr selten). Der Schichtkomplcx reicht nach gütiger Mitteilung Andreae's etwas über 270 in. — 59 — Im Rheintlial, innerhalb des gTOSS.en Senkiingsfeldes, müssen die Pliocänschicliten in grosser Tiefe unter dem 100 und melir Meter mächtigen Diluv gesucht werden.*) Bei Lahr, östlich der Senke, wurde der Zahn eines Masto- don"^^*) gefanden, welches für das Pliocän kennzeichnend ist. Die Schwierigkeit, auf der Ostseite des Rheinthaies ausser- halb der Senke Pliocänschichten als solche zu erkennen , liegt darin, dass die Tertiärschichten, welche im Maingebiet das Liegende der Pliocänchichten sind, entweder nicht zur Ab- lagerung kamen oder nicht mehr vorhanden sind, so dass die- selben auf viel älteren Sedimenten liegen. Sie sind daher nur durch ihre lithologische Beschaffenheit oder als Liegendes des Diluvs zu erkennen. Vielleicht zählen auf der rechten ßhein- seite weisse feuerfeste Thone, welche mit weissem, feinem Quarz- sand vorkommen und von Benecke und Cohen von Wald- hiisbach zwischen Wiesloch und Heidelberg gesondert von den mit dem Löss zusammen besprochenen Diluvialthonen beschrieben worden sind, zu diesen jüngsten Tertiärablagerungen. Auch un- reiner Thone, welche das Hangende jener weissen Thone sind, wird hierbei gedacht. (Geognost. Beschreibung der Umgegend von Heidelberg, p. o77.) In dem von mir durchwanderten Gebiete habe ich die Eigentümiicii- Pliocängebilde ausserhalb und innerhalb des Gebirges in ver- ^änkiese etc° schiedenen Höhen gefunden , die giösste absolute Höhe scheint am südlichen 720' üb. A. P. = 226 m niclit zu überschreiten, im Becken .sind sie meist nicht unwesentlicli tiefer gelegen. Das fast völlige Fehlen von dem der Verwitterung doch auch sehr grossen AViderstand entgegensetzenden Taunusquarzit ist ein seltsamer Umstand, auf den ich schon hingewiesen habe. Er verdient um so mehr hervorgehoben zu werden, da der Taunus- quarzit heute und auch schon zur frühesten Diluvialzeit den *) Mit einem 175 m tiefen Bohilucli ist in der Eheinebene das Diluv noch nicht durchsimkeii worden. (Lepsius, Z. d. d. g. G. 1886, p. 681.) **) Eck, Geologische Karte d. Umgeh, von Lahr 1884, p. 101. K. V. Fritsch, Das Pliocän im Thalgebiet der zahmen Gera, Jahrb. d. pr. geol. Landesanst., p. 1884. In der Pliocänablagerung von Piippersrode wur- den u. a. auch Zähne vom Mastodun an-crncusi's gefunden, welche die Alters- bestimmung zu belegen geeignet waren; dasselbe gilt von einer Ablagerung bei Fulda. Z. d. d. g. G. 1876 u. 1878. — 60 — weitaus grössten Beitrag für die Schotter- und Geröllbildungen, die an den Abhängen des Gebirges liegen und von demselben ausgehen, liefert. Es hat darnach den Anschein, dass erst nach der Ober- pliocänzeit oder wenigstens erst zu Ende derselben*) grössere Partieen des Taunusquarzites durch die Denudation freigelegt waren. Ist diese Schlussfolgeruug richtig, so führte uns demnach ein ganz anderer Weg zu derselben Vorstellung, zu welcher C. Lossen**) durch gründliche petrographische Studien im linksrheinischen Taunus gelangte, dass nämlich die kristallinen Schiefer und Sericitgneisse den nördlich des Taunus entwickel- ten devonen Thonschiefern etc. entsprechen, und dass jene ihre kristalline Struktur besonders der intensiveren Gebirgsbewegung im südlichen Teil der rheinischen Devonschichten zu danken haben. Nun, wenn dem so ist, und die Studien in den Alpen, auch die Lossen's im Harz, führen zu derselben Theorie, die man als Dislokationsmetamorphismus bezeichnen kann, so wären die südlich gelegenen Schiefer und Gneisse jünger als der Taunus- quarzit, dessen Alter ja als unteres Unterdevon durch die Arbei- ten von C. Koch und E. Kays er festgestellt ist. Dann ist's verständlich, dass die Verwitterung der Phyllite, Sericitschiefer und Phyllitgneisse derjenigen des Taunusquarzites vorausging, und dass somit die Pliocängebilde nur aus den aus- gesüssten Silikaten derselben bestehen, denen wie im frischen Gestein noch die zerklüfteten Gangquarze eingelagert blieben, bis die transportierenden Wasser sie mehr oder weniger sonder- ten — völlig in den fetten Thouen und den mit Quarzkieseln durchspickten lockereren Sauden, nur zum Teil in den sandigen Thonen und thonigen Sauden. Da nun der Taunusquarzit die höchsten Höhen bildet, so ist er auch der Verwitterung am stärksten ausgesetzt, und wir *) In den oberen Pliocänschichten von Obermörlen bei Nauheim sind näm- lich schon etwas abgerundete Qnarzgeschiebe den auch hier weitaus vorherrschen- den kantigen Quarzkieselchen beigemischt. Ohne Weiteres dazu zu bemerken, erinnere ich nur daran , dass auch heute am nordöstlichen Ende des Taunus (Winterstein) von den Taunusgesteinen nur Taunusquarzit ansteht; erst bei Köppern steht noch Phyllit an. **) Geognostische Beschreibung der linksrheinischen Fortsetzung des Taunus etc. Zeitschr. d. d. geol. Ges., XIX. Bd. 1867, p. 662 No. 25. — 61 — wundern uns nicht, dass er im Diluv so sehr vorherrscht ; aber wir müssen uns darüber wundern , dass , wenn er die Sericit- schiefer überlagert, in den oberpliocänen Sedimenten fast keine Spur von ilmi aufzufinden ist. Ist in der eben dargelegten Schlussfolgerung nicht irgend ein Umstand ausser Acht gelassen, so würden wir zu der Ansicht Ludwigs zurückkehren, welcher bekanntlich durch Studien im nordöstlichen Taunus nachgewiesen zu haben glaubte, dass im Tau- nus der Taunusquarzit das tiefste Schichtenglied ist; wir müss- ten uns von der Vorstellung trennen, in die wir uns seit den Ar- beiten meines Freundes C. Koch ganz eingelebt haben, die in den Erläuterungen zu seinen geologischen Karten des Taunus nieder- gelegt sind. In dem neuedirten Blatt Feldberg, p. 13, teilt E. Kayser auch Daten mit, welche für die Auffassung Koch's sprechen, aber wohl auch anders zu deuten sind. Rolle z. B. sagt, die Hunsrückschiefer senken sich am Nordwest- Rand des Taunus bei Kloster Thron, Obernhain, Reifenberg u. s. w. unter das Gebirge ein und bilden sonach dessen tiefe- ren Grund. Um der Koch 'sehen Vorstellung über die Schichtenfolge im Taunus nicht ungetreu zu werden, könnte man, die Zusammen- setzung der Pliocänschichten zu erklären, eine andere Annahme geltend machen. Auf der Nordseite des Taunus liegt, wie wir eben angeführt, der Hunsrückschiefer unter dem Taunusquarzit und, wie Koch und Kayser annehmen, in überkippter Falte auf Taunusquarzit. Dieser Hunsrückschiefer, das Hauptschichtenglied im Huns- rück, ist ein von vielen Quarzgängen durchsetzter grauer Thon- schiefer. Wenn derselbe vor der Diluvialzeit noch den Taunus- quarzit überdeckend sich auf die Südseite fortgesetzt hat, so wäre dieser eventuell als die Quelle der Thone, Quarze und Sande anzusprechen. Erst nach seiner Abtragung auf der Süd- seite wäre er zur Diluvialzeit zum Vorschein gekommen. Diese Annahme stützt jedoch kein einziger Fund von Hunsrückschiefer auf der Südseite des Taunus — auch dort nicht, wo sich ältere tertiäre Ablagerungen im Taunus erhalten haben. So liegen die älteren tertiären Ablagerungen oberhalb Geisenheim über dem Kloster Notgottes eben nicht auf Hunsrückschiefer, sondern auf Phyllitquarzit. — ()2 — Der ganzen, aus der Zusammensetzung der Pliocänscliich- ten abgeleiteten Darlegung stellt eine gewichtige Thatsache entgegen: es ist dies das Vorkommen von Taunusquarzit so- wohl im mitteloligocänen Meeressand-Konglomerat vom Rotenberg bei Geisenheim , wie auch in dem E.otliegenden , das auf der Südseite den Taunusgesteinen zwischen Hoflieim und l^angen- liain anliegt. Es scheint mir nach alledem das einzig wahrsclieinliche — ich gestehe . es schien mir früher wenig glaublich — dass der Quarzit bei Ablagerung der Pliocänschi eilten ebenso in seine Körner aufgelöst Avar, wie die Schiefer und Gneisse dem Zerfall anheimgefallen waren. Lenken wir nach dieser Einschaltung wieder auf unser eigentliches Thema ein. j>er piiocänsee Sowohl aus der Schichteufolge, wie auch an dei- Hand der nnrt Te.rRhein-^^^^^'^^*^^^^*-'^' eigenartigen Beschaffenheit des pliocänen Schichten- tiinies. komplexes ist nun in weiter Ausdehnung der pliocäne Süss- wassersee erwiesen, der schon so oft behauptet w^urde, ohne dass man für dieses, ich möchte fast sagen, logische Postulat greifbare Spuren erkannt hätte. Weit in die Wetterau hinauf lehnte dieser See sich mit sei- nem West- und Nordwestufer an dasTaunusgebirg, z.T. sogar ins Gebirg selbst buchtenartig eingreifend: zahlreich sind die Loka- litäten. W'O sich diesen Ufern nahe Einschwemmungen erhalten haben : ei- dehnte sich bis zum Durchbruch des Eheines durch das rheinische Schiefergebirg. Ob er sich noch weiter Avestlich erstreckte, dafür besitze ich aus eigener Anschauung noch keine Anhaltspunkte, möchte aber eine Ausdehnung dieses See's für sehr w^ahrscheinlich halten. Sein östlichstes Ufer bildeten dei' Zechstein bei Hanau und die alten kristallinischen Felsen bei Aschaifenburg. Ln Thal und Hügelland der Wetterau und des LTnter- mainthales haben sich diese Sedimente fast nur in Senkungs- feldern erhalten : anderwärts sind sie durch die folgenden diluvia- len Fluten weggewaschen worden. Von zweifellos oberpliocänem . Alter sind nur noch die Kohlen und Sande bei Dürkheim an der Haardt. Es möchte aber doch als sehr wahrscheinlich bezeichnet werden dürfen, dass der See im Rheinthal, wenn solches auch noch nicht so tief sich gesenkt hatte, ausgebreitet war. — ()8 — AVas mag nun die erneute Füllung des Beckens bewirkt haben, nachdem viele Jcihrtausende hindurch dasselbe trocken lag, und ungehindert die Atmosi)härilien an der ehemaligen vSolile des brackischen Beckens ihre Kräfte üben konnten? Dass im westlichen Deutschland zur Oberpliocänzeit, also am Schluss der Pliocänzeit das Klima nicht unbeträchtlich sich erniedrigt hatte, und damit auch die atmosphärischen Nieder- schläge zugenommen hatten, dafür legt die Flora, die damals unsere Landschaft schmückte, beredtes Zeugnis ab. Alles, Vege- tation wie die Zunahme der Niederschläge , lässt das Heran- nahen der Diluvialzeit erkennen, in welcher die Niederschläge mehrmals, zwei- bis dreimal, ein Maximum erreicht haben. Für die vermehrten Niederschläge sprechen neben der be- deutenden, schon geschilderten Abschwemmung im Becken, die der Oberpliocänzeit vorausging, besonders auch die mächtigen plio- cänen vSedimente, Avelche sowohl die allgemeine Abschwemmung, wie die in Rinnen sich sammelnden Wasser aus dem Gebirge nach dem Becken transportierten. Die Mächtigkeit dieser Schich- ten ist in der Louisa - Flörsheimer Senke in einem Betrag von 80 m gefunden : dass dieser als Maxinialmächtigkeit nicht gelten kann, haben wir schon erörtert. Das Niveau des Beckens erreichte keine so grosse abso- lute Höhe, wie dies zur üntermiocänzeit der Fall war; dagegen war aber die Sohle bedeutender vertieft, so dass das Wasser- quantum selbst vielleicht grösser war. Der höchste Punkt der C'orbiculakalke im Gebirg — nur an einer einzigen Stelle ist derselbe der Denudation nicht erlegen — lässt uns wenigstens eine Minimalhöhe des untermiocänen Wasserspiegels des Mainzer- beckens erkennen. Dieser untermiocäne Eest liegt nach der geologischen Karte auf der Bubenhäuser Höhe oberhalb Kiede- rich südlich von Rauenthal in 853' =: 268 m über dem heutigen Meeresspiegel. Diese Kalke bilden also eine Pegelmarke aus der Zeit, da die Letten ins Becken eingeschwemmt wurden, aufweichen Frankfurt liegt. Dagegen haben die pliocänen Wasser nicht viel höher als 720' = 266 m über das heutige Meeres- niveau der Nordsee gereicht; dieses scheint die Maximalhöhe der Pliocänsedimente innerhalb des Gebirges (Münsterer Gemeinde- grube) zu sein. Der pliocäne Wasserspiegel lag somit etwa 42 m tiefer als der miocäne. — 64 — Um soviel mag sich die Abflussriiine, welche zur bracki- schen Zeit des Mainzerbeckeiis dasselbe mit dem Ozean in Zu- sammenhang erhielt und die allmähliche Zuführung des Salz- gehaltes aus dem Binnenbecken nach dem Meere, oder wie man sich auszudrücken pflegt, die Aussüssung ermöglichte, vertieft haben. Ich glaube — und es wird dies wohl die allgemeine Vorstellung sein"^) — dass die Rinne, welche auch heute die Wässer der nördlichen Schweiz und des südwestlichen Deutsch- landes dem Meere zuführt, schon zur Tertiärzeit ziemlich die- selbe Richtung besass. Auf das Resultat, zu welchem Penck in der Verfolgung von obermiocänen oder unterpliocänen**) Sedimenten gelangte, möchte aber hier wohl hinzuweisen sein, dass nämlich damals ein ähnlich grosses Quellgebiet wie heute dem sinkenden Rhein- thal seine Wasser zusandte. Nördlich der bayerischen Alpen be- wegte sich am Schlüsse der Obermiocänzeit, ostwestlich fliessend, ein breiter Fluss, der wohl die Alpen zwischen Salzburg und Enns verlassen hat; dort lagerte er nämlich seine groben Trümmer ab, während weiter westlich die feineren Sande und Mergel *) lu seiner Abhandlung „Über die Entstehung des Neuwieder Beckens" fasst Angeibis auf p. 15 Beobachtungen von v. De che n (Führer im Sieben- gebirg 1861, p. 160), Major v. Röhl und Krantz (Verhandl. d. natiuhist. Vereins für Rheinl. u. Westphal. 1859, p. 160) zusammen, welclie für den Ab- fluss des Mainzerbeckens in der Richtung des heutigen Rheinthaies sprechen. In den Kiesgruben zwischen Bonn und Godesberg wurden Mainzer Tertiär- fossilien, wie Ger. ^nargaritaceum, Cer. plicatutn, Cyrena convexa, Pedunculus obovatus, dann auch in den Kiesgruben bei Rheinbreitenbach Cer. margarita- ceum in grosser Menge gefunden. Krantz führt eine Reihe von Muschelkalk- Versteinerungen auf, die er in den Kiesgruben bei Godesberg fand. Nach Angeibis stammen sie aus grösseren Gesteinsblöcken her, welche das Mainzerbecken passierten. Dass solche aus dem Maingebiet stammen kön- nen , dafür spricht u. a. das wohlbekannte Vorkommen von zahlreichen Muschelkalkblöcken in der Mosbacher Terrasse. — Diese Funde alle und das Vorkommen von Granit, Porphyr, Melaphyr, Trachyt, Muschelkalk und Bunt- sandstein in den FlnssgeröUen gibt aber gewiss nur zu erkennen, dass der diluviale und nicht der tertiäre Rhein — wenn ich so sagen darf — im- gefähr dieselbe Richtung wie heute einhielt, dass also jene Geschiebe und Tertiär- und MuschelkaJkfossilien erst zur Diluvialzeit an ihre jetzige Lager- stätte kamen. **) Sandberger, Über unterpliocäne Flussablagerungen auf der bayer. Donauhochebene. Land- u. Süsswasser-Konch. d. Vorwelt, p. 656. — 65 ~ zum Absatz gelangten. Diesen weiter westlich drängenden Fluten schreibt nun Penck die Vorbereitung der Rheintlialfurche zu, in welcher sich heute der Bodensee dehnt. Trifft dies zu, so wären es neben den Abflüssen des südwestlichen Deutschlands nicht nur die Wasser, die dem nördlichen Abhang der Schweizer- alpen entströmten, sondern auch die Abwasser der Kalkalpen, welche sich schliesslich im Pliocänsee des Rhein- und Mainthales sammelten. Den sichern Nachweis für die Richtigkeit dieser Annahme können nur Sedimente im oberen Laufe des Rheins zwischen Basel und Mainz liefern , welche , die Diluvialbildungeu unter- lagernd, ein jüngeres als miocänes Alter haben. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch von Norden be- trächtliche Wasserzuflüsse stattfanden, da v. Koenen eben nörd- lich der Wetterau in der Nähe von Kassel fluviatiles Pliocän nachgewiesen hat (Nachr. d. kgl. Ges. in Gott. 1887, No. 7), und Bodenbender weisse Sande mit QuarzgeröUen über Wieseck nach Giessen , z. T. von diluvialem Schotter bedeckt , anführt (N. J. f. Min. etc. 1884, p. 17). Mag dem sein, wie ihm wolle, der Pliocänsee ist durch Absätze, denen der Kalk fast völlig zu fehlen scheint, erwiesen — durch Sedimente, deren Verbreitung und Hidienlage ebenso seine horizontale und vertikale Ausdehnung darlegen, wie ihr bedeutender Betrag die eben nicht kurze Dauer desselben. Werfen wir noch einen allgemeinen Rückblick auf die wanaiimgen mancherlei Wandlungen , die sicli während dei- Tei'tiärzeit im Tel-tiärbeckeu Mainzerbecken vollzogen haben. Die Entwickelung einer auf irgend eine Weise vom Meere abgetrennten Bucht in ein in der Folge mit brackischem, schliesslich mit süssem Wasser erfülltes Bassin erklärt, sich in folgender Weise. Allmählich müssen die atmosphärischen Niederschläge, un- mittelbar als Regen und Schnee oder als Bäche und Flüsse, von den umrandenden Gebirgen sich in's Bassin ergiessend, das salzige Wasser desselben verdünnen und dasselbe aussüssen, wenn solches unausgesetzt oder periodisch nach dem Meer abfliessen kann. Umgekehrt muss, wenn eine allmähliche Aussüssung statt- findet, ein solcher steter oder periodischer Abfluss erfolgt sein. — 66 — Dabei ist, also vorausgesetzt, dass die Verbindung zwischen der eliemaligen Bucht und dem tiefer liegenden Meer erhalten bleibt. Hiezu können verschiedene Momente beitragen, einmal die Erhöhung der Beckensohle durch mechanische Einschwemmungen, durch chemische Absätze und durch Reste von Organismen, die das Becken bewohnten ; dann dadurch dass der Zufluss von süssem Wasser den Betrag der Verdunstung übertrifft. Wenn aber der Betrag der Verdunstung die Menge der Wasserspenden übertrifft, oder die Tieferlegung der Sohle durch Senkung erfolgt, so kann doch der Abfluss dadurch erhalten bleiben, dass die Abflussrinne durch Erosion ausreichend vertieft wird. Der Abfluss kann dagegen hintangehalten werden durch verminderte Niederschläge im Becken und auf den speisenden Höhen, durch Steigerung der Verdunstung und endlich durch Tieferlegung der Beckensohle in Folge von Senkung. Mehr oder weniger haben alle diese Momente sich in der Entwickelung des Mainzerbeckens geltend gemacht. Im grossen Ganzen konstatiert sich durch die in den Ab- sätzen liegenden Organreste und das Niveau, in welchem jene liegen — von der Mitteloligocänzeit bis gegen das Obermiocän eine nur einmal unterbrochene Abnahme des Salzgehaltes, eine stete Zunahme der Sedimente, begleitet von Senkungen verschiedenen Grades, in allgemeiner und lokaler Aus- dehnung, eine Verminderung der absoluten Höhe des Wasserspiegeis, eine wohl ununterbrochene Verbindung des Beckens mit dem Meere und schliesslich ein vollständiger Abfluss resp. eine völlige Trockenlegung. So wurde das früher vom Wasser Bedeckte der Verwitterung ausgesetzt, und thatsächlich sind von den obersten Miocän- schichten nur mehr wenige Reste übrig, und wo sie in grösserer Menge noch erhalten blieben, liegen sie in einer Senke. Die Denudation triftet aber auch die tieferen, älteren und ältesten Tertiärschichten, für deren Erhaltung in grösserem Betrag eben- falls hauptsächlich Senkungen gesorgt haben. Die neue Füllung zur Oberpliocänzeit geschah nur vom Festland, also nur mit süssem Wasser. Sie ist begleitet von der Vertiefung der Abflussrinne und von bedeutenden Senkungen — ß7 — in einzelnen Teilen des Seebeckens, welche innerhalb der Senken zu vermehrtem Absatz Anlass boten. Noch einen Blick lassen Sie uns nach dem nördlichen Laimsee. Abfall des Taunus werfen. Dort war ehemals das sog*. Limburger Becken ausgebreitet, das heute von der Bahn durchmessen wird, und ebenfalls in weiter Verbreitung und bis zu bedeutenderen Hohen tertiäre Ablagerungen aufweist. Nach den kürzlich von E. Kays er publizierten Erläute- rungen zu Blatt Limburg, Eisenbach, Kettenbach und Idstein sowohl, wie auch nach meinen Erinnerungen an mit meinem verstorbenen Freund Dr. C. Koch gemeinsam unternommene Touren in diesem Gebiete, besonders aber nach dem, was ich bei neuerlichem Besuch dieser Landschaft beobachtete, stimmen diese Ablagerungen gänzlich mit den auf der Südseite des Taunus aus der Schichten folge erkannten Pliocänschichten überein. Es fin- den sich auch hier zumeist weisse Quarzsande und Kiese, in wel- chen der Gangquarz als fast ausschliesslicher Bestandteil auffällt, und in welche da und dort Thoue eingelagert sind. Nicht selten sind auch hier diese Sande und Kiese rot. gelb und braun gefärbt. Vielfach nimmt auch der Eisengehalt so zu, dass er ein festes Braun- eisencement bildet, welches die Kiesel, wie ich es aus der Münsterer Thongrube beschrieben haben, zu Konglomeraten verkittet. Diesen Konglomeraten würde jeder mit den lokalen Bildungen nicht Vertraute, verleitet durch die ausserordentliche Härte derselben, ein viel höheres Alter zuschreiben, um so mehr da aus älteren Tertiärschichten solche Konglomerate, in welchen neben oder an Stelle des Brauneisens auch Kieselcement tritt, bekannt sind; man nennt die letzteren in Sachsen, Thüringen und im niederrheinischen Tertiär auch Braunkohlenquarzite, diese Konglomerate überhaupt Knollensteine. Die lithologische Beschaffenheit kann somit niemals zu zuverlässiger Alters- bestimmung führen, dazu verschiedenen Zeiten dieselben Umstände sich zusammenfinden können, um übereinstimmende Gesteine entstehen zu lassen. Es seien nur ein . paar besonders tj^pische Aufschlüsse namhaft gemacht. Wenn man von Camberg kommend in Erbach, das Thal nach Schwickershausen rechts, die Landstrasse links lassend, 5* — 68 — den östlichen Hang ansteigt, wird man etwa 10 Minuten von Erbacli , von einer weiten , fast 10 m tiefen Sand- und Kies- grube überrascht, die, wohl ausgedehnter als diejenige bei Hofhausen im Hornauer Becken, fast dasselbe Bild darbietet; doch ziehen hier an mehreren Stellen lockere gelbliche Thone zwischen den blendend weissen, in den oberen Schichten auch wohl gebänderten, von Quarzstückchen durchspickten Sauden mehr oder weniger breit durch. Links des AVeges trift't man mehrere Löcher, aus welchen jener gelbliche Ocker für Weissbinder ausgebeutet wird — ein gefährliches Brod, wenn auch die stehenbleibenden Sande und Kiese nicht sehr beweglich sind. Weiter am Hang hin gegen Ober-Selters ei'kennt man bei einem verlassenen Schacht, dass diese Tertiärschichten unmittelbar auf Hunsrückschiefer aufrulien. — So auf der Südseite des Lahnbeckens, in etwa 700' Meereshöhe. In bedeutender Entwickelung kann man dieselben Tertiär- sedimente an der Nordseite des Lahnbeckens, etwa nordwestlich von Limburg zwischen Elz und Nieder-Erbach, beobachten, wo sie auf den Schichtköpfen der mitteldevonen Falten aufliegen. Bedeutend sind sie auch im Elzerwald, links der Strasse, wenige Minuten bevor man die Station Nieder-Erbach erreicht, auf- geschlossen. Die Höhenlage mag hier etwa 164 m über A. P. sein. Geringe Beimengung von Lyditen, die im Lahnthal z. ß. bei Weilburg auch als Mitteide vonsedimente auftreten, ist das einzige, was neben den milchweissen Gangquarzen, allerdings selten, zu beobachten ist. Die Sande werden für die Fabriken feuerfester Steine in Bendorf gegraben. Diesem Schichtenkomplex wird auch das schwache Braun- kohlenflötzchen zugehören, das nahe beim Einfluss der Elz in die Lahn im Bachbett der Elz ansteht. Leider fehlen, im Limburger Becken, oder sagen wir im Lahnsee, organische Reste ebenfalls völlig, wie in den am Südfuss des Taunus sich erstreckenden, lithologisch übereinstimmenden, pliocänen üfergebilden. Während aber die letzteren schon durch das Liegende ihrem geologischen Alter nach näher bestimmt sind, dann aber auch durch ihren Zusammenhang mit Becken- erfüllungen, in denen sich eine oberpliocäne Flora glücklicher- weise erhalten hat, des bestimmtesten als Sedimente in Buchten und am Ufer des Pliocänsee's sich ausweisen, fehlt für die — 69 — Tertiärschichten des Lahiisee's*) jeglicher unmittelbare Anhalts- punkt zur Bestimmung ihres geologischen Alters. Sie liegen, wie schon erwähnt, unmittelbar auf den Devonschichten auf. Lepsins**) ist der Ansicht, dass die Absätze des Lahnsee's mit den miocänen Ablagerungen im Westerwald und im Neuwieder Becken zusammenhängen. Ob diese Vorstellung zutriift oder diejenige, die ich eben dargelegt, welche sich auf die lithologische Uebereinstimmung mit den Pliocänschichten des Mainzerbeckens stützt, müssen die geologischen x4.ufnahmen nördlich und nord- westlich der Lahn klarlegen. Dass eine solche Übereinstimmung auf der Nord- und Südseite existirt, ist freilich leicht verständlich, da die betreffenden Ablagerungen die Trümmer desselben Ge- birges sind. Es sei hervorgehoben, dass wenigstens im Mainzer Tertiär- Fiuviatiie Becken ein so gearteter, des Kalkes völlig ermangelnder, ^"gli^X^'"" mächtiger und allverbreiteter Schichtenkomplex fast einzig dasteht. In der ganzen tertiären Schichtenfolge vom Mitteloligocän incl. bis zum Mittelmiocän incl. ist der kohlensaure Kalk das *) Eine gemeinsame Bildung auf beiden Seiten des Taunus sind auch die Eisen- imd Manganvorkommen ; sie scheinen auch mehr oder weniger auf die Pliocän- und Diluvialablagerungen beschränkt, besonders aber von einem kalkigen oder dolomitischen Lager bedingt zu sein. Wertvoll sind hauptsäch- lich die manganhaltigen Eisenerze; bei Oberrosbach und Köppern liegen sie muldenartig in Dolomit; auf der Nordseite haben sie sich nesterweise in Höhlungen im Ausgehenden des Devonkalkes gebildet. Möglich dass jene Dolomite und der Marmor am Lorsbacher Kopf und bei Wildsachsen dem letzteren devonen Horizont zugehören. **) Geologie von Deutschland etc. 1887 I. Band p. 211. Angeibis scheint derselben Meinung zu sein ; er weist jedoch darauf hin, dass zwischen dem hochgelegenen Becken des Westerwaldes und dem Neuwieder Becken, das in einer Senkung liege, die sich vor (wohl ein Druckfehler) Ablagerung des Tertiärs gebildet habe, — M'as sich u. a. aus dem Fehlen der tertiären Gerolle ergebe — noch ein drittes, der Reihenfolge nach zweites Becken mitten innen liege; dasselbe ist von den beiden anderen oder von dem des Westerwaldes durch den Gehalt von tertiärem Quarzsand und Gerollen (auch Quarzit) gekennzeichnet und enthalte im Gegensatz zu diesem letzteren nur spärlich Braunkohle. — Vom Eisenbahneinschnitt an der Chaussee von Montabaur bis Boden berichtet Angeibis, dass er tertiäre Quarzgerülle und die mit ihnen im engsten Zusammenhange stehenden Quarzsande, welche in plastischem Thon eingelagert sind, zeige. Niemals liegen die GeröUe unter der Braunkohle. Jahrb. d. preuss. geol. Landesaustalt für 1882. — 70 — herrschende Sediment, das sogar mehr und mehr gegen das Mittelmio cän zunimmt. Nur allein in den mehr oder weniger be- schränkt auftretenden fluviatilen Sauden von Müuzenberg, welche bis zur Strassengabel vor Vilbel und fast bis Seckbach reichen, (Cerithiensand, oberoligocän), andernteils die Sande von Ecken- heim, die bisher nur bis Bockenheim verfolgt sind (Corbiculasand, untermiocän), findet sich derselbe Kalkmangel. Diese Flussbil- dungen lassen in den den Quarzsanden eingebetteten oder mit ihnen wechsellagernden Geschieben auch nur Gangquarze und keine Quarzite erkennen. Wo daher, wie z. B. bei Friedberg, die pliocänen Sande den oberoligocänen Flussbildungen nahe kommen, wäre es ohne Nachweis der liegenden Schichten kaum möglich, die verschiedenen lithologisch ähnlichen Horizonte zu unterscheiden: glücklicherweise geben sich die östlich von Friedberg nahe dem Schwalheimer Basaltbruch gelegenen Kiese und Sande durch Überlagerung von Basalt als mitteltertiäre Flussgeschiebe zu erkennen. Was das Alter der im Lahnsee abgesetzten Sande und Thone angeht, so möchte es doch mit Recht wundernehmen, dass sie des Kalkes so völlig entbehren, wo doch das Gebirg, das den See umgab, so reich an Kalkfelsen ist. Man müsste des- wolil auch erwarten, dass, wenn sich ältere, tertiäre Absätze gebildet hätten, solche kalkiger Natur wären und sich dann durch die eingeschlossenen Petrefakten bezüglich ihres Alters verrieten. Es mögen also wohl dieselben klimatischen Verhältnisse gewesen sein, die, wie am Südabhang, so am Nordabhaug des Taunus das Gebirge oberflächlich bis in beträchtliche Tiefe lockerten und zerstörten, so dass, als das Becken sich füllte, den schwemmenden Wassermassen Trümmer in ungeheueren Mengen sich darboten. Zahlreiche Wasserrinnen führten den See'n die Zersetzungsprodukte zu. Sollte sich meine Ansicht bestätigen, so würde uns der enorme Betrag besonders der Gangquarze im Lahngebiet um so weniger in Erstaunen setzen, da ja die unausgesetzte Zerstörung des Gebirges sich hier noch weiter in die Vergangenheit zurück verlegt. 01)er-Pliocäiiflora. Schon mehrfach berief ich mich betreffs der Altersbestimmung der im Vorausgegangenen durehsprochenen kalkfreien Sande — 71 — und Tliüue darauf, dass au einigen Orten in denselben fossile Pflanzenreste*) aufg-efimden worden seien. Ein zuverlässigeres Spiegelbild der klimatischen Verhält- nisse einer Gegend gibt es nicht, als die Flora, die dnrch jene gedieh. Im grossen Ganzen bezeugt die im Klärbecken und in der Höchster Schleuse aufgedeckte Flora ein Klima, das dem heutigen recht ähnlich ist, wenn auch die mittlere Temperatur ein wenig höher und die Feuchtigkeit etwas grösser gewesen sein mag, als heute. Freilich deuten auch ein paar Formen, wie die Krunini- holzföhre (Pimis monfar/a)**), welche heute nur noch im Gebirg, in den Alpen und Karpathen, lebt, und die Zirbelkiefer***) (Finus Ccmbm)^ welche sich nach den Alpen Europas und Nordasiens in bedeutendere Höhen zurückgezogen hat, auf ein kälteres Klima. Einige in dieser Flora stimmen völlig mit heutigen Bäumen in derselben geographischen Breite überein; es sind dies die Weiss- tanne (Abies pectinataD.Q), die Fichte (Picea vulgaris Link), die Lärche (Larix Eicropaca L.), die Haselnuss (Conjlus AveUaua L.), die Hainbuche (Carpinus), die Birke (Befida alba L.) und die Eosskastanie (Aesculus Hippocastaiunii L). Dagegen scheinen mehrere Formen an solche sich anzu- schliessen, welche znr mittleren Tertiärzeit schon Bestandteile *) Geyler und Kinkel in, Oberpliocänfiora aus Klärbecken und Höchster Schleusenkammer. Senckenb. Abhandlungen Bd. XV. **) Nach G u n n und Heer enthält das Forest-bed von Norfolk, das von Gaudry dejn jüngsten Piiocän zugeteilt wird, neben Zapfen der Silbertanne (Abies pectinafa D. G.J, der Kiefer (Picea excelsa), der Waldiichte fPiniis sylvestris) auch solche der Bergfichte (Pinus montana Mill) , dann Reste der gemeinen Eibe, des Haselnuss-Strauches, der Eiche etc. — Saporta, Die Pflanzeu-\velt vor dem Erscheinen des Menschen 1881 p. 338. Nach C. Schrö ter (Flora der Eiszeit 1883 p. 12 n. 13) sind dagegen die Forest beds interglacial, da dieselben nicht allein von Boalder-Clay (Geschiebelehra, Grundmoräne des alten Gletschers) bedeckt sind, sondern aucli über einer marinen Ablagerung (Chillesford bed) liegen, in welcher unter 40 Muschelarten 26 arktische nach- gewiesen sind, ein deutlicher Beweis einer vorausgegangeneu kälteren Periode. ***) Von Interesse ist, dass auch heute im Taunus (Zirbelkieferschneise — Weg vom Feldberg nach Oberursel) eine Zirbelkiefer steht und gedeiht. (Führer durch den Taunus, Verlag Ravenstein p. 23.) — 72 — der hiesigen Flora bildeten ; ich meine die Sumpfcypresse (Taxo- diimi distickum) , den Amberbaum (Liqiddambar pUocaenicu))i) und die Hickorynüsse (Canja IlUnoi'nsis^ ovata und alba). Diese letzteren Formen gehören ausserdem noch zur inter- essantesten Gruppe unserer Pliocänflora, sofern sie für den gemein- samenUrsprung der jüngeren europäischen und nordamerikani- schenFlora einen neuen Beleg darstellt. So gehören Sumpfcypresse (Taxodium distichmit) , Weymouthskiefer (IHiius Sirohasj^ Ölnuss luglans cinerea) und die drei Hickorynussarten (CaryaJllinoi'iisis^ ovata und alba) noch heute der amerikanischen Flora an, und Liquida?nbar 'pUocaenicum, zwei Nyssites- Arten (Nyssites obova- tus und ornithobromus) und eine Wallnussart (Inglans globosa) sind bei uns ausgestorbene Arten, die unter den recenten ameri- kanischen Arten ihre nächsten Verwandten haben. Nach den Studien H e e r 's war es schon die miocäne Flora eines arktischen Festlandes, welche, allmählich nach Süden vordringend, schon zur jüngeren Tertiärzeit in Europa einrückte, die tropischen und subtropischen Formen verdrängte und die Tertiärflora Europas mit den Typen versah, welche heute die gemässigten Zonen charakterisieren. Zu der eben aufgezählten, mannigfaltig zusammengesetzten Flora, welche wohl die reichste von den aus dieser Epoche bekannten Floren ist, kommen noch 7 — 9 Arten, welche uns weder aus der Gegenwart noch aus der Vergangenheit bekannt sind. Es sind dies : Abies Loehri, Piniis Askenas/ji, Fotamogeion MiqueU, Fagus pliocaeyiica , Liqu(da)>ibar pliocaeniciuii, die wir schon nannten, Bhixomites SpIetU, ein sehr seltsamer Wurzelstock, und lihixomites Moenanus. Eine Frucht Frenelites Europaeus, welche die grösste Ähnlichkeit mit solchen aus dem unter- miocänen Mergel Frankfurts und dem oberoligocänen Blätter- sandstein von Münzenberg hat, ist die einzige Form, welche an Formen der südlichen Hemisphäre — Frenela — erinnert. Seltsam ist, dass die nachbarlichste Flora aus derselben Zeit — es ist diejenige der jungen Wetterauer Braunkohle*) — ausser wenigen nordamerikanischen Typen sich hauptsächlich aus westasiatischen zusammensetzt; die letzteren sind dagegen *) Ludwig, Fossile Pflanzen der jüngsten Wetterauer Kohle, Pal. V, p. 81—109. — 73 — in derjenigen des Klärbeckens höchstens durch die Rosskastanie (Aesculus Hippocastanum) vertreten, wenn überhaupt die Ross- kastanie nach der Pliocänzeit ausgewandert war. Diese naclibarlichen Floren haben also verhältnismässig wenig Arten — es sind etwa 8 — 9 Arten — mit einander gemein. Unter den Bäumen des Hanau-Seligenstädter Beckens*) ist, wenn man die geringe Zahl der aus demselben bekannten Pflanzen berücksichtigt, die Übereinstimmung mit denjenigen der Wetterau ziemlich gross; sie betrifft 4 Koniferenarten, und darunter ist diejenige Föhrenart, welche in weiter Ausdehnung sich als oberpliocänes Leitfossil ausweist. Merkwürdiger Weise ist gerade diese im Oberpliocän verbreitetste Kiefer (Pinus Cortcsii) nicht im Flörsheim -Höchster Becken aufgefunden worden. Von der in Steinheim von Theobald vor Jahren entdeckten kleinen Flora ist allein die Pinus Sfeinheimcnsis nicht im Klärbecken und in der Höchster Schleuse gefunden. Es ist somit aus diesen Vergleichen ersichtlich, dass mindestens die jungen Braunkohlen des Untermainthaies völlig gleichalterig sind. Über die Flora, welche während der Diluvialzeit, also i»törgiaciaie ' ' Floren. während der Epoche, die sich zwischen die Oberpliocänzeit und die Jetztzeit einschiebt, sind ziemlich reichliche Dokumente vorhanden. Die reichste interglaciale Flora ist die der schwei- zerischen Schieferkohlen von Utznach, Wetzikon, Dürnten etc. Nach den Untersuchungen von Heer**) sind darin enthalten: die Waldföhre und die Bergföhre, dann die Eibe und die Lärche, die Fichte und die Birke, die Eiche (Quercns rohur L.j und der Bergahorn, endlich zwei Varietäten der Haselnuss. Dazu kommen noch mehrere krautartige Pflanzen, wie Fieberklee, Schilfrohr, Seebinse, Himbeere, Sumpflabkraut etc. Aus dem interglacialen Lettenlager von St. Jakob an der Birs fügt sich noch die geöhrte Weide , der Faulbaum , der Liguster , der Schneeball und der Hornstrauch mit der Sumpf heidelbeere hinzu ; aus einem *) Ludwig, Fossile PHaiizeii aus der ältesten Abteilung der rlieiu- wetterauer Tertiarform (betr. Steinbeim), Pal. VIII, p. 51—62. Kinkeliu, Fossilien aus Braunkoblen etc. Senckenb. Ber. 1884, p. 172—174. **) Heer, Die Urwelt der Schweiz 1865, p. 490. — 74 — g'leichalterigen Lager iiiLaueuburg*) in Norddeutschland kommen zu den schon genannten Bäumen endlich noch hinzu die Hain- buche und der Feldahorn. Südlich der Alpen, aus Savoyen und der Lombardei, werden neben Fichte, Lärche und Birke, Haselnuss und Wassernuss (Trapa nntans L.) noch zwei Weidenarten (Salix cinerea L., und Salix repeiis L.j, dann eine mit der amerikanischen Olnuss wohl identische Wallnuss (luglans tejihrodes \Jugev) und endlich auch die Eosskastanie genannt. Es ist somit kaum zweifelhaft, dass fast alle Bäume, welche der heutigen und der oberpliocänen Flora gemeinsam sind, in dem gletscherfreien Gebiete ausgehalten haben. Hiernach erlagen dem kalten Klima höchstens zweidrittel der Oberpliocän- flora des Untermainthaies. Derweilen sind durch die Intervention des Forstmanns und Gärtners wiedei- die graue und die schwarze AVallnuss (luglans nigra, sehr nahe der pliocänen /. glohosa stehend) aus Amerika eingewandert; auch eine Carya trifft man seit kurzem im Frankfurter Stadtwald. Ob nun auch die Weymouthskiefer (Finus Strobiis L.j, welche von allen den aus Nord -Amerika eingeführten Holzarten, weil sehr widerstandsfähig gegen Frost, einige Verbreitung in Deutschland gefunden hat, auch wirklich aus früherer Zeit daselbst völlig verschwunden war, ist fraglich. Von Herrn Oberförster Haus erfahre ich, dass P//H^6>S/ro^?^*' Ende vorigen Jahrhunderts hier eingeführt Avurde, und dass die ältesten Exemplare hiesiger Gegend im Stadtwald (Unterschweinstieg) und im Homburger Schlossparke stehen. Nach gütiger Mit- teilung des Herrn Eduard Sack kommen an der ostpreussischen Grenze gegen Russland zwei Weymouthskiefern vor, welche ihrem Umfange nach zu urteilen, wohl ein Alter von 150 Jahren haben mögen. Da aus dieser Zeit eine Einwanderung aus Nord- Amerika kaum wahrscheinlich ist, so möchte wohl auch die Weymouthskiefer zu den Pflanzen gehören, die in Europa seit der Pliocänzeit bis jetzt ausgehalten haben. Vielleicht gilt dasselbe auch von der Eosskastanie. Was nun die Pflanzenfamilien, die in den kleinen Flötzchen von Klärbecken, Höchster Schleuse, Gross-Steinheira und in dem *) Keilhack, Interglaciales Torflager im Diluv von Lauenburg. Jahrb. (l. pr. geol. Landesanst. 1884, p. 211. — 75 — Flötz von Seligenstadt vertreten sind, angeht, so ist die der Koniferen die artenreichste. Soweit es die bisherigen Funde darlegen, enthielten die Waldbestände zur jüngsten Pliocänzeit 13 — 14 Arten : Frenelites Euwimeus, Taxodktm disHckuvi, Pinus montana, Pinus AslicnasTji, Pinus Ludwigi, Pi7ius Strobus, Pinus Cembra, Pinus Coiiesii, Pinus Steiuheimensis, Abies Löhri, Äbies pectinata, Picea vidga?'is, Picea latisquaniosa und Larix Europaca. Wie viel ärmer an solchen Formen sind unsere heutigen Wälder ! Abgesehen von eingeführten Zapfenbäumen begegnen wir ja nur 6 — 7 Arten, von welchen die Hälfte aber auch schon zur Pliocänzeit einen Teil des Waldbestandes bildete. Der Zahl der gesammelten Früchte nach zu urteilen, waren in den Wäldern unserer Gegend zur Oberpliocänzeit ausser den Zapfenbäumen am reichlichsten vertreten: die Wallnüsse, die Buchen*), die Amber- und Hickory-Bäume. Wie aus der im Senckenbergischen Museum aufbewahrten Sammlung der Klärbecken - Höchster Flora ersichtlich ist, sind es weitaus vorherrschend Früchte und Frucht- oder Samenstände, welche uns diese Schlüsse zu ziehen erlaubten. Zu den Selten- heiten gehören Blätter und Samen ; die Hauptmasse Maaren natürlich Staramteile, ganze Stämme und Aste. Auf Waldbrände, die wohl durch Blitz entstanden sind, weisen einige Holzkohlen-Stückchen. Nachdem wir uns so aus der Zeit, welche der Diluvialzeit unmittelbar voraus ging, über die Gestaltung unserer Land- schaft, wie auch über die Pflanzenwelt, die sie schmückte, Auf- schluss verschafft haben, treten wir in den zweiten Teil unseres Themas ein. Pliocäne Flüsschen, von West nach Ost sich mehr und mehr in die Triasschichten und besonders den Buntsandstein des Spessart einnagend, haben also vorgearbeitet, um schliesslich die Wasser des Fichtelgebirges, des Frankenwaldes etc. dem Westen zuzuführen und sie mit denjenigen des Rheins zu vereinigen.**) *) Fagus pliocaenica. **) Dass auch raschere Strömungen dann und Avann vorkamen, erfah- ren wir aus der Sandschicht mit groben Gerollen und dem darunter liegenden bituminösen Thon mit eingebackenen, zum Teil sehr stark gerundeten Quarz- kieseln, Avelche im Bohrloch N im Frankfurter Stadtwald zwischen 21,97 und — 76 — Damit war erst der Main,*) d.h. sein jetziger Unterlauf, geboren. Von den mancherlei flnviatilen Ablagerungen aus der früheren Tertiärzeit scheint keine nach Osten zu weisen. Die ältesten (oberes Mitteloligocän) sind wohl die Schleichsande**) von der hohen Strasse und von Otfenbach, welche Blattabdrücke von Zimmtbäumen etc. und Steinkerne von Konchylien (Melania Escheri und PalacUna pachii.'^tomn)^ die nur süsses Wasser bewohnen, enthalten : sie sind mit den lithologisch und floristisch- gleichen Sauden und Sandsteinen Rheinhessens und des Rhein- gaues im Zusammenhang zu denken, sind oft glimmerreich, und wo sie zu Sandstein verfestigt sind, ist das reichliche Bindemittel kohlensaurer Kalk. 18,85 m ü. d. M. angetroffen wurde (Jahrb. d. nass. Ver. f. Natnrk. 1889). Diese Schichten gehören zu den tiefsten des Pliocänkomplexes ; denn sie trennen nur noch ca. 7,5 ni mächtige pliocäne Sedimente von dem liegenden Basalt. Unter obigen Gerollen waren Quarzkiesel vorherrschend, aber auch Buntsandstein fand sich unter ihnen. *) Indem v. G ü m b e 1 auf das Eigentümliche aufmerksam macht, dass die Gewässer des ganzen östlichen Gebietes mit Einschluss eines grossen Teiles des Fichtelgebirges und der fränkischen Alb von dem relativ jüngeren Gebirge des Keupers durch die älteren Bildungen, durch Muschelkalk, Buntsandstein und selbst durch die Ausläufer des Odenwaldes mit seinem Urgebirg hindurch- brechen, erklärt er dies dadui-ch, dass der Main, ein System von Zerspaltungen benützend , von dem auch primär höheren Centralstock des Fichtelgebirges quer durch die vorliegenden Terrassen des Flötzgebirges bis zur Eheinspalte durchgebroclien ist. Ehe diese tiefen und auch jetzt noch engen Spalten durch die Muschelkalkplatte dem Abzug der Gewässer geöffnet waren, müssen die Wasser des Ostens sich zwisclien Nord und Süd verteilt haben und von einer nicht unbedeutenden, frülieren Anstauung oberhalb der jetzt bewältigten Durchbruchstelle findet man jetzt noch Spuren in den Diluvialablagerungeu, welche bei Bamberg, Staffelstein, Lichtenfels, Kulmbach bis hoch an die Berg- gehänge hinaufreichen. (Bavaria 18fi6 IV 1, p. 11 u. 12.) Ohne dieser Darlegung entgegentreten zu können, möchte ich es doch für wahrscheinlich halten , dass es sich bei späteren Studien herausstellen wird, dass die Lage der nach Osten stufenförmig tieferen und jüngeren sekun- dären Schollen, welche der Main durchquerte, welche tiefere Lage v. Gümbel zur Annahme von Spalten bewogen haben wird, erst eintrat, als durch schon erfolgte Erosion im Westen für den Main sein ostwestlicher Lauf ge- sichert war. **) Senckeub. Ber. 1883/84, p. 183-218. — 77 — Etwas jüngere Flussablag'eruiigen stammten aus dem Taunus, denn die Geschiebe aus der Zeit des oberoligocänen Ceritliien- sandes,*) wie auch die aus der Zeit des untermiocänen Corbiciüa- sandes,**) sind, wie schon erwähnt, ausschliesslich gerollte Gangquarze. Aus der Zeit des Obermiocän oder Unterpliocän besitzen wir im Unter-Maingebiet keine Flussbildung, während im südwestlichen Teile des Beckens solche, als Dinotheriensande bezeichnet, eine ziemliche Verbreitung haben. Die Geschichte des Unterlaufes unseres heutigen Mains Cbeigang zur spielt also, wenn auch in der späten Pliocänzeit beginnend, haupt- ^''"^'*^^-'''^- sächlich in der Diluvialzeit oder derjenigen geologischen Aera, welche unserer historischen Zeit vorausging und, ohne dass sich dies auf einem Markstein scharf erkennen Hesse, in die geologische Aera der Gegenwart oder die Alluvialzeit überleitet. Aber nicht bloss zeitlich stehen die frühesten Phasen, welche der Unter-Main durchlief, in nächster Beziehung mit dem bedeutendsten Phänomen der Diluvialzeit, welches statt dieser oft Glacialzeit sagen lässt, sondern auch ursächlich. Im Folgenden sollen nun die weiteren Phasen der Entwickelung des Mains, soweit mir darüber Klarheit wurde, und dieselben das so charakteristische Gepräge jener Zeit in einigen Zügen ei'gänzen, besprochen werden. Spitzt sich doch die Geschichte der Diluvialzeit unserer Gegend fast zur Entwickelungsschichte des Mains zu. Dass sich in der zu Anfang kurz skizzierten Haupt-Aus- dehnung des Europäischen Eises zur Diluvialzeit ein nicht unbeträchtlicher A\'andel im Klima bekundet, ist selbstredend. Dass diese klimatische Wandlung jedoch nicht katastrophenartig geschah, sondern vielmehr sich langer Hand vorbereitet hatte, dafür ist eben die im Klärbecken und in der Höchster Schleuse vor vier Jahren aufgedeckte Flora ein untrüglicher Zeuge. Bevor sich jedoch in der Veränderung der Pflanzen- und auch der Tierwelt der Niedergang des Klimas so auffällig aus- spricht, hatte die für das Relief Europas so charakteristische Aufstauung und Faltung der Alpen zu einem Hochgebirge längst *) Senckenl). Ber. 1882,83, p. 265—278. **) Seuckenb, Ber. 1882/83, p. 2fi5 u. 1884;85,.p. 259-265. — 78 — begonnen, war wohl fast vollendet. Kam zu jenem Niedergang des Klimas noch ein grösserer Reichtum der Atmosphäre an Wasserdünsten oder, was dasselbe sagt, mehrten sich die Nieder- schläge, so ist es erklärlich, nicht allein dass solche in den Alpen in Gestalt von Schnee und Eis geschahen, sondern auch dass sich diese Niederschläge mehrten, da sie, wenigstens lokal, zu immer mehr sich häufenden Niederschlägen Anlass boten, und dass die Schneegrenze somit mehr und mehr eine tiefere Lage erhielt. Dass diese lokale vertikale Häufung auch in horizon- taler Richtung eine riesig sich steigernde Ausdehnung des Schnee's und Eises bewirkte, liegt in den physikalischen Eigen- schaften des letzteren, das auf schiefer Ebene gleich einer zähen Flüssigkeit nach der Tiefe zustrebt, dem Zuge der Schwere folgend. Besonders muss noch der Umstand hervorgehoben werden, der mehr wie die Erhebung des Terrains zu Gebirgen eine lokale Conditio sine qua non für Gletscherentfaltung, jedenfalls für bedeutende Steigerung der Niederschläge ist ; es ist dies die Nähe von reichliche Wasserdünste spendenden Meeren. Wir haben so andeutungsweise die allgemeinen Faktoren beisammen, unter deren EinÜuss die Erscheinungen stehen, die wir auch im westlichen Mitteldeutschland, insbesondere im un- teren Mainthal, zu beobachten Gelegenheit haben. Es kommt nun darauf an, in welcher Weise diese allgemeinen klimatischen Verhältnisse und die durch sie im Süd und Nord so gewaltig gehäuften Eismassen auf das Klima Mitteldeutschlands sich äusserten, ob sich daselbst ein mehr oder weniger abgeschwächter Reflex jener darstellte. Es ist dies umso wahrscheinlicher, als durch die Vergletscherung der Vogesen und des Schwarzwaldes der Eismantel von Süden her unserem Gebiet nahe gerückt war. Es ist kein Zweifel, der im Glacialphaenomen sich all- gemein darstellenden Erniedrigung des Klimas auf der nörd- lichen Halbkugel und der Steigerung der Niederschlagsmengen oder, wie sich Penck ausdrückt, der allmählich eingetretenen Depression der Schneegrenze musste auch unsere Gegend teil- haftig werden. Hatten doch die West- und Südwestwinde, welche uns die gemehrten atlantischen Wasserdünste bringen konnten, eben gerade für unsere Gegend freieren Zuzug; haben sie doch keine höheren, kondensierenden und daher den Niederschlag — 79 — für die östlicher gelegenen Landesteile mindernden Gebirge zn passieren, wie dies z. B. für das östlich der Vogesen gelegene Rheinthal der Fall ist. Eine Bestätigung dieses Eaisonnements liegt n. a. in den Resultaten der Studien Gerland 's*) in den Vogesen, die an der westlichen Abdachung in den Thälern der Mosel, Moselotte und Vologne eine ausgedehnte Vereisung er- weisen, während sie weiter im Norden gänzlich aussetzt. Im Südwesten waren also wie heute die Niederschläge am bedeu- tendsten, im Nordosten am geringsten. Die wasserreichen Luftströmungen mussten also in dieser Eigenschaft besonders unserem Gebiete zu Teil werden, vor allem aber dem Main dadurch zugute kommen, dass eben die mitteldeutschen Gebirge — Taunus, Spessart, Vogelsberg, die Rhön, der fränkische Jura, das Fichtelgebirg und der Odenwald — in denen sie wohl zum grossen Teil den noch in ihnen vor- handenen Wasserreichtum verloren, dem Main auf seinem 445 km langen Laufe die Zuflüsse liefern. Ein Fluss leistet bekanntlich neben dem Transport der auf seiner Sohle befindlichen Geschiebe und im Wasser suspen- dierten feinen Produkte der Verwitterung noch eine weitere Arbeit; er vertieft, erodiert mit Hülfe jener Geschiebe seine Sohle und wirkt so gleich einer Säge, die, nach vorn und rück- wärts bewegt, allmählich tiefer in das Material eindringt. Nach dem Vorausgeschickten ist es, wenn wir auch der unter solchen Umständen gesteigerten Gebirgsverwitterung ge- denken, eher verständlich, dass der Main die ausserordentliche Erosionsarbeit bewältigen konnte, die er bewältigt hat. Ältestes Diluvium. Als wir an den Abhängen des Taunus, z. B. bei Bierstadt Hohe und Münster, Profile abgingen, trafen wir bei weiterem Aufstieg die pliocänen Sedimente, obwohl sie das Niveau des heutigen Mains und Rheins um mehr als 400' (125 m) überragen, noch von Sauden und gerollten Kieseln überlagert, und zwar in bedeu- tender Mächtigkeit und bis zu Höhen, die uns staunen machten. Stellen sie sich uns doch als die deutlichsten Flussterrassen *) Ger la 11(1, die Gletscherspiireii der Vogesen. Verh. d. 4. deutsch. Geographeutages zu München, Berlin 1884, p. 92. — 80 — dar und damit als die glaubwürdigsten Zeugen, dass ehemals liier, in so hohem Niveau, ein mächtiger Strom seine Fluten gewälzt hat. Gerade diese enorme Höhe, welche nahezu 300 m erreicht, besonders dieser numerische Betrag hat wohl C. Koch veran- lasst, in diesen Gerollen Strandgerölle aus der Zeit zu sehen, da das tertiäre Meer zuerst bis an das Taunusgebirg vor- gedrungen war. Die Zeit, in welcher dies letztere geschah, bezeichnet man als die frühe Mitteloligocänzeit. Die Übereinstimmung in der absoluten Höhe, bis zu welcher man einerseits jene Fluss- terrassen am Taunus antrifft, und bis zu welcher andererseits die mitteloligocänen Sedimente mit ihren charakteristischen Meereskonchylien in benachbarten Gebiigen ansteigen, war eher geeignet, ihn irrezuleiten, als die Art jener Sedimente selbst, oder gar die sie unterlagernden Tertiärschichten. Vogesen , Odenwald und das von der Nahe durchsägte Gebirg umrahmten jene frühmitteloligocäne Meeresbucht ebenso, wie dies auch vom Südrand des Taunus geschah. In 300 m Höhe hat Seibert*) die marinen Konchj'lien bei Heppenheim am Odenwald gesammelt: in älinlicher Höhe liegen als Küsten- bildungen an den Vogesen aus Muschelkalkstücken bestehende Konglomerate, und der anstehende Fels sowohl, wie losgebrochene Gerolle zeigten si('h, wenn auch selten, von der Bohrmuschel durchl(")chert.**) In 300 m fand ich am Welschberg bei Wald- böckelheim ***) in einem durch reichliches kalkiges Bindemittel fast als Kalkstein ersclieinenden Sandstein ebenfalls die Meeres- sand-Konchj'lien, hier dem Lebachei- Sandstein auf- und an- liegend. Diese Übereinstimmung der obersten Grenze, bis zu welcher die mitteloligocänen Schnecken, IVIuscheln und Korallen reichen, darf uns wohl als sicherer Beweis gelten, dass seit jener frühen Tertiärzeit die aus so verschiedenen Elementen sich zusammensetzenden Gebirge keine bedeutenderen Störungen — Hebung oder Senkung — erfahi-en haben, oder wenn — so müssten sie bei allen in gleichem Sinn und Mass erfolgt sein. *) Darnistädter Notizbl. ISßl, \). 118. **) Senck. Ber. 1887, p. 29. ***) Senck. Bev. 1886, p. i;?7, — 81 — Treffen wir aiii Taunus ebenfalls in ca. 300 m Höhe jüngere Sedimente, so wei'den wir mit Recht vor Allem an jene marinen Strandbildungen denken. Den jüngeren Sedimenten, welche sich in solcher Höhe an den Taunushängen vorfinden , fehlt aber absolut jeder Beweis eines relativ hohen tertiären Alters. Dass das Meerwasser wirklich zu jener Zeit auch den Taunus bespülte, ist durch, wenn auch jetzt nur mehr gering- fügige, unbedeutende Ablagerungen und die in ihnen enthaltenen Reste von Meerestieren sicher gestellt. Ich werde auf diese seltenen und wenig in die Augen fallenden Ablagerungen später noch genauer eingehen. Wohl also reichte das Meer so weit niirdlich, aber die Zeugen davon sind nicht jene Strandgerölle, wie sie die geo- logische Karte in enormer Entwickelung darstellt, im Gegenteil, der Fluss, der sie absetzte, mag wohl noch fast allerorts die letzten Reste der marinen Strandbildungeu. welche sich während der Tertiärzeit daselbst erhalten haben, weggefegt haben. Wenn wir bedenken, dass die frühmittel oligocäne Meeres- bucht — wir können dies den Organismen entnehmen, die in grosser Menge und Mannigfaltigkeit bei Weinheim in Rheinhessen und in der Waldböckelheimer Bucht im Sand eingebettet liegen — relativ seicht, und dass das offene helvetische Meer 270 — oOO km vom Taunusrand entfernt war, so sind Strandgerölle von einer Grösse, wie sie in jenen Flussterrassen liegen, am Ende einer ver- hältnismässig schmalen (4 geogr. Meilen breiten) Bucht unmöglich. Die etwa heftige Meeresströmung muss längst an den dem offenen Meer näher liegenden Ufern der Bucht, an den Vogesen und am Schwarzwald ihre Kraft verloren haben, welche grosse Fels- trümmer hin- und herzuschleudern vermocht hätte. Eine kräf- tigere Strömung lässt sich wohl eher erwarten in einer etwas späteren Periode, in welcher Süd- und Nordmeer durch den Mainzer Meeresarm verbunden waren. Dies war aber gerade die Zeit, da sich die zartesten Thone auf der Sohle des Meeres- armes anhäuften. Dazu kommt noch die Unähnlichkeit jener sogen. Strandgerölle und der Sedimente, auf die wir schon hin- gewiesen haben, welche sich durch die eingelagerten Schalen- reste als zweifellose Meeressandbildungen ausweisen. G ~ 82 — Neben der Scliichtenfolge ist das wesentlichste Erkennungs- zeichen für das geologische Alter der sog. StrandgeröUe*), die auf der Karte mit ba, und, wo sie Thoneinlagerungen enthalten, mit ba^ bezeichnet sind, die Art der Ablagerung. Sehen wir uns die- selben an einigen Lokalitäten genauer an und wählen wir vorerst solche, die, wie diejenigen zwischen Bierstadt und Ram- bach, eine Höhe von ca. 900' (Bingen 919') erreichend, auf dem Gebirg aufruhen. In grösserem Masse sind die Terrassen bei Hoflieim ent- wickelt. Gehen wir vom oberen Teil des Städtchens, das schon auf einer hohen Stufe hinauf liegt, aus. Bei einem der letzten Häuser, etwa in 450', sieht man hinter denselben die aus Sand mit groben Gerollen und Thonbändern bestehende Ablagerung von echtfluviatilem Charakter angeschnitten. Weiter nördlich führt die Strasse ungefähr auf gleichem Niveau an den Fuss des sich über jener Stufe erhebenden Kapellenberges. Von hier an geht's auf dem alten Weg nach der Kapelle steil aufwärts, und bald kommt man (in 192 m) an eine Kies- und Sandgrube mit groben Gerollen und zahlreichen grossen Blöcken und thonigen Einlagerungen. Aus dieser Kiesgrube stammen wohl die grossen gerundeten Quarzitblöcke, die man schon unten an der Fahrstrasse nach der Kapelle liegen sah; ein solcher Block mass 70.50.30 ccm, also 0,105 cbm. Staunen- erregend ist die Grösse eines allseits gerundeten, glänzenden Quarzitblockes, zu dem mich v. Rein ach führte; erliegt etwa 25 m unter der Kapelle (850' = 265 m) links am Weg fast ganz frei. Seine Dimensionen sind ungefähr 200.200. 170 ccm = 6,8 cbm ; sein Gewicht mag demnach wohl 300 Ctr. betragen. Er liegt also in ca. 240 m Höhe. Wir bleiben auf dem Berg- rücken, der die Höhe von 930' = 292 m erreicht und von einem prähistorischen Pfahlgraben'^*) gekreuzt wird. Bevor wir die ostwestlich also quer laufende Bergwerksschneise treffen, *) Auch bezüglich der Beschaffenheit der hohen Diluvialterasse kann ich auf die Beschreibung Koch's hinweisen, welche er vom Meeressand und von den Strandbildungeu ba, iu den Erläuterungen zur geologischen Karte gibt, und bemerke nur, dass sein ba ^ an einigen Orten zum Teil auch der Diluvial- terrasse angehören mag, zum grössten Teile aber Oberpliocänschichten darstellt. **) Oberst v. Cohausen nennt ihn einen „Abschnittsswall". Nass. Jahrb. d. Altertumsk. 1887 p. 9. — 8n — kommen wir in 840' links vom Weg am Dreigrabensclilag zu einer Thongrnbe, in welcher diesen Sommer (1887) gelber nnd weisser, durch reichliche Beimengung von feinem Saud nnd sehr feinen Phyllitschieferflittern lockerer, zarter Thon*), wohl als Anstrichfarbe brauchbar, ausgegraben wurde. Um das Liegende festzustellen, Hess Herr v. Rein ach einen 12 m tiefen Schacht abteufen. Den von einer sandigen Schicht durch- zogenen Thon unterlagert (in 3,25 m unter Terrainj feiner Sand; darauf folgen nach unten grobe, sehr zersetzte Quarzit- Gerölle, welche in den oberen Schichten von Eisenoxyd rot- gefärbt sind ; dann folgen bis in 12 m Teufe Sand, Kies, Gerolle und Letten. Der feste Fels, der, nach dem im Lorsbacher Thal. z. B. zwischen der Ilmen- und Hammer-Mühle, sich darbietenden Profil zu urteilen, Rotliegendes ist, wurde also nicht erreicht. Das diluviale Alter aller dieser Ablagerungen und ihre Terrassenform ist somit konstatiert ; sie überdecken gleich einem Mantel in bedeutender Mächtigkeit das Rotliegende. Auch die bedeutende Höhe, welche sie hier erreichen, beweist; dass sie auf dem Gebirge auflagern : sie ist (292 m) w'ohl die Maximalliöhe, bis zu welcher überhaupt die Diluvial- terrassen reichen. Verfolgen wir weiter die Kapellenschneise, biegen aber gerade vor dem Lorsbacher Kopf wenig rechts ab, so gelangen wir in etwa 855—870' an eine Kiesgrube (im Gundelhardt). Gelbbrauner Sand, feiner heller Sand und grobe Gerolle wechseln mit einander, nichtdurchgehende Schicliten bildend, ab. Die Gerolle sind Quarze, Quarzite und Sericitschiefer : auch diese Sand- und Kieslagen sind von plattigem, eisenschüssigem Quarz- konglomerat durchzogen. Das Liegende ist schlichiger Sand, auf den wieder Kies folgt. Von der weiten Verbreitung solcher auf dem Gebirg auf- ruhender, in bedeutender Höhe gelegener Terrassen über- zeugen uns auch Kiesgruben an dem westlichen Flügel des rechtsrheinischen Taunus, oberhalb Rüdesheim. Wir halten uns aufsteigend fast nordwestlich, lassen das Nationaldenkmal westlich, Eibingen östlich liegen ; einem schmalen *) Der Thou enthält Brauneisenkonkretioneu , auch kleine Lösskindel- 6* artige Gebilde — 84 — Wasserriss folgend erreiclien wir die steilen Quarzitwände, die uns schon von weitem entgegenstarren ; östlich von denselben führt der Pfad aufwärts. Rechts von dem Weg, der nach dem Cammerforst geht, liegen zwei Kiesgruben, die eine in 840', die andere in ca. 930' abs. Höhe. Im Sand liegen gerollte Quarz- und Qiiarzitkiesel ; die mittleren und grösseren Geschiebe sind dagegen weniger gerundet; sie stammen also aus der Nähe. Gelbe thonige Linsen und plattige mit Eisen verkittete Konglomerate ziehen da und dort durch die typische Fluss- terrasse, die wohl den südlichen Rand des Plateaus bilden mag, das den Namen Ebenthal führt. So ist's auch auf dem Plateau nördlich von Geisenheim; hier begegnen wir noch in ca. 600' Höhe, ehe wir Spitzelehn erreichen, zwei Gruben, in welchen der feine, etwas schlichige, vielfarbige, auch geflammte Pliocänsand in einer Mächtigkeit von mindestens 7 m offen liegt. Weiter aufwärts trifft man dann grobe Gerolle; eine frisch angeschnittene Geröllterrasse, welche etwa 870' Höhe erreicht, bildet bei der Antoniuskapelle einen freistehenden Hügel. Fassen wir speziell das Material, das die Geröll- und Sandlager und dort eingeschalteten Thone zusammensetzen, in's Auge, so muss gegenüber den, ich möchte sagen, eleganten Profilen des Pliocäns, der rein weissen, gelben oder roten Farbe der Sande, der weissen oder rosaroten Farbe der Sandthone und der lichtgrauen der Thone das Unansehnliche, Schmutzige der diluvialen Ablagerungen auffallen. Sind in denselben die Gang- quarze immer zahlreich, so werden diese doch meist weit über- ragt von dem Gestein, das die heutigen li()chsten Gipfel des Taunus, den Winterstein, den Herzberg, den grossen und kleinen Feldberg, den Altkönig, den Glaskopf, den Eichberg und Stein- kopf, den Butznickel und grossen Lindenkopf, die hohe Kanzel, hohe Wurzel, die Hallgarter Zange etc. bildet. Es ist der Taunusquarzit. Dazu fügen sich noch die auch mehr oder weniger gerundeten Taunusschiefer; an der Gorother Terrasse z. B. zeigen sich dieselben in einer Weise, obwohl Rollsteine darstellend, verändert, dass sich an ihnen eine Etappe in der Verwitterung der krystallineu Gesteine zeigt, deren geschlämmte Endprodukte Thone sind, wie sie in der Grube südlich des Lorsbacher Kopfes anstehen. — 85 — Wenn der Meeressand auf dem Gebirg, dasselbe als fest ^^r ^leeressand iu den Senken. gedacht, bis zu Höhen von 300 m aufliegen kann, so muss er innerhalb der Senken in grossen Tiefen liegen.*) Oestlicli von der Verwerfungslinie, die eine Fortsetzung**) ^«^^^ät^e düu- vialtevrasse in der westlichen rheinischen Verwerfungslinie , Eheinspalte, zu den senken. sein scheint, sieht man auf der geologischen Karte mächtige StrandgerOlle in grosser Ausdehnung eingezeichnet, welche, wie z. B. diejenige von Oberhüchstadt, nur von Löss überlagert, weit ins Thal, in das Senkungsfeld, hereinreichen. Das Unzutrettende dieser Deutung ergibt eine Tour von Eschborn über Niederhöchstadt nach Oberhöchstadt. Oberhalb Eschborn, unmittelbar bei der Mühle steht der Corbiculakalk an, etwas oberhalb Niederhöclistadt hat der Westerbach den Corbiculatlion, in welchem ich mit Herrn H e u s s 1 e r zahlreiche Hydrohia ventrosa sammeln konnte, bloss gelegt; ein paar Meter *) Belege für die tiefe Lage des ältesten Tertiärs uiism-er Gegend sind schon mehrere erhracht worden. Diese für den geologischen Bau unserer Landschaft Avichtigen Thatsacheu seien auch hier kurz aufgeführt. So wurde 1)ei Vilhel, welches auf der nördlichsten der drei Schollen liegt, die ein stufenförmiges, nach Süden zunehmendes Absenken der unteren Wetterau und des ihre südliche Fortsetzung bildenden Teiles des Unter- mainthales darstellen, der dem Meeressand ä(inivalente Meereskalk in ca. 40 m unter Terrain nachgewiesen (Boettger Inaug.-Dissert. p. 15 und 16). Dann wurde der Meereskalk im Neubecker'schen Bohrloch in Oft'enbach, also in der zwischen dem Steinheimer- und Louisa-Basalt gelegenen Scholle, auch unter dem Rupelthon erreicht. Es Avar dies ca. 100 ui unter Terrain. Die Mächtigkeit des Meereskalkes, der die Zwischenschicht zwischen Rupel- thon und oberem Eotliegenden ist, war nach Angabe von Herrn Neubecker ca. 8 ra (Senck.-Ber. 1885 p. 256). In dem östlich von Offenbach niedergebrachten Bohrloch an der Ölmühle war der Rupelthon sogar erst in 191 m unter Terrain durchstossen (Erläut. z. Sekt. Offenbach p. 15). Eine Bohrung, welche, ebenfalls vor Jahren, nördlich von Frankfurt ausgeführt wurde, erreichte 187,4:7 m unter Terrain, damit aber nicht einmal den Rupelthon, wie viel weniger den Meereskalk (Erl. z. Sekt. Offeubach 23 — 25). Als Minimum dieser Tiefe innerhalb der Flörsheim-Louisa-Senke darf ich ca. 400 m annehmen (Senck.-Ber. 1885 p. 244 ff.). Anders liegen die Verhältnisse am Gebirgsrand. So ist der Corbicula- kalk, das Liegende des Pliocäns bei Soden, gelegentlich der Herstellung des Sodener Sprudels (Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 1858 p. 388) in 26' Tiefe unmittelbar auf dem Sericitschiefer ruhend angetroffen worden. **) Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. Rd. 39 p. 67 und Ber. d. Senrk. naturf. Ges. 1885 p. 242. — 86 — höher leuchten die weissen, pliocänen Quarzkiesel am Bord hervor, und dementsprechend trifft man, vom Bächlein rechts abbiegend und einer von feuchten Wiesen erfüllten Depression folgend, auch die typischen pliocänen Sandthone und Thone in verlassenen Gruben anstehend. Verlassen sind sie wohl aus demselben Grund, aus Avelchem auch der Betrieb der Thongrube oberhalb Soden eingestellt wurde; der Thon enthält Gips, den Herr Karl Jung früher in grossen Krystallen auskrystallisiert sah. Sie waren es wohl auch, welche Koch täuschten, da er in diesem Thon Rupelthon zu sehen glaubte. Ein Büchsen- schuss noch, und vor uns steht in einer bedeutenden Kiesgrube wieder das hohe Profil einer Flussterrasse, die, wie schon erwähnt, von Löss überlagert ist. Hier liegt also die alte, hohe Flussterrasse nicht mehr in 930', sondern in 690 — 720'. Die westliche Grenze des Senkungsfeldes ist übrigens nicht jene Rheinspalte, die von Nackenheim über Flörsheim nordnordöstlich zieht; dasselbe stösst vielmehr unmittelbar an das Gebirge an. Plötzlich bricht am Südrand des Gebirges das alte, ev. devone Gestein ab, und es legen sich ohne ein vermittelndes Sediment tertiäre Bildungen an — miocäne und jüngere Gebilde greifen auch über den Gebirgsabbruch. Südlich von Cronberg am Schafhof stand ehemals miocäner Kalk an, aus welchem S a n d b e r g e r Clausüia hulimoides^ Helix mogimtina und HijJrobia ventrosa anführt, Ludwig aber noch eine grössere Liste gibt: ein ähnliches Vorkommen muss auch östlich von Cronberg existieren oder existiert haben, da in dem nördlich des Weissen Berges bei Cronberg entsi)ringenden Westerbach die tertiären, an Petrefakten reichen Kalke als Geschiebe in grosser Menge in der jungen Bachanschwemmung liegen. Der Gebirgsabbruch ist übrigens auch noch durch in langer Linie am Südrand des Gebirges hervorbrechende, zum grossen Teil wärmere alkalinische Säuerlinge — von Nauheim über Homburg, Kronthal. Soden und AViesbaden bis Kiedrich — indiciert, mit welchen an vielen Orten auch Basaltgänge in Beziehung zu stehen scheinen. Was Koch bestimmte, auch jene Geröllbildungen von Oberhöchstadt etc., welche nicht mehr unmittelbar auf dem Gebirge anfliegen, für mitteloligocänen Meeressand zu halten, ist die Vorstellung, dass die Meeresoberfläche wohl zu allen — 87 — Zeiten ein gleiches Niveau gehabt habe, vom Erdmittelpunkt gleich weit entfernt gewesen sei, und dass sich also das Gebirg gehoben habe. So mussten denn auch die Tertiärschichten, soweit sie auf dem Gebirge auflagerten, um so höher mit der Zeit zu liegen kommen, je bedeutender dasselbe sich hob ; auch jüngere Gebilde wurden gehoben, wenn die Hebung des Gebirges noch in die Zeit ihres Niederschlages reichte und über dieselbe hinaus währte. Immerhin mussten die ältesten tertiären Ab- lagerungen am Rande des Gebirges die höchsten sein ; je jünger aber die Sedimente sind, in um so tieferer Lage mussten sie das Gebirg begleiten. Hätte die Vorstellung von einer Hebung des Gebirges während der Tertiärzeit auch an nachgewiesene Störungslinien angeknüpft, so würde sich das Irrige, das in der Deutung jener Terrassen als älteste Tertiärabsätze besteht, sofort ergeben haben. Doch an solche Störungslinie dachte man eine Hebung nicht gebunden. Man stellte sich nicht vor, dass eine vom Gebirg eingenommene, scharf umgrenzte Scholle sich hebe; das ganze Faltengebirg auch mit von jüngeren Gebilden bedeckten untergetauchten Mulden glaubte man sich hebend. Die Hebungstheorie ging eben nicht von so präcisen Vorstellungen, wie die Senkungstheorie aus. Es möchte vielleicht gleicligiltig erscheinen, ob man die eine der in Störungsflächen aneinander grenzenden Schollen sich hebend oder die andere sich senkend denkt, da die relative Lage im einen wie im anderen Fall — dieselbe ist. Während aber für den ersteren Vorgang die Ursache schwer erfindlich ist, besonders sofern sie sich auf eine von Störungen umgrenzte Scholle sich beschränkend äussern soll, ist diese Ursache für den Vorgang der Senkung selbstverständlich die Erdschwere, und wir sind nur genötigt in der Tiefe einen Defekt anzunehmen, dessen Entstehung auf verschiedene Weise denkbar ist. Dass aber im südwestlichen Deutschland im Allgemeinen die Gebirge als das Feststehende zu gelten haben, macht eine That- sache höchst wahrscheinlich. Es liegen nämlich auf dem Oden- wald*) und auf dem Gebirg**), das die Nahe durchfliesst, die frühmitteloligocänen Meeressande in völlig gleicher Meereshöhe *) L e p s i n s , Das llainzer Bocken p. 48. **) Senck.-Ber. 1886 p. 137. — 88 — abgelagert. Bei der Ungleicliartigkeit dieser Gebirgsmassen wäre es aber hüclist unwahrscheinlich, dass sich solche in ganz gleichem Masse seit dem Absätze jener marinen Sande gehoben haben. Zu den Betrachtungen über die Schichtenfolge, über die Be- schaftenheit der sog. Meeressand-Sedimente und über die Tektonik unserer Gegend kommt noch eine weitere, welche es ebenso ausser Zweifel stellt, dass jene Strandgerölle Flussterrassen *j sind, die aus der Diluvialzeit stammen. Absolute Höhe y^^ dieser Ausicht wurde icli vor Allem angeregt durch Publi- <1pv ältesten Di- ^ ° luviaiterrasse. katioueu vou H. Grebe**), nach welchen sich das Diluv auf dem Hunsrück bis zu Höhen von 200 m und mehr vorfindet, noch mehr durch Beobachtungen, die ich gelegentlich einer mit Herrn Grebe unternommenen Tour auf den Höhen über St. Goars- hausen zu machen Gelegenheit hatte. Was dem Auge vor Allem sich darbietet, ist, dass das Plateau, das den Rhein be- gleitet, in das der Rhein sich eingenagt hat, deutliche stufen- artig übereinander liegende, auch in einander übergehende Felsterrassen zeigt, die da und dort auch Schotterterrassen tragen. Wir erkennen an ihnen die allmähliche Vertiefung *) Auch S a 11(1 b e r g e r hat die bis 800' längs der Hauptkette des Taunus hinaufreichenden Saude und GeröUe 1851 für Diluvialablagerungen gehalten — üeschiebelager durch gelben Thon oder Brauneisenstein verkittet und nur aus Felsarteii des Taunus bestehend. Die Hofheimer Kapelle steht z. B. auf einer solchen und in der Gegend von Wallau und Wiesbaden nehmen sie weite Distrikte ein. Zu den Diluvialablagerungen zählt er aucli die Pliocän- l»ildungen z. B. bei Münster. Das Hangende im Profil der Niederhofheimer Höhe ist daher (Kouch. d. Mainzer Tertiärbeckens 1863 p. 449) als Diluvium notiert. **) Über Tlirtlbilduug auf der linken Rheinseite etc. Jalirb. d. pr. geol. Landesanstalt für 1885 p. 162. Hohe Terrassen und Tafelflächen von ver- schiedener Höhe hat Zeil er in den Verhandlungen des nat. Ver. f. Rheinl. u. Westph. 1856 beschrieben; in ähnlicher Weise hat sich schon 1849 Grandjran ülier die Entstehung des Rheinthaies zwischen Bingen und Bonn in den Jalirl). d. iiass. Ver. f. Naturk. ausgesprochen. Auch Sand- berger bespriclit die zu beiden Seiten des Flusses liefindlichen Plateau - Abstufungen im Schiefergebirg von Bingen abwärts in den Geologischen Verhältnissen von Nassau 1847 und äussert u. a. : „Die Höhen derselben wechseln zwischen 400' und 600', die Plateau's sind sämtlich von Gescliieben, wie sie der Rhein jetzt iiocli führt, ferner mit Saud und Lehm bedeckt. Diese Sand- und Geröll-Ablagerungen finden sich an solclien Stellen abgelagert, wu die Strömung des Flusses gehemmt war, und daher Al)Iagerungen im Flussbett entstehen konnten.' — 81) — der Flusssohle. Da lag u. a. bei Lierschied, auf der Strasse nach St. Goarsliausen, nachdem wir rechts von derselben das Profil einer überraschend schönen Faltung — zwei Sättel mit zwischenliegender Mulde — von im Hunsrückschiefer ein- gelagertem Quarzit passiert hatten, links des Wegs ein hoher Anschnitt von diluvialem Sand und Geröll: dieselben sind von einem gelben Thon bedeckt, der mich ganz an denjenigen unter dem Lors- bacher Kopf erinnerte. Zum Teil ist der Sand zu Sandstein verkittet. Das Wichtigste und Interessanteste ist aber die Beschaffenheit der Geschiebe. Mein Erstannen war gross, als ich neben Carneol, Achat und Porphyr von der Nahe Gerolle von oberem Buntsandstein traf — Flussgeschiebe, die hier nur vom Neckar oder Main dem Khein zugeti'agen worden sein können. P^ür die letztere Annahme spricht, dass ich unter den Geschieben der hohen Terrasse bei Schloss Vollraths oberhalb Östrich Lydit antraf. Jene Flussterrasse von Lierschied liegt etwa in 210 m über dem Meer und andere Diluvial-Terrassen befinden sich in noch wesentlich höherer Lage z. B. bei Patersberg in 240 m. Es ist kein Zweifel, auch dem Taunus entlang, im Rhein- thal zwischen Bingen und Mainz, im Mainthal von Wiesbaden östlich muss eine solche Terrasse, der Absatz desselben Flusses, der die Terrassen von Patersberg und noch höher gelegene deponierte, vorhanden sein. Wenn die entsprechenden Sedimente z. B. auch in dem Senkungsgebiet beträchtlich tiefer liegen — die Maximalhöhe der Hofheim-, Delkesheim-, Mosbach-Terrasse ist 480' über dem Meer — so müssen sie doch auf dem Gebirg in denselben hohen Niveaux zu finden sein, wie unterhalb Biugen. Noch war also der Rheinstrom nicht eingeengt wie heute, wo er sich brausend durch's Bingerloch drängt; in weit grösserer Breite nahm er dort auch dieselbe Richtung, wo er sich jetzt aus Ost- West in Süd-Nord umbiegt. Die Vorarbeit, welche die x4bwässer des Mainzer Beckens leisteten, und die beträchtlichen Senkungen, die zwischen den oberrheinischen Randgebirgen das Rheinthal erfuhr, machen es erklärlich . dass der Rhein von Nierstein — Nackenheim — Weisenan nicht seine Süd-Nordrichtung einhielt, indem er den Weg östlich des Taunus nach Nord fortsetzte. Der Fluss, der sich längs dieser Hänge hinbewegte. floss vielmehr in entgegen- — 90 — gesetzter Eichtung und trug mit dem Main auch dazu bei, den Rhein nach Westen zu drängen. Die Studien der letzten Jahre haben mich nämlich gelehrt, dass auch die untere Wetterau, und zwar in mehreren Abschnitten, in die Tiefe sank und somit wohl geologisch als die unmittelbare Fortsetzung des breiten Rheingrabens zu betrachten ist. Was aber jenem Beharren in der Strümungsrichtung entgegenstand, war, dass die nördlichen Schollen nicht in so raschem Tempo in die Tiefe gingen, als die südliche des unteren Untermainthaies. Wir würden also irren, wenn wir uns das Rheinthal etc. von damals und heute ungefähr von gleicher Höhe vorstellten. Die Sohle des damaligen Rheines lag wesentlich höher. Dass der Rhein nur allmählich sein Bett tiefer legte, lässt sich bei Basel*) beobachten, wo nicht weniger als vier, von Geröll, Sand und Löss gebildete Terrassen zu beobachten sind und zwar über dem heutigen Baseler Rheinpegel, dessen Meereshöhe 823' ist, in 250', dann in 115' d. i. die Terrasse des Centralbahnhofes, weiter in 95' d. i. die des Münsters und in 40' d. i. das Hochgestade der St. Jakob vorstadt. Wenn wir die Niveaux der älteren Flüsse viel bedeutender finden, sodass wir eine Terrasse für um so älter halten, ein je höheres Niveau sie einnimmt, so liegt dies demnach nicht un- bedingt in einer beträchtlicheren Wassermasse und Wasser- mächtigkeit, sondern meist auch in einer höheren Lage der Flusssohle. In einem Falle ist es die Erosion, im anderen sind es Senkungen oder beide Umstände zugleich, welche sie im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende tiefer legten. Mangel an Fos- gij^g Weitere Eigentümlichkeit der hohen Terrassen ist der absolute Mangel organischer Reste, ein Umstand, der wohl einen Rückschluss auf die klimatischen Verhältnisse zur Zeit ihres Absatzes erlaubt. Sie treten dadurch in Gegensatz zu den wenigen und unbedeutenden, wirklich aus der Mitteloliffocänzeit stammenden silien. !=" Sedimenten am Südrand des Taunus. Miiteioiigo- Beginnen wir mit dem östlichsten der drei Fundpunkte, mit sand von demjenigen, welcher der Meeressandablagerung, die am Nieder- Medenbach. *) Sandberger, Laud-u. Süssw.-Kouchylien der Vurw. 1870—75 p. 758. — 91 — berg bei Vilbel*) unmittelbar auf dem Rotliegenden rulit und daselbst von Rupelthon überlagert ist, am nächsten liegt. Er liegt östlich von Medenbach**) nur wenige Schritte vom Ort und bildet eine geringe Anhöhe, genannt „auf dem Hack", auf der linken Seite des von Norden herabziehenden Thälchens. Auf der niederen Terrainstufe über der Thalebene sind -zwei Sandgruben, einander zuuächstliegend, angelegt, in Avelchen man so spärliche Reste von Meeressandtieren — Trümmer von Perna Sandbergeri , Ostrea caUifera und Lamna contortidens findet, dass man sich wundern muss, dass überhaupt diese interessante Lokalität aufgefunden wurde; dann findet man dieselben Reste auch links am Bord des steilen Fusspfades, der jene Anhöhe hinaufführt. Was nun die Art der Ablagerung angeht, so stimmt sie in keiner Weise mit jenen Strandgeröllen überein. In den zwei Löchern, für welche man fast keinen anderen Zweck erkennen kann, als ihren intere-ssanteu Inhalt dem Geologen zu zeigen, sieht man eine Ablagerung von Quarz und Phyllit- geschieben, die z. T. mit Kalk schwach verkittet sind, besonders in der tieferen Lage, welche von der oberen z. T. durch ein Lettenlager getrennt ist. Kleine rundliche kreidige Kalk- konkretionen sind zahlreich. Dass diese Ablagerung, welche, obwohl, wie aus der Karte ersichtlich, auf Phyllit aufruhend, nur in ungefähr 650' liegt, eine wirkliche marine Strandbildung ist, gibt sich vor Allem durch auf den Austernschalen auf- sitzende Baianuskegel, welche Boettger beobachtet hat, zu erkennen. Der nächste Fundpunkt ist die Ostricher Sandgrube, etwa Vi Stunde westlich von Hallgarten entfernt; nirgends auf der weiten Strecke zwischen Medenbach und Hallgarten ist bisher eine Spur aus der frühen Mitteloligocänzeit entdeckt worden. In der Ostricher Sandkaute ist der Rest „ Meeressand " noch unbedeutender als bei Medenbach; es ist ein lockeres, von Brauneisen verkittetes, aus kleinen kantigen, wenig gerundeten *) Boettger, Beitrag- z. pal. iiiid geol. Kenntnis d. Tertiärform. Hessens Inaug-.-Dissertation, Offenbacli 1869. **) Die erste Mitteilung über dieses miansebnliche Sediment hat Boettger im Verein für natiu'wissenschaftliche T'^nterhaltung in Frankfurt am 18. Aug. 1873 gemacht. Meeiessand Hallgarten. — 92 — Trümmern bestehendes Konglomerat, in welchem schlecht erhaltene, abgeriebene Schalreste und Steinkerne von Pectnn- eulus ohovatus nicht zahlreich gefunden werden. Die Trümmer sind hauptsächlich grobe Quarz- und Quarzitkörner (Durch- messer 1 — 3 mm) und wenig Phyllitfetzclien. Ich habe die durch die Sandkaute ziehende Bank oben sclion als das Liegende der in hoher Wand anstehenden gelb- lichen Pliocänsande bezeichnet. Meeressaiui von ^^y an FossiUeu reichste Fmulort*) liegt einige Kilometer Geisenheim. ., ^,. , . ^ , . . , , c-i ii weiter westlich; es ist derjenige, welchen S an db erger in seinen Untersuchungen über das Mainzer Tertiärbecken 1853 p. 6 aus der Gegend von Geisenheim erwähnt. Ungefähr 2 Meter tiefer als der Gipfel des Rotenberges (abs. Höhe 492') und zwar auf der Nordseite desselben gelegen, ruhen zAvei Konglomeratbänke auf dem Phyllitquarzit, aus welchem der Rotenberg besteht. In diesen Konglomeraten sind kleine Gesteinstrümmer und wenig gerundete Quarz- und Quarzit- brocken mit thonigem Brauneisenstein verkittet. In dem an Geschieben reichen, an Bindemittel relativ armen Konglomerat konnten wir keine Fossilspuren finden. Dagegen waren in einer zunächst liegenden Rössel (d. i. ein Haufen von aus den zunächst gelegenen Rebgärten zusammengelesenen Steinen) Stücke nicht selten, in welchen der sandige Brauneisenstein, der das Bindemittel jenes Konglomerates bildet, vorherrscht und zahlreiche Abdrücke und Steinkerne von Meereskonchylien zeigte. Auch hier sind die Spuren der Pectunculen die häufigsten. Es ist wohl möglich, dass solche älteste tertiäre marine Absätze noch mehr vorhanden sind: sehr wahrscheinlich ist es jedoch nicht bei den enormen Wasserfluten, die sich im selben Niveau bewegten, dasselbe Niveau erreichten, in welchem diese Sedi- mente, eben in ihren höchsten Lagerstätten unbedeckt, ungeschützt lagen. Jedenfalls müssen wir die Erhaltung der beschriebenen drei Meeressandablagerungen einen besonders glücklichen Zufall nennen. *) Ich danke es der Beihülfe der Herren Prof. v. Sandh erger und Adolf Reuss in Geisenheim, besonders aber des Herrn Gergens, Sohn des verstorbenen Dr. Gergens in Mainz, welcher vor vielen Jahren bei Geisen- heim Üeissig gesannnclt liat , dass diese Jleeressand-Bildung wieder anf- gcfunden ist. — 98 — Ich bemerkte schon, dass die ältesten Diluvialterrassen Abnahme des Niveaus. innerhalb des Beckens in geringerer Tiefe liegen, als dort, wo sie auf dem Gebirgsmassiv aufruhen. Dass sie in verschiedener Höhe liegen, mag sich daraus erklären, dass die einzelnen Teile der Terrasse auch auf verschiedenen Schollen aufruhen, welche in ungleichem Masse auch seit der Diluvialzeit sich gesenkt haben.*) Wir dürfen übrigens nicht allein auf diesen Vorgang die tiefere Lage der ältesten Terrassen im Becken beziehen; was sich in derselben ausspricht, ist auch die allmählich statt- findende Abnahme der Wassermenge. In welchem Masse aber der eine oder andere Faktor an der gemeinsamen Wirkung beteiligt ist, wird wohl mit voller Sicherheit kaum zu eruieren sein. Relativ noch hoch — sich von 720' bis 480' NW. -SO. senkend — liegt die Flussterrasse von Oberhöchstadt bis Stein- bach, deren wir schon gedacht haben. Sie scheint, dem Gebirg entlang, nach Nordost bis Oberursel zu reichen, wo sie auch wieder in zahlreichen Kiesgruben offengelegt ist. Vom Ge- birg ausgehende Bachläufe haben sie in etwa drei , nach Südost gerichtete und in dieser Richtung abfallende Terrain- schwellen geteilt: dieselben sind gänzlich von Löss bedeckt und lassen wenig die ihn unterteufenden Geröllmassen erkennen. Zwischen Bommersheim und Kahlbach fehlt der Löss, und auch die Gerolle sind nur in geringem Masse aufgestreut, so dass die Tertiärgebilde, der Cerithienkalk ('?), der Basalt und der Pliocän- sand auf dem Höhenrücken bloss liegen. Nordwestlich über Kahlbach liegt in 480' abs. Höhe eine nur etwa 2 m tief geöftiiete Kiesgrube, welche den östlichen Ausläufer der Terrasse von Oberursel darstellt. Allenthalben sind die Terrassen mächtiger, wo ein Thal aus dem Gebirg in das Becken einmündet; es häuft sich hier ein deltaartiger Schuttkegel an. Auf einem solchen baut sich Oberursel in die Höhe: nordöstlich begrenzt ihn das Bächlein, das zwischen Goldgrube und Altenhof aus dem Gebirg tritt und ehedem das tief eingeschnittene Thal (Haidetränkthal), das der *) Senkungen im Untermaintlial. Seuckenb.-Ber. 1885 nnrl : Zur Geologie der unteren Wetterau. Jahrb. d. iinss. Ver. f. Natnrk. Bd. 39. — 94 — weissen Mauer entlang läuft, erodiert hat. An der Steinmülile oder am Kupferhammer oberhalb Oberursel ist die Terrasse in einer eben offenen Kies- und Sandkaute klar und scharf angeschnitten in einer Mächtigkeit von 10 — 11 m. Mit grossen und kleinen Quarz- und Quarzitgerijllen gemengte Sande wechsel- lagern mit Kiesschichten und ganz feinen Sanden ; auch eine 0,5 m starke Thonlage zieht durch das Profil, einmal auch ein rotes, mit Eisenoxyd gefärbtes Band, das bei näherer Besichtigung sich in eine Menge paralleler Streifen auflöst. Die Physiog- nomie des Profils ist wesentlich anders als dort, wo auch Taunusgneisse und -schiefer oder weiter westlich auch das Maingebiet Beiträge lieferten; weiss und hellgrau ist die hier fast allein herrschende Farbe der Sande: nur oben, wo der Zu- tritt der Luft es zu bedingen scheint, sieht man braune Färbung ; so auch in der Kiesgrube über Kahlbach, welche auf der geolog. Karte als Cerithiensand notiert ist. Weiter westlich erreicht die an das Gebirg anstossende Terrasse, in grösserem Zusammenhang eine plateauartige, zum grossen Teil mit Löss überdeckte Stufe bildend, die absolute Höhe von 480'. Am Galgenberg oberhalb Diedenbergen und ebenso in der Nähe von Marx Cottage liegt sie in 600' und steigt gegen das Gebirg noch höher. Verfolgen wir die erstere Stufe, deren Breite etwa die Entfernung Hof heim — Kriftel ist; es ist dieselbe Stufe, von der wir bei dem Aufstieg nach dem Kapellenberg etc. ausgegangen waren. In mehreren Kiesgruben zwischen Hof heim und Kriftel sehen wir den Schuttkegel angeschnitten, wo die Schwarzbach aus dem Lorsbacherthal — ein Thal, das wie die meisten Querthäler im Taunus wohl erst zur frühen Diluvialzeit*) erodiert worden ist — ins Becken heraustritt. Von Hofheim — Kriftel setzt sie sich südwestlich fort über Marxheim, Weilbach, Delkenheim, wo sie schon mit jüngeren Diluvialgebilden über- lagert ist, bis Mosbacii. Bemerkenswert ist es, dass man in den oberen Partieen dieser Terrasse bei Marxheim Buntsandsteingeschiebe und die durch ihre ebenflächige Zerklüftung so auffälligen Lydite an- *) V. Keinacli, Das Lorsbacher Thal. Jahrbuch d. iiass. Ver. f. Naturk. 1887. — 95 — trifft — Geschiebe, welche wenigstens, was die ersteren angeht, nur vom Main hierher gebracht worden sein können. Man darf übrigens nicht jeden roten Sandstein für Buntsandstein halten ; der Taunus enthält auch solche, allerdings mit kieseligem Bindemittel und daher von festerem Gefüge; es sind die mit Eisenoxyd gefärbten Glimmersandsteine, die z. B. bei Niedern- hausen angebrochen sind. Der vom Lorsbacher Thal sich herabbewegende Fluss hatte SSO. -Richtung und ist von dem von Osten kommenden Main, wie auch von den von der Wetterau nordsüdlich fliessenden Wassern zum Laufe längs des Gebirges abgelenkt worden. Im Anschluss an jene ersten Zeugen eines aus dem jetzigen Maingebiet hervorbrechenden mächtigen Flusses weise ich auf Erscheinungen hin, die man auch in dem, man darf sagen, Normalprofil von Mosbach beobachtet, welchem wir noch eingehende Betrachtung widmen werden. Es sind dies die schon im untersten diluvialen Schichtglied von Mosbach, dem Taunusschotter, eingebetteten, nicht gerade seltenen grösseren scharfkantigen Buntsandsteinblöcke, von bis zu 0,2 cbm Lihalt, welche nur auf Eisschollen den Weg aus ihrer Heimat bis hierher gemacht haben können. Dasselbe gilt von einem auf derselben Terrasse liegenden Granitblock mit grossen Feldspat- krystallen, den Koch auf der Elisabethenhöhe zwischen Wies- baden und Hochheim in 154' Höhe (48 m) über dem Rhein fand. Bei unserer Wanderung am Taunusrand in südwestlicher Richtung sind wir zwischen Igstadt und Nieder- Walluf in eine Senke eingetreten, die buchtenartig mit mächtigen diluvialen Massen, die auf den pliocänen Sauden und miocänen Letten und Kalken aufruhen, erfüllt ist. Während z. B. über Bierstadt nördlich dieser Senke die alte Terrasse am Gebirg hinauf bis nahezu 300 m Meereshöhe zu verfolgen ist, erreicht die Oberkante derselben inmitten der Bucht, in den Mosbacher Sandgruben, nur die abs. Höhe von 130 m. Unmittelbar an den Phyllitabbruch angelehnt liegt beim Eintritt in das nach Frauenstein führende Thal hinter dem Gorother Hof eine mächtige Terrasse, deren wir schon wegen der Beimischung verwitterter Sericitschiefergerölle gedacht haben. Den auf dem Weg von Nieder- Walluf oder Schierstein nach dem Gorother Hof aufgeschlossenen Sandgruben nach zu schliessen, — 9() — liegt die Gorotlieiiiof-Terrasse unmittelbar auf oberpliocäiiem Sand. Sie erreicht nur die Isohypse 160 m. Beträchtlich höher, weil auf dem Gebirge aufsitzend, liegen die Terrassen westlich und östlich von Dotzheim, wo sie auf bedeutenden Pliocänablagerungen liegen. Dasselbe gilt vom höher gelegenen Teile Wiesbadens. Diese Terrasse hat Koch in seinen Erläuterungen zu Bl. Wiesbaden p. 14 — 17 ausführ- lich beschrieben; sie liegen z. B. am Leberberg bis 600' hinauf. In den tieferen Teilen der Stadt gehen sie schon auf die Höhe herab, welche der sogenannte Taunusschotter im Mosbacher Profil einnimmt. Miiuienuig der ^yjj^. j^yj^j^^gj^ j^^f einen Gedanken zurück, den wir vor- Wasseimasse ' währeiiri der hiu vcrlassen haben, nämlich ob sich Gelegenheit bietet, den Lnteirieisto- Qijiew odcr den anderen Faktor, welcher die relativ tiefe Lage der alten Diluvial-Terrassen bewirkt habe, gesondert zu be- messen. Auf der Kanzel über Diedenbergen liegen die Gerolle in ca. 600 — 630'; noch derber und mächtiger erscheinen dieselben im obersten Teile eines tiefen Wasserrisses über Marxheim. Wenn nun auch die Baranka stark verwachsen, fast unzugäng- lich, keine Profile mehr bietet, so erkennen Avir doch die Schichtenfolge am Bord des Pfades, der längs jener Schlucht nach Marxheim herabführt. Wir erkennen den pliocänen Sand und Sandthon. Vor langer Zeit hatte ich in der nächsten cänzeit. '»' Nähe, unmittelbar südlich von Diedenbergen gelegentlich einer Brunnengrabung dieses seltsame Sediment — Thon mit weissem Sand und Quarzkieseln gespickt — gesehen. Weiter abwärts, wenn schon die ersten Häuser Marxheims zwischen den Obst- bäumen hindurchschauen, und die Schlucht in einem Wiesen- thälchen endigt, sammelte ich miocänen Kalk, den die Bearbeitung der Äcker nach oben gebracht hatte. Fast sind wir nun schon auf dem Plateau, das die Hof- heim-, Kriftel-, Weilbach etc. -Terrasse bildet, in ca. 480'. Da beide Ablagerungen im Senkungsgebiet liegen, so wird wohl als Ursache für den Niveauunterschied derselben die Ab- nahme der Wassermassen angesprochen werden dürfen. Um ca. 120 — 150' = ca. 40 m hätte demnach der Wasserspiegel des mächtigsten, diluvialen Flusses unserer (regend seinen späteren Stand übertroft'en, als die klimatischen Verhältnisse — 97 — noch immer sulclie wiiiteiliclie ELsmas.seii erzeugten, welche mäclitige Blöcke von weither zu tragen vermochten. Die nördlichste alte Flussansclnvemmung, welche wir bis- ^ßj^'J^ckln" her besucht haben, war diejenige oberhalb Oberursel. Ich habe des opbirges. diese Anschwemmungen auch weiter nördlich in die Wetterau verfolgt. In geringer Mächtigkeit überlagern sie u. a. nördlich von Friedrichsdorf die Pliocänschichten in der Geist'schen Grube (Gemarkung Dillingen). Bei Ockstadt, das, unmittelbar am Fasse des Gebirges ge- legen, von Friedberg in einer halben Stunde erreicht wird, sind die Pliocänsande eben vor dem Orte in einer tiefen Grube otten- gelegt. Ein breiter Hohlweg, der deutlich Profile zeigt, führt aus dem Dorfe aufwärts zu einer weiten Kiesgrube, welche nur in 600' doch direkt auf Taunus(iuarzit aufliegt. Letzterer bricht eben und grossplattig und wird daher stark ausgebrochen. Von hier berichtet Ludwig von fossilen Baumstämmen (Nass. Jahr- bücher IH58. \). 14). Was mich veranlasst, auch die Ockstädter Terrasse zu besprechen . ist der Vergleich mit den gleich- alterigen Diluvialterrassen am Kapellenberg, auf der Strasse von Bierstadt nach Jlambach, dann über Geisenheim und Eüdes- lieim. die alle, ebenfalls auf dem dlebirg ruhend, ungefähr 300' höher gelegen sind als die Ockstädter. Es Avill mir scheinen, da ich eine höherliegende Terrasse am Winterstein nicht auffinden konnte, und es nicht wahr- scheinlich ist. dass letztere allenthalben abgeschwemmt ist, während diejenige unmittelbar über Ockstadt in solchem Betrage erhalten blieb, dass hier ein Anzeichen vorliegt, dass das Gebirg seit der Diluvialzeit nicht allenthalben so ungestitrt geblieben ist, als wir es bisher annahmen, dass vielmehr einzelne Pand- stücke des Gebirges auch Senkungen erfahren haben. Die Höhe der Terrasse bei Ockstadt ist also dieselbe, wie diejenige innerhalb des Senkungsgebietes bei Oberurf^el, Oberhöchstadt, Diedenbergen etc. Gerade am entgegengesetzten Ende des von mir durch- forschten Gebietes wurde ich auf dieselbe Vermutung geführt. Aber weder hier noch dort l)esitze ich bisher ein in dem Schicht- bau des betreftenden Gebirgsteiles begründetes Anzeichen hiefür. Bei Medenbach, wie bei Hallgarten liegt der Meeressa^l i'elativ tief: aber noch wesentlich tiefer ist er dort, wo er zweifel- 7 — 98 — los auf (lein riiyllit(iuarzit aufliegt und eine Verscliweunnung entschieden ausgesclilossen ist. Hier liegen nämlicli die Meeres- sandkonglomerate 470— 4S0' über dem heutigen Meeresspiegel. Im Zusammenhalt der absoluten Höhe des Meeressandes bei Heppenheim und A\'aldböckelheim mit den Verhältnissen bei Geisenheim müsste man für die Zeit des Einbruches des Meeres schon bedeutende Auswaschungen annehnK^n ; hiernach wäre ja die Meerestiefe bei Geisenheim ungefähr 450' gewesen, eine Tiefe, welche die Tiere, deren Spuren sicli im Geisenheimer Konglomerat erhalten haben, heute nicht bewohnen. Hier will es mir daher noch mehr begründet erscheinen, dass das Randstück, welchem der Rutenberg angehört, gegen das nördlich gelegene Gebirg während der Tertiärzeit ab- gesunken ist. Mit unseren heutigen Voi'stellungen harmoniert es auch mehr, in keinem Teil der Erdkruste, auch nicht in den alten gefalteten Gebirgen, etwas absolut Festes zu glauben. Den bestimmten Nachweis solcher Dislokationen im Taunus und speziell an seinem südlichen Rande können wir jedoch erst von exakten Detailaufnahmen erwarten. Während wir die höchst gelegenen Terrassen von Gebilden jüngeren diluvialen Alters nicht bedeckt linden, sind es die Fossilien führenden, welche, innerhalb der Senkungsfelder gelegen, die alte fossillose Terrasse bedecken, den weiteren geschichtlichen Verlauf zu verfolgen gestatten. Mittol-Biluviuiii. Mosbach. Wir können keinen sichereren und instruktiveren Aus- gangspunkt zum Studium des mittleren Diluviums w^ählen, als Mosbach, wo in konkordanter Lagerung und vollständigster Schichtenfolge auf dem mittelmiocänen Letten die pliocänen Sande und Konglomerate folgen, und diese von den Diluvial- gebilden in ca. 15 — 16 m Mächtigkeit überlagert werden. 'auiuissciiotter. ])er tlefste diluviale Horizont, eine Terrasse von o,5— 4 m Mächtigkeit, ist von C. Koch, der ihn zuerst abgetrennt hat, Taunusschotter genannt worden. Er bestehtzum grössten Teile aus mehr oder weniger an den Kanten abgenützten, aber auch zu Gerollen gerundeten Taunusgesteinen ; natürlich sind die am 9'J stärksten vertreten, die bei der \'er\vitteruiig" im (.lebirge eine weniger tiefgehende Veränderung erCaliren haben: es sind dies die verschiedenen Quarzitlager und Quarzgänge: darnnter sind aber auch die Tannusschiefer vertreten. Dazwischen liegen, wenn au(di noch sehr sparsam, kantige grössere Buntsandstein-Blöcke auch Rotliegendes und gerundete Buntsandsteingeschiebe sieht man dann uiul wann. Ein wunderlich ungeordnetes Bild gewährt hier das Profil der Taunusschotter Fig. 1 ; in wellig gebogenen Streifen um- scliliessen OJerölllagen linsenförmige tlionige Sande oder sandige Thone, denen kleine Gerijlle eingebacken sind, ebenso wie wieder graue sandige, wellig verlaufende, oft abgerissene Streifen linsen- förmige Partieen gröberer gerollter Geschiebe umhüllen. Wie r''w////M0/M////Mf- Fiy. i. die sandigen Lehmklötze oft ziemlich individualisiert sind, so gilt dies also anderwärts auch betreffs linsenförmiger Nester gröberen Taunusschotters. Man wird fast au Profile erinnert, die sich so häufig im norddeutschen Geschiebelehm darbieten und als durch die schiebende und drückende Wirkung des auf- lastenden Eises bewirkt erkannt sind. Sind die Geschiebe auch meist horizontal auf der breiten Seite aufliegend, so sieht man sie doch auch schief und vielfach aufrecht; überhaupt halten die «Teschiebe in keiner Weise eine durch ihre Grösse bedingte Linie. Sie stellen ein ganz ungeordnetes Packwerk dar. East horizontal schneidet diese Terrasse ab, deren Hauptmaterial der nalie Taunus lieferte: durch Eisenoxydhydrat bewirkte gelb- Maingei'öll- Schiclit. — 100 — braune Färbung- macht die Scheide leicht kenntlich; die eisen- haltige Infiltration reiclit besonders bis zu den thonigen Lagen, innerhalb welcher sie zu eisenschüssigen Konkretionen führt. Nun gewinnt der Main eine Hauptrolle; seine Geschiebe bilden einen Hauptbestandteil einer ca. 1' mächtigen Schicht*) groben Gerölles mit grösseren Buntsandsteinblöcken, welches sich deutlich gegen das unterliegende z. T. gelbbraun- und grau- grüngefärbte Profil abhebt; hier liegen Muschelkalkblöcke von der Gestalt rechtwinkeliger allenthalben scharfkantiger Quader etc; grössere Kalkgeschiebe sind wenig, kleinere gut gerundet; natürlich fehlen auch nicht die Tannustrümmer. Maiiigesciiiebe. Wir müssen etwas dabei verweilen, was man unter Main- geschieben zu verstehen hat, da eben sie die Leitfossilieu sind, welche den Weg bezeichnen, den dieser Fluss in den ver- schiedenen Phasen seiner Entwickelung eingeschlagen hat. Lenken wir für einige Augenblicke unser Augenmerk der geologischen Karte des nördlichen Bayern zu. Im Fichtelgebirg entspringend beladet sich der Main reich- lich mit den durch ihre Zerklüftung der mechanischen Zer- störung so sehr preisgegebenen schwarzen Kieselschiefern oder L3'diten. Dieses Gestein steht auch in der oberen Wetterau in der Nähe von Butzbach an, ist also kein ausschliessliches Main- geschiebe. Der Zertrümmerung zu feinstem Schlamm verfallen wohl die Schichten des schwarzen nnd braunen Jura, welche der Main weiter durchfliesst. Viel beständiger sind die Kalke des weissen Jura, welche, dem Main auch von Nebenflüssen zugebracht, freilich nur selten unter den Geschieben im Unterlauf aufgefunden werden, aber gerade bei Mosbach in kleineren Blöcken erscheinen. Schiefrige missfarbige Sandsteine, die nicht eben selten unter den Maingeschieben von Mosbach sind, entstammen der Keuperformation, während graue, muschelige Kalke manchmal charakteristische Versteinerungen, wie Terehra- *) Ausser den Maingescliieben wird diese Schicht auch durch das Auf- treten von zahlreichen leider zu mürben, schwer zu konservierenden Unionen angezeigt; C.Koch führt Unio pidorum, halaviis, IHoralis und einen runden Unio amerikanischen Gepräges an. Dasselbe Lager trifft man auch in zahlreichen Löchern an der An- höhe, die sich von Massenheim nach Dclkenheini hin.aufzieht, aufgedeckt. — 101 — Inhi riilyaris und Encriniteiiglieder einschiesseiid, ferner Horn- steiiiknollen aus den tiefsten Scliicliten des Muschelkalkes, be- zeugen, dass der Main auch diesen triasischen Schichtkomplex durchquert hat. Die grösste Breite aber hat der den Main mit steilen Gehängen begleitende Buntsandstein, der deshalb, dann auch in Folge seiner Lockerheit in gewissen Partieen die Haupt- inasse der Maingeschiebe und in noch höherem Prozentsatz die des M a i n s a n d e s liefert. Im unteren Laufe begleiten den Main und seine Nebenflüsse Glimmerschiefer, Gneisse und Granite des vorderen Spessarts und Odenwaldes. Grosse scharfkantige Quader von Spessartgranit liegen bisweilen mitten im Sand Avie auch zwischen gröberen Geschieben. Ein Bestandteil dieser krystal- linischen Felsarten ist der Quarz ; aus dem Zerfall jener rühren dann wohl auch zumeist die weissen gerollten Quai'zkiesel, die mehr oder weniger häufig als Maiugeschiebe zu beobachten sind. Noch zu erwähnen sind basaltische Gesteine, die teils aus dem hinteren Odenwald, teils aus dem Vogelsberg per Kinzig, teils aus der Gegend von Hanau und Frankfurt kommen können. Nun haben wir noch nicht der Beiträge gedacht, welche der Taunus und durch Vermittelung der Nied die Wetterau liefert, die also der Main noch in seinem untersten Laufe zu verfrachten hat. Tertiäre Kalke und Mergel, dann auch Kieselholz aus dem R(jtliegenden finden sich oft den Maingeschieben (auch bei Mos- bach) beigemengt. Rotliegende Sandsteine sind selten unter den Geschieben. Da das Rotliegende am Taunusrand, im Main- und Niedthal, und am bedeutendsten nördlich des Odenwaldes an- steht, so ist es nicht leicht zu entscheiden, ob solche aus dem einen oder anderen Gebiet stammen, vom Main oder von der Nied, oder ob sie vom Rhein dahin gebracht sind. Ein rot- liegendes Geschiebe konnte v. Rein ach als aus der Gegend von Langen herrührend bestimmen. Es lässt sich somit in den Mosbacher Gruben eine vollständige geognostische Sammlung von allen vom Main und von seinen Nebenflüssen durchströmten Gebirgen herstellen. Die Hauptmasse des vom Main transportierten Gebirgs- schuttes bilden übrigens Sande, auch thonige Sande und Thone, in welche die grösseren Geschiebe, die bei der Frage nach ihrem Ursprung meist bestimmte Antwort geben können, ein- gebettet liegen. — 102 — Das Vorwiegen des einen dieser Geschiebe, aber was noch viel wichtiger ist, das Ausbleiben des einen oder anderen der eben aufgeführten Maingeschiebe bedeutet eine Veränderung im Flusslaufe. r)ie vorhin erwähnte, zum grossen Teil aus Maingeschieben bestehende Kiesschicht bei Mosbach enthält in ziemlich grosse]- Zahl auch grössere kantige Buntsandstein -Blöcke, auch meist kantige Blöcke von ?dusclielkalk und Keupersandstein etc. bis zu 0,3 cbm Inhalt. Sie beweisen, was wir schon angedeutet haben, dass auch hier in Mitteldeutschland, wo sich kaum Gletscherspuren aus jener Zeit finden, nichtsdestoweniger das Eis vielfach den Transport übernahm und zwar in (Gestalt von Eisschollen, an welchen und auf welchen die Blöcke festsassen und durch welche dieselben abwärts getragen wurden bis die Schollen in ruhigerer Bucht strandeten, schmolzen und so ihre Last ablagerten. Es ist übrigens nicht allein die Grösse der Blöcke, sondern besonders ihre Scharfkantigkeit., welche entschieden den einfachen '\^'assertranspürt ausschliesst. Wenn also längst die Wasser andere Bahnen eingeschlagen haben, so werden uns die aus dem Oberlauf stammenden Ge- schiebe den früheren Weg des Flusses bezeichnen. Suchen wir uns nun an der Hand dieser Merkmale den Main weiter aufwärts auf und lassen wir nicht ausser Acht, dass jene Geschiebe, die bei Mosbach etwa in Ordinate 480' (135,5 m) üb. A. P. liegen, sofern sie sich auf ungestörtem oder in gleichem Masse gestörtem Terrain befinden, auf ungefähr gleich hohem Niveau liegen müssen. Das ist das eine Kriterium für das gleiche Alter nicht im Zusammenhang stehender, also durch Abwaschung getrennter Terrassen. Dem Geologen steht aber noch ein weiteres Erkennuugs- mittel zu Gebote, dessen wir uns glücklicher Weise auch auf dieser unserer Suche nach ursprünglich zusammenhängenden, haupt- sächlich durch die Jahrtausende lange Abwaschung unter- brochenen Mainterrassen von gleichem Alter bedienen können, ich sage glücklicher Weise, weil manche von ihnen durch Gebirgsbewegung in tiefere Niveaux gelangt sind ; es sind die Überreste der gleichzeitigen Lebewelt. — 103 — Ein drittes Reagens auf Gleiclialterigkeit — das strati- g-raphische — die Scliichtenfolge werden wir als bestätigendes Moment geltend maclien. Die organische A^'elt — wir nehmen hier vor Allem Bezug auf die Tierwelt — ist einem steten Wandel unterworfen; Formen, Arten, Gattungen machen im Laufe der Zeit anderen Formen, Arten, Gattungen Platz. Wenn somit gewisse Formen und Arten, z. B. von Säugetieren, einer bestimmten Zeit an- gehören, so erkennen wir Ablagerungen, die gleiche Tierformen eingebettet enthalten, mit Recht als gleichalterig, sofern jene Ablagerungen einander nicht zu entfernt liegen. Nun enthält die Mosbacher Terrasse hauptsächlich dort, wo die jMaingeschiebe-Schicht mit den daranfliegenden feineren Sauden und Kie>sen zusammenstösst, aber auch innerhalb dieser Sande, besonders in den gröberen Geschiebestreifen eine reiche Säugetieifauna in Knochen-, Geweih- und Zahnresten.*) Unter der Sohle des Mainkieslagers von Mosbach sind solche Fossilien, soweit mir bekannt, noch nie gefunden w^orden. Diese Fauna verdient in zweierlei Beziehung unser höchstes Mo«bacLcr Interesse. Das Erste ist, dass sie neben Formen und Arten, die der heutigen Lebewelt angehören, solche enthält, welche längst ausgestorben sind — wie zwei diluviale Elefantenarten, KIciilias a//fiij//Hs und Elcpltas priDilyoiuts, ein altdiluviales Nas- horn, Uliiiiocrws Mt/-I,ii. eine Nilpferdart. Hippopotdintis niajor, den Höhlenlöwen, Felis spekiea,'"'^) den Höhlenbären, l^rsxs spcfdcus, ein paar Biberarten, Cador und Trugonllteriuiii, und den breitstirnigen Elch. Alces Intifrons; weiter umfasst sie Tiere, welche noch mit unseren mittelalterlichen Vorfahren zu- sammenlebten : ('S sind dies der AVisent, Bisou priscus, und der Ur, Bos prhiiiyoiuis: endlich weist sie solche Tiere auf. *) F. Sandbei'o-er, Land- und Süsswasser-KoucliyUcu der Vuruelt 1870—75, p. 826-821). C. Koch, Erläuterungen zu Blatt Wiesbaden, p. 50. A. Andreae, Abhandlungen zur geolog. Spezialkarte von Elsass- Lothringen, Bd. IV, Heft II, p. 32-34. **) In der K o c haschen Sammlung in Berlin befindet sieh nach freund- licher Mitteilung von Prof. Nehring eine linke Unterkieferhälfte einer grossen Katze, welche dort als Felis spelaea bezeichnet ist und in Grösse und Form dieser Art zu entsprechen scheine. Der Kiefer enthält den Eckzahn, den hinteren Lücken- und den Fleischzahn. — 104 — welclie eiitscliieden auf dem Aussterbe-Etat stehen, das Elentier, Aires palvmhis, und den Biber. Von den noch lebenden Formen und Arten geh(»ren Mitteldeutschland nur noch der Edelhirsch, Cerrits chvphus, das Reh,''') Cerrus capreolns, das Wildschwein, Shs scrofa, der Dachs. McJcs ruhjaris, die Spitzmaus, Sore.r? und die Wasserratte, Arricola (ouphihius. Das Rentier, Bani/ifcr tarandus, welches durch Geweihstücke vertreten scheint, hat sich längst nach dem Norden, das Murmeltier. Ärctonnjs mar- motta . nach dem Hochgebirg verzogen. Der Wapiti. Cernis canadensis, lebt heute nur in Nord- Amerika. Recente Arten sind hier auch in anderen Formen vertreten : hierbei gedenke ich besonders des grossen Mosbacher Pferdes. '''"'=) *) Das Fragment eines Keligeweihes, im Senckeubergischen Museum aufbewahrt, übertrifft die grössten von heute an Grösse. **j An Zähnen und Slieletteilen sind bisher folgende Tiere in der Sammlung des Senckeubergischen Museums vertreten : Felis hjnx L., der Luchs; Ursus spelaciis Kosenm., der Höhlenbär; UrsKs arctos L. ; der braiine Bär ; Sorex oder Plecotus. eine Spitzmaus oder eine Fledermaus ; liangifer tarcutdiis L., das Reutier; Alces paliiudus Gray, das Elentier; Alces latlfrons Boyd Dawk. Von diesem Tier liegt in der Koch'scheu Sammlung ein Geweihfragment; es ist wohl dasjenige, M'elches Koch als Cerr. eunjceros bestimmt hat; seine Bemerkung, dass sich dasselbe von dem des irischen Eiesenhirsches durcli den Mangel der Augensprossc unterscheide, lässt dies erkennen; er sagt Aveiter, es lasse das Geweih auf eine Spannweite von 8' scliliesseu. Unsere Sammlung besitzt zwei diesem Tiere zu- gehörige Geweihfragmente, an welchen auffällt, dass die Stange (vom Rosenstock bis zur Schaufel) des wesentlich jüngeren Tieres dieselbe bedeutende Länge hat, "wie die des älteren. Die an wert- vollen Stücken aus Mosbach reichste Sammlung. Avelche Herr Kon- servator A. E ('■> m e r bei der Wiesbadener Naturforschervcrsamm- lung 1887 zuerst ausgestellt hat, enthält einen ganzen Schädel dieses Tieres samt GeAveih. Ccn^}ts elaphns L., der Edelhirsch; Cernis canadensis Briss., der Wapiti (?) ; Cervus capreolus L., das Reh; eine Antilopenart (?) ; Bison priscus Boj., der Wisent ; Bos primigenius Boj, der Fr; Hippopofantus iinijor Cuv., ein grosses Flusspferd; — 105 — Das Andere und Seltsamste ist, dass diese buut.genüsdite Mosbacher Säugetierwelt Tiere umfasst. die, nach den recenten Equus caballus L., das Pferd; Ehinnceros Merlcii Jaeg., das altdiluviale X;ishoru ; ElepJias antiqims Falc. ; Eleplias primigcniiis Bhimeiib., das Mammut; AfGtomijs mannotta Schreb., das Murmeltier; Casfor fiber L., der Biber; eine andere Biberart ; Arricola amphihins L., die Wasserratte ; Esox luciiis L., der Hecbt. Es fehlen uns somit noch Reste von Eelis spelaea, Meles rii/yaris, Sus scrufa. Trognntliprinm Ciirieri und Lcpus tiniidiiK. Die Existenz des ^Menschen hat Herr Konservator A. Römer in "Wiesbaden durch die Auffindung eines gespaltenen Knochen konstatiert (Land- und Süsswasser-Konchylien, p. 763). Aus dem zwischen Löss und unterpliocäuem Sand liegenden Eppels- lieimer Sand besitzt das Senckenbergische ]\[useum Schädel und andere Skelet- teile von Eoetoriiis putoriiis Kej's. und Blas, und Arctouuis mcoiuntta Schreb. Was das Vorkommen der Knochen in den Mosbaclier Gruben angeht, so ist vor allem bemerkenswert, dass die Skeletteile eines Tieres sich nie zusammenfinden, sondern stets zerstreut und auch wohl zertrümmert sind ; vielfach sind nämlich die Brüclie der Cieweihschaufcln, etc. alte. Nicht häufig sind hingegen die Skeletteile, die eine starke Abrollung erfahren haben. Was die Aufstellung dieser Reste zu einer selir mühsamen macht, sind die vielen Risse, welche die mehr oder weniger durchfeuchteten Stücke durcli den Druck des leicht verschieblichen Materials erfahren, auf dem sie liegen und von dem sie belastet sind ; dazu kommt die oft enge Verkittung der ver- hältnismässig wenig festen Knoclien mit dem Sand und den ihm eingebetteten Geschieben. Unter den Skeletteilen sind die häufigsten die Oberarme und Oberschenkel, die Unterarm- und Unterschenkelknochen, dann die(ieweihe, ferner die Sprung- beine, die Fuss- luid Handwurzelkuochen. Selten sind die vollkommenen Schädel , häufiger einzelne Kiefer und Kieferhälften. Zu den Seltenheiten gehören die Rippen, Avährend die grösseren AVirbel, auch die Becken und Schulterbeine ziemlich zahlreich vertreten sind. Kleine Knochen und Zähne sind in der Sammlung selten, nicht weil sie an sich selten sind, sondern weil das Aufsammeln für die Sandgräber eben doch nur eine nebensächliche Neben- beschäftigung sein kann, weil die kleineren Skeletteile also beim Graben und Aufladen leicht übersehen werden. Hätte ich mein gesamtes Material zur Hand, so würde eine numerische Aufstellung der Reste nach Arten desliall) ein gewisses Interesse haben, da ich ungefäliv Alles, was sich fand, auch fast ohne Berücksichtigung der Güte der Erhaltimg erworben habe. Aus derselben würde ungefähr ersichtlich sein, in welchem Verhältnis die einzelnen Arten in der Gesamtfauna vertreten waren. Nun muss ich die Statistik dieser Diluvial- fauna für eine spätere Gelegenheit aufsparen. — 106 — verwandten Formen zu urteilen, sehr verschiedene klimatische Ver- hältnisse fordern. Gedenken wir nur einerseits des Nilpferdes, von welchem je ein Stosszahn in der A. Eömer'schen und in der C. Koch'schen Sammlung liegt, und des Löwen, auch des Elephas nntiquKs, von welchem u. a. Backenzähne bei Tanger*) gefunden wurden, andererseits des Ren- und des Murmeltieres, von welch" letzterem wir von Mosbach mehrere Schädel besitzen. Der Fund von Resten des Flusspferdes in sicilischen Höhlen deutet den Weg an, auf welchem wohl dieses Genus, wenn es auch schon zur Pliocänzeit Italien bewohnte, nach Europa eingewandert ist : übi'igens sind auch in Höhlen von Gibraltar solche Reste entdeckt worden. Wenn auch Mosbach der nördlichste Punkt sein wird, bis zu welchem das Hippo- l)otamus vorgedrungen ist, so ist doch gewiss eine lange Zeit für eine solche Verbreitung erforderlich, und wir besitzen in obigen Thatsachen somit einen Beleg für die lange Dauer der Interglazialzeit, wofiir aus unserer Gegend noch mehr Anhaltspunkte sprechen. Zeitgenossen des Hippopotamus in Mos- bach, zum Teil auch des grossen sicilischen Flusspferdes, sind in einer Zwischenstation , die zweifellos interglaziales Alter hat, nämlich in der Schieferkohle von Dürnten, bekannt — lihiiioceros Merldi und Elephas (/uNquns. Hippopotamus y;//(y'or gehöi'tin Mosbach zu den grössten Selten- heiten. Soweit mir bekannt, wurden ausser jenen zwei Vorder- zähnen, die wohl einem Tiere angehören könnten, da der eine aus der linken, der andere aus der rechten Kieferseite stammt, nur noch der rechte Unterarm, d. h. die mit einander verwachsenen Ulna und Radius gefunden. Die an demselben genommenen Masse übertreffen übrigens diejenigen, welche am Ilippopoian/ns (iniplnbiiis der Senckenbergischen Sammlung genommen sind, nicht. In allerletzter Zeit wurde in der westlichen Sandgrube wieder ein Schneidezahn aufgefunden. Betreffs des Alters der Ablagerung ist es wohl von Be- deutung, dass nach der Zahl der Zähne, welche gefunden wur- den, zu urteilen, Elephas a/il/(j/ius, dessen Zahnbau dem des afrikanischen Elefanten nahestelit, zahlreicher war, als das *) A. ('. Uamsay and .T. Geikie. Ou tlie (ieolog-y of Gibraltar Qnarterly Journal of tlie g'eological Society 1878. — 107 — Mammut, das der Stammvater des indisclien Elefanten sein wird; ebenso fällt auch die ausserordentliche Zahl von Bison pr/'sctis auf. Die Tiere, die in damaliger Zeit unsere Landschaft und besonders die Wiesbadener Bucht bewohnten, scheinen, so weit Reste derselben in den Mosbacher Sauden und Kiesen eingebettet liegen, nun fast vollständig bekannt zu sein. Trotz eifrigen Sammeins kann ich der letzten, von Andreae bekannt ge- gebenen Tiiste nur, auf ein Kieferchen hin, einen Insektenfresser, wahrscheinlich Si»itzmaus, Sorex, hinzufügen. Andreae hat neu für Mosbach Lepus iii)/idus erkannt. Neben Ursiis speJams kommt noch eine andere Bärenart und zwar mit kleinerem, gracilerem Canin vor, die wohl Ursns (//■(■los sein wird. Über so manche Frage, welche sich bei Deutung der Mos- baclier Reste aufwirft, wird wohl in Bälde Dr. H. Schröder, der im Auftrage der preuss. geologischen Landesanstalt eine Revision der bisherigen Bestimmungen vornimmt, Entscheidung bringen; als Unterlage hierfür dient auch das von mir in den letzten fünf bis sechs Jahren zusammengebrachte Material unseres Museums. Beim Aufsammeln derselben erfreute ich mich in hohem Masse der gütigen Unterstützung des Herrn Coridass, des Besitzers der ()stliclien Sandgrube. Kommen wir nun wieder darauf zurück, dass mit in A1)- lageruugen liegenden tierischen Resten meist der Taufsduun und damit die Bescheinigung über das Alter dieser Ablagerungen — sie mögen Meeres-, See- oder Fluss-Sedimente sein — bei- gegeben ist. Wenn dies in solcher Allgemeinheit nicht ganz zutreffend sein mag, für unseren Fall passt es. Wo wir also in unserer Gegend in liuviatilen Ablagerungen — andere exi- stieren hier aus der Diluvialzeit nicht — Säugerformen treffen, die mit denjenigen Mosbachs übereinstimmen, da werden wir die betreffenden Absätze als ziemlich gleichalterig mit den- jenigen Mosbachs ansprechen dürfen. Gehen wir so ausgerüstet nun auf die Suche nach dem i'"iii"i"it.^ Unterlauf des Mains. Tieie Kittel erzählt in dem Programm des Aschaffenburger "' '''''"■**'^''"- Lyzeums für LS39;'40, Skizze der geognost. Verh. der Umgegend von Aschaffenburg, IL Teil p. 17, dass zahlreiche Reste von — 108 — FAcijJids pri))ii(jenu(s in den SandgTuben des Scliünbusches und Ähnliches im Diluvialschutt des Elsawatliales in Escliau bei Fundierung eines Hauses aufgefunden wurden. V. Gümbel führt (Bavaria IV, p. 74) von Arnstein, Main- berg und Volkach Manimutreste, von Klingenberg Reste von löihioccws fichorhiims, und aus dem Sande unter dem Torf bei Grafenrheinsfelden solche von Cerims megaceros auf. Ein Backenzahn vom Mammut fand sich 1858 in 15' Tiefe am rechten Mainufer beim Bau der Brücke von Stockstadt bei Aschaffenburg (Hanauer Museum). Das unmittelbar Hangende der in max. 16 m mächtigen pliocänen Braunkohle von Seligenstadt*) sind grobe Kiese mit Mammutzälinen. Beim Bau der Eisenbahnbi'ücke über den Main bei Hanau wurden 1873 aus dem groben Kies, welcher hier von Ordinate U7,57 (Mainsohle) — 94,1 reicht und die pliocänen Sande über- lagert, ein gut erhaltener Stoss- und ein Backenzahn von FJephas t/i/tit/uus zu Tage gefördert, welche jetzt eine Zierde des Hanauer Museums bilden. Auch eine Kieskaute und dei' neue Friedhof bei Hanau enthielten in Ablagerungen, die über jetzigem Mainspiegel liegen, Keste von Elephas primigenius. Ein ähnlicher Fund in der Hanauer Gegend wurde 1854 am Aulieimer Weg, wo zu Ausfüllungen an der Eisenbahn Kies- gruben angelegt wurden, gemacht; in der obersten derselben wurde nämlich ein Mammut- Stosszalm entdeckt (Hanauer Museum). Ludwig gibt (Sektion Offenbach p. 39) vom Viehtrieb und von der Kieselkaute bei Hanau den Fund \o\\ Mammut- zähnen an. Es darf nicht als sicher gelten, dass alle Angaben über Mammutzähne sich auf Elephas primigeniiis beziehen. Auch im Untermainthal zwischen Aschaffenburg und Frankfurt scheint das Vorkommen von Elephas antiquus nicht hinter dem von E. prln/igcnius zurückzustellen. Im Offenbacher Museum sah ich auch einen Auliqui(s-Bd.ckenz?i\ni in vorzüg- licher Erhaltung, leider ohne Fundortsangabe. Wahrscheinlich ist es. dass er aus der näheren Umgegend stammt. Nach einer brieflichen Mitteilung von Herrn A. Riegel- mann in Hanau wurde bei der Fechenmühle in Flussan- •■) Senckenl). Ber. 1884. p. 173. — 109 — schweiiuüuiigeii , die aus Vogelsberg" und Spessart .siainiueii und ineist abgerundete, auch giüssere (irescliiebe von (nHimmer- scliiefer, (iranit, rotem Sandstein, Basalt etc. enthalten, in den sechziger Jahren Knochenreste und Zähne, die dem Mammut angehören, aufgefunden: sie werden im Hanauer Museum auf- beAvahrt. Wohl auf dieselbe Anschwemmung bei Bruchköbel nächst der Fechenmühle bezieht sich die Beobachtung G. Theo- balds. Diese Anschwemmung, von 22' Mächtigkeit nnd ans Flnss- kies, Sand und Thon in abwechselnden Schichten bestehend, enthielt in 20' Tiefe das Geweih eines Cemis daphus, woran Schnittflächen, mit einem stumpfen Instrument ausgeführt, zu beobachten waren (Sektion Otfenbach 1858. p. 40). Auf hohem Niveau. 420' über A. P. liegen oberhalb Bischotfsheim feine gleichförmige Sande, die ich für eine Dünen- bildung*) aus jener Zeit des ersten Maines halte. Bis Bornheim fehlen nun hohe Flussterrassen ; hier aber in 390' sind solche, aus Maingeschieben bestehend, mehrfach in Kieskauten angeschnitten. In der Burgstrasse wurde sogar in solchen Kiesen, 3,5 m unter Terrain der Backenzahn eines E/epJtas aiiti(iuus--'^') gefunden (Senckenbergisches Musenm). Ein junger Backenzahn von FJcphas cuituiuns''"'^^^) kam dem Senckenbergischen Museum aus Sachsenhausen zu, wahrscheinlich aus den alten Kiesen daselbst. Auch die zahlreichen diluvialen Reste, die 1857 beim See- hof aufgedeckt wurden und im Senckenbergischen Museum auf- gestellt sind, gehören der Dilnvialzeit vor Bildung des Lösses an. In grauem, sandigem Diluvial-Letten lagen da eine Menge Reste von Elcphas priinigenius , von rentierartigem Cerr/is, grösser als Guettardi, von Bosprisciis; Mammut ist am häufigsten und von verschiedenem Alter, selbst erst einige Jahre alt, darunter ein Stosszahn von 7' Länge. Nach dem Stirnfortsatz zu urteilen, muss L'o.s- von sehr ansehnlicher Grösse gewesen sein. Die Reste lagen also in einer Einbiegung des Main- thales in den Litorinellenkalk, auf kleiner Stelle, wo ihre An- sammlung geschützt war, während sie sich sonst vereinzelt finden. *) Senckenb. Ber. 1882;83, p. 275 n. 270. **) Senckenb. Ber. ISSfi, p. 14f; Aniu. ***) Ebenda. — 110 - Zu dieser AiüTühriing von 11. v. Meyer (Notizblatt des Ver. f. Erdkunde etc. Dariiistadt 1858, p. 184) kommen nodi nach Bestimmung" von Nehring' Reste von lUiinoccro^ Hcho- rlii litis und Eqiiiis i-abalUis. Bei Kanalbauten u. dergl. kommen im Norden der Stadt, an der eisernen Hand, an der Friedberger Landstrasse, in der Adlerfl^^clitstrasse,*) dann auch auf der Zeil, am Opernhaus, in der Bockenheimer Gasse etc. etc. Mainkiese nnd Sande vor. Zähne von Eleplias priii/iiicuiiis werden im Museum von folgen- den Lokalitäten aufbewahrt: 15 m unter dem Opernhaus, Lange- strasse (Mammut-Tibia), aus einem Keller in der Bornheimer Gasse 1748 (Börnestrasse), vom Pfandlians 1818 und aus der Liebigstrasse. Ln Frankfurter Kies, 5 m tief, sollen auch Reste von Cernis faraiidt/s gefunden worden sein. Aus der Biber- gasse 8 m unter Terrain stammen Stirnzapfen von Bos priml- (/(')I//IS. Als alte Mainterrasse erkennt man dann die allerdings nur ca. 10 m über dem heutigen Mainpegel liegende Terrasse bei Bockenheim. Zalilreiche Backen- und auch Stosszähne von FJpplias priiniiieiihts aus der Schwindstrasse 2V2 m tief und auch in der Nähe des Bahnhofes von Bockenheim ((lermania) 4 m unter Terrain sind neben der Art der Geschiebe hierfür Belege. **) Diese Ablagerungen setzen nach der Galluswarte fort, von wo — 4,5 m unter TeiTain 1883 — ein wunderbar ei- haltener Mammutbackenzahn stammt. Aus einer Kiesgrube am Nieder Wald (nahe dem Damm der Taunuseisenbahn) wurden Sprossen vom v-Jeweih des Ccrrus cunjceros? gefunden. Solche Belege für den alten Mainlauf haben wir noch von Höchst und ETörsheim***). Der Beimischung von Main- *") Die von Herrn K. Jung in cler Stallbuvg-strasse im Sand gefundenen Koncliylicn bestimmte Cl essin als: lIcUx pulchcUa, IL liispida^ P/ipn ////is- cnnim, CinncUa liibrica, Succineci ohlonga, Siicc. putrisjung.. Ijitnnacii.f jirrcgcr, L. trn»caf//lt/s, Planoyhif< contort/is, Pisidiimi /'ossär in /ai/. Aus einer Sandscliiclit in der Feldstrasse kam mir durch Dr. .T. Ziegler Stier /»ra oblntif/a zu ; es mag dieselbe eher einem Sandlüss-Horiznnt zugeliih'cn. ■^*) Senckenb. Ber. 1885, p. 246 u. 247. ***) Senckenb. Ber. 1885, p. 246; ausserdem sollen im Kies über dem Rnpelth(iii sich aucli Beste von f.^rsns- sprlacis gefunden lialien. — Ili — gescliieben zu den aus dem Taiimis transportierten in der Terrasse von Hoflieini, Marxlieini, Weilbacli gedachten wir schon. Aucii des Fundes von Spcrmopluhis nllalcus *) nacli neuerer Bestimmung Sp. nifcsceus im Bad Weilbach muss liier Erwähnung geschehen. Neuerdings wurde in 420—450' oberhalb Dorf ^^'eilbach, links am Hang, der sich an der AVeilbach herabzieht, etwa oOO in westnordwestlich von dem letzten Haus von Weilbach und in etwa 3 — 4 m Tiefe in einer Sandgrube, die, wenn auch in kleinerem Umfang, ebenso schön wie dies im Mosbacher Sand- protil der Fall ist, die diskordante tluviatile Schichtung zeigte, ein riesiger 1.3 m langer und am distalen Gelenk 0.28 m breiter Oberarm von Elcphas r/iif/(/n//s gefunden. Es ist dieser Rest der am weitesten nach Osten gelegene Nachweis der sog. Mos- bacher Sande am Südabhang des Taunus ; denselben schliessen sich östlich die Kiesablageriingen im Norden Frankfurts und oberhalb Sachsenliausens an. In den alten Flussanscliwemmungen, welche die Land- schnecken- und Cerithienkalke von Hofheim überlagern, fand man RentiergeAveihe. Die Delkenheimer Kiese und Sande sind, auf Taunusscliotter aufruhend, vorherrschend mainisch : sie enthalten jedoch neben grossen und kleinen ^faingeschieben auch kantige Taunusgeschiebe reichlich. Für diese Ablagerung ist die Gleichzeitigkeit mit den die Mainschicht überlagernden Sauden von Mosbach nicht allein durch die absolute Höhe (480'), sondern noch evidenter durch die übereinstimmende Konchylienfauna erwiesen. Was bei Delkenheim auffällt, ist, dass die Mosbacher Konchj^ien, trotzdem sie ganz oberflächlich liegen, gut. ebenso gut als in Mosbach erhalten sind, wo sie von Löss überlagert sind. Der Ijöss mag also wohl erst in letzter Zeit denudirt sein. Auch das Fehlen der Waldbedeckung wird der guten Erhaltung der Konchylien günstig gewesen sein. Unterhalb Wicker wird der Wickerbach, an welchem weiter aufwärts Massenheim und Delkenheim liegen, auf dem linken Ufer schräg der Weidenmühle gegenüber von Kalkfelsen (Cerithienkalk), die ca. 8 m tief angebrochen sind, stark über- ragt. Hier hat also die vordihiviale Denudation mit ihm noch *) Offenbadier Ber. 1872/78. p. 11."); Si'uckenb. Eer. 1885, p 221 ii. 222. — 112 — nidit ganz aufgeiäuiiit. Auf deniselben ruht ein ca. 7 in mäch- tiges Sandprofil, das man mit aller Bestimmtheit durch die Konchylien , die in demselben allerdings nicht reichlich zu sammeln sind, als ebenfalls dem Mosbacher Sandhorizont zu- gehörig erkennt. Ich sammelte Succinea Pfcifcri, Suc. piitris, Clansilia, Vcävata und Pl(i/(orh/s cornens. Die Gerolle darin sind auch vorherrschend Buntsandstein und Lydit. Bei Massen- heim und Delkenheim ruht das fossillose Diluvium, von Mos- baclier Sauden überlagert, direkt auf Cyrenenmergel, wenn sich nicht eine wenig mächtige Schicht pliocäner (^)uarzkiesel zwischen- schiebt. Westlicher als Mosbach ist der Mosbacher Sand in einer gegen Schierstein herabziehenden Schlucht auf Pliocänschichten (Sandthon mit Quarzkiesel) aufliegend zu finden ; er ist hier reich an Konchylien : besonders sei der Fund von Paludina fas- ririfa erwähnt: auch hier herrscht der Buntsandstein vor. Einem noch westlicheren Vorkommen der Mosbacher Sande begegnete man vor Nieder- Walluf. An den obengenannten Aufschlüssen sind also die Mos- bacher Sande d. i. der mittlere Schichtkomplex im Mosbacher Profil noch erhalten ; weiter östlich sind sie fast völlig weg- gewaschen, jedenfalls in ihrer Mächtigkeit sehr reduziert, ehe der Löss, der die altdiluvialen Kiese und Sande bedeckt, darauf abgesetzt wurde. Für die Beurteilung der Breite dieses Flusses, dessen Bett diejenige des Mainthaies oberhalb Frankfurts fast gleich- kommt, können die alten Kiese nördlich und südlich Frankfurts in Bornheim und oberhalb Sachsenhausen (bei der Götheruh 420' ) dienen. Aus dem Profil, das die Baugrube des vierten Bassins des Hochreservoirs bei der Friedberger Warte (146 m über NN.) kürzlich vor Augen führte, konnte man sich überzeugen, nicht allein, dass das nördliche Ufer ganz nahe jener Warte, also noch weiter nördlich verlief, sondern auch dass die alten Main- sande bei Frankfurt ungefähi* so hoch wie am Taunus liegen. Die Abschwemmung hat allerdings in dieser Höhe unter der Fried- berger Warte die hier auf Miocänschichten liegenden Sande gänzlich beseitigt : kleine keilförmige Senkungen haben aber noch Beste diesei- Flusssande zwischen den Tertiärschichten eingeklemmt erhalten. — 113 — Der älteste Unterlauf des Maines hielt nach Obigem ziem- lich genau dieselbe Eiclitung ein, wie der heutige ; er drängte sich aber näher an das Gebirg und besass auch eine etwas grössere Breite : gegenüberliegende Uferpunkte sind die tertiären Höhen der Friedberger Warte und Sachsenhansens. Die Mosbacher Sande, welche im Mosbacher Profil über Ji'^si.acher der Maingeröll-Schicht eine Maximalmächtigkeit von 12 — 13 ni erreichen, bericliteu uns über die Geschichte unserer Gegend noch manches Bedeutsame. In der Schichtung lässt sich dentlicli die Gepflogenheit des Flusses erkennen, der da auswäscht und dort aufträgt; dis- kordante Parallelstruktur zeigt sich allenthalben an den regel- • los mit einander abwechselnden feineren und gröberen Sand- schichten. — Aufs schönste kann man auch das Phänomen der Erdpyramiden beobachten, allerdings en miniatureundnurinForm kleiner Pilaster. — Zu den zierlichsten Bildungen gehJirt die wellige Textur des feinen Sandes, die besonders schön bei Frost zu beobachten ist: sie tritt dann in sehr zartem Eelief entgegen. Betrachten wir uns mit einiger Aufmerksamkeit das be- deutende Profil dieser typisch fluviatil gelagerten, feinen, glimmer- reichen, kalkhaltigen Sande, so fällt auf, dass graue, sehr feine Sande mit rötlichen Streifen gröberer, mit Kiesen untermischter Sande wechseln. Der mainische Ursprung ist letzteren an die Stirne geschrieben. Gleich Jahresringen schieben sich diese Sande und Kiese zwischen die mächtigen grauen Sande, die der Rhein brachte. Frühjahrsschmelzen mögen diese Streifen gebracht liaben, in welchen sich der präpoudierende Buntsandstein so deutlich heraushebt, und mit ihnen die Wald. Wiese und Teich bewohnenden Mollusken. Diese Sande und hauptsächlich diese groben Streifen Konchyiien in beherbergen eine ausserordentlich reiche Konchylieniauna *) g^,^j (,93 Arten). Im grossen Ganzen sind die Formen diejenigen *F. Sandberger, Land- und Süsswasser-Kouchj'lieu der Vorwelt. Wiesbaden 1870-75, p. 763-826. C. Koch, Erläntenuigen zur geolog. Specialkarte von Preussen. Blatt Wiesbaden 1880, p. 43—49. A. Andre ae, Abhandlungen zur geolog. Specialkarte von Elsass- Lothringen. Bd. IV, Heft II p. 36-50. Chr. Brumme, .Jahrbücher des nass. Ver. f. Naturk. 1885, p. 72—80. 8 — 114 - der heutigen Koncliylienwelt im Maingebiet. Noch fehlen aber z. B. Limnaeus sfagiiaUs und Paludina viripara, während Paludiiia fascicäa hier vorkommt. Besonders zahlreich sind die Valvaten-, Limn^^en- , Planorben-, Sphaerien- und Pisidien- Arten , unter den Landschnecken die Arten der Succineen ; mit Ausnalnne von TTpHx arhustonim sind die Helices selten. Was die Heimat dieser Fauna angeht, so erweist sie sich schon nach ihrer Lagerstätte zumeist aus dem oberen und mittleren Maingebiet stammend. Manche Formen finden wir heute in den Alpen, so dass wohl zu damaliger Zeit das mittlere Rlieingebiet Existenzbedingungen darstellte, die sich heute in den Alpen finden. Neben diesem arktisch alpinen Bruchteil kommt nun noch, wie Boettger '') kiirzlich nachgewiesen hat, ein stärkerer ost- und nordost-deutscher Prozentsatz hier vor. In den grauen Sauden unterscheiden wir zuerst am Fuss des Taunus die von Siiden, von Alpen. Vogesen, Schwarzwald etc. zugefiihrten Trümmer der krj^stallinen Gesteine und Sandsteine jener Gebirge. Bei der grossen Entfernung kamen nur die feinen Quarzsande so weit. Im oberen Laufe verraten sich die Alpen natürlich durch grössere Geschiebe, was v. S an db erger schon 1868 nachweisen konnte. Die Hauptmassen der gleichzeitigen Rheinabsätze müssen wir freilich in grosser Tiefe des Rhein- thales suchen. An den Mosbacher Profilen lassen sich noch andere geo- logisch interessante Beobachtungen machen. Besonders fallen vielfach Schichtstörungen ins Auge, die wohl erst aus jung- oder nachdiluvialer Zeit herrühren, da sie allenthalben auch den hangenden Löss trafen. Das Profil der grossen östlichen Sandkaute stuft sich in ungefähr drei Absätzen ab. Der unterste Boden ist die untere Grenze des Taunus- schotters, der unmittelbar auf weissem oder hellgrauem, sehr feinem, meist etwas sclilichigem Sand, dem Wasserkies, wie ihn die Arbeiter nennen, da er Wasser führt, aufliegt. Der- selbe ist von oberpliocänem Alter. Sein Liegendes ist der miocäne Letten. Auch diesen be- kommt man zu sehen. In einem schmalen, scharfen, kleinen *) Nachrichtsbl. rl. deutschen Malakozool. Ges. 1885, p. 80. — 115 — Sattel Fig. 2 sieht man denselben, faltig, wulstig über die Gruben- solile, also über die Sohle des Taunusschotters heraufgedrückt, durch beide Gruben, in südöstlicher Richtung sich streckend, durch- ziehen. Diskordant liegen diesem schmalen und niederen (etwa 0,4 m über der Sohle des Taunusschotters) Lettenrücken die gleichförmigen Pliocänsande und die untersten Lagen des Taunus- schotters an. Die mittlere Stufe Fig. 2 u. 3 ist die obere Grenze der Schicht mit groben Geschieben und Blöcken, der Maingeröll- schicht ; sie liegt jedoch so wenig, wie die untere Grenze des Taunusschotters allenthalben in gleichem Niveau, sondern bildet, bedingt von den zahlreichen Verwerfungen eine unebene Fläche, scheint überhaupt nach Ost einzufallen. Die dritte Stufe ist die Oberkante der Grube, die Ober- fläche des breiten Rückens zwischen Wiesbaden und Biebrich. der fast allenthalben mit Löss ausgeht: an einigen Stellen des Profils misst der Löss samt Ackererde nui' 0.5 m. Meine Ablesungen am Aneroid lauten: Sohle des Taunusschotters 126 m Höhe der Maingeröllterrasse 130 „ Höchste Höhe des Mosbacher Sandes 144 „ Der Löss steigt bis 147 „ Die Mächtigkeit des Taunusschotters beträgt somit 3,5 — 4 „ Die Maximalmächtigkeit des Mosbacher Sandes ca. 14 „ Der Biebricher Rheinpegel hat die absolute Höhe von ca. 85 „ Die Station Biebrich 92.1 „ Die Station Mosbach 98.7 „ Wie schon erwähnt, liegt der Löss mehrfach in durch Auswaschung entstandenen, flachen, weiten Thalrinnen im Mos- bacher Sand, sodass daselbst der Löss eine Mächtigkeit von ca. 6 m erreicht. Inmitten der nach Westen zu sehenden Wand der östlichen Kaute sieht man eine solche muldenartige Löss- ausfüllung. Derselbe löst sich zwar vertikal ab, ist jedoch deutlich geschichtet, indem sandige Bänder schwachwellig und fast horizontal durch denselben ziehen ; eine deutlich durchziehende Lage bildet ein bräunliches Band, unter dem zahlreiche, grössere Kalkausscheidungen liegen ; dann folgt hellerer Löss, unter welchem ein grünlich graues, thoniges Band hinzieht. Dunkler 8* — 116 — erscheinen die untersten Lösslagen infolge der Durclifeuclitung" derselben; allenthalben sind dem Lüss Kieselchen eingestreut. Fossilien — die Lösskonchylien — habe ich in ihm nicht gefunden. Der in den Mosbacher Saudgruben anstehende Löss ist somit kein typischer Löss, sondern ein Sandlöss, der meist auf einer wenig mächtigen bräunlichen Kiesschicht aufliegt, die ^-. . 0 , •^ "3 ^CrrübensoMe Fig. 2. Kl e lue Verwerfungen in den Mosbach er San den. (( Ackerkrume ; h Kiesschicht über dem Mosbacher Sand; ms Mosbacher Sand; // Maingeröllschicht; iscli Taunusschotter; pls Pliocänsand ; ml der schmale Sattel von miocänem Letten. mehr dem Lüss zugehört, als den vor ihrem Absatz denudierteu Mosbacher Sauden. Jene Lösseinlagerung; deren Salbänder gegen den Sand etwa 18° einfallen, bildet eben eine gegen die Grube vorspringende Nase, deren Abtragung für Mörtel bei dem raschen Wachstum Wiesbadens in wenigen Jahren ge- schehen sein wird. — 117 ~ Noch breiter erscheint eine Lössausfüllung in einer De- pression des Sandes auf der .nach Süden gerichteten Wand der zu beiden Seiten der Biebricher Chaussee gelegenen Gruben : hier reicht sie fast bis zur halben Profilhöhe herab. Wie schon erwähnt, ist das verschiedene Niveau, in welchem der Löss auf dem Sand ruht, vielfach durch Senkungen bedingt. Auf der nach AVesten gekehrten Wand der östlichen Grube zeigen sich die Dislokationen (E'ig. 2) durch scharfe Verwerfungs- linien, die man von oben bis unten fast senkrecht durch den Diluvialsand hindurch als dünne Kalkstreifen verfolgen kann. Die Schichtverrückungen haben hier meist nur einen Betrag von 2 — 3 cm. Mehrfach haben die Verwerfungslinien ein ent- gegengesetztes Einfallen derart, dass die nördlich einfallenden durchgehen, während die südlich einfallenden an jenen endigen. Gegen das südliche Ende derselben Wand sieht man einen z. T. mit Löss erfüllten Keil zwischen den ungestörten Sand- schichten (Fig. 3.) An der Oberkante mag er ungefähr eine Breite von 12 m, in der Höhe der ungestörten Geröllschicht von 8 m haben. Die Salbänder treten in Form von leistenartigen, weissen Streifen erdigen Kalkes, der wohl dem Löss durch Aussüssung entnommen ist, und dem grobe GeröUe eingelagert sind, auf beiden Seiten hervor. Sie scheinen Kluftausfüllungen zu sein. Die Breite dieser kalkigen Konglomeratstreifen ist 0,15 — 0,2 m. Das flockig ausblühende weisse Salz ist übrigens beiderseits in einer Breite von ca. 0,4 m von den Verwerfungsflächen in den stehengebliebenen Sauden und Kiesen zu beobachten und ver- kittet solche da und dort zu einem Konglomerat. Der Betrag der Senkung ist besonders durch ein gelbes Sandband oder auch tiefer durch die Verschiebung der Ober- kaute des Taunusschotters deutlich zu erkennen : er macht etwa 1,5 m aus. Die Verwerfungsflächen streichen NW— SO, also ungefähr senkrecht zum Streichen des Gebirges. Eine ähnliche Störung beobachtet man auch auf der Ost- seite der westlichen Grube, doch übersieht man dieselbe wegen Verschüttung nicht vollkommen. Auch hier wie allenthalben in den beiden Gruben ist das Streichen der Verwerfungsflächen NW— SO. Das Einfallen derselben beträgt 80—85°. — 118 — Die nach unten keilförmig sich verjüngende abgesunkene S(*holle in der östlichen Grube keilt sich aber auch nach NW bald aus, und zwar geschieht dies schon in einer Entfernung von ca. 40 m vom heutigen Anschnitt der Sande. Über die Gestalt dieses Keiles nach SO, also über eventuelle Ver- breiterung oder Verschmälerung sind keine Anhaltspunkte gegeben. Nach obigem ist die Form des verworfenen Keiles von derselben Gestalt, wie die des sandigen Keils, der sich an der «- - «1 ■ {/riiUensohle. ^ Fig. 3. ((■ Ackerkrume; /.■ Kiesscliicht über dem Moslacher Sand ; sl lieller kalkreiuher Löss mit Kieselchcu; )//s Mosbacher Sand; (/ Maingeröllschiclit mit Blücken ; tsch Taunusschotter. Friedberger AVarte zwisclien die Miocänschichten eingeklemmt gezeigt hat ; dieser hat sich bald nach SO ausgekeilt. Ähnliche Keile sieht man auch in den Diluvialsandeu von Bad Weilbach (nördliche Grube) verworfen, wo sich die Störung durch einen mit Mangan geschwärzten Streifen kenntlich macht. Man kann sich denken, dass Unterwaschungen, Weg- führnng von Sand etc. das Sekundäre, allgemeinere Gebirgs- störungen das Primäre sind, das die Dislokationen hervorrief: aber ebenso wahrscheinlich ist es, dass dieselben ganz lokal — 11Succinea ohlouga, ein Tierchen ist, das in einer Varietät als var. arenaria auf Sandboden lebt, und dass sie im Vergleich zu ihren Gattungsgenossen durch eine engere Mündung mehr für trockenes Klima eingerichtet zu sein scheint. Gegen Trockenheit kann sie sich auch durch ein Epiphragma schützen. Dass übrigens diese Landschaft zur Lösszeit nicht völlig aller Wasseradern entbehrte, habe ich oben dargelegt. Die stets vortreffliche Erhaltung der Konchylien besonders von Succinea oblonga und Pupa umscornni im Löss spricht wohl sehr für ihre Ablagerung im Hochflutschlamm. v. Richt- hofen**) erklärt dagegen diese Erscheinung, die gewiss selt- sam ist, wenn man sich die oft zarten Gehäuse ein Spiel der AVinde und niedergehenden Regen denkt, damit, dass die so wohl erhaltenen Schalen von Tieren stammen, welche an Ort und Stelle, wo man sie findet, und zwar meist in einiger Tiefe unter der Oberfläche, zu welcher sie sich während einer für ihre Ernährung ungünstigen Jahreszeit zurückgezogen hatten, gestorben sind. So finden sich denn auch die Skelette der *) Separatabilruck aus den Verh. d. Berliner anthrop. Ges. 1882, Heft 4, p. (5). **) Führer für Forschungsreisende 1886, p. 4:78. — 140 — kleinen grabenden Nager vollständig, wenn sie in ihrer unter- irdischen Wohnstätte verendet sind. Aus der Fauna des Sandlösses z. B. von Schierstein muss man wohl denselben Schluss ziehen, den v. Sandberger längst in Bezug auf die Fauna des Thallösses des mittleren Mainthaies gezogen hat. dass sich nämlich in ihr besonders durch alpine und liochnordische Formen ein kälteres Klima ausspricht, dass mithin die Jahresisotherme eine niedrigere ge- Avorden ist, als sie zur Zeit der Ablagerung der Mosbacher Sande bestand — ein Resultat, zu dem wir schon auf anderem Wege gelangt sind. Besonders sind Helix temiilahris und Pupa cohiindla Kälte liebende, nordöstliche oder höheren Gebirgen angehörige Formen ; und ein Ahnliches gilt von der Pitpa parccdentata = Genesii*); Brömme gibt noch Papa alpcstris und auch Pupa Vciiehi au. IlclfxJiispida, welche ausser der Pupa mu^corum der häufigste Begleiter der Siicriitea oblouga ist, finden wir heute in feuchten Wiesen, in Wäldern und an Ufern. Aus den neueren Publikationen N eh rings'''*) entnehmen wir, dass nicht allein Springmaus und Pfeifhase eine nord- deutsche Steppe zur norddeutschen Lösszeit voraussetzen, sondern dass auch die Konchylienfauna des dortigen Bosses damit in- sofern sich in Übereinstimmung befindet, als auch sie derselben Landschaft angehört, in der Springmaus und Pfeifhase sich umhertreiben, dass ausserdem die oben aufgeführten grossen Löss- Säuger unserer Gegend — Pferd, Nashorn, Mammut und H3^aene — wenigstens der Vorstellung einer damaligen Steppenbeschatfen- heit unserer Landschaft durchaus nicht entgegenstehen. Li den älteren diluvialen Ablagerungen konnten wir die sich auch anderwärts in Europa dokumentierenden klimatischen Verhältnisse erkennen. Wenn nun mancherlei Thatsachen einen Zusammenhang des Kontinents mit der britischen und irischen Insel in einer gewissen Periode der Diluvialzeit belegen, — also eine Verschiebung des nordwestlichen europäischen Meeres- ufers nach Westen — sodass das nordwestliche Europa der feuclit- w^armen Luftströmungen verlustig ging, deren es sich wieder heute *) Verh. (1. physikal. medizin. Ges. in Würzburg 1888, **) N. J. f. Miii. 1889 Bd. I, p. 66-98 \uiil Sitzgsber. d. Ges. iiaturf. Freunde in Berlin 1888, No. 9. — 141 — erfreut, so darf wohl in dem Eintritt eines mehr kontinentalen, trockenen Klimas nach dem Ende der Eiszeit die Ursache der Wandelung- des landschaftlichen Charakters des mittleren Europas erkannt werden. Wie das Meeresufer nach Westen rückte, so schob sich auch die Grenze der osteuropäischen Steppe weiter nach Westen, in welcher nur zu manchen Zeiten des Jahres die besonders aus Gräsern bestehende Pflanzendecke einer er- quicklichen Auffrischung sich erfreute. Dass sich dieselbe aber so weit nach Südwest erstreckte, dass auch die Rhein- und Main- ebene ihren Charakter annahm, scheint mit den bisher bekannten Thatsachen wohl in Einklang zu stehen. Wahrscheinlich werden sich diese Fragen auch bald vJdlig aufklären, da die Konchylienfauna der russischen und west- sibirischen Steppenlandschaft von Dr. Boettger und Prof. D 0 k u t s c h a j e w in Bälde studiert werden wird. Vergegenwärtigen wir uns nun aber die Landschaft, in welcher zeitweise der Löss als Überschwemmungsschlamm aus- gebreitet wurde, so sehen wir die Wasser den Höhen des Ge- birges viel näliei' kommen als zur Zeit des Absatzes der Mos- bacher Sande und die Thäler, die zur Lösszeit fast ebenso tief, wie heute ausgewaschen waren, bis zu enormer Mächtigkeit erfüllen. Ich habe aber nachgewiesen , dass es die Mosbacher Sande sind, welche aus der Zeit des Abschmelzens der alpinen Gletscher der grossen Eiszeit herrühren, und dass der Löss ein wesentlich jüngeres Gebilde ist, ferner, dass die dem Löss un- mittelbar vorausgehende Flussterrasse eine gewisse Erniedrig- ung des Klimas zu erkennen gibt, weiter, dass sie nicht die Höhe von 480' (150 m) erreicht hat. Da dieselbe nämlich allent- halben in Senken liegt, so können wir nur konstatieren, dass sie niederer als die zeitlich ältere und höher als die zeitlich jüngere (Kelsterbacher) Terrasse war. Das niedere Niveau der Primigeniusstufe lässt also aufs unzweideutigste eine Abnahme der Wassermassen erkennen, also eine Annäherung an ein trockeneres Klima. Es wäre um so seltsamer, unverständlicher, wenn in nächster Folge sich klimatische Verhältnisse geltend machten, die im üntermainthal eine W^asserfülle bis zur absoluten Höhe von ca. 225 — 230 m erzeugten. — 142 — Audi das absolute Fehlen von dickschaligen Flussbe- wohnern — von Unionen, Valvaten, Neritinen, Sphaerien, Pisi- dien, die u. a. auch in den Mosbacher Sauden so reichlich vertreten und überhaupt in jeder Flussanschwemmung' enthalten sind, ist in hohem Masse bemerkenswert. Noch einen Umstand möchte ich hervorheben, v. Richt- hofen gibt bezüglich der Höhenlage des Lö.'ises an, sie folge keinem Gesetz, der Löss halte ganz willkürliche Niveaus ein. Nach den allerdings wenigen Angaben, die ich hier zusammen- gestellt habe, senkt sich deutlich das Niveau des Löss, je näher er dem Meere rückt, eine Thatsache. die wohl auf einen fluviatilen Ursprung des Lösses deuten m()chte. Die Höhe des Lösses bei Basel beträgt 1150 — 1200' „ „ „ „ in der Gegend von Gaiburg 1100' „ „ „ „ bei Tischengreuth 1050' „ „ „ „ bei Grosssachsen 1000' Der Berglöss reicht bei Würzburg bis 840' „ „ „ am Südrand des Taunus bis 720 — 750' „ „ „ bei Münzenberg in der Wetterau ca. 500' „ „ „ im Siebengebirg beim Kloster Heister- bach 445' Wäre der Löss, wie ich dies früher annahm, der beim Abschmelzen der grossen diluvialen alpinen Gletscher aus deren Moränen ausgeschlämmte feinste Detritus, so wäre es wohl denkbar, dass an Flussengen wie bei Bingen die Eisschollen so sehr sich häuften, dass sie die Wasser oberhalb zu einem See stauten, der die Höhe des Pliocänseees erreichte. Ich habe aber eben aus unserem Gebiete darlegen können, dass sich zwischen die Gebilde der grossen Eiszeit und den Löss zwei Flussterrassen einschieben, die durch ihre Mächtigkeit und die Wandlung der Lebewelt eine nicht unbedeutende Zwischen- zeit darstellen, ferner dass der Löss trotzdem noch ein interglaci- ales Alter*) habe. Greifen wir etwas vor. Der Bildung des Lösses *) Zeitschr. d. d. geol. Ges. 1886, p. 694. Ein Beweis für das interglaciale Alter des Lösses, das P e n c k (Mensch und Eiszeit. Arcliiv f. Antlirop. Bd. 15) wahrscheinlicli gemaclit hat, ist auch von E. Brückner gelegentlich seiner Studien über das Glacialgebiet der Salzach (Pencks geographische Abhandlungen 1886 Bd. I, Heft I p. 93 ff) erbracht worden. Brückner fand nämlich auf einer Moräne der äusseren Zone ruhenden Lüsslelnn durch eine Moräne der inneren Zone überlagert. — 143 — folgt iiämlicli im Untermaiiigebiet die Auswascliuiig einer neuen Mainrinne, die sich in der Folge mit Geschieben füllte, aus denen, entsprechend dem Vorgang in den Alpen, eine erneute, nicht unbeträchtliche Erniedrigung der Jahreswärme und Zu- nahme der atmosphärischen Feuchtigkeit sich zu erkennen gibt. Der ungefähr parallele Verlauf der absoluten Höhe des Lösses und des Rheinspiegels wird somit nicht in einem un- mittelbaren ursächlichen Zusammenhang stehen. Die mittlere Diluvialzeit ist also nach Ablagerung des Lösses zu Ende. Wenn Tschernosjem, die russische Schwarzerde, ein dem Löss ähnliches Gehihle ist, sofern auch Windwehen dasselbe mehren, so ist bezüglicli des Alters beider von Interesse, dass der Tschernosjem von nordischer Drift über- lagert ist (Europa während der beiden Eiszeiten, Petermanns geograph. Mitteilungen 1878 Heft 3, p. 87). Es ist die Ansicht der meisten norddeutschen Diluvialgeologen, dass das Ende der Eiszeit die Episode sei, in der sich der Löss südlich der letzten grossen Ausdehnung des nordischen Eismantels gebildet hat; als Hauptbeleg dafür, dass der Löss nicht interglacial sein könne, gilt, dass er nirgend von oberdiluvialen Gebilden überlagert ist. Damit scheint mir aber das inter- glaciale Alter in Norddeutschland ebensowenig ausgeschlossen, wie im west- lichen Mitteldeutscliland, wo auch nirgend der Löss von einer oberdilnvialen Terrasse bedeckt ist, sondern sich auch Löss und Oberdiluv einfach aus- schliessen. Dort werden der von neuem vordringende Eisstrom und die an seinem Rand sich bewegenden Gewässer gewiss nach Massgabe seines Vor- rückens mit dem so leicht zerstörbaren, zerfallenden Löss aufgeräumt haben, wie es hier die jüngeren Mainläufe gethan. Nehmen wir aber an, der Löss sei in Norddeutschland glacial und derEhein- und Mainlöss sei zur selben Zeit entstanden, so müsste man fragen, wo denn bei uns diejenigen Stauungsniederschläge od. dergl. sind, die durch die Schmelzwässer der grüssten Vereisung aus den Alpen etc. in das nicht vereiste Gebiet gefördert wurden ? Zwischen dem Löss der Thäler und auf den Höhen, die übrigens auch unmittelbar in einander übergehen, kann man weder einen lithologischen noch — wenigstens was die Konchylienfauna angeht — einen faunistischen Unter- schied erkennen ; es sind gleiche und geologisch gesprochen gleichzeitige Bildungen , welche ihre verschiedene Höhenlage, soweit es das ehemalige Relief nicht schon bedingte, erst durch spätere Senkungen (Senckenb. Ber. 1885, p. 249 u. 250) erhalten haben. Einen Unterschied wollte man in dem ]\Iangel von Säugerknochen im Berglöss finden ; doch auch im hochgelegenen Löss, bei ca. 200 m, zwischen Münster und Kelkheim sind Mammutzähne auf- gefunden worden (Erl. z. Bl. Königstein, p. 31). Neuerdings (N. Jahrb. f. Min. etc, 1889 Bd. I, p. 97) hält auch Nehringes für wahrscheinlich, dass der Löss ein interglaciales Gebilde sei. - 144 — Oberdiluviuiii. Halten wir Umscliau, was das nächst jüngere geologisclie Gebilde ist, das nns erhalten, und dessen Lagerung, Zusammen- setzung und Ortlichkeit uns einen Blick in dieses Stück Ver- gangenheit erlaubt. Es wäre denkbar, dass die Mainwasser, nachdem ein neuer klimatischer Wandel eintrat, in ihre eigenen frülieren Aufschüttungen sich ein tieferes Bett gegraben liätten, ohne also die Richtung des Strombettes zu ändern. Welcher Umstand nun dieses verhinderte, weiss ich mit Sicherheit nicht zu sagen. Das ist aber gewiss, dass der Main sich nun im Unterlauf ein neues und, wie es scheint, auch wohl allenthalben tiefes Bett grub. Denn hätte dieses schon früher existiert, so würde er schon früher diesem, weil dem kürzeren, und keinem anderen Weg gefolgt sein. Aus der Höhe der später in dem neuen Bett abgelagerten Terrasse erkennen wir, dass, wenn das Mainniveau auch ca. 20 m über dem heutigen sich befand, dasselbe nichts desto weniger beträchtlich und zwar auch um mindestens 20 m gegen- über dem früheren gesunken war. Bei Wallstadt am Main, obeidialb Aschaffenburg, wo die ziemlich hoch mit Liiss bedeckten Buntsandsteinhöhen weit auseinander rücken, und sich daher der Main plötzlich ausbreiten kann, wendete er sich westlich über Gross-Ostheim*) gegen Babenhausen; hier fällt besonders die ausserordentliche Menge von Lydit auf. Seine Richtung ziemlich beibehaltend floss er nördlich vom Rotliegenden von Dietzenbach und der Mela- ph3a-kuppe des Steinberges, südlich von Oftenbach durch den Frankfurter Wald, die Main-Neckarbahn vom Eisenbahneinschnitt Louisa bis gegen Station Sprendlingen durchquerend; dann *) In einem Keller in Gross-Ostheim wurde folgende Scliichtenfolge von oben nach unten beobachtet: 10- 12' thoniger Sand (sog. Schlich) 5—6' roter schwerer Thon, dann bis mindestens 40' Teufe, Sand und Kies. Nach anderer Angabe sind Brunnen von 45 — 80' Teufe immer noch im Kies. In den Kiesgruben von Gross-Ostheim bemerkten wir keine grossen Blöcke von Buntsandstein, wohl aber weiter westlich bei Babenhausen. — 145 — ging sein Lauf zwischen Hof Goldstein und Scliwanlieim, bis zum Steilabliange von Kelsterbach und Claraberg, welchen Abhang der spätere Main von Goldstein bis Kelsterbach durch Erosion angeschnitten hat. Von den Melaphyr- und Trachytkuppen von Steinberg und Hohberg, welche mit dem Rotliegenden bis zur Louisa-Ver- werfiing das Südufer des Flusses markieren, wenden sich die Maingeschiebe mehr von der westnordwestlichen Richtung in eine rein westliche oder westsüdwestliche. Maingeschiebe liegen noch bei Mörfelden. Bei Babenhausen, bis Steinberg ist be- sonders der schwarze Lydit das Charaktergestein des Mains. Das nördliche Ufer sind, ebenfalls bis zur Louisa-Ver- werfung, die tertiären Höhen südlich von Offenbach, Oberrad, Sachsenhausen — dieselben Höhen, welche für den früheren Mainlauf zu Zeiten das südliche Ufer bildeten. Näher der Mündung hat die ältere Main- und Taunus- terrasse das Ufer gebildet, das derweilen, wenigstens z. T., sogar in ein tieferes Niveau, als es die Kelsterbacher einnimmt, ge- langt ist. Von der Tiefe dieses Mainbettes haben uns der Anschnitt an der Hölle, wo Fehring das Material für die neuen, nach dem Zentralbahnhof einmündenden Bahnkörper entnahm, und in noch höherem Masse derjenige, den der Bau der Schleusen- kammer unterhalb Kelsterbach gegenüber Okriftel veranlasste, eine Vorstellung gegeben. In keinem derselben wird das liegende Tertiär, die pliocänen Sande, erreicht, und doch war das dilu- viale Profil dort 18 m, bei Kelsterbach 25 m hoch.*) *) Die Anzahl der Bohrlöcher im Stadtwakl ist schon so bedeutend, und die Tiefe derselben ist fast ausschliesslich von solchem Betrage, dass es möglich ist, auf einem ziemlich langen (ca. 7 Kilometer Ost-West) und breiten (ca. S'/^ Kilometer von Nord nach Süd) Streifen das Relief fest- zustellen, auf welches sich die oberdiluviale Ilainterrasse aufgelagert hat, nachdem derselbe Main zuvor die sich so darstellende Rinne ausgewaschen hat. Es ist bekanntlich hier das Liegende das Oberpliocän — die ober- pliocäneu Sande und Thone. Aus den Bohrregistern zeigt es sich, dass es, wie vorauszusetzen war, die nördlichste Reihe der Bohrlöcher ist, die die geringste Abschwemmung des Pliocäns ergeben, in welchen also das Pliocän am höchsten liegt oder die bedeutendste Meereshöhe hat. 10 — 146 — Überdenken wir diese zweifache Arbeit, die Erosion des Flussbettes und die Vollschüttung desselben mit den enormen Sand- und Geröllmassen, welch letztere natürlich mit einer In einer fast 0-W laufenden Linie (11 Bohrlöcher) ist die ahsolute Höhe des Pliocäns ca. 90 — 92 m ; nur im Bohrloch 202 — auf der westliclien Hälfte dieser freilich nicht geraden Linie — steigt das Pliocän bis auf 95,36 m. Eine zweite, nach Süden et\\'as ausgebogene Linie (5 Bohrlöchei') brachte in einer Höhe von ca. 85—86 m das Pliocän zu Tage. Eine weiter nach Süden gelegene, von Ost nach West laufende Reihe ist nur durch ein Bohrloch (No. 212) vertreten ; in demselben ist die Isohypse der Oberkante des Pliocäns 83,84 m. Eine vierte Reihe (2 Bohrlöclier) ist ebenso nach Süd ausgebogen, wie die zweite Reihe ; in ihr liegt die Höhe des Oberpliocäns zwischen 78,22 und 79,26 ra über NN. In einer fünften Reihe (2 Bohrlöcher) erreicht das Diluv die grösste Mächtigkeit oder das Oberpliocän die stärkste Auswaschung in diesem Flnss- bett ; die absolute Höhe des Pliocäns reicht nur bis ca. 7.6 m über NN. Dass diese Linie wohl die tiefste der ehemaligen Flusssohle war, macht ein südliches Bohrloch (No. 21), das südlichste der bisher hergestellten, mehr wie wahrscheinlich, da in ihm schon in 87,45 m über NN das Oberpliocän angetroffen wurde. Es ist hieraus ersichtlich, dass die Böschung der südlichen Uferwand eine steilere ist als die der nördlichen. Eine Profillinie der nördlichen Uferwand oder der nördlich der tiefsten Flusslinie gelegenen Flusssohle zu konstruieren, eignen sich besonders die Bohrlöcher 203, 214 \mi 208, da sie wirklich in einer fast genau Nord-Süd laufenden Linie liegen. Bohrloch Abs. Höhe des Oberpliocäns Horizontaler Abstand Gefäll in "/r, 202 92,21m } i Kilometer ca. 0,7 214 85,32 „ { 208 78,22 „ } 1)1 Kilometer ca. 0,65 Die Angaben, die zur Konstruktion eines Profils der südlichen Ufer- wand dienen können, sind weniger sicher, da die angezogenen Bohrlöcher nicht in einer Nord-Süd-Linie liegen. Bohrloch Abs. Höhe des Oberpliocäns Horizontaler Abstand Gefäll in °/o 203 78,22 m { ^^ Q^ Kilometer ca. 20 207 76,26 , \ 211 87 45 } ca. 0,8 Kilometer ca. 1,4 Von geringerer Bedeutung als die eben mitgeteilten absoluten Höhen des Oberpliocäns sind diejenigen der heutigen Oberlläche. Da dieselbe doch eine mehr oder weniger denudierte, an manchen Stellen aber durch Flugsand erhöhte ist, so ist die Mächtigkeit der Terrasse an den verschiedeneu Punkten durch die Meereshöhen von Oberpliocän und Oberfläche nicht sicher gegeben. Es ist das Wahrscheinlichste, dass die zwei Bohrlöcher, in welchen das Pliocän am Tiefsten lag, auch das Diluvium in grösster Mächtigkeit ent- — 147 — allmählichen Erhöhung- des Wasserspiegels parallel ging, so müssen sich unsere Vorstellungen von den diluvialen Zeitläufen immer mehr strecken. Aus der Erosion eines mindestens 25 m tiefen Bettes er- kennen wir neben der Mächtigkeit der Wassermassen einen Mangel an Verwitterungsmaterial oder wenigstens von grösseren Trümmermassen, in der Vollfüllung dieser Rinne aber eine wohl hauptsächlich im Gebiete der zahlreichen Nebenflüsse des Mains durch den Niedergang des Klimas erfolgte und vermehrte Ver- witterung. Was den Betrag der Niederschläge, die sich als Wasser im Flussbett bewegen oder, in Form von Schnee und Eis er- folgend, erst bei Frühjahrsschmelzen den Fluss schwellen machen, angeht, so ist es gerade beim Main wichtig, dass er sich von Ost nach West, also in ziemlich gleicher geographischer Breite, seinem ganzen Laufe nach bewegt. Unter solchen Umständen müssen die klimatischen Verhältnisse an allen Orten seines Laufes ungefähr dieselben sein, so auch diejenigen, welche auf Schneefall, aber auch auf Schneeschmelze von Einfluss sind. Für bedeutende Frühjahrsfluten mit mächtigem Eisgang, wie wir sie auch in den letzten Jahren zu beobachten Gelegenheit hatten, sind also gerade die geographischen Verhältnisse im Maingebiete sehr förderlich. Wie zur grossen Eiszeit waren im Süd und Nord, wenn auch nicht in solcher Ausdehnung, die Eismassen w^ieder an- gewachsen und trugen auch das ihrige bei, dass die von West- und Südwestwinden zugeführten Wasserdünste schon im Main- gebiet, im Sommer in bedeutenden Regen, im Winter in grossen Schneemassen, sich niederschlugen. Dass die Aufschüttung des neuen Mainlaufes noch in die Diluvialzeit*) fällt — ich meine in eine Zeit mit kälterem halten, also Bohrloch 207 das Diluvium 30,55 ni, das Bohrloch 209 dasselbe 33,85 m. Wie oben mitgeteilt, ist das Diluvium in der Kelsterbacher Schleuse zum mindesten 25 m mächtig. Man hätte also hier wahrscheinlich noch 5- 9 m tiefer graben müssen, um das liegende Tertiär anzutreffen. *) Auf der Koch'schen Karte, Blatt Schvvanheira, ist die Terrasse, von der hier die Rede ist, zumeist als „obere Diluvial-Geschiebe und Sand" be- zeichnet, was nach meiner Darlegung auch zutreffend ist. Zu Irrtümern kann aber doch diese Bezeichnung führen, da auch die vom Löss überlagerten Mosbacher Sande als „Flussgeschiebe und Sande über dem Taunusschotter„ 10* — 148 — Klima und beträclitliclien Niedersclilägen — dafür kann ich ähnliche Zeugen beibringen, wie ich sie u. a. auch bei Be- sprechung der Mainterrasse in Mosbach etc. als solche geltend gemacht habe. In die geschichteten Kiese und Sande sind nämlich grosse kantige Blöcke fast ausschliesslich von Buntsandstein, (bis zu -i cbm) eingebettet. Bedeutende Eisgänge müssen sie mit sich geführt haben. Beim Abschmelzen der Eisschollen kamen sie hier zur Ruhe, die nun der trockene Bagger in der Fehring'schen Grube zwischen Hof Goldstein und Schwanheim gestört hat. Man konnte sich in einem Buntsandsteinbruch wähnen, so massenhaft waren diese Blöcke hier geordnet aufgehäuft. Von Kelsterbach ist aus der Terrasse ein eminenter Spessartgneissblock und ein Basaltblock, eine dankenswerte Widmung der Herren Phil. Holz mann & Co., im Sencken- bergischen Garten aufgestellt. Laut Frachtschein wogen sie zusammen 2367 kg.*) Das Maingeschiebelager von Mosbach, verglichen mit der Kelsterbacher Terrasse, ist sehr wenig mächtig. Damals w^ar eben der Main noch nicht so tief eingeschnitten; auch war der Stromweg in dieser Zeit ein nicht unwesentlich weiterer; er bildete einen wesentlich weiteren Bogen und lagerte damals seine Geschiebe auf breiterer Sohle ab. Dass fast ausschliesslich der Buntsandstein und Quarz- gerölle die mächtige Schotterablagerung von Kelsterbach- Schwanheim zusammensetzten, darf schon eine Erklärung fordern. Es möchte plausibel sein, dass die wohl schon viele hundert Jahre bestehende Waldbedeckung nur durch das Einsickern kohlensäurehaltiger Wässer zur völligen Auflösung und Aus- süssung der kalkigen Geschiebe allmählich geführt hat. Anders war das Verhältnis bei der älteren Mainterrasse, die sich doch auf dieselbe Weise (f/,) bezeichnet sind, die Sande der ScliAvanheimer Terrasse dagegen jüngere sind als der Lüss ; es haben also unteres Mittelpleistocäu und Oberpleistocän — unteres Mitteldiluvium und Oberdiluviuni — in der geologischen Karte dieselbe Bezeichnung erhalten, was gewiss nicht thunlich ist, wenn eine Zwischenschicht d. i. der Löss besondere Bezeichnung (r/j) erhalten hat. *) Herr Ingenieur R i e s s , dessen Mühwaltung wir die zwei Blöcke danken, schätzt den Gneissblock auf -^, den Basaltblock auf -r cbni. - 149 — aus demselben wasserdurchlässigen Material zusammensetzt; hauptsächlich ist der Kalk dieser Sedimente — ob in Form von Gestein, Knochen oder Konchylienschalen — durch den überlagernden, kalkreichen Löss vor solcher Aussüssung ge- schützt worden. Ein Beleg für diese Erklärung ist das Vor- kommen grösserer Hornsteinknollen , die aus dem Muschel- kalk stammen; auch ein kleinerer Granitblock, dessen grosse Feldspäte total kaolinisiert sind, darf als sprechender Zeuge für die Wirkung der Sickerwässer gelten. Eine negative Bestätigung für diese Erklärung ist dann der sehr bedauerliche totale Mangel tierischer Reste. Es ist ja nicht zu denken, dass während der laugen Zeit der Auf- häufung dieser mächtigen Terrasse kein Landtier eingeschwemmt wurde, von im Fluss lebenden Organismen mit Skelett oder Kalkschalen gar nicht zu sprechen. Die Fauna, die das Landschaftsbild jener Zeit belebte, fehlt also; es sind somit nur stratigraphische Thatsachen, welche das Alter dieser Terrasse bestimmen. Sogar in den den Kiesen eingelagerten Thonlinsen, die wohl in abgelegenen Altwassern zum Absätze kamen, fehlt jede organische Spur. Im weiteren erklärt sich der Mangel oder vielmehr das seltene Vorkommen von Gneiss und Granit des Spessart schon aus dem westlichen Laufe dieses Mains von Wallstadt und Gross-Ostheim an. Auch der Basalt, der möglicherweise von der Gersprenz aus dem hinteren Odenwald dem Main zugeführt wurde, gehört zu den Seltenheiten. In die Sand und Gerölllager schieben sich da und dort in Form sich auskeilender Linsen Thonlager ein, die ebenso wie der Löss stark zur Ziegelfabrikation*) herangezogen werden. Wir erkennen sie teils durch Wasseransammlungen in diesem Gebiet, so an der Grastränke, am Grafenbruch, südlich Heussen- stamm, am Mönchsbruch etc., teils durch Anschnitte im Interesse der Herstellung von Backsteinen etc., so im Birmen an der Geli- spitze und an der Lehmschneise. Eine Thonlinse von ca. 200 m Länge, im Hangenden und Liegenden Kies, konnte man im Eisen- bahneinschnitt Babenhausen-Seligenstadt übersehen. *) Senck. Ber. 1888. — 150 — Wir erkennen aus diesen in seitlich vom Fluss liegenden Buchten abgelagerten Thonen, dass der Flusslauf zwischen den so- weit von einander entfernten Uferrändern vielfach sich verlegt hat. In der Fehring'schen Grube nahe dem Weg von Station Schwanheim nach Dorf Schwanheim wurde ein kleines Flötz blätteriger Braunkohle*) angeschnitten, das fast eine Mächtig- keit von 1 m erreicht, sich aber rasch auskeilt und verschwindet (ca. 10 m unter Terrain). Alluvium. " Heutiger Wir siud iu der Zeit angelangt, in welcher sich der unteiiauf des jj^^^jp^g Unterlauf des Mains einzurichten beginnt. Mains. ° " Es ist sehr wahrscheinlich, dass gerade die mächtige Aufschüttung durch den Main selbst, also das Höherlegen seiner Sohle durch diese Aufschüttung es Avar, welche ihn von dieser westlichen Richtung bei Gross -Ostheim ab und rechts gegen die Gneiss-Berge des Vor-Spessarts hindrängte, ihn also dazu brachte, den Gneissstock bei Klein-Ostheim zu durchfurchen und bis Hanau einen nördlichen Lauf zu nehmen, wie er ihn hier schon früher genommen hatte. Ein Gneissritt" im Mainbett bei Mainaschaö' bereitet selbst heute noch der Schiffahrt Hindernisse. Da hiemit eine Zeit beginnt, in welcher wieder die Erosion die Aufschüttung überragte, so muss auffallen, dass diese Erosion nicht in der eben beschriebenen Terrasse selbst geschah. Senkungen, wie ich sie schon oben wahrscheinlich gemacht habe, waren es wohl, welche die Ableitung in die älteste Bahn wesentlich unterstützt haben. Wir müssen uns nun die Tertiärhöhen rechts und links des heutigen Mainthaies zwischen Hanau oder besser Hochstadt und Frankfurt noch wenigstens bis zu einer Höhe von 360 — 370' zusammenhängend denken, oberflächlich allerdings bis zu dieser Höhe überschüttet mit den Gerollen und Sauden der ältesten Mainläufe, welche ja in der frühen Diluvialzeit (Antiquusstufe) von den begleitenden tertiären Ufern nicht beträchtlich über- ragt wurden. In zwei Schotterterrassen stufte sich auf dieser *) Schon früher scheint aus diesen Ablagerungen bei Schwauheim Braunkohle zum Vorschein gekommen zu sein (S an db erger, Geognost. Skizze des Taunus in „Die uassauischen Heilquellen etc." Wiesbaden ISil, p. 10). — 151 — Strecke das Terrain ab; von beiden sind noch geringe Reste vorhanden, von der Antiqnusstufe z. B. nahe der Göthernhe, von der Primigeniusstnfe am Seehof; natürlich war die Löss- decke der hohen Strasse auch über sie ausgebreitet. Wieder gruben sich die Wasser tiefer ein, als sie durch Geschiebetransport die Flusssohle erhöhten ; die Erosion über- traf die Aufschüttung. Besondere Umstände, welche aus der Schichtenfolge des Tertiärs sich ergeben — es sind dies Rutschungen,*) die auch heute noch zu beobachten sind — kamen der nagenden Thätig- keit des Flusses sehr zu statten; die Tlione wurden weg- gewaschen, die wassergetränkten schlichigen Sande wurden so unterspült und die Kalke, welche auf diesen lagen, bewegten sich stückweise auf dieser Rutschbahn nach unten und wurden auf dem Wege zum Rhein gerollt und z. T. ganz zertrümmert. Solche tertiäre Kalkgeschiebe sind daher in der jüngsten Mainterrasse nicht eben selten. Eine so bedeutende Ausweitung des Thaies, wie wir sie jetzt sehen, können wir uns nur durch reichlichere Wasser- massen, als sich heute in der relativ schmalen Rinne bewegen, herbeigeführt denken. • Es wäre aber doch irrig, wenn wir uns während der Ausweitung und Vertiefung des Thaies dasselbe dauernd ganz von Wasser erfüllt dächten. Wie jeder Fluss verlegte auch der Main vielfach seinen Lauf, durch seine eigenen Schuttmassen dazu gezwungen. Vom bisherigen Wege abge- drängt, berührte er einmal als Ufer den südlichen, ein ander- mal den nördlichen Rand der eben von der Erosion lieraus- modellirten, einander gegenüberliegenden Höhen. Die Sohle dieses Erosionsthaies, die etwa 6 m unter der heutigen Mainebene liegt, bildet bis nahe dem östlichen Ende Frankfurts ein plastischer Thon , der zur Zeit der letzten Meeresbedeckung unserer Gegend abgesetzt wurde ; wir nennen ihn Rupelthon. Mit einem Nord-Süd streichenden Sprung setzen diese mitteloligocänen Schichten an den miocänen und ober- üligocänenKalken des Röderberges ab. Wo die Höhen zwischen Bornheim und Seckbach einen verweifimg rechten Winkel bilden, also plötzlich von ihrer ostwestlichen Röderberg. *) Senck. Ber. 1885, p. 161—175. — 152 — Riclitung in eine nordsüdliche umbiegen, hatte nämlich entlang einer Nord-Süd weisenden Linie eine Senkung stattgefunden, welche den westlichen Flügel des Landrückens traf, worauf Bornheim und z. T. auch Frankfurt liegt. Die Folge hiervon ist, dass, wälirend am Ost- West laufenden steilen Süd-Abhange Bergen-Seckbach die festen Kalke ca. 40 m über dem heutigen Mainthale liegen, dieselben unter Bornheim das Mainthal er- reichen und somit an den plastischen Thon anstossen. In diesen festen Kalken, die den Ost- West sich bewegen- den Wassern quer gegenüberstehen, fand der Main eine schwerere Arbeit, als er zu bewältigen vermochte. Dieser Barre wich er daher entlang dem Röderberg aus, bis er oberhalb der Stadt wieder die ursprüngliche Richtung gewann. Die Auswaschung der z. T. aus Letten bestehenden Sedi- mente machte hier rascheren Fortschritt. Nur dieser Senkung ist es zuzuschreiben, dass Frankfurt an dem Flecken steht, wo es steht, dass Bornheim auf der Höhe, Frankfurt am Hang abwärts liegt; ohne sie würde von Hochstadt die Thalflucht ungehindert gegen Bockenheim gehen, um sich etwa bei Rr)dellieim mit der Nied zu vereinigen, wie dies ehedem zur Unter- und Mittelpleistocänzeit der Fall war. Der Boden Frankfurts wäre längst weggewaschen und das Mainthal wäre zwischen der Friedberger und Darmstädter Warte etwa eben so breit wie zwischen Enkheim oder Bergen und Offenbach, der Main hätte sich nicht mit dem engen Ein- schnitt zwischen Frankfurt und Sachsenhausen begnügt. Oberhalb Frankfurt ist die jüngste Terrasse etwas (1—2 m) mächtiger als unterhalb Frankfurts z. B. im Hafenbau, in der Niederräder Schleussenkammer, im Klärbecken etc., eine Folge der Enge und der zwischen Frankfurt und Sachsenhausen quer durch den Main ziehenden Schwellen von festen Mergelbänken und dem Basalt am Pol unterhalb des Niederräder Unterkanals. Auch südlich des Mains, am östlichen Hang des Mühlberges in Sachsenhausen spricht sich im Relief eine Nord-Süd streichende Störung ziemlich deutlich aus. Unterhalb Frankfurts bedingt den Lauf des jetzigen Main, der nun mitten innen zwischen den älteren Läufen, dem ober- diluvialen einerseits und den mitteldiluvialen anderseits, liegt, eine Senkung, welche die mitteldiluvialen Maingerölle (Primigenius- — 153 — terrasse) in der Folge ins Niveau der jüngsten brachte, wie dies besonders zwischen Höclist und Flörsheim, wo der Main die Ver- werfnngslinie als Rinne ziemlicli genau einhält, ersichtlich ist. Rechts des Mains bilden nämlich jene von Löss überlagerten alten Maingerölle das Ufer, links desselben dagegen die jüngste Mainterrasse, die auch von einem Lehm bedeckt ist ; der letztere ist der Absatz, der sich auf der Geröllterrasse gelegentlich der jüngeren Überschwemmungen ausgebreitet hat. Reste von Säuge- tieren und Mollusken, die in den Sedimenten zu beiden Seiten des Mains zu finden sind, beweisen den so beträchtlichen Alters- unterschied derselben, die doch in Bezug auf je beide Schicht- teile dem Materiale nach eine grosse Ähnlichkeit haben und sonst schwer mit Sicherheit zu unterscheiden wären. Hervorhebenswert ist noch das Niveau-Verhältnis der 3 Mainterrassen dort, wo sie einander zunächst liegen. AVie gesagt, ist rechts des Mains bei Höchst die alte Terrasse mit Mammut, überlagert von Löss : links bildet das Ufer die jüngste Terrasse, deren Hangendes der Aulehm und deren Liegendes die Pliocänsande sind. Nun noch eine gute Viertelstunde süd- westlich und wir befinden uns im Schwanheimer Wald an dem Hang, den die hier vom jungen Main angeschnittene ober- diluviale Mainterrasse bildet. Die ersteren zwei Mainterrassen, die Primigeniusterrasse und die Alluvialterrasse sind in ziemlich gleichem Nivean; wesentlich höher — ca. 15 — 17 m — die Oberkante der oberdiluvialen Terrasse. Flussläufe, von der heutigen Richtuug wenig abweichend und wenig höher als der jetzige Fluss, bezeichnen die zahl- reichen Moore: bei Enkheim*), Metzgerbruch, Hanauerbalinhof und Hirschgraben in Frankfurt, nahe Hof Goldstein, bei Schwanheim etc. Sie führen eine Fauna, die nicht in allen Stücken mit der heutigen übereinstimmt. Im Enkheimer Moor'^^*) wurde n. a. Emys tnrfa gefunden ; auch von jetzt ausgestorbenen Rindern, *) H. V. Meyer, Die Torfgebilde iu Eukbeim mid Dürrbeim etc. **) Museum Seuckenbergianum Bd. II 1837. Die Fuude von Enkheim unter welcben Biber und Scbildkrütenreste sind, werden zumeist im Hanauer Museum aufbewahrt. Von äbnlicbem Alter wird auch ein linker Oberschenkel von Bos primigenius aus dem Metzgerbruch sein, welcher bei Anlage der Eisenbahn gefunden worden ist. — 154 — Bos primifienius , die allerdings in historischer Zeit noch in Deutschland lebten, wurden Reste entdeckt; ausserdem solche vom Reh, Edelhirsch, Hund und Pferd. Der Mensch verrät sich durch Skelettreste, u. a. durch einen Schädel, auch durch gespaltene Tierknochen. In der reichen Konchylienfauna von Enkheini, welche ich aus dem moorigen Sand ausgewaschen habe, fällt der Mangel des Limnaeus stagunlis. der jetzt die herrschende Form daselbst ist, auf. Beim Bau der Eisenbahnbrücke über die Braubach (Hanau) wurde aus 1' Tiefe ein gut erhaltener Biberschädel aufgefunden, der seiner Erhaltung nach auch in Moor lag. Beim Verrücken des Flusslaufes zwischen den Höhen entstand die Aufschüttung, welche sich jetzt als Mainebeue darstellt. Diese junge Mainterrasse konnten wir in jüngster Zeit vielfach angeschnitten sehen. Grosse kantige Blöcke innerhalb derselben, wie sie z. B. in der Klärbecken-Baugrube, dann auch in der Baugrube der Höchster und Raunheimer*) Schleusenkammer zum allgemeinen Erstaunen zu Tage kamen, bezeugen, dass wie in der Schweiz der Übergang in die heutige nachdiluviale Zeit nicht ohne Schwankungen, d. h. durch zeitweiliges Stehenbleiben oder auch wohl durch nochmaliges Vorschreiten der Gletscher**) bei ihrem Rückgange unterbrochen war, so auch hier in relativ sehr junger Vergangenheit Eisschollen aus dem oberen Untermain- gebiet zu uns ihren Weg machten, welche mehrere Zentner schwere Steine zu tragen vermochten. Zwei beti'ächtliche Blöcke aus der Klärbecken-Baugrube, die wir der Freundlichkeit von Herrn Baurat Lindley danken, der eine ein feinkörniger Gneiss, der *) Recht selten sind grössere Blöcke von Lydit: es liegt dies au der Zerklüftung derselben ; aus der Höchster Terrasse besitzen wir einen solchen von würfeliger Gestalt und ca. 2 cbdni Inhalt. Eiu uiäclitiger Block aus der Raunheimer Baugrube scheint einer Konglomeratschicht im unteren Bunt- sandstein zu entstammen. — Der feinkörnige Gneissblock aus dem Klärbecken ist eine Gneissplatte von ziendich regelmässiger Form mit den Abmessungen 1,25 m Länge, 0,95 m Breite und 0,35 m Stärke; er lag im feinen weissen Sand, in den er natürlich eingesunken ist, unmittelbar über der mit zahl- reichen vegetabilischen Resten besetzten sclilichigen Sandschicht. **) J. Geikie berichtet auch von postglacialeu Moränen Schottlands, welche Geröllterrassen überlagern, so dass dort nach der Eiszeit nochmals eine Gletscherentfaltung stattgefunden hat. — 155 — andere ein Basalt, sind ebenfalls im Senckenbergisclien Garten, links und rechts der Boettger-Büste aufgestellt. Mehr nnd mehr haben wir uns der Gegenwart oder der historischen Zeit genähert; in welchem Grade, das zeigen uns Funde römischer Altertümer, die vor Kurzem im Hangenden der jüngsten Mainterrasse, in jenem lössähnlichen Über- schwemmungsrückstande, im sog. Aulehm*) aufgefunden wurden — eine Urne mit römischer Münze und ein römisches irdenes Öllämpchen. Vor einigen Jahren wurden im Lehmfeld zwischen Offen- bach und Frankfurt folgende Funde im Aulehm gemacht: zwei kurze Geweihfragmente von ziemlich betagten Exemplaren von Alccs palmatus und ein Geweih von Cervus elaphus; der Augen- sprosse zunächst ist die Eissprosse entwickelt, welche nach den Geweihen des Museums zu urteilen nicht bei allen Edel- hirschen entwickelt ist, wohl aber beim Wapiti. Aus dem Au- lehm von Bürgel stammt die Schädelkapsel eines Geweiliträgers, der jedenfalls Tarandus am nächsten steht. Die Eosenstöcke sind ebenso wie die Cristen am Hinterhaupt stark abgenutzt, wonach ersichtlich scheint, dass der einem alten Ren angehörige Schädel wohl auf sekundärer Lagerstätte liegt, also wohl aus dem Löss stammt. Diese Stücke werden im Offenbacher Museum aufbewahrt. Bevor ich nun kurz resümiere, noch einige Worte über i-'i^ssaiHi. Dünenbildung und Flugsand in unserem Gebiet, Gebilde aus Ver- gangenheit und Gegenwart. Einer Düne des ältesten Main, derjenigen über Bischoffsheim, habe ich früher gedacht. Solchen Ablagerungen begegnen wir aber auch, indem wir der Richtung des Gross-Ostheim-Kelsterbacher Mains, ebenso auch, wenn wir dem heutigen Mainthal folgen. Die höchste wohl ist in der Nähe von Babenhausen; es ist ein langgezogener Hügel zusammengewehten, feinsten Mainsandes, der fast eine Höhe von 10 m haben mag. Im Mainthal bezeichnen mehrfach auf *) Dass die sandige, sclilicliige Schicht zwischen Aulehm und jüngster Mailiterrasse in der Hafenbaugrube zahlreiche Süsswasser-Koiicliylien enthielt, habe ich oben schon angeführt. Koch macht aber noch betr. der Fauna des Aulehnis darauf aufmerksam, dass sich iu derselben Helix ericetorum, Buliminus detritus und Helix candidiila noch nicht vorfinden. Sollten etwa dieselben von den Römern nach dem Norden verschleppt worden sein? — 156 — Anscliwelliingen stehende Kieferwaldungen solche vom Wind zu- sammengetragene Sandhaufen ; ich erwähne das Röder Wäldchen und ein solches unterhalb Griesheim: dieser Pflanzendecke danken sie ihren Bestand. Das Fehlen von Kiesbänken zwischen dem Sand ist in der Regel ein gutes Merkmal für die ver- dünten resp. verwehten Sandlager. Aber nicht nur in weiter Fläche wie z. B. im Frankfurter Wald und oberhalb Oberrad und in niederen Hügeln treffen wir verweht die leichteren, feinen Teile der diversen Flussterrassen, sondern in vielleicht von Flüsschen geschaffenen Depressionen erreicht der Flugsand da und dort z. B. in der Nähe des Forsthauses eine ziemliche Mächtigkeit, indem er diese Depressionen im Diluvialsand ausfüllt. Hierher gehört auch eine seltsame Erscheinung, die beim Beginn der Ausräumung der Fehring'scheu Grube in der Nähe von Hof Goldstein zu beobachten war. Diskordant an der vom jüngsten Main angenagten hohen oberdiluvialen Terrasse lagerten mit starkem Einfallen sehr feine gleichförmige Sande an, die fast an der Oberkante jener hohen Terrasse begannen und nun in das Niveau der heutigen Mainebene verliefen : es ist eine Düne, die sich an jenen steilen Abhang angelegt hat, hier durch irgend welchen Umstand vor Zerstörung geschützt. Auch die Tier- und Pflanzenwelt lässt uns die Verdünung erkennen Die Düne ist das alleinige Jagdrevier des Ameisen- löwen; er ist gleichsam das lebendige Leitfossil der Flugsand- bildung; sehr häufig ist er u. a. zwischen Oberrad und Buch- rainweiher. Die dem Flugsande eigenartige Flora finden wir in unserem Gebiete deshalb nicht, da dasselbe in weitester Ausdehnung mit Wald bedeckt ist. Im Thal werden Anhäufungen feinen Sandes den Kultur- flächen gefährlich, da derselbe vom Wind bewegt, sich über jene ergiesst und so das angebaute Land verwüstet. An der Einmündung des Kahlbachs in den Main u. a. nehmen jene beträchtliche Strecken ein. Man hat durch Birkenanpflanzungen diesen Verheerungen einen Damm entgegenzusetzen versucht (Gümbel, Geol. Skizze des bayer. Spessarts, Deutsche geo- graphische Blätter 1881 Band IV Heft 1). Fassen wir kurz die mehr oder weniger gesicherten Re- sultate obiger Darstellung zusammen. — 157 — In einem östlich — Asciiaffenburg Hanau — und in einem westlich — Louisa Flörsheim — gelegenen Senkungsfeld wurden von vom Spessart und Taunus kommenden Flüsschen gegen Ende der Pliocänzeit feine kalkfreie Sande und Thone ab- gelagert. In der westlichen Senke sind sie in einer Mächtig- keit von 80 m festgestellt. Diese beiden Becken enthalten in meist kleinen Flötzchen — Grosssteinheim, Klärbecken, Niederrad und Höchster Schleuse — eine Flora von seltsamer Mischung: neben gleichsam ein- geborenen Formen sind Arten, die heute noch oder wieder zur mitteleuropäischen Flora gehören ; dazu kommen zahlreiche Arten, die heute im südlichen und mittleren Nord-Amerika leben, schliesslich Formen, für welche weder in Vergangenheit noch Gegenwart unmittelbare Verwandte bekannt sind. Von westasiatischen Arten, die ungefähr zur selben Zeit in der Wetterauer Flora vertreten sind, ist kaum eine in der ober- pliocänen Flora des Untermainthaies enthalten. Möglich, dass erstere eine wenig ältere Flora darstellt. Dem folgenden kalten Klima sind zwei Drittel der bekannten Oberpliocänflora des Untermainthaies erlegen. Die Ausdehnung des Sees, der vielleicht von Nord nach Süd zum Teile unterbrochen war, reichte von den Südgehängen des Taunus östlich bis an den Westrand des Spessart und wahrscheinlich bis in den Vogelsberg, erfüllte die Wetterau und erstreckte sich nördlich über Nauheim ; seine südwestliche und südliche Erstreckung ist noch nicht festgestellt, ebenso auch nicht, ob er sich westlich des Rheinthaies Bingen-Koblenz ausdehnte. Sein Spiegel stand in ca. 225 m Meereshöhe. Sein Ab- lauf im Westen trug wie derjenige des älteren brackischen See's dieser Gegend zur weiteren Vertiefung des Rheinthaies bei. Es ist die lange dauernde, tiefgehende Verwitterung, welche die Massen bereitgestellt hat, die bei Zunahme der Niederschläge zu Ende der Pliocänzeit in den oberpliocänen Süsswassersee eingeschwemmt wurden. Die Dauer des Hiatus spiegelt sich auch in der bedeutenden Wandlung der Vegetation dieser Gegend. Vielleicht hat der Pliocänsee des Rhein- und Mainthaies mit dem See zusammengehangen, der die Nordgehänge des — 158 — Taunus bespülte und zwischen Taunus und Westerwald sich durch lithologisch übereinstimmende Sedimente bekundet. Durch diese ungleich tiefe Verwitterung während des Hiatus kamen nach der Abschwemmung die pliocänen Sedimente auf sehr verschiedene Schichtglieder zu liegen, zumeist aber doch auf die untermiocänen Letten und Kalksteine — ein Grund, weshalb diese pliocänen Sedimente bisher eine so ver- schiedene Deutung ihres Alters erfahren haben. Die erneute Ansammlung der Wasser im Mainzer Becken erklärt sich aus dem Niedergang des Klimas schon vor Eintritt der Diluvialzeit. Gleichlaufend mit dem Anwachsen der Eismassen in Nord und Süd machen sich die dasselbe bedingenden klimatischen Verhältnisse im Mitteldeutschland durch ausserordentliches An- schwellen der Flüsse und durch starke Verwitterung bemerk- bar; für ersteres erweist sich besonders die geographische Lage des mittleren Westdeutschlands förderlich. Die Terrasse eines Flusses reicht bis 300 m Meereshöhe ; sie ist auf der geologischen Karte als mitteloligocäne Strandgerölle notiert. Längs des Taunus ist sie von Ockstadt bis Rüdesheim zu verfolgen. Sie führt keine Fossilien. Erst während der grossen Eiszeit erhielten diese Wasser im unteren Maingebiet Zuflüsse aus dem heutigen Quellgebiet des Mains. Aus der Grösse der transportierten Blöcke, die sogar noch am Einlaufe des Mains in das Rheinthal liegen, erkennt man, dass die Eiszeit sich auch in Mitteldeutschland durch be- trächtliche winterliche Eisbildung geltend gemacht hat. Auf dem vom Rhein durchsägten Plateau des rheinischen Schiefergebirges stellen sich abstufende Felsterrassen (auch Schotterterrassen) die früheren Stadien des weiten, diluvialen Rheinbettes dar. Im Nahegebirg und im Odenwald, wohl auch im Taunus, haben seit der Tertiärzeit keine allgemeinen Gebirgsbewegungen stattgefunden. Wohl aber ist das Absinken einzelner südlicher Randschollen des Taunus aus Tertiär- und Diluvialzeit wahr- scheinlich. Auch in den Profilen der Diluvialterrassen bekunden sich Senkungen aus jungdiluvialer oder alluvialer Zeit. Mittel- diluviale und alluviale Terrassen kamen sogar in gleiches Niveau. — 159 — Zu Ende der grossen Eiszeit, als in Folge der Erhöhung der Jahresisotherme und der Minderung der Niederschläge ein Abschmelzen der grossen europäischen Eismassen begann, lebte im westlichen Deutschland eine seltsam gemischte Tierwelt — die Mosbacher Fauna. Nach dem Elephas anUquus führen die Terrassen, denen diese Fauna eingebettet ist, den Namen Antiquusstufe. Trotz mehrjährigen Sammeins konnte ich der Liste der Mosbacher Säugerfauna nur noch Ursus arctos und einen Insektenfresser zufügen, so dass dieselbe nun wohl voll- ständig bekannt ist. Alces latifrons tritt in der Liste an Stelle von Euryceros hibernicus. Am zahlreichsten sind Bos priscus und Eqiius cabaUus. Der Unterlauf des Mains hielt damals ziemlich die heutige Richtung ein, lief aber nördlich von Frankfurt und unmittelbar am Fusse des Taunus, wo seine Geschiebe auf dem der grossen Eiszeit zugehörigen Taunusschotter lagern. Auf hoher Sohle fliessend, begleiten ihn im Ihitermainthal zum Teil nur niedere Ufer; in der Wiesbadener Bucht mischen -sich den rötlichen Mainkiesen die feinen grauen Sande des Rheines bei. Einer beträchtlichen Abtragung der altdiluvialen Terrassen unserer Gegend geht das Aussterben der eines wärmeren Klimas bedürftigen Tiere der Mosbacher Fauna und die Aufschüttung einer dritten Terrasse parallel. Die absolute Höhe dieser Terrasse konstatiert eine Abnahme der Wassermassen, die Art der Geschiebe eine wenn auch nicht bedeutende Erniedrigung des Klimas. Nach dem häufigen Vorkommen der Reste von Elephas primifjoiiKs führt diese Terrasse den Namen Primi- geniusstufe. Unmittelbar auf diese und auf die durch Denudation stark geminderte Anti(iuusterrasse lagert sich der Löss, der neben Elephas pn'nu'gcnius, Bhinoceros tichorhinus etc. noch charak- teristische Steppentiere birgt. Der Löss ist der auf der mittel- deutschen Steppe aufgehäufte Gebirgsstaub. Die Erniedi'igung der Jahresisotherme war also nun von einer bedeutenden Minderung der atmosphärischen Wasserdünste im westlichen Deutschland begleitet. Der Absatz schwachfliesender Gerinne innerhalb der sich allmählich einrichtenden Steppe ist der Sandlöss, z. T. mit reicher, auch fluviatiler Konchylienfauna. — 160 — Audi der Löss ist noch interglacial und zählt nach seiner Fauna noch zum Mitteklihivium. Die Erosion seit der Lösszeit scheint im Rheinthal unter- halb Bingen nicht bedeutend; von viel grösserem Betrag stellt sie sich im Untermainthal dar. Zur Zeit der erneuten Zunahme der nördlichen und süd- lichen europäischen Eismassen schlug der Main im Unterlauf einen anderen Weg ein ; er wendet sich von Wallstadt ober- halb Aschaftenburg rein westlich. Sein Wasserreichtum ist daraus kenntlich, dass er sogar im Unterlauf sich durch meist tertiäre Schichten ein mindestens 34 m tiefes Bett ausscheuerte. Es ist dies der Unterlauf Wallstadt-Kelsterbach. Diese Rinne, über deren Profil die Bohrungen im Stadtwald Aufschlüsse geben, wurde später vollgeschüttet. Unter den Geschieben sind zahlreiche Blöcke und unter diesen solche von enormer Grösse, die alle nur von Eisschollen an den Ort ihrer heutigen Lager- stätte gebracht worden sein können. Die Bildung dieses Fluss- thales wie die Zuschüttung desselben fällt also in die letzte Eiszeit. Auch in Mitteldeutschland ergeben sich somit Anzeichen für zwei durch eine nach Jahrtausenden zählenden Zeitraum getrennte Eiszeiten. Das erneute machtvolle Hervorbrechen des Flusses muss rasch erfolgt sein, da sich zwischen L()ss und Kelsterbaclier Schotter keine vermittelnden Gebilde finden. Löss und jüngere Gebilde schliessen sich örtlich aus; auch für Nord-Deutschland scheint daher ein interglaciales Alter des Lösses mit den that- sächlichen Verhältnissen nicht in Widerspruch. Das Niveau des oberdiluvialen Mains liegt tiefer als das des mitteldiluvialen , aber ungefähr 20 m höher als das des heutigen. Tierische Reste sind in der oberdiluvialen Terrasse nicht erhalten. Auch der rein Ost- West-Lauf wurde verlassen, indem der Main im Unterlauf wieder ziemlich seine älteste Richtung verfolgt, wahrscheinlich beeinflusst durch Senkungen zwischen Aschaftenburg-Hanau. Zwischen Hanau und oberhalb Frankfurt geschah die Bildung des heutigen Mainthaies durch Erosion; unterhalb — 161 — Frankfurts hält der Main z. T. die Richtung einer Verwerfungs- linie ein. Wieder folgt Aufschüttung. Auch diese vielfach unmittelbar von alluvialem Aulehm bedeckte, jüngste Terrasse führt noch kantige und grosse Blöcke — Parallelerscheinungen für geringere Oscillationen in der Ausdehnung der alpinen Gletscher. An manchen Stellen ist die jüngste Terrasse reich- lich mit recenten Tieren auch mit Skelettresten des Menschen erfüllt. Im Aulehm stellen sich die ersten Zeugen der historischen Zeit ein. Wo die älteste Terrasse bedingt durch Senkung von jüng- sten Flussgeschieben überschüttet ist, wäre ein Lösszwischen- lager möglich, wenn überhaupt der Löss dem fliessenden Wasser standhielte. Der Main hat sich somit im Unterlauf nicht immer im selben Thale bewegt. Übersichtlich stellt diese Orientierung folgende Tabelle dar, welche ich in der Hauptsache schon im Septemberheft 1886 der Zeitschrift d. „deutsch, geol. Gesellschaft" veröffentlicht habe: Oberpliocän Absätze in Süss- wasserseen. Unterpleistocän. glacial. Mittelpleistocän. iiiterglacial. Am Südrand des Taunus, Ufer- und Deltabildungen. In der Wetterau ähnliche Sedimente (Braunkohlenflötze). Nördlich des Taunus ähnliche Bildungen, wie am Süd- rand desselben. ^ Hohe Terrasse am Südhang des Taunus etc. ; in Senken Taunusschotter. Fossillos. Tiefster Teil des Maiukies mit Blöcken. Antiquusterrasse (Mosbacher Sande), zuoberst auch Blöcke. Primigeuiusterrasse. Sandlöss. Löss. Oberpleistocän glacial. Wallstadt-Kelsterbacher Terrasse mit Blöcken, fossillos. Alluvium. Jüngste Mainterrasse. Aulehm, Torf etc. 11 Eine Sammelexcnrsion nach der Nordküste von Kleinasien ausgeführt im Auftrage der Senckenbergischeu Naturforschenden Gesellschaft von Staatsrat 0. Retowski in Theodosia (Krim) I. Von Tlieodosia nach Konslantiiiopel. Dasselbe Schiff, welches im Frühjahre 1884 ims, meinen damaligen Eeisebegleiter, Herrn Kolly, und mich nach den Küsten Abchasiens (vergl. Bericht 1884 pag. 126—143) geführt hatte, nahm uns am 14. Juni des vorigen Jahres auf, als wir von den Unsrigen und zahlreichen Freunden und Bekannten begleitet, Theodosia verliessen, um unsere Eeise nach Kon- stantinopel und der Nordküste Kleinasiens anzutreten. Vor- läufig ging unsere Fahrt nur bis Sewastopol, wo wir zwei Tage warten mussten; erstens um uns die für die Reise nach der Türkei nötigen Pässe zu besorgen, zweitens um die Abfalirt des Schiffes zu erwarten, das wöchentlich einmal den direkten Weg von Sewastopol nach Konstantinopel zurücklegt. Die „Russische Dampfschiffahrtsgesellschaft" , die allein auf dem Schwarzen Meere den Verkehr zwischen Russland und der europäischen Türkei und speziell mit Konstantinopel vermittelt, ermöglicht denselben dem Reisenden auf zwei Wegen ; entweder kann er von Odessa aus die längs der Küste fahrenden Dampfer der Linie Odessa — Alexandria, oder die das Schwarze Meer durchschneidende direkte Nebenlinie Sewastopol — Konstantinopel benutzen. Für uns als Bewohner der Krim war es natürlich aus Zeit- und Geldrücksichten vorteilhafter, den letzten Weg einzuschlagen. Das Erlangen des Passes sowie des türkischen Visas machte uns keine Schwierigkeiten ; am Morgen des zweiten 11* - 164 — Tages unseres Aufenthaltes in Sewastopol waren wir im Be- sitze beider. Selbstverständlich hatten wir die Pässe schon nach dem seit kurzem in Russland bestehenden erhöhten Tarif bezahlen müssen. Von dem Grundsatze ausgehend, dass wer Reisen ins Ausland machen kann, jedenfalls mit dem nötigen Kleingelde versehen ist, erhebt die russische Regierung für jeden Auslandspass die anständige Summe von zehn Rubeln. Zur Erlangung eines Passes muss man sich aber vorher noch mit verschiedenen anderen Papieren von der Polizei etc. ver- sehen haben , die vier Rubel kosten , hierzu die zwei Rubel fünfzehn Kopeken für das Visa des türkischen Konsuls ge- rechnet, macht, dass ein Pass von Russland nach der Türkei auf sechzehn Rubel fünfzehn Kopeken kommt, ein sehr teurer Preis, wenn man damit die Passkosten in anderen Ländern vergleicht. Sewastopol, das ich seit drei Jahren nicht mehr gesehen hatte, hatte sich seit dieser Zeit wieder sehr zu seinem Vor- teile verändert; überall bemerkten wir Neubauten, meistens in dem im Süden Russlands beliebten neuen Renaissancestyl aus- geführt. Den schönsten Schmuck hatte aber die Stadt durch den hart am Meere gelegenen, neuen Boulevard erhalten. Die- selbe Stelle, die noch vor wenigen Jahren ein wüster Ort ge- wesen war, auf dem nur ein paar alte, verfallene Häuser zwischen Stein- und Schutthaufen lagen, ist jetzt in einen grossen, ebenen Platz mit Rasen, Blumenbeeten und Akazien- alleen umgewandelt; schöne breite Wege führen direkt nach dem Meere hinunter, und dicht an dem hier steilen Ufer erhebt sich ein elegantes Restaurant, von dessen Terrasse man einen herrlichen Überblick über die grossartige Einfahrt in den be- rühmten Hafen der Stadt und über einen Teil dieser selbst hat. Wie Odessa, so verdankt auch Sewastopol die Umwandlung früherer wüster Stätten in Rasenplätze mit Gartenanlagen der verhältnissmässig noch nicht seit langer Zeit eingeführten Wasserleitung. Den so schnellen Aufschwung der Stadt be- wirkten sowohl die Überführung eines Teiles der Marinever- waltung des Schwarzen Meeres von Nikolajew nach Sewastopol und der Bau zweier grosser Panzerschiffe, wie hauptsächlich die Eröffnung der Bahn von Simferopol nach Sewastopol, die letzteres zum Hauptstapelplatz für die Getreideausfuhr der — 165 — Krim, sowie eines Teiles der näclistgelegeneu Gouvernements gemacht hat. Sonntag, den 17. Juni, früh morgens begaben wir uns in den Hafen, um die Billete für die Überfahrt nach Konstanti- nopel zu lösen. Wahrscheinlich um den Reisenden bei Zeiten daran zu erinnern, dass er sich in den Orient begiebt, wo oft genug neben einem Prachtgebäude die elendesten Baracken stehen, und prächtige Gärten mit Plätzen abwechseln, an denen Schutt und Kehricht abgelagert werden, hat die so reiche Russische Dampfschiffahrtsgesellschaft für den Billetverkauf ein altes ausrangiertes Schiff eingerichtet, das von Schmutz völlig starrt, so dass wir froh sind, als wir die Billete in Händen haben, um über ein paar Bretter hinweg auf das hinter dem alten Kasten liegende Dampfschiff eilen zu können. Vorher hatten wir indess noch Gelegenheit zu bemerken, dass wir uns in einem geordneten europäischen Polizeistaate befinden, denn gleichzeitig mit dem Gelde für die Billete hatten wir unsere Pässe einem Gensdarmen zu übergeben, und ein zweiter Gens- darm händigte uns dieselben wieder ein, als wir den Wladimir bestiegen, um Russland für einige Zeit Adieu zu sagen. Neun Uhr wars, als das dritte Signal ertönte, und der Wladimir sich mit uns in Bewegung setzte. Es wehte eine ziemlich starke Brise bis gegen 11 Uhr, dann hörte der AVind vollkommen auf, und hatten war während der ganzen Fahrt das schönste Wetter. Gegen 12 LHir verloren wir die Krim vollständig aus Sicht, und da Himmel und Wasser keinen Stoff zur Unterhaltung oder Beobachtung gaben, so sahen wir uns näher nach unseren Mit- reisenden um. Die Zahl der Klassenpassagiere war ziemlich gering : ein wohlbeleibter Schwede, der eine Schwefelsäurefabrik in Baku besass und sich dorthin auf dem Umwege über Kon- stantinopel begab, ein Pole, der mit seiner jungen Frau eine Hochzeitsreise nach der türkischen Metropole machte, ein Eng- länder, zwei Sewastopoler Damen — eine Deutsche und eine Russin — , ein i-ussischer Student und wir, im Ganzen neun Personen, aber doch die Vertreter von sechs verschiedenen Nationen. Weit zahlreicher waren die Deckpassagiere, deren überwiegende Mehrheit Krimer Tataren bildeten, welche die grosse Wallfahrt nach Mekka antraten ; ebenfalls auf der Wall- fahrt begriffen waren einige einfache Russen, die die weite — 166 — Reise aus dem Innern des russischen Reiches machten, um ihrer Frömmigkeit durch einen Besuch des in ganz Russland hoch- heilig gehaltenen Klosters auf dem Berge Athos und des Ge- lobten Landes Genüge zu leisten. Der Schwede erwies sich als jovialer Lebemann, mit dem wir schnell Bekanntschaft schlössen und den Abend in angenehmem Gespräch verbrachten. Ziemlich früh waren wir am nächsten Morgen aufgestanden, aber erst gegen neun Uhr wurden die Ufer Anatoliens in weiter Ferne sichtbar. Vier Stunden darauf fuhren wir in den Bos- porus ein. Das erste Bild, das sich hier unseren Blicken dar- bot, sind die grossartigen türkischen Batterien von Rumeli Fener auf der europäischen und von Anadoli Feuer auf der asia- tischen Seite, die den Eingang in den Bosporus beherrschen. Dieselben befinden sich sowie auch die anderen Batterien, die wir auf der Fahrt durch den Bosporus zu Gesicht bekamen, in ausgezeichnetem Zustande und lassen keinen Vergleich mit den traurigen, kaum den Namen von Befestigungen verdienenden Batterien an der Nordküste Kleinasiens zu. — Doch schon liegen Rumeli und Anadoli Fener hinter uns, und weiter geht die Fahrt zwischen den mit üppigem Grün bedeckten, .hohen, steilen Ufern, die in ihrer romantischen Wildheit nicht ahnen lassen, dass wir uns in der Nähe einer grossen Weltstadt be- finden, denn nur äusserst vereinzelt zeigt hie und da ein isoliertes Häuschen die Anwesenheit des Menschen an. Etwa eine halbe Stunde schon sind wir den Bosporus hinabgefahren, da ver- engert sich die bis dahin ziemlich breite Meeresstrasse, und auf beiden Ufern erscheinen, auf hohen Felsen gelegen, die Ruinen genuesischer Befestigungen, uns für ein paar Augen- blicke in die Krim zurückversetzend. Das sind dieselben halb- verfallenen Thürme, die uns auch daheim in Theodosia an die längst verschwundene Macht des einst meerbeherrschenden Genuas erinnern, die noch heute die interessantesten Sehens- würdigkeiten für die Besucher Sudaks und Balaklawas bilden. Allein jetzt haben wir keine Zeit zu solchen Reminiscenzen, eine kleine Bucht im Süden enthüllt unseren Blicken neue türkische Befestigungen, und gleich darauf hält auch unser Schiff an. Ein Offizier rudert auf dem schnell herabgelassenen Boote nach dem auf der asiatischen Seite gelegenen Anadoli Kawak, um der dort postierten Strandwache die Schiffspapiere — 167 — vorzuzeigen; die Revision ist schnell beendigt, und nach etwa einer Viertelstunde setzten wir die Falirt fort, um sie wenige Minuten später durch einen zweiten Halt vor Bujuk-Dere zu unterbrechen. Hier residiert der russische Botschafter, dem die Post abzuliefern ist, die wir für die Botschaft aus Russ- land mitgebracht haben. Auch dieser Aufenthalt ist nur von kurzer Dauer, und nun gehts in ununterbrochener Fahrt bis nach Konstantinopel zu. Hier möchte ich die Feder niederlegen, aus Unvermögen die wundervollen Landschaften, die sich nun auf beiden Ufern folgen, zu beschreiben. Ein prächtiges Bild verjagt das andere; man weiss nicht, wohin man den Blick wenden soll: Bujuk-Dere, Therapia, Anadoli-Hissar, Rumeli- Hissar, die „süssen Wasser von Asien" mit dem ganz aus weissem Marmor erbauten Kiosk des Sultans, Ortakeui mit seiner ebenfalls marmornen graziösen Moschee, Dolma-Bagtsche mit seinem grossartigen Palaste, das amphitheatralisch Kon- stantinopel gegenüber gelegene Skutari gleiten an unseren Blicken vorüber gleich den Bildern eines immer wechselnden, prächtigen Kaleidoskops. Doch alle diese herrlichen Einzel- bilder, wie schön auch jedes für sich sein mag, verschwinden vor dem wundervollen Panorama, das sich uns eröffnete, als das Schilf in das Goldene Hörn einfuhr und dort auch bald darauf die Anker auswarf. Das Bild, das sich hier zum Schluss der ganzen Bosporusfahrt dem Beschauer darbietet, ist von so grandioser Wirkung, dass alles bisher Gesehene weit hinter demselben zurückbleibt. Auf der einen Seite das Häusermeer von Galata. darüber Pera, beide weit überragt von dem kolos- salen Turm von Galata, vor uns Stambul mit seinen vielen Moscheen und Minarets, unter denen sich in Folge ihrer Lage die Suleimanieh besonders effektvoll hervorhebt, die in herr- lichem Grün prangende Spitze des Serails, die von Passagieren zu Fuss und Pferd und Wagen wimmelnde Brücke von Galata, das von Tausenden von Schiffen und Kähnen belebte Meer — alles das macht auf jeden Reisenden einen solchen überwältigen- den Eindruck, dass man sich von demselben nicht losreissen mag, und während man sonst, am Ziele seiner Reise angelangt, gewöhnlich danach strebt, so schnell als möglich ein gastliches Haus zu erreichen, empfindet man hier die Mahnung, ein solches aufzusuchen, nur als unangenehme Störung. Leider ward uns — 168 — diese Mahnung nur zu schnell, denn noch stand das Schiff nicht still, als es schon von einer Masse von Booten umgeben war, deren Insassen teilweise noch vor dem Halten des Schiffes auf dasselbe kletterten und uns mit Anbieten ihrer Dienste be- stürmten. Die meisten waren Agenten verschiedener Hotels; nach langem Hinundherhandeln wurden wir mit einem derselben einig, der uns ein Zimmer im Hutel „Zur Stadt Wien" in der Hauptstrasse von Pera für den für Konstantinopel nicht teueren Preis von sechs Francs täglich anbot. Dies abgemacht, nahmen wir ein Boot um ans Land zu fahren. Obgleich die Fahrt vom Schiffe bis zu dem in Galata befindlichen Zollamte nur wenige Minuten dauert, so hatten wir doch für dieselbe nicht weniger als drei Rubel zu zahlen ; eine weitere Prellerei er- wartete uns auf dem Zollamte, wo man unsere Taschen gleich- falls um drei Rubel erleichterte, obschon wir absolut nichts zu Verzollendes in unseren Koffern hatten. Natürlich waren wir hier aus Nichtkenntnis der türkischen und griechischen Sprache vollkommen auf unseren Führer angewiesen, der, trotz- dem er sich dem Anschein nach mit dem Bootsführer sowohl, wie mit dem Zollbeamten gehörig herumstritt, wahrscheinlich deren Interessen mehr vertrat, als die unsrigen. II. Koiistaiitiiiopel. Da man zu Wagen einen grossen Umweg machen rauss, um aus Galata nach dem hoch über demselben gelegenen Pera zu gelangen, so beluden wir ein paar der überall im Hafen herumlungernden Lastträger mit unseren Koffern und machten uns zu Fuss auf den Weg, der uns gleich in der ersten Stunde unseres Aufenthaltes in Konstantinopel Gelegenheit gab, einige der hervorstechendsten Eigentümlichkeiten dieser Grossstadt kennen zu lernen. In der Hauptstrasse von Galata fesselte unseren Blick namentlich das beständige Hin- uiid Herwogen einer zahllosen geschäftigen Menge, die eine Mustei'karte von Volkst3q)en liefern könnte; sicherlich finden wir hier Vertreter sämtlicher euro- päischer Nationen sowie der zahlreichen Völkerstämme des westlichen Asiens, und um das malerische Bild zu vervoll- ständigen, mischen sich richtige Vollblutneger in das Gewühl. — 169 — Doch bald verliessen wir diese Hauptader des geschäft- liclien Verkehrs, um durch eine Anzahl den Hügel ziemlich steil hinankletternder Strassen nach Pera hinaufzusteigen. In diesen war es verhältnismässig still, und da unsere Aufmerksamkeit nicht durch die Passanten der Strasse in Anspruch genommen war, so konnten wir diese selbst betrachten, und erregten da zunächst die Häuser unser nicht geringes Erstaunen. Der Eindruck, den dieselben auf den sie zum ersten Male Sehenden hervorbringen, giebt eine neuere Reisende*) sehr drastisch, aber doch vollkommen richtig wieder, wenn sie sagt: „Dass diese hölzernen, überhängenden, braunen, verwitterten Hüttchen ganz ernstlich Häuser sein w-ollen, dass man in ihnen wohnt, dass sie Gebäude einer Weltstadt sind, ist so überraschend, der Ge- danke wahrhaft beglückend, dass es solch Ursprüngliches noch auf Erden giebt." — Obgleich sich die meisten dieser Häuser mehr oder weniger gleichen, so kann doch von keinem besonderen Stile die Rede sein; das Bedürfnis nach Raum hat zur Folge, dass in den engen Strassen das erste Stockwerk meistens über das Grundgeschoss hervorgebaut ist; oft ragt auch noch das zweite Stockwerk über das erste hervor. Besonders frappierte uns ein, wie es schien, erst unlängst erbautes Eckhaus, das in seiner Stillosigkeit wahrlich ein Unikum genannt werden darf. Man denke sich den ersten Stock über der Parterre- wohnung der ganzen Breite nach erheblich vorragend, den zweiten regelmässig über dem ersten stehend, und auf diesem das dritte Stockwerk auf der Diagonale der untern erbaut, so dass die Ecken desselben nach beiden Seiten hervorragen! Ist es schon überhaupt nicht ratsam, beim Gehen den Blick zu hoch zu erheben, und nicht auf den Weg zu achten, so beherzige man diese Regel besonders bei einer Wanderung durch die Strassen Konstantinopels, und vornehmlich in denen, die am wenigsten von Menschen belebt sind. Nicht, dass das Pflaster hier noch schlechter wäre, als in vielen unserer alten Städte im Westen Europas, oder dass Gruben und Uneben- heiten die Passage gefährlich machten, nein, die Ursache ist hier eine solche, die eben nur für die Hauptstadt des türkischen Reiches besteht. Es sind die weltberühmten Hunde von Kon- *) Helene Bohl au. Harmlose Skizzen aus Konstantinopel. — 170 — stantinopel ! Sich vollkommen als Herren der Strasse fühlend, liegen diese Bestien überall mitten im Wege und denken nicht daran eines einfachen Fussgängers wegen den einmal einge- nommenen Platz zu verlassen ; ein Reiter macht ebensowenig Eindruck auf sie, und nur eine schnell dahinrollende Karosse bewegt sie dazu sich ein wenig seitwärts zu schieben, grade genug, um nicht überfahren zu werden. Übrigens sind sie dem Menschen vollkommen harmlos, da sie ihn nie anfallen, und die einzige Gefahr, welche demselben von ihnen droht, besteht darin, dass er im Falle des Nichtbeachtens über so einen un- beweglich seinen Platz behauptenden Hund stolpert und dabei leicht zu Fall kommen kann. Natürlich haben sie sich aus den belebtesten Strassen Peras und Galatas etwas zurückgezogen, da es ihnen dort doch zu schwierig ist, ihrer Neigung zu be- haglicher Ruhe nachzukommen, und die christlichen Bewohner dieser Stadtviertel nicht dieselbe Pietät für sie zeigen, wie die Türken. In den türkischen Stadtvierteln behaupten sie jedoch ihre alte Herrschaft, und auch in den Nebenstrassen Galatas und Peras sind sie noch in solcher Menge zu finden, dass wir in einer kurzen Strasse Galatas nicht weniger als vierzig dieser hässlichen gelbbraunen Köter zählten. Eine gute Viertelstunde mochte unsere Wanderung ge- dauert haben, als uns der Führer mit einem „Voilä messieurs la grande rue de Pera" ankündigte, dass wir uns in der Nähe unseres Zieles befanden. Die Stelle, an der wir die Haupt- strasse Peras erreichten, rief in uns eine starke Enttäuschung hervor. Diese etwa nur fünfzehn Fuss breite Passage sollte die Hauptstrasse einer grossen Weltstadt sein! Als wir später sahen, dass sie in ihrem weiteren Verlaufe doch ziemlich breit wird, als wir die grossartigen Verkaufsläden und auch so manche luxuriöse Priyatgebäude erblickten, versöhnten wir uns einiger- massen mit dem Gedanken ; doch bleibt die Hauptstrasse Peras immer noch weit hinter denen der meisten anderen grossen Hauptstädte Europas zurück. Nach kurzer Rast in dem leidlich guten Hotel eilten wir wieder hinaus, um in den Strassen Peras und Galatas herum- zuschlendern und diese Stadtteile etwas näher kennen zu lernen. Die nächsten beiden Tage benutzten wir zu einer Besichtigung der Hauptmerkwürdigkeiten Konstantinopels. Ich nehme Ab- — 171 — stand über dieselben hier zu bericliten. denn einerseits war die Zeit, die wir denselben widmen konnten, viel zu gering, sodass wir manches Sehenswerthe nicht einmal gesehen haben, anderer- seits sind dieselben von anderen Eeisenden so oft und so aus- führlich beschrieben worden , dass meine Erzählung den bekannten Beschreibungen und Schilderungen nichts neues hinzufügen würde. Wen es interessiert, näheres über Kon- stantinopel und seine Sehenswürdigkeiten zu lesen, den möchte ich auf Edraondo de Amicis' vortreffliches Buch über diese Stadt verweisen. Dasselbe schildert die Stadt und das Leben in derselben so wahr und dabei in so interessantem und lebendigem Stile, dass die Lektüre dieses Buches jedem ein wahres Ver- gnügen bereiten muss. — Nachdem wir unsere Schaulust be- friedigt hatten, machten wir uns am vierten Tage unserer An- wesenheit in Konstantinopel daran, die nötigen Schritte behufs unserer weiteren Reise nach dem Norden Kleinasiens zu thun. Der deutsche Generalkonsul, an den wir uns zunächst wandten, erklärte uns, nichts für uns thun zu können, da wir mit rus- sischen Pässen reisten ; wir begaben uns somit zu dem rus- sischen Generalkonsul, Herrn Lagowski, der uns sehr liebens- würdig empfing. Ich teilte ihm Ziel und Zweck unserer Reise mit, und ersuchte ihn, uns für dieselbe einige Ratschläge geben zu wollen, da die Türkei bis dahin für uns eine völlige Terra incognita sei. Herr Lagowski erklärte uns darauf, dass wir an Orten, wo russische Konsuln seien, auf den vollen Schutz derselben rechnen könnten, dass wir uns aber darauf gefasst machen müssten, dass die türkischen Behörden uns als Russen mit dem grössten Misstrauen betrachten würden und wohl gar unseren Excursionen Hindernisse in den Weg legen dürften. Er riet uns, jedenfalls dem russischen Botschafter eine Visite zu machen und demselben unsere Sache vorzulegen. Natürlich befolgten wir den Rat und bestiegen am Nachmittage einen der kleinen Dampfer, welche den Verkehr zwischen Konstanti- nopel und den am Bosporus gelegenen Vorstädten und Villen- orten vermitteln. Gegen Abend kamen wir in Bujukdere an, wo, wie ich bereits früher gesagt habe, der russische Botschafter im Sommer residiert. Da wir bei unserem ersten Besuche den- selben nicht zu Hause trafen, so konnten wir der vorgerückten Zeit wegen nicht daran denken, an demselben Tage noch nach — 172 — der Stadt zurückzukehren, und waren somit gezwungen ein Zimmer in einem der Hotels von Bujukdere zu nehmen. Bei der zweiten Visite waren wir glücklicher, der Botschafter empfing uns sehr zuvorkommend, wir trugen ihm unsere An- gelegenheit vor, bekamen aber leider so ziemlich dasselbe zu hören, was uns schon der Generalkonsul gesagt hatte: die Türken seien im höchsten C4rade misstrauisch gegen alle Fremden, vornehmlich aber gegen Russen, und besonders gross sei die Abneigung in den Provinzen, wo der Einfluss der Europäer natürlich geringer sei als in der Hauptstadt. Deshalb hätten wir uns vor allen Dingen mit türkischen Pässen, sogenannten Teskerehs, zu versehen, damit es uns nicht so erginge, wie es Virchow bei seinem letzten Besuche der Ruinen Trojas er- gangen sei, der bekanntlich von der türkischen Lokalbehörde genötigt wurde, zu Fuss die ziemlich weite Strecke von Troja bis zur nächsten Stadt zurückzulegen. Ähnliches könne uns auch passieren, natürlich werde es später nicht an Ent- schuldigungen von Seiten der türkischen Regierung fehlen, aber den Schaden hätten wir jedenfalls zu tragen. Ferner riet er uns, nur nach solchen Orten zu reisen, wo russische Konsulate seien, auf deren Schutz wir sicher rechnen könnten, da er uns ein Rundschreiben mitgeben wolle, das uns den Konsuln empfehle und sie anweise, die Zwecke unserer Reise nach Möglichkeit zu fördern. Immerhin zufrieden mit dem Resultate unseres Besuches, verliessen wir das Palais des Botschafters, um in der lauwarmen Sommernacht noch einen Spaziergang an dem Ufer des Bosporus zu machen, ehe wir unser Hotel aufsuchten. Am nächsten Morgen machten wir noch dem ersten Dra- goman der Botschaft einen Besuch, um Informationen behufs unserer weiteren Reise einzuziehen, und unternahmen dann unsere erste Excursion in dem prächtigen Parke der Botschaft und den Bergen über demselben. Die Ergebnisse waren für die kurze Dauer befriedigend genug, da sich unter den Coleop- teren einige bessere Sachen wie Podonta turcica Kiesw., rhijl- lohius breviatus Desbr., Leptura jmUe^is Brüll., sowie ein noch unbeschriebener Athous befanden ; auch von Mollusken sammelte ich einige interessante Sachen, wie die bisher nur aus dem Kaukasus bekannte Dcmdebardia Lederi Boettg., Hijalinia cy- pria Pfr., ClaitsiUa circimidata Pfr. und andere. Nach Kon- — 173 — stantinopel zurückgekehrt, tliaten wir die nötigen Schritte, um uns die Teskerehs zu besorgen, was zwar keine weiteren Schwierig- keiten machte, aber die übrige Zeit des Tages in Ansprucli nahm. Den folgenden Tag verbrachten wir mit Eeinigen der Schnecken und Spiessen der Käfer von Bujukdere, sowie mit Besorgen verschiedener Einkäufe. Als wir abends mit letzteren heimkehrten, übergab man uns ein während unserer Abwesen- heit für uns abgegebenes Packet; dasselbe enthielt das ver- sprochene Rundschreiben des Botschafters an die russischen Konsuln von Sinope, Samsun und Trapezunt, denen wir in der wärmsten Weise empfohlen wurden. Hiermit war uns der Plan unserer weiten Reise vorgezeichnet, und da wir die türkischen Pässe auch bereits in Händen hatten, so stand unserer Abreise nichts weiter entgegen. Da nun fast jeden Tag ein Dampf- schiff Konstantinopel verlässt, um sich nach den Häfen des nördlichen Kleinasiens zu begeben — fünf grosse Gesellschaften*) vermitteln hier den Verkehr — , so hätten wir schon am nächsten Tage abreisen können, doch zogen wir vor, noch weitere drei Tage zu warten, um dann mit dem Schiffe der russischen Dampf- schiffahrtsgesellschaft die Reise anzutreten. Hiezu bewog uns vornehmlich der Umstand, dass ausser den türkischen nur die russischen Dampfer in Sinope anhalten, und dann gehörte es noch zu meinem Reiseplane den Prinzeninseln einen Besuch abzustatten. Am nächsten Tage brachten wir diese Absicht zur Ausführung. Um acht Uhr morgens sollte, so hatte man uns im Hotel gesagt, das erste Dampfschiff nach den Inseln abgehen, doch war es beinahe zehn Uhr, als sich dasselbe end- lich von seiner Station an der grossen Brücke zwischen Galata und Stambul in Bewegung setzte. Etwa zwei Stunden dauerte die Fahrt, die wir, vom herrlichsten Wetter begünstigt, zurück- legten. Mit dem Namen der Prinzeninseln bezeichnet man eine Gruppe von Inseln, die nicht weit von Konstantinopel in dem Marmara- Meere zwischen dem Bosporus und dem Meerbusen von Ismid liegen. Bei den Griechen führten sie früher auch *) Die russische Dampfschiffahrtsgesellschaft, der österreicliisch-un- garische Lloyd, die französischen Messageries maritimes, eine türkische und eine griechische Gesellschaft. — 174 — die Namen Daimonisi*) (G-eisterinseln) und Papadonisi (Pfaffen- inseln) wegen der grossen Zahl der griechischen Klijster; aus demselben Grunde nannten sie die Türken Papasadassi; ein anderer, von den Türken gebrauchter Name ist Kisil-Adalar (die roten Inseln). Den Namen Prinzeninseln gab man ihnen deshalb, weil eine grosse Anzahl der Angehörigen der früheren byzantinischen Herrscherhäuser dort ein freiwilliges oder noch öfter ein unfreiwilliges Asyl fanden. Es sind ihrer im Ganzen neun; fünf von ihnen sind sehr klein und ganz unbewohnt; von den vier grossen sind zwei, Prote und Antigone, auch kahl, unfruchtbar und, wie uns schien, ebenfalls ohne Bewohner; auf beiden erblickt man noch die Ruinen früherer Klöster. Die dritte Insel Chalke, ehemals Chalkitis, so genannt wegen einer alten Kupfermine, hat eine üppige Vegetation und ist in- folge dieser, der Meerbäder und des gesunden und angenehmen Klimas, ein Lieblingsaufenthalt der griechischen Familien mitt- leren Standes, da das Leben hier verhältnismässig billig ist. Noch jetzt besitzt die Insel drei griechische Klöster, die mit guten Bibliotheken versehen sein sollen. Am weitesten von Konstantinopel entfernt liegt Prinkipo, die grösste Insel des kleinen Archipels, welche der ganzen Gruppe den Namen ge- geben hat. Sie hat etwa acht Meilen im Umfange, ist von länglicher Form, sich von Nordost nach Südwest erstreckend; in ihrer Mitte erhebt sich der ganzen Länge nach eine Reihe von Hügeln, die meist bewaldet sind. An Fruchtbarkeit und Bevölkerung übertrifft Prinkipo alle andern Inseln der Gruppe; ausser zwei grösseren Flecken trifft man überall Landhäuser und Villen an, die über die ganze Insel zerstreut sind. Haupt- sächlich von Griechen bewohnt, lockt es, seitdem mehrere gute Hotels auch einen kürzeren Aufenthalt daselbst ermöglichen, durch seine herrliche Lage eine grosse Zahl der Bewohner Konstantinopels dahin, um die Seebäder zu gebrauchen und die reine Luft der Insel zu athmen. Und wahrlich sind die Glücklichen zu beneiden, die hier auf dem prächtigen Ei- lande einen grösseren Teil ihrer Zeit verbringen können, und *) Der frühere Direktor des K. T. Museums in Konstantinopel Dr. P. A. Dethier giebt in seinem Werke : „Der Bosphor und Konstantinopel", Wien 1876, denselben Namen, aber in der wohl kaum richtigen, weil schwer erklärbaren Form Demonisi (Volksinseln) an. — 175 — man empfindet es gewissermassen als eine beleidigende Ironie, wenn man liürt, dass die Regierung für gut befunden hat, gerade hier auf dem höchsten Scheitel der Insel, von wo man den herrlichsten Überblick über Prinkipo, die anderen Inseln und das asiatische Ufer hat, ein Narrenhaus einzurichten. In ein solches ist nämlich das ehemalige St. Georgs -Kloster umgewandelt, einige andere Klöster existieren noch als solche; von den meisten älteren Bauten aber aus byzantinischer Zeit sind nur spärliche Überreste erhalten. Da wir uns bei unserer Fahrt nur auf den Besuch einer Insel beschränken mussten, so zogen wir es natürlich vor, Prinkipo zu besuchen, das für eine Excursion die beste Ausbeute zu versprechen schien. Gegen zwölf Uhr kamen wir daselbst an, und nachdem wir einen kleinen Imbiss eingenommen hatten, machten wir uns auf den Weg ; bald halten wir die Häuser hinter uns und kletterten nun die mit Nadelholz bewachsenen Hügel in die Höhe, um dann auf der anderen Seite hinabzusteigen und längs des Ufers nach dem Flecken, wo wir gelandet waren, zurückzukehren. Die Ausbeute, die wir von dieser Excursion heimbrachten, war an Käfern ziemlich unbedeutend; immerhinwaren aber Lejjtwa Heydcni Gangl., die nur aus der Türkei bekannten Melcmotns torosus Er., Aphijctus saginatus Kiesw. und Borcadion conden- satum Küst. nicht zu verachten. Unter den Mollusken fanden sich auch keine neuen Formen, doch sammelten wir einige bessere Arten wie Patida ErdeUi Eoth, eine hübsche Varietät von Helix pyramidata Drap., BuUminus carneohis Mouss., sowie Clausilia hetaera und Cl. thessalonica K. var. spreia K. Den zuerst von der Insel Prinkipo beschriebenen hübschen BuUminus Orientalis Pfr. gelang es uns leider nicht zu finden, da wir eilen mussten, die Abfahrt des letzten Schiffes, das schon etwas nach sechs Uhr nach der Stadt zurückfährt, nicht zu versäumen. Die beiden letzten Tage unseres Aufenthaltes in Konstan- tinopel vergingen sehr rasch mit Präparieren der auf Prinkipo gesammelten Käfer und Conchylien, Besichtigung einiger noch nicht gesehener merkwürdiger Punkte der Stadt und zuletzt mit Einpacken unserer Sachen. Aus ökonomischen Rücksichten begaben wir uns bereits am Abende des 26. Juni auf das Schiff, das am nächsten Morgen um neun Uhr die Anker lichtete, um wieder in das Schwarze Meer hinauszudampfen. — 176 — III. Siiiope. Langsam entschwinden die Bilder, die uns im Laufe der vergangenen Woche so schnell vertraut und lieb geworden waren, unseren Blicken, ein Stück Konstantinopels nach dem andern verbirgt sich uns und nur die majestätische Suleimanieh mit ihren vier Minarets bleibt uns sichtbar, so lange als über- haupt noch etwas von der Stadt zu sehen ist. Da, eine kleine Wendung des Schiffes, und jetzt ist auch sie unserem Auge entrückt; noch einmal bewundern wir die Schönheiten des Bosporus, denen wir diesmal schon als alten lieben Bekannten Adieu sagen, und dann gehts hinaus ins Schwarze Meer. Da die Küsten des alten Bithyniens ziemlich flach sind, und der Curs unseres Schiffes uns ausserdem in bedeutender Entfernung vom Ufer vorüberführte, so gaben wir bald die Betrachtung des letzteren auf. Leider war die Reisegesellschaft, die wir diesmal hatten, keine interessante; ausser einem unvermeidlichen Engländer waren wir die einzigen europäischen Passagiere der zweiten Klasse, die übrigen waren Türken und Perser; den- selben Nationen gehörten auch die meisten Deckpassagiere an. Wir waren somit auf uns selbst angewiesen, und benutzte ich daher die Zeit, um einige Briefe zu schreiben, eine Arbeit, zu der ich in Konstantinopel keine Zeit hatte finden können. Am nächsten Tage näherten wir uns mehr der Küste, die hier — im ehemaligen Paphlagonien — bedeutend höher ist, und erfreuten uns an dem frischen Grün, das die ganze Hügelkette des Ufers bedeckt. Lebhaft bedauerten wir bei dem ersten Halte unseres Schiffes vor Ineboli, dass wir hier keine Station machen konnten, denn gewiss bergen die zum grössten Teile dicht bewaldeten, mehrere tausend Fuss hohen Berge, an deren Abhänge die Stadt gelegen ist, so manche Kost- barkeit für den Naturforscher, doch besitzt Russland leider keinen officiellen Vertreter in Ineboli, und nachdem man uns in Konstantinopel so sehr von einem Besuche dieses Ortes ab- gerathen hatte, mussten wir von demselben Abstand nehmen. Da unser Schiff — der „Asow" — nur acht Knoten in der Stunde zurücklegte, so waren wir erst um drei Uhr Nachmittags in Ineboli angekommen, und verspätete sich deshalb unsere Ankunft auch in Sinope um volle acht Stunden, so dass es — 177 — bereits ein Uhr Nachts war, als der Asow in der Sinoper Bucht die Anker auswarf. Hier will ich bemerken, dass auf der ganzen langen Strecke der kleinasiatischen Küste des Schwarzen Meeres kein Hafen existiert, der genügende Tiefe besitzt, um grösseren Schiffen das direkte Anlanden an Hafendämmen zu gestatten. — Die Verspätung unseres Dampfers war uns natürlich recht un- angenehm. Bei unserer Unkenntnis der Landessprachen wären das Landen, das Passieren des Zollamts, das Aufsuchen eines Quartiers — dass in Sinope kein Hotel existiert, hatten wir schon von dem Kapitän unseres Schiffes erfahren — auch bei Tage keine besonderen Annehmlichkeiten gewesen, umsomehr jetzt bei finsterer Nacht. Doch arrangierte sich die Sache besser, als wir gedacht hatten. Auf mein Ersuchen machte uns der Kapitän mit dem Agenten der russischen Dampfschiff- fahrtsgesellschaft, der gleich nach unserer Ankunft auf das Schiff gekommen war, bekannt, und bat ich denselben, einen Griechen, Namens Markopulo, der aber glücklicherweise etwas französisch radebrechte, uns zu helfen, jene drei für uns so schwierigen Punkte zu erledigen. Freundlich versprach uns Herr Markopulo seine Hilfe, und so fuhren wir denn gegen drei Uhr, als er seine Geschäfte beendigt hatte, auf seinem Boote ans Land; das Zollamt passierten wir ungehindert, da sämtliche Beamte in tiefem Schlafe lagen, und schnell fanden wir Unterkommen in einem griechischen Restaurant, dessen Wirt ein übriges Zimmer hatte, das er uns zur Verfügung stellte. Ein kurzer Versuch zu schlafen wollte nicht glücken, und so machten wir uns schon um 5 Uhr auf den Weg, um die Stadt zu besichtigen. Trotz seiner günstigen Lage auf dem Isthmus einer kleinen Halbinsel, welche Sinope schon im grauen Altertume ■ zu einem der wichtigsten Punkte der ganzen Nordküste des türkischen Kleinasiens machte , und trotz seiner fruchtbaren Umgebung ist dasselbe Dank der türkischen Herrschaft heute zu einem kleinen unbedeutenden Städtchen mit etwa 7000 Be- wohnern*) herabgesunken. Von den prächtigen Denkmälern, mit denen Mithridates der Grosse seine Geburtsstadt geschmückt hatte, den Tempeln, Portiken und grossartigen Marinearsenalen *) Nach der letzten Zählung hatte Sinope 7162 Einwohner (4320 Türken und 2842 Griechen), die in 1169 Häusern wohnen. 12 — 178 — ist heute keine Spur mehr vorhanden, und ebensowenig wie die Türken haben die Bj'zantiner hier Monumentalbauten errichtet, obwohl Sinope während des Bestandes des Kaiserreiches von Trapezunt eine der ersten Städte desselben war. Unter der jetzigen Verwaltung ist Sinub, wie Sinope von den Türken ge- nannt wird, Hauptort eines Sandjaks und als solcher Sitz eines Paschas, der jedoch gewöhnlich mit seiner Stelle nicht besonders zufrieden ist, da Sinope als Verbannungsort betrachtet wird. Die heutige Stadt zerfällt in zwei Teile, den griechischen, in dem wir abgestiegen waren, und den näher dem Festlande be- findlichen, türkischen Stadtteil. Letzterer, auf der engsten Stelle des Isthmus gelegen, ist auf allen Seiten von hohen Mauern umgeben, die wohl noch aus der bj^zantinischen Zeit herstammen. Die Strassen sind gepflastert, doch wie in allen orientalischen Städten unregelmässig und eng, die Häuser hoch, fast sämtlich von Holz und zum grossen Teile so baufällig, dass sie jeden Augenblick zusammenzustürzen drohen, besonders da sie in demselben Stile mit überhangenden oberen Stockwerken erbaut sind, den wir bereits in Konstantinopel kennen gelernt hatten ; in dieser Beziehung unterschied sich auch das griechische Viertel nicht von dem türkischen, wie überhaupt die Jahrhunderte lange Herrschaft der Türken die unterworfenen christlichen Völker so manche Züge jener hat annehmen lassen. Dazu ge- hört unter anderem auch, dass die Frauen der niederen griechischen und armenischen Bevölkerung sich auf den Strassen ebenso verschleiern wie die Türkinnen. Au eine Phase der neueren Geschichte, nämlich an die Zeit des Krimkrieges, während dessen Sinope eine Zeit lang den Engländern als Stationspunkt ihrer Flotte diente, wurden wir plötzlich erinnert, als wir bei unserer Wanderung an einigen Ecken die Namen der Strassen in englischer Sprache ablasen ; in grossen Lettern kündigte sich da u. a. eine Strasse als „German Street" an, die vielleicht noch nie ein Deutscher betreten hat. Und wahrlich, Namen thun hier Not, denn man begreift nicht, wie die Türken sich fast überall ohne besondere Strassennamen behelfeu, wie es möglich ist, in diesem Wirrwarr von namen- losen Gassen und Gässchen Jemanden aufzufinden. — Uns frei- lich incommodierte dieser Mangel wenig, da uns das Ziel unseres ersten Spazierganges, die nördliche Bucht, deutlich vor Augen 179 — lag. Bei der Schmallieit der Landenge — diese ist an ihrer engsten Stelle nicht breiter als etwa 200 Meter — hatten wir dasselbe bald erreicht, die griechische Stadt war hinter uns zurückgeblieben, und die grünen Hügel am Ufer des Meeres luden uns zum Sammeln ein. Von Insekten fanden sich nur wenige weit verbreitete Arten ; unter den reichlicher vorhanjdenen Mollusken fiel mir besonders das Vorkommen dreier grosser Helixarten an einem Orte auf. Ausser Hclix veTiniculata Müll., die in Menge fast auf allen Sträuchern und höheren Kräutern zu finden war, sammelten wir noch zwei Vertreter der Gruppe Helicogena, H. aspcrsa Müll, und H. taurica Kryn., ebenfalls in ziemlicher Anzahl. Mit gefüllten Schachteln kehrten wir in unser Quartier zurück, um unseren hungrigen Magen zu beruhigen und dann, von dem AVirte die Bedingungen zu erfahren, unter denen wir bei ihm bleiben konnten. Glücklicherweise war Herr Simonidi in seiner Jugend Marketender auf einem Schiffe der Messageries maritimes gewesen und hatte aus dieser Zeit noch einige französische und italienische Brocken im Gedächtnisse behalten; mit Hilfe dieser, ein paar russischer Wörter und schliesslich der Fingersprache kamen wir zu dem gewünschten Verständnisse. Der Preis, den er für Wohnung und volle Be- köstigung verlangte (1 Medshidie = ca. 4 M. täglich für jeden von uns), war nach den teueren Konstautinopeler Preisen ein so unerhört niedriger, dass wir unseren Ohren nicht trauten, und als er uns ein Frühstück von drei Speisen und abends ein aus fünf Gängen bestehendes Diner auftrug, jedesmal eine Flasche Samoser Weines hinzufügend, glaubten wir sicher, dass irgend ein Irrtum vorliegen müsse. Doch war dem nicht so, das Leben in Sinope ist so billig, dass der Wirt trotz der guten Kost, die er uns vorsetzte, noch einen verhältuissmässig nicht geringen Gewinn haben konnte. — Nach dem Frühstück machten wir Herrn Sukhotin, dem russischen Vicekonsul, w^elcher in Sinope der einzige Vertreter einer fremden Macht ist, unseren Besuch. Das Empfehlungsschreiben des Botschafters verschaffte uns die liebenswürdigste Aufnahme im Hause des Konsuls, in dem wir während unseres Aufenthaltes in Sinope noch so manche angenehme Stunde verbringen sollten. Mit Vergnügen ver- sprach uns der Konsul uns auf unseren Excursionen einen seiner beiden Kawas — so nennt man die uniformierten offiziellen 12* — 180 — Diener der Konsuln in der Türkei — mitzugeben, wie über- haupt unsere Zwecke nach Möglichkeit zu fördern. Für diesen Tag legte der Konsul auf uns Beschlag; gemeinsam mit ihm und seiner Familie unternahmen wir einen Spaziergang am Ufer des Meeres, auf dem wir noch einiges zu sammeln Ge- legenheit fanden. Bei einbrechender Dunkelheit begaben wir uns in die Wohnung des Konsuls zurück, wo unser noch eine angenehme Überraschung wartete, indem man uns mit einem augenblicklichen Gaste des Hauses, Madame Lj^lia Paschkow, bekannt machte. Diese ist eine auch in weiteren Kreisen durch ihre Reisen nach Palmyra und nach Ostasien bekannte Dame. Ziemlich excentrisch — Frau Paschkow trägt seit ihrer Rückkehr aus Japan auch in Europa japanische Kleidung — , besitzt dieselbe jedoch ein bedeutendes Erzählertalent, und imponierte uns namentlich ihr ausserordentliches Gedächtnis. In fesselndem Gespräch verging der Abend, und höchst zufrieden von dem ersten Tage unseres Verweileus in Sinope kehrten wir gegen Mitternacht in unsere Behausung zurück. Der zweite Tag war einer Excursion auf der vor der Stadt gelegenen Halbinsel gewidmet. Während der Isthmus, auf dem sich die Stadt befindet, sich nur wenig über das Niveau des Meeres erhebt, bildet die breitere Halbinsel ein ziemlich hohes Plateau mit mehr oder minder schroffen Abhängen nach dem Meere. Trotzdem man schon den letzten Juni schrieb, war fast überall noch üppiger Graswuchs, doch brachten wir von unserer etwa achtstündigen Tour mit Ausnahme einiger Buliminus j^onticus Ret. nichts besonderes heim. Bessere Re- sultate hatte die grössere Excursion, die wir am nächsten Tage nach dem Festlande hin unternahmen. Wie gestern von Mu- stapha, dem Kawas des Konsuls geleitet, durchschritten wir den türkischen Stadtteil und hatten bald die mit dichtem Busch- wald bewachsenen Hügel im Süden der Stadt erreicht. Coleop- teren sammelten wir in grosser Menge, doch waren grade die besseren Spezies, wie Procrustes Wiedcmafini Christ., Äbkittaria arenaria Kr., Philontkus varius Gyll. v. bimaculatus Grav., Anomala affmis Gangl., MordelUstena Kraatxi Emery und Leptiira 7-pu7ictaia F. v. suturata Reiche auch die seltensten. Unter den Orthopteren befanden sich einige interessante Sachen, wie eine neue PoecilinionSpezies, Isophya amplipennis Br, und die — 181 — beiden grossen Mantiden Empiisa fasciata Brüll, und E. egena Charp. Unbedeutend war die Ausbeute an Mollusken; den einzigen nennenswerten Fund bildeten zwei Exemplare von Buli- minus orientalis Friv., der somit in seinem Vorkommen nicht nur auf die Insel Prinkipo beschränkt ist. Die Präparation der gesammelten Käfer und Schnecken gab uns für den nächsten Tag reichliche Arbeit, zumal wir ausser den tags zuvor selbst gefundenen noch ca. 200 Stück der obenerwähnten drei grossen Helixarten zu reinigen hatten, die dem gegebenen Auftrage gemäss ein Griechenjunge für den geringen Preis von 3 Piaster (ca. 50 Pf.) gesammelt hatte. Ein Spaziergang am Strande war die Erholung, die wir uns abends für die langweilige Tagesarbeit gönnten, und dann legten wir uns ziemlich früh zur Ruhe, da wir für den nächsten Tag eine grössere Excursion in Aussicht genommen hatten. Das Ziel derselben sollte ein grösserer Wald bei dem Dorfe Gerseh sein, der etwa 30 Kilo- meter von Sinope entfernt ist. Die Pferde zu. dem Ritte dort- hin hatten wir schon abends vorher bestellt, doch war es be- reits neun Uhr, als endlich der Kawas erschien, jedoch ohne Pferde. Aus seiner langen Erzählung wurde uns nur soviel klar, dass man ihm dieselben nicht habe geben wollen, und sandten wir ihn darum von neuem aus, irgendwo andere Pferde zu suchen. Zwei lange Stunden vergingen, bis der Kawas zurückkam, doch wieder allein und diesmal mit der Aufforderung uns zum Konsul zu begeben. Schleunigst eilten wir zu diesem und erfuhren dort zu unserer gi'össten Verwunderung, dass der Gouverneur der Stadt, Wessel-Pascha, uns nicht erlauben wolle, den Ritt zu unternehmen, dass er uns überhaupt verbiete, die Halbinsel nach dem Festlande zu zu durchschreiten. Sobald der Konsul hievon Kenntnis erhalten hatte, war er sogleich zum Gouverneur gegangen, der ihm natürlich den wahren Be- weggrund seines Handelns, nämlich die Idee, dass wir verkleidete russische Offiziere seien, die topographische Aufnahmen machen wollten, nicht mitteilte, sondern als solchen angab, dass die Gegend, durch die wir reiten wollten, sehr unsicher sei, und er uns den Ritt nicht gestatten könne, da er für unser Leben verantwortlich sei. Da in der letzten Zeit absolut nichts von Räubereien in der Gegend von Sinope zu hören gewesen war, so war es klar, dass die ganze Geschichte nur ein leerer — 182 — Vorwand war. Als der Konsul dem Gouverneur dies zu ver- stellen gab und ihn ausserdem von der Harmlosigkeit unserer Reise zu überzeugen suchte, gab Wessel-Pascha zu, dass wir dieselbe machen könnten, doch raüssten wir eine Eskorte von Gensdarmen nehmen, die er uns nicht abschlagen wolle. Natür- lich wäre die Aufgabe dieser nicht so sehr die Sorge um unsere Sicherheit, als vielmehr eine strenge Beaufsichtigung jedes unserer Schritte gewesen. Ärgerlich erklärte der Konsul darauf in unserem Namen, dass wir unter diesen Umständen auf den Ritt verzichteten. Somit waren wir für den Rest unseres Aufenthaltes in Sinope, d. h. noch für drei volle Tage, halbe Gefangene, da uns sogar das Betreten des von Mauern um- gebenen türkischen Stadtteils verboten war. In einer Hinsicht konnten wir übrigens zufrieden sein, dass unsere Excursion nicht zu Stande gekommen war, denn gleich nach Mittag erhob sich ein starkes Unwetter, das jedes Suchen unmöglich gemacht hätte; ein Platzregen folgte auf den andern, und auch den ganzen folgenden Tag stürmte und regnete es abwechselnd. Den grössten Teil unserer unfreiwilligen Müsse verbrachten wir im gastlichen Hause des Konsuls in angenehmer Unter- haltung, in der wir noch so manches neue über Land und Leute erfuhren. Wie ich bereits früher gesagt habe, besitzt Sinope alle Bedingungen, um es zu einem blühenden Orte zu machen. Der Hafen ist an der ganzen Küste der beste, die nächste Umgebung sowohl wie das Hinterland sind fruchtbar, und wenn Sinope trotzdem heute ein ärmliches Nest ist, so ist daran die türkische Misswirtschaft schuld. Eine Eisenbahn, oder wenigstens eine gute Chaussee müsste die Verbindung mit dem Inneren bequem machen, gute Hafenbauten den jetzigen grossen, tiefgehenden Dampfschiffen das Anlanden ermöglichen, doch dazu fehlt es der türkischen Regierung an Geld; und Anerbietungen aus- ländischer Kapitalisten scheiterten bis jetzt immer, teils aus politischen Misstrauensgründen, teils weil die türkischen Macht- haber bei solcher Gelegenheit ihre eigenen Taschen zu sehr zu bereichern strebten. Uebrigens ist es noch fraglich, ob sich unter den jetzigen Verhältnissen solche Arbeiten lohnen würden, denn der Steuerdruck, der auf der Bevölkerung lastet, ist ein so enormer, dass der Laudmann eben nur so viel baut, als er — 183 — grade braucht, um nicht zu verhungern. Welchen Gewinn bringt z. B. dem armen Bauer der Besitz eines Schafes? Ein solches kostet hier ca. 30 Piaster (etwa 6 Mark), nun muss aber der Besitzer der Eegierung jährlich für jedes Schaf 10 Piaster, also das volle Drittel des Werthes, Steuer zahlen; will er es verkaufen, so zahlt er wieder eine besondere Abgabe für das Wiegen, für das Schlachten ist ebenfalls eine neue Abgabe zu entrichten, so dass der Staat fast die Hälfte des Werthes für sich nimmt. Trotz dieser hohen Steuern sind aber die türkischen Finanzen in so traurigem Zustande, dass die Beamten meistens viele Monate lang keinen Piaster Gehalt empfangen ; dass dem- nach Erpressungen an der Tagesordnung sind, ist leicht er- klärlich. Einen andern interessanten Gegenstand unseres Gesprächs bildeten die mannigfachen abergläubischen Gebräuche, denen das einfache Volk der Griechen sowohl wie der Türken anhängt. Es ergab sich da, dass nicht wenige der den niederen Klassen der europäischen Volksstämme bekannten Gebräuche sich auch hier wiederfinden, während natürlich so manche den orientalischen Völkern eigentümlich sind. Hierzu gehört das Aushängen eines alten Schuhs oder einer Flasche hoch am First eines Hauses, das dieses vor dem bösen Blicke bewahrt, wie sowohl Griechen als Türken glauben. Merkwürdig ist ferner die Prozedur, welche letztere vornehmen, um sich eines unliebsamen Gastes recht schnell zu entledigen. Nach türkischer Sitte zieht der- selbe beim Betreten des inneren Hauses seine Schuhe aus und lässt sie in dem Vorzimmer stehen. Etwas Salz in dieselben gestreut, bewirkt nun sicher, dass der Gast das Haus recht bald wieder verlässt. Am Tage unserer Abreise war das Wetter wieder besser geworden, und machten wir deshalb mit dem Konsul noch einen Spaziergang, um einen vor etwa einem Jahre nicht weit von der Griechenstadt zufällig beim Pflügen blossgelegten Mosaik- fussboden zu besichtigen. Derselbe hat die Form eines läng- lichen Rechtecks, das ringsum von einem breiten mehrfarbigen Saume umgeben ist; der innere Raum ist durch drei Parallelen in vier Teile geteilt, von denen die beiden schmalen äusseren arabeskenartige Verzierungen enthalten ; von den beiden inneren Quadraten zeigt das eine eine hübsche aus sich schneidenden — 184 — verschiedenfarbigen Kreisen gebildete Zeichnung, das andere ist leider etwas beschädigt, doch kann man noch innerhalb eines Kreises drei weibliche Figuren — wahrscheinlich die drei Grazien — erkennen. Ausgezeichnet und sehr gut erhalten sind die prächtigen Vögel in den Ecken der inneren Quadrate. — Durch den Konsul auf den Wert dieses Mosaiks aufmerksam gemacht, hat der Pascha streng jede Beschädigung verboten ; leider ist jedoch die hübsche Erinnerung an die besseren Zeiten Sinopes nicht vor den Unbilden des Wetters geschützt, so dass sie doch über kurz oder lang der Vernichtung anheimfallen dürfte. — ■ Mit herzlichem Danke für die freundliche Aufnahme schieden wir vom Konsul und seinen Angehörigen, um uns am Abende des 5. Juli an Bord des Alexander zu begeben, der uns unserem nächsten Ziele, Samsun, zuführen sollte. IV. Samsun. Nach 7 V2 stündiger Fahrt kamen wir um 4 ^2 Uhr morgens in Samsun an. Wie in Sinope gedachte ich mich an den russischen Agenten zu wenden, um unter dessen Schutz die Landung zu bewerkstelligen; wir beeilten uns deshalb nicht mit letzterer, als plötzlich, etwas nach 5 Uhr, das Boot des russischen Konsulats herangerudert kam und der auf demselben befindliche Kawas sich nach zwei aus Sinope kommenden Eussen erkundigte. Da wir überhaupt die einzigen russischen Passagiere waren, so konnten nur wir gemeint sein, wir bestiegen also das Boot, fuhren ans Land und begaben uns direkt zum Konsul, Herrn Naletow, bei dem uns derselbe freundliche Empfang erwartete wie in Sinope. Natürlich war eine unserer ersten Fragen, woher man auf dem Konsulat etwas von unserer Ankunft gewusst hatte. Die Erklärung, die uns zu Teil wurde, war der Art, dass sie unsere Hotfnung auf erfolgreiches Excursieren ziemlich herabstimmte. Schon zwei Tage vor unserer Ankunft hatte der CTOUverneur von Samsun, Osman Nuri Pascha, aus Konstantinopel ein chiifriertes Telegramm erhalten, in dem ihm anbefohlen wurde, auf zwei von Sinope nach Samsun kommende Russen genau Obacht zu geben. Seine Excellenz hatte darauf einem Beamten seines Konaks den Befehl erteilt, sich — natürlich unter der Hand — zu erkundigen, ob die gefährlichen Individuen sich bereits in Samsun befänden. Pflichteifrigst — 185 — suchte der, wie es scheint, ziemlich einfältige Türke sogleich den Dolmetscher des Konsulats auf, nm ihn zu fragen, ob in den letzten Tagen nicht zwei Russen angekommen wären. „Was für Russen?" — fragte der Dolmetscher, ein schlauer Grieche, Namens Joannidi, wieder. Sich unserer in dem Telegramm noch dazu arg verballhornisierter Namen nicht erinnernd, zog der Türke aus seiner Tasche ein Blatt Papier heraus, das die Depesche in türkischer Schrift enthielt. Um ihm hei der Ent- zifferung der wirklich barbarischen Namen Schapunitowski und LodonikoUi — das war aus unseren Namen Otto Retowski nnd Ludwig Kolly in dem türkischen Telegramm geworden — zu helfen, nahm ihm der Dolmetscher das Papier aus der Hand und las natürlich die ganze Depesche, deren Inhalt er sich so- gleich dem Konsul mitzutheileu beeilte. Somit von unserer be- vorstehenden Ankunft in Kenntnis gesetzt, hatte uns der Konsul den Kawas zum Empfange entgegen geschickt. Obgleich nun Herr Naletow noch an demselben Tage von Samsun nach Sinope reiste, um in dem gesunderen Klima dieser Stadt einige Zeit zu verbringen, so versicherte er uns doch, dass wir durchaus nichts zu befürchten hätten, da sein Sekretär Giudici schon alles tliun würde, um jede Unannehmlichkeit von uns abzu- wenden. Und wirklich hat uns Herr Giudici zu grossem Danke verpflichtet, indem er sich während der Woche, die wir in Samsun verweilten, vollkommen zu unserer Verfügung stellte und uns sogar auch auf fast allen unseren Excursionen in der Umgebung Samsun s begleitete. Das heutige Samsun hat seinen Namen von dem im Alter- tume in der Geschichte Mithridats besonders oft genannten Amisos, doch ist es nicht geuau an der Stelle desselben ge- legen. Die spärlichen Ruinen von Amisos, denen einer unserer ersten Ausflüge galt, liegen auf einem Plateau etwa 3 Kilo- meter nordwestlich von der türkischen Stadt. Nach der Er- zählung Plutarchs über die Einnahme von Amisos durch die Truppen des Lucullus war die Zerstörung eine so vollständige, dass wir uns nicht wundern dürfen, dass heute nichts mehr von der alten griechischen Stadt erhalten ist. Die Fundamente der Bauten sind allerdings noch vorhanden, doch sind sie fast überall von einer fast 1 m hohen Erdschicht bedeckt, und weite Getreidefelder und niedriges Buschwerk erblickt das — 186 — Auge heute an der Stelle, wo einst das blühende Amisos stand. Die jetzige Stadt — seit der Herrschaft der Seldscliucken in Kleinasien trägt sie den Namen Samsun — ist von der Höhe herabgestiegen; ein Teil derselben bedeckt den südlichen Ab- hang eines langsam zum Meere abfallenden breiten, aber nicht hohen Berges, der Eest zieht sich längs des sandigen Strandes hin. Der Hafen bietet den Schiffen nur einen mittelmässigen Schutz, da die die breite Bucht einschliessenden Berge nur wenig in das Meer hinausragen, und ausserdem die geringe Tiefe jedes grössere Fahrzeug zwingt, in nicht unbedeutender Entfernung vom Lande die Anker auszuwerfen. Das Klima ist ziemlich ungesund, die starken dichten Nebel, die während des Frühlings oft tagelang über der Stadt lagern, die Sümpfe in der Nähe, ja sogar in der Stadt, die kalten, feuchten Nächte erzeugen Rheumatismen und bösartige Fieber, welche die Be- wohner des alten Amisos klug vermieden hatten, indem sie ihre Stadt auf dem Plateau oberhalb der Bucht erbaut hatten. Trotz dieser Unannehmlichkeit, trotz der schlechten Wege, die während der Regenzeit jede Verbindung mit dem Innern fast unmöglich machen, hat sich die Stadt in der letzten Zeit doch bedeutend gehoben. Neben den alten meist hölzernen Häusern sieht man nicht wenige hübsche, teilweise steinerne Neubauten; die Zahl der Bewohner, welche noch im Jahre 1860 nur 3000 betrug, war im Jahre 1886 auf 12000 gestiegen und dürfte, wie man uns versicherte, jetzt etwa 16 000 erreichen. Der Grund dieses verhältnismässig schnellen Aufschwungs liegt weniger in der natürlichen Fruchtbarkeit der Gegend, als darin, dass Samsun einer der Hauptplätze des Tabaksbaues und -Handels geworden ist. Bekanntlich ist letzterer seit noch nicht langer Zeit in der Türkei monopolisiert; in ihrer ewigen Finanznot hat jedoch die Regierung das Monopol einer unter dem Namen „Regie ottomane des tabacs" etablierten Gesell- schaft abgetreten. Diese Regie hat nun für ihre Zwecke das ganze Reich in vier Bezirke geteilt, und Hauptort eines dieser Bezirke ist Samsun. Eine natürliche Folge dessen ist geworden, dass der früher bei Samsun betriebene Tabaksbau sich sehr bedeutend ausgedehnt hat; die grosse Tabaksfabrik und die ein sehr bedeutendes Personal ei-fordernde Verwaltung haben einen nicht unbedeutenden Zuzug von Menschen veranlasst. — — 187 — Von Bauten sind nur die neue grosse griechische Kirche sowie die Hauptmoschee, in der etwa 2000 Personen Platz finden, zu erwähnen. Ausserdem besitzt die Stadt noch ein Dutzend kleinerer unbedeutender Moscheen, zwei armenische Kirchen und eine katholische Kapelle. — Auf beiden Seiten wird die Stadt von je einem Flüsschen begrenzt, von denen der im Osten befindliche, Merd-Irmak, uns Gelegenheit gab in seinem Aus- wurfe einige interessante Schnecken zu sammeln, unter denen mir eine sehr hübsche neue Pupa, sowie BuUminus incertus Ret, und Bnliminus Clessini Ret. besondere Freude machten, da die genauen Fundorte der beiden letzteren Arten früher nicht bekannt gewesen waren. In nächster Nähe der Stadt sammelten wir zahlreiche Exemplare von Halosimus elegantidus Müll., eine hübsche Cantharidenart in verschiedenen bis dahin unbekannten Farben Variationen. Von grösseren Excursionen, deren wir drei während unseres Aufenthaltes in Samsun unter- nahmen, ergab die erste nach Kadi-Keui, einem grossen grie- chischen Dorfe im Süden der Stadt keine besonderen Resultate; die Coleopteren gehörten meist zu den gewöhnlicheren Arten, und von Schnecken trösteten uns nur einige gute Clausilien (Clmisilia Schicerxenbachi A. S., iberica Roth und corpulenia V.) für die bei der furchtbaren Hitze recht anstrengende Wanderung. — Einen besseren Erfolg hatten wir auf dem zweiten Ausfluge, den wir, geleitet von dem Konsulatskawas Ibrahim, nach den Hügeln jenseits des Merd-Irmak ausführten. Unter den Coleop- teren, die wir von dieser Excursion heimbrachten, befanden sich manche interessante Sachen, wie eine neue Art TapinojJ- terus, PolyphijUa OUvieri Lap., Perotis aei'eiventris Rehe., Bha- gonycha apicalis Mars., Plumaria grandicollis Men., Anaspis siihtilis Hpe. u. s. w. Interessanter jedoch als diese beiden Excursionen war die Bootfahrt nach der Mündung des Jechil-Irmak Wir hätten jedenfalls grössere Sammelerfolge erzielt, wenn wir uns zu Lande nach derselben begeben hätten , doch war die Hitze die ganze Zeit über eine so unerträglich drückende, den Körper erschlaffende, dass wir es vorzogen, die Fahrt im Boote zurück- zulegen, besonders da die Stille des Meeres einer solchen kein Hindernis in den Weg legte. Morgens 7 Uhr ruderten wir von Samsun aus; bald hatten wir die Bucht im Rücken, eine — 188 — Zeit lang fuhren wir noch das ziemlich steile Ufer entlang, dann traten die Berge zurück, und vor unseren Blicken lag ein grosses breites Thal, das Mündungsdelta des Jechil-Irmak. Deutlich ist erkennbar, dass hier das Meer ursprünglich eine ziemlich tiefe Bucht bildete, in welche der Fluss mündete, der alsdann im Laufe der Jahrtausende durch seine Anschwemmungen nicht nur die Bucht ausgefüllt hat, sondern auch noch ein be- trächtliches Terrain vor derselben dem Meere abgewonnen hat. Von den beiden Mündungsarmen ist der Kara Boghas genannte westliche der breitere. Nach gut dreistündiger Meeresfahrt hatten wir denselben erreicht und ruderten nun den Fluss etwa noch eine Stunde hinauf. Unvergesslich werden mir die Ein- drücke dieser Fahrt bleiben. Träge nur wälzte der Fluss seine klaren Wogen zum Meere hinab, kein Lüftchen bewegte die hohen Schilfgräser, die fast überall beide Ufer breit umsäumen, kein Laut unterbrach die tiefe Stille, die über der grossen weiten Landschaft ruhte. Und welche herrliche Aussicht! Mit Entzücken schweifte das Auge über die ungeheure Fläche hin, in der Busch und Wald und Rasen in angenehmem Wechsel den Blick erfreuen, bis zu den in bläulichem Lichte schimmern- den hohen Bergen des fernen Hintergrundes. Den ersten kürzeren Halt machten wir auf der Südseite des Flusses. Hier fanden wir unter anderen auch ein Exemplar von BiiUminus Orientalis Ffr., als Beweis, dass diese Art auch hier vorkommt und somit wohl der ganzen westlichen Nordküste Kleinasiens eigentümlich ist. Leider war jedoch hier an ein längeres Ex- cursieren nicht zu denken, da an der gewählten Stelle nur niedriges Buschwerk wuchs, das absolut keinen Schutz vor der wahrhaft infernalischen Hitze gewährte; wir setzten deshalb nach der Nordseite über, um zunächst im Schatten eines alten wilden Pflaumenbaumes eine kurze Siesta zn halten und uns für den weiteren Weg zu stärken. Dank der Fürsorge Herrn Giudici's, der uns auch diesmal begleitete, war unser Mahl ein ganz opulentes, zu dem der uns Schatten gebende Pflaumen- baum einen recht wohlschmeckenden Nachtisch mit seinen mittel- grossen saftigen gelben Pflaumen lieferte. — Hierauf sandten wir das Boot nach der Mündung zurück und machten uns dann selbst zu Fuss nach derselben auf den Weg. Herr Giudici machte Jagd auf die ziemlich häufigen wilden Tauben, deren — 189 — er ein halbes Dutzend erlegte, während wir der niederen Jagd auf Kerbtiere und Schnecken nachgingen. Einen besonders hervorzuhebenden Fund machten wir allerdings nicht, einige hübsche Farbenspielarten der Helix Knjmckii Andrz., die in ungeheurer Menge alle mittelgrossen Kräuter bedeckte, aus- genommen, doch waren unsere Sammelgläser ziemlich gefüllt, als wir gegen sechs Uhr ermüdet an der Mündung anlangten, wo das Boot uns bereits seit einigen Stunden erwartete. Mit Rücksicht auf die schon vorgerückte Tageszeit und die noch bevorstehende weite Fahrt forderten uns unsere Bootsleute zur Heimkehr auf, doch die nur leise plätschernden Wellen des Meeres luden gar zu verführerisch ein, die erschöpften Glieder durch ein erfrischendes Bad zu stärken, dass wir uns verleiten Hessen ein solches zu nehmen. Wie leicht mir dasselbe sehr teuer hätte zu stehen kommen können, sollte ich leider später erfahren. Unsere vier türkischen Ruderer hatten sich während unserer Fusswanderung durch einen mehrstündigen Schlaf von der Mühe der Hinfahrt erholt, und da auch eine frische Abendbrise etwas Kühlung brachte, so brauchten wir zur Rückfahrt weniger Zeit, und so erreichten wir die Stadt noch vor neun Uhr. Wie aus dem bisher Erzählten zu ersehen, war unseren Excursionen in Samsun von den türkischen Behörden kein Hindernis in den Weg gelegt worden, doch hatte der Gouver- neur den ihm von Konstantinopel gesandten Auftrag durchaus nicht unbeachtet gelassen. Im Gegenteil, am zweiten Tage nach unserer Ankunft hatte er eine Versammlung der ver- schiedenen Chefs der türkischen Behörden in Samsun zusammen- berufen, um zu beratschlagen, was in Betretf unser zu thun wäre. Nach längerer Discussion war da beschlossen worden, uns direkt nicht zu incommodieren, doch genau auf alle unsere Schritte zu achten. Und wirklich hatten wir auf jeder unserer Excursionen ein Individuum bemerken können, das uns in aller- dings sehr respektvoller Entfernung folgte. Da uns dies nicht im Geringsten belästigt hatte, so waren wir mit den in Samsun verbrachten Tagen recht zufrieden, und mit bestem Danke ver- abschiedeten wir uns von Herrn Giudici, der uns am 13. Juli morgens auf den Dampfer Rostow begleitete, auf dem wir unsere Fahrt nach Trapezunt fortsetzten. — 190 — V. Trapezuiit. Da eine gute Strecke der Küste östlich von Samsim uns von unserer Bootfahrt nach der Mündung des Jechil-Irmak schon bekannt war, so ging ich gleich nach der Abfahrt des Schiffes, die um neun Uhr erfolgte, in die Kajüte, um einige Briefe zu schreiben. Als ich dann nach dem Frühstücke, das auf den russischen Dampfschiffen zwischen elf und zwölf Uhr gegeben wird, auf das Verdeck stieg, hatten wir die weite Niederung noch immer zu unserer Rechten, und erst als wir uns gegen vier Uhr nachmittags dem Kap Wöna näherten, wurde die Gegend interessanter. Gradezu wundervoll ist das Panorama, welches Ordu, das wir eine Stunde darauf erreichten, dem Be- schauer von der Meeresseite bietet. Auf der Westseite einer grossen weiten Bucht, am Abhänge eines hohen Berges gelegen, bedecken seine meist mehrstöckigen weissen Häuser einen grossen Teil desselben, beinahe bis zur halben Höhe des Berges hinan- kletternd. Fast jedes dieser Häuser scheint in einem Garten zu liegen, da es von üppigem Grün umgeben ist. und dort, wo die Stadt aufhört, ziehen sich Wälder und grüne Felder fast bis zur Spitze des Berges. Nach Osten hin eröffnet sich dem Blicke eine herrliche Fernsicht, die Berge treten mehr und mehr zurück, und es erscheint ein grossartiges weites Thal, von niedrigen Hügelketten durchzogen, von hohen Bergen be- grenzt, und alles mehr oder weniger grün. Ein längerer Aufent- halt in Ordu zur richtigen Jahreszeit würde jedenfalls dem Naturforscher eine reiche Ausbeute gewähren, und lebhaft be- dauerten wir, dass wir daselbst keine Station machen konnten. Es dunkelte bereits, als unser Schiff' nach mehrstündigem Halte wieder die Anker löste, und konnten wir von der herrlichen Lage Kerasonda's, die man uns noch mehr, als die von Ordu ge- rühmt hatte, nichts sehen, da es schon völlige Nacht war, als der Dampfer hier anlangte. — Der furchtbare Lärm, den das Abrollen der Ankerkette bei jedem Halte des Dampfers ver- ursacht, kündigte uns am nächsten Morgen gegen sechs Uhr an, dass wir uns am Ziele unserer Reise befanden. Schnell hatten wir uns angekleidet und eilten dann auf das Verdeck^ um zu sehen, welchen Anblick die ehemalige Hauptstadt des Komnenen- reiches, die auch jetzt noch die bedeutendste Stadt der Nordküste — 191 — des türkisclien Kleinasiens ist, dem Reisenden vom Meere aus gewährt. Leider war es dazu schon zu spät. Wir befanden uns bereits in der kleinen Bucht ganz im Osten der Stadt, zu nahe, um einen Totalüberblick über dieselbe zu geniessen, be- sonders da das hohe felsige Ufer der Westseite einen Teil der Stadt unseren Blicken verbarg. Der Kapitän hatte inzwischen schon den Konsul von unserer Ankunft benachrichtigt; bald kam das Konsulatboot herangerudert, und bewerkstelligten wir mittelst desselben unsere Landung. Von den verschiedenen Hotels Trapezunts war uns das von einem Italiener gehaltene Hotel d'Italie oder HOtel Bellevue als das beste empfohlen worden. Wir suchten somit dasselbe auf und fanden auch ein freies Zimmer mit der Aussicht nach dem Meere. Unser erster Gang in Trapezunt galt dem russischen Kon- sul, Herrn Maxim ow. Als wir demselben unsere bisherigen Erlebnisse in Sinope und Samsun mitgeteilt hatten, sagte er, dass er es für das beste halte, wenn wir uns dem Vali (General- gouverneur) von Trapezunt vorstellten. Nolens volens gingen wir darauf ein und begaben uns gegen zwei Uhr, begleitet vom Konsul und dem Konsulatsdragoman, in den Konak. Der Vali, Aarif-Pascha^ ein sympathischer Herr von einigen 50 Jahren in europäischer Kleidung, nur mit dem türkischen Fez bedeckt, empfing uns sehr höflich ; nach Landessitte offerierte man uns Zigaretten und Kaffee, und erklärte dann der Konsul seiner Excellenz den Zweck unserer Reise, sowie dass wir, für den Fall einer Excursion ins Innere, bäten, uns einen Zaptieh zur Sicherheit mitzugeben. Nach verschiedenen Zwischenfragen er- klärte der Vali zwar, dass unseren Excursionen nichts im Wege stehe und er uns den Zaptieh senden wolle, sobald wir einen solchen verlangen würden, doch war aus der höflichen Zurück- haltung zu ersehen, dass er uns nicht ohne Argwohn betrachtete. Dass unsere Bemerkung richtig gewesen war, bestätigte uns später der Konsul, als wir das Audienzzimmer des Valis ver- lassen hatten. Er war nämlich einige Minuten früher als wir in dasselbe getreten, um dem Gouverneur unseren Wunsch mit- zuteilen. Als der Konsul von uns zu sprechen begann, nahm Aarif-Pascha ein vor ihm auf dem Tische liegendes Telegramm aus Samsun zur Hand und sagte, dass er bereits von unserer Ankunft benachrichtigt sei. Da man nun unseren Excursionen — 192 — in Samsun keine Hindernisse in den Weg gelegt hatte, so hoiften wir, dass wir auch in Trapeznnt nichts zu befürchten haben würden, und in der That haben uns auch die türkischen Behörden in Trapeznnt völlig unbehelligt gelassen. Nachdem wir uns von dem Konsul verabschiedet hatten, der uns einlud, ihn und seine Familie am nächsten Tage auf seinem Landhause in Suuksu zu besuchen, begaben wir uns zu dem Konsulatssekretär, Herrn von Zimmermann, einem Deutschen aus den russischen Ostsee- Provinzen, um unter dessen Führung die Stadt näher kennen zu lernen. Nach dem jetzigen Verwaltungssystem ist die ganze asiatische Türkei in 12 Vilajets (Provinzen) geteilt, von denen jedes in einige Sandjaks (den Regierungsbezirken in Preussen entsprechend) zerfällt. Eines dieser 12 Vilajets ist das von Trapeznnt (oder Trebisond). Als Hauptpunkt der Ausfuhr- produkte Anatoliens sowie des Transitverkehrs nach Persien ist Trapezunt heute die wichtigste Stadt der ganzen Nordküste, was auch dadurch bestätigt wird, dass nicht weniger als elf ausländische Mächte hier ihre consularischen Vertreter*) haben. Seitdem wir Konstantinopel verlassen , hatten wir kein so reges Leben in den Strassen gesehen; überall wogte eine geschäftige Menge umher, und beinahe jeden Tag hatten wir das interessante Schauspiel einer ankommenden oder abziehen- den Karawane. Manche derselben schienen kein Ende zu nehmen, denn im Gänsemarsche, eines hinter dem andern, zogen die schwerbeladenen Kamele an uns langsamen Schrittes vorüber, und ohne Aufhören tönte der Klang der Glocken, die jedes Kamel am Halse trägt, in unsere Ohren. Wenn man dieses lebhafte Menschengewühl in der Stadt und den verhältnismässig grossen Raum, den dieselbe bedeckt, in Betracht zieht, so wundert man sich, dass Trapezunt doch nur ca. 45000 Ein- wohner zählt.**) Eine Menge Gärten innerhalb der von Christen bewohnten Stadtviertel, sowie die grossen Schluchten zu beiden Seiten der eigentlichen alten Stadt geben dem heutigen Trape- *) Drei derselben , die von Österreich, Frankreich und Persien sind Generalconsuln. **) Von diesen sind 29000 Türken, 10000 Griechen, GOOO Armenier; ca. 1000 der letzteren sind katholische, den Papst anerkennende Armenier, die übrigen 5000 sind Gregorianer. — 193 — zuiit eine Aiisdeliimng, die auf eine weit grössere Bewolinerzalil scliliessen lässt. Ist Trapezunt auch keine grosse Stadt, so gehört es doch in Folge der vielen Gärten, der hohen Bäume auf Plätzen und Strassen, der alten grossartigen Ruinen aus der byzantinischen Zeit und der prächtigen Umgebung zu den hübschesten Städten des Orients. Im höchsten Grade malerisch ist die Ansicht, deren man, sobald man die untere Stadt durch- schritten hat, beim Betreten der grossen Brücke geniesst, welche über die Gurgura-dere genannte Schlucht nach dem türkischen Stadtteil hinüberführt. Unwillkürlich blieben wir stehen, als wir die Brücke erreicht hatten, getroffen von der romantischen Schönheit des Bildes, das sich unseren Blicken darbot. Tief zu unseren Füssen rauschten die Kronen hoher Bäume in dem breiten Thalweg, den die hohe steinerne Brücke überspannt; einzelne Häuschen schauten versteckt aus dem dunkeln Grün hervor, und ganz tief unten rieselte ein kleiner Bach dem Meere zu; und dort auf der anderen Seite stiegen die gewaltigen Mauern, mit denen die Komnenen die innere Stadt umgeben hatten, am Abhänge empor, teilweise bedeckt mit üppigen Schlingpflanzen und dichtem Buschwerk. Ein ähnliches, doch minder grossartiges Bild bietet die den Namen Isse führende Schlucht auf der andern Seite des Kalehs (Schlosses), wie die fast nur von Türken bewohnte innere Stadt heute genannt wird. Auch über sie führt eine steinerne Brücke, die wir passierten, um zum Schluss unserer Wanderung der etwa 3 Kilometer westlich von der Stadt be- findlichen Agia Sophia einen Besuch abzustatten. Es ist ein prächtiger Spaziergang, von der Stadt zu dieser Kirche, den uns leider die trotz der voi'gerückten Abendstunde noch recht drückende Hitze stark verkümmerte. Auf schönem, breitem Wege schreitet man dahin, zur Linken die grünen Bergabhänge mit ihren Gärten. Landhäusern und malerischen Baumgruppen, zur Rechten ein ebenes Plateau und die freie Aussicht auf das weite blaue Meer, und gerade vor uns auf einem kleinen Hügel die Agia Sophia, halb verdeckt von den hohen Bäumen zu ihrer Rechten. Die Trebisonder Sophienkirche ist unbedingt eins der besterhaltenen Denkmale der spätbyzantinischen Bau- kunst. Wenngleich ebenfalls wie ihre berühmte Namensschwester in Konstantinopel, mit der sie natürlich keinen Vergleich — 194 — auslialteii kann, in eine Moschee umgewandelt, steht sie heute äusserlich noch vollkommen so da, wie zu jener Zeit, wo die Kaiser von Trapezunt hierher kamen, um ihre Andacht zu ver- richten. Die Wandmalereien im Innern sind zum grössten Teile von den Türken zerstört, doch sonst ist alles belassen, wie es einst war, und heute noch prangt an der Spitze des grossen Bogens des Portikus der einköpfige byzantinische Adler. Ja nicht einmal ein besonderes Minaret haben die türkischen Macht- haber der Kirche angebaut; als solches wird der abgesondert vor dieser erbaute grosse viereckige Glockenturm benutzt, dessen Inneres zahlreiche, meist noch sehr gut erhaltene Fresken religiösen Inhalts zieren. Der empfangenen Einladung des Konsuls gemäss machten wir uns am nächsten Morgen zu Fuss auf den Weg nach dem etwa 7 Kilometer südlich von der Stadt gelegenen Suuksu. Der noch ziemlich dichte Wald, sowie die hohe Lage dieses Ortes haben viele der reicheren Bewohner Trapezunts bewogen, hier Landhäuser zu erbauen, um in dem frischeren Klima Suuksus Erholung zu suchen von der in der Stadt oft unerträg- lichen Hitze. Natürlich beeilten wir uns nicht auf unserem Gange, so mancher Stein wurde umgewendet, so manches Ge- büsch, mancher Holzstamm untersucht, und als Resultat wanderte so manches interessante Insekt wie Procriistes Chevrolaii Crist. V. Wiedemcmni Crist., Carabns Wiedemanni Men. v. Victor Fisch., Agriotes gnrgistanus Fald., Adrastus axillaris Er. u. s. w. in unsere Sammelgläser. Besonders angenehm war mir der Fund einiger Calathus lissoderus Putz., von denen bisher nur die zwei aus Samsun stammenden Exemplare bekannt gewesen waren, nach denen Putzeys die Art beschrieben hatte. — Mit dem Suchen hatten wir indess nicht wenig Zeit verloren, so dass wir, bei dem von dem russischen Konsul bewohnten Land- hause angelangt, daselbst schon den Tisch im Walde gedeckt fanden. Ausser uns war noch ein Gast zugegen, Herr Hippius, der russische Vicekonsul in Risa. Von den Zwecken unserer Reise in Kenntnis gesetzt, lud uns derselbe ein, mit ihm am nächsten Sonnabende nach Risa zu fahren, und dort ein paar Tage zu verweilen. Da man uns schon früher viel von der herrlichen Lage und der üppigen Vegetation dieses Ortes er- zählt hatte, so nahmen wir die Einladung mit Vergnügen an. — 195 — Nach einem kurzen Spaziergange im Walde begaben wir uns nach der Stadt zurück, um die nötigen Vorbereitungen zu dem Ritte zu treffen, den wir für den näclisten Tag in die Bei'ge in Aussicht genommen hatten. Ein ziemlich starkes Unwohl- sein verbunden mit etwas Fieber zwang mich zwar, mich früh zu Bett zu legen, doch hoffte ich, dass ein ordentlicher Schlaf meine Gesundheit wiederherstellen werde. Leider war dem nicht so, als ich morgens erwachte, war das Fieber so stark und die Erschlaffung eine so vollständige, dass mir nichts anderes übrig blieb, als die Pferde, den Zaptieh, sowie den ebenfalls engagierten Führer zurückzusenden und nach einem Arzte zu schicken. Dieser erklärte, dass mein Fieber jeden- falls die Folge des unvorsichtigen Meerbades an der Mündung des Jechil-Irmak sei, dass ich übrigens froh sein könne, es erst jetzt — fern von jenem Orte — und noch dazu in verhältnis- mässig leichter Form zu haben, da die dortigen Fieber sehr häufig einen tötlichen Ausgang nehmen. Ein paar starke Dosen Chinin hatten nun zwar den gewünschten Erfolg, indem sie mich von dem Fieber befreiten, doch war es mir erst am Nach- mittage des folgenden Tages möglich, das Haus zu verlassen, um eine kleine Excursion in der nächsten Umgebung der Stadt zu unternehmen. Nachdem wir noch unsere Schaulust durch einen Besuch der früheren Kirche des hl. Eugenius*), in der einst die Kaiser von Trapezunt gekrönt wurden, befriedigt hatten, schlugen wir den sehr malerischen Weg nach dem Degirmen-Dere genannten Thal im Osten der Stadt ein. Einige Heli.r lucoruiii Müll. V. eupliratica Mts. und (lausiUa Duhoisi Charp. brachten wir von diesem Spaziergange heim. Natürlich that es mir äusserst leid, dass unsere Expedition in das Gebirge nicht zu Stande gekommen war, und leider war jetzt, da ich mich woliler fühlte, nicht mehr an die Ausführung derselben zu denken, da uns bis zu der Abfahrt des Schiffes nur noch 2V2 Tage blieben, die Gebirgstour aber mindestens 4 Tage beansprucht hätte. Ich war deshalb sehr erfreut, als uns der Konsulatsdragoman, Herr Meghavorian am nächsten Tage einlud, mit ihm nach dem etwa 20 Kilometer von Trape- zunt entfernten Sephanos zu reiten, wo er mit seiner Familie *) Jetzt auch in eine Moschee umgewandelt. 13* — 196 — den Sommer über wohne. Da wir erst des Abends hinausreiten wollten, so benutzten wir die freie Zeit zu einem Besuch des festung'sartigen grossen griechischen Nonnenklosters Kislar- Monastir. Das der Mutter Gottes geweihte Kloster ist ungefähr 4 Kilometer von der Stadt in einer thalartigen Einsenknng nahe der Spitze des Trapezunt beherrschenden Berges Boz-tepe *) erbaut. Für das mühsame Bergansteigen wurden wir reichlich belohnt. Abgesehen von der wundervollen Aussicht, die man von einer Terrasse des Klosters aus über ganz Trapezunt und einen beträchtlichen Teil seiner schönen Umgebung geniesst, bietet das Gebäude selbst genug des Sehenswerten. Die kolos- salen Mauern, welche das ganze Kloster einschliessen , die merkwürdigen, jeden Stils entbehrenden, inneren Einzelbauten, von denen die Hälfte in Ruinen liegt, die in einen Felsen ge- liauene Kapelle, die gut erhaltenen byzantinischen Fresken am Eingange dieser letzteren, unter denen die fast lebensgrossen Bildnisse des Kaisers Alexios III., seiner Gemahlin Theodora und seiner Mutter Irene von besonderem Interesse sind, würden jedes für sich allein schon genügen, um den Besuch von Kislar- Monastir nicht bereuen zu lassen. Die Hitze hatte nur wenig von ihrer Intensivität verloren, als wir um 6 Uhr abends die Pferde bestiegen, um mit Herrn Meghavorian nach Sephanos hinauszureiten. Bis nach Degirmen-Dere war uns der Weg bereits von früher bekannt, dann ging derselbe fast bis zum Ziele unseres Rittes immer bergan; stellenweise war die Passage auf dem nackten Felsen eine gradezn halsbrechende, doch kann man den dieser Wege gewohnten dortigen Pferden sicher vertrauen, und ohne Unfall kamen wir gegen 8 Uhr in dem ca. 600 m über dem Meere, mitten im Walde gelegenen Sephanos an. Dasselbe ist ein kleines Dorf, das von armenischen Bauern bewohnt wird, die im Sommer gern ihre Wohnungen reicheren Trapezunter Glaubensgenossen abtreten, sich selbst mit einer kleinen Hütte oder gar einer Scheune begnügend. Bemerkens- *) Cliarles Texier nennt in seinem ausgezeichneten Werke über Kleinasien, Asie niineure, Paris 1882 p. 597, den Berg „Bonz-tepe" Eisberg, eine in Folge der doch nur einige hundert Meter betragenden Höhe des Berges unverständliche Bezeichnung. Der richtige Name ist Boz-tepe d. h. Kahler Berg, wie der völlig unbewaldete Berg sehr wohl heissen kann. (NB. das „z" ist Avie ein französisches z auszusprechen). — 197 — wert ist, dass fast alle grösseren Wohnhäuser hier ca. IV2 m über dem Erdboden erbaut sind und somit als Pfahlbauten be- zeichnet werden können: das uns angewiesene Zimmer hatte, wie übrigens noch einige andere desselben Hauses, einen aus durchaus nicht dichtem Weidengeflecht bestehenden Fussboden. Für gehörige Ventilation ist demnach in diesen Räumlichkeiten genügend gesorgt, zu gleicher Zeit wohl aber auch für Rheu- matismen und andere Erkältungskrankheiten, besonders da man direkt auf dem mit einer Matratze belegten Geflecht schläft. Den ganzen folgenden Tag streiften wir in Sephanos und dessen Umgebung herum und bereicherten unsere Sammlung mit manchen hübschen Sachen. Für die grossen Caraben war die Jahreszeit schon zu sehr vorgerückt, doch fanden wir noch je ein Exemplar von LciDiprostus Nordmanni Chaud. und von Mcgadontits saphyrinus Crist. Unter den Mollusken machten mir zwei neue Arten, Hijalim'a Boettgcri m. und ClausiUa comnena m., besondere Freude. — Sehr zufrieden mit unserer Ausbeute machten wir uns abends auf den Heimritt nach Trape- zunt, das wir mit einbrechender Dunkelheit erreichten. — Die Avenige Zeit, die wir hier noch zu verweilen hatten, verging rasch genug. Da waren zunächst die in Sephanos gesammelten Schätze zu ordnen und einzupacken, dann musste dem Trape- zunter Bazar ein Besuch abgestattet werden, wo wir besonders die wirklich schönen Silber- und Goldfiligranarbeiten bewunderten, dann verlockte uns das üppige Wachstum in den obenerwähnten Schluchten innerhalb der Stadt daselbst noch zu excursieren, und schliesslich kamen die zeitraubenden Unannehmlichkeiten des Passvisierens und Einpackens. Die rauhe Dampfpfeife des Alexander liess schon das zweite Signal ertönen, als wir nebst Herrn Hippius das Boot bestiegen , um uns an Bord des Schilfes zu bea'eben. -ö^ VI. Risa. Um 1 Uhr nachmittags hatten wir Trapezunt verlassen, und schon nach vierstündiger Fahrt befanden wir uns in der Bucht von Risa. Verschiedene Konsulatsgeschäfte hielten Herrn Hippius noch fast drei Stunden auf dem Schiff zurück, sodass wir mehr als nötig IVIusse hatten, die wirklich schöne Lage des Ortes zu bewundern. Hohe, dicht bewaldete Berge umgeben — 198 — die ganze Bucht, in deren Mitte die Stadt gelegen ist. Die lange Hauptstrasse, in der sich der Konak, sowie die meisten Verkaufsläden befinden, zieht sich längs des Ufers hin, und in dieselbe mündet, mehrere hohe Hügel hinabsteigend, eine An- zahl Nebenstrassen. Was ich schon in Betreff Ordus und eines Teiles von Trapezunt gesagt habe, dass jedes Haus inmitten eines Gartens zu liegen scheint, gilt in noch bedeutend ge- steigertem Maasse für Risa, wo die Häuser der oberen Stadt völlig in dem dichten Laube verschwinden, und eines soweit von dem andern erbaut ist, dass, wären nicht die paar Strassen am Strande, der Ort gar nicht den Namen einer Stadt führen könnte. — Es war schon dunkel geworden, als wir uns endlich ans Land und nach der ziemlich weit vom Ufer entfernten Wohnung des Konsuls begaben. — Während der Abendmahlzeit teilte uns Herr Hippius mit, was er über Risa wusste. Ob- gleich die nächste Stadt von der russischen Grenze ist Risa oder Risch*), wie es auch genannt wird, doch bis jetzt so wenig von der europäischen Kultur berührt worden, dass, wie Herr Hippius meinte, ihn und seinen Vorgänger im Amte ab- gerechnet, wir wahrscheinlich die ersten Europäer wären, die es seit dem Mittelalter, wo die Venetianer hier eine befestigte Niederlassung erbaut hatten, beträten. Dass Risa bis jetzt von den Europäern so gemieden wird, hat seinen guten Grund darin, dass die Bewohner der Stadt und Umgegend, die Lasen, wegen ihrer Wildheit und ihres religiösen Fanatismus mit Recht ge- fürchtet sind. Als Batum russisch geworden war, wanderten viele Lasen der dortigen Gegend aus, und zwar liess sich der grösste Teil in und um Risa nieder. Da jedoch ein nicht un- bedeutender Teil dieses Volksstammes in der Batumer Gegend zurückgeblieben war, so wurden Hin- und Herfahrten zwischen beiden Orten häufig, und ergab sich für Russland im Jahre 1884, wenn ich nicht irre, die Notwendigkeit, in Risa ein Vice- konsulat zu errichten. Der erste Konsul hatte eine sehr schwierige Stellung; mehr als einmal wurde von den fanatischen Mohammedanern auf ihn geschossen, sodass er sich nach zwei Jahren versetzen liess. Wenn auf den jetzigen, Herrn Hippius, *) Die ca. 7000 Bewohner der Stadt sind fast sämtlich Mohammedaner; die Zahl der liier ansässigen Griechen dürfte nur einige hundert betragen. — 199 — bis jetzt kein Attentat versucht worden ist, so hat das nur darin seinen Grund, dass die Lasen inzwischen eingesehen haben, dass ein russischer Konsul auch für sie nötig ist, da sie ohne sein Visa nicht nach Bat um reisen können. — Übrigens hat Herr Hippius in den zwei Jahren , seit denen er das Konsulat in Risa be- kleidet, die Grenzen der Stadt nach dem Innern hin noch nie überschritten, und nie verlässt er das Haus, ohne einen seiner Kawas mit sich zu nehmen. Dass unter solchen Umständen das Leben in Risa für einen Europäer kein angenehmes ist, ist leicht verständlich und sehr erklärlich, dass der jetzige Konsul das nahegelegene Trapezunt aufsucht, sobald nur seine Amts- geschäfte es ihm erlauben. Mit Rücksicht auf diese angenehmen Mitteilungen hielten wir es für das Beste, den Rat, den uns der Konsul am nächsten Morgen gab, „nicht auf die Strasse zu gehen", genau zu be- folgen, und uns darauf zu beschränken, in dem grossen park- artigen Garten des Konsulates zu exkursieren. Trotz der reichen Vegetation war die lusektenwelt so gut wie ausgestorben, da- für scheint aber Risa mit seinen vielen Quellen ein wahres Eldorado für Nacktschnecken zu sein, eine Bemerkung, die wir auch später bestätigt fanden, als wir unsere Spaziergänge etwas weiter ausdehnen konnten. Ausser der bereits bekannten riesigen ArnaUa Brafidti v. Mts. fanden wir noch zwei bisher unbekannte Arten Av/alia KoUiji m. und Trigoiwchlamijs Bocttgeri m. in einigen Exemplaren; unter den wenigen Gehäusesclmecken be- fand sich ebenfalls eine neue Art, Ilijalinia crenimcmjo m. Um die Möglichkeit zu haben, von der Stadt doch etwas mehr zu sehen als den Garten hinter dem Konsulatsgebäude, machten wir gegen Mittag mit dem Konsul dem Gouverneur der Stadt einen Besuch. Ata-ullah Effendi — als Ulema führt er nicht den Titel Pascha, obschon er den Rang eines solchen besitzt — machte auf uns einen ganz anderen Eindruck als der Vali von Trapezunt. Gross, stattlich, mit langem, ehr- würdigem, weissem Vollbarte, vollkommen türkisch gekleidet, war er der erste wahre Türke, den wir jetzt erst am Ende unserer Reise in der Türkei zu Gesicht bekamen. Nachdem man uns den üblichen Kaifee und Zigaretten gereicht hatte, er- kundigte sich Ata-ullah nach unseren Wünschen. Herr Hippius teilte ihm darauf mit. dass wir Naturforscher seien und als solche — 200 — die Noi'dküste Kleinasiens bereisten ; in Trapezunt hätten wir viel von der herrlichen Lage Risas gehört nnd wären deshalb mit ihm anf 2 Tage hierher gekommen, um dieselbe bewundern zu können, nnd, wenn möglich, in der Umgebung der Stadt Naturalien zu sammeln. Freundlichst versprach uns seine Ex- cellenz, uns sowohl heute, wie auch am nächsten Tage einen Zaptieh zu senden, in dessen Begleitung wir die gewünschten vSpaziergänge machen könnten. rUnktlich zur festgesetzten Stunde fanden sich der Zaptieh und noch zwei Türken vor dem Konsulatsgebäude ein, und machten wir uns auf den Weg, um die Ruinen der ehemaligen venetianischen Befestigungen zu besichtigen, die auch Herr Hippius trotz seines mehrjährigen Aufenthaltes in Risa noch nie besucht hatte. Dieselben befinden sich auf einem hohen Hügel im Westen der Stadt; von den früheren Gebäuden sind grösstenteils nur noch die Fundamente sichtbar, dagegen ist die eine der beiden langen hohen Mauern, die von dem Hügel bis zum Meere hinabführen, noch jetzt sehr wohl erhalten, die andere ist zum grösseren Teile verschwunden, doch zeigen noch diverse Mauerreste die Richtung an, welche dieselbe einst hatte. Lange verweilten wir auf der Höhe, uns des wundervollen Panoramas erfreuend, das sich hier nach allen Seiten hin dem Beschauer darbietet. Am folgenden Tage excursierteu wir in den Schluchten im Süden der Stadt, doch brachten wir ausser einigen Exemplaren der oben erwähnten Nacktschnecken nichts besonderes heini. Die für den Abend in Aussicht genommene Fahrt nach den Citronengärten im Osten der Stadt vereitelte ein heftiger Regen, der auch um 3 Uhr morgens noch nicht aufgehört hatte, als wir auf das Dampfschiff hinausfuhren, um nach Trapezunt zurück- zukehren. Da wir denselben Tag noch unsere Fahrt nach Batum fortsetzen wollten, so konnten wir nicht daran denken, irgend einen Ausflug zu unternehmen, besonders da Einpacken, das wieder notwendige Visieren des Passes und verschiedene Ein- käufe mehrere Stunden erforderten. Nachdem wir noch einigen unserer Trapezunter Bekannten unsere Abschiedsbesuche ge- macht hatten, begaben wir uns abends auf die im Hafen liegende Reka, ein herzlich schlechtes Schilf des österreichisch-ungarischen Lloyd's, welches uns nach elfstündiger Fahrt nach Batum brachte, das wir am 25. Juli 8 Uhr morgens erreichten. — 201 — VII. Batuiii. Ich hatte Batiim seit dem Jahre 1879 nicht gesehen. Da- mals, ein Jahr nach der Besitzergreifung durch die Russen, bot dasselbe noch völlig den Anblick einer orientalischen Stadt dar. Jetzt ist von derselben nur noch wenig erhalten; die winkligen, schmutzigen Gassen mit den hölzernen, unansehnlichen Privat- häusern und den kleinen Verkaufsbuden haben hübschen breiten Strassen mit grossen, mehrstöckigen, steinernen Häusern und eleganten Kaufläden Platz gemacht, und nur ein paar, übrigens durch nichts ausgezeiclmete Moscheen, die türkischen Bäder und einige Buden auf dem Bazar erinnern noch an die einstige Herrschaft der Osmanen. Der Umstand, dass Batum bald nach der Occupation von der russischen Regierung zum Freihafen er- klärt wurde, und als solcher fast zehn Jahre bestanden hat, sowie die grossartigen Hafenbauten und der Bau der Eisenbahn, welche jetzt Batum mit dem am Kaspischen Meere gelegenen Baku verbindet, haben die Stadt selbst sehr gehoben und einen grossen Zuzug von Europäern aller möglichen Nationen zur Folge gehabt, sodass die ursprüngliche Bevölkerung nur noch einen kleinen Bruchteil der 10000 Bewohner bildet, welche Batum heute besitzt. — Auf einen grösseren Ausflug in die Berge Adshariens, welcher jedenfalls, besonders in malakozoologischer Hinsicht gute Resultate ergeben hätte, mussten wir verzichten, da unsere Kasse es uns nicht ermöglichte, die enormen Preise für Reitpferde und Führer für ca. 6 Tage zu zahlen, und waren wir darum genötigt uns auf Excursionen in der Umgegend der Stadt zu beschränken. In der sumpfigen Niederung im Westen Batums sammelten wir einige bessere Coleopteren, wie Bcmhi- diam inserticeps Chaud., Biischirius recurvus Putz, und Chkienius chrijfiothorax Kryn. Unter den auf unseren Excursionen an dem Ufer des Tschorok gefundenen Käfern will ich nur Clcin- dela caucasica Ad., die seither nur aus Ungarn bekannte Monlel- listena Milleri Emeiy, sowie Aescdus Ulanoivskü Gangib., der ebenhier von Ulanowski entdeckt worden war, erwähnen. Während die nächste Umgebung Batums auffallend arm an Mollusken ist, hatten wir in den dichten Wäldern am Ufer des Tschorok und bei Adsharizkal Gelegenheit, eine Anzahl seltener Clausilien zu sammeln, unter denen die erst in neuester Zeit beschriebenen Cl. Beideauxi Boettg., (H. hamata Boettg., d. sub- — 202 — agyesta Ret. und die nocli immer sehr seltene decoliierte Cl. funi- ciilum Mouss. hervorzuheben sind. Die interessanteste Ausbeute an Konchylien lieferten jedoch die beiden Excursionen nach der Mündung des Tschorok, welche sich ca. 20 Kilometer westlich von Batum befindet. Ausser guten Arten wie Buliminus euxi- nus Ret., von dem bisher nur das eine Exemplar bekannt ge- wesen war, nach welchem ich die Art aufgestellt hatte, Buli- minus tricollis Mouss., Cl. index Mouss. und Cl. filosa Mouss. fanden wir im Auswurfe des Flusses mehrere noch unbeschriebene Species, wie Biil. bipUcatus m., Bnl. Kolliji m., Clausilia diffi- cilis m. und die durch ihre Schlankheit besonders ausgezeichnete Cl. gyaciUima m., als Beweise, welche malakazoologischen Kost- barkeiten die Berge Adshariens enthalten. So waren die sechs Tage unseres Aufenthaltes in Batum doch nicht resultatlos verlaufen, und konnten wir immerhin mit einiger Befriedigung auf unsere kleine Expedition zurückblicken, als wir am letzten Tage des Juli die Heimreise antraten, wenn auch die grossen Hoff'nungen, welche wir beim Beginn der Fahrt gehabt hatten, nicht in Erfüllung gegangen waren. Unsere Beute würde unbedingt eine grössere gewesen sein, wenn wir die Reise etwa anderthalb Monate früher begonnen hätten, wenn wir nicht als Russen dem Argwohn der türkischen Behörden ausgesetzt gewesen wären, und, last not least, wenn unsere Mittel nicht so beschränkt gewesen wären. — Nach viertägiger Meeres- fahrt kamen wir wieder in Theodosia an, das wir sieben Wochen vorher verlassen hatten. Verzeiclinis der von Herrn Staatsrat 0. Retowski auf seiner Reise von Konstantinopel nach Batum gesammelten Reptilien und ßatracliier. Von Dr. 0. Boettger in Frankfurt a. M. Reptilien. 1. Ophisanyus apiis (Pall.) Boettger, Ber. Seiick. Nat. Ges. 1884 pag. 145 (Pscudopus) u. Sitz.- Ber. Akad. Wiss. Berlin 1888 pag. 155; Boulenger, Cat. Liz. Brit. Mus. Vol. 2, 1885 pag. 280. Sinope, ein grosses Stück von fast Meterlänge. Von Schnauze zu After 374, Schwanzlänge 606 mm. — Kopfrumpf länge zu Schwanzlänge wie 1 : 1,62 (bei Boulenger wie 1 : 1,44). Einfarbig dunkelbraun, Kopf und Hals heller, olivenbraun, Schwanz mehr rotbraun. Unterseite heller, gelbbraun, der Hinterrand der Schuppen unter den zwei letzten Rumpfdritteln und unter dem Schwänze mit dunkleren Flecksäumen. 2. Angiiis fragiUs L. var. colchlca Demid. Boettger, I. c. pag. 145 iiud 156; Boulenger, 1. c. pag. 298. Je ein Exemplar von Trapezunt und von Risa. Ohröffnung sehr undeutlich, wenigstens einseitig verborgen Beim Stücke von Trapezunt 26, bei dem von Risa 28 Schuppen- längsreihen um die Körpermitte. Sclnvanz relativ etwas länger als gewöhnlich. Das Exemplar von Trapezunt zeigt noch die gestreifte Jngendfärbung. Oberseits silbergrau mit 5 schwarzbraunen — 204 — Läiigsliiiieii , dei-en mittelste doppelt und breiter ist als die übrigen. Seitenzone braunschwarz, Bauchzone blauschwarz. — Von Schnauze zu After 126, Schwanzlänge 166 mm. Das Risaer Stück ist uniform rötlich graubraun, auf der Vorderhälfte des Rumpfes mit zwei unregelniässigen Reihen von blauen Flecken längs des Rückens ; einzelne der Labialen sind weiss mit schwarzer Einfassung; die Körperseiten zeigen sich hell fleischrot, die Bauchmitte etwa 4 Schuppenreihen breit schwarz. 3. Laccrta depressa (Cam.) typ. und var. wodesta Bedr. V. Bedriaga, Abh. Senckb. Nat. Ges. Bd. 14, 1886 pag. 272; Boulenger, 1. c. Vol. 3, 1887 pag. U. Wurde in der typischen Form in einem $ bei Bat um, in der Varietät in 7 Exemplaren bei Sinope erbeutet. — Neu für unsere Sammlung. Bei dem $ von Batum ist der Kopf massig, der Rumpf stärker niedergedrückt. Links 5, rechts 4 vordere Supra- labialen vor dem Infraoculare ; Gularfalte ziemlich deutlich. Einschliesslich der Ventralen mit 52 Schuppen um die Rumpf- mitte; 28 Querreihen von Bauchschildern. Femoralporen 19—20. $ Batum. Totallänge , . . . 191 mm Schnauzenspitze bis Kopflänge .... 16 „ After 78 mm Kopt breite .... 12 „ Vordergliedmaassen 25 „ Schnauzenspitze bis Hintergliedmaassen 39 „ Vordergliedmaassen 27 „ Schwanzlänge . . 113 „ Oberseits schwärzlich mit zwei breiten, schmutzig grau- grünen, links und rechts festonierten Rückenzonen. Gehört zur typischen Form der Art (var. nulis Bedr.), die von Wagner & Berthold alS;,L«f. oxijceplmla'' aus Transkaukasien bereits angegeben worden ist. Die Körperform und Färbung erinnert in der That sehr an die oxycephalen Mauereidechsen, wie das auch von Bedriaga bereits hervorgehoben hat. — Die Art ist neu für das russische Reich. Die sämtlichen von Sinope vorliegenden Exemplare, von denen die älteren leider alle regenerierte Schwänze zeigen, ge- hören einer stattlichen Form (von 210 bis 225 mm Totallänge) an, welche sich durch schwächere Entwickelung der spezifischen — 205 — Charaktere auszeichnet und zur var. inodcsla Bedr. gestellt werden muss. Der Kopf ist stark niedergedrückt. Dreimal zähle ich beiderseits 5 vordere Supralabialen. Einschliesslich der Ventralen finde ich 58 ($), 58, ($), 59 ($), 61 ($), 65, 67 und 68 Schuppenlängsreihen um die Körpermitte und 25, 26, 27 ($), 28, 28 (^). 29 ($) und 30 (?) Querreihen von Ventralschildern. Zweimal finde ich zwei gleichgrosse Praeanalen hinter einander. Schuppen auf der Tibia meist entschieden grösser (beim $ mit- unter nur gerade so gross) wie die mittleren Rückenschuppen, Kiele an der Schwanzbasis weniger spitzig oder höckerig vor- tretend als beim Typus der Art. Scheukelporen 17 — 18, 19 — 21, 20-?, 20—20, 20—21, 20—21 und 22—20. Färbung dieser Varietät von Sinope normal, doch ober- seits stets mit graugrüner oder blaugrüner, in der Jugend grüngrauer oder olivenbrauner Grundfarbe, Unterseite zitrongelb. Eine oder zwei Längsreihen von blauen Augenflecken in der Achselgegend; äusserste Ventralschilderreihe mit blauen, schwarz umsäumten Augenflecken. Noch deutlicher als beim Typus sehen wir hier einen Über- gang zu den oxycephalen Eidechsen, indem nicht weniger als 3 von 7 Exemplaren 5 — 5 vordere Supralabialen besitzen, während die übrigen 4 sich mit 4 — 4 vorderen Supralabialen, wie es die Regel sein soll, begnügen. Die Ähnlichkeit in der Färbung und Zeichnung hat Avohl Veranlassung gegeben, die klein- asiatische Mauereidechse zu Lac muralis var. tilignerta Gmel. zu stellen ; ich bestreite das Vorkommen derselben in Kleinasien jetzt ganz entschieden, nachdem ich die Formen der Südwest- küste als Lac. danforcU (Gthr.), die der Nordküste als Jjac. depressa (Cam.) erkannt habe. In Armenien mag Lac. murcdis (Laur.) dagegen von Transkaukasien eingewandert sein. Die vorliegenden sind die ersten erwachsenen Stücke dieser Art, welche bekannt geworden sind; sowohl De Filippi, als auch CameranO; v. Bedriaga und Boulenger kannten nur die mehr graugrün oder olivengrau gefärbte Jugendform derselben. Die beiden Varietäten dürften in der Art lokalisiert sein, dass der Typus mehr im Nordosten bei Trapezunt, in Armenien und im westlichen Küstengebiete Transkaukasiens zu Hause ist, während die var. modcsfa Bedr. mehr den Norden Klein- asiens bewohnt. — 206 — 4. Zamenis gemonensis (Laur.) var. trahalis Pall. Boettger, Sitz-Ber. Akad. Wiss. Berlin 1888 pag. 178; Strauch, Schlangen des russ. Reichs 1873 pag. 116 {trahalis); Schreiber, Herpetologia Europaea 1875 pag. 268 {inridiflavus var. casina). Sinope, ein erwachsenes Stück. Typisch in der Pholidose und mit der charakteristischen Färbung der var. trahalis Pall. Schuppenformel: Squ. 17; G. Vi + 3, V. 192, A. Vi, Sc. 102/102 + 1. Batr.acliior. 1. Bufo viridis Laur. Boettger, 1. c. pag. 148; Boulenger, Cat. Batr. Sal. Brit. Mus. 1882 pag. 297. Trapezunt, ein noch brünstiges c?. Zehen mit halber Schwimmhaut; Subarticulartuberkel ein- fach ; eine kräftige, lange Tarsalfalte. Ausgezeichnet besonders durch ein Trommelfell von mehr als halber Augengrösse. Paro- tiden massig gross, verlängert, etwa doppelt so lang als breit. Innerster Finger des brünstigen c? stark verbreitert, oben mit grosser, rotbrauner Copulationsbürste, zweiter Finger an der Innenseite ebenfalls, aber mit weniger entwickelter Bürste. — 63 mm von Schnauze zu After. Färbung auffallend matt; die tief olivgrünen Inselflecken nur an den Kopfseiten und auf den Gliedmaassen deutlich; unterseits einfarbig weisslich. 2. Bufo vulgaris Laur. Boettger, 1. c. pag. 149 und Ber. Senck. Nat. Ges. 1884 pag. 145; Boulenger, 1. c. pag. 303. Risa, ein Exemplar. Zehen mit halber Schwimmhaut: Subarticulartuberkel doppelt; keine Tarsalfalte. Besonders ausgezeichnet durch ein Trommelfell von kaum Vs Augengrösse, das etwas undeutlich umgränzt ist. Innerer Metatarsaltuberkel etwas grösser und kräftiger als gewöhnlich. Auf der Oberseite sehr kräftig dorn- warzig. — 76 mm von Schnauze zu After. Oberseits uniform schwarzbraun, unterseits schwarzgrau mit gelblichen ünterkieferrändern und besäet mit einer grossen Anzahl von gelblichen Wärzchen. Zusammenstellung der von mir auf meiner Reise von Konstantinopel nach Batiim gesammelten Coleopteren. Von Staatsrat 0. Retowski in Theodosia (Krim). Die von mir in der zweiten Hälfte des Juni sowie im Laufe des Juli 1888 bei Konstantinopel und an der Nordkiiste Kleinasiens gesammelten Coleopteren hatte Herr Dr. L. von Hej^den die Güte zu bestimmen, und ist nachstehendes Ver- zeichnis nach dessen mir freundlichst mitgeteilten Notizen zu- sammengestellt. Ich teile das Material in 2 Abteilungen, von denen die erste die bei Bujukdere (abgekürzt B.) unweit Konstantinopel und auf der Insel Prinkipo (abgekürzt Pr.) gefundenen Species enthält. In der zweiten Abteilung sind die Arten aufgeführt, welche ich an der Nordküste Kleinasiens sammelte und be- zeichne ich hier die Fundorte Sinope (Sin.), Samsun (Sams.), Trapezunt (Tr.), Sephanos bei Trapezunt (Seph.), Risa (R.) und Batum (Bat.) mit den in den Klammern angegebenen Ab- kürzungen In dieser Abteilung sind mit einem f diejenigen Arten gekennzeichnet, welche im eigentlichen Europa (Trans- kaukasien ausgeschlossen) nicht vorkommen. 1. Koiistaiitinopcl. Notiophilus rutipes Curtis. — B. N. biguttatus F. — B. Onthophagus ovatus L. — B. Tropinota liirta Poda. — Pr. Oxj^thyrea cinctella Schaum. — B., Pr, — 208 — Oxytliyiea fiinesta Poda. — B. Valgus liemipterus L. — B. Antliaxia lütidiila L. var. signaticollis Kryn. — B. Adelocera punctata Hbst. — B. Melanotus torosus Er. — Pr. Atliüus pallens Mnls. — B. A. 11. sp. prope loiigicollis Oliv. — B. Luciola italica L. — B. Rhagoiiyclia fiilva Scop. — B. Malacliius coccineus Waltl. — B. M. viridis F. — Pi'. Henicopiis pilosus Scop. — Pr. Dasytes subaeneiis Sclili. $ — Pr. D. plumbeus Müll, c? — B. Apliyctus saginatiis Kiesw. — Pi'. Dailogiiatha laticollis Bess. — Pr. Dendariis sinuatiis Muls. — Pr. Pediiuis tauricus Muls. — Pr. Helops tenebricosus Brüll. — B. Podonta turcica Kiesw. c?$, — B. Anaspis siibtestacea Stepli. — B. Zouabris 4 punctata L. var. Adamsi Fisch. — Pr. Oedemera flavipes F. — Pr. 0. similis Sclini. — B. 0. barbara F. — B., Pr. 0. lurida Marsh. — B., Pr. Phyllobius breviatus Desbr. — B. Strophomorplius porcellus Sclili. — Pr. Lixus iridis Oliv. — B. Gymnetron tetrum F. — B. Mylabris biguttata Oliv. — Pr. M. holosericea Gyll. — Pr. M. pisorum L. — B. Leptura pallens Briill. — B. L. Heydeni Gangl. (= ustulata Men. Heyd.) — Pr. — Bisher nur aus dem Kaukasus bekannt. L. livida F. — B. L. erratica Dalm. — B. Clytus ornatus Hbst. — Pr. — 209 — Dorcadioii condensatum Küst. — Pr. ('alamobiiis gracilis Creutz. — Pr. Pliytoecia affinis Pauz. — B. Hispa testacea L. — B. Coccinella septempunctata L. — B. Von den angeführten 48 Arten sind 11, also fast der vierte Teil, solche, die der Türkei oder der Hämnshalbinsel eigentümlich sind. 2. Die Nordküste Kleinasiens. Cicindela germanica L. — R., Bat. f C. caucasica Ad. — Bat. Am Ufer des Tschorok. f Proernstes Chevrolati Crist. var. Wiedemanni Crist. — Sin., Sams., Tr. f Megadontns 7-carinatus Mot. — Tr. f M. saphyriniis Crist. (= Wagneri Küst.) — Tr. f Lamprostus lamprns Chand. — Sin. f L. Nordmanni Chaiid. — Seph. f Carabns Wiedemanni Men. var. Victor Fisch. — Tr. Nicht selten. Notiophilus aquaticns L. — Tr. N. palustris Duft. — Tr., Seph. N. rufipes Curtis — Seph. N. snbstriatus Waterh. — R,, Seph. Bembidion striatum F. — Bat. f?B. inserticeps Chaud. — Bat. — Ist der Batumer Gegend eigentümlich, soll aber auch in Grriechenland vorkommen. B. normanum Dej. var. rivulare Dej. — Sin. B. nitidulum Marsh. — R., Seph. B. Andreae F. — Sams. Tach3^s bisulcatus Nicol. — Sams. Trechus subnotatus Dej. — Bat. T. 4-striatus Schrk. — Tr. Seph. Dyschirius recurvus Putz. — Bat. — Von Putzeys aus Süd- Russland beschrieben. Scarites (Adialampus) laevigatus F. — Sin. Chlaenius viridipunctatus Goeze — Sams., Tr. Gh. chrysothorax Kryn. — Bat. Carterus angustatus Pioch. — Sams. 14 — 210 — Anisodactyliis binotatiis F. var. spurcaticornis Dej. — Seph. Gynandromorplius etruscus Qiiens. — Sams. Oplionus nieridionalis Dej. — Sin., Tr. 0. aziireiis F. var. cribricollis Dej. — Sin. 0. brevicollis Serv. — Tr. 0. planicollis Dej. var. sntiiralis Chaud. — Sin. Pseudoplionus pubescens Müll. — Tr., Sepli., R.. Rat. P. griseus Panz. — Tr., Sepli., Bat. Harpalus (Pardileus) calceatus Duft. — Bat. H. aeneus L. — Tr., Bat. H. latus L. — Tr. H. fuliginosus Duft. — Seph., R. H. tenebrosus Dej. — Sams. H. picipennis Duft. — Sin. Acinopus picipes Oliv. - — Sin., Tr. Stenoloplms teutonus Sclirk. var. abdominalis Gene. — Sams., Tr. St. discophorus Fisch. — ■ Bat. Acupalpus luteatus Duft. ■ — Sin. Zabrus tenebrioides Goeze. — Sin. Amara trivialis Gyll. — Sin., Tr. Seph. A. familiaris Duft. — Sams., Bat. f Pterostichus n. sp. — R. — Gehört nach dem von Seidlitz aufgestellten System zur Gruppe 24 bei pulchellus Chaud., von dem die leider nur in einem Exemplare vorliegende neue Art durch ganz glatte Halsschildbasis verschieden ist. t Tapinopterus n. sp. — Sams. — Durch zwei Borstenpunkte neben jedem Auge und ganz verrundete Hinterwinkel des Thorax ausgezeichnet. Auch nur in einem Exemplar ge- funden. Poecilus cupreus L. — Sin., Tr. Stomis pumicatus Panz. — R. f Calathus lissoderus Putz. d^$ — Tr. — Der Originalfundort dieser Art ist Samsun, und waren bis jetzt nur die zwei Exemplare bekannt, nach denen Putzeys die Art besclirie- ben hat. C. distinguendus Chaud. var. syriacus Chaud. — Sin. C. melanocephalus L. — Sin., Sam., Tr., Seph. Dolichus halensis Schall. — Bat., Seph. Agonum marginatum L. — Sams. — 211 — Agonum antennarium Duft. — Sams. Clibanarius dorsalis Pontopp. — Sams., Sepli. Olisthopus glabricollis Germ. — Tr., Seph. Blechrus glabratus Duft. — Sin. Brachinus crepitans L. — Tr., Seph. B. explodeus Duft. — Tr. Agabus nitidus F. et var. elytris brunneis. — Sin. Gyrinus concinnus Klug. — Sams. Sphaeridium scarabaeoides L. — Sams. Cyclonotum orbiculare F, — Sepli. Cercyon variegatus Eclie. — Bat. C. marin US Tlioms. — Bat. Limnichus versicolor Waltl. — Bat. Parnus viennensis Heer. — Bat. Astilbus canaliculatus F. — Seph. — Ebenso wie die nach- folgenden Staphyliniden von Herrn Dr. Eppelsheim freund- lichst bestimmt. Tachyporus solutus Er. — Sin. Ocypus nitens Schrk. — Seph. 0. mus Brüll. — Sin. Cafius xantholoma Gray. — Sin. Philonthus carbonarius Gyll. — Seph. P. femoralis Hochh. (= pisciformis Fvl.). — Seph. P. varius Gyll. var. bimaculatus Grav. — Sin. Xantholinus fulgidus F. — Tr. Paederus litoralis Grav. — Tr., Seph. P. fuscipes Curt. — Sin. Stenus ater Mrsh. — Tr., Seph. S. clavicornis Scop. — Seph. Parasilpha orientalis Brüll. — Sin. f Abiattaria arenaria Kraatz. — Sin., Sams. Liodes humeralis Kugel. — Seph. Cyrtotriplax bipustulata F. — Seph. f Agaricophilus reflexus Mot. — Seph., Bat. Dechomus sulcicollis Germ. — Bat. Prostomis mandibularis F. — Bat. Dermestes laniarius 111. — Sin. Attagenus piceus Ol. — Sams. Trogoderma glabrum Hbst. — Sams. 14* — 212 — Anthrenus pimpinellae F. — Sin. Hister bipunctatus Payk. — Sanis. — Das eine gefundene Stück stimmt mit dieser sonst mehr in Algier und Siid- spanien vorkommenden Art. H. cadaverinus Hoffm. — Sepli. H. sinuatus Illig. — Sin. Saprinns maculatus Rossi — Sin. Lucanns ibericns Mot. — Tr., Seph., R. Dorcus parallelepipedus L. — Sin., Bat. f Aesalus Ulanovskii Gangl. — Bat. — (Originalfnndort). Ateuchus sacer L. — Sams. Gymnoplenrus mopsns Fall. — Sin., Sams., Tr. G. Sturmi Mac Leay. — Sams. Caccobiiis Sclireberi L. — Sin., Sams., Bat. — Die bei Batum gesammelten Exemplare sind teils typisch gefärbt, teils sind die Flecken je einer Decke der Länge nach verbunden (v. bimaculatus Muls.), teils besitzen sie rote Beine (v. rubripes Muls.) teils sind sie in allen Teilen sehr hell ge- färbt (v. juvenilis Muls.) Copris lunaris L. — Seph., R. Onthophagus taurus Schreb. — Sams., Bat. — Bei Batum in verschiedenen Farbennüancen, ausser typischen schwarzen Stücken auch grünliche (var. nigrovirescens Muls.) und kupferige mit braunen Flügeldecken (var. fuscipennis Muls.). 0. vacca L. — Sams. 0. nuchicornis L. — Sin. 0. furcatus F. — Sin. 0. ovatus L. — Sams., Bat. Oniticellus flavipes F. — Sams., Bat. Aphodius erraticus F. — Sin. A. haemorrhoidalis L. — Bat. A. fimetarius L. — Sams. A. immundus Oreutz. — Bat. Rhizotrogus vernalis Brüll. — Sin., Sams. Anoxia orientalis Kryn. — Sams. Polyphylla fullo L. — Sin. P. Olivieri Lap. — Sams., Tr. Melolontha vulgaris L. — Tr. — P]in c? mit roten Beinen und schwarzem Thorax. — 213 — Anomala affinis Gangl. — Sin., Sam. , Tr. — Einige der Sinoper Exemplare haben teilweise gelbgefärbte Flügel- decken. Pentodon idiota Hbst. — Sin., Saras. Cetonia speciosissima Scop. — Sams. C. aenea Gyll. var. metallica F. — Sin. C. aurata L. — Sams. t Perotis aereiventris Rehe. — Sams. Capnodis tenebrionis L. — Sams. C. tenebricosa Hbst. — Sin. Dicerca alni Fisch. — Bat. Anthaxia millefolii F. — Sin., Sams. Acmaeodera flavofasciata Pill. — Sams. Coraebus riibi L. — Sin., Sams., Bat. Agrilus roscidus Kiesw. — Sams. Melanotus torosus Er. — Sin., Sams. Athous niger L. (deflexus Thoms.) — Seph. xVgriotes gurgistanus Fald. — Tr. (auch von Deyrolle hier gefunden), Seph., Bat. A. sobrinus Kiesw. — Seph. Adrastus axillaris Er. — Tr. Lampjais noctiluca L. — Seph. Cantharis livida L. — Sin., Sams. f Rhagonycha apicalis Mars. — Sams. R. fulva Scop. — Sin., Sams. Malachius coccineus Waltl. — Sin., Sams. M. viridis F. — Sin. M. assimilis Baudi. — Sams. Dasytes plumbeus Müll. — Sams., Tr., Seph. Dauacaea iners Kiesw. — Sin., Sams., Seph. Clerus apiarius L. — Sin. Byrrhus (Anobium olim) striatus Oliv. — Sin. B. paniceus L. — Bat. Plumaria grandicollis Men. — Sams. Stenosis angustata Hbst. var. sicula Sol. — Sin. Blaps gages L. — Sin. B. similis Latr. — Sin. Dendarus cribratus Waltl. — Sams., Tr. Pedinus tauricus Muls. — Sin., Tr. — 214 — Opati'um pygniaeum Stev. — Sin., Sams. Plialei'ia cadaveriua F. — Sin., Sams. Alpliitobius diaperinns Panz. — Tr. Helops coeriilens L. var. Steveni Kiyn. — Sepli. Stenomax gloriosus Fald. — Sepli. Laena liirtipes Reitt. — Seph. — Bisher nur aus dem Ost- Kaukasus bekannt. Pseudocistela rufipes F. — Sin. Cteniopus sulplinripes Germ. — Sams. Lagria liirta L. — Sin., Sams., Sepli., Bat. Notoxus cornutus F. — Sin. N. bracliycerus Fald. — Sams. Mordella aculeata L. — Sams. Mordellistena Milleri Emery — Bat. — War bis jetzt nur in Ungarn gefunden. M. Kraatzi Emery — Sin., Sams. M. episternalis Muls. — Sin. Anaspis subtestacea Stepli. — Sepli. A. snbtilis Hampe — Sams. A. varians Muls. — Sin., Sepli. Zonabris variabilis Billbg. — Sin. Z. 4 punctata L. — Sin. t Halosimus elegantiüus Muls. — Sams. — Die in Menge ge- sammelten Exemplare variieren von grün durch goldgrün in dunkelpurpur, was seither nicht bekannt war. Zonitis mutica F. — Sams. Nacerdes melanura L. — Sin. Oedemera podagrariae L. — Sams. 0. penicillata Schmidt. — Sams. 0. similis Schmidt. — Sin., Sams., Seph., R. 0. flavipes F. — Sin. 0. barbara F. — Sams. 0. lurida Marsh. — Sin., Sams. Otiorrhynchus aurifer Boh. — Sams. 0. scabrosus Marsh. — Tr. 0. simulans Stl. — Tr., Seph. 0. turca Boh. — R. 0. brunneus Stev. — Sin. Strophomorphus porcellus Sclih. — Sin., Tr.. R. — 215 — Chlüroplianus vittatus Sclih. — Bat. Pliytonomus punctatus F. — Tr. Pli. variabilis Hbst. — Sin. Cleonus (Mecaspis) caesus Gyll. — Sin. Lixns algirus L. — Sams. L. pollinosus Germ. — Sin., Sams. Tracliodes hystrix Sclih. ? — Es liegt nur ein 1 $ vor, das sieh von typischen Exemplaren durch viel stärker gerundete Halsschildseiten unterscheidet. Balaninus tessulatus Fourcr. — Sams., Tr. Gymnetron asellus Grav. — Bat. G. spilotum Germ. — Sams. Cionus hortulanus Marsh. — Bat. Phrydiuchus topiarius Germ. — Sin. Spermophagus cardui Boh. — Sams., E,. Mylabris rufimana Boh. — Sams., R. Leptura fulva Deg. — Sin. L. cordigera Füssl. — Sin, L. maculata Poda. — Bat. L. bifasciata Müll. — Sin., Sams. L. 7-punctata F. var. suturata Rehe. — Sin. Stromatium fulvum Villers. — Tr. Rhopalopus clavipes F. — Sin. Hylotrupes bajulus L. — Sams. Clytus rhamni Germ. — Sin., Sams. C. ornatus Hbst. — Sams. C. massiliensis L, — Sin., Sams., Tr., R. C. comptus Mnnhm. — Seph. Cerambyx cerdo L. var. Manderstjernae Muls. — Sams. C. dux Fald. — Sin., Sams. C. Scopolii Füssly. — Sin.. Sams., Seph. Aromia moschata L. — Sams. Morimus asper Sulzer. — Tr., Seph. Crioceris asparagi L. — Sams. Gynandrophthalma aurita L. — Sin., Sams. Coptocephala Gebleri Gebl. — Sams. Clytra laeviuscula Rtz. — Sams. Cryptocephalus bipunctatus L. — Sin., Sams. C. concolor Sutfr. — Sin. — 216 — Cryptoceplialiis geminus Gyll. — Bat. C. connexus Ol. — Sin., Sams. Paclinephorus pilosus Rossi — Bat. Gastroidea polygoni L. — R. Chrysomela vernalis Briille — Tr. C. haemoptera L. — Sin. C. chalcites Germ. — Tr. C. Sahlbergi Men. — Sin. C. menthastri Suffr. — Sin., Tr. C. polita L. — Sams. Agelastica alni L. — R. Galerucella xantliomelaena Sclirk. — Tr. Galernca littoralis F. — Tr., Sepli. Podagrica semirufa Küst. — Sams. Crepidodera ferruginea Scop. — Tr. Psylliodes clirysocepliala L. — Sin. P. cyanoptera 111. — Sin. Haltica ampelophaga Guer. — Tr., Sepli., Bat. Pliyllotreta cruciferae Goeze — Sams. Hispa testacea L. — Sin. Cassida algirica Luc. — Sin. C. rufovirens Suffr. — Sepli. C. margaritacea Schall. — Sams. Adonia variegata Goeze — Sams. Coccinella 7-punctata L. — Sin., Sams., Bat. C. 5-punctata L. var. Rossii Weise — Bat. C. 10-punctata L. var. pellucida Weise. — Sepli. C. 14-pustulata L. — Sams., Tr., Sepli. Harmonia 4-punctata Pontopp. var. rustica Weise — Sepli. Halyzia conglobata L. typ. et var. leopardina Weise — Sams., Bat. — Bei Samsun ausserdem noch var. suturalis Weise. H, 22-punctata L. — Sams., R. Subcoccinella 24-punctata L, var. meridionalis Mot. — Sin. Cliilocorus bipustulatus L. — R. Platynaspis luteorubra Goeze ■ — Sams. Hyperaspis reppensis Hbst. — Sams. Verzeiclinis der von mir auf meiner Reise von Konistantinopel nach Batum gesammelten Orthopteren. Von 0. Retowski in Tlieodosia (Krim). I. Dermaptera. Forficulidae. Labidura Leacli. 1 . Labidnra riparia Pall. Sinope. Samsun. Tra])ezunt. Batum. Ist also wohl an der ganzen Süd-Küste des Schwarzen Meeres verbreitet. Forflciila L. 2. Forficula auricularia L. Bei Samsun, Trapezunt und Risa gesammelt; ist jedenfalls auch im ganzen Küstengebiet zu finden. 3. Forficula smyrnensis Serv. Ich sammelte einige Exemplare dieser hübschen Art bei Sephanos unweit Trapezunt. II. Orthoptera. Blattidae. Ectopia Westw. 4. Ectobia livida Fab. Bei Samsun, Sephanos und Batum gefunden. — 218 — Aplilebia Br. 5. Aplilebia pontica n. sp.*) Wenige Exemplare bei Samsun und bei Trapeznnt. Loboptera lir. 6. Loboptera decipiens Germ. Auf der Insel Prinkipo sehr häutig. Mantidae. Empusa 111. 7. Empusa fasciata Brüll. 2 $ bei Sinope. — In Folge des starken Vertex- fortsatzes, der breiten Loben an der Spitze desselben, der ebenfalls mit breiten Loben versehenen Mittel- und Hinter- hüften sowie der abgerundeten Loben des Abdomens ge- hören die beiden gefundenen $ sicher zu fasciata Brüll., doch weichen sie insofern von den von Brunner v. Watten- wyl beschriebenen Exemplaren ab, als das Halsschild fast am ganzen Seitenrande gezähnt ist wie bei E. egena Charp. 8. Empusa egena Charp. 1 c? bei Sinope gefunden. Acrididae. Parapleurus Fiscli. 9. Parapleurus alliaceus Germ. Bei Batum nicht selten. Steuobotlinis Fiscli. 10. Stenobothrus rufipes Zett. Mir liegen 2 $ von Sinope vor. 11. Stenobothrus bicolor Charp. Ich sammelte diese weitverbreitete Art auf der Insel Prinkipo, bei Sinope, Samsun, Bisa und Batum. Epacroiuia Fiscli. 12. Epacromia strepens Latr. Sinope. 2 $. *) Die Beschreibung dieser neuen Spezies erfolgt später, da ich die an den bekannten Orthopterologen, Herrn Dr. Krauss gesandten Exemplare noch nicht zurückerhalten habe. — 219 — 13. Epacromia thalastsina F. var. approxiniaiis n. Die Bestimmung des einzigen von mir bei Batiim gefundenen männlichen Exemplars hat mir viele Schwierig- keiten gemacht, da es die unterscheidenden Merkmale aller 3 bis jetzt bekannten Epacromia-Arten in sich vereinigt. Die Scheitelgrübchen sind dreieckig und die Stirnleiste ist ziemlich stark gefurcht, was auf E. tergestina Mühlf. hinweisen würde, dem widerspriclit aber, dass die Deck- Hügel stark gefleckt sind, die Vena intercalata von der Mitte ab sich allmählich nach vorn, der Vena radialis posterior zu, biegt, sowie, dass die Hinterschienen in der untern Hälfte nicht bläulich sondern rötlich gefärbt sind. Diese drei Kennzeichen gelten sowohl für E. strepens Latr. wie für E. tiialassina F. Ich glaube nun das Batumer Stück elier der letzteren Art zuzählen zu müssen, da es die schmalen Deckflügel und die sehr schlanken Hinterschenkel dieser Spezies besitzt, und letzteren ausser- dem auch auf der Aussenseite längs der untern Kaute die schwarzen Punkte fehlen, welche für E. strepens charak- teristisch sind. An diese Art erinnern jedoch die etwas subconvexe Form des Halsschildes sowie die an der Spitze ziemlich breit rauchbraun gefärbten Hinterflügel. Acrotylus Fiel). 14. Acrotylus insubricus Scop, Einige Exemplare bei Samsun. Oedipoda Latr. 15. Oedipoda gratiosa Serv. Bei Sinope nicht selten, ferner 1 Exemplar bei Sam- sun gefunden. Pachytyliis Fieb. 16. Pachytylus nigrofasciatus Deg. Häufig bei Sinope. Caloptemis Burm. 17. Caloptenus Italiens L. Sowohl in der typischen Form als in der v. marginella Serv. bei Sinope gesammelt. — 220 — Tettix Chaip. 18. Tettix Kraussi Saiilcy. Bei Bat um an einem Sumpfe nahe der Stadi ge- funden. 19. Tettix subulatus L. var. Ich fing 3 Exemplare an der Mündung des Tschorok unweit Batum. 20. Tettix meridionalis Ramb. var. Das einzige von Risa vorliegende Exemplar unter- scheidet sich von typischen Exemplaren nur durch die Kürze des Pronotum-Fortsatzes, der die Hinterschenkel nicht überragt, da es sonst aber völlig mit Stücken anderer Fundorte übereinstimmt, so ist es jedenfalls als zu derselben Art gehörig zu betrachten. Locustidae. Poecilimon Fiscli. 21. Poecilimon Schmidti Fieb. 2 c? bei Risa, 1 $ bei Batum gefunden. 22. Poecilimon similis n. sp. Statura minore. Viridi flavescens, rufo vittatus. Fasti- gium verticis oblongum, subsulcatum. Antennae nigro- annulatae. Pronotum disco postice in J* valde in $ parum elevato, pone sulcum transversum vel rufo, vel flavo maculis duabus purpureis ornato, margine postico nigro, recto. Elytra in c? flava parte obtecta nigrescente, in $ nulla. Femora postica atque abdomen fusco adspersa. Cerci c? rufi, subito incurvi, apice nigro sensim acuminati, serrulati. Lamina subgenitalis c? parum attenuata, carina media per- ducta, margine postico latiusculo, truncato, leviter emai-gi- nato. Ovipositor parum incurvus, apicem versus paullum arapliatus, marginibus in quarta parti apicali, necuon mar- gine superiore valvulae inferioris et costa media valvulae superioris regulariter serrato-dentatis. Long, corporis c? 16 — 18 mm, $ 16 mm „ pronoti S 4— 5 „ $ 4,3 „ „ femorum posticorum c? 12 — 14 „ $ 14 „ ovipositoris $ 7,6 „ 1) — 221 — Ein Pärdien bei Sinope und ein c? bei Bat um ge- funden. Infolge der gezähnelten, zugespitzten Cerci kann die Art nur mit P. fiavescens H. Seh. verglichen werden, von der sie sich leicht durch das beim c? hinten stark empor- gehobene Halsschild und dessen graden (nicht gerundeten) Hinterrand bei beiden Geschlechtern unterscheidet. — Hr. Dr. Brunner v. Wattenwji, der die Güte hatte, die von mir gesammelten Poecilimon- und Isophya- Arten durchzusehen, bezeichnete die vorliegende Species eben- falls als neu. 23. Poecilimon bosphoricus Br. var. In Mehrzahl bei Bujuk-Dere am Bosporus ge- fangen. Die Cerci der von mir erbeuteten Exemplare sind an der Spitze deutlich zweizähnig (v. bidens m.), wie bei P. tauricus Ret. (Bull. d. 1. Soc. Imp. d. Nat. d. Moscou 1888, p. 408), von dem sich die vorliegenden Stücke jedoch durch die dreieckig aasgeschnittene Lamina subgenitalis des c? unterscheiden. Da somit dies der einzige wesent- liche Unterschied zwischen beiden Arten ist, so kann P. tauricus auch nur als var. von bosphoricus bezeichnet werden, umsomehr als mir ein Exemplar von der Insel Prinkipo vorliegt, das diese Unterscheidungsmerkmale beider Formen vereinigt. Bei demselben ist die Spitze der Cerci nur einzahnig, die Lamina subgenitalis dagegen abgestutzt (v. transiens m.). Isophya Br. 24. Isophya Paveli Br. Von dieser aus Konstantinopel beschriebenen Species fing 2 ich c?, das eine bei Bujuk-Dere, das andere bei Sinope. Dieselben unterscheiden sich nur durch die Färbung des Abdomens das bei dem Exemplar von Bujuk- Dere rotgefleckt ist, während es bei dem Sinoper Stück einfach gelbgrün ist. Auf der oberen Seite des Abdomens zeigten beide Exemplare im Leben 2 ziemlicli breite weisse Längsbinden, die aber nach dem Tode vollständig ver- schwunden sind. Ganz gleiche Färbung mit dem Sinoper — 222 — Exemplar hat meine J. Brunneri aus der Krim, die sich jedoch durch den schmalen Scheitelfortsatz, den kurzen Längskiel auf der Hinterhälfte des Halsschildes und un- gekielte Lamina subgenitalis genügend unterscheidet. 25. Isophya amplipennis Br. 1 c? aus Samsun, 1 $ aus Sinope. — Die beiden vorliegenden Stücke bezeichne ich nur auf die Autorität des Herrn Brunner von Wattenwyl als I. amplipennis, da sie nicht unerheblich von der Beschreibung dieser Art ab- weichen. Das c? besitzt nämlich auf der Hinterhälfte des Halsschildes einen deutlichen kleinen Längskiel und ausser- dem sind die Flügeldecken bei beiden Geschlechtern be- deutend kürzer. Bei dem c? sind sie kaum länger als das Pronotum, bei dem $ nur wenig länger als die Hälfte des Pronotums. Den kleinen Längskiel sowie dasselbe Längen- verhältnis der Flügeldecken finden wir bei I. rectipennis Br., von der sich die beiden von mir gefundenen Exem- plare aber durch das eingeschnürte Halsschild, die nur in der Mitte gekielte, leicht ausgeschnittene Lamina sub- genitalis des c? und etwas abweichende Färbung unter- scheiden. 26. Isophya camptoxipha Fieb. Von dieser weitverbreiteten Species, mit der nach freundlicher Angabe des Herrn Dr. Krauss auch L Kraussi Br. zu vereinigen ist, fand ich 1 c? bei Bat um. Xiphidium Serv. 27. Xiphidium thoracium Fisch, de W. 1 c? bei Batum gefunden. LocHsta Deg-ecr. 28. Locusta viridissima L. Sinope, 2 $. Platjcleis Fieb. 29. Platycleis sp. Das eine bei Sinope gefundene (S gehört in die Gruppe der PI. grisea Fab.; eine genauere Bestimmung ist jedoch unmöglich, da die spezifischen Kennzeichen nur bei den $ deutlich hervortreten. — 223 — Decticus Serv. 30. Decticus veiTUcivoriis L. 2 $ dieser gewülinlichen Locustide bei Siiiope. Gryllidae. Nemobiiis Scrv. 31. Nemobins Heydeni Fisch. 2 Exemplare bei Batum. Gryllus L. 82. Gryllus desertus Fall. Einige braclielytre Stücke bei Siuope. 33. Gryllus Burdigalensis Latr. 1 Exemplar unweit Batum gefunden. Grrynomorphus Fiel). 34. Gryllomorplius dalmatinus Ocsk. Das einzige bei Samsun gefundene c? unterscheidet sich von dalmatinischen Exemplaren nur durch kürzere Cerci, stimmt jedoch sonst völlig mit diesen überein. Trldactjlus Latr. 35. Tridactylus variegatus Latr. Sehr häufig im Saude an der Mündung des Tschorok unweit Batum. Liste der von mir auf meiner Eeise von Konstantinopel nach Batum gesammelten Biiinenmolliiskeii. Von 0. Retowski in Tlieodosia (Krim). I. Daudebardia Hartm. 1. Dandebardia (Bufitia) Lederi Boettg. Boettger, Jahrb. il. d. Mal. Ges., Bd. 8 1881 p. 172, Taf. 7, Fig. 2; Bd. 10 1883 p. 140 u. Ber. d. Senck. Nat. Ges. 1889 p. 5. Die drei bei Risa gefundenen Exemi)lare sind etwas kleiner und besitzen eine weniger lebhaft gefärbte Schale, als die Kutaiser Tiere, auch ist die Anwachsstreifung der Schale kräftiger und schärfer; da sie aber sonst vollkommen mit den Original- exemplaren übereinstimmen, so sind sie nach Dr. 0. Boettgei's Ansicht nicht von seiner D. Lederi zu trennen. Als einer Varietät von D. Lederi angehörig betraclitet Freund Boettger auch ein einzelnes Stück, das ich bei Bujuk- dere auf der europäischen Seite des Bosporus fand. Das Ge- winde ist zwar etwas grösser als gewöhnlich, doch kommen bei D. Lederi in dieser Beziehung Übergänge vor, und zeigt das bei Bujukdere gefundene Exemplar in Färbung und Form des Tieres und der Schale sowie in der Grösse keinen Unterschied von normalen D. Lederi. 2. Dandebardia Boettgeri Cless. Clessin, Mal. Bl. N. F. VI. Bd. 1883 p. 38, T. 2, Fig. 9, 10, T. 3, Fig. 10. Nach Vergleich mit meinen Originalexemplaren von L). Boett- geri, die Freund Clessin nach von mir in der Krim aufgefundenen Stücken 1. c. beschrieben hat, scheinen die beiden aus Samsun vorliegenden Exemplare ebenfalls zu dieser Art zu gehören. 15 — 226 — II. Pseudoiuilax Boettg. 3. Pseudomilax Lederi Boettg. Boettger, Jahrb. d. d. Mal. Ges. Bd. VIII. 1881 p. 174, Taf. 7, Fig. 3a— c. Ein nicht ausgewachsenes Stück dieser Art (von 18 mm Länge) fand ich bei Sephanos unweit Trapezunt. Das- selbe unterscheidet sich vom Typus von Kutais nur durch die hellere Sohle, die als grau bezeichnet werden muss. Die Seiten- felder sind dunkler grau, die Grenzlinie zwischen Mittel- und Seitenfeld ist durch eine sehr deutliche, schwärzliche Linie markiert. III. Trigoiioclilamys Bocttg. 4. TrifiniiorhlaDnjs Boettgcri n. sp. Differt a Tr. imitatrice Boettg. (Jahrb. d. d. Mal. Ges. Bd. VIII. 1881 p. 177, Taf. 7, Fig. 5), cui proxima est, statura ut videtur paullo minore, graciliore, magis fusiformi, clypeo multo longiore quam latiore, triangulari-ovato, et antice et postice acuminato, sulcis geminis longitudinalibus medianis colli magis approximatis. Colore Tr. imifatrici simillima. Länge des Körpers (k) 39 31 mm Breite desselben (i) 15 12,5 „ Höhe desselben (h) 15,5 13 „ Von der Mundspitze bis zum Vorderende des Schildes (g) 19 12 Schildlänge (f) 10 7,75 „ Vom Hinterende des Schildes bis zur Schwanz- spitze (e) 16 12,75 „ Grösste Schildbreite (d) 7,5 6 „ Grösste Breite der Sohle (c) 5,75 4,75 „ Von der Lungenöffnung bis zum Vorderwinkel des Schildes (b) 8,5 7,5 „ Bis zur hinteren Mitte desselben (a) . . . 3,5 3 „ (sämtliche Maasse nach Spiritusexemplaren.) Danach verhält sich a = 1 : b = 2,46 : c = 1,62 : d = 2,08 : " e = 4,42 : f =. 2,73 : g = 4,77 : h = 4,38 : i = 4,23 : k = 10,77. — Dagegen hat Tr. imüatrix a = 1 : b ^ 1,82 : c = 1,42 : d -^ 1,88 : e = 3,21 : f = 1,97 : g = 4,12 : h = 3,88 : i = 3,58 : k = 9,00. — 227 — Das Verhältnis von Scliildbreite zu Scliildlänge ist wie 1 : 1.31, bei Tr. imitatrix wie 1 : 1,05! Mehrere Exemplare bei Risa. — Tr. Boethjcri m. bildet die dritte Art dieser, wie es scheint, auf Kaukasien beschränkten üattuuff. '&• IV. Aiualia Moci.-Taiul. 5. Ainalia cristata Kai. Als nicht ausgewachsene Exemplare dieser bisher nur aus der Krim bekannten Art betrachte ich die von mir bei Bujuk- dere sowie bei Samsun gefundenen 8 Stücke. — Von den Krimer Exemplaren unterscheiden sich die Samsuner durch mehr kreisförmigen Schild (bei cristata iy\). deutlich oval-circulär), heller gefärbten Rückenkiel (bei cristata nur wenig heller als seine Umgebung) und mehr mit Schwarz gepuderte Färbung (bei cristata grau mit dunklerem Schild und Rücken und ohne deutliche Puderuug in der Mittelpartie der Oberseite), doch scheinen mir diese Unterschiede zu geringfügig, um auf dieselben hin die vorliegenden Stücke von A. cristata abzutrennen, be- sonders da sämtliche 8 Exemplare nicht ausgewachsen sind, und die angegebenen Unterschiede leicht solche sein können, die mit dem Wachsen des Tieres verschwinden. Das grösste der mir vorliegenden Stücke misst nur 13 mm Länge, während ausgewachsene Exemplare von cristata eine Länge von 19 — 21 mm erreichen. — A. Hessei Boettg. aus Griechenland besitzt gleiche Färbung, ist aber stets gedrungener, massiger und hat längeren Schild und namentlich constant viel breitere Sohle. 'ö' 6. Aniatia (Paralimax) Branclti v. Mts. V. Martens, Bull. Acad. Imp. Sc. St.-Petersbourg, Tome 26, 1880 p. 143 (Milax) i Boettger, Jahrb. d. d. Mal. Ges. Bd. 8, 1881 p. 178 u. Bd. 13, 1886 p. 127 (EuiiiHax) und Ber. d. Seuck. Nat. Ges. 1889 p. b (Paralimax). Die 2 bei Risa gefundenen Exemplare sind typisch mit dunkel -hell -dunklen Sohlenfeldern, sie zeigen dieselbe Fleck- färbung wie die Borshomer Stücke ; zwischen Licisur der Athem- ötfnung und Schildspitze zählt man 29 Runzelreihen. — Das grössere der beiden Exemplare hatte, lebendig gemessen, eine Länge von 130 mm, jetzt im Spiritus misst es nur 66 mm. 15* — 228 — 7. Amalia (Gigantoniüax) Kolliji n. sp. Differt 2i G. Ledert Boettg*. (Jahrb. d. d. Mal. Ges. Bd. 10, 1883 p. 143, Taf. 4, Fig. 1) carina tergi acutiore, raagis com- pressa, seriebiis riigarum ab incisione orificii pulmonalis usqne ad apicem posticum c\j\)ei 16 nee 13 — 14, clypeo cum tergo concolore, obscuro. — Superne obscure violaceo-griseus, fere uiiicolor, tergo nigro ad latera iiidistincte nigi'o maculato, carina pallida; inferne albidus unicolor. Länge des Körpers (k) 49 45,5 mm Breite desselben (i) 12,5 14,5 „ Höhe desselben (h) 13 14 „ Von der Miindspitze b. z. Vorderende d. Schilds (g) 0 0 „ Schildlänge (f) 21,5 17,5 „ Vom Hinterende des Schilds b.z. Schwanzspitze (e) 34 33 „ Grösste Schildbreite (d) 13 14,5 „ Grösste Breite der Sohle (c) 10 10 „ Von der Lungenöffnung bis zum Vorderwinkel des Schilds (b) 14 12 „ Bis zur hinteren Mitte desselben (a) . . . .11,5 11 „ Danach verhält sich a = 1 : b =.. 1,16 : c =-^ 0,89 : d = 1,22 : e = 2,98 : f = 1,73 : h = 1,20 : i = 1,20 : k =- 4,20. — G. Lederi hat dagegen a = 1 : b = 1,33 : c =: 0,96 : d = 1,46 : e = 3,33 : f = 1,92 : h = 1,37": 1 = 1,46 : k = 4,96. Der Hauptunterschied von der sehr verwandten swane- tischen Art liegt in der etwas grösseren Anzahl der namentlich in der Nähe der Sohle schmäleren Rückenrunzeln und in dem dunkleren, dem Rücken gleichfarbigen Schild, der nicht hell grau- weiss und von der Farbe des Rückenkiels ist wie bei G. Lederi. Bei Bat um und bei Risa in je drei vollkommen über- einstimmenden Exemplaren gesammelt. V. Lim.ax Lister. 8. Limax (Lehmannia) varicgcdus Drap. Boettger, Jalirb. d. d. Mal. Ges. Bd. 10, 1883 p. 144 ; Bd. 13, 1886 p. 128 mid in Radde's Faima u. Flora d. südwestl. Caspigebiets 188G p. 267. Ber. d. Senck. Nat. Ges. 1884 p. 148 u. 1889 p. 7. Diese weit verbreitete Species liegt mir von verschiedenen Fundorten vor. T^^pisch in Form und Färbung sind die bei — 229 — Risa, Trapez Uli t und Sinope gesammelten Exemplare; dagegen sind die 3 Stücke, welche ich bei Bujukdere fand, durch lebhaft weisse Pantherfleckung auf schwarzem Grunde besonders deshalb auffällig, weil die weissen Makeln grösser und leuchtender sind als gewöhnlich. 9. Limax n. sp. ? Wahrscheinlich einer neuen Species angehörig ist ein Limax., von dem ich bei Sephanos unweit Trapez unt ein Exemplai' gefunden habe. Da es aber sehr zweifelhaft ist, ob dieses einzige Exemplar als erwachsen betrachtet werden kann, so nehme ich davon Abstand, ihm einen besonderen Namen zu geben. Das Tier macht in Spiritus den Eindruck von L. arborum Bouch., zeigt aber eine Färbung und Zeichnung, die sich nicht auf diese Art zurückfiihren lässt. Auch sind die Ivörpermaschen enger und mehr mit denen von L. variegatus Drap, überein- stimmend, dem sich die vorliegende Species auch in dem nur sehr schwach gekielten Schwänzende nähert. — Mantel und Rücken sind grauschwarz ; der Mantel mit zwei schmalen weissen, gekrümmten, mit ihrer Concavität gegen einander gerichteten Binden in seiner Hinterhälfte und weisslichen Rändern an den Seiten und um das Athemloch ; der Rücken mit je einem breiten seitlichen Längswisch in seiner Vorderhälfte, das Grauschwarz nach der Sohle hin schnell in ein helles Weissgrau sich ab- tönend. Die Sohle reinweiss. Die Totallänge beträgt 19,5 mm, die übrigen Verhältnisse sind etwa die eines gleichgrossen L. variegatus. Zu derselben Art, wie das eben beschriebene, gehört viel- leicht ein zweites einzelnes Exemplar, das mir von Batum vorliegt. Dasselbe ist zwar bedeutend grösser (28 mm), viel- leicht aber auch noch nicht ausgewachsen, die Zeichnung ist weniger deutlich, stimmt aber fast ganz mit der des bei Sephanos gefundenen Stückes überein. 10. Limax (Agriolimax) luclannccphalus Kai, Boettger, .Jalub. d. d. Mal. Ges. Bd. 8, 1881 p. 182; Bd. 10, 1883 p. lU u. Ber. d. Seiick. Nat. Ges. 1889 p. 7. In Form und Färbung typische Stücke sammelte ich bei Risa. — Zweifelhaft, ob zu dieser Art oder zu den nahever- — 230 — wandten L. agrcstis L. oder L. lacvis Müll, gehörig, bleiben die von mir bei Sinope, Samsiin und Trapezunt gefundenen Exemplare. Dieselben sind sämtlich noch nicht erwachsen, und wage ich daher nicht zu entscheiden, welcher dei' drei Arten dieselben zuzuzählen sind. VI. Hyalinia (Fer.) Agass. 11. Hyalinia (Troclmlus) fuhrt Müll. Zwei Exemplare im Auswurfe des Tschorok bei Batum, eines bei Samsun. 12. Hijalinia (Conulopoliia) Boeitgeri n. sp. H. Radilci Bttgr. similis, sed testa majore, spira magis depressa et praecipue sutura profunde impressa discrepans. — T. fere subrimata, basi testae minus distincte alba, spira magis conico-depressa. lateribus non convexis; anfr. 7, superne magis convexi, sutura profunde impressa, non marginata disjuncti, ultimo ad basin non rotundato-angulato. Apertura pro latitu- dine altior, media parte angustior, peristoma ad insertionem marginis dextri arcuatum, angulo supero aperturae multo minus acutato. — Alt. 5 mm, lat. 9,8 mm. Ein halbes Dutzend Exemplare bei Sephanos unweit Trapezunt. H. Boettgeri m. bildet die zweite Art der Gruppe ConulopoUta^ welche von Dr. 0. Boettger für seine H. Baddei aufgestellt wurde. Von dieser unterscheidet sich die vorliegende Art durch das gedrücktere Gewinde, die viel schmälere Mündung, die weit tiefer eingedrückte Naht und die Färbung der Unter- seite. Letztere ist zwar um den Nabel herum ebenfalls weiss- lich gefärbt, doch ist die weisse Färbung nur auf einen schmalen Umkreis des Nabels beschränkt und geht allmählich in die bräunliche Färbung der Oberseite über, währeud die weisse Nabelzone bei //. Raddei viel breiter und von der braunen Grundfarbe scharf abgesetzt ist. Wichtiger ist jedoch die starke Nahtvertiefung, die bei //. Boettgeri noch auffälliger ist als z. B. bei //. cellaria Müll. 13. Hgaliuia (Zonitoidcs) 7iitida WS\\. Einige Stücke im Auswurfe des Tschorok bei Bat um. — 231 — 14. H//aIinia (Vitrca) samsunensis n. sp. T. parva, imperforata, vitrea, nitida, levissime striata; anfr. 4, sat celeriter accrescescentes, vix convexiusciili, sutura leviter impressa disjiincti, ultimus peniiltimum latitudine triplo superans. Apertiira lata, rotundata, marginibiis convergeiitibus, supero rotundatü protracto, columellari brevi, perparum protracto reflexoque. — Alt. 1,4, diam. min. 3,1, maj. 3,8 mm. Nur 2 Exemplare bei Samsun. Von den ungenabelten Arten der Gruppe Vitrca kann mit der vorliegenden Species nur H. traitsst/hrtu/ca Cless. ver- glichen werden, bei welcher der letzte Umgang ebenfalls fast die dreifache Breite des vorhergehenden besitzt ; aber, abgesehen von der so grossen räumlichen Verschiedenheit der Fundorte beider Arten, spricht für die Artberechtigung meiner //. sam- sunensis der noch breitere letzte Umgang, die bedeutend weitere Mündung und die geringere Zahl der Umgänge. 15. Hijali)iia (Vitrca) coutortula Krj^n. Zwei Stück im Auswurfe des Tschorok bei Batum. 16. Hijalinia (Vitrea) liyclatina Rssm. Von dieser auch bei Smyrua in Kleinasien vorkommenden Art sammelte ich vier Exemplare unweit Samsun. 17. Hyalinca (Folita) crenimargo n. sp. T. modica, aperte urabilicata, depressa, pellucida, nitida, testacea, basi pallidior, spira non elevata. Anfractus 6 — 6V2, lentissime accrescentes, sutura profundissima disjuncti, ad su- turam margine acuto, subcrenulato instructi, levissime striati; ultimus penultimo sescuplo latior, ad aperturam planatus. Aper- tura obliqua, triangulariter rotundata, margiuibus late separatis, supero rotundato protracto, basali recedente. — Alt. 3 — 3,75 mm, diam. min. 6 — 7,8, maj. 7,2 — 8,5 mm. In einem Dutzend Exemplaren bei Risa gesammelt. Durch die an der tiefen Naht deutlich kantigen Umgänge und die dreieckige Mündung steht die vorstehende neue Species der sicilischen //. (tc natalei Pfr. nahe, unterscheidet sich aber von dieser wie von den verwandten Arten leicht durch die deut- lichen Einkerbungen des kantigen inneren Randes aller Umgänge. — 232 — 18. Ilijcdinia (Polifa) sutnralis Boettg. Boeltger, Jahrl). d. d. Mal. Ges. VIII, 1881 p. 190, Taf. 8, Fig. 9a-a. Als dieser aus Transkaukasien beschriebenen Art zu- geliürig bezeichnete mir Dr. 0. Boettger die von mir bei Ba- t n m , R i s a nnd S e p h a n o s unweit Trapezunt gesam melten Exemplare. Die bei Risa gefundenen Stücke haben meistens ein etwas höheres Gewinde als die kaukasischen, doch kommen daselbst auch diesen vollkommen identische Exemplare vor. Das grösste der mir vorliegenden Stücke ist 4,5 mm hoch und 7,5 mm breit. 19. Ihjalinia (Polita) iiitidissima Mouss. Einer etwas stärker spiral skulptierten Form dieser ziem- lich variabeln Art angehörig betrachte ich einige schlecht er- haltene Exemplare, die ich bei Samsun sammelte. Das giösste derselben ist 8,5 mm hoch, 18 mm breit. Ausserdem liegen mir noch zwei unausgewachsene Stücke derselben Art von Sinope vor. 20. Hyaliiiia (Refindla) cijpria Pfr. et var. Die von mir in einiger Anzahl bei Bujukdere gesammelten Exemplare stimmen vollkommen mit der von Kobelt in seiner Iconographie Fig. 1579 von Brussa abgebildeten Form überein. Für eine Varietät dieser Art halte ich eine Uiialinia, die ich in mehreren Exemplaren bei Samsun und in 2 Stücken bei Trapezunt gefunden habe. — Die Abilachung der Basis in in der Nähe des Nabels ist weniger gross und die Mündung etwas geräumiger als bei cf/pn'a, auch wird die Schnecke etwas grösser, als von cypria angegeben wird, da sie eine Breite von 20,5 mm bei 10 mm Höhe erreicht , doch scheinen mir diese Unterschiede nicht bedeutend genug, um die Samsuner und Trapezunter Form spezifisch von cz/pria abzutrennen. Sehr grosse Ähnlichkeit besitzen die vorliegenden Exemplare übrigens auch mit der Krimer H. deila Bourg., sodass sie mit ebenso grossem Rechte als eine Form dieser Art betrachtet werden könnten. 21. Iff/aliitia (livti)uila) Kuiaisiaiia Mouss. Mousson, Cofin. Schi. II, p. 33. Von dieser in Transkaukasien nicht seltenen Art fand ich ein totes aber sehr gut erhaltenes Exemplar bei Adsharizkal — 233 — unweit Batum. Dasselbe liat fast 6V2 Umgänge, ist 9,5 mm liucli, 18 mm breit und untersclieidet sich von den Kutaiser Exemplaren durch bedeutendere Höhe, etwas weiteren Nabel und rundere Mündung. 22. Hijülinia (BetincUa) difficilis Boettg. v. disercpcms n. H. difflcili Boettg. simillima, differt colore multo obscuriore, anfr. lentius accrescentibus, umbilico paullum latiore. — Anfr. 6, alt. 12,5, lat. 24,5 mm. Einige Exemplare bei Adsharizkal unweit Batum. Von der typischen an den Bergen der Oschten- Fischt Gruppe gesammelten Form (Nachrichtsblatt d. d. Mal. Ges. 1888 p. 150) unterscheidet sich die Batumer Schnecke durch die deutlich dunkler braune Farbe mit schärfer abgesetztem Weiss der Unterseite, sehr wenig weitern Nabel und etwas langsamer anwachsende obere Umgänge, die in Folge dessen etwas schmäler bleiben. Ausserdem hat v. discrepans m. bei gleicher Grösse einen halben Umgang mehr und weniger deutliche Spiralskulptur auf den Jüngern Umgängen. — Alle diese Unterschiede zu- sammengenommen wären vielleicht bedeutend genug, um discre- pans als besondere Species zu kennzeichnen, doch schien es mir richtiger, sie als Varietät zu difficilis zu stellen, da die unterscheidenden Merkmale nur relative sind, und es somit sehr möglich ist, dass sich Übergangsformen finden. 23. H/jalinia (Retinella) secenienda n. sp. = H. fdicum Mouss. (non Kryn.!) H. filioDH Kiyn. similis, testa minore, spira magis elevata, umbilico angustiore, anfractu ultimo convexiore, apertura orbi- culari discrepans. — Alt. 14, lat. 20 mm. Nicht selten bei Trapezunt, ein Exemplar auch bei Samsun gefunden. Der H. fdictitn Kryn. sehr nahe stehend, aber durch ge- ringere Grösse, engeren Nabel, auffallende Höhe bei geringer Gehäusebreite, weit gewölbteren letzten Umgang, namentlich aber durch die zirkelrunde ]\Iündung scharf von dieser Art geschieden; charakteristisch für //. sccerncnda m. ist auch die weisgerandete Naht. In Betreff der Höhe des Gehäuses ist — 234 — noch zu bemerken, dass auch Exemplare mit etwas gedrückterem Gewinde vorkommen. Mit einer bisher vöüig unbekannten Art haben wir es übrigens hier nicht zu thun, da schon Mousson in Coqu. Schläfli II. 1863 p. 419 die Schnecke von Trebisonde aufführt, indem er schreibt: „En quantite ä Trapezonte. Les plus grands indi- vidus mesurent 21 mm de diam. sur 12 de haut. Ä Bostepe la meme espece se trouve un peu moins grande et un peu plus convexe a la base, sans former une variete bien definie." Nur hielt Mousson fälschlich die Trapezunter Art für H. filicum Kryn., da er damals wahrscheinlich die echte H. filicum, die sich überhaupt nur im Talyschgebiete findet, nicht kannte. Krynicki's Diagnose lässt sich zwar auf beide Arten beziehen, da er jedoch Lenkoran als Fundort seiner Art angiebt, so ist es jedenfalls das Richtigste die Talyschschnecke als Typus der Art zu betrachten, zumal dieselbe auch bei Pfeiffer, in der Iconographie und in allen Arbeiten Boettgers als solcher an- gesehen wird. VII. Patula Held. 24. Patula Erildii Roth. Nur ein Exemplar auf der Insel Prinkipo gefunden. VIII. Helix L. 25. Helix (Vcdlonia) pidcliella Müll. Drei Exemplare bei Samsun, ferner einige Stücke bei Batum im Auswurfe des Tschorok. 26. Helix (TricMa) crenophüa (P.) Mouss. (=^ muscicola Bourg.^ Der Meinung meines verehrten Freundes Dr. 0. Boettger folgend, beziehe ich auf diese Art mehrere Exemplare einer kleineu bei Risa und bei Sephanos unweit Trapezunt vor- kommenden Trichie. Mit der von Bourguignat gegebenen Be- schreibung stimmt zwar nicht, dass die von mir gefundenen Exemplare ziemlich lang behaart und unten nicht weissgelippt sind, allein dazu bemerke ich, dass Bourguignat bei Beschreibung seiner Art nur tote Exemplare vorlagen, denen natürlich die — 235 — Haare fehlten, und die vielleicht stärker gelippt sein mögen, wie dies bei toten Stücken von //. scricea ja auch der Fall ist. Dass die ßourguignat'sche Species wirklich behaart ist, bestätigt übrigens Mousson, dem Exemplare vom Originalfundorte (Kon- stantinopel) vorlagen, und dass auf die weisse Lippe wohl kein besonderes Gewicht zu legen ist, scheint Mousson's Ausdruck „avec labiation assez forte" zu bestätigen. Für die richtige Zuzählung spricht schliesslich auch der Umstand, dass Mousson die //. muscicoln Rourg. von Aga Sophia bei Trapezunt erwähnt (cette espece, mentionnee pour Constantinople, se trouve presque identique ä Aga Sophia). 27. Helix (Trichia) ehri/sotricha Boettgr. var. Boettger, Nachrichtsblatt d. d. Mal. Ges. 1888 p. 151. Dr. 0. Boettger beschrieb 1. c. unter obigem Namen eine ziemlich stark behaarte Trichia, die H. Leder in einem Exemplar in den Wäldern der Gebirgsgruppe Oschten-Fischt aufgefunden hatte. Wohl kaum spezifisch von dieser Art abzutrennen ist eine von mir bei Samsun gesammelte Form, die zwar in einigen Punkten etwas abweicht, im übrigen jedoch vollkommen mit H. chnjsotricha übereinstimmt. Die Samsuner Schnecke ist brauner (das Originalexemplar mehr oliv), länger behaart, ein wenig stärker gekielt, der letzte Umgang etwas weniger ge- räumig, die Mündung eine Idee weniger hoch und weit. — Da ich jedoch auch nur ein Exemplar gefunden habe, so mögen die angegebenen, ja nicht bedeutenden Unterschiede nur individuell sein, und trage ich daher Bedenken, eine besondere Varietät oder gar Art aufzustellen. 28. Helix (Carthusiana) iiisiforniis Pfr. Ein Dutzend meist schlecht erhaltener Exemplare im Aus- wurfe des Tschorok bei Batum. 29. Ilell.r (Carthusiana) frequens Mouss. Für die Balkanhalbinsel und Kleinasien ist der von Mousson für diese Art gewählte Name recht zutreffend, da sie daselbst fast überall häufig vorkommt. Ich sammelte auf meiner Reise H. frequens an folgenden Orten : Bujukdere, am europ. Ufer des Bosporus. — 236 — Nur ein Exemplar. Dasselbe ist dünnschalig, hellbraun mit weisslicher Mittelbinde. Die oberen Umgänge besitzen deutliche Haargruben. Höhe 10 mm. grösste Breite 13,5 mm. J. Prinkipo. Einige Exemplare. Dünnschalig, weisslich bis hellbräun- lich mit rötlichem Anfluge und weisser Mittelbinde. Die Haar- gruben auf den Jugendwindungen entweder undeutlich oder fehlend, Höhe 9 — 11 mm. Breite 12,5 — 15 mm. Sinope. In ziemlicher Anzahl lebend gesammelt. Ziemlich stark- schalig, weiss, der letzte Umgang gegen die Mündung zu ge- bräunt, die Mittelbinde meist verwischt, Haargruben vorhanden, aber oft undeutlich. Höhe 10 — 11,75 mm. Breite 13,5—16 mm. Samsun. In der nächsten Umgebung der Stadt hatte ich Gelegen- heit, diese Art lebend in zum Teil noch unausgewachsenen Exemplaren zu sammeln. Letztere sind selir fein behaart, die Haare sind aber sehr hinfällig, sodass ausgewachsene Stücke stets ganz unbehaart erscheinen. Dieselben haben ausserdem meistens die Epidermis verloren, doch sind auch bei ihnen — namentlich auf den oberen Umgängen — mit der Lupe leicht die grübchenartigen Narben der abgefallenen Härchen zu er- kennen. In der Grösse variieren die vorliegenden Stücke be- deutend, Höhe 8,5 — 11,5 mm. Breite 12 — 16,5 mm. Ausserdem fand ich im Auswurfe eines kleinen Flusses unweit der Stadt eine grössere Anzahl Exemplare dieser Art teils von typischer Form, teils von der f. minor Boettg. Die letzteren sind oft sehr klein — mein kleinstes Exemplar ist nur 3,75 mm hoch und 5,5 mm breit — und scheinen keine Haargrübchen zu besitzen, ich bin daher auch nicht sicher, ob sie wirklich noch zu frcquens gehören, lasse sie aber vorläufig als solche gelten, hierin der Meinung Dr. 0. Boettgers folgend. Die Varietät sfunsunohsis Pfr. für depresse Exemplare von 9 mm Hr)he und 15 mm Breite kann schwerlich aufrecht erhalten werden, da sich bei Samsun sowohl wie an anderen Orten gedrückte Exemplare zusammen mit solchen finden, die ein höheres Gewinde besitzen. — 237 — Trebisond. Die liier in grösserer Anzahl lebend gesammelten Exem- plare stimmen ganz mit den Sinoper Stücken überein, nur dass sie in der Grösse etwas hinter diesen zurückbleiben. — Unweit der Aga Sophia bei Trapezunt fand ich ausserdem noch einige Exemplare einer kleinen Form, die vielleicht mit den Samsuner Stücken, f. minor Boettg., identisch sind. Sie sind hellbraun, dünnschalig und deutlich behaart. Höhe 4, Breite 5,5 mm. Bisa. Zwei lebende und vier tote Exemplare. Dieselben sind wieder dünnschalig, weisslich oder etwas bräunlich mit schwacher heller Mittelbinde. Haargruben nicht erkennbar. Höhe 9 — 11,5, Breite 12 — 16,5 mm. Batum. Einige' Exemplare im Auswurfe des Tschorok. Dieselben gehören der Grösse nach einer Mittelform an, das Gewinde ist ziemlich depress, Haargruben scheinen vorhanden zu sein. Höhe 6 — 8, Breite 9,6 — 11,5 mm. Mousson giebt bei seiner Beschreibung der Art, die er nach aus Prevesa (Epirus) stammenden Stücken aufstellte, aus- drücklich an, dass sie ohne Haargruben auf den Jugendwindungen sei, es ist dies aber, wie man an den von mir gesammelten Exemplaren ersehen kann, ein Kennzeichen, auf das nur wenig Gewicht gelegt werden darf. Die Behaarung ist nämlich immer sehr schwach, und ausserdem kommen oft ausser deutlich be- haarten Stücken an demselben Orte solche vor, die schon in der Jugend fast ohne Härchen sind, so dass sie natürlich in erwachsenem Zustande keine Haargruben aufweisen können. 30. Hdix (Eidota) circassica Charp. typ., f. pallida Boettg. und f. nulis m. n. In ziemlicher Anzahl teils lebend, aber meist nicht aus- gewachsen, hei Adsharizkal, ca. 3 Meilen westlich von Ba- tum gesammelt. — Die vorliegenden Exemplare bestätigen, was Dr. 0. Boettger in den Malak. Jahrbüchern bei verschiedenen Gelegenheiten über die Variabilität der Art gesagt hat. — Die Mehrzahl der Exemplare zeigt die typische Färbung, fuchsrot mit grünlich-weissem Kielbande, seltener sind einfarbige matt- — 238 — weissgelbe Stücke — f. paUida Boettg. Die Mündung ist meist stark gerundet, die Höhe derselben verhält sich zur Breite im Durchschnitt wie 1 : 1,09, während z. B. bei den grossen Psirsker Exemplaren meiner Sammlung das Verhältnis von Mündungs- höhe zur Breite = 1 : 1,16 ist. Höhe des Gehäuses 16 — 17,5, Breite 18,5 — 21,5 mm. Ausser dieser vom Typus im Grunde doch nur wenig ab- weichenden Form fand ich am gleichen Fundorte eine zweite stärker differierende, die ich als f. rudis bezeichnen will. Die- selbe ist kleiner, das Gewinde relativ höher, die bogigen An- wachsstreifen sind kräftiger entwickelt, die Mündung noch ge- rundeter, indem sich hier die Höhe zur Breite wie 1 : 1,02 oder gar wie 1:1 verhält. Höhe 13 — 15,5, Breite 14 — 17 mm. Ähnliche Exemplare erwähnt Dr. 0. Boettger von Chichadzir, ebenfalls in Adsharien (vgl. Jahrb. d. Mal. Ges.VII 1881 p. 208). Aus Risa liegen mir 8 lebend gesammelte unausgewachsene und 3 tot gefundene vollkommen erwachsene Stücke vor. Die- selben besitzen eine ziemlich breite Mündung — Höhe verhält sich zur Breite wie 1 : 1,16 oder gar wie 1 : 1,26 — , die An- wachsstreifen sind nur schwach angedeutet. Höhe 14,3 bis 16 mm.. Breite 16,5 — 18 mm. 31. Hcllr (Fiiiticocampylaca) pratem^is P. v. Jonnr/is Mort. f. minor. Nur ein stark bescliädigtes Exemplar im Auswurfe des Tschorok bei Batum. 32. Ilelix (XeroplnJa) rirgafa Mtg. v. hitraia (Barr.) Ffr. Die von mir auf der Insel Prinkipo gefundenen Exem- plare stimmen so sehr mit Stücken meiner Sammlung von den Balearen und aus Portugal überein, dass ich sie unmöglich von diesen trennen kann, obschon H. lutcafa Parr. als eine dem Westen des Mittelmeerbeckens angehörige Form betrachtet wird. H. rirgafa Mtg. wird übrigens schon von Mousson von Dol- mabagtsche (unweit Koustantinopel) ei'wähnt. — Es ist ja leicht möglich, dass alter Verkehr mit Westeuropa die Schnecke nach Prinkipo und Koustantinopel gebracht hat. — Die vorliegenden Stücke haben bald höheres, bald gedrückteres Gewinde; von zwei grösseren Exemplaren ist das eine 12 mm hoch und 17 mm — 239 — breit, das andere hat dagegen bei 16 mm Breite nur 9,5 mm Höhe. Die Bänderung ist sehr selten scharf, aucli das oberste Band ist selten dunkler gebräunt; meistens ist die ganze Schnecke hellofelbbraun mit verwaschenen Binden. '»* 33. Helix (Xcrophüa) Ungcri Zeleb. 4 Exemplare bei Samsun. Dieselben sind in Form, Nabelung, Grösse und Färbung vollkommen typisch zu nennen. Als ein neues, bisher unbeachtet gebliebenes, wichtiges Merk- mal für diese Art tritt hinzu, dass sie äusserst fein aber deut- lich spiralgestreift ist; sie ist demnach in die Grui)pe En- pcniipl^a Hartm. zu stellen. 34. Helix (Xeroijhila) Ivri/mckn Andrz. \y\^. et var. Retowski, Mal. BI. N. F. Bd. VI, 1883 p. 7. Von dieser in der Krim sehr verbreiteten und auch im Kaukasus vorkommenden Art sammelte ich auf meiner Reise zahlreiche Exemplare bei Sinope, Samsun und an der Mündung des Jechil-Irmak. Die Sinoper Exemplare, sowie die auf der Ostseite Samsuns gesammelten Stücke stimmen in allem vollständig mit den Krimer Exemplaren überein. Sie sind fest- schalig, weiss, braungebändert, das breite obere Band am Innern Rande verwischt. Das grösste mir vorliegende Exemplar ist 11 mm hoch, 18 mm breit. Auf der Westseite Samsuns tritt eine andere, etwas ab- weichende Form auf, die ich ihrer dünnen, zerbrechlichen Schale wegen als f. tenuis m. bezeichne. Dieselbe unterscheidet sich von der typischen H. Knjnickii ausserdem noch durch grössere, mehr gerundete Mündung, nicht nach unten gezogenen letzten Umgang und etwas engeren Nabel bei gleicher Grösse. Älni- liche dünnschalige Exemplare sammelte H. Leder am Gestade des Caspisees bei Lenkoran. Von den Samsuner Stücken be- sitzt etwa die Hälfte oben eine breite deutliche braune Binde, die unteren Bänder sind bald vollständig, bald verschwinden sie teilweise oder ganz. Bei ^/lo der vorhandenen Exemplare sind alle Bänder mehr oder weniger verwischt, die Grundfarbe gelb- weiss, -/lo endlicli sind reinweiss. Sämtliche von mir gefundenen — 240 — Exemplare sind infolge der noch vollständig fehlenden Lippe als nnaiisgewachsen zu hetrachten. Das grösste Exemplar ist 12 mm hoch, 17 mm breit. V. variepida n. Die von mir an der Mündung des Jechil-Irmak in nahe- zu 200 Exemplaren gesammelte hübsche Form von //. Krijuichii verdient jedenfalls mit einem besonderen Namen bezeichnet zu werden. Dieselbe ist zufolge ihres Vorkommens auf den kalk- armen Meeresdünen ebenfalls sehr dünnschalig, die Mündung gross, gerundet wie bei meiner f. tenuis, der Nabel noch enger als bei dieser. Was mich aber besonders veranlasst, der vor- liegenden Form einen Namen beizulegen, ist die Färbung. Die Grundfarbe ist immer reinweiss (nicht gelblich weiss , wie sonst gewöhnlich), die Bänder bald vollständig, bald zu breiten Binden zusammenfliessend, bald in Flecken aufgelöst, bald ganz ver- schwindend; aber immer ist die Zeichnung eine scharf begrenzte, nicht wie bei den Exemplaren anderer Fundorte mehr oder weniger verschwommen. Wie bereits gesagt, treten, da alle Bänder — mit Ausnahme des obei'sten — sich in Flecken auf- lösen oder verschwinden können, eine Unmasse von Variationen auf; von diesen möchte ich zwei sehr hübsche Farbenspielarten hervorheben, die mir weder bei //. Krynickn noch bei anderen Xerophilen begegnet sind : mut. eximia n. Oben mit einem sehr breiten, dunkelbraunen Bande, der weisse Raum zwischen demselben und dem vorhergehenden Umgange mit heller braunen Radialstreifen, die bisweilen so stark werden, dass sie zusammenfliessen, und dass der letzte Umgang alsdann oben ganz dunkelbraun gefärbt ist. Die Mittelbänder bald vollständig entwickelt, bald in Flecken aufgelöst, bald fehlend. Das untere, bei meinen Exemplaren immer vorhandene Band wird bei einigen Stücken so stark wie das obere, und bilden dieselben den Übergang zu einer zweiten Farbenspielart: mut. infrafaeniata n. Unten mit einem sehr breiten schwärzlichen Bande, die anderen Bänder mehr oder weniger entwickelt, das obere stets deutlich, aber schmal. — 241 — mut. albina. Etwa Vö der gesammelten Exemplare ist reiiiweiss, ohne Spur von Bänderung. 35. Ilelix (Xcrophila) derbentina Kryn. typ., mut. snpraxonata Mouss. et f. deprcssa n. H. derbentina Kryn. hat so ziemlich denselben Verbreitungs- bezirk wie H. Krynicläi Andr., nur dass sie im Kaukasus weit häufiger auftritt als diese. In Exemplaren, die ganz mit den Krimer und kaukasischen übereinstimmen, sammelte ich die Art bei Batum und bei Trapezunt, an beiden Orten sowohl rein- weisse (typische) Exemplare, wie solche mit mehr oder minder reicher fleckiger Bänderung, m. siqjraxonafa Mouss. Eine etwas abweichende Form besitzen die Exemplare, welche ich bei Samsun gefunden habe, ich bezeichne sie als: f. depressa n. Sie unterscheiden sich von den typischen Exemplaren durch konstant sehr niedriges, oft gar nicht vortretendes Gewinde; infolgedessen ist die Höhe der Schnecke im Verhältnis zur Breite bedeutend geringer. Während sich Höhe und Breite bei den Krimer und kaukasischen Stücken verhalten wie 1 : 1,57 bis 1,80; ist das Verhältnis bei den Samsuner Exemplaren 1 : 1,92 bis 2,08. Ferner ist der letzte Umgang fast gar nicht oder völlig nicht nach unten gebogen, was zur Folge hat, dass der Nabel noch weiter wird als gewöhnlich. Von den mir vor- liegenden Exemplaren ist etwa ein Drittel reinweiss, die übrigen zeigen die gewöhnliche Bänderuug. Mein grösstes Exemplar ist 9,5 mm hoch, 18,25 mm breit. — Dieselbe depresse Form kommt nach Dr. 0. Boettger auch bei Nachitschewau am oberen Araxes vor. Obgleich sich die obengenannten Merkmale bei allen meinen Samsuner Exemplaren finden, so habe ich Abstand genommen, auf dieselben eine besondere Varietät zu gründen, da sich, wenn auch sehr selten, im Kaukasus an denselben Orten zusammen mit Exemplaren gewöhnlicher Form solche finden, die ein ebenso gedrücktes Gewinde aufweisen wie die Samsuner Stücke. 16 — 242 -«^ 36. Hclix (XerophiJa) profiifia A. S. v. Dragoricln Zel. et V. comnena n. V. DragoricM Zel. In ziemlicher Anzahl bei Sinope und bei Samsun ge- sammelt. — Da IL Drajiorichi eigentlich nur durcli etwas gröbere Costalierung und eine Idee weiteren Nabel von //. pro- f/ff/a A. S. abweicht, so kann dieselbe auch nur als Varietät der letzteren betrachtet werden. Überdies trifft man unter den kleinasiatischen Exemplaren oft genug auch solche, bei denen diese Unterschiede verwischt sind, sodass dieselben von italie- nischen Exemplaren von profitga gar nicht zu unterscheiden sind. V. cow)irna n. Unterscheidet sich von der Stammform durch etwas engern Nabel, feinere Streifung, vollständig gerundeten letzten Um- gang und die Färbung. Die Schnecke ist nämlich oben mit einer scharfen, breiten, braunen Binde geziert, auf der untern Seite sind 6 — 7 schmälere Bänder, von denen einige häufig auch zu breiteren Binden zusammenfiiessen. Mein grüsstes Exemplar ist 9 mm hoch, 12,25 mm breit. Sehr häufig bei Trapezunt. — Zusammen mit dieser hübschen Varietät finden sich Exemplare von fast einförmig hellbraun grauer Färbung mit deutlicher weisser Binde auf der Mitte des letzten Um- gangs; ich bezeichne dieselben als f. grisescens m. Diese Form hat einige Ähnlichkeit mit der v. smyrnensis Boettg. ; letztere ist jedoch etwas kleiner, noch enger genabelt, dickschaliger und lebhafter gezeichnet. 37. Hclix (Xcrophüa) pyramirlata Drap. typ. et f. radiafa n. Die von mir auf der Insel Prinkipo gesammelten Exem- plare lassen sich leicht in zwei Farben Varietäten teilen. Die häufigere hat oben eine ziemlich breite, braune Binde, die untern Bänder sind meistens schmäler, heller, bisweilen in Flecken aufgelöst, bisweilen ganz fehlend. — Bei der zweiten Farben- spielart (i. radiafa m.j, die sich zusammen mit der ersten findet, ist das breite, braune Band in viele Radialstreifen aufgelöst. — Das Gewinde ist bald mehr, bald weniger erhoben ; es kommen Exemplare vor, bei denen sich Höhe zu Breite verhält wie 1 : 1,51, dagegen auch höhere, bei denen das Verhältnis der — 243 — Höhe zur Breite = 1 : 1,12 ist. Das grusste mir vorliegende Exemplar ist 10 mm hoch, 12 mm breit. 38. Helix (Xerophila) acuta Müll. Bei Sinope häufig in einer sehr schlanken Form. Das grüsste vorliegende Exemplar erreicht kaum 5 mm Breite bei 14,5 mm Länge. Zahl der Umgänge 9 — IOV2. Meist bunt ge- färbt, sehr selten reinweiss. 39. Hell.r (Tarltra) nfrolahiata Krjn. et var. Die 3 bei Batum'^gefiindenen Exemplare geh(")ren 3 Earben- spielarten an; das eine mag so ziemlich dem Typus der Art entsprechen, das zweite ist als v. PaJJas/l Dub., das dritte als V. dccassata Boettg. zu bezeichnen. V. mterrcdcus n. Übergangsform von atrolahiala Kryn. zur v. f<1aarnpoUiana A. S. — Die Form, dünne Schale, Zahnbildung, die kräftigen durchscheinenden schwarzen Binden hat diese neue Varietät mit afrolahiata gemein, in Grösse und Querskulptur hält sie die Mitte zwischen letzterer und stauropolitana, an welche sie auch durch ihre Hammerschlagbildung erinnert, die jedoch bei intcr- cedcns weit schwächer auftritt. In der Färbung lassen sich folgende Variationen beobachten: 1) 1. 2. 3. 4. 5. (alle 5 Bänder vorhanden, 1 und 2 schmal , 5 sehr breit , den ganzen Raum bis zur Mündung anfüllend) 8"/o. 2) 1. 273. 4. 5. (Band 2 und 3 verschmolzen) . . . 54^/0. 3) . . 3. . 5. (nur Band 3 und 5 deutlich) ... . 3"/o. 4) Bänder undeutlich, hellbraun, bald alle angedeutet, bald teilweise, bald ganz fehlend .... 35"/o. Höhe 20 — 25 mm, Breite 32—40 mm. In einiger Anzahl lebend bei Risa, dann in drei toten Exemplaren bei Sephanos unweit Trebisond gesammelt. Letztgenannter Ort ist der westlichste bis jetzt bekannte Fund- ort dieser im ganzen Gebiet des Kaukasus verbreiteten Art. 40. Helix (Macularia) rcrmiculata Müll. Die in grosser Zahl bei Sinope gesammelten Exemplare sind in Form, Grösse und Färbung den Smyrnaer Stücken sehr 16* — 244 — älinlicli. Wie diese sind sie meistens gediückter als die mir aus dem Westen bekannten Exemplare dieser Art ; die Höhe verhält sich zur Breite bei ihnen wie 1 : 1,51 — 1,87. In der Grösse zeigen sich ziemlich bedeutende Unterschiede, indem die Höhe von 13 — 16,6 mm, die Breite von 21 — 31 mm variiert. — In der Färbung kann man zwei Formen unterscheiden : bei der häufigeren (84 ^/o) ist nur das oberste Band und dieses gewöhn- lich auch nur auf der Innern Seite in I^lecken aufgelöst, die andern 4 sind sehr scharf und deutlich, 2 und 3 sehr genähert und bisweilen stellenweise zusammenfliessend ; bei der zAveiten seltneren Form (16 "/o) sind alle Bänder in Flecken aufgelöst, Band 2 und 3 dabei meistens zu einer breiten Fleckenbinde verschmolzen. Vollständig übereinstimmend mit den Sinoper Stücken sind die Exemplare von H. verniiculatn , welche ich auf der I. Prinkipo fand, nur dass hier gefleckte Exemplare häufiger auftreten, als solche mit ganzen Bändern. 41. HcUx (HeUcoijena) aspcrsa Müll. In grosser Zahl bei Sinope gesammelt. — Sehr konstant in der Form und auch in der Bänderung wenig variierend. Bei der überwiegenden Mehrzahl (91*^/o) sind Band 2 und 3 zu einer breiten Binde zusammengeflossen, selten sind alle Bänder deutlich (8*^/o) und äusserst selten (l"/o) verschmelzen 1, 2, 3 einerseits, 4 und 5 andererseits zu je einer breiten Binde. In der Grösse schwanken die Exemplare zwischen 28—33 mm Höhe und 30 — 37,5 mm Breite. 42. Ilelix (HcUcogena) liicormn Müll. v. viiphratrica v. Mts. et V. fauric/i Kryn. Vgl. Boettger, Jahrb. d. d. Mal. Ges. XIII p. 141. Freund Boettger hat a. a. 0. die Gründe angegeben, die ihn bewegen, IL lueornm Müll., ta urica Kryn. und railiosa Mouss. für 3 gute Arten zu halten. Besonderes Gewicht legt er dabei auf die Höhe und Breite der Mündung und p. 143 giebt er eine kleine Tabelle, die ich hier folgen lasse, um meine Meinuug über die Unhaltbarkeit der 3 Arten darzulegen. Die Höhe der Schale mit a, Breite der Schale mit b, Höhe der Mündung — 245 — mit c, Breite der Mündung mit d bezeichnend, findet Dr. Boettger folgende Verhältnisse: Hx. tauriaa Kryn. var. Martensi Bttg. Schemacha. c : d = 1 : 0,87; c : a ^: 1 : 1,40. Hx. taurica Kryn. typ. Murud. c : d 1 : 0,90; c : a ^ 1 : 1,48. - Aksu. c : d ^: 1 : 0,95; c : a = 1 : 1,39. Hx. racUosa Mouss. Dardanellen, c : d =i 1 : 0,89; c : a = 1 : 1,52. Brussa. c : d = 1 : 0,88 : c : a = 1 : 1,38. Hr. lucoriDit Müll. var. euphraik-a Mts. Trapezunt. c : d = 1 : 1,01 ; c : a = 1 : 1,55. Aus dieser Tabelle ist zunächst nicht zu ersehen, Aveshalb die Schemacher Exemplare (v. Martcnsi Bttg.) zu taurica Kryn. gestellt sind, da sie doch weit eher zu radiom Mouss. zu ziehen sein würden. Aber auch für H. hicornm Müll. v. eupliratim Älts. und //. taurica Kryn. sind die Verhältniszahlen nicht stichhaltig, wie die von mir an verschiedenen Orten gesammelten Exemplare beweisen. Ebensowenig kann ich die noch ange- gebenen Unterscheidungsmerkmale, die grössere oder geringere Verdickung der Spindel, das höhere oder niedrigere Gewinde, die Form der Mündung und die Färbung der Lippe als konstante Merkmale betrachten. Allerdings zeigen die Exemplare eines Fundortes gewöhnlich mehr oder weniger Übereinstimmung untereinander und weichen von denen anderer Fundorte etwas ab, doch finden sich an einem Orte nicht selten neben Exem- plaren einer Form vereinzelt solche, die absolut identisch mit denen anderer Orte sind. Ich halte es somit für das Richtigere, die der typischen H, lucortuu Müll, so nahe stehenden Bärmen nicht spezifisch von dieser abzutrennen. — Die von mir ge- sammelten Exemplare zähle ich zwei Varietäten zu und zwar: 1) V. eupliratica Mts. Dieselbe sammelte ich in 10 Exemplaren bei Trebisond. Da Dr. Boettger 1. c. die Trebisonder Stücke genügend charak- terisiert hat, so enthalte ich mich hier einer eingehenden Be- schreibung und bemerke nur, dass sich bei meinen Exemplaren c : d wie 1 : 0,91 bis 1,01 verhält. — 246 — Nicht von dieser Varietät zu trennen sind die 3 Exem- plare, welche ich beiBujukdere unweit Konstantinopel fand. Auch sie zeigen deutlich die Unwichtigkeit des Höhen- und Breitenverhältnisses der Mündung, indem sich bei ihnen c : d verhält wie a) 1:0,96 b) 1 : 1 c) 1:1,01. Höhe der Schale 36 mm; Breite 40—41,5 mm. Grössere Schwierigkeit in Betreff der Zuzählung machen mir die Exemplare, welche ich bei Samsun sammelte. c:d verhält sich bei ihnen wie 1 : 0,87 : 0,90 : 0,93 : 0,94 : 0,95 : 0,96; c:a wie 1:1,39:1,45:1,51:1,52. Hiernach wären die Sam- suner Stücke am ehesten zu taurica zu stellen ; dem widerspricht aber die verhälnismässig grosse Höhe und der platt angepresste Spindelcallus, der ebenso wie die Lippe bald reinweiss, bald bräunlich violett gefärbt ist. Diese beiden Merkmale würden auf H. radiosa Mouss. hinweisen, und ist auch eins meiner aus Smyrna stammenden Exemplare von radiosa vollkommen mit einem Samsuner Stück identisch. — Da nun aber auch zwischen letzteren und den Trebisonder Exemplaren kein wirklicher Unter- schied auffindbar ist. so muss ich auch die Samsuner Form der V. cuphmtica Mts. zuzählen. — Fast alle Exemplare sind mit Radialstreifen versehen und heller als die Trebisonder Stücke gefärbt. Das Gewinde ist bald sehr hoch, bald niedriger, meistens ist die Schale höher als breit; meine beiden extremsten Exem- plare zeigen folgende Maasse: a) Höhe 38 mm, Breite 46 mm, bl Höhe 53 mm, Breite 51 mm. 2) V. taurica Kryn. Mir liegen beinahe 100 Exemplare dieser Varietät von Sinope vor, wo dieselbe sehr häufig ist und wie //. asjiersa Müll, eine beliebte Speise der ärmeren griechischen Bevölkerung bildet. Der starke verdickte Spindelcallus, die weisse Lippe und das meist niedrige Gewinde sind bei den Sinoper Exem- plaren recht konstant, dagegen ist das Verhältnis zwischen Höhe und Breite der Mündung so schwankend, dass es nicht als Artcriterium betrachtet werden kann, wie folgende Messungen an 6 vollkommen erwachsenen, normalen Exemplaren beweisen. 1. c:d = 1:1,01; c:a = 1:1,33 2. c:d = 1:1 ; c:a = 1 : 1,35 3. c:d = 1: 1 ; c:a ^== 1 : 1,63 — 247 — 4. c:d = 1:0,94; c:a = 1 : 1,32 5. c:d = 1:0,89; c:a = 1:1,36 6. c:d = 1 :0,89; c : a = 1:1,41. Wenn man diese Zahlen mit Dr. Boettgers Tabelle ver- gleicht, so würden Nr. 1—3 am ehesten zu II. lucoruui Müll. V. euphmtica Mts. gehören, obgleich das Verhältnis der Mündungs- höhe zur Schalenhöhe gewöhnlich bedeutend von dem für euphra- tica angegebenen abweicht. Nr. 4 AVäre zu tanrica Kryn. zu stellen und Nr. 5 und 6 zu radiosa Mouss. Alle meine Sinoper Exemplare sind aber an einem Orte anf verhältnismässig kleinem Räume gesammelt und gehören unbedingt zu einer Art, was Dr. Boettger auch selbst bezeugt, indeui er die ihm zugesandten Stücke alle als sichere taurica Kryn. bezeichnete. — Die Färbung ist bei den Formen von //. luconiiii Müll, vollends nicht als Unterscheidungsmerkmal zu betrachten, wde die Sinoper Stücke beweisen, bei denen sich folgende Variationen zeigen: 1) 1. 2. 3. 4. 5. alle Bänder vorhanden und mehr oder minder deutlich getrennt 22°/o. 2) 1. 2. 3. 4. 5. Band 2 und 8 vollständig zusammen- fliessend IS^'o. 3) r~2T~3. 4. 5. Band 1, 2 und 3 zu einer Binde vereint 30/0. 4) 1. 2. 3, 4. 5. Die obern, Avie die untern Bänder zu je einer breiten Binde zusammenfliessend (häufigste Form) 30 0/ ;o. 5) Mit dunkeln Eadialstreifen, vor denen die Spiralbänder mehr oder weniger zurücktreten . . 27"/o. Was die Grössen Verhältnisse der Schale anbetrittt, so bleiben die Sinoper Exemplare hinter denen von Trebisond und Samsun meistens bedeutend zurück. Die Höhe ist immer ge- ringer als die Breite; im Durchschnitt beträgt erstere 36 mm, letztere 40 mm. IX. l)iilii)iiinis Elireiil)erg. 43. BulInnuHS (Brephulus) hicallosiis Pfr. Nur ein nicht erwachsenes Exemplar bei Bujukdere unweit Konstantinopel. — 248 — 44. BiiUmmus (Brephulus) orietitalia Pfr. An dem Origiimlfiindorte der Art, der Insel Prinkipo, ge- lang es mir bei meinem kurzen Aufenthalte daselbst nicht, dieselbe zu finden, dagegen sammelte ich einige Stücke bei S i n 0 p e und an der Mündung des J e c h i 1 - 1 r m a k in der Nähe von Samsun. Dieselben haben 10 — 11 Va Umgänge, 18— 23 mm Länge und 4,75 — 5,5 mm Breite; der untere liand- zahn ist immer schwächer als der obere. 45. Buliuiinus {Brcphulns) hiplicatiis n. sp. T. dextrorsa, elongata, cylindrica, ad apicem et ad basin attenuata, solida, corneo-fusca, nitida; apex acutiusculus. Anfr. IIV2, convexiusculi, sutura impressa disjuncti, striatuli. striis levibus perobliquis, ultimus 7^ altitudinis testae fere aequans. Apertura elongato-ovalis , deute angulari minimo instructa. Peristoma expansum, late reflexum, albolabiatum, ad sinulum subretractum, marginibus callo junctis; columella fiexuosa, callosa, prominula, dentem simulans; palatum in fundo valide uniplica- tum. — Alt. 20 mm, lat. 4 mm. Ein Exemplar dieser prächtigen Novität im Auswurfe des Tschorok bei Batum. Durch die nach oben und unten verschmälerte Form er- innert diese neue Art an B. RaijiievaUanus Bgt., in Folge der starken, verlängerten, der Naht parallelen, weissen, nach aussen durchscheinenden Wulst im Grunde des Gaumens gehört sie aber wohl eher in die Verwandtschaft von B. aücnuatus Kryn. und B. Duboisi Mouss., mit denen sie jedoch schon wegen der einfarbig braunen Hornfarbe des Gehäuses nicht verwechselt werden kann, abgesehen von den sonstigen Unterschieden. 46. Bnliiuimis (Bj-ephuhis) xehra Oliv. Drei Exemplare bei Samsun, eins bei Sinope. 47. BuUmimis (Pscudomastus) carneolus Mouss. Von den 3 auf der Insel Prinkipo gefundenen Exem- plaren hat das eine einen ziemlich stark entwickelten Angular- höcker, bei den beiden andern ist derselbe nur schwach an- gedeutet. - 249 — 48. Baliuiinns (Fseudomasii(s) jmpn Briig. Die in ziemliclier Anzahl bei Sinope und bei Samsun gesammelten Exemplaren sind meistens etwas schlanker nnd grösser als die mir ans Italien bekannten Stücke. Hierdurch sowie durch die verhältnismässig kleine Mündung erinnern die Sinoper und Samsuner Exemplare sehr an IJ. RosniiMaderi Pfr. aus Brussa, der vielleicht auch nur als var. von pupa Brug. zu betrachten ist. — Länge 13,5 — 17,6 mm, Breite 5,25—6,5 mm. f. minor. Von Trebisond liegen mir 2 Stücke vor, die ihrer ge- ringen Grösse wegen der f. minor angehören. Bei dem einen Exemplar ist der Angularh()cker stark ausgebildet, das andere hat denselben nur schwach angedeutet. — Länge 12 — 12,75 mm, Breite 5 mm. 49. Buliudims (Xapaenfi.) ponticiis Ret. Retowski, Mal. BI. N. F. VA. IX, 1887 p. 28. Diese von mir 1. c, nach am Strande der Krim ange- schwemmten Exemplaren, aufgestellte Species fand ich in einiger Anzahl bei Samsun und bei Sinope, sodass hierdurch das wahre Vaterland der Art bekannt wird. Der a. a. 0. gegebenen Diagnose habe ich nur hinzuzufügen, dass die Form der Mündung bald schmal oblong, bald mehr gerundet ist. Die Farbe ist weisslich bis dunkelbraun, ebenso wie bei B. pupa wechselnd. — Länge der vorliegenden fStücke 13 — 18 mm, Breite 5 — 6 mm. 50. Buliv/inus (Chondnda) Kollyi n. sp. T. dextrorsa, cjdindrica, solida, corneo-fusca, nitida ; apex turrito-conicus. Anfr. 9, planiusculi, subtiliter striati, sutura leviter impressa disjuncti, ultimus Vi longitudinis testae paullo superans, antice parum ascendens, ad aperturam medio sat profunde impressus. Apertura oblongo-ovalis, tridentata: deute 1 parietali profundo, 1 columellari, 1 conico in margine exteriore ; peristoma albolabiatum, margine dextro angulatim ad parietem refracto, medio antrorsum dilatato, basali et columellari expanse reflexis, extus late albido-limbatum. — Long. 16 mm, lat. 5,3 mm. Nur ein Exemplar im Auswurfe des T s c h o r o k bei B a t u m. Die vorliegende neue Art dürfte dem ausschliesslich auf Griechen- land beschränkten B. Bergeri Roth am nächsten stehen, unter- — 250 — scheidet sich aber leicht von diesem durch die walzenförmige, cylindrische Gestalt, die ganz andere Mundform und das Fehlen des Angularzahns. 51. BuUiidmis (Chondrula) lamdUferus Rssm. = phnsiaims Dul). Mein verehrter Freund Dr. 0. Boettger sprach in den Jahrb. d. deutsch. Mal. Ges., Jahrg. XIII, 1886 p. 147 die Ansicht aus, dass phasianns Dub. wohl am besten einfach als Synonym zu laiiiclUfcnis Essm. zu setzen sei, da die für pit.asiamis angegebenen Unterschiede, die geringere Höhe des letzten Um- gangs sowie die schwächere Knickung der Parietallamelle in der Tiefe der Mündung nicht in allen Fällen stichhaltig seien. Wie wenig auf den zuletzt angegebenen Unterschied zu geben ist, geht deutlich daraus hervor, dass Westerlund in seiner Fauna der Paläarktischen Binnenconchylien III, Lund 1887, p. 45 \o\\ pliaskuni^ Dub. angiebt, dass bei dieser Varietät die Parietallamelle stärker gekniet sei als bei der syrischen Stammform. Ebenso hinfällig ist auch der andere Unterschied, wie jeder sich überzeugen wird, dem eine grössere Anzahl trans- kaukasischer Exemplare eines Fundortes vorliegen, da sich unter denselben wohl immer Exemplare finden werden, bei denen der letzte Umgang ebenso stark ansteigt wie bei den Stücken aus Syrien. Da sonst absolut keine Unterschiede vor- handen sind, so ist es jedenfalls das Richtigste, phasianns nicht weiter als eine besondere Varietät aufzuführen. Die von mir bei Batum gesammelten Exemplare stimmen in Form und Bezahnung vollkommen mit denen anderer trans- kaukasischer Fundorte überein ; sie sind klein oder von mitt- lerer Grösse, 4,25 — 6 mm lang, 2,2—3,1 mm breit. 52. BiiUminiis (Chondrula) Clessini Ret. Retowski, Mal. Bl. N. F. VI. 1883 p. 56 iiiul IX. 1887 p. 32. Einige bei Sinope und bei Samsun gefundene Exem- plare beweisen, dass die Nordküste Kleinasiens als Heimat dieser kleinen Schnecke zu betrachten ist, die ich nach an der Krim angeschwemmten Exemplaren beschrieben hatte. — 251 — 53. Bidliiiinns (Ckondrula) cuiinus Ret. Retowski, Mal. Bl. N. F. VI. 1883 p. 54. Voll den 4 Exemplaren, welche ich im Auswurfe des Tschorok bei Batum gefunden habe, sind drei als voll- kommen typisch zu bezeichnen, das vierte hat ein etwas höheres Gewinde, doch gehört es sicher aucli zu dieser Art, da die untern 5 Umgänge vollkommen cylindrisch sind, und es auch in allen iibrigen Kennzeichen mit den andern Exemplaren überein- stimmt. Der a. a. 0. gegebenen Diagnose ist hinzuzufügen, dass die Mündung jederseits ein mehr oder minder starkes An- gularhöckerchen besitzt, von denen das äussere bisweilen mit dem lamellenartigen Parietalzahn verbunden ist. — Länge 10 bis 10,6 mm. Breite 3,8—4 mm. 54. Buliminiis (Chondnda) incertus Ret. Retowski, Mal. Bl. N. F. VI. 1883 p. 55 u. IX. 1887 p. 29. Von den 8 vorliegenden, bei Samsun gesammelten Stücken stimmen 7 vollständig mit den Exemplaren, nach denen ich die Art beschrieben liabe, überein, das achte ist durch Fehlen des Parietalzalmes ausgezeichnet, weicht aber sonst in nichts von den andern ab. Länge 7,3—11 mm, Breite 3 — 4,2 mm. Die nächststehende Art ist jedenfalls der dalmatinische B. scducUUs Rossm., von dem sich jedoch B. incertus m. durch relativ grössere Breite, verhältnismässig höheren, letzten Um- gang und dadurch bedingte grössere Mündung unterscheidet. Wie bei der vorhergehenden Art war der genaue Fund- ort bisher unbekannt. 55. Btdüninus (CJxntdrula) tricodis Mouss. f. minor Boettgr. et v. excedcns n. Von dieser Art sammelte ich 9 Exemplare im Auswurfe des Tschorok bei Batum; 2 derselben gleichen vollkommen den kleinen Exemplaren aus Kars, welche Dr. Boettger als f. Dfüior bezeichnet hat. Die übrigen 7 gehören einer Form an, die zwar nicht spezifisch von tricodis abzutrennen ist, aber wohl einen besonderen Varietätsnamen verdient. Ich bezeichne dieselbe als: — 252 — V. cxcdlcn^ n. Der Hauptiiiiterscliied dieser neuen Varietät von der typischen Form bestellt in der starken Eniwiclvlung des Parie- talzalnis. Bei der Stammform befindet sicli dieser Zalni ziemlicli tief innen, bald mit dem scliwaclien Angularliückerclien an der Insertion des Aussenrandes verbunden, bald von demselben ge- trennt. Bei V. cxcclkns m. sind die beiden Angularhöckerclien durch eine mehr oder minder starke caliöse Platte verbunden, die wiederum mit dem Parietalzahn in Verbindung steht. Je stärker die Platte ist, desto stärker ist auch der Randzahn entwickelt, was alsdann zur Folge hat, dass der Aussenrand ziemlicli grade verläuft und nicht so gerundet ist wie bei der typischen Form, sowie dass das Grübchen auf der Mitte des letzten Umganges nahe am Aussenrande stärker eingepresst ist. — Umgänge 9 bis 10, der vorletzte kaum breiter als der drittletzte. Länge 7 — 10 mm. Breite 2,8--4 mm. Letztere Zahlen sind jedoch nicht relativ zu nehmen ; da die Breite nicht immer mit der Länge zunimmt, so ist z. B. das grösste der von mir gefundenen Stücke 10 mm lang und 4 mm breit, ein anderes 9 mm lang, aber nur 3 mm breit (statt 3,6 mm. wie es nach dem Verhältnisse des ersten Exemplars sein müsste). X. Coelilieopa Kisso. 56. Cocldieopa (Zun) Jtibrica Müll. Im Auswurf des T s c h o r o k bei B a t u m in typischer Form. 57. Cochlicopa (Holieiurartliln) hour(jmgiiatlcma Ben. Ich sammelte einige Stücke dieser aus Algier beschriebenen Art bei Samsun. Die Verbreitung derselben scheint ziemlich gross zu sein, da sie auch in Sicilien, Greta und auf der euro- päischen Seite der Dardanellen gefunden worden ist. 58. Cochlicopa (Caecilianella) immiloruni Bourg. var. Die von Sinope und Samsun vorliegenden Exemplare unterscheiden sich nur durch die feine, fast konkav ausgezogene Spitze von typischen Exemplaren der C. tiinndoriim Bourg. 59. Cochlicopa (CacciUmiclla) Baddci Boettg. In einigen mit den kaukasischen Exemplaren vollkommen übereinstimmenden Stücken bei Samsun gefunden. Ferner — 253 — sammelte ich 2 Exemplare bei Batum, von denen sich das eine durch auffallende Grösse auszeichnet, da es die Länge von 6,3 mm erreicht. XI. Piipa Drapaniaud. 60. Papa (La/in'n) f>enipronii Cliarp. Die bei Sephanos unweit Trebisond in einiger Anzahl gesammelten Exemplare sind von typischer Form. 61. Pupa (Lauria) poiitica n. sp. T. ovata, profunde umbilicata, dense costulata, nitidius- cula, pallide Cornea ; spira ovato-conica, summo breviter conica, sutura impressa. Anfractus 7, convexiusculi, dense oblique costulati, ultimus antice ascendens, ad aperturam medio com- pressus, subtus carinatus, Vs longitudinis testae aequans. Aper- tura verticalis, semiovalis, plicis 5 : prima et secunda in pariete, illa parvLila, media, profunda, hac laterali, curvata multo longiore ac validiore; tertia longa, obliqua, in media columella; quarta basali, brevi, profunda; quinta palatali, longa; deute cristae- formi vel duplici in medio marginis dextri, secundo minutissimo angulari. Peristoma subreflexum. albolabiatum. — Long. 3,5 mm, lat. 2,2 mm. In zwei Exemplaren bei Samsun gefunden. Lifolge der dichten Costulierung erinnert diese ausge- zeichnete neue Art an die tscherkessische P. pnlclira Ret., mit der sie jedoch nicht verwechselt werden kann, da sie sich durch verschiedene Merkmale scharf von derselben unterscheidet, P. pnkhra ist nur durchbohlt genabelt, der letzte Umgang unten gerandet, ohne Spur eines Kieles ; P. pontica besitzt einen tiefen Nabel, und der letzte Umgang ist unten deutlich gekielt. Ferner ist die Fältelung des Mundes eine ganz andere; bei P. pulchra treten am Spindelrande zwei Falten auf, bei P. pontica dagegen nur eine; dafür hat letztere Art ein kleines, tiefge- legenes Fältchen an der Basis, der Mündungswand grade gegen- über, das der P. pulchra vollkommen fehlt. Die plattenförmige Erweiterung des inneren rechten Seitenrandes der Mündung scheint bei P. poufica variabel zu sein, da sie bei dem einen der beiden vorliegenden Exemplare genau dieselbe Gestalt wie bei meinen Stücken von P. piihhra, bei dem andern aber die »- 254 — Form eines starken Doppelzalins hat. Zwischen der Spiral- und der Palatallamelle ist der Mundsaum bei I\ imullca voll- kommen glatt, während er bei P. p/iJchra fünf kleine, falten- förmige Zähnchen aufweist. 'fD' 62. P/tpa (Orcula) doHohim Brug. typ. et V. Jjnf/n)?c)?f;/'s n. Die 8 bei Samsun gefundenen Stücke gehören zu der kleinen Form, die auch im Kaukasus nicht selten ist. Länge 4,5 — 5 mm, Breite 2 mm. Bei allen sind zwei deutliche Spiral- lamellen vorhanden. V. baff nur i/sif< n. Sehr auffällig von der Stammform durch den starken Nackenring sowie durch die riesige Entwickelung der Schwiele vei'schieden. — Ich sammelte diese neue Varietät in einer ziem- lichen Anzahl von Exemplaren im Auswurfe des Tschorok bei Batum. Dieselben gehören zwei Formen an, von denen die eine 9 — 10 mit schw^ach erhabenen Rippen versehene Um- gänge, sowie 2 in der Mündung deutlich sichtbare Spirallamellen besitzt. Länge 6,5 — 8,9 mm. Breite 2.5 — 3 mm. — Die zweite Form ist schmäler, hat ebenfalls 9 — 10, aber fast glatte Umgänge, und die beiden Spirallamellen treten sehr zurück, sodass sie in der Mündung kaum sichtbar sind. Länge 5,25 — 7 mm, Breite 1,9 — 2 mm. — So schlanke Exemplare von (loUolum, wie die der z^veiten Form, sind bis jetzt wohl kaum bekannt gewesen. — Beide Formen zu trennen schien mir jedoch unthunlich, da Uebergangsformen vorkommen, die mit ebenso grossem Rechte der einen wie der andern Form zugezählt w'erden können. 63. Papa (Orcula) Baymondi Bourg. v. hifdarif! Mouss. f. louf/ior n. et f. intermedia Ret. f. longior n. Unterscheidet sich von den typischen, mir von verschiedenen Orten des Kaukasus vorliegenden Stücken der hifilaris Mouss. durch bedeutendere Grösse, grössere Mündung, mehr vorgezogenen Apex, sowie auch meist stärker gedrehte Spindel und steht somit zu hifilaris in demselben Verhältnisse, wie frifdaris Mouss. zu Paymoudi Bourg. Länge 4,9—5,7 mm. Breite 2—2,25 mm. — Fundort: Samsun. -~ 255 -« f. intermedia Ret. Retowski, Mal. Bl. N. F. Bd. VI, 1873 p. 59 w. Bd. IX, 1887 p. 35. Diese Form bildet nicht, wie ich a. a. 0. fälsclilich an- gegeben hatte, den IJbergang von doliohiin ßriig. zu Raymo?idi Bourg., sie ist viehnehr als eine Zwischenform zwischen der f. trifilaris Mouss. und der v. hififaris Mouss. zu betrachten. — Von den beiden bei Samsun gefundenen Exemplaren besitzt das eine nur eine schwache, kurze Mittelfalte nahe der Mündung, bei dem zweiten dagegen ist dieselbe von fast gleicher Länge wie die beiden andern Falten, doch ist sie bedeutend schwächer als diese, während bei P. Bmimoudi Bourg. und f. triftlaris Mouss. grade die mittlere Falte am stärksten entwickelt ist. Dass bei der f. iulernmlia die mittlere Falte nur accidentiell ist, beweist auch die Lage derselben zwischen den beiden andern Falten, von denen die untere sich an derselben Stelle befindet, welche die zweite Falte bei Bfuiwoiidi einnimmt. — Länge 5,6 mm, Breite 2,1 mm. 64. Pnpn (Ptipilla) iriplirnfa Stud. 65. P//pa (AJara) (iiifirerfiSerrulina) serrulata (Midd.) Pfr. Li einiger Anzahl am Ufer des Tschorok, ca. 2 Meilen westlich von Bat um, in einem faulenden Baumstamme ge- sammelt. — Länge 11 — 13,5 mm. Ausserdem fand ich noch 2 tote Exemplare bei Sanis un, das somit bis jetzt den Avestlichsten Punkt des Vorkommens dieser im Gebiete des Kaukasus weit verbreiteten Art bildet. — 263 — 82. Clausilia (SerruUna) funiculum Mouss. Mehrere lebende Exemplare zusammen mit solchen der vorhergehenden Art bei Bat um, einige tote Exemplare im Auswurfe des Tschorok gefunden. — Die Länge der decol- iierten Stücke schwankt zwischen 13,5 und 17,5 mm, die Breite zwischen 3,5 und 4 mm. 83. Clausilia (SerruUna) sewilamoMata Mouss. typ. et V. serrulosa n. Ich sammelte eine ziemliche Anzahl lebender Exemplare der in Transkaukasien nicht seltenen d. scmilamellata in völlig faulendem Holze bei Adsharizkal, ca. 3V2 Meilen von Ba- tum. — In Betreff der 3 Gaumenfalten bemerke ich, dass die mittlere meistens nur sehr kurz, nahe der- Mündung vorhanden ist und bisweilen sogar völlig verschwindet: das Interlamellare weist häufig anstatt der zwei gewöhnlichen Fältchen nur eins auf, das alsdann stärker entwickelt ist. V. serrulosa n. T. minor, anfractus ultimus distantius ac validius costatus; palatales 2, principalis longa, secunda infra lunellam trans- versam Sita, brevis, in apertura haud conspicua; interlamellare pliculis 3, media longiore instructum; praeterea in margine dextro infra lamellam inferam pliculae 7, quarum duae longiores, adsunt. — Long. 9 mm, lat. 2 mm. Da ich von dieser neuen Form nur ein Exemplar bei Sephanos unweit Trebisond gefunden habe, so habe ich Be- denken getragen, es spezifisch von seinilaiuellala Mouss. abzu- trennen, obgleich dasselbe sich in vielen Punkten erheblich von dieser Art unterscheidet. — Der Nacken ist viel weitläufiger und stärker gerippt, die unterhalb der Mondfalte gelegene Gaumenfalte, welche bei semilameUata immer sehr stark und lang und in der Mündung deutlich als breite Falte sichtbar ist, ist nur sehr kurz und in der Mündung nicht sichtbar; eine mittlere Gaumenfalte ist nicht vorhanden. Das Interlamellare ist mit einer grossen Mittelfalte und je einem kleinen Fältchen zu Seiten dieser versehen, unter der Unterlamelle befinden sich wie bei semilameUata 2 stärkere Falten, aber ausserdem noch 4 bis 5 sehr kleine Fältchen, die wie alle übrigen Fältchen ~ 264 — über den Rand gebogen sind, sodass der rechte Rand nicht mit 5 bis 6 wie bei semilameUata, sondern mit 11 — 12 Knötchen geziert ist. XIII. Succiiiea Drapariiaiid. 84. Succinea Pfeifferi Rssm. v. rectn Band. Ein Exemplar im Auswurfe des Tschorok bei Batum. XIV. Cyclostoma Drap. 85. Cyclostoma (Ctjclostoma) costulation Rssm. Diese im gebirgigen Süd-Osten Europas sowie im Kaukasus häufige Art ist auch an der Nordküste Kleinasiens nicht selten. Ich sammelte dieselbe in Risa, Trebisond und Samsun. — Die Risaer Stücke sind blassrosa bis violett, ziemlich klein, das grösste der 10 mir vorliegenden Stücke hat eine Höhe und Breite von 13,5 mm. — Viel grösser sind die Exemplare, welche ich bei Trebisond fand; dieselben sind blassrot, stark spiral- gestreift und erreichen 17 mm Höhe bei 16,5 mm Breite. — Die Samsuner Exemplare sind blassrot bis violett gefärbt und haben auch ziemlich starke Spiralrippen; die Höhe und Breite des grössten Exemplars beträgt 16 mm. XV. Paludiiia Link. 86. Faluditia coidecta Mill. v. raucasia Cless. Clessin, Mal. Bl. N. F. Bd. ?,, 1880 p. 134. Ein junges Exemplar dieser durch mehr verdeckten Nabel und grössere Gehäusehöhe vom Typus verschiedenen Varietät im Auswurfe des Tschorok bei Batum. XVI. Hydrolbia Hartiii. 87. Hijdrohia stagnalis Bast. v. Cornea Risso. Ein wahrscheinlich durch Vögel eingeschlepptes Exemplar im Auswurfe des Tschorok bei Batum. XVII. Melanopsis Fer. 88. Melanopsis praerosa L. v. unngreUca Mouss. Die in einem kleinen Bache bei Batum, sowie die im Jechil-Irmak unweit Samsun gefundenen Exemplare gleichen — 265 — vollkommen meinen kaukasischen Stücken. Die ans dem Jecliil- Irmak stammenden Exemplare besitzen meistens eine stark zerfressene Schale. XVIII. Neritiua Link. 89. Xeritinn (Thcodoxus) fluriatilh L. v. subfhrnt/alis Issel. Znsammen mit der vorigen Art in der Mündung des J e c h i 1 - 1 r m a k gefunden . XIX. Limiiaeiis Drap. 90. Limnaeus (Gulnaria) lagotis Schrk. v. tencra Parr. 91. hiinnaeus (Lwinophysa) palustris Müll. var. 92. Limnaeus (Limnophijsa) tnmcatulus Müll. In 1, 1, 3 Exemplaren im Auswurfe des Tschorok bei Batum gefunden. Die Varietät des Limnaeus palustris näher zu bestimmen, ist wegen der Jugend des einzigen vorliegenden Stückes nicht mijglich. XX. Planorl)is (xiiett. 98. Pla/iorbis (Tropidiscus) marejinatus Drap. 94. Plauorhis (Oyrorlrii^) sjnrorlns L. v. leucostoma Mill. 95. Planortjis (Gi/raidus) Ehreyibcrgi Beck. Je ein Exemplar im Auswurfe des Tschorok bei B a t u m. Das als PI. Ehrenljcrgi Beck bezeichnete Stück könnte übrigens auch zu PI. piseinaruiu Bonrg. gehijren, der sich überhaupt fast nur durch die Farbe von PI. Ehrenimrgi Beck unterscheidet, sodass beide Arten vielleicht als identisch zu betrachten sind. XXI. Uiiio Retz. 96. Unio sp.? Aus dem Jechil-Irmak liegt mir die rechte Schale eines Th^io vor, der zur Gruppe des U. Schwerxenhachi (Parr.) Bgt. gehört, von dieser Art aber bestimmt verschieden und vermutlich neu ist. Da ich jedoch nur eine Klappe gefunden habe, so nehme ich von einer Beschreibung resp. Benennung Abstand. Herpetologisclie Miscellen. Von Dr. 0. Boettger. I. Epiriis. In den folgenden Zeilen erlaube ich mir die Aufzählung einer kleinen Suite von Batrachiern und Keptilien zu geben, die Herr Cesar Conemenos in den Jahren 1888 und 1889 zu Prevesa in Epirus zu sammeln Gelegenheit hatte, und welche derselbe der Senckenbergischen naturforschenden Ge- sellschaft zum Geschenk gemacht hat. Die Aufzeichnungen dürften um so willkommener sein, als laut meinen Notizen über das Ländergebiet Albanien, Epirus, Süd-Makedonien und Thessa- lien in Sitz.-Ber. Berlin. Akad. Wiss. 1888, pag. 139—186, bis jetzt nur 2 Batrachier, nämlich Sfdnmnndra imiculosa Laur, und Rün(t (igilU Thom. und 9 Reptilien, nämlich die Eidechsen Gymnodactylus kofschi/i Stdr., Anguis fragilis L., Laceria viridis (Laur.) var. />^r(yor Blgr., Algiroides nigropunctatus (D. (fcB.), die Schlangen Coluher quadrUineatus Fall. var. leopardimt Fitz., Zamenis gemonensis (Laur.), Coelopeltis mo7ispessuhna (Herm.), Tarbophis vivax (Fitz.) und die Schildkröte Testudo graeccr L. aus Nord-Griechenland in der Litteratur verzeichnet waren. Herrn C. Conemenos aber sei auch an dieser Stelle der Dank der Gesellschaft für seine uneigennützigen Bemühungen im Interesse der Wissenschaft und unserer Sammlungen ausgesprochen. Liste der bei Prevesa in Epirus gesammelten Arten. a. Batrachier. 1. Rana esculenta L. var, ridibunda Fall. Pallas, Reise d. versch. Prov. d. russ. Reichs Bd. 1, 1771 pag. 458 (var.); V. Bedriaga, Ampliib. u. Rept. Griechenlands 1882 pag. 54 (subsp. viridis); Boettger, 1. c. p. 145. — 268 — 4 erwachsene Männchen. — Nen für Nord -Griechenland. Interpalpehralranra viel schmäler als das einzelne Angen- lid. Rücken etwas warzenhöckerig, diese Höckerchen in und hinter der Krenzbeingegend etwas spitzig. Metatarsaltuberkel compress, etwas dreieckig abgerundet, weich. Maasse: Länge von Schnauze bis After ... 70 70 72 77 mm, Länge des Metatarsaltuberkels . . . SVa 4\'4 4^4 4 „ Länge des übrigen Teils der ersten Zehe lOVi lOVi lOV^ lO'^/i „ Verhältnis von Länge des Metatarsaltuberkels zu Länge des übrigen Teils der ersten Zehe wie 1 : 2,59. Färbung grau mit massig grossen, rundlichen, olivgrünen, mehr oder weniger hervorstechenden, gewöhnlich aber auf dem Rücken wenig lebhaften Inselflecken. Die olivgrüne bis schwarz- grüne Makelung aber stets in den Weichen und auf dem Gesäss deutlicher; auf den Plinterbacken kein Gelb. Sind die Inselflecken des Rückens deutlicher, so erscheinen sie sehr unregelmässig in sechs Längsreihen angeordnet; gewöhnlich aber sind doch alle durch die schmale helle Vertebrallinie von den Flecken der anderen Rückenseite getrennt. Von Griechenland ist diese Art somit jetzt aus allen Ge- bieten mit Ausnahme der Nördlichen Sporaden bekannt. 2. Bufo viridis Laur. Boulenger, Cat. Batr. Sal. Brit. Mus. 1882 pag. 2'J7; v. Bedriaga, I. c. pag. 64 (ruriabiUs) ; Boettger, 1. c. pag. 148. Ein Exemplar. — Neu für Nord-Griechenland. Die dunkeln Inselflecken der Oberseite sind sehr markiert; die vordere Bauchgegend zeigt wenige grössere, rundliche, schwarze Makeln. 3. HyJn arhorca (L.) typ. Boulenger, 1. c. pag. 379; v. Bedriaga, 1. c. pag. 61 (viridis); Boettger, 1. c. pag. 150. Ein Männchen. — Neu für Nord-Griechenland. Das in Spiritus graugrüne Stück hat 37 mm Kopfrumpf- länge, also ziemlich die Grösse der mitteleuropäischen Form und ebenso die charakteristische Hüftschlinge derselben. — 269 — 1). Reptilien. 4. Ilcniiddclijltis fiircicits (L.). Boulenger, Oat. Liz. Brit. Mus. Vol. 1, 1885 pag\ 91; v. Bedriaga, 1. c. l)ag. ül; Boettger, 1. c. pag. 154. Ein junges Stück. — Neu für Nord-Griedienland. T3'pisch in Forin und Färbung-. 5. Opliisdiirus (ipus (Pall.). Boulenger, 1. c Vol. 2, 1887 pag. 28ü ; v. Bedriaga, 1. c. pag. 78 (Pseudo- pa^) ■ Boettger, 1. c. pag. 155. Ein junges prachtvoll gefärbtes Stück von 116mm Rumpf- und 208 mm Schwanzlänge, also von 324 mm Totallänge. Ver- hältnis von Schwanzlänge zu Totallänge wie 1 : 1,56 (bei Bou- lenger wie 1:1,69). — Neu für Nord-Griechenland. Färbung hellaschgrau mit einem Stich ins Grünliche, mit vorn Zickzack-, hinten wellenförmigen braunschwarzen, an den Korperseiten mehr oder weniger in Punktflecke aufgelösten Querbinden. Die Seiten des Kopfes und Halses und das Kinn sind weisslich mit breiten schwarzen Querbinden. Auch die beiden ersten Schwanzdrittel zeigen oberseits schwarze Längsflecken. 6. Aiujiiis f)-a(jilis L. Boulenger, 1. c. pag. 2Ü7 ; v. Bedriaga, 1. c. pag. 70 (var. (jraeca); Boettger, 1. c. pag. 156. Die beiden vorliegenden Stücke zeigen normale Be- schilderung und 28 Schuppenlängsreihen um das erste Rumpf- drittel. Die Ohröffnung ist deutlich. Bei beiden persistiert die bekannte Jugendfärbung (var. (jnieca v. Bedr.), und es zeigt überdies das eine Stück neben der (einfachen oder) doppelten schwarzen Rückenlinie jederseits eine Längsreihe unregelmässig gestellter blauer Fleckmakeln (var. colchica Dem.). Nach Herrn Cesar Conemenos heisst diese Art in der Gegend von Prevesa „konäki" und wird für sehr giftig ge- halten. Es gilt dort das Sprichwort: „An se fäi to konäki, to tsapi ke to füaräki" oder an Stelle des Nachsatzes „gligora to savanäki." Das heisst etwa: „Wenn das Konäki Dich beisst, so musst Du mit der Hacke und der Schaufel bei der Hand sein," oder besser noch „mit dem Leichentuch, und zwar schnell!" — — 270 — Da die Blindsdileiche aber bekanntlich überhaupt nicht nach dem Menschen beisst, so wird es zur Ausführung dieser Maass- regeln so leicht nicht kommen können. 7. Lnccrta ri/idis (Laur.) var. ))Kij()r Blgr. Boulenger, 1. c. Vul. 3, 1887 pag. 16; v. Bedriaga, 1. c. pag. 100 und Abli. Seiickenberg. Nat. Ges. Bd. 14, 1886, S.-A. pag. 1)8 (viridis) ; Boettger 1. c. pag. 157. 3 Exemplare mit 56, 60 und 61 Längsreihen von Schuppen — die Ventralen eingerechnet — um die Rumpfmitte. Femoral- poren 16—17 und 18—19. Zwei der vorliegenden fast erwachsenen Stücke sind bräun- lich olivengrau bis bronzegrün, einfarbig oder mit spärlichen schwarzen Makeln und Punktfleckchen, und mit einer an den Supralabialen beginnenden Seitenreihe von gelblichen, dunkel umrandeten Rundflecken. Weder die Kopfoberseite, noch die äusserste Bauchschilderreihe zeigt dunkle Makeln. Ein viertes Stück von 113 mm Rumpf- und 243 mm Schwanz- länge, also von 356 mm Totallänge ist olivengrün mit schwärz- licher Makelung und Punktierung des Kopfes. Sein Rücken zeigt zahlreiche feine, schwarze Pünktchen und seitlich je zwei schmale blaugrüne Längslinien. Die Kehle ist blau, von der Jugular- bis zur Gularfalte dunkel goldgelb, der Bauch hellgoldgelb, die äusserste Ventralreihe mit schwarzer Punktierung. Auf der Hinterseite der Oberschenkel stehen zwei helle, dunkelumsäumte Augenflecke. 8. Lacertd nnirdUs (Laur.) typ. Boulenger, 1. c. pag. 29; Boettger, 1. c. pag. 159. Ein Weibchen. — Neu für Nord-Griechenland. Die Temporalgegend ist etwas gröber beschildert als ge- wöhnlich und zeigt nur etwa 34— 35 Schildcheu; ein deutliches Masseterschild fehlt. Der Hinterfuss reicht, nach vorn gelegt, nur bis zum Ellenbogen. 62 Schuppen rund um die Körper- mitte: Ventralen mit recht merklichen Oberschildchen. Femoral- poren 17 — 18. Dunkel braungrün (unter der Epidermis in der Rücken- mitte lebhaft blaugrün) mit zwei gelblichen, beiderseits von schwärzlichen Makeln eingefassten Seitenstreifen. Unterseits einfarbig grünlichweiss. — 271 ~ Trotz mancher Ähnlichkeit in Form und Färbung mit Laccrta tcuivicfi Fall, ist diese Eidechse wegen des ungezähnelten Halsbandes, der ungekielten Rückenschuppen und des vom Rostrale deutlich getrennten Nasenlochs zu L. muralls (Laur.) gehörig. 9. Ablfpliariis ixirmonicus Fitz. Boulenger, 1. c. pag. 354; v. Bedriaga, 1. c. pag. 72; Boettger, 1. c. pag. 167. Ein Exemplar. — Neu für Nord-Griechenland. 20 Schuppenlängsreihen um die Rumpfmitte; Auge linker- seits über dem fünften, rechterseits über dem vierten Supra- labiale. — Färbung normal. 10. Colxher qundrilineatui^ Fall. var. leopardhui Fitz. Günther, Cat. Colubr. Sn. Brit. Mus. 1858 pag. 89; v. Bedriaga, 1. c. pag. 149; Boettger, 1. c. pag. 172. Ein junges Stück in prachtvollem Farbenkleid. Schuppenformel: Squ. 25; G. 2 + ^/3, V. 242, A. Vi, Sc. «%-. + l. Heisst um Prevesa „Saittoüri" wegen ihrer Schnelligkeit, vom neugriechischen „saitta" Pfeil. 11. Coliibcr (le^cnlci'pu Host. Jacquin, Collect, ad botan. , ehem. et bist. nat. spect. Bd. 4, 1790 pag. 356, Taf. 27; Strauch, Scblangen d. r. Reichs 1873 pag. 57. Ein schönes Exemplar von über Meterlänge. Pholidose durchaus typisch. Schuppenformel: Squ. 23; G. 2 + ^8, V. 225, A. Vi, Sc. «Vsi + l. Färbung typisch, dunkel graubraun mit zahlreichen, milch- weissen, durch die seitlichen Schuppenränder entstehenden Fleckchen; Temporalstreif und helle Temporalmakel normal. Abdominalen über der Kante dunkelgrau, alle ihre Hinter- ränder und die mittlere Zickzacklinie der Subcaudalen graulich angedunkelt. Wir dürfen diese Art als neu für ganz Griechenland be- zeichen, da Strauch 1. c. pag. 67 die Angaben über ihr Vor- kommen auf der türkisch -griechischen Halbinsel ausdrücklich — 272 — und mit vollem Rechte für nicht ganz gesichert erklärt. So will sie Chandler bei Epidauros gesehen haben; der Lichten- stein'sche Nomenciator nennt sie aus Rumelien und Rigler von Konstantinopel. Anscheinend aber beschränkt sich ihr Ver- breitungsgebiet in Griechenland nur auf das westliche Nord- Griechenland, und ihr angebliches Vorkommen bei Epidauros in Nordost-Morea bleibt immer noch in hohem Grade zweifelhaft. 12. Tropldonotus mdvix (L.) var. yerm Fall. Strauch, 1. c. pag. 141 ; v. Bedriaga, 1. c. pag. 138 (var. murorum Bon.) ; Boettger, 1. c. pag. 174. Drei Exemplare der Varietät. — Neu für Nord- Griechenland. Typisch in Pholidose; Färbung wie var. muroi/a)/ Bon. = persa Fall, mit zwei hellen Rückenlinien und mit oder ohne schwarze Fleckmakeln längs des Rückens. Unterseits herrscht nach vorn das Weiss, nach hinten das Grau oder Schwarz vor. S c h u p p e n f 0 r m e 1 n : Squ. 19; G. 2 + 2/^, V. 173, A. Vi, Sc. 02/02 + 1, „ 19; „ 2 + Vi, „ 173, „ Vi, „ «Vgt + 1, „ 19; „ I + V2, „ 187, „ Vi, „ ''lso+1. Diese Schlange wird von den Bewohnern Prevesas unter dem Namen „Nerofida'' Wasserschlange mit anderen, unter ähnlichen Umständen lebenden Schlangenarten zusammengefasst. 13. CoelopcJtis inom^pessnlauK (Herm.) var. neumaycri Fitz. Hermann, Observ. Zool. Bd. 1 , 1804 pag. 283 (Coluber) ; v. Bedriaga, 1. c. pag. 162 (var. neumayeri Fitz.); Boettger, 1. c. pag. 177. Kopf und Hals eines grossen Exemplars. — Pholidose normal. Schuppenformel: Squ. 17; G. ^/s. Oberseits einfarbig grünlich braungrau, unterseits weiss- grün, an den Unterkieferrändern und der Kehle mit ganz schwachen rötlichen Wolkenschatten. 14. Vipera (niwiodijtes L. V. Bedriaga, 1. c pag. 173; Boettger, 1. c. pag. 179. Ein Prachtstück. — Neu für Nord-Griechenland. Das Nasenhorn w^ird bei der epirotischen Form in der Vorderansicht durch 4, 2 und 2 Schüppchen in drei Stockwerken — 273 — gebildet; das Siipraoculare springt mir massig vor. Zwischen den Supraocularen zähle ich 7 Schüppchen quer über den Scheitel. Schlippenformel: Squ. 21; G. ^U, V. 133, A. 1, Sc. 2c/,e_|_i. Oberseits hell nussbraun mit dunkelbraunem, schwarz- gesäumtem Zickzackstreif längs des Rückens, seitlich mit ab- wechselnd höheren und weniger hohen Quermakeln. Temporal- streif nur nach hinten stärker contouriert. — Unterseits fleisch- farben, die Ventralen schwärzlich bestäubt und überdies mit fünf mehr oder weniger regelmässigen Längsreihen schwarzer "Würfelfleckchen. Schwanzende citrongelb. 'ö^ II. Corfu. Herr cand. med. Bruno Henneberg aus Magdeburg hat auf einer dreiwöchentlichen entomologischen Sammelreise auf Corfu auch den Kriechtieren seine Aufmerksamkeit zu- gewendet und mir das recht erfreuliche Resultat seiner Be- mühungen zur Bestimmung und wissenschaftlichen Verwertung übergeben. Die unten folgende Aufzälilung fügt der Liste der von der Insel bekannten Species immerhin drei neue hinzu, unter denen die Molge der interessanteste Zuwachs sein dürfte. Von den gesammelten Arten erhielt das Senckenbergische Museum ein Pärchen der Molge, sowie ein Stück des Algiroides durch die Güte der Herren Bruno und Wilhelm Henne- berg zum Geschenk, wofür ich auch hier unsern Dank zu sagen nicht unterlassen will. Liste der auf Corfu gesammelten Arten. a. Batrachicr. 1. Moljjc nihjiiris (L.) var. uicridionalis Blgr. Boulenger, Cat. Batr. Grad. Brit. Mus. 1882 pag. 16; v. Bedriaga, 1. c. pag. IG (Triton paradoxus) ; Boettger, 1. c. pag. 14.5. In einem ausgemauerten, ziemlich tiefen Brunnen unter- halb des Gipfels des Agi Kyriaki, 4 c? und 3 $, in einem Graben an der Chausee nach Gasturi dicht vor der Stadt Corfu in der Ebene, 1 c? und 2 $, und in einem im Küstensand ver- 18 - 274 — siegenden, kleinen Baclie bei Palaeo-Kastritsa, also auch auf der Westseite der Insel, 1 c?. Neu für Corfu. — Nachgewiesen in Griechenland bis jetzt in ganz Mittel-Griechenland, im Peloponnes, auf Tinos und in Kleinasien. 2. Bann es^culcnln L. var. rldihnndn Pall. In Wassergräben am Wege nach Gasturi in der Ebene un- weit der Stadt Corfu, 3 Stücke. Trotz der geringen Grösse von nur 42^2 mm Länge von Schnauze zu After ist das mit Schallblasenschlitzen ausgestattete vorliegende c? als erwachsen anzusehen. Bei allen Stücken zeigt sich ein deutlicher gelber Vertebralstreif. Neu für Corfu. • — Nachgewiesen in Griechenland bis jetzt in allen Regionen mit Ausnahme der nördlichen Sporaden. 3. Bufo viridis Lau]\ « Ganz in der Nähe der Stadt an den Festungswerken, die an dem von der Esplanade nach der Strada maritima führenden Wege liegen, 2 Exemplare. 4. HjiJa arhorea (L.) typ. Auf Opuntien an den Chausseen der Stadt, in der Mittags- sonne schlafend gefunden, 3 Stücke. 1). Reptilien. 5. Ilemidadyliis itircicns (L.). An der Kapelle auf dem Agi Kyriaki, 2 Exemplare. Obgleich für die ionischen Inseln bereits von mir erwähnt, ist doch der Fundort Corfu neu. — Ist jetzt in allen Gebieten Griechenlands mit Ausnahme der nördlichen Sporaden nach- gewiesen. 6. Angnis fragi/is L. Gefunden wurden 2 Stücke in der Ebene unweit der Stadt Corfu. Ein mir davon vorliegendes Stück zeigt versteckte Ohr- öffnung, 26 Schuppenlängsreihen im ersten Rumpfdrittel und - 275 — lebhaft silberweiss- schwarzgraue Jugendfärbuiig mit schwarzer Vertebralliiiie. Neu für Corfii. — Nachgewiesen in Griechenland bis jetzt in Nord- und Mittel-Griechenland, im Peloponnes, auf Tinos und bei Brussa in Kleinasien. 7. Ldccrta viridis (Laur.) var. major Blgr. Vom Agi Kyriaki und vom Gipfel des Berges, der sich über dem Dorfe Peleka erhebt, West-Corfu, an beiden Orten nur je ein junges noch fünfstreiüges Stück, von welchen Streifen der Aussenstreif aber bereits eine Fleckreihe bildet. Erwachsene Stücke in sehr grossen Exemplaren wurden mehrmals am Agi Kyriaki gesehen, doch verschwanden sie im Ilexgestrüpp. 8. Lficertd Diiirfdis (Laur.) var. iiligucrtd Gmel. Literatur s. oben i)ag. 270 unter L. muralis typ. An der Strada maritima und an den Befestigungswerken der Esplanada häufig, 3 junge und 2 alte Exemplare. Während die erwachsenen Stücke, selbst die Weibchen, lebhaft grüne Rückenfärbungen zeigen, besitzen die jungen mattere und oft nur graugrüne Farben. Allen gemeinsam sind die beiden hellen, dunkelgesäumten Längsstreifen auf jeder Körperseite. 9. Ahjiroidcs uigi'opuiirfdtns (D. & B.) Boulenger, Cat. Liz. Brit. Mus. Bd. 3, 1887 pag. 44 ; v. Bedriaga, 1. c. pag-. 98 (Notophoi/s); Boettger, 1. c. pag. 165. An denselben Stellen wie die vorige Art, ein erwachsenes und zwei junge Exemplare. 10. Tropidonotus natrix (L.) var. pcrsa Fall. Dicht bei Gasturi ein junges Stück. Die beiden liellen Streifen längs der Rückenseiten sind deutlich, aber nicht so markiert wie bei den epirotischen Exemplaren. Schuppenformel; Siiu. 19; G. 1 + Vi, V. 174, A. Vi, Sc. '■V.iT -j- 1. 18* — 276 — Nur die Stammart war bis jetzt von Corfu angegeben ; es ist aber wahrscheinlich, dass dieselbe dort überhaupt fehlt und überall durch die var. persa Pall. ersetzt wird. 11. Cle)}iv?i/s raspia (Gmel.) var. ririihta Valenc. Boulenger, Cat. Clielon. Brit. Mus. 1889 i)ag. 104; v. Bedriaga, 1. c. pag. 186 (subsp. orientalis) ; Boettger, 1. c. pag. 182. Ein Stück von mittlerer Grösse in einem von Wasser- pflanzen dicht bewachsenen Graben am Weg nach Gasturi. — Hat mir nicht vorgelegen, ist aber ohne Frage, da die Art bereits von De Betta für C'orfu erwähnt wird, auf die genannte Varietät zu beziehen. III. Kamerun. Zwei kleine Sendungen, die ich durch Herrn Dr. 0. Taschen- berg vom Museum in Halle a. d. Saale und von Herrn Carl Schneider, Naturalienhändler in Eschweiler bei Aachen zur Bestimmung erhielt, haben neben faunistischem Interesse auch einen sehr auffallend gefärbten neuen Baumfrosch der Gattung McgaUxalus ergeben. Während die Suite des Herrn Dr. Taschen- berg nur die allgemeine Bezeichnung „Kamerun" trägt, stammen die Stücke des Herrn C. Schneider sämtlich von dem King Bell- Dorfe Bonamandune. a. Batracliicr. 1. Megalixahis schneideri n. sp. Char. Ditfert a M. leptosomo (Pts.) colore. — Superne argenteus, macula longa vertebrali Ä-formi nigra, inter oculos incipiente, in regione sacrali divergente ornatus. Taenia frenali- lateralis nigra. Brachium nigrum, argenteo unitaeniatum, tibia nigra, argenteo late bitaeniata; lacertus, manus, femur, tarsus, pes, tota pars inferior brunneo-rufa. Grösste Länge von Schnauze zu After 26V2 mm, grösste Körperbreite (in der Augengegend) 10 mm ; Länge der Hinter- gliedmaassen 43^2 mm. Fundort: Bonamandune (King Beil-Dorf) in Kamerun, 1 Stück (C. Schneider). — 277 — Pupille senkrecht; Zunge herzförmig, hinten tief ein- geschnitten und frei. Vomerzähne fehlen. — Habitus schlank. Schnauze kurz, etwas zugespitzt, aber vorn kurz abgestutzt, so lang wie der Augendurchmesser; Trommelfell versteckt. Finger mit fast \'3-, Zehen mit über ^/s-Schwimmhaut. Hinterfuss, nach vorn gelegt, mit dem Tibio-Tarsalgelenk die Schnauze fast erreichend. Haut oben vollkommen glatt, auf dem Bauche grob aber schwach granuliert, auf der Innenseite der Ober- schenkel ohne deutliche Granulation. Oberseits silberweiss mit einem langen , zwischen den Augen anhebenden, breiten, schwarzen Rückenstreifen, der sich in der Kreuzgegend in zwei Arme teilt, die sich links und rechts mit der schwarzen, den ganzen Oberkörper umziehenden breiten und nach unten etwas verloschenen Kopf- und Rumpf-Seitenbinde vereinigen. Unterarm oberseits schwarz mit einer breiten silber- weissen Mittelbinde und mit einem ähnlichen hellen Fleckchen am Ellenbogen; Unterschenkel oberseits ebenfalls schwarz mit zwei solcher hellen Querbinden, die breiter sind als der zwischen ihnen liegende schwarze Zwischenraum. Die sämmtlichen übrigen Teile der Gliedmaassen, und insbesondere Oberschenkel und Tar- sus, und die ganze Körperunterseite braunrot. 1). Reptilien. 2. Varamis niloficifs (L.). Wegen der Litteratur vergl. Boettger in Bericht 1887,88 pag. 23. Kamerun, 1 Stück (Taschenberg); Bouamandune, 4 Stücke (C. Schneider). 3. niamaeleon ■parvilobus Blgr. Boettger, 1. c. pag. 39. Ein Prachtstück von einem c? vonBonamandune (C. Schneider). 4. Chariiaekon eristatus Stuchb. Boulenger, Cat. Liz. Brit. Mus. Bd. 3, 1887 pag. 471. Kamerun, 2 $ (Taschenberg). 5. Chainadeon oireui Gray. Boulenger, 1. c. pag. 470. Kamerun, 1 % (Taschenberg). — 278 — Die Spaiinhaut in der Kniebeuge ist sehr stark ent- wickelt. — Schwärzlich , über und über gelb gepunktet ; diese Punktflecke bedecken nur 1 — 4 Granulationsschüppchen. 6. T/jpJdops (Aspidorhyuckus) cschrichti Schlg. var. Inoissi Jan. Jan, Iconogr. d. Ophid. Lief. 3, 1864, Taf. 6, Fig. 2 {Icraussi). Bonamandune, 1 Stück (C. Schneider). — Anscheinend neu für Kamerun. 28 Schuppenlängsreihen im ersten Körperdrittel. — Rücken mit 12 schwarzen Längslinien und überhaupt ganz mit der citier- ten Jau'schen Abbildung übereinstimmend. 7. Tijphlops (Aspidorhyndms) eschrichti Schlg. var. comjcsta D. & B. Dumeril &, Bibron, Erp. gen. Bd. 6, 1844 pag. 334; Jan, 1. c. Lief. 5, 1864, Taf. 5, Fig. 1 (libcriensis) . Bonamandune, 1 Stück (C. Schneider). — Neu für Kamerun. Ebenfalls 28 Schuppenlängsreihen. — Dies Stück unter- scheidet sich von dem vorigen nur durch relativ geringere Körperdicke und durch die Farbenzeichnung. Die schwarzen Läugslinien treten nämlich sehr zurück und setzen vielfach aus; dagegen entsteht durch Marmorierung mit Gelb und durch gleichfalls helle Querwische- eine lebhafte Querzeichnung, wie Avir sie an T. congestus D. & B. zu sehen gewohnt sind. Nach weiteren genauen Vergleichen beider Formen stehe ich nicht an, zu erklären, dass mir jetzt auch T. I/bei-icnsis Hall, nur eine Farbenvarietät des T. eschrichti Schlg, zu sein scheint, und dass also auch T. congestus D. & B. und T. barroiri Gray mit der somit in der Pholidose Avie in der Zeichnung sehr ver- änderlichen Art übereinstimmen dürften. 8. Gragia tnangularis (Hall.). Boettger, 1. c. pag. 51. Bonamandune, 1 erwachsenes Stück (C. Schneider). In jeder Beziehung typisch; 6 Infralabialen jederseits in Contact mit den Submentalen. Schuppenformel: Squ. 17; G. -/2, V. 158, A. Vi, Sc. 94/94 + 1. — 279 — 9. Hapsidophrys smaragdina (Boje). Boettger, 1. c. pag. 62. Kamerun, 1 Stück (Tasclienberg) ; Bonamandiine, 1 Stück (C. Schneider). 9 Supralabialen jederseits, von denen das fünfte und sechste ans Auge treten ; je 6 Infralabialen in Contact mit den Sub- mentalen. 1 -|- 2 Temporalen. S c h u p p e n f 0 r m e 1 n : Kamerun: Squ. 15; G. Vi, V. 156, A. Vi, Sc. ''^Iißo + 1, Bonamandune: „ 15; „ "/2, „ 162, „ ^'l, „ ? 10. Thrasops flavigularis (Hall.) var. pmstulata Buchh. & Pts. Boettger, 1. c. pag. 63. Kamerun, 1 junges Stück (Taschenberg). Links 7, rechts 6 Infralabialen in Contact mit den Sub- mentalen. Schuppenformel : Squ. 13; G. Vi, V. 206, A. Vi, Sc. ^^^/iso + 1. Kopf olivenbraun, Hals olivengrün mit schwärzlichen Schuppenrändern, Rum])f und Schwanz braungelb mit sehr zahl- reichen. V-förmig mit der Spitze nach vorn gerichteten, schwar- zen Winkelbinden. Unterseite nach vorn grünlichgelb, im ersten Körperfünftel nur mit schmalen schwarzen Hinterrändern der Bauchschilder, von da ab nach hinten mehr und mehr reichlich schwarz gewürfelt, so dass die Unterseite der hinteren Körper- hälfte schAvarz erscheint mit zahlreichen ovalen und auf dem Schwänze zirkelrunden weissgelbeu Makeln. Die Labialen tragen feine schwarze Säume. 11. Hohiropholis oliraceus A. Dum. A. Dumeril, Arcli. Mus. H. N. Paris Bd. 10, 1861 pag. 196, Taf. 16, Fig. 1. Kamerun, 1 Stück (Taschenberg). Schuppenformel: Squ. 25; G. V2, V. 203, A. 1, Sc. 47. 12. Hetemlcpis poifnsis A. Smith. Günther, Cat. Col. Sn. Brit. Mus. 1858 pag. 194; Mocquard, Bull. Soc. Philom. Paris 1886, S. A. pag. 16. Kamerun, 1 Stück (Taschenberg) ; Bonamandune, 1 Stück (C. Schneider). — Eine fast verschollene Art; neu für Kamerun und hier anscheinend nicht selten. — 280 — Jedeiseits 7 und 8 oder 9 Infralabialen ; das dritte und vierte, oder das dritte, vierte und fünfte Supralabiale in Contact mit dem Auge. 1 Prae- und 1 oder 2 Postocularen. Ist nur 1 Postoculare vorhanden (Kamerun, Tasclienberg). so zeigt sich dasselbe so gross wie das Praeoculare. Temporalen 1 -|- 2 -j- 3. Schwanzlänge zu Totallänge etwa wie 1 : 5,8. Schuppenformeln: Kamerun: Squ.lö; G. Vi, V. 241, A. 1, Sc. ''«/eo + ? Bonamandune: „ 15; „ \'i, „ 248, „ 1, „ ? H. 'poeusis Smith und H. bicarinatiis D. & B. scheinen mir nur die verschiedenen Geschlechter einer und derselben Art zu sein, die sich durch die verschiedene Schwanzlänge und infolgedessen auch durch eine geringere oder grössere Anzahl von Subcaudalscliildern unterscheiden. 13. Naja haje (L.) var. iiiclanoleuca Hall. Boettger, 1. c. pag. 80. Bonamandune, 1 junges Stück (C. Schneider). Schuppenformel: Squ. 19 (in der Körpermitte) ; G. 3, V. 220, A. 1, Sc. ««/g8 + 1. Lippen und Kopfseiten mit schwarzen Querstrichen : keiue Brillenzeichnung auf dem Nacken ; Halsunterseite mit 3 nach hinten breiter werdenden Halbringen; Schwanzende weiss. 14. Vipera nasicornis (Shaw). Strauch, Synopsis d. Viperideu, St. Petersburg 1869 pag. 88. Kamerun, 1 Stück (Taschenberg). Supralabialen 17 — 17, Infralabialen 18 — 15. S c h u p p e n f 0 r m e 1 : Squ. 39 ; G. '^/i. ly. Laiulscliildkrötcii aus Grross-Namalaiid. Unser korrespondierendes Mitglied, der Botaniker und Afrikareisende Herr Dr. Hans Schinz in Zürich hatte die grosse Güte, mir neuerdings 19 Panzer von Landschildkröten aus Gross-Namaland zur Auswahl für das Museum der Gesell- schaft zur Verfügung zu stellen. Von den vermutlich 6 Arten, die dieses schöne Material enthielt, wurden uns 12 Stücke zum Geschenk gemacht, während 7 als Dubletten zurückgegeben — 281 — werden konnten. Ans Gross-Namaland hatten wir von dem- selben frenndlichen Geber früher bereits 3 Arten, nämlich Testudo vcrrcauxi Smith, T. oculifcm Kühl (= semiserrata Smith) nnd T. anguJata Schweigg. zum Geschenk erhalten, die im Ber. Senck. Nat. Ges. 1887 pag. 137—140 eingehende Erwähnung gefunden haben. Wenn auch die unten folgenden Bestimmungen nach den meist tadellos erhaltenen Panzern naturgemäss nicht ganz sicher sein können — für die kleineren Arten aus der Gruppe der T. geometrka L. ist weiteres Material an kompletten Tieren sehr erwünscht nnd bereits erbeten — , sind doch ein- zelne Bestimmungen, wie z. B. T. ocuUfera, trimeni nnd ver- rmnxi ganz unanfechtbar. Die Anzahl der aus Gross-Nama- land stammenden Landschildkröten unserer Sammlung steigt mit dieser Gabe auf 7 Arten. Der Wert dieser Panzer, die in den wenigsten Museen in so schönen Exemplaren liegen, wie jetzt in dem unsrigen, ist ein recht bedeutender, nnd unser Dank für die freundliche Zuwendung des rastlos für die Mehi'ung unserer Sammlung bedachten Gebers darf darum hier zu be- sonderem Ausdruck kommen. Aufzählung der Arten: 1. Testudo pardalis Bell. Bell, Zool. Joiirn. Bd. 3, 1828 pag. 420 mid Moiiogr. Test. 1835 Taf.; Boulenger, Cat. Chelon. Brit. Mus. 1889 pag. 160. Drei schöne komplette Panzer, darunter der eines völlig erwachseneu Stückes. Aualsutur um das fünf- bis siebenfache kürzer als die Abdominalsutur; Nuchale fehlend; Nuchalrand sehr tief und fast rechtwinklig ausgerandet. Rückenpanzer sehr konvex, weissgelb, unregelmässig schwarz gefleckt. Form und Färbung überhaupt durchaus typisch. Um die Änderungen in der Schildergrösse während des Wachsturas zu zeigen, gebe ich im folgenden einige Maasse des jungen, des halbwüchsigen und des erwachsenen Exemplares: Länge des Rückenpanzers in d. Mittellinie 106 159^2 280 mm Grösste Breite in der Rückenmitte . 83 IIIV2 201 „ Höhe in der Gegend des dritten Vertebrale 61 87^2 143 „ Länge des ersten Vertebrale ... 26 33 60 „ — 282 — Grösste Breite desselben 25 38 62\'2 mm Länge des zweiten Vertebrale ... 23 32 53 „ Grösste Breite desselben 35 46^2 88 „ Länge des dritten- Vertebrale ... 23 32 54^2 „ Grösste Breite desselben 40 54 101 „ Länge des vierten Vertebrale . . . 24^2 37 61 „ Grösste Breite desselben 33V2 43 84^2 „ Länge des fünften Vertebrale ... 22 31 66V2 „ Grösste Breite desselben 31 45\'2 89V2 Länge des Candale 18 3OV2 54^2 „ Grösste Breite desselben 33 45 96 Länge desBrustpanzers in der Mittellinie 93^'2 137 245 Gularnalit 14 23 37 Humeralnaht I6V2 22 42^2 2 « Pectoralnaht 9V2 10 19V Abdominalnaht 34 50 97^2 „ Femoralnalit 16 25 29^2 „ Analnaht 5 9 20 „. Diese Art war meines Wissens bis jetzt noch nicht aus Deutsch-Südwestafrika angegeben. Von der Westküste nennt sie nur Barboza du Bocage aus Benguella. Gray bezeichnet das Capland und Natal, Boul enger speziell das östliche Centralafrika und die Algoabai und überhaupt Afrika südlich des Äquators als Vaterland. Peters verzeichnet sie überdies von Sena und Tette im Innern von Mozambique und vom Jipe- see zwischen dem 3. und 4." S, Br. in Ostafrika. 2. Testado verreauxi Smith. Boettger, Ber. Seuck, Nat. Ges. 1887 pag. 139; Boulenger, 1. c. pag. 163. Zwei weitere Exemplare, darunter ein erwaclisenes Stück von 104 mm Panzerlänge. Nach diesen Stücken muss die Diagnose der Art doch er- heblich geändert werden. Der Winkel zwischen Marginalen und Costalen ist trotz des tiefen Einschnitts hier nur un- bedeutend, und das kleine Nuchale zeigt sich bald länger als breit, bald breiter als lang. Beim erwachsenen Stück sind auch die seitlichen Marginalen (also sämtliche Randschilder!) leicht gezähnelt. — 283 — Hier die Hauptmaasse : Länge des Rückenpanzers in der Mittellinie 84 104 mm Grösste Breite in der Riickenmitte .... 71 80 „ Höhe in der Gegend des dritten Vertebrale . 46 54 ,, Länge des Nuchale 2-^4 2 ,. Grösste Breite desselben 2V2 4 „ Länge des ersten Vertebrale 20 24 „ Grösste Breite desselben 21 26 „ Länge des zweiten Vertebrale 16^'2 21 V2 „ Grösste Breite desselben 26 33 „ Länge des dritten Vertebrale 16 22 „ Grösste Breite desselben 27 36Vä „ Länge des vierten Vertebrale 21 24 „ Grösste Breite desselben 22 29 „ Länge des fünften Vertebrale I7V2 22 Va „ Grösste Breite desselben 25V2 29V2 „ Länge des Caudale 14 I872 ^ Grösste Breite desselben 24 30 „ Länge des Brustpanzers in der Mittellinie . ? 83 ,, Gularnalit ? IVI2 .. Humeralnaht ' . . ? 17 „ Pectoralnaht 3 6 „ Abduminalnaht 29 3P'-^ Femoralnalit 5 6V2 Analnaht IOV2 12V'2 Färbnng durchaus normal, aber bei dem älteren Stücke mit 6 Radialstreifen je auf dem dritten, vierten und fünften Vertebrale. Caudale constant mit einer V-förmigen, nach oben offenen, gelben Zeichnung. 3. Testudo trimeni Blgr. Boulenger, Proc. Zool. Suc. London 1886 pag. 541, Taf. 57 und Catal. Chelou. Brit. Mus. 1889 pag. 163. Von dieser in der Färbung besonders lebhaften Art liegt ein erwachsener Panzer von 94V2 mm Länge vor, der leider als Buchutäschchen von den Hottentottinen benutzt worden ist. Die charakteristische, wulstförmige Erhebung des oberen Teiles aller Marginalen ist sehr deutlich. Nuchale sehr klein. i2 „ )) — 284 — kaum länger als breit. Audi alles übrige mit Boul engers schöner Abbildung identisch. Unser Stück hat etwas mehr vom Centrum der Areolen nach der Peripherie laufende gelbe Strahlen auf den Rücken- schildern, als Boul enger angibt, nämlich fünf, sechs oder sieben auf den Vertebralplatten und ebensoviele auf den Co- stalen. Sehr charakteristisch scheint auch der orangegelbe Fleck auf der Sutur zweier Platten bei allen Costalen und bei dem ersten und letzten Vertebrale zu sein. War bis jetzt nur von der Mündung des Oranjeflusses bekannt und ist neu für Deutsch-Südwestafrika. 4. Testtido tentorin Bell. Boulenger, 1. c. pag. 541 und pag. 164. Hierher stelle ich zwei der vorliegenden Panzer von etwa 90 und 130 mm Länge. Nuchale klein, breiter als lang. Im übrigen der T. sinitln Blgr. ähnlich, aber der Nuchalausschnitt der Rückenschale tiefer, die einzelnen Dorsalschilder mehr geschwollen und leicht konisch, die Gularsutur erheblich kürzer als die Analsutur. Marginalen geschwollen und mit den Costalen einen Winkel bildend, der in der Jugend deutlicher ist als im Alter. Länge der Nuchale 3 3 mm Grösste Breite desselben . . . 3^2 4 „ Gularsutur ? 12 „ Analsutur 9 17„ Färbung des Rückenpanzers sehr ähnlich der von T. swithi Blgr., aber neben den gelben stets auch rotbraune Radial- strahlen. Unterseite ebenfalls ähnlich, aber auf den Humeralen nur eine einzige braune Linie. Zu dieser Art rechne ich endlich auch ein etwas ab- weichendes c?, das durch die geschwollenen Marginalen und den Nuchaleinschnitt sich bei ihr am besten einordnet, in der Färbung und Zeichnung aber stark abweicht. Das Caudale ist auffallend stark nach abwärts und einwärts gekrümmt. Länge des Nuchale 2 mm Grösste Breite desselben .... 3^2 „ Gularsutur 10 „ Analsutur 10 „ — 285 — Während die Färbung und Zeichnung des Rückenpanzers sich im allgemeinen noch gut auf die von T. tcntoria Bell zurückführen lässt, zeigt die Bauchschale nur eine matte braune Längszone in der Mitte, ohne jede Andeutung von dunklen Zebrastreifen. 5. Testiido smithi Blgr. Boulenger, Cat. Chelon. Brit. Mus. 1889 pag. 165, Taf. 4. Von dieser Art liegen fünf Panzer vor, von denen vier ab- solut mit der Diagnose Boulengers übereinzustimmen scheinen. Diese tj^pischen Stücke zeigen bei Panzerlängen von 120— 135 mm: Länge des Nuchale . . 7 6 4V2 4 mm Grösste Breite desselben 3V2 3 3^2 3V2 „ Gularsutur 13 13^2 11 11 „ Analsutur 16 13 15 13 „ Eines der Stücke zeigt beiderseits 12 Marginalen, die beiden anderen haben, wie gewöhnlich, deren nur 11. Die Zeichnung der Schilder des Rückenpanzers mit gelben Radien ist sehr wechselnd; auf dem dritten Vertebrale zähle ich 10, 11, 12 oder 13 Strahlen. Die Areole zeigt sich oftmals mit einem oder mehreren braunen oder schwarzen Flecken, die leb- haft aus der im übrigen matteren Färbung herausleuchten, geschmückt. Allen Stücken gemeinsam aber ist die Zeichnung der Mitte des Bauchpanzers mit einer Längszone brauner Zebra- streifen. Humeralen mit 5 bis 8 solcher brauner Querstreifen. Zu dieser Art rechne ich mit Reserve auch ein Stück, das im Habitus sehr mit den übrigen übereinstimmt, in der Färbung des Rückenpanzers aber erheblich abweicht und vielleicht einer noch unbeschriebenen Species angehört. Es besitzt folgende Hauptmaasse : Länge des Nuchale . . 4^2 mm Grösste Breite desselben 4 „ Gularsutur 15 „ Analsutur ...... ? „ Bei ihm zeigen sich auf dem zweiten Vertebrale 5, auf dem ersten und dritten 6, auf dem vierten und fünften 7 gelbe schmale Radien; das Caudale trägt 5 Strahlen, die sich unten in der Mitte in seiner Spitze vereinigen. Die Costalen besitzen — 286 — 6—7, die Marginalen bald einen, bald zwei StralileiL Die Zeidi- niing ist also erlieblicli vereinfacht, hell schwefelgelb auf tiefem, aber mattem Schwarz ; die gelbe Areole trägt einen schwarzen Mittelfleck. Die Färbung und Zeichnung des Bauchpanzers ist dieselbe wie beim Typus der Art, aber die braunen Zebrastreifen der Humeralen und Pectoralen sind zu einem uniform braunen, fünfeckigen Mittelfleck zusammengeflossen. Charakteristisch für die Art dürfte überdies noch der im Vergleich zu T. tenioria Bell schwache Ausschnitt der Rücken- schale in der Nuchalgegend sein. 6. Testudo angiiJdffi Schweigg. Boettger, Ber. Seuck. Nat. Ges. 1887 pag. 137 (Chcrsinaj; Boulenger, 1. c. pag. 178. Von dieser Art liegen weitere fünf Panzer vor, die als Buchutäschchen von den Hottentottinen benutzt worden sind und deshalb die üblichen Defekte am Vorderrand des Bauch- panzers erlitten haben. Der grösste der vorliegenden Panzer hat eine Länge von 134 mm, ist also erst halbwüchsig. — Eines der Stücke ist dadurch merkwürdig, dass es zwischen drittem und viertem Vertebralschild noch ein sechstes, nach links gerücktes, acces- sorisches Vertebrale einschliesst, das durch seine si)härisch- dreieckige Gestalt auch die Form und Stellung der benach- barten und des fünften Vertebrale modifiziert. Gleichzeitig hat sich in der rechtsseitigen Costalschilderreihe ein fünftes auf die Naht von zweitem und drittem Costale gleichsam aufgeklebt, das aber, von den Marginalen aufsteigend, nur wenig hoher ist als die Hälfte der Höhe der übrigen normalen Costalen, V. Transvaal. Von dem naturhistorischen Institut Linnaea erhielt ich durch Herrn Dr. August Müller eine Reihe von Reptilien aus Botschab elo bei Middelburg zur Bestimmung, die des- halb von besonderem Interesse sind, weil aus Transvaal bis jetzt nur ganz vereinzelte Kriechtierarten bekannt geworden sind. Ich verweise in dieser Hinsicht auf eine kleine Liste aus Smithfield, die ich 1883 im 22./23. Bericht d. Off'enbacher Ver. f. Naturk. pag. 155 — 156 gegeben habe. — 287 — Liste von bei Botschabeio nächst Middelburg in Transvaal gesammelten Reptilien. 1. Pachjdactijhis capensis (Smith). Boulenger, Cat. Liz. Brit. Mus. Bd. 1, 1885 pag. 202. 2 Stücke. — Neu für Transvaal. 2. Agama aeuleata Merr. Boulenger, 1. c. pag. 351. 2 Stücke. — Neu für Transvaal. Occipitale erweitert, Rückenscliuppen von ungleicher Grösse, fünfte Zehe die erste überragend, Ohrüffnung grösser als Augen- öifnung, dritte Zehe länger als die vierte, Ventralen ungekielt. Die vergrösserten Rückenschuppen sind viel grösser und spitziger als bei der folgenden Art, viermal so gross als die Schuppen ihrer Umgebung. Eine deutliche Nacken- und Rückencrista. Kopf oben mit hellgrauen und dunkelbraunen Querzeich- nungen; Rücken mit einer hellen Vertebralbinde, die sich, beider- seits dunkel eingefasst, auch noch mindestens über die erste Hälfte des Schwanzes hinaus erstreckt. 3. Agauia atra Daud. Boulenger, 1. c. pag. 352. Ein junges c?. — Neu für Transvaal. Wie vorige, aber die Occipitalschuppe schwächer erweitert, die Rücken schuppen weniger ungleich gross, die vierte Zehe länger als die dritte und keine Rückencrista. Eine Qnerreihe von 12 Praeanalporen. Das helle Vertebralband und die Netzzeichnung der Unter- seite normal. 4. Zoiiiirus cordijhix (L.) var. Boulenger, 1. c. Bd. 2, 1887 pag. 256. 1 Stück. — Neu für Transvaal. Abweichend von Smiths Zeichnung in Hl. S.-Afr. Rept. Taf. 80, Fig. 8 durch ein viel kleineres Frontonasale und da- durch, dass infolgedessen die Nasalen und Praefrontalen jeder Seite mit einandei- eine breite Sutur bilden, von Roulengers — 288 — Beschreibung aber, dass die Rückensclmppeu 22 (statt 16 — 18), die Baucliscliiippen aber 16 (statt 10—14) Längsreilien bilden. Femoralporen 8—7. — Trotz dieses Befundes glaube ich nicht an specifische Verschiedenheit. 5. N'ucms tcsseUaff/ (Smith). Boulenger, 1. c. Bd. 3, 1887 pag. 52. Ein junges Stück mit jederseits 5 vorderen Supralabialen vor dem Infraoculare, mit 13 Schüppchen im Halsband. 30 Ven- tralquerreihen und 15 — 13 Femoralporen. ■ — Totallänge 124 mm. Rücken schwarz mit drei schmalen rotbraunen Längslinien und jederseits mit drei Längsreihen weisslicher Rundtlecke. Kopf schwarz mit gelben Schildrändern, Schwanz ziegelrot. Kopf- und Nackenseiten weissgelb mit breiten schwarzen Querbinden. 6. ErriHias linco-ocellald D. & B. Boulenger, 1. c. pag. 94. 2 Exemplare. — Neu für Transvaal. Abweichend von Boulengers Beschreibung nur durch ihr deutlich gezähneltes Halsband. 13 — 12 und 13—14 Schenkelporen. Färbung ähnlich der von E. gutttdata (Licht.); Kopf- untei'seite und Hals in der Jugend schwarzgrau bestäubt. 7. Oerrhosminis flaroguJaris Wgm. var. Boulenger, 1. c. pag. 122. 1 Exemplar. Bauchschilder in 8 Längs-, Rückenschilder in 22 Jjängs- und in 60 Querreihen. Das Frontonasale bildet abweichend von Smiths Zeichnung und Boulengers Beschreibung mit dem Fron- tale keine Sutur, sondern die Praefrontalen sind wie bei O. nigro- UneatKs Hall, breit in Contact, und das Frontonasale ist viel breiter als lang. 12—13 Schenkelporen. Die Färbung stimmt gut überein mit der von Smith für var. hihroni 111. S.-Afr. Rept. Taf. 38, Fig. 1 gegebenen. 8. Mabiiia trivittata (Cuv.) var. Boulenger, 1. c. pag. 195. 1 Stück. Augenlid mit grossem Fenster, Sohlenschuppen nicht stachelspitzig, Subdigitallamellen einkielig, Suboculare nach — 289 — unten niclit verschmälert, Ohröffnimg typisch, aber 36 drei- kielige Schuppenlängsreihen. Färbung normal. — Ausser in der höheren Zahl von Schuppenreihen , 36 statt 30 bis 32, finde ich absolut keinen Unterschied von der auch früher durch mich bereits aus Trans- vaal nachgewiesenen Art. 9. Chamnelcon parvilohiis Blgr. Boulenger, 1. c. pag. 449, Taf. 39, Fig. 5. Ein $. — Neu für Transvaal. Typisch in Form und Färbung. 10. Stenostoma nigricans Schlg. Jan, Icon. d. Ophid. Lief. 2, 1862, Taf. 5, Fig. 8, Taf. 6, Fig. 8; Boulenger, Synopsis of the Siiakes of South Africa in The Zoologist, May 1887, S. -A. pag. 3. 2 Exemplare. 11. riiilothamnus pnnctatns Pts. Peters, Mon.-Ber. Berlin. Akad. 18G8 pag. ^89 ; Barboza, Notice sur las esp. du geure Philothamnus 1882, S.-A. pag. 14. 1 Stück. — Neu für Transvaal. Ventralen mit Lateralkiel; Supralabialen 9 — 9, das vierte, fünfte und sechste ans Auge tretend. Temporalen ^'l -|-\i -f- Vi. Schuppenformel: Squ. 15; G. ^/a, V. 192, A. Vi, Sc. '2Vl27H-l. Färbung typisch; vorn mit ziemlich breiten schwarzen Binden (juer über den Rücken. 12. Lycophidium capetise Smith. Jan, 1. e. Lief. 36, 1870, Taf. 3, Fig. 3 (horstoeki) ; Boulenger, 1. c. pag. 7. 1 Stück. — Neu für Transvaal. Schuppenformel: Squ. 17; G. ^h, V. 188, A. 1. Sc. 30/30 + 1. In der Färbung und Zeichnung ganz mit Jans Abbildung übereinstimmend, aber unterseits nur an den Seiten und nach hinten mit einzelnen, kleinen, grauen, wolkigen Makeln; Schwanzschilder mit grauen Schuppenrändern. 19 ^ 290 — 13. Lamprophis rufuhis (Licht.). Jan, 1. c. Lief. 17, 1866, Taf. 4, Fig. 1; Boulenger, 1. c. pag. 7. 1 Stück. — Neu für Transvaal. Kopf wenig breiter als der Nacken; 8 Supralabialen, von denen nur das vierte und fünfte in den Augenkreis treten. Scluippenformel: Squ. 19; G. ''h, V. 172, A. 1, Sc. «^/84+l. Oberseits einfarbig schwarzbraun mit blauem Schiller, unterseits rötlichgelb; Schwanz unterseits schwefelgelb mit schwärzlicher Medianlinie. VI. Pondoland. Pondoland liegt in Kaffraria zwischen dem 31. und 32. '^ S. Breite an der Küste Südost-Afrikas. Es verbindet augen- scheinlich die Fauna des östlichen Caplandes mit der Natals. Die Kenntnis auch dieser Suite von Batrachiern und Reptilien, welche von Herrn Dr. Bach mann gesammelt worden sind, verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn Dr. August Müller in Berlin. Die Sammlung ist von besonderem Werte, weil sie uns die erste Kenntnis von der Kriechtierwelt eines noch unbekannten Landstrichs in Südost-Afrika gibt, und weil sie überdies ein sehr merkwürdiges und anscheinend neues Chamaeleon enthält. Liste der in Pondoland gesammelten Arten, a. Batracliier, 1. Bana natalensis (Smith). Boulenger, Cat. Batr. Sal. Brit. Mus. 1882 pag. 30. Ein junges Stück. Hintergliedmaassen nach vorn gelegt die Schnauze er- reichend. Überhaupt ganz typisch, aber der Interorbitalraum fast etwas breiter als das einzelne Augenlid und die Füsse nur mit Vs- Schwimmhaut. 2. Bana anyolensis Bocage. Boulenger, 1. c. pag. 50. 3 Exemplare, darunter ein <$. — Von Boulenger bereits aus Kaffraria verzeichnet. — 291 — Typisch in Form und Färbung. J' mit stark verdicktem Daumenballen. 3. Bdua grcnji Smith. Boulenger, 1. c. pag. 53. 3 Exemplare. — Ebenfalls bereits aus Kaffraria angegeben. Eine feine helle Vertebrallinie. Umkreis des Unterkiefer- randes mit feiner schwarzgrauer Bestäubung oder mit schwarzer Längslinie. Hinterbacken schwärzlich mit weissen Punktmakeln. 4. Ixana fasciata (Tschudi). Boulenger, 1. c. pag. 54. Ein Stück. — Ebenfalls bereits aus Kaffraria verzeichnet. Typisch in Form und Färbung. 5. Bufo regidaris Ess. var. B Blgr. Boulenger, I. c. pag. 298. Ein Stück. Mit heller Vertebrallinie. b. Rci)tilicn. 6. Parhydadyhis maculahis Smith. Boulenger, Cat. Liz. Brit. Mus. Bd. 1, 1885 pag. 206, Taf. 16, Fig. 4. Zu dieser Art darf wohl ein junges Männchen gerechnet werden, dessen Rückentuberkeln äusserst schwachgekielt und nicht konisch sind, dessen Finger unter 4 Querlamellen zeigen, das in der Färbung sehr auf Boulengers Abbildung herauskommt, wenn es auch viel matter gefärbt erscheint, und das im Übrigen nur noch die Eigentümlichkeit zeigt, dass jedes seiner weissen Infralabialen in der Mitte einen schwarzen Punktfleck trägt. Das Mentale ist abweichend von P. ocellatm (Cuv.), mit dem Boulenger die Art vergleicht, dreieckig und nach hinten zugespitzt; das ^ zeigt übrigens wie bei diesem eine Längs- reihe von vier konischen Tuberkeln an jeder Seite der Schwanz- wurzel. 7. Ägatna atra Daud. Ein (?, ein $ und 2 Junge. Das c? zeigt eine Querreihe von 13 Praeanalporen. 19* — .292 — 8. Chamaesmira angiiina (L.). Boulenger, 1. c. Bd. 2, 1887 pag. 264. 3 Stücke. 26 Längs- und ca. 40 Qiierreilien von Kielscliuppen. Nur bei einem der vorliegenden Stücke finde ich je eine kleine un- deutliche Schenkelpore. Oberseits dunkelbraun; in der Rückenmitte nur mit einer breiten weissgrauen Längsbinde oder mit zwei breiten hellen, dunkel eingefassten Seitenbinden. 9. Nucras delalnndei (M.-Edw.). Boulenger, 1. c. Bd. 3, 1887 pag. 53. Typisch in Form und Färbung. — Schenkelporen 13 — 13. 13—12 und 12—12. 10. Mahuia varia (Pts.). Boulenger, 1. c. pag. 202. 2 Exemplare. Auge mit Fenster, Sohlen stachelspitzig. 32 Schuppen- längsreihen ; Suboculare breit an die Lippe stossend. — Färbung typisch. 11. Chamacleon caffer n. sp. C h a r. Differt a Ch. damarano Blgr. , cui proximus esse videtur, crista dorsali tuberculorum 15 magnorum, distantium, compressorum, conicorum. Latera corporis squarais magnitudine variis valdeque imparibus tecta, tuberculis majoribus, magis irregulariter dispositis quam in Ch. damarano intermixtis, serie superiore prope cristam dorsalem minus regulari, serie inferiore distinctiore nulla. Lobuli gulares parvi, plerumque aut latiores aut aeque lati quam longi, tricuspides, squamuliferi. Longitudine et pholidosi caudae caeterum Ch. damarano simillimus. Totallänge 125 mm Vom Schnauzeneude bis zum Unterkieferwinkel . löVa „ „ „ „ zur Helmspitze .... 22 „ Grösste Weite des Helmes in der Augengegeud . 6 „ Grösste Kopfhöhe 13^2 „ „ Kopfbreite 9V2 . — 293 — Rumpflänge 4OV2 mm Länge der Tibia 9 „ Schwanzlänge (mit dem Faden gemessen) ... 69 „. Vaterland: Pondoland in Kaffraria, 1 $, von Herrn Dr. Bach mann entdeckt. Die Art gehört zu der Boulenger'scheu Gruppe Ch. pumi- lus, vetitmlis und dainaramis, hat aber den längsten Schwanz von allen und ist auch durch die geringe Anzahl seiner Tuberkel in der Rückencrista beachtenswert. Die Grösse der Rücken- und Seitenschuppen ist ganz auffällig wechselnd, sodass ein Gewirr von kleinen, mittelgrossen und grösseren Schüppchen und glatten Tuberkeln ohne Regel neben einander gestellt er- scheint. Der Schwanz zeigt wie bei Ch. damaranus Blgr. grosse Tuberkel, deren grösste so gross oder grösser sind als die grössten der Körperseiten. Die Läppchen der Kehle sind relativ klein, mit Schüppchen gedeckt, eins hinter das andere gestellt, das vorderste am tiefsten herabhängend, doppelt so lang als tief, die fünf nächsten deutlich länger (in der Längenrichtung des Tieres) als tief (in der Höhenrichtung des Tieres gemessen), die übrigen neun dreispitzig, etwas tiefer herabhängend als ihre kurze Basis lang ist. Dass diese Form das $ zu dem bis jetzt nur im männ- lichen Geschlechte gefundenen Ch. damaranus Blgr. darstelle, ist zwar schon wegen der grossen Entfernung der beiderseitigen Fundorte unwahrscheinlich, aber immerhin möglich. 12. Typlilops bibroni Smith. Smith, III. S.-Afr. Rept. Taf. 51, Fig. 2, Taf. 54, Fig. 5-8; Boulenger, Synopsis of the Snakes of South Africa in The Zoologist, May 1887, S.-A. pag. 4. 3 Exemplare. 30 Schuppenlängsreihen; Schnauze stumpfkantig; Auge grade unter der Sutur von Praeoculare und Oculare gelegen. — Färbung normal. 13. Stenostoma nigricans Schlg. 2 Exemplare. 14. Uriechis capetisis (Smith). Jan, Iconogr. d. Ophicl, Lief. 15, 1866, Taf. 1, Fig. 5 ; Boulenger, 1. c. p. 5. 1 Stück, leider mit verletztem Schwanz. — Schon in der Literatur aus Kaffraria erwähnt. — 294 — Schlippenformel: Squ. 15: G. 1, V. 189, A. 1, Sc. 12 + ? Frontale nach hmten bemerkenswert zugespitzt. — Färbung normal. 15. CoroneUa cana (L.). Smith, 1. c. Taf. 14 — 17 (Coluber); Boulenger, 1. c. pag. 5. 1 jüngeres Exemplar. Jederseits 3 Postocularen ; Occipitalen kürzer als das Frontale. Subcaudalenzahl bei dem vorliegenden Stücke auf- fallend niedrig. Schuppenformel: Squ. 27; G. 4, V. 178, A. Vi, Sc. ^*^/48+l. Färbung ähnlich Smiths Figur auf Taf. 15. 16. ridlothamnus pimctatus Pts. 2 Exemplare. Schuppenformeln : Squ. 15; G. 1 + ^/s, V. 182, A. 'lu Sc. ^^^o/iso + l, „ 15; „ ^'3, „ 183, „ Vi, „ ^^Vi^5 + 1. Boulenger gibt vom Cap bis Natal nur eine Art an mit Seitenkiel auf den Bauchschildern, Ph. natalensis Smith, die nach Smith 9, nach Barboza du Bocage aber nur 8 Supra- labialen zeigt, bei der nur 2 Supralabialen ans Auge treten, welche die Ventralenzahl 150—160 besitzt, und die auch in der uniformen Färbung abweicht. Mit ihr hat die vorliegende, auch oben von Transvaal erAvähnte Species absolut nichts zu thun. 17. LmnprojjJd^ rttftilus (Licht.). Ein junges Stück. Pupille rund. Schuppenformel: Squ. 19; G. ~l2, V. 170, A. 1, Sc. ^0/79 + 1. 18. Boodon lineatns D. & B. var. Jan, 1. c. Lief. 36, 1870, Taf. 2, Fig. 2-3; Boulenger, 1. c. pag. 8. 1 Kopf. — 295 — Färbung ganz typisch mit hellen Längsbinden auch auf dem Halse, aber abweichend durch ein doppeltes Praeoculare jederseits. Ob die Form zu B. bipmeocularis Gthr. (Ann. Mag. Nat. Hist. for May 1888 pag. 330, Taf. 18, Fig. B) zu stellen ist, welcher von Mombas und vom Tangaujikasee bekannt ist, bleibt unentschieden, ist aber schon der Färbung wegen wenig wahrscheinlich. 19. Dendraspis angiisticeps (Smith). Smith, 1. c. Taf. 10 (Naja); Boulenger, 1. c. pag. 9; Barboza du Bocage, Jörn. Sc. Lisboa No. 47, 1887, S.-A. pag. 6. Ein Stück dieser seltenen Giftschlange. Jederseits 3 Prae- und 4 Postocularen ; 2 an die Post- ocularen anstossende Temporalen ; 2 Temporalen in Contakt mit dem Aussenrande der Parietalen. Hinter den Parietalen keine grossen schildähnlichen Schuppen. 8 Supralabialen, das zweite in Berührung mit dem Praefrontale. Schuppenformel: Squ. 19; G. 3, V. 208, A. Vi, Sc. 1%03 + 1. Sichere Abdominalschilderzahlen dieser Art scheinen mir die Ziffern 208 und 210 und für die Subcaudalen 103, 110 und 115 zu sein. Die weiteren Abdominalzahlen 267 bei Smith und 255 und 267 bei Barboza du Bocage deuten vielleicht auf das andre Geschlecht dieser Art hin. Oberseits einfarbig dunkel olivenbraun mit feinem schwarzem Saum um jede Rückenschuppe, ohne dass dieses Schwarz beim flüchtigen Blick irgend zur Geltung käme. yil. Zwei für Maclagascar neue Schildkröten. Ich bin in der überraschenden Lage, im folgenden neben Pelomednm zwei für die Fauna von Madagascar neue Chelonier, eine Land- und eine Süsswasserschildkröte, aufzählen zu können, die die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft durch ihr korrespondierendes Mitglied, Herrn Anton Stumpff in Nossibe, im Laufe dieses Jahres zum Geschenk erhalten hat. 1, Cinixys belli ana Gray c?. Boulenger, Cat. Chelon. Brit. Mus. 1889 p. 143. Nuchale lang, schmal. Vorder- und Hinterrand des Panzers nur sehr schwach aufgewulstet und schwach gezähnelt ; Halsteil — 296 — des Rückenscliildes auffallend eiiigediückt und abgescliiiüit ; das hintere Profil massig abschüssig, im Bogen abfallend. Schwanz mit sehr deutlichem Nagel. Auf ausdrückliche Anfrage teilt mir Herr Anton Stumpff mit, „dass diese Landschildkröte von der Nossibe gegenüber- liegenden Inselküste, d. h. von der Nordvvestküste Madagascars stamme, daselbst im Freien lebe und überall und in grossen Mengen vorkomme. Sie sei keineswegs von irgend einem anderen Orte nach Madagascar importiert. Die Art werde von der Westküste Madagascars oft durch die Sakalaven zum Verkauf nach Nossibe gebracht und augenblicklich habe er noch fünf davon lebend in seinem Besitze." Neu für Madagascar. 2. 8ternothaerus sinuatns Smith. Boulenger, 1. c. p. 194. Zwei Exemplare. — Schnabel in der Mitte ausgerandet und leicht zweispitzig. Interorbitalraum etwas kürzer als die Frontalsutur. Intergularschild etwa doppelt so lang wie breit. — Oberfläche des Kopfes schwarz gefleckt und reticuliert, eine Zeichnung, die namentlich auch auf den Oberkiefern sich in feinen, dunklen Querflecken markiert. Die vorliegenden Stücke stammen von Sambirano in der Passandava-Bai (Nordwest- Madagascar), woselbst sie nach Herrn A. Stumpffs gütiger Mitteilung in dem Sambirano-Fluss häufig vorkommen. Ebenfalls neu für Madagascar. 3. Pelomedusa galeata (Schoepff). Boulenger, 1. c. pag. 197. Von dem Naturhistorischen Institut Linnaea in Berlin er- hielt ich Ende 1885 ein Stück dieser Art, das aus Südost- Betsileo stammte. Es stimmt in der Form übereiu mit Fig. c bei Boulenger, Bull. Soc. Zool. France 1880 p. 146. Nach den neuesten Funden und Reiseberichten stellt sich die Schildkrötenfauna Madagascars jetzt auf folgende 7 Arten: 1. Cinixijs belUana Gray, 2. Pyxis arachnoides Bell, 3. Testudo radiata Shaw. — 297 — 4. Sternothnerus siunotus Smitli, 5. „ nigricans Donnd., 6. Pclomedusa gnlcata (Sclioeptf), 7. Fodocncniis niadcKjascaricnsis (Grand.). Diese Artenzalil und -Liste weicht, wie man sieht, erheb- lich ab von der durch mich seinerzeit in Abh. Senckenberg. Natiirf. Ges. Bd. 12, 1881, S.-A. p. 102—103 veröfl'entlichteu Aufstellung von 12 Arten, die nach Literaturangaben eine an- sehnliche Menge unsicherer Species enthielt. Unser Museum besitzt von diesen 7 sicher bekannten Arten jetzt 5, nämlich Oinixys bclliana, Testudo radiata, Sternothaenis sinuatns und 7iigricans und PeJoniediisa galeata, von Madagascar. Die Namen der um Madagascar vorkommenden Meeres- schildkröten aber sind leider immer noch nicht bekannt. VIII. Madras. Von Madras bekamen wir als Geschenk durch Herrn Theodor Kolb daselbst im August 1889 eine erste prächtige Sendung von 6 Batrachieru und 19 Reptilien in zum Teil sehr zahlreichen Exemplaren, die alle aus Madras selbst oder aus der nächsten Umgebung der Stadt stammen. Wenn auch ausser den 4 schönen Arten von Seeschlangen, die auffallenderweise sämtlich meines Wissens von dort noch nicht bekannt waren, nichts bei der Sendung war, was nicht schon von Madras in der Litteratur Erwähnung gefunden hätte, so wird eine kurze Aufzählung der Sachen doch von einigem Wert sein, erstens um die dortige Eauna zu kontrolieren , dann auch um bei einigen Arten ein paar systematische Bemerkungen anzuknüpfen, die mir von Interesse zu sein scheinen. Aufzählung der bei Madras gesmmelten Arten, a. Batracliier. 1. Rana hexadactyla Lesson. Boulenger, Cat. Batr. Sal. Brit. Mus. 1882 pag. 17. 2 erwachsene c?, 6 erwachsene $. Interpalpebralraum viel schmäler als ein einzelnes Augenlid. Finger scharf, Zehen schwächer zugespitzt, letztere mit sehr — 298 — breiter Scliwimmliaut und längs der fünften Zehe mit einem gut entwickelten Hautsaum. Erster Finger länger als der zweite. Innerer Metatarsaltuberkel klein, abgerundet dreieckig und stumpfspitzig oder konisch. Oberseits einfarbig, dunkel olivbraun bis schwarz ; unter- seits gelblich, Bauch und Schenkelunterseite schwarzbraun ge- wölkt und gewässert, sodass hier kleine weissliche Riindflecke entstehen. Gesäss schwarz, weissgepunktet und mit zwei meist sehr deutlichen, der Längsrichtung der Oberschenkel parallel- laufenden, lebhaft weissgelben Fleckbinden. Schwimmhaut gelb- lich, schwarz bestäubt und gemäkelt. Die beiden vorliegenden c? zeigen einen grün weissen Rückenstreif, der sämtlichen $ fehlt. 2. Rana gracilit< Wgm. Boulenger, 1. c. pag. 28. 15 junge Exemplare. Äusserer Metatarsaltuberkel deutlich, weiss gefärbt. Rand des Unterkiefers, wie gewöhnlich, weiss und schwarz gewürfelt. Nur zwei von den vorliegenden Stücken tragen einen breiten weissen Rückenstreifen. 3. RhacopJiorns maculatns (Gray). Boulenger, Proc. Zool. Soc. London 1889 pag. 30. 16 Exemplare. Haut mit dem Schädel nicht durch Verknöcherung ver- bunden. — Oberseite weissgrau oder bräunlichgrau mit oder ohne unregelmässige schwärzliche Punktflecke oder Makeln. Weichen und Gesäss mit grossen gelben Rundmakeln, die durch ein schwarzes Maschennetz von einander getrennt werden. — Das grösste vorliegende Stück misst 64 mm von Schnauze zu After. 4. Microhijla rubra (Jerd.). Boulenger, Cat. Batr. Sal. Brit. Mias. 1882 pag. 164. Ein junges Exemplar. Zehen nur mit rudimentärer Schwimmhaut; Metatarsal- tuberkel kräftig, konisch. — Eine A- förmige, oben und in der Mitte nach den Seiten hin sich aussackende, dunkelbraune — 299 — Zeichnung längs der Rückenmitte. Kinn und Kehle bräunlich ; silberweisse Punktfleckchen an den Kinnrändern und im Um- kreis der Kehle. 5. Cacopu.s s/j.stoDia (Schneid.). Boulenger, 1. c. pag. 174. Ein schönes, erwachsenes Stück. Schnauze nicht länger als der Augendurchmesser; Inter- palpebralraum von etwas über doppelter Augenlidbreite. Innerer Metatarsaltuberkel nur so lang wie die zweite Zehe. Haut fein narbenartig gerunzelt. — Kopfunterseite grob schwärzlich gefleckt und marmoriert. 6. Biifo Dtekmo.stictus Schneid. Boulenger, 1. c. pag. 306, 22 Exemplare, davon 10 jung. Kopfleisten sehr entwickelt ; keine Parietalcrista ; Trommel- fell von -/3-Augengrösse. Bei ganz jungen Stücken ist das Trommelfell nur von halber Augengrösse oder noch kleiner; auch finde ich. dass in ganz einzelnen Fällen auch doppelte Subartikulartuberkel an den Gelenken der vierten Zehe auf- treten können. Erster Finger länger als der zweite ; eine Tar- salfalte fehlt. Oberseite carminrot gefleckt und gewässert; Unterseite im Alter einfarbig bräunlichgelb, ungefleckt, in der Jugend namentlich in der Kehl- und Bauchmitte schwarz gefleckt und marmoriert. 1>. Reptilien. 7. Calotes versicolor (Daud.). Boulenger, Cat. Liz. Brit. Mus. Bd. 1, 1885 pag. 321. 3 erwachsene J*, 4 junge Stücke. Keine Schulterfalte; Seitenschuppen nach hinten und auf- wärts gerichtet; Trommelfell von halber Augengrösse. c? mit 42, 42 und 44 Schuppen rund um die Körpermitte. Kehle beim c? hell carminrot. Junge Stücke mit schwarzen Querbinden auf Rumpf und Schwanz, von denen sechs auf den Rumpf entfallen, und mit je einem silberweissen Dorsolateral- — 300 — streifen, der diese Querbinden unterbricht. Auge im Centrum schwarzer, radial ausstrahlender Streifen. — Kopfrumpf länge des erwachsenen c? 122, Schwanzlänge 313, Totallänge 435 mm (also um 30 mm länger als das von Boulenger gemessene Stück). 8. Lijgosoma {Biopa) pimctatnm (L.). Boulenger, 1. c. Bd. 3, 1887 pag. 310. Ein etwas eingetrocknetes Stück. Unteres Augenlid mit Fenster; die Entfernung von der Schnauzenspitze bis zur Insertion der Vordergliedmaassen ist nur halbsogross wie die Entfernung der Insertionen von Vorder- und Hintergliedmaassen von einander. Je ein deutliches Paar Nuchalen und Temporalen umgibt die Parietalen. 26 Schuppen- längsreihen. — Helles Dorsolateralband deutlich. 9. Chamaeleon calcaratus Merr. Boulenger, 1. c. pag. 445, Taf. 39, Fig. 2. Ein junges c?, aber schon mit deutlichem Sporn. Rückenseiten oben mit einer Längsreihe von drei, unten von zwei grossen weissen Makeln. 10. Typhlops braminus (Daud.). Günther, Rept. of Brit. Iiidia, London 1864 pag. 175, Taf. 16, Fig J. 14 Stücke. Typisch in Form und Färbung, welche letztere von röt- lichem Grau bis zu glänzendem Schwarz variiert. Namentlich sind Stücke, welche kurz vor der Häutung stehen, auffallend hell, grünlichgrau oder weisslich opalisierend; bei ihnen ist auch das Auge weniger deutlich und die sternförmige Aus- zackung der Färbung der Rostralränder vollkommen verdeckt. 11. Typhlops pammeces Gthr. Günther, 1. c. pag. 176 (tenuis) und pag. 444, Taf. 16, Fig. C. Ein Stück dieser seltenen Art von nur IV2 mm Dicke bei 120 mm Länge. Trotz der überraschenden Ähnlichkeit dieser Form mit der vorigen, die sich auch auf die eigentümliche sternförmige Auszackung der Färbung der Rostralränder erstreckt, muss ich — 301 — sie doch ebenfalls als Art anerkennen, da auch das vorliegende Stück zum mindesten um die Hälfte länger ist als gleichdicke T. hmminus (Daud.). 12. Odontomns nympha (Daud.). Günther, 1. c. p. 233 ; Jan, Iconogr. d. Ophid. Lief. 36, 1870, Taf. 5, Fig. 2. Ein ganz junges und schlecht gehaltenes Stück. Jederseits 7 Supralabialen, wie auch Dumeril & Bibron und Jan übereinstimmend angeben, während Günther dieser Art 8 Supralabialen zuschreibt. Temporalen 2 4-3. Schuppenformel: Squ. 18; G. 2/2, V. 213, A. Vi, Sc. ^9/79 + 1. Die Pholidose stimmt, soweit sie zu beobachten ist, gut mit der Günther'schen Beschreibung; die Zeichnung erscheint aber etwas abweichend, indem hier hinter dem schwarzen Kopf und dem weissen Halsband nur etwa 17 schwarze Halbbinden zu zählen sind, die vorn dreimal breiter als die weissen Zwischenräume, hinten allmählich nur doppelt so breit sind als diese; im letzten Körperdrittel und auf dem Schwänze lösen sich diese Querbinden in zwei alternierende Längsreihen etwas unregelmässig begränzter, dunkler Rundmakeln auf. In den weissen Zwischenräumen steht an den Körperseiten je eine schwarze, im Vorderteile des Körpers mehr längliche, im hinteren Abschnitt desselben mehr rundliche Fleckmakel. Günther da- gegen verlangt für die Art etwa 38 schwarze Halbbinden. 13. Tropido)wt>(s (Amphiei^ma) sfokitiis (L.). Günther, 1. p. 266. 5 Exemplare. Internasalen nach vorn stark zugespitzt; 8 Supralabialen, das dritte, vierte und fünfte in den Augenkreis tretend. Tem- poralen links 1 + 2, rechts 1 -j- 3 ; einmal links 1+3, rechts 1 + 2. Ventralzahlen zum Teil auffallend niedrig, 121 — 143 (statt 125—161, wie Günther verlangt); ebenso auch die Sub- caudalzahlen 45—59 (statt 50—79). Schuppenform el: Squ. 19; G. '[u V. 143, A. Vi, Sc. ? (typische Form), , 19; „ 2 + Vi, „ 129, „ Vi; „ ^"/5o + l (var.), - 302 — Sqii. 19; G. Vi, V. 125, A. Vi, Sc. ^^52 + 1 (var.), „ 19; . 2+ Vi, „ 124, „ Vi, „ ^-745 + 1 (var.), „ 19; „ 2, „ 121, „ Vi, „ -^^/r^s + l (var.). Die vier letztgenaiinten Stücke mit niederer Ventralen- zalil (121 — 129) bilden vielleicht eine Lokal varietät, da auch die schwarzen Säume der Lippenschildsuturen bei ihnen nicht ganz mit dem Typus iibereinstimmen, sondern z. B. die Sutur von sechstem und siebentem Supralabiale immer hell bleibt, und der breite schwarze Streif hier in die Mitte des siebenten Supralabiale fällt. 14. Cerhenis rlujiirhops (Schneid.). Günther, 1. c. pag. 276. Ein schönes Exemplar. 9 Supralabialen, von denen die drei letzten in horizon- taler Richtung quergeteilt sind. Hinterhaupt mit Schuppen be- deckt. — Färbung normal ; Schnauzenspitze dunkelgrau, hintere Supralabialen nach oben allmählich dunkler werdend, unten hell, oben dunkelgrau. Schuppenformel: Squ. 25; G. Vt, V. 144, A. Vi, Sc. 55/55 4-1. 15. Dendrophis pictiis (Gmel.). Günther, 1. c. pag. 297. Ein in der Körpermitte stark beschädigtes Stück von normaler Pholidose und Färbung. — Parietalen hinten jedes einzeln etwas zugespitzt und einen rechten Winkel einschliessend. Temporalen jederseits 2 + 2 -[- 2. — Auf der Sutur der Parie- talen zwei gelbe Fleckchen. Schuppenformel: Squ. 15; G. V^ , V. 177, A. Vi, Sc. ^°Vl07 + ?. 16. Passerita mi/eterhans (L.). Günther, 1. c. p. 305. 5 Exemplare. — Typisch in Pholidose und Färbung ; grün mit zwei gelben Ventralstreifen. — Eines der Stücke hat einen halbwüchsigen Calotes versicoloy (Daud.) verschlungen. — 303 — S cliuppenformel: Squ. 15; G. ^A, V. 164, A. Vi, Sc. ''-'112^-^1, 15; „ ^/4, „ 170, „ Vi, . ^^Vi5i + 1, 15; „ */3, , 173, „ Vi, „ ^•^Vi34 + 1, 15; „ V4, „ 175, „ Vi, „ ^'^Vi«4 + 1, 15; „ V4, „ 176, „ V/i, „ i^Vi47 + l. 51 r » n 17. Dipms (Dipsadomori^hus) trigoiKita Boje. Günther, 1. c. p. 312; Jan, Iconogr. d. Opbid. Lief. 38, 1871, Taf. 3, Fig. 2. Ein junges Stück. — Temporalen etwas unregelmässig in der Formel 1 -[- 2 -f- 3. Vertebralschuppen etwas breiter als die übrigen. — Bauch längs der Mitte ungefleckt; Färbung überhaupt typisch. Schuppenformel: Squ. 21; G. 1 + ^/a + 1, V. 220, A. 1. Sc. ^«/78 + l. 18. Lycodon aidicus (L.). Günther, 1. c. pag. 316. Ein Stück. — Schuppen ungekielt; 2 Nasalen; Frenale nicht mit dem Auge in Berührung; Praeoculare in Contact mit dem Frontale; Praefrontalen einzeln länger als breit. Schuppenformel: Squ. 17; G. ^h, V. 188, A. Vi, Sc. ^V7i + 1. Färbung genau entsprechend der, welche Günther für seine var. IS verlangt. 19. Xajn frijjifdians Merr. var. cc Gthr. Günther, 1. c. pag. 338. Ein massig gut erhaltenes, halbwüchsiges Exemplar. — Brillenzeichnung sehr deutlich. Schuppenformel: Squ. 23 (Körpermitte): G. 3, V. 185, A. 1, Sc. ^9/59 + 1. 20. Hydrophis (Hydrophis) rohastus Gthr. Günther, 1. c. pag. 364. Ein halbwüchsiges Stück, wahrscheinlich $. Drittes und viertes Supralabiale ans Auge stossend. Nur 25 (nicht 31) Schuppenreihen um den Hals. 340 Ventralen, die doppelt so breit sind als die benachbarten Schuppen, — 804 — 4 grosse Analschildchen. Rumpf mit 41 schwarzen Vollriiigen; Schwanz bis auf einen hellen Vollring und einen hellen Halb- ring hinter der Basis ganz schwarz, Bekannt auch aus dem Indischen Archipel und von Mas- kat, Arabien. 21. Hydrophis (Hydrophis) eaeridescens (Shaw). Günther, 1. c. p. 365, Taf. 25, Fig. C und Ci; Jan, Iconogr. d. Ophid. Lief. 41, 1872, Taf. 5, Fig. 1 {hybridus). Ein junges Stück. Abweichend von der Günther'schen Diagnose und der Jan'schen Abbildung bilden bei unserem Stücke die hinteren Submentalen in der Mitte Sutur. 42 (statt 38) Schuppen um den Hals. Ventralen 311 ; 4 Praeanalen. 39 schwarze Vollringe um den Rumpf, die sich oben und unten verbreitern und zusammen- stossen, sodass Dorsallinie und Ventrallinie schwarz erscheinen; jederseits 5 helle Quermakeln auf dem schwarzen Schwänze, Kopf schwarz mit schmalem hellem Temporalstreif hinter dem Auge. Bekannt ausserdem aus dem Meerbusen von Bengalen, von Pinang und von Java. 22. Hydrophis (Microcephalophis) cantoris Gthr. Günther, 1. c. p. 374, Taf. .25, Fig. U. Ein erwachsenes $, ein Junges. Der verschmälerte Teil des Körpers beträgt fast genau die Hälfte der ganzen Körperlänge. Rostrale vorn nicht vor- gezogen, nicht schneidend. 23 ($) und 25 Schuppenreihen um den Hals. Körperschuppen meist mit doppelten , dreifachen oder mehrfachen, sehr kleinen Centraltuberkeln. 460 Ventralen; 4 Praeanalen. Drittes Supralabiale bei dem $ nicht (wie es die Diagnose eigentlich verlangt) in Contact mit dem Nasale. Beim alten $ nur die 36 vorderen schwarzen Vollringe deutlicher; auf dem Schwänze 8 deutlich markierte, dunkle Vollringe. Beim Jungen 56 schwarze Ringe auf dem Rumpfe, 8 auf dem Schwänze. Bekannt auch aus der Strasse von Malakka (von Pinang) — 305 — 23. Enhijdrina bengaknsis (Gray). Günther, 1. c. p. 381; Jan, Iconogr. d. Ophid. Lief. 41, 1872, Taf. 2, Fig. 1 (IIijdroiMs schistosus) . 2 schöne Stücke. — Beiderseits nur ein Postoculare. Hals mit 48 und 52 Schuppenreihen. Ventralen 286 und 310; Analen 6 und 6. Geht von Arabien quer durch den Indischen ücean bis Neuguinea. Merkwürdiger Weise war bis jetzt keine dieser vier Arten von Seeschlangen speziell von Madras verzeichnet gewesen; dagegen nennt Günther von dort ausdrücklich Hijdyophis jerdoni (Gray), cyanocinctus Daud., cliloris Daud., graciUs (Shaw), lapcmoidcs (Gray), elUoti Gthr., viperinus (Schmidt) und ciirtus (Shaw), sodass also jetzt 12 Arten von Hydrophiden aus dem Meere von Madras mit Sicherheit bekannt sind. 24. Vipern ntsselli (Shaw). Günther, 1. c. pag. 396 (Daboia) ; Strauch, Synops. d. Viperid. St. Peters- burg 1869 pag. 85. Ein Prachtstück. — Bauch mit sehr zerstreuten, drei- eckigen, schwarzgrauen Fleckchen, die Dreieckspitzen derselben nach hinten gerichtet. Schuppenformel: S< Laur., Draco volans L. und Calotes jubatus (D. & B.) und die 4 Schlangen : CoDipsosoma melanurmn (Schlg.) , Tropidonotus (Amphiesma) siih)riiniatHS Schlg., Hoitialopsis liiiccdfd (L.) und Drndrophis pictns (Gmel.). X. Koptilieii von Nias. Die nachfolgend verzeichnete Liste von Eidechsen und Schlangen der Sumatra im Nordwesten vorgelagerten Insel Nias, deren Kenntnis ich der (jüte des Herrn Carl Schneider in Eschweiler verdanke, bringt zwar für die Insel keine neue Art, dürfte aber, weil sie Zahlenangaben über verhältnismässig wenig bekannte Species gibt, als Beitrag zur Kenntnis der dortigen Fauna nicht unwillkommen sein. Betreffs der Litte- ratur vergl. J. G. Fischer, Abh. Naturw. Ver. Hamburg 1885 p. 3—9, Taf. 1 und G. A. Boulenger, Ann. Mag. Nat. Hist. (5) Bd. 16, 1885 p. 388—389. Wie die Stücke des British Museums wurden auch die vorliegenden von dem für die Er- forschung der Insel hochverdienten Herrn Missionar Sande- mann gesammelt. Aufzählung der Arten: 1. Draco volans L. c?. 2. Gonyocephaliis graiidis (Gra}^) c?. Nacken- und Rückenkamm fast unterbrochen, letzterer bis zur Schwanzbasis fortlaufend, hoch, seine längsten Schuppen (mit der Basisschuppe gemessen) den Augen durchmesser er- reichend. Gularsack nicht gezähnelt ; Nackenkamm beträchtlich hinter dem Parietale beginnend, aber hahnenkammartig so stark nach vorn übergebogen, dass er etwas weiter nach vorn hin angewachsen zu sein scheint; seine längsten Schuppen länger als die Schnauze, aber nicht von doppeltem Qrbitaldurchmesser. — 807 — Ventralen zwar nicht gekielt, aber doch in der Mitte so stark gewölbt, dass diese Erhöhungen deutliche Reihen bilden. Dritter Finger gleichlang oder etwas länger und stärker als der vierte. Der angedrückte Hinterfuss erreicht mit der Spitze der längsten Zehe das Nasloch. Der Schwanz zeigt sich von mehr als doppelter Körperlänge. — An den Rückenseiten stehen grosse, etwa sieben Schuppen deckende, gelbe Rundmakeln. Ein orange- gelber Ring um den unteren Teil der Orbita. Kopfrumpf länge 111. Schwanzlänge 289 mm; Totallänge 400 mm. 3. O/fofes cristatdlus (Kühl). Zwei p]xemplare. — 78 und 80 Schuppen um die Rumpfmitte. 4. OJigodon trilincatus (Dum. & Bibr.). Dunkel schwarzbraun, unten grauschwarz mit schmalen, weisslichen Ventralrändern. Rückenstreif gelbrot; der schmale Seitenstreif jederseits weiss. Kopf und Halszeichnung voll- kommen mit der von Jan, Iconogr. d. Ophid. Lief. 12, Taf. 4. Fig. 1 abgebildeten übereinstimmend. Schuppenformel: Squ. 17; G. Vi, V. 148, A. ], Sc. -^o/^o + l. 5. Tropitlonoiia^ (AmpliiesDxi) chnjsargus Boje. Zwei Exemplare. — Jederseits nur ein Praeoculare ; Ven- tralen jederseits mit zwei Reihen von ziemlich grossen Längs- flecken. Schuppen form el: Squ. 19; G. 1 + Vi, V. 159, A. Vi. Sc. «Vsi + 1, „ 19; „ 1 + Vi, „ 162, „ Vi, „ «V83-f 1. 6. Chnjsopelea ornata (Shaw) var. hasselti Gthr. Zwei Exemplare. — Farbenspielart e bei Günther, Rept. of Brit. ludia p. 299. 7. Doidrophf's ptictus (Gmel.). 8. Doidrophis cafidoUneatus Gray. Zwei Exemplare. — Ganz mit Günthers Beschreibung und Jans Abbildung übereinstimmend. Gelb oder grüngelb, 20* — 308 — in der Körpermitte mit zehn, im letzten Rumpfdrittel mit acht schwarzen Längsstreifen. Schuppenformel: Squ. 13; G. Vi, V. 174, A. Vi, Sc. ^oVio^ + l, „ 13; „ Vi, „ 181, „ Vi, „ ^%ii + l. 9. Dryiophis (Tntgoiis) prasinus (Boje). Zwei Exemplare. 10. Ädeniophis intestinalis Laur. var. nigrotaeniata Pts. Typisch in Form und Färbung. Bauchseite mit 41, Schwanz- unterseite mit 2 schmalen, schwarzen Halbringen und mit schwarzer Schwanzspitze; Anale schwarz. Schuppenformel: Squ. 13; G. 3, V. 248, A. 1, Sc. 28/28 + 1. 11. Trinieresurus siüHdtm/ius (Raftl.). Jan, Iconogr. d. Ophid. Lief. 47, Taf. 4, Fig. 1 (formosus). Nur dadurch von der citierten Abbildung verschieden, dass beim jungen Tier die grossen schwarzen Flecken und Quer- binden auf dem Rücken fehlen. Nur auf dem Schwänze wechseln grüne mit roten Querbinden ab. Jederseits 10 Supralabialen. Schuppenformel: Squ. 21; G. ^'s, V. 181, A. 1, Sc. 'V77 + I. XI. Nordwest- Peru. In den Jahren 1887 und 1889 erhielt die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft von Herrn Max Bamberger in Pacasmayo durch die Vermittlung des Herrn Joseph Bam- berger hier zwei Sendungen nordperuanischer Reptilien, die in der nächsten Umgebung von Pacasmayo gesammelt worden waren. Pacasmayo liegt an der Küste Nord-Perus. Professor E. D. Cope zählt in seiner Arbeit „Report on tlie Reptiles brought by Prof. J. Orton from the Middle and Upper Amazon, and Western Peru" in Journ. Acad. Philadelphia (2) Bd. 8, 1876 pag. 159 — 183 von Reptilien des Thaies von Jequetepeque (J) und von Pacasmayo (P.) in Nordwest-Peru 16 (14, da die drei Formen von Tropidanis nur zu einer Art gehören) Species auf. Es sind dies die 8 Eidechsen : Flnjllodactijlus iiiaeqimlis Cope (P), microjjhyllus Cope (J) und reissi Pts. (J), Dicrodon caUiscelis Cope (P), Cnemidoplwnis niinntulus Cope (= Ameiva — 309 — edyacantha Boc.) (P), Microlophns ingiiinalis Cope (= Tropi- durus heterolepis Wgm. r=- peruvianus Less.) (J), Craniopeltis occipitalis Cope (= Tropidurus hocourti Blgr.) (J) und Amphis^ haena occidentfdis Cope (J), und die 6 Schlangen : Tantilla capi- strata Cope (J), Ltjgopltis poccilosfoiriHs Cope (= Tachymenis clcgans Tsch.) (J), Dnjmobius heathi Cope (= Herpetodri/as bod- daertl Seetz. var.) (J), Oxijrrhopus fitxingcri Tsch. (J), Elaps circinalis D. & B. (= coralUmts L. var. yastrosticta Jan) (J) und tschiidii Jan (J). Dazu fügt Cope dann 1877 in Proc. Amer. Phil. Soc. Bd. 17 pag. 33—40 noch 2 Arten hinzu , eine Schlange Boa ortoni Cope pag. 35 von Chilete (Lokalität mir unbekannt) bei Pacas- mayo und einen Ecaudaten Buf'o ckilensis Tsch, (= spiniüosus Wgm.) pag. 40 von Pacasmayo, sodass die von dort bekannte Kriechtierfauna auf 16 Arten steigt. Überdies werden daselbst pag. 33 Elaps corallimis (L.) var. gastrosticta Jan (als circinalis D. & B.) und Tachymenis elegans Tsch. (als Drgopkilax vitel- liniis Cope), sowie pag. 37 noch Phgllodactglus reissi Pts. als ebenfalls bei Pacasmayo vorkommend bezeichnet. Endlich treten dazu in den beiden Bamberger'schen Sen- dungen noch die beiden Schlangen Bryiopkis acuminatus (Wied) und Leptodira annidata (L.), welche die Zahl der aus der Gegend von Pacasmayo bekannten Reptil- und Batrachierarten auf 18 bringen, von denen wir jetzt 10 besitzen. Es ist zweifellos, dass weitere Aufsammlungen in der dortigen Gegend eine noch höhere Zahl von Kriechtieren, namentlich auch von Batrachiern, und wohl auch noch für die Wissenschaft neue Arten ergeben werden. Wenn die Sammlungen also bis jetzt auch noch keine Novitäten erkennen Hessen, so ist doch von besonderem Interesse, dass eine, resp. zwei der von Cope beschriebenen Schlangen (anfangs als Lygophis , dann als Dryophilax) das Genus (in Tachymenis) wechseln mussten. Aufzählung der bei Pacasmayo in Nordwest- Peru gesammelten Reptilien. 1. Pliyllodactylus reissi Pts. Peters, Mon.-Ber. Berlin. Akad. 1862 pag. 626; Cope, Journ. Acad. Philadelphia (2) Bd. 8, 1876 pag. 176 uud Proc. Amer. Phil. Soc. Bd. 17, 1877 pag. 37. — 310 — Diese schon von Cope aus der Gegend erwähnte, dem rit. tubcrcuJosus Wgm. nahe verwandte Art liegt in einem jüngeren und in einem alten, erwachsenen Stück vor. Die von Peters als Hauptunterscheidungsmerkmale ge- gebenen Charaktere, dass nämlich die Granulationsschüppchen des Hinterkopfs sämtlich kleiner sind als die die Schnauze deckenden Schuppen, und dass das erste Infralabiale sehr viel kleiner ist als das Mentale treffen zwar zu, dagegen ist nicht richtig, wenn Peters sagt, dass dem Hinterkopf und den Schläfen grössere Granulationsschüppchen — Tuberkel — fehlten; sie sind nur wesentlich kleiner als bei Ph. tiihercuJosiis Wgm. Überdies finde ich gegenüber diesem nach der eingehenden Boulenger'schen Beschreibung noch folgende Unterschiede der vorliegenden Stücke: Schnauze etwas zugespitzt, IV2 mal länger als der Augendurchmesser. 12 statt 10 Querlamellen unter dem nicht verbreiterten Teil der vierten Zehe; verbreiterter Teil knapp von halber Augenbreite. Augenlidrand ohne grobe Zähnelung. Hinter den Postmentalen grössere Schildchen, die allmählich und langsam in die kleinen Körnerschuppen der Kehle übergehen. 12 sehr rgelmässige Reihen von etwa 44 sphärisch-dreieckigen, stumpf gekielten, relativ kleinen Rücken- tuberkeln bei dem grösseren, 14 bei dem kleineren vorliegenden Exemplar. Jeder Tuberkel in der Rückenmitte von seinem Nachbar nach der Seite durch 3—4, nach vorn und hinten durch 2 Körnerschüppchen getrennt; die Zwischenräume zwischen den Tuberkelreihen in der Körpermitte fast doppelt so breit als ein einzelner Tuberkel. Bauchschuppen wie bei Ph. tubcr- mdosus Wgm. in 30 Längs- und in 63 Querreihen. Je eine schiefe Reihe von 4 konischen, hellen Tuberkeln hinter der Afteröffniing an der Seite der Schwanzwurzel. Die Zeichnung besteht, wie bei Pli. tuherculosus Wgm., in einem schwarzbraunen Streifen längs der Kopfseite, der durch das Auge zieht und bis zur Schulter reicht, aber ausser- dem noch aus je einem schwarzen Rückenstreifen längs der vierten und neunten Dorsaltuberkelreihe. Eine dunkle Rücken- fleckung fehlt. Die Gliedmaassen zieren undeutliche, dunkle Maschen, die Zehen dunkle Querbinden. Von den durch Peters für Ph. rcissl gefundenen Haupt- unterscheidungsmerkmalen treffen also nicht alle und namentlich — 311 — nicht die von Boulenger besonders hervorgehobenen , welche die Bestimmung ganz unsicher machen würden, zu ; es wäre aber wunderbar, wenn noch eine zweite ganz nahe verwandte Art in dem Gebiete Guayaquil-Pacasmayo vorkommen sollte, und ich darf wohl annehmen, dass grade die von Peters für die in Rede stehende Art herausgegriffenen Merkmale teilweise nur relative oder nicht hinreichend konstante sind. 2. Trojyidurus hocourti Blgr. Cope, 1. c. pag. 173 (Craniopeltis occipitalis) ; Bocourt, Miss. Sc. Mex. Rept. pag. 215, Taf. 18, Fig. 1 (Aneuponis occipitalis) ; Boulenger, Cat. Liz. Brit. Mus. Bd. 2, 1885 pag. 173. Genau übereinstimmend mit Boulengers Diagnose, aber die schiefen vorderen Falten an jeder Seite des Nackens unter- seits nicht mit einander verbunden und nicht zu einer regel- rechten queren Gularfalte ausgebildet. Das einzige vorliegende Stück zeigt einen gut ausgebildeten Doppelschwanz. Olivenbraun, undeutlich gelblich gepunktet und auf der Schwanzbasis quergestreift, mit einem schwarzen Punkt auf dem Occipitale und vier schwarzen, rautenförmigen, einander nahe- gerückten Querflecken auf der Mitte des Vorderrückens, ganz wie bei dem verwandten 7V. occipitalis Pts., der aber gekielte Schuppen auf der Schnauzenspitze trägt. 3. ÄDipJiisbaoia occidentdiis Cope. Cope, 1. c. pag. 176 i;nd Proc. Araer. Phil. Soc. Bd. 22, 1885 pag. 188, Taf. — , Fig. 3. Fünf Exemplare, darunter ein ganz junges. Nasalen durch Sutur von einander geschieden. 4 Praeanal- poren. 2 Praefrontalen, deren Sutur immer doppelt so lang ist, als die gemeinsame Sutur der Nasalen. Nasalsutur kürzer als Frontalsutur. Keine Occipitalen. Temporalen klein; 42, 42, 44, 44, 46, also im Durchschnitt 44 Segmente in einem Eingel der Körpermitte. Zahl der Ringel: 265 + 22, 274 4-25 und 273-1-18, 278-^23, also im Durchschnitt 273 + 22. Oberseits schwarzgrau mit spärlichen weissen Fleckchen, Seiten weiss mit schwarzgrauen Fleckchen ; Unterseite gelblich- weiss. — 312 — Von A. plumhea Gray abweichend durch grösseres OcuUire, dnrch längere Frontalen, die einzeln deutlich länger sind als breit, weiter dadurch, dass das Rostrale in der Unteransicht breiter ist — doppelt so breit als lang — , dass das Postmen- tale hinten von drei Schuppen begränzt wird, und dass das dritte Supralabiale zum mindesten so breit ist wie hoch. Nach alledem ist die nordwestperuanische Form eine Zwischenform zwischen A. plumhea Gray und dar/rini D. & B., in der Körperbeschilderung näher der ersteren, in der Kopf- pliolidose näher der letzteren Art, aber auch meiner Ansicht nach von beiden spezifisch zu trennen. Der Originalfundort Cope's Jequetepeque ist nur wenige Kilometer von dem unserer Eidechse entfernt, die Art also zweifellos dieselbe; auch stimmt dessen Abbildung vortrefflich mit den mir vorliegenden Exemplaren. 4. Tachymenis elegans (Tschudi). Tschudi, Fauna Peruana Rept. pag. 53, Taf. 6 (Lygophis) und pag. 58 (Ophis pertiana); Wiegmann, Arch. f. Naturgesch. 1845 pag. 165 (Ophis peruana) Günther, Cat. Colubr. Sn. 1858 pag. 38 (Coronella) ; Cope, Journ. Acatl. Phi- ladelphia (2) Bd. 8, 1876 pag. 180 (Ljjgophis poecilusfonms) und Proc. Amer. Phil. Soc. Bd. 17, 1877 pag. 33 (peruviana ujid Drijophilax vitellhms) und pag. 31 (Drijophilax elegans). Drei Stücke, davon eins ganz jung. Oberkiefer mit im Ganzen nur 7 — 8 gleichstaiken Zähnen, die vorderen 6 in aequidistanten Abständen^ der letzte, oder die beiden letzten, von den vorderen durch einen Zwischenraum getrennt, sehr wenig länger als die übrigen, mit deutlicher, breiter Furche. Im Unterkiefer 10 Zähne, von denen die vorderen länger sind und weiter von einander entfernt stehen als die hinteren. — Nach diesem Befund ist die Art, zu der ich nach eingehender Berücksichtigung der einschlägigen Litte- ratur alle oben citierten Namen zu stellen genötigt bin, zu Tachymenis zu bringen, zu welcher Gattung sowohl die spärliche aber kräftige Bezahnung im Oberkiefer, als auch die Ver- längerung der Vorderzähne im Unterkiefer, der Habitus und der Wohnort vortrefflich passen. Cope verlangt für Tdclijiinoiis übrigens eine Schuppenpore, die den vorliegenden Exemplaren fehlt, die er aber auch bei seinem Dri/opJf/'/a.r ritcllinus erwähnt. Zu C'opes Beschreibungen ist noch hinzuzufügen, dass die Kopfschilder etwas dachziegelartig übereinander greifen, und — 313 — dass die Länge des Frontale zu der des davorliegenden Schnauzen- teils sich nur veiiiält wie 1 : ^'4. Das untere Postoculare ist viel kleiner als das obere. Parietalen von der Länge des Frontale, hinten einzeln zugespitzt und einen einspringenden Winkel mit einander bildend. Infralabialen 10—10. Tem- poralen 1 -j- 1 -|- 2. Schuppenformel: Squ. 19: G. ^'4, V. 201, A. Vi, Sc. ^^'82 + 1, „ 19; „ ^/2, „ 202, „ Vi, „ ''Is2 + 1. Statt der Quermakeln haben die vorliegenden Stlicke dieser in der Färbung wie in der Zeichnung sehr veränderlichen Art nur zwei Längsreihen dunkler x-förmiger Flecke längs des vorderen Körperdrittels; die an den Seiten dunkel gesäumte Längsbinde auf dem Schwanzrücken aber ist stets deutlich. Hinter dem Auge eine dunkle, gegen die hellen hinteren Supra- labialen sich scharf abhebende Längszone. Auf der Mitte des Frontale ein kleiner, heller Längsstreif, in der Mitte der Parietal- sutur ein heller A-förmiger, kleiner Fleck. Die Jugendfärbung besteht in einem graulichen Längsband auf gelbgrauem Grunde, welches drei Schuppenreihen breit die ganze Länge des Rückens und des Schwanzes durchzieht ; links und rechts von ihm be- gränzen schwarzbraune, dichtgestellte Punkte diese Rückenzone. Die dunkelbraunen Kopfzeichnungen sind lebhafter. 5. Herpetodnjas (Vrymobiiis) hocklarrti Seetz. var. lieatlii Cope. Seetzen, Meyers Arcli. f. Zuol. Bd. 2, 1795 pag. 59 (Coliiber); Dumeril et Bibron, Erp. gea. Bd. 7 pag. 210; Günther. Cat. Col. Su. 1858 pag. 115; Jan, Iconogr. d. Ophid. Lief. 49, 1879, Taf. 1, Fig. 1 ; Cope, 1. c. pag. 179 und 1. c. pag. 34 (lieaihi). Drei erwachsene und zwei jüngere Exemplare. Meiner Ansicht nach abweichend von der Stammart nur in der Färbung und Zeichnung. Frontale gelegentlich zwar sogar lang dreieckig, vorne 1^/3 — 2mal so breit als der schmälste Zwischenraum zwischen den Siipraorbitalen, aber meist doch vom Typus in keiner Weise abweichend. Frenale hinten meist auf- fallend zugespitzt, 2 — 2Vi mal so lang als hoch. Temporalen 2 + 2 + 2 oder 2 + 2. Schuppenformel: Squ. 17; G. ^'2, V. 183, A. Vi, Sc. ? „ 17: „ -Vs, „ 193, „ Vi, „ ^öVio7 + l, — 314 Squ. 17; G. 3/3, V. 194, A. Vi, Sc. ^0«/l08 + l, . 17; „ 'I2, , 195, . Vi, n 1%06+1, . 17; „ ^^2, „ 196, „ Vi, n ? Jüngere Stücke sind bräimlicligrau, im vorderen Körper- drittel mit zwei helleren Längslinien und drei Reihen wenig dunklerer, aber schwärzlich eingefasster Querflecken, im zweiten Körperdrittel jederseits nur noch die schwach helleren Längs- streifen, die Querflecke nur noch hier und da durch schwärz- liche Punkte angedeutet, das letzte Körperdrittel und der Schwanz einfarbig. Oberlippe weiss, alle Suturen der Supra- labialen nach oben mit schwärzlichen Rändern, nach hinten mit einem ebensolchen Längsfleck. Der umgebogene Teil dei^ Ven- tralen bläulichgrau, die Unterseite einfarbig hell graulichgelb. Kehlschuppen mit dunkleren Rändern. Altere Stücke haben mehr oder weniger deutlich die von Cope beschriebene Streifen- färbung. 6. Oxyrrhopus fit^ingeri (Tschudi). Tschudi, Fauna Peniana Rept. pag. 56 (SipJdopIiis) ; Jan, Elenco sist. d. Ofidi pag. 93 und Iconogr. d. Ophid. Lief. 35, 1870, Taf. 5, Fig. 1 ; Cope, Jouru. Acad. Philadelphia (2) Bd. 8, 1876 pag. 177. Auf diese in der Färbung und Zeichnung so charakteristische Art, die wohl kaum mit einer andern zu verwechseln sein dürfte, beziehe ich ohne Bedenken eine leider ohne Kopf eingelieferte, sonst trefl'lich erhaltene Schlange. 7. Dnjiophls arnminatus (Wied). Wied, Abbild. Lief. 14, Taf. 1 und Beitr. pag. 322 (Coliiber); Günther, Cat. Col. Sn. 1858 pag. 156; Jan, Iconogr. d. Ophid. Lief. 33, 1869, Taf. 4, Fig. 2 (Oxijhelis acneus) ; Cope, Proc. Amer. Phil. Soc. Bd. 17, 1877 pag. 34. Ein erwachsenes Stück mit 9—9 Supralabialen und 3—2 Postocularen. Schuppenformel: Squ. 17; G. V'i, V. 194, A. Vi, Sc. '-^'höi^l. 8. Leptodira anmdata (L.). Linne, Mus. Adolpbi Fried. Taf. 8, Fig. 2 und Syst. Nat. Bd. 1 pag. 386. (Coluber); Jan, 1. c. Lief. 39, 1872, Taf. 1, Fig. 2 (var. scptemtrionalis) ; Cope, 1. c. pag. 33 (Sibon). — 315 — Zwei Stücke, das eine ganz übereinstimmend mit Jans Abbildung durch jederseits 2 Praeocularen und ein Pseudo- praeoculare, das andere mit nur je einem Praeoculare und Pseu- dopraeoculare. Temporalen 1+2, einmal einseitig 1 -]- 3. Scliuppenform el : Squ. 21: G. -72, V. 179, A. Vi, Sc. «»/sg + l, 21; „ 1 + ^7., „ 185, 1; /i, Kopf mit isolierten, schwärzlichen Makeln ; ein schwarzer Temporalstreif: Zickzacklinie der Rückenmakeln vielfach unter- brochen. 9. Elops roiy/IliiiNs (L.) var. gastrosticta Jan. Linne, 1. c. Bd. 1 pag. 33 ( Coliibcr) ; Dumeril &, Bibron, Erp. gen. Bd. 7 pag. 1209 (indiv. de la Nouvelle-Grenade) ; Jan, Eleiico sist. d. Ulidi, Milano 1863 pag. 113 (var.); Cope, Jouni. Acad. Philadelphia (2) Bd. 8, 1876 pag. 182 und I. c. pag. 33 (circinalis). Diese in 6 Stücken vorliegende Form vereinigt die Pholi- dose und Kopfzeichnung der var. circinalis D. & B. mit der Rückenfärbuyg des E. ornatissiwiis Jan, weicht aber von beiden durch die kräftige Schwarzfleckung der mittleren roten Ringe auf der Bauchunterseite ab. Diese nordperuanische Form fällt daher höchst wahrscheinlich mit der var. gastrosticta Jan aus Columbia zusammen. Schuppenformel : Squ. 15: G. 4, V. 211, A. ^'l, Sc. *747 + l. » 15; „ 4, „ 212, „ ^'l, „ ^^/^8 + i, „ lo; „ 0, „ 217, . Vi, „ ^^'49 + 1, „ lo ; „ 0, „ 231, „ ^'l, . ^^/36 + i. Alle Kopfschilder und die Hälfte jedes einzelnen Supra- labiale mit Ausnahme des ganz gelben sechsten Supralabiale schwarz; Unterkieferrand bis zum vierten Infralabiale incl. schwarz. Ein gelber schmaler Ring hinter den Parietalen, der auf dem Kinn sehr breit wird. Die schwarzen Körperringe von nahezu gleicher Breite wie die scharlachroten, schwarz- gefleckten, beiderseits gelb gesäumten Zwischenräume, 22, 25, 26, 26, 27 und 28 bei den verschiedenen Stücken auf dem Rumpfe, 5, 7, 8, 8, 8 und 8 auf dem Schwänze. Auf der Bauchseite umfassen die schwarzen Ringe 3 — 4 Ventralen, die roten 4—6, von denen die mittelsten wenige, meist nur 2—4 grosse, breite, schwarze Querflecken tragen. — 316 — 10. Elaps tschudii Jan. Jan, Proclromo pag. 13, Elenco pag. 114 und Iconogr. d. Opliid. Lief. 42, 1872, Taf. 6, Fig. 1; Cope, 1. c. pag. 182. Dieser durch Jan von Lima beschriebenen und auch durch Cope von Jequetepeque aufgezählten Schlange gleicht das vor- liegende junge Exemplar in so hohem Grade, dass an der Be- stimmung schwerlich Zweifel obwalten werden. Die einzige auf dem Kopf vorhandene weisse Ringbinde geht quer über das halbe Frontale und die Vorderhälfte der Parietalen über den Kopf. Die schwarzen Körperringe bilden Serien von 3 und 3 Ringen, deren mittelster stets doppelt so breit ist als einer der seitlichen. Solcher Ringsysteme stehen 13 auf dem Rumpfe und eines auf dem Schwanz ; die Schwanz- spitze ist schwarz. Die hellen Zwischenräume sind auf der Oberseite des Körpers fast überall von ganz gleicher Breite, unterscheiden sich aber von Jans Zeichnung dadurch, dass sie mit Ausnahme der drei oder vier ersten, in der Halsgegend liegen- den alle feine schwarze Punkte an den Schuppenspitzen tragen. Über Gesiclits-Urnen. V 0 r t r a g gehalten in der wissenschaftliclieu Sitzung vom 1. Dezember 1888 von Dr. Wilh. Stricker. Am 12. März 1870 hielt Prof. Virchow in der Sitzung- der Berliner anthropologischen Gesellschaft einen Vortrag über Gesichtsurnen, deren das Museum der Gesellschaft ausgezeichnete Exemplare schon damals besass. Er erinnerte zunächst an den Gebrauch der Egj^pter, Leichen in steinernen Gefässen (Canopen) mit einem Deckel aufzubewahren, der einen Kopf darstellt und häufig menschliche Züge trägt. Ähnlich seien, nur grösser, die etrurischen Canopen, wie sie in Chiusi (dem alten Clusium) ge- funden worden, wobei der Kopf an dem Gefäss selbst angebracht und der Deckel als Hut oder Mütze geformt ist. Die etrurischen Aschenurnen zeigen auch Andeutungen von Armen, welche zu- weilen mit Spangen geziert sind. Nun seien in den letzten 40 Jahren in den Gräbern ver- schiedener Gegenden Deutschlands Urnen dieses Typus gefunden worden; man könne zwei Lokalgruppeu derselben unterscheiden: am Rhein, wohin die in den Museen von Bonn und Wiesbaden ge- fundenen gehören (Lindenschmit, Alterthümer unsrer heidnischen Vorzeit. I. Heft 6, Tfl. 6) und die in Nordbrabant gefundenen, sodann aber wurden in Po mm er eilen in der Nähe der Halb- insel Heia und des Badeorts Zoppot seit 1836 solche Urnen gefunden, welche teils ins Königsberger und Danziger Museum kamen. An ihnen ist der Deckel mützenförmig, das Gesicht ist an der Urne selbst angebracht. (Abbildung: Zeitschrift f. Ethnologie II. 77.) Indem nun Virchow die wichtige Frage berührt, ob man an verschiedenen Orten unabhängig von einander auf analoge — 318 — Formen gekommen sei oder ob etrurisclie oder pliönizisclie Originale auf den verschiedenen Handelswegen nach der Ostsee gelangt seien, so gibt er allerdings die Möglichkeit der ersten Annahme zu, da man in Peru und Mexiko ganz ähnliche Ge- sichtsurnen gefunden hat, neigt aber mehr der zweiten Ansicht zu, stellt jedoch die Frage zur weiteren Untersuchung. In der an diesen Vortrag sich anschliessenden Diskussion sprach sich Bastian dahin aus: Sobald nicht spezielle An- haltspunkte für einen Kontakt dieser verschiedenen Völker- schaften vorhanden seien, müsste man stets aus Ähnlichkeit in der Form ihrer Gefässe auf einen gleichen Ideen gang scliliessen. Auch in Polynesien kommen ähnliche Urnen vor. (Ztsclir. f. Ethnol. II. 175.) Auch nach aussen blieb Virchows Anregung nicht ohne Frucht. Der ausgezeichnete Kultur- historiker Wilh. Mannhardt (Ztschr. f. Ethnol. II. 244), welcher schon seit 1851 mit diesen Urnen und besonders mit der Frage ihres phönizischen Ursprungs sich beschäftigt, ging näher auf die pommerellischen Funde ein, welche im Museum zu Danzig aufbewahrt werden. Einige davon sind besonders interessant, so eine, welche mit Eunen verziert ist, eine andere, welche im Ohr ein Gehänge zeigt, das eine Kaurischnecke (Ciipraca )iwucf(i) enthält, welche nur im Orient vorkommt. Mannhardt will einen mehr kaukasischen und einen mehr mon- golischen Typus der Gesichter herausfinden, auch auf die Art den Bart zu tragen und auf die Kopfbedeckung des Volkes, dem diese Urnen angehören, schliessen. Er sucht aus den Metallfunden, welche in denselben Gräbern, die die Urnen lieferten, gemacht wurden und aus den Runen das Alter der Gesichtsurnen festzustellen, und neigt der Ansicht zu, dass eine Verbindung des späteren Pommerellen während der Zeit der Gesichtsurnen mit den Ländern rings um das Becken des Mittelmeers stattgefunden habe. Bei der am 14. Mai über die Mannhardt'sche Mitteilung stattgehabten Diskussion wurde auch der Katalog über das Museum zu Dublin vorgelegt, worin sich 7 solcher Urnen be- finden. Es kam ferner eine Königsberger Dissertation von Reusch aus dem Jahre 1724 zur Vorlage, worin die von Mannhardt erwähnte Runen-Urne, welche mit einer andern Gesichtsurne 1714 aufgefunden wui'de, abgebildet und beschrieben — 319 — ist. Ferner machte Virchow Mitteilungen übei- weitere in Mainz und Wiesbaden aufbewahrte Gesichtsurnen, welche in Bingerbrück, Wiesbaden und Heddernheim aufgefunden wor- den sind. Am 11. Juni 1870 kam diese Angelegenheit wieder zur Sprache. Müllenhoff (Ztsclir. f. Ethn(3l. IT. 345) erklärte die angeblichen Runen für blosse Verzierungen, und sprach seine Überzeugung aus, dass der Glaube unserer Ge- lehrten an eine so weite Ausdehnung der Fahrten der Phönizier jeden Grundes entbehrt und an keinem alten Zeugnisse eine wStütze findet. (Abbildung der Runen : Ztschr. f. Ethnol. II. Tfl. 8.) Eine weitere Ausdehnung des Bestandes der Gesichtsurnen ergab die in dieser Sitzung gemachte Mitteilung, dass das Gallo -Römische Museum zu St. Germain 6 Gesichtsurnen besass, welche teilweise im Walde von Compiegne (dep. de TOise) gefunden waren. In den späteren Sitzungen der Jahre 1870 bis 1872 wurden weitere Mitteilungen der Gesellschaft gemacht und in der Zeitschrift (Verhandl. III. Bd.) niedergelegt. Es kamen die Gefässe im Museum des Louvre, die zu Wien bewahrte Gesichts- urne aus Cypern zur Sprache, es wurden peruanische Gefässe (Ztschr. IV. Tfl. 13) herbeigezogen und die westpreussischen einer genauen Würdigung unterworfen. Eine sehr willkommene Zusammenstellung aller west- preussischen Funde, nicht nur der noch vorhandenen, sondern auch der nur litterarisch bekannten, lieferte Dr. G. Berendt in den Schriften der physikalisch-iikonomischen Gesellschaft zu Königsberg für 1872 und begleitete sie mit einer instruktiven Zusammenstellung aller auswärtigen P'unde. In der Einleitung heisst es, dass von allen 32 im Weichsel- Delta bisher gefundenen Urnen, welche, soweit erhalten, in Danzig, Berlin, Breslau und Königsberg aufbewahrt sind, nur eine das Gesicht am Deckel hat. Bei den übrigen 31 ist es am Urnenhalse angebracht, sodass der Deckel eine Art Kopf- bedeckung dazu bildet. Auffallend ist, dass, während in allen Fällen Ohren, Auge und Nase angedeutet sind, der Mund etwa in der Hälfte der Fälle fehlt. In mehreren Fällen sind Ohr- gehänge in den Ohren angebracht, in welchen meist runde Perlen eines blauen oder gelben Glasflusses oder auch von — 320 - Bernstein anfgezogen waren, in einem Ohrgehänge fand sich eine Kaurimuschel (cijprm'a inoneta). Nachdem Dr. Berendt die Technik auseinandergesetzt und mit den Urnen von Amerika verglichen hat, kommt er zum Schlüsse: „An eine ehemalige (Übertragung dieser Technik und ebenso der Idee wird man hier schon weniger denken, und es scheint mir die dortige Fabrikation am besten zu beweisen, wie völlig unabhängig bei den verschiedensten Völkern und zu den verschiedensten Zeiten ähnliche, ja selbst in gewisser Art gleiche Kunstprodukte entstehen konnten, eben weil der Ideen- kreis der ganzen grossen Völkerfamilie ein ähnlicher, ja gleicher ist." Es dauerte noch geraume Zeit, bis dieser Satz allgemein angenommen wurde. In der Zeitschrift für Ethnologie wurde indess fortwährend neues Material herbeigetragen. Wir können nur die wichtigsten Punkte kurz anführen. Im 4. Bande, Tafel 13, sind peruanische Gefässe abgebildet. Im 5. Bande, Verhandl. 126, steht ein Bericht über die Sitzung vom 12. Juli 1873, worin der Professor der Geologie an der Cornell University zu Ithaka im Staate New- York, Karl Friedr. Hartt, von dem sogleich ausführlicher die Rede sein wird, über Gesichtsurnen in Brasilien berichtet. Im 6, Bande, Sitzung vom 14. Februar 1874, kommt ein Bericht von Schliemann zur Vorlage über in der Troas ge- fundene Urnen mit Eulengesichtern, auf den Kultus der Athene bezüglich. In der Sitzung vom 16. Mai 1874, wobei Urnen aus Pommern und Posen, teilweise mit Bronce-Riugen in den Ohren, besprochen wurden, sagte Virchow: „Man muss den Gedanken aufgeben, in der Verfertigung der Gesichtsurnen eine besondere Kunstfertigkeit etwa einer maritimen Kolonie von fremden Leuten zu sehen. Es war offenbar ein weit ins Land hinein- reichendes sesshaftes Volk". Am 28. Juni 1875 wurden (Bd. VII) Mitteilungen gemacht über Mexikanische Gesichtsurnen im Museum in Braunschweig, und in der Sitzung vom 27. Juli 1876 über Gesichtsurnen aus der kleinen Oase in Afrika. Im Archiv für Anthropologie (X. Bd. 1878) sind durch Albin Cohn zwei 1876 in Polen gemachte Funde von (^esichts- urnen mitgeteilt und abgebildet. — 321 — Die ans allen Weltteilen zusammenströmenden Nachrichten von solchen Funden hatten die Idee eines gemeinsamen Ursprungs dieser Gefässe und ihrer Verbreitung auf dem Wege des Handels erschüttern müssen, ganz vernichtet wurde sie durch die Arbeiten von dem bereits erwähnten Prof. Hartt, welche nach seinem Tode von seinen Schülern herausgegeben wurden. Das National- Museum in Rio de Janeiro gab gelegentlich der im Jahre 1882 veranstalteten anthropologischen brasilianischen Ausstellung in dem 1885 erschienenen 6. Band ihres Archivs Beiträge zur Eth- nologie des Thaies des Amazonenstroms von K. F. Hartt, welche von Orville und 0. Derby herausgegeben wurden, und Studien über die Sambaquis von Dr. J. B. de Lacerda. Aus diesen mit zahlreichen Holzschnitten im Text und Steintafeln erläuterten Abhandlungen geht nicht nur die Identität der in brasilianischen Grabhügeln gefundenen Urnen mit denen von Pommerellen her- vor, sondern es weisen eine grosse Reihe verzierter Thonbilder, welche nicht als Gefässe dienen können, unwiderleglich nach, dass diese Erzeugnisse die ersten Anfänge einer Kunst sind, welche bei allen Völkern gleicher Kulturstufe dieselben Formen einhält und sich dasselbe Objekt, nämlich die menschliche Ge- stalt und vorzugsweise das Gesicht erwählt. Die bekannte Geschichte, dass der Abbe Domenech, ein französischer Missionar in Nordamerika, das Schmierbuch eines deutschen Hinterwäldlerknaben als Erzeugnis der Kunst der Rothäute herausgab, enthält einen tiefen Sinn, denn die Anfänge jeder Kunst gleichen sich in der Weise, wie das Charakteristische aufgefasst wird. AVie der Naturmensch im Kampfe ums Dasein aus der ihn umgebenden Natur und den ihm angeborenen Ideen eine Naturreligion und eine Naturmedizin entwickelt hat, welche überall dieselben Grundzüge zeigen, so hat er auch in Kunst und Poesie dieselben Ideen entwickelt, und die Märchen mit ihren wenigen sich immer wiedeiiiolenden Motiven sind eben- sowohl aus dem Volksgeist entsprungen, wie die Zeichnungen menschlicher Figuren auf den Gefässen. 21 Erläuterungen zu den geologisclien Übersiclitskarten der Gegend zwischen Taunus und Spessart. Von Dr. pliil. Friedrich Kinly gezogen. Wenn zur Carbonzeit sich auch im westlichen Deutsch- land ein Faltengebirg aufgerichtet hat, so geschah, ebenfalls durch Gebirgsdruck, nach Beginn der Tertiärzeit ein Zerbrechen des Bodens des westlichen Deutschland. Bewegungen nach unten sind eine Folgeerscheinung desselben. Das am meisten in die Augen springende Erzeugnis dieser Zeit ist das Ober- rheinthal, dessen Fortsetzung nach Norden die Landschaft um Frankfurt ist. In Tafel II sehen wir dieselbe durch Längs- — 335 - und Quersprünge in mehrere Schollen zerbrochen, die zu ver- schiedenen Zeiten und in verschiedenem Grade an einander ab- gesunken sind. Ausschüttungen von Laven im Untermainthal und Vogelsberg gehen damit parallel. In Folge des Einsinkens des Oberrheinthaies drang zum Beginn der Mitteloligocänzeit das Meer bis an den Südrand des Taunus vor und bildete eine von den oberrheinischen Ge- birgen begrenzte schmale und lange Meeresbucht. Der Absatz aus dieser Zeit ist der Meeressand. Bedeutende, rasch sich folgende Senkungen verbanden hierauf das norddeutsche Meer mit dem helvetischen, und es ist ein zarter Tiefseethon mit reichlicher Foraminiferenfauna, der sog. Rupeltlion, der in dem Meeresarm in grosser Mächtigkeit zum Absatz kam. Eine sub- tropische Vegetation schmückte die Ufer. Allmählich wurde jener Zusammenhang im Norden und Süden geringer, und es bildete sich durch Zufuhr von süssem Wasser ein mit brackischem Wasser gefüllter Binnensee. Den Übergang be- zeichnen die oberen Meeressande; aber auch zur Binnensee- zeit erhielten sich anfangs noch marine Tiere. Die Häufung der Sedimente und der Abfluss des brackischen Wassers Hess schliesslich nur einzelne kleine Süsswassertümpel zurück, während die Oberfläche des bisher von Wasser Bedeckten der Einwirkung der Atmosphärilien preisgegeben war. Der grössere Teil der Landschaft lag trocken, der Ab- tragung verfallend. In nordsüdlicher Richtung scheint dieselbe von einem aus dem Taunus hervorbrechenden Fluss durchflössen worden zu sein. In einer Seitenbucht des noch brackischen Sees wurde durch Vermittelung Kalk absondernder Algen aus dem Wasser kalkführender Bäche der Landschneckenkalk aufgebaut. So wurden auch die Schalen und Skeletteile nachbarlich lebender Landtiere hier eingeschwemmt. Oberoligocäne Cerithienschichten und uniermiocäne Hydrobienschichten. Die oberoligocänen und untermiocänen Absätze folgen sich Giiet^enmg. nach der vorausgegangenen teilweisen Trockenlegung ohne Unterbrechung, bis die Landschaft völlig trocken liegt. — 336 Von unten nach oben gliedern sie sieli in untere Ceritliienscliichten [ obere „ I ' untere Hydrobienscliicliten | obere „ i ho. Gesteins- beschaffenlieit. Fossilien. Vorkommen. Ceritliieuscliicliteu. Die Ceritliienscliichten by, welche dort, wo sich keine Lokal- bildungen dazwischen schieben, diskordant auf Cyrenenmergel auflagern, sind teils mit Kalk verkittete Kieskonglomerate, teils dichte oder auch zuckerkörnige, auch plattige Kalke. In Frank- furt treten die oberen Cerithienscliichten als eine Lettenfacies auf. Untere Cerithiens chicht en. Neben der Überzahl brackischer Konchylien sind in der Fauna dieser Schichten einige acht marine Muscheln und Schnecken z. B. Permi Sundbergcri, Modiola angusta, Cijtherea incrassuta. Die herrschenden Formen gehören dem Bittium plicatiini, var. niuUinodosa, enodosa und pushdatd und Potaundes siih7nargaritaceus zu. Obere C e r i t h i e n s c h i c h t e n . In den oberen Cerithien- scliichten sind alle marinen Mollusken ausgestorben, und von den Cerithien ist nur mehr Bittium plicut^im pustnlatum und Pota- mides margaritaceiis conicus vertreten; auch Hgdrohia obtusa reicht soweit nach oben. Daneben kommt, ganze Bänke füllend, Corbicida Fmijasi vor. Hier stellen sich auch zuerst Dreis- sensien ein. In den beiden Stufen der Cerithienschichten kommt der eigentümliche, murexähnliche Stenomphalus cancellatus vor, in der unteren Stufe allerdings in anderer Form als in der oberen. Untere Cerithienschichten: Nördlicher Abhang der hohen Strasse gegen Vilbel, Tempelseemühle bei Oftenbach, Hainertempelchen in Sachsenhausen. Flörsheim. Die Mächtig- keit, meist kaum 4—5 m, wächst bei Flörsheim zu mehr als 12 m. Obere Cerithienschichten: Zwischen Vilbel und Bergen, Brüche beim Heiligenstock auf der hohen Strasse, zwischen Bornheim und Seckbach, Röderberg, im Norden Frank- furts, Hafenbaugrube Frankfurts, Oberrad, Neu-Isenburg, Sachsenhausen. - 337 — Unteriniocän- oder Hjdrobienschicliteii hl. Die Absätze aus der Untermiocäiizeit, auf der Karte mit Gesteins- bo bezeichnet, sind ausscliliesslicli kalkiger oder mergeligtlioniger Natur; Sande fehlen völlig. Kalkig entwickelt sind sie vorzüglich auf den Höhen, die das Main- und Niedthal einfassen, also am Fuss des Taunus, auf dem Landrücken zwischen Mainthal und Niedthal und endlich links des Mainthals unterhalb Hanau. Als zum Teil schiefrige Letten füllen sie die untere Wetterau und die Einsenkung zwischen Friedberger Warte und Sachsen- hausen; mit den mergeligen Letteuschichten wechsellagern vielfach Kalke, auch sind die grauen Letten von festeren, mehr oder weniger mächtigen Mergelbänken 'durchzogen. In gewissen Lagen sind den grünlich grauen Letten Züge von linsenförmig gestalteten, oft grossen, innerlich geborstenen Mergelknollen, sog. Septarien, eingelagert. Ohne Ordnung finden sich in ihnen auch weisse kalkige Ausscheidungen von sehr unregelmässiger Gestalt. Die Kalke sind meist derb, ruppig, löcherig, und man kann ihnen ihren Ursprung als Algenkalke manchmal, ähnlich wie bei Flörsheim im Landschneckenkalk, ansehen. Vielfach zeigen sie sich von lettigen Streifen quer durchsetzt. Paläontologisch sind die Hydrobienschichten durch die un- Fossilien. geheuere Menge in denselben vorkommender, oft ganze Bänke einzig zusammensetzender Hydrobien ausgezeichnet; ähnlich treten in denselben auch Dreissensien und Cyprisschalen auf. Ein Hauptmoment ist aber der Mangel der Cerithien und aller mehr salzigen Wassers bedürftiger Mollusken; in den unteren Partieen bilden noch Corbiculen Bänke, während sie im Letten nur vereinzelt gefunden werden. Ein den unteren und oberen Hydrobienschichten gemeinsames Fossil, das aber schon in den Cerithienschichten zahlreich auftritt, ist Hijdrohia rentrosa. In den unteren Hydrobienschichten tritt die Hydrobia in- flata auf, die dagegen in die oberen nicht übergeht, somit das Leitfossil der unteren Stufe ist. Die Zugehörigkeit mancher Schichten zu den oberen oder unteren Hydrobienschichten ist oft nicht ohne grösseren Überblick festzustellen, da es auch im unteren Schichtkomplex aus Hydrobia rentrosa allein bestehende Schichten gibt (Hafenbaugrube von Frankfurt, Bornheim). Eine 22 — 338 - Vorkommen der unteren Hydrobien- schichten. Vorkommen der oberen Hydrobien- sehichten. Geschicht- liches. scharfe Grenze ist überhaupt nicht zu ziehen, weder nach oben noch nach unten. Auch in den eiiigeschwemmten Helices unterscheiden sich die zwei Stufen ; die untere kennzeichnet HeJix snbsoluta, die obere Helix mogimtina. Es sind überhaupt die eingeschwemmten Landkon chylien und Säugetierreste, welche ein Auseinanderhalten der beiden Stufen mehr verlangen als die Wasserschaltiere und die lithologische Beschaffenheit. An Fischen reiche Letten- schiefer kommen in beiden Horizonten vor. Die bisherigen Fundstätten solch mannigfaltiger aus Säugern, Vögeln, Reptilien, Batrachiern, Fischen und Landschnecken, sogar auch Nacktschnecken bestehenden Faunen sind ausserhalb unseres Kartengebietes Weisenau und Mainz, innerhalb desselben die Niederräder Schleusenkammer, der Frankfurter Hafen und besonders das Nordbassin südlich der Frankfurter Friedhöfe — lauter Lettenlager, die nur vorübergehend auflässig waren. Die unteren Hydrobienschichten sind der zweite Horizont in unserem Becken, welcher bauwürdige Braunkohlenflötze führt (Bommerslieim, Eschersheim, Ginnheim). Die lettigen Absätze der unteren Hydrobienschichten sind es auch, aus welchen die Schwefelquellen unserer Landschaft entspringen (Grindbrunnen Frankfurts, Bad Weilbach, Nieder Wald, Flörsheim). Oberste Tertiärkalke etc. in Brüchen auf dem Landrücken der hohen Strasse von der Friedberger Strasse bis über Bergen, Eschborn, Schaafhof bei Cronbei-g, Wilhelmshöhe bei Niederhof- heim, Hofhäuser Hof und i3ad Weilbach, der Letten Frankfurts, die obersten Tertiärschichten von Sachsenhausen. Hochstadt, im Main bei Mühlheim (v. Reinach), vielleicht auch die obersten Letten von Frankfurt (Nizzagarten) und auch die Kalke von Ravolzhausen nordnordöstlich von Langendiebach. Am bedeutendsten ausserhalb der Grenzen des Kärtchens zwi- schen Wiesbaden und Mainz. Erneute Senkungen füllten das Becken wieder mit salzigem Wasser, in dem neben brackischen Tieren auch acht marine exi- stieren konnten. Es finden sich Anhaltspunkte, dass die Füllung sehr langsam stattfand, die zunehmende Ausdehnung des Beckens bis in die Untermiocänzeit reichte, und dass dies von Süden aus stattgefunden hat, dass also zur beginnenden Untermiocänzeit die Weite des brackischen Beckens nach Norden und auch nach — 339 — Osten die grösste war. Bei fortdauerndem Ablauf musste das Wasser mehr und mehr seine Salze einbüssen und sich so dem süssen Wasser Ucähern. Die nächste Folge hievon ist das Aus- sterben der marinen Tiere; darauf verschwinden die Cerithien, und es stellen sich Süsswassertiere : Paludinen, Limnaeen, Pla- norben ein. Die herrschenden Formen sind nun hier im Unter- miocän verschiedene Hydrobienformen, so dass es wohl zu einer völligen Aussüssung nicht kam. Immer seichter wurde das schwach bewegte Wasser, in dem die Massen von Hj^drobien lebten ; die Dreissensien setzen tieferes Wasser voraus. Was unter den Wasserbewohnern an Mannigfaltigkeit der Form verloren geht, scheint durch das massenhafte Auftreten der übrigbleibenden Formen ersetzt werden zu sollen. Die Untermiocänzeit, in deren jüngerem Abschnitt nur wenig kleinere Wasserbecken existiert zu haben scheinen, endigt mit völliger Trockenlegung der gesamten zwischen Spessart-Oden- wald und Taunus-Hunsrück gelegenen Landschaft. Oberpijocänschichten hs.. In scharfem Gegensatze zu den miocänen Absätzen stehen Gesteins die oberpliocänen. Es sind kalkfreie Quarzsande von ver- schiedenem Korn, denen besonders nahe dem Gebirg teils kantige, teils gerundete Quarzkiesel eingebettet sind. Die Sande zeigen mannigfaltige Färbung — weiss, grau, gelb, rot. In den Senken, wo Braunkohlenspuren sie begleiten, sind sie grau, nach oben aber auch durch Oxydation gelb ; vielfach fällt daselbst Glimmer- reichtum auf. Die Färbung gibt den Profilen oft ein gebändertes, oder auch ein geflammtes Ansehen. Durch Beimischen von Thon w^erden die Sande mehr ge- bunden; sie werden durch Zunahme des Thones zu Sandthonen, die auch rote, violette, gelbe, braune Färbung zeigen. Durch Zurücktreten des Sandes gehen Tlione hervor, deren Anwendung auf geringen Kalkgehalt schliessen lässt. Diese Sedimente bilden wohl auf weitere Erstreckung durchstreichende Schichten, keilen sich aber meist gegenseitig aus, und besonders die Thone werden als Linsen von den Sauden umschlossen. Im Nordosten sind den Sandthonen quarzitische Knauer eingelagert (Ravolshausen). Auch am Taunusrand finden sich 22* — 840 tertiäre Quarzite, die jedoch im Profil noch nie beobachtet sind (Hamburg- Seulberg). Liegendes. j)g^g Liegende dieses Schichtkomplexes, dessen grösste Mächtigkeit bisher im Bohrloch N im Frankfurter Stadtwald (von 80 m) gefunden wurde, sind meist die miocänen Kalke und Letten, im Bohrloch N der miocäne Basalt. An manchen Punkten des Taunusrandes legen sie sich auch auf und an älteres Tertiär z. B. bei Diedenbergen an Cyrenenmergel. Am Taunusrand werden sie wohl auch unmittelbar auf Taunusgesteinen liegen. Fossilien. Vou tierischeu Eesten ist bisher in den oberpliocänen Ablagerungen unserer Gegend, auch in viel weiterer Ausdehnung, als sie unser Kärtchen darstellt, keine Spur aufgefunden worden. Dagegen sind aus früherer Zeit schon zahlreiche Früchte aus der Braunkohle von Dorheim etc. in der mittleren Wetterau bekannt. Vor wenig Jahren wurden längs des Mains — Seligen- stadt, Roter Hamm bei Niederrad, Höchster Schleuse, Raun- heimer Schleuse — ein grösseres Braunkohlenflötz und kleine Flötzchen, die zum Teil recht zahlreiche Früchte enthielten, aufgedeckt. Als Leitfossil gilt Pinus Cortesii (Seligenstadt, Wetterau). Unter den neuen Arten sei Abies Loehri , unter den auch der heutigen Flora angehörigen Arten seien Pz^/m^s Cembra, Pinus montana, Picea vulgaris, unter den Formen, welche Arten älterer Floren hiesiger Gegend nahe stehen, Taxodium distichum, Liqiiidambar pliocaenicum, Freuelites europaeiis und unter den mit heutigen amerikanischen Formen übereinstimmende Arten Juglans cinerea und Carya Jllinoensis herausgehoben. Im Zusammenhang hiermit wurden auch die schon früher bekannten Früchte aus einem Flötzchen bei Gross-Steinheim als hierher gehörig nach- gewiesen. Vorkommen. Das Vertikal und horizontal ausgedehnteste, zusammen- hängendste Vorkommen der Oberpliocänschichten ist das in der Flörsheim-Louisa-Senke (Baugrube Roter Hamm, Höchster und Raunheimer Schleuse, Bohrungen im Frankfurter Stadtwald von Louisa bis Kelsterbach) und in der Hanau-Seligenstädter Senke (Bohrungen und Brückenbauten, Hainstadt [mit di bezeichnet]? Seligenstadt) , die nördlich über Hanau hinaus fortsetzt. In einzelne Partieen geteilt sind sie am Taunusrand (Diedenbergen, Marxheim, Hornauer Bucht, Wilhelmshöhe bei Soden, Oberhöch- stadt. So ziehen sie sich auch weiter ins Becken herein (Nieder- — 341 — höchstadt und gegen Praimlieim, Bad Weilbach, Bohrung west- lich Galluswarte). Unter jungem Basalt liegen sie mit öy? be- zeichnet im nordöstlichen Teile der Karte bei Mittelbuchen, dann oberhalb Kahlbach und in Eckenheim (auf der Karte nicht notiert). Mit der Trockenlegung der Landschaft verfällt die bisher mehr oder weniger durch Wasser vor Verwitterung geschützte Gegend für Jahrtausende der lockernden und lösenden Ein- wirkung der Atmosphärilien, besonders gilt dies von den Gebirgen. Jenachdem die Denudation tiefer eingritf, kamen dann bei erneuter Wasseransammlung die abgeschwemmten Rückstände jener lösen- den Eingriffe in die Bestandmasse der Gesteine auf verschiedene Schicht-Horizonte zu liegen , zumeist aber doch auf die un- mittelbar vorausgehenden Gebilde des Untermiocäns. Den Be- trag der Verwitterung seit Ende der Untermiocänzeit bis zur Oberpliocänzeit — der Zeit, da sich das ehemals brackische Becken mit Süsswasser füllte — erkennt man eben aus der Mächtigkeit der weit verbreiteten, eben beschriebenen Sande. Sandthone und Thone. Er dehnte sich westöstlich vom Taunus bis mindestens zum Vorder -Spessart. Sein Spiegel stand in ca. 230 m Meereshöhe. Mehr als in der Zunahme der atmos- phärischen Niederschläge offenbart sich in der Flora ein starker Niedergang des Klimas, das Anrücken der Diluvialzeit, die für das südliche und nördliche Deutschland auch als Eiszeit be- zeichnet werden kann. Dass übrigens die Einschwemmungen in den Pliocänsee sich mit fluviatilen Bildungen einleiteten, die auch grössere Geschiebe bewegen konnten, erkennt man aus einer der tiefsten Schichten im tiefsten Bohrloch des Frankfurter Stadtwaldes und im Kleyer'schen Bohrloch westlich der Galluswarte; sie führt gröbere Gerolle. Plistocän oder Diluvium. Die auf den alten Gesteinen und auf den Tertiärschichten abgelagerten Sande, Gerolle und Blockmassen mit diesen gegen- über sehr zurücktretenden thonigen Niederschlägen und die fast allgemein ausgebreiteten Lehmmassen (Löss) gehören der dilu- vialen oder plistocänen Zeit an. Die ersteren stellen ausschliesslich Flussablagerungen dar. Bei fluviatilen, aus demselben Quellgebiet stammenden Ab- Gescliicht- liches. 342 Zusammen- setzuug und Vorkommen. lagerungen sind es besonders zwei Momente, welche ihr Alter bestimmen : 1. Die etwa in diesen Sedimenten enthaltenen Reste von Tieren, 2. Die Höhenlage der Schotteraufschüttungen, soweit keine oder wenigstens keine auf dieselben gleichmässig wirkenden, gemeinsamen Schichtstörungen stattfanden. Die Diluvialgebilde gliedern sich in Unterplistocän, Mittelplistocän und Oberplistocän da. Die Diluvialablagerungen unter dem Löss d2 sind mit di bezeichnet. Unterplistocän. Dem Taunusgebirg aufruhend erreichen die unterplisto- cänen Ablagerungen, die sich meist als typische Schotter- ablagerungen*) aus Sand- und Geröllschichten aufbauen und denen vielfach auch grössere Blöcke eingelagert sind, eine Höhe von 300 m. Vielfach zeigen sich einzelne Schichten oder auch ganze Profile (zwischen Lorsbach und Langenhain) mit Brauneisen verkittet. Auch thonige Einlagerungen in gleicher Höhenlage schienen derselben Zeit an (Dreigrabenschlag südlich vom Lors- bacher Kopf) anzugehören. An den Gehängen sich herabziehend verbinden sich diese Schotter mit den im abgesunkeneu Becken liegenden Geröll- massen, die, weit in das Becken hineinreichend, von Löss bedeckt sind (Oberhöchstadt, Kriftel, Hofheim, Marxheim, Diedenbergen, Bad Weilbach etc.) und zum Teil durch Kiesgruben, zum Teil durch junge Wasserfäden angeschnitten sind. Hier sind es natürlich vor Allem die Gesteine des Taunus, die frisch oder verwittert sie zusammensetzen; es mischen sich aber auch schon bei Kriftel, Marxheim, Bad Weilbach Main- gerölle bei. *) In der demselben Senck. Ber. beigegebenen Abhandlung „PlioCcänsee und Mainläufe " sind Schotterablagerungen mehrfach als Flussterrasse und Terrasse bezeichnet, auch wenn sich die Schotter nicht als Terrassen topo- graphisch aus der Landschaft herausheben. — 343 — Besonders charakteristische und durch die Schichtfolge instruktive Anschnitte sind die Kiesgruben von Oberursel, Ober- höchstadt, oberhalb Münster, vom Gundelhardt unter dem Lors- bacher Kopf, zwischen Kriftel und Hofheim, nördlich von Dieden- bergen, oberhalb Bad Weilbach. Eine Niddaterrasse zieht sich von Vilbel bis Ginnheim. In diesen Flussschotterbilduugen ist noch nie ein tierischer Rest aufgefunden worden. Mittelplistocän. Das Mittelplistocän, das sich in den Senken unmittelbar dem Unterplistocän anschliesst, gliedert sich in die Antiquusstufe, Primigeniusstufe und den Löss. Antiquusstufe. Die untersten mittelplistocänen Schotter und Sande steigen nirgends bis auf das Gebirge, liegen also nur im Becken und erreichen hier eine absolute Höhe von 150 m. Diese Stufe ist sogar auch am Taunusrande vorherrschend aus den Sauden und Gerollen aufgeschüttet, die aus dem oberen und mittleren Main- gebiet stammen. Es sind meist gelbrötliche Sande, denen aber nicht allein Kies- und Geröllstreifen, sondern auch grössere Blöcke eingelagert sind. Das ausgedehnteste Profil dieser Stufe bieten die Sandgruben bei Mosbach - Biebrich (ausserhalb der Karte) ; die Maximalmächtigkeit derselben ist ca. 15 m. Das sicherste Kennzeichen des Alters dieser Sande etc. sind voikommen die eingelagerten Schal- und Skelettreste. Während solche Schal- und Skelettreste in Mosbach in grösster Zahl und Mannigfaltig- keit erhalten sind, sind dagegen die im Gebiet unseres Kärt- chens erhaltenen Reste dieser Terrasse viel ärmer an Fossilien. Bei Delkenheim und zwischen Wicker und Flörsheim kom- men Mosbacher Konchylien vor. Über Weilbach wurden der Oberarmknochen und in Bornheim, Sachsenhausen und in der Mainsohle bei Hanau Zähne des Elephas antiquus gefunden. Priniig'eniusstufe. Die Primigeniusschotter, ebenfalls nur im Thal, liegen zusammeu- längs des Taunus vom Gebirgsraud entfernter und überhaupt wesentlich tiefer als die Antiquusstufe; sie erreichen nur eine Setzung. 344 Fossilien. Fundorte. Gesteins- beschaffenlieit. Vorkommen. Fossilien. Mächtigkeit von 4 — 5 m und bestehen aus meist groben Gerollen des Nied- und Maingebietes, schliessen aber keine Blöcke ein. Die häufigsten Funde sind die Zähne des Mammut und des wollhaarigen Nashorns. Tierreste sind bei Hanau, am Seehof zwischen Oberrad und Sachsenhausen, in Frankfurt, Bockenheim, bei Höchst und Flörsheim aufgefunden worden. Der LÖSS eh. Der Löss ist ein sehr gleichförmiger, feiner Lehm von bräunlich grauer Farbe, der besonders durch mit Kalk ausge- kleidete Röhrchen sehr porös ist; vielfach ist derselbe von oft seltsam gestalteten Kalkkonkretionen, den Lösskindeln, durch- schwi\rmt und hat selten ein durch eingelagerte Sandstreifen veranlasstes, schichtiges Aussehen. Die tiefsten Lagen des Löss sind hingegen meist sandig (Sandlöss). Durch die ihm eigene Ablösung stellt er immer vertikale Wände dar. Am Fuss und an den Gehängen des Taunus kommt ein Lehm vor, der zahlreiche Geschiebe einschliesst und von Koch als Geschiebelehm bezeichnet wurde. Dieses Gebilde liegt, wo es mit dem Löss im Profil ansteht, unter dem Löss. Die Senken sind, soweit sie keine jüngeren Wasserabsätze enthalten, von diesem die Fruchtbarkeit der Landschaft be- dingenden Gebilde überdeckt, wie es sich auch als ausgedehnte Decke am Gebirg hinaufzieht. So überdeckt der Löss sowohl die hohe Strasse, wie die untere Wetterau, reicht im Taunus bis 225 m Meereshöhe hinauf, fehlt dagegen südlich des Mainthaies von Seligenstadt bis Rüsselsheim, dann auch nördlich Hanau bis Bruchköbel. Sehr allgemein verbreitet, jedoch nie eine Zeile einhaltend, sind im Löss Succinea ohlonga und Pupa muscorum. Selten ist die Konchylienfauna reicher; in solchen Faunen ist Vallonia tenuilahis vertreten. Der Sandlöss führte mehrfach auch Süss- wasserkonchylien. Unter den Säugern sind auch das Mammut und das woll- haarige Nashorn zu nennen ; dazu kommen u. a. noch Ziesel, Hamster und Wolf. Oberplistocän eh. Die jüngste Diluvialzeit ist in unserer Landschaft durch eine Mainablagerung vertreten, in deren Sauden und Kiesen — 345 — neben Maingeröllen eine ungemeine Zahl grösserer Bnntsand- steinblöcke und auch grosse Blöcke von Aschaffenburger Gneiss und von Basalt liegen. Bemerkenswert ist, dass mit Ausnahme eines kleinen Braunkohlen-Blötzchens bei Schwanheim Fossilien noch nie auf- gefunden wurden. So fehlen aber auch alle kalkigen Gesteine aus dem Maingebiet. Diesen Schottermassen sind auch be- deutende Thonlinsen eingebettet. Die absolute Höhe, bis zu welcher diese Flussschotter reichen, ist ca. 112,5 ra; ihre Maximalmächtigkeit beträgt, so- weit man sie kennt, 34 m. Sie erstrecken sich von Gross-Ostheim über Babenhausen, Gräfenbruch, Goldstein bis Kelsterbach und haben zur Sohle die älteren und jüngeren Tertiärschichten Taf. IL * Alluvium a. Das unterste Schichtglied der als Alluvial-Sedimente zu- schotter- ablagerung. sammengefassten, jugendlichen Ablagerungen ist ebenfalls vor Allem eine Schotterablagerung, die 4 - 6 m Mächtigkeit hat und mehrfach auch noch grosse Blöcke einschliesst. Darüber legt sich ein bräunlicher Lehm mit nahezu re- Auiehm. center Fauna, dessen tiefste Schicht ein an Wasserkonchylien oft reicher sandiger Schlich ist. Lokale Bildungen aus jung alluvialer Zeit sind die Riet- böden und Moore bei Enkheim , oberhalb Offenbach, am Metzgerbruch, am Hanauer Bahnhof und Hirschgraben in Frank- furt, Goldstein, Schwanheim; sie enthalten häufig z. B. bei Enk- heim eine reiche, sich von der heutigen wenig unterscheidende Konchylienfauna; dasselbe gilt von der Säugerfauna jener Zeit, in welcher aber noch Biber und Ur vertreten sind. Der Flugsand, wohl mehrfach eine alluviale Bildung, reicht aber auch wohl ins Diluvium, wie dies ebenfalls beim Ge- hängeschutt der Fall ist. Jener, aus dem oberen Diluvium und etwa auch aus der Alluvialterrasse ausgeweht, kommt besonders in dem Gebiet des Oberdiluviums vor, reicht aber nordwärts auch bis in das heutige Mainfhal. Des Niederganges des Klimas zur Oberpliocänzeit ist schon Geschieht- gedacht und auch auf die Beziehung hiervon zur Diluvialzeit hin- gewiesen worden. Gleichlaufend mit dem Anwachsen der Eis- — 346 — massen im Norden und Süden von Mitteldeutschland fand in diesem ein ausserordentliches Anschwellen der Wasser zu Flüssen statt, die zu 300 m Höhe anstiegen, und mit denen sich auch solche aus dem heutigen Maingebiet verbanden. Eine Glazial- erscheinung in unserer Landschaft sind die Blöcke, die nur von Eisschollen transportiert sein können. Aus der Zeit des Abschmelzens des Eises und der Er- höhung der Temperatur stammt die sog. Antiquusstufe mit ihrer eigenartig gemischten Tierwelt. Eine Abnahme der Luftfeuchtigkeit gibt sich in einer Verringerung der fliessenden Wasser und in der Denudation der älteren, dadurch trockengelegten Flussablagerungen, endlich in der Bildung desLöss, der Steppentiere einschliesst, kund. Schwach flieSsende Gerinne innerhalb der sich allmählich einrichtenden Steppe setzten den Sandlöss ab. Zur Zeit der erneuten Zunahme der europäischen Eismassen schlug der Main, sich von Gross-Ostheim rein westlich wendend, einen anderen Weg ein, erodierte erstlich sich ein neues und tiefes Bett und schüttete solches dann bis zur Höhe von 112 m voll, also etwa 20 m höher als der Spiegel des heutigen Mains. Zeugen des damaligen Klimas sind wieder die zalilreichen dem Schotter eingebetteten, zum Teil enormen Blöcke. Zur Alluvialzeit schlägt endlich der Main wieder den alten Weg über Hanau und Frankfurt ein. Überlegt man, dass der Main zur Mittelplistocänzeit auf hoher Sohle floss, so war auch hier die Erosionsarbeit nicht unbeträchtlich. Die diversen Moore lassen aber erkennen, dass der Main vielfach sein Bett verlegt hat. II. Eruptivgesteine. Unter den Eruptivgesteinen hiesiger Gegend kann man unterscheiden solche, welche im Gebirg durch die alten Gesteine, im Taunus auf Gängen, deren Streichen meist mit dem des Gebirges übereinstimmt, emporgedrungen und nun durch die Denu- dation blossgelegt sind, und solche, welche im Becken als Laven aufstiegen und zum Teil die Oberfläche erreicht haben. — 347 — Ein älteres, der Zeit des Rotliegenden angehoriges Ernptiv- Meiaphyr. m. gestein ist der Melaphyr, der lagerartig und gangartig in ersterem auftritt. Das Frankfurt nächstliegende Vorkommen ist das an der Kaiserley und in dem zunächst gelegenen Volger'schen Bohrloch im Lehmfeld unterhalb Offenbach. Weiter südlich tritt der Melaphyr kuppenförmig am Steinberg bei Dietzenbach und süd- lich von diesem Orte auf; er ist hier meist blasig und sehr stark zersetzt. Auch Trachyt, ein kieselsäurereiches Feldspatgestein, Trachyt. t. durchbricht das Rotliegende und tritt in flachen Kuppen über die Oberfläche heraus. Er ist ein weisses bis blassrötliches, feinkörniges Gestein, das am Hohberg, nahe Gräfenbruch , in starken vierkantigen, horizontalen Säulen, unmittelbar bei Dietzenbach mehr plattig zerklüftet ist. Am Hohberg ist übri- gens der Durchbruch durch Rotliegendes noch nicht beobachtet. Die Basalte, soweit sie im Taunus anstehen, sind zum ^orter'tiSem Teil dichte Nephelinbasalte, die bei Naurod verschiedenartige Gestein Einschlüsse enthalten, u. a. wirklichen Gneiss, der also unter dem Taunus durchzieht. Das umfangreichste Vorkommen ist dasjenige bei Naurod und die zahlreichen Gänge am Staufen (von Reinach) und in der Umgegend von Eppstein. In Gängen innerhalb des Rot- liegenden treten auch dichte Basalte auf und zwar in der Um- gegend von Dietzenbach (südlich im Wald). Die im Becken auftretenden vulkanischen Massen sind ^^ ß^J^^^' ™ Feldspat -Basalte mit gröberem Korn, die auch den Namen Anamesit führen. Manche Lagen sind sehr porös oder sogar blasig. Als Ausscheidung in diesen Olivinarmen x4.namesiten kommen vor: Sphaerosiderit, Zeolithe, Halbopal und Glasopal. Das ausgebreitetste Vorkommen ist das zwischen Dietes- heim und Gross-Steinheim, das quer durch den Main mit dem- jenigen von Wilhelmsbad verbunden ist. Mächtig steht der Anamesit auch in Bockenheim an: sonst ist noch zu nennen der Anamesit von Louisa, vom Pol unterhalb dem Gutleut- liof, vom Avestein, von Eschersheim und Bonames — von Eckenheim, Kahlbach und aus der nordöstlichen Ecke bei Rüdigheim etc. 348 Südost rand des Taunus. Ihipelthon- Scholle. Untermiocän- Scholle. Westliche Pliocän -Scholle Louisa- Flörsheim. III. Scliichtstörungeii. Die Tafel II soll vor Augen führen, in welch zahlreiche Schollen die Landschaft zwischen Taunus und Spessart zer- brochen ist. Die am stärksten in die Erscheinung tretenden Störungen sind diejenigen am Südostrand des Taunus, dessen weiter süd- lich liegende Falten in die Tiefe gingen, um in erster Linie dem rotliegenden See und Meer Eaum zu schaffen nnd in der Folge dem Tertiärmeer und dem brackischen Becken. Doch greift sowohl das alte Tertiär, wie das miocäne auf das Gebirg über, sodass der Abbruch nicht mit den Grenzen des Beckens zu- sammenfällt. Unter den Schichtstörungen, deren jedenfalls mehr durch die Landschaft gehen, als auf der Karte verzeichnet sind, machen sich Längssprünge, die ungefähr in der Eichtung der Rhein- thalspalten NNO verlaufen, und Querverwürfe, die ungefähr W-0 gerichtet sind, bemerkbar. Dazu kommen solche, die in keiner dieser Richtungen geschahen. Ein Stück alten Meeresbodens sieht man im Südwesten der Karte als einen schmalen, zwischen NNW streichenden Störungslinien liegenden Streifen — eine fast ruhige Scholle, in kurzer Strecke vom Gebirg gehalten, sonst allenthalben von ge- sunkenen Schollen umgeben. Sie greift insofern in das Gebirg ein, als die meerischen Absätze bei Medenbach auf Phj'llit aufruhen. Westlich von dieser Scholle erreicht der Betrag der Senkung wohl höchstens 100 m, indem in der westlichen Thon- grube von Flörsheim die oberen Schichten des brackischen Mitteloligocäns an die obersten Lagen des mittleren marinen Mitteloligocäns anstossen. Nordöstlich füllt das Untermiocän oberflächlich die Scholle (nur da und dort von Pliocän bedeckt) aus, und zwar weit nach NO und 0. Noch auf dem Blatt, zwischen Eschersheim und Vilbel, wird diese Scholle durch einen Quersprung begrenzt, an welchem dieses von SW nach NO gedehnte, abgesunkene Stück gegen die oberen Schichten des Cyrenenmergels, welche das Thal von Vilbel nach Gronau und weiter erfüllen, verworfen wurde. Südöstlich und südlich jener untermiocänen Scholle, die ebenso wie die mitteloligocäne mit ihren Schichten etwas auf — 349 - das Gebirg übergTeift, liegt eine nach drei Seiten ziemlich ge- nau zu begrenzende; dieselbe ist bis zu bedeutender Tiefe mit Pliocän erfüllt, hat sich also zur Oberpliocänzeit gesenkt, um ihrem Sedimente Raum zu schaffen. Die nordwestliche Grenze dieser Pliocänscholle ist durch eine Störungslinie, die im Laufe des Mains zwischen Höchst und Flörsheim liegt, gegeben. Dass diese Senkung bis in sehr junge Zeit reicht, erkennt man daran, dass Primigeniusschotter mit überlagerndem Löss und Alluvialschotter mit überlagerndem Aulehm sich als Main- ufer gegenüberstehen. Der Primigeniusschotter muss also zur Zeit des Absatzes der alluvialen Mainaufschüttung, als Ufer für dieselbe dienend, höher gelegen haben. Die rein nördliche, mit obiger Linie einen stumpfen Winkel bildende Grenze verläuft südlich der Schwefelquelle am Nieder Wald gegen die Galluswarte bei Frankfurt. Li der östlichen Begrenzung der Pliocänscholle stösst, wie an den beiden anderen Umgrenzungslinien, das Oberpliocän ebenfalls an Untermiocän; ihre Grenze fällt mit dem Louisa- Basalt zusammen. So ist es auch höchst wahrscheinlich, dass es der Basalt am Pol unterhalb Gutleuthof ist, der das Untermiocän der Niederräder Schleuse von dem Oberpliocän des Klärbeckens trennt. Auf einer den Main durchquerenden Spalte ist also wohl hier am Pol die Lava emporgedrungen und hat sich ober- flächlich noch ausgebreitet. Eine ebenfalls von Oberpliocän bedeckte Scholle, jedoch östliche PliocänscliollG schmaler als diejenige zwischen Louisa-Flörsheim, befindet sich Hanau- seii östlich des Steinheimer Basaltes und dehnt sich von Seligen- ^*^*^*- Stadt über Hanau aus. Der nördliche Rand der abgesunkenen Scholle ist nach der südlichen Grenze des Löss gezogen. Da der junge Main über die sinkende Scholle ging, so musste auf derselben der Löss, der dem fliessenden Wasser so leicht und vollständig erliegt, verschwinden; es ist dabei allerdings an- genommen, dass eine jüngere Bewegung die Richtung einer älteren einhielt. Ob nördlich dieser Linie, wie es die Karte verzeichnet, Cyrenenmergel in der Tiefe liegt, ist nicht gewiss. Jedenfalls scheint das anstehende oder unter Diluv liegende Tertiär weder en- — 350 — Cerithiensand />y noch Cyrenenmergel 6ß zu sein, sondern in seinen sandigen, wie thonigen Schichten dem Oberpliocän (öy? =: bz zuzugehören. Die östliche Grenze ist der Abbruch des Vorderspessart. untermiocäne Djg grosse Scholle, zwischen Taunusrand und Wilhelms- Scholle ZWi- .^.i.t^ i ii .. i ^• ^ 1 iTi sehen Taunus bad-Stemlieim-Basalt gelegen, welche südwestlich und östlich und Steinheim- YQj^ püocänen AusfüUungen begrenzt und, wie schon erwähnt, nach Norden vom Tertiär der mittleren Wetterau durch einen Sprung getrennt ist, erscheint von mehreren Störungen durchsetzt. Eine derselben ist durch die Untermiocänletten des Nied- thales oder der unteren Wetterau und durch die untermiocänen Kalke der hohen Strasse gegeben und scheint genauer bestimmt durch die Basalte vom Pol, Bockenheim, Eschersheim und Bonames. Eine weitere Dislokation stellt sich noch deutlicher im Relief der Landschaft dar; es ist der östliche Ab- hang des Röderberges gegen das Mainthal, an dessen Fuss Cerithienkalk und Rupelthon aneiuanderstossen ; sie setzt nord- südlich über den Main zwischen Sachsenhausen und Oberrad weiter fort. Eine Störung zwischen Bornheim und Seckbach, die wohl weiter nordwestlich fortsetzt, geht von dem Winkelpunkt aus, in welchem der Südabhang der hohen Strasse und der Röder- berg zusammenstossen. Die Schichtstörung erscheint hier nicht beträchtlicher als ca. 30 m. Dass noch mehr Störungen diese weite Scholle durchsetzen, ist nicht zweifelhaft, doch fehlen noch einigermassen sichere Anhaltspunkte, um die ungefähre Richtung derselben anzugeben. Eine Schichtstörung von bedeutendem Ausmass existiert jeden- falls östlich von Offenbach. Es ist kaum nötig, das Hypothetische des Tertiärs in dem wenig bevölkerten Südosten dieser Scholle, die weit und völlig von jüngeren Gebilden zugedeckt ist, nochmals hervorzuheben; es ist dies auch zum Teil durch beigedruckte Fragezeichen angedeutet. Die Darstellung der Stratigraphie in der Landschaft zwischen Taunus und Spessart nach den neuesten Arbeiten, be- sonders der erste Versuch der Darstellung der die Schichtmassen — 351 — durchsetzenden Störungen mag nur als solcher und daher mit Nachsicht beurteilt werden. Weitere Forschungen und ein gütiges Geschick, das durch Bohrungen, Brunnenanlagen, Weg- und Eisenbahnbauten, An- lagen von Kohlengruben etc. einen weiteren Einblick ins Innere gestattet, sie werden mancherlei ergänzen und richtig stellen. Inlialt. Erster Teil. Geschäftliches. Sektionsberichte. Protoii*i""»iaiiai ^2^_>®j^ \ 3 2044 106 268 626 Date Due i:^"'-^ VH4* • *^ m^^- —^>z ■^: '■ ^ :^^ -hft J-.!^ ^ ■^■ ♦^ -v (iJ&-*( ■ .'■ w.^ f ^> ■* /. i '<^t. - ^