^ f^^J' K~i^ ^■■■.# f^---^^ > i fr^ ■*iL. V X .«T' ^^ -^-W^ «" Y ^ , » ^^ -t V HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY. H^^. ^cs^- ^^ A^b"- ^L t X'XA^S^V^ OCT ' ' 1S96 ¥<^^ Bericht über die Senckenbergisehe naturforschende Gesellschaft Frankfurt am Main. 1896. Frankfurt a. M. Druck von Gebrüder Knauer. OCT 19 1896 BERICHT ÜBER DIE SENCKENBERGISCHE NATURFORSCHENDE GESELLSCHAFT IN FRANKFURT AM MAIN, 1896. Tom Juni 1895 bis Juni 1896. Die Direktion der Senckenbergfischen naturforschenden Gesellschaft beehrt sich hiermit, statutengemäß ihren Bericht über das verflossene Jahr zu überreichen. Frankfurt a. M., im Juni 1896. Die Direktion: Major a. D. Dr. phil. Lucas von Heyden, d. Z. I. Direktor. Dr. med. August Knoblauch, d. Z. II. Direktor. Heinrich Alten, d. Z. I. Sekretär. Dr. med. Edward von Meyer, d. Z. II. Sekretär. Bericht über die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft in Frankfurt am Main vom Juni 1895 bis Jimi 1896. Erstattet beim Jahresfeste, deu 31. Mai 1896, Dr. med. August Knoblauch, d. Z. II. Direktor. H 0 c li a u s e h u li c li e Versammlung! Im Auftrage der Direktion habe ich die Ehre, Ihnen über die wichtigsten Vorkommnisse im abgelaufenen Geschäftsjahr unserer Senckenbergischen naturf ersehenden Gesell- schaft und ihre wissenschaftliche Thätigkeit in diesem Zeit- räume Bericht zu erstatten. Seit mehr als einem Viertel- jahrhuudert ist die äußere Form dieses Berichtes die gleiche geblieben, und es liegt kein Grund vor, daran zu ändern. Ermöglicht doch die wechselnde Bethätigung des Gesellschafts- lebens dem Berichterstatter, in den gleichen Rahmen stets neue Bilder einzuzeichnen, bald in lichteren, bald in ernsteren Farben- tönen, je nachdem die Jahresarbeit mehr oder weniger gesegnet gewesen ist. Wie in der Natur fruchtbare Jahre, wo alles üppig grünt und blüht und reiche Früchte zeitigt, mit anderen wechseln, in denen der mühevolle Fleiß des Landmannes nur kärglich be- lohnt wird, so sind auch unsere Erfolge wechselnd, trotz des i* - IV — gleichen. eiiisioTii Strebens und treuer, elirlielier Arlteit. An fleißi.oeni Streiten luit es unserer Gesellscliaft in den 1\) .laliren ilires Bestehens — das dUi'fen wir offen aussprechen — niemals gefehlt : und wenn wir heute auf ein Jalir von besonderen Er- folgen zurückblicken, so sind wir uns wohl bewußt, daß wir diese einer großen Anzahl treuer Freunde und edler Gönner danken, deren Wohlwollen uns dauernd erhalten bleiben möge! Unser Bericht beginnt mit den eingetretenen Personal- veränderungen und zunächst mit dem Gedächtnis für unsere Verstorbenen. Es scheidet ja natürlich aus einer großen Ge- meinschaft reifer Männer alljährlich eine Reihe der Genossen durch den Tod aus. Ihre Zahl ist zu groß, als daß an dieser Stelle die Arbeit und die Verdienste eines Jeden nach Gebühr gewürdigt w^erden könnten. So muß sich der Bericht auf kurze Erwähnung der um unsere Gesellschaft und die Natur- wissenschaften Höchstverdienten beschränken und sich damit bescheiden, die übrigen nur namentlich aufzuführen. Ihr Ge- dächtnis soll darum nicht minder in Ehren bleiben! Von unseren beitragenden Mitgliedern haben wir durch den Tod verloren: Frau Osterrieth-von Bihl und die Herren Anton Brentano, Selig Goldschmidt. Richard Quilling und Direktor Simon Schiele. Von unseren korrespondierenden Mitgliedern sind sieben namhafte Gelehrte gestorben: Am 4. September 1895 verschied zu Stockholm Dr. Sven Ludwig Loven, emeritierter Professor der Zoologie daselbst. Er war ein hervorragender Kenner der Echinodermen und ge- hörte seit dem 26. April 1873 unserer Gesellschaft als korre- spondierendes Mitglied an. Am 15. August 1895 starb der Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Instituts zu Bukarest, Dr. Demetrius Brandza, dem unsere Bibliothek eine Anzahl seiner hervor- ragenden, wissenschaftlichen Arbeiten über die Flora Rumäniens verdankt. Er war seit dem 22. Dezember 1884 unser korre- spondierendes Mitglied. Am 20. Oktober 1895 starb zu Tanger in Marokko Dr. F. M. Stapf f, bis 1893 Privatdozent für dynamische Geologie an der Technischen Hochschule zu Charlottenburg. wohnhaft zu Weißensee bei Berlin. Stapff hat wesentlichen Anteil an den — V — geolog-isclien Vorarbeiten und den wissenscliaftlichen Publikationen über den St. Gottliai dtunnel, bei dessen J^au er als Obering-enieur beschäftigt gewesen ist, und bat sich außerdem um die geologische Erforschung unserer Kolonialgebiete in Deutsch-Südwest-Afrika verdient gemacht. Stapf f hat unserem Museum eine vollständige Suite derGotthardgesteine zugewiesen und ist am l(j. Oktober 1880 zum korrespondierenden Mitglied ernannt worden. Am 22. Oktober 1895 starl) zu Bonn der bekannte Ara- neologe Dr. Philipp Bert kau. Professor der Zoologie an der dortigen Universität. 1849 zu Köln geboren, hat Bertkau in Bonn dem Studium der Naturwissenschaften und ]\lathematik obgelegen und daselbst 1872 mit einer Untersuchung über die Respiratiousorgane der Araueen den philosophischen Doktorgrad erworben. 1874 habilitierte er sich in Bonn und wurde 1883 zum außerordentlichen Professor ernannt; außerdem bekleidete er die Professur an der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Poppeisdorf. Bertkau's hauptsächlichstes Arbeitsfeld war die Insektenkunde: er war der beste Kenner der deutscheu Spinnen, über deren Systematik, Biologie und Anatomie er viele wertvolle Arbeiten veröffentlicht hat. Von 1876 an hat er in dem Archiv für Naturgeschichte die „Berichte über die wissenschaftlichen Leistungen im Gebiet der Entomologie-' herausgegeben. Zum korrespondierenden Mitglied unserer Gesellschaft wurde Bert- kau am 10. Mai 1888 ernannt; ihm dankt unser Museum eine komplette Sammlung der Spinnen der Rheinprovinz (257 Arten), deren Verzeichnis unser I. Direktor in dem Bericht 1890, Seite 131 — 186, zusammengestellt hat. Am 24. April 1895 starb in Leipzig der hochberühmte Physiologe Professor Dr. Garl Ludwig. Er war geboren am 26. Dezember 1816 zu Witzenhauseu in Kurhessen, studierte Medizin in Marburg und Erlangen, promovierte 1839 zu Marburg und erhielt 1841 die zweite Prosektorstelle an der dortigen Anatomischen Anstalt. 1842 begann er als Privatdozent der Physiologie seine Lehrthätigkeit, wurde 184() zum Prof. e. o. für vergleichende Anatomie befördert und 1849 als ordent- licher Professor der Anatomie und Physiologie nach Zürich be- rufen. 1855 folgte er einem Rufe nach Wien und übernahm im April 1865 an der Universität Leipzig die Pi-ofessur der Physiologie, die er dreißio- Jahre lanff bis zu seinem Tode inne hatte. — VI — Es ist L u d w i g 's unsterbliches Verdienst, in Gemeinschaft mit Uriicke. du Bois -Reymond und von Helmhol tz, gegen die um die Mitte unseres Jahrhunderts herrschende vi ta- list isc he Auffassung in der Physiologie mit aller Energie ange- kämpft und die Physiologie auf den Boden der induktiven For- schung gestellt zu haben. Schon in seiner Hal)ilitationsschrift „Beiträge zur Lehre vom Mechanismus der Harnsekretion", Marburg 1842, hat er den Weg gewiesen, wie der physiologische Vorgang der Sekretion im Tierkörper in möglichst einfacher Weise auf physikalische Grundgesetze zurückzuführen ist. Er hat die Grundlage seiner Lehre später durch eine Reihe rein pliysikalischer Untersuchungen über „endosmotische Aequivalente und endosmotische Theorie" (Zeitschr. f. rationelle Med. VIII. Poggeudorffs Annalen, 1849) ergänzt und (Sitzungsber. d. Wiener Akad. XX. 1856) abgeschlossen. Bahnbrechend war Ludwig 's Erfindung des Kymographiou. Hierdurch hat er die graphische Methode in die Physiologie eingeführt, mit der er in Gemeinschaft mit zahlreichen Schülern die Eigentümlich- keiten des Blutstroms im Tierkörper und dessen Veränderungen unter dem Einfluß der Atmung und nervöser Vorgänge untersucht hat. Der Physiologie des Kreislaufes war fortan Ludwig's wissen- schaftliche Hauptthätigkeit gewidmet, wovon die bewundernswerte Fülle der mehr als ein halbes Jahrhundert in ununterbrochener Reihenfolge veröffentlichten Arbeiten beredtes Zeuguis ablegt. „Eine Durchmusterung seiner einzelnen, zu wirklichem Eigentum der Wissenschaft gewordenen Arbeiten zeigt, wie schöpferisch er in der Erfindung des physikalischen Experimentes, wie vor- sichtig und scharf er in seinen Schlüssen, wie einfach und sach- gemäß er in der Darstellung seiner Befunde gewesen."^) Groß war Ludwig als Forscher, größer vielleicht noch als Lehrer, dessen bezaubernde Persönlichkeit auf alle, die das Glück hatten, seine Schüler zu sein, einen mächtigen Einfluß geübt hat. Zum korrespondierenden Mitglied unserer Gesellschaft ist Ludwig am 17. November 1853 gewählt und am T.April 1865 ist er auf Grund seines „Lehrbuchs der IMiysiologie" und seiner vielfachen, epochemachenden Arbeiten mit dem VtLI. Soemmer- ring-Preise gekrönt worden. ') J. Wallach, Bericht der Kumniission zur achten Erteilung des Süiumerring'schen Preises, am 7. April ISüö (nicht gedruckt). — VII — Am 26. März 1896 verstarb in Jokoliama Bernhard Schmacker, wohnhaft zn Shanghai, in seinem 44. Lebensjalire. Aus Bremen gebürtig, war er in jungen Jahren als Kaufmann nach Ostasien gegangen und war zuletzt einer der Chefs des großen, in den chinesischen Handelsstädten weitverzweigten Hauses ('arlowitz & Co. Der Verstorbene hat sein reges Interesse an den Naturwissenschaften vorwiegend auf dem Gebiete der Malakozoologie bethätigt. Hinderte ihn auch sein anstrengender kaufmännischer Beruf daran, sich seinen Lieb- habereien in dem Maße zu widmen, wie er es gewünscht hat, so hat er doch auf Erholungsreisen in Cliina, Japan und auf den Philippinen, und durch bezahlte Sammler ein so ansehnliches Material aus allen Gebieten der Zoologie zusammengebracht, daß er nicht bloß eine der reichsten Privatsammhingen ostasiatischer Konchylien besaß, sondern auch europäische Forscher und JMuseen mit einem kostbaren Material an Vogelbälgen, Reptilien, Schmetter- lingen u. s. w. unterstützen konnte. Viele neue ostasiatische Tiere tragen infolgedessen Schmacker's Namen. Litterarisch hat er sich durch mehrere Arbeiten über chinesische und japanische Schnecken in dem Nachr.-Blatt der Deutschen Malak. Ges. und in den Proc. of the Malac. Soc. verdient gemacht. Der Verstorbene war das Muster eines gewissenhaften Forschers und methodischen Sammlers. Er sammelte stets in großem Stil und freute sich seines Besitzes; aber er gab auch, wo er der Wissenschaft nützen konnte, uneigennützig und mit offenen Händen. Auch unsere Gesellschaft, der er seit dem 29. Juni 1889 als korrespondierendes Mitglied angehört hat. ist ihm zu großem Danke verpflichtet. Am 25. November 1895 ist in Basel der emeritierte ordentliche Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie, Dr. Ludwig Eütimeyer gestorben, ein Naturforscher von außergewölmlicher Universalität. Er war als Pfarrerssohn in dem kleinen Dorfe Biglen im Emmenthal am 26. Februar 1825 geboren uud widmete sich 1843 in Bern, einer alten Familien- tradition folgend, dem Studium der Theologie. Wie sehr jedoch sein warmes Interesse damals schon den Naturwissenschaften gehört hat, zeigt der Umstand, daß Rütimeyer als Gymnasiast eine botanische, und als Student der Theologie eine physi- kalische Preisaufgabe gelöst hat. Bald vertauschte er die Theo- — VIII — logie mit der Medizin, bestand 1850 zu Bern sein ärztliches Staatsexamen und promovierte mit einer noch heute sehr wert- vollen geologischen Studie „Über das schweizerische Nummuliten- terrain mit besonderer Berücksichtigung des Gebirges zwischen dem Thuuersee und der Emme" (Neue Denkschriften der Allg. Schweiz. Ges. d. ges. Naturwissensch., XI, 1850). In dem gleichen Jahre fing Rütimeyer in Interlaken zu praktizieren an, aber er hat die ärztliche Praxis nur kurze Zeit, eine ganze AVoche lang, ausgeübt ; es trieb ihn die Sehnsucht nach weiteren Studien in die Fremde, nach Paris, London, Turin, Nizza, Neapel und Palermo, wo er überall den eifrigsten Verkehr mit den Meistern der Naturwissenschaften zu pflegen bestrebt gewesen ist. Sein 1854 erschienenes Werk: „Vom Meer bis nach den Alpen. Schilderungen von Bau, Form und Farbe unseres Kontinentes auf einem Durchschnitt von England bis Sicilien" (Öffentliche Vorträge, gehalten in Bern, 1854) gehört in der Formvollendung der Sprache und Vollgewichtigkeit des Inhalts zu den schönsten Naturschilderungen, die wir überhaupt besitzen. Noch nicht 28 Jahre alt wurde Rütimeyer 1853 als außerordentlicher Professor der vergleichenden Anatomie nach Bern berufen, und 2 Jahre später übernahm er die neubegrüu- dete Professur für Zoologie und vergleichende Anatomie zu Basel, die er 38 Jahre lang bekleidet hat, bis er, durch Ge- sundheitsrücksichten genötigt, sein Amt wider Willen nieder- legen musste. Eine vergleichend-anatomische Sammlung von unschätzbarem Werte, Rütiraeyer's ureigenste Schöpfung, ist die auffälligste Frucht seiner rastlosen Thätigkeit. Seine epochemachenden, wissenschaftlichen Arbeiten ge- hören hauptsächlich den Disziplinen der Zoologie der Säugetiere, der Wirbeltier -Paläontologie, Tiergeographie, Anthropologie, Ethnographie, Geophysik und Geologie an. Der Schwerpunkt seines Schaffens ist in seinen Studien über die Urgeschichte der Säugetierwelt gelegen. Unserer Gesellschaft, welcher Rüti- meyer seit dem 27. Februar 1869 als korrespondierendes Mit- glied angehört hat, hat er geschenkweise eine große Anzahl seiner wertvollen Arbeiten zugewiesen. Mit ihm hat die Schweiz den hervorragendsten Naturforscher verloren, den sie vielleicht je besessen; „wie ein erratischer Block aus verschwundenen Zeiten, aber nicht von einer Periode starren Eises zeugend, sondern — IX — aus einer Zeit stammend, da die Wissenschaft in ihrer Erhaben- heit allein den Aristokraten des Geistes gehörte, hat Rütimeyer hineingeragt in unsere jungen Tage".^) Ausgetreten aus der Reihe unserer Mitglieder sind die Herren Gericlitsassessor Bruno Gaebler, Hugo Risse und Franz R. G. Still. So sind im Berichtsjahr von unseren hiesigen Mitgliedern im ganzen acht ausgeschieden. Dieser bedauerliche Verlust wird indessen durch den Eintritt von vierzehn neuen Mitgliedern mehr als gedeckt, sodaß unsere Mitgliederzahl von 406 auf 412 an- gestiegen ist. Neu eingetreten sind: Frl. Dora Schimper und die Herren Dr. med. Alois Alzheimer, Dr. med. Siegmund Auerbach, Konsul Carl Behrends, Ingenieur Robert Behrends, Dr. phil. Martin Freund, Ferdinand Jordan- de Rouville, Dr. med. August Nebel, Adolf de Neuf- ville, Adolf von Neufville, Dr. med. Albert Sippel, Dr. med. Rudolph von Wild, hier, sowie die Herren Direktor Dr. Oscar Gurke und Prof. Dr. August Lauben heim er in Höchst a. M. Zum arbeitenden Mitglied ist ernannt worden Herr Dr. med. Siegmund Auerbach; zum korrespondierenden Mitglied Herr Dr. phil. Robert Schar ff, Keeper of the Science and Art Museum in Dublin, ein geborener Frankfurter, dem unser Museum eine große Anzahl wertvoller Reptilien, Batrachier, Kon- chylien u. a. m. verdankt. Aus der Direktion sind mit Ende des Jahres 1895 aus- getreten der zweite Direktor, Herr Dr. med. Paul Wirsing, und der zweite Sekretär, Herr Dr. phil. AugustJassoy; an deren Stelle traten Dr. med. August Knoblauch und Herr Dr. med. Edward von Meyer. Den ausgeschiedenen Herren sei heute wiederholt der herzliche Dank der Gesellschaft für ihre mühevolle und gedeihliche Thätigkeit ausgesprochen. In der G e u e r a 1 - V e r s a m m 1 u n g , welche am 12. Fel)ruar 1896 stattgefunden hat, wurden an Stelle der aus der Revisions- Kommission ausscheidenden Herren Albert Andreae und ') C. Schmidt, „Ludwig Rütimeyer", Verhandlungen der Schweize- rischen Naturforschenden (jesellschaft, 1895. X Simon Baer die Herreu Arthur Auclreae uud Otto Keller gewählt. Unsereu heideu laugjährigen Kassierern, Herren Bank- direktor Hermann Andreae uud Generalkonsul Stadtrat Albert Metzler, sowie unserem Rechtskousuleuteu, Herrn Dr. jur. F. Schmidt-Polex, sei gleichfalls für ihre ersi)neß- liche Thätigkeit im Interesse der Gesellschaft unser herzlicher Dank ausgesprochen. Suchen wir nun einen Einblick in das rege, wissenschaft- liche Leben und Treiben zu gewinnen, welches im Berichtsjahr in unserer Gesellschaft geherrscht hat, deren Zweck es ist, „daß die Naturkunde im allgemeinen und besonders in hiesiger Stadt gefördert werde". Dem besonderen und nächstliegenden Zweck, der Förderung der Naturkunde in Frankfurt, sind wir eifrig bemüht durch Vermehrung der uns von den Gründern der Gesellschaft und unseren Vorgängern überlieferten Sammlungen, durch Veranstaltung von Lehr- vorträgen und von wissenschaftlichen und populären Sitzungen und durch Veröffentlichung unserer Berichte gerecht zu werden. Der Förderung der Naturkunde im allgemeinen glauben wir zu dienen durch die Herausgabe unserer wissenschaftlichen Ab- handlungen, die Aussendung von Forschungsreisendeu in fremde Erdteile und die Zuerkeunuug von Preisen für hervorragende Leistungen, durch welche wir anregend auf die Mitarbeiter auf dem großen Gebiet der naturwissenschaftlichen Forschung zu wirken bestrebt sind. Für die Instandhaltuug und Vermehrung unserer wertvollen Sammlungen ist fleißig gearbeitet worden ; Herr Prof. Reiclien- bach hat mit der Neuordnung der vergleichend-anatomischen Sammlung l)egounen, die bisher gewissermaßen das Stiefkind unseres Museums gewesen ist. Unsere Säugetiersammlung ist neu katalogisiert worden und hat eine Umgestaltung erfahren, an der noch emsig weiter gearbeitet wird. Wir haben durch Erhöhung der Schränke im westlichen Nebensaale erheblich an Raum gewonnen, und sind l)emüht. abgängige Exemplare durch neue zu ersetzen. Auch sollen in Zukunft mit Rücksicht auf den mehr und mehr zu Tage tretenden Mangel an Raum nur noch die Repräsentanten neuer Arten ausgestopft und im übrigen eine Sammlung von Bälgen augelegt werden. In dem Vogelsaal — XI — sind gleichfalls Umstellung-en vorgenommen -worden, insofern unsere vortreffliche Papageieusammlung in ültersiclitlicher Weise nächst dem Eingang aufgestellt und nach dem Katalog des British Museum mit neuen Etiketten versehen worden ist. Herr Prof. Boettger ist dauernd bemüht, unsere Reptilien- und Batrachiersammlung zu vervollständigen; er ist z. Z. mit der Ausarbeitung des II. Teils des Reptilienkatalogs beschäftigt, der in diesem Jahre noch zum Abschluß kommen wird und wahr- scheinlich auch noch veröffentlicht werden kann. Unsere Sannn- luug der Fische wird im Laufe des Jahres eine wertvolle Ver- mehrung durch Herrn Winter erfahren, welcher eine nahezu vollständige Suite der europäischen Süßwassertische zu schenken in Aussicht gestellt hat. Die Insektensammlung ist von unserem ersten Direktor, Herrn Major Dr. von He 3' den, dem die Ge- sellschaft zu dauerndem Danke verpflichtet ist, durch Schenkung des II. Teils seiner umfangreichen Sammlung ausländischer Käfer vermehrt worden. Herr Albrecht Weis hat die im Vorjahre begonnene Umordnung der exotischen Coleopteren fleißig fort- gesetzt und nahezu vollendet. In unserer Konchylieusammlung sind neu aufgestellt worden: 120 Arten, darunter 50 Originale, die Herr Dr. Kobelt in ver- schiedenen ArV)eiten beschrieben und abgebildet hat, und ferner 12 Arten, ein Geschenk des Herrn Bruno S trüb eil, welche aus derselben Sendung, wie dessen Originale, stammen und des- halb gleichfalls als Originalexemplare anzusehen sind. Die Botanische Sammlung hat durch eine wertvolle Sijhenkung von Pflanzen, die Herr Dr. A. Voeltzkow auf der Insel Aldabra für uns gesammelt hat, eine w^esentliche und hochinteressante Vermehrung erfahren. Herr Oberlehrer Dr. Seh auf hat die Neuordnung der Mineralien beendet und eine Lokalsammlung der Gesteine eingerichtet, welche aus der Ritter'schen Taunus- und Spessartkollektion, sowie aus den von dem Herrn Sektiunär gesammelten Odeuwaldgesteinen besteht. Eine bemerkenswerte Bereicherung der Sammlung allgemein geologischer Erscheinungen sind die mannigfachen Furchensteine aus dem Bodensee, die Herr Rektor Dr. Kellermann in Lindau i. B. für uns . zu sammeln die Güte hatte. Auch unsere Paläontologische Sammlung hat durch wert- volle Schenkungen eine hervorragende Vermehrung erfahren. So — xn — hat unser laugjähriges Mitglied Herr Paul August Kessel- meyer seiue reichhaltige Petrefakteusammlung, welche nahezu alle geologischen Horizonte umfaßt, dem Museum überlassen. Der gewohnten Liebenswürdigkeit der Herren Dyckerhoff in Biebrich ^'erdanken wir auch in diesem Jahre wiederum manches interessante Fossil, so z. B. eine Anzahl wolilerhaltener Zähne von Tapirus helveticiis und eines größeren Aniphici/on. Eins der wertvollsten Stücke unserer Sammlung, der Lariosaiirus balsami. eine uralte Eidechse aus der Ordnung der Sauropterygier, ist in unserem Auftrag von unserem korrespondierenden Mit- gliede, Herrn G. A. Boul enger, F. R. S. in London in den Proceedings of the Zoological Society, London 1896, sorgfältig beschrieben und trefflich abgebildet worden. Das Stück stammt aus dem Muschelkalk von Perledo in Oberitalien ; wir verdanken es unserem Dr. Eduard Rüppell. Schließlich sei erwähnt, daß Herr Dr. Kobelt mit der Herstellung eines i)opulär geschriebenen, illustrierten Fühi-ers durch das ganze Museum betraut worden ist, welcher in wenig Wochen vollendet sein wird. Die Vorlesungen unserer Herreu Dozenten hatten sich, wäe stets, auch im Berichtsjahr eines sehr zahlreichen Besuchs zu erfreuen. Es haben gelesen: Herr Prof. Dr. R eichen bach im Sommer 1895: „Natur- geschichte der Würmer und Weichtiere '' ; im Winter 1895 96: „Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere mit steter Berück- sichtigiing der Entwicklungsgeschichte und der Physiologie". Herr Oberlehrer Dr. Seh auf im Sommer 1895: „Einleitung in die Mineralogie, verbunden mit Exkursionen nach den be- nachbarten Gebirgen"; im Winter 1895/96 : „Krystallographie und Systematik der Mineralien". Herr Prof. Dr. Moebius im Sommer 1895: „Botanisch-mikros- kopischer Lbungskurs" und im Auftrage des Dr. Sencken- b e r g i s c h e n medizinischen Instituts im Sommer 1895 : „Biologie der PÜanzen-' I. Teil: im Winter 1895/96: „Moose und Farne" (Kryptogamen, IL Teil). Im laufenden Sommer lesen: Herr Prof. Dr. Reich enbach: „Vergleichende Anatomie des Menschen und der AMrbeltiere (Muskeln. Nerven, Sinnes- organe"). — XIII — Herr Oberlelirer Dr. Scliauf: „Besprecliuno; der wichtiosten Mineralien, insbesondere der gesteinbildenden". Herr Prof. Dr. Moebin s: „Botanisch-mikroskopischer Übung-s- kursns" nnd im Auftrage des Medizinischen Instituts: ,, Bio- logie der Pflanzen" IL Teil. Wir sind unseren Herren Dozenten für Abhaltung dieser Lehrvorträge, welche allen Mitgliedern der Gesellschaft, den Herren Lehrern der Stadt und Umgegend und den Stliiilern der Oberklassen der höheren Schulen unentgeltlich zugängig sind, zu großem Danke verpflichtet und haben im Gefühl dieser Dankbarkeit in der Verwaltungssitzung vom 21. Januar 1896 das Dozenten-Honorar vom 1. April ab unsern Verhältnissen entsprechend erhöht. Wenn diese Erhöhung auch keineswegs ein volles Äquivalent für den bedeutenden Aufwand an Zeit und Mühewaltung der Herren zu sein vermag, so ist sie doch ein längst verdientes Zeichen der Anerkennung für die ersprieß- lichen Dienste, welche die Herren Dozenten durch ihre höchst anregenden Lehrvorträge der Gesellschaft fortdauernd leisten. Wissenschaftliche Sitzungen haben stattgefunden : Am 9. November 1895: Herr Prof. Dr. Reichenbach: „Bilder aus dem Leben der Ameisen, nach eigenen Beobachtungen." Am 14. December 1895 : Herr Dr. med. August Knoblauch: „Die wissenschaftliche Grundlage der Alkoholbekämpfung. " Am 11. Januar 1890: 1. Herr Oberlehrer J. Blum: „Mitteilung über eine Anzahl dem Museum geschenkter, naturgetreu nachgebildeter Vögel." 2. Herr Prof. Dr. Moebius: „Über den Hausschwamm." Am 15. Februar 1896: Herr Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. J. Rein aus Bonn: „Über Vorkommen, Gewinnung und Verwendung der Porzellan- und Pfeifenthone Südwest-Englands." Am 29. Februar 1896 : Herr Prof. Dr. L. E dinge r: „Die Entwicklung des Sehens." Am 28. März 1896 : 1. Vorlegung des Küken thaTschen Reiseberichts. 2. Herr Oberlehrer J. Blum: „Inschriften innerhalb des Holzes." — XIV — 3. Herr Prof. Dr. F. Richters: „Beiträge zur Fauna von Frank- furt a. M." 4. Herr Prof. Dr. F. Kiukelin: „Neuere Bereicherung der palä- outologischen Sammlung." Neben diesen sechs wissenschaftlichen Sitzungen sind vier populäre Sitzungen abgehalten worden, zu welchen auch die Familien unserer Mitglieder und alle Freunde der Natur- wissenschaften und unserer Gesellschaft herzlich willkommen waren. Es haben gesprochen: Am 16. November 1895 : Herr Dr. med. W. Kobelt aus Schwanheim: „Über den Einfluß der Gestalt des Mittelmeers auf Handel und Geschichte im Alter tume." Am 30. November 1895: Herr Dr. med. Ph. Steffan: „Wie kommt der Mensch zum ver- standesgemäßen Gebrauch seiner Sinnesorgane?" Am 25. Januar 1896: Herr Oberförster Dr. Alfred Möller aus Idstein: „Über meinen Aufenthalt und die wissenschaftliche Arbeit in Blumenau (Brasilien)." Am 14. März 1896 : Herr Dr. pliil. G. Greim aus Darmstadt: „Über die diluviale Vergletscherung der Alpen." Außerdem hat am 11. Dezember 1895 im großen Saale des Saalbaus ein Vortrag des Herrn Dr. Julius Ritter von Paj-er aus Wien über eine neue wissenschaftlich -künstlerische Polar- expedition stattgefunden, zu welchem unsere Mitglieder freien Eintritt hatten. Neben dem Bericht für 1895, der Arbeiten von W. Kobelt, J. H. Bechhold, F. Kinkelin, J. Valentin, ,1. Blum, F. Ritter und F. Blum enthält, sind von unseren wissen- schaftlichen Abhandlungen, welche den ehrenvollen Namen unserer Gesellschaft weit über die Grenzen unseres deutschen Vaterlandes hinaus in alle Kulturstaaten des Erdballs tragen, und als wertvolles Tausch ol)jekt auf das Wachstum der vereinigten Bibliotheken den wesentlichsten Einfluß üben, er- schienen : — XV — Bd. XIX, Heft 1, entlialteiul : Eugelhard, H.: Über neue Tertiärpflauzen Südamerikas. Mit 9 Tafeln. Reis, Otto M. : Illustrationen zur Kenntnis des Skeletts vcni Acanthodes Bronni Ag. Mit 6 Tafeln. Heft 2, enthaltend: Weigert, Carl: Beiträge zur Kenntnis der normalen, mensch- lichen Neuroglia. Mit 13 Tafeln. Diese wertvolle Arbeit, in welcher unser hochverdientes Mitglied, dem in diesen Tagen der Charakter „Geheime Sanitätsrat" verliehen worden ist, die Resultate eines siebenjährigen Studiums und eines unermüdlichen Fleißes nieder- gelegt hat, ist gleichzeitig als Festschrift zum 50jährigen Jubiläum des hiesigen Ärztlichen Vereins am 8. No- vember 1895 erschienen. Heft 8: Leydig, F. Zur Kenntnis der Zirbel und Parietalorgane. Mit 4 Tafeln. Simroth: Über bekannte und neue Urocycliden. Mit 2 Tafeln. Heft 4: Edinger, Ludwig: Untersuchungen über die vergleichende Anatomie des Gehirns. III. Neue Studien über das Vorder- hirn der Reptilien. Mit 4 Tafeln. Diese Arbeit ist eine Fortsetzung der früheren, gleichfalls in unseren Abhandlungen erschienenen Publikationen des Verfassers aus den Jahren 1888 und 1892, dem in voller Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der ver- gleichenden Anatomie des Centralnervensystems vor kurzem der Ehrentitel „Professor" verliehen worden ist. Außerdem Bd. XXII, enthaltend: Kükenthal, Willy: „Ergebnisse einer zoologischen Forschungs- reise in den Molukken und Borneo. I.Teil: Reisebericht." Mit 63 Tafeln, 4 Karten und 5 Abbildungen im Text. Derselbe: „Alfurenschädel von Halmahera". Mit 4 Tafeln. Gegen unsere Abhandlungen und den Bericht ist unsere Gesellschaft neu in Tau seh verkehr getreten mit dem Kaiserl. Institut für experimentelle Medizin in St. Petersburg, der Bibliotheaue de la Faeulte des Sciences in Marseille, dem Naturhistorischen Museum — XVI — in HaDibiirg-. uiul der Societas pro faiina et flora Fenuica in Helsingt'ors. Zum zweiten Male ist im Berichtsjahr der von Reinach- Preis — M 500 — zur Erteilung gelangt, welclier nach den Intensioneu des hochherzigen Stifters alle zwei Jahre abwechselnd der gediegensten Arbeit auf dem Gebiete der Geologie, Palä- ontologie und Mineralogie der weiteren Umgebung Frankfurts zuerkannt werden soll. Im Jahre 1898 wurde eine geologische Arbeit unseres Dozenten, des Herrn Prof. Dr. Friedrich Kinkelin, preisgekrönt, im vergangenen Jahre ist der Preis der gediegenen paläontologischen Arbeit unseres Mitgliedes, Herrn Prof. Dr. Achilles Andreae, Direktors des Römer- Museums in Hildesheim, eines geborenen Frankfurters : „Beiträge zur Kenntnis der fossilen Fische des Mainzer Beckens" erteilt worden. Als Preisrichter fungierten die Herren Prof. Boettger. Prof. Kinkelin und Geheimer Hofrat Prof. Lepsius aus Darmstadt. Am 1. April d. J. ist der Preis wiederum zum l.October 1897 ausgeschrieben worden, diesmal für die beste Arbeit „die einen Teil der Mineralogie des Gebietes zwischen Aschaffenburg, Heppenheim, Alzey, Kreuznach, Koblenz, Ems, Gießen und Büdingen behandelt". Die Zuerteilung desselben wird spätestens Ende Februar 1898 erfolgen. Wie alljährlich ist auch in dem verflossenen Jahre eine reiche Anzahl wertvoller Geschenke an Naturalien und Büchern unseren Sammlungen zu teil geworden. Ein voll- ständiges Verzeichnis derselben wird in dem gedruckten Berichte enthalten sein. Wir verfehlen nicht, allen Gebern au dieser Stelle den herzlichen Dank der Gesellschaft a u s z u s p r e c h e n ! Nur zwei Geschenke, die eine hervorragende Bei'eicheruug unserer Bibliothek bedeuten, seien besonders er- wähnt ! Zu Ende vorigen Jahres hat unser hochverehrter Freund, Herr Dr. med Wilhelm Kobelt in Schwanheim. die Schenkung seiner wertvollen Kouchylieu- und Büchersammlung, seiner Manu- skripte und Zeichnungen der Gesellschaft in Aussicht gestellt, und in diesen Tagen hat er zunächst seine malakozoologischeu, geographischen und ethnographischen Fachwerke unserer Gesell- schaft überwiesen. Nach dem Willen des Gebers und seiner — X^ll — Frau Gemahlin werden die wertvollen Bücher bei Lebzeiten des Herrn Dr. Kobelt in dessen Wohnung- aufgestellt bleiben. Möge es ihm vergönnt sein, noch recht lange anregenden Genuß und freudige Erholung in dem Studium derselben zu finden ; die Senckeubergische naturforschende Gesellschaft ist ihm schon längst zu unauslöschlichem Danke verpflichtet! Am 5. Mai 1895 hat der berühmte Naturforscher Prof. Carl Vogt in Genf im Alter von 78 Jahren die Augen zu ewigem Schlafe geschlossen. Die ganze Hinterlassenschaft des Verblichenen war seine ungemein reichhaltige, viele Seltenheiten enthaltende Bibliothek, auf deren Vervollständigung der greise Gelehrte sein reiches Leben lang mit allem Eifer bedacht ge- wesen ist. Oft und gerne hat Carl Vogt in Frankfurt geweilt und sich hier eine große Zahl treuer Freunde gewonnen. Er ist den Frankfurtern in lebhafter Erinnerung geblieben als einer der gewandtesten und schlagfertigsten Redner des Vorparlaments und der deutschen Nationalversammlung. Noch kurze Zeit vor seinem Hinscheiden hat Carl Vogt, gelegentlich eines Besuchs in Frankfurt, den Wunsch ausgesprochen, daß durch den Verkauf seiner wertvollen Bibliothek der Lebensabend seiner teuren Gattin sorgenlos gestaltet werden möge ! S e i u e F r a n k f u r t e r Freunde haben diesen Wunsch nicht unerfüllt ge- lassen; eine Anzahl unserer Mitbürger hat mit Unterstützung einiger Mitglieder unserer Gesellschaft bereits eine namhafte Summe zum Ankauf der wertvollen Bibliothek Carl Vogt 's auf- gebracht und unserer Senckenbergischen naturforschenden Ge- sellschaft zur Verfügung gestellt. Durch d i e s e h o c h h e r z i g e Handlung ist in gleicher Weise ein humaner Zweck erfüllt, u n d V 0 n neuem d e r B e w e i s g e 1 i e f e r t w o r d e n , daß Frankfurt'sBürger Schaft, wie es jederzeit der Fall gewesen ist, sich einen warmen Sinn für die Interessen der Wissenschaft und des geistigen Le- bens in unserer Vaterstadt bewahrt hat! Unsere Ge- sellschaft hat das hochherzige Geschenk dankbar angenommen. Es soll ihr ermöglichen, unsere Bibliothek mit einem Male um etwa 15- bis 20,000 Bände der gediegensten, mit größter Sorg- falt ausgewählten naturwissenschaftlichen Werke zu bereichern. Unserem herzlichen Danke an die edlen Freunde Carl Vogt 's, der jederzeit ein treuer Freund unserer Gesellschaft gewesen — XVIII — ist, sei unser lierzlicher Dank an die Hinterbliebenen des be- liilinitcn Toten angeschlossen, die mit Hintansetzung der eigenen Interessen es ermögliclit haben, daß Carl Vogt's Bücher- sainnilung ungeteilt der Senckenbergischen Bibliothek einverleibt werde ! Eine besondere Ehrung ist unserer Gesellschaft und der deutschen Wissenschaft widerfahren durch die Ehrung unseres korrespondierenden Mitgliedes, des Herrn Geh. Medicinalrats Prof. Dr. Emil Behring in Marburg. In vollster Aner- kennung des unermeßlichen Segens, welchen uns die praktische Anwendung des Diphterieheilserums ge- bracht hat, hat ihn und Herrn Prof. Roux in Paris die Academie des sciences im December 18 95 mit dem Alb er to-Lev}"- Preis und die Academie de me- decine im März 1896 mit dem St. Paul -Preis ausge- zeichnet. In richtiger Erkenntnis dessen, daß Behring' s Entdeckung einen Markstein in der Geschichte der Therapie bedeutet, hat zuerst unsere Gesellschaft am 10. März 1895 den Entdecker der neuen Heilmethode mit dem T i e d e m a n u - P r e i s e gekrönt. Nicht rohe Empirie, sondern das exakteste wissen- schaftliche Forschen hat zur Auffindung der Blutserumtherapie geführt, welche für die praktische Medizin ein gleich gewaltiges Ereignis darstellt, wie die Jenner'sche Schutzpockenimpfung, deren segensreichen Einfluß wir alle miterlebt und mitempfunden haben. Gerade in den Tagen, in denen allerorts die Säkular- feier der J e n n e r 'sehen Entdeckung festlich begangen worden ist, geziemt es uns, uns in"s Gedächtnis zurückzurufen, daß noch vor hundert Jahren die Blatternseuche, die wir jüngeren fast nur noch vom Hörensagen kennen, einem Würgengel gleich alljährlich unser Vaterland heimgesucht, tauseude von Kindern und Erwachsenen befallen und die meisten von ihnen hinweg- geraftt hat. Dank Behring 's segensreicher Entdeckung nehmen wir heute voll Vertrauen den Kampf gegen die mörde- rischen Infektionskrankheiten auf. Möge sich der praktische Wert der Blut serumtherapie in hundert Jahren in gleicher Weise bewährt haben, wie es bei der Schutz- pockenimpfung der Fall gewesen ist! Die Auszeichnung des deutschen (gelehrten durcli die Pariser Akademieen in der erinuerungsvollen Zeit, in der wir — XIX — mit unserem erlaucliteii Kaiserpaare die füiifuiulzwanzigjälirige Wiederkehr des F r a n k f u r t e r F r i e d e n s s c li 1 u s s e s gefeiert haben, ist uns ein sicheres Zeugnis für die einträchtige, gemein- same Arbeit der YiJlker an den höchsten Aufgaben der Kultur. Möge sie zu dem herrliclisten Siege fülu-en, der je errungen werden kann, zum Siege in dem Kampf wider die größten Feinde desMenscliengeschlechtes, wider die patliogenen Mikroorganismen! Aus unserem Berichte haben Sie ersehen, daß wir emsig bestrebt gewesen sind, das Vermächtnis, welches uns wackere, für die Naturwissenschaften und ihre Verbreitung be- geisterte Männer hinterlassen haben, treulich zu hüten und in ihrem Sinne zu fördern. Voll warmen Dankes erkennen wir es an, daß eine große Anzahl unserer Mitglieder, trotzdem sie mitten im schweren Berufe stehen, in uneigennützigster Weise einen großen Teil ihrer Zeit der wissenschaftlichen und Ver- waltungsthätigkeit der Gesellschaft fortdauernd widmen. Mit ganz besonderem Danke aber erfüllt es uns, daß Frankfurts Bürgerschaft auch im vergangenen Jahre ihr warmes In- teresse für die Bestrebungen unserer Gesellschaft thatkräftig bewiesen hat. Möge uns d i e s W o h 1 w o 1 1 e n u u s e r e r M i t - b ü r g e r , das wir niemals vermissen möchten, dauernd erhalten bleiben, und unsere Senckenbergisehe naturforschende Gesellschaft wachsen, blühen und gedeihen zum getreuen Andenken an ihre Stifter, zur Freude ihrer Mitglieder und zur Ehre unserer geliebten Vaterstadt und der gesamten Wissen- schaft! 2* XX — Verteilung der Ämter im Jahre 1896. Direktion. Major Dr. L. v. Heyden, I. Direktor. Dr. med. Aug. Knoblauch, IL Direk- tor. H. Alten, I. Sekretär. Dr. med. Edw. v. Meyer, II. Sekretär. Bankdirektor H. Andreae, Kassier. Generalkonsul Stadtrat A. Metzler, Kassier. Dr. Fr. Schmidt -Polex, Rechtskon- sulent. Revisioiis-Kommissiou. Louis Grraubner, Vorsitzender. Dr. jur. Paul Rüdiger. Dr. C. Sulzbach. Wilhelm Sandhagen. Arthur Andreae. Otto Keller. Abgeordneter für die Revision der vereinigten Bibliotlieken. Dr. J. Ziegler. Al)geord. für die Kommission der vereinigten Bibliotheken. Prof. Dr. H. Reichenbach. Bücher-Kommission. Überlehrer J. Rlum, Vorsitzender. Alb. von Reinach. Prof. Dr. Rcichcnbach. Prof. Dr. M. Möbius. Dr. W. Schauf. | Redaktion für die Abhandlungen. D. F. Heynemann, Vorsitzender. 1 Prof. Dr. F. Richters. Major Dr. L. yon Heyden. ! Dr. Th. Petersen. Oberlehrer J. Blum. | Redaktion für den Bericht. Oberlehrer J. Blum, Vorsitzender. Dr. med. Aug. Knoblauch. H. Alten. — XXI — Sektionäre. Vergleichende Anatomie und Skelette .... Prof. Dr. Rcichenbach. Säugetiere Dr. W. Kobclt. Vögel — Reptilien und Batrachier Prof. Dr. Boettger. Fische vacat. Insekten j Major Dr. von Hcydcn und [ A. Weis. Crustaceen Prof. Dr. Richters. Weichtiere ! ^' ^' Heynemaun und ^'''*'*'''' l Dr. W. Kobelt. Niedere Tiere Prof. Dr. Reicheubach. „ ^ ., f Oberlehrer J. Blum und Botanik „ . l Prof. Dr. M. Möbius. Mineralogie Dr. W. Schauf. Geologie Prof. Dr. F. Kinkeliii. „,..,,. ( Prof. Dr. Boettger und Paläontologie l-r^,^^ ,,. . ,. ^ \ Prof. Dr. F. Kinkeliii. Museums-Komiiiissiou. Die Sektionäre und der zweite Direktor. Kommission für das lleisestipeiidiimi der llüppellstiftuiig. Oberlehrer J. Blum, Vorsitzender. Dr. med. E. Blumenthal. Prof. Dr. Reichenbach. Prof. Dr. Richters. Wilh. Winter. Kommission für den Schriftenaustausch. Prof. Dr. 0. Boettger, Vorsitzender. Prof. Dr. F. Kinkelin. Prof. Dr. F. Richters. Dozenten. Zoologie Prof. Dr. H. Reicheubach. Botanik Prof. Dr. M. Möbius. Mineralogie Dr. W. Schauf. Geologie und Paläontologie Prof. Dr. F. Kinkelin. Bibliothekare. Dr. Fr. G. Schwenck. Prof. Dr. M. Möbius. Kustoden. Adam Koch. Augast Koch. XXII Verzeichnis der Mitglieder der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft. I. Stifter.^) Becker, Johannes, Stiftsgärtner am Senckenbergischen med. Institut. 1817. t 24. November 1833. *v. Bethmann, Simon Moritz, Staatsrat. 1818. f 28. Dezember 1826. Bögner, Joh. AVilh. Jos., Dr. med., Mineralog (1817 zweiter Sekretär). 1817. t 16. Juni 1868. Bloss, Joh. (xeorg, Glaseniieister, Entomolog. 1817. f 29. Februar 1820. Buch, Joh. Jak. Kasimir, Dr. med. und phil., Mineralog. 1817. f 13. März 1851. Cretzschmar, Phil. Jak., Lehrer der Anatomie am Senckenbergischen med. Institut (1817 zweiter Direktor), Lehrer der Zoologie von 1826 bis Ende 1844, Physikus und Administrator der Senckenbergischen Stiftung. 1817. t 4. Mai 1845. *Ehrmann, Joh. Christian, Dr. med., Medizinalrat 1818. f 13. August 1827. Fritz, Joh. Christoph, Schneidermeister, Entomolog. 1817. f 21. August 1835. ♦Freyreiss,(ireor^Wilh., Prof. der Zoologie in Eio Janeiro. 1818. f I.April 1825. *v. Gerning, Joh. Isaak, Geheimrat, Entomolog. 1818. f 21. Februar 1837. *(»runelias, Joachim Andreas, Bankier. 1818. f 7. Dezember 1852. von Heyden, Karl Heiur. Georg, Dr. phil., Oberleutnant, nachmals Schöff und Bürgermeister, Entomolog (1817 erster Sekretär). 1817. f 7. Jan. 1866. Helm, Joh. Friedr. Ant., Verwalter der adligen uralten Gesellschaft des Hauses Frauenstein, Konchyliolog. 1817. f 5. März 1829. *Jassoy, Ludw. Daniel, Dr. jur. 1818. f 5. Oktober 1831. Kloss, Joh. Georg Burkhard Franz, Dr. med., Medizinalrat, Prof. 1818. t 10. Februar 1854. *Löhrl, Johann Konrad Kaspar, Dr. med., Geheimrat, Stabsarzt. 1818. t 2. September 1828. *Metzler, Friedr., Bankier, Geheimer Komnierzienrat. 1818. f H. März 1825. Meyer, Bernhard, Dr. med., Hofrat, Ornitholog. 1817. f 1. Januar 1836. ') Die 1818 eingetretenen Herren wurden nachträglich unter die Keihe der Stifter aufgenommen. — XXIII — Miltenberg, Willi. Adolf, Dr. phil., Prof., Mineralog. 1817. f 31. Mai 1824. *Melber, Joli. Gteorg David, Dr. med. 1818. t H- August 1824. Neeff, Christian Ernst, Prof. Dr. med., Lehrer der Botanik, Stifts- und Hospitalarzt am Senckenbergianum. 1817. f 15. Juli 1849. Neuburgr, Job. Georg, Dr. med., Administrator der Dr. Senckenberg. Stiftung, Mineralog, Ornitholog (1817 erster Direktor). 1817. f 25. Mai 183U. de Neufville, Mathias Wilh., Dr. med. 1817. f 31. Juli 1842. Beuss, Joh.Wilh., Hospitalmeister am Dr. Senckenberg. Bürgerhospital. 1817. t 21. Oktober 1848. *Rüpi)ell, Wilh. Peter Eduard Simon, Dr. med., Zoolog und Mineralog. 1818. t 10. Dezember 1884. *v. Soemmerring, Samuel Thomas, Dr. med., Geheimrat, Professor. 1818. t 2. März 1830. Stein, Job. Kaspar, Apotheker, Botaniker. 1817. f 16, April 1834. Stiebe], Salomo Friedrich, Dr. med., Geheimer Hofrat, Zoolog. 1817. t 20. Mai 1868. *Varrentrapp, Job. Konr., Physikus, Prof., Administrator der Dr. Senckenberg. Stiftung. 1818. t 11- März 1860. Völcker, Georg Adolf, Handelsmann, Entomolog. 1817. f li). Juli 1826. * Wenzel, Heiur. Karl, Geheimrat, Dr., Prof., Direktor der Primatischen medizinischen Spezialschule. 1818. f 18. Oktober 1827. *v. Wiesenhütten, Heinrich Karl, Freiherr, Königl. bayr. Ol^erstleutnant, Mineralog. 1818. f ö- November 1826. II. Ewige Mitglieder. Ewige Mitglieder sind solche, die, anstatt den gewöliu- liclieu Beitrag jährlich zu entrichten, es vorgezogen haben, der Gesellschaft ein Kapital zu schenken oder zu vermachen, dessen Zinsen dem Jahresbeitrag gleichkommen, mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß dieses Kapital verzinslich angelegt werden müsse und nur sein Zinsenertrag zur Vermehrung und Unter- haltung der Sammlungen verwendet werden dürfe. Die den Namen beigedruckten Jahreszahlen bezeichnen die Zeit der Schenkung oder des Vermächtnisses. Die Namen sämtlicher ewigen Mitglieder sind auf Marmortafelu im Museumsgebäude bleibend verzeichnet. Hr. Simon Moritz v.Bethmann. 1827. Hr. Heinrich Mylius sen. 1844. ,, (leorg Heinr. Sch>vendel. 1828. „ Job. Friedr. Ant. Helm. 1829 „ (lieorg Luduig (iontard. 1830. „ Georg Melchior Mylius. 1844. ., Baron Amsclicl Mayer v. Roth- schild. 1S4Ü. Frau Susanna Elisabeth Bethmaun- | „ Job. Georg Scbmidborn. 1845. Holweg. 1831. I „ Johann Daniel Souchay. 1845. — XXIV Hr. Alexander v. Bethmann. 184G. „ Heinr. v. Bethmann. 184(j. „ Dr. jnr. Rat Fr. Schlosser. 1847. „ Stephan v. (Juaita. 1847. „ H. L. Döbel in Batavia. 1847. „ G. H. Hanok-Stee^. 1848. „ Dr. J. J. K. Buch. 1851. „ G. Y. St. George. 1853. „ J. .V. Grunelius. 1853. „ P. F. Chr. Krüger. 1854. „ Alexander Gontard. 1854. „ M. Frhr. v. Bethmann. 1854. „ Dr. Eduard Rüppell. 1857. „ Dr.Th. Ad. Jak. Em. Müller. 1858. , Julius Nestle. 1860. , Eduard Finder. 1860. „ Dr. jur. Eduard Souchay. 1862. „ J. N. Gräffendeich. 1864. „ E. F. K. Büttner. 1865. , K. F. Krepp. 1866. „ Jonas Mylius. 1866. „ Konstantin Fellner. 1867. „ Dr. Hermann v. Meyer. 1869. , Dr. Vi, D. Soemmerring. 1871. „ J, G. H. Petsch. 1871. „ Bernhard Dondorf. 1872. „ Friedrich Karl Rücker. 1874. „ Dr. Friedrich Hessenberg. 1875. , Ferdinand Laurin. 1876. Ilr. Jakob Bernhard Rikoflf. 1878. , Joh. Heinr. Roth. 1878. „ J. Ph. Nikol. Manskopf. 1878. „ Jean Noe du Fay. 1878. „ Gg. Friedr. Metzler. 1878. Frau LouiseWilhelmine Emilie Grätin Böse, geb. Gräfin v. Reichen- bach-Lessouitz. 1880. Hr. Karl August Graf Böse. 1880. „ Gust. Ad. de NeufviHe. 1881. „ Adolf Metzler. 1883. „ Joh. Friedr. Koch. 1883. „ Joh. Wilh. Roose. 1884. „ Adolf Soemraerring. 1886. „ Jacques Reiss. 1887. „ Albert von Reinach. 1889. „ Wilhelm Metzler. 1890. „ Albert Metzler. 1891. „ L. S. Moritz Frhr. v. Bethmann. 1891. „ Victor Moessinger. 1891. , Dr. Ph. Jak. Cretzschmar. 1891. , Theodor Erckel. 1891. „ Georg Albert Keyl. 1891. „ Michael Hey. 1892. , Dr. Otto Ponflck. 1892. „ Prof. Dr. Gg. H. v. Meyer. 1892. „ Fritz Neumüller. 1893. „ Th. K. Soemmerring. 1894. III. Mitglieder des Jahres 1895. Die arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet. a) Mitglieder, die in Hr. Abendruth, Moritz. 1886. „ Adickes, Franz, Oberbürgermeister. 1891. „ Alfermann, Feli.x, Apotheker. 1891. „ Alt, Friedr. 1894. „ *Alten, Heinr. 1891. „ Andreae, Albert. 1891. , Andreae, Arthur. 1882. Fr. Andreac-Lemmö, (.kvrol. Elise. 1891. Hr.*Andreae, Herrn., Bankdirektor. 1873. Frankfurt wohnen. Hr. Audreae-Passavant, Jean, Direkt., Generalkonsul. 1869. „ Andreae, J. M. 1891. „ Andreae, Richard. 1891. , Andreae, Rudolf. 1878. „ V. Arand, Julius. 1889. , Askenasy, Alex., Ingenieur. 1891. „ Auerbach, L., Dr. med. 1886. , ♦Auerbach, S., Dr. med. 1895. , Auffarth, F. B. 1874. „ *Baader, Friedrich. 1873. XXV — Hr.Baer, Joseph. 1873. „ Baer, M. H., Dr., Rechtsanw. 1891. „ Baer, S. L., Buchh.ändler. 1860. „ Bansa, Julius. 1860. „ *Bardorff, Karl, Dr. med. 1864. , de Bary-Jeanrenaud, H. 1891. , de Bary, Jak., Dr. med. 1866. , de Bary, Karl Friedr. 1891. „ *Bastier, Friedr. 1892. „ Baunach, Victor. 1891. , Bechhold, J. H. 1885. „ Becker, E., Konsul. 1891. , Beer, J. L. 1891. , Belli, L., Dr. phil. 1885. , Berle, Karl. 1878. „ Beyfuß, M. 1873. „ Binding-, Konrad, Direktor. 1892. „ Bittelmann, Karl. 1887. „ *Blum, Ferd., Dr. med. 1893. „ *Blum, J., Oberlehrer. 1868. , *Blumenthal, E., Dr. med. 1870. , Blumenthal, Adolf. 1883. g *Bockenheimer, Dr. med. Sanitätsr., 1864. „ Bode, Paul, Dr. phil, Schuldirektor. 1895. „ Boettger, Bruno. 1891. , *Boettger, Osk., Prof. Dr. phil. 1874. „ Bolongaro, Karl Aug. 1860. „ Bolongaro-Crevenna, A. 1869. „ Bonn, Phil. Beb. 1880. , Bonn, Sally. 1891. „ Bonn, William B. 1886. , Borgnis, Alfr. Franz. 1891. , Braunfels, Otto, Konsul. 1877. „ Brentano, Anton Theod. 1873. „ Brofft, Franz. 1866. „ Brückmann, Phil. Jak. 1882. „ Bütschly, Wilh. 1891. , Büttel, Wilhelm. 1878. „ Cahn, Heinrich. 1878. „ *Carl, Aug., Dr. med. 1880. a Cassian, C, Dr. med. 1892. , Clemm, K., Apotheker. 1891. „ Cnyrim, Vikt., Dr. med. 1866. , Coustol, Wilh. 1891. , Cunze, C, Dr. 1891. Hr. Daube, G. L. 1891. „ Degener, K., Dr. 1866. „ *Deichler, J. Christ., Dr. med. 1862. , Delosea, Dr. med. 1878. „ Diesterweg, Moritz. 1883. „ Dietze, Herm. 1891. „ Ditmar, Karl Theod. 1891. „ Doctor, Ad. Heinr. 1869. „ Doctor, Ferd. 1892. „ Dondorf, Karl. 1878. , Dondorf, Paul. 1878. , Donner, Karl. 1873. „ Drexel, Heinr. Theod. 1863. „ Dreyfus, Is. 1891. „ Du Bois, Aug. 1891. „ Du Bois, Jul. 1891. „ Ducca, Wilh. 1873. „ Edenfeld, Felix. 1873. „ *Edinger, L., Prof. Dr. med. 1884. „ Egan, William. 1891. „ Ellinger, Leo. 1891. „ Ellissen, Friedr. 1891. „ Enders, M. Otto. 1891. , Engelhard, Karl Phil. 1873. „ Epstein, J., Dr. phil. 1890. „ V. Erlanger, Ludwig, Baron. 1882. „ Eyssen, Reraigius Alex. 1882. „ Feist-Belmont, Karl. 1891. „ Fellner, F. 1878. „ Fleisch, Carl. 1891. „ Flersheim, Albert. 1891. „ Flersheim, Rob. 1872. , Flesch, Max, Prof. Dr. med. 1889. „ Flinsch, Heinrich, Stadtrat. 1866. „ Flinsch, W. 1869. „ Follenius, Georg, Ingenieur. 1885. „ Frank, Hch., Apotheker. 1891. „ Fresenius, Ant., Dr. med. 1893. , Fresenius, Phil., Dr. phil. 1873. , Freyeisen, Heinr. Phil. 1876. „ *Fridberg, Rob., Dr. med. 1873. , Fries, Sohn. J. S. 1889. „ V. Frisching, K. 1873. „ Fritsch, Ph., Dr. med. 1873. „ Fuld, S., Justizrat, Dr. jur. 1866. „ Fulda, Karl Herm. 1877. „ Gabler, Bruno, Gerichts-Ass. 1891. — XXVI — Hr. Gans, Fritz. 18i)l. „ Gans, L., Dr., Chemiker. 181)1. „ Geiger, Berth , Dr., Justizr. 1878. „ Gerson, Jak., Generalkonsul. 1860. „ Geyer, Joh. Christoph. 1878. „ Gloeckner, G., Dr. jur., Rechts- anwalt, Notar. 1891. „ Gockel. Ludwig, Direktor. 18(5!). „ Güldschmidt, B. M. 1891. „ Goldschmidt, Markus. 1873. „ Goldschmidt, Max B. H. 1891. , Goldschmidt, Selig. 1891. „ Goldschmidt, S. B. 1891. „ Graubner, Louis. 1891. „ Greift, Jakob, Rektor. 1880. „ Grunelius, Adolf. 1858. , Grunelius, M. Ed. 1869. „ V. Guaita, Max, Geh. Kommerzien- rat. 1869. „ Guttenplan, J., Dr. med. 1888. „ Haag, Ferd. 1891. „ Hackenbroch, Lazarus. 1892. „ Häberlin, E. J., Dr. jur. 1871. „ Hahn, Adolf L. A., Konsul. 1869. „ Hahn, Anton. 1869. „ Hahn, Moritz L. A. 1878. „ Hallgarten, Fritz, Dr. phil. 1893. „ Hallgarten, H. Charles L. 1891. ., Hamburger, K., Geh. Justizrat, Dr. jur. 1866. „ Hammeran, Valentin. 1891. „ Harbordt, Ad., Dr. med. 1891. „ V. Harnier, Ed., Justizrat, Dr. jur. 1866. „ Harth, M. 1876. „ Hartmann, Eugen. 1891. „ Hauck, Alex. 1878. „ Hauck, Moritz, Advokat. 1874. „ Ilaurand, A.,Konmierzicnrat. 1891. „ ileiiiipcl, Jakob. 1873. ., Henrich, F. Ant.. Dr. 1894. „ Henrich, K. F. 1873. Die Hermann'sche Buchhandlung. 1893. Hr. Hcrxheimer, S., Sanitätsr., Dr. med. 1891. „ Herz, Otto. 1878. Hr. Heuer, Ferd. 1866. „ Heuer & Schoen. 1891. „ Heussenstamm, Dr., Bürgerm.1891. „ *v. Heyden, Luc, Dr. phil., Major a. D. 1860. „ V. Heyder, Gg. 1891. „ *Heynemann, D. Fr. 1860. „ Hirschberg, Max, Dr. med. 1892. „ Höchberg, Otto. 1877. „ Hörle, Fr , Dr. jur. 1892. „ Hoff, Karl. 1860. „ V. Holzhausen, Georg, Frhr. 1867. „ Holzmann, Phil. 1866. „ Homeyer, Franz, Dr., Apoth. 1891. „ Horkheimer, A. J., Stadtrat. 1891. „ Horkheimer, Fritz. 1892. „ Hühner, Emil, Dr. med. 1895. „ Jacquet, Hermann. 1891. Die Jäger'sche Buchhandlung. 1866. Hr.*Jassoy, Aug., Dr. 1891. „ Jassoy, Wilh. Ludw. 1866. Frau Jeanrenaud, Dr. jur., Appellations- gerichtsrat. 1866. Hr.Jeidels, Julius H. 1881 „ Jelkmann, Fr., Dr. in Bockenheim. 1893. „ Jordan, Felix. 1860. „ Jügel, Karl Franz. 1821. „ Jureit, J. C. 1892. „ Kahn, Hermann. 1880. r, Kalb, Moritz. 1891. „ Katz, A. 1892. „ Katz, H. 1891. „ Katzenstein, Albert. 1869. „ Keller, Adolf, Rentier. 1878. „ Keller, Otto. 1885. „ *Kesselmeyer, P. A. 1859. „ Kessler, Wilh. 1841. „ *Kinkelin, Friedr., Prof. Dr. phil. 1873. , Kirbcrger, Dr. med. 1895. „ Kirchheim, S., Dr. med. 1873 „ Klippel, Carl. 1891. „ Klitscher, F. Aug. 1878. , Klotz, Karl E. 1891. „ Knauer, Joh. Chr. 188(). „ *Knoblauch, Aug., Dr. med. 18!>2. XXVII — Fr. Koch, geb. von St. George. 18!)1. Hr. Köhler, Hermann. 1891. , V. Königswarter, H., Baron. 1891. Könitzer's Buchhandlung. 1893. Hr. Kopp, Emil Moritz. 1891. „ Kotzenberg, Gustav. 1873. „ Krätzer, J., Dr. phil. 1886. „ Kreuscher, Jakob. 1880. „ Kreuzberg, Eobert. 1891. „ Küchler, Ed. 1886. „ Kugler, Adolf. 1882 „ Kulp, Anton Marx. 1891. „ '•'Lachmann, Bernh., Dr. med. 1885. „ Ladenburg, Emil, Geheim. Kom- merzienrat. 1869. „ Laeuimerhirt, Karl, Direktor. 1878. „ Landauer, Wilh. 1873. „ Langeloth, J. L., Architekt. 1891. „ Lautenschläger, A , Direktor. 1878. „ Leuchs-Mack,Ferd , Generalkonsul. 1891. „ Levy, Max, Dr. phil. 1893. „ Liebmann, L., Dr. phil. 1888. „ Lieboldt, Arnold. 1893. „ *Liermann. Wilh., Dr med. 1893. „ Lion, Franz, Direktor. 1873. „ *Loretz, Wilh., Dr. med. 1877. „ Lorey, W., Dr. jur. 1873. „ Lucius, Eug., Dr. phil. 1859. „ Maas, Simon, Dr. jur. 1869. „ Majer, Alexander. 1889. „ Majer, Joh Karl. 1854. „ Mann, F. W. 1895. „ Manskopf, W. H. , Geheim. Kom- merzienrat. 1869. „ Marx, F. A., Dr. med. 1878. „ Matti, Alex., Stadtrat, Dr. jur. 1878. „ Maubach, Jos. 1878. „ May, Adam. 1891. „ May, Ed. Gust. 1873. „ May, Franz L., Dr. 1891. „ May, Julius. 1873. „ May. Martin. 1866. „ May, Eobert. 1891. „ V. Mayer, E., Buchhändler. 1891. Fr. Merton, Albert. 1869. Hr. Merton, W. 1878. Hr Mctzler, Hugo. 1892. „ Metzler, Karl. 1869. „ Meyer, Anton. 1892. „ *v. Meyer, Edw , Dr. med. 1893. „ Minjon, Herm. 1878. „ Minoprio, Karl Gg. 1869. „ Modera, Friedr. 1888. „ *Möbius, M., Prof., Dr. 1894. „ Moessinger, W. 1891. „ Mouson, Jacques. 1891. „ Mouson, Joh. Daniel. 1891. „ V. Müffling, Wilh., Freiherr, Polizei- Präsident. 1891. „ Müller Sohn, A. 1891. „ Müller, Paul. 1878. „ Müller, Siegm. Fr., Justizrat Dr., Notar. 1878. „ Mumm V. Schwarzenstein, A. 1Ö69. „ Mumm V. Schwarzenstein, P. IL jun. 1873. „ Nathan, S. 1891. „ Nestle, Richard. 1855. „ Nestle, Richard, juri. 1891. „ Neubürger, Otto, Dr. med. 1891. „ Neubürger, Theod , Dr. med. 1860. „ de Neufville, Robert. 1891. „ V. Neufville, Alfred. 1884. „ V. Neufville, Otto, General-Konsul. 1878. „ V. Neufville-Siebert, Friedr. 1860. „ Neumann, Ernst. 1894. „ Neustadt, Samuel. 1878. „ Niederhofheim, Heinr. A. 1891. „ V. Obernberg, Ad., Dr. jur. 1870. „ Ochs, Hermann. 1873. „ Ochs, Lazarus. 1873. „ Oplin, Adolf. 1878. „ Oppenheim, Moritz. 1887. „ Oppenheimer , Charles . General- konsul. 1873. „ üppenheimer, 0., Dr. med. 1892. „ Osterrieth, Eduard. 1878. „ Osterrieth, Franz. 1867. Fr.Osterrieth-v. Bihl. 1860. Hr. Osterrieth-Laurin, Aug. 1866. „ Oswalt, H., Dr. jur. 1873. „ Passavant-Gontard, R. 1891. — XXVIII Hr.*Peterscn, K. Th., Dr. pliil. 1873. „ Peipers, G. F. 1892. „ Petsch-Güll, Phil., Geheim. Kom- merzienrat. 1860. „ Pfeffel, Aug. 1869. „ Pfefferkorn, Heinr., Dr. jur. 1891. „ Pfeifer, Eugen. 1846. „ Pfungst, Julius. 1891. „ Pichler, H., Ingenieur. 1892. „ Ponfick-Salome, M. 1891. „ Popp, Georg, Dr. phil. 1891. „ Posen, J. L. 1891. „ Posen, Jakob. 1873. „ Propach, Robert. 1880. „ Quilling, J. Rieh. 1892. „ Raab, Alfred, Dr., Apotheker. 1891. „ vom Rath, Walther, Gerichts- assessor. 1891. „ Ravenstein, Simon. 1873. Die Realschule der israel. Gemeinde (Philanthropin). 1869. Hr. *Rehn, J. H., Sanitätsr., Dr. med. 1880. „ Rehn, L., Dr. med. 1893. „ *Reichenbach, J. H., Prof., Dr. phil. 1872. „ *v. Reinach, Alb., Baron. 1870. „ Reiss, Paul, Advokat. 1878. „ Reutlinger, Jakob. 1891. „ *Richters, A. J. Ferd., Prof. Dr. 1877. „ Riesser, Eduard. 1891. „ Risse, Hugo. 1891. „ Ritgen, F. 1891. „ *Ritter, Franz. 1882. „ *Rödiger, E., Dr. med. 1888. „ Rödiger, Paul, Dr. jur. 1891. „ Rössler, Heinrich, Dr. 1884. „ Rössler, Hektor. 1878. „ Rosenbaum, E., Dr. med. 1891. „ Roth, Georg. 1878. „ Roth, Joh. Heinrich. 1878. „ V. Rothschild, Wilhelm, Freiherr, Generalkonsul, 1870. „ Rueff, Julius, Apotheker. 1873. „ Riihl, Louis. 1880. , Sandhagen, Wilh. 1873. Hr. Sattler, Wilhelm, Ingenieur. 1892. „ Sauerländer, J. D., Dr. jur. 1873. „ Schäffer, Fritz, Dr. 1892. „ Scharff, Alex , Geh. Kommerzienr. 1844. „ Schaub, Karl. 1878. „ *Schauf,Wilh., Dr. phil., Oberlehrer. 1881. „ Schepeler, Herm. 1891. „ Scherlenzkj' , Justizrat , Dr. jur., Notar. 1873, „ Schiele, Simon, Direktor. 1866. „ Schleussner, K., Dr. 1891. „ Schlund, Georg. 1891. „ Schmick, J. P. W., Ingenieur. 1873. „ *Schmidt, Moritz, Geh. Sanitätsrat, Prof. Dr. med. 1870. „ *Schmidt-PoIex, F., Dr. jur. 1884. „ Schmölder, P. A. 1873. „ *Schott, Eugen, Dr. med. 1872. „ Schürmann, Adolf. 1891. „ Schulze-Hein, H., Zahnarzt. 1891. „ Schumacher, Heinr. 1885. „ Schuster, Bernhard. 1891. „ Schwarz, Georg Ph. A. 1878. „ Schwarzschild, Moses. 1866. „ Schwarzschild-Ochs, David. 1891. „ Schwenck, Fr. G., Dr. med. 1889. „ Seefrid, Wilh., Direktor. 1891. „ Seeger, G,, Architekt. 1893. „ Seidel, A. 1891. „ *Seitz, A., Dr., Direktor d. Zoolog. Gartens. 1893. „ Seligmann, Henry. 1891. „ *Siebert, J., Justizrat, Dr. jr. 1854. „ Siebert, Karl August. 18(i9. „ Sioli, Emil, Dr. med., Direktor der Irrenanstalt. 1893. „ Sommerhoff, Louis. 1891. „ Sonnemann, Leopold. 1873. „ Speyer, Edgar. 1886. „ Speyer, Georg. 1878. „ Speyer, James. 1884. „ Spiess, Alexander, Dr. med.. Geh. Sanitätsrat. 1865. „ *Steffan, Ph. J., Dr. med. 1862. „ Stern, Rieh., Dr. med. 1893. — XXIX — Hr. Stern, Theodor. 1863. „ *Stiebel, Fritz, Dr. med. 1849. „ V. Stiebel, Heinr., Konsul. 1860. „ Stilgebaner, Gust., Bankdir. 1878. „ Still, Franz Rudolf Georg. 1891. „ Stock, Wilhelm. 1882. „ Straus, Caesar. 1891. „ Strauss, Siegmund. 1891. „ Strubell, Bruno. 1876. „ Sulzbach, Emil. 1878. „ Sulzbach, Karl, Dr. jur. 1891. „ Sulzbach, Rudolph. 1869. „ Thoma, Phil, 1893. „ Trier, Th. 1895. „ Trost, Otto. 1878. „ Ullmann, Eugen. 1891. „ Una, Siegmund. 1883. „ Vogt, Ludwig, Direktor. 1866. „ Vogtherr, Karl. 1890. „ Vohsen. Karl, Dr. med. 1886. „ Volkert, K. A. Ch. 1873. „ von den Velden, Dr. med. 1891. „ Vowinckel, M. 1891. Hr. Weber, Andreas. 1860. „ *Weigert, Karl, Geh. Sanitätsrat, Prof. Dr. 1885. „ Weil, Gebrüder. 1891. „ AVeiller, David Aug. 1891. „ Weiller, Jakob Alphons. 1891. „ Weiller, Jakob H. 1891. „ *Weis, Albrecht. 1882. „ Weisbrod, Aug. 1891. „ Weismann, Wilhelm. 1878. „ Weismantel, 0., Dr. phil. 1892. „ Weller, Albert, Dr. 1891. „ *Wenz, Emil, Dr. med. 1869. „ Wertheim, Jos. 1891. „ Wertheimber, Emanuel. 1878. „ Wertheimber, Julius. 1891. „ Wetzel, Heinr. 1864. „ nVinter, Wilh. 1881. „ * Wirsing, J. P., Dr. med. 1869. „ Wirth, Eranz. 1869. „ Wüst, K. L. 1866, „ *Ziegler, Julius, Dr. phil. 1869. b) MitgHeder, die ausserhalb Frankfurts wohnen. Hr. Andreae, Achilles, Dr., Prof., Direk- tor des Roemer-Museums in Hildesheim. 1878. , *Askenasy, Eugen, Dr. phil., Prof. in Heidelberg. 1871. „ Feist, Franz, Dr. phil., Privatdocent in Zürich. 1887. „ Grombacher, Herm., in Heilbronn. 1894. Hr, Heraus, Heinrich, in Hanau, 1889. „ *Kobelt, W., Dr. med. et phil., in Schwanheim a. M. 1878. Die Königliche Bibliothek in Berlin. 1882. Hr.*Lepsius, B., Dr. phil, Direktor in Griesheim a. M. 1883. „ Scriba, L., in Höchst a. M. 1890. IV. Neue Mitglieder Hr. Alzheimer, Alois, Dr. med. , Behrends-Schmidt, Karl. „ Behrends, Robert. „ Freund, Martin, Dr. phil, „ Gürke,Oskar,Dr.phil, in Höchst a,M. „ Hauck, Otto. „ Jordan, Ferd. „ Laubenheimer, Prof. Dr. phil. in Höchst a. M. für (las Jahr 1896. Hr. Nebel, Aug., Dr. med, „ de Neufville, Adolf „ von Neufville, Adolf. „ Scheller, Karl, Buchhändler. Frl. Schimper, Dora. Hr. Sippel, Albert, Dr. med. „ V, Wild, Rud., Dr. med. — XXX V. Ausserordentliche Ehrenmitglieder. 1875. Hr. Erckel, Theodor (von hier). 1884. - Hertzog-, Paul, Justizrat, Dr. jur. (von hier). YI. Korrespondierende Ehrenmitglieder. 187G. Hr. Rein, J. J., Dr. phil.. Geh. Regierungsrat, Professor der Geographie an der Universität in Bonn. YII. Korrespondierende Mitglieder.^) 1836. Agardh, Jakob Georg, Dr., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens an der Universität in Lund. 1842. Claus, Bruno, Dr. med., Sanitätsrat, Oberarzt des städtischen Kranken- hauses in Elberfeld (von hier). 1844. Fick, Adolf, Dr. med., Professor der Physiologie und Vorsteher des physiologischen Instituts an der Universität in Würzburg. 184ß. Rittr V. Sandberger, Fridolin, Dr phil., emeritierter Professor der Minera- logie und Geologie an der Universität in Würzburg, wohnhaft in München. 1846. Schiff, Moritz, Dr. med., Professor der Physiologie an der Universität in Genf, Direktor des physiologischen Laboratoriums an der Ecole de Medecine daselbst (von hier). 1847. Virchow, Rud., Dr. med.. Geh. Medizinalrat, Professor der Anatomie und Pathologie, Direktor des pathologischen Instituts a. d. Univ. in Berlin. 1848. Philippi, Rud. Amadeus, Direkt, des Museo Nacional in Santiago de Chile. 1850. von Mettenheimer, Karl Chr. Friedr., Dr. med., Geh." Med.-Rat, Groß- her zogl. Leibarzt, dirig. Arzt des Anna-Hospitals in Schwerin (von hier). 1850. Leuckart, Carl Georg Friedr. Rudolph, Dr., Geh. Hofrat 'und Professor der Zoologie an der Universität in Leipzig. 1853. Buchenau, Franz, Dr. phil., Prof. und Direkt, der Realschule in Bremen. 1856. Palraieri, Professor in Neapel. 1856. Volger, Georg Heinrich Otto, Dr phil. in Sulzbach bei Soden a. T. 1857. V. Homeyer, Alexander, Major a. D. in Greifswald. 1857. Carus, Julius Victor, Dr. med., Professor der vergleichenden Anatomie an der Universität in Leipzig. 1860. Weinland, Christ. Dav. Friedr., Dr. phil. in Hohen-Wittlingen bei Urach (Württemberg!. 1860. V. Gerlach, Joseph, Dr. med., Geh. Rat, emerit. Professor der Anatomie und Physiologie an der Universität in Erlangen. 1860. Weismann, August, Dr. phil, Geh. Hofrat, Professor der Zoologie an der Universität in Freiburg i. B. (von hier). 1863. de Saussure, Henri, Dr., in Genf. ') Die vorgesetzte Zahl bedeutet das Jahr der Aufnahme. — Die verehrl. Korrespondierenden Mitglieder werden höflichst ersucht, eine Veränderung des Wohnortes oder des Titels der Direktion der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft sfefälliffst anzeigen zu wollen. — XXXI — 1865. Bielz, E. Albert, Schulinspektor i. P., k. Rat in Hermannstadt. 1866. Mühl, Dr., Professor in Cassel. 18()8. HorKstein, Dr., Professor in Cassel. 1869. Gegenbaur, Karl, Dr. med., Geh. Hofrat und Professor der Anatomie an der Universität in Heidelberg. 1869. His, Wilhelm, Dr. med.. Geh. Medicinalrat, Professor der Anatomie, Direktor der anatomischen Anstalt an der Universität in Leipzig. 186'.). Gerlach, Dr. med. in Hongkong, China (von hier). 1869. Woronin, M., Dr., Akademiker in St. Petersburg. 18()9. Barboza du Bocage, Jose Vicente, Catedrätico an der Escola Polj'- technica und Direktor des Museo Nacional in Lissabon. 1869. Kenngott, Joh. Gustav Adolph, Dr , Professor der Mineralogie am eid- genössischen Polytechnikum und an der Universität in Zürich, wohn- haft in Hottingen-Zürich. 1871. V. Müller, Freiherr, Ferd. Jacob Heinr., Dr., ehem. Direktor des l)otan. Gartens in Melbourne, Australien. 1871. Jones Matthew, Präsident des naturhistorischen Vereins in Halifax. 1872. Westerlund, Carl Agardh, Dr. phil., in Eonneby, Schweden. 1872. V. Sachs, Julius, Dr., Hofrat, Prof. der Botanik an der Universität in Würzburg. 1872. Hooker, Jos. Dalton, Dr., früher Direktor des botanischen Gartens in Kew bei London. 1873. Streng, Johann August, Dr., Geh. Hofrat, Professor der Mineralogie an der Universität in Gießen. 1873. Stossich, Adolf, Professor an der Eealschule in Triest. 1873. Cramer, Carl Eduard, Dr., Professor der Botanik und Direktor des pflanzenphysiologischen Instituts am Polytechnikum in Zürich. 1873. Günther, Albert, Dr , Keeper of the Department of Zoology am British Museum (N. H.) in London. 1873. Sclater, Phil. Lutley, Secretary of the Zoological Society in London. 1873. V. Leydig, Franz, Dr. med.. Geh. Med.-Eat, emeritierter Professor der vergleichenden Anatomie und Zoologie an der Universität in Bonn, wohnhaft in Würzburg. 1873. Beyrich, Heinr. Ernst, Dr., Geh. Bergrat und Professor der Mineralogie an der Universität in Berlin. 1873. Schmarda, Ludwig Karl, Dr., Hofrat, emerit. Professor in Wien. 1873. Schwendener, Simon, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der Botanik an der Universität in Berlin. 1873. Fries, Th , Professor in Upsala. 1873. Schweinfurth, Georg, Dr. Professor, Präsident der Geographischen Ge- sellschaft in Kairo. 1873. Russow, Edmund August Friedrich, Dr., Wirkl. Staatsrat, Professor der Botanik, Direktor des botanischen Gartens in Dorpat. 1873. Cohn, Ferd. Julius, Dr., Geh. Reg.-Rath, Professor der Botanik an der Universität in Breslau. 1873. Reess, Max Ferdinand Friedrich, Dr., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens an der Universität in Erlangen. — XXXII — 1873. Ernst, Adolfo, Dr., Catedrätico de Historia Natural y Director del Museo Nacional an der Universidad Central de Venezuela in Caracas (Venezuela). 1873. Mousson, Professor in Zürich. 1874. V. Fritsch, Freiherr Karl Wilhelm Georg, Dr., Geh. Reg.-Rat, Professor der Mineralogie und Geologie, Direktor des mineralogischen Museums, Präsident der K. Leopoldino-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher in Halle a. S. 1874. Gasser, Emil, Dr. med., Professor der Anatomie und Direktor des ana- tomischen Instituts an der Universität in Marburg (von hier). 1875. Bütschli, Johann Adam Otto, Dr. phil., Hofrat, Professor der Zoologie an der Universität in Heidelberg. 1875. Dietze, K., in Jugenheim (von hier). 1875. Fraas, Oscar, Dr., Oberstudienrat, Professor der Mineralogie, Geologie und Paläontologie am Naturalienkabinett in Stuttgart. 1875. Klein, Johann Friedrich Karl, Dr., Geh. Bergrat und Professor an der Universität in Berlin. 1875. Ebenau, Karl, Konsul des Deutschen Reiches in Zanzibar (von hier). 1875. Moritz, A., Dr., Direktor des physikalischen Observatoriums in Tiflis, 1875. Probst, Joseph, Dr. phil., Capitels-Kammerer und Pfarrer in Unter- essendorf, Oberamt Waldsee, Württemberg. 1875. Targioni-Tozetti, Adolfo, Professore d'Anat. comp, e Zoologia degli In- vertebrati in Florenz. 1875. Ritter v. Zittel, Karl Alfred, Dr., Geh. Rat und Professor der Geologie und Paläontologie, Direktor der paläontol. Sammlung des Staates an der Universität in München. 1876. Liversidge, Archibald, Dr., Professor der Chemie und Mineralogie an der Universität in Sidney, Australien. 1876. Boettger, Hugo, Generalagent, hier. 1876. Le Jolis, August Franz, Dr., President de la Societe nationale des Sciences naturelles et mathemat. in Cherbourg. 1876. Meyer, Adolf Bernhard, Dr. med., Hofrat und Direktor des zoologischen und anthropologisch-ethnographischen Museums in Dresden. 1876. Wetterhan, J. D., in Freiburg i. Br. (von hier). 1877. V. Voit, Karl, Dr. med.. Geh. Rat, Professor der Physiologie an der Universität in München. 1877. Becker, L., Ober-Ingenieur in Kiel. 1878. Chun, Karl, Dr., Professor der Zoologie und Direktor des Zoologischen Museums an der Universität in Breslau. 1879. Ritter v. Scherzer, Carl Heinrich, Dr., k. k Minsterialrat und General- Konsul für Oesterreich-Ungarn in Genua. 1880. Simon, Hans, Kaufmann in Stuttgart. 1880. Jickeli, Karl, Dr. phil., in Hermannstadt. 1881. Lopez de Seoane, Victor, Comisario Regio de Agricultura, Ex-Cate- drätico in Coruiia, Spanien. 1881. Hirsch, Carl, früher Direktor der Tramways in Palermo, hier. 1881. Todaro, A., Dr. Professor, Direktor des botanischen Gartens in Palermo. 1881. Snellen, P. C. F., in Rotterdam. -^ XXXIII — 1881. Debeaux, Odon, früher Pharraacien en Chef de Thüp. niilit. in Oran, in Toulouse. 1882. Retowsky, Otto, k. Staatsrat, Gymnasiallehrer in Theodosia. 1882. Retzius, Magnus Gustav, Dr. med., Professor am Carolinischen medico- chirura;ischen Institut in Stockholm. 1882. Russ, Ludwig, Dr., in Jassy. 1883. Koch, Robert, Dr. med., Geh. Medicinalrat, Generalarzt I. Gl. ä la suite des Sanitäts-Corps, o. Honorar-Professor, Direktor des Instituts für Infektions-Krankheiten, Mitglied des Staatsrats, o. Mitglied des K. Ge- sundheitsamts in Charlottenburg. 1883. Loretz, Mart. Friedr. Heinr. Herm., Dr. phil., Landesgeolog in Berlin. 1883. Ranke, Johannes, Dr., Professor der Naturgeschichte, Anthropologie und Physiologie an der Universität, Generalsekretär der Deutschen anthro- pologischen Gesellschaft in München. 1883. Eckhard, Wilhelm, Kaufmann in Lima (Peru), (von hier). 1883. Jung, Karl, Kaufmann, hier. 1883. Boulenger, George Albert, F. R. S.. I. Class Assistant am British Museum (N. H.), department of Zoology, in London. 1883. Arnold, Ferd. Christ. Gustav, Dr., Ober-Landesgerichtsrat in München. 1884. Lortet, Louis, Dr., Professeur d'Histoire naturelle ä la Faculte de medecine in Lyon. 1884. Se. Königliche Hoheit, Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern, Dr. med. in Nymphenburg. 1884. von Koenen, Adolph, Dr., Geh. Bergrat, Professor der Geologie und Paläontologie, Direktor des geologisch-paläontologischen Museums an der Universität in Göttingen. 1884. Knoblauch, Ferdinand, früher französ. Konsul in Neukaledonien, hier. 1884. Miceli, Francesco, in Tunis. 1885. von Moellendorff, Otto Franz, Dr., Konsul des Deutschen Reiches in Manila, Philippinen. 1885. Flennning, Walther, Dr. med., Geh. Medicinalrat, Professor der Anatomie, Direktor des anatom. Instituts und Museums an der Universität in Kiel. 1886. von Bedriaga, Jacques, Dr. in Nizza. 1887. Ehrlich, Paul, Dr. med., Professor, Direktor des kgl. Instituts für Serumforschung und Serumprüfung in Steglitz bei Berlin. 1887. Schinz, Hans, Dr. phil., Professor, Direktor des Botan. Gartens in Zürich. 1887. Stratz, C. H., Dr. med., in Batavia. 1887. Breuer, H., Dr., Professor in Montabaur. 1887. Hesse, Paul, Kaufmann in Venedig. 1888. Scheidel, Sebastian Alexander, Privatier in Bad Weilbach. 1888. von Kimakowicz, Mauritius, Custos der zoolog. Abteilung des Museums des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften in Hermannstadt. 1888. Zipperlen, A., Dr., Direktor des Zoologischen Gartens in New York. 1888. von Radde, Gustav, Dr., Excellenz, Wirkl. Staatsrat, Direktor des Kaukasischen Museums in Tillis. 18S'J. Brusina, Spiridion, Dr., Professor der Zoologie und Direktor des Zoologischen National-Museums an der Universität in Agram. 3 — XXXIV — 1888. Rzehak, Anton, Privatdocent der Paläontologie und Geologie an der k. k. technischen Hochschule in Brunn. 1888. Karrer , Felix , k. ungarischer Rat , Volontär an der Geologisch- Paläontologischen Abteilung des k. k. Naturhistorischen Hofiiuiseunis in Wien. 1888. ßeuss, Johann Leonhard, Kaufmann in Calcutta (von hier). 1889. Eoux, Wilhelm, Dr. med., Professor der Anatomie und r)irektor des anatomischen Instituts an der Universität in Innsbruck. 1889. Brandenburg, C, Ingenieur der k. ungarischen Staatsbahn in Szegedin (Ungarn). 1890. von Berlepsch, Hans, Graf, in Hannöverisch-Münden. 1890. Fritsch, Anton Johann, Dr., Professor der Zoologie und Gustos der zoologischen und paläontologischen Abteilung des Museums an der Universität in Prag. 1891. Engelhardt, Hermann, Oberlehrer am Realgymnasium in Dresden. 1891. Fischer, Emil, Dr. phil., Professor der Chemie an der Universität in Berlin 1891. Hartert, Ernst, Curator in charge of the zoological Museum in Tring, Herts, England 1891. Strubell, Adolf, Dr. phil., Privatdocent der Zoologie an der Universität in Bonn. 1892. von Both. Alex., Oberstleutnant z. D. in Cassel. 1892. Müller, Fritz, Dr., in Blumenau, Provinz Santa Catharina in Brasilien 1892. Beccari, Eduard, Professor emeritus in Florenz. 1892. van Beneden, Eduard, Dr., Professor der Zoologie an der Universität in Lüttich (Belgien). 1892. Claus, Carl, Dr., Hofrat, Professor der Zoologie und vergl. Anatomie an der k. k. Universität in Wien und Direktor der k. k. Zoologischen Übungs- und Beobachtungsstation in Triest. 1892 Dohrn, Anton, Dr., Geh. Rat, Professor und Direktor der Zoologischen Station in Neapel. 1892. Engler, Heinrich Gustav Adolph, Dr., Geh. Reg.- Rat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens und des botanischen Museums an der Universität in Berlin" 1892. Fresenius, Carl Remigius, Dr. phil.. Geh. Hofrat, Professor, Direktor des chemischen Laboratoriums in Wiesbaden (von hier). 1892. Haeckel, Ernst, Dr., Professor der Zoologie an der Universität in Jena. 1892. Möbius, Karl August, Dr., Geh. Reg.- Rat, Professor, Direktor der zoologischen Sammlung des Museums für Naturkunde in Berlin. 1892. Nansen, Fridtjof, Dr., in Lysaker bei Christiania. 1892. Schulze, Franz Eilhard, Dr., Geh. Reg- Rat, Professor der Zoologie an • der Universität und Direktor des Zoologischen Instituts in Berlin. 1892. Straßburger, Eduard, Dr. phil.. Geh. Reg.- Rat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens an der Universität in Bonn. 1892. Suess, Eduard, Dr., Professor der Geologie, Direktor des geologischen Museums an der k. k. Universität in Wien. 1892. Waldeyer, Heinrich Wilhelm Gottfried, Dr. med., Geh. Medicinal-Rat. Professor der Anatomie an der Universität in Berlin — XXXV ^ 1892. Lehmann, F. C, Konsul des Deutschen Reiches in Popayän, Estado de Cauca, Columbia. 1892. Fleischmaun, Kar], Kaufmann in Guatemala. 1892. Bail, Carl Adolf Emnio Theodor, Dr , Professor und Überlehrer am Realgymnasium in Dan zig. 1892. Conwentz, Hugo Wilhelm, Dr., Professor, Direktor des wcstpreussischen Provinzial-Museums in Danzig. 1893. Vervvorn, Max, Dr. med , Privatdozent der Physiologie an der Universität in Jena. 1893. Koenig, Alexander Ferd., Dr. phil, Tit.- Professor, Privatdozent der Zoologie an der Universität in Bonn. 1893. Cope, Edward Drinker, Dr., Professor of comp. Anatomy and Zoology in Philadelphia. 1893. Mauß, Fritz, Konsul des Deutschen Reiches in Puerto Cabello, (^Venezuela) (von hier). 1893. Noll, Fritz, Dr. phil., Privatdozent der Botanik an der Universität in Bonn. 1893. Valentin, Jean, Dr. phil. am Museum in Buenos Aires (Argentinien^ (von hier). 1893. Haacke, Johann Wilhelm, Dr. phil., in Berlin. 1894. Urich, F. W., Secretary of the Trinidad Field Naturalists' Club in Port of Spain (Trinidad). 1894. Koerner, Otto, Dr. med., Professor der Ohrenheilkunde an der Universität in Rostock (von hier). 1894. Douglas, James, President of the Copper Queen Compagny "Arizona" in New -York. 1894. Pagenstecher, Arnold, Dr. med., Geh. Sanitätsrat, Inspektor des königl. naturhistorischen Museums in Wiesbaden 1894. Dreyer, Ludwig, Dr. phil., in Wiesbaden. 1894. Dyckerhoff, Rudolf, Fabrikbesitzer in Biebrich a. Rh. 1895. Kraepelin, Carl Mathias Friedrich, Dr., Professor, Direktor des Natur- historischen Museums in Hamburg. 1895. Bolau, Cornelius Carl Heinrich, Dr., Direktor des Zoologischen Gartens in Hamburg. 1895. Kükenthal, Willy, Dr. phil , Inhaber der Ritter-Professur für Phylogenie, a. 0. Professor und Prosektor des Zoologischen Instituts an der Uni- versität in Jena. 1895. Seeley, Harry Govier, Professor of Geography and Lecturer in Geology in King's College in London. 1895. Hagen, B., Dr. med., Grossherzogl. badischer Hofrat, in Homburg i d. Pfalz. 1895. Behring, Emil, Dr. med.. Geh. Medicinal-Rat, Professor der Hygiene an der Universität in Marburg (Hessen). 1895. Murray, John, Dr. phil., Director of the Challenger Expedition Publi- cations Office in Edinburgh. 1896. Scharff, Robert, Dr. phil., Keeper of the Science and Art Museum in Dublin (von hier). 1890. Blick, Emil, Dr. phil., in Konstanz (von hier). 3* — XXXVI — Rechte der Mitglieder. Durch die Mitgliedschaft werden folgende K echte erworben : 1. Das Xaturhistorische Museum an Wochentagen von 8 — 1 und 3 — 6 Ulir zu besuchen und Fremde einzuführen. 2. Alle von der Gesellschaft veranstalteten Vorlesungen und wissenschaftlichen Sitzungen zu besuchen. 3. Die vereinigte Senckenbergische Bibliothek zu benutzen. Außerdem erhält jedes ^Mitglied alljährlich den gedruckten Bericht. Bibliothek-Ordnung. Den ^litgliedern unserer Gesellschaft sowie denen des Äi-ztUchen Vereins, des Physikalischen Vereins und des Vereins für Geogi'aphie und Statistik steht die BibUotliek an allen Werktagen von 10 — 1 Uhr und Montags und Donnerstags auch von 3 — 5 zur Benutzung offen. Die Herren Bibliothekare sind gehalten, in zweifelhaften FäUen den Ausweis der persünKchen ^Mitgliedschaft durch die Karte zu verlangen. An ein Mitglied können gleichzeitig höchstens 6 Bände ausgeliehen werden ; 2 Broschüren entsprechen 1 Band. Die Rückgabe der Bücher an die Bibliothek hat spätestens nach 3 Monaten zu erfolgen. Auswärtige Dozenten erhalten Bücher nur durch Bevoll- mächtigte, die ^klitgUeder unserer Gesellschaft oder eines der genannten Vereine sind und den Versand besorgen. Am 15. Mai jedes Jahres sind sämtliche entliehenen Bücher behufs Revision, die Anfang Juni stattfindet, an die Bibliothek zurückzuUefern. XXXVII — Geschenke und Erwerbungen. Juni 1895 bis Juui 1896. I. N a t u r a 1 i e 11. A. Geschenke. 1. Für die Säugetiersamiuluiig : Von Herru Dr. W. Kobelt in Schwanlieim : 1 Lepus variabilis Fall. (Alpenhase), 1 Lepus ciiniculus L. %. Von Herrn Jungst in Battenberg: 1 Lepus timidus L. %. Von Frau Dr. Dreves geb. Heynemann hier: 1 Kohlfuehs $. Von Herrn Dr. Rob. Scharf f in Dublin: 1 Lepus hibernicus Yarr. {Lepus variabilis Fall.), Irischer Hase. Von Fräulein Erna von Holz hausen hier: 1 Muscardimis avellanarius (L.), Haselschläfer. Von Herrn Nöll: 1 Spermophiltis citillus (L.). Von der Zoologischen Gesellschaft hier: 1 Dasrjprocta aguti Wagn. Für die Lokal Sammlung: Von Herrn Prof. Dr. F. Richters hier: 1 Vespcrtilio murinus Schreb., 1 V. bechsteini Leisl., 1 V. nattereri Kühl. 1 V. mystacinus Leisl., 1 Sijnotus barbastellus Kejs. Bl. und 2 Rkinolophus hipposideros Bchst. aus der Goldgrube bei Oberursel. 2. Für die Yogelsammluu^ : Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft hier: 1 Pavo cristatus L. !^. 1 Cacatua crisfata L. $, 1 Crax ylobulosa Spix c?, 1 Alcctrovenas pulcherrimus d" und 1 Lnwprotoruis. Von Herrn Karl K ulimann hier: 1 Sylvia nisoria Bchst. d". — xxxvm — VüU Herrn Direktor Drory hier: 1 Plca pica (L.) $. 1 Picus viridis L. c?. Von Herrn S. A. Sclieidel iu Bad -Weilbacli : 1 Cerchneis tinnunculus (L.) c?. Von Herrn Karl Klein hier: 1 Picus viridis L. c?. 1 Picus viridicaniis M. W., 1 Colaeus monedula (L.) c?. 1 Biitco hideo L. c?. Von Herrn Dr. A. Voeltzkow iu Berlin: Eine Kollektion Vogel- bälge von Aldahra. Indischer Ozean. Von Herrn Prof. Detmer in Jena: zwei Vogelnester aus Brasilien. Für die Lokalsammlung: Von Herrn John Brückner liier: 1 Waldsclmepfe, Scolopax rusticola L. J*. Von Herrn Karl Klein hier: 1 Turdiis pilaris L. c? und 1 Dendrocopiis major L. c?. Von Herrn Schmidt-Pol ex hier: 1 Bonasia honasia (L.). Von Fräulein Clara Ziegler in Monsheim: 1 Xachtigallennest. Von Herrn J. Hnth hier: 1 Äccipiter ?iisHS c?. 3. Für die Reptilieu« nud Batracliiersaiuiulaug: Von Herrn Baron Otto v. Rosen in Askhabad. Trauskaspien: Eumeces schneideri Daud. aus dem Kuschkathal, Traus- kaspien. Von Herrn Dr. Heiur. Lenz in Lübeck: Kaclmga trivittata D. B, von Pontianak, W. Borneo. Von Herrn Pfarrer G. Naegele in "Waltersweier bei Offenburg, Baden: Phrynocephcdns heUoscopus Pall., 2 Agama caiicasia Eichw.. 2 Lacerta viridis var. strigata Eichw., 4 Ophiops elegans Men. und 3 Eryx jaculus L. von Salmas, Persien. Von Herrn Johannes Berg in Lüdenscheid: Phrynocephalns interscapularis Licht, und Phr. raddei Bttg. von Bacharden, Trauskaspien. Von Herrn Prof. Dr. 0, Boettger hier: Simotcs purpurcisceiis Schlg. von Selaugor, Malayische Halbinsel, 2 Raiia oxyr- rhynchiis Smith ^ aus Kamerun und Salauiandra maculosa Laur. vom Dachsbau bei Ehlhalteh. Taunus. — XXXIX — Von der Neuen Zoologischen Gesellschaft hier: Agnwa sangninolenta PalL, Eremias intermedia Str.. Seaptcira scripta Str. iiud 2 Taphromeiopon lincolatuin Braudt, sämt- lich von Bacharden. Transkaspien. Scincvs officiualis Laur. und Coelopcltis moiletisis Rss. aus Tunesien, Tarentola anmdaris Geoffr. ans Ägypten und Ancistrodon contortrix L. aus den Verein. Staaten. Von Herrn Dr. Alfr. Voeltzkow in Berlin: Eiue etwa eiu- und eine etwa dreijährige Testudo clepliantina Graj', lebend, von der Insel Aldabra. Von den Herren F. W. Urich und E. E. Mole in Port of Spain. Trinidad: Coralliis cookei Gray typ. von Trinidad und 2 der var. c von der Insel Grenada, Boa coiistrictor L. und Epicratis ccnchris L. var. fusca Gray von Trinidad. Von Herrn Dr. Franz Werner in Wien: 2 Rana agilis Thom. vom Marchfeld. Xieder-Österreich. Von Herrn Prof. Dr. Alex. König in Bonn: Steuüdaciijlus gi(ttat/is Cuv. var.. Tropiocololcs iripoUtanus Pts. und 2 Tarentola negUcta Str. aus der Sahara S. Tunesiens. Von Herrn Oberlehrer J. Blum hier: Panzer von Tcstado graeca L. und Homopns arcolatus Tliunb. Von Herrn Bruno St r üb eil hier: Rana tcmporaria L. uud 2 Salainandra atra Laur. vom Gurnigl bei Bern. Von Herrn Direktor Aug. Sieb er t hier: CglindropJiis rufns Laur.. Psendo.venodon inornatus Boie. Xaja trip/idians var. Icncodira Blgr. und Aepysurus angiiilliforniis Sehnd. aus Java. Von Herrn Dr. Aug. Brauer, Privatdozenten der Zoologie in Marburg. Hessen: 2 Sceloies braiteri Bttg., Chamaeleon tigris Kuld. Liicodontophis secheUoisis Schig.. Boodon geo- nietricas Sch'g , Megalixalus stycheUcnsis Tsch. ^. i^ und () Embryonen und 3 erw. uud 7 junge Artliroloptis sccliel- lensis Bttg. von den Seychellen, sowie Hypogcophis alfernans Stejn. von He aux fregates und 6 //. rostratns Cuv. von Mähe, Silhouette und He aux fregates. Seychellen. Von Herrn Dr. med. H. Schaedle in Tanger: Blanns cincrciis Vaud. vom Cap Spartel, ^Marokko. Von Herrn Posteleven H. C. Bickhardt hier: Rana tetnporaria L. von Stachelberg, Schweiz. — XL — 4. Für die Insektensammluug : Von Herrn Konsul G. v. Schröter in San Jose, Portorico: Einige Heuschrecken. Von Herrn Apotheker Luning- in Ciuclad Bolivar, Venezuela: Einige Käfer und Heuschrecken. Von Herrn Oberlehrer J. Blum hier: Einige Heuschrecken und 6 Raupen von Richisau im Klöuthal (Schweiz). Von Herrn Dr. med. Lachmann hier: Eine Anzahl Käfer aus Ostindien. Von Herrn Major Dr. L. von Hey den hier: IL Teil seiner exotischen Käfersammlung. Von Herrn Jul. von Ar and hier: Käfer aus Ober-Birma, circa 20°n.B. gesammelt von Herrn Dr. Fritz Nötling. Von Herrn F. Köhler in Neu-Isenburg: Ein großes Wespennest. Von Herrn Major Dr. L. von Hey den hier: 1. Käfer aus China; 2. Vertreter der Frankfurter Neuropteren-Fauna. Von Herrn Albr. Weis: Einige Neuropteren aus der Schweiz, aus Tirol, Kärnten und Frankfurt a. M. 5. Für die Konchylieiisaiumluiig : Von Herrn Br. Strubell hier: Borns cantagallamis Ranq., B. ovatus Müll., Rhijssota hercnles Hüb. British Neu-Guinea, Geotrochus taylorianus var. major, G. hrumeriensis Fbs., Melania cybele Gould, Chloritis ephamilla Smith, Sphaero- spira anceps Strub., S. gerrardi C. A. Smith, S. nicimigcrodei Strub., Nanina hunsteini Smith, Geotrochus albocarinatus Smith, G.rollsianus'^m\i\\, G. trohriandensis H^dX., Succinea Strubeln Kobelt. Von Herrn Konsul F.C.Lehmann in Popayan : Eine große Serie Landkoncliylieu vun Ecuador, darunter viele für die Sammlung neue Formen. Von dem Ungarischen Nationalmuseum in Budapest: 48 Spezies (150 Exemplare) Konchyhen von Neu-Guinea, gesammelt von S.Fenichel und bestimmt vonDr.Brancsik. 6. Für die botanische Sammlung: Von Herrn Fr. Jaeunicke in Mainz: Koniferenzapfen und Früchte amerikanischer Eichen. — XLI — Von Herrn Prof. Bail in Dauzig: Pliotographische Aufnahmen von Hexenbesen. Von Herrn Oberlandesgericlitsrat Arnold in München: 1 Fas- zikel seiner Lichenes exsiccati (Fortsetzung). Von Herrn Dr. Voeltzkow in Berlin: 1 Faszikel Pflanzen (Phanerogamen) von Aldabra. Die Pflanzen wurden von Herrn Prof. Hans Schinz in Zürich bestimmt und be- arbeitet. Von Frau W. H e t z e r hier : Hölzer und Früchte aus Australien. 7. Für die Miueralieusamniluug. Von Herrn Realschüler Weber hier : Porphyrsäule von Birkenau. Von Herrn Ruland hier: Titanit im Hornblendegranit von Gailbach, Eisenglanz vom Zipfen. Von Herrn K. J u n g hier : P3Tit, Fluorit, Calcit, Milleiit im Kohlenkalk von Beith, Chabasit und Phillipsit von Nidda, Quarz, Calcit, Dolomit von Oberstein, Gips von Frankfurt, Malachit von Alzey. Von Herrn F. Ritter hier, für die Lokalsammlung: Dolomit, Manganspat, faseriger Hämatit von Oberneissen, Blei- glanz von der Kaisergrube am Winterstein, Baryt und Baryt mit Chalcedonüberzng von Klein-Umstadt. Kalkspat von Oberrad, schuppiger Hämatit und- Titaneisen von Gailbach, 2 Graphite von Breckenheim, 2 Eleonorite von Wildsachsen, Siderit und Wad von Oberroßbach, Hyalit von Rüdiglieim, Kalkspat von Naurod, Pyrolusit von Wildsachsen, Aragonit in Gangquarz und Kakoxen vonBremtha], Mikruklin von Unter- Afferbach, Staurolith von Klein-Ostheim, Maguesiaglimmer von Haibach. Von Herrn Dr. Hoff mann in Auerbach: 2 Bleiglanzstufen, Bergleder, Kupferkies aus dem körnigen Kalkstein von Auerbach. Von Herrn Konservator A. Koch liier : Granite von Guttannen im Haslithal, Quarzzwilling vom Rhonegletscher. Von Herrn Bergingenieur N. Kuli bin in Petersburg durch Herrn Prof. Dr. Kinkelin: 3 Stufen Zinnober, ausge- zeichnete Zwillinge nach OP, von Nikitowka. Von Herrn Prof. Dr. Kinkeliu hier: Phosphoritkugel aus Podolien, Bitterspat vom Frankfurter Hafen, Serpentin — XLII — und Chrysotil von Tarasp, Quarz nach Krokydolith vom Oranjeflnß, Baryt vor Gr.-Umstadt, Vivianit vom Haag. Von Herrn Dr. Valentin in Buenos-Aires: Rutil-Sechsling von Meiponte in Brasilien, 2 Granite von Sautos und Jeha Grande. Von Herrn Lehrer Kaiser hier: Eisenkies in Quarz von Neu- Weilnau. Von Herrn Gymnasialschüler H. Philipp hier: Knpferstufe vom Lake superior, ^0. 2 0 2, größter Kry stall über 30 mm, Malachit nach Cuprit von Frauenstein. Von Herrn Lehrer Lauterbach hier: Turmalin von Damm, Augit von Ditzenbach, Staurolith von Glattbach, Arsen- kies von Auerbach, Diorit von Lindenfels. Von Herrn Dr. Gurke in Höchst: Calcit nach Fluorit. Von Herrn Lehrer Jasper hier : Verkieseltes Holz von Frankfurt. Von Herrn Prof. Dr. Boettger hier: Serie von Gesteinen aus der Umgegend von Messel und aus dem Taunus: Quarz- porplwre, Melaphyre, Melaphyrtuff (?), Porphyrtuff, Phono- lith, Amphibolit, Porphyroid, Orthoklasporphyr, Glimmer- porphyrit, Granitporphyr, Fluorit, Eustatitporphyrit, ober- silur. Thonschiefer, Kersantite aus Thüringen. Von den Herren v. Reinach und Prof. Dr. Boettger hier: Basalt mit verglastem Einschluß von Götzenhain, Unter- rotliegendes mit Malachit von derselben Lokalität. Von Herrn v. Rein ach hier: Steinsalz mit Anhydritbändern und Kaiuit von Leopoldshall, Minette von Birkeuau. Von Herrn Oberlehrer Blum hier: Stufe mit krystallisiertem C a r b () r u n d. Von Herrn Dr. Ziegler hier: Quarz mit Kalkspateindrücken vom Roten Kreuz am Kl. Feldberg. Von Herrn Jakob Speltz jr. hier: Eine Reihe geschliffener Edelsteine und Halbedelsteine: Heliotrop, Chalcedone, Amethyste, Opal, Aquamarin, Lapis Lazuli, Granat, Topas, Adular, Malachit, ferner ein vorzüglicher Dia m a n t , Oktaeder-Zwilling nach O, natürliche Vorkonnnnisse von Plasma, Heliotrop, Edelopal. \'oii Herrn Dr. F. Rößler hier: Pyrit von Gilpui, Colorado, 5 lose Topaskrystalle und ein Krystall in Rhyolith ein- gewachsen von Thomas Range in Utah. — XLIII — Von Herrn Prof. Dr. Andrea e in Hildesheira : 4 Stück i)lattip,-ef; und verästeltes Kupfer von Corocoro. Schwefel in Gips aus dem Hils von Weuzen, Kalkspat von Andreasberg, 3 Malacliite von Moonta-Mine, Süd -Australien, 2 Gipse von Scliöppenstedt bei Brauuschweig;, Gips nacli Polyhalit von Lüneburg, 3 Ozokerite von Boryslaw, Gabbro vom Radautlial, Labradorporphyrit von Neuwerk im Harz, Beer- bachit vom Radautlial. 3 Coelestine aus dem Waldecksclien. Von Herrn J. Douglas in New-York: Prachtvolle Stufen von Azurit und Malachit von der Grube Bisbee der Copper Queen Mine in Arizona. Von Herrn R. Gollhard hier: Gold in Quarz, Süd-Afrika. Von Herrn Dr. v. Kraatz in Heidelberg: Koppit vom Kaiser- stuhl. Von Herrn Dr. G r e i m in Darmstadt : Krystallisierter Molybdän- glanz von Auerbach. 8. Für die g-eologisclie Sammliiug : Von Herrn Oberlehrer J. Blum hier: Ein Prachtstück von Schrattenkalk vom Sörgenberg bei Flühli, Kanton Luzeru : seltsame Geschiebe aus der Frankfurter Gegend. Von Herrn Ingenieur Askenasy hier: Diverse Gesteinsproben aus dem Goldbergwerk „Taunus". Von Herrn Prof. Dr. 0. Boettger liier: Porphyre, MalaphjT und Rotliegendes aus Thüringen, diverse Taunusgesteine aus der Umgebung von Lorsbach, Tholeyerschiefer mit Malachit von der Götzenhainer Mühle und Stufen aus dem Rotliegenden von Langen und dem Basalt von Götzeuhain; Griffelschiefer aus dem Unter -Silur vom Steiuheider A\'eg bei Steinach, gefalteter cambrischer Schiefer von Schönau im Schleußethal, Thonsteiu vom Höllkopf bei Hmenau, Konglomerat aus mittlerem Rotliegendem von Crock bei Eisfeld, Gangausfülhmg mit Kersantit (Saalband) zwischen Cambrium und Glimmerporphyrit zwischen Ober- und Uuter- Neubrunn in Thüringen, Gesteinsproben aus der Umgegend von Messel. Von Herrn Lehrer B. G r o n b e r g e r hier : Tertiärer verhärteter Mergel, obertlächlich durch zahlreiche Risse in Prismen gespalten. — XLIV — Von Herrn Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. J. Rein in Bonn: Granit in verschiedenen Graden der Verwitterung und Kaolin von St. Denis bei St. Austell, Cornwall; Poole-Clay von Corfe, Dorset. Von Herrn Erich Spaudel, Verleger in Nürnberg: Dolomit- asche aus dem Zechsteindolomit von Pößneck. Von Herrn Rektor Dr. Kellermann in Lindau im Bodensee: 6 Kalkgeschiebe mit Kalkiukrustatiouen durch Rivulari- aceen, 6 Furchensteine und ein Holzstück mit durch Rivu- lariaceen abgeschiedener Kalkkruste aus dem Bodeusee in der Umgebung von Lindau. Von Herrn Prof. Dr. K i n k e 1 i n hier : Rapilli. vulkanischer Sand, Bomben und Laven aus der Umgegend von Gerolstein und Dann, Tuff vom Schalkenmahrener Mar. Vom Städtischen Tiefbau am t hier: Schaliger Kalksinter aus der Nähe der Friedberger Warte. 9. Für die paläoutologische Sammlung: Von Herrn Gustav und Rudolf D y c k e r h o f f , Fabrikbesitzer in Biebrich a. Rh. : Amphisylen, Meletten und Lepidopus- Arteu, aus dem Rupelthon. Mehrere Stücke der Mytihis socz'a//s- Bank und ein Stück der Cythereenbank aus dem Cerithienkalk, ferner ein paar Nanina stenotrypta und der Steiukern eines Stammstückes aus dem Landschneckenkalk von Flörsheim. Aus dem Hydrobieukalk vom Heßler bei Mosbach : 4 Backenzähne und ein Vorderzahn von Tajnrushel- veticiis, 2 zusammengehörige Vorderzähne von Accratlierium^ 2 Unterkieferbackenzähne von Palaeomeryx, 2 Backenzähne von Palaeochoenis, Backenzähnchen von Steneofiber^ 7 01)er- kieferzähne und ein Unterkiefer-Reißzahn von Amphicyon äff. giyanteusj Platten, Extremitäten und ^^'irbel einer Schild- kröte. Hautkuochen und 3 Zähne von einem Krokodil, Fischwirbel, ferner 4 Clausilia bulhnoides, 1 Paludina ger- hardti^ 1 Limnaeiis pachygaster, 4 Hedv mattiaca, 2 Heh'x moguntina und zahlreiche Hydrobia reutrosa. Aus dem Sandlöß vom Heßler bei Mosbach : Ein Schädel und einige Längs-Knocheu von Ärctomys marmotta. Von Herrn l>aron von Rein ach hier: Mdaukc cscJ/en ans dem Schleichsandstein zwischen Bischhof sheim und Enkheim; — XLV — distales Oberarmo-elenk von Bos aus dem Moor von der Arudtstraße dahier, aus 7 m Teufe ; Gipsabguß von Emys etalloni Pict. et Kunibert aus dem oberen Jura in der Nähe von St. Claude ; ein Unterkieferfragraent mit 6 Incisiv und 2 Canin von Equns caballus aus mitteldiluviaiem Lehm von Bruchköbel. Von Fräulein Anna Waas hier: Obere Kreide mit Östren rir- gata und L«7««azähnen. Von Herrn Dr. von I bering- in Sao Paolo, Brasilien: Eine größere Zahl von Fischal)drücken aus der Braunkohle von Taubate, durch Herrn Dr. Valentin in Buenos-Ayres. Von Herrn Prof. Dr. Kinkelin hier: Fauna aus dem tiefsten Gault von der liierbrücke bei Feldkirch, Vorarlberg; Cardinienschichte des unteren Lias, ein diluviales Geschiebe von Mosbach ; unterer ( 'oblenzsaudstein mit Chonetes sar- cinulata etc. von Gmünden bei Dann in der Eifel. Von Herrn Major Dr. von Hey den hier: Flügeldecken von Lina wetteravica von Salzhausen und Libellula doris von Rott bei Bonn; Spirifereusandstein mit Spirifer speciosiis und Abdrücken von Encriniteustielgliedern aus der Ge- markung Reil, in den Weinbergen des Distriktes „im Surettberg" , Mittel-Mosel. Von Herrn Ingenieur Askenasy hier: Diatomeenführender Torf mit durch Eisenkonkretion zusammengebackenen Mactren, gewonnen bei den Bauarbeiten der Wasserleitung für Haag und Scheveningen. Von Herrn Professor Stelz hier: Ein Anenchelum glarisiense von Glarus. Von Herrn Lehrer Dorf f 1er hier: Ein -S^ro^Äo . 9. 5) r, 10. n „ 12. » . 13. „ 14. — LXX — St. Petersburg. Kaiscrl. Universität (Naturforscher-Gesell- schaft): Travaux, Section Zoologie et Physiologie. Vol. 25. jj „ Geologie et Mineralogie. Vol. 21. Fase. 2 und Vol. 23. Compte Eendu des Seances. No. 2—4 und 7—8. — Co mite Geologique: No. 2-3. , 3-4. „ 3-4. „ 8-9. „ 1-7. . 1-5. Materialien zur Geologie ßusslands. Bd. 17. Herausgegeben von der Kaiserl. Mineralog. Gesellschaft. Supplement au Tome 14 des Bulletins. — Societas Entomologica ßossica: Horae Societatis Entomologicae Rossicae. Tome 29. — Kaiserl. Botanischer Garten: Acta Horti Petropolitani. Tome 13. No. 2. 14. 1 — Kaiserl. Institut für Experimentelle Medicin: Archives. Tome 1—3. „ 4. No.1-3. Philadelphia. Acaderay of Natural Sciences: Proceedings. 1895. Part 1 — 3. — American Philosophical Society: Proceedings. Vol. 34. No. 147—148. — The American Naturalist: Vol. 29. No. 342—45, 347, 349—350.. — Wagner Free Institute: Transactions. Vol. 3. Part 3. Pisa. Societä Toscana di Scienze Naturali: Atti. Vol. 14. Memorie. r Processi verbali. Vol. 9. Seite 243—310. ,, Adunanza. Seite 133 — 194. Prag. Deutscher Akademischer L e s e v e r e i n (Lese- und E e d e- halle der Deutschen Studenten): Bericht 1894—95. — Verein Lo tos: Lotos, Jahrbuch für Naturwissenschaft. N. F. Bd. 15. P r e s s b u r g. Verein für Natur- und Heilkunde: Verhandlungen. N. F. Heft 8. 1892—93. Regensburg. Naturwissenschaftlicher Verein: — Eeichenberg. Österreichischer Verein der Naturfreunde: Mitteilungen. Jahrg. 26—27. - LXXI — Riga. Natur forscher -Gesellschaft: Festschrift des Naturforscher- Vereins in Anlass seines 5Ü jährigen Bestehens am 27. März (8. April) 1895. Korrespondenzblatt 38. Rio de Janeiro. Museu Nacional de Rio de Janeiro: — Roch est er. Academy of Science: Proceedings. Vol. 2. Pages 201—348. Rom. Museo de Geologia dell' Universitä: — — R. Comitato öeologico d'Italia: Bollettino. Vol. 6. No. 3—4. — R. A c c a d e m i a d e i L i n c e i : Atti (Memorie). Vol. 7. Vol. 4. Fase. 7—12. „ 5. „ 1-9. Seite 187-238. Rovereto. R. Accademia di Scienze, Lette re ed Arti degli Agiati: Atti. Vol. 1. Fase. 1—2. 2 1 Salem (Mass.). Essex Institution: — San Jose. Museo Nacional de la Republica de Costa Rica: — Santiago (Chile). Deutscher Wissenschaftlicher Verein: Verhandlungen. Bd. 3. Heft 1—2. — Societe Scientifique du Chili: Actas. Tome 4. Livr. 5. r. 5. , 1-3. Sau Paulo. Zoologisches Museum: Revista. Vol. 1. Sarajevo. B o s n i s c h - H e r z e g o w i n i s c h e s L a n d e s m u s e u m ; Wissenschaftliche Mitteilungen. Bd. 3. Siena. Accademia dei Fisiocritici: Atti. Supplemente al Fascicolo 10 del Vol. 6. Ser. 4. Parte 1—2. Ser. 4. Vol. 8. Fase. 1. Processi verbali dell' Adunanza. Vol. 7. Fase. 9 — 10. „ „ deir Anno accademico 204—206. Sitten (Sion). Societe Murethienne du Valais: — Stavanger. Stavanger Museum: Aarsberetning for 1894. Stettin. Entoraologischer Verein: — Stockholm. Königl. Akademie der Wissenschaften: Handlingar. Memoires. Bd. 26. Accessions-Katalog. 9. 1894. Üfersigt Förhandlingar. 1894—95. Om Sveriges zoologiska Hafstation Kristineberg af Hjalmar Theel. — Institut Royal Geologique de la Suedc: — — Entomologiska Fö renin gen: Entomologisk Tidskrift. Bd. 16. No. 1—4. — LXXII — S t r a ß b u r g. K a i s e r 1. U n i v e r s i t tä t s - u n d L a n d e s - B i b 1 i o t h e k : Jahresbeiicbt der industriellen Gesellschaft von Mülhausen. 21 Inaugnral-Dissertationen. — Kommission für die geologische Land es- Unter- suchung von Elsaß-Lothringen: Abhandlungen. Bd. 5 Heft 3—4. Stuttgart. Verein für Vaterländische Naturkunde: — — König 1. Technische Hochschule: Jahres-Bericht 1894—95. Sydney. Academy of New South Wales: Journal and Proceedings. Vol. 28. — Linnean Society of New South Wales: Proceedings. Vol. 10. Part 1—3. „ Supplement to Vol. 10. — A u s t r a 1 i a n Museum: Keport of the Trustees. 1894. Records. Vol. 2. No. 6—7. Throndhjem. Königl. Gesellschaft der Naturwissenschaften: Skrifter. 1893. Tokyo. Imperial University (College of Science): Journal. Vol. 7. Part 4. Vol. 8. Part 2 und Vol. 9. Part 1. The Calendar. 2554—55. — Imperial University (M e d i c i n i s c h e Fakultät): Mitteilungen. Bd. 3. No. 2. — Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde: Mitteilungen. Bd. 6. Heft 55—57. „ Supplementheft 2. Toronto. The Canadian Institute: — Trencsen. Naturwissenschaftlicher Verein des Trencsener Komitates: Jahresheft. Jahrgang 17 — 18. 1894—95. Tri est. S ocietä Agraria: L'amico dei Campi. 1895. No. 6 — 11. 1896. , 1—6. S 0 c i e t ä A d r i a t i c a d i S c i e n z e N a t u r a 1 i : — — Museo Civico di Storia Naturale: — Atti. 9. Vol. 3. Tübingen. U n i v e r s i t ä t s - B i b 1 i o t h e k : — Tufts College, Mass.: Tufts College Studies. No. 4. Turin. Reale A c c a d e m i a d e 1 1 e S c i e n z e : Memorie. Ser. 2. Tonio 95. Atti. Vol. 30. Disp. 5—16. Osservazioni meteorologiche. 1894. Upsala. Societas Regia Scientiiiruiu: Nova Acta. Vol. 15. Fase. 2. — LXXIII — Washington. Sniithsonian Institution: Annual Report of the Board. 1893. Arbitration on Missiones. 1893 Archeologic investigations in James and Potomac Valleys by Gerard Fowke. 1894. Bulletin of the U. St. N. Museum. No. 48. Chinook Texts by Franz Boas. 1894. Smithsonian Contributions to Knowledge. 980—995. Sniithsonian Miscellaneous Collection. 971—972. Smithsonian Contributions to Knowledge Hodgkins Fund. — Department of the Interior: Bulletin. No. 8. North American Fauna. No. 8 und 10. The Common crow of the U. St. — Department o f A g r i c u 1 1 u r e : — — Geological Survey: Monographs. Vol. 23 — 24. Annual Report. 1892—93. Bulletin of the U. St. No. 118-122. Geological Atlas. No. 1 — 12. Wellington. New-Zealand Institute: — Wernigerode. Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes: Schriften. Bd. 10. 1895. Wien. K. k. Akademie der Wissenschaften: Denkschriften. Bd. 61. Anzeiger. 1895. No. 19—27. 1896. „ 1—5 und 10—12. — K. k. Geologische Landesanstalt: Jahrbuch. 1895. Bd. 44. Heft 2-4. 1896. No. 1—5. — K. k. Natur historisches Hof- Muse um; Annalen. Bd. 10. Heft 1—2. , 11. . 1- — Zoologisch -Botanische Gesellschaft: Verhandlungen. 1895. Bd. 45. No. 5—10. 1896. „ 46. „ 1-4. Personen-, Orts- und Sachregister. 1881—1890. — Entomologischer Verein: Jahresbericht 6. 1895. — Oest er reichischer Touristen-Klub (Sektion für Na- tu r k u n d e) : Mitteilungen. Jahrg. 7. — K. k. Zentral- Anstalt für Meteorologie und Erd- magnetismus: Jahrbücher. 1893. N. F. Bd. 30. — LXXIV — Wien. Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse: Schriften. 35. Cyclus. — Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität: — Wiesbaden. Nassauischer Verein für Naturkunde: Jahrbücher. Jahrg. 48. Würzbnrg. Physikalisch-medicinische Gesellschaft: Verhandlungen. Bd. 29. No. 1 — 7 und Index. Sitzungsberichte. 1895. No. 1—9. Zürich. Naturforschende Gesellschaft: Vierteljahrschrift. Jahrg. 40. Heft 2 — 4. Neujahrsblatt. — Schweizerische Botanische Gesellschaft: — Zweibrücken. Naturhistorischer Verein: — Zwickau. Verein für Naturkunde: Jahresbericht. 1894. C. Durch Kauf erworben. a. Vollständige Werke und Einzelschrifteu: Baumhauer: Resultate der Aetzmethode. Blum: Pseudomorphosen des Mineralreichs. Fouque & Levy: Synthese des Mineraux et des Eoches. Frank: Krankheiten der Pflanzen. Mielck: Biesen der Pflanzenwelt. Notes from the Leyden Museum. P i c t e t , F. J. : Description des Fossiles contenus dans le Terrain neocomien des Voirons. — Materiaux pour la Paleontologie Suisse — Description des Poissons fossiles du Terrain neocomien des Voirons. Tolhausen: Spanisches Handwörterbuch. Trouessart,E. L.: Catalogue systematique et geographique des Mammiferes. — Catalogue des Carnivures. b. Lieferungswerke: Annales du Jardin Botanique de Buitenzorg. Bai Hon: Histoire des plantes. Vol. I— XIII. Beiträge zur Geologischen Karte der Schweiz. Brefeld: Mycologische Untersuchungen. Heft 1— XII. Bronn: Klassen und Ordnungen des Tierreichs. C h e 1 i u s , C. : Erläuterungen zur Geologischen Karte d. Großherzogtums Hessen. Ergebnisse der Plankton-Expedition. Fauna und Flora des Golfes von Neapel. Fritsch: Studien im Gebiete der Böhmischen Kreideformation. Grandidier: Histoire Naturelle des Coleopteres de Madagascar. — LXXV — Leuckart & Chan: Bibliotheca Zoologica. Lindenschmidt: Altertümer unserer heidnischen Vorzeit. Martini-Chemnitz: Systematisches Konchvlien-Kabinet. de Xiceville, L.: The Butterflies of India, Burmah and Ceylon. Novitates Zoologicae, a Jonmal of Zoologr. Paleontologie Francaise. E e t z i n s : Biologische Untersuchungen. S a r a s i n , Gebr. : Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschungen auf Ceylon. Schimper: Mitteilungen aus den Tropen. Sclater and Tomas: The book of Antelopes. Selenka. E.. Dr.: Studien über Entwicklungsgeschichte der Tiere. S e m p e r : Reisen im Archipel der Philippinen. Smith & Kirby: Rhopalocera Esotica. Taschenberg, 0.. Dr.: Bibliotheca Zoologica. Tryon: Manual of Conchology. Zittel: Handbuch der Paläontologie. c. Zeitschriften: Abhandlungen der trroßherzoglich Hessischen geologischen Landesanstalt. Abhandlungen der Schweizerischen Paläontologischen Gesellschaft American Journal of Arts and Sciences. Anatomischer Anzeiger. Annales des Sciences Nattirelles (Zoologie et Botanique). Annales de la Societe Entomologique de France. Annais and Magazine of Natural History. Arbeiten aus dem Zoologisch-zootomischen Institut in Würzburg. Archives de Biologie. Archiv für Anatomie und Physiologie. Archiv für Anthropologie. Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere. Archiv für mikroskopische Anatomie. Archiv für Naturgeschichte. Berliner Entomologische Zeitschrift. Biologisches Centralblatt. Botanischer Jahresbericht. Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeographie und Pflanzen- geschichte. Deutsche Entomologische Zeitschrift. Geological Magazine. Jahresberichte über die Fortschritte der Anatomie und Physiologie. Journal für Ornithologie. Mineralogische und petrographische Mitteilungen. Morphologisches Jahrbuch. Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. Nature. Neues Jahrbuch für Mineralogie. Geologie und Paläontologie. — LXXVI — Palaeontographica. Quarte rly Journal of the Geological Society of London. Archiv für Entwicklungsmechanik. Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. Zeitschrift für Ethnologie. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Zoologische Jahrbücher. Abtheilung für Systematik und für Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Zoologischer Jahresbericht. Zoologischer Anzeiger. Die Anscliaffimgen und Geschenke des Senckenbergischen Medizinischen Instituts, des Physikalischen, Ärztlichen und Geo- graphischen Vereins werden ebenfalls der gemeinsamen Bibliothek einverleibt und können demnach von unsern Mitgliedern benutzt werden. Von den Zeitschriften, welche, neben den schon angeführten, der Gesellschaft zur Verfügung stehen, seien erwähnt: Von Seiten des Senckenbergischen Medizinischen Instituts: Botanische Zeitung. Flora. Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik. Revue generale de Botanique. Von Seiten des Phjsilialisclien Vereins: Astronomisches Jahrbuch, Berlin. Astronomische Nachrichten. Altona. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Berlin. Chemisches Centralblatt. Leipzig. Die Chemische Industrie. Berlin. Dinglers Polytechnisches Journal. Stuttgart. Electrotechnische Rundschau. Frankfurt a. M. Elektrotechnische Zeitschrift. Berlin. Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie. Gießen. Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie. Leipzig. Journal für praktische Chemie. Leipzig. Karmarsch und Heeren, Technisches Wörterbuch. Liebigs Annalen der Chemie. Leipzig. Meteorologische Zeitschrift. Wien. Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie. Leipzig. Zeitschrift für analytische Chemie. Wiesbaden. Zeitschrift für physikalische Chemie. Leipzig. Zeitschrift für Instrumentenkunde. Berlin. Zeitschrift für Mathematik und Physik. Leipzig. — LXXVII — Von Seiten des Ärztlichen Vereins: Charite-Annalen. Berlin. Annales d'Oculistique. Annali deiristituto crigiene sperimentale. Rom. Annales (rHygiene. Archiv für Hygiene. Deutsches Archiv für klinische Medicin. Archiv für Ohrenheilkunde. Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Archiv für Psychiatrie. Archiv für Ophthalmologie. Archiv für Dermatologie. Archiv für Kinderheilkunde. Archiv für Augenheilkunde. Archiv für Gynäkologie. Archiv für klinische Chirurgie. Archiv für pathologische Anatomie. Archives italiennes de Biologie. Beiträge zur klinischen Chirurgie. Bulletin de FAcademie royale de ßelgique. Oentralblatt für Bacteriologie und Parasitenkunde. Centralblatt für Chirurgie. Oentralblatt für Gynäkologie. Centralblatt für praktische Augenheilkunde. Centralblatt für Harnkrankheiten. Centralblatt für allgemeine Gesundheitspflege. Neurologisches Centralblatt. Correspondenzblatt der schweizer Aerzte. Fortschritte der Medicin. Gazette medicale. Index medicus. Jahrbuch für Kinderheilkunde. Schraidt's Jahrbücher der Medicin. Jahresbericht über die Leistungen der Medicin. Jahresbericht über die Leistungen des Militärwesens. Jahresbericht der Ophthalmologie. Jahresbericht über die Fortschritte der Gynäkologie. British Medical Journal. The Lancet. Deutsche Medicinalzeitung. Memoires couronnes de TAcademie royale de Medecine de ßelgique. Monatsblätter für Augenheilkunde. Therapeutische Monatshefte. Guy's Hospital Reports. Ophthalmie Hospital Reports. Revue de Therapeutique. Hygienische Rundschau. — LXXYTIT - Semaine medicale, Obstetrical Transactions. Meilico-chirnrgical Transactions. Vierteljahrschrift für Gesundhcitsptiege. Vierteljahrschrift für gerichtliche Medicin. Verhandlungen der Berliner raedicinischen Gesellschaft. Veröffentlichungen des kaiserlichen Gesundheitsamts. Berliner klinische Wochenschrift. Wiener klinische Wochenschrift. Deutsche medicinische Wochenschrift. Wiener medicinische Wochenschrift. Münchener medicinische Wochenschrift. Berliner thierärztliche Wochenschrift. Zeitschrift für Biologie. Zeitschrift für C'hirurgie. Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie. Zeitschrift für klinische Medicin, Zeitschrift für vergleichende Augenheilkunde. Zeitschrift für Thiermedicin. Zeitschrift für Physiologie der Sinnesorgane. Militärärztliche Zeitschrift. Von Seiten des Vereins für Gleograpliie und Statistik: Archiv für siebenbürgische Landeskunde. Beiträge zur Sprach-, Land- und Völkerkunde von Niederländisch-Indien. Deutsche geographische Blätter (Bremen). Bollettino della Societä geografica Italiana. Bollettino della Societä Africana d'Italia. Boletin de la Sociedad geografica de Madrid. Boletin del Institute geografico Argentino. Boletin de la Sociedad geografica de Lima. Boletim da sociedade de geographia de Lisboa. Bulletin de la Societe geographique de Paris. Bulletin de la Societe du Nord de la France, Douai. Bulletin de la Societe de Geographie de Marseille. Bulletin de la Societe de Geographie de l'Est, Nancy. Bulletin de la Societe de Geographie commerciale de Bordeaux. Bulletin de la Societe Languedocienne de Geographie, Montpellier. Bulletin de la Societe geographique d'Anvers. Bulletin de la Societe Normande de Geographie, Ronen. Bulletin de la Societe de Geographie commerciale, Havre. Bulletin der rumänischen geographischen Gesellschaft. Le Globe. Jahrbuch des ungarischen Karpathenvereins. Jahrbuch des siebenbürgischen Karpathenvereins. Jahresbericht des Vereins für siebenbürgische Landeskunde. — LXXTX — Jahresbericht des Vereins für Erdkunde, Dresden. Jahresbericht der geographischen Gesellschaft von Bern. Journal of the American Geographical Society, New- York. Journal of the Geographical Society, Manchester. Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Hamburg. Mitteilungen der geographischen Gesellschaft in Jena. Petermanns Mitteilungen. Publicazioni della Specola Vaticana. Revue de la societe geographique de Tours. Tijdschrift van het konigl. Nederlandsch Aardrijskundig Genootschap. Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. III. Andere Grescheiike. Von Fräulein Sophie und Fräulein Elise Plett, hier: Eine Kollektion euro- päischer Vögel in Nachbildungen, dargestellt von Joh. Albr. Bartholmäi, Ende des 18. Jahrhunderts. Von Herrn G. W. Metzler, hier: Eine Originalzeichnung von Dr. E. Rüppell, einen Krebs darstellend, von 1820. — LXXX — Von einer Anzahl Männer und Frauen aus der Frankfurter Bürgerschaft ist der Senckenbergischen naturforschenden Gesell- schaft die Summe von Mk. 28,350. — zur Verfügung gestellt worden zum Ankauf der Bibliothek des in Genf ver- storbenen Professor G a r 1 Vogt und zur Vervollständigung der in dieser Bibliothek enthaltenen Zeitschriften und Lieferungs- werke. Die Namen der hochherzigen Gönner sind: Frau E. Andrea e-Lemme. Herr Direktor Hugo Andreae, „ Direktor Jean Andreae-Passavant. „ Joseph Baer. „ Max Baer. Freiherr S. M. von Bethmann. Herr Conrad Binding. „ Wilhelm Bonn. „ Konsul Otto Braunfels. „ Eduard Cohen. Freiherr Ludwig von Erlanger. Freiherr Dr. R. von Erlanger. Herr Stadtrat Heinr. Flinsch. „ Wilhelm Flinsch. „ Adolf Gans. „ Fritz Gans. „ Dr. Leo Gans. Frau Geheimrat Dr. Getz. Herr Max B. H. Goldschmidt. „ Moritz B. Gold Schmidt. „ Adolf Grunelius. „ Eduard Grunelius. „ Geh. Kommerzienrat Max von Guaita. Herren Gebrüder L. A. Hahn. Herr Charles Hallgar teu. — LXXXI — Herr Otto Höchberg. „ PliilippHolzmaini. „ Gg. Albert Keyl. „ Heinrich Kleyer. Frau Anua Louise Koch geb. von St.-Ueorge. Herr Dr. E. Lucius. Frau Mathilde von Marx. Herr Wilhelm Merton. „ Carl Metzler. „ Friedr. Anton Mej^er. „ Friedr. Modera. „ Victor Moeßing-er. „ Wilhelm Moeßinger. Herren D. und J. de Neufviile. Herr Moritz N. Oppenheim. Polytechnische Gesellschaft. Herr Walther vom Rath. „ Albert von Rein ach. Frau Dr. Reiß. Herr Direktor Dr. H. Roeßler. Freifrau W. von Rothschild. Herr Wilh. Sandhagen. „ Bernhard Schuster. „ Carl August Siebert, „ Leopold Sonuemann. „ Georg Speyer. „ Theodor Stern. - „ Rudolph Sulzbach. Ungenannt durch Herrn Leopold Sonne mann. Ungenannt durch Herrn Dr. Julius Ziegler. Herr Dr. Arthur Weinberg. Herren L. und E. Wertheimber. Frau 0. Wertheimber. — LXXXII — OD a PM es u IX W^ PHH^ a;> Qfj a> O S OJ '« fl o A o arj ;^ »o o Oi ^ Oü ;. tH ^i^ r^ ^ ■^•> OJ CS ,0 a B 1) s O) Q ü rH « i •fH PP -M ^ -< -*O.-(Q0^'MC0C0OC0(MOOCßC0 •r-(Ol>'r-l(J5CC-^COCO—<0>0 0'f'* I>0i0«0«0l>-*CDIMI>-(MCCOC03:) coOQOinoccocoooo^T-HCi'-ii:^ — '(M CO ^-^^rt ^ -Tj< a 3 Ol ■r 5 "'S > CD m bß •^ a <*- bß ci CO a> .^ Q Qj 3 5 i^ -5 -s i?- c ^ 2 m 03 bf) ■uj C c c 0 n> 0 a C "^ Ol a3 to fc- g< S ^ Ol sh O «U CS t* S o o m > M lO O fC 00 O tH C^] O C^ -^ >o in CO »O l-H O lO O CO — LXXXIII — so ^ PÄ «s br or ii^ 0 'Oi ^ 00 1—1 TS s s !3 OJ ?i fi fl .£3 CO eä S !» & rJ-J •p^ M ce ;-i Ö t-::. T— 1 -^ A ?1 o o •pH > i/J ;h a> Ä •P \ '^ o C Oi (N O 1 ~ 1 ~ 1 0 00 Ch ^ o- I> (M o 1 iC 1 QO 1 CO CO T-l Tt T-l t> 1-1 O O o I> CO CO c >o (N . «; C CO lO CO '^ o o CO IM kO c 00 ja cr c CC o o- CD O o o CO it; CD CO 3 i> o c^ •* CO i:d (N CD CD :72 -rf. bß n ^ +-> H >o •p^ bß O Ol c» !3 :S CO 1—1 ,a ''S c «D CC T^' CO bß O) Ö cn OJ '5 ;_ 02 oi 'S bß £ S 13 CO C3 > i^; W P w ^ S H > M v5 in (N 1 00 Cß 1 1 1 c* 0 CO Oh CC a: 1 T-H (M 1 1 1 CO CO CO o: o C a~ C o iC o CO IM . ur; o: o i> CC lO "^ o Oi CO S ^ t> (M CC Tf CC Ca -f &i o _c 03 'S n (M CO bß r« O. ^ m n £ z !- O) s >o a :Ö bß i3 c e+-t o oä oc 0 CC ^ Kl ,a n T— ^ o CC o CC ^_ J ;-l c o pq 3 C 5< ^ tx „ c bß i^ ca s 's! Cß ■IS a. s Ti c 2 c > 3 CT er 0, ;r5 rt w Q — LXXXIV Anhang. A. Sektionsberichte. Herpetologische Sektion. Über die Thätigkeit in der Sektion während des Jahres 1895/96 ist diesmal nicht viel zu sagen. Die Arbeiten gingen ihren gewohnten Gang. Die Schlangensammlnng ist jetzt fast fertig neu bestimmt und etikettiert, und der zweite Band des Reptil- kataloges, der die Ophidier enthalten wird, so weit gefördert, daß er noch im Laufe des Jahres 1896 in Druck kommen kann. Audi im verflossenen Jahre erhielt die Reptilien- und Batrachiersammlung reiche Geschenke, so viel, daß zum Teil noch nicht alles aufgestellt werden konnte. Erwähnenswert sind darunter namentlich die Schildkröten Kachuga trivittata D. B. aus Pontianak; W.-Borneo, ein Geschenk des Herrn Dr. Heinr. Lenz in Lübeck, und je eine einjährige und etwa dreijährige Testiido elephantina Gray aus Aldabra, ein Geschenk des Herrn Dr. Alfr. Voeltzkow in Berlin. Diese lebend und in bester Gesundheit erlialtenen Tiere erhöhen unseren Bestand an Eiesen- schildkröten auf vier Stück. Von seltenen Eidechsen erhielten wir geschenkweise durch Herrn Prof. Dr. Alex. König in Bonn Tropiocolotes tripolitanns Pts. und Tarentola neglecta Strauch aus Tunesien, von Schlangen durch Herrn Direktor Aug. Siebert hier Pseudoxenodon inornakis Boie und Aepijsuriis angidlUformis Schnd. aus Java. Sehr wertvoll ist auch die Suite von 8 Arten von Reptilien und Batrachiern, die uns Herr Dr. Aug. Brauer in Marburg, Hessen, von den Se^xhellen mitbrachte. Neben den beiden neuen Species Scelotes braueri und Arthroleptis sechellensis Bttg. enthält die Sendung nicht weniger als 7 Apoden in 2 Arten, darunter den kostbaren, erst ganz kürzlich beschriebenen Ilypo- geophis alternans Stejn. von der Seychelleninsel Ile aux fregates. — LXXXV — Die übrigen Geschenke und die im Kauf oder Tausch erhalteneu Tiere sind schon weiter oben namentlicli aufgezählt worden, doch kann ich es mir nicht versagen, hier auf die von Herrn Georg Hübner von seiner Reise auf dem oberen Orinoko mitgebrachten und uns überlasseneu Kriechtiere noch besonders aufmerksam zu machen, unter denen sich vier höchst ausge- zeichnete Novitäten befinden. Ich verdanke Herrn Hübner die erste Auswahl aus dieser prächtig konservierten, mit großem Geschick und Verständnis gesammelten Ausbeute, die zusammen- zubringen ihm nur unter sehr schwierigen Verhältnissen und großen persönlichen Opfern gelaug. Von Tauschsendungen, die uns gegen gelieferte Suiten Kükenthal'scher Dubletten ver- sprochen wurden, sind noch solche vom Hamburger und vom Berliner Museum ausständig. Von wissenschaftlichen Arbeiten wurde im Laufe des Jahres veröifentlicht der. „Bericht über die Leistungen in der Herpetologie während des Jahres 1890" im Arch. f. Naturgesch. (Hilgendorf) Jahrg. 57, Bd. 2 p. 63 — 184, sowie zahlreiche Referate über neuere herpetologische Arbeiten gegeben im „Zool. Centralblatt 2. Jahrg. 1895 und 3. Jahrg. 1896" und im „Zool. Garten", dessen Redaktion der Sektionär seit Neujahr 1896 übernommen hat. Wie in den Vorjahren wurde der Unterzeichnete in schwie- rigen systematischen Fragen oder bei Beschaffung von seltenem Vergleichsmaterial und fehlender Litteratur mit Rat und Hilfe aufs bereitwilligste unterstützt von Herrn G. A. Boulenger, F. R. S., am British Museum in London, während er selbst den Zoologischen Museen, Zoologischen und Anatomischen Instituten und Naturwissenschaftlichen Vereinen und Gesellschaften von Berlin, Dresden, Freiburg (Breisgau), Hamburg, Hauu. -Münden, Heidelberg, Hildesheim, Karlsruhe, London (Brit. Mus. Nat. Hist.), Lübeck, Marburg (Hessen), Müuchen. Nürnberg, Stuttgart, Tring (Herts., England), Turin und Würzburg, sowie der hiesigen Neuen Zoologischen Gesellschaft gefällig zu sein Gelegenheit hatte. Prof. Dr. 0. Boettger. Sektion für Insekten. Die Sammluugen wurden durchgesehen und in Ordnung erhalten, sowie die begonnene Umordnung der exotischen Coleopteren fortgesetzt. — LXXXVI — Herr Dr. Walt her Horii in Berlin hat bei seinem Hier- sein die Cicindeleu nuserer Sammlung durchgesehen und eine Anzahl Arten bestimmt. Ferner wurden 14 Arten genannter Familie, meist Typen, im Tausch gegen Kükenthal'sche Dubletten von Dr. W. Hörn erworben. Herr J. Faust in Libau bestimmte bei seinem Hiersein einige Arten unbenannter Rüsselkäfer. Major Dr. von Heyden schenkte den IL Teil seiner umfangreichen ausländischen Käfersannnlung. Major Dr. von Heyden. A. Weis. Sektion für Mollusken. Es wurden im Jahre 1895/96 neu aufgestellt in der Schau- sammluug 120 Nummern, davon 50 Originale, die in verschiedenen Arbeiten des Sektionärs, in den Deckelschuecken der Philippinen, der Fortsetzung von Eoßmäßlers Ikonographie und dem Kon- chylien-Kabinet abgebildet sind. Ferner 12 Nummern von Herrn Strubell, die, als aus derselben Sendung wie seine Originale stammend, ebenfalls als Originalexeraplare anzusehen sind. Dr. W. Kobelt. Botanische Sektion. Die Instandhaltung des Herbariums sowohl wie der Schau- sammlung rechneten auch im verflossenen Jahre die unterzeich- neten Sektionäre zu einer wesentlichen Aufgabe ihi-es Amtes. Die Phanerogamen sind, wie schon im vorjährigen Berichte an- geführt, dank der Hilfe des Herrn M. Dürer wohl geordnet, und die Kryptogamen sind wenigstens so aufgestellt, daß man sich ohne Schwierigkeit zurechtfinden kann. Bei der reichen Fleclitensammlung mußte man sich allerdings damit begnügen, sie einfach in Schränken niederzulegen. Einen Zuwachs hat das Herbarium erfahren, abgesehen von den Erwerbungen, durch die von Herrn Dr. A. Voeltzkow uns freundlichst zugewiesenen, von ihm auf der Insel Aldabra gesammelten und von Herrn Professor Haus Schinz in Zürich bestimmten Pflanzen sowie durch 109 Nummern afrikanischer Pflanzen, die wir in Tausch von dem butanischen Museum der Universität Zürich erhalten haben. Herr Professor Detmer — LXXXVII — in Jena hat von seiner Reise in Brasilien für die Scliausanini- lung einige biologisch interessante Stücke mitgebracht. Erwähnt sei schließlich eine gemeinsame Arbeit der Sektionäre: „Die Pyramideneiche in Harreshausen", erschienen im Bericht 1895. Oberlehrer J. Blum. Prof. Dr. M. Möbius. Sektion für Mineralogie und Petrographie. Die Neuordnung der Mineralien -Sammlung wurde, soweit die aufzustellenden Stücke in Betracht kommen, vollendet; im letzten Schrank sind die Mineralien der Heimat (Umgebung von Frankfurt, Taunus, Odenwald, Spessart) aufgestellt. Die Gesteine sind in den beiden großen Schränken am Eingang des Saales untergebracht, und es wurde auch hier eine Lokal Sammlung, die aus der Ritter'schen Taunus- und Spessart -Kollektion sowie aus den vom Sektionär zusammen- gebrachten Odenwaldgesteinen besteht, eingerichtet. In Bezug auf die Geschenke an Mineralien und Gesteinen siehe diesen Bericht S. XLI. Dr. W. Seh au f. Geologisch -paläontologische Sektion. Von den zahlreichen Geschenken, welche dieses Jahr der paläoutologischen Sektion zukamen, sind die bedeutsamsten die- jenigen der Herren Gustav und Rudolph Dyck erhoff in Biebrich a. Rh. und des Herrn P. A. K e s s e 1 m e y e r dahier. Die uns von den Herreu Dyckerhoff gütigst zugewendeten Objekte sind dieses Jahr weniger durch ihre große Zahl, als durch ihren wissenschaftlichen Wert bedeutsam. Wir heben hier vor allem die Funde aus den Hydrobienschichten vom Heßler hervor; sie bestehen unter anderem aus einem Incisiv und vier Molaren von Taplrus helveticus, einem Tier, von dem bisher aus dem Mainzer Becken nur ein schlecht erhaltener Zahn in Buden- heim gefunden worden ist. Nicht weniger interessant ist der Fund des Fragmentes einer Oberkieferhälfte und mehrerer dazu gehörigen Zähne eines Amphicijon, eines Genus, von dem wohl Reste im Landschneckenkalk von Flörsheim und in den Hydrobien- schichten von Weiseuau «-efunden worden sind, von dem aber — LXXXVIII — in dem -während mehrerer Jahre gesammelten Lauber'schen Material kein Rest enthalten ist. Von den Zähnen der Ober- kieferhälfte fehlen der zweite und der kleine dritte Molar; ein Canin und ein Eeißzahn (m,) gehören dem Unterkiefer zu. Hier ist einer Notiz im vorjährigen Sektionsbericht zu gedenken. Das sogenannte fossile Gehirn aus dem Diluvialsand vom Heßler hat derweilen eine eingehende Bearbeitung erfahren; hierbei hat es sich als der Schädelausguß eines Bisori priscus heraus- gestellt. r Eine außerordentliche Bereicherung hat unsere paläonto- logische Sammlung durch die muniiizente Überweisung der von Herrn P. A. Kesselmeyer gesammelten Fossilien erfahren. Diese Sammlung enthielt nicht allein eine große Zahl vor- züglich erhaltener Fossilien, die für die Ausstellung besonderen Wert haben, sondern sie ist auch durch die Reichhaltigkeit der darin vertretenen geologischen Horizonte aus den verschiedensten Gegenden ausgezeichnet, so daß manche Lücke unserer Samm- lung dadurch ausgefüllt wurde; sie wurde daher sofort in die Museums-Sammlung eingereiht. Ein Fossil, das uns in Rücksicht auf die Zusammensetzung der Diluvialfauna unserer Gegend von größerem Interesse ist, kam uns durch Herrn Dr. Kobelt von Herrn Maureimeister K u n z in Höchst a. M. zu. Es ist das Oberkieferfragment einer Hyaena crocuta {spelaed) aus dem Löß; leider fehlen ihm die so charakteristischen vierten Praemolaren. Bisher ist mir aus hiesiger Gegend von diesem Tier noch kein Rest zu Gesicht gekommen. Einer besonderen Erwähnung sind dann auch die Gips- abgüsse von Tierfährten im Mittel - Oligocän von Bellingen bei Müllheim (Baden) wert, die wir durch Vermittelung vonBoettger der Güte des Entdeckers der Fährten, Herrn Professor Dr. G. Böhm in Freiburg i. B., verdanken. Auch die Sammlung, die bestimmt ist. die wesentlichsten geologischen Vorgänge durch besonders charakteristische Gesteins- stücke zu demonstrieren, erhielt eine recht interessante Be- reicherung. Herr Rektor Dr. Kellermann in Lindau hatte die Güte, diesen Winter au ein i)aar Stellen des Bodensees bei Lindau sogenannte Furchensteine und Geschiebe mit Kalk- krusten, die von Rivulariaceen herrühren, für uns zu sammeln. — LXXXIX — Die Arbeiten in der Sektion, welche am meisten Zeit in Anspruch nahmen, aber auch die Genug'tliuuuo- brachten, ohne Geldausgaben die paläontologische Sammlung nach verschiedenen Richtungen zu vervollständigen und also Lücken auszufüllen, war der Tauschverkehr, der heuer wesentlich lebhafter war, als in den vorangegangenen Jahren. Vorerst erhielt der Siebenbürgische Verein für Naturwissenschaften in Hermannstadt eine große Samm- lung von tertiären Petrefakten aus dem Vizentinischen, aus dem Mainzer Becken, aus dem Wiener Becken, aus Siebenbürgen und Slavonien (mehr als 400 Etiketten) als Gegengabe für die zwei Kisten Mergel mit Fossilien der II. Mediterranstufe von Lapugy, besonders aber als Zeichen der Dankbarkeit für die sehr freundliche Aufnahme, die Kiukelin im Jahre 1888 in Hermannstadt geworden war. Eine weitere Sendung von Mainzer und slavonischen Fos- silien ging an Herrn Dr. Ihering in Sao Paolo (Brasilien). An das Königl. Naturalien-Kabinet in Stuttgart sandten wir eine Kollektion seltener fossiler Maiuzer-Kouchylien. Durch eine Gegenseudung versah uns Herr Professor Dr. Eber- hard Fr aas mit Fossilien aus verschiedenen Horizonten des deutschen Keupers und aus dem Muschelkalk-Bonebad ; besonders wert sind uns in dieser Gegeusendung Brustplatten von Capito- saurus und Metopias und die wohlerhaltene Partie der Blatt- scheide von Equisetum arenaceum. An das L a u s a n n e r Musen m sandten wir außer Mainzer Tertiärfossilien unsere Gipsabgüsse von Lariosaurus und der diversen Skeletteile von Rhopalodon und Deuterosminis aus dem Ural und hoffen, dagegen schweizerische Neocom- und Tertiär- Petrefakten zu erhalten. Die Fauna aus den cambrischen, silurischen und devonischen Schichten der Moutagne noire in Süd -Frankreich wurde von Herrn J. Miquel durch äusserst interessante Fossilien wesent- lich vervollkommnet. Aus dem Muse u m v o n Vi c e n z a kamen uns gegen eine schöne Sendung rheinischer Devoufossilien eine Suite Fossilien aus dem Mittel-Oligocän von l'astel Gomberto zu, also aus dem geologischen Horizont, der mit dem Meeressand von Weinheim und Waldböckelheim gleichaltrig ist. — xc — Eine Gegeusendimg des British Museums N. H. brachte ims eiue größere Suite von Gipsabgüssen der Reptilienreste aus der Karrooformation in Südafrika. Ein recht interessantes Fossil, das wir aus zahlreichen Fragmenten fast völlig restaurieren konnten, ist der Arm und das dazu gehörige Schulterbein von Halithcrium schinxi von Flörsheim, die wir von Herrn Gjmuasiallehrer Roth in Offen- bach durch die sehr gefällige Vermittelung des Herrn Zinudorf erworben haben. Unser Herr Kollege Dr. Seh auf hatte die Freundlichkeit, aus der ihm unterstellten Sammlung eiue Gegen- gabe zusammenzustellen. Durch die Abgabe des Saalmüller'schen Madagaskar- Schmetterlings-Werkes an das Roemer-Museum in Hildes- heim gewann auch die geologisch - paläontologische Sammlung einiges Wünschenswerte ; besonders waren uns Fossilien aus dem Hils und dem Jura der Gegend von Hildesheim willkommen. Die vor zwei Jahren erworbenen Trümmer des Schädels und Unterkiefers eines ganz erwachsenen Elepkas antiquus aus dem Mosbacher Sand wurden von Herrn August Koch ent- sprechend zusammengefügt; leider fehlt unter anderem dem Unterkiefer der rechte Backenzahn. Dieser Fund sowohl, als auch andere Zähne von Elephas antiquus, die uns heuer durch Kauf zukamen, scheinen dafür zu sprechen, daß nicht alle Zähne, die wir dem Elephas antiquus zugeschrieben haben, tj'pische Zähne desselben sind, sondern zumeist der Form angehören, die Professor Dr. Pohlig in seinem großen Werk über die Dentition und Kranologie des Elephas antiquus mit Elephas trogontherii bezeichnet hat. Außer den oben aufgeführten Kiefern von Elephas antiquus wurden noch mancherlei andere diluviale Reste aufgestellt, unter anderem ein nach entsprechender Restau- ration ziemlich gut erhaltener Unterkieferast von Castor. An Oberarmen von Rhinoceroteu wird es auch deutlich, daß zur Zeit der Mosbacher Diluvialfauua zwei Arten gelebt haben. Aus derselben ist noch ein Krokodilzahn hervorzuheben, der erste Reptilrest im Mosbacher Saud. Anschließend bemerken wir hier noch, daß in den Abhand- lungen unserer Gesellschaft von Kinkelin „Einige seltene Fossilien des Seuckenbergischen Museums" beschrieben und ab- gebildet sind (Abh. d. Senckeuberg. Naturf. Ges. Bd. XX). Es — XCI — sind diese Fossilien: Der uatürliche Scliädelausguß von Bison priscus Boj. ; der linke Unterkieferast eines sehr jungen Elephas primigenius Blumenb. ; vier Geweilistücke aus dem.untermiocänen Hydrobienkalk vom Heßler; ein Giftzähnchen aus denselben Schichten und das Kreuzbein eines mittelgroßen Nagers aus den Cerithienschichten des Frankfurter Hafens. Eine gute Vorstellung über die Zusammensetzung einer Grundmoräne gibt eine Probe, die der Grundmoräne des dilu- vialen Rheingletschers bei Lindau entnommen ist. Die von K i n k e 1 i n im Polschizagraben bei Kropp in Ober- krain gesammelten und seiner Zeit in seinem Reisebericht er- wähnten Fossilien sind von Herrn Dr. Paul Oppenheim genauer bestimmt worden. Hiernach sind sie unteroligocänen Alters. Genaueres wird der Bericht 1896 bringen. Nachdem wir von Herrn G. A. Boulenger vom British Museum N. H. den Lariosaurus balsami Curioni, eines der wert- vollsten Fossilien unserer Sammlung, vorzüglich ausgearbeitet zurück erhalten haben, ist nun auch die Publikation über das seltene Fossil in den Transactions of the Zoological Society of London, Vol. XIV plate I, 1896, erschienen. Es wurden hier- durch nicht allein einige irrige Vorstellungen über den Bau dieses Tieres berichtigt, sondern Boulenger erkannte bisher unbekannte Charaktere. So war er veranlaßt, eine modifizierte Systematik betreffend Meso-, Notho-, Lario-^ Plio- und Flesio- saurus aufzustellen. Abgüsse, die wir von unserem Lariosaurus herstellen ließen, werden wir gern im Tausch an andere Museen abgeben. Auch dieses Jahr erfreuten wir uns des Besuches mancher Fachgenossen — , unter anderen des Herrn Direktor Theodor F u c h s vom Naturhistorischen Hofmuseum in Wien, der sich für die problematischen Gebilde aus den verschiedenen geologi- schen Horizonten interessierte; Herr Professor Traquair von Edinburgh besah sich besonders die permischen Fische. Von den angekauften Petrefakten heben wir vor allem hervor einige beim Tunnelbau in der Nähe von Nonnweiler im Regierungsbezirk Trier ans den Lebaclier Schicliten geförderte Fossilien: einen Stegocephalen, einige Palaeonisciden, Farnwedel und Walchienzweige, ferner reiche Suiten aus dem Unter-Coblenz und aus den oberdevonen Goniatitenschichten der Eifel. — XCII — Die geologischen Modelle wurden vermehrt durch das von Dr. R. Schäfer in München redigierte tektonisclie Modell, das Quer- und Längsverwerfuugen, Sattel- und Muldenbildung und die Denudation eines Teiles der bayerischen Alpen demonstriert. Professor Dr. F. Kinkelin. Professor Dr. 0. Boettger. B. Protokoll -Auszüge. Samstag, den 9. November 1895. Vorsitzender: Herr Major Dr. L. v. Hey den. Der Vorsitzende begrüßt die zahkeich erschienenen Mit- glieder zum Wiederbeginn der wissenschaftlichen Sitzungen und spricht die Zuversicht aus, daß das stets bethätigte Interesse an den Vorträgen und Mitteilungen sich aufs neue wiederum in diesem Winter zeigen werde. Herr Professor Dr. H. R e i c h e n b a c h ergreift hierauf das Wort zu seinem angekündigten Vortrage: Bilder aus dem Leben der Ameisen. (Nach eigenen Beobachtungen). Seit etwa zwei Jahren beobachtet der Vortragende die Lebensweise und die Bauten unserer Ameisen und hat darüber Sammlungen angelegt. Heute berichtet er ül)er seine Beobach- tungen im Frankfurter Wald, im Taunus und in Tirol und legt die betreffenden Ameisen teils unter dem Mikroskop, teils auf- gesteckt und teils in Spiritus präpariert mit Eiern, Larven, Puppen, Gästen und anderem der Versammlung vor. Zunächst werden die umfangreichen Nester und Holzbauten der Riesenameisen {Camjwnotus) auf den Abhängen unseres Taunus beschrieben. Gewöhnlich befindet sich ein Hauptbau in einem alten Baumstrunk im Gestrüpp verborgen, von welchem unterirdische Gänge nach flachen Steinen ausgehen, die der Sonne ausgesetzt sind. Hier liegen in den Nachmittagsstuuden die großen Puppen unter den Steinen und werden von den emsigen Arbeitern bewacht: hebt man einen solchen Stein auf. — XCIII — so verscliwiiideii die Arbeiter mit ihrer kostbaren Last in den imterirdisclieu Gängen und bald ist niclits mehr zu sehen. Von diesen Steinen aus führen auch die Straßen durch den Wald oft viele Meter weit nach Pflanzen, auf welchen Blattläuse leben; denn die Ausscheidungen dieser Tiere bilden die Hauptnahrung der Riesenameisen. Eier, jüngere und ältere Larven befinden sich meist in den zahlreichen Bohrlöchern und Gängen des Baumstrunkes. Stört mau eine solche Kolonie, so entsteht ein so heftiges Durcheinanderlaufen, daß man ein deutliches Ge- räusch vernimmt. Dabei schlagen die Tiere mit dem Hinterleib auf den Boden : wahrscheinlich ist dies ein Alarmsignal. Auf dem Stilfser Joch fand der Vortragende unter einem Steiu den Anfang einer Kolonie: Eine Riesen-Königin saß in einer kleinen Höhle und hatte eiu paar Eier, einige sehr schlecht genährte Larven und zwei Arbeiterpuppen bei sich: anfangs verrichtet sie alles selbst, baut, legt Eier, füttert die Larven und hilft den reifen Ameisen aus der Puppenhülle. Es entstehen erst nur Arbeiter, die ihr die Last abnehmen, und bald wird die Königin gefüttert und braucht nur noch Eier zu legen. Es werden dann noch die Nester der Roßameise, der behaarten Riesenameisen und ihre Verwandten aus den Alpen, besonders aus der Gegend von Bozen, besprochen. Die Pygmäenameise, 1,3 bis 2,3 mm messend, ist eine unserer kleinsten Ameisen von außerordentlich zierlichem Körperbau. Hire Nester wurden in der Umgegend von Bozen gefunden. Sie befinden sich unter Steinen, von denen in der Regel mehrere zu einer Kolonie ge- hören; unterirdische Gänge verbinden die verschiedenen Ab- teiluugen. Die Tierchen leben unterirdisch und erziehen Wurzel- läuse, von deren Saft sie leben (Stallfütterung). Wichtig ist, daß die Formen der Weibchen und Arbeiter ineinander über- gehen. Es folgen nun die Beobachtungen an den Nestern der A m a z 0 n e n a m e i s e am Grafenbruch, von denen hier nur eine erwähnt sei. Am 18. August d. J., um 4 Uhr 20 Min., wurde eine Expedition dieser Sklavenhalter nach einem Nest der grau- schwarzen Ameise beobachtet, die ungefähr so verlief, me die vor zwei Jahren gesehene; auch diesmal kehrten die Räuber mit Puppen der Sklavenameise beladen im Gänsemarsch zurück. Aber bald kamen die Amazonen wieder aus ihrer Höhle, ordneten sich zu einem neuen Zug, um das Sklavennest noch einmal zu — XCIV — plündern. Jedenfalls war dies aber schon so ausgeraubt, daß die Hälfte der Amazonen unverrichteter Sache den Heimweg antre.ti-n mußte. Was geschah aber nun? Die Amazonen hielten vor ihrem Nest eine Versammlung, liefen in dichten Haufen umeinander lieruni, berührten sich mit den Fühlern und, wie auf ein Kommando, schlugen sie plötzlich eine der vorigen ungefälir entgegengesetzte Richtung ein und kamen bald an einem zweiten Nest der grauschwarzen Ameise an, das sie dann nach allen Regeln ihrer Kunst ausplünderten. Redner erörtert nun im Anschluß hieran die Frage, ob diese Tiere rein nach blinden Instinkten handelten, wie der ausgezeichnete Ameiseuforscher Wasmann meint, oder ob Verstand (Intelligenz) ihnen zu- geschrieben werden könne. Er stellt sich schließlich auf den Standpunkt Zieglers in Freiburg (Verband, d. deutschen Zool. Ges. 1892), der Instinkthandlungen alle Thätigkeiten der Tiere nennt, zu denen die Fähigkeit angeboren ist, Handlungen dagegen, bei denen der Verstand beteiligt ist, werden auf Grund von Ei'fahrungen vollzogen ; hierbei sind Sinneseindrücke, Gedächtnis u. A. beteiligt, und die Fähigkeiten zu Verstandes- handlungen werden erworben. Der Vortragende bespricht nun die zweite sklavenmachende Art unserer Gegend, die blutrothe Raubameise {Formica saiiguinea), die er auch in den Alpen vielfach gesehen, die Nester der grauschwarzen Sklavenameise {F. fusca), der rotbärtigen Ameise {F. rnfibarbis und wendet sich dann zu den Knotenameisen, von denen unter anderen die große rote Ameise {Mi/rmica rKhida), die Rasenameise {Tetramoi'ium caespitimi), die von Herrn A. Weis in Tirol erbeutete seltene Gastameise {For- micoxetius nitidulus) Erwähnung finden und vorgezeigt werden. Letztere lebt in kleinen Nestchen mitten im Haufen unserer roten Waldameise und wird geduldet ; es sind friedliche Tierchen, deren einziges Verteidigungsmittel ist, wie tot umzufallen, wenn eine der großen Nestinhaberinnen ihnen drohend entgegentritt. Bemerkenswert ist dann noch die Entdeckung der schwer zu findenden Säbelameise [Strongylognathus testaceus) in den Nestern der Rasenameise am Grafenbruch. Männchen, Weibchen und Arbeiter leben in ziemlicher Anzahl mit Arbeitern und (nach Wasmann) einem befruchteten Weibchen der Rasen- ameisen in sogenannten Bundeskolonien. Die Säbelameisen — xcv — erinnern in dem Bau ihrer Mundteile an die Amazonen, können aber allein Nahrung aufnehmen, verstehen notdürftig- zu bauen und sind auch mutig im Kampf, — aber ohne Erfolg ; sie werden meist getötet. Zur Brutpflege sind sie jedoch gänzlich unfähig; dies besorgen ihnen ihre „Hilfsameisen", von denen sie sich auch füttern lassen. Sie rauben aber die letzteren nicht, sondern es scheint das Verhältnis auf friedlicher Allianz zu beruhen. Der Vortragende hat einmal eine solche gemischte Kolonie auf einem Auszug oder einem Spaziergang beobachtet: 800 — 1(X)0 Arbeiter der Rasenameise und etwa 60 Arbeiter der Säbelameise trieben sich in einem Wageugeleise herum, wobei viele der letz- teren von den ersteren getragen wurden. Nunmehr erzählt der Vortragende seine Wahrnehmungen an der dem Süden angehörigen Soldatenameise {Pheidole), von der auch eine Kolonie in unserem Palmengarten sich lindet. Eine zweite Arbeiterform mit furchtbar dicken Köpfen heißt „Soldat" ; diese beteiligen sich nach seinen Beobachtungen an der Vertheidigung des Ameisenstaates, indem sie mit ihren Köpfen die Zugänge verbarrikadieren und drohend ihre Beiß- zangen dem Feinde entgegenstrecken. Sie sollen auch die Rollen der Metzger übernehmen ; wenn nämlich eine Leiche erbeutet oder entdeckt ist, zerschneiden sie mit ihren Kiefern das Fleisch, das dann von den Arbeitern heim geschleift wird. Endlich wird noch die Diebsameise erwähnt und ihre Kellerwohnungen unter den Nestern anderer Ameisen, denen die Larven und Puppen von unten her gestohlen und gefressen werden. Zum Schluß führt der Redner aus, daß im Ameisenleben die Instinkthandluugen, zu denen die Tiere die Fähigkeit ererbt haben, zwar die Hauptrolle spielen, — daß aber in vielen Fällen Verstandesthätigkeiten in nicht geringem Maße beteiligt sind. Der Vorsitzende dankt dem Redner im Namen aller Zuhörer für den schönen Vortrag. Samstag, den 14. Dezember 1895. Vorsitzender: Herr Major Dr. L. v. He 3^ den. Der Vorsitzende berichtet, daß die Senckenbergische natur- forschende Gesellschaft in diesem Jahre den am 1. April 1894 ausgeschriebenen v. R e i n a c h - P r e i s f ü r P a 1 ä 0 n 1 0 1 0 g i e zu U — XCVI — vergeben hatte. „Ein Preis von Mk. 500," heißt es in dem Ausschreiben, „soll der besten Arbeit zuerkannt werden, die einen Teil der Paläontolog"ie des Gebietes zwischen Aschaffenburg-, HepiJeulieim, Alze3^ Kreuznach, Koblenz. Ems, Gießen und Büdingen behandelt," Nach Ablauf des Termins am 1. Oktober d. J. hat die Direktion auf einstimmigen Vorschlag der Preis- kommissiou, die aus den Professoren Dr. 0. Boettger und Dr. F. Kinkelin hier und Geheimen Hofrat Dr. R. Lepsius aus Darm- stadt zusammengesetzt war, den Preis dem Professor Dr. Achilles Andreae. Direktor des Rimier-Museuras in Hildesheim, zuerkannt. Die preisgekriuite Arbeit führt den Titel „Beiträge zur Kenntnis der fossilen Fische des Mainzer Beckens." Außerdem macht der Vorsitzende die Mitteilung, daß Professor Behring, dem die Senckenbergische Gesellschaft am 10. März d. J. den Tiedemann- Preis für seine Heilserumtherapie zuerteilt hat, diese Woche von der Academie des Sciences in Paris mit einem Preise von 25,000 Francs ausgezeichnet worden ist. Prof. Boettger bespricht hierauf die in dem letzten Jahre für die Sammlung eingegangenen Reptilien und Batrachier. Bei der Fülle des Materials beschränkt er sich darauf, nur die für unsere Kollektion wirklich neuen Formen aufzustellen. Immerhin sind dies 170 Gläser. Der Hauptzuwachs kam von der Küken- tlial 'sehen Reise aus Halmahera, Batjau, Celebes und Borneo, von der Semon 'sehen Expedition nach Neuguinea und Queens- land und von der H üb ner 'sehen Reise nach Süd -Venezuela. Schöne Novitäten verdanken wir außerdem den Herrn Brancsik und Sikora aus Madagaskar, Fleisch mann aus Guatemala, Urich und Mole von Trinidad und Schmacker von den Liukiu-Inseln. Besonders aufmerksam macht der Vortragende auf zwei sogenannte fliegende Geckonen mit breiten Haut säumen an fast allen Körperteilen, auf ein Riesenstück einer seltenen Bliudwühle {Dermophis) und auf einen prachtvoll gefärbten, aber äußerst giftigen Frosch (Dendrobates), von dem in Süd-Amerika Pfeilgift bereitet wird. Schließlich wird das Eiernest des Laub- frosches Phyllomedusa und das Männchen des Frosches Prosthe- rapis vorgezeigt, das seine Larven auf dem Rücken trägt. Herr Dr. med. A. Knoblauch hält nunmehr seinen an- gekündigten Vortrag: Die wissenschaftliche Grundlage der Alkoholbekämpfung. (Siehe diesen Bericht S. 45). - XCVII — Samstag, den 11. Januar 1896. Vorsitzender: Herr Major Dr. L. v. Heydeu. Der Vorsitzende begrüßt die Versammlung- zum neuen Jahre und teilt dann mit, daß aus der Direktion statutengemäß aus- zutreten hatten der zweite Direktor, Herr Dr. P. Wirsing, und der korrespondierende Sekretär, Herr Dr. A. Jassoy, an deren Stelle die Hen-en Dr. A. Knoblauch und Dr. E. v. Meyer gewälilt wurden. Herr Oberlehrer J. Blum spricht über die ausgestellten, nachgebildeten Vögel, ein Geschenk der Schwestern Fräulein Elise und Fräulein Sophie Plett. Es sind im ganzen über 200 Vögel, die in verkleinertem Maßstabe mit ihren eigenen Federn naturgetreu und künstlerisch schön aufgelegt sind. Nur da und dort ist zur Ergänzung eines Körperteiles und um den Aufenthaltsort eines jeden Vogels anzudeuten der Pinsel zur Verwendung gekommen. Die Präparate befinden sich einzeln oder zu mehreren beisammen unter Glas und Rahmen. Der Darsteller dieser nachgebildeten Vögel war Johann Albrecht Bartholmä, Hausverwalter bei Baron v. Rademacher, auf einem Gute in der Nähe von Kassel; er wurde 1761 geboren. Der Mann muß ein scharfer Beobachter und ein gewandter Zeichner gewesen sein, außerdem ausgestattet mit einer unend- lichen Geduld ; denn die Meisterschaft in der Nachbildung, zu der er gelangt ist, hat er sich durch eigenes Bemühen, ohne eine Unterweisung, erworben. Herr Blum erklärt die Art und Weise der Anfertigung und bemerkt zum Schlüsse: Wenn auch die vorliegenden Nachbildungen nicht in die wissenschaftlichen ornithologischen Sammlungen des Museums eingereiht werden können, so sind sie iumierhin dazu angethan, das Interesse der Besucher auf sich zu lenken und zur Förderung der Kenntnis unserer einheimischen Vögel beizutragen; wir sind daher den beiden genannten Damen zu großem Danke verpflichtet. Herr Professor Dr. M. Möbius hielt nunmehr den ange- kündigten Vortrag : „Über den Hausschwamm." Von den verschiedenen Pilzen, die dem Bauholze ge- fährlich werden, ist der Hausschwamm, Meridiiis lacrimans^ — XCVIII — derjenige, der die liäuügsteu und größten Zerstörungen ver- ursacht. Man kann seine Anwesenheit schon aus der Be- schaffenheit des von ihm zerstörten Holzes, das braun und mürbe geworden ist, erkennen ; auf dem Holze, z. B. der Unter- seite der Dielen, findet man häufig ein weißliches oder graues Geflecht feiner Fäden, stellenweise findet man auch gröbere Geflechte und dickere Stränge, dann lockere, polsterförmige Gebilde, und ziemlich selten treten die Fruchtkörper des Pilzes auf an Stellen, zu denen einiges Licht gelangen kann. An diesen Fruchtkörpern werden die gelbbraunen Sporen erzeugt, welche den 100. Teil eines Millimeters lang sind. Man kann sie nur unter gewissen Umständen, bei Gegenwart alkalischer Verbindungen, zum Keimen bringen. Sie erzeugen äußerst feine Fäden, die sich in das Holz einbohren und hier weiterwachsen. Ihre Nahrung nehmen sie hauptsächlich aus dem Inhalte der Markstrahlen, wachsen aber auch in den Faserzellen des Holzes. \Yerden solche, von Pilzfäden durchwachsene Holzstücke an feuchten Orten aufgehoben, so dringen die Fäden auch nach außen und erzeugen schimmelartige Gebilde. Charakteristisch sind für den Pilz die häufigen Schnallenbildungen an den Fäden und die Verzweigungen aus denselben. Die dickeren Stränge, welche der Pilz außerhalb des Holzes bildet und mit denen er sich durch das Mauerwerk oder den Boden weiterverbreiten kann, enthalten neben den feinen Fäden auch weitlumige Röhren und dickwandige Fasern. Die Anlage des Fruchtkörpers er- scheint als ein schneeweißes Polster. In dessen Mitte treten braune, gewundene Leisten auf, die sich nach dem Rande aus- breiten; das ganze Fruchtlager wächst weiter und kann bis zu einem Meter Durchmesser erreichen. An seiner Oberfläche wird es dicht überzogen von den sogenannten Basidien, senkrecht gegen die Oberfläche gerichteten Schläuchen, deren jeder vier Sporen bildet. Die reifen Sporen werden mit großer Kraft von der Unterlage abgeschnürt und mehrere Fuß weit fort- geschleudert. Am Fruchtlager und anderen kompakteren Teilen des Pilzes werden häufig Flüssigkeitstropfen ausgeschieden, die dem Pilz den Beinamen des thränenden {laci-imans) ver- schafft haben. Früher glaubte man, der Hausschwamm komme nur noch in Gebäuden vor, doch hat man ihn auch einige Male in der — XCIX - Natur an Kieferstümpfeu des Waldes gefunden. Er ergreift außer Kiefern- und Fichtenholz auch EicheulKjlz in den Gebäuden. In diese kann er also direkt mit dem zum Bau verwendeten Holze gelangen, meist aber erfolgt die Infektion des Holzes erst während des Baues durch Sporen, die nach dem Bau Yersch]ei)i)t werden oder durch Verwendung von altem Holz aus schwamm- kranken Häusern oder durch den zum Ausfüllen der Böden verwendeten Schutt und dergl.; auch nachträglich kann er in ein Haus gebracht werden, bei Reparaturen des Holzwerkes oder wenn altes, krankes Holz in dem Hause längere Zeit auf- bewahrt wird. Es bedarf aber dazu gewisser Umstände, die für das Wachstum des Schwammes besonders günstig sind: namentlich Feuchtigkeit und Darbietung von Nährstoffen, wie sie in organischen Abfällen und Exkrementen enthalten sind. So gelangt der Schwamm sehr leicht in der Nähe der Aborte zitiib^ Ausbruch, wenn die Ableitungsrohre beschädigt sind. Zur Vol*^, beugung gegen das Auftreten des Schwammes empfiehlt sicK^^ie Verwendung gesunden, trockenen Holzes, gründliches Aus- trocknenlasseu des Neubaues, bevor die Holzteile angestrichen werden, Anlage eines guten, luftigen Kellers oder Luftkanales, Vermeidung von Schutt oder von Material, das die Feuchtigkeit hält, wie Kokesschlacke zur Füllung der BiJden, Isolirung der Holzteile vom Untergrund und den Mauern durch Theerpappe oder Asphalt und anderes mehr, was sich von selbst ergiebt, wenn man weiß, unter welchen Umständen der Schwamm in das Haus geraten und sein Wachstum eintreten kann. Seit wie langer Zeit der Schwamm in einem Hause ist, läßt sich aus der Beobachtung seines gegenwärtigen Zustandes nicht sicher schließen, man kann nur die Umstände, unter denen eine Infektion erfolgen konnte, berücksichtigen und muß sich auf frühere in dem betreffenden Hause von den Zeugen gemachte Beobachtungen stützen. Was den Einfluß des Hausschwammes auf die Gesundheit betrifft, so scheint es, daß der Pilz nicht direkt schädlich wirkt, sondern daß eben die feuchten, dumpfen Räume, in denen er wächst, der Grund etwa eintretender Er- krankungen sind. Nachdem der Vorsitzende dem Redner den Dank der Gesell- schaft für seinen lehrreichen Vortrag ausgedrückt hat, wird die Sitzung geschlossen. 7* — c — Samstai?, den 15. Februar 1896. Vorsitzender: Herr Major Dr. L. v. Hey den. Herr Geh. Regierimgsrat Professor Dr. J. Rein aus Bonn spracli in der heutigen Sitzung über Vorkommen, Gewinnung un d Verwendung der Por- zellan- und Pfeifenthone Südwest-Englands. Der Vortragende hatte als deutscher Preisrichter in Chicago Gelegenheit und Anlaß, sich eingehender mit der englischen Thonwaren-Industrie zu befassen. Im amtlichen Bericlit über dieselbe wurden später von ihm die verschiedenen Grundlagen erörtert, auf denen sie sich entwickelt und sich ihren lieutigen Weltruf und Einfluß auf die Kunsttüpfereien vieler anderen Länder erworben hat. Seitdem war es sein Wunsch, diese Ver- hältnisse durch Beobachtungen und Studien au Ort und Stelle auch von anderen Seiten näher kennen zu lernen. Eine günstige Gelegenheit dazu bot sich im Nachsommer des verflossenen Jahres. Der letzte Theil von Rein 's Studienreise führte ihn an die Südwestküste Englands, zu den Pfeifenthonlagern von Dorvet und Devonshire und den Kaoliuwerken von Cornwall. Sie bildeten den Gegenstand des heutigen Vortrags. Der Redner erörterte zunächst die wichtigsten Eigenschaften der Thoue, insbesondere ihre Plastizität und ihre Unveränder- lichkeit nach dem Brennen. Die Bildsamkeit gestattet uns, den teigigen, mit Wasser vermengten Tlion in mancherlei Formen zu bringen. Gefäße aus ihm verlieren beim Brennen, d. h. in der Glühhitze, alles Wasser und zugleich die Fähigkeit, wieder anderes später chemisch zu binden. Sie sind widerstandsfähiger gegen alle Einflüsse der Atmosphäre und des Bodens als Stein und Metall. Jahrtausende liegen manche in der Erde, ohne sich verändert zu haben; ausgegraben geben sie uns Kunde vom Kunstsinn und Kulturzustande längst verschwundener Völker. Was wir Thon nennen, ist kieselsaure Thonerde in Ver- bindung mit A\'asser. In seiner reinsten Form, dem Kaolin- oder Porzellanthon, besteht er aus 46,5*^/0 Kieselsäure, 39,5 °/o Thon- oder Alaunerde und 14% Wasser. In allen andern Fällen, wie als Pfeifenthon, Töpferthon und abwärts, bis zum gemeinen Lehm, ist der Thon mehr oder weniger mit Sand, — CI — Kalk, Eisen imd anderen Körpern vernnreinigt, auch verschieden gefärbt. Rühren solclie Farben von organischen Stoffen her, so werden sie beim Glühen zerstört. Der Thon brennt sich weiß und heißt Pfeifenthon. Zu Porzellan und Steingut mit weißen Scherben lassen sich nur Porzellan- und Pfeifenthon benutzen, und das bediugt deren höheren Werth. Der Porzellanthon kann für sich allein zu keinen kerami- schen Gebilden verwendet w'erden, so plastisch auch seine mit Hülfe von Wasser bereitete, teigige Masse ist, weil er unschmelz- bar ist und in der Glühhitze seinen Zusammenhalt verliert. Unterscheidet ihn dies, seine weiße Farbe und seine mehlartig sich anfühlende Beschaffenheit schon von allen andern Thouarten, so besteht noch ein weiterer Unterschied in der Art des Vor- kommens. Alle Thone sind Verwätterungsprodukte von Silikatgesteinen, aber während Kaolin noch in situ ist, hat das Wasser die andern von ihrem Entstehungsorte weggespült und in Flußniederungen, Seen und Meeresbecken getragen und abgelagert, so daß man in den meisten Fällen ihren Ursprung nicht mehr nachweisen kann. Kaohn ging und geht aus der Verwitterung des Feld- spats im Granit, Gneiß und Porphyr, sowie des Trachyts hervor. Bei dieser Zersetzung giebt der Feldspat einen Teil seiner Kieselsäure und Alkali ab und nimmt dafür Wasser auf. So durch Umbildung von Feldspat entstanden, ist er in der Regel noch umgeben von Quarzsaud und andern Bestandteilen des Feldspatgesteins und wird daraus durch Ausschlämmen gewonnen. Nur in einer Art Vorkommen des Kaolins vermögen wir auch bei ihm die Herkunft nicht mehr sicher zu erkennen. Das ist da der Fall, wo sich seine mikroskopisch kleinen Schuppen Quarzsand zu Saudstein verbunden haben, wie bei Steinheid im Thüringerwalde und bei Münstereifel in der Eifel. Abgeselien vom Kaolin und alluvialem Lehm sind die meisten und ausgedehntesten Thonlager in der Tertiärzeit entstanden. Erinnert sei nur an die Rupelthone bei Flörsheim und Nieder- Ingelheim und an die sogenannten Braunkolilenthone des Kannen- bäckerlandes im Kreise Montabaur. Auch die englischen Pfeifenthone in Dorset und Devon- shire sind solche Tertiärthone. Sie werden teils bergmännisch, teils im Tagebau gewonnen, haben im frischen Zustande eine — CII — graue bis schwärzliche Farbe, imd sind, wenn lufttrocken, grau- blau. Der Eugländer uennt sie blue claj's, häufiger aber nach ihreu Versaudorteu. Sie bleichen allmählich an der Luft und brennen sich rein weiß. Dies, sowie die Gleichmäßigkeit und das hohe Bindevermögen verleihen diesen fetten Thonen ihren holien Wert für die feinsten Erzeugnisse der Kuusttöpferei. Da sie außerdem nahe der Küste vorkommen, werden sie billig versandt und auch in vielen Porzellan- und Steingutfabriken des Auslandes verwendet. Professor Rein ging dann weiter auf die Art des Vor- kommens ein und wandte sich zunächst zum Dorsetthone, der von der Halbinsel Purbeck kommt und nach seinem Versand- hafen Poole gewöhnlich Poole clay genannt wird. Die kleine Purbeck-Halbiusel liegt mittewegs zwischen der Bucht von Wey- mouth und der Insel Wiglit. Sie ist den Geologen durch ihre Übergangsschichten vom Jura zur Kreide wohlbekannt. Die Nordhälfte besteht aus mitteleocäuen Sauden und Thonen. Corfe Castle in der Mitte der Halbinsel ist Mittelpunkt der Thonwerke, die im Durchschnitt jährlich 80,000 Tonnen versenden. Die Thone gehen mit der Bahn über das 8 Kilometer entfernte Städtchen Wareham nach Poole, wo der Seetransport beginnt. Der Pfeifenthon von Süd-Devonshire heißt Teignmouth-clay nach dem Hafen Teignmouth an dem langen, von Westen nach Osten gerichteten Aestuarium des Flusses Teign (sprich Tihn). Dieser entspringt im nördlichen Dartmoor, durchfließt es in öst- licher Richtung, wendet sich dann nach Süden durch ein mittel- tertiäres Becken, das vom Südostende des Dartmoor bis nach Newton Abbot am Westende des Aestuariums sich erstreckt. Ehemals war das Aestuarium ein See, wurde aber durch die hineingeschwemmten Zersetzungsprodukte vom Granit des Dart- moor. Sand und Thon, ausgefüllt. Die Thone, die hier beider- seits des Flusses gewonnen werden, sind viel dunkler an Farbe, außerordentlich fett und bindend und werden deshalb noch höher geschätzt als die Poole-Thone. Ihre jährliche Ausfuhr schwankt zwischen 70 und 80,000 Tonnen, einschliesslich des englischen Verbrauchs. Der Porzellanthon von Cornwall und Süd-Devon kommt vom Feldspat des Granits dieser Grafschaften. Die geologische Karle des eigentlichen Englands zeigt uns, daß der Granit auf — cm — dieses Gebiet beschränkt ist und hier in fünf größeren, iusel- artig isolierten Massen auftritt, welche die devonischen Schichten durchbrochen und zum Teil überlagert haben. An den Rändern und in den Mulden dieser Grauitinseln findet sich kaolinisierter und in der Kaolinisierung oder Um^yandlung zu Kaolin begriffener Feldspat. Am meisten ist dies der Fall bei der mittleren Granit- masse, dem Gebiete nördlich und westlich von St. Austell in den Kirchspielen von St. Stephen, St. Denis und Roche. Hier sind denn auch die größten Kaolinwerke, deren Jahresproduktion diejenigen aller andern weit übertrifft. Der Redner schilderte weiter den Charakter der Landschaft, die Art der Verwitterung, die Gewinnuugsweise des Kaolins in offenen, steinbruchartigen Gruben, das Verfahren bei der Aus- schlämmung, Reinigung und Trocknung des Porzellanthons, sowie seine verschiedenen Verwendungen in der Industrie. Neben dem Kaolin, der gewöhnlich China claj^ (Porzellan- thou) und Cornish clay (Cornwallthon) genannt wird, gewinnt man ebenfalls zu keramischen Zwecken den China stoue (Por- zellanstein) oder Cornish stoue (Stein von Cornwall). Es ist Granit, dessen Verwitterung noch im Fortschreiten begriffen ist, dessen Kaolin noch Alkali enthält. Man zermahlt ihn mit seinem Quarze, und fügt ihn entweder als Flußmittel der Porzellan- masse bei oder verwendet ihn zu Glasuren. Beiderlei Verwitterungsprodukte des Granits wurden 1768 zuerst in der Porzellandarstellung Englands verwendet, erlaugten aber erst in diesem Jahrhundert größere Bedeutung. Die Jahresproduktion wuchs namentlich rasch, als um die Mitte desselben man anfing, auch dem Auslande einen Teil zu- zuführen. So ist sie endlich im Jahie 1894 auf über 400,000 Tonnen gestiegen, im Werte von rund 300,000 Lstr. In diesem Jahre wurden dem Auslände an englischem Kaolin und englischen Pfeifenthouen 286,198 Tonnen im Wert von 319,726 Lstr. zu- geführt. Früher war in Cornwall das Kupfer nächst dem Zinn das wichtigste mineralische Produkt ; in neuerer Zeit ist aber seine Ausbeute mehr und mehr zurückgegangen, so daß sie nur noch einen Jahreswert von 12,000 Lstr. bis 14,000 Lstr. hat. An seine Stelle treten mehr und mehr Porzellanthon und Porzellanstein. Wenn man früher auf das Wohl von Cornwall trank, ge- schah es mit den Worten: „Fish, Tin and Copper!" Jetzt — CIV — würde es dagegen passender heißen: „Fish, Tin and Cornish clay!" — Der Vorsitzende dankte dem Redner, daß er trotz seiner ihm karg zugemessenen freien Zeit hierher gekommen sei, um die Gesellschaftsmitglieder mit dem interessanten Vortrage zu erfreuen und bittet ihn, auch in Zukunft der Gesellschaft die alte Treue zu bewahren. Samstag, den 29. Februar 1896. Vorsitzender: Herr Major Dr. L. v. He 3' den. Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und macht aufmerk- sam auf eine vor kurzem erworbene Sammlung Laufkäfer, Gattung Ceroglossiis, die sich durch metallische Farbenpracht auszeichnet und auf Chile und die davor lagernden Inseln be- schränkt ist. Sie sind für Chile die Vertreter der Carabus, die in der paläarktischeu Region in sehr zahlreichen Arten vorkommen. Ceroglossiis unterscheidet sich von allen andern Camöws-Gattungen durch das Fehlen von beweglichen Borsten vor den Augen. Zum Vergleich werden außer Repräsentanten einheimischer echter Carabus noch aberrante, doch nahe verwandte Formen besprochen und vorgezeigt: 1. Haplothorax burchelli Waterh., auf die Insel St. Helena beschränkt, 2. Macrothorax aumonti Luc. aus Algerien, 3. Coptolabrus smai'agdmus Dej. aus Sibirien und 4. Damaster blaptoides Kollar aus Japan. Herr Professor Dr. L. Edinger hielt hierauf seinen an- gekündigten Vortrag: Die Entwicklung des Sehens. Wie aus früheren Mitteilungen schon hervorging, bestrebt sich der Vortragende seit Jahren den Bau der Gehirne niederer Tiere zu untersuchen, da er der Ansicht ist, daß, wenn dieser einmal vollständig bekannt ist, auf die Leistungsfähigkeit des gefundenen Apparates Schlüsse gezogen werden können, die als festere Unterlagen fi'ir eine vergleichende Psychologie dienen können, als wir sie jetzt besitzen. Das Seelenh^bcn der Fische, Amphibien und Reptilien, aus dem sich ja die höhere Seelenthätigkeit, die — cv — wir am Menschen in so komplizierten Erscheinungen studieren müssen, herangebildet hat. ist bisher nur ganz oberflächlich und fiir wissenschaftliche Ansprüche völlig ungenügend untersucht. Weil eben die Mittel zu feinerer Beobachtung der Psyche selbst versagen, müsse man, so meint der Vortragende, den ana- tomischen Weg beschreiten, von dessen Ergebnissen er mehrfach schon berichtet habe. Jeder Sinnesnerv, so etwa führte Eedner aus, endet zu- nächst im Gehirne in einer niederen Station, und wir kennen für alle Nerven diese Stationen vollkommen genau. Wir wissen auch durch Versuche, daß das Vorhandensein dieser ersten Eud- stätte völlig ausreicht zu einem gewissen, oft nicht einmal sehr einfachen Fungieren. Die vergleichende Anatomie lehrt, daß die Knochenfische überhaupt nur die ersten Endstätten besitzen. Im Vortrage des Jahres 1894 wurde aber gezeigt, daß sich bei den Amphibien und bei den Reptilien über den niederen End- stationen der Sinnesapparate im Gehirne ein neuer Hirnteil auf- baut, die Hirnrinde. Wir wissen durch Tierversuche und durch Beobachtungen an erkrankten Menschen, daß in ihr erst die höheren seelischen Prozesse zu stände kommen. Die älteste Hirnrinde hängt nur mit dem Eiechapparate zusammen. Deshalb wurde geschlossen, daß die ältesten höheren seelischen Prozesse solche sind, die mit dem Gerüche in Zu- sammenhang stehen. In der That sind alle die Tiere, bei welchen der Geruchsnerv allein mit der Einde im Zusammenhang steht, solche, die den größten Teil ihres Lebens am Boden oder im Wasser verbringen. Natürlich bietet es nicht geringes In- teresse zu untersuchen, wie sich die Hirnrinde weiter entwickelt. Es ist nun gelungen, bei den Vögeln ein weiteres Bündel von der Endstätte eines Sinuesnerven zur Hirnrinde aufzufinden. Diesmal handelt es sich um den Sehnerven. Die Tiere, die noch keine Sehnervrindenverbindung haben, sind natürlich nicht etwa blind, sie können nur ihre Seheindrücke noch nicht mit anderen Erinnerungsbildern verknüpfen, können sie wahrscheinlich überhaupt nur viel vager perzipieren, gewisser- maßen wie ein Mensch, der sieht, aber nicht beobachtet, resp. genauer wahrnimmt, was er sieht. Der Sehnerveurindenzug ist nicht nur durch Schnittserien au reifen Vögeln nachgewiesen, sondern es ist auch gelungen, - CVI — ihn bei Tieren, denen man die betreffende Hirnrinde exstirpiert hatte, zur Degeneration zu bringen. Die Tauben — drei über- lebten die Operation, die völlig schmerzlos schien, ganz gut — waren auf dem gekreuzten Auge blind. Es scheint demnach, daß die Vögel mit den tiefen Zentren allein gar nicht mehr so ausreichend sehen wie ihre Vorgänger, die Reptilien, daß sie vielmehr der Rinde wirklich schon so sehr bedürfen wie ein Mensch, der auch nach Erkrankung der gleichen Rindenteile ganz blind wird. Dieser Umstand weist darauf hin, daß bei den Vögeln das Sehen mit viel mehr seelischen Prozessen verbunden ist, als bei den niederen Vertebraten oder, wie Redner anknüpfend an Dr. Steffau's Vortrag in einer früheren Sitzung über die Bedeutung der Rinde für das Sehen nachwies, daß die Vögel das Gesehene denkend verwerten, daß sie mit Verstand und mit Erinnerung, mit Wiedererkennen und mit Association sehen, die in Beziehung zu den Gesichtseindrücken stehen, kurz, daß ein Teil des Seeleulebens der Vögel in sehr vielen Beziehungen an das Sehen anknüpfen muß. Die Sehbahn der Vögel entwickelt sich erst, wenn das aus dem Ei gekrochene Tier eine Zeit lang mit Auge und niederen Sehcentren Sinneseindrücke aufnehmen konnte. Jedenfalls ist sie beim Sperling, der eben flügge wird, und beim Huhn acht Tage nach dem Auskriechen noch nicht fertig gebildet. Von der Stelle, wo bei den Vögeln die Sehbahn endet, gehen noch andere Fasern aus, die zu verschiedenen Teilen des Großhirnes führend, das Sehen direkt mit anderen seelischen Elementen in Verbiuduug bringen können. Da nun nach dem heutigen Stande unseres Wissens die Rinde als der Sitz derjenigen seelischen Funktionen aufgefaßt werden darf, die mit Überlegung unter Benutzung von Er- innerungsbildern bewußt ausgeführt werden, so hat der Nachweis eines Rindenzuges zu den Kernen eines bestimmten Sinnes- apparates hohes Interesse in vergleichend psj'chologischer Be- zieliung. Es wird nun für die Vögel leichter verständlicli. wie sie zum Teil mit sehr ausgebildetem optischen Erinnerungs- vermögen arbeiten. Den an der Erde haftenden niederen Verte- braten mag für des Lebens Notdurft zunächst noch die Ver- wertung von Geruchseindrücken genügen, für die Vögel ist aber - CVII — eine solche kaum vorteilhaft. Umgekehrt müssen sie, hoch über ihrer Nahrung, ihren "Wohnsitzen u. s. w. schwebend, in der Lage sein, diese optisch zu erkennen und A^or allem die Nahrung von etwa bewegten nahrungsähnlichen Körpern zu unterscheiden. Redner erinnert au das sichere Herabstoßen des Raubvogels auf die Beute, an die Wanderung, das Wiederfinden der Nester u. a. m. Herr Dr. W u r ni in Teinach, der bekannte Kenner unserer Tierwelt, veröffentlicht gerade eben in dem „Zoologischen Garten" eine Reihe von Beobachtungen, die beweisen, wie wichtig für die Vögel die Seherinnerungen sind und wie scharf sie nach diesen urteilen. Der scheue Auerhahu z. B., der dem Jäger rasch entfliegt, wenn er ihn gewahr wird, bleibt ruhig sitzen, wenn man mit einem Stück Holz, als Waldarbeiter verkleidet, an ihm vorübergeht. Auch die Jagd auf Trappen und auf Wildenten wird gelegentlich unter Maskierungen ausgeführt. Man kann Fische durch den Angelköder, der nur aus Federn gemacht ist, täuschen, man kann Eidechsen fangen, wenn man sie in vorgehaltene Grashalme beißen läßt, und die hungrige Schlange, die wütend auf einen Frosch stürzt, sich langsam wieder nieder- legen sehen, wenn sie das Tier verfehlt hat und dieses sich nun ruhig verhält. Einen sitzenden, unbeweglichen Frosch erkennt die Schlange nicht als das eben ihr entgangene Beutetier wieder. Aber einen Vogel hat noch niemand mit derartigem getäuscht. Rasch lernen sogar die kleinhirnigen Sperlinge die Vogelscheuche vom lebenden Menschen unterscheiden. Sind die Reptilien im wesentlichen Riechtiere, so können wir die Vögel als Sehtiere betrachten. Natürlich ist hier nicht bestritten, daß bei ihnen noch andere Seelenqualitäten vor- kommen. Es soll nur dargelegt werden, daß dem Sehen eine besonders wichtige Rolle zukommt und daß dies durch eine anatomische Anordnung ermöglicht ist, die erst bei den Vögeln auftritt. Es ist dieselbe, die bis hinauf zum Menschen besteht und uns selbst das Sehen mit Verständnis, das Erkennen, das Leben und so sehr viel anderes ermöglicht. Die vergleichende Anatomie lehrt also, daß diese wichtige Bahn sich relativ spät in der Tierreihe einstellte, daß sie aber gleich da, wo sie auftritt, den Inhabern besondere Fähigkeiten verleiht. Der Vorsitzende dankte dem Redner für seinen von den Zuhörern mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag. — cvm — Samstag, den 28. März 1896. Vorsitzender: Herr Major Dr. L. v. Hey den. Der Vorsitzende macht auf die ausgestellten Vögel auf- merksam, wovon ein Teil aus der Reiseausbeute Kükentliars stammt. Von diesen sind besonders hervorzuheben die schienen Pittidae, Vögel, die in dem schwer durchdringlichen Buschwerk mancher malayischen Inseln, in den Dschungeln Ostindiens und an ähnlichen Orten in Australien und Westafrika leben. Die Familie ist in 7 Arten aufgestellt, wovon 4 Arten für die Sammlung neu sind. — Einen sehr erfreulichen Zuw^achs erhielt die Vogelsammlung durch eine Sendung aus Neu-Guinea von dem korrespondierenden Mitgliede Herrn Hofrat Dr. B. Hagen. Unter den 35 Arten sind etwa die Hälfte neu für das Museum und es befinden sich recht seltene Vögel unter ihnen. — Herr H. Klein in Sachsenhausen schenkte mehrere einheimische Vögel und von Herrn John Brückner hier erhielt die Lokalsamm- lung eine Waldschnepfe {Scolopax rusticola) . Die übrigen aus- gestellten Vögel sind durch Tausch und Kauf erworben worden. Herr Oberlehrer J. Blum legte Küken thal's Eeise- bericht (Im Malayischen Archipel und auf Borueo) vor, der mit seinen 321 Quartseiten nebst 63 Tafeln, 4 Karten und 5 Ab- bildungen im Text in Verbindung mit einer kleineren Arbeit „Über Alfurenschädel", ebenfalls von Kükentlial, den 22. Band der Abhandlungen bildet, der aber auch als selbständiges Werk im Buchhandel erscheinen wird. In schlichter Weise erzählt der Reisende seine Erlebnisse und Beobachtungen und schildert er die empfangenen Eindrücke. In den einzelnen Kapiteln sind all- gemein interessante wissenschaftliche Erörterungen eingeflochten, als: „Über das Fliegen der Fische", „Wale in tropischen Meeren", „Die Verbreitung der Tiere im Malaj'ischen Archipel", u. a. m., wie sie sich gerade dem Reisenden aufgedrängt haben. Gerne begleiten wir ihn auf seinen Fahrten und Wanderungen, denn überall, selbst bei den berüchtigten Kopfjägern, linden wir freund- liclie Aufnahme. Die Lektüre des Werkes muß nanientlicli den anmuten, der den jüngsten kolouialpolitisclien Reichstagsver- haiidhinge'n mit Aufmerksamkeit gefolgt ist. Ein humaner, ge- sunder Geist durcliweht den ganzen Bericht, trotzdem der Reisende sein Ziel mit aller Energie verfolgt und sich niemals — CIX — etwas von seiner Autorität vergehen hat. Die Ilhistrierung des Werkes, die der künstlerischen Leitung des Herrn Winter von der Firma Werner & Winter unterstellt war, ist als eine meisterhafte zu bezeichnen. Ethnographische Tafeln wie die 10 vorliegenden werden wohl kaum je in so mustergültiger W^eise dargestellt worden sein. Ebenso ist die Reproduktion der 90 Origiualphotographien ganz vorzüglich. Es war keine Kleinig- keit, die durch das Tropenklima mitunter fast bis zur Unkennt- lichkeit verunstalteten Aufnahmen wieder brauchbar herzustellen. Dem Reisenden sowohl wie dem Künstler, der ihm helfend zur Seite stand, aber auch der Senckenbergischeu naturforschen- den Gesellschaft wird dieses Werk zu hoher Ehre gereichen. Ferner sprach Herr Oberlehrer Blum über: „Inschriften innerhalb des Holzes." Vor nicht langer Zeit ist durch eine Inschrift, die in Braun- schweig beim Spalten von Holz auf diesem zum Vorschein kam. die Inschriftenfrage mehrfach erörtert worden. Da sich in der botanischen Sammlung des Seuckenbergischen Museums eben- falls HiJlzer mit Figuren und Inschriften befinden, so benutzt Redner gern die Gelegenheit, in aller Kürze Mitteilung darüber zu machen.^) Wird in den Stamm eines Baumes ein Buchstabe, eine Zahl oder eine Zeichnung bis auf den Splint eingegraben, so sieht man alsbald die AVuudfläche sich bräunen, indem sich von den umgebenden Zellen ein Gummi nebst einem Farbstoff ausscheidet und die Gefäße auf der Wundfläche verstopft. Auch gewisse Zellen (Thyllen) sind im stände den Verschluß der Ge- fäße zu bewirken. Bei manchen Bäumen wird zur Wundbe- deckung Harz, so bei den Koniferen, bei anderen, namentlich ausländischen Bäumen, Balsam oder Milchsaft ausgeschieden. Ist die Wundfläche nicht zu groß, so wird sie bei normalen Verhältnissen überwallt, d. h. es bildet sich eine Hautschicht über der Wunde, die sich in Cambium (Teilungsgewebe), Rinde und Holz differenziert. Das erste Holz, das von dem Cambium abgeschieden wird, schmiegt sich den Vertiefungen an und bildet gewissermaßen einen erhabenen Abdruck. Da die alten und ') Ausführliches darüber siehe Göppert. Über Inschriften und Zeichen in lebenden Bäumen, Breslau 1869, und Frank, Die Krankheiten der Pflanzen, 2. Aufl., Breslau 1895. — ex — neuen Holzschichten niclit mit einander verwachsen, so trennen sich die Inschriftenflächen beim Spalten oder Durchsägen leicht. Von den vorgelegten Hitlzern gehören die l)eiden ersten zu- sanmien, d. h. sie tragen Inschrift und Abdruck Auf beiden Stücken ist eine Figur, einem Farnblatt (Poh/poduim) ähnelnd, die wie eingebrannt erscheint. Das innere Holzstück, also das ältere, ist der Form des Stammes gemäß konvex gestaltet, während das äußere Stück die Figur (den Abdruck) auf der Hohlfläche trägt. Die Jahresringe sind auf jenem ziemlich regelmäßig abgelagert, während sie auf diesem infolge der Einschnitte in ihrer Kreisform etwas gestört sind, und an dieser Störung läßt sich die Zeichnung in plastischer Form durch das ganze äußere Holz hindurch erkennen. Wäre noch Rinde vor- handen, so würde die Figur auf ihr undeutlich, in die Breite gezogen, wahrnehmbar sein. Die meisten Inschriften und Figuren findet man, wie bei den besprochenen Hölzern, am Buchenholz, da die glatte buchene Rinde sich gut zum Eingraben eignet. — Ein drittes vorgelegtes Holzstück stammt von der Eiche und trägt die Zahl 17 erhaben (^1) im Abdruck, der Zehner und der Einer fehlen, da offenbar die beiden vorhandenen Ziffern die Jahreszahl 1 Thunder t vorstellen. Die Erklärung dieser In- schrift ergiebt sich aus dem Vorhergehenden. Herr Professor Dr. F. Richters giebt einige „Beiträge zur Fauna von Frankfurt." Vortragender macht Mitteilungen über das Vorkommen von Branchiopoden in hiesiger Umgegend : Branchipiis grnbei findet sich alljährlich in Wasserlachen zwischen Maiukur und Enkheim. Die frühere ergiebige Fundstelle für Apiis cancriformis auf der ehemaligen Gänseweide von Enkheim ist seit Jahren durch Drainierung derselben zerstört; voriges Jahr ist eine neue Fundstelle desselben auf der Gänse- und Schweiuetrift von Obertshausen bei Bieber aufgefunden worden. Neu für unsere Gegend ist der von Dr. med. Guttenplan voriges Jahr bei Main- kur aufgefundene Lymiietis brachyurus 0. Fr. Müll., ein Tier, das bisher nur von Dänemark, Danzig, Dorpat, Charkow und Pest bekannt war. Anfang Januar erhielt Vortragender von dem Primaner Bernhard Trier aus der Goldgrube bei Ober-Ursel 10 Fleder- — CXI - mause in 7 verschiedenen Arten, nämlich : 2 Rhinolophus hipposideros J3echst., 1 Synohis barbastellus Keyserl., 1 Plecotns miritus Lin., 3 Brachyoüis mystaciims Kühl, 1 Isotus nattereri Kühl, 1 Myotus murinus Schreber, 1 Myotus becJisieini Leisl. Rhinoloplms ging- nach 10 Tagen ein ; Brachyoüis mystacinus, Synotus barbastellus und Isotus 7iattereri gewöhnten sich an Fleischnahrung, wobei letztere 9V2 Wochen gehalten werden konnte; Plecotns auritus nahm Mehlwürmer und gedieh vorzViglich. Die Hufeiseunase kann nicht wie die anderen Fledermäuse auf dem Boden umherlaufen. Am Sonntag den 8. März war der Schnee an den Abhängen des Feldbergs mit Scharen von Gletscherflöhen bedeckt. Diese auch schon früher beobachteten Poduriden stellten sich als eine Ächorutes - Art heraus. Die Gattung Achorutes soll von allen Gletscherflöhen die stärksten Kältegrade vertragen. Der vierte Gegenstand der Tagesordnung lautet: Neuere Bereicherung der paläontologischen Sammlung. An der Hand der vorliegenden, durch Tausch und Schenkung, aber auch durch Kauf erworbenen Fossilien wollen wir, so begann Herr Professor Dr. F. K i n k e 1 i n seine Mitteilung, einige Stadien der Entwicklung organischen Lebens, ausgehend von der Zeit, aus der uns die ältesten Reste erhalten sind, bis fast in die Jetztzeit an uns vorübergehen lassen. Aus einem Meere, das sich zur cambrischen Zeit über den archäischen Felsen des Montagne noire in Süd-Frankreich aus- breitete, kamen die vorliegenden Reste. Es sind die ältesten, die sich erhalten haben. Sie sind erst vor 3—4 Jahren entdeckt worden. Besonders 3 Tierklasseu sind darin vertreten — Krebse durch Trilobiten, Armfüßer durch die kalkighornigen, ungleichen, symmetrischen Schalen von Disci?ia, die Echinodermen durch Trochocystites. Unter den Trilobiten sehen wir 3 Genera, Pai-a- doxkles, Conocoryphe und Äynostus, in mehreren Arten. Es ist kein Zweifel, daß diese hochentwickelten Tiere nicht die ältesten Organismen sind ; es müssen ihnen viele Faunen vorausgegangen sein. Sie stellen eine verarmte Tiefseefauna dar; dem letzteren Umstände entsprechend, sind fast alle cambrischen Trilobiten bliud, entbehren aber nicht der Augenhöcker auf ihrem Kopf- schild. Wo sind die Vorgänger hingekommen"? Sie sind in — CXII — den Sedimenten, in denen sie eingebettet waren, verschwunden, verwischt. Ohne weiter auf diesen Vorgang einzugehen, wird er uns doch durch die vorliegende Sammhiug dynamometamorpher Ge- steine klar. In den Alpen wie in Schwaben kamen liassische Scliiefer zum Absatz, in denen Belemniten eingebettet liegen. Bei der Zusammenfaltung der Alpen gerieten solche Mergel in eine Mulde und erfuhren so eine gewaltige Zusammenpressung. Mechanische und chemische Umwandlung machten aus dem Lias- schiefer einen Zoisitphyllit (0. Schmidt); völlig sind hier glück- licherweise die Belemniten nicht verschwunden. Wie viel größeren, länger dauernden, verändernden Einflüssen sind aber die Sedimente und Organismen unterlegen, die dem Cambrium vorausgingen! Ich weise noch auf Gebilde hin, die organischen Ursprunges sind, deren Geschichte man aber nicht sicher kennt. Es sollen Tierspuren sein. Unmittelbar über den lichten, glatten, cambrischen Schiefern des Montagne noire liegen sandige, eisenschüssige Bildungen mit Konkretionen; sie gehören dem ältesten Silur an. Es ist die Arenig-Stufe. Eine wesentlich mannigfaltigere Fauna tritt uns darin entgegen. Nicht allein daß Trilobiten und Brachiopoden sehr viel formenreicher sind ; es kommen auch Tiere aus Klassen vor, die mau im Cambrium noch nicht gefunden hat : z. B. Gastropoden {Bellerophon) und Bivalven. Außerdem sind die räuberischen Kopffüßer mit gestreckter, gekammerter Schale {Orthoceratites) vor allem hervorzuheben. Nun lernten die Trilobiten auch das Einrollen — zum Schutz. Aus dem Departement Herault liegt noch eine Kollektion der kleineu oberdevonen Goniatiten vor; es ist überraschend, wie diese nach Art der Erhaltung mit Goniatiten des rheinischen Oberdevon übereinstimmen. Sie sind geradezu nicht zu unter- scheiden — O. retrorsus etc. Zur Zeit, die dem Silur folgt, — man nennt sie die Devon- zeit — existierte im westlichen Deutschland ein weites Meer, dessen Sohle während seines Bestehens beträchtliche Niveau- schwankungen erfuhr. Die ältesten Absätze sind wohl die Taunus- phyllite, denen der Taunusquarzit, als Sand abgelagert, folgte, wahrscheinlich in seichtem Meer. Dem folgt eine Tiefseebildung, der Hunsrückschiefer, und über diesem lagern die Coblenz-Sand- — CXIII - steine — Grauwackeu. Brachiopoden enthält dieser Sandstein in mauchen La^en in großer Menge und Mannigfaltigkeit. Dazu kommen Seelilieu, wenige Bivalven und Trilolüten. Die vor- liegenden Absätze stammen aus der Eitel, der ich im vorigen Herbste einen Besuch abgestattet habe. Wir machen zeitlich einen enormen Sprung, ohne jedoch das paläozoische Zeitalter verlassen zu haben. Wir sehen hier einige Pflanzenreste, die der Vegetation eines kolossalen Kon- tinentes angehört haben, der sich auf der Südhälfte der Erde über Ostindien, das indische Meer, Ostaustralieu, Südafrika, das südliche atlantische Meer und einen Teil von Südamerika zur obercarbonen, permischen und noch zur triassischen Zeit aus- gedehnt hat. Diese Pflanzen Glossopteris^ Tcwinopieris, Verte- braria stammen aus den bituminösen Kerosene-Schiefern Südost- Australiens, die seit mehreren Jahren hier dazu dienen, die Leuchtkraft des Frankfurter Gases zu erhöhen. Die Fossilien verdanken wir Herrn Dr. Leybold und den Herren Schiele. Auf jenem Kontinent, speziell in Südafrika, lebten damals höchst seltsame, z. T. geradezu monströse Reptilien, die mehr- fach im Zahnbau mit den Säugetieren große Ähnlichkeit haben, die wohl auch aus ihnen hervorgegangen sind. Hier liegen Ihnen einige der interessantesten Reste in Gipsabgüssen aus dem British Museum N. H. vor. Aus derselben Zeit stammen auch die urali- scheu Knochen, die Omen schon einmal vorlagen. Derweilen haben sie eine eingehende Bearbeitung durch Seeley erfahren. Sie haben zum guten Teil beigetragen, die Restaurationen von Rhopalodon und Deuterosaiirus herzustellen. Die Vegetation Mitteleuropas am Schlüsse der Triaszeit zeigt uns eine Sammlung von Farnen und Cycadeenresten von Lunz in Niederösterreich. Wir wenden uns den vorliegenden Tieren aus dem Liasmeere Europas zu. Zur oberliassischen Zeit setzte sich in Schwaben ein Schlamm ab. der in der Folge zu einem an Bitumen reichen Schiefer wurde. Das Bitumen rührt jedenfalls von der Ver- wesung der im Schlamm begrabenen Leichname von mächtigen Sauriern, zahlreichen Fischen (Ganoideu), sehr zahlreichen Am- moniten und sepienartigen Tieren her. Als Geschenk von Herrn Br. Boettger liegen Ihnen einige Reste aus diesen Posidonomyenschiefern vor: prachtvolle Ganoiden, sichelrippige 8 - CXIV — und plauulate Amraouiten, Sepieuschulpen mit Tiuteubeuteln. Ein Prachtstück ist eine medusenhäuptige Seelilie, Pentacrinus^ zu dem auch der beiliegende Stiel gehört. Das Meer hat zur oberjurassischeu Zeit wie zu keiner anderen an Ausdehnung zugenommen. Wir befinden uns in einer ruhigen, weiten Bucht (Frankens). Zarter Kalkschlamm wird eingeschwemmt ; er ist es, der zu dem technisch so wichtigen Solenhofer Schiefer verhärtete. Ungemein zahlreich ist die Tier- welt, die uns in ihm aufbewahrt ist. So fein ist der Absatz, daß auch die zartesten Organe und Organismen erhalten sind. Die Flughaut eines Pterodactijliis und — das Wunderbarste — sogar die Gestalt von Scheibenquallen ist unverkennbar vorhanden. Beim Mangel jeder Hartteile und einem an Wasser so ausser- ordentlich reichen, gallertigen Körper dünkt dies unmöglich. Was Ihnen vorliegt sind vorzügliche Abgüsse aus dem Münchener Museum, instruktiv so wertvoll wie die Originale. Es sind vor allem Reste von Pterodadylns und Rhamphorhynchus ^ dann zwei den recenten ziemlich ähnliche Rhizostomiten, ferner das Skelett des kleinsten Dinosauriers, Compsognathus^ endlich Ho- moosaurus^ einer Reptilorduung angehörig, die heute nur mehr durch die altertümliche Hatteria Neu-Seelands existiert. Von Kansas liegen uns Blattabdrücke von Blütenpflanzen aus der mittleren Kreidezeit vor. Meeresschlamm aus dem obereocänen oder unteroligocänen Meer, das sich westlich bis in die östliche Schweiz ausdehnte, ist durch starke Pressung beim Auffalten der Alpen zu schwarzem Schiefer geworden. Diese Glarner Schiefer enthalten eine Fisch- welt, die nach ihren Genera mehrfach ziemlich nahe kommt der- jenigen des mitteloligocänen Thones von Flörsheim, die uns in letzter Zeit durch die Muuifizenz der Herren Dyckerhoff in Biebrich in größerer Zahl und Mannigfaltigkeit zukommt. Lepi- dop/is, bandförmige Raubfische, und Palaeorlij'nchen sind die Hauptformen beider Absätze. Die zahlreichsten Fischreste Flörs- heims sind sardinenartige Meletten und röhrenmäulige Araphisylen. Unter den Glarnern ist Fistidaria ein Röhrenmaul. Die ansehn- liche Kollektion von Glarner Fischen verdanken wir Herrn L ö h r 1 in Bari. Aus dem Flörsheimer Thou stammt die Vorderextremität der mitteloligocänen Seekuh {Ilalitherium schinxi) — dieselbe, welche auch im Meeressand vorkommt. — CXV - Schließlich komme ich auf eine Lokalität zu sprechen, die uns in letzter Zeit durch die Liberalität der Herreu Dycker- h 0 f f viel Interessantes gebracht hat ; ich lege vor allem Photo- graphien von Profilen aus dem einen der mächtigen Brüche vom Heßler bei Mosbach-Biebrich vor. Aus der mannigfaltigen Säuge- tierfauna, die in den Kalken, in den thonigen und mulmigen Zwischenschichten derselben liegt, habe ich nur die zwei Reste mitgebracht, die mir zuletzt übergeben wurden, die aber auch zu den interessantesten und seltensten gehören. Es sind Unter- kieferzälme vom untermiocänen Tapir {Tapirus helveticus) und das Oberkieferfragment eines Raubtieres {Amphicyon) , das zwischen Hund und Bär steht. Den Kalk überlagert im Heßler unmittelbar mitteldiluvialer Sand, der eine, reiche Säugetierfauna birgt. Unter den großen Dickhäutern ist der größte der Riesenelefant {Elefas antiqicus), von dem wir Ober- und Unterkiefer vor uns haben, dann das Mammut {Elefas primigenius), von dem ein oberer Backenzahn und ein 01)erarm stammen, ferner ein großes Rhinoceros^ das durch Tibia und Humerus vertreten ist. Ausserdem ist auch der Bison und ein sehr großes Pferd durch Skeletteile vertreten. Zum Schluß folgt noch die Vorlage eines Oberkieferfrag- mentes einer Hyäne — ein Geschenk von Herrn Kunz in Höchst. Wir erfahren so, daß auch sie mit Pferd, Wolf, Mammut, Rhi- noceros zur diluvialen Steppenzeit in hiesiger Gegend gelebt hat. 8* Wissenschaftliche Abhandlungen. Die Gestalt des Mittelmeers und ihr Einfluss auf Handel und Geschiclite im Altertum. Vortrag, gehalten am 16, November 1895 von Dr. W. Kobelt. Es giebt wenige Zweige des Natnrstndiuras im weitesten Sinne, welche für den Forscher ein größeres Interesse bieten als die Untersuchung des Einflusses, welchen die geographische Lage und die phj^sikalischen Verhältnisse eines Gebietes auf dessen geschichtliche Entwicklung gehabt haben. Gar viele der Vorgänge, die uns sonst rätselhaft bleiben oder nur durch Despoteulaune — mag der Despot nun ein Einzelherrscher oder die Gesamtheit eines republikanischen Staates sein — erklärbar scheinen, entpuppen sich im Lichte der historischen Geographie als Naturnotwendigkeiten, Folgen physikalischer Verhältnisse, welche mit zwingender Gewalt auf die Menschen einwirken. Die Geschichte der menschlichen Civilisation, soweit wir sie kennen, d. h. etwa die Geschichte der letzten sechs Jahr- tausende, hat sich hauptsächlich in denjenigen Ländern ab- gespielt, welche im engen Kreise das Mittelmeer umgeben. Sie wurde bedingt und gerichtet durch die physikalischen Ver- hältnisse dieser Länder, durch ihre Lage zu einander und noch mehr zu anderen Gebieten, welche ihnen fehlende oder in ihnen seltene Naturprodukte enthalten. Wir wollen versuchen in Nachfolgendem einige Gesichtspunkte zu entwickeln, welche dabei in Frage kommen. Das Charakteristische an dem Mittelmeer ist in erster Linie sein tiefes Eindringen zwischen die Ländermassen der 1* alten Welt. Es hat dadurch die Veranlassung gegeben zur Scheidung derselben in drei Erdteile, an die wir uns so gewöhnt haben, daß es vergeblich sein würde, daran zu rütteln. Und doch gehören die zwischen Europa, Asien und Afrika verteilten Mittelmeerländer unbedingt zusammen und ihre geschichtliche Entwicklung ist im großen und ganzen dieselbe gewiesen. Das innere Meer hat seit der Erfindung der Schiffahrt immer mehr verbindend als trennend gewirkt. Die natürliclie Grenze des Gebietes, mit dem wir uns hier beschäftigen, bilden nicht die zufällig mit AVasser gefüllten Vertiefungen zwischen den Ländern, sondern die weiten Wüstengebiete, w^elche sie vom Atlantischen Ocean bis fast zum Stillen Meere umziehen und von den Tropenländern Afrikas und Asiens trennen. Das ist das Reich des mensclienfeindlichen Ahriman oder des Typhou, welches die Lichtgebiete des Ormuzd-Osiris in weitem Bogen umschließt, die Heimat der Räuberhorden, welche die aufkeimende Civilisation immer gerade so bedrolien, wie der sengende Wüstenwind die Felder des Kulturlandes. Nur an wenigen Stellen ist dieser Wüstengürtel durchbrochen oder überhaupt passierbar: im Nil- thale, am Roten Meere und am Persischen Meerbusen, zu dem das sich daran anschließende Euphratthal als trockene Fortsetzung gehört. Eine weitere Verbindung mit den Ländern jenseits der Wüste, von der Cyrenaica durch Fezzan zum Tsadsee, obwohl zur Not für abgehärtete Wüstenbewohner passierbar, ist vor Einführung des Kamels für größere Karawanen niemals gangbar gewesen. Eine fünfte, durch die dsungarische Pforte zwischen Thianschan und Altai liegt ganz im Gebiet der Wüste und der räuberischen Nomaden und kommt für die geschichtliche Entwick- lung der Mittelmeerländer nur so weit in Betracht, als sie den türki- schen und mongolischen Reiterhorden als Einbruchspforte diente. Es gab im Alteitum keine sicherere Quelle von Reichtum und Macht, als den Handel mit Vorderindien. Darum finden wir auf den beiden einzigen gangbaren Wegen dorthin, am Roten Meer und am Persischen Meerbusen, schon sehr fi-ühe einen lebhaften Verkehr, und um ihren Besitz oder richtiger um den gleichzeitigen Besitz beider hat sich, wie ich später zeigen werde, ein guter Teil der alten Geschichte gedreht. Aber einen nicht minder wichtigen p]influß auf die alte Geschichte übt auch die eiofentüniliche Gestalt des Mittelmeers — 5 — selbst. Zunächst ist es iu zwei Hälften jjeteilt. welche nur durch zwei Meerengen zusammenhängen, von denen auch die weitere für die Verkehrsmittel des Altertums leicht zu sperren war. Die Länder, welche die beiden Becken umgeben, sind bei aller Ähnlichkeit doch in ihren Produkten so total verschieden, daß sich schon früh ein lebhafter Austausch zwischen ihnen entwickeln mußte, und damit selbstverständlich das Bestreben, diesen gewinnbringenden Handel zu monopolisieren. Aus dem Mittelmeer erstrecken sich ferner drei Buchten in die nördliche Ländermasse liinein. Der Archipel eröffnet den Weg zu den Güklländern der Thraker und zum Pontus, den die Gebiete der erzreichen Chalyber, das goldreiche Kolchis und die produkten- reichen skj'thischeu Steppen umgeben und in den am Dniepr die uralte Handelsstraße von der Ostsee her mündet. Die Adria führt bis ins Herz der Alpeuläuder, zu den Pässen, auf denen man zu dem erzreichen Rhätien und nach Germanien hinein gelangen kann, und an dem dritten Busen, dem Tyrrhenischen Meer, liegen nicht nur die Städte der Etrusker, in es münden auch längs der Rhone und durch die Senke der Garonue die Handelsstraßen, auf denen allein das unentbehrliche Zinn herbeigeschafft werden konnte. Auch um diese Haudelswege haben die Kulturvölker des Altertums durch viele Jahrhunderte gekämpft. Die Handelsstraßen sind von der Natur vorgezeichnet ; der Handel selbst, der ihnen erst ihre Wichtigkeit giebt, wird hervorgerufen durch die ungleiche Verteilung von Naturpro- dukten, welche dem Menschen zu allen Zeiten begehrenswert erschienen sind. Widmen wir ihnen eine- kurze Betrachtung. Da ist in erster Linie das blinkende Gold, das schon in grauester Vorzeit seinen dämonischen Einfluß auf den Menschen ausübte. Es kam den Mittelmeerländern nicht nur von Indien und Ophir aus zu, es fand sich auch hier und da in den Küstenländern des inneren Meeres. Und wie in unserem Jahr- hundert ein Land das andere erschöpfte als Goldgrube abgelöst hat, wie seit fünfzig Jahren Californien, Australien. Neuseeland, Südafrika auf einander gefolgt sind, so sehen wir auch im Alter- tum verschiedene Länder nach einander in den Vordergrund der Goldproduktion treten: das Gebiet des Paktolus iu Kleinasien, das Reich des Midas und später des Krösus, dann die südrussischeu — 6 — Goldfelder, das Land des goldenen Vließes und der einäugigen Arimaspen, das unser Jahrhundert am Ural wieder aufgefunden hat. scldießiich die näher gelegeneu, aber bergmännische Be- arbeitung erfordernden Bergwerke von Thracien und Thasos. In zweiter Linie stand im iVltertum als hochgeschätzter Schmuck der Bernstein. Schon in grauester Vorzeit hatte der Mensch sich gern mit dem glänzenden Harze geziert, das er selbst mit seinen unvollkommenen Werkzeugen bearbeiten konnte; er hatte bemerkt, daß es brennbar war, und seinen wohl- riechenden Rauch den Göttern als Opfer dargebracht. Anfangs fand er es wohl angespült am Meeresstrand, dann auch hier und da in den Ländern am hinteren Mittelmeer in der Erde und es war schon in der Eiszeit ein gesuchtes Tauschobjekt, das von Stamm zu Stamm wanderte. Am Pontus fand es sich häufiger, und so entwickelte sich schon früh ein lebhafter Handel, der immer weiter nach Norden tastete, wo am Meeres- gestade der Bernstein massenhaft vorkam, und wir finden schon in grauester Vorzeit sowohl durch das heutige Rußland als durch Deutschland uiclit nur einen Tauschverkehr von Stamm zu Stamm, sondern bestimmte vielbegaugene. durch Herkommen und Verträge geschützte Handelsstraßen, die am Pontus und an der Adria ausmündeten. Auch um sie sind heiße Völker- kämpfe ausgefochten worden. Ein weiteres Produkt von unendlicher Wichtigkeit für das Altertum war die Bronze und ihre beiden Grundstoffe, Kupfer und Zinn. Kupfer findet sich am Mittelmeer vielfach, aber in größeren Mengen und leicht zu gewinnen nur an wenigen Punkten. Zuerst mag Kypros ausgebeutet worden sein, das von dem Erz seinen Namen erhielt, wenn es nicht vielleicht ihm seinen gab, aber seine Bergwerke konnten den Bedarf nicht lange decken, und die Not führte zunächst zur Aus- beutung der nicht seltenen unbedeutenderen Vorkommen, und zwang nach deren Erschöpfung zu immer weiteren Expeditionen und Forschungsreisen. Beim Beginn der Geschichte erscheinen neben den innerasiatischen und egyptischen Bergweiken nur das Gebiet der Etrusker in Mittelitalien und das Land der Turdetaner in Südspanien als Kupferquellen und die Be- herrschung der Handelsstraßen dahin als der Preis unzähliger Vülkerkämpfe. Zinn konnte man schon nach Erschöpfung der — 7 — wenigen unbedeutenden Vorkommen am Mittelmeer nur aus Indien oder von den fernen britischen Cassiteriden erhalten. Dann und wann wagten kühne Seefahrer in der späteren Zeit die direkte Fahrt dorthin, für gewöhnlich ging der Handel mit Zinnbarren über Land durch (Pallien und gab den Nieder- lassungen an der Rhonemündung ihre Wichtigkeit. Auch das Silber hatte seine hohe Bedeutung schon im Altertume, besonders nach der Entdeckung der Schätze Süd- spaniens, welche erst seine massenhafte Verwendung ermög- lichten und das weiße Metall schon im Altertum unter den Wert des gelben herabdrückten. Neben diesen am Mittelmeer selbst sich findenden Stoffen sehen wir aber schon sehr frühe auch die Produkte einer heißeren Zone im Handel eine Rolle spielen, und ebenso die Erzeugnisse der Industrie der fortgeschritteneren Völker: die Gewürze und Spezereien Südarabiens und Indiens, die feinen baumwollenen Gewebe, die Bronzen und Töpfereiarbeiten, und vor allem den köstlichen Wein und die süßen getrockneten Feigen. Sie bilden die Gegenwerte, gegen die bei den unge- bildeteren Völkern deren Naturprodukte erworben werden, und schon in grauer Vorzeit ist dem Zwischenhändler der Löwenanteil zugefallen. Aus der Verteilung von Land und Wasser, der Lage von Gebirgen, Ebenen und Pässen, und aus der verschiedenen Aus- stattung der Länder mit den geschätzten Naturprodukten ergeben sich von selbst die Hauptstraßen, auf denen sich der Handel von und nach den ältesten Sitzen der Civilisation schon in grauer Vorzeit bewegte. Es ist kein Zufall, daß diese sämtlich an dem Ostende des Mittelmeeres und in den Gebieten zwischen diesem und dem Indischen Ocean, in den großen Oasen des begrenzenden Wüstengürtels lagen. Der Handelsverkehr hat an der Entstehung der ersten Gesittung einen sehr wesentlichen Anteil gehabt. Von den eingangs erwähnten Unterbrechungen des Wüsteugürtels kommen in der Zeit, in welche die ersten Spuren der auf uns gekommenen Überlieferungen zurückreichen, nur zwei in Betracht, die im Süden zusammenlaufen; beide sind Landwege, sie führen durch die arabischen Küstenländer des Persischen und des Roten Meeres und vereinigen sich in Südarabien. Die Straße nilauf- — 8 — wärts hat anscheinend immer ilir Ende in den Sümpfen des Gazellenflusses gefunden, wo auch die Forschungsexpeditionen der Römer scheiterten. Selbst in den ältesten Zeiten, wo die Verbindung zwischen Egypten und dem Ursitz der Kultur in Yemen noch lebhafter war, ist der Handelsverkehr höchstens längs der afrikanischen Küste betrieben worden : in der geschichtlichen Zeit finden wir ihn verlassen. Das Eote Meer, anscheinend so vorzüglich zu einer Handelsstrasse geeignet. liegt wenigstens in der älteren Zeit öde. Wohl erkennt man seinen Wert und immer wieder machen kräftigere Pharaonen einen Versuch, es nutzbar zu machen, aber umsonst. Alle Erfolge sind nur vorübergehend, der Handel sucht immer wieder den längeren Landweg durch die mesopotamische Niederung und die syrische Wüste auf und selbst die für Egypten bestimmten Waren ziehen den gefährlichen und kostspieligen Karawanen- weg über die arabische Halbinsel dem durch das Rote Meer vor. Die Ursache dafür liegt nicht in der Übermacht Babyloniens und Assyriens, nicht in dem überlegenen Handelsgeiste der Phönizier, sondern einfach in der durch keine Politik aus der Welt zu schaffenden physikalischen Thatsache. daß auf dem nördlichen Teile des Roten Meeres bis etwa zum Wendekreise nahezu das ganze Jahr hindurch ein heftiger Nordwind weht, gegen den die Schiffe des Altertums kaum aufkommen konnten. Daran scheiterten die Versuche der alten Pharaonen und der energischen Prinzessin Ha-tschep-su und später die von Necho und Psammetich, und die schwierigen Schiffahrtsverhältnisse waren es auch, welche die Ophirfahrten Salomos alsbald nach seinem und Hirams Tode wieder aufgeben ließen. Auch die Nabatäer von Petra trieben vorwiegend Landhandel, und erst den Ptolemäern und den Römern gelingt es, dank der Fort- schritte des Schiffbaues und anderer günstigen Verhältnisse, von denen wir später sprechen werden, einen größeren Teil des Welthandels nach dem neugegründeten Alexandria zu lenken. Der Handel auf dem Persischen Meerbusen, wo kein dauernder Gegenwind hemmte, und wo der Euphrat und die mesopotamischen Kanäle billigen Wassertransport bis auf wenige Tagereisen vom Mittelmeer gestatten, war wohl wichtiger, bis ihn die kurzsichtige Politik der persischen Könige durch die Sperre der Euphratmündung unterband. Der Haupthandel ging — 9 — aber in der alten Zeit immer von dem groß*»n Centrum im Reiche der Sabäer aas zu Lande. S^jhon in der Urzeit lassen sich die zwei Straßen erkennen, aie eine läDgs der Westküste Arabiens über das uralte Medina nach Egrpten oder dem sndhehen Syrien, je nach der politischen La^e. die andere über Dedan und später Gerra nach Babyion und Phönizien oder auch quer über die Wurzel der arabischen Halbinsel nach Petra. Wer diese beiden Handelsstraßen zugleich in seine Gewalt bringen konnte- der hatte das Monopol des Handels mit Södarabien und Indien und damit unermeßliche Eeichtümer und mit diesen die Herr- schaft über die Welt. Das sahen die Staatsmänner schon vor Jahrtausendenein. Um den Besitz beider Straßen dreht sich darum der Hauptteil der alten Geschichte, dreht sich namentlich der ganze Kampf zwischen Egypten und Mesopotamien, der mit wechselndem Glück dauerte, bis Egypten den Persern erlag. Gehen wir einmal genauer auf diese Verhältnisse ein. Beim Beginn der Geschichte sehen wir Kulturzentren an drei Stellen, gleichzeitig und w " . • - ■ - >|y unabhängig von einander: am Siidende der a. - >el. in Egypten tmd in Mesopotamien. Alle drei sind von koschitischen Männern gegründet. Welches davon älter, ist heute nicht mehr zu ent- scheiden. Das Land der Sabäer sehen wir reich und blühend nicht nur durch den Ackerbau, den seine Bewohner schon im großen Maßstab mit künstlicher Bewässerung und riesigen Dammbauteu betreiben, sondern auch durch den Handel. Von Indien aus kommen die auf den Werften von Ormus und Max» gebauten Schiffe mit den Produkten der Tropen, mit Gewürzen und Spezeivieu. und tauschen Weihrauch und MjTrhen dagegen ein; die SaKner sind keine Schiffer, ihr Land bietet keineriei Holz zum Schiffbau, aber sie treiben einen ausgedehnten Land- handel und liefern mit ungeheurem Gewinn die indischen Ge- würze weiter gegen Norden. Wahrscheinlich untrr sabäischem Eiuüuß hat sich am Nil das zweite Kulturreich entwickelt, erst weit im Süden, um das aliheüige. schon im Altertum fast ver- schollene Meive. dann immer weiter n^rvllich sich ausbreitend, bis es das Mitielmeer erivicht und als Egypten mit den Völkern des Abendlandes in Verbindung tritt. Auch das dritte Kultur- land, am Unterlaufe der mesoiH^tamischeu Flüsse gelegen. I — 10 — seilen wir in uralter Verbindung mit Saba, aber das älteste vorchaldäische Reich in Bab3don ist wohl älter als das der Sabäer und möglicherweise sind die ältesten Aditeu, welche nach der arabischen Sage von Norden kamen und Saba gründeten, sumerische oder akkadische Handelsleute aus Babylon oder einer seiner Vorgängerinnen, die sich an der für den Handel mit Indien so wichtigen, beide Straßen beherrschenden Stelle niederließen. Jedenfalls finden wir solche Niederlassungen allenthalben an der Küste des Persischen Meerbusens. Die drei Reiche hatten in der ältesten Zeit Platz genug, und konnten friedlich neben einander bestehen ; von Kämpfen zwischen ihnen ist nichts auf uns gekommen. Wohl aber erregten ihre Schätze die wilde Raublust der umwohnenden Barbaren, besonders der semitischeu Nomadenstämme der Wüsten, und alle drei erlagen denselben innerhalb eines nicht allzulangen Zeitraumes. Den Sabäern wurde zuerst der Reichtum zum Verderben. Aus dem wüsten Inneren der Halbinsel brachen semitische Beduinenstämme, die Joktaniden, über sie herein und vernichteten ihr Reich. Dann drängten sie auch nordöstlich gegen die Handelsniederlassungen am Persischen Meerbusen. Fast zu derselben Zeit, um 2000 vor unserer Zeitrechnung, eroberten die semitischen Chaldäer Babjdon, die Hyksos Egypten. Diese Bewegung wurde für die Mittelmeerländer von der aller- größten Wichtigkeit, denn damit begann die älteste Völker- "wanderung. von der Ueberlieferungen aaif uns gekommen sind. Es war etwa um das Jahr achtzehnhundert vor unserer Zeit- rechnung. Die Kuschiten am unteren Euphrat hatten schon lange Handel mit der Mittelmeerküste getrieben, vielleicht auch schon in uralter Zeit einzelne Niederlassungen gegründet. Nun dringen sie aber, von den einbrechenden Arabern aus dem Lande am Persischen Meerbusen vertrieben, in Babylon selbst von den C'haldäern bedrängt, in größerer Menge über die Wurzel der arabischen Halbinsel hinübei-, und unterweifen die schwachen, wohl semitischen Stämme am Mittehneer. Unter dem Namen der Phönizier sind sie die Lehrmeister des Westens geworden. Zwischen dem Libanon und der Küste, durch das Meer und das Gebirge gegen die Barbaren geschützt, erbauen sie ihre Städte. Sidon wird ihre Hauptstadt, es liegt da, wo die Bergkette des Libanon aufhört, den Zugang zur Meeres- — 11 — kiiste zu sperreu und das Durojibruchsthal des Leoiites bequemeren Verkehr gestattet, an der günstigsten Stelle der ganzen syrischen Kiiste, was damals, wo man die Schiffe noch auf den Strand zu ziehen pflegte, Avichtiger war, als ein guter Hafen nach unseren Begriffen. Damit beginnt die Geschichte und der Fortschritt am Mittelmeer. Die Phönizier bringen einen entwickelten Land- und Gartenbau aus ihrer Heimat mit. gute Getreidesorten und veredeltes Obst, das Geheimnis des Pfropfens der wilden Olive und die Anlage großartiger Be- wässeruugsanstalten. Sie haben schon fabrikmäßigen Betrieb zur Erzeugung von Bronze, Glas, feinen Töpferwaren und Geweben, und sie treiben zuerst Handel in mehr modernem Sinne. Sie senden ihre Schiffe, die sie aus den Wäldern des Libanon gebaut, die Küsten entlang zuerst nach dem nahen Kyprus, dessen Kupferschätze sie ausbeuten, dann weiter nach Kreta, in den iVrchipel, hinauf nach den Goldländern Klein- asiens, Thraziens, selbst in den Pontus. Sie treten in Ver- bindung mit dem egyptischen Reich, Phönizier sind Minos und seine Brüder, welche den griechischen Pelasgern die erste Civilisation bringen, und schon sehr früh tasten sie die Küste Afrikas entlang nach Westen Aber sie bleiben immer Händler, sie werden keine Eroberer. AVo eine kleine Insel nahe dem Festland liegt oder eine leicht durch Wall und Graben zu ver- teidigende Landspitze mit guter Anfahrt sich ins Meer vor- schiebt, errichten sie Faktoreien, verkaufen und tauschen ein, aber sie machen fast nie den Versuch, die Eingeborenen zu unterwerfen. Auch in ihrer Heimat zeigen sie keinen kriege- rischen Sinn, obwohl sie über ihre Freiheit eifersüchtig wachen und zu deren Verteidigung jederzeit den größten Heroismus entwickeln. Zu allen Zeiten zahlen sie dem Nachbar Tribut, der gerade der mächtigste ist, damit er sie ungestört ihren Handel treiben läßt, zuerst den Khetitern, dann bald den Assyrern, bald den Egyptern. wie es gerade die politische Lage mit sich bringt. Auch in die sonstigen Völkerkämpfe mischen sie sich nicht, so verlockend die Verhältnisse auch gerade sind. Denn die Blüte Sidons fällt mit der großen Völkerwanderung am Mittelmeer zusammen, mit dem Einbrach der Italogräken in die beiden großen Halbinseln Europas, mit dem Erscheinen der Peiasger und Tyrrhener und ihrer Verwandten am Mittelmeer, — 12 — und sie dauert cliarakteristischer Weise auch nicht viel langer, als bis diese Einwanderer zur Ruhe kommen und feste Reiche bilden. Es sind zunächst die griechischen Peiaüj^er, die von den Phitniziern lernen. Schiffe bauen nnd das Meer befahren, und die sich in den Küstenländern und auf den Inseln zu Hellenen veredeln. Sie bäumen sich alsbald gegen die fremde Herrschaft auf. Theseus befreit Athen von dem Joche des phönizischen Minos auf Kreta und dem jährlichen Tribut für den Minotaurus, den Moloch mit dem Stierkopf. Schon früh sperren die Hellenen den Phöniziern den Archipel und bemächtigen sich des Handels. Eine der allerältesten Heldensagen schildert in der x\rgonauten- fahrt das erste Vordringen des jungen Volkes zu den Gold- ländern am Pontus. während der Trojanerkrieg den Schluß des Kampfes bildet, den die siegreichen Hellenen mit den Dardanern und Teukrern um die Pforten des Pontus und die thrazischen Goldländer führten. Von da ab waren es Jahrhunderte lang nur die Griechen, denen der Pontushandel gehörte, bis unter Darius das neuentstandene Perserreich auf dem Plane erschien und den Kampf wieder aufnahm. Auch im Peloponnesischen Krieg hat die Frage, wem der Pontushandel und die Goldstädte des thrazischen Chersoneses gehören sollten, eine Hauptrolle gespielt, und mit dem definitiven Verlust derselben an die macedonischen Könige w^ar die Weltrolle Griechenlands über- haupt ausgespielt. Die Phönizier scheinen den Archipel nicht ohne Kampf aufgegeben zu haben; wenigstens das wichtige goldreiche Thasos haben sie lange behauptet, auch Santorin, und gerade in diese Periode fällt der Versuch des Kadmos, in dem böotischeu Theben eine Herrschaft auf dem Festlande zu gründen. Aber im großen und ganzen war ihnen der Handel dort verleidet und sie versuchten im engen Anschluß an das egyp tische Königreich anderswo Ersatz zu finden. Den Egyptern war es gelungen, das Joch der Semiten abzuschütteln. Seit der Vertreibung der Hirtenkönige und dem Beginn der Kriegszüge der Könige der achtzehnten Dynastie hatten sich die Phönizier den Pharaonen unterworfen und waren ihnen bei allen Auf- ständen der Khetiter und der Rotennu treu geblieben. Ihre Flotten führten die egyptischen Heere nach Cypern und die uordafrikanische Küste entlang und im Verein mit Egypten — 13 — erschlossen sie den Weo^ in das tyrrhenische Becken, erkundeten das vordere Mittelmeer, traten in Handelsverbindungen mit den Tyrrhenern und wagten die ersten Fahrten nach Spanien, dessen Silber und Zinn ihnen überreichen Ersatz für die verlorenen Metallschätze der Poutusländer gaben. Um sich den Weg zu sichern, siedelten sie auch ihre Stammverwandten, die durch Josua aus ihren Wohnsitzen vertriebenen Kanaaniter, im heutigen Tunesien an und verwandelten ganz gegen ihre sonstige Gewohn- heit dieses Land in eine mit Städten bedeckte Ackerbaukolonie. Sie gründeten auch schon eine Station an der Stelle des heutigen Marseille und scheinen schon damals Zinn auf dem Überlandweg von den Kassiteriden bezogen zu haben. Aber sie vergaßen darüber die Grundlage ihres Reichtums, den indischen Handel, nicht. Auch die Wiederbelebung des Handels auf dem Eoten Meer, die Eroberung von Südarabien (Punt) unter Hatschep-su waren das Werk der Sidonier und geschahen jedenfalls auf ihren Eat: die klugen Kaufleute wollten sich einen von den mesopotamischen Fürsten unab- hängigen Handelsweg schaffen. Mit sidouischen Schiffen unter- warf auch Rhamses das Land wieder, aber unter den Schatten- königen der zwanzigsten Dynastie ging es endgiltig verloren. Das alte Egypten unterlag den vereinigten Angriffen der Pelasger und der Libyer, und das neu entstehende Reich hatte seine Kraft im Innern zu brauchen. Damit sank auch Sidons Macht und das aufblühende Reich der Philister, die Rhamses III. an der kanaanitischen Küste angesiedelt hatte, gab Sidon den Todesstoß. Um 1209 v. Chr. erschienen sie mit einer Flotte vor der Stadt und zerstörten sie völlig. Mit dem Niedergange Egyptens hatte die Entwicklung der assyrischen Macht gleichen Schritt gehalten. Auch hier hatten Semiten die kuschitischen Händler unterjocht und saßen als Priester und Adelige über ihnen: aber sie störten ihr Geschäft nicht mehr, und als die Egypter nach dem Hyksoseinfall durch ihre Bürgerki-iege und ihr thörichtes Absperrungssystem den Handel vom Nil vertrieben, wandte er sich um so ausschließlicher dem Euphrat zu. Babylon war, auch wenn es von Ninive beherrscht wurde, das Zentrum des Handels und blieb es Jahr- hunderte hindurch; der größte Teil des Handelsweges war, dank der von seinen Fürsten angelegten Kanäle. Wasserstraße — 14 — und natürlich billiger als der Karawauenweg durch die Halbinsel. Damals entstand in Babylon und Ninive der erste Anfang des eigentlichen Großhandels : unser Bankwesen mit vielen seiner Einzelzüge hat seine Wurzeln in dieser entlegenen Zeit. Für die l'hönizier bedeutete das Aufkommen Babels kaum eine Schmälerung ihres Profits. Im Gegenteil, sie standen sich unter der Herrschaft der staatsklugen Mesopotamier besser, als unter den fremdenfeindlichen Egyptern. Die Sidonier waren nach dem kaum weniger günstig und erheblich sicherer gelegenen Tyrus geflüchtet und hatten hier um den Tempel des Melkarth eine neue Stadt errichtet, die bald das alte Sidon in Schatten stellte. Ihre Herrenstellung im Archipel hatten sie freilich eingebüßt; schon in den homerischen Gesängen sehen wir sie nur noch als geduldete Händler, die sich mit Mühe der Seeräuber erwehren. Aber sie wußten Ersatz zu finden. Von Utica aus, das Tyrus im Jahre 1158 vor unserer Zeitrechnung gründete, drangen sie nach Südspanien vor; sie erreichten die Säulen des Herkules und gründeten jenseits derselben Gades und Tarschisch : ihre Stammesgenossen, die Libyphöuiken. siedelten sich massenhaft dort an und die reichen Schätze der südspanischen Sierren machten Tyrus bald zur blühendsten und mächtigsten Stadt am Mittelmeer. Um sich den Weg zu sichern, besetzten sie auch die sicilischen Küsten, Malta und Sardinien. Von den feindlichen Philistern befreite sie die aufblühende Macht des jüdischen Reiches unter David. Mit Salomo verbündet, konnten sie sogar versuchen, den Handel mit Indien wieder von Babylon abzu- lenken. Die Ratschläge Hirams IL waren es jedenfalls, welche Salomo zur (Gründung von Tadmor in der Palmyrene als Stütz- punkt für den direkten Karawanenhandel mit Dedau und dem Persischen Meerbusen veranlaßten. und di(^ Ophirfahrten Salomos waren ein Kompaguiegeschäft der beiden Fürsten, bei welchem Hiram die Mannschaften und Steuerleute stellte, Salomo das Holz und die Häfen am Golf von Akaba lieferte. Die Wirren in Tyrus, die fast gleichzeitig mit der Spaltung von Juda und Israel eintraten, machten den Ophirfahrten ein Ende. Auch waren mittlerweile einerseits Egypten, andererseits Assyrien wieder erstarkt und jeder kräftige Fürst versuchte in den Alleinbesitz beider Handelswege zu kommen. Gerade in dieser Zeit tritt der Einfluß der Handelspolitik auf die Weltgeschichte — 15 — am schärfsteu hervor, iiocli schärfer als unter Rhamses. Für die Kleinen fiel daliei wenig- ab. T3TUS hatte sich schon früh dazu bequemt, den Assyrern Tribut zu zahlen, und konnte seinen Handel unbeirrt weiter treiben. Ja als durch den Ein- bruch der Dorier und die Wanderung der Jonier die Seemacht der Hellenen ins Schwanken geriet, konnte es sogar den Handel im Archipel wieder an sich reißen und in Verbindung mit den Tyrrhenern das ganze Mittelnieer beherrschen. Im Jahre 869 vor unserer Zeitrechnung sandte es eine große Kolonie unter der Führung der Königin Elissar, der Dido der Sage, nach der Stätte, wo früher Kambe gelegen und gründete hier an der Stelle, welche von der Natur für die Beherrschung des Mittelmeeres bestimmt ist, die neue Stadt Karthago ; damit schien seine Herrschaft über den Weg nach dem Westen fest begründet. Aber gerade um die Zeit beginnen auch die Hellenen sich wieder zu erholen und ihren Anteil an dem Welthandel zu fordern. Nicht im stände, gegen die Großkönige von Egypten und Assyrien aufzukommen, in Kleinasien durch das lydische Reich auf den schmalen Küstenrand beschränkt, blieb ihnen nur der Weg nach Westen frei. Schon früh, so früh, daß nur eine sagenhafte Kunde davon in Verbindung mit der vom Trojanischen Krieg und der Heimkehr der Helden auf die historische Zeit gelangte, hatten sie sich von Kerkyra, einer Kolonie Korinths, aus, der ganzen Adria bemächtigt, welche die Phönizier nie augelockt zu haben scheint; von ihren Kolonien am oberen Ende des Meerbusens aus trieben sie gewinnbringenden Handel mit den Anwohnern des Eridanus und den südlichen Alpen- ländern, vielleicht schon bis nach Deutschland hinein. Die Sage bringt diese Gründungen mit dem heimkehrenden Diomedes in Verbindung, jedenfalls erfolgten sie vor dem Einbruch der Dorer und dem Wiederaufschwung der phönizischen Seemacht. Wie jezt Triest und im ganzen Mittelalter Venedig, so waren damals Hatria, Spina, Patavum Handelszentren, die Orte, wo die Straßen über den Brenner, und die Tauern und der Handelsverkehr auf dem Po zusammentrafen und die Natur- produkte und Kunsterzeugnisse der Veneter, der Etrusker und Rhätier, sowie der vom fernen Norden herbeigeführte Bernstein gegen die Erzeugnisse des Orients, den Wein und die getrock- — 16 — neten Feigen, die Bronzegeräte, Webereien und Töpferwaren ausgetauscht wurden. Der Handel ist bis zur Römerzeit den Griechen unbestritten geblieben ; die heute noch gefürchteten Stürme am akrokeraunischen Vorgebirge, die Bora des Karstes mögen den Phöniziern wenig anlockend gewesen sein. Aber Adria und Pontus genügten den aufstrebenden Hellenen nicht lange; besonders die neugegründeten jonischen Städte, welche durch ilu^e Lage ganz auf das Meer angewiesen waren und deren Bewohner damals schon so wenig Freude am Ackerbau hatten, wie ihre heutigen Nachkommen, forderten ihren Anteil am Handel mit dem reichen Westen. Den Weg dahin, der noch den Verfassern der Odyssee unbekannt war, hatte ilinea ein günstiger Zufall entschleiert. Colaeus von Samos war durch schwere Oststürme nach dem fernen Tarschisch verschlagen worden und mit reichem Gewinn wieder glücklich nach seiner Heimatinsel zurückgelangt. Sein Beispiel reizte zur Nachahmung und so begann um die Mitte des achten Jahr- hunderts vor unserer Zeitrechnung jener erbitterte Kampf mit den Phöniziern und deren Nachfolgern, dem erst die Eisenfaust des übermächtig gewordenen Rom in den Puuischen Kriegen ein Ziel setzte. Um seine Einzelheiten zu verstehen, müssen wir zunächst die physikalischen Verhältnisse an der Grenze zwischen dem Jonischen und dem Tyrrhenischen Meere genauer betrachten. Hier springt von Süden her die Ostspitze Nord- afrikas weit in das Meer vor; auf der anderen Seite legt sich an die langgestreckte italienische Halbinsel zunächt die schmale kalabrische Zunge, drei mächtige Bergmassen, durch schmale, niedrige, leicht zu überschreitende Landengen verbunden, und dann jenseits der schmalen Straße von Messina die dreieckige Masse Siziliens. In der ohnehin nicht breiten Meerenge zwischen Sizilien und Tunis liegt die luselgrupppe von Malta, und weiter ab die kleinen isolierten Inselchen Lampedusa und Pantelleria. So zerfällt das Mittelmeer in zwei große Becken, und diese sind in meteorologischer Beziehung durchaus unabhängig von einander; nur selten ist der Luftdruck in beiden gleich, fast immer strömt die Luft mit ziemlicher Gewalt aus dem einen ins andere, völlig ruhige Tage sind selten, aber schwere Stürme häufig. Die afrikanischen Gestade der Meerenge von Karthago sind auch in unserem Zeitalter des Dampfes noch bei den — 17 — Schiffern übel berüchtigt. Wie viel mehr noch damals, wo die kleinen Ruderschiffe ängstlich am Ufer hin tasteten und es kaum jemals wagten, das Land aus dem Gesichte zu verlieren, und wo jeder Gegenwind zum Stillliegen am Ufer zwang. Ein Passieren der karthagischen Straße ohne Erlaubnis der Küsten- besitzer war nur unter ganz besonders günstigen Umständen möglich; für gewöhnlich konnte Karthago, das selbst an be- herrschender Stelle lag, auf dem gegenüberliegenden Ufer die Feste Motye gegründet hatte und die Insel besaß, die Straße für jeden Konkurrenten sperren und that es auch. Aber seine Machtmittel hatten noch nicht ganz ausgereicht, um sich neben der afrikanischen Nordküste, Südspanien und Sardinien auch ganz Sizilien zu sichern, die klugen rechnenden Kaufleute mögen das auch für überflüssig gehalten haben, und so sehen wir. als um die Mitte des achten Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung die Griechen auf dem Plan erschienen, ganz Ost- und Nord-Sizilien noch von schwachen eingeborenen Stämmen bewohnt und namentlich die Straße von Messina noch frei. Die Art, in welcher die Griechen diese Verhältnisse benutzten, beweist, daß sie sich der Wichtigkeit und Tragweite ihres Vorgehens ganz genau bewußt waren, daß sie trotz ihrer Zersplitterung und des tödlichen Hasses der einzelnen Stämme gegen einander doch nach einem gemeinsamen Plane handelten, bei welchem sie sich als Hellenen gegenüber den Barbaren fühlten. Die Niederlassungen waren auch keine Ansiedelungen spekulativer Kaufleute, eine jede wurde mit genügender Macht gegründet, um einem feindlichen Angriff Widerstand leisten und die eingeborenen Stämme unterjochen zu können : sie waren von vornherein erobernde Kolonien, bestimmt, nicht nur den Haudelsweg zu sichern, sondern auch das Land für das Hellenentum zu gewinnen. Die Nachrichten aus jener frühen Zeit, wo noch mehr gehandelt als geschrieben wurde, sind freilich äußerst dürftig, sie geben uns kaum mehr als die Namen der Führer und die Abstammung der Kolonistenscharen. aber sie lassen doch unzweifelhaft erkennen, daß das Orakel des Apollo in Delphi bei der Leitung der ganzen Bewegung eine Hauptrolle spielte. Wer freilich die Pytliia inspirierte und ihre dunklen Prophezeihungen deutete, das können wir heute nicht mehr erkennen; aber wir sehen, daß besonders in dem 2 — 18 — letzten Drittel des Jalniiuuderts alle Kolonisten sich nach Westen wenden nnd besetzen, was die Karthager noch frei- gelassen: West- und Nordsizilien und vor allem die kalahrischen Landengen. iU)er diese hinüber war ein Handel mit den An- wohnern des Tyrrhenischen Meeres möglich, den keine kartliagische Flotte stören konnte; es bedurfte dazu nur einer kurzen Straße und einer Hafenanlage auch am andern Meer, die wir in der That von Anfang an vorfinden. Innerhalb einer kurzen Eeihe von Jahren entstanden Megara, Naxos, Syracus, Tauromenium, Catania auf Sizilien, Ehegium und Messana au der Meerenge, Sybaris, Croton und Metapont in Kalabrien, Tarent an der Spitze des in den italienischen Stiefel einschneidenden Busens, und sie alle blühten auf mit einer Schnelligkeit, die kaum von den amerikanischen Großstädten unseres Jahrhunderts überboten worden ist. Die Phönizier erkannten wohl die Gefahr, aber sie waren gerade damals außer stand, dieser Bewegung Widerstand zu leisten; der Kampf gegen das übermächtige Assyrien nahm Tyrus völlig in Anspruch, und wenn es ihm auch gelang, die Belagerung durch die Armee des Großkönigs Sargin 715 abzuwehren, verlor es doch Cyperu und die lang behaupteten Goldbergwerke von Thasos, sowie die Oberherrschaft über die anderen phönizischen Städte, welche sich den Assyrern unter- warfen. Der Skythen einbruch, die wieder beginnenden Kämpfe zwischen Egypteu und Mesopotamien verschalften ihm noch für ein Jahrhundert Frist, aber sie störten den indischen Handel und mühsam hielt Tyrus seine Freiheit noch bis zum Jahre 574, wo es von Nebukadnezar erobert und völlig zerstört wurde. Die führende Rolle der Plirmizier im Mittelmeerhandel war damit abgespielt, selbst ihr Name verschwindet allmählich aus der Geschichte, im Osten treten an ihre Stelle die syrischen Kauf- leute, während im Westen Karthago die Erl)schaft überninmit. Der Handel und der Streit um die Handelswege dauert aber im Osten unbekünnnert um diesen Wechsel weiter. Nach und nach werden uns auch die Vorgänge deutlicher. Bab3-lon hat sich zu Ende des siebenten Jahrhunderts vor unserer Zeit- rechnung nicht nur von der assyrischen i\Iouarcliie gelöst, es hat auch unter Nabopolassar Ninive zerstört und sich zum Herrn von ganz Vorderasien gemacht. Noch einmal versucht — 19 — Egypten unter dem euergischeu Neclio sich des P^upliratthales zu bemächtigen, aber bei Karkemisch erleidet er durcli Nebukad- nezar eine furchtbare Niededage, und von da an verzichtet Egypten auf weitere Versuche. Babyhjn war für dieses Jahr- hundert die unbestrittene Herrin des indischen Handels. Auch den arabischen Zwischenhandel vernichteten seine Herrscher durch zwei verheerende Expeditionen bis nach Yemen hin; nur mit Mühe gelang es den Pharaonen, mit Unterstützung der Hellenen, denen sie notgedrungen Naukratis geöffnet, sich einen Teil des Handels über das Erythräische Meer zu erhalten. Auf den Trünmiern Ninives entsproßt das medisch-persische Eeicli, das von dem Untergange Babylons (538 v. Chr.) ab auch ganz ^Mesopotamien beherrschte. x\ber die Perser waren kein Handelsvolk und vor allem kein Seevolk, und während die Assyrer und Babylouier alles gethan hatten, um den Verkehr auf den großen vStrömen und den anschließenden Kanälen zu entwickeln, fürchteten die persischen C4roßkönige den Angriff feindlicher Flotten, denen sie im Persischen Meerbusen keine Seemacht entgegenstellen konnten, und machten durch ungeheure Steindämme die Euphratmündung unzugänglich. Das war einer der folgenschwersten Vorgänge im ganzen Altertum, nur ver- gleichbar der Errichtung der Chinesischen Mauer, welche den Wüstenräubern den Weg nach ihren gewohnten Baubgebieten sperrte, sie nach Westen drängte und damit den ersten Anlaß zur großen Völkerwanderung gab. Der Euphrat scheidet von da an für Jahrtausende aus der Eeihe der Handelsstraßen. Der Land- handel quer über Arabien gewinnt für Jahrhunderte das Über- gewicht. Den Großkönigen konnte das damals ja gieichgiltig sein, besonders nachdem sie einmal auch Egypten unter ihre Gewalt gebracht hatten; der ganze indisclie Handel war ja nun doch in ihren Händen. Susa und Persepolis waren glän- zende Regierungssitze, aber keine Handelsstädte, der Haupt- handel ging von Gerra und Kaydar, das schon Sanlierib den Assyrern tributpflichtig gemacht hatte, nach dem Lande der Nabatäer und Petra. Assnrbanipal hatte in dreijährigem Kampfe die Halbinsel Arabien unter seine Botmäßigkeit gebracht, Xebukadnezar hatte nacli der Zerstörung von Tyrus das Land bis nach Yemen hinab verheert, in der ausgesprochenen Absicht, den Handel ganz nach Babylon zu leiten. Die Perser dagegen — 20 — machten gar keinen Versuch, die Araber zu unterwerfen, sie überließen ihnen anscheinend ruhio; den Zwischenhandel und be<>iiiigten sich mit dem Zoll, den diese dafiir zahlten. Für mehrere Jahrhunderte finden wir keine Nachrichten mehr über Arabien. Die Nabatäer im Steinigen Arabien, wahrscheinlich aus den Edomiteru hervorgegangen, hatten, anfangs noch mit den Egypteru verbündet, dann unter mesopotamischer Ober- herrschaft, zuletzt unabhängig, den Handel mit Indien an sich gezogen und waren unter den Persern von Sela oder Petra aus dessen Herren bis zur Vernichtung ihres Eeiches durch die Römer. Sie belebten das nördliche Rote Meer wieder; von Elath, Ezion Geber und Lenke Kome aus fuhren ihre Schiffe nach Dschidda und nach den egyptischen Häfen. Von dem festen Felsenneste Petra aus gingen ihre Karawanen nach Gaza, der Erbin von Tyrus, nach Apamea und Damascus, und andererseits nach den wechselnden Handelszentren am unteren Euphrat und am Persischen Meer- busen, nach den Weihrauchländern von Marib und zu den Minäern. Leuke Kome blühte auf, dem egyptischen Berenice gegenüber, von wo die Handelsstraße nach Koptos am Nil ging, und am Südende des Meerbusens Adane, von wo, wie vom heutigen Aden aus, der Handel mit Indien, mit den Axumiten in Abessynien und dem glücklichen Arabien betrieben wurde. Der große Alexander war der erste, welcher wieder die Wichtigkeit der Handelsstraßen erkannte; sein Zug nach dem Fünfstromland sollte die Sache an der Wurzel anfassen, und als er durch persönlichste Erfahrung sich von der Unwegsam- keit Gedrosiens überzeugt hatte, ließ er durch Necho den Seeweg von der Indusmündung zum Persischen Meerbusen erkunden. Er würde Babylon wieder zum Zentrum erhoben und die arabischen Zwischenhändler unterworfen haben, wenn ihn nicht sein früher Tod daran gehindert hätte. Seine Nachfolger in Asien fanden keine Zeit zur Ausführung seiner Pläne, wohl aber die in Egypten. Unter der umsichtigen Regierung der ersten Ptolemäer wurde das von Alexander nut wunderbarem Scharfblick an der rich- tigen Stelle, sicher vor den Schlammassen des Nil, gegründete Alexandria immer mehr der ausscliließliche Endpunkt des indisch- aralnscheu Handels; ihnen reiften die Früchte der Forschungsexpe- dition des Necho. Die Fortschritte im Schiffsbau machten es den großen Dreirmb'reiii in<>glich gegen den Nordwind anzukämpfen. — 21 — So l)edenteud war der Schiffsverkehr auch im ncirdlicheu Teile des Roten Meeres, daß ein Kanal nach dem Nil eine unbedingte Notwendigkeit wurde. Die ganze Ptolemäerzeit hindurch blieb dem Wege über Egypten der Vorrang vor dem mesopotamischen. Durch großartige Hafeuanlagen am Golf von Suez erleichterte man die Verbindung noch mehr. Aber ganz vernichten konnte man den Landhandel doch nicht. Er war freilich viel teurer, kostete doch nach Plinius der Transport einer einzigen Kamel- ladung Weihrauch von Süd-Arabien nach Gaza zu Land gegen 682 Denare, über 600 Mark. Aber der Seeweg blieb immer gefährlich, und gerade die teuersten Spezereien konnten die Spesen schon tragen. Die Herren des Euphratthales wollten den Handel auch nicht ohne weiteres fahren lassen. Außer stand, die Euphratmündung wieder fahrbar zu macheu. ver- suchten sie wenigsten den Landhandel wieder durch ihr Gebiet zu leiten. Sie gründeten Vologasia an der Stelle, wo der Handelsweg von der Küste in die Wüste abbog. Palmyra blühte durch den Karawanenhaudel auf und wurde so reich, daß Odenathus und Zenobia es wagen konnten, den Parthern und Rom zu trotzen, und sogar die Hand nach Egypten auszu- strecken, um sich das Handelsmonopol zu sichern. Rom richtete von Anfang an seine Aufmerksamkeit auf den indischen Handel. Schon Antonius warf Petra nieder; der klug berechnende Augustus nahm sogar die Pläne der kräf- tigsten Pharaonen wieder auf und wollte, um den Zwischen- handel an der Wurzel abzuschneiden, sich Süd- Arabiens bemäch- tigen. Aber die große Expedition des Ca jus Aelius Gallus scheiterte schmählich vor den Thoren von Marib, und nach dem Tode des Thronerben Cajus Caesar vor der Partherstadt Artagira wurden alle Eroberuugspläne aufgegeben. Nur die Zerstörung von Adane gelang den Römern; die Stadt blieb ein unbe- deutendes Dorf, bis sie in unseren Tagen als Aden wieder aufblüht. Von den späteren Kaisern machte nur einer den Versuch, sich auch des Euphratgebietes zu bemächtigen, Trajan. Petra, bis dahin unter römischer Herrschaft weiter bestehend, wurde von diesem Kaiser gründlich zerstört und erholte sich nie wieder ; der Rest des Landhandels zog sich nach Bostra im Hauran und nach Damaskus. Er war gering geworden, denn Rom hatte es verstanden, seine Zwecke auf andere Weise zu — 22 — erreidieu. Durcli eine klu*>e Zollpolitik, durch Differeutialzölle, die damals erfunden worden zu sein scheinen, versachte es den direkten Handel auf Kosten des Zwischenhandels zu heben, und der Plan g-elang. Zwar der Kanal, den schon Necho begonnen, den Darius beendet aber wieder zerstört hatte, den dann die Ptolemäer dem Verkehr übergeben hatten, hat wegen der schon eingangs geschilderten Windverhältnisse immer mehr nur dem Lokalverkehr gedient, insbesondere dem Transport von Baumaterial und Holzkohlen; aber von Myos Hormos aus, der Vorlauf eriu des heutigen Koseir, das fast am Rande des Nordwiudgebietes gelegen und durch eine gute Straße mit Koptos am Nil verbunden war, gingen schon unter Augustus jährlich 120 und mehr große Schiffe direkt nach Indien, erst nach Barygaza, der Vorgängerin von Bombay, dann, nachdem Hippalos die Gesetze der Monsune ergründet und als erster die kühne Fahrt gewagt, auch direkt nach Malabar und selbst nach dem fernen Taprobane, Pfeffer und Zimmet zu holen. Auf 100 Millionen Sesterzen, 22 Millionen Mark, schlägt schon Plinius den Wert des Handels mit Indien an, ohne den mit Adulis und den Axumiten zu rechneu, durch welchen Negersklaven, Elfenbein und Spezereien ins Eömerreich gelangten. Schon unter den ersten Cäsaren klagte man über den Abfluß des Edelmetalls nach Indien, und schob die schlechten Zeiten auf sein Konto. Bis in die spätere Kaiserzeit dauerte dieser lebhafte Handel, den die Perser umsonst zu stören suchten; in geringerem Maße erhielt er sich unter Byzauz und bis zur Araberinvasion, und er wurde von den Kalifen bald wieder aufgenommen. Es ist kein Zufall, daß der Niedergang des oströmischen Reiches unauf- haltbar wurde von dem Moment an, wo Egypten und Syrien verloren gingen und der Gewinn aus dem indischen Handel nicht mehr nach Byzanz floß. Im Mittelalter sehen wir die alte Rivalität zwischen den beiden Handelsstraßen ihren Einfluß auf den Gang der Welt- geschichte wieder gewinnen. Die Kalifen von Bagdad und die von Kairo, und hinter ihnen stehend am 31ittelnieer Venedig und Genua streiten sich darum mit wechselndem Glück. Erst der Einbruch der Türken stört den Handel, und die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien giebt ihm den Todesstoß, denn sie schafft einen neuen billigeren, von den Launeu barbarischer — 23 — Fürsten iiiiabliäng-igeu Handelsweg-, der ausschließlich Seeweg ist, und die alten Bahnen veröden für Jahrhunderte vollständig. Die Kulturzentren rücken nach dem Westen, an den Ocean, Venedig und Genua verlieren mit dem indischen Handel die Grundlagen ihrer Macht und sind kaum noch im stände sich vor den nordafrikanischen Korsaren zu schützen, geschweige denn einen Anteil zu fordern an dem Seehandel um Afrika herum. Eine der ersten gr()ßeren Expeditionen der Portugiesen aber war die Zerstörung von Ormus, dem Stützpunkt des Handels über den Persischen Meerbusen. Auch sie suchten sofort sich das Monopol zu sichern und den Konkurrenten zu beseitigen. Egypteu und Persieu siechten seitdem dahin; auch sie haben den Verlust des indischen Handels und des daraus gezogenen Gewinnes nie überwunden. In der späteren Zeit wird der Kampf um den indischen Handel von den westlichen Seemächten aufgenommen und teils auf dem Meere, teils auf der indischen Halbinsel ausgefochten. Die alten Handelsstraßen bleiben verödet. Erst Bonaparte macht den Versuch, die alten Wege wieder zu öifnen, und neue Kämpfe entbrennen am Mittelmeer. Die Schlachten bei Abukir und Trafalgar vereiteln vorläufig die Pläne des großen Korsen ; und England ist gewarnt, und sichert sich neben Gibraltar durch Malta gleich auch für alle Fälle den Eingang in das hintere Mittelmeerbecken. Und als Lesseps die napoleonischen Pläne mit friedlichen Mitteln wieder aufnimmt und trotz aller Hinder- nisse die Durchstechung- des Isthmus durchführt, kann England ohne weiteres diesen Weg für sich nutzbar macheu, um so leichter, als es sich auch die Schlüssel zum Roten Meere mit Aden und Perim gesichert hat. Damit hat der erythräische Weg über seine Konkurrenten völlig gesiegt, für die Dampfer unserer Zeit bildet der Nordwind kein Hindernis mehr, und heute geht der ganze Handel mit Indien wieder durch das Rote Meer. Ob für alle Zeiten? Die Idee einer Euphratbalin tritt ihrer Ausführung immer näher und das vorsichtige Albion hat sich auch hier wieder mit Cypern die Herrschaft über die künftige Ausmündung dieser Bahn gesichert. Mit ihrer Erbauung wird der alte Kampf in eine neue Phase treten und vielleicht Mesopotamien ebenso wieder aufblühen, wie Egypteu. Aber die alte Weltmachtstellung werden beide Reiche schwerlich jemals — 24 — wieder erlangen. Ks ist ja nicht mehr der Austausch der Naturprodukte allein und der Reichtum an solchen, welcher einem Lande seine Macht und Bedeutung verleiht, sondern die Arbeit des schöpferischen Menschengeistes und der Industrie, und der schwarze brennbare Stein Europas ist wichtiger geworden, als das Gold und die Spezereien Indiens. Kehren wir zu der Entwicklung der Dinge am vorderen Mittelmeer und zum Kampf um den Weg in das vordere Mittel- meerbeckeu zurück. Wir sahen die Karthager im Besitz der nach ihrer Stadt benannten Meerenge, des südlichen und west- lichen Siziliens, und Sardiniens, die Griechen als Herren der Ostküste Siziliens, der Straße von Messina und Kalabriens. Außer diesen beiden Völkern finden wir noch die Erusker im Tyrrhenischen Meere mächtig, aber sie sind keine Eroberer, sondern mehr ein Industrievolk, zu auswärtigen oder gar über- seeischen Unternehmungen wenig geneigt. Karthago hat die Erschütterung beim Sturz seiner Mutterstadt klug und energisch benutzt und die Herrschaft über die tyrischeu Kolonien in Nordafrika und Südspanieu an sich gerissen; an allen günstigen Punkten erheben sich seine Metagoniteustädte, sichere Stütz- punkte für die Flotten und gleichzeitig Handelskontore, welche die Landesprodukte für die Schiffe einsammeln. Aus den spani- schen Bergwerken zieht es die Mittel, um seine Söldnerheere zu unterhalten, und es kann versuchen, die aufstrebenden Griechenstädte zu bekämpfen und sich ganz Siziliens zu bemäch- tigen. Jahrhunderte dauert der Kampf. Die Griechen gründen Akragas an der Südküste ; daß es als Vormauer gegen die Karthager dienen sollte, beweist die Art der Gründung als Großstadt von vornherein. Aber sie können das feste Motye nicht zwingen. Umgekehrt gelingt es den Karthagern nicht, die Ostküste, Messana und Rhegion in ihre Hände zu bringen. Glücklicher sind sie an einer anderen Stelle. Aus dem Tyrrheni- schen Meere waren sie für einige Zeit verdi'ängt worden. Kühne Seefahrer aus Phokäa hatten sich schon um 600, als Tyrus sich vergeblich der ül)ermächtigen Assyrer zu erwehren suchte, des alten phönizischen Handelspostens in Massilia und damit des Rhonehandels und des Transitverkehres nach deuKassiteriden bemächtigt ; sie hatten auch Aleria auf Korsika und nach dem Untergänge von Tyrus selbst in Spanien eine Reihe von Kolonien — 25 — gegründet. Gegen sie wandten sich zuerst die wieder erstarken- den Karthager, diesmal mit den Tyrrheuern verbündet. Die Seeschlacht vor Aleria in 536 v. Chr. brach die Macht der Griechen im Tyrrhenischen Meer und Massalia selbst mußte die Oberherrschaft der Karthager anerkennen und die Errichtung eines puuischen Kontors in seinen Mauern dulden. Fast gleichzeitig eroberte Malchus beinahe ganz Sizilien. In Sardinien erlitt er zwar durch einen Überfall eine schwere Niederlage, aber sein Nachfolger Mago unterwarf die ganze Insel und dann auch die Balearen. Den Norden des Tyrrhenischen Meeres nebst Korsika scheinen die Karthager friedlich den Etruskeru überlassen zu haben. Sie selbst konzentrierten ihre ganze Macht auf Spanien; sie sandten Hanno mit großen Kolonistenscharen aus, um die atlantische Küste bis nach Kerne und den Fischgründen der Kanaren zu besiedeln, und gleichzeitig Himilko nordwärts nach den Kassiterideu, um den Zinnhandel auf den Seeweg zu leiten. Damals, um 500 vor unserer Zeitrechnung, war Karthago die unbestrittene Herrin des westlichen Mittelmeers. Nur der italischen Griechen konnte es nicht Herr werden, und darum ergriff es mit Freuden die Gelegenheit, als der Perserkönig über Griechenland herfiel, um diese seine letzten Gegner zu vernichten. Aber der Versuch mißlaug. Hamilkar, der im Jahre 480 mit 600,000 Mann auf der Insel erschien, erlag bei Himera dem Ansturm der vereinten Griechen, angeblich an demselben Tage, an welchem die Schlacht von Salamis Hellas rettete, und die sclnvere Niederlage schaffte den Griechen Ruhe für den Eest des Jahrhunderts. Erst 406 war Karthago wieder genügend erstarkt und hielt die Verhält- nisse für günstig genug, um einen neuen Versuch zu w^ageu. Hannibal Gisgon, der Enkel Hamilkars. zerstörte Selinus, Himera, Gela und selbst das stolze Akragas, aber er konnte Syrakus nicht bewältigen und sein Heer erlag einer Pest. Noch einmal erschienen die Karthager unter Himilko 392 vor Syrakus, aber wieder übernahmen die Sumpffieber des Syraka die Verteidigung. Von da an ging es mit der karthagischen Macht abwärts; die späteren Kriege waren Verteidigungskriege, die Niederlage am Krimissos unter Timoleon beschränkte die Karthager auf den äußersten Westen, Pyrrhus entriß ihnen auch diesen bis auf das feste Lilybaeum, und Agathokles bedrohte sie in Afrika — 2r> — selbst. Noch cininal ,i>ewaimeu sie nach dem Abzüge des Epiroten die Oberhand und bemächtig'ten sich aller Städte außer Syrakus und Messana, aber der Kampf um diese letztere Stadt rief die Römer auf den Plan, und von dem ersten Punischen Kriege ab hatte Karthago nur noch um seine Existenz mit einem bald übermächtig gewordenen Feind zu ringen. Aus dem Handel mit dem ^^'esten und den spanischen Bergwerken zog Hannibal noch einmal die Mittel zu einem Krieg; mit der Schlacht bei Zama war das Schicksal der Mittelmeerländer entschieden. Eine selbständige Politik war für keinen Staat mehr möglich, sämtliche Handelsstraßen befanden sich, wenigstens in ihren Aus- gangspunkten, in einer Hand vereinigt. Die Römer waren kein Handelsvolk, sie haben wolil unbequeme Konkurrenten, wie Karthago und Korinth, in brutalster Weise vernichten können, aber sie haben nie gelernt, den Handel zu heben und die natürlichen Hilfsquellen eines Landes zu entwickeln. Wohl hatten die römischen Ritter in den Zeiten der Republik sich auch mit Handelsgeschäften abgegeben ; unter dem Kaiserreich fanden sie die Ausbeutung der Provinzen auf legalem Weg bequemer. Sie überließen den Handel den Griechen und den SjTern, den Nach- folgern der Phönizier. Vom Beginn der Römerherrschaft ab war der Besitz der Handelsstraßen wohl wichtig für eine einzelne Stadt und deren Aufblühen : auf (be Weltgeschichte hat er am westlichen Mittelmeer im Altertum keinen Einfluß mehr geübt. 27 Wie kommt der Menscli zum verniinftgemilssen Gebrauch seiner Sinnesorgaue? Vortrag, gehalten am 30. November 1895 von Dr. med. Ph. Steffan. Verehrte Anwesende! Bevor ich an die Beantwortung der vorliegenden Frage näher herantrete, bedarf es zunächst einer einleitenden Orientierung über unsere Sinnesthätigkeiten und deren vernunftgemäßen Gebrauch überhaupt, sowie über die anatomischen Grundlagen, die diesem psychischen Akte zu Grunde hegen. So lange der Mensch nicht im Schlafe der Ruhe pflegt, ist er stets und ständig vom Gebrauch seiner Sinnesorgane (Ge- sichtssinn, Gehörsinn, Geruch sinn, Geschmacksiun und Tastsinn) abhängig. Er kann keinen Sehritt machen, ohne daß der Gesichtssinn ihn vor einem Fehltritte bewahrt; er kann sich mit seinem Nächsten nicht verständigen, ohne daß ihm sein Gehörsinn die Sprache desselben vermittelt. Treten wir in einen Raum, in dem eine schlechte Luft herrscht, so belehrt uns unser G e r u c h s i n n darüber und mahnt uns zum Rückzuge, bringen wir Nahrungsmittel in unseren Mund, die widerlich schmecken, so mahnt uns unser G e s c h m a c k s i n n , dem Genüsse der betreffenden Speisen zu entsagen, trifft ein Stoß unseren Körper, so giebt uns unser Tastsinn genau Nachricht von der Beschaffenheit und dem Orte dieser Beleidigung und damit auch das Mittel zur Abwehr in die Hand ; zugleich belehrt uns unser Tastsinn über die äußere Beschaffenheit aller der Gegenstände, die wir willkürlich berühren. Der Geruch sinn ist somit der Wächter für unsere Lunge und den Atmungsprozeß, der Ge- schmack der Wächter für unseren Magen und unsere Ver- — 28 — clauiuig, der Tastsinn wacht über die Sicherheit unseres äußeren Körpers. Mau pflegt diese letzteren 3 Sinnesthätigkeiten (Geruch-, Geschmack- und Tastsinn) auch als niedere Sinne zu bezeichnen, weil sie mehr zu den niederen, sogenannten vegetativen Thätigkeiten unseres Körpers in Beziehung stehen, d. h. zur Ernährung und Erhaltung desselben; dagegen nennen wir die beiden noch übrigen Sinne, das G e s i c h t und Gehör, höhere Sinne, w^eil sie mehr mit den höheren, sogenannten animalen Thätigkeiten des tierischen Organismus, d. h. der geisti- gen Wahrnehmung, der Empfindung und der willkürlichen Be- wegung, in Beziehung stehen. Alle unsere Sinnesorgane sind, ohne daß wir uns dessen bewaißt werden, Sonden oder Fühler, mit denen wir in die Außenwelt eindringen und uns eine rasche und zuverlässige Belehrung über die Zustände und die Veränderungen der Außendinge verschaffen; damit setzen wir uns zugleich in den Stand, rasch und sicher auf diese erkannten äußeren Verhältnisse zu reagieren, d. h. wir machen vernunftgemäßen Gebrauch von unseren Sinnes- organen. Ein paar Beispiele aus dem gewöhnlichen Leben werden am klarsten zeigen, was ich hiermit sagen will. Sobald das Bild z. B. eines Apfels unser Auge trifft, wissen wir sofort, was wir vor uns haben: eine Frucht von bestimmtem Aussehen, Geschmack, Geruch u. s. f., deren Besitz eine Annehmlichkeit ist. Sie werden, wenn ich Ihnen einen Apfel hinreiche, sofort mit der Hand danach greifen. Umgekehrt w^erden Sie. wenn Jemand mit einer Waffe, z. B. einem Säbel in der Hand auf Sie eindringt, sofort das Unangenelune der Situation begreifen und den Arm zur Abwehr des Ihnen drohenden Streiches er- heben. Trifft der Schlag einer Uhr Ihr Ohr, so werden Sie die Schläge der Uhr zählen, um sich über die Zeit zu orientieren, und Sie w^erden vielleicht folgerichtig alsbald Ihre Taschenuhr herausziehen, um sich zu überzeugen, daß sie richtig geht. Ertönt ein Schuß, so werden Sie sich sofort nach der Richtung desselben umdrehen, um zu erfahren, ob Ihnen selbst Gefahr droht, und Sie werden dieser Erkenntnis gemäß handeln, d. h. im Falle der Gefahr die Flucht ergreifen. Treten Sie in ein Zimmer, in dem es nach Gas riecht, so werden Sie sofort den Rück- zug antreten u. s. f. u. s. f. Zwischen unserem Geschmack- und Tastsinn einerseits und unserem Gesichts-, Gehör- und Geruch- - 29 — siun andererseits besteht hier uiir der Unterschied, daß die Ge- schmacks- und Tasteindrücke unsere Mundschleimhaut, resp. die äußere Haut direkt treffen müssen, während unsere Gesiclits-, Gehör- und Geruchsemplindungen durch die Luft vermittelt werden, also auch Schlüsse auf eventuell sehr weite Entfernungen erlauben. Was in dieser Beziehung- unser Gesichtssinn leistet, das lehren die Ergebnisse der astronomischen Wissenschaft; weniger weit reicht unser Gehörsinn — hören wir den Donner doch höchstens nur auf 15 Kilometer — ; noch weniger weit reicht unser Geruchsinn. Zum Schlüsse dieser kleinen Einleitung zu meinem eigentlichen Vortrage, muß ich Sie noch auf die ana- tomischen W>ge aufmerksam machen, auf welchen wir zu dem geschilderten vernunftgemäßen Gebrauch unserer Sinnesorgane gelangen. Von keinem Sinnesorgan sind alle anatomischen Wege so genau bekannt, wie vom Auge. Halten wir uns also zunächst an dieses Organ. Vom Auge aus steigt der Sehnerv zum Gehirn aufwärts und tritt in der grauen Rinde des Hinterhauptlappens ein. dem sogenannten Netzhautfelde der Gehirnrinde ; es entsteht so in unserem Hirne gleichsam ein Abklatsch des Bildes auf unserer Netzhaut. Damit hat jedoch unser Sehorgan sein ana- tomisches Ende noch nicht erreicht. Infolge eines ausgedehnten Systems von Verbindungsfasern, die zusammen den Hauptteil der gesamten weißen Hirnsubstanz ausmachen, steht die graue Rinde des Hinterhauptlappeus, wie überhaupt jede Stelle unserer grauen Gehirnrinde, mit jeder anderen der gleichen sowohl wie der gegenüberliegenden Gehirnhälfte in direkter oder indirekter wechselseitiger Easerverbindung. Vermöge dieses ausgedehnten Fasersystems steht das Sehzeutrum in der grauen Rinde des Hinterhauptlappens mit den Zentren aller übrigen Sinnesorgane, ferner mit dem Bewegungszentrum der Augenmuskulatur, mit dem motorischen Sprachzentrum, mit dem Bewegungszeutrum unserer Glieder, besonders dem Bewegungszentrum für die rechte Hand, wie überhaupt aller beweglichen und tastenden Körperteile in Verbindung. Erst durch die allseitige gegenseitig ineinander- greifende Thätigkeit dieses gesamten Fasersystems d. h. durch die Verbindung der Seheiudrücke eines bestimmten Gegenstandes oder Vorganges mit den Eindrücken desselben Gegenstandes oder Vorganges auf unsere übrigen Siuneszentren und die genannten verschiedenen Bewegungszeutren gesellt sich zu unserer Gesichts- — 30 — walivnolinmnu- in der grauen Einde des Hinterliaiiptlai)pens auch die Avirkliclie Krkenntnis des geselieneu GegenstaiKles nach Kaum. Gestalt, Farbe u. s. f., d. h. kommen wir zum bewußten ver- nunftgemäßen Gebrauclie unseres Sehorganes, resp. unserer Sinnesorgane überhaupt. Der Vorgang, der sicli dabei in unserem Gehirn abspielt, ist somit kein so einfacher, er verfolgt viel- mehr recht verschlungene Wege. vStets müssen hierbei ver- scliiedene Zentren unserer grauen Hirnrinde in gemeinsame Aktion treten. Sind wir aber einmal bei dieser Stufe der Er- kenntnis angelangt, d. h. zu der Ueberzeugung gekommen, daß die psychische Thätigkeit unseres Gehirnes nicht das Produkt der Thätigkeit eines einzelnen bestimmten Teiles unserer grauen Hirnrinde ist, sondern weit ausgedehnter Gebiete, ja vielleicht der ganzen Oberfläche derselben, so ist uns damit auch die Brücke gebaut zu der Erkenntnis, daß es in unserem Gehirne keinen bestimmten Sitz einer Seele geben kann. So genau wir für die Funktionen unserer einzelnen Körperteile und unserer einzelnen Sinnesorgane bestimmte Zentren in unserer Gehirnrinde kennen und aus Störungen dieser Funktionen auf den Ort der Erkrankung im Gehirn znrücksclüießen können, so wenig ist dies für rein psychische Vorgänge möglich. Der vSitz der Seele in unserem Gehirn ist nirgends, d. h. er nimmt keine bestimmte Stelle in unserem Zentralorgane ein. und er ist doch auch überall, d. h. jede Seelenthätigkeit ist der Ausfluß der ineinandergreifenden Gesamt arbeit unserer ganzen grauen Gehirnrinde oder doch des größten Teiles derselben. Nach dieser Einleitung können war zu unserem eigentlichen Thema übergehen, d. h. zur Entscheidung der folgenden Frage: War die Fähigkeit der sicheren Erkenntnis der Außenwelt und sinngemäßer Reaktion dagegen durch die Vermittlung unserer Sinnesorgane dem Menschen von jeher gegeben, d. h. handelt es sich hier um eine angeborene Fähigkeit des Menschen ? Ist die betreffende Fähigkeit ein angeborenes, in einer fertig gegebeneu Einrichtung des Seelenapparates zwangsmäßig be- gründetes Vermögen oder ein auf Grund von Erfahrung nach den Gesetzen des Denkens erAvorbeues? Angeboren oder Erworben, das ist die Streitfrage, die uns überall in der Physiologie der Sinnesorgane entgegentritt und um deren Ent- scheidung zwischen den Physiologen mit scharfen Waffen — 31 — gekämpft wird. Hier die Nativisteu (E. Hering), dort die Empiristen ( Helmlioltz ). Natürlich setzen auch die Empiristen voraus, daß der Mensch mit anatomisch normal entwickelten und mit bestimmten angeborenen Einrichtungen versehenen Sinnes- organen in die Welt eintritt. Ich für meine Person bin Empirist und folge der Fahne von Helmlioltz. Warum? Das zu beweisen, ist eben der Zweck meines weiteren Vortrages. Ich berücksichtig-e dabei speziell unsere beiden hidieren Sinnesorgane, Gesicht und Gehör, besonders aber das Gesicht, weil unsere Kenntnisse hier am weitesten gediehen sind. Wie haben wir uns das Sehen des Menschen bei seiner Geburt vorzustellen? Hier muß zunächst darauf hingewiesen werden, daß beim Neugel)ornen die Faserverbindung zwischen Netzhaut und grauer Hirnrinde noch gar nicht vollkommen aus- gebildet ist. Vielfach fehlen zur Zeit der Geburt den betr. Nervenfasern noch die isolierenden Markscheiden; ohne isolierte Leitung in den einzelnen Nervenfasern ist aber die scharfe Wahrnehmung eines Bildes auf unserer Netzhaut noch voll- kommen unmöglich. Es ist demnach auch nicht denkbar, daß der Neugeborne von all den Bildern der Außenwelt, die auf sein Auge einstürmen, mehr wahrnimmt als einen allgemeinen verschwommenen Eindruck von Hell uud Dunkel. Erst etwa im fünften Lebensmonate ist die gesamte Masse von Nerven- fasern, aus der die weiße Hirnsubstanz zusammengesetzt ist, anatomisch vollkommen ausgebildet und funktionsfähig; erst von jetzt ab ist also überhaupt die Möglichkeit gegeben, scharf zu sehen, und daher sehen wir auch erst jetzt die bis dahin ungeordneten Angenbewegungen der Neugebornen sich zu wohl- geordneten gestalten. Trotz alledem hat aber das Kind auch jetzt noch keine richtigen Gesichtsvorstellungen von der ihn umgebenden Außenwelt; es befindet sich zunächst noch in einem Zustande sog. Seeleublindheit, d. h. es sieht ohne Verständnis des Gesehenen. Woher wissen wir das? Ein halbjähriges Kind kann uns doch keine Rechenschaft über sein Sehen geben? Gleichwohl haben sich 'verschiedene Wege gefunden, auch hier- über vollkommen klar zu werden. Es giebt zunächst Fälle, in denen ein Individuum in seinem Sehvermögen auf dem Zustande seiner frühesten Kindheit bis in die Zeit vollkommener Verstandesreife beharrt und, wenn jetzt I — 32 — das seit Geburt bestehende Sehliindernis beseitigt wird, uns vollkommen klare Auskunft darüber geben kann, welche Ein- drücke die nun ungehindert seine Netzhaut treflfenden Bilder der Außenwelt auf es machen. Es sind die infolge angeborenen grauen Stares Blindgeborenen und erst in vorgerückterem Alter mit Erfolg Operierten. Solche Fälle kommen heutzutage selten mehr zur Beobachtung, weil solche Stare jetzt selbstverständlich so früh wie möglich operiert werden. Früher jedoch, d. h. im vorigen Jalu'hundert und in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts kamen solche Fälle öfters zur Beobachtung. In Bezug auf ihren Ge- sichtssinn verhalten sich solche Individuen wie Neugeborene ; der Unterschied ist nur der, daß hier schon alle übrigen Sinne aus- gebildet sind und nur der Gesichtssinn noch einer nachträglichen Entwickeluug bedarf, während der Neugeborene noch vor der Ent Wickelung aller seiner Sinne steht. Die Folge ist, daß die Entwickelung des Gesichtssinnes bei den betreffenden Spät- operierten sich in weit rascherer Weise vollzieht, wie bei einem Neugeborenen. Der älteste diesbezügliche bekannte uud wohl- studierte Fall ist der Che ss ekle n's (Philosoph. Transactions 1728 p. 447). Der betreft'ende Patient wurde erst zwischen dem 13. und 14. Lebensjahre operiert. Helmholtz hat diesen Fall in seiner Physiologischen Optik (Kapitel: Gesichtswahrnelmiungen) zu seineu Zwecken verwertet; er kann daselbst in wortgetreuer Übersetzung nachgelesen werden. Es folgen dann 2. J. Ware (Phil. Trans. 1801 : Junge von 7 Jahren), 3. und 4. Home (ebenda 1807 p. 83: 2 Knaben von 12 und 7 Jahren). 5. Wardrop (eben- da 1826, Part. III., p. 529 : Dame in vorgerücktem Alter von ca. 46 Jahren), 6. J. C. A. Franz (ebenda 1841, Part. I., p. 59: junger Mann von 18 Jahren). 7. Mautliner (Wiener med. W. 1880, S. 765: Mädchen von 20 Jahren), 8. Sämisch (Blindenfreund. IV. Jahr- gang 1884, S. 7: Mädchen von 11 Jahren), 9. Uhthoff. W. (Bei- träge zur Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane, H. v. Helmholtz als Festgruß zu seinem 70. Geburtstag dargebracht von Th. W. Engelmann u. a. a. 1891: Knabe von 7 Jahren), 10. Francke (Beiträge zur Augenheilkunde von Deutschmann, Heft XYI, 1894 : 26jähriger Mann.) Tcli greife einen der neueren Fälle und zwar den Fall Sämisch als Grundlage für unsere weitere Betrachtung heraus, weil seine Beobachtung eine sehr präzise, auf dem Boden unserer heutigen physiologischen Kenntnis — 38 — basirende ist, wälireud die Beschreibung- der älteren Fälle selbst- verständlich viele romantische Ausschmückungen enthält. Das betreffende körperlich und geistig vollkommen normal entwickelte Mädchen im Alter von 11 Jahren zeigte vor der Staroperation gute Lichtempfindung mit präziser Lokalisation der Lichtquelle, erkannte aber weder Formen noch Farben. Wie verhielt sich das Kind nach vollkommen gelungener Staroperation? Als ihm die Hand mit den ausgestreckten Fingern vorgehalten wird mit der Frage, was das sei. antwortete es: „Das sieht hell aus; was es ist. das weiß ich nicht." Aufgefordert, den Gegenstand zu berühren, erkannte es denselben sofort durch die Berührung, Es wird ihm ein Apfel vorgehalten, das Kind antwortet wieder: „Ich weiß es nicht", sowie es aber den Apfel in die Hand be- kommt, sagt es sofort: „Das ist ein Apfel". Kurz, das Kind vermochte zunächst keinen der Gegenstände mit dem Gesichtssinn zu erkennen, der ihm durch den Tastsinn schon längst und sehr w^ohl bekannt ge- w^orden war und fand anfangs eine große Schwierig- keit darin, Gegenstände, die es einmal durch den Gesichtssinn w^ahrgenommen hatte, mit dessenHülfe allein später wieder zu erkennen. Das Kind bot also zunächst in reinster Form das klassische Bild des Zustandes, den wir als „Seelenblindheit" zu bezeichnen pflegen, d. h. des Sehens ohne Verständnis des Gesehenen. DasKind zeigte ferner eine auffallende Unsicherheit in der Ab- schätzung der Entfernungen, in denen sich die von ihm mit dem Gesichtssinn w^ a h r g e n o m m e n e n Objekte befanden, und eine nicht geringere Unsicherheit bei den Versuchen, die ihm vorgehaltenen Objekte zu erfassen. Den circa 2 Meter vom Bette des Kindes ent- fernt stehenden Tisch glaubte es mit der Hand vom Bette aus berühren zu können. Wurden ihm Gegenstände, die es gelernt hatte, mit dem Gesichtssinne allein zu erkennen, wie z. B. eine Puppe, ein Wasserglas, ein Ei, mit der Aufforderung vorge- gehalten. diese Dinge zu berühren, nachdem sie richtig wieder- erkannt w^aren, so griff das Kind in der Regel zunächst daneben und zu kurz. Es bedurfte wochenlangen Übens, bis die richtige Schätzung von Entfernung zu stände kam. Die vor der Operation mangelnde Erkenntnis und Unterscliei- :-5 — 84 — düng der Farben kam dagegen in auffallend kurzer Zeit zustande. Nichts wurde dem Kinde nach Wiedererlangung der Möglichkeit zu sehen so schwer, als auf den Gehrauch des Tastsinnes zu Gunsten des Gesichtssinnes zu verzichten. Ja es vermied anfangs geradezu den Gebrauch des eben erlangten Gesichtssinnes, um immer wieder zum altgewohnten Tastsinn zurück- zugreifen. Es bedurfte circa V4 Jahr, bis das Kind das Befühlen und Betasten der Gegenstände unter- ließ und sich frei im Räume bewegte. Was geht aus diesem und den übrigen gleichlautenden Fällen hervor? Erst im Leben muß der Mensch lernen, die Formen und die Farben zu erkennen, ferner die Entfernung der Gegenstände abzuschätzen und sich demgemäß frei im Raum zu bewegen; der vernunft- gemäße Gebrauch seiner Sinnesorgane wird ihm nicht so ohne weiteres als angeborenes Geschenk ins Leben mitgegeben. „Die Sinnesempfindungen," sagt Helmholtz, „sind für unser Bewußt- sein Zeichen, deren Bedeutung verstehen zu lernen, unserem Verstände überlassen ist." Brauche ich Ihnen jetzt noch weiter auseinanderzusetzen, warum ich, Helmholtz folgend, Empirist bin? Allein damit ist mein Beweismaterial noch keineswegs erschöpft. In den bisher erwähnten Fällen war es ein angeborener grauer Star, der das Auge bis in eine spätere Lebenszeit hinein auf dem Stande des Neugeborenen erhielt. Wir könnten ja auch einmal so grausam sein, einen Menschen von frühester Jugend auf bis in eine spätere Lebenszeit hinein von allem Ver- kehre mit der Außenwelt und jedem Umgange mit Menschen abgeschlossen in einem dunklen Raum zu halten. Offenbar müßte ein solcher Mensch bei seiner späteren Befreiung aus seinem Gefängnisse ein ähnliches, wenn auch kein so vollkommen reines Bild eines sogenannten Seelenblinden machen, wie das erwähnte staroperierte Mädchen. Der Unterschied beider Fälle liegt eben darin, daß bei jenem ]\[ädchen nur der Gesichtssinn, aber nicht auch die übrige psychische Ent Wickelung zurückgeblieben ist, w^ährend bei einem Eingesperrten neben dem Gesichtssinn auch die Ent Wickelung der übrigen Sinne samt der ganzen psychischen Entwickelung überhaupt hintangehalten wird, ein Zustand, der uns gerade das klarste Bild des Menschen in seiner frühesten — 35 — Kiudheit widerspiegelt. Leider liefert uns die Geschichte auch ein Beispiel einer solchen Einsperrung-, welches hier seine Ver- wertung finden muß. Freilich fließt die Quelle zum Studium dieses Falles nicht auf dem Boden der medizinischen Wissen- schaft, sondern vielmehr auf dem der Kriminalistik. Es ist die bisher noch nicht ganz klar gestellte (Teschichte des Findlings Caspar Hauser. Vermutlich wurde derselbe am 29. Dezember 1812 geboren und von frühester Kindheit an, wahrscheinlich in seinem 2. — 4. Lebensjahre, in einem dunklen Räume eingesperrt ge- halten. Nach wenigstens 12-. vielleicht auch 16jähriger Dauer dieser Einsperrung wurde er am 2. Pfingstf eiertage (26, Mai) 1828, also ca. 16 Jahre alt, in Nürnberg ausgesetzt. Nach einem mißglückten ersten Attentate in Nürnberg am 17. Oktober 1829 fand später in Ansbach am 14. Dezember 1833 ein zweites Attentat auf sein Leben statt, dem er 3 Tage später, am 17. De- zember 1833, also ca. öVs Jahre nach seiner Aussetzung, erlag. (Sektionsbefund: Stich ins Herz.) Stets wird die wissenschaft- liche Seite dieses Falles für jeden Psychologen und Arzt, der sich für die Entwickelung der von unserem Gehirne ausgehenden Seelenthätigkeit interessiert, von höchstem Werte und sein Studium geradezu unerläßlich bleiben. Der Königl. Bayrische wirkliche Staatsrat Dr, jur. Paul Johann Anselm Eitter von Feuerbach. Appellationsgerichtspräsident in Ansbach, der bekannte berühmte Kriminalist (f 29. Mai 1853 dahier in Frankfurt a. M. — Feuer- bachstraße !) leitete seiner Zeit die gerichtliche Untersuchung in Sachen Caspar Hausers. Er verfolgte die ihm gestellte Aufgabe nicht nur in gerichtlicher Beziehung aufs Eingehendste und Scharf- sinnigste : er verfolgte auch mit klarem, scharfem Verstände den psychologischen Zustand des ihm anvertrauten Schützlings. Die Resultate seiner diesbezüglichen Studien sind in seiner Schrift: „Caspar Hauser. Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen. Ansbach 1832" niedergelegt, v. Feuerbach bezeichnet die Zeit der Gefangenhaltung Caspar Hausers in Bezug auf seine geistige Entwickelung charakteristisch als eine Zeit des „Seelenschlafes". Derselbe äußert sich über den Zustand Caspar Hausers unmittelbar nach seiner Auffindung in Nürnberg folgen- dermaßen: „Sein ganzes Wesen und Benehmen machte den Ein- druck eines 2^ — 3jährigen Kindes in einem Jünglingskörper. Er schien zu hören, ohne zu verstehen (Seelentaubheit!), zu sehen. 8* - 36 — ohne etwas zu bemerkeu (Seeleubliiidlieit!), sich mit den Füßen zu bewegeu. ohne sie zum Gehen zu gebrauchen : seine Sprache bestand aus ein paar papageimäßig eingelernten Worten und Sätzen, mit denen er keinen besonderen Sinn zu verbinden wußte (Mangel der Sprache infolge Seelentaul)heit und dadurch bedingter Worttaublieit, sogenannte sensorische Aphasie!). Seine Seele nicht nur. sondern auch manche seiner Sinne schienen anfangs in gänzlicher Erstarrung zu liegen und nur allmählich erwachend, den Außendiugen sich zu eröftnen. Als er in den ersten Tagen zum ersten Male eine brennende Kerze vor sich sah. ergötzte ihn die leuchtende Flamme ; er griff arglos hinein und verbrannte sich Hand und Finger, die er zu spät unter Schreien und Weinen zurückzog. Um ihn zu erproben, wurde zum Schein mit blanken Säbeln nach ihm gehauen und gestochen ; er blieb dabei ganz unbeweglich, blinzte nicht einmal mit den Augen und schien gar nicht zu ahnen, daß ihm mit diesen Dingen irgend ein Leid geschehen könne. Als ihm ein Spiegel vorgehalten wurde, griff er nach seinem eignen Spiegelbilde und wendete sich dann nach der Rückseite, um den Menschen zu finden, der dahinter stecke. Was er Glänzendes sah, danach langte er, wie ein kleines Kind, und weinte, wenn er es nicht erreichen konnte oder es ihm versagt wurde. — Erst nach einigen Tagen fiel ihm der Schlag der Turmuhren und das Geläute der Glocken auf, er geriet dadurch in das höchste Erstaunen, das sich in seiner aufhorchenden Miene und in Verzückungen des Gesichtes ausdrückte, bald aber in sinnendes, dumpfes Hin- starren überging.'- — Später, im Jahre 1831, (also 3 Jahre nach seiner Auffindung) konnte Caspar Hauser selbst die nach- folgende Beschreibung seiner ersten Seheindrücke geben: „Wenn ich nach dem Fenster blickte, sah es mir immer so aus, als wenn ein Laden ganz nahe vor meinen Augen aufgerichtet sei. und auf diesem Laden habe ein Tüncher seine verschiedenen Pinsel mit weiß, blau, grün, gelb, rot, alles bunt durcheinander, ausgespritzt. Einzelne Dinge darauf, wie ich jetzt die Dinge sehe, konnte ich nicht erkennen und unterscheiden, das war denn gar abscheulich anzusehen, dabei war es mir ängstlich zu Mute, weil ich glaubte, man habe mir das Fenster mit dem buntscheckigen Laden verschlossen, damit ich nicht ins Freie sehen könne. Daß das. was ich so gesehen. Felder. Berge, — .S7 — Häuser gewesen, daß manches Diug, das mir damals größer vorkam, als ein anderes, viel kleiner sei als dieses, manches Große viel kleiner als wie ich es sah, davon habe ich mich erst später auf meinen Spaziergängen ins Freie iiberzeugt, endlich habe ich dann nichts mehr von dem Laden gesehen." Auf weitere Befragung bemerkte C'aspar Hauser: „Anfangs habe er nicht unterscheiden können, was wirklich rund, drei- eckig oder nur rund, dreieckig gemalt gew^esen. Die Pferde und Männer auf seinen Bilderbogen seien ihm geracte so vor- gekommen, wie seine in Holz geschnitzten Pferde und Menschen, jene so rund wie diese, aber diese so flach wie jene. Doch habe er beim Ein- und Auspacken seiner Sachen bald jenen Unter- schied gefühlt: dann sei er erst selten, endlich gar nicht mehr in den Fall gekommen, solche Verwechselungen zu machen." Daß Caspar Hauser ursprünglich vor seiner Einsperrung ein vollkommen normales gesundes Kind gewesen sein muß, beweist seine Entwickelung in den nächsten 4 Jahren nach seiner Auf- findung. Unter Leitung ihm wohlwollender, gebildeter Mit- menschen wurde Caspar Hauser ein gesitteter Mensch von mittel- mäßigen Fälligkeiten und gesundem Menschenverstände. Die frühere Vernachlässigung seiner phj^sischen und psychischen Entwickelung kennzeichnete sich durch eine gewisse Schwer- fälligkeit der Sprache und Steifheit in Haltung wie Ungelenkig- keit der Bewegungen. Im übrigen erfreute sich Caspar Hauser vortrefflicher Sinnesorgane, sowie eines vortrefflichen C^edächt- nisses. Besondere Anlagen zeigte er keine (guter Reiter!). Der Fall Caspar Hauser hat somit Avissenschaftlich den Wert eines exakten physiologischen Experimentes betreffend Unterdrückung der physischen Entwickelung bei einem sonst normalen Menschen; sein Studium giebt dem Physiologen und Psychologen ein klares Bild an die Hand, wie sich beim Menschen die psychische Thätig- keit entwickelt, und wird daher für alle Zukunft von hohem wissenschaftlichen Werte bleiben. Handelt es sich doch hier geradezu um ein in seiner Art einzig dastehendes Experiment! Für die Richtigkeit des Satzes, daß das ursprünglich gleichsam seelenblinde Kind erst durch allmähliches Studieren und Experimentieren zum verstandesgemäßen Gebrauch seiner Sinnesorgane kommt, hat die Neuzeit noch eine neue höchst lehrreiche Bestätigung geliefert. Was mau erst erlernen muß. — HB — das kann man ancli wieder verlernen: demgemäß muß ein Mensch, wenn die Empiristen Recht haben, den bereits erlernten verstandesoemäßen Gebrauch seiner Sinnesorgane unter dazu günstigen Umständen auch wieder verlernen können, und diese Beobachtung ist in der letzten Zeit bei 2 — 4 jährigen Kindern in der That gemacht worden. Kinder in diesem Alter können in einer relativ kurzen Zeit, wenn ihre Sehstudien unterbrochen werden, das bereits Gelernte wieder vergessen und in den früheren Zustand sogenannter Seeleu blindheit zurückverfallen. Hört dann die Ursache, die ihre Sehstudien unterbrochen hat. auf, so verhalten sie sich zunächst gerade so wie jene von ihrem angebornen Stare spätoperierten und bis dahin seelen- blind gebliebenen Kinder: nur dreht es sich bei ihnen jetzt nicht um ein völliges Neu studieren, sondern um Wiederauf- nahme eines unterbrochenen und unter der Hand wieder dem Gedächtnis entschwundenen Studiums. — Lidkrampf infolge so- genannter skrofulöser Augenentzündungen ist ein sehr häutiges Vorkommnis bei kleinen Kindern ; es können so monatelang die Augen geschlossen gehalten werden, bis eben das Augenleiden vollkommen abgeheilt ist. Es ist nun schon öfters beobachtet worden, daß solche Kinder nach dem Verschwinden des Lid- krampfes bei Wiederöffnung ihrer Augen sich vollkommen wie blind verhielten, obwohl am Auge selbst nicht der geringste Grund für eine solche Erblindung zu linden ist. Die Kinder sind eben blos während des monatelangen Bestandes ihres Lid- krampfes wieder sogenannt seelenblind geworden und nach Ver- lauf von etlichen Wochen bis Monaten ist das frühere Sehver- mögen wieder vorhanden, resp. wieder eingelernt. Die erste diesbezügliche Beobachtung stammt von v. Gräfe (1855. v. Gräfe's Ai-chiv, Band I, 2 S. 300—306); es handelt sich um ein Kind mit elfmonatlichem Bestände des Lidkrampfes. Heilung in drei Monaten; leider ist das Alter des Kindes nicht angegeben. Dann folgt erst im Jahre 1879 R. Schirmer mit zwei weiteren Fällen (Klin. Monatsblätter f. Augenheilk. XVII, S. 348—355): zwei Kinder im Alter von 4 und 2 Jahren. Dauer des Lid- krampfes 2 resp. V'2 Monate, Heilung in 2 — 3 Wochen. Schon im Jahre 1880 kommt eine weitere Mitteilung von Th. Leber (v. Gräfe's Archiv XXVI 2, S. 261—270) : zwei Fälle von Kindern von 3 Jahren, Dauer des Lidkrampfes 7 Monate, resp. lange — 89 — Zeit, Heilung in 3 — 4 Wochen. Im Jahre 1888 erwähnt Samel- sohn (Berl. Klin. Wochenschrift 1888 Nr. 4) zwei weitere Fälle von Kindern bis zu 4 Jahren, Dauer des Lidkrampfes nicht angegeben, Heilung in ungefähi* 3 Wochen. Das wären in allem 7 Fälle, alles Kinder bis zu 4 Jahren. Später ist der Seliakt bereits so befestigt, daß auch noch so langer Verschluß der Augen keine sogenannte Seelenblindheit mehr erzeugt. Man kann einem Erwachsenen getrost jahrelang seine Augen zubinden ohne den geringsten Schaden für sein Sehvermögen : der erlernte Gebrauch des Sinnesorganes sitzt eben jetzt unauslöschlich fest. Wenn auch die Litteratur bis jetzt nur wenige solcher durcli Lidkrampf erzeugter Fälle von Seelenblindheit bei kleinen Kin- dern aufweist, so wäre es doch sehr falsch, diesen Zustand auch wirklich als selten vorkommend anzunehmen. Derselbe wird im Gegenteil sehr häufig vorkommen, aber übersehen. Die betreffenden Kinder haben unter der Zeit ihres Lidkrampfes gelernt, den Ausschluß des Gesichtssinnes in höchst gewandter Weise durch Schärfung ihrer übrigen Sinnesorgane zu ersetzen, und da sie meist anfangs noch im dunklen Zimmer gehalten werden, wird ihre anfängliche Unbeholfenheit übersehen. Glück- licherweise hat das auch gar nichts zu sagen ; heilt doch der so übersehene seelische Defekt der Kinder in kurzer Zeit von selbst. Hiermit ist mir zugleich die Handhabe gegeben, auf unsern zweiten höheren Sinn, das Gehör, überzugehen. Denn wie wir oben gesehen haben, daß 2 — 4 jährige Kinder durch Unter- brechung ihrer Sehstudien in den Zustand anscheinender Seelen- l)lindheit zurückversetzt werden können, ebenso kann ein hörendes und bereits sprechendes Kind, wenn es seines Gehöres beraubt wird (nach akuten Infektionskrankheiten: Meningitis cerebro- spinalis oder Genickstarre, Scharlach, Typhus) seine Sprache wieder verlernen und taubstumm werden, ein pathologischer Zustand, der sonst in der Regel nur die Folge angeborener Taubheit ist. Im allgemeinen verlieren Kinder ihre Sprache wieder, wenn sie vor dem 7. Jahre taub werden ; doch kann es auch noch bis zum 15. Lebensjahre vorkommen. Bei Erwachsenen, bei denen die Sprache festsitzt, geschieht dies nie, gerade so wenig, wie man einem Erwachsenen, dessen Sehen festsitzt, durch noch so langes Zubinden seiner Augen zum Blinden — 40 — macheu könnte. Leider ist bei den durch Kraukheit taub ge- wordenen Kindern die Ursache der Taubheit in der Regel eine bleibende, daher auch eine Rückkehr der Sprache nicht möglich. Es sind wenigstens bis jetzt nur erst vereinzelte Fälle beob- achtet worden, wo von selbst oder nach Entfernung sogenannter adenoider Wucherungen oder Behandlung bestehender Mittelohr- eiterungeu das Gehör wieder besser wurde und demgemäß bei bis dahin stummen Kindern die Sprache zur Ent Wickelung kam (Gutzmann und Flateau). Nach dem Gesagten brauche ich wohl nicht mehr ausein- anderzusetzen, warum ich Empirist, d. h. der Überzeugung bin, daß der Mensch den vernunftgemäßen Gebrauch seiner Sinnes- organe erst im Leben durch jahrelange Übung und Erfahrung erlernen muß. Wir haben uns die Entwickelung der Sinnes- thätigkeiten beim Kinde folgendermaßen vorzustellen. Der Mensch betritt die Welt in einem Zustande sogenannter Seelen- blindheit, d. h. es fehlt ihm jedwede Erkenntnis der Außenwelt. Ja, die auf seiner Netzhaut entstehenden Bilder seiner Umgebung können noch nicht einmal einen scharfen Gesichtseindruck machen: denn die Nervenfasern im Bereiche der Sehnervenfaserung be- sitzen noch gar nicht ihre isolierenden HiiUen. die sogenannten Markscheiden, also auch noch nicht die Fähigkeit einer isolierten Leitung. Mehr wie der Eindruck größerer oder geringerer Helligkeit kann der Neugeborene von der Außenwelt noch gar nicht haben. Es fehlt ihm jedwede Erkenntnis von Formen. Farben und Raum. Das ursprüngliche Chaos von Lichteindrücken, das auf das Auge des Neugeborenen einstürmt, diiferenziert sich erst allmählich, der Schleier, der sich noch vor der Außenwelt ausbreitet, lüftet sich erst nach und nach. Mit der allmählichen Ausbildung der isolierenden Markscheiden kommt es zunächst zu immer schärferen Gesichtsempfindungen oder Gesichtsein- drücken. Die allmählich immer geordneter werdenden Augen- bewegungen befördern besonders die Erkenntnis der räumlichen Ausdehnung der Gegenstände, sie dienen zunächst dazu, die Formen zu erkennen, den Raumsinn heranzubilden, das räum- liche Sehen und damit die Orientierung im Räume zu ermöglichen. Indem sich nun in gleichem Maße wie der Gesichtssinn auch die übrigen Sinnesorgane weiter entwickeln und das Kind seine Gesichtseindrücke mit der Empfindung seiner übrigen Sinnes- — 41 — orgaue kombiuiereu lernt, g'estalteu sich allmählich in jahre- langem Stndieren und Experimentieren die ursprünoUchen Ge- sichtsemptindungen zu bewußten Gesichtswahrnehmuugen und Gesicht svorstellungen. Geben wir einem kleinen Kinde einen Gegenstand in die Hand, so dreht es denselben wiederholt nach allen Seiten um. betastet ihn allseitig mit den Fingern, führt ihn zum Munde, zur Nase, zu den Ohren. Indem sich dieses Experiment mit demselben Gegenstände Tag für Tag wiederholt, prägt sich Form, Farbe und Größe des Gegenstandes all- mählich fest bei dem Kinde ein. es kommt so allmählich zum verstandesgemäßeu Sehen des Erwachsenen. Erleidet dieses Studium des Gesichtssinnes in den ersten vier Jahren eine Unter- brechung, so kann das Kind das bis dahin Erlernte wieder ver- gessen und vorübergehend wieder in den Zustand seiner ur- sprünglichen Seelenblindheit zurückverfallen, gerade so wie es bis zum 7. Lebensjahre infolge von Verlust des Gehöres auch seine Sprache wieder verlieren, d. h. taubstumm werden kann. — Daß ein Kind zur richtigen Erkenntnis eines Gegenstandes ge- laugt ist. erkennen wir zunächst aus seiner ]\[imik. Erst später kommt mit Hilfe des Gehörsinnes allmählich auch die Sprache zustande, d. h. solche Äußerungen des Kindes, welche von ihm absichtlich zum Zwecke der Mitteilung an andere gemacht werden (nicht aber die ersten unartikulierten Laute des Kindes). Der gesehene und erkannte Gegenstand wird jetzt vom Kinde auch benannt. Das Erlernen der Lautsprache setzt jedenfalls beim Kinde schon weitgehende Studien im Bereiche der übrigen Sinnes- organe voraus (L. Treitel): denn sobald in einem Kinde der Trieb sich einstellt, anderen Mitteilungen von seinen Vorstel- lungen zu machen, muß es doch selbst erst solche Vorstellungen besitzen. Steinthal, Preyer u. a. haben demnach vollkommen Recht, wenn sie als wichtigstes Moment für die Entwickelung der Sprache die Bildung des Begriffs voraussetzen, d. h. die Summe der verschiedenen Sinneseindrücke eines Gegenstandes. Es kann gar kein Zweifel bestehen, daß das Kind bereits über eine ganze Anzahl von Vorstellungen verfügt, ehe es die Worte für die einzelnen Gegenstände oder Handlungen kennt. Das Kind kann z. B. schon längst Vater und Mutter oder seine Amme von anderen Personen unterscheiden, ehe es sie rufen kann, und es weiß schon längst die Milch von anderen Gegenständen — 42 — zu unterst'lieiden. ehe es zu sprechen anfängt. Die Sprache des Kindes beginnt daher erst am Ende des ersten Lebensjahres, selten vor dem 9. oder nacli dem 18. Lebensmonate. Mädchen lernen gewöhnlich früher sprechen als Knaben. Zur Eutwickelung und weiteren Furtbildung der Sprache beim Kinde gehören ver- schiedene Faktoren : vor allem ein ausreichendes Gehör — denn ohne Gehör keine Sprache — , dann der Trieb zum Nachahmen, die Aufmerksamkeit und ein gutes Gedächtnis. Es kann dem- nach nicht wunder nehmen, wenn bei verschiedenen Kindern die Sprache sich mehr oder weniger langsam oder schneller entwickelt. Im allgemeinen lernt das Kind seine Heimatsprache in 3—4 Jahren, d. h. es versteht die Worte und kann in Sätzen sprechen, und zw^ar ohne Grammatik und ohne Genusregeln (später Averden die Kinder zur Erlernung einer fremden Sprache viel mit Grammatik und Genusregeln geplagt, dabei lernen sie aber niemals eine fremde Sprache auch wirklich sprechen! das ist aber doch die Hauptsache!). Die w'eitere Ausbildung der Sprache (Syntax) übernimmt dann später die Schule, und jetzt im 7. Lebensjahre beginnt auch der planmäßige Unterricht in der Schriftsprache, d. h. das Kind lernt lesen und schreiben. Dabei spielen sich zwei Vorgänge ab, ein rein mechanischer und ein geistiger: erstens muß die Fähigkeit, Buchstaben zu malen, erlernt w^erden, dieses Seh reibenlernen des Kindes ist eine rein mechanische xlrbeit, zweitens muß die Bedeutung der einzelnen Buchstaben und Worte kennen gelernt werden, d. h. das Kind lernt lesen und drittens, das Kind muß in den Stand gesetzt werden, auf Nennung und Bezeichnung eines Gegenstandes das ihm zukommende Wort zu schreiben (Diktat- schreiben und willkürliches Schreiben wie Briefschreiben). Die beiden letzten Vorgänge, d. h. Lesenlernen und Diktat- s c h r e i b e n (Briefschreiben), sind im Gegensatz zum mechanischen Schreibenlernen geistiger Natur. Die Laut spräche ist beim normalen Kinde die Vorbedingung für die Erlernung der Schrift- sprache. Das Kind lernt lesen, indem es die Schriftzeichen in die Lautsprache überträgt, und wenn es den vSinn der Schrift- zeichen riclitig verstehen soll, muß es diese Zeichen zunächst in die laute Sprache übertragen. Alhnählich geht die laute Sprache in Flüstern über, dann folgt nur noch lautlose leichte Bewegung der Lippen und schließlich wird aus Schrift und Druck m — 48 — sufort der 8iiiu der Worte erfaßt. Ja der Erwachsene verstellt sogar besser, was er schwarz auf weiß vor sich hat, als was zu ihm gesprochen wird. Soll das Kind seine Gedanken aufs Papier bringen, d. h. willkürlich schreiben (Brief), so geht das anfangs auch nicht ohne lautes, dann immer leiseres Sprechen. Beides, verständnisvolles Lesen und Schreiben, ist G e d ä c h t n i s-, d. h. Geistesarbeit. War die Ausbildung der geistigen, resp. psychischen Funktionen des Kindes in der ersten Lebenszeit bis nach Vollendung des 6. Lebensjahres eine mehr unbewußte, gleichsam spielend von selbst sich entwickelnde, dem freien Willen des Kindes überlassene, so übernimmt jetzt die Schule die planmäßige weitere Erziehung der geistigen Thätigkeit des Kindes. Die anfangs rein empirischen psychischen Studien des Kindes erhalten mit Beginn des Schulunterrichtes eine bestimmte zielbewußte Richtung. — Wenn der Staat als Zeitpunkt für Beginn des eigentlichen Schulunterrichtes die Vollendung des 6. Lebensjahres, d. h. mit anderen Worten das siebente Lebens- jahr, festgesetzt hat. so hat er im allgemeinen das Richtige ge- troffen. Bedenken wir indess, daß bei einem Kinde in diesem Alter die Sprache noch nicht einmal so festsitzt, daß es bei Ver- lust seines Gehöres nicht noch taubstumm werden könnte, daß es also eben erst knapp mit der Erlernung des verstandes- mäßigen Gebrauchs seiner Sinnesorgane fertig geworden ist, so ist die Vollendung des sechsten Jahres auch die frühestzu- lässige Zeit für den Beginn des planmäßigen Schulunterrichtes: diese Bestimmung setzt körperlich und geistig vollkom- men normal entwickelte Kinder voraus. Für eine große Anzahl der Kinder ist sie aber zu früh : es gilt dies für alle Kinder, die eben nicht vollkommen körperlich und geistig normal sind, die noch an den Nachwehen überstandener Krankheiten, besonders Kinderkrankheiten (Skrofulöse) leiden oder nervös erblich belastet sind. Hier ist es eben Sache des Arztes kor- rigierend in die Forderung des Gesetzes einzugreifen. Ich hoffe, Sie alle davon überzeugt zu haben, daß dem Menschen der sachgemäße Gebrauch seiner Sinnesorgane nicht schon in der Wiege gleichsam als selbstverständliche Mitgift in das Leben mitgegeben wird. Sinnes- und Gedächtnisbilder vererben sich nicht. Kein Kind hat jemals eine Kenntnis, sei es des Einmaleins oder eines Buchstabens, einer Note, einer - 44 — Melodie, eines Wortes oder irgeud einer Erfahrung- mit auf die Welt gebracht. Es vererben sich eben von den Eltern auf die Kinder nur die gesunden, normal ausgebildeten Sinnesorgane selbst ; ihr Gebrauch aber muß durch jahrelanges Studieren und Experimentieren ganz ebenso immer wieder frisch erlernt werden wie Sprechen und später Lesen, Schreiben, Klavierspielen u. s. w. Der erwachende und allmählich sich entwickelnde Verstand unter Anleitung und Aufsicht des Elternhauses ist der erste Lehrmeister des Kindes, bis dann die Schule seine weitere plan- mäßige Erziehung in die Hand nimmt. Der Mensch muß lernen vom ersten Tage an, an dem er die Welt betritt. So w^ar es stets und wird auch immer so bleiben. Nur eines wird sich ändern und sicherlich immer mehr vervollkommnen : die Kunst des Pädagogen, dem Kinde die nicht immer schmackhafte Kost immer mundgerechter und leichtverdaulicher darzubieten, zum Wohle nachfolgender Generationen. Sollte es mir gelungen sein, Sie heute der empiristischen Schule von Helmholtz zuzuführen, so wäre damit der Zweck meines Vortrages voll und ganz erfüllt. 45 Die Avissenscliaftliche Grundlage der Alkohol- bekämpfung. V 0 r t rag, gehalten in der wissenschaftlichen Sitznng am 14. Dezember 189;! von Dr. med. A. Knoblauch. (Mit fünf Textiignren). Immer häufiger sehen wir auch bei nus in Deutschland auf die Tagesordnung unserer wissenschaftlichen Versammlungen die Besprechung der Alkoholfrage gesetzt, und wenn wir uns zu vergegenwärtigen suchen, welche verheerenden Wirkungen der Mißbrauch des Alkohols hervorbringt, wenn wir bedenken, daß die große Zahl der physischen, moralischen und materiellen Opfer des Mißbrauchs geistiger Getränke in der letzten Hälfte unseres Jahrhunderts mehr und mehr zugenommen hat, dann begreifen wir die volle Berechtigung, die Alkoholfrage in wissen- schaftlichen Kreisen zu erörtern. Rufen wir uns nur ins Gedächtnis zurück , daß ganze Völkerschaften, einst blühend und mächtig, ehe sie mit den Segnungen der europäischen Kultur bekannt geworden, unter- gegangen sind durch den Genuß des „Feuerwassers", welches ihre Eeihen stärker gelichtet hat, als das Pulver und Blei der europäischen Kolonisten. In diesem Beispiel, welches uns die Weltgeschichte vor Augen führt, haben wir den erschütternden Beweis von der tödlichen Macht des Alkohols. Und wenn wir heute mit offenem Blicke um uns schauen, zeigen sich auch in unserer Kulturepoche als Folge derselben Ursache nicht minder erschütternde Szenen, welche allen Gebildeten eine ernste Mah- nung sein müssen, einzutreten in den Kampf gegen den Miß- brauch der geistigen Getränke. — 46 — Thatsächlich linden wir auch unter den Gebildeten aller Nationen Einstimmigkeit in diesem Punkte, in der Verdammung des Alkoholmißbrauchs. Verschieden sind nur die An- sichten darüber, auf welche Weise eine rationelle Bekämpfung desselben anzustreben und mit Aussicht auf Erfolg durchzu- führen sein wird. Der radikalste Weg würde zweifellos die Durchführung vollständiger Enthaltung von jedem Alkoholge- uusse sein; und in der That hat es seit Menscheualtern auch niemals an begeisterten Vorkämpfern dieser Abstinenz-Idee gefehlt. Es sind Dinen die Temperenzstaaten Amerikas bekannt : Sie wissen, daß es in England z. Zt. ungefähr fünf Millionen Abstainers giebt. Erst vor wenig Jahren hat die Abstinenzbe- wegung auch bei uns Wurzel geschlagen ; sie hat seitdem in solchem Maße an Ausdehnung gewonnen, wie es kaum jemals vorher bei der Verbreitung einer anderen, sei es wissenschaft- lichen, politischen oder religiösen Idee der Fall gewesen ist. Mit Staunen sehen wir immer größere Kreise der Gebildeten in diese Bewegung hineingezogen : mit Staunen blicken wir auf die Männer, welche, ungeachtet des Hohns und Spottes, der ihnen von gar vielen Seiten entgegengebracht wird, treu ihrer Über- zeugung, eingetreten sind in den Kampf gegen die durch Jahr- tausende geheiligte Sitte des Trinkens; und wir fragen uns, w^elche Gründe sind es, die diese Männer begeistern zur uner- müdlichen Verfolgung ihrer Ziele trotz aller schier unüberwind- lich scheinenden Hindei-nisse, die Gewohnheit, Gleichgültigkeit und Genußsucht bei dem Kulturmenschen des neunzehnten Jahr- hunderts aufgerichtet haben. Ihnen diese Gründe zu schildern, soll die Aufgabe meines Vortrags sein. Die Beschäftigung mit der Alkoholfrage vom ärztlichen Standpunkt aus liegt ja mit am nächsten dem Nerve narzte. Nicht Zufall oder besondere wissenschaftliche Neigung, sondern die brutale Macht der Thatsachen, die sich ihm bei Ausübung seines Berufes tagtäglich aufdrängen, regen ihn zu dem Studium dieser interessanten, ernsten und wichtigen Frage an. Interes- sant ist die Alkoholfrage: bietet doch die von altersher ein- gewurzelte Sitte des Trinkens dem Arzte ein ungewöhnlich reiches Material zum Studium einer der vielgestaltigsten, chro- nischen Intoxikationen, dessen Ergebnisse für die Lehre von den (xift Wirkungen überhaupt von großer Bedeutung sind. Ernst — 47 — und wichtig ist die Frage augesichts der großen Zahl von Todes- fällen, welche alljährlich auf Rechnung des Alkohols zu setzen sind, sei es durch Krankheit, Selbstmord oder Unglücksfall im Zustand des Rausches, angesichts der zunehmenden Zahl von Verbrechen, welche der Mißbrauch der geistigen Getränke zur P'olge hat, und schließlich angesichts der enormen Summen, welche für Beschaffung des Alkoholkonsums verausgabt und dem Nationalwohlstand entzogen werden. So berühren sich in der Alkoholfrage mit den ärztlichen Gesichtspunkten auch juristische und sozialpolitische. Wenn aber der Arzt an die Besprechung dieser Frage herantritt, ist es begreiflich, daß er die Gesichts- punkte seiner Wissenschaft in den Vordergrund stellt und alle übrigen Momente nur flüchtig streift. Für den Arzt ist nun die Alkoholfrage vorwiegend eine physiologische; aber zu ihrer Lösung können und müssen auch klinische und anatomische Beobachtungen herangezogen werden. Die physiologische Alkoholfi-age hat unser korrespondieren- des Mitglied, Piofessor Adolph F ick in Würzburg, in einem vor 3V2 Jahren gehaltenen Vortrage^) kurz und bündig so gestellt: „Ist der Alkohol ein Gift oder nicht? — vielmehr vielleicht ein wertvoller Nahrungs stof f ?" Um diese Frage in allen Einzelheiten abschließend beantworten zu können, müßten wir vor allem die Art der Wirkung des Wein- geistes auf unseren Körper ganz genau kennen. Das ist leider bis heute nicht in unzweideutiger Weise der Fall. Noch sind die wichtigsten Punkte der physiologischen Alkoholfrage einer endgültigen Lösung nicht entgegengeführt, und deshalb sehen wir noch heute einen Widerstreit der Meinungen in einer Frage, bei deren Beantwortung schließlich doch die ärztliche Wissenschaft das letzte Wort zu sprechen haben wird. Immer- hin aber haben wir, dank zahlreicher physiologischer, klinischer und anatomischer Beobachtungen, heute einen wesentlich besseren Einblick in die Wirkung des Alkohols auf unseren Körper ge- wonnen, wie noch vor wenig Jahren. Wenn ich nun in Folgendem versuchen werde. Ihnen den jetzigen Stand der Alkoholfrage, wesentlich von ärztlichen Ge- ') Fick, „Die Alkoholfrage'-, Vortrag etc. II. Auflage. Dresden, 1895. p. 3. — 48 — Sichtspunkten aus, objectiv zu schildern, so hoffe ich, daß es mir gelingen möge, auch Ihr Interesse wachzurufen in einer Sache, die nach der Ansicht hervorragender Sozialpolitiker und Nationalökonomen zu den wichtigsten für die ganze Menschheit gehört. Der in unseren berauschenden Getränken hauptsächlich vorkommende Alkohol ist bekanntlich der Äthylalkohol, ein Körper, dessen Haupteigenschaften in der großen chemischen Affinität zum Sauerstoff und der leichten Diffundirbarkeit be- stehen. Noch Ende der siebziger Jahre hat man allgemein an- genommen, daß der zugeführte Weingeist vCdlig unverändert wieder aus dem Organismus ausgeschieden werde; heute ist durch exakte Versuche unzweifelhaft festgestellt, daß der Alko- hol in gleicher Weise, wie die Kohleh3'drate, im tierischen und menschlichen Organismus zum weitaus größten Teile zu Kohlen- säure und Wasser verbrennt, etwa zu 90" /o. ^) Auf Grund dieser Thatsache ist man geneigt, den Alkohol für ein respiratorisches Nährmittel zu halten, dessen Oxydation einen Teil der zur Er- haltung der Körperwärme nötigen Anzahl von Kalorien liefern könne. Von einem solchen respiratorischen Nährmittel müssen wir natürlich zweierlei verlangen: erstens darf es, einer all- mählichen Oxydation im Körper unterworfen, keinen höheren Anspruch auf Sauerstoffzufuhr machen, als durch die physio- logische Atmung gedeckt werden kann, und zweitens müssen die durch die Verbrennung erzeugten, schädlichen Gase — die Kohlensäure — durch den normalen Atemprozeß wiederum voll- ständig aus dem Organismus entfernt w^erdeu können. Sehen wir zu. in welcher Weise der Alkohol diesen beiden prinzipiellen Anforderungen entspricht. Gleich bei der ersten Frage nach der Größe des Sauerstoff Verbrauchs treffen wir auf erhebliche Schwierigkeiten. Durch sorgfältige Versuche am Menschen ist unzweifelliaft festgestellt, daß nach Aufnahme schon kleiner Mengen Weingeist eine Zunahme der Atemgröße um 7 — Q^/o eintritt, eine reflektorische Vertiefung der Atmung. Allein eine Steigerung des Sauerstoffverbrauchs ist bei diesen Experimenten ') B Ödländer. „Die Ausscheidung aufgenommenen Weingeistes aus dem Körper." Pflüger's Archiv. XXXII. 1^83. p. 398 ff. — S tr assmann, „Untersuchungen über den Nährwert und die Ausscheidung des Alkohols." PHUger's Archiv. XLIX. 1894. p. 315 ff. — 4U — in der Regel nicht beobachtet worden. ^) Nur ganz ausnahms- weise, bei Menschen, die an Alkohol nicht gewöhnt waren, stieg unter der berauschenden AVirkung von 50 Kubikceutimeter ab- soluten Weingeists die Sauerstoftaufuahme sofort um etwa 25°/o an, um nach ^U Stunden wieder etwas zu sinken.^) Zu ähn- lichen, widersprechenden Ergebnissen haben die Versuche am Tiere geführt. Die einen Beobachter^) konnten keinen Einfluß der Alkoholdarreichung auf den respiratorischen Gaswechsel feststellen: nach den Beobachtungen anderer*; stieg der Sauer- stoflfverbrauch erheblich, und an dieser Steigerung nahm meist auch die Kohlensäureausscheidung, wenn auch in geringerem Maße, teil. Angesichts dieser widersprechenden Beobachtungs- ergebnisse müssen wir, wenn wir ganz objektiv sein wollen, die erste Frage, ob dem Sauers toffbedürfnis des verbrennenden Alkohols durch die normale Atmung genügt werde, offen lassen. Kehren wir zum Tierexperiment zurück und zu gelegent- lich gewonneneu Beobachtungen am Menschen, welche sich mit dem Ergebnis des Tierexperimentes vollständig decken. Viel- leicht können wir aus diesen Beobachtungen Anhaltspunkte zur Beurteilung der Frage gewinnen, ob der Weingeist der zweiten Anforderung genügt, die wir an ein i-espiratorisches Nährmittel stellen müssen, ob die bei der x\lkoholverbrennung entstehende Kohlensäure durch den normalen Atemprozeß auch wieder voll- ständig aus dem Körper entfernt wird, oder nicht. Die klini- schen Erscheinungen, wie sie die akute Alkoholvergiftung her- vorruft, werden ganz in der gleichen, stereotypen Weise auch durch die akute Kohlensäure Vergiftung^) herbeigeführt. In An- ') Zuntz, „Beitrag zur Kenntnis der Einwirkung des Weingeists auf den Respirationsprocess des Menschen." Fortschritte d. Medicin. 1887. p. Iff. — Geppert, ,,Die Einwirkung des AlkohoJs auf den Gaswechsel des Menschen." Arch. f. exp. Path. und Pharm. XXII. 1887. p. 367 ff. 2) Geppert, a. a. 0. p. 378. '^) B Ödländer, „Über den Einfluß des Weingeists auf den Gas- wechsel." Zeitschr. f. klin. Med. XI. 1886. p. 548. *) Wolfers, „Untersuchungen über den Einfluß einiger stickstoff- freier Substanzen, speciell des Alkohols, auf den tierischen Stoffwechsel." Pflüger's Archiv. XXXII. 1883. p. 279. ^) Lewin, Art. „Kohlensäure" in Eulenburg. Realencyklop. IT. Aufl. XI. p. 224. 4 — 50 — betraclit dieses Umstandes künnen wir kaum daran zweifeln, daß die infolge eines unmäßigen Alkoholgenusses auftretenden Erscheinungen des Rausches lediglich als Kohlensäurevergiftung aufzufassen sind. Daraus müssen wir schließen : die normale, bezw. selbst vertiefte Atmung reicht höchstwahr- scheinlich nicht hin, die bei der Alkoholver- brennung entstehende Kohlensäure vollständig aus dem Organismus zu entfernen. Findet nun, was wir nach dem Gehörten wohl nicht ganz von der Hand weisen können, in unserem Körper wirklich eine raschere Oxydation des Alkohols statt, als der Sauerstoffzufuhr durch die normale Atmung entspricht, so wird auch die aus dem beschleunigten Verbrennungsprozeß erwachsende Wärme zu einer Steigerung der Körpertemperatur führen müssen. That- sächlich empfinden wir diese Steigerung, w^ährend des mäßigen Alkoholgenusses und unmittelbar nach demselben, subjektiv als ein angenehm erwärmendes Gefühl in unserm Innern. ^) Und wenn es nicht gelingt, diese postulierte Steigerung der Körper- temperatur mit dem Thermometer, objektiv, festzustellen : wenn wir vielmehr nach stärkerem Alkoholgenuß trotz des erhöhten Verbrennungsprozesses die Körperwärme meßbar sinken sehen, ^) so dürfen wir uns diese, der theoretisch gewonnenen Annahme scheinbar widersprechende Beobachtung erklären dadurch, daß mit dem Eintritt der Steigerung der Bluttemperatur die wärme- regulierenden Ai)parate des Zentralnervensystems in Thätigkeit treten und eine reflektorische Erweiterung der Blutgefäße der Haut hervorrufen, um durch vermehrte Wärme-Abgabe an der Oberfläche die Temperatursteigerung im Körperinnern zu kom- pensieren. ^) Diese Erweiterung der peripheren Blutgefäße ist eine Thatsache. und als unleugbare Folge derselben müssen wir ein Sinken des Blutdrucks annehmen. Denn der Blutdruck sinkt mit der Erweiterung des Gesamtquerschnitts des Gefäßsystems. Diesem Sinken des Blutdrucks aber muß als kompensatorische I^eistung eine stärkere oder ') Binz, „Der Weingeist als Heilmittel. Verlianillnni>en d. Congr. f. inn. Med. VJI. 1888. p. 81. ■■*) Ebenda. 3) Ebenda, p. 82. — öl — häufigere Kontraktion des Herzmuskels entsprechen: das Herz arbeitet mit vermehrter Kraft, sobald die arteriellen Bahnen weiter werden. ^) Diese der theoretischen Forderung- entsprechende Verstärkung der Herzthätigkeit nach dem Ge- nüsse geistiger Getränke ist festgestellt, -) und auf Grund dieser feststellenden Thatsache hat der Alkohol bekanntlich von alters- her in der Medizin den Ruf eines Heilmittels von hervorragend herzstärkender Bedeutung erlangt. Aber ist dieser Ruf be- gründet, wenn die Verstärkung der Herzthätigkeit nur eine kompensatorische ist, wenn sie einsetzt, um ein durch den Alkohol selbst geschaffenes Hindernis zu überwinden? Hier stehen wir vor einem zweiten, gleich wichtigen, noch ungelösten Problem der Alkoholfrage. Denn auch bei maximaler Erw^eite- rung der Arterien, wie sie experimentell durch Abtrennung des Hauptzentrums der Gefäßnerven zu stände kommt, sehen wir nach Alkoholdarreichung die Zahl des Herzschlags steigen. ^) Aber die Kenntnis dieser Thatsache darf uns nicht verleiten, die Fundamentalgesetze der Phj^siologie außer Acht zu lassen: und so müssen wir bei vorurteilsfreier Prüfung wohl zu dem Schlüsse kommen , daß der Alkohol als herzstärkendes Mittel von problematischer Wirkung ist. Ein anderer, bis vor kurzem als gelöst geltender Punkt unseres Themas ist heute wieder streitig geworden, die Frage, ob der Alkohol ein Nahrungsmittel sei oder nicht. Man ist zu dieser Annahme gelangt auf Grund der landläutigeu Erfahrung, daß der Genuß geistiger Getränke das Nahrungsbedürfnis ver- mindert und das Gefühl des Hungers zu stillen geeignet ist. Stoftwechseluntersuchungen , welche eine Abnahme der Oxy- dationsprodukte der Eiweißnahrung bei Alkoholgenuß ergaben, *) schienen diese Ansicht zu bestätigen und dem Alkohol eine ^) Ebenda, p. 74. -) Parkes, „Experiments on the effects etc." Procedings of the Royal Soc. 1870. No. 20, und derselbe, ebenda 1870. No. 123 und 1874. i\o. 150. *) Binz, „Über die antipyretische Wirkung- von Chinin und Alkohol." Arch f. path. Anat. LI. 1870. p. 15:-5. *) Ries, „Der Einfluß des Alkohols auf den Stoffwechsel des Menschen". Zeitschr. f. klin. Med. II. 1880. p. 1. — Munk, „Der Einfluß des Alkohols und des Eisens auf den Eiweißzerfall." Verhandl. d. Physiol. Gesellsch. zu Berlin. 1879. p. 39. — Binz, „Der Weingeist als Heilmittel." Verhandl. d. Congr. f. Inn. Med. VII. 1888. p. 79. 4* — 52 — nicht imwichtige Rolle in dem Haushalt des Organismus anzu- weisen. Nach diesen Untersuchungen konnte es scheinen, als ob der Weingeist die Nahrungsmittel bis zu einem gewissen Grade zu ersetzen imstande sei und besonders das lebende Körpergewebe vor der Ox\^dation schützen könne. Neuere Untersuchungen haben aber diese Annahme nicht bestätigt, vielmehr die Frage sehr zu Ungunsten des Alkohols verschoben. Nach den Ergebnissen derselben kommt dem Alkohol bei dem gesunden Menschen eine e i w e i ß s p a r e n d e W i r k u n g h ö c h s t- wahr sc heinlich nicht zu: vielmehr scheint der Weingeist als primäre Wirkung sogar eine Schädigung des Körpereiweiß- bestandes zur Folge zu haben. ^) Für diese letzte Ansicht spricht die Nachwirkung des Alkohols auf die Eiweißzersetzung, eine nachträgliche Steigerung der Stickstoffausfuhr. Eine solche Wirkung ist bis jetzt nur von Stoffen bekannt geworden, welche die Körperzellen selbst schädigen und deshalb den bezeichnenden Namen Protoplasmagif te^) erhalten haben. Wir können uns eine solche deletäre Wirkung nur durch die Annahme er- klären, daß der Alkohol in dem zirkulierenden Sauerstoff des Organismus nicht genügend Material zu seiner Verbrennung vorfindet, daß er vielmehr bei seiner Ox3^dation dem Körperge- webe auch noch einen Teil des Sauerstoffs entzieht, der unter anderen Bedingungen dem Lebensprozeß der Zellen dienen würde. ^) Wir dürfen bei objektiver, kritischer Prüfung der ph3'sio- logischen Alkoholfrage diese, heute freilich noch nicht sicher erwiesene Annahme nicht außer Acht lassen. Scheint sie doch eine Stütze in den anatomischen Befunden zu gewinnen, die wir bei tödlich verlaufener, akuter Alkoholvergiftung des Menschen und der Tiere kennen gelernt haben. Der anato- ') Miura, ..t'ber die Bedeutung des Alkohols als Eiweißsparer in der Ernährung des gesunden Menschen.'' Zeitschr. f. klin. Med. XX. 1892. p. 152. ^) Bunge, „Lehrbuch d. phys. und pathol. Chemie." Leipz. 1887. — Sinianowsky und Schoumoff. ^Über den Einfluss des Alkohols und des Morphiums auf die physiologische Oxydation." Pflüger"» Archiv. XXXIII. 1884. p. 263. ^) Smith. „Die Alkoholfrage und ihre Bedeutung für Volkswohl und Volksgesundhcit. Eine social-medicinische Studie für .\erzte und gebildete Laien." Tübingen. 1895. p. 15. — 58 — mische Befimd weist uus auf eine akut aufgetretene Zelldegene- ratiou in fast allen Organen des Körpers hin. ^) Experimentell ist au Tieren diese Degeneration in verschiedenen Zellen des Gehirnes bei schwerer Alkoholvergiftung nachgewiesen worden.^) Die Richtigkeit dieser Annahme von dem Sauerstoff ent- ziehenden Einfluß des Weingeistes auf die Körpergewebe voraus- gesetzt, würde ein anhaltender Alkoholgenuß ohne Zweifel zu ähnlichen Verhältnissen führen müssen, wie sie das physio- logische Ende unseres menschlichen Lebens, das Greisenalter, mit sich zu bringen pflegt. Im Greisenalter wird infolge der allmählich sich vermindernden Elastizität der Lungen dem Körper- gewebe nicht genügend Sauerstoff zu weiterem Aufbau zuge- führt; infolge fortgesetzten Alkoholgenasses würde dem Körper- gewebe der zum Aufbau notwendige Sauerstoff entzogen. Das Endergebnis müßte das gleiche oder doch ein ähnliches sein. Und in der That zeigen die anatomischen Befunde des chro- nischen Alkoholismus und der Rückbildung im Greisenalter eine unverkennbare Ähnlichkeit. ^^) Diese 1 e t z t e E r w ä g u n g läßt u n s v e r s t e h e n , daß in der L ö s u u g der einen Frage, ob d er Genuß be- rauschender Getränke einen direkt schädigenden E i n f 1 u 1^ auf den L e b e n s p r o z e ß der K ö r p e r g e w e b e ausübt, der Schwer p u n k t der ganze n p h y s i o 1 o g i - sehen Alkoholfrage liegt. Eine exakte Lösung des Pro- blems läßt sich aber bei dem heutigen Stand der Wissenschaft noch nicht geben. Wir haben bis jetzt nur von der Einwirkung des Weingeists auf die vegetativen Organsysteme und ihre Funktion gesprochen, auf Atmung, Kreislauf und Stoffwechsel; es erübrigt uns jetzt, einen Einblick zu gewinnen, in die Eimvirkung der geistigen Getränke auf das Ceutralnervensystem und seine psychischen Funktionen. Soweit das Ergebnis dieser Einwirkung einer flüchtigen Beobachtung zugängig ist, ist es Ihnen allen bekannt und hat in zaldreicheu Sprichworten aller Sprachen beredten *) Hankel, „Vergiftung durch einmaligen Genuss von Alkohol". Viertel- jahrschr. f. ger. Med. etc. N. F. XXXVIII. 1883. p. 15 ff. 2) Dehio, Referat in d. Zeitschr. f. Psychiatrie. LI. p. 986 ff. — Nissl, noch nicht publiziert. ") Smith, a. a. 0. p. 20. — 54 — Ausdruck yefuudeu. Der Schweigsame wird ofteulierzig uud mitteilsam, der Bekümmerte sorglos und lebensfroh, das Gefühl des Mißbehagens schwindet, eine heitere Stimmung bemächtigt sich des Trinkenden, Humor und Witz halten ihren Einzug in den Kreis der fröhlichen Zecher. Wir alle kennen diese Eigen- schaft des Alkohols, um deren willen sein Lob gesungen worden ist vom grauesten Altertum an bis heute, die Eigenschaft, uns aus der nackten AVirklichkeit vorübergehend in ein glückseliges Paradies zu versetzen. Aber die ernste Wissenschaft lehrt uns, daß dies erträumte Paradies ein trügerisches, daß die vielge- priesene Wirkung des „Sorgenbrechers" eine dämonische sei, indem sie dieselbe mit dürren Worten für eine Lähmungser- scheinung der Gehirnf unktiouen erklärt, für die beginnende Lähmung des klaren Urteils und der Selbsterkennt- nis.^) Befreit von den drückenden Fesseln der Kritik prä- valiert unter dem Einfluß der Alkoholwirkung das Gemütsleben des Menschen und führt ihn zu einer offenkundigen Selbst- täuschung über sein Wohlbefinden, indem ihm einerseits vor- handene Unlustgefühle, gewissermaßen die feinsten Sicherheits- ventile des Organismus, nicht mehr zum klaren Bewußtsein kommen, und ihm anderseits seine intellektuelle Leistungsfähig- keit gesteigert erscheint. Nur den Wenigsten bleibt diese Selbst- täuschung erspart; zu ihnen gehörte der größte naturwissen- schaftliche Denker unserer Zeit, Hermann von Helmhol tz. In der unvergeßlichen Rede bei der Feier seines siebzigsten Geburtstags sprach er von jenen aus der Tiefe des unbewußten Geisteslebens aufblitzenden Einfällen, die aller wahrhaft schöpfe- rischen, geistigen Produktion zu Grunde liegen und schloß die Mitteilung seiner Erfahrung über ihre Entstehung mit den Worten: „Die kleinsten Mengen alkoholischer Ge- tränke aber schienen sie zu verscheuchen."^) Exakte wissenschaftliche Experimente über die Wirkuug des Alkohols auf die Psyche liegen uns bis jetzt nur vereinzelt vor; aber die Ergebnisse derselben, die ich Hmen allerdings nur in größter Kürze mitteilen kann, ersclieinen uns von ganz ') Bunge, „Die Alkoholfrage, ein Vortrag.'' 6. Auflage. Zürich, 1890. p. 5. — Schmiedeberg, „Grundriss der Arzneimittellehre." 2. Aufl. Leipzig, 1888. p. 35—48. ^) Fick, a. a. 0. p. 9. on besonderer Wiclitigkeit. Zuerst hat Kraepelin^j das von Wim dt iu die Wissenschaft eingeführte Studium psychischer Vorgänge der praktischen Medizin, besonders der Psychiatrie, dienstbar zu machen gesucht. Ihm und seiner Scliule danken wir eine Eeihe sorgfältiger Beobachtungen über die Wirkung einiger Genußmittel und Gifte auf die psychischen Vorgänge, darunter auch des Alkohols. Sind diese Untersuchungen auch noch nicht völlig abgeschlossen, mögen die Ergebnisse derselben in ihrer Deutung auch noch nicht ganz einwandsfrei sein, sie gestatten uns z. Zt. wenigstens einen gewissen Einblick in die Art der Alkoholwirkung auf die Psyche. Wir sehen nach der Einnahme kleiner, mäßiger und größerer Weingeistmengen eine Doppelwirkung auf die psychischen Funktionen zu Tage treten; auf der einen Seite eine Erschwerung sämtlicher intellektueller Leistungen, auf der anderen Seite eine anfängliche Erleichterung der motorischen Vorgänge, welche bald einer Erschwerung der- selben Platz macht. Besonders deutlich ist diese Doppelwirkung z. B. bei den Assoziationen zu beobachten, deren Charakter sich nach dem Genuß berauschender Getränke deutlich ändert. Es werden mehr Worte produziert, aber weniger Inhalt. Vielleicht ist diese Erleichterung der motorischen Reaktionen die Quelle des subjektiven Wohlgefühls des Trinken- den, des Gefühls verstärkter, körperlicher Kraft und erhöhtei-, geistiger Leistungsfähigkeit, welches ihn hinwegzutäuschen pflegt über den thatsächlich eingetretenen Zustand psychischer Minder- wertigkeit. Vielleicht ist es auch gerade der Mangel an Kritik, die Verminderung der Urteilsfähigkeit, welche das subjektive Gefühl des Wohlseins veranlassen. Aus umstehender Tafel, auf welcher die Ergebnisse der Untersuchungen Smith's^) graphisch dar- gestellt sind, wollen Sie ersehen, daß die Kurve der intellek- tuellen Leistungsfähigkeit, welche bei vollständiger Abstinenz infolge der Übung einer Parabellinie entsprechen würde, bei mäßigem Alkoholgenuß sich zunächst, von geringen Schwankungen abgesehen, auf gleicher Höhe hält, um dann mehr weniger tief zu sinken. Nach Abbruch des Alkoholgenusses sehen wir dann ') Kraepelin, „Über die Beeinflussuiig' einfacher psychischer Vor- t>\änge durch einige Arzneimittel." Jena, 1892, und „Der physiologische Ver- such in der Psychiatrie," Leipzig, 1895. •) Smith, a. a. 0. p. 29. ö6 — am ersten oder zweiten Tage die Knive die Parabellinie etwa in der Höhe wieder aufnehmen, in der sie abgebrochen war: sie steigt dann wieder schnell in die Höhe, um acht Tage später bei erneuter, mäßiger Alkoholanfnahme diesmal plötzlich zu SclnvaiiliUiigeii der iiitellektiielleii Leistungsfähigkeit bei Abstinenz und massigem Alkoliolgenusse. (Schwarzer Hintergrund). (Nach Smith). 1 2 5 4- 5 6 7 8 9 10 n 12 13 14- 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 II II lim _MM ■■ w M BiB /t / i >' mv H 1 i- ™ft J^ J IllÜi N T| I. Addieren. II. Auswendiglernen. sinken. Dieses plötzliche Sinken der Kurve scheint auszudrücken, daß der mäßige Alkoholgenuß noch nach acht Tagen völliger Abstinenz einen deutlichen Einfluß auf die intellektuelle Leistungs- fähigkeit ausübt. Im Anschluß an diese hochinteressanten Versuche hat Für er') über die psychischen Nachwirkungen ') Für er, „Über die psychischen Nachwirkungen des Alkoholrausches." Ref. in d. Arch. f. Psychiatrie. XXVII. 1895. Heft 3. — 57 — größerer Alkoholmengeu. welche zu einem leichten Rausche gefühlt haben, berichtet. Nach seinen Versuchen dehnt ein Frührausch, durch Genuß von '/a Liter griechischen Weins um 11 Uhr morgens erzeugt, seine nachteilige Wirkung auf die geistige Leistungsfähigkeit noch über den ganzen folgenden Tag aus, während die Nachwirkung eines leichten Abendrausches, nach Genuß von ^U Liter desselben Weines, noch am Abend des folgenden Tages aufs deutlichste, und am nächstfolgenden Vormittage noch unsicher nachweisbar war. Diese psj^chologi- schen Untersuchungen bedürfen gewiß der Nachprüfung; wenn sich ihre Richtigkeit aber bewahrheitet, so liefern sie den un- umstößlichen Beweis dafür, daß jeder Alkoholgenuß, auch der mäßigste, den Trinkenden auf ein niedrigeres, geistiges Niveau stellt, als ihm von Natur zukommen würde. Das heißt mit anderen Worten : Auch der mäßigste A 1 k o h o 1 g e n u ß m acht dem Menschen die volle A u s n ü t z u n g seiner intellektuellen F ä h i g k e i t e n unmöglich. Überblicken wir kurz die Ergebnisse unserer seitherigen Betrachtungen über die phj^siologisclie Wirkung des Weiugeists auf den gesunden Menschen. Wenn wir ganz offen sein wollen, eine sicher festgestellte, die Gesundheit fördernde, gute Eigen- schaft desselben haben wir nicht kennen gelernt. Als Er- regungsmittel für das Heiz, das Atmungszentrum, für Magen und Darm ist der Alkohol zum mindesten verdächtig und eine eiweißsparende Wirkung entfaltet er höchstwahrscheinlich nicht. Aber auch wenn er es thäte, selbst wenn er ein Erregungs- mittel ersten Ranges wäre, der gesunde Mensch braucht ein solches Erregungsmittel nicht, der genügend ernährte braucht kein Sparmittel für seinen Körper, keinen Ersatz für dessen Eiweiß. ^) Diese Einsicht, zu welcher die experimentelle Phy- siologie nur ganz allmählich auf dem mühsamen Wege ernster, wissenschaftlicher Forschung gelangt ist, hat das Experiment des täglichen Lebens schon längst gewonnen : und deshalb sehen wir den Menschen in allen Lebenslagen, welche außer- gewöhnliche Anforderungen an seine körperliche und geistige Leistungsfähigkeit stellen, gleichsam instinktiv den Alkohol- *) Binz, „Der Weingeist als Heilmittel." Verhandl. d. Congr. f, lun. Med. VII. 1888. p. 84. — ÖH — gemiß aufs äiiljerste eiiiscliräiikeii oder ganz vermeiden. Die praktische Erfahrimg, daß der Geniil'» geistiger Getränke die körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern nicht vermag, ist in größtem Maßstabe gewonnen worden im englischen Heere auf den Feldzügen im Kaffernlande, in Canada und Indien, in den Armeen der Vereinigten Staaten i)ii Sezessionskriege. ^) Auf Grund dieser Erfahrung sehen wir heute nahezu in allen Kultur- staaten der marschierenden Truppe den Alkoholgenuß aufs strengste untersagt. Aus den englischen und amerikanischen Häfen gehen alljährlich Tausende von Schiffen der Kriegs- und Handelsmarine in See, ohne einen Tropfen Alkohol an Bord zu führen. Auch bei den Polarfahrern und Walfischfängern ist es längst zur feststehenden Regel geworden, den Mannschaften keine geistigen Getränke zu verabreichen. Unser korrespondie- rendes Mitglied, der kühne Nordlandfahi-er Fridtjof Nansen,^) schreibt das glückliche Gelingen seiner Durchquerung Grönlands geradezu dem Umstände zu, daß er mit seinen Begleitern ab- stinent gewesen ist. Die gleichen Erfahrungen haben die großen Pioniere der Kultur, welche uns das Innere des schwarzen Erd- teils aufgeschlossen haben, in dem heißen Tropenklima ge- wonnen.^) Und auch unsere Hochtouristen, die Radfahrer, Turner und Wettruderer, kurz überhaupt alle Sportsleute, wissen es längst, daß der Alkohol gemieden werden muß in Augen- blicken, welche eine außergewöhnliche Leistungsfähigkeit ver- langen. Auf der anderen Seite aber haben uns die Experimente der Physiologie gelehrt, daß der Alkoholgenuß, auch der mäßige, — wir haben ja vorläufig nur von dem mäßigen Alkoholgennß und seinen Folgen gesprochen — möglicherweise eine Reihe von Schädlichkeiten für den Organismus mit sich bringt, welche sich einmal an dem Stoffwechsel der einzelnen Zöllen zu äußern und außerdem eine \'erminderung der intellektuellen Leistungs- fähigkeit im Gefolge zu haben scheinen. Sind die vorgetrageneu Anschauungen richtig, so wird diese Schädigung resultieren, auch wenn sie lange Zeit hindurch — bei mäßigem Alkoholgenuß vielleicht zeitlebens - latent bleibt: bei Alkoholmißbrauch aber 'j Bunge, a. a. ü. ]>. 7 ft'. — Fick. a. a. Ü. i). 7 ff. *) F i c k , a. a. 0. p. 8. — 59 — wird sie mehr weniger rasch niauifest werdeu, und sobald nicht mehr eine Reihe einzelner Zellen, sondern ein ganzes Organ geschädigt sein wird, in die klinische Erscheinung treten. Hieraus resultieren die verschiedenen Krankheitsbilder, die wir unter dem Namen des akuten und chronischen Alkohülismus zusammenzufassen pflegen. Wollte ich sie Ihnen schildern, ich würde mich allzusehr auf rein medizini- schem Gebiete bewegen. Es genügt, hervorzuheben, daß der Ausgang all dieser vielgestaltigen Krankheitsformen schließlich stets der gleiche ist. Auf körperlichem Gebiet kommt es zu ausgesprochenen Veränderungen am Herzen und den Gefäßen, zu den schwersten Ernährungsstörungen, Leber- und Nieren- schrumpfung u. s. w., das psychische Endresultat ist immer der frühzeitige Schwachsinn. Daß diese mannigfachen Krank- heitsbilder zur gemeinsamen Ursache einzig und allein den Alkoholmißbrauch haben, in dieser Erkenntnis herrscht bei allen Forschern die vollste Einstimmigkeit. Was a b e r i s t A 1 k o h o 1- mißbrauch? Die Beantwortung dieser Frage erscheint so einfach : in Wirklichkeit aber ist sie offenbar sehr schwer, be- ziehungsweise ganz unmöglich. Nach landläufiger Ansicht ist der Alkoholgeuuß als mäßig zu bezeichnen, so lange der Kon- sum sich innerhalb der Grenzen hält, die wir vertragen können, ohne daß es zu manifesten Störungen unseres körperlichen oder psychischen Wohlbefindens kommt, t'bersteigt der Alkohol- konsum aber diese Grenze, treten solche Störungen vorüber- gehend oder dauernd auf, so sind wir gewohnt, von Alkohol- mißbrauch zu sprechen. Und wo liegt die Grenze? Wir sind nicht imstande, sie durch eine absolute Zahl, ein bestimmtes Maß, auszudrücken. Wir haben ein- sehen gelernt, daß sie abhängig ist von der Widerstandsfähigkeit des Organismus den schädlichen Einwirkungen des Weingeists gegenüber, und daß diese Widerstandsfähigkeit bei den einzelnen Individuen und bei demselben Individuum zu verschiedeneu Zeiten eine verschiedene ist. Angesichts dieser Erkenntnis und der Unmöglichkeit, eine absolute Grenze für den Alkoholmiß- brauch zu ziehen, ist der Versuch von hohem Interesse, die Ursachen dieser wechselnden Widerstandsfähigkeit des Organis- mus aufzuklären. Wie neuere Forschungen der Psjxhiatrie uns lehren, kommt eine verminderte Widerstandsfähigkeit dem — 60 — Alkohol gegeuüber teil;^ augeboreu vor, teils wird sie erworben. ^) Angeboren ist sie bei jenen Individuen, die wir als neuro- psychopathisch belastet bezeichnen, den Abkömmlingen von nervösen, nerven- oder geisteskranken Voreltern ; erworben wird sie u. a. durch den Mißbrauch des Moi'phiums und anderer Gifte, insbesondere auch durch den fortgesetzten Alkoholgenuß selbst. Gerade diese letzte Ursache wird verständlich, w'enn wir annehmen, daß der Alkohol ein Protoplasmagift sei, und sein Genuß eine Schädigung der Körpergewebe zur Folge habe. Denn eine solche Schädigung der einzeluen Zellen muß den ganzen Organismus allen Schädlichkeiten gegenüber weniger widerstandsfähig machen. Treffen beide Momente zusammen, neuropsychopathische Belastung und gewohnheitsmäßiges Trinken, so tritt nur allzu oft, früher oder später, eine völlige Widerstandsunfähigkeit des Organismus ein, auch den geringsten Mengen Alkohol gegen- über, die fast unvermittelt ein unstillbares Verlangen nach immer größeren Mengen wachruft. Wir bezeichnen diesen be- dauernswerten Zustand als Trunksucht: aber wir müssen uns klar sein, daß es sich hier um einen krankhaften, psychischen Zustand handelt, nicht um ein Laster. Und doch ist auch heute noch in den weitesten Kreisen unserer Gebildeten, unter Laien und Ärzten, die Ansicht verbreitet, daß die Trunksucht ein Laster sei. So ist es mit allen psychischen Krankheiten gegangen, ehe die ernste wissenschaftliche Forschung unserer Tage Licht gebracht hat in das Dunkel der Vorurteile und des Aberglaubens der Vergangenheit. Kaum mehr als ein Jahr- hundert ist verstrichen, da galten alle jene rätselhaften Geistes- zustände, denen wir jetzt einen Platz in der klinischen Psychiatrie einzuräumen gelernt haben, für dämonische Beeinflussungen und moralische Schäden.^) Man hat die unglücklichen Kranken ver- antwortlich gemacht für ihre „Laster": man hat sie wie Ver- brecher behandelt; gar mancher von ihnen hat seineu Tod in den Flammen des Scheiterhaufens gefunden. Haben wir es nach der knappen Spanne Zeit eines Jahrhunderts schon ver- ') Smith. „Über einige Formen der Alkoholintoleranz und ihre Prognose." Verhandl. d. üesellsch. Deutscher Naturforscher u. Ärzte: 66. Vers, zu Wien, 1894. Leipzig, 1895. IL 2. p. 201. ») Smith, ,Die Alkoholfrage etc.« Tübingen, 1895. p. 40. — Hl — gesseii, welche Riesenschritte die klinische Psychiatrie auf dem Wege klarer wissenschaftlicher Erkenntnis gemacht hat? Warum ist bis heute im großen Publikum der Glaube an den moralischen Defekt des Trunksüchtigen geblieben? Weil die Erkenntnis, daß die Trunksucht eine psychische Krankheit sei, uns erst spät gekommen ist! Nachdem wir aber diese Erkenntnis ge- wonnen, ist es höchste Zeit und heilige Pflicht des Arztes, einzutreten für die Überzeugung: die Trunk- sucht ist kein Laster, sondern eine Krankheit. Und diese Krankheit hat in unserer Zeit, im Vergleich zu früher, eine ungeheure Ausdehnung gewonnen : und fragen wir nach dem Grunde, warum es geschehen ist? Die Antwort liegt auf der Hand; w^eil die Gelegenheit zum Trinken, im Vergleich zu früher, eine weit ausgedehntere ge- worden ist. Getrunken wurde zu allen Zeiten und an allen Orten; das lesen wir im alten Testament, in der Keilschrift Assyriens, den Hieroglyphen des Pharaonenlandes und in den Runen unserer germanischen Stammelteru. Auch unmäßig mag zu allen Zeiten getrunken worden sein; aber niemals auch nur annähernd in dem Maße, wie in der Gegenwart. Die Menge des Alkohols, die auf den Markt gebracht worden ist, w^ar in früheren Zeiten eine beträchtlich geringere, wie jetzt ; die Kon- zentration der alkoholischen Getränke eine erheblich schwächere, wie heutzutage. Jahrhunderte lang wurde nur der gew^achsene Wein getrunken, den keine raffinierte Kellerwirtschaft haltbar und alkoholreicher, als er durch die natürliche Gährung wurde, machen konnte. Erst mit der Herstellung konzentrierter, alko- holischer Getränke durch die Branntweinbrennerei und mit den Fortschritten der Technik, die es ermöglichten, Wein und Bier unabhängig von Ort und Zeit geuußfähig zu erhalten, begann der Alkoholkonsum ganz allmählich an Ausdehnung zu gewinnen. Und als nun gar in der Kartoffel ein billiges Rohmaterial zur Herstellung eines konzentrierten Alkohols gefunden war, wurde der Markt auf einmal mit ungeheuren Mengen Kartoft'elbrannt- wein überschwemmt, und die Aveitere Möglichkeit, aus demselben zu billigstem Preise Wein, Bier und Spirituosen aller Art künst- lich herzustellen, schuf in allen Kreisen unseres Volkes die breiteste Grundlage für den Alkoholismus. Aus dieser graphi- schen Darstellung mögen Sie ersehen, daß die Zunahme des 62 Gesamt-Alkoholkonsums durchaus in keinem Verliältuis zur Be- völkerunosznnalime steht. Denn während in Frankreich im Jalire ISöO bei einer Bevölkerungsziffer von 34V'2 Millionen Einwohner rund 500,000 Hektoliter verbraucht worden sind, wurden 1890 bei einer Zahl von knapp 38^4 Millionen Ein- wohner mehr wie 1,600.000 Hektoliter, also mehr wie das Drei- fache, konsumiert. Ziiiialiine des (xesamt-Alkoholkousums im Verhältnis zur Zunahme der Bevölkerung; in Frankreich (1850—1890). (Nach N. (/laude). Hectoliter 1600000 1500000 I tooooo 1500000 1200000 1 100000 1000000 900000 y ^ X f > V / ^ S ^ / / i / / / > / / s / / s y / / "■ f / \ / ^ y 1 J } »<* r \ ^ »M ,. __ ._ . - — - -^ ■-J '- " _ 34 SO 00 00 T / - - - — •• '" "* " / /^ V / _. -J _ Zunahme der Bevitlkerung'. .Zunahme des Alkoholkonsums. Speziell von psychiatrischem Interesse ist es, daß von dem Zeitpunkt an, wo die Massenfabrikation des Kartoffelbrannt- weins begonnen hat, auch die Zahl der alkoholisch Geistes- kranken in den Irrenanstalten rapid zugenommen hat. In Bicetre in Frankreich beti'ug die Zahl der alkoholisch-geistes- kranken Männer in den Jahren 1806 bis 1811 11.7 "/o der Ge- samtzahl, 1855 erst 12,78 °/o. 1865 dagegen 25,24%; in Charan- don 1826 bis 1835: 8"/o, 1857: 24%, 1865 bis 1870 sogar — 63 Verhältnis der Verbrechen zur Trunksucht. (Nach Baer). A. In Z licht liä Usern. (Männer). 58,6 H,l 6i2 ill.f) 41,4- 50,8 eofl 59,1 68,3 57,1 tL','.) :i;i W,2 51,8 7+,5 72,7 27,3 «,G +S,0 i2t) %.G 52,2 4-7,8 60,2 01.2 M,8 VZ2 HiJ Mi Mord. TodscliliKj- To(lsftilags\c!suili, Riiub. üiebslahl Korpenorlelzuiig Brandstiftung Meineid Siltliclikeils- Di\pi5c Verbiectien B. In G ef äiigii isseii. (Männer 32,0 655 365 t.. + 811 189 583 570 +3X> 76,5 890 110 54-2 04,2 5,8 77,1 73,5 26,7 247 57,2 42A 52a 66,5 55,5 iäß 4-5,+ 5+.6 52,4 W 29,5 Diebstahl Korperreritlziiiig Raub \\idfntMdgegpiilIaiisftfdensbrafh, Siltlichkcits Betrag-Falsctang Aurrutii Braniistifluiiij, Diverse, difSlialsgewoH VertreJitn, Cnlerahlagiuig Landfrieijisjsbnidi Prozentsatz : I an Trinken! I iibertiaiipt anGeleqeiiheils TriiiKern anGew'ohnheils Trinkern — 64 — durchschuittlich 27,87 "/o.^) Die Gesamtzahl der au den extrem- sten Formen des Alkoholismus leidenden Kranken, welche in deutschen öffentlichen Krankenhäusern und Irrenanstalten unter- gebracht sind, ist von Ende der siebziger bis Mitte der acht- ziger Jahre im Mittel von 5212 auf 11,974 angestiegen.*) Das ist mehr als die doppelte Zahl in einem Zeitraum von etwa sechs Jahren. Und Hand in Hand mit der stetig zunehmenden Zahl der Erkrankungsfälle, die wir auf Rechnung des Alkoholmißbrauchs setzen müssen, sehen wir die Zahl der im Rausche vorkommenden Unglücksfälle und Selbstmorde sich steigern. Und nicht minder gewaltig ist die Zunahme der Verbrechen ; Ihnen allen bekannt ist ja der Zusammenhang von Kriminalität und Alkoholismus. Aus der bekannten Statistik Baer's^) aus dem Jahre 1874 über die Ursachen der Bestrafung von 32,837 Verbrechern mögen Sie ersehen, daß 13,706 von ihnen, d. h. mehr wie 41 °/o aller Verbrecher, die strafwürdige Handlung direkt unter Alko- holwirkung begangen haben, und daß die größere Zahl von diesen 13,706 Sträflingen, nämlich 7262, nicht Gew^ohnheits- trinker waren, sondern mäßige Trinker, welche im Gelegenheits- rausch, als Opfer ihrer verminderten Urteilsfähigkeit und Selbst- beherrschung, zu Verbrechern geworden sind. Noch eine andere, psychologisch interessante Thatsache führt uns diese Statistik Baer's vor Augen, nämlich, daß diejenigen Verbrechen, w^elche mit Vorbedacht verübt werden, also eine gewisse Überlegung und Urteilsfähigkeit voraussetzen, wie Meineid, Diebstahl und Betrug, einen viel geringeren Prozentsatz liefern, wie die so- genannten Affektverbrechen, Mord und Todschlag, Körperver- letzung, Sittlichkeitsvergehen und ähnliche. Wir haben vorhin als Ursache für die Zunahme des Alkoholismus den Umstand in Anspruch genommen, daß in unseren Tagen die Gelegenheit zum Trinken in ausgedehnterem Maße geboten ist, wie früher. Analoge Umstände spielen offenbar auch bei der Ausübung der Verbrechen eine Rolle. Wie Sie aus dieser Tabelle ersehen mögen, ist die Zahl der Verbrechen eine auffallend größere an *) Smith, .Die Alkoholfrage" etc. Tübingen, 1895. p. 73. *) Baer, „Der Alküholismus, seine Verbreitung und seine Wirkung auf den individuellen und sozialen Organismus." Berlin, 1878. p. 347 ff. «5 eleu Tagen, au denen nacli lierkömmliclier Sitte die Arl)eit rulit. und infolgedessen ausgedelintere Gelegeulieit zum Trinlien ge- boten ist, wie an den anderen 'J'agen des Jahres, Nach den Mitteilungen des Untersuchungsrichters Lang^) haben im Jahre 1890 von 141 vom Bezirksgericht Zürich wegen Körperver- VerteiliiHjL»' der Verbreclieu auf die einzelnen Woclientage. (Nach Lang). fiO Sonntag. ^^ f^n ^fi ^s 40 ^B ■ "0 Nachts: Dienstag bis Freitatj. ?0 Samstag ^^MontagJ^^ ^■^■j^H 10 0 ZurTageszcit: ^^^I^^^B^^^I^^^B Dienstag bis Freitag. 1 1 1 1 HHI BB letzung abgeurteilten Personen 100 ihr Vergehen in der Zeit vom Samstag bis Montag Abend begangen, 41 dagegen an den anderen vier Wochentagen ; und von diesen 41 haben wiederum 25 die straffällige Handlung zur Nachtzeit in und vor einer Wirtschaft verübt. Diese kleine Statistik des Züricher Juristen liefert eine interessante Illustration zur Zweckmäßigkeit unseres *) Lang, „Alkoholgenuü und Verbrechen." Bremerhaven, 1891. 5 — m — Gesetzes über die S()iHitaf>:srnlie, von welcher liekaniitlich die Wirtshäuser allein aiisoesclilossen sind. Wenn diese Angaben und Zittern, welche den statistischen Nachweis führen sollen, daß der Alkoholmißbrauch eine unver- kennbare (^)ueile von Krankheit. Siechtum. Klend und Ver- brechen auf Krden ist. richtig sind, so müßte Ja ein Volk, welches diesen .Mißbrauch nicht treibt, ein viel glücklicheres und vor allem auch ein viel gesünderes sein. Wenn es nun gar wahr sein sollte, daß. auch der mäßige Alkoholgenuß der Gesundheit schadet und am Ende sogar das natürliche Ziel unseres menschlichen Lebens näher rückt, indem er die Ab- nützung der wunderbaren Maschine, die wir Organismus nennen, beschleunigt, dann müßte der Abstinente durchschnittlich ein höheres Lebensalter ei'reichen, als der mäßige Trinker. Das ist gewiß nicht der Fall: kennen wir alle doch alte Leute genug, w^elche trotz ihres gewohnten, mäßigen Alkoholgenusses hochbetagt geworden und noch an ihrem späten Lebensabend körperlich rüstig und geistig frisch geblieben sind! Sind sie nicht ein lebendiges Zeugnis gegen die Richtigkeit der vorge- tragenen Anschauungen? — Sie beweisen nur. daß die Wider- standsfähigkeit der einzelnen Lidividuen den schädliciien Ein- flüssen des Alkohols gegenüber eine verschiedene ist. Gerade ihnen hat die gewohnte Flasche Wein nicht geschadet : aber kann ihre Zahl uns ein Maßstab sein für die Zahl derer, die ihren Untergang gefunden haben durch mäßigen oder unmäßigen Alkoholgenuß ? Gewiß ebensowenig, wie die große Zahl der aus einem blutigen Feldzug glücklich heimkehrenden Krieger uns ein Maßstab sein kann für die Zahl der vielen anderen, die. namenlos, auf dem Schlachtfeld ihren Tod gefunden haben. Nur unter Bezugnahme auf große Zahlenreihen, an Trinken- den und Temperenzlern gesammelt zu verschiedenen Zeiten, an verschiedenen Orten und unter verschiedenen äußeren Lebens- bedingungen, ließe sich die vorgetragene Anschauung begründen oder widerlegen. Solche groß.e Zahlen fehlen uns in Deutsch- land gänzlich. In England und Amerika dagegen, wo die Temperenzbestrebung seit Jahrzehnten festen Fuß gefaßt hat. sind solche Zahlen gewonnen. Wir wollen sie beispielsweise den Jahresberichten einiger englischen Lebensversicheruugs- gesellschaften entnehmen, welche ihre Versicherten in eine — ()7 — allg'emeine und eine Al)stiiieiiteii-Abteiliiiig sondern. Unter Zu- grundelegung desselben Herecdmungsmodus der zu erwartenden Todesfälle hatte die United Kingdom Temperance and General Provideut Institution \) in den Jahren ISlÜi bis 1891 in der allgemeinen Abteilung 7()(iH berechnete und 7409 eingetroffene Todesfälle, in der Abstinenten-Al)teilung 0177 berechnete und HH8o eingetroffene Todesfälle. Von den berechneten Todes- fällen sind also wirklich eingetreten in der allgemeinen Ab- teilung 97,33"/o, in der Abstinenten-Abteilung- dagegen nur 70,75 "^/o.^) Dieselbe Differenz von nahezu 80°/o zu Gunsten der ') Smith, „Die Alkoholfrage etc." Tübingen, 1895. p. 70. — Vergl. auch James Whyte, „üoes the use of alcohol shorten life?" Manchester. 1881». Deutsch von Stern, Zürich, 1889. ^) Während des Druckes ist mir die Dezember-Nuiniuer der Monats- blätter, Mitteilungen der Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig, 1895. No. 117, zugegangen. In derselben behandelt p. 461 ein Artikel ,,Einfluss des Genusses von geistigen Getränken auf die Lebensdauer" die in Dr. Elsner's „Reper torischem Asse- curanz-Almanach"', bearbeitet von H.Randow, Chefredakteur der Deutschen Versicherungs- Zeitung (vergl. Bd. XXIX, p. 119) mitgeteilte Statistik der United Kingdom Temperance and General Provident Institution in London von 1866 bis 1893. also über einen Zeitraum von nunmehr 28 Jähr en. Darnach sind in dieser Zeit in der „Temperance section" von 5841 erwarteten Todesfällen, thatsächlich 4131, d.i. 70,72 °;o eingetreten; in der allgemeinen Abteilung dagegen von 8440 erwarteten Todesfällen thatsächlich 8266, d. i. 97,94 ", o. Die erwartungsmäßig fällig werdenden Versicherungs- summen betrugen in der „Temperance section'' 1,310.560 Pfund Sterling, ergaben aber in Wirklichkeit nur 892,095 Pfund ; während in der allgemeinen Abteilung von dem erfahrungsmäßig vorgesehenen Betrag von 1,841.384 Pfund 1,806,624 Pfund fällig geworden sind. Zu diesen statistischen Mitteilungen des Assecuranz-Almanachs be- merken die „ Monatsblätter " : „Ein Zeitraum von 28 Jahren ist eine genügend lange Periode, um alle auf Zufall beruhenden Einflüsse zu paralysieren, resp. aufzuheben, und demgemäß können die aus diesem Zeitraum gewonnenen Resultate als durchaus zuverlässig angesprochen werden." „Die günstige Sterblichkeitsquote in der »Temperance section« der U. K. Temperance and General Provident Institution verdient die vollste Beachtung seitens der Lebensversicherungs-Gesell- schaft e n. Diese Anstalt ist auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit gegründet, hat also nicht das geringste Interesse, der einen Abteilung ihres Geschäfts ungewöhnliche Vorteile auf Kosten der anderen zukommen zu lassen. Ist 5* — ()8 — Abstiiienteii-Abteilung sehen wir l)ei einer anderen, englischen Lebensversicherung-soesellschaft. dem Sceptre, M bei welclier in den Jaln-en 1884 — 188'.) die entsprechenden Prozentzahlen 10(),8ö und 71. (i2 sind. Dieser Statistik der Todesfälle können wir die Statistik der Krankheitsfälle bei l'rinkenden und Temperenzlern gegenüberstellen, wie sie gewonnen ist einmal in der indischen Armee, und zweitens bei den englischen Krankenkassen. Während von 17.854 trinkenden Soldaten der indischen Armee jeder 7,28. Mann einmal Aufnahme im Lazarett fand, war dies von V)H40 Abstinierenden erst bei dem 14,47. Mann der Fall. Auf je 100 Trinkende der indischen Truppen kamen 10,20 Kraidvheitstage, auf je 100 Abstainers 8,64 Krankheitstage in der gleichen Zeit. ^) Zu einem ähnlichen Ergebnis sind die englischen Krankenkassen gelangt; in den .lahren 1884 bis 1889 fielen bei der Kasse „Sons of Temperance" auf jeden Arbeiter durchschnittlich 7,48 Krankheitswochen, in der gleichen Zeit l)etrug bei drei anderen Kassen (M. ü. Exp. Eural Towns and City distr., Mutual Experience Rural distr., und Foresters), welchen trinkende und abstinente Arbeiter angehören, die Zahl der Krankheitswochen für jeden einzelnen 26,18. ^) Es hieße den ^^'ert der angegebeneu, großen Zahlen ver- kennen, wenn wir nicht aus ihnen zum mindesten den Verdacht schöpfen wollten, daß der Alkoholkonsum auf die Gesundheits- verhältnisse des i\[enschen thatsächlich einen ungünstigeft- Ein- fluß ausübt. Freilich wird die größere Zahl der Todesfälle in der allgemeinen Abteilung der englischen Lebensversicherungs- gesellschaften, die größere Häufigkeit und längere Dauer der Krankheitsfälle bei den nicht abstinenten Mitgliedern der eng- lischen Krankenkassen und der indischen Truppen nicht direkt, und vor allem nicht ausschließlich auf den Konsum geistiger (ieträuke zurückzuführen sein : wohl aber scheint uns der die angeführte Statistik verläßlich. — und es ist kein Grund ersichtlich, hieran zu zweifeln, — so ergiebt sich aus derselben klar und deutlich, daß die totale Enthaltung von geistigen Getränken hin- sichtlich der Ver länger ung des Lebens eine sehr wichtige Rolle spielt." ') Smith, „Die Alkoholfrage etc." Tübingen, 189.5. p. 70. 2) Baer, a. a. 0. p. 278 ff. =•} Smith, „Die Alkohulfrage etc.". Tüb. 189;'). p. 75. — H9 — Alkoholgeuuß iusofern einen nngünstigen Einfluß auf die Gas und lieits Verhältnisse auszuüben, als er leichte Erkrankungen zu schweren, kurzdauernde zu langwierigen und schwere zu tödlichen machen dürfte. Wir haben in Deutschland, angesichts der allgemeinen Verbreitung der Sitte des Trinkens, die Möglichkeit nicht, diese Schlüsse durch eigene Beobachtung auf ihre Wahrscheinlichkeit hin zu prüfen, wenigstens nicht in Bezug auf den mäßigen Alkoholkonsum. In den extremen Fällen des Mißbrauchs geistiger Getränke hat die praktische Erfahrung am Krankenbette die Kichtigkeit dieser Schlüsse freilich längst außer allen Zweifel gesetzt. Immerhin aber existiert auch jetzt schon bei uns in Deutschland eine kleine Anzahl von Beobachtungen, aus denen hervorzugehen scheint, daß der ^'erlauf einzelner Krankheiten bei Alkoholentziehung ein milderer und prognostisch günstigerer sei, wie bei Fortsetzung des gewohnten Alkoholkonsums oder gar Steigerung desselben durch Verordnung von ("ognac und Champagner. Diese vereinzelten Beobachtungen sind gewonnen in Tempereuzsanatorieu und Irrenanstalten, und beziehen sich darum vorwiegend auf nervöse Krankheitszustände, besonders auf solche, in denen der Alkoliolkonsum eine ätiologische Kolle spielt. Als Beispiel sei das Delirium tremens angeführt. Smith^) hat in seinem Temperenzsanatorium bei Patienten, die mit aus- gebrochenem Delirium aufgenommen wurden, die Krankheits- erscheinungen bei sofort eingeleiteter, absijluter Abstinenz auf- fallend milde verlaufen, und bei anderen Kranken, deren Zustand den Ausbruch eines Deliriums als unmittelbar bevorstehend befürchten ließ, den erwartenden Anfall ausbleiben sehen. Doch wir verlassen mit diesen Erörterungen das engere Gebiet unseres vorgesetzten Themas. Nicht von der Berechtigung der Darreichung des Alkohols als eines Medikamentes wollten wir sprechen, sondern von dem Konsum desselben als eines Nahrungs- oder Genußmittels. Aus dem physiologischen Teil unseres Vortrages haben wir ersehen, daß der Alkohol vom *) Ebenda, p. 47 ff. und derselbe „Welche .Stellung sollen wir Aerzte der Alkoholfrage gegenüber einnehmen V" Berliner klin. Wochenschrift. XXXI. 1894. p. 855. _ 70 _ Standpunkt der Medizin aus ein Nahrungsmittel höchstwahr-- scheiulicli nicht ist: vom volkswirtschaftlichen Staud- punkt aus ist er es ganz sicher nicht. Denn wie verhalten sich Nährwert und Preis des Bieres zu einander? Nach von S trümpell's ^j Angaben erhält der Arbeiter in Bayern für 1 Mark etwa 4 Liter Bier ; diese 4 Liter enthalten reichlich gerechnet 240 Gramm Kohlehydrate und kaum 32 Gramm Eiweiß. Das Brot aber, welches er für 1 Mark kaufen könnte, würde mindestens 2000 Gramm Kohlehydrate und außerdem noch ca. 250 Gramm Eiweiß enthalten. Lii Bezug auf den Nährwert ist also das billigste Bier etwa 8 mal teurer als Brot, und noch weit teurer, als z. B. Kartoffeln, Erbsen und andere Nahrungsmittel. Auch die ärztlichen Gegner der Temperenzbestrebungen geben einstimmig zu, daß der Alko- holkonsum nur unter dem Titel des Genusses zu- lässig sei. Wir haben aber gesehen, daß der Konsum dieses Genußmittels nur gar zu leicht und gar zu oft zu einem unmäßigen Genüsse führt, über dessen nachteilige Folgen unter Laien und Ärzten Einstimmigkeit herrscht. Und weiter durften wir uns den wenigen, freilich heute noch nicht absolut sicher- gestellten, wissenschaftlichen Beobachtungen nicht verschließen, welche uns das physiologische Experiment, die klinische Er- fahrung und die Ergebnisse der anatomischen Forschung gelehrt haben. Diese Beobachtungen scheinen uns zu beweisen, daß der Alkohol ein P r o t o p 1 a s m a g i f t ist, daß auch der mäßige Genuß geistiger Getränke unseren Körper schädigt, indem er uns anderen Schädlichkeiten, vornehmlich schweren Erkrankungen gegenüber w e n i g e r wi d e r s t a n d s f ä h i g m a c h t u n d u u s e r e I n t e 1 1 i- geuz auf ein niedrigeres Niveau zu setzen geeignet ist, als ihr von Natur zukommt. Die angeführten, stati- stischen Ziffern mögen Ihnen einen Beleg aus der praktischen Erfahrung für die Wahrscheinlichkeit der gewonnenen theoreti- schen Anschauungen abgeben : die Statistik der Verbrechen einen Beweis für die schweren Schäden, welche aus dem MiJäbrauch '} von Strümpell, „L'ber die Alkuholfrage vom ärztlichen Stand- imnkt aus." Verhandl. d. Gesellsch. Deutscher ISaturf(trscher und Arzte : H5. Vers, zu Niirnberir. 189.?. Leipzig, 1894. I. p. !>i). — 71 — der berausclieiideii eoffr.) . Europa. Vorderasien. terruni e(irM/ni/??iScbreb. luyii- hastatus »Teofir. I Mittel- und Südeurupa. trmjatiis Hodgs Nepal. Indien. f'uniiijatus Rüpp Ägypten. Nordostafrika. nippon Temm Japan. Gattung Triaenops Dobs. pf.rsicus Dobs .Scliiras. Gattuug Phyllorhina Bp. tridens Geoffr Ägypten. Familie Nycteridae. Gattnnsr Nycteris Geoffr. hispida (Schreb.j Ptrs Ägypten, ganz Afrika. thebaica ^Teoffr Ägypten. nlhinjitcr A. Wagn Ägypten. bs. ? scn'cen Hedenb. . (hi-)iexnini Teniiii. aiiihriiia Teinm allen u(i((i M.-E leucodon Kenn, (uu'crunis rhr//sot/iora.r Deline Injdruittinn Costa ':' (jüldenstädti Pall ? pusilla Gmel. . . . araneus Sclireb. . . . tJiomcica (Savi) Bp. paclff/anis Küst. ))iaiirit(iiiica Poniel . finnigata Fil imnrcolois Pall. I'all.) Fatio China. Japau. Afghanistan. Mittelnieerländer. Nordafrika. Amurland. Oberägypten. Japan. Japan . Mupin. Ganzes (lebiet. Deutschland. Süditalien. Transkaukasien. Nordpersien. Ganzes (4ebiet. Italien. Sardegna. Nordafrika. Transkaukasien, Persien. Südru Bland, Krim. plegans M.-E. Gattung Nectogale M.-E. . . . Mupin. piilcltplUis Lclit. Gattung Diploinesodoii Brdt. Südostrußland. Centralasien. Gattung' Sorex L. (dpinus Schinz Pyreuäen,Alpen,Karpatheny Apennin. (inii)iorii Bp Apennin. intoinediits Corn Lombardei. cijl/ndr/ra/(da M.-E Mupin. inilyarish. {tetragonurus }i^Ym.) Ganzes Gebiet. fodieus Bellst Deutschland. ercDfita Bchst Deutschland. citulcularia Bchst Deutschland. pallidits Fitz Oesterreicli. — 80 — coronatiis :Millet Westfrankreich. eoncinniis Wagi. Bayern. rhinolophus Wagl Bayern. castaneus Jenyns England. lahiosm Jenyns England. lyygmaeus Fall Nord- und Mitteleuropa, Sibirien. pumilus Xilss Südscliweden. rusticus Jenj'ns England. hibernicus Jenyns .... Irland. gmelini Fall Südrußland. quadraticauda M.-E Mupin. nucpdcidaius Dobs Amurland, Sachalin. (rattuug C'rossopus Wagl. fodiens Fall, {danbentoni Erxl, hicolor Shaw , hygropbilus Pall.) Ganzes Gebiet. carhmtits Herrn Elsaß. remifer E. Geoffroy .... Nordfrankreich, Belgien, . , Deutschland. ciUatus Sow Westeuropa. Oattang Auorosorex M.-E. squaniipes M.-E ^Mupin. Setchuan. Familie Talpi ae. (»altuiig rropsihis M.-E. soricipes M.-E ^lupin. (rattuug l'rotrichiis Temm. talpoides Temm Japan. Gattung Mygale C'nv. moschata (L.) Pall. {mitscovita E. Geoffroy) Don. Wolga, Ural Central- asien. jjyrenaica E. Geoffroy . . . Pyrenäen, Nordspauieu, Nord Portugal. — 81 — Gattung Scaptonyx M.-E, fiisicauda M.-E Westchina. (iattiiiig Scaptochirus M.-E. moschatiis M.-E ]\[ongolei, Nordwestchina. davidianus M.-E Akbes, Syrien. Gattnug Talpa L. longirostris M.-E lunerchina. europaea L Europa, Xordasien. caeca Sa vi Südfraukreicb. Italien, Syrien. leptura Thomas China. mizura Gthr Japan. Gattang Mogera Pornel. tüogura Teram Japan, Amiirländer. rohusta Xehring Südostsibirien. Vierte Ordnung: Nager, Rodentia. Erste Abteilung: Glires. Familie Sciurldae. Gattung Pteromys Cuv. volans L. {Sciuwptenis) . . . Xordeuropa. Xordasien. russicKs Tiedem Europäisches Rußland. sibericus Desm Sibirien. momoga Temm Japan. Gattung Sciurus L. lis Temm Japan. davidianus M.-E Peking. vulgaris L Europa, Xordasien. niger Erxl Europa, Xordasien. alpimis F. Cuv Alpen, Pyrenäen. italicus Bp. ........ Italien, Griechenland. calotus Hodgs Sibirien. Clüna. varius Pall Kamtschatka. caucasicus Pall Kaukasus. 6 — 82 — anomalus Güklst Georgien. ? persicus Erxl Persien. hisionciis Gray Kleinasien. ftattiiiig Xprus Henipr. Elirbg. getiihts L. . Marokko, Algerien? trivittatus Gray Mogador. syriacus Hempr. et Ehrbg. . . Vorderasien, nissatus A. Wagn Palästina. fulims Blanf Persien. G.attung Tainias 111. asiaticus Gmel. {siriatus Pall. nee L., pallasi Baird) . . Nordscliweden, Nordrnßland, Sibirien, Japan, Nord- amerika. nthensis Pall Ostsibirien, fJattuiig" Spermopliilas F. Cuv. empetra (Pall.) Schreb Sibirien. p/iaeog7iathi(s Rieh. .... Asiatisches Ufer der Berings- straße. kennicoti Roos ? Kamtschatka. eversinanni Brdt. {aUaimis Eversm.) Sibirien. citillus L. {germanicus Briss.) . Ostenropa von Böhmen und Schlesien ab, Sibirien. wuhdatiis Temm „ ßarescens Pall. „ guttatiis (Pall.) Temm. . . . Südrußland, Sibirien bis zur Lena, leucostictus Brdt Westsibirien, daitricus Brdt Daurien. fulviis Lcht Slidrußland, Sibirien, Central- asien, turcomanus Eichw Transkaspien. concolor Is. Geoffr Persien. leptodaciylus Lcht Transkaspien. rufesrens Kej'S. \W. {tDidif Infus Eversm.) Südural. — 83 — erythrogenys Brdt Altaigebiet. musicus Meuetr Kaukasus, Georgien. ccanthoprymnus Benn Kleiuasien, bis Turkestau. mHgosar?cushc\\t.(ljrfn'(YtH(lnBv({t.) Siidiußland bis Tnrkestan, Sibirien, Mongolei. intermedius Brdt Sibirien. mongolicus M.-E Mongolei. alaschanus Przw Alasclian. obscurus Przw Tibet. (rattung- Arctomys Sclireb. niantiotta L Alpen, Tatra. lieniachalanus: .Terdon Tibet. aureus Blanf. . Buchara. robustus M.-E. . Mupin. hohac Fall Asien bis zum Dniepr. baibacimis Brdt. Altai. Jiimalaijanus Hodgs Himala3'a bis Turkestan. tatariciis James Turkestan. (Kckrous Anders Afglianistan. camtschnticus Brdt Kamtschatka. Familie Castoridae. firattung Castor L. fther L Europa, Vorderasien,Sibirien, Nordamerika. Familie IVlyoxidae. Gattung- Myoxus Sclircb. (jlis L Mitteleuropa bis zum Kau- kasus. (rattuiig Muscardiuns Kaup. avellanarius L Mittel- und Südeuropa. (xattiuig Eliomys A. Wagii. nitela Fall, {fjuereinus L.) . . Mitteleuropa. drt/as Schreb Osteuropa, Sibirien. nitiduius Fall Kaukasus. 6* — 84 — 'pichis Blanf Persien. elegans Temm. {lasiotis Thom.) Japan. mclannrns Wagn Palästina, Sinailialbinsel. minnbtjamts Pomel Algerien. Gattung- Bifa Lat. lerotina Lat Algerische Sahara. Familie Muridae. Gattnu^ Sminthus Keys. Bl. vagiis L Osteuropa. betnUmis Pall Osteuropa. subtUis Pall Osteuropa. Uneatus Lcht. {loriger Nordm.) . Sibirien. Gattung Gerbillus Desm. incKciis Hardw Vorderindien bis Syrien. taeniurus Wagn Mesopotamien, Syrien. persicus Blanf Persien. robustns Rüpp. (nee Wagner ueque Loche) Ägypten, Nilgebiet. aegyptius Desm. {gerbillus Oliv.) Ägypten bis Senegambien. olivieri Cuv Ägypten. dasyiirus Wagn Arabien, Somaliland. longicaudiis Wagn Ägypten. na7ius Blanf Beludschistan. selysi Pomel Algerische Sahara. ginjoni Loche Algerische Sahara. richardi Loche Algerische Sahara. schousboei Loche Algerische Sahara. rencmlti Loche Algerische Sahara. campestris Loche Algerische Sahara. deserti Loche Algerische Sahara. gerbei Loche Algerische Sahara. miniitus Loche (nee Blainv.) . . Algerische Sahara. Gattung Rhombomys Wagn. {Merioiics P.rdt.). shatvi Duvern Nordafrika. opiii/us Tvcht. {pallidus Wagn.) . Siidostrußland.Transkaspien, Südsibirieu. — 85 — crassus Simd Sibirien. enjtkmriis Gray (uec Jerdon) . . Kleinasieu l)is Afghanistau. Imriayiiae Jerdon Beludschistan, Vorderindien. iamaricinus Pall. (nee Eversm.) . Südostriißland,Transkaspien. pyramidum Geofir Oberägypten, Xubieu. meridianus Pall Transkaspieu. longipes Pall Transkaspieu. fidvus Eversm Transkaspieu. caucasius Brdt Kaukasus. ungnicidattis M.-E Nordchina, Mongolei. psammophilus M,-E Xordchiua, Mongolei. cryptorkhiKs Blanf Turkestan. collium Severtz Turkestan. tnelanuvus Rüpp. {libycus Lclit.) Sinaihalbinsel, libysche Wüste. nitidus Wagu Ägypten. longifrons Lat. Sahara. (lattnng: Psainmomys Crsclim. ohesns Rüpp Nordafrika bis Ägypten. mtjosurus Wagu Syrien. tviidairei Lat Sahara. Gattung Pachyuromys Lat. duprasi Lat Algerische Sahara. Gattuug Nesokia Gray. indica rar. grifßthi Horsf. . . . Afghanistan, Indien. huttoni Blyth Afghanistau, Beludschistan, Indien. scuJhji W.-Mas Turkestan, Kaschgar. boettgeri Radde Walt Transkaspieu. brachgura Przw Centralasien. (Tattiing' Cricetiis Ctiv. fruineutariHS Pall. {cricetns L., vulgaris Desm.) Mitteleuropa vom Hhein bis zum Ob. arenarius Pall Südrußlaud, Sibirien. songarus Pall Südsibirieu, Turkestan. — 86 — eversmanni Severtz West-Turkestan. accedida Fall Südostrußlaud. migratorhis Fall Erzerum? murinus Fall Turkestau, Sarepta? nigricans Brdt Südosteuropa, Balkaiihalb- insel,Kleinasien,Kaukasus. Cxattiiiig Cricetulus M.-E. IJhaeus Fall, {isabellimis de Fil.) Südrußlaud bis Turkestan. fiilvus Blanf Turkestau. furunculus Fall Daurieu. griseus M.-E Mougolei. obsciirus M.-E. . .' Nordchiua. longicaudatus M.-E Nordchiua. miratus G. R. Waterli Aleppo. ? fioscatus Brdt ? Gattung Mus L. caraco Fall Ostsibirieu, Nordwestcliiua, decumanus Fall Ganzes Gebiet. rattus L Ganzes Gebiet. latipes Beuu Kleinasieu. alexandrinus Elirbg Mittelmeerläuder. teciorum Savi Italien, Südspauieu. humiliatus M.-E Nordcliina. griseipectiis M.-E Chiua. ouang-thomae M.-E Mupiu. variegatus E. GeolTroy (5r/<705 Gray) Ägypten, Xilgebiet, Arabien. niloticiis E. Geoffroy .... Ägypten. bat'barus L Nord- und Ostafrika. inijstacinas Danford Kleinasien. chamaeropsis Loche Südalgerien. rehondi Loche Algerien. gentilis Brants Ägypten, Abessynieu. nexumi Temm Japan. niohssimis Temm Japan. jüumbeus M.-E Feking. rtitiscidus L Ganze Erde. incertus Savi Italien. — 87 — poschiavinus Fatio Piisclilav. axoricus Scliinz Azoren. alginis Pomel Algerien. hagi Gr. R. Waterh Marocco. abbotti G. R. Waterh Kleiuasieu. hortulanus Nordm. inordnianni Kej^s. Blas.) Südriißlaud. arffl(i.r Pall. di/boirshii Cherskey iutennedius Scully armandi M.-E. . fontainieri M.-E. spüunis M.-E. . fuscocapillus Blytli Gattung Siplincus Itraiits. Südsibirien, Mongolei. Ostsibirieu Afghanistan. Mongolei, Nordwestcliina. Peking, Nordchina. Nordchina. Afghanistan, Persien ? Familie Spalacidae. Uattuug Rhizomys (iray. sinensis Gray Mittelchina. vestitus M.-E Mupin. (xattuiig Spalax (rüldst. tijphlas Pall Südostenropa, Balkanhalb- insel, Vorderasien. xanthodon Nordm Kleinasieu. pallasi Nordm Syrien. Familie Dipodidae. Gattung Dipus Gmel. sagitta Pall. {prientalis Erxl.) Nordasien bis zur Wolga. proximus Fairm Uralsteppe. Jagopiis Lcht Turkestan. aegtjptias Hassel^ Nordafrika bis zur Siuai- halbiusel. gerboa Ol Nordafrika. inauritanicus Duv Nordafrika. deserti Loche Sahara. darricarreri Lat Algerien. hu'ttjßes Lcht Arabien, Ägypten. macrotarsiis Wagn Vorderasien. loftusi Blauf Mesopotamien, Südpersien. telum Lcht Wolga, Transkaspieu, Süd- sibirien. J — 91 — (wattuiig Alacta^a F. Cuv. tetradactijlns Lclit Ägypten, Libysche Wüste. jacalas Pall. {alactcuja Ol.) . . Vom'Dou bis zum Altai. €ler((inanifs Lebt Von derWolga bis zum Amur. vexillarius Eversm Transkaspien. aukicotis Wagu Arabien. spicidum Lcht Sibirien. ammlatus M.-E Mongolei. elater Lcht Kirgisensteppe. saltator Eversm Altai. acontion Pall. {pygmaeus 111.) . . Sibirien. hcdticus Illig Sibirien. indicus Gray Südpersien, Afghanistan. bactnanus Blyth Afghanistan. Grattuug Euchoreutes Sei. naso Sei. . . , Yarkaud. dJattung' Platycercomys Brdt. platijuras Lcht Turkestau. Familie Octodontidae. Gattung Ctenodactylus Gray. guiull Pall. {massonii Gray) . . Nordafrika. Cirattuug Massoutieria Lat. mxabi Lat Sahara. Familie Hystricidae. (liattuug' Hystrix L. vi'Lstata L Nordafrika, Süditalien,- Vor- derasien bis Transkaspien. leuciirus Sykes ... ... Turkestan bis Indien. Familie Lagomyidae. Gattuiig Lrtgomys (t. Cuv. ogotona Pall Ostsibirien. fffphuts Pall Sibirien, Kamtschatka. hyperhot'eiis Pall Tschuktschenland. — 92 — pusillus Fall Wolga bis Ob. iwpaleiisis Hodgs Tibet. tibefanu6 M.-E. . . • . . . . Mupin. ladarensis Gthr Ladak, Usttuikestan. roijlei Ogilb '. Turkestau bis Xordiudieu. hodgsoni Blyth Afghanistan. auritus Blanf Yarkand. macrotis Gtlu' Turkestan. griseus Blanf Kuenluen. rutilus Severtz Turkestau. rufescens Gray Per.sieu, Afgliani.stan. litoi'aUs Ptrs Tschuktschenland. erythrotis Büchu Ceutralasien. daiiricus Büchn Daurien. melayiostomus Büclin Ceutralasien. riifus Przw Centralasien. kosloui Przw Centralasien. Familie Leporidae. (»attung Lepas L. i'iiriahUis Pall Xordeuropa. arktisches Gebiet. canescens Nilss. . hihernU-H.s Yarr. . (ilpinus Schinz mandsckuricus Eadde hrachyavuH Temm. finiidiis L. ... campicola Schimp. . hybridus Pall. mediterraneus AVagu. meridionalis Gerv. . granatensis Schimp. judaeae Graj' craspedotis Blanf. lehmanni Severtz. . pamirensis Gthr. ijarkandensis Gthr. . stoUcxkaims Blanf. . Siidschweden. Irland. Alpen, Pyreuäen. Südostsibirien. Japan. Mittel- und Südeuropa. Italien. Astrachan. Mittelmeerläuder. ( orsika. Südspanien. Palästina. Beludschistan. Turkestau. Pamir. Yarkand. Turkestan. — 93 — Jii/psi'bius Blanf Turkestan. tibetanus Waterli Tibet. tolai Pall Slidsibirien. oeostolus Hodgs Nepal, Himalaya. palUpes Hodgs Tibet, Turkestau. ornanensis Thomas Arabien. t'uftcaiidatKS Is. Geoffr. {ma- crotis Hodgs.) Afghanistau. Vorderindien. shiensis Gray China. ffegtjjjfitis E. Geoflfi'oy .... Ägypten. Xubien. syriacus Hempr. et Elu'bg. . . Syrien. Kleinasien. sinaiticus Hempr. et Ehrbg. Sinaihalbinsel. Slidpalästina. arabiciis Hempr. et Ehrbg. . . Arabien. isahellhuts Crschm Sahara. Ägypten. pi/hoici Przw Tibet. frattung Caniculns Gray. cioiieidtts L Siidenropa, Nordafrika. alginis Lereb Algerien. Fünfte Ordnung: Carnivora. Familie Ursidae. Oattang Ursus L. mafifinufs {ThnlassiarcJiNs) L. . Polargebiet. (ti'cfus L Europa. Nordasieu, Nord- amerika. pyretHÜcus Schinz .... Pyrenäen. Nordspanien. coUaris luv Rußland. longh'ostris Eversm. (cadaverinus Pall.) Nordeuropa. sijnacus Ehrbg Libanon. thibetanus G. Cuv Himalaya, Tentralasien. gedrosianus Blanf Beludschistan. isabellinus Horsf Himalaya. pniinosus Blanf Beludschistan. leticom/x Severtz Turkestan. lagomyarius Przw Tibet. ? f croirtheri Schinz Atlas. — 94 — Gattung Aeluropus M.-E. vielanoleueus M.-E Mnpin. Gattung Aelams F. t ar. ftihfenA F. Cuv Himalaja. Tibet. Familie Mustelidae. Gattung Meles Storr. tax US Bodd Europa. Xordafrika. canescens Blanf Vorderasien. atuikunia Temm. {amurensis Schrencki Japan. Amurgebiet. leuairiis Hodgs PekingbisHinterindien, Tibet. alöogulan'sBlyth leucolann u.s M. -E . . obscwus M.-E.j Mongolei, Südchina. Tibet. Gattung Zorilla Is. Geoffr. libyca Hempr. et Ehrbg. {caiUanti Loche) Nordafrika, Vorderasieu. Xil- gebiet bis Abessynien. Gattung Gulo Storr. Jiisrus L Polargebiet. Gattung Martes Ray. ahietutn Ray (marfes L.; . . . Europa, Nordasien. altaicK-s Pall Südsibirien. faf/ot'um Ray (fohia Briss.j . . Europa und Asien bis Süd- china. xiheU'nifi L Sibirien, Amurland, Nord- japan. flan'gula Bodd. {hardicichei Horsf.) Tibet, Südchina. melampuM Temm Japan. Gattung TisoD Grajr. lufreola L Nordeuropa, Nord- u. Mittel- asien, Nordamerika, sihirir-us Pall .Sibirien. — 95 — mupinensis M.-E Mupin. canigula Hodgs Tibet. hodgsoni Gray AfghanistaD. subkemachalanus Hudgs. . Tibet. Nepal. itafsi Temm Japan. davidiaiius M.-E Kiengsi. China. (rattuig Foetorius Keys. {Putorius Cht.) jiHtorius L. {typus Cuv.) . . Europa, Asien bis ^ttelchina. furo 'L Südeuu'opa. evet'smanni Less Sibirien. Centralasien. sannafU'iis Fall Sndosteuropa, Vorderasien. Gattung Mastela Nilss. ermineff L Eui-opa. Asien bis Mittel- china. Japan. Nordamerika. numidiea Puch. {africaua Pom.) . Xordafrika. Malta. vulffat'is Briss Europa. Asien, Japan. Nord- amerika. hoeeamela Bebst Mittelmeerländer. suhpahnata Ehi'bg Ägypten. altaiea Pall Südsibiiien. intermedia Severtz. . . Turkestan. stolicxkana Blauf Chinesisches Titrkestan. fontana M.-E Mupin. alpina Radde Ostsibirien. Gattnnsr Lntronectes Gray. u'hiteleiji Gray Japan. Gattansr Latra Erxl. vuUjaris Erxl Ganzes Gebiet. angustifrons Lat Algerien, Oattnns: Euhydris Fischer. iiun'hm Steiler^) Beringsmeer. ') Nur als Skelett vorhanden. — 96 — Familie Canidae. Gattung Cauis L. alpinus Fall, nee Forsyth Major Südsibirien. fupt(s L Europa, Sibirien bis zum Altai. lycaon Erxl Pyrenäen. Icmiger Hodgs. [chanco Gray) . Tibet. liodophylax Temm Japan. eldoni Przw Tibet. ffuretfs {Lupulus) L Südosteuropa, Yorderasien. (uitlnoi {Lupulus) L. ... Nordafrika. Oattungr Nyctereutes Temm. riverrinus Temm. [pwcyonoides Gray) Ostsibirien, Amurland, Japan, Nordchina. Grattnng Vulpes Briss, Vitlgaris Briss Ganzes Gebiet. melauogaster Bp Italien. nilotieus Geoffr Ägypten. atlanticiis Wagn. {cdgeriensis Loche, meditermneus Autor.) Nordafrika. moiitanus Pearson Centralasien. griff itki Blyth Afghanistan. ffiffopiis {Leucocyon) L. . . . Arktisches Gebiet. coi's<(c [Fennecus) L Asien bis zur Wolga. karagan {F.) Erxl Turkmenensteppe bis zum Ural. canus (F.) Blanf Beludschistan. famelicHs (F.) Rüpp Vorderasien, Ägypten, Nord- afrika. leucopus {F.) Blyth Persien, Tibet, Pendschab. ^erdo (F.) Zimm Nordafrika, Sinaihalbinsel. fert'ilatus (F.) Hodgs Tibet. Familie Hyaenidae. Oattiing Hyaena Zimm. sfrffffa Zimm Xordafrika, Vorderasien bis Turkestan, Indien, Afrika. — 97 — Familie Viverridae. Uattuiig Geiietta (i. Ciiv. rtfif/a ris Le^^on Nordafrika, Sii(lspanieu,Siul- frankreicli. afra F. Ciiv Nordafrika. bo77apartei Loclie Nordafrika. Gfattuiig- Herpestes III. 2)haraoiiuinL-dce]).{icJineumo)i L.) Nordafrika, Ägypten. tviddringtoni Gray Südspanien, Marokko. numidicus {Mangusta) Ciiv. . Algerien. persicus Gray (= aiireupunctatus Hodgs. var.) Persieu, Afghanistan. urra Hodgs •. . Südasien, Afghanistan. Familie Felidae. Gattung Cynaelnrus Wagl. Jubatiis Schreb Afrika,Vorderasien b. Indien. Oattuiig Felis L. a) Untergattung Uncia Schreb. leo L Nordafrika, Mesopotamien. persica Sws Persien, Indien; Lykien? tigris L Centralasien, Cliina. pat'dus L Nordafrika, Vorderasien; Afrika und Indien. tulliana Val Kleinasien. uncia Schreb. {irbis Ehrbg.) . . Südsibirien. superba Przw Tibet. humilis Przw Tibet. diardi Desm. {macroscelis Gray) . Hinterindien, Südchina bis Mupin. b) Untergattung Felis s. str. Hbyca Oliv, (caffra Desm.) . . . Vorderasien, Nordafrika, Sardinien? ehatis Rüpp. nee Güldst. . . Syrien, Sinaihalbinsel. manid Pall. ... ... Nordchiua bis zum Ural. tristis M.-E Setschuan, China. 7 — 98 — scripta M.-E Setscliuau, ^Iiipiii. rhatis Giildst. iiec Riipp. (catolijn.r Pall.) Ägypten bis Centralasien. {'filiffata Temm Yorderasien. caudaia Graj^ {servaUna Giildst.) . Uralo-kaspisclie Steppe, Turkestau. shaiviaud Blaiif Turkestan. rafffs L Europa, Westasieu. Hcrval L Nordafrika, Sahara. Gatluug Lynchus Gray. {Li/nx Geoffr.) caracal Giiklst Vorderasien, Nordafrika. rcrraria Tenini Ural, Persien. hoi'ealis Temm. {canndensis Desm . ) Skandinavien, Nordamerika. jKn'dina Temm Siideiiropa, Kleinasien. Ijjn.K' L Nord- und ^Mitteleuropa. aijgar Przw Tibet, unicohr Przw Tibet. Sechste Ordnung: Pinnipedia. Familie Trichechidae. (xattuug- Tiichechus L. rosiHarus L Nördliches Eismeer. Familie Phocidae. Gattung' Phoca («ray. vituUna L Atlantischer Ocean. ? easpica Nilss Kaspisches j\Ieer, Uralsee, Baikalsee. f/roeulffitflirff Müll Nördliches Eismeer. foetida Müll Nördliches Eismeer. (ialtuiifj Halichoerus Nilss. (jfupus Nilss Atlantischer Ocean. Gattung Cystopliora Nilss. r)'isfaf(t Erxl Atlantischer Ocean. (ihnhiifffft ("rschm Atlantischer Ocean. — 99 — Gattung Calocephalus F. Cuv. anneUatus Nilss Ostsee, JKU'hafus {Erignathus) Müll. . . Nordatlantisclier Oceaii. Oattniig: Pelagius F. Cuv. iHOiiffcJitfs F. Cuv. {albiventer Bodd.) Mittelmeer. Siebente Ordnung: Ungulata. Erste Abteiluiii»-: Perissodactyla. Familie Equidae. Gattung' E(|uus L. heniionus Pall Transkaspieu bis Vorder- indien. prxeu'alskii Poliakoff Centralasien. onager Briss. Vorderasien. Zweite Abteilung: Artiodactyla ruiuiiiautia. Tribus Cavicoriiia. Familie Bovidae. Gattuug- Bison Sund. europaeus Sund, {bonasus L.) . Litthauen, Kaukasus. Gattung- Poephagus Wagu. gvunnieiis L Tibet. Gattung Oryx Blainv. ?le7icori/x Pall Sahara, Arabien. beatrix Gray Südarabien. Gattung Addax (Raf.) Gray. nasoitiaculatus Gray . . . Sahara, Nubien. Gattung Gazella Blainv. doreas L Nordafrika. arnhiea Elirbg Arabien, Vorderasien bis Indien. tnhorv Beuu ?Marrokko. kerella Pall. {corinna Loche) . . Algerien. loderi Thos Sahara. — 100 — rufi?ia Thos Sahara. muscafensis Brooke Süclarabieu. siibgiittiirosa Güldst Persien, Kleiuasieii, Trans- kaspien. fTattmi^ Saiga Gray. tafat'ica L. {saign Pall.) . . . Südrußland, Sibii-ien. (iJattunfj: Pantholops Hodgs. JuHJysoni Abel I'ibet. (lattuog' Alcelaplius Blainv. buhafis Pall. {Bubalus mmn-ita- nicus Rüpp.) Sahara, Nordafrika. Uattniig Nemoriiioedus H. Sui. (ßoral Hardw Himalayagebiet. cfispas (Kemas) Temra. . . . Japan. Gattung Rnpicapra H. 8m. trayus Gra}" Alpen, Karpathen. pyrenaica Scliinz Pyrenäen, Xordspanien. Gattung Capra L. ihex L Alpengebiet. hedeu Wagn. (sinaifira Hempr.) Sinaihalbinsel, Vorderasien. pyrenaica Schinz [liispanica Seh.) Pyrenäen. Siidspanien, Serra de Gredos und Portugal. aegagrus Gmel Archipel, Vorderasien. picta Ehrh Autimelos. dorcas Reich Ginra. auudüiea ]\Ia]tz. . . . . Kreta. caiicasica Güldst Kaukasus. sibirica Meyer {Idmalayana Schinz ) Altai bis Himalaya. dauvergnei Sternd Kaschmir. falconen Wagn. {megaceros Hutt.) Afghanistan, Kaschmir. Gattung Procapra Hodgs. JeniJatra Hodgs. (Thar) . . . Himalaya. jfirfiraffda Hodgs Tibet. jayahari Tlios Oman. — 101 — (iattuiig Ovis L. musinioii' Schreb Sardinien, Korsika. tragelaphiis Desm Nordafrika. ophion Blytli {cyprins Blas.) . . Cyperu. gmelini Blytli {? orientalis Gmel.. anatolicus Val.) .... Kleinasieu, Persien. polii Blytli Pamir, Nordtibet. kareliui vSevertz Alatau. argali Pall. {arkal Brdt.) . . . Südsibirien, südöstliche Mongolei. heinsii Severtz Tokniak. nigrimontamis Severtz Karatau. nivicola Eschr Kamtschatka. dalaUfunae Przw Tibet. hodysoni Blyth {ammonoides Hodgs.) Tibet. brookei Ward (= Jiodgsoni X vignei) Kiieulueu. vignei Blyth (ci/doceros Hutt.) . Westl. Himalaya bis Persien. hlanfordi Hiime Afghanistan. nah Ufa Hodgs. (Pseudois) . . Tibet. hurrhcl Blyth Himalaya. darwiui Przw Tibet. Tribus Solidicornia. Familie Cervidae. Gattung Moschus. niosrhi/ci'ifs L Asien, nördlich des Himalaya, Sibirien. (irattuiig Ccrvus L. davidicDius {Klaphuriis) M.-E. . . Mandschurei. . sika Schleg. {schlegeli Heude.^) Japan, China. mantschuricus Swinh Mandschurei. ehtpht(s L Europa, Kleinasien, Sibirien. corsiciis Bp. (harlmrus Beun.) . Korsika. Nordafrika. ') P. Heude hat ('i-rciis si/iu zu einer eigenen Gattung Silca erhoben, in welcher er 37 Arten unterscheidet, die aber meistens noch nicht genügend charakterisiert und nirgends abgebildet sind. — 102 — unicolor Bebst Himalaya. cashmiriamis Falc Kaschmir. jnaral Ogill) Persien. caucasiciis [caspicus Brooke?) . Transkaukasien. eustcphauus Blauf Thiausclian. xanthopygus M.-E Innerasien. lühdorfi Bolau Amiirland. dijboicsldi Tacz Ceutralchiua. affhüs Hodgs Himalaya. aJbirostris Przw Tibet. duvauceli Cuv Himalaya. kopschii Swinli Centralcbina. Gattuug- Daiiia H. Siu. dama L. {vidgaris Gray) . . . Südosteuropa. mesopotamica Brook Vorderasien. Gattuug Hydropotes Swinli. inermis Sws Inseln des Yang-tse-kiang, Korea. Gattung Capreolus H. Sni. <-fipveolus L Europa, Yorderasien. piiganjus Fall Sibirien. magnus Przw Inuerasien. Gattung Alces H. Sm. maehlis Ogilb. (antiquorum Rüpp.j Skandinavien, Rußland. Gattung Raugifer H. Sni. tarciiidus L Boreales Gebiet. Familie Camelidae. (Gattung Camelus L. hactriamis L Inuerasien. Dritte AI»tlieiluiig: Artiodactyla iioii rumiiuiiitia. Familia Suidae. Gattung Sus L. srrofa L. fcra Ganzes Gebiet. kucomgstax Temm Japan, Mandschurei. — 108 — Achte Ordnung: Cetacea. Familie Delphinidae. (liattuHg' Moiiodou L. luonoceros L Arktische Meere. (Tlattuiig' l)elpliiiiai»tonis Lsiccp. leueas Pall Arktisches Meer. rhinodon Cope decUvis Cope angiistatus Cuv Gattung Phocaena Cuv. comininits Cny Nordatlantiscliei- Ocean. (Tatlnnir Neoineris Hvay. pJiocaenoides Cuv. (melas Schleg.) Japaiiisclies Meer. (Tattung- Orca (Ti-ay. gladiator L Alle Meere. Gattung Pseudorca Reinh. crassidens Ow Europäische Meere. Gattung Globiceps Cuv. nielas Traill Alle Meere. Gattung Grampus Gray. griseus Cuv Atlantisches und Mittelmeer. Gattung Lageuorhyuchus Gray. albirostris Gray Nordatlautischer Oeeau. Gattung Delpliinus L. delphls L Mittelmeer imd Atlantischer Oceau. Gattung Tursiops Gerv. tirrsio Bonn Nordatlantischer Ocean. Die nicht fettgedruckten Arten fehlen in dem Museiuu der Sencken- bergischen Gesellschaft und ihre Erwerbung wird angestrebt. 105 — Die Neuroptera-Faiina der weiteren Umgebimg von Frankfnrt a. M. Vun Dr. L. von Hey den, k. Major a. D. Im Anschluß au meiue frühereu Hymeuopterologischeu Beiträge gebe ich hier eiue Aufzähluug der Neuroptera meiner Sammluug (iu ihreu älteren Beständen vou meinem Vater Senator Dr. V. Heyden, gestorben 1866, und von ihm den Spezialisten Schneider-Breslau und Dr. Hagen zur Revision vorgelegt). Die so schwierige Ordnung der Neuroptera hat stets nur ver- hältnismäßig wenige Bearbeiter gefunden. Friedrich Brauer und Franz Low haben in den Neu- roptera austriaca^ Wien 1857, eiue Zusammenstellung der älteren Litteratur gegeben. Hervorzuheben sind hier als Eiuzelwerke die beiden Arbeiten von Pictet über EpJicmerines und Perlides, sowie von Schneider über Chnjsopa und Raphidia, Selys-Long- champs und Hagen über Odonata. In letzterer Zeit haben sich besonders Schweizer Entomologen um die Neuroptera-Fauna der Schweiz verdient gemacht : M e y e r - D ü r : 1) die Neuroptera- Fauna der Schweiz, in Mitteilungen der Schweizer. Entomolog. Gesellschaft 1874, pag. 281—436. 2) Derselbe: Berichtigungen und Ergänzungen hierzu. 1880, pag. 9 — 13. 3) Übersichtliche Darstellung aller bis jetzt in der Schweiz einheimisch gefundenen Arten der Phryganiden. 1881, pag. 301—333. 4) Seltene Libellen der schweizerischen Fauna. 1884, pag. 52— 55. E. Liniger: Die Odonaten des bernerischen Mittellandes. Ebenda 1881. pag. 215 — 230. Gr. Schoch: 1) Analytische Tabellen zum Be- stimmen der schweizerischen Libellen. Ebenda 1878, pag. 331^ — 352. 2) Ephemerella ignita Poda. Eine pädogenetische Eintags- fliege. Ebenda 1884, pag. 48 -50. 3) Über ein neues Phryganeen- — 106 — gelmuse, pag. 50— 52. Fr. Eis: 1) Beiträge zur Kenntnis der schweizerischen Trichoptereu. Ebenda 1889, pag. 102—145. 2) Notizen über schweizerische Neuropteren. p]benda 1890, pag. 194 — 207. 1885 nnd die folgenden Jalire veriyffentlicliteu als Beigabe zu der genannten Zeitschrift Schocli und Ris die Nenroptera Helcetiae und zwar bearbeitete ersterer die Planipetinia und PerUdae, letzterer die Odonata. Ein weiteres ganz hervorragendes Werk ist Mac Lachlan, Monographie Revision and Synopsis of the Trichoptera of the European Fauna, with 59 plates. London 1874 — 1880 with additional Supplement, 7 plates, 1884. Ich gebe nun hier eine Aufzählung der Familien meiner Sammlung, mit Ausschluß der Psocidae (Holzläuse), die noch nicht geordnet und nach den neuesten Arbeiten bestimmt sind nnd der Odonata (Libellen), die zum größten Teil bei mir durch Raubinsekten zerstört wurden. — Fr. bedeutet stets Frankfurt. In der Sammlung der Senckenberg-Gesellschaft sind eine Anzahl Arten aufbewahrt, die Theodor Passavaut bei Fr. (leider ohne nähere Bezeichnung) fand. I. Pseudoneuroptera. I. Psocidae (^Holzläuse) fehlen. IL Perlidae (Florfliegen). a) Perlidae verae. (Mit Schwanzfäden.) Dictjopteryx Pictet. Zwischen Radius und seinem Sector im Apicalteil mehrere (^ueradern. oft ein unregelmäßiges Netzwerk an der Flügelspitze bildend. 1. D. microcepluila Pict. Uas einzige Exemplar der hiesigen Gegend fand ich selbst vor fast 50 Jahren Mitte April bei Rödelheim. Sonst besitze ich nur alpine Exemplare. Isoy-cnes Newiuaii (XephcJion Pict.) 2. J. iiuhccida Xewm. Der sector radii außerhalb der (^uer- aderlinie sich unregelmäßig verästelnd, ein ver- worrenes Zellnetz bildend. Mitte April häutig im Main unter Steinen, im Mai bei Mombach, Rüdesheim ebenso häutig. — 107 — Pcrla Ocoffroy. Große duukle Arten. 3. P. abdominalis Biirm. Länge eines Vorderflngels variiert von 13 — 26 mm. Sehr große Stücke Anfang Juni am Schwarzbacli bei Hof heim, kleine bei Biirgel Mitte Juli und Oberrad auf Wiesen Ende Mai. Larven in Bächen bei Königstein Ende August. 4. r. ceplialotcH Curtis. Von Th. Passavant zweimal bei Fr. gefunden. Ich besitze nur alpine Stücke. Chloroperla Newman. Hinterflügel an der Wurzel viel breiter als bei den Vorder- flügeln. Flügel grüngelb schimmernd, in der Ruhe gefaltet. 5. Ch. grammatica Scoi). Häufig. Anfang Mai bei Boppard a. Rh., Mitte Mai bei Homburg, Anfang Juni an der Main- kur, Hofheim am Schwarzbach (auch Anfang Juli), Anfang August bei Rüdesheim. Isopteryx Pictet. Hinter- und Vorderflügel gleich gestaltet, nicht gefaltet. 6. Isopteryx apicalis Newm. Kleinste ächte Perlide. Länge eines Flügels 6 — 7 mm. Königsteiu Anfang Juni. Oapuia Pictet. 7. C. nigra Pict. Die einzige Art hat dunkelbraunen Körper. Mitte April bei Friedberg an der üsa. 3 Exemplare. Bei Fr. von Th. Passavant gefunden. b) Nemuridae. (Ohne Schwanzfäden.) Taeniopteryx Pictet. Alle 3 Fußglieder ungefähr gleichlang. 8. T. frifasciata Pict. Vier Exemplare von Th. Passavant bei Fr. gefunden. 9. T. nebulosa L. Mitte März ein Weib am Main. Läßt die Eier in 2 Klumpen fallen. 10. T. praetexta Burm. Mitte April einmal im Frankft. Wald, entfernt von Wasser. — 108 — Lenctra Stepheus. Mittlere Fußglietl sehr klein, wie bei der folgenden Gattung. Flügel in der Euhe den Leib dütenartig umwickelnd. 11. L. nigra Oliv. In Gebirgsbäclien im April bei Künigstein und Falkenstein. Neimira Latreille. Flügel dem Leib flach aufliegend. 12. N. variegata Oliv. Im Juni bei Soden und Königstein (auch Ende August). 13. N. cinerea Oliv. Ende April und Anfang Mai, dann Ende August bis Anfang September bei Künigstein an Gebirgwässern. in. Ephemeridae. (Eintagsfliegen.) Ephemera Linue. Gefleckte große Arten mit 3 Schwanzfäden. 14. E. danica Müll. Anfang August an einer sumpfigen Stelle bei Offenbach. 15. E. lineata Eaton. Fr. Ende Mai einmal. Durch fehlenden Fleck der Hinterflügel von der vorigen sofort zu unterscheiden. Bei dem subimago (vor der letzten Häutung) ist dies noch nicht zu bemerken : sie sind stets von grauer düsterer Farbe als die imagiues. Paliu^eiiia Burmeister. 16. P. virgo Oliv. Mit zwei Schwanzfäden und milchweißen Flügeln. Im August in großen Schwärmen an den Maiuufern abends um die brennenden Laternen fliegend. Die bekannte Eintagsfliege. Oligoucuria Kollar. 17. 0. rhenana Imlioff. Nur einmal ein Pärchen in copula bei Fr. am Mainufer vor langen Jahren von meinem Vater gefunden. In der Schweiz an der Reuß und bei Basel oft in schneeflockenartigem massenhaften Vorkommen. P. virgo scheint dort zu fehlen. Die milchweißen Flügel fast ohne Queradern; drei Schwanzfäden. — 109 — Caeuis Stephens. 18. C. chironimiformis Curt. {lactea Pict.) Fr. Mitte Juli am Main. Nur 2 triibe Flügel, fast ohne Queradern, 3 Schwanzfäden. Spannweite 5 — (i mm. Baetis Leach {Cloii Pict. pars). Kleine Arten mit nur 2 Schwauzfäden. Die Arten sind genauer zu untersuchen ; ich besitze eine größere Anzahl nicht benannter Arten, doch habe ich 2 Arten sicher unterschieden. 19. B. pumila Burm. Mitte September am Main häufig in der Mittagsonne. Mitte Juni Königstein auf Wiesen, An- fang August am Entensee bei Rumpeuheim. Flügel- spannung 8 — 9 mm. 20. B. hioculata L. Im Mai bei Ginnheim, Soden, Königstein, Flügelspannung 19 mm. Centroptilum Eatou {Clo'e Pict. pars). Mit 2 Schwanzfäden und turbanähnlichen Doppelaugen. 21. C. luteolum Müll. Ende Juni am Main, Mitte Oktober im Wald im Wartforst. Zweite Generation. Cloeon Leach {Clo'e Burm. Pict. Brauer). Nur mit 2 Flügeln und mit 2 Schwanzborsten. 22. Cl. dipterum L. Anfang August am Enteusee bei Rumpeu- heim einmal. Auch bei Darmstadt 1 Exemplar. Heptag'euia Walsh. [Baetis Pictet). Kräftige Arten mit 4 Flügeln mit vielen dunkeln Quer- adern und 2 geringelten Schwauzfäden. 28. //. seiulcolorata Curtis. o Exemplare von Th. Passavant bei Fr. gefunden. Basalhälfte der Flügel bräunlich. 24. H. forcipula Pictet. Fr. Wald einmal Ende April in der Waldau an Kiefern. Das Pterostigma ist stark gefärbt. 25. H. piirpurascens Pict. Bei Philippseich Ende Mai zweimal. 26. H. fluminum Pict. Häufig. Ende Mai, Juni, Juli am Main ; Anfang Juni bei Bingen am Rhein, im August am Rothen Graben bei der Mainkur und Bürgel, Ende September noch bei Fr. Die Larve Anfang August am Main entwickelt. — HO — Ephemeralla Walsli. (mit 3 Schwanzfäden). 27. E. (jibba Pict. Eiumal Ende Mai am Main, eiu Weib mit stark gewölbtem Mesothorax. Körper giänzend braun. Leptoplilebia Westw. {Potamanthus Pictet). Mit 3 Schwauzfäden. Netzaugen beim Mann geteilt. 28. L. marginata L. Fr. Ende September eiumal. Vorderraud der Vorderflügel auffallend dunkel. Auch Sclimitte bei Eodlieim an der Bieber (Gieljen) im August. 29. L. fusca Curt. {brunnea Pict.). Anfang August Entensee bei Rumpenlieim uud Schmitte je eiumal. Sehr zarte Art. 80. L. cincta Retz. Anfang Juni Köuigstein einmal. Hinterleib schwarz, 2 — 6 Segment beim Manu weiß. 81. L. Jielvipes Steph. (Geeri Pict.) Anfang August an Sumpf- stellen bei Offenbach; am Ehein bei Mombach. Flügelspannung 20 — 21 mm. IV. Odonata (Libellen) fehlen. IL Neuroptera. A. Planipennia. V. Sialidae. Sialis Leacb. Düsterbraune Tiere mit dachartig dem Leib aufliegenden Flügeln. Sitzen träge an Gewässern. 32. S. lutaria L. In der Ebene von Mitte April bis Ende Mai. Fr., Homburg, Mombach bei Mainz. 33. S. fuliginosa Pict. Von voriger Art durch schwärzlichen Anflug der Flügelbasis und dadurch unterschieden, daß die kurze Querader zwischen subcosta und radius mehr in der Mitte oder nach der Spitze zu liegt, bei lutaria vielmehr nach der Basis zu. (Siehe Mac Lachlan Entom. Month. Mag. 1865, pag. 107.) Soden Mitte Mai an Wiesenbächen , auch bei Nauheim. Köuigstein Mitte Juni, Hofheim Ende April, Kleine Feldbergthal Mitte Juni. — Das Flügelgeäder ist sehr unbeständig und oft ist bei einem und demselben Individuum die rechte Flügelseite anders gestaltet wie die linke. — — 111 — VI. Rap]ii(1i(1ae (Kameelhalsfliegen). Raphidia Liiiiu'. Vorderbnist stockartig verläugert. 84. /?. media Bann. Fr. aus altem Nadelholz uikI Fichtenzapfen Ende April und im ]\Iai erzogen, worin die Puppe überwinterte. 85. B. xcmthostigma Scliumm. Ende Mai je einmal bei Fr. und üarmstadt. Von Th. Passavant oft aus Fr. Wald- liolz erzogen. 3G. R. Ratxeburgl Brauer {ßckneideri Brauer non Ratzbg.) Mai an Eichenholz im Fr. Wald und Soden mehrfach. 37. 7?. notata F. Fr. ebenso und Anfang Juni am Feldberg. 38. B. cognaia Ramb. (Die kleinste Art.) Von Anfang Juni bis Mitte Juli im Fr. Wald und bei Soden. 89. 7?. ophiopsis L. Einmal Mitte Mai aus Fr. Waldholz ent- wickelt. Die Eaphidien-Puppe kann vor dem Aus- schlüpfen des Imago, nach einer Beobachtung meines Vaters, laufen. x4.uch von Th. Passavant einmal ge- funden. Inocellia Schueider. 40. 1. crassicornis Sclmmm. 2 Exemplare dieser seltenen Art Ende Mai und Mitte Juni au Tannenholz im Fr. Wald gef. Von Baphidia dadurch unterschieden, daß das Pterostigma ganz ohne Queradern ist. VII. Paiiorpidae (Skorpionfliegen). Paiiorpa L. 41. P. (dpiiia Ramb. {rariahilis Brauer). Gebirgstier. Kleine Feldbergthal im Mai. Flügel kaum gefleckt, Spitze stets fleckenlos. 42. 7^. germanica L. Im Pterostigma ein nie nach hinten ver- längerter Fleck mit vielen zerstreuten Flecken. Ende Mai kleine Feldbergthal, Ende Juni Soden, Anfang September Köuigstein ; wohl zweite Generation, auch sonst überall. 48. P. cognaia Ramb. Vom Pterostigma aus ein brauner Fleck bis zur Flügelmitte. Im August Rumpenheim und Fr. Unterwald. Heidelberg. — 112 — 44. P. communis L. Schmale Fleckenbiude, zum AVurzelteil der Flügel fast ungefleckt. Fr. einzeln. Häufig im Scliwarzwald bei Eippoldsau und Badenweiler. 45. r. vulgaris Imlioö". Breite nicht unterbrochene Binden, oft auch im Wurzelteil. Mitte Mai: Bürgelei' Höhe, Nauheim, Soden, Ende August Hofheim am Taunus. Boreus Latreille. 4r). B. J/iemalis L. An gelinden Jauuartagen auf Schnee im Fr. Unterwald. Mitte Februar in copula, bei der das Männchen unten sitzt, springt kurz, stellt sich tot. Das 5 — 6 mm lange Tierchen hat rudimentäre Flügel und das Weibchen weit vorragende Legeröhre. Auch einmal Ende November am Forsthaus ein Weibchen gefunden. VIII. Megaloptera. a) Myrmeieontidae. Myrmeleon Liune (Ameisenlöwen). 47. 31. formicarius L. {Formica lynx F.). Die ganz unfleckte Art im ganzen Gebiet. An sandigen Stellen unter überhängenden Wurzeln und Steinen lebt die Larve in Sandtrichtern, worin sie auf Insekten lauert. Ascalaphus F. (Schmetterlingsbolde). 48. A. Coccajiis Wien. Verz. Ich besitze 3 von C. Wagner (Bingen) auf dem Niederwald bei dem Tempel und auf dem Pfannenstiel beim Johannisberg im Rheingau Ende Mai gefangene Stücke. Das schöne Tier er- innert durch die langen kolbigen Fühler und die schwefelgelben Milchglasflecken der hyalinen Flügel mit tiefbrauner Basis an Tagschmetterliuge. b) Osmylidae. Osmylus Latr. 49. 0. maculahis F. Tiere mit sehr großen braungefleckten Vorderflügeln. Scheitel mit 3 Punktaugen. Nur eiu- mal Ende Juli bei Fraukfurt am ]\Iaiuufer gefangen. Die Larve lebt im Wasser unter Steinen. — 118 — c) Chrysopidae. Chrysopa Leacli (Goldaugen). 50. eil. {siihg. Hijpochrijsa Schneid.) nobilis (Heyd. i. 1.) Schneid. 2 Exemplare im Fr. Wald Anfang April und Ende Mai, einmal am B^eldberg Anfang- Juni. Von W. Gr. Schneider beschrieben. Pronotum mit schwarzer Längslinie. 51. Ch. {subg. Nothochrysa Steph.) fidviceps Ramb. Ende Juni Schlangenbad im Wald nach Kaueiithal und im Fr. Wald beim Forsthaus je einmal. Große Art. 52. CJt. vittata Wesm. besitze ich ein Stück aus Kirschberg im Vogelsberg und ein Stück aus der Promenade in Fr. Schneider und Hagen haben die ('hrysopen, die mein Vater fand, revidiert. Die Unterschiede zwischen dieser und der folgenden Art siehe Stettin. Ent. Zeitung XIII. 1852 p. 40. 53. Ch. ndgaris Schneid, (peiia Burm. Wesm. non L.) Überall häufig im Gebiet: Fr., Rumpenheim, Soden, Falken- stein, von Mitte Mai bis Anfang November. Zum Studium dieser schwierigen Gattung ist die Mono- graphie von Schneider-Breslau 1850 nachzusehen. var. carnea Steph. Fr. Wald etwas später im Jahr, No- vember und Dezember unter Fichtenriude. Auch Birsteiu in Oberhesseu. var. biseriata Schumm. Mit der vorigen Varietät. 54. Ch. gracüis (Heyd.) Schneid. Fr. Anfang März von Fichten geklopft. Ein 2. Exemplar Baden-Baden Mitte Oktober, sonst nirgends gefunden. 55. Ch. alba L. Fr. von Ende Juni bis Ende Oktober am Dieb^weg auf Erlen, kleine Feldbergtlial, Schotten im Vogelsberg. 56. Ch. flaiifro)ts Brauer. Fr. Wald im Distrikt Gehren Ende Juni einmal. 57. Ch. Heydeni Schneid. Ich besitze 4 Exemplare. Fr., König- stein Anfang Juni. Die Puppe häufig Mitte Juni unter alter Pappelriude gef . Sonst nirgends beol)achtet. 58. Ch. septempimciaia Wesm. Mitte Mai Hecken unterhalb des Röderbergs. Ende Juni bis Mitte Juli Wald bei Soden, var. qiiinq^iepunctata Schneid. Fr. einmal. 8 — 114 — 59. Ch. aspersn Wesm. Alle meine Exemplare aus dem Sociener Wald an Eichen Ende Juni bis Oktober. — var. 7. Schneider {nigHventris Heyd. i. 1.) Soden einmal Mitte Juli. Mit schwarzem Fleck zwischen den Fühlern. 60. Ch. phyllochroma Westw. 4 Exemplare. Fr. ohne nähere Bezeichnung in meiner Sammlung. 61. Ch. Burmeisteri Schneid. Fr. Mitte Juni 1 Exemplar. 62. Ch. dorsalis Burm. Fr. 2 Exemplare ohne nähere Angabe. 63. Ch. perla L. Häufig Fr. Wald auf Lonicera tatarica An- fang Juni, Mitte Juni kleine Feldbergthal. Noch im Oktober im AVald. Von 26 europäischen Chrysopa - Arteu bei Schneider kommen 14 bei Frankfurt vor. d) Hemerobiidae (Blattlauslöwen). Sisjra Bnnneister. 64. 8. fnscaia Dcg. Zwei Stücke Ende August bei ]\[ombach am Fischteich. Die Art hat fleckenlose hyaline Flügel. Die Larve lebt parasitiscli in dem Süßwasserschwamm Spougilla. Micromus Rambur. 65. 31. paganiis Villers. Anfang Juni am Feldberg und im Juli bei Ems je einmal, var. ustulatus Heyd. Am Hinterrand der Yorderflügel nur mit wenigen dunkeln Schatten. Mitte Juli Soden auf Eichen einmal. 66. M. rariegatus F. Fr. öfter, ^Moiiibach Ende August am Fischteich. ()7. M f/ph/dironis Schrank {rillosKs Zetterst. hitricahis Wesm.) Fr. Von ]\litte Mai bis Anfang November bei Bergen, Soden und Köuigstein im Taunus, Wiesbaden. 68. M. diptcnis Burm. Fr. Mitte :\Iai, auf den Bergen bei Ems nächst der ]\Iooshütte Ende Juni 1819 und auf den Dünen bei Scheveningen in Holland Ende Oktober 1835 je einmal von meinem Vater gefunden. Mncropalpns Rambur. 69. f7r'/r///.s' Stepli. TJadius nur mit 2 Sectoren. Darmstadt einmal. — 115 — Hemerobius Liuue. 70. H. iierrosiis F. Mombacli eiuuial Mitte Ai)ril. 71. H. cijUndripes Westw. {hirtus ßiirm. nun L.) Fr. zweimal. H. hirtus L. besitze ich nur ans Badenweiler. 72. H. limbatus Wesm. Fr. einmal. 73. H. humuli L. Fr. häufig. Mitte April imd Mai bei Mom- bach, Anfang Mai Fr. Wald, Oberschweinstiege, im Juni bei Soden und Hof heim, Juli und August Soden. Auch im Juli bei Salzhausen in der Wetterau. 74. H. nitidulus ¥. {ochraceus Wesm.) Fr. vier kleine blasse Exemplare. 75. //. micans Oliv, ilutescens Burm.) Häufig. April und Mai Fr. Wald, Mitte Juli Soden auf Eichen. 7(1. //. pygmaeas Ramb. Fr. Forsthaus Mitte Juni, Anfang August Soden an Eichen, Larven Mitte April an Kiefern bei Offeubach, entwickelt Mitte Mai in einem gelben Seidecocon. 77. H. limbatus Wesm. Fr. ein Exemplar Mitte Mai. Dreptanoperjx Leacli. 78. D. i^halaenoides L. mit hochdachförmig den Leib deckenden Flügeln. Anfang Juni die Larve an Eichen bei Soden und Königsteiu, entwickelt Anfang Juli. Die Puppe in einem dichteren gelben Cocon, der in einem weit- maschigen größeren schwebt und nur durch einzelne Fäden seitlich gehalten wird. e) Coniopterygidae. Die kleinsten Neuroptera von 4 — 7 mm Spannweite. Milch- weiß beschuppt. Coiiiopteryx Haliday. 79. C. psociformis Curt. Hinterflügel verkümmert. Fr. Wald au der Grastränke im Gras. Anfang September ein- mal. Ende August Soden au Eichen. 80. C. aleurodiformis Steph. Vorderflügel etwas größer als die hinteren. Ende Juni Königsteiu im Taunus an Fichten in Anzahl. Anfang April aus altem Buchenholz Fr. 81. (". thivifornüx Ourtis. Alle 4 Flügel gleichgroß. Ende ]\Iai aus Gallen von Cijnips tennincdis entwickelt. 8* — llß — III. Trichoptera. (Von Hagen bestimmt.) I. Phryganeidae. Pliryganea Linne. 82. Ph. grandis L. und 83. Fh. varia F. Beide je einmal vom verstorbenen Harer bei Bockenheim, Erstere von Th. Passavant vier- mal, Letztere einmal bei Fr. gefunden. 84. rii. obsoleta (Heyd.) Hagen. Einmal bei Homburg vor der Höhe gefunden. Ein zweites Stück am Statzer See bei St. Moritz im Engadin. Neuronia Leach. 85. N. reticulata L. Ende April an Wassergräben in der Waldau im Fr. Wald. 86. N. rnfierus Scop. Ende Juni einmal bei Lorsch in Rhein- hessen. IL Limiiopliilidae. Oramiiiotaulius Koleuati. 87. Gf. atomarius F. Mitte Mai bei Falkenstein an Waldgebiisch, Ende Mai an der Mainkur. Im November und De- zember unter geschnittenem Schilf überwinternd. (ilyphotaclius Stepheus. 88. GJ. pclkicidus Oliv. Im Mai an den Torfgruben bei Enkheim. V. repanda (Bremi) Hagen. Einmal Mitte Mai bei Fr. Colpotanlius Kolonati. 89. C. iucisus Curt. Im Mai bei Fr. an Sumpfstellen, Enk- heim an den Torfgruben. Ende August bei Fried- berg und Anfang September am alten Kettenhuf bei Fr. Limnophilus Burmeistcr. 90. L. vitratus Degeer. Anfang November in copula im Fr. Wald im Bruch, im Oktober bei Soden an \\'iesen- bächen, auch bei Hofheim. 9L L. siibcentraUs Hagen. Anfang .luni bei Oronthal im Taunus, Glitte Juli auf der Bürgeier Hidie. Ende September und Anfang Oktober bei Fr. — 117 — 92. L. rhoinbicds L. Aut'aug Juli auf der Bürgeier Höhe und Fr. je einmal. 93. L. flavicornis F. Eude Mai Wald au der Mainkur, Mitte Juni an den Torfgrubeu bei Enklieim, Ende Oktober auf Wiesen bei Offenbach. 94. L. nobilis Koleu. Einmal Anfang Oktober Lehmgrube bei Offenbach. 95. L. sügma Gurt, {stlgmaticus Heyd. i. 1.) Anfang Oktober einmal bei Fr. Grouiotaulius Kolenati. 96. (r. (■itfatif!^ F. Mitte Juni Offenbach au Lehmgruben, dann im Oktober bei Fr. am Friedhof häufig. 97. G. ujuaüKs (Hagen) Mac Lachlau. Mitte Oktober einmal Manu und Weib in copula bei Hof heim. 98. G. griscHs L. Häufig von Mitte Mai bis Dezember bei Enk- lieim au den Torfstichen, Fr., Soden, Cronthal, Hom- burg, Bürgeier Höhe, var. fenestralh Gurt. Fr. zweimal, Mitte Juni Wiese bei Offenbach 1 Exemplar. 99. G. (lunruhiK Gurt, {fene^tratiix Koll. (jeiiiiiiHs Steph.) Ln Mai an Hecken in nächster Umgebung von Fr., Ende Oktober Wiesen bei Offeubach. Königstein. 100. ('. I)lpii))rf(dHs (Uirt. {obsciirns Eanib.) Ende Mai Wald an der Maiukur. Fr. Mitte Oktober bis Anfang No- vember, Ende September bei Wiesbaden, Ende Ok- tober auf Wiesen bei Offenbach. Desmotaiilius Kolenati. 101. I). Jiirsiitiis Pict. Fr. einmal gefunden. 102. J>. spiirt^Hs Gurt. ( jniiKidfissiiHHs Koleu.) Mitte Mai an Gebüsch bei Fischbach, Anfang Juni bei Soden, Gron- berg, Anfang Oktober bei Gronthal. 103. />. fiiinir/((ti(s Koleu. {rhif/idatns Steph. Brauer). Ende Mai einmal bei Homburg. Anabolia Stephens. 104. .1. uerro.^a. Steph. Ende September je einmal bei Königstein und Wiesbaden, Mitte Oktober einmal bei Hofheim. — 118 — Stenophylax Kolenati. 105. >'/. piclri>rn'ts Pict. Mitte Mai je einmal bei Fischbacli und Falkeusteiu. Anfang Juni einmal am Feldberg. 106. Sf. Jiiero'ihjijhictiü Stepb. Anfang Mai bei Homburg, Anfang Juni bei Crunberg. Mitte Mai an der Ruine Künigstein. 107. >'/. lartnosiis Piller. Hagen. Im Juni Königstein und kleine Feldbergthal. 108. St. stellatus Ciirt. Mitte September bei Königstein einmal. Schmitte bei Rodheim an der Bieber (bei Gießen) zwei Exemplare. Halesus Stephens. 109. //. (lir/itatKs Steph. Ende September zweimal bei Falkenstein. 110. H. flaripc/i/ils Pict. Von Th. Passavaut einmal bei Fr. gefunden. Enoicyla Rambur. 111. E. jji'siUa Burm. Von Anfang September bis Ende Oktober in Wäldern an der Bürgeier Höhe, bei Rödelheim. Falkenstein. Hohe Mark im Taunus, an Hecken bei Fr. Das fast flügellose Weibchen beschrieb mein Vater nach einem einzelnen bei Gerusbach in Baden 11. Oktober 1849 gefundeneu Exemplar in Stettin. Entom. Zeitung 1850 p. 83 als Dronioj)hiln. iiiont(in<( Hej'd. Die Larve lebt in kleinen mit Sandkörnern und Riudentheileu beklebten Gehäusen nicht im Wasser, soudern unter Laub am Fuß von Bäumen. Chaetopteryx Westwood. 112. (Jt. v'dlosa F. Im Oktober und November Fr. im Wald an Sumpfstellen, in Wiesbaden, bei Hofheim i Mitte Ok- tober in copulaj und am Feldberg. 113. '"//. fiihfi-riilosa Pict. {hrf)-ij/f'niiis Steph.) Mitte Oktober am Feldberg mehrfach in copula. Ebenso bei König- stein am Wiesenbach. III. Sericostomidae. Notidobia Stephens. 114. X. i-i/itiris L. Mitte Mai bei Soden und Königstein an Wiesenbächen. Ginnheim. Ende Mai mehrfach bei Homburg, Anfang Juni bei Hofheim am Schwarzbach. Mitte Juli bei Soden. — 119 — Goera Leacli. 115. G. flaripes Curt. {capiUatd Pict. pUosa Stepli.) Ende Juni bei Hof heim öfter. Mitte Juli bei Ems. Silo Curtis. 116. S. pdlllpcs V. (/ji'-irornc Pict.) Anfang Juni bei Königstein 3 Exemplare, Fr. einmal. 117. S. fusrirorne Pict. Anfang Juni bei Hofheim am Schwarz- bach und bei Königstein. Mitte August Schmitte bei Eodlieim an der Bieber bei Gießen. 118. S. sergiittata Heyd. i. 1. (Hagen vid.) Mitte Mai einmal bei Königstein au Wiesengebüsch. Yorderflügel mit 3 weiß behaarten Flecken am pferosfi(/iua, tln/rit/iitni und Ende der area /uterchtndis, Fühler von Körper- läuge schwarz. Oli^oplectrum Mac Lachlau (Dasystoma Raiubur). 119. 0. macuUdain Pict. Fr. einmal. IV. Hydroptilidae. Hydroytila Daliuau. 120. //. fiiieotdrs Dalm. {pi/lrhrironils Pictet). Fr. im Juni und Juli am Main, Mitte September bei Rumpenheim am Euteusee. 121. //. fiavicornis Pict. Ende April und Ende August am Fischteich bei Mombach (Mainz). V. Leptoceridae. Odoiitoccins Leach. 122. 0. (ilhirornis Scop. Ende August einmal bei der Schmitte bei Eodlieim a. d. Bieber (Gießen). Sonst besitze ich die Art von Freiburg im Breisgau und Engadin. Leptoccrus Leach. 123. L. (jiitfdfus Hagen. Biebrich am Ehein zweimal, Mitte Juni einmal am Entensee bei Eumpenheim. 124. L. aiircKs Stepli. {seniinlger Steph.) Mitte Juli 2 Exemplare bei Ems an der Lahn, Fr. Ende Juli einmal am Main. 125. L. üubtnfasciatHs Eamb. Fr. zweimal Anfang Juni. — 120 — 12(). L. (ilhifroHs L. Mitte Juli bei Ems an der Lahn und Ende Juui bei Hof heim je einmal. 127. L. hlfasriafiis Pict. Einmal Anfang Juli bei Homburg an Wiesenbach. Von Th. Passavaut bei Fr. zweimal gefunden. 128. L. ((IhoHofatHs Hej'd. i. 1. Fr. zweimal gefunden. 129. L. ßJlcornis Hej'd. i. 1. Mitte Juni kleine Feldbergthal. Beide von Hagen gesehen. Triaenodes Mac Lachlaii. 130. T. üneoldes Scop. Mitte Juni Sumpfstelle am Diebsweg bei Fr., Anfang Juli am Eutensee bei Rumpenheim. Anfang August am Torfstich bei Enkheim. Mystacldes Latreille. 131. M. liujra L. Pict. Mitte Juli Ems an der Lahn, Anfang Juli bei Kreuznach an der Nahe und Hofheim Ende August je einmal. Häufig am Titisee im Schwarzwald und auf den Rheininseln (Neuenburg) bei Straßburg. • Setodes Rambnr. 132. S. pnndafella Ramb. Ende Mai im Rebstockwald, im Juli bei Rumpenheim und Fr. 133. S. pHndeUa'Rsimh. (Hagen schreibt alhipuiirtcUa). Im Mai bei Fr. am Main, Anfang Juli bei Biebrich, Ende August bei Mombach am Fischteich. Im Leben sind Kopf, Augen, Thorax und Hinterleib grünlich. 134. *S'. punctata F. Ende Juni 4 Exemplare bei Fr. VI. Hydropsychidae. Hydropsyche Pictet. 135. IL fii/ripcs Curt. {nehnlom Pict.) Ende Mai bei Friedberg an der Usa abends gesellig in der Luft tanzend, Mitte Mai im Hengster bei Oifenbach, Ende April am Bach bei Hofheim. 136. ][. instahllis Curt. {ranahUis Pict.) Ende Juni bei Kreuz- nach au der Nahe einmal. Von Th. Passavant in Anzahl bei Fr. gefunden. 137. n. tenuiconiis Pict. Einmal Ende Juui bei Hofheim. — 121 — 138, 11. ijitffatd Pict. Ende Mai bis Mitte August am Maiu. tanzt des abends gesellig in der Luft, Anfang Mai bei St. Goar und Boppard. 18<). y/. hirht Pict. Fr. einmal. 140. //. Icphla Pict. Von Ende Juni bis Anfang Juli am Schwarz- bacli bei Hofheim. Psychomia Pictet. 141. P.S. (jradlipes Ourt. {aiuiullronns Pict.) Im Mai und Juni häufig am Main, Anfang Juni am Rhein bei Biebrich und Kreuznach an der Nahe. 142. I's. ((('Ufa Pict. Wiesen bei Fr. Ende Juli, Mitte August bei Rüdelheim au der Nied, Hofheim schon Ende Juni und Ende Mai bei Fr. in der Promenade am Eschenheimer Thor. Philopotaiiius Leacli. 143. Fh. c(ir'K'(jatus Pict. Mitte Mai au Wiesenbächen beim Alt- könig und Königstein im Taunus, Mitte Juni am kleinen Feldberg je einmal. 144. Ph. Hiontanus Donov. Steph. Einmal bei Königstein. Be- sitze ich auch vom Titi-See im Schwarzwald. Plectrociiemia Stephens. 145. ri. coitsijerm Curt. {.^(ukm' Pict.) Mitte Juni bei Cronthal. Polyceutropus Curtis. 146. Po. urhanus Ramb. Fr. einmal. 147. Po. tenellus Ramb. Mitte Juli zweimal bei Ems. 148. Po. -flavomac Hiatus Pict. Mitte Mai einmal an dem Torf- stich bei Enkheim. 149. Po. u-roratus Steph. Mitte Juli bei Ems einmal. Häufiger in der Schweiz. Neiireclipsis Mac Laclilan. 150. xY. hiiHaciiIa/ifs L. {flc/iiriiii F.) Anfang Juni einmal bei Kreuznach an der Nahe. VII. RhyacophiHdae. Cninophila Koleiiati. 151. C. Hiiibrom Pict. Mitte Juni einmal im kleineu Feldbergthal. — 122 — Rliyacophila Pictct. 152. Rh. nilf/aris Pict. Ende Juli ciuuial iin Fr. \\i\h\ an der Haideträuke. (wlossosoiiia Cuitis. 15H. ''''. /niihridlHiH Steph. Einmal Anfang Mai am Khein bei St. Goar. Agapetus Stephens. 154. .1. foi)K'iifof!tfs Pict. {coniatits Steph.) Ende Juni und An- fang Juli hei Hofheim am Schwarzhach. Fr. einmal, 155. A. rilld/iis Pict. Taunus einmal, Ende Juli bei Heidelberg am Wolfsbrunnen. Beraea Stephens. 156. B. pidUitd Curt. Königsteiu 3 Exemplare, kleine Feldberg- thal einmal Mitte Juni. 157. B. jjifi/iiiaed Steph. Mitte Mai bei F^alkenstein, Er. Anfang Juni selten. Chiniarrha Leacli. 158. (J/i. iH((r(/iii(d(i L. Bei Kreuznach an der Nahe einmal Anfang Juni. Bei Schaffhauseu am Rhein von meinem Vater gefunden. In Band IV 1875 pag. 436 der Mitteilungen der Schweize- rischen entomologischen Gesellschaft gab Meyer-Dür eine Zusammenstellung der bis dahin in der Schweiz beobachteten Neuroptera-Fauna. Die Schweiz ist durch ihren Reichtum au Seen, Flüssen und Bächen, sowohl im flachen Land als auch im Hochgebirg besonders dafür geeignet, die meist an das Wasser gebundenen Tiere in größerer Anzahl zu beherbei'gen. Seit dieser Zeit hat sich die Zahl der aufgefundeneu Arten durch die Arbeiten von Seh och und Ris noch bedeutend vermehrt. Aus der Fauna von Frankfurt sind l)is jetzt weit weniger Arten aufgezählt, wobei zu berücksichtigen ist, daß unser Ge- biet viel wasserarmer ist und GeVürgstiere (in der Schweiz weit- aus die meisten) nur in den höheren Teilen des Taunus vor- kommen. Die Gesamtzahl ist für Frankfurt geringer, weil die Psoridaa und ütlotiü/a, mit allein 85 Arten für die Schweiz, — 123 — nicht mitgezählt sind. Ich besitze allein in meiner Sammlung noch eine größere Anzahl unbestimmter Arten, deren Benennung schon die mangelhafte Konservierung im eingetrockneten Zustande, abgesehen von der geringen Fixierung der unterscheidenden Merkmale, große Schwierigkeiten in den Weg legt. Zusammenstellung: Schweiz Frankfurt. nach M a y e r - D ü r . nach Seh och u. R i s 1875. 1885. 1889. Fsocidae 20 — — PerUdae 34 35 13 Epheiiicridae 37 — 18 Odonata 60 65 — Sialldae 2 2 2 Raphididae 7 8 7 Paitorpidoe 7 7 6 MyriiteleoHtidae 5 5 2 Osiiiylidae 1 1 1 Chrysopidae 12 16 14 HeDierohüdae 14 17 15 Coniopferij(jldae 3 3 3 Phnjganaeldae 119 225 77 321 384 158 Schweiz 384. — Frankfurt und weitere Umgegend 158 Arten. 125 — Ein neues Vorkommen von Mikroklin im Spessart. Von E. Philipp! in Straßburg- i. E. Die Pegmatitgäno'e, welche im Hauptg-neise des Spessarts in der Nähe von Dannn und Aschaffenburg auftreten, führen einen lichtfleischroten Fehlspat, der nach den Mitteilungen von Bücking (Der nordwestliche Spessart, 1892, 62) auf Grund seines optischen Verhaltens zum Mikroklin zu stellen ist. Bück- ing erwähnt aus dem Pegmatitgang vom Dahlems Buckel auch Mikroklin. welcher sich, wenigstens an einigen Stelleu der Schliffe nach der Basis, wie der von Sauer und Us sing in Groths Zeitschrift f. Kryst. 1891, XVIII, 196 beschriebene Mikroklin aus dem Pegmatit von Gasern unterhalb Meißen einfach verhält und die für Mikroklin charakteristischen Werte der Auslöschung auf P (oP oder ÜOI) und M (^P^- oder 010) zeigt, außerdem aber auch, wie die meisten übrigen Mikrokline, durch Ein- lagerung von feinen Albitbändern eine mikropertliitische Struktur besitzt. Durch die Gefälligkeit des Herrn F. Ritter in Frank- furt a. M. erhielt das Mineralogische Institut der Universität im Frühjahr 1894 ein großes Handstück eines lichtfleischroten Feld- spats. Derselbe stammt aus einem Pegmatitgang, welcher im Gebiete des Hauptgneises in einer Schlucht im Walde zwischen Unterafferbach und Goldbach, aber näher an ersterem Orte, aufgeschürft war. Weitere Stücke desselben Feldspats, der von Professor Bücking inzwischen als einfacher Mikroklin erkannt worden war, wurden im Herbst 1894 von F. Ritter und Pro- fessor Bücking gesammelt und mir zur Untersuchung übergeben. — 12(5 — Die untersuchten Stücke bestehen vorzugsweise aus reinem Fekispat, nur an vereinzelten Stellen zeigt sich eine unregel- mäßige Verwachsung mit Quarz und liellem Glimmer. All)it- lamellen sind makroskopisch nicht wahrnehmbai'. Die Si)altl)arkeit nach P ■-= uP ist sehr vollkommen, weniger deutlich die nach M = cvPoc. Nicht selten machte sich eine Spaltbarkeit nach den Prisnienflächen, und zwar gleich voll- kommen nach den rechten wie nach den linken, bemerkbar. Der Spaltuugswinkel P : M (=; oP : cs^Vck.) schwankt in den unter- suchten Stücken zwischen 90° V und 90 '^ IT. In den Kieselfluorpräparaten, die von diesem Feldspat hergestellt wurden, überwiegen die Kry stalle von Kieselfluor- kalium, die von Kieselflucn'uatrium treten dagegen sehr zurück : doch schien der Na-Gehalt in den untersuchten Stücken kein ganz konstanter zu sein. Krystalle von Kieselfluorcalcium wurden nicht beobachtet. Von einem Stück von anscheinend mittlerem Na-Gehalt wurde eine Analyse angefertigt, welche ergab: auf 100 berechnet Si02 63,84 64,16 AI2O3 19,74 19,84 FesOs 0,03 0,03 CaO 0,21 0,21 MgO 0,06 0,06 K2O 13,42 13.49 NasO 1,82 1,82 Glühverlust 0,39 0,39 99,51 100,00 Berechnet man aus dem Ca-Gehalt die Anorthitsubstanz, so findet man die Prozentzahl 1.10. Die Albitsubstanz l)erechnet sich aus dem Na zu 15.70 "/o. V\iv sind also zu der Annahme l)erechtigt, daß der unter- suchte Feldspat einen Plagioklas enthält, in dem Anorthit und Albit im Verhältnis 1 : 14,3 isomorph gemischt sind, und welcher 16.85 7o der gesamten Masse ausmacht. Es bleiben dann für die Kalifeldspat-(j\]ikroklin-)Substanz: SiOo = 52,76 o/o, AI2O3 = 16,42 "/o, K2O ^ 13,49 '*;«. — 127 — ürsprimgl. Substanz All. Ab. Kalifeldspat SiOa 64,16 0.49 10,91 52,76 AI2O3 19,84 0,40 8,02 16,42 CaO 0.21 0,21 — — K2O 18.49 — — 18,49 NaoO 1,82 — 1,82 — 99,52 1,10 15.75 82,67 wenn man von dem Glüliverliist und den minimalen Mengen von FeaOs und MgO absieht. Berechnet man den Prozentgehalt der übrigbleibenden Kalifeldspatsubstanz auf 100 und vergleicht ihn mit der Kali- feldspatformeL so erkennt man, daß in dem vorliegenden Feld- spat ein Überschuß an Thonerde enthalten ist. also infolge von Zersetzung bereits SiOs und K2O teilweise fortgeführt "worden sind. Übrigbleibende Kalifeldspat, Kalifeldspatsubstanz aus der Formel K2Al2Si60if, auf 100 berechnet: berechnet: 8i02 63,84 Si02 64,68 AI2O3 19,85 AI2O3 18,43 K2O 16,31 K2O 16,89 100,00 100,00 Nimmt man an, daß die Zersetzung im wesentlichen nur den Kali- feldspat betroffen hat, was durch den mikroskopischen Befund bestätigt wird, und rekonstruiert man aus der noch vorhandenen Menge von Thonerde den ursprünglichen Gehalt an Kalifeldspat. so erhält man die Prozentzahl 89,45. Der untersuchte Feldspat enthielt also vor seiner Zersetzung in 106,30 Teilen 89,45 Teile Kalifeldspat und 16,85 Teile Plagioklassubstanz, in der das Ver- hältnis Ab : Au = 14,8 : 1 ist oder in 100 Teilen 84,15 Teile Kalifeldspat und 15.85 Teile Plagioklassubstanz. ^\'ieviel unzersetzteu Kalifeldspat das Stück in seinem jetzigen Zustande enthält, läßt sich mit Genauigkeit nicht angeben, da das noch vorhandene Kali nicht allein auf Kalifeldspat, sondern auch auf sekundär gebildeten Muskovit zu beziehen sein dürfte. — 128 — Spezifisches GeAvicht = 2,562. Optische Eigenschaften. Die optische Untersuchung wurde zuerst bei sämtlichen Stücken an Spaltungshlättchen nach P und M vorgenommen. Dieselben erschienen bei 40 — SOfacher Vergrößerung vollkommen einheitlich, zeigten also keine Zwillings- laniellierung. Die Auslöschungsschiefe auf M war naliezu konstant, und gleich der des Orthoklases, während sie auf P zwischen -\- 2^ und 4-16" schwankte.^) Um eine genauere Untersuchung der optischen Eigenschaften zu ermöglichen, wurden von verschiedenen Stücken, deren Auslöschung auf P die angegebenen Maximal- und Minimalzahlen, sowie mittlere Werte zeigte, Dünnschliffe, und zwar von jedem ein Schliff nach P und ein Schliff nach M, angefertigt. Die Schliffe nach M zeigen gegen die sehr scharf her- vortretenden Spaltrisse nach P sämtlich eine Auslöschung von -|- 5 bis -|- 7'^. Die meist vollkommen homogen erscheinende, selten flammenartig lameliierte ^) Feldspatsubstauz wird teils von breiteren, mehr oder minder regelmäßigen, öfters netzförmig mit einander anastomosierenden Streifen, teils von sehr feinen scharfen Strichen eines anderen doppelt brechenden Minerals durchsetzt. Da auch auf Basalschliften sowohl die gröberen, meist unregelmäßig verlaufenden, wie die feineren Einlagerungen zu beobachten sind, so darf man wohl annehmen, daß es sich auch bei letzteren um Lamellen, nicht um nadeiförmige Gebilde handelt, wie sie Klockmann^) und Kloos^) beobachteten. Die Längsrichtung der feinen Einlagerungen bildet mit der basalen Spaltbarkeit einen ^^'inkel, der sich sehr scharf zu — 72 ° bestimmen läßt; die Lamellen sind somit 8" gegen die c-Achse geneigt.^) Die Längsrichtung der feinen, geradlinigen und der ') Vgl. Zeitschr. f. Krystall. 1884, VIII, p. 375, wo Beuteil ganz analoge Erscheinungen, wie sie der Spessarter Mikroklin zeigt, von einem Mikroklin aus dem Ganggranit im Gneise von Michelsdorf in Schlesien beschreibt. *) Vgl. Sabersky, Neues Jahrb. f. Mincralog. Beilagebd. VII, 18'J1, p. 383. 3) Klockmann, Z. d. Deutsch. ge erkennbar. Das Verhalten iler schwärmenden Pllauzenformen gegen- über beliebten Anlockungsmitteln giebt uns aber noch weiteren Aufschluß über ihi- Wahrnelmningsvermögen. Die erste über die Reizschwelle hinausgehende Berührung mit der gelösten Substanz hat zur Folge, daß dei' Schwärmer, gegebenenfalls mit völliger Änderung seiner bisherigen Kichtuug. direkt in die Lösung hineinsteuert, und. vollständig von ihr umgeben, stets und stetig den Orten hr.herer Coucentration. also dem Ausbreitungscentrum zustrebt. ^^) Übersteigt auf seinem direkten Wege dahin die Concentration einen gewissen mit den Umständen wechselnden Grad, so macht der Schwärmer Kehrt und wendet sich von dem Stoffe ab. der in geringerer Verteiluno: ein Anlockunsfsmittel für ihn war. Der Schwärmer — 203 — hat also eine Empfindung für die Höhe der Concentration. oder besser gesagt, für die Intensität der Einwirkung — , denn mit der Erhöhung seiner Reizl)arkeit wechselt auch der anziehend wirkende C'oncentrationsgrad. Aus jenem Verhalten geht aber auch weiterhin noch hervor, daß der kleine Organismus die Richtung, in welcher die Concentration steigt oder fällt ge- nauestens wahrnehmen muß. Andernfalls könnte er unmöglich seine ßewegungsrichtung so präcis danach einrichten. Ähnliches Wahrnehmungsvermögen wie die genannten frei- beweglichen Organismen besitzen aber auch die Zellschläuche vieler Fadenpilze, die Pollenschläuche der Samenpflanzen und schließlich auch die vielzeüigen Organe höherer Gewächse. Neben gelösten Stoffen und sogenannten permanenten Gasen (Sauer- stoff) spielt das gasförmig verteilte Wasser als spezifischer Be- wegungsreiz ein Hauptrolle in deren Sinnesleben. Mit am auffälligsten ist die chemische Reizbarkeit unter der höhereu Pflanzenwelt aber bei den fleischverdauenden Pflanzen, den sogenannten „Insektenfressenden" ausgebildet. Wir wollen uns damit begnügen dieselbe an dem Sonnenthau, der Drosera rotimdifolia, kennen zu lernen, den Charles Darwin ausserordentlich gründlich daraufhin untersucht hat. Die in grundständiger Rosette ausgebreiteten, einzeln einer kleinen Pfanne ähnlich gestalteten Blätter sind auf ihrer Spreite dicht mit sclmeckenfühlerartigen Auswüchsen bestanden, die Darwin als Tentakel bezeichnet. Diese Tentakel dienen zum Einfangen, zum Festhalten und zum Verdauen der Beute. Das am Blattrande von einem längeren, in der Blattmitte von einem kürzeren Stiel getragene Tentakel-Köpfchen funktioniert als Drüse, aber auch als Geschmacksorgan, wie wir sehen werden; außerdem ist es sehr empfindlich gegen Berührung. Die Reaktionen, aus denen wir auf jene Eigenschaften schließen, bestehen in erhöhter und veränderter Drüsensekretion, in Krümmungen des Tentakels und in eigenartigen Zusammen- balhmgen („Aggregationen") des Zellinhaltes der Tentakel. Das von seinem Sekrettropfen umhüllte Köpfchen wird durch den leisesten Druck eines leichten Körpers gereizt. Der Erfolg ist aber verschieden, je nachdem ein Kohlestückchen, ein Glas- splitterchen oder aber stickstoffhaltige verdauliche Substanzen (Fleisch, Eiweiß etc.) mit demselben in Berührung treten. — 204 — Während nämlich im erstereu Falle die auf Insektenfang aus- gehende Pflanze gleichsam ihren Irrtum allmählich merkt und die Tentakel wieder geradestreckt, wird im letzteren Falle die lang anhaltende Verdauungsthätigkeit durchgeführt. Darwin sagt, daß die Tentakel „mit beinahe irrtumsfreier Sicherheit die Gegenwart von Stickstoff entdecken". Während aber manche Alkaloide wirkungslos oder giftig sind, erweisen sich Ammoniaksalze als vorzügliche Lock- und Reizmittel. Von phosphorsaurem Ammoniak werden die kleinsten Mengen als Reiz wahrgenommen und es wird dieses Salz von anderen, selbst anderen Ammoniaksalzen, genau unterschieden. Citronensaures Annnoniak erwies sich beispielsweise verhältnismässig sehr wenig wirksam. Es genügte aber ein Quantum von 0,00024 Milligramm kohlensauren Ammoniaks — das übrigens in gasförmigem Zustand geradeso wie in gelöstem einwirkt — um einen Tentakel zu reizen. Von phosphorsaurem Ammoniak reichte sogar eine Spur von 0,000003 Milligramm hin, um denselben Erfolg zu erzielen.*) Nach Darwin 's Untersuchungen werden die verschieden- artigsten Stoffe von Drosera differeut empfunden, die Pflanze reagiert wenigstens in verschiedenster Weise dagegen. Von Säuren beispielsweise wirken Ameisensäure und Salzsäure nicht besonders erregend, Essigsäure von derselben Stärke wirkt wie andere Säuren äußerst kräftig. „Es würde," meint Darwin, „eine spezielle Pharmakopoe notwendig sein, die verschieden- artigen Wirkungen verschiedener Substanzen zu beschreiben." Es geht aus den Dar wiu'schen Experimenten auch un- zweifelhaft hervor, daß die Intensität der Reizung sowohl nach Qualität als auch nach Quantität der auf die Drüse wirkenden Substanz deutlich wahrgenommen wird. Bei einiger- maßen intensiver Affektion biegen sich die benachbarten Tentakel, obwohl ihre natürlichste Bewegung nach der Mitte des Blattes gerichtet ist, sämtlich nach dem unmittelbar gereizten Tentakel hin und nehmen alle mit Sicherheit die Richtung auf die ge- machte Beute. „Die Genauigkeit, mit welcher jeder Tentakel nach der Beute hinwies, war wunderbar, so daß in einigen Fällen keine Abweichung von der vollkommenen Richtigkeit bemerkt werden konnte.**) *) Insektenfressende Pflanzen. tHjcrs. vun Carus 187(5. p. 140. **) Darwin 1. c. p. 222. — 205 — Wenn wir diese Riclitungsbewegung auch ni(;lit verj^leiclien dürfen mit der unmittelbaren Orientierung der Samenfäden und Bakterien nach der Reizquelle hin, so wird doch immerhin der gleiche biologische Erfolg erzielt. Als weitere merkwürdige Thatsache geht aus Darwin's Untersuchungen hervor, daß die Spitzen und Köpfchen allein für die stofflichen Wahrnehmungen empfindlich sind. Von ihnen aus pflanzen sich die Impulse in den Tentakelstiel und durch die Blattspreite zu den benachbarten Tentakeln fort. So lassen sich die Drüsenköpfchen wie die Vegetationskegel der Wurzeln und die Spitzen der Graskeimblätter mit Sinnesorganen, und zwar mit einer Art Geschmacksorganen bezeichnen, denen freilich nebenbei auch die Verdauungsthätigkeit zufällt. Sie sind Zunge und Magen zugleich. Weniger fein ist der Sinn für stoffliche Reizung nach Darwin's und Göbel's Untersuchungen bei vielen anderen Insektivoren, zumal bei den verschiedenen Kannenpflauzen aus- gebildet. Bei der Wahrnehmung einseitig höherer oder geringerer Luftfeuchtigkeit spielt die Wurzelspitze übrigens die gleiche Rolle als spezifisches Sinnesorgan, wie bei der Aufnahme und Weiterleitung des Gravitationsreizes. Wie Drosera und andere Insektivoren, so scheint auch eine Reihe von Schmarotzerpflanzen nach den Beobachtungen des Grafen zu Solms-Laubach, von Ludw. Koch und G. Peirce mit einer zum Teil hochgradigen Empfindlichkeit gegen ganz bestimmte stoffliche Reize — wir würden bei uns sagen für einen bestimmten Geschmack oder Geruch — begabt zu sein. Zumal in ihrer Jugend tritt dieses Wahrnehmungsvermögen besonders auffallend hervor und befähigt die Keimlinge die ihnen dienlichen Nährpflanzeu von schlechten oder unbrauchbaren Wirten zu unterscheiden. So führt beispielsweise der Samen der Orobanchen im Boden ein latentes, in stiller Zurückgezogenheit abwartendes Leben. Mancherlei Wurzeln dringen wachsend dicht an ihm vorüber ; er regt sich nicht. Erst wenn ihn die Ausdünstung einer Wurzel seiner spezifischen Nährpflanze aus nächster Nähe trifft, entfaltet er seine Organe zum räuberischen Angriff. — tt/c«5Reuss, Favia daedcilea Reuss, Fseudastraea cohinmaris Reuss etc. etc bisher noch niemals im Gombertohorizonte aufgefunden worden. Man sieht also, auch die Korallen sprechen keineswegs für eine Vereinigung beider Ablagerungen, ja das Fehlen von Heliastraea hwasana^ Phi/llocoenia irradians, Trochus lucasamis etc. ein negatives, aber für mich hochwichtiges Unterscheidungsmerkmal zwi^hen den Faunen von Crosara-Sangonini und Castelgomberto, scheint sogar die zeitliche Identität der letzteren und des Ober- burger Komplexes auszuschließen. Aus allen diesen Erwägungen sehe ich mich genötigt, die Schichten von Oberburg, Polschitza und vom Feistritzthale bei Stein dem unteroligocänen Sangonininiveau anzuschließen. Es läge nun die Möglichkeit vor, daß die höheren Schichten dieses Komplexes auch den Gombertohorizont einschlössen ; diese Mög- lichkeit hat Sueß bei seinen Begehungen anscheinend im Auge gehabt und Fuchs hat sie auf Grund der Sueß 'sehen Funde paläontologisch zu beweisen versucht. Wir finden in der von dem letzteren Autor über die Polschitzafauna gegebenen Notiz die höheren Schichten unter 4., Routhe bei Polschitza, als Gom- bertohorizont zusammengefaßt. Man muß zugeben, daß iu der als Beweis beigefügten Aufzählung der Arten die älteren eocänen Formen bis auf Melania striatissima Zitt. ^= M. stygis. Brong.) fehlen; dagegen trifft man unter den übrigen, zum größten Teile schon in den unteren Schichten auftretenden Arten keine einzige, welche als für den Gombertohorizont wahrhaft charak- teristisch bezeichnet werden könnte. Natica crassatina Lam. könnte noch am ersten diesen Anspruch erheben; doch findet auch sie sich im Vicentino in den unteren Conglomeraten von Laverda, welche nach Bayan sogar unter den Priabonaschichten liegen; Natica angusiata wird von Fuchs selbst aus den unteren, dem Sangoninihorizonte entsprechenden Schichten von Polschitza citiert: Cerith. trockleare findet sich in Grancona und in den Westalpen schon unterhalb des Priabonakomplexes, Cerith. Ighinai — 281 - Mich, wird in Fuchs' großem Aufsatze über die Fauna des Yicentiuer Tertiärgebirges mit Recht aus beiden Stufen des Oligocän augegeben. Die von Fuchs mitgeteilten paläontologi- sciieu Daten reichen also um so weniger aus, eine Gliederung in den anscheinend nur einen Komplex mit ziemlich durchgehender Fauna bildenden Korallenmergeln von Polschitza, Oberburg und dem Feistritzgebiete herzustellen, als Äquivalente des mittleren Oligocän nach den Beobachtungen Tellers au dem letzteren Punkte in den Melettaschiefern zur Beobachtung gelangen. Aber selbst wenn man trotz aller entgegenstehenden Bedenken der von Th. Fuchs vertretenen Anschauung folgen und von dem ohnehin nicht sehr mächtigen Komplex einen oberen Gomberto- horizont abgliedern würde, so wäre man doch durch die paläonto- logischen Daten gezwungen, in den unteren Schichten die Vertretung des Sangouinihorizontes zu erblicken. Die Schichten von Sangonini, Guata und Laverda gehören zuraUnteroligOcän und stehen in inniger Verbindung zumPriabona- horizonte. Ob sie nur dessen oberste Schichten vertreten oder ob sie vielleicht den ganzen Komplex in anderer Facies dar- stellen, wie man z. B. verführt durch das Auftreten ^) so charak- teristischer Formen wie des Flabellum appendiculatiim Brong. an der Cöte des Basques, also in den unteren Komplexen von Biarritz, glauben könnte, das wird das Objekt weiterer Unter- suchungen sein müssen. Diese werden sich in erster Linie auf die Marostica, das Tertiärgebirge nördlich von Schio und Bassano richten müssen, wo eine feinere Gliederung, wie ich letzthin^) ausführte, noch keineswegs erreicht ist. Nach Dam es '^) vortrefflichen Untersuchungen über die Echinidenfauneu des venetianischen Tertiärs, deren Resultate durch die Arbeiten auf anderen Gebieten durchaus bestätigt worden sind, hat man die Tuffe von Gnata di Salcedo, Laverdä und Sangonini di Lugo „als F'aciesäquivalente der Priabona- mergel und Lonigokalke, sowie der Costelgombertogruppe zu- ») cf. Reuss: Pal. Stud. II p. 12. 2) Colli B e r i c i , p. 89. ') W. Dam es: Die Echiniilen der vicentinischen und veronesisehen Tertiärablagerungen. Palaeontographica Bd. 25 (3. Fulge Bd. l). Kassel 1877, cf. p. 93. — 282 — sammen aufzufassen". Wenn ich allerdings auch glaube, daß esBayau *) gelungen ist, oberhalb derSangoninifauna die typischen Gombertoschichten nachzuweisen und ich daher die letzteren nicht in die Vertretung mit einschließen möchte, so scheint auch mir der ganze oder teilweise Ersatz der Piiabonamergel durch die Sangoninituffe in der Marostica sehr wahrscheinlich. Daß das Unteroligocän, dem Priabona- und Sangonini- horizout angehören, nicht nur in Norddeutschland eine trans- grediereude Bildung ist, sondern daß auch zu gleicher Zeit im alpinen Europa umfangreiche Gebiete von Neuem unter das Meeresniveau versinken, habe ich letzthin zu zeigen versucht. Ich gedenke demnächst ausführlicher auf die Verhältnisse in Südfrankreich einzugehen, in welchem diese Transgression mit aller Deutlichkeit zu beobachten ist. Ich weise hier, in dem Gebiete der Alpenkette, noch einmal auf die Verhältnisse von Reit im Winkel in Südbayern hin, wie auf die sehr instruktiven Profile, die Hang 2) aus Savoyen mitteilt. Auch dort besteh- eiue Lücke in der marinen Sedimentation zwischen Perforatent kalk und den Priabonaschichten , welche auch Hang ohne Bedenken sowohl den Biarritzmergeln als den Schichten von Lattorf und vom Samlaude gleichstellt. Zwischen Parisien und Priabonieu, d. h. zwischen Perforatenkalk und Priabouamergeln, beobachtet man an einzelnen Punkten Süßwassergebilde mit Limnaeus loiigiscatus , welche nach Hang den Schichten von Roncä entsprechen, aber wohl jünger sein dürften. Roncä- schichten liegen im Süden in der Umgegend von Castellaue (Basses-Alpes) meiner Ansicht nach in den Kalken mit Platwrbis pseudamniünius vor^), welcher in ganz Europa das Niveau des oberen Grobkalks kennzeichnet. Wenn man aber von dieser Differenz bezüglich des Alters des Roncäkomplexes absieht, eine Frage, auf welche ich hier nicht weiter einzugehen vermag, so *) cf. Venetie, p, 469. *) E. Hav\g: Etüde sur la tectonique des hautes chaines calcaires de la Savoie. Bull, des Services de la carte geologique de France. T. VII Paris 1894—95 (Septembre 1895). ') cf. Zürcher: Nute sur la structure de la region de Castellane. Bull, des Services de la carte geologique de France. T. VII 1895— 9ß Sept. 1895. cf. p. 4. (Bei Beynes und Trevons liegt Kalk mit Planorbis pseudam- nionius diskordant auf der Kreide). — 283 — ist Hang auf ganz anderem Gebiete bezüglich der Transgression des unteren Oligocän zu den gleichen Resultaten gelangt, wie ich selbst bei meiner Untersuchung der Tertiärfauuen in den berischen Bergen. Diese Transgression liegt nun auch hier in Oberkrain und Südsteiermark vor, mag sie auch vielleicht im Alter etwas jünger sein, als diejenige, welche wir in den West- alpen beobachten. Teller hat diese Transgression sehr an- schaulich geschildert, wenn er im Feistritzthale selbst die Pholadenlöcher beobachtet, welche an dem triadischen Strande durch die Bohrmuscheln des Oligocän hervorgebracht wurden, und wenn er schildert, wie an der Südabdachung der Kopa der pyritische, als Putzpulver verwendete Thon unregelmäßig gestaltete, vielfach verzweigte Spaltenräume des alten Gesteins erfüllt. Bemerkenswert ist hier das gänzliche Fehlen der Trans- gressionsbreccie trotz der langen Unterbrechung der Schichten- bildung zwischen Trias und Oligocän, es kann die Meeres woge also auch über das Festland hereinbrechen, ohne überall in groben Schottern die Zeugen ihres verheerenden Angriffs der Nachwelt zu überlassen. — 285 — Die Erfalirungen mit der Foiiiiolkonservierimg. Von Oberlehrer J. Blum. Gelegentlicli der diesjährigen 68. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Frankfurt a. M. wird die Sencken- hergische naturforschende Gesellschaft eine Ausstelluug von Formolpräparaten veranstalten, die dadurch ein besonderes Interesse beanspruchen dürfte, daß sie diejenigen Präparate enthält, auf Grund deren vor nunmehr drei Jahren das Formol von mir in die Kouservierungstechuik eingeführt worden ist. Dem Beschauer wird angesichts dieser so lange erhaltenen Präparate jeder Zweifel an der Brauchbarkeit des Formols für Sammluugszwecke schwinden ; denn nunmehr liegt der Beweis vor, daß die Aufbewahrung in Formollösungen für fast alle tierischen und pflanzlichen Gewebe den bisher üblichen Konser- vierungsmethoden nicht nur für die erste Zeit, sondern auch auf die Dauer überlegen ist. In unserer Ausstelluug befinden sich ganze Tiere, bis zu 40 cm lange, uneröönete menschliche Föten, Vertreter beinahe jeder Klasse des Tierreiches von den Quallen herauf zu den Säugern, einzelne Organe und Organstücke, die sämtlich heute noch nach einem so langen Zeiträume brauchbare Objekte dar- stellen. Ebenso zeigen die pflanzlichen Präparate, Blüten sowohl wie Früchte, daß auch hier das Formol im Vergleich mit den anderen Konservieruugsflüssigkeiten einen wesentlichen F'ort- schritt angebahnt hat. Man kann ja nicht erwarten, daß ein so reaktionsfähiger Stoff wie der Formaldehyd allen Farben und Geweben gegen- über sich indifferent verhält; beruht doch die Formolhärtuug, — 286 — wie mein Sohn neuerdings gezeigt hat, wahrscheinlich auf einer Umsetzung des Eiweißes der tierischen Gewebe mit dem Form- aldehyd unter Auftreten von Methyleneiweiß. Sehen wir uns zunächst die Vertreter der hauptsächlich in Betracht kommenden Tierklassen an. Da sind, um mit den niederen Tieren zu beginnen, einige Quallen — Aurelia aurita. Sie liegen nunmehr seit zwei und ein halb Jahren in derselben Formollösung von 1 : 20, 1 : 30 und 1 : 50, in der sie mit dem Momente ihrer Einbringung verendet sind. Sie fühlen sich etwas hart an und haben ihre Gestalt und die durchscheinende graublaue Farbe so bewahrt, daß sich jeder Tentakel, jedes Wassergefäß deutlich abhebt; nur die leicht violette Zeichnung des Eierstockes ist verschwunden. Auch Aktiuien, Tealia crassi- cornis, die Professor Richters vor kurzem aus der Kieler Bucht mitgebracht hat, sind schöne Präparate; sie haben in Formol zum Teil noch ihre natürliche Färbung erhalten. Ahnliche günstige Mitteilungen bringt Piutner (29) von Seetieren, besonders Quallen, die in einprozentigem Formol konserviert waren, und in gleicherweise berichtet v. Davidoff (69) von prächtigen Siphouophoren, die er seit acht Monaten in 5^2 bis TVsprozentigem Formol aufbewahrt. Er bringt das Tier unter Seewasser in einen mit diesem gefüllten Cylinder, dessen Öffnung mit Watte verschlossen ist und taucht ihn in ein Gefäß, das 6— 8 prozentiges Formol enthält. Die Lösung dringt durch die Watte in den Cylinder, diffundiert mit dem Seewasser und das Tier stirbt bald in ausgestrecktem Zustande. Es mag an dieser Stelle hinzugefügt werden, daß in neuerer Zeit Formollösungen mit günstigem Erfolge zum Abtöten des Planktons benützt wird. Einige Seesterue beweisen die Verwendbarkeit von Formol für die Echinodermen. Die 'Seesterne sind wohl weich und ihre Farbe ist, wie bei Asferias rubetis, stark abgeblaßt, sie sehen aber sonst gut aus ; die umgebende Flüssigkeit hat einen geringen Teil ihres Kalkes gelöst, wie die Prüfung mit oxal- saurem Ammoniak erkennen läßt. Vielleicht ist die Auflösung des Kalkes bedingt durch eine langsame Oxydation des stark verdünnten Formaldehyds zu Ameisensäure; für Seesterne, Krebse und Vogeleier ist diese minimale Auflösung belanglos. Es liegen seit mehr als dritthalb Jahren Hühnereier in verdünntem Formol, — 287 — ohne daß irgend eine Veränderung an den Schalen zu bemerken wäre. Bei Tieren mit zarten Kalksclialen mag es zweckmäßig sein, um eine Oxydation des verdünnten Formols zu verhindern, das Gefäß ganz mit Flüssigkeit anzufüllen, so daß die Luft möglichst ausgeschlossen wird. Blanchard (47) hat Versuche mit Hirudineen, die mit den lebhaftesten oder zartesten Farben versehen waren, ange- stellt. Die Tiere wurden in einer Lösung von 5"/o dem freien Lichte ausgesetzt. Nach Verlauf von ungefähr einem Jahre konnte nicht die geringste Entfärbung wahrgenommen werden, ausgenommen vielleicht bei gewissen hellgelben Nuancen. Professor Richters hat dem Museum Zuckerrüben mit Heterodera schachti an den Wurzeln geschenkt. Die kleinen, weißen Tiere sind sehr deutlich zu sehen. Von den Arthropoden nenne ich zunächst den Flußkrebs, der schon längere Zeit in Formol liegt und sich gut gehalten hat. Auch Steuer (31) berichtet von guten Resultaten, die in dieser Beziehung erzielt worden sind. Bei Spinnen wird der Farbstoff nur wenig, viel weniger als bei Alkohol, ausgezogen. Bösenberg meint (nach brief- licher Mitteilung), daß hier besonders sehr starke Lösung gut konserviere. Eine Vogelspinne in unserm Museum, die früher in Alkohol gelegen hat, und nunmehr in Formol aufbewahrt wird, sieht in der klaren Flüssigkeit viel besser aus als früher. Käfer konservieren sich gut; doch werden die Beine starr. Bei Meloe schrumpft das Abdomen nicht, auch wenn der Käfer später aus dem Formol entfernt und getrocknet wird. Siehe auch Escherisch (64). Unter den Mollusken liefern Cephalopodeu und Nackt- schnecken tadellose Präparate. Ungemein wertvoll ist das Formol für die vorteilhafte Erhaltung der Fische. Dreijährige Präparate sehen heute wie am ersten Tage der Konservierung aus. Eine größere Anzahl Fische, die Küken thal auf seiner Reise im Malayischen Archipel in Formol legte, sind vorzüglich konserviert. Hof er (23) wendet V2 — Iprozentige Lösung an und sagt, daß dabei die Körper- formen naturgetreu erhalten bleiben. Die Farben werden teil- weise dauernd, teilweise längere Zeit erhalten. Dauernd (nach den Erfahrungen Hofers) die schwarzen, braunen, grauen, — 288 — griiuen und weißen Farbentchie, rote und gelbe Farben nur im Dunkeln, Die vorhergenanuten Farben, ebenso wie der Silber- glanz der Fische, bleiben auch im Lichte konstant. Ehlers (22) rühmt an Fischen aus der Biologischen Station in Helgoland, die mit Formol behandelt waren, die schöne Härtung bei Erhaltung der Farbe. Er sagt dann weiter : Beachtenswert sind Präparate von jungen Fischen, die in Formol abgetötet und gehärtet und darnach durch Alkohol in Balsam übergefiihrt worden waren. Der Mangel an Schrumpfung, die Erhaltung der Pigmentzellen und der Otolithen in den durch- sichtigen Tieren zeichnet diese Präparate aus. Da in Formol gehärtete Fische selbst durch Kochen nicht mehr zu macerieren sind, so werden solche Fische ihrer Dauer- haftigkeit wegen auf Empfehlung von Hof er (23) vielfach als Köderfische verkauft und benützt. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß Gage (50) eine Lösung von 1000 ccm normaler Salzlösung und 2 ccm Formol als trennendes und doch die Zerstörung etwas verzögerndes Agens erprobte. Mit dieser Lösung konnte er nach drei Stunden die Wimperzellen der Trachea eines Kätzchens leicht auf dem Ob- jektträger trennen, und nach zehn Tagen waren fast ebenso gute Präparate zu bekommen. Die verschiedenen Regionen der Ge- hirnrinde lieferten vorzügliche isolierte multipolare Nervenzellen. Frösche, Eidechsen und Schlangen, die wir in Formol aufbewahrten, haben sich bis jetzt im ganzen gut gehalten. Durch den Eintritt von Flüssigkeit in die Spalträume der Haut bei den Fröschen sehen diese wie aufgeblasen aus ; man ver- hindert dieses durch kleine Einschnitte in die Haut. Laubfrösche werden grau und bei den männlichen Molchen geht viel von dem Feuer der Hochzeitsfärbung verloren. Froschlaich wird in Formol sehr gut konserviert. Die grün gefärbten Eidechsen büßen einen Teil von ihrem Hellgrün ein. Daß zuweilen Schlangen in Formol in ihrem Innern faul werden, ist eine Erscheinung, die beim Alkohol in gleicher Weise vorkommt. Wahrscheinlich vermag die Flüssigkeit die beschilderte Haut nicht schnell genug zu durchdringen. Eine Injektion oder eine Öffnung an der Bauchseite würde dem Übelstand abhelfen. Selbstverständlich ist auch hier nur die Rede von Tieren, die tot in die Konser- vierungsflüssigkeit gesetzt wurden. — 289 — Als Vertreter der Vögel sei ein Buntspecht angefahrt, der beim Einlegen den Beginn der Verwesung durch seinen Geruch verriet, immerhin aber jetzt ein gutes Präparat darstellt. — Nicht unwichtig mag es für Eiersammler sein, daß die Eier, ohne daß man ihren Inhalt ausbläst, erhalten werden können. Ich habe vor ungefähr einem halben Jahre 2 Hühnereier und ein Kiebitzei mit einigen Tropfen konzentriertem Formol injiciert, nachdem ich vorher ein ganz feines Löchelchen in die Schale gebohrt hatte. Die Eier sehen heute noch wie frisch aus, und es ist anzunehmen, daß sie sich auch fernerhin nicht verändern werden. Der Vorteil dieser Konservieruugsmethode liegt erstens darin, daß die Eier sozusagen unverletzt bleiben und daß schon angebrütete Eier benützt w^erden können. Ich erinnere hier auch an meinen Versuch mit Hühnereiern, die, nachdem sie wochen- lang in Formollösung von 1:5 gelegen hatten, beim Offnen ein gallertartiges Eiweiß und einen harten Dotter zeigten und diesen Aggregatzustand sogar beim Kochen nicht verloren. Säugetiere, ganze und geöffnete, die bis zu drei Jahren in Formol meistens in Mischungen von 1 : 10 liegen, wie Mäuse, ein Seidenäffchen, ein Hamster, Katzen, junge Feldhasen, ein Erdeichhörnchen, sind in Form und Farbe wohl erhalten, und die Haare haften fest. Dabei ist die Flüssigkeit klar, obwohl sie bei den meisten Präparaten nicht gewechselt worden ist. Fledermäuse mit ihren ausgespannten Flughäuten in flach- wandigen Gläsern bilden prächtige Ausstellungsobjekte. Vorzügliche ältere Präparate im Museum der Sencken- bergischen naturforschenden Gesellschaft sind, wie schon erwähnt, kleinere und größere Embryonen in Formol von 1:10 und 1:20. Auf dem Internationalen medizinischen Kongreß in Rom hatte mein Sohn einen Fötus von 8 Monaten ausgestellt, bei dem die Placenta und die Eihäute so vollkommen erhalten waren, daß er im Fruchtwasser schwamm. Durch Diffusion war genügend Formol in den Embryo gedrungen, um ihn zu härten. An der Möglichkeit zu zweifeln, ganze Leichen in dieser Weise zu konservieren, liegt kein Grund vor. Zum Studium der Organe in der topographischen Anatomie empfiehlt Gerota (63), die Leiche mit einer Formollösung von 15 — 20% zu injicieren. Eine schwächere Lösung genügt, um Leichen für die Sektion aufzubewahren, nach Gerota eine 6°/oige Lösung in einem 11) — 290 — Quantum von 5 Liter für die Aufbewahrung den Sommer über. Um die härtende Wirkung- des Formols zu miklern, empfiehlt er einen Zusatz von 10 "/o Glycerin. Gehirne und Rückenmark werden in Formol von 1 : 10 rasch gehärtet, und auf Schnitten heben sich weiße und graue Substanz deutlich ab; ebenso werden andere Organe und Organteile in Formol konserviert und liefern geeignete Demonstrationspräpa- rate. ÜberGehirnpräparation siehe Born (7). Da in Formollösung gebettete Gegenstände zuweilen eine Raumvergrößerung erfahren, so empfehlen G. H. Parker und Floyd (53), um eine Vergrößer- ung des Gehirns zu verhindern, 6 Volumina 96''/oigen Alkohol gemischt mit 4 Volumen 2*'/oigem Formol. Fish (59) hat bei Nervengewebe gute Resultate erzielt durch Verwendung einer Mischung von 2000 ccm Wasser, 50 ccm Formol, 100 gr NaCl, 15 gr ZnCl2. Das Gehirn bleibt eine Woche oder 10 Tage in der Mischung und, wenn thunlich, sollten die Höhlen und die Blutgefäße injiciert werden, um eine gleichmäßige Härtung zu bewirken. Das Präparat kann dann in 2V2''/oiges Formol gebracht werden und in dieser Lösung bleiben, wenn das Gefäß fest ver- schlossen ist. Soll es Museumspräparat werden, so legt man es zur Aufbewahrung, nachdem es eine Woche in der zweiten Lösung war, in 50, 70, 90 oder 95"/oigen Alkohol. J. Orth (71) verwendet für mikroskopische und makroskopische Zwecke 100 Teile Müller'sche Flüssigkeit -|-10 Teile Formol. Die in beschriebener Weise zusammengesetzte Flüssigkeit entfaltet ihre Wirksamkeit innerhalb höchstens 3—4 Tagen. Für makroskopi- sche Präparate werden die Stücke nach dem Auswaschen in verdünnten Alkohol (60°/o) mit etwas Formol (l°/o) oder auch in eine Mischung von 100 Gewichtsteilen Alkohol von 93 Ge- wichtsprozent, 100 Gewichtsteilen Glycerin, 200 Teilen Wasser und 10 Teilen Formol gebracht. Schon in meiner ersten Publikation habe ich auf die gute Erhaltung des Auges in Formol hingewiesen. Diese Angabe ist seitdem von vielen Autoren bestätigt worden und bildete den Ausgangspunkt zu einer Anzahl von Spezialmethoden. Ein schönes Präparat stellen in unserer Sammlung die Augen eines Albino-Fuchses, in Formol von 1 : 10, dar. Obgleich von vornherein und wiederholt von meinem Sohn betont wurde, daß die Blutfarbe der Gewebsstücke zwar ver- — 291 — blaßt, wenn diese in Formol getaucht werden, aber von neuem erscheint bei Nachbehandlung mit hochprozentigem Alkohol, so daß von einer Auslaugung oder definitiven Zerstörung keine Rede sein kann, haben trotzdem mehrere Autoren von dem dauernden Verschwinden der Blutfarbe gesprochen und es als einen bemerkenswerten Übelstaud bezeichnet. Wer unsere präch- tigen, wie frisch aussehenden Präparate betrachtet, die durch Formol- und nachträgliche Alkoholbehandlung die Gefäße wie injiciert erscheinen lassen, wird zugeben müssen, daß gerade die Erhaltung der ßlutfarbe einen Glanzpunkt der Formolkon- servierung bildet. — Kenyon (34) will die Rückkehr der Blut- farbe in Alkohol durch das Gerinnen des Fibrins hierbei erklären ; ich kann dem aber nicht beipflichten, denn das Formol allein bringt, wie man sich leicht überzeugen kann, das Blut zum Gerinnen. Es würde bei Kenyons Annahme das wiederholte Verblassen und Wiedererscheinen der Blutfarbe, je nachdem die Präparate in Formol oder Alkohol getaucht werden, kaum ver- ständlich sein. Im Museum der Senckenbergischen Gesellschaft befinden sich Präparate, die abwechselnd in Formol, Alkohol, Formol u. s. w. lagen und das Verblassen und die Rückkehr der Blutfarbe deutlich, aber von Mal zu Mal geringer erkennen lassen. Nach langer x\ufbewalirung von Präparaten in Formol erscheint bei Alkoholnachbehandlung der Blutfarbstoff nicht mehr in dem Grade wieder, wie nach einem Aufenthalt von 2 — 3 Monaten. — Jores (66) empfiehlt zur besseren Erhaltung der Blutfarbe: 1) 1 Teil Kochsalz, 2 Teile Magnesiumsulfat, 2 Teile Natriumsulfat, 100 Teile Wasser, denen 5 (ev. 10) Teile Formol zugefügt sind. 2) Nach genügender Härtung, Abgießen der Lösung und Ab- spülen mit Oö'^/oigem Alkohol. 3) Einbringen in 95°/oigen Alkohol bis zur Wiederherstellung der Farbe, ev. bis zur vollständigen Durchtränkung der Objekte. 4) Einbringen in eine Mischung von Glycerin und Wasser zu gleichen Teilen. — Es muß erst eine längere, vergleichende Beobachtung ergeben, ob diese Modi- fikation gegenüber unserer ursprünglichen Methode irgendwelche Vorteile bietet. Das Gleiche gilt für die anderen vorgeschlagenen Abänderungen. Schöne pathologische Präparate in Alkohol, nachdem sie vorher in Formol gelegt waren , befanden sich s. Z. ebenfalls unter den Ausstellungsobjekten meines Sohnes auf dem Inter- 19* — 292 — nationalen Kongreß in Rom, Nach Melnikow-Raswedenkow (ß5) soll ein vollkommen natürliches Bild von den krankhaften Veränderungen mit den charakteristischen Farbenbesouderheiten erst erhalten werden, wenn man das Präparat, das mit kon- zentriertem Formol und 95"/oigem Alkohol behandelt worden ist, in eine Lösung von Kalium aceticum 30, Glycerinum 60, und Aqua destillata 100 überführt. Kaiserling (78) befür- wortet, sich au die ebengenannte Methode anschließend, Formol 750 ccm, Aq. dest. 1000 ccm, Kai. nitricum 10 gr, Kai. aceticum ;)0 gr. In diese L(3sung werden die normalen und pathologischen Organe oder Organteile gelegt. 24 (ev. 86 oder 48) Stunden genügen bei Herzen, Nieren und diesen entsprechend dicken Scheiben aus anderen Teilen. Hierauf überträgt man die Prä- parate in 80°/oigen Alkohol und läßt sie 12 Stunden darin. Nachdem sie noch 2 Stunden in 95°/oigem Alkohol gelegen haben, werden sie in einer Mischung von Wasser und Glycerin zu gleichen Teilen mit Zusatz von 30 Teilen Kalium aceticum aufbewahrt. Sehr zarte Objekte, insbesondere Darm, bleiben nur 1 — 2 Tage hierin und werden in Glycerin und Wasser zu gleichen Teilen mit etwas absolutem Alkohol (1 : 10) aufgestellt. Natürliche Farbe, Blutgehalt und Transparenz sollen sich gut erhalten haben; doch fehlt noch längere Erfahrung. Am ausgiebigsten ist das Formol zur Verwendung gelangt in der mikroskopischen Technik; in der Histologie und beim Studium des Zentralnervensystems ist es geradezu unentbehrlich geworden. Diese überaus günstigen Resultate beruhen auf den Eigenschaften, daß es viel rascher härtet wie die sonst üblichen Fixierungsmittel, daß die feinere Struktur und auch die roten Blutkörperchen erhalten bleiben, daß Fett nicht gelöst wird, und daß die gehärteten Substanzen den gebräuchlichen Farb- stoffen und Imprägnierungsmitteln zugänglich sind. Viele der früher angewandten Methoden haben seit der Verwendung des B^rmols in der mikroskopischen Technik Abänderungen und Verbesserungen erfahren. Als mein Sohn und ich das Formol in die mikroskopische und makroskopische Technik einführten, wurde seine Verwertung nach den verschiedenen Richtungen , gestützt auf vielfache, vor- angegangene Untersuchungen, klar ausgesprochen; die weitere Ausführung mußte der Detailforschung überlassen werden. Es — 293 — ist ein gläuzendes Zeugnis für die Bedeutung des Formols als Konservierungs- und FixierungsÜüssigkeit, daß so viele namhafte Forscher diesem Cregenstande ihr Interesse gewidmet iiaben. Aus den zahlreichen histologischen Angaben in der Litteratur mögen nur einige hier besondere Erwähnung finden. So hat Hoyer jr. die G olgische Methode an Formolpräparateu ver- sucht und anwendbar gefunden. Lachi (39,41) und Dell' Isola (38), sowie Dur ig (40) zufolge läßt sich die Osmiumsäure in der Methode von Rani 6 n y Cajal durch Formol ersetzen. Reimar (16) hat die Wirkung des Formols auf die feineren Gewebsstruktureu geprüft und sie mit den andern gebräuchlichen Fixierungsflüssigkeiten verglichen. Durch seine Resultate wird die Vorzüglichkeit des Formols für mikroskopische Zwecke be- stätigt. AVeigert (54) hat bei seiner neuen Neurogliafärbung das Formol mit Erfolg als vorbehandelnde Flüssigkeit benützt. Es liegt nicht im Plane dieser Arbeit, die sich wesentlich nur mit der Konservierung von Sammlungspräparaten beschäftigt, auf die einzelnen Ergebnisse der histologischen Forschung ein- zugehen. So viel nur kann ausgesprochen werden, daß iu dem Formol, wie wir es von Anfang au gehofft hatten, ein beinahe überall brauchbares Härtungsmittel gegeben ist, das kaum eine der üblichen mikroskopischen Methoden ausschließt. In Bezug auf Pflanzen sei erwähnt, daß sich manche Blüten zwei und drei Jahre gut gehalten haben, wie z. B. eine Passiflora, Nuphar luteum, die männlichen und weiblichen Blüten von Larix europaeu , Akehia quinata, Conius nms, Aristolochia gigantea, Neottia nidus-avis, Chamaerops humilis u.a.m. Bei der Passionsblume ist die Farbe verblaßt, aber die Form der Blüte ist wohl erhalten. Auch Alcebia hat ihre Färbuug zum Teil eingebüßt; die Farbe von Aristolochia ist fast tadellos geblieben. Einzelne E'arben halten sich sehr lange, besonders gut die gelbe Farbe und manches Blau. Lins bau er (21) hat dieselbe Erfahrung gemacht. Orchideen und Orobanchen werden nicht schwarz. Das Chlorophyll verblaßt, je nach der Beschaffen- heit der Blätter, in kürzerer oder längerer Zeit. Früchte, die bis zu drei Jahren und selbst länger in Formol liegen und sich im ganzen wenig in ihrem Aussehen verändert haben, sind: Mespilus (lernKniicus , üiiikf/o biloba, Vaccinium vitis-idaea, Crataeytis, Prunus spinosa (der Wachs- — 294 — Überzug noch schön erhalten), blaue und weiße Trauben (letztere werden bräunlich); ferner Apfel, Citrus trifoliata, Podophijllum emodi (sehr schön rot geblieben). Das Steinobst platzt in verdünntem Formol, umsoweniger aber, je konzentrierter die Lösung ist; in ganz konzentrierter Flüssigkeit findet weder ein Platzen noch ein Aufquellen des Obstes statt. Eine Ananas, die im März 1893 in Gelatine, der einige Tropfen Formol zugesetzt waren, gebettet wurde und im Novem- ber 1894 in Formol von 1 : 15 kam, ist immer noch ein schönes Präparat. Das gleiche gilt von einer Almeriatraube, die sclion im Februar 1893 in Formol-Gelatine und im März 1896 in Formol von 1 : 20 gesetzt wurde. An einer Batate, die icli Anfang 1893 in Petroleum aufbewahrte, setzten sich Pilze an. Im Oktober 1894 kam sie in Formol und hält sich seitdem sehr gut. Der Wohlgeruch der Blüten und Früchte teilt sich in auf- fallender Weise der Formollösung mit. Pilze, die vorzüglich aussehen, sind : die Morchel, Phallus impudicus und Ph. caninus. Beim Champignon und Hausschwamm färbt sich die Flüssigkeit braun. Die mikroskopische Struktur der Pflanzen erhält sich in wenig verdünnter Lösung im allgemeinen gut, am besten in konzentriertem Formol. Die Herstellung gutei- Präparate wird dadurch erschwert, daß das Pflauzenmaterial in Formollösung weich wird. Vorzügliche Dauerpräparate von Bakterien können nach einer Methode von Hauser (s. Münchener med. Wochenschr. 1893, No. 30 u. 35) in folgender Weise dargestellt werden: Gelatine, in der Mikroorganismen gewachsen sind, wird Formal- dehyddämpfen ausgesetzt. Diese wandeln die Gelatine so um, daß sie nicht mehr verflüssigt werden kann und daß auch schon erweichte wieder fest wird, ohne daß dabei mit der Gelatine oder mit den Mikroorganismen eine wesentliche Veränderung vor sich geht. Bei der verhältnismäßig großen Wassermenge, mit der die Formollösungen zur Verwendung kommen, ist es selbstverständ- lich, daß Präparate, die in diesen verdünnten Lösungen liegen, gegen sehr niedrige Temperaturen geschützt werden müssen, wenn nicht, ohne Nachteil für die Präparate, ein genügender Zusatz von Alkohol oder einem Salze den Gefrierpunkt herabzudrückeu — 295 — gestattet. Zehnfach verdünnte Formollösung gefriert erst zwischen — 5 bis 6° C und zwar auch nur, wenn man mit einem scharfkantigen Glasstab die Gefäßwände reibt. In der unten augeführten Litteratur befinden sich einige Aufsätze, in denen geklagt wird über die verschiedenen Namen, womit die in Rede stehende Konservierungsflüssigkeit benannt wird, dann auch über die verwirrende prozentualische Bezeich- nung der verdünnten Lösungen. Wir, mein Sohn und ich, haben uns von Anfang an des Wortes Formol bedient, weil, zur Unter- scheidung von dem gasförmigen Formaldehyd, zuerst der Name Formol eingeführt worden ist und später erst die Bezeichnung Formalin, weil ferner der Name B^rmol, als ein zweiwertiger Alkohol, wissenschaftlich gerechtfertigt erscheint, und wir sind heute noch derselben Meinung. Wir haben ferner, sogleich bei unsern ersten Veröffentlichungen, das konzentrierte Formol, also den 40'^/oigen Formaldehyd, als Stammflüssigkeit angenommen, in Bezug auf sie dann von 5, 10, 20, 40 u. s. w.-facher Ver- dünnung gesprochen und dafür die Bezeichnung 1:5, 1 : 10, 1 : 20, 1 : 40 (1 Teil Formol auf 5, 10, 20, 30, 40 Teile Wasser) vorgeschlagen. Ich habe mich bemüht, das hier folgende Litteraturver- zeichnis möglichst vollständig und einigermaßen chronologisch zu bringen. Die meisten angeführten Arbeiten habe ich gelesen, bei einzelnen jedoch mußte ich mich auf Kenntnisnahme des Titels beschränken, da sie weder in der Senckenbergischen Bibliothek noch auf der Staatsbibliothek in München vor- handen sind. Litteratur. 1. Blum, F., Der Formaldehyd als Härtuugsmittel. Vorläufige Mitteilung. Zeitschr. f. wissenschaftl. Mikrosk. u. f. mikrosk. Technik, Bd. X, 1893, p. 314. 2. Blum, J., Formol als Konservierungsflüssigkeit. Vorläufige Mitteilung. Zool. Anz., 1893, No. 434. 3. Hermann, F., Notiz über die Anwendung des Formalins (Formaldehyds) als Härtungs- und Konservierungsmittel. Anat. Anz., Bd. IX, 1893', No. 4. - 296 — 4. Blum, F., Notiz über die AnweuduDg des Formaldehyds (Formols) als Härtungs- und Konservieruugsmittel. Auat. Anz., Bd. IX, 1894, No. 7. 5. Colin, Ferdinand, Formaldehyd und seine Wirkungen auf Bakterien. Bot. 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Knoblauch III Verteilung der Ämter im Jahre 1896 XX Verzeichnis der Mitglieder: Stifter XXII Ewige Mitglieder XXIII Mitglieder des Jahres 1895 XXIV Neue Mitglieder für das Jahr 1896 XXIX Außerordentliche Ehrenmitglieder XXX Korrespondierende Ehrenmitglieder XXX Korrespondierende Mitglieder XXX Rechte der Mitglieder XXXVI Bibliothek-Ordnung XXXVI Geschenke und Erwerbungen: Naturalien XXXVII Bücher und Schriften LVI Andere Geschenke LXXIX Bilanz per 31. Dezember 1895 LXXXII Übersicht der Einnahmen und Ausgaben LXXXIII Sektionsberichte LXXXIV Protokoll- Auszüge XCII Vorträge und Abhandlungen: Die Gestalt des Mittelmeers und ihr Einfluß auf Handel und Ge- schichte im Altertum. Vortrag, gehalten am 16. November 1895 von Dr. W. K 0 b e 1 1 3 Wie kommt der Mensch zum vernunftgemäßen Gebrauch seiner Sinnesorgane? Vortrag, gehalten am 30. November 1895 von Dr. med. Ph. S t e f f a n 27 Die wissenschaftliche Grundlage der Alkoholbekämpfung. Vortrag, ge- halten in der wissenschaftlichen Sitzung am 14. Dezember 1895 von Dr. med. Knoblauch. (Mit fünf Texttiguren). ... 45 Seite Katalog' der aus dem paläarktischen Faunengebiet beschriebenen Säugetiere (einschließlich d. Grenzfurmen). VonDr.W. Kobelt. Als Desideratenverzeichnis herausgegeben von der Sencken- bergischen naturforschenden Gesellschaft, 1896 78 Die Neuroptera-Fauna der weiteren Umgebung von Frankfurt a. M. Von Dr. L. von Hey den, k. Major a. D 105 Ein neues Vorkommen von Mikroklin im Spessart. Von E. Philipp i in Straßburg i. E 125 Ein Ausflug nach dem Paramillo de Uspallata. Von Dr. J e a n Valentin in Buenos Aires 135 Neues Vorkommen von Kalifeldspat. Turmalin, Apatit und Topas im Granit des Fichtelgebirges. Von H. Bücking in Straß- burg i. E 145 Über eine mykologische Forschungsreise nach Blumenau in Brasilien. Vortrag, gehalten in der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft am 25. Januar 1896 von Dr. Alfred Möller, kgl. Oberförster 151 Das Sinnesleben der Pflanzen. Vortrag, gehalten bei dem Jahres- feste am 31. Mai 1896 von Dr. Fritz Noll, Privatdozent in Bonn 169 Die oligocäne Fauna von Polschitza in Krain. Von Dr. Paul Oppenheim in Charlottenburg 259 Die Erfahrungen mit der Formolkonservierung. Von Oberlehrer J.Blum 285 Berichtigung'. Seite 20, Zeile 2 und 13 von unten, ist der Name N e c h o zu streichen und dafür Nearch zu setzen. n .f- V y'. '-- 'Cy-» ^ 1^ '^vAV ^ä-^..