r •" 1.
^^ <
^jr>
;! >-■ 'A
. .)^,x
HPt
^ Vi.--
^
i
I
^/
.w -.7
>M
':^'?^j.
-A .. 1^-X
^•^
\- w*
Hr_ >.j?
VA-
Al ■ '^
«tf-»
HARVARD UNIVERSITY.
LIBRARY
MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY.
HhV:^-
V-^^A^^-^-V.^^^^^^^^
1 r •\ "^
MOV 28 1898
Bericlit
über die
Senckenbergische
naturforschende Gesellschaft
Frankfurt am Main.
1893.
Mit 5 Tafeln, einer Karte und einem Porträt.
Frankfurt a. M.
Druck von Gebrüder K n a u e r.
j|gMjj«e
Professor Dr. F. C. Noll
geb. 22. September i'S^c
gest. 14. Januar 1S93.
BERICHT
UBEE DIE
SENCKENBERGISCHE NATUßFORSCHENDE
GESELLSCHAFT
IN
FRANKFÜRT AM MAIN,
1893.
Vom Juni 1893 bis Juni 1893.
Die Direkti(Hi der Senckenbergischen naturforschenden
Gesellschaft beehrt sich hiermit, statutengemäß ihren Bericht
über das Jahr 1892 bis 189H zu überreiclieu.
Frankfurt a. M., im Juni 1893.
Die Direktion:
Oberlehrer J. ßluni, d. Z. I. Direktor.
Dr. med. J. H. llclin, d. Z. II. Direktor.
Dr. med. A. Knoblaucb, d. Z. I. Sekretär.
0. W. Winter, d. Z. IL Sekretär.
MOV 28 1898
Bericht
über die
Senckenbergische naturforschende Gesellschaft
in
Frankfurt am Main
(vom Juui 1892 bis Jimi 1893).
Erstattet beim Jaliresfeste, den 28. Mai 1893,
von
Dr. med. J. H. Eehn,
d. Z. II. Direktor.
-^S^H^Hg-
Hoch geehrte Anwesende!
Dem Herkommen gemäß habe ich Ihnen über das Wirken
und die Vorgänge in der Senckenbergischen uaturforschenden
Gesellschaft innerhalb des letzten Geschäftsjahres Bericht zu
erstatten.
Hat uns dieses Jahr auch mancherlei Trübes gebracht, so
blieb doch das alte Streben und die gewohnte Thätigkeit un-
unterbrochen, und nach Innen und x^ußen kann unsere Gesell-
schaft mit Befriedigung auch auf dieses Jahr ihres Wirkens
zurückldicken.
Wie Sie von dem I. Direktor bereits vernommen haben,
hat der Tod im vergangenen Jahr sehr schmerzliche Lücken
in den engeren Kreis unserer Mitglieder gerissen. Hermann
von Meyer, Noll, Jaeunicke, Theodor Passavant
(s. Nekrologe) sind schwer zu ersetzende Verluste. Daneben
hatten wir den Hingang noch anderer treuer Mitglieder und
Freunde zu beklagen.
1*
— IV —
Es starben fernerliiu: Dr. med. J. G. Ad. Flesch, Leop.
G oldsclimidt, H. Kulm, Adolf Opliu, Geh. Reg.- Rat
Dr. K. Rüdiger, Kousiileut Dr. Rumpf, Eduard Scharf f,
Senator Dr. Speltz, J. Speltz Sohn, Dr. med. B. Stern,
A. E. Umpfenbach. Allen diesen treuen langjährigen Freunden
unserer Gesellschaft werden wir ein liebevolles Andenken be-
wahren.
Aus der Zahl der korrespondierenden Mitglieder sind uns
einzelne alte Gönner, sowie Männer von bedeutendem Rufe
entrissen worden.
Der Geheime Reg.-Rat Dr. Richard Greeff, Professor
der Zoologie und vergleichenden Anatomie und Direktor des
zoologisch-zootomischeu Instituts in Marburg, seit 1877 unser
korrespondierendes Mitglied, starb am 30. August 1892. Er
war besonders bekannt durch seine zoologische Reise nach den
westafrikanischen Inseln St. Thome und Rolas. Von der Aus-
beute dieser Reise sind seine Untersuchungen über die vSiuues-
orgaue und die Entwicklung der Blindwühle wichtig. Hoch-
interessant ist seine Entdeckung einer Laudschuecke mit thür-
artig, durch Scharnier beweglichem Deckel.
Am 29. November starb G. U. A 1 f o n s o C o r r a d i , Professor
der Medizin an der Universität Pavia. Er war am 28. April 1878,
am Tage der Euthüllungsfeier des Volta-Denkmals, zum korre-
spondierenden Mitgliede ernannt worden.
Am 26. Januar 1893 starb in Bonn der bedeutende Anthro-
pologe Geheimer Medizinalrat Pi-ofessor Dr. Hermann Schaaf f-
hausen. Er wurde am 18. Juli 1816 in Koblenz geboren und
gehörte seit 1864 zu unseren korrespondierenden Mitgliedern.
Fast alle menschlichen Schädel unserer Sammlung sind von ihm
einer genaueren Messung unterzogen worden.
Hüchbetagt, in seinem siebenundachtzigsten Lebensjahre,
verschied in Genf am 4. April der namhafte Botaniker Professor
Alphon se de Candolle, der Sohn des berühmten Augustiu
Pyrame de Candolle, dessen „Prodromus" er fortgesetzt
hat. Unser korrespondierendes Mitglied war er seit 1873.
Professor Dr. Karl Sem per, Direktor des zoologisch-
zootomischeu Instituts in Würzburg, starb, nicht ganz 61 Jahre
alt, am 30. i\Iai. Durch seine Forschungsreise nach den Philip-
pinen und auf die Palau-Inseln in den Jahren 1858 — 1865 hatte
— V —
er sich schon frühe einen Namen in der Gelehrtenwelt er-
worben. Die Ergehnisse der Reise sind vornehmlich in dem
fiinf bändigen Werke „Die Philippinen nnd ihre Bewohner" nieder-
gelegt. Später, 1877, nnternahm er noch eine Reise nach Nord-
amerika, als deren Frucht das überaus interessante und an-
mutige Werk: „Die natürlichen Existenzbedingungen der Tiere"
betrachtet werden kann. Er gehörte von 1865 bis zu seinem
Tode ununterbrochen der Universität Würzburg an. Im Jahre
1869 wurde er zu unserem korrespondierenden ]\Iitgiiede er-
nannt. Mit vielen Mitgliedern unserer Gesellschaft stand er
in regem wissenschaftlichen Verkehr.
Auch den Tod zweier korrespondierender Mitglieder, die
geborene Frankfurter waren, haben wir zu beklagen : den des
Konsuls W. Kirchner, früher in Sydney, dem wir wertvolle
Sendungen namentlich an Kriechtieren und Insekten von dort
verdanken, gestorben in Homburg v. d. H. am 25. April, und
den Heimgang des Medizinalrats Dr. Ludwig Phil. Zimmer-
mann in Braunfels (Rheinprovinz), 1845 — 1848 arbeitenden uiul
von da ab korrespondierenden Mitgliedes unserer Gesellschaft.
Ihren Austritt haben angezeigt die Herren Gustav
Katzenstein, W. L. Neubert und Apotheker L. Neumeyer,
und durch Wegzug von hier verloren wir die Herren Prof. Dr.
Erlenmeyer und Rieh. Loch mann.
Dagegen sind neu eingetreten die Herren: Dr. med. Ferd.
Blum, Dr. med. Ant. Fresenius, Dr. phil. Fritz Hallgarten,
die Hermann'sche Buchhandlung, Tierarzt Fr. Jelkmann, C.
Koenitzer's Buchhandlung, Dr. Max Levy, Arnold Lieboldt,
Dr. med. Ed. von Meyer, Dr. med. L. Rehn, Architekt G.
Seeger, Dr. Seitz, Direktor des Zoolog. Gartens, Dr. med.
E. Sioli, Direktor der Irrenanstalt, Dr. med. Rieh. Stern,
Phil. Thoma und Dr. K. H. von Vie tinghoff. Mit Freuden
begrüßen wir in zweien diesei- neuen Mitglieder Söhne treuer,
heimgegangener Freunde.
Als arbeitendes Mitglied wurde Herr Dr. med. Wilh. Lier-
m a n n aufgenommen.
Zu korrespondierenden Mitgliedern wurden ernannt die
Herren: F. C. Lehmann, deutscher Konsul in Popayan (Vene-
zuela), Karl Fleischmann in Guatemala, Prof. Dr. C. Ad. E.
Th. Bail in Danzig, Professor Dr. H. W. Conwentz, Direktor
— YT —
des Westpreußischen Proviiizial -Museums in Danzig, Prof. Dr.
Edw. D. Cope in Philadelpliia, Privatdozent Dr. A. König- in
Bonn und Dr. Max Verworn in Jena.
In die Reihe der ewigen Mitglieder traten ein: Herr
Rechtsanwalt Dr. Otto Ponfick und, auf Veranlassung seiner
Gattin, der verehrte verstorbene Herr Prof. Hermann von
M e y e r.
Aus der Direktion traten aus die Herren: Prof. Dr. F.
C. N 0 1 1 und Dr. med. E. B 1 u m e n t h a 1. Au deren Stelle wurden
gewählt die Herreu: Oberlehrer J.Blum und Dr. med. Aug.
Knoblauch.
Am 15. März d. J. fand die General -Versammlung statt.
Für die aus der Revisious - Kommission austretenden Herren
Rechtsanwalt Paul R e i s s und Alex. M a j e r wurden die
Herren Albert Andreae und Antiquar S. L. Baer gewählt.
Wegen der sonstigen Verteilung der Amter s. Übersicht
am Schlüsse dieses Jahresberichtes.
Von unseren Publikationen sind erschienen und verschickt
worden :
1. Bd. XVIII. Heft I der Abhandlungen, enthaltend:
Dr. Ludwig E d i n g e r : Untersuchungen über die ver-
gleichende Anatomie des Gehirns. II. Das ZAvischenhirn.
Dr. Carl K u h n : Die Canarischen Siphonophoren in mono-
graphischen Darstellungen. II. Die Mouophyiden nebst Be-
merkungen über Mouophyiden des pacifischeu Oceans.
2 Bericht 1892.
3. Prof. Dr. 0. Boettger, Katalog der Batrachier- Sammlung.
Wissenschaftliche Sitzungen fanden statt:
Samstag, den 5. November 1892 :
Besichtigung der neu aufgestellten Fossilien. Tiere und Pflanzen
aus dem Mainzer Becken unter Führung des Herrn Dr.
Kinkelin.
Samstag, den 3. Dezember 1892:
Herr Dr. AV. Sc häuf: „Neuere Anschauungen über die Ent-
stehung des Grundgebirges." I. Teil: „tlber die Natur der
krystallinen Schiefer und die Metamorphose der Gesteine."
Samstag, den 7. Januar 1893 :
Herr Prof. Dr. Rein aus Bonn: „Reisen und Studien in der
spanischen Sierra Nevada."
— VII —
Samstag", eleu 11. Februar 1893:
Herr Prof . Dr. R e i u : „Über die Vegetationsverhältuisse der
Sierra Nevada."
Samstag-, den 4. März 1893 :
Herr Dr. W. Seh auf: „Neuere Anschauuugeu über die Ent-
stehung- des Grundgebirges." Fortsetzung.
Samstag, den 25. März 1893 :
Herr Dr. med. F. Bl um : „Über chemisch nachweisbare Lebeus-
prozesse an Mikroorganismen."
Freitag, den 7. April 1893 :
Bericht der Kommission zur Erteihmg des Sömmerring-Preises,
erstattet von Herrn Prof. Dr. Weigert.
Der Preis bestehend aus einer silbernen Medaille und
500 Mark wurde Herrn Dr. med. Max Verworn in Jena für
seine Arbeit „Die Bewegung der lebenden Substanz" zuerkannt.
Populär-naturwissenschaftliche Vorträge wurden drei ge-
halten und zwar:
Samstag, den 26. November 1892 :
Herr Dr. J. Valentin: „Das Petroleum, sein Vorkommen und
sein Entstehen."
Samstag, den 17. Dezember 1892 :
Herr Dr. W. Jaeu nicke : „Über insektenfressende und pilz-
verdauende Pflanzen."
Samstag, den 21. Januar 1893:
Herr Privatdocent Dr. A. König aus Bonn: „Tierleben in der
algerischen und tunisischen Sahara."
Von den Herren Docenten lasen :
Im Sommer 1892:
Herr Oberlehrer Dr. H. Reichenbach: „Vergleichende Anatomie
des Mensclien und der Wirbeltiere." Fortsetzung.
Herr Dr. J.Valentin: „Über augewandte Geologie" (Bezieh-
ungen der Geologie zu Bergbau, Gewerbe und Landwirtschaft).
Mit Exkursionen.
Im Winter 1892/93:
Herr Oberlehrer Dr. Reichenbach: „Zoologie, Niedere Tiere."
I. Bau, Leben und Entwicklung des Flußkrebses als Ein-
leitung in die Zoologie. II. Die Naturgeschichte der Krebse,
Spinnen, Tausendfüßer und Insekten.
— VIII —
Herr Dr. F. Kiiikelin: „Historische Geologie, Paläozoisches
Zeitalter."
Die Botanischen Vorlesungen im Auftrage des Sencken-
bergischen Instituts hielt Herr Dr. Jaeu nicke.
Neu in T a u s c h v e r k e h r getreten sind:
a) Gegen die Abhandlungen und den Bericht:
Helgoland, Biologische Anstalt.
b) Gegen den Bericht:
Belfast, Naturalists Field-Club.
Wien, Wiener Entomologischer Verein.
Als Geschenke von besonderem We r t heben wir hervor:
1. Von Herrn P. A. Kesselmeyer die Schenkung erstens
einer großen Anzahl sehr wertvoller ältererer und neuer bo-
tanischer Werke, wodurch nunmehr unsere Bibliothek mit den
Ploren der verschiedenen europäischen Länder vorzüglich aus-
gestattet ist, und sodann einer wertvollen Sammlung von Meteo-
riten und Versteinerungen.
2. Es bereicherte ferner Frau Th. Passavant unsere
Insekten-Sammlung mit der besonders für Lehrzwecke vorzüg-
lich geeigneten Sammlung ihres sei. Gatten.
3. Ein Brief von Alex, von Humboldt an Joh. Müller
wurde von den Hinterbliebenen des verstorbenen Herrn Dr. med.
J. G. Ad. Flesch der Gesellschaft Übermacht.
Sodann schenkte Herr Major Dr. L. von Hey den unserem
Museum eine Gallensammlung, die 1881 von der Gartenbau-
Gesellschaft zu Frankfurt a. M. mit der silbernen Medaille preis-
gekrönt worden war und der Herr W. Winter die entsprechen-
den Tafeln beizufügen so gütig war.
Von Herrn Er ekel erhielten wir eine Ergänzung des
Biippeirschen Fischkatalogs, wobei wir hinzufügen, daß von dem-
selben Herrn auch ein musterhaft geführter Vogel-Katalog her-
rührt, welcher dem neuen des Herrn E. Hart er t zur Grund-
lage gedient hat.
Endlicli stiftete ein Gönner der Gesellschaft, welcher unge-
nannt zu bleiben wünscht, einen Betrag von 500 Mark, der von
einem seiner Zeit in Borueo befindlichen Forschungsreisenden
zur Bereicherung unseres Museums und namentlich zum An-
kauf eines Borneogaviales verwandt werden sollte. Allen diesen
ofütio-en Freunden dankt die Gesellschaft auf das herzlichste.
— TX —
Im Anschluß hieran kann ich sofort bemerken, daß die
Neuordnung- unserer Sammhingen in stetem Fortschritt begriffen
ist. So wurde die botanisclie Sammlung, speziell die Schausannn-
lung, durch Herrn Oberlehrer Blum einer Neu- Aufstellung unter-
worfen, während die Einordnung der vou den Herrn Dr. Steitz
und Kesselmeyer geschenkten Herbarien Herr Dürer in
dankenswerter Weise übernommen hat.
Die Aufstellung der geologisch-paläontologischen Sammlung-
ist durch unseren Sektionär Herrn Dr. K i u k e 1 i n beendigt,
und wird die letztere von heute ab der Besichtigung zugäng-
lich sein.
Der Neuordnung der petrographischen Sammlung hat sich
bereits seit einiger Zeit Herr Dr. Schauf unterzogen, welcher
im Auftrag der Gesellschaft demnächst auch die der minera-
logischen Sammlung in Angriff nehmen wird.
Obigen Herren, sowie den übrigen Herren Sektionäreu
schuldet die Gesellschaft besonderen Dank.
Was die Wirksamkeit der Gesellschaft nach außen anlangt,
so ist die diesjährige Erteilung des von Sömmerring-Preises
schon erwähnt worden.
Dem Herrn Prof. Rein in Bonn wurde zur naturwissen-
schaftlichen Erforschung der spanischen Sierra Nevada ein Betrag
aus der Rüppell-Stiftung zur Verfügung gestellt.
Eine Preisausschreibung erfolgte, wie im vorjährigen Bericht
angeführt, aus der Albert von Reinach-Stiftung für eine geo-
logisch-paläoutologische oder mineralogische Arbeit, die ein Ge-
biet unserer Heimat behandelt.
Aus der Rüppell- Stiftung wird ein Reise -Stipendium für
eine zoologische Forschungsreise nach den Molukken im Betrage
von 12000 Mark seitens der Gesellschaft zur Vergebung und
die Reise selbst Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres zur
Ausführung gelangen.
Erwähnenswert ist auch, daß unserem Museumsgebäude,
um ihm die größtmögliche Sicherheit zu bieten, die Anlage eines
Blitzableiters zu teil geworden ist.
Endlich verfehlt die Gesellschaft nicht, den beiden Kassierern
Herrn Direktor Hermann Andreae und Herrn Generalkonsul
Stadtrat Albert Metzler für die umsichtige Verwaltung ihrer
Finanzen, sowie dem juristischen Beirat Herrn Dr. F. Schmidt-
— X —
Pol ex für die sorgsame Vertretung ihrer Interessen den aller-
lierzlichsteu Dank auszusprechen.
Wir scliließen mit dem Ausdruck der Hofinung auf das
weitere Gedeihen der Senckenbergischen naturforschenden Ge-
sellscliaft, und wir zählen dabei auf die bewährte thatkräftige
Unterstiitzung der Einwohnerschaft Frankfurts.
— XI —
Verteilung der Ämter am 1. April 1893.
Direktion.
Oberlehrer .1. Blum, I. Direktor.
Dr. med. J. H. Rclin, II. Direktor.
Dr. med. A. Kiioblaucli, I. vSekretär.
\\. AVintPr, IL Sekretär.
Banktlirektor H. Aiulreae, Kassier.
Generalkonsul Stadtrat A. Metzler,
Kassier.
Dr. Fr. Sciuuidt-Polex, Rechtskon-
sulent.
RcYisioiis - Kommission.
Paul Müller. Otto Höcliberg.
Adolf Kiigier. Albert Aiulreae.
Anton Meyer. S. L. Baer.
Abgeordneter für die RcTision der vereinigten Bibliotlielien.
Dr. Jul. Ziegfler.
Abgeord. für die Kommission der vereinigten Bibliotlielien.
Prof. Dr. H. Reichenbacli.
Büclier - Kommission.
Oberlehrer J. Blum.
Prof. Dr. Reichenbacli.
Dr. W. Schanf.
Alb. von Reinach.
Redaktion für die Abhandlungen.
1). F. Heynemann.
Major Dr. L. von Heyrten.
Oberlehrer ,1. Blum.
Prof. Dr. F. Richters.
Dr. Th. Petersen.
Spezielle Leitung: D. F. Ileynemanu.
Redaktion für den Bericht.
Oberlehrer J. Blum.
Dr. med J. H. Rehn.
Dr. med. A. Knoblauch.
Spezielle Leitung: Oberlehrer J. Blum.
— XII —
SektioiiJire.
Vero-leichende Anatomie und Skelette Prof. Dr. Reiclienbach.
Säugetiere —
Vögel —
Reptilien uuil Bat rachier Prof. Dr. BipttgTi'.
Fische vacat.
Insekten Major Dr. von Hoydoii.
Crustaceen Prof. Dr. Richters.
[ D. F. Heyiiemann und
^'^^^^t^^^'^ ( Dr. W. Kobelt.
Niedere Tiere Prof. Dr. Roichenbacli.
Botanik Oberlehrer ,1. Blum.
Mineralogie Dr. W. Scliaiif.
Geologie Dr. F. Kiukelin.
[ Prof. Dr. Bd'ttgcr und
^'^'^^""^"'"-■'^' ( Dr. F. Kiukelin.
Museuiuskommissioii.
Die Sektioiiäre und der zweite Direktor.
Koiiiinissioii für (Ion Soemmcrringpreis.
Prof. Dr. Weigert. [ Dr. med. L. Edinger.
Prof. Dr. Reichenbacli. Oberlehrer J. Blum.
Direktor Dr. Lepsius. |
Komiiiissioii für das Reiscstipeiitlinm der Rüppellstiftunt;.
Oberlehrer J. Bhuu. 1 Prof. Dr. Richters.
Dr. med. M. Blumenthal. Wilh. Winter.
Prof. Dr. Reichenhach.
— XIII -
Verzeichnis der Mitglieder
der
Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft.
Stifter/)
Becker, .Johannes, Stiftsgärtner am Senckenbergischen med. Institut. 1817.
t 24. November 1883.
*v. lietlimann, Simon Moritz, Staatsrat. 1818. f 28. Dezember 182(5.
Bögner, Joli. Willi. Jos., Dr. med., Mineralog. (1817 zweiter Sekretär). 1817.
t 10. Juni 1868.
Bloss, Joli. tteorg-, Glasermeister, Entomolog. 1817. f 29. Februar 1820.
Bncli, Joli. Jak. Kasimir, Dr. med. und phil., Mineralog. 1817. f 13. März 1851.
Crctzschmar, Phil. Jak., Lehrer der Anatomie am Senckenbergischen ined.
Institut. (1817 zweiter Direktor). Lehrer der Zoologie von 1820 bis Ende
1811, Physikus und Administrator der Senckenbergischen Stiftung. 1817.
t 4. Mai 1845.
*Ehrmann, Joh. Christian, Dr. med., Medizinalrat. 1818. f 13. August 1827.
Frilz, Joh. Christopli, Schneidermeister, Entomolog. 1817. f 21. August 1835.
*Freyrciss, («eorg- Wilh., Prof. der Zoologie in Rio Janeiro. 1818. f 1. April 1825.
*v. («erning-, Joli. Isaak, Geheimrat, Entomolog. 1818. f 21. Febr. 1837.
*(irunelius, Joachim Andreas, Bankier. 1818. f 7. Dezember 1852.
von Heyden, Karl Heinr. dreorg-, Dr. phil., Oberleutnant, nachmals Schöff
und Bürgermeister, Entomolog. (1817 erster Sekretär). 1817. f 7. Jan. 1866.
Helm, Joh. Friedr. Ant., Verwalter der adligen uralten Gesellschaft des
Hauses Frauenstein. Komhyliolog. 1817. f 5. März 1829.
*Jassoy, Liuhv. Daniel, Dr. jur. 1818. f 5- Oktober 1831.
Kloss, Joh. Georg Burkhard Franz, Dr. med., Medizinalrat, Prof. 1818.
t lü. Februar 1854.
*Löhrl, Johann Konrad Kaspar, Dr. med., Geheimrat, Stabsarzt. 1818.
t 2. Septeiiil)er 1828.
*3Ietzler, Friedr., Bankier, Geheimer Kommerzienrat. 1818. f 11. 3Iärz 1825.
Meyer, Bernhard, Dr. med., Hofrat, Ornitholog. 1817. f 1. Januar 1836.
') Die 1818 eingetretenen Herren wurden nachträglich unter die Reihe
der Stifter aufgenommen.
— XIV —
Millcnborf?, >Vilh. Adolf, Dr. yliil., Prof, Mineralog. 1817. f 31. Mai 1824.
*Mell)cr, Joli. (Jcorg David, Dr. med. 1818. f H- August 1824.
Nceif, Christ iaii Ernst, Prof. Dr. med., Lehrer der Botanik, Stifts- und Hospital-
arzt am Senckenbergianum. 1817. f 15. Juli 1849.
Ncubiirg', Joli. Georg, Dr. med., Administrator der Dr. Senckenberg. Stiftung,
Mineralog, Ornitholog. (1817 erster Direktor). 1817. f 25. Mai 183Ü.
de Neufvillc, Matliias Willi., Dr. med. 1817. f 31. Juli 1842.
Reuss, Joli. Willi., Hospitalmeister am Dr. Senckenberg. Bürgerhospital. 1817.
t 21. Oktober 1848.
*liiil)l>oll, Willi. Peter Eduard Simon, Dr. med., Zoolog und Mineralog. 1818.
t 10. Dezember 1884.
*v. Soemmerring, Samuel Thomas, Dr. med., Greheimrat, Professor. 1818.
t 2. März 1830.
Stein, Joh. Kaspar, Apotheker. Botaniker. 1817. f 16. April 1834.
Stiebel , Salomo Friedrich , Dr. med.. Geheimer Hofrat, Zoolog. 1817.
t 20. Mai 1868.
*Van'entrapp, Joli. Konr., Physikus, Prof., Administrator der Dr. Senckenberg.
Stiftung. 1818. t 11- März 1860.
Völcker, Georg Adolf, Handelsmann, Entomolog. 1817. 19. Juli 1826.
*Wenzel, Heinr. Karl, Geheimrat, Prof., Dr., Direktor der Primatisehen
medizinischen Spezialschule. 1818. f 18. Oktober 1827.
*v. Wiesenhütten, Heinrich Karl, Freiherr, Königl. bayr. Oberstleutnant,
Mineralog. 1818. f 8. November 1826.
II. Ewige Mitglieder.
Ewige Mitglieder sind solche, welche, anstatt den gewöhn-
lichen Beitrag jährlich zu entrichten, es vorgezogen haben, der
Gesellschaft ein Kapital zu schenken oder zu vermachen, dessen
Zinsen dem Jahresbeitrag gleichkommen, mit der ausdrücklichen
Bestimmung, dass dieses Kapital verzinslich angelegt werden
müsse und nur sein Zinsenertrag zur Vermehrung und Unter-
haltung der Sammlungen verwendet werden dürfe. Die den
Namen beigedruckten Jahreszahlen bezeichnen die Zeit der
Schenkung oder des Vermächtnisses Die Namen sämtlicher
ewigen Mitglieder sind auf Marmortafelu im Museumsgebäude
bleibend verzeichnet.
Hr. Simon Moritz v.IJethinauu. 1827. Hr. Heinrich Mjiius scn. 1844.
. (ieor:,- Hciiir. Sclnvondel. 1828. , . (ieorg Melchior Mylius. 1841.
, Joh. Friedr. Ant. Helm. 1829. ,, Bartm Ainschel Mayer v. Kotli-
„ Georg Ludwig (»ontard. 1830. schild. 1845.
Frau Susanna Elisabeth Bethniann- ., Joh. (k'org Schinidhorii. 1845.
Hohveg. 1831. „ Johann Daniel Souchay. 1845.
— XV —
Hr. Alexander v. Belliiiiaiiii. 184B.
„ Heiiir. v. Bcthiiuvun. 184B.
„ Dr. jur. Rat Fr. Schlosser. 184:7.
„ Stephan v. Guaita. 1847.
,, H. L. Döbel in Batavia. 1847.
„ G. H. Hauck-Stee^. 1848.
„ Dr. J. J. K. Buch. 1851.
, G. V. St. George. 1853.
„ J. A. Griinelius. 1853.
., P. F. Chr. Kroger. 1854.
, Alexander Gontard. 1854.
„ 31. Frhr. v. Bethmann. 1854.
„ Dr. Eduard Rüppell. 1857.
„ Dr. Th. Ad. Jak. Em. Müller. 1858.
„ Julius Nestle. 18(50.
„ Eduard Finger. 1860.
„ Dr. jur. Eduard Souchay. 1862.
„ J. N. Gräffendeich. 1864.
„ E. F. K. Büttner. 1865.
„ K. F. Krepp. 1866.
„ Jonas Mylius. 1866.
„ Konstantin Felluer. 1867.
„ Dr. Hermann y. Meyer. 1869.
„ Dr. W. D. Soemmerriug. 1871.
„ J. G. H. Petsch. 1871.
„ Bernhard Dondorf. 1872.
„ Friedrich Karl Kucker. 1874.
„ Dr. Friedrich Hessenberg. 1875.
Hr. Ferdinand Laurin. 1876.
, Jakob Bernhard Kikoff. 1878.
„ Joh. Heinr. Roth. 1878.
,, J. Ph. Nikol. Manskopf. 1878.
„ Jean Noe du Fay. 1878.
„ Gg. Friedr. Metzlcr. 1878.
Frai;LouiseWilhelmineEmilieGr;irin
Böse, geb. Gräfin v. Reichcn-
bach-Lessonitz. 1880.
Hr. Karl August Graf Böse. 1880.
„ Gust. Ad. de Neufville. 1881.
„ Adolf Metzler. 1883.
„ Joh. Friedr. Koch. 1883.
„ Joh. Wilh. Roose. 1884.
„ Adolf Soennnerring. 1886.
„ Jacques Reiss. 1887.
„ Albert von Reinach. 1889.
„ Wilhelm Metzler. 1890.
„ Albert Metzler. 1891.
„ L. S. Moriz v. Bethmann. 1891.
„ Victor Moessiuger. 1891.
„ Ph. Jak. Cretzschmar. 1891.
„ Theodor Erckel. 1891.
„ Georg Albert Keyl. 1891.
„ Michael Hey. 1892.
„ Otto Poufick. 1892.
„ Gg. Herrn, v. Meyer. 1892.
III. Mitglieder des Jahres 1893.
Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet.
Hr. Abendroth, Moritz. 1886.
„ Adickes, Oberbürgermeister. 1891.
„ Alfermann, Felix, Apotheker. 1891.
,, Alt, F. G. Johannes. 1869.
., Alten, Heinr. 1891.
„ Andreae, Achille, Prof., Dr. in Hei-
delberg. 1878.
„ Andreae, Albert. 1891.
„ Andreae, Arthur. 1882.
Fr. Andreae-Lemme, Oarol. Elise. 1891.
Hr. *Andreae , Herm. , Bankdirektor.
1873.
„ Andreae-Passavant, Jean, Direkt.
1869.
Hr. Andreae, J. M. 1891.
„ Andreae, Richard. 1891.
„ Andreae, Rudolf. 1878.
„ V. Arand, Julius. 1890.
„ Askenasy, Alex, Ingenieur. 1891.
„*Askenasy, Eugen, Dr. pbil., Prof.
in Heidelberg. 1871.
„ Auerbach, L., Dr. med. 1886.
„ Auffarth, F. B. 1874.
/Baader, Friedrich. 1873.
„ Baer, Joseph. 1873.
„ Baer, M. H., Dr., Rechtsanw. 1891.
„ Baer, S. L., Buchhändler. 1860.
„ Bansa, Julius. 1860.
— XVI —
Hr. *Bar(lorff, Karl, Dr. med. 1S(U.
„ de Bary-Jeanrenaud, H. 18D1.
„ de Bary, Jak., Dr. med. 1866.
„ de Bary, Karl Friedr. 1891.
„ Bastier. Friedr. 1892.
„ Baiinach, Victor. 1891.
„ Bechhold, J. H. 1885.
„ Becker, E., Konsul. 1891.
„ Beer, J. L. 1891.
„ Belli, L., Dr. phil. 1885.
„ Berle, Karl. 1878.
, Beyfuß, M. 1873.
„ Binding, Konrad, Direktor. 1892.
„ Bittelmann, Karl. 1887.
„*Blura, J., Oberlehrer. 1868.
„*Blumentlial, E., Dr. med. 1870.
„ Blumenthal, Adolf. 1883.
„*Bockenheimer, Dr. med. Sanitätsr.,
1864.
„ Boettger, Bruno. 1891.
„*Boettger, Osk., Prof. Dr. phil. 1874.
„ Bolongaro, Karl Aug. 1860.
„ Bolongaro-Crevenna, A. 1869.
„ Bonn, Phil. Bch. 1880.
„ Bonn, Sally. 1891.
„ Bonn, William B. 1886.
„ Borgnis, Alfr. Franz. 1891.
,, Braunfels, Otto, Konsul. 1877.
„ Brentano, Anton Theod. 1873.
„ Brentano, Ludwig, Dr. jur. 1842.
„ Brofft, Franz. 1866.
„ Brückmaun, Phil. Jak. 1882.
, Brückner, Wilh. 1846.
„*Buck, Emil, Dr. phil. in Konstanz.
1868.
„ Bütschly, A¥ilh. 1891.
„ Büttel, Wilhelm. 1878.
„ Cahn, Heinrich. 1878.
„*Oarl, Aug., Dr. med. 1880.
„ Cassian, C, Dr. med. 1892.
„ Olemm, K., Apotheker. 1891.
_ Cnyrim, Ed., Dr. jur. 1873.
„ Cnyrim, Vikt.,Dr. med. 1866.
, Coustol, Wilh. 1891.
, Cunze, C, Dr. 1891.
„ Daube, G. L. 1891.
„ Degener, K., Dr. 1866.
Hr.*Deichler, J.Christ., Dr. med. 1862.
„ Delosea, Dr. med. 1878.
„ Diesterweg, Moritz. 1883.
„ Dietze, Herm. 1891.
„ Ditmar, Karl Theod. 1891.
„ Doctor, Ad. Heinr. 1869.
„ Doctor, Ferd. 1892.
„ Dondorf, Karl. 1878.
„ Dondorf, Paul. 1878.
„ Donner, Karl. 1873.
„ Drexel, Heinr. Theod. 1863.
„ Dreyfus, Is. 1891.
„ Du Bois, Aug. 1891.
„ Du Bois, Jul. 1891.
„ Ducca, Wilh. 1873.
„ Edenfeld, Felix. 1873.
„*Edinger, L., Dr. med. 1884.
„ Egan, William. 1891.
„ Eisenmenger. Gg., Pfarrer zu Neu-
Isenburg. 1892.
„ Ellinger, Leo. 1891.
„ Ellissen, Friedr. 1891.
„ Enders, Ch. 1866.
„ Enders, M. Otto. 1891.
„ Engler, Friedrich. 1891.
„ Engelhard, Karl Phil. 1873.
„ Epstein, J., Dr. phil. 1890
., V. Erlanger, Ludwig, Baron 1882.
„ Erlenmeyer, E., Prof. Dr. 1891.
„ Eyssen, ßemigius Alex. 1882.
„ Feist, Franz, Dr. phil. 1887.
„ Feist-Belmont, Karl. 1891.
„ Feist, Wilh. 1891.
„ Fellner, F. 1878.
„ Fleisch, Carl. 1891.
„ Flersheim, Albert. 1891.
„ Flershehn, Kob. 1872.
„ Flcsch, Max, Prof., Dr. med. 1889.
„ Flinsch, Heinrich, Stadtrat. 1866.
„ Flinsch, W. 1869.
,, Follenius, Georg, Ingenieur. 1885.
„ Frank, Hch., Apotheker. 1891.
,, Fresenius, Phil., Dr. phil. 1873.
„ Freyeisen, Heinr, Phil. 1876.
„*Fridberg, Kob., Dr. med. 1873.
, Friedmann, Jos. 1869.
, Fries, Sohn, J. S. 1889.
— XVII -
Hl-. V. Frisching, K, 1873.
„ Fritsch, Pli., Dr. med. 1873.
, Fiild, S., Justizrat, Dr. jur. 186(5.
„ Fulda, Karl Herni. 1877.
„ üäbler, Bruno, Gerichts-Ass. 1891.
„ Gans, Fritz. 1891.
„ Gans, G., Dr., Chemiker. 1891.
„ Geibel, Pet., Tierarzt in Höchst nM.
1889.
„ Geiger, Berth., Dr., Justizr. 1878.
„ Gerson, Jak., Generalkonsul. 1860.
„ Geyer, Joh. Christoph. 1878.
„ Gloeckner, G., Dr. jur., Rechts-
anwalt, Notar. 1891.
„ Gockel, Ludwig, Direktor. 1869.
, Güldschmidt, Ad. B. H. 1860.
„ Goldschmidt. B. M. 1891.
„ Goldschmidt, Leop. 1891.
„ Goldschmidt, Markus. 1873.
„ Goldschmidt. Max B. H. 1891.
„ Goldschmidt, Selig. 1891.
„ Goldschmidt, S. B. 1891.
,, Gotthilf, Max, Apotheker. 1891.
„ Graubner, Louis. 1891.
„ Greiff, Jakob, Rektor. 1880.
„ Grunelins, Adolf. 1858.
„ Grunelins, M. Ed. 1869.
„ V. Guaita, Max, Kommerzienr. 1869.
„ Guttenplan, J., Dr. med. 1888.
„ Haacke, W., Dir., Dr. phil. 1890.
„ Haag, Ferd. 1891.
„ Hackenbroch, Lazarus. 1891.
„ Häberlin, E. J., Dr. jur. 1871.
„ Hahn, Adolf L. A., Konsul. 1869.
„ Hahn, Anton. 1869.
„ Hahn, Moritz L. A. 1873.
„ Hallgarten, H. Charles L. 1891.
,, Hamburger, K., Justizrat, Dr. jur.
1866.
„ Hammeran, K. A. A., Dr. phil. 1875.
„ Hammeran, Valentin. 18iH).
„ Hanau. Emil, Dr., G. -Assessor. 1891.
„ Harbordt, Ad., Dr. med. 1891.
„ V. Harnier, Ed., Justizrat, Dr. jur.
1866.
„ Harth, M. 1876.
„ Hartmann, Eugen. 1891.
Hr.Hauck, Alex. 1878.
„ Hauck, Moritz, Advokat. 1874.
_ Haurand. A.,Kommerzienrat. 1891.
, Heerdt, Rudolf. 1891.
„ Heimpel, Jakob. 1873.
„ Henrich, K. F. 1873.
„ Heraus, Heinr., in Hanau. 1889.
„ Herxheimer, S., Dr. med. 1891.
„ Herz, Otto. 1878.
„ Heuer, Ferd. 1866.
„ Heuer & Schoen. 1891.
„ Heussenstamm, Dr., Bürgermeister.
1891.
,,*v. Heyden, Luc, Dr. phil.. Major.
1860.
„ V. Hey der, J. Gg. 181)1.
„*Heynemann, D. Fr. 1860.
,, Hirschberg, Max, Dr. med. 1891.
„ Höchberg, Otto, Dr. 1877.
„ Hörle, Fritz, Dr. med. 1892.
, Hoff, Karl. 1860.
„ Hohenemser, H., Direktor. 1866.
„ V. Holzhausen, Georg, Frhr. 1867.
„ Holzmann, Phil. 1866.
„ Homeyer, Franz, Dr., Apoth. 1891.
„ Horkheimer, A. J., Stadtrat. 1891.
„ Horkheimer, Fritz. 1891.
„ Jacquet, Hermann. 1891.
Die Jäger'sche Buchhandlung. 1866.
Hr.*Jassoy, Aug., Dr. 1891.
„ Jassoy, Wilh. Ludw. 1886.
FrauJeanrenaud, Dr. jur., Appellations-
gerichtsrat. 1866.
Hr.Jeidels, Julius H. 1881.
„ Jordan, Felix. 1860.
„ Jügel, Karl Franz. 1821.
„ Jureit, J. C. 1892.
„ Kahn, Hermann. 1880.
„ Kalb, Moritz. 1891.
„ Katz, A. 1892.
„ Katz, H. 1891.
„ Katzenstein, Albert. 1869.
„ Katzenstein, Gustav. 1891.
„ Keller, Adolf, Rentier. 1878.
„ Keller, Otto. 1885.
„ *Kesselmeyer, P. A. 1859.
„ Kessler, Wilh. 1844.
xvin
llr.^Kinkclin. Fricdr.. Itr. i»liil. Olicr-
Ichrcr. 1H73.
„ Kircliheiin, S., Dr. lueil. 1878.
„ Klippel, Carl. 181)1.
„ Klitscher, F. Aui>;. 1878.
„ Klotz, Karl E. 1891.
„ Knauer, Joh. Chr. 1886.
,,*Kn()blauch, Aug., Dr. med. 1892.
,,*Kobelt, W., Dr. med. in Schwan-
heiiii a. M. 1878.
Fr. Koch, geb. von 8t. George. 1891.
Hr. Köhler, Hermann. 1891.
Königl. Bibliothek in Berlin. 1882.
Hr. V. Königswarter, H., Baron. 1891.
„ *Körnev, 0., Dr. med. 1886.
• „ Kohn-Speyer, Sigism. 186Ü.
„ Kopp, Emil Moritz. 1891.
,, Kotzenberg, Gustav. 1873.
,. Krätzer, J., Dr. phil. 1886.
,, Kreuscher, Jakob. 1880.
„ Kveuzberg, Robert. 1891.
„ Küchler, Ed. 1886.
.. Kugler, Adolf. 1882.
„ Kuhn. A. 1891.
„ Kulp, Anton Marx. 1891.
„*Lachmann. Beruh. , Dr. med. 1885.
„ Ladenburg . Emil , Geheim. Kom-
merzienrat. 1869.
„ Lacmmerhirt. Karl, Direktor. 1878.
,, Landauer. Wilh. 1878
,, Langeloth, J. L. Architekt. 1891.
,, Lautenschläger, A . Direktor. 1878.
,, Lepsius. B., Dr. phil.. Direktor in
(iriesheim a. M. 1888.
„ Lcuchs-Mack, Ferd. 1891.
,, Liebmann, L., Dr. phil. 1888.
,, Lindheiiuer, Julius. 1868.
„ Lion, Franz, Direktor. 1873.
„ Lion, Jakob. Direktor. 1866.
„ *Loretz, Wilh., Dr. med. 1877.
,, Lorey, W., Dr. jur. 1873.
„ Lucius, Eng., Dr, ])hil. 1859.
,, Maas, Simon. Dr. jur. 186i).
„ Majer, Alexander. 1889.
., Majer, Jnh. Karl. 1854.
,, Manskopf, W. H., Geheim. Kom-
inerzienrat. 186J.
Hr. Marx. F. A , Dr. med, 1878.
„ Matti, Alex., Stadtrat. Dr. jur. 1878.
„ Matti, J. J. A., Dr. jur. 1836.
„ Maubach, Jos. 1878.
„ May, Adam. 1891.
„ May, Ed Gust 1873.
„ May, Franz L., Dr. 1891.
„ May, Julius. 1878.
„ May, Martin. 1866.
, May, Robert. 1891.
,, V. Mayer, E., Buchhändler. 1891.
„ Meister, C. F. Wilh., Landrat. 1891.
Fr. Merton, Albert. 1869.
Hr.Merton, W. 1878.
,, Metzler, Hugo. 1891.
„ Metzler, Karl. 1869.
„ Meyer, Anton. 1892.
„ Minjon, Herrn. 1878.
.. Minoprio, Karl Gg. 1869.
., Modera, Friedr. 1888.
„ Moessinger, W. 1891.
„ Mouson, Jacques. 1891.
„ Mouson, Joh. Daniel. 1891.
„ Mouson, Joh. Gg. 1878.
,, V. Müffling, Wilh., Freiherr, Fulizei-
Präsident. 18.)1.
., Müller Sohn, A. 1891.
, Müller, Paul. 1878.
„ Müller, Siegm. Fr., Justizrar Dr.,
Notar. 1878.
., Mumm V. Schwarzenstein. A. 1869.
., Mumm V. Schwarzenstein, P. H.,
jun. 1873.
„ Nathan, S. 1891.
„ Nestle, Richard. 1855.
,, Nestle, Richard, jun. 1891.
„ Neubert, W. L., Zahnarzt. 1878.
„ Neubürger. Otto, Dr med. 1891.
„ Neubürger, Tlieod., Dr. med. 186U.
„ de Neuiville. Robert. 1891.
., V. Neufville. Alfred. 1884.
„ V. Neufville, Otto. 1878.
„ V. Neufvillc-Siebcrt, Friedr. 1860.
, Neumeier, S., Ai)otheker. 1891.
„ Neustadt. Samuel. 1878.
„ Niedorhiilhcim. A.. Direktor. 1873.
„ Niederholheim, Heinr. A. 1891.
XIX
Hr. Nonne, H. Aug.. Apotheker. 18!)1.
„ V. 01)ernberg, Ad., Dr. jur. 1870.
„ Ochs, Hermann, 1878.
„ Oohs, Lazarus. 1878.
„ Ohlenschlager, K.Fr.. Dr. med. 1878.
„ Oplin, Adolf. 1878.
„ Oppenheim. Moritz. 1887.
„ Oppenheimer. Charles, (ieneral-
konsul. 1873.
, Oppenheimer, 0., Dr. med. 18i)2.
„ d'Orville, Franz. 1891.
„ Osterrieth, Eduard. 1878.
„ Osterrieth, Franz. 1867.
Fr. Osterrieth-v. Bihl. 1860.
Hr. Osterrieth-Laurin. Aug. 18(i6.
„ Oswalt, H., Dr. jur. 1873.
„*Passavant, Theodor. 1854.
„ Passavant-Goutard, R. 1891.
„*Petersen, K. Th.. Dr. phil. 1873.
„ Peipers, 0. F., Dr. med. 1892.
„ Petsch-Goll, Phil., Geheim. Kom-
merzienrat. 1860.
„ Pfeffel, Aug. 1869.
,, Pfefferkorn, Heinr., Dr. jur. 1891.
„ Pfeifer, Eugen. 1846.
„ Pfungst, Julius. 1891.
„ Pichler, H., Ingenieur. 1892.
„ Ponfick-Salome, M. 1891.
„ Popp, Georg, Dr. phil. 1891.
„ Posen, J. L. 1891.
„ Posen, Jakob. 1873.
„ Propach, Robert, 1880.
„ Quilling, J. Rieh. 1892.
„ Raab, Alfred, Dr., Apotheker. 1891.
„ vom Rath, Walther, Gerichts-
assessor. 1891.
„ Ravenstein, Simon. 1878.
Die Realschule der israel. Gemeinde
(Philanthropin). 1869.
Hr.*Rehn, J. H., Dr. med. 1880.
„*Reichenbach, J. H.. Prof., Dr. phil.
1872.
„*v. Reinach. Alb., Baron. 1870.
„ Reiss, Paul, Advokat. 1878.
,, Reutlinger, Jakob. 1891.
, Ricard, L. A. 1873.
/Richters, A. J. Ferd., Pnjf. Dr. 1877.
Hr.Riesser. E.Umrd. 18;»1.
,, Risse, Hugo. 1891.
, Ritgen, F. 1891.
, *Ritter. Franz. 1882.
„ Rödiger, E., Dr, med. 1888.
„ Rödiger, Paul, Dr. jur. 1891.
„ Rössler, Heinrich. Dr. 1884.
„ Rössler, Hektor. 1878.
„ Rosenbaum, E., Dr. med. 1891.
„ Roos, Heinrich. 1891.
„ Roth, Georg. 1878.
„ Roth, Joh. Heinrich. 1878.
„ V. Rothschild, Wilhelm, Freiherr,
Generalkonsul. 1870.
„ Rueff, Julius, Apotheker. 1878.
„ Rühl, Louis. 1880.
„ Sandhagen, Wilh. 1878.
„ Sattler, Wilh., Ingenieur. 1892.
„ Sauerländer, J. D., Dr. jur. 1873.
„ Schäffer, Fritz, Zahnarzt. 1892.
„ Scharff, Alex., Kommerzienr. 1844.
„ Schaub, Karl. 1878.
„^^Schauf, Wilh., Dr. phil. 1881.
„ Schepeler, Gh. F. 1873.
„ Schepeler, Herrn. 1891.
„ Scherlenzky, Justizrat, Dr. jur,
Notar. 1873.
„ Schiele, Simon. Direktor. 1866.
„ Schleussner, K., Dr. 1891.
, Schlund, Georg. 1891.
„ Sehmick, J.P.W., Ingenieur. 1873.
„ Schmidt, Louis A. A. 1871.
„^Schmidt, Moritz, Sanitätsrat, Prof.,
Dr. med. 1870.
„*Schmidt-Polex, F., Dr. jur. 1884.
„ Schmölder, P. A. 1873.
„*Schott, Eugen, Dr. med. 1872.
, Schürmann, Adolf. 1891.
„ Schulze-Hein, H., Zahnarzt. 1891.
„ Schumacher, Heinr. 1885.
„ Schuster, Bernhard. 1891.
„ Schwarz, Georg Ph. A. 1878.
„ Schwarzschild, Em. 1878.
„ Schwarzschild, Moses. 1866.
„ Schwarzschild-Oehs, Daviil. 1891.
„ Schwenck, Fr. G., Dr. med. 188iJ.
„ Scriba, L., in Höchst a. M. 1890.
XX -
Hi-.Secfriil, Willi.. Direktor. 18i)l.
„ Seidel, A. 18Ü1.
^ Seligiuann. Henry. 18!»1.
„*Siebert. J., Justizrat, Dr. jiir. 1854.
„ Siebert, Karl August. iSW.
„ Soemmerring, Karl. 1876.
„ Soinmerhoff, Louis. 1891.
„ Sonneniann, Leopold. 1873.
„ Speyer, Edgar. 1886.
„ Speyer, Georg. 1878.
„ Speyer, James. 1884.
„ Spiess, Alexander, Dr. med., Sani-
tätsrat. 1865.
„*Steffan. Ph. J., Dr. med. 1862.
, Stern, Theodor. 18()3.
„*Stiebel, Fritz, Dr. med. 1849.
, V. Stiebel, Heinr., Konsul. 1860.
„ Stilgebauer, Gust., Bankdir. 1878.
„ Still, Franz Rudolf Georg. 1891.
„ Stock, Wilhelm 1882.
„ Straus, Caesar. 1891.
„ Strauss, Siegraund. 1891.
„ Strubel], Bruno. 1876.
„ Sulzbach, Emil. 1878.
„ Sulzbach, Karl, Dr. jur. 1891.
„ Sulzbach, Rudolf. 1869.
„ Trost, Otto. 1878.
„ Ullmann, Eugen. 1891.
„ Una, Siegmund 1891.
„ Una, Sussmann. 1873.
„ Vogt, Ludwig, Direktor. 1866.
Hr. Vogtherr, Karl. 189Ü.
„ Vohsen, Karl, Dr. med. 1886.
„ Volkert, K. A. Ch. 1873.
„ von den Velden, Dr. med. 1891.
„ Vowinckel, M. 1891.
„ Weber, Andreas. 1860.
„ Weber, Ludwig, Apotheker. 1891.
„^Weigert, Karl, Prof. Dr. 1885.
„ Weil. Gebrüder. 1891.
„ Weiller, David Aug. 1891.
„ Weiller. Jakol) Alphons. 1891.
„ AVeiller, Jakob H. 1891.
„ AVeis, Albrecht. 1882.
„ Weisbrod, Aug. 1891.
„ Weismann, Wilhelm. 1878.
„ Weismantcl, ()., Dr. pliil. 1892,
„ Weller, Albert, Dr. 1891.
„*Wenz, Emil, Dr. med. 1869.
„ Wertheim, Jos. 1891.
„ W"ertheiml)er, Emanuel. 1878.
„ Wertheimbcr, Julius. 1891.
„ Wertheimber, Louis. 1869.
„ Wetzel. Heinr. 1864.
„ Widemann, Wilh.. Prof. 1891.
„nVinter, AVilh. 1881.
,*Wirsing, J, T., Dr. med, 1869.
„ Wirth, Franz. 1869.
„ AVüst, K. L. 1866.
„ Zickwolff, Albert. 1873.
„*Ziegler, Julius, Dr. phil. 1869.
IV. Neue Mitglieder für das Jalir 1893
Hr. Blum, Fenl, Dr. med.
„ Fresenius, Ant., Dr. med.
, Hallgarten. Fritz, Dr. phil.
Die Hermann'sche Buchhandlung.
Hr. Jelkmann, Fr.. Tierarzt.
Könitzer's Buchhandlung.
Hr. Levy, Max, Dr. phil.
„ Lieboldt, Arnold,
, *Liermann. AVilh., Dr. med.
T von Meyer. Ed., Dr. med.
Hr. Rehn, L., Dr. med.
„ Seegcr, G., Architekt.
„ Seitz, A., Dr., Direktor d. Zoolug.
Gartens.
.. Sioli, Emil, Dr. med.. Direktor
der Irrenanstalt.
„ Stern, Rieh.. Dr. med.
„ Thoma, Phil.
_ von A'ietinghoff. K. H., Dr.
XXI
y. Ausserordentliche Ehrenmitglieder.
Hr. Erckel, Theodor (von hici-). 1875.
„ Hertzüg, Paul, Justizrat, Dr. jur. (von hier)
1884.
VI. Korrespondierende Ehrenmitglieder.
187ß. Hr. Rein, J. J., Dr., Professor in Bonn.
VII. Korrespondierende Mitglieder.^)
1836. Agardh, Jakob Georg, Prof. in
Lund.
1837. Couhm, Louis, in Neuchätel.
1842. CUaus, Bruno, Dr. med., Ober-
arzt des städtischen Kranken-
hauses in ElberfeM (von hier).
1844. Bidder. Friedr. H., Professor
in Dorpat.
1844. Fick, Adolf, Prof. in Würzburg.
1846. V. Sandberger, Fridolin, Dr.,
Prof. in Würzburg.
1846. Schiff, Moritz, Dr. med., Prof.
in Genf (von hier).
1847. Virchow, Eud., Geh. Mcdizinal-
rat, Professor in Berlin.
1848. Philippi, Rud. Amadeus. Direkt,
d. Museums in Santiago de ('liile.
1849. Beck, Beruh., Dr. med., General-
arzt in Karlsruhe.
1850. Mettenheimer, Karl Chr. Friedr.,
Dr. med., Geh. Med. -Rat, Leib-
arzt in Schwerin (von hier).
1850. Leuckart, Rudolf, Dr., Professor
in Leipzig.
1853. Buchenau, Franz, Dr., Professor
in Bremen.
1853. Ludwig, Karl, Prof. in Leipzig.
1856. Scacchi, Archangelo, Professor
in Neapel.
1856. Palmieri, Professor in Neapel.
1856. Volger, Otto, Dr. phil, in Sulz-
bach bei Soden.
1857. V. Homeyer, Alex., Major in
Greifswald.
1857. Carus, J. Viktor, Prof. Dr. in
Leipzig.
1860. Weinland, Christ. Dav. Friedr.,
Dr. phil. in Baden-Baden.
1860. Gerlach, J., Prof. in Erlangen.
1860. Weismann, Aug., Prof., Geh.
Huf rat in Freiburg (von hier)-
1861. V. Helmholtz, H. L. F., Excz.,
Geheimrat, Professor in Berlin.
1863. de Saussure, Henri, in Genf.
18(i4. Keyserling, Alex., Graf, Exkura-
tor der Universität Dorpat, z. Z.
in Reval , Kurland (Rußland).
1865. Bielz^ E. Albert, k. Rat in Her-
mannstadt.
1866. Möhl, Dr., Professor in Kassel.
1868. Hornstein, Dr., Prof. in Kassel.
1869. Wagner, R., Prof , in Marburg.
1869. Gegenbaur, Karl, Professor in
Heidelber«-.
') Die vorgesetzte Zahl bedeutet das Jahr der Aufnahme. — Die verehrl.
korrespondierenden Mitglieder werden höflichst ersucht, eine Veränderung des
Wohnortes oder des Titels der Direktion der Senckenbergischen naturforschonden
Gesellschaft o'efälligst anzeigen zu wollen.
— XXTI —
1869. His, Wilhelm, Prof. in i.eipzig.
1869. Rütimeyer, Ludw.. Professdr in
Basel.
1869. Gerlach, Dr. med. in Hongkong,
China (von hier).
1869. Woronijn, M., Professor in St.
Petersburg.
1869. Barhoza du Bocage , J. V.,
Direktor des Zoologischen Mu-
seums in Lissabon.
1869. Kenngott, G. A., Prof. in Zürich.
1871. V. Müller, F., Baron, Direkt, des
botan. Gartens in Melbourne,
Australien.
1871. Jones Matthew, Präsident des
naturhistor. Vereins in Halifax.
1872. Westerlund, Dr. K. Ag. , in
Eonneby, Schweden.
1872. V. Sachs, J., Prof. in Würzburg.
1872. Hooker, J. D., Direkt, des botan.
Gartens in Kew, England.
1873. Streng, Geh. Hofrat, Professor
in Giessen (von hier).
1873. Stossich, Adolf. Professor an der
Realschule in Triest.
1873. Gramer, Professor in Zürich.
1873. Günther, A., Dr., Direktor am
Brit. Museum (N. H.) in London.
1873. Sclater, Phil. Lutley, Secretary
of the Zoolog. Soc. in London.
1873. V. Leydig, Franz, Dr., Prof. in
Würzburg.
1873. Loven, Sven, Prof., Akademiker
in Stockholm.
1873. Beyrich, E., Geh.-Rat, Dr., Prof.
in Berlin.
1873. Schmarda, Prof. in Wien.
1873. Pringsheim, Dr., Professor in
Berlin.
1873. Schwendener, Dr., Professor in
Berlin.
1873. Fries, Th., Professor in Upsala.
1873. Schweinfurth , Dr., in Berlin,
Präsident der Geogi'aphischcn
Gesellschaft in Kairo.
1873. Rnssow, Edmund. Dr.. Pr.d. in
Dorpat.
1873. (John, Ferd., Dr., Professor in
Breslau.
1873. Rees, Prof. in Erlangen.
1873. Ernst, A., Dr., Vorsitzender der
deutschen naturforsch. Ges. in
Caracas, Venezuela.
1874. V. Fritsch, Karl, Freiherr, Dr..
Professor in Halle.
1874. Gasser. Dr., Professor der Ana-
tomie in Bern (von hier).
1875. Bütschli, Otto, Hofrat Dr., Prof.
in Heidelberg (von hier).
1875. Dietze, K., in Jugenheim (von
hier).
1875. Fraas, Oskar, Dr., Professor,
Oberstudienrat in Stuttgart.
1875. Klein, Karl, Dr., Professor in
Berlin.
1875. Ebenau, Karl, Konsul des Deut-
schen Reiches in Zanzibar (von
hier).
1875. Moritz, A., Dr., Direktor des
physikalischen Observatoriums
in Tiflis.
1875. Probst, Dr. phil.. Pfarrer in
Unter-Essendorf, AVürttemberg.
1875. Targioni-Tozetti, Professor in
Florenz.
1875. V. Zittel, K., Dr., Professor in
München.
1876. Liversidge, Prof. in Sydney.
1876. Böttger, Hugo, Generalagent,
hier.
1876. Le Jolis, Auguste, President de
la Societe nationale des sciences
naturelles in Cherbourg.
1876. Meyer, A. B., Hofrat Dr. med..
Direkt, des königl. zoologischen
Museums in Dresden.
1876. Wetterhan, J. D., in Freiburg
i. Br. (von hier).
1877. V. Voit, Karl, Dr., Professor in
München.
1877. Becker, L., Ober-Ingenieur in
Kiel.
1878. Chun. Karl. Prof.. Dr. in Breslau
(von hier).
XXITT
1878. Strauch. Alex., I>r. iihil., Mit-
glied der k. Akademie der Wis-
senschaften in St. Petershurg-.
1879. V. Scherzer, Karl. Ritter, Mini-
sterialrat, k. u. k. österr. -Ungar.
Geschäftsträger und General-
Konsul in Genua.
1880. Winthrop, Robert C, Professor,
Mitglied der American Academy
of Arts and Sciences in Boston.
Mass.
1880. Simon, Hans, in Stuttgart.
1880. Jickeli, Karl F., Dr. phil.. in
Hermannstadt.
1880. Stapff, F. M., Dr., Ingenieur-
Geolog in Weissensee hei Berlin.
1881. Lopez de Seoane , Victor, in
Coruila.
1881. Hirsch, Carl, früher Direktor der
Tramways in Palermo, hier.
1881. Todaro, A., Prof. Dr., Direktor
des hotan. Gartens in Palermo.
1881. Sncllen, P. 0. T., in Rotterdam.
1881. Deheaux, Odon, Pharmacien en
Chef de Thop. milit. in Oran.
1882. Retowski, 0., Staatsrat, Gymn.-
Lehrer in Theodosia.
18'^2. Retzius, Gustav, Dr., Prof. am
Carolinischen medico-ohirurgi-
schen Institut in Stockholm.
1882. Russ, Ludwig, Dr., in Jassy.
1888. Bertkau, Ph., Dr. phil, Prof.
in Bonn.
1883. Koch, Robert, Geheimrat, Dr.,
im k. Gesundheitsamte in Berlin.
1883. Loretz, Herrn., Dr , k. Landes-
geologe in Berlin (von hier).
1883. Ranke, Job., Prof. Dr., General-
sekretär der Deutschen anthro-
polog. Gesellschaft in München.
1883. Eckhardt, AVilh., in Lima (Peru)
(von hier).
1883. Jung, Karl, hier.
1883. Boulenger, G. A., am British
Museum (N. H.) in London.
1883. Arnold, Ober-Landesgerichtsrat
iu München.
1884. Lortet, L., Prof. Dr., Direktor
des naturhist. IVIuseums in Lyon.
1884. Königliche H(dieit Prinz Lud-
wig Ferdinand von Bayern in
München.
1884. V. Koenen. A., Prof. Dr., in
Göttingen.
1884. Knoblauch, Ferd., Konsul in
Neukaledonien, hier.
1884. Danielssen , D. C., Dr. med.,
Direktor d. Museums in Bergen.
1884. Miceli, Francesco, in Tunis.
1884. Brandza, Demetrius, Prof. Dr.,
in Bukarest.
1885. V. :\Ioellendorff, 0. Fr., Dr.,
Konsul des Deutschen Reiches
in Manila.
1885. Flemming, Walter, Prof. Dr.
in Kiel.
188(5. V. Bedriaga, J.. Dr.. in Nizza.
1887. Ehrlich, Paul, Prof. Dr. in
Berlin.
1887. Schinz, Hans, Prof. Dr., in
Riesbach bei Zürich.
1887. Stratz, C. H.. Dr. med. in
Batavia.
1887. Breuer. H., Prof. Dr.. in Mon-
tal)aur.
1887. Hesse, Paul, iu Venedig.
1888. Scheidel, S. A., inBad Weilbach.
1888. Zipperlen, A., Dr , in Cincinnati.
1888. V. Kimakowicz, M., in Hermann-
stadt.
1888. V. Radde, Gust., Dr., Excellenz.
Wirkl. Staatsrat und Direktor
des Kaukasischen Museums in
Tiflis.
1889. Brusina, S., Prof., Direktor des
Zoologischen Natiimal-Museums
in Agram.
1888. Rzebak, A , Prof. an der Ober-
Realschule in Brunn.
1^:88. Karrer, Felix, in Wien.
1888. Reuss, Job. Leonb., in (.'alcutta
(von hier).
1889. Roux, Wilhelm, Prof. Dr., in
Innsbruck.
XXTV
1889. Schmacker. B., in Shanghai.
1889. Brandenburg, C, Ingenieur »1er
königl. Ungar. Staatshalm in
Zombor (Ungarn).
1890. V. Berlepsch , Hans, Freiherr,
in Hanno verisch-Münden.
1890. Fritsch, Ant., Prof. Dr., in Prag.
1891. Engelhardt, Herrn., Oberlehrer
in Dresden-Neustadt.
1891. Fischer. Emil, Prüf. Dr., in
Würzburg.
1891. Hartert, Ernst, in Tring (Eng-
land).
1891. Strubell, Adolf, Dr. phil. in
Bonn.
1892. V. Both, Alex.. Major, in Kassel.
1892. Müller, Fritz, Dr., in Blumenau
(Brasilien).
1892. Beccari. Ed., in Florenz.
1892. van Beneden, Ed.. Prof. Dr.,
in Lüttich.
1892. Claus, C, Prof. Dr., Hofrat in
Wien.
1892. Dührn, Ant., Prof. Dr., Geh.
Reg.-Rat in Neapel.
1892 Engler, H. G. A., Prof. Dr.,
in Berlin.
1892. Fresenius, R., Prof. Dr., Geh.
Hofrat in Wiesbaden.
1892. Häckel, Ernst, Prof. Dr.. in
Jena.
1892. Huxley, Th. H., Prof. Dr. in
London.
1892. Möbius, Aug K., Prof. Dr., Geh.
Reg.-Rat in Berlin.
1892. Nansen, Fridtjof, Dr., in Christi-
ania.
1892. Schulze, F. E , Prof. Dr., Geh.
Reg.-Rat in Berlin.
1892. Strasburger, Ed., Prof. Dr., Geh.
Reg.-Rat in Bonn.
1892. Stur, Dionys R. J., Oberberg-
rat, Hofrat in Wien.
1892. Suess, Ed., Prof. Dr., in Wien.
1892. Waldeyer, H. W. G., Prof. Dr.,
in Berlin.
— XXV ~
Reclite der Mitglieder.
Durcli die Mitgliedschaft werden folgende K echte
ei'worben :
1. Das Naturhistorische Museum an Wochentagen von 8 — 1
und 3—6 Uhr zu besuchen und Fremde einzuführen.
2. Alle von der Gesellschaft veranstalteten Vorlesungen und
wissenschaftlichen Sitzungen zu besuchen.
3. Die vereinigte Senckenbergische Bibliothek zu benutzen.
Ausserdem erhält jedes Mitglied alljährlich den gedruckten
Bericht.
Bibliotliek-Ordnimg.
1. Den Mitgliedern unserer Gesellschaft sowie denen des
Ärztlichen Vereins, des Ph^^sikalischen Vereins und des
Vereins für Geographie und Statistik steht die Bibliothek
an allen Werktagen von 10 — 1 Uhr und Montags und
Donnerstags auch von 2 — 4 Uhr zur Benutzung offen.
2. Die Herren Bibliothekare sind gehalten in zweifelhaften
Fällen den Ausweis der persönlichen Mitgliedschaft durch
die Karte zu verlangen.
3. Au ein Mitglied können gleichzeitig höchstens 6 Bände
ausgeliehen werden ; 2 Broschüren entsprechen 1 Band.
4. Die Rückgabe der Bücher an die Bibliothek hat spätestens
nach 3 Monaten zu erfolgen.
5. Auswärtige Docenten erhalten Bücher nur durch Bevoll-
mächtigte, die Mitglieder unserer Gesellschaft oder eines
der genannten Vereine sind und den Versand besorgen.
6. Am 15. Mai jedes Jahres sind sämtliche entliehene Bücher
behufs Revision, die anfangs Juni stattfindet, an die
Bibliothek zurückzuliefern.
— XXVI
Geschenke niid Erwerbungen.
Juni 1802 bis Juni 1893.
I. Naturalien.
A. Geschenke.
1. Für die vei'i^leicliend- anatomische Samminng::
Von Freifrau Louise von E, otliscliil d hier: 2 Gorilla-
Schädel ^ und %.
Von der N e u e n Z o o 1 o g i s c h e n (I e s e 1 1 s c h a f t hier : Skelet te
von Sci/inis raff'lesi und Phdlarrocorax carba und Schädel
von Urs7is arctos $.
Von Herrn Prof. Dr. Noll hier: ^k^X&ii \o\\ Miioxu.'^ . i(/i/cns Laur. aus dem Wiener
Prater.
Von Herrn Prof. Dr. Otto Stoll in Zürich: 2 Ra/m tciitpo-
rctrin L. von der Melchsee-Alp in 2000 m, 11. agil/s Tlio.
von Elgg bei Küsnacht, Ct. Zürich, Molge rnhjaris L.
(? und $ von Küsnacht und 31. palmata Schnd. c? und %
von Wollisliofen bei Zürich.
Von Herrn Staatsrat Dr. G. v o n R a d d e in Tiflis : 4 Snlamandm
caucasia Waga (leider stark eingetrocknet!), 4 Molge vittnla
Gray und M. cristata var. karelini Strauch, sämtlich von
Borshom, Transkaukasien.
Von Herrn Dr. Eob. Scharff in Dublin: Rana teDijwran'a Jj.,
Biifo caJamiia Laur. und MoJge vulgaris Laur. (S und $
aus L'land, sowie Molge aspera Dug. aus Eaux Bonnes,
Pyrenaeen.
Von Herrn Dr. Alex. Koni g in Bonn : Ftgodactgliis lobatus var.
Olldrei Lat., Tarentola mauritanica var. deserti Lat. und
Ereniias giittulata var. pnrdalis D. B. von Biskra, Psammo-
dromiis bland Lat. von Batna und Psamiiiopliis sibilans L.
aus der Sahara von Bordj Saada.
Von Herrn Dr. J. v. Bedriaga in Xizza: Algtes obstet ricans
Laur. c? und $ und c? mit der Eischnur von Paris.
Von Herrn Dr. med. H. Schaedle in Casablauca, Marocco :
Tarentola maiiritaniea L., Chalcides mionecton Bttgr. und
Macroprotodon riiciillatiis Geoffr. von Zenatta (S'tuatta),
8 Stdu. von Casablauca, und Psaminodroniiis niicrodaetyliis
Bttgr. und Discoglossiis pietiis Ottli von Casablauca.
Von Herrn F. Sikora in Anantanarivo, Madagaskar: Mabnia
gravenhorsfi D. B., Cliamaeleon iciUsi Gthr. J', Ch. cainpani
Grand. $, Ch. lateralis Gray und Ch. nasiitiis Gray $,
Rana liigiibris A. Dum., R. cowani Blgr. und Rhacophoriis
rhodo.srelis Blgr. von dort.
Von Herrn Hans Simon in Stuttgart: 5 Rana esciilrnta var.
ridi/jinida Pall. aus Haiffa, Syrien.
Von Herrn Dr. August Müller (Linnaea) in Berlin: Steno-
daetijliis giiffatiis Cuv. aus Haiffa, Syrien.
Vom Oberrealschüler Herrn. Wichmann hier: d'eeko certicil-
latiis Laur. iuv. von den Sundainseln.
— XXXI —
Von Herrn Konsul F. Mauss in Puerto Cabello, Venezuela:
Tlucadactylus rapicaudus Houtt.^ Gonatodes caiidiscutatns
Gthr. ; Liopkis merremi Wied. Xenodon severus L., Herpe-
todryas dendroplds Sclilg., 5 rrosthcmpis hernnnae Bttgr.,
4 Phryniscus hibroni Schmidt, 8 Hylodcs mmissi Bttgr.,
3 Leptodactylus ocellatfis L., Expcniphix pustnJosiis Coi)e
d' und $, 3 Bufo 7narin/(s L,. 11 Hyln c;Y/^//a//6- Wied und
2 Nototrema pyy)H(teu))i Bttgr. von dort.
Von Herrn Dr. E d. F 1 e c k in Innsbruck: Rhoptropus aferVta.,
2 Agama acideata Merr., Nucras tessellata Smith adult.,
Eremias lugubris Smitli, Icknotropis squam?ilosa Pts., Mabuia
ivahlbergi Pts., Homopiis sigiiatus Wall), juv. und 2 Baiia
delalandei Tschudi, sämtlich aus Nama- und Damaraland.
5. Für die lusektensammlung'.
Von den Hinterbliebenen unseres veistorbenen Herrn The od.
Passavant hier wurde dessen Insektensammlung aus allen
Ordnungen geschenkt. Sie enthält meistens Tiere aus der
weitereu Umgebung. Reich vertreten sind die Blattwespen
und Iclmeumonideu, mit denen der Verstorbene sich speciell
beschäftigte.
Von Herrn Prof. Dr. N oll hier: Eine Anzahl Zecken ^r/7«s refle-
xus aus einem Taubenschlag ; 1 Bockkäfer, der aus Eichen-
holz, welches von Argentinien gekommen war, hier auskroch.
Von Herrn Bruno Strubell hier: 2 Libellen und einige kleine
Insekten von Wildbad.
Von Herrn Ad. Gregor Speyer hier: 1 Raupe mit Pilz aus
Australien.
Von Herrn Consul F. Mauss in Puerto Cabello : 2 große Heu-
schrecken und einige Käfer.
Von Herrn Ingenieur (j. Sattler hier: Zwei Goliathiden-Käfer,
Mepliistia bertoJhiii aus Bagamoyo, gesammelt von Paler
Hörne.
6. Für die Krebssammliing'.
Vou Herrn Dr. A d. Strubell in Bonn : 1 Krabbeuart von Amboina.
7. Für die KonelijiieiisaiHinlung'.
Von Herrn Prof. Dr. Rein in Bonn (Rüppellstiftung) : Diverse
Sfefiogyra decollata und 1 Arioii sp. aus der Sierra Nevada,
Spanien.
— XXXII —
Von HeiTU Fr. Bey schlag von hier: Diverse Laudkonchy-
lien vou Stabat, Uuter-Langkat, Sumatras Nordostküste.
Von Herrn Prof. ür. Richters hier: Ein Stück Holz mit
Durchbohrungen von Teredo sp. aus dem Hafen von Laboe
bei Kiel.
8. Für die WUrmersaminluiig.
Von Herrn Dr. Ad. Strubell in Bonn: 1 grosser Regenwurm
Megascokx viKsicfis Horst von West-Java.
9. Für die Ecliiiiodermensaminluiig'.
Von Herrn Dr. A. Strubell in Bonn: Eine Anzahl vSeesterne
in Spiiitus und zwar: Archaster typicus M. T., Pentaceros
hiulcus Linck, Pentaceros (Oreaster) obtiisatus hsim., Scf/tasier
tuberculatus M. T., Cnleita arenosa Val. von Amboina.
10. Für die Korallen- und Sclnvämmesamnilung^ :
Von Herrn Dr. A. Strubell in Bonn: Eine Koralle.
Aus dem Nachlaß des Herrn Aug. E hinger (durch Herrn
Otto Cornill): 2 Eiiplectella aspergiUuin.
Von Herrn Prof. Dr. Noll hier: Ein großes Glas Spongilla frcigilis
aus einem Rheiutümpel bei St. Goar ; Spongillen von Rostock.
11. Für die botanische Sammlung-.
Von Herrn Sanitätsrat Dr. Passavant hier: Mehrere amerika-
nische Kouiferenzapfen und eine Kokosnuß.
Von Herrn Prof. Dr. F. C. Noll hier: Wcisia mit ausgeschie-
denem Kalk, gesammelt bei St. Goar.
Von Herrn Dürer: Eine Anzahl Getreidearten, Phgsalis u. a. m.
Von der Palmengarten-Gesellschaft durch Herrn Direkt.
Siebert hier: Ein ganzer Blütenstand von Cargota ciaiiingi,
2 Bambusschäfte (Dambiisa vulgaris), ein männlicher Zapfen
von Ceratox^amia mexicana, ein Stamm vou Chamaerops
fortimcf , ein Farnstamm {Cgathea mecluUaris) und ein
Stammstück mit den Nebenwurzeln von Phncuix dactglifcra.
Von Herrn Baron Ferd. v. Müller in Mell)ourne: Früchte
von Bauksia ornata F. v. ^Müller.
Aus dem hiesigen B (j t an i sehen Garten durch Herrn
Perlenfein: Eine Anzahl Pflanzen.
— XXXIII —
Von Herrn Major z. D. Dr. L. von H e y den: Europäische Eiclien-
g-allen in 3 Kasten (s. Jahresbericht).
Von Herrn Moritz Bauer: Pahnöl und Kokosnußöl.
Von Herrn B. Marxsohu: 42 Proben von Getreidearten, ver-
schiedene Olsanien und Hülsenfrüchte.
Von Herren Gebr. Weil liier: 1 Stück rohePercha und 1 Stück
rohes Kautschuk.
Von Herren Louis Lippstadt & Co.: Türkischer Tabak.
Von Herrn Carl Flesch jr. hier: Mj^robalanen^ AUjarovilla,
griechische und kleiuasiatische Vahnea, Divi-Divi.
Von Herrn Professor Rein in Bonn (Reiseausbeute aus Spanien):
1. Zweige mitBlättern und Früchten YonQ(ierc?tssi(bet\ a) früh-
reifende, b) spätreifende Früchte ; 2. prächtige Korkproben;
3. Schotia latifoUa Jacq., reife Früchte; 4. ein Zapfen der
Armican'a exccJsa ; 5. getrocknete Pflanzen, worunter 40
Arten, die der Sierra Nevada eigentümlich sind.
Von Herrn Lehrer F. Bastier hier: 5 Sorten Blattfasern von
Ca rlodo i ■ ica pa Im a ta .
Von Herrn Bruno Strubel 1 hier: 1 Polyporus ro)ifU(ens und
Spargel, der Verbäuderung zeigt.
Von Herrn Dr. Adolf S trüb eil in Bonn: 1. Eine Anzahl
Palmfrüchte aus dem botan. Garten in Biiiteuzorg (Java) ;
2. 2 Photographien: Riesenbambus und Gepaugpalme in
Peradenia (Ceylon).
Von Herrn Hermann Hoff mann: Verschiedene Tabake.
Von Herrn Wilh. Reutliuger: Roher und gehechelter Flachs.
Von Herrn P. A. Kesselmeyer hier: 142 Fascikel getrock-
neter Pflanzen.
Von Herrn Oberlandesgerichtsrat Arnold in München; Eine
wertvolle E'lechtensammluug (Forts.).
12. Für die Minpralieusammhiiig-.
Von Herrn P. A. Kesselmeyer hier: Eine sehr schöne Suite
Meteoriten und Mineralien.
Aus dem Aug. E hing er 'sehen Nachlaß: Einige hübsche Mine-
ralien und 2 Bernsteine.
Von Herrn Alfr. v. Neufville hier; 2 Gipskry stalle aus der
Grube Usurpada de Sociedad minera „La Union" bei
Mazarren, Provinz Murcia. Spanien.
— XXXIV —
Von Herrn C P. Stock aus Bloemfontein, S.-Afrika : Einige
goldhaltige Mineralien.
12. Für die paliloiitolog-ische Samiiiluiig-.
Von Herrn Heinrich B e r g h e i m e r aus Hainstadt im Oden-
wald : Der Steinkern eines Pecten maxhmis aus dem oberen
Weißen Jura von Enville bei Nanzig, durch Herrn
Z e 1 1 i n g e r.
Aus dem Nachlaß des Herrn Aug. Ehinger: 2 Ammoniten
aus dem Hallstätter Kalk und 1 Ammonit aus dem Jura.
Von Herrn A. von Rein ach: Skelettteile eines Kindes aus der
obersten Lößgrenze bei Bad Weilbach, Fragmente von
Pferdezähneri und einem Hirschunterkiefer aus dem Löß
von Mosbach. Zähne von Bison jiriscus aus der Kies-
grube bei Kriftel.
Von Herrn Generalagent HugoBoettger hier : Ein vollständiges
Exemplar von Palaeobatrachus , Druck und Gegendruck,
aus der oligocänen Papierkohle von Rott b. Bonn.
Von Herrn Forstassessor M i 1 a n i hier : 3 Homalonotus omatus
aus dem Hunsrückschiefer im Ahrthal zwischen Ahr-
weiler und Altenahr, ferner eine mitteldevonische Koralle
von Iberg im Harz und Bapedius phoUdotus aus dem Lias-
schiefer.
Von HerrnDr. F. Kinkelin hier: AuiDionitcs (jmuudejisis, Ainmo-
nitcsbirchi^Ammonitcs biicklandi., Ammonitcs bisulcatas, Lima
gigantea aus dem Unterlias von Ewatiugen an der Wutach,
Pecten maximns von Kelheim, Avimonites murckisonae und
Ammonites davoei von Asselfiugen an der Wutach, mehrere
Korallenstöcke aus dem Weißen Jura von der Stelle bei
Olteu, Oerrillia inflata und andere Fossilien aus dem
Oberkeuper von Reuth im Winkel, Kelloway-Brachiopoden
von Vils in Tirol und Geisingen bei Schaffhausen, ein Pläuer-
Ammonit aus Sachsen, Rcnsselaeria crassicosta aus dem
Taunusquarzit bei Catzenellnbogen, Hermeskeil und Ham-
bacher Sauerborn, einige Fossilien aus dem Weißen aar-
gauischen Jura, Aristoxoc memoranda von Konjprus, eine
silurische Saudsteinplatte mit Trinudeus von Wessela in
Böhmen; Cinnamomum polymorphiini von Aarwangen.
— XXXV —
Von Herrn Prof. Dr. Richters hier: Kreidekalk mit Korallen,
eine Dromia aus der Weißen Kreide von Malmij und Bryo-
zoeu-Kalk von Faxö.
Von Herrn Steiumetzmeister Zeltiuger hier: Fossilien aus
dem oberjurassischen Kalk von Kelheim.
Von Herrn Prof. Dr. Noll hier: vSkelettreste von Cricetusfruwen-
tarius Pall. aus dem Löß der v. Holzhausen'schen Ziegelei
in Praunheim.
Von Herrn Oberlehrer Dr. Schauf hier: Unterer Stammteil einer
Calamaria von Alsenz.
Von Herrn Prof. Dr. Boettger hier: Heikes von Steinheim bei
Heidenheim. Eine Isocardia und zwei Terebratula grandis
aus dem Pliocäu von Spinalonga auf Greta; eine Kollek-
tion Eocänfossilieu von Sumatra. Tertiärversteiuermigen
aus der Molasse von Lote und aus den Cordilleras de los
Audes in Chile. Fossilien aus dem Tertiär von Groß-
Winternheim, Eisheim, Stadeckeu, Waldböckelheim, vom
Lerchesberg in Sachsenhausen, Vilbel, Igstadt und Assen-
heim.
Von Herrn Prof. Dr. Nehring in Berlin: Früchte von Paradoxo-
carpus carinatus, Cratopleiira kelveiica, CeratophijUuin und
Carpimts betuUts von Klinge bei Berlin.
Von Herrn Oberingenieur C. Brandenburg in Szegediu, Uug. :
In zwei Sendungen ein großes Material aus den Paludinen-
schichten derMalinoschlucht beiOriovac iuSlavonien, ferner
aus den mittleren Paludiueuschichteu von Sibinj und aus
den oberen Paludinenschichten von Csapla bei Brood in
West-Slavonien.
Von Herrn Dr. J. Ziegler hier: Kalkige Stammausfüllung
aus dem Laudschneckeukalk von E^lörsheim.
Von Herrn Prof. Dr. A. Andreae in Heidelberg: 2 Kollek-
tionen Fossilien aus dem Elsässer Tertiär : Flanorbis pseiid-
aminoiiiiis, Euckiliis deshayesicDiinn ^ Paludina hammcri,
Limnaeus niichelhii, Natiina voltxi aus dem mitteleocänen
Süßwasserkalk von Buchsweiler (Unt.-Elsaß), Auricula alsa-
tica, Tadora mumia, Melania muricata und Melania albi-
gensis aus dem unteroligocänen Melanienkalk von Brunn-
stadt (Ob. -Elsaß). Foraminifereu in Schlämmprobe von
Hintersweiler (Ob. -Elsaß), ferner mitteloligocäner Süßwasser-
3*
- XXXYT —
kalk mit Anricvla sandbcrgcri, Ilelix cf. ((iiliircensis, IIi/-
drohia hnliffcrms von Lolisan. Asplialtkalk von Lobsau,
Peclisand und l^jlipetrolenm aus dem 40 m liefen Bolir-
locli im ünteroligocän von Peclielbronn.
Von Herrn F. A. Kesselmeyer hier: Eine wundervolle
Gruppe von Penlacrimts briaroides aus dem oberen Lias
von Schwaben, ferner Diuck und Gegendruck von Mcnc
rhombeus vom Mte. Bolca ; dann eine Platte mit Spargauinm
gmndifloruin von Münzenberg, ein Fragment einesCalamiten-
stammes aus Belgien, ein großer Ämiiwitiles biicklandi.
Von Herrn Emil He usl er in Bockenheim ; Grammysia hnmil-
tonensis von Singhof en.
Von Herrn Dr. G. Greim in Darmstadt: Cojiodijpeus aus dem
Eocän von Neubeuren am lun in Oberbayern.
Von Herrn Pfarrer Krieger in Brötzingen bei Pforzheim:
Ammoniten aus Brüchen am Vierwaldstätter See.
Von Herrn Oberpostamts-Sekretär Ankelein hier: Spirifcr
subcnspidatus von Mürlenbach in der Eifel.
Von Herrn Gebrüder Dyckerhoff iu.Biebrich a. Eh. : Diverse
Wirbeltierreste, Paludinn pacJn/sto))ni und Clausilia buli-
rnoides aus dem Hydrobienkalk vom Heßlar an der Curve,
die zahlreichen Bohrproben aus einem Bohrloch im Kalk-
steinbruch des Heßlars
Von Herrn Oberstabsarzt Dr. Kuthe hier: Ein Stück der
Nuß von JiKjlaiis cinerea var. gocppcrti aus Höchst.
Von Herrn Staatsrat 0. Retowski in Theodosia : Zwei Exem-
plare von Ostrea mirabilis aus der Kreide von Akkaja bei
Karassubazar, eine große Suite von Conchylien der p'^nti-
schen Stufe von Kamyschburun und Kitenn in der Krim.
Von Herrn Bruno Boettger dahier: Eine schöne Suite Bra-
chiopoden, Trilobiten, Encriniten und Korallen aus dem
Unter- und Mitteldevon der Eifel.
Von Herrn Alexander Scheidel in Bad Weilbach: Stamm-
stücke aus dem Löß von Hattenheim.
Von Herrn llegierungsbaumeister Raith hier: H(jrnfragnient
eines Rindes und Unterkiefer eines Pferdes aus dem Trieb-
sand l)ei Ludwigshafen.
Von Fräulein Elsbeth Haase hier: Zwei Früchte aus der
Ruhrkohle.
— XXXVII —
14. Für «lie geologische Sammlung.
Voll Heri'u Stiidiosiis E. Witt ich aus Neu-Isenburg: Ober-
keuper und Posidonomyenscliiefer aus der Laugenbiücker
Senke, ein prachtvoller Dreikanter aus der Gegend
zwischen Ditzenbach und Isenburg.
Von Herrn Prof. Dr. Doederlein in Straßburg i. Elsaß: Laterit
aus einem Termitenhaufen von Ceylon.
Von Herrn Dr. J. Ziegler hier: Ferdinand Freiherr von
Eichthofen, Geognostische Beschreibung von Predazzo,
St. Cassian und der Seisser Alp, 1860.
Von Herrn Dr. F." Kinkelin hier: Septarie von Flörsheim, bla-
siger Anamesit auf oberpliocänem Sand von Bockenheim, in
Halbopal verwandeltes Holz von Steinheim bei Hanau, vei'stei-
nertes Holz mit Steiukernen von Tercdo anguiinfs aus dem
Meeressand von Weinheim, Breccie aus dem Frankfurter
Hafen, erratischer Kalk von Enaxis callifcm. erodiert aus
Lindau im Bodensee, eine Sammlung Gesteinshandstücke aus
den Flötzsystemeu, 2 geologische Übersichtskarten der
Gegend zwischen Taunus und Spessart.
Von Herrn Prof. Dr. Richters hier: Gletscherschliff vom Ost-
seestrand bei Labö.
Von Herrn E. Heus! er in Bockenheim: Halbopal aus dem
Dolerit von Bockenheim.
Von Herrn A. v. R e i n a c h hier : Geologische Übersichtskarte der
Randgebirge des Mainzer Beckens mit besonderer Berück-
sichtigung des Rotliegenden.
Von der Feldberghans-Kommission des Geographi-
schen Vereins: Zwei Photographien des ßrunhildisf elsens
auf dem Feldberg im Taunus, durch Herrn Dr. J. Ziegler.
Von Herrn August Kreff, Petroleum-Raifineur in Bremen:
Rohöl aus Pennsylvauieu, durch Herrn Geibel hier.
Von Herrn P. A. Kesselmeyer hier: 3 Stück Karrenbil-
dungen aus einem Gipsbruch oberhalb Rotzloch am Vier-
waldstätter See , 3 Stalaktiten , seltsame Hornsteiuaus-
scheidungen aus der Maestrichter Kreide, Kugeljaspis aus
Ober-Baden.
Von Herrn Stadtbauinspektor Fe in eis hier: Verwitterungs-
proben von Marmor und Buntsandstein vom alten Kirchhof
daliier.
— XXXVIII —
Von Herrn Pfarrer K rieg e r in Brötzingeu bei Pforzheim : Stylo-
litlien aus dem Musclielkalk von Brötzingeu.
Von Herrn Dr. Jean Valentin hier: Eine vollständige Kol-
lektion Erzstiifeu aus dem Friedrichs-Stolleu von Imsbach
in der Pfalz.
Vom s t ä d t i s c li e n T i e f b a u a m t hier : Die Bohrproben aus zwei
Bohrlöchern auf dem Terrain des zukünftigen Schwimm-
bades dahier, durch Herrn Bauinspektor Fein eis.
B. Im Tausch erworben.
1. Für die Hoi>tiruMi- und IJatracliicrsiimiuluiig.
Vom Na t ur historischen Museum in Augsburg: Hijpsi-
rltijiichus ferox Gthr. aus San Domingo und Oxyrrhopus
occipitaUs Jan aus Brasilien.
2. Für die >Yünnersamniluiig' :
Vom TviWiigl. Zoologischen Museum in Berlin: 1 Para-
c^r//?er mikroskopische
Schäume und das Protoplasuux.
*Chapleau, J. A., in Ottawa: Documents relatifs ä l'unitication de Theure.
— XLII —
*(.' ollin, Ant. Dr., in Berlin: Ilber Echiunis cliilcnsis Max Müller und
Ciephyrcen.
*Cooke, M. C, in Brisbane : Australian Fungi (with jjlatcs). Hynienoniycetes.
*Cünwentz, Direktor des Provinzial-Museums in Danzig: Bericht über die
Verwaltung der naturhistorisch-archäologischen Sammlung.
*Engelhardt, H., Oberlehrer in Dresden-Neustadt : Über böhmische Kreide-
pflanzen aus dem zoologischen Institut der Universität Prag.
*Flemming, W., in Kiel: Separat - Abdruck aus Merkel und Bonnet, Er-
gebnisse der Anatomie und Entwicklungsgeschichte (IL Zelle).
*F r a n k f u r t e r Turnverein: Bericht des Turnrats 1890—92.
*I1 idalgo, J. Ct., in Madrid: Übras malacologicas, Entrega III.
— Livres de Malacologie et de Conchyliologie 1888 und 1893.
*vonHomeyer, Alex., in Greifswald : Über das Leben der Vögel in Central-
West-Afrika.
*I n (l u s t r i e 1 1 e Gesellschaft von M ü 1 h a u s e n : Jahresbericht 1892.
*Karsch, F. Dr., in Berlin: Arachniden von Ceylon und von Miniskoy. —
Kurze Charakteristik neuer Mantodeen und neuer Wanzen aus
Kamerun. — Neue Sing-Cicaden Kameruns. — Verzeichnis der
von Herrn Dr. P. Preuß im Kamerungebirge erbeuteten Orthopteren.
— Übersicht der von Dr. Preuß auf der Barombo-Station in
Kamerun gesammelten Locustodeen. — Vorläufige Beschreibung
von drei neuen Lepidopteren von Bismarckburg im Togolande
(Deutsch-West-Afrika). — Fünf neue afrikanische Mantodeen. —
Über die Orthopterenfamilie der Prochiliden. — Über Crypto-
stemma Guer. als einzigen recenten Ausläufer der fossilen Arach-
noiden-Ordnung der Merodogastra Thor.
Kesselmeyer, P. A., in Frankfurt a. M. :
v. Schreibers, D. C, Beiträge zur Geschichte und Kenntnis meteo-
rischer Stein- und Metall-Massen und der Erscheinungen, welche
deren Niederfall zu begleiten pflegen.
Hahn, 0. Dr., Die Meteorite (Chondrite) und ihre Organismen.
Daubree, Prof., On Meteorites and their composition with critical
mots by M. L. Saemann.
— Expcriences synthetiques relatives aux meteorites.
V. Haidinger : Der Meteoritensteinfall am 9. Juni 1866 bei Knyahinya
nächst Nagy Berezna im Ungher Comitate.
Doli, E. : Die Meteoriten von Mocs.
Ferrari, G. J. : Ricerchi fisico - astronomiche intorno all' Uranolite
caduto neli' agro romano.
Kislakowsky, E. D. : Ueber den Meteoriten von Turgaisk.
Verzeichnis der im Wiener Becken vorkommenden Gasteropoden
und Pteropoden.
Abbildung des 15 Pfund schweren Meteorsteines von Seres in Mace-
donien, gefallen im Juni 1818.
Schreiben des Herrn Museumsdirektors Didl in Wien an Dr Senoner
in Bezug auf den Ende 188i) oder Anfangs 181H) stattgehabten
zweiten Meteorsteinfall bei Belgrad.
— XLIII —
Von Herrn P. A. Kessel niey er wurde ferner geschenkt: Eine aus ca. 345
verschiedenen botanischen Werken (Floren) und kleineren Schriften
bestehende, vom 16. Jahrhundert l)is in die neuere Zeit reichende
Bibliothek (ca. 500 Bände und Br(jschüren umfassend) :
Adams : Lonicers vollständiges Kräuterbuch 1783.
Allioni : Flora pedemontana. Tom. I und II und Kupfer.
Alpinus, Prosper: De plantis Aegypti.
Amman: Flora imperii rutheni 1739.
Anderson : Monographia salicum. I. 1863.
— Salices Lapponiac. Pars I.
Anguillara: Semplici etc. 1561.
Arcangeli : Medicago bonarotiana & Trifolium ol)Scurum 1876.
Ardoino, H. : Flore des Alpes maritimes 1867.
Ascherson, P. : Verzeichnis der Phanerogamen und Gefäßkryptogamen
der Umgegend Berlins 1859.
— Flora der Provinz Brandenburg 1864.
— Achillea-Bastarde.
Barbieri: Vallisneria pusilla.
Barreliorus : Icones plantarum 1714.
Bauhinus, C. : Historia plantarum 1658.
— Flora basiliensis 1671.
— Prodromus 1671.
— Phytopinax.
— Pinax theatri botanici.
Bauhinus, J. : Historia plantarum. Tom. I — III. 1650 — 51.
Bayrhoffer : Übersicht der Moose, Lebermoose und Flechten des
Taunus 1849.
Becker, J. : Flora von Frankfurt a. M. I. Abth. 1828.
V. Bergen : Flora francofurtana 1750.
Bernhardi : Papaveraceen und Funiariaceen.
Bertoloni : Flora italica. IX. 1853.
Besler : Fasciculus rarioruin varii generis.
Bethke, A. : Über die Bastarde der Veilchen-Arten 1882.
Bieberstein : Flora taurico-caucasica. Tom. I, II 1808, III 1819.
Bischoff, ü. W. : Wörterbuch der beschreibenden Botanik 1839.
Blackwell: Kräuterbuch. Bd. I— VI. 1750—1765.
Bluff et Fingerhuth : Flora germanica. Tom. I— II. 1825.
Boccone : Icones plantarum Siciliae.
— Museo di lisica 1697.
— Museo di plante rare 1697.
Bock : Kräuterbuch 1580.
Boehmer: Flora Lipsiae 17.50.
Boerhave : Historia plantarum. Tom. I und II. 1727.
Boissier: Flora oricntalis. Bd. 1— ä. 1867 — 1884.
— Arabis pedemontana und Barbarea augustana.
Boissier et Eeuter : Pugillus plantarum novarum 1852.
Boreau : Flore du centre de la France. Tome I. 1857.
— XLTV —
van Boyen: Flora leydensis 1740.
Bremen: AWiandlungen des Naturwissenschaft!. Vereins, ßd. 3. 1873.
Breyn : Exoticaruni et minus cognitaruin plantarum centuria T. H)78.
— Icones rariorum plantarum.
Britten, James: The names of herbes by William Turner 1881.
Brotero : Flora lusitanica. 2 Bde. 18U4.
Brunfels, Herbarum vivae cicones 1532.
Burnat, E., et Gremli, Ä. : Les roses des Alpes maritimes 1871J.
Buxbaum, J. C. : Plantae minus cognitae 1727.
(-'aesalpinus : De plantis liltri. 1683.
de Candolle : Monstruosites vegetales.
Oamerarius : Hortus medicus et philosophicus, Frankfurt a. M. 1588.
Caruel: lUustratio in hortum siccum Andreae Caesalpini 1858.
— Flora von Toscana. 1860.
Caspary, E. : Über einige Spielarten etc.
— Die Nuphar der Vogesen und des Schwarzwaldes 1870.
Celakowsky, L. : Prodromus der Flora von Böhmen 1867.
Chabraeus : Stirpium icones et sciagraphica 1666.
Christ : Abietineen.
— Die Rosen der Schweiz 1873.
Christener: Schweizer Hieracien 1860.
— Die Hieracien der Schweiz 1863.
Clusius: Exoticarum libri X. Petri Belloni observationes 1732.
— Eariorum plantarum historia.
— Historia plantarum per Pannoniam, Austriani etc. 1583.
CoUa : Herbarium pedemontanum, 8 Bde. 1831 — 37.
Columna, Fabius : Ecphrasis.
— Plantarum historia. 2 Bde.
Commelin : Plantae rariores & exoticae. 3 Bde. 16'J7 — 1706.
Contejean, M. Ch. : Revue de la flore de Montbeliard.
Corter: Flora ingrica 1761.
Cosson, E. et Germain de St. Pierre : Flore des cnvirons de Paris.
Coulter : Memoire sur les Dipsaeees 1823.
Crantz : Stirpes austriacae. 2 Bde. 176!).
Crepin: Les roses de l'herbier de Rau.
— Materiaux pour servir ä l'histoire des roses 1874 — 75.
— Manuel de la flore de Belgiciue 1866.
— Plantes critiques de la Belgi(iue 185'J — 65.
Cupani: Hortus catholicus 1796.
Dalechamp, Historia plantarum 1587.
— Histoire generale des plantes. 2 Bde. 1615.
Dalibard: Flore de Paris 174!).
Debeaux, M. 0. : Rephcrches sur la flore des Pyrenöcs orientales 1778.
Döscglise : Catalogue raisonne ou enumeration nictbodi(jue des
especcs du genre rosier.
Dierbach: Flora heidclbergensis 1811).
Dillenius: Hortus elthamensis. 2 Bde. 1732.
XLV
Dillenius: Flora agri gissensis & Vaillant. Botanicon parisiense 1719.
D() n für N a -
turkiinde:
Mitteilungen. Jahrg. 5. No. 3.
— Z 0 0 1 0 g i s c h - b ü t a n i s c h e Gesellschaft:
Verhandlungen 1892. Bd. 42. Heft 2-4.
— K. k. Z e n t r a 1 - A n s t a It für ]\I e t e o r o 1 o g i e u n d E r d in a g -
n e t i s nj u s :
Jahrbücher 1890. N. F. Bd. 27.
— Naturwissenschaftlicher Verein an der Univcrsität:^ —
— Verein zur V e r 1) r e i t u ii g n a t u r ^\' i s s e n s c h a f 1 1 i c h e r
Kenntnisse: —
— W i e n e r E n t o in o 1 o g i s c her Verein:
Jahresbericht. Jahrg. 3. 1892.
Wiesbaden. N a s s a u i s c h e r Verein für Naturkunde:
Jahrbücher. Jahrg. 45-46. 1892—93.
Wisconsin. N a t u r h i s t o r i s c h er Verein:
Occasional Papers. Vol. 2.
Würzburg. Physikalisch-inedicinische üeseUschaft:
Verhandlungen. N. F. Bd. 26. No. 1—3 u. 6—8.
Sitzungsberichte. 1892. No. 1 — 10.
Zürich. Naturf ersehende Gesellschaft:
Vierteljahrschrift. Bd. 37. Heft 1—2.
Generalregister der Publikationen der Naturforschenden Gesellscliaft.
— Schweizerische botanische Gesellschaft:
Bericht 1892. Heft 2.
Zweibrücken. Naturhistorischer Verein: —
Zwickau. Verein für Naturkunde:
Jahresbericht. 1891.
C. Durch Kauf erworben,
a. Vollstäiuli^e Werke und Eiiizelschriften :
Bütschli, 0,, Prof.: Atlas von 19 Mikrophotographien zu dessen „Unter-
suchungen über mikroskopische Schäume und das Protoplasma."
Dahl, Fr., Dr. und Loh mann, H., Dr.: Die Halobatideii und die Hala-
carinen der Plankton-Expedition.
5
— LXVI —
I) et in er, Gust., Prof.: Vergleichende Phj'siolog-ie des Keimnngsprocesses der
Samen. 1880.
Ewald, J. E... Dr.: Physi(d()g'isehe Untersuidiungen über das Endorg:an des
Nervus octavus. 1892.
Exner, Signi. : Die Physiologie der facettierten Augen von Krebsen und
Insekten.
Festschrift zum 70. Geburtstage Rudolf Leuckart's von seinen dankbaren
Schülern. 1892.
Flttckiger: Pharmakognosie des Pflanzenreiches.
Giovanni A r c a n g e 1 i : Compendio della Flora Italiana . 1882.
Gott getreu, Rud. : Physische und chemische Beschaffenheit der Bau-
materialien. 2 Bde.
Kirby: Catalogue of Lepidoptera heterocera I.
Köhler, G. : Bergbaukunde (3. Auflage).
Krümmel, 0., Prof.: Reisebeschreibung der Plankton-Expedition.
L e p s i u s , R., Prof. : Geologie von Deutschland und der angrenzenden Länder.
Nehring, A., Prof.: Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- u. Vorzeit. 1890.
Neumeyer, G., Dr.: Die deutschen Expeditionen und ihre Ergebnisse.
2 Bde. 1890-91.
P r e s t w i c h , Geological map of Europe.
von P r 0 s k o av e t z , M., Dr. : Vom Newastrand durch Rußland auf neuen
Geleisen nach Inner-Asien.
Ratzel, Fr., Prof.: Anthropo-Geographie oder Grundzüge der Anwendung
der Erdkunde auf die Geschichte. 2 Teile.
Reichenow, Ant., Dr.: Vogelbilder aus fernen Zonen, Abbildungen und
Beschreibungen der Papageien. 1880.
R e u s c h , Hans H., Dr. : Die fossilienführenden krystallinen Schiefer.
Retzius, Gust., Prof.: Biologische Untersuchungen. N. F. Bd. 1—4.
Römer, Ferd. : Lethaea geognostica. Text und Atlas.
Saccardo, P. A. : Chromotaxia seu Nomenciator colorum.
Sartorius von Waltershausen & Lassaulx: Der Aetna. Text und
Atlas.
Seemann, B., Dr.: Die Palmen, populäre Naturgeschichte derselben. Unter
Mitwirkung des Verfassers deutsch bearbeitet von Dr. 0. Volle.
Vanhöifen, E.. Dr.: Die Acalephen der Plankton-Expedition.
Verworn, Max, Dr.: Die Bewegung der lebendigen Substanz.
Wiesner, Jul.. Dr.: Rohstoffe des Pflanzenreiches.
b. Lieferungswerke :
Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz.
Bronn: Klassen und Ordnungen des Tierreichs.
Van Beneden, Ed. et van Bambeke, Chr. : Archives de Biologie.
Tome 1—10. 1880—90.
C h e 1 i u s , C. : Erläuterungen zur geologischen Karte des Großherzogtums
Hessen.
Fauna und Flora des Golfes von Neapel.
- LXVII -
G r an (lid ier , Histoire naturelle des C'oleoptöres. Tome 2. Atlas. 2. Partie.
Lenckart & Cliiin: Bibliotheca Zoolo-rH
3^i-IOI>l>'+inCCX
oj c- o lO lO CO X o >n
rccoOGOiOOrocco
1— I C<] CO »>] i-H
O O (M :c
>o o o -t
TC O ^ Oi
cd ö 05 ^
:S !> :D "'S
PM :^
2 1-^
c
*i1 ^
W
0-(
.'S ^
C n
o
»H
CO
T— 1
CO
. lO
CC
-r
n-
->"
CO
-f
T— 1
1^
o
Tt*
r.\
X
Ol
^ -f
iC
co
CO
CO
L^
1— (
'>
o
Ol
OJ
CIJ
« -^t
CS
(M
(M
CO
-*
1—1
^
CM
1—1
!=
CS
X
'S
ö
p
'S
.2
'S
c
o
>
Cj
-M
31
X
1—1
S
o
^^
S
CO
o
„
br
o
' — 1
. ■
b£
V
r
^^
o
<0
'S
0.
b
0.
0.
f
er
s
o
o
C
iX
O
a
•y:
X
et
cfi
a
c
o
c
0.
o
ci
P
O
>
;z
p:
P
w
<1
cq
CC
o
S,
w
=m" CO
>r
-^
1
(X)
.o
1
C£
~
1
X
Ph OS
o:
1
02
t*
1
Ci
CO
1—
Ol
in
ir;
l^
'^
lO
"^
X
^
'M
0-
1—
^
-f
o
0
n
CL
'— ;
—1
c:
?H
^1
=
K
•-H
■■a
^ä
r^
X
'"
o
3h
«
S
(M
N
0.
o
-a
3
c
X
OS
5
n
Cß
Zt.
=
W
-
o
o
tH
's
a
2
ä
c
bj)
G
<
S
X
i b
S
(V
X
C
CO
p
s
i
bc
:rt
a
c
>
; c
i 1
c
s
o
CO
-»3
X
- b
^ c
a
' 'S
s
'S
:ß
tu
1 ^
K
S
3
U
i W
>
X
>
^ O
C'
LXXII —
Anliaiis;.
A. Sektionsberichte.
Herpetologische Sektion.
Im Jahre 1892 — 93 erliielteu wir wieder reiclien Zuwachs
zu unseren Sammlungen. Als besonders wichtig sind hervorzu-
heben die drei Sendungen des Herrn Carl Fleisch mann aus
Costa Eica, die schöne Sendung des Herrn Konsuls F. Mauss
aus Venezuela, eine gewählte Suite von Tieren Nordafrikas,
die wir Herrn Dr. Alex. Koenig verdanken, prachtvolle, uns
fehlende Arten aus Ost-Madagaskar von Herrn Fr. Sikora,
zwei reiche Sendungen aus West-Madagaskar von Herrn Dr.
A. Voeltzkow und endlich die wertvolle Ergänzung unserer
Nama- nnd Damarasuite durch Herrn Dr. Ed. Fleck.
Von einem Freunde und Gönner des Museums Avurden der
Sektion Ji) 500. — zum Ankaufe eines Sundagavials (Tomistoma)
zur Verfügung gestellt. Ein leider nur sehr junges Stück konnte
infolgedessen dem Museum gesichert werden; das übrige Geld
wurde mit Einwilligung des Schenkers zur Beschaffung einer
hervorragenden Suite von weiteren Tieren aus Borneo ver-
wandt, deren Ankunft wir erwarten.
Von wissenschaftlichen Publikationen wurden, abgesehen
von den in diesem Berichte 1892 veröffentlichten Abhandlungen,
herausgegeben der „Bericht über die Leistungen in der Herpe-
tologie während des Jahres 1889"' in Troschel-Hilgendorf's
„Archiv für Naturgeschichte," 56. Jahrg., Bd. 2, sodann Arbeiten
über Reptilien von Aden und über Reptilien und_ Batrachier
aus dem tropischen Asien und aus Papuasien im „29./32. Bericht
d. Offenbach. Vereins f. Naturkunde 1892 •' pag. 61 — 164 und
Notizen über drei colubriforme Schlangen und eine Liste der Kriech-
— LXXIII —
tiere der Somaliläuder im „Zoolog. Anzeiger, 15. Jahrg. 1892"
pag. 417—420 imd „16. Jahrg. 1893" pag. 113—119 und 193.
Der erste Teil des auf 2 Bände berechneten Kataloges
der Kriechtiere, der die Schildkröten, Brückenechsen, Krokodile,
Eidechsen und Chamaeleous enthalten wird , ist so weit ge-
fördert worden, daß seine Drucklegung ins Auge gefaßt werden
konnte and seine Ausgabe gleichzeitig mit diesem Bericht er-
folgen wird.
Von seltenen und hervorragend wei'tvollen Gaben, die dem
Museum im Laufe des Jahres zugeflossen sind, seien hier noch
besonders hervorgehoben die neuen Arten Anolis brevipes Bttgr.,
2 Stücke von Hyla prosoblepon Bttgr. und 3 Exemplare von
Hylodes fleischmanni Bttgr., sämtlich aus Costa Rica, die wir
Herrn Carl Fleisch mann in Guatemala verdanken, einer
der beiden erwachsenen Alligator sinensis Fauv. von 1,65 m
Länge aus Wuhu am Yaugtsekiang, dei- bisher im Zoologischen
Garten gelebt hatte, durch Herrn B. Schmacker in Shanghai
geschenkt, der durch seine Entwicklung merkwürdige Kletter-
frosch Chiromantis kelleri Bttgr. aus Somaliland durch Herrn
Prof. Dr. C. Kelle r in Zürich, 2 wahre Prachtstücke der Klapper-
schlange Crotalus terrificus Coi^e durch die hiesige Neue Zoolo-
gische Gesellschaft, ein schönes Pärchen der Geburts-
helferkröte und das S mit den um die Beine gewickelten Ei-
schnüren durch Herrn Dr. J. von Bedriaga in Nizza, endlich
die drei in diesem Berichte beschriebenen kleinen neuen Frösche
Prosfhcrapis her)ninae, Hylodes maiissi und Nototrema pygmaeum
Bttgr. aus Venezuela durch Herrn Konsul F. Mauss in Puerto
Cabello und der merkwürdige Erdgecko Bhoptropus afer Pts.
aus Damaraland durch Herrn Dr. Ed. Fleck in Innsbruck.
Vor allen anderen Entdeckungen wird das genannte Nototrema
wichtig sein, weil es eine ganz neue Form der Entwicklung
der Jungen kennen lehrt: die Eier entwickeln sich zwar wie
bei den anderen Arten der Gattung, aber die jungen Frösche
reißen bei ihrem Ausschlüpfen aus der Bruttasche hier die
ganze Rückenhaut des 9 der Länge nach auf, während sie bei
den übrigen Arten des Genus zu diesem Zwecke die Öffnung
der Rückentasche nicht erweitern.
Mit Rat und Hilfe wurde der Sektiouär wie in früheren
Jahren in schwierisen Frag-en oder bei Beschaffung von Ver-
— LXXIV —
gleichsmaterial aufs Bereitwillioste unterstützt von den Herreu
G. A. Boulenh eres ur/is) sind darin
neue Arten der Baumeidechsengattung A?wlis, ein neuer Laub-
frosch der Gattung Hj/la, dessen Männchen sich durch einen säbel-
förmigen Knochenfortsatz am Oberarm auszeichnet, der zur Be-
festigung bei der Begattung eine wichtige Rolle spielen dürfte,
und ein neuer Frosch der Gattung H/jlodes.
„Herr Haus Simon in Stuttgart spendete eine Suite von
Arten aus Odumase im Osten der Goldküste, unter denen zwei
Stücke der lycodonten Schlange Hormonotiis modcstus Duui.
Bibr. und die Baumschlange AhaetuUa hcterodcrma Hallowell
für uns von besonderem Werte sind.
— T.XXXV —
„Herr Prof. Dr. Cour. Keller in Zürich iiberließ uns das
Oi-ioiiialexemplar eines neuen Frosches aus Somaliland (Cliiro-
iiiaittis kellcr/ Bttgr.), eine kletternde Ranidengattung, die sich
durch die — wie l)ei den Chaniaeleons — greifzangenartige
BiUlung ihrer Zeheu vor anderen nach Art der Laubfrösche
lebenden Batrachiern auszeichnet.
„Vom Sektiouär selbst rührt die in der Sammlung vorher
unvertreteue Seeschlaugeugattung Äepijsurits cüignilUfonnis
(Schmidt) aus Singapore her, die bisher in „britischen" Gewässern
noch nicht nachgewiesen gewesen war.
„ Auch die Neue Zoologische Gesellschaft hier, der
wir schon so viel Schönes verdanken, erfreute uns mit mehreren
sehr wertvollen Tieren, unter denen ich den nordamerikanischen
Molch Cryptohranchns alleghmiiensis Daudin, die beiden Eidechsen
Vnrcunis ran'us Shaw aus Australien und Zonurus (jiganieiis
Smith aus Südafrika und die beiden großen und prachtvoll ge-
färbten und gehaltenen Klapperschlangen Crotalus terrificus
Cope aus Südamerika hervorheben muß. Ein zweites Stück
der wertvollen Brückenechse von Neuseeland (Sphenodou oder
Ilatteria) ist uns zu mäßigem Preise ebenfalls vom Zoologisclicn
Garten überlassen worden, so daß wir jetzt in der Lage sind,
das interessante Tier auch im Skelett aufstellen zu können.
„Von deutschen Arten liegt der seltene Springfrosch (Rcuia
agilis Thomas) von einem neuen Fundorte in Oberbayern vor.
dessen Kenntnis wir Fräulein B. Trog er in Wiese bei Matzing
verdanken, sowie eine schöne und seltene Varietät des Kamm-
molches (var. earnifcx Laurenti) aus Kärnthen, deren Weibchen
einen leuchtend schwefelgelben Eückenstreifen trägt, das vor-
liegende Stück gesammelt von Herrn Bücking in Höchst.
„Im Tausch erhielten wir u. a. das Avertvolle Chamackou
calcarifer Peters von Aden in Südarabien und ein schönes Stück
der Bliudwühle Derniophis ilwmensis Bocage von der westafri-
kauischen Insel San Tliome, ein wurmähuliches Tier aus der
Batrachierklasse, das ebenfalls — aber, wie es scheint, fälsch-
licher Weise — im Verdachte steht, giftig zu sein.
„Angekauft haben wir eine reiche Sendung frisch gesammelter
Tiere aus Ost-Java von Herrn Hans' Fruhstorfer, in der
sich seltene Arten in erheblicher Anzahl, aber auch ein neuer
Frosch (Raua microdis-ca Bttgr.) und eine neue Schlangengattung
— LXXXVI —
befanden, ausgezeiclinet durch die auffallend niedere Zahl von
nur vier Oberlippenschilderu jederseits, die der Sektionär zu
Ehren des eifrigen und gewissenhaften Sammlers Tctraspis frulis-
torfcri Bttgr. genannt hat. Weitere Ankäufe betrafen einige
sciucide Eidechsen aus Neuseeland, Geckoneu von wenig be-
suchten griechischen Inseln, Lurche und Kriechtiere aus der
Ausbeute Dr. Christ. Broemme's in Korfu, Aetolien und
Morea, darunter besonders bemerkenswert der für Korfu neue
Spriugfrosch (Ratm r//;?'/« Thomas), eiuEiesenstück des gefleckten
Salamanders aus der Umgebung von Patras und eine auffallend
dunkle Form der Aeskulapschlange mit einer Doppelreihe milch-
weißer Fleckchen auf den Bauchschilderu von Vrachori in
Aetolien, sowie endlich eine neue Froschgattung (Copliixaltis)
aus Neuguinea, die durch Form des Maules und der Zunge,
Fehlen der Pflugscharzähue und Gestalt des Brustbeingürtels
und der Zehen sowohl auf Baumleben als auf Termiteunahrung
angewiesen zu sein scheint, der einzige Fall von kletternder
Lebensweise in der ganzen großen Familie der Engmäuler
(EngA^stomatiden) " .
Hierauf hielt Herr Dr. W. Seh auf den angekündigten
Vortrag :
Neuere Anschauungen über die Entstehung des
Grundgebirges.
I. Teil. Über die Natur der kry st allinen Schiefer
und die Metamorphose der Gesteine.
Durch die Einführung des Mikroskopes in das Studium
der Gesteine hat die Petrographie einen wesentlichen Fortschritt
gemacht, und es beginnt damit geradezu ein neuer Abschnitt
in der Geschichte der Geologie. Da die Erstarrungsgesteine
(Eruptivgesteine) die primären Felsmassen sind, auf dereu Um-
wandlung, Zerstörung und Regeneration alle anderen zurückge-
führt werden können, war die Feststellung der von dem Reduer
charakterisiei'ten Kennzeichen der eruptiven Entstehung eines
Gesteines von grundlegender Bedeutung für eine Reihe theo-
retischer Anschauungen. Das Mikroskop hat dem Jahrzehnte
lang heftig wogenden Kampf zwischen Vulkanisten und Neptu-
nisten, der sich namentlich um die Genesis der jetzt mit Sicher-
heit als Erstarrungsprodukte aus Schmelzfluß erkannten Massen
— LXXXVll —
(Basalt, Tracliyt, Plionolitli, Diabas, Diorit. (^)iiarzi)(»ii)hyi'. (Jranit,
Syenit u. a.) drehte, ein Ende gemacht. In den letzten Jahren
ist auch die künstliche Darstellung verschiedener mit den na-
türlichen durchaus übereinstimmender Basalte den Franzosen
Levy und Füuque geglückt, und vor Kurzem gelang es sogar
nach manchen E^ehlversuchen . den Tracliyt synthetisch auf
heißem Wege darzustellen.
Eine Gruppe, nämlich die der sogenannten krystallinen
Schiefer (Gneiß. Glimmerschiefer, Chloritschiefer u. a.), welche
das Grundgebirge, d. h. den Sockel der fossilführenden Forma-
tionen aufbauen, bietet noch große Schwierigkeiten, weil ihre
Vertreter einander widersprechende Eigenschaften, d. h. solche
der Eruptivgesteine und der Sedimente (Sandstein, Thouschiefer,
Kalkstein) in sich vereinigen, zum Teil auch in mineralogischer
Zusammensetzung und Struktur mit keiner der beiden (^ruppen
übereinstimmen.
Man hat daher schon frühzeitig die Ansicht ausgesprochen,
daß die Glieder des Grundgebirges durch Umwandlung ent-
standene (metamorphe) Gebilde seien.
Redner erörtert den Begriff der Metamorphose und zeigt,
daß durch die Einwirkung der iu Kapillarspalten zirkulierenden
Kohlensäure und der mineralische Stoffe enthaltenden Lösungen,
durch die hohe Temperatur aufsteigender Lava und die von ihr
ausgestoßenen Gase, ferner durch deu die Kettengebirge faltenden
Druck schon verfestigter Gesteine die Gebirgsschichten oft tief-
greifende chemische Veränderungen erfahren.
Inwieweit metamorphe Vorgänge (hydrochemische, Kontakt-
und Druckmetamorpliose), deren Eft'ekt an Belegstücken demon-
striert wird, für die Genesis der krystallinen Schiefer iu Be-
tracht gezogen werden können, soll in eiuem späteren Vortrag
besprochen werden.
Samstag, den 7. Januar 1893.
Vorsitzender: Herr Oberlehrer Blum.
Der Vorsitzende begrüßt die Versammlung in dieser ersten
Sitzung des neuen Jahres und macht nach Verlesung des Proto-
kolls Mitteilung von den Veränderungen, die in der Direktion
stattgefunden haben. Auszutreten hatten der erste Direktoi-,
Herr Professor Dr. F. C. Noll, und der erste Sekretär. Herr
— LXXXVIII —
Ur. med. E. Bluiueuthal. Au ihre Stelle traten (liiicli Wahl
Herr Oberlehrer I. Blum uud Herr Dr. med. A. Kuoblauch.
Herr Professor Rein aus Bonn hielt alsdann den ersten
von drei Vorträgen über seine Reisen und Studien in der
spanischen Sierra Nevada, die er im Auftrag und Inter-
esse der Senckeubergischen Gesellschaft mit Unterstützung der
Rüppellstiftuug- während des August uud September unternonnnen
hatte. Die Sierra Nevada bietet nach dem Redner durch ihre
Lage, ihren geologischen Aufbau, ihre mächtige Erhebung, ihre
klimatischen Verhältnisse und das davon abhäugige organische
Leben ein außergewöhnliches wissenschaftliches und wirtschaft-
liches Interesse. Wer ihre hohen Häupter erklettert, schaut
von den Schneefelderu und einer arktisch-alpinen Flora, welche
ihn umgeben, gen Westen auf Granada und seine fruchtbare
Vega, gen Süden und Südwesten auf die Zuckerrohrfelder von
Motril und das blaue Meer. In der Sierra Nevada, welche
einen Genil und viele andere Flüsse, auch im regenlosen Sommer,
speist uud durch sie den Ackerbau in jenen und andern Gefilden
ermöglicht, ruhten die Wurzeln der Kraft des mächtigen mau-
rischen Königreichs, das die Alhambra schuf.
Die Sierra Nevada ist der weitaus höchste und älteste
Teil des bätischen oder penibetischen Gebirgssystems, welches
in vielen Ketten, meist zur Mittelmeerküste, im Süden uud Süd-
osten des Guadalquivir Andalusien durchzieht. Auf dem engen
Räume von nur 2500 Quadrat-Kilometern steigt es, namentlich
von der Süd- und Westseite steil empor uud erreicht in seinen
beiden höchsten Gipfeln, dem Mulhacen (Mulahacen) und der
Veleta rund 8500 Meter Höhe, Erhebungen, welche die Pyrenäen
überragen und in Europa nur von den Alpen übertroffen werden.
Seine Grenzen sind im Westen die Hochebene von Graimda
uud das Valle de Lecriu, im Süden das Thal des Guadalfeo,
im Osten der Fluß von Almeria, im Norden die Hochebene von
Guadix. Letztere liegt 900 Meter, die von Granada 060 Meter,
das Thal des Guadalfeo unterhalb Oi'giva nur 300 Meter über
der See. Darum ist der Aufstieg von dieser Seite am steilsten
und ist der Anblick des Gebirges von Adza. Salobrenua und
andern Orten der südlichen Mitteluieerküste aus aui großartig-
sten. Die Hauptachse des Gebirges zieht etwa 140 Kilometer lang
von WSW. nach ONO. aus der Gegend von Lanjaron erst nord-
— LXXXIX —
östlich über den Ceri'o de Cal)allo und den Pico de los Maclios
zur Veleta, dann östlich über den Mulahacen Chutto und Monte-
negro zum Almeria. Ostlich von diesem schließt sich dann die
gleichalterige Sierra de los Filabres an. Das Zentralmassiv der
Sierra Nevada ist aus Gneiß und krystallinischen Schiefern,
vornehmlich Glimmerschiefer, aufgebaut, denen sich ringsum
Vorberge aus triasischen Schichten, besonders Kalksteinen, an-
schließen. Die zum Teil sehr schönen Bergformen der letzteren,
wie die des Doi-najo und Cerro de Trevenque auf der West-
seite, erreichen 2000 Meter Höhe. Mächtige diluviale Geröll-
massen begleiten den Austritt der meisten größeren Flüsse aus
dem Gebirge, zumal des Genil. Die Berge um Granada, v^ie
der Alhambra-Hügel, bestehen daraus und liefern den Beweis,
daß zur Eiszeit das ganze obere Thal des Genil von seinem Ur-
sprung an auf den drei höchsten Gipfeln, dem Mulhaceu, der
Veleta und der Alcazaba, bis nach Grauada von einem Gletscher
bedeckt war.
Das Schiefergebirge war ursprünglich ein der Längsachse
folgendes, gen N. und S. sich senkendes Gewölbe, in welchem
Faltung und Erosion die heutigen Formen schufen. Seine
Schichten folgen der Streiclirichtung des Kammes und fallen im
allgemeinen gen N., resp. S. vom Kamm aus ein. Aber während
sie in der Nähe desselben und auf der ganzen Nordseite frisch
und wohlerhalten sind, beiinden sie sich an der Süd- und Süd-
westgrenze des Gebirges, da wo der Kalkstein sie überlagert,
z. B. bei Lanjaron, in vollkonnnener Zersetzung. Der Guadalfeo
(d. h. das häßliche Wasser) verdankt diesem Umstände seine
aschgraue Farbe und seinen Namen.
Professor Rein wandte sich hierauf zu kurzen Andeu-
tungen über die Art des Reisens in der Sierra Nevada, für
welches es noch keine Bädecker, berufsmässige Führer, Gast-
höfe und andere Bequemlichkeiten giebt, und schilderte sodann
die Besteigung des Mulhacen, der Veleta und des Cerro de Ca-
ballo. Zu den großen Genüssen dieser Gebirgstouren gehört,
daß man in der Zeit von Mitte Juni bis Ende August sicher
vor Regen ist und sich in einer sehr klaren Luft bewegt, bei
welcher die Umrisse ferner Gegenstände noch scharf hervor-
treten, die Farben mit dem Tageslicht außerordentlich wechseln
und namentlich die kurze Al)enddännnerung wunderbare Licht-
— xc —
effekte hervorruft. Daun folgt eine heitere Nacht mit einem
Stenienglauz, wie er iu deu Alpeu uie zu schauen ist. Dagegen
kommt die Sierra Nevada in allen anderen Beziehungen, nament-
lich au Mannigfaltigkeit, Lieblichkeit und wilder (Troßartigkeit
ihrer Landschaften, den Alpeu nicht nahe.
Der Vorsitzende daukt dem Redner für seinen interessanten
Vortrag und giebt der Freude Ausdruck, daß er von seiner
erfolgreichen, aber auch mühevollen Reise gesund uud wohlbe-
halten zurückgekehrt sei.
Herr Professor Rein erläutert hierauf noch die zahlreichen
ausgestellten Naturalien, die er von dieser Reise für die Sencken-
bergische Gesellschaft mitgebracht hat; es sind das unter an-
dern! prächtige Korkproben und zu verschiedenen Zeiten gereifte
Fi'üchte der Korkeiche, ein ungewöhnlich großer Zapfen der
Norfolkfichte, Gesteine aus der Sierra Nevada uud aus dem
Rio Tintogebiet, worunter sich mehrere hervorzuhebende Stufen
mit Faltungen und Rutschttächen, sowie Verwitterungsprodukte
befinden. Schließlich sei noch eine Bohrprobe von etwa 3 Meter
Länge erwähnt, ein schönes Beispiel von dem hohen Grad der
Vollkommenheit unserer heutigen Bohrmaschinen.
Samstag, den 11. Februar 1893.
Vorsitzender: Herr Oberlehrer Blum.
Nach Verlesung des Protokolls der letzten wissenschaft-
lichen Sitzung widmet der Vorsitzende dem am 14. Januar ver-
storbenen, langjährigen eifrigen Mitgliede der Gesellschaft und
zuletzt erstem Direktor derselben, Professor Dr. V. 0. Noll,
einen warmen Nachruf. Zu ehrendem Andenken an den Ver-
storbenen erhebt sich die Versammlung von den Sitzen.
Hierauf teilt- der Vorsitzende mit, daß die Gesellschaft
eine aus dem Rüppellfonds zu bestreitende zoologische Forschungs-
reise nach dem malayischen Archipel, speziell den Mollukkeu
ausgeschrieben hat, welche vermutlich noch iu diesem oder dem
nächsten Jahre zui- Ausführung kommen wird.
Sodann hält Herr Professor Rein aus Bonn einen zweiten
Vortrag über seine Studien iu der spanischen Sierra Nevada,
in welchem er die Vegetationsverhältnisse dieses Gebirges be-
handelte. Charakter und Eigenart des Ptlanzenbildes sind auch
— XCI —
liier in erster Linie vom Klima und den Bodenverhältnissen ab-
hängig; doch lernt man bald, daß sie zur Erklärung der ver-
schiedenartigen Ei'scheinungeu, welchen wir in der Flora be-
gegnen, nicht ausreichen, daß vielmehr noch andere Faktoren
belangreich mitgewirkt haben müssen. Der Vortragende geht nun
zunächst auf die eigentümlichen klimatischen Erscheinungen ein.
In der sogenannten Schneeregiou des Gebirges, die von 2600
Metei- Höhe bis zu den höchsten Gipfeln reicht, in welcher
nur Gneiß und versteiuerungsfreie alte Glimmerschiefer vor-
kommen und Sclmeeschrammeu, herrührend von Windwehen und
Lawinen aus den Mulden und Schluchten nie vollständig ver-
schwinden, zeigt das Gebirge von Ende September bis Anfang
Juni, also volle 8 Monate, sein weisses Winterkleid, das erst
die Junisonue in einzelne, zerstreute Lappen zerreißt. Von
Älitte Juni bis Mitte August, meist aber bis Mitte September
ist das Gebirge völlig regeufrei, der noch vorhandene Schnee
schwindet also nur durch Abschmelzen und Verdunstung. Aber
dem ersteren wirkt nicht blos die nächtliche Abkühhiug, oft bis
unter 0°, welche häufig rasch einer starken Tageswärme folgt,
sondern auch die starke Verdunstung infolge großer Trocken-
heit der Luft entgegen und verlangsamt es ansehnlich durch
die Verdunstuugskälte. Auf diese Weise wird die Vegetation
an vielen Orten des Hochgebirges durch Quellen und fließendes
Wasser gefördert und der Abfluß des letzteren den ganzen
Sommer über für die Kulturen im Gebirge selbst, wie nament-
lich auf den sich anschließenden Hochflächen geregelt. In den
Gebirgskesseln oder Ho3^as, welche das Wasser durch den Boden,
zumal der lockeren Trümmermassen am Fuße der steilwandigen
Gipfel, aus vielen Rinnsalen sammeln, breitet sich dasselbe in
vielen Fällen zu seichten Lagunen aus, die gleich den niedrigen
Ufern der Quellbäche selbst, von Rasenstreifen und Moospolsteru
eingerahmt sind. Die Abflüsse sind klare, muntere Bäche, die
schäumend und rauschend von Fels zu Fels eilen, ohne Unter-
brechung, bis sie aus dem Gebirge hervortreten. Sie haben
tiefe steilwandige Erosionsthäler (Barrancos und Canons) gebildet,
sodaß an ihren Ufern kein Raum für Moos- und Graspolster
ist. Viele werden im höchsten Teile von unserem gelben Sturm-
hute {Aconitum Lycoctonum) und weiter abwärts vom blauen
{A. Napellas) eingefaßt; auch gehen an anderen Stelleu der
— XCII —
rote Flugerliiit und unsere gewülinliclie Brennnessel bis in die
Sclmeereoion hinauf. Noch tiefer abwärts, in der sogenannten
alpinen Region, treten dann vielerlei Sträucher und Kräuter
auf, erstere häufig stark bewehrt, letztere oft mit Haaren iilz-
artig überzogen. Es ist dies der Charakter vieler Gewächse
der Mittelmeer-Region. Der Vortragende führt die Ei'scheinung
auf die lange Trockenheit des Sommers zurück und weist
darauf hin. daß auch in der Scliueeregion dieselbe Erscheinung
überall an den steilen Gipfeln hervortrete und überall da, wo
Sclmeewasser dem Boden fehle. Wo es denselben benetzt,
insbesondere in der Gras- und Moosdecke, sind die eingestreuten
Kräuter haarlos. Professor Rein hat über 40 dem Gebirge
eigentümliche Pflanzen von arktisch-alpinem Habitus ausgelegt,
um diese Thatsache zu beweisen. Die große Zahl dieser sonst
nirgends vorkommenden Gewächse, die vermischt sind mit
solchen, welche auch in den Alpen und teilweise im hohen
Norden vorkommen, ist auffällig und von ganz besonderem
Interesse.
Samstag den 4. März 1893.
Der Vorsitzende, Herr Oberlehrer Blum, lenkt die Auf-
merksamkeit der anw^eseudeu Mitglieder auf die ausgestellten
botanischen Werke, die Versteinerungen und I\leteo-
riten, Alles Geschenke des Herrn P. A. Kess elmej-er, der
vor nicht langer Zeit dem Museum auch sein reiches Herbar zu-
gewandt und von jeher sich als ein eifriger Förderer der Be-
strebungen der Gesellscliaft gezeigt hat. Über die Bücher
bemerkt der Bibliothekar, Herr Dr. Ja en nick e: Dieselben um-
fassen 56 AVerke in 73 Bänden. Davon sind 18 Werke in 21
Bänden neu für die Bibliothek und weitere 10 Werke in 12
Bänden nicht in der betreffenden Ausgabe vorhanden. Das
Übrige der Schenkung kann in einzelnen Fällen dazu dienen,
weniger gute Exemplare durch bessere zu ersetzen. Mit ganz
w^enigeu Ausnahmen sind es Schriften aus der vor-Linne'schen
Zeit, die in Betracht kommen, und besonders ,,Kräuterbücher".
Manche Lücke der schon zlendich ansehnlichen Sannuhmg in
dieser Richtung auf der Bibliothek wird dadurch ausgefüllt
werden. Es sei speziell noch aufmerksam gemacht auf GeranUs
Herball or Historie of plants, bekannt dadurch, daß es in der
— XCIII —
ersten Ausgabe (1597) die erste botanische Beschreibung der
Kartoffel enthält — die vorliegende ist die zweite, von 1633.
Der Vorsitzende schließt daran die ihm heute zugekom-
mene Mitteilung, daß Herr Kesselmej'er auch seine neueren
botanischen Werke im Laufe der nächsten Woche der Biblio-
thek übergeben werde. Es ist das eine Schenkung von sehr
bedeutendem Werte, und der Vorsitzende spricht die Über-
zeugung aus, daß die Freude, womit die botanische Sektion
die neue kostbare Zuwendung begrüßt, der schönste Dank für
den hochherzigen Geber sein werde.
Von den Versteinerungen hebt Herr Dr. Kinkel in
zunächst das Prachtstück eiuer S e e 1 i 1 i e hervor, einer Tierklasse,
die lebend seit Mitte des vorigen Jahrhunderts bekannt ist.
Die Mannigfaltigkeit der Seelilien in der heutigen Lebewelt
wurde erst durch die Tiefseeforschungen erwiesen, da diese
Tiere die größten Tiefen der Meere bewohnen. Unser Stück
ist eine Gruppe des Pcutacrhius briaroides aus den oberliasi-
schen Schiefern Württembergs, ans denselben Schiefern, die auch
besonders reich an Fischsauriern sind.
Die Seelilien bilden eine Klasse der Echinodermen oder
Stachelhäuter. Sie setzen sich bekanntlich aus einem oft meh-
rere Fuß langen Stiel zusammen, der aus zahlreichen Gliedern
besteht, dann einem Kelch, der die Weichteile des Tieres birgt,
und drittens aus den von diesem Kelch ausgehenden Armen.
Au unserm Stück sehen wir, daß von den einzelnen Stielgliedern
zahlreiche wirtelständige Nebenranken oder Cirrhen abgehen,
daß ferner der Kelch sehr niedrig, wenig in die Augen fallend ist,
und daß von den au ihn sich anschließenden runden Täfelchen
Arme ausgehen, die ebenso wie die Cirrhen aus runden Glie-
dern bestehen und sich vielfach gabelig verästeln. Auch diese
Nebenarme tragen Cirrhen, so daß ein dichtes Buschwerk ent-
steht. Die meisten Seelilien setzen sich durch ein verdicktes
Wurzelende an Felsen oder anderen festen Gegenständen auf dem
Grunde des Meeres an; mau \\?it 3i\)%v \iq,\ Pentacriitus, der Gat-
tung, der das vorliegende Stück angehört, noch niemals ein
Wurzelende gefunden. An den Stielgliedern ist die Art und
Weise, wie sie ineinandergefügt sind, leicht ersichtlich. Auf
den Gelenkflächen der niedrigen, fünfseitigen, prismatischen Stiel-
glieder zeigt sich eine sternförmige Figur von fünf glatten
— XCIV —
Blättern, die in der IVIitte zusammenstoßen und von Querleisten
ring-s umstellt sind , zwischen denen sich Furchen hefindeu.
Indem die Leisten des oberen Gliedes in die Furchen der
unteren Gelenkfläche eingreifen, ist eine feste Zusammenfügung
gesichert. An dem vorliegenden Poitacrimis hriaroldcs sehen wir,
daß derselbe Stiel in verschiedener Hidie kelchtragende Äste ab-
giebt, wodurch die Üppigkeit der Verzweigung besonders be-
dingt ist.
Eine andere Versteinerung zeigen die Platte und Gegen-
platte eines zur Makrelenfamilie gehörenden Fisches, des Mene
rlioiubeus vom Monte Bolca, am Südfuße der Alpen im Vizentini-
schen. Die Fische sind daselbst einem zarten, plattigen Mergel des
Unter- und Mittel -Eocäns eingebettet und zeichnen sich vor
anderen Fischresten durch ihre vorzügliche Erhaltung aus. Der
vorliegende Fisch zeigt eine eigentümliche (jestalt. Der Leib
ist rhombisch geformt, hoch, seitlich zusammengedrückt, der
Kopf ist klein und der Rachen nach oben gekehrt. Die lange
Rücken- und Afterflosse, besonders letztere, sind in zahlreiche,
niedere, kleine Bündel oder Flösschen geteilt und sitzen auf
breiten Trägern auf. Diese bilden durch seitliche Verwachsung
eine Platte. Das seltsamste Organ sind die Bauchflosseu, die
von großen, plattigen Beckenknochen gestützt werden und fast
nur aus einem außerordentlich laugen peitschenförmigen, ge-
gliederten Flossenstrahl bestehen. Die Schwanzflosse ist groß
und fast gerade abgestuzt.
Herr Dr. Schauf spricht über die aufgestellten Meteo-
riten, durch welche eine sehr merkliche Lücke der Mineralien-
sammlung ausgefüllt worden ist. Es mögen besonders genannt
werden: \. Meteor eisen. Hierher gehört eine angeätzte
Platte (165 g) vom Tolucathal in Mexiko, eine kleinere von
Cambria (Xew-York), ein angeschliifeues Stück (45 g) des Eisens
von Braunau in Böhmen, welches 1847 in zwei Stücken nieder-
ging, wovon das eine 23^2 kg wog. 2. Pallasgruppe. Mine-
ralien, welche auch auf der Erde gesteinsbildeud auftreten,
stecken in gediegenem Nickeleisen, wie in einem Schwamm oder
Netz. Von diesen Vorkommnissen sind besonders zwei präch-
tige Platten zu erwähnen, die eine von Rittersgrün in Sachsen
(28 g), welche von einem 1861 ausgegrabenen, 10 kg schweren
Stück stannnt und in einem Schwamm von Nickeleisen Körner
— xcv —
von Broiizit (Augit) und Tridymit, einer auch iu irdischen Erup-
tivgesteinen vorkommenden Varietät der Kieselsäure, enthält,
die andere von Atacama (53 g), welche, ähnlich wie das durch
Chladnis Untersuchungen so bekannte Pallaseisen, in einem glän-
zenden Teig von Nickeleisen Olivin, einen regelmäßigen Be-
standteil unserer Basalte, führt. 3. Chondrite, d. h. Meteorite
von vorwiegend grauer Farbe, in denen Nickeleisen in kleinen
Füttern eingesprengt ist. Abgesehen von dem Gehalt an ge-
diegenem Eisen unterscheiden sie sich von allen irdischen, auf
den ersten Blick mitunter ähnlich aussehenden Eruptivgesteinen
dadurch, daß sie stecknadelknopfgroße bis erbsengroße Kügel-
clien führen, welche oft die Hauptmasse ausmachen. Die Kügel-
chen (Cliondren) bestehen bald aus einem einzigen Mineral, am
häufigsten aus Olivin oder Augit, bald aus mehreren. Unter
den Choudriten ist als das größte Stück der Sammlung (270 g)
der Stein von Sokobanja bei Belgrad (1871) hervorzuheben. Von
dem durch Biots Nachforschungen berühmten Steinschauer von
L'Aigle iu der Normandie (1803) liegt ein Stück von 77 g vor,
von Knyahynia in Ungarn, w^o 1866 etwa 1000 Steine fielen,
deren größter (293 kg) sich in der Wiener Sammlung befindet,
zwei Stücke, das größere ungefähr 100 g wiegend. Die übrigen
Chondrite stammen von 12 Fallorten. Darunter befinden sich
auch zwei der merkwürdigen Vorkommnisse, welche von Kohlen-
wasserstoffen imprägniert sind und schwarz wie Steinkohle aus-
sehen ; sie stammen von Orgueil in Frankreich (1864) und Cold
Bokkeveldt am Kap d. g. H. (1838). 4. Fast ganz ohne Eisen-
beimengung sind die basaltartigen Gesteine von Stanner
(Mähren) und Chassigny (Frankreich) ; letzteres ist den in unseren
Basalten eingeschlossenen Olivinknollen überaus ähnlich.
Herr Kesselmeyer ist auf dem Gebiete der Meteoriten-
kunde litterarisch tliätig gewesen. Seine Arbeit „Über den Ur-
sprung der Meteorsteine^' im III. Band der Abhandl. der Senckenb.
naturforsch. Gesellschaft enthält ein mit größter Gewissenhaftig-
keit zusammengestelltes Verzeichnis aller bis 1860 notierten und
als zuverlässig zu erachtenden Meteoritenfälle, welches Aus-
kunft über Fallzeit, Fundort, geographische Länge und Breite,
Litteratur und die die Fälle begleitenden Erscheinungen gibt. In
einer Karte von Europa und einer der östlichen Halbkugel sind
die Fallorte eingetrag-en.
— XCVI —
Herr Dr. W. Sc häuf geht mm über zu dem angekiin-
digteu Vortrag: „Neuere Anschauungen über die Ent-
stehung des (Truudgebirges" (Fortsetzung). Die durch
den Gebirgsdruck liervorgerufene mechanische Veränderung der
Schichtgesteine, die deren Aufriclitung, Biegung und Fälteluug
hervorruft, ist mikroskopisch vielfach an den die tresteine zu-
sammensetzenden Mineralien zu verfolgen und giebt sich durcli
Bruch und Zerquetschung, aber auch durch Biegung, Aus-
walzung und optische Veränderungen kund, die leicht im polari-
sierten Lichte zu bemerken sind. Unterliegen in Sedimenten
eingeschaltete Eruptivmassen dem gebirgsbildenden Druck, so
kann dieser sich entweder blos in Pressungserscheinungeu der sie
konstituierenden Mineralien äußern oder bei größerer Energie
Schieferung hervorrufen. Rednei' bespricht nunmehr einige der
Hypothesen , welche mau über die Entstehung des Grundge-
birges aufgestellt hat, und zeigt, daß dieses, in der Ausbildung,
wie es heute vorliegt, weder nach Art der Sedimente, noch nach
Art der Massengesteine entstanden sein kann, daß aber auch
durch Annahme rein chemisch-metamorpher Prozesse seine heu-
tige Natur nicht zu verstehen ist ; ebensowenig vermag der von
Gümbel erdachte und als Diagnose bezeichnete Prozeß den
Verband und die Struktur der Glieder des Grundgebirges be-
friedigend zu deuten.
Die That Sache, daß krj^stalline Schiefer nie in völlig un-
gestörtem Gebirge vorkommen , daß sie selbst Versteinerungen
führen und als Glieder jüngerer Formationen auftreten können,
daß sich aus ihrer Zusammensetzung und Struktur vielfach
durcli das Mikroskop ihre Abstammung aus Eruptivgesteinen
oder Sedimenten direkt nachweisen läßt, daß eine vollständige
Parallelreihe zwischen vielen gneißartigen Schiefern und Erup-
tivgesteinen existiert, daß manche Mineralien, die in krj^stallinen
Schiefern häutig sind, noch nie in t^elsarten gefunden wurden,
welche keinem Gebirgsdruck unterworfen waren, daß gewisse
Strukturerscheinuugen nur auf mechanische Ursachen zurückge-
führt werden können, haben zu der durch Lossen, Rosenbusch
und Andere vertretenen Hypothese geführt, in der Kraft, welche
die Gebii'ge aufgestaut hat, zugleich die Ursache der Schieferung
und zum Teil der krystallinen Beschaffenheit der Gesteine des
Grundgebirges zu vermuten (Dislocationsmetamorphismus , Dy-
— XCVII —
namometamorphismiis). Das Grimdgebirg-e wird nach dieser Auf-
fassuug als eine ursprüuglicli normale Fonnationsreihe, bestehend
aus Thonschiefern , Sandsteinen , Grauwacken , dichten Kalk-
steinen II. s. w., durchsetzt von Eruptivgesteinen, angesehen, also
als ein mit fossilführendeu Formationen oder Formationsreiheu
übereinstimmender Komplex, welcher infolge der Gebirgsstauung
krystalline Facies angenommen hat.
Schließlich zeigt Redner an einem Beispiel aus der Nach-
barschaft, nämlich den Grünschieferu des Taunus, speziell an
denjenigen von Vockeuhausen bei Eppstein, daß ihre Entstehung
aus Diabesen, d. h. Eruptivgesteinen, die mit manchen Basalten
verwandt sind, unter dem Mikroskope mit Sicherheit nachge-
wiesen werden kann.
Samstag, den 35. März 1893.
Nach Verlesung des Protokolls gedenkt der Vorsitzende
in warmen Worten des schmerzlichen Verlustes, den die Gesell-
schaft durch den Tod ihres arbeitenden Mitgliedes, Sektionärs
und Bibliothekars, Herrn Dr. Wilhelm Jaennicke, erlitten
hat. Bei dem jugendlichen Alter und dem ernsten Streben des
Entschlafenen war die Hoffnung berechtigt, daß er für die Wissen-
schaft im allgemeinen und für die Gesellschaft im besondern
noch viel Ersprießliches leisten werde. Diese Hoffnung hat der
Tod nach einer kaum viertägigen Krankheit zu nichte gemacht.
Seine Thätigkeit für die Senckenbergische Gesellschaft entfaltete
er in einzelnen Kommissionen, in den wissenschaftlichen Sitzungen,
vor allem aber in der Bibliothek. Die Benutzung dieser hat
während seiner kurzen Amtszeit infolge zweckentsprechender
Einrichtung, die zum Teil ihm zu danken ist, sowie durch seine
Vertrautheit mit dem vorhandenen Materiale einen lebhaften
Aufschwung genommen, und es wird nicht leicht sein, einen
Ersatz für ihn zu finden. Die anwesenden Mitglieder ehren
sein Andenken durch ihr Erheben von den Sitzen.
Hierauf hielt Herr Dr. med. F. B 1 u m seinen ange-
kündigten Vortrag : „Über chemisch nachweisbare
L e b e n s p r 0 z e s s e an Mikroorganismen." (Sielie diesen
Bericht.)
7
- XCVIII —
Freitag, den 7. April 1893.
Vorsitzender: Herr Oberlehrer Blum.
Am 7. April, dem 63. Jahrestage des 50jährigen Doctor-
jubiläiims des großen Physiologen und Anatomen Samuel
Thomas von Soemmerring versammelten sich die Mitglieder
in dem festlich mit der Büste So emmer rings und frischen
Bhimen geschmückten großen Hörsaal des Bibliotliekgebäudes,
um den Bericht der Kommission zur Erteilung des Soemmerring-
preises entgegen zu nehmen.
Der Soemmerringpreis, aus einer silbernen Denkmünze und
500 Ji bestehend, kommt seit dem Jahre 1837 alle vier Jahre
zur Verteilung und soll demjenigen deutscheu Naturforscher
zuerkannt werden, welcher die Physiologie im weitesten Sinne
des Wortes in den letzten vier Jahren am meisten gefördert hat.
Die Preiskommissiou bestand diesmal aus den Herren Dr.
E d i n g e r (Pliysiölogie des Nervensystems und der Sinnesorgane),
Dr. Jaen nicke (Botanik), Dr. L e p s i u s (physiologische Chemie),
Dr. Eeichenbach (Anatomie und Physiologie der niederen
Tiere) und Prof. Dr. Weigert (Anatomie und allgemeine Phy-
siologie). Nach Dr. Jaennicke's Tod trat Herr Oberlehrer
Blum als Ersatzmann ein.
Als Vorsitzender der Preiskommission referierte Herr Prof.
Dr. Weigert über folgende Arbeiten, welche die Kommission
in mehreren Sitzungen eingehend besprochen hatte :
1) J. Loeb, Der Heliotropismus der Tiere und seine Überein-
stimmung mit dem Heliotropismus der Pflanzen.
2) S. Exuer, Die Physiologie der facettierten Augen von
Krebsen und Insekten.
3) R.Ewald, Das Endorgan des Nervus octavus.
4) Behring, Die Blutserumtherapie I. und IL
5) Heidenhain, Versuche und Fragen zur Lehre von der
Lymphbildung.
6) Max Verworn, Die Bewegung der lebendigen
Substanz.
Auf einstimmigen Vorschlag der Kommission wird dem
letztgenannten Werk der Soemmerringpreis zuerkannt.
— XCIX —
Nekrologe.
Georg Hermaiiii you Moycr f.
Georg Hermann von Meyer wnrde am 16. August 1815
zu Frankfurt am Main geboren (Töugesgasse 16) als ältester
Sohn des Kaufmanns Karl Eduard Meyer und der Marie
Elisabeth Osterrieth. Im Vaterhause beschäftigte er sich
schon frühzeitig mit klassischen Studien auf Anregung seines
Vaters, der mit seinen Geschwistern zusammen von dem be-
rühmten Historiker Schlosser, der als Hauslehrer in der Familie
lebte, erzogen war. Zum kaufmännischen Beruf bestimmt, hatte
er viele Mühe, seinen Plan Naturwissenschaften zu studieren
durchzusetzen, und seinem hochverehrten Lehrer Ackermann
dankte er es stets, der es vermochte seinen Vater dazu zu be-
stimmen, ihm seinen jWunsch zu gewähren. Nach Abgang von
der Musterschule wurde er am 19. September 1829 in die
3. Klasse des Gymnasiums aufgenommen, welches er dann am
4. September 1833 mit dem Zeugnis der Reife verließ. Während
seiner Gymuasialzeit bis zum Abgang zur Universität besuchte
er die anatomischen Vorlesungen bei Mappes und die bota-
nischen bei Fresenius, welche ihm beide die vorzüglichsten
Zeugnisse ausstellten. Großen Einfluß übte auch auf ihn sein
Vetter, der bekannte Paläontologe Hermann von Meyer. Aber
nicht allein die naturwissenschaftlichen Fächer füllten seine
freien Stunden aus, sondern auch das Studium der zeitgenössi-
schen Literatur wurde gepflegt, besonders in einem Kränzchen
von Schulgenossen, worunter auch der bekannte Dichter Adolf
Graf von Schack war; die Übungen, die sie in gebundener
Rede machten, hatten ihn zu der Fertigkeit gebracht mit Leich-
tigkeit seine Gedanken in derselben auszudrücken. Ebenso und
dies bis zu seinem Lebensende befaßte er sich mit dem Studium
fremder Sprachen, von denen er mehrere mit Fertigkeit sprach
und andere sich noch anzueignen suchte.
Im Oktober 1833 bezog er die Universität Heidelberg;
bestimmend dafür war, daß Schlosser dort als Historiker
wirkte, der im regsten freundschaftlichen Verkehr mit seinem
ehemaligen Schüler stand und sich direkt von ihm erbat, seinen
Sohn in Heidelberg einzuführen. Die Ferienzeit benutzte er
7*
— c —
jeweils zu Arbeiten im Seiickenbergisclien auatomischen Institut,
lui Herbst 18o() vertausclite er Heidelberg mit Berlin, um daselbst
neben den klinischen Fächern besonders bei J o h a n n e s M ii 1 1 e r
zu arbeiten. Der damaligen Zeit entsprechend gelang es ihm
nur mit größter Mühe als „Ausländer", „Frankfurter", der auf
der verbotenen Universität Heidelberg studiert hatte, zum ten-
tamen rigorosum, nachdem er das tentameu philosophicum und
das tentamen phj'sicum abgelegt hatte, zugelassen zu werden.
Joh. Müller und Bartels verwandten sich eindringlichst für
ihn, auch der Onkel seines Vaters der Appellationsgerichtsrath
Friedrich von Meyer (der Bibelübersetzer) that sein Mög-
lichstes. Auf Verwenden dieser einflußreichen Männer wurde
er zum Examen zugelassen, wurde jedoch nicht von dem feier-
lichen Versprechen entbunden: sich niemals in Preußen nieder-
zulassen. Am 2. Dezember 1837 promovirte er dann in Berlin
(de musculis in ductibus efferentibus glaudularum) und arbeitete
dann noch ein Jahr bei Johannes Müller. 1839 legte er
das Staatsexamen in Frankfurt ab und wurde unter die Zahl
der Arzte aufgenommen. Sein Ziel die akademischen Karriere
einzuschlagen verfolgte er nun. Aber auch hier traf ihn dasselbe
Schicksal wie bei seinem Examen in Berlin ; alle Bemühungen
an verschiedenen Universitäten die venia legendi zu erlangen
scheiterten aus denselben Gründen wie in Berlin. Die Universität
Tübingen war die einzige, welche auf Verwendung von Mappes
ihn zum Dozenten annahm ; er habilitirte sich 1839 an genannter
Universität.
Hier kündigte er zum ersten male in Deutsch-
land Histologie an, und es ist bezeichnend für die damalige
Zeit, daß ihn einer der Professoren höhnisch fragte, wie er denn
in dieser Vorlesung die Zeit todtschlagen wolle. Daneben las
er Physiologie. Er sah aber ein, dass er für die ihn beschäf-
tigenden Fragen vor allem anatomisches Material brauchte, und
so übernahm er denn im Herbst 1844 die Prosectur in Zürich,
nachdem die Tübinger Universität ihm zum Abschied den Titel
eines Professor extraordinarius verliehen hatte. 1856 wurde
er Ordinarius und Director des anatomischen Instituts. Neben
seiner anatomischen Lehr- und Forscherthätigkeit hatte er sich
lehrend und lernend noch viel mit Physiologie, Histologie, patho-
logischer und vergleichender Anatomie beschäftigt. Als er dann
— CI —
einsall, dass eine fernere Rescliäftignng mit diesen Gegenständen
ihn nur zersplitterte, gab er 1862 auch als letzte die Lehr-
thätigkeit in pathologischer Anatomie auf, die bis dahin mit
der für normale verbunden gewesen war. 1887 feierte er unter
reger Beteiligung seiner Kollegen und unter begeisterten Ovationen
seiner Schüler sein 50 jähriges Doctorjubiläum. 1889 legte er seine
Stelle freiwillig nieder und siedelte in seine Vaterstadt Frank-
furt a. M. über, wo er, immer noch als Lehrer und Forscher
thätig, fleissig arbeitete, bis er um Ostern dieses Jahres eine
Intiuenzaattaque durchmachte, aus der der bis dahin ungemein
frische und kräftige Greis sich nicht mehr erholen konnte und
der er am 21. Juli 1892 erlag. Was seine Beziehungen zur
Senckenbergischeu naturforschendeu Gesellschaft anbelangt, so
wurde er 1839 zum korrespondirenden Mitgliede ernannt. 1875
erhielt er für das Buch: ..Statik und Mechanik des menschlichen
Knochengerüstes", den Tiedemannpreis. Als er nach Frankfurt
zurückgekehrt war, wurden seine Beziehungen zur Gesellschaft
engere, und er erfreute die Mitglieder öfters durch seine lehr-
reichen Vorträge. Nach seinem Tode wurde er in die Zahl der
ewigen Mitglieder aufgenommen.
Das ist in kurzen Zügen der Lebenslauf des um die Wissen-
schaft hochverdienten Mannes. In seinem langen arbeitsreichen
Leben hat er nicht weniger als 160 Journalaufsätze und 11 selb-
ständige Werke veröffentlicht. Dieselben betreffen die Gebiete
der Histologie, Anatomie, Physiologie und Pathologie. Ein Teil
derselben hat einen populären Charakter, der namentlich in der
Schuhfrage geboten war. Als nachgelassene, zum Druck fertige
Schrift ist eine Abhandlung über So mm er ring als Ertinder der
elektrischen Telegraphie vorhanden.
Am bekanntesten .^ind die Arbeiten von Meyer's auf
dem Gebiete der Anatomie selbst. Es verdient hier darauf hin-
gewiesen zu werden, daß seine histologischen Arbeiten, welche u. a.
die Entdeckung der Cuticula des Haares und der Kernzoue der Linse
brachten vornehmlich in den 40 er Jahren gemacht wurden, also
zu einer Zeit, wo die ganze Technik und die Hülfsmittel in der
Mikroscopie im Vergleich zu heute noch recht mangelhaft waren.
Durch die eigentümliche Richtung seiner Arbeiten wurde er der
Begründer der physiologischen Methode in der Forschung
und dem Lehrvortrag der Anatomie, welche Methode er in seinem
— CII —
185C) ziu'ist erschieuenen Lehrbuch der Anatomie vollständig
durchfiihrte. Als Spezialität behandelte er das menschliche
Knochengeriist nach der angegebenen Methode, und seine zahl-
reichen Arbeiten darüber sind von weittragendster Bedeutung
für die praktische Chirurgie, Orthopädie und Geburtshülfe ge-
worden. Er hat es verstanden, der Lehre von den Knochen
ganz neue Gesichtspunkte abzugewinnen, so daß diese Lehre,
die bis zu seinen Arbeiten der langweiligste und „trockenste"
Teil der Anatomie gewesen war, der interessantesten einer wurde.
Hatte man doch bis dahin geglaubt, daß die descriptive Anatomie
„fertig" wäre, und daß man nur auf dem Gebiete der Histologie,
Embryologie etc. noch neues zu leisten vermöchte. Da kam plötz-
lich Meyer mit seinen ganz neuen Auffassungen der Knochen-
struktur, die immer weitere Kreise zogen und immer neue For-
schungen veranlaßten, namentlich auf dem Gebiete der Patho-
logie. Aber nicht nur auf dem Felde der reinen Wissenschaft,
nein auch auf dem der Praxis brachten seine Forschungen die
größten Fortschritte. Hier waren es besonders seine Unter-
suchungen über den Fuß, welche eine Reform der Fußbeklei-
dung anbahnten, so dass es nicht Wunder nimmt, wenn gerade
die Schuhmacherzeitungen dem Dahingeschiedenen ganz beson-
ders warme Worte der Erinnerung widmen. Freilich ist für
die Masse der Menschen die Teufelin Eitelkeit durch ihren dienst-
baren Geist „die Mode" immer noch so mächtig, dass die volle
W^irkung von M e y e r ' s Arbeit noch nicht eingetreten ist. Aber
diejenigen, welche durch die Notwendigkeit dazu gezwungen
sind, haben die Ergebnisse seiner Untersuchung gründlich aus-
genutzt, namentlich die Armeeverwaltungen. Die Marschfähig-
keit der deutscheu und schweizerischen Truppen ist durch die
Verdienste Meyer's wesentlich gefördert worden I
Es würde hier zu weit führen, in die Details der übrigen
Arbeiten Meyer's einzugehen. Ein beigefügtes Literaturver-
zeichnis gibt Rechenschaft über seine vielseitigen und zahlreichen
Arbeiten. (Vergleiche außerdem die Nekrologe von Bardeleben
im „Anatomischen Anzeiger" und von Braatz in „Zeitschrift für
orthopa^dische Chirurgie".) So seien denn hier nur die Worte
angeführt, welche Waldeyer an den Dahingeschiedenen 1887
bei Überreichung des erneuerten Doktordi})loms richtete: „Es wird
zu leicht vergessen, daß der hochberühmte Erforscher der Statik
— cm —
und Mechanik des mensclilichcii Körpers aiicli seine großen
Verdienste auf dem Gebiete der Histologie und mikroskopischen
Anatomie, sowie auf dem der Entwickluugsgeschichte und ver-
gleichenden Anatomie hat. Die Fakultät erinnert daran, daß
Ihr Name für immer mit der Geschichte der mikroskopischen
Knochenstruktur und des Verknöcherungsprozesses, des feineren
Baues der Integumentgebilde, insbesondere der Haare, deren
Cutikular- und Markzellen Sie entdeckten, der Blutkörperchen,
der Linsenfasern, der Entwickelung der Generationsorgane bei
den Lepidopteren und des Baues der Eier verwebt ist, dass
wir Ihnen eine wesentliche Ergänzung unserer Kenntnisse vom
Zahnapparate der ICchiniden verdanken, und daß Sie selbst rein
physiologischen Fragen, wie der nach dem Einflüsse der Nerven
auf die Farbe des Venenblutes Ihre Aufmerksamkeit zugewendet
haben".
„In aller Welt aber sind Sie liochberühmt durch Ihre un-
vergänglichen Arbeiten auf dem Gebiete der Anatomie der Be-
wegungsorgane, deren statische und mechanische Verhältnisse
Sie in gründlichster Weise erforscht und in meisterhafter Form
klargelegt haben. Sie haben damit einen ganzen Abschnitt der
anatomischen Wissenschaft neubegründet und zu großer Vollen-
dung durchgearbeitet. Sie gingen von ganz neuen Gesichts-
punkten aus ; mit ebenso gründlichem anatomischen, wie mathe-
matischen Wissen ausgerüstet, haben Sie glanzvoll und ziel-
bewußt die Erforschung der statischen und mechanischen Ein-
richtungen unseres Organismus durchgeführt, alle hier in Be-
tracht kommenden Momente gleichmäßig berücksichtigend. An
der Hand Ihrer Betrachtungsweise wurde auf viele übersehene
oder doch nur einseitig erkannte Einrichtungen helles Licht ge-
worfen und mannigfaltige Anregung zu weitern Arbeiten gegeben :
wir wollen für Beides hier nur an Ihre Untersuchungen über
die Architektur der Spongiosa erinnern".
Als Mensch war der Dahingeschiedene einer der würdigsten
Gelehrten und Lehrer. Bei jeder Gelegenheit brach daher die
Begeisterung seiner Schüler für ihn in helle Flammen aus, und
mit dem größten Bedauern sah man ihn aus seinem Amte scheiden.
Er war eine heitere, witzige Natur, ein vortrefflicher Kollege
und Familienvater. Bis zu den letzten Monaten seines Lebens
blieb ihm die wunderbare Frische des Geistes und die uuermüd-
— CIV —
liclu; Arbeitskraft treu, immer verbunden mit der größten Be-
reitwilligkeit, Anderen aus dem großen Schatze seines Wissens
in klarer und anregendei' Weise mitzuteilen. Seine schöne
Sammlung von Knochenpräparaten hat er dem Senckenberg-
schen medizinischen Institute vermacht. Er hat sie in den
Sammlungsräumen des Anatomiegebäudes der Stiftung selbst auf-
gestellt und katalogisirt. und es wäre gewiß im Sinne des Ver-
ewigten, wenn diese Sammlung von Forschern fleissig benutzt
werden sollte.
Ehre seinem Andenken!
Die Arbeiten Meyers zerfallen in:
A. Wissciischaftliclic Arbeiten.
I. Selbständige Schriften.
1843. Untersuchungen über die Physiologie der Nervenfaser.
Tübingen, Laupp.
1848. Anleitungen zu den Präparierübungen. Leipzig, Engel-
mann. IL Aufl. 18(i4. III. Aufl. 1873.
1856. Lehrbuch der physiologischen Anatomie. Leipzig, Engel-
mann. IL Aufl. 1861. III. Aufl. 1873.
1863. Die wechselnde Lage des Schwerpunktes im menschlichen
Körper. Leipzig, Engelmann.
1873. Die Statik und Mechanik des menschlichen Knochen-
gerüstes. Leipzig, Engelmann.
1879. Unsere Sprachwerkzeuge und ihre Verwendung zur Bil-
dung der Sprachlaute. Leipzig, Brockhaus.
188U. Zur genaueren Kenntnis der substantia spongiosa der
Knochen. Stuttgart, Cotta.
1883. Ursache und Mechanismus der Entstehung des erworbenen
Plattfußes. Jena, Gustav Fischer.
1885. Statik und Mechanik des menschlichen Fußes. Jena,
Gustav Fischer.
1886. Mißbildungen des Beckens unter dem Einflüsse abnormer
Belastungsrichtung. Jena, G. Fischer.
1888. Der Klumpfuß und seine Folgen für das übrige Knochen-
gerüst. Jena, G. Fischer.
— cv —
II. Zerstreute Aufsätze.
a. Histolo^ika.
1841. Untersucliungen über die Bildung des menschlichen Haares.
Frorieps Notizen XVI. 4. Entdeckung der Kutikula des
Haares.
Über die Bedeutung der Knochenkörperclien. Müllers
Archiv 1841. S. 210 — 215. Deutung der Knochenkürpercheu
als Zellenkerne, veranlaßt durch das mikroskopische Bild
des Cementes der Pferdezälme.
1842. Über den Bau der Horuschale der Käfer. Müllers Archiv
1842. S. 12 — 16. Gekreuzte Lagerung von Schichten
paralleler Fasern.
Über das Säugetierei. Müllers Archiv 1842. S. 17—18.
Vermeintliche Entdeckung einer Dottermembrau.
1843. Über eigentümlich gestaltete Blutzellen. Müllers Archiv
1843. S. 206 — 208. Unerklärte sonderbare Gestaltung
der roten Blutzelleu eiues Frosches.
1847. Über den Bau der Haut von Dasypus und der Stacheln
von Raja. Mitteil, der naturf. Gesellsch. in Zürich 1847.
No. 6. S. 49 — 52. Zahnähnlicher Bau der Stacheln von Raja.
Über Fettabsonderungen. Mitteil, der naturf. Gesellsch.
in Zürich. \o. 18. Das Fett der Talgdrüsen entsteht durch
Fettrückbildung von deren Epithelzellen.
1848. Über die Entwickelung der inneren Geschlechtsteile der
Lepidopteren. Mitteil, der naturf. Gesellsch. in Zürich,
No. 26.
1848. Über den Bau der Haut des Gürteltieres. Müllers Archiv
1848. S. 226—233.
1849. Über die Entwickelung des Fettkörpers, der Tracheen
und der keimbereitenden (leschlechtsteile bei den Lepi-
dopteren. Siebold und Xöllikers Zeitschrift für wiss. Zoo-
logie. Bd. I. S. 175 — 197. Entwickelung der Sperma-
tozoeu in Bündeln.
Über die Knochenkörperchen in der Haut der Seiden-
raupe. Siebold und Köllikers Zeitschrift f. wiss. Zoologie.
Bd. I. S. 267. Die angeblichen Knochenkörperchen sind
Dornen der Haut.
— CVI —
Zur Anatomie der Sipimkulideii. Siebold und Köllikeis
Zeitschrift f. wiss. Zoologie. Bd. I. S. 268—269. Kalkkörper
der Haut. — Darmnervenfaden. — Verschiedene Größe
der Eier.
Über die Ijaterne des Aristoteles. Müllers Archiv 1849.
S. 191—197.
1851. Beitrag zur Streitfrage über die Entstehung der Linsen-
faseru. Müllers Archiv 1851. S. 202—204. Entdeckung
der Keruzone der Linse.
1866. Geschichtliche Bemerkungen zu ür. H. Landois' Aufsatz
„Über die Entwickelung der büschelförmigen Spermatozoen
bei den Lepidopteren." Reichert und Dubois' Archiv 1866.
S. 288. Prioritäts- Reklamation.
b. Pliyslologrisch - anatomisches.
1845. Über das Vorkommen eines Processus vaginalis peritonaei
beim weiblichen Fötus. Müllers Archiv 1845. S. 363 — 368.
1848. Über die arteria mediana antibrachii und die arteria
articularis media cubiti, zwei neue Arterien des Unter-
armes. Heule und Pfeufers Zeitschr. f. rat. Med. Bd. VII.
1848. S. 169—173.
1852. Die hernia foraminis ovalis. Henle und Pfeufers' Zeitschr.
f. rat. Med. N. F. Bd. II. S. 246—270. Dissertation für
Roman Fischer.
1857. Über die Nerven der Gelenkkapseln. Vierteljahrschr. d.
naturf. Ges. in Zürich. Jahrg. II, 1857. S. 77—78. Wieder
abgedruckt in : Virchows Archiv, S. 124. Wegen gleich-
zeitigen Erscheinens von Rüdingers Schrift über den gleichen
Gegenstand blieb es bei dieser vorläufigen Mitteilung.
1870. Zwei Nervenvarietäten. Reichert u. Dubois Archiv 1870.
S. 395 — 398. Eine historische Notiz über eine Varietät
des N. opticus. Reichert u. Dubois' Archiv 1870. S.523 — 524.
1876. Adduktorengruppe des Oberschenkels und die art. profunda
femoris. His und Braunes Zeitschr. Bd. If, 1876. S. 29 — 35.
1877. Kleinere Mitteilungen. His und Braunes Archiv 1877.
S. 268 — 272. Knochenkerne des Atlas. Sulci transversi
des Hinterhauptes.
1881. Der Grundtypus des rete dorsale der Handwurzel und
der Fußwurzel. His und Braunes Archiv 1881. S 378—391.
— CVII —
1884. Der Zwischenkieferknocheu imd seine Beziehungen zur
Hasenscharte und zur schrägen Gesichtsspalte. Deutsche
Zeitschrift für Chirurgie. Bd. XX. S. 1—12.
1889. Die Wirkung der Stimmritzenmuskelu. His und Braunes
Archiv 1889. S. 427— 440.
c. Das Kiiocheiig'erüst.
a. Knorpel- und Knochengewebe.
1849. Über den Verkuöcherungsprozeß. Mitteil, der naturf. Ge-
sellschaft in Zürich 1849. No. 36. S. 362—374.
Der Knorpel und seine Verknöcherung. Müllers Archiv
1849. S. 292—358.
Über den Bau rachitischer Knochen. Müllers Archiv 1849.
S. 358—364.
1853. Osteophyt, Osteoporose, Osteomalacie und Rachitis. Henle
und Pfeufers Zeitschr. f. rat. Med. N. F. III. S. 143—161.
Der innere Callus, seine Entstehung und Bedeutung.
Henle und Pfeufers Zeitschr. f. rat. Med. N. F. III. S. 189
bis 197. Dissertation von Hilty.
1855. Einige Worte über die Bedeutung der pathologischen
Veränderungen im Gelenkkuorpel. Henle und Pfeufers
Zeitschr. für rat. Med. N. F. VI. S. 126—143. Dissertation
von Nüscheler. — Malum coxae ist nicht Erweichung,
sondern Schliff nach Verlust des Gelenkknorpels.
Ein Wort über atrophia concentrica ossium. Heule und
Pfeufers Zeitschr. für rat. Med. N. F. VI. S. 143—150.
Zur Kenntnis der Periostitis infantum (Rachitis). Henle
und Pfeufers Zeitschr. für rat. Med. N. F. VI. S. 150—152.
1882. Zur genaueren Kenntnis der substantia spongiosa der
Knochen. Beiträge zur Biologie. Festgabe für Th. v.
Bischoff von seineu Schülern. Stuttgart, Cotta 1882.
1882. Das schwammige Knochengewebe. Biologisches Ceutral-
blatt von Rosenthal. Bd. II, 1882. S. 24—27.
b. M i ß g e s t a 1 1 u n g e n und Dislokationen.
1850. Versuche über die Verrenkungen des Hüftgelenkes und
deren Einrichtung. Henle und Pfeufers Zeitschr. für rat.
Med. IX, 1850. S. 269—288.
— CVIII —
1853. Die Mißgestaltungeu des Kuoclieiigerüstes durch Rachitis
und Osteomalacie. Henle und Pfeufers Zeitschr. fiir rat.
Med. N. F. III. S. 161 — 188. Wirbelsäure, Becken,
Schädelgrund.
1854. Über den Mechanismus der Vorderarmluxatiou nach hinten.
Henle u. Pfeufers Zeitschr. für rat. Med. N. F. V. S. 235
bis 245. Dissertation v. Fisch.
1855. Über angeborene Wirbelsäuleukrümmungen. Henle und
Pfeufers Zeitschr. für rat. Med. N. F. VI. S. 152—177.
1866. Die Mechanik der Skoliose. Virchows Archiv. Bd. 35.
S. 225—253.
Zur Lehre von der Skoliose. Virchows Archiv. Bd. 36.
S. 144—145.
Über die gewaltsame Streckung von Kontrakturen, ins-
besondere des Kniegelenkes. Langeubecks Archiv für
Chirurgie 1866. S. 169—176.
1882, Versuche und Studien über die Luxationen der Patella.
Langenbecks Archiv für Chirurgie. Bd. 28. Heft 2.
1884. Die Kontroversen in der Plattfußfrage. Deutsche Zeit-
schrift für Chirurgie. Bd. 21. S. 217-238.
1887. Zur Lehre von der Spondylolisthesis. Archiv für Gynä-
kologie. Bd. 21. S. 1—16.
c. Mechanik.
Beiträge zur Mechanik des menschlichen Knochengerüstes
in Müllers Archiv, bez. dessen Fortsetzungen durch Reichert
und Dubois und His u. Braune :
1. Das aufrechte Stehen. S. 9 — 44.
Das aufrechte Gehen. S. 365—396.
3. Die Mechanik des Kniegelenkes. S. 497—547.
Die Individualitäten des aufrechten Ganges. S. 548-573.
Horner, über die normale Krümmung der Wirbelsäure
mit einer Nachschrift von H. M. S. 478—511.
6. Die Beckeuneigung. S. 137 — 178.
Das Kiefergelenk. S. 719—731.
Das Ellenbogengelenk. S. 464—480.
Das Handgelenk. S. 657 — 669. Nachtrag: Einige Worte
über Beugung, Streckung.] Supination und Pronation,
S. 670—676.
1853.
1.
1853.
2,
1853.
3,
1853.
4.
1854.
5,
1861.
6,
1865.
7,
1866.
8.
1866.
9
— CIX —
1867. 10. Die Architektur der Spongiosa. S. 615—628.
1869. 11. Über die Kniebeugung in dem abstoßenden Beine und
über die Pendelung des schwingenden Beines im ge-
wöhnlichen (^ange. S. 1 — 29.
1878. 12. Der Mechanismus der Symphysis sacro-iliaca. S. 1 — 19.
1880. 13. Der Mechanismus der Kniescheibe. S. 280—296.
1885. 14. Der Mechanismus der Kippen mit besonderer Rücksicht
auf die Frage von den Interkostalmuskeln. S. 253 — 278.
1890. 15. Das Sitzen mit gekreuzten Beinen und dessen mög-
liche B'olgen. S. 204—208. (NB. Seitenzahlen des betr.
Jahrganges des Archivs.)
1858. Über die Beckenneigung. Vierteljahrschr. d. uaturf. Ges.
in Zürich. Jahrg. III, 1858. S. 405-407.
1866. Die Mechanik des Sitzens mit besonderer Rücksicht auf
die Schulbankfrage. Virchows Archiv. Bd. 38. S. 15—30.
1867. Über die Haltung der Lendenwirbelsäule. Virchows Archiv.
Bd. 43. S. 145—162.
1877. Zur Schulbankfrage. Brief au Dr. Heinemaun-Selenka.
Allgemeime Schulzeitung (Jena) 1877. No. 21.
1877. Nachtrag zu v. Wagners Aufsatz „Über die Bewegung
der vierfüßigen Tiere." His und Braunes Archiv 1877.
S. 433—438. (v. Wagners Aufsatz ibid. S. 424—433.)
1884. Über die Drehung des Unterarmes. Deutsche Zeitschr.
f. Chirurgie. Bd. 20. S. 314—322.
1890. Die „militärische" Haltung. His und Braunes Archiv 1890.
S. 204—208.
1891. Das menschliche Knochengerüst verglichen mit demjenigen
der Vierfüßler. His und Braunes Archiv 1891. S. 292—310.
d. Optisches.
1841. Beitrag zur methodischen Heilung der Kurzsichtigkeit.
Med. Korrespondenzblatt des Württemberg, ärztlichen Ver-
eins. 17. Mai 1841. S. 111. Übung der Akkomodation
durch allmählich schwächere Brillen, gegründet auf per-
. sönliche Erfahrung.
1842. Über einige Täuschungen in der Entfernung und Größe
der Gesichtsobjekte. Roser und Wunderlichs Archiv für
physiol. Heilkunde I. S. 316 — 326. (Entdeckung des
Tapeteuphänomens.)
— ex —
1846. Über den Sanson' sehen Versuch. Henle und Pfeufers
Zeitschr. für rat. Med. V. S. 257—261.
Diplopia monophtliahnica. Henle und Pfeufers Zeitschr.
f. rat. Med. V. S. 368—388.
Über den Einfluß der Augenmuskeln auf die Akkomo-
dation des Auges. Henle und Pfeufers Zeitschr. f. rat.
Med. V. S. 388—394.
1848. Über Apparate zur Beobachtung der Diplopia monoph-
thalmica. Mitteil, der naturf. Ges. in Ziirich. Xo. 21.
1852. Über die Schätzung der Größe und der Entfernung aus
der Konvergenz der Augenaxen. Poggendorffs Annalen.
Bd. 85. S. 198—207. Versuche zur Theorie des „Tapeten-
phäuomens."
Zur Lehre von der Synergie der Augenmuskeln. Poggen-
dorffs Annalen. Bd. 85. S. 207—209. Gegenseitige Hem-
mung der m. recti ext. in symmetr: Thätigkeit.
1855. Über den Einfluß der Aufmerksamkeit auf die Bildung
des Gesichtsfeldes überhaupt und des gemeinschaftlichen
Gesichtsfeldes beider Augen im Besonderen. Gräfes Archiv
für Ophtalmologie. Bd. II, Abt. IL S. 77 — 92. Das
gemeinschaftliche Gesichtsfeld wird mosaikartig aus den
auffallendsten Teilen jedes einzelnen Gesichtsfeldes zu-
sammengesetzt.
Beitrag zur Lehre von der Schätzung der Entfernung aus
der Konvergenz der Augenaxen. Gräfes Archiv für Ophtal-
mologie. Bd. II, Abt. IL S. 92 — 94. Der gegenseitige
Tiefenabstand einer Anzahl paralleler Fäden kann nicht
geschätzt werden, wenn die Fäden horizontal liegen, weil
sie dann nicht fixiert werden können. Lehrreicher Versuch.
e. Pathologische und toxikologische Versuche.
1843. Die Vergiftung durch Blausäure nach neuen Versuchen.
Roser und Wunderlichs Archiv für physiol. Heilkunde II,
1843. S. 248—265, Blausäure ist Herzgift.
1844. Über mechanische Stase. Roser und Wunderlichs Archiv
für physiol. Heilkunde III, 1844. S. 114—128.
1846. Über die Natur des durch Strychnin erzeugten Tetanus.
Henle und Pfeufers Zeitschr. f. rat. Med. V, 1846. S. 257
bis 261. Strychnin-Tetanus ist Reflexerscheinung.
— CXI —
1847. Versuche über den Übergang fester Stoffe von Darm und
Haut aus in die Säftemasse des Körpers. Heule u. Pfeufers
Zeitsclir. f. rat. Med. 1851. N. F. I. S. 406 — 414. Disser-
tation von Eberhard.
1859. Über den Einfluß der Nerven auf die B'arbe des Venen-
blutes. Reichert und Dubois' Archiv 1859. S. 406—411.
1866. Über das neue von Herrn Dr. Jagor aus Malacca mit-
gebrachte Gift (Gita — Kayas.) Reichert und Dubois'
Archiv 1866. S. 284—285.
L Pathologika und Mißbildungen.
1851. Über Abortus in frühen Perioden der Schwangerschaft.
Heule u.PfeufersZeitschr. f. rat.Med.X, 1851. S. 228— 831.
Fett und Haare enthaltende Cyste unter der Haut. Heule
und Pfeufers Zeitsclir. f. rat. Med. N. F. I, 1851. S. 77—79.
Beiträge zur Lehre von den pathologischen Verknöche-
rungen. Heule und Pfeufers Zeitschr. f. rat. Med. N. F. I,
1851. S. 80— 92. Ein Fall von verkalkteu quergestreiften
Muskelfasern und Anderes.
1853. Über krebsige Phlebitis. Henle und Pfeufers Zeitschr. f.
rat. Med. N. F. III. S. 136—142. Phlebitis als Vermittler
von Krebsmetastasen.
1854. Beitrag zur Lehre von der Hypertrophie der Muskeln.
Henle und Pfeufers Zeitschr. f. rat. Med. N. F. IV. S. 256
bis 259. Aus Dissertation von Hepp.
1857. Ein Fall von Hermaphroditismus lateralis. Virchows Ar-
chiv, Bd. XI (N. F. I.) S. 420—427.
Über Schädelmißbildungen. Monatsschrift des wissenschaft-
lichen Vereines in Zürich. Jahrg. II. 1857. S. 310 — 312.
Über die Transposition der aus dem Herzen hervor-
tretenden großen Arterienstämme. Virchows Archiv. Bd.
XII (N. F. IL) S. 364—385.
Über angeborene Enge und Verschluß der Lungenarterien-
bahn. Virchows Archiv. Bd. XII (N. F. IL) S. 497—538.
1858. Zur Anatomie der Taubstummheit. Virchows Archiv XIV.
(N. F. IV). S. 551—552.
Über angeborene blasige Mißbildung der Lungen nebst
einigen Bemerkungen über Cyanose aus Lungenleiden.
Virchows Archiv XVI. (N. F. IL) S. 78—94.
— CXII —
1801. Einige Fälle interessanter Heilung von Scliädelverletzungen.
Laugenbecks Archiv für Chirurgie II. S. 85 — 101.
Verkalkte Lipome. Virchows Archiv. Bd. 32. S. 395—398.
g. A n a 1 0 111 i s c h - p h y s i 0 1 () g- i s (• h e Technik.
1847. Über Wachsmodelle zur Embryologie. Mitteil, der naturf.
Ges. in Zürich 1847 No. 4. S. 49 — 52. Herstellung sche-
matischer Modelle zur Embryologie für die anatomische
Sammlung in Zürich.
1857. Zwei neue Lupenträger. Moleschott's Untersuchungen III.
S. 230—232.
1861. Über farbige Kreiden für den anatom. Unterricht. Reichert
und Dubois' Archiv 1864. S. 678—681. Anweisung zur
Anfertigung von farbigen Kreiden durch Gips als Binde-
mittel der Farbstoffe.
1881. iVIodifizierte Form der Kleisterinjektion. His und Braunes
Archiv 1882. S. 60—61. Für den Präpariersaal.
1883. Weitere Mitteilung über die Kleisterinjektion. His und
Braunes Archiv 1882. S. 277—278.
1890. Die Bestimmuugsmethoden der Gelenkkurven. His und
Braunes Archiv 1890. Supplementband S. 52 — 61,
h. Referierendes.
1843. Glissou's Irritabilitäts- und Sensibilitätslehre. Häser's
Archiv für die gesamte Med. V. S. 1 — 17, Historisch
höchst interessante Parallele der heutigen Nervenphy-
siologie.
1844. Das Bildungsgesetz des Embryo in seiner geschichtl. Ent-
■\vickelung dargestellt. Archiv f. physiol. Heilk. I. S. 33—68.
Über die Wissenschaft. Stellung der Phrenologie zur Phy-
siologie. Fichte's Zeitschrift für Philosophie und speku-
lative Theologie. Bd. XII. 2. 1844. S. 279—294.
1845. Ergebnisse der neuesten Forschungen über die Bildungs-
weise der Corpora lutea und deren Verhältnis zur Men-
struation und Empfängnis. Oesterlen's Jahrbücher f.
prakt. Heilk. 1845. S. 21.3—221.
1883. Stellung und Aufgabe der Anatomie in der Gegenwart,
Biolog. Centralblatt v. Rosenthal III 1883. S, 353—366.
— CXIII —
Anhang.
Dissertationen, welche nicht in Zeitsclniften eingeschickt wurden, oder um-
gearbeitet als Aufsätze in solchen erschienen.
1847. Über das Gebären nach dem Tode. Joli. Jakob Streliler.
1849. Über den Begriff der Regeneration. Arnold Studer.
Über den Heilungsprozeß nach Resektion der Knochen.
Werner Steinliu.
1852. Über das häufige Vorkommen kleinerer Ausdehnungen
der Arterien. Kaspar Nägeli.
1853. Periostitis purulenta acutissima. Friedrich Kuschke.
Über Prädisposition zu Hernien. Friedr. Karl August Zinn.
1854. Zwei Rückbildungsformen des Carcinoms. Wilhelm Meyer.
1884. Studien über die Funktion des fibrösen Gewebes. Louis
Thürler.
B. Populäre Arl)eiteii.
I. Selbständige Schriften.
1844. Die Phrenologie vom wissenschaftlichen Standpunkte aus
beleuchtet. Tübingen, Laupp.
1857, Die neuere Gymnastik und deren therapeutische Bedeu-
tung. Zürich, Meyer und Zeller. Sonderabdruck aus
Monatsschrift des wissenschaftlichen Vereins in Zürich.
Jahrg. II 1857. S. 278—309.
1858. Die menschliche Hand. Zürich, Meyer und Zeller. Sonder-
abdruck aus Monatsschrift des wissenschaftlichen Vereins
in Zürich. Jhrg. III 1858. S. 185-216. Die richtige
Gestalt der Schuhe. Zürich, Meyer und Zeller.
1874, Die richtige Gestalt des menschlichen Körpers in ihrer
Erhaltung U.Ausbildung. Stuttgart, Meyer u. Zeller. (Vogel).
Über die Bedeutung des Nervensystems. Stuttgart, Meyer
und Zeller (Vogel).
1877. Der Mensch als lebendiger Organismus. Stuttgart, Meyer
und Zeller (Vogel).
Kleiner anatomischer Atlas. Gesammelte Holzstiche aus
Obigem nebst Erklärung.
1879. DasHerz. Einpopulärer Vortrag. Zürich, Cäsar Schmidt 1880.
In der Sammlung populärer Vorträge von Virchow und
Holtzendorff bezw, Wattenbach :
8
— CXIY —
1866. No. 7. Über Smnestäuschiingen.
1868. No. 59. Die Entstellung unserer Bewegungen.
1871. No. 128. Stimm- und Spraclibildung. II Aufl. 1881.
1880. No. 837. William Harwey, der Reformator der Physiologie.
1882. No. 402. Das Sehen und der Blick.
1884. No. 448. Die Bedeutung des Athmungsprozesses für das
Leben des tierischen Organismus.
1890. N. F. No. 95. Die Ortsbewegung der Tiere.
1891. N. F. No. 133. Die tierische Eigenwärme und deren
Erhaltung.
II. Zerstreute Aufsätze.
1857. Die neuere Gymnastik und deren therapeutische Bedeu-
tung. Monatsschrift des wiss. Vereins in Zürich II. 1857.
S. 278—309.
1850. Die menschliche Hand. Monatsschr. d. wiss. Vereins in
Zürich III 1858. S. 185—216.
1881. Mechanik des menschlichen Ganges. Biolog. Centralblatt
von Eosenthai I 1881. S. 401, 408, 431-437.
1889. Das Nervensystem und seine Beziehungen zu den Seelen-
tätigkeiten. Deutsche Revue. — Redaktor : Richard
Fleischer. Verlag von E. Trewendt Breslau. 1889 August-
heft S. 152—173.
Zerstreute Aufsätze.
Den Schuh betreffend.
1857. Procrustes ante portas! — Ein kulturgeschichtliches Zeit-
bild. Monatsschrift des wiss. Vereins in Zürich II, 1857.
S. 62 — 72. Gegen Korset und Modeschuhe. Erste An-
regung zur Diskussion über die Gestalt der Schuhe.
1875. Der richtige Schuh. Züricher Blätter über Gesundheits-
pflege 1875. S. 97—99 u. 106—107.
1883. Zur Schuhfrage. Zeitschrift für Hygiene Bd. Ilf . S. 487—507.
In Günthers deutscher Schuhmacherzeitung, Berlin.
1880. Zur Verständigung. 1880. No. 18—29 April.
1881. Der chinesische Frauenschuh. 1881. No. 8. — 24. Febr.
Der Ferseuteil der inneren (oberen) Sohlenfläche. 1881.
No. 9. — 3. März. Saum cuique. — Prioritätsreklamatiou
gegen Bock. 1881. No. 17. — 7. Juli.
— cxv —
1882. Rationelle Bescliulmng der Kinderfüße. 1882. No. 18u. 19.
— 4. Mai und 11. Mai.
1885. Über iiaturoemäße Fußbekleidimg. 1885. No. 51, 52, 53.
— 1886. No. 1. — 17. Dez. — 7. Jan.
Allhang. Zeituug-sarlikel.
1878. Der russische Ukas gegen das Frauenstudiiim in Zürich.
Augsburger allgemeine Zeitung 1873. No. 175. 24. Juni.
1875. Über das Studium der Medizin und dessen Lehrkräfte.
Augsburger allgemeine Zeitung 1875. No. 110. 20. April.
1879. Die Zulassung zum medizinischen Studium. Neue Frank-
furter Presse 1879. No. 75 u. 77. — 17. u. 19. März.
1887. Die Vorgeschichte der Einführung des elektrischen Tele-
graphen in England. Müncheuer (vorm. Augsburger) allgem.
Zeitung 1887. No. 222. — 12. Aug.
1890. Die Frauen und der ärztliche Beruf. Gartenlaube 1890.
No. 40. S. 674—675.
C. Weigert.
Professor Dr. Carl Friedrieh Noll f-
Von einem herben Schmerze ergriffen wurden die Mitglieder
unserer Gesellschaft sowie die weitesten Kreise unserer Vater-
stadt, als sich am Samstag den 14. Januar die Trauerkunde
von dem Heimgange des treuen Freundes, des lieben Kollegen,
des hochverehrten Lehrers und des unermüdlichen Forschers
Carl Friedrich Noll verbreitete. Ein für das Gute und
Schöne allezeit entflammtes Herz hatte aufgehört zu schlagen.
Unersetzlicli bleibt der Verlust für diejenigen, welche ihm näher
standen und die das Glück genossen, einen Blick in die Tiefen
seines reinen Herzens zu werfen. Es war kein Makel an ihm.
Mit kindlicher Freundlichkeit erschloß er sich denen, die mit
ihm verkehrten, und erwärmte sie durch sein biederes, liebens-
würdiges Wesen wie durch die reichen, anregenden Gaben seines
Geistes. Dadurch aber auch gestaltete sich sein Leihen schön
und freudenvoll; von allen Seiten brachte man ihm Verehrung
und Liebe entgegen.
8*
— CXVI —
Friedrich Carl Noll wurde in dem benachbarten Nieder-
rad am 22. September 1832 als Sohn des dortigen Oberlehrers
Joh. Friedrich Noll geboren. Er besuchte zuerst die Schule
seines Vaters, dann das hiesige Gymnasium. Die täglichen (jänge
von Niederrad hieiher zur Schule und wieder zurück bei jeder
Witterung und zu jeder Jahreszeit stählten seinen Körper und
befriedigten seinen Beobachtungstrieb. Mit offenem Auge und
Ohr wanderte er durch den Wald oder den Main entlang und
erwarb sich so schon frühe einen Einblick in das Leben und
Weben der Natur.
Von 1849 — 1851 war er auf dem Lehrerseminar zu Nür-
tingen in Württemberg, das damals unter der Leitung Eisenlohrs
stand und in der Regel von Frankfurtern, die sich dem Lehrfache
widmeten, besucht wurde. Nach Beendigung der Seminarzeit
legte er in Frankfurt seine Lehrerprüfung ab und wurde darauf-
hin am 4. Mai 1854 als Hilfslehrer der Schule seines Vaters
zugewiesen. In diesem Jahre erschien seine Erstlingsarbeit:
„Das Leben der Natur im Winter. In Briefen an einen zehn-
jährigen Knaben." Der Knabe, an den diese Briefe gerichtet
waren, ist heute ein gereifter Mann, und er bewahrt das von
Nolls eigener Hand schön geschriebene und gezeichnete Heft
als ein teures Andenken an seinen einstigen Lehrer. Die Lektüre
der in den Briefen in knapper, klarer und anmutiger Form dar-
gestellten Beobachtungen und Betrachtungen gewährt selbst dem
Erwachsenen Vergnügen, und das Verschwinden des Büchleins
aus dem Buchhandel ist deshalb zu bedauern.
1857, den 15. April, wurde Noll mit Eröffnung der neu-
begründeten höheren Bürgerschule (jetzigen Bethmannschule) als
Hilfslehrer an diese versetzt und am 9. Oktober 1860 definitiv
zum Lehrer an den ev.-protest. Bürgerschulen Frankfurts er-
nannt. Die Wiederauflösung der höheren Bürgerschule erfolgte
1877, und hierauf trat er auf AVunsch des Direktors Dr. T.
Mommsen als Lehrer der Naturgeschichte in das Kollegium des
städtischen Gjnnnasiums ein, woselbst er bis an sein Lebens-
ende in der segensreichsten Weise wirkte.
Noll war geradezu das Ideal eines Lehrers: liebenswürdig,
schlicht und bescheiden und von gewinnender äußerer Erschei-
nung, klar im Denken und in der Ausdrucksweise, begabt mit
einem hellen, durch Übung geschärften Auge und gewandt in der
— CXVII —
Kunst, (las Gesehene bildlich darzustellen; dabei besaß er eine
große Liebe zur Jug-end und ein ausgesprochenes Bedürfnis,
Anderen aus dem reichen Schatze seines Wissens mitzuteilen.
Es war ein Hochgenuß ihn zu hören, wenn er, die schwellenden
Knospen in der Hand, seinen Schülern den erwachenden Frühling
erklärte. Welches Tier und welche Pflanze in der Natur zur
Behandlung gelaugte, immer war sein Augenmerk auf das leben-
dige ganze Wesen gerichtet, und der Teil wurde in seiner An-
passung an das Leben des Ganzen betrachtet. So kam auch
Leben in den Unterricht. Die schlummernden Triebe der Schüler
wurden wachgerufen ; sie machten ungeahnte Entdeckungen an
einem Naturkörper, den sie hundertmal schon gesehen, und
wurden auf diese Weise für Naturbeobachtuug augeregt und
gewonnen. „Es ist bezeichnend," sagte Direktor Reinhardt bei
Gelegenheit der Trauerfeier im Gymnasium, „für die Macht
dieser Einwirkung, daß fast die meisten Schüler des Gymnasiums
in den unteren Klassen den Entschluß faßten, einmal Natur-
geschichte zu studieren."
Die naturwissenschaftliche Lehrzeit NoUs begreift die
fünfziger und den Anfang der sechziger Jahre in sich, und seine
spätere Meisterschaft zeigt, mit welchem redlichen Fleiße er
dem Studium obgelegen hat. Seine Lelirer an dem Sencken-
bergianum waren Lucae, Mettenheimer, Weinland, Fresenius
und Volger. Auch die Vorlesungen von R. Boettger im Physi-
kalischen Verein besuchte er und arbeitete im chemischen
Laboratorium von Julius Loewe.
Lii Juli 1865 legte er vor der naturwissenschaftlichen
Fakultät der Universität Tübingen die schriftliche und mündliche
Prüfung der beschreibenden Naturwissenschaften ab und wurde
mit dem Zeugnisse „post beue comprobatam ernditionem" zum
Doktor der Naturwissenschaften ernannt. Er hatte damit und
durch wiederholte Vorträge in den wissenschaftlichen Sitzungen
gezeigt, daß der einstige Schüler des Senckenbergianums zum
gewiegten und vielversprechenden Gelehrten herangereift war,
und nunmehr entwickelte er eine immer fruchtbringendere Thätig-
keit in dieser Gesellschaft. Die Direktion der Senckenbergischen
Gesellschaft übertrug ihm im Herbste 1865 die Vorlesungen
über die Naturgeschichte der wirbellosen Tiere, die er in ab-
wechselnden Jahreskursen bis 1878 fortsetzte. Durch seine
— CXVIII —
schlichte, auch bei deu verwickeltsten Fragen klare imd ver-
ständliche Vortragsweise hatte er sich stets eines großen Zu-
hörerkreises, besonders von Lehrern, zu erfreuen, und es ist
zweifellos, daß der anerkannt gute uaturgeschichtliche Unterricht
in deu hiesigen Schulen zum Teil auf ihn zurückzuführen ist
und daß mancher bedeutende Forscher bei ihm seine erste An-
regung gefunden hat.
Als im Herbste 1878 der Nachmittagsunterricht im Gym-
nasium wieder eingeführt wurde, legte er seine Vorlesungen
nieder; es war ihm zu anstrengend geworden, zweimal in der
Woche bald nach der Schulzeit noch einen wissenschaftlichen
Vortrag zu halten. Seine Zeit war überdies vielfach in An-
spruch genommen, und es ist zu verwundern, daß er ohne
Schädigung der Gesundheit allen an ihn herantretenden Forde-
rungen zu genügen imstande war. Neben der Schule und der
Lehrthätigkeit am Senckenbergianum hatte er die Redaktion
der Zeitschrift „Zoologischer Garten" zu besorgen; sie lag von
Neujahr 1868 bis Ende Dezember 1892, also volle 26 Jahre,
in seinen Händen. Für diese Zeitschrift, die eine Fundgrube
prächtiger zoologischer Beobachtungen ist, lieferte er die
meisten Litteraturberichte und außerdem eine große Anzahl
feiner Beobachtungen und Untersuchungen neben reizenden
Schilderungen.
Zehn Jahre war Noll Mitglied der k. Kommission für
Prüfung der Leliramtskandidatinnen in Frankfurt a. M., bis
zum Übergang dieser Prüfungen, 1877, an die Elisabethenschule,
Im Juni 1888 wnrde er durch Magistratsdekret zum Mitgliede
des städtischen Gesundheitsrates und im Februar 1884 durch
Reskript der k. Regierung in Wiesbaden zum Sachverständigen
behufs Untersuchung der Gartenbauanlagen u. s. w,, beim Ver-
sand von Pflanzen u. s. w. ernannt. In das Jahr 1883 fällt auch
seine Ernennung zum Professor, nachdem er 1880 zum Ober-
lehrer befördert worden war. ^Mehrere Jahre war er bei der
Lehrerversammlung Obmann der Sektion für Mathematik und
Naturwissenschaften, und seine Mitteilungen an den Fachabendeu,
mochten sie über ]\Iethodik, über eine Beobachtung, ein neues
Präparat oder über eine geschickt auf der Tafel entworfenen
Zeichnung handeln, trugen immer das Gepräge des Ursi)rünglichen
und hoher Begabung. Eine angenehme Zerstreuung bot ihm der
I
— CXIX —
Verein für llatllr^Yissel]Schaftliche Unterhaltung, wo alhvüchentlicli
einmal eine größere Zahl von Freunden und Bekannten aus den
verschiedensten Berufskreisen sich nach der Tagesarbeit ge-
mütlich zu versammeln pflegt, um gegenseitig die Erfahrungen
der letzten Tage auszutauschen oder in zweifelhaften Fällen sich
bei einem anwesenden Fachmanne Rats zu holen. Noll gehörte als
eines der anregendsten Mitglieder seit 1860 diesem Vereine an.
Es ist einleuchtend, daij die Senckenbergische natur-
forschende Gesellschaft einen Mann von so hohem wissenschaft-
lichen Verdienste, so biederem Charakter und feinem Takte
immer enger an sich zu fesseln suchte, und sie wählte ihn da-
her fünfmal in die Direktion, zweimal als Sekretär, zweimal
als zweiten Direktor, zuletzt als ersten Direktor, und sein iVmt
endete an dem Tage, an dem die Krankheit begann, die ihn
vierzehn Tage später von hinnen rief. Auch in diesen Ämtern,
die neben naturwissenschaftlichen Kenntnissen Geschick für Ver-
waltungsangelegenheiten erfordern, wußte sein gerader Verstand
stets das Richtige zu treffen.
Viel Arbeit verursachte ihm die Herausgabe von Schillings
Naturgeschichtsbüchern, zu denen er ergänzend die Naturge-
schichte des Menschen hinzufügte. Diese Schulbücher haben
unter ihm trotz des zunehmenden Wettbewerbes den Kreis ihrer
Freunde bedeutend erweitert.
Seine B'erien verbrachte Noll meistens an den Ufern des
Rheins in St. Goar, das ihm zur zweiten Heimat geworden
war und wohin neben Familienbanden ihn die Schönheit der
Gegend zog. Aber die Muße war ihm nur Erholung, wenn sie
zugleich Bereicherung seiner Kenntnisse brachte, und wir sehen,
daß er in der That die Tage seines Aufenthaltes am Rhein
nicht im süßen Nichtsthun verschlenderte. Hier, im Gebiete
zwischen Bingen und Koblenz, ist eine große Anzahl seiner
Studien erwachsen. Von weiteren Ferienreisen, die er unter-
nahm, seien die nach Süd-Deutschland, nach der Schweiz, Tirol,
Holland, nach Paris, Berlin, Hamburg, Helgoland und der Insel
Rügen erwähnt. Alle trugen dazu bei, seinen Gesichtskreis
zu erweitern. Im Jahre 1871 begab er sich im Auftrage der
Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft über England
nach Süd-Spanien, West-]\Iarokko und den kanarischen Inseln,
woselbst er den Pik von Teneriffa bestieg, und im Jahre 1884,
— CXX —
ebenfalls im Auftrage der Seuckenbergisclien Gesellschaft, an
die uürwegisclie Küste. Von allen diesen Reisen kehrte er
reich an Erlebnissen, an neuen Eindrücken und an wertvoller
Ausbeute zurück und berichtete begeistert und begeisternd von
den fernen Gegenden. Seine Seefestigkeit selbst bei stürmischem
Wetter und seine persönliche Anteilnahme bei dem Dredgen trugen
wesentlich zu den Erfolgen bei. Als bedeutendste wissen-
schaftliche Ergebnisse dieser Eeisen möchte ich für die Kanareu
die in Verbindung mit Grenacher veröffentlichten „Beiträge zur
Anatomie und Systematik der Rhizostomeen. Mit 8 Tafeln"
bezeichnen und für die norwegische Reise die „Beiträge zur
Naturgeschichte der Kieselschwämme. Mit 3 Tafeln."
Schließlich sei erwähnt, daß ihm zu Ehren benannt wurden :
1) OlifjoIopJms Nolli von Dr. Karl Koch. Eine Opilionide,
die Noll zuerst bei Frankfurt sammelte. 15. u. 16. Bericht
des Offenbacher Ver. f. Naturk. 1876.
2) Tropidosaura algira var. Nolli von J. v. Fischer. Zoolog.
Garten 1887.
Gewidmet sind ihm :
1) Heinrich Reichenbach. Üie Embr3^oualanlage
und erste Entwich ein ng des Flußkrebses. In-
augural-Dissertation, Leipzig. W. Engelmanu, 1877.
2) Joh. V. F'ischer. Das Terrarium, seine Bepflan-
zung und Bevölkerung. Frankfurt a. M., Mahlau &
Waldschmidt, 1884.
Ein harmonisch gestaltetes, schönes Leben, reich an Arbeit,
aber auch reich an geerntetem Lohn liegt vor uns. Die elter-
lichen Verhältnisse hatten dem Heimgegangenen nicht gestattet,
die geebnete wissenschaftliche Laufbahn zu wandeln. Die
Hindernisse aber gereichten ihm zum Segen, indem er, um
vorwärts zu kommen, schon frühzeitig seine ganze Kraft zu
erproben hatte. Fnd er arbeitete unablässig an sich, um auf
jedem Posten, wohin er gestellt ward, den höchsten Anforderungen
zu genügen. Die Arbeit überhaupt, namentlich soweit sie die
Schule und seine Studien betraf, war ihm zum Lebensbedürfnis
geworden. Sie erhielt ihn frisch bis an sein Ende. Dazu kam
allerdings sein schönes Familienleben. Seine Frau, mit der er
in mehr als dreißigjähriger glücklicher Ehe verbunden lebte,
\
— CXXI —
war ihm allezeit eine treue Gefährtiu , eine selbstlose Be-
raterin und Stütze bei allen seinen Unternehmungen. Mit Stolz
sah er auf drei wackere Söhne, die ganz im Geiste ihres Vaters
leben und streben. Eine liebevolle Schwiegertochter und ein
liebliches Enkelkind vervollständigten das reizende Familienltild.
Diesem schönen Familienkreise, seinen vielen Freunden und
seinen Schülern, ja unserer ganzen Stadt ist er in der Vollkraft
seines Schaffens entrissen worden.
An der Bahre, um welche sich bei der Trauerfeierlichkeit
im Sterbehause die Familienangehörigen, die Freunde, Kollegen
und Mitglieder der Gesellschaften, denen der Entschlafene an-
gehörte, versammelt hatten, hielt Herr Konsistorialrat Pfarrer
Dr. Ehlers eine tiefempfundene Leichenrede ; dann widmete Herr
Direktor Reinhardt dem verstorbenen Kollegen warme Worte
der Erinnerung. Der Unterzeichnete legte einen Kranz an der
Bahre nieder und gedachte der hohen Verdienste des Ver-
blichenen um die Senckeubergische naturforschende Gesellschaft.
Ferner wurden Kränze niedergelegt von dem Verein für natur-
wissenschaftliche Unterhaltung durch Herrn Ingenieur Sattler
und von Herrn Direktor Dr. Haacke für die Neue Zoologische
Gesellschaft. Am nächsten Tage erfolgte die Überführung der
Leiche nach Heidelberg zur Feuerbestattung. Die Urne mit
der Asche des Heimgegangenen wurde in einem mit Moos be-
deckten und von Epheu umrankten einfachen Grauitblock auf
dem hiesigen Friedhofe beigesetzt. Eine frisch angepflanzte
Hemlocktanne wird später diese Ruhestätte beschatten.
Freunde, Kollegen und Schüler haben sich zusammengethan,
um als kleinen Zoll ihrer Dankbarkeit und Liebe für den Ver-
storbenen dessen Büste in Marmor anfertigen zu lassen. Sie
soll im großen Museumssaale der Senckenbergischen natur-
forschenden Gesellschaft, woselbst die Büsten anderer um ihre
Vaterstadt hochverdienten Männer Platz gefunden haben, auf-
gestellt werden. Möge ihr Anblick dazu beitragen, den Geist
des Freundes in der Gesellschaft lebendig zu erhalten !
Arbeiten Nolls, die zur Veröffeiitlicliung gelangten.
Das Leben der Natur im Winter. In Briefen an einen
zehnjährigen Knaben. Frankfurt a. M., Litterarische An-
stalt. 1854.
— CXXII —
Mehrere Aufsätze im „Prak tisclieu Scliulmanii" über
Kuospenbilduiig und dergl.
18 Beiträge zum deutschen Lesebuch von Paldamus.
Der Main in seinem unteren Lauf. Phj'sikalische und
uaturhistorische Verhältnisse dieses Fhisses. hiaugural-
Dissertation. Frankfurt a.M. 18ß6. (Bär'sche Buchhandlung.)
Diese Arbeit wurde 1880 in dem Katalog für die
Fischerei - Ausstellung des Unterfränkischen Fischerei-
Vereins zu Würzburg abgedruckt und mit einem Diplom
nebst der silbernen Medaille belohnt.
Zahlreiche Aufsätze in der Zeitschrift „Zoologischer
Garten," z.B. „Bitterling und Malermuschel."
Ausführlich citiert in Brehms Tierleben, 2. Aufl., 8. Bd.
S. 278 und in Vict. Fatios Faune des vertebres de la Suisse.
Vol. IV. Poissons. Geneve et Bäle 1882. S. 320.
— „Flußaquarien" (1870). Die hier aufgestellten zwei
neuen Formen von Spongilla (Sp. Liebcrldlhni und con-
tecta) sind in „W. Retzer, Die deutschen Süßwasser-
schwämme, Tübingen, L. F. Fues, 1883" aufgenommen
und nach den Präparaten des Autors abgebildet. Das
von demselben empfohlene Eau de Javelle erwies sich
als „vortrefflich". (S. 13).
— „Die Würfelnatter im Rhein." Vergl. Brehm Bd. 7,
Fatio Vol. III.
— Mein Seewasser-Zimmera([uariuni" u. a. m.
R e i s e s k i z z e u : Von Lissabon nach der Küste ]\I a -
rokkos und den Kanaren. Westermanns Illustrirte
Monatshefte. 1873.
Die Vegetation des Thals von Orotava. Programm
der höheren Bürgerschule. Frankfurt a. M. 1872.
Der Pik von Teneriffa und die Canadas. Schilderung
des organischen Lebens in dieser Region. Jahresbericht
des Vereins für Geographie und Statistik zu Frank-
furt a. M. 1872.
Mitteilung über seine Beteiligung an der ersten Reise
für die Rüppell-Stif tung. Bericht der Senckeub.
naturforsch. Gesellschaft. 1872.
Ein Besuch auf dem Moutserrat. Bericht der Senckeub.
naturforsch. Gesellschaft. 1872.
— CXXIII —
Zwei Abnormitäten an Cactusf riicli ten. Mit 2 Tafeln.
Daselbst 1872. Erwähnt in einer No. der Natnre, 1882,
von Ernst in Caracas.
Kochlorine liamata, ein bohrender Cirripede (nene (4attnng nud
Species). Daselbst 1873 nnd (ausführlich) in der Zeit-
schrift für wissenschaftliche Zoologie von Siebold und
Kölliker, Band 25. Mit 1 Tafel.
Grenadier und Noll: Beiträge zur Anatomie und Syste-
matik der Rhizo stomeen. Mit 8 Tafeln. Abhandl.
der Seuckenberg. naturf. Gesellschaft. 1876.
0. Hamann in „Die Mundorgane der Ehizostomeen und
ihre Anhangsorgane." Jenaische Zeitschrift für Natur-
wissenschaften XV., Jena 1881, spricht sich wiederholt
anerkennend über diese Arbeit aus.
Fritz Müller, der bekannte Zoolog, damals in Itajahy
jetzt in Blumenau, in Brasilien, schrieb Noll einen sehr
anerkennenden Brief über die Abhandlung.
Unsere Flußmuscheln (Na jaden). Ihre Entwicklung und
ihre Beziehungen zur übrigen Tierwelt. Jahresbericht
der Senckeuberg. naturf. Gesellschaft. 1870.
Die Erscheinungen des Parasitismus. Das. 1871.
Ein neuer Ringelwurm des Rheins (Phreortjctes Hey-
doli N.) in Troschels Archiv für Naturgeschichte. Mit
1 Tafel. 1874.
S. Schillings Grundriß der Naturgeschichte. I. Das
Thierr eich, neu bearbeitet. 12. Aufl. Breslau. F.Hirt
1875. — 1893 erschien die siebzehnte von Noll bear-
beitete Auflage.
Über die verschiedenen Arten der Fortpflanzung
im Tierreich. Vortrag, gehalten im Winter 1874—75
in dem Verein für Naturkunde zu Wiesbaden. Frank-
furt a. M. Mahlau & Waldschmidt.
Die Erscheinungen des sogenannten Instinkts.
Frankfurt a. M. Joh. Alt. 1876.
Einige dem Rheiuthale von Bingen bis Koblenz
eigentümliche Pflanzen und Tiere, mit Rück-
sicht auf ihre Verbreitung und die Art ihrer
Einwanderung. Jahresbericht d. Vereins f. Geographie
und Statistik zu E'rankfurt a. M. 1878.
- CXXIV —
Einige Bemerkungeu iiber den naturgeschiclitlichen
Unterricht am G y m n a s i u m . Programm des Gym-
nasiums zu Frankfurt a. M. 1878.
Prof. Dr. Emsmanu in Stettin bezeichnet diese Arbeit
in der „Gäa" als „die gediegenste Abhandhiiig unter
allen, die ihm als Referenten vorgelegen haben."
Schillings Grundriß der Naturgeschichte, HB. Das
Pflanzenreich nach dem natürlichen System
(neu bearbeitet in 13. Aufl.). Breslau, Hirt, 1880. — 1891
erschien die 15. von Noll bearbeitete Auflage.
Bericht über Zoologische Gärten, Terrarien und
A ({ u a r i e n. Zoologischer Jahresbericht der Zoologischen
Station zu Neapel. Herausgegeben von Prof. J. V. Carus
und Dr. Paul Mayer.
I. 1880, S. 41—50.
II. 1881, S. 59—64.
III. 1882, S. 46—56.
IV. 1883, S. 47—54.
Die Inseln in Bezug auf die Eigentümlichkeiten
ihres organischen Lebens. Jahresbericht des Ver-
eins für Geographie und Statistik zu Frankfurt a. M.
1878—1880.
Schillings kleine S c h u 1 n a t u r g e s c h i c h t e der drei
lieiche, 17. Bearbeitung (neu) Breslau, F. Hirt, 1881.
Ausgabe A. Mit dem Pflanzenreich nach dem Linue-
scheu System.
Ausgabe B. Das Pflanzenreich nach dem natürlichen
System.
Von der kleinen Schulnaturgeschichte wurden im Jahre
1881 20000 Exemplare abgesetzt. 1882 wurde ein
zweiter Stereotypabdruck hergestellt und zwar das 20.
bis 40. Tausend.
Micrococcus conchivorus. Zoologischer Garten, 1882, S. 157.
Zur Verbreitung von Kochlon'iie ^. Zoologischer Anzeiger,
VI. Jahrg. No. 147. 3. Septbr. 1883.
Der Hund als Feind des Menschen. Separatabdruck
aus den „Frankfurter Nachrichten." Mai 1883.
In den Frankfurter Nachrichten erschien von Noll eine
Anzahl kleinerer Aufsätze ohne Unterschrift des Namens.
~ cxxv —
Die Naturgeschichte des Menschen (Anthropologie)
nebst Hinweisen auf die Pflege der Gesundheit.
Breslau, F. Hirt 1884. Eine zweite, noch von Noll be-
sorgte Auflage erschien 1893.
Meine Reise nach Norwegen i m S o m m e r 188 4. Be-
richt der Senckenberg. naturf. Gesellschaft in Frank-
furt a. M. 1884—1885.
Zur Keimung der Phanerogamen. Frankfurter Schul-
zeitung 1885.
Spongüla glomerata N. Zoolog. Anzeiger 1886. No. 238.
Beiträge zur Naturgeschichte der Kieselschwämme
\. Besniacidon Bosei ^. mit Hinweisen auf CranieUa
carnosa Riipp. und Spongilla frmjilis Leyd. Abhaudl.
der Senckenberg. naturf. Gesellschaft, 1887. Mit 3
Tafeln.
Carl August Graf Böse, Dr. med. hon. c. Bericht der
Senckenberg. naturf. Gesellschaft 1887 — 1888.
Die Veränderungen in der V o g e 1 w e 1 1 im Laufe der
Zeit. Bericht der Senckenberg. naturf. Gesellschaft
1888—1889.
Die Ernährungsweise des Tnchosphaerium Sieboldi Sehn.
Zoologischer Anzeiger 1892. No. 393.
Die Entwicklung der Seuckenbergischen natur-
forschenden Gesellschaft seit ihrer Gründung.
Bericht der Senckenberg. naturf. Gesellschaft 1892.
Zwei Beiträge zur Geschichte des Rheinthaies bei
St. Goar. Mit 2 Tafeln. Bericht der Senckenb. naturf.
Gesellschaft 1892.
Oberlehrer J. Blum.
Dr. phil. Wilhelm Jäimicke f.
Kaum hat unsere Gesellschaft einen ihrer tüchtigsten
Männer zur Ruhe geleitet, als ein zweiter Verlust sie trifft : am
20. März d. J. starb nach kurzem Kranksein Dr. phil. Wilhelm
Jännicke.
Geboren am 4. März 1863 zu Frankfurt a. M., bezog der
Heimgegangene nach Absolvierung des Realgymnasiums zu Mainz
im Jahre 1880 die Universität Giessen, um sich dem Studium
— CXXVI —
der Natunvissenschaften zu widmen. Nach drei an dieser Uni-
versität und zwei in Berlin zug-ebracliten Semestern, ging er
nach Marburg, wo er im Jahre 1884 mit der Dissertation:
„Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Papilionaceae"
promovierte und im folgenden Jahr das Examen pro falcutate
docendi ablegte. Von Ostern 1886 ab war er ein Jahr lang
als Kandidat des höheren Lehramts an der Wöhlerschule dahier
thätig. an welcher er bis 1889 mit einiger Unterbrechung be-
schäftigt blieb. In der Zwischenzeit bekleidete er eine Haus-
lehrers teile und vertrat einen Kollegen am Philanthropin. Im
Oktober 1889 wurde er als Nachfolger Geyler's mit der Ab-
haltung der botanischen Vorlesungen am Dr. Senckenbergischen
medicinischen Institut betraut und nach dem Ableben Stricker's
im Jahre 1891 als zweiter Bibliothekar an den vereinigten
Bibliotheken im Senckenbergiauum augestellt. Seit Ostern 1892
las er auch wöchentlich einmal au der technischen Hochschule
zu Darmstadt, woselbst er sich als Dozent für Botanik habi-
litiert hatte.
Außer der obengenannten Dissertation veröffentlichte er
noch : „Die Sandflora von Mainz, ein Relict aus der Steppen-
zeit", und in Verbindung mit Oberlehrer Blum: „Botanischer
Führer durch die städtischen Anlagen in Frankfurt a. M."
Mehrere kleinere Arbeiten von ihm sind in verschiedenen Zeit-
schriften enthalten.
Jännicke entfaltete eine rege Thätigkeit sowohl in unserer
Gesellschaft als arbeitendes Mitglied und Sektionär, als auch
in anderen naturwissenschaftlichen Vereinen Frankfurts und
der Nachbarorte. Stets war er darauf bedacht, durch geeignete
Vorträge und Demonstrationen das Interesse für die Botanik
zu wecken und zu fördern, und die Zuhörer mit den neuesten
Entdeckungen bekannt zu machen. Wesentliche Verbesserungen
erfuhr unter seiner Leitung die Bibliothek, so daß ihre Frequenz
sich gegen früher erheblich steigerte.
Mit Vorliebe beschäftigte sich der Verstorbene mit Pflanzen-
geographie. Seine Arbeit über die Sandflora von Mainz fand
nicht nur die vollste Anerkennung seiner Fachgenossen, sondern
veranlaßte auch die Herausgeber eines größeren, in Vorbereitung
befindlichen, pflanzengeographischen Werkes über Deutschland
ihn zu ihrem Mitarbeiter zu berufen.
— CXXVII —
Mitten im Schaffen nnd Wirken wurde er seiner Familie,
seiner jungen Braut und zahlreichen Freunden entrissen, und
die wissenschaftliche V\'e\t verliert in ihm einen noch jungen,
aber zu den schönsten Hoffnungen berechtigenden Gelehrten.
Für die Verdienste, die er sich um unsere Gesellschaft
erworben hat, werden wir ihm stets ein ehrendes Andenken
bewahren! H. Alten.
Philipi) Theodor Passavaiit f.
Am 2. April 1893 starb im 89. Lebensjahre Herr Philipp
Theodor Passavant, ein treues und verdienstvolles Mitglied der
Senckenbergischen naturforscheuden Gesellschaft.
Philipp Theodor Passavant wurde geboren am 18. August
1804 zu Frankfurt a. M., wo er auch seine Schul- und Lehr-
zeit verlebte. Noch als junger Mann begab er sich nach Lyon
und beschäftigte sich dort u. A. eingehend mit der Seiden-
weberei. Eine wertvolle Mustersammlung von Webereien, die
er damals anlegte, befindet sich in den Sammlungen des mittel-
deutschen Kunstgewerbe Vereins. Im Jahre 1846 kehrte er nach
Frankfurt zurück, trat als Teilhaber bei Gebrüder Passavant ein
und blieb daselbst bis 1858. Besonders anregend wirkte auf
ihn eine in dieser Zeit unternommene Geschäftsreise nach
Amerika. Im Jahre 1857 kehrte er von dort zurück und brachte
eine größere Anzahl wichtiger Naturalien mit, von denen be-
sonders die Käfer und Fische mit verkümmerten Augen aus
der Mammuthöhle in Kentucky hervorgehoben seien.
Auch in späteren Jahren war er ein fleißiger Sammler; mit
besonderem Eifer beschäftigte er sich mit Insekten, deren Leben
und Verwandlung er in sinniger Weise beobachtete. Das Re-
sultat seiner Lieblingsstudieu ist eine reichhaltige Sammlung
aus allen Ordnungen der Insekten, die mit außerordentlicher
Sorgfalt präpariert und geordnet wurden. Mit kunstgeübter
Hand fertigte er selbst Schränke und Kasten zur Konservierung
seiner Sammlungen, die in dankenswerter Weise von den Hinter-
bliebenen dem Senckenbergischen Museum geschenkt wurden.
Die zahlreichen Objekte dienen nicht nur zur Ergänzung der
Hauptsammlung, sondern werden auch in den Vorlesungen als
— CXXVIII —
Veranschaulichungsmittel in ausoiebiger Weise benützt, nnd
finden so die beste Verwendung im Sinne des Entschlafenen.
In den letzten Jahren war es ihm wegen Augenschwäche
versagt, au unseren Beratungen und Arbeiten teilzunehmen ;
aber wir erinnern uns noch gerne des liebenswiirdigen Mannes,
der viele Jahre hindurch die Kasse der Gesellschaft umsichtig
und gewissenhaft verwaltete.
Er wird uns immer als lebendiges Beispiel dafür dienen,
daß die Beschäftigung mit der Natur das Alter verjüngt und
das Leben verschönt.
Professor Dr. H. Reichenbach.
«♦ >> * « ♦»
Wissenschaftliche Abhandlungen.
— 8
Tieiieben in der Algierischen nnd Tunisischen
Sahara.
Von Dr. A. König,
Privatdozent für Zoologie an der Universität Bonn.
V 0 r t r a g- ,
gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung am 21. Januar 1893.
Die beiden Schwesteiiäiider Algerien und Tunis nelimeu
für die Natnrforscluuig- eine wichtige und hervorragende SteUung
ein. Beide hängen nach ihrer Lage und natürlichen Beschaffen-
heit eng miteinander zusammen, oder gehen kaum merklich in
einander über, ohne den wesentlichen Charakter in Fauna und
Flora zu wechseln oder gar einzubüsseu. Dennoch bildet,
genauer betrachtet, jedes Land für sich ein mehr oder weniger
abgeschlossenes Ganzes, in dem der westliche Teil durchweg
ur- und fruchtbarer erscheint, als der östliche, größere Berge
und Höhenzüge durch das Atlasgebirge im Süden, sowie um-
fangreichere Waldbestände aufweist und demnach auch in
faunistischer Hinsicht ein etwas anderes Gepräge bewahrt,
als der zum größeren Teil aus Hochlaudsteppe und Sahara
bestehende östliche Länderkomplex. Algier wurde bekanntlich
bereits im Jahre 1880 von den Franzosen annektiert, während
die Regentschaft Tunis erst im Anfange der 80er .Jahre von
den Franzosen okkupiert wurde. Li gleichem Verhältnis machte
in beideri Ländern die Wissenschaft ihre Fortschritte. Der
Kultur erschlossen, wandten sich Männer von Fach und Beruf
jenem ersten, noch unbekannten Teile Nord-Afrikas zu, um
Land und Leute kennen zu lernen, europäische Sitten zu ver-
pflanzen, und ihre Vei'suche zum Nutzen der gesamten Mensch-
heit anzustellen. Letztere bezogen sich einesteils auf die Er-
forschung des Landes und seiner Produkte und bestanden
andernteils in der Urbarmachung des Landes, in der Schonung
— 4 —
und PÜe(>e der Wälder und Niitzgewäclise. Der milde Himmel
uud die aiißerordeutliche Friiclitbarkeit des Bodens krönten
die Bemühnngen der europäischen Kolonisten über alles Er-
warten, spornten zu neuen Versnclieu verlockend an , und
gewährten bereits im voraus eine gewisse Sicherheit auf Lohn
uud Gelingen. Gar bald wurde so Algerien eine weitberühmte
Pflanzstätte der gesuchten Frucht- und Gemüsewaren. Garten-
pflege uud Ackerbau gingen Hand in Hand uud brachten jenen
früher kaum gekannten Streifen Erde zu blühendem AVachstum
und (Gedeihen. Auf die großen Waldbestäude aber richtete der
Franzose mit um so größerem Stolze seine Blicke, als sie —
— Urwäldern gleich — noch nicht der zerstörenden Sucht
der Araber anheimgefallen waren.
Anders verhält es sich mit Tunis. Wo sich einst am
üppigen Meeresgestade jenes stolze Carthago erhob, mögen die
Nachbarstrecken eine von heutigem Tage durchaus verschiedene
Physiognomie gezeigt haben. Weit und breit standen auch hiei"
Urwälder von Kork- uud Steineichen, in welchen Löwen und
Panther ihr Wesen trieben, und der jungfräuliche Boden harrte
noch des Pfluges uud der Bearbeitung. Als aber mit der
höchsten Blüte und dem rasch darauffolgenden Siechtum
Carthagos Holz zu Schiffs- uud anderen Bauzwecken von nah
und fern herbeigeschleppt wurde: da lichtete die Axt selbst
jene Wälder und verdrängte gleichzeitig ihre typischen Be-
wohner. Mit dem Verfall endlich der blühenden Handelsstadt^
die das Opfer eines unsagbaren Fanatisnuis und Vandalisnms
gewesen sein muß, entschwindet das einst so blühende Gesicht
des Landes. Nur eins scheint dem armen, zurückgebliebenen
und wieder werdenden Menschengeschlechte hinterlassen wor-
den zu sein, eins, welches sich als überall deutlich zu Tage
tretendes Vermächtnis von Kind auf Kindeskind vererbte,
und noch jetzt so fortbesteht : der Zug der Zerstörungswut
und Vernichtuugssucht. Zeugen davon sind unzählige Euinen
einst blühender Paläste und Gärten, Zeugen jene Einöden,
deren Boden vor Zeiten üppige Wälder trug. Zeuge jenes
Piesenbauwerk der Wasserleitung, von welcher vor alters die
Existenz von ganz Nord-Tunis abhängig war, Zeuge die Stätte,
welche die umfangreiche und blühende Stadt Carthago getragen,
Zeugen endlich die Menschen selbst mit ihrer gebrocheneu
— 5 —
Willenskraft, ihrer o-erino-en Intelligenz und ihrer Alles sinnlos
vernichtenden und verderbenden Sucht : ein trauriges Volk, ans
vielen Elementen hervorgebracht und zusammengesetzt, das der
unerbittlich ihr Eecht fordernden Zeit keinen Widerstand mehr
entgegenznsetzen vermag.
So hat sicli Tnnis im Lanfe und Wechsel der Jahre zu
einem anders aussehenden Lande gestaltet. Der nördliche,
fruchtbare Teil, welcher in der Ebene liegt, ist grösstenteils zu
Feld und Ackerland umgewandelt. Binnenseen spenden zur
Winterszeit größere Wassermassen , welche wieder ihrerseits
durch Verdunstung und tHierschwemmung dem trockenen Boden
zu gute kommen. In unglaublicher Üppigkeit schießt der
Weizen in die Ähren und vergilt dem Menschen doppelt und
dreifach seine Mühe und seinen Fleiß. Weite Olivenbestände
ziehen sich bis an den Fuß der Berge und bedecken selbst
geringere Höhenzüge. Sorgsam werden sie gepflegt, und ob-
schon die Ölkultur in letzter Zeit außerordentlich gelitten hat
und durch die wenig rationelle Handhabung gesunken ist —
so daß der Anbau kaum der Mühe lohnt — , so ist doch
wenigstens, da Tunis immer für das Ölland „par excellence"
galt, jeder Baum vor der Vernichtung von selten der Regierung
geschützt. Nur daher mögen die Bäume ein so hohes Alter
erreicht haben, wie die knorrigen, oft wunderbar gestalteten
Stämme bezeugen. Und nicht genug, daß der Boden die weit-
schichtigen Reihen der Ölbäume trägt, er muß den wandernden
Beduinenstämmen außerdem noch seine Abgabe zollen: auch
unter den Oliven wird gesät, gepflanzt und geerntet 1 An
Stelle des ausgedehnten Waldes ist die Hochlandsteppe ge-
treten, welche öde und leer ihre charakteristischen Pflanzen-
und Tierformen erzeugt und ernährt, gewiß zu der Fauna
und Flora, die dereinst daselbst geherrscht hat. ein dürftiger
und armseliger Charakter. iVusläufer des Atlas winken dem
Reisenden ihnen nachzugehen und verraten eine im ganzen noch
wenig veränderte Tier- und Pflanzenwelt, während die Höhenzüge
und niederen Hügelketten ein wunderbarer, aus Cistrosen, Ros-
marin und Thymian bestehender Niederwald deckt, in welchem
meist zwerghafte Tierformen leben. Im Osten und Süden aber
wird das Land zur Wüste und hält unbekümmert um Wechsel
und Zahn der Zeit sein (ilepräge unverbrüchlich fest.
— fi —
Nach fler Betrachtung des Bodens zerfällt aiicli die Fauna
in vier mehr oder minder scharf oesonderte Teile, nämlich in
den der frnchtharen Elbene, die in den Atlasländern gemeinig-
lich unter dem Namen Teil bekannt ist. und deren Charakter-
haum die Olive (Olea europaea Lj ist: der Hochlandsteppe,
die mit Pistacien (Pistacia lentiscus) und dem Judeudoru. dem
Särib der Araber (Zizyphus lotns Lani.) bestanden ist ; der
Gebirgs- und der Höhenzugsfauna, deren Charakterpflanzen
Crataegus. Quercus Hex, und suber, C'alitris, Juniperus und wilde
Olive sein mitgen. und endlich der eigentlichen Wüste, der
Sahara, deren spärliclie Vegetation das Haifagras (Lygeum
spartum L.) zur Lieblingspflanze erhebt.
Von diesen der bei weitem interessanteste Teil ist die
Wüste, die Sahara der Eingeborenen. Sie ist es, welche uns
nach den Schilderungen der Reisenden als die Trägerin aller
Schrecknisse und Unbilden vorschwebt, aber auch als die
Spenderin gewaltiger, unausir»schlicher Eindrücke. Unzählige
Forscher haben vor mir die Sahara mit ihren Gefahren ge-
schildert : den Samum mit seiner Alles versengenden Glut, die
Totenstille mit ihrer gleißnerischen Luftspiegelung, Tiere
und Menschen quälend und bis an den Rand des Verderbens
bringend; unzählige Forscher aber auch deren Loblied gesun-
gen, wenn nach den Strapazen des Tages die wohlthueude
Ruhe gen Abend einsetzte, wenn in tausend-prächtigen Farben-
töuen Himmel und Boden erglühten und der hellleuchtende
Abendstern aufging, mit sich den allgewaltigen Zauber bringend,
den er um die trostlose und doch so poesievolle A\'üste, um die
Palmen bestandene Oase, wie um Menschen und Tiere wob!
Doch ist es heute nicht meine Aufgabe. Ihnen, hochverehrte
Anwesende, die Wüste zu schildern mit den Eindrücken, die
sie auf den Menschen macht, vielmehr die Wüste, wie sie
daliegt mit ihrem eigenartigen Tier- nnd Pflanzenleben.
^^'i^ kennen ganz verschiedenartige A\'üstengelände. Unter
dem ^\'orte Sahara — so ist das \\'ort zu sprechen, das wir
der arabischen Mundart entlehnen, nicht etwa Sahära oder
Sahara — denkt sich der Laie gemeiniglich jene gleichfitrmige,
wüste Ebene, von Sandhügeln umgeben, aus Sand bestehend
und in Sand verlaufend. Gewiß trifft auch diese Art Wüste zu
für gewaltige TiäiKlersti'Pckpn : sie ist jedoch keineswegs dadiiicli
— 7 —
ein für alle Mal charakterisiert. Denn wie das Meer in seinen
Tiefen und l'ntiefen verschiedenartige Nivelliernng kennt, wie
der (Irnnd bald steigt, bald fällt, bald mit Seetang und anderen
Gebilden bewachsen ist, bald schroff, felsig, steinig und sandig
ist: — gerade so die Sahara.
Den ersten Eindruck der Sahara empfängt der von Algier
nach Biskra Reisende beim Passieren der beiden schroffen
Felspartieen in El Käntara. Foum es Sahara nennt der Araber
bezeichnend genug diese Stelle, d. h. Mund der Wüste. In der
Th'dt erblickt man von dort aus eine ins Unendliche sich ver-
lierende, steinige Wüstenei, durchzogen von niederen Hügel-
ketten, die sich nach Osten und Westen zu ganz ansehnlicher
Höhe erheben. Aber wohin das Auge auch fällt: immer und
überall erblickt es Stein und Steingeröll, bald in starker An-
stauung, bald lose verstreut den Boden bedeckend. Das ist die
sogenannte peträische oder steinige Wüste. In ihr ist Tier-
und Ptianzenleben gering. Man kann stundenlang auf ihr
herumschreiten, ohne einen Vogellaut zu hören, geschweige
denn einen jener befiederten Sänger zu sehen. Um den Gipfel
des Djebel Ghäus zwar wird das scharfsichtige Auge die
spiralförmigen Kreise der Hädäja ziehen sehen, des Milvus
migrans nämlich, der auch bei uns in Europa eine häufige Er-
scheinung ist. Ihm gesellen sich der dortige Bussard (Buteo
tachardus oder cirtensis), der Aasgeier (Neophron percnopterus)
und ab und zu, wiewohl selten, ein Steinadler (Aquila fulva)
und ein und der andere der großen Gänsegeier (Gyps fulvus)
bei. Durch hastige Flügelschläge giebt sich das Falkengeschlecht
zu erkennen, von denen wir hauptsächlich den Turmfalken
(Falco tinnunculus) und den herrlichen Feldeggsfalken (E'alco
feldeggi) — einen Edelfalken par excellence — wahrnehmen. —
Träge über die niederen Gelände, namentlich über das einem
feuchten Untergründe entsprießende Grün eines Weizen- oder
Gerstenfeldes , gaukelt die Weihe (Circus) , besonders zur
Zugzeit im Monat März, und wir treffen hier fast alle euro-
päischen x\rten.
So gerne nun auch das Auge des Menschen stets an
einem dieser gewaltigen Flieger hängt, so sehnsüchtig lugt es
aber auch nach den kleineren, zierlichen Vogelgestalten aus.
Zunächst erblickt es über dem in tiefer Schlucht romantisch
- 8 -
dahiiirauschendeii Wasser, dein Oued Biskra, eine par liebliche
südländisclie Vogelersclieiuuii^' : Die Felsenschwall)e (Ptyono-
progiie vnpestris). Entzückt verfolgt es die anmutigen Flug-
bewegungen dieses zierlichen (Teschöpfes. Dann aber zieht es
den Menschen hinaus in die Wüste 1 Zunächst ist ]\[ut und
Kraft vorhanden, den sengenden Sonnenstrahlen zu widerstehen :
energisch schreitet er vorwärts und überwindet Thal und
Hügel. Aber unbarmherzig, stetig läßt die Sonne ihre Strahlen
auf das Haupt des Wanderers fallen, und der Weg wird, je
länger, je mehr ermüdend, die Monotonie wirkt erschlaffend,
und erschöpft sucht sich der Mensch ein Ruheplätzchen aus.
Kaum hat er seine Lebensgeister wieder zu neuem Marsche
angefacht, als er merkwürdige, ihm unbekannte Laute ver-
nimmt. „Kriüe — Kriüe — Kriüe — Kriüe'" — klingt es aus
der Luft zu ihm heraV). und da gewahrt er auch, in an-
mutiger Bogenlinie schwebend, die Erzeugerin dieser Töne.
Das ist die allerliebste Wüstenlerche (Ämmomanes algeriensisj.
ein typisches und echtes Kind der peträischen Sahara. „Bach-
liüla" nennt sie der Araber und besitzt in dem Namen ein
meisterhaftes Klangwort für den Vogel selbst, denn das Wort
enthält denselben Tonfall, die gleiche Modulation, wie das an-
spruchslose Liedchen unserer Wüstenlerche. Außer dieser
einen für die peträische Wüste sehr charakteristischen Form
dürfte der aufmerksam Dahinschreitende kaum eine andere
gewahren. So arm wie diese Wüste ist keine der übrigen in
Algier! Schon ganz anders wird das Bild, wenn wir auf einen
in dieser Gegend gelegenen Höhenzug kommen. Gebirge werfen
Schatten. (Tcbirge enthalten Wasseradern, die. wenn auch noch
so gering. Existenzbedingungen an Vegetation knüpfen. Zu
dichten, undurchdringlichen Büschen geballt erhebt sich da der
sparrige Wüstendorn, der Särib der Araber (Zizyphus lotus
Lam.), der mit Vorliebe vom Lanius dealbatus Defil., einer
gr()ßeren Würgerart, zur Anlage seines Nestes bevorzugt wird.
Unter dem Strauche wachsen zierliche Gramineen, Tulpen und
Orchideen, und der Berg selbst ist mit einer höchst eigenartigen
Hauhechel (Ononis) bestanden. Reicher wird das Tierleben 1
Zierliche Eidechsen, die der Gattung Acanthodactylus und
Ereniias angehören, huschen mit federnder Schnelligkeit über
d(Mi Hdili-n : zusanimenof('r(dIt und behairlicli den Sonnenstrahlen
I
ausgesetzt lieot die Schlange Psamniophis sibibnis: aiicli Ver-
treter der (^attuiigeii Coelopeltis und Zameiils. meist uno-etalir-
liche, da giftlose Sclilaiige]i. Sie stellen den Kideclisen nacli,
aber auch Ratten und Springmäusen, welche mit dem aller-
liebsten Ctenodactyhis massoni, dem Gundi der Araber, zahl-
reich die Steinbrüche bewohnen, (ranz dem Boden angepaßt
oder in die Färbung desselben übergehend sitzt die Agania
inermis da und läßt sich bei vorsichtiger Annäherung leicht mit
der Hand greifen. Keicher wird das Vogellel)en! Einem feinen,
vibrierenden Trompetenstinimchen ähnlich hallt der Laut des
Bucanetes githagineus zu uns herüber, jenes reizenden Felsen-
gimpels, dem die Glut des Himmels und das rotleuchtende
Gestein des Bodens gleiche Farben aufgedrückt zu haben
scheinen. Traulich sitzt das stanz nach erhalten und sind euacrodont.\) — Der
vordere Teil des Kiefers trug wie bei Hatteria je ein haken-
'j I>iil]() liczcichiift als ouacrodoDt. iiii Gegensatz zu proracvodimt. ilie
tyi)is(li aiTodoiiteii Zähne, wälircml letztere iiewissevniaßen den Tbergang des
ursprünglich theiodunten Bezalmung zur acrodonten bilden. Bull. Snc. Beige
de ge(d. T. V. Nv. Nt. sur le chanipsosaure. Separat. )). IH
— 27 - ■
artiiies Zäliucheii, von welchen dasjenige des Unterkiefers vor
dasjenige des Ober- resp. Zwisclieukiefers eingriff. — Was
H. V. Meyer an anderem Orte (N. J. f. Min. 1861, p. 86) über
die Zähne von Anguisaurus (= Pleurosaurus) sagt, mag liier
angeführt werden. Es heißt dort, „sie sind nach demselben
Typus gebildet, wie die Zähne, welche es mir gelaug, an dem
Aarosaurus einem viel kleineren Tier aufzuünden, verraten aber
ein anderes Geuus. Die Krone der viel kleineren Zähne des
Acrosnurus verläuft nach vorn und hinten in einen niedrigen
Kamm, und die unmerklich hinterwärts geneigte Hauptspitze
ist seitlich, nach außen und nach innen aufgetrieben, während
die Zähne des Anguisaurus nur nach vorn die niedrig kamm-
artige Verlängerung besitzen und von einer seitlichen Auftreibung
überhaupt nichts wahrnehmen lassen, weshalb bei diesen die
Hauptspitze flach erscheint. Die Zähne zeigen keine eigent-
lichen Wurzeln und sind daher auch nicht in getrennte Alveolen
eingekeilt; sie durchbrechen vielmehr vertikal den Kiefer mit
dem sie verwachsen zu sein scheinen, dabei aber scharf begrenzt
aus ihm herausstellen : auch ist die Grenze des faltigen Schmelzes
deutlich zu verfolgen". Nach einem in der Heidelberger Samm-
lung^) befindlichen, im allgemeinen schlecht erhaltenen Exemplar
von Pleurosaurus, besaß diese Gattung euacrodonte Zähne, deren
Spitzen von Schmelz bedeckt sind und die an ihrer Basis durch
eine Verbreiterung des Schmelzes miteinander in Verbindung
standen (cf. Taf. IL Fig. 6 u. 7).
Der Brust- und Hecken^ürtcl ist leider bei Acrosaurus
fast unbekannt. An dem H. v. Meyer sehen Exemplar ist nichts
davon erhalten und an dem unsrigen ist die Region des Becken-
gürtels ganz weggebrochen, während in der Eegion des Brust-
gürtels vor deu beiden aufeinander liegenden Humeri sehr un-
deutliche und zarte Abdrücke zu sehen sind, die ich mit voller
Sicherheit nicht zu deuten wage. Zwei nach außen convexe,
gekrümmte Linien, die je ein halbkreisförmiges Feldchen ein-
schließen, sind vielleicht als die Abdrücke des Inuenrandes der
Coracoiden anzusehen ; unter denselben ist noch eine feine,
M Der Director der Heidelberger iialaeontologischen Saunnlung. Herr
Hofrat Büt.schli hatte die Güte mir das betreffende Exemplar zur Unter-
suchung- anzuvertrauen, wofür ich ihm hier meinen besten Dank ausspreclie.
— 28 —
gerade Linie im xWxlruck vorhaiideu und vor derselben eine
feine gebogene in der Mitte gezipfelte Linie, auf deren abwärts
gewendetem Schenkel noch Knochensubstauz erhalten ist; man
könnte geneigt sein, an eine luterclavicnla (resp. Episteruum)
bei letzterer zu denken. Eine isoliert liegende mediane Bauch-
rippe kann es kaum sein, da diese umgekehrt mit der Spitze
nach vorne gewendet liegen und gerade die vorderen, ganz un-
gestört erhaltenen x\bdominalskeletteleniente auch eine andere
(restalt besitzen. Der von L ort et (1. c. p. 86) folgendermaßen
angeführte Knochen von Pleurosaurus „a gauche, au-dessus de
Tomoplate et de Tos coracoide se trouve le sternum et la clavi-
cule gauche formaut un T" ist wohl jedenfalls auch eine luter-
clavicnla und kein Sternum.
Die Vorderextremitäteii sind beide erhalten, nach hinten
gewendet und bedecken sich teilweise, was eine scharfe Er-
kennung einzelner Phalangen erschwert. Vom rechten Humerus
ist ein zarter Abdruck vorhanden, auf dessen distaler Hälfte
noch Knochensubstanz liegt, wv.lche jedoch sehr zerdrückt ist.
Epicondylar foramina waren wohl nicht vorhanden, ebenso wie
sie bei Pleurosaurus zu fehlen scheinen.*) — Die Länge des
Humerus beträgt etwa 4 mm, seine Breite ungefähr 1 mm. Von
den beiden Unterarmknochen, Radius und Illna, sind ebenfalls
Abdrücke da, die nebeneinander liegen; diese beiden Knochen
sind in der Mitte des Schaftes etwas mehr eingeschnürt als der
Humerus. sie sind untereinander sehr ähnlich und ihre Länge
beträgt etwas mehr als die Hälfte des Oberarmes. Die Größen-
verhältnisse des Ober- und Unterarmes entsprechen ziemlich
genau denen am H. v. Meyer sehen Exemplar. Bei dem von
Lortet (1. c.) beschriebenen Pleurosaurus ist die Länge von
Ober- und Uuferarm weniger verschieden und beträgt 20 mm
zu 14,5 nnn und nicht wie bei unserem Acrosauriis 4 nun zu
2 nnn. — H. v. Meyer glaubte an seinem Exemplar „auch Au-
') A.Wagner (Al)li. d. Ak. d Wiss.. München, i). Bd.. l.Abr,, 1S61.
p. 106) beobachtete allerdings bei einem P^xeniplar von A>iffHiftaiir) e zu be-
zeichnende Extremitäten besaß. Die Zehen liegen
auffallend dicht zusammen und wäre das Vorhandensein einer
Schwimmhaut darnach W(»hl möglich. Der ganze langgestreckte
biegsame Körper von Acrosaurus deutet an, daß er sich auf
dem Laude wohl mehr durch schlängelnde Körperbewegung als
vermittelst seiner schwachen Füßchen forthalf. Ein Klettern
nach Art der Eidechsen mit ihren schmalen langen Fingern war
ganz ausgeschlossen.
Die Hautbedeckuiig- war an dem einen Exemplar von
H. V. Mej^er in der Nähe des linken Oberarmes sichtbar und
wird folgendermaßen geschildert: ..Hier besteht die Oberfläche
der Haut deutlich aus mehr oder weniger regelmäßig sechs-
seitigen, sich nicht überdeckenden Blättchen von gleicher Größe,
deren Eand aufgeworfen und die in der Mitte mit einem Nabel
oder Kiele versehen sind, der bisweilen in seiner eignen Mitte
vertieft oder gespalten erscheint. Diese Blättchen, von denen
15 auf 0.005 m Länge gehen, bilden schräg laufende Reihen.
Auf der oberen Körperhälfte stinnnen sie in Form und (iröße
überein und selbst in der Rückenlinie machen sie sich weder
durch Größe noch durch einen stärkeren Kiel bemerkbar. Ich
habe diese Hautbedeckung, die deutlich nicht knöchern war.
*) Die dritte Zehe ist nicht deutlich zu voridluen und erweckt fast den
Kinli(her Weise ö (ilieder zeiut ■■'
— 31 —
Fig. 12 etc. flargestellt.'' An dem neuen Exemplar ist von
diesen Schuppen nic!its erlialten. Lortet (1. c. p. 89, Fig. 5 u.
6 im Text) hat jetzt auch Itei Pleurosmirus Ooldfussi H. v. Mey.
von Cerin Schuppen aufgefunden, diese kleinen, regelmäßig
sechsseitigen, glänzenden Schuppchen berühren sich und bilden
steile schräge Reihen. Auf dem Rücken sind große runde
Kielschuppen vorhanden. Diese Beschuppuug erinnert sehr an
Hattcrki.
Allg'Cineiiie Bemerkiiiigeii. Was die systematische Stel-
lung von Acrosaunis anlangt, so gehört dieselbe jedenfalls zu
der Ordnung der Rhijncltoceplialia (lünther und wäre hier zu
der Unterordnung der Bhijnchocephalia vera Boulenger, spezieller
zu den Sphcnodontidae zu stellen : hierher gehören : die lebende
Hatteria, die jurassischen Homoeosaurideri und die jurassischen
Acrosaurülen. — Die Familie der Acrosaiiridae H. v. Mej^er 1861
(N. J. f. Min.) gleich PJeurosauridae Lydekker 1888 (Cat. of the
foss Rept. Brit. Mus. Pt. T. p. 293) kann man jetzt nach den
Angaben von H. v. Meyer. Lydekke r, Zittel (Handb. d. Pal.
III. Bd. p. 590), Lortet (1. c. p. 80) und nach den an unserem
Exemplar gewonnenen Resultaten folgendermaßen definieren:
Es sind die Acrosauriden schuppentragende Rhyncho-
cephiden mit sehr verlängertem Körper, sehr langem Schwanz
und kurzen Beinen, welche, nach Körpergestalt und Bau
der Extremitäten sowie dei- Wirbelsäule zu schließen, dem
Wasserleben sich ziemlich angepaßt hatten.
Der Schädel mit spitzem Gesichtsteil war mäßig lang,
hatte große, ringsum geschlossene Orbita (zuweilen mit
Scleroticalringh schmale getrennte Nasenöffnungen, kein
Parietalloch, fest verschmolzene Quadrata und einen niedri-
gen, gestreckten Unterkiefer mit starkem postarticularem
Fortsatz. Die Bezahnung war euacrodont, die Zähne waren
mit Schmelz ])edeckt und hatten nach vorn und hinten eine
verbreiterte Basis.
Die Wirbelsäule war sehr lang und seitlich biegsam
und bestand aus zahlreichen biconcaven Wirl)eln. Der Hals
war ziemlich kurz, die Halswirbel hatten Hypapophysen,
die Zahl der präsacralen Wirbel war sehr groß, eine Lenden-
region fehlt, 2 Wirbel bilden das Sakrum. der Schwanz war
lang, schlank und seitlich komprimiert. Dornfortsätze und
— 32 —
untere Bögen waren wohl entwickelt, die Querfortsätze
(lag:eg'en scliwacli oder fehlten. Die Rippen waren zahlreich
einfach und einköpfig. Das Abdominalskelett war wie die
Rippen in der ganzen Rumpfregion gleichmäßig entwickelt
und besaß unpaare mittlere gezipfelte Elemente.
Der Brustgürtel enthielt eine T-förmige Interclavicula.
Der Beckengürtel war durch Querfortsätze mit der Wirbel-
säule verbunden, seine Elemente berührten sich und bildeten
ein Acetabulum. das Ischium hatte einen ausgeprägten
hinteren Fortsatz.
Die Röhrenknochen der Extremitäten waren kurz,
flach und glatt ohne Leisten und Foramina. Die Metapo-
dialieu waren nicht differenziert. Die ziemlich gleich langen
Zehen hatten breite, kurze Phalangen, deren Anzahl die
bei den Lacertiliern übliche w-ar. Die Endphalangen sind
breite, kurze, vorne zugespitzte Klauen.
Zu den Acrosmiriden gehören bisher:
Pleurosaurus Goklfussi H. v. Mey. (1831) aus dem
oberen Jura von Solenhofen und Oerin.
Pleurosaurus Münsteri Wagn. sp. (1861) Solen-
hof en (wahrscheinlich identisch mitP. Goldfussi.)
Äcrosaurus Frischma7ini H. v. Mey. (1860) Solen-
hofen.
Die beiden (rattungen Pleurosaurus H. v. Mey. [= Äiigui-
saurus Münst ^= Saurophidium Jourdan in. lit.) und Acro-
saurns H. v. Mey. stehen sich unzweifelhaft sehr nahe, so daß
Zittel (1. c. p. 591) die Vermutung aussprach, letzterer sei
vielleicht ein ganz junges Individium von Pleurosaurus. Auch
Lydekker (1. c. p. 293) hält möglicherweise Äcrosaurus und
Pleurosaurus für identisch. Nach vorhergegangener Beschreibung
wird wohl eine spezifische Identität der beiden Formen kaum
in Frage kommen und wäre hier nur eine eventuelle generische
Übereinstimmung zu erörtern.
Der auffallendste äußere Unterschied liegt in der sehr
verschiedenen Größe, indem Pleurosaurus etwa 7 mal so lang
ist als Äcrosaurus und trotzdem, namentlich von ersterem, ziem-
lich viele Exemplare bekannt sind, die vermittelnden Zwischen-
glieder fehlen. — Wie die Tabelle der Körperdimensionen (p. 23)
zeigt, sind diese bei beiden Formen ziemlich abweicliende und
— 33 —
lassen sich wolil kaum auf Altersunterschiede zurückführen.
Die Wirbelzahl war verschieden und der Hals war bei Acro-
saurus länger, f^rm der Wirbel und der Hämapophysen war
nicht ganz gleich. Die Bezalinuug war zwar eine ähnliche aber
nicht idente und soll schon nach Angabe von H. v. Mej-er
generische Unterschiede aufweisen. Acrosaurus hatte einen
Scleroticalring, der bisher bei Fleurosanrus noch nicht beobachtet
wurde. Die Extremitäten von Acrosaurus waren etwas länger
und wohl noch besser zum Schwimmen geeignet. Die Schuppen
von Plei(wsa)inis waren ganz glatt, die von Aerosmiriis hatten
einen medianen Kiel, letzterem fehlten auch die großen medianen
Rückeuschuppen. Hiernach sind wir wohl einstweilen noch nicht
berechtigt, die Gattung Acrosawus einzuziehen, sondern müssen
dieselbe neben Pleurosaurus als eine sehr nahe verwandte
Gattung aufrecht erhalten.
Es erübrigt schließlich noch, die Acrosauriden mit den
anderen BhynchocephaJen zu vergleichen; diese lebten alle mit
Ausnahme von ClicimpsosaurKS Cope, eine Form des nordameri-
kauischeu und europäischen Paleocän, auf dem Lande. Der
Champsosmirus war, wie Dollo^) gezeigt hat, eine dem Fluß-
leben angepaßte, gavialo'ide Form, welche mit den Sphenodon-
tiden wenig Verwandtschaft zeigt, sich dagegen an die ursprüng-
lichen Proterosauriden des Perm anschließt. Champsosauriis
ist daher nicht als Nachkomme der Acrosauriden anzusehen. —
Die Acrosauriden gehören zu den am meisten squamatenähn-
lichen Ehynchocephalen ^) und sind Wasserformen mit schlangeu-
artig verlängertem Leil) uiul kurzen Beinen im Gegensatz zu
den landlebenden Homöosauriden mit besser entwickelten Extre-
mitäten und verkürztem Schädel.
Der Ursprung der Squcunatd oder Streptospoudylica ist
heute noch nicht genügend bekannt und werden wir wohl noch
einstweilen an einer monophyletischen Abstammung derselben
festhalten , obwohl ein polyphyletischer Ursprung , d. h. eine
^) Nouv. note sur le Chaiiipsosaure. Rhynchocephalien adapte ä la vie
fluviatile Bull. Soc. Beige de üeol. V. 1892.
^) Euposaurus, eine sehr kleine bei C^erin vorkoiuniende Form, hatte
nach L 0 r t e t (1. c. 73) bereits kein Abdominalskelett mehr, auch in der Be-
zahnung weicht sie sehr von Hatteria und Homöosaurus ab.
3
— u —
Divergenz derselben, in Lacertilia (inkl. Ehiptof/lossa und Dolicho-
murin), Pi/lJfono»/orpha und Opliidia nocli iin i'liyncliocephalen
Zustande niclit ganz ausgeschlossen ist.
Tafel -ErkläruDi^eii.
Tafel I.
Acrosaurus Frischnianni H. v. Mey.
Exemplar des Straßburger Museums, ein wenig verkleinert.
Tafel II.
1. Kopf von Acrosaurus Frischmanni H. v. Mey. Straßburger Exemplar.
2Xn. Gr. — Die Stellen, wo Knoehenmasse auf dem Al)druck erhalten,
sind schraffiert, pmx = Praemaxilla, mx = Maxilla. d = Dentale, op =
Operculare, art = Articulare, pob = Postorbitale, sc = Rest einer
Scleroticalplatte.
2. Zahnreihe im Unterkiefer von Acrosaurus, 5Xn. Gr. Kopie nach H. v.
Meyer 1. c. Taf. XII, Fig. 7.
3. Unterkiefer-Zahn von Acrosaurus. von oben, 15 X n. Gr. Kopie nach H.
V. Meyer 1. c. Taf. XII. Fig. 8.
4. Einer der vorderen ; 5. einer der hinteren Oberkieferzähne von Acrosaurus.
Straßburger Exemplar, stark vergrößert.
6. Unterkiefer-Fragment mit Zähnen von Pleurosaurus. Exemplar im Heidel-
berger palaeontologischen Museum, 2Xn. Gr.
7. Desgl. einzelner durchgel)rochener Unterkieferzahn, sehr vergrößert.
8. Hinterfüße von Acrosaurus (Straßburger Expl.), 3xn. Gr.; oben liegt der
linke, unten der rechte Fuß.
9. Vorderfüße von Acrosaurus (gleiches Expl.), 8Xii. Gr. ; der linke, tiefer
gelegene Fuß ist gut erhalten, oben sind Reste des rechten Fußes
sichtbar (R.).
10. Wirbel der mittleren SchAvanzregion von Acrosaurus (Gegenplatte vom
Straßburger Exemplar) etAva 10 X n. Gr. ; bei dem hinteren Wirbel ist
die persistente Chorda, wie sie durchgebrochene Wirbelkörper zeigen,
punktiert eingezeichnet.
IIa. lauterer Bogen (Hacmapophyse) von Acrosaurus (Straßburger Exemplar).
vergrößert,
b. Desgl. von Pleurosaurus, dljen durch eine Knochenbrücke (Intercentrum)
geschlossen, n. Gr. (IIb. Kopie nach Lortet 1. c. Taf. VII.)
12. Schuppeni)anzer von Acrosaurus llXn.Gr. Kopie nach H. v. Meyer
1. c. Taf. XII, Fig. 12.
13. Desgl. einzelne Schuppen. 20Xn. Gr.
14. Schwanzpartie von Pleurosaurus mit Schuppen, n. (ir. Kopie nach Lortet
1. c. p. 90, Fig. 6.
1"). Münchener Exemplar von Acrosaurus. etwa u. Hr. Kopie nach Tl. v. IMeycr
l. c. Taf. Xli. Fig. (5.
35 —
Eeptilieii und Batracliier aus Venezuela.
Von
Prof. Dr. 0. Boettger.
Unser Landsmann Herr F. Manß, kgl. Belgischer Konsnl
in Puerto Cabello, hat dem Senckeubergischen Museum auf meine
Bitte hin eine erste Sendung von venezolanischen Kriechtieren
zum Geschenk gemacht. Da diese Sendung mehrere auffallende
Novitäten, darunter einen höchst sonderbaren kleinen Taschen-
frosch enthält, zögere ich nicht, darüber im folgenden einen
eingehenden Bericht zu erstatten, um so mehr, als Listen von
Kriechtieren aus der Republik Venezuela bei unserer geringen
Kenntnis der geographischen Verbreitung der dortigen Reptilien
und Batrachier auch sonst willkommen sein werden. Ich füge
der Aufzählung einige weitere venezolanische Tiere bei, die ich
drei Ansichtssendungen entnehme, die mir Herr Wilh. Schlueter,
Naturalienhändler in Halle a. Saale, im Juni und November 1890
und im August 1892 gemacht hat, und einer vierten Sendung,
die mir anfangs 1893 durch die Güte des Herrn Konservator
Dr. Heinr. Lenz aus dem Lübecker Museum zur Bestimmung
zuging. Leider ist von den meisten dieser Stücke nicht der
genauere E'undort, sondern nur die allgemeine Herkunft „Vene-
zuela" zu ermitteln gewesen.
Aufzählung der Arten.
KeptiUeii.
I. Eidechsen.
1. Gonatodes cnxdisciäatus (Gthr.).
Ein erwachsenes $ von Puerto Cabello (Mauß). —
Rücken mit einem breiten dunklen, seitlich zinnenförmig aus-
gezackten Vertebralstreifen, dessen Seitenränder durch noch
3*
— 36 —
dunklere und helle Flecken mehr hervorgehoben werden, Seiten
dunkelbraun mit äußerst feinen weißen, in Querlinien gestellten
Pünktchen.
2. Theradacfi/lus rapicaudfts (Houtt.).
Puerto Cabello (Mauß).
3. Polychrus marmoraüi^ (L.).
Venezuela, ein $ (Schlüter). — An den Seiten mit drei
Längsreihen von großen gelben Rundflecken.
4. Tupinambis nigropiinctatiis Spix.
Venezuela, ein ^ (Schlüter).
5. Ameiva siirinamensis (Laur.).
und Jugendformen von Maturin (Schlüter).
6. Tretioscincns bifasciatus A. Dum.
Venezuela (Schlüter). — Nasale gegen die Gattungsdia-
gnose einfach. Praeanalporen 5 — 5. — Der blaue Schwanz ist
regeneriert und ober- und unterseits mit kleinen sechseckigen
gekielten Schuppen gedeckt. Beachtenswert ist das Stück auch
wegen der von Boulenger bereits ganz analog beschriebenen
Schwauzpholidose.
IL Schlangen.
7. Streptophorms sebae Dum. Bibr.
Venezuela (Schlüter). — Oberseits einfarbig schwarz, ohne
das weiße Halsband.
8. Liophis Dierrcini (Wied).
Puerto Cabello (Mauß) und Venezuela (Schlüter). —
Supralabialen 8 — 8 : Temporalen 1 + 2.
Sehn p p e n f o r m e 1 n :
Puerto Cabello: S(iii. 17: G. ^/s. V. 147, A. Vi. Sc. «"/so + 1,
Venezuela: „ 17: „ 2/2, „ 143 + Vi, A. Vi, Sc. «0/80 + 1.
9. Xenodon sevenis (L.).
Puerto Cabello, jung (Mauß). — Sui)i'alabialen 8 — 8:
Praeoculare 1 — 1, Postocularen 2 — 2.
Scliiipix'nfornicl: ScjU. 21 : (4.V,,, V. 132. A. ^i, Sc?
— H7 -
10. Bromicus pleei D. B. var. tristriata Jan.
Venezuela (Lenz). — 17 Schuppenreiheu ; Supralabialen 9 — 9.
11. Droniicus U)ieahis (L.).
Venezuela (Schlüter).
S c li u p p e n f 0 r m e 1 :
Squ. 19; G. ^/s, V. 173, A. ^'i, Sc. «^'8o + 1.
12. Herpetodrijas dendropJfis Sclileg.
Puerto Cabello (Mauß). — Supralabialeu 8 — 8, das
letzte auffallend langgezogen ; Temporalen jederseits 2 + 2.
Schuppenformel: Squ. 17; G. 1 + Vi, V. 156, A. Vi, Sc?
13. AhaetuUa liocercus (Wied).
Venezuela (Schlüter).
14. Leptod/ra annidata (L.).
Venezuela, 3 Stücke (Schlüter, Lenz). — Sämmtlich mit
21 Schuppenreihen, geteiltem Anale, 8-^8 Supralabialeu und
jederseits 2 Praeocularen.
15. Thamnodynastes punctatissinms (Spix).
Venezuela (Schlüter, Lenz). — Beide mit 19 Schuppen-
reihen und geteiltem Anale.
Batrachier.
I. Anuren.
16. Frostherapis herndnae n. sp.
C h a r. Omosternum mit Knochenstift, Sternum eine kleine
Platte ohne regelmäßige Begrenzung bildend. — Schnauze nieder-
gedrückt, über den Unterkiefer vorgezogen, gerundet-abgestutzt,
mit winkligem Rostralcanthus und senkrechter Zügelgegend, so
lang wie der Augendurchmesser: Nasenloch viel näher der
Schnauzenspitze als dem Auge; Interorbitalraum breiter als
das einzelne Augenlid; Trommelfell undeutlich, nicht ganz von
halber Augeugröße. Erster Finger kaum länger als der zweite ;
Zehen breit geheftet, mit wenigstens Viertelschwimmhaut ; Finger-
— 38 —
und Zcheiisclieibeu mäßig- groß, an der Spitze al)gestutzt: Sub-
artikulartuberkel flach, klein; zwei deutliche Metatarsaltuberkel ;
eine leichte Falte längs der distalen Hälfte des Tarsus. Das
Hinterbein reicht, nach vorn gelegt, mit dem Tibiotarsalgelenk
beim c? bis zum Vorderraud, beim $ bis zur Mitte des Auges.
Haut oben und unten glatt, an den Seiten mitunter mit un-
deutlichen flachen, in Längsreiheu gestellten Wärzchen. Eine
schwache schiefe Hautfalte zieht vom Auge bis zur Insertion
der Vordergliedmaßen, c? ganz schwarz oder oberseits schwarz-
grau oder dunkel grüngrau. Von deutlichen x^bzeichen sind nur
vorhanden ein weißgrauer Längsstreifen, der vom Nasenloch
über die Lippe gegen die Insertion der Vordergliedmaßen hin-
zieht und ein gleichgefärbter, auch beim $ deutlicher Seiteu-
streifen in der Weiche. Querzeichnungen auf den Gliedmaßen
fehlen gewöhnlich oder sind nur sehr unklar angedeutet. Die
Unterseite ist ganz dunkel lederbrauu oder schwarz. Beim
lebhafter gefärbten $ ist die Oberseite grau mit schwarzen
Makeln und Flecken, von denen eine breite gezackte Querbinde
zwischen den Augen und eine W- förmige Zeichnung auf dem
Vorderrücken besonders konstant sind; von der Sclmauzenspitze
zieht durch Auge und Trommelfell bis zur Weiche ein schwarzer,
in der hinteren Eumpfhälfte oben von einer weißen Längslinie
begleiteter Seitenstreifeu. Oberlippe, Oberseite des Oberarms
nächst der Insertion und die größeren Flecken auf der Oberseite
des Oberschenkels in seinem proximalen Teile sind graulichweiß.
Oberschenkel. Tarsen und Finger und Zehen sind quergebändert.
Unterseite w^eiß; vor der Insertion der Vordergliedmaßen zeigt
sich eine breite tiefschwarze Querbinde, die gegen die
chromgelbe Kehle durch eine feine Querfalte abgegrenzt wird :
Hiuterseite der Oberschenkel orangegelb.
$ mit großen inneren Öffnungen zwischen den Uuterkiefer-
ästen und der Zunge, die in einen Kehlsack münden.
Länge von Schnauze bis After beim d" 23^'2, beim % 25 mm.
Fundort: Puerto Cabello in Venezuela, 3 c? und 2 $.
von Herrn Konsul F. Mauß entdeckt.
Bemerkungen: Durcli die ganz glatte Oberseite, die
nahezu gleichlangen ersten beiden Finger, das kleinere Trommel-
fell und namentlich die auffallende Färbung der Unterseite des
% von den beiden bekannten Arten der Gattung sehr verschieden.
— 89 —
17. Phryniscus bibroni (Schmidt).
Puerto Cabello, 4 Stücke (Mauß). — Bis auf die ge-
ringere Länge der Hinterbeine, die, nach vorn gelegt, mit dem
Tibiotarsalgelenke nur bis au den Vorderraud des Auges reichen,
ganz mit Abbildung und Beschreibung übereinstimmend ; oliven-
gelb mit breiten schwarzen netzförmig verzweigten Binden und
ITlecken; ein breites schwarzes Seiteubaud. Die Haut ist voll-
kommen glatt.
18. Hylodes maussi n. sp.
Char. Verwandt dem H. sKlcatiis Cope, aber mit längeren
Vomerzahnreihen, kleinerem Trommelfell, längeren Beinen und
anderer Färbung, und dem H. conmtus (Esp.), von dem er durch
die Zuugenform und das schwächer entwickelte Augenhöruchen
abweicht. — Zunge groß, rund, hinten vollkommen ganzrandig.
Vomerzähne in zwei langen, mit ihrer Konvexität nach vorn
gerichteten, schwach gekrümmten Querreihen hinter den Choanen,
nach außen nicht über sie hinausreicheud. Kopf groß und breit,
breiter als laug und breiter als die Hälfte der Kopfrumpflänge :
Hinterkopf mit tiefer, nach hinten verbreiterter Rinne, die von
zwei schwachen Knochenkämmen flankiert wird ; Rostralcanthus
deutlich; Zügelgegeud hoch, eingesenkt; Nasenloch der Schnauzen-
spitze kaum näher als dem x\uge; Augen etwas nach vorne ge-
richtet; Interorbitalraum so breit wie das einzelne Augenlid;
Trommelfell deutlich, höher als breit, von ^/s-Augengröße. Finger
kurz, stumpf, ohne Endscheiben, mit auffallend großen Sub-
artikularhöckeru , erster länger als der zweite ; Zehen kaum
geheftet, mit kleinen aber deutlichen Endscheiben; Subartikular-
höcker sehr kräftig, spitzig; zwei mäßig starke Metatarsalhöcker,
der innere verlängert, der äußere klein. Hinterbein, nach vorn
gelegt, mit dem Tibiotarsalgelenk die Schnauzenspitze erreichend.
Haut überall mit spitzen Höckerchen und Wärzchen und kurzen,
schmalen, symmetrischen Falten: hiervon eine H-förmige Falte
auf dem Nacken, eine nach vorn konvergierende Doppellängs-
falte mitten auf dem Rücken und eine längere Seitenfalte be-
sonders konstant; Augenlid mit mehreren spitzen Höckerchen,
von denen namentlich eines die andern an Größe etwas über-
traft. Auch die Gliedmaßen mit spitzen Höckerchen. Unterseite
kräftig granuliert. Oberseits dunkel schiefergrau, in der Jugend
— 40 —
mit scliwaizeii Makeln und fiiiigoii syinnielrisclicii weißen Flecken;
unter dem Auge drei nach der Maulspalte ausstrahlende weißliche
Linien; Gliedmaßen mit regelmäßigen schwarzen Querbinden.
Unterseite braun, die Granula weißlich.
Länge von vSchnauze bis After 31, Kopfbreite I6V2 mm.
Fundort: Puerto Cabello in Venezuela, ein erwach-
senes und zwei junge Stücke, von Herrn Konsul F. Mauß ent-
deckt und ihm zu Ehren benannt.
Bemerkungen: Gehört in die Gruppe der breitköpfigen
Arten mit granuliertem Bauche, ohne mit einer der beschriebenen
Formen übereinzustimmen.
19. PaJudicola hrncl/jjop^ (Cope).
Venezuela, ein $ (Schlüter).
20. Leptodactijlus ocellnhis (L.).
Puerto Cabello, ein erwachsenes $, zwei Junge (Mauß).
21. EupempMx imstidosus (Cope).
Puerto Cabello, je ein c? und $ (Mauß). — Trommel-
fell erkennbar, von über halber Augengröße.
22. Bnfo marinns (L.).
Puerto Cabello, 3 erwachsene und 2 junge Stücke (Mauß).
23. Hi/la crepitans Wied.
Puerto ('abello, 11 erwachsene Stücke (Mauß).
24. Hyla venulosa (Laur.).
M a t u r i n (Schlüter).
25. Notoirenia piigmaeuni n. sp.
Char. Zunge rundlich, hinten grade abgestutzt und wenig
frei. Vomerzähne in zwei kurzen, etwas schiefgestellten Quer-
reihen zwischen den Choanen. Kopf in der Augeugegend viel
breiter- als in der Halsgegend, beträchtlich breiter als laug;
die Haut nirgends an den K()])fknochen adhaerent: vSchnauze
kurz, kaum so lang wie der Augendni'climesser. leicht zugespitzt:
Maulspalte (wie bei Y'\e\t\\ Rappia-XvWw) hinten etwas gekrümmt
— 41 —
und aufwärts g-ezogeu; Rostralcauthus mäßig deutlich: Zügel-
gegeud schief abfallend und oben der Länge nach etwas aus-
gehöhlt; Nasenloch der Schnauzenspitze um das Doppelte näher
als dem Auge ; Auge stark vorquellend, schief nach vorn ge-
richtet: Interorbitalraum so breit wie das einzelne Augenlid;
Trommelfell von kaum Drittelaugengröße, oben durch eine
schwache Längsfalte etwas abgestutzt. Finger frei, erster länger
als der zweite ; Zehen kurz , mit Drittelschwimmhaut : Haft-
scheiben gilt entwickelt, die größten von der Größe des Trommel-
fells; Subartikularknötchen wenig entwickelt; ein ziemlich kräf-
tiger, länglicher innerer Metatarsalhöcker; Tarsalfalte nur durch
eine Reihe von warzigen Knötchen augedeutet. Das Hinterbein
reicht, nach vorn gelegt, mit dem Tibiotarsalgelenk bis zum
Nasenloch. Haut oben glatt, auf dem Kopfe mitunter fein leder-
artig genarbt : längs der Rückenmitte beim $ eine feine erhöhte
Längsfalte , die nach hinten in die spaltförmige Öffnung der
Bruttasche übergeht; Bauch und Unterseite der Oberschenkel
granuliert : Kehle glatt. Kopf und Vorderrücken, sowie Unter-
schenkel beim $ karminrot, hinterer Teil des Rückens, Ober-
schenkel und Füße weißgrau: überall mit schwärzlichen Makeln
und Zeichnungen, von denen ein großer, mit der Spitze nach
hinten gerichteter dreieckiger Flecken, der zwischen den Augen
beginnt, liesonders konstant und charakteristisch zu sein scheint.
Kopf- und Rumpfseiten schwärzlich mit kleinen weißlichen
Flecken und Punkten. Gliedmaßen mit schwärzlichen Quer-
binden. Unterseite gelblich : Kinn und Brust schwächer, Um-
kreis der Hinterschenkel und Unterseite des übrigen Teiles der
Hintergliedmaßen stärker graubraun bestäubt. $ mit 4 — 7 großen,
die Rückentasche unförmlich ausdehnenden Eiern, die in einer
einzigen Schicht liegen.
Größe des erwachsenen $ von Schnauzenspitze bis After
23V2— 27 mm.
Fundort: Puerto ('ab eil o in Venezuela, in 2 erwach-
senen $ mit Eiern von Herrn Konsul F. Mauß entdeckt.
Bemerkungen: Diese Art, die kleinste der Gattung und
die zweite von der Ostseite Südamerikas, hat mit keiner der
bekannten Arten der Gattung nähere Verwandtschaft, da ihre
Bruttasche nicht, wie die der andern, einen mehr oder weniger
rundlichen Eingang zeigt, soiulern sich der Länge nacli schlitz-
— 42 —
förmig öffnet. Da die Eier z. T. die Größe des vierten Teils
der gesammten Bückenfläclie haben, wird beim Auskriechen
der wahrscheinlich bereits ganz entwickelten, auffallend großen
Jungen jedenfalls die ganze Rückeuhaut in der oben genannten
erhöhten Mittelfalte aufgerissen werden miissen. sodaß jedes
der 4 — 7 Fröschchen seineu eignen Ausweg zu linden w^eiß, ohne
daß es, wie bei den übrigen Notofre»fa-Avten, nötig ist, die
enge Ausgangspforte der Reihe nach aufzusuchen. Davon daß
diese Rückennaht eine Stelle „minoris resistentiae" ist. kann
man sich sehr leicht durch Einführen einer Nadel in den Schlitz
überzeugen.
— 48 —
Tägliches Leben eines Sammlers nnd Forschers
anf Exknrsionen in den Tropen.
Von
Dr. A. Voeltzkow in Mojanga (West-Madagaskar).
Die Exkursionen gestalten sich verschieden je nach der
Jahreszeit und je nachdem man sie zu Wasser oder zu Lande
unternimmt.
Wir sind auf der Hölie der trockenen heißen Jahreszeit,
deshalb Aufbruch schon vor Sonnenaufgang, um noch vor der
größten Hitze an unserem Bestimmungsort anzulangen. Wir
wollen heute die waldartigen Bestände, die dem Meeresufer
folgend die Dimenzüge und Lateritabstürze bekleiden, einer Be-
sichtigung unterziehen. Melleicht gelingt es dabei außer anderem
auch einiger Lemuren habhaft zu werden; unser Hauptaugen-
merk ist jedoch auf Erlangung einer kleinen äusserst seltenen
fußlosen Eidechse*) gerichtet.
Als Kleidung dient uns ein unauffälliger Anzug von brauner
oder grauer Farbe, in Art unserer Turuanzüge, die Beinkleider
durch einen Gurt zusammengehalten, da beim Gebrauch von
Tragbändern an den gedrückten Stellen sich sonst sofort Hitz-
pickel entwickeln würden : ein Hut aus doppelter Filzlage auf dem
kurzgeschorenen Kopf, als Fußbekleidung ein paar lange Stiefel
zum Durchwaten kleinerer Wasserläufe und Tümpel, im Gurt
ein Revolver, in der Tasche die Rauchutensilien und ein Fläsch-
chen mit Ammoniak gegen Insektenstiche, in der Hand ein starker
Sonnenschirm, so geht es in den taufrischen Morgen hinaus.
Als Schußwaffen führen wir bei uns einen Drilling mit
zwei Schrotläufen und einem Kugellauf. um eventuell auch für
*) Voeltzhoivia mira Bttor. n. «-eil. et sp. Vergl. Katalog d. Rept.-Samml.
im Mus. (l. Senck. Nat. Ges., I. Teil, 1893.
— 44 —
eiu Wildschwein g'eriistet zu sein, und ein kleineres Vogelg'e-
Avehr mit zwei Läufen, einem größeren für Vögel bis zur Taubeu-
größe und einem ganz kleinkalibrigen, wie unsere Tesclieng-
gewehre, um die zartesten Vögel wie Nectarinen und Zwerg-
sänger möglichst unversehrt erlangen zu können. Die beiden
Uiener, Präparator und Sammler, tragen die Gewehre und die
Sammeltaschen mit verschiedenen (Tläsern, die in sorgfältiger Aus-
wahl seltene Tiere enthalten, um jederzeit das Gewünschte den
Eingeborenen vorzeigen zu können, denn durch einfache Be-
schreibung hält es sehr schwer, den Leuten etwas klar zu
machen; ist man aber in der Lage das gewäinschte Tier oder
ein ähnliches vorzuzeigen, so erhält man sofort genaue Aus-
kunft über etwaiges Vorkommen und über Lebensweise.
Bald haben wir den Gürtel von Mangobäumen, unter-
mischt mit Affenbrotbäumen und Kokospalmen, der die Stadt
umgiebt, hinter uns, und rasch geht es über leicht wellenförmiges
Terrain dem etwa 2 Stunden entfernten Ziel entgegen. Der
schattenlose Weg schlängelt sich durch die sonnenverbrannte
Savanne, die Natur ist furchtbar öde. Über uns einige Schmarotzer-
milane (Milvus pamsiticus) ^ auf den Palmen nahe der Stadt die
weißbrüstige Krähe (Corrus scapulatiis) , hin und wieder fliegt
vor uns eine kleine Lerche auf (Mimfra Jwra). sonst nichts
lebendes. Von Zeit zu Zeit huscht eine kleine Eidechse mit
prachtvoll rotem Fleck hinter der Ohröffnung (Mahuia elegans)
über den Weg; doch vergeblich ist unser Bemühen sie zu er-
haschen, bis wir, durch Erfahrung gewitzigt, einen langen Stab
an der Spitze mit Tuch umwickeln und durch einen raschen
Schlag das Tierchen für kurze Zeit lähmen. Jetzt- gelingt es
uns mit Leichtigkeit eine Reihe dieser hübschen Tiere zu
erbeuten.
Nach etwa IV2 Stunden haben wir eine kleine Hova-
ausiedelung, wie alle Ortschaften der Hovas unter Mangobäumen
versteckt, erreicht. Hier erwarten uns einige Hovas, die uns
schon öfter als Führer und Sammler gedient haben und uns
auch diesmal begleiten sollen, wohlausgei'üstet mit Hacke, Beil
und Schaufel. Ohne Aufenthalt geht es weiter nach dem in
der Ferne sichtbaren Waldessaum.
Von hier an führt der Weg durch A\'älder von Satapalmen
(Hyphaena sp.). doch ist es nicht ein A\'ald in unserem Sinne,
— 45 —
die Palmen stehen nicht diclit bei einander, sondern etwa
10 — 15 m voneinander entfernt und gewähren keinen Schatten:
der Boden ist mit trocknem Gras bedeckt. Diese Satabestände
dehnen sich meilenweit aus und gewähren einen trostlosen
Anblick.
Endlich haben wir unser Ziel erreicht, köstlicher Schatten
empfängt uns, laut klingt das Rauschen des Meeres an unser
Ohr und eine kühlende Brise erhöht unser Wohlbefinden. Tama-
rinden (TamariiuUis sp.) bestimmen den Charakter des Waldes,
dicht am Ufer einige Casuarinen (Casuarina sp.), an unsere
Lärchenbäume im äußeren Ansehen erinnernd, an feuchteren
Stellen ßaphiapalmen (Raphüi Ruff'ia) und die Madagaskar eigen-
tümliche Ravenala, der bekannte Baum des Reisenden (Urania
speciosa) , dazwischen Lianen und dorniges Unterholz, hin und wie-
der ein Exemplar von Brehmia spinosa, dessen gelbe harte apfel-
große Früchte ein angenehm säuerlich schmeckendes Fruchtfleisch
enthalten, — im großen und ganzen ein ziemlich eintöniges Bild.
Vergeblich lauschen wir nach Vogelsang, nur das gelle Kreischen
schwarzer Papageien (Coracopsis nigra) ertönt ül)er uns in den
Baumk]-onen. Mit ein paar Schüssen holen wir einige dieser
lärmenden Burschen herab als willkommene Zugabe für den Tisch,
da sie einen zwar etwas zähen, aber sonst recht schmackhaften
Braten abgeben. Als seien unsere Schüsse ein Signal, so be-
ginnt in der Ferne ein dumpfes Gerede, denn Gebrüll kann
man es nicht nennen : es hört sich so an, als wenn jemand im
Baß laut seiner tiefsten Entrüstung über diese Störung der Stille
der Natur Ausdruck gäbe. Rasch geht es dem Schalle nach.
Es sind weiße Lemuren mit braunen Flecken auf den Armen
und Beinen (Propühecus verreauxi), die aufgescheucht behende
von Baum zu Baum springen, für einen geschickten Schützen
jedoch nicht schwer zu erlangen sind. Setzt man sich über
das Vorurteil hinweg, Affenfleisch zu genießen, so geben sie
einen ganz schmackhaften Braten ab. während ihr Fell will-
kommene Beute für die Sammlung ist.
Die kleine Störung ist vorüber und nunmehr beginnt unser
Tagewerk. Nach Wegräumen der Blätter verteilen sich die Leute
in eine lange Reihe und systematisch den Boden umgrabend
geht es langsam vorwärts, denn unser Tierchen lebt ungefähr
1 Fuß unter der Erde in selbstgegrabenen Gängen. Bis Mittag
— 46 —
]ial)en Avir eine Strecke vou etwa 100 m umgegTaben. Wir sind
heute vom Glück begünstigt, denn wir erbeuten drei jener sel-
tenen, für die Wissenschaft neuen Tiere, darunter eines sogar
im Moment der Eiablage. Unser Tierchen legt nur zwei, aber
große Eier mit ziemlich weitausgebildeten Embryonen, die mit
Fußstummeln und wohlentAvickelten Augen versehen sind, wäh-
rend das erwachsene Tier keine sichtbaren Augen besitzt.
Nach Einnahme unseres frugalen Mahles strecken wir uns
im Schatten einer mächtigen Tamarinde zur wohlverdienten
Euhe auf unserer mitgebrachten wasserdichten Decke aus, nicht
ohne vorher sorgfältig den Boden nach Tausendfüßen und be-
sonders Skorpionen, von denen es hier zwei Arten giebt, eine
kleinere gelbliche und eine größere häufigere schwarze Art,
untersucht zu haben. Man hört zwar nie, daß jemand von
diesen Tieren verletzt worden sei, indessen besser ist besser!
Früh am Nachmittag brechen wir auf, um auf dem Rück-
wege noch einige Satapalmeu auf ihre Fauna zu untersuchen.
Plötzlich ertönen warnende Rufe : vor uns an einem herab-
hängenden Zweige erblicken wir das Nest einer kleinen gelben,
ungemein leicht reizbaren Wespe, deren Stiche ganz fürchterliche
Anschwellungen verursachen. In weitem Bogen, scheu nach dem
Nest blickend, umgehen wir die gefährliche Stelle.
Bald haben wir den Wald hinter uns, und an geeigneter
Stelle wäi'd Halt gemacht. Nach halbstündiger x\rbeit stürzt
mit lautem Krachen eine der Satapalmeu zu Boden. Erschreckt
eilt allerlei Getier von dannen. Als häufigste Erscheinung sehen
wir einige sonderbar gestaltete Leguane (Hoplurus scbae), von
den Eingeborenen Ndungo vato genannt, und eine Anzahl grauer
Geckonen (Hemidactyhis u/ahuio), an den Stamm angeklebt
aber und halb verborgen die kleinen runden Aveißen hart-
schaligeu Eier desselben. Sorgfältig die abgestorbenen Blätter
abziehend erblicken wir das gewünschte Tier, Gecholepis maculata^
einen kleinen hechtgrauen Gecko mit Fischschuppen und so
zarter Haut, daß dieselbe sich bei der geringsten unsanften Be-
rührung in großen Stücken ablöst. Da das Tier nicht besonders
flink ist, so gelingt es manchmal es zu veranlassen von selbst in
die untergehaltene Flasche zu sjjazieren : ist dies ohne Erfolg,
so ergreifen wir das Tierchen mit Wattebäuschen und auch
dabei geht noch manches Stück verloren. Merkwürdigerweise
— 47 —
scheint GeA-olepis nicht so leicht, wie andere Geckonen, den
Schwanz abznwerfen, wenigstens habe ich es nie bemerkt.
Zwei andere Geckonen beleben noch die Palmen, ein
mittelgroßer gTünlicher mit roten Flecken auf dem Rücken
(Phelsiima viadagascariensc) und ein kleinerer grüner mit
weißem Bauch (Pli. diibi/iw), auffällig durch je einen schwarzen
E'lecken hinter den Beinen. An den feuchten Stellen zwischen
den Blattachseln erbeuten wir einige Arten von Baumfröschen
(z. B, Rappia reiiifer) und einige Nacktschnecken, eine Fauna,
die man auf diesen Palmen in einer Höhe von 10 — 15 m gar
nicht erwarten sollte.
Da die Sonne sich dem Untergang zuneigt und in den
Tropen die Nacht rasch hereinbricht, begeben wir uns auf den
Heimweg und langen wohlbehalten zum Nachtmahl in der Stadt
an, müde und hungrig zwar, aber befriedigt mit der Ausbeute
des heutigen Tages.
Die Regenzeit ist hereingebrochen, die Natur hat sich in
frisches Grün gekleidet, alles blüht und verjüngt sich, in
freudiger Geschäftigkeit bereiten die Vögel das Nest, jedes
Geschöpf freut sich des Frühlings, die sonst so öde Savanne
belebt sich, aller Orten kriechen die so lange im Winterschlaf
gefangenen Tiere hervor, um die kurze ihnen vergönnte Zeit
zur Liebe und Fortpflanzung der Art nach bestem Können
auszunutzen.
iVucli uns treibt es hinaus, ist ja doch die Regenzeit nicht
so schlimm, wie man sie sich zu Hause vorstellte. Es ist keine
Zeit fortgesetzten Regens , sondern auf Tage anhaltenden
Regens folgt eine Reihe schöner sonniger Tage, bis wieder der
Regen einsetzt, dann jedoch mit einer Heftigkeit, der auch das
solideste Dach nicht widerstehen kann, es regnet im wahren
Sinne des Wortes Bindfaden. Sollten wir wii'klich von einem
kleinen Regenschauer überrascht werden, so schützen uns ja
unser Regenmantel und Schirm hinlänglich.
Wir besteigen eins der hier gebräuchlichen Bote, Laka
fiara genannt. Diese Lakas sind etwa 15 — 20 Fuß lang bei
einer Breite von ungefähr zwei Fuß. Sie sind scharfkiclig aus
einem Baumstamme von uno-emein leichtem (befuge hero'estellt
— 48 —
und jederseits durch Plaukeii erhöht: vorn und hinten steig-en
sie in kühnem Bogen an. Zum Bau dieser Lakas werden
keine Nägel verwandt, sondern die Planken sind mit Pflöcken
von hartem Holz vernietet. Zur Versteifung dienen einige
Bänke. In der Mitte ist eine Plattform hergestellt, seitlich
gewilhrt je eine Planke Schutz gegen das Hinunterfallen. Da
die Böte zum Tragen eines Mastes zu schwach sind, wird das
Segel durch zwei Spriete regiert, die in Löcher eines am
Boden befindlichen Brettes eingesetzt werden. Um das Um-
schlagen zu verhindern ist jederseits ein Ausleger angebracht :
der der rechten Seite besteht aus einem starken, vorn und hinten
zugespitzten Holz, das sich bei zu starker Neigung auf das
Wasser legt und das Umschlagen verhindert. Dadurch gehen
diese Lakas absolut sicher, und habe ich in denselben schon
mehrfach zweitägige Reisen unternommen. Wird der Wind zu
stark, so stellen sich die Schiffer als Gegengewicht auf den
Ausleger, sich am Tau des Segels haltend.
Nach etwa einstüudiger Fahrt haben wir die andere Seite
der Bai erreicht und befinden uns nun im Gebiet der unab-
hängigen Sakalava. Beim Sitz der Herrscherin, die uns schon
von früheren Besuchen her befreundet ist, giebt es kurzen
Aufenthalt. Nach herzlicher Begrüßung und Überreichung des
üblichen Geschenkes, zwei Flaschen Brandy oder Absynth, be-
geben wir uns auf den Weg, den Koch und Boy zur Bereitung
des Mahles zurücklassend.
Die Gebüsche um den Ort sind belebt von Scharen
kleiner grüner Papageien (Agapornis cana) ; der Foudi der
Madagassen (Foudia niadagaiicariciisis) hat sein Hochzeitskleid
angelegt und gewährt in seinem roten (Gefieder einen prächtigen
Anl)lick. Pfeilschnell mit schwalbenartigem Fluge durcheilt die
Luft der grünlich schillernde Bieuenfresser {Mcrops superciliosns) ,
auf den Bäumen am Wege erblicken wir den amselähnlichen
Urowaug (Uypsipetes uroivany) und den gabelschwänzigen
Dicrurus (Dicnirns forficatiLs) ^ um die Kronen der Satapalmen
schwirrt eine kleine prachtvoll metallisch glänzende Nectarine,
auf abgestorbenen Baumstämmen hockt einsam ein kleiner Falke
(Tinmuiciilus sp.) unbeweglich nach Beute spähend. Durch
das Gras kriecht langsam eine mittelgroße olivengefärbte Natter
(Iletcrodon modesliis) und als häufigste Erscheinung sehen wir
— 49 —
eine graugefärbte Sclilange mit drei oder vier scliwarzen Läugs-
streifeii (Herpetodnjas Iwruieri).
Nach etwa einer Stunde haben wir den Wald erreicht, wo
wir sicher sind, Lemuren anzutreffen. Da trotz eifrigen Suchens
uns keines der Tiere zu Gesichte kommt, wird ein Schuß ab-
gegeben, und sofort verrät uns das dumpfe Geschrei die
Richtung, in der wir zu suchen haben. Wir finden hier eine
andere Art jener großen weißen Lemuren (Fropithecus sp.) als
auf der anderen Seite der Bai, mit etwas verschiedener Anordnung
der brauneu Zeichnung. Unsere Hoffnung, trächtige Weibchen
anzutreffen, erfüllt sich leider nicht, es ist noch zu früh in der
Jahreszeit; vielleicht im nächsten Monat haben wir mehr Aus-
sicht auf Erfolg. In Gesellschaft mit dem Propithecus treffen
wir noch einen kleineren brauneu Halbaffen (Lenmr brumieus) ^
doch auch bei ihm ist die Begattung noch nicht erfolgt.
Schwer beladen mit den erlegten Tieren geht es heimwärts,
da plötzlich stockt der Zug. Vor uns über den Weg kriecht
eine mittelgroße Schlange, dunkel olivenfarbig mit feinen hellen
(^uerbinden und rijtlich gefärbtem Kopf, es ist Heterodon mada-
yascariensis D. B., eine willkommene Beute für die Sammlung.
An dieses Tier knüpft sich ein merkwürdiger Aberglaube. Kriecht
das Tier quer über den Weg, so bedeutet es Glück, am gün-
stigsten, wenn es von der linken Seite kommt; kriecht es parallel
mit dem Wege, so ist die Aussicht für den Tag nicht günstig;
kriecht das Tier aber im Gezweige abw^ärts, so giebt es großes
Unglück, es stirbt der Bruder oder irgend ein naher Verwandter.
Der Sakalava kehrt dann sofort nach Haus zurück, verschließt
sich in seine Hütte und erhebt ein Klagegeschrei.
Au den Bäumen am Wege erbeuten wir noch einige
Cyclostomaceen, an feuchten Stellen kriecht Achatina \m Grase;
einmal sehen wir ein Exemplar jener prächtigen Tagmotte
(Urania riphaeus) , ohne ihrer jedoch habhaft werden zu können.
Kurz vor dem Ort erblicken wir auf einem Dornbusche ein
großes rotes auffallend gestaltetes Chamaeleon (Chamaeleon ver-
rucosus). Unbeweglich auf dem Zweige sitzend gewährt es
einen sonderbaren Anblick, wenn es mit einem Auge nach rechts,
mit dem anderen nach links blickt. Wehe dem Insekt, das sich
in seine Nähe wagt. Ein geschickter Wurf der etwa 10 cm
langen klebrigen Zunge erreicht es mit unfehlbarer Sicherheit.
4
— 50 —
Trotz seines Sträubens und Fauehens wandert das Tier in die
Samnielbüclise.
Am Naclimittag machen wir nocli einen kurzen Ausflug
nach einem jener kleinen in der Nähe gelegenen Reisseen. Trotz
der Regenzeit wird man sich hier vergeblich nach schwellenden
Wiesen und blumigen Auen umsehen. Ein Bild, wie es unsere
Wiesen im Frühling darbieten, werden wir in den Tropen ver-
gebens suchen. Ode liegt der See vor uns. Die Oberfläche
ist bedeckt mit violett blühenden Nymphaeen (Njimphara vuida-
gascariensis) . Am Ufer ein trügerischer Teppich von Salrinia sp.
Kein Gequak von Fröschen stört die Stille, nur die Vogel-
welt ist reichlich vertreten. Einige Regenpfeifer (Charndrms),
einer mit braunen, der andere mit schwarzen Flügeldecken bei
sonst weißem Körper, einige Strandläufer (Totamts sp.) beleben
die Ufer. Auf den breiten Blättern der Nymphaeen herum-
laufend das prachtvoll bläulich-rot schimmernde Sultanshuhn
(Porphyrio madagascaricnsis) ^ im Wasser eine Reihe von Enten,
dicht am Ufer eine kleine zierliche Taucherente. Trotz des
Reichtums an Vögeln gelingt es uns nur ein paar derselben zu
erbeuten, die wir durch einen sicheren Schuß nahe am Ufer
erlegen, denn jeder an den tiefereu Stellen geschossene Vogel
ist für uns verloren, da bei dem Überfluß an Krokodilen, die
diese Seen bewohnen, keiner der Diener zu bewegen ist, sich
tiefer als bis zum Schenkel in das Wasser zu wagen. Daß
diese Furcht nicht unbegründet ist, beweisen uns die Köpfe
jener scheußlichen Reptilien, die hin und wieder an der Ober-
fläche sichtbar werden.
Auf dem Rückweg fliegt mit lautem Geschrei eine Kette
Rebhühner vor uns auf, Kata kata (Margaroperdix n/adagasca-
ricusis) genannt, ohne daß wir jedoch zum Schuße kommen kön-
nen ; glücklicher sind wir kurz darauf bei einem Volk Perlhühner
(Numida mitrata) , von denen uns ein paar zur Beute fallen,
einen prachtvollen Braten für den nächsten Mittag versprechend.
Nach freundlichem Abschied von der Herrscherin und dem Ver-
sprechen baldiger Wiederkehr geht es mit frischem Wind in
fröhlicher Fahrt zur Stadt zurück.
51 —
Materialien zur Fauna der Philippinen.
XI. Die Insel Leyte.
Von
Dr. 0. F. von Möllendorff in Manila.
(Mit Taf. III, IV und V).
Die Insel Leyte, die vorletzte in der Reihe der mittleren
Inseln, Visayas genannt, bildet mit der benachbarten Samar,
von welcher sie nur durch einen schmalen, flußartigen Meeres-
arm getrennt ist, sichtlich die Fortsetzung der südöstlichen
Halbinsel von Lnzon, während sie südlich sehr nahe an die
Nordostspitze von Mindanao reicht, mit der sie die Küsteninseln
Panaon und Dinagat noch näher verbinden. Ihre Ausdehnung
wird auf 10 000 D km geschätzt ; sie ist verhältnismäßig spät
unter Kultur genommen worden und zählt deshalb nach dem
letzten amtlichen Census nur etwa 270000 Einwohner, die sich
auf 47 größere Ortschaften (Kirchdörfer) und über 200 kleinere
Dörfer und Weiler verteilen. Die Insel ist gebirgig, ohne be-
deutende Erhebungen zu besitzen; größere ebene Flächen fehlen.
Durch ihre Lage erhält sie beide Monsune fast direkt vom
Meere, sie hat deshalb auch nicht den ausgesprochenen Gegen-
satz der Jahreszeiten wie Luzon, sondern ein mehr gleichmäßiges
feuchtes Klima, welches sie besonders geeignet zur Pflanzung
von Abaka (Musa texiüis, vulgo Manilahanf) und Kokospalmen
macht. Noch ist viel Wald vorhanden, der aber rasch verschwinden
wird, um Abakapflanzungen Platz zu machen, tiber den geolo-
gischen Bau der Insel liegen keine sicheren Daten vor. Der Norden
und Osten scheinen durchweg vulkanisch zu sein : hier besuchte
.lagor den erloschenen Vulkan Manacagan und seine Solfataren.
Im Süden treten Kalke auf. wohl durchweg gehobene Korallen-
riffe, die sicli auf die Westküste bis Ormoc fortsetzen.
4*
— 52 —
Über die Molluskenfaiina war bis vor kurzem wenig be-
kannt. H. C Urning scheint blos einige Küstenplätze besucht
zu haben; aus seiner Ausbeute werden nur folgende Arten von
Leyte erwähnt :
Helicarion leijtensis Beck, C. xoiiifera Sow.,
H. margarita Beck. C. cretata Brod.,
Coneiiplecta scalnrina Pfr., Ot/dophorus validus Sow.,
Macrocerns spectabilis Pfr., » ? tigrinus Sow.,
Hemiglijpta scmiglobosa Pfr.. (wahrscheinlich leiicostoma Pfr.),
Cochlostgla fragil is Sow., Moulinsia grandis Gray.
C. sphaerion Sow., Plecotrema typica Ad.
C. Sem per hat nur den Süden der Insel flüchtig berührt;
dagegen sammelte er auf den Küsteuiuseln Panaon und Liman-
saua, welche geographisch wie fauuistisch zu Leyte gehören.
Von der Hauptinsel erwähnt er:
Cochlostyla sphaerion var. nana S.,
C. camclopardalis Brod. (wahrscheinlich comiecfrns v. Mlldff.).
Amphidronnis niacnhferiis Sow. var. ;
von Panaon:
Hemiglypta semiglobosa Pfr..
Obbina basidentata Pfr.,
Cochlostyla sphaerion Sow.,
C. panaensis Semp..
C. camelopardalis Brod. {= connectens v. Mlidft'. var.):
von Limansaua :
Obbina basidentata Pfr.,
Cochlostyla limansauensis Semp.,
Leptopoma ritrcion Less.
Einen erheblichen Zuwachs erhielt unsere Kenntnis der
Insel durch die Sammlungen, welche mein Freund 0. Koch in
üebu. durch Eingeborene an der Westküste (Maasiu, Bato. Or-
moc, Palompon) sowie auf der Küsteniusel Timobo machen ließ,
und durch welche folgende Arten der Fauna hinzugefügt wurden:
Ennm quadrasi v. minor v. ^[.. Laniprocystispscudosiiccincax.'M..
Vitrinopsis plannhda Pfr.. L. genwuda v. M..
Vitrinoconns suturalis v. M., L. semiglolndns v. M.,
Enplecta hochiana v. M., Trochotnorpha nietcalfci Pfr.,
Kaliella pseudositala v. ^I., Tr. spicmlidula v. M. var. cari-
K. pnsilla V. M., nari(t v. M.,
— 58 —
Obhina bigoiiüi Fer., Cyclophorns so/rcrbi/i Hid.,
0. scrobicidata v. conoidalü v. M. Lagochüus grande v, M.,
(Timobo), Leptopoma vitreum Less.,
0. rota Brod., L. concinnum Sow..
Patiiki aperta v. M., Helicomorpfka depressa v. M.,
Endodonta philippincnsis Semp., Arinia soiverbyi Pfr. var. ab-
Satsuma trochomorpha v. M. no7'mis v. M.,
V. dimidiata v. M., Palaina chrysaUs v, M. var. cy-
C/doritis leytensis v. M., lindrus v. M.,
Cochlostyla gloynei Sow. (Timoho), F. porrecta v. M.,
C. velata Brod. v. elongata v.M., Diplommatina rupicola v. M.,
Opeas gracUe Hutt., D. leytensis v. M.,
Melmnpus hdeiis Qiioy Gaim., ZA breviplica v. M.,
Tralia lianleyana Gass., Pupina nana v, M.,
Auricula snbula Quoy Gaim., Moidiiisia fusca Gray,
CyathopomapyramidatmnY.'M.. Helictna acutisshtia Sow.,
Cyclotus leytensis v. M.. H. acida Pfr.,
C. caro// Kob., H. dichroa v. M.
Wenn mithin unsere Kenntnis der Fauna sich auf einige 60
Arten helief, so v^ar anzunehmen, daß eine gründliche Erforschung
der Insel durch einen ausgezeichneten Sammler wie meinen
Freund J. F. Quadras noch sehr viel Neues bringen würde, und
der Erfolg seiner im Frühjahr 1892 dahin unternommenen Reise
hat diese Erwartung glänzend gerechtfertigt, da sich die Zahl
der Arten durch seine Sammelresultate mehr als verdoppelt hat.
Er hat mir dieses Mal die Bearbeitung seiner Ausbeute über-
tragen, um Herrn Hidalgo, welcher mit unbearbeitetem Mate-
rial von den Philippinen noch überhäuft ist, etwas zu entlasten
und ihm Zeit zu geben, mit der Bestimmung der in den letzten
9 — 10 Jahren von Quadras gesammelten Land-, Süßwasser- und
Seekonchylien etwas schneller voranzukommen.
Quadras reiste per Dampfer zunächst nach Carigara im
Norden der Insel, wo ein kurzer Aufenthalt einen flüchtigen
Besuch der schon ziemlich entwaldeten Hügel ermöglichte, dann
weiter nach der Hauptstadt Tacloban im Nordosten, an dem
engen Meeresarm zwischen Leyte und Samar gelegen. Von hier
wurden die an der Meerenge liegenden Weiler Magonbagon,
Tigbao, Cogoncogon u. a. besucht. Die Berge treten bis nahe
an die Küste und sind noch gut bewaldet, das Gestein ist
— 54 —
vulkanisch. Von TacUtbau ging die Reise mittelst Dampfer
weiter nach Cabalian an der Ostküste. Die Küste ist hier sehr
flach, niedi'ige Berge liegen ein bis zwei Stunden landeinwärts;
Weiler Saob, Menoiho. Von Cabalian wieder mit Dampfer nach
Liloan auf der Insel Panaou fahrend, sammelte Quadras einige
Tage auf dieser noch gut bewaldeten Insel mit ziemlich hohen
Bergen. Er setzte dann nach der gegenüberliegenden Südküste
von Leyte über, wo bei dem Dorfe Tagbag Kalkfelsen eine gute
Sammelstelle boten. Eine weitere Dampferfahrt brachte ihn von
Liloan nach Malitboc, auf der Ostseite der südwestlichen Halb-
insel von Leyte. Hier war die beste Sammelgegend der Reise:
viel Wald und Kalkfelsen; es wurden die umliegenden Dörfer
und Weiler Biliran, Lambunao, Iba, Timba n. a. m. besucht.
In kurzer Bootfahrt wurde nach der kleinen Insel Limansaua
übergesetzt, die insofern eine Enttäuschung bot, als sie gänzlich
entwaldet ist und keine bedeutenden Erhebungen zeigt. Der
Boden ist nach Quadras ein seifiger Lehm ; hie und da tritt
Kalk auf. Die von Semper entdeckte C. limansaueusis wurde
zahlreich gesammelt, sie lebt auf Sträucliern nahe am Strande.
Das nächste Reiseziel war das auch von Semper besuchte Dorf
Macrohon nebst den Weilern Cambarö, Mopo, Malpagui, Can-
lusay, Catong u. s. w. Diese Gegend und anscheinend die ganze
Westküste besteht aus Kalk. Teils zu Wasser teils zu Land
ging die Reise weiter nach den größeren Dörfern Maasin, Bato,
Inopacan, Baybay und Ormoc; überall wurden Exkursionen ins
Land hinein unternommen. Von Ormoc aus durchquerte Quadras
die Insel in nordöstlicher Richtung nach Jaro und Palo, von
wo dann die Hauptstadt Tacloban wieder erreicht wurde. Der
Übergang über die centralen Berge, welche vulkanisch zu sein
scheinen , war nicht hoch , nur durch den Urwald und den
Maugel an Ansiedlungen beschwerlich.
Ich habe diesen kurzen Auszug aus dem Itinerar hier
eingefügt, um die Lage der einzelnen Fundorte, die später auf-
geführt werden sollen, klarzulegen. Das Resultat der Reise ist
auch hier, daß die Kalkregion, hier der südliche und westliche
Teil der Insel, die größte Artenzahl überhaupt und die meisten
endemischen Formen aufweist. Sichten wir die überhaupt bis
jetzt bekannten Arten, mit Ausschluß der Süß- und Brackwasser-
schueckeu, so ergiebt sich folgende Gruppierung:
1) AUgemeiu über den Archipel verbreitete Arteu, wohl
meist durch Kulturpflanzeu verbreitet:
Ennea bicolor,
Eulota fodiens,
Opeas gracile,
0. claviilinum.
2) Arteu, welche mit mehreren anderen Inseln gemeinsam
sind:
Ennea qiiadrasi var. tninor (Cebu, Siquijor, Negros, Guimaras),
Helicarion crenularis (Cebu, Negros),
Sitala Uneolata (Luzon, Si(iuijor),
Kaliella tennisculpta (Luzon, Marinduque, Catanduanes),
K. pusilla (Luzon. Catanduanes, Cebu),
Lamprocystis p^eadosiiccl nea (Cebu, Negros, Mindanao, Luzon etc.),
L. geiumula (Luzon, Cebu),
Trochomorpka metcalfei (Cebu, Siquijor, Camotes, Bohol),
Tr. repanda (ganzer Archipel),
Obbina bigoyiia (Samar, Bohol, Siargao. Mindanao),
0. moricandi (Bohol, Dinagat, Siargao, Mindanao),
0. scrobiculata (Bohol, (-amotes),
0. rota (Siquijor, Cebu, Bohol, Camotes, Mindanao),
Patnla aperta (Luzon, Calamianes),
Endodonta philippinensis (Luzon, Catanduanes, C'ebu, Siquijor,
Mindanao),
Plectotropis visayana (Bohol, Cebu, Negros, Guimaras),
Pupisoma philippmimim (ganzer Archipel).
Cochlosti/la pithognstra (SO-Luzon, Catanduanes, Samar, Masbate),
Hapalits grate/o/ipi (Catanduanes, Cebu, Guimaras),
Leucochilns pcdiciilus var. ocatnia, j
L. artense, ganzer Archipel,
Staiirodon moreleti, )
Succinea philippinica (Luzon, Cebu, Mindanao),
Cyclotus pusülus (Luzon, Cebu, Negros, Guimaras etc.),
C. caroli (Bohol, Siquijor, Cebu, Mindanao),
Cgclophorus validirs (Samar, Mindanao),
C. leiwostovm (Bohol, Mindanao),
C. aciiHmnrginatus (Samar, Siargao, Mindanao),
C. sourrbgi v. solidn (mittlere Inseln, Tj^pus auch Luzon etc.),
Lagochüus parvimi (Cebu, Panay),
— 56 —
Leptopoitin ritre/nn (ganzer Archipel, Formosa, Molukkeii. Xeii-
Guiuea, Bismarck -Archipel),
L. concinnum (Philippinen, Molukkeu),
L. helicoides (ganzer Archipel),
Arinia sowerbyi (mittlere Inseln),
Porocallia microsionia (Mindanao. Catanduanes, SO-Lnzou).
Jlouli/isia (jrandis (SO-Luzon, Catanduanes, Samar, Sicinijur,
Mindanao),
M. fvaca (wie vorige, auch Cebu),
Truncatella valida und Tr. vitiana (ganzer Archipel Indonesien,
Melanesien, Polynesien),
Tr. semperi (Bohol, Cebu),
Helicina acutissima (mittlere Inseln),
H. acuta (Mindanao, Siargao, Cebu, Samar),
H. caroli (Mindanao, Siargao. Samar),
H. dichroa (Cebu, Bohol, Si(iuijor, Mindanao),
H. citrinella (ganzer Archipel),
H. parva (mittlere und südliche Inseln),
Georissa subglabi'ata (Luzon, Cebu etc.).
3) Mit einzelnen Inseln gemeinsam:
Vitrinopsis planidata (Luzon),
Sitala phiUppinarum (Cebu),
Kaliella pseiidositala (Cebu),
Lamprocystis semiglobiilus (Luzon),
Obbina basidentata (Mindanao),
Chloritis spinosissima (Mindanao),
Leytia fragilw (Samar),
Axina glotpiei (Magtan),
Geostilbia pldlippinica (Cebu),
Arinia minutissima (Cebu),
Diplommatina riipicola (Cebu).
4) Auf Leyte beschränkte Varietäten von Arten anderer
Inseln :
Kiinca locardi var. dotigdta ('JVpus auf Negros),
Helicariou inargariia v. diniidiata (Typ. Cebu),
Macroceras spcctabiUs v. carinata (Tj^p. Samar, Cel)U, Camotes,
Catanduanes),
Euplecta reyesi v. leytensis (Typ. NO-Mindanao),
57
Lnuiprocijstis imiiairix v. stenostoma (Typ. Cebn),
Trochomorpha spleudidula v. carinaria (Typ. Cebii, Negros).
Obbhin inarginata v. ;w//esc-f7i.s (Typ. Mindanao. andere vars.Cebu,
Siciuijor),
SatsiDna trochomorpha v. dmddiata (Typ. Cebu, Surigao, Cataii-
diiaues),
Cochlostyla sphaerion et vars. }ia)ia, crassilnbris (v. incn'dionalis
Miudauao),
C. xonifera (Typus nur auf Leyte, vars. Samar, Siargao, Dinagat,
Mindauao),
C. cryptica var. cretata (Typ. Samar, andere vars. Panaon, Ca-
motes, Bohol, Siargao, Mindanao),
C. velata v. eJongata (Tj'p. Cebu),
Ainphidromus macidiferiis v. i/mlticolor (Typ. Mindanao),
Opeas hexagiirum v. poUjgijra (Typ. Cebu),
Ct/chtfis auriciilcdus v. deflexa (Typ. Mindanao),
Arinia devians v. attenuuta (Typ. Cebu),
^. costata V. minor (Typ. Cebu),
Palaina chrysaUs v. cylindrus (Typ. Cebu),
Diplommatina irregidaris v. minima (Typ. Cebu),
Acmella hungerfordiana v. vcntrosula (Typ. Cebu, Siquijor, Negros,
Guimaras),
Helicina laxarus v. trochacea (Typ. Luzon, Catanduanes, var. Cebu).
5) Auf Leyte beschränkte Arten :
Ai-t.
Nächstvenvandte Art oder Verbreitung
der Gruppe.
Vitrinocomis siihiralis,
V. orthostoma Guimaras, Negros, Pa-
Helicarion leytensis,
Pareuplecta (piad7~asi,
Eiiplecta kochiaita,
nay, Mindanao.
P. cxccntrica, Siquijor; marginnta, Cebu.
E. boholensis, Bohol; cebuensis, Cebu.
Coneuplecta scalarina,
KalieUa iransitans,
C. confnsa, Cebu, Negros.
Lamprocystis appendi-
culata,
L. gemmida.
L. subcrystallina,
Trochomorpha seridna,
L. crystallma, Cebu, Siquijor.
T. splendens, Cebu.
58 —
Art.
Nächstverwandte Art oder Verbreitung
der Gruppe.
Cldoritis leijtensis,
Cid. qiiicta, Miudauao.
Corasia limansauensis,
Gruppe der C. intorta, mittlere Inseln.
CuchlosUjla connectens,
C. bohole72sis, Boho\ : camelopardaUs, Cebu.
Cyathopoma pi/ra mi-
C. pkilippinicKm. Lnzon.
datuDi,
Cyclotus (Pseudocyclo-
C. cijclophoroidcs, Cebu. Gruppe : Celebes,
phonis) leytensis,
Molukken. Sulu-Inseln.
Ditropis decollata,
D. conidina,
D. cebuana, \
D. pyramidata, \
D. corniciihim,
D. mira^ Siquijur.
Lagochibis grande.
L. kclicoides, Bohol.
L. concoJor,
L. subcarinatHm, Cebu.
Leptopoma quadrasi,
L. lutcostoma, Guimaras.
HelicoDtorpliü q/iadrasi,
H. appcndiculata,
H. depressa,
Gattung: Cebu. Siquijur, Guimaras,
Catanduanes.
J
Falaina porreda,
P. mirabilis,
DiphnDtintina quadrasi,
I). leijtensis,
D. kochiana. Cebu.
D. breripUca.
D. micropleuris.
D. subcrysiallina.
Piipina nana^
P. b/caiinlicidnta, (.'el)U.
Omphalotropis coii-
jiingens,
0. stricta, China.
TriDicdteUa qaadrasi,
Tr. alb/'da.
Gcon'ssa quadra-si.
ü. nifesccns, Luzon.
(t. turritella,
G. sid)glabrata, Luzon. Cebu etc.
Es erscheint noch verfrüht nach diesen Zusammenstellnn2:en
Schlüsse auf das Verhältnis der Fauna von'I.eyte zu denen der
benachbai'ten Inseln und etwa auf die Entstehung' derselben zu
ziehen, da wir hierzu jlie einzelnen Faunen immer noch zu un-
vollständio; kennen. Daß z. B. von den kleinen Arten eine so
— 59 —
o-roße Zahl mit Cebii gemeinsam ist, kann uicht mit Siclierlieit
als Beweis für eine größere Verwandtschaft mit dieser Insel
angenommen werden, sondern könnte namentlich darauf beruhen,
daß wir die Minutienfauna von Cebu besser kennen, als die
irgend einer anderen Insel. Im Allgemeinen aber gliedert sich
die Fauna in drei Regionen, welche einen näheren Zusammen-
hang mit je einer der benachbarten Inseln zeigen. So sind die
mit Samar gemeinsamen Arten, wie namentlich Leiftia fragüis
und Cochlostyla xonifera und pithogastra auf den Norden und
Nordosten der Insel beschränkt ; der Süden bietet die mit Min-
danao gemeinsamen oder mit Miudanao-Arten nächstverwandten
Schnecken: Aniphidromus macuUferus ^ Chloritis spinosissima,
Obbiiia basidentata, Cyclotus cmricidahis v. deflexa, Obbina mar-
(jinata v. pollescens, Eiipleeta reyesi v. leytensi^ u. a. m. Die
Kalkregion des Südwestens und Westens schließlich weist am
meisten auf Cebu hin. Von den weiter verbreiteten Arten sind
eine Reihe von Catanduanes her über Südost-Luzon, Samar und
Lej^te bis Mindanao, also längs der paciflschen Seite des Archipels
beobachtet, ohne sich nach Westen zu verbreiten: es sind dies
namentlich die an perennierende Feuchtigkeit gebundenen
Schnecken, wie Porocallia niicrostoma und MonUiisia grandis
und fusca — letztere beide greifen noch bis Bohol , Siquijor
und Cebu über — , während Cyclopliorus caUdus und aeuii-
marginatus, Helicina caroli u. a. von Mindanao über Leyte bis
Samar reichen. Eine ziemliche Anzahl von Arten verbreiten
sich von Leyte westlich über sämtliche Visayas-Inseln, wenige
sind auch mit Luzon gemeinsam, für welche die noch fast un-
erforschte Insel Masbate die Brücke bilden wird. Alle diese
Beziehungen deuten mit Sicherheit auf einen früheren Land-
zusammenhang hin : an eine Einwanderung nach der Trennung
der einzelneu Inseln, wie sie z. B. Semper annimmt, ist nui- in
beschränktem Maße zu denken. Sie könnte im besten Falle
doch nur bei Baumschnecken möglich gewesen sein, wo die von
Wallace und Semper angenommene Verbreitung durch schwim-
mende Baumstämme allenfalls möglich, wenn auch recht un-
wahrscheinlich wäre. Auch die Verbreitung durch Vermittlung
des Menschen bei Einführung von Kulturgewächsen, der ich
geneigt bin eine größere Rolle zuzuerkennen, als bisher ge-
schehen ist, würde innner nur Baum-, allenfalls noch Mulm-
— 60 —
sclinecken betroft'eu haben. Scliueckeii dagegen, welche an
Preisen gebunden sind, können nur gekrochen sein, und ihr ge-
meinsames Vorkommen auf mehreren Inseln kann nur durch
einstigen Laudzusammeuhang erklärt werden. Ein sorgfältiges
Studium sämtlicher philippinischen Inselfaunen wird vielleicht
sogar die Feststellung der Reihenfolge ermöglichen, in welcher
die einzelnen Inseln von dem einstigen Kontinente losgetrennt
worden sind. Vorläufig fehlt dazu noch viel, da kleine Arten
mit Gründlichkeit erst an wenigen Punkten des Archipels ge-
sammelt worden sind. In dieser Hinsicht ist die Quadras'sche
Durchforschung der Insel Leyte als ein großer Fortschritt zu
bezeichnen.
Fam. Streptaxidae.
1. Ennea (Huttonella) bicolor Hutt.
Hier wie anderwärts eingeführt.
2. Ennea (Diaphora) quadrasi v. Mlldff. var. minor v. Mlldff.
Maasin (Koch), Macrohon, Matalon, Tagbag (Quadras).
Von Cebu, Siquijor, Negros und Guimaras bekannt.
3. Ennea (Diaphora) locardi Hid. var. elongata n.
Von Ennea locardi Hid. (Obras 1890 p. 90, Atlas 1. 1 f. 4),
welche Quadras auf der Insel Negros entdeckte, durch etwas
bedeutendere Größe, einen Umgang mehr, etwas gröbere Cre-
nulierung an der Naht und überhaupt etwas deutlichere Streifung,
kräftigere Mündungslamellen und mehr gerundete Mündung,
welche beim Typus entschieden biruförmig ist. verschieden, alles
nur graduelle Unterschiede, daher nur Varietät.
Long. 6.25. diam. 1.5 mm.
Angay bei Inopacan (Quadras).
Kam. Vitrinidae.
4. Viiri)iopsis plannlafa (Pfr.).
V. Mlldff.. Mal. Bl. X 1888 \^. 153 = V. fasciata Soul.. Voy. Bon. Zool. II.
1852 1). 498; Hidals^-o. Obras 1890 p. 63, 64.
Maasin (Koch), Campagal bei Jaro (Quadras).
— Ol —
Hidalgo weist überzeugend nach, daß Souleyet's Art, deren
Abbildung nach eigener Bemerkung des Autors mißraten war,
mit F. plamdata Pfr. identisch ist. Der mir, wie er richtig be-
merkt, unbekannt gebliebene Fundort Souleyet's „Wälder an der
Laguua" deckt sich völlig mit dem Originalfundort Pfeiffers,
Oalauang in der Provinz Laguna. Um so auffallender ist es, daß
Hidalgo den um vier Jahre jüngeren Namen voranstellt, statt
ihn als Synonym zu plamdata zu ziehen.
Die Exemplare von Leyte sind etwas kleiner als die von
Luzon, aber sonst nicht verschieden.
5. Vitrinoconus suturalis n. sp. (Taf. III, E^'ig. 1, la, ll)j.
T. anguste sed aperte umbilicata, discoidea. tenuis, pellu-
cida. nitens. corneo-liyalina : spira vix promiuula. Anfr. 5 con-
vexi, lente accrescentes, sutura profunda canaliculata discreti,
ad suturam striati, ultimus non descendens, subtus glabratus.
planiusculus. Apertura parum obliqua, lunaris; peristoma Sim-
plex, acutum, margine externo ad insertionem recedente, margine
columellari sinuoso. haud reflexo.
Diam. max. 4, alt. vix 2 mm.
Vitrinoconus suturalis v. MUdff., N. Bl. D. M. G. 1890 p. 201.
Bato (Koch), Maasin (Quadras).
Diese interessante Form steht am nächsten dem V. ortho-
stoma Pfr. von Panay, Guimaras und Negros, unterscheidet sich
aber durch die geringe Größe, 4 statt 7^2 mm bei gleicher Zahl
der Windungen, die tiefere Naht und deutlichere Kantung der
Windungen an derselben, flachere Windungen und niedrigeres
Gewinde, unten weniger gewölbten letzten Umgang. Eherner ist
die Streifung bei V. orihosioma gleichmäßig fast bis an die
Peripherie fortgesetzt, bei suturalis ist sie an der Naht stärker
und eigentlich nur da deutlich, dann schwächt sie sich rasch ab.
Die systematische Stellung von Helix orfhostoma ist noch
etwas unsicher; bei Albers-Martens steht sie in Orobia, Semper
und Tryon ziehen sie mit Zweifel zu Euplecta, wo sie Pfeiffer
(Nomencl.) und Hidalgo belassen. Wäre sie überhaupt eine
Naninide, so könnte sie wegen der Skulptur der Oberseite und
der glatten Unterseite allerdings nur bei Euplecta untergebracht
werden ; dagegen spricht aber mit Sicherheit die Bildung der
Spindel, welche durchaus nicht umgeschlagen ist. Nach der glatten
— r)2 —
und glänzenden Unterseite, der entschiedenen Streifung oben, dem
ofteneu Nabel paßt sie recht gut zu l'ärhiocouHs, in welcher Gattung
schon fast ebenso flache Formen (V. discoüleus Semi).. f/laber m. und
sinaitejisis Pfr.) bekannt sind. Abweichend ist nur der Mangel
eines Kieles. Einstweilen, bis die Weichteile untersucht sind,
erscheint die Einreihung bei Viirinocoiius als das richtigste.
Fam. Naninidae.
6. Helicarion leytensis (Beck).
Vilrina leytcnsis (Beck) bei Pfeiffer, Mon. Hei. II p. 500.
Leyte (Cuming), Magonbagon bei Tacloban, Campagal bei
Jaro, Menoiho bei Cabalian (Quadras).
Die Quadras'schen Exemplare sind alle jung, doch passen
sie ganz gut zu Pfeiffer's Diagnose.
7. Helicarion cremdaris (Beck).
V. Mlldff., J. D. M. G. XIV 1887 p. 260.
Zwischen Ormoc und Jaro (Quadras).
Sonst von Cebu und Negros bekannt.
8. Helicarion margariia (Beck) var. fJiii/irliafn n.
an = Vi'trina margarita var. ß bei Pfeiffer, Mon. Ilel. II p. 500?
Insel Panaon (Quadras), Leyte (Cuming).
Nur etwa halb so groß als der Typus von Tebu, sonst
wenig verschieden.
9. MacroeJi/cü)n/s (Macroceras) spectahilis (Pfr.)
var. carinntn n.
Unicolor virescenti - flavida apice fulvescente. peripheria
distincte angulata.
llelix speetabilis var. ß bei Pfeiffer. Mon. Hcl. 1 p. 48; Clieinn. ed. II
Helix No. 165, t. 32 f. 5, 6.
Leyte (Cuming). Tacloban, Magonbagon. Canian-
angac bei Palo. Alangalang (Quadras).
Die Stammart kennen wir von Samar, den Camotes, Cebu
und C'atanduanes. Während mir unter vielen hundert Exem-
plaren von Samar kein einziges ungebändertes vorgekommen
ist. sind die zalilieiclien VdU (^)n;i(lras auf Leyte gesannnelten
— 63 —
Stücke sämtlich iingebändert und dabei stärker gekantet, bilden
also eine geog-rapliische Varietät. Auf C'atanduanes fand Quadras
unter typischen gebänderten einige Stücke von gleichförmig
dunkelbrauner Farbe, sichtlich durch Ausdehnung der Binde
über die ganze Schale entstanden.
10. Enplecta (Pareuplecta) qitadrasi n. sp. (Taf. III, Fig. 2, 2a).
T. anguste perforata, depressa, tenuis, superne sat distanter
plicato-radiata, basi subtiliter striatula, fere laevigata. valde
nitens, pallide olivacea : spira vix elevata, apice piano. An-
fractus 4^2 convexiusculi, sutura profunda subcanaliculata dis-
creti, nltimus ad peripheriam carina obtusula sed bene exserta
carinatus . prope carinam linea profunde impressa usque ad
anfractum antepenultimura producta cinctus, subtus convexior.
Apertura parum obliqua, late securiformis : peristoma rectum,
acutum, margine supero ab insertione paullum ascendente, tum
bene curvato, columellari superne ad perforationem breviter
reflexo.
Diam. maj. 25,5, alt. 12 mm: apert. lat. 15. alt. 9,75 mm.
Hab. inter vicos Ormoc et Jaro: leg. cl. J. Quadras.
Diese schöne Entdeckung meines Freundes Quadras schließt
sich an E. (Pareuplecta) excenirica Pfr. von Siquijor und marginata
m. von Cebu an, ist aber durch den zwar deutlich abgesetzten,
jedoch rundlichen Kiel, die gewölbteren Windungen und besonders
durch die eigentümliche vertiefte Linie, welche oberhalb des
Kiels verläuft, sehr verschieden. Die Gruppe, welche ich als
Übergang von Eupleda zu MacrocJflaiinjs betrachte, scheint noch
weiter verbreitet zu sein als ich bisher angenommen habe: ich
rechne zu ihr außer den bereits erwähnten Arten noch E. cari-
iiaria m. von Luzon , crebristriata Semp. von Mindanao und
atujuhita m. (antea Macrochlamy^) von den Suluinseln.
11. Euplecta kochiana n. sp. (Taf. III, Fig. 3, 3a. 3b).
T. imperforata, convexo- depressa, acute cariuata, tenuis.
pellucida, nitens, corneo-albida; spira gradato-conoidea lateribus
convexis. Anfr. 6 V2 lente accrescentes, convexiusculi. superne
confertim costulati, juxta carinam lineis 2 elevatis approximatis
et tertia i»aullmu remota cincti, ultinius basi convexi(jr, minute
— 64 -
striatulus et liueis spiralibus miuntissimis decussatiis, valde
nitens, medio paullum impressus. Apertura fere verticalis, au-
gulate limaris ; peristoma simplex, acutum, niargiue basali sig-
moideo-curvato, columellari paullum incrassato et reflexo.
Diam. max. 8, alt. 4^2 mm.
Fnplecia kochiana v. Mlldff., N. B. D. M. G. 1890 p. 1!)9.
var. major n. Diam. 10, alt. 5 mm, spira magis depressa.
Hab. ad vicum Maas in, comm. cl. O.Koch, var. ad vicum
Macrohon leg. cl. J. Quadras.
Durch die geringere Größe, die feinere Rippenstreifung,
die treppenartig abgesetzten Windungen und den dreifachen
statt doppelten Kiel von den nächstverwandten E. boliolensh
und cebuensis verschieden. Die Varietät von Macrohon ist nur
größer und etwas flacher, aber sonst nicht abweichend.
Hidalgo stellt (Obras 1890 p. 85) meine E. cebuensis ein-
fach als Synonym zu bohoJensis; da er letztere ebenso wie ich
nur nach der Beschreibung und Abbildung vergleichen kann,
ist die völlige Ignorierung der von mir hervorgehobenen Unter-
schiede, welche die Cebu-Rasse mindestens als besondere Varietät
kennzeichnen, gelinde gesagt voreilig. Wenn Pfeiifer's Abbildung
genau ist, möchte ich zunächst die Artgültigkeit der von mir
benannten Form noch aufrecht erhalten.
12. Eifplecta reyesi Hidalgo var. leijteiisis n.
Differt a typo ex insula Mindanao testa majore, magis
depi-essa, umbilico paullo magis aperto, carina magis exserta.
Diam. 8, alt. 4,5 mm.
Hab. ad vicos Tigbao (Tacloban), Hinayangaug,
Mabuyoc (Baybay), Tubasan (Inopacan) et in monte Bontoc
insulae Leyte, leg. cl. J. Quadras.
Diese schöne Euplecta schließt sich der von Hidalgo (Obras
p. 86) beschriebenen Art von Nordost-Mindanao als Varietät an.
Größe und Höhe wechseln etwas nach den Fundorten , aber
durchschnittlich ist die Leyte-Form verhältnismäßig flacher bei
etwas größerem Durchmesser.
Sect. Coneuplecta n.
T. aut anguste aut semiobtecte perforata, conoidea vel
trochiformis, hyalina, ad peripheriam magis minusve angulata vel
cariiiata, subtus glnbra. supernc striatula.
— 65 —
tj^p. Euplecta scalarina Pfr.
Syn. Trochonanina Moiisson, autt. (ex parte).
Lauge habe ich geschwankt, wo ich eine Anzahl konischer,
glaslieller Naniniden unterbringen sollte, welche auch von anderer
Seite zu sehr verschiedenen Gattungen gestellt worden sind.
Wegen des Kiels und der etwas verschiedenen Skulptur der
Ober- und Unterseite hatte ich eine derselben, E. confusa m.
von Cebu, schon zu Euplecta gerechnet, dagegen eine andere,
die ich jetzt zu derselben Gruppe ziehe, als KalieUa luxonica
beschrieben. Semper hat die letztere Art, welche er schon
lange vor mir publiziert hatte, auffallenderweise zu Vitrinoconw^
(V. turritus Semp.) gestellt, eine andere, scalarina Pfr., sowohl
als Mic7'ocystis (Phil. p. 46) als auch als Vitrinoconus (p. 93)
aufgeführt. Mit letzterer Gattung haben unsere Formen allen-
falls nur die konische Gestalt gemeinsam, die aber gar nicht
Gattungscharakter ist, wie die flachen Arten V. orthostoma,
siäuralis, discoideus, glaber beweisen. Dagegen fehlt einerseits
der offene Nabel, andererseits beweist der umgeschlagene Kolu-
mellarrand deutlich die Zugehörigkeit zu den Naniniden, die ich
bei E. confusa und turrifa auch an den Weichteilen feststellen
konnte. Schwieriger ist die Abgrenzung gegen Kaliella und
Sitala; zu ersterer Gattung, von der so große Arten noch nicht
bekannt sind, rechne ich nur stärker senkrecht gestreifte, daher
stets matte Formen mit nicht oder schwach glänzender Unter-
seite. Sitala dagegen weist stets deutliche Spirallinien oder
-kiele auf. Allerdings dürften Kaliella, Sitala, Coneuplecla und
Euplecta, falls nicht erhebliche anatomische Unterschiede nach-
gewiesen werden, näher zusammengehören und vielleicht nicht
als Gattungen, sondern nur als Sektionen einer Gattung auf-
gefaßt werden müssen.
Zu Co7ieuplecta rechne ich von den Philippinen E. scala-
rina Pfr., confusa m., rotundata Semp. und turrita Semp., ferner
einige Arten der Südsee, welche gewöhnlich als Trochonanina
aufgeführt werden, wie tongana Quoy, schmeltxiana Mouss. u.
a. m. Trochonanina Mousson schließt eine Eeihe von Arten ein.
welche nach heutiger Auffassung zu sehr verschiedenen Gattungen
gehören, nämlich Martensia Semp., Trochoxomtes Pfeff., Rotjila,
die Gruppe der Tr. conicoides Mete , conus Phil. etc. und die
ö
— 66 —
erwähnten Co?ieu])lecta- Arten. Leider macht er keinen Tj'pus
namhaft, sodaß sein Name schwerlicli auf eiuzehie Bestandteile
der sehr gemischten Gruppe fixiert werden kann. Pfeifer hat
den Namen nur auf die Südsee-Arten, radicms und schmeltxiana,
angewandt, sodaß seine Trochonanina = Coneuplecta m. ist.
Gewöhnlich wird indessen der Name Trochonanina jetzt auf die
braunen Trochomorplta - ähnlichen Naniniden des malayischen
Archipels (typ. Tr. conicoides Mete.) bezogen und sollte, wenn
überhaupt, für diese beibehalten werden. Da aber ]\[oussou's
Gattung ohne Typus nur nach der allgemeinen Gestalt auf-
gestellt ist und unzusammengehörige Arten enthält, so ist es
wohl besser den Namen ganz zu unterdrücken und, wie ich es
für die glashellen Arten gethan habe, auch für die braunen,
matten vom Typus der conicoides einen neuen Namen zu Schäften.
13. Euplecta (Conenplecta) scalarma (Pfr.).
Helix gradata Pfeiffer, Mon. Hei. I p. 38 ; H. scalarina Pfr. ibid. III
p. 41 ; Reeve, Conch. Ic. t. 37 f. 165. — Nanina (Euplecta) scalarina Hidalgo,
Obras p. 88, 107 (ex parte).
Leyte (Cuming), Maasin (Koch), Alangalang und Campagal
bei Jaro (Quadras).
Die Fundorte, welche Semper für diese Art anführt : Insel
Tamiguin niu'dlich von Luzon, Puncian in Nord- und Mariveles
in Mittel-Luzon lasse ich zunächst beiseite, da es nicht ganz
sicher ist. ob Semper, welcher den Typus von Leyte nicht
kannte, die Pfeift'er'sche Art richtig erkannt hat, und wir bis-
her eine Form aus dieser Gruppe von jenen Fundorten nicht
erhalten haben. Dagegen gehören Hidalgo's Fundortsangaben
für diese Art fast sämtlich zu E. (Conenplecta) confnsa m., ganz
besonders die von Negros, von wo Pfeiffer grade H. iongana
angiebt. Wie ich früher (J. D. M. G. XIV p. 264) auseinander-
gesetzt habe, identifizierte Pfeifter irrtümlich eine Coneuplecta
von Negros mit Helix tongana Quoy ; diese fälschliche H. tongana
glaubte ich in einer Art von Cebu wiederzuerkennen und be-
nannte sie neu als confusa. . Quadras' Wiederauffinden der von
Cuming auf Negros entdeckten Art hat meine Vermutung voll-
auf bestätigt: Die Negros-Exemplare sind mit denen von Cebu
ganz identisch und stimmen auch vortrelflich zu Pfeifters Dia-
gnose von // tongana. Trotzdem bestimmt sie Hidalgo als .scalarina
— 67 —
und uiiiimt an, daß meine confusa eine Lokalforni anf Cebu sei,
während an anderen Punkten derselben Insel, von wo ihm
Quadras E. confusa schickte, und auf Negros die Leyte-Art
E. scahin'na lel)e! Ein Beweis, wie treffend mein Artname leider
ist, da hierdurch die Konfusion noch größer geworden ist.
Hidalgo stößt sich an den Ausdrücken „plicato- striata" und
„subglabrata". Der erstere ist allerdings etwas irreführend, und
in der Abbildung ist die Streifung viel zu stark markiert; ich
hätte „subtiliter plicato-striata" sagen sollen. Die Bezeichnung
„snbtus subglabrata", die schon Pfeiffer gebraucht, bezieht sich
nicht auf den Mangel an Spirallinien, welche bei scalarina und
confusa gleichmäßig vorhanden sind, sondern darauf, daß die
vertikale Streif ung auf der Unterseite nahezu verschwindet.
Die Unterschiede zwischen scalarina und confusa liegen keines-
wegs in der Skulptur. E. scalarina hat einen Umgang mehr —
Pfeiffer beschreibt sichtlich ein junges Exemplar, da er nur
sechs Windungen und 5 mm diam. angiebt: die unsrigen von
Leyte haben bis 7 mm und 7 Windungen — , ein höheres Ge-
winde, welches wegen der etwas stärkeren Wölbung der Um-
gänge und der tieferen Naht den Ausdruck „gradata" bei Pfeiffer
rechtfertigt und regelmäßig konisch mit graden Seiten ist,
während das von E. confnsa etwas konvexe Seiten zeigt, etwas
weniger scharfe Kantung und unten stärkere Wölbung des letzten
Umgangs. In allen diesen Punkten stimmen die Stücke von
Negros zu confusa, nicht zu scalarina.
Was die übrigen Fundorte anbelangt, so hat Quadras bei
Surigao ebenfalls nur E. confusa gesammelt. Von Marinduque
sah ich in seiner Sammlung drei Stück, sichtlich zu zwei Arten
gehörig, aber alle nicht erwachsen. Die eine scheint in der
That eine junge E. scalarina zu sein, die andern beiden aber
gehören einer weiteren bedeutend größeren Art an. Von Bislig
auf Mindanao erhielt ich durch Koch eine Coneuplecta, die ich
wie Semper zu E. scalcmna rechne, aber wegen der höheren
Spira bei schmälerer Basis als var. pyrmnidata besonders benenne.
Es wäre schließlich nicht viel dagegen einzuwenden, wenn
auch confusa m. als Varietät zu scalarina gezogen würde: aber
besondere Namen müssen solche gut geschiedene Lokalrassen
unbedingt haben, und solange die Bezeichnung Varietät noch
immer, wie namentlich bei Hidalgo, für individuelle Abänderungen,
5*
— 68 —
namentlich in Färbung und Zeichnung'. Verwendung findet, ziehe
ich es vor sie wie Pfeiffer als Arten zu behandeln. Namentlich
fehlt aber auch noch genügendes Material zur Beurteilung der
geographischen Verbreitung der einzelnen Rassen, wodurch allein
ein sicheres Urteil über die Artgültigkeit gewonnen werden kann.
14. Sitaki lineolata v. Mlldff.
V. Ällldff., X. Bl. D. M. G. 1891 p. 39 ■= S. 2}hilippmarum var. minor
V. Mlldff., J. D. M. G. XIV p. 294 ; N. Bl. 1888 p. 66.
Macrohon; Biliran (Malitbog), Mabuyog (Baybay): Angay
(Inopacan) (Quadras).
Sonst von Siquijor, sowie von Mittel-Luzon bekannt.
15. Sitala philippinarum v. Mlldff.
V. Mlldff., J. D. M. G. XIV p. 268. t. VIII f. 7— 7b.
Macrohon (Quadras).
Cebu (ich).
16. Kaliella pseiidositala v. Mlldff.
V. Mlldff., Mal. Bl. N. F. X p. 151, t. IV f. 12, 12a-l).
Bato, Matalon, Hinayangang, Patong bei Maasin, Tubasan
bei Inopacan, Saob bei Cabalian (Quadras).
Cebu (Koch).
Die Stücke von Bato und Saob zeigen eine zahnartige
Verdickung, mitunter einen deutlichen Zahn an der Columella.
17. KaUella transitans n. sp. (Taf. III, Fig. 4, 4a— !>).
T. rimata, turrito-conica , teuuis, pellucida, subtilissime
striatula, non decussata, subnitens, lutescenti - hyalina ; spira
subregulariter conica. Aufr. 6. convexiusculi. ultimus ad peri-
pheriam carinula filiformi cinctus. basi bene convexus, medio
pallidior. Apertura sat obliqua, late elliptica. sat excisa; peri-
stoma rectum, acutum, margine columellari superne brevissime
reflexo, medio calloso-subdentato.
Diam. 3, alt. 3,25 mm.
Hab. ad vicum Campagal insulae Leyte leg. cl. J. Quadras.
Der Glanz ist stärker als bei KalUcUa üblich, wodurch die
kleine Form etwas an Coneuplecta erinnert, aber sonst steht
sie A'. psr?((losit(tla m. nahe. Sie unterscheidet sich durch die
— 69 —
etwas breitere Basis, den mclit gewinkelten letzten Umgang —
der Kiel sitzt wie ein Fädchen auf — und infolgedessen die
gerundete Mündung.
18. Kali eil a tenuisculpUi n. sp.
T. anguste et semiobtecte perforata, conoideo-globosa,
tenuis, subpellucida, subtilissime et densissime striatula, paullum
sericina, corueo-fulva; spira sat elevata lateribus vix convexius-
culis. Anfr. 6 sat convexi, lente accrescentes, sutura filari
discreti, ultimus ad periplieriam subangulatusj basi sublaevigatus,
lineis spiralibus microscopicis decussatus, bene convexus. Aper-
tura valde obliqua, late elliptica, sat excisa; peristoma rectum,
acutum margine columellari superne breviter revoluto.
Diam. niaj. 3,75, alt. 3,25 mm.
Kaliclla luxonica Hidalgo, Obras p. 90 (non v. Mlldff.).
Luzon: Pena Bianca (Cagayan) (Hennig), Montalban bei
Manila und Manila (ich).
Catanduanes (Quadras), Marin du que (einheimische
Sammler).
Leyte: Maasin, Inopacan, Macrohon (Quadras).
Von K. doUolum Pfr. durch viel feinere Streifung, Seiden-
glanz, etwas höheres Gewinde, deutlichere Kantuug und unten
stärkere Wölbung des letzten Umgangs verschieden. Wie Hidalgo
dazu gekommen ist, diese in der Nähe meines Hauses in der
Vorstadt Tanduay gesammelte Art für die fast glatte, glänzende
Kaliella luxonica m. (olim, = Coneuplecta Uirrita Semp.) zu nehmen,
ist mir unbegreiflich: vielleicht hat sie ihm Quadras unter diesem
Namen geschickt, doch hätte ihn ein Blick auf die Diagnose
eines Besseren belehren können.
19. Kaliella pusilla v. Mlldff.
V. Mlldff., N. B. D. M. G. 1888 p. 81.
Palompon auf Leyte (Koch). Von Mittel -Luzon, Catan-
duanes und Cebu bekannt.
AVenn Hidalgo (Obras p. 90) die Vermutung ausspricht,
daß diese Art auf junge Stücke von K. pseudositala m. gegründet
sei, so ist mir das nur dadui-ch erklärlich, daß er die echte
A'. pseudositala nicht gekannt hat, und ihm entweder keine aus-
gewachsenen Stücken von K. pusilla vorgelegen haben oder
— 70 —
Freimd Quadras eiueVerwechsluug passiert ist. Meine Exemplare
von K. pusUla sind zweifellos erwachsen, haben mit pseudositala
gar keine Ähnlichkeit nud auch sonst zu keiner philippinischen
Art nähere Beziehungen.
20. Lamprocystis pseudosuccinca n. sp.
T. anguste et semiobtecte perforata, conoideo-depressa,
tenuis, pellucida, subtilissime striatula et lineis spiralibus micro-
scopicis decussata, valde nitens, luteo-cornea ; spira conoidea
lateribus fere strictis, apice acuto. Anfr. 5^2 vix convexiusculi,
sutura appressa, marginata discreti, ultimus a lateribus sub-
compressus, supra peripheriam interdum confuse angulatus, basi
bene convexus. Apertura parum obliqua, rotundato-elliptica,
valde excisa; peristoma simplex, acutum, columella superne cal-
losa, quadrangulari-reflexa, paullum revoluta.
Diam. maj. 9,5, alt. 6,2; apert. lat. 5,5, long. 4,25, alt. 3,75 mm.
Microcystis succinea Semper, Phil. p. 44 ; v. Möllendorff, J. D. M. G. XIV
p. 264. — Lamprocystis succinea v. Mlldff., Jahresber. Senckenb. 1890 p. 205
(nee Helix succinea Vir.). — Nanina (Lamprocystis) goniogyra Hidalgo, Obras
p. 94, 109 (ex parte, non v. Mlldff.).
Hab. in insulis Cebu, Negros, Leyte, Mindana o.
var. commutata v. Mlldff. Differt testa minore, paullo magis
depressa, anfr. 5, columella minus callosa.
Microcystis glaberrima v. Mlldff., J. D. M. G. XIV p. 89, 294 (non Semper) ;
Lamprocystis glaberrima v. Mlldff., N. Bl. 1889 p. 100. — Nanina goniogyra
Hidalgo 1. c. p. 94 (ex parte, non v. Mlldff.).
Hab. in insulis Luzon, Mariuduque, Komblon.
T ablas, Sibuyau, Catanduanes.
Die hier besprochene Art ist von mir selbst und mehreren
anderen Autoren, sowie auch von Hidalgo mehrfach verkannt
und verwechselt worden. Ich nahm (wie Semper und, wie ich
von Hungerford weiß, auch G. Nevill) die gröi5ere, namentlich
auf C'ebu häufige Form für H. succinea Pfr.. deren kurze Be-
schreibung und sehr schematische Abbildung diese Deutung
allenfalls zulassen, und die kleinere hauptsächlich auf Luzon
verbreitete Varietät für Microcy.Htis (jldberriina Semp. Das letztere
war ein arger ]\rißgriff: sie hat mit dieser Art nichts zu thun,
dieselbe gehört vielmehr zum Formenkreis von Lnwprncii.^tis
lucidellü Ffr.. mit der sie die rotbraune Farbe teilt, und von
— 71 —
der sie sich durch IV'2 Windungen melir und gänzlichen Mangel
des Nabels unterscheidet. Was ich für glaberrima hielt, ist
zweifellos eine nahe Verwandte der Cebu-Art, zu der ich sie
jetzt als Varietät stelle. Hidalgo macht nun neuerdings geltend,
daß die echte H. succiiiea Pfr. von Südost-Luzon sehr verschieden
von der ist, welche wir, auch Hidalgo selbst, bisher für sie
genommen hatten. Sie hat eine lebhafte hochgelbe Farbe und
nur fünf, viel rascher zunehmende Windungen bei 10 mm Durch-
messer. Quadras hat sie von Sorsogon, also aus derselben
Provinz, wo sie Cuming entdeckte, und wenn Hidalgo, wie es
mir scheint, Recht hat, so ist H. siiccinea gar keine Lampro-
ojstis, sondern eine Macrochlam/js aus der Gruppe von 1/. ccra-
todes Pfr., nahe verwandt mit M. kochiana m. von Cebu. Wenn
damit Hidalgo das Verdienst zukommt, die Pfeiffer'sche Art
richtig erkannt zu haben, so hat er auf der anderen Seite eine
heillose Verwirrung dadurch angerichtet, daß er sowohl die früher
für succinea angesehenen als auch alle einigermaßen ähnlichen
philippinischen Lamprocijsiis-Avten mit meiner L. goniogyra zu-
sammenwirft. Die echte L. goniogyra, die ich bis jetzt nur von
der Insel Siquijor kenne, ist von der oben diagnosticierten
L. pseudosuccinea scharf geschieden durch 1) einen Umgang mehr
bei geringerer Größe, 2) die viel engeren, langsamer zunehmenden
Windungen, 3) die Kante der letzten, 4) den freien Lappen des
Spindelrandes, der zahnartig in den Nabelstich hineinreicht, und
5) den Wirbel. Die Bildung des Spindelrandes ist nicht „zu-
fällig" (accidental), wie Hidalgo meint, sondern im Gegenteil
ganz konstant. Die Umbiegung oben an der Columelle fehlt
auch bei pseudosuccinea nicht, doch ist sie nicht so kräftig ent-
wickelt und von einem in den Nabel ragenden Lappen nicht
zu sprechen. Aber abgesehen von diesem mehr graduellen
Unterschiede, und ohne großes Gewicht auf die Kante zu legen,
zu der eine Andeutung auch bei jjseiidosuccinea vorhanden ist,
schließt die viel engere Aufwindung der kleineren L. goniogyra
die Vereinigung beider von vornherein aus.
Die Varietät comniutaia unterscheidet sich durch geringere
Größe, eine halbe Windung weniger, etwas niedrigeres Gewinde
und schwächere Knötchenbildung au der Spindel. Die Form
von Leyte, welche mir Koch von Palompon, Maasin und Bato
mitteilte und Quadras außerdem bei Tacloban, Jaro, Inopacan,
— 72 —
Baybaj-, kurz auf der gauzeu Insel sammelte, ist im allgemeinen
kleiner als der Typus von Cebu, schließt sich aber doch mehr
diesem als der var. commiitata an. Nicht selten sind mehr
rötlichbraun gefärbte Formen.
21. Lamprocijstis gemmiila v. Mlldff.
V. Mlldff., J. D. M. ü. XIV p. 267, t. VIII f. 5, 51); Jahresl). Seiickenb.
1890 p. 207.
Palompon, Maasin (Koch), Malitbog, Palo, Inopacau, Mac-
rohon, Mabuyoc, Cabaliau etc. (Quadras). Insel Limansaua
(Quadras).
Cebu, Luzon.
22. Lamprocystis imitatrix v. Mlldff. var. sienostoma n.
Tuba San bei Inopacau (Quadras).
Wie die Stammart von Cebu hat diese Form, obwohl
kleiner als die vorige, 6 Windungen ; die letzte ist deutlicher
gewinkelt als beim Typus, auch verhältnismäßig niedriger, da-
her die Mündung sehr eng und im Verhältnis breiter.
23. Lamprocijstis appendimilata n. sp. (Taf. III, Fig. 5. 5 a— b).
T, obtecte perforata, depresso-conoidea, subtiliter striatula,
nitens, rufo-cornea: spira sat elevata lateribus convexis. Anfr. 5
convexiusculi , sutura submarginata discreti, ultimus ad peri-
pheriam subaugulatus, basi planulatus. Apert. parum obliqua,
exciso-elliptica ; peristoma rectum, acutum, margo columellaris
superne reflexus, subcanaliculatus. processu libero linguiformi
Perforationen! obtegens.
Diam. 3,5, alt. 2 mm.
Hab. prope vicum Angay insulae Ley te, leg. cl. J. Quadras.
Nach Gestalt, Größe und Farbe schließt sich diese Minutie
den vorigen an: die Höhe des Gewindes erinnert etwas an die
folgende, aber die eigentümliche Spindelbildung, eine extreme
Entwickeluug der bei vielen LcoNproci/stis- Arten angedeuteten
Verlängerung des umgeschlagenen Zipfels, kennzeichnet sie als
gut geschiedene eigene Art.
24. Lamprocystis semiglobnlus v. Mlldff.
V. .Mll.lff., .7. D. M. G. XIV p. 304.
Maasin (Koch). Von Mittel-Luzon beschrieben.
— 73 —
25. Lamproc.ystis suhcrystallina u. sp. (,Taf. III, Fig. 6, 6a— c).
T. miuute sed distincte perforata, couvexo-depressa, laevi-
gata, pelliicida, alba ; spira brevissime couvexo-conoidea apice
piano. Aufr. 4^/2 plaiiiusculi, lente accrescentes, sntura sub-
appressa, submargmata discreti, ultimus basi convexior. Apertura
sat obliqiia, exciso-elliptica: peristoma rectum, acutum margme
columellari brevissime reflexo.
Diam. maj. 2,1. alt. 1,1 mm.
Hab. ad vicum Hinayaiigang insulae Lej^te nee nqn
in iusula Limausaua, leg. cl. J. Quadras.
Von L. crystallina m. (Cebu, Siquijor) durch die geringere
Größe, dabei höheres Gewinde, nicht seitlich zusammengedrückten
letzten Umgang verschieden: bei L. crystallina ist das Gewinde
nur in der Mitte erhoben und hat daher fast konkave Seiten,
bei suhcrystallina sind dieselben etwas konvex.
26. Hemiglypta semiglobosa (Pfr.).
Vergl. meine Revision der Hemiglypta- kxiQn (Mat. Faun. Phil. X in
N. Bl. 1893 1). 19).
Über die ganze Insel verbreitet, außerdem auf Samar,
Bohol, Siargao und Mindanao vorkommend.
Fam. Trochomorphidae.
27. Trochomorpha (Viclena) mctcalfei (Pfr.) ex rec. v. Mlldff.
V. Mlldff., Jahresb. Senckenb. 1890 p. 210.
Südwest-Leyte (Koch). — Cebu, Siquijor, Camotes, Bohol.
Die neueste Bearbeitung dieser Gruppe durch Hidalgo
(Obras p. 112) ist nicht glücklich ausgefallen. Daß er immer
noch von „kleinen" Unterschieden mehr individueller Art, Über-
gängen etc. spricht und in seiner Tr. metcalfei eine Reihe von
verschiedenen Arten vereinigt, hat mich auf die Vermutung ge-
führt, daß er typische Tr. metcalfei Pfr. überhaupt noch nicht
kennt. Dies wird mir dadurch bestätigt, daß Quadras die echte
Art niemals gesammelt hat und sie in seiner Sammlung nur von
mir besitzt. Alles was ihm Hidalgo als Tr. metcalfei typ. be-
stimmt hat, sind große Formen von Tr. repcmda m.! Hierdurch
erklärt sich freilich die Hartnäckigkeit, mit der er die Art-
gültigkeit dieser Form neben metcalfei bestreitet, aber allerdings
— 74
mul.) er dann iiieiue Bemerkungen nicht gelesen oder nicht ver-
standen haben. Wenn mau die sehr gut geschiedeneu Lokal-
rasseu durchaus koml)iuieren will, so falleu Hidalgo's eigene
Arteu sibnyanica und qnadmsi sicherlich zuerst zum Opfer:
sie würden mit der echten mctcalfei Pfr. eine Art bilden. Was
er var, e hoholensis nennt, ist wieder nicht die Semper'sche
Art, mit der er schon einmal Unglück gehabt hat, sondern Tr.
hoettg^ri m. (N. B. D. M. G. 1890 p. 201) von Tablas und Rom-
blon. Wenn dieselbe uicht Artgültigkeit habeu soll, so kann
sie nur an Tr. sibiifjanica Rkl. angeschlossen werden. Zwischen
dieser Gruppe der mit vorgezogenem und gebuchtetem oberen
Mundsaum versehenen Arten uud der rfjja«f/ff-Gruppe sind mir
niemals Übergäuge vorgekommen. Will man, was meiner An-
sicht nach voreilig wäre, die beiden Formenkreise nur als zwei
Arten behandeln, so ergäbe sich
Tr. metcalfei Pfr.
var. sibuijanica Hid.
var. boettgeri v. Mlldff.
var. quadrasi Hid. (steiiogyra v. M.)
Tr. repanda v. Mlldff.
Was die unter var. f und h bei Hidalgo aufgeführten
einfarbigen Formen anbelangt, so sind darin ebenfalls mehrere
Arteu vermengt, doch würde es mich hier zu weit führen, die
einzelnen Formen zu besprechen.
28. Trocliomorpha (Videna) repanda v. Mlldff.
V. Mlldff., Jahresb. Senckeiil.. 1890 p. 211.
Berg Bontoc bei Hindang, Inopacan, Bayba}', Cabalian
(Quadras). — Über den ganzen Archipel verbreitet.
21). Trocho)»orj/l/a (Vidciia) scr/ciiia n. sp. (Taf. 111, Fig. 7. 7a— c).
T. aperte umbilicata, umbilico ^U baseos adaequante, cou-
vexo-depressa, tenuis, sericina, fulvescenti-cornea. acute carinata,
cariua albescente ; spira convexo-conoidea. Anfractus 6 lente
accrescentes, convexiusculi. distincte confertim striatuli, lineis
spira libus minutis sed distinctis decussati. sutura sat impressa
marginata disjuucti, ultimus basi inflatulus, circa umbilicum
— 75 —
rotuiulatü-angiilatus. Apertura sat obliqiia, trapezoidea ; peri-
stoma Simplex, acutum, margo superus paullum, inferus augulo
cuufuso bene curvatus.
Diam. maj. 15. alt. 5.5 mm.
Hab. ad vicos Tacloban, Campagal. Camanangac,
Aiig-ay, Alaugalaug, Magonbagou insulae Leyte, leg.
cl. J. Quadras.
Durch den breiten Nabel, die Form der Münduug, die
gleichmäßige horngelbe Farbe und den Seidengianz von Tr.
rcpanda gut verschieden. In der Gestalt und Nabelweite tritt
sie näher an Tr. spkndens Semp. von Cebu heran, ist aber durch
die deutlichen Spirallinien, welche bei jener gänzlich fehlen,
Seiden- statt Fettglauz, etwas höheres Gewinde und den helleren,
fast weißen Kiel ebenfalls genügend abweichend, um sie als
eigene Rasse zu betrachten, welche den Formenkreis von Tr.
repanda mit dem von Tr. spleiidens verknüpft.
30. Trochovwrpha (Videna) splendidula v. Mlldff.
V. Mlldff., Jahresl). Senckenl). 181)0 p. 214, t. VIII, f. 2.
var. carmaria n. Differt a typo cebuano t. minore, anfrac-
tibus lentissime accrescentibus, sutura marginata, carina utrim-
que magis compressa, apertura pro altitudine minus ampla.
Diam. 11, alt. 3V2; apert. lat. 4\'2, alt. 2^U mm.
Maasin (Koch), Biliran bei Malitbog, Tubasau und
Angay bei Inopacan, Pacbanganan bei Baybay (Quadras).
Hidalgo — mit dem ich mich öfter auseinandersetzen muß,
als mir lieb ist, dessen souveränes Absprechen über viele der
von mir publizierten Arten ich aber nicht mit Stillschweigen
übergehen kann — stellt Tr. splendidida m. glatt zu splendens
Semp., ohne sie auch nur als Varietät gelten zu lassen. Er
giebt deshalb auch splendens von Negros an, wo Quadras nur
splendidula gesammelt hat. Ich kann nur annehmen, daß Hi-
dalgo die echte splendens noch nicht gesehen hat und deshalb
meine mit Boettger's Beihülfe und Zustimmung hervorgehobenen
Unterschiede nicht versteht. Er würde sonst auch nicht an
dem unbegreiflichen Mißgriü, Tr. luteobrunnca m. von der Insel
Sibuyan als splendens zu bestimmen, noch immer festhalten.
Hierbei teilt er uns mit (()])ras p. 116). daß engerer Nabel,
— 76 —
Farbe, Glauz, gleiclie Zahl der Windungen bei geringerer Größe,
Spiralskulptur etc. keinen spezifischen Wert haben (todo esto
no tiene valor especifico alguno). Wodurch er dann seine eigenen
Arten, z. B. Tr. looccnsis Hid., unterscheiden will, ist mir rätsel-
haft. Die engere oder weitere Aufwindung und die damit in
Verbindung stehende Nabelweite sind von allen Merkmalen die
konstantesten und daher von großem spezifischem Werte. Tr.
loocensis unterscheidet sich von Tr. hileobrunnea m. absolut nur
durch weiteren Nabel und flacheres Gewinde! Logischerweise
müßte Hidalgo also auch sie mit splendeMs vereinigen.
31. Obhina marginata (Müll.) var. paUescens u.
T. minore, pallidiore, apice haud brunneo, taeniis perangustis.
Diam. 20 mm.
M a a s i n (Quadras).
Sehr erheblich kleiner als der Typus, auch die Größe der
var. griseola m. von Cebu nicht erreichend: eine ähnliche kleine
Form (var. nana m.) fand Quadras in Nordost-Miudanao. Die
Form von Leyte ist aber weiter abweichend durch die hellere
Farbe, die sehr feinen, aber dabei scharf gezeichneten Binden
und die gleichfarbigen Apicalwiudungen, welche bei allen anderen
Formen von 0. marcjinata braungefärbt sind.
32. Obhina higonia (Fer.).
Bato, Maasin (Koch), Tubasan bei Inopacau (Quadras).
Eine ziemlich scharf gekantete Form (v. carinata m.j bei
Camanangac (Quadras).
Diese im Süden des Archipels weit verbreitete Art steht
trotz der kugeligen, oft konisch erhobenen Gestalt in nächster
Beziehung zu der vorigen Art, mit welcher sie Färbung und
Zeichnung teilt ; die erwähnte gekantete Varietät ließe sich als
Übergang auffassen. Ich besitze 0. higonia von Samar, Leyte,
Bohol, Siargao und zahlreichen Fundorten auf Mindanao. Von
Dr. Staudinger erliielt ich als 0. mindanaensis Dohrn, an-
scheinend noch nicht publiziert, eine higonia, welche ich schon
durch Roebeleu von Davao. Südost-Mindanao, besaß, und welche
sich vom Typus nur durch bedeutendere Größe und kugelige
Gestalt unterscheidet.
— 77 —
33. Obbina moricandi (Sow.).
Macrohon (Quadras). Vou (-atoug bei Macruhou brachte
Quadras eine hübsche Form, bei welcher die Binden teils auf
beiden Seiten, teils nur oben verschwunden oder ganz undeutlich
sind, und welche statt dessen radiäre braune Striemen aufweist:
var. rddiata m.
Die Art findet sich sonst auf Mindanao. Dinagat, Siargao
und Boliol.
33. Obbina scrobiculata (Pfr.).
Tagbag au der Südspitze von Leyte, Insel Panaon, Can-
lusay bei Macrohon (Quadras).
var. couoidalis n. Spira magis elevata, interdum valde conica.
Insel Timobo bei Lej'te (Koch).
Helix scrobicidata Pfr. ist schwerlich eine gute Art, sondern
eine Ubergangsform zwischen rota und moricandi. Von der
ersteren unterscheidet sie sich hauptsächlich durch abgeschwächte
Skulptur, weniger oder kaum gelappten Kiel, meist höheres
Gewinde. Von Inabanga auf Bohol konnte ich eine große Zahl
von Exemplaren beider Arten durchmustern und fand alle Ab-
stufungen von typischer 0. rota bis zur ausgesprochenen O.
scrobindaia. Aber die Ubergangsreihe geht noch weiter: durch
allmähliches Verschwinden der Rippenstreifung, Verblassen der
Grundfarbe zu reinem Weiß, Abschwächung des Kieles bis zu
gänzlichem Verschwinden desselben langen wir bei echter 0.
moricaudi Sow, an, die an gleichem Fundorte lebt. Bei einzelnen
Stücken ist es schlechterdings unm()glich zu sagen, ob sie als
0. moricandi f. subcarinafa oder als 0. scrobiculata f. siibe-
carinata aufzufassen sind. Dabei ist zu bemerken, daß die sich
an scrobiculata anschließenden Mittelglieder bei weitem zahl-
reicher waren, als die beiden extremen Formen rota und mori-
candi. Ein solches Zusammenleben ist mir bis jetzt von anderen
Fundorten nicht bekannt; auf Siargao und Mindanao lebt 0.
moricandi allein, auf Sicßiijor und Cebu fand sich nur 0. rota,
auf den Camotes nur scrobiculata und auf der kleinen Insel
Timobo nur die oben erwähnte Varietät der letzteren. Ich
habe deshalb bei den wunderbaren Übergangsformen auf Bohol
an Bastardierung gedacht, was freilich nach dem Stand unserer
— 78 —
Kenntnisse zunächst eine unbeweisbare Hypotliese ist. Wenn
ich der bislierigen Auffassung, 0. scrobiculcda als eigene Art zu
behandeln, zunächst noch folge, so geschieht dies in erster Linie
deshalb, weil zur vollen eudgiiltigen Beurteilung der Frage unser
Material noch nicht ausreicht.
Was die auf Leyte und Umgegend lebenden Formen an-
belangt, so sind die von der Insel Panaon besonders klein, aber
sonst typisch ; die von Tagbag sehr hell in der Farbe, schwach
gestreift, aber scharf gekielt: sie ließen sich auch als gekielte
iibänderung von 0. moricandi auffassen. Die vStücke von Can-
lusay sind dunkler, haben eine braune Kielbinde und schließen
sich dadurch an 0. rata an, von der sie aber durch die Skulptur,
einfache, nicht Rippenstreifung abweichen. Die Varietät von
Timobo endlich steht durch die Rippenstreifung 0. rota näher,
hat aber keinen gelappten Kiel, und das Gewinde ist stets
konisch erhoben, mitunter sehr stark.
85. Obbina rota (Brod.).
Bato, Palompon (Koch), Maasin (Koch, Quadras), Tubasan,
Inopacan, Monte Bontoc (Quadras).
Sonst von Siquijor. Cebu, Bohol, Panglao, den Camotes
und Mindanao bekannt. Die Semper'schen Fundorte Surigao,
Limansaua, Macrohou auf Leyte gehören wahrscheinlich, wie
er selbst schon andeutet (Phil. p. 123), zu 0. scwbicukda.
36. Obbina basidentata (Pfr.).
Hidalgo, J. de Conch. 1888 t. V, f. i).
Wenn ich die vorliegende Art nach Semper und Hidalgo
als basidentata Pfr. bezeichne, so thue ich dies nicht ohne Be-
denken, da in Pfeift'er's Diagnose manches nicht stimmt. Vor
allem bezeichnet er die Farbe als weiß, während grade die
gelbbraune Farbe unserer Art einer der Hauptunterschiede von
(). moricandi ist: auch ist die Spira nicht „obtusa" zu nennen,
sondern eher spitzer als bei moricandi, mit welcher sie Pfeifl'er
vergleicht. Aber mit diesem Vorbehalt beziiglich der Nomen-
klatur bin ich der Ansicht, daß sie neben 0. moricandi als
selbständige Art zu betrachten ist, wenn auch, wie Semper
schon hervorhebt, schwachgekantete, gelbliche Formen von
— 79 —
moricaiidi zu ihr liinüberleiten. Sie ist stets dunkler gefärbt,
scharf gekielt, der Zahn kräftiger, stärker zusammengedriickt, die
ihm entsprechende Grube hinter der Mündung länger und tiefer,
die letzte Windung unten abgeflacht und an der Mündung stärker
verbreitert, die letztere daher stärker nach rechts vorgezogen.
Ich kenne sie von Nord- nnd Ost-Miudanao; Semper giebt
sie auch von Bohol und Panaon an, woher ich nur 0. scrobiculata
besitze. Auf Limansaua fand Quadras eine Varietät, die schon
Semper erwähnt, ohne ihre nicht unerheblichen Unterschiede
hervorzuheben. Sie ist bedeutend größer, bis 31,5 mm Durch-
messer, lebhafter gefärbt, mitunter fast kastanienbraun, und
häufig mehr oder w'eniger deutlich radiär gestriemt. Ich nenne
sie var. graudis n.
Farn. Patulidae.
37. Patula aperfa v. Mlldff.
V. Mlldff., N. B. I). M. G. 1888 p. 89.
SW-Leyte (Koch).
Mittel-Luzon, Busuauga.
38. Endodonta phiUppinensis Semp.
Angay, Hinayangan, Limansaua (Quadras), SW-Leyte (Koch).
Luzon, Catanduanes. Cebu. Siqnijor, Mindauao.
Fam. Hygromiidae.
39. Saisuma irocJwiuorpha v. Mlldff.
V. Mlldff.. J. D. M. Ct. XIV p. 275, t. 8, f. 11— IIb ; Jahresb. Senckenb.
1890 p. 222.
var. dimidiata n. Diftert testa minore, peristomate crassius
labiato. Alt. 3.o, diam. 2,6 mm.
Maasin (Koch).
Den Typus kenne ich von Cebu, Surigao, Catanduanes,
var. minnda m. von Siqnijor, var. dimidiata m. auch von Siar-
gao, wo sie Semper gesammelt hat. Die Art wird also noch
auf anderen Inseln zu finden sein.
40. Plectotropis visayana v. Mlldff.
V. Mlldff., Jahresb. Senckenb. 1890 p. 222, t. 8, f. 9.
Maas in, Bato (Quadras).
Sonstiges Vorkommen: Bohol, Cebu. Negros, (ruimaras.
— 80 —
41. Pupisoma pMlippinicum v. Mlldff.
V. Mlldff., N. B. D. M. G. 1888 p. 108; Jahresb. Scnckenb. 18i)ü p. 223,
t. 8. f. 4— 4 b.
Hinayaugau (Quadras).
Luzon, Mariuduqiie, Busuanga, Cebii, Mindauao.
Farn. Helicidae.
Die Bezeichnung der odoutogiiatlien Helices als Helicidae
ist ein Notbehelf, so lange die sehr notwendige weitere Ab-
zweigung von Familieu oder Subfaniilien nicht erfolgt ist.
42. Enlota fodiens (Ffr.).
Matalon, Bato, Inopacan (Quadras).
Über den ganzen Archipel verbreitet, wohl vielfach ein-
geführt. Ihre ursprüngliche Heimat vermute ich in Nord-Luzon.
43. Chloritis leyteusis v. MUdff. (Taf. HI, Fig. 8, 8a-l)).
V. MUdff.. N. B. D. M. G. 1890 p. 203.
Bato (Koch), Camanangal bei Palo, Mabuyoc und Tac-
banganan bei Baybay, Angay bei Inopacan, Macrohon, Cogon-
cogon bei Tacloban (Quadi'as).
Hiernach über die ganze Insel verbreitet, aber überall
selten und einzeln. Die Art ist nächstverwandt mit Cid. (piieta
Reeve von Mindanao, unterscheidet sich aber durch die mehr
kugelige G-esamtform, das höhere Gewinde, tiefere Naht, V2
Windung weniger, kürzere Haare, feinere Skulptur, engeren
Nabel. Die von Quadras gesammelten Exemplare sind z. T.
etwas größer als die. die mir bei der Beschreibung vorgelegen
haben: das größte mißt diam. 19. alt. 13 mm.
44. Chloritis spinosissima Semp.
Semper, Phil. p. 234. t. IX. f. 10; Helix boxalli Sow.. P. Z. S. 1888
].. 211. 1. 11, f. 13.
Diese über ^[iudanao verbreitete iVrt fand Quadras aucli
auf Leyte, um Mabuyoc bei Baybay. Sie ist hier etwas kleiner,
das Gewinde etwas höher, die Farbe dunkler, fast schAvarzbraun,
die Binde über der Peripherie breiter, hell, die Peripheriebinde
schmäler, sonst aanz identiscli.
— 81 —
Farn. Cochlostylidae.
Auffallend ist das Fehlen einer Chloraea, was die Insel
mit Samar und Mindauao zu teilen scheint.
45. Cochlostyla (Corasia) Ihnansauerisis Semper.
Seniper, Phil. p. 171, t. IX. f. 6. — Pilsbry in Tryon Man. Pnlni. VIT
p. 126. t. 28, f. 25, 26.
Li mau Sana (Semper, Quadras).
Die reiche Suite dieser schönen Art, welche Quadras mit-
brachte, weist folgende Farbenvarietäten auf:
1) einfarbig gelblichweiß, nur mit braunem Wirbel und zer-
fließender Binde bis zum Anfang des vorletzten Umganges ;
2) wie 1), aber äußere Seite des Peristoms braun und da-
durch die Lippe bräunlich durchschimmernd;
3) vom Wirbel bis Anfang der vorletzten Windung ganz schmale
untere Suturalbinde, hinter der Mündung senkrechte bräun-
liche Zone, sonst gelblichweiß :
4) bräunliche Färbung hinter der Mündung etwas dunkler
und weiter zurückreichend, mitunter Andeutung einer
Peripheriebinde, Mundsaum etwas dunkler ;
5) Perpheriebinde deutlich, sonst wie 4) ;
6) ganzer letzter Umgang bräunlich, letzte Hälfte dunkelbraun.
Peripheriebinde sehr markiert, Muudsaum fast schwarz.
Abgesehen von geringen Größenunterschieden sind alle
Exemplare sehr übereinstimmend, namentlich in dem raschen
Zunehmen der Windungen und der Aufgeblasenheit der letzten.
Die Farben- und Bänder-Spielarten sind denen von C. mag-
tanensis Semp. ganz analog: mit dieser Form teilt unsere Art
auch die papierdünne Schale. Beide gehören sicher zum Formen-
kreis von C. intorta Sow. und könnten bei einem sehr weiten
Artbegriff als Varietäten zu ihr gestellt werden. Noch näher
gehören sie aber unter sich zusammen, und es geht auf keinen
Fall, C. magtanensis mit samboanga H. J., wie Hidalgo und nach
ihm Pilsbr}^ wollen, und C. Umansauensis mit intorta zu ver-
einigen. Entweder muß dann auch samboanga als Varietät zu
intorta gestellt werden, neben welcher magtanensis dann immer
noch eine besondere Varietät bilden müßte, oder samboanga
bildet mit var. magtanensis und var. limayisanensis eine eigene
6
— 82 —
Art. Ich liabe von samhocn/ga nur einzelne Stücke gesehen und
kann deshalb nicht mit Sicherheit entscheiden, glaube aber zu-
nächst, daß sich alle drei als Arten neben intorta halten lassen.
Die ganze Reihe der ungekielten Corasia - Arten , wie
C. fdaris Val., eydonxi Hid. (= ralenciennesi autt., non
Eyd.), aeruginosa Pfr. und aegrota Rve., bedarf sehr der
kritischen Sichtung. Mau könnte sie sämtlich so gut und so
sclilecht wie die obigen als Varietäten von intorta auffassen.
Die schwierige E^rage ist aber, wie so viele andere, nur
geographisch zu lösen, und hierzu reicht mein Matei'ial immer
noch nicht aus. Hidalgos und Pilsbrj'S Bearbeitungen der
Gruppe haben uns noch wenig gefördert; der erstere nament-
lich unterscheidet nicht zwischen eigentlichen Varietäten, d. h.
geographischen Kassen, welche nur noch nicht genügend diffe-
renziert sind, um als x\rten zu gelten, und individuellen Ab-
änderungen in Färbung, Zeichnung, Höhe des Gewindes u. s. w.,
welche mit dem Typus am gleichen Fundort zusammen vor-
kommen und kaum einen besonderen Namen verdienen. Beide
nennt er Varietäten, was durchaus nicht zulässig ist und nur
zu Verwirrung führen kann. Nimmt mau die Bezeichnung
„Varietas" für solche Spielarten an, was dem bisher, wenigstens
in Deutschland, üblichen Brauch widersprechen würde, so muß
für das, was wir Varietäten nennen, eine andere Bezeichnung
eingeführt werden. Species, Subspecies und geographische Varie-
tät sind nur verschiedene Grade desselben Begriff's, die sich nur
(luantitativ nach der Stärke der Differenzierung untei'scheiden.
und man könnte vielleicht die letzteren beiden zusammen-
fassen, indem man jede selbständige geographische Rasse, welche
nicht genügend unterschieden ist. um als eigene Art aufgefaßt
zu w^erden. Subspecies nennt. Man würde dann unter Varietas
individuelle Abänderungen innerhalb derselben Rasse verstehen.
Behält man aber umgekehrt die Bezeichnung Varietas, wie ich
es entschieden vorziehe, für solche geographische Rassen,
w^elche den Zusammenhang mit der Stammart noch deutlicher
zeigen als die Subspecies, bei, so müssen die ersteren unbedingt
anders bezeichnet werden. Früher war dei- Ausdruck Forma
dafür gang und gäbe, doch setzen wir uns damit in Wider-
spruch zu den Paläontologen, welche neuerdings mit diesem
Wort etwa das benennen, was wir Specios zu utMinen geAvohnt
— 83 —
sind. Auch Mutatio ist von den Paläontologen vorwegge-
nommen, welche damit nicht eine individuelle Abänderung,
sondern die Weiterentwickehmg einer Art (Forma), also eine
Art, deren phylogenetischer Zusammenhang mit einer geologisch
älteren nachweisbar ist, bezeichnen. Ich muß gestehen, daß ich
nicht recht einsehe, warum mau nicht auch in der Paläonto-
logie bei dem Ausdruck Species bleiben will, da wir alle wissen,
daß wir mit der Bezeichnung „Art" heute nicht mehr dasselbe
meinen, wie vor der Annahme der Evolutionstheorie ; wir würden
dann „Forma" für unsern Zweck verwenden können. Ich weiß wohl,
daß ich für unser deutsches Publikum mit diesem Exkurs offene
Thüren einstoße; doch hielt ich es für nötig, gegenüber den zahl-
reichen „Varietäten" pliilii)pinischer Arten, welche Hidalgo und
Pilsbry aufführeu, und welche keine Varietäten in unserem Sinne
sind, meinen gegensätzlichen Standpunkt auseinanderzusetzen.
Um auf C. intorta zurückzukommen, so hat Hidalgo nicht
weniger als 9 „variedades" (1. c. p. 150); hiervon gehören
mehrere, z. B. No. 9, überhaupt nicht zu intorta, sondern zu
eiidouxi Hid. ; die meisten andern sind Formae in meiner Auf-
fassung, und nur No. 5 ist eine Varietät in meinem Sinne, näm-
lich var. siquijorica m. Umgekehrt glaube ich jetzt, daß meine
var. expansilabris und var. ienicis von C'ebu zu filaris Val. ge-
hören. Nach meiner jetzigen Erfahrung, welche, wie gesagt,
zu einer abschließenden Bearbeitung noch nicht ausreicht, sind
alle hierhergehörigen Rassen Repräsentativformen eines Typus,
welche auf den einzelnen Inseln durch Isoliernng mehr oder
weniger abweichend entwickelt sind und teils Artcharakter
angenommen haben, teils noch als Varietäten der Stammart
anzusehen sind. Alle sind sie daher Mutatioues im paläonto-
logischen Sinne, nur in verschiedenem Grade abweichend. In
diesem Sinne ist C. aegrota die ^intorta^^ der Insel Mindoro,
C. ei/(Ioiixi ihre Vertreterin auf Panay und Guimaras, filaris;
auf C'ebu, aeniginom auf Panglao, var. siquijorica auf Siquijor,
magtanensis auf Magtau und den Camotes, limaiisauensis auf
Limansaua, samhoanga auf Südwest-Mindanao, während der
Typus, der historische sowohl wie der natürliche, auf Bohol
beschränkt zu sein scheint. Auf Leyte ist diese Gruppe durch
die folgende Art vertreten, welche unzweifelhaft nächstver-
wandt mit C. intorta ist.
6*
— 84 —
46. Cochlostyla (Corasia) sijhaerion (Sow.).
Helix spliaen'on Sow.. P. L. S. 1841 p. 2; Pfr., Mon. Hei. I p. 249 ;
Chciiin. ed. Tl. 1. 150, L 5. 6. — Helix intincta Shuttlcw.. Bern. Mitt. 1852 p. 196.
— Cochlostyla (Ilijpomelanae) spliaen'on v. Martens, Ostas. p. 97 ; Semper,
Phil. p. 184. — C. sphaerion Hidalgo. J. de Oonch. 1887 p. 127. — C. (Calo-
cochlea) sphaerion Pilsbry 1. c. p. 154, t. 31, f. 31 — 35.
A. fijpu.s. Insel Leyte (Cuming, Jagor, Semper,Kocli,Quadras).
formae: 1) iinicolor corneo-lutea vel Inteo-fnlva. fere semper
taeiiia peraugiista suturali ornata, poue aperturam
saturatius colorata,
2) basi saturatius fulva,
3) taeuiis fuscis suturali. peripherica et columellari
ornata,
4) ut praecedens, sed basi saturate castanea,
5) basi castaneo-fusca, taenia suturali angusta,
6) unicolor atro-fusca, apice pallidiore. peristomate
fuscescente.
B. var, nana Semp.
Semper, 1. c. p. 185.
Testa minore, spira plerun^iue magis elevata. Diam. 29 — 83,
alt. 28—30.
Südwest-Le3'te, Camotes-Inseln.
C. var. ortssilabris n. Testa multo solidiore, peristomate magis
expanso, incrassato, superne magis arcuato.
Monte Bontoc bei Hiudang, Le3^te (Quadras).
D. var. meridionaUs n. T. magis globosa, solida, distinctius
plicato-striata, peristomate minus expanso sed incrassato,
superne lutea, inferne saturate castanea, taeniis nullis.
Nord- und Os t-Mindanao (Semper, (^)uadras.
Eoebelen).
Pilsbry nmcht mit Recht darauf aufmerksam, daß die all-
gemein für C. sphaerion genommene Art nicht ganz zu Sowerby's
Originalbeschreibung i)aßt. vS()Averl)y nennt sie dünn, den j\rund-
sauui mit Ausnahme der Spindel braun und giebt ihr nur vier
Windungen. Die unsrige ist ziemlich festschalig, hat fast immer
weiße Lippe und 4V2 Windungen : auch ist sie durchschnittlich
hidier, als Sowerby angiebt. Eine Farbe erwälmt Pilsbry (So-
werby's Diagnose kann ich nicht nachschlagen ) nicht : es Aväre
möa'licli. daß Sowrrbv die seltenere eiufarbio- (lunkclbrauuc Form
— 85 —
vorgeleg-en hätte, bei welcher auch die Lippe brcum und welche
auch etwas dünner ist. Sein Name, der für die kugelige Art
sehr bezeichnend ist, kann aber jedenfalls beibehalten werden,
wenn auch vielleicht sein Typus nicht der natürliche der Art war.
Ich unterscheide oben eine Anzahl E^arben- und Bänder-
Spielarten und einige wirkliche, d. h. geographische Varietäten.
was die von Hidalgo und Pilsbry aufgeführten, mit Ausnahme
von nana Semp., nicht sind. //. intincta Shuttlew. ist die be-
kannte Form, bei welcher die Oberseite hell und die Basis
dunkel mit scharfer Trennung der beiden Farben ist; diese
Färbung kommt aber sowohl beim Typus auf Leyte, als auch
bei var. nayia und var. Dieridioimlis vor: man kann daher nicht
von einer var. intincta sprechen. Wollte man sie und die übrigen
Spielarten besonders benennen, so würden wir nicht nur beim
Typus, sondern auch bei den Varietäten eine Reihe von Formen-
namen geben müssen. Speziell bei der var. nana wiederholen
sich fast alle Abänderungen des Typus mit dem Unterschiede,
daß hier die dunkleren häufiger sind, während beim Typ die
helleren vorherrschen.
Eine sehr gute Varietät ist na)m insofern nicht, als die
Größe der Exemplare am einzelnen Fundort etwas wechselt,
und zwar so, daß ausnahmsweise große Stücke der Varietät
den ausnahmsweise kleinen des Typus gleichkommen.
Var. crassilabris, anscheinend eine isolierte Bergform, weicht
durch ihre feste Schale und das breiter ausgeschlagene, kräftiger
gelippte Peristom ziemlich stark ab: bei ihr sind uns keine
Farbenabänderungen vorgekommen, die vorliegenden Stücke,
etwa 15, sind vielmehr alle einfarbig horngelb mit rötlichgelbem
Wirbel, einem schwachbräunlichen Spindelfeld und einem schmalen
bräunlichen Strich hinter der ]\Iündung. Sie sehen C. roisstjana
var. solida Pfr. von Mindoro auf den ersten Blick sehr ähnlich.
Dies erklärt vielleicht die Verwechslung Pfeiffers, der (Chemn.
ed. II, t. 42 f. 5, 6) als sphaerion Sow. die später von ihm solida
benannte Form von Mindoro abbildete. Cumiug hatte ihm dieselbe
wahrscheinlich irrtümlich als sphaerion geschickt. Die letztere
Art kommt auf Mindoro bestimmt nicht vor; bei genauerem
Vergleiche sind die helleren Formen von C. roiss//ana leicht selbst
von festschaligen Formen der C. sphaerion zu unterscheiden,
schon durch das Vorhandensein einer hydrophanen Cuticula.
86 —
Var. inendionalis von Miiulauao ist ebenfalls festsclmliger
als der Typus, aber im Gegensatz zu var. crassilabn's ist der
Mundsaum noch weniger ausgebreitet als bei der Stammform :
ferner ist die Skulptur deutliclier und besteht aus ziemlich ent-
fernt stellenden "Faltenstreifen. Die mir vorliegenden Exemplare
sind alle wie die Form y>iiitineta« gefärbt, was auch Semper
von den seiuigeu versichert. Bei allen fehlt die Suturalbinde,
welche bei der Form von Leyte fast immer vorhanden ist.
Was nun die systematische Stellung von C. sphaenon an-
betrifft, so habe ich schon erwähnt, daß sie zum Formenkreise
der C. intorta Sow. gehört, also eine Corasia, keine Callicochlias
ist. Schon Semper hebt hervor, daß er bei einem Exemplar
von Bohol in Zweifel gewesen sei, ob er es zu sphaerion oder
zu intorta rechnen solle (1. c. p. 185). Es ist jedenfalls eine
intorta gewesen, die ich zahlreich von Bohol besitze, und bei
der sich die hauptsächlichsten Farben- und Bänder-Spielarten
von C. sijhaerwn wiederholen.
C. sphaerion unterscheidet sich wesentlich nur durch die
kugligere Gestalt, den stärker gewölbten letzten Umgang und
die deshalb rundere Mündung. Auch die Abwesenheit einer
hydrophanen Cuticula teilt sie mit intorta, während allerdings
die festere Schale und das stärkere Peristom zu CalUcochlias
hinüberleiten. Die obigen Formen sind bei den Varietäten und
bei C. intorta wie folgt vertreten :
sphaerion typ.
V. nana
V. crassilahris
V. meridionalis
intorta
von Bohol.
forma 1
1
1
1
« 2
2
—
;
—
. 3
3
— ■
3
. 4
4
—
4
„ 5
5
—
5
5
. 6
—
—
—
—
C. limansaiicn.shs Semp. kann man als Übergang von ti/lorla
zu sphaerion betrachten. Daß wir es mit einer Repräsentativ-
form der (.\ intorta zu thun haben, wird auch dadurch bestätigt,
daß überall da, wo C. sphaerion vorkommt, eine andere Corasia
der intorta-Gnv[)^e fehlt, während auf den Inseln, wo intorta
lebt, sphaerion nicht angetroffen wird.
— 87 -
47. CochlostijJa (Leytia) fragüis (Sow.).
Helix fragüis Sow.. P. L. S. 1841 \<. 4Ü. — //. leytensis Ffr., Moii. I
p. 2-42; Cheinn. ed. II, t. 42, f. 7, 8. — Cochlostyla (Galoeochlea) leytensis
V. Martens, Ostas. p. 94. — C. (Globosae) leytensis Semper, Phil. p. 183. —
Helix (Corasia) fj-agiUs Hidalgo, J. de Oonch. 1887 p. 117. — Cochloslyla
(Leytia) fragilis Pilsbry 1. c. p. 129, t. 29, f. 5. ß.
Tanaimn (Cuming), bei Palo imd zwischen Jaro und Ormoc
(Quadras). — Luciuilocoii auf Samar (Jagor, Micliolitz).
Pilsbr}' hat für diese ebenso schön gefärbte wie seltene
Art eine besondere Sektion errichtet, was sie in der That zu
verdienen scheint. Sie hat Beziehungen zu Chromatosphaera
Pilsbry (C. globosae Semp.), zu der sie Semper stellen wollte,
namentlich durch die kuglige Gestalt und den nur ganz schwach
ausgebogenen Muudsaum, zu Corasia durch die dünne Schale
und die geringe Zahl der Windungen, zu CalUcochlias durch die
in Längsbiuden aufgelüste hydrophane Cuticula.
Quadras fand nur junge Exemplare, die wir vergeblich
versucht haben aufzuziehen. Die Weichteile sind gelb, der
Nacken lang und schlank wie bei Corasia.
48. Cochlostyla (CalUcochlias) xonifera (Sow.).
Pfr., Mon. I p. 251 ; Ohemn. ed. II, t. 46, f. 3, 4. — Cochlostyla xoni-
fera, norrisi, dubiosa v. Martens, Ostas. p. 95. — C. xonifera Semper I. c.
p. 177. — Hidalgo, J. de Conch. 1887 p. 129. — Pilsbry in Tryon Man. Pulm. VII
p. 141, t. 35, f. 19, 20, 22.
Le3'te (Cuming, Jagor) ; Alang-alang, Carigara, Tacloban,
alle im Norden von Leyte (Quadras).
Auch bei dieser Art sind individuelle Abänderungen des
gleichen Fundorts und geographische Varietäten zu unterscheiden.
Die Rasse der Insel Leyte ist als historischer Typus zu be-
trachten: alle Exemplare zeigen ein dunkles Peripherieband in
der Schale selbst, neben welchem zwei schmale helle Binden
der hydrophanen Cuticula verlaufen (bei iVnfeuchtung der
Schnecke l)leibt nur das dunkle Band sichtbar). Oberhalb
dieses „Gürtels" verlaufen schmale hydrophane Binden, deren
Zahl und Entfernung nach den Exemplaren al)ändert. Die
Grundfarbe wechselt von (irünlichgelb zu Purpurbraun. Die
letztere Färbung (purpurascens v. Mart.) ist kein Varietäts-
charakter zu nennen, sie kommt vielmehr bei allen Lokalrassen
oder eigentlichen Varietäten vor.
Am uäclisten stellt der Stammform die Ilasse der beiiach-
barteu Insel Samar, von der ich der Güte Prof. von Martens'
eine Suite der von Jagor gesammelten Formen verdanke. Sie
sind ebenso wie eine Reibe, welche Herr Ad. Gutmann um
Calba3''og, Westsamar, für mich sammelte, höher und kugliger,
auch durchschnittlich festschaliger als die Easse von Leyte
und verdienen einen besonderen Varietätsnamen. Die Zahl der
Farbenspielarten ist etwas größer als bei jener: ich unter-
scheide :
1) typisch mit dunklem, von zwei hydrophanen Binden ein-
gefaßtem Band und wechselnden, aber hydrophanen Binden;
Grundfarbe grünlichgelb,
2) ebenso, Grundfarbe braun bis dunkelrotbraun [purpumsccns
V. Mart.},
8) dunkles Peripherie-, Sutural- und Columellarbaud. keine
oder spärliche hydrophane Binden {dubiosa v. Mart.. nou
Pfr., speciosa Semp., an Jay?),
4) kein dunkles Band, aber zahlreiche hydrophane Binden
(norrisi v. Mart., non Sow.),
5) keine Bänder, nur vSpuren von hydrophaner Cuticula
(modestior v. Mart.).
Alle diese Formen kommen durcheinander vor, sind also
keine Varietäten, während sie in der Gestalt und Festschalig-
keit übereinstimmen und daher eine besondere Rasse der Insel
Samar bilden. Daß speciosa Semp. von Samar hierhergehört,
geht schon daraus hervor, daß er sie selbst mit den von Jagor
gesammelten Exemplaren von C. xonifera identifiziert, welche
letztere ich, wie erwähnt, durch Prof. v. Martens' Güte besitze.
Ebenfalls ziehe ich zu xonifera die Schnecke, welche Semper
als C. mmarensis var. (Phil. p. 179, t. X, f. 9) beschreibt, und
welche keinenfalls zu der echten samarensis gehört.
Daß die vielfach verwechselte speciosa Jay wedei- mit
coccomelos Sow., Avie Pfeiffer annahm, noch mit Formen von
xonifera, wie Semper glaubte, identisch ist, haben Hidalgo
(J. de Conch. 1887 p. 135) und Pilsbry (1. c. p. 1H6) nachgewiesen.
Hidalgo vermutete in ihr eine Form von /)af(/iiicaB.eeve, während
Pilsbry das Originalexemplar vergleichen konnte und dasselbe
für eine typische C. dubiosa Pfr. erklärt.
— 89 —
Da sich die obenerwälmteu Marteus'sclien Namen nicht
auf die Samar-Rasse von C. xonifera als solche, sondern auf
individuelle Abänderungen beziehen, so sind dieselben für unsere
Varietät nicht verwendbar, und ich nenne dieselbe daher var.
globosa n.
Au Le^'te schließen sich südlich die Inseln Diuagat und
Siarg'ao an, welche zu Miudanao hinüberleiten. Hier lebt eine
kleinere Rasse der C. xonifera, welche sich mehr an die von
Samar als an die von Leyte anschließt. Sie mißt 32^2 — 38 mm
im Durchmesser, ist weniger kuglig als jene, aber doch durch-
schnittlich höher als der Typus, festschalig, und die Spindel
bildet mit dem Unterrand keinen so deutlichen Winkel. Färbung
und Zeichnung wechseln auch hier, doch fehlt das dunkle Peri-
pherieband stets, die beiden hydrophauen Binden sind breiter,
und unterhalb der Naht läuft eine wie abgerieben aussehende
Zone, welche bei den hellen Stücken reiuweiß, bei den dunklen,
die auch hier nicht fehlen, rötlichweiß ist. Eigentümlich ist
den rotbraunen Formen ein breiter brauuer Strich im Innern
der Mündung parallel dem Mundsaume, welcher letztere indessen
weiß bleibt. Zu dieser Rasse gehört ohne Zweifel var. paraletica
Pilsbry (1. c. p. 142, t. 33, f. 32, 33, ohne Fundort). Ich nehme
diesen Namen für die Varietät der Insel Dinagat und Siargao
an, jedoch mit dem Bemerken , daß sie nicht bloß die helle
Farbenspielart, welche Pilsbry abbildet, sondern auch die rot-
braunen Formen einschließt. Die von Pilsbry erwähnte stärkere
Drehung der Spindel ist einerseits bei der Varietät nicht kon-
stant, andererseits kommt sie gelegentlich auch beim Typus und
der var. globosa vor.
Schließlich greift C. xonifera auch auf die Nordosthalb-
insel von Mindanao über, wo sie namentlich in der Umgegend
des Sees Maiuit verbreitet ist. Nach Semper ist sie an der
Ostküste bis hinuuter nach Lianga ,, eine der gemeinsten
Schnecken". Alle Bärmen, die ich von Mindanao besitze, schließen
sich in der Gestalt und Zeichnung am meisten an die vorige
Varietät an, doch sind sie durchgehends erheblich größer, bis
48 mm im Durchmesser, etwas flacher, sich dadurch dem Typus
nähernd. Die beiden hydrophauen Binden ober- und unterhalb
der Peripherie sind stets sehr breit, das bei var. pnraleuca
erwähnte blasse Band ist auch hier vorhanden. Die bei weitem
— 90 —
V()i'lu'n>rlieii(lt' (iriuullarbu ist rotbniuu bis purixirbrauii. Diese
Easse wird seit Reeve für C. circe Pfr. gehalten, und Pilsbry,
der 1. ct. 53, f. 29 Reeve's Figur kopiert, stellt sie daher mit
Recht als var. circe zu .\onifcra. Nur sind seine Fundorte
Samar und Leyte zu streichen, da, wie oben erwähnt, dort
wohl dunkle Farbenabänderungen vorkommen, die Farbe aber
bei Abtrennung dei' Varietäten in keiner Weise maßgebend ist.
Eine forma purpurmcens giebt es bei allen vier besprochenen
Rassen : ]\[artens' purpumsccns aber ist eine Spielart von var.
gtobosa. Daß die Mindanao-Varietät wirklich H. circe Pfr. ist,
scheint mir außer Zweifel ; einmal stimmt seine Diagnose ganz
genau auf unsere Form, und dann citiert er selbst Reeve's Figur,
welche unzweifelhaft unsere Varietät darstellt, für seine Art.
Ich will dabei nicht unerwähnt lassen, daß neuerdings eine
Schnecke, welche Roebelen und Dr. Platen auf Mindauao (der
erstere bei Cottabato) sammelten, von Dr. Staudiuger, wahr-
scheinlich auf Dohrn's Autorität hin, als C. circe versandt wird.
Sie hat mit C. xonifcra nichts zu thun, gehört vielmehr zur
Gruppe von C. clepressa Semp. (Helix lignaria Pfr.), welche sie
mit der von C. pan Brod. verknüpft. Diese Art muß, wenn unsere
Auffassung von C. circe richtig ist. einen neuen Namen haben.
49. Cocklostyla (Axina) magistra (Pfr.) var. glognei Sow.
Helix gloynei Sowerby, Journ. Linn. Soc. 1889, t. 25, f. 16, 17. — Cock-
lostyla (Axina) magistra var. ecarinata v. Mlldff., Jahresb. Senckenb. 1890 p. 239.
— C. (Axina) magistra var. gloynei et ecarinata Pilsbry 1. c. p. 165, t. 21, f. 37, 38.
Küsteninsel Timobo bei Leyte (Koch). Sonst von Magtan
bei Cebu bekannt.
Diese elegante Form hatte mein Freund Koch schon 1887
auf Magtan entdeckt, wie ich Nachr. Bl. 1888 p. 72 bereits er-
wähnte, ohne ihr einen Namen zu geben, weil ich mir über
ihr Verhältnis zu C. magistra nicht klar war. Nach der sehr
mäß)igen BMgur dieser Art im Couchylien- Kabinet glaube ich
nicht, daß sich die Form von Magtan artlich von ihr trennen
läßt. Sowerby hat sie, wie ich allen Grund habe anzunehmen,
von einem meiner Tauschfreunde in England erhalten und als
//. glognei 1889 publiziert, während ich. da mir jene Veröft'ent-
licliuug entgangen war, sie 1890 in meinem Aufsatz über Cebu
als var. ecarinata von Axina magistra aufführte.
— 91 —
Das Vurkommen auf der Insel Tiiiiobo ist einigeniiaßeii
auffallend, da sie auf den zwisclienliegeudeu Inseln noch nicht
gefunden worden ist. Da sie Koch nicht selbst dort gesammelt,
sondern von einem einheimischen Sammlei- erhalten hat, so ist
eine irrtümliche Fuudortsangabe freilich nicht ausgeschlossen.
50. Cochlostijla (IVarJ/i/stijln) crtjptica (Brod.) var. cretata Brod.
Tananan (Cuming), Maasin (Koch), Alang-alang, Mabuyoc,
Saob, Macrohon (Quadras).
Pilsbry hat für diese großen, grobskulptierteu und dadurch
von dem Cochlostyla - Typus stark abweichenden Formen die
Sektion Track ijstj/la errichtet (= C. cinercae Serap.), welche er
wie Axina der Sektion Ccdlicochlias unterordnet. Ich möchte
sie derselben coordiuieren, wie es überhaupt schwer sein wird,
größere Abteilungen innerhalb der vielgestaltigen Gattung zu-
sammenzufassen. Die Track i/styla -Formen erinnern auffallend
au manche Cawaena- Arten , doch unterscheiden sie sich ana-
tomisch nach Semper in Nichts von den typischen Cochlostylen,
und auch conchyliologisch spricht die Anwesenheit der hydro-
phaneu Cuticula und das E'ehleu jeder Andeutung einer Durch-
bohrung für Cochlostyla. Am ersten läßt sich die Gruppe noch
an die von C. harfordi anschließen.
Ich bin sehr damit einverstanden, daß Pilsbry C. latltans
und cretata als Varietäten an cryptica anschließt, nur hätte er
konsequenter Weise auch pauaensis Semp. und cineracea vSemp.
zu Varietäten degradieren sollen, welche z. T. weniger differen-
ziert sind als die ersterwähnten. Semper selbst stellte seine
Arten mit Bedenken auf und sagt ausdrücklich, daß er alle
diese Formen für geographische Varietäten einer Art halten
möchte, aber solange die drei Broderip'schen Arten getrennt
gehalten würden, auch seine neuen Formen als Arten behandeln
wollte. Zweifellos sind sie alle Eepräsentativrassen eines und
desselben Typus und müssen entweder sämtlich als Arten oder
sämtlich als Varietäten aufgefaßt werden. Ich bin für das
letztere, da der Gesamthabitus bei allen sehr ähnlich bleibt.
Die hierhergehörigen Schnecken scheinen überall selten
zu sein, einzeln zu leben oder doch schwer zu finden zu sein:
es ist daher schwierig, ein genügendes Vergleichsmaterial zu-
sammenzubringen. Ebendeshalb werden die beschriebenen Arten
— 92 —
auch vielfach verwechselt. Gauz besonders ist dies mit c/i/ji/ita
der Fall, welche bei Semper, Hidalgo und Pilsbrj' von Mindanao
ang-egeben wird. Die dort lebende Traclnjstyln hat mehr Be-
ziehungen zu latitans und crctata als zu cnjptica, Avelche letztere
anscheinend auf die Insel Samar, von wo sie beschrieben wurde,
beschränkt ist. Exemplare, die ich durch Herrn A. Gutmann von
Calbayog auf Saraar erhielt, stimmen ganz genau zu Pfeiffer's Dia-
gnose, während die als cnjptica zirkulierende Rasse von Mindanao,
die ich unten als var. nigricans aufführe, wesentlich von ihr ab-
weicht. Auch typische Intitans kenne ich zunächst nur von der Insel
Bohol, dem Originalfundorte, w^ährend die von Semper als latitans
bestimmten Schnecken ebenfalls zur var. nigricans gehören.
Ich unterscheide die folgenden Rassen, welche von Samar
im Norden anfangend geographisch wie conchyliologisch eine
fortlaufende Reihe bilden. Nördlich von Samar, also auf Luzon,
ist keine Vertreterin der Gruppe gefunden worden, wenigstens
glaube ich nicht, daß C. dataeusis 0. Semp. von Nord-Luzon hier
hergehört; ebenso fehlt die Gruppe auf den westlichen Visayas.
1. C. crgptica Brod. typ.
Ziemlich gedrückt, letzte Windung stumpf aber deutlich
gekantet, gegen die Mündung kurz aber entschieden herab-
gebogeu, Skulptur sehr ausgeprägt, dreifach : Anwachsstreifen,
erhabene Spirallinien, schräg nach vorn verlaufende Runzeln ;
hydrophane Guticula äußerst dünn, daher die chokoladenbrauue
Grundfarbe nicht verdeckt, sondern nur mit einem matten Über-
zug versehen. Peristom breit ausgeschlagen, kräftig
gelippt, stark umgebogen.
Diam. 66, alt. 48 mm.
Samar (Cuming, Semper, Gutmann).
2. Var. latitans Brod.
Gewinde etwas höher, letzter Umgang kaum gekantet,
wenig herabgebogen. Skulptur sehr abgeschwächt: hydrophane
t'uticula stärker entwickelt, fast das Gehäuse bedeckend, grau-
gelblich-braun mit Andeutung einer schwarzen Binde; Grund-
farbe etwas heller als beim Typus ; Mundsaum seh m a 1 ,
schwach gelippt, kaum umgeschlagen.
Diam. ßH, alt. 54 mm.
Bohol (Cuming, Semper, Koch).
— 98 —
3. Var. depressa n.
Kleiner, sehr uiedergedrückt, Skulptur und Kantung- wie
beim Typ, lij^drophane Haut wie bei lat/fans, Mundsauni zwischen
T,yp und latüans in der Mitte stehend.
Diam. 58, alt. 43 mm.
Camotes (Koch).
4. Var. cretata Brod.
Höher, oft fast kugelig, letzter Umgang weniger stark
herabgebogen als beim Typ, aber etwas stärker als bei latitans,
Skulptur kräftig, aber statt der schrägen Runzelung entfernter
stehende Hammerschlageindrücke, die allerdings gelegentlich zu
Runzeln zusammenfließen, Grundfarbe meist heller mit dunkler
Binde au der Peripherie, hydrophane Haut sehr stark
entwickelt, oft die ganze Schale gelblich weiß ein-
hüllend oder seltener bindenweise unterbrochen, Mundsaum
noch breiter ausgeschlagen als beim Typ, Spindel einen
deutlichen Winkel mit dem Unterrande bildend.
Diam. 60, alt. 54 mm.
„ 62,5, „ öl „
Leyte (Fundorte siehe oben).
4 a. Var. cretata Brod., subvar. mhwr m.
Kleiner und noch höher, sonst wie 4.
Diam. 57, alt. 54 mm.
Camotes (Koch).
5. Var. panaensis Semp.
Gesamtform etwa wie cretata, Skulptur viel schwächer,
hydrophane Haut sehr schwach wie beim Typ, letzter Umgang
kaum gekantet, kaum herabgebogen, Naht etwas abgeflacht mit
gelblichem Saum, oberer Mund säum in der Mitte meistens
etwas stärker vorgezogen, Ausbreitung wie bei cretata.
Diam. 65, alt. 50 mm (Semper).
„ 60, „ 51 „
Panaon bei Leyte (Semper, Quadras).
6. Var. tumida n.
Ziemlich gedrückt, letzte Windung und daher auch die
Mündung sehr groß, Cuticula schwach, Skulptur mäßig, stärker
als bei panaensis, Naht etwas abgeflacht, letzte Windung kaum
herabgebogen. Mundsaum außerordentlich breit (5 mm).
— 94 —
Diam. 62. alt. 49, apert. lat. fc. callo) 46. loiio-. 40 nun.
,) a I) 0 n g a , N o r d -Min d a n a o (Qiiadras).
7. Var. subglobosa u.
Fast so hoch wie breit, Skulptur abgeschwächt, hydrophane
Oberhaut bräunlich, mit einem duukleu peripherischen Band,
Münduugsform wie bei cretata, Mundsaum wie bei hdiiaiis.
Diam. 52, alt. 51 mm.
Insel Siargao (Semper, Roebelen).
Diese Form, welche Semper als typische latitans aufführt.
k(3nnte als Mittelglied zwischen latitwif^, mit der sie die Cuti-
cula und den Mundsaum gemein hat, und cretata, mit der sie
die Gesamtform und den Winkel an der Spindel teilt, aufgefaßt
werden.
8. Var. nigricans n.
Gewinde durchschnittlich höher als bei den voranstehenden
Formen, ausgenommen die letztgenannte, Windungen gewölbter,
die letzte kaum gekantet, vorn ziemlich stark herabgebogen,
Skulptur etwa typisch, Cuticula meist sehr dünn, die schwarz-
braune Grundfarbe durchschimmern lassend, seltener etwas
stärker entwickelt und dann an var. Jcditans erinnernd. Mundsaum
etwas breiter als bei letzterer, aber schmäler als beim Typus.
Diam. 67, alt. 55 mm.
„ 61, „ 52,0 „
Nordost- und Ost-Mindanao (Semper, Qnadras,
Roebelen).
Dies ist C. cryptira bei Semper und Hidalgo, doch hat sie
mit dem Typus von Samar nur die geringe Entwickelung der
Cuticula gemein, in der Gesamtform nähert sie sich der var. cre-
tata, ist aber durchschnittlich noch höher als diese, und der letzte
Umgang im Verhältnis zum Gewinde kleiner; in der Bildung
des Mundsaums schließt sie sich am meisten der var. latitans an.
9. Var. cineracea Semp.
Gewinde sehr niedergedrückt, letzte "Windung entschiedener
gekantet, fast gekielt, hydrophane Oberhaut wie bei var. latitans,
ebenso Mundsaum.
Ost-Mindanao: Lianga (Semper). Hinatuan (Koch).
Tiotz der auf den ersten Blick auffallend abweichenden
Ostalt nur eine schwache Varietät, was sich auch darin zeigt,
— 95 -
daß eiüzelue Stücke Tendenz zur Abschwächung- des Kiels und
Erhebung- des Gewindes zeigen. Solche Stücke stehen bis auf
die Färbung der vorigen Varietät sehr nahe.
51. Cochlosti/la (Orthostylus) pithogastra (Fer.).
Pili und Magonbagon bei Tacloban. Bansod bei Carigara
(Quadras). also, wie es scheint, auf Nord-Leyte beschränkt. Die
Formen von Leyte sind ausnahmslos gestriemt, gehören also,
wenn Pilsbry und Hidalgo Eecht haben, zu philippinensis Pfr.,
welche danach nicht einmal eine Varietät, sondern eine bloße
Farbenspielart sein würde. Ich glaube aber, daß der Pfeilfer'-
schen Art Unrecht geschehen ist : der Autor basiert sie keines-
wegs auf die Färbung und Zeichnung, mindestens nicht in erster
Linie, und es ist ihm nicht entgangen, daß gestriemte Formen
auch bei pithogastra vorkommen (Mon. II p. 4 : „Nonnunquam
pallide strigata"). Vielmehr ist der Hauptunterschied die Gestalt,
welche er bei pithogastra „ovato-conoidea". bei philippinensis
„ovato-turbinata" nennt, und die Wölbung der Windungen, welche
bei ersterer als „convexiusculi", bei der letzteren als ..convexi" be-
zeichnet werden. Hierin sind mir keine Übergänge vorgekommen,
obwohl ich ein nach Hunderten zählendes Material von den
verschiedensten Fundorten sorgfältig vergleichen konnte. Da-
nach läßt sich C. philippinensis, welche ich nur von der Insel
Marinduque kenne, sehr gut als Art halten. Wohl aber wäre
es möglich, daß Pfeiffer später selbst gewisse Formen der
pithogastra mit seiner Art vermengt hätte: wenigstens scheint
dies daraus hervorzugehen, daß Hidalgo die Abbildung in Cliemn.
ed. II, t. 50 f. 1, die ich gegenwärtig nicht vergleichen kann,
zu pithogastra, die var. ß in Mon. II p. 6 zu philippinensis zieht.
Hat er darin Recht, so geht es natürlich nicht an, daß man.
wie er es in J. de Conch. 1887 p. 165 thut, philippinensis Pfr.
als Synonym zu pithogastra stellt und eine eigene Art philippi-
nensis mit dem Autor Reeve anerkennt! In solchem Falle
müßte vielmehr der Name philippinensis ganz eingezogen werden
und die Rasse der Insel Marinduque, welche ich auch für eine
besondere Art halte, einen neuen Namen erhalten. Hierzu eignet
sich vielleicht der Name rillari Hid. C. rillari von Marindu({ue
und Mindoro steht in der Gestalt zwischen pithogastra und der
Form von ^rarindu(|ue, welche ich für die echte philippiiicnsis
— 96 —
halte, und hat konvexe Windung-en ; sie scheint mit philippi-
ncnsis zusammenzuleheu, sodaß die letztere nur eine Form der
erstereu wäre.
Es würde sich dann folgende Synonymie ergeben:
C. pithogastra Fer. Leyte, Samar, Südost-Luzou, Mas-
hate, Catanduanes.
f. sfrigata {= iMlippinensis Pfr. [ex parte], Hidalgo
[ex parte]. Pilsbry).
C. vülari Hid. Marindu(iue. Mindoro.
f. ventrkosa, saturatius strigata (= pkilippinensis
Pfr. [ex parte], Reeve, Hidalgo [ex parte]).
Marindu(iue.
Der Fundort (-ebu, den Hidalgo nach Quadras aufführt,
ist zu streichen ; Quadras hat C. pithoyastra dort so wenig ge-
sammelt, wie Koch und ich, sondern es ist einer der mehrfach
erwähnten Fälle, daß ihm ein einheimischer oder spanischer
Sammler einen falschen Fundort angegeben hat.
52. CochlostyJa (Canisinim) reJatn (Bi'od).
var. elongata v. Mlldfi.
Leyte (Koch).
Mit C. cretata zusammen erhielt Koch als von der Insel
Leyte stammend einige Exemplare einer etwas länger ausge-
zogeneu, sonst typischen Form von C. relata Brod. Quadras
hat sie nicht gefunden, sodaß der Fundort einigermaßen zweifel-
haft bleibt. Indessen könnte die Art vom Westen der Insel
stammen, wo Quadras wenig gesammelt hat.
Pilsbry (Tryon, Man. Pulm. VIII p. 12) führt C. velata in
der Gruppe von C. fulgetnim auf, welche allerdings, namentlich
durch den Formeukreis von C. safi/rus, zu Caiu'sfnntf überleitet,
mit welcher unsere Art aber kaum nähere Verwandtschaft zeigt.
Eher könnte man schwanken, ob relafa nicht der Gruppe Hgps-
elostgla anzuschließen wäre, da kleine Formen von holtoknsis
und camelopardülis ihr einigermaßen nahekommen : aber wegen
der länglich -eiförmigen Gestalt und des stumpfen Wirbels ist
doch wohl in Canistnim ihr richtiger Platz. Eine scharfe
Trennung der Sektionen von CocJtloslgla ist überhaupt nicht
m(>glich, und es sind eine Keihe von Arten vorhanden, welche
die verschiedenen (Gruppen mit einander vei'knüpfen.
— 97 —
58. Cochlostyla (Hijpselostyla) connectens n. sp. (Taf. TU, Fig. 9).
T. ovato-turrita . solida, subtiliter striatula , ex fnlvo
castaiieo-fusca, cuticula hydrophana cinerasceuti-albida strigis
angustis saepe iuterruptis sat distantibus fiiscis variegata,
microscopice graiiulata obtecta. Spira subregulariter conica
apice deuudato, acntinsculo, fiilvo. Anfr. 6V2 — 7 convexiusculi,
sutiira parum impressa siibmargiuata discreti, ultimus medio
confuse augulatus, fere V2 lougitudinis aequans. Apertiira valde
obli(iiia, siil)aurif()rmis: peristoma parum expaiisum. fiisco- vel
nigricanti-labiatum. columella siibtorta, medio subdeutata, sur-
siim ex roseo alba.
Long. 57, diam. 30, apert. lat. 20, long. 28, alt. 25 mm.
„ o9, „ 28,0, „ „ 19, „ 28, „ 2o „
„ 52, „ 27,5, „ „ 18,5, „ 26, „ 22 „
Hab. ad vicum Tagbag in parte meridionali insulae Lej^te,
leg. cl. J. Quadras,
var. gracilis u.
Minor, paullo gracilior, pallidior, cuticula lij^drophana
tenuiore, peristomate latiuscule expanso.
Long. 49—52, diam. 23—24,5 mm.
Hab. ad vicos Maas in, Macrolion insulae Leyte. leg.
cl. J. Quadras.
Diese Form dürfte schon Semper vorgelegen haben, doch
vergleicht er sie (Phil. p. 208) nicht mit der am nächsten
stehenden Art C. boholensis , sondern mit camelopardaUs. In
der That hat sie zu beiden Beziehungen, und so lange dieselben
als besondere Arten gelten, schiebt sie sich als dritte zwischen
dieselben ein. Es ist aber schließlich nicht sehr viel dagegen
einzuwenden . boholensis als Varietät an canielopardalis anzu-
schließen, wie Pilsbry neuerdings will (Tryon. Man. Pulm. VIII
p. 26). Nur ist es nicht richtig, daß sich boholensis nur durch
die Zeichnung von cmnelopardalis unterscheide, sondern die
Gesamtgestalt ist viel bauchiger, die Windungen sind gewölbter,
eine weniger vorhanden u. a. m. Die neue Form von Leyte ist
fast ganz von einer gelbgrauweißen, ziemlich dicken Oberhaut
bedeckt, aus der durch schmale, meist fast gerade , ziemlich
entfernt stehende Risse die dunkle Grundfarbe durchleuchtet,
so daß die Zeichnung auffallend an Formen von C. fnlge/rntn
— 98 —
(ventricosa autt.) erinnert. Die Cuticiila zeigt ferner eine eio-en-
tiiniliche, fast mikroskoijisclie Skulptur, welche bei ccnncJopardalis
ganz fehlt, bei boj/olciisi.s aber viel schwächer ist. Von letzterer
unterscheidet sich C. roimcctens ferner durch die festere Schale,
dunklere Farbe, stärker gedrehte Spindel, weniger gewölbte
Windungen, von C. comdopardaJis durch eine Windung weniger,
etwas gewölbtere Windungen, verhältnismäßig höhere letzte,
bauchigere Gestalt, festere Schale, schiefere Mündung, dunklere
(Grundfarbe. Wären die Formen auf jeder Insel ganz gleich-
mäßig, so würde ich keinen Augenblick schwanken diese drei
Rassen, wenn sie auch Vertretungsformen eines Typus sind,
als Arten zu behandeln. Von camelopardnlis kommen aber auf
Oebu Formen von etwas bauchigerer Gestalt vor, die sich da-
durch bohoJeufiis nähern, wenn sie auch noch wesentlich schlanker
sind als diese und in der Zahl der Windungen und der Zeich-
nung mit dem Typus stimmen. Bei der von mir früher zu
camclopardalis gerechneten Form der Camotes kann man in der
That schwanken, ob man sie zu hoholcnsis oder ccuiidopardalis
rechnen soll. Von boholensis ist mein Material noch schwach :
im Norden der Insel, woher ich eine große Partie erhielt, habe
ich keine starke Variabilität bemerkt ; die Exemplare waren viel-
mehr in Gestalt und Zeichnung alle typisch, bauchiger und die
Windungen gewölbter als f. 8, 9 bei Tryon (VIII, t. 12). Wenn
aber f. 7 und 10 ebenda wirklich Exemplare von Bohol dar-
stellen (was ich noch bezweifle), so würden sich auch auf dieser
Insel Übergänge zu cronchpardnlis finden. Auf Leyte kommt
neben der typischen coniiectcns, deren Artgültigkeit auf den
ersten Blick unbestreitbar erscheint, die obenerwähnte var.
gracilis vor. welche sich durch die schlankere Form der canw-
Jopardnlis nähert , auch keinen so ausgeprägten hydroi)hanen
Überzug besitzt wie der Typus; doch zeigt die Cuticula dieselbe
Skulptur wie letzterer.
Hiernach ist schwer zu entscheiden, ob man diese Rassen
als Arten, Unterarten oder Varietäten auffassen will: unsere
conneclens würde in jedem Fall denselben Rang einnehmen
müssen wie boholensis. Ich würde die definitive Entscheidung
hierüber von einer genaueren Durchforschung der Insel Bohol
und ihrer Nebeninseln abhängig machen ; wenn dieselbe eine
größere A'ariabilität der C. boholensis ergiebt, als ich bis jetzt
— 99 —
kon^;tatieren konnte, so würde ancli icli für Zusammenfassung'
aller drei Rassen in eine Art sein, während ich sie vorläufig
doch liebei' als Arten behandle.
Farn. Bulimidae.
54. Amphidvouins i/Htr/ithia sinuosa Ad.
Malitbog (Quadras).
— 103 —
75. Ptjtliia cumingiana Petit.
Panaou (Quadras).
76. Plecofrona typica H. et A. Ad.
Taclobau (Cumiiig). Von Quadras nicht gefiiiideu.
Sonst von Cebu, Mindanao, Sibuyan, nach Pfeiffer auch
von Pub Pinaug bekannt.
77. Plecotrema odanfracta Jonas.
Tacloban, Limausaua (Quadras).
Ich schließe mich Hidalgo in der Bestimmung eines kleinen,
über die mittleren und südlichen Philippinen weit verbreiteten
Plecotremas als P. orianfracia au. Allerdings giebt Pfeiffer viel
größere Dimensionen für die Stammart von Hawaii an, nämlich
7 : 4 mm, aber schon Jonas' Größenangaben 2^/3 : l^/a lin. sind
etwas kleiner, und Pease mißt bei Exemplaren von Hawaii 5 : 3
und 4 : 2 mm. Zu letzteren Maßen stimmen meine Stücke von
den Sandwich-Hiseln. sowie die von Quadras bei Tacloban ge-
sammelten. Die von Limansaua, Cebu, Sibuyan und Mindanao
sind noch etwas kleiner, aber außer der Größe kann ich keinen
Unterschied entdecken.
78. Plecotrema kirsuta Garrett.
Pfeiffer, Mon. Pneum. Suppl. III, 1876 p. 348.
var. nana v. Mlldff.
Limansaua (Quadras).
Die Stammart von den Viti- Inseln ist zwar mehr als
doppelt so groß, 7:4^2 mm, während die Varietät nur 3^'4:2 mm
mißt, aber im Übrigen ist kaum ein Unterschied namhaft zu
machen. Von der vorigen Art scheidet sie die Behaarung, die
lange Spira mit spitzem, mukroniertem Wirbel und die verhält-
nismäßig niedrige Mündung.
79. Cassidula labio v. Mlldff.
V. Mlldff.. Jaluesb. Senekenb. 1890 p. 262.
Tacloban, Limausaua (Quadras).
80. Auricüla snhula Quoy Gaini.
Leyte (Koch).
— 104 —
Sl. Pcdipcs joHcoii ]\I()iiti". \(i\'. phüippiiiica n.
T. imperforata, ovato-conica, soMiila, liris spiralibus validis
sul)ae(iualibus, 22 iu anfr. ultimo, (luinta et octava uiajuribiis
ciucta, striis trausversis obliiiuis (luasi giauulata, brimuea; spira
sat elevata, gradata, apice acutiusculo, obliquo, submammillari.
Anfr. 4 sat celeriter accrescentes , siitura appressa discreti.
couvexinsculi, supra medium subcarinati, ultimus magnus, ^/^
longitudinis aequans. Apert. valde obliqua. ovalis: peristoma
rectum, acutum, marginibus callo tenuissimo juuctis, intus calloso-
labiatum, callo superue deutem brevem emittente. tum sursum
desiueute. Lamella parietalis valida, louge intraus, columellares
2 inaequales, supera validissima, subobliqua, iufera minor, liori-
zontalis. Columella lata, valde excavata.
Long. 3,75, diam. 2,75, apert. long. 2.5, lat. 2 mm.
Hab. in insula Limansaua, leg. cl. J. Quadras.
Dieser erste philippinische Pedipes steht P. jouani Moutr.
von Neukaledonien, den ich nur nach der Beschreibung (Pfr.,
Mon. Pueum. Suppl. III p. 3H2) vergleichen kann, jedenfalls sehr
nahe. Die sich aus der Diagnose ergebenden Unterschiede, daß
der ueukaledonische Typus keinen schief, beinahe zitzenförmig
aufgesetzten Apex haben, seine Sutur tief sein soll, ferner die
Höhe des letzten Umgangs (^/s der Länge) könnten auf unvoll-
kommener Beschreibung beruhen. Dagegen ist der Philippiner
erheblich kleiner, die untere Columellarlamelle kann nicht wie
bei jouani „tuberculose subacutus" genannt werden, sondern
ist eine ziemlich dicke, rundliche Spirallamelle : auch scheint
bei unserer Form die Spindel viel tiefer ausgehöhlt zu sein,
wenigstens wäre sie, wenn sie bei jouani ebenso gelnldet ist,
mit dem Ausdruck „ concava " sehr mangelhaft beschrieben.
Alles in Allem dürfte es bei der weiten Verbreitung der Auri-
culiden, von denen Melanesien ohnehin verschiedene mit den
Philippinen gemein hat. vorläufig wenigstens richtiger sein,
unsere Form als Varietät an P. jouani anzuschließen.
Farn. Limnaeidae.
82. Linuiaea (Fossaria) philippincn.sia G. Nev.
Nevill, J. As. Soc. Beng. L, 1881 \^. 142.
Ein Exemplar, welches Quadras zu Basay bei Maasin fand,
— 105 —
stiniiiit bis ;iuf die geriii. vürcinn zu betrachten, wie
der Autor selbst andeutet. Daß L. chnlcl/ton Vir. identisch
mit unserer Art ist, glaube ich nach der Beschreibung und Ab-
bildung, sowie nach Exemplaren vom Origiualfundort Ternate
mit Bestimmtheit versichern zu können. Aber noch älter ist
der Sowerby'sche Name, L. eonchuwm, der seit Pfeiffer auf
unsre Art bezogen wird, und zwar, wie ich glaube, mit Recht,
da Sowerby, dessen Abbildung ich nicht vergleichen kann, aus-
drücklich die charakteristischen Spiralbinden hervorhebt. Hidalgo
bemerkt allerdings (J. de Conch. 1888 p. 94), daß Sowerby's
Beschreibungen seines L. nitichim und concinmim fast Wort für
Wort identisch seien; aber wenn dieselben auch unvollständig
sind und namentlich die wichtigen Kennzeichen der Mündung
nicht herausheben, so ergiebt sich doch, daß Sowerby die beiden
Arten richtig geschieden hatte und unter nitidiun die senk-
recht gestriemten, unter co)icinnu)]i die gebänderteu Formen
verstand. Ich glaube deshalb den Sowerby'schen Namen an-
nehmen zu sollen.
Meine Varietät pusilla ( Jahresb. Senckenb. 1890 p. 377) von
Cebu und Panay bin ich jetzt geneigt für eine eigene Art zu
halten; doch ist mein Material noch zu schwach, um endgültig
zu entscheiden. Hierzu gehört eine winzige Form von Campagal
bei Jaro auf Leyte, von welcher Quadras nur ein ausgebildetes
Stück fand; diam. 7^2, alt. 7 mm. Es ist gelblichweiß mit
ziemlich unregelmäßigen Fleckenreihen, die Spiralkielchen sind
bis zur Mündung sehr ausgeprägt, Ausschnitt und Buchtung der
Spindel mäßig. Die Form würde bei Selbständigkeit von L. pii-
HÜlum als var. nana zu demselben zu rechnen sein.
107, Leptopoma (piadrasi n. sp. (Taf. IV, Fig. 9, 9a).
T. peranguste perforata, conico-globosa, teuuis, subpellucida,
transverse coufertim striatula, lineis spiralibus valde confertis
decussata, pilis brevissimis confertis hirsuta, carinulis 8 parum
elevatis fuscis sculpta, lutescens, strigis Hammulatis iuterruptis
picta, opaca, subsericina. Spira subregulariter conica, acuta.
Anfractus 5 convexi, ultimus medio subacute angulatus, subtus
inflatulus. Apertura sat obli(|ua, circularis: peristoma paullum
expansum, nigricauti-fuscum aut purpurascens, columella brunnea,
ad Perforationen! substricta, lateral iter modice sinuata.
— 121 —
Diam. 12. alt. 11,5. apert. diam. 7 mm.
Hab. iiiter vicos Ormuc et Jaro, uec non ad vicum
Taclobau iusulae Leyte, leg. cl. J. Quadras.
Diese elegante Art hat nähere Beziehungen nur zu L.
liiteosioiita Ffr., welches ich kiirzlich auf der Insel Guimaras
wiederauffand. Sie teilt mit letzterem den lebhaft rot gefärbten
Mundsaum, ist aber enger genabelt, hat eine verhältnismäßig
größere Mündung, nur schwach ausgebreiteten Mundsaum und
acht deutliche, bräunlich gefärbte Spiralkiele.
108. Lcptopouxi hcUcoidcs (Grat.).
Leyte (Quadras).
Scheint über den ganzen Archipel verbreitet zu sein :
wenigstens besitze ich die Art von Luzon, den meisten mittleren
Inseln und Mindanao.
Fam. Diplommatinidae.
109. HclirouwrpJia (juadrasi n. sp. (Taf. IV, Fig. 10, 10a— b).
T. sat late et aperte umbilicata, convexo-depressa aut
globoso-conoidea, tenuis, costulis sat distantibus foliaceis —
81 in anfr. ultimo — sculpta, fulvo-cornea; spira magis minusve
convexo-conoidea, apice obliquo, glabrato, fulvo. Anfractus 4^2
perconvexi, sutura profunda discreti, ultimus pone aperturam
paullum coustrictus, tum subcampanulatus. Apertura diagonalis,
circularis ; peristoma multiplex, externum latiuscule expansum.
ad umbilicum attenuatum, internum sat incrassatum, porrectum.
Operculum tenue, corneum, subconcavum, extus processu mem-
branaceo tubuli instar producto unmitum.
Diam. 2,2, alt. 1,25 mm.
„ 2 . „ 1,5 „ .
Hab. ad vicos Sa ob, Iba, Tamulayan insulae Leyte,
leg. cl. J. Quadras.
Diese allerliebste kleine Entdeckung meines Freundes
Quadras ist von den üln-igen l)is jetzt bekannten Arten der
interessanten Gattung scharf geschieden durch die Verengerung
etwas hinter der Mündung, die Erweiteiung zu derselben und
die Herabbiegung des Endes, wodurch sie ein AUjcaeus-UmMoh^^
— 122 —
Anseilen erliäll. Aneli ist der l\ruii(lsauin stark aiis<:el»i'eitet
und die Skulptur durch eutferntstehende, hlattartige Kippen
sehr ausgezeichnet. Wunderbar ist der Deckel welcher in der
Mitte eine memhrauartige, röhrenförmige Verlängerung trägt.
Die Höhe wechselt etwas, wie die obigen Maße zeigen. Die
Exemplare von Saob (bei Cabalian) sind durchschnittlich etwas
kleiner als die von Tba (bei ]\Ialitbog) ; auch herrschen hier
höhere Formen vor. Bei Patong in der Nähe von Maasin fand
Quadras eine Varietät, welche im Allgemeinen mit dem Typus
iibereinstimmt, aber engere Rippen — 48 auf dem letzten Um-
gang — besitzt; ich nenne sie var. argutecostatn n.
110. Helicomorpha apyendiciilata u. sp. (Taf. IV, Fig. 11, IIa— b).
T. modice umbilicata, globoso-conoidea, tenuis, subpellucida.
alba, costulis augustis, foliaceis, valde distantibus — 20 in an-
fractu ultimo — in interstitiis lineis spiralibus microscopicis.
valde confertis sculpta : spira sat elevata, convexo-conoidea.
apice glabro, uitente, acutiusculo. Anfractus 4'/2 perconvexi,
sutura profunda discreti, ultimus antice breviter descendens.
Apertura parum obliqua, paullum coarctata, circularis: peristoma
multiplex, interuum valde porrectum, exteruum brevissime ex-
pansum , ad umbilicum processu linguiformi patente munitum.
Operculum terminale , corneum , tenue . subconcavum , laminis
membranaceis ad medium floris instar convergenti1)Us foramen
centrale circumdantibus munitum.
Diam. 1,5, alt. 1,4 mm.
Hab. ad vicos Macrohou et Biliran iusulae Le3'te,
leg. cl. J. Quadras.
In der getürmten Gestalt, auch in der Skulptur konunt
diese Art H. turricula m. von Cebu am nächsten, nur sind die
Rippen noch etwas weitläufiger. Auch bei der Cebu-Art zeigen
alte Stücke eine Verbreiterung des Sjundelrandes, doch legt sich
die Platte des Außeurandes au die Windung an und ist durch
weitere Auflagerung der folgenden Mundsäume verdickt und
riiipenstreifig. Bei //. /ippei/d/cH/ffta ragt die Verlängei'ung des
äul:teren Mundsaumes. wie bei Cijclojilinrns ajjj)ctul/culaf/i.s. frei
in den Nabel, und die weiteren Mundsäume lageru sich nicht
auf dieselbe auf, sondern bilden einen ziemlich stark vortretenden
— 128 —
Ring. Der Deckel ist an sich dünn und liornial.
Alaiio'-alaiig'. Meiioiho, Camanaugac (Quadras).
Südost -Lnzon (Ciiming, Jagor, Quadras), Cataiidiiaiies
(Ciiniiiig. (Quadras), Samar (Cumiiig, Jagor, Semper, Gutinaiiiii.
Si(iuij()r (Cumiiig). Miiidaiiao (Sempei'. Quadras. Koch, Roebelen).
Die Verl)reituiig dieser häufigen und in der Färbung
variablen Art fällt etwa mit der von Mnsa textilis (Abaka oder
Manilahanf) zusammen, d. h. iiber den regenreicheren südöst-
lichen Teil des Archipels, wo ein wesentlicher Unterschied in
der Niederschlagsmenge zwischen dem Nordost- und Südwest-
Monsun nicht vorhanden ist. Auch lebt die Schnecke tliat-
sächlich mit Vorliebe auf Miisa. Mit einigem Widerstreben
sehe ich mich genijtigt, statt des allgemein angenommenen
Namens .^Rcgistoma van Hasselt" wieder auf Moulinsia Grat,
für die Pupiniden ohne oberen Kanal, nur mit Einschnitt des
Columellarrandes zurückzugreifen. Der van Hasselt'sche Name
(Allg. Konst- en Letterbode 1828) bezieht sich ausschließlich auf
Arten von Java, wo bisher nur echte Pupiim- Arten m i t oberem
Kanal gefunden worden sind. Auch zeigen nach v. Martens
(Ostas. p. 157) van Hasselt's Figuren 8. 9 und 10 sämtlich eine
Parietalfalte, sind also echte Pupinen ; f. 7 ist allerdings ohne
Falte gezeichnet, doch stimmt dieselbe nach v. Martens in
Größe und Form mit P. junghuhni Herkl., so daß anzunehmen
ist, die Falte sei aus Versehen bei der Zeichnung weggelassen
worden. So lange nicht ein „Bcgistoma'^ im Gray 'scheu und
Pfeiffer'schen Sinne etwa auf Java noch entdeckt werden sollte,
auf Avelches der Name Begisfo)i/a ritn'inon van Hass. bezogen
werden kinmte, ist anzunehmen, daß van Hasselt's Gattungs-
name sich auf echte Pupinen bezieht. In diesem Falle würde
er die Priorität vor Pnjmui Vignard (1829) hal)en. doch darf
von dieser Namensvertauschung in Anbetracht der mangelhaften
Beschreibung van Hasselt's und der unrichtigen Namensbildung
(er müßte Phegostou/d oder Rhexisto)na lauten) wohl abgesehen
werden. Grateloup hatte 1841 richtig für J^Hjj/i/a grandis
(-rray die neue (4attung Monlinsid aufgestellt, wälii'end (ii'ay
1842 auf licgisloimi zurückgrifl'. welchen Namen er irrtümlicli
— 133 —
auf Arten oliiie oberen Kanal bezog. Pfeiifer's ReghfoiNci ist
eine Mischung von echten Fupüia- Arten (P. nieoharica Pfr..
complaiiata Pease, solitnria v. Mart.. junghuh>/i Herkl. u. a.) und
MonUnsia. Er maclit einen Unterschied zwischen solchen
Pupinen. bei welchen eine obere Incisur vorhanden sei, und
solchen, bei denen der obere Kanal durch eine Parietallamelle
gebildet werde. Ein solcher Unterschied besteht aber meines
Erachtens nicht, vielmehr ist dei- ol)ere Kanal stets, auch bei
den von Pfeiffer zu Pi/piita gerechneten Arten, durch den an
der Einfügung etwas zurücktretenden Mundsaum und durch die
Parietallamelle gebildet. Eine Differenz liegt nur darin, daß
bei vielen Arten die Lamelle durch einen kräftigen Parietal-
callus mit dem Columellarrand verbunden ist, wodurch sie als
Fortsetzung des Mundsaums erscheint. Aber zwischen solchen
Formen und denen, wo sie als deutlich getrennte Lamelle auf-
tritt, sind alle Übergänge vorhanden, so daß da kein Einschnitt
zu machen ist. Speziell Piipina heraiidreni Vign., der historische
Typus der Gattung, gehört zu der zweiten Abteilung ohne deut-
lichen Parietalcallus. mit abgesetzter Lamelle : logischer Weise
hätte Pfeiffer diese Art daher zu Rcgistoma stellen müssen,
wie er es mit den nahe verwandten P. cimiinyiana und compla-
iiata auch thut.
Die Synonymie stellt sich mithin wie folgt:
MouUnsia Grateloup 1841 (typ. M. grandis Gray)
= Registoma Gray 1842 (nou v. Hasselt), Pfeiffer
(ex parte).
Piipina Yignard 1829 (typ. P. heraudreni Vign.)
= Registoma van Hasselt 1823 (ex typo dubio)
[ Eiipupina Pfr.
\ Registoma Pfr. (ex parte).
Eine andere Frage ist die, ob diese Abteilungen nebst Callia,
Hargrarcsia und der folgenden neuen Gruppe PorocalJia
generischen oder subgeuei'ischeu Rang verdienen. Hierin neige
ich zu Pfeitt'er's Ansicht, der sie im letzten Supplement zur
Monogr. Pneumonop, (1S76 p. 147) als Sektionen einer Gattung
zusammenfaßt. Gerade die obenerwähnten Pupimi-k\i%\\ mit
abgeschwächter Parietallamelle, welche Pfeiffer zu Registoma
stellte, sind als Übergänge von Enpupina zu MouUnsia auf-
— 134 —
zufassen. Auch darf ich liier auf die Bemerkungen iiber Pvphia
gracilis, Moulinsia exigKCi, Hargraresia phülpjjinica und die unten
zu besprechende Porocnllin microstoma verweisen (Jalu'esb.
Senck. 1890 p. 279 und N. Bl. D. M. G. 1891 p. 52), deren große
liabituelle Alinlichkeit bei Verschiedenheit der Mündungsbildung
gegen generische Auffassung dieser Gruppen zu sprechen scheint.
Wenn ich sie trotzdem vorläufig noch als Gattungen behandle,
so geschieht dies hauptsächlich deshalb, weil noch jede Unter-
suchung der Weichteile fehlt, und der besseren Übersicht
halber.
128. Moulinsia fiisca Gray et var. erythrostoma v. Mlldff.
V. Mlldff., Jahresb. Senckenb. 1890 p. 280.
Anscheinend über die ganze Insel verbreitet ; am gleichen
Fundort ist der Mundsaum stets von gleicher E'arbe, was meine
Auffassung der rotlippigen Form als Varietät bestätigt.
129. Porocallia microstoma Kob.
Callia microstoma Kobelt, Landdeckelschn. Phil. p. 64, t. 7, f. 22.
Diese von Semper bei Bislig auf Mindanao entdeckte Art
besitzt, wie ich bereits früher erwähnt habe (Jahresb. Senckenb.
1890 p. 279), zwar wie Callia einen zusammenhängenden Muud-
saum, aber auf dem Nacken hinter der Lippe eine kreisrunde
Öffnung. Junge Stücke haben wie Moulinsia am Spindelrand
einen Kanal, welcher beim W^eiterwachsen zugebaut wird und
hinter dem sehr kräftigen Mundsaum als isolierte Pore sicht-
bar bleibt. Eine ähnliche Bildung zeigt ,,Registojtia'-^ amhiguum
0. Semp. von Nordluzon ; auch hier wird der bei jungen Stücken
vorhandene Spindeleinschnitt beim Weiterbauen geschlossen, es
bleibt aber, was Semper und Kobelt übersehen haben, eine
winzige ()ft"nung in der kräftigen Spindelschwiele, welche der
von P. microstoma ganz analog ist und nur dem Mundsaum
etwas näher liegt. Für diese beiden Arten stelle ich die be-
sondere Gruppe Porocallia auf, welche sich zwischen Callia und
Moulinsia einschiebt und je nach der Auffassung über die
l^upiniden-(4ruppen entweder als besondere Gattung oder mit
jenen als Sektion von Pupina zu betrachten ist.
Die auf Leyte (Camanangac, Campagal, Tubasan. Bato,
Macrohon) von Quadras gesammelte Vertreterin dieser inter-
I
— 185 —
essanten Art ist vom Tj-pus nicht unerheblich verschieden und
verdient als Varietät abgetrennt zu werden : var. leijtensis m.
Sie ist kleiner; Höhe durch die Achse 3, Breite 3,5, Länge
(schräg gemessen) 3,75 mm. Beim Tjqnis sind die entsprechenden
Zahlen 3,5, 3,75 und 4 mm. Ferner ist die Farbe rötlichbraun
(carneo-brunnea). der letzte Umgang iiber der Mündung sehr
wenig abgeflacht und stärker ansteigend.
Eine dritte Form, welche Quadras 1887 auf (-atanduanes
sammelte, und die nun bald sechs Jahre unbestimmt bei Hidalgo
lagert, entfernt sich noch weiter vom Typus : sie ist noch kleiner,
die Pore liegt weiter von der Mündung zurück, die letzte
Windung weicht stärker aus der Richtung u. a. m.. doch ist sie
wohl auch noch als Varietät von P. microstoma aufzufassen.
Mit ihr sehr nahe verwandt, wenn nicht identisch, ist die Poro-
callia, welche ich in einem verkalkten Stück bei Sampaloc,
Provinz Tayabas (cf. N. Bl. D. M. G. 1889 p. 109) sammelte.
Wir erhalten damit einen ziemlich geschlossenen Verbreituugs-
bezirk von Südost-Luzon nebst der Küsteniusel Catanduanes über
Leyte nach Ost-Mindauao und dürfen die interessante Art noch
in den Provinzen Camarines und Albay, sowie auf der Insel
Samar erwarten.
Die andere Art, welche sich im Habitus an MoiiUitsia
fnsca und similis anschließt, ist bis jetzt ganz isoliert, doch
werden sich in den unerforschten Gebirgen von Nord- und
Mittel-Luzon verwandte Typen noch finden lassen.
Callia lubrica Gray, welche fast über den ganzen Archipel
verbreitet ist, scheiut auf Leyte zu fehlen ; auch von Mindanao
besitzen wir sie noch nicht
Fam. Realiidae.
130. Oniphalotropis (Acmclla) htingerfordimia Nev.
var. ventrosula n.
Minor, paullo ventrosior, anfractus paullo magis convexi,
sutura angustius marginata.
Long. 3V4, diam. 2^2 mm.
Insel Lima n Sana, Maciohon, Iba, M. Bontoc, Saob, Bato,
Tubasan auf Leyte (Quadras).
Typus von Guimaras, Negros, Cebu, Siquijor bekannt.
— 136 —
Daß Acmella Blaiif. zu Omphalotropis g-eliört, ist wohl
sicher, namentlich durch den von Boettger hervorgehohenen.
meist übersehenen feinen Nabelkiel. Wegen der zuckerhut-
förmigen, stumpfen Spitze und der glasigen, stark fettglänzenden
Schale verdient sie als eigene Sektion bestehen zu bleiben.
131. 0)nphalotropis (Solenomphala) conjungens n. sp.
(Taf. V, Fig. 9, 9a-l)).
T. peranguste perforata, ventroso-conica, solidula, levissime
striatula, corneo-fulvescens, nitidula: spira regulariter conica,
apice acuto. Anfr. 6 convexi, sutura valde impressa, subcrenulata
discreti, ultimus lateraliter subcompressus, ad columellam carinula
parum exserta in perforationem evanescente cinctus. Apertura
parum obliqua, ovalis; peristoma rectum, obtusum, margine colu-
mellari incrassatulo, patente, a latere intuenti valde sinuato.
Alt. 3V3, diam. 2^2 mm.
Hab. ad vicuni Mabuj'Oc insulae Leyte, leg. cl. J.
Quadras.
Diese Art, welche auf den ersten Blick leicht für eine
Ässhmnea gehalten werden könnte , lebt nach Quadras an
feuchten Felsen des Ufers eines ßergbaches in (Tesellschaft
von Geon'ssa. Wie in der Lebensweise ist sie auch nach der
Schale mit 0. (Solenomphala) stricta Gld. (= Assitrunea scalaris
Heude, cf. Bttgr., J. D. M. G. XIV, 1887 p. 154, 220) aus Mittel-
und Südchina nahe verwandt, aber durch geringere Größe,
gerade Seiten des Gewindes, spitzeren Wirbel, tiefere Naht und
stärker ausgeschnittene Spindel abweichend.
Ich möchte gegenüber Boettger's Ansicht (Jahresb. Senck.
1891 p. 298) Solenomphala Heude doch als besondere Gruppe
neben Acmella festhalten, obwohl der feine Nabelkiel bei beiden
ganz analog gebildet ist, und zwar wegen der festeren, wenig
glänzenden Schale, des spitzeren, regelmäßigeren Gewindes und
der langsameren Zunahme der AVindungen.
Fam. Truncatellidae.
132. Truncatella valida Pfr.
Limansaua (Quadras).
Über den ganzen Archipel, sowie Hinterindien, Indonesien,
Melanesien bis Polynesien verbreitet.
— 137 —
133. Tnn/eafclla viliaiia Gld.
Cabaliaii, Leyte (Quadras).
Philippinen, Melanesien, Mikronesieu.
134 Truncatella qiiadrasi u. sp. (Taf. V, Fig. 10, lOa— b).
T. vix rimata, cylindracea, soliduln. pellucida, alba, vix
striatiila, valde nitens. Anfr. qui supersunt 4 planiusculi. sntiira
late et distincte marginata discreti, nltimus basi subcompressns,
confuse cristatus. Apertuia verticalis, oblique ovalis: peristoma
Simplex, parum expansum, incrassatum. Operculum valde con-
vexum, corneo-fulvnm.
Long. 4, diam. l'^/a mm.
Hab. ad vicum Sa ob prope Cabalian insulae Leyte,
leg. cl. J. Quadras.
var. minor m.
Long. 3V2, diam. IV2 mm.
Hab . ad vicum M a g a 1 1 a n e s insulae S i b u y a n , leg. cl .
J. Quadras.
Durch die geringe Größe, die fast rein cylinerg liegt eine Beobachtung aus dem Jahre 1885 vor,
(F. ph. S.), nachdem keine. (Bürgermeister-Amt.) In Trebur am
Schwarz-Bach wai"en vor etwa 50 Jahren auf drei Schornsteinen
Nester, jetzt nur noch eines, Hauptstraße 53, woselbst der
Storch am 1. März 1893 eingetrolfen ist. (Bürgermeister -Amt.)
Bischofslieiiii bei Mainz besitzt 1 Nest. Eine Beobachtung vom
Jagdschloß Mönclibrucli aus dem Jahr 1885 bezieht sich ver-
mutlich auf den Durchzug, wenn nicht auf einen Nachbarort.
Weiter östlich in Mörfelden nisten die Störche seit langer Zeit ;
das Nest, auf welchem sie am 21. Februar 1893 erschienen,
befindet sich Langgasse 110 auf einem Schornstein. (Bürger-
meister-Amt.) Langen, zwischen Darmstadt und Frankfurt,
besaß in früheren Jahrhunderten ein Nest auf einem, die „große
Pforte" genannten Turm, auf welchem «in Wagenrad angebracht
war. Nach Abbruch dieses Gebäudes etwa im Jahr 1811 nistete
der Storch auf einem Schornstein des Gasthauses „zum Adler",
von dort vertrieben baute er auf einem danebenstehenden Wohu-
hause, als man ihn auch dort nicht mehr duldete, zog er auf ein
Haus neben der Kirche. Bald darauf siedelte sich noch ein
Paar ganz in seiner Nachbarschaft an, blieb aber nach einigen
Jahren aus. Das andere nistet nach abermaligem Wechsel des
Hauses jetzt in der Kirchgasse, wo es am 9. März 1893 ein-
getroffen ist. Mittlere Ankunftszeit (1885 — 93) der 8. März,
mittlere Abzugszeit (1888— 91) der 11. August. (Buchdruckerei-
l)esitzer G. H. W. Werner.) Im Osten der gedachten Linie
ist Messel (F. ph. S.) in frühereu Jahren von Störchen besucht
gewesen ; nach Wegschießung eines derselben sieht man sie im
14
— 210 —
Sommer zuweilen uocli auf den Wiesen der Gemarkung. (Bürger-
meister G ermann.) Ebenso bei Oifenthal, wo vor einigen
Jahren noch ein Nest auf dem Schulhause gewesen sein soll.
In Götzeiiliaiii, welches bereits erwähnt worden ist, war um das
Jahr 1880 ein Nest auf dem Schornstein des Hauses von G. Zimmer;
die dortigen Wiesen sind gleichfalls oft von den Nachbar-Störchen
besucht. (Bürgermeister Lenhardt.) In Dudeiiliofcn an dem,
dem Maine zufließenden Eodau-Bach hat sich seit 20 Jahren
kein Storch niedergelassen. (Bürgermeister Kratz), dagegen
war unterhalb in Weisskirclicn in den Jahren 1888 und 1889 ein
Nest auf dem Pfarrhaus-Schornstein, von welchem es ein Sturm
herabgeweht und die Störche vertrieben hat. (Bürgermeister
Fe eher.) Vor Obertshausen zAvischen Bieber und Eodau be-
findet sich ein Storchuest auf einem Baum. (P. Quilling.)
Auch in einem Garten von Hausen a. d. Eodau war ein Storch-
nest auf einem Baum und zwar einer Eiche ; es wurde im Jahre
1891 aber gleichfalls vom Sturm heruntergeworfeu. (Bürger-
meister Kaiser.) Von 1888 bis 1892 war ein Storchnest auf
einem Schornstein des Schulhauses zu Lämmerspiel a. d. Eodau.
(Bürgermeister Waitz, D. Paulstich.) Bei Klein-Steinlieim
am Main, zeigte sich der Storch am 4. April 1893 auf den Wiesen,
jedoch nur voi'übergehend. (Bürgermeister-Amt.) Im nahen Grofs-
Steiiiheim nistete er etwa von 1850 an bis 1868 auf einem
Festungsturm und scheint nur durch die großen Steinbrüche
verscheucht worden zu sein. (Bürgermeister Spielmann.) Die
Ankunft erfolgt daselbst nach vierjährigen Aufzeichnungen von
Forstwart Müller (F. ph. S.) am 7. März, der Abzug am 18.
oder 19. August. In Seligeiistadt am Main wai-en vor etwa
5 Jahren gleichzeitig 7 Storchenpaare, jetzt nur noch ein Paar,
Eitmergasse 328, seit 1876 auf demselben Nest. 1893 kamen
die Störche am 22. Februar an. (Bürgei'meister-Amt, Sekretär
Wolz.)
Die Gersprenz, der nächste gr()ßere Zufluß des Mains auf
seiner linken Seite, führt uns aufwärts in das Herz des Oden-
walds, dessen hessischer Anteil jedoch ebenfalls in seinen
höheren Lagen keinen Wohnsitz eines Storches zu haben scheint;
wenigstens fehlt er auf den im Gebiete des Neckars liegenden
forstlich-phäiiologischen Stationen Waldmichclbacli und WaLleii,
in Neckarsteiiiach am Neckar (Bürgermeister-Amt), Fürth an
— 211 —
der dem Eliein zufließenden Wesclmitz ( Bürgermeister - Amt
Giegericli), Liiideiifels (Bürgermeister Scliuellbächer)
und FrJinkiscli-KriimT)acli (Bürgermeister -Amt Born), wo-
gegen er in Kröckelbach (F. pli. St.) am 20. Arpil 1887 und
2. April 1889 von Förster Schütz auf dem Durchzug beobaclitet
worden ist und zuweilen die Wiesen von Mörleul&ach an
der Weschnitz hesuclit. (Bürgermeister- Amt, Rech.) Im
nördlichen, nur 100 bis 300 m hohen Teil finden wir den Storch
in Grofs-Bicberau au der Gersprenz, wo er nach den Be-
obachtungen von Forstinspektor Morneweg und Oberförster
Spengler in den Jahren 1885 — 91 durchschnittlich am
15. März eintrifft und am 22. August wieder heimwärts zieht.
Von Vembach (F. ph. St.) bei Eeinheim liegen nur Beob-
achtungen vom Jahr 1888 vor, von Ober - Klingen (F. ph.
St.) östlich von Reinheim dagegen wieder sechsjährige von 1886
bis 1891 von Forstwart Himmelheber; Ankunft im Mittel
am 12. März, Wegzug am 28. August. Von den weiter nord-
östlich, zwischen Gersprenz und Mümling belegenen forstlich-
phänologischen Stationen trifft in Heubacli der Storch im
Mittel aus den Jahren 1886 — 90 am 7. März ein und zieht am
30. August weg (Forstwart Stauth); in Oross-Umstadt ist nach
vierjährigen Aufzeichnungen (1888—91) von Forstwart Haag
die Ankunftszeit der 12. März, die Abzugszeit der 29. August,
nach den sechsjährigen Beobachtungen (von 1886 bis 1891) von
Forstwart Zimmer der 4. März und der 27. August und in
Riehen bei Klein-Umstadt nach denjenigen des E'orstinspektors
König er (1885 — 90) der 4. März und der 15. August. Auf
einem unbenutzten Schornstein der Steinstraße ist in Dieburg
an der Gersprenz ein jährlich besuchtes Nest; 1893 fanden sich
die Störche am 6. März daselbst ein. (Bürgermeister- Amt ) Unter-
halb, in Babenhausen sollen sie bereits am 15. Februar 1893
eingetroffen sein. (D. Paul stich.) Obgleich schon auf bayrischem
Gebiet gelegen sei hier schon Stoekstadt an der Mündung
der Gersprenz in den Main erwähnt; es befindet sich dort in
der Mitte des Dorfes auf dem Schornstein des Pfarrhauses
(No. 30) von jeher ein Nest. Der eine Storch erschien bereits
am 28. Februar 1893, dann beide am 10. März. (Bürgermeister-
x\mt.) In der Provinz Starkenburg erübrigt uns noch das
Mümling-Thal zu betrachten. Von Beerfelden (400m, F.ph.St.)
14*
— 212 —
ganz oben, liegt keine Beobaclitnng eines Storches vor, von
Ilaisterbach (F. ph. St.) und Dorf-Erbach (F. pli. St.) nur je
eine über den Abzug. In Miclielstadt au der Miimliug war
dagegen ein Nest auf einem liolien Gebäude, der sogenannten
Kellerei; nachdem dasselbe im Jahr 1868 durch einen Sturm mit-
samt den Jungen heruntergeworfen w^orden war, haben sich dort
keine Störche mehr ansäßig gemacht. (Bürgermeister- Amt.) Von
Neustadt an der Mümling (F. ph. St.) liegt nur eine Beobachtung
über die Ankunft vor, von Bremhof (F. ph. St. 455 m) zwischen
Mümling und Main keine. In ganz Starkenburg haben wir vor-
stehend 63 Orte mit Storch-Beobachtungen, davon 40 mit aus-
drücklich angegebenem Storch-Nest verzeichnet, denen — von
Gehöften abgesehen — nur 11 Orte gegenüberstehen, bei welchen
weder das eine noch das andere zutrifft.
Der mittlere und obere Teil des Mains mit seinen Neben-
flüßen, soweit wir ihn nicht schon in Betracht gezogen haben,
führt uns nun ganz nach Bayern und zwar zunächst nach
Unterfranken. Wörtli am Main hatte von 1870 bis 1875
ein Storchnest auf dem Turme der Stadtmauer. (Magistrat
Zechen.) In Ainorbacli am Mud-Bach ist der Storch nicht
zu Hause. (Bürgermeister Schwarzmann.) Dagegen war
in Miltenberg- am Main bis 1864 ein Nest auf dem alten
Kamine des hohen Giebelhauses No. 56 und vor etwa 6 Jahren
verweilte ein Storch einige Tage daselbst. (Magistrat J. Schirmer.j
Vor der eingehenden Besprechung des rechtsmainischen
Teiles von Unterfranken m()gen hier in allei; Kürze einige An-
gaben über die anderen Regierungsbezirke eingeschaltet werden!
Von den, mit nur wenigen Ansuahmen dem „Journal für Ornitho-
logie" und der „Bavaria" entnommenen Beobachtungsorten
haben in Mittelfranken alle 9, in Oberfranken alle 3
Störche verzeichnet. In der Ob er p falz brütet der Storch an
vielen Punkten, nicht aber innerhalb des bayrischen Waldes
(Bav.). Aus Schwaben liegen 11 Orte mit Storchbeobachtungen
vor und in Ober- und Niederbayern brütet der Storch in
der Nähe der meisten Filze. (Bav.) ^^'ir finden also auch hier
das Donau -Gebiet bis zu den Alpen von Störchen bewohnt.
Das übrige Unterfranken scheint gleichfalls nicht so von den
Störcheu bevorzugt zu w^erden wie die anderen Landesteile.
In Burgpreppach a. d. Baunach befand oder befindet sich ein
— 213 —
Nest (J. f. 0.) ; in Hof heim an der Auracli ward der Storch
vorübergehend gesehen (J. f. 0.) : Mainberg am Main oberhalb
Scliweinfurt hatte nach einem Kupferstich in Math. Merians
Topographie s. Zt. ein Nest auf einem Haus und eines auf dem
Schloß. Von Würzbiirg am Main (J. f. ().) und Hammel-
biirg an der Saale (J. f. ()., Vrn. f. Naturk. i. Fulda) liegen
ebenfalls Beobachtungen vor, von Aschach und Kreuzlberg
(832 m) in der Rhön dagegen keine (V. f. Ntrk. i. F.). Vor un-
gefähr 30 Jahren ließ sich der Storch in Burgsinii am Sinn im
Spessart nieder und wohnte auf einem alten Schloß, nachdem
ihm auf dem Dachgiebel eine Vorrichtung gemacht worden war ;
in späterer Zeit verweilte er nur vorübergehend einige Tage
daselbst. (Bürgermeister-Amt Schreiber.) In Lohr am Main
hielt sich der Storch in den achtziger Jahren auf 2 Häusern
auf, ohne jedoch zu nisten. (Magistrat.) Zu Eschau a. d. Elsawa
im südlichen Spessart nistete der Storch im Jahr 1873 auf
einem hohen Kamin des Hauses No. 127. (Bürgermeister Haas.)
Ascliaffenhurg hatte früher ein oder mehrere Storchuester (E.
Wernigh), noch im Jahr 1884 brütete dort ein Paar (J. f. 0.);
1893 kam der Storch am I.April, blieb aber nicht. (Polizei-
kommissar AVelzb acher). In Laufach a. d. Aschaff im Spessart
sind keine Störche. (Bürgermeister Kunkel.) Hörsteiii am
Hahnenkamm besitzt ein Nest (D. Paul stich, E. Wernigh),
auch in Alzeiiau a. d. Kahl soll eines sein und oberhalb in
Michelbach befand sich eines von 1860 bis 1880 auf dem Schul-
haus-Schornstein, 1880 auf einem Baum. (Bürgermeister-Amt.)
Ganz Unterfranken zählt sonach 15 Orte mit und 4 ohne
Storch-Beobachtungen.
Wieder nach Preussen und der Provinz Hessen -Nassau
zurückkehrend, finden wir in dem zum Regierungsbezirk Kassel
und dem Kreise Hanau gehörigen Grross-Krotzenburg das erste
Storchnest. (D. Paulstich.) In Hanau an der Mündung der
Kinzig in den Main kam der Storch nach den Beobachtungen
von Mediziualrat Dr. v. Möller (Ber. d. Wetterauischeu Ges. f.
Ntrk.) im Durchschnitt der Jahre 1867—72 am 24. Februar an,
die Jungen flogen im Mittel von 4 Jahren am 14. Juli zum
erstenmale aus und der Abzug erfolgte, nach mir dreijähriger
Aufzeichnung, am 11. August.
— 214 —
Das Thal der K in zig bietet wieder zalilreiclien Störchen
eine Heimstätte nnd bildet so jenseits des Mains einen Teil
der Fortsetznng ihres mittelrheiuischeu Wohngebietes und einer
Abzweigung desselben über Miimling, Gersprenz. Rodau- und
Bieber-Bach in ihrem süd-nördlichen Lauf.
Auf der linken Seite aufwärts schreitend gelangen wir zu
dem Oberforsthause Wolf^aiig (F. ph. S.), wo der Storch nach
den Beobachtungen von Forstmeister Fenn er im Durchschnitt
der 7 Jahre 1885 — 91 am 9. März eintrifft und am 20. August
wieder fortzieht. In Nieder-Rodeiibach befindet sich ein all-
jährlich besuchtes Storchnest auf der Spitze eines alten Turmes
der ehemaligen Befestigung (Betriebs-Ingenieur L.Lahr, Lehrer
D. Paulstich, M. Weingärtner u.a.) Ferner sind Nester in
Neiieii-Hasslau, Uoiulsrotli, Somborii, Beriibacli und Nieder-
Mittlaii. (M. Weingärtner.) In Meerliolz war ein Nest auf
einem künstlichen Gerüst (Techniker F. Schöner, M. AVein-
gärtuer); angeblich sind die Störche jedoch im Jahr 1892
nicht wiedergekommen. In Hailer ist ein Nest auf einem
alten Baum. (M. Weingär tu er.) Dagegen hat sich in Bieter
am gleichnamigen Bach und im nördlichen Spessart noch nie-
mals ein Storch niedergelassen. (Bürgermeister Senzel.) Für
Flörsbach (440 m) jenseits des Gebirgskammes an dem obersten
Zufluß der Lohr ist die Ankunft des Storchs am 22. April, der
Wegzug am 7. August 1885 verzeichnet worden (F. ph. S.), in
den nachfolgenden Jahren nicht mehr, was vermuten ließ, daß
es sich entweder um durchziehende Störche oder die eines be-
nachbarten Ortes handelte. Nach gütiger Mitteilung von Forst-
assessor Kehren ist jedoch weder in Flörsbach noch in den
Nachbarorten Kempfeiibruim und Lolirhaupteii je ein Storch
gesehen worden. Bei Orl) a. d. Orb Avurde er diesen Sommer
wiederholt im Felde Futter suchend bemerkt (A. Koch.) In
Salmtiiister wurde der Storch im Jahr 1878 beobachtet (Kantor
Scherer, Vrn. f. Naturk. i. Fulda), desgleichen 1887 auf einem
AVohuhaus und am 13. April 1898 auf einem alten Eichenbaum
unmittelbar am Wald. (Bürgermeister- Amt.) Auf dem Dache
des Rathauses von Steinau an der Kinzig traf der Storch am
12. März 1893 auf dem alten, jährlich besuchten Neste ein.
(Bürgermeister- Amt, Dr. Egon Ihne.) In 0-uiidlielm am Land-
rücken ist der Storch nicht gesehen worden (Pfarrer Sopp,
— 215 —
Vrn. f. Ntrk. i. F.) Schlücliteni auf der recliten Seite der Kinzig-
und nicht weit von deren Ursprung gelegen, hatte bis zum
Jahre 1883 ein Storchnest auf dem A\'<)linliause Sclimidtgasse 236.
(Bürgermeister-Amt.) Auf der Kuine des Scldoßes Stolzen-
burg bei Soden unfern der Mündung des Salz-Baches in die
Kinzig finden sich alljährlich Störche ein. (Fr. E. Coustol-
Breul.) In dem zu Überliessen gehörigen Salz (385 m) am
Vogelsberg und an einem der obersten Nebenbäche der Salz
giebt es dagegen keine (Bürgermeister Mutli). ebenso in Ka-
tholisch Willeiirotli (Lehrerzimmer, Vrn. f. Ntrk. i. F.) Bei
Sehlierhach an der Bracht kamen in den Jahren um 1874
Störche auf einen Baum außerhalb des Ortes, in den letzten
Jahren nur selten ( Bürgermeister- Amt) ; etwas weiter aufwärts
in Neueiischmitteii sind keine gesehen worden. (Bürgermeister
Kern.) Dagegen befindet sich in Birsteiii (202 m) an dem
in die Bracht fließenden Ried-Bach ein alljährlich bewohntes
Storchnest auf einem Turm in der Nähe des Schloßes ; 1893
war der Storch am 3. März noch nicht dort eingetroffen.
(Bürgermeister Einschütz, L. Lahr, C. Jäger, D. Paul-
stich.) Weiter oben in Flschborii (343 m) am Vogelsberg hat
sich wiederum kein Storch niedergelassen. (Bürgermeister J.
Uebel.) Auf dem fürstlichen Schloße zu Wächtershach unweit
der Kinzig nistete von 1824 bis 1886 ein Storchenpaar; nach-
dem der eine von beiden mutwilliger Weise totgeschossen
worden war, Wieb das Nest verlassen. (Bürgermeister Morkel,
D. Paulstich, A. Koch.) In Grelnhauseii an der Kinzig be-
findet sich eiu jedes Jahr bewohntes Nest auf dem Hause Schmidt-
gasse 420, wo ein Gerüst für dasselbe augebracht ist; 1893
kam der Storch am 13. März an. (Bürgermeister Schöffer,
L. Lahr, F. Schöner, D. Paulstich.) In Laiigenselbold an
der Gründauwar seit langen Jahren ein Nest auf einem Hause;
2 Störche sind dort auch im Jahr 1893 seit der zweiten April-
Woche ab und zu vorübergehend gesehen worden und haben sich
dieselben wahrscheinlich in Nieder -Uründau niedergelassen.
Bürgermeister Hoch st ein.) Laiigeiidiehacli besitzt 2 Storcli-
uester (D. Pauls tich. Fr. Fey), Ravolzhauscn eines auf
einem Kopf bäum. (D. Paulstich.) Am Krebs-Bach befindet
sich in Bruchköbel ein Nest (D. Paul st ich) und eines in
Marköbel Hiuterstraße 7, welches die Störche seit 18 Jahren
— 216 —
iiiiieliaben iiiid am 9. März 1893 wieder bezogen. (Rürgernieister
8t roll.) Ferner ist noch ein Nest in Waelieii buchen (I). Panl-
sticli) zu verzeichnen, während sich der Storch in Wilhelmsbad
(Fr. Fey) und Kesselstadt am Main (Bürgermeister - Amt)
nicht aufhält.
Wir erreiclien hiermit wieder den Anschluß an unser
Kärtchen und das, Seite 197 verlassene Nidda-Gebiet, dessen
oberer Teil den unteren in seinem Reichtum an Störchen wohl
noch übertrifft. Die anzuführenden Orte liegen mit nur ver-
einzelten Ausnahmen in Oberhesseii. An der Nid der aufwärts
war in der Gemarkung Büdesheim noch im Jahr 1891 ein Nest
auf einem Baum: dasselbe ist jetzt zerstört. (Bürgermeister
Otto.) Zu IViiideckeii, im preussischen Kreise Hanau, nisteten
Störche bis in die 1860er Jahre auf Erleubäumeu, die später
niedergelegt wurden. (Bürgermeister-Amt.) In Heldeiibergen
befindet sich schon länger als 30 Jahre ein Nest auf der Dach-
firste der Bürgermeisterei, Hauptstraße 73; die Störche haben
dasselbe mit nur geringen Unterbrechungen bewohnt, brachten
im letzten Jahre (1892) 5 Junge auf und kehrten am 20. März
1893 wieder zurück. (Bürgermeister Schäfer, Dr. Egon Ihne,
K. Gerlach.) Ein anderes Nest ist oder war in der Nähe im
Walde. (D. Paul stich.) Zu Alteiistadt befindet sich seit Jahren
ein Nest auf der First einer Scheune in der Kirchgasse; 1893
kam der Storch am 15. März daselbst an. (Bürgermeister-Amt.)
Büdingen au dem sich in die Nidder ergiesseuden Seemen-Bach
besitzt ein altes, jährlich besuchtes Nest auf dem Rathause in der
Altstadt; nach den Beobachtungen in den Jahren 1885 bis 1893
(F. ph. S.) trifft der Storch im Durchschnitt am 5. März dort
ein und zieht am 18. August weg, 1893 kam er am 27. Februar.
(Forstmeister L e o.) Die Wiesen bei Buches werden vom Storch
besucht. Auf einer Scheuerfirst in Stocklieini an der Bleiche
befindet sich ein anscheinend verlassenes, nur noch wenig Reisig
enthaltendes Nest auf einem alten Gestell. In Bleichenbach
an demselben Bache hat sich der Storch nicht niedergelassen;
an der w^eiter oben am Vogelsberg liegenden forstlieh-phäno-
logischen Station TTenings (350 m) ist er dagegen am 15. März
1891 beobachtet worden. Ein 70 bis 80 Jahre altes Nest
befindet sich in Ortenberg an der Nidder auf dem mit einem
Holzgestell versehenen Dache des Wohnhauses von Gastwirt
— 217 —
H. Wiesner, wosell)st der 8torcli am 25. Februar 1893 wieder
eiutraf. (Bürgermeister -Amt Reh, Dr. Egon Iline.) Tu
Wippeiibacli bei Ortenberg ist sein Abzug am 20. August
1889 beobaclitet worden. (F. ph. S.) Nach den Beobaclitungen
von Forstwart Hartmann in den Jaliren 1886 und 1888 bis
1891 ist die mittlere Ankunftszeit des Storches in Lisslberg an
der Nidder der 22. März. Auf dem Dachfirst einer Scheuer des
Hauses No. 138 zu Gredern (305 m) war in den Jahren 1875,
76, 77 und 78 ein Storchnest. (Bürgermeister Buch sei.) Die
dortige forstlich-phänologischc Station (370 m) verzeichnet im
Jahr 1885 die Ankunft des Storches am 15. März, den Abzug
am 15. August. In dem nicht weit vom Ursprung der Nidder
im höchsten Teile des Vogelsbergs gelegenen Herchenhaiii
(638 m) und seiner nächsten Umgebung hat sich, soviel man weiß,
noch niemals ein Storch sehen lassen. (Bürgermeister S. Weidner.)
In Kaichei), zwischen Nidder und Nidda, unweit Heldenbergen,
hat sich wenigstens seit 70 Jahren aucli keiner niedergelassen ;
die Ursache hiervon mag der Maugel eines gr(3ßeren Wiesen-
grundes und Baches sein. (Bürgermeister Weitzel.)
Die Nidda selbst bis zu ihrem obersten Lauf weiter ver-
folgend finden wir in 01)er-FIorsta(lt, und zwar auf einem
Weidenbaum (Dr. Egon Ihne), sowie in Stadeii (Fr. E. Kleyer,
Dr. E. Iline) je ein Storchnest, im benachbarten Stammheim
dagegen keines, wohl aber eines in Nieder -Mockstadt. (Dr.
E. Ihne.) An dem in die Nidda fliessenden Lais-Bach hatte
ßaiistadt bis 1889 ein Nest auf einer Scheuer; die Ursache
des x\usbleibens der Störche daselbst ist nicht bekannt. (Bürger-
meister-Amt Birckenstock.) Auf dem Forsthaus Finkeii-
loch ist der Abzug am 14. August 1888 verzeichnet wM)rden.
(F. ph. S.) In Scliwickartsliauseii am Lais-Bach trifft der
Storch nach dem Durchschnitt der 6 Jahre 1886 bis 1891 am
18. März ein und zieht am 16. August ab. (F. ph. S., Forstwart
Kourad) Greiss-Nidda und Salzliauseii bei Nidda haben kein
Storchnest. (Frl. L. Kleyer u.a.) In Nidda am gleichnamigen
Flüßchen kam der Storch im Mittel der 4 Jahre 1888 bis 1891
am 10. März. (F. ph. S., B^rstwart Liehr); 1893 traf er am
2. März auf seinem alten Nest auf dem Giebel eines Hauses
neben dem Hotel Traube am Marktplatz inmitten der Stadt ein.
(Bürgermeister- Amt KuUmann.) Unter-Schmitten besaß bis
— 218 —
vor 4 Jahren ein 10 Jahre hindurcli bewohntes Storchnest.
(Wirt Schneider.) Von Eichclsdorf liej^t nur eine Beobachtung
über die Ankunft des Storches am 10. März 1887 vor. (F. ph.
St., Oberförster T r a u t w e i n.) Schotten (266 m) am Vogelsberg
hatte in den 1860er Jahren ein Storchnest auf einem Schorn-
stein der ersten Pfarrer- Wohnung. (Biirgermeister-Amt.) In dem
auf dem Vogelsberg nicht weit vom Ursprung der Nidda ge-
legenen Rudiiigshaiii (455 m) ist der Storch nicht zu be-
obachten gewesen. (F. ph. S., Forstwart Troll er.)
Auf der rechten Seite ergießt sich, wenn wir wieder oben
beginnen, zunächst die Horloff in die Nidda. Nicht weit von
erster er gelegen hat Leidliecken ein Storchnest auf der Kirche,
Reichelsheim an der Horloff eines auf einem alten Turm. (Dr.
Egon Ihne.) Nach den bemerkenswerten Mitteilungen von
Pfarrer F. H. Snell in Eeichelsheim („Der zoolog. Garten",
10. Jhrg. 1869, S. 325/6) waren im Jahre 1867 in der Nähe des
Ortes 3 neue Nester auf hohen Kopfweiden entstanden und bei dem
in dem genannten Jahre stattgehabten großen Zuzug von Störchen
fand sich daselbst Mitte Mai eine Schaar von etwa 100 nicht
nistenden ein und trieb sich bis in den Juni hinein in den
Rieden herum; vor Zeiten, als die Wasserläufe noch weniger
geregelt waren, soll sich in einem einzigen Dorfe der Gegend
ein Dutzend Nester befunden haben (ebenda S. 322). Von Blo-
feld zwischen Horloff und Nidda ist die Ankunft des Storches
am 15. März und der Abzug am 1. August 1890 verzeichnet.
(F. ph. S., Forstwart Fischer.) In Bingenheim ist ein Nest
auf der Lahm'schen Hofraite. (Dr. E. Ihne.) Nach den Be-
obachtungen von Oberförster Lang und Instituts -Vorsteher
Lucius in den 5 Jahren 1887 bis 1891 trifft dort der Storch
durchschnittlich am 11. März ein und zieht am 15. August
wieder weg. Getteiiau besitzt ein Nest auf der Kirche. (Dr.
E. Ihne.) In EchzeU ist ein solches seit Jahren auf einer
Scheune in der Sattlergasse, woselbst der Storch am 2. März 1893
wieder angekommen ist; in den Jahren 1850 bis 1868 war ein
Nest auf einem Baum in der Nähe des Ortes. (Bürgermeister-
Amt Reitz, Major Dr. L. v. Hey den, Dr. E. Ihne.) Ein
unweit des Schwallieimer Hofs ebenfalls auf einem Baum er-
richtetes Nest ist im Jahr 1893 nicht bezogen worden. (Major
Dr. L. V. Hey den, Dr. E. Ihne.) In Bcrstadt befindet sich
— 219 —
ein iu diesem Jahr (1893) bewohntes Nest. (Frl. L. Kleyer.)
Auf den sumpfigen Wiesen zwischen Echzell und Berstadt sah
Major Dr. L. v. Hey den im Fri'ihjahr 1893 etwa 20 Störche,
Männchen und Weibchen, welche nicht nisteten, — ein Fall,
der an den bei Reicheisheim erwähnten erinnert. Vor dem Ab-
zug* sammeln sich, wie in der Gegend allbekannt, hunderte von
Störchen auf den Wiesen zwischen den eben genannten Orten ;
während dieser Zeit halten sie sich in den nahen Waldungen
auf den Bäumen auf. (Pfarrer Briegleb, Major Dr. L. v. Hey den
u. a.) Boi'sdorf hatte noch vor 10 Jahren ein Storclinest und in
Ober-Widdersheim nisten die Störche seit vielen Jahren. (Frl.
L. Kleyer.) Zwischen Ober- Widdersheim und Huugen befinden
sich Storchnester in Weidengebüscheu. (Gastwirt Kohlheier
in Hungen) ; auch auf den dortigen Wiesen werden nach Mit-
teilungen von verschiedenen Seiten nicht selten im mitten Sommer
(Juli) Störche in großer Anzahl beisammen gesehen. Nach Gast-
halter Kohlheier befindet sich in Inheiden ein Storchnest
und in Huiig:eii selbst waren bis vor 10 Jahren deren zwei,
das eine auf dem alten Schloß, das andere auf dem sogenannten
Brauhaus ; jetzt ist nur noch das eine bewohnt, nachdem das
jüngere Ehepaar das ältere verdrängt hat.
Es erübrigt uns nun nur noch die Wetter als größeres
Nebentlüßchen der Nidda in Augenschein zu nehmen. In
ßruchenlbrückeii unweit der Mündung war ein Nest auf dem
Best'schen Hause. (K. Gerlach, Dr. Egon Ihne.) Das erste,
weiter aufwärts befindliche Nest, von welchem ich Kenntnis
erhalten habe, befand sich in Müiizenberg seit unvordenklichen
Zeiten auf einem alten Erlenbaum in den Wiesen („am Storch-
nest"); nachdem der Baum vor etwa 40 Jahren ein Raub der
Flammen geworden war, erbauten die Störche nach ihrer Rück-
kehr im Frühjahr ein neues, alljährlich bewohntes Nest auf einer
im Winter vorher geästeten etwas höheren alten Erle an der
Wetter hinter der Kettenmühle. (W. Jaeger, Gastwirt zur
Burg.) Noch weiter aufwärts besitzt Lieh, Kircheupiatz 52
seit Menschengedenken ein Storchuest. Wenn dasselbe einen zu
großen Umfang bezw. ein zu großes Gewicht erreicht hat wird
in zweckmäßiger Weise ein angemessener Teil davon, während
der Abwesenheit der Tiere weggenommen, mitunter ein Wagen
voll ; nicht selten entsteht mit anderen Störchen Streit um dessen
— 220 —
Besitz. Im Jahr 1893 erschien der eine Storch am 8. März
gegen Abend, der zweite am folgenden Tag. (Bürgermeister
Walz.) Nach den Beobachtnngen von Forstassessor Hof mann
in den -Jahren 1885, 8(5 und 89 trifft der Storch durchschnitt-
lich am 8. März dort ein. (F. ph. S.) In Laubach an der oberen
Wetter traf der Storch am 5. März 1893 voi'Ubergehend ein;
er bleibt aber nicht mehr, seitdem das bis zum Jahre 1885 von
ihm bewohnte Nest wegen Ausbesserung des Schornsteins zer-
stört werden mußte (Bürgermeister Jochem); früher sollen
sich mehrere Nester dort befunden haben, eines davon auf
dem Schloß. (Ch. Eckel.) In (rrüiiberg, an einem unterhalb
Laubach auf der rechten Seite in die Wetter fließenden kleinen
Bach, haben sich schon seit 20 Jahren keine Störche mehr
niedergelassen. (Bürgermeister Pracht.) Früher war daselbst
ein Nest auf dem Giebel eines Sti'ohdaches; die Störche hatten
vielfach Kämpfe mit Ihresgleichen sowie mit Elstern (Dr. L.
Glaser, Z. G. 16. Jahrg. 1875 S. 191/2.)
An der nnterhalb Friedberg in die Wetter mündenden,
bei Ansbach im Bereich unseres Kärtchens entspringenden
Usa und ihren Nebenbächeu liegend haben Friedberg (Bürger-
meister-Amt, Dr. Egon Ihne), Ockstadt (F. ph. S.), Bad Nau-
heim (Bürgermeister Wo rn er), Pfaffenwiesbacli (Bürgermeister-
Amt). Usingen (Buchdruckereibesitzer L. Wagner) und ßod
am Berg (Bürgermeister Low), die drei letzteren in Hessen-
Nassau gelegen, keine Storchnester und soviel bekannt auch
früher keine besessen. Auch beziehen sich die Beobachtungen
von Forstinspektor Strack (F. ph. S.) nicht auf Ober-Ros-
bach selbst. Um so auffallender ist das abgesonderte Vorkommen
in Wehrheim (301 m), nördlich von der Saalburg, jenseits des
Gebirg-Kammes am Oberlauf des Erlen-Bachs und ebenfalls in
Hessen-Nassau. Daselbst hat in der Zeit von 1834 bis etwa
1840 ein Storchpaar alljährlich auf dem Schornstein des Wohn-
hauses von Georg Veite, jetzt Jakob Pretz genistet. Von 1836 bis
etwa 1845 war ein zweites Storchnest auf einem mit einer Sand-
stein platte überdeckten Schornstein des Schulgebäudes ; durch eine
Umänderung des Schornsteins wurde das Nest zerstört und sind
die Störche zwar noch einige Jahre wiedergekehrt, haben aber
nicht mehr dort genistet, seitdem überhaupt keine, (Bürger-
meister Manck, L. Wagner.)
— 221 —
Als gleichfalls außerhalb des Gebietes unserer Karte liegend,
aber noch zu dem des Mains, sowie zu Hessen-Nassau gehörend
sei hier Niedernhausen am Dais-Bach nachträglich erwähnt, in
dessen Gemarkung bereits am 18. Februar 1893 von Bürgermeister
Herr mann aus Nieder- Josbach ein einzelner Storch gesehen
Avordeu ist, welcher in den Wiesen Nahrung suchte. Auch von dem
benachbarten Nieder-Seelbach enthält das „Wiesbadener Tage-
blatt" vom 20. April 1893 eine Mitteilung über den dortigen Aufent-
halt eines Storchenpaares und das Wegschiei^en des Männchens.
In dem zu Rheinhessen gehörigen Kastei am Rhein ist
schon seit Jahren kein Storch gewesen. (Bürgermeister -Amt.)
Wieder in Hessen-Nassau fortfahrend, besitzt dagegen Erbeii-
heiin am Wasch-Bach ein sehr altes Nest auf einem Schorn-
stein, Vordergasse 43, wo sich der Storch auch im Jahre 1893
am 25. Februar wieder einfand. (Bürgermeister Born, W. v.
Reichen au, A. Römer, Bürgermeister Göbel). Auch im
nahen Igstadt an demselben Wasserlauf war von 1847 bis 1885
ein Nest auf einem Schornstein des Hauses 78 in der Oberstraße;
nachdem einer der beiden Störche verunglückt oder weggeschossen
worden war, kam der andere zwar im Frühjahr wieder, ohne
jedoch zu bleiben. (Bürgermeister Göbel.)
Ein ebenfalls sehr altes Nest besaß Wiesbaden (am Salz-
Bach) auf einem Schornstein des Gasthauses „zum Storchnest"
an der Ecke der Schulgasse, neben der früheren evangelischen
Kirche. Nach dem Brande derselben im Jahre 1850 blieb das
Nest viele Jahre unbewohnt, bis es im Frühjahr 1866 zur
Freude aller Wiesbadener wieder von Störchen in Besitz ge-
nommen und Junge in demselben großgezogen wurden. Im
Jahr 1868 kamen nur 2 Junge auf, wovon das eine bei seinem
ersten Flugversuch am 2. August zu Boden stürzte und sofort
tot blieb. Als etwa im Jahr 1886 die Telephondrähte in der
Nähe des Nestes vorübergeführt wurden, hat das Storchenpaar
seine Heimstätte verlassen. Obgleich der Besitzer des an-
stoßenden Gasthauses zum „Nonnenhof" auf einem hohen Ma-
schinenschornstein eine aus Eisenstäben bestehende Vorrichtung
zur Anlage eines Nestes anbringen ließ, hat sich weder hier
noch auf dem noch erhaltenen alten Nest ein Storchenpaar
angesiedelt ; doch sollen in den letzten Jahren zuweilen Störche
dagewesen sein. (Konsevator A. Römer.)
— 222 —
Seit 1890 nistet eine Storchenfamilie anf einem Schorn-
stein (Kamin) der Kalle'schen Fabrik, Kasteier Weg 8 zu
Bicbrich am Rhein; 1890 kamen 2 Junge auf, 1891 keines, 1892
war nur das Weibchen da und 1893 traf das (bezw. ein) Männ-
chen am 22., das Weibchen am 2ß. März ein. (Magistrat, Nern.)
Vor 10 Jahren nisteten Störche in Eltville a. Rh. mehrere
Jahre auf dem Wohuhause des Bäckers Eckerich, vorher einige
Jahre auf dem jetzigen Receptur- Gebäude. (Exped. d. „Rhein-
gauer Bürgerfreunds".) In den letzten Jahren ließen sie sich
nur vorübergehend dort sehen, so am 11. Februar 1893 über
die Stadt fliegend. (Bürgermeister-Amt.) Von der forstlich-phäno-
logischen Station liegen keine Beobachtungen derselben vor.
(Oberförster Zais.) In Oestrich a. Rh. war viele Jahre lang
ein Storchuest auf dem Schornstein des hohen Rathausdaches.
Seit einer baulichen Herstellung desselben im Jahr 1876 kam
zwar mehrere Jahr regelmäßig ein Paar, hielt Umschau, blieb
auch wohl über Nacht, verschwand aber jedesmal wieder. Es
ist nicht unwahrscheinlich, daß die Rheinufer-Korrektiou, welche
sumpfige Stellen verminderte , die Ufer trocken legte und da-
durch die Nahrung der Störche verringerte, Schuld an ihrer
Verminderung trägt, welche auch von anderen Gemeinden des
Rheingaues bekundet wird. (W. Rasch.) In Oeiseiiheim fehlt
der Storch. (Bürgermeister -Amt.)
Mit Eintritt des Rheines in sein enges und tief in das
Schiefergebirge eingegrabenes Felsenbett schwindet auf der
rechten Seite des Stromes, ähnlich wie Avir es auf der linken
kennen gelernt haben, auf eine beträchtliche Strecke und in
großem Umfang jegliche Ansiedelung von Störchen.
Das Gleiche gilt, mit nur vereinzelten Ausnahmen, welche
wir sogleich kennenlernen werden, für die Lahn von Giessen
bis zum Rhein, für das Gebiet vom Taunus bis zum Wester-
wald. So hat sich in Nastätteii am links einmündenden Miihl-
Bach der Storch nie aufgehalten: dagegen ist in Miehleii vor
einigen Jahren ein flügellahmer Vogel augelangt, weicher nicht
mehr fort konnte und nun von den Bewohnern im ^^'inter ge-
füttert wird. (Bürgermeister Christ.) In Katzeiieliibo^-en am
Dörs-Bach hat noch kein Storch genistet (Büi'germeister Schiller);
ebensowenig wurde in und bei Langen sclnvalbach (290 m) im
Aar -Thal jemals ein solcher gesehen. (Bürgermeister- Amt.)
— 223 —
Merkwürdiger Weise war aber in dem höher an der Aar ge-
legenen Wehen (363 m) etwa bis znm Jahr 1866 ein Nest auf
dem sogenannten Amthaus ; durch den Umbau des Schornsteins
vertrieben, kommen jetzt Störche nur noch im Sommer, um in
den Wiesen Nahrung zu suchen (Rektor F. Oppermaun),
wie dies vor etwa 2 Jahren (1891) 3 Störche, während zweier
Tage auch bei Heiiiiethal am Au-Bach im Schneider-Thal ge-
than haben (Lehrer Landsiedel) und es am Dais-Bach, wie
wir bereits gesehen haben der Fall w^ar. Die vereinzelte An-
siedelung in Wehen im westlichen Taunus erinnert in vielen
Beziehungen an die in Wehrheim (vgl. S. 220) im östlichen Teil
desselben.
Dietz an der Mündung der Aar in die Lahn wird nach
den Beobachtungen von Forstmeister Mühlhausen von 1885
bis 1891 (F. ph. S.) nicht (oder nicht mehr) von Störchen besucht.
Ebenso Limburg an der Lahn, in dessen Nähe jedoch vor etwa
50— 60 Jahren alljährlich Störche auf einem Pappelbaum ge-
nistet haben sollen, und wo sie vor etwa 16 Jahren noch vor-
übergehend mehrere Tage verweilten. (Bürgermeister Schiit t.)
In Idstein am Wörs-Bach (Bürgermeister-Amt), Escli am
Ems-Bach (Bürgermeister Leichtfuß), ßunliel (Bürgermeister-
Amt) und Villmar (Bürgermeister Lanx) an der Lahn, Wcil-
münster (Bürgermeister-Amt), Neiiweilnau (Bürgermeister Ott),
Altweilnau (Bürgermeister Eühl) und Hundstali (Bürgermeister
Hartmaun) an der Weil, GrräYenwiesbach am Wies -Bach
(Bürgermeister Jung), Weilburg an der Lahn (Bürgermeister-
Amt, Sbrt. d. G. z. B. d. Ntrw. i. M.), Braunfels am Mett-Bach
(Bürgermeister AVeber) und dem, wie letzteres zum Regierungs-
bezirk Koblenz gehörigen Wetzlar an der Lahn (Bürgermeister
Moritz) giebt es keine Störche. Wir finden hier das oben
(S. 193) vom nördlichen Taunus Gesagte bestätigt und sehen das
storchlose Gebiet unseres Kärtchens sich kaum unterbrochen
weiterhin ausdehnen.
Mit Griessen betreten wir wieder den von den Störchen
bevorzugten Landstrich Oberhessens. Nach den Beobachtungen
von Geh. Hofrath Prof. Dr. H. Hoff mann („Phänologische Un-
tersuchungen" 1887, B. d. Oh. G., F. ph. S. u. s. w.) kommt der
Storch im Mittel von 45 Jahren (1841, 1843, 1846-74 und
1876 — 1889) am 7. März auf das Nest neben dem „Heidenturm"
- _ 224 —
auf einem Scliornstein des alten Kreisamts-Gebäudes am Braud-
platz, das Weibchen einige (im Mittel 8) Tage später; der letzte
Storch wurde im Mittel von 15 Jahren am 13. August gesehen.
Am frühesten kam der Storch am Ki. Februar 1868, am spätesten
am 6. April 1890 dort an. Im Jahre 1891 traf derselbe am
16. März (F. ph. S.) und 1893 am 27. Februar, abends zwischen
6 und 7 Uhr ein. (Fr. Prof. L. Hoff mann.)
Im Wiesecker Grund bei Giessen ist einer der größeren
Sammelplätze der Störche, von welchen sich dort, ähnlich wie
in der Eheinebene, vor dem Abzüge zeitweise viele Hunderte
einfinden. (Pfrr. F. H. Snell, „Zoolog. Garten", 10. Jhrg., 1869,
S. 325.) Auf dem v. Rabenau'schen Landgute zu Orosseii-
Buseck an der AVieseck befindet sich ein Storchnest. (Frl.
Miihe, J. f. 0.)
Auf der linken Seite der Lahn und an der Ohm aufwärts
ist der Storch in dem zum preussischen Kreise Kirchheim gehöri-
gen Schweiiisberg, wo er im Mittel von 1881 bis 1885 am
8. März eintraf. (Pfrr. Klein, Sb. d. Ges. z. B. d. g. Ntrw. i.
M.), und in Hoiuberg (F. ph. S.) beobachtet worden, au den forst-
lich-phänologischeu Stationen Wahlen bei Kirtorf, Maulbach bei
Homberg, Haiiibach und Feldriickeii (590 m) auf dem Vogelsberg
dagegen keiner. Ebenso in Bucheiiau (G. z. B. d. Ntrw. i. M.) und
Biedenkopf (F. ph. S. ; G. z. B. d. Xtrw. i. M.) in Hessen-Nassau,
sowie am Lalmliof (600 m) au der Quelle der Lahn und in
Westfalen gelegen. (F. ph. S.)
Wieder umkehrend und den Hessen-Nassau'schen Land-
strich auf der rechten Seite der Lahn bis zur Wasserscheide
ins Auge fassend finden wir in Lixfeld und Bamsliausen im
Kreise Biedenkopf keinen Storch (G. z. B. d. Ntrw. i. Mrbrg.)
und in Marl)iirs an der Lahn heute auch keinen mehr; doch
war dort bis zum Jahre 1881 ein bewohntes Nest auf einer
alten hohen Scheuer am „Deutschen Haus". Der Grund des
Wegbleibens der Inhaber desselben ist nicht zu erkennen, viel-
leicht tragen Bauten in der Umgebung die Schuld. (Prof. Dr.
Weidenmüller.) In Lohra an der Salzböde waren die Störche
im Jahr 1891 zum letztenmal auf dem Nest, (Lehrer Albrecht.)
Von Strubbaeh bei Königsberg unweit Giessen liegt keine Be-
obachtung eines Storches vor (G. z. B. d. Ntrw. i. i\Irbrg.), eben-
so von Driedorf (550 m) im Dill-Kreis (F. ph.S.), Joliannisburg
— 225 —
(etwa 350m) im Oberlalm-Kreis, (F. ph, S., Oberförster Kriimin-
liaar), Westerburg (867 m) am Westerwald (Bürgermeister
Ferger), Hadamar am Elb-Bach (Bürgermeister Matlii),
Nassau an der Lahn (Bürgermeister Epstein) und Ems des-
gleichen (Bürgermeister Spangenberg). Dagegen hielt sich der
Storch in Montabaur am Gel -Bach im Jahre 1842 ausnahms-
weise einige Tage auf. (Bürgermeister-Amt).
In Freiling und Selters (J. Janz) an dem sich in den
Rhein ergießenden Saj-n-Bach, in Höcbstenbacli (J. Janz) und
Hachenburg (Bürgermeister Zitzer, J. Janz), im oberen Gebiet
des Wied-Baches giebt es keine Störche; ebensowenig in Dier-
dorf an dem in den Wied-Bach fließenden Holz-Bach im Re-
gierungsbezirk Koblenz. (Bürgermeister-Amt.)
Dagegen wird der Storch in Altenkirchen au der Wied
regelmässig auf dem Durchzug gesehen, im Herbst in grösseren
Zügen. (J. f. 0.) In dem ganzen übrigen Teil von Rheinland
fehlt er aber auf der rechten Seite des Stromes: die forstlicli-
phänologischen Stationen Linz am Rhein, Stöckerhof, Heister-
bacberrott und Hüppelsröttehen im Siebeugebirg, sowie
Siegburg an der Sieg haben keine Störche zu verzeichnen.
In Elberfeld an der Wupper und dem benachbarten Kronen-
berg wird der Storch nur unregelmässig auf dem Durchzug ge-
sehen (A. Herold, J. f. 0.), in Düsseldorf am Rhein ist er da-
gegen unbekannt (Fr. M. Gerdau.)
Die ganze Rheinprovinz hat unter 33 Orten nur 2 oder 3
mit Nest und 7 oder 8 mit beobachtetem Durchzug von Störchen.
Noch haben wir Wünnenberg (F. ph. S.) in Westfalen und
dem Regierungsbezirk Minden zu erwähnen, welches, an der zur
Alme bezw. Lippe fließenden Afte liegend, noch dem Flußgebiet
des Rheins angehört und vom Storche besucht wird, während
mir von dem übrigen im Süden der Lippe gelegenen Tlieil West-
falens sonst keine Storchbeobachtung bekannt ist.
Das zerstreute Vorkommen vorübergeliend sich aufhaltender
Störche lässt vermuthen, dass das ganze besprochene von ihnen
nicht bewohnte Gebiet doch Ijei ihrem Zuge ungehindert und
vielleicht regelmässig überflogen wird.
Dem Rhein wollen wir vorerst noch nicht nach Holland
folgen , vielmehr das Bild zu vervollständigen suchen , welches
wir von unserer Gegend, von Hessen -Nassau und Oberhessen
15
— 220 —
gewonnen haben. Im Wasser-Gebiet der Fulda zeigt sich der
hocligelegene Teil des niedersclilagsreichen Vogelsbergs zwar
ebenfalls von den Stin-chen gemieden, aber jenr^eits setzt sich ihr
Wohngel)iet, welches wir der Kinzig und Nidda entlang verfolgt
haben wieder fort. Von Crrobciiliaiii (450 m) in Oberhessen liegt
eine Beobachtung über die Ankunft des Storches am 15. März 1886
vor. (F. ph. S. Bürgermeister -Tost.) In Hcrbstcin (411 m)
nisteten Störche von 1848 bis 1852 auf einer Erle am Wasser
und fast jedes Jahr kommen im Mai etwa 20 auf der An-
wiese zusammen. (Bürgermeister Narz.) Von Stockliauseii
(350 m) an der Altfell liegt eine Beobachtung nicht vor. (F. ph.
S., Forstwart Eichenauer.) In Lauterbach am gleichnamigen
Bache war dagegen von 1870 bis 1890 auf einem Schornstein
des unbewohnten Burgschlosses ein Nest. Nach einem der
Storche soll einmal geschossen worden sein, wesshalb sie in
den folgenden Jahren dort nicht mehr genistet haben; doch
sind 1891 und 1892 Störche vorübergehend dagewesen. Im
Sommer 1892 wurde das Schloß ausgel)essert und das alte Nest
zerstört. Im April 1893 ist nun wieder ein Storchenpaar in
Lauterbach erschienen und hat auf dem unbenutzten Back-
ofenschlot der Stadtmühle ein neues Nest erbaut (Bürgermeister
Stöpler.) Ferner finden wir den Storch in Oberhessen noch
an den forstlich -phänologischen Stationen Orebciiau (380 m)
an der Jossa, Alsfeld und Eudorf an der Schwalm und
Greifeiiliaiii. Nach einer Abbildung in „tiber Land und Meer",
(69. Bd., 1893, No. 25, S. 516) befindet sich das Nest in Alsfeld
auf dem Leonhardsturm. Im Durchschnitt der 6 Jahre 1885 bis
1889 und 1891 erschien dort der Storch am 18. März und zog
im Mittel der 4 Jahre 1885 bis 1888 am 17. August wieder weg.
(Oberförster Haberkorn.)
Im preussischen Kreis Fulda hat die Stadt Fulda selbst
seit länger als 50 Jahren ein Storchnest auf dem Giebel des
Hauses Buttermarkt 112, woselbst der Storch nach langen Be-
obachtungen zwischen dem 9. und 14. März anzukommen pflegt,
selten später, ganz selten früher und zwar zuerst das Männchen,
nach 4 bis 6 Tagen das Weibchen. Ankunft 1893 am 10. März
(Bürgermeister-Amt Raabe ; Vrn. f. Natui-k. i. F.) Von Joliannes"
berg, Künzell und Käiuinerzell liegt keine Beobachtung vor,
dagegen solche von Lüdermünd. (Vru. f. Ntik. i. F.) Im Kreise
— 227 —
Gersfeld ist noch an keinem der 7, meist liocli auf dem PJliön-
(lebirg-e g-elegenen Orte, Uersfeld, Hildors (F. pli. S.), Lütter,
Tann, Tlialau, Weyhcrs und Wüstensaclisen ein Storch zu
beobachten gewesen. (V. f. N. i. F.) Ebenso ist im Kreise Hün-
f(dd nur in Hünfcltl selbst der Storch anzutreffen, in Hasolstein,
Hofasclienbacli und Kirclihasel nicht. (V. f. N. i. F.)
Beobachtet wurde der Storch ferner in Rotenburg an der
Fulda, aber nicht in Bauhaus und Bcllers im Kreise Rotenburg.
(V. f. N. i. F.) Zu Alt-Morschen an der Fulda und im Kreise
Melsungeu trifft der Storch im Mittel der Jahre 1889, 1890 und
1891 am 23. März ein. (F. ph. S., Oberförster Bohnert.) Zu
Frankcnau (437 m) im Kreise Frankenberg nistet der Storch
nicht, ist aber am 18. April 1881 dort gesehen worden. (Sbr.
d. Ges. z. B. d. g. Ntrw. i. Marburg, F. ph. S.) Von dem gleich
Frankenau im Bereich der Eder bezw. Fulda gelegenen aber noch
zum Kreise Biedenkopf (s. oben) gehörenden Eifa (415 m) liegt
keine Beobachtung eines Storches vor. (S. d. G. z. B. d. g. Xtrw.
i, Mrbrg.) In der Umgegend von Kassel an der unteren Fulda
nistet der Storch selten; einige Jahre vor 1883 brütete noch
einer auf einem Gebäude an der Aue. (J. f. 0.) In Gernierode
(500 m) am Meissner im Werra-Gebiet und Kreise Eschwege
ist kein Storch beobachtet worden, dagegen zu Obernkirehcn
im abgetrennten Kreise Einteln an der Weser. (F. ph. S.)
Fassen wir die mehrfach unterbrochene Darstellung der
Provinzen Oberhessen und Hessen-Nassau zusammen, so finden
wir unter den 88 angeführten Orten Oberhessens 60, an
welchen der Storch vorkommt oder vorkam und meistens auch
nistet oder nistete, im Eegierungsbezirk Wiesbaden unter
172 Orten nicht mehr als 53 (davon 19 mit nur durchkommenden
Störchen) und im Regierungsbezirk Kassel unter 74 Orten 46.
E'ür das übrige Deutschland lasse ich in gleicher Weise,
wie oben bei Württemberg und Bayern eine kurze Zusammen-
stellung der Anzahl dei-jenigen Orte folgen, von welchen vor-
nehmlich nach den „Forstlich- phänologischen Beobachtungen
Deutschlands", dem „Journal für Ornithologie" und dem „Zoo-
logischen Garten" Mitteilungen vorliegen und derjenigen von
ihnen, an welchen jetzt oder früher Störche thatsächlich be-
obachtet worden sind, gleichviel ob dort nistend oder nur durch-
ziehend, da hierzu die Angaben nicht ausreichen. Es kommen
15*
— 228 —
auf die vollständige Zahl der Beobachtungs - Orte solche mit
Störchen in:
Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg auf 2 Orte keiner,
Rb. j\Iiinster auf 4 Orte 2, Rb. Minden 4 auf 5,
HaiinOTer, Lauddrostei Hildesheim auf 3 keiner, L.
Hannover einer überhaupt L. Aurich alle 4. L. Stade einer
und L. Lüneburg einer auf 2,
Oldenburg einer,
Bnumschwelg 27 auf H3,
Sachsen, preussische Provinz, Rb. Magdeburg alle 4,
Rb. Erfurt nur 2 auf 9 und Rb. Merseburg 4 auf 6,
Thüringen, Schwarzburg-Sondershauseu 2 auf 8,
Sachsen -Weimar 9 auf 15, Sachsen-Meiniugeu 2 auf
10, Schwarzburg-Rudolstadt 2 auf 6, Reuß j. L. einer
auf 9 und Sachsen- Alten bürg einer.
dem Königreich Sachsen alle 12,
Brandenhiirg, Rb. Potsdam sämtliche 15 und Rb. Frank-
furt alle 2,
Mecklenburg alle 5,
Hanihnrg alle 2,
Schleswig-Holstein, sämtliche 12, Helgoland Störche
nur auf dem Durchzug (H. Gätke),
Pommern, Rb. Stralsund (mit Rügen) beide. Rb.
Stettin alle 5 und Rb. Köslin alle 3,
Westpreussen, Rb. Dan zig 2 auf 3 und Rb. Marieu-
we rd er alle 6,
Ostpreiissen, Rb. Königsberg sämtliche 17 und Rb. G um-
bin neu ebenfalls alle 10,
Posen, Rb. ßromberg die 4 und Rb. Posen die 5 ange-
gebeneu Orte,
Schlesien endlich, Rb. Liegnitz alle 3, Rb. Breslau alle
13 und Rb. Oppeln alle 5.
tlberall sehen wir auch hier die Höhen von den Störchen
gemieden, die wasserreichen Niederungen, sowie die Flußläufe
bevorzugt. Nirgends finden wir wohl aber eine so storcharme
Gegend wieder, wie wir sie zu beiden Seiten des unteren Rheins
kennengelernt haben. Vielleicht nirgends in Deutschland ist aber
andereiseits eine Zugstraße der Stöi-che zugleich mit ihrem
Wcjhngebiet so deutlich ausgeprägt wie oberhalb am Miltel-
rhein, der Nidda, Kinzig und Fulda.
— 229 —
Die Zug-straßeu der kommenden Störclie festzustellen be-
gegnet nach meiner Meinung, großen Schwierigkeiten. Unmittelbar
sind die oft kleineren Züge selten und schwer zu beobachten,
geschweige zu verfolgen. Die Ankunftszeit der einzelnen Störche
ist schon an einem und demselben Orte oft sehr verschieden, im
einzelnen Fall häufig durch die Wittcrungsverhältnisse in ihrer
afrikanischen Heimat und auf dem Herwege beeinflußt. Das oft
alljährlich gleichmäßig frühere oder spätere Eintreffen der In-
haber bestimmter Nester an einem und demselben oder benach-
barten Orten deutet entweder auf ungleiche Herkunft (Heimat
und Weg) oder auf andere Verschiedenheiten, vielleicht solche
im Eigenw^esen der Tiere selbst hin. Darnach kann die zeitliche
Folge nicht durchweg als Ausdruck der Reihenfolge der durch-
zogeneu Strecken gelten. Wenn viele weit nördlicher gleichzeitig
oder gar früher auf ihrem Neste eintreffen als im Süden ihrer
zw^eiten Heimat, so scheint mir dies nicht nur von den all-
gemeinen Witterungsverhältnissen allein abzuhängen, sondern vor-
nehmlich auch von der Enteisung des Landes. Die einfache Süd-
Nord-Linie wird offenbar, um es kurz auszudrücken, durch die sich
verschiebende Isotherme Null, beziehungsweise eine der aufsteigend
nächsten, vielleicht 3^\ C, in entschiedener Weise beeinflußt. Es
dürfte dies einer näheren Untersuchung wertli sein, um so mehr
als auch ausländische Beobachtungsorte für diese Ansicht sprechen.
Bei dem Abzug der Störche verhält sich die Sache ganz
anders, hier haben wir es mit breiten „Heerstraßen" im wahren
Sinne des Wortes zu thun, welche in möglichster Kürze zum
Ziele führen und die wir nach den Sammelplätzen unserer Vögel
ohne größere Schwierigkeiten verfolgen können.
Während zur Zeit ihrer Ankunft bei uns die Lufttemperatur
im Mittel nur etwa 3° (-. beträgt, herrscht bei ihrem Abzug
noch eine solche von 19*^ C. Sie verlassen aber trotzdem ihre
von uns gerne so genannte Heimat, so bald sie durch keine Be-
rufsgeschäfte mehr in ihrer Sommerfrische festgehalten werden,
zu einer Zeit, wo es ihnen hier noch keineswegs an Nahrung
gebricht und die Witterung noch langehin so schön ist, wie kaum
zuvor, wogegen sie zuweilen schon so früh konnnen, daß sie
unter der Ungunst des winterlichen Wetters und Nahrungssorgen
oft hart zu leiden haben. Ihr Kommen ist eben von anderen
Beweggründen geleitet als ihr Gehen!
— 230 —
Um dem Rhein vollends gerecht zu werden sei noch hin-
zugefügt, daß es in Holland zahlreiche Störche giebt und sie
nur da seltener werden, wo die Wiesen des Tieflandes der
Blumenzwiebelzucht Platz machen müssen; in dem Dünenstreifen
fehlen sie. Ihre Nester befinden sich teils auf Bäumen, häufig
auf Stangen , welche oben mit einem Brett versehen sind,
seltener auf Häusern. Bei letzteren ist jedoch nie eine ähn-
liche Vorrichtung vorhanden, wie sie auf einem alten Gemälde
(No. 97) von Dirik Bouts (geb. zu Haarlem um 1410, gest.
zu Löwen 1475) in der Städel'schen Sammlung dahier deutlich
zu erkennen ist; es sind dies 8 Dachreiter oder Böcke die aus
im oberen Drittel gekreuzten, leiterartig verbundeneu Hölzern
bestehen und oben Reisig tragen ; auf zweien derselben erblickt
man iii dem Bilde je einen Storch, ein dritter steht auf einem
Schornstein des Gebäudes. Zwischen Haarlem und Noordwyk
sollen in den letzten Tagen (26.) des August 1892 mehrere
Hundert Störche, zum Abzug bereit, auf Bäumen und Häusern
gesessen haben. In den beiden auf hohen Bäumen errichteten,
in jedem Jahr besuchten Nestern im Garten des katholischen
Priesterseminars zu Warmoiid kamen die Störche im Jahr 1893
in den letzten Tagen des Februars an, im vorhergehenden
am 24, Februar. (Huis ter Duin, W. Topp enb eck.) Aus
der Provinz Gelderland liegen mir Storchbeobaclitungen von
2 Grten vor. (Mem. de Tac. de B.)
Im Gegensatz zu den Niederlanden hat das Schwesterland
Belgien kein Storclmest. (F. de Selys Longchamps.) An
10 unter 21 Beobachtungsorten sind StJh-che dort nur auf dem
jährlich zweimaligen Durchzug gesehen worden. (Mem. de l'ac.
de Belgique.)
England, avo der Storch früher angeblich häufig gewesen
ist, besucht derselbe gegenwärtig nur selten (Brehm) und brütet
dort nicht. (H. Gätke.) 4 Beobachtuiigsorte in Fngland und
einer in Schottland bringen keine Mitteilungen über das Fr-
scheinen des Storches. (Mem. de Tac. de B.)
In Dänemark dürfte er vermutlich fast ebenso häufig zu
finden sein, wie noch im Norden von Schleswig-Holstein. Sil-
vester Frey ( ..Didaskalia". 1892. No. 159) erwähnt eines
Storchnestes auf der Insel FüniMi. Dagegen ist das von R.
<'ollett in einigt i;iiiia Itcobaclitctc Frscheinen desselben in
— 281 —
Norwegen (Prof. Dr. F. C. Sc hü bei er, Viridarinm norvegiciim.
1886) wohl uiir vereinzelt (A. Dick). Schweden wird in seinem
südlichen Teil von demselben besucht. (A. Dick u. a.)
Was Rassland betriSt, so ist der Storch in Nord-Livland
seit mm etwa 30 Jahren Brutvogel geworden und in E s t h -
land zeigen sich ab und zu einige Störche. (0. v. Loewis,
„Zoolog. Garten", 24. Jhrg., 1883.) Auch im Gouvernement
St. Petersburg werden sie mit jedem Jahr zahlreicher, ob-
gleich das Nisten bis zur Zeit noch nicht beobachtet ist.
(E.Büchner nach K. Deditius, J. f. 0. 1885.) Hier haben wir
also einen thatsächlichen Ausgleich für anderweitigen Ausfall!
— Von B e s s a r a b i e n und ( ' h e r s o n liegen Storch-Beobach-
tungen von je einem Orte vor. (Mem. de l'ac. de B.) In Süd-
Rußland und rings um das Kaspische und Schwarze Meer
tritt der Storch auf (Brehm), desgleichen im Kaukasus
(wirkl. Staatsrat Dr. G. v. Radde, J. f. 0.)
Weiterhin findet sich der Storch in Asien in den Ländern
Sj'rien, Palästina, Persien, den Oxus -Ländern, In-
dien und Japan (Brehm.)
Aus Grriechenland hat sich der „heilige Vogel der Türkei",
von den Einwohnern verscheucht, mehr oder weniger zurück-
gezogen. (Brehm.)
Hingegen ist der Storch in Rumänien, wenigstens in der
Dobrudscha noch gemein. (Gebr. Sintenis, J. f. 0.)
Österreich-Ungarn, in welchem unsere großen Flüsse
Elbe, Oder und Weichsel entspringen , die Donau mit ihren
vielen Nebenflüssen den größten Teil ihres Laufes vollzieht, hat
eine Reihe von Beobachtungsorten, von welchen V.-Dir.
K. Fritsch (Denkschrftn. d.ksrl. Akad. d. Wissenschaften, 33. Bd.
1874) die mittlere Zeit der Ankunft und des Abzugs der Störche
angegeben hat. Es sind deren in Ungarn 7 (K. F. u. J. f. 0.),
S i e b e n b ü r g e n 2 (K. F. u. J. f . 0.), G a 1 i z i e n 6. in M ä h r e n 2,
Böhmen 10, Niederösterreich 2 (K. F. u. J. f. 0.), Ober-
österreich 1, Steyermark 1 (J. f. 0.), Krain 1, Istrien 1
(Pirano, durchziehend; J. f. 0.), Salzburg 1 (Hallein, durch-
ziehend; J. f. 0.), in Tirol bzw. Vorarlberg 12. (K. F.;
P. Th. A. Bruhin, Z. G. 1867.) Letztere, zu welchen noch
3 Orte in Liechtenstein kommen (Bruhin), liegen sämtlich
oberhalb des Bodensees (s. S. 199/200), Bregenz an demselben.
-- 2)^2 —
Auf der linken Seite des Stromes waren in der Schweiz
im Kanton St. Gallen in entsprechender Weise 13 Orte mit
zahlreichen Storchnestern (Bruhin. Z. G.. 1867. nach J. R.
Steinmüller, „Nene Alpina". 2. Bd.. S. 136); aber hüben wie
drüben sind dieselben zumeist schon vor einio-en Jahrzehnten
verschwunden. Ausser dem (S. 200) schon besprochenen Schaff-
hausen und Basel hat der Kanton Solothurn unter 6 ang-e-
oebenen Orten 5 mit Storchnestern (Jost Wirz, Gschwind-
Kopp und Dr. E. Walker), Genf (W. Bommel) und Lau-
sanne (Mem. d. Tac. d. B.) dagegen keine.
In Italien ist mir das Vorkommen des Storches nur auf
Capri (Dr. A. König, J. f. 0.) bekannt, von 3 anderen Be-
obachtungsorten keine. (Mem. de l'ac. de B.)
Im nördlichen Frankreich hat Nachstellung oder zu ge-
ringe Schonung den Niststorch vertrieben. (G. Gätke.) Nach
Dr. D. F. Weinland kommt der Storch in Frankreich selten
oder nie vor und bildet sogar einen Gegenstand der Einfuhr.
(Z. G.. 4. Jg.. 18()3, S. 48.) Von 7 durch das Land zerstreuten
Orten liegen nur von Auch und Pessan bei Auch, Departe-
ment du Gers, Beobachtungen über, oft in großer Anzahl durch-
ziehende Störche vor. (Mem. de Tac. de B.)
Auch in Spanien gehört der Storch in manchen für ihn
durchaus geeigneten Teilen des Landes zu den Seltenheiten.
(Brehm.) Dagegen giebt es bei Merida in Estremadura
zahlreiche Störche, wie allein schon eine von Prof. Dr. J. Rein
erhaltene photographische Abbildung der zerfallenen römischen
Wasserleitung bei Merida mit ihren zahlreichen Störchen und
deren Nestern zeigt. Die Störche kommen dort am 1. Februar
an und reisen am 25. Juli wieder ab, mit Ausnahme einiger
jungen Nachzügler, die noch nicht gut fliegen können. Sie
nähren sich an den flachen Ufern des seichten Guadiana von
dem Überfluß der Felder au Insekten, Nacktsclmecken und kleinen
Reptilen, wodurch sie dem Ackerbau so nützlich werden, daß
ihre Tötung streng verboten ist. (Prof. Dr. J. R e i n : Bürger-
meister Pedro M* Piano.)
AVenn auch nur vorübergehend hält sich der Storch auf
den Kanarischen Inseln auf. (B r e h m ; J. f. 0.)
In Afrilia ist der ganze nördliche Teil, die Länder des
Atlas, Algerien und Aegypten von Sti>rclien bewohnt. fJ.f.O.:
- 233 —
Z. G., Brolim. Dr. König-, Dr. F. A. Fing- er u.a.) Bezüg-
lich Marokkos füge ich hier nur einige noch nicht ver-
öffentlichte Reise - Aufzeichnungen von Prof. J. Rein aus dem
Jahre 1872 bei, welche in mehrfacher Beziehung beachtenswert
sind: „Auf den Zinnen der viereckigen Türme eines Schlosses
bei Rabat nisteten oft 3 bis 4 Paar Störche nebeneinander
und hatten dieselben am 13. April bereits halberwachsene Junge;
einige der alten fischten am Strande. An der Küste bei Rabat
und C a s a b 1 a n c a (Dar e 1 B e i d a) zeigte sich am 14. April
eine Schar Störche, welche sich offenbar von Seetieren nährte.
In der Gegend der Stadt Marokko, bei U r i c a im Thale des
Drniat befand sich ein Storchuest auf einem der Seidenzucht
dienenden Maulbeerbaum. Auf den flachen Dächern eines Dorfes
am Ufer des Drmat südsüdöstlich von Marokko waren viele
Störche und Nester derselben: im Herbst ziehen diese Vögel
angeblich über die Berge nach Sus im Süden. Zu Tachi-
n a u t im Reraja-Thal südwestlich von Marokko befand sich ein
Nest in der Gabel einer Esche und schaute am 9. Juni 1872
ein junger Storch aus demselben ; ein anderes Nest war im Thal
des Oued (Ued) Nfis auf einer 2 bis 3 Meter hohen Mauer
errichtet."
Doch wir wollen den weißen Storch nicht weiter in das
große Land der Schwarzen hinein verfolgen, wo es noch un-
zähhge seinesgleichen giebt und viele nahe Verwandte, welche
ihre Heimat Afrika nie verlassen.
- 285
Über cliemiscli nachweisbare Lebensprozesse
an Mikroorganismen.
Von
Dr. med. F. Blum.
Vortrag,
gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung vom 25. Mcärz 1893.
Meine Herreu! Der Stoffwechsel der Mikroorganismen
(Bakterien, Sproß- und Scliimmelpilze) übt einen mächtigen
Einfluß auf die Entwickehiug aller Lebewesen unserer Erde,
ja auf die Gestaltung der Erdoberfläche selbst aus. Für die
mannigfaltigsten Wissenschaften und Betriebe werden die Stoff-
umsetzungen dieser niedersten, dem Pflanzenreiche angehörigen
Gebilde von Wichtigkeit : die Geologen und Mineralogen wissen
von Gesteinsarteu, die vor Jahrtausenden abgelaufenen Lebens-
prozessen von Mikroorganismen ihre Entstehung verdanken ; hier
und dort entsteigen den Spalten der Tiefe Gase, die durch
Einwirkung niederster Lebewesen auf organische Stoffe allmäh-
lich frei geworden sind. Die Landwirtschaft beschäftigt sich seit
langer Zeit mit dem Studium der Fäulnisumwandlungen des
Düngers ; denn von ihnen hängt die Fruchtbarkeit des Bodens ab.
Die für das Gedeihen der Pflanzen so notwendigen salpeter-
sauren Salze, um nur ein Beispiel anzuführen, werden dem
Acker dadurch gehefert, daß bestimmte Mikroorganismen aus
Ammoniak vermittels Oxydation Salpetersäure fabrizieren : Am-
moniak aber entsteht bei der Zerlegung von vielen stickstoft'-
lialtigen Verbindungen unter dem Einflüsse von niedersten Lebe-
wesen. Unter den Fabrikationszweigen, die auf Ausnützung der
(•hemisclien Umsetzungen der Spalt-, Sproß- und Schimmelpilze
berulien, sei nur die Wein- und Bierbereitung angefülirt. Zu der
Erkenntnis der vergährenden Kraft der Hefe und zur Differen-
— 2H6 —
zierung" der einzelnen Hefearten mit ihren verschiedenen chemi-
schen Leistungen Imben Arbeiten von Faclileuten dieser Betriebe
viel beigetragen. Aber erst seitdem die physiologische Chemie
und die Heilkunde — speziell die Bakteriologie — sich mit der
Erforscliung der Ijel)ens\veise der Mikroorganismen befassen,
beginnt sicli allmählich eiue einheitliche phj'siologische Cheuiie
der Mikroorganismen herauszubilden.
Sie griindet sich auf den heute wolü von keinem Forscher
mehr bezweifelten Satz, daß die Lebensprozesse der
Mikroorganismen je nach der Art des betreffenden
Pilzes und nach dem Nährboden verschieden sind.
So teilen manche Lehrbüclier die Bakterien in zwei große
Gruppen ein: solche, die die Gelatine zu verflüssigen ver-
mögen, und andere, die wenigstens für das Auge den festen
Nährboden intakt lassen. Hier ist eine Lebensäußerung, die
Absonderung eines proteolytischen verdauenden Fermentes, als
Unterscheidungsmerkmal einzelner Arten genommen. Genauere
Studien \) aber haben ergeben, daß selbst dies Ferment nicht
bei allen Arten das gleiche sein kann. So vermag das Ferment
des Spirillum der Cholera nicht nur Leim, sondern auch Fibrin
zu lösen, während dasjenige von Bacillus prodigiosus zwar Ge-
latine und Blutserum, aber nicht Fibrin zu lösen imstande ist.
Man könnte mit der gleichen Berechtigung die Erzeugung von
Gasen als Unterscheidungsmerkmal der Pilze nach verschiedenen
Spezies aufstellen. Auch hier würde man Bakterien finden,
die bei ihrem Wachstum auf Gelatine gasförmige Körper
fabrizieren. Die eine Art spaltet aus dem Nährboden ein Gas ab,
das den eingefügten Streifen Bleipapier zu schwärzen ver-
mag (Scliwefelwasserstolf ), eine zweite Art läßt Ammoniak ent-
stehen und wieder andere Bakterien bereiten sonstige flüchtige
Verbindungen.
Alle diese Beobachtungen aber sind nur Einzellieiten aus
dem Stoffwechsel der Mikroorganismen; sie zeigen, daß selbst
bei gleicliem Nährl)oden die Lcbensprozesse je nach der Art
des Pilzes verschieden verlaufen können ; aber sie weisen gleich-
zeitig darauf liin, daß eine richtige und vollkommene Erkenntnis
') Feniii. Anhiv für Hviriono Bd. X. S. 1 1890, Bd. XL S. 240 1890,
B<1. XIV, S. 1 1892. Dort auch Litteiaturangabe !
— 237 —
des Lebens der Mikroorganismen nur durch ein genaues Studium
der pliysikaliselien und cliemischen Lebensbedingungen und der
Umsetzungen der Materie bei jeder einzelnen Pilzart möglicli
sein wird. Hier ist der Forschung noch ein weites Gebiet offen ;
denn diese vergleichenden chemischen Untersuchungen sind erst
seit wenigen Jahren aufgenommen worden und brach liegt noch
der größte Teil dieses sicherlich fruchtbaren Gebietes.
Wenn ich aber dennoch heute Ihnen, meine Herren, einen
Vortrag über chemisch nachweisbare Lebensprozesse an Mikro-
organismen zu halten unternehme, so geschieht das im Hinblick
darauf, daß die physiologische Chemie eine große Reihe von
Umsetzungen der verscliiedensten Körper unter der Lebens-
thätigkeit von allerdings nicht näher charakterisierten Mikro-
organismen aufgedeckt hat.
Die Prozesse, die wir unter der Bezeichnung „Fäulnis",
„Gährung", „Ranzigwerden" kennen, sind L^mwandlungen von
organischen Stoffen durch die chemische Energie der niedersten
Pilze. Die Erkenntnis dieser wichtigen Vorgänge, an denen
zumeist Pilzgemenge und nicht Reinkulturen beteiligt sind, hat
schon eine gewisse Vollkommenheit erreicht, sodaß wir heute
über die hauptsächlichsten Produkte der Lebensthätigkeit der
Mikroorganismen bei ihrem Wachstum auf Nährböden von Ei-
weiß, Kohlehydraten, Fetten und verwandten Stoffen unter-
richtet sind.
Es handelt sich dabei um Spaltungen, Reduktionen, Oxy-
dationen und Synthesen an der „verfütterten" Materie. Von
den Oxydationen hat Hoppe-Seyler^) gezeigt, daß sie durch in-
direkte Wirkung des AVasserstoffs, d. i. durch Reduktion und
Spaltung des atmosphärischen Sauerstoffmoleküls und dadurch
Activierung des Sauerstoffs (frei gewordenes Atom!) entstehen.
Manche Reaktionen, die durch Mikroorganismen hervorgerufen
werden, ergeben ähnliche Produkte, wie die Einwirkung von
Alkalien oder auch Säuren beim Erwärmen. Auch durch hoch-
gespannte Wasserdämpfe hat Munk^) einzelne den bakteri-
tischen verwandte Umwandlungen hervorgerufen. Neben diesen
') Archiv l d. ges. Phys. Bd. XII S. 1 1876 und Zeitschrift f. physiol.
Chemie Bd. II S. 1.
2) Zeitschrift f. physiol. Chemie Bd. I S. ;}47,
— 238 —
tiefer eino-reifenden Prozessen stehen dann noch diejenigen,
die auf die Wirkung- mancher Pilzferniente zurückziifüln-en sind
und in einer einfaclien Überfi'ilirung des schweiliisliclicn Nälii-
materials in eine leichter lösliche Form bestellen. Das ist eine
hydrolytische Wirkung ähnlich derjenigen, die ]()sliche Fermente
im Tierorganismus hervorrufen.
Die Erfahrungen über die Zersetzungen durch Pilze sind
teils aus den bei Zimmer- oder Bruttemperatur vorkommenden
Fäulnis- und Gährungsprozessen, teils aus den Vorgängen im
Darmrohre von Menschen und Tieren ersclüossen worden. Zweifel-
los stellen sich der letzteren Art des Studiums weit größere
Schwierigkeiten entgegen, als der ersteren; denn die Fäulnis-
produkte, soweit sie nicht in den Faeces aufgesucht werden,
haben den Körperkreislauf zu passieren und erleiden dabei
mannigfaltige Veränderungen : aber auf der anderen Seite dürfte
die Bearbeitung der intestinalen Fäulnis- und Gährungsprozesse
deshall) besonders lohnend sein, weil die einzelnen Pliasen der
Fäulnis, dank der Resorption der jeweiligen Produkte, leicht ver-
folgt werden können und wir die auch für die Heilkunde wichtigen
Verhältnisse bei dieser Art der Forschung am besten kennen
lernen.
Der bekannteste Nährboden für die Mikroorganismen sind
die Eiweißkörper. Wie schon oben erwähnt, vermag ein Teil
der Pilze vermittels eines isolirbaren \) Fermentes dieselben zu
lösen und auch zu peptonisieren, eine Umsetzung, die derjenigen
des Trypsins des menschlichen Pancreas entspricht. Aus dem
gelösten Eiweiß werden nun eine ganze Reihe von Verbin-
dungen abgespalten:
In erster Linie sei hier das Tyrosin
CH2(CHNH2)COOH
('6H4 CH
NH
sind in ausgiebiger Weise studiert^) worden.
Spaltungsprodukte dieses K(3rpers hat man ebensowenig
aufgefunden, wie bei dem Skatol^) und der Skatolcarbonsäure.
Dem Skatol kommt die Konstitutionsformel zu:
NH
CeHi < CH
C(0H3)
(ß Methylindol) ,
während die von E. und H. Salkowski entdeckte Skatolcarbon-
säure*) eine Carboxylgruppe trägt. Die beiden erstgenannten
Verbindungen besitzen einen widerlichen, faeculenten Geruch,
wodurch sie leicht ihre Gegenwart in Fäulnisgemischen verraten.
Neuerdings hat Kuhn^j als einen energischen Indolbildner
den Proteus vulgaris geschildert. Er fand bei seinen Untersuch-
ungen keinen anderen Pilz, der diese Substanz aus Eiweiß ab-
zuspalten vermochte. Wenn es auch nicht wahrscheinlich ist. daß
die genannte Pro teusart auf die Dauer die einzige in dieser Eichtung
thätige Species bleibt, so wird wohl doch das Indol zumeist auf
die Gegenwart dieses Pilzes zurücko-eführt werden dürfen.
') E. und H. Salkowski, Bd. VII, S. 450. Vgl. auch Wolkow und
Baumann. Zeitschr. f. physiol. Chemie Bd. XV, S. 228.
^) Bau mann, Zeitschrift f. physiol. Chemie Bd. I, S. (50. — Oder-
matt, J. D., Bern 1878. — B rieger, Zeitschrift f. physiol. Chemie Bd. III,
S. 134. — E. Salkowski (mit H. Salkowski), Zeitschrift f: physiol. Chemie
Bd. VIII, S. 417. — Brieger, Zeitschrift f. idiysiol. Chemie Bd. IV, S. 414.
Der Teil des Eiweißmoleküls, der Indol abspaltet, scheint bei der Behand-
lung mit 8(;hwefelsäure zerstört zu werden; es tritt dann nur Skatol auf.
^) N e n c k i . Zentralblatt f. die med. Wissenschaften 1878. Brieger,
Ber. d. Deutsch, ehem. Gesellschaft Bd. X, S. 1027.
*) Ber. d. Deutsch, ehem. Ges. Bd. XIII, S. 191 u. 2217 und Zeitschrift
f. physiol. Chemie, Bd. IX, 8. 8.
5) Archiv f. Hygiene Bd. 18, S. 40.
— 241 —
pj'u anderes nicht seltenes Fäulnisprodnkt des Eiweißes,
das im menschlichen ()r<;anismus anch nnabhänj>i*>' von Pilzen
dnrch eine weit<>eliende Wirkung- der Verdauungsfermente ent-
stehen kann, wird durch das Leucin
CH3 — (CH2)3 — CH(NH2) — COOK
(a Amidocapronsäure)
dargestellt.
Das GrlycocoU
CHu(NH2)C00H
(Amido -Essigsäure) ,
ebenfalls ein hakteritisches Eiweißspaltungsprodukt, steht zu der
vorgenannten Verbindung in einem ähnlichen Verhältnis, wie die
Anfangsglieder der Abbaureilie der Phenylamido Propionsäure zu
den Endgliedern derselben.
Von dem Eiweiß lassen sich das Asparagin,') die Bern-
steinsäure ^) und die Glutarsäure ableiten. — Sie treten bei der
Lebensthätigkeit von Mikroorganismen auf,
Asparagin C2H3(NH2) — (CONH2) — (COOH)
Glutarsäure l^OOH — CH2 — CH2 — CH2 — COOH
Bernsteinsäure COOH — CH2 — CH2 — COOH,
und zwar kann die letztgenannte Säure die beiden anderen Ver-
bindungen zu Vorstufen haben.
In faulendem Fleische oder anderen Nahrungsmitteln, die im
Zerfall durch Spaltpilze begriffen sind, kommen außer den oben-
genannten noch eine große Anzahl von chemisch wohl charak-
terisierten krystallisierbaren Verbindungen vor, die zum Teil
die Eiweißkörper des Fleisches etc., zum anderen Teil noch
höher zusammengesetzte Komplexe, dann aber auch einfachere
in den (jeweben vorkommende organische (sogenannte inter-
mediäre) Körper als Muttersubstanzen besitzen.
Es handelt sich um die Ptomaine, stickstoffhaltige, basische
mehrweniger giftige Körper, die teils unter der Thätigkeit
eines Cxemenges von Fänlnisbakterien, teils auch durch bestimmte
Pilzarten auftreten.
») Brieger, Zeitschrift f. phys. Chemie Bd. V, S. 366 (mit Litteratur !)
^) E. und H. S a 1 k ovv s k i , Ber. d. Deutsch, ehem. Ges. Bd. XII, 8. 649.
Ekuiiina, Jouni. f. prakt. Chemie Bd. 21, S. 479.
16
— 242 —
NenckiM konnte zuerst eine hiei'hero;eh()rio-e Verbinduncr.
(las Collidin, analysieren und fand für sie die Formel ('sHnN.
Hrie«'-er liat eine größere Anzahl von Ptomainen aus faulenden
tierisclien Geweben abtrennen und von einigen die Konstitutions-
formel aufstellen kiumen; so fand er in faulendem Fleische eine un-
giftige Base von der Zusammensetzung ("sHuNa. das Neuridin.
das durch Alkalien beim Frhitzen in Trimethylamin X(('H3)3
und Dimethylamiu XH(C'H3)2 sich spalten ließ. Ferner isolierte
derselbe Forscher aus faulendem Fleische das Neurin, eine ex-
([uisit giftige Substanz von folgender Konstitution:
N(CH3)3(C2H3)OH
Trimethylvinylammoniumoxydhydrat.
Sehr häufig triift man das nahe verwandte, aber wesentlich
ungiftigere C'holin
N(CH3)3(C2H4(OH))OH
das Trimethyloxaethylammoniumhydroxyd.
Dieses Ptonmin entsteht bei der einfachen Spaltung des
Lecithins 2) durch Mikroorganismen. Wirkt die Fäulnis längere
Zeit auf die Verlnndung ein. so wird sie vollständig in Sumpf-
gas, Kollleusäure und Ammoniak zerlegt:
CH4, CO2 und NH3.^)
Aus dem Kreatin, einem weitverl)reiteten Körper des inter-
mediären Stoffwechsels. verm()gen ^Mikroorganismen ebenfalls
Ptomaiue abzuspalten: das Methylguanidiu uud das Methylamin.
,, ,. ^.„ n / NH - (CH2CH2 COOK)
Kreatin: MI = C< ^ ^
NH3 (ungiftig)
Methylguanidiu: NH = C < ^'^'^'^s)
NH2 (giftig)
Methylamin: XHaCHs.
Wie das Cliolin verschwinden auch diese Ptouiaine bei langdau-
ernder Pilzein Wirkung unter reichlicher Ammouiakentwickelung^).
*) S. einschläg-ige Litteratur über Ptomaine in Brieger, „Über
Ptouiaine" Berlin 1885 (Hirsch wakl). „Weitere Untersuchungen über Pto-
maine" 1885 und dritter Teil 1886. Dann Garcia, Zeitschrift f. phys.
Chemie Bd. XVII. 6. Heft.
") Lecithin wird in Cholin, Glycerinphosphorsäure und Stearinsäure
gespalten.
3) Hasebruck, Zeitschrift f. phys. Chemie Bd. XII, S. 148.
*) Schiffer, Zeitschrift f. phys. Chemie Bd. IV. S. 237.
— 243 —
Von den vielen anderen teils aus faulendem Fleische, teils
aus altem Käse, vergifteter Wurst, schlecht gewordenen Mies-
muscheln etc., teils auch aus Nährböden bestimmter Reinkulturen
dargestellten Ptomainen^) seien nur die folgenden erwähnt, die
einerseits homologe Verbindungen repräsentieren, andererseits
zum Teil eine gewisse Rolle bei Erkrankungen des Menschen
zu spielen scheinen:
Methylamin NHalC'Hs)
Dimethylamin NH( ( 'H3)2
Trimethylamin NtC'Hsjs
Aethylamin NH2(C2H5)
Diaethylamin NH(C2H5)2
Triaethylamin N( ('2115)3
In jüngster Zeit fand Garcia das Hexamethylendiamin^):
B rieger hatte früher das Cadaverin und Putrescin dargestellt,
von denen ersteres durch Ladenburg^) als Pentamethylen-
diamin und letzteres durch Baumann und v. Udränszki*^) als
Tetramethylendiamin erkannt wurde. Außerdem wurde von
Brieger ein Aethylendiamin analysiert. Auch hier liegt also eine
fast vollständige homologe Reihe vor:
(C'H2)6(NH2)2 Hexamethylendiamin.
(CH2)5(NH2)2 Pentamethylendiamin (Cadaverin).
(CH2)4(NH2)2 Tetramethylendiamin (Putrescin).
(CH2)2(NH2)2 Aethylendiamin.
Das Putrescin und Cadaverin wurde von Baumann und von
Udränszki^) und nach ihnen von anderen Untersuchern im
Darminhalt (und dem Urin) eines Cystinkranken aufgefunden;
Roos^) hat später in den Faeces bei schwerer Dysenterie die-
selben Verbindungen nachweisen können.
Fraglos legt erstere Angabe den auch von den Autoren
angeregten Gedanken nahe, daß die beiden Pt omaine sowie das
*) S. Litteratur Brieger I.e., Garcia I.e., Ehrenberg, Zeitschrift
f. phys. Chemie Bd. XI, S. 239.
'ä) Garcia, Zeitschrift f. phys. Chemie Bd. XII S. 548.
3) Ber. d. d ehem. Ges. Bd. XIX S. 2585.
*) Zeitschrift f. phys. Chemie Bd. XIII S. 562.
<>) 1. c.
«) Zeitschrift f. phys. e;hemie Bd. XVI S. 192.
16*
— 244 —
Cystiii als Spaltungsprodukte einer gemeinschaftliclien Mutter-
substanz bei Einwirkuno- l)estinnnter Bakterien zu betrachten
sind. Diese Muttersubstanz kijnnte wohl nur das Eiweiß sein,
auf welches dann die ganze homologe Reihe der Diamine zurück-
zuführen wäre. Wenn das ('ystin und die ihm verwandten Ver-
l)in düngen — das Cy stein und die Mercaptursäure — seine Quelle
im Eiweißmolekül hat und aus diesem bei Pilzangriifen abge-
schieden wird, so ist in ihm
NH2
Cystin
CH3 -
-C-
s
1
s
1
-COOH
CH3-
1
-C-
-COOH
NH2
das einzige bis jetzt bekannte Zwischenglied gegeben zwischen
dem unversehrten EiAveißmolekül und dem letzten schwefelhal-
tigen Produkt des bakteritischen Abbaus der Eiweißkörper, dem
Schwefelwasserstoff ^).
Ich möchte, meine Herren, nicht das Kapitel über die Zer-
setzungen der Eiweißkörper schließen, ohne erwähnt zu haben,
daß Verbindungen, höher zusammengesetzt als die Albumine,
die Nucleine. unter der Einwirkung von Mikroorganismen auf der
einen Seite in Eiweißkörper, andererseits in Verbindungen, die
zur Harnsäure in naher Beziehung stehen, in Adenin, Hypo-
xanthin, Xanthin und (4uanin und weiter zerlegt werden
können ^).
') Hols.hewiiikuff. Fortschritte der Medicin Bd. 7. 1889 No. 6.
Proteus suUureus und Bacterium sulfureum. —
Übrigens besitze ich selbst ein Bakterium in Reinkultur, das sowohl
aus Gelatine, wie aus Bouillon Schwefelwasserstoff entwickelt. (S. u. !).
^) Arbeiten von K 0 s s e 1 und Schützenberger; Schindler, Zeit-
schrift f. phys. Chemie Bd. XIII S. 432; Horbaczewski, Sitzungsbericht
d. k. Akad. der Wissensch. in Wien, April 1891; Salkowski, Zeitschrift
f. phys. Chemie, Bd. XIII Ö. 506.
— 245 —
Giiaiiin liefert so Xaiitliin, Adeiiiii bei Luftabscliliiß Hypo-
xantliin.
C5H5N5 4- H2 0 = C5H4N4O + NH3
Adeuiii Hypoxanthin
C5H5N5O + H2O ^ C5H4N4O2 -f- NH3
Guaiiin Xaiitliiii.
Allmälilicli verscliwiiiden die höher zusammengesetzten
Moleküle vollständig-, sodaß als Endprodukte der Fäulnis der
Eiweißkörper und verwaiulter Stoffe zuletzt einfache Verl)indungen
wie Ammoniak, freier Stickstoff, Schwefelwasserstoff, Schwefel-
eisen, Kollleusäure, Wasser u. a. m. verbleiben.
Betrachten wir nun die Umsetzungen, die die Kohlehydrate
unter dem Einflüsse von Mikroorganismen erleiden, so müssen
wir nach dem Vorgange der Autoren zwischen den von der Lebens-
thätigkeit der Mikroorganismen direkt abhängigen Umsetzungen
und den fermentativen Veränderungen und Spaltungen unter-
scheiden, welch letztere insofern indirekt nur hervorgerufen
werden, als die von den Pilzen abgesonderten B^ermente die
Gährungen erzeugen und unterhalten. Bei verschiedenen Hefe-
und Pilzarten entstehen als Produkte ihres eigenen Stoffwechsels
organische Säuren, die je nach Gattung, ja sogar nach Rasse
der Pilze verschiedener chemisclier Natur sind.^) Wenn man
z. B. Pneumoniecoccen auf Traubenzuckerlösung wirken läßt,
so treten in dem Gemische Ameisensäure und Essigsäure auf^);
bestimmte Darmcocceu Hessen nur Propionsäure aus Dextrose
hervorgehen. Von einer Gährung in dem Sinne irgend einer
außerhalb des Bakterienleibes verlaufenden Fermentwirkung kann
hier nicht die Rede sein: es handelt sich um Lebensprozesse
von Mikroorganismen, bei denen Nährmaterial verbraucht wird.
Vielleicht sind hierhin auch die Zerlegungen der Cellulose in
Sumpfgas und Kohlensäure^) zu rechnen; immerhin könnte es
sich dabei auch um Gährungen durch Fermentwirkung handeln.
Sicherlich sind die meisten Invertierungen, Zuckerbildungen
und alkoholischen Gährungen etc. auf die Einwirkung von Fer-
') Amthor, Zeitschrift f. phys. Chemie Bd. XII, S. 64; ibidem S. 558
(hier Litteratur!). Neumayer, Archiv f. Hygiene Bd. XI, S. 1 (mit Litteratur !).
2) ßrieger, Zeitschrift f. phys. Chemie Bd. VIII. S. 306.
3) F. Hoppe- Sei 1er, Zeitschrift f. phys. Chemie Bd. X, S. 201.
— 246 —
meiiten zurückzufüluvii: denn es oelingt olme besondere Schwierig-
keit jeweils das invertierende , diastatiselie oder vergälirende
Ferment zu isolieren. So l)esitzt z. B. unsere gewöhnliche Bier-
hefe sowold ein invertiereudes,') wie ein alkoholisches Ferment.
Diastatische Fermente kommen einer größeren Anzalil von Mikro-
organismen zu.^) Ein invertierendes Ferment allein sondert der
Koji-Pilz ab.^) Natürlich werden Gährungen des Milchzuckers
etc. total anders sich gestalten als solche des Traubenzuckers
oder des Fruchtzuckers. Der eingangs hervorgehobene Satz über
die nicht nur nach Art, sondern auch nach Nährboden ver-
schiedene AMrksamkeit der einzelnen Spalt- etc. Pilze gilt für
das Wachstum der ^Mikroorganismen auf stickstoiffreien Nähr-
böden ebenso, wie bei dem eiweißhaltigen faulenden Material.
Festzuhalten ist, daß eine Reihe von Bakterien sowohl, wie von
höheren Pilzen aus Kohlehj^draten teils verwandte Zuckerarten,
teils Säuren und Alkohole der Fettreilie zu fabrizieren vermag.
Erstere Prozesse faßt man als Fermentationen auf, die sich
außerhalb des Pilzleibes abspielen; letztere zum Teil ebenfalls
als solche, zum anderen Teil als mit dem Wachstum und der
Vermehrung einhergehende Assimilationsvorgänge.
Das Studium der Zerlegung der Kohlehydrate greift in
das der Fettspaltung über. Fette Säuren sind intermediäre
Produkte bei beiden bakteritischen Einwirkungen: und zwar
gilt dies in Bezug auf die Fette sowohl von der einfachen Ver-
seifung, als auch von dem weiteren Schicksale des Glycerins.
So hat Hoppe-Seyler^), der sich namentlich mit der Er-
forschung der Umwandlungen dieser Stoffe beschäftigt hat. nach-
gewiesen, daß auf der einen Seite bei Kohlehydratspaltung unter
anderen Verbindungen Milchsäure entstehen kann, andererseits
aus dieser einfachen fetten Säure bei Lebensprozessen von Mikro-
organismen durch Synthese höhere l'ettsäuren auftreten. Dem-
') E. Salkowski. Zeitsehr. f. phys. Chemie, 8. 506.
2) Fermi 1. c.
^) Dr. 0. Kellner, Y. Muri u. M. Nagauka, Zeitsehr. f. phys. Chemie
B.l. XIV. S. 295.
*) Archiv f. d. ges Phys. Bd. XII. S. 1, 1876. — Zeitschrift f. physiol.
Chemie Bd. II, S. 1 ; Bd. III, S. 351; Bd. X, S. 201 u. 4Ul (s. in diesen Arbeiten
auch hierhergehürige Litteratur).
— 247 —
gegenüber wirrt z. B. rtie Essigsäure in Sumpfgas mu\ Kolilen-
säure in einfaclier Weise zerlegt:
CH3COOH=:0H4 + CO2.
Es würrte hier viel zu weit füliren. wenn icli das Scliicksal
aller verfütterten Fettsäuren, über das eine reiche Litteratur
existiert, anführen wollte. Auch hier würrte man wierterum er-
sehen, rtaß rtas Ergehen jerter einzelnen Verbinrtung von rten
eingangs hervorgehobenen Verhältnissen abhängt. ^) Aus rtem
Glj'cerin fabrizieren Mikroorganismen höher zusannnengesetzte
Alkohole unrt fette Säuren, so Butylalkohol, Hexj'lalkohol unrt
Capronsäure, ^) rtann aber auch einfachere, wie rtie Ameisensäure
unrt rtie Essigsäure.-'')
Sie können, meine Herren, aus rtiesem letzten Beispiel mit
großer Deutlichkeit erkennen, rtaß rtie kleinsten Lebewesen
unserer Errte nicht nur an rtem Abbau, sonrtern auch am Aufbau
organischer Verbindungen im Naturhaushalt ihren Anteil nehmen.
Wenn ich noch mit einem Worte auf rtie Veränrterungen
der anorganischen Materie eingehen darf, so sei erwähnt, daß
eine Reihe von kohlensauren Salzen, viele Kiese und manche
Nitrate *) Lebensprozessen von Mikroorganismen ihre Entstehung
verdanken: hier liegen teils einfache Eeaktionen zwischen der
anderweits freigewordenen Kohlensäure oder dem Schwefelwasser-
stoff und anorganischen Alkalien, teils Oxydationen von stick-
stoffhaltigen Substanzen vor; hinwiederum entstehen unter dem
reducierenrten Einfluß vieler Pilze aus Nitraten Nitrite,^) ja sogar
gasförmiger Stickstoff^) unrt aus schwefelsauren Verbinrtungen
niertriger oxyrtierte orter vollkonniien sauerstoft'freie Salze.
Auf anrtere Ergebnisse der physiologischen Erforschung des
bakteritischen Lebens einzugehen, muß ich mir für heute ver-
sagen. Um Ihnen, meine Herren, noch ad oculos einige Lebens-
') Z. B. Studien über den BaciUus subtilis. Fitz, Ber. d. Deutschen
ehem. Gesellsch. Bd. Xf, S. 49 und Vandevelde, Zeitschrift f. phys. Chemie
Bd. VIII, S. 367.
2) Hoppe-Seyler 1. c.
^) Vandevelde 1 c.
*) S.o. Darüber reiche Litteratur in agrikultur-chemischenZeitsdiriften.
s) Röhmann, Zeitschrift f. physiol. Chemie Bd. V, S. !)4 u. 233.
«) Ehrenberg, Zeitschrift f. physiol. Chemie Bd. XI, S. 438 (dort
auch Litteraturangabe.)
k
- 248 —
Prozesse zu demonstrieren, habe ich hier drei Mikroorg-anismen
mitgebracht, die, unter verschiedenen Bedingungen gewaclisen,
folgende chemisch nachweisbare Veränderungen in dem Nähr-
substrat hervorgerufen Imben :
Hier sehen Sie eine Koh)nie von i^acinus prodigiosus auf
Agar. Der Pilz, bei Zimmertemperatur gewachsen, hat einen
schönen roten Farbstoff produziert. Häufig wird angegeben, daß
dieser abtrennbare Farbstoff einem Anilinfarbstoff gleiche. Über-
gießt man jedoch die Agarfläche mit schwefliger Säure, so wird
das Rot keineswegs verändert, ein Umstand, der nicht sehr für
die Richtigkeit obiger Angabe spricht. Auf (relatine — und
zwar sowolü auf der 10^/oigen Bouillon-Gelatine, wie einer nach
Esmarch bereiteten 5"/oigen Gelatine — hat der Pilz eine voll-
kommene Verflüssigung — Peptonisation — bewerkstelligt. Da-
neben sehen Sie dieselbe Gelatine mit Lacmustinktur versetzt.
Ursprünglich leicht blau, bemerken Sie jetzt die eine Schicht durch
Reduktion des Lacmusfarbstoffs zu einem Leukofarbstoff entfärbt,
die andere Schicht durch Ansäuerung gerötet. Auf Gelatine, die
mit Schwefel bestreut war, habe ich hier denselben Pilz geimpft.
Sie erkennen aus der Schwärzung des eingeführten Streifens
Bleipapier, daß eine energische Reduktion an dem Schwefel zu
Schwefelwasserstoff stattgefunden hat: aus den Eiweißkörpern
des nicht l)estreuten Nährbodens vermag der Bacillus prodigiosus
Schwefelwasserstoff nicht abzuspalten. Hier ist der gleiche
]iIikroorganismus vor zwei Tagen in sterile, flüssige Milch über-
geimpft worden: heute zeigt die Milch eine Rosafarbe und ist
zu einer homogenen Masse erstarrt. Es hat also unter der Pilz-
einwirkung eine Gerinnung stattgefunden. Öffnen Sie vorsichtig
dies Glas, in dem eine mit Bacillus prodigiosus überwucherte
Kartoffelscheibe sich beflndet, so bemerken Sie einen eigentümlich
stechenden Geruch; der Pilz fabriziert auf diesem Nährl)oden
Trimethylaniin. —
In diesen Bechergläsern vergährt eben eine 5"/oige Traul)en-
zuckerlösung unter der Einwirkung unserer gewöhnlichen Bier-
hefe zu Kohlensäure und Alkohol. — Hier ist der gährenden
Flüssigkeit Schwefel zugesetzt: eine reicliliche Schwefelwasser-
stoffbildung hat stattgefunden. Dort ist eine Glaubersalzlösung
(NagSOi) zugegossen: das Salz ist vollkommen bis zu vSchwefel-
wasserstoff reduziert ! Hier wurde et\va,s Pheuyldisulfid ( ( '6H.5S ja
— 249 —
eingestreut: das vorgelegte Bleipapier zeigt keine Schwärzung,
sondern eine Gelbfärbung und der Geruch des entwickelten
Gases erinnert sehr an den der Mercaptane; es hat fraglos
eine Reduktion zu Phenylmercaptan CeHs — SH stattgefunden.
Bei einer früheren Untersuchung hatte ich bereits Gelegenheit
darauf hinzuweisen, daß die Hefe selbst aus ringförmigen Ver-
bindungen den Schwefel durch Reduktion abspalten könne. ^) In
Vorstehendem sehen wir eine ganze Stufenleiter von Reduktions-
vorgängen sich abspielen. —
Noch einen sehr energisch reduzierenden Mikroorganismus
kann ich Ihnen hier vorzeigen: Derselbe wurde von mir aus
dem Darminhalt eines Typhuspatienten isoliert: ich kann llinen
aber heute noch nicht angeben, wie er zu benennen ist (sicher
nicht Bacillus typhi!). Dieser Bacillus verflüssigt die Bouillon-
gelatine ; die Esmarch'sche Gelatine jedoch nicht mehr. Er bringt
Milch zur Gerinnung unter Ansäuerung; reduziert nicht nur
Schwefel und schwefelsaure Verbindungen, sondern vermag
sogar aus dem Eiweiß Schwefelwasserstoff abzuspalten.
So sehen Sie schon bei der Vergleichung der hier vor-
geführten Lebensprozesse dieser drei Mikroorganismen, wie ver-
schiedenartig in der einen oder anderen Richtung die von den
Pilzen bewirkten Umsetzungen sein können.
Deutsche Med. Wuchenschrift 1893 No. 8.
251
Ein neuer Laubfrosch aus Costa Rica.
Von
Prof. Dr. 0. Boettger.
Hylella fleischmanni n. sp.
C li a r. In Größe, Form und Färbung überaus äluüich der
H}/Ia prosoblepon Bttgr. (Kat. Batr.- Samml. Mus. Senck. Nat. Ges.
Frankfurt a. M. 1892 pag. 45) desselben Gebietes, aber ohne
Vomerzäline und Trommelfell. - — Zunge queroval, breiter als
lang, hinten ohne Ausrandung und nur mit ihrem Rande frei.
Kopf erheblich breiter als lang, breiter als der Körper; Schnauze
sehr stumpf, so lang wie der Augendurchmesser ; Schnauzen-
kante sehr undeutlich, verrundet; Zügelgegend schief, nicht ver-
tieft; Nasenloch der Schnauzenspitze viel näher als dem Auge;
Auge mäßig groß, stark vorquellend, bemerkenswert nach vorne
gerichtet: denkt man sich den Oberrand der Augenlider nach
vorn verlängert, so bilden die Verlängerungen an ihrem Schnitt-
punkte fast einen rechten Winkel; Interorbitalraum mindestens
doppelt so breit wie das einzelne Augenlid. Trommelfell voll-
kommen fehlend; Tubenöffnungen sehr klein, dreieckig, viel
kleiner als die kreisrunden Choanen. Finger breit, niedergedrückt,
kurz, vorzüglich der zweite, der erheblich kürzer ist als der
erste, die beiden äußeren durch derbe, fast halbe Schwimmhaut
verbunden, die übrigen ganz frei; Zehen mit ^/4-Scliwimmhaut, die
fünfte so lang oder etwas länger als die dritte; Haftscheiben an
Fingern und Zehen etwas breiter als Finger oder Zehe selbst, vorn
gradlinig abgestutzt, fast viereckig; Subartikularknötchen und
innerer Metatarsalhöcker sehr schwach entwickelt. Das Hinter-
bein reicht, nach vorn gelegt, mit dem Tibiotarsalgelenk etwas über
die Schnauzenspitze hinaus. Haut glatt oder außerordentlich
feinnarbig, auf Bauch und Oberschenkel gröber, drüsig granuliert.
252
Oberseite n'liiiifarbio; oder isabelloelb. aufs feinste sclnvärzlicli
gepudert, einfarbig; oder mit ganz verschwommenen bräunlichen
Wolkenzeichnungen: oberer und hinterer Augenlidrand mit einem
silberweißen, schmal mondförmigen Saume; Oberschenkel ohne
dunkle Querbinden; Oberarm, Unterschenkel und der größere
Teil von Hand und Fuß ungefärbt; Unterseite einfarbig hell
gelbrötlich.
M a ß e :
c?
?
?
Kopf rumpflänge
20
19^2 mm.
Hinterbein 35
34 nun,
Kopflänge
6
6 „ .
Oberschenkel 12
11 „ ^
Kopf breite
8
8 „ ,
Unterschenkel 12
11 . ,
Augendurchmesser
2'/2
2V2 „ ,
Fuß 15
15 ,. .
Vorderbein
12'l2
13 „ .
Gr.Haftscheibe IV
öl,,-
c? mit einem in der Kehlgegend liegenden äußeren Schallsacke.
Fundort: San Jose, Costa Rica, von unserem korre-
spondierenden Mitgiiede, Herrn Carl Fleischmann in Gua-
temala, gesammelt und unter Stücken von Ht/la prosoblepon Bttgr.
eingeschickt, die ihr habituell überaus ähnlich ist, sich aber
äußerlich schon durch das deutliche Trommelfell und das Auftreten
eines knöchernen Säl)elf(jrtsatzes am Oberarm des Männchens
unterscheidet. Die vorliegende kleine Art gehört in die Gruppe
der Hylella carnea Cope und H. buckleyi Blgr., die sich durch
Verkümmerung des Trommelfells auszeichnen, trennt sich aber
von ersterer, abgesehen von der wesentlich verschiedenen Fär-
bung, leicht durch den Mangel einer Tympanalfalte, von letzerer
durch die relative Länge des ersten und zweiten Fingers.
Inhalt.
Seite
Bericht über die Senckenbergische naturforschende
Gesellschaft vom Juni 1892 bis Juni 1893. Erstattet
beim Jahresfeste den 28. Mai 1893 von Dr. med. J. H. R e h n III
Verteilung der Amter am 1. April 1893 XI
Verzeichnis der Mitglieder:
Stifter XIII
Ewige Mitglieder XIV
Mitglieder des Jahres 1892 XV
Neue Mitglieder für das Jahr 1893 XX
Außerordentliche Ehrenmitglieder XXI
Korrespondierende Ehrenmitglieder XXI
Korrespondierende Mitglieder XXI
Rechte der Mitglieder XXV
Bibliothek- Ordnung XXV
Geschenke und Erwerbungen:
Naturalien XXVI
Bücher und Schriften XLI
Andere Geschenke LXIX
Bilanz per 31. Dezember 1892 LXX
Übersicht der Einnahmen und Ausgaben LXXI
Sektionsberichte LXXII
Protokoll-Auszüge LXXXI
Nekrologe:
Georg Hermann von Meyer f. Von C. Weigert XCIX
Professor Dr. Fr iedr ich Carl Noll f. Von 01)erlehrer
J. Blum. (Mit Porträt.) (,'XV
Dr. phil. Wilhelm Jännicke f. Von H.Alten. . CXXV
Philipp Theodor Passavant f. Von Prof. Dr. H.
Reichenbach • OXXVII
Vorträge und Abhandlungen:
Tierleben in der Algierischen und Tunisischen Sahara. Vortrag,
gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung am 21. Januar 1893
von Dr. A. K ö n i g: in Bonn
Seite
Acrosaurus Frischmanni H. v. Mey. Ein dem Wasserleben angepaßter
Rhynchocephale von Solenhofen. Von Prof. Dr. A. A n d r e a e
in Heidelberg. (Mit Tafel I und IL) 21
Reptilien und Batrachier aus Venezuela. Von Prof. Dr. O. B o e 1 1 g e r 35
Tägliches Leben eines Sammlers und Forschers auf Exkursionen
in den Tropen. Von Dr. A. V o e 1 1 z k o w in Mojanga . . 43
]\Iaterialien zur Fauna der Philippinen. XL Die Insel Leyte. Von
Dr. 0. F. von Moellendorff in Manila. (Mit Tafel IlL
IV und V.) 51
Die Foraniiniferenfauna des uiiocänen Molassesandsteins von Michels-
berg unweit Hermannstadt (Siebenbürgen). Von Dr. F,
Schrodt in Heidelberg 155
Zoogeographie und Erdgeschichte. Vortrag, gehalten bei dem Jahres-
feste am 28. Mai 1893 von Dr. W. Kobelt 161
Storchnester in Frankfurt am Main und dessen Umgegend. Von
Dr. Julius Ziegler. (Mit einer Karte.) 179
Über chemisch nachweisbare Lebensprozesse an Mikroorganismen.
Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung am
25. März 1893 von Dr. med. F. B 1 u ra 235
Ein neuer Laubfrosch aus Costa Rica. Von Prof. Dr. Ü. Boettger. 251
Druckbcriclitiguiig.
Seite VI Zeile 17 v. u. umß es heißen C'hun statt Kuhn.
„ CXVII „ 6 V. 0. „ „ „ Stunde - Natur.
Druck von Gebrüder Knauer in Frankfurt a. M.
Bei: d.Senckenknaturf.GcMLsch. 189.
I pob sk
Tarif-
AAmlrf-cw del.
• iWüiter, jTiuii-•«;,
C-*^^*
,.4^-
^^.
y Jk
^ta&
.^■x
^ ,
k^^^ •
1
^S^-'^.
; '• 5-'
^. ^C' '