A % Ay, 4 37 R FB ur fh ee RR EE , * und re 2. 4 + In MET « f ih u .. e K, I I 1 vr er a 8 ee L u w A, e EN j “ 77 Fi, e n-" h ; ass * i Mn: d r F u ri ? . ” N PR) er 4 we Be m N, u et zu Berlin. Erster Jahrgang > ig LE Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften ‚zu Berlin im Monat Januar 1836. — Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 4. Januar. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Eichhorn legte eine Abhandlung vor, worin die Ge- setze Karls des Gro[sen über die Verpflichtung zum Kriegsdienst betrachtet werden, und welche eine Fortsetzung ist der am 29. October 1835. gelesenen Abhandlung über die Ge- setzgebung Karls des Gr. nach erlangter Kaiserwürde. Es wird darin gezeigt, dals in dem Capitulare vom J. 803. de exercitu promovendo die älteste gesetzliche Bestimmung über den Umfang der jedem Freien oder Dienstmann obliegen- den Heerdienstpflicht enthalten ist, welche durch das Capitulare v. J. 807. dann weiter entwickelt wurde. Die Bedeutung dieser Bestimmungen ergiebt sich vornehmlich aus dem Kriegs- und Vertheidigungssystem Karls des Gr., welches er durch die Ein- richtung der Gränzgrafschaften begründete und in den letzten zwanzig Jahren seiner Regierung allmählig weiter ausbildete, dessen Beschaffenheit daher in dem vorgelegten Aufsatz, mit Rücksicht auf jene gesetzlichen Bestimmungen, entwickelt wird. 7. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr.v. Buch las über Delthyris oder Spirifer und Orthis. ' Delthyris ist ein Geschlecht der Brachiopoden, welches sich von der 'Terebratel durch eine dreieckige Öffnung in der Mitte der Area unterscheidet, von welcher die Basis auf dem Schlofsrande steht, die Spitze aber sich mit dem Schnabel der [1836.] 1 2 Dorsalschaale vereinigt. Die Area besitzt nicht blofs horizontale Anwachsstreifen, sondern sie ist auch zugleich senkrecht, daher gitterartig gestreift. Im Innern gehen die beiden Franzen- arme in entgegengesetzter Richtung auseinander, nicht gegen- einander zu, wie in der Terebratel. Zwei Lamellen, welche die Dorsalzähne unterstützen, trennen diese Arme von den Ernährungs- organen und verhindern ihre Berührung. Ist hierdurch der Rücken schon vom Schnabel an eingesenkt, so dals er einen ge- gen den Rand stets mehr sich erweiternden Kanal in der Mitte der Dorsalschaale bildet, so entsteht die Abtheilung des Spirifer; diesem Kanal entspricht auf der Ventralschaale eine Wulst. Ist dagegen der Rücken der Dorsalschaale erhöht und bildet einen Kiel, so wird hierdurch die Abtheilung Orthis bestimmt, in welcher die Ventralschaale flach oder auch häufig concav ist. Orthis besitzt, aufser der gewöhnlichen gegitterten Area, auch noch eine kleinere Area an der Ventralschaale, auf welcher sich aber nur horizontale Anwachsstreifen, keine senkrechten, finden. — Die Spiriferarten zertheilen sich wieder in solche, bei welchen der Schlofsrand so lang oder länger ist, als die Schaale, Spiri- feri alati, und solche, bei denen Schlolsrand und Area kürzer ist, als die Breite der Schaale, Spiriferi rostrati; die ersteren wieder in solche mit glattem Sinus, Ostiolazti, und solche mit ge- faltetem Sinus, Aperzturati; ebenso zerspalten sich die Rostrati in solche mit bestimmten Sinus, Sinuati, und solche, bei welchen die ganze Dorsalschaale eingebogen ist, Impressi. Orthis erlaubt ähnliche Unterabtheilungen. — Fast alle Orthisarten sind nur den ältesten Gebirgsschichten eigen, den Trilobitenschichten oder dem Cambrischen System; nur sehr wenige, etwa drei oder vier Arten, finden sich auch in den neueren Schichten der Transitions- formation, in den Schichten des Silurischen Systems. Da- gegen giebt es nur eine kleine Zahl von Spiriferarten in den Trilobitenschichten; sie sind vorzüglich dem Silurischen System vorbehalten. Die Orthisarten verschwinden gänzlich mit der Transitionsformation. Spiriferarten erhalten sich länger; die ge- flügelten (alati) oder gefalteten finden sich jedoch ebenfalls nach dem Muschelkalk nicht mehr; die „KRostrati”” werden noch bis im Lias gefunden. Aber seitdem hat man auch von diesen Gestalten keine wieder in neueren Gebirgsschichten gesehen. - A EEE PERLE WERE U, 3 Nach der Vorlesung wurden folgende eingegangene Schriften vorgelegt: Dureau de la Malle, Recherches sur la Topographie de Car- ihage. Paris 1835. 8. nebst einem Briefe des Verfassers von Paris, 1. Dec. 1835. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie_et de Physique. 1835 Aouüt. Paris. 8. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd.X. Heft 2. Halle 1835. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1835. No.1-20. Paris. 4. Annales des Mines. Serie III. Tome 8. Livr. 5. Sept. Oct. 1835. Paris. 8. Bulletin de la Societ& de Geographie. Serie II. Tome3. Par.1835. 8. Crelle, Journal für die Mathematik. Bd.15. Heft 2. Berlin 1835. 4. 3 Exemplare. Aufserdem wurde ein Schreiben des Hrn. Agathophron Nikolopulos von Paris den 28. Sept. 1835. vorgelegt, worin er Schriften für das Lyceum zu Athen erbittet. Es wurde beschlos- sen, zu diesem Zwecke die beiden bis jetzt erschienenen Hefte des zweiten Bandes des Corpus Inscriptionum Graecarum zu be- willigen. 14. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Böckh las über die von Hrn. v. Prokesch in Thera entdeckten Inschriften. Inschriften, welche für sich allein höchst unbedeutend er- scheinen, können bisweilen durch Zusammenstellung mit That- sachen aus der Geschichte des Landes oder der Stadt, wo sie gefunden worden, sehr bedeutsam und merkwürdig werden, und sind ohne letztere oft kaum verständlich. Der Verfasser stellt daher in den ersten drei Abschnitten dieser Abhandlung aus den meist mythischen oder wenigstens nur halbgeschichtlichen Über- lieferungen über Thera Einiges zusammen, was die Phönicische und die Minyeische von dem Kadmiden Theras geleitete Ansiede- lung auf 'Thera betrifft, besonders in Bezug auf den Dienst des Poseidon als Minyeischen Gottes, und des Karneischen Apolls, dessen Träger das Geschlecht der Aegiden war, zu welchen The- ras gehörte, obgleich es in Sparta erst von seinem Enkel Aegeus benannt sein soll: auch wird vermuthet, dafs die Minyer, welche 4 nach Thera kamen, eıgenthümliche Vorstellungen über Tod und Unterwelt und die dunkeln unterirdischen Mächte hatten. Es folgt alsdann eine Übersicht der von Hrn. v. Prokesch in Thera ab- geschriebenen und von diesem an Hrn. Gerhard mitgetheilten Steinschriften, welche aus einhundert und eilf Nummern bestehen, meist jedoch nur einzelne Wörter enthalten, die theils auf einem sogenannten Votivfelsen stehen, theils auf andern Felsen, wieder andere auf Grabsteinen oder Bruchstücken von Säulen und der- gleichen: ein sehr grofser Theil ist dadurch merkwürdig, dals sie an die Namen erinnern, welche in die Geschichte der Stifter Thera’s verwebt sind, oder mit Personen und Namen in Verbindung ste- hen, welche schon in den Theräischen Denkmälern im Corpus Inseriptionum Graecarum vorkommen, und dafs sie den Theräi- schen Ursprung einiger nur aus Vermuthung der Insel Thera beigelegten Inschriften, namentlich des wichtigen Testaments der Epikteta, vollends erhärten. Nr. 1-20. sind wegen der alterthüm- lichen Schreibweise paläographisch bedeutsam; namentlich zeigen sie eine sehr grofse Ähnlichkeit mit der Phönicischen Schrift, so wie mit der Schriftart des Melischen Säulenschaftes: statt ® und %, geben sie IH und KH, keinesweges aber statt $ auch TH, indem das Theta älter als die beiden andern Aspiraten ist: statt E und Y wird darin nicht wie gewöhnlich X und PZ ge- „schrieben, sondern KM und PM. Besonders merkwürdig sind die verschiedenen Formen des Iota, deren funfzehn mehr oder minder abweichende vorkommen. Mit den Inschriften, welche nach dem Verfasser von Fourmont untergeschoben worden, haben die Theräischen keine Ähnlichkeit, obgleich dies Anfangs von einem Kenner war behauptet worden. Jene paläographisch merkwürdigen Stücke, von deren einigen auch Hr. Dr. Res zu Athen Abschrif- ten an den Verfasser mitgetheilt hat, werden hierauf näher be- trachtet, und zwar zuerst drei derselben, welche auf Bildwerke bezüglich sind; das erste nennt einen Arimanos von Rhodos, das dritte einen Epagatos, beide als Künstler: das zweite erklärt und ergänzt der Verfasser so, dafs es sich auf einen Delphin beziehe, welchen ein Bruder des Arion, Sohn des Kykleus, geweiht habe. Es wird hierbei erörtert, inwiefern es für gegründet gelten könne, dafs der Name des Vaters des Arion, Kykleus, nur mythisch und symbolisch sei: welches verneint wird. Übrigens macht der Ver- 5 fasser wahrscheinlich, dafs dies Weihgeschenk dem Poseidon zu Thera geweiht worden, und dieser ebenderselbe sei wie der Täna- rische, welchem Arion seine Rettung verdankt haben soll. So weit reichen die sieben ersten Abschnitte der Abhandlung; die übrigen wurden einer spätern Lesung vorbehalten. An eingegangenen Druckschriften wurden vorgelegt: ' Schriften der Kaiserl. Universität zu Kasan 1835. 2.Heft. (in russ. Sprache) Kasan 1835. 8. von derselben übersandt mit- telst Schreibens v. 9. Nov. 1835. Transactions of the Americal philosophical Society held at Philadelphia. New Series. Vol. IV. part. 3. Vol.V. part. 1. Philadelph. 1834. 4. The American Almanac and reposilory of useful knowledge Jor the year 1835. 4. beide letztere übersandt mittelst Schreibens des Hrn. Vau- ghan von Philadelphia v. 4. Nov. 1834. Aufserdem wurde der Akademie ein Schreiben des Herrn Geh. Leg. Rathes und Königl. aufserordentl. Gesandten und be- vollmächtigten Ministers am Römischen Hofe, Dr. Bunsen vom 30. Nov. 1835 übergeben, welches er in Folge seiner Ernennung zum Ehrenmitgliede der Akademie eingesandt hat; desgleichen ein Schreiben der geographischen Gesellschaft zu Paris v. 8. Dec. 1835, womit sie die Übersendung der ersten Serie ihres Bulle- tins ankündigt. 13. Januar. Sitzung der physikalisch - mathe- matischen Klasse. Hr. v. Buch las über die Schnecken des Steinbergs bei Steinheim in Würtemberg. Ohnerachtet die vielen Millionen Sülswasserschnecken, aus welchen der gröfste Theil des Steinberges auf der gröfsten Höhe der Schwäbischen Alb besteht, schon lange die Aufmerksamkeit der Conchyliologen erregt haben, so ist man über ihre Natur noch nicht auf ein festes Resultat gekommen. Ziethen, der sie in seinem Petrefactenwerk über Würtemberg t.30. gut abgebildet hat, nennt sie nach anderen Autoritäten Paludina multiformis. Hr. Prof. Rolsmäsler in Tharandt hält diese Ansicht für nicht begründet genug, und entscheidet sich für Yalwata. Denn nur 6 dieses Geschlecht hat einen so beträchtlichen Umbilicus;; und schon Yalvata obtusa Pfeiffer zeigt eine Veränderlichkeit der Form, die wenn sie auch nicht die wunderbare Veränderlich- keit der Steinheimer Schnecken erreicht, doch darin alle anderen Geschlechter übertrifft. “Überdies hat die Steinheimer Schnecke viel Ähnlichkeit in einigen Abänderungen mit einer Falvata aus Texas, die in Wien als Yalata bicarinata aufgeführt wird, von Jan in Parma aber, mit wenigerem Rechte, als Ampullaria torta verschickt wird. Übrigens, sagt Hr. Ro[smäsler, steht Yalwata multiformis von Steinheim wegen ihrer übermäfsigen Veränder- lichkeit ganz einzig da, und findet in dieser Hinsicht unter den lebenden Schnecken nichts Ähnliches. Noch gröfseres Interesse haben diese Schnecken gewonnen, seitdem Hr. Jäger seine mühsamen und Jleifsigen Untersuchun- gen über fossile Säugethiere in Würtemberg bekannt gemacht hat. Denn zwischen den Schnecken finden sich, aufser vielen Fisch- gerippen, auch Rhinoceros-Zähne und Knochen, dann Knochen von einer Art von Reh und vom Pferde. Eine grofse Schildkröte und grofse Saurierwirbel gesellen sich zu diesen Überresten von Landthieren. 21. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Savigny las einen Beitrag zur Rechtsgeschichte des Adels im neueren Europa in drei Abschnitten. Der erste Abschnitt handelt von der Urzeit, für welche aus Tacitus bei den Germanischen Völkerstämmen drei bleibende Stände nachgewiesen werden: Edle, Freie, Unfreie. Der zweite Ab- schnitt umfalst die Zeit der Völkergesetze, und weist hier für die einzelnen, nun in bestimmterer Unterscheidung hervortretenden Völkerstämme das Dasein derselben drei Stände, nur unter sehr verschiedenen Benennungen nach. Die Unterscheidung derselben zeigt sich jetzt sehr bestimmt in der Abstufung des Wehrgeldes, welche sich überall auf die Verschiedenheit jener drei Stände gründet, wenngleich nicht überall gleiche Summen des Wehrgel- des, oder auch nur gleiche Verhältnifszahlen für die Abstufung, vorkommen. Es wird gezeigt, dals die drei Stände dieses Zeit- alters mit den bei Tacitus vorkommenden identisch sind. Der dritte Abschnitt handelt von der neueren Zeit, worin das Lehen- 7 wesen in Verbindung mit dem Ritterthum das ganze öffentliche Leben erfüllt und beherrscht. Der alte Nationaladel erscheint jetzt als Herrenstand, und neben ihm erhebt sich, aus dem alten Stande der Freien, in dem Ritterstand eine ganz neue und eigen- thümliche Klasse. Dieser Ritteradel sucht sich auf gleiche Weise, wie der ursprüngliche Adel, als Nationalstand abzuschliefsen, was “jedoch nicht völlig gelingt. Die. Benennungen des hohen und niederen Adels verbreiten immer mehr die Ansicht, als ob jener mit diesem gleichartig, beides Zweige desselben Stammes wären. Diese Ansicht findet ihre Widerlegung in dem Grundsatz der ebenbürtigen Ehen, in welchem durch alle Jahrhunderte hindurch der Begriff und die Gränzen der drei Urstände der Nation sicht- bar bleiben. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Nouveaux Memoires de ’ Academie Royale des Sciences et Belles- Leitres de Bruxelles. Tom.9. Bruxell. 1835. 4. Bulletin de lAcademie Royale des Sciences et Belles-Lettres de Bruxelles 1835. No.9. 8. Gruyer du Spiritualisme au 19 Siecle, ou examen de la doctrine de Maine de Biran. (Bruxell.) 8. 28. Januar. Öffentliche Sitzung zur Feier des JahrestagesFriedrichs des Grofsen. Hr. Erman eröffnete die Sitzung als derjenige der Sekre- tare, welcher nach einer besondern Reihefolge den Vorsitz in dieser Versammlung hatte, mit einer auf die Feier des Tages be- züglichen Rede. Hierauf las Hr. Ranke: Zur Geschichte der Italienischen Poesie, dritter Abschnitt, Über Torquato Tasso. Die ganze Abhandlung ist ein Versuch, die innere Entwicke- lung der neueren Poesie aus dem romantischen Stile in den mo- dern-classischen an dem Beispiele der Italienischen nachzuweisen. In dem dritten Abschnitt wird untersucht, welches die Idee ist, die dem befreiten Jerusalem zu Grunde liegt, welche theoreti- sche Studien Torquato Tasso zu ihrer Ausführung machte; wel- chen poetischen Stoff er sammelte, die Art wie er denselben benutzte, wie er nachahmte; worin seine Eigenthümlichkeit vor- - nehmlich zu setzen ist, die Vorzüge und Mängel seines Werkes, 8 inwiefern das Modern -classische darin wirklich zur Erschei- nung kömmt. Daran knüpft sich eine Erörterung über die 'spä- teren Schicksale dieses Dichters und die psychische Krankheit, der er unterlag, so wie ihren Zusammenhang mit der Wendung des Zeitgeistes in Italien überhaupt. Die Sitzung wurde durch die Anwesenheit Ihrer Königl. Hoheiten des Kronprinzen und der Prinzen Wilhelm und Al- brecht, Söhne Sr. Majestät des Königs, verherrlicht, Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Februar 1836. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 1. Februar, Sitzung der philosophisch -histo- rischen Qlasse. Wegen anderweitiger Verhandlungen der Classe fand keine Lesung statt. 4. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Karsten las über die Wirkungsart der einfachen galvanischen Kette. Die entgegengesetzten electrischen Zustände, in welche he- terogene starre Körper versetzt werden, wenn sie einander be- rühren, zeigen sich eben so bestimmt und deutlich bei der Be- rührung eines starren Körpers mit einem flüssigen. Der flüssige Körper wird dabei negativ und der starre positiv electrisch. Die- sen positiv electrischen Zustand giebt der: starre Körper aber nur an der in der Flüssigkeit eingetauchten Hälfte‘ zu erkennen, in- dem das aus derselben hervorragende Ende sich negativ electrisch verhält. In der Fähigkeit die Electricität zu erregen, zeigen die Flüssigkeiten eben so grofse Verschiedenheiten als die starren Körper. Unter den starren Körpern äufsert das Zink, weil es - zugleich ein guter Electricitätsleiter ist, die stärksten electro- motorischen Eigenschaften, das Platin sehr geringe. Wenn zwei starre Electromotore von sehr verschiedener Kraft, wie Zink und Platin, in einer und derselben Flüssigkeit ganz eingetaucht - sind, ohne sich zu berühren, so bekommt nur der stärkere Electro- motor die positive Electricität; der schwächere nimmt die Electri- cität der Flüssigkeit an und wird negativ electrisch. Sind die [1836] 2 10 beiden starren Electromotore nur theilweise eingetaucht, so zei- gen die aus der Flüssigkeit hervorragenden Enden der sich nicht berührenden starren Electromotore die entgegengesetzten Electri- eitäten ihrer eingetauchten Hälften. Stehen auf solche Weise zwei starre Körper von verschiedener electromotorischer Kraft einander in einer und derselben Flüssigkeit gegenüber, so be- finden sie sich in einem entgegengesetzten electrischen Zustande und leiten die in den Flüssigkeiten erregten Electricitäten in dem- selben Verhältnils ab, in welchem diese Electricitäten Gelegen- heit finden sich mit einander auszugleichen. In der offenen Kette muls die Vernichtung der in der Flüssigkeit erregten Electricitäten entweder durch die schlecht leitende Flüssigkeit, oder durch die noch schlechter leitende Luft an den aus der Flüssigkeit hervor- ragenden Enden der starren Electromotore, erfolgen. Die letz- teren werden sich daher in der offenen Kette fast nur in dem Zustande der entgegengesetzten electrischen Ladung befinden. Wird die Kette aber geschlossen, so erfolgt die Ausgleichung der in der Flüssigkeit erregten positiven und negativen Electri- eitäten sehr schnell durch die starren Electromotore selbst, inso- fern diese gute Electricitätsleiter sind. Die Wirkung einer gal- vanischen Kette besteht daher in der ununterbrochenen Erregung entgegengesetzter Electrieitäten in der Flüssigkeit und in der Ver- nichtung dieser Eleetricitäten, welche durch die starren Electro- motore selbst, einander zugeführt werden. Mit dieser fortdauern- den Erregung der Electrieitäten in der Flüssigkeit und mit ihrer ununterbrochenen Vernichtung durch die starren Electromotore, stehen die chemischen Veränderungen in der Flüssigkeit, so wie die magnetischen und Glüh-Erscheinungen in dem Metallbogen, in genauer Verbindung. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1836. No.1.2. Paris. 4. \ Morgenstern, Comm. de arte veterum mnemonica, Dorpati 1835. Fol. Collection de Documents inedits sur l’hist. de France. Serie I. hist. polit. AVoll. Paris 1835. 4. Mulder, natuur- en scheikundig Archief. 1835. St.3. Rotterd. 1835. 8. 11 Avellinii in Franc. Carellii numorum veterum ltaliae descri- plionem adnotationes; Neap. 1835. Fol. Aufserdem wurden vorgelegt: ein Schreiben der Königl. Akademie zu Stockholm vom 26. Jan. 1836. betreffend den Empfang der Abhandlungen der hiesigen Akademie v. J. 1833. und ein Schreiben des Hrn. Peyron zu Turin v. 13. Jan. 1836. be- treffend die beabsichtigte Ausgabe Koptischer Werke. 8. Februar. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Classe. Hr. Graff las über die Functionen des Buchstaben R in der Deutschen Sprache. 11. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Böckh las die Fortsetzung seiner Abhandlung über die von Hrn. v. Prokesch in Thera entdeckten Inschriften. Aufser den drei Inschriften, welche sich auf Bildwerke be- ziehen (siehe den Auszug aus dem ersten Theil der Abhandlung, 14. Jan. 1836.), sind zunächst einige andere der Betrachtung sehr würdig, nämlich einfache Grabschriften auf vulcanischem Gestein, und offenbar von bedeutendem Alter. Der Verfasser weiset aus etlichen der Namen nach, dafs das Grabmal, zu welchem die be- deutendsten dieser Aufschriften gehören, die Gruft der ehemals königlichen Familie war, derselben zu welcher auch Epikteta und ihre in ihrem Testament genannten Verwandten gehör- ten. Einer der darin Beerdigten heilst KAeayeges Heguieüs oder IleigereVs: mindestens ist es wahrscheinlich, dafs das Wort Ile- geueüs oder Ilsıscieös nicht Personenname sei, sondern ein ethni- sches Beiwort des Kleagoras. Die schon an sich auffallende Über- einstimmung Theräischer Orte, Eleusis, Oea und Melaenae, mit Attischen Demen wird durch das wahrscheinliche Hinzukommen _ eines Ortes Peiraeeus auf Thera noch bedeutsamer, und es ent- _ steht hierdurch die Aufgabe, diese Übereinstimmung zu erklären: die Lösung derselben findet der Verfasser möglich unter der Vor- aussetzung, dals die Minyer von Lemnos und Thera eigentlich Tyrrhenische Pelasger gewesen, welche aus Böotien nach Attika 12 gekommen, und in letzterem Lande eine Zeitlang gewohnt haben. Der Verfasser betrachtet nach den Grabschriften die andern pa- läographisch merkwürdigen Namen, welche auf Felsen eingehauen sind (N.7-20.). Die eine derselben, SAPYMTOAEMOZ, ist zwar minder archaistisch als die übrigen geschrieben, giebt aber einen merkwürdigen Belag für die richtige Auslegung ‘des TVRAN in der Helminschrift des Hieron, indem in der Grab- schrift nicht allein das Rho die Stelle des doppelten Rho vertritt, son- dern letzteres auch statt gr steht, wie in Sadsvvu Sagrivo, und damit der von Einigen vermilste Beweis gegeben ist, dals 5 statt or Altdorisch sei, und also in jener Helminschrift keinesweges Tugrava zu schreiben nöthig war: wobei es gleichgültig ist, ob die Form Tuosyvös der Tuskischen Urform näher stand oder nicht. Kürzer behandelt der Verfasser eine Anzahl jüngerer Felsinschriften (N. 21-103.), und giebt ein alphabetisches Verzeichnils der darin ent- haltenen Namen, von denen ein großser Theil wieder auf Perso- nen aus der ehemals königlichen Familie hinweist. Grolsentheils sprechendere Denkmäler sind. die Inschriften N.104-111. Die Verhältnisse der darin vorkommenden Personen zu bekannten Theräischen Familien werden hier erörtert; namentlich wird durch das metrische Epigramm N.107. welches zu der Inschrift Corp. Inser. Graec. N.2467. gehört, nunmehr klar, dals der da- selbst vorkommende Admetos, welcher vermöge seines Geschlechts (dı= yevovs) Priester des Karneischen Apolls war, einerseits aus der königlichen Familie des Theras, anderseits aus einer Minyei- schen Familie, und zwar von dem Minyeisch-Thessalischen Adme- tos von Pherae abstammte. Gegen das Ende wird die mittler- weile auch anderwärts bekannt gemachte Weihinschrift des Arte- midoros verbessert, welche sich auf die Hekate und den Lampsa- kenischen Priap bezieht. Der Dienst der Hekate auf Thera scheint mit den Minyeischen Religionsvorstellungen zusammengehangen zu. haben. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Bulletin de la SocielE de Geographie. Tome 1. 3-20. Paris 1822- 1833. 8. Avellino, Ragguaglio de’ lavori dell’ Accademia Ercolanese per Vanno 1833, sine tit. 4. Gay-Lussac, Annales de Chimie. 1835. Sept. Paris. 8. 13 15. Februar. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Classe. Hr. Lichtenstein legte vor: Wahrnehmungen an le- benden Cephalopoden, an der Küste des mittelländi- schen Meeres. Es wird die auffallende Verschiedenheit in den Bewegungen der eigentlichen Sepien, der Kalmars und der Heledonen geschil- dert, der Hergang des Athmens, die Lebenszähe aus mehreren Versuchen erörtert. 18. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Bekker hatte zur Vorlegung in dieser Sitzung bestimmt: Die Scholien zu zwei Reden des Aeschines, berichtigt und ergänzt aus Pariser Handschriften. Hr. Bekker, der die Scholien zu des Aeschines Rede gegen den Ktesiphon bereits vor 21 Jahren vervollständigt (s. Aeschinis et Demosthenis orationes de corona ex recognitione I. Bekkeri, Halis Saxonum 1815. 8), hat nunmehr aus derselben Quelle für die zwei übrigen Reden geschöpft, und hofft in deren Scholien we- nigstens an den meisten Stellen Lesbarkeit und Zusammenhang gebracht zu haben, wiewohl die ganze Sammlung noch immer das ungleichartige und unzuverlässige Gemenge bleibt, das schon Reiske streng und richtig beurtheilt hat. Von dem neu Hinzu- gekommenen mag eine Probe genügen. Nach % ($.728 9 Reisk.): Mord error za Öswe ErgaEav cr. Fo re yap öruor — axgi- FoUs, Ws MeV Eviol pası, d' zu w, Ws ÖE Aurias dv ru zara ** dozmarins tmırdyu, Öryıdlous BD. Yeyıvanı Meurer mAslous aigtreı zuv v. ci re yap Ev asıı Ömaser A Ara, zur 8% Tov mAourtav x HosIy ron eBorosarum, 5 Esı daveisren Em &OAU ro uväv da- veifovres. Östynee Ö2 vis rWv A morreiag nal vode Ze. Korriov rwög rüv A aroSavovros Eresyrav vw vr ıneri Oıryazy cv ÖRdr zure- yerav nor Ubarrerev Örmoxgeriav, zei Emeyganb cv rads* Kufue FO € avöguv ayayav, ch rov Kerreepierov m E , ’ ’ “ .J Öruov "Adyvaswv OAlyov Ypevov Üßgios Eigen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: v. Maurer, das griechische Volk. Bd.3. Heidelberg 1835. 8. 14 Comptes rendus hebdomad. des Scances de l’ Acad. d. Sc. 1836. N.3. Paris. 4. de Laplace, Mecanique celeste, transl. by N. Bowditch. Vol. 3. Boston 1835.04. ? Mulder, natuur- en scheikundig Archief. 1835. St.4. ‚Rotterd. 1835. 8. Die Akademie wählte in dieser Sitzung die Herren Francis Palgrave zu London, Charles Purton Cooper zu London, Amadeus Peyron zu Turin, Dr. Ludwig Rofs zu Athen, Navarrete zu Madrid, Dr. Schmeller zu München, zu .Correspondenten der philosophisch -historischen Classe, und aulserdem ein ordentliches anwesendes und zwei ordentliche aus- wärtige Mitglieder, deren Ernennung später bekannt gemacht werden. wird. 25. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Weifs las über rechts und links gewundene Bergkrystallgruppen. Es finden sich am St. Gotthard, der Grimsel u. s. w. sonder- bar krummflächige oder gewundene Bergkrystalle in tafelartigen Formen der Art, wo zwei gegenüberliegende Seitenflächen zu den breiten Flächen der Tafel geworden sind. Man kann an ih- nen das angewachsene Ende von dem freien unterscheiden; sie sind mit der von den schmäleren Seitenflächen eingeschlossenen Seitenkante aufgewachsen; um die auf derselben senkrechte Queer- dimension @ dreht sich beim Fortwachsen regelmälsig. und. suc- cessiv die Längenaxe ce des Quarzes in einer auf jener Queer- dimension senkrechten Ebne. Die Flächen haben eine doppelte Krümmung; die breiten Seitenflächen sind convex parallel derjenigen Kante, in welcher sie von der angrenzen- den Trapezfläche geschnitten werden; concav paral- lel der Convexität der gegenüberliegenden Seiten- fläche, welche zweite Convexität wiederum der Kante mit der an letztere angrenzenden Trapezfläche parallel geht. Alle übrigen Flächen nehmen an dieser doppelten Krümmung Theil. Es giebt e 15 zweierlei Varietäten, rechts und links gewundene, je nachdem die die Krümmung bestimmenden Trapezflächen die rechts oder die links herabgehenden sind. Die Krystalle sind-überdem rhom- boödrisch, auch in Beziehung auf das partielle Vorkommen der Trapezflächen. Es lassen sich in Folge davon noch zwei Untervarietäten unterscheiden; die eine, wo die freistehende (von den schmalen Seitenflächen eingeschlossene) Seitenkante ohne Trapezflächen, die angewachsene also entgegengesetzter Beschaf- fenheit ist, ist die gewöhnliche; dıe zweite, wo das umgekehrte Statt findet, kommt auch vor. Von den auf die breiten Seiten- flächen aufgesetzten Zuspitzungsflächen ist in Folge des rhom- boödrischen Charakters jederzeit die eine grols, die gegenüber- liegende klein, die so entstehende Zuschärfung unsymmetrisch ; die Drehung der Axe in Bezug auf die breiten Zuspitzungs- flächen erscheint bei diesen zwei Untervarietäten umgekehrt. Nachdem die Thatsache festgestellt war: dafs die kry- stallographische Beschaffenheit in Bezug auf das Vorhandensein und die Lage der Trapezflächen hier eine mechanische Drehung beim Fortwachsen der Krystallindividuen bewirkt hat, ging der Verf. in die nähere Erörterung des Mechanismus ein, wie die krystallo- graphische Eigenthümlichkeit in die Drehung selbst eingreift, welcher Mechanismus auf je zwei oben und unten in entgegen- gesetzten Richtungen wirkende Tangentialkräfte leitet, welche auf zwei dihexa@drische Endkanten wirken, die sich an dem freien Ende der Queerdimension @ (mit welcher die Krystalle aufgewachsen sind) einander gegenüberliegen, und wies den Zusammenhang nach, in welchem diese Wirkungen stehen mit dem Zustande der Polarisirung in den Seiten der Li- nien der krystallinischen Structur, auf welchen er schon in einer früheren Abhandlung (vom Jahre 1817) aufmerksam gemacht hat. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Crelle, Journal der Mathematik. Bd.15. Heft3. Berlin 1836. 4. 3 Exemplare. Acta Acad. Caes. Leopold.- Carol. Nat. cur. Vol. XVII. Pars 2. Vratisl. et Bonn. 1835. A. mittelst Begleitschreibens einge- sandt. 16 Schriften der Universität zu Kasan. 1835. Heft 3. 8, mittelst Begleitschreibens eingesandt, Fil. Rizzi, Plocologia ossia trattato sui mendichi. Napoli 1832; 8. mittelst Begleitschreibens eingesandt. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin ım Monat März 1836. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 3. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Link las über den Bau der Farrenkräuter, zweite Abhandlung. Der Verf. suchte zuerst zu beweisen, dals der Wedel (/rons) in den Polypodiaceen eine Verbindung von Blütenstiel (Inflores- cenz) und Blatt sei. Der innere Bau des Wedelstiels ist so ver- schieden von dem Baue des Blattstiels anderer Pflanzen und zeigt so deutlich eine zweifache Abtheilung der Gefäfsbündel, dafs sich diese Abweichung von allen andern Pflanzen nur dadurch erklä- ren lälst. Nach diesem verschiedenen Bau lassen sich die Farren sehr bequem unter gewisse Abtheilungen bringen. Dann machte er Bemerkungen über die sonderbare, mehr als sonst veränder- liche Blattform der Farren überhaupt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1836. No.4-6. Paris. 4. Kops en van Hall, Flora Batava. Aflev. 104. Amst. 4. Marcellin-Legrand, Caracteres chinois. Paris 1836. 8. et une Table d. Caract. Fol. 10. März. Gesammitsitzung der Akademie. Hr. Gerhard las über die Metallspiegel der Etrusker. Unter den Kunstdenkmälern Etruriens nehmen die Metall- scheiben mit eingegrabenen Linearzeichnungen eine vorzüglich wichtige Stelle ein. Die früher, hauptsächlich durch Gori, Micali und Inghirami, bekannt gewordenen Zeichnungen die- ser Gattung sind durch die neuesten Ausgrabungen mehr als [1836.] 18 verdoppelt worden. Aus den bekannten und den bisher un- bekannten Denkmälern ist demnach seit dem Jahr 1828 eine Sammlung alles dahin einschlagenden Materials von Rom und Berlin aus veranstaltet worden, über deren Inhalt und wissen- schaftliches Ergebnils der Königl. Akademie, deren Unterstützung ein wesentlicher Theil jener Sammlungen verdankt wird, hiemit Rechenschaft abgelegt werden sollte. Form, Glätte und die Richtung der Figuren, welche hie und da den Griff der in Rede stehenden Metallscheiben bilden, bekräftigen die gegenwärtig ziemlich allgemeine Annahme ihrer Bestimmung zu Spiegeln wirklichen oder votiven Gebrauchs, im Gegensatz der früheren Ansicht, ‘welche in ähnlichen Geräthen Opferschalen erkannte. Dieser Annahme steht denn auch ihre regelmälsige Auffindung in den cylinderförmigen Cisten von Erz, welche man als Behälter theils schmückenden, theils religiösen Geräthes, bald für Schmuckkästchen, bald für mystische Cisten, zu halten berechtigt ist, keinesweges entgegen. Über dreihundert Zeichnungen etruskischer Metallspiegel lagen vor und gewährten hinlänglichen Stoff, um die eigenthüm- lichen Style und Vorstellungen dieser Kunstgattung zu unter- scheiden. Ein grolser Theil jener Zeichnungen ist mit ausneh- mender Roheit ausgeführt. “Man ist berechtigt diese Roheit für absichtlich zu halten, theils weil es ihr an Kenntnifs der richti- gen Verhältnisse nicht immer fehlt, theils und hauptsächlich weil sie sich nur für Götterbilder eines alterthümlichen Dienstes etwa in der Absicht angewandt findet, den dargestellten Gottheiten ein übermenschliches Ansehen zu verleihen. Ein anderer, auf jenen Metallspiegeln sehr häufiger Styl, welcher besonders für umfas- . sende mythische Darstellungen‘ befolgt worden ist, zeigt unver- kennbar die Einflüsse griechischer Kunst, deren Annahme man für jenen erstgenannten eher zulassen als schlechthin geltend machen kann; zugleich aber auch die gefühllose Fortbildung jener griechischen Einflüsse in Etrurien, auf eine dem Styl der etrus- kischen Grabreliefs, in seiner Plumpheit wie in seiner schwer- müthigen Grandiosität, entsprechenden Weise. In minder beträcht- licher Zahl zeigt sich drittens die mehr oder weniger ungetrübte Kunstsitte Griechenlands auf anderen unserer Spiegelzeichnungen; in unsern Handzeichnungen befinden sich Werke, deren Styl 19 bald an die altgriechische Weise etruskischer Bronzen, bald an die Wandmalereien Tarquinii's, bald an die grofsartige Strenge der Schale des Sosias, bald an .die rein griechische Zeichnung des vollendetsten Vasenstyles erinnert. Gleicherweise durchdrungen von griechischem Einflufs, höch- stens in der Auffassung hie und da getrübt, von rein etruskischen Bildern aber unbetheiligt, zeigten sich denn auch die im zweiten Theile der Abhandlung erörterten Darstellungen dieses Bilder- kreises. Drei Hauptverschiedenheiten treten auch aus ihnen her- vor. Wir erblicken zuvörderst in einer grofsen Anzahl der ge- dachten Spiegelbilder, und zwar fast durchgängig in denen der vorerwähnten rohesten Zeichnung, die Figuren eines Götterver- eins, dessen nicht weniger einfaches als alterthümliches Gepräge an die frühesten Götterdienste Griechenlands erinnert; eine hie und da mannweibliche der Minerva gleichgeltende Schicksals- göttin, ein als Dioskuren’ aufgefalstes Götterpaar, eine Dreizahl kabirischer Brüder und die heilige Hochzeit einer als Venus ge- dachten Naturgöttin mit verschieden gebildeten und benannten Buhlen sind die wenigen, aber häufig wiederholten Figuren jenes für griechische und italische Götterlehre gleich wichtigen Bilder- kreises. Anziehender und mit eigenthümlichen Vorstellungen gleichfalls sehr reich ausgestattet, obwohl in ihrer Gesammtheit weniger eigenthümlich, sind die zahlreichen, durch Denkmäler neuester Ausgrabung wesentlich bereicherten, Darstellungen aus dem Gebiet der Heroensage, denen als dritter Abschnitt eine geringere Zahl von Bildern des alltäglichen Lebens sich anschlielst. Keine von allen jenen mannigfachen Darstellungen, die des All- taglebens nicht ausgenommen, tritt uns mit andern Erscheinungen entgegen als mit denen einer griechischen, hie und da vielleicht getrübten, nirgends aber bis zur Darstellung etruskischer Eigen- thümlichkeit durchgedrungenen Sitte. Die fast durchgängig etrus- kischen, niemals griechischen, Inschriften, welche im dritten Theile - der Abhandlung besprochen sind, führen allerdings auf eben jenen etruskischen Boden zurück, welcher bis jetzt die einzige Fund- grube ähnlicher Denkmäler dargeboten hat. Je mehr wir aber durch Sprache und Fundort von der eigenthümlich etruskischen Abkunft dieser Denkmäler versichert werden, desto wichtiger bleibt neben den zahlreichen Ergebnissen, die sie im Einzelnen 20 für die Kenntnils griechischer Kunst, Religion und Sitte darbie- ten, aus ihrer Gesammtbetrachtung ein grolses Ergebnils dem unbefangenen Forscher zurück, — der auf dem Weg schriftlicher Zeugnisse allerdings weder nachgewiesene noch vorauszusetzende, aus den Kunstwerken aber selbst bis zur religiösen Umbildung eines italischen Herrschervolkes durch griechischen Einfluls nach- weisliche, aus den hier besprochenen Denkmälern entschieden hervorleuchtende, durchgängige Hellenismus Etruriens. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gay-Lussac Annales de Chimie 1835. Oct. 8. Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’ Acad. d. Sciences. Tables alphabetiq. Aoüt-Dec. 1835. Paris. 4. — — 1836. No. 7. ib. 4. Journal of the Royal Asiatie Society of Great Britain and Irel. No. 4. Aug. 1835. Lond. 8. nebst !einem Schreiben der Königl. Asiat. Gesellschaft von Grofsbritannien und Irland vom 20. Juli 1835. Memorie della Accademia delle Scienze di Torino. Tom. 38. Tor. 1835. 4. mittelst Schreibens der Akademie zu Turin v. 9. December 1835. eingesandt. Corpus scriptor. hist. Byzant. ed. Niebuhr. Ioannes Cinnamus. Nicephorus Bryennius. Bonn. 1836. 8. — — Glycas. ib. eod. Biese, die Philosophie des Aristoteles. Bd. 1. Berlin 1835. 8. eingesandt mittelst Schreibens v. 10. März 1836. Unter der Genehmigung des hohen Ministeriums der geistl., Unterr. und Medie.-Angel., welche an diesem Tage vorgelegt wurde, hat die Akademie Hrn. Graff 200 Thlr. als Zuschuls zur Herausgabe des Althochdeutschen Sprachschatzes für das lau- fende Jahr bewilligt. 14. März. Sitzung der physikalisch - mathe- matischen Klasse. Hr. Weils las über eine neue Bestimmung einer Rhomboäderfläche am Kalkspath. Er beobachtete an Krystallen von Derbyshire, dafs ‘das ein wenig stumpfe Rhomboäder, welches an dem gewöhnlichen Drei- unddreikantner auf die scharfen Endkanten aufgesetzt erscheint, und für das Haüy’sche E 21 =c 5 o= (a: a: 00a] genommen zu werden pflegt, die Kanten, in welchen die ab- wechselnden Flächen jenes Dreiunddreikantners sich schneiden, abstumpft, und dafs es folglich von den Flächen gebildet wird, wenn der gegebene Dreiunddreikantner ganz all- gemein yc 1 a; a 1 —a: n ni genannt wird; im besondern obigen Fall, wo n=3, y=1, also et le’ y) aa; al, Zugleich ergab sich, dafs durch die nemlichen neu zu beachten- den Zonen ein Rhomboäder, welches auf die stumpfen Kanten des nemlichen Dreiunddreikantners aufgesetzt erscheinen würde, allgemein bestimmt sein würde als n’—n-+1 _———nyc n+i Y asa,a . 47. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Mitscherlich las als Fortsetzung früherer Abhand- lungen über die Übereinstimmung der Krystallform und der chemischen Zusammensetzung der Metall- oxyde, welche zwei Proportionen Metall und drei Proportionen Sauerstoff enthalten, und ihrer Ver- bindungen. Er erwähnte zuerst kurz die schon bekannte gleiche Kry- stallform des Eisenoxyds, Chromoxyds und der Thonerde, so wie die Übereinstimmung der Zusammensetzung und der Krystall- form der schwefelsauren Doppelsalze, welche das schwefelsaure 22 Eisenoxyd, Chromoxyd, Manganoxyd und die schwefelsaure Thon- erde mit dem schwefelsauren Kali und Ammoniak bilden. Aufser den schon von ihm bekanntgemachten isomorphen Doppelsalzen dieser Klasse_ führte er noch mehrere, bisher noch nicht darge- stellte selensaure Doppelsalze an. Als eine neue Zugabe zu die- ser Untersuchung beschrieb er weitläufig die Krystallform und die Bestimmung der Zusammensetzung der oxalsauren Doppel- salze dieser Oxyde, von denen das oxalsaure Chromoxyd-Kali durch Turner und Gregroy schon bekannt war. Sechs die- ser Doppelsalze haben dieselbe Krystallform und die der Form ent- sprechende Zusammensetzung, nemlich das oxalsaure Chromoxyd-, Tbonerde- und Eisenoxyd-Kali, das oxalsaure Chromoxyd-, 'Thon- erde- und Eisenoxyd-Ammoniak. Die anderen Salze, in welchen die zweite Basis Natron ist, sind gleichfalls alle drei nach demselben Verhältnils zusammengesetzt und haben dieselbe Krystallform; sind aber von den Kali- und Ammoniaksalzen in der Form, wie dieses überhaupt bei den Natronsalzen der Fall ist, und auch was den Wassergehalt anbetrifft, verschieden. Diese Doppelsalze sind so zusammengesetzt, dals der Sauerstoff beider Basen zusammen- genommen sich zum Sauerstoff der Säure wie 1:3 verhält, und der Sauerstoff der Basen gleich ist. Die Eisenoxydsalze haben eine grüne Farbe. Am Schluls erwähnte er der bekannten kry- stallisirten Mineralien, in welchen Eisenoxyd, Chromoxyd und Thonerde sich als Säuren verhalten, und führte mehrere Versuche an, welche die Verwandtschaft dieser Substanzen zu den Basen beweisen; aus kohlensaure Salzen, z. B. aus dem kohlensauren Natron, wird bei der Rothglühhitze die Säure dadurch ausgetrieben. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Bulletin de la Societe geologique de France. Tom. 4. et Tom. 6. 1832—1835. Paris. 8. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. X. Heft3. Halle 1835. 8. Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’ Acad. des Sciences. 1836. No. 8. Paris. 4. Poggendorff’s meteorolog. Beobachtungen. 1835. Septbr. bis Dechr. Manuscr. Graff’s allhochdeutscher Sprachschatz. 6te Lief. Unter Genehmigung des hohen Ministeriums der geistl., Unterr.- und Medic.-Angel., welche an diesem Tage vorgelegt 23 wurde, hat die Akademie ein Exemplar der Ausgabe des Aristo- teles, welche von ihr besorgt worden, für die St. Marcusbiblio- ‘thek zu Venedig angeschafft. 24. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lichtenstein las eine ornithologische Abhandlung über die Gattung Sterna. Sie beschäftigt sich mit einer Verbesserung der für diese Gattung bisher befolgten Methode und giebt ein mit kurzen Be- schreibungen begleitetes Verzeichnils von 34 bis jetzt bekannt gewordenen Arten derselben, worunter 10 noch von keinem andern Ornithologen beschriebene, nebst einer Erklärung sämmt- licher Synonyme. Das Haupt-Resultat ist: Gewisse, bisher als feststehend an- genommene Eigenschaften dieser Vögel sind von klimatischen Einflüssen abhängig, und scheinen sich erst allmählig zu unter- scheidenden Merkmalen auszubilden. Die am weitesten verbrei- tete Form ist Sterna cantiaca, und die meisten Arten an den Küsten warmer Länder stehen in naher Verwandtschaft zu ihr. Sterna Hirundo ist eine zweite Art von typischer Bedeutung, doch gehören ihre Verwandte mehr den gemälsigten und kalten Küstenstrichen an. Ganz abweichend von der Grundform der Gattung sind die spaltfüfsigen, kurzschnäbligen und dunkelgefärb- ten Arten. An eingegangenen Büchern wurden vorgelegt: Annales des Mines. Serie III. Tome 8. Livr. 6. Nov. Dec. 1835. Paris. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’ Academie des Sciences. 1836. No.9. Paris. 4. Bulletin de la Societ@ de Geographie. Serie Il. Tom. 4. Paris 1835. 8. Annales de la Societ& entomologique de France. Tom. 4. Trimestre A 3. 4. 1835. Paris. 8. | Liste des Membres de la Societe entomologiquc de France. Anne Gl u 1835. 8. Jourdan, tableau du cours de Physiologie et d’ Anatomie com- parees des animaux. Lyon. Nov. 1835. Fol. Unter Genehmigung des hohen Ministeriums der geistl., Unterr.- und Medic.- Angel., welche an diesem Tage vorgelegt wurde, hat die Akademie für schon früher gemachte Vergleichungen 24 von Handschriften zu dem Bonner Corpus Seriptorum histo- riae Byzantinae 255 Fr. 42 Cent. und zu weiterhin zu machen- den Vergleichungen 150 Thlr. bewilligt. Zu Correspondenten der physikalisch-mathematischen Classe wurden erwählt die Herren Bowditch zu Boston, Argelander zu Helsingfors, Valenciennes zu Paris, Melloni zu Paris, Dugez zu Montpellier, Agassiz zu Neuchätel, Owen zu London. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat April 1856. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 11. April. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Zumpt legte einen Aufsatz vor über den M’. Curius, der den Velinus in den Nar (jetzt Nera) abgeleitet, und dadurch den Wasserfall von Terni geschaffen hat. Die allgemein angenommene Meinung ist, dals es der M’. Curius Dentatus, der Besieger der Samniter, gewesen, der in sei- nem ersten Consulat (290 vor Chr.) auch die Sabiner dem Römi- schen Volke unterwarf. Niebuhr in seiner Römischen Geschichte Theil III. S. 484 Al. führt dies am weitesten aus, indem er die Besiegung der Sabiner und die agrarische Assignation, die M’. Cu- rius nach sicheren Zeugnissen der Autoren veranstaltet, mit der Ableitung des Velinus dergestalt in Verbindung setzt, dals sie als eine Veranstaltung erscheint, das der Römischen Plebs assignirte Land culturfähiger zu machen: er preist deshalb die Sorgfalt der Röm. Staatsregierung für den Anbau Italiens. Hr. Zumpt zeigt, dals der Name des Urhebers jenes Bergdurchstichs allein auf dem im Jahre 54 vor Chr. geschriebenen Briefe Cicero’s an Atticus -_ IV,15 und auf Servius Commentar zur Äneis VII, 712 beruhe. _ Cicero nennt ihn blofs M’. Curius, Servius führt aus Varro an, N die Ableitung sei @ quodam Consule geschehen. Aber Cicero spricht dabei von einem gleichzeitigen Rechtsstreite der Stadt Reate gegen die Stadt Interamna, weil behauptet wurde durch die Ableitung des Velinus habe die Rosea oder der ager Rosulanus der Reatiner an Bewässerung verloren. Zur Entscheidung dieses Streits war ein Consul mit den gewöhnlichen zehn Legaten er- [1836.] 4 26 nannt, wie sich aus Varro de re rust. III, 2 ergiebt, der Consul Ap. Claudius Pulcher eben dieses Jahres 54 vor Chr. Herr Z. weist auf die grolse Unwahrscheinlichkeit hin, dafs über die Nach- theile einer vor mehr als 200 Jahren eröffneten Wasserleitung eine Rechtsklage erhoben wurde, da diese Nachtheile im Grunde so unerheblich waren, dals 69 Jahre nachher, im Jahre 15 nach Chr., gemäls der Stelle bei Tacitus Ann. 1,79, die Stadt Reate sich weigerte den Durchstich wieder abdämmen zu lassen. Er weist vielmehr einen andern M’. Curius, einen Zeitgenossen Cicero’s, als den Veranstalter des Werks zur besseren Bewässe- rung des Interamnatischen Ackers nach, der im Jahre 60 Quästor, im Jahre 57 Volkstribun und um das Jahr 45 zur Zeit der Dictatur Cäsars Proconsul irgend einer Provinz gewesen. Ihn nenne Cicero in jenem Briefe an Atticus als einen bekannten Lebenden schlecht- weg mit seinem Namen, und auch Festus habe ihn nach Varro mit einigem Rechte als Consu! quidam bezeichnen können. Die Annahme Niebuhr’s, dafs die Ackerassignation des alten M’. Curius im Sabinischen Gebiete Statt gefunden habe, beruht auf unsicherer Erklärung der Stellen Frontin. Strateg. IV, 3, 12 und Columell.1. proem. 14, wogegen deutliche Zeugnisse des Aurel. Victor de vir. illustr. 33 und des Yaler. Maxim. IV, 3, 5 auf Campanien führen, wo damals vieles in den Samniterkriegen gewonnene Land assi- gnirt wurde, während die Sabiner bei ihrer Unterwerfung über- haupt nicht feindlich behandelt, sondern in Erinnerung alter Ver- wandtschaft ins Röm. Bürgerrecht aufgenommen wurden. 44. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ritter las über eine geographische Produkten- kunde. Eine wissenschaftlich durchgeführte Kenntnils der Naturpro- dukte, nach den Organisationsstufen der drei Reiche, in ihrer Beziehung auf das Erdganze, wie auf ihre Verwendung durch die Menschenwelt, fehlt noch für das Compendium der geographischen Wissenschaft. Diese würde durch die Aufnahme, nicht der Natur- geschichte wie bisher, sondern nur des naturhistorischen Elementes in seinen räumlichen Beziehungen, eine bestimmtere Begrenzung und zugleich ein neues Organ der Betrachtung für Natur und Geschichte gewinnen, durch die Combination des tellurischen Zu- 27 sammenhangs von beiden in den für die Localitäten specifisch- characteristischen Individualitäten der drei Naturreiche. Die Total- auffassung der räumlich localisirten Anordnung des Natursystems in seinem characteristischen Zusammenhange, als heimathliche Naturumgebung und unfreiwillige Lebensgewöhnung, mit ihrem Einfluls auf die Entwicklung des einzelnen Menschen, wie ganzer Völkerschaften und Culturen, ist ihrer Betrachtung nach ein Ge- genstand der Ethnographie. Die Kenntnils der individuellen Ver- theilung der gesonderten Naturkörper der drei Reiche durch die verschiedenen Räume des Erdganzen muls jedenfalls der Betrach- tung jenes allgemeinsten Naturverbandes vorangehen. Sie ergibt sich weder aus einer Naturphilosophie, die von der Idee eines Erdorganismus ausgeht, noch aus der systematischen Summirung der Gattungen und Arten nach Mineralogien, Floren, Faunen, in den einzelnen Ländern der Erde. Erst durch die allgemeine Phy- sik, die Climatik, die Geognosie u. a. m., insofern ihre Ergebnisse selbst localisirt, in bestimmten Räumen sichtbare Gestalten ge- winnen, und als tellurisch darstellbare Reihen, Regeln, Gesetze zu allgemeiner Gültigkeit gelangen, wurden die mannigfaltigen Regulative für die natürliche Anordnung der Naturkörper über den Erdball ‚aufgefunden. Sie deuten aber nur die negirenden Schranken der Existenz dieser Naturkörper an, nicht ihren spe- eifisch-tellurischen Character, nicht ihr positives Leben, den Mit- telpuncet der Naturthätigkeit in der reichsten localen Entfaltung ‚der verschiednen Naturproduktionen. Diese hat das naturhistori- sche Element in der Individualität jeder besondern Gattung und Art nachzuweisen, und zwar insbesondre nach den dreierlei Ver- breitungssphären: nach der Naturheimath mit dem Paradiesleben, dem Paradiesclima bis an die Grenze der Vereinzelung, Verküm- merung und des Verschwindens, dann nach der Wanderheimath - durch die Naturkräfte in allen Richtungen mit den dadurch be- dingten Modificationen. Nach dieser primitiven und secundären Verbreitungssphäre ist die neugewonnene Culturheimath durch Menscheneinfluls seit allen Zeiten, also die ganze Cultursphäre _ der Naturkörper im Verhältnils zu Geschichte und Ethnographie zu ermitteln. Das individuelle In- und Durcheinanderschwingen dieser dreierlei Verbreitungssphären der Naturproduktionen, führt ‚sowol zu einer erschöpfenden räumlichen Verhältnifslehre ihrer 28 Vertheilung, als auch zu einer Characteristik jeder Erdlocalität nach ihrer primitiven Begabung oder natürlichen Mitgift für die verschiedenen Völker, so wie ihrer beiderseitigen durch Cultur fortgeschrittnen Entwicklung bis auf die Gegenwart. Als Beiträge zu einer in diesem Sinne bearbeiteten Produkten- kunde wurden die Verbreitungssphären verschiedner Naturprodukte mitgetheilt, und die des Asvattha, oder Banyanenbaums (Ficus in- dica) einer spätern Mittheilung vorbehalten. Nach der Vorlesung wurden folgende eingegangene Schriften vorgelegt: Bibliotheque universelle de Geneve. Nowv. Serie. Annee A. No.1. Janvier 1836. Geneve et Paris 8., :übersandt mittelst Schreibens der Redaction v. 21. März 1836. Theod. Virlet, des Cometes en general et de la formation de leurs queues. Nevers 1835. 8. Institut Royal de France. Paris 1836. 8. (Almanach des Instituts.) Comptes rendus hebdomadaires des Scances de l’Academie des Sciences 1836, No.9—12. Paris 4. Flourens, Zloge histoirig. deJean-Antoine Chaptal. Paris 1835.4. L. A. Necker, le Regne mineral ramend aux methodes de l’hist. nat. Tom.4.2. Paris 1835. 8. W.S. B. Woolhouse, tables of continental lineal and square measures. (London) 1836. 8. 12 Exemplare, übersandt mit- mittelst Schreibens v. 10. März 1836. Durch das obengenannte Schreiben der Redaction der Biblio- theque universelle de Geneve war ein Austausch dieser Zeitschrift gegen die Abhandlungen der physikalisch-mathematischen Klasse der Akademie angeboten worden: welches Anerbieten die Aka- demie annahm. Aufserdem wurde ein Schreiben des Hrn. Sellander zu Carlskrona vom 23. März d. J., betreffend seine Lehre von mensch- lichen Körper vorgelegt. Unter der Genehmigung des hohen Ministeriums der geistl., Unterr.- und Medie.- Angelegenheiten, welche an diesem Tage vorgelegt wurde, hat die Akademie Hrn. Böckh 300 Thlr. für die Redaction des Corpus Inscriptorum Graecorum bewilligt. Des- gleichen hat die Akademie auf dieselbe Weise 100 Thlr. ausgesetzt, um ihre kleinere Sanskrit -Schrift durch die fehlenden Ligaturen zu vervollständigen und Russische Typen anzuschaffen. 29 21. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Bopp las über das altslawische Conjugations- System im Verhältnils zum Sanskrit und den mit ihm verwandten Sprachen. Dobrowsky’s erste und dritte Conjugation entsprechen, mit wenigen Ausnahmen vocalisch endigender Wurzeln, der sanskri- tischen zehnten Klasse, deren Charakter g7 «ya auch im Präkrit in zwei Formen sich gespalten hat (aa und €), im Lateinischen in drei (4, &, 7) und im Germanischen ebenfalls in drei (gothisch 6, ai und ja der schwachen Verba). Die altslawische zweite Con- jugation ist mit Ausnahme der Wurzeln, welche v2 anfügen, hervorgegangen aus derjenigen, welche im Sanskrit @ als Binde- vocal ansetzt, und ist somit identisch mit der germanischen starken Conjugation, der lateinischen dritten, deren i eine Schwächung des älteren a, und mit der griechischen Conjugation auf » mit blofsem = oder o als Zwischensylbe. So entspricht das altslawische Fed-e-re ihr fahret dem’sanskritischen ggg vah-a-ta, latei- nischen veh-i-tis, althochdeutschen Formen wie lös-a-t ihr leset, und ist in seiner speciellen Gestaltung den griechischen Formen wie A&y-s-rs so vollkommen gleich, dafs Feg-e-rs und Ay-s-re wie verschiedene Verba einer und derselben Sprache sich ausnehmen. In der 2! P. ist aber Fed-s-sı gegenüber deın sanskr. agfet veh-a-si und latein. ver-i-s ein Muster getreuer Festhaltung am Urtypus, und emendirt gleichsam das griechische Aysıs als Verstümmelung von 22y-2-r1. In der 3! Pluralperson stimmt wieder FeSzr, welches der Verf. aus Fefovr (Sankr. astet vahanti) durch Vocalisirung des Nasals erklärt, zu dem auf ähn- liche Weise 'entarteten zrı aus ovrı. Viel weniger vollständig als die Personalendungen sind im Altslawischen die Exponenten der Tempus- und Modusverhältnisse erhalten. Von zehn Formen des Sanskrit sind dem Slawischen nur drei geblieben, die zum Theil ‚durch besondere Gestaltung und Anwendung ihre Gemeinschaft - mit den Schwestersprachen zu verleugnen scheinen. Der Imperativ verbirgt hinter diesem Namen seine Identität mit dem indischen Potentialis, griech. Optativ, lateinisch - deutschen Conjunktiv und den Futuren auf am, &s. Die befremdende Gleich- heit der 2° und 3t= P, Fe: du sollst und er soll fahren, 30 gegenüber dem indisch-römischen vahds, vehds, vahet, vehet, er- klärt der Verf. als nothwendig durch das anderwärts nachgewiesene Gesetz, welches alle ursprüngliche End-Consonanten im Slawi- schen aufgehoben hat. Dieses Gesetz hat auch seine Kraft geübt an der 2ten und 3'e® Singularperson des Präter., wo nag-a-se du salbtest und er salbte bedeutet, und womit man sanskr, Aoriste erster Bildung, wie ae andi-sis du führtest, aaa er führte zu vergleichen hat, während der griech. Aorist an die te Bildung sich anschliefst, so dals z. B. in der 2! Plu- ralperson eösiz-re-re zu Hier adik-sa-ta stimmt, Hage-r-F aber zu gg andi-s-ta und in der 1“ P. Pl. das Serbische igra-smo wir spielten (altslaw. entstellt zu ıyoxycu) zu anäi-s-ma. Dobrowsky zieht jedoch überall den Zischlaut dieses Tempus zu den Personal-Endungen — und das „= von MaL-a-7° € du spieltest hat gegenüber dem sı von naj'-s-rı du spielst in der That die täuschendste Ähnlichkeit mit einer Personal-En- dung — während J. Grimm (I. 1059) durch das aus = entarteten %, von nad-a-y, ieh spielte zur Vergleichung mit gr. Perfekten geführt worden, wie denn auch rıy,ich trank und rerwza, ohne wirklich flexivisch verwandt zu sein, einander erstaunlich ähnlich sehen, nicht aber mı-s'e, mı-0°-ra, mı-7°-re, mı-7-@ und mirwWans, PP MERUATOV, WETWHRTE, WETWARTI. Das Gerundivum der Gegenwart erklärt der Verf. aus dem auf nt (nd) ausgehenden Suffix des Part. praes. der verwandten Sprachen, wobei zu berücksichtigen ist, dafs der Laut, den wir durch’ sch-+ isch umschreiben müssen, eine sehr gewöhnliche eu- phonische Entwickelung aus r ist; nun verhält sich das Fem. Fedzs rs oder Feferı, woraus es entsprungen, Zu gut vahanti die fahrende, wie in der 3! P. pl. Feger zu azfar vahanti, vehunt, und das Griech. macht wiederum durch Formen wie Ayerae — aus Asyovre und dieses aus Asyovr« — eine schöne Ver- mittelung. Im Nom. m. mulste das n von gg vahan und As- ywv oder das & von didovs, iss lautgesetzlich weichen, und so verhüllen Fs£y, vedj« ihre hier vielleicht zum erstenmal ausge- sprochene Verwandtschaft mit dem Verwandten. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gay-Lussac et Arago Annales de Chimie et de Physique 1835. Novembre. Paris. 8. 31 Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1836, No.13. Paris. 4. Auf den von Hrn. Wilken vorgetragenen Wunsch der Kaiserl. Russischen Akademie der Wissenschaften wurde beschlos- sen, derselben freizustellen, von den Sanskrittypen der hiesigen akademischen Druckerei ihren Bedarf gielsen zu lassen. 25. April. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Müller las über zwei eigenthümliche Bildungs- typen des Gehörlabyrinthes bei den Cyclostomen. Wiederholte Untersuchungen haben den Verf. überzeugt, dals das Labyrinth der Petromyzon nicht so einfach ist, als es nach der Darstellung von Pohl, E. H. Weber und Rathke scheint. Es besteht nicht aus einem einfachen Bläschen, wie das Gehörorgan der Wirbellosen (Sepien und Krebse); vielmehr sind auf der Ober- fläche des vestidulum membranaceum zwei halbeirkelförmige Kanäle angewachsen, die sich also, aufser der Zahl, von der gewöhnlichen Bildung dadurch unterscheiden, dals zwischen dem vestibulum mermbranaceum und den Bogen der halbeirkelförmigen Kanäle kein Zwischenraum sich befindet. Um nach Eröffnung der knor- peligen Gehörcapsel die Form des Labyrinthes gut zu erkennen, muls von der Oberfläche des letzteren erst eine äufsere häutige Bedeckung weggenommen werden, was sehr viel Vorsicht erfor- dert. Die halbeirkelförmigen Kanäle sind dasselbe, was Weber als Falten des vestibulum membranaceum beschrieb. Sie sind indessen vollkommene Röhren, welche mit deutlichen dreihügeligen Am- pullen am äulsern untern Theil des veszibulum membranaceum ausgehen, über dieses convergirend hingehen und nach innen knie- förmig zusammenstofsen. An dieser knieförmigen Umbiegung kommunieirt die Höhle der Kanäle durch einen, beiden gemein- schaftlichen Schlitz mit der Höhle des veszibulum membranaceum, - ebenso wie an den Ampullen. In diesem ovalen Schlitz bildet die obere Wand der knieförmigen Umbiegung eine vorspringende Leiste, wodurch der Eingang aus dem vestibulum membranaceum in die beiden Schenkel des Kniees ein wenig getheilt wird. Die ' Häute des vestidulum membranaceum und der halbeirkelförmigen Kanäle gehen an jenem Schlitz durch Umschlag in einander über. 32 Die Ampullen hängen durch weite Eingänge mit dem veszibulum - membranaceum zusammen; in jedem dieser Eingänge springt vom Boden des vestibulum membranaceum eine Längsfalte vor. Das vestibulum imembranaceum zerfällt selbst wieder durch Falten, welche es nach innen wirft, in zwei obere und zwei untere neben einander liegende Abtheilungen und einen kleinen unpaaren bläs- chenförmigen Anhang, der sich nach innen und unten, der Ein- trittsstelle des Hörnerven in die knorpelige Gehörkapsel entspre- chend, befindet. Auf der untern Wand des vestibulum membra- naceum befindet sich ein knorpeliges, in die Höhle des veszibulum vorspringendes Plättchen. Der Gehörnerv verbreitet sich haupt- sächlich auf den Ampullen. Jeder der beiden Äste theilt sich gabelig und die Zweige der Gabel umfassen von unten die seit- lichen Erhabenheiten der dreihügeligen Ampulle; einige Fasern des Gehörnerven scheinen auch zum unpaarigen bläschenförmigen Anhang des vesztibulum membranaceum Zu gehen. Ganz dieselbe Bildung hat Ammocoetes branchialis. Einen zweiten ganz abweichenden Typus findet der Verf. in der Abtheilung der Cyclostomen mit durchbohrtem Gaumen, C. hyperotreta, nämlich bei den Myxinoiden. Hier ist schon die Höhle der knorpeligen Gehörkapsel nicht einfach rundlich, son- dern ringförmig, indem sie von aulsen nach innen von einem knorpeligen Querbalken durchsetzt wird. Diese ringförmige Ge- stalt hat auch das häutige Labyrinth. Es stellt eine in sich zu- rücklaufende häutige Röhre dar und ist gleichsam auf einen ein- zigen halbeirkelförmigen Kanal des Labyrinthes reducirt, woran der alveus communis nicht mehr abgesondert ist. Der Gehörnerve verbreitet sich mit mehreren Zweigen auf der obern Wand des ringförmigen Labyrinthes. Beiderlei Formen wurden durch Ab- bildungen erläutert. Hiernächst machte Hr. Ehrenberg folgende Mittheilungen: I. Vorläufige Mittheilung über die Infusorien der Carlsbader Mineralquellen. Aus der in Berlin angestellten Untersuchung der lebenden Infusorien der Carlsbader Mineralquellen hat sich vorläufig bereits das Resultat ergeben, dals unter denselben sehr ausgezeichnete Formen befindlich sind, welche bisher nur als Seethiere vorge- DAB EEE, ZEN N En 33 kommen. Überdiefs enthalten diese Gewässer (mit Ausschlufs der Tepel und der gewöhnlichen Sülswasserquellen) eine Mehrzahl von Formen, welche in sülsen Gewässern von mir bisher noch nicht beobachtet wurden, und mithin wohl auch dem Seewasser oder Salzwasser angehören, oder Carlsbad ganz eigenthümlich sind. II. Bestätigung und nähere Bestimmung thierloser lebender Polypenstöcke. Schwämme (Spongiae) und Halcyonien sind keine thierlosen Polypenstöcke, weil sie zu gar keiner Zeit eine Structur des Thierkörpers zeigen. Auch die Seeschwämme haben Fruchtkörner und sind Pflanzen. Beobachtung der lebenden Serzularia dicho- toma aus der Nordsee in Berlin, welche ich seit acht Monaten forsgesetzt habe (Cavolini konnte die Sertularien nie aulser dem Meere in Gefälsen lebend erhalten, ed. Sprengel. p. 58), zeigte mir ein periodisches Absterben und Abfallen aller Thierblumen und neue Knospentriebe nach einiger Zeit. Die baumartigen Stimm- chen waren sonach eine Zeitlang (14 Tage bis 1 Monat) thierlos und doch lebend. Diese Erscheinung fand aber nur an solchen Stämmchen statt, wo im Innern der Röhre ein Theil des abge- storbenen Thieres zurückgeblieben war. Untersuchung dieses Theiles ergab, dals er mehrere Systeme des Thierkörpers, Darm- kanal, Körnerhäufchen (männliche Samendrüsen ?), Längs- und Quermuskelfasern nebst Contractilität noch deutlich besaß. Die Schwierigkeit der Untersuchung läfst vermuthen, dafs auch die, übrigen zum Thierkörper nöthigen Organe theilweise noch vor- handen waren. Solche thierlose Polypenstöcke, welche periodisch wieder Thiere hervorbringen und nach Cavolini (ebenda) über- wintern, sind also nicht einfache sich entwickelnde Thiersubstanz, sondern Theile verstümmelter Thiere, welche wohl noch die Summe der thierisch- organischen Hauptsysteme in ihrer Integri- tät besitzen, aber ganz absterben, wenn diese verloren geht. Sie - sind von verstümmelten Flydrapolypen, verstümmelten Schnecken und sogar Eidechsen, welche grolse Theile reproduciren, nur dem Grade dieser Fähigkeit nach verschieden. Die auffallende Selbst- verstümmelung bezieht sich also nur auf eine zeitlang entbehrliche Theile. Es ist ein scheinbares Wurzelleben ohne die Natur der Pflanzenwurzel. * 34 IH. Über spontane Selbsttheilung als characteristi- schen Unterschied zwischen zweifelhaften Pflanzen und Thieren. Es unterscheidet sich jedes der Untersuchung ganz zugäng- liche Thier durch eine feste gleichartige Summe von organischen Systemen von allen Pflanzen, allein es sind nicht alle Thiere der Untersuchung ganz zugänglich. Es bleiben problematische For- men übrig. Aufnahme fester Nahrungsstoffe in innere Behälter ist ein sehr weit reichender Character der Thiere. Allein nicht alle Nahrungsstoffe sind sichtbar; manche Thiere nähren sich nur mit durchsichtigen, farblosen, schleimigen Stoffen, wie viele, ob- wohl grolse, Entozoen, auch manche Infusorien es thun. So giebt es Fische, die nie eine Angel fängt, obschon sie Mund und Darm wie die übrigen deutlich besitzen. Für solche Formen bedarf es der Hülfscharactere. Es giebt keine mir bekannte ausgesprochne Pflanze, auch keinen Theil einer Pflanze, ja keine Zelle des Zellgewebes, welche sich zur Vermehrung theilt. Alle Pflanzenentwicklung geschieht durch Verlängerung und Knospenbildung. Es fehlt den wahren Pflanzen die spontane Selbsttheilung in allen Beziehungen ihres Organismus. Die spontane Selbsttheilung ist dagegen ein Ver- mehrungsact sehr vieler Thiere, welche den Character der Thier- heit vollendet an sich tragen. Die ganzen Classen der Somato- tomen (Naidina), der Corallenthiere (Anzhozoa), der Strudelwür- mer (Turbellaria) und der Magentbierchen (Polygastrica) zeichnen sich neben gleichzeitiger Ei- und Knospenbildung dadurch aus. Ich bin daher mit Benutzung dieses Hülfscharacters der Mei- nung, dals man die ganze grolse Familie der bisher zweifelhaften Bacillarinen weder zu den Pflanzen zu stellen berechtigt ist, noch als eine Zwischenstufe ansehen darf, sondern dals, mit Rücksicht auf die bereits früher von mir angegebenen mehrfachen thieri- schen Charactere, nun viele Gründe ermittelt sind, dieselben nicht für Algen, sondern für wahre Thiere anzuerkennen, und dann ist ihre Stellung bei den polygastrischen Infusorien, wo sie schon O. F. Müller anreiht, eine ganz naturgemälse und jezt sogar phy- siologisch zu begründende. Pr 35 28, April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Encke las über die Cometen-Erscheinungen des vorigen Jahres. Der Halleysche Comet wurde in Berlin am 20. August von dem Hrn. Justizrath Kunowsky aufgefunden und am 22. zuerst an seinem Fernrohr beobachtet. An den folgenden Tagen des Augusts und Septembers wurde er an dem Kreismikrometer eines 34-füls. Dollonds auf der neuen Sternwarte an 10 Tagen beob- achtet, da andere Instrumente noch nicht aufgestellt waren. Vom 17. September an konnte das Frauenhofersche kleine Heliometer angewandt werden. Der Comet wurde an 7 verschiedenen Tagen damit beobachtet. Sobald der grolse Refractor aufgestellt war, fingen die Beobachtungen damit an. Das ungünstige Wetter und mancherlei Störungen hinderten eine ununterbrochene Folge, doch . konnte bis zum Tage des Durchgangs durch die Sonnennähe an 17 Tagen der Ort bestimmt werden. Späterhin war der Gebrauch des Refractors, der Einwirkung des ungünstigen Winters bei dem neuen Gebäude halber, unsicherer. Der Comet wurde im Januar 2mal mit « Scorpii verglichen, doch sind diese Vergleichungen zu verwerfen, da der sichere Stand des Instrumentes nicht verbürgt werden kann. Zuverlässiger sind Kreismikrometer - Durchgänge am grolsen Refraktor am 18. und 19. März, bei denen die ver- glichenen Sterne indessen in den Sterncatalogen nicht gefunden wurden und noch bestimmt werden müssen. Die Beobachtungen sind so im Einzelnen bei den Heliometer- bestimmungen und denen vermittelst des Refractors angegeben, dals sie nöthigenfalls neu reducirt werden können. Die reducirten - Örter an den Tagen, an welchen die Sterne aufgefunden worden, und der relative Ort des Cometen gegen unbekannte Sterne sind - zuletzt in einer Tabelle beigefügt. Die Vergleichung der Beob- achtungen mit der Ephemeride von Rosenberger hat die Genauigkeit dieser letzteren vollkommen bestätigt. Bei 40 Unter- schieden der Rechnung und Beobachtung kommen nur zwei vor, ‚welche zwischen 20” und 30” liegen. 15 liegen zwischen 10” und 20”, die übrigen 23 zwischen 0 und 10”. Im Ganzen ist im Oktober und November der positive Fehler der Ephemeride in gerader Aufsteigung fast Null, in Declin. 12”. 36 Der Comet von Pons wurde gegen Erwarten im vorigen Jahre auf der Breslauer Sternwarte von Herrn von Boguslawski “und auf der Mailänder von Herrn Kreil, dort 1mal, hier 6 mal beobachtet. Beobachtungen vom Vorgebirge der guten Hoffnung, welche zu hoffen waren, sind nach Nachrichten von Hrn. Herschel ungünstiger Umstände halber nicht gelungen. Der Comet zeigte eine sehr befriedigende Übereinstimmung mit der voraus berech- neten Ephemeride, da der Unterschied nur nahe an 2’ in AR. und +’ in Declin. betrugen. Im Jahre 1838 wird der Comet sehr gut in unsern Gegenden zu sehen sein. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gay-Lussac et Arago Annales de Chimie et de Physique 1835. Decembre. Paris. 8. J. van der Hoeven en W.H.de Vriese, Tijdschrift voor na- tuurliijke Geschiedenis en Physiologie. Deel II. Stuck 4. Amsterd. 1835. 8. A.L. Crelle, Journal für die reine und angewandte Mathe- matik. Bd. 15, Heft 4. Berlin 1836. 4. 3 Expll. | Gedrucktes Schreiben des Hrn. Beltrami (von Heidelberg den 47. Febr. d. J.) an Hrn. Monglove zu Paris, 2 Expll. Das hohe Ministerium der geistl., Unterr.- und Medie.- An- gelegenheiten hat die Akademie mittelst Rescriptes v. 16. d. M., welches heute vorgetragen wurde, benachrichtigt, dals des Königs Majestät die Erwählung des Dr. Panofka zum ordentlichen Mit- gliede der philosophisch-historischen Klasse, und der Hrn. Cauchy zu Prag, Mitgl. des Inst. v. Frankreich, und Prof. C. G. J. Jacobi zu Königsberg i. P. zu auswärtigen Mitgliedern der physikalisch- mathematischen Klasse zu bestätigen geruht haben. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Mai 1836. Vorsitzender Sekretar: Hr. Wilken. 5.Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dirksen las über die Bedingungen der Inte- grabilität einer Differenzial-Function von mehrern Veränderlichen. | Die Frage nach den vollständigen Bedingungen, welche eine | Function von mehrern Veränderlichen und deren Differenzialen, TV, zu erfüllen habe, damit eine andere Function möglich sei, deren vollständiges Differenzial irgend einer gegebenen Ordnung n, unabhängig vou jeder besondern Beziehung zwischen den Ver- änderlichen, mit 7 identisch werde, ist bereits von mehrern Sei- ‚ten behandelt worden. Euler gebührt das Verdienst, diese Be- dingungen zuerst aufgestellt zu haben, wenngleich für einen etwas beschränktern Fall, als derjenige ist, welcher den eigentlichen Gegenstand der Abhandlung bildet. Er fand dieselben auf indi- ‚rectem Wege, und namentlich mittelst der Betrachtung der Ma- xima und-Minima, oder der sogenannten Variation des Integrals einer Differenzial- Function; vermuthete jedoch sehr richtig die Möglichkeit ihrer Begründung unabhängig von dieser, dem Ge- ‚genstande zu wenig verwandt scheinenden, Betrachtungsweise. Condorcet (v. Essai d’analyse) war der erste, welcher die Rede stehende Frage auf eine directe, und von jeder, sich über den Gegenstand selbst hinaus erstreckenden, Betrachtung unabhängige, Weise zur Beantwortung zu bringen suchte. Ein Ähnliches geschah darauf von Lexell, und zwar zu zwei verschiedenen Malen (v. Novi Commentari Petrop. T. XV ee XVI). - [1836.] 5 38 Die Leistungen Euler’s und Gondorcet’s sind, wie La- grange (v. Legons sur le Calc. des font.) sehr richtig bemerkt, in so fern nicht streng genügend, als sie zwar die Nothwendigkeit der aufgestellten Bedingungen, keinesweges aber die Zulänglich- keit derselben darthun. Den Beweis Lexell’s, in so fern der- selbe dem ersten Versuche angehört, erklärt Lagrange für so verwickelt, dafs es schwer halte, über dessen Richtigkeit und allgemeine Gültigkeit zu urtheilen. Die Behandlung ist, in der That, theils höchst weitläuftig, theils vollkommen verfehlt. Auch der zweite Versuch desselben Verfassers, dessen Lagrange aber nicht erwähnt, ist ungenügend. Der erste Beweis von der Zu- länglichkeit der Eulerschen Bedingungsgleichungen wurde von Lagrange (v. Zegons sur le Calc. des font.), und der zweite von Hrn. Poisson (v. Mem. de P Acad. des scienc. T. XII) gegeben. Beide diese Beweise gründen sich aber auf Betrachtungen, welche die eigentliche Sphäre dieses Gegenstandes zu überschreiten schei- nen. Der Beweis von Lagrange beruht auf der Theorie der Entwickelung von Functionen in unendliche Reihen, und der von Hrn. Poisson auf der Variations - Rechnung. Ein, lediglich aus der Betrachtung des Gegenstandes selbst entlehnter, Beweis des in Rede stehenden Satzes, wie ihn der wissenschaftliche Zusammenhang fordert, und Lexell zu geben sich bestrebte, ist demnach bis jetzt noch nicht zu Stande gebracht worden. Was aber bisher unbemerkt geblieben zu sein scheint, ist, dafs jene fünf Männer, streng genommen, schwerlich denselben Gegenstand behandelt haben dürften. Euler, Lexell, La- grange und Hr. Poisson namentlich betrachten stets eine Differenzial- Function 7 von der concretern Form: Y= Far”, wo £ als ursprünglich veränderlich, und F als eine Function von 1, den übrigen Veränderlichen und deren Differenzial-Verhält- nissen rücksichtlich # angesehen wird, indels Condorcet den Ausdruck allgemeiner hält. Denn die vier Aufgaben, welche er sich, in dieser Beziehung, nach und nach stellt, lassen sich in die folgende zusammenfassen: „Die Bedingungen zu bestimmen, die Statt finden müssen, da- „mit eine Differenzial- Function irgend einer gegebenen Ord- 39 „nung und irgend einer gegebenen Anzahl von Veränderlichen „das exacte Differenzial einer gegebenen Ordnung einer andern „Function sei.” Die in Rede stehende Abhandlung hat die Ermittelung der vollständigen Bedingungen der Integrabilität einer Differenzial- Function von dieser allgemeinern Form, und zwar unabhängig von jeder, das eigentliche Gebiet des Gegenstandes überschreitenden Betrachtungsweise, zum Gegenstande. Nach der Vorlesung wurden folgende eingegangene Schriften vorgelegt: Horapollinis Niloi Hieroglyphica ed. etc. G. Leemans. Amsterd. 1835. 8. Annales de la Societe entomologique de France. Tome V, Tri- | mestre 1. Paris 1836. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de ’ Academie des Sciences 1836, No. 14. 15. Paris. 4. L’Ape italiana delle belle arti. Giornale. Ann. I. Vol.1. Ann. I. Vol. 2. (Fasc. 13-22.) Roma 1835. Fol. 9.Mai. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Steffens hielt einen Vortrag über die Darstellung der Geschichte geistiger Entwickelung bestimmter Epochen mit besonderer Beziehung auf die Epoche des siebzehnten Jahrhunderts. f Die Vergangenheit zu begreifen ist die höchste Aufgabe der "Gegenwart, je tiefer jene gefalst wird, desto klarer liegt die Zu- ‚kunft vor uns. Es ist der Vorzug unserer Zeit, dafs sie sich losgerissen hat von den Fesseln einer vereinzelten Gegenwart. ‚Es ist uns klar geworden, dals eine jede Epoche, die eine geistige edeutung hat, als eine Stufe der Entwickelung zu betrachten in welcher das sich entwickelnde Subject dasselbe bleibt. Das wustsein zwar, welches eine geistige Zukunft in der Vergan- oheit durch eine immer tiefer forschende Vermittelung der Ge- wart erkennen will, muls sich durch eine strenge Methode orbereiten; aber diese soll ein Organismus werden, der nicht ofs in sich selber hineinwühlt, vielmehr zur freien Bewegung 40 bestimmt ist. Jede Methode, erst durch strenge Zucht erworben, ist da in sicherer Form, aber diese soll wie der organische Leib beherrscht werden. Die Gesthichte der Wissenschaften, in so fern sie die Fortbildung der Schulform darstellt, ist daher für die Darstellung der geistigen Eigenthümlichkeit bestimmter Epochen nicht hinreichend. Für die Philosophie verschiedener philosophi- schen Schulen haben wir solche Geschichten. Für die Ausbil- dung der Kantischen Tennemann, für die Ausbildung der Schel- lingschen Rixner und ich nenne für die Hegelsche die philoso- phische Entwickelungsstufe des siebzehnten Jahrhunderts durch Feuerbach und Erdmann. Sie sind mit Fleils und Scharfsion ausgearbeitet und für die respectiven Schulen wichtig. Je mehr aber eine solche Schule von dem wahren lebendigen Geist durch- drungen ist, destomehr sondert sich die tiefere Eigenthümlichkeit | des Forschers, dafs er seine eigene Sprache findet, destomehr durchlebt er die Zeit, die er zu erkennen strebt, es wird ihm klar, wie das freie geistige Leben’nicht alle Aufgaben löst, vielmehr immer neue schafft, wie eine jede bedeutende Epoche, in der Ge- schichte, wie in einem jeden bedeutenden Individuum, solche Aufga- ben enthält, die durch die Bemühung über sich selber methodisch klar" zu werden, unklar, unsicher, ja wohl gar ganz verdrängt werden. Die Hauptaufgaben der Geschichte, in der Religion, in der Politik, in der Wissenschaft, die uns noch beschäftigen, setzten auch das siebzehnte Jahrhundert in Bewegung. Sie wurden mit jugendlicher Zuversicht ergriffen und mit einseitiger Consequenz verfolgt, bedeutende Persönlichkeiten falsten sie zusammen undf suchten ihre Lösung und eben weil es unsere Probleme sind, mufste das Verständnils, so scheint es, uns um so näher liegen; aber der Gang der Entwickelung hat auch uns gefesselt, dals un- | sere nächste Vergangenheit uns fremd geworden, wie der Mensch wohl oft seine Jugend kaum begreift. Die geistige Eigenthüm- lichkeit dieses Jahrhunderts in allen seinen Richtungen darzustel- len ist eine grofse Aufgabe. Meine Absicht ist es, durch zukünf- tige Aufsätze Beiträge zum richtigern Verständnils einer uns so wichtigen Epoche zu liefern, indem ich vorläufig die Eigenthüm lichkeit solcher Persönlichkeiten darzustellen versuche, deren gei stige Bedeutung durch die Richtung der Forschung auf die Aus ws EEE TREE DIET Dan 4 bildung der Schulen verkannt wurden. Eine solche ist der oft genannte, in allen Schriften über die Geschichte der Philosophie, bis auf die neuesten Zeiten, vernachläßsigte, Pascal. 19. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Poselger las eine Abhandlung unter dem Titel: Zur Theorie der Berührungen. Berühren im Gegensatze des Schneidens: gerader Linien mit ebenen Kurven, gekrümmter Oberflächen mit Kurven doppelter Krümmung; dessen verschiedene Grade; Zusammenhang dieser Theorie mit der vom Grölsten und Kleinsten und dieser letzte- ren mit der von Bestimmung der realen und imaginären Wur- zeln einer rationalen Gleichung; Berührungssphäre; ihre Bedin- gungen entwickelt aus dem Vergleich einer mehrfach gekrümm- ton Kurve mit der Begrenzung eines Polyeders; Herleitung dar- aus ihres Halbmessers auf zwei verschiedenen Wegen, die aber in demselben Resultat zusammentreffen. Ausführliche praktische Anwendung hievon auf einen gegebnen Fall und deren graphische Darstellung als Beschlufs des Ganzen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: H. Scheibler, Anleitung die Orgel unter Beibehaltung ihrer mo- mentanen Höhe — vermittelst des Metronoms — wre bend zu stimmen. Crefeld 1836. 8. i Mittheilung über das Wesentliche des musikalischen und physi- kalischen Tonmessers von H. Scheibler. Crefeld 1836. 8. Giov. Dietz, il Cholera in principal riguardo alla sua diagnosi, patogenia e cura. Roma 1835. 8. ‚Bibliotheque universelle de Geneve. Now. Serie. 1. Anne, No. 2. 1836 Fevrier. Geneve et Paris 1836. 8. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1836. Janvier. Paris. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Scances de l’Academie des Sciences 1836, No.16-18. Paris. 4. Hercule et Nessus, Peinture d’un Vase de Tende. Programme publieE & loccasion de lheureuse arrivde de S. M. le Roi de Baviere a Athenes. Athen. 1835. 4. 3 Exempl. Gelehrte Denkwürdigkeiten der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1835, Heft 4. Kasan 1835. 8; (In Russ, Sprache.) 42 F.M. Schwerd, die Beugungserscheinungen aus den Fundamen- talgesetzen der Undulationstheorie analytisch entwickelt u. in Bildern dargestellt. Mit 18 ill. Taff. Mannheim 1835. 4. E. Rautenbach, die Chinesische Sprache in ihren Rechten als Sprache dargestellt. Darmst. 1835. 8. E. Rautenbach, über Nationalität und Nationalisirung der Sprachen. Darmst. 1335. 8. 30. Mai. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Mitscherlich las über die Krystallform und die Zusammensetzung der sauren schwefelsauren, chlor- sauren, mangansauren und chromsauren Salze der Alkalien. Natron sowohl als Kali verbinden sich in zwei Verhältnissen mit der Schwefelsäure zu sauren Salzen und zwar sind diese Salze, als Verbindungen von Schwefelsäurehydrat mit dem neu- tralen Salze anzusehen. In gut bestimmbaren Kryrtallen erhält man das saure schwefelsaure Kali und das saure schwefelsaure Natron, in welchen die Schwefelsäure im Hydrat eben so viel beträgt, wie die Schwefelsäure im neutralen Salz; ferner das saure schwefelsaure Natron, NaS ++ HA S, in welchem die Schwe- felsäure im Hydrat ein Drittel und das saure schwefelsaure Kali, KaS-+1HS, in welchem die Schwefelsäure im Hydrat ein Vier- tel von der Schwefelsäure im neutralen Salze beträgt. Das Am- moniak verbindet sich mit der Schwefelsäure (NH’HS + HS) so wie das Kali mit der Mangansäure (KaMn ++ 4FiMn) nur in einem Verhältnils zu sauren Salzen, in welchen das neutrale Salz mit dem Hydrat der Säure verbunden ist und zwar so dals das neutrale Salz dreimal so viel Säure enthält, als das Hydrat. Die sauren chromsauren Salze sind dagegen wirkliche Verbindungen der Chrom- säure mit der Basis; das bekannte saure chromsaure Kali enthält bei derselben Menge Basis zweimal ein anderes saures Salz, wel- ches man, wenn man dieses saure chromsaure Salz in Salpeter- säure auflöst, aus der concentrirten Auflösung in Krystallen erhält, dreimal so viel Säure als das neutrale Salz. Das saure selen- 43 saure Kali KaSe + FSe hat dieselbe Form wie das entsprechende saure schwefelsaure Salz. Das saure schwefelsaure Kali hat die- selbe Form wie der Schwefel; geschmolzen hat es eine von die- ser durchaus verschiedene Form, welche aber nicht mit der des geschmolzenen Schwefels übereinstimmt. Das saure mangansaure Kali und saure schwefelsaure Ammoniak haben dieselbe Form, und eine Zusammensetzung, welche dieser Form entspricht. Nach dieser Vorlesung überreichte Hr. Müller eine gedruckte Abhandlung von Hrn. Leonhard Horner aus den Philosophical Transactions 1836. p.I. On an artificial substance resembling Shell by Leonhard Horner. With an account of an Examina- tion of the same by Sir David Brewster, und zeigte Stücke dieser Substanz vor, mit Bemerkungen über perlmutterglänzende Harn- blasensteinchen des hiesigen anatomischen Museums. Hr. Encke übergab,im Namen des Verfassers eine Abhandlung des Hrn. Bessel über dessen Pendelversuche in Berlin. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juni 1856. Vorsitzender Sekretar: Hr. Wilken. 2. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H.Rose las über das Verhalten der wasserfreien Schwefelsäure zu einigen Chlormetallen und Salzen. Versuche von L. Gmelin haben gezeigt, dals die wasser- freie Schwefelsäure das Kochsalz auf eine ganz andere Weise zer- setze, als die wasserhaltige Schwefelsäure, indem erstere zwar das- selbe ebenfalls wie letzteres in schwefelsaures Natron verwandle, aber nur dadurch dals das Natrium durch die Schwefelsäure oxy- dirt wird, und dafs sich bei der Zersetzung Chlorgas und schwe- _ Nichtsaures Gas entwickle. Die Versuche von L. Gmelin, so , h J ren Dämpfe werden dann begierig von dem Chlormetall ver- schluckt, ohne dasselbe zu zersetzen; es verwandelt sich in eine wie die von Sertürner und Döbereiner sind auf die Weise angestellt worden, dals die Dämpfe der wasserfreien Säure über _ erhitztes Kochsalz geleitet wurden. Der Erfolg ist indessen ein ” | ganz anderer, wenn die Dämpfe der Säure auf fein zerriebenes Chlornatrium geleitet werden, das in einem Gefälse sich befin- det, welches durch eine Frostmischung erkältet wird. Die sau- _ zusammenhängende, durchscheinende, im Anfange biegsame, dann hart werdende, nicht rauchende Masse, ohne dafs dabei die ge- ringste Gasentwicklung von Chlorwasserstoffgas, Chlorgas oder schweflichtsaurem Gase bemerkt werden kann. Wird diese Masse, die eine Verbindung von wasserfreier Schwefelsäure mit Chlor- natrium ist, erhitzt, so wird sie zersetzt, und in schwefelsaures Natron unter Entwicklung von Chlor und schweflichter Säure verwandelt. [1836.] 6 46 Auf dieselbe Weise wie Chlornatrium verhalten sich Chlor- kalium und Chlorwasserstoff-Ammoniak gegen die Dämpfe der - wasserfreien Schwefelsäure, nur dals letzteres Salz noch begieri- ger dieselben verschluckt als Chlorkalium und Chlornatrium. Wird ' die Verbindung des Salmiaks mit der wasserfreien Schwefelsäure erhitzt, so entweicht aus ihr zuerst Chlorwasserstoffgas, und spä- ter zeigen sich die Erscheinungen welche bei der Sublimation des schwefelsauren Ammoniaks statt finden. Werden diese Verbindungen der wasserfreien Schwefelsäure mit einigen Tropfen Wasser befeuchtet, so entwickeln sie mit Heftigkeit Chlorwasserstoffgas ; auch wenn sie der feuchten At- mosphäre ausgesetzt werden, fangen sie bald an sich zu zersetzen, _ und Chlorwasserstoffgas zu entwickeln. Nicht alle Chlormetalle verbinden sich indessen mit der was- serfreien Schwefelsäure. Es wollte nicht gelingen, dieselbe mit | wasserfreiem Chlorbaryum und wasserfreiem Kupferchlorid zu vereinigen. Dagegen verbindet sich die wasserfreie Schwefelsäure mit | einigen wasserfreien Salzen, namentlich mit dem salpetersauren, und selbst wiewohl langsam und schwierig mit dem schwefelsau- ren Kali. Die wichtigste Verbindung dieser Art indessen ist die der wasserfreien Schwefelsäure mit dem wasserfreien schwefel- sauren Ammoniak, welche sich immer gleichzeitig mit letzterem bei dessen Bereitung bildet, und welche verhindert, dafs man be- deutende Mengen desselben von grofser Reinheit erhalten kann. Hierauf wurden an eingegangenen Schriften vorgelegt: Proceedings of the excise committee, with documents relaling thereto. 8. G. Breschet et Roussel de Vauzeme, nowvelles recherches sur da structure de la Peau. Paris 1835. 8. Glagolita Clozianus id est Codicis Glagolitiei inter suos facile antiquissimi Asubavov foliorum XII membran. servat. in Bi- bliotheca Com. Paridis Cloz Tridentini. Ed. B. Kopitar. Vindobonae 1836. 4. Hermes, Journal des nowelles scientifiques. 1. Annde. No.3.4. Paris, Mai 1836. fol. John M. Kemble, über die Stammtafel der Westsachsen. Mün- chen 1836. 8. Aufserdem wurde ein Schreiben des Herrn Schmeller zu 47 München, veranlafst durch dessen Ernennung zum Corresponden- ten der philosophisch -historischen Klasse der Akademie vorgelegt. 9. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Anwesende Fremde: der K. Baierische Bibliothekar Hr. Jäck aus Bamberg und Hr. Professor Forchhammer aus Kiel. Hr. Ehrenberg trug eine Abhandlung vor: Zur Cha- racteristik der vegetabilischen Organismen in Nord- afrika und Westasien. Die grofse Einfachheit und einfache Gröfse der ägyptischen Natur tritt in allen Beziehungen als wirksam für die dort histo- risch deutlich stattgefundene Entwicklung des menschlichen Gei- stes hervor. Auch die Vegetation des nördlichen Afrika’s ist durch ihre Einfachheit erweckend und bildend gewesen. Überall sind schroffe Gegensätze in jenem Lande, und die vegetabilischen Or- ganismen machen davon keine Ausnahme. Das beständige An- schaun des fast einzigen Baumes, aber auch des Riesen der Bäume, erweckte die Idee zur Säule oder veredelte sie wohl wenigstens zur korinthischen Säule. ‚ Die Vegetation zeigt im libyschen Afrika einen fünffachen Character. Nicht Cahira bildet die botanische Grenze von Ober- ägypten und Unterägypten, sondern Siut mit seinen letzten Dum- palmen. Von der ägyptischen und oberägyptischen Flor unter- scheidet sich eine nubische Flor durch vorherrschende Gappari- deen und Cissus- Arten, und die Flor Äthiopiens ist durch baum- artige Euphorbiaceen characterisirt. Der Libanon hat aufsteigende Pflanzenregionen. Arabien unterscheidet sich auch botanisch in 3 Theile, ein mittelländisches oder ägyptisches, ein tropisches oder Capparideen-Land und ein Euphorbien - Land. Sehr auffallend ist der Grenzunterschied der Pflanzenverbrei- tung auf der westlichen und östlichen Küste des rothen Meeres. Dieselben Pflanzen welche in dem heifsen Nubien und Dongala erst im 20, 19 und 17ten Breitengrade gefunden werden, trägt Arabien schon im 28 und 27sten Breitengrade, auch Habessiniens Euphorbiaceen und Asclepiadeen erscheinen sehr viel nördlicher in Arabien. 48 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Annales des Mines. 3. Serie. Tome 9. Liyr. 1. de 1836. Janv. Fevr. Paris. 8. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. 10, Heft 4. Halle 1835. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de U’ Academie des Sciences 1836, No. 19. 20. Paris. 4. Journal de l’Ecole Royale polytechnique. Cah. 23.24. ou Tome 14.15. Paris 1834. 35. 4. Ärsberättelser om Vetenskapernas Framsteg afgifne af Kongl. Vetenskaps-Academiens Embetsmän d. 31 Mars 1834. Stock- holm 1834. 8. Kongl. Vetenskaps- Academiens Handlingar för Är' 1834. ib. eod. 8. Tamm, Tal om Jernhandteringens tillständ inom Fäderneslan- det, med anteckningar öfver dess framsteg i andra Länder. Stockholm 1836. 8. € A Magyar tudos Taärsasdg Evkönyvei. 2 Kötet. Budän 1835. 4. Freiesleben, Magazin für die Oryktographie von Sachsen. Heft 7. Freiberg 1836. 8. 13. Juni. Sitzung der philosophisch-histori- | schen Klasse. Hr. Gerhard las über die Vase des Archemoros. Von diesem prachtvollen Thongefäls, welches im Jahr 1833 bei Ruvo in Apulien entdeckt wurde und gegenwärtig dem Kgl. Museum zu Neapel gehört, wurden Zeichnungen und Erläuterun- gen vorgelegt. 16. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Crelle trug einige Bemerkungen über unbe- stimmte Gleichungen vom ersten Grade zwischen zwei ganzen Zahlen vor. Es scheint, dafs in der Theorie der Gleichungen vom ersten Grade zwischen ganzen Zahlen, vielleicht wegen der Einfachheit des Gegenstandes, noch mehrere Bemerkungen zurückgeblieben sind, die nicht ganz unwesentlich sein dürften, und die auch selbst weiter in der Zablenlehre von Nutzen sein können. Wenigstens habe ich mehreres von Demjenigen, worauf ich bei weiterer Durchforschung des Gegenstandes gekommen bin, anderwärts nicht 49 gefunden. Ich will daher das Bemerkenswertheste davon zum Gegenstande des gegenwärtigen Vortrages machen. Die Abhand- lung wird sich zunächst nur mit einer einzelnen Gleichung zwi- schen zwei ganzen Zahlen beschäftigen. Nach einigen vorläufigen Bemerkungen, wird von dem in der Theorie der Zahlen oft vorkomınenden Satze, dafs es für eine Gleichung zwischen zwei unbestimmten ganzen Zahlen immer nothwendig unzählige Paare von ganzen Zahlen giebt, die der Gleichung genugthun, aber keine anderen als die, welche Zäh- ler und Nenner des letzten, an den Quotienten der beiden Co- efficienten der gegebenen Gleichung convergirenden Kettenbruchs, beide vermehrt oder vermindert um das nemliche beliebige Viel- fache der Coefhcienten selbst, ausdrücken, ein directer Beweis gegeben werden. Darauf wird die gewöhnliche, Bachetsche Auf- lösungs-Methode der Gleichungen direct, und ohne von der Theorie der Kettenbrüche auszugehen, entwickelt werden, um anzudeuten, dafs die Methode nicht nothwendig auf den Kettenbrüchen beruht, oder davon ausgeht. Sodann giebt es, aulser der genannten Auf- lösungs-Methode, noch verschiedene andere, von welchen einige sogar, unter gewissen Umständen, in der Ausübung weniger Rechnung erfordern, als die gewöhnliche Methode. Diese ver- _ schiedenen andern Auflösungs-Methoden werden ebenfalls abge- handelt werden, und zwar insbesondere zu dem Zwecke, die ver- schiedenen gegenseitigen Beziehungen der Gröfsen der Aufgabe von mehreren Seiten zu entwickeln und zu erörtern. Hierauf wurden an eingegangenen Schriften vorgelegt: de Chambray, de l’Ecole polytechnique. Paris. Fevr. 1836. 8. Kops en van Hall, Flora Batava. Aflevering 105.106. Am- sterd. 4. L’Institut. 1. Section. Sciences math. physig. et naturell. 4. Annce. No. 139-161. 6. Janv.-8.Juin. Paris. 4. The Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland. No.5. London, March 1836. 8. Auch war ein Schreiben des Hrn. Argelander zu Hel- singfors eingegangen, in welchem derselbe der Akademie für seine Ernennung zum Correspondenten der physikalisch -mathe- matischen Klasse dankt. 50 23. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. Rose las über eine neue Verbindung der was- serfreien Schwefelsäure mit der wasserfreien schwe- flichten Säure. u Schwefelsäure und schweflichte Säure, beide im wasserfreien Zustande, verbinden sich zu einer Flüssigkeit, die an der Luft unter Ausstolsung eines sehr starken Rauches und eines durch- dringenden Geruchs nach schweflichter Säure sich gänzlich ver- flüchtigt. Die Verbindung wird äufserst leicht zersetzt, schon durch kaum sichtbare Spuren von Wasser, die aus ihr schwellicht- saures Gas entwickeln, während das Wasser sich mit der Schwe- felsäure verbindet; durch grölsere Mengen Wassers entweicht das schweflichtsaure Gas unter starkem Brausen. Mit trocknem Am- moniakgas behandelt giebt die Flüssigkeit eine Mengung von wasserfreiem schwefelsaurem und schweflichtsaurem Ammoniak. Die Verbindung ist so zusammengesetzt, dals die Schwefelsäure dreimal so viel Sauerstoff enthält, als die schweflichte Säure, also, wenn man letztere als die schwächere Säure oder den ba- sischen Bestandtheil betrachtet ganz analog den neutralen schwe- felsauren Salzen. Nach Vorlegung der eingegangenen Comptes rendus hebdo- madaires des Seances de PAcademie des Sciences 1836. No. 21 - 23. wurden auf den Vorschlag der philosophisch - historischen Klasse zu Correspondenten der Akademie gewählt die Herren Graf Bartholomaeus Borghesi in S. Marino, Jacob Geel in Leyden, Joh. Casp. v.Orelli in Zürich, “ Joh. Nicol. Madvig in Kopenhagen, Erik Gustaf Geijer in Upsala, Finn Magnussen in Kopenhagen, Bartholomaeus Kopitar in Wien. 27. Juni. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Ehrenberg gab Mittheilungen über fossile Infu- sionsthiere. | Der Besitzer der Porzellanfabrik in Pirkenhammer bei Carls- bad Herr Christian Fischer hat beobachtet, dafs die im Torf- moore bei Franzensbad in Böhmen vorkommenden von Herrn Radig (nicht Stadig) in den Jahrbüchern für Deutschlands . Heilquellen von v. Gräfe und Dr. Kalisch 1836 pag.193. an- gezeigte dem Kieselguhr ähnliche Substanz „fast ausschliefslich aus den Panzern einiger Species von Navicula bestehe und der feuerbeständige Rückstand des stellenweis ausgeglühten Meeres- bodens zu sein scheine.’ Gleichzeitig mit dieser Nachricht sen- dete Herr Fischer das vorliegende etwas über 2 Zoll lange, fast 1 Zoll (11 Linien) breite und > Zoll (9 Linien) hohe Stück der dortigen fossilen Kieselmasse samt einigen Moorproben mit dem Ersuchen, die Thierformen zu bestimmen und das Resultat zu publiciren. Referent glaubt der physikalischen Klasse der Akademie nichts interessanteres vortragen zu können, als das Resultat dieser Be- stimmung und weiteren Vergleichung. Zuvörderst bestätigte die mikroskopische Prüfung sogleich die Beobachtung des Herrn Fischer, dessen Gefälligkeit bereits das Material zu den der Klasse am 25. April d. J. mitgetheilten Be- merkungen über die Infusorien der Carlsbader Mineralquellen ge- liefert hat, vollkommen. Der Franzensbader Kieselguhr besteht allerdings fast ausschlielslich aus recht wohl erhaltenen Naviculis, denen noch einige andere Bacillarienformen beigemengt sind, und die grofse Durchsichtigkeit und Reinheit ihrer Kieselpanzer von allem Organischen macht es wahrscheinlich, dals eine aufserge- wöhnliche Glühbitze sie gereinigt und zusammengehäuft habe. Dals sie einem Meeresboden angehört haben, wird aber unwahr- scheinlich, weil die Hauptmasse der Formen der Gestalt sowohl als den Zahlenverhältnissen der Streifung nach sehr genau mit der noch in allem Sülswasser bei Berlin und sonst sehr verbrei- teten NVavicula viridis übereinstimmt. Ferner liefsen sich in der - Probe des Torfmoors selbst allerdings ebenfalls Naviculae erken- nen, doch waren es meist andere obwohl ebenfalls noch lebende . bekannte Arten in verhältnilsmälsig sehr geringer Menge und mit - ganz andern vorherrschenden Formen. 3 Es wurden hierauf die im Königlichen Mineralien - Cabinet - befindlichen Original - Exemplare der von Klaproth chemisch 52 analysirten Kieselguhre von Isle de France und San Fiore in Tos- cana, die aus Klaproth’s Sammlung stammen und mit dessen handschriftlicher Bezeichnung versehen sind, mikroskopisch unter- sucht, und es ergab sich, dals sie ebenfalls ausschliefslich aus In- fusionsthierschaalen mehrerer Gattungen der Bacillarienfamilie zum Theil aus denselben, fast sämtlich noch lebenden Arten und aus seltnen Kieselspindeln von See- oder Sülswasser-Spongien ohne Bindemittel bestehen. Bereits im Jahre 1834 machte Referent der Akademie die im Anhange zu seinem dritten Beitrage für die Kenntnils der Organisation im kleinsten Raume aufgenommene Anzeige, dals die von Herrn Kützing gemachte Entdeckung, nach welcher die Panzer der Bacillarinen aus Kieselerde bestehen, der von ihm und Herrn H. Rose vorgenommenen Prüfung derselben und noch andrer lebender Formen zufolge vollkommen sicher sei. Diese neue Beobachtung des Herrn Fischer bestätigt dasselbe für den Franzensbader Kieselguhr, und die durch Herrn Weils Gefällig- keit gestattete Untersuchung der wahren von Klaproth analy- sirten Kieselguhre stimmt damit überein. Ferner entdeckte Referent schon vor mehreren Jahren, dafs die ockergelbe schleimige Substanz, welche in sumpfigen Bächen und Gräben zuweilen häufig den Boden überzieht und die oft für abgesetztes Eisenoxyd gehalten zu scheint, eine sehr feine Bacillarienform sei, welche beim Glühen sich wie Eisenoxyd rö- thet und stark eisenhaltig ist, aber weder beim Glühen noch beim Behandeln mit Säuren ihre Form verliert, folglich einen Kiesel- Panzer besitzt, der zunächst in die Gattung Gailionella tritt. Daher wurde die Form zu Anfang vorigen Jahres auf Tafel X. des bald erscheinenden Infusorien - Codex als Gaillonella ferruginea abgebildet. Dieselben kieselhaltigen Gliederfäden zeigt aller den Raseneisenstein umgebende Ocker als Rückstand nach dem Aus- laugen des Eisens. Obige Erscheinungen machen es nun sehr wahrscheinlich, dals die Gaillonella ferruginea beim Entstehen des Pasenerzes eine wichtige Rolle spielen mag, sei es durch unmit- telbares Sunmiren ihres eignen Eisengehaltes, sei es durch An- ziehen des sonst in der Nähe befindlichen fremden. Die in den genannten Substanzen befindlichen fossilen Infu- sionsthier-Arten sind folgende: 53 1. Der Franzensbader Kieselguhr zeigte bisher 9 verschie- dene, Arten welche 3 verschiedenen Gattungen der Bacillarinen angehören. 1) Navicula viridis als Hauptmasse in sehr verschie- dener Gröfse, die gröfsten 4 Linie. 2) N. gibba. „3) N. fulva. 4) N. Librile. 5) N. striatula. 6) N. viridula. (Letztere 2 sind Salzwasserthiere, die ersteren sämtlich Sülswasserthiere). 7) Gom- phonema paradoxum. 8) G. clavatum. 9) ‚Gaillonella varians! sämtlich Süfswasserthiere. Alle diese Formen sind von den noch lebenden nicht zu unterscheiden. 2. Der Franzensbader Moor zeigte 5 verschiedene Arten aus 3 Gattungen der Bacillarinen 1) Navicula granulata als häu- figste und bisher unbekannte Form, 2) N. viridis selten. 3) Ba- cillaria vulgoris? 4) Gomphonema paradoxum. 5) Cocconeis un- dulata, sämtlich noch lebende Formen, letztere im Salzwasser der Ostsee. 3. Das von Klaproth analysirte Bergmehl von Santa Fiora (San Fiore) hat bis jetzt 18 Arten der Bacillarinen aus 6 Gat- tungen und Nadeln von Schwämmen erkennen lassen. 1) Syn- edra capitata eine unbekannte Form als Hauptmasse. 2) S. Uina. 3) Navicula Librile. 4) N. gibba. 5) N.viridis. 6) N. capitata. 7) N. Zebra. 8) N. phoenicenteron. 9) N. inaequalis sämtlich noch lebende Sülswasserformen. 10) N. viridula noch lebende Salzwasserform. 11) N. grannulata. 12) N. follis, unbekannte Arten. 13) Gomphonema clavatum. 14) G. paradoxum. 15) G. acuminatum sämtlich noch lebende Arten des sülsen Wassers. 16) Cocconema cymbiforme eine noch lebende Sülswasserform. 17) Cocconeis undulata eine noch lebende Salzwasserform. 18) Gail- lonella italica n.sp. 19) Kieselspindeln von einer Spongia oder Spongilla. 4. Klaproth’s Kieselguhr von Isle de France zeigte 5 Ar- ten von 3 Gattungen der Bacillarinen 1) Bacillaria vulgaris? als Hauptmasse, ist nur im Salzwasser noch lebend überall. 2) Ba- - eillaria major eine unbekannte Art. 3) Navicula gibba im sülsen "und salzigen Wasser noch lebend. 4) Navicula al. sp. unbestimmt. 5) Navicula bifrons. Sämtliche Formen sind weniger gut erhal- ten als bei den anderen Gesteinen und scheinen, mit Ausschlufs der letzten, Salzwasserthiere zu sein. 54 Die grolse Mehrzahl dieser fossilen Infusorien sind noch le- bende meist auch bei Berlin und im Ostseewasser bei Wismar vorkommende Arten. Die meisten sind so wohl erhalten, dafs sie scharf untersucht werden können. So erkennt man aufser den zählbaren Rippen die 6 Öffnungen des Panzers der Navicula viridis, die 4 Öffnun- gen der Gaillonella, die 2 Öffnungen des Gomphonema u.$.w. Nur das Gestein von Isle de France scheint überwiegend Salzwasserthiere zu enthalten. Die wenigen bisher unbekannt gebliebenen neuen Formen kann man mit gleichem Rechte für noch nicht aufgefundene, noch lebende, wie für ausgestorbene halten. Starke Glühhitze hat offenbar auf diese Kieselschaalen ein- gewirkt. Sehr auffallend ist das so grolse Vorherrschen einzelner Ar- ten, so dals Navicula viridis den Franzensbader Kieselguhr, Baeil- laria vulgaris den von Isle de France und Synedra capitata das Bergmehl von San Fiore durch überwiegende Menge characterisi- ren. Die jetzt lebenden sind immer weit mehr gemischt, und leben nur um und auf Vegetabilien, von denen sie sich nähren. 30. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Klug hielt einen Vortrag über die Insectenfamilie: Pa- norpatae, welche er fester zu stellen, die Gattungen richtiger zu bestimmen und die Arten vollständiger anzugeben versuchte. Er nahm als zur gedachten Familie gehörend, die Gattungen Bitta- cus Latr., eine neue Panorpa verwandte Gattung aus Neuhol- land, für welche er wegen der in dieser Familie nicht gewöhn- lichen Trennung der Mundtheile die Benennung Chorista von YwgıSw, separo, in Vorschlag brachte, Panorpa L. F. Latr. und Boreus Latr. an, welche sämmtlich darin übereinstimmen, dals bei fünfgliedrigen Maxillarpalpen die Labialpalpen zweigliedrig sind, eine igula nicht vorhanden, dagegen das mentum so getheilt ist, dafs der vordere Theil ein /abium vorstellt, an dessen äulser- stem Ende zu jeder Seite die Palpen befestigt sind und endlich die äulsere Lade der Maxillen niemals gegliedert ist. Nemoptera Latr. dagegen betrachtete er als zur Familie Hemerobini gehö- rend wegen der dreigliedrigen Labialpalpen, der vollständig aus- 55 gebildeten 4igu/a und der Gliederung der äufsern Lade, als worin die Kennzeichen der Familie Hemerobini, die im wesentlichen nicht hinreichend von der Familie Myrmelionides verschieden zu sein scheint, bestehen. Die geringe Verlängerung des Mundes und Einfachheit der dicht anliegenden Mandibeln bei Nermoptera schie- nen ihm nur eine Annäherung der genannten Gattung an die Fa- milie Panorpatae zu verrathen, zu einer wirklichen Vereinigung mit derselben aber um so weniger aufzufordern, als aufser der angegebenen Beschaffenheit des Mundes auch der ganz unbewaff- nete Hinterleib bei beiden Geschlechtern und die fein gegitterten Vorderflügel dem entgegentreten, indem die Flügel bei Panorpa nur schmal, dabei nicht gegittert, sondern von wenigen starken Längsnerven durchzogen und nur nach der Spitze hin einige Queernerven sichtbar sind. Nach einer genauen Beschreibung der Mundtheile sämmtlicher Gattungen, Nemoptera eingeschlossen, gab er die äufserlich schon wahrnehmbaren Kennzeichen der Gattungen der Panorpatae an und schlols mit einer Aufzählung und Beschreibung der ihm be- kannt gewordenen Arten. Es waren von Nemoptera zwölf, unter denen fünf, drei aus Südafrika, eine aus dem glücklichen Arabien, eine von Ambukohl, neu; von Bittacus eilf, darunter zwei vom Kap, fünf aus Brasilien, eine von Chili, eine aus Neuhollond, überhaupt neun neu; sieben von Panorpa, darunter zwei neue Mexikanische Arten; von der neuen Gattung Chorista eine Art und von Boreus ebenfalls eine Art, der bekannte B. hyemalis. Mierauf gab Hr. Ehrenberg weitere Mittheilungen über das Vorkommen fossiler Infusorien. Bei den Untersuchungen über fossile Infusorien, deren Re- sultate der physikalischen Klasse der Akademie am vorigen Montage mitgetheilt wurden, knüpfte sich bald darauf an den Gedanken, dals die Kieselhaut des Eyrisertum zum Poliren in technischem Gebrauche ist, der Versuch, ob nicht die Tripel- Arten, welche _ in den Material-Läden allgemein verkäuflich sind, eiver ähnlichen Eigenschaft ihren Gebrauch verdanken. Der erste von einem Kauf- f manne bezogene Blättertripel zeigte sogleich, dafs die ganze Masse wie Kieselguhr und Bergmehl ebenfalls aus Infusorien besteht. Ei- \ nige Berliner Materialisten versicherten ihren Bedarf vom Harz zu beziehen, nach andern kommt dieser Blättertripel von Dresden. 56 Eine Untersuchung verschiedener Tripel- Arten des Königli- chen Mineralien-Kabinets liels erkennen, dafs der in Berlin ver- käufliche Blätter-Tripel sämtlich aus Böhmen stammen möge, in- dem dieselbe Infusorienform, welche die Masse des Tripels im Handel bildet, auch in dem vom Kritzschelberge bei Bilin ent- nommenen gleichartig vorhanden ist. Da das Königliche Cabinet sehr reich an den Formen dieses Polirschiefers ist, so liefs sich die Identität mit sehr grofser Wahrscheinlichkeit feststellen. Es besteht demnach der Polirschiefer von Bilin in Böhmen, welcher ganze Lager bildet, fast ausschliefslich aus einem Infu- sionsthierchen, das der Gattung Gaillonella zugeschrieben wer- den kann, und den Namen Gaillonella distans erhalten mag. Po- dosphenia nana n.sp., Navicula Scalprum? und Bacillaria vulga- ris (letztere beide sind noch lebende Salzwasserthiere) kommen sehr einzeln dazwischen vor, nur erstere ist zuweilen an Menge der Gaillonella gleich. In demselben Polirschiefer finden sich Pflanzen-Abdrücke und eine ausgestorbene Fischart, der Zeweiscus papyraceus von Bronn nach Agassiz. Im Klebschiefer von Menilmontant fanden sich nur einige unsichere Spuren der veränderten Gaillonella distans. Ein Individuum der Gaillonella distans, welche fast ohne Bindemittel den Polirschiefer von Bilin bildet, ist 5; einer Linie grols, viele sind kleiner, wenige etwas grölser. Es befinden sich mithin in 4 Cubikzoll dieses Gesteins 41000 Millionen Thiere. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1836. Fevrier. Paris. 8. L’Institut. 1.Section. Scienc. math. physig. ete. 4. Annee. No.163. Paris. 1836. 4. A. Cauchy, sur l’Interpolation. Sept. 1831. 8. lithogr. —, Memoire sur l’integration des equations differentielles. 1835. 8. lithogr. Crelle, Journal für die reine u. angewandte Mathematik. Bd. 16, Heft 1. Berlin 1836. 4. 3 Exempll. Bericht ;* über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Mans, Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juli 1836. Vorsitzender Sekretar: Hr. Wilken. 7. Juli. Öffentliche Sitzung zur Feier des Leibnitzischen Jahrestages. Nachdem der vorsitzende Sekretar, Hr. Wilken, diese Sitzung, mit einer einleitenden Rede eröffnet hatte, machte zuerst der Sekretar der physikalisch-mathematischen Klasse, Hr. Encke, bekannt, dals auf die im Jahre 1832 gestellte Preisaufgabe einer vollständigen Bearbeitung des Biela’schen Cometen in Bezug auf alle Erscheinungen desselben, keine Beantwortung eingegangen sei. Bei der für 1839 zu erwartenden Wiederkehr dieses Co- meten erneuert die Klasse dieselbe Preisfrage, und setzt den Ter- min der Ablieferung der Abhandlungen bis zum 31. März 1839 hinaus. Aufserdem stellt die Klasse als neue Preisaufgabe, welche bis zum 31. März 1838 zur Bewerbung offen stehen wird, fol- gende Untersuchung auf: Die Akademie wünscht die Angabe einer leicht anwendbaren Methode, welche sowohl den reellen, als den imaginairen Theil der Wurzeln einer Gleichung, deren Coefficienten nu- merisch gegeben sind, mit einem vorgeschriebenen Grade von Näherung zu bestimmen geeignet sei. Das Nähere über beide Preisfragen wird noch besonders bekannt ge- macht werden. Hierauf wurde von dem Sekretar der philosophisch- ‚historischen Klasse, Hra. Wilken, in Folge der Bestimmung, welche in dem vorjährigen Berichte der philosophisch-historischen Klasse über die zur Beantwortung der Preisfrage über das Mu- seum zu Alexandria eingelaufenen Bewerbungsschriften enthalten ‚ist, der zu der nicht zurückgeforderten französisch geschriebenen [1836.] 7 58 und mit dem Motto: Ei diAorodias EmriQuneis z. 7. %. versehenen Abhandlung gehörige Zettel verbrannt, und in Beziehung auf die im Jahre 1834 für das gegenwärtige Jahr aufgestellte Preisfrage über die Verwaltung der Brandenburgisch - Preulsischen Staaten unter dem grofsen Churfürsten und den Königen Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. angezeigt, dafs die philosophisch-historische Klasse diese Preisfrage, da sie unbeantwortet geblieben, zurück- nehme. Nach diesen Verhandlungen las Hr. von Savigny eine Abhandlung unter dem Titel: Beiträge zur Rechtsgeschichte des Adels im neueren Europa (s. Gesammtsitzung vom 21. Jan. d. J.) und Hr. Ehrenberg gab vorläufige Mittheilungen über fossile Infusorien und deren grolse Verbreitung (s. Sitzung der physik.- mathemat. Klasse vom 27. v. M. und Gesammtsitzung der Aka- demie vom 30. v. M.). 11. Juli. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Ideler gab eine vorläufige Nachricht über seine mehr- jährigen Untersuchungen über die Zeitrechnung und das Kalenderwesen der Chinesen. Er wird nächstens eine Abhandlung darüber in der Gesammtsitzung der Akademie lesen, wo dann näher über diesen Gegenstand berichtet werden soll. 14. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Kunth las über die Linneischen Gattungen Scirpus und Schoenus. Zweite Abtheilung. Über die Gattung Schoenus L. Nachdem Hr. Kunth, in der ersten (am 16. Juli 1835 gelesenen) Hälfte dieser Abhandlung, die verschiedenen, auf Un- kosten der Linn£ischen Gattung ‚Scirpus gebildeten Genera kritisch beleuchtet, und auf die Gattungen Isolepis, Fimbristylis, Eleocharis, Abildgaardia, Ficinia und Melancranis beschränkt hatte, unter- wirft er in dieser zweiten Abtheilung die Gattung Schoenus einer ähnlichen Revision, und sucht zu beweisen, dafs mehrere von den in neuerer Zeit aufgestellten Gattungen dieser Pflanzengruppe, als nicht hinlänglich begründet, wieder eingehen müssen. Zu ) diesen letzteren gehören hauptsächlich die Neesischen Gattungen 59 Morisia, Cephaloschoenus, Echinoschoenus, Haplostylis, Calyptro- stylis, Haloschoenus, Mitrospora und Spermodon, von welchen die 5 ersteren mit Ahynchospora, die 3 letzteren mit Dichroma vereinigt werden. Aulserdem finden sich die beibehaltenen Gat- tungen Rhynchospora, Dichromena, Pleurostachys, Ecklonia, Ar- throstylis, Cladium, Caustis, Elynanthus, Lepisia, Buekia, Astero- chaete, Carpha, Chaetospora und Blysmus genauer begrenzt, und von fremdartigen Species gereinigt. Die Gattung Cladiurn, welche Hr. Kunth auf Cladium Mariscus und €. triglomeratum beschränkt wissen will, unterscheidet sich von allen verwandten durch den eigenthümlichen, bisher übersehenen Fruchtbau. Das Ovarium tritt nämlich hier, bei seiner Ausbildung zur Frucht, allmählig in die gleichzeitig anschwellende, ‘schwammige Basis des Staubweges hinein, wird endlich von derselben gänzlich umhüllt, und verwächst mit ihr an seiner ganzen Oberfläche. Die von Hrn. Kunth als neu betrachtete, und zu Ehren eines seiner ausgezeichnetsten Schü- ler benannte Gattung Ideleria unterscheidet sich von der nahe verwandten Asterochaete hauptsächlich durch die doppelte Zahl der Staubgefälse, und beschränkt sich bis jetzt auf eine einzige Art, welche Hr. Dr&ge am Vorgebirge der guten Hoffnung entdeckte. Hierauf wurden die Danksagungsschreiben der Herren Ja- cobi und Cauchy für ihre Ernennung zu auswärtigen ordent- lichen Mitgliedern der physikalisch-mathematischen Klasse vor- gelegt. Hr. Jacobi theilt in seinem an Hrn. Encke gerichte- ten Schreiben ein neues Integral mit, welches er für den Fall der drei Körper gefunden hat, wenn man die Bahn des störenden Planeten kreisförmig annimmt und die Mafse des gestörten ver- nachlässigt. Das erste findet mit grolser Annäherung bei allen Planeten Statt, deren Störungen man in Rechnung zieht; das letztere bei den Cometen und schon, weil wir ihre Mafse nicht kennen, bei den neuen Planeten. Nennt man m’ die Malse des ‚störenden Körpers, M die Sonnenmafse, x, y, z die Coordinaten des gestörten, indem man die Bahn des störenden zur Ebene der x, y nimmt; r den radius vector des gestörten, a, die constante ° Entfernung des störenden von der Sonne, 9 die gegenseitige Ent- fernung beider, n’* die Anomalie des störenden, so hat man das strenge Integral | 60 10? a Be: +7” n {& a _M x cosn’t+y sin n’t — m ir RER Ta wi } + Constans ‘ oder in den veränderlichen Elementen ausgedrückt: M Ya Bulle, I ae 5- ie a r -— Man kann sich von der ersten Gleichung leicht durch Differen- tiation überzeugen. Es sind diese Gleichungen für die Terme, die von der Excentricität des störenden Körpers unabhängig sind, für alle Potenzen der Malse des störenden Körpers richtig. Folgende Schriften waren eingegangen und wurden vorgelegt: Lubbock or thetheory of the Moon, and on Ihe perturbations of the Planets. Part.2. London 1836. 8. Proceedings of Ihe Royal Society 1834-35. No. 21. 22. 1835. 36. No. 23.24. 1836. No. 25. (London) 8. L’Institut. 1. Section. Sciences math. physig. et naturell. 4. Anne. No. 164.165. Paris. 4. Comptes rendus hebdomadatires des Seances de U’ Academie .des Sciences 1836, No. 24. Paris. 4. Annales des Mines. 3. Serie. Tome 9. Livr. 2. de 1836. Mars—Avril. Paris. 8. Chimie minerale et analyses de substances minerales, extraits publies par M. P. B(erthier). Travaux de 1832, 33. et 34. Paris 1835. 8. Giulj, Storia naturale di tutte l’acque minerali di Toscana. Tomo 1-5. Siena 1833. 34. 8. 21. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Zumptlas über die Abstimmung des Römischen Volks in Comitiis centuriatis, oder über die Verbin- dung der beiden Eintheilungen des Römischen Volks nach Classen und Genturien und nach Tribus. Es ist bekannt, dals die zwiefache Volksversammlung in der | Römischen Republik auf einer verschiedenen Abtheilung der Rö- # mischen Bürger beruhte und nach ganz verschiedenen Grund- sätzen abstimmte. Nichtsdestoweniger findet man bei den Co- 5 61 mitüs centuriatis stimmende Tribus erwähnt, und man erkennt aus der Beschreibung einzelner Vorgänge bei diesen Versamm- lungen, dafs eine Centurie in einer Tribus enthalten gewesen, wie sie denn auch von Cicero geradezu unius tribus pars genannt wird. Demnach muls eine Verbindung der Centurienabtheilung mit der Eintheilung des Volks in Tribus Statt gefunden haben, und obgleich Livius dies von der Einrichtung des Servius Tullius ausdrücklich verneint, so erkennt er es doch eben da- durch für eine spätere Zeit an. Über die Art dieser Verbindung sind von den nahmhaftesten Gelehrten sehr verschiedene Ansichten aufgestellt worden. Hr. Z. zeigt ihre Unhaltbarkeit an sich und bezieht sich besonders gegen diejenigen, welche die Zahl der Servischen Centurien vermehren oder verringern, auf die Stelle Cic. de rep. UI. 22., wo die Servische Zahl 193 und das ent- schieden aristokratische Prinzip der Abstimmung als noch zu Cicero’s Zeit gültig dargestellt werden. Denn weder Zusammen- hang noch Grammatik erlauben, jene Stelle als eine rein histo- rische Darstellung vergangener Zustände, wie einige gewollt haben, aufzufassen. In derselben zeigen sich aber einige Ab- weichungen von der Servischen Bestimmung der Classen und Centurien, zunächst die, dals der ersten Classe nur 70 Centurien statt 80 zugeschrieben werden. Hr. Z. erkennt darin das Ergeb- nils der etwas demokratischeren Richtung, welche die Centurien im Laufe der Zeit (nach Dionysius) erhalten haben, und’ stellt als Lösung des Problems die Ansicht auf, dals die sogenannte Servische Centurieneintheilung die der ältesten Republik von 20 Tribus war. Er zeigt, dals sich diese in die Gesammtzahl von 170 Centurien der fünf Vermögensklassen (80 + 20 + 20 + 20 +30) so theilten, dals jede Tribus 8+ Genturien, nämlich 4 Centurien der ersten Classe, je eine der 2., 3., 4. Classe und 15 der fünften enthielt, wozu dann noch 18 Cent. Ritter und 4 Cent. Arbeiter ohne Rücksicht auf den Census kommen, welche als besondere Abtheilungen des gesammten Volks stimmten. Bei der Zahl von 35 Tribus blieb die Röm. Republik merkwärdiger _ Weise stehen, nur wegen der leichten Vertheilung dieser Zahl auf die feststehende Zahl der Centurien und der Einfachheit des - grundsätzlichen Verhältnisses vom Übergewicht der ersten Classe, indem von den nach Abzug der 18 Rittercenturien übrig blei- 62 benden 175 Centurien jede Tribus 5 Cent. erhielt, d. h. die erste Classe derselben zwei, die vier untern Classen zusammen 3 Cent., so dals die erste Classe des gesammten Volks 2% 35 oder 70 Centurien hatte — jene in Anspruch genommene Ciceronische Zahl. Da jede Classe in Jüngere und Ältere getheilt war, so bildeten die Jüngeren der ersten Classe einer Tribus gerade eine Centurie für sich, und dies ist die Erklärung der Livianischen Stellen, wo die zridus praerogativa juniorum mit einer Centurie zu stimmen anfängt (s. besonders Liv. 26, 22). Das Verhältnils der ersten Volksklasse zu den vier untern stand in der alten Einrichtung wie 80 : 90, in der spätern (seit der Erfüllung der 35 Tribus) wie 70 : 105, oder innerhalb der Tribus ehemals wie 8:9, später wie 2:3. Hr. Z. macht ferner den Versuch, hypothetisch, aber mit möglichster Erhaltung des Prinzips und Beobachtung des zeit- gemälsen Vor- und Rückschritts der Aristokratie, die Vertheilung der feststehenden Centurien auf die wachsende Tribuszahl darzu- stellen, indem er annimmt, dafs die Arbeitercenturien zur Aus- gleichung dienten, je nachdem die CGensoren sie anwiesen, abge- sondert, ohne Rücksicht auf den Census, oder innerhalb der ° Tribus, gemäls ihrem Census, zu stimmen; weshalb auch die Angaben über die Arbeitercenturien bei den Autoren nicht über- einstimmen. Bei 21 Tribus fallen auf jede Tribus 84 Centurie, ohne Arbeitercenturien, und das Verhältnifs der ersten Classe zu den vier untern stellt sich wie 4: 4% oder wie 12:13 (Vor- schritt der Aristokratie). Bei 25 Tribus kommen auf jede 7 Cen- turien, ohne Arbeitercenturien; das Verhältnils der Classen ist ] wie 3+:32 oder wie 10:11 (immer noch aristokratischer als ursprünglich). Bei 27 Tribus erbält jede 64 Cent. mit 4 Cen- turien abgesondert stimmender Arbeiter, das Verhältnils ist wie 3:34 oder 9:10. Bei 29. Tribus fallen auf jede Tribus 6 Centurien und es bleibt noch Raum für eine Cent. Arbeiter, das Verhältnifs der ersten Classe zu den untern ist wie 2% : 3% oder 4:5 (entschiedener Rückschritt der Aristokratie, aber mit der Zeitgeschichte übereinstimmend). Bei 31 Tribus erhält jede 55 Cent., dabei aber 4% Cent. Arbeiter ohne Census; das Verhältnils # der ersten Classe zu den untern 24:3 oder 5:6 steigt wieder, wird aber durch die Arbeitercenturien gemäfsigt. Bei 33 Tribus 9 63 kommen 5+ Cent. auf jede Tribus, 2% der ersten Classe, 3 Cent. der untern Classen, also im Verhältnils wie 7 : 9, ohne Arbeiter, und selbst mit Erfüllung der Zahl von 194 Centurien, zu der wir durch Livius nöthbigen Falls berechtigt sind. Endlich bei 35 Tribus tritt das von Cicero beschriebene Verhältnifs der ersten zu den vier untern Classen wie 2:3 ein. Dabei haben abge- sondert stimmende Arbeitercenturien keinen Raum: sie konnten aber um so eher ausfallen, als inzwischen die Erweiterung der fünften Classe bis auf die mehr als 1500 As Besitzenden einge- treten war, jene Arbeiter also dadurch Stimmfähigkeit in der Tribus erhalten hatten. Nur einer Centurie, fabrum lignariorum, erwähnt Cicero, die als eine der Stadt (bei Feuersbrünsten) be- sonders nützliche Innung das Vorrecht besonderer Abstimmung erhalten hatte, und deren früher aufgerufene Centurie wahrschein- lich der, zufölge des Looses, allerletzt stimmenden Tribus abge- zogen wurde. Es scheint, dafs bei der späterhin häufigen Aus- setzung der Censur nur für die Aussonderung der ersten Classe gebührend Sorge getragen wurde, dagegen die vier untern Ver- mögensklassen bei der Abstimmung zusammengezählt wurden, und dals sich darauf Dionysius Ausdruck (IV, 21) bezieht, dals zu seiner Zeit zwar die Centurien noch beständen, aber ihre Auf- rufung (oder Aussonderung) nicht mehr die alte Genauigkeit beobachte. Es ergiebt sich also, dals zu jeder Zeit in der Republik das Volk nach Tribus abstimmte, aber bei comitiis centuriatis inner- halb der Tribus nach Vermögens- und Alters- Classen in Centu- rien abgetheilt, wobei die erste Classe ein mit der Zeit wech- selndes aber immer festgehaltenes Übergewicht hatte, in den comitis tributis ohne Unterschied nach den Köpfen. Eingegangen war ein an die Sekretare der philosophisch- historischen Classe gerichtetes Danksagungsschreiben des Herrn "Martin Fernandez de Navarrete dd. Madrid 22. Mai 1836 für ‚seine Ernennung zum Correspondenten der philosophisch - histo- rischen Klasse. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Kunstblatt (zum Morgenblatt). Jahrg. 1835. compl. Jahrg. 1836 > No. 1-53. Tübing. 4. Elnstitut. 1.Sect. Scienc. math. etc. 4. Annee. No. 162et 166. Par. 4. x 64 Nachtrag zu Scheibler’s Anleitung die Orgel nach ihrer momen- ’ tanen Höhe u. s. w. zu stimmen. + Bogen. Proceedings ofthe geological Society of London. No U. Ne-atAtı London 1834. 35. 8. Transactions of the geological Society of London. 2.Ser. Vol. Ill. Part 3. London 1835. 4. G. Bellas Greenough, Address delivered at Ihe anniversary meeting of the geolog. Society of London on the 20 of Febr. 1835. London 1835. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1836. No. 25. 26. et 2. Semestre No. 4. Paris 4. W. Richardson, a Catalogue of 7335 Stars, chiefly in the Sou- ihern Hemisphere, prepared from observations made in the years 1822-1826 at the observalory at Paramatta, N. South- Wales. London 1835. 4. Report upon a Letter addressed by M. le Baron de Humboldt to His Royal Highness the President of the Royal Society and communicated by His RoyalHighness to the Council. (Lond.) 8. Brandt, Descriptiones et icones Animalium Rossicorum novorum vel minus rite cognitorum. A ves. Fasc. 1. Petrop. 1836. 4. 25. Juli. Sitzung der physikalisch - mathe- matischen Klasse. Hr. Encke las über die verschiedenen Constanten, welche sich auf die geographische Lage von Berlin beziehen, die Werthe der magnetischen Abweichung, Neigung und Intensität, und die mittlere Temperatur und Barometerhöhe, wie sie aus den neusten Beobachtungen sich ergeben. Die Bestimmung dieser verschiedenen Werthe hat bei einem Orte wie Berlin, an welchem seit langer Zeit Beobachtungen angestellt sind, nur.dann ein erhöhtes Interesse, wenn man der FE Wahrheit so nahe gekommen ist, dals die angegebenen WVerthe 4 als definitiv innerhalb sehr enger Grenzen angesehen werden können. Die Verschiedenheit der Methoden und Instrumente lassen, bei der sehr nahen Übereinstimmung der End-Resultate unter sich, hoffen, dafs diese Grenze fast erreicht ist. Bezogen auf die neue Sternwarte, deren Lage gegen die alte, oder gegen den Müfflingschen Dreieckspunkt aus einer tri- gonometrischen Vermessung sich ergab: f ei 65 Neue Sternwarte 56/72 südlicher 5/91 östlicher als die alte finden sich folgende Werthe. 1) Polhöhe. 1829 aus Zenithal-Sternen....52° 30’ 1595 Bauz: = Die ie ae 15,76 Bu. = U Urs Inbl. Meensanasuesen. 16,12 oder in runder Zahl 52° 30’ 16” welche durch den zu erwartenden grofsen' Meridiankreis, unab- hängig von den Bestimmungen der Declinationen der Sterne auf andern Sternwarten noch bestätigt werden muls. 2) Geographische Länge. 1826 aus Sternen im Parallel des Mondes .... 44’ 14701 in Zeit östlich von Paris 1828 Erste Chronometrische Verbindung rn ea ae NER ARTE. NER ae 13,98 1834 Zweite Chron. Verbind. mit Altona....... 13,64 1835 Dritte - - - län: en 13,85 Die letzte Bestimmung aus 20 Reisen mit 20 der vortrefllichen Dänischen Chronometer durch Herrn Etatsrath Schumacher veranstaltet, ist bei weitem die genaueste. Hiernach wird die Länge von Berlin Neue Sternwarte 31° 3° 27,8 östlich von Ferro. 3) Höhe über der Meeresfläche. Aus der vortrefllichen Nivellirung des Königlichen General- stabes, ausgeführt von dem Herrn Major Baeyer, ist die Ober- fläche des Fundaments, auf welchem der grolse Refraktor steht 148' 0,9 rheinländ. ‚über der Ostsee. Das Strafsenpflaster unter dem Thorwege der ‚alten Sternwarte F 108° 5,8_rheinländ. über der Ostsee bei Swinemünde. E 4) Länge des Secundenpendels. Aus den vortrefflichen Beobachtungen von Bessel im Jahre 66 1835 ist die Länge des Secundenpendels auf dem Grundstücke | der neuen Sternwarte ermittelt zu 440,7354 Pariser Lin. 5) Inclination der Magnetnadel. Mit dem Gambeyschen Instrument der Akademie fand sich die Neigung | 1836 März 27,.... 68° 754. Alle Beobachtungen seit 1806, der ersten Bestimmung von Hum - boldt, werden A durch 1836 Jan. 0 .... 68° 7— 35 (1836), wo £ die Jahreszahl ist. 6) Declination der Magnetnadel. Das Pistorsche Instrument der Akademie gab für 1836. März 2940°.4...170 27,48% westliche Abweichung. Eine nach Gaufsens Methode aufgehängte Nadel gab im Mittel aus je 9 Tagen Mais 2708 2.172" Junic5 Od, 3 29 RE NO RE: Im Allgemeinen werden die früheren Ermanschen Bestimmungen damit vereinigt durch 1836 Jan. 0 .... 17° #— 38 (21836). 7) Magnetische Intensität. Die Bestimmung dieser Gröfse mufs noch bis zur Aufstel- J lung eines Gaufsischen Apparats ausgesetzt bleiben. Quetelet fand 1829 die absolute Intensität in Göttingen .... 1,3422 BKerlin.a'e \uucs 1,3440, doch scheinen einige seiner Data nicht sicher genug. $) Mittlere Temperatur. Aus zwölfjährigen Beobachtungen des Herrn Dr. Mädler $ Y findet sich die mittlere Temperatur von Berlin + 7929 Reaum., \ wobei der Gang der monatlichen Temperatur zu verbürgen scheint, | dals die Reihe von 12 Jahren lang genug ist,,um ein sicheres“ Resultat zu geben. 67 9) Mittlere Barometerhöhe. Für das Stralsenpflaster unter dem Thorwege der alten Sternwarte geben 10jährige Beobachtungen des Herrn Professors Poggendorf, bei 050 Temperatur des Quecksilbers 336/21 Par. Linien, und 12jährige des Herrn Dr. Mädler 336/28 Par. Linien. Im Mittel 33625 Par. Linien, womit die direkt ermittelte Höhe über dem Meere, verglichen mit dem gewöhnlich angenommenen mittleren Barometerstande an der Meeresoberfläche, nahe harmonirt. 28. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lejeune-Dirichlet las eine Abhandlung über die Frage, in wie fern die Methode der kleinsten Qua- drate bei sehr zahlreichen Beobachtungen unter allen linearen Verbindungen der Bedingungsgleichungen als das vortheilhafteste Mittel zur Bestimmung un- bekannter Elemente zu betrachten sey. Der von Laplace in seiner „Theorie analytique des proha- bilitds” gegebene Beweis beruht wesentlich auf der Voraussetzung, dals die verschiedenen Faktorensysteme, zwischen denen man zu _ wählen hat, von den in den Gleichungen enthaltenen constanten Gliedern nicht abhängen. Hebt man diese Beschränkung auf, so lassen sich Faktorensysteme angeben, die von demjenigen, welches der Methode der kleinsten Quadrate entspricht, ganz verschieden sind, und im Allgemeinen eine eben so grolse Genauigkeit zu erwarten erlauben. Das einfachste Beispiel dieser Art liefert das bekannte Verfahren, den Werth einer Constante, welche unmit- telbarer Gegenstand der Beobachtung ist, dadurch zu bestimmen, dals man die von einer grolsen ungeraden Anzahl von Beob- achtungen gegebenen Werthe ihrer Grölse nach ordnet, und den in der Mitte liegenden für die Unbekannte wählt. Sucht man die Grenzen, innerhalb welcher der Fehler des so bestimmten ‚Werthes mit einer gegebenen Wahrscheinlichkeit liegt, und ver- gleicht diese Grenzen mit denen, welche dem arithmetischen Mit- tel entsprechen, in welches für den vorliegenden Fall das Resultat 68 der Methode der kleinsten Quadrate übergeht, so ergiebt sich, dafs bei gleicher Wahrscheinlichkeit die Fehlergrenzen für beide Methoden sich wie die Constanten 1 V2f0) und 2Vf° x? j% ? f(x) etc. zn einander verhalten. Die Function f(x), welche der Bedingung f(x) = f(x) unterworfen ist, drückt das Gesetz der Beobach- tungsfehler aus, welche immer zwischen —a und -+a liegend angenommen werden.. Es ist klar, dals sich im Allgemeinen, d. h. so lange man keine Voraussetzung über die Funktion f(x) macht, nicht entscheiden läfst, welche jener Constanten grölser ist, und es bleibt mithin ungewils, ob das arithmetische Mittel oder das andere Verfahren den Vorzug verdient. Hierauf wurde das eingegangene Danksagungsschreiben des Herrn J. Geel, dd. Leyden 18. Juli 1836, für seine Ernennung zum Correspondenten der philosophisch- historischen Klasse mit- getheilt und an eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Raoul-Rochette, Peintures antiques inedites. Paris 1836. 4. Rosellini, Monumenti dell’ Egitto e dellaNubia. Disp. 20-24. Fol. L’Institut. 1. Section. Scienc. math. etc. 4. Annee. No.167. Paris. 4. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1836. Mars, Paris. 8. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin in den Monaten August, September und October 18536. Vorsitzender Sekretar: Hr. Wilken. 4. August. Öffentliche Sitzung zur Feier des i Geburtstages Seiner Majestät des Königs. Hr. Böckh eröffnete dieselbe als vorsitzender Sekretar mit einer Einleitungsrede, in welcher er, mit Hinweisung auf den blühenden Zustand, in welchem sieh in Preufsen die Wissenschaften unter der Regierung Sr. Majestät befinden, Rechenschaft von einem Theile der Leistungen gab, welche auf Veranlassung und mit Unterstützung der Akademie in den letzten Jahren ausgeführt worden. Hierauf las Hr. Encke über die Kometenerscheinungen des vorigen Jahres und Hr. Panofka eine Abhandlung des Hrn. Gerhard über die Metallspiegel der Etrusker. 41. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lachmann las über drei Bruchstücke nieder- rheinischer Gedichte aus dem zwölften und dem An- fange des dreizehnten Jahrhunderts. Die Bruchstücke befinden sich in der Bibliothek des Herrn Geheimen Raths v. Meusebach. Die beiden ersten bezeugen eine grölsere Verbreitung der poetischen 'Thätigkeit unter den Geist- lichen von Niederrhein, als sie das Gedicht auf den heiligen Anno erwarten liels. Das erste ist ein Stück einer unbekannten Erzäh- lung, in der ein Kaiser mit seiner Tochter einen Sohn erzeugt, welcher ausgesetzt und von dem König von Ungerland wie ein eigenes Kind erzogen wird. Das zweite sind zwei Blätter, eins [1836.] s 70 der Anfang einer Pisio Tundali, verschieden von der Wiener Hds. 2696. Das dritte Bruchstück, von dem schon in der Vor- rede zu Wolfram von Eschenbach S.xxxvın Nachricht gegeben ist, dient zum Belege dals die neuere gebildetere Darstellungs- weise auch in jenen Gegenden zu Anfang des dreizehnten Jahr- hunderts ‘geschickter als von Eilhard von Oberg und Heinrich von Veldeke gehandhabt worden ist, hingegen der gewandtere Ton Hartmanns von Aue dort, soviel wir wenigstens bis jetzo sehn, keinen Anklang gefunden hat. Nach der Vorlesung wurden folgende eingegangene Schriften vorgelegt: Schmerling, Recherches sur les ossemens fossiles decowverts dans les cavernes de la Province de Liege. 2de Partie, comple- tant le 24 et dernier Volume. Liege 1836. 4. et Planches fol. mit einem Begleitungsschreiben des Verfassers vom 20. Juni d.J. Giambatista de Tomasi, sSaggio storico critico sulla vera ‚forma fisica et ideologica delle Croce di Gesu Cristo. Napoli 1836. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verfassers d.d. Bari 13. April d.J. L’Institut. 1. Section. Sciences math. physig. et naturell. 4. Annee. No. 168. 169. Paris 1836. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l!’Academie des Sciences. 1836, 24 Semestre. No. 2.3. Paris. 4. Annales de la Societ€ entomologique de France. T.V. Trimestre2. 1836. Paris. 8. v. Schlechtendal, Zinnaea. Bd.X. Heft 5. Halle 183. 8. Bibliotheque universelle de Geneve. Nouy. Serie. 1e Annee. No.3. Mars 1836. Geneve. 8. Unter der Genehmigung des hohen Ministerii der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten, welche an diesem Tage vorgelegt wurde, hat die Akademie zum Ankauf der Samm- | lung von Versteinerungen des verstorbenen Landbaumeister Krü- ger in Quedlinburg für das hiesige Königliche Mineralien-Kabinet die hiezu erforderlichen Fonds bewilligt. Desgleichen hat die Aka- | demie dem sich gegenwärtig in Rom aufhaltenden Dr. Lepsius zur Fortsetzung seiner linguistischen Studien eine Unterstützung | von 500 Thalern ertheilt. 71 18. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Horkel las eine historische Einleitung in die Lehre von den Pollenschläuchen, wovon er folgenden Auszug mitgetheilt hat: Ich fing diese Vorlesung mit Hindeutungen auf diejenigen Vorstellungen von der Befruchtung der Pflanzen an, die man als Vorläufer der Amicischen Entdeckung ansehen kann. Der Erste, der an ein Herabsteigen des Pollens durch den, schon 1675 bei Monocotyledonen von Malpighi gesehenen Styluskanal bis in das Ovarium und an einen Übergang desselben in die Ovula durch das, schon von Grew 1671 entdeckte kleine Loch im Saamen, welches man gegenwärtig allgemein nach Turpin die Micropyle nennt, dachte, war Samuel Morland in seinen „New observations upon the parts and use of the flower in plants” (Philos. Transact. Year 1703. p.1477.). Gegen diese Morlandsche Idee bildeten bald nachher Sebastien Vaillant (sur la Structure des fleurs. & Leide 1717.) und Patrick Blair (upon the generation of Plants in seinen botanick Essays. London 1720. p.277-302.) eine Opposi- tion, indem sie dagegen einwandten: die vom Stigma aus in den Styluskanal führende Öffnung sei zu einem Durchgange von Pollen- körnern zu eng und fehle meistens gänzlich, wie auch das Grew- sche Loch zu ihrem Übergange in die Ovula zu klein sei: und endlich legte Blair am meisten Nachdruck auf das Fehlen eines gangbaren Styluskanals bei der Mehrheit der Pflanzen. Durch diese Einwendungen wurden nun auch wirklich die Morlandschen Vorstellungen für gänzlich widerlegt gehalten, so dafs sie auf längere Zeit in Vergessenheit kamen. Hätte man damals schon die aus einer blofsen, mit der Fovilla angefüllten, einfachen Zelle oder Blase bestehende Pollenbildung bei den, unter Wasser blühen- den Pflanzen, wie bei Najas, Zostera und Ceratophyllum, gekannt und dafs hier die, die Fovillazelle bei den im Luftmedium blühen- den Pflanzen einschliefsende, äufsere Pollenhaut, welche dem Pol- len dieser Pflanzen durch ihre Festigkeit den Namen von Pollen- körnern gegeben hat, gänzlich fehlt, so würde man schon damals die meisten gegen Morland gemachten Einwendungen haben widerlegen können, indem hier fast alle die Schwierigkeiten, die man besonders von den, mit Stacheln und Warzen versehenen, 12 Pollenkörnern mancher Dicotyledonen-Pflanzen hergenommen hatte, ‚fehlen. Die Fovillablase der Zostereen ist überdies schon ursprüng- lich walzenförmig, so dafs es hier nur noch einer geringen Än- derung ihrer Form bedarf, um durch den Stylus in das Ovarium herabzusteigen und mit dem Ovulum in Berührung zu kommen. Die Pollenschläuche sind, bei der grofsen. Mehrheit der Pflanzen, blos für einen späteren Entwicklungszustand der in der äußseren Pollenhaut eingeschlossenen Fovillazelle zu halten, welche nur in der Gestalt von Fovillaschläuchen mit dem Embryosack in Be- rührung kommen und so die Befruchtung bewirken kann; so dafs eigentlich überall die von Brongniart (Memoire sur la genera- tion et le developpement de l’Embryon. Par.1827.p.101.102.), zu Gunsten seiner hypothetischen Vergleichung der Befruchtung der höheren Pflanzen mit der Copulation der Conferven, geforderte, unmittelbare Berührung der Fovillazelle mit dem Embryosack vorhanden ist. — Statt aber schon damals auf das Amicische Schlauchförmig- werden der Fovillazellen zu kommen, wandte John Tuberville Needham in seinen New microscopical Observations (Lond. 1745.) das zuerst von Bernhard de Jussieu in seiner Abhandlung über Pilularie (in der Hist. de l’Acad. des Sc. de Paris. 1739. p-247.) bei Berührung mit Wasser gesehene Platzen der Pollen- körner und das, dabei erfolgende, Hervordringen der kleinen “ Fovillakörner auf die Lehre von der Befruchtung der Pflanzen an.. Er nahm an, dafs die Pollenkörner erst eine kurze Strecke in die Papillen des Stigmas hineingingen und dann dort platzten und ihre Granula aussprühten, welche ohne irgend eine weitere Hülle, als etwa den Fovillaschleim, durch eigene in der Mitte des Stylus, schon von seiner Bildung her, vorhanden sein sollende, von den Papillen anfangende Röhren, in das Ovarium gelangten. Offenbar meinte er das weiche, eigenihümliche Zellgewebe, wel- ches bei Dicotyledonen den Styluskanal fast gänzlich anfüllt, dem Hedwig 1797 bei den Cucurbitaceen, wo es sich auch durch seine gelbe Farbe auszeichnet, den Namen des Befruchtungsleiter \ (Conductor fructificationis) gegeben hat und welches man gegen- wärtig allgemein, nach Brongniart, das leitende Zellgewebe (tissu conducteur) nennt, und von dem wir, seit Amici, wis- # sen, dals es, wo es vorhanden ist, zur Leitung der Pollen- 73 'schläuche dient. Zu der Art, wie sich Needham das Herab- steigen der Granula dachte, setzte Gleichen noch hinzu, dafs sie aus den, von ihm Tuben genannten, Röhren unmittelbar durch die Micropyle in die Ovula übergingen; so dafs er also schon das Dichtangehen von Bündeln und Streifen vom leitenden Zellgewebe an die Micropyle gesehen haben muls. Dafs aber bei ihm und Ledermüller, lange vor Amici, wie von Martius (Münchener gelehrte Anzeigen, 1836. 5.352.) meint, auf meh- reren Tafeln in das Stigma eindringende Pollenschläuche vorge- stellt seien, scheint um so mehr in Zweifel zu ziehen zu sein, weil beide das Needhamsche Platzen der Pollenkörner auf dem Stigma annahmen und daher auf allen jenen Tafeln wohl nichts, als an Stigmahaaren klebende Pollenkörner haben abbilden wollen. Dann ging ich zu denjenigen Stellen über, wo von wirklich vor Amici gesehenen Pollenschläuchen die Rede ist, nur dafs sie damals allgemein für etwas anderes, als schlauchförmig ge- wordene Fovillazellen gehalten wurden. Zwei der interessantesten Stellen dieser Art, die bei Glei- chen in seinen mikroskopischen Entdeckungen von 1779 und die in Petit-Thouars (Histoire des Orchidees. Par. 1822) [wo- zu jedoch schon die Materialien in den Jahren 1792 - 1802 auf ‚den süd-afrikanischen Inseln gesammelt wurden] sind schon von dem ebenso belesenen, als scharf becbachtenden Robert Brown (in seinen Obsero. on the Organs and Mode of fecundation in Orchideae and Asclepiadeae. London 1831. p. 6.7. und p. 23. 24.) angeführt und dadurch allgemein bekannt geworden. Vielleicht könnte man indels auch die Stelle in Koelreuter (in der drit- ten Fortsetzung seiner bekannten, wichtigen Sexus plantarum. Versuche. $.142-145.), wo er schon 1765 bei in Wasser liegen- den Pollenkörnern von Dipsaceen, Lonicereen und Asphodeleen, ehe das Platzen derselben erfolgte, kurze Anfänge von Pollen- schläuchen, die er Hörner und Zapfen nennt, sah, hierher rech- nen, da noch kürzlich Savi (Mem. di Torino. Tom. 38. p. 198.) aus, in Wasser liegenden, Pollenmassen einer Stapelia längere Pollenschläuche hervortreiben sah und Koelreuter seine Ver- suche gleichfalls mit lebenden Pollenkörnern von Scabiosa u. s. w. anstellte. Nur dafs freilich bei den, in Wasser hervortreibenden, Anfängen von Pollenschläuchen durch das schnell erfolgende An- x 74 schwellen des Fovillaschleims sehr bald ein Platzen eintritt. Bei welcher Gelegenheit er schon ganz richtig von jenen Anfängen von Pollenschläuchen angiebt, dals sie durch die Ausdehnung der inneren Pollenhaut gebildet werden. — Da er aber die Verwand- lung der Fovillazelle weder auf dem Stigma, noch in dessen Li- quidum, wo jenes Platzen ausbleibt, beobachtete, so entging die- sem genauen Beobachter des Pollens die Amicische Entdeckung und er blieb bei seiner irrigen Meinung stehen, dafs die Befruch- tung der Pflanzen durch das aus den Zellen der äufseren Pollen- haut, besonders durch ihre Stacheln und Warzen hervordringende - ölähnliche Fluidum bewirkt werde. — Ein zuverlässigeres Beispiel von schon 1811 gesehenen Pollen- schläuchen findet man in Richard’s Beschreibung einer Yal- lisneria ähnlichen, madagascarischen Pflanze, die er Blyxa Auberti nannte (s. Mem. de I’Institut. Annee 1811. p.19-22.), bei wel- cher er in dem, mit einem hellen Schleim erfüllten Pericarpium, zahlreiche, aulserordentlich zarte, gefäfsähnliche Fäden sah, wo- von einige, wenn gleich nur sehr wenige, zu einem offenbaren Beweise, dafs es Pollenschläuche waren, in die Micropyle hinein- gingen, was bei ihm Tab.4. Fıg.2. deutlich vorgestellt ist. Ebenso kommen in A. St. Hilaire’s interessantem Memoire sur la Placenta central libre (in den Mem. du Musee. Tome 2. 1815), höchst wahrscheinlich an mehreren Stellen, wo er von in die Micropyle hineingehenden, befruchtenden Gefälsen spricht, Beobachtungen von den, oft lange fortdauernden Micropyle- Enden von Pollenschläuchen vor, wenn er auch häufiger mit seiner „double attache” nur dicht an die Micropyle angehende Bündel I vom leitendem Zellgewebe gemeint haben mag. | Aus allen diesen angeführten Stellen geht also hervor, dafs | Niemand vor Amici wulste, was jene Röhren und Fäden be- deuteten und dals es aus den Pollenkörnern hervortretende, schlauchförmige Verlängerungen der inneren Fovillazelle sind, worin noch dieselbe, aus Schleim, Granulis, und zuweilen auch aus Öltröpfchen bestehende Fovilla, die Bernh. Jussieu und $ Tuberville Needham daraus zuerst beim Platzen der Pollen- körner zum Vorschein kommen sahen, enthalten ist. Die Ehre der Entdeckung der Pollenschläuche verbleibt also unverkümmert Hrn. Giovanni Battista Amici zu Florenz; die Entdeckung von auf 75 dem Stigma von Poriulaca oleracea, zwischen den Stigmahaaren vorkommenden kurzen Pollenschläuchen machte er noch während seines Aufenthalts zu Modena im Jahre 1823 (Merm. di Soc. Ital. Tom. 19. p.253 -257.), wo er auch noch im Jahre 1830 die zweite, sehr viel wichtigere Entdeckung von dem Herabsteigen der Pollen- schläuche durch den Stylus bis in das Ovarium und ihr an den Nucleus Gehen bei Yucca gloriosa (Note sur le mode d’action du pollen sur le stigmate. Annales des sc. nat. Tom. 21. p.331. 332.) hinzufügte. Denn wenn auch Gleichen schon 1779 bei Asclepias syriaca eine deutliche Abbildung von zwischen den Pollenmassen und dem wahren Stigma befindlichen Pollenschläuchen gegeben hat, so kann man ihn doch deswegen nicht, mit Hrn. Fritzsche (in seinen Beiträgen zur Kenntnils des Pollens. Berlin 1832. S.35.), für den Entdecker derselben halten, weil Gleichen von jenen Röhren meinte, sie kämen aus dem Stigma heraus und die Gra- nula gingen erst durch sie in die Pollenmassen über. — Dafs die Pollenschläuche noch weiter, als Amici wufste, gehen und dafs sie selbst noch eine Strecke in den Nucleus ein- dringen, hatte Brongniart schon vor der Amicischen Ent- deckung (im angeführten Werke, p.89-93.) gesehen, nur dals er freilich damals die in den Nucleus eindringenden Pollenschläuche irrig für ein, gegen die Zeit der Befruchtung aus dem Ovulum hervorsprossendes, eigenes, schlauchförmiges Organ, welches er „tube conducteur” nannte, hielt. Die Amicische Entdeckung, durch das, was Brongniart schon vor derselben sah, ergänzt, gehört ohne Widerrede zu den wichtigsten neueren Entdeckungen in der Pflanzen-Physiologie, wodurch Morland’s Idee von dem Herabsteigen des Pollens durch den Stylus und sein Hineingehen in das Ovulum, wenigstens für den wesentlichsten Theil desselben, freilich bedeutend abgeändert, bestätiget wurde. — Die erste Aufnahme der so wichtigen Amicischen Ent- deckung von dem Herabsteigen der Pollenschläuche durch den Stylus und ihr in Berührungkommen mit den Ovulis im Ovarium war bei uns keinesweges eine günstige. Einer unserer besten Pilanzen- Anatomen und Physiologen, Christ. Ludolf Trevi- ranus, in seinem Versuch, die Frage: „Gelangt die Befruch- tungsmaterie der Gewächse auf eine sichtbare Weise zu den " Saamen-Aulagen ?” in der Zeitschrift für Physiologie im 4. Band 76 (1832) S.125-144. zu beantworten, bemerkte darüber ($.137.), er habe im Sommer 1831 bei mehr als 30 Pflanzen nach Pollen- schläuchen gesucht, aber nur bei Crocus sativus, Tulipa Gesne- riana, Fritillaria imperialis, Datura Stramonium und Oenothera biennis, wenn er den Pollen durch behutsames Zerren von der ° Narbe getrennt habe, einiges von solchen Fortsätzen desselben von einer verschiedenen Länge, und zwar die längsten bei Da- tura, gesehen. Bei der grölsten Mehrzahl der von ihm unter- suchten Pflanzen sei aber nichts davon zu bemerken gewesen, und er konnte selbst durch Anwendung der besseren Amieci- schen Methode, kein tieferes Eindringen der Pollenschläuche als zwischen die Papillen gewahr werden ($.142.). Daher er seinen Unglauben an das Amicische Hingehen derselben bis zu den Ovulis (S.143.) auf eine sehr bestimmte Weise ausgesprochen hat. Und wo er noch einiges von jenen sogenannten Fortsätzen des Pollens sah, will er sie nicht für, durch eine Öffnung in der äulseren Pollenhaut hervorgetretene Verlängerung der inneren Pollenhaut, was sie doch offenbar sind, gehalten wissen, sondern meint (S.140.), es wären blos Fortsätze der äufseren Pollenhaut gewesen, so dals das Resultat dieser ersten in Deutschland ange- - stellten Versuche, die Amicischen Beobachtungen zu wieder- holen (S.144.), dahin lautete, die dudelli pollinici schienen bei der Befruchtung keine wesentliche Rolle zu spielen, sondern wä- ren blos, durch nasse Witterung zur Zeit des Blühens, ent- standene Fortsätze der äufseren Pollenhaut. Daher die Amici- sche Entdeckung erst, nachdem sie durch Rob. Brown’s, mit dem glänzendsten Erfolge an Orchideen und Asclepiadeen in den Jahren 1831-1833 fortgesetzten Beobachtungen in ihrer ganzen Ausdehnung bestätiget wurde, allgemeine Aufnahme fand, was bei uns zuerst in der, im vergangenen Jahre erschienenen, Ab- handlung von Ernst Meyer „über die Sexualität der Pflanzen” in den preuls. Provinzial-Blättern, 13. Band S.5-21. so wie in seinen lehrreichen Noten zu Burdach’s Physiologie, 1. Band (2. Aufl.) besonders S.517-520. geschehen ist. Nur hätte an beiden Orten zwischen Brongniart und Rob.Brown, Amici’s au | Yucca gloriosa gemachte Entdeckung nicht fehlen sollen, denn so kurz sich dieser auch in dem Briefe an Mirbel vom 3. Juli 1830 (Annales des Sc. nat. Tome 21. p.331.) darüber, mit den wenigen 77 Worten „ie boyeau descend par le style et va se metire en con- tact avec l’amande’” ausgesprochen hat, so ist es doch diese Stelle gewesen, die Rob. Brown zu seiner glänzenden Fort- setzung der italienischen Entdeckung bei Orchideen und Ascle- piadeen veranlalste, was er auch wiederholt in seinem ersten Aufsatze über diesen Gegenstand (a. a. O. p.5. u. 17.) zu bemer- ken nicht unterlassen hat, obgleich es ihm damals noch nicht ge- lungen war, den wichtigsten Theil der Amicischen Entdeckung, dals die Pollenschläuche mit dem Nucleus in Berührung kommen, selbst zu sehen; was dem grolsen englischen Botaniker erst ein Jahr später (1832) bei Orchideen (Zinnean Transact. Vol.XVI. p-742.), und erst zwei Jahre später (1833) (Supplementary observ. etc. p.3.) bei Asclepiadeen gelang. Ebenso bat Hr. v. Martius in einem Aufsatz über das Be- fruchtungs-Geschäft der Pilanzen in den Münchener gelehrten Anzeigen, 1836. S.347-359. den vollen Werth der Amicischen Entdeckung anerkannt; nur hätte er S.351. 352. Brongniart nicht mehr zuschreiben sollen, als ihm zukommt, da dieser 1831 selbst bei Asclepiadeen die Pollenschläuche noch nicht weiter, als bis in die Mitte des Stylus, oder höchstens bis an das Ovarium hatte verfolgen können (s. Annales des Sciences nat. Tom.XXIV. p-271.), und noch weniger hätte er so Vieles aus Corda’s Bei- trag zur Lehre von der Befruchtung der Pflanzen (in den.Noe. actis N. €. T. XVII. p. 601-613.) annehmen sollen, dessen An- wendung der für die gewöhnliche Ovulabildung erfundenen Mir- belschen Terminologie auf die schon 1825 von Rob. Brown (in Kings Foy. to Australia. Vol.II. p.554-565.) vorgetragenen Vorstellungen von der Ovulabildung der Coniferen schwerlich gebilligt werden kann, wenn er z.B. den Nucleus der Tannen die Secondine und Rob. Brown’s Albumen die Nucula nennt. Auch treten die Pollenschläuche bestimmt nicht durch eine grofse Öffnung (Corda’s Embryostom) in den, mit einem gallertähnli- chen Endosperm erfüllten, Embryosack ein, sondern an drei, vier, oder fünf, in einem Kreise vertheilten Stellen, wie sie schon ebenso zerstreut durch den Nucleus hindurchgingen. Sollte sich das Gordasche ungewöhnlich tiefe Eindringen der Pollenschläuche in das Endosperm bestätigen, so würde man dabei wenigstens ein an drei bis fünf Stellen Hineingeschobenwerden des Embryosacks 78 annehmen müssen ; welcher Umstand bei Coniferen ebenso, wie es schon früher von den Cycadeen bekannt war, die so auffallende Bildung mehrfacher Embryoblasen veranlalst, deren ich häufig bei Abietineen drei bis fünf, und Rob. Brown sogar sechs zählte (Fourth Report of the British Association. Lond. 1835. p.596 ) — | In dem ersten Theil der historischen Übersicht selbst gab ich einen Überblick alles dessen, was, seit Amici die ersten Pollenschläuche auf dem Stigma von Porzulaca oleracea 1823 sah, bis zu den von Savi bei Stapelia (in seinen Osservazioni sugli organi sessuali del genere Stapelia in den Mem. di Torino Tom. 38. 1835. p.189-298.) und von Martius bei Billdergia beobachtet ist, welche Beobachtungen ich in folgende Abtheilungen ver- theilte: 1) wo man die Pollenschläuche nur noch blos auf dem Stigma beobachtete; 2) wo man ihr Herabsteigen im Stylus sah; 3) wo man sie im Ovarium angelangt fand; und endlich 4) wo man sie an die Ovula oder in dieselbe hineingehen sah. — ' Den kürzesten, bisher bekannten Verlauf von Pollenschläuchen hat unstreitig Corda bei Tannen entdeckt; wovon indessen schon frühere, freilich nicht verstandene, Andeutungen in Mirbel’s und Richard’s Arbeiten über die Coniferen vorkommen, indem ihre angeblichen Spuren von einem, auf der Areola nuclei vor- handenem Stigma Reste von Pollenschläuchen warens Da die Pollenkörner bei den Coniferen unmittelbar auf den Nucleus fal- len, und die aus ihnen hervorgetretenen Schläuche sogleich an dem Umfange des, an seiner Spitze vorhandenen Hofes (Richard’s Areola apicilaris) in das Zellgewebe des Nucleus hinein treiben, so müssen sie natürlich ungemein kurz bleiben. Das längste, mir bisher bekannt gewordene Gegenstück habe ich bei Colchicum autumnale gesehen, wo ich sie 12 Zoll lang fand; wodurch die, schon von Amici ausgesprochene Verwunderung über den lan- gen Weg der Fovillaschläuche offenbar noch vermehrt werden muls, der übrigens schon ganz richtig, was man gewöhnlich eine Ausdehnung der inneren Pollenhaut zu nennen pflegt, für ein Wachsthums-Phänomen erklärt, und den dazu dienenden Stoff F aus dem zwischen dem leitenden Zellgewebe oder von der ab- Ü I RR 4 u 79 sondernden Fläche ergossenen Schleim ableitete. Dagegen braucht man Rob. Brow.n’s Idee, dals das Wachsen derselben auf Unkosten der Fovillakügelchen im Innern der Schläuche erfolge, vielleicht nur für die kurze Strecke ihres Hinwachsens aus den Pollen- massen nach dem wahren Stigma bei Asclepiadeen zuzugeben; um so mehr, als das Verschwinden, oder auch nur die Abnahme der Zahl der Granula in dem Fovillaschleim bei der Verlänge- rung der Pollenschläuche, nicht allgemein ist, indem die Menge derselben dabei zuweilen sogar noch zuzunehmen scheint, z. B. bei Epilobium - und Oenothera-Arten, wo mein Neffe, Dr. Matthias Schleiden aus Hamburg, mir die dicht mit Granulis erfüllten Pollenschläuche bis in den Nucleus hinein mit Jodauflösung dunkel- blau gefärbt zeigte. — Da wir leider noch immer die schon 1830 (a.a. ©. p.332.) versprochene ausführliche und mit Abbildungen begleitete Ab- handlung des Entdeckers entbehren, so wissen wir auch nicht, bei welchen Pflanzen er schon Pollenschläuche bis an den Nu- eleus verfolgte, da in dem Briefe an Mirbel nur da, wo von der Circulation der Granula in Pollenschläuchen die Rede ist, die Namen der Pflanzen genannt sind. — Dafs die Entdeckung übri- gens bei einer Monocotyledonen-Pflanze, und wie es allgemein heilst, an Yucca gloriosa gemacht wurde, hat vieles für sich, da die Verfolgung der Pollenschläuche in Styluskanälen weit leichter ist, als wo sie sich, wie bei Dicotyledonen, durch Zwischenräume des aufgelockerten leitenden Zellgewebes durchdrängen müssen, wo man oft schon zufrieden sein mufs, nur noch in der Micro- pyle oder gar nur im Nucleus steckende Enden von Pollen- schläuchen gewahr zu werden. In dem zweiten Theil ging ich zu den in der Lehre von den Pollenschläuchen vorkommennen Schwierigkeiten über. Wohin ich zunächst die Annahme einer eigenen, zuweilen im Stylus und Ovarium bei Orchideen nach Rob. Brown vor- handen sein sollenden Art von Schläuchen rechnete, die er von den, durch die Ausdehnung der Fovillazellen entstandenen wah- ren Pollenschläuchen, nach allerdings höchst auffallenden, an Bo- natea speciosa angestellten Versuchen, anzunehmen sich veranlafst fand, welchen er den Namen von Schleimröhren (mucous tubes) gegeben hat, wogegen er seine frühere, und, wie mir scheint, 80 richtigere Meinung, dafs die, bei Orchideen im Stylus und Ova- rium vorkommenden dicken Bündel und Stränge blos aus Pollen- schläuchen beständen, die er 1831 in seinen Odservations ete. p-17. und 35. vortrug, aufgab. Sollte nicht der gröfsere Theil dieser Bündel nur aus älteren Pollenschläuchen, bei denen der Zusammenhang mit den Pollenmassen schon längere Zeit aufge- hoben war, was nach seinen eigenen Beobachtungen bei Orchideen sehr früh geschieht, bestanden haben? Wenigstens möchte ich die Erklärung der vermeinten Schleimschläuche, durch eine Nachah- mung der Pollenschlauchbildung, aus dem von der absondernden Fläche des Styluskanals ergossenen Schleim, zwischen wahren, noch mit den Pollenmassen zusammenhängenden Schläuchen (Zinn. Transact. Vol.XVI. p.741.742.) für zu künstlich halten, besonders da er selbst p.743. und in den Supplementary Observ. p.1. angiebt, dals seine mucous tubes gleichfalls in die Micropyle der Ovula hineingingen. Dals übrigens aus den Pollenkörnern einer einzigen Anthere schon ein ansehnlich dicker Bündel von Pollenschläuchen entstehen kann, sah ich noch vor Kurzem an einer auch in an- derer Hinsicht Orchideen ähnlichen Pflanze, bei Prilydrum lanu- ginosum, wo sehr dickwandige Pollenschläuche den ganzen, wei- | ten Styluskanal dicht ausfüllten. Ähnliche, starke, nur minder dickwandige Pollenschläuche kommen auch bei Phormium tenax vor, welches im Sommer 1835 in unserm botanischen Garten schön blühte, wo sich die Pollenschläuche daber leichter, als man es bei der Länge des Stylus hätte denken sollen, vom Stigma bis zum Embryosack verfolgen lielsen, wobei sich noch eine merk- würdige Ausnahme von der Regel, dafs nur ein Pollenschlauch in jedes Ovulum hineingeht, fand, indem hier nicht blos häufig zwei und drei, sondern einmal sogar deren fünf in eine und die- selbe Micropyle hineingingen. Nach von Martius Beobachtungen (a. a. O. p.358.) sollen auch ähnliche Schieimschläuche zwischen wahren Pollenschläuchen bei Billbergia vorkommen, von denen er gleichfalls annimmt, dals sie aus dem, in dem Ovarium vorkommenden, hellen Schleim ge- bildet würden. Ohne eigene Beobachtungen bei dieser Pflanze angestellt zu haben, kann man wohl den Glauben äulsern, da der- gleichen noch nie bei anderen Monocotyledonen-Pllanzen gesehen wurde, sich auch von diesen künftig eine andere Erklärung werde 81 auffinden lassen. Die einzige, bisher von mir bei den Pollen- schläuchen der Monocotyledonen gefundene Verschiedenheit war, dals bei Colchicum autumnale zuweilen mitten unter den engen Pollenschläuchen einzelne riesenhaft weite vorkamen. Denn wenn man gleich das vor der Befruchtung im Stylus vorhandene leitende Zellgewebe, besonders nach seiner erfolgten Auflockerung und in seinen Zwischenräumen stattgefundenen Schleimergielsung, wo es in einzelne Fäden von engeren oder weiteren zusammenhängenden Zel- len verwandelt wird, leicht auf den ersten Blick für Pollenschläuche halten kann, so verliert sich doch dieser Anschein bald bei einer sorgfältigeren Betrachtung unter stärkerer Vergrölserung, wo man sieht, dals jene Fäden keine continuirten Schläuche, wie die, aus Pollenkörnern kommenden sind, sondern dals sie aus aneinander gereihten Zellgewebeschläuchen bestehen, zwischen denen man die trennenden Septa leicht gewahr wird. Noch viel genauer lassen sich diese, nur scheinbar ähnlichen Dinge unterscheiden, wenn man die schlauchförmig verlängerte Fovillazelle vom Stigma bis in die Ovula, was bei Pflanzen mit kürzeren Stylis, leicht an- geht, verfolgen kann. Denn selbst, wo, wie bei Euphorbiaceen, Streifen vom leitenden Zellgewebe durch die Micropyle in. das Ovulum hineingehen, sind es doch nie einzelne Fäden und die hindurchgegangenen Bündel hören sogleich an der Nucleuswarze auf, indels die Pollenschläuche noch eine Strecke bis zum Embryo- sack hingehen. Eine andere Art von Täuschung kann dadurch entstehen, dals in einigen, allerdings seltenen Fällen, in dem Fovillaschleim der Pollenschläuche Gerinnungen entstehen, die zuweilen den Schein von Scheidewänden annehmen und zu dem Glauben ver- leiten können, statt eines Pollenschlauchs einen Zellgewebfaden vor sich zu haben. Allein so wie man hier nur längere Strecken von solchen zweideutigen Schläuchen betrachtet, so sieht man sie auch bald wieder ohne jene scheinbaren Septa. Man kann sich daher nicht genug darüber wundern, dafs noch im Jahre 1835, ein sonst im Gebrauch des Microscops wohlerfahrner Mann, Gottfr. Reinh. Treviranus, in einem Aufsatz „über die organischen Körper des thierischen Saamens und deren Analogie mit dem Pollen der Pflanzen”, in der Zeit- schrift für Physiologie, Bd.5. S.147. die Amicische Entdeckung 82 von dem Eindringen der Pollenschläuche in die Narbe und ihre Fortsetzung durch den Stylus bis in das Ovarium hat in Zweifel ziehen wollen; indem eine jede von seinen vier, gegen Amici gemachten Einwendungen sich als unstatthaft ausweist. Als einen Zusatz zu dem, was $.72. über den Pollen der unter Wasser blühenden Pflanzen angedeutet ist, will ich hier noch nachträglich die Bemerkung mittheilen, dafs ich zuweilen den Pollen von Najas minor (Caulinia Willd.), wenn er längere Zeit in den Blattwinkeln liegen geblieben war, in derselben wal- zenförmigen Gestalt, die er bei Zostera marina schon in den An- theren hat, antraf. In diesem walzenförmigen Zustande habe ich ihn freilich bisher noch nicht auf dem Stigma von Najas minor Schläuche treiben sehen, sondern blos in seiner früheren blasen- förmigen Gestalt. Ich zweifle aber durchaus nicht daran, dafs, wenn man den walzenförmig gewordenen Pollen zwischen die Papillen des Stigma’s brächte, er auch noch in diesem Zustande sich in Schläuche verlängern würde. Vielleicht verdient es hier schon um so mehr vorläufig bemerkt zu werden, da man bisher das Vorkommen der Pollenschläuche bei unter Wasser blühenden Pflanzen noch nicht kannte, und ich es gleichfalls, wenn auch weniger vollständig, bei Najas major (Najas Willd.), Zannichellia | palustris und Ceratophyllum demersum gesehen habe. Ich schlielse mit der Bemerkung, dafs ich die Amicische Entdeckung, nach- | dem ich wenigstens in funfzig Familien einzelne Beispiele von dem Herabsteigen der Pollenschläuche vom Stigma bis ins Ova- rium, und bei vielen auch den Übergang in die Ovula sah, für allgemein gültig halten mufs, indem darunter gewils schon manche aus solchen Familien waren, bei denen noch Rob. Brown 1833 (Supplementary Observations p.4.) auf eine schwer mit den Amici- schen Vorstellungen von der Befruchtung zu vereinigende Structur des Stylus und Ovariums hindeutete. — 83 Hr. Ehrenberg gab I. weitere Nachrichten über das Vorkommen fossiler Infusorien. Aufser im Biliner Polirschiefer, einem Gliede der geologi- schen Tertiärbildung, haben sich neuerdings fossile Infusorien im unzweifelhaften Planitzer Polirschiefer und im Polirschiefer des Habichtswaldes bei Cassel gefunden. Im ersteren lielsen sich zer- setzte Formen der Gaillonella distans? in einem dem Saugschiefer von Bilin ähnlichen Zustande erkennen. Im Casseler Polirschiefer liefsen sich bis jetzt neben Fischabdrücken des Zeuciscus papyraceus 7 verschiedene Arten von Kieselpanzer -Infusorien unterscheiden: 1. Gaillonella varians als characteristische Form 2. Navicula viridis striatula? fulva? juv. Crux n. sp. gracilis? und sonmw auumaGar 1:8p: Eine Reise Herrn Alexander v. Humboldt’s über Bilin und eine reiche Sammlung der dortigen Gesteinarten in Folge dieser- Reise hat neue Resultate veranlalst. Der Biliner Polir- schiefer bildet auf dem Tripelberge (nicht dem Kritschelberge) das oberste Lager von etwa 14 Fufs Mächtigkeit. Er ruht auf einem Thonlager, welches auf Kreidemergel aufliegt. Tiefer liegt Gneus, zur Seite Grobkalk und Basalt. Im Polirschiefer und über dem Polirschiefer liegen der dortige Saugschiefer und Halbopale als festere Theile eines und desselben Lagers, so dals der eigent- liche mürbe Polirschiefer unterhalb und in fast horizontaler Schich- tung, Saugschiefer und Halbopale mehr oberhalb, oft ohne Ord- nung durch einander liegend erscheinen. Die mikroskopische Analyse hat ergeben, dafs der Saug- schiefer ganz wie der Polirschiefer nur aus Infusorien so gebildet worden, dafs diese kleinen Kieselschaalen durch Eindringen eines Auflösungsmittels der Kieselerde (Opalmasse?) zum kleineren Theile aufgelöst, die übrigen aber angefressen, d.i. in ihren früheren scharfen Umrissen abgestumpft worden. Sehr viele Schaalen sind noch deutlich erkennbar, alle aber sind von formloser Kieselmasse erfüllt und untereinander verbunden, daher die gröfsere Schwere dieser Steinart. 84 Eben so verhält es sich mit den Halbopalen. In den härte- sten, feuersteinartigen Halbopalen jener Gegend lassen sich beim Abschlagen sehr feiner Splitter, besonders unter warmen Wasser, ganz deutlich im Innern viele Körper eingeschlossen erkennen, welche den Kieselnadeln von Spongien aus dem Polirschiefer ganz gleich sind und andere, welche man. mit gröfster Wahrscheinlich- keit zur Gattung Gaillonella der Infusorien stellen kann. Diese deutlichen Körper sind von einer formlosen durchsichtigen Kiesel- masse umhüllt, welche durch Auflösen aller feineren organischen Reste des Polirschiefers so gebildet oder vermehrt erscheint, dafs die gröfseren und festeren Thierschaalen ganz erhalten und um- hüllt wurden. Dabei ist sehr oft die horizontale Schichtung des Polirschiefers unverändert sichtbar, was dafür zu sprechen scheint, dals dieser Procels ein sehr langsamer und gewaltloser gewesen. — Das Eindringen von Wasser in Mehl und die Bildung von Teig- klumpen scheint den Procefs und die Form der Knollenbildung der Halbopale deutlich zu machen. — Als erkennbare organische Überreste, welche zur Bildung der Halbopale von Bilin und Lu- schitz beitrugen, fanden sich bis jetzt 1) Gaillonella distans, 2) G. varians, 3) G. ferruginea, 4) Kieselspindeln von Spongien. Die ledergelbe Farbe vieler Halbopale scheint meist durch G. ferru- ginea bedingt. Durch Glühen werden sie roth wie Ocker und mit- hin, da die Halbopale der Atmosphäre ausgesetzt waren, scheint ihr bisheriger gelber Zustand eine Mitwirkung von Glühhitze doch auszuschlielsen. Als ebenfalls aus mikroskopischen Organismen gebildet er- scheinen die Halbopale von Champigny, die von St. Ouen, die des Dolerits von Steinheim, des Serpen- tins von Kosemitz, die Unterlage des Edelopals im Porphyr von Kaschau und die Feuersteine der Kreide. II. Bemerkungen über feste mikroskopische, an- organische Formen in den erdigen und derben Mine- ralien. Eine oft wiederholte mikroskopische genaue Analyse vo mehr als 100 Mineralien der verschiedensten Gruppen hat ergeben: 1) dafs sowohl die weilse als farbige Kreide aus sehr regel- mäfsigen platten elliptischen Ben. oder deren Frag- menten besteht, welche erstere 5 - „ir Linie grols se 85 und aus eingekerbten (gegliederten) concentrischen Ringen gebildet werden; 2) dafs die Bergmilche und Kalkguhre aus sehr bestimm- ten unbiegsamen und geraden Gliederstäbchen bestehen, welche oft in Bündel vereinigt sind, in denen die Glieder oder Körnchen (Klementartheile, aber keineswegs Atome) eine spiralförmige Anordnung zeigen; 3) dals die Porzellanerde von Aue und Calle (wahres Kaolin im Gegensatz von Feldspathfragmenten) aus gröfse- ren, bis -; Linie grofsen, regelmälsigen, denen der Kreide ähnlichen, aber scheibenförmigen, also runden Körpern und deren Fragmenten besteht; 4) dals Meerschaum und Bergleder aus mehr oder we- niger filzartig verflochtenen, biegsamen, sehr feinen Glieder- fäden bestehen, deren Glieder eine beständige Gröfse zeigen; 5) dafs gemengte Erd- und Steinarten, wie Töpferthon, Lehm, unächter Meerschaum u. s. w. eine überra- schende mikroskopische Analyse ihrer Bestandtheile gestatten; 6) dafs selbst erystallisirter Quarz und Glimmer samt anderen Mineralien, theils ohne weitere Vorbereitung an ihren Bruchflächen, theils beim Erhitzen oder Glühen ein gekörn- tes Ansehn von grolser Regelmälsigkeit erlangen; 7) dafs man auf künstlichem Wege durch Glühhitze kiesel- und thonerdige Substanzen (durch Polarisirung der den Pflanzenzellen (Baustücken) vergleichbaren Elementartheile?) in ein Gewebe, Filz, von Gliederstäbchen verwandeln kann. Die Natur zeigt es bei Meerschaum u.s. w., die Kunst bewirkt es beim Porzellan und den Schlacken. Zeichnungen erläuterten die hauptsächlichsten Resultate die- ser Beobachtungen. Hierauf wurden an eingegangenen Schriften vorgelegt: v. Biela, die zweite grofse Weltenkraft nebst Ideen über einige Geheimnisse der physischen Astronomie oder Andeutung zu einer Theorie der Tangentälkraft. Prag 1836. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verfassers d.d. Rovigo 28. Juni d.J. " P’Institut. 1.Sect. Sciences math. phys. et nat. A. Annde. No. 170. | Paris 1836. 4. d* 86 Comptes rendus hebdomadaires des Seances de !’Academie des Sciences 1836. 2. Semestre. No.4. 5. Paris 4. N Mulder, natuur - en scheikundig Archief. Jaarg. 1835. St.5. Rotterd. 1836. 8. } Bibliotheque universelle de Geneve. Nouv. Serie. No.4. Avril 1836. Genere. 8. Crelle, Journal für die Mathematik. Bd.16, Heft 2. Berl. 1836. 4. 3 Exempl. Gruyer, Essais philosophiques suivis de la Metaphysique de. Descartes. Tome 4-4. Bruxelles 1832. 8. Bulletin de l’Academie Royale des sciences et belles-lettres de’ Bruxelles. 1836. No.6. Bruxelles. 8. Aufserdem wurden vorgelegt: Ein Schreiben Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen vom 10. Aug. d. J., wonach Seine Königliche Hoheit die von der Akademie überreichten Jahrgänge 1832, Theil II. und 1834 ihrer Abhandlungen gnädigst anzunehmen geruht. Ferner Danksagungsschreiben des British Museum in London vom 29. Juli d.J., der Königl. Akademie der Wissenschaften "in Paris vom 25. Juli, 1. und 8. Aug. d.J. für die denselben über- sandten akademischen Schriften. | Sommer-Ferien der Akademie. Vorsitzender Sekretar: Hr. Erman. 20. October. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lachmann las einen Aufsatz des Hrn. Hoffmann: üher die wahre Natur und Bestimmung der Renten |) aus Boden- und Kapital-Eigenthum. i Es ist eine betrübende und selbst drohende Erscheinung, dafs die fortschreitende Bildung mit der ungleichen Vertheilung 87 Die staatswirthschaftliche Lehre, wonach alles Einkommen in Renten aus Naturfond oder Kapital und in Lohn für Geistes- oder Körperavbeit zerfällt, vermag den Anlals zu dieser Feind- seligkeit nicht zu heben: denn hiernach empfängt derjenige, wel- cher seinen Boden oder sein Kapital Andern zur Benutzung über- läfst, in der Rente dafür ein müheloses Einkommen; während derjenige, welcher Arbeiten an fremdem Boden oder mit frem- dem Kapitale verrichtet, mit persönlicher, meist beträchtlicher Anstrengung nicht nur das Arbeitslohn zu seinem eignen Unter- halte, sondern auch die Mittel erwerben muls, jene Renten zu zahlen. Nur eine ganz andere Vorstellung von der Natur und Be- stimmung der Renten scheint geeignet, diese Feindseligkeit zu tilgen: die nämlich, dafs auch die Renten nichts anders sind, als ein Arbeitslohn, gezahlt für Arbeiten, welche der Gesellschaft in dem Maalse wohlthätiger und unentbehrlicher werden, je weiter ihre Bildung fortschreitet. Dieses sind diejenigen Arbeiten zur Förderung der öffentlichen Wohlfahrt in Staaten und Gemeinen, der Wissenschaften und der Künste, welche nicht um bedungnes oder abgemessenes Lohn verrichtet und daber auch nicht als Mittel Unterhalt zu erwerben betrieben werden können. Bisher hat nur die Sittenlehre das Übernehmen solcher Arbeiten denen zur Pflicht gemacht, welchen ihre Unabhängigkeit von Arbeiten um Erwerbs willen die Mufse dazu verleiht: nach dieser Ansicht aber ist es eine staatswirthschaftsiche Nothwendigkeit, dals die Rentner mit Arbeiten dieser Art vergelten, was sie aus dem Ge- sammt-Einkommen der Nation erhalten. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Journal da Sociedade pharmaceutica de Lisboa. T.I. No.1.2: Lisboa 1836. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Hrn. Jose Dionys. Corr&a in Lissabon vom 8. Mai d.J. Transactions of the zoological Society of London. Vol.I. Part 4. London 1835. 4. Proceedings of the zoological Society of London. Part 3. 1835. 8. Beide mit einem Begleitungsschreiben des Hrn. Bennett in London vom 13. Juli d.J. Noweaux Memoires de la Societe Imperiale des Naturalistes de Moscou. Tome 4. Moscou 1835. 4. 88 Bulletin de la Societ€ Imp. des Naturalistes de Mostou, publie par G. Fischer de Waldheim. Tome 9. ib. 1836. 8. | Beide mit einem Begleitungsschreiben dieser Gesellschaft d.d. Mos- kau 7. Sept. d.J. Janssen, Gedenkteekenen der Germanen en Romeinen aan den linken Oever van den Neder-Rijn. Utr. 1836. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Leiden 18. Mai d.J. Eichhoff, Parallele des langues de l’Europe et de l’Inde. Paris 1836. 4. mit einein Begleitungsschreiben des Verf. v. 28. Sept.d.J. Corda, über den Bau des Pflanzenstammes. Prag 1836. 8. Essaäi sur les Oscillatoires des thermes de Carlsbad. Pra- gue 1836. 12. Beide mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Prag 17. Juli d.J. Burg, Compendium der höhern Mathematik. Wien 1836. 8. nebst Dessen Abhandlung: über die Stärke und Festigkeit der Materia- lien. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Wien 28. Juli d.J. Hartig, Erfahrungen über die Dauer der Hölzer. Berl. 1836. 8. miteinem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Berlin 20. Aug.d.J. Stark, meteorologisches Jahrbuch von 1831-1834. Augsburg 1836, fol. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Augsburg 10. Sept. d.J. Bibliotheca Eerdiana. Groning. 1836. 8. (Auctions-Cat.) 3 Exempl. mit einem Begleitungsschreiben des Hın. Oomkens fils in Grö- ningen vom 15. Aug. d.J. . Gelehrte Schriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1836. Heft 1. 8. (In Russischer Sprache). Bulletin de la Societe de Geographie. 2.Serie. Tome 5. Par.1836. 8. Rapport sur le concours relatif a la Geographie et aux Antiquiles de l’Amerique centrale fait 4 la Soc. Roy. de Geogr. par une Commission speciale ete. Paris 1836. 8. The Transactions of the Linnean Society of London. Vol.17. part3. London 1836. 4. List of the Linnean Society of London. 4836. 4. Memoires de la Societe de Phys. et d’Hist. nat. de Geneve. T.VU. P.2. Geneve 1836. 4. Comptes rendus hebdomad. des Secances le l’Acad. des Sciences. 1836. 2. Semestre. No.6-8.10-13. Paris. 4. { Neueste Schriften der naturforsch. Gesellschaft in Danzig. Bd.1l, Heft 3.4. Bd. III, Heft1. Halle 1831. 35. 4. Beer und Mädler, Mondkarte. ie u. letzte Section. fol. 89 Mädler, Zabellarisch-graphische Darstellung der Witterung in Berlin. 6* Jahrg. 183%. 4. 6 Exempl. Hisely, Disp. de Historia Cappadociae. 4. Handbuch über den Königl. Preufs. Hof und Staat für das Jahr 1836. Berlin, 8. Corpus Scriptor. hist. Byzant. Ed. Niebuhrii. Merobaudes et Co- rippus (ed. Bekker.) Bonn 1836. 8. v. Minutoli, über die Anfertigung und Nutzanwendung der far- bigen Gläser bei den Alten. Berl. 1836. fol. Lehrsaal des Mittelreiches. Aus dem Chinesischen von Neumann. München 1836. 4. Encke, Berliner astronomisches Jahrbuch für 1838. Berl. 1836. 8. Gauchy, sur la Theorie de la lumiere. Aoüt 1836. 8. Graff, althochdeutscher Sprachschatz. Lief.7. 4. Granville, Prolegomena on the development and metamorphoses of the human ovum. Lond. 1833. 4. Ejusd. the Royal Society in the XIXt* century, being a summary of its labours during the last 35 years. Lond. 1836. 8. Geronta Sebezio, gli arcani gentileschi svelati. No. 18. 22. 1836. 4. Gay-Lussaceet Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1836. Avril. Paris. 8. L’Institut. 1. Section. Sciences math. phys. et nat. 4. Annde. 1336. No.171-179. Paris. 4. Aufserdem wurden vorgelegt: Eine Kabinets- Ordre Seiner Majestät des Königs vom 27. Aug. d.J., wonach Seine Majestät die von der Akademie über- reichten Jahrgänge 1832, Th. II. und 1834 ihrer Abhandlungen allergnädigst anzunehmen geruht. | _ Ein Schreiben Seiner Excellenz des Königl. wirklichen Geh. Staats- Ministers der geistlichen, Unterr.- und Medic.- Angelegen- heiten, Herrn Freiherrn von Altenstein vom 18. Aug. d.J. über den Empfang der überreichten Jahrgänge 1832, Th. II. und 1834 der akademischen Abhandlungen. „ı Ein Danksagungs-Schreiben des Hrn. C. Purton Cooper in. London vom 15. Sept. d. J. für seine Ernennung zum Corre- spondenten der philosophisch-historischen Klasse der Akademie. Ferner ein Danksagungs-Schreiben des Hru. Jacöttet in Neuchätel vom 17. Aug. d. J. für die der. Stadt- Bibliothek in 90 Neuchätel übersandten akademischen Abhandlungen aus den Jah- ren 1832 und 1834. Desgleichen der Academie des Sciences in Paris vom 3. Okt. d.J. für den übersandten Monatsbericht vom Juli d.J. Das hohe Ministerium der geistlichen, Unterr.- und Medic.- Angelegenheiten hat die Akademie mittelst Rescriptes vom 15. Aug. d.J., welches heute vorgetragen wurde, benachrichtigt, dafs des Königs Majestät die Erwählung des Duca di Serradifalco in Palermo zum Ehrenmitgliede der Akademie zu bestätigen ge- ruht haben. Unter Genehmigung des hohen Ministerii der geistlichen, Unterr.- und Medic. - Angelegenheiten, welche heute vorgelegt wurde, hat die Akademie zum Ankauf und zur Aufstellung eines vom Prof. Schwerdt in Speyer eingesandten Lichtbeugungs- Apparates 80 Rthlr. bewilligt; desgleichen dem Prof. Gerhard zur Publikation von Zeichnungen etruskischer Metallspiegel400Rthlr. so wie dem Dr. Kellermann zur beabsichtigten Herausgabe eines umfassenden Corpus Inscriptionum Latinarum eine Unterstützung von 200 Rthlr. Ferner ist für die Anfertigung von Indices zu U der akademischen Ausgabe des Aristoteles die Summe von 100 Rthlr. ausgesetzt worden. 27. October. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Eichhorn las über die Volksrechte der Sach- sen, Friesen und Thüringer. Diese Abhandlung bildet den letzten Abschnitt einer früher vorgelegten Untersuchung über die Gesetzgebung Karls des Gr. nach erlangter Kaiserwürde. Sie weist den Zusammenhang "nach, | in welchem der Inhalt der genannten Volksrechte, mit der da- maligen Rechtsverfassung und der Verbesserung derselben steht, welche Karl der Gr. beabsichtigte. Der Rechte der königlichen Gewalt, der kirchlichen Verhältnisse und des Criminalrechts wird in jenen nicht gedacht, weil nach der damaligen Verfassung die Bestimmungen hierüber den Reichsgesetzen angehörten; nur die Sächsischen Gesetze machen hier eine Ausnahme, weil nach dem Sächsischen Volksrecht viel mehr Fälle peinlich waren als nach den Reichsgesetzen und dieser Theil des Volksrechts ebenfalls be- I stehen blieb. Die Gerichtsverfassung und das gerichtliche 1. 9 fahren, wird in allen drei Volksrechten fast ganz übergangen, weil Karl der Gr. bereits begonnen hatte beides gleichförmiger ein- zurichten; die hierauf Bezug habende allgemeine Gesetzgebung, welche an die Stelle der früheren Bestimmungen der Volksrechte treten sollte, gehört aber zu dem Theil der Justizreform, welcher nicht völlig durchgeführt wurde. Bei den Gegenständen des bür- gerlichen Rechts, welche in jenen Volksrechten berührt werden, ist aufgezeichnet was als gemeinsames Volksrecht ange- sehen wurde; alle besondere Gewohnheiten blieben ausgeschlos- sen; hieraus erklärt sich, dals die Rechtsverhältnisse von welchen die Rede ist, fast durchaus unmittelbar dem öffentlichen Recht angehören oder doch mit dessen Instituten im engsten Zusammen- hang stehen, worin diese neueren schriftlich verfalsten Volksrechte den älteren sich durchaus analog verhalten. Das Gesetz der Thü- ringer scheint als Grundlage vorauszusetzen, dals bei diesen Ver- hältnissen dem Volk Fränkisches Recht verliehen war, und dessen Bestimmungen geben vielleicht nur die Eigenthümlichkeiten an, welche die erhaltenen Thüringischen Gewohnheiten dabei doch noch hervorbrachten. Eingegangen waren und wurden vorgelegt: Ein Schreiben des Hrn. Dr. Poley in Paris vom 30. Sept. d. J. nebst Programm über die von ihm beabsichtigte Herausgabe des Oupanichat (theologischen Theils der Vedas) und einem Probe- druck. Ein Schreiben des Hrn. Dr. Geppert in Breslau v. 28. Aug. d.J. in Begleitung einer handschriftlichen Abhandlung desselben: „über das Vorkommen der Dikotyledonen in der älteren Schle- sischen Steinkohlenformation.” Ferner: M. Kalina von Jäthenstein, Böhmens heidnische Opferplätze, Gräber und Alterthümer. Prag 1836. 8. mit cinem Begleitungs- schreiben des Verf. d.d. Prag 20. Sept. d.J. Annales des Mines. 3. Serie. Tome 9. Livr.3. Mai, Juin. Paris. $. Mulder en Wenckebach, natuur- en scheikundig Archief. Jaarg. 1836. St.1. Rotterd. 1836. 8. LInstitut. 1. Section. Sciences math. phys. et nat. 4. Ann. No.180. Par. 1836. 4. 92 L’Institut. 2.Section. Sciences histor. et philos. 1. Ann. No.1-5. Par. 1836. 4. Comptes rendus hebdomad. des Scances de l’Acad. des Sciences. 2. Semestre. No.14. Paris. 4. 31.October. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Böckh theilte mit: 1) eine grofse von Hrn. Dr. Rofs in Athen eingesandte Attische Inschrift, welche sich auf das See- wesen und das Arsenal zu Athen bezieht; 2) eine Übersicht sei- ner Untersuchungen über die Metrologie der Alten. nr a nn - BE a Bene Mc Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat November 1856. Vorsitzender Sekretar: Hr. Erman. 3.November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. G. Rose las über den Zusammenhang zwischen der Krystallform und der elektrischen Polarität des Turmalins. Die Krystalle des Turmalins sind durch ihre Hemiedrie sehr ausgezeichnet. Sie erscheinen gewöhnlich in der Form eines re- gulären sechsseitigen Prisma’s, das nicht an sämtlichen Kanten, wie man nach der Gleichheit derselben vermuthen sollte, son- dern nur an den abwechselnden abgestumpft ist, und auf diese Weise ein neunseitiges Prisma darstellt, das den Turmalin be- sonders auszeichnet und bei den Krystallen keiner andern Sub- stanz beobachtet ist. Nicht selten sind die Abstumpfungsflächen vorherrschend und bilden dann ein reguläres dreiseitiges Prisma, dessen Kanten durch die Flächen des sechsseitigen zugeschärft erscheinen, und zuweilen findet sich das dreiseitige Prisma ganz allein. An den Enden sind diese Prismen am häufigsten mit einem Rıhomboöder begränzt, welches, nach Haüy, in den Endkanten ‘Winkel von 133° 26’ hat, und als das Hauptrhomboäder des Turmalins betrachtet wird. In Bezug auf dieses ist nun das drei- ‚seitige Prisma der Hälftflächner des ersten sechsseitigen Prisma’s; und das neunseitige Prisma die Combination desselben mit dem zweiten sechsseitigen Prisma. Je nachdem nun unter den Seiten- flächen der Krystalle sich nur das dreiseitige Prisma, oder die Combination desselben mit dem zweiten sechsseitigen findet, er- scheinen die Flächen des Hauptrhomboä@ders an dem einen Ende [1836.] a: 94 der Krystalle auf den Flächen, an dem andern auf den Kanten des dreiseitigen Prisma’s aufgesetzt, oder an dem einen Ende auf den Abstumpfungsflächen der abwechselnden Kanten, an dem an- dern Ende auf den nicht abgestumpften Kanten des zweiten sechs- seitigen Prisma’s aufgesetzt. Die Flächen des Hauptrhombo&ders kommen in der Regel homo&drisch, d.i. an beiden Enden, selte- ner hemiedrisch, d.i. nur an einem Ende und nicht au dem an- dern, vor; aufser dem Hauptrhomboöder finden sich aber noch mehrere andere Rhomboeder, Skalenoöder, und die gerade End- fläche, welche alle gröfstentheils hemi@drisch vorkommen. Haüy hatte diese Hemiedrie des Turmalins zuerst beobach- tet und sie durch die elektrische Polarität desselben erklärt; aber er hatte nicht weiter nachgewiesen, ob hier ein bestimmter Zu- sammenhang zwischen den Flächen des Turmalins an den ver- schiedenen: Enden und der sich an diesen Enden durch Temperatur- veränderung entwickelnden Elektricität statt finde (*). Durch eine Untersuchung der Turmalinkrystalle von 25 verschiedenen Fund- orten zeigt nun Hr. G. Rose, dafs ein solcher Zusammenhang wirklich statt findet, und dafs dieser darin besteht, dafs dasjenige Ende der Turmalinkrystalle, an welchem das Haupt- rhombo&@der auf den Flächen des dreiseitigen Prisma’s, oder auf den Abstumpfungsflächen der abwechselnden Kanten des sechsseitigen Prisma’s aufgesetzt ist, bei abnehmender Tempe- ratur negativ elektrisch, bei zunehmender Temperatur also po- sitiv elektrisch wird; und dafs dasjenige Ende der Turmalinkrystalle, an welchem das Haupt- rbombo&@der auf den Kanten des dreiseitigen Prisma’s oder auf den unabgestumpften Kanten des sechsseitigen Prisma’s aufge- setzt ist, bei abnehmender Temperatur positiv elektrisch, bei zunehmender Temperatur also negativ elektrisch wird. Die Flächen des dreiseitigen Prisma’s finden sich stets, und danach hat man sich demnach. zu richten. Das Hauptrhomboäder kommt ebenfalls grölfstentheils an beiden Enden vor, zuweilen (*) Haüy äufsert zwar in seinem Trait& de Mineralogie T.111, p.15, dafs durch die | Wärme (d. b. bei abnehmender Temperatur) diejenigen Enden der Krystalle positiv elektrisch werden, an welchen sich die gröfsere Anzahl von Flächen fände, die anderen negativ; aber diese Behauptung ist weder weiter bewiesen, noch wie Hr. G. Rose gefunden, richtig, 95 ber nur an einem Ende; aber auch da, wo es sich nicht findet, ann man seine Lage nach den vorhandenen Flächen bestimmen, und daher auch in diesem Fall die Art der Elektrizität bei ab- und zunehmender Temperatur bestimmen. Die besondern Fälle, die hier noch vorkommen, sind ın der Abhandlung ausführlich beschrieben. Aus diesen Untersuchungen geht also hervor, dals man bei dem Turmalin im Stande ist, aus der Krystallform mit Sicher- heit die Art der Elektrizität zu ‘bestimmen, die in den Krystallen durch Temperatur-Veränderung erregt wird, ohne dals man nö- thig hat, deshalb erst einen Versuch zu machen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Römer, die Versteinerungen des norddeutschen Oolithen-Gebir- ges. Hannover 1836. 4. nebst einem Begleitungsschreiben des Verfassers .d. d. Hildesheim 1. Oct. d. J. Transactions of the American philosophical Society held at Philadelphia. Vol.V. New Series Part 2. Philad. 1835. 4. The American Almanac and Repository of useful knowledge for the year 18336. Boston. 8. Beide mit einem Begleitungsschreiben des Hrn. pp. Vaughem in Philadelphia vom 19. Jan. d.J. L’Institut. 1. Section. Sciences math. physig. et naturell. 4: Anne. No. 181. Paris 1836. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1836, 24 Semestre. No. 15. Paris. 4. 40.November. Gesammtsitzung der Akademie, Hr. Graff theilte die von dem zu S. Gallen 1022 verstor- benen Notker Labeo angefertigte althochdeutsche Über- setzung der aristotelischen Abhandlung eg: ägun- vei@s mit. Diese mit Erläuterungen untermischte Übersetzung ist im Cod. 818. der Stiftsbibliothek zu S. Gallen enthalten und folgt auf Notkers in einer vorjährigen Sitzung von dem Vortragenden mitgetheilten Übersetzung und Erklärung der aristotelischen Ab- handlung zaryyogieı. Ihr liegt eine lateinische, von des Boethius Übersetzung sowohl in der Wahl als in der Stellung der Wörter ‚oft abweichende, Übersetzung des Aristoteles zum Grunde. Bei 06 4 den Erläuterungen hat Notker zwar den Commentar des Boethius. vor Augen gehabt, aber dennoch ist, wie die Vergleichung beider Commentare zeigt, seine Erklärung als eine selbstständige Arbeit anzusehen. Wie sehr dieses althochdeutsche Sprachdenkmal nicht nur, theils als älteste und so früher Zeit angehörige, deutsche Übersetzung und Erklärung einer aristotelischen Schrift, theils als Maafsstab für den damaligen Standpunkt der Gelehrsamkeit, sondern auch als ein reicher Schatz für altdeutsche Wortkunde, Formlehre und Syntax das Interesse der Wissenschaft in An- spruch nimmt, war bereits bei dem vorjährigen Vortrag über den ersten Theil desselben durch Vorlesung mehrerer Stellen nach- gewiesen worden. Auch aus diesem zweiten Theile wurden au- fser der Vorrede mehrere Stellen mitgetheilt, von denen hier die beiden folgenden als Probe genügen mögen. (Der lateinische Text’ ist hier in cursiver Schrift mit abgedruckt). S.149.150. Non currit vero, non laborat, non verbum dico. Ne löufit, ne ringit, ne sint nieht mer verba, dänne non homo nomen ist. Consignificat quidem tempus, et semper de aliquo est. Siu häbint diffinitionem des verbi ünde ne sint töh nieht verba. Differentiae autem huic nomen non est positum, sed sit infinitum verbum. Currit, täz ist simplex verbum, föne d@mo skeidet sih non currit. Pediu sö chit er: dirro differentiae, i. tisemo, däz sih föne &inemo skeidet, ne ist nöh neh@in nämo uündener, nü uinden in unde heizen iz infinitum verbum, i. ünguis bezeiche- nentez verbum. Ziu söl iz sö heizen? Quoniam similiter in quo- libet est, vel quod est vel quod non est. Uuända iz föne dingo- lichemo gespröchen uuirdit, iöh föne demo, däz tir ist, ut: homo non currit, iöh täz tir ne ist, ut: chimera non currit. Unde oüh föne diu, uuända ina actum uersäget iz; uuclicha iz äber uuelle, däz ne öffenöt iz nieht. Similiter autem de futuro curret vel currebat, non verbum est, sed casus est verbi. Nieht mer ne ist verbum, täz man sprichet in futuro tempore alde praeterito, sed casus verbi; iz heizet casus verbi. Differt autem a verbo, quod verbum significat praesens tempus; ila vero quod complectitur, Siu sint tär äna gesköiden, uuända daz nämahäftesta verbum pe- zeichenet praesens, äber die casus verbi die bez£ichenent tiu zuäi tempora, diu ümbe daz praesens slänt. Praeteritum ünde futurum stänt in &ben, praesens stät in mittemen; futurum löufet zü, u. 97 iz praesens uuerde, praeteritum, däz praesens uuäs, löufet täna, selbez praesens ist ünder händen. Zpsa quidern secundum se dicta verba nomina sunt. S£lben diu verba sint nomina, sö siu @in- lüzziu gespröchen uuerdent. Föne diu sprächent graeci infiniti- vum mit articulo: ro rgexew, i. hoc currere. Uuir cheden 6uh in nominativo: min löufen ist spüotigera tänne daz tin, unde in genitivo: mines loufennis spüot päz tänne dines. Latini chedent öfto in nominativo: meum velle, meum esse, meum scire. S.159. Est autem simplex enuntiatio vox significativa de eo, quod est aliquid vel non est, quemadmodum tempora divisa sunt. Slehtiu enuntiatio ist vox, tiu dir bez@ichenet &teuuäz uuesen, nü älde iu älde nöh uuänne. Affirmatio vero est enuntiatio alicujus de aliquo, negatio vero enuntiatio alicujus ab aliquo. Festenunga, däz ist @teliches tinges änasäga, löugen, däz ist eteliches tinges uersäga ünde äbesaga. Quoniam autem est enuntiare, et quod est non esse, et quod non est esse, et quod est esse, et quod non est non esse, et circa ea quae sunt extra praesens tempora; simili- ter (*) contingit omne, quod quis affırmaverit, negare, et quod quis negaverit, affirmare. Uuända man liegendo mag cheden: iz ist, älde, ne ist, ünde öuh uuär sägendo cheden: iz ist, älde, ne ist, so uu@der man uuile sö uöne gägenuuerten dingen älde uer- uärnen alde chümftigen; pediu geskihet kelicho, däz £iner u6ste- nöt änderen des löugenen, älde des Einer löugenet änderen däz festenon. Bemerkungen für den Vortrag, wie: „hic suspende vocem” „hie depone” „hic suspende vocem, quia pendet sensus” „hic remissior vox, quia interposita ratio est” unterbrechen den Text. Bisweilen fehlt ein Satz des lateinischen Textes und die deutsche Übersetzung steht allein; bisweilen folgt auf den lateinischen Text keine deutsche Übersetzung, sondern nur Erläuterung. Die Hand und mit ihr die Acentuation wechselt im Codex. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Pond, Part V or Supplement to the Greenwich observations for ihe year 1834. London 1835. fol. (*) Zu diesem und nicht, wie der griechische Text fordert, zum vorigen Satze, hat der lateinische Übersetzer similiter (Wsaurws) gezogen und hiervach hat sich anch die dentsche Übersetzung gerichtet, - 98 Pond and Biddell Airy, astronomical observations made at the Royal Observatory at Greenwich in the Months of April = Dec. 1835. London 1835. 36. fol. Philosophical Transactions of the Royal Society of London for 1835, Part2. 1836, Part1. London 1835. 36. 4. Transactions of the geological Society of London. 2.Series. Vol.IV. Part 1. London 1835. 4. Proceedings of the geological Society of London 1336. Vol. II. No.45.46. 8. \ The Athenaeum, Journal of english and foreign Literature. No.465. London 1836. 4. Annales de la Societ€ entomologique de France. T.\. Trimestre3. Paris 1836. 8. Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’Acad. des Sciences. 1836. 2. Semestre. No.16. Paris. 4. L’Institut. 1.Sect. Sciences math. phys. et nat. 4. Anne. No. 182. Paris 1836. 4. 1 Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1836. Mai. Paris. 8. Mulder enWenckebach, zatuur- en scheikundig Archief. Jaarg. 1836, St.2. Rotterd. 1836. 8. van der Hoeven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel III, St.1.. Amsterd. 1836. 8. Crelle, Journal für die Mathematik. Bd.16, Heft 3. Berl. 1836. 4. 3 Exempl. Runsten, de origine nobilitatis germanicae disq. acad. ‘7 1-3. : Upsal. 1836. 4. A. Müller, die allg. Gesetze der sphärischen Polygonometrie u. die allgemeinsten Gleichungen der Gauchen Polygone. Heidelb. 1836. 4. Durch Hrn. Crelle im Namen des Verf. überreicht. v. Froriep, über öffentliche Ehrendenkmäler. Weimar 1836. 4. Hr. Pagani, Professor in Löwen, übersendet eine zur | ferneren Publikation bestimmte handschriftliche Abhandlung sur V’equilibre d’un corps solide suspendu a un cordon flexible. Aufserdem wurden vorgelegt: Ein Schreiben des Hrn. Meyer in Paris vom 17. Oct. d.J. eine fossile Kinnlade betreffend. Ein Danksagungs - Schreiben der SocieiE entomologique de France in Paris vom 8. Sept. d. J. für die derselben übersandten akademischen Abhandlungen von 1832 und 1834. | Ein Danksagungs-Schreiben des Hrn. Prof. Meier in Halle | 99 vom 3. Nov. d.J. für die der Bibliothek des dortigen philologischen Seminars übersandten akademischen Abhandlungen von 1832u.1834. 14. November. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. . Hr. Poselger löste das geometrische Problem: Es ist ein Dreieck der Figur und Grölse nach gegeben und ein Punkt auf einer Seite; ein der Figur nach gegebenes Dreieck soll in jenes so eingeschrieben werden, dals eine gegebene Ecke desselben in den gegebenen Punkt treffe. 17. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Müller las über zwei verschiedene Typen im Bau der erectilen männlichen Geschlechtsorgane der straulsartigen Vögel. Man weils aus den Untersuchungen von Cuvier und Geof- froy St. Hilaire, dals die Ruthe des africanischen oder zwei- zehigen Straulses aus drei fasrigen Körpern besteht, wovon zwei nebeneinander liegen und die mit cavernösem Gewebe und der Schleimhaut ausgekleidete Rinne in der Mittellinie ihrer obern Fläche haben, der dritte aber, den die genannten Naturforscher faserig-gefälsreich nennen, an der untern Seite der beiden an- deren fibrösen Körper hergeht und hauptsächlich das‘Ende der Ruthe bildet. Die beiden fibrösen Körper, welche an der unteren Wand der Ckoake befestigt sind, sind durch und durch solid aus blofsem Sehnengewebe gebildet und enthalten kein cavernöses Venengewebe in ihrem Innern, wodurch sich diese Körper von den entsprechenden Corpora cavernosa der Säugethiere unter- scheiden. Das cavernöse Gewebe liegt dagegen in vollkommner Ausbildung an derjenigen Fläche der fibrösen Körper, welche die Rinne bildet und dieser Theil muls offenbar dem noch gespaltenen Corpus cavernosum urethrae des Säugethierfoetus verglichen wer- den. Die Natur des dritten Körpers, welchen Cuvier und Geof- froy St. Hilaire faserig-cavernös nennen und welchen letzte- rer‘der Eichel vergleicht, ist bisher nicht erkannt worden. Im Innern dieses Körpers findet sich zwar cavernöses Gewebe vor, mamentlich gegen den Endtheil der Ruthe; aber die Hauptmasse 100 des dritten oder unpaarigen Körpers besteht aus gelbem, elasti- schem Gewebe, von denselben mikroskopischen, chemischen und physikalischen Eigenschaften, wie das elastische Gewebe des Ziga- mentum nuchae der Säugethiere, der Kehlkopfbänder, der elasti- schen Luftröhrenfasern, der mittlern Arterienhaut, der elastischen Bänder der Flughaut der Vögel, des elastischen Bandes der Kral- lenglieder des Katzengeschlechtes. Der äufsere oder Rindentheil des dritten oder elastischen Körpers der Ruthe des Straufses be- steht ganz aus Längsbündeln dieses Gewebes, und auch das ca- vernöse Innere dieses Körpers ist von elastischen Bündeln in al- len Richtungen durchsetzt. Dieser elastische Körper ist kürzer als die beiden sehnigen Körper, an der unteren Fläche der letz- teren angeheftet, und ist die Ursache der Krümmung der Ruthe nach unten. Mit Unrecht hat man diesen Bau der Ruthe auch den übri- gen straulsartigen Thieren zugeschrieben. Die dreizehigen Straußse mit offenem Becken, nämlich Area americana, Casuarius indi- cus, Dromaius novae Hollandiae kommen in Hinsicht der Struc- tur der Ruthe ganz mit den Enten und Gänsen überein, indem sie aufser dem festen Theil der Ruthe noch einen langen, schlauch- förmigen, ausstülpbaren und in der Ruhe verborgenen Theil der Ruthe besitzen. Der feste Theil der Ruthe besteht, ohngefähr wie beim Strauls, aus zwei Faser-Knorpeln, welche die mit cavernösem Gewebe ausgekleidete Rinne über sich haben. Der dritte oder elastische Körper hat seine Lage und Form ganz ver- ändert und dient als elastischer Strang zum Einstülpen des schlauch- förmigen Theils der Ruthe. Dieser Schlauch beginnt als Einstül- pung am Ende des festen Theils der Ruthe und bildet einen cy- lindrischen Canal, der an der unteren Seite der Ruthe, von der Haut derselben miteingeschlossen, fortgeht, aber von solcher Länge ist, dals er zwischen Sphincter und Haut des Afters einen Hau- fen. von Windungen bildet. Das Ende des Rohrs ist blind und an. die untere Fläche der fibrösen Körper angeheftet. Im Innern dieses Rohrs sieht man vom Ende des festen Theils der Ruthe an bis in die Hälfte der Länge des Rohrs eine Rinne verlaufen, welche mit hervorstehenden Säumen begrenzt ist. Die Säume enthalten cavernöses Gewebe und die Wände des Rohrs scheinen überhaupt der Anschwellung fähig zu sein. Dieses Rohr kann 101 sich zur Hälfte ausstülpen, wo dann die innere Hälfte in der äufsern Hälfte liegt. Im ausgestülpten Zustande ist die Rinne des Rohrs an der Oberfläche desselben und durchaus die Fortsetzung der Rinne des festen Theils der Ruthe. Untersucht wurden Ahea americana und Dromaius novae Hollandiae; beim indischen Ca- suar scheint es, nach der Einstülpung am vordern Ende der Ru- the zu urtheilen, welche Geoffroy St. Hilaire angedeutet, eben so zu sein. Die beiden Typen wurden durch Abbildungen erläutert. Der Verf. vergleicht diese beiden Typen mit dem Bau der Ruthe bei den Amphibien, wo auch zwei Typen, den eben be- schriebenen analog, vorkommen. Der eine findet sich bei den Schildkröten und Crocodilen, der zweite bei den Schlangen und Eidechsen. Bei den ersteren ist die Ruthe auf den festen Theil reducirt, ohne dals jedoch der elastische Körper vorkömmt, bei den letzteren ist der ausstülpbare Theil der Ruthe allein ohne den festen, aber doppelt vorhanden, und die Stelle des elastischen Stranges zum Zurückziehen des Rohrs vertritt ein Muskel, der sich an das blinde Ende des Rohrs befestigt. Die Rinne im Rohr ist wie bei den Vögeln beschaffen, durchsetzt aber das ganze Rohr. Eigenthümlich ist noch, dafs das Rohr im erschlafften Zu- stande nicht gewunden zu einem Haufen zusammenliegt, sondern gerade an der unteren Seite des Schwanzes hergeht. Bei meh- reren giftigen Schlangen und unter den unschuldigen bei den Pythonen, theilt sich jedes Ruthenrohr wieder gabelig gegen sein Ende in zwei Blinddärme, wovon jeder ein Fascikel des Muskels erhält. Dadurch mufs die ausgestülpte Ruthe jederseits auch an ihrem Ende zweitheilig mit zweitheiliger Rinne werden. Die dreizehigen Straufse und die Enten und. Gänse zeigen offenbar eine Combi- nation der Elemente des erectilen Apparates der beiden Abthei- lungen der beschuppten Amphibien. Hierin liegt nichts weniger als eine Säugethierähnlichkeit, die man den straufsartigen Thieren mit Unrecht zugeschrieben. Das geschlossene Becken des zwei- zehigen Straufses und der Mangel einer abgesonderten Gabel bei den straulsartigen Vögeln mülsten wenigstens als eine gleich grolse Annäherung zu den Amphibien wie zu den Säugethieren betrachtet werden; indem das Becken bei allen Amphibien geschlossen ist, die Gabel aber den Crocodilen fehlt. 102 Eingegangen waren und wurden vorgelegt: Kongl. Vetenskaps- Academiens Handlingar för Är 1835. Stock- holm 1836. 8. Ärsberättelser om WVetenskapernas Framsteg afgifne af Kongl. Vetenskaps- Academiens Embetsmän d.31. Mars 1835. ibid. 1835. 8. Hansen, über die Chronometer des Hrn. Kessels in Stockholm. Altona 1836. 8. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1836. Juin. Paris. 8. L’Institut. A. Section. Sciences math. phys. et nat. 4. Ann. No.183, Par. 1836. 4. 24.November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ranke las über die Verfassung der Republik Venedig, besonders des Raths der Zehn. In dem sechszehnten Jahrhundert genols vielleicht kein Staat der Welt wegen seiner inneren Einrichtungen einen so grofsen Ruf, wie die Republik Venedig. Dennoch sind in neuerer Zeit T Grundgesetze eines Instituts bekannt gemacht worden, denen zu- folge diese Republik in der nemlichen Zeit unter der ruchlosesten Gewalt, die es geben kann, gestanden hätte, ich meine die Sta- tuten der Staatsinquisition, welche Daru in seine Geschichte von Venedig aufgenommen hat. Es wird zuerst gezeigt, dals diese Statuten unächt sind. Hierauf werden die Angaben über die Ökonomie der Venezianischen Staatsgewalten, wie sie bei Con- tarini und Giannotti vorkommen, einer Prüfung unterworfen: auch diese Angaben können nicht geradehin angenommen wer- den. Es zeigt sich nothwendig, auf die Documente der inneren Verwaltung zurückzugehen, welche sich in dem Venezianischen Archiv finden. Da tritt nun vor allem die Macht des Rathes der Zehen heryor. Die Abhandlung sucht die Befugnisse dieses Ra- thes, und die Beschränkungen, die ihm aufgelegt waren, nach Anleitung der’ erwähnten Documente im Einzelnen auszufüh- ren. Es ergiebt sich, dafs die ersten dahin zielten, eine das’) Ganze zusammenhaltende, ihm seinen Impuls gebende, die Macht des herrschenden Adels bezähmende Gewalt zu erschaffen: die zweiten aber darauf berechnet waren, die allgemeine Freiheit 1053 dabei nicht untergehn zu lassen, und auch den untergeordneten ehörden und Magistraten in ihrem Kreise einen freien Spiel- raum vorzubehalten. Die Frage wird erörtert, woher es kam, dafs der Rath der Zehen wenigstens zwischen 1518 und 1582, die Zeit seiner Blüthe, sich seiner Autorität nicht überhob. Gerade die Rücksichten, die er zu nehmen hatte, die Art des Verfahrens, zu der ihn die Natur seiner Stellung veranlalste, verschafften der Republik den Ruf der Gesetzlichkeit, Sicherheit und vernünftigen Freiheit, dessen sie unter allen Stürmen jener Zeit genofs. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: v. Viebahn, Statistik und Topographie des Regierungsbezirks Düsseldorf. Th.1. Düsseld. 1836. 4. nebst einem Begleitungs- schreiben des Verf. d.d. Düsseldorf 7. Nov. d.J. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1836. 2. Semestre. No.17. Paris 4. L’ Institut. 1.Section. Sciences math. phys. et nat. 4. Ann. No.184. Paris 1836. 4. 23. November. Sitzung der philosophisch--hi- storischen Klasse. In dieser Sitzung ist keine Vorlesung gehalten worden, weil die Classe durch mancherlei andere Geschäfte in Anspruch ge- nommen war. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat December 1836. Vorsitzender Sekretar: Hr. Erman. 1.December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Steiner trug einfache Beweise der isoperi- metrischen Hauptsätze vor. Fast die meisten Figuren, ebene, sphärische und körperliche, welchen unter gegebenen Bedingungen in Rücksicht des Umfanges oder Inhaltes die Eigenschaft eines Maximums oder Minimums zukommt, hängen von dem Kreise, dem graden Kegel oder Cy- linder, und der Kugel ab. Lhuilier scheint dieses Gesetz zu- erst erkannt und in seinen Werken: „De relatione mutua capa- eitatis et terminorum figurarum etc. Varsauiae 1782”; und „Adrege d’isoperimetrie elementaire etc”, ausgesprochen zu haben. Seit- dem hat man weder versucht dieses Gesetz vollständiger darzu- stellen, noch den einfachen natürlichen Gang, welchen jener scharfsinnige Geometer eröffnete, zu verfolgen. Wird aber die Lhuilier'sche Methode weiter entwickelt,. d. h., werden die Sätze zweckmälsiger geordnet und ergänzt, so zeigt es sich in der That, dals aus gewissen einfachen Elementarsätzen leicht bestimmte Hauptsätze folgen, aus denen sofort alle übrigen wie blofse Zusätze hervorgehen; indem nämlich die Figuren, auf welche die letzteren sich beziehen, fast durchweg nur Theile derjenigen Figur sind, die dem Hauptsatze zu Grunde liegt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Commentationes latinae tertiae Classis Instituti Regiü Belgici. ei Vol. 4.5. Amst. 1833. 4. (G. de Wal), Prijsverhandeling over het bestaan, den aart en de [1836.] 10 106 behandeling van het Natuurregt; bekroond en uitgegeven door de derde Classe van het Koninkl. Nederlandsche Insti- tuut van Wetenschappen etc. Amst. 1833. 4. Beide mit einem Begleitungsschreiben des Hrn. C. A. den Te x in Amsterdam vom 6. Sept. d.J. Novorum Actorum Academiae Caes. Leopoldino-Carolinae natural curiosorum. Vol.17mi, Supplementum sistens Göpperti Sy stema Filicum fossilium. Vratisl. et Bonn. 1836. 4. Göppert, über den Zustand, in welchem sich die fossilen Pflan- zen befinden, und über den Versteinerungsproce/s insbeso dere. 8. (Auszug aus Poggendorff’s Annalen, Bd. 28.) Beide mit einem Begleitungsschreiben des Hrn. Prof. Göppert in Breslau vom 18. Nov. d.J. Callisen, medicinisches Schriftsteller-Lexicon der jetzt lebenden Ärzte ete. Bd.1-24. Copenh. 1830-36. 8. Schreibpp. mit einem; Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Copenhagen 15. Nov. d.J. Rizzi, osservazioni sul Duello. Napoli 1836. 8. mit einem Beglei tungsschreiben des Verf. d.d. Neapel 16. Juli d.J. Memoires de l’Academie Imperiale des Sciences de Saint-Pelers= bourg: VI. Serie. Sciences math. phys. et nat. Tome 3. 1.Partie. Science. math. et phys. Tome 1, Livr.3. Saint- Petersb. 1836. 4. Tome 4. 2. Partie. Scienc. U naturell. Tome 2, Livr.1.2. ib. eod. 4. Sciences politiques, Hist., Philologie. Tome3, Livr. 2-5. Tome4, Livr.1. ib. 1835. 36. 4. Memoires presentes a l’Academie Imp. des Sciences de Saint Petersb. par divers Savans. Tome 3. Livr.1.2. ib. 1836. 4. Recueil des Actes de la Scance publique de l’Acad. Imp. des Sciences de Saint-Petersb. tenue le 29. Dec. 1835. ib.1836. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1836. 2. Semestre. No.18.19. Paris. 4. L’Institut. 1. Section. Sciences math. phys. et nat. 4. Ann. No. u Paris 1836. 4. Eugene Bournouf, Mem. sur deux Inscriplions cuneiformes trouvees pres d’Hamadan. Paris 1836. 4. a Virlet, de l’origine des differens kombasindes mineraux'et des. bois fossiles qui se rencontrent a la surface du Globe. s. 1. eta. 8. v. Schlechtendal, Zinnaea. Bd.X. Heft 6. Halle 18%. 8 Das lithographirte Bildnils des Hrn. C. J. C! Reuvens, von dessen Wittwe eingesandt. 107 Hierauf wurde auf den Vorschlag der physikalisch -mathe- matischen Klasse Herr Amici in Florenz zum Correspondenten der Akademie erwählt. 8.December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Müller las über den feinern Bau der krankhaf- ten Geschwülste. Die pathologische Anatomie der Geschwülste hat sich bisher von der mikroskopischen und chemischen Untersuchung der Ge- schwülste fern gehalten, daher es nicht möglich gewesen ist, die physischen Eigenschaften dieser pathologischen Formen mit Sicher- heit festzustellen. Die gegenwärtige Untersuchung dehnt sich zu- nächst nur über die Geschwülste aus, welche nicht einzelnen Ge- weben eigenthümlich sind, sondern in mehreren Geweben zu- gleich vorkommen können. Für das ärztliche Interesse ist es von Wichtigkeit, die durch Exstirpation heilbaren Formen von den- jenigen zu sondern, welche auch nach der Ausrottung in dem- selben Organe oder an anderen Orten wiederkehren. Von den zur ersten Abtheilung gehörigen Geschwülsten wurden folgende Formen beschrieben und durch Zeichnungen erläutert. 1. Fettgeschwülste. Hieher gehören drei Arten, das Li- pom, das Steatom und das Cholesteatom. Die Structur des Lipoma unterscheidet sich von der des gewöhnlichen Fettes des Menschen nicht. Die Fettzellen sind sphaerisch wie im nor- malen Fettzellgewebe. Die Bezeichnung Steatom, welche durch willkührliche Anwendung auf die heterogensten und dem Fett- gewebe ganz fremden Bildungen fast nichtssagend geworden ist, wird hier auf eine besondere Art der wahren Fettgeschwülste "beschränkt, diejenige nämlich, wo das Fettzellgewebe von Häuten durchgängig durchwachsen ist, so dafs das interstitiale Zellgewebe durch seine Anhäufung zwischen den Fettläppchen in diesen Ge- schwülsten zugleich Hauptbestandtheil wird, während es im ge- wöhnlichen Lipoma, sparsam verbreitet, nur die Fettläppchen verbindet. Das Cholesteatom ist die gallenfetthaltige geschichtete, von Cruveilhier beschriebene Fettgeschwulst, mit perlmutter- ‚glänzendem Ansehen der Blätter. Sie enthält nach Barruel’s Untersuchung Gallenfett und Talgfett. Der feinere Bau war bis- 108 y her unbekannt. Die sehr dünnen, meist concentrisch gelagerten Blättchen bestehen aus pflanzenartigem polyädrischem Zellgewebe, wie es im Fett des gesunden Menschen nicht vorkömmt. Die Structur stimmt dagegen ganz mit dem talghaltigen Fettzellgewebe der Wiederkäuer; die Zellen sind indes viel kleiner. Zwischen den Schichten dieses poly@drischen Zellgewebes liegen krystalli- nische Ablagerungen von fetten Substanzen. Die Krystalle sind theils bandartige Platten und rectanguläre Tafeln, theils Haufen von dünnen Blättchen mit convexen Rändern, wie Pflanzenblätter. Die letzteren krystallisiren auch aus dem Weingeist- und Äther- Extract der Geschwulst. Die Geschwulst wurde zweimal im Ge- hirn, einmal zwischen den auseinanderweichenden Tafeln des Schä- dels beobachtet. Das polyädrische Feitzellgewebe fand sich ein- mal auch auf der Oberfläche eines aufgebrochenen Brustkrebses, wo es gewöhnlich nicht vorkömmt. 2. Gallertgeschwulst, Collonema (Gallertgewebe). Die Geschwulst .besteht aus einem äufserst zarten, wie Gallerte aus- sehenden Gewebe, welches bei der Berührung zittert. Die or- ganisirte Grundlage bilden sehr sparsame Bündel von Fasern und Gefäfse. Die Hauptmasse besteht aus grauen Kugeln, die zum Theil viel grölser als Blutkörperchen sind. Durch die ganze Ge- schwulst liegen krystallinische Nadeln zerstreut. Diese bestehen aus einem eigenthümlichen nicht fettigen thierischen Stoff. Sie sind stabförmig und werden sogleich bei Anwendung des Mikro- skops in allen Theilen der Geschwulst erkannt. Säuren und Al- kalien lösen sie nicht auf; durch letztere, welche den nicht kry- stallisirten Theil der Geschwulst auflösen, lassen sich die Nadeln isoliren. Die Krystalle werden beim Kochen von Stücken der Geschwulst in Wasser zerstört, bleiben dagegen bei der Tempe- ratur des Menschen unverändert. In heilsem Weingeist sind sie unlöslich, in kochendem Äther löslich. Die Geschwulst wurde ein- mal im Gehirn, einmal in der weiblichen Brust beobachtet. Im letzteren Fall war sie exstirpirt worden und das Übel war nicht wiedergekehrt. In beiden Fällen waren die Krystalle ganz gleich. Die nicht krystallisirte thierische Masse verhielt sich dagegen in beiden Fällen chemisch nicht ganz gleich. Das durch Kochen ge- löste von der Geschwulst des Gehirns wurde von Gerbestoff, , Weingeist, Mineralsäuren, Essigsäure, Cyaneisenkalium, Alaun, , 109 schwefelsaurem Eisenoxyd, essigsaurem Bleioxyd, Chlorquecksilber nicht gefällt und stimmte daher mit Speichelstoff oder dem so- genannten Mucus der Englischen Schriftsteller; das Decoct von der Geschwulst der Brust enthielt dagegen sehr wenig Käsestoff, der durch ein Minimum von Essigsäure und die andern Reagen- tien des Käsestoffs gefällt wurde. 3. Eiweisartige Fasergeschwulst. Sie ist weils oder weilsgelb, fest, lappig, leicht zu brechen, und besteht aus einer Grundlage von viel durchflochtenen mikroskopischen Fasern, zwi- schen welchen eine grolse Menge von Kügelchen zerstreut sind. Die-Geschwulst giebt beim Kochen keinen Leim. Das wenige was gelöst wird, wird von den Reagentien des Käsestoffs gefällt; die durch Kochen unlösliche Hauptmasse gleicht einem eiweis- artigen Körper. 4. Sehnige Fasergeschwülste. Tumor fibrosus, desmoi- des; die bekannten sehnig festen, fibrösen, auf dem Durchschnitt atlasglänzenden Geschwülste, welche am Ende ihrer Entwickelung ÖOssificationen in sich bilden können. Die Desmoiden wurden am Peritoneum, Uterus, an den Knochen, dem Gehirn und der dura mater beobachtet. 5. Enchondroma. Runde, nicht lappige Masse, im Innern zellige, mit blofsen Augen erkennbare häutige Abtheilungen, in wel- chen eine graue, durchscheinende, wie Knorpel aussehende Masse enthalten ist. Diese enthält die characteristischen mikroskopischen Knorpelkörperchen. Die Geschwulst entwickelt sich am häufig- sten in den Phalangen und Mittelhandknochen der Finger, welche zu grolsen sphärischen Geschwülsten ansgedehnt werden. Auf der Oberfläche der kugeligen Massen liegen die Reste der aus- gedehnten Rinde des Knochens; die Gelenke bleiben unverändert. In den Knochen wurde das Enchondrom fünfmal beobachtet; ein- mal wurde es in der Parotis gesehen mit ganz gleicher Structur. Es giebt beim Kochen viel Leim, dieser aus der Geschwulst der Parotis war gewöhnlicher Leim, der Leim aus dem Enchondrom der Knochen ist das von Essigsäure, Alaun, schwefelsaurem Eisen- ‚oxyd und essigsaurem Bleioxyd fällbare Chondrin. In allen Fällen ist die Geschwulst durch Exstirpation heilbar. 6. Telangiectasie, Angionema. Durchgängig erweiterte Capillargefälse. Kömmt auch ın innern Theilen, aber selten, vor. 110 Aus der zweiten Abtheilung der Geschwülste, welche die durch Exstirpation unheilbaren krebshaften Geschwülste enthält, wurden sieben Formen nach der mikroskopischen Analyse be- schrieben und durch Zeichnungen erläutert. Alle enthalten hier und da Fettkügelchen; aber diefs ist nicht der characteristische Theil. ' 1. Carcinoma reticulare; am häufigsten in der weib- lichen Brust, wurde auch einmal in der Orbita eines Kindes, und einmal in der Orbita und am Auge eines Erwachsenen beobach- tet. Die zuweilen in lappige Knoten zerfallende Geschwulst ist auf dem Durchschnitt in der Hauptmasse grau. In dieser Grund- masse erscheinen, mit blofsen Augen sichtbar, weilse oder weils- gelbe reticulirte unregelmäfsige, zuweilen ästige Figuren. Es sind keine erweiterten Gefäfse, wie sie wohl im Scirrhus fibrosus gesehen werden, sondern eigenthümliche Bildungen. Die graue Masse be- steht aus Kügelchen von sehr verschiedener Grölse und lälst sich durch Schaben leicht entfernen. Die reticulirten weilsen Figu- ren, welche das Characteristische in dieser Form sind, bestehen aus zusammengehäuften mikroskopischer runden und ovalen Kugeln, gröfser als Blutkörperchen. Diese Kugeln häufen sich im Fort- schritt der Entwickelung mehr und mehr an und bilden bei der Erweichung der Masse einen Haupttheil des sich zersetzenden Gewebes. Wenn alles Kugelige aus der Masse des Carcinoma reticulare entfernt ist, bleibt eine feste fasrige Grundlage zurück. Die Fasern sind in den mannigfaltigsten Richtungen ohne Ord- nung durcheinander gewebt. 2. Carcinoma fibrosum, Scirrhus fibrosus. Feste fase- rige Masse, wie Narbensubstanz, ohne das reticulirte Gewebe. Die Fasern in den mannigfaltigsten Richtungen durcheinander verwebt; dazwischen Kügelchen von sehr verschiedener Grölse. Häufig in der Brust, im Uterus, auch im Magen, in der Haut, Bei dieser Form des Scirrhus der Brust, welche grofse Festig- keit besitzt, zeigen sich oft weilse, hier und da ästige Streifen auf dem Durchschnitt, welche von den Figuren des Carcinoma reticulare wohl zu unterscheiden sind; es sind nämlich erweiterte, durch ihr weilses Aussehen auffällige Gefälse, deren Lumen man mit der Lupe erkennt. Zuweilen kömmt beim Scirrhus fibrosus zugleich eine Spur der folgenden Form, nämlich einzelne Al- 411 veolen, vor, die mit einer entweder dünnen oder gallertigen Masse gefüllt sind. Beim Carcinoma fibrosum des Magens erleidet die Muskelhaut eine eigenthümliche Veränderung, die aber dieser Krebsart nicht allein eigen ist, sondern auch beim Markschwamm des Magens und beim Alveolarkrebs dieses Organs hier vorkom- men kann. Während die Schleimhaut und fibröse Haut des Ma- gens zu dem Gewebe des Carcinoma fibrosum aufschwellen, schwillt auch die Muskelhaut, aber auf eigenthümliche Art. Auf dem Durchschnitt sieht man lauter durch die Dicke der Muskel- haut gehende häutige Abtheilungen, deren Räume mit festen fa- serigen Massen gefüllt sind; die Fasern laufen in ganzen Massen in einer Richtung und meist in der Richtung der Dicke der Muskel- haut, gerade oder schief. Diese Bildung ist neu und keine blofse Veränderung der Muskelsubstanz, denn man kann die Muskelfaser- bündel noch zwischen den Abtheilungen des neuen Gewebes und auf denselben erkennen und isolirt präpariren. Diese eigenthüm- liche Veränderung der Muskelbaut bei mehreren Formen des Magenkrebses ist ein sicheres Zeichen einer krebshaften De- generation dieses Organs, aber kein Zeichen einer bestimmten Krebsart. 3. Carcinoma alveolare, Alveolarkrebs. Die ganze Masse bildet lauter häutige Zellen von +-2 und 3 Linien Durchmesser. Diese Zellen sind strotzend mit einer durchscheinenden gallertigen _ Masse gefüllt, welche beim Kochen keinen Leim giebt, wenn sie, aus den Zellen ausgeprelst, allein gekocht wird. Zuletzt brechen die Zellen nach innen gegen die Magenhöhle auf. Die Geschwulst, einer Honigwabe ähnlich, kann eine ungeheure Gröfse erreichen. _ Diese Form kömmt vorzugsweise im Magen vor; mit Carcinoma fibrosum verbunden habe ich sie nur einmal in der weiblichen Brust gesehen. Cruveilhier hat die Form schon gekannt. 4.,Carcinoma medullare, Markschwamm oder Blut- ‚schwamm. Grundlage von unregelmälsig verwebten Fasern, mit ‚vorwiegender Masse von rundlichen Kügelchen sehr verschiedener -Gröfse ın derselben Geschwulst und in verschiedenen Geschwül- sten. Die Menge der leicht ausdrückbaren aus Kügelchen und einem Fluidum bestehenden Materie, womit die Maschen der Fasergrundlage infiltrirt: sind, bildet das Characteristische. Zu- ‚weilen entwickelt sich das Fasergewebe strahlig. 112 5. Carcinoma hyalinum, Hyalinischer Krebsschwamm. Ganz weiche, durchscheinende, auf der Oberfläche sehr gefäls- reiche Masse. Läfst sich durch Reilsen in strahlig oder quast- artig vom festen Boden ausgehende Bündel zerfällen. Diese Bün- del bestehen alle aus nebeneinander liegenden ganz durchsichtigen — Fasern. Die beim Markschwamm vorwiegende Bildung von Kü- f gelchen fehlt. Die Blutgefälse laufen mit den Fasern vom Boden — radial aus, und bilden auf der rothen Oberfläche des aufgebroche- nen weichen Schwammes ein dichtes blutreiches Netz. Einmal an der Brust beobachtet; das Übel kehrte nach zweimaliger Ex- stirpation wieder. 6. Carcinoma phyllodes, blätteriger Krebs. Zusammen- hängende, zu ungeheurer Grölse noch vor dem Aufbruch an- wachsende Geschwulst von grolser Festigkeit, durchgängig aus festen, untereinander theilweise verwachsenen grolsen Blättern bestehend. Zwischen den Blättern bleiben überall Lücken, aber i die Blätter liegen mit glatten Oberflächen dicht aneinander und zwischen ihnen bleibt kein Raum für Ansammlung von Flüssig- keiten. Die Blätter sind sehr fest, durch und durch aus mikro- skopischen verflochtenen Fasern gewebt; hier und da zeigten die freien Ränder der Blätter in einer dieser Geschwülste einen ein- geschnittenen, gekerbten Rand. Die Geschwulst wurde drei- mal in der weiblichen Brust gesehen und scheint selten, da sie unter einer sehr beträchtlichen Anzahl von untersuchten Brust- ° krebsen so oft vermifst wurde. In zweien Fällen war es unbe- kannt, ob das Übel nach der Exstirpation wiederkehrte; in dem dritten Fall befand sich wahres Carcinoma phylliodes der Achsel- drüsen bei tödtlich verlaufendem Carcinoma hyalinum der weib- lichen Brust. 7. Carcinoma melanodes. Lappige Massen, mit fase- riger Grundlage und eingestreuten, theils sehr feinen theils star- ken rundlichen und ovalen Pigmentkugeln. Die feinsten Pigment- theilchen zeigen die Molecularbewegung wie die Pigmentkügel- chen des Auges. Der schwarze Krebs wurde in einem Fall mit Carcinoma reticulare des Auges zusammen gesehen. Alle Formen wurden durch Zeichnungen erläutert. Es versteht sich von selbst, dafs die mikroskopischen Cha- ractere der Krebsarten in den meisten Fällen nur an ganz fri- 113 schen Präparaten studirt werden können; namentlich gilt diels vom Carcinoma reticulare und hyalinum. Die mikroskopische Analyse mufs übrigens mit der chemi- schen Untersuchung Hand in Hand gehen. Manches zeigt sich unter dem Mikroskop ähnlich, was chemisch verschieden ist. Fa- sern kommen im Innern aller Geschwülste vor, die nicht zu Balg- geschwülsten gehören, vom Polypen und Neurom bis zum Mark- schwamm, selten ist ihr. Vorwiegen oder ihre Anordnung cha- racteristisch. Kügelchen finden sich in unschuldigen wie krebs- haften Geschwülsten, in der unschuldigen lappigen eiweisartigen Fasergeschwulst und in gewissen Schleimhautgeschwülsten, die man gemeinhin Sarcoma nennt, oft in nicht viel geringerer Menge als im Markschwamm. Von den Geschwülsten, die nur in einzelnen Geweben vor- kommen, wurden zur Vergleichung mit den vorhergehenden vor- läufig das Neuroma der Nerven, die Knoten der serösen Häute (nur bei den Thieren gewöhnlich vorkommend, mit der Tendenz zur Coneretion), das sogenannte Osteosarcom der Knochen und die Schleimhautgeschwülste beschrieben. Von letzteren liegen drei Arten, durch Exstirpation heilbar, vor. Die Schleimhautgeschwulst mit strahliger Bildung und häufiger eingestreuter Masse von Kü- gelchen, der faserige Polyp, und der fein cellulöse Polyp oder Schleimpolyp. Dann schliefst sich als vierte Art die zottige Ge- schwulst der Schleimhäute an, deren Natur in Hinsicht der Heil- barkeit noch nicht recht gekannt ist. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: - Ewertz, Fundamental- Grundsätze der metaphysischen Kosmo- logie und Bewegungslehre, Riga 1836. 8. mit einem Beglei- tungsschreiben des Verf. d.d. Dünaburg 10. April d.J. Kops en van Hall, Flora Batava. Aflevering 107. 108. Amster- dam. 4. 12. December. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Weils berichtete über die von Hrn. Prof. Göppert in Breslau der Akademie zugesandten Exemplare von Steinkohlen, in welchen Abdrücke von Dikotyledonen zu erkennen wären. 114 Hr. Ehrenberg gab Mittheilungen über die in den Feuersteinen bei Delitzsch vorkommenden mikrosko- pischen Algen und Bryozoen als Begleiter der fos- silen Infusorien. Zur weiteren Untersuchung und Feststellung des natur- gemäfsen Verhältnisses der mikroskopischen fossilen Organismen, deren Erscheinung sich noch immer mehr ausbreitet, legte Hr. E. der Klasse mannigfache Materialien vor, deren völlige Verarbei- tung eine spätere Mulsezeit allmälig erst möglich machen soll. Aulser der Pyxidicula, welche in den Feuersteinen der Mark mit Kieselnadeln von Spongien häufig vorkommt, fanden sich in den Feuersteinen von Delitzsch, zwischen Leipzig und Wittenberg, zwei sehr ausgezeichnete Arten der Gattung Peridinium, P. pyro- phorum und delitiense, zuweilen fast die ganze Masse bildend, ferner drei, wie es scheint, noch lebende Arten der Gattung Xanthidium der Panzer -Infusorien, X. furcatum, aculeatum und pilosum und eine lebend noch nicht aufgefundene Art, X. ramo- sum. Mit diesen Infusorien gleichzeitig fanden sich ferner in den Feuersteinen oft sehr wohl erhaltene Fragmente von Salzwasser-, meist Meeres-Pflanzen und von solchen unläugbaren Seethieren, / die noch nie aulser dem Meere gefunden worden. Die frühere Methode des Beobachtens abgeschlagener feiner Splitter des Gesteins unter Wasser hat Hr. E. jetzt verlassen und vielmehr so feine Täfelchen aus Feuersteinen und Halbopalen schleifen lassen, dafs sie zu mikroskopischer Beobachtung und Demonstration ganz tauglich sind. Aus mehr als hundert zum Theil 1 Zoll grofsen, meist aber kleineren Täfelchen, welche so aufbewahrt und geordnet sind, dafs sie, ohne :erwechselt zu werden, der mikroskopischen Betrachtung stets zugänglich sind, und deren Sammlung er der physikalischen Klasse vorlegte, hat sich das Resultat gewinnen und feststellen lassen, dafs auch eine ganz ansehnliche Zahl mikroskopischer Meerespflanzen von den Feuer- steinen eingeschlossen werden. Die Mehrzahl sind solche zellige, gleichartig parenchymatöse Seepflanzen, welche Brongniart bei den Fossilen unter dem Namen „Fucoiden” begreift. Hr. E. unterscheidet bis jetzt fünf Hauptformen dieser Feuerstein-Algen, von denen vier zu jenen Fucoiden und nur eine zu den Gon- fervoiden ‘gehören. Im Halbopal und Polirschiefer haben sich 115 noch keine Spuren von Fucoiden gezeigt, nur Spongien oder Spongillen-Reste, als Confervoiden, und auch die Conferve dieser Feuersteine kann leicht eine Spongia sein. Die vier Fucoiden sind nicht vier Arten eines Genus, sondern Repräsentanten, Ty- pen, gewisser abweichender Structurverhältnisse, welche sehr klar und schön erhalten sind. Über ihr Verhältnifs zu den jetzt le- benden läfst sich nicht entscheiden, da letztere mikroskopisch so genau nicht analysirt sind. Die fossilen vier Typen umfassen zehn bis zwölf Arten. 1) Fucoides fistulosi, deren zelliger rundlicher Stamm in der Mitte hobl ist; solcher Bildungen fanden sich vier verschiedene. 2) Fucoides alati, deren zellig parenchymatöser, in der Mitte bohler Stamm seitlich geflügelt ist; mit einer Art. 3) Fucoides cellulosi, deren (fügelloser) Stamm im Queerdurch- schnitt nicht hohl ist, sondern aus gleichartig zelligem Ge- füge so besteht, dals die Zellen in mehrfachen Reihen con- ceutrisch um eine Mittelzelle geordnet sind. Solcher For- men sind zwei bis vier. 4) Fucoides stellati, deren Mitte des erfüllten Stammes aus mehreren sternartig verbundenen Zellen besteht, ohne ein- fache Mittelzelle. Solcher unterscheidet er vier bis fünf Arten. Zwischen diesen Pflanzen und Infusorien nun finden sich in den Feuersteinen auch einige Arten der Gattungen Flustra und Eschara der Moosthiere oder Bryozoen. Ja nicht selten fanden sich auch Infusorien in solchen Feuersteinen, welche Abdrücke von Seeigeln und Crinoideen enthalten, deren Kalkgehalt ver- schwunden ist, und welche ausschliefslich Seethiere sind. 15. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Raumer las „Mittheilungen aus dem Englischen Reichsarchiv über die Politik und den Hof Friedrich Wilhelm’s, des grolsen Churfürsten und über die Jugendjahre Friedrich’s II.” Die Akademie erhielt von ihrem auswärtigen Mitgliede, Hrn. Jacobi in Königsberg, eine vorläufige Anzeige über die Resul- tate der Untersuchungen, welche derselbe zur Vervollstän- digung der Variationsrechnung, so wie über die Inte- 116 gration der Differentialgleichungen der analytischen Mechanik unternommen hat. Bei den Problemen des Gröfsten und Kleinsten, welche von der Variationsrechnung abhängen, kannte man bisher keine allge- meine Regel, um zu erkennen, ob einer gefundenen Lösung ein Gröfstes vder Kleinstes oder keines von beiden entspricht. Man hatte sich zwar überzeugt, dafs es für diese Entscheidung darauf ankommt, ob die Integrale gewisser Systeme von Differential- gleichungen für das ganze Intervall, über welches sich das Inte- gral, welches ein Maximum oder Minimum werden soll, erstreckt, endlich bleiben; aber man konnte diese Integrale nicht darstellen, } und eben so wenig, unabhängig von ihrer Kenntnifs, entscheiden, ob sie innerhalb der gegebenen Gränzen stets endliche Werthe haben. Hr. Jacobi hat gefunden, dafs diese Integrale immer ge- geben sind, sobald man die Differentialgleichungen des Problems, d.h. diejenigen Gleichungen integrirt hat, welche erfüllt sein müssen, damit die erste Variation verschwinde. Hat man die all- gemeinsten Ausdrücke der Functionen gefunden, welche dieser Bedingung genügen, so ergeben die partiellen Differentialquotien- ten derselben nach den darin enthaltenen, willkührlichen Con- stanten genommen, die Integrale der Differentialgleichnngen, wo- von die verlangte Entscheidung abhängt. Es sei, um den einfachsten Fall zu betrachten, das vorge- legte Integral Sy ya; so wird y durch die Differentialgleichung af tw dy dx 2 d R bestimmt, wo y’ für na gesetzt ist. Der allgemeinste Ausdruck für y enthält zwei Constanten, ! d BERN. - 8 aind. Setzt man w=dy, W= 72 so wird die zweite Variation If 2 Af v\, aa; run + Zu )d= und die Existenz eines Gröfsten oder Kleinsten erfordert, dals 117 2 immer dasselbe Zeichen behält. Um aber die vollständigen Kriterien für das Maximum oder Minimum zu erhalten, muls man noch den allgemeinsten Ausdruck für eine Funktion v ken- nen, welche der Differentialgleichung a’f a dv a’f dy' \d 2) (ir de, genügt. 2 n Setzt man u=m« 140%, w Ei: Ib die partiellen Dif- ferentialquotienten von y nach den darin enthaltenen Constanten a, b genommen und «, £ neue willkührliche Constanten bezeich- nen, so ist er 07 1 du 9777: 72 er 2) der verlangte vollständige Ausdruck für v, welcher die willkühr- liche Constante £ enthält. Schwieriger ist die Untersuchung, wenn unter dem Integral- zeichen die höhern Differentialquotienten vorkommen; doch läfst sich die vollständige Theorie für alle Fälle aus den Eigenschaften einer besondern Klasse lineärer Differentialgleichungen ableiten. Was nun die aus dieser Theorie sich ergebenden Kriterien für die Existenz eines Gröfsten oder Kleinsten betrifft, so sind dieselben im höchsten Grade einfach. Man betrachte z.B. den Fall, wo, wenn unter dem Integralzeichen y mit seinen Differen- tialquotienten bis zum n‘" vorkommt, die Grenzen des Integrals, so wie die Werthe von y, y', y'”—' an diesen Grenzen gege- ben sind. Setzt man in die 2n Integralgleichungen mit ihren 2n willkührlichen Constanten diese Grenzwerthe, so werden die Con- stanten bestimmt; aber weil hierbei die Auflösung von Gleichun- gen nöthig ist, giebt es in der Regel mehrere Arten dieser Be- stimmung, so dals man mehrere Curven erhält, welche denselben Grenzbedingungen und derselben Differentialgleichung Genüge leisten. Hat man eine von diesen gewählt, so betrachte man den einen Grenzpunkt als fest, und gehe von ihm zu den folgenden Punkten auf der Curve über. Nimmt man einen dieser folgen- ‚den Punkte zum andern Grenzpunkte, so wird es nach dem eben ‚Gesagten sich ereignen können, dals man durch ihn und den er- sten noch andere Curven legen kann, für welche in diesen bei- 118 den Grenzen y’, y”...y'”') dieselben Werthe haben und welche der vorgelegten Differentialgleichung genügen. Sobald man nun, indem man auf der Curve fortschreitet, zu einem Punkte gelangt, für welchen eine jener andern Curven mit ihr zusammenfällt, oder wie man sich auch ausdrücken kann, ihr unendlich nahe kommt, so ist dieses die Grenze, über welche hinaus man das Integral nicht ausdehnen darf, wenn ein Maximum oder Minimum statt finden soll, und es wird umgekehrt immer ein Maximum oder Minimum geben, wenn man das Integral ‚nicht bis zu die- sen Grenzen erstreckt, vorausgesetzt, dals 5 zwischen den Grenzen sein Zeichen nicht ändert. Die Untersuchungen des Hrn. Jacobi, welche die analy- tische Mechanik betreffen, schlielsen sich an die von Hrn. Ha- milton gemachte Entdeckung an, dafs sich die dynamischen Pro- bleme, für welche der Satz von den lebendigen Kräften gilt, auf die Integration einer partiellen Differentialgleichung erster Ord- nung zurückführen lassen. Durch diese Zurückführung könnte wenig gewonnen scheinen, da nach der Pfaffschen, in den Ab- handlungen unsrer Akademie bekannt gemachten Methode — und für mehr als drei Variabeln kannte man bisher weiter nichts über die Integration der partiellen Differentialgleichungen erster Ord- nung — die Integration der partiellen Differentialgleichung, wor- auf das dynamische Problem zurückkommt, viel schwieriger ist, als die Integration des Systems der unmittelbar gegebenen ge- wöhnlichen Differentialgleichungen der Bewegung. In der That, wenn man die Untersuchung Hamilton’s auf alle partiellen Differentialgleichungen erster Ordnung ausdehnt, ist es umge- kehrt eine bedeutende Entdeckung in der Theorie der partiellen Differentialgleichungen erster Ordnung, dafs sie immer auf die Integration eines einzigen Systems gewöhnlicher Differential- gleichungen zurückgeführt werden können, welche bisher nach der Pfaffschen Methode nicht ausreichte. Wichtig für die Integration der Differentialgleichungen der Mechanik selber konnte dies nur werden, indem man nachwies, dafs die Systeme gewöhnlicher Differentialgleichungen, auf welche die partiellen Differentialgleichungen erster Ordnung zurückkom- men, einer besondren Behandlungsweise fähig sind, wodurch sie 119 sich von anderen Differentialgleichungen unterscheiden. Es ist Hrn. Jacobi gelungen, eine solche besondere Behandlungsweise auf- zufinden, indem er die Integrationsmethode, welche man Lagrange verdankt, wieder aufgenommen, und die Schwierigkeiten, welche der Ausdehnung derselben auf mehr als drei Variabeln im Wege standen, gehoben hat. Seine Untersuchungen begründen eine neue ‘Theorie der partiellen Differentialgleichungen erster Ordnung für jede Zahl Variabeln, welche für die Integration derselben die wesentlichsten Vortheile darbietet, und unmittelbar auf die Pro- bleme der Mechanik ihre Anwendung findet. Der beschränkte Raum dieser monatlichen Berichte erlaubt keine Darstellung die- ser neuen Methode, über welche man an einem andern Orte eine ausführliche Mittheilung finden wird. Eingegangen waren und wurden vorgelegt: Kabinets - Schreiben Seiner Königlichen Hoheit des Kron- prinzen vom 10. December d. J. über den Empfang des von der Akademie überreichten At Bandes der von ihr veranstalteten Ausgabe des Aristoteles. Schreiben des Hrn. Plantou in New-York vom 15. Nov. d. J., welcher der Akademie mehrere seiner Erfindungen in Be- zug auf die Eisenbahnen und die Dampfschifffahrt mittheilt. 22.December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Raumer las die Fortsetzung seiner „Mittheilungen aus dem Englischen Reichsarchiv über die Politik und den Hof Friedrich Wilhelm’s, des grofsen Churfürsten und über die Ju- gendjahre Friedrich’s IL” An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: C.H.Gräffe, die Auflösung der höheren numerischen Gleichungen, als Beantwortung einer von der Königl. Akad. der Wiss. zu Berlin aufgestellten Preisfrage. Zürich 1837. 4. mit einem Schreiben des Verf. d.d. Zürich 4. Dec. d. J. C. Lacher, Dichtungen in althochdeutscher Sprache. Speier 1836. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Speier 5. Sept. d.J. C.G. Alessi, Storia ceritico di Sicilia. Vol.I. P.1.2. Catania 1834. 35. 4. 120 ."Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1836, 24 Semestre. No.20. 21. Paris. 4. L’ Institut. 1. Section. Sciences math. physig. et naturell. 4. Annee, No. 186-188. Paris 1836. 4. Seine Majestät der König hat nach einer heute vorgelegten Kabinets-Ordre vom 17. Dec. d.J. den von der Akademie über- reichten 4' Band der von ihr veranstalteten Ausgabe des Ari- stoteles anzunehmen geruht. : >. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Zweiter Jahrgang 1837. 14 „A ki ’ R Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königl. Akademie der Wissenschaften. - u u - D nu 4 > . .“ _ \ ' R r= ee“ 7 * -, e 4 2 “ 5 - Er — pr { x ” s Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Januar 1837. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 9. Januar. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Wilken las über die dem Leo Allatius, als Be- vollmächtigten des Papstes Gregor XV zur Übernahme der im J. 1622 dem römischen Stuhle von dem Chur- fürsten Maximilian von Baiern geschenkten Bidlio- theca Palatina, ertheilte Instruction. Diese Instruction war bisher nur in einer Lateinischen Über- setzung bekannt, welche der Bibliothekar zu Greifswald, Michael Friedrich Quade, verfertigt und im J. 1708 in einer kleinen Ge- legenheitsschrift durch den Druck mitgetheilt hatte. Diese in mehrern Sammlungen wiederholte Übersetzung ist aber theils in Folge der Unbekanntschaft des Übersetzers mit der Italienischen Sprache theils vielleicht absichtlich so sehr mit Ungereimtheiten aller Art angefüllt, dals der Verf. dieser Abhandlung sich veran- lalst sah, dieselbe in dieser Form in seiner im J. 1817 erschie- nenen Schrift über die Geschichte der alten Heidelberger Biblio - theken für unächt zu erklären. Ein ganz entgegengesetztes Ur- ‚theil aber wird durch die Italienische Urschrift begründet, wovon "der Verf. erst im J. 1827 in der k.k. Hofbibliothek zu Wien unter den ehemals dem Prinzen Eugen von Savoyen gehörigen _ Manuscripten dieselbe Abschrift kennen lernte und benutzte, nach welcher der Bibliothekar Quade seine milsrathene Übersetzung verfertigt hat. Da das Italienische Original durchaus keine der Ungereimtheiten enthält, welche diese Lateinische Übersetzung [1837.] 1 2 verunstalten, sondern dasselbe vielmehr alle Kennzeichen der Ächt- heit trägt: so tritt der Verf. dem Urtheile bei, welches Hr. Ranke (die Römischen Päpste im 16 und 17 Jahrhunderte Bd.3 S. 393. 394) zu Gunsten der Ächtheit dieser merkwürdigen Urkunde Ä ausgesprochen hat. Nachdem hierauf bemerkt worden, dals diese Instruction ohne Zweifel von dem durch die Gründung der be- rühmten Villa Ludovisi zu Rom bekannten Cardinal Nepote zur Zeit des Papstes Gregor XV, Ludovico Ludovisi, verfalst wor- den ist, so wurde der Inhalt derselben in einem vollständigen Auszuge mitgetheilt. 42. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Chamisso las über die Sprache von Hawaii (Sandwich - Inseln). Als er in den Jahren 1816 ur 1817 Bauk flüchtig be- rührte, war noch ‘kein Versuch ‘gemacht worden, die Sprache dieser Inseln der Schrift anzuvertrauen. Bei dem,’ was er in sei- nen Bemerkungen und Ansichten 1819 darüber zu sagen: veran- lalst wär, konnte er nur im Finstern tappend errathen. Die Ame- rikanischen Missionare landeten 1820 auf:Hawaii, ‚die Sprache ward zu einer Büchersprache, und, obgleich Grammatik und Vo- cabularium fehlen, so reichen doch die Druckschriften, die: wir aus der Presse von Honolulu besitzen, hin, einem TE Studium zu Grunde gelegt'zu werden. "Wilhelm von Humboldt schickte sich an, RW Licht sei- nes Auges auf .die Sprachen Polynesiens auszustrahlen: dieses Auge hat sich geschlossen. Hr. v. Chamisso bat in seiner Reise und in-seinen früheren Versuchen seinen Beruf zu erkennen geglaubt, dieses Feld der Sprachforschung urbar zu machen. Er hat unter- nommen, aus den vorhandenen Büchern die Sprache von Hawaii zu erlernen; sich vorgesetzt, eine Grammatik und ein Vocabula- rium derselben zu verfassen; und endlich sich vorbehalten, sie mit den anderen uns zugänglichen Sprachen und Mundarten gleichen Stammes zu vergleichen. Wir besitzen in der Sprache von Hawaii: das vollständige Neue Testament, etliche Bücher des alten, ein Gesangbuch und verschiedene Elementar-Schriften, unter welchen eine Erdkunde (8. 204 Seiten) besonders erwähnt zu werden verdient. 3 . Zur Vergleichung anderer Mundarten Polynesiens liegen vor: Grammatik und Wörterbuch der Tonga-Sprache. Mariner’s Tonga. 2. edit. Lond. 1818. 4 Grammar and Focabulary of the language of Et Zealand. Lond. 1820. A Grammar of tbe Tahitian dialect (Tahiti. Druckort und Jahr- zahl fehlen in unserm Exemplar). Nachdem Hr. v. Chamisso die Sprache von Hawaii durch Übung, Lesen und Vergleichen erlernt, hat er die Grundzüge ihrer Grammatik aus eigener Anschauung zu entwerfen versucht. Diese Arbeit eignet sich zu keinem Auszug; aber einer gründlicheren Untersuchung vorgreifend, kann schon jetzt gesagt werden, dals die Mundart von Hawaii im Wesentlichen mit der von Tahiti übereinstimmt, und die Kenntnils der einen ein leichtes Verständ- nils der anderen vermittelt. In beiden sind namentlich identisch: das persönliche Fürwort mit der doppelten ersten Person des Plurals und Duals, von denen die eine die angeredete Person mit einbegreift und die andere sie ausschlielst; — die drei Possessiv- Praepositionen mit veränderlichem Vocal nach der Weise des An- gehörens, einmal, wie das Kind dem Vater, das anderemal, wie der Vater dem Kinde angehört; — die Orts- und Richtungs- partikeln u.a.m. Abweichungen, die in Hinsicht des Artikels und der Bezeichnungen des Plurals, des Verbums u.a. sich scheinbar ‚ergeben, möchten vielleicht mehr in der Auffassung und Dar- ‚stellung liegen, als in der Wesenheit begründet sein; wie schon für das Auge eine nur scheinbare Verschiedenheit daraus erwächst, dafs die von den Hawaiiern gleichgültig verwechselten Mitlauter: % und z, Zund r, w (englisch) und o (französisch), im Hawaiischen: %, 4, und », im Tahitischen hingegen: z, r, und e geschrieben worden sind. Die Sprache von Hawaii, ohne alle Wortbeugung, entbehrt der Fähigkeit, viele Beziehungen zu bestimmen, die in unseren "Sprachen bestimmt werden, und bestimmt hinwiederum andere, ‚die wir ganz unbeachtet lassen. Bei der Starrheit ihrer Elemente, ist ihr Geschick zu bewundern, den Nachdruck beliebig auf die "That, den Thäter oder das Gethane, auf Handlung, Subject oder ‚Object, zu legen, und jedes Mal die Rede mit dem Hervorgeho- ‚benen anheben zu lassen. Sie erinnert hiedurch an die viel künst- 4 lichere stammverwandte Tagalische Sprache. Ihr scheint natürlich, was in unseren Sprachen nur der Meister des Styls erreicht. Nach der Vorlesung wurden folgende eingegangene Schriften vorgelegt: | Gelekrte Schriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg.1836, Heft 2. Kasan. 8. (In Russischer Sprache.) de Kerckhove dit de Kirckhoff, Histoire des Maladies ob- servees d la grande Armee francaise, pendant les Campagnes de Russie en 1812 et d’Allemagne en 1813. 3me Ed. Anvers 1836. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Anvers | 7. Sept. 1836. Gius. Meneghini, Ricerche sulla struttura del caule nelle piante monocotiledoni. Padova 1836. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1836, 24 Semestre. No. 22-24. Paris. 4. L’ Institut. 4. Section. Sciences math. physig. et naturell. 4. Annee, No. 189.190. Paris 1836, 4. 2. Section. Sciences histor. et philos. 1.Annde. N.6. ib. eod. 4. Annales des Mines. 3.Serie. T.X, Livr.4. de 1836. Paris. Juillet- Aoüt 1836. 8. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie el de Physique. 1836. Juillet. Paris. 8. 1 Unter der Genehmigung des hohen Ministeriums der geistl., Unterr.- und Medic.- Angelegenheiten, welche an diesem Tage vorgelegt wurde, hat die Akademie die Abschrift einer Attischen Inschrift von dem Hrn. Dr. Rols für 170 Rihlr. angekauft, so wie für das Corpus Inscriptionum Graecarum die Summe von 125 Rthlr. bewilligt. Desgleichen hat die Akademie auf dieselbe N Weise Hrn. Crelle 200 Rthlr. überwiesen, für die Auslagen der h unter seiner Aufsicht veranstalteten Tafeln der Primzahlen in der 5er und 6! Million. a 19. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. i Hr. H. Rose las über das Verhalten des Phosphor- wasserstoffgases gegen Quecksilberauflösungen. Die verschiedenen Modificationen des Phosphorwasserstoff- gases (P+3H) bilden in Quecksilberauflösungen Niederschläge, \ 5 welche insofern Analogie mit denen zeigen, welche Schwefel- wasserstoffgas in diesen Auflösungen hervorbringen kann, als sie aus Verbindungen von Phosphorquecksilber (2P +3Hg) mit Quecksilbersalzen bestehen, eben so wie Schwefelwasserstoffgas Verbindungen von Schwefelquecksilber mit unzersetzten Queck- silbersalzen bilden kann. Beide Gase zeigen sich aber wiederum darin gegen die Quecksilberauflösungen verschieden, als ein Über- maals des angewandten Phosphorwasserstoffgases die gebildete Ver- bindung nicht in reines Phosphorquecksilber umzuwandeln vermag, während ein Übermaals des Schwefelwasserstoffgases alle Ver- bindungen von Schwefelquecksilber mit einem Quecksilbersalze in reines Schwefelquecksilber umändert. In einer Quecksilberchloridauflösung entsteht durch Phosphorwasserstoffgas ein Niederschlag von gelber Farbe, der möglichst schnell mit kaltem Wasser ausgewaschen und im luft- leeren Raume über Schwefelsäure getrocknet werden muls, weil er sich sonst äulserst leicht zersetzt. Die vom Niederschlage ge- trennte Flüssigkeit enthält freie Chlorwasserstoffsäure, aber bei gehöriger Vorsicht, keine Phosphorsäure oder phosphorichte Säure. Schon durch eine sehr geringe Temperaturerhöhung wird aus der Verbindung Chlorwasserstoffgas entwickelt; bei stärkerer Hitze entweichen aulser diesem Gase metallisches Quecksilber, so wie Spuren von Phosphorwasserstoffgas, Wasserstoffgas und auch von Phosphor, und es bleibt eine geringe Menge von Phosphorsäure im ungeschmolzenen Zustande zurück. Mit kochendem Wasser in einem verschlossenem Gefälse behandelt, erleidet der Körper eine ähnliche Zersetzung; er verwandelt sich in metallisches Queck- silber, und das Wasser enthält Chlorwasserstoffsäure und phos- phorichte Säure. Die Umänderung wird zum Theil durch Wasser von einer Temperatur von 60 bis 70° C. bewirkt; man darf da- her den Körper nicht mit warmen Wasser aussülsen, er wird da- durch grau von reducirtem Quecksilber. Durch eine concentrirte Auflösung von Kali wird er schwarz, und in metallisches Queck- silber verwandelt; die Auflösung enthält Chlorkalium und phos- phorichtsaures Kali. Mit verdünnter Salpetersäure behandelt giebt diese Verbindung unter Entwicklung von Dämpfen von salpe- trichter Säure Quecksilberchlorür; in der Auflösung ist Phosphor- ure enthalten, und so geringe Spuren von Chlor und Queck- 6 silber, als eine verdünnte Salpetersäure vom (Queokeilkarchlaiil aufzulösen vermag. h Aus diesen Versuchen geht hervor, dals in der Verbindung Chlor i und Quecksilber in demselben Verhältnisse vorhanden sind, wie im Quecksilberchlorür, dafs Chlor, Phosphor, Wasserstoff und Sauer- stoff in dem Körper enthalten sind, wie im Phosphorchlorür (PE1?) und im Wasser, und dafs so viel von letzterem in ihm vorhanden ist, als nöthig ist, das Phosphorchlorür in Chlorwasserstoff- und in phosphorichte Säure zu verwandeln. Beim Erhitzen verwandelt sich diese in nicht geschmolzene Phosphorsäure, wobei Spuren von Phosphor, Phosphorwasserstoff- und Wasserstoffgas entweichen, N Die Zusammensetzung der Verbindung kann durch die For- mel (2P+3Hg) + GHg-+3€l) + 3H ausgedrückt werden. Meh- rere quantitative Analysen bestätigten die Zusammensetzung, die sich aus dieser Formel ergiebt. — Man könnte ihn auch betrach- ten als eine Verbindung von metallischen Nanduiihan, Phospbor4 chlorür (P€l?) und Wasser. N Leitet man Phosphorwasserstoffgas durch eine Auflösung von schwefelsaurem Quecksilberoxyd, zu welcher so viel verdünnte Schwefelsäure gesetzt worden ist, dafs durch Verdünd nung mit Wasser sich kein basisches Salz ausscheiden kann, so erhält man einen weilsen, schweren, sich leicht absondernde Niederschlag, der mit kaltem Wasser ausgewaschen, und im: luft“ leeren Raume über Schwefelsäure getrocknet, durchs Trocknen gelb wird. Wiederum der Luft ausgesetzt, wird er von neuem weils, und nimmt durch Aufnahme von Wasser an Gewicht zu. Erhitzt giebt er schweflichtsaures Gas, metallisches Queck# silber und es bleibt Phosphorsäure im geschmolzenen Wassers haltigen Zustand zurück. In Königswasser löst er sich leicht auf; die Auflösung enthält Schwefelsäure und Phosphorsäure. Auch“ mit Wasser gemengt, wird er durch Chlorgas ganz aufgelöst. Ob4 gleich er aus einer sauren Auflösung durch Phosphorwasserstoff“ gas gefällt wird, so besteht er aus einer Verbindung von basisch (zwei Drittel) schwefelsaurem Quecksilberoxyd, mit Phosphor= quecksilber und Wasser. Die Quecksilbetmenge im Phosphor- quecksilber verhält sich zu der im schwefelsauren Salze wie L:24 Seine Zusammensetzung kann durch die Formel PH) + («Hg +45) + 4H ausgedrückt werden. 1; 7 In einer Auflösung von salpetersaurem Quecksilber- oxyd, zu welcher so viel Säure hinzugefügt worden ist, dafs ein basisches Salz sich ausscheiden kann, bringt Phosphor- wasserstoffgas ebenfalls einen weilsen Niederschlag hervor, der im luftleeren Raume über Schwefelsäure getrocknet, gelb wird, aus der Luft aber wiederum Feuchtigkeit anzieht, und weils wird. Dieser Körper gehört zu den sehr heftig detonnirenden; eine Quantität von dem Volumen einer kleinen Erbse detonnirt in einem offnen Gefälse durch sehr mälsige Erhitzung mit dem Knall eines Pistolenschusses. Auch durch den Stols explodirt er, doch lange nicht so heftig wie durch Erhitzung. Leitet man, wenn auch sehr langsam, einen Strom von trocknem Chlorgas über die Verbin- dung, so findet, ohne dafs man dieselbe erwärmt, ebenfalls eine heftige Explosion statt, so wie die ersten Blasen des Gases mit dem Körper in Berührung kommen. Wird er mit Wasser gemengt, und durchs Gemenge Chlorgas geleitet, so wird er ohne Gefahr aufgelöst; auch wenn man ihn mit verdünnter Salpetersäure oder Königswasser behandelt, so löst er sich in der Wärme auf, ohne dals man eine Explosion zu befürchten hat. Die Zusammensetzung des Körpers kann durch die Formel: (2P + 3Hg) + (Hg-+3N.) ausgedrückt werden. Wird Phosphorwasserstoffgas durch eine salpetersaure Quecksilberoxydulauflösung geleitet, so erhält man einen tief schwarzen Niederschlag, der aber schon nach dem Auswaschen mit kaltem Wasser, durchs Trocknen im luftleeren Raume über chwefelsäure sich zersetzt. Es bilden sich dadurch in ihm eine zrolse Menge Quecksilberkugeln und eine diesen entsprechende enge von Oxyd. Erhitzt verprasselt dieser Körper mit Geräusch, aber ohne gefährliche Explosion. Er besteht wahrscheinlich aus Phosphorquecksilber mit salpetersaurem Quecksilberoxydul und "Wasser, aber wegen der so leichten Zersetzbarkeit des Körpers wurde nicht untersucht, in welchem Verhältnisse die Salpetersäure mit dem Quecksilberoxydul in demselben verbunden sei. w Als eingegangen wurde vorgelegt: m. Schlechtendal, Zinnaea. Bd. XI. Hefti. Halle 1837. 8. Ferner: Danksagungsschreiben der Aoyal Society of London für die derselben übersandten Abhandlungen der Akademie für 1832. Th.II. und 1834. 8 23. Januar. Sitzung der physikalisch-mathema- J tischen Klasse. ’ Hr. Steiner las über Maximum und Minimum des Bogens einer beliebigen Curve im Verhältnils zur zu- gehörigen Abscisse. Durch rein geometrische Betrachtungen läfst sich die cha- rakteristische Eigenschaft angeben, welche statt findet, wenn der Bogen s einer beliebigen (algebraischen oder transcendenten) Curve, der von irgend einem Punkte 2 derselben anfängt, im Verbältnils zu der zugehörigen Abscisse x ein Maximum oder Minimum wird. Die Betrachtung stützt sich auf den Fundamentalsatz: „Wenn die Ordinate y in irgend einem Punkte C der Curve auf der zugehörigen Tangente 2 nicht normal steht, also mit ihr, nach der concaven Seite der Curve, einerseits einen stumpfen w, und andererseits einen spitzen Winkel w, bildet, so schneidet die auf der Seite des stumpfen Winkels », zunächst folgende Or- dinate y, von der Curve ein kleineres Element s, ab, als von der Tangente z,, dagegen ist bei der im spit- zen Winkel », zunächst folgenden Ordinate y; das Element der Curve s, grölser, als das der Tangente t5, also s, 53”. Daraus folgt sofort leicht d« Satz: „Wird die gegebene Curve von dem Punkte B an, wo der Bogen s anfängt, abgewickelt; so ent- spricht jedem Punkte D, D,, D,, ...., in welchem die Evolvente die OÖrdinatenaxe F RN auf der ge- gebenen Curve ein solcher Punkt €, C,, Oz, +...» ‚für welchen der Bogan sim Verhältnils zu der zugehög rigen Abscisse x ein Maximum oder Minimum wird, nämlich ein Maximum oder Minimum, je nachdem der Winkel, den die Ordinate y in dem jedesmaligen End- punkte (C) desBogens mit der zugehörigen Tangente‘ t (oder DC) bildet, und in welchem das Ende des Bo- gens (BC) liegt, spitz (w,) oder stumpf (w,) ist”. F den Kreis insbesondere ergeben sich aus diesem Satze mehrere Eigenschaften. ) 26. Januar. Öffentliche Sitzung zur Feier des Jahrestages Friedrich’s II. Nachdem der vorsitzende Sekretar, Hr. Encke, diese Sitzung mit einer Einleitungs-Rede eröffnet hatte, las zuerst Hr. Ranke „über die Verfassung der Republik Venedig, besonders in Bezug auf den Rath der Zehn” und hierauf Hr. Ehrenberg „über das Vorkommen fossiler Infusorien”. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Februar 1837. E Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 2.Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Panofka las eine Abhandlung: Argos Panoptes, aus Zeugnissen alter Schrift und Kunst ans Licht gestellt. . Dem Berichte alter Schriftsteller über diese mythische Per- son folgte die Vorzeigung und Erläuterung von 16 auf Argos bezüglichen Vorstellungen, von denen 3 nur durch Beschreibungen der Klassiker uns bekannt sind, unter den übrigen aber 2 pom- pejanischen Wandgemälden, 3 gemalten Gefälsen aus Basilicata und Vulci, die andren einer Münze von Argos und geschnittenen Steinen und Pasten entlehnt sind. Diese Hülfsmittel führten in Bezug auf Argos zur Feststellung folgender Charaktere: 1) in der gewöhnlichen Mythologie erscheint derselbe meist als Hirt und Wächter der Kuh Io, seltner und nur in späterer Zeit als jugendlicher Heros. 2) In der Religion der argivischen Here, deren Priesterthum Io bekleidete, spielt er dieselbe Rolle, welche Herakles bei der mykalessischen Demeter hat, nämlich die des Kleduchos, Tempelpförtner, und des Hierophanten. 3) Die älteste Vorstellung ist die eines alläugigen Giganten, in welcher Macrob das:Bild des gestirnten Himmels erkennt, insofern seine unzähligen Augen die unzähligen Sterne versinn- en. Die Kenntnifs dieser Vorstellung. verdanken wir erst einer höchst interessanten volcentischen Vase, im Besitz des Hrn. Will. Hopei in London, auf welcher die Enthauptung des Argos durch das Schwert des Hermes dargestellt ist. In keiner Religion findet [1837.] 2 12 7 sich ein gleiches Bild eines von Kopf bis Fufs vorn und hinten mit Augen versehenen Mannes, als in der indi- k schen, wo der Gott Indra mit denselben 'charakteristischen Sym- A bolen uns entgegentritt, wie sich aus mehreren vorgelegten indi- schen Abbildungen dieser Gottheit ergiebt. Indels ungleich wich- tiger ist es, dals dieser Übskeintkmmsns künstlerischer Formen, welche beim‘Argos der Griechen und beim Indra der Inder un überrascht, eine Übereinstimmung kosmischer Ideen zum Grunde liegt, insofern der Gott Indra den Gott des Äthers, des Firmaments, der sichtbaren Himmel bezeichnet, also für die Erklärung des Macrob mehr Achtung und Glauben einflöfst, als man ihr sonst zu schenken geneigt wäre. Diese Vorstellung des griechischen Argos aber, die nur in der des Indra ihr Ana- logon findet, darf uns eben so wenig befremden, als diehundert- händigen Titanen, welche an der Spitze griechischer Kos- mogonie stehen und nur aus Bildern indischer Religion anschau- lich werden können.. Beide sind Zeugnisse von jener Wahrheit, welche das Studium der indischen Sprache, im Vergleich mit dem der griechischen, zu so grolser Evidenz erhoben hat, dafs näm- lich der Ursprung beider Völker ein gemeinsamer ist, weshalb die Offenbarung. des religiösen Glaubens, so sehr sie auch später‘ zerstört oder doch wenigstens entstellt und modificirt. worden, hie und da immer noch Spuren alter Einheit des Ursprungs uns zurücklassen mulste. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: D. M. Fernand. de Navarrete, Colleccion de los Viages Y Descubrimientos que hicieron por mar los Espanoles desde fines del siglo XV. Tomo1-3. Madrid 1825-29. 4. Ej. Yida de Miguel de Cervantes Saavedra. ib. 1819. 8. Ej. Disertacion hist. sobre la parte que tuwieron los Espanoles en las guerras de ultramar 6 de las Cruzadas etc. ib. 1816. 4. D. Jose Sanchez Cerquero, Observaciones hechas en el Obser- vatorio de San Fernando en el ano de 1835. San Fernando 1835. Fol. Preufs, Friedrich der Grofse als Schriftsteller. Berlin 1837. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Berlin d. 202 Jan. d. J: Prospect, Probebogen und Probeplatten des Werkes: . Gesenius, Scripturae linguaeque Phoeniciae monumenta quot= { j hen er 13 quot supersunt edita et inedita. Lips. 4. mit einem Schreiben des Verf. d. d. Halle d. 9. Jan. d. J. Comptes rendus hebdomadaires des Scances de l’Academie des Sciences. 1836. 2. Semestre. No.25.26. Paris. 4. en Er 1837. 1. Semestre. No.1.2. ib. 4. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1836. Aout. Paris. 8. ' Schumacher, astronomische Nachrichten. No.323. Altona1837. 4. Das hohe Ministerium der geistl., Unterr.- und Medie.- Angelegenheiten hat die Akademie, vermittelst Rescriptes vom 14. Jan., welches heute vorgetragen wurde, benachrichtigt, dafs des Königs Majestät die Erwählung der Herren von Olfers und Dove zu ordentlichen Mitgliedern der physikalisch - mathe- matischen Klasse, zufolge der Allerhöchsten Cabinetsordre vom 4. Jan., zu bestätigen geruht haben. Die Pariser Akademie hat, nach dem Schreiben des Hrn. Arago vom 23. Jan., die ihr übersandten Monatsberichte erhalten. 6. Februar. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. €. Ritter theilte die Hauptresultate seiner Unter- suchungen über die architektonischen Denkmale an der grolsen Königsstralse zwischen Indien, Persien und Baktrien mit, welche unter dem Namen der Tope’s, seit: kur- 'zem in grolser Anzahl, daselbst entdeckt worden sind, und erläu- terte diese durch Abbildungen und seine eignen Risse, welche ‚sich auf ihre eigenthümliche Construction beziehen. Die wesent- lichen dabei gewonnenen Thatsachen bestehen, insofern $ie sich ohne bildliche Darstellungen mittheilen lassen, in Folgendem. ‘ Der Tope von Manikyala wurde im Jahr 1810 von M. Elphinstone, auf dessen Rückkehr aus Kabul, benachbart dem Ostufer des Indus, auf halbem Wege zwischen ihm und dem Jelum (Hydaspes), in der Gegend um Rawil Pindi im Pendschab, entdeckt, welche man für die Lage des alten Taxila hielt, und der Tope selbst von dem Entdecker, wegen seiner ausgezeich- neten Bauart, für eine'Structur der Griechen aus der Makedonier Zeit gehalten, weil ex zugleich auch ganz abweichend von allen andern Bauwerken des übrigen Hindostan erschien. Er blieb, 14 seiner Grölse ungeachtet, ein Rundbau 320 Fufs im Umfang und 80 Fuls hoch, mit einer Kupola von oben geschlossen, ununter- Ni sucht bis auf des General Ventura Ausgrabung, im Jahr 1830, % zu welcher dieser, mit zahlreichen Arbeitern, von der Höhe der Kupola zur Tiefe, bis 20 Fuls unter die Basis in die Erde ein- dringend, an zwei Monat Zeit gebrauchte, aber durch allerlei seltsame, und, im Innern des dichten Mauerwerks, dem Stein- thurme, eigenthümlich vertheilte Pretiosen von Kupfer-, Silber- und Gold-Büchsen, mit kleinen Gold-Ornamenten, Edelsteinen, Krystallen u. a. m., zumal aber durch einen seltnen Münzschatz, von Kupfer-, Silber- und Goldmünzen, auf das reichlichste be- lohnt’ward. Der Ingenieur-Officier A. Court, der dem General, beide in Runjit Singhs Diensten, bei der Ausgrabung zur Seite stand, fand bald darauf noch, in denselben Umgebungen, die Rui- nen von 15 dergleichen Thürmen mit Kupolen, deren einer, 60 bis 70 Fufs hoch, im Innern ähnliche Gegenstände darbot, die in gemauerte Cellen eingeschlossen waren, deren wohl zusammen- gefügte Steinquadern Inschriften mit noch unbekannten Schrift- arten enthielten. Der Münzschatz wuchs hiedurch aus dem Innern dieser Bauwerke sowohl, wie aus den vielen Schutthügeln ihrer nächsten Umgebungen, bedeutend an. Als Al. Burnes, bald nach- her, den Schutt der Venturaischen Ausgrabung besuchte, sammelte er darin noch 70 Münzen, und entdeckte, im J. 1832, auf seiner weitern Reise nach Attok, zur Seite, am Wege, nicht fern vom Indus, noch einen andern compacten Thurm dieser Art, den er den Tope von Belur nennen hörte. Diels waren bis dahin die einzigen bekannten auf der Ostseite des Indus; aber, bald’ zeigte es sich nun, dals sie nur die ersten hohen Pylone, am indischen Osteingange, einer grolsen Reihe von ganz analogen, colossalen Mauerthürmen waren, die zu beiden Seiten der Königs- stralse und des Stromes von Kabul, das Terrassenland Kabulistans I hinaufsteigen bis zur Stadt Kabul, zu den Palseingängen des Hindu Khu, oder indischen Kaukasus, und selbst bis nach Bamiyan, der Alexandria ad Caucasum, oder sub ipso Caucaso. Sie sind auf # dieser Strecke von Moorcroft und Trebeck, Al. Burnes, Ch. Masson, Dr. Gerard und M. Honigberger, seit einigen Jahren entdeckt, ausgegraben und, nach gleichartigen Pretiosen und Münzen, reichlich ausgebeutet worden. Sie liegen vorzüglich Pr | 15 in fünf Hauptgruppen vertheilt, so weit sie bis jetzt aufgefunden „wurden, nämlich in Peschawer, in den Kbyberbergen, um Jellall- abad, um Kabul und auf der Ebene von Beghram. Man kann ihrer schon über ein Hundert nachweisen, und ihre Zahl wird sich sicher mit dem Fortschritt der Entdeckung noch unendlich mehren. Vor wenigen Jahren hatte man sie noch übersehen, wie einst die Schneecolosse der Himalayaketten unbeachtet geblie- ben waren. Viele Tausende von Münzen, der verschiedensten Art, sind in ihnen und den Schuttumgebungen schon aufgefunden; obwohl sie auch sehr häufig fern von allen Spuren andrer Wohn- orte, oder auch nur bewohnbarer Stellen, in Schluchten, Berg- wüsten, auf Hügeln, oft mit weitläuftigen Substructionen unter ihnen, seltsam vertbeilt liegen. Auf der Ebene von Beghram, wo sich, zwischen den dortigen Schutthügeln und diesen Mauer- thürmen, Ch. Masson vorzüglich bereicherte, schätzt er die Summe der daselbst, seit langen Jahresreihen, durch die Schäfer auf ihren Triften eingesammelten Münzen, die von Kupferschmie- den und der Münze zu Kabul eingeschmolzen wurden, jedes Jahr etwa, nach eigenen Einsammlungen es berechnend, auf Dreifsig- tausend. Diese genannten Constructionen ziehen sich bis in das Gebirgsthal von Bamiyan, das durch seinen zahlreichen Höhlenbau, zu beiden Seiten des drei Stunden langen Felsthales, und durch die beiden in Berg gehauenen Colosse (eines 120 Fuls hoch) von neuem, am Schlufs dieser Monumentenreihe und als Schlüssel des bedeutendsten Hindu Khu-Passes nach Balkh, die Aufmerksamkeit “der Forscher auf sich ziehen. muls, zumal, da seine Denkmale bisher eben so unverständlich geblieben waren, wie es diese Mauer- . thürme bis jetzt noch blieben; nur, dafs hier offenbar eine Cul- turstralse, seit der Makedonier Zeit, durch sie bezeichnet ist, von welcher bisher die Geschichte durchaus keine Rechenschaft zu geben im Stande war. Die Münzschätze haben seitdem in Kabul und Calcutta, wie in Europa, zumal seit General Allard’s Mit- theilungen derselben in Paris, die gröfste Aufmerksamkeit der Numismatiker erregt, um auf die Erbauer dieser Monumente und auf ihre Chronologie, die bisher ganz im Dunkeln lagen, zurück- zuschlielsen. Wir führen hier, nach den schon von Andern an- gestellten, numismatischen Untersuchungen nur an, dafs die in den Tope’s von Manikyala gefundenen Münzen in die verschie- 16 densten Arten zerfallen: in Römische, Sassanidische, Baktrische mit Griechischen Legenden, in sogenannte Skytho-Indische mite Griechischen, und Pehlvi oder Nagari Legenden, und Indische » mit Nagari oder unbekannten Inschriften. Die Römischen im Manikyala Tope sind, der Zeit nach, alle aus dem Ende der Römischen Republik, keine später als aus Augustus Zeitalter; aber in andern, auf der Westseite des Indus gelegenen, fand Ch. Masson neuerlich Goldmünzen von den Kaisern Theodosius, Marcianus und Leo, also bis in die Mitte des V. Jahrhunderts. Die Persischen Münzen sind auf den ersten Blick für Sassanidische erkannt, obwohl die Pehlvi Legende auf ihnen noch nicht entzif- fert ist, und die Erklärung zwischen Sapor II. (310 bis 380 nach Chr. G.) und Chosru Parviz (589 nach Chr. G.) schwankt, ob- wohl erstere mehr Wahrscheinlichkeit für sich hat. Da auf die- sen Münzen, die hier vorkommen, der Persische Feueraltar auf den Hindu-Münzen, mit demselben Sapor-Kopfe, durch Bilder des Krischna ersetzt, oder, auf andern, mit dem Buddha vertauscht wird, so ist wohl höchst wahrscheinlich, dals in jener Periode der Erbauung der Denkmale die Sassaniden - Herrschaft oder Ober- hoheit auch über diese Indische Grenzprovinz, in welcher Buddha und Brahmanen-Cultus neben einander bestanden, hinüberreichte, die Lichtreligion der Sassaniden daselbst aber nur die Staatsreligion, nicht die Volksreligion war, wie später der Islamismus. Die dritte’ Classe, die Indoskythischen Münzen, zerfallen, nach den bisher vollständig lesbar gewesenen Legenden, hauptsächlich in zweierlei Arten, in die Mokadphyses und die Kanerkos-Münzen, mit grie- chischer Schrift und Pehlvi, oder andern Charakteren und Typen auf dem Revers; von beiden sind dergleichen in jedem der bei- den gröfsten Tope’s von Manikyala gefunden worden; aber auch in denen von Kabul, so dals man, falls sie bei dem Aufbau als die currenten Münzen angesehen werden sollten, auf die Gleich- zeitigkeit der Errichtung dieser genannten Thürme zurückschliefsen dürfte, deren Grundlegung, in diesem besondern Falle, nicht viel vor das Ende des IV. Jabrh. n. Chr. demnach anzunehmen sein dürfte. Aber aufser diesen sind sehr zahlreiche Münzen anderer Regentenreihen, die jenen mehr oder weniger nahe stehen, auf- gefunden, welche, in unendlicher Mannichfaltigkeit vun Gepräge, Legenden und Typen, die Übergänge der Griechisch -Baktrischen 17 Herrschaft bis in das Indische Mittelalter herab, bis in die Periode ‚des Mohamedaner-Einfalls belegen. Wir übergehei hier die vie- len merkwürdigen Folgerungen, welche sich über die Gleich- zeitigkeit des verschiedensten Religionscultus in diesen Ört- lichkeiten, der Griechen, Zoroasterdiener, Mithrasverehrer, Bud- dhisten und Brahmänen, und über die Nachwirkung Griechisch- Baktrischer Cultur und Kunst in den Gebieten. so vieler Indo- Skythischen Dynastien, deren nun schon eine sehr bedeutende Zahl von Regentenreihen aus den Münzschätzen hervorging, für jene Periode, vom Norden her eingewanderter Getischer oder Dakischer Herrscher, an der ganzen Westseite des Indusstromes, von Kelat über Kabul und Bamiyan bis in die Gebirgslandschaften, aus alle diesem ergeben, und verweisen deshalb auf die Unter- suchungen seit Th. S. Bayer, H. Wilson, von Köhler, von Schlegel, und zumal auf die neuern von J. Prinsep, Ch. Masson, A. Court, Raoul Rochette, K. O. Müller u.a. Wo deren lehrreiche, numismatische Untersuchungen, die jedoch bisher die Natur der Denkmale selbst, in denen oder mit denen die Münzen nur vergesellschaftet (z. B. wie Baktrische und Indische) vorkommen, ohne das Wesen ihrer Natur zu entziffern, aufhören, oder sie ganz zur Seite liegen lassen, da fangen unsre Versuche, die Architekturen selbst, ‘mit Beihülfe von jenen, aber auf ganz andre Mittel gestützt, zu erklären, an, nämlich nach ihrer innern ‚Construction, in Beziehung auf Namen, Bestimmung, In- halt, Zeitumstände und Erbauer, so weit dies für jetzt, d.h. nach den vorliegenden, veröffentlichten Documenten über dieselben, möglich scheint. Wir übergehen die bisherigen verschiedenartigsten Hypothesen sie für Grabmale, Königsgräber, Tempelbauten, Ruinen von Ca- pitalen u. s. w. zu halten, und sparen für einen andern Ort alle näheren Entwicklungen und Beweise, da wir uns hier auf eine blolse Anzeige zu beschränken haben. Ein glücklicher Umstand hat die Möglichkeit der Enträth- selung jener Denkmale herbeigeführt, und auf historischem Wege beschleunigt, wozu die Vergleichung ihrer Construction mit an- dern, in gleichem Priesterstyl ausgeführten, obwohl andersartigen und sehr entfernten, jüngst entdeckten Monumenten hinzukommt. Nämlich die Auffindung der umständlichen Chinesischen Berichte 18 der Pilgerreisen Buddhistischer Priester (Foe-Diener) durch Cen- tralasien über Khotan (nahe Yarkend) und die Hindu Khu-Passagen nach Pe Hian thu, d. i. Nord-Hindostan, in das Mutterland ihrer Kirche, in das heilige Land ihres Religionsstifters, am Iudus und Ganges. Es ist: Fa Hians Reise, um das Jahr 400 n. Chr. G, durch Ab. Remusat im Foe koue ki, d.h. Relation über die Buddhistischen Königreiche, übertragen und commentirt; und: Hiüan Thsangs Reise, vom J. 630-650, durch J. Klaproth aufgefunden, welche beide Pilger, betrübt, dafs ihre Religions- bücher und Lehren (des Foe) nahe daran waren, ganz verloren zu gehen, oder durch Lücken entstellt zu werden, sich auf die weite Wallfahrt in die Westländer begaben, dort Sanskritische Urtexte einzusammeln, und die Reinheit der Lehre, des Cultus in der kirchlichen Heimath der Buddha- Patriarchen zu erforschen. Beide, zu denen wir, nach Neumanns Mittheilungen, auch noch die beiden Pilger Song yuntse und Hoeiseng, um das Jahr 518, hinzufügen können, werden von Gesellschaften geistlicher Ordensbrüder begleitet. Fa Hian durchwandert das heutige Land der Ungläubigen, Kaferistan, auf jetzt unwegsamen, damals schon durch Kunst gebahnten Wegen, wo das Königreich Tholy, ein uns jetzt unbekannter Buddhistischer Gebirgsstaat, durch seine Denkmale merkwürdig wird, mitten im Schneegebirge des Tsoung ling, oder innern Hindu Khu. Er betritt den Boden Hindostans zuerst in dem Königreiche U tshang (Udyana im Sanskr., d. h. der Garten), das der Kabulstrom durchzieht, und verweilt eine Zeitlang in dessen Capitale, Meng kie lo, wo er viele Architek- turen beschreibt, in denen wir auch die Thürme der Moszumenten- gruppe um Jellallabad (das Masson wegen seiner Münzschätze für Nysa hält) wieder erkennen. Hiüan Thsang, über 200 Jahr später, tritt über das Schneegebirge von Badakhshan, durch Fan yan na (Bamiyan) und Kiapissi (Kabul) in Kipin (Kophene) ein. Beide setzen über Kian tho lo, oder Kian tho wei (Kandahar), ihre Wanderungen nach Süden und Osten zum Indus, durch Buddhistische Königreiche, fort, und treffen erst im Osten des $ Indus, über Mathura zum Ganges hin, und bis zum Königreiche Magadha, dem Vaterlande ihres Religionsstifters, die neben’ den Buddhistischen gleichzeitig bestehenden Brahmanischen Königreiche. In allen diesen von ihnen durchwanderten Landschaften beschreiben 19 sie den mehr oder minder blühenden Zustand ihrer Kirche, ihrer Tempel, Klostergesellschaften (Seng kia lan) und sehr viele Archi- tekturen, unter denen aber die Sutupo’s, oder Tha’s, die zahl- reichsten sind, was beide berühmte, nun verstorbene Sinologen, übereinstimmend, für identisch halten, und stets durch Thurm (tour) übersetzen. Nach ihnen und Morrison, im Chinesischen Wörterbuch, der die Abbildung des Tha giebt, wird, heutzutage, mit Tha, identisch mit Tupo (Thurm) und Su-Tupo (hoher Thurm u. s. w.) jeder etagenreiche, zugespitzte, inwendig hohle, den Seiten nach polygonale, mit vielen vorspringenden Schirmdächern überschattete Pagodenthurm, deren China so unzählige hat, bezeichnet, diesel- ben, welche als Porzellanthürme, ihrer Form nach, so allgemein bekannt sind, und daher als völlig verschiedene CGonstructionen von den einfachen compacten Steinthürmen der Tope’s, die nur ein niederes Podium mit Pilasterkranz umgiebt, ohne sichtbare Etagen, und stets durch eine gewölbartige Kupola geschlossen sind, erscheinen. Tu po, Sutupo, oder Sutheou phu, u.a. Chinesische Sprachformen, erkennen A. Remusat und Klaproth als die Umschreibung des Sanskritischen Stüpa (nach H. Wilson’s Sanskrit-Dictionair „a heap, a pile of earth,” womit Bopp über- einstimmt) an, was dem Begriff des Tumulus entspricht; und die Stüpa’s am Indus und Ganges halten sie daher für jene Pago- ‚denartigen Bauwerke mit Etagen und zugespitzten Thürmen, wie sie heutzutage daselbst auch noch, jedoch ebenfalls in den Län- dern der Jainas und Rajeputen in Indien, mitunter, vorkommen. araus kann also noch keine Erklärung hervorgehen; denn diese mächtigen, breiten, compacten Mauerthürme, auf der Westseite les Indus, zeigen keinen einzigen etagenreichen Spitzthurm, und, «bwohl in Dimensionen und Ornamenten untergeordneter Art von änander abweichend, stimmen doch alle, in ihrer runden Haupt- firm, mit dem breiten, gewölbartigen Steindache, aus Quadern amssiv aufgemauert, so sehr überein, wie nach ihrem Inhalte, dafs min sie, deshalb schon, nicht für durch die Willkühr verschiedener Individuen bedingte Bauwerke (wie etwa Mausoleen, Grabstätten ver- schiedener Könige und Dynastien) halten kann, sondern nur für reli- giös, die ihren gemeinsamen Typus demselben, durch alle Völker und | Herischaften gleichartig anerkannten Kirchengesetze verdanken. | . 20 Wir gehen nun einen Schritt weiter in unsrer Erklärung und finden im heutigen, auf Indischen Boden gebräuchlichen (im Hindi oder Hindki, auf der Ost- und Westseite des Indus), mo- dernen Namen Tope die im Volksdialeet verkürzte, antike San- skritbenennung von Stüpa noch im Gebrauche wieder, was von neuem, trotz der verschiedenen Form, die Identität der Tope’s mit den Sutupo’s bei Fa Hian zu bestätigen scheint. Im Namen Tope Manikyala, nach Masson’s Bemerkung; aber, aus dem längst bekannten Gebrauche, ihrem Buddha (Shakya-Mani) wie anderen Frommen die Würde des „Mani’” oder „Herrn beizu- legen, mit der localen Endbezeichnung kyala, ergiebt sich hier- nach die Bezeichnung, welche- so viel als Tumulus, Stätte des Herrn, oder Heilige Stätte, im gewissen Sinne heiliges Grab bezeichnet. Ohne die Ausgrabungen des Generals Ventura würde uns jedoch diese Identität sehr zweifelhaft, die ganze Frage über sie vielleicht ein unauflösbares Räthsel geblieben sein, die auch von allen Berichterstattern, selbst vom General und seinem Commen- tator, J. Prinsep, dem Secrelär der Calcuttaer Societät, und allen folgenden völlig unberührt geblieben ist. Glücklicherweise sind aber, bei jenen Ausgrabungen, wobei man alle Grundrisse und Aufrisse leider vermilst, die Tiefen der Fundorte, wenn nicht vollständig, doch mit hinreichender Genauigkeit nach Messungen angegeben, so dafs wir in diesen, nachdem wir uns aus ihnen die innere Construction des Mauerithurms entwickelten, den Be- weis selbst für die Identität gefunden haben. Aus General Ventura’s Originalbericht über seine Ausgrabung ergiebt sich, dals er die Kupola des Tope zwar zerstört fand, wie die Schlufs- mauern aller Kupolen, aber auch eine, aus grölsern Quaderı bestehende, auf der Höhe vorhandene Plattform, welche erst ak- gedeckt werden mulste, um seinen Schacht, in senkrechter Tief! durch Ausräumung gewinnen zu können. Schon am ersten Tage (28. April) ward, bei 3 Fuls Tiefe, der erste Fund gemacht von 6 Münzen, bei dem zweiten Fund (1. Mai), 12 Fuls tiefer, stels man auf ein vierseitiges, gut erhaltenes Mauerwerk, in dessen Mitte wieder eine Münze gefunden wurde. Dieses viersetige Mauerwerk stieg nun, im Innern der wilden Mauer des compieten Thurms, wie ein Brunnen oder innerer, aber ganz mit Mauerschutt | 4 21 und Quadern regellos gefüllter, engerer Thurm hinab in gewisse Tiefe, durch welchen man, in der Axe des grolsen Thurms, zu- letzt zur Mitte der untersten Grundmauer nach mühseliger Arbeit gelangen konnte. Am 6. Mai, in 20 F. Tiefe, fand man 6 Kupfer- und eine Silbermünze; am 8. Mai eine Metallbüchse mit einge- schlossener Goldbüchse und Goldmünze, Ringen u. s. w. und Sas- sanidische Silbermünzen, die auf dem Boden einer Steinkammer, 12 Fuls ins Gevierte, lagen. Diese Tiefe ist in Zahlen nicht angegeben. Aus dem nächsten, fünften Funde (12. Mai), bei 36 Fuls Tiefe, wo nur eine Münze sich zeigte, ergiebt sich aber, dals jene Steinkammer etwa 28 Fuls tief liegen mulste. Bei 45 F. Tiefe (25. Mai) fand sich eine zweite Kupferbüchse mit Gold- eylinder, Krystallen u. a.; bei 54 F. Tiefe (27. Mai) wieder eine Kupfermünze; bei 64 Fufs Tiefe (29. Mai), der achte Fundort; - Kupferringe, Muscheln, Sassaniden- Münzen, und, am letzten Tage des Mai, unter einer sehr grofsen Steintafel, welche man anfäng- lich für den Schlufs des Ganzen hielt, erst der neunte oder Hauptfund in einer Art gemauerter Steinkammer, die hermetisch verschlossene Kupferbüchse mit der gedrechselten Bronzebrüchse, die in ihrem Innern wiederum die Goldbüchse und die schönen Kanerkos und Mokadphyses Goldmünzen und Anderes enthielt. Unterhalb war Erde, in die man 20 Fuls tiefer grub, ohne irgend _ etwas weiteres vorzufinden. Hiernach also ergiebt sich, dafs bei 28 F. Tiefe eine obere, und unter 64 F. Tiefe eine zweite untere Steinkammer aufge- funden ‘war, welche, wenn man die Messungen in den Aufrifs bei ' Elphinstone einträgt, genau in den Anfang des Podiums fällt, 80 dafs der Pilasterkranz mit dieser untern Steinkammer gleich- mälsig den runden Thurmbau umläuft. Beurtheilt man nun das Übrige nach dem Reichthume des Fundes, so ergeben sich, an- fänglich, wenn man die beiden Stellen, wo jedesmal nur eine einzige Kupfermünze gefunden ward, wegläfst, sieben Fundorte, ‚Rechnet man aber diese, bei 36 F. und 54 F. Tiefe, wie billig, hinzu, weil alle jene Gegenstände, in ruhiger Stellung, an ihrer ursprünglichen Lage unverletzt geblieben zu sein scheinen, und nur mit Schuttmassen überlagert worden, so erhält man neun Fundorte, die, überraschend genug, in ziemlich gleichartigen Intervallen von einander abstehend, auf den Gedanken führen ? 22 müssen, dals sie jedesmal auf dem Boden einer Etage ursprünglich deponirt waren, welche durch die Schuttmassen seit einem Jahr- tausend von oben herab zugeschläimmt werden mulsten. So zeigte sich bald, nach geometrischem Aufrils dieser Verhältnisse, dafs der vierte Fund der ersten Steinkammer über der halben Höhe des Thurms, bei 45 Fuls Abstand von der Basis, lag, und den Boden der sechsten Etage bezeichnete; dafs aber der neunte Fund, unter 64 Fuls, dem Boden der ersten Etage innerhalb dieses innern Thurmkerns angehörte, und dafs die neun Fundorte die im Innern des Tope so geheimnilsvoll verborgenen neun Etagen auf das genaueste bezeichnen, welche aus der Basis bis zur Ku- pola, innerhalb des compacten Mauerwerks, einst emporsteigen mulsten. In aufsteigender Höhe, nach der Ausgrabung zu rech- nen, liegt die Schwelle dieser Etagen bei 74, 64, 54, 45, 36, 28, 20, 12 und 3 Fuls; die Intervallen der Fundorte weisen aber den beiden untern Etagen jeder 10 Fuls Höhe an; den beiden folgenden, nämlich der dritten und vierten, jeder 9; der fünften, sechsten und siebenten jeder 8, und der achten wiederum 9, der neunten, obersten, aber nur 3 Fufls an. Die zu grolse Zertrüm- merung des obersten Theiles der Kupola erklärt es leicht, warum hier die beiden obersten Fundorte kein gleich sicheres Maals für antiquarische Forschung abgeben, wie die untern. - Diese glücklich an den Tag geförderte, innere Construction des Tope von Manikyala, welche an der äufsern Facade des Ge- bäudes durchaus nicht bezeichnet ist, und auch von den Ausgra- bern selbst nicht einmal aufgefalst wurde, bestätigt sich wohl, in Einzelnheiten, auch bei andern Tope’s, zumal bei den von A. Court gemachten Nachforschungen; da aber die meisten der andern Antiquitätengräber durch Seiteneinbrüche, eigentlich nur Raubbau nach dem Inhalt betrieben, und kein einziger der übri- gen Tope’s, wie dieser colossale, von der obersten Höhe bis zur ganzen Tiefe der Basis, was freilich auch sehr anstrengende Ar- beit gab, regelmäfsig, hinsichtlich seiner Construction, erforscht ist: so haben wir auch nur von ihm hier die vollständigen Er- gebnisse aufführen können. Setzen wir aber dennoch unsre Zweifel dagegen fort, dafs ein etagenreicher Spitzthurm identisch genannt werden könnte mit einem breiten Dombau, wenn dieser schon solche Etagen mit . 28 ‘ - Reliquien, Weihungen u. s. w. in seinem Innern geheimnifsvoll - | - " verschliefst: so haben wir noch folgende zwei positive Thatsachen aufzuführen, welche dieses architektonische Räthsel vollkommen - lösen: nämlich das Buddhistische Dogma von der Hinfälligkeit des menschlichen Leibes, das symbolisch in die Architectur über- ging, und die analogen Bauwerke der kürzlich wieder entdeckten antiken Capitale in.den Wildnissen des centralen Ceylon’s. Dem Fa Hian, der, nach dem Jahr 400, seine Pilgerreise auch bis in Buddha’s Vaterland, Magadha, fortsetzte, um dort alle Stationen - des Religionsstifters kennen zu lernen, ward am Gangesufer, unter - andern, auch die Stelle gezeigt, wo Buddha einst seinen Schülern predigte über: „den Unbestand der Dinge, die Hinfälligkeit des „Lebens, über den Schmerz und über den Vergleich des mensch- „lichen Leibes mit der Wassserblase, der, wie diese, aus den „vier Elementen bestehend, gleich schnell vergehe.” Dieser Text der Predigt ward das Lieblingsthema eines, die irdische Hülle betreffenden, ascetischen Philosophems, das nicht blofse Legende ' sein konnte, weil dessen gewichtvolle Bedeutung, auf sinnige Weise, in den Kirchenstyl der Buddhistischen Architektur schon seit einem halben Jahrtausend vor Fa Hian’s Zeit übergegangen war. In den Singbalesischen Annalen, dem Mahavamsa nämlich, ist umständlich von des frommen Helden und Königs Dutu Gameny - (150 Jahr vor Chr. Geb.) colossalem Prachtbaue des Dagoba (d.h. der Körperverbergende, nach W. v. Humboldt’s ‘Sprachuntersuchung, aus dem Pali und Sanskrit) Ruanwelly, zur Aufnahme der Buddhareliquien die Rede, die von aufsen ge- ‚schlossen wurden, zu denen nur für die Priester ein verborgener unterirdischer Gang blieb. Der Bau wurde in neun Etagen auf- geführt, und der König befahl, ihn mit einem Dombau „in Form „einer Wasserblase, nach oben, zu schlie[sen.” Die Anwendung dieser priesterlichen Form finden wir nun in den antiken Ruinen der alten Capitale Ceylons, die schon Ptolemäus im II: Jahrh. nach Chr., genau ihrer Lage nach, unter Anuro- grammum (jetzt Anu raja pura, d. h. Pura, die Stadt, was mit grammum identisch ist, des Raja Anu) beschreibt, und die erst im J. 1829 von Chapmann, in den dichtesten Wäldern der Insel, entdeckt sind, wieder, wo noch heute sieben solcher colos- salen Dagop-Baue, um die Terrassen der Bogahas, oder heiligen 24 Feigenbäume, sich wirklich in Blasengestalt, sogar einer bis zu 160 Ellen hoch, erheben, und den Tope’s am Indus und Kabulstrom ganz analoge Bauwerke, in antiker Einfachheit, dar- stellen, von denen anderweitige, ebendaselbst wie in andern Län- dern, aus jüngern Zeiten erbaute Monumente, freilich durch man- nichfaltigere Formen entstellt, gar mannichfach abweichen. Das Räthsel der Tope’s oder Stupa’s in Kabulistan, welche demnach identisch mit den Dagop’s in Ceylon und den Sutupo’s von Fa Hian, wie mit den heutigen Tha’s in China sind, scheint hiedurch völlig gelöst. Es sind in der That, wie W. v. Hum- boldt die von ihm auf Java näher erforschten Dagop’s, so cha- rakteristisch wie scharfsinnig, aus wenig vorliegenden Daten be- zeichnete, jene öffnungslosen, zur Aufbewahrung oder Verbergung eines Heiligthums bestimmten Massen; nicht innerlich zu Lebens- zwecken eingerichtete Gebäude, sondern für Jahrtausende geschlos- sene Denkmäler. Was diesem scharfsinnigen Forscher aber, da- mals, noch nicht bekannt sein konnte, die Tope’s am Indus, wie der colossale Bau vom Manikyala, verbergen, unter der Form der Wasserblase, noch im Innern, geheimnifsvoll, den Thurm mit den 9 Etagen, dessen Ausbau Dutu Gameny, zu seiner Zeit, auch schon anbefahl. Diese Etagen, welche in allen ostasiatischen Bauwerken analoger Art sich bald so, bald anders wiederholen, bezeichnen aber die Nidänas oder die geistigen Lebensstufen, die verschie- denen sogenannten Existenzen (auch Buddhistische Himmel), welche dıe fromme Erhebung der Seele, nach der Buddhistischen Kirchenlehre, hindurchgehen muls, um in das Nirwäna oder in die Ewigkeitsgedanken einzugehen; jede dieser Stufen ist durch besondere Arten der Weihungen in den aufgefundenen Fundorten bezeichnet. In dem Tope von Manikyala sehen wir, demnach, den vergänglichen, irdischen Leib (die Wasserblase), mit der sich durch verschiedene Existenzen steigernden Seele des Frommen (dem Etagenthurm) innerhalb der Lebenszeit, gleichsam die Meta- physik und Moral dieser Buddhistischen Dogmatik noch vereinigt in einer und derselben Form symbolischer Architektur. Nur der oberste Theil, die kegel- oder schirmförmigen Thurmknopf- Ornamente, wie sie die Ceylonensischen Dagop’s heute noch zeigen, sind auf denen am Kabulstrom überall durch die Wuth der Mo- hamedaner herabgerissen, weil diese einst aus Silber- und Gold-. 25 Ornamenten bestanden, woraus sich zugleich der zerstörte Zustand aller obern Kupola’s jener Tope’s hinreichend erklärt, wie die Zerrüttung in ihren Substructionen, wo man den geheimen Zu- gängen der Priester wohl nachspüren konnte, oft aber durch die geschickte. Verbergung der Schätze im Innern getäuscht ward. Denn schon in den Annalen des Mahavamsa wird gesagt, wie das Iunere dieser Reliquiencellen. auf das. sorgfältigste durch eine “ mächtige Steintafel geschlossen ward, so dicht, wie der Text sagt, dals auch: nicht ein einzelnes Haar hätte durchdringen können, . woraus sich, bei der Unwissenheit und Sorglosigkeit der neuesten Ausgrabungen, vollkommen: erklärt, weshalb man so rathlos über die ‚innere, wahre Construction ‚dieser Bauwerke geblieben: ist, da man nur auf den Raubbau der Anticaglien, Münzen u. s. w. ausging, zugleich aber auch. die. Möglichkeit, wie sich diese klei- nen, oft zarten Gegenstände so viele Jahrhunderte hindurch un- verletzt erhalten konnten. Die Ceylonensischen Denkmale blieben in ihrem Innern bis jetzt noch unerforscht. Mit dem Fortschritt der modernen Jahrhunderte traten, zu- mal 'ostwärts von. Ceylon und dem Indus, durch die baulustigen, - Buddhistischen Völkergebiete der Nepalesen, Tübeter,: Chinesen, diese früherhin symbolisch vereinigten Elemente architektonisch auseinander: denn westwärts ‚wurden, seit den Einfällen der Mo- _ hamedaner, keine Gebäude dieser Art wieder aufgeführt. Der dichte Mauerkern der Wasserblase erweiterte ‚sich, aus der innersten, kleinen Steinkammer zum hohlen Tempelhause mit dem Domgewölbe, und der innere Etagenthurm hob sich zum äufsern, sichtbaren Thurm-Ornament, .als Pyramide oder Thurm über dem Domdach, mit 7, 9 oder 13 Stockwerken, luftig empor, weil es dreierlei Reihen jener zu durchlebenden Nidänas oder Existenzen (auch Himmel) zu immer höherer Weihe giebt, deren heilige Zahlen aber keine Änderungen erleiden. So sind die Tempel in Nepal und Hinterindien, die durch Hodgson und Andere, unter dem Namen Chaitya (d. h. Tempel; dies ist aber auch zugleich der Name des heiligen Feigenbaums, "Endlich, noch weiter im Osten, fällt oft auch die Gewölbform, der Banjane, Ficus indica oder auch religiosa) bekannt wurden. die Wasserblase, als Tempel in den spätern Jahrhunderten mehr oder weniger ganz weg, die verdunkelte Speculation verschwindet 26 auch in ihrem Symbol aus der Architektur, und bei dem prak- tischen Chinesen bleibt nur die Symbolik der Moral, im Etagen- thurm vorzugsweise zurück, der sich nun überall selbstständig in den Porzellanthürmen und unzähligen andern, als Tha in den modernen Jahrhunderten, auch ganz einsam, erhebt und überall hin verbreitet hat. So konnte und mufste also der Sutupo oder Tha der Chinesen, der erst mit dem Buddhacultus aus Indien nach China, als dem Foe (d. i. Buddha) geweiht, übertragen ward, zu Fa Hian’s Zeit ganz identisch mit den Stüpa’s, oder heutigen Tope’s, am Indus sein. Selbst das höchste Ornament' des chine- . sischen Pagodenthurms, wie aller Chaitya- Tempel in Nepal und Hinterindien, nämlich der Thurmknopf, mufs, in der höchsten Spitze, immer noch den geweihten, ausgespannten Sonnenschirm - enthalten, jenen religiösen Chattah, der sich öfter ebenfalls 7, 9 und 13 Mal übereinander wiederholt, und selbst aus den Grotten- sculpturen von Kenery auf Salsette und von Karli bekannt ist, ja sich als allgemeinstes Symbol im Gepräge unzähliger der wie- deraufgefundenen Münzschätze nachweisen läfst, ohne jedoch, bis jetzt, für dasjenige anerkannt worden zu sein, was er wirklich ursprünglich bedeutet, wovon wir aber im Mahavamsa, wie in jeder Buddhasculptur nach dem Buddhagesetz, und in der Legende den übereinstimmendsten Aufschlufs nachweisen können. Er ist nichts anderes, als das Symbol des fächer- und schirmartig aus- gebreiteten, durch seine pantheistische Deutung im Sankya Systeme bekannt genug gewordenen heiligen Feigenbaums (Banjane, Bo oder Buddhabaum, Chaitya, Fic. indica oder auch religiosa, s. Erdk. Asien IV. 2. Abth. S. 656-688.), unter welchem Buddha in Magadha „in seinem 35°" Lebensjahre, in gerader, unbeweg- licher Haltung, mit untergeschlagenen Beinen sitzend, acht Tage lang in die Ewigkeitsgedanken der Bulse (Dhjana), vor seinem Eingang in Nirwäna, versank, wo er in der letzten der Nächte die Shimnu, seine dämonischen Widersacher, besiegt, dann Ma- gadhas ewigen Thron ersteigt, zum vollendeten, machtvollkom- menen Shakyamuni und zum unversiegbaren Lebensborne für Alle ward, um am Tage darauf, als Haupt aller Bogda’s in der Stadt Waranassi (Benares) das Rad der Lehre in Schwung zu setzen.” Daher mufs jede seiner Abbildungen, seit frühestem Anbeginn, wenn sie kirchliche Weihe haben soll, in dieser Stellung, in 27 innerlicher Beschauung sitzend, gefertigt sein, und Fa Hian wurde in einem der Buddhatempel am Ganges das erste sitzende Bild dieser Art gezeigt, das als Musterbild von vier Classen derselben, dem alle andern nachgebildet sein mufsten, damals wenigstens galt. Auf Ceylon traten die Bekehrer zum Buddhismus unter dem heiligen Feigenbaum als Lehrer auf, der deshalb auch durch die ganze Insel ‘gepflanzt ward; ebenso in Hinterindien. Alte Javanische Goldmün- zen und viele Indo-Skythische zeigen noch im Gepräge den heiligen Baum, der sein Schirmdach über die Tempel ausbreitet. Als Symbol tritt in der Sculptur dessen Schirmdach, bald als stehender Son- nenschirm, denn an den Stamm ist Buddha gelegt, dann als Schutz- dach, Baldachin, Thronhimmel u. s. w., in den verschiedensten ‘Formen, immer in gleicher Weise an unzähligen sitzenden Buddha- figuren hervor, und ebenso, in gleichem Sinne, mufsten die Re- liquien Buddha’s unter demselben schirmenden Symbole in den Dagop’s ruhen, die in den Grottensculpturen ihre einfachen, ‚oder drei- und mehrfachen Schirme tragen. Kein Wunder, wenn nun auch in den Stupa’s und Sutupo’s die Spitzen aller Thürme, ja alle Tempel insgesammt, nichts anders als weiter entwickelte Ornamente des Schirmdachs, des Sonnenschirms, das ist, des hei- ligen Feigenbaums, sind, von dem der grofse Chaitya- Tempel in Nepal seinen Namen hat, weil er selbst, als Ort der Anbetung, nichts anders als die Kirche mit der Predigt unter der heiligen Banjane darstellen soll. Dieser Grundtypus in seiner ursprüng- lichen Einfalt und tiefen Bedeutung ist es, der seine antike Form "bald verlierend, bis zum 13fachen gesteigert (weil Buddha selbst 12 Nidäna’s durchgehen mufste um in Nirwana einzugehen), doch immer noch in dem modern abgeschmacktesten und überladensten "Ornamente des Sonnenschirms sich auf allen Buddhistischen Bau- werken augenblicklich wieder erkennen läfst. Unstreitig zierte es einst als Gold- und Silberschmuck die Kuppel aller Tope’s am ‚Indus und in Kabulistan, mit deren Herabreifsen die Zerstörung der ‘Moslemen überall begann; denn unter den minütiosen Pretiosen "und kleinen Metallfiguren, im Innern jener aufgefundenen Reli- "quienkammern, finden sich nicht nur die Formen der Tope’s, en "miniature, wiederholt, sondern auch die Schirm - Ornamente als ‘Schmuck der Deckel dieser kostbaren Metallbüchsen, oder „der Karanduas,” d. h. der Behältnisse, in denen die Reliquien 2 * 28 mancherlei Art eingeschlossen, noch immer, im Kleinen wie im Grofsen, unter demselben Schirmdach stehen. Diese das Ganze dieser Bauwerke, im Grölsten wie im Kleinsten, durchdringende, religiöse, sinnreiche, archi- tektonische Symbolik wird dadurch noch mehr erhärtet, dafs sich nun auch der Inhalt jener, im Kirchenstyl sogenannten Karandua’s (d.i. Behältnisse im Sanskrit), nämlich der innern, wieder aufgefundenen Steinkammern, wie der Kupfer-, Silber- und Goldbüchsen mit allen darin aufgefundenen verschiedenartigen Kostbarkeiten, wie Edelsteine, Perlen, Muscheln, Krystalle, geo- metrische Körper, Schmuck in mannichfaltigen Formen von Kupfer, Bronze, Silber, Gold, Lapis lazuli, Bernstein, nebst Aschen, Knochen, Lampen, Gemmen, kleinen Schriftrollen auf Birkenrinde u. a. m. fast vollständig aus dem Buddhagesetz von selbst erklärt, . Wir sind dadurch hinreichend unterrichtet, um den stets sich wieder- holenden Ausdruck in Fa Hian’s Pilgerreise zu verstehen, wo es in seinen Berichten von den Sutupo’s oder Tha’s, die in so grolser Anzahl in jener Zeit in den Buddhistischen Königreichen erbaut ‚waren, gewöhnlich heilst: „dafs sie mit Ornamenten von Silber und Gold geschmückt sind, mit Reliquien ver- sehen und mit der Zuthat von allen Arten der Pre- tiosen.” Die wörtliche Übersetzung dieses Ausdrucks ist, nach Ab. Remusat, im eigentlichen Sinne: „die sieben kostbaren Dinge,” wo aber nur das Bestimmtere für das Unbestimmte gesetzt ist, weil der Ausdruck ein kirchlicher ist, in welchem, nach gewissen Beziehungen, auch Variationen eintreten können, indem es verschiedene Reihenfolgen dieser sieben kostbaren Dinge giebt, welche die Reliquien stets begleiten müssen, worüber auch die alte Lehre des Buddhistischen Gesetzes, nach der symbolisi- renden Auslegung, vollständigen Aufschlufs giebt. Aus den schon im Foe koue ki erörterten Thatsachen geht, nach den Legenden vom ältern Buddha, das Alter der Erbauung dieser Thürme in die Zeit des ersten Jahrhunderts nach dem Nirwäna Buddha’s (1020 oder 950 vor Chr. G.), also in den Anfang ‘des 11‘ Jahrhunderts vor der christlichen Aera zurück, wo, um das Jahr 833, Ayu oder Ayuka (Asoka), der berühmte Herrscher in Magadha über Hindostan, am Ganges wie am Indus durch sein ganzes Reich ‚80,000 kleine und grolse Thürme erbaut 29 haben soll. Die speciell chronologischen Daten von einzelnen colossalen Thürmen dieser Art auf der Westseite des Indus, die sich auf bestimmte Begebenheiten der sogenannten historischen Person des Buddha (554 v. Chr. G.) beziehen, und an die Indi- sche und Chinesische Geschichte der Dynastien sich anreihen, auch mit Tübetischen und Kaschmirischen Annalen ziemlich zu stimmen scheinen, zeigen, dals sie im heutigen Berglande der Belludschen und in Kandahar, der eine um das Jahr 550, der andere um das Jahr 292 vor Chr. G. erbaut wurden. Dieser letztere, welcher, merkwürdig genug, den Chinesischen Annalen gemäls, dem Maafse von 350 Fuls Umfang nach, etwa dasselbe Verhältnifs wıe der Tope von Manikyala gehabt haben muls, wegen seiner bedeuten- den Höhe aber der Hundert -Klafter- Thurm hiefs (die Höhe dieses Chinesischen Maafses bleibt freilich unermittelt, wenn es im Fran- zösischen auch durch Toisen übersetzt wird), und deshalb sehr berühmt war, wurde also noch keine volle vier Jahrzehende nach Alexander M. Rückmarsch aus Indien (325 v. Chr. G.), 33 Jahr später erbaut in der Blüthezeit des Makedonisch-Baktrischen Reiches, als noch kein Einfall Indo-Skythischer Völker daselbst geschehen war. Die später erst, nach dem J. 136 v. Chr., in Baktrien ein- dringenden Indo-Skythen wurden im Induslande sehr eifrige Buddha- verehrer; unter ihrer Herrschaft nahm auf der Westseite des Indus die Erbauung der Tope’s der Zahl nach aufserordentlich zu, indefs auf dessen Ostseite und im Gangeslande die früher aufgeführten Gebäude dieser Art, durch das Überhandnehmen des Brahmanen- eultus und die später folgenden blutigen Religionsfehden so voll- ständig und gewaltsam zerstört wurden, dafs es im ganzen übri- gen Hindostan zur grölsten Seltenheit gehört, heute noch einem solchen Bau zu begegnen, dessen merkwürdigster, grandioser, vielleicht in dieser Art einzige Überrest wohl der antike Dagop auf dem Plateau Malwa’s, in Bhopal, bei Bhilsa, sein möchte, der am Betwa-Flufs, unter dem Namen Sanchi, ganz kürzlich erst aufgefunden ward. In genauester Beziehung zur Errichtung die- ser Thürme steht auch die der Standbilder, die nicht sitzende, sondern stehende sogenannte Buddha- Colosse darstellen, welche nicht, wie jene, den Buddha selbst, sondern seine Schüler und die Verbreiter seiner Lehre auf ihrer Wanderschaft durch die Völker und Länder bezeichnen. Höchst lehrreich ‘ist die 30 Chronologie eines solchen Standbildes, von 45 Fuls Höhe, welche Fa Hian in seinem Wanderbericht vom Jahr 400 .nach Chr. G. uns aufbewahrt hat. Er sahe es selbst, als er vom cen- tralen Hochlande Khotans (heute Yarkend) in Mittelasien, gegen Nordhindostan, die Bergketten überstieg, im Gebirgslande der Schneeketten des schon oben genannten Königreichs Tholy (im heutigen Kaferistan oder Baltistan), wo er viele Ordensbrüder seiner Kirche vorfand, die es ihm Mile Phousa nannten, wel- ches die Chinesische Übersetzung des Maitreya Boddhisatwa (d. h. Sohn vollkommener Güte) ist, womit der zweite der Schüler Buddha’s bezeichnet wird. Dieses colossale Standbild, versicherten ihn die Eingebornen des Landes, auf seine sorgfältigsten Erkun- digungen, bezeichne die erste Einführung des Buddha-Gesetzes im Lande, als die Chamen, d. i. die Samanäer (Sramana im Sanskr., die Contemplativen), aus Indien kommend, den Strom überschritten, und mit sich die heiligen Bücher und die Samm- lung Buddhistischer Lehrvorschriften in das Berg-Königreich ge- bracht hätten. Es ward aber diese Statue, nach ihrer Angabe, 300 Jahr nach dem Nirwäna Shakyamum’s, d. i. Buddha’s, zur Zeit von Phingwangs Regierung, von der Tcheou Dynastie (er reg. vom J. 770-720 vor Chr. G.), nach der Chinesischen, nicht mehr critisch zu ermittelnden Chronologie) errichtet. Diefs wäre daher der Anfang, da die grofse Doctrin, sagt Fa Hian, sich aulser- halb Nordhindostan durch die Thäler des Schneegebirges (Hima- laya) zu verbreiten begann, von wo sie dann weiter durch Mit- telasien, in spätern Jahrhunderten durch Tübet nach China als Foe-Lehre fortschritt. In diesem Datum haben wir zugleich die wahrscheinlichste Erklärung der Colossalstatuen, die zwischen den Tausenden von Grotten in Bamiyan (unter denen auch die heilige Höhle sein mochte, in welche die Makedonier ihre Fabel von Prometheus versetzten, und diejenige, aus welcher Mani oder Manes, nach einjährigem Aufenthalt, als Paraklet hervortrat), bis zur Höhe von 120 Fuls in die Bergwand ausgehauen sind, wie- dergefunden, deren Chronologie freilich unbestimmt bleibt, aber nicht in viel spätere Zeiten zu verlegen sein wird. Denn, dals die Griechischen Erzähler etwa von ihnen schweigen mochten, könnte uns viel weniger in Verwunderung setzen, als dafs diese von den ganz andersartigen Prachtsculpturen und grandiosen Bau- 31 werken, der durch sie zerstörten Persercapitale von Persepolis, der Nachwelt kein Wort verrathen haben. Demnach scheinen alle wesentlichen Hauptpunkte der in Rede stehenden Denkmale — deren Erbauung, der Zeit nach, eben so viele Tausende von Jahren wie, dem Raume nach, Tausende von Meilen auseinanderstehen — die, bei allem Wechsel und Modi- ficationen der Formen, doch gleichartige, religiös-architektonische Symbolik in sich bewahrt haben, hiedurch entziffert zu sein. Sind diese Thatsachen festgestellt, so mülste sich aus ihnen eine ganze Reihe Betrachtungen zweiter Art nothwendig entwickeln, die wir jedoch hier übergehen. Wir schlielsen die gegenwärtige Anzeige nur mit der Andeutung einer derselben, weil sie das Schlufs- Ornament dieser Bauwerke selbst betrifft, obwohl dessen geschmack- lose Übertreibung, in moderner Zeit, die tiefere Bedeutung, die ihrer antikeinfachen Entwicklung zum Grunde lag, wohl längst verdunkelt und bei den Orientalen selbst wohl in Vergessenheit gebracht hat. Wir meinen das Ornament der Plattform, mit der, bekanntlich auf allen hinterasiatischen Tempeln übertrieben durch Vergoldung, Filagranwerk in Metall und Schnitzwerk ver- zierten Thurmspitze, in der sich, jedoch, immer nur die 3, 7, 9 und Dreizehnfach übereinander aufsteigenden Schirmdächer des in sich multiplicirten und gesteigerten Sonnenschirms wieder- holen, der, als Symbol des geweihten Banjanenbaums, mit Bewe- gung und Leben (denn seine Blätter selbst werden die Blätter der Veda’s genannt), wie durch Glocken, Gebetflaggen, Vögel, Thierfiguren, Drachengestalten, Dämone, Genien, überwundene Shimunis u. s. w. blos ausgeputzt erscheint, dem Wesen seiner Erscheinung nach, mit oder ohne Thurm oder Tempel, über der “einzeln sitzenden Buddhagestalt wie über dem körperverbergenden Dagop, oder auch ganz isolirt für sich, mit der höhern reli- giösen Weihe auch stets die Majestät der Königlichen Herrschaft vereinigt. Dieses bisher unbeachtet gebliebene, aus dem Religionscultus in die Weltherrschaft fast aller Monarchien übergreifende Symbol geht sehr natürlich aus obigem hervor. Denn wie Buddha, der Königssohn von Magadha, nur unter dem Schirm des Banjanenbaumes, dem archaistischen Kirchenstyl der Buddhisten gemäls, würdig, als Religionsstifter und im Abbilde, in allen seinen Sculpturen erscheinen kann, so knüpft jedes fromm 32 buddhistische Königsgeschlecht seine Genealogie, wie das musel- männische das seine an den Propheten Arabiens, so dieses an das Königshaus Magadha an, wozu man z. B. in den Tübetischen Annalen überall die Nachweise findet. Dadurch wird die Banjane auch das Attribut der Könige, und der Sonnenschirm, wie auf dem Tempeldach, immer nur mit den priesterlichen Farben, weils mit Gold ornamentirt, auch im Leben jener orthodoxen, könig- lichen Herrscher, in der Form des Baldachin über dem Thron, bei Audienzen, wie in jeder Pompa, in denselben Farben, das Symbol ihrer geheiligten Majestät, eine ausschlielsliche Prärogative regierender Häupter und weniger Grolsen, denen sie nur von ihnen verliehen werden kann. Diese verbreitet sich, wie bekannt, und was schon Marco Polo berichtete, über alle dem Buddha- cultus ergebenen Königsthrone Mittel- und Ostasiens, von Indien aus bis Siam, China, Japan, zu Tübetern, Mongolen u. s. w.; was jedoch bisher unbekannt blieb, wie es scheint, auch schon seit frühesten Missions-Versuchen, vom Ganges und Indus aus, seitdem durch ganz Kandahar, Kophene, Baktrien und Medien, wo, nach Herodot, schon Budier neben Magiern salsen (I. 101 B£droı, Mayor), in den benachbarten Westen, so dals sie sehr wohl schon in der Achämeniden Zeit an den Perserhof ein- gedrungen sein konnte. Unter den vielen Tausenden der Figuren auf den Wandsculpturen von Persepolis sehen wir nur den König allein, majestätisch unter dem orientalisch geformten, hohen, ihm nachgetragenen Sonnenschirm einherschreiten, weil Darius durch die zwanzigste Satrapie, die Indische, d. i. auf der Westseite des Indus, in der That als König der Könige so zahlreicher Buddhi- stischer Herrschaften in jenem Gebiete, das Symbol einer solchen, dem Westen der Erde noch fremden, königlichen Prärogative, der schützenden Oberherrlichkeit, sich wohl zueignen konnte, wenn er sie auch nicht auf seine Satrapen (was man als Tschat- trapati aus dem Sanskr., Herr des Sonnenschirms, etymologisch zu erklären versucht hat) übertrug. Wie weit das Symbol der Schirmweihe gegen Westen, in frühesten Jahrhunderten, mit Skythischen, nomadischen Völkern, etwa durch Buddhamissionen, wanderte, die, durch ganz Mittelasien, bis in die neueste Zeit für Buddhismus die gröfste Empfänglichkeit beibehalten haben, ist schwierig auszumitteln; aber immer möglich, dafs es, im einfäl- 33 tigsten Sinne schon, als jene Gestalt des weilsen Filzzeltes die Argippäer bis gegen den Pontus hin begleitete, von denen Herodot (IV. 23.) sagt, dals sie ihre Wohnsitze, jeder den seinen unter einem Baum, mit jenem überbreitet, aufschlagen, dals sie eine heilig gehaltene Kaste sind, die sich vom Baume nähren, der dem Feigenbaume ähnlich sei, dafs sie die Friedensstifter unter den andern Nachbarvölkern bilden, und der zu ihnen in das Asyl fliehe, unverletzlich sei. In den Pontischen und Dionysischen Mysterien ist auf altgriechischen Vasengemälden der weihende Sonnenschirm nicht unbekannt, seine Herkunft aber noch uner- mittelt. Als ausschliefsliche Prärogative der kaiserlichen Majestät hatte dieses Symbol des Sonnenschirms, oder Thronlıiimmels, noch Mitte des XIV. Jahrhunderts sich bis auf Joh. Kantakuzenus, des Kaisers Zeit, im Byzantinischen Reiche, wie dieser selbst umständ- lich erzählt, fortgepflanzt und erhalten, wahrscheinlich wie das Reliquienwesen (das nicht blos aus dem Mumienwesen Ägyptens hervorgehen konnte), durch Vermittelung der Parthischen Nesto- rianer, in frühester Zeit, aus Innerasien heraus dorthin (als oz1ö:ov, Umbella, Umbrella, Umbraculum, aplare, apellaria u. a.) übertra- gen, wie das Symbol denn weiter in dem Architekturstyl und Cultus der abendländischen Kirche, als das keineswegs bedeutungs- los scheinende Ornament des Baldachins, oder Himmeldachs, über dem Corpus Christi, über dem Priester, dem Pabst, über dem Reliquienaltar und endlich über jedem christlichen Lehrstuhle der Kirche überhaupt, immer die ausschliefslich höhere, göttliche Weihe bezeichnend, bis in die Gegenwart überliefert ward. 9. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Humboldt las eine erste Abhandlung über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Wenn Vulkanismus, im weitesten Sinne des Worts, alle Er- scheinungen bezeichnet, die von der Reaction des inneren flüssig- gebliebenen Theils eines Planeten gegen seine oxydirte, durch Wärmestrahlung erhärtete Oberfläche abhängen, so können nur wenige Erdstriche das Schauspiel von dem mannichfaltigsten Zu- sammenwirken vulkanischer Kräfte in einem gleichgrofsen Mals- stabe darbieten, als das Hochland von Quito. Die geognostischen Beobachtungen, welche Hr. v. Humboldt mittheilt, sind seinen 34 noch ungedruckten Tagebüchern entnommen. Zur Bestimmung des relativen Werthes dieser Beobachtungen ist zu beachten, dals orographische Beschreibungen auf zwei ganz verschiedenartigen Fundamenten beruhen, von denen die einen abhängig von der Zeit, von dem jedesmaligen Zustande unseres mineralogischen und allgemein physikalischen Wissens, von dem sich höher entwickeln- den Geiste der Geognosie, die anderen durch Beziehung auf blofs räumliche Verhältnisse (auf Gröfse und Stellung) unveränderlich und, wenn etwa Natur-Revolutionen die Configuration der Erd- oberfläche umgestalten, um so wichtiger sind, als sie die Mög- lichkeit einer numerischen Vergleichung in dem Resultate der Umgestaltung gewähren. Wo strenge Unterscheidung der Forma- tionen nach zoologischen Characteren, das ist, nach dem epochen- weisen Zusammenleben vorweltlicher Organismen, oder nach oryktognostischen Characteren, das ist, nach der Natur der kry- stallinischen Gewebe einer Gebirgsart, erheischt werden, verliert die aufgezeichnete Beobachtung, wenn sie der Zeit und den An- sichten entrückt wird, unter deren Einfluls sie angestellt wurde, von ihrer Bestimmtheit und ihrem wissenschaftlichen Werthe. Sie kann jedoch durch spätere Untersuchung mitgebrachter Samm- lungen einigermaalsen ergänzt und berichtigt werden. Ein ande- rer Theil der aufgezeichneten Beobachtungen, der topographische, räumlich beschreibende, ist dagegen unabhängig von der Epoche des Einsammelns. Er bezieht sich auf Bestimmung der mittleren Axe und der ganzen Gestaltung eines Gebirges, auf astronomische Positionen, auf barometrische und trigonometrische Hypsometrie; er beruht auf den alten Grundfesten mathematischen Wissens. Die Abhandlung des Hrn. v. Humboldt zerfällt in zwei Abschnitte. Der erste enthält allgemeine Betrachtungen über die Structur der Andeskette, ihre Absonderung in zwei oder drei neben einander hin laufende, durch Hochthäler getrennte, durch Querjöcher im Bergknoten verbundene, gleichsam gegliederte Reihen: er zeigt den Parallelismus der einzelnen Cordilleren un- ter sich, wobei das abscharende nordösstlich streichende Trumm der Cordillere von Neu-Granada und Merida, welche die ältere Gebirgsspalte am Littoral von Caracas mit der neueren von Quito und Popayan verbindet, eine denkwürdige Ausnahme macht; er untersucht den Einfluls, den die Sinuositäten der Südsee-Küste, 35 besonders im Golf von Arica (einer Wiederholung der Einbie- gung welche der ebenfalls pyramidale Continent von Africa in dem Busen von Biafra bei Fernando Po darbietet) auf das plötz- lich veränderte Streichen selbst der ferneren östlichen Cordillere ausüben. Betrachtet man die lange mauerartig hingedehnte Andes- kette, nördlich vom Amazonen-Strome, als ein Ganzes, so. sieht man sie regelmälsig und fast periodisch die Nähe thätiger Vul- kane durch das plötzliche Auftreten gewisser Gebirgsarten ver- kündigen, welche die vormals sogenannten uranfänglichen, wie die schiefrigen und sandsteinartigen Übergangs - und Flöz-For- mationen trennen. Ein so leicht zu beobachtendes Phaenomen mulfste früh die Überzeugung anregen, dafs jene sporadischen Gebirgsarten der eigentliche Sitz vulkanischer Erscheinungen wä- ren und die vulkanischen Ausbrüche auf irgend eine Weise be-+ dingten. Was damals (um unter einem eingeschränkteren Gesichts+ punkte hier blos an die mineralogische Zusammensetzung zu er- innern) in Süd-Amerika als eine eigene Art quarzloser Grünstein+ und Syenit-Porpbyre beschrieben ward, nahm später die Benen- nung Trachyt an, durch welche die ältere, vielleicht, characteri- schere des Domits verdrängt ward. Die neueste Zeit, die sich einer völligen Umwandlung der Geognosie erfreut, hat gelehrt, dals jene durchbrechenden Massen (bald als kraterlose Glocken emporgehoben, bald durch die vulkanischen Mächte dergestalt ge- öffnet, dals eine permanente Verbindung zwischen dem Inneren der Erde und dem Luftkreise gebildet wird) unter verschiedenen Zonen nicht immer dieselbe Zusammensetzung darbieten. Es sind bald eigentliche Trachyte, welche der Feldspath characterisirt, wie am Pic von Teneriffa und am Sieben-Gebirge (wo sich et- was Albit dem Feldspath beigesellt), Feldspath-Trachyte, die als thätige Vulkane häufig Obsidian und Bimstein erzeugen; bald Melaphyre, doleritartige Gemenge von Labrador und Augit; der Basalt-Formation näher stehend, wie am Aetna und Strom- boli, am Chimborazo und Pichincha; bald ist Albit mit. Horn- blende vorherrschend, wie in den neuerlichst sogenannten An- desiten der Vulkane von Chili, in den schönen Säulen von Pi- soje am Fuls des Vulkans von Purac® oder am mexicanischen Vulkan von Tolucca; 'bald endlich sind es Leucitophyre, Ge- menge vou Leucit und Augit, wie in der Somma, der alten Wand 36 des vesuvianischen Erhebungs-Kraters. Die gegenseitigen Verhält- nisse dieser Gesteinarten und die Wirkungen ihrer Gruppirung sind ein wichtiges Problem der allgemeinen Geognosie. Der zweite Abschnitt der Abhandlung ist der geognostischen Beschreibung der nächsten Umgegend der Stadt Quito und des Vulkans von Pichincha, an dessen Abhange die Stadt erbaut ist, gewidmet. Viele offene, mannichfaltig verzweigte, meist wasser- leere Spalten, von den Indianern Guaycos genannt, durchschnei- den die Stadt. Sie sind 30-40 Fuls breit, gleichen unausgefüllten Gangklüften und haben 70-80 Fuß Tiefe. Sie laufen (was geo- gnostisch wichtig ist und mit der Erhebung des Vulkans, der nicht kegelförmig ist, sondern einen 8000 Toisen langen Rücken bildet, zusammenhängt), alle rechtwinklich auf den Kamm des Ge- birges. Der Volksglaube schreibt es ihnen besonders zu, dals die hohen Wohngebäude und prachtvoll gewölbte Kirchen von Quito wenig von so häufigen und mit nahem unterirdischem Getöse begleiteten Erdstölsen leiden. Mannichfaltige Erfahrungen in den von den Klüften nicht durchschnittenen Stadtvierteln zeugen aber gegen die Richtigkeit eines Volksglaubens, dessen schon römische Schriftsteller erwähnen. Zur Erläuterung der drei geognostischen Excursionen, welche Hr. v. Humboldt auf den Pichincha machte, wurden Plane, pittoreske Ansichten und Profile vorgelegt, die sich auf eine trigonometrische Operation gründen, welche in der Ebene von Cochapamba bei Chillo vorgenommen wurde. Da die einzelnen weit sichtbaren Gipfel, welche thurmartig den Gebirgs- kamm krönen, mit Sorgfalt barometrisch gemessen waren, so konnte die hypsometrische Methode der Höhenwinkel und senk- rechten Standlinien angewandt werden, eine Methode, deren re- lative Genauigkeit bei wohlbestimmten Azimuthen, sich dem Ver- fasser dieser Abhandlung später in Bestimmung der Meridian- differenz von Mexico und Veracruz (Entfernung volle drei Längen- graden) bewährt hat. Temperatur, Wassergehalt, electrische Span- nung und Bläue der Atmosphäre wurden bei sehr heiterem Him- mel auf dem Gebirgskamm geprüft. Der Südpunct des Schnee- wassers fand sich zu 187°,2 Fahr. (ohngefähr 68°,9 Reaum.) auf einem mit Bimstein bedeckten schmalen Kamme von Dolerit- Gestein, der den Kegel von Tablahuma, in 2356 Toisen Höhe, mit dem Pico de los Ladrillos (dem Ziegelberge) verbindet. Von 37 dem Bergrücken des Vulkans von Pichincha geniefst man, in Süd- west, einer herrlichen Aussicht auf die mit einem fast undurch- dringlichen, menschenleeren Urwald (los Yumbos in der Governa- cien de las Esmeraldas) bedeckte Ebene, wie auf die Küste der Südsee: Durch eine genauer ausgemittelte Längen-Differenz von Callao und Guayaquil wurde die, von Malaspina’s Expedition aufgenommene Carte der Küste berichtigt und so die Entfernung (88 Bogenminuten) des Theils des Littorals gefunden, welcher auf dem ‘genannten Standpuncte sichtbar wird. Die Höhe des Pichincha, die im Vergleich mit anderen Vulkanen von Quito selir unbeträchtlich ist, da sie die Höhe des Montblanc wenig übersteigt und die Landstralse von Quito nach Cuenca und Lima im Bergpals vom Assuay fast dieselbe Höhe erreicht, gewährt einen Gesichtskreis, dessen Halbmesser (ohne Refraction) 2° 13’ beträgt. Dickes Gewölk stand über der heilsen. vegetations- reichen Ebene der Yumbos, die eine ungeheure Masse von Wasser- ‚dampf in den Luftkreis ergielst. Ein bestimmter Meerhorizont, die Scheidung von Luft und Wasser, war nicht zu erkennen; man sah gleichsam in das Leere, weil die Quantität des, vom Wasser reflectirten Lichts zu gering ist, um auf einem so langen Wege durch die (Licht absorbirende) Atmosphäre zum Auge zu ge- langen. Die tiefen Schluchten oder offenen wasserleeren Spalten, welche in rechtem Winkel dem Kamme des Pichincha zulaufen, machen dies Gebirge sehr unzugänglich. Die Reisenden (Hr. v. Humboldt, Aim& Bonpland und Don Carlos Montufar) fanden hier mebr Hindernisse, als auf dem schneebedeckten Gipfel des Antisana, den sie kurz vorher bis zu mehr als 17000 Fufs Höhe erstiegen hatten. Die einbrechende Nacht, völlige Unkunde des Weges und tiefe Abgründe hinderten sie, auf dieser ersten Excursion bis zu der, von den französischen Astronomen nicht gemessenen südwestlichsten vierten Kuppe zu gelangen, zu der Kuppe Rucu-Pichincha (2490 Toisen), aus der in den Jahren 1539, 1566, 1577 und 1660 Flammen ausgebrochen sind. Der Krater, von drei Felsen kastellartig umschlossen, wurde erst bei der zweiten Excursion erreicht. Auch Blöcke hat der Berg, vielleicht schon bei seiner ersten Erhebung auf einer langen Spalte (Rich- tung: N 56° O) ausgestofsen. Sie liegen reihenweise in der Ebene ‘Rumipamba und kamen aus dem nordöstlichsten Thale der Condor- 38 geyer (Cundurguachana). Diesem Thale entspricht in einer gegen- überliegenden Hügelreihe eine andere Kluft, die in das tiefe Becken von Guapulo führt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Scances de l’Academie des Sciences. 1837, 1" Semestre. No. 3. Paris. 4. 16. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ideler las über die chinesische Zeitrechnung. Die Chinesen haben, wie einst die Griechen und von. jeher die Juden, ein gebundenes Mondjahr. Sie fangen ihren bürgerlichen Tag nach europäischer Weise mit der Mitternacht, und den Monat allemal mit dem Tage an, auf den nach der Zeit von Peking der wahre Neumond trifft. Die Monate führen keine Eigennamen, ‚sondern werden blofs durch die Ordnungszahlen unterschieden. Der erste Monat im Jahr ist derjenige, in dessen Verlauf die Sonne in das Zeichen der Fische tritt. Der Monat, in welchem es keinen Eintritt der Sonne ‚in ein neues. Zeichen giebt, was zuweilen der Fall sein mufs, da der synodische Monat in der Regel kürzer ist, als der Sonnenmonat, gilt für den Schalt- monat, der gleiche Ordnungszahl mit dem vorhergehenden er- hält, und von ihm blofs durch den Charakter dsjün unterschie- den wird. Auf diese Weise wird bewirkt, dafs die Nachtgleichen und Sonnenwenden unabänderlich auf dem zweiten, fünften, achten und elften Monat haften. Der Schaltmonat kehrt alle 2 bis 3 Jahre wieder, während des bekannten 19jährigen Mondcyklus siebenmal. Ehemals bestimmten die Chinesen ihre Neumonde mit Hülfe eben dieses Cyklus, und die Eintritte der Sonne. in die Zeichen dadurch, dals sie vom Wintersolstitium, welches sie am Gnomon beobachteten, mit der mittleren. Dauer des Sonnen- monats vorwärts rechneten. Durch die Jesuiten, die seit der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts das chinesische Kalender- wesen an der Spitze des sogenannten mathematischen Tribunals geleitet haben, mit den europäischen Tafeln bekannt geworden, berechnen sie nunmehr die Neumonde und Eintritte der Sonne in die Himmelszeichen auf ähnliche Weise wie wir. Was die Zählung der Jahre betrifft, so bedienen sie sich dazu eines sechzigtheiligen Cyklus, der auf eine eigenthümliche 39 Art aus einem zehn- und zwölftheiligen zusammengesetzt ist. Wenn sie die 60 Jahre durchgezählt haben, so fangen sie immer wieder von vorn an, ohne je nach der Zahl der abgelaufenen Cykel zu fragen. Um aber die einzelnen Cykel gehörig von ein- ander unterscheiden zu können, nehmen sie die Regierungsjahre ihrer Kaiser zu Hülfe, nach denen sie im bürgerlichen Leben allein rechnen. Diese Regierungsjahre werden durchgehends voll gezählt. Wenn der Kaiser stirbt, so wird der Rest des Jahrs der Trauer geweiht. Reichsverweser, unter den vornehmsten Mandarinen gewählt, unterzeichnen die öffentlichen Akten und der neue Kaiser tritt seine Regierung mit dem ersten Tage des nächstfolgenden Jahrs an. Er legt dann seinen bei der Geburt erhaltenen Namen ab, ertheilt seinem Vorgänger einen Ehrennamen, der ihm in der Geschichte bleibt, und wählt ein Prädikat für seine Regierung. So nannte der jetzige Kaiser, der früher Mian-ning geheilsen hatte, bei seiner Thronbesteigung am 3. Februar 1821 seine Regierung Tao-kuang, d. i. Licht der Vernunft. Dergleichen Regierungsprädikate werden in Europa gewöhnlich für Eigennamen der Kaiser gehalten und können auch dafür gelten, bis einst die Annalen der Zing (der jetzigen Dynastie) erscheinen, wo dann die geschichtlichen Namen an die Stelle der Regierungsprädikate treten werden. Im bürgerlichen Leben wird beim Datiren blols das Regierungsjahr des Kaisers, der Monat und der Tag genannt. So ist jeder vom 16. Februar 1837 aus- gehende Regierungsakt mit dem 12! Tage des 17! der Jahre Tao-kuang bezeichnet. Die Chinesen zählen seit dem Jahr 2205 vor Chr. Geb. 21 Dynastien. Sie combiniren nun die Jahre der einzelnen Kaiser mit den Charakteren des Sexagesimal- Cyklus, und so hat sich im ‘Verlauf der Jahrhunderte eine Tafel gebildet, welche die Stelle einer ihnen mangelnden festen Aere vertritt. Sie gehen selbst noch über die erste Dynastie, die den Namen Hia führt, bis auf Yao zurück, der nach ihren king oder heiligen, von Confucius und seinen Schülern verfalsten, Büchern die erste ganz historische Person unter ihren Regenten gewesen sein soll. Aber erst seit der Dynastie der Han, die 206 vor Chr. anfıng, steht ihre Geschichte vollkommen fest, wenn sich gleich einzelne Regentenjahre und Fakta mit Hülfe der in ihren Annalen erwähnten Sonnenfinsternisse sehr bestimmt ermitteln AO lassen. Auch zur Zählung der Tage bedienen sie sich des Sexa- gesimaleyklus, wodurch eine Art Woche gebildet wird, die eben so wenig je eine Unterbrechung erlitten hat, wie die siebentägige im Oceident. Durch diese Sexagesimalwoche, die in einem Jahr nicht mehr als sechsmal umläuft, ist in ihre Zeitbestimmungen eine grolse Sicherheit gekommen; denn wenn man das Jahr einer Begebenheit, z. B. einer Finsternifs, den Monat und den cyklischen Tag kennt, so ergiebt sich das Datum derselben sehr bestimmt, was von keiner andern Zeitrechnung in gleichem Grade gilt. Was Hr. Ideler weiter über die Eintheilung ihres bürgerlichen Tages in zwölf schi oder Doppelstunden, über die 24 dsie-khi oder Abschnitte der Ekliptik und ihres Sonnenjahrs, über ihre Jahrszeiten und ihr Kalenderwesen sagt, mufs hier der Kürze wegen unberührt bleiben. Durch ein erst unter der jetzigen Regierung gedrucktes, in Europa, wie es scheint, noch wenig bekanntes Werk des Titels: Wan-nian-schu, Buch der zehntausend Jahre, das Hr. Baron Schilling von Can- stadt Hrn. Dr. Schott, Privatdocenten an der hiesigen Univer- sität, mitgetheilt und dieser tüchtige Sinolog Hrn. Ideler zu- gänglich gemacht hat, ist die vorliegende Abhandlung mit zwei nützlichen Tafeln bereichert worden, von denen die eine die Chro- nik der chinesischen Kaiser vom Jahr 2637 v. Chr. an enthält, und die andere eine Übersicht der Kalender aller chinesischen Jahre seit 1644 giebt, wo die jetzige Mandschu- Dynastie ihren Anfang nahm. Diese Kalendertafel ist sehr bequem zur Reduction der chinesischen Data, die sich seit jener Zeit in europäischen Büchern erwähnt finden. Erläuterungen über Einzelnes, so wie weitere Ausführung mancher nur kurz berührten Gegenstände gedenkt Hr. Ideler nachträglich der Akademie vorzulegen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Aug. de la Rive, Recherches sur la cause de l’Electricite vol- taique. Geneve 1836. 4. Graff, althochdeutscher Sprachschatz. Lief. 8. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 324. Altona1837, 4. Se. Excellenz der Herr Minister von Altenstein giebt der Akademie seinen Dank für den übersandten 4t® Band der Ausgabe des Aristoteles in einem heut vorgelegten Schreiben zu erkennen. 4 Die Akademie wählte in dieser Sitzung die, Herren: H. H. Wilson in London, Gr. Ch. Haughton in London, E. Burnouf in Paris zu Correspondenten der philosophisch - historischen Klasse. 20. Februar. Sitzung der physikalisch - mathe- matischen Klasse. Hr. Horkel las über die Saamenbildung und das Keimen des Genus Pistia. Ein in Weingeist aus Brasilien erhaltenes Exemplar der Pistia Stratiotes Bonpl. (nicht Linn) setzte ihn in den Stand, zu dem, was Mirbel, Turpin und Lindley über die Saamen anderer Pistia- Arten schon bekannt gemacht haben, einige Zusätze zu liefern. Da seine Vorgänger blos ausgetrocknete Saamen zu ihren ‚Untersuchungen anwandten, wo sich die wahre Gestalt derselben auch bei einem noch so lange fortgesetzten Einweichen nicht wie- der herstellt, so begreift man, wie sie ihn cylindrisch und stark gerunzelt beschrieben und abgebildet haben, da er doch birnförmig und glatt ist, wie ihn schon Luis Nee, der an vielen Orten der Erde Pistia-Saamen frisch zu beobachten Gelegenheit hatte, be- schreibt, indem er seine Gestalt mit der einer kleinen Mörser- keule vergleicht, Diese birnförmige Gestalt der Saamen entsteht durch eine bedeutende Verdickung der schwammigen Testa an dem freien oder Micropylende des Saamens, wogegen das Chalaza- ende sich allmählig verdünnt und ganz unmerklich in den dicken ‚kurzen Funiculus übergeht, wodurch bei der Abtrennung der reifen Saamen in der Gegend der Chalaza ein ansehnliches Loch ‚entsteht. Die von Mirbel angegebene dritte netzförınige Saamenhaut ist nicht vorhanden, sondern es sind deren nicht mehr als die zwei gewöhnlichen, Testa und Membrana interna zugegen. Von denen Turpin die erstere freilich ganz irrig für einen Arillus hat ausgeben wollen. Obgleich er an seinem Exemplar Oyula und Saamen in allen Zuständen des Auswachsens fand, so dals er selbst den Verlauf ‚der Pollenschläuche vom Stylus bis in die Ovula deutlich gewahr wurde, so war doch in dem Innern der auswachsenden Oyula so 42 vieles durch den zu starken Weingeist undurchsichtig geworden, dafs es ihm nicht möglich war, eine vollständige Bildungsgeschichte zu geben. Doch sah er so viel davon, dafs der Nucleus schon früh durch den schnell erweitert werdenden Embryosack verdrängt wird, so dafs also Mirbel, wenn er von einem Perisperme fari- neux spricht, diesen Ausdruck in dem ältern unbestimmten Sion gebraucht hat, denn da die embryotrophische Masse mit dem klei- nen walzenförmigen Embryo in demselben Sack gebildet wird, so muls man sie nach der schärfern Unterscheidung der neuern Karpologie Endosperm und nicht Perisperm nennen. Über die Bildung des Embryo selbst lies sich bei der Klein- heit der Pistia Bonpl. Saamen nichts bestimmtes erkennen. Hingegen bei den fast noch einmal so grolsen Pistia (Stratiotes) Jacg. Saamen gelang es ihm, sich von dem Dasein der von Lindley bezwei- felten Aroideenspalte zu überzeugen, die bei Pistia ebenso wie bei Culla u. s. w. der Länge nach und nicht, wie bei Zemna, der Queere nach rund um das Radicularende des Embryos herum läuft. Ferner fand er, dafs die Gemmula kein spitzes Blattconvolut ist, wie sie Mirbel und Turpin abgebildet haben, sondern dals sie eine runde dicke schräg in dem Radicularende des Embryo’s liegende Scheibe ist, die mit der der Rima gegenüber stehenden Wand des Embryo’s in einer ziemlichen Strecke verwachsen ist. Da es bisher gänzlich an Beobachtungen über das Keimen von Pistia fehlte, so werden nachfolgende, wenn gleich un- vollkommene Beobachtungen, indem er dazu nur einige getrock- nete Keimpflänzchen anwenden konnte, doch einiges zur Kennt- nils des Keimens dieser Pflanzen beitragen. Eine vollständige Geschichte desselben werden wir allerdings nur von Botanikern, die das Keimen innerhalb der Tropen zu studiren Gelegenheit haben, erwarten dürfen, oder man mülste dazu wenigstens eine vollständige in Weingeist aufbewahrte Reihe von Keimungszu- ständen zur Hand haben. Das Keimen beginnt bei Pistia wie bei Zemna mit dem Los- gestolsenwerden einer rund um die Micropyle vorkommenden, aus langen strahlig-laufenden Zellen bestehenden verdickten Stelle der Membrana interna, womit bei Pistia auch das darüber liegende Stück der Testa, worin der Micropylekanal verläuft, sich als ein Operculum mit abtrennt, welches bei Pistia wie bei Zemna an | 43 ' seiner ursprünglichen Stelle, dem Radicularende des Embryo’s, welches bei beiden Pflanzen sackförmig aufgetrieben wird, sitzen bleibt, so dals das sich im Innern dieses Sacks ausdehnende Gem- mulablatt (bei Zemna ist es die ganze kuchenförmige Plantula seminalis) noch längere Zeit verborgen bleibt, bis es endlich durch die erweiterte Spalte hervorgeschoben wird, und so als das erste Blatt des Keimpflänzchens sichtbar wird, worauf denn auch bald die Radicula primitiva an der der Rima opponirten Seite, nur etwas tiefer, hervorgetrieben wird. Auch sie ist anfangs mit einer scheidenähnlichen Verlängerung des Embryo’s bedeckt, welche erst späterhin durchbrochen wird, wo denn das Würzelchen mit seiner mit einer Calyptra wie bei Zemna bedeckten Spitze, sicht- bar wird. Die später in Menge gebildet werdenden einfachen Würzelchen der keimenden Pflanze haben nicht blos gleichfalls eine Calyptra, sondern sie kommt auch an allen gesunden Enden der zusammengesetzten Wurzeln der erwachsenen Pflanze vor, zu einem deutlichen Beweise, dafs die Pistia-Arten durch ihren gan- zen Lebenslauf schwimmende Pflanzen sind. Das zweite sich erst _ später entwickelnde Blättchen des Keimpflänzchens hat auch die- selbe platte scheibenähnliche Gestalt wie das erste Gemmulablatt, und erst das dritte schien die aestivatio conduplicata der spätern Blätter zu haben. So wie sich diese drei Blättchen auf dem Wasser ausgebreitet haben, bildet sich ein ganzer Haufe sparrigter einfacher Würzelchen nach unten, unter denen zuweilen schon einige zusammengesetzte Wurzeln, denen der erwachsenen Pflanze im Kleinen ähnlich, vorkommen. — Das Resultat dieser Beob- achtungen ist also, dafs sich Pistia durch seine Gemmulabildung und durch sein Keimen Zermna annähert, da aber Zernna in allen andern Beziehungen auf einer sehr viel tiefern Stufe der Organisation steht, so kann man Lindley nicht beistimmen, wenn er beide in eine Familie, seine Pistiaceen, zusammengebracht hat, sondern es möchte am besten sein, aus beiden Pflanzen zwei verschiedene kleine anomale Aroideen -Familien zu machen. Hr. Ehrenberg berichtete über ein aus fossilen In- _ fusorien bestehendes, 1832 zu Brod verbacknes Berg- _ mehl von den Grenzen Lapplands in Schweden. Die an Hrn. Berzelius gesandten Proben der fossilen In- fusorien haben Hrn. Prof. Retzius in Stockholm, einem Schreiben 3 “ 44 von ihm zufolge, veranlalst, die mehlartige Erde mikroskopisch zu untersuchen, welche 1832 ım Kirchspiel Degernä, an den Grenzen Lapplands, während des unglücklichen Milswachses jenes Jahrs mit anderm Mehle und Baumrinde vermischt, zu Brod ver- backen worden war, und welche Hr. Berzelius analysirt und als mit organischen Bestandtheilen vermischte Kieselerde erkannt hatte (s. Poggendorff’s Annalen d. Physik, Bd. 29. p. 261.). Hr. Prof. Retzius hat auch dieses Bergmehl, als aus bis 19 ver- schiedenen Formen von Infusorien bestehend erkannt und die von ibm entworfenen Zeichnungen zu genauer Vergleichung mit den anderwärts bekannten fossilen und lebenden Formen sammt einer Probe des Bergmehls Hrn. Ehrenberg zugesendet. Die gesche- hene Vergleichung der Formen selbst hat nun erkennen lassen, dafs jenes Bergmehl aus Schweden ein ganz besonderes Interesse darin darbiete, dals es bei weitem reicher an ausgezeich- neten, bisher ganz unbekannten organischen Formen ist, als das ihm sonst ähnliche, sehr formenreiche. von Santafıora oder als irgend einer der bekannten Kieselguhre. Es haben sich darin 24 verschiedene, nicht blols Formen, sondern Arten von Organismen beobachten lassen. Bei weitem die Mehrzahl und die Hauptmasse sind Infusorien- Panzer aus der Familie der Bacillarien, äufserst sparsam sind dabei Schwamm-Nadeln von Spongien oder Spon- gillen, den überall fossil vorkommenden und denen der lebenden Spongilla lacustris ganz ähnlich. Endlich liegen dazwischen nicht gar selten offenbare Pollenkörner einer Pinus-Art. Von den 22 fossilen Bacillarien-Infusorien sind etwa 3 bis 5 den jetzt leben- den bekannten so völlig ähnlich, dafs sie vorläufig dafür angesehen werden müssen, diese sind: 1) Navicula viridis, 2) Nav. gracilis, 3) Gomphonema acuminatum, vielleicht auch 4) Nav. phoenicen- teron und 5) Bacillaria vulgaris, Formen, welche theils in. allen Kieselguhren vorkommen, theils, wie Nr. 3., nur im Bergmehl von Santafıora oder wie Nr. 4. in dem von Isle de France, die auch alle bei Berlin lebend im Sumpfwasser gefunden waren. Von nur fossil schon bekannten Formen ist die ausgezeichnete, einem Schnellrädchen ähnliche 6) Navicula Follis des Casseler Polir- schiefers vorhanden. Alle übrigen 16 sind nie gesehene meist höchst auffallende und ausgezeichnete Formen, deren Namenver- zeichnils folgendes ist: Eunotia (ev vwros, eine neue Gattung der 45 Bacillarien, wozu aus den früher bekannten Arten von Navicula nun N. Zurgida, Zebra und einige andere auch gehören, und welche durch eine flache und eine convexe Seite, so wie eine andere Stellung der Panzeröffnungen ausgezeichnet ist) mit 7 neuen Arten, deren convexe Rückenseite, wie bei keiner bekannten Form, meist tief gezahnt ist: 7) Eunotia Serra mit 13 Zähnen, 8) E. Diadema mit 6 Zähnen, 9) E. Pentodon mit 5 Zähnen, 10) E. Triodon mit 3, 11) E. Diodon mit 2 Zähnen, 12) E. Arcus mit einfach gewölbtem, flach-einzahnigen Rücken, der N. zurgida ähnlich, 13) E. Faba mit zahnlosem, einfach gewölbten Rücken. Ferner fanden sich 3 gestreifte neue Naviculae: 14) N. suecica, der N. striatula ähnlich, 15) N. dicephala, der N. platystoma ähnlich, 16) N. macilenta, der N. viridis ähnlich, schmaler, enger gestreift; und eine glatte,neue Navicwa? 17) N.? trinodis, der langgestreck- ten N. Follis ähnlich. Es fanden sich ferner 18) Fragilaria pecüi- nalis? doch könnte es auch Bacillaria vulgaris? sein, 19) Synedra? Hemicyclus, 20) Cocconema? Fusidium, 21) Achnanthes? inaequa- lis, 22) Cocconeis, unbestimmbar. Navicula gracilis sammt den übrigen Naviculis bilden die Hauptmasse, welche mithin ein Süßs- wassergebild sein könnte. — Eine besondere Bemerkung verdienen noch die Pollenkörner der Fichte. Sie könnten zufällig in der neuesten Zeit in das Bergmehl eingeweht sein. Es haben sich zwar ähnliche Körper neuerlich auch in Feuersteinen von Delitzsch gefunden, die sich jedoch nun wahrscheinlicher als Polythalamien angehörige ganze Formen oder Fragmente zu erkennen gegeben haben. — Die Probe des Bergmehls selbst, sammt den Skizzen der Gestalten wurden vorgelegt. Alle 19, von Hrn. Retzius sauber gezeichnete Formen waren bis auf 1 wiedergefunden und noch mehr- dazu, wie es denn sehr wahrscheinlich ward, dafs eine fortgesetzte Untersuchung noch mehr Formen liefern werde. So sind wirklich Infusorien als Brod gegessen worden! 23. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. von Buch las über den Jura in Deutschland. Der deutsche Jura in Schwaben und Franken ist eine un- unterbrochene Fortsetzung des Jura der Schweiz. Seine äufsere Form ist die eines Festungsglacis mit einem sanften Abfall nach Aulsen, mit einem steilen Absturz gegen das Innere. Ihm gegen- 46 über steht ein ähnlicher französischer Jura, an der rechten Seite der Saone herauf und an der linken Seite der Meurthe und der Mosel herunter. Die Abstürze beider Gebirge sind gegeneinander gekehrt, und der Raum, den sie zum gröfsten Theil umgeben, ist im nordlichen Theile von älteren Grauwackengebirgen fast völlig verschlossen. Das Innere dieses mächtigen Kessels begreift den grölsten Theil von Burgund und von Lothringen, ganz Elsals, Schwaben, Franken und Hessen. Im Innern finden sich keine Gebirgsarten der Jura- formation. Daher waren die Ketten schon ursprünglich in ihrer gegenwärtigen Form, mit ihren canalartigen Thälern, welche vier oder fünf Mal die ganze Breite der Kette dürchschneiden, mit ihren tiefen Buchten und Einschnitten. Dieses ist aber ganz die Form und die Lagerung des grofsen Corallen-Riefs, das Neu-Holland umgiebt, weshalb man beiden eine ähnliche Entstehungsart zuzu- schreiben geneigt wird. Die Kreideformation ziehet sich von den äufseren Seiten rund umher an diesem Juragebirge herauf, allein im Innern des umgebenen Landes ist davon keine Spur. Auch hieraus ist eine, wenigstens vor der Kreide schon bestehende wall- artige Umgebung ersichtlich. Der Jura ist durch‘ die Natur in drei Theile gesondert: 1) im Schweizer Jura, in welchem die Schichten immer sehr geneigt sind, und langgezogene Grate und Ketten bilden; 2) im Schwäbischen Jura, in welchem die Schichten regelmäfsig und söhlig auf einander liegen, und oben ein grolses, wenig welliges über viele Meilen ausgedehntes Plateau bilden; 3) im Fränkischen Jura, in welchem die Mitte von ausgedehnten Dolomitmassen eingenommen wird, die auf der Höhe wie Obelisken, Thürme oder gothische Burg-Ruinen hervortreten. Diese Dolomit - Erscheinung. fängt fast genau dort an, wo der Jura seine nordöstliche Rich- tung in eine nördliche ändert. Der Dolomit ist keine neu zuge- tretene Schicht, es würde eine Schichtenreihe fehlen, wollte man ihn für eine bisher nicht vorgekommene Juraschicht halten. Auch besitzt er keinen eigenthümlichen zoologischen Charakter, und würde schon hierdurch auf seine Entstehung aus der Umwandlung des Kalksteins hinweisen. Auch in der Höhe oder im Durchschnitt ist der Jura in drei Theile getheilt: 1) in einen schwarzen, die Lias-Schichten und Schiefer; 2) in einen braunen, die groben braunen Sandsteine; 47 3) in einen weilsen; feinerdige Kalksteinschichten, Corall- und Mu- schelbänke, Eine Angabe und Verzeichnung der Leit-Muscheln (fossiles caracteristiques des terrains) einer jeden Schicht dieser Theile giebt von ihnen und von ihrem zoologischen Charakter einen klareren und richtigeren Begriff, als oft bekannt gemachte weitläuftige und gröfstentheils ungenaue Verzeichnisse, in welchen dieselbe Sache häufig unter verschiedenen Namen wiederholt ist. Der Lias, der noch fast überall am Fufse unter dem Gebirge hervortritt, enthält fast Nichts, als solche organische Producte, welche ihm allein eigenthümlich sind, und diese Producte sind ° auch im Allgemeinen in allen, bisher untersuchten Ländern die- selben. Wandelbarer ist der mittlere Theil des Jura. Was im süd- lichen England und in Frankreich in der Form von Oolithen erscheint, ist in Deutschland ein grober Sandstein, mit analogen Muscheln darinnen, im Norden von England aber enthält dieser Sandstein eine Menge von Pflanzen-Abdrücken, Kohlen sogar, welche ganz denen ähnlich sind, die man sonst im Keuper antrifft, ohnerachtet in anderen organischen Producten beide Formationen Nichts mit einander gemein haben. Im oberen oder Corall- Theile des Jura hat man, vorzüglich 1836 den Diceras und Nerineen-Kalk als äufsere Decke und letzte Juraschicht über den ganzen südlichen Abfall des Schwäbischen Jura verfolgt. Im Fränkischen Jura fehlt diese ausgezeichnete - Formation (Portlandstone). Sie fängt erst unter Hemmau an, wahrscheinlich über den lithographischen Schiefern, bildet die Thal-Abhänge der Nab und der Laber bei Regensburg, die Felsen von Abach und Kellheim an der Altmühl, die Hügel von Neuburg und Ingolstadt, und erhebt sich bei Ulm bis zur grölsten Höhe des Gebirges bei Nattheim und Heidenheim. Über Möskirch setzt sie fort und wird sich wahrscheinlich unmittelbar mit den Schich- ten verbinden, die bei Solothurn durch Hrn. Hugi so genau untersucht worden sind. Sowohl Diceras und Nerineen bei In- golstadt, als auch die grolse Pinna (Trichites) granulata (Mytulus amplus), welche zuerst häufig vorkommt bei Pillmansdorf, zwischen Hemmau und der Laber, geben diesen Schichten einen heryorstechen- den Charakter. Auch eine Menge anderer darinnen vorkommender Muscheln, Pholadomya donacina, Pterocera Oveani, Terebratula 48 triloba, Isocardia excentrica etc. können für sie als Leit-Muscheln angesehen werden. Es ist nicht ganz deutlich, ob die lithographischen Schiefer wirklich den Diceras- Kalk unterteufen; vielleicht stehen sie auch nur zusammen, ohne fortzusetzen, denn die lithographi- schen Schiefer erweisen sich durch Pierodactylus, durch Libellen, Algen und Fische als eine Littoralformation, dagegen der Neri- neen und Diceras-Kalk durch seine Riesenmuscheln als eine pela- gische Formation. An eingegangenen Schriften wurde vorgelegt: Secondiano Campanari, intorno i Vasi fittili dipinti rinvenuti ne’ sepolcri dell’ Etruria diss. (Roma 1836.) 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Rom d. 31. Mai 1836. Are (af W PET Mi d # Br arm . ade. des f ” er Bekaaninmel Ing rag ner or 4 I nd i gugen x N 17 > i F - j ® . - 3 nu 3 all . fe ls, Akatl: (re er Y SFernschhi EX ea « zu Berlin nl iu don‘ Menitia Mi um! Aprıd 7877. 0 = Voratsende Sahrensr ; Hr; nette. f . > ütz, Keramıntsilzung Ger Skamde 18, ie Er Bitres ber v den, arten "Ehel weiner, Akkeidiliiez Wir architek: sechs Dyrakan) ın Ger vorne er igsierstse WW ficken Indien, Persien und Dikirien, „holen en Auen de NIE sort Ey: zen % rinsee ae "ze kt warden sind: > * r > Biker -1. I „tt Ärt Varlısı 047 Ist 7 ‚rer Inn ;f [ Azalıı Jrr “ pn B ne vi 9 Feabräyt 1957 urtiirfichen Kehl rc N ir t j ’ . va An Kimritungenen Schöliee wurden wurselir! 37 DN > E 5 t 2 BL; 5 u h 7 & x % L j u DIRT 17 ine Ro a , In way „ Auindnreh, % Di} 3 a W ine 3 Br, j T - + K 4 ? > £ ” ! u Pr arlanırr N Pr kidy ae! Eilinbur J, ua N \ A un mt Pahilanniid. ddeieri de PAcad. Her l ars, Bein. t euere N Anh j Dim x h u D u ey Ası Mine 3 len K.ER, Dir. Soda ind, Paris Senis Di, 1020... - et 1 acht rt, PIWT IE SU EFFIER EN Yaahriehden, N& 33. Klon. f: Br Bar, A. 2 . ? r ’ . s e » » L ums Fur & g A ’% ." A474 I 15 Et r ir 4 BE EU ı ö > “ wer. u ee TE fr N ererg beigtepkin vun Bert musd Me Hesknanden iu ee Fe Kiass Bye, 20 Anyz Merliher die Correntiva ie Krach r , a Fre SEN Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin in den Monaten März und April 1837. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 2.März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. €. Ritter las den ersten Theil seiner Abhandlung: über die architektonischen Denkmale an der grolsen Königsstralse zwischen Indien, Persien und Baktrien, welche unter dem Namen der Tope’s seit Kurzem in grolser Anzahl daselbst entdeckt worden sind. Der Inhalt der Vorlesung ist bereits bei der Anzeige der Klassensitzung vom 6. Februar 1837 ausführlich mitgetheilt worden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Transactions of the Royal Society of Edinburgh. Vol. 13. part 2. Edinb. 1836. 4. Proceedings of Ihe Royal Society of Edinburgh, 1836. No.9. 8. Comptes rendus hebdomad. des Scances de l’Acad. des Sciences. 1837. 1. Semestre. No. 4-6. Paris. 4. Annales des Mines. 3. Serie. T. IX, Livr. 5. de 1836. Paris. Sept - Oct. 1836. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.325. Altona Februar 1837. 4. Crelle, Journal für die Mathematik. Bd.16, Heft 4. Berl. 1837. 4. 3 Exempl. Mädler, über den Einflufs des Mondes auf die Witterung (aus der Selenographie von Beer und Mädler besonders abgedruckt). 4. 6. März. Sitzung der philosophisch -histo- ‚ rischen Klasse. j Hr. Bopp las über die Correlativa im Sanskrit und ‚seinen Schwestersprachen. [1837.] 3 50 Die anderweitigen Verhandlungen betrafen Geschäftssachen der Klasse in Bezug auf die von ihr veranstalteten wissenschaft- lichen Unternehmungen. 9. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. C. Ritter beschlofs in dieser Sitzung seine Abhandlung über die Indischen architektonischen Denkmale. Vorgelegt wurden: Ein Danksagungsschreiben der Asiatic Society zu London für die übersandten Bände der akademischen Denkschriften, Jahrg. 1834 und 1832. Tom. II. Ein Schreiben des Hrn. Kellermann aus Rom, in welchem er der Akademie für die Bewilligung von 200 TbiIrn., zur Unter- stützung seiner Herausgabe eines Corpus inseriptionum latinarum, dankt und über den Fortgang seines Unternehmens berichtet. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: The Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland. No. 6. London, Oct. 1836. 8. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1836. Sept. Paris. 8. 16. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Böckh las einige Abschnitte aus einem grölsern Werke: Metrologische Untersuchungen über Gewichte, Münz- füfse und Malse des Alterthums in ihrem Zusammen- hange. Der Verfasser beabsichtigt, wie schon der angegebene Titel zeigt, keine vollständige Metrologie des Alterthums, sondern er hat den Zweck, den Zusammenhang der wichtigsten Gewicht- und Mafssysteme der Hauptvölker des Alterthums nachzuweisen. Er behandelt zuerst die Quellen, namentlich die häufig angeführte Schrift des Heron, und zeigt, dafs die ursprüngliche Grundlage dieser späterhin mannigfach erweiterten und verunstalteten Schrift nicht jünger als etwa aus dem zweiten Jahrhundert unsrer Zeit- rechnung sein könne. Der Verf. weiset hienächst zuerst mit all- gemeinen Gründen nach, dals ein geregeltes System der Malse und Gewichte bei den Chaldäern und, Ägyptern zuerst bestanden haben müsse, und leitet das ursprüngliche System der Griechen 51 durch die Phönicier von Babylon ab: die allgemeine Betrachtung wird dann dadurch bestätigt, dafs nachgewiesen wird, das Baby- lonische und Äginäische Talent sei einerlei gewesen. Dasselbe wird vom Hebräischen Talent gezeigt. Pheidon, König von Argos, führte zuerst dieses älteste Griechische System ein, mit welchem die andern in einem bestimmten, ebenfalls schon im Orient fest- gesetzten Verhältnils standen. Das Euböische Talent, dessen mor- genländischer Ursprung erwiesen wird, verhielt sich zum Baby- lonisch-Äginäischen wie 5:6, das Solonisch-Attische aber zu dem letztgenannten wie 3:5; das Vorsolonisch - Attische dagegen war vom Euböischen nicht verschieden, und verhielt sich daher zum Solonisch-Attischen wie 1385-:100, welches genaue Verhältnils der Verfasser nicht etwa blofs durch Rechnung findet, sondern aus einer zwar längst bekannten, aber früher nicht richtig ver- standenen Quelle beweiset, während der Verfasser selbst ehemals nach Anleitung eines Attischen Volksbeschlusses das Verhältnils 138 :100 aufgestellt hatte. Das Äginäische Talent wird hierauf auch als das Ägyptische aufgezeigt. Nun haben die Alten, gewils nicht erst die Römer, Gewicht und Körpermals nach dem Ge- wichte der Flüssigkeiten, unter welchen das Regenwasser als der sicherste Malsstab galt, in ein bestimmtes Verhältnils gesetzt und nach einander bestimmt; der höchsten stathmischen Einheit, dem Talent, entspricht aber im Griechischen System keine metrische Einheit vollkommen. Dagegen weiset der Verf. diese metrische Einheit in dem Babylonischen Kubikfuls nach; der Babylonische Kubikfuls Regenwasser wog ein Babylonisches Talent. Der Verf. bestimmt den Babylonischen Längenfuls nach andern Fulsmalsen, deren Ursprung aus der Babylonischen Elle er beweist: er zeigt hierauf, dals der Babylonische Fuls und die Babylonische Elle sich zum Griechischen Fuls und der Griechischen Elle der Ab- sicht nach wie v3: y2 verhielten, beide Arten von Mafs aber ursprünglich orientalisch sind. Der Verf. beschlofs den heutigen Vortrag mit der Nachweisung, dals die königliche Ägyptische Elle der Babylonischen königlichen Elle gleich gewesen, die kleine ‚ Ägyptische aber der Griechischen. So auffallend und fast un- glaublich diese Ergebnisse sind, so sicher sind sie in den Quellen begründet, welche der Verf. mit gewissenhafter Strenge benutzt hat, ohne sie zu Gunsten eines Systems etwa erst zu modeln. 52 Unter Genehmigung des hohen Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten, welche an diesem Tage vorgelegt wurde, hat die Akademie zur Anfertigung eines Katalogs der persischen Manuscripte der hiesigen Königl. Bibliothek, welche dem Hrn. Wilmans aufgetragen ist, 300 Thlr. bewilligt. Aufserdem wurde ein Danksagungsschreiben des Hrn. Amici für seine Ernennung zum Correspondenten der Akademie vor- gelegt, so wie die folgenden eingegangenen Schriften: Bulletin de la Societe& de Geographie. 2.S£rie. Tom. 6. Paris 1836. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1836. Taables alphabetiques. 1. Semestre. Paris. 4. Het 1837. 1. Semestre. No.7.8. ib. 4. Eichwald, zaturhist. Skizze von Lithauen, Volhynien und Podo- lien. Wilna 1830. 4. Discours sur les richesses minerales de quelques Pro- vinces occidentales de la Russie. Vilna 1835. 4. Memoria clarissimi quondam apud Vilnenses Professo- ris Ludov. Henr. Bojani. Vilnae 1835. 4. Osterferien der Akademie. 3. April. Sitzung der physikalisch-mathemati- schen Klasse. Hr. Klug las über zwei neue Coleopterengattungen von Madagascar. Aus der Menge merkwürdiger Insectenformen von Madagas- car, deren Verbreitung in den Sammlungen den Anstrengungen französischer Naturforscher in neuerer Zeit‘ zu danken ist, hatte zur vorläufigen Bekanntwerdung Hr. Klug zwei neue Coleopteren- gattungen ausgewählt und theilte über deren unterscheidende Kenn- zeichen und ihre Stellung im System das Nähere mit. Die eine der Gattungen ist der Gattung Piilodactyla Dej. zu vergleichen, hat wie diese anscheinend nur vier Fulsglieder, obgleich sie aus Rücksicht auf die verwandten Gattungen aus der Reihe der penta- merischen Käfer nicht entfernt werden kann. Von Piilodactyla 53 unterscheidet sie sich vornemlich durch einfache Klauen und, was die Mundtheile betrifft, ein queer beilförmiges End- glied der Labialpalpen. Für diese Gattung brachte Hr. Klug in Beziehung auf die Verkürzung des am hintern Ende viel brei- teren Halsschildes die Benennung Colobodera (aus z0roßös und öcen) in Vorschlag; und unterschied die Arten: 1. C. ovata, thorace conferlim punctato, subdepressa, nigra, elytris alutaceis, dense punctatis, obsolete striatis, testaceis, basi nigris.— 2. (C. elon- gata, thorace subtilissime dense punctato, elongata, nigra, elytris dense punctulatis, substriatis pedibusque testaceis. — 3. C. mucro- nata, thorace subtilissime confertim punctato, elongata, nigra, elytris subalutaceis, confertim punctatis, apice mucronatis pedibus- que testaceis. — 4. C. nitida, thorace vage et subtilissime pun- ctato, lateribus depresso, elongata, nigra, elytris confertim puncta- tis pedibusque testaceis. — 9. C. striata, thorace confertim pun- ctato, elongata, nigra, elytris punctlatis, punctato -striatis pedibus- que testaceis. — Die andere Gattung aus der Nähe von Aphodius und Aegialia, und ähnlich den kleineren schwarzen auf den Deck- schilden gefurchten Arten der erstgenannten Gattung, zeigte beim ersten Anblick nicht mindere Ähnlichkeit mit der im System sehr fern stehenden Gattung Opatrum, wegen der erweiterten Vorder- schienen mit den dichtanliegenden Tarsen, der Breite des ange- drückten Kopfes und des in der Mitte gewölbten, hinten recht- winkligen Halsschildes. Der besondern Beachtung werth erschien eine auf der innern Fläche der dreigezahnten Vorder- ‚schienen verlaufende, vorn frei ausmündende, bei ange- ‚zogenen Kopf und Beinen zur Aufnahme des letzten verlängerten Gliedes der Kinnladentaster passende ‚geglättete Rinne. Auch wurde der nach innen membra- nös erweiterten, am Rande gewimperten Mandibeln gedacht. Erwähnte unter den Lamellicornen noch nirgend beob- _ achtete Rinne der Schienen führte auf die Gattungsbenennung ‚Aulonocnemis (von «UAwv und zurus). Unterschieden wurden -zwei Arten: 1. A. opairina, nigra, capite thoraceque confertim Punctatis, elytris striatis, strüs punctis transversis crebre inter- ruptis, interstitüs planis, seriatim punctatis. — 2. A.exarata, nigra, capite thoraceque impresso -punctalis, elytris obsolete sulca- „dis, in suleis punctatis, interstitüs elevatis, subcostalis. 54 6. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Heinr. Rose las über eine neue Reihe flüch- tiger Chlorverbindungen. Die Zusammensetzung der flüchtigen Chlorverbindungen wurde bisher allgemein durch die bekannte Zusammensetzung des Oxyds oder der Sauerstoffsäure bestimmt, welche, gemeinschaftlich mit Chlor- wasserstoffsäure durch die Chlorverbindung bei ihrer Zersetzung vermittelst Wassers gebildet wird. Indessen nach der Entdeckung des chromsauren Chromchlorids (2Cr + Cr €1?) konnte jene Schlufs- folgerung hinsichtlich der Zusammensetzung der flüchtigen Chlor- verbindungen nicht allgemein mehr gelten, und es erschien noth- wendig, die flüchtigen Chlorverbindungen, bei deren Erzeugung ein sauerstoffhaltiger Körper angewandt wird, einer quantitativen Untersuchung zu unterwerfen. Wolframchlorid. Es wird bekanntlich durch die Ein- wirkung von trocknem Chlorgas auf Wolframoxyd gebildet, wo- bei dieses sich in Wolframsäure und in flüchtiges Wolframchlorid verwandelt, von welchem, da es sich bei der Behandlung mit Wasser in Chlorwasserstoffsäure und in Wolframsäure zersetzt, angenommen wurde, dals es der Wolframsäure analog zusammen- gesetzt wäre. Bei der Bereitung des Wolframchlorids erzeugt sich aulser diesem stets eine geringe Menge von rothem, dem Wolframoxyde entsprechenden Chlorür, das durch geringe Erwärmung vom Chlo- rid abgetrieben werden kann, da es weit flüchtiger als dieses ist. Zugleich bildet sich auf der obern Wölbung der Glaskugel, in welcher das Wolframoxyd erhitzt wird, während das Chlorgas darüber geleitet wird, ein Sublimat, das durch die stärkste Er- hitzung der Glaskugel sich nicht verflüchtigt. Erhitzt man das ge- bildete Chlorid plötzlich stark, so bildet sich aus ihm von neuem rothes Chlorür, und ein sich nicht verflüchtigender Rückstand, während der grölsere Theil des Chlorids sich unzersetzt verflüch- tigt. Dieser Rückstand, und jenes scheinbare Sublimat in der Glas- kugel sind Wolframsäure, entstanden durch Zersetzung des Chlo- rids bei plötzlicher starker Hitze. Es ergiebt sich aus dieser Zersetzung schon, dafs das Chlo- rid keine reine Chlorverbindung, aus Wolfram und Chlor beste- 55 hend, sein kann, sondern Sauerstoff enthalten müsse. Aber die flüchtige Verbindung kann nicht rein von überschüssiger Wolfram- säure erhalten werden, die sich mit ihr mengt, wenn bei ihrer Entstehung das Wolframoxyd erhitzt wird, und wenn durch Er- hitzung vom Chloride das rothe Chlorür abgetrieben wird. Die Zusammensetzung der Chlorverbindung kann durch die Formel 2W -+ WEI? ausgedrückt werden; nur ergab die Analyse aus dem’ oben angeführten Grunde etwas mehr Wolfram, als die Be- rechnung. Es’ ist bemerkenswerth, dals in dieser Verbindung, welche ganz dem chromsauren Chromchlorid entsprechend zu- sammengesetzt ist, die Wolframsäure flüchtig ist, welche für sich zu den feuerbeständigsten Körpern gehört. Molybdänsuperchlorid. Man erhält es durch Behandlung von Molybdänoxyd mit Chlorgas. Es zerfällt bei der Behand- lung mit Wasser in Molybdänsäur@ und in Chlorwasserstoffsäure, und man hielt es daher bis jetzt für ein der Molybdänsäure ana- log zusammengesetztes Chlorid. Die quantitative Analyse dieser Verbindung, welche ihre besondere Schwierigkeiten hat, ergab indessen eine der Formel 2\lo + Mo £1? entsprechende Zusammen- setzung. Man kann diese Verbindung auch erhalten, wenn man zwei- fach schwefelsaures Kali, Molybdänsäure und Chlornatrium einer Destillation unterwirft; jedoch erhält man sie auf diese Weise nicht so rein, wie durch die Behandlung des Molybdänoxyds mit Chlorgas. Es ist schon früher bemerkt worden, dafs durch Behandlung von chromsauren Kali, Chlornatrium und Schwefelsäure chrom - saures Chromchlorid, 2Cr-+ Cr El? entstehe. Destillirt man statt des Chlornatriums Bromkalium oder Bromnatrium mit chrom- sauren Kali und Schwefelsäure, so erhält man reines Brom, das zwar hinsichtlich seiner Farbe sehr viele Ähnlichkeit mit dem chromsauren Chromchlorid hat, aber ganz frei von Chrom ist, und in einem Überschusse von Ammoniak aufgelöst, eine ganz farblose Auflösung bildet, während durch chromsaures Chrom- chlorid mit Ammoniak eine stark gelb gefärbte Auflösung von chromsauren Ammoniak entsteht. Durch dieses verschiedene Verhalten der Chlor - und der Brommetalle gegen chromsaures Kali und Schwefelsäure kann 56 man kleine Spuren von Chlormetall in sehr grofsen Mengen von Brommetallen erkennen, was sonst ganz aufserordentlich schwer ist. Unterwirft man Bromkalium oder Bromnatrium mit chrom- saurem Kali und Schwefelsäure einer Destillation, und leitet das Destillat in Ammoniak, so entbält dieses keine Spur von Chrom, wenn das Salz ganz rein von Chlorkalium oder Chlornatrium gewesen ist. Behandelt man ein Jodmetall mit chromsaurem Kali. und Schwefelsäure, so erhält man reines Jod; wird eine Mengung von Chlor - und Jodmetall auf dieselbe Weise behandelt, so er- hält man, wenn ersteres nicht in einem sehr grolsen Überschusse vorhanden ist, weder chromsaures Chromchlorid noch Chlorjod, sondern im Anfange entwickelt sich Chlorgas, ‘und später destil- lirt Jod über. Durch dieses Verhalten ist es nicht möglich, einen Gehalt von Chlorkalium im Jodkalium auf die Weise zu: ent- decken, wie man ersteren im Bromkalium finden kann. Der vorsitzende Sekretar zeigte an, dals zu der Preisfrage der philosophisch - historischen Klasse über das Alexandrinische Museum fünf Bewerbungsschriften vor dem gesetzmälsigen Ter- mine eingegangen und der philosophisch - historischen Klasse zur Prüfung übergeben worden seien. Eingegangen waren ein Empfangschreiben der Pariser Aka- demie über die ihr übersandten Monatsberichte vom December 1836 und Januar 1837, so wie ein Schreiben des Hrn. Vrolik in Amsterdam, Sekretar der ersten Klasse des Königlichen Instituts der Kiinste und Wissenschaften in den Niederlanden, als Begleitungs- schreiben für die nachfolgenden heute vorgelegten Schriften: Nieuwe Verhandelingen der eerste Klasse van het Koninklijk- Nederlandsche Instituut van Wetenschappen, Leiterkunde en schoone Kunsten te Amsterdam. Deel 1-5. Amst. 1827 - 1836. 4. Aufserdem wurden an eingegangenen Büchern vorgelegt: Natuurkundige Verhandelingen van de Hollandsche Maatschappii der Wetenschappen te Haarlem. Deei 16-23. Haarlem 1828 - 1836. 8. Annales de la Societe entomologique de France. T.V. Trimestre4. Paris 1836. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1837, Ar Semestre. No.9-12. Paris. 4. 67 MülderenWenckebach, ratuur- en scheikundig Archief. Jaarg. 1836, St.3. Rotterd. 1836. 8. van der Hoeven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel 3, St.2. ibid. 1836. 8. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1836. Oct. Paris. 8. Bibliothöque univ. de Geneve. 1836. Nr.12. Decembre. Geneve. 8. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. XI. Heft2. Halle 1837. 8. Lefebure, description de quelques Lepidopteres nocturnes hyper- boreens (Exir, des Ann. de la Sociel€ entomol,, Tome5.) 8. ‘ Orti, illustrazione di tre medaglie inedite. Verona 1827. 4. _ Ej- gli antichi marmi alla gente sertoria Veronese spettanti. ib. 1833. 8. Ej. sopra un frammento d’ antica consolare iscrizione. ib. eod. 8. Ej. Yita della Contessa Matilde di Canossa. ib. 1834. 8. Ej. Necrologia di Filippo Marinelli. ıb. 1835. 8. Ej. intorno alcuni Mss. dell’ I. R. Biblioteca di Mantova e della capitolare Veronese. ib. eod. 8. Ej: gli antichi monumenti greci e romani che si conservano nel Giardino de’ Conti Giusti in Verona. ib. eod. 8. Ej. di alcune antichita di Garda e' di Bardolino etc. ib. 1836. 8. Ej. Illustrazione di un’ antica lapida inedita Istriana. ib.eod. 8. Ej. 2’ antico marmo di Valerio Nasone. ib. eod. 8. Ej. sull’ esposizione delle belle arti in Verona nel 1836. ib.eod. 8. Ej. antica statuetta di Bronzo. ib, eod. 8. A. Cozzi, Sulle applicazioni della forza elettro-chimica della Pila. Firenze 1835. 8. Ej. Prospetto delle lezioni di Chimica e Fisica. ib. 1836. 8. Ej. dei piü grandi progressi della Scienza Elettrica. ib. 1837. 8. Ej. nuovo processo per ottenere il Creosoto, sine tit. 8. de Paravey, Reponse a l’article de M. Riambourg sur l’anti- quite chinoise, (Paris 1836.) 8. Ej. Communications sur quelques decouvertes modernes qui a- vaient ei connues des Anciens. (ib. eod.) 8. 13. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Weils hielt einen Vortrag über die Theorie der Sechsmalachtflächner (Hexakisoctaöder des regulären Kry- stallsystems), abgeleitet aus den Dimensionszeichen für ihre Flächen. Aus der bereits in einer Abhandlung vom J. 1819 gegebe- 58 nen Entwickelung des Zeichens werden unmittel- bar, ohne alle weitere geometrische Constructionen, zum Theil nur mit Anwendung einiger allgemeiner krystallographischer Lehr- sätze über das Quadratoctaöder und das Rhomboeder, die einfach- sten Formeln abgeleitet nicht allein für die verschiedenen Neigun- gen einer gegebenen Fläche gegen die 3 unter sich rechtwink- lichen Grunddimensionen, gegen die 6 mittleren zwischen je zwei der vorigen, gegen die 4 mittleren zwischen je drei derselben, gegen die 12 mittleren zwischen je zweien der zweiten, und zwi- schen je einer der ersten und einer der dritten Kategorie, und mithin gegen die sämtlichen Würfel-, Octaäder-, Granato@der - und, Leucito@derflächen, nicht minder für die Neigungen der dreierlei Kanten des Körpers gegen die genannten. verschiedenen Axen, und für die 23 zu unterscheidenden Neigungen einer ge- gebenen ‚Fläche gegen die sämtlichen ihr gleichartigen, deren; je zwei parallel, folglich 24 von verschiedenen Richtungen zu un- terscheiden sind; sondern auch dıe höchst einfachen Formeln für den allgemeinen trigonometrischen Werth, welcher einer gegebenen Fläche in jeder der mancherlei Zonen zukommt, welche das Zei- chen als Eigenschaft der Fläche auffinden lehrt, so wie die eben so einfachen und allgemeinen Formeln für die Bedingung, unter welcher eine gegebene Fläche in die einen oder die anderen Zo- nen fällt oder nicht fällt. Abgeleitet werden ferner die allge- meinen Ausdrücke der dreierlei Kanten des Sechsmalachtflächners selbst, die Formeln für seine ebnen Winkel, und für die ebnen Winkel sämtlicher, nicht blos halbirender, Queerschnitte auf den verschiedenen Axen, parallel den Würfel-, Octaöder - und Gra- nato@derflächen; die hauptsächlichsten Beziehungen jedes gegebe- nen Sechsmalachtflächners auf die dreierlei Geschlechter von ho- mo&drisch gebildeten Körpern mit 24 Flächen, die Pyramiden- würfel, die Pyramidenoctaäder und die Leucitoide. Beiläufig wird die Unterscheidbarkeit sämtlicher 48 gleichartiger Flächen im Zeichen selbst, und ihre Combination zu den dreierlei Hälft- flächnern erörtert, den Hexakistetraödern, den gebrochenen Pyri- toiden, und den Granatdyo@dern, deren hervortretende Neigungs- verhältnisse im vorherigen schon nachgewiesen sind. Neben den speciell krystallographischen Resultaten ergaben sich mehrere merkwürdige allgemein geometrische Lehrsätze, z.B.: 59 Die Summe der Quadrate der Sinus der 6 verschiede- nen Neigungen einer gegebenen Fläche gegen die 6 mittleren Octa@äderdimensionen ist jederzeit = 2, die der Cosinus =4; die Summe der Quadrate der Sinus der 4 Neigungen gegen die kleinsten Octaäderdimen- sionen ist =+, die der Cosinus =; die Summe der Quadrate der Sinus der 3halben Neigungen einer ge- gebenen Fläche gegen die mit ihr in Endkanten eines Quadratocta@ders 1", 2"und 3’Reihe zusammenstofsen- den gleichartigen Flächen ist =2, die der Cosinus =1, umgekehrt wie das, was in Bezug auf ihre Neigungen ge- gen die 3 Grunddimensionen gilt; für die nemlichen ganzen Neigungen aber ist die Summe der 3 Cosinus (nicht ihrer Quadrate) =1; die Summe der Quadrate der Sinus der 4 halben Neigungen einer Fläche gegen die in End- kanten eines Rhomboäders 1", 2', 3"und 4’ Reihe mit ihr zusammenstolsenden =2, die der Cosinus eben- falls =2; für die nemlichen ganzen Neigungen die Summe der 4 Cosinus = —— 7 —-; u. s. w.; desgleichen die Be- nm +1 stimmung desjenigen homoädrisch gebildeten Körpers des regulä- ren Krystallsystems, wo der ebne Wiukel an der mittleren (zweiundzweikantigen) Ecke ein Minimum wird; es ist ein, nur geometrisch denkbares, krystallographisch aber unmögliches Leucitoid [e:a: 4a ‚ für welches n.(da die Tangente des eb- nen Winkels an der mittleren Ecke des Leucitoids = —Vn:+ 2) durch die Gechung bestimmit wird, n’—2n"’—n—4i= 6; daher n=2+4 ıy TI+- 4639 + ıYn yes — y4688, angenähert n = 2,8i56.. der u Winkel sı° 24° 41”; beim Leucitoid |a:a: za] ist er s1° 25’ 37/7. Hierauf legte Hr. Ehrenberg eine briefliche Nachricht des Hrn Agassiz in Neuchatel über den ebenfalls aus mikro- skopischen Kiesel- Organismen gebildeten Polir- schiefer von Oran in Afrika vor. Die Mittheilungen über die fossilen Infusorien fahren fort 'ein rasches Wachsthum dieser Kenntnisse herbeizuführen. Wie Herr Retzius die Aufmerksamkeit auf die nordische eflsbare 60 Infusörien-Erde' gelenkt hat, welche Hr. E. in fast ganz: gleicher Art neuerlich: in einer Erde aus Liefland bei Kymmene Gärd mit noch zahlreicherem Fiehten-Pollen untermischt, wieder- gefunden, so wird durch Hrn. Agassiz, Correspondenten der Akademie, dieselbe von. Neuem fruchtbar auf den Polirschiefer von Oran geführt, welchen er als aus scheibenförmigen, sehr regelmäfsig zelligen Körpern bestehend erkannte, und in dessen Mitte er» Abdrücke eines:'von ihm benannten Fisches, der Alosa elongata fand. :Hr. Agassiz hat eine Probe dieser Substanz und mühsame von Hrn. Schimper entworfene Skizzen der beobach- teten zelligen Scheiben beigefügt, welche die Regel der Zellen- ordnung erläutern. Folgendes ist das Resultat weiterer Unter- suchungen dieser Substanz von Hrn. Ehrenberg. Der Polirschiefer oder Tripel aus Oran scheint darüber zu entscheiden, worüber man neuerlich sehr im Zweifel war, ob der Name: Terra tripolitana des Tripels im Mittelalter sich auf das Tripolis :der Barbarei ‚oder, das in Syrien beziehe. Von Syrien kennt: man noch keinen ‚Polirschiefer in seinen geognostischen Verhältnissen; aber so ist denn durch diesen bei Oran vorkom- menden entschieden, dafs es in der Barbarei dergleichen giebt. Die Venetianer sollen ihn (nach Fougeroux) später aus Corfu bezogen haben, wodurch der tripolitanische ganz in Vergessen- heit gerieth und die levantinische Schiffahrt anderen herbei- führte, Aufser dieser geschichtlichen Seite gewährt die von Hrn. Agassiz übersandte Probe noch vielfaches anderes Interesse. Die Masse aus Oran wird vorherrschend von den schon erwähnten kleinen zelligen flachen Schüsseln (Scheiben) gebildet, welche der ‚ bisher nie fossil gesehenen Familie der gepanzerten Wechselthiere (Arcellina) angehören könnten, da sie sich ungezwungen in ih- rer Form und zelligen Bildung an Arcella vulgaris der Jetzt- welt anschlielsen (Arcella? Patina), welche erstere aber einen Hornpanzer, keinen Kieselpanzer besitzt. Aufser dieser Arcella liefsen sich noch 9 verschiedene organische Formen unterschei- den. Besonders merkwürdig ist das erste Vorkommen meh- rerer Formen, für die es keine lebende Gattungstypen giebt, die also neuen, nur fossilen, Generibus angehören; eine bisher bei den fossilen Infusorien unerhörte Erscheinung. Zwei der- 61 selben, welche Hr. E. Actinoeyclus nennt, gleichen grofsen Gal- lionellen mit strahlenartigen inneren Kammern, deren Zwischen- wände, wie Speichen eines Rades, von zwei seitlichen runden und zelligen Platten eingeschlossen sind. Diese Bildung der fos- silen wirft ein neues Licht auf die Organisation der mit mehr- fachen Öffnungen im Kreise versehenen kleinen lebenden Gallio- nellen. Mit sechs Zwischenwänden erscheint 1) Actinocyelus se- narius; mit acht 2) Act. octonarius. Ganz auffallend sind ferner zwei durchbrochne und stachlige Formen, deren eine dem leben- den Arthrodesmus truncatus nahe kommt, sich aber durch ein netz- artiges Kieselgeripp ganz und gar unterscheidet. Sie werden als 3) Dictyocha Speculum und 4) D. Fibula bezeichnet. Eine 5t Form ist Gallionella sulcata, eine ausgezeichnete neue Art der be- kannten Gattung. Überdiels fanden sich selten 6)-7) zwei Navi- culae, und 8) wohl eine Synedra, welche nicht genau bestimm- bar waren, mit 9) Kieselnadeln von Spongillen. Die Arcella? Patina, als Hauptform, fand Hr. E. schon frü- her in einem mergelartigen Polirschiefer von Zante, welcher auf dem Königl. Mineralien- Cabinet vorhanden ist, sah sie aber nur als Fragmente. Dieser griechische Polirschiefer ist daher wohl identisch mit dem sogenannten venetianischen Tripel der früheren Zeit. Seine Hauptmasse sind unregelmäfsig punctirte sehr feine Bätter (einer Spongia?) mit Kieselnadeln von Spongillen, und vielleicht noch einer dritten Art von Dictyocha, welche einer Navicula ähnlich ist. Unter der Genehmigung des hohen Ministerii der geist- lichen, Unterrichts- und Medieinal-Angelegenheiten, welche heute vorgelegt wurde, hat die Akademie auf 20 Exemplare des Werks: Scripturae linguaeque Phoeniciae monumenta quotquot supersunt edita et inedita von Hrn. Professor Gesenius in Halle, sub- scribirt. 47. April. Sitzung der philosophisch -histori- schen Klasse. Hr. Panofka hielt einen Vortrag über den Götterverein von Pan, Aphrodite und Eros, als sicheres Kennzeichen von My- sterienbildern. 62 20. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Link las über das Anwachsen neuer Theile in den Pflanzen. Alle Theile der Pflanzen zeigen sich in der frühesten Ju- gend aus Zellgewebe zusammengesetzt, chne alle Gefälse. Die Gefälse entstehen erst später aus Zellen. Doch würde man sich irren, wenn man glaubte, jene ursprünglichen Zellen würden in Gefälse verwandelt. Dieses ist nicht der Fall, sondern die Zellen entfernen sich von einander mit einer sehr grolsen Gewalt und in den dadurch entstehenden Zwischenräumen bilden sich die Ge- fälse aus. Sie legen sich seitwärts an einander und zwar regel- mälsig oder so zu sagen planmälsig. Dieses läfst sich an den eigentlich vegetabilischen 'Theilen, dem Stamme und der Wurzel nachweisen, welche an den Enden anwachsen, oder von denen zuerst nur ein Anfang entsteht. Die thierischen Theile, wie sie der Verfasser nennt, oder die blattartigen, von denen zuerst der Um- rils entsteht, wachsen auch dadurch an, dafs neue Gefäfsbündel in den Zwischenräumen der Zellen entstehen, doch ist es mehr die Sonderung und die Vertheilung der Zellen, welche die Ent- wickelung der Blätter aus den Knospen bewirkt, Übrigens ent- stehen die Knospen, wie die Samen, ursprünglich frei, ganz ge- sondert von der Unterlage. Es entsteht hier die Frage, ob nicht die Theile, indem sie dicht neben einander entstehen, sich einander zusammendrücken oder sonst ändern? In der Regel geschieht dieses nicht, doch ist es wohl der Fall in altem Holze, indem neues anwächst; wo nämlich die Markstrahlen durch Zusammendrückung, und das netz- förmige Gewebe durch Verwickelung der Fasergefälse zu ent- stehen scheint. Übrigens ist das Verhalten der Theile in dieser Rücksicht merkwürdig genug. Die Haarkrone (pappus) erscheint ihrem ganzen äufseren und inneren Baue nach als ein zusammen- gedrückter Kelch, aber sie kommt schon so zusammengedrückt aus dem Blütenboden hervor. Man könnte sagen, sie sei vor der Wirklichkeit zusammengedrückt,. man könnte die Urform in die Urwelt versetzen, wo die sonderbare Zusammensetzung der Theile so auf einander wirkte, dals sie sich für die Nachwelt gehörig einrichten mulsten. 63 Der vorsitzende Sekretar zeigte an, dafs eine Bewerbungs- schrift zu der Preisfrage der physikalisch -mäthematischen Klasse eingegangen und der Klasse zur Beurtheilung übergeben sei. Eingegangen war aulserdem ein Danksagungsschreiben des Hrn. Burnouf in Paris für seine Ernennung zum Correspon- denten der Akademie. Vorgelegt wurde: Schumacher, astronomische Nachrichten Nr. 326. Altona 13 April 1837. 4. 27. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Steffens hielt einen Vortrag über Blaise Pascal. Die Zeit in welcher Pascal lebte (geb. 1623, gest. 1662), war eine höchst merkwürdige. Sie enthielt und entwickelte be- deutungsvolle Keime, die in der lezten Hälfte des siebzehnten und fast das ganze achtzehnte Jahrhundert hindurch scheinbar schlummernd, wieder lebendig wurden, sich immer mächtiger entfalteten, und noch in der Entwickelung begriffen sind. In England, wie in Frankreich, brach eine politische Gährung aus, die zum erstenmahl in der Geschichte den Begriff der Staats- verfassung in seiner abstracten Allgemeinheit auffalste, die ganze geschichtliche Entwickelung des Staats in Frage stellte, und durch Denken, wie durch die That, Aufgaben zu lösen suchte, die noch fortdauernd Europa beunruhigen. In der Religion hatte der Jansenismus innerhalb der ka- tholischen Kirche sich in seiner schönsten Reinheit und spe- ‚eulativen Bedeutsamkeit ausgebildet, vorzüglich durch Arnauld; ‚und die wichtigen Entdeckungen in der Naturwissenschaft, die für jene Zeit fast wichtiger scheinen, als die grolsen unserer Tage, setzten die tiefsten Geister in lebhafte Bewegung, und ent- wickelten die bewunderungswürdigsten Talente scharfer Beobach- ‚tung und strenger Bestimmung. h Die leztere Richtung seiner Zeit ergriff Pascal in seiner ‚frühen Jugend. Das mathematische Talent des Knaben setzte seine Umgebung in Erstaunen, eine sorgfältige Erziehung entwickelte ‚es, und er bildete sich in der Gesellschaft von Männern, aus de- ‚zen Nlitte die Akademie der Wissenschaften zu Paris entstand. "Wäre Pascal nur als Mathematiker und Physiker bekannt, 'so 64 würde er dennoch eine bedeutende Stelle in der Geschichte der wissenschaftlichen Entwickelung seiner Zeit behaupten. Eine andere Richtung, die seine geistige Bildung nahm, ist der eigentliche Gegenstand eines Aufsatzes, dessen Inhalt hier nur kurz angedeutet werden kann. Schon von seiner frühen Kindheit an war ihm die Religion höchst wichtig, und ein ernster religiöser Sinn herrschte in seiner ganzen Familie. Durch Krankheit und strenges Studium von den gewöhnlichen Zerstreuungen der Jugend fern gehalten, vertiefte er sich immer mehr in religiöse Betrachtungen; es ist bekannt, dafs er ein strenges, ascetisches Leben führte; und es mufs uns in Erstaunen setzen, dafs ein Mann, von welchem so viele Selt- samkeiten erzählt werden, nicht etwa eine Secte bildete, viel- mehr in der Literatur seines Landes bis auf unsere Tage eine bedeutende Stelle einnimmt, und zwar durch Schriften, die eben aus diesem strengen religiösen Sinn entsprangen. Seine Pensee’s und seine Provincialbriefe lösen dieses Räthsel. Pascals Talente und frühe Studien verhinderten ihn, ein Mystiker im gewöhn- lichen Sinne zu werden. Er war nicht ein Mystiker, wie sie unter den Protestanten entstanden, die sich von dem Leben und von der Wissenschaft und also auch von der geistigen Entwicke- lung des Geschlechts abwandten; vielmehr schwebte diese ihm im- mer vor; von der tiefsten Religiosität durchdrungen, dachte er mit seiner Zeit, ja eben jene gab seinen Äufserungen die geist- reiche Bedeutsamkeit, die man bewunderte, selbst, wenn man seinen Glauben Aberglauben schalt. In seinen Pensee’s unterscheidet er drei Ordnungen: die des Körperlichen, die das Denken ausschlielst, die höhere des Den- kens, und die höchste, der Liebe. Diese sind schlechthin von ein- ander geschieden, wie Leib, Seele und Geist; es findet kein Über- gang vom Körperlichen zum Denken, keiner vom Denken zur Liebe statt. Sie sind vielmehr in sich geschlossen, wie eigene Welten: und doch sind die beiden unteren Ordnungen in ihrer Treunung ohne alle Wahrheit, und erhalten diese nur durch die höchste Einheit, die, nach ihm, in der Ordnung der göttlichen Liebe erkannt wird. Es ist keinem Zweifel unterworfen, dafs ‘dem Pascal durch die Liebe die absolute Einheit des Gegensatzes vom Körperlichen und Denkenden gesetzt wurde, so dals das 65 Denkende, in der zweiten Ordnung, nur ein Denken nach sinn- lichen Kategorien war, welches, mit den Erscheinungen parallel fortschreitend, diese nie berührt, nie bis zur Immanenz durch- dringt. Diese absolute Trennung ist ihm eben die Einheit. Er hat sich über diese Einheit öfters sehr entschieden ausgesprochen, so wie darüber, dals Denken wie Handeln, ergriffen von der sinnlichen Unendlichkeit, seine eigene Nicht-Realität ausspreche. Indem aber diese höchste Einheit als Liebe ihm entgegentrat, ward ihm das Höchste selbst ein Äufseres, zwar zugleich als ein Inneres, Geistiges anerkannt, aber nicht begriffen. Es war ihm im Staate, wie in der Kirche, lediglich Autorität, der er sich bewustlos hingeben mulste, um eben durch die völlige Hingebung frei zu werden. Das Absolute war, wie es ihm, als Kirche und Staat gegenübertrat, zwar ein durchaus Inneres, ihn Durchdringen- ‚ des, in welchem der Dualismus des Denkens und Seins aufgehoben gedacht wurde; aber der Procels des Werdens lag jenseit seines Bewulstseins und forderte unbedingte Hingebung. So konnte zwar die negative Seite des erscheinenden Denkens und Handelns mit grolser Klarheit sich entwickeln, und seine Pensee’s enthalten die Materialien zu einem platonischen Dialog im christlichen Sinne, der ihm vorschweben mochte, aber nie sich mit Klarheit ent- wickeln liels. Diese Gedanken wurden von der Einheit getragen, aber ‚nicht von dieser durchdrungen, sie stellen, (damit wir einen Aus- druck brauchen, dem Timaeus zugeschrieben, von Pascal selbst angewandt), einen unendlichen Kreis dar, dessen Centrum zwar allenthalben, dessen Peripherie aber nirgends ist. Pascal war daher kein Philosoph, aber ihm schwebte das grolse Problem der Philosophie in. grölserem Umfange, reicher und geistvoller vor, als denjenigen, die es für die Gegenwart zu umfassen strebten, und er bildete, dem Cartesius gegenüber, das bedeutende Supplement, welches auf die ferne Zukunft hin- wies, die‘er nicht darzustellen vermochte. Und dieses um desto entschiedener, da er in den Provinzial- briefen, die nicht blofs als eine Polemik gegen die Jesuiten (wenn gleich die gründlichste) Bedeutung hatte, auch das Gesetz der Sittlichkeit, als ein Absolutes, dem menschlichen Bewulstsein ge- gebenes erkannte. 3 66 Dafs die Sittlichkeit ihre Verwirklichung nur durch die Re- ligion erhielt, die das Gesetz zur Liebe verklärte, war, wie be- kannt, Pascals innige Überzeugung. Als Gesetz aber war die Sittlichkeit für alle Menschen da. Sie war, als Gesetz, eine Thatsache des menschlichen Bewulstseins. Die über alle Streitig- keiten der Zeit, ja über alle allgemein anerkannten künstlerischen Vorzüge der Provinzialbriefe liegende Bedeutung ist eben der hervorgehobene Begriff der reinen Sittlichkeit, der, als das un- wandelbar immanente Princip einer nicht blofs durch Abstraction gewonnenen, sondern durch die Geschichte selbst ausgesproche- nen dialectischen Bewegung festgehalten wird. Obgleich diese Briefe nach einander erschienen, muls man dennoch voraussetzen, dals der Inhalt aller ihm vorschwebte, als er den ersten niederschrieb, und die Jesuiten und ihre Casuistik bilden die Typen einer Dialectik, die mit derselben Leichtigkeit benutzt werden, wie der scharfsinnige Denker wohl seine eigenen Begriffe benutzt. Es ist gar nicht zufällig, es liegt ebenso nothwendig in dem innern geistigen Organismus seiner Briefe, wie es in den äufsern Verhältnissen lag, dafs er mit den Spitzfindigkeiten der Moli- nisten anfängt. Der Pelagianismus der Jesuiten liels wirklich durch eine generatio aequivoca das Leben aus dem Tode, die Liebe aus dem Gesetz entspringen. Die Lehre von der nächsten Kraft, von der hinreichenden und wirkenden Gnade waren Ver- suche, denen der Materialisten ähnlich, die durch feine Fluida einen Übergang vom Leibe zur Seele zu vermitteln suchten. Nur so war die Probabilitätslehre der Jesuiten möglich, und nachdem er diese entwickelt hat, schreitet die kunstreiche Dialektik, aus den Schriften der Jesuiten herausgehoben, bis zur Vernich- tung des Princips fort. So erscheint die Welt des sinnlichen Denkens mit ihrem Gesetz, so wie auch die Welt des Handelns mit ihrem Gesetz. Die erste nur, als Erscheinung, die zweite, als eine solche, die nie zur Erscheinung kömmt, eben wie später durch Kant aufge- falst. Aber die Einheit ist ihm nicht ein nie zu fassendes Idea- les, ist ihm vielmehr die eigentlichste, wahrste Realität und der Verf. hofft, dals die ausführlichere Darstellung beweisen wird, 67 dafs Pascal eine genauere Betrachtung, seine Gedanken eine sorg- fältigere Prüfung verdienen, als ihnen bis jetzt zu Theil ward. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1. Semestre No.13. 14. Paris. 4. Vedänta-Soütras, Philosophie des Vedas. Texte Sanskrit, com- mente par Sankara. Trad. en Franc. par L. Poley. Livrais.1. Paris. 4. 2 Exemplare. Oupanichats, Theologie des Vedas. Texte Sanskrit commente par Sankara. Trad. en Franc. par L. Poley. Livrais.1-5. Paris. 4. 2 Exemplare. Graff, althochdeutscher Sprachschatz. Lief.9. Th.II. (Bogen 38- 52.) 4. Bericht über die - zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften y zu Berlin im Monat Mai 1837. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 1. Mai. Sitzung der physikalisch -mathemati- schen Klasse. Hr. Lichtenstein gab einige Correspondenznachrichten des Hrn. F.Deppe aus Californien. 11.Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Mitscherlich las über die Bestimmung der Aus- dehnung krystallisirter Körper durch die Wärme. Zu dieser Bestimmung wendet er entweder natürliche Zwil- linge an, oder legt geschliffene Krystalle nach Art der Zwillinge zusammen: welche er vermittelst eines Kitts, der die Kochhitze des Wassers verträgt, verbindet. Von den natürlichen Zwillingen eignen sich zu diesen Versuchen insbesondere die des Gyps, welche durch die Fläche ff mit einander verbunden sind. N 2 [1837.] 4 70 Perpendiculär gegen die Flächen /f werden zwei einander paral- lele Flächen C geschliffen, so dafs man einen durch die Flächen fP C begrenzten Körper erhält. Die Flächen CC geben bei der Temperatur, bei welcher sie geschliffen werden, nur ein Bild. e c Erwärmt oder erkaltet giebt jede Fläche zwei Bilder, die eine c ce” a 5 TE: zeigt einen einspringenden (C:C’), die andere ‚einen ausspringen- den Winkel (C”:C”); da diese Winkel für eine Temperatur- differenz von 10° C. ungefähr 15’ betragen, so kann man, die ungleiche Ausdehnung dieser Krystalle von 10° zu 10° mit blofsen Augen erkennen. Die Ausdehnung, nach verschiedenen Richtungen wurde nach dieser Methode mit den für diese Erscheinungen wichtigsten Sub- stanzen vorgenommen; mit dem Gyps, dem Kalkspath, dem Bitter- spath, dem Arragonit, dem Quarz, dem schwefelsauren Baryt u.s. w. Zur Erwärmung der Krystalle dient ein Kasten mit doppelten Wänden, zwischen welche Wasser - oder Alkoholdämpfe geleitet werden; in dem Kasten ist ein Apparat zur genauen Einstellung der Krystalle angebracht. Durch ein dreifülsiges Fernrohr wird das Bild einer oberhalb der Mitte des Objectiv befindlichen er- leuchteten Spalte, welches von den Flächen der Krystalle reflec- tirt wird, beobachtet. Die Entfernung der von den beiden Flä- en 71 chen reflectirten Bilder werden vermittelst zwei Micrometerfäden gemessen. Aus diesen Entfernungen wird die Winkelveränderung bestimmt; bei den einzelnen Messungen übersteigeu die Unter- schiede nicht eine Secunde. Durch diesen Apparat wurden die Winkelveränderungen der Krystalle viel genauer bestimmt, als es vorher durch die Messung des ganzen Winkels bei verschiedenen Temperaturen möglich war, doch stimmten die Versuche genauer, als man es hätte erwarten sollen, mit den früheren Messungen über- ein. Man erreicht vermittelst dieser Methode eine so grolse Ge- nauigkeit, dals es möglich war, die Verschiedenheit der Ausdeh- nung für verschiedene Temperaturintervalle zu bestimmen. Eine Vergleichung zwischen der Zusammenziehung, welche die Krystalle beim Erkalten erleiden, und welche bei der chemi- schen Verbindung statt findet, zeigt, dals die Zusammenziehung in beiden Fällen stets in derselben Richtung statt finde; aber nicht in demselben Verhältnifs. Hat nämlich bei der Bildung che- mischer Verbindungen, z.B. der kohlensauren Kalkerde, und der koblensauren Magnesia dieselbe Zusammenziehung statt gefunden, oder liegen die Atome in gleicher Entfernung, so verhalten sich - die specifischen Gewichte dieser Verbindungen, wie ihrer Atomen- gewichte also wie 632,46 :534,79; da der Kalkspath ein specih- sches Gewicht von 2,721 hat, so mülste das der kohlensauren Magnesia 2,3 betragen; es beträgt jedoch 3,01, in der letzteren Verbindung liegen die Atome einander dadurch näher; die Masse ist dichter, es hat also eine Zusammenziehung statt gefunden, und zwar, da der Winkel des Kalkspathrhombo&ders 105° 4’, der des Rhomboä@ders der kohlensauren Magnesia 107° 224’ beträgt, nach derselben Richtung, nach welcher die Zusammenziehung durch Erkaltung statt findet. Hr. Panofka übergab der Akademie von Seiten des Hrn. A. W. v. Schlegel den Gypsabgufs eines im Sommer 1835 zwischen Bonn und Cöln landeinwärts hinter dem Schlosse Brühl bei der Grundlegung eines Hauses ausgegrabenen Erzgefälses, das 54 Zoll hoch, in der Form eines kleinen Krater ohne Fußs, durch gefällige Zeichnung und Interesse der dargestellten Gegen- stände merkwürdig, von Hrn. v. Schlegel für das seiner Ober- aufsicht anvertraute Rheinische Museum erworben ward. 72 Hr. v. Schlegel ist gesonnen dies höchst schätzenswerthe Kunstwerk aus römischer Zeit später durch Kupferstich oder Lithographie bekannt zu machen und mit einem französischen erklärenden Text zu begleiten, fordert aber die Archäologen Berlins auf, früher die Deutung der mythologischen Vorstellun- gen aufzufinden. Die Vorstellungen der einen Seite scheint Hrn. Panofka unzweifelhaft den Besuch des Gottes Mars zu bezeichnen, wie er zur schlummernden Rhea Sylvia vom Olymp herabsteigt, wäh- rend über dieser ein Amor mit Fackel dem Gotte gegenüber zu Hülfe heranschwebt. Zur Vergleichung ward ein ähnliches Wand- gemälde aus den Titusthermen vorgezeigt und an mehrere von Raoul-Rochette Monumens inedits pl. vıı, vi, p.34-36 theils bekannt gemachte, theils citirtte Monumente gleichen Gegenstan- des erinnert. Ungleich schwieriger ist die Erklärung der Kampfscene auf der entgegengesetzten Seite des Gefälses. Wenn der Kämpfer links durch Löwenfell und Keule, so wie durch charakteristische Physiognomie und Gestalt, unverkennbar den Hercules vergegen- wärtigt, so liegt zumal bei Berücksichtigung des auf die Grün- dung Roms sich beziehenden Bildes der Vorderseite, der Gedanke ziemlich nahe, es möchte hier von der Ankunft des Hercules in Italien oder gar in Rom die Rede sein. Allein weder der von Hercules besiegte und schon am Boden liegende Krieger, noch der bärtige Vertheidiger des Gefallenen, gestatten an den wilden Cacus zu denken, welcher schwerlich mit Helm, Schild und Lanze, sondern höchstens mit einem Knotenstab oder Steinen bewaffnet gegen Hercules sich wehren dürfte. Die Verlegenheit in der Urgeschichte Roms zwei Krieger zu finden, berühmt genug um mit Hercules einen Zweikampf ge- wagt zu haben, verleitet den Zweikampf des Hercules mit Cycnus hier zu vermuthen, welchem letzteren bei seinem Falle Mars als Vater und Rächer zu Hülfe eilte. Für Mars würde bei dieser Hypothese die Romulus und Remus säugende Wölfn als Schildzeichen am besten passen, da Romulus und Remus als seine Söhne von Rhea Sylvia her bekannt sind, und der Wolf als ein diesem Gotte geheiligtes Thier auch anderwärts vorkömmt. Frei- lich wird hiebei dem Künstler ein Anachronismus zugemuthet, .4 a En DZ 73 ein solches Schildzeichen dem Mars schon vor seinem Liebes- besuch bei Rhea Sylvia gegeben zu haben: ein Anachronismus, der, gälte es die Beurtheilung eines griechischen Werkes, gewils nicht zulässig wäre, aber bei einem Kunstwerk römischer Zeit vielleicht weniger befremdet. Welcher Cycnus-Kampf mit Hercules gemeint sei, ob des Sohnes des Mars und der Pyrene am Fluls Echedorus (Apollod. IL, v, 11. ee Heyn. Obss.), oder des Sohnes des Mars und der Pelopia bei Iton (Apoilod. II, vı1, 7; Hesiod. Scut. Hercul. vs. 57 sqgq. vs.330 sqq. e£ Heynü Obss. in Apollod. I. c.), lälst sich nicht mit Sicherheit entscheiden, da in beiden der herausfordernde Cycnus unterlag und an dessen Stelle sein Vater Mars als Rächer dem Hercules entgegentrat. Indels möchte die Gegenwart des Jolaos und der Athene auf Seiten des Hercules beim Kampf mit dem Sohn des Mars und der Pelopia dafür sprechen, dafs auf dem Bonner Erzgefäls, wo Hercules keine Hülfsgenossen besitzt, vielmehr sein Kampf mit dem Sohn des Mars und der Pyrene dargestellt sei. Dafs übrigens Mars jugendlicher und ohne star- ken Bart bei seinem Liebesabenteuer mit Rhea Sylvia erscheint, erklärt sich leicht aus dem Umstand, dafs der Künstler diese Scene von einem Vorbilde, wie der Maler der Titusthermen, die Kampfscene aber von einem andern Bilde entlehnt hat. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: v. Xylander, das Sprachgeschlecht der Titanen. Frankf.a.M. 1837. 8. nebst einem Begleitungsschreiben des Verfassers von Frankf. a.M. d. 2 März d.J. Politique d’Aristote traduite en francais par J. Barthelemy- St.-Hilaire. Tom.1.2. Paris 1837. 8. $. Hunter Christie, Discussion of Ihe magnetical observations made by Capt. Back, during his late arctic' expedition. London 1836. 4. Proceedings of the Royal Society. 1836. No. 28. London. 8. Bulletins de l’Academie Royale des Sciences et Belles - lettres de Bruxelles. Ann. 1836, N.7-12. Ann. 1837, N.1.2. Bru- xelles. 8. Annuaire de l’Academie Royale des Sciences et Belles - lettres de Bruxelles. 3we Annde. Bruxelles 1837. 12. L. J. Dehaut, Essai historigue sur la vie et la doctrine d’Am- monius-Saccas. Ouyrage couronne, ib. 1836. 4. 74 A. Quetelet, Annuaire de l’Observatoire de Bruxelles pour U’an 1837. Bruxelles 1837. 12. Sur la latitude de l’Observatoire de Bruxelles. ib. 1836. 4. Die fünf letzten Schriften mit einem Begleitungsschreiben des Secretaire perpetuel der Acad&mie Roy. des Sc. et Bell.-lettr. de Bruxelles, Hrn. Quetelet, vom 21. Febr. 1837. Gelehrte Schriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1836, Heft 3. Kasan. 8. (In Russischer Sprache.) Mit einem Begleitungsschreiben vom 2. März d.J. Historiae patriae Monumenta edita iussu Regis Caroli Alberti. Chartarum Tomus I. August. Taurin. 1836. Fol. Comptes rendus hebdomadaires des Scances de l’Academie des Sciences. 1837, 1" Semestre. No.15.16. Paris. 4. Sir Graves C.Haughton, the exposition of Ihe Vedanta Philo- sophy by H. T.Colebrooke vindicated, being a refutation of certain published remarks of Colonel Vans Kennedy. London 1835. 8. Aufserdem wurden verschiedene auf Büchersendungen be- zügliche Schreiben vorgelegt, namentlich des Hrn. Jos. Giuli zu Siena vom 17. April 1837. und des Secretärs der Holländischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Haarlem, Hrn. van Marum vom 15. April 1837. 22. Mai. Sitzung der philosophisch -histori- schen Klasse. Hr. Meineke las über die Komiker Apollodor von Gela und Apollodor von Karystos. Die Klasse beschlofs in Folge eines in der Gesammtsitzung vom 11. Mai d.J. ihr gegebenen Auftrages, den Abguls des Erz- gefälses, welcher durch die Güte des Hrn. A. W. v. Schlegel der Akademie zugesandt worden, durch Hrn. Panofka dem Königl. Museum übergeben zu lassen; auch übernahm es Hr. Pa- nofka, Hrn. v. Schlegel den Dank der Akademie für die ge- schehene Zusendung auszudrücken. Die übrigen Verhandlungen der Klasse bezogen sich auf wissenschaftliche Unternehmungen, worüber noch nichts bekannt gemacht werden kann. 75 25. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lichtenstein gab einen Beitrag zur ornitholo- gischen Fauna von Neu-Californien nach einer von Hrn. F. Deppe in Monterey gemachten Sammlung. Der Inhalt dieser Sammlung ward erst im Allgemeinen kenntlich gemacht und als belangreich für die Lehre von der Verbreitung der Vö- gel bezeichnet. Unter mehreren Folgerungen ist die wichtigste, dals an der Westküste Nordamerica’s unter den Breitengraden der gemälsigten Zone gewisse hochnordische Wandervögel im Win- ter tiefer hinab und gewisse tropische im Sommer höher hinauf ziehen, als dies mit den Vögeln derselben Gattungen an der Ost- küste der Fall ist. Den Bedingungen dieser Erscheinung kann est, wenn eine grölsere Zahl von Fällen vorliegen wird, nach- geforscht werden. Im Speciellen ward sodann von einigen neuen oder wenig bekannten Arten, die in dieser Sammlung enthalten waren, Be- richt erstattet; es waren Sarcosamphus californianus, Falco fer- rugineus, Strix frontalis, Anas Icariotis und Pelecanus brachy- dactylus. Die letztere gab Veranlassung, von einem bisher über- sehenen Hülfsmittel zur leichten Unterscheidung der Pelecan- Arten (nemlich nach dem Profil-Schnitt der nackten und befhie- derten Kopftheile) zu handeln. Von diesen Profilen sowohl, als von den obengenannten fünf Vögel-Arten wurden Abbildungen vorgelegt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’Acad. des Sciences. 1837. 1. Semestre. No.17-19. Paris. 4. L. Ross, le monument d’Eubulides dans le Ceramique interieur. Lettre a Mr. le Col. Leake. Athenes 1837. 8. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1836. Novembre. Paris. 8. Ferner wurde ein Schreiben des Hrn. wirkl. Geh. Ob. Reg. Rath Beuth vom 23. Mai vorgelegt, betreffend den Empfang von 100 Exemplaren der von der Akademie in Druck gegebenen Abhandlung von Bessel: „Bestimmung der Länge des einfachen 76 Secundenpendels für Berlin”, welche von der Akademie dem Königl. Finanz - Ministerium verabfolgt worden sind; desgleichen ein Schreiben des Hrn. Dr. Ascherson hierselbst vom 11. Mai, wodurch er die Akademie um Aufbewahrung eines versiegelten kleinen Manuscriptes ersucht. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juni 1837. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 4. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dove las über den Zusammenhang der optischen Eigenschäften der Bergkrystalle mit ihren äufsern krystallographischen Kennzeichen. Zwischen den Bergkrystallen, welche in allen ihren Theilen die Polarisationsebene des ihre Achse durchlaufenden Lichtes in demselben Sinne (nach rechts oder nach links) drehen, und den Amethysten, welche an gewissen Stellen sich wie rechtsgewun- _ dene, an andern wie linksgewundene Bergkrystalle verhalten, da wo die entgegengesetzt drehenden Theile in einander übergehen aber die Farbenerscheinungen gewöhnlicher positiver einachsiger Krystalle entwickeln, ist eine Klasse von Bergkrystallen einzu- schalten, welche sowohl durch ihre optischen Eigenschaften als durch ihre krystallographischen Kennzeichen sich von beiden un- - terscheidet. Das Vorkommen rechter und linker Trapezflächen an demselben Individuum oder die Abwechselung matter und spie- gelnder Stellen auf den Pyramidal- oder Säulenflächen desselben ist das äulsere Kennzeichen dieser Krystalle. Optisch unterscheiden sie sich von dem Amethyst dadurch, dafs während bei diesem die rechts und links drehenden Theile im Sinne der Achse neben ein- ander liegen, so dals, wenn man sie trennte, die Trennungsflächen der Achse des Krystalls parallel werden würden, hier hingegen in einen ursprünglich einfach drehenden Krystall die entgegengesetzt -— [4837.] 5 78 wirkenden Theile ın mehr oder minder gegen die Achse senk- rechten Schichten eingedrungen sind, deren krystallographische Achse aber der des ursprünglichen Krystalls parallel bleibt. Man erhält daher bei senkrecht auf die Achse geschnittenen Platten aulser dem gewöhnlichen Ringsystem (eines rechts- oder links- drehenden) nicht zugleich das entgegengesetzte (eines links- oder rechtsdrehenden), sondern nur noch das Ringsystem gewöhnlicher positiver Krystalle, aulserdem aber die schöne Erscheinung von vier combinirten farbigen Spiralen, welche zuerst Airy dadurch erhalten hat, dals er eine rechtsgewundene Platte hinter eine gleich- dicke linksgewundene legte. Diese an 11 Individuen aufgefunde- nen Übergangsstellen zeigen sich immer am Rande der sechssei- tigen Scheiben wie von Aufsen eindringend und erscheinen, wenn man die Platte wie ein gekühltes Glas betrachtet, farblos, wäh- rend die einfach drehenden Theile farbig sich darstellen. Die grölsere Ausbildung der rechten oder linken Trapezflächen bei dem gleichzeitigen Vorkommen beider scheint die Drehungsrich- tung des einfachen Krystalls zu bestimmen. Bei rechtsdrehenden Individuen scheinen solche Übergangsstellen sich überhaupt häu- figer zu finden als bei linksdrehenden, da unter den 11 unter- suchten 8 rechtsdrehende waren. Dafs das gewöhnliche Ring- system das eines positiven Krystalls ist, zeigt sich am deutlichsten, wenn circular einfallendes Licht linear analysirt wird. Die Ringe nähern sich dann dem Mittelpunkt in denselben Quadranten wie bei dem Zircon, während sie sich bei gleich einfallendem Lichte im Kalkspath von ihm entfernen. Dafs aber das Ringsystem einem einachsigen Krystall angehört, nicht einem zweiachsigen mit klei- nem Neigungswinkel der Achsen, wie behauptet worden ist, geht daraus hervor, dals in einem Individuum die Modification des Ringsystems hervorirat, welche in Kalkspathzwillingen die häu- figste ist. Für die Untersuchung des Amethyst ist es am vor- theilhaftesten, das circular einfallende Licht circular zu analysiren. Man sieht nämlich bei dem Vorüberführen der Platte die beiden centralen Flecke zusammenfallen und dann wieder in einem auf der früheren Verbindungslinie senkrechten Durchmesser auseinan- der gehen, wenn man aus den rechtsdrehenden Stellen durch die Übergangsstelle in die linksdrehenden gelangt. 79 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Collection de Chroniques Belges inedites, publide par ordre du Gouvernement. — Chronique rimee. de Philippe Mouskes, publide par le Baron de Reiffenberg. Tom.I. Bruxelles 1836. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten Nr. 328. Altona 1837, Mai 15. 4. Bulletin de la Societ€ geologique de France. Tom. VII, Feuill. 4-19. 21-26. Tome VIII, Feuill. 5-9. Paris 1835-37. 8. Crelle, Journal für d. reine u. angewandte Mathematik. Bd.17, Heft 1. Berl. 1837. 4. 3 Exempl. Jornal da Sociedade pharmaceutica de Lisboa. TomoI, Nr. 3-6. Lisboa 1837. 8. 5. Juni. Sitzung der physikalisch-mathemati- schen Klasse. Hr. Dirichlet las über die Darstellung beliebiger Functionen durch bestimmte Integrale in specieller Anwendung auf die Function P,, welche bei der At- traction der Sphäroide vorkommt. 8. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Bopp las über Form und Ursprung der Medial- Endungen im Sanskrit, Zend, Griechischen und Go- thischen. Der Verfasser hat schon in seinem Conjugationssystem gezeigt, dafs das Gothische Passiv in seinem Bildungsprincip identisch ist mit dem des Indisch-Griechischen Mediums. Seitdem hat J. Grimm auf zwei, in den früheren Grammatiken unbeachtet gebliebene Aus- drücke aufmerksam gemacht, die von höchster Wichtigkeit sind; weil sie die alte Medialform auch mit medialer Bedeutung bewahrt haben. Ulfilas übersetzt nämlich zweimal z«raß«rw durch azstei- gadau, und einmal öur«sSw durch Zausjadau. Dann haben vor Kurzem v. Gabelentz und Löbe in ihrer Ausgabe des Ulfilas noch folgende, bis auf Eine erst durch Castiglione’s Ausgabe I Paulinischen Briefe an das Licht getretene Formen dem Me- | dium zugewiesen: faianda vituperant, ufkunnanda yuwrovren, gavasjada ivöuryrau, vaurkjada ipyaderaı, ustiuhada neregyaßeren, und lugandau yaunsarwrev. In der ersten Ausgabe seiner Gram- 5 « | 80 matik gibt Grimm die Formen azsteigadau und lausjadau, gewils mit Recht, als Imperative, hielt sie aber damals für eine fehler- hafte Übertragung der Griech. Ausdrücke in die Passivform; in der zweiten Ausgabe wirft er die Frage auf, ob darin die dritte P. Conjunkt. eines Goth. Mediums vorliege? Wären sie aber con- junktive Media, so mülsten sie auch das dem Conjunkt. charak- teristische @ enthalten, und in dieser Beziehung zu Indisch-Griechi- schen Medien wie Hrt bardta (aus b’araita), £gcıro stimmen, womit in der That das passivische Zairaidau im schönsten Ein- klang steht. Medium und Passiv können sich aber nicht durch Setzung oder Unterdrückung des Exponenten des Modus-Verhält- nisses unterscheiden. Der Verf. erklärt daher azszeig-a-dau und laus-ja-dau so wie das seitdem hinzugekommene Zugandau, für mediale Imperative, denn als solche stimmen sie trefllich zu Sanskrit- Formen wie b’ar-a-täm er soll tragen, bar-a-ntäm sie _ sollen tragen. ' Das Goth. au verhält sich 'an dieser Stelle zum Skr. äm, wie in der ersten Gonjunktiv-Person Act., wo z. B. sjau dem Skr. syäm (= sjäm) ich sei gegenübersteht. Was den Ursprung der Medial-Endungen anbelangt, so sucht der Verf. darzuthun, dafs sie sämmtlich, mehr oder weniger durch die Zeit entstellt, eine doppelte Person-Bezeichnung enthalten, einmal für das subjektive und ‘dann für das objektive Casus-Verhältnifs.. Am deutlichsten zeigt sich dies, für die erste Person, im Griech. py-v („z-v), und für die zweite im Skr. IT 74-s, endlich für die dritte in der Vedischen Imperativ-Form auf z4-z, also überall langer Vocal vor dem zweiten Personal-Ausdruck. Pänini gibt jedoch die Endung z4-: für rein aktivisch, mit der Bemerkung; dals sie bei Segnungen vorkomme, wie bavän gioatät der Herr möge leben. Bei Segnungen aber, wo immer jemandem etwas Gutes, zu seinem Vortheile, gewünscht wird, ist die Me- dialform ganz an ihrem Platze. Wenn auch g’/o und vielleicht manche andere Verba, die im Veda-Dialekt mit der Endung 242 vorkommen mögen, in der gewöhnlichen Sprache des’ Mediums verlustig gegangen sind, so hindert uns dieses nicht, die in Rede stehende Form als Überrest einer Sprachperiode gelten zu lassen, wo noch jedes Verbum in beiden Aktivformen gebräuchlich war, Jedenfalls steht z42 dem medialen z4m der gewöhnlichen Sprache viel näher als dem rein aktivischen zw, und ist uns auch darum 81 wichtig, weil die Oskischen Imperative auf zud wie lieitud, estud «(Müller’s Etrusker p.'37.), darin ihr Asiatisches Vorbild finden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Rosellini, Monumenti dell’ Egitto e della Nubia. Partell. Mo- numenti civili Tomo 3. Pisa 1836. 8. e Atlante Disp. 25-30. Fol. Durch die Herren Schenk u. Gerstäcker hierselbst im Namen des Verf. mittelst Schreibens v. 3. Juni c. überreicht. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1837, A" Semestre. No.20. Paris. 4. Annales des Mines. 3. Serie. T. X, Livr. 6. de 1836. Paris. Nov. - Dec. 1836. 8. Bessel, astronom. Beobachtungen auf der Königl. Universitäts- Sternwarte in Königsberg. Abth. 48. vom 1. Jan. -31. Dec. 1832. Königsb. 1836. Fol. Aulserdem wurde ein Danksagungsschreiben des Hrn. Richard Owen vom 29. Mai d.J. für seine Ernennung zum Correspon- denten der Akademie, so wie ein Schreiben des Hrn. Gesenius, Correspondenten der Akademie, betreffend die von ihm heraus- gegebenen „Scripturae linguaeque Phoeniciae monumenta’” vor- getragen. 45. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Encke las über die Störungen der Vesta unter Anwendung der Form, welche der Herr Direktor Hansen in seiner Preisschrift über die Jupiters- und Saturns-Störungen ein- geführt hat. Die sogenannten kleinen Planeten erfordern, wegen der grölse- ren Eccentrieität und Neigung ihrer Bahnen, nach der Laplaceschen Methode die allgemeinen Störungen zu bestimmen, so weitläuftige Entwickelungen, dafs mit Ausnahme einer früheren Arbeit von Daulsy über die Vesta, die Störungen aller drei andern bisher nur so bearbeitet worden sind, wie es bei Cometen üblich ist, durch unmittelbare numerische Berechnung der Differentialquo- tienten der Elemente für bestimmte Zeiten, und Integration der- selben durch mechanische Quadratur. Allgemeine Störungswerthe, auf welche Tafeln, für alle Zeiten gültig, gegründet werden könn- ten, fehlen gänzlich. Auch die Vestatafeln von Daufsy haben 82 sich bei fortgesetztem Gebrauche nicht hinlänglich genau gezeigt, um selbst bei diesem Planeten den eben angezeigten Weg ver- lassen zu machen. Die vorgelesene Abhandlung ist als der An- fang einer Bearbeitung der sämmtlichen kleinen Planeten zu be- trachten, da die neue Form der Störungen, welche Hr. Direktor Hansen eingeführt hat, gegründete Aussicht gewährt, dals durch vollständige Entwickelung der Störungswerthe sowohl in Bezug auf die erste als die höheren Potenzen der Malsen das Ziel bei den kleinen Planeten ebensowohl als bei den älteren erreicht wer- den kann. Die beiden Fundamentalgleichungen von Hansen in Bezug auf die Störungen der mittleren Länge und des Radius vectors erfordern zwei Integrationen nach den Variabeln r und z. Bei der näheren Betrachtung derselben hat sich gezeigt, dals sowohl ihre Ableitung einfacher und leichter zu übersehen gemacht wer- den kann, als auch das Integral derselben in Bezug auf r direkt gefunden. Es scheint, dafs hierdurch die Berechnung der sämmt- lichen Störungen erster Ordnung erleichtert oder wenigstens in eine klarere Übersicht gebracht werden kann. Man betrachte zu dem Ende die variabeln Elemente als Func- tionen wahrer constanter Elemente und der Zeit, die bei den Elementen mit z bezeichnet werde, und nehme die gewöhnlichen elliptischen Ausdrücke für den Ort des Planeten, der vermittelst dieser variabeln Elemente für die Zeit r stattfindet. Differentiirt man diese in Bezug auf z, so hat man den Differential- Ausdruck für das, was vermöge der Störungen zu dem elliptischen Werthe hinzukommt, wobei nur die ersten Differentialquotienten der Ele- mente eingreifen. Die Substitution der Werthe derselben durch die störenden Kräfte giebt dann die Variation, welche irgend eine Coordinate durch die Störungen erleidet, und da hier nur eine Differentiation in Bezug auf £ stattfand, so ist die erhaltene Gleichung zugleich das Integral der Hansenschen Gleichungen in Bezug auf r. Die Coefficienten der Hansenschen Gleichungen lassen sich auf der einen Seite durch die Elemente, die Radienvectoren, welche zur Zeit 2 und x gehören, und den Unterschied der Längen in der Bahn, zur Zeit 2 und r gehörig, ausdrücken. Eben dasselbe findet auch bei dem Integral derselben statt. Die 83 ' Vortheile, welche man durch diesen Ausdruck für die höheren Potenzen der Malse erhält, können jedenfalls auch für das Inte- gral erhalten werden, da wo es einfacher zu sein scheinen mögte, der Übergang zum Differential sogleich gegeben ist. Für die numerische Entwickelung der Glieder der ersten Ordnung in Bezug auf die Malse formt Hansen seine Gleichun- gen so um, dals sie in den Coeffhicienten nur die Reihenentwicke- lung des Quadrats des Radius vectors verlangen. Eben diese Umformung giebt sich bei dem Integral noch leichter und direkter zu erkennen. In der vorgelegten Abhandlung sind die Coefhi- cienten der beiden störenden Kräfte in der Richtung der Tan- gente (2) und in der Richtung des Rad. vectors bis zur achten Potenz der Eccentricität inclusive entwickelt, so dafs, wenn die Reihenentwickelung der störenden Kräfte gegeben ist, eine ein- fache Multiplication einer sehr convergirenden Reihe mit jeder dieser Kräfte das Differential der Störung der mittleren Länge und des Radius vectors, und aus der Integration die Störungen selbst erhalten lälst. Um zuerst die elliptischen Elemente der Vesta zu erhalten, welche zum Grunde gelegt werden müssen, wurde von den Vesta- Elementen der früheren Abhandlung über die Bahn der Vesta (gelesen im Jahre 1826) ausgegangen, und auch die Jupitersmalse, welche bei ihnen angenommen sind, nämlich ‚7555; , beibehalten. Vorläufig wurde die Reihenentwickelung der störenden Kräfte nur auf 12 gleiche Intervalle für die Vesta und eben so- viele für die Jupitersbahn gegründet. In die hiedurch erhaltenen Rei- hen für die Störungen jedes einzelnen Elementes wurden die Werthe für 1810 Jan. 0 und 1834 Nov. 20 substituirt, und diese Störungswerthe der Elemente verbunden mit den gestörten Ele- menten, welche die Rechnung der speciellen Störungen gegeben hatte. Die Übereinstimmung der so auf doppeltem Wege erhal- tenen rein elliptischen Elemente war sowohl unter sich sehr grofs, ‚als auch sehr nahe mit den Daufsy’schen Elementen Connaiss. d, tems 1818 harmonirend, so dafs auf dieses Elementensystem eine Arbeit nach gröfserem Maalsstabe gegründet werden konnte, die bereits von dem Gehülfen der Sternwarte, Herrn Galle und Herrn Dr. Wolfers, angefangen ist. 84 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Löhnis, über den Nutzen des Studiums der mit der hebräischen Sprache verwandten Mundarten. Programm. Aschaffenb. 1833. 4. de praenunciato novi foederis seu missae sacrificio in priscis vatibus. Diss. Francof. a. M. 1836. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Aschaffenb. d.3.Maic. Recueil de Voyages et de Memoires publiE par la SocietE de Geographie. Tome5. Paris 1836. 4. Nebst einem Begleitungsschreiben des Hrn. Roux de Rochelle im Namen der Gesellschaft, v. Paris d. 15. Mai cc. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1836. Decembre. Paris. 8. Scripturae linguaeque Phoeniciae monumenta quotquot supersunt ed. etc. Guil. Gesenius. Pars 1-3. Lips. 1837. 4. 20 Exempl. v. Schlechtendal, Lirnnaea. Bd. XI. Heft3. Halle 1837. 8. 19. Juni. Sitzung der philosophisch -histori- schen Klasse. Hr. Lachmann las über die Stelle des Yarro de ling. Lat. V,19, welche von pecunia und peculatus handelt. Hierauf berichtete Hr. Panofka über das Werk des Hrn. Secondiano Campanari „Intorno i vasi fittili dipinti.” Der schriftlich abgefalste Bericht wurde zu den Akten genommen. 22. Juni. Gesammisitzung der Akademie. Hr. Dirksen las über die analytischen Granigleir chungen der Dynamik. Bekanntlich pflegen in der analytischen Dynamik die frag- lichen Beziehungen zunächst durch die ihnen entsprechenden Differenzial-Gleichungen näher bestimmt zu werden. Wenn gleich nach der Besonderheit der Fälle von einander verschieden. haben diese Differenzial-Gleichungen das gemeinschaftlich, dals sie insgesammt auf zwei Grundgleichungen beruhen, die ebenfalls Differenzial-Gleichungen sind, und, in so fern man, für den Zeit- punkt z, die Länge des beschriebenen Weges, das Mafs der erlang- ten Geschwindigkeit und der Intensität der continuirlich wirken- 85 den Kraft, der Reihe nach, mit s, v und g bezeichnet, folgender- malsen dargestellt werden können: ds dv (1) It. =.y, Ir 77 = 2. In ihrer systematischen Beziehung betrachtet, bilden beide Glei- chungen Lehrsätze, von denen der erste lediglich auf den ihm zu Grunde liegenden Vorstellungen, der zweite aber zugleich auf den beiden ersten Neutonschen Bewegungs- Gesetzen beruht. Die, in einem gegebenen besondern Falle, fraglichen Bezie- hungen durch die ihnen entsprechenden Differenzial - Gleichungen als näher bestimmt vorausgesetzt, kommt die fernere Lösung des betreffenden Problems auf die Ermittelung der diesen, für alle reellen besondern Werthe der ursprünglichen Veränderlichen z, entsprechenden primitiven Gleichungen zurück. Da aber eine, durch eine Differenzial-Gleichung von der in Rede stehenden Art, näher bestimmte primitive Beziehung nicht stets einförmig aus- fällt, sondern, aufser dem vollständigen oder allgemeinen Integral, auch Formen fähig sein kann, die unter diesem nicht enthalten sind, und deshalb besondere Auflösungen der Differenzial-Gleichung genannt werden, — die hier fragliche Beziehung dagegen, wenig- stens in Ansehung der verflossenen Zeit 2, einförmig ist: so ent- steht offenbar die Frage nach den Kriterien, an denen, in einem solchen Falle, die richtige Form zu erkennen sei. Bis auf Hrn. Poisson scheint es in der Wissenschaft eine stillschweigende Voraussetzung gewesen zu sein, dals die hier zulässigen primitiven Beziehungen stets unter den vollständigen Integralen der ihnen entsprechenden Differenzial-Gleichungen ent- halten seien: wenigstens sind diese stets als solche angenommen worden, ohne dafs auf die etwaige Möglichkeit einer besondern Auflösung irgend eine Rücksicht wäre genommen worden. Hrn. Poisson gebührt das Verdienst, in einer, am 23. Flo- real An. 13, im Institute gelesenen Abhandlung, durch Beispiele unwiderleglich dargethan zu haben, dafs eine primitive dynamische Beziehung in dem Fall, wo die entsprechende Differenzial-Gleichung eine besondere Auflösung gestattet, nicht stets unter dem voll- ständigen Integral von eben dieser enthalten ist. Das erste von den Beispielen, welche in dieser Beziehung 4 angeführt werden, betrifft den Fall, für welchen e = — av? ist, 86 wo airgend eine positive Constante bezeichnet. Diese Gleichung gestattet wenigstens Eine besondere Auflösung, namentlich v = 0; indels die besondere Form des allgemeinen Integrals, in so fern man die, dem Zeitpunkt z= 0 entsprechende erlangte Geschwin- digkeit mit v, bezeichnet, durch dargestellt wird. Nach der letzten Gleichung mufs die, dem Zeit- punkt z entsprechende, erlangte Geschwindigkeit v, von 2= 0 bis 1 4 2V0? beständig abnehmen, für = 27°? Null sein, von eben 5 ’ z ’ i= diesem Zeitpunkte an stets zunehmen, und mit z selbst unendlich werden. Da aber, den Voraussetzungen zufolge, mit der erlangten Geschwindigkeit auch die Kraft Null wird; so ist es, vermöge des ersten jener angezogenen Bewegungsgesetze, das der Trägheit nahmentlich, leicht zu übersehen, dals die erlangte Geschwindig- keit von demjenigen Zeitpunkt an, für welchen sie den Werth Null annimmt, stets Null sein wird. Hieraus folgt demnach: 1) dafs die unter dem vollständigen Integral der entsprechen- den Differenzial- Gleichung enthaltene primitive Beziehung die Bewegung des materiellen Punktes lediglich von = bis = iu a darstellt, und mit diesem Zeitpunkt selbst, in eben dieser Bezie- hung, ihre Gültigkeit verliert, — wie auch, für keinen Zeitraum, wie klein auch, Geltung haben würde, wenn v,= 0 wäre; 2) dafs in denjenigen Fällen, wo die in Rede stehende Gleichung ungültig ist, der Zustand der Bewegung durch die, bereits oben bezeichnete, besondere Auflösung, v = 0, dargestellt wird. Aus der Betrachtung dieses und ähnlicher Beispiele schlielst Hr. Poisson, dals da, wo die Differenzial- Gleichungen besondere Auflösungen gestatten, der Fall eintreten könne, dafs die Bestim- mungs-Momente der Bewegung eine gewisse Zeit hindurch mit- telst besonderer Fälle der vollständigen Integrale, eine andere Zeit hindurch aber durch besondere Auflösungen, dargestellt werden; oder, wenn man wolle, dals zu einer gewissen Zeit eine plötz- liche Veränderung in der Bewegung stattfinde, jedoch so, dals 87 die Bewegung‘ fortfahre, den ihr entsprechenden Differenzial- Gleichungen zu genügen; wie auch, dals es Fälle gebe, in denen nur die besondern Auflösungen die Bewegung darzustellen ver- mögen, und wo man in Irrthum gerathen würde, wenn man die vollständigen Integrale anwenden und die in diesen enthaltenen beliebigen Constanten durch den anfänglichen Ort und der Anfangs- Geschwindigkeit bestimmen wollte. Was diesen Schluls betrifft, so kommt hierbei alles auf den Begriff einer besondern Auflösung von einer Differenzial-Gleichung an. Nach der betreffenden Er- klärung wird darunter jede primitive Beziehung verstanden, die der Differenzial- Gleichung Genüge leiste, ohne mit irgend einer von den, unter dem vollständigen Integral, nach der Verschieden- heit der beliebigen Constanten, enthaltenen, besondern Beziehun- gen identisch zu sein. Dieser Bestimmung zufolge zerfallen alle primitiven Gleichungen, einer und derselben Differenzial-Gleichung genügend, in zwei Klassen: in solche, die unter dem vollständigen Integral derselben enthalten sind, und in solche, mit denen dies nicht der Fall ist. Es scheint aber der Wissenschaft bisher ent- gangen zu sein, dals die bestehende, insonderheit durch Laplace und Lagrange ausgebildete, Theorie der besondern Auflösungen, auf welche auch Hr. Poisson sich bezieht, wenigstens da, wo die ursprüngliche Veränderliche nur reeller Werthe fähig gedacht wird, nur einen Theil von den, unter jenem Begriffe enthaltenen, Fällen umfafst, und deshalb, eben diesem Begriffe gegenüber, un- vollständig ist. Um diese Unvollständigkeit mit der erforderlichen Schärfe zu characterisiren, braucht nur bemerkt zu werden, dafs sich die besondern Auflösungen, dem obigen Begriffe zufolge (die ursprüngliche Veränderliche als nur reeller Werthe fähig voraus- gesetzt) in zwei Gattungen eintheilen lassen: in solche, welche für kein angebbares Intervall von besondern Werthen der ursprüng- lichen Veränderlichen irgend einer von den, unter dem vollstän- digen Integral enthaltenen Beziehungen gleich seien, — und in solche, rücksichtlich welcher die Gleichheit zwar für irgend ein angebbares Intervall von besondern Werthen, aber nicht für alle möglichen besondern Wertbe der ursprünglichen Veränderlichen stattfinde. Es ist lediglich die erste Gattung von besondern Auf- lösungen, für welche die bestehende Theorie Gültigkeit hat. Was aber die zweite Gattung besonderer Auflösungen betrifft, deren 88 Möglichkeit bisher gänzlich übersehen worden ist; so läfst sich in Ansehung dieser, unter andern, der folgende Lehrsatz mit Leichtigkeit darthun: Bezeichnet von einer Differenzial-Gleichung der nt Ord- nung zwischen x und y, von denen die ursprüngliche Verän- derliche x blofs reeller besondern Werthe fähig gedacht wird, y=/(x) eine besondere Form des allgemeinen Integrals, und y = #(x) eine besondere Auflösung; wird durch eine jede die- ser Gleichungen y als eine einförmige Funktion von x bestimmt, und hat man, für irgend einen reellen besondern Werth x, von %, Se)=t@) fa) da), Fa)=Pa), Pa) =") wo, streng allgemein dr d’ va, m bezeichnet endlich w eine positiv bleibende Hülfsveränderliche: so werden auch diejenigen Beziehungen zwischen x und y, welche durch die Gleichungen - en ee Mens Kan) 2 ’ x—Xr, tw und u ELTRE)T ae ey a! 2 x— I, tu 2 bestimmt werden, beziehungsweise besondere Auflösungen der- selben Differenzial- Gleichung bilden. Kehrt man mit diesem Satze, der, wie leicht zu übersehen, der Verallgemeinerung fähig ist, zu den vorhin angeführten Bei- spielen zurück: so ergibt sich, dafs die Bewegung für jeden Werth von £ durch eine besondere Auflösung der betreffenden Differenzial- nie und zwar durch m u. AH, + uw =” v Er dargestellt wird. 89 Wenn sich demnach auch, bei einer schärfern Betrachtung des Gegenstandes, die Ansicht von Hrn. Poisson nicht dahin bestätigt, dals zu einer gewissen Zeit eine plötzliche Veränderung in den Zustand der Bewegung eintrete; so bleibt doch soviel unwidersprechlich dargethan, dafs es Fälle geben kann, in denen die Bewegung nicht durch besondere Formen vollständiger Inte- grale, sondern nur durch besondere Auflösungen der entsprechen- den Differenzial-Gleichungen dargestellt werden: dergestalt, dals die oben angeregte Frage stets noch schwebend bleibt. Obgleich es bereits mehr, als dreilsig Jahre sind, dals Hr. Poisson die Aufmerksamkeit der Mathematiker auf diesen Gegen- stand zu lenken versucht hat; so ist derselbe dennoch bisher, so viel mir bekannt, völlig unaufgeklärt geblieben. Dals der Grund der in Rede stehenden Schwierigkeit nur in einem logischen Unterschiede zwischen den Prinzipien (den Grundbegriffen. und Grundsätzen) der Dynamik und den unter (1) angeführten Diffe- renzial-Gleichungen liegen kann, ist leicht zu übersehen. Die nähere und vollständige Bestimmung dieses Unterschiedes aber ist eine Aufgabe, welche sich mittelst der Methode, durch welche bis jetzt die Anwendung der Analysis auf die Dynamik vermittelt zu werden pflegt, nicht zur Lösung bringen lälst; indem nahment- lich auf diesem Wege gerade derjenige Punkt verfehlt wird, wel- cher hier den fraglichen bildet. Nur vermittelst eines synthe- tischen Fortschrittes von den Prinzipien der Dynamik aus las- sen sich diejenigen analytischen Gleichungen zwischen der Inten- sität einer einwirkenden Kraft, der erlangten Geschwindigkeit und dem beschriebenen Wege gewinnen, welche jene vollständig zu vertreten vermögen, deswegen allein den Namen „Grund- gleichungen” verdienen, und aus deren Vergleichung mit den unter (1) angeführten Differenzial- Gleichungen der in Rede ste- hende Unterschied, in jeder Rücksicht, erkannt werden könne. In ihrer einfachsten Beziehung betrachtet, lassen sich diese Glei- chungen folgendermalsen fassen: Bezeichnen, in Ansehung eines freien materiellen Punktes, vo und so, die verlangte Geschwindigkeit und die Länge des beschriebenen Weges für den Zeitpunkt u; g=d(), vr = kA) und s, der Reihe nach, die Intensität einer, nach der Richtung der Bewegung, continuirlich wirkenden Kraft, die: erlangte 90 Geschwindigkeit und die Länge des beschriebenen Weges für den Zeitpunkt 7: so ist | = 70) =vo ER — 39 (+ we), ‚Ja EIER au "er: „ p(t—t oz Aus einer nähern Betrachtung dieser Gleichungen ergibt sich nun: 1) dafs der Zustand der Bewegung für jeden Zeitpunkt z ein vollständig bestimmter sein wird, so fern nur vg, so und P(£) beziehungsweise vollständig bestimmt sind; sei es übrigens, dafs die Funktion $(£), von =, bis 2=, durchgängig continuirlich sei, oder eine angebbare Anzahl Sprünge bilde; 2) dals, wofern nur $(?) diese Bedingung erfüllt, die er- langte Geschwindigkeit v und die Länge des durchlaufenen Weges s beziehungsweise continuirliche Funktionen von der verflossenen Zeit zZ sein werden; 3) dafs, unter derselben Voraussetzung rücksichtlich z, für jeden besondern Werth # der Veränderlichen 2 sein wird ds Be und «) in so fern $(z) für den besondern Werth ? von 2 con- tinuirlich ist, dv Se ia ß) in so fern (2) für den besondern Werth 2 von z einen Sprung bildet, = =g+k’ und = =g-+rk"”, wo k' und k” zwei Constanten bezeichnen, von denen die eine auch Null sein kann. Hieraus folgt demnach, dals die zweite von den oben ange- führten Differenzial-Gleichungen (1) nur in so fern streng allge- meine Gültigkeit hat, als $()=g, von ?=t, an, durchgängig eontinuirlich ist. Was nun endlich solche dynamische Probleme betrifft, deren Differenzial-Gleichungen besondere Auflösungen gestatten; so hat die Beantwortung der, in dieser Beziehung vor- erg 91 liegenden Frage keine Schwierigkeit mehr. Von allen Auflösun- gen, welche die dynamischen Differenzial-Gleichungen gestatten, sind nur diejenigen zulässig, welche die Bedingungen der Glei- chungen (2) erfüllen. Die Abhandlung selbst hat die Begründung der Gleichungen (2) zum Gegenstande. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’Acad. des Sciences. 1837. 1. Semestre. No, 21. 22. Paris. 4. Annales des Mines. 3. Serie. Tome XI. Livr. 1. de 1837. Paris, Janv.-Fevr. 1837. 8. Göppert de floribus in statu fossili. Vratislav. 1837. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. aus Breslau v. 11. Juni1837. Annales de la Societ€ entomologique de France. T.VI. Trimestre 1. 1837. Paris 1837. 8. Das Stammbuch des Ioannes Narsius von Dortrecht, Leibarztes und Historiographen Gustav Adolph’s, Königs von Schweden, herausgeg. vom Freih. G. J. Beeldsnijder. Utrecht 1837. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Herausgebers aus Utrecht vom 28. Mai 1837. Schumacher, astronomische Nachı richten. No. 329-331. Altona. 8. Juni 1837. 4. Einige von der Kaiserl. Akad. d. Wissenschaften in St. Petersburg unterm 5. Mai 1837 übersandte Exemplare der Preisfrage ihrer polit.-hist.-philol, Classe, betreffend die Dialekte der Grie- chischen Sprache. Kops en van Hall, Flora Batava.. Aflevering 109. Amst. 4. Ferner wurde der Akademie ein Schreiben des Hrn. Aug. de St. Hilaire von Paris d. 8. Juni 1837 übergeben, wodurch er der Akademie für seine Ernennung zum Correspondenten der- selben dankt. Unter der Genehmigung des hohen Ministeriums der geist- lichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten, welche an _ diesem Tage vorgelegt wurde, hat die Akademie Hrn. Graff 200 Thlr. als Zuschufs zur Herausgabe des althochdeutschen Sprach- schatzes für das laufende Jahr bewilligt. Am Schlusse der Sitzung legte Hr. Ehrenberg, auf den Wunsch des Hrn. Verfassers und im Auftrage des Hrn. v. Hum- boldt, eine Arbeit des Hrn. Hofrath Carus in Dresden, Cor- respondenten der Akademie, vor, betitelt: „Auffindung des ersten 92 Ei- oder Dotterbläschens in sehr frühen Lebensperioden des weib- lichen Körpers und daraus abgeleitete Darstellung der Nothwen- digkeit, aulser der bekannten noch eine eigene, bisher in der Physiologie gänzlich unbeachtet gebliebene Lebensperiode im Ver- laufe menschlicher Entwickelung anzuerkennen.” Hr. Carus bestätigte, durch Untersuchung der Ovarien, so- wohl neugeborner Kälber, als auch eines 4 Tage nach der Ge- burt und eines 14jährigen verstorbenen weiblichen Kindes, dafs der Mensch, wie das Säugethier, aus einem schon vor der Befruch- tung in den Bläschen des Eierstock’s (Folliculis Graafi) vorhan- denem Ei entsteht, welches mit den Keimen der Eier in den Ovarien eierlegender Thiere die grölste Ähnlichkeit hat. Folgendes sind die weiteren Resultate darauf gegründeter Untersuchungen: 1) Die Eier, die Lebenskeime künftiger Menschen, bilden sich bereits vor der Geburt des weiblichen Individuums, so dals demnach in der letzten Zeit der Schwangerschaft einer Frau mit einem Kinde weiblichen Geschlechts ganz entschieden drei Ge- nerationen von Menschen in Einem Individuum existiren (wie beim Kugelthiere, Yolox). 2) Zeitig nach der Geburt des weiblichen Individuums und mindestens von dem ersten Lebensjahre an entwickeln sich um mehrere Eier die Folliculi der Ovarien dergestalt, dals nun auch die Umgebungen eines solchen Eichens sich schon wesentlich eben so wie zur Zeit der Pubertät verhalten. 3) Das reife menschliche Ei, wenn es durch Erweiterung des Folliculus und dessen Flüssigkeit von der Substanz mütter- “ licher Organe mehr isolirt ist, verweilt im Zustande eines laten- ten Lebens eine nicht fest bestimmte Reihe von Jahren hindurch, bis es durch den Reiz der Befruchtung aus diesem gebundenen Zustande zu weiterer Entwickelung geweckt wird. 4) Wenn wir also die sämmtlichen Lebensperioden des Men- schen aufzählen wollen, so müssen wir eben so, wie wir etwa in der Lebensgeschichte des Insects zwischen Eileben, Larven- und Puppenleben und Leben des vollkommenen Insects unter- scheiden, nothwendig a) das latente Leben des Eies, 5) das Fruchtleben und c) das ausgebildete Menschenleben unterscheiden. go 93 29. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Poselger las: Ansicht des Kopernikus von der Präcession der Nachtgleichen, eine historisch - mathema- tische Abhandlung. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1837, 1. Semestre No.23. Paris. 4. van der Hoeven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel II, St.3. 1836. 8. Mulder en Wenckebach, ratuur- en scheikundig Archief. Jaarg. 1836, St.4. Leyden. 1837. 8. Unter der Genehmigung des hohen Ministeriums der geist- lichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten, welche an diesem Tage vorgetragen wurde, hat die Akademie zur Unter- stützung der Herausgabe des in Bonn erscheinenden Corpus seri- ptorum historiae Byzantinae fünf Exemplare dieses Werkes, soweit dasselbe bis jetzo erschienen, angekauft, und auf die Fortsetzung für eben so viele Exemplare subscribirt. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juli 1837. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 3. Juli. Sitzung der physikalisch-mathemati- schen Klasse. Hr. H. Rose las über das wasserfreie kohlensaure Ammoniak. Unter den Verbindungen der Kohlensäure mit dem Ammo- niak kann nur die neutrale im wasserfreien Zustand erhalten wer- den. Man stellt sie dar, wie dies schon vor langer Zeit Gay- Lussac gezeigt hat, indem man trocknes Kohlensäuregas mit _ trocknem Ammoniakgas zusammenbringt, und in welchem Ver- hältnifs dies auch geschieht, so verbinden sich immer 2 Vol. des _ letztern mit 1 Vol. des Kohlensäuregases. Die Verbindung ge- schieht nur langsam; das Produkt ist krystallinisch, besonders wenn es bei niedriger Temperatur bereitet worden ist. Wenn nicht jede Spur von Feuchtigkeit bei der Bereitung vermieden worden ist, so enthält das neutrale Salz eine Einmengung von anderthalb- fach kohlensaurem Ammoniak. In Wasser löst sich die neutrale Verbindung ohne Zersetzung auf; aber es ist unmöglich, sie auf irgend eine Weise aus ihrer "Auflösung wieder im neutralen Zustand zu erhalten. Dahingegen kann sie, ohne sich in ihrer Zusammensetzung zu verändern, sublimirt werden. Bei ihrer Verflüchtigung verbreitet sie einen Geruch wie reines Ammoniak; dieser Geruch ist der Verbindung eigenthümlich und rührt nicht von einer Zersetzung her. --14837.] 6 96 Die Auflösung des neutralen wasserfreien kohlensauren Am- moniaks unterscheidet sich von der der andern Verbindungen der Kohlensäure mit dem Ammoniak dadurch, dals der Kohlensäure- gehalt derselben vollständig durch Auflösungen von Baryterde- und Kalkerdesalzen gefällt wird, während dies bekanntlich erst bei einem Zusatze von Ammoniak der Fall ist, wenn das gewöhn- liche Sesquicarbonat oder das Bicarbonat des Ammoniaks durch jene Salze zersetzt wird. Übrigens wird sowohl der Ammoniak- als auch der Kohlensäuregehalt in diesem wasserfreien Salze durch dieselben Reagentien quantitativ abgeschieden, wie dies bei den Auflösungen der andern wasserhaltigen kohlensauren Ammoniak- salze der Fall ist. Es verhält sich also das wasserfreie kohlen- saure Ammoniak in dieser Hinsicht anders, als die andern beiden wasserfreien Ammoniaksalze, welche wir genauer kennen, das wasserfreie schwefelsaure und das wasserfreie schweflichtsaure Ammoniak, deren Bestandtheile nicht durch dieselben Reagentien wie die der entsprechenden. wasserhaltigen Salze abgeschieden werden können. Die wichtigsten Unterschiede zwischen der wasserfreien neu- tralen, und den wasserhaltigen sauren kohlensauren Ammoniak- verbindungen rühren durch den Mangel an Wasser im ersteren Salze her. Wird dasselbe in der Kälte einer Atmosphäre von trocknem Chlorwasserstoffgas ausgesetzt, so findet keine ‚Einwir- kung statt; wird indessen die Verbindung an einer Stelle nur auf einen Augenblick erhitzt, so theilt sich die Erhitzung von selbst der ganzen Masse mit, und es bildet sich, natürlich ohne Wasser- entwicklung, Chlorwasserstoff- Ammoniak. —. Das gewöhnliche Sesquicarbonat des Ammoniaks wird schon in der Kälte unter Erwärmung und unter sichtlicher Abscheidung von Wasser durch trocknes Chlorwasserstoffgas in Chlorwasserstoff- Ammoniak ver- wandelt. Durch trocknes Chlorgas wird die wasserfreie Verbindung langsam, ohne Bildung von Chlorstickstoff in Chlorwasserstoff- Ammoniak verwandelt, während beim Sesquicarbonat dies unter sichtlicher. Absonderung von Wasser geschieht. Trocknes schweflichtsaures Gas zersetzt das wasserfreie neu- trale kohlensaure Ammoniak durch geringe Erhitzung vollständig in wasserfreies schweflichtsaures Ammoniak, welches sich als ein braun- 97 gelbes Sublimat an die kälteren Stellen des Apparats ansetzt. Das Sesquicarbonat wird zum Theil ebenfalls durch trocknes schwellicht- saures Gas in wasserfreies braungelbes, zum Theil indessen in wasserhaltiges weilses schweflichtsaures Ammoniak verwandelt. Durch trocknes Schwefelwasserstoffgas wird aus dem neu- tralen kohlensauren Ammoniak nur durch Erhitzung, ohne Abson- derung von Wasser, Schwefelwasserstoff-Ammoniak gebildet. Das Sesquicarbonat widersteht der Einwirkung des Schwefelwasserstoff- gases mehr, und nur ein kleiner Theil zersetzt sich beim Erhitzen, unter Absonderung von Wasser, in Schwefelwasserstoff-Ammoniak. Die Dämpfe der wasserfreien Schwefelsäure zersetzen das wasserfreie kohlensaure Ammoniak, und verwandeln es in wasser- freies schwefelsaures Ammoniak, während die Kohlensäure ohne Brausen entweicht. — Werden hingegen die Dämpfe der wasser- freien Schwefelsäure auf gepulvertes Sesquicarbonat von Ammo- niak geleitet, so wird Kohlensäure unter Brausen entwickelt, selbst wenn das Salz durch eine Frostmischung kalt erhalten wird, und es bildet sich gewöhnliches wasserhaltiges schwefelsaures Ammoniak. Bereitet man das wasserfreie kohlensaure Ammoniak durch unmittelbare Mengung von Ammoniak und Kohlensäuregas, so erhält man eine geringe Ausbeute, da beide Gasarten sich sehr langsam mit einander verbinden. Es ist indessen möglich, sich das neutrale Salz aus dem käuflichen anderthalbfach kohlensauren Ammoniak zu bereiten, und dadurch grölsere Mengen darzustellen. 6. Juli. Öffentliche Sitzung zur Feier des Leibnitzischen Jahrestages. “Hr. Erman eröffnete diese Sitzung als derjenige Sekretar, welchem nach der besondern Reihenfolge der Vorsitz zukam, mit einem der Bedeutung dieser Feier angepafsten Vortrag. Hierauf bielten die Herren v. Olfers und Dove als kürz- lich aufgenommene Mitglieder der Akademie ihre Antrittsreden, welche von Hrn. Erman beantwortet wurden. © Eben derselbe trug sodann das Ergebnifs der Preisbewerbung wor, welche von der physikalisch-mathematischen Classe durch die vor zwei Jahren gestellte Aufgabe über die Ana- 98 tomie des Bandwurms, des Nemertes, Gordius und anderer wenig untersuchter Würmer und ihre Stel- lung im Systeme veranlafst wurde. Auf dieselbe ist nur Eine Beantwortung eingegangen, mit der Inschrift: das Leben ein Traum. Da sie geraume Zeit nach dem festgestellten Termin eingeliefert worden, so hätte sie bei einer Concurrenz schon darum von der Bewerbung ausgeschlossen werden müssen. Sie behandelt aber auch nur einen Theil der Preisaufgabe, nämlich die Anatomie der Bandwürmer, und konnte daher bei entschiedenstem Verdienste nicht als eine Lösung der Preisaufgabe betrachtet werden. Die Klasse ist durch die Statuten der Akademie berechtigt, wenn die Preisaufgabe nicht gelöst wird, den ausgesetzt gewesenen Preis auswärtigen Gelehrten zu ertheilen, welche sich durch eine wich- tige Entdeckung oder durch genaue und umfassende Untersuchung noch nicht erforschter Gegenstände aus demselben Fache in dem Zeitraume der letzten Preisaufgabe um die Wissenschaft verdient gemacht haben. Es entstand daher die Frage, in wie weit die eingegangene Arbeit den letztgenannten Anforderungen genüge. Sie enthält eine sehr specielle Anatomie des Bothriocephalus latus mit ergänzenden Details ‘aus der Anatomie des Bothriocephalus punctatus, und-entwickelt eine grolse Anzahl neuer wichtiger That- sachen. Ist gleich die Anatomie des Bozhriocephalus auch noch in einzelnen Theilen, besonders in Beziehung auf das Verdauungs- system unvollständig, und fehlt noch das Nervensystem ganz, so ist sie durch die Arbeit des Verfassers um so reicher in den übri- gen Systemen geworden. Letztere giebt eine genügende und klare Einsicht in den allgemeinen Bau der Glieder und die feinere Ana- tomie ihrer Schichten, in die Anordnung des Muskelsystems und die Structur der Haut und ihrer Organe. Am vollständigsten sind die Aufschlüsse über die Geschlechtsorgane; der Verfasser hat in diesem Theil mehrere wichtige neue Beobachtungen gemacht und eine grolse Zusammengesetztheit der männlichen und weib- lichen Apparate mit den speciellsten Details vorgefunden und seine Entdeckungen in den eingesandten schönen Präparaten nachgewie- sen. Beim Bothriocephalus punctatus hat er auch ein eigenes System von Gefälsen vorgefunden. Auch über die physiologischen Verhältnisse der Bandwürmer hat der Verfasser viele interessante Beobachtungen beigebracht. Diese Fortschritte sind sehr erfreu- 99 lich, und kann man es bei dem Aufwand an Zeit und Geduld, welche die schwierige Anatomie dieser Thiere erfordert, nur für nützlich anerkennen, wenn der Verfasser durch die anderen Sei- ten der Preisaufgabe sich nicht hat von der Verfolgung der schon gemachten Beobachtungen abziehen lassen und seine ganzen Kräfte dem Studium des Bandwurms ungetheilt verwendet hat. Unter diesen Umständen hat die Klasse beschlossen zur Anerkennung des wichtigen Schrittes, der in der Arbeit des Verfassers zur Lösung der von der Akademie aufgestellten Preisaufgabe geschehen: ist, und zur Entschädigung für die damit verbunden gewesenen Kosten dem Verfasser der eingegangenen Arbeit eine dem Preise gleiche Summe zuzuerkennen, so fern sich der Verfasser der Akademie nennen wird. Hiernächst verlas Hr. Böckh als Secretar der philosophisch- historischen Klasse das Urtheil über die Preisbewerbung, welche auf Veranlassung dieser Klasse stattgefunden hatte. Sie hatte näm- lich folgende Preisaufgabe schon vor vier Jahren gestellt und vor zwei Jahren mit Verdoppelung des Preises erneuert: „Aus den über das Alexandrinische Museum vorhandenen sehr „fragmentarischen Nachrichten mit Hülfe einer kritischen Com- „bination ein Ganzes zusammenzustellen, das eine anschauliche „Idee von dem Zwecke, der Organisation, den Leistungen und „den Schicksalen dieser berühmten Anstalt gewähre.” „Es versteht sich,” war hinzugefügt, „dals die einzelnen Wissenschaften, die dem Museum ihre Begründung oder Erwei- terung verdanken, hervorzuheben, und die einzelnen Gelehrten des Vereins, die sich in dieser Beziehung verdient gemacht haben, anzuführen sind; aber es ist keinesweges die Absicht der Akade- mie, eine neue mit biographischen und bibliographischen Einzeln- heiten überfüllte Litteraturgeschichte des spätern Griechenlands in’s Leben zu rufen. Es kommt hier, wie man leicht sieht, auf etwas mehr als auf blofse Anhäufung eines litterarischen Appa- rats an. Wer also nichts weiter als einen solchen zu geben vermag, verschwende seine Zeit nicht an eine Untersuchung, die dadurch wenig gefördert werden würde. Dafs auch von den 'Schicksalen der berühmten Alexandrinischen Bibliothek und ihrer angeblichen Katastrophe unter Omar die Rede sein müsse, ver- ‚steht sich von selbst; es fragt sich nur, ob nach Bonamy’s, 100 Dedel’s, Reinhard’s und Augui’s Untersuchungen noch etwas Neues darüber zu sagen sein möchte.” Als äufserste Frist für die Einsendung der Abhandlungen war der 31.:März des laufenden Jahres bestimmt. Zur Beantwortung dieser Frage sind fünf Bewerbungsschriften eingegangen. Die eine ist Französisch abgefalst und mit ‘dem Motto versehen: Movssiov Av rodmele Alyumrie suyzaAoüse res Ev mam Ta yE &2Xoytuous. Der Verfasser giebt sich als ein belesener und geist- voller Schriftsteller zu erkennen, dem es aber zur Bearbeitung eines Gegenstandes, wie der vorliegende, an der nöthigen philo- logischen Gelehrsamkeit und Gründlichkeit zu fehlen scheint. Die vier übrigen Abhandlungen sind Deutsch geschrieben. Die eine mit der Devise: „Wohl enden kann der Mensch, doch nicht vollenden,” oder: Olz ayaIov woruxagany‘ eis zoigavos Errw, eis BerıreVs, unterscheidet sich von der vor zwei Jahren mit dem letztern Denkspruch eingelaufenen nur dadurch, dafs zu dem damals eingesandten Hefte ein zweites mit einleitenden Abhandlungen, Berichtigungen, Zusätzen und Bearbeitungen einzelner Theile hinzugekommen ist. Bei der Zerrissenheit, in der das Ganze vorliegt, bedauert die Akademie, sich zu einer wesentlichen Än- derung ihres früheren Urtheils nicht veranlalst zu finden, wenn sie ‘gleich dem Geist und der Belesenheit des Verfassers Gerech- tigkeit widerfahren läfst. Eine andere Abhandlung mit dem Motto: Dies diem docet, verdient von Seiten der ‘Sorgfalt und des wis- senschaftlichen Ernstes, womit die Untersuchung eingeleitet und durchgeführt ist, rühmliche Anerkennung. Leider nur hat der Verfasser, auf Wahrscheinlichkeit und Analogie sehr wenig ge- bend, fast alles in Abrede gestellt, was aus den gleich zu Anfange von ihm aufgeführten Zeugnissen, welche das Alexandrinische Museum ausdrücklich erwähnen, nicht unmittelbar und direkt ge- folgert werden kann. Diese Behandlungsweise hat eine gewisse Trockenheit über die Darstellung verbreitet, wofür den Leser, der geistvolle Combinationen erwartet, die Gelungenheit einzel- ner Partien, z. B. dessen, was über die späteren Schicksale des Museums gesagt ist, nicht schadlos halten kann. Die dritte Ab- handlung mit dem Motto: Est quadam prodire tenus, si non datur ultra, ist die Arbeit eines gründlichen und gelehrten Alter- thumsforschers, der alles, was auf seinen Gegenstand nur irgend 101 Bezug hat, sorgfältig aus genau erwogenen und wörtlich ange- führten Quellen zusammenstellt, prüft und sichtet, die Ergebnisse seiner Untersuchung mit dem, was andere vor ihm geleistet haben, gewissenhaft vergleicht, und so eine Überzeugung zu erwecken strebt, wie sie auf dem Gebiete der Geschichte zu erreichen ist. Da der Verfasser eine grofse Belesenheit, die sich freilich, wie er selbst bedauert, nicht auf einige neuere ihm unzugängliche Werke erstreckt, mit vieler Combinationsgabe verbindet, so ist seine Arbeit reich an befriedigenden Ergebnissen besonders in dem Abschnitt über die Leistungen des Museums. Minder ‘genügt, was er über die Schicksale desselben sagt, indem er ausführlicher, als es nöthig war, auf die Geschichte und Persönlichkeit der Ptole- mäer eingeht, und dagegen die späteren Verhältnisse der Anstalt zu leicht berührt. Seine Darstellung ist, besonders wegen der zahlreichen Anmerkungen, auf die sich der Leser überall verwiesen sieht, schwerfällig, und seine Schreibart weitschweifig und ohne beredten Ausdruck. Der Verfasser der vierten Abhandlung mit dem Motto: he best in this kind are but shadows, ist offenbar kein Schulgelehrter, aber ein wohl belesener und vielseitig gebil- deter Mann. Er hat einen reichen Stoff zusammengebracht und mit Geist und gesunder Kritik verarbeitet. Dabei weils er, was schon vor zwei Jahren an seiner damals minder vollendeten Ar- beit gerühmt ist, den Stoff überall gleich zu allgemeinen Ansich- ten zu bilden. Am glänzendsten erscheint sein Talent in der vor- trefflich verfalsten Einleitung. Aber auch Alles, was er über die Örtlichkeit, Einrichtung und Schicksale des Museums, über die Anordnung und den Umfang der Alexandrinischen Bibliotheken, über das Bücherwesen der Alten, über den Kanon der Schrift- steller, über die Recensionen des Homer und überhaupt über die Verdienste des Museums in philologischer und litterarischer Hin- sicht beibringt, wird nicht blofs den geschmackvollen Liebhaber, sondern auch den kundigen Alterthumsforscher einigermalsen befriedigen. In Bezug auf die exacten Wissenschaften wäre ein tieferes Eingehen auf die Quellen zu wünschen gewesen. Über- haupt scheint der Verfasser für mehrere Partien des behandelten Gegenstandes keine eigenthümliche Sammlung aus den Quellen gemacht, sondern nur den früher von Andern zusammengebrach- ten Stoff verarbeitet zu haben. Dessen ungeachtet und trotz 102 einiger Flecken, die der technisch gebildete Philolog darin wahr- nehmen wird, nimmt die Akademie keinen Anstand, dieser Ab- handlung den ausgesetzten Preis von 100 Ducaten zuzuerkennen, als einer solchen, wodurch die von ihr aufgestellte Frage genü- gender gelöst erscheint, als durch irgend eine der vorliegenden oder früheren Abhandlungen über das alexandrinische Museum. Nach Eröffnung des versiegelten Zettels, welcher zu dieser Ab- handlung gehört, fand sich als Verfasser: G. Parthey. Der dritten Abhandlung, welche das Motto trägt: Est quadam prodire tenus, si non datur ultra, ist das Accessit ertheilt worden, und der Verfasser wird aufgefordert zu erklären, ob er die Eröffnung des zu seiner Schrift gehörigen versiegelten Zettels, welcher zu diesem Zweck aufbewahrt wird, und die Nennung seines Namens wünsehe. Die zu den übrigen Abhandlungen gehörigen Zettel sind statutenmälsig; in der Sitzung selbst verbrannt worden. Hr. Böckh verkündigte nach Vorlesung dieses Urtheils eine neue von der philosophisch -historischen Klasse gestellte Preis- aufgabe, welche hier folgt. „Unter die schwierigsten Aufgaben für den Geschichtschrei- „ber der Griechischen Philosophie gehört aus mannigfachen Ur- „sachen die Darstellung der Pythagorischen Lehren und des Py- „thagorischen Lebens. Einer der vorzüglichsten Gründe ist die „Unzuverlässigkeit und Unsicherheit der Quellen, welche, wenn „man den Aristoteles ausnimmt, fast nur spätere Schriftsteller sind, „oder Schriften und Bruchstücke aus Schriften, die zwar angeb- „lich von Verfassern aus der Pythagorischen Schule herrühren, „aber seitdem man in der Geschichte der alten Philosophie mehr „Kritik anzuwenden begann, den meisten verdächtig geschienen „haben oder entschieden für unächt erklärt worden sind. Un- „geachtet mehrerer Vorarbeiten aus dem vorigen und aus dem „laufenden Jahrhundert fehlt jedoch eine dem gegenwärtigen „Standpunkte der Kritik angemessene umfassende Untersuchung „über die Ächtheit oder Unächtheit derjenigen Schriften oder „Bruchstücke, welche Pythagoreern und Pythagorischen Frauen „beigelegt werden; und wenn auch über einige für die Kundigern „das Urtheil bis auf einen gewissen Grad abgeschlossen sein „dürfte, so bleibt dennoch eine sorgfältige Sichtung des ge- j 103 „sammten Stoffes ein wesentliches Bedürfnils für die Geschichte „der Griechischen Litteratur und Philosophie: auch ist bis jetzt „der ganze Stoff selber noch nicht zusammengebracht, und des- „halb um so weniger ein sicheres Urtheil möglich. Die pbilo- „sophisch historische Klasse der Akademie stellt une folgende „Preisaufgabe: „Die auf uns gekommenen Schriften oder Stücke von. Schriften, „welche den Namen von Pythagoreern und Pythagorischen „Frauen tragen,, sollen nach vorgängiger Sammlung und Dar- „legung des zerstreuten Stoffes, so weit die erstere noch nicht „von den letzten Bearbeitern geliefert ist, in Beziehung sowohl „auf Sprache und. Darstellungsweise als auf den. philosophi- „schen Inhalt und in allen übrigen erforderlichen Rücksichten „einer sorgfältigen Kritik unterworfen und über ihre Ächtheit „oder Unächtheit ein begründetes Urtheil gefällt werden. Vor- „züglich wird eine genaue und erschöpfende Erwägung der „Bruchstücke des Archytas und eine Entscheidung über die „Achtheit oder Unächtheit derselben erwartet. Dagegen bleibt „es dem Ermessen der Bewerber anheimgestellt, ob sie auch „auf Pythagoras selbst, Philolaos, Okellos und den Lokrer Ti- „maeos genauer und bis ins Einzelne eingehen, oder sich in „diesen Beziehungen nur auf die Leistungen Anderer berufen „wollen.” „Die ausschlielsende Frist für die Einsendung der Beantwortun- „gen dieser Aufgabe, welche, nach der Wahl der Bewerber, in „Deutscher, Lateinischer, Französischer, Englischer oder Italieni- „scher Sprache geschrieben sein können, ist der 31. März 1839. „Jede Bewerbungsschrift ist mit einer Inschrift zu versehen, und „diese auf dem Äulsern des versiegelten Zettels, welcher den „Namen des Verfassers enthält, zu wiederholen. Die Ertheilung „des Preises von 50 Ducaten geschieht in der öffentlichen Sitzung „am Leibnitzischen Jahrestage im Monat Julius des gedachten „Jahres.” 0 Hr, Encke beschlofs die Sitzung mit Vorlesung seiner früher bereits in einer nicht öffentlichen Versammlung der Akademie vorgetragenen Abhandlung „Über die Störungen der Vesta nach der Form, welche Hr. Director Hansen eingeführt hat.” mu 104 13. Juli. 'Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Raumer las über das erste Regierungsjahr Ludwig des Sechzehnten. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: P. Dubournais, !’ecole des filles ou Sociele charitable et bien- JFaisante etablie dans cette ville sous le nom de Jung frauen- Verein etc. Wesel 1836. 8. Mit einem Schreiben des Verf. v. Wesel 24. Juni 1837. Fred. Portal des couleurs symboligues dans Vantiquite, le moyen-age et les temps modernes. Paris 1837. 8. Mit einem Schreiben des Verf. v. Paris 25. Mai 1837. Memoires de la Societe geologique de France. Tome II, Partie 1. 2. Paris 1835. 37. 4. Mit einem .-Schreiben des Seeretärs der Gesellschaft, von Paris 6. Mai 1837. E. Mallet, recherches historiques et statistiques sur la popula- tion de Geneve. Paris 1837. 8 Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 332. 333. Altona. 1837. 4. Unter der Genehmigung des hohen Ministeriums der geist- lichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten, welche an diesem Tage vorgetragen wurde, hat die Akademie, nachdem frü- her auf ihre Kosten die Krügersche Petrefacten - Sammlung ange- kauft worden, dem Dr. Quenstedt für das Ordnen und Kata- logisiren derselben 150 Thlr. bewilligt; desgleichen hat sie zum Ankauf eines an der Lippe gefundenen Mammuthschädels einen Zuschuls aus ihren Fonds zu geben beschlossen. 17. Juli. Sitzung der philosophisch -histori- schen Klasse. Hr. Hoffmann trug eine Übersicht seiner Versuche vor, die wahrscheinliche Dauer des menschlichen Lebens auf verschiedenen Altersstufen zu berechnen. Er gedachte zunächst einer Einleitung hierzu, die er: bereits im Jahre 1833 in einer‘ Plenar-Sitzung der Königlichen Aka- demie der Wissenschaften vorgelesen hatte. Dieser sollten Be- rechnungen folgen, welche sich auf die Erfahrungen gründen, die seit dem Jahre 1819 im preufsischen Staate gemacht, und 105 dem statistischen Bureau desselben amtlich einberichtet worden sind. Die weitläuftigen Vorarbeiten hierzu haben einen sehr be- trächtlichen Zeitaufwand erfordert, und sind erst seit einem Jahre vollendet. Sie umfassen den funfzehnjährigen Zeitraum von 1820 bis mit 1834: und enthalten die erforderlichen Angaben abge- sondert für siebenzig Abtheilungen, worin der preulsische Staat bei dieser Arbeit zerlegt worden ist. Eine inzwischen eingetre- tene Abnahme der Sehkraft hindert indessen den Verfasser von diesen Vorarbeiten noch selbst Gebrauch zu machen. Er legte daher einen hinreichend vollständigen Auszug davon der König- lichen Akademie der Wissenschaften vor, und stellte anheim, ihn als Material zur Benutzung durch Andere aufzubewahren. Wie weit daraus zunächst die mittlere Lebensdauer von der Geburt ab, vom Eintritte in das zweite, das funfzehnte, und das sech- zigste Lebensjahr ab, berechnet werden könne, hat der Verfasser beispielsweise in drei Aufsätzen gezeigt, welche sich in Nr. 65, 81 und 82, und endlich in Nr. 133 der diesjährigen allgemeinen preufsischen Staatszeitung befinden. 20. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ehrenberg las über das Massenverhältnifs der jetzt lebenden Kiesel-Infusorien und über ein neues Infusorien-Conglomerat als Polirschiefer von Ja- straba in Ungarn. Der Polirschiefer von Jastraba ist kreideartig, weils, ‘derb, nicht blättrig. Unter dem Mikroskope besteht er aus 10 ver- schiedenen Infusorien- Arten mit Schwamm-Nadeln. Die Infu- sorien sind meist noch lebende Süfswasserthiere. Es sind 2 Arten der Gattung Navicula: 1) N. viridis, 2) N. fulva, beide noch lebend bei Berlin, eine ebenfalls noch lebende Art der Gattung Eunotia: 3) E. Westermanni, und 2 Arten von Gallionella, deren eine 4) G. varians noch bei Berlin lebt, deren andere 5) G. distans die Form ist, welche den Tripelfels von Bilin bildet und wahrscheinlich auch noch lebend vorhanden und neuerlich beobachtet ist. Ferner sind darunter 3 Arten von Cocconema: 6) C. cymbiforme, 7) C. Cistula, 8) C. giöbum, sämmtlich noch lebende berliner Arten. Endlich finden sich 2 neue, bisher nirgends lebend beobachtete Formen darin: 9) Bacillaria hungarica und 10) Fragilaria gibba. 106 Es geht hieraus hervor, dals dieser ungarische Polirschiefer die meiste Ähnlichkeit mit dem von Kassel hat, indem von 11 seiner Bestandtheile 8 dieselben sind, welche dieser auch hat. Mit diesen neuen Formen steigt die Zahl der bekannten fossilen mikroskopischen Organismen auf 97. Davon gehören 25 den Feuersteinen der Kreide allein, die übrigen gehören tertiären und neueren Erdbildungen an. Im Ganzen sind 79 Infusorien, 2 Polythalamien und 16 Pflanzen beobachtet. Die grölseren ein- geschlossenen Organismen, Flustra, Eschara, Seeigel, Fische, Pflanzenblätter dergl., werden hier nicht berücksichtigt, da sie, als verhältnifsmälsig selten, nur eine untergeordnete Rolle spielen, d. h. zufällig eingehüllt wurden. Die Infusorien gehören 15 ver- schiedenen Generibus an, davon sind 13 der Jetztwelt angehörig, 2 unbekannt. Von den 79 Infusorien haben 71 einen natürlichen Kieselpanzer, wie die Schnecken eine Kalkschaale, und sind kei- neswegs verkieselt. Nur bei 8 Arten ist es nicht sicher, ob sie nicht blofs mit umschlossen wurden von Kieselmasse, wie Fische, Seeigel und Algen. Es ergiebt sich, dafs man jetzt nicht mehr mit Sicherheit, auch nicht mit Wahrscheinlichkeit behaupten kann, dafs alle fossilen Infusorien noch jetzt lebende Arten sind, weil nur etwa die Hälfte ihrer zahlreichen Arten der Jetztwelt noch wirklich angehört. — Die Polythalamien (Ahizopodes Dujar- din) sind wahrscheinlich keine Infusorien, weil alle eine Kalk- schaale führen, wie kein Infusorium und ihre Structur nicht dar- auf hindeutet. — Die Xanthidien der Feuersteine sind keine Cristatellen-Eier, weil sie rund, nicht linsenförmig sind, weil sie mit andern deutlichen Infusorien vorkommen, sehr viel kleiner sind und oft in der Selbsttheilung doppelt gefunden werden. Am meisten Ähnlichkeit haben sie mit den von Hrn. Ehrenberg neuerlich im Juni beobachteten Eiern der Hydra vulgaris, aber auch diese ist nur Ähnlichkeit, keine Gleichheit. Das Auffallende der fossilen Massen des bis 14 Fuls mäch- tigen Lagers ist durch fortgesetzte Untersuchungen der Massen- verbreitung der lebenden Formen zu erläutern versucht worden. Schon im vorigen Jahre legte Hr. Ehrenberg der Akademie mehrere Unzen einer erdartigen Masse vor, die er aus Kiesel- schaalen der Infusorien der Soolwässer selbst bereitet hatte. Neuer- lich ist ihm gelungen, eine gröfsere Werkstatt der Natur für den 107 Polirschiefer aufzufinden. Die Kiesel-Infusorien bilden einen hand- dicken moderartigen Überzug der stehenden Gewässer bei warmer Witterung. Obwohl mehr als 100 Millionen dieser Thierchen erst einen Gran wiegen, so liels sich doch in — Stunde fast 1 Pfund sammeln, und in wenig Stunden wäre es im Juni möglich gewe- sen, sie im Thiergarten bei Berlin zu 4 bis 4 Centner zu sam- meln. Man möchte daher jetzt nicht mehr fragen: wie sind die Felsmassen von Infusorien möglich? vielmehr möchte man fragen: wohin verlieren sich die zahllosen Mengen und Massen der jetzt ‚lebenden mikroskopischen Kieselthiere, die in vielen Gräben und Sümpfen grofse Lager von Kieselerde bedingen mülsten? Ferner theilte Hr. Ehrenberg mit, dafs es ihm gelungen sei, bei den Kieselthierchen der Bacillarien -Familie, welche jene Massen bilden, und die manche Botaniker noch für Pflanzen hal- ten, den thierischen Ernährungsprozels durch Farbenahrung so zur Ansicht zu bringen, dafs über ihre Thierheit nun kein Zwei- fel weiter stattfinden kann. Bei Navicula gracilis, amphisbaena, viridula, fuloa, Nitzschii, lanceolata und capitata, also bei 7 Arten füllten sich in der Körpermitte 4-20 kleine Magenzellen mit Indigo an. Dasselbe gelang bei Gomphonema truncatum, Cocconema Ci- stula, Arthrodesmus quadricaudatus und Closterium acerosum. Er schlols mit der Bemerkung, dafs, seinen neuesten Erfah- rungen zufolge, die lebenden Kiesel-Infusorien eine Art Damm- erde bilden und einer so geringen Menge Wassers zum Leben bedürfen, dals dergleichen Erde, nachdem sie bis. 14 Tage lang trocken gelegen und zum Zerbrechen trocken war, doch noch hinreichende Feuchtigkeit enthielt, dafs sehr viele Thierchen beim Übertragen in einen Tropfen Wassers Spuren des noch beste- 'henden Lebens zeigten und munter umherkrochen. Ganz trocken starben sie und lebten nie wieder auf. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1837. Janvier. Paris. $. Bulletin de la Societe geologique de France. Tom. VI, Feuill. 24. 25. Tome VII, Feuill. 10-12. Paris 1836. 37. 8. Gelehrte Schriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1837, Heft 1. Kasan 1837. 8. (In Russischer Sprache.) Mit,einem Schreiben der Kais. Universität v. 17. Mai 1837. 108 Hr. Bopp legte ein Schreiben des Hrn. Wilson aus Lon- don: 23. Juni 1837 vor, womit derselbe der Akademie für seine Ernennung zum correspondirenden Mitgliede dankt. 27. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lejeune-Dirichlet las über den Satz: dafs jede arithmetische Progression, deren erstes Glied und Differenz keinen gemeinschaftlichen Factor haben, unendlich viel Primzahlen enthält. Es existirte bisher kein strenger Beweis dieses Satzes, der für die höhere Arithmetik nicht ohne Wichtigkeit ist, nicht nur, weil derselbe bei verschiedenen Untersuchungen als Lemma be- nutzt werden kann, sondern auch weil derselbe als das Comple- ment einer der schönsten Theorieen dieses Theiles der Wissen- schaft anzusehn ist, der Lehre nämlich von den Linearformen der einfachen Divisoren der quadratischen Ausdrücke. Wird z. B. aus dem Fundamentalsatze dieser Lehre, dem sogenannten Reciprocitätsgesetze, gefolgert, dafs der Ausdruck x” +7 alle Primzahlen der drei Formen 7n+1, 7n-++2, 7n-++-4 und nur diese zu Divisoren hat, so bleibt ganz unentschieden wie diese einfachen Divisoren unter jene Formen vertheilt sind. So lange der oben erwähnte Satz nicht bewiesen ist, wäre es denkbar, dafs eine oder zwei der genannten Formen gar keine Primzahlen enthielten. { Was nun den Beweis des Satzes über die arithmetische Progression betrifft, so kann von demselben hier nur eine kurze Andeutung für den Fall gegeben werden, wo die Differenz der Progression eine ungerade Primzahl p ist. Für diesen Fall ge- staltet sich der Beweis, der eine gewisse Analogie mit dem von Euler in dem Capitel de seriebus ex evolutione productorum ortis seiner Introductio in analy. inf. entwickelten Betrachtungen darbietet, dem Wesentlichen nach wie folgt: Ist « eine primitive Wurzel der Primzahl >, so fallen die Reste @0, @, @3, *** a,_g der Potenzen «°, «', a?, «+» «ar =?, wenn man von der Ordnung absieht, mit den Zahlen 1, 2, 3, + + + p—1 zusammen, und der Beweis des erwähnten Satzes erfordert für diesen Fall die Nachweisung, dals jede der »—1 Formen nptao, nptay nptay**+«np-ta,_-2 109 unendlich viel Primzahlen enthält. Es sei y irgend eine von p verschiedene Primzahl, deren Index , heilse, so dafs also a" =g (mod p), es sei ferner w eine Wurzel der Gleichung (1) weini=o0, und man bilde die geometrische Reihe =iHut ruft PR et A ge q in welcher s positiv und >1 ist. Multiplicirt man die ähnlichen Gleichungen, welche allen g, d.h. allen Primzahlen, mit Ausnahme der einzigen p entsprechen, in einander, nimmt dann die natürlichen Logarithmen von beiden Seiten und entwickelt endlich die Loga- rithmen auf der ersten Seite nach Potenzen von w, indem man nach (1) die Vielfachen von »—1 in den Exponenten dieser Po- tenzen überall wegläfst, so kommt Go+Ho+ (6, + H,)at+ +++ (@,_2+H,_2) wo? =logZ, wo ZL die unendliche Reihe A _2 ER n (np+a,_2)' ci ); G„ die Summe der zur Potenz — s erhobenen Primzahlen der Form np -+a,„ bezeichnet, und auch das Bildungsgesetz von H,, leicht zu erkennen ist. Diese Gleichung gilt für alle Wurzeln der Gleichung (1), welche Wurzeln bekanntlich, wenn w gehörig gewählt ist, durch 1, w, w?, «+» +» „2 dargestellt werden können, und repräsentirt also p—1 besondere, diesen Wurzeln entsprechende Gleichungen. Entwickelt man 6,+H,, aus diesen Gleichungen, so erhält man se G„+H, = —x Ben Air 1 1 =( (np +1)‘ * (np+a,)' (logLo+u— logL,+w"?" log L; + + + + HH we 2 logZ,_» wo Lo, Zi, * +» + Z,_s die den Wurzeln 1, w, +++ „7? ent- sprechenden Werthe von Z bezeichnen. Läfst man jetzt s abnehmen und sich der Einheit ins Un- endliche nähern, so wächst Z, und also auch log.Z, über alle Grenzen, während sich Z,, Za, **** Z,_s endlichen Grenzen nähern. Es werden also auch logZ,, logln “++ logZ,., fürs=1 110 endlich bleiben, wenn die Werthe, welche Z,, Za, +++ Z,_s für s=1 annehmen, alle von Null verschieden sind. Dafs dieses der Fall ist, lälst sich für alle leicht zeigen, mit Ausnahme von L,_ı, der eine ausführliche Untersuchung erfordert. Man findet FE} durch dieselbe, dafs der Grenzwerth von Z,_,, wenn p die Form 2 4v-#3 hat, durch 4 (B— A) ausgedrückt ist, wo die halbe Peripherie für den Radius 1 und 4, B respective die Summe der quadratischen Reste und Nicht-Reste von p bezeichnen, welche kleiner als » sind, und man beweist leicht, dafs immer 2 > A. Ist » von der Form 4v-+-1, so wird der Grenzwerth von Z,_,, der auch in diesem Falle von 0 verschieden ist, durch einen Dei garithmus gegeben, und hängt mit den kleinsten Zahlen g, A zusammen, welche der Gleichung g?— ph? = 1 genügen. Da hiernach, wenn sich s der Einheit nähert, blols das erste Glied log Z, der zweiten Seite, und also die ganze zweite Seite der vorigen Gleichung über alle Grenzen hinaus wächst, so wird auch die erste Seite 6, + H, für s=1 unendlich. Man über- zeugt sich aber leicht dals 4, in diesem Falle endlich bleibt, woraus denn sogleich folgt, dafs die Summe der reciproken Prim- zahlen der Form np-+a, unendlich ist und dals folglich in dieser Form unendlich viel Primzahlen enthalten sind. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memorie della Reale Accademia delle Scienze di Torino. Tom.39. # Torino 1836. 4. | Oupanichats, Theologie des Vedas, Texte Sanskrit, commente par Sankara, trad. en franc. par L. Poley. Livrais. 7. Paris. 4. 2 Exempl. Schumacher, astronomische Nachrichten. Nr. 334. 335. Altona 1837. Juli 13. 4. Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’Acad. des Sciences. 1837. 1. Semestre. No. 24-26. 2. Semestre. No. 1. Paris. 4. Bulletin de la Societ€ Imperiale des Naturalistes de Moscou, An- nee 1837. No. 1-3. Moscou 1837. 8. J. D. Forbes on the refraction and polarization of Heat. Edinb, 1835. 4. Ejusd. researches on Heat. 2. Series. ib. 1836. 4. Ejusd. Note relative to the supposed origin of the deficient rays in the solar spectirum. London 1836. 4. j 111 Programme du Congres scientifique de France, qui s’ouvrira dä Metz le 5. Sept. 1837. Fol. Fr. Thiersch, Gedächtnifsrede auf G. F. weil. Freiherrn von Zentner. Vorgetragen in der öffentl. Sitzung der K. Akademie der Wiss. zu München zur Feier ihres 78*te Stiftungstages am 28. März 1837. München 1837. 4. J. A. von Mussinan, Denkrede auf G. K. von Sutner. Gelesen in der öffentl. Sitzung der K. Bayer. Akademie der Wiss. am 28. März 1837. ib. eod. 4. Die beiden letzten mitgetheilt durch die Verfügung des Königl. Ministerii der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegen- heiten vom 19. Juli c. 31. Juli. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Müller las über die Gattungen der Haifische und Rochen nach einer von ihm mit Hrn. Henle un- ternommenen gemeinschaftlichen Arbeit über die Na- turgeschichte der Knorpelfische. Die Verwirrung, welche noch in der Naturgeschichte der Knor- pelfische herrscht, hängt theils von der mangelhaften Beschreibung der Arten, theils von der Vernachlässigung wichtiger und in den Species sich wiederholender Gattungskennzeichen ab. Indem die Verfasser bei ihrer Arbeit sicherere Prinzipien für die Bestimmun- gen der Gattungen und Species aufsuchten, schien ihnen eine Vermehrung der bisherigen Gattungen und Untergattungen un- # abweisbar. Eben so nothwendig schien aber, die Gattungen nur F auf durchaus wesentliche Kennzeichen zu gründen. Bei den Hai- fischen fanden sie die wichtigsten Gattungscharaktere im Zahn- system, im Bau des Mauls und der Lippen, der Anwesenheit der Nickhaut, der Spritzlöcher, der Grube an der Schwanzwurzel und in der Stellung der Flossen; bei den Rochen, in der Form der Nasenklappen und Kiefersegel, in der Zahl und Stellung der Flos- U sen und im Bau der Zähne. Nur in der Gattung Aaja sind die Zähne unzuverlässig, da sie nach Alter und Geschlecht sich ver- ändern und daher nicht einmal zur Bestimmung der Species zu gebrauchen. Dies gilt auch in gewissem Maalse von der Be- schuppung der Haut und der Form der Schnautze. Glücklicher Weise besitzen die Verf. durch die zweckmäfsige Art, in welcher 6* 112 Herr Dr. Schultz seine, dem anatomischen Museum geschenkte Sammlung sicilianischer Fische angelegt hat, die Mittel, ganze Suiten von Individuen derselben Species zu vergleichen und so die Grenzen der Variationen in den Rochenarten festzustellen. Die Arten der Verf. gründen sich durchgängig auf constante Ver- schiedenheiten der Form und Farbe. So weit es möglich war, sind zu allen Gattungen die Skelete theils bereits angefertigt worden, theils wird ihre Aufstellung fortgesetzt. Die Zahl der in den Familien der Haifische enthaltenen Gattungen ist 30. Haifische werden hier die Plagiostomen ohne Schädelflossen- knorpel genannt; alle Rochen, Ahinobatus und Pristis einge- schlossen, haben Schädelflossenknorpel, welche die Brustflos- sen entweder erreichen, oder ihnen nahe kommen. In den Fa- milien dieser Abtheilung befinden sich 24 Gattungen. Die Zahl der sichern Species, welche die Verf. gröfstentheils in der hie- sigen zoologischen und anatomischen Sammlung selbst gesehen haben und deren Stellung zu ihren Gattungen ausgemacht ist, beträgt 137. In mehreren Fällen mufsten angenommene Species vereinigt werden. Es bleibt aber für den literarischen Theil ihrer Arbeit noch eine ziemliche Anzahl übrig, die entweder nicht hin- länglich sicher oder wegen mangelhafter Beschreibung nicht be- stimmbar, oder endlich zwar eigenthümlich, aber hinsichtlich ihrer Stellung zu den aufgestellten Gattungen zweifelhaft sind, da die Verf. sie nicht gesehen haben. Die Gattung Scyliium Cuvier bildet die erste Familie der Hai- fische; sie zerfällt in 6 Gattungen. Dieser Familie ist eigen, dals bei Spritzlöchern und Afterflosse die erste Rückenflosse nie vor den Bauchflossen steht. Der Cuviersche, von der Entfernung der Nas- löcher vom Maul hergenommene Charakter ist nicht streng und findet sich auch in ganz verschiedenen Familien hier und da wieder. Wir beschränken den Namen Secyläium auf die erste der 2 Abthei- lungen der Scylium von Cuvier (6 Species, worunter eine neue); die 2. Gattung, Chiloscylium M. et H. hat das 4. und 5. Kiemenloch fast vereinigt, die 2. Rückenflosse steht vor der Afterflosse. Cha- rakteristisch ist eine häutige, breite Unterlippe, die von der Haut der Kelilgegend durch eine Furche abgesetzt ist. Ein Bartfaden an der obern Nasenklappe (5 Sp., eine neu). Die neue Gattung Stegostoma gleicht bis auf Maul und Nase der vorigen; der Ober- 113 kiefer ist von einem häutigen, dicken Wulst weit überragt und die Nasenklappen sind zu Säumen dieses Wulstes reduzirt. Das Maul ganz quer, die Zähne in Form 3theiliger Blättchen, stehen auf ganz ebenen, queren Hautplatten (Typus ist Sy. fasciatus Bl. Schn.). Die neue Gattung Ginglymostoma hat sehr viele Reihen Zähne; diese sind kegellörmig auf rhombischer Basis mit 2-4 Seitenzacken jederseits. Spritzlöcher sehr klein, die letzten Kiemenlöcher genähert; die erste Rückenllosse über den Bauchflossen, die zweıte Rückenflosse über der Afterflosse. Charakteristisch für die Gattung ist, dals die untere Hälfte der Mundwinkelfalte von der Haut des Unterkiefers durch eine senkrechte Furche vollständig getrennt ist, während die beiden Hälften jeder Mundwinkelfalte selbst wieder wie durch ein Charnier vereinigt sind (Sp. 1 neu). Bei der neuen Gattung Crossorkinus ist das Maul fast am Ende der Schnautze; eine Menge lappenförmiger Anhänge von der Nase bis gegen die Kiemenlöcher. Beide Rückenflossen weit nach hin- ten, die vorderste etwas hinter und über der Bauchflosse (Sy. lobatus Bl. Schn.). Die letzte Gattung ist Pristiurus Bonap-; sie, unterscheidet sich von Scylium nur durch die verlängerte Schnautze und eine Säge auf dem Schwanze (1 Sp.). Diese erste Abtheilung der Haifische scheint die eierlegenden zu umfassen. Alle besitzen Spritzlöcher, eine spiralförmige Darmklappe, keine Nickhaut und keine Schwanzgruben. Sie haben eine Afterflosse und ihre erste Rücken/losse steht nie vor den Bauchflossen. Eine zweite grolse Abtheilung oder Familie der Haifische hat mit den Scyllien das Vorhandensein der Afterflosse gemein, aber ihre erste Rückenflosse steht immer zwischen Brust- und Bauchtlossen. Die Spritzlöcher, nach welchen sich die Haifische nicht ohne Zerreilsung der natürlichen Gruppen eintheilen lassen, sind bald vorhanden, bald fehlen sie. Sie bilden wieder mehrere Gruppen. Unter den Haifischen ohne Spritzlöcher führen die Verf., als den Scyllien zunächst verwandt, 2 neue Gattungen an, Zriglochis und Triaenodon. Der Typus der ersten ist Carcharias Taurus Raf., mit 3theiligen Zähnen, deren mittlere Spitze sehr lang; die erste Rückenilosse zwischen Brust- und Bauchflossen, 2. Rückenflosse vor der Afterflosse, Schwanzflosse wie bei Carcharias aber ohne Grube. Kiemenlöcher alle vor den Brustilossen großs. Zriaenodon hat Scyllienzähne, nämlich spitze Zähne mit einer Nebenzacke an 114 jeder Seite; die innere Nebenzacke am Unterkiefer ist meist doppelt. Er besitzt eine Nickhaut und Schwanzgrube. Die letzte Kiemen- öffnung über der Brustflosse. Die erste Rückenflosse zwischen Brust- und Bauchflosse, die zweite über der Afterflosse. Schwanz- flosse wie bei Carcharias (1 Sp. neu). Diese beiden Genera un- terscheiden sich von Carcharias wesentlich durch die Gröfse ihrer 2. Rücken- und Afterflosse. Mehrere der folgenden Genera stimmen unter einander über- ein durch den Mangel der Nickhaut, die Anwesenheit der Schwanz- gruben, die aufserordentliche Kleinheit der 2. Rücken- und After- flosse, die übereinander stehen, und die Spiralklappe im Darm. Sie haben entweder keine oder sehr kleine Spritzlöcher. Es sind dies die Gattungen Alopecias, Lamna und Selache. Alopecias N. ist Carcharias vulpes Guv., mit Unrecht von ihm zu Carcharias gezo- gen. Er zeichnet sich aus durch seine sehr kleinen, bisher über- sehenen Spritzlöcher und durch den aufserordentlich langen obern Schwanzlappen. Seine Zähne sind triangulär, schneidend, ohne Zähnelung (1 Sp.). Bei Selache Cuv. sind die Spritzlöcher auch klein, aber die Zähne sind klein, kegelförmig und schmal, nach innen gekrümmt. Ihr Schwanz hat einen Seitenkiel und der obere Lap- pen desselben ist kaum grölser, als der untere (1 Sp.). Die Gat- tung Zamna Cuv. mit den Untergattungen Zamna (2 Sp.), Odon- taspis Agass. (1 Sp.), Oxyrhina Agass. (1 Sp.) besitzt lange, spitze Zähne mit oder ohne Nebenzacken, einen Kiel zur Seite des Schwanzes und eine halbmondförmige Schwanzflosse, aber keine Spritzlöcher. Die nächsten Gattungen haben gemeinsam die Nickhaut, Schwanzgruben, kleine After- und 2. Rückenflosse, übereinander stehend und eine gerollte Längsklappe im Darm. Die Spritz- löcher fehlen den meisten; bei andern finden sich im Fötuszustande Spuren davon, noch andere haben auch, wenn sie erwachsen sind, deutliche aber sehr kleine Spritzlöcher. Hieher gehören die Gat- tungen Carcharias, Scoliodon, Zygaena und Galeocerdo. Die Car- charias haben immer auf beiden Rändern gezähnelte, platte Zähne entweder in beiden Kiefern, oder nur im obern, und niemals im erwachsenen, selten im Fötuszustande eine Spur von Spritzlöchern (11 Sp. 8 neue). Die Gattung Scoliodon N. unterscheidet sich nur durch ihre schneidenden, mit der Spitze nach aufsen gewandten, 115 oben und unten gleichen Zähne ohne Zähnelung, mit einem stumpfen Absatz am äufsern Theil der Basis, der glatt oder gekerbt ist (3 Sp. alle neu). Die unterscheidenden Merkmale von Zygaena sind bekannt. Sie haben keine Spritzlöcher und Zälıne wie Sco- liodon, ohne eigentliche Zähnelung (3 Sp.). Galeocerdo.N. hat kleine Spritzlöcher; die Zähne sind am äufsern Rande stark, am innern sehr fein gezähnelt (1 Spec. neu, eine 2. Species ist wohl der schon von Valenciennes angekündigte Squalus thalassinus mit gerader Darmklappe, womit Galeus arcticus Faber zu vergleichen). Diese Gattung bildet den Übergang zu den Galeus, die sich nur durch die Form der Schwanzflosse, den Mangel der Schwanzgrube und die spiralförmige Darmklappe von Galeocerdo unterscheiden. Die Zähne sind am äufsern Rande gezackt. ° Die Gattungen Mustelus und Cestracion mit Rochenzähnen sind unverändert geblieben; aufser dals die beiden Species von Mustelus in eine vereinigt wurden. Die dritte Abtheilung der Haifische mit Afterflosse aber nur einer Rückenflosse und mehr als 5 Kiemenlöchern, Gattung Noti- danus Cuvier, zerfällen wir, Rafinesque folgend, in 2 Gat- tungen, Hexanchus mit 6 Kiemenlöchern (1 Spec.) und Hept- anchus mit 7 Kiemenlöchern (2 Spec.) Die Abtheilung der Haifische, mit Spritzlöchern und Sthkkalh vor den Rückenflossen ohne Afterflosse (dcanthorhinus Bl.) ist in 4 Gattungen zerfallen: Acanthias Bonap., Spinax Bonap., Centrina Cuv. und Centrophorus N. Acanthias hat schneidende Zähne mit ganz nach aulsen gerichteter Spitze, oben und’ unten gleich (4 Sp. 1 neu); bei Spinax sind die Zähne des Unterkiefers wie bei Acanthias, die des Oberkiefers haben eine mittlere längere Zacke und 2 Nebenzacken jederseits (1 Sp.). Die Zähne von Centrina, deren sonstige Gattungscharaktere bekannt sind, sind unten fast gerade, schneidend, blattförmig mit aufwärts gerichteter Spitze, am Rande fein gezäbnelt; ein unpaariger Mittelzahn. Oben sind sie schmaler, gerade, konisch, wenig schneidend, zu einem Haufen vereinigt auf dem vordersten Theil des Kiefers (1 Sp.). Bei Centrophorus (Sg. granulosus Bl. Schn.) haben die unteren Zähne eine liegende Schneide mit undeutlicher Zähnelung und nach auswärts gerichteter Spitze. An den oberen Zähnen steht die Spitze gerade nach abwärts. Die Zähne sind gleichschenklich 116 auf Aseitiger Basis, ungezähnelt. Zu einer neuen verwandten Gattung gehört vielleicht der Sg. squamosus Bl. Schn. Die Abtheilung der Haifische mit Spritzlöchern ohne After- flosse und ohne Rückenstachel, Scyranus Cuv. zerfällt in 3 Gat- tungen: Scymnus N. Zähne sämmtlich gerade, die obern schmal, hakenförmig, die untern pyramidal, gleichschenklich leicht säge- förmig gezähnelt. Die erste Rückenflosse zwischen Brust- und Bauchflossen, die 2. Rückenflosse hinter den Bauchflossen (1 Sp. und 1 Sp. dubia). Laemargus N. mit gleicher Stellung der Flossen, unteren breiten Zähnen mit liegender Schneide und nach auswärts gerichteter Spitze und oberen schmalen konischen, wenig schnei- denden Zähnen, die theils gerade, theils nach aufsen gekrümmt sind (3 Sp.). Echinorrhinus Blainv. (Goniodus Agass.) mit sehr brei- ten, niedrigen Zähnen, die eine fast horizontale Schneide ha- ben, in beiden Kiefern gleich. Die Seitenränder haben eine bis zwei horizontal abgehende Zacken. Erste Rückenflosse über den Bauchflossen, die zweite zwischen Bauch- und Schwanzflosse (1 Sp.). Endlich bilden die Sguazinae ohne Afterflosse mit vorstreck- barem Maule am vordern Theil des Kopfes und der bekannten eigenthümlichen Bildung der Brustflossen noch eine Abtheilung der Haifische. Die einzige Gattung Squatina (2 Spec.). Die Pristis schlielsen sich den Rochen an, da sie Schädelllossen- knorpel besitzen, welche die Brustflossen nicht erreichen. Sie zer- fallen in 2 Gattungen: PristisN. mit an der Bauchseite liegenden Kie- menöffnungen, wie bei den Rochen (5 Sp.) und Pristiophorus N., bei welchen die Kiemenspalten an den Seiten des Halses vor den Brustflossen liegen. Die 4. und 5. Kiemenöffnung sind einander genähert. Die Brustflossen haben, wie bei den Haifischen, eine schmalere Basis und sind sehr von denen der Pristis verschieden. Die Zähne sind nicht wie bei Pristis pflasterförmig, sondern spitz (Pristis cirrhatus Lath.). Die Familie der Rhinobatus enthält 3 Gattungen. Der Name Rhinobatus wurde auf Cuvier’s 2. Abtheilung seines Genus Rhino- batus beschränkt (9 Sp. 3 neu). Ahynchobatus N. (R. laevis) steht Rhina Schon. näher, welche sich nur durch die Schnautze, Nasen- klappen und die stärkern Maulbiegungen unterscheidet. Die Zitterrochen bilden 3 Gattungen, Torpedo im engern 117 Sinne (3 Sp.), Nareine Henle (4 Sp.) und Astrape M. u. H. (T. capensis und dipterygia aut.). Die eigentlichen Rochen zerfallen in vier Abtheilungen. 4) Raja Cuv. (15 Sp. einige neu). 2) Sympterygia N., bei dieser Gattung vereinigen sich die Brustflossen, welche bei Aaja den Schnautzenkiel nicht erreichen, an der Stelle des Schnautzenkiels mit einander. Die Bauchflosse ist nicht, wie bei Raja, in zwei Lappen getrennt (1 Sp. neu). 3) Uraptera N., unterscheidet sich von Raja nur durch den gänzlichen Mangel der Schwanzflosse (1 Sp. neu). 4) Propterygia Otto. Aus Cuvier’s Gattung Zrygon wurden 6 Gattungen: Trygon im engern Sinne umfalst die Stachelrochen, deren Zähne in der Mitte einen Querwulst haben und deren Schwanz oben und un- ten eine niedrige, das Schwanzende nicht erreichende Flosse hat (9 Sp.). Pteroplatea N. enthält die Stachelrochen, deren Breite viel grölser, als die Länge, deren Schwanz viel kürzer, als der Körper ist und deren Zähne in eine oder 3 Spitzen auslaufen (3 Sp.). Die ebenfalls neue Gattung Himantura enthält die Sta- chelrochen ohne Spur einer Schwanzflosse, doch gehören nicht alle Rochen hierher, bei denen man die Flossen ganz zu vermis- sen glaubte. Die Abtheilung der Trygon, bei welchen die obere Schwanzflosse fehlt, die untere bis zur Spitze reicht (Tr. orna- zum Gray u. Hardw.) bildet die Gattung Taeniura N. Diejeni- gen, welche man wegen ihrer hohen, segelartigen, untern Schwanz- flosse, die nicht bis ans Ende reicht, unterschieden, bilden die Gattung Hypolophus N. Endlich ist die Raja cruciata Lacep. der Typus des Genus Urolophus N., welches sich durch eine Flosse an der Schwanzspitze auszeichnet. Eine andere Familie vereinigt mit dem Schwanz der Stachel- rochen den gänzlichen Mangel des Stachels. Dahin gehören 2 Gattungen: Ehrenberg’s Gattung Anacanthus, deren Charaktere Cuvier angiebt (ohne Spur von Flossen am Schwanz) und eine neue Gattung Gymnura N. mit einer saumförmigen untern Flosse am Schwanz (wie bei Z’rygon), die das Schwanzende nicht erreicht. (Raja asperrima Bl. Schn.) Die Gattungen Myliobatis Cuv. (Aötobatis Bl.), Rhinoptera Kuhl und eine neue Gattung gehö- ren in eine Familie, die sich auszeichnet durch grofse, mosaik- artige Pflasterzähne, von den Brustflossen abgesetzte Kopfllossen, 118 eine Flosse auf der Wurzel des Schwanzes und einen Stachel hinter derselben. Myliodatis N. hat in der Mitte breite Zahn- platten, kleinere an den Seiten, eine gerade Nasenklappe und ver- bundene Kopfilossen (3 Sp. 1 neu). 4ötobatis N. hat bei gleichen Kopfilossen einen weit vorspringenden Unterkiefer, nur eine Reihe Zahnplatten ohne kleinere Seitenzähne und eine tief eingeschnittene Nasenklappe (2 Sp.). Ahinoptera verbindet mit der allgemeinen Form der Myliobatis abweichende Zähne und eine in der Mitte eingeschnittene Kopfllosse. Die letzte Familie machen die Cephalopteren aus: Gattungen Cephaloptera Dum. Maul unten, Zähne klein und spitz in beiden Kiefern (mehrere Species, deren Synonymie sehr verwirrt ist) und Ceratoptera N., deren Typus die von Lesueur beschriebene Cephaloptera ist; das Maul liegt vorn, die Zähne sind im Unter- kiefer kleine, schuppenartige Blättchen, im Oberkiefer sind sie undeutlich oder fehlen. Herr Professor Eschricht in Kopenhagen hat der Akade- mie angezeigt, er sei Verfasser der Abhandlung über die Physio- logie der Würmer mit dem Motto: „das Leben ein Traum,” welcher der Werth des ausgesetzten Preises unter d. 6. Juli d.J. öffentlich zuerkannt worden ist. Er ersucht um die Rückgabe der Abhandlung, da er sie anderweitig drucken lassen wolle. Die Präparate, welche mit der Abhandlung eingesandt waren, schenkt er dem hiesigen anatomischen Museum. Bei der Eröffnung des versiegelten Zettels, welcher der Abhandlung beigelegt war, fand sich der Name des Herrn Eschricht. Die Klasse beschlofs demzufolge, ihm die zuerkannte Summe auszahlen zu lassen, und bewilligte die Rückgabe der Abhandlung. Als Verfasser der Preisschrift über das Alexandrinische Mu- seum, mit dem Motto: „Est quadam prodire tenus, si non datur ultra,” welcher das Accessit ertheilt worden, hat sich Hr. Georg Heinrich Klippel, Dr. philos., zu Verden bekannt; derselbe hat mittelst Schreibens vom 1. August d. J. eingewilligt, dafs der zu jener Abhandlung gehörige versiegelte Zettel eröffnet werde, und es hat sich der Name des genannten Verfassers darin vorgefunden. uk Bericht über die - zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin in den Monaten August, September und October 1837. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 3. August. Öffentliche Sitzung zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kö- nigs. Diese wurde von Hrn. Wilken, als vorsitzendem Sekretar, mit einer einleitenden Rede eröffnet. Hierauf las Hr. Ehrenberg über ein neues Infusorien- Conglomerat als Polirschiefer von Jastraba in Un- garn. Derselbe legte dabei der Akademie über ein Pfund aus leben- * den Infusorien des Thiergartens bereiteten Tripel vor und schlols mit der Bemerkung, dals es eine Art der Dammerde gebe, welche aus lebenden Kieselinfusorien vorherrschend zusammengesetzt ist. Ein und ein halbes Pfund solcher lebenden Dammerde des Thier- ‚gartens wurde vorgelegt. 410, August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Kunth giebt die Fortsetzung seiner kritischen Bemer- kungen über verschiedene Gattungen der Cyperaceen. Nachdem er in zwei früheren Abhandlungen die aus den grolsen Linn£ischen Gattungen Sceirpus und Schoenus gebildeten ‚natürlichen Gruppen der Scirpeen und Rhynchosporeen einer genaueren Untersuchung unterworfen hatte, geht er zu den Cy- pereen und Hypolytreen über, welche gleichfalls zwei sehr di- 'stinkte Gruppen der Cyperaceen ausmachen. Die erstere begreift [1837.] 7 120 die Gattungen Cyperus, Mariscus, Kyllingia, Courtoisia und Re- miria in sich. Aus dem Vergleich der verschiedenen, den drei erstgenannten Gattungen beigelegten Merkmalen ergiebt sich, dals diese blols auf der Zahl der Blüthen in jedem Ährchen und 'auf der Form der Frucht beruhen. In Cyperus sind die ‚Ährchen nämlich mehrblüthig, in Mariscus und Ayllingia dagegen gewöhn- lich einblüthig. Werden diese beiden letzteren Gattungen beibe- halten, 'so ist vielleicht auch Pyereus wiederberzustellen, welcher sich von Cyperus, wie Kyllingia von Mariscus, durch einen zwei- theiligen Staubweg und zusammengedrückte Frucht unterscheidet. Remiria ist eigentlich ein einblüthiger Mariscus, in dem die Rha- cheola schwammig anschwillt und die Frucht umhüllt, aber we- gen des eigenthümlichen Habitus als Gattung beizubehalten. Das- selbe gilt aber nicht von Anasporum Nees., welche mit Cyperus zu vereinigen und einerlei mit Cyperus cephalotes Vahl. ist. Courtoisia zeichnet sich durch die nachenförmigen, am Kiel ge- fügelten Schuppen aus, ist aber sonst Mariscus sehr nahe ver- wandt. Die Gattung Comostemum, welche Herr Nees von Esenbeck fälschlich zu den Cypereen zieht, gehört zu den Scirpeen, und ist früher von Herrn Adolph Brongniart mit dem Namen Androtrickum belegt worden. Als die einzige be- kannte Art wird A. polycephalum angesehen, zu der als Syno- nyme Eriophorum montevidense Link., Cyperus trigynus Spreng., Abildgaardia polycephala Brongn. und mit Zweifel Cyperus prolifer Nees. ex parte gerechnet werden. Comostemum Schottü Nees. dürfte nicht hierher gehören, vielmehr nach dem ange- gebenen Synonyme einerlei mit Cyperus prolixus Kth. sein. Lipocarpha Brown., Hemicarpha Nees., Piatylepis Kth., Hypolytrum Rich., Diplasia Rich. und Mapania Aubl. bilden die Gruppe der Hypolytreen. Sie zeichnen sich durch eine zu- sammengesetzte Ähre aus, deren einzelne Ährchen auf eine ein- zige Blüthe und wenige Schuppen beschränkt sind. Fuirena und Melancranis gehören aber nicht hierher, sondern zu den Scir- peen. Hypolytrum unterscheidet sich von Lipocarpha durch die Richtung der Squamae propriae, welche aulserdem mit der Frucht stehen bleiben, während sie in dieser abfallen. In Hemicarpha ist die Frucht blofs mit einer Squama propria umhüllt, wel- cher Unterschied kaum zur Trennung von Zipocarpha hinreichen 121 dürfte. Dagegen entfernt sich Diplasia hinlänglich von Hypoly- trum durch die Zahl der Blüthentheile. Mapania bedarf, zur Ermittelung ihrer nähern Verwandtschaft, einer nochmaligen, ge- nauern Untersuchung. Pl/atylepis endlich ist eine von Hrn. Kunth aufgestellte neue Gattung, in welcher die beiden Squamae pro- priae an den äulsern Rändern zu einer einzigen grolsen Schuppe verwachsen, welche an ihrer vorderen Fläche unter den freige- bliebenen Rändern die Geschlechtstheile und später die Frucht klappenartig umhüllen. Nach der Vorlesung wurden folgende eingegangene Schriften vorgelegt: L’Institut. 1.Section. Sciences math. phys. et nat. 5.Ann. No.191. — 217. 1837 Janv.-Juill. Paris. 4. 2. Section. Sciences histor. et philos. 2.Ann. N.13-16. 1837 Janv.-Avril. ib. 4. Mädler's tabellarisch-graphische Darstellung der Witterung von ‚ Berlin. 1836 Mai. — 1837 Juni. 4. 6 Exempl. H. Messerschmidt, naturwissenschaftliche Abhandlung enthal- tend: die Aufstellung des höchsten Zweckes ächt philosophi- scher Naturforschung, n.s. w. Leipzig 1833. 8. über die Falschheit des von den Physikern aufgestell- ten Nalurgesetzes, dafs die gleichnamigen Elektricitäten, so wie die gleichnamigen magnetischen Pole, sich vermöge einer, ihnen von Natur eigenen, dynamischen Kraft gleichsam feind- lich abstofsen sollen. Zeitz. 1837: 8. die hochwichtige Lebensfrage: Sind die Aufserungen der höheren geistigen Thätigkeit beim Menschen blofs Wir- kungen seiner vollkommenern Organisation, oder eines mit dieser in inniger Verbindung lebenden Wesens von unsterb- 4 licher, geistig an sich höherer Natur? auf dem einzig sichern 002 Wege der Naturforschung evident beantwortet. Zeitz. 1837. 8. Sieg der Wahrheit! Berichtigende ete. Zusätze zu der n Schrift: ‚‚die Offenbarung Gottes durch die Vernunft,” als > Sendschreiben an den Verfasser derselben Hrn. Dr. H. Ste- phani. Zeitz 1837. 8. “ Mit einem Begleitungsschreihen des Verfassers d. d. Naumburg : a. d.S. d. 31. Juli d. J. Crelle, Journal für d. reine u. angewandte Mathematik. Bd.17, v Heft 2. Berl. 1837. 4. 3 Exempl. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1337. \ Fevrier. Paris. 8. 122 G. B. Amici, Descrizione di alcuni istrumenti da misurare gli angoli per riflessione. Modena 1836. 4. Das Königliche hohe Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten hat durch Resceript vom 29. Juli d. J., welches in dieser Sitzung vorgelegt wurde, genehmigt, dafs für die von dem Dr. Julius Ideler übernommene Ausgabe des Koptischen Psalters zur Bestreitung der Kosten ein Beitrag von 200 Rthlrn. gewährt werde. Dasselbe hat auf den Antrag der Akademie durch Rescripte von demselben Tage zum Behufe der Ergänzung der Koptischen Schrift der akademischen Druckerei die Summe von 100 Rthlrn., so wie dem Candidaten der Philologie Vater für die Anfertigung der Indices zur akademischen Ausgabe des Aristoteles pro 1837, fernere 100 Rthlr., nachdem ihm bereits früher für diese Arbeit eine gleiche Summe ebenfalls pro 1837 zu Theil geworden, aus den Fonds der Akademie bewilligt. Auch wurde ein Schreiben der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg vom Z. Juni d. J. vorgelegt, wodurch dieselbe den Empfang des ihr von unserer Akademie übersandten „Verzeichnisses der von Bradley, Piazzi, La- lande und Bessel beobachteten Sterne, berechnet von Herrn Prof. Knorre in Nicolajeff, Stunde II. und IV., anzeigt. 17. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Klug las über die Inseetenfamilie: Clerii in sy- stematischer Beziehung. Er unterschied dergleichen mit fünf und anscheinend nur vier Fulsgliedern und bestimmte hiernach mit Rücksicht auf das Längenverhältnils jener Glieder, die Beschaffenheit der Klauen, der Lippe, der Palpen und Fühler die Gattungen. Wo der Fuls nur aus vier Gliedern besteht, ist an dieser Verminderung der Zahl eine Verkürzung bis zum Verschwinden des ersten oder eine Verkümmerung und ein Zurückbleiken der Ausbildung des vierten Gliedes Schuld. Gattungen mit unverminderter Fufsgliederzahl sind: Cylidrus Latr., Tilus Ol. F. mit Einschlufs von Callitheres Latr., Priocera und Axina Kirby, Clerus F. und eine Clerus verwandte neue Gattung: Placocerus mit gezahnten Klauen, sehr verlänger- ten Labialpalpen mit ebenfalls verlängertem beilföürmigem End- ‚) j 123 glied und cylindrischen Maxillarpalpen, eilfgliedrigen, schon vom dritten Gliede an zusammengedrückten, besonders in der Mitte erweiterten, nach der Spitze gerundeten Fühlern, von welcher nur eine durch ungewöhnlich dichte Behaarung sich auszeichrende Art vom Kap, Pi. dimidiatus bekannt ist. Bei Clerus verkürzt sich bereits das erste Fufsglied und schlielsen sich hierdurch den Gattungen mit fünf Fufsgliedern zunächst diejenigen mit nur vier Fußsgliedern an, wo die Verminderung der Zahl durch Ver- schwinden des ersten Gliedes entstanden war, Notoxus nämlich und Trichodes F., auf welche dann solche folgen, deren Fulsbil- dung der der mehrsten Tetrameren entspricht, nämlich: Corynetes F., wovon Notostenus De. sich nicht trennen lälst, Enoplium Latr., wohin alle Arten mit zweigestalteten Fühlern, daher Platynoptera Chevrolat eingeschlossen, gehören, und eine, hier Cylistus ge- nannte, aus einer, ungeachtet der minderen Fufsgliederzahl von Dejean mit 7illus vereinigten Süd-Afrikanischen Art, €. varia- bilis N., Tillus terminatus und bifasciatus D ej., gebildete, zwischen Corynetes und Enoplium zu stellende neue Gattung mit gezahnten Klauen, Palpen wie Corynetes, zweilappiger Ligula und vom vier- ten Gliede an gekämmten Fühlern. — Der Untersuchung Behufs der systematischen Aufstellung sind nur die C/erü der Königlichen Sammlung, bis jetzt überhaupt 185 Arten, unterworfen worden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1837, 2. Semestre No.2-4. Paris. A. Annales des Mines. 3. Serie. T. XI, Livr. 2. de 1837. Paris. Mars- Avril. 1837. 8. Von Hrn. Arago, Sekretar der Academie des Sciences zu Paris, war ein Schreiben eingegangen, wodurch im Namen dieser Akademie derselbe den Empfang der Monatsberichte unserer Aka- demie vom März und April d. J. anzeigt. Sommerferien der Akademie. 124 Vorsitzender Sekretar: Hr. Wilken. 16. October. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. G. Rose las über die Bildung des Kalkspathes und Arragonites. Kalkspath und Arragonit werden schon seit längerer Zeit für isomerisch oder heteromorph gehalten, doch waren die Bedingungen, unter welchen sich diese Substanzen bilden, noch gänzlich unbekannt. Zur Aufklärung dieses Umstandes hat Hr. Rose mehrere Versuche angestellt, deren Beschreibung der Gegenstand seiner Mittheilung ist. 1) Krystallisation der kohlensauren Kalkerde auf nassem Wege. Wenn man eine Auflösung von kohlensaurer‘ Kalkerde in kohlensaurem Wasser in einem offenen Gefälse bei der gewöhn- lichen Temperatur stehen läfst, so setzen sich kleine Krystalle ab, die oft schon mit blofsen Augen erkennbar, und sichtlich die Hauptrhomboäder des Kalkspaths sind. Ebenso erhält man Kalkspath, wenn man eine Auflösung von Chlorcaleium in Wasser mit kohlensaurem Ammoniak oder an- dern kohlensauren Alcalien niederschlägt. Der Niederschlag ist anfangs flockig, und hat unter dem Mikroskop betrachtet dasselbe Ansehen, wie es Herr Ehrenberg bei der Kreide beschrieben hat, wird aber nach einiger Zeit körnig, und besteht nun aus kleinen deutlichen Hauptrhomboädern des Kalkspaths, wovon man sich ebenfalls durch die Untersuchung mit dem Mikroskop über- zeugen kann. Die Untersuchung des specifischen Gewichtes bestätigte das Resultat der mikroskopischen Untersuchung. Das specifische Ge- wicht des körnigen Niederschlages wurde 2,719, des flockigen 2,716 und der Kreide 2,720 gefunden. Nach den angegebenen Methoden erhält man also. Kalkspath; dunstet man dagegen die Auflösung der kohlensauren Kaikerde in kohlensaurem Wasser im Wasserbade zur Trocknils ab, oder 125 fällt man eine heilse Auflösung von Chlorcaleium mit heilsem kohlensaurem Ammoniak, so erhält man ein Pulver, das unter dem Mikroskop betrachtet gröfstentheils als eine Zusammensetzung von Krystallen erscheint, die unverkennbar die Forın des Arra- gonites haben, und als etwas bauchige sechsseitige Säulen oder sehr spitze Pyramiden erscheinen. Nach beiden Methoden ist es indessen schwer, den Arragonit ganz rein zu erhalten, da er gewöhnlich mit einer mehr oder weniger grolsen Menge von Kalkspathrhombo&@dern gemengt ist, was besonders bei der Darstellung durch Abdampfung erklärlich ist. Deshalb ist auch das specifische Gewicht des so erhaltenen Arragonites geringer als das des reinen Arragonites, und betrug bei einem Versuche nur 2,803. Einen Niederschlag von ganz reinem Arragonit erhält man indessen, wenn man, nicht wie oben erwähnt, das heilse kohlen- saure Ammoniak in die heilse Chlorcaleium - Auflösung, sondern umgekehrt die letztere in die erstere in kleinen Mengen einträgt. Der. Niederschlag, den man auf diese Weise erhält, ist überaus locker, und die Krystalle, woraus er besteht, erscheinen unter dem Mikroskop betrachtet, viel kleiner als die früheren, sind aber ganz frei von Kalkspath. Ihr specifisches Gewicht wurde 2,949 gefunden. Das specifische Gewicht eines einzelnen durchsichti- gen Arragonit-Krystalls von Bilin in Böhmen betrug 2,945. Um den durch Fällung erhaltenen Arragonit unverändert aufzubewahren, mufls man ihn bald darauf aussülsen und trock- nen. Lälst man ihn nach der Fällung unter der darüber stehen- den Flüssigkeit einige Zeit stehen, so bilden sich Rhomboider, die unter dem Mikroskop ganz deutlich sind, und der Arragonit ändert sich merkwürdiger Weise nach und nach gänzlich in Kalk- spath um. Eine Zeit von 8 Tagen ist zu der vollständigen Um- änderung einer auch schon gröfseren Menge ganz hinreichend. Aber diese Umänderung findet, wenngleich viel langsamer, auch statt, wenn man die frisch gefällten Arragonit -Krystalle unter reinem Wasser aufbewahrt. Der Niederschlag, dessen spec. Gew. eben angeführt ist, blieb noch 8 Tage in dem Gefälse mit Was- ser stehen, und als Hr. Rose nun wiederum das spec. Gew. mit 8 verschiedenen Mengen untersuchte, fand er es nur 2,909; 2,883 und 2,891. Unter dem Mikroskop waren aber nun auch 2 126 schon eine Menge deutlicher Rhombo&der wahrzunehmen. — So leicht indessen diese Umänderung bei dem frisch bereiteten und noch nicht getrockneten Arragonit vor sich geht, so findet sie doch nicht statt, wenn derselbe einmal getrocknet ist, und nun mit Wasser oder kohlensaurem Ammoniak übergossen wird. Ebenso wenig verändert sich auch der natürliche Arragonit, wenn er fein gerieben und auf eine gleiche Weise behandelt wird. 2) Krystallisation der kohlensauren Kalkerde auf trocknem Wege. Die kohlensaure Kalkerde kann bekanntlich bei grofser Hitze unter starkem Druck zum Schmelzen gebracht werden; sie kry- stallisirt dann beim Erkalten wieder, und bildet Kalkspath. Wahr- scheinlich ist aller Marmor auf eine ähnliche Weise entstanden. Arragonit bildet sich auf diese Weise nicht, und kann auch bei grölserer Hitze gar nicht bestehen. Schon einer schwachen Rothglühbitze ausgesetzt, zerfällt er, wie Berzelius gezeigt hat, in ein gröbliches weilses Pulver, obne sonst in seiner che- mischen Zusammensetzung sich zu verändern. Zur Erklärung dieser Erfahrung hat schon Haidinger die Vermuthung aufge- stellt, dafs der Arragonit hierbei sich in Kalkspath umändere, ohne seine Meinung weiter bewiesen zu haben, daher Hr. Rose glaubte, auch in dieser Rücksicht einige Versuche anstellen zu müssen. Durchsichtiger Arragonit von Bilin wurde so stark ge- glüht, dals er zu Pulver zerfiel, wobei er bei einem Versuche 0,23 Proc., bei einem andern 0,13 Proc. an Gewicht verlor, welcher Verlust von dem entwichenen Decrepitationswasser her- rührte. Das spec. Gew. der geglübten Masse wurde bei 3 Ver- suchen mit verschiedenen Mengen befunden: 2,703; 2,704; 2,709. Diese Zahlen sind freilich um ein Geringes niedriger, als das spec. Gew. des krystallisirten Kalkspaths, doch ist diels ein Um- stand, der gewöhnlich bei Bestimmung des spec. Gew. von einem trocknen Pulver statt findet. Man hat demnach vollkommnen Grund anzunehmen, dafs das Zerfallen des Arragonits daherrührt, dafs er sich in Kalkspath umändert. | Das Zerfallen des Arragonites in einer schwachen Rothglüh- hitze ist eine sehr merkwürdige Erscheinung, findet aber nur bei grölseren Krystallen statt. Fasrige Massen, wie der Karlsbader Sprudelstein, oder kleine Krystalle, wie die, welche auf den 127 Zacken der Steiermärkischen Eisenbläthe sitzen, oder die sind, welche man nach der oben angegebenen Weise künstlich darstel- len kann, zerfallen gar nicht. Der Karlsbader Sprudelstein ver- liert bei dem Glühen nur seine Durchscheisenbheit, und die Eisen- blüthe berstet auf und bekommt kleine Risse; das letztere findet auch bei den gröfseren Krystallen des künstlich dargestellten Ar- " ragonites statt, kleinere bleiben ganz unverändert, sowohl rück- sichtlich ihrer Form als Durchsichtigkeit, wovon man sich durch die Untersuchung mit dem Mikroskope überzeugen kann. Dennoch verändern sie sich in Kalkspath, wie die Untersuchung des spec. Gew. beweist, das bei einem Versuche 2,700 befunden wurde. Dieser Umstand beweist, dafs bei den kleinen Arragonit -Krystallen die kleinsten Theilchen sich ausdehnen und umlegen können, ohne dafs dabei die Form des Krystalls verloren gebt; es sind vollkom- mene Äfierkrystalle des Kalkspathbs in der Form des Arragonites. Die Resultate der in dem Angeführten angestellten Versuche sind also 1) Dals sich auf nassem Wege sowohl Kalkspath als Arra- - gonit bildet, der erstere bei einer niedrigeren, der letztere bei einer höberen Temperatur, dals sich aber auf trocknem Wege nur Kalkspath bildet. 2) Dafs sich Arragonit sehr leicht in Kalkspath umändert, auf nassem Wege, wenn man den durch Fällung dargestellten Arragonit unter der darüber befindlichen Flüssigkeit stehen läfst; auf trocknem Wege, wenn man den Arragonit einer schwachen Rothglühhitze aussetzt, wobei die gröfseren Krystalle zu einem röblichen Pulver zerfallen, die kleineren aber ihre Form behal- ten und Afterkrystalle darstellen. 0.8) Folgt aus den angestellten Versuchen, dafs Arragonit und K} Hr. Dove gab Nachricht von einigen neuen Beobachtungen ber gewisse Modificationen des Bergkrystalls. Won Hru. Jacobi zu Königsberg war folgende Mittheilung gegangen, die Kreistheilung und ihre Anwendung auf die Zah- 125 ri z—i zahl ist, und g eine primitive Wurzel von p, und setzt man = 0, wo p eine Prim- Ist x eine Wurzel der Gleichung Fe) =x+ as + ua:as?.. TR Tr a = -—= 0 bedeutet, wo « irgend eine Wurzel der Gleichung geh so hat man p—1 F(e)Fe')= a? 2 Setzt man F(«”) F(@") = \ (a) F(a”+*), so wird Y(«) ein Ausdruck, der blofs die Potenzen von « in ganze Zahlen multiplicirt enthält; es ist ferner Vale) =rM. Bedeutet r eine primitive Wurzel der Gleichung ?-' =, und setzt man in die Function On ne für r die Zahl g, so wird, wenn m und n positive Zahlen be- deuten, die kleiner als py—1 sind, RER I(m-+n) Y@=— 7, (mod. p), wo In=1+*2*.3*«.n; wenn also m+n > p—1, wird Y(g) =0 (mod. p), welches letztere sich in den Anwendungen als einen der wichtigsten Sätze der Zahlentheorie erweist; der Fall m+n = p—1 wird hier ausgenommen. Diese Sätze habe ich vor mehr als 10 Jahren Gauss mitgetheilt. Ich bemerke noch, dals wenn 2= 38", 3= g”’(mod.p), man die beiden merkwürdigen Formeln hat: F(—1) F(a°) = @*” F(«e) F(—e), F(«) F(ye) Fly?) = ap F(@), in welcher letztern y eine imaginäre Kubikwurzel der Einheit ist. Ist ? ein ungerader Factor von p—1, so kann man durch die erste der beiden Formeln die Functionen F(«), in welchen « eine 2A'° (*) Die Fälle, wo @”, «” oder «”"*” der Einheit gleich sind, werden bier ausgenommen. 129 Wurzel der Einheit ist, rational auf die Functionen F(«) zurück- führen, in denen « eine A'* Wurzel der Einheit ist. Man erhält so a a de me Lin Y A442 - 3 wo A?+3B?”=p. Aus der ersten Formel erhält man ferner, wenn « eine 8! Wurzel der Einheit ist, p=aa+bb=cc+2dd, azc=—1i (mod.4), die Function Flo) = Ve) (c+aV-2) Va+2 VA) Yrt, ferner ce+1 pi FEN THUN), F(«) Fe) = (0) ® (c+4Y—2) F(-1). Man erhält ferner aus den beiden Formeln, wenn y und « eine _ imaginäre cubische und biquadratische Wurzel der Einheit sind: 3 ——- WI+MV-3 V(a+ba) Vp V L+MV-3 . Yp EEE TE EEE 7 de —a@+ba ad+ba E} wo p =a+rb= dar! — PER, a = —1 (mol. 4), «@ =—LZ—1 (mod. 3), f M = 0 (mod. 3), v r (mod. p). ‚Die zweifelhaften Zeichen werden immer durch Congruenzen ‚bestimmt oder, wo sie von der Wahl der primitiven Wurzel E abhängen, wird diese Abhängigkeit einfach angegeben; die Art dieser Abhängigkeit bildet die wichtigste Grundlage in der An- wendung auf die Theorie der Potenzenreste. Ich bemerke noch, dals wenn » = cc+2dd von der Form sn-++1 ist, c der absolut kleinste Rest ist, den Er 130 p+i,Pp+3 5(p—1) r 2 2 By sn X ) ui ID er durch p dividirt läfst, welcher absolut kleinste Rest immer positiv oder negativ ist, je nachdem er, abgesehen vom Zeichen, die Form 4n-+3 oder 4n-+1 hat. Die Functionen F(«), welche man nur bestimmt hatte, wenn « eine quadratische, kubische, biquadratische Wurzel: der Einheit ist, sind durch die obigen Formeln nun auch bestimmt, wenn «& eine 6!°, 8, 12!* Wurzel der Einheit ist; man kann also @ priori die Wurzeln der Gleichungen vom ten, &ten, 12: Grade, die in der Kreistheilung vorkommen, vollständig auf- lösen, und braucht hierzu nur die Zerfällung von p in die drei Formen xx + yy, z& +2yy, ex +3yy. Für die Primzahlen bis 12000 habe ich diese Zerfällungen meiner Arbeit beigefügt. Eine allgemeine Formel von grolser Wichtigkeit auch in der Anwen- dung der Kreistheilung auf die Theorie der quadratischen Formen ist folgende. Es sei p von der Form An+1, £ eine primitive >! Wurzel der Einheit, « irgend eine Wurzel der Gleichung ar!—=4, es sei ferner A=g” (mod. p), so wird, wenn A un- gerade ist: FOR FRE TT wenn A gerade ist: F(a) F(ßa) F(@2 a) ++» F(@*-10) P@—1)(R%—2) ri—2 = (1) 8 pe FA)F@)(), wo, wie immer, Eey=/cH= > ist. Wenn die Functionen Y im Zusammenhange mit den Bino- mialcoefficienten oder den Eulerschen Integralen 1° Gattung stehen, wie die Congruenz _ D(m+n) Nenn (mod) (*) Dieser Satz ist einem Gaussischen in seinen Disquisitiones eirca ser. infin. analog, von dem Dirichlet neuerdings einen merkwürdigen Beweis gegeben hat. 131 zeigt, so scheint die Vergleichung mit der Formel out darauf hinzudeuten, dafs zwischen den Functionen F und ‘den Eulerschen Integralen 2! Gattung eine ähnliche Beziehung statt- "finden muls, in der Art, dafs — 17 der Function F(r") ent- spricht. Aber ich habe seit lange diese Beziehung vergeblich ’ge- sucht, bis sie sich endlich in folgendem Satze fand. In dem Aus- drucke für F(«) selze man für g” den ihr in Bezug auf » con- gruenten kleinsten positiven Rest g,, so dals F(«) = z + axsı + «a? 62 “ser aPpr? ap —2, es sei ferner x nicht Wurzel der Einheit, sondern eine unbe- stimmte Variable; setzt man & = 1-+y, und bezeichnet mit Y, die Entwickelung von $log(1+,y)$”, wenn man die höhern Potenzen als y?=' fortwirft; setzt man ferner in F(x,«) = F(1+y,«) für « eine Zahl = g,_,_„ (mod. p), so wird, wenn man die durch p theilbaren Coefhcienten fortwirft: F(«) = Ti (mod. p). Dies ist die gesuchte Beziehung, aus welcher sich die zwischen den Functionen Y und den Binomialcoefficienten sogleich ableiten läfst. Ich bemerke bei dieser Gelegenheit noch den Satz, dals in der Entwicklung irgend einer geraden 2m! Potenz von log(1i-+y), wenn >2m-+-1 und, eine Primzahl ist, der Coefficient von y? immer durch » aufgeht. Die bisher noch nirgends angegebene wahre Form der Wur- zeln der Gleichung «=? = 1 ist folgende. Man kaun diese Wur- zeln leicht durch blofse Addition, wie bekannt, aus den Functio- nen F(«) zusammensetzen. Ist A Factor von p—1 und @'=1, so ist bekanntlich $F(«)}* eine blofse Function von «. Man braucht aber nur die Werthe von F(«) zu kennen, für welche A Potenz einer Primzahl ist. Es sei nämlich A2’%”»+» Factor von p—1; A, A, A”».. Potenzen verschiedener Primzahlen; @, @, «++. primitive At, at, A’teo.. Wurzeln der Einheit, so ist F(a) F(«) F(a”) +.» ei ren k N blau”. . .) y 132 wo Y(aw'a”.».) eine ganze rationale Function von’ «, &', @"« +» ist, deren Coefhcienten ganze Zahlen sind. Es kommen daher in dem Ausdruck der Wurzel x nur Wurzelzeichen vor, deren Ex- ponenten Potenzen von Primzahlen sind, und die Producte solcher Wurzelgröfsen.. Die Function F(«), wenn A=u” und i eine Primzahl, findet man so. Man setze F(«) F(«) = 72 (@) F(a'*'), so wird F(«) 2 vsY («) 2 (ed) ++. L- («) Fer}, Fe) = VA )Yel) Nun) Far} u. s. f., zuletzt F(e")) = Ypb, (u We («""") EN RE (ae""") top}, w+t= Eike (*). Die #—1 Functionen & bestimmen nicht nur die Grölsen unter dem Wurzelzeichen, sondern auch die gegenseitige Abhängigkeit der Wurzelgröfsen; setzt man nämlich in diesen Functionen für « die verschiedenen Potenzen von «, so kann man, vermittelst der so erhaltenen Werthe dieser Functionen, alle #"—1 Functionen F(«') durch die Potenzen von F(«) ratio- BEACH I \ F'(a‘.) Product von mehreren der »—1 Functionen Y(«) und ihrer Werthe gleich werden, und hierin besteht einer der grölsten Vorzüge vor der Gaussischen Methode, indem in dieser die Auf- findung der Abhängigkeit der verschiedenen Wurzelgröfsen eine ganz besondere, wegen ihrer grofsen Mühseligkeit selbst für kleine Primzahlen nicht mehr ausführbare Arbeit macht, während die Functionen 4 gleichzeitig die Gröfsen unter den Wurzel- zeichen und die Abhängigkeit der Wurzelgröfsen geben. Die Bildung der Functionen "ı geschieht nach einem überaus einfachen Algorithmus, der nur erfordert, dals man sich aus der Tabelle für die Reste von g” eine andre bildet, welche g”’ = 1-+8” (mod. p) nal ausdrücken, indem alle #"—1 Gröfsen immer einem (*) Weon n = 1, lassen sich die a—1 Funktionen immer auf den 6ten Theil unmittelbar zurückführen. Ich habe sogar durch eine bis u = 31 fortgesetzte Induction gefunden, dafs sich alle Functionen Y immer durch die Werthe einer einzigen ausdrücken lassen. 133 ‚giebt... Nach diesen’ einfachen Regeln hat jetzt einer unsrer Stu- denten als Preisaufgabe alle Gleichungen =? = 1 für ‚die Prim- zahlen » bis 103, vollständig aufgelöst (*). Einer der für die Zahlentheorie fruchtbarsten Sätze ist fol- gender: es seien m, m’, m” +.» positiv und. kleiner als p—1; es werden durch m;, m}, m’; «+» die kleinsten positiven Reste be- zeichnet, welche irn, im’, im”..+ durch p—1 dividirt 'ergeben; es sei m; + mim! + + een (p—1)+ 5, wo s; ebenfalls positiv und kleiner als p—1;; nennt man v die kleinste unter den Zahlen n,, ng»««n,_, und setzt FOT)ECT) EN FLO so werden alle ganze Zahlen in %(r) durch »” theilbar, und:darch keine höhere Potenz von p; setzt man %(r)=p’y/(r) und in %(r) für r die Zahl g, so wird VE a (mod. p). Die Anwendung dieses Satzes giebt ganz eigenthümliche Theo- “reme, von denen ich vor einer Reibe von Jahren ein Specimen „im Crellschen Journal mitgetheilt habe, die Zahl der reducirten „quadratischen Formen der Theiler von yy-+pzz, wenn p eine Primzahl von der Form in-+3 ist, betreffend (**). Wenn ich „diesen Theoremen die Allgemeinheit gegeben haben werde, deren ‚sie fähig scheinen, werde ich mir die Ehre geben, sıe ebenfalls „der Akademie. vorzulegen. Sie bilden gewissermaafsen ein Ver- ‚bindungsglied_ zwischen den beiden Haupttheilen der höheren ‚Arithmetik, der Kreistheilung und der Theorie der quadratischen Formen. Die hauptsächlichste Anwendung der Kreistheilung habe ich auf die Theorie der kubischen und biquadratischen Reste ge- A 0 5(*) Bei dieser Gelegenheit hat derselbe den merkwürdigen Satz bewiesen, dafs wenn & die Öte, y die 3te Wurzel der Einheit, p von der Form 30r +1, 24=g” (mod. >) ist, immer A+By-3 F(a)F(—y) = am: u or F(-ay) wird, w 4=— 2, B= 0 (mod. 5), 44+3BB = 4p. » .. u”) Für die Primzahlen, vom der Form An+1 findet ein ganz analoger Satz Statt ; die Zahl der q. R. zwischen 0 und 7°? giebt hier die Zahl der Formen. 134 macht, und mit grofser Leichtigkeit und Einfachheit den schönen Gaufsischen Satz in seiner 2! Abtheilung über die biquadratischen Reste, dessen bisher noch nicht bekannt gemachten Beweis der- selbe als ein mysterium maxime reconditum bezeichnet, wahr- scheinlich auf ganz verschiedenem Wege abgeleitet (*)ı Die höchste Einfachheit hat der Reciprocitätssatz für kubische Reste, dessen Beweis sich fast ‘mit’ einem Striche aus den bekannten L+MV-3 ET Torres und „ wo M und M’ durch 3 aufgehen (auch O0 sein können), zwei complexe Primzahlen und bezeichnet man durch ee Tray) an un nina, welche in Bezug YV__ 4 (11430 m-1 EV. ger Potenz («Hy y—3)” — 77 Formeln der Kreistheilung findet. Sind nämlich L+M'’V—-3 2 diejenige der Grölsen 1, auf den Modul congruent ist, so wird Ba deAU 4(L+MV-3) ı(L+£M’V-:) +(LU+M’ wre I(L+MY-5) Die Beweise dieser Sätze konnten in den vergangenen Winter- vorlesungen ohne Schwierigkeit meinen Zuhörern mitgetheilt werden. Die Anwendung des Legendreschen Reciprocitätssatzes auf die Erforschung, ob eine Primzahl einer andern quadratischer Rest oder Nichtrest sei, erfordert bekanntlich die Zerfällung der successiv gefundenen Reste in Primfactoren, und die beson- dere Behandlung jedes derselben. Gaufs bat die Theorie der quadratischen Reste wesentlich vervollkommnet, indem 'er durch einen ihm eigenthümlichen Satz diese Erforschung auf die blolse Verwandlung eines Bruchs in einen Kettenbruch, ohne Factoren- zerfällung nöthig zu haben, zurückgeführt hat. Ich habe die gleiche Vollkommenheit der Theorie der biquadratischen und ku- bischen Reste gegeben, wozu es nur einer leicht sich ergebenden Verallgemeinerung der Reciprocitätssätze bedurfte. Ist nämlich, um diese Verallgemeinerung für die quadrat. Reste anzudeuten, (*) Dieser Satz betrifft die biquadratische Reciprocität zwischen zwei complexen Primzahlen a+by—l und c+b y—1; den von Gaufs ebenfalls zuerst aufgestellten Satz über deren au dratische Reciprocität, hat zuerst Dirichlet bewiesen, + 5 N | 135 pirgend eine ungerade Zahl = ff f’» ++, wo f, f’, f” + * + gleiche oder verschiedene Primzahlen bedeuten, so dehne ich die schöne Legendresche Bezeichnung auf zusammengesetzte Zahlen » in der Art aus, dafs ich mit (= ‚„ wenn x zu p Primzall ist, das Pro- x x x & k 5 & duct (3) (7) (7) ««. bezeichne. Sind dann p und p’ zwei ungerade Zahlen, die keinen gemeinschaftlichen Tbheiler haben, beide positiv oder auch eine positiv, die andre negativ, so hat man, ganz wie bei Primzahlen: a un! Del) DR GIER und diese Formeln geben sogleich den Werth von 9) ver- mittelst der blofsen Verwandlung von P_ in einen Kettenbruch durch eine von der Gaufsischen wesentlich verschiedene und einfachere Regel; so erfordert die Bestimmung von (Z) nur die Untersuchung, ob p und p’ wirklich, wie die Definition verlangt, keinen gemeinschaftlichen Theiler haben. Genau dasselbe läfst sich bei den biquadratischen und kubischen Resten anwenden, für welche ich ähnliche Bezeichnungen eingeführt hahe. Die Anwen- dung des so verallgemeinerten Zeichens en gewährt bei einiger Übung die angenehmsten Erleichterungen. Mit den Resten der 8! und 5! Potenzen, welche ganz neue Prinzipien nöthig machen, bin ich ziemlich weit vorgerückt; so- bald ich den betreffenden Reciprocitätsgesetzen die wünschens- werthe Vollendung gegeben habe, werde ich sie der Akademie mittheilen. Das Wichtigste hierbei dürfte die Aussicht sein, welche diese neuen Prinzipien auf eine dereinstige Verallgemeinerung und Vereinfachung der höheren Arithmetik gewähren. Eine meiner‘ frühesten Anwendungen der Kreistheilung be- trifft: die cyclometrische Auflösung der Pellschen Aufgabe. Aus / 136 einer vor mir liegenden, von dem jetzt am Danziger Gymnasium angestellten Oberlehrer Czwalina angefertigten Nachschrift einer vor mehreren Jahren gehaltenen Vorlesung entnehme ich folgende Sätze. Es sei p eine Primzahl von der Form 4n-++1, a ihre quadratischen Reste zwischen o und 4p, so wird Vr $Vry-+at = In Hsin?-— wo z’—py” = —4 und das vorgesetzte II das Product aus sämmt- lichen Factoren sin? 27. bedeutet. Es seien g eine Primzahl von der Form 3n+3, und @ die quadratischen Reste von g, so wird xy Yyg = y?rI sin ( — +#), wo x=°—qy?=—2. Es seien g und g’ zwei Primzahlen von der Form 4n-+3, q quadratischer Rest von g’, a die quadratischen Reste von g, a’ die quadratischen Reste von g’, so wird gl g/l nn (4) ya wo gx’—g’y? —=4, u. $. w. u.s. w. Wenn x und y nicht gerade sind, giebt die Kubirung der Gleichungen 5 ?—py? =—h4i, gx?—g'y° —ı Gleichungen von der Form u—w’=—i, qu—gv =+1. 19. October. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Horkel las über die Frucht und Saamenbildung der Casuarineen. Da er sich aber für diesmal blofs auf das historische dieses Gegenstandes beschränken mulste, so ist auch hier vorläufig nichts daraus mitzutheilen. An eingesandten Schriften waren folgende eingegangen: (van der Maelen) Dictionnaire des hommes de leltres, des sa- vans et des arlistes de la Belgique. Bruxell. 1837. 8. Miteinem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Brüssel. d. 2. Jan.1837.' 137 Beer und Mädler, der Mond. nach seinen kosmischen und indi- viduellen Verhältnissen, oder allg. vergleichende Selenogra- phie. Berlin. 1837. 4. Mit einem Begleitungsschreiben der Verff. d. d. Berlin d. 13. Aug. 1837. Gelehrte Schriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1836, Heft 4. Kasan. 8. (In Russischer Sprache.) Mit einem Begleitungsschreiben d.d. Kasan. d. 11. Aug. 1837. Bulletin de la SocielE geologique de France. Tom. VII, Feuill. 13-15. 1836 ä 1837. Paris 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1837, 2e Scmest. No. 5-11. 31 Juill.-11 Sept. Paris. 4. Tables des Comptes rendus etc. 1836. 2. Se- mestre. ib. 4. L’Institut. 1. Section. Sciences math. physig. et naturell. 5. Annee. No. 218 et Suppl. 219 et Suppl. 220. Aout, Sept. et Oct. 1837. Paris 4. 2. Section. Sciences historig. et philosoph. 2. Annee. No.17-19. Mai, Juin, Juill. 1837. ib. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 336. Altona 1837, Aug. 24. und Titel nebst Reg. z. 1.4ten Bde. 4. Eug. Cassin, Bulletin des Concours. Recueil des questions proposees pour sujels de prix par les divers corps savants de la France et de l’etranger. Nrv.1. Paris s.a. 8. MulderenWenckebach, natuur- en scheikundig Archief. Jaarg. 1837, St.1. Leyden. 1837. 8. van der Hoeven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel III. St.4. Amst. 1836. 8. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1837. Mars. Paris. 8. Addrefs of Earl Stanhope, President of the medico-botanical Society for the anniversary meeling, Jan. 16. 1837. London 1837. 8. 2 Expl. Bulletin de la Societ€ Imperiale des Naturalistes de Moscou, An- nee 1837. No.4. Moscou 1837. 8. _ Reglement de la Societ& Imp. d. Naturalistes de Moscou. ib. eod. 8. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1836, Titel und Register. Stutig. und Tübing. 4. 1837. Nr.1-78. (Jan. -Sept.) ib. 4. 138 Annales des Mines. 3. Serie. Tome XI. Livr.3. de 1837. Paris, Mai, Juin 1837. 8. Bulletin de la Socieie de Geographie. 2.Serie. Tom. 7. Paris 1837. 8. Ale&moires de l’Academie Imperiale des Sciences de Saint-Pelers- bourg: VI.Serie. Sciences math., phys. et naturell. Tom. III. 1. Partie. Scienc. math. et phys. Tom.I, Livr.4. Tom. IV, 2. Partie. Scienc, naturell. Tom. II, Livr.3. Saint-Petersb. 1836. 4. VI. Serie. Sciences politiques, Histoire, Philologie. Tome Il, Livr.6. TomeIV, Livr.2. ib. 1836. 37. 4. Recueil des Actes de la Seance publique de l’ Acad. Imp. des Sciences de Saint-Petersb. tenue le 30. Dec. 1836. ib. 1837. 4. Struve, über Doppelsterne, nach den auf der Dorpater Stern- warte mit-Frauenhofer's grofsem Fernrohre von 1824 bis 1837 angestellten Micromelermessungen. St. Petersb. 1837. 8. Stellarum compositarum mensurae micrometricae, Pe- trop. 1837. Fol. Encke, astronomisches Jahrbuch für 1839. Berlin. 1837. 8. Crelle, Journal f. d. reine u. angew. Mathematik. Bd. 17, Heft3. Berlin 1837. 4. 3 Exempl. Stratford, on the elements of the orbit of Halley’s Comet, at its appearance in the years. 1835 and 1836. London. 1837. 8. Hierauf wurden vorgelegt: 1) Eine Allerhöchste Kabinetsordre vom 11. Sept. d. J., wodurch Se. Majestät der König den von der Akademie über- reichten Jahrgang 1835 ibrer Abhandlungen allergnädigst anzu- nehmen geruht. 2) Ein gnädigstes Kabinetsschreiben Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen von demselben Tage über den Empfang dessel- ben Jahrganges der Abhandlungen der Akademie. 3) Ein Schreiben Sr. Excellenz des Königl. wirkl. Geheimen Staatsministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- Ange- legenheiten, Herrn Freiherrn v. Altenstein vom 4, Oct. d. J. über den Empfang desselben Jahrganges der Abhandlungen der Akademie, so wie ihrer Monatsberichte vom Julius 1836 bis zum Julius 1837. 4) Ein Rescript des Königl. hohen Ministerii der geistli- chen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten vom 19. Aug. 139 d. J., durch welches ein Schreiben Sr. Excellenz des Herrn Ge- heimen Staatsministers v. Nagler in Betreff der zwischen dem- - selben und der Kaiserlich Österreichischen obersten Hofpostver- waltung geschlossenen Übereinkunft wegen gegenseitiger porto- freier Beförderung amtlicher Mittheilungen der Königl. Preufsischen und Kaiserlich Österreichischen Behörden, der Akademie abschrift- lich zugefertigt wird. 26. October. Gesammtsitzung der Akademie. Wegen Berathungen über innere Angelegenheiten der Aka- deniie fand in dieser Sitzung kein wissenschaftlicher Vortrag statt. An eingegangenen Schriften wurden vurgelegt: Eug. Cassin, Choix de Morceaux Fac-Simile d’Ecrivains con- lemporains et de Personnages celebres. 2. Ed. Paris (1833) 8. Bulletin des Concours. Nr.1. Paris s. a. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Herausgebers d. d. Paris d. 14. Oct. d.J. Kunstblatt (zum Morgenblati) 1837. Nr. 79, 80. Oct. Stuttg. u. Tübing. 4. Comptes rendus hebdomad. des Scances 'de l’ Acad. des Sciences. 1837. 2. Semestre. No. 12-15. Sept. Oct. Paris. 4. Gay-Lussae et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1837, Avril. Paris. 8. Schumacher, «astronomische Nachrichten. Nr. 337. Altona 1837. Oct. 19. 4. _ Graff, althochdeutscher Sprachschatz. Lief.10. Th.II. (Bogen 53- 67.) (Berlin) 4. Allhochdeutsche, dem Anfange des 11. Jahrh. angehörige, Über- setzung und Erläuterung der von Boethius verfafsten 5 Bücher de consolatione philosophiae. Zum ersten Male her- ausgegeben von Graff. Berlin 1837. 8. 'Althochdeutsches Lesebuch, enthaltend die althochdeutsche Über- selzung der consolatio philosophiae des Boethius. Heraus- D. gegeben mit spracherläut. Anmerkk. von Graff. ib. eod. 8. er Aufserdem wurden vorgelegt 1) Ein Danksagungsschreiben des Hrn. Nees v. Esenbeck zu Breslau vom 16. Oct. d. J., für den an die Kaiserlich - Leo- poldinisch-Karolinische Akademie der Naturforscher übersandten Ni 140 Jahrgang 1835 der Abhandlungen der Akademie und der Monats- berichte derselben vom Mai 1836 bis Junius 1837. 2) Ein Danksagungsschreiben des Hrn. Prof. Dr. Meier zu Halle vom 31. Aug. d. J. für den an das dortige philologische Seminarium übersandten historisch-philologischen Theil der Ab- handlungen der Akademie vom Jahre 1835, so wie ihrer Monats- berichte vom Mai 1836 bis Junius 1837. 30. October. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Ranke las über eine noch ungedruckte Lebens- beschreibung Kaiser Maximilian’s I. von Hans Jacob Fugger. ‚, Denn ungedruckt muls man wohl ein Werk nennen, das man nur in einer den Stoff und den Ausdruck gleichmälsig umfassen- den, von Anfang bis Ende durchgreifenden Umarbeitung mehr zu besitzen glaubt als besitzt. Hr. Ranke hatte schon früher bewiesen, dals der Ehrenspiegel des Hauses Östreich, der unter dem Namen Fuggers bekannt ist und so häufig citirt wird, namentlich in seinem zweiten Theile nichts als eine Compilation des spätern Überarbeiters Birken sein könne. Bei näherer Ansicht der Handschriften des ichten Werkes, auf den Bibliotheken zu Wien, München und Dresden, fand er diels vollkommen bestätigt. Doppelt interessant ward nun aber die Frage, welchen Inhalt und Werth das ächte Werk habe. Hr. Ranke bemerkte, dals die ganze breite Grund- lage desselben durch die Ausschreiben gebildet wird, in welchen Maximilian I. die Reichsstände mit dem Fortgang seiner man- nichfaltigen Unternehmungen bekannt machte. Fugger nahm sie aus dem Archiv der Stadt Augsburg und in so fern ist er sehr urkundlich. Er würde aber kein Buch zu Stande gebracht haben, wenn er nicht diese Mittheilungen allenthalben mit eige- ner Erzählung eingeleitet und verknüpft hätte. Untersucht man deren Inhalt näher, so ergiebt sich, dals er von sehr ungleichem Werthe ist. In alle dem, was über die allgemeinen Welt- verhältnisse, über die italienischen Kriege, selbst über die Reichs- 141 angelegenheiten berichtet wird stölst man auf eine Menge Feh- ler. Dagegen hatte der Verfasser dann wieder einen Kreis, in dem er zu Hause war: der von Augsburg aus, wo sein Mit- telpunkt ist, sich über Schwaben und Baiern, Tirol, Schweiz, Hochburgund erstreckt, und die Niederlande berührt; von allem, was sich da ereignete, theilt er nicht allein zuverlässige Nach- richten mit, sondern er durchwebt sie auch mit den anmuthig- sten Schilderungen der Sitten und des Lebens. Diese Abschnitte verdienten wohl besonders ausgezogen und dem theilnehmenden Publicum vorgelegt zu werden. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin in den Monaten November und December 1837. Vorsitzender Sekretar: Hr. Wilken. 2. November. Gesammtsitzung der Akademie. In dieser Sitzung sowie in den Gesammtsitzungen vom 9., 16. und 23. November fanden wegen Berathungen über innere Angelegenheiten der Akademie keine wissenschaftlichen Vorträge Statt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Kupffer, observations meldorologiques et magnetiques faites dans lEmpire de Russie. Tom.1. St. Petersbourg 1837. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Petersb. Aug. d.J. Transactions of the Linnean Society of London. Vol.17, Part. 4. > London 1837. 4. List of the Linnean Society of London. 1837. 4. Proceedings of Ihe Royal Irish Academy for the years 1836 -7. Parti. Dublin 1837. 8. "Minutes of proceedings of the Institution of civil engineers. Lond. 1337. 8. Supplement au No. 220 (No. d’Octobre) de U’Institut. 1. Section. Sciences math. physig. et nat. Paris 1837. 4. Lubbock, on the theory ofthe Moon. Part3. London 1837. 8. November: Gesammtsitzung der Akademie. "An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Statistique de la France, publide par le Ministre des travaux bh publies, de Pagriculture et du commerce. Paris 1837. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Herrn A. Moreau de Jon- u. nesd.d. Paris.d. 30. Sept d.J. 14837.) 8 144 Lamont über die Nebelflecken. München 1837. 4. Mitgetheilt von dem Königl. Ministerium der geistlichen, Unter- richts- und Medicinal- Angelegenheiten mittelst Verfügung vom 30. Oct. d.J. Bulletin de la Societe geologique de France. Tom. VIII, Feuill. 16-20. 1836 A 1837. Paris. 8. ? L’Institut. 2.Section. Sciences hist. et philosoph. 2. Ann. No.20. 21. Aoüt-Sept. 1837. Paris. 4. Kunstblatt (sum Morgenblatt) Nr.83, 84. Oct. 1837. Stuttg. u. Tübing. 4. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. XI. Heft4.5. Halle 1837. 8. Kops en van Hall, Flora Batava. Deel10, Tytel en Register. Amst. 1836. 4. | ER EN ANEN „er, Aflev.-110. A941, ab 1937 De Psalterium coptice. Ed. Jul. Ludov. Ideler. Berlin 1837. 8. i 12 Espl. Auch wurde das Schreiben des Herrn Freiherrn von Ber- zelius d.d. Stockholm 23. Okt. a. c. vorgelegt, worin derselbe als Sekretar der K. Schwedischen Akademie der Wissenschaften, den Empfang des Jahrgangs 1835 der Abhandlungen unsrer Aka- demie so wie der Monatsberichte vom Mai 1836 bis Junius 1837 anzeigt. Die von Herrn Professor Ewald zu Göttingen in einem Schreiben vom 29. Okt. a. c. nachgesuchte Erlaubnifs, für die dor- tige Universität einen Abguls von den Typen der akademischen # kleinen Sanskritschrift nehmen zu lassen, wurde von der Akade- RK mie ‚gewährt. 13. November. . Sitzung der physikalisch-ma- thematischen Klasse. Hr. Steiner las über den Punkt kleinster Entfer- nung. Durch leichte geometrische Betrachtungen wird die charak- teristische . Eigenschaft desjenigen Punktes gefunden und bewi sen, dessen Abstände von beliebig gegebenen Punkten zusammen ein Minimum sind, d.h., kleiner sind, als die Summe der Ent- fernungen jedes andern, ihm nahe liegenden, Punktes, und wel-# cher, demgemäls „Punkt kleinster Entfernung” der letzte- ren Punkte heifst. Die Betrachtung gründet sich auf bekannte l 145 polygonometrische und polyedrometrische Sätze und umfalst alle Fälle, die gegebenen Punkte mögen liegen, wo man will, in der- selben Ebene, oder beliebig im Raume. Ebenso wird, als ein besonderer Fall, unter allen Punkten, die in irgend einer gege- benen Linie oder Fläche liegen, derjenige bestimmt, welcher in Bezug auf die gegebenen Punkte die kleinste Summe der Ent- fernungen hat, oder ein relativer Punkt kleinster Ent- fernung ist. Auch wird ähnlicherweise die Eigenschaft desje- nigen Punktes gefunden, für welchen, wenn man seine Abstände von den gegebenen Punkten mit gegebenen Coelffhieienten multi- plieirt, die Summe der Producte ein Minimum ist; was übri- gens der allgemeinere Fall ist, indem er den vorigen zugleich umfalst. Ferner wird noch durch ein anderes elementares Ver- fahren, derjenige Punkt bestimmt, für welchen, wenn man die n!e® Potenzen seiner Abstände von den gegebenen Punkten=mit gegebenen Coefficienten multiplieirt, die Summe der Producte ein Minimum ist, welcher Fall wiederum die beiden vorigen um- falst, und von dem Verfasser bereits schon bei einer andern Ge- legenheit angedeutet worden ist (Journal für Mathem. B. XIII. p-362.). 16. November. Gesammtsitzung der Akademie. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1837. 2. Semestre. No. 16. 17. 16. et 23.Oct. Pa- ris. 4. L’Institut. 1. Section. Scierces math.phys. et nat. 5. Ann. No. 221. Nov. 1837. Paris 4. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1837. Mai. Paris. 8. Heine, Auszug aus der 1834 in holländ. Sprache erschienenen Abhandlung über die Heilbarkeit der Verrenkungen des Hüft- gelenks von Seite 25 bıs 35. Haag s.a. 4. Copie eines an Hrn. Hofr. Textor in Würzburg ge- schriebenen Briefes über das u.s. w. Verhältnifs der neuen Orthopaedie u.s.w. Bonn 1835. 4. ! Physiologie de l’effet des bains sur l’organisme vital de !’homme. la Haye 1835. $. Be Vortrag an die allerhöchsten Regenten u.s.w. hinsicht- 146 4 lich der gemessenen Beförderung des neuen orthopädischen Heilsystems ete. Bonn 1836. 4. Abschrift von einer Abhandlung über angeborne Klump- JufSsformen bei neugebornen Kindern. ib. eod. 4. Copie eines Briefes etc. über die Grundverhältnisse des intellectuellen und des organischen vegelativen Lebens des Menschen etc. ib. eod. 4. Auszug aus dem im Juli 1832 nach dem Erscheinen der asiatischen Brechruhr in Holland erschienenen Brief, die Natur und Heilung der asiatischen Cholera betreffend. ib. 1837. 8. Copie von dem Briefe über die asiatische Cholera, wel- chen der Verf. Anfangs Juli 1832 etc. geschrieben hat. ib. eod. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Haag d.6. Oct. d.J. 23. November. Gesammtsitzung der Akademie. An eingegangenen ‘Schriften wurden vorgelegt: Transactions of Ihe zoological Society of London. Vol. II. part 1. London 1836. 4. Proceedings of Ihe zoolog. Society of London. Part. 1836. ib. 8. Mit einem Begleitungsschreiben der Societät d.d. London den 20. Oct. d.J. Auch war ein Schreiben der zoologischen Gesellschaft zu London d.d. 21. Juni 1836 eingegangen, worin dieselbe den Em- pfang des zweiten „Bandes der Abhandlungen unsrer Akademie vom Jahre 1832 sowie des Jahrgangs derselben von 1834 und der Monatsberichte vom Januar bis April 1836 anzeigt. . 27. November. Sitzung der philosophisch-hi- storischen Klasse. Hr. Graff hielt einen Vortrag über die deutschen Par- tikeln far, fora, furi, fra, fram. Schon die sanskr. pra und para lassen sich auf einen ge- meinschaftlichen Stamm zurückführen; im Deutschen macht der: Wechsel zwischen fra und far, und die Übereinstimmung der Bedeutung von fora mit der vom sanskr. pra es unmöglich, fra und far zwei verschiedenen Wurzeln zuzuweisen. Far dient nur zu einem untrennbaren Präfix: fora und furi' 147 werden theils als trennbare Präfixe, theils als Präpositionen ge- braucht. Fra ist untrennbare, fram trennbare Partikel; nur Ein Mal erscheinen sie noch als Präpositionen. Verschiedene Formen dieser Partikeln; Übergang ihrer Be- deutungen; Composita mit ihnen; Derivata aus ihnen. 30. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Zumpt las über Ursprung, Form und Bedeu- tung des Centumviralgerichts in Rom. Die Lateinischen Autoren erwähnen die Cenzumviri als eine Gerichtsbehörde in Rom sehr häufig; es giebt aber keinen Ge- genstand der Rechtsantiquitäten, über welchen die Ansichten der Bearbeiter unsicherer sind oder mehr vou einander abweichen. Über die Zeit ihrer Einsetzung wird gewöhnlich ein mittelbares Zeugnils aus der Nachricht im Enchiridion des Pomponius über die Einsetzung der Decemviri stlitibus judicandis gezogen. Der Werth dieses Zeugnisses ist schwach, und da die Decemviri schon in einer Lex Faleria Horatia vom Jahre 449 v.Chr. bei Liv. 3,55 genannt werden, (wo Judices Xeiri, gleich Xviri rebus ju- dicandis zu verbinden ist,) so wird es wahrscheinlich dals Xeiri und Gviri, zwischen denen allerdings eine Verbindung anzuneh- men ist, zugleich mit dem ganzen Römischen Gerichtsverfahren durch die Gesetzgebung der zwölf Tafeln angeordnet sind. Ihre ursprüngliche und ihre spätere Zahl erklärt sich durch die Ver- ‚mehrung der 21 zur Zeit der Gesetzgebung bestandenen Tribus auf 35. Es ist wahrscheinlich, dals sie ohne Unterschied des ‘Standes erlesen wurden. Das Zeichen ihres Gerichts, die hasza, ist das Symbol des Volks, eine Verkündigung dals populi res agi- Zur. Die Centumviri bildeten vier consilia, und es läfst sich durch Interpretation der Stellen bei den Autoren beweisen, dafs diese Consilia theils einzeln, jedes Consilium in einer verschiede- men Sache, richteten, theils zu zweien vereinigt, oder in eine ein- U zige Hasta (quadruplex judicium) zusammengezogen wurden. Aber die Abstimmung geschah in letzterem Falle nach Consilien, (nicht mach zusammengezählten Stimmen der 180 Richter,) wo dann bei gleichen Stimmen, 1 gegen 1, 2 gegen 2, die Entscheidung fraglich war und von einer Übereinkunft der Centumvirn abhing: Blin. Epist. VI, 33. Marceltus 1.10. Dig. de inoff. test. Si pars 148 judicantium contra testamentum, pars secundium id sententiam de- derit, humanius erit sequi ejus partis sententiam cet, Das Centumviralgericht ist also mehr als ein Privatgericht, die Cen- tumvirn sind eine gerichtliche Staatsbehörde; sie werden dem Judex privatus entgegengesetzt. Bei der Frage über ihre Compeienz ergiebt es sich zu- erst, dals sie über Causae privatae richten. Auch bei Phaedrus ab. 3,10 wird ein Civilprozels angestellt. Aber ‘bei der Be- stimmung, welche Causae privatae zur Entscheidung der Gen- tumviri gelangten, erweist sich die Unstatthaftigkeit der neusten Ansicht, dals es nur actiones in rem, Klagen auf quiritarisches Eigenthum, gewesen, dals bis zur Zex Aebutia alle solche Klagen an die Centumvirn gelangten, und dafs es nach der Lex debutia von der freien Wahl des Klägers abgehangen, ob er mittelst der prätorischen Formula die Sache an den Einzelrichter oder mittelst der alten Legis actio an die Centumvirn bringen wollte. Denn die Annahme einer freien Wahl geht von einer falschen Interpre- tation der Stelle Cic. in Ferr. 1,45 und einer unrichtigen Com- bination der Stellen Cic. de orat. 1,38 und Orat. 21 aus; die Behauptung, dals alle Klagen auf quiritarisches Eigenthum, und nur solche, an die Centumvirn gelangten, beruht auf einem Mils- verständnils der angezogenen Stelle Cic. de orat. 1,38, aus wel- N cher mit demselben Rechte gefolgert werden könnte, dals über- / haupt alle Prozesse vor das Centumviralgericht gehörten, und % dals es aufser den Gentumvirn gar keine Richter in Rom gege- I ben 'habe. Aus der Zusammenstellung und Classification sämmtlicher Centumviralprozesse, welche bei den Autoren mit bestimmter An- gabe dieser Gerichtsbehörde erwähnt werden (deren etwa 20 sind) ergiebt sich, dafs es keineswegs blols Eigenthumsklagen sind, die zur Entscheidung der Centumvirn kamen, und dafs es sich bei: allen wesentlich noch um die Entscheidung einer Rechtsfrage handelte, wo das geschriebene Recht sich als unvollständig er- wies, oder als fehlerhaft d.h. dem herrschenden 'Rechtsgefühle nicht angemessen, bezüchtigt wurde. Die Centumviri ‘waren dem- nach seine juristische Volksrepräsentation zur Erweiterung) und Verbesserung des Rechts: ihren Entscheidungen, insofern sie con- stant blieben, ‘ging das Edict des Prätors nach, ‚und 'wir finden 149 die wesentlichsten Punkte, in denen sich die Fortbildung des Rö- mischen Rechts in seiner Abweichung von den zwölf Tafeln zeigt, Jahrhunderte bevor das Gesetz niachhalf oder geändert wurde, von den Centumvirn in diesem Sinne entschieden. Es ist anzu- nehmen, dafs das Collegium: der Decemviri stlitibus judieandis ur- sprünglich die Competenzfrage, ob eine Sache an die Centum- virn gelangen sollte, somit auch die einschlägigen Präjudicialfra- gen, zu entscheiden hatte. Dies Verfahren wurde allmählig.abge- kürzt durch einen aus dem Usus der Decemvirn und der Cen- tumvirn hervorgehenden Vorgriff des Prätors im Edict: aczionern dabo und possessionern dabo; so dals das eigentliche Amtsgeschäft der Decemvirn unerheblich wurde, und Augustus ihnen zugleich noch eine andere Amtsthätigkeit an dem Präsidium der Consilia des Centumviralgerichts geben konnte. Von einer durch Augustus neu bestimmten und erhöhten Competenz der Centumyiri ist. in den Autoren keine Andeutung vorhanden. Die angeblich ver- schiedene Schätzung des Centumviralgerichts in den verschiede- nen Perioden der Römischen Geschichte beruht nur auf dem Un- terschiede der politischen und juridischen Beredsamkeit: so lange jene blühte und in judieiis publicis ihre Stätte fand, war diese die zweite an Rang und Glanz. Die Zahl der Centumviralprozesse, der unerheblichen noch mehr als der bedeutenden, vermehrte sich immerfort, je unangemessener die Härte und Einfachheit des alt- Römischen Rechts der Weichheit und Verdorbenheit ‘der Kaiser- zeit wurde, bis Hadrian eine mit der Feststellung des prätorischen Ediets verbundene Veränderung in den Gerichtsbehörden 'vor- nahm. Auch schon früher mulste die Autorität des’ Centumvi- ralgerichts durch die immer mehr um sich greifende Appellation an den Princeps leiden, und darin ist der Grund des allmähligen Aufhörens dieser juristischen Volksbehörde zu suchen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Transaclions of Ihe American philosophical Society Vol.NV.a New Series. Part 3. Philadelph. 1837. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Herrn Vaughan, Sükfetars jener Gesellschaft, d.d. Philadelphia d. 17. Juni d.J., worin zugleich der Empfang des an die philosophical Society über- band zweiten Bandes des Jahrgangs 1832 der Abhandlungen unsrer Akademie, so wie des Jahrgangs derselben von 1834 150 angezeigt wird, durch die Verfügung des Königl. Ministerii der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten vom 20. Nov. d.J. der Akademie mitgetheilt. Schmitz, de l’etat stationaire de la philosophie naturelle ou in- dications des recherches a faire dans l’astronomie et la phy- sique. Paris et Bruxell. 1837. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verfassers d.d. Köln d. 13. Nov. d.J. Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’Acad. des Sciences. 1837. 2. Semestre. No. 18.19. Paris. 4. L’Institut. 2. Seclion. Sciences hist. et philos. 2.Annde. No. 22. Oct. 1837. Paris. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1837, No.85-88. Stuttg. und Tü- biny. 4. Annales de la Societ& entomologique de France. T.VI. Trimestre2. 1837. Paris. 8. Melloni 2. Mem. sur la polarisation de la Chaleur. (Extr. d. An- nal. de Chimie et de Physig.) 8. Lepsius, Lettre ä Mr. le Prof. H. Rosellini sur Alphabet hie- roglyphique. Rome 1837. 8. Parthey, das alexandrinische Museum. Eine von der Kgl. Akad. der Wiss. zu Berlin im Juli 1837 gekrönte Preisschrift. Berlin 1838. 8. 50 Exempl. Yg December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lachmann las über die zehn ersten Bücher der Ilias. Der Vf. will nur zur Entscheidung der Frage nach der Ent- stehung der Homerischen Gedichte einen Beitrag liefern, ohne sie in ihrem ganzen Umfange zu lösen. Von der Bemerkung ausgehend, dafs oft einzelne Abschnitte sich selbst in der Forın abgesonderter Lieder geben durch mit den Schlüssen unvereinbare Anfänge, sucht er diese einzelnen Abschnitte in einem Theile der Ilias nachzuweisen, und vergleicht sie unter einander nach dem Inhalt und nach der Art der Darstellung. Es zeigen sich. wenige, die so überein stimmen, dals man sie demselben Dichter zuschreiben möchte. Selbst die Fortsetzungen und Eingänge, die dem Vf. zu schon vorhandenen Liedern hinzu gedichtet scheinen, widersprechen diesen. im Einzelnen. Auch innerhalb mehrerer 2a Aa eurer a Zur Tr 151 Lieder werden umfangreiche und zum Theil unwürdige Interpo- lationen nachgewiesen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: W. Hisinger, Lethaea Suecica seu Petrificata Sueciae iconib. et characterib. illustrata. Holm. 1837. 4. L’Institut, 1. Section. Sciences math. phys. et nat. 5. Annde. Supplement au No. 221. (No.de Noy. 1837.) Paris. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1837, No.89. 90, Stuttg. u. Tüb. 4. Zu Correspondenten der Akademie für die philosophisch - historische Klasse wurden in dieser Sitzung gewählt die Herren F. A. Freiherr von Reiffenberg zu Lüttich und Dr. Coremans zu Brüssel. 11. December. Sitzung der physikalisch - ma- thematischen Klasse. Hr. Ehrenberg gab mündliche Mittheilungen 4) Über das fernere Verhalten der lebenden Infu- sorien als Dammerde bei Berlin. Die seit Monat Juni im Thiergarten bei Berlin auf ganz trocknen Stellen ausgebreitete aus mikroskopischen lebenden Thier- chen vorherrschend gebildete Dammerde, welche vorher den Rand und Boden der Wasserbassins bildete, ist von Hrn. Ehrenberg seitdem öfter wieder untersucht worden und ist noch fortwäh- rend ein Gegenstand seiner Aufmerksamkeit. Seit nun mehr als 6 Monaten hat jene Erde keine andre Feuchtigkeit erhalten, als die welche die Atmosphäre bot. Auch in den heilsen Sommer- tagen wurde sie nicht trocken, nur die Oberfläche wurde etwas staubig, tiefer blieb Feuchtigkeit und volles Leben. Alle einmal ausgetrockneten Thierchen lebten auch im Wasser nie wieder auf. Jetzt nach 6 Monaten und nachdem der Frost schon die Massen der Thierchen fest erhärtet hatte, finden sich dicht unter und auch an der Oberfläche noch. immer einzelne, zuweilen sogar zahl- reiche sich frei bewegende Naviculae. Da sich in jedem Nadel- kopfe (Cubiklinie) grols Erde noch zuweilen 10 bis 20 bewegte Thiere zeigen, auch viele der bewegungslosen ihren Organismus noch unverändert erkennen lassen, so sind in jedem Cubikzolle, 152 deren jeder 1728 Cubiklinien enthält, viele Tausend Thierchen noch bei vollem Leben, obschon sie seit 6 Monaten nur aus der Atmosphäre Wasser an sich zogen und erhielten. . Hr. E. erin- nerte: dabei ‚an das oft behauptete Wiederaufleben der Räderthiere im Dachrinnensande und machte auf die Ähnlichkeit der Verhält- nisse aufmerksam. 2) Über eine neue Thiergattung aus der Umge- gend von Berlin, welche viele Thierköpfe in einen gemeinsamen Körper vereinigt. Man war sonst der Meinung, dafs es sehr viele Thiere gäbe, welche einen gemeinsamen Körper, aber viele Köpfe hätten, und hielt alle Polypenstöcke für dergleichen Bildungen, wohin man auch einige Eingeweidewürmer zog. Die neuere schärfere Na- turforschung ' hat ‘diese ‘Vorstellung sehr beschränkt und. Hr. ,E. hat es nach seinen ausgedehnten Untersuchungen der lebenden Blumenthiere (Anthozoa), Moosthiere (Bryozoa), Coral- lenschnecken (Ascidiae compositae) u.s. w. wahrscheinlicher ge- funden, dafs es gar keine vielköpfigen Thiere gebe; sondern dals es überall, wie eben bei den Blumenthieren, Moosthieren und Corallenschnecken, nur Thiergruppen, Thierstöcke gebe, worin jedes Einzelthier mit seinen organischen Haupt- Systemen gesondert und nur durch unwesentlichere Theile des Körpers, Mon- stra ausgenommen, mit andern verbunden sei. Knospenbildung und unvollständige Selbsttheilung, selten Normalbildung, erschienen als die Ursache dieser Erscheinung. Seit dem Sommer dieses Jahres entdeckte derselbe ein ıhm bisher fremd gebliebenes auch in dieser physiologischen Beziehung sehr merkwürdiges mikroskopisches doch verhältnifsmälsig grofses (bis + Linie grolses) Thierchen zahlreich in den Gewässern bei Berlin. Dasselbe gleicht ganz den Formen der Gattung Acineta bei den polygastrischen Infusorien, unterscheidet sich aber durch Verästelung des Körpers. Ein unten dicker nach oben conisch verdünnter ‘weicher Körper 'endet in ein etwas verdicktes Köpf- chen, welches durch langsam einziehbare oder vorschiebbare, strah= lenartige, geknöpfte Fühlfäden "ausgezeichnet ist. Sehr oft hat aber der Stanım 2, 3 bis 7 Äste, welche alle dergleichen Köpfe mit Strahlen besitzen. Das physiologisch Wichtigste schien nun darin zu liegen, dals in der Mitte des gemeinsamen Stammes nur 153 eine schlangenartig gebogene, gemeinsame, fadenartige, mämli- che Sexwal-Drüse befindlich ist, wie sie beim Trompetenthierchen Stentor Roeselii, Ophrydium versatile und vielen Vorticellinen, bier kürzer dort länger, in jedem Individuum vorhanden ist. ‘Fer- ner sind die polygastrischen Magenzellen durch den Körper ohne Scheidewände vertheilt und der Körper ist mit weilsen Körnchen dicht und ohne Scheidung für die Zweige erfüllt, auch stimmt das Dickerwerden des Stammes nach unten mit dieser Gemein- schaft der Organe überein. Nur einen Theil des Sexualorganis- mus schien jeder Zweig gesondert zu haben, das ist die contractile männliche Blase, welche den Dualismus des Sexualsystems bei allen Infusorien verbindet. Es beschränkt sich demnach bei dieser Form die Sonderung der Individuen auf diese Blase, den Mund'und die Fangfäden um denselben. Er nennt diese, samt den Aeinetis, und mit Podophrya wohl eine eigne neue Familie der polygastrischen Infusorien, Acinetina, begründende merkwürdige, als wahrhaft viel- köpfig allein sicher bekannte Form, deren Zeichnung er vorlegte, Dendrosoma radians. Sie lebt angeheftet am lebenden Cerato- phyllum und Callitriche oder auch an abgestorbenen Schilfblättern. 3) Über die Knospenpaarung oder Doppelknos- penbildung, Zygosis s. Conjugium gemmarum, als be- sondere, bisher weniger beachtete Fortpflanzungs- weise bei Pflanzen und Thieren. Bisher unterschied man als Fortpflanzungsweisen der organi- schen Körper 1) Eibildung, 2) Knospenbildung, 3) Selbsttheilung. Einige behaupten noch 4) oder 1) eine primitive Heranbildung aus anorganischen Stoffen. Die letztere ist'durch die neuesten For- ‚schungen aus dem Bereiche wissenschäftlicher Beurtheilung in das Bereich der Hypothesen oder Speculation übergegangen, weil die mit aller Schärfe angewandten, unsrer Zeit zu Gebote stehenden Untersuchungsmittel sie nirgends wirklich erreichen konnten. Die Eibildung ist’ durch Geschlechtsthätigkeit ‘scharf charakterisirt. Die Knospenbildung ist eine einseitige Verlängerung des Indivi- daums und ein Ausbilden des verlängerten Theiles in ein neues, mehr oder weniger selbstständiges Individuum ohne Geschlechts- thätigkeit. Viele vielleicht alle Pflanzen und 'viele Thiere haben diese Fortpflanzungsweise. Die Selbsttheilung ist "eine Spaltung des ‘Individuums durch eigne organische Thätigkeit in 2, selten 154 gleichzeitig in mehr Theile, ohne Geschlechtsthätigkeit: dabei. Diese Fortpflanzungsweise ist völlig klar bei sehr vielen ganz entschiedenen Thieren, aber noch bei keiner unzweifelhaften Pflanze beobachtet, obschon durch einen sehr schätzbaren süd- deutschen Botaniker dagegen Einwendungen gemacht worden sind. Er hielt aber noch die Bacillarien für Pflanzen. Die Natur vie- ler ehemaliger Conferven, welche solche Selbsttheilung zeigen, ist mit voller Sicherheit jetzt als thierisch erwiesen und die ei- niger ähnlichen zweifelhaften Formen kann gegen die grolse Masse des Unzweifelhaften nicht als beweisend gelten. Auch Selbst- theilung junger Zellen im Parenchym der Pflanzen ist nie deut- lich geworden und der Knospenbildung geht ebenfalls eine Ver- längerung voraus, der ein Abschliefsen folgt. Letztere kann in unklaren Fällen der Selbsttheilung sehr ähnlich werden, scheint aber durch Heranwachsen eines unwesentlichen Theiles in ein neues Ganzes sich vonder organischen Spaltung aller wesent- lichen Systeme eines ‚organischen selbstständigen Körpers tief und wichtig zu unterscheiden. Aulser diesen schon bekannten Fortpflanzungsweisen giebt - es nun noch eine bisher übergangene, welche man schon seit längerer Zeit bei einigen Conferven kennt, die den Schein einer Geschltechts-Paarung zweier organisch freier Individuen an sich trägt, die aber nie klar auseinandergesetzt worden ist. Die diese Fortpflanzungsweise besitzenden Conferven sammelte Vaucher 1803 in eine besondere Gattung und nannte sie Conjugata. Agardh hat sie 1811 in seiner .Dispositio Algarum Sueciae noch ebenfalls Conjugata, aber 1812 in seinen Algarum Decades Zy- gnema genannt. Bory de St. Vincent nannte die Formen mit spiralförmigen Bändern früher Salmacis und Herr Link theilte sämmtliche Formen 1820 in 3 verschiedene Genera: Globulina, Conjugata und Spirogyra, während gleichzeitig Bory sie in 4 Genera: Leda, Tendaridea, Salmacis und Zygnema weniger be- stimmt spaltete. Agardh hat sie 1824 als Zygnema und Mou- gestia verzeichnet. All diese Formen nun besitzen die Eigen- thümlichkeit, dals in einem gewissen Zustande der Entwicklung sich immer je 2 fadenartige Gliederstämmchen aneinander legen und durch vorgeschobene Fortsätze so verbinden, dals gewöhn- lich je 2 Glieder, zuweilen aber auch 2 und 1.oder 1 und 2 PT a TE a u > re — 155 verschmelzen und durch Zusammenrücken ihrer innern farblosen Strahlenkörper und grünen Bänder oder Massen einen einzelnen samenähnlichen Körper bilden, dessen Entwicklung schon Vau- cher beobachtete. Decandolle (Organographie vegetale II. -p-172.) und andere hielten noch neuerlich diese Verbindung für _ einen vielleicht thierischen Geschlechtsact. Da bei den Conjugatis oder Zygnemen weder Öffnungen, noch freie Bewegungen, noch Selbsttheilung erkennbar sind, so haben diese Formen weder in- nere noch äulsere thierische Charaktere und sind Pflanzen. Wenn aber auch bei diesen Wasserorganismen noch ein Zweifel über ihre wahrbaft pflanzliche Natur bliebe, so bleibt gar keiner dar- über, dals dasselbe organische Fortpflanzungsverbältnils, die Zy- gose, bei völlig unzweifelhaften Pflanzen statt findet. Eine solche Pllanzenform entdeckte Hr. E. im Jahre 1818 und beschrieb sie in den Verhandlungen der Berliner Gesellschaft naturforschender Freunde in gleichem Jahre, deren erster Band mit 2 darauf be- züglichen Kupfertafeln aber erst 1829 erschienen ist (p.98. Tab. U. und III). Diese Pflanze, Syzygites megalocarpus von ihm ge- nannt, wächst nicht im Wasser, sondern an der Luft und erlaubt gar keine Vergleichung mit Thierformen. Es ist dadurch ent- schieden, dals die Verbirdung (Copula) der Conjugatae kein Cha- rakter ist, welcher ihrer Pflanzennatur zuwider wäre. Andrerseits sind aber neuerlich auch wirkliche Thiere vor- gekommen, welche, ohne dafs man an eine Geschlechtsverbindung dabei denken dürfe, jene Zygose deutlich zeigen. Hr. E. hat schon im Jahre 1833 (1832) der Akademie diese Beobachtungen (Abhandl. p.239.) vorläufig angezeigt und sie 1835 in den Ta- feln des gröfseren Infusorienwerkes (Taf. V.) stechen lassen. Es kommt nämlich eine ganz ähnliche Erscheinung bei mehreren Ar- ten der Gattung Closterium der polygastrischen Infusorien vor (Fibrio Lunula Müllers), welche sich durch constante Öffnun- gen an den Spitzen des oft mondförmigen Körpers, durch Orts- veränderung, durch nie fehlende, stets bewegte Papillen und durch Anwesenbeit noch andrer auf einen thierischen Organismus beziehbarer, bereits 1831 und 1833 beschriebener Organe, so wie durch Selbsttheilung als Thiere charakterisiren. Zwar hat im Jahre 1836 Hr. Morren in Genf die Pflanzennatur dieser Formen, in Opposition mit den 1831 gegebenen Ansichten, in den 156 Annales des sc. natur. ausführlich 'zu erweisen gesucht, allein er hat die 1833 vorgetragenen Nachrichten nicht berücksichtigt, welche die Copulation, deren Erscheinung er für neu und ent- scheidend hielt, schon ebenfalls anzeigten (p.239.) und hat von den 9 1831, jetzt aber 16 verzeichneten Arten nur 1 kennen ge- lernt. Der Schlufls, dals jene 9 Arten blols Abänderungen Ei- ner oder weniger wären, beruht auf dem Mangel an Bekannt- schaft mit den wahren Arten, denn dafs all die Figuren von Morren bis auf etwa eine zu Einer Art gehören, leidet keinen Zweifel. Was Hr. Morren von rothen Punkten sagt und ab-_ bildet bezieht sich nach Hrn. E. auf blofse Farben-Spectra bei den bewegten Papillen und hat gar keine Beziehung zu den von letzterem nachgewiesenen Augenpunkten vieler Infusorien. - Er bemerkt noch, dals er vor Kurzem auch die Aufnahme von festen Farbestoffen in innere Magenzellen bei diesen für Pflanzen gehal- tenen Thieren beobachtet und schon mitgetheilt habe. Die Copulation der Closterien, als mithin wahrer Thiere, ist nach Hrn. E. nun deshalb keine nothwendige Geschlechtsver- bindung, weil alle scharf beobachteten polygastrischen Thierchen hermaphroditisch sind und auch im Körper der Closterien sich doppelten Sexualtheilen vergleichbare Verhältnisse erkennen lassen, weil auch die Verbindung nicht eine blofse Excitation ist, son- dern ein völliges Verschmelzen zweier vollständiger Körper ohne ihre Schaale zur Folge hat. Auch bei den Conjugatis Vauchers ist die Verbindung offenbar ein Verschmelzen und Zusammenwach- sen des ganzen Inhalts (Körpers) zweier alter, keiner ferneren eignen Entwicklung mehr fähiger Glieder zu einem neuen ju- gendlichen Ganzen, das sogleich (wie das Ei der Halcyonella) mit Duplicität beginnt. Bei Syzygites ist das Produkt der Zy- gose eine Kapsel voll Keimkörner, die man wohl nur für innere Knospen, nicht für wahre Samen halten darf. Die Bildung des von ihm 1820 in den Horis physicis berolin. beschriebenen Coe- nogonium Linkii, einer Brasilischen Baumflechte, welche Agardh mit Unrecht 1824 zu Mougestia gestellt hat, scheint Herrn E. anderer Natur zu sein und er begnügt sich auf diese, weder einer Ei- oder Samenbildung, noch einer Knospenbildung, noch einer Selbsttheilung‘ vergleichbare physiologisch sehr merkwürdige Zy- gose in beiden organischen Reichen aufmerksam zu machen. “ LEE. 3 } f 157 14. December. Gesammtsitzung der Akademie. Anwesende Fremde: Hr. Backe aus Nordamerika und Hr. Plantamour, Astronom zu Genf. Hr. Graff las über die gutturalen Ableitungssuf- fixe der deutschen Sprache. Die von Grimm aufgestellte Ableitungstheorie, nach wel- cher die im Auslaut an Z, N, R. S sich anschliefsende- gutzu- ralis; als Ableitungssulfix angesehen wird, ist zurückzuweisen. Gewöhnlich ist diese Consonanzverbindung, oder, wie es bei der Verbindung von N cum gutt. häufig der Fall ist, die guzturalis allein wurzelhaft (und die Ziquida eingeschoben). Das gutturale Ableitungssuffx bildet zunächst nur nomina (subst. und adj.; von denen durch das Verbalsuffx J auch wieder verba abgeleitet wer- den können); nur unorganischer Weise findet sich auch in eini- gen verbis, die nicht auf nomina zurückführbar sind, ein Guttu- ralsuffix vor. Die im Deutschen als G, K, (CH) und H erschei- nenden Gutturalsuffixe entsprechen den sanskr. Suffixen — k- und s — (palatines s). Das Suffix 4 ist daher auch nur als Um- wandlung eines ursprünglichen X, nicht aber als die spirans H anzusehen; auch lälst sich dieses Sufix kaum von X (CH) mit Sicherheit trennen. Nur das Suffx G sondert sich in bestimmten Fällen deutlich von CH und H ab. Die vor dem gutturalen Suffixe sich zeigenden Vokale A, I, U sind theils als die Nomi- nalsuffxe A, Z, U des Wortes, an dem durch die gutturalis eine neue Bildung vollzogen wird, theils als Bindevokale anzusehen. Nur im Gothischen ist die Sonderung dieser Vokale noch voll- ständig und rein. — Angabe der Verbindungen, die die guttu- ralen Suffixe mit. andern Suffixen eingehen, sowohl durch An- schlufs an sie, als durch Aufnahme derselben. Verzeichnils der mit den gutturalen Sufüixen gebildeten Wörter. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Abhandlungen der Königl. Böhmischen Gesellschaft der Wissen- schaften. Neuer Folge Bd.4.5. von den Jahren 1833 - 1836. Prag 1337. 8. Mit einem Begleitungsschreiben der Gesellschaft d. d. Prag d. 12. mi Nor. d.J. M.T. Ciceronis oratio pro T. Annio Milone, Ad Codieis Erfurt. 2 158 nunc Berolin. exemplar lithographico opere describendam curavit etc. Guil. Freundius. Vratislav. 1838. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Herausgebers d. d. Breslau d. 10. Nov. d.J. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1837, 2. Semest. No.20. 21. Paris. 4. L’Institut 1.Section. Sciences math.phys. et nat. 5. Annee No. 222. Dec. 1837. — 2.Section. Sciences hist. et philos. 2. Annee No. 23. Nov. 1837. Paris. 4. Gay-Lussacet Arago, Annales de Chimie ei de Physique. 1837. Juin. Paris. 8. Examen critique de Pouvrage intitule: ‚‚Analyse grammaticale raisonnee de differents textes anciens egyptiens par Franc. Salvolini. 1.Livrais. Paris 1836.” Paris 1838. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. Nr. 338-342. Altona 1837. Der. 7. 2. 21. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. Rose las über das Verhalten des Chlors zu Schwefelmetallen, und über eine der schweflichten Säure entsprechende Chlorverbindung des Schwe- fels. Wenn man Zinnchlorid und Titanchlorid mit Chlorschwefel vermischt, so entstehen im Gemische in der Kälte Krystalle von gelber Farbe, welche im Sommer verschwinden. Es ist unmöglich, diese Krystalle, auf diese Weise BERN ganz rein zu erhalten, besonders da sie sorgfältig gegen den Zu- tritt der Luft geschützt werden müssen. Rein erhält man sie, wenn man trocknes Chlorgas über Zinnsulfid (Sn S?) und Ti- tansulfid (Ti S?) leitet, wodurch diese Schwefelmetalle ganz voll- ständig in eine feste Masse verwandelt werden. Leitet man Chlorgas auf Zinnsulfid, so zerflielst dasselbe zuerst zu einer braungelben Flüssigkeit, welche durch mehr hin- zugeleitetes Chlorgas ganz zu gelben Krystallen erstarrt, welche man oft von der Grölse einiger Linien erhalten kann. An der Luft stofsen diese Krystalle einen starken weilsen Dampf aus, stärker als Zinnchlorid allein. Sie ziehen leicht Feuchtigkeit an und zerflielsen. Mit Wasser geben sie eine milchicht trübe Auf- lösung, welche Lackmuspapier röthet, und nach einiger Zeit an- 159 fängt nach schweflichter Säure zu riechen. Das trübe Ansehn der Flüssigkeit rührt von sich ausscheidendem Schwefel her. Durch Schwefelwasserstoffgas wird aus der Auflösung gelbes Zinnsulfid (Sn S?) ausgeschieden, und die vom Niederschlage ge- trennte Flüssigkeit giebt mit Chlorbaryum einen in Säuren un- löslichen Niederschlag von schwefelsaurer Baryterde. Wird die trübe Auflösung der gelben Krystalle mit einer Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd vermischt, so entsteht ein dicker käsiger Niederschlag von Chlorsilber, der indessen nach einiger Zeit anfängt sich zu bräunen, und endlich, beson- ders leicht durchs Erhitzen, schwarz wird, doch nicht ganz voll- kommen, weil er mit einer grolsen Menge von weilsem Chlor- silber gemengt ist. Diese Versuche zeigen, dafs in den Krystallen das Zinn als Zinnchlorid enthalten ist, und dafs der Schwefel mit Chlor zu einem Chlorschwefel verbunden ist, welcher bei seiner Zersetzung durch Wasser in Chlorwasserstoffsäure, in Schwefelsäure und in unterschwellichte Säure zerfällt, welche durch fernere Einwir- kung des Wassers auf die bekannte Weise in Schwefel und in schwellichte Säure zersetzt wird. Leitet man Chlorgas über schwarzes Zinnsulfuret (Sn S) so zerflielst auch dieses im Anfange zu einer braunen Flüssigkeit, aus welcher sich durch fernere Behandlung mit Chlorgas die gel- ben Krystalle absetzen. Während aber bei der Behandlung des Zinansulfids (Sn S?) dasselbe sich vollständig in diese Krystalle verwandelt, so bleibt nach Behandlung des Zinnsulfurets mit Chlor- gas eine farblose Flüssigkeit über den Krystallen schwimmen, welche durch fernere Behandlung mit Chlorgas nicht verändert wird. Diese ist reines Zinnchlorid, Sn €1?. Dieser Versuch zeigt, dals in den gelben Krystallen das Zinn mit dem Schwefel noch Din demselben Verhältnils enthalten ist, wie im Zinnsulfid, Sn S?. Werden die gelben Krystalle in verdünnte Salpetersäure ge- eht, so lösen sie sich vollständig unter Entwicklung pomme- nzengelber Dämpfe von salpetrichter Säure auf, ohne dafs sich Zinnoxyd ausscheidet. Die Auflösung enthält aulser Chlorwas- toffsäure Schwefelsäure. Durch rauchende Salpetersäure ver- ndelt sich die Substanz in eine dicke weilse Masse, die sich Wasser ohne Abscheidung von Zinnoxyd vollständig auflöst. 8* 160 Die Resultate mehrerer Analysen stimmen darin: überein, dals die gelben Krystalle aus 1 Atom Zinn, 12 Atomen Chlor und 2 Atomen Schwefel bestehen. Da das Zinn als Zinnchlorid, Sn El?, darin entbalten: ist, so ist der Schwefel mit 8 Atomen Chlor zu einem, der schweflichten Säure analog zusammengesetz- ten Schwefeleblorid SEI? verbunden, das in isolirter Form nicht dargestellt werden kann. Die Zusammensetzung der gel- ben Krystalle entspricht also der chemischen Formel Sn €l? + 235€? Die wichtigste Eigenschaft dieses neuen Schwefelchlorids ist die, bei seiner Behandlung mit Wasser nicht Chlorwasserstoff- säure und schwellichte Säure zu bilden, sondern durch dasselbe in Chlorwasserstoflsäure, Schwefelsiure und in unterschwellichte Säure zu zerfallen. Mit trocknem Ammoniakgas bilden die gelben Krystalle eine gelbbraune Masse, welche mit Wasser behandelt, Zinnoxyd voll- ständig, mit Schwefel gemengt, ungelöst zurücklälst, und schwe- felsaures, unterschwellichtsaures und Chlorwasserstoff- Ammoniak auflöst. Leitet man Chlorgas über Titansulfid (TiS?), so zer- fielst dasselbe zuerst zu einer gelben Flüssigkeit, welche durch mehr hinzugeleitetes Chlorgas zu einem festen hellgelben Körper erstarrt, der indessen keine krystallinische Structur hat. An der Luft stölst er einen starken weilsen Dampf aus, zieht sehr schnell Feuchtigkeit aus derselben an, und zerflielst. Mit Wasser be- handelt zerfällt er in Titansäure, Chlorwasserstoflsäure, Schwe- felsäure und unterschwellichte Säure. Gegen Salpetersäure ver- hält er sich ähnlich wie die Zinuverbindung; er wird unter Ent- wickelung pommeranzengelber Dämpfe ganz von ihr aufgelöst, ohne dals sich Titansäure abscheidet. ' Bei den Analysen zeigte sich der gelbe Körper bei verschie- denen Bereitungen verschieden zusammengesetzt. Er besteht aus Titanchlorid Til? und Schwefelchlorid S €1?, aber ein bedeu- tender Theil von letzterem kann sich aus ihm, aber nicht unzer- setzt, durch gelindes Erwärmen verflüchtigen, ohne dals er Müs- sig wird. Wird Chlorgas über Schwefelantimon (Sb S?) geleitet, 161 so wird dasselbe in der Kälte im festen oder auch im gepulver- ten Zustande nicht angegriffen. Wird indessen dasselbe an ir- gend einer Stelle nur höchst gelinde erhitzt, so fängt das Chlor an sogleich einzuwirken, und verwandelt das Schwefelantimon zuerst in eine braune Flüssigkeit, welche durch fernere Einwir- kung des Chlors zu einer fast pulverförmigen beinahe ganz wei- fsen Masse sich umändert. Wird diese etwas stärker erhitzt, so schmilzt sie, und zersetzt sich endlich vollkommen in Antimon- chlorür (Sb €1?), Chlorschwefel und Chlor. Es ist daher schwer, oder unmöglich, die Verbindung von Antimon- und Schwelel- chlorid ganz frei von eingemengtem Antimonchlorür zu erhalten. Die Analyse zeigte indessen, dals die Zusammensetzung der wei- (sen Masse durch die chemische Formel Sb €1? + 35 El? ausge- drückt werden könne. ‚Kein Schwefelmetall wird so leicht vom Chlorgas wie das Schwefelarsenik (AsS?) angegriffen. In ganzen Stücken der Einwirkung jenes Gases ausgesetzt, zerflielst es nach kurzer Zeit zu einer braunen Flüssigkeit, welche indessen durch mehr hinzugeleitetes Chlorgas sich nicht weiter verändert. Sie ent- hält nicht das Schwefelchlorid SE1?, sondern ihre Verbindung kann durch die chemische Formel As El? +3SEl versinnlicht werden. Wird Schwefelselen der Einwirkung des Chlorgases ausgesetzt, so bildet sich Selenchlorid (Se €1”) gemengt mit Chlorschwefel, der durch eine sehr gelinde Hitze vollständig vom Selenchlorid abgetrieben werden kann, so dals dieses ganz rein zurückbleibt. Man könnte vielleicht glauben, dafs die beschriebenen Ver- bindungen eines neuen Schwefelchlorids (SEI?) mit Chlormetal- len wie wahre Chlorsalze (analog den Sauerstoff- und den Schwefelsalzen) betrachtet werden könnten, da es einleuchtend ist, dals das Schwefelchlorid offenbar weit besser mit Chlorme- tallen Chlorsalze bilden könnte, als die Chloride des Quecksil- bers, des Goldes, des Platins und ähnlicher Metalle mit densel- ben, welche Verbindungen v. Bonsdorff als wahre Chlorsalze betrachtet. Man muls indessen diese Ansicht sogleich aufgeben, wenn man bedenkt, .dals das Schwefelchlorid Sl? sich nur mit 162 solchen Chlormetallen verbinden kann, deren entsprechend zu- sammengesetzte Oxyde Säuren bilden, wie die dem Zinnoxyd, der Titansäure und der Antimonsäure analogen Chloride. Mit Chlormetallen, deren entsprechend zusammengesetzte Oxyde starke Basen bilden, wie die Chlorverbindungen des Bleies, des Silbers, des Kupfers, des Mangans, des Nickels u.s.w. kann das Schwe- feleblorid sich nicht verbinden, wenigstens kann es in Verbindung mit diesen Chlormetallen nicht dargestellt werden, wenn man die entsprechenden Schwefelverbindungen mit Chlorgas behan- delt. Schwefelblei, Schwefelkupfer, und die Schwefelverbindun- gen der übrigen so eben erwähnten Metalle werden durch Chlor- gas in der Kälte gar nicht zersetzt, und bei anhaltender Hitze äulserst langsam und unvollständig, und dann bildet sich Chlor- metall, das zurückbleibt, und Chlorschwefel, der abdestillirt, während Zinn- und Titansulfid, so wie die Schwefelverbindun- gen des Arseniks in der Kälte schon vollständig zersetzt wer- den, und Schwefelantimon schon bei einer äulserst geringen Hitze. Die Verbindungen des Schwefelchlorids mit flüchtigen Chlor- metallen können, wenn man sie oxydirten Verbindungen analog betrachten will, am füglichsten mit den Doppelsäuren verglichen werden, welche die, jenen flüchtigen Chlormetallen analoge Oxyde mit stärkeren Säuren bilden. Es ist bekannt, dafs Zinn- oxyd, Titansäure und Antimonsäure mit stärkeren Säuren Ver- bindungen nach bestimmten Verhältnissen bilden, die zum Theil im Wasser unlöslich sind. Das Schwefelchlorid SEI? hat in seinen Eigenschaften sehr viel Ähnlichkeit mit dem Chlorschwefel, welcher durch unmit- telbare Behandlung von Schwefel mit Chlor entsteht. In den meisten Lehrbüchern der Chemie wird angegeben, dafs bei der Zersetzung des Chlorschwefels Chlorwasserstoffsäure und unter- schweflichte Säure entstehe, während sich Schwefel ausscheide, und dafs die unterschweflichte Säure darauf in Schwefel und in schweflichte Säure zerfalle. Aber schon vor längerer Zeit ga- ben Bucholz und Berthollet an, dafs unter den Zersetzungs- produkten des Chlorschwefels durch Wasser sich auch Schwe- felsäure fände. , In der That zeigt sich diese Säure immer, wenn 163 Chlorschwefel, von welcher Zusammensetzung er auch sein mag, durch Wasser zersetzt wird. Der Chlorschwefel zerfällt also durch Wasser in Chlorwasserstoffsäure, in Schwefelsäure und in unterschwellichte Säure, und wenn diese sich ferner in schwellichte Säure und in Schwefel zersetzt, so scheidet sich mit letzterem noch der Schwefel aus, welchen der Chlorschwe- fel aufgelöst enthält. Aber dieselben Eigenschaften, in Chlorwasserstoffsäure, in Schwefelsäure und in unterschweflichte Säure durch Wasser zu zerfallen, besitzt auch das Schwefelchlorid SEI? in seiner Ver- bindung mit Zion-, Titan- und Antimonchlorid. Es ist daher wahrscheinlich, dafs der Chlorschwefel, wie er durch Einwir- kung des Chlors auf Schwefel entsteht, dieses Schwefelchlorid enthält. Aber nur in Verbindung mit den höchsten Chlo- riden einiger Metalle kann der Schwefel so viel Chlor auf- nehmen, um das der schweflichten Säure entsprechende Chlorid SEI? zu bilden. Wahrscheinlich kann dieses Schwefelchlorid im reinen Zustande nicht existiren, sondern nur in Verbindung mit jenen Chloriden oder mit Schwefel, den es in allen Ver- hältnissen aufzulösen vermag. Von allen Auflösungen des Schwefels im Schwefelchlorid scheint die die gröfste Beständigkeit zu haben, in welcher Schwe- fel und Chlor zu gleichen Atomen (S + Cl) verbunden sind, und welche von einem Chlorschwefel, der noch mehr Schwefel enthält, abdestillirt werden kann. Dieses Destillat ist wenigstens der einzige Chlorschwefel, der immer von gleicher Zusammen- setzung ist. Nimmt man an, dals dieser Chlorschwefel eine be- stimmte chemische Verbindung sei, so wäre nach obiger Ansicht die chemische Formel für dieselbe nicht SCI sondern S El? +3S._ Es gelingt nicht, oder wenigstens vielleicht nur zufällig, ‚eine beständige Verbindung von Chlor und Schwefel durch un- ‚mittelbare Einwirkung beider auf einander zu erhalten, die der Formel S-+ € entspräche. Ein solcher Chlorschwefel kann in- ‚dessen, wie schon oben angeführt wurde, mit Arsenikchlorür, Astl’, verbunden erhalten werden. Nimmt man an, dafs auch dieser Chlorschwefel eine bestimmte chemische Verbindung sei, 164 so wäre die chemische Formel für denselben SEl®+S, und für die oben erwähnte Verbindung von demselben mit Arsenik- chlorür 2AsEl? + 3(S€1? +5). — Offenbar giebt das Schwe- felarsenik mit dem Chlor aus dem Grunde nicht analoge Ver- bindungen wie Schwefelzinn, Schwefeltitan und Schwefelantimon, weil das Schwefelchlorid SEl? sich nur mit den höchsten Chlor- verbindungen von Metallen zu verbinden scheint. Vom Arsenik existirt indessen keine der Arseniksäure analoge Chlorverbindung As El’. Das Schwefelchlorid SEI? ist der schweflichten Säure ana- log zusammengesetzt. Mit der schweflichten Säure in den ge- wöhnlichen schweflichtsauren Salzen hat es zwar keine Analogie, wohl aber mit der schweflichten Säure welche im wasserfreien schweflichtsauren Ammoniak enthalten ist. Bekanntlich zerfällt auch diese wie das Schwefelchlorid bei der Behandlung mit WVas- ser in Schwefelsäure und in unterschwelflichte Säure. Herr Forchhammer (Comptes rendus der Pariser Akade- mie 2tes Semester 1837 S.395) hat zu beweisen gesucht, dals das wasserfreie schweflichtsaure Ammoniak aus gewöhnlichem wasserhaltigem schwefelsaurem Ammoniak und einem Schwefel- amid' bestände, das bei seiner Behandlung mit Wasser basisch unterschwellichtsaures Ammoniak bilde Er behauptet ferner, dals beide sich unabhängig von einander, ersteres mit weilser, letzteres mit oraniengelber Farbe absetzten, und dals die Auflö- | sung alkalisch reagire. Nach ihm bilden sich aus 2 Atomen (des wasserfreien schweflichisauren Ammoniaks 1 Atom wasserhaltiges schwefelsaures Ammoniak und 1 Atom Schwefelamid; 2 (XH° +5) = (NP’S+H) + NH?S. Wenn indessen bei der Verbindung des Ammoniak- und schwelflichtsauren Gases Feuchtigkeit vermieden wird, so ist es unmöglich, die Entstehung eines weilsen Körpers zu bemerken; es bildet sich nur eine gelbe Substanz, die wegen ihrer krystal- linischen Structur eine bestimmte Zusammensetzung haben muls. Die Existenz von einem Amid in der Verbindung ist aber um so weniger anzunehmen, als es möglich ist die schweflichte Säure des wasserfreien schwellichtsauren Ammoniaks auf Kali überzu- tragen, in welcher Verbindung mit Kali sie noch unter gewis- 165 sen Umständen ihre von gewöhnlicher schweflichter Säure ver- schiedene Eigensehaft, in Schwefelsäure und in unterschweflichte Säure zu zerfallen, beibehalten kann. Nach neueren Untersuchungen verbindet sich ferner die gas- förmige schwellichte Säure mit dem Ammoniakgase nur zu glei- chen Volumen, so dals die Verbindung wie zweifach schwellicht- saures Ammoniak anzusehen ist, welches, wenn man in demsel- ben ein Schwefelamid annehmen wollte, nicht wasserhaltiges sehwefelsaures Ammoniak, sondern nur Schwefelsäurehydrat ent- halten kann, denn NH?’ +25 = SH -+ NH®S. Eine solche _ Verbindung kann indessen bei der Auflösung in Wasser nicht alkalisch reagiren, was auch nicht der Fall ist. Die grofse Analogie endlich, welche zwischen der schwef- lichten Säure im wasserfreien schweflichtsauren Ammoniak, und dem ihm entsprechenden Schwefelchlorid statt findet, mufs noch mehr dazu beitragen, das hypothetische Amid des Herrn Forch- hammer nicht anzunehmen. Hierauf theilte Hr. Ehrenberg Nachrichten über ein am südlichen Rande der Lüneburger Haide entdecktes mehr als 28 Fufs mächtiges Infusorien-Lager mit. Nach zwei Schreiben des Herrn Hofraths Hausmann in Göttingen an Hrn. E. sind im Hannöverschen Amte Ebsdorf am Bande der Lüneburger Haide, bei Untersuchung des Untergrun- des, durch Bohrversuche von Seiten des Landwirthschaftlichen Provinzial-Vereins für das Fürstenthum Lüneburg, auffallend grofse Lager von mehlartiger Erde entdeckt worden, welche der Prä- sident des Vereins Herr Oberst v. Hammerstein in Proben an ‚Herrn Hofrath Hausmann gesandt hat. Diese mehlartigen Mas- sen liegen an 6 verschiedenen Stellen unter dem nur 14 Fuls tiefen Haideboden und scheiden sich in zwei Schichten von ver- schiedener Farbe. Eine obere 10-18 Fuls mächtige Schicht ist von sehr weilser Farbe, und ist nach ‘einer von Herrn Dr. Wiggers im akademischen Laboratorium der Göttinger Uni- versität vorgenommenen Prüfung als reine Kieselerde er- kannt. Eine andere mehr bräunlich graue Schicht liegt unter ‚der weilsen und ist bis jetzt als wenigstens auch 10 Fuls mäch- 166 tig erkannt, indem man sie bei 10 Fufls noch nicht durchsunken hatte. Diese letztere Masse bestand, der chemischen Untersu- chung zufolge, ebenfalls aus Kieselerde mit einem geringen Ge- halte einer bituminösen Substanz, die durch Behandlung im Feuer sogleich verschwand, indem die Erde sich weils brannte. Die chemische Natur und der eigenthümliche Aggregat - Zustand dieser Erden erweckten in Herrn Hofrath Hausmann die Vermuthung, dals sie aus Resten organischer Wesen beste- hen möchten, und ihre Betrachtung unter dem Mikroskope schien diese Vermuthung zu bestätigen. Hr. E. wurde daher von ihm mit dem Auftrage erfreut, die mikroskopischen Verhältnisse bei- der Erden möglichst zu ermitteln, zu welchem Behufe Proben beigefügt waren. } Die Resultate der mikroskopischen Untersuchung, welche Hr. E. der Akademie über jene sehr interessanten Ablagerungs- verhältnisse am Rande der Lüneburger Haide mitzutheilen sich angeregt fühlt, sind folgende: Beide Erden sind in ihrer mikroskopischen Mischung sich sehr ähnlich, und enthalten nicht blofs Infusorienschaalen, son- dern bestehen daraus. Es haben sich bis jetzt 16 verschiedene organische Körper als besondere Bestandtheile derselben unter- scheiden lassen. Davon sind 14 Kieselpanzer von ebensoviel In- fusorien - Arten. Die weilse, obere bis 18 Fufs mächtige Lage besteht, ohne alle andere fremdartige Beimischung als einzelne seltne Quarz- sandkörnchen, aus sehr wohl erhaltenen reinen Infusorienschaa- len, etwa in der Art wie das Bergmehl von Santafıora, nur reiner. Er zählte bis jetzt 12 verschiedene Arten. Die Haupt- masse bilden 1) Synedra Una und 2) Gallionella aurichalcea, Aufserdem finden sich darin 3) Gomphonema clavatum und 4) G. capitatum, 5) Cocconema cymbiforme und 6) C. Cistula, 7) Na- vicula inaequalis, 8) N. viridula, 9) N. striatula, 10) N. gibba, 11) Eunotia Westermanni, 12) E. Zebra. Die graue untere Masse von mehr als 10 Fufs Mächtigkeit besteht aus all denselben Formen, nur sind sie weniger gut er- halten, mehr zerbrochen und es finden sich dazwischen 2 Infu- sorien- Arten überdiefs, welche der oberen Lage zu fehlen schei- 167 nen, nämlich Gallionella varians und Cocconeis Clypeus. Ganz besonders merkwürdig aber ist eine Beimischung pflanzlicher Stoffe und Formen. Es finden sich nämlich in der unteren Masse (der Probe) man kann wohl sagen ;; des Volumens (!) an Pol- len von Fichten d.h. irgend einer Pinus-Art, und es liefsen sich auch Kieselnadeln von Spongillen erkennen. Beide Resultate stimmen mit den Resultaten der chemischen Analyse des Herrn Dr. Wiggers ganz wohl überein, und es wäre nur vorläufig noch zu bemerken, dafs von den 14 Infu- sorien-Arten der beiden Erden sämtliche 12 der oberen Schicht noch bei Berlin lebende Formen zu sein scheinen, auch die Gal- lionella varians, welche in dieser grölseren Form besonders im Polirschiefer von Jastraba und Cassel vorgekommen, lebt bei Berlin. Die Cocconeis Clypeus der unteren Lage findet sich auch mit Navicula viridis im Kieselguhr von Franzensbad. Fichten-Pollen fand Hr. E. zuerst im Bergmehl von Degern- fors in Schweden, dann auch in dem Kieselguhr von Kymmene Gärd in Finnland, neuerlich auch in dem von Franzensbad, über- all aber in geringer Menge. Möge diese die Phantasie lebhaft beschäftigende Seite der Lüneburger Haide zu tbätiger fernerer Untersuchung anregen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Klee, Prüfung der Lehre vom Drucke der Luft, nebst einer neuen Theorie über die Verdunstung und Bildung der Niederschläge in der Atmosphäre. Mainz 1837. 8. das Weltsystem, oder die Entstehung und Bewegung der Sonne, der Planeten, Monde und Kometen. ib. 1836. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Mainz den 22. Nov. d.J. Schönbein, das Verhalten des Eisens zum Sauerstoff. Basel 1837. 8. Fritzsche, über den Pollen. St. Petersb. 1837, 4. Crelle, Journal f. d. reine u. angew. Mathematik. Bd.17, Heft4. Berlin 1837. 4. 3 Exempl. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1837, No.93. 94. Stuttg. u. Tüb. 4. INN 10 Iris > : r f N nıu «il Fa |) u. ra i . j ö f i 3 i PREFEL N vi 15 1, < 1% qi - au N . ( = init 7 av ro laerlofl a} I ‚oilsall . v dm SRRTe | n \ . . vi Li Zu ‚ana 3 o af - g x _ 22 a RN rn Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1838. Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königl. Akademie der Wissenschaften. ul j ‚ hun a lan ‚nONRBGDRrI , e ur Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Januar 1838. Vorsitzender Sekretar: Hr. Erman. $. Januar. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Gerhard las über neuentdeckte etruskische Spie- gel und deren Bekanntmachung. Zugleich mit dreilsig während seines neulichen Aufenthalts in Rom veranstalteten Handzeichnungen etruskischer Inedita legte der Berichterstatter Probedrücke von zwanzig für die von dem- selben beabsichtigte vollständige Herausgabe etruskischer Spiegel bereits gestochenen Blättern vor. Das Werk wird mit den soge- nannten mystischen Cisten beginnen, in denen die Spiegel sich vorzufinden pflegen, demnächst Spiegelformen und Spiegelzierra- then zusammenstellen, sodann aber die in den Spiegeln eingegra- benen Zeichnungen, nach ihren hieratischen, mythologischen oder ‚alltäglichen Gegenständen geordnet, enthalten; der gesammte bild- liche Inhalt wird sich auf ohngefähr 120 Tafeln in Quartformat vertheilen lassen. Im Allgemeinen schlofs der gegebene Bericht an die von dem Verf. der Akademie am 10. März 1836 vorge- legte Abhandlung über die Metallspiegel der Etrusker sich an, und diente zugleich zu schuldiger Rechenschaft über den Fort- gang eines von der Akademie freigebig geförderten Unternehmens. 41. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lachmann las eine Abhandlung des Hrn. Hoffmann über die Unzulässigkeit eines Schlusses auf Sitten- [1838.] 4 2 Verfall aus der Vermehrung der gerichtlichen Un- tersuchungen gegen jugendliche Verbrecher. Die Klagen über zunehmenden Sitten-Verfall sind uralt: jedes Zeitalter wiederholt dieselben, unterstützt mit neuen, seiner besondern Richtung eigenthümlichen Gründen. In den neuesten Zeiten sind besonders Zahlenverhältnisse hierzu angewandt wor- den: und namentlich hat die Zunahme der Anzahl gerichtlicher Untersuchungen wegen verübter Verbrechen einen angeblich un- widerlegbaren Beweis geben sollen, wie schnell und stark der Sitten-Verfall fortschreite. Besondern Eindruck hat die grolse und steigende Anzahl der gerichlitchen Untersuchungen gegen jugendliche Verbrecher gemacht. Nach ämtlichen Angaben sind in den sechs Jahren 1831 bis mit 1836 zusammen genommen 5238 Verbrechen zur Untersuchung gediehen, welche von jungen Leu- ten verübt wurden, die mit geringen Ausnahmen das sechszehnte Lebensjahr noch nicht überschritten hatten, und wovon sogar 636 noch Kinder von zehn Jahren und drunter wären. Herr Hoffmann weist nun zuvörderst nach, dafs die Durch- schnittsanzahl der zwischen dem Anfange des zehnten und dem Ende des sechszehnten Lebensjahres stehenden jungen Leute für den sechsjährigen Zeitraum vom Anfange des Jahres 1831 bis zu Ende des Jahres 1836 und für den preulsischen Staat mit ho- her Wahrscheinlichkeit auf 2148480 zu berechnen sei; und dafs von den vorgekommnen Untersuchungen sich sehr nahe #, nehm- lich gerade 5000 auf Verletzungen des Eigenthums durch Diebstahl und Betrug, auf strafbaren Muthwillen, und auf Injurien bezogen haben:) so dafs im Durchschnitte jährlich eine Untersuchung we- gen solcher Verbrechen auf beinahe 25800 junge Leute in dem vorerwähuten Alter kommt. Da nun aller Erfahrung nach straf- bare Handlungen dieser Art aus jugendlichem Leichtsinn, Muth- willen und Unfähigkeit aufsteigende Gelüste zu bezähmen sehr viel häufiger begangen werden; so geht hieraus hervor, dals nur ein sehr kleiner Theil derselben zur gerichtlichen Untersuchung gelangt. Aus der Zunahme der Anzahl dieser Untersuchungen ist daher auch keinesweges auf eine Vermehrung der Verbrechen, worauf sie gerichtet sind, sondern nur auf eine Zunahme der Neigung zu schliefsen, dieselben zur gerichtlichen Bestrafung zu bringeu, und nicht so allgemein, als es früher geschah, blos im 3 Wege der hausyäterlichen oder herrschaftlichen Zucht zu beahn- den. Die Zunahme jener Neigung entsteht aber aus den Fort- schritten der sittlichen Bildung unter den Hausvätern und Herr- schaften, vermöge welcher ein Widerwille gegen die Vollziehung strenger Straf- und Besserungs-Mittel erzeugt, das Zutrauen zu den Gerichten vermehrt, und der Hang Beleidigungen durch Selbst- hülfe zu rächen erstickt wird. In Rücksicht der vorgekommnen 238 Untersuchungen wegen grober Verbrechen, wird dargethan, dafs ihre Anzahl im Verhält- nils gegen die Anzahl der jungen Leute, aus deren Mitte die An- geschuldigten hervorgegangen sind, so gering sei, dafs daraus keine nachtheiligen Folgerungen für den Zustand der Sittlichkeit des Zeitalters gefolgert werden können. Verzeichnisse der gerichtlichen Untersuchungen wegen Ver- brechen können überhaupt als Grundlage zur Würdigung des sitt- lichen Zustandes eines Volkes nur mit grolser Beschränkung die- nen: sie bleiben aber sehr wichtige Aktenstücke, um daraus die Wirksamkeit der Gerichtshöfe, und die Richtung zu erkennen, welche die Regierung zu nehmen hat, um die Kriminalgesetze mit den Sitten und Meinungen der Nation in ein zweckmälsiges Verhältnifs zu bringen. Die Akademie genebmigte auf Antrag der philosophisch- hi- storischen Klasse dals von der auf ihre Kosten und für ihre Zwecke gewonnenen Abschrift der trierarchischen Inschrift vorweg bei Hrn. Reimer ein separater Abdruck erscheine. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Collection de Documents inedits sur UHistoire de France pu- blies par Ordre du Roi et par les soins du Ministre de U’ In- ‚struclion publique: 1. Serie. Histoire politique: Memoires militaires relatifs a la succession d’Espagne sous Louis XIV. extrails de la correspondance ete. par le Lieut. General de Vault, revus, publ. etc. par le Lieut. Gen. Pelet. Tome1. 2. Paris. 1835. 36 4. et Atlas fol. Proces-verbaux des Seances du Conseil de Regence du Roi Charles VIII. pendant les mois d’Aout 1434 & Janv. 1485, publ. ete. par A. Bernier. ib. 1836. 4. Benoit, Chronique des Ducs de Normandie, publ, par Frang. Michel. Tome 1. ib. 1836. 4. 4 Histoire de la Croisade contre les Heretiques Albigeois Ecrite en vers provengaux elc. trad. el publ. par M.C. Fauriel. Paris. 1837. 4. Reglemens sur les arts et meliers de Paris, rediges au 13. Siecle, et connus sous le nom du livre des metiers d’Etienne Boileau, publ. etc. par G. B. Depping. ib. eod. 4. Paris sous Philippe-le-Bel. La Taille de Paris en 1292. publ. par H. Geraud. ib. eod. 4. 2. Serie. Histoire des Lettres et des Sciences: Ouvrages inedits d’Abelard, pour servir @ l’hist. de la Philosophie scolastique en France, publ. par Victor Cou- sin. Paris 1836. 4. 3. Serie. Archeologie: Statistigue monumentale (Specimen). Rapport a M. le Mi- nistre de U’Instruction publique sur les Monuments histo- riques des Arrondissements de Nancy et de Toul par E. Grille de Beuzelin. Paris 1837. 4. et Atlas fol. W. Meister, Entdeckung der Quadratur des Cirkels. Güstrow 1838. 85. Schumacher, astronomische Nachrichten. Nr. 338-342. Altona 1837. Dec. 7. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1837, No.95-98. Stuttg. und Tü- bing. 4. Annales des Mines. 3.Serie. Tome 12. (4. Livraison de 1837). Paris. Juill.-Aout 1837. 8. Comptes rendus hebdomad. des Scances de l’Acad. des Sciences. 1837. 2. Semestre. No. 22-25. Nov. Dec. Paris. 4. Le Diwan d’Amro’l kais precede de la vie de ce po&lepar Vauteur du Kitab-el-Aghani, accomp. d’une traduction et de notes par le Bor Mac Guckin de Slane. Paris 1837. 4. Address of his Royal highness Ihe Duke of Sussex the President, rend at ihe anniversary meeling of the Royal Society on Thursday. Nov.30, 1837. London 1837. 8. Giov. Santini opuscoli astronomici intorno alle Comete osser- pate nell’ J. R. Osservatorio di Padova dall’ anno 1830 fino all’ anno 1835. Padova 1836. 4. Ricerche intorno alla massa di Giove determinalta me- diante le digressioni del suo quarto satellite osservate nell’ J. B. Specola di Padova. Modena 1836. 4. 5 18. Januar, Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Eichhorn las: über die technischen Ausdrücke mit welchen im dreizehnten Jahrhundert die ver- schiedenen Classen der Freien bezeichnet wurden. Zur Erklärung einer Stelle des Landfriedens Kaiser Friedrichs II. vom J. 1235. Es wird in dieser Abhandlung gezeigt, dafs der im Schwa- benspiegel zur Bezeichnung des Herrenstandes gebrauchte Aus- druck Semperfreie, niemals zu den technischen Ausdrücken für die Bezeichnung der Standesverschiedenheit gehört hat, sondern aus einer wörtlichen Übersetzung des Ausdrucks synodales homi- nes, welcher im ursprünglichen lateinischen Text des Landfriedens von 1235 sich findet, entstanden, und nur durch Milsverständnils dieser Stelle, in welcher damit eine Standesverschiedenheit über- haupt nicht bezeichnet wird, für eine dem Herrenstand eigene Benennung genommen worden ist. Hr. Ehrenberg theilte Nachrichten über drei neue Lager fossiler Infusorien-Schalen und über die schon ältere Gewohnheit des Essens von Infusorien-Erden in Schweden und Finnland mit. Aus einem Schreiben des Herrn Prof. Retzius in Stock- holm an Herrn E. gebt hervor, dafs es in Schweden und Finn- land aufser den 2 der Akademie bereits angezeigten bei Degern- fors und Kymmene Gärd, noch drei andre ansehnliche Lager fos- siler Infusorien giebt Im See Lillhaggsjön, ebenfalls in der Nähe von Umeä am bottnischen Meerbusen, giebt es ein ausgedehntes, etwa — Fuls mächtiges auf Geröll ruhendes Lager unter einer einige Finger dicken Schlammdecke, welche da, wo die kalten Quellen aus dem Schlamme hervordringen, durch weilse Flecke oberhalb sichtbar wird. Diese Erscheinung ist nach Herrn E. besonders auch defshalb interessant, weil durch sie das Vorkom- men des Kieselguhrs in Maulwurfshaufen ähnlichen Hügeln des Torfmoors bei Franzensbad in Böhmen. erklärt wird, die also vielleicht doch auch mit einem tiefer liegenden größsern Lager in ähnlicher Verbindung sind oder waren. Von einem andern Lager mitten in Schweden, eutfernt von der Küste, in Westmanland, und zwar aus dem berühm- 6 ten Bade-Orte Loka hat Herr v. Berzelius eine. Infusorien- Erde erhalten, und ein drittes bisher unbekanntes Lager ist durch die Bemühung des Intendanten des Bergwesens in Finn- land, Herrn v. Nordenskjöld bekannt worden. Lezteres liegt bei Savitaipal in Finnland. Von allen diesen Punkten hat Herr E. Proben zur Untersuchung erhalten. Die mikroskopische Analyse hat ihm bisher folgende Details ergeben: Lillhaggsjön Loka Savitaipal Navicula gracılis gracilis gracilis viridis viridis vıridis dicephala lo ara dicephala Glans Glans Glans phoenicenteron phoenicenteron alone) rue Crux Wolelnudun e anna ea Follis eleiafazerie, seele Sun em Volenelaue AS OR RO DIRteNe telal sel als bifrons DonoHiß. zer cyan one an Balkan ieh Arake Diodon Triodon ehe BIRRSTE HERE s Tetraodon TODE Tetraodon a bElp2eikldiele idefe mergeinsee Pentodon A re une Mer Diadema WA a WIE BO a ae Deine Ele wlelikene hatt ‚oe aTs ia ah teunhanaten el Einneodor ee een .le attnde mlenlelers aNeteLe Decaodon Serra a WIRETHR Serra Arcus sn eltäch,e Arcus VW estermanni Vf estermanni Pe EN ERENE, Faba Faba Fragilaria trinodis trinodis trinodis Gomphonema acuminatum acuminatum acuminatum one decdee capitatum capitatum .uuneenae urn rdeae Zruncaltum Cocconema srernerer0. cymbiforme cymbiforme Gallionella distans distans distans el eie's ntelelarsleinte varians Tr Synedra Hemicyclus en. de Aal A RER are 00 Ulna or teere. Spongilla lacustris lacustris lacustris Pollen Te. ea sta a jagen Pinorum. Es geht daraus hervor, dals die Erden von Lillhaggsjön und Savitaipal jede den schon früher bekannten Charakter ihres Lan- 7 des durch die gezahnten Eunotien und letztere durch die grofse Navicula bifrons scharf wiedergeben und es wird dadurch sehr wahrscheinlich, dafs die so auffallend gestalteten gezahnten Euno- tien, welche nirgends sonst, weder todt noch lebend, gefunden sind, dem bottnischen Meerbusen angehören. Unter all den 30 Formen der 3 Lager sind nur 3 von Savitaipal, Eunotia Octo- don, Enneodon und Decaodon, neu, aber interessant ist auch die in demselben Lager allein deutliche Erscheinung der im Norden sehr verbreiteten fraglichen Navicula? trinodis, wonach sich nun mit Sicherheit aussprechen läfst, dals sie zur Gattung Fragilaria gehört, wie es schon vermuthet wurde. Ganz auffallend ist die Mischung der Infusorien-Erde von Loka durch ihren völligen Mangel der schwedischen und finn- ländischen gezahnten Eunotien und andrerseits durch Besitz der in Cassel, Bilin und Ungarn vorkommenden grofsen noch leben- den Gallionella varians, was vielleicht um so sichrer darauf schlie- fsen lälst, dals die gezahnten Eunotien nur Seethiere sind. Vorherrschend sind in Lillhaggsjön Navic. viridis, gracilis und Eunotia Triodon, in Loka sind Synedra Ulna, Spongilla lacustris und Gallionella distans überwiegend, in Savitaipal ist Navicula viridis und Spongilla, lacustris mit Navicula Glans vorherrschend und Eunotia Serra sehr häufig. Im letztern Lager kommt auch wieder Pinus-Pollen, aber selten vor. Sehr interessant sind die neuern Nachrichten über den Ge- brauch der Infusorien-Erde als Nahrungsmittel, welche der Provin- zial-Arzt Doctor Genberg in Umeä gegeben hat. Der Ge- brauch dieser Erden als Zusatz zum Getraidemehl ist dort kei- nesweges neu, vielmehr lange und fortwährend in Anwendung. Da man keine schädliche Einwirkung auf die Gesundheit bemerkt hat, so hat man die Anwendung des roggenmehlartigen, nicht unangenehmen Zusatzes zu den Nahrungsmitteln nicht abrathen wollen, und es sind in den letzten Jahren allein im See Lillhaggsjön Hunderte von Karren (kleinen schwedischen Wagen) voll erhoben und zu Brod und Grütze ver- wendet worden. Ebenso wird in Finnland diese Erde be- nuzt und bei Laihela in der Gegend von Wasa in Österbotten wird auch eine pulverförmige weilse thonhaltige, nach Herrn Retzius, nicht organische Erde als Zusatz zum Getreidemehl * 8 angewendet. In andern Erdtheilen, wie Hr. E. es selbst in Ha- bessinien erfahren, und wie es durch Hrn. v. Humboldt vom Orinoco, aus Guinea, Java u.s. w. längst sehr umständlich be- kannt ist, ist das Essen erdiger Massen, zuweilen nur eine Ge- wohnheit wie das Tabakrauchen, obschon es aus einem gewissen Bedürfnifs und Armuth ursprünglich hervorgegangen sein mag. Eine neuerlich durch Hrn. Alcide d’Orbigny an Hrn. Leo- pold v. Buch gesandte efsbare Thonerde, welche in der Stadt La Paz in Bolivia auf dem Markte auch sogar verkauft wird, zeigt, Hrn. E’s. Untersuchung nach, keine organischen Bestand- theile, aber viel Talk und Glimmer, ebenso ist die von Hrn. v. Chamisso mitgebrachte Erde, welche 3 unglücklichen russi- schen Colonisten der Insel St. Matwey im Norden der aleuti- schen Insel-Gruppe das Leben fristete, unorganisch. Das Räthsel der Mälsigkeit aulsereuropäischer Völker im Essen, z.B. der Ara- ber, mag leicht darin seine Auflösung finden, dafs sie vom Ver- daulichen ihrer Nahrungsmittel verhältnilsmälsig viel mehr assi- miliren, während die viel essenden Völker einen grofsen Theil auch der nahrhaften Stoffe nicht assimiliren, das dann allerdings durch an sich unverdauliche, wie Kieselerde und Thonerde, völ- lig ersezt werden mag ohne Schaden für die Gesundheit, viel- leicht selbst für die Kraft. Bei zu geringer Beimischung näh- render Stoffe mag es gewils schädlich wirken. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Wenner, Beiträge zur mathematischen Pkilosophie, oder geome- trisch verbildlichtes System des Wissens. 1. Abthl. Darm- stadt 1838. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Darmstadt 18. Nov. 1837. Matteucci, sur la propagation du courant electrique dans les ligquides. (Extrait des Annales de Chimie et de Physique 1837.) Paris 8. recherches physig., chimig. et physiol. sur la Torpille (Tire de la Biblioth. univ. de Geneve Nov. 1837.) 8. L’Institut, 4. Section. Sciences math. phys. et nat. 5. Anne. Supplement au No. 222. (No. de Dec. 1837.) Paris. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1837, No. 99-104. Stuttg. u. Tüb. 4. re. 9 22. Januar. Sitzung der physikalisch - mathe- matischen Klasse. Hr. v. Olfers las den ersten Theil seiner Abbandluug über Argonauta Argo. Er legte nach der Natur gemachte Zeich- nungen des Thiers aufserbalb und in der Schaale, der Eier, und der in denselben enthaltenen Embryonen vor, woran er Bemer- kungen über den Bau und die Lebensart des zu Neapel lebend beobachteten Thiers knüpfte, und dann zu einer historischen Ver- gleichung alles dessen, was bisher über dieses merkwürdige Tbier in Abbildungen und Beschreibungen geliefert worden ist, über- ging. 25. Januar. Öffentliche Sitzung zur Feier des Geburtstages Friedrichs II. Nachdem der vorsitzende Sekretar Hr. Böckh die Sitzung mit einer einleitenden Rede eröffnet hatte, las Hr. Lachmann seine kritische Abhandlung über die zehn ersten Bücher der Ilias. (S. Bericht vom Monat December v. J.) Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Februar 1838. Vorsitzender Sekretar: Hr. Erman. 1. Februar. Gesammitsitzung der Akademie. Hr. Ranke las über einige noch unbenutzte Samm- lungen deutscher Reichstagsacten. Hr. R. zeigte zuerst die Nothwendigkeit, Versammlungen näher kennen zu lernen, in denen eine grolse Epoche hindurch alle wichtige Angelegenheiten des Reiches zur Berathung gekom- men, und wies nach, wie wenig dies durch die bisherigen Arbeiten möglich geworden sei: die wichtigsten Denkmale der Thätigkeit der Reichsversammlungen liegen noch unbekannt in den Archi- ven. Hr. R. gab an, welche Untersuchungen er in dieser Be- - ziehung selbst in einigen deutschen Archiven angestellt habe. Eine _ überaus reichhaltige Sammlung hat er in dem Stadtarchiv zu Frankfurt a.M. gefunden: die Benutzung derselben ist ihm mit aulserordentlicher Liberalität gestattet und erleichtert worden. Nicht minder rühmte er die freisinnige Förderung, die er wie in dem hiesigen Königl. Geh. Staatsarchiv, so in den Archiven von ' Dresden und Weimar, endlich auch zu Dessau genossen. Hr. R. schilderte die Mannichfaltigkeit der Documente, besonders des funfzehnten und sechszehnten Jahrhunderts, auf die er allenthal- "ben gestofsen war, und gab eine allgemeine Idee von ihrem In- halt, und den Ergebnissen seiner Studien über die Entwickelung der Reichsverfassung in dem bezeichneten Zeitraum. n [183s.] 2 12 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gelehrte Schriften der Kaiserl. Universität zu Kasan (in Russi- scher Sprache) Jahrg. 1837, Heft 2. Kasan. 8. Mit einem Begleitungsschreiben derselben vom 26. Oct. 1837. Callisen medicinisches Schriftsteller- Lexicon. Bd. 25. Copen- hagen 1837. 8. Schreibpp. Im Auftrage des Verf. von den Buchhändlern Hermann und Langbein in Leipzig unter'm 11. Jan. d. J. übersandt. Comptes rendus hebdomad. des Scances de l’Acad. des Sciences. 1837. 2. Semestre. No.26. Dec. et Tables 1. Semestre. 1837. Paris. 4. 1838. 1. Semestre. No.1.2. Janv. ib. 4. L’Institut. 2. Section. Sciences hist. et philos. 4. Annee. No.7-12. Juill.-Dee. 1836. Paris. 4. 2. Section. Sciences hist. et philos. 2. Annde. No. 24. Dec. 1837. ib. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1838, No.4-4. Stuttg. u. Tüb. 4. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 4837, Juillet. Paris. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. Nr. 344. Altona 1838. Jan. 25. 4. Jornal da Sociedade pharmaceutica de Lisboa. TomoIl. No.8.9. Lisboa 1837. 8. Address of Earl Stanhope President of the medico-botanical Society for the anniversary meeting, Jan. 16, 1837. London 1837. 8. Nova Acta physico-medica Academiae Caes. Leopoldino- Caro- linae naturae curiosorum. Tomi 18, pars 1. Vratislav. et Bonn. 1836. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Hrn. Dr. Nees von Esenbeck d.d. Breslau 20. Jan. d.J. Graff althochdeutscher Sprachschatz. 11.Lief. Th.II. (Bogen 68-74) Th. III. (Bogen 1-8). Berlin. 4. Ein kleines humoristisches Gedicht: Empfindung des eilften Eu- klidischen Axioms in der Geometrie. 5. Februar. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Steffens hielt einen mündlichen Vortrag über den Ge- genstand, worüber er in einer Gesammtsitzung zu lesen gedenkt, nämlich über das Verhältnifs der Naturphilosophie zur empirischen Physik. 13 8. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lejeune-Dirichlet las eine Abhandlung über die Bestimmung assymptotischer Gesetze in der Zahlen- theorie. Es ist eine bekannte analytische Erscheinung, dafs Funktio- nen, deren Form um so zusammengesetzter wird, je gröfser die Werthe sind, welche die unabhängige Veränderliche erhält, in vielen Fällen ungeachtet dieser scheinbar unaufhörlich steigenden Complication mit stets wachsender Regelmäfsigkeit sich ändern, so dals es einen einfachen Ausdruck giebt, der sich einer solchen Funktion immer inniger anschlielst und ihren Gang ungefähr so bezeichnet wie eine Curve den Lauf einer andern darstellt, deren Assymptote sie ist. Man kann auf die Analogie mit der Geome- trie gestützt, eine solche einfache leicht zu übersehende Funktion das assymptotische Gesetz der complicirtern nennen, nur muls man das Wort „assymptotisch” im allgemeinern Sinne nehmen und auf den Quotienten beider beziehen, welcher als der Ein- heit unaufhörlich sich nähernd anzusehen ist, während ihre Dif- ferenz nicht nothwendig ins Unendliche abnimmt. Das älteste Beispiel eines solchen assymptotischen Gesetzes bietet der merk- 2n würdige Ausdruck —— dar, welchen Stirling zur genäherten NG Bestimmung des mittleren Binomialco@fhicienten einer sehr hohen geraden Potenz aus dem früher von Wallis gefundenen unendli- chen Produkt für = abgeleitet hat. Spätere Untersuchungen ha- ben eine Menge ähnlicher Resultate ergeben, die besonders für die Wahrscheinlichkeitsrechnung sehr wichtig geworden sind. Die Existenz assymptotischer Gesetze ist nicht auf analytische Funk- tionen beschränkt, sondern kann auch noch Statt finden, wo ein analytischer Ausdruck ganz fehlt, wie dies gewöhnlich bei den Funktionen der Fall ist, welche sich auf Eigenschaften der Zah- len beziehen. So hat namentlich Legendre durch Induktion eine sehr merkwürdige Formel gefunden, welche auf eine sehr genä- herte Weise die Anzahl der Primzahlen ausdrückt, die eine ge- gebene Grenze nicht übersteigen. Die Disquisitiones arithmeticae enthalten ebenfalls mehrere höchst interessante Ausdrücke ähnli- cher Art, welche der Theorie der quadratischen Formen angehö- ren und die mittlere Anzahl der Klassen und Ordnungen solcher 14 Formen in Funktion der Determinante darstellen. Für diese Ausdrücke ist aber bisher eben so wenig als für die Legendre- sche Formel ein Beweis bekannt geworden. Die der Akademie vorgelegte Abhandlung hat den Zweck, mehrere Methoden zu entwickeln, welche bei Untersuchungen dieser Art in vielen Fäl- len mit Erfolg benutzt werden können und deren Anwendung aufser verschiedenen andern Resultaten auch die Legendresche Formel. und einige der von Gauls mitgetheilten ergiebt. Wir müssen uns in diesem Auszuge darauf beschränken, von einer die- ser Methoden ein Beispiel an einem Problem zu zeigen, welches bisher nicht behandelt worden ist und sich auf die Theorie der Theiler bezieht. Bezeichnet. 2, die Anzahl der Divisoren von n (1 und n selbst mitgerechnet), so ist 5, eine sehr unregelmälsig fortschreitende Funktion von n, die obgleich im Ganzen mit n über alle Grenzen hinaus wachsend dennoch unendlich oft sehr kleine Werthe wie 2, 3, «- annimmt. Betrachtet man aber statt dieser Funktion ihren mittleren Werth, diesen Ausdruck in dem Sinne genommen, wie derselbe in den Disg. arith. pag.515 defi- nirt ist, so verschwindet die Unregelmälsigkeit und dieser mitt- lere Werth wird eines assymptotischen Gesetzes fähig. Zur Be- stimmung desselben betrachte man die unendliche Reihe betbe + +++ =fo welche, wie schon Lambert bemerkt hat, auch in folgender Form dargestellt werden kann on & - ge” A Terre ee nz =/f(e) Die Summe dieser Reihe bleibt endlich, so lange g ein ächter Bruch ist, und wächst über jede Grenze hinaus, während sich 9 (welches als positiv betrachtet wird) der Einheit nähert. Setzt man o—=e”*, und drückt die Reihe durch ein bestimmtes In- tegral aus, so findet man leicht, dals dieselbe für unendlich kleine positive Werthe von « durch den einfachen Ausdruck | 1 c a Er dargestellt wird, in welchem C die bekannte Eulersche Constante \W 15 bezeichnet deren Werth = 0,577215 (Inst. cal. diff. pag. 444). Man übersieht bald, dals zwischen dem vorhergehenden Ausdruck, der den Grad der Schnelligkeit des Wachsens der Funktion Beribetpe +be"ie ausspricht, und als ihr assymptotisches Gesetz für abnehmende Werthe von « anzusehen ist, und dem mittleren Werth des allge- meinen Coäfhcienten 5, ein nothwendiger Zusammenhang Statt findet. Eine genauere auf die Eigenschaften der bekannten Inte- grale T'(k) (en! dx, TR) ur Man du logx dx, gegründete Untersuchung ergiebt dann für das assymptotische Ge- setz von 5, den Ausdruck logn -+ 2C. Summirt man diesen von n=1 bis n=n, so erhält man für das assymptotische Gesetz der Summe S, =, +5, + +5, (r +5) lgar—n+2Cn welche Formel eine sehr grolse Annäherung gewährt. Man er- hält z.B. für n=100, $S, =482 und nach der Formel 478,2 n= 200, 5,=1098 » » m» 4093,2 Wollte man statt der mittleren Anzahl die mittlere Summe der Divisoren von n bestimmen, so mülste man statt der Lambert- schen Reihe die folgende betrachten 5 e? e” en BETEN se roten welche, wenn man sie nach Potenzen von 9 entwickelt, in ihrem allgemeinen Gliede c, 0” die Summe der Divisoren von n zum Coäfficienten hat. Ähnliche Betrachtungen ergeben für den mitt- leren Werth dieses Coäfhicienten den assymptotischen Ausdruck An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Nouveaux Memoires de l!’ Academie Royale des Sciences et Belles- Lettres de Bruxelles. Tome 10. Bruxell. 1837. 4. 16 Memoires couronnes par l’Academie Royale des Sciences et Bel- les-Lettres de Bruxelles. Tome 11. Bruxell. 1837. 4. Bulletin de U Academie Royale des Sciences et Belles-Lettres de Bruxelles. No.3-9. ib. eod. 8. Programme des Questions proposees pour le concours de 1838 par l’Academie Royale des Sciences et Belles-Lettres de Bruxelles. 4. Quetelet, Annales de lObservatoire de Bruxelles. Tome I, Partie 2. Bruxell. 1837. 4. Plana, Memoire sur trois integrales definies. (Extrait du Tome 10 des Memoires de l’Acad. Roy. des Sciences et Belles- Lettr. de Bruxelles). 4. Mulder en Wenckebach, natuur- en scheikundig Archief. Jaarg. 1837. St.2. Leyden 1837. 8. van der Hoeven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Geschiederis en Physiologie. DeelIV. St.1.2. ib. 1837. 8. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1838, No.5.6. Stuttg. u. Tüb. 4. Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’Acad. d. Sciences. 1838. 1. Semestre. No.3.4. Paris. 4. 15. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Müller las über das Nervensystem der Myxi- noiden, als Fortsetzung der im Jahre 1834 und 1835 gelesenen Abhandlungen über die Anatomie der Myxinoiden und Cyclosto- men überhaupt. Der Verf. macht es zuerst wahrscheinlich, dals die von ihm beschriebenen Formen in der Gattung Bdellostoma mit 6 Kiemenlöchern und 7 Kiemenlöchern auf beiden Seiten und mit 6 Kiemenöffnungen auf einer, 7 auf der andern Seite, Bd. hexatrema, heptatrema, heterotrema, über deren Existenz als Arten früher keine Sicherheit erhalten werden konnte, in der That nur Variationen einer und derselben Art sind, deren Zahn- system nicht variirt. Das vom Verf. untersuchte Exemplar des Hunterschen Museums zu London, mit 7 Kiemenöffnungen auf jeder Seite, hat wie die übrigen 11-12 Zungenzähne in jeder Zahnreihe auf jeder Seite. Der Verf. schlägt daher als Species- namen die Bezeichnung Bdellostoma Forsteri vor, da Forster zu- erst das Thier beobachtet hat. Als Varietäten dieser Species kön- nen Bd. Forsteri var. hexatrema, heterotrema, heptatrema ange- führt werden. 17 Der Verf. legte dann die ausführliche beschreibende Neuro- logie der Bdellostomen und Myxinen mit den Abbildungen vor, welche sich nicht zum Auszuge eignet. Von der mikroskopischen Structur des Nervensystems erläuterte er die von ihm beobachte- ten platten Bänder im Rückenmarke und die gezackten Ganglien- körperchen in der medulla oblongata der Cyclostomen. Der ver- gleichende Theil der Abhandlung enthält die Anwendung der Neu- rologie der Myxinoiden auf die vergleichende Anatomie des Ner- vensystems überhaupt. Zuerst wird das Gehirn der Myxinoiden mit dem der Petromyzon und Ammocoetes, sodann mit dem der übrigen Knorpelfische, mit dem der Knochenfische und der Wir- belthiere überhaupt verglichen. Hierbei kömmt der Verf. auch zur Entscheidung der Frage von der Bedeutung der lodi optici des Gehirns der Fische in Beziehung auf die Structur des Ge- hirns der höhern Thiere. Bei den Petromyzon sind die Zobi op- tici der Fische in 2 hintereinander liegende Abtheilungen zerfal- len, wovon die vordere den dritten Ventrikel enthält und den Sehnerven den Ursprung giebt, die hintere die Blase der Vierhü- gel ist. Das Gehirn der Petromyzon ist daher das Bindeglied zwischen dem Gehirn der Fische und dem Fötuszustande des Ge- hiros der Säugethiere und Vögel aus der Zeit, wo die Blase des dritten Ventrikels vor der Blase der Vierhügel unbedeckt vorhan- den ist. Daher entsprechen die Zodi optici der Fische der Blase des dritten Ventrikels und der Blase der Vierhügel des Vogel- und Säugethierfötus zugleich. Die sogenannten Zodi optici der Amphibien und Vögel sind viel weniger als die Zobi optici der Fische, entsprechen vielmehr nur den Vierhügeln der Petromy- zon, und sind daher in der That wahre Vierhügel im noch hoh- len Zustand. Die Nerven. der Myxinoiden bilden das einfachste System unter den Wirbelthieren, das wir kennen. Von den Hirnnerven sind die 3 Sinnesnerven, Olfactorius, Opticus, Acusticus vorhanden; selbst die Myxine hat an der Stelle, wo bei Bdellostoma das Auge unter der Haut liegt, ein mit seinem Nerven versehenes kleines Rudiment, aber von Muskeln bedeckt, welches auch nach seinem Bau mehr zur allgemeinen Lichtempfindung als zum Unterschei- ‚den bestimmt sein kann. Von den übrigen Hirnnerven sind nur noch 3 vorhanden, darunter 2 Vertebralnerven nach Art der dop- 18 peltwurzeligen Spinalnerven, Trigeminus und Yagus. Der dritte im allgemeinen Plan der Wirbelthiere liegende Vertebralnerve des Kopfes, Hypoglossus erscheint bei den Petromyzon deutlicher vom ersten Spinalnerven durch seine Verbreitung unterschieden. Da zur Bildung des Hypoglossus und seiner Äste die ersten Spinalnerven beitragen, so begreift'man, wie der Hypoglossus im engeren Sinne, d.h. der durch den Schädel selbst noch durchgehende Theil oder der dritte Vertebralnerve des Kopfes bei manchen Thieren fehlen kann. Von den einwurzeligen abgeleiteten Hirnnerven besitzen die Myxinoiden nur einen einzigen, die Petromyzon 3. Die Au- genmuskelnerven der Myxinoiden fehlen ganz; aber der Facialis ist vorhanden und giebt auch wie bei den Petromyzon einen n. acusticus accessorius. Das Analogon davon ist der Faden des Fa- cialis zum Acusticus beim Menschen und der Ast des Facialis zum Labyrinth bei einigen Vögeln. Dies Verhältnils ist so zu deuten, dals einige Fasern des Acusticus den Weg mit dem Facialis ge- nommen haben. Die abgeleiteten Augenmuskelnerven können als motorische Portion zum ersten Ast des Z’rigeminus angesehen wer- den. Bei mehreren Thieren schliefst der erste Ast des Zrigemi- nus Augenmuskelzweige ein. Der Facialis zeigt zum ersten und zweiten Vertebralnerven des Kopfes gleich starke Verwandtschaft, mag er ganz im Quintus eingeschlossen sein oder zum Theil in den Fagus übergehen oder Äste des Yagus zusammensetzen hel- fen. Bei den Schlangen und Eidechsen steht er nach vorn mit dem Vidischen Nerven vom zweiten Ast des Trigeminus in Ver- bindung. Der Vidische Nerve der Schlangen giebt einen Muskel- zweig zum Rückzieher des Oberkiefers, dies würde mit Bidder’s Ansicht stimmen, welcher den n. Fidianus superficialis des Men- schen vom Facialis abgehen und dem zweiten Ast sich anschlie- fsend zu den Gaumenmuskeln übergehen läfst. Indefs bei den Schlangen giebt die motorische Portion des Zrigerninus nach vorn einen Zweig zum Vidischen Nerven, wovon jener Muskelast kom- men mag. Aber der Facialis hat auch zum dritten Vertebral- nerven oder Fagus Verwandtschaft, er giebt bei mehrern Am- phibien einen Ast zum Yagus, wie der Verfasser bei den Schlangen und Eidechsen sah; und bei den Petromyzon hilft er bekanntlich den Seitennerven des Fagus zusammensetzen. Beim Menschen verbindet sich der Facialis mit Zweigen des 19 Vagus sowohl als Zrigeminus. Der nervus lateralis nervi vagi, bei den Petromyzon schon sehr kurz, fehlt bei den Myxinoi- den ganz. Der Verf. macht es wahrscheinlich, dafs der Sei- tennerve der Fische und fischartigen Amphibien dem ramus au- rieularis n. vagi des Menschen und der Säugethiere entspricht. Dieser wird aus einem Zweige des Facialis und des Yagus zu- sammengesetzt. So verhält sich auch der n. Zateralis der Petro- myzon. Bei einigen Knochenfischen trägt zwar der Quinzus und Yagus zur Bildung des n. Zateralis bei, und bei andern bildet jeder von ihnen einen n. Zateralis, aber bei den Knochenfischen ist der Facialis im Quintus eingeschlossen, während er sich bei mehreren Knorpelfischen isolirt. Bei den nackten Amphibien mit vollständiger Metamorphose ist derselbe Nerve vor der Verwand- lung als n. Zateralis, nach der Verwandlung als ramus auricularis n. vagi vorhanden. Der nervus sympathicus fehlt als besonderer Nerve bei den Cyclostomen ganz und der n. vagus verbreitet sich bei den Myxinoiden, seine Stelle ersetzend vom Darm bis ganz zum After. Als Kopftheil des Sympathieus besitzen die Schlangen blofs den Vidischen Nerven, der sich vom zweiten Ast des Quintus auf den Facialis, von da in den Glossopharyngeus und mit diesem in den Stamm des Yagus fortsetzt. Die Schlan- gen haben in der That einen Grenzstrang des Sympathicus, aber dieser ist vorne unterbrochen und erscheint überhaupt nur als Verbindungsschlingen der im gröfsten Theile des Körpers von allen Spinalnerven abgehenden Zweige zu den Eingeweiden. Man überzeugt sich hier, dafs die Verbindung der Wurzeln des Sympathicus bei diesem Nerven nicht wesentlicher ist als die bo- genförmige Verbindung der Cerebral- und Spinalnerven. Die Spi- nalnerven des Menschen haben eben einen solchen Grenzstrang wie der Sympathicus der Schlangen. Der Grenzstrang dieses Ner- ven entsteht bei allen Thieren dadurch, dals die Wurzelfäden sich eine Strecke aneinanderlegen, um später sich wieder zu pe- ripherischer Richtung abzulösen. Das Beispiel der Schlangen ist für diese Ansicht sehr belehrend, da hier die Wurzelfäden so- gleich zu ihrer Bestimmung abgehen. Der Kopftheil des Sym- pathicus der Teguixin verhält sich wie bei den Schlangen und geht in den Yagus über; aber dieser theilt sich am Halse in zwei Stämme, wovon der eine pars thoracica des Sympathicus oder 20 Grenzstrang wird, der andere sich als eigentlicher Yagus verhält. Der erstere bildet ein grolses Ganglion cervicale infimum, der letztere am Ende des Halses oder Anfang der Brust auch ein grofses Ganglion. Am Accessorius der höhern Thiere hat man ein Beispiel von Schlingenbildung zwischen den Wurzeln schon innerhalb des canalis spinalis, denn hier geschieht das, was sonst an den Nerven aulserhalb des canalis spinalis geschieht; aber auch die Wurzeln der Spinalnerven tauschen schon innerhalb des ce- nalis spinalis zum Theil ihre Fäden aus, Schlingen bildend. Hierauf wurde der von der philosophisch -historischen Klasse in Vorschlag gebrachte Herr de Macedo, Sekretar der Akademie der Wissenschaften zu Lissabon zum Correspondenten der Aka- demie erwählt. In Bezug auf die am 7. Dec. v. J. stattgelundene Correspon- denten-Wahl wird nachträglich bemerkt, dals dieselbe sich auf Herrn von Reiffenberg in Brüssel beschränkt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Turnour, ar epitome of the history of Ceylon, and the first twenty chapters of the Mahawanso translated. Ceylon 1836. 8. mebst einigen dazu gehörigen Beilagen und Berich- tigungen. Mitgetheilt im Auftrage des Verf. von Herrn Eug. Burnouf in Paris unter'm 15. December v.J. L’Institut. 1.Section. Sciences math. physig. et nat. 6. Annee. No. 223. Janv. 1838. Paris. 4. Bulletin de la Societ€ geologique de France. Tome VII, feuilles 21-25. 1836 a 1837. Parıs. 8. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1838, No. 7.8. Stuttg. und Tü- bing. 4. Schumacher, astronom. Nachrichten. No. 345. Altona 1838. Febr. 10. 4. Lections-Verzeichnifs der Ottonischen Universität für das W in- ter-Semester vom Oct. 1337 bis Ostern 1335. Mit einer Einleitung des Prof. Rofs über die Alterthümer der Insel Sikinos. Athen 1837. A. (in griech. Sprache) überreicht im Namen des Herrn Prof. Rofs in Athen durch Herrn Ritter. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1838, 1.Semestre. No. 5. Paris. 4. 21 19. Februar. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. G. Rose gab einige nachträgliche Zusätze zu seiner früheren Abhandlung über den Zusammenhang zwischen der Form und der elektrischen Polarität des Turma- lins. Hr. Dove beschrieb einen magneto-electrischen Apparat zur Hervorbringung indueirter Ströme gleicher Intensität in von einander vollkommen getrennten Dräthen und theilte Versuche mit über die Anwendung einander compensirender Spiralen bei magneto -electrischen Untersuchungen. Eine hufeisenföürmig gebogene cylindrische Stange weichen Eisens pp' ist an ihrer gekrümmten Mitte von einer durch einen isoliren- den Überzug von der Berührung mit derselben geschützten Spirale dicken Kupferdrathes c4 umwickelt. Auf die ebenfalls isolirend überzogenen geraden einander parallelen Schenkel lassen sich 2 ge- rade cylindrische Spiralen «2 und eZ desselben Drathes aufschie- ben, in demselben Sinne als cd gewickelt, so dals, wenn 5 mit c und d mit e verbunden ist, @bcdel eine stets in demselben Sinne fortlaufende Spirale bildet. Die Enden a, 2 dieser beiden Spiralen laufen auf der äufsern Seite der Schenkel in der Richtung dieser 22 letztern geradlinig fort, damit sie weder dem Ansetzen des Ankers an die Pole pp’ im Wege sind, noch das Aufschieben der aus langem dünnen Drathe gewickelten Spiralen «& und =? auf die von dickem Drathe gewundenen Spiralen «5 und e? hindern. Die hier dargestellte Vorrichtung dient dazu, gleichzeitig zwei von einander vollkommen unabhängige Dräthe zu öffnen, von denen der eine (die Inductionsspirale) ein in sich zurücklaufendes Ganze bildet, der andre (die magnetisirende Spirale) die Kupfer- und Zinkplatte einer galvanischen Kette metallisch verbindet. Auf einer durch eine einfache Kurbel oder beschleunigt drehbaren Glasstange sind 2 Kupfercylinder aufgekittet, an deren nach In- nen gewendeten Enden kreisförmige Kupferscheiben, an deren nach Aulsen gewendeten Enden gezackie Räder so aufgelöthet sind, dafs, wenn in die 4 darunter befindlichen Gefälse Queck- silber eingegossen wird, die Zacken beider Räder sich gleichzei- tig herausheben, während die Scheiben fortwährend eingetaucht bleiben. Jede aus einem solchen Rade und einer Scheibe beste- hende mit einem Blitzrade, einem Mutator, Unterbrecher etc. im Wesentlichen übereinkommende Vorrichtung mag Disjunctor heifsen. Die Verbindung eines derselben or mit dem dünnen Drath geschieht durch Schraubenklemmen, die Verbindung der Enden des dicken Drathes untereinander und derselben mit dem andern Disjunctor rs vermittelst quer durchbohrter Quecksilber- gefälse i, welche um den Drath drehbar sind, um in jeder Stel- lung des Electromagneten angewendet werden zu können. Die Dräthe »w’ enden in Handhaben oder führen zu einem Volta- meter, überhaupt zu der Vorrichtung, an welcher der Effect des inducirten Stromes untersucht werden soll. In dieser Form dient der Apparat dazu die Wirkungen des inducirten und des soge- 23 nannten Gegenstromes neben einander zu erhalten, aufserdem den Einfluls der Dicke des Drathes, der Anwesenheit eines Eisenker- nes, des Ansetzens des Ankers (welcher bei einem geradlinigen Electromagnet hufeisenförmig sein mülste) anschaulich zu machen. Nennt man % die Kupferplatte, z die Zinkplatte der galva- nischen Kette, s die Scheibe, r das Rad des Disjunctors, so er- hält man durch die Verbindung kadcdelsrz und g«ßerr die stärkste Wirkung. Bei dem Drehen erscheinen an dem einen Rade die Funken des Gegenstromes, an dem andern die des in- ducirten, jene, wenn die Räder richtig gestellt sind, in gleicher Intensität bei entgegengesetzter Drehung. Die Erschütterungen sind bei einem Electromagnet, von 2 Centner Tragkraft und 2 Inductionsspiralen von 500’ jede, kaum zu ertragen, werden aber durch Ansetzen des Ankers geschwächt und für das Gefühl da- her stechender. Verbindet man hingegen die Spiralen alternirend (e«Prer), so hören Wasserzersetzung, Erschütterung, Funken etc. vollkommen auf, da die Inductionsspiralen jetzt von gleichen aber entgegengesetzt gerichteten Strömen durchflossen werden. Die Erscheinungen des Gegenstromes am andern Disjunctor rs bleiben unverändert. Diese alternirende Verbindung geschieht am einfachsten, wenn man den oben endigenden Drath 2 und s gradlinig herunterführt, so dafs die Enden « und £, ebenso die Enden = und A dicht neben einander zu stehen kommen. Alle vorher betrachteten Erscheinungen hören ebenfalls auf, wenn die einander compensirenden Spiralen auf einem an dem Electromag- net angesetzten Anker befindlich sind. Verbindet man die magnetisirenden Spiralen alternirend (kablesrz), die Inductionsspiralen gleichartig (g@aßerr), so zeigt sich unter dem Einfluls entgegengesetzter Erregungen kein Strom. Verbindet man hingegen die magnetisirenden und Induc- tionsspiralen alternirend (kadlesrz und ga£Aer), so treten leb- hafte Wirkungen hervor, welche sich bis zum Unmerklichen schwächen können, wenn man durch Herausziehen des Hufeisens den vielpoligen Electromagnet entfernt. Ganz analog verhält sich der Gegenstrom bei der Verbindung k@@Asz, wovon der Grund unmittelbar einleuchtet. Folgende Combinationen zeigen den Einfluls der Dicke des Drathes. 24 1. ab als magnetisirende Spirale «@ oder ?.e als Inductionspi- rale. Im ersten Falle indueirende Wirkung der Spirale und des Eisenkerns, im letzteren nur des Eisenkerns. Zieht man den Eisenkern heraus, so erhält man nur die Wirkung der starken Spirale auf die des dünnen Drathes. 2. Durch gegenseitiges Vertauschen der lateinischen und grie- ehischen Buchstaben erhält man die analogen Erscheinungen wenn ein dünner Drath inducirend auf einen starken wirkt. . ab erregend e? inducirt | zur Vergleichung des inducirten R76) D) an Stromes und des Gegenstromes. . abel erregend « dsA inducirt . aßer ” abel ” Befinden sich an der Glasstange 3 gleiche Disjunetoren, von de- nen der dritte durch 2’ o’ bezeichnet werde, so dient der Appa- rat dazu Ströme gleicher Intensität in von einander unabhängigen Dräthen hervorzubringen. Hat man nämlich 2 Spiralen dünnen Drathes «® und =? so gewickelt, dals sie alternirend zu dem Schema «®Ae verbunden an bestimmten Stellen des Electromag- neten einander in der Weise neutralisiren, dafs sie unter dem in- ducirenden Einflusse desselben keine Bewegung an der Nadel eines Galvanometers, mit dem sie durch ihre unverbundenen Enden «, A communiciren, erzeugen, so trennt man beide und verbindet die Enden «, £ mit dem Disjunctor oc, die Enden =,?% mit dem Disjunctor 2’c’. Alle bisher nur an der Magnetnadel durch mo- mentane Impulse erhaltenen Resultate lassen sich auf diese Weise auf das Voltameter übertragen. Da das gleichzeitige Herausheben der Zacken aus der Flüssigkeit von der gleichen Höhe derselben in den Gefälsen abhängt, so ist es hier vortheilhafter, sich eines schleifenden Drathes wie bei dem Blitzrade und dem CGommuta- tor zu bedienen. Bei den Untersuchungen über die inducirende Wirkung eines von einem Stahlmagnete abgerissenen kurzen Ankers auf die ihn umgebende Spirale hat Herr Lenz gefunden, dals die Stelle der Umwickelung gleichgültig sei. Unter der Voraussetzung, dals ein in seinen natürlichen Zustand aus dem eines Electromagneten zu- rückkehrendes Eisen sich wie ein Anker verhält, welchen man von den Polen eines Magneten abreilst, würde man den Ort, an welchem man die Inductionsspirale anbringt, für gleichgültig an- naar 25 sehn dürfen. Bei mehrere Fuls langen und oft mehrere Zoll dicken Eisenstangen, wie man sie zu Electromagneten anwendet, die aulserdem hufeisenförmig umgebogen sind, darf aber nicht von vorn herein angenommen werden, dals alle Theile derselben einen gleichen Grad der Weiche haben, auch lassen sich nur bei geraden Stangen, wo man den Drath in die Gänge einer richtig geschnittenen Schraube winden kann, diese Windungen vollkom- men gleichförmig anlegen. Die einander compensirenden Spira- len geben ein vortreflliches Mittel an die Hand, die hier ange- regten Fragen zu beantworten. Ein umsponnener Kupferdrath wurde in 2 Spiralen von 60 Windungen geschlungen, die durch ein langes gerade fortlaufen- des Ende mit einander verbunden waren. Jede dieser Spiralen wurde auf einen der Pole eines 22 Zoll langen 14 Linien dicken Electromagneten geschoben, welchen ein 24 Linien dicker Kupfer- drath in 60 Windungen umgab. Nachdem die Compensation der Spiralen nahe an den Enden des Electromagneten am Galvano- meter ermittelt worden, wurde die eine Spirale bei unveränderter Lage der andern an einer der Mitte nähern Stelle angebracht und die Verbindung des Electromagneten mit der galvanischen Kette aufgehoben. Sogleich zeigten sich starke Ablenkungen und zwar im entgegengesetzten Sinne, wenn die vorher von der Mitte entferntere Spirale nun die ihr nähere wurde. Die Ablenkungen geschahen im Sinne der der Mitte genäherten Spirale. Sie hingen aber nicht von den etwa ungleichen Windungen des Drathes ab, denn als dasselbe als Electromagnet benutzte Hufeisen darauf als Anker eines kräftigen Electromagneten angewendet wurde, wurde die an bestimmten Stellen erreichte Compensation durch Verschieben der einen Spirale sogleich aufgehoben. Da bei diesem Verfahren das Abziehen unsicher ist, so wurde der Electromagnet durch Wegnahme des Verbindungsdrathes von der galvanischen Kelte getrennt. Diese Methode bietet demnach ein sehr einfaches Mit- tel dar, die an verschiedene Stellen eines Electromagneten ver- schiedene inducirende Kraft zu messen, da durch Vervielfältigung der Windungen nach bekannten Gesetzen die gestörte Compen- sation wieder erreicht werden kann. Auch kann man die durch die Anzahl der Drathwindungen noch nicht vollkommen erreichte 26 Compensation zweier Spiralen durch Verschieben einer derselben in aller Strenge erhalten. Da bei den galvanischen Ketten gewöhnlicher Construction die Wirkung derselben in einem längeren Zeitraum keinesweges constant ist, so bleibt noch die Frage zu beantworten, ob zwei unter der Wirkung einer kräftigern Kette einander neutralisirende Spiralen dies auch bei schwächeren Ketten thun oder mit andern Worten, ob die Vertheilung der Intensität in einem Electromag- neten unabhängig ist von der absoluten Intensität desselben. Ein Kupfertrog von 13 Zoll Seite mit 4 Kupferplatten und 4 amal- gamirten Zinkplatten gleicher Dimensionen wurde mit dem Elec- tromagneten in Verbindung gebracht, dann ein kleinerer, in wel- chem die Zinkplatte aus zwei 3 Zoll hohen Cylindern bestand von nur 2 und 7 Zoll Durchmesser. Das Gleichgewicht der Ströme blieb bestehend, daher wird das sogenannte Wogen der Kraft der Kette hier unschädlich seyn, indem es die beiden ge- trennten Ströme gleichmälsig afhcirt. Eine electrodynamische Spirale ohne Eisenkern in einem hoh- len Eisencylinder erregt in einer diesen umgebenden Spirale einen unmerklichen Strom, mit Eisenkern einen schwächeren, als wenn der hohle Cylinder entfernt ist. Diese auch von andern Physi- kern neuerdings bestätigten Resultate schienen aus dem Verhalten hohler Cylinder als Anker erklärt werden zu können. Ein in einen hohlen Eisencylinder enganschliefsend hineingeschobener Stahlmagnet zeigt nämlich, wenn der Cylinder die Dimensionen eines Flintenlaufes oder noch dickere Wände hat, nach Aulsen fast gar keine Wirkung. In eine Spirale eingetaucht erregt er so gut wie keinen Strom, an Seide aufgehängt wird jedes Ende desselben von beiden Polen eines zur Seite gehaltenen Magneten angezogen, er rotirt nicht unter dem Einfluls einer rotirenden Kupferscheibe, ist also viel mehr neutralisirt als ein Hufeisen durch geradlinigen Anker, welches unter diesen Bedingungen wenn auch schwach rotirt. . Da nun ein Electromagnet nie so eng an- schliefsen kann als ein Stahlmagnet, so würde das Hindurchwir- ken eines Electromagneten durch einen hohlen Eisencylinder da- rin eine Erklärung finden, die Wirkungslosigkeit einer electro- dynamischen Spirale hingegen in der geringen Intensität ihrer 27 Wirkung. Nach dieser Ansicht mufs die Continuität des Eisens als solche einen unbedeutenden Einfluls äußern, die Dicke der Wände und ihre Entfernung von dem eingeschlossenen Magne- ten einen bedeutenden. Auf den Schenkel eines Electromagneten von 28 Zoll Länge und 15- Zoll Dicke umwickelt mit 65 Win- dungen eines 2% Linie dicken Kupferdrathes wurde eine 4 Zoll 2 Linien weite Rolle 500’ langen und 4 Linie dicken Drathes geschoben und nach der Verbindung beider mit den Disjunctoren die Erschütterungen geprüft. Sie blieben fast ebenso kräftig nachdem ein 35 Linien weiter Eiseneylinder von dünnem Eisen- blech zuerst geschlossen dann der Länge nach aufgeschnitten zwi- schen dem Electromagneten und der Inductionsspirale eingeschal- tet wurde. Darauf wurde ein gradliniger Electromagnet in 2 einander compensirende Spiralen gelegt, so dafs jede derselben eine Hälfte umschlofs, dann 2 gleichlange Stücke eines Flin- tenlaufes eingeschaltet, und nachdem der eine der Länge nach aufgeschnitten worden, gefunden, dafs die Compensation fast ebenso genau stattfand. Dadurch scheinen die früheren Annah- men bestätigt. Die compensirenden Spiralen finden noch eine einfache An- wendung bei Untersuchung des Einflusses, welchen lange in dem- selben Sinne fortgesetztes Electromagnetisiren auf die Fähigkeit des Eisens, entgegengesetzten Magnetismus bei Umkehrung des Stromes anzunehmen, äulsert. Auch läfst sich durch sie die Frage beantworten, ob ein Leiter, welcher lange Zeit einen Strom fort- geleitet hat, dadurch untauglicher wird den entgegengesetzten zu leiten. Man wickelt nämlich aus starkem Drath 2 gleiche und gleichlaufende cylindrische Spiralen ad und cd und legt in sie 2 gleiche Eisenkerne, die noch nicht electromagnetisirt worden sind. Auf diese beiden magnetisirenden Spiralen werden 2 In- ductionsspiralen «2 und yö von dünnem Drath aufgeschoben, ‚welche alternirend verbunden einander neutralisiren. Nachdem bei unveränderter Lage der Eisenkerne der Strom lange fortge- setzt worden, wird der eine Eisenkern umgekehrt, so dafs das vorher bei c liegende Ende nun bei d zu liegen kommt. Dies beantwortet die erste Frage. Darauf werden bei umgekehrt bleibender Lage des zweiten Eisenkerns die magnetisirenden Spi- 2r 28 ralen alternirend verbunden (abdc). Dadurch erhält man den. hierbei stattfindenden Einfluls des Drathes. Endlich kann man beide Wirkungen vereint erhalten, wenn die Lage der Eisenkerne die anfängliche bleibt, die Verbindung der Spiralen aber alterni- rend ist. Das Aufhören oder Fortbestehen der Compensation ist das Prüfungsmittel. Einzelne dünne Eisenstäbe, parallel neben einander in die eine magnetisirende Spirale hineingelegt, während eine Stange gleicher Länge und gleichen Gewichts in der andern liegt, oder hintereinander liegende Stücke gleicher Dicke, deren Gesammtgewicht dasselbe ist als das des zusammenhängenden Ei- senkerns der andern, geben auf gleiche Weise eine Entscheidung darüber, welche Form des Eisens die vortheilhafteste sei. Darauf beschrieb Hr. Dove eine 'Thermosäule, welche er Parallelsäule nennt. Bei der gewöhnlichen Construction der für Leitungswärme bestimmten Thermosäulen, wie sie Nobili angegeben hat, endi- gen die abwechselnden Enden in 2 horizontalen Flächen. Dies ist sehr unbequem, wenn man durch Thermometer die an den abwechselnden Enden stattfindende Temperatur messen, oder die Koch- oder Schmelzpunkte zweier Substanzen anwenden will. Die Parallelsäule beseitigt diesen Übelstand. Ein horizontaler 14 Zoll langer 17 Linien breiter durch einen Achsenschnitt entstan- dener halber Cylinder von einer isolirenden Substanz ist mit 100 gebogenen Eisen- und Platindräthen bedeckt, welche seine Peri- pherie in der Weise berühren, dafs alle Eisendräthe in einer rechts, alle Platindräthe in einer links gewundenen Spirale liegen, die zusammengeflochtenen unten gleichweit hervorragenden En- den aber zwei der Achse des Cylinders parallele Linien bilden. Diese tauchen in 2 ebenso lange 74 Linien breite bartgelöthete Messinggefälse zur Aufnahme des Öls oder einer andern Flüssig- DB en keit ein, unter welchen sich eben so lange Kästchen mit Schie- } bern befinden, um als Lampen zu dienen. Die Temperatur in den obern Kästchen kann nun leicht durch Thermometer bestimmt werden. Diese Construction bietet aufserdem den Vortheil, dafs man durch Verschieben der Kästchen eine beliebige Anzahl Paare in Wirksamkeit setzen kann, wobei die ausfallenden Paare als ver- längerte Poldräthe dienen. Eine Holzleiste an der obern Seite 29 des Cylinders drückt die Dräthe fest. Die Dicke des Eisendraths ist 4, die des Platindraths 4 Linie. Zuletzt las derselbe über die Bestimmung der Drehungsge- schwindigkeit des Windes aus directen Beobachtungen seiner Richtung. Berechnet man aus allen einem Winde folgenden Richtun- gen die mittlere nach der Lambertschen Formel, ebenso aus allen ihm vorhergehenden, so erhält man die Differenz dieser Zahlen als Maals der Drehungsgeschwindigkeit, man kann also diese selbst als periodische Function seiner Richtung darstellen. Bestimmt man nun den mittleren Stand der meteorologischen Instrumente für die einzelnen Richtungen d.h. berechnet man die barometri- sche, thermische und atmische Windrose, so kann man aus der Verbindung der Drehungsgeschwindigkeit mit den mittleren Wer- then des Druckes, der Temperatur und der Feuchtigkeit der Luft bei jeder Windesrichtung einen Schluls auf die zu erwartende mittlere Veränderung der meteorologischen Instrumente machen. Diese Veränderung lälst sich aber direct finden, indem man den Stand jedes Instrumentes vor dem Eintritt des Windes vergleicht mit dem Stande desselben bei der nachfolgenden Beobachtung. Die Übereinstimmung des so gewonnenen Resultats mit dem aus der frühern Betrachtung abgeleiteten giebt also eine directe Prü- fung dafür, ob die Veränderungen der Instrumente allein von Veränderungen der Windesrichtung abhängen oder nicht. Als Beispiel wurde die Berechnung der Drehungsgeschwin- digkeit aus den Carlsruher Beobachtungen nach den hierzu von Herrn Eisenlohr gelieferten Daten mitgetheilt. Das Resultat der Rechnung entspricht dem Drehungsgesetz. 22. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. von Raumer las über den spanischen Erbfol- gestreit, unter Benutzung der gedruckten und mehrerer unge- druckten Quellen, besonders aus dem englischen Reichs- Archiv. Hr. von Humboldt überreicht der Akademie ein von Hrn. Knie erfundenes Instrument zur Trisection des Winkels. Es werden Gommissare zur Prüfung desselben ernannt. | 30 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1838. 1. Semestre. No. 6. Paris. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1838. Nr. 9.10. Stuttg. u. Tüb. 4. L’Institut. 1. Section. Sciences math.phys. et nat. 6. Ann. Supple- ment au No.(223) de Janvier 1838. Paris 4. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat März 1838. Vorsitzender Sekretar: Hr. Erman. 4. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Buch las über Goniatiten und Clymenien in Schlesien. Dem Hrn. Otto, Geheimen Medicinalrath in Breslau, ver- dankt man die Auffindung der Clymenien und Goniatiten zu Ebersdorf bei Neurode in der Grafschaft Glatz. Es ist das Er- stemal, dafs Clymenien auch noch von einem andern Ort auf- geführt werden als von dem, wo sie Graf Münster in Baireuth zuerst entdeckt hat, von Elbersreuth im Fichtelgebirge. Beide, sowohl Clymenien als Goniatiten scheinen älteren Schichten des Transitionsgebirges zu gehören; zum wenigsten erscheinen, nach Hrn. Beyrich feiner Bemerkung, Goniatiten mit getheiltem Dorsallobus niemals in älteren, sondern nur in neueren silurischen Schichten oder im Kobdlenkalkstein. So ist es auch bei Ebers- dorf. Selbst bei Hausdorf und Falckenberg, nur wenige Stun- den von Ebersdorf entfernt, wo Clymenien gar nicht mehr vor- kommen, wohl aber noch Goniatiten zwischen einem Heer an- ‚derer Petrificate, welche den Ebersdorfer Schichten völlig fremd 'sind, finden sich doch nur Goniatiten mit einfachem, trichter- förmigem Dorsallobus; welche daher denen von der Eyfel und vom Harz nicht gleichen. Die Clymenien von Ebersdorf sind, in Arten von denen, vom Grafen von Münster beschriebenen, nicht verschieden. [1838.] 3 32 Sie theilen sich in zwei Theile, deren Beachtung für die Eigen- thümlichkeiten ihres Vorkommens wichtig ist; nehmlich in: 1) ADSCENDENTES, aufsteigende. 2) INCUMBENTES, gewölbte. Die Arten der ersten Abtheilung lassen auf der Seite der Kammerwand einen kleinen Lobus erblicken mit senkrechter Dor- salwand, und mit sehr geneigter Ventralwand, welche dann wei- ter aufsteigt, und sich in der Sutur verbirgt, da wo sie schon sich ansehnlich über ihren Anfang am Rücken erhoben hat. Der kleine Lobus bildet auf diese Art die Figur eines y. Diese Form findet sich bei keinem andern Nauzilus späterer Formationen wieder. Sie bleibt den älteren Schichten des silu- rischen Systems allein vorbehalten. Die InCUMBENTES haben einen kleinen, halbtrichterförmigen Lobus auf der Seite, dessen Spitze sich etwas gegen den Rücken zurückbiegt. Von diesem Lobus aus bildet die Kammerwand bis zur Sutur einen gar zierlichen Bogen, wie ein Gewölbe, über den gröfseren Theil der Seite hin. Ein solcher im Halbkreils gebogener Ventralsattel ist aber noch vielen Nauzilus- Arten bis in die neuesten Formationen eigenthümlich und beweist, wie Cly- menien nur als eine Abtheilung des Nautilus angesehen werden können. Schon Nauz. aganiticus (sinuatus, danicus) der oberen Juraschichten und der Kreide, zeigt diesen gewölbten Ventralsat- tel sehr deutlich; ganz ausgezeichnet jedoch, mit einem engen zungenförmigen Seitenlobus findet sich diese Form am Nau£. zig- zag Sow., der schön und grols am Kressenberge bei Traunstein in Bayern vorkommt; eben so grols auch bei Antwerpen, und auch auf Malta, und der schöne, von Montfort (Buffon de Son- nini) abgebildete Nauz. Aturi gehört ebenfalls zu dieser Abthei- lung; endlich auch der Naufilus alabamensis Morton. 10” lang 9” hoch aus der oberen Kreide von Clayborne- Alabama. Von denen, vom Grafen von.Münster aufgeführten und abgebildeten Clymenien gehören zwei Arten der Abtheilung der ADSCENDENTES, Clymenia undulata und planorbiformis, denn seine Arten Sublaevis und inaequistriata lassen sich leicht mit er- sterer, Clymenia linearis oder mit letzterer vereinigen. Die in- cumbenten Clymenien enthalten ebenfalls zwei Arten: C/yme- nia striata mit ihren zahlreichen Abänderungen und die seltene ] ‘ 33 Clymenia serpentina. Von allen diesen fehlt nur die letztere in Ebersdorf. Fast alle Goniatiten dagegen, sowohl die von Ebersdorf, als auch die wenigen von Hausdorf und Falckenberg sind noch un- beschrieben und neu. Es sind folgende: 1. GONIATITES PESSOIDES. Einem Brettspielstein ähnlich mit einem einzigen tiefen zungenförmigen Laterallobus und einem flachen Secundarlobus im Dorsalsattel. Ebersdorf. 2. GONIATITES BI-IMPRESSUS. Viele breite Falten auf der Seite, welche sich an der Sutur zu langgezogenen Knoten erheben. Ein tiefer zungenförmiger Seitenlobus; aber nicht blofs ein flacher Secundarlobus im Dorsalsattel, sondern zugleich noch ein ähnlicher im Lateralsattel. Ebersdorf. 3. GONIATITES CERATITOIDES. Wie die vorigen nicht invo- lut. Die Loben sind zierlich gerundet, wie die Ceratiten. Aufser einem oberen und unteren Lateral- ist noch ein Au- xiliarlobus auf der Seite sichtbar. Von Falckenberg. 4. GONIATITES CUCULLATUS. Ganz involut. Zwei sehr tiefe und sehr spitze Lateralloben. Da die Kammern sehr nahe stehen, so scheinen diese Loben wie Tuten auf einander zu stehen. Sehr viel Ähnlichkeit mit G. conziguus. Münster. Von Falckenberg. 5. GONIATITES SOLARIOIDES? Die Streifung der Seiten- flächen ist wie die der anderen Goniatiten, mit scharfer Biegung nahe am Rücken, nach rückwärts gerichtet; allein Kammern sind durchaus nicht sichtbar, daher doch noch eine eigenthümliche Art von Schizostoma (Euomphalus) in die- ser Form verborgen sein könnte. Sehr viele, wenig schnell anwachsende Windungen. Von Ebersdorf. So sehr es zu wünschen wäre, genau zu wissen, was nun mit den Clymenien und Goniatiten von Ebersdorf vorkommt, so wenig sind wir doch bis jetzt darüber befriediget worden. Nur Syringopora racemosa Glfs. in ziemlich grofsen Stücken hat sich bis jetzt dort gefunden und viele Encrinitenglieder, wahrschein- lich vom Cyathocrinites pinnatus. Dagegen ist die Anzahl der Gestalten, welche sich bei Haus- dorf und Falckenberg finden, gar grofs, und ohnerachtet auch hier sehr viele ganz neu sind, so ist doch eine Annäherung und 3 x 34 eine grölsere Ähnlichkeit mit dem, was in rheinischen Gebirgen vorkommt, nicht zu verkennen. Die wichtigsten der hier vor- kommenden Produkte sind folgende. In Grauwacke: 1 a MoDIOLA CUSPIDATA n. Dreimal länger als breit. Die Seitenkante, vom Schlofs aus verliert sich in der Mitte der "unteren Seite, wodurch sie sich von M. Zingualis Phill. (Yorkshire II. taf. v. fig. 21) unterscheidet. In Grauwacke häufig. ARCA TORULOSA n. Der Arca fracta Glfs. in äufserem Umrifs ähnlich. Die Falte vom Schlofs zum unteren Rande ist sehr hervorstehend. Dieser untere Rand aber horizontal. PRODUCTA MARGARITACEA Phill. Yorksh. I. taf. vr. fig. 3. AVICULA TUMIDA n. oder Monotis. Sehr hoch gewölbt. Die Seite an welcher der Byssus hervortritt, ist sehr stark vorgeschoben, so dafs der ganze Umrifls schief wird, nicht orbiculär. Sehr starke Anwachsfalten. PECTEN ..... Länglich rund. Sehr regelmäfsig dichotom zerspaltene Falten. Der Schlofskantenwinkel ist ein rechter. MELANIA TuMIDA Phill. Yorksh. I. taf. xvı. fig. 2. TURRITELLA AcuS. Nur eine Linie lang, und dennoch zeigt sie zehn Windungen. TURBO BICARINATUS Wahl. Hisinger Leihaea suecica taf. xıı. fig. 3. Die Grauwackenschichten, in welchen diese Muscheln sich finden, enthalten noch eine grofse Menge von Helzfragmenten von Lepidodendron, Lycopodioliten und Stigmarien, deren Structur Herr Goeppert untersucht hat. Im Hangenden dieser Schichten finden sich bei Hausdorf und Falckenberg vier Lager von schwarzem, feinkörnigen Kalk- stein, und in diesem, aulser Goniatites ceratitoides: 1. 2. arm PRODUCTA ANTIQUATA Sow. PRODUCTA LATISSIMA Sow. taf. 330. Sehr grofse Exem- plare; am Schlofs mit zwanzig Röhren auf jeder Seite. CIRRHUS ROTUNDATUS Sow. Viele Glieder von CYATHOCRINITES PINNATUS. TEREBRATULA PLEURODON Phill. II. taf.xır. fig. 26. PECTEN TRIFIDUSs. Neu. Strahlen bedecken die Schaale, welche jede von drei Streifen gebildet werden, zwei auf EZ WERBLN IT u 35 den Seiten, eine über diese sich erhebend, in der Mitte. 26 solcher Strahlen über der Schaale. 7. SCHIZOSTOMA CATILLUS Bronn Lethaea taf. ıı. fig. 10; und auch wohl noch ein neuer, unbeschriebener. 8. PRODUCTA SARCINULATA Schl, Petref. taf. 29. fig. 3. 9. SPIRIFER SPECIOSUS. 10. SPIRIFER TRIGONALIS. Beide doch nicht recht häufig. Durch solche Liste wird man dem Kohlenkalkstein unter dem Steinkohlengebirge wieder näher geführt, von welchem Ebers- dorfer Goniatiten und Clymenien entfernen. Man mufs von Nach- forschungen bei Ebersdorf noch weitere und bestimmtere Auf- schlüsse über die Lagerung dieser Gebirgsschichten erwarten. Hierauf wurde ein Schreiben des Herrn Professor Mädler hierselbst vom 21. Febr. d. J. vorgelegt, mit welchem derselbe einen handschriftlichen Aufsatz: „Untersuchungen über eine Grund- ebene der Fixsternsysteme’”’ der Akademie überreicht. Ferner ein Schreiben des Herrn Renault de B£court in Metz v. 23. Febr. d. J. in Betreff seines 1834 erschienenen Wer- kes: „Le Tombeau de toutes les Philosophies tant anc. que mo- dernes.” Über die von der Akademie gestellte Preisfrage, die Auf- lösung der höheren numerischen Gleichungen betreffend, ist eine Bewerbungsschrift mit dem Motto: „Multum egerunt qui ante nos fuerunt sed non peregerunt” eingegangen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Crelle, Journal für die reine u. angewandte Mathematik. Bd. 18, Heft 1. Berlin 1838. 4. 3 Exempl. Gay-Lussacet Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1837 Aout. Paris. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 346. Altona 1838. Febr. 22. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1838, No. 11. 12. Stuttg. u. Tüb. 4. „Bulletin de la Societe de Geographie. 2. Serie. Tome 8. Paris 1837. 8. " Annales de la Societe entomologique de France. Tome 6. 1837. Trimestre 3. Paris 1837. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars der Gesellschaft Herrn Br ulle d. d. Paris 29 Jan. 38. 36 5. März. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Zumpt las über den Unterschied der Benennun- gen Municipium, Praefectura, Colonia im Römischen Staats- recht mit kritischer und exegetischer Berücksichtigung der Stel- len des Festus, s. v. praefecturae und municipium. Er zeigte, dafs alle Municipien der älteren Zeit, d. h. bis zur Er- theilung des Bürgerrechts an die Latinen und Italischen Bundesge- nossen, Präfecturen waren, dals selbst eine Anzahl Bürgercolonien diese Form der Rechtsverwaltung hatte, und dafs damit durchaus nicht Beschränkung der bürgerlichen Freiheit, sondern Conformität und Verbindung mit der Hauptstadt Rom und Erleichterung der städtischen Verwaltung bezweckt war. Erst nach der Zex Julia entstand eine dritte Klasse, Municipien, die weder Präfeceturen noch Colonien waren, indem die bisherigen civiztates sociorum und co- loniae Latinae ihre selbstständige juridische Verwaltung auch un- ter der Herrschaft des Römischen Gesetzes beibehielten. 8.März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Meineke las den ersten Theil einer Abhandlung über den Komiker Antiphanes. Hr. M. versuchte zuerst die chronologischen Schwierigkeiten zu lösen, welche eine genauere Prüfung aller dahin gehörigen Nachrichten herausstellt. Hierauf folgte eine kritische Beleuch- tung der verdorbenen oder verdächtigen Titel mehrerer Stücke, welche jenem Dichter zugeschrieben werden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: F. Zantedeschi, dei principj generatori delle umane cognizioni. Milano 1838. 8. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1838, No. 13. 14. Stuttg. u. Tüb. 4. Programma quaestionum ab Instituti Reg. Belgiei Classe tertia propositarum 1837. et Programme de la Societe Teylerienne pour l’annee 1838. 4 et 8. Graff, althochdeutscher Sprachschatz. XII Lieferung, Theil III (Bogen 9-23). 4. Chevreul, Recherches chimiques sur la Teinture. Lue äl’Acade- mie des Sciences le 2 Janv. 1837. (Paris). 4. 37 45. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Steffens trug, als Einleitung zu seiner Untersuchung über das Verhältnifs der Naturphilosophie zur empiri- schen Naturwissenschaft, eine Abhandlung vor, in welcher er das Verhältnils der Philosophie zur Erfahrung überhaupt, in- sofern diese in ihrem ganzen wissenschaftlichen Umfang (als gei- stige Bildung) die Entwickelungsstufe einer Philosophie in sich enthält, schärfer, als bisher zu fassen suchte. Er bestimmte zu diesem Behuf den Begriff geistiger Eigenthümlichkeiten (der Ta- lente). Ein Auszug aus dieser Abhandlung, die ohnehin binnen kurzer Zeit öffentlich benutzt wird, ist nicht möglich. Auf Veranlassung des Königlichen Ministerii der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten hat die Akademie be- schlossen zur Anschaffung einer Anzahl von 3000 Stück kupferner Matrizen Chinesischer Schriftzeichen die Summe von 1300 Thlr. zu verwenden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: de Chambray, Histoire de l’expedition de Russie. 3. Edit. Tome 1-3. avec un Atlas. Paris 1838. 8. 2 Exempl. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Paris 2 Febr. d. J. Schuller, die Annahme an Kindesstatt, nach den Grundsätzen des österr. allg. bürgerl. Gesetzbuches und mit Rücksicht auf‘ die diefsfäll. Vorschriften des königl. preufs. allg. Land- rechtes. Wien 1837. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Wien 18 Dec. 1837. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1838. 1. Semestre. No. 7-9. Paris. 4. L’ Institut. 1. Section. Sciences math. physig. et natur. 6. Annke. No. 224. 1838. Fevrier. Paris. 4. Annales des Mines. 3. Serie. Tome 12. Livraison 5. de 1837. Paris. Sept. - Oct. 1837. 8. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1838, No. 15. 16. Stuttg. u. Tüb. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 347. Altona 1838, März 10. 4. Commentationes latinae tertiae Classis Instituti Regiü Belgici. Vol. 6. Amst. 1836. 4. Nieuwe Verhandelingen der eerste Klasse van het Koningl. Neder- landsche Instituut van Wetenschappen, Letterkunde en schoo- ne Kunsten te Amsterdam. Deel 6. ib. 1837. 4. 38 19. März. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. von Humboldt las eine Abhandlung über die Hoch- ebene von Bogota. Die Andeskette, wie alle grolsen Gebirgsketten der alten und neuen Welt, bieten mehr oder minder ausgedehnte Hochebenen dar. Sie liegen stufenweise über einander und sind meist durch enge Schluchten (Thäler, die senkrecht die Haupt-Axe des Ge- birges durchschneiden) verbunden. Diese sehr bekannte Erschei- nung wiederholt sich selbst am Abhange isolirt stehender Berge. Was der Andeskette aber eigenthümlich ist und sich in gleichem Maalse nirgends in dem alten Continent wiederholt, ist der Um- stand, dals dort grofse, reiche und wohl bevölkerte Städte in den Hochebenen selbst gegründet sind; fast reihenweise in gleichem Abstande vom Äquator, zwischen 36° nördlicher und eben so viel südlicher Breite, von Neu-Mexico bis Chili. Die Ursach dieser sonderbaren Städtegründung mufs man suchen in der Richtung der frühesten Völkerwanderungen, in der Furcht aller Bergvölker, in die heifsen Ebenen hinabzusteigen, in der Wahl der nährenden Pflanzen, welche früh ein Gegenstand des Ackerbaues geworden sind. Die europäischen Ansiedler folgten überall der alten Cultur: sie haben die eroberten Städte erweitert, doch ihnen selten neue Namen gegeben. Wenn man Caracas, Popayan, Mexico, Quito, La Paz und Potosi nennt, so reihet man genau in dieser Folge Stationen an einander, die sich senkrecht zu Luftschichten zwi- schen 2800 bis 13,000 Fufs Höhe über der Meeresfläche erhe- ben, meteorologische Warten, gewils einst Sitze wissenschaftlicher Bildung, in welchen durch permanente Bewohnung die wichtig- sten Aufschlüsse über den mittleren Zustand der Atmosphäre nach Verschiedenheit der Höhe und geographischen Breite erlangt wer- den können. Die asiatischen Bergländer zeigen uns höher be- wohnte Dorfschaften und Meierhöfe am nördlichen Abhange des Himalaya, wie in West-Tübet, am Küenlun und in dem Plateau von Pamer gegen den Bolor hin, aber keinesweges eine Reihe grolser Städte. Kaschmir liegt nach Victor Jacquemont und Baron von Hügel nur 5000 oder 5400 Par. Fuls hoch, es er- reicht also noch nicht die unbedeutende Höhe der Stadt Popayan. 39 Der Pafs, auf dem Burnes zwischen Kabul und Balkh den Hindu- Kho, bei dem alten Bamiyan, überschritt, ist auf dem höchsten Punkte fast 1000 Fuls niedriger als das Stralsenpflaster der.obern Stadt Potosi. - In diesen allgemeinen Betrachtungen, welche der Abhandlung zum Eingange dienen, untersucht Hr. v. H. die Stellen der Alten, in denen das allgemeine Gesetz der, unabhängig von der geo- graphischen Breite, mit der blofsen Erhebung des Bodens zu- nehmenden Kälte der Klimate ausgesprochen ist. Der von He- rodot geläugneten Schneeberge in Afrika zwischen den Wende- kreisen erwähnt zuerst die Adulische Inschrift. Im Neuen Con- tinent wurde der ewige Schnee der Tropen-Region zuerst in dem Gebirge von Citarma (jetzt Nevados de Santa Marta), neun Jahr nach Columbus erster Entdeckung, gesehen. Petrus Martyr de Anghiera, in einem für den Pabst Leo X. geschriebenen Buche, bemerkte zuerst, dals die untere Grenze des ewigen Schnees mit abnehmender Breite sich erhebe. Neuere Beobachtun- gen lehren den Einflufs der Hochebenen auf die mittlere Temperatur. Sie ist 125 bis 2/3 grölser, als in gleicher Höhe an dem ununter- brochenen Abhange der Gebirgsketten: auch bemerkt man Unter- schiede zwischen der Mitte der Hochebene und den Rändern. Dem Ackerbau, besonders der Cultur des Mays und den europäischen Cerealien ist, in den Hochebenen, besonders, wenn sie sich über 7800 Fuls erheben, das Erfrieren durch nächtliche Strahlung der Bodenwärme gegen einen heiteren, dunstfreien Himmel, durch unbewegte dünne und sehr trockene Luft, gefahrbringend. Jedes Plateau hat ein eigenes individuelles Klima, welches durch seinen Vegetationszustand, die Gestalt der umgebenden nächsten Fels- wände, ihre Stellung zu den herrschenden Winden und ihre Farbe, wie durch den periodischen Gang der Störungen im elektrischen Gleichgewicht der Atmosphäre bedingt wird. Die numerischen Resultate der mittleren Tag- und Nacht-Temperaturen geben allein, bei dem verwickelten Gange des meteorologischen Prozesses, kein treues Bild der localen Klimate. Auch von dieser Seite bietet, in der glücklichen Tropen-Zone, die kleinste Raumfläche die höchst- möglichste Mannichfaltigkeit von Naturerscheinungen dar, sei es in den meteorisch vorübergehenden oder in den durch innere Ent- wickelung sich ewig erneuernden des organischen Lebens. 40 Specielle Ansicht der Hochebene von Bogota, aus noch un- gedruckten Tagebüchern geschöpft. Bewohnbarkeit, Klima, Phy- siognomik der Vegetation, geognostische Schichtungs-Verhältnisse. Das Plateau, Llanura de Bogota, nach den alten Mythen der Ureinwohner vom Stamme der Muyscas der Boden des ausge- trockneten Sees Funzha, hat die mittlere Höhe von 8130 Fuß. Die Stadt Bogota, vor dem Freiheitskriege Santa Fe de Bogota genannt, liegt 2556 Fuls höher als das mildere Popayan und 820 Fuls tiefer als Quito. Es bietet in seiner 15-18 geogra- phische Quadrat-Meilen grolsen, ganz söligen, fast baumlosen Fläche vier merkwürdige Erscheinungen dar; den prachtvollen Wasserfall des Tequendama, der von der Region immer- grüner Eichen in eine Kluft stürzt, zu welcher Palmen und baum- artige Farren bis an den Fuls der Cataracte hinaufgestiegen sind; das mit Mastodonten-Knochen überfüllte Riesenfeld, Campo de Gigantes; Steinkohlenflöze und mächtige Steinsalz- schichten. Das Vorkommen der beiden letztern Formationen erregt um so mehr Befremdung, als sie eine Höhe erreichen, ohngefähr der gleich, welche man erhält, wenn man sich unseren Brocken auf den Gipfel der Schneekoppe gethürmt denkt. Der Charakter der ganzen Landschaft ist grolsartig, aber melancho- lich und öde. Die Stadt, von Alleen riesenmälsiger Daturen umgeben, liegt dicht an einer fast senkrecht abgestürzten Fels- wand, deren östlicher Abfall über den Paramo de Chiguachi hin- über in die Ebenen des Meta und Orinoco führt. An dieser Felswand hängen, fast zwei tausend Fufs über der Stadt, nester- artig zwei Capellen, Monserrate und Guadalupe, besuchte Wall- fahrts-Orte, in absoluter Höhe fast dem Gipfel des Ätna gleich. Gegen Südwesten sieht man ununterbrochen eine Dampfsäule aufsteigen. Sie bezeichnet den Punkt, wo der Wasserfall von Tequendama liegt. Die Vegetation der Hochebene contrastirt mit der des Ab- hanges der Felswand, an der die Capellen hängen, wo unter dem Schatten von Escallonia tubar, Vallea stipularis und Weinman- nien, purpurblüthige Thibaudien, Passilloren und Gaulterien von ewigem Nebel getränkt werden. Die mittlere Jahrestemperatur von Bogota (bei 8130 Fufs Höhe und unter 4° 36’ Breite) ist 14°5> nach hunderttheiliger Scala, also gleich der Temperatur 41 von Rom, aber in Rom sind die mittleren Grade der wärmsten und kältesten Monate um 16° verschieden (Jan. 728; Aug. 237), wäh- rend dals in der Hochebene von Bogota die Wärme so gleichmälsig vertheilt ist, dafs oft sieben auf einander folgende Monate nur einen Unterschied von ; Grad mittlerer Wärme darbieten Im ganzen Jahre ist der wärmste Monat 16/6, der kälteste 1422. Die klimaterischen Einflüsse auf die Lebensprozesse des Organis- mus hängen mehr von der Vertheilung der Wärme unter die verschiedenen Jahres- und Tageszeiten, als von der mittleren Temperatur des ganzen Jahres ab. Die Bergebene von Bogota hat, wie ihr individuelles Klima, also auch ihre eigene geognostische Mythe. Die Ebene bildet, wie die Bergebene von Mexico (Tenochtitlan), ein Becken, aus dem die Wasser nur in einem einzigen Punkte einen Ausweg finden. Beide enthalten in ihrem Schuttboden die fossilen Kno- ‚chen 'elephantenartiger Thiere, aber die Öffnung im Thal von Mexico ist eine künstliche, durch die spanischen Ansiedler seit 1607 begonnen: der Pals, durch welchen der Rio de Bogota oder Funzha, bei Tequendama, die Wasser der Hochebene ausführt, ist ein natürlicher. Mythische Traditionen des Urvolks, der Muyscas, schreiben die Öffnung dieses Passes und die Entstehung des gro- [sen Wasserfalles der mächtigen Hand eines Wundermannes, des Botschica (Bochica) zu, einem Heliaden, wie Manco-Capac, der die in roher Sitte lebenden Muyscas zum Ackerbau anregte, den Sonnendienst einführte, und, wie in Tübet und Japan, die Ober- gewalt unter einen weltlichen Herrscher (Zaque) und einen geist- lichen, den Ober-Lama des Sonnentempels von Iraca (bei Soga- 'moso), theilte. Die Local-Fluth, Bildung und Anschwellung des Sees Funzha, wurde durch eine dem Heliaden feindliche weib- liche Gestalt, Huythaca, verursacht. Was von dem Menschen- geschlechte, das heilst dem Stamme der Muyscas, übrig blieb, rettete sich auf die nahen Berge. Der langbärtige Wundermann ‚Botschica öffnete die Felswand bei Tequendama und Canoas: er trocknet die nun wieder bewohnbare Ebene. Huythaca selbst wird der alle Feuchtigkeit anziehende Mond, welcher nun erst die Erde zu begleiten beginnt. Ähnlichkeit zwischen den drei mythi- schen Personen, Quelzalcoatl in Mexico, Botschica in Neu-Granada und Manco-Capac in Peru. Die beiden erstern, nachdem sie ihr 42 Missions-Geschäft vollbracht, enden auf einsamen Bergen, wie Buddha, in selbstaufgelegten strengen Bülsungen. Überall hat sich die symbolisirende Menschheit Personificirungen, Repräsentanten der Gesittung, grolse historische Gestalten gedacht, um ihnen, einfach und bequem, als plötzliche Erfindung, Fortschritte der Cul- tur, geistliche und bürgerliche Einrichtungen, technische Künste und Verbesserung der Mondjahre zuzuschreiben. Was sich allmä- lig entwickelt hat, wird gedacht als simultan, wie durch fremde Wundermänner oder Ankömmlinge hervorgerufen. Der Salto de Tequendama, um dessen Ursprung sich der geognostische Theil der Mythe dreht, verdankt seinen im- ponirenden Anblick dem Verhältnifs seiner Höhe (870 Fufs nach Roulin) zur herabstürzenden Wassermasse. Nahe bei dem Salto liegt das Steinkohlenflöz von Canoas, wohl eines der höchsten in der bekannten Welt, aber eben so wenig, als die Steinsalz-Massen von Zipaquira, am entgegengesetzten nordöstlichen Endpunkte der Hoch-Ebene, ein isolirtes Phänomen. Steinkohlen und Steinsalz wiederholen sich an beiden Abhängen der Cordilleren in sehr verschiedenen Höhen. Sie zeugen, wie die Sandstein-Formation, welche ununterbrochen vom Magdalena-Strome auf das Plateau von Bogota hinauf-, und dann gegen Osten über dem Rücken (Paramo de Chiguachi) in die Ebenen des Meta und Orinoco hinabsteigt, für die Hebung der ganzen Andes-Kette. Unter dem Sandstein, der bei Bogota gelblich-weils, feinkörnig-quarzig und von thonigem Bindemittel ist, in tieferen Punkten aber mit Con- glomerat-Schichten wechselt, die eckige Stücke von Lydischem Stein, Thonschiefer und Gneis einschlielsen, ist bis jetzt keine andere Flöz-Formation gesehen worden. Er ruht unmittelbar bald auf Übergangs-Thonschiefer, bald auf Gneis. Der Sandstein ist mit schwefelhaltigem Gyps, Salzthon und Steinsalz, an andern Punkten mit Schieferthon und Steinkoblen-Flözen bedeckt. Wenn man die Steinsalz-Niederlagen und Salzquellen auf der Hochebene von Bogota, in der smaragdreichen Provinz Muzo und am öst- lichen Abhange gegen die Llanos von Casanare hin in einem Blicke geographisch zusammenfalst, so zeigen sich gangartige Spalten, die in einer eigenen, aber breiten Zone, von Westen nach Osten, die ganze mächtige östliche Andes-Kette durchziehen und in sehr verschiedenen Höhen Steinsalz, gypshaltigen Salzthon 43 und Jode führende Salzquellen an die Oberfläche gebracht haben. Neben den partiellen Bildungen, dıe nur von dem bedeckt sind, was ihnen selbst zugehört, unterteuft die allgemein verbreitete Sandstein-Formation einen grau- und gelblich-weilsen, in regel- mälsige Bänke abgetheilten, dichten, bisweilen Höhlen enthalten- den Kalkstein. Die Abhandlung des Hrn. v. H., auf ältere Beobachtungen ge- gründet, beschreibt die Auflagerung dieser Flöz-Formationen in blofsen Raum-Verbhältnissen, ohne sie zu benennen nach dem Parallelismus oder der Identität mit jetzt wohlerkannten euro- päischen Typen. Diese Vorsicht schien nöthig zu einer Zeit, wo das Studium der zoologischen Kennzeichen und charakterisirenden Fossilien der fast einzig sichere Leiter geworden ist. Soll man jene mächtige Sandstein-Formation von Bogota mit Steinkohlen und aufliegenden Gyps- und Steinsalz-Schichten für Totes-Liegende, jenen Kalkstein an der Felswand von Tequendama für Jura-Kalk halten, oder hat man hier alte Kreide und Keuper-Sandstein be- schrieben? Eine sorgfältige und glückliche Bestimmung der in unseren Sammlungen sich allmälig häufenden Versteinerungen der Andes-Kette wird bald die Identität der Formationen mit euro- päischen Typen befriedigend aufklären. 22. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Gerhard las über die Lichtgottheiten auf Kunst- denkmälern. Nicht weniger als von den Dichtern sind die Gottheiten des kosmischen Lichtes billigerweise auch von den Künstlern des clas- sischen Alterthums gefeiert worden. Mehrere neuerdings ent- deckte Vasenbilder, theils der von Panofka im Musee Blacas pl.xvır bekanntgemachte Sonnenaufgang, theils ein kürzlich aus den sabinischen Ausgrabungen von Sommavilla hervorgegangenes Denkmal gleichen Gegenstandes (Bullett. del? Inst. archeol. 1837 p- 72), beweisen zur Genüge dals selbst die derb natürliche Dar- stellung des neuerscheinenden Tages und des gleichzeitig verdun- kelten Sternenlichts geistreichen Künstlern den Anlals figuren- reicher Bilder darbot. Ungleich zahlreicher und aus neuentdeck- ten Vasenbildern ebenfalls hauptsächlich betheiligt sind jedoch die mythischen Darstellungen, welche den Sonnengott in voller Lauf- 44 bahn oder bereits am Ende desselben, den durch Meeresgötter angedeuteten Fluthen nahe gerückt, zeigen; in welcher Beziehung hauptsächlich die neuerdings (Monum. d. Inst. archeol. Il, tav. 30-32) bekannt gemachte Amazonenvase von Ruyo und mehrere noch un- edirte mannigfachen Stoff archäologischer Belehrung gewähren. Eine bereits nicht allzugeringe Reihe bildlicher Darstellungen bie- ten noch die mehrfachen Denkmäler dar, welche auf das von Helios dem Herakles geliehene Becherschiff bezüglich sind; so ist eine gegenwärtig im Magazin des Vaticanischen Museums befind- liche volcentische Schale durch die unverkennbare Abbildung des im skyphos-ähnlichen Becher nach Erytheia schiffenden Helden besonders erheblich. Nach Ausführung dieser und anderer ver- wandten Punkte gedachte Hr. G. endlich noch des Einflusses, den jene archäologischen Untersuchungen auf die fortwährend unent- schiedene Frage über das älteste Verhältnifs des Helios zum Apoll zu äufsern im Stande sein möchten. Obwohl den von bacchi- schem Mysterienwesen erfüllten italisch-griechischen Vasenbildern die orphische Gleichsetzung jener Gottheiten, wie Euripides und die Alexandriner sie anerkannten, unbedenklich beigemessen wer- den kann, so hat jener mit den Lichtgottheiten vielbeschäftigte Bilderkreis bei vollständig getrennter Darstellungsweise doch höchstens zwei Denkmäler (die Vase von Sommavilla, vielleicht auch Mon. d. Inst. I, 46) aufzuweisen, in denen jene Gleich- setzung andeutungsweise vorhanden ist; ein Umstand, welcher zu richtiger Beurtheilung des Antheils, der in der homerischen Trennung des Helios vom Apoll dichterischem Bedürfnis oder gleichzeitiger Glaubensansicht angehört, bei den gleichmälsigen Ansprüchen poetischer und künstlerischer Darstellung ferner er- wogen zu werden verdient. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Franc. Zantedeschi, della Polarizzazione dei conduttori isolati diretti a determinati punti del globo. Milano 1837. 8. Esperienze risguardanti la direzione e l’intensitd delle correnti magneto-eleitriche. Brescia 1835. 8. della natura delle calamite e degli scandagli magnetici. (Milano 1837). 8. Reclamo di prioritä di alcune scoperte, contro un ar- ticulo del Sgn. D. Al. Donne (ib. eod.) 8. 45 Franc. Zantedeschi, dell’ influenza reciproca dell’ elettro- magnetismo de’ corpi (Milano 1837). 8. Elementi di Psicologia. Vol. I, Parte 1. 2. Ediz. Bres- cia 1835. 8. Elementi di Filosofia morale. Ed. 2. Milano 1836. 8. Elementi di Logica e Metafisica. Vol. 2. Verona 1834. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Mailand 10 Dec. v. J. L'Institut. 1. Section. Sciences math. physig. et natur. 6. Annde. No. 225. Mars 1838. Paris. 4. Bibliotheque universelle de Geneve. Nouy. Serie. 2. Aunde No. 24. Decembre 1837. Gen£ve et Paris. 8. I. N. Fuchs, über die Theorien der Erde. (Aus den gelehrten An- zeigen, Jahrg. 1838 No. 26-30, besonders abgedruckt). 4. 29.März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Adelbert v. Chamisso gab Rechenschaft von seinen fortgesetzten Studien der Hawaiischen Sprache. Nachdem er in einer ersten Denkschrift die Grammatik der- selben zu beleuchten versucht, war er mit der Abfassung des Wörterbuches beschäftigt und schon weit in dieser Arbeit fort- geschritten, als ihn neue aus Hawaii erhaltene Bücher die Eitel- keit seines Unternehmens erkennen lielsen. Unter denselben befindet sich eine neue vollständige Ausgabe des neuen Testaments, in welcher die fünf historischen Bücher und die Epistel an die Römer dergestalt verändert sind, dafs die Übersetzung für eine neue gelten kann, welche die erste, die er seiner Arbeit zum Grunde gelegt hatte, als einen schülerhaften Versuch erscheinen lälst, den die Verfasser selbst verworfen haben. Es befindet sich ferner darunter: A vocabulary of words in the Hawaiian language. Lahainaluna, press of te hish School 1836. Dieses Yocabulary, bei eingestandener Unvollständigkeit und Mangelhaftigkeit viel reicher als dasjenige, welches aus den vorhandenen Quellen hätte hervorgehen können, wird, mit Bei- hülfe der grammatikalischen Andeutungen, die A. v. Chamisso zu geben vermag, dem Sprachforscher vollkommen genügen. Über das reitzende Bild, das uns die neueren Berichte von dem gedeihlichen Zustande, dem aufkommenden Handel und der zunehmenden Gesittung Hawaiis vorspiegeln, warf A. v. Cha- misso einen grellen Schatten, indem er aus amtlichen Documenten 46 die Thatsache feststellte, dafs auch hier unter der Einwirkung der Europäer, die jedoch nicht, wie in andern Welttheilen, gegen das Volk gefrevelt, die Bevölkerung in so furchtbarem Verhältnils ab- nimmt, dals die gänzliche Verödung der Insel zu befürchten steht. Nach der Volkszählung vom Jahre 1832 war auf. den ge- sammten Hawaiischen Inseln die Menschenzahl ...... 129,814. Nach der Volkszählung vom Jahre 1836 ...... 108,393. Die Abnahme betrug während dieser vier Jahre. 21,421. Dies ist mehr als ein Sechstel der ersten Zahl. A. v. Chamisso theilte ausführlich mit, was zur Erläuterung dieser Thatsache die Missionare sehr unbefriedigend hinzufügen. A. v. Chamisso schlofs mit folgendem Anerbieten. Er getraut sich nehmlich die Kenntnils der Hawaiischen Sprache, die er sich mühsam erworben hat, leicht und in kurzer Zeit einem kundigen Sprachforscher mittheilen zu können, der selbige er- spriefslicher zu Sprachvergleichungen benutzen würde, und er wünscht und begehrt, dafs ein solcher Lernbegieriger sich an ihn wenden und seinen Unterricht annehmen möge. Er wird Berichtigungen und Ergänzungen zu seiner ersten Denkschrift über die Hawaiische Sprache nachliefern. Über die von der Akademie gestellte Preisfrage, die Auf. lösung der höheren numerischen Gleichungen betreffend, ist eine zweite Bewerbungsschrift mit dem Motto: „Intendat animum studis et rebus honestis” eingegangen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Annales de la Societe Sericicole, fondee en 1837, pour l’amelio- ration et la propogation de UIndustrie de la Soie en France. No. 1. Annee 1837. Paris 1838. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars der Gesellschaft Hrn. Frederic de Boullenois. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de UAcademie des Sciences. 1838. 1. Semestre No. 19. Paris. 4. Jornal da Sociedade pharmaceutica de Lisboa. Tomo I No. 10. Lisboa 1837. 8. Kopsen van Hall, Flora Batava. Aflev. 112. 113. Amst. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt). 1838. No. 19. 20. Stuttg. u. Tüb. 4. Schumacher, astron. Nachr. No.348. Altona 1838. März 22. 4. v. Schlechtendal, Zinnaea. Bd.11, Heft 6. Bd.12, Heft1. Halle 1837. 38. 8. er - — Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat April 1838. Vorsitzender Sekretar: Hr. Erman. 2. April. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Panofka hielt einen Vortrag über die Kunstvor- stellungen der Pandora. Ein noch nicht bekannt gemachtes, in einer Zeichnung vor- gelegtes Vasenbild einer im Jahre 1828 in Nola ausgegrabenen Kylix ist bis jetzt das einzige Denkmal aus guter griechischer Kunstperiode, welches die Geburt der Pandora vergegenwärtigt. Im Innern dieser Kylix befindet sich auf weilsem Grunde mit schwarzen Umrissen Hephaistos HEOAIZTOZ, unbärtig, das Haupthaar mit einer Tänie umwunden, nach attischer Künstlerweise den Körper mit einem bis ans Knie reichenden Peplos verhüllt, doch so dafs die Brust frei bleibt; in der gesenkten Linken hält er einen kleinen Stab sruAos, womit er als Thonbildner gear- beitet. Seine rechte Hand nahe am Haupte der neben ihm als Mittelfigur der Scene sichtbaren Pandora, ist wie es scheint be- schäftigt die goldne Stirnbinde der Neugebornen zu befestigen. Pandora welche hier den Namen NEZIAORA Anesidora, die Gabenyerleiherin, führt, zeigt sich mit langgelocktem Haar, langem Chiton und Peplos und gesenkten Händen. Sie wendet den Kopf ” nach der links stehenden Athene ABEN AA hin, welche ihr ein goldnes Halsband umzulegen im Begriff ist. Die Göttin trägt EEE RETTTER ebenfalls ein Stirnband um den Kopf und ist mit einem langen Chiton und einer Aegis mit Medusenhaupt bekleidet. [1838.] 4 48 Eine solche Gruppe bildete wahrscheinlich den Mittelpunkt jener figurenreichen Composition desselben Gegenstandes womit der grölste Bildhauer des Alterthums die Basis seiner Statue der Minerva Parthenos zu Athen geschmückt hatte. Von dieser Re- liefarbeit des Phidias giebt Pausanias (I, xxıv, 7) nur den Gegen- stand im Allgemeinen an, indels Plinius (H. N. L. xxxvı, V, 4) die wichtige Notiz dals zwanzig Götter bei der Geburt der Pandora zugegen waren (nascenti adstantes nach Letronne’s Emendation) zu unsrer Belehrung hinzufügt. Diese Zwanzigzabl von Göttern bei der Geburt der Pandora darf um so weniger befremden, als sie auf dem Bathron des Amy- kläischen Apollo (Paus. III, xıx, 4) sich wiederholt, wo eine gleiche Anzahl Gottheiten bei der Apotheose des Hyakinthos und der Polyboia erscheinen: auch findet sie in der Funfzehnzahl von Gottheiten, welche Phidias bei der Geburt der Aphrodite auf der Basis seiner olympischen Jupiterstatue dargestellt (Paus. V, x1, 3), ein höchst beachtenswertbes Analogon. Es frägt sich, ob die XX dii des Plinius sich mit einiger Wahrscheinlichkeit bestim- men lassen. Hesiod. O. et D. v. 53 u. ff. (vgl. Theog. v. 570 u. ff.) nennt bereits 10 Gottheiten, nemlich Hephästos der aus Was- ser und Erde die Pandora jungfräulichen Göttinnen ähnlich bil- den soll; Athene, bestimmt sie anzukleiden und ihr den Gürtel umzulegen; Aphrodite ebenfalls vom Zeus berufen, Liebreiz und Verführung mitzutheilen; Hermes welcher listigen Sinn, Sprache und Namen giebt; die Chariten welche goldne Hals- und Armspangen umlegen, indels die Horen mit Frühlingsblumen die Neugeborne bekränzen. Wer den künstlerischen Compositionen von Göttergeburten einige Aufmerksamkeit geschenkt hat, dem wird es nicht schwer fallen sich Rechenschaft davon zu geben, welche Gottheiten aufser den genannten in der Scene des Phidias aufgetreten sein mögen. Die Geburt der Pandora insofern sie in der Zeit vorgeht; mufste in die Grenzen von Tag und Nacht eingeschlossen sein, daher auf der einen Seite Helios auf seinem Viergespann, auf der ent- gegengesetzten Selene auf ihrem Zweigespann als Schlulsfiguren sich zeigen mochten. Zwei andre Hauptgottheiten, welche die Elemente vertreten und grade diejenigen sind aus deren Wesen Hephästos das Weib zu bilden versuchte, ich meine Poseidon 49 ünd Gaea oder Demeter durften ebensowenig fehlen. Nächst- dem möchten wohl diejenigen Göttinnen, welche bei der Geburt zumal eines sterblichen Weibes unentbehrlich sind, die Moeren, eine um so passendere Stelle in dieser Composition gefunden haben, je schärfer ihr Gegensatz mit den heiteren Horen und Cha- riten bei dieser Gelegenheit sich versinnlichen liefs. Hinsicht der drei Gottheiten welche noch nachzuweisen übrig bleiben, könnte einige Verlegenheit entstehen, insofern sobald man sich streng an die Worte des Plinius hält, nur an Götter ersten Ran- ges zu denken wäre und in diesem Falle Zeus, Here und Apollo an diesem athenischen Denkmal ihre Gegenwart besser als andre rechtfertigen dürften. Allein der Titel eines sophocleischen Stücks „Pandora oder die Hammerschläger” verbunden mit der Betrach- tung einiger auf die Menschenbildung bezüglichen Kunstdenkmä- ler (Re, Mus. Capitol. II, 18-20) führt auf die Vermuthung, die drei zur Vervollständigung der Zwanzigzahl noch fehlenden Gott- heiten möchten die drei um Ambofs und Esse beschäftigten Ka- biren gewesen sein, zur Bezeichnung der Werkstätte in der die Handlung vorgeht, und zugleich zur Symbolisirung des Feuers; dessen Raub die Geburt der Pandora zur Folge hatte. Bei dieser Ansicht stellen sich die zwei Triaden von Horen und Chariten als schöner Gegensatz zu den zwei Triaden von Moeren und Kabiren, wie Tag und Nacht einander gegenüber: neben dieser Zwölfzahl von dienenden Gottheiten leuchten als Protagonisten die vier bei der Geburt der Pandora wirklich mit: Schaffenden Gottheiten Hephästos, Athene, Hermes und Aphro- dite, und vier andre Hauptgottheiten, Zeit und Raum der Neuge- bornen bringend, Helios, Selene, Poseidon, Gaca, bedeutungsvoll und im wahren Geiste griechischer Symbolik hervor. Nächst diesen beiden griechischen Kunstwerken ist noch ein römischer Sarkophag des Vatican (Millin Gal. myth. xciı, 382) von roher Arbeit, mit lateinischen Inschriften versehen, zu erwähnen, ‘insofern daselbst nach späterem Mythos Prometheus nicht blofs den Mann, sondern auch die Frau MULIER zu bilden im Begriff ist. Diesen drei wirklichen Kunstvorstellungen der Pandorage- burt schlielsen sich drei vermeintliche an, gegen welche Hr. Panofka protestirt: 1) ein schönes Basrelieffragment des Vatican, von Visconti (Pio Clem. T. IV, tav.xı) als Geburt 50 der Pandora bekannt gemacht; 2) ein schlechtes römisches Relief des Louvre, von Winckelmann mon. ined. no. 82 pu- blicirt und auf die Geburt der Pandora durch Vulcan im Beisein von Juno und Venus gedeutet, richtiger von Gr. Clarac (Deser. d. Ant. du Louvre p. 97) auf trojanische Scenen mit Palladien- rettung bezogen; 3) ein von Welcker mit fast allgemeiner Zustimmung, auf die Paliken und ihre Mutter Thalia bezognes Vasenbild (Ann. de l’Instit. arch. II, tav. d’Agg. I. p. 245) wo G. Hermann (De Aeschyli Aetnaeis. Lips. 1837) durch den Titel des sophocleischen Stücks Havöwge 5 Z$ygoxcro: verleitet, in dem kolossalen Frauenkopf mit hervorragenden Händen die Geburt der Pandora, und in den ungleich kleineren Hämmerern die Gehül- fen des Hephästos erkennt. Allein sobald das Haupt der Pan- dora, wie dieser Gelehrte selbst einräumt, aus Erde, und nicht aus Erz geformt ist, so möchten die mit grolser Gewalt dem weiblichen Haupte bevorstehenden Hammerschläge schwerlich zu dessen Vollendung, wohl. aber zu seiner Vernichtung wesentlich beitragen. Im sophocleischen Stücke werden die Hämmerer nicht „das Urweib hämmern,” welches ihr Meister Hephästos allein als Thonbildner mit seinem srUAos zu Stande bringt, wohl aber die edlen Metallarbeiten, ähnlich jener mit Thierbildern geschmück- ten Stephane bei Hes. Theog. v. 578, zur Ausschmückung der Neugebornen, mit Hammer und Ambols zu Stande bringen. Pandora die Büchse öffnend und Epimetheus zu- rückschreckend zeigt uns eine Metope des Parthenon bei Brönd- stedt Voy. en Grece Livr. II, p. 216. Dagegen möchte der von Winckelmann (Descr. d. p. gr. de Stosch. Cl. III, Sect. 1, n° 14) auf Epimetheus mit der Büchse bezogne Carneol, den Tölken (Verz. d. geschn. St. Kl. II, Abth. II, 132 und 131) mit einer Harpe zur Bezeichnung des Titanen auf gleiche Weise deutet, den Kunst- vorstellungen des Pandoramythos nicht angehören. Herr Gerhard überreichte im Auftrag des Verfassers: Giuseppe Alessi, Storia critica di Sicilia dall’ epoca favolosa insino alla caduta dell’ Imperio Romano. Volume II. Parte I. Catania 1836. 4. 51 5. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr Steiner las über den Krümmungs-Schwerpunkt ebener Gurven. Durch Untersuchungen über Maximum und Minimum bei geometrischen Gegenständen, namentlich bei Betrachtung solcher Curven, welche ähnlicherweise wie die Cykloiden durch rollende Bewegung erzeugt werden, wurde Hr. St. auf die Aufgabe ge- führt: „Wenn irgend eine gegebene Curve aufeiner Ge- raden rollt, den Inhalt der, von irgend einem mit derselben fest verbundenen Punkte beschriebenen Curve zu finden, und insbesondere denjenigen Punkt anzugeben, welcher die Curve vom kleinsten Inhalte beschreibt.” Es ergab sich, dafs diese Aufgabe mit der folgenden in in- niger Beziehung steht: „Wenn aus irgend einem Punkte in der Ebene einer gegebenen Curve auf alle Tangenten der letz- teren Perp@ndikel gefället werden, den Inhalt der Curve zu finden, welche der Ort der Fulspunkte die- ser Perpendikel ist, und insbesondere denjenigen Punkt anzugeben, dessen zugehörige Fulspunkte- Curve unter allen den kleinsten Inhalt hat.” Der Zusammenhang beider Aufgaben besteht darin, dals, wenn bei beiden eine und dieselbe gegebene Curve betrachtet “ wird, dann die von irgend einem Punkte, nach Art der ersten ; Aufgabe, beschriebene Curve gerade doppelt so grolsen Inhalt hat, als die dem nämlichen Punkte, im Sinne der anderen Aufgabe, entsprechende Fufspunkte- Curve. Daraus folgt von selbst, dafs der besonders geforderte Punkt, welchem die Curve vom klein- sten Inhalte entspricht, für beide Aufgaben ein und derselbe Punkt ist. Dieser ausgezeichnete Punkt hat in Beziehung auf die ge- gebene Curve die merkwürdige Eigenschaft, dafs er ihr Schwer- punkt ist, wenn man in allen Punkten derselben Gewichte denkt, die sich verhalten wie die zugehörige Krümmung, oder wie die umgekehrten Werthe der zugehörigen Krümmungshalbmesser. Vermöge dieser Eigenschaft wurde der Punkt „Krümmungs- 52 Schwerpunkt” der Curve genannt. Von ihm hängt gewisser- malsen die Bestimmung des Inhaltes der irgend einem anderen Punkte in Rücksicht der einen oder anderen Aufgabe entspre- chenden Curve ab. Nämlich es findet das einfache Gesetz statt: dafs Punkten, welche gleich weit vom Krümmungs- Schwerpunkte entfernt sind, Curven von gleichem Inhalte entsprechen, und auch umgekehrt; und dafs ferner die Zunahme des Inhaltes sich un- mittelbar durch die genannte Entfernung ausdrücken läfst. Wenn in Betracht der ersten Aufgabe die gegebene Curve, statt auf einer Geraden, auf einer festen Curve rollt, so ist zwar derjenige Punkt, welcher die Curve vom kleinsten Inhalte be- schreibt, im Allgemeinen von dem vorigen, dem Krümmungs- Schwerpunkte verschieden, indessen ist doch seine Bestimmung der des letzteren ganz analog, und ebenso ist auch von ihm der Inhalt der von irgend einem anderen Punkte beschriebenen Curye abhängig. Die einzige Schwierigkeit, welche bei diesem Gegenstande anfangs obwaltete, lag im Auffinden der eben angedeuteten Re- sultate. Sind diese einmal bekannt, so lassen sie sich auf ver- schiedene Arten leicht beweisen. Hier geschieht es auf elemen- tarem Wege, durch einfache geometrische Betrachtungen, gestützt auf die Eigenschaften des Punktes der mittleren Entfernung oder des Schwerpunktes. Man gelangt dabei zugleich zur Quadratur vieler verschiedener Curven, zu welchen namentlich, als die be- kanntesten, die gewöhnlichen Cykloiden, die Epi- und Hypocy- kloiden, der Raum zwischen sogenannten parallelen Curven, etc. gehören. Nach Hrn. St’s. beiläufiger Bemerkung steht der gegenwär- tigen Untersuchung eine andere zur Seite, welche zwei entspre- chende Aufgaben nebst dem, was unmittelbar damit zusammen- hängt, zum Gegenstande hat; es sind folgende Aufgaben: „Wenn eine gegebene Curve auf einer festen Geraden rollt, denjenigen mit ihr fest verbundenen Punkt zu bestimmen, welcher die kürzeste Curve beschreibt.” Und: „In der Ebene einer gegebenen Curve denjeni- gen Punkt zu bestimmen, dessen Fuflspunkte-Curve in Bezug auf dieselbe, die kürzeste ist.” 53 Zwischen diesen zwei Aufgaben findet gleichfalls die innige Beziehung statt: „dals ein und derselbe Punkt beiden zugleich genügt.” Noch mehr, es findet das allgemeine Ge- setz statt: „Dals wenn die gegebene Curve auf einer Gera- den rollt, die von irgend einem mit derselben fest verbundenen Punkte beschriebene Curve, gerade eben so lang ist, als die dem nämlichen Punkte entspre- chende Fulspunkte-Curve in Bezug auf die gegebene Curve.” Dieses Gesetz führt zur Vergleichung der Länge vieler, dem Anscheine nach sehr von einander verschiedener Curven- Paare und gewährt dadurch mehrere interessante Sätze. Nicht nur in Rücksicht der vorstehenden Aufgaben, sondern auch für den allgemeineren Fall der ersten, wo die gegebene Curve, statt auf einer Geraden, auf irgend einer festen Curve rollt, läfst sich auf geometrischem Wege die charakteristische Eigenschaft desjenigen Punktes angeben, welcher die kürzeste Curve beschreibt. | Durch diese Untersuchung gelangt man auch unmittelbar zur Rectification einer bestimmten Reihe von Curven. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de ’Academie des Sciences. 1838. 4. Semestre. No. 11. Paris. 4. L’ Institut. 4. Section. Sciences math. physig. et natur. Supple- ment au No. de Mars 1838. (No. 225.) Paris. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1838, No. 21. 22. Stuttg. u. Tüb. 4. de Blaramberg, de la position des trois forteresses Tauro-Scy= thes dont parle Strabon. Odessa 1831. 8. 4 Exple. Muzeu national 1836 No. 1.4.7.9. (cont. Souvenirs hist. et ar- cheolog. sur la Valachie par W. de Blaramberg) Fol. Curier rumanesk. 1837. No.46.47. 4. (cont. Nowelles de !’In- terieur. Bukuresti Antiquites indigenes par W. de Blaram- berg). ; Die drei letzten Schriften mit einem Begleitungsschreiben des Herın Woldemar de Blaramberg in Bukarest y. 8. Dec. 1837. 54 Osterferien der Akademie. 23. April. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. v. Buch las über den zoologischen Character der Secundär-Formationen in Süd-America. Seit dreilsig Jahren hat H. v. Humboldt auf dem Königl. Mineraliencabinet eine Sammlung von Versteinerungen niederge- legt, die er auf der Höhe der Andesgebirge entdeckt und von dort mitgebracht hatte. Diese merkwürdige und lehrreiche Samm- lung ist nun, weit über ein Viertel Jahrhundert heraus, ganz un- beachtet geblieben, ohnerachtet man, während dieser Zeit sorg- fältig die unbestimmtesten Andeutungen und Nachrichten in Be- richten und anderen Sammlungen zusammentrug, welche über or- ganische Formen in älteren Gebirgsschichten in America beleh- ren konnten. Ja, Angaben aus Buffons Zeit hört man noch jetzt, als wäre seitdem gar kein Fortschritt geschehen. Le Gen- til, als er sich in Cadiz einschiffen wollte, den Venusdurchgang in ostindischen Gewässern zu beobachten, hatte dort von D. An- tonio Ulloa erfahren, er habe bei Guancavelica eine grofse Menge Muscheln versteinert gefunden, in einer Höhe von 12,960 Fukßs. Dies machte er, als eine erstaunenswürdige Thatsache bekannt, und alle Lehrbücher der physicalischen Erdbeschreibung haben sie wiederholt, ohne doch sagen zu können, was dies für Muscheln sein möchten, oder welcher Formation sie man wohl zuschrei- ben könnte. Die Humboldtsche Sammlung würde darüber die vollständigste Belehrung gegeben haben, und es ist wahrlich eine schreiende Ungerechtigkeit gegen den berühmten Mann, dals die- ses nicht schon längst geschehen ist. Diese Sammlung erläutert vorzüglich zwei Gegenden der Andesgebirge, welche ziemlich entfernt von einander liegen. Die eine ist der obere Theil des Inasanion vom At bis zum 1äten Grade südlicher Breite; die andere umfalst die Berge, welche S. Fe de Bogota umgeben, zwischen dem 4te® und 3te® Grade nörd- licher Breite. Beide sind schon in ihren Producten nicht ähn- 7 55 lich, scheinen aber dennoch sich gegenseitig zu erläutern: Und hierbei erscheinen Ulloas Muscheln von Guancavelica als ein wahrer Lichtstrahl, welcher durch alle übrige, verwickelte That- sachen leitet. Denn Hr. v. Humboldt hat diese Muscheln in grölster Schönheit von vielen Orten her gesammelt oder erhalten und sie lassen sich vollständig, mit allen ihren Eigenthümlichkei- ten bezeichnen. Die grölsere Menge besteht aus einem PECTEN. Aus der ausgezeichneten Abtheilung, welche durch den weit verbreiteten Pecten quinquecostatus so sehr bekannt ist, und die man schon so- gar als ein eigenes Geschlecht unter dem Namen NETHEA auf- geführt hat. In dieser Abtheilung nehmlich ist die Unterschaale sehr hoch gewölbt, und steht mit einem bedeutenden Schnabel über die ganz flache Oberschaale hervor; eine Ungleichheit bei- der Schaalen, welche gar mächtig auffällt. — Diese Formen sind aber bisher noch niemals in anderen Formationen, als in der Kreide gesehen worden, selbst in America nicht, wo sie in den atlanti- schen Provinzen der nördlichen Freistaaten und in Alabama gar nicht selten gefunden werden. Es folgt daher hieraus die Wahr- scheinlichkeit, dafs auch die Secundärformationen am oberen Ama- zonenstrome zur Kreide, und nicht zu Juraformationen gehören, und diese Wahrscheinlichkeit kann nicht eber wieder aufgegeben werden, als bis unzubezweifelnde Juraprodukte darüber eines An- deren belehren. Der PECTEN ALATUS m. ist ungleichseitig. Die vordere Seite der gewölbten Schaale tritt an ihrem Rande hervor, und verflacht sich zu einem bedeutenden Flügel; daher geht auch die Axe der Schaale der ungeflügelten Seite näher durch das Drit- theil der gröfsten Breite. Vierzehn hochstehende, aber ganz gleiche Falten oben nur flach gewölbt, bedecken die Schaale; ihre Zwischenräume sind fast doppelt so breit und beide sind sehr fein concentrisch gestreift. Der Rand an der Seite des Schlosses ist umgebogen, und bildet mit der, ebenfalls umgebogenen flachen Schaale eine ausgezeichnete Lunula zu beiden Seiten unter dem Schlofs, welche ohngefähr ein Viertheil der ganzen Länge der Axe einnimmt. An den umgebogenen Rändern bemerkt man eine sehr bestimmte Diagonalstreifung, welche die Anwachsstreifen durchschneidet. Die flache Schaale ist in der Mitte etwas concav, 56 und ist mit 12 schmalen Falten geziert, deren Breite nicht das Viertheil ihrer Zwischenräume erreichen. Die Schlofskante auf der geflügelten (Byssus) Seite ist stark ausgeschweift, oder con- cay, und erreicht nicht die Hälfte der Axenlänge; dagegen dehnt sich die gerade Schlofskante der gegenüberstehenden Seite bis nahe — dieser Axenlänge herunter. Die Dicke der gewölbten Schaale beträgt mehr als ein Drittheil der Länge. Das Schlofs hat an dem vorderen Ohr der gewölbten Schaale einen deutli- chen Byssusausschnitt, dem gemäls die feine, senkrechte Streifung sich im Bogen herabzieht; das hintere Ohr ist nicht ausgebogen, mit schief, dem Schnabel zu geneigtem Rande, wie gewöhnlich. Ohne die ausgezeichnete Flügelausbiegung würde der ganze Pec- ten dem Pecien aequicostatus sehr ähnlich sein, so wie er in der unteren Kreide, unter anderen so häufig bei Regensburg vor- kommt. Dieser Pecten bildet in den peruanischen Anden, da wo er vorkommt, ganze Conglomerate, und wenn man von der grofsen Masse von Muscheln redet, die auf den Andesbergen gefunden werden, so ist er es vorzüglich, welcher dazu Veranlassung giebt und der ganze Berge zusammensetzt, wahrscheinlich auf ähnliche Art, wie ein grofser Theil von Sicilien nur allein durch den Pec- ten opercularis sich über die Meeresfläche erhebt. Hr. v. Hum- boldt hat ihn nicht allein von der Höhe von Guancavelica er- halten, sondern auch ausgezeichnet von Copiapo6 im 26° südl. Breite, und er selbst hat ihn in grolser Menge gefunden zwischen Guambos und Montan in 8400 Fuls Höhe; zwischen dem Ama- zonenstrom und Lima. Das ist eine gewaltige Ausdehnung, und dennoch ist es sehr glaublich, dafs die ganze Formation, wenig- stens bis Cuzeo hinaus, ununterbrochen fortgehe. Hr. v. Hum- boldt hat die Güte gehabt, mir einen Auszug aus seinen Tage- büchern zu geben, aus welchen sowohl diese Ausdehnung, als auch die geognostischen Verhältnisse dieser Massen klar hervor- gehen. Als wir uns von Tomependa am Amazonenstrome, sagt dies Tagebuch, nach Caxamarca begaben, erreichten wir am Rio Cha- maya herauf, den Fuls der Gebirgskette am 5!" September 1802. Wir erhoben uns durch das Thal des Choto und Queracotillo, dann an den Bergen hin durch Sigues, Mollobamba, Guambos 67 bis Montan, welches schon auf dem westlichen Abfall der Anden liegt. Die Höhe der Scheiden ist hier nur zwischen 1300 und 1400 Toisen und besteht aus Trachyt mit vielen Hornblendkry- stallen; allein nur die Höhe. Denn bis dahin hatten wir unun- terbrochen, vom Amazonenstrome aus, den dichten bläulich grauen Kalkstein verfolgt. Er liegt in dünnen Schichten, zwei Fuls mäch- tig, welche gewöhnlich mit 50 Grad gegen Norden und Nord- osten einschielsen. Mergelschichten von 5 Zoll bis 18 Fufs mäch- tig, wechseln häufig mit ihm, vorzüglich in der Nähe von Mon- tan. Die Muscheln sind nicht gleichförmig in diesen Schichten zerstreut, aber da wo sie vorkommen, bilden sie, wie ein Con- glomerat, so vorzüglich bei S. Felipe (54° L. süd.) und zwi- schen Guambos und Montan. Am letzteren Orte findet sich ein Heer von schönen Austern mit Ammoniten von 8 bis 10 Zoll Durchmesser, welche gewöhnlich sehr zusammengedrängt sind. Dieser versteinerungsvolle blaue Kalkstein setzt durch die ganze Cordillere fort, von Micuipampa und Gualgajoc durch Guama- chuco,. Patar, Conchucu, Guailas, Guamalies nach Caxatombo, wo in 12,000 Fuls Höhe, eine ganz unglaubliche Menge von Muscheln vorkommen soll. Hieran schliefst sich nun unmittelbar das Muschelfeld von Guancavelica. Diese Muschelfelder nennt man Choropampas und hat auf dem Plateau von Gualgajoc daraus einen grolsen Reichthum von Rothgültigerzen gezogen. Das, im Cabinet befindliche Pectenconglomerat von Montan liegt in einem feinkörnigem, quarzigem, kalkartigem Sandstein; wahrscheinlich ist es derselbe, der bei Gualgajoc zum wirklichen Quarz wird, und dort die Silbererze ebenfalls selbst in Muscheln enthält. In eben solchem Sandstein liegen die Pecten von Gu- ancavelica. Zwischen ihnen findet sich eine ExoGYRA, welche der Exosyra laciniata des Kreidesandsteins ganz ähnlich ist. In- dessen scheinen mir die Einsenkungen, welche den Rand zerthei- len, nicht tief genug, um beide für ganz gleich zu halten. Auch gehen die zertheilenden Rippen deutlich bis an den Schnabel fort. Ich nenne sie EXOGYRA POLYGONA. Auch sie würde daher mehr an Kreide als an Juraformationen erinnern. Auffallend sind dagegen die Ammoniten, von denen Hum- boldt redet, und von welchen er Fragmente gebracht hat, mehr 58 als einen Fufs lang, und einen halben Fuls breit. Sie haben eine so grofse Übereinstimmung mit der feingerippten Abänderung des Ammonites angulatus Schl. wie er bei Hildesheim im oberen Lias vorkommt, dals man nur unwesentlich scheinende Merkmale fin- det, sie von einander zu trennen. Alle Rippen sind einfach, viel schmäler als ihre Zwischenräume und hoch. In dem gröfseren Stück von 14 Zoll Durchmesser würden etwa 62 Rippen im Umfange stehn. Diese Rippen oder Falten biegen sich sanft S förmig von der Sutur gegen den Rücken, wo sie nach Vorwärts sich einigen, aber nicht über den, sehr scharfen, und weit her- vortretenden Sypho weggehen. Die Loben sind sehr breit. Der obere Lateral steht schon auf der Mitte der Seite, der untere Lateral nicht fern von der Sutur. Hülfsloben sind nicht sichtbar. Die spätere Windung umfalst die frühere nur gar wenig und kaum mehr, als um den Sypho zu umschliefsen, und hierdurch unterscheidet sich dieser Ammonit vorzüglich vom Amm. angu- Zatus. Doch kann es nicht zweifelhaft sein, nach Form und Ver- theilung der Loben und nach den einfachen Falten, dafs er zur Abtheilung der Capricorneen gehöre. Er möge AMMONITES PE- RUVIANUS genannt werden, welches immer an die Gegend erin- nern wird, wo man ihn zuerst entdeckt hat, sollte er auch an anderen Orten noch wieder aufgefunden werden. Das gröfsere Stück dieser Ammoniten ist ganz dicht mit ei- ner kleinen Auster bedeckt, welche sich durch ihre schmale, stark gebogene, lang ausgezogene Schlofsspitze auszeichnet, so sehr dals die Höhe des Schlofsrandes die Basis mehr als zweimal an Länge übertrifft. Im Übrigen richtet sich die Form gänzlich nach den Falten, über welche sich diese Austern anlegen, und es läfst sich von dieser Form nichts weiter bestimmen, als dafs sie sehr schnell an Breite zunehmen; auflserdem ist der Rand nahe am Schlofs leicht gekerbt und die Oberfläche ohne Falten. Sie würde am: meisten der OSTREA CURVIROSTRIS Goldfus t. 82. f. 2. ähnlich sein, welche in der Kreide von Maastrich vorkommt, und in ähn- licher Kreide von Schonen. Von den Ufern des Amazonenstromes selbst, kurz ehe er seine nördliche Richtung verändert um die östliche Cordillere zu durchschneiden, von Tomependa hat Hr. v. Humboldt einen Cidaris gebracht, völlig denen gleich, wie sie auch auf dem Rücken 1 59 der Anden, bei Micuipampa gefunden werden. Dieser Cidaris aber ist in gar Nichts vom Cidaris variolaris verschieden, wie ihn Brogniart zuerst aus der Kreide von der Perte du Rhone beschrieben hat, und Goldfus aus dem oberen Jura von Streit- berg. Aufserdem findet sich, und .wie es scheint, nicht selten eine Exogyra in vielen Exemplaren vereinigt, welche nicht wohl Exo- gyra polygona sein kann. Denn sie hat eine ausgezeichnete und scharfe Carina, welche jener ganz fehlt. Sie ist auf der Ober- fläche glatt, und die Seite des gewundenen Schnabels breitet sich am Rande aus, wie ohngefähr Exogyra Columba. Alle Stücke sind aber mit dem schwarzen Kalkstein, der sie enthält, zu sehr verwachsen, um unterscheiden zu können, ob diese Ähnlichkeit mit Exogyra Columba sich auch noch in anderen Kennzeichen festhalten lälst. Die Stücke sind von 4 Zoll bis 5 und 8 Zoll grols. Von Tomependa gegen die Gebirgskette und im Thale des Rio de Guancabamba herauf, liegt die Stadt S. Felipe. Ehe sie, von unten her, erreicht wird, hat Hr. v. Humboldt hier auf das Neue ein grolses Muschelfeld gefunden, in einer ausgedehnten Formation von schwarzem dichten, geschichtetem Kalkstein, den “ viele weilse Kalkspathtrümmer durchziehen. Von Chamaya, wo der Fluls in den Amazonenstrom fällt, aufwärts findet sich noch Sandstein, dann aber bald Granit, und weiter herauf am Paso de Pucara ausgezeichneter Trachyt, mit schönen Hornblendkrystallen. Bei Yamoca Thonschiefer, und auf diesem der Kalkstein von $. - Felipe in 5880 Fuls Höhe (Humboldt Niv. barom. p- 34). Die Sammlung enthält davon ein Stück, welches mehrere Ammoniten umschlielst; Fragmente oder Abdrücke. Die Schaale ist durchaus zu schwarzem Eisenhydrat verändert, wodurch sie, wie Kohlen im Gestein auffallen, eine Veränderung die man häufig bei An- desversteinerungen findet. Diese Ammoniten sind mit stark her- vortretenden Falten bedeckt, welche sich auf der abgerundeten Suturfläche verlieren ehe sie die Sutur erreichen; gegen den Rük- ken aber erheben sie sich zu Knoten, die etwas nach Vorwärts - hervortreten, und daher leicht Zähne sein könnten. Der Rücken selbst scheint ebenfalls sich zu Knoten zu erheben, welche viel- leicht eine doppelte Reihe bilden. Diese Falten sind einfach und nur zwischen Zähnen und Rücken ist eine leichte Andeutung von 60 Zertheilung. In einer Windung von 14 Zoll Durchmesser wür- den zwanzig Falten stehen. Der Ammonit scheint fast ganz in- volut. Seine Windungshöhe ist 50. Das Verhältnifs des Durch- messers zur letzten Windung wie 100:40. Es ist nicht zu ver- kennen, wie diese ganze Form wieder auf Ammoniten der Kreide hinweist, und sogar vielleicht von Amm. Rhotomagensis, der auch in Nordamarica vorkommt, gar wenig verschieden ist, zum We- nigsten so wenig, dafs ich es nicht wagen würde, ihn als eine neue Art aufzuführen. Ein langer Zwischenraum von mehr als neun Breitengraden trennt diese Gegend des Amazonenstromes von S. Fe de Bo- gota, wo zuerst wieder Versteinerungen in Menge vorkommen. Humboldts Nivellement barometrique giebt eine deutliche Vor- stellung von der Zusammensetzung der Anden in diesem Raume, und wenn er und daher noch weniger andere Beobachter keine bestimmte secundäre, versteinerungsreiche Gebirgsart darinnen ge- sehn haben, so kann man wohl an ihre gänzliche Abwesenheit glauben. Eben aber in dieser Länge ist es auch, wo die Vulcane wieder auftreten, die seit der Umgebung des Titicacasees ver- schwunden waren, und mit ihnen wird auch das Gebirge bedeu- tend erhoben. Humboldt sagt sehr bezeichnend, die ganze Hoch- gebirgsebene von Quito sei als ein grofser vulcanischer Dom an- zusehen, auf welchem, als einzelne Öffnungen, die Vulcane her- vorsteigen, ohngefähr, wie das auch in Island auf geringeren Hö- hen wieder vorkommt. Diese Vulcanreihe, oder die Reihe der dazu gehörigen Trachytspitzen zieht sich fort zwischen dem Cauca und dem Magdalenenflusse; und verliert sich ganz, noch lange, ehe sich beide Flüsse vereinigen. Dagegen trennt sich ostwärts eine andere Kette von dieser, und verbindet die Andes mit der Silla von Caracas, Verhältnisse, welche auf der, von Humboldt besorgten Charte von Columbia von Bru£, sehr klar hervortreten. Auf dieser östlichen Kette nun, an derem Abhange die Ebene von S. Fe de Bogota liegt, erscheinen die neueren Gebirgsarten wieder, nicht aber in der vulcanischen Mitte. Von Honda am Magdalenenstrom, 1048 Fuls über das Meer, steigt man nach dem Plateau von S. Fe herauf, über mächtige Schichten von Sandstein bis über 5000 Fufs hoch. Bei Villetta, 3340 Fuls hoch, tritt unter diesem Sandstein Thonschiefer hervor, der häufig mit Kalk- 61 steinschichten wechselt. Diese letztern behalten endlich die Ober- hand, erheben sich zu einer Mächtigkeit von 4000 Fuls und sez- zen ununterbrochen fort, am Gebirge hin, wenigstens dreilsig deutsche Meilen weit, bis zu den Ufern des Sogomoro über So- corro und bis gegen Pamplona hin. Ein Humboldtischer, nicht gedruckter Aufsatz über das Steinsalz von Zipaguira bei Bogota, zeigt klar, wie über diesem Kalkstein, Gyps, dann das feste Stein- salz gelagert sei, welches bis zu Tage ausgeht. Gelingt es daher, die Formation des Kalksteins und des Thonschiefers zu bestimmen, so ist auch die Formation des Salzes bekannt, welche von der, des Kalksteins nicht getrennt werden kann. Unerwartete und wichtige Aufschlüsse hat uns nun Herr Degenhardt, Director der Bergwerke zu Marmato am Cauca- strom, über diese Bildungen gegeben, theils durch die Sammlun- gen, welche er selbst nach Berlin gebracht hat, theils durch an- dere, welche von ihm von Clausthal, wo sie sich noch befinden, zur Ansicht geschickt worden sind. Seinen Nachrichten zufolge enthält der Kalkstein von Villetta Versteinerungen in grolser Menge, vorzüglich Ammoniten, von denen häufig grofse Stücke aus den Felsen hervortreten; es wird wohl derselbe sein, wie der von Tocayma, südwest unter S. Fe, wo Hr. v. Humboldt die ersten Ammoniten in den Andes entdeckte. Dieser Ammo- nitenkalk kann aber, nach Hrn. Degenhardt vom Thonschiefer gar nicht getrennt werden. Es ist daher einleuchtend, dafs dieser - Thonschiefer sehr verschieden ist von dem Thonschiefer, welcher die höchsten Berge der Anden, den Illimani und den Pic von Sorata bildet, und der durch seine Spirifer und Producten sich völlig als Transitionsschiefer erweist. Doch sind uns die Ammo- niten von Villetta nicht sehr bekannt. Sowohl die Humboldti- - sche, als die Degenhardtsche Sammlung enthält davon nur eine Art, und jede nur ein Exemplar. Es ist AMMONITES GALEATUS m. - Er ist ganz involut, und ausgezeichnet durch die sehr breiten Rip- _ pen, welche sich über die Seiten fortziehen, 20 in einer Windung, fast ohne Intervalle, und fast so, als lägen sie dachziegelförmig übereinander. Beides vereint bestimmt diese Ammoniten als eigne Art, welche nicht wohl mit anderen bekannten vereinigt werden kann. Die Schaale ist auch hier zu schwarzem Eisenoxydbydrat j rer und platt zusammengeprelst. Es lassen sich Loben daher 62 nicht erkennen, so wenig als die Dicke oder das Profil des Gan- zen, und somit ist die Abtheilung oder die Familie, zu welcher der Ammonit gerechnet werden könnte, nicht zu bestimmen, Die Seite ist gewölbt, mit stärkerer Wölbung in der unteren Hälfte, daher wird wahrscheinlich der Rücken scharf, das Profil herzförmig sein, die Windungshöhe ist 42, ein ungemein schnelles Anwachsen; das Verhältnils der letzten Windung zum Durchmes- ser, wie 71:100. Mit dem Ammoniten ist eine ASTARTE verei- nigt, der Astarte oblonga Sow. 524, 4 ähnlich, doch scheint sie nicht gleich, und wäre dann eine eigenthümliche Art, ASTARTE TRUNCATA. Die hintere Seite ist senkrecht abgeschnitten, die vor- dere Seite aber und der untere Rand sind rund. Die Buckeln stehen sehr nahe zusammen, und verhindern die Lunula nnd das Scutellum zu beobachten. Zwölf scharfe, abstehende concentri- sche Anwachsringe bedecken die Schaale, und sind von ganz feinen, fast unmerklichen Längsstreifen durchkreuzt. Eine sehr bemerkliche Kante verbindet den Buckel über die Schaale weg mit dem Ende der abgestutzten hinteren Seite. Länge 100, Breite 117, Dicke etwa 50. In der ähnlichen Aszarze oblonga sind diese . Verhältnisse in zwei von Sowerby gezeichneten Figuren ver- schieden, so dafs die americanische zwischen ihnen sich in -die Mitte stell. Ein anderes wesentliches Unterscheidungsmerkmal finde ich jedoch nicht. Diese Astarte kann, bisherigen Erfahrun- gen zufolge, nur zu sehr neuen Formationen gehören. Bruch- stücke eines dickgefalteten Pecten und einer Nennea sind in die- sen Stücken ebenfalls nicht zu verkennen. Bestimmter und ausgezeichneter ist, was die Hochebene von Bogota selbst geliefert hat; und unter ihnen darf man TrIGo- NIA ALAEFORMIS obenan stellen. Sie ist eine wahre Leitmuschel für die untere Kreideformation, nicht blofs bei Rouen oder in Sussex oder bei Quedlinburg, sondern auch in Alabama, von wo- her sie Morton abgebildet und als Trigonia thoracica beschrie- ben hat. Ihr äufserer Umrifs ist ganz, wie ihn Sowerby, Brogniart und Goldfu[s vorgestellt haben, mit sehr schief zurückweichender vorderen Seite, 12 bis 14 starke Rippen mit breiten Zwischenräumen, gehen von oben immer schiefer und gegen die linke Spitze geneigt herunter. Knoten sind auf diesen Rippen nicht sichtbar: auf dem Scutellum aber eine feine Strei- 63 fung, wodurch sich diese Trigonia hinreichend von 7. scabra unterscheidet. Sie ist von Zipaquira, und liegt in einem kalkar tigem Sandstein, welcher den Gyps und das Steinsalz trägt. Die- ses Salz gehört also, wie das Salz von Wieliczka zur unteren Kreideformation. Eine Astarte auf der Trigonia könnte leicht ebenfalls Astarze oblonga sein, auch besitzt noch Hr. Degenhardt einen ganz ähnlichen Kern von Tausa. In anderen Stücken dieses, dem Stein- salzlöz unterliegenden kalkartigen Sandsteins, findet sich eine ARrcA, welche sich durch ihren, dem Schlofs gleichlaufenden un- teren Rand auszeichnet; dann durch einen fast senkrecht mit schwa- cher Wölbung herabgehenden Rand der vorderen Seite, durch eine Kante, welche von den Buckeln bis zum Ende des vorderen Randes herabläuft, und durch die flache Depression der Schaale, welche nicht vorn, sondern nach hinten, jenseits der Buckeln herabläuft. Die Buckeln stehen nur wenig von der Mitte entfernt, nach vorn. Länge 100, Breite 143, Dicke 115. Wäre die Län- genstreifung, welche auf diesen Steinkernen verschwindet, noch deutlich hervortretend, so würde die Muschel ganz gut mit der Arca rostellata Morton t.3 f.11. aus der Kreide von Alabama übereinkommen. Noch schöner besitzt sie Herr Degenhardt von S. Gil in Socorro, eine Nucula der Nucula nitida Gold- fu ls t. 125. f. 12. ganz ähnlich in der Form, auch in der Gröfse, allein sehr stark in der Länge gefaltet ist mit der Arca nicht selten. In diesem Sandstein finden sich sehr gute Steinkohlen, welche auch bebaut und für die Salinen von Zipaquira benutzt werden; einige Abdrücke zeigen ganz offenbar Dycotiledonblätter mit ana- mostosirenden Quernerven. Auch diese Steinkohlen müssen daher wohl ebenfalls als der Kreideformation untergeordnet betrachtet werden. | Im Norden von Zipaquira liegt die Stadt Tausa, immer noch in der Ebene von Bogota. Auch hier werden Steinkohlen bebaut, denen von Zipaquira ganz ähnlich und, wie es scheint, än gleicher Lagerung. Allein diese Lagerung wird durch ein Ammonitenfragment, welches Hr. Degenhardt von dort gebracht hat, wenig bestätigt. Man würde dieses Fragment unbedenklich der Juraformation zugezählt haben, niemals der Kreide. Der 4* 64 Ammonit: hat offenbar eine sehr grofse Übereinstimmung mit dem, aus dem Lias bekannten Ammonites colubratus Schltz. und ist von ihm vorzüglich durch weit geringeres Anwachsen ‚und Nichtinvolutsein verschieden. Die Seiten. sind nur schwach ge- wölbt, und mehr als doppelt so breit, als der abgerundete Rücken, so dafs das Profil eine sehr flachgedrückte Ellipse bildet. Die gebogenen und schwach vorwärts geneigten Falten sind, etwas über der Mitte der Seite, durch Einsetzung neuer Falten aus un- bestimmten Punkten zertheilt. Die Falten, selbst sind sehr breit und nur wenig hoch. Vollständig, würde dieser Ammonit 6 Zoll im Durchmesser grols sein, und 68 Falten würden am Rücken, 38 Falten am unteren Suturrande stehen. Die Loben haben, die Form, die bei Amaltheen gewöhnlich ist, sie sind fast eben so breit, als tief, und breiter, als die Sättel. Der obere Lateral steht ziemlich genau auf der Mitte der Seite, der untere Lateral ganz nahe an der Suturkante; dann aber neigt sich die Lobenwand an der Suturkante herab, und bildet noch zwei, sehr schief in’ die Seite eindringende Hülfsloben, eben solche, ‚welche allen Planu- laten einen so ausgezeichneten Character geben. Der Ammonit bildet auf diese Weise ein Vereinigungsglied zwischen den Amal- theen und den Planulaten. Die Windungshöhe wird nahe 70 erreichen; das Verhältnils des Durchmessers zur letzten Windung ist, wie 100:35 und kaum + der vorletzten Windung ist involut. Bei Ammonites colubratus steigt die Windungshöhe bis zu 30; der Durchmesser zur letzten Windung ist wie 100:50 und nahe an die Hälfte der Windung ist involut. Höhe: Breite = 100 : 64. Da dieser Ammonit der ausgezeichnetste ist von allen, welche bisher in Aequatorialgegenden gefunden worden sind, und da er wahrscheinlich noch oft in diesen Gegenden wird wieder aufge- funden werden, so nenne ich ihn AMMONITES AEQUATORIALIS, Bei Tunja, noch weiter im Norden, hat Hr. Degenhardt den Kern einer Arca gefunden, welcher durch seine Form ‚so sehr auffällt, dafs man ihn, ohnerachtet der Unvollkommenbeit des Stückes, doch wohl für eine sehr eigenthümliche Art ‚erkennen muls. Der vordere Rand ist so schief gegen den. unteren’ geneigt, dafs er ihn erst, weit über die Buckeln heraus, in der Mitte. der Breite erreicht. Dabei stehen die Buckeln so weit voneinander, dals die daraus bestimmte Dicke völlig so grols ist, als die Breite. 65 Die gröfste Länge der Muschel steht weit unter diesen Gröfsen. Die Area ist nur sehr kurz im Verhältnifs der Breite, die davon herabgebende Lunula erreicht ein Viertheil der Länge. Länge 100, Breite 150, Dicke 143. ARCA PEROBLIQUA. Herr Degenhardt verfolgt den Weg, vorwärts hin, nach Pamplona, durch die Provinz von Socorro bis zum Einfluls des Rio 'Sogomozo oder Galinaro in den Magdalenenstrom. Er be- merkt ausdrücklich, dafs der hier vorkommende Kalkstein und Schiefer unmittelbar mit dem ähnlichen Gebirge zwischen Villetta und S. Fe de Bogota zusammenhänge, und damit nur eine For- mation bilde. Aber was diese Provinz an organischen Formen in den Gebirgsschichten hat auffinden lassen, trägt noch weit mehr den Stempel der Kreideformation, als alles, was aus den Umge- bungen von S. Fe bekannt geworden ist. Am auffallendsten erscheint ein schöner und grolser Hamit, aus den Tiefen des Thales der Rio Sogomozo in der Nähe der Stadt Socorro. Zwei Knotenreihen zieren ihn nahe am Rücken, zwei andere auf der Mitte der Seite. Einfache Falten verbinden diese Knoten, gehen über den Rücken und werden gegen die Ventralseite etwas stärker erhoben. Diese Ventralseite ist im Profil schärfer als der, durch die Knoten ausgebreitete Rücken. Er ist, mit Bestimmtheit, auf keinen bekannten Hamiten zurückzuführen. Hamiten aber sind überall der Kreide ausschliefslich eigenthümlich. Ganz in der Nähe von Socorro hat sich die Arca rostellata gefunden, wie in der Ebene von Bogota; am Rio Monte grande, der ‚sich bei la Suve in den Rio Sogomozo ergielst, und dann auch wieder auf das Neue Trigonia alaeformis, diese Leitmuschel der Kreide. N Eine andere Trigonia dagegen, von welcher Hr. Degen- hardt ein vortreflliches und vollständiges Stück besitzt, ist noch nie beschrieben worden. Ich nenne sie TRIGONIA ABRUPTA. Die vordere Seite verbindet sich im rechten Winkel mit der un- teren, wenig gewölbten Seite. Auf der Seite stehen zehn eng gedrängte Längsfalten. Nahe am Schlosse biegen sie sich zu Querfalten gegen vorn hin, und sind dann durch Anwachsstreifen körnig zertheilt; allein die unteren Querfalten, seit der Mitte, stehen scharf an den Längsfalten ohne Übergang; und diese, auf der Seite nur wenig vordringende Querfalten verschwinden gänz- 66 lich gegen den Rand. Goldfufs (taf. 137 fig. 7) hat eine Zri- gonia- aus Juraschichten der Normandie abbilden lassen, Zrigonia sulcata, an welcher ebenfalls die Querfalten an den Längsfalten scharf abstehen, ohne Übergang; allein sie gehen bis weit über die Mitte der Breite vor, und sind in bedeutender Menge; dagegen nur fünf in Trigonia abrupta. Zwei kleine zierliche Ammoniten von Chitasaque, Socorro, sind zwar im schwarzen dichten Kalkstein zu tief eingesenkt, um sie mit völliger Genauigkeit untersuchen zu können, indessen ist es doch klar, dals einer zu der Section der Dentaten, der andere zu den Macrocephalen gehört, und der erstere hat viele Übereinstim- mung mit Amm. varians Sow. Der andere mit dem, freilich fast viel grölserem Ammonites navicularis Sow. Beide aus Kreide. Endlich verdient noch das Bruchstück eines grolsen Pecten bemerkt zu werden, welches am Rio Monte grande gefunden wor- den ist. Es gehört wieder zu der Abiheilung der Grypheaten oder zu Nethea, die nur der Kreide eigen ist, und steht dem P, quinguecostatus ganz nahe. Doch erhebt sich, in der Mitte des '"Zwischenraumes zwischen den stärkeren Rippen, noch eine, etwas weniger starke, und zwei noch schwächere Ripen begleiten diese mittlere auf beiden Seiten. Bei P. guinguecostatus sind alle, im Zwischenraum liegende Rippen gleich grofs und gleich hoch. Es geht aus allen diesen Thatsachen hervor, dafs der gröflste Theil der secundären Formation der Andesgebirge, vom mexicani- schen Meerbusen, bis wenigstens nach Cuzco hin, von 10 Grad nördlicher, bis 15 Grad südlicher Breite, eben so wie Nord- Ame- rica der Kreideformation angehören, und dafs man Juraschichten nur etwa in unteren Theilen der Schiefer und schwarzen Kalk- steine von Villetta bis Socorro erwarten könne, und auch hier doch nur mit wenig Wahrscheinlichkeit des Erfolges; es geht her- vor, dafs alle Steinkohlen von Zipaquira, von Tausa, vom Rio Lu- cio bei Popajan zur unteren Kreide gehören, und dafs auch das Steinsalz von Zipaquira eben so wie das Salz von Wieliczka dahin gerechnet werden müsse. Es ist einleuchtend, dafs aller Sandstein der Hochebene von Tasqui il Cuenga, und von Quitova an, von Montan und auf der Höhe des Gebirges in dem Parallell von Lima ein Kreidesandstein sei, und dafs daher die grofse und mächtige 67 Formation von Quarz, welche Humboldt auf der Höhe des Ge- birges im 3° südlicher Breite gefunden hat, nicht anderes sei, wie er auch selbst glaubt, als ein zur festen Quarzmasse verbundener Sandstein der Kreide. Bemerkenswerth ist es, dafs unter allen organischen Formen aus den Anden dieser Gegend sich noch nie eine Terebratel ge- zeigt hat, und von Encriniten hat man bisher nur sehr schwache Spuren gesehen. Beide fehlen doch den Juraschichten fast nir- gends, sind aber in Kreidegebirgen viel seltener. In Nordamerica, vom atlantischen Meere bis jenseits des Mis- souri und des Arkansas sind Juraschichten noch niemals vorgekom- men und fehlen wahrscheinlich ganz. Allein auch die sehr ver- breitete Kreideformation wird nur aus den Producten erkannt, nicht durch die Natur des Kalksteins, oder des Sandsteins. Jener ist überhaupt gar selten, dieser meistens nur lockerer Sand. In den Andes dagegen sind diese Kreideschichten entweder schwarzer Kalkstein selbst, oder sehr schwarzgefärbter kalkartiger Sandstein, welches sehr bemerkenswerth ist. Denn man’ sieht die Erschei- nung in den Alpen wiederholt, wo, wie Hr. Studer gezeigt hat, die Einwirkung und Erhebung der Schichten durch körnige Pri- mitiv-Massen der Centralkette, ihnen eine dunkele Färbung und einen viel gewisseren Zusammenhang giebt. Die Schwärze der Kreideschichten der Anden könnte daher wohl eine Folge ihrer plutonischen Erhebung sein. 26. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. Rose las über eine der Schwefelsäure ent- sprechende Chlorverbindung des Schwefels. Wenn man die Dämpfe der wasserfreien Schwefelsäure in Chlorschwefel (S+Cl, oder vielmehr SE1? + 3S) leitet, so wer- den sie begierig von demselben absorbirt, ohne dafs er schein- bar eine andere Veränderung erleidet, als dafs er eine braunere Farbe annimmt. Wenn die Temperatur unter dem Gefrierpunkte des Wassers gehalten wird, so entwickelt sich hierbei keine schwef- lichte Säure, und die Flüssigkeit ist als eine Auflösung der was- serfreien Schwefelsäure im Chlorschwefel zu betrachten. Wenn indessen die Temperatur dieser Auflösung nur etwas über den 68 Gefrierpunkt des Wassers erhöht wird, so fängt eine Entwick- lung von schweflichter Säure aus derselben an, und dieselbe kann bei gröfseren Mengen der Flüssigkeit so heftig werden, dafs ein verschlossenes Gefäls mit derselben nach einiger Zeit mit Heftig- keit zerspringt, wenn es aus einem kalten Zimmer in ein mälsig erwärmtes gebracht wird. Wird die Flüssigkeit einer Destillation unterworfen, so kommt sie schon bei -+10°C. in ein schein- bares Kochen, und dieses Kochen wird zu einer stürmischen Auf- wallung, wenn die Erwärmung um mehrere Grade erhöht wird. Das Kochen rührt indessen nur von einer gasförmigen Entwick- lung von schweflichter Säure her; es destillirt bei dieser Tem- peratur nichts tropfbar Flüssiges über. War bei der Bereitung nicht ein Übermaals von Dämpfen der wasserfreien Schwefelsäure in den Chlorschwefel geleitet wor- den, und letzterer daher noch im Überschufs vorhanden, so geht bei der Destillation, nachdem die reichliche Entwicklung der schwef- lichten Säure etwas nachgelassen hat, dieser zuerst schon bei einer Temperatur von 30 bis 40°C. über. Darauf kommt ein eigen- thümlicher ölartiger Körper, der frei von beigemengtem Chlor- schwefel erst bei einer Temperatur von 145° C. übergeht. Um ihn ganz vom Chlorschwefel zu befreien, sind einige Rectificatio- nen nothwendig. Gereinigt hat er eine weilse Farbe, eine öl- artige Consistenz, wie englische Schwefelsäure, welcher der Kör- per sehr im äusfern Ansehn gleicht, und einen bestimmten Koch- punkt von 145°C. Beim Zutritt der Luft raucht er stark, doch nicht ganz so stark wie feste wasserfreie Schwefelsäure. Er ist vollständig ohne Rückstand destillirbar; der Geruch ist eigen- thümlich, doch wenn er rein ist, riecht er durchaus nicht nach schweflichter Säure. Am merkwürdigsten verhält sich die Flüssigkeit gegen Was- ser. Sie ist bedeutend schwerer als dasselbe, denn ihr spec: Ge- wicht ist 1,8207 bei 15°C. Wird sie in eine bedeutende Menge Wassers getröpfelt, so bleibt sie wie schwere Öltropfen sehr lange auf dem Boden desselben liegen, und wird scheinbar nicht auf- gelöst. Nach einiger Zeit bildet sich indessen über diesen Tropfen eine concentrirte Auflösung derselben im Wasser, welche gegen das Wasser sich wie eine Schicht von Vitriolöl gegen dasselbe verhält; sie vermischt sich äufserst leicht durch Umrühren mit 69 dem “übrigen Wasser; Es dauert indessen sehr lange, ehe die ölartigen Tropfen ‚sich vollständig im Wasser aufgelöst haben, Eine Quantität von nur einigen Grammen, mit mehreren Loth Wasser übergossen, braucht zur vollständigen Auflösung mehrere Stunden, selbst wenn das Ganze von Zeit zu Zeit umgerührt wird. Geschieht dies nicht, so bleiben die Tropfen sehr lange ungelöst. Die Auflösung im Wasser geschieht vollständig; es entwickelt sich hierbei nichts gasförmiges. Ist die Substanz rein, so kann in der wässrigen Auflösung derselben nur Schwefelsäure und Chlorwasserstoffsäure gefunden werden. Die Verbindung könnte hiernach für ein der Schwefelsäure entsprechendes Schwefelchlorid gehalten werden, entstanden dadurch, dafs der Schwefelsäure Sauer- stoff durch den Schwefel des Chlorschwefels entzogen, und schwef- lichte Säure gebildet wurde. Quantitative Analysen zeigten in- dessen einen Verlust von 37 bis 38 Procent, der nur in Sauer- stoff bestehen konnte. Es folgt hieraus, dals die Substanz aufser Schwefelchlorid noch Schwefelsäure enthalte, und dafs sie analog dem chromsauren Chromchlorid, dem wolframsauren Wolfram- chlorid und dem molybdänsauren Molybdänchlorid zusammengesetzt sei. Während indessen diese Verbindungen auf 1 Atom des Chlo- rids 2 Atome Säure enthalten (REl?-+2R, wenn R das Radical in denselben bedeutet) enthält das schwefelsaure Schwefelchlorid 5 Atome Schwefelsäure auf 1 Atom Schwefelchlorid; die Zusam- mensetzung desselben wird also durch die Formel SEI’ -++55 aus- gedrückt. Hr. Walter (Poggendorfs Annalen Bd. XXXXII S. 154) hat über die Zusammensetzung des chromsauren Chromchlorids eine sinnreiche Ansicht: geäufsert. Er betrachtet dasselbe als eine Art von Chromsäure, in welcher 1 Atom Sauerstoff durch einen Doppelatom Chlor vertreten wird, und in der That: ist Cr? +2Cr = Ör+£l: Wenn diese Ansicht auch äuf die Zusam- mensetzung des molybdänsauren Molybdanchlorids und des wolf- ramsauren Wolframchlorids ausgedehnt werden kann, so kann sie auf die des schwefelsauren Schwefelchlorids nicht gut angewandt werden, oder man mülste dasselbe für eine analoge Verbindung halten, in welcher noch Schwefelsäure enthalten ist, oder für ($+£€) +8. 70 Bereitet man das schwefelsaure Schwefelchlorid auf die Weise, dafs man zum Chlorschwefel ein Übermaals von wasserfreier Schwe- felsäure leitet, so scheiden sich endlich in der Kälte aus der brau- nen Flüssigkeit krystallinische Massen von wasserfreier Schwefel- säure aus, die nicht mehr aufgelöst werden können. Die davon abgegossene Flüssigkeit der Destillation unterworfen, entwickelt, wie bei den früher beschriebenen Versuchen, eine grofse Menge von gasförmiger schweflichter Säure, und es geht nach dieser zu- erst krystallinische wasserfreie Schwefelsäure in die erkältete Vor- lage über; bei etwas mehr erhöhter Temperatur kommen Flüssig- keiten, welche durch stärkere Erkältung fest werden. Wenn in- dessen der Kochpunkt der Flüssigkeit in der Retorte bis zu 145° C. gestiegen ist, so kann er nicht mehr erhöht werden, und die bei dieser Temperatur destillirte Verbindung hat ganz die Eigen- schaften und die Zusammensetzung der früher beschriebenen. In den Destillationsprodukten, welche hierbei früher über- gehen, und welche erst flüssig sind, später indessen durch Erkäl- tung erstarren, sind unstreitig Verbindungen des Schwefelchlorids, SEI?, mit mehr als mit 5 Atomen Schwefelsäure enthalten; es glückte mir aber nicht, eine solche von einem beständigen Koch- punkt zu erhalten. Leitet man zum schwefelsauren Schwefelchlorid trocknes Am- moniakgas, so erhält man, wenn man das Ganze erkältet, und die entstehende starke Erwärmung so viel wie möglich mildert, eine trockne Masse von weilser Farbe. Sie löst sich vollständig in Wasser auf. In dieser Auflösung wird durch eine Auflösung von Chlorbaryum zwar ein Niederschlag von schwefelsaurer Baryterde erzeugt, wird derselbe indessen abfıltrirt, so trübt sich die abfil- trirte Flüssigkeit in der Kälte von selbst, und nach mehreren Wo- chen werden noch nach und nach neue Mengen von schwefelsaurer Baryterde abgesetzt. Mit einer Auflösung von Chlorstrontium giebt die Auflösung in der Kälte keinen Niederschlag, wohl aber durchs Kochen. Diese Versuche zeigen, dals die Auflösung des schwefelsau- ren Schwefelchlorid- Ammoniaks im Wasser dasselbe schwefel- saure Ammoniak enthalte, wie das ist, welches durch unmittelbare Vereinigung von wasserfreier Schwefelsäure mit trocknem Am- moniakgas gebildet wird. Es geht aber auch daraus hervor, dals q 71 das Schwefelchlorid, SEl?, wenn es sich mit trocknem Ammo- niakgäs verbunden hat, bei seiner Auflösung im Wasser Salmiak und wasserfreies schwefelsaures Ammoniak (NH? + S) und nicht gewöhnliches wasserhaltiges bilde (N H°-+ $); denn wäre dies der Fall, so würde die Auflösung von Chlorstrontium eine Fäl- lang erzeugt haben. Das schwefelsaure Schwefelchlorid bildet mit ähnlichen Ver- bindungen von flüchtigen Chloriden mit den diesen entsprechend zusammengesetzten Säuren oder Oxyden eine Reihe von Doppel- verbindungen, welche Verbindungen zweier basischer Haloidsalze, oder basisch salzsaurer Salze in einfachen, bestimmten Verhält- nissen entsprechen. Denn das schwefelsaure Schwefelchlorid hat in seiner Zusammensetzung die meiste Analogie mit den Substan- zen, welche man früher basisch salzsaure Salze nannte. Leitet man die Dämpfe der wasserfreien Schwefelsäure in flüssiges Phosphorchlorür, P&l?, so werden sie begierig von diesem absorbirt. Das Phosphorchlorür wird indessen von einer geringeren Menge jener Dämpfe übersättigt, als der Chlorschwefel. Die überschüssige Schwefelsäure setzt sich als krystallinische Massen ab. Die Auflösung der wasserfreien Schwefelsäure im Phosphor- chlorür riecht in der Kälte nicht nach schweflichter Säure. Wird dieselbe von der überschüssigen Schwefelsäure abge- gössen und einer Destillation unterworfen, so entwickelt sich so- gleich gasförmige schweflichte Säure, es destillirt darauf die über- schüssige aufgelöste wässerfreie Schwefelsäure ab und endlich eine Flüssigkeit, die beim Erkalten auch nach längerer Zeit nicht fest wird. Diese Flüssigkeit ist eine Verbindung von schwefel- saurem Schwefelchlorid mit phosphorsaurem Phös- phorchlorid. Sie verhält sich gegen Wasser in so fern dem schwefelsaurem Schwefelchlorid ähnlich, als sie damit übergossen, wie dieses am Boden längere Zeit wie schwere Öltropfen schein- bar ungelöst liegen bleibt. Sie wird indessen doch bedeutend leich- ter aufgelöst, als das schwefelsaure Schwefelchlorid. Die Ver- bindung entsteht durch Bildung von Phosphorsäure aus dem Phos- phör des Phosphorchlorürs vermittelst eines Theils der Schwefel- säure, welche dadurch in schweflichte Säure verwändelt wird; zugleich vermehrt sich dadurch die Menge des Chlors gegen die des nicht oxydirten Phosphors, so dafs nicht allein Phosphor- 72 chlorid (P€1°) sondern auch Schwefelchlorid gebildet wird, das sich mit Schwefelsäure zu schwefelsaurem Schwefelchlorid ver- bindet. Die Auflösung der Verbindung in Wasser enthält dabei aulser Chlorwasserstoffsäure nur Schwefelsäure und Phosphorsäure, aber keine phosphorichte Säure. Die Verbindung zersetzt sich indessen leicht und schon bei der ‘Temperatur, welche zur Destillation .nothwendig ist. Ihr Kochpurkt ist daher kein beständiger, sondern steigt, je länger man destillirt, von 137° C. bis 165° C. und höher. Sie kann dabei wie das schwefelsaure Schwefelchlorid bei der Destillation nicht vollständig verflüchtigt werden, sondern bei jeder erneuten Destillation bleibt erst ein Syrup, und bei stärkerer Erhitzung ein trockner Firnils in der Retorte zurück, welcher aus wasserfreier Phosphorsäure besteht. Das phosphorsaure Phosphorchlorid zer- setzt sich beim Erhitzen in Phosphorsäure und in Phosphorchlo- rid, so dafs die Verbindung nie von gleicher Zusammensetzung erhalten werden kann. Von grölserer Beständigkeit als diese ist die Verbindung des schwefelsauren Schwefelchlorids mit dem selenicht- saurem Selenchlorid. Leitet man die Dämpfe der wasser- freien Schwefelsäure auf Selenchlorid Se&£l?, so scheinen.sie in. der Kälte nicht absorbirt zu werden; in einem erwärmten Zimmer indessen vereinigen sich beide langsam zu einem sehr dicken schwach grünlich gefärbten Syrup. Wird derselbe der Destillation unterworfen, so destillirt zuerst die überschüssige wasserfreie Schwefelsäure ab, dann schmilzt der Inhalt der Re- torte unter Schäumen zu einer hellbräunlichen Flüssigkeit, und verwandelt sich in einen Dampf, der in der Farbe dem der sal- petrichten Säure ähnelt. Dieser Dampf erstarrt schon im Halse der Retorte zu einem weilsen zähen Syrup, und darauf zu einer festen weilsen wachsähnlichen Masse. Während der Destillation entwickelt sich Chlorgas, wodurch der Geruch nach schweflich- ter Säure nicht wahrgenommen werden kann. Die erhaltene Sub- stanz zersetzt sich durch wiederholte Destillationen nicht; ihr Kochpunkt, der ein beständiger ist, ist bei 187° C. Sie zieht schnell Feuchtigkeit aus der Luft an, löst sich vollständig im Wasser auf; die Auflösung enthält Chlorwasserstoffsäure, sele- nichte Säure und Schwefelsäure. Die Zusammensetzung der Ver- 73 bindung karin durch die 'Formel 2(S EI? +55) +5(Se El? -+ Se) ausgedrückt werden. Werden die Dämpfe der wasserfreien Schwelskanne ı in Zinn- chlorid (Sn £l?) geleitet, so werden sie davon absorbirt; das Zinnchlorid erstarrt zu einer krystallinischen wasserhellen Masse. Wird dieselbe einer Destillation unterworfen, so verflüchtigt sich aus ihr ein dicker zäher weilser Syrup, der zu einer spröden weilsen, klaren Masse erhärtet; es sublimirt ferner eine mehlartige Masse, die sich an die obern Wände des Retortenhalses und der Vorlage absetzt, und in der Retorte bleibt eine sehr bedeutende Menge eines ungeschmolzenen Rückstandes, der aus Zinnoxyd besteht, das Schwefelsäure enthält. Die überdestillirte Masse giebt mit Wasser eine trübe Auflösung, in welcher man auf dem Bo- den schwere Öltropfen wahrnimmt, die sich nur sehr langsam im Wasser lösen. Durch Hinzufügung von Chlorwasserstoffsäure, Schwefelsäure und selbst von Salpetersäure wird die Auflösung klar. In der wässrigen Auflösung kann durch Reagentien die Gegenwart von Zinnoxyd, Schwefelsäure und Chlorwasserstoff- säure nachgewiesen werden. Die Substanz ist eine Verbindung von Zinnoxyd-Zinnchlorid mit schwefelsaurem Schwefel- chlorid, deren Zusammensetzung durch die Formel 5(SEIP+58) +6(Sn €l?+ Sn) ausgedrückt werden kann. Aber nicht immer ist der Zinnoxyd-Zinnchlorid in dem angegebenen Verhältnisse mit dem schwefelsaurem Schwefelchlorid verbunden. Bei den verschiedenen Bereitungen ist dieses Verhältnils verschieden. Je mehr die Verbindung schwefelsaures Schwefelchlorid enthält, desto mehr schwere Öltropfen setzt sie bei der Behandlung mit Was- ser ab und desto weniger trübe ist die Auflösung. Es lassen sich unstreitig noch mehrere ähnliche Verbindun- gen des schwefelsauren Schwefelchlorids erzeugen, wenn man die Dämpfe der wasserfreien Schwefelsäure auf andere flüchtige Chlor- metalle würde einwirken lassen. Es wurde dies indessen aus dem Grunde unterlassen, weil die Bereitung und Untersuchung der- selben mit sehr vielen Schwierigkeiten verknüpft ist. Leitet man die Dämpfe der wasserfreien Schwefelsäure in eine Auflösung von Schwefel in Brom, so werden sie in sehr grolser Menge von derselben aufgenommen, aber bei der Destil- lation dieser Auflösung bildet sich kein dem schwefelsauren Schwe- 74 felchlorid analoges Produkt, auch entwickelt sich hierbei keine schweflichte Säure. ' An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Collection de Chroniques Belges inedites publice par ordre du Goupernement. — Chronique rimee de Philippe Mouskes, publ. par le Baron de Reiffenberg. Tome 2. Bruxelles. 1838. 4. Compte=rendu des Seances de la Commission Royale d’Histoire, ou Recueil de ses Bulletins. Tome II, Bulletin 1. 2. ib. 1837. 1838. 8.. de Reiffenberg, Notice sur un Tableau satirique relatif au Gou- vernement du Duc d’Albe. (Extrait du Tome V, No. 3 des Bul- letins de l'Acad. Roy. de Bruxelles). 8. Notice sur Mr. le Professeur Bekker, mort a Liege 1837. 3.1.eta. 8. 2 Exempl. Mit einem Begleitungsschreiben des Herrn Baron von Reiffen- berg in Brüssel vom 11 Aprıl 1838. "Bulletin de la Societe geologique de France, Tome9. Feuill. 1-5. 1837-38. Paris. 8. The Journal of the Royal Asiatie Society of Great Britain and Ireland. No.8. London, Dec. 1837. 8. . Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 349.350. Altona 1838. April 7 u. 19. 4. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1837 Sept.'Oct. Nov. Paris. 8. " 2’Institut. 1.Section. Sciences math. physig. et nat. 6. Annee. No. 226. Avril 1838. Paris. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1838, No. 23-28. Stuttg. u. Tüb. 4. Graff, althoehdeutscher Sprachschatz. 43. IJaeferung, Theil IH (Bogen 24-38). 4. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Mai 1838. R Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke.: 3.Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dove las über die geographische Verbreitung gleichartiger Witterungserscheinungen. Die mittlere Temperatur der Atmosphäre, ihre Feuchtigkeit und ihr Druck tritt nicht unmittelbar in die Erscheinung, sie ver- birgt sich vielmehr in den mannigfachsten Veränderungen, unter welchen wir die periodischen von den sogenannten unregelmäfsi- gen unterscheiden, d. h. von denen, für welche keine regelmälsige Wiederkehr mit Sicherheit nachgewiesen werden kann, ja nicht einmal wahrscheinlich ist. Die Erkenntnils jener mu[s nothwen- dig der Auffindung dieser vorausgehn, und man hat daher die mitt- lere Vertheilung der verschiedenen physischen Qualitäten auf der Oberfläche der Erde zunächst festzustellen, ebenso durch zahl- reiche Beobachtungen zu ermitteln gesucht, welche Veränderun- gen jene Mittel innerhalb der jährlichen und täglichen Periode erfahren. Für die sogenannten unregelmälsigen Veränderungen der meteorologischen Instrumente haben sich durch Verbindung des Drehungsgesetzes mit den barometrischen, thermischen und atmischen Windrosen einfache Regeln ergeben, welche sich in allen bisher wirklich angestellten Untersuchungen als richtig be- währt haben. Die Ableitung dieser Regeln geschah unter der Voraussetzung, dals zwei in ihrer Richtung und in ihren physika- - lischen Eigenschaften einander entgegengesetzte Luftströme die - Witterungsverhältnisse unsrer Breiten beherrschen, dals das ein- [1838.] 5 76 seitige Vorwalten derselben die Extreme, ihr gegenseitiges Ver- drängen die mannigfachen Oscillationen der Instrumente hervor- ruft. Diese Ströme sind bisher nur vom lokalen Standpunkte aus betrachtet worden. Aber das, was an einem bestimmten Orte in der Bewegung der Instrumente sich ausspricht, muls auf eine eben so einleuchtende, sogar auf eine directere Weise hervortreten, wenn man die gleichzeitige Verbreitung der Phaenomene über grölsere Theile der Erdoberfläche zur Anschauung bringt; die Mächtigkeit, die Richtung und der Kampf jener Ströme muls dann übersichtlicher sich darstellen lassen. Wird nämlich durch sie die Modification der Temperaturvertheilung zu einer bestimmten Zeit bedingt, so wird man in ihrer Richtung fortschreitend überall entweder eine Erhöhung über oder eine Erniedrigung unter die normale Temperatur finden. Geht man hingegen auf einer mehr oder minder auf der Richtung der Ströme senkrechten Linie fort, so wird man irgendwo zwei einander begrenzende durchschnei- den, aus der warmen Luft des Äquatorialstromes in die eisige des Polarstromes übergeben, die vorher positiven Differenzen daher in negative umschlagen sehn. Ist die Richtung der Ströme eine im Verlaufe des Jahres unveränderliche, umfalst diese Constanz noch längere Zeitintervalle, so werden sich solche Übergänge aus positiven in negative Differenzen stets auf einer jener Richtungen finden, während die andre nur Übereinstimmung darbietet, im ent- gegengesetzien Falle werden auf jeder Linie gleichartige Differen- zen mit entgegengesetzien abwechseln. Zeigt sich bei geringen Differenzen keine regelmälsige Folge der Zeichen, so wird diels ein Beweis dafür sein, dals zur Zeit des normalen Witterungs- zustandes keine allgemeinen Ursachen modificirend wirkten und eben deswegen lokale Trübung und Heiterkeit die Unterschiede scheinbar regellos hervorriefen. Tritt aber bei grofsen Differen- zen vorwaltend ein regelmälsiger Gegensatz oder eine selbst quan- titativ sich zeigende Übereinstimmung hervor, so wird der Schluls erlaubt sein, dafs nun allgemeine Ursachen sich geltend machen. Ein an allen Orten gleichzeitiges Hervortreten wird darauf deuten, dafs diese Ursachen an sämmtlichen Beobachtungsorten sich gleich- zeilig entwickelten, ein nach einander erfolgendes Eintreten hin- gegen auf die Quellen deuten, wo sie entsprangen. Gehen die Linien aus einer Zone in die andre, so wird sich entscheiden lassen, 2 ob diese Zonen Witterungssysteme für sich bilden, ob Störungen in der einen wirkend eingreifen in die gleichzeitigen Witterungs- verhältnisse der andern. Was von der Temperatur gesagt wurde, gilt in derselben Weise von dem Stande der übrigen meteorolo- gischen Instrumente, deren Betrachtung einer spätern Mittheilung vorbehalten bleibt. Untersuchungen über die Verbreitung gleichartiger Wit- terungserscheinungen sind bisher nur in Beziehung auf Extreme angestellt worden. Barometrische Minima wurden zuerst von Steiglehner und in neuerer Zeit mit grölserem Erfolge von Brandes verglichen, dessen unermüdlichem Fleilse wir aufser- dem die Witterungsgeschichte des merkwürdigen Jahres 1783 ver- danken. So interessant aber auch Untersuchungen dieser Art sind, so möchte es doch sehr gewagt sein, dem aus den Beobach- tungen weniger Tage Ermittelten eine grölsere Zeiträume um- fassende Gültigkeit zu geben. Die Temperatur eines einzelnen Tages hängt nämlich von lokaler Bewölkung und Niederschlägen so sehr ab, dals, wenn man für viele Orte die absoluten jährlichen Extreme der Wärme und Kälte vergleicht, die einzelnen Orte zwar in der Weise übereinstimmen, dals ein auffallendes Extrem sich in demselben Jahre sehr verbreitet findet, der Tag aber, an welchem dasselbe an verschiedenen Orten eintraf, eine geringe Übereinstimmung zeigt. Auflserdem wirkt bei derVergleichung eines eines Jahres oder Tages der durch die geographische Lage eines jeden Ortes bedingte mittlere Werth jenes Zeitraumes mit auf das Resultat ein, und da die Gröfse desselben für verschiedene Orte verschieden ist, so mufs die directe Vergleichung der an denselben angestellten Beobachtungen Zahlen geben, welche keine einfache Deutung zulassen, da viele ungesonderte Elemente sich darin gel- tend machen. Die bei unverglichenen Instrumenten fast unver- meidlichen constanten,Fehler derselben werden jene Unsicherheit noch vermehren. Diese Betrachtungen mögen wahrscheinlich die Physiker bis- her abgehalten haben, die reichhaltigen Data zu benutzen, welche seit der Stiftung der Manheimer Societät isolirt angehäuft worden sind. Die Verbindung des vorhandenen Materials zu einer die letzten 50 Jalıre umfassenden Witterungsgeschichte geschieht hier 78 mit der Vollständigkeit, welche die in Berlin zugänglichen Beob- achtungsjournale gestalteten. Um die Beobachtungen so viel wie möglich von den constan- ten Fehlern der einzelnen Instrumente zu befreien, ist jedes der- selben nur mit sich selbst verglichen. Alle erhaltenen Zahlen sind daher Differenzen. Waren z.B. für einen Zeitraum von denselben 10 Jahren Beobachtungen von 16 verschiedenen Orten vorhanden, so wurden zunächst die monatlichen thermischen Mittel aus diesem zehnjährigen Zeitraume für alle 16 Orte einzeln bestimmt, und nun der thermische Werth eines jeden Monats in jedem der 10 einzelnen Jahre mit dem aus dem ganzen zehnjährigen Zeitraume erhaltenen Mittel verglichen. Dadurch wurden zugleich die pe- riodischen Veränderungen eliminirt. Sämtliche Differenzen sind auf die Reaumursche Scale reducirt. Die erste Vergleichung umfalst einen Zeitraum von 18 Jah- ren 1807-182/ und zwar folgende Orte: Madras, Palermo, Nizza, Mailand, Genf, Carlsruhe, Stuttgard, Regensburg, Berlin, Danzig, Stockholm, Dumfernline, London, Paris, Penzance, Salem. Für Stockholm fehlen die Jahre 1804, 1823, 1824, für Madras 1807 bis 1812. Diese Linie kann als aus zweien zusammengesetzt betrach- tet werden, eine von Süd nach Nord von Palermo nach Stockholm, die andre von mehr westlicher Richtung nämlich von dort über Schottland und England nach Salem in Nordamerika. Die Mittel der zweiten Tafel sind achtjährig 1797-1804. Sie beginnt mit dem August 1796 und umfalst 3 Zonen, nämlich fol- gende Orte: Madras, Palermo, Mailand, Turin, Genf, Stuttgard, Regensburg, Berlin, Upsala, Umeä, London, Manchester, Dublin, endlich Salem, Cambridge und Andover in Nordamerika. Einige dieser Orte gestatten eine Ausdehnung bis zum Jahre 1786 und eine Verbindung mit der ersten Tafel durch die Jahre 1804-1807. Die dritte Linie geht vorwaltend von West nach Ost, näm- lich von Marietta, Concord, Montreal in Nordamerika über Bed- ford, Clunie Mause, Kinfauns Castle, London, Mastrich, Paris, Mailand, Genf, den St. Bernhard, Freiburg, Stuttgard, Regensburg, Augsburg und Berlin nach Kasan. Die Mittel sind siebenjährig 1828-1834, die Vergleichung erstreckt sich für einige Orte aber bis 1837. 19 Die vierte Periode beginnt mit dem August 1820 und endet im Juni 1830. Die verglichenen Orte sind: Salem, Palermo, Mai- land, Genf, St. Bernhard, Paris, London, Clunie Manse, Mastrich, Stuttgard, Regensburg, Berlin, Irkutzk. Die monatlichen Mittel von Irkutzk sind leider nach altem Stil berechnet. Es ist diefs bei vergleichenden Arbeiten ein eben so unangenehmes Hindernils als der republikanische Kalender zu Anfang dieses Jahrhunderts. Um aus den Beobachtungen von Irkutzk wenigstens annähernd richtige Werthe zu erhalten, ist — eines Monats mit — des andern ver- bunden worden. Aulser diesen grolse Theile der Erdoberfläche umfassenden Vergleichungen sind einige für kleinere Entfernungen angestellt worden. So ist Irkutzk mit Sebastopol und Nicolajef verbunden, Calcutta mit Madras, Anjarakandy und der Capstadt, Genf in einem zwanzigjährigen Zeitraum mit dem St. Bernhard. Die so erhaltenen Zahlen haben nur dann gleichen Werth, wenn die Veränderlichkeit der Witterung an den verschiedenen Orten dieselbe ist, und unter der Voraussetzung ihrer Unabhän- gigkeit von den Jahreszeiten. Die Veränderlichkeit der Witterung nimmt aber ab von den Polen nach dem Äquator hin, sie ist aufser- dem weder an den Orten eines characteristischen Seeklimas noch an denen eines entschiedenen continentalen am gröfsten, erreicht vielmehr ihr Maximum da, wo sich beide berühren, also in einer gewissen Entfernung von den Küsten. Diefs gilt sowohl für die absolute als für die relative Veränderlichkeit. Unter absoluter Veränderlichkeit wird hier der Unterschied des höchsten und nie- drigsten thermischen Mittels jedes einzelnen Monats in einem län- geren Zeitraum von Jahren verstanden, unter relativer Veränder- lichkeit die ohne Berücksichtigung des Zeichens genommene Summe der Abweichungen der Monate der einzelnen Jahre von dem all- gemeinen Mittel derselben bestimmt aus dem ganzen Zeitraum und dividirt durch die Anzahl der Jahre. Jeder der vier Tafeln ist eine solche Tafel der mittleren Veränderungen beigefügt. Die Veränderlichkeit des Wetters ist am grölsten im Januar, nimmt dann schnell nach dem April hin ab, ist in unsern Breiten im Som- mer wieder grölser und erreicht ihr absolutes Minimum im Sep- tember, dem beständigsten Monat unsrer Breiten. Diese Verhält- nisse treten im südlichen Italien und in England nicht mit der 80 Bestimmtheit wie an allen den Orten hervor, welche Sommer- regen haben, und’ es ist dadurch der Grund jener gröfseren Ver- änderlichkeit des Sommers unmittelbar angedeutet, indem das un- gleiche Eintreten oder gänzliche Ausbleiben unsrer Regenzeit im Juni und Juli bedeutende Temperaturunterschiede zwischen den einzelnen Jahren hervorruft, Da aber die Temperatur des Mai einen unbedeutenden Spielraum zeigt, so würde sich darin eine einfache Erklärung der Thatsache finden, dals das Erwachen der Vegetation im Frühling sebr bestimmt an eine bestimmte Zeit ge- knüpft erscheint, die gröfsere oder geringere Fruchtbarkeit eines Jahres aber durch ganz andre Verhältnisse bedingt wird. Die Bestimmungen für die absolute Veränderlichkeit der monatlichen Mittel wurden für folgende Orte in Tafeln gebracht und graphisch dargestellt: Upsala, Stockholm, Danzig, Hamburg, Dumfernline, Manchester, London, Penzance, Clunie Manse, Dublin, Leadhills, Isle of Man, Aberdeen, Kinfauns Castle, Bedford, St. Andrews, Mastrich, Paris, Toulouse, Genf, Bernhard, Turin, Nizza, Pa- lermo, Berlin, Coburg, Stuttgard, Carlruhe, Augsburg, Regens- burg, Stralsburg, Prag, Salem, Cambridge, Andover, Marietta, Concord, Montreal, Irkutzk, Calcutta, Madras, Anjarakandy. Für die absoluten innerhalb jedes Jahres beobachteten Extreme sind aufserdem Tafeln und graphische Darstellungen beigefügt von Upsala, Äbo, Wexiö, Hernösand, Lund, Umeä, ‘Stockholm, Ep- ping und vielen der vorher genannten Orte. Da eine vergleichende Untersuchung dieser Art keinen Aus- zug gestattet, so können hier nur einige allgemeine Ergebnisse angeführt werden. 1) Die tropische Atmosphäre des indischen Wasserbeckens scheint keinen mit Sicherheit nachweisbaren Einflufs auf die europäischen Witterungsverhältnisse zu haben. 2) Grölsere Abweichungen von der mittleren Temperaturver- theilung treten nie lokal auf, sondern sind über grolse Strek- ken gleichzeitig verbreitet. Die Grölse der Abweichung ist an einer bestimmten Stelle ein Maximum und nimmt dann nach den Grenzen hin ab. Überschreitet man diese Gren- zen, so findet man starke Abweichungen im entgegenge- setzten Sinne. Diese Verhältnisse treten in einer graphi- schen Darstellung am übersichtlichsten hervor, wenn man 81 nämlich die Abweichungen als Ordinaten auf parallele Gerade als Absissenachsen bezieht, welche die Mittel der einzelnen Orte für die entsprechenden Zeiten darstellen. 3) Gleichartige Witterungsverhältnisse finden sich häufiger. von Süd nach Nord, als von West nach Ost. Bei sehr grolsen Ab- weichungen zeigt sich oft in letzterer Richtung ein doppelter Gegensatz zwischen Europa einerseits und Amerika und Asien andrerseits. Die Temperatur des Winters von 1821 zu 1322 und des Januars von 1834 fiel wahrscheinlich nur deswegen so auf- fallend hoch aus, weil Amerika und Asien gleichzeitig einen strengen Winter hatten. Gewöhnlich aber schlielst sich Eu- ropa an einen seiner Nachbarn an. Im December 1829 fiel das Maximum der Kälte nach Berlin, diese Kälte war aber in Kasan noch sehr merklich, während Nordamerika sich einer unge- wöhnlichen Wärme erfreute. Die Kälte des Decembers von 1831 war hingegen auf Amerika beschränkt; der in Kasan auf- fallend milde Winter von 1830 auf 1831 schon in Berlin eher streng. Mitunter aber gehören Europa, Asien und Amerika demselben Witterungssysteme an. So war es in dem strengen December von 1822, wo das Maximum der Kälte in das west- liche Europa fiel, in dem milden März desselben Jahres, im kalten Spätherbst von 1820 und in dem milden Winter von 1824 auf 1825. Fällt die Grenze zweier Ströme nach Europa, so zeigen die unbedeutenden Differenzen daselbst nichts Ano- males, während zu beiden Seiten Extreme erscheinen. So lag im Februar 18238 Europa indifferent zwischen einer heftigen Kälte in Kasan und Irkutzk, und einem sehr warmen Winter in Nordamerika. 4) Gegensätze der Witterung zeigen sich am häufigsten in den entschiedenen Wintermonaten. 5) Die kalte Zone modificirt oft merklich die Temperatur der sie begrenzenden gemälsigten. Das nördliche Europa unterscheidet sich dann schroff von dem südlichen (‚Januar 1803). Häufiger aber bleibt ein Extrem auf die kalte Zone beschränkt. So war der in fast ganz Europa strenge Winter von 1798 auf 1799 in Umeä sehr mild, während umgekehrt dem in Umeä sehr stren- gen Winter von 1803 auf 1801 sich in ganz Europa eine sehr milde Witterung als Gegensatz gegenüberstellt. 82 6) Abweichungen von der mittleren Vertheilung finden in dem- selben Sinne oft durch sehr lange Zeiträume hindurch statt, so dals ein ganzes Jahr hindurch jeder Monat eine höhere oder eine niedere Temperatur zeigt, als ihm nach dem Durch- schnitt vieler Jahre zukommt. Die vom Juni 1815 bis Decem- ber 1816 fortdauernde Kälte wird sich als ein Jahr schreckli- chen Miswachses in der Erinnerung vielleicht so lange erhal- ten, als die vom November 1821 bis November 1822 anhal- tende Wärme durch die Güte des Weines von 1822. Dadurch erklären sich die grofsen Abweichungen der thermischen Mit- tel einzelner Jahre. 7) Die Kälte verbreitet sich sehr oft von Norden nach Süden, die Wärme von Süden nach Norden entgegengesetzt der auf die isolirte Franklinsche Windbeobachtung gegründeten An- nahme. 8) Es scheint eine ganz willkührliche Annahme, dals auf einen strengen Winter ein heilser Sommer, auf einen milden Win- ter ein kühler Sommer folgt. In dem heilsen Sommer von 1822 war in Berlin kein Gefrornes zu haben, da der vorher- gehende Winter so mild war, dafs kein Eis hatte gesammelt werden können. Ebenso folgte der heilse Sommer von 1834 in Europa auf einen ungewöhnlich milden Winter. Der strenge Winter von 1829 auf 1830 hingegen nach einem Jahre, dessen Monate sämtlich eine zu niedrige Temperatur hatten. 9) Aus den oft längere Zeit neben einander liegenden in demsel- ben Sinne stattfindenden Gegensätzen der Witterung folgt, dafs ein in gewissen Gegenden dem Weinbau vorzüglich gün- stiges Jahr in andern Gegenden ungünstig ausfallen kann. 10) Aus den bisherigen Untersuchungen läfst sich noch nicht mit vollkommner Bestimmtheit nachweisen, dafs zu einer bestimm- ten Jahreszeit in einer gewissen Richtung eine Übereinstim- mung oder ein Gegensatz häufiger eintrete als zu einer andern Jahreszeit. Im Sommer scheint, wie es aus der Vertheilung des Festen und Flüssigen und der dann herrschenden Win- desrichtung notkwendig folgt, in der Richtung von West nach Ost häufiger eine Übereinstimmung stattzufinden als im Winter. 83 Die bisher angeführten Resultate machen es sehr wahrschein- lich, dafs einander abwechselnd verdrängende Luftsröme das Be- dingende unsrer Witterungsverbältnisse sind. Abgesehen aber von den mit grofser Wahrscheinlichkeit folgenden, für die Me- teorologie wichtigen Ergebnissen, dafs zu allen Zeiten dasselbe Quantum Wärme nur ungleich über der Oberfläche der Erde vertheilt sei, dafs wir also zunächst wenigstens kein Recht haben, andre äulsere Quellen aulser der solaren Wärme anzunehmen, enthalten die mitgetheilten Berechnungen die Mittel andre Fragen mit grölserer Bestimmtheit zu beantworten, als bisher geschehen. Ob zwischen dem Erscheinen von Cometen z.B. und der gleich- zeitigen Witterungsconstitution ein Zusammenhang stattfinde oder nicht, ob vulkanische Ausbrüche oder Erdbeben unabhängig sind von den atmosphärischen Verhältnissen, oder ob sie einander ge- genseitig bedingen, hat man dadurch zu entscheiden gesucht, dafs man lange fortgesetzte Beobachtungen eines Ortes zum Verglei- chungspunkte wählte. Diese Fragen können aber nur auf dem bier eingeschlagenen Wege beantwortet werden, denn da die Extreme eines Ortes oft grade entgegengesetzt sind denen eines andern, so sind die so erhaltenen Resultate vollkommen illusorisch. Es muls vielmehr gefragt werden, ob bei dem Erscheinen eines Cometen, ob während eines weit verbreiteten Erdbebens auf gro- [sen Theilen der Erdoberfläche normale Verhältnisse stattfanden, ob im gleichen oder im entgegengesetzten Sinne sich zeigende Ab- weichungen, ob sie jenen Erscheinungen vorhergingen oder ihnen folgten. So wenig von vorn herein solchen Ursachen eine grofse Bedeutung zuzuschreiben ist, so ist doch ebenso gewils, dafs das häufige Zurückkehren zu solchen Ansichten eben deswegen ge- schieht, weil man die empirische Untersuchung viel zu oberfläch- lich geführt hat. Die dauernde Überzeugung ist nur das Resultat einer umfassenden in die Sache eingehenden Betrachtung, ein ein- seitiges Hervorheben bestimmter Seiten einer Erscheinung kann wohl überreden und den Einwurf für einige Zeit beschwichtigen, dieser erwacht aber wieder, wenn der erste Eindruck verschwun- den ist. Hierauf wurde über die von der physikalisch - mathematischen Klasse zu Correspondenten der Akademie vorgeschlagenen Herr 84 Professor Presl in Prag, und Herr Professor Rudberg in Upsala die Ballotage eröffnet und beide in der gesetzmälsigen Form gewählt. Der anwesende geehrte Gast, Herr Prof. Eschricht aus Ko- penhagen, überreichte der Akademie seine Schrift: Anatomische Untersuchungen über die Clione borealis Kopenh. 1838. 4. Die Danksagungsschreiben der Linnean Society, des British Museum und der Royal Society für die Übersendung der Abhand- lungen der Akademie, so wie das Begleitungsschreiben der Uni- versität von Kasan zu der eingesandten Schrift: Gelehrte Schriften der Kaiserlichen Universität zu Kasan 1837. Heft 3. Kasan 1837. $. (in Russischer Sprache) wurden vorgelegt. An Schriften waren eingegangen: PInstitut. 1. Section. Sciences math. phys. et nat. Suppl&ment au No. d’Avril 1838. (No. 226.) Paris. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1838. 4. Semesire. No.15. 16. Paris. 4. Kunstblait (zum Morgenblait) 1838, No. 29. 39. Stuttg. und Tübing. 4. De Fortia, histoire des tems ante-diluviens. Paris. 1837. 8. Chronologie de Jesus-Christ. ib. 1830. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Paris 12. März d.J. Memoires de l’Academie Royale des Sciences morales et poli- tiques de UInstitut de France. Tome1. (2. Serie.) Paris 1837. 4. Freiesleben, Magazin für die Oryktographie von Sachsen. Heft 8. 9. Freyberg 1837. 8. 7. Mai. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Ideler las über den Thiercyklus der ost- asiati- schen Völker, ein Fragment seiner Abhandlung über die Zeit- rechnung der Chinesen, welche in der Sammlung der akademi- schen Schriften erscheinen wird. Herr Gerhard überreichte im Namen des Verfassers das Werk: 85 Antichi vasi dipinti della collezione Feoli descritto da SECUN- DIANO CAMPANARI. Roma 1837. 8. 10. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. von Humboldt las eine zweite Abhandlung, ent- haltend: geognostische und physikalische Beobach- tungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito, In der ersten Abhandlung (gelesen am 3. Febr. 1837) wurde der Zusammenhang geschildert, in dem die Gestaltung des vul- kanischen Hochlandes von Quito mit der sich durch 60 Breiten- grade gleichmälsig wiederbolenden Gliederung der Andeskette und ihrer Querjöcher (Bergknoten) steht. Wie in der ergani- schen Welt jedes tiefere Eindringen in den Entwickelungsgang und den Bau einzelner Organe neues Licht über das Ganze der Lebenserscheinungen verbreitet, so spiegelt sich auch das ganze vulkanische Erdenleben in dem treu-entworfenen Bilde einzelner Feuerschlünde. Aus der Einsicht in das Besondere entspringt der Überblick des Ganzen und je einfacher und unbefangener man das Beobachtete wiedergiebt, desto stärker tritt durch die eigene, jeder Individualität inwohnende Kraft der Naturcharakter der Landschaft, das Bild der bald schlummernden, bald wieder er- wachten Thätigkeit der tiefgespaltenen Erdrinde hervor. Die äulsersten Punkte der Gruppe von Vulkanen, zu der das Hochland von Quito gehört (und diese Gruppe ist die nördlichste des ganzen südamerikanischen Continents), sind der Vulkan San- gay und der Paramo de Ruiz. Trachyt-, Melaphyr- und Andesit- Gestein ist zwar auch aufserhalb dieser Begrenzung hier und da sporadisch ausgebrochen, aber eigentliche Eruptionen glühender Schlacken, Rauchsäulen und heilse Dämpfe (Abstufungen des noch thätigen, innern Wirkens der Erde) haben sich in den uns zugäng- lichen historischen Zeiten nur zwischen 2° südlicher und 5° nörd- licher Breite offenbaret. Die berühmte vulkanische Zone von Quito, Pasto, Popayan und Cundinamarca hat die Länge von Mes- sina bis Venedig. Von ihrer nördlichen Grenze, das heilst von dem seit 1829 wiederentzündeten Paramo de Ruiz (nahe bei dem grolsen Kegelberge Tolima) bis zum Anfang der vulkanischen Gruppe von Costa-Rica und Guatemala findet sich, auf einer Aus- dehnung von i-- Breitengraden, ein zwar von Erdstöfsen oft er- 86 schüttertes, aber von Ausbrüchen bisher freigebliebenes Land. Eine bogenförmige Krümmung der Andeskette giebt dieser Mittel- zone eine Länge von 140 geographischen Meilen. Anders ist es gegen Süden. Der vulkanfreie Zwischenraum, welcher die zwei furchtbar-tbätigen Gruppen von Quito und Bolivia (Alto-Perü) trennt, ist zwei Mal länger, als der vulkanfreie Zwischenraum im Norden. Vom Tunguragua und Sangay bis zum Charcani (nord- östlich von Arequipa) kennt man keinen brennenden Vulkan in einem Abstande, der grölser ist, als der von Messina bis Berlin. So verschiedenartig muls in einer und derselben Gebirgskeite das Zusammentreffen von Umständen gewesen sein, von denen die Bildung permanent-offener Spalten abhängt. Zwischen den Gruppen von Trachyt-, Dolerit- und Andesit- Bergen, durch welche die vulkanischen Kräfte thätig werden, liegen Strecken zwei Mal so lang als die Pyreneen, in welchen Granit, Syenit, Glimmer- und Thonschiefer, Conglomerate und Kalkstein (nach Leopold von Buch: alte Kreide und Juraschichten) herrschen. Allmäliges Häufigerwerden von Labrador-, Pyroxen- und Albit- haltigen Formationen verkündigen hier dem aufmerksamen Rei- senden jeglichen Übergang der gleichsam in sich abgeschlossenen, friedlicheren, metallreichen Zone, in die noch frei mit dem Innern der Erde communicirende Region. Nach diesen allgemeinen Betrachtungen untersuchte Hr. v. H. die Frage über die progressive Wanderung der vulkanischen Thätigkeit (in der Gruppe des Pichincha und Cotopaxi) von Nor- den gegen Süden; er zeigt die allmälige Erweiterung der Er- schütterungskreise und nennt die einzelneu Vulkane, welche, ob- gleich weit von einander entfernt, doch in unterirdischer Ver- bindung mit einander stehen, da die ganze Provinz Quito als ein vulkanischer Heerd zu betrachten ist und nach Seneca’s treflichem, alten Ausspruche „jeglicher Feuerberg nur der Weg der tiefer- liegenden vulkanischen Kräfte ist.” In ipso monte ignis non alı- mentum habet, sed viam. Die Abhandlung schliefst mit-der Er- zählung einer zweiten und dritten Besteigung des Pichincha, Ex- peditionen, in denen der Verfasser mit vieler Anstrengung an den steil abgestürzten, wiederentzündeten Crater gelangte, der seit La Condamine’s Zeiten nicht wieder besucht worden war. 87 Das Danksagungsschreiben der Geological Society für die Über- sendung der Abhandlungen der Akademie wurde vorgelegt. An Schriften waren eingegangen: Bibliotheque universelle de Geneve. Nouv. Serie 1836, Mai-Nov. 1837 Jan.-Dec. 8. Revue zoologigue par la SocielE Cuvierienne, publiee sous la direction de M. F. E. Guerin-Me&neville. No.2. Fevrier 4838. Paris. 8. Proceedings of the geologial Society of London. Vol. Il. 1836 - 1838. No.48-55. 8. List of the geological Society of London. April 1. 1837. 8. 17.Mai Gesammisitzung der Akademie. Hr. von Olfers las eine historische Untersuchung über den Mordanfall auf den König Joseph von Por- tugal (am 3. Sept. 1758), für welche hauptsächlich die bisher ungedruckten Revisionsacten des Hochverrathsprocesses benutzt _ wurden. An Schriften waren eingegangen: Ulnstitut. 1. Section. Sciences malh. phys. et nat. 6. Annee | 1838. No. 227. Mai. Paris. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1838. No. 31-34. Stuttg. und Tübing. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1838. 1. Semestre. No. 12-14. et 17. Paris. 4. Jornal da Sociedade pharmaceutica de Lisboa. TomoI. No. 11. Lisboa 1838. 8. Crelle, Journal für die reine und angewandte Mathematik. Bd. 18, Heft2. Berlin 1838. 4. 3 Exempl. Aulserdem ein Manuscript desHrn. Engel in Reichenbach über die beste Construction eines Erdglobus mit mehreren Zeichnungen. 21.Mai. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Lichtensein las über das Gebils der Iltisähnli- chen Raubthiere, vorzüglich in Beziehung auf das africanische Stinkthier. 88 Cuvier hat die Gattungen Mephitis und Mustela einander scharf entgegengesetzt. Jene ist nach ihm durch den dickeren oberen Höckerzahn und den breiteren unteren Reilszahn, diese dadurch dafs der erste verengert in die Queer steht und der zweite schmal zusammengedrückt erscheint, kenntlich. Über- diels haben die Mustelen starke Apophysen an Schläf- und Joch- bein (zur Bildung des hinteren Orbital-Randes), die den Stinkthie- ren fehlen. Endlich ist die Zahl der Lenden- und Schwanz -Wir- bel bei den letzteren um ein Bedeutendes gröfser, in demselben Verhältnils aber sind die Körper der Wirbel bei den ersten kräf- tiger und ausgewirkter. Diese Bestimmungen waren nach der Kenntnils von nur zwei Arten von Stinkthieren getroffen, nemlich der bekanntesten nord- americanischen, fälschlich sogenannten Chinga und der africani- schen, welche nun mit den Mustelen nach dem Gebifs verglichen wurden. Da ergab sich, dafs nur die americanische Art das ächte Mephitis - Gebils habe, indessen die africanische in dem ihrigen den Mustelen näher trete, als jener und auch eine Schläfbein-Apo- physe zeige. Obgleich sie nun beide in der Zahl der Rückenwir- bel (Rippenpaare), der Lenden- und Schwanzwirbel eben so sehr unter einander übereinstimmen, als in Körperform, Farbe, Zeich- nung, Bewegungs- und Lebensart, so wurden sie doch wegen jener Verschiedenheit des Gebisses, die sich indessen auf keinen posi- tiven sondern nur comparativen Ausdruck zurückführen ließs, aus- einandergerissen. Die Chinga blieb der Typus für Mepkitis und die africanische ward der Gattung Muszela beigesellt, wiewohl mit dem Zugeständnils, dafs sie wegen der gestreckten, nur zum Gra- ben, nicht zum Klettern geschickten Krallen eine eigne Abtheilung in derselben bilden müsse. Alle Zoologen sind dieser Anordnung seit dem Erscheinen der Recherches sur les Ossemens fossiles blind- lings gefolgt, weil die Materialien zu einer genaueren Untersu- chung fehlten. Diese aber wurde noch dadurch erschwert, dals Cuvier von einer Abbildung bei Buffon, welche ein americani- sches Stinkthier unter dem Namen Zorilla vorstellt, erklärte, sie sei die africanische und Buffon habe sich im Vaterlande geirrt. Er überträgt also diesen spanischen Namen auf eine den Hotten- totten am meisten bekannte Art und weil doch die Zeichnung des Balges nicht ganz zutreffen will, nimmt er eine so grolse Verän- 89 derlichkeit desselben nicht nur bei dieser, sondern bei allen übri- gen bis dahin bekannt gewordenen Stinkthier-Arten an, dafs es unmöglich sei, sie wirklich als species aufzustellen, sondern dafs man sie vorläufig nur als Varietäten einer einzigen betrachten könne. Obgleich diese die auffallendsten Verschiedenheiten in Grölse, Leibesgestalt, Kopfbildung und Färbung zeigen, sind ihm doch auch hierin alle Zoologen bis auf den heutigen Tag gefolgt. Indessen in allen verwandten Gattungen die Arten mit übertrie- bener Subtilität unterschieden wurden, hat man sich auf diese Weise die Inconsequeuz zu Schulden kommen lassen, in einer ein- zigen den Art-Unterschied ganz aufzubeben. Hr. Lichtenstein hat in einer bereits im J. 1831 der Aka- demie vorgelegten, doch erst später vollendeten und in dem Jahr- gang 1836 zum Abdruck gekommenen Abhandlung sich gegen diese Ansichten aufgelehnt und die Kennzeichen von 17 verschiedenen Arten der Gattung Mephitis angegeben, von welchen ihm 12 aus unmittelbarer Untersuchung, 5 dagegen nur aus Beschreibungen bekannt geworden sind. Seitdem hat er die Schädel von 7 der ersteren genauer untersucht und legt heute der Klasse eine Reihe derselben in verschiedenen Alters-Stufen vor, welche beweist, dafs innerhalb der Gattung Mepkitis eine nicht geringe Manchfal- tigkeit der Zahnbildung in einem allmähligen Übergang zu dem Mustelen-Gebifs Statt finde, als deren letztes Glied das africani- sche Stinkthier betrachtet werden kann. Nur weil Cuvier die Zwischenglieder zwischen diesem und der Chinga nicht kannte, kam er zu dem irrigen Schluls, es gehöre zu den Mustelen. Eins dieser Mittelglieder ist aber gerade die wieder aufgefundene ächte Buffonsche Zorille, die in ihrer vollen constanten Eigen- thümlichkeit zugleich am besten beweist, dafs jene Vorstellung von einer unbegrenzten Wandelbarkeit der Zeichnung eben so irrig sei, wie der erwähnte Schluls aus dem Gebißs. Der Character der Gattung Mephitis (so weit er aus dem Zahnbau genommen wird) besteht allerdings in der Breite des un- teren Reilszabns und in der Kegelform seiner Zacken, der von Mustela in der schmal zusammengedrückten Form desselben Zahns, dessen Zacken so (nach Art des Katzen-Reilszahns) in eine scharfe Linie gestellt und schneidend werden. Wo noch eine kegelför- mige Zacke an der inneren Seite dieses Zalıns vorhanden bleibt, 90 wo sich die Zacken weder zu einer Schneide schärfen, noch alligniren, da ist noch Mephitis und das ist der Fall mit der afri- canischen Art, die nach allen natürlichen Merkmalen in diese Gruppe gehört. Sie hat noch die Apophyse am Schläfbein, aber nicht mehr am Jochbein wie die Mustelen. Sie hat überdies, wie Hr. Lichtensein aus einem frischen Skelet beweisen will, im Knochenbau, namentlich in den Zahlenverhältnissen der Wirbel, nur die Kennzeichen von Mephitis, nicht von Mustela. Das nächste Glied ist dann die ächte Zorrilla, an ihr wird der Reilszahn breiter, die Apophyse schwächer. Dann folgt die Chinga (Cuvier’s Musterform), mit noch gröfserer Breite des Zahns, die Apophyse verschwindet. Aber die Umbildung geht weiter. An den südamericanischen Arten, deren Gebils bis jetzt noch gar nicht untersucht wurde und unter welchen Azara’s Yaguar£ als die bekannteste Form genannt werden kann, wird die- ser Reilszahn so breit und grois, dafs er sich in zwei deutliche Gruppen von je drei und zwei Zacken sondert und in der Mitte nach hinten sich beckenförmig vertieft. An diesen südamerica- nischen Arten tritt die merkwürdige Eigenthümlichkeit hervor, dals der vordere Lückenzahn im Oberkiefer fehlt, mithin nur drei obere Backenzähne vorhanden sind. Da sie zugleich alle ganz nackte sehr breite Sohlen (die nordamericanischen dagegen halb oder ganz behaarte verschmälerte) haben, da an ihnen ferner die Schnautze rüsselartig vortritt, was bei diesen nicht der Fall ist, so rechtfertigt sich daraus die Sonderung, welche Hr.L. in seiner oben erwähnten Monographie mit ihnen vorgenommen hat, indem er sie unter dem Namen Triosmus generisch zusammen- falste und den ächten Mepkitis- Arten (im Cuvierschen Sinne) entgegensetzie. Eine ganz ähnliche und durchaus gleichen Schritt haltende Abstufung findet in Beziehung auf den oberen Höckerzahn Statt, auf dessen Gestalt zur Unterscheidung von Mephitis und Mustela Hr. Cuvier ein so grolses Gewicht legte. Er ist bei Muszela vollkommen in die Queere gestellt (seine Richtung senkrecht auf die Längen-Achse des Schädels) und bat nur zwei mittelständige flache Erhabenheiten. Bei der africanischen Mepkitis weicht der innere Rand nach hinten zurück, die Richtung wird schief und es treten vier deutliche Höcker, zwei innere und zwei äulsere hervor. 91 (Es fehlt also viel, dals man seine Bildung übereinstimmend mit der des Iltis-Höckerzahns nennen könnte, wie Cuvier gethan hat, sie ist vielmehr der von Mepkitis verwandter und läfst sich mit derselben unter eine Formel fässen.) Dann treten jene 4 Höcker an M. interrupta näher zusammen, der ganze Zahn verliert mit ab- nehmender Breite die Queer-Richtung und wird endlich an M. Chinga und allen Arten Thiosmus eben so lang als breit, fast re- gelmälsig vierseitig. 31.Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Böckh las eine Abhandlung des Hrn. Dr. Lepsius zu Rom, welche der Verfasser zur Kenntnils der Akademie ge- bracht wünschte: über die beiden Ägyptischen Kolos- salstatuen der Sammlung Drovetti, die sich gegen- wärtig im Königlichen Ägyptischen Museum zu Ber- lin befinden. Der Zweck dieser Abhandlung ist, den Beweis zu führen, dafs nicht allein die Statue, wovon nur ein Fragment vorhanden ist, den König Osortasen den Ersten darstellt, sondern auch der fast vollständig erhaltene Kolofs, welcher die Namen des Ram- ses III. und seines Sohnes Menephta II. trägt, ein Bild desselben Osortasen und dem ersteren Bildwerke gleichzeitig sei. Eine nä- here Anzeige des Inhaltes dieser Abhandlung wird hier nicht ge- geben, um der Bekanntmachung der Abhandlung von Seiten des Verfassers nicht vorzugreifen. Aulserdem legte Hr.Böckh der Akademie die von Hrn. Prof. Dr. Rofs zu Athen eingesandten und von ersterem nunmehr geordneten und ergänzten Rechenschaften der Vorsteher der Attischen Werfte vor. Dieselben bestehen aus siebzehn Stücken von sehr verschiedenem Umfang; die gröfsten fallen in die 113" und 114° Olympiade, und geben mit den übrigen zusam- men einen umfassenden Begriff von dem damaligen Zustande des Attischen Kriegsseewesens. Hr. Böckh zeigte theils, wie die Ergänzung dieser Inschriften möglich sei, theils gab er Bemer- kungen über den Zusammenhang der Hauptpartbien und Proben einzelner Stellen, so wie einen Katalog der gesammten darin vorkommenden Kriegsschiffe. Aufser Triakontoren und Trieren sr 92 kommen in den jüngsten Stücken auch bereits Tetreren und Penteren vor. Das Danksagungsschreiben des Herrn Macedo in Lissabon für seine Erwählung zum Correspondenten wurde vorgelegt. An Schriften waren eingegangen: L’Institut. 1. Section. Sciences math. phys. et nat. 6. Anne. No. 228. 229. 230. Mai 1838. Paris. 4. : Bulletin de la Societe& geologique de France. Tome VI. feuilles 26-28. TomeIX, feuill. 6-9. 1837-38. Paris. 8. Liste des Membres de la Societ€ geologique de France en Mars 1838. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1838. 1.Semestre. No.18. 19. Paris. 4. — Tables. 2. Semestre 1837. ib. 4. Report of the 6. meeting of the British association for the ad- vancement of Science; held at Bristol in Aug. 1836. Vol.5. Lond. 1837. 8. Philosophical Transactions of the Royal Society of London for 1837, Part 1. 2. Lond. 1837. 4. The Royal Society. 30. Nov. 1837. (List ofthe Members) ib. 4. Proceedings of Ihe Royal Society No.28-31. 1836-38. Lond. 8. Address of the Duke of Sussex, the President, read at the an- niversary meeting of the Royal Society. Nov. 30, 1837. Lond. 1837. 8. : Abstracts of Ihe papers printed in the philosophical T'rransactions ofthe Royal Society of London. Vol. 3. from 1830-37. Lond. 1837. 8. Address to Her Majesty referred to in the Address of H.R.H. the President of the Royal Society. (Lond. 1837.) 8. Defence of ihe resolution for omitting Mr. Panizzi’s bibliogra- phical notes from the Catalogue of the Royal Society. (Lond. 1838.) 8. Transaclions of the Cambridge philosophical Society. Vol. VI. part 2. Cambr. 1837. 4. C. Babbage, the 9! Bridgewater treatise. 2. Ed. Lond. 1838. 8. Maynard’s Catalogue of englisk and foreign mathematical and philosophical Books. London. 8. A Catalogue of circumpolar Stars, deduced from the obser- vations of Steph. Groombridge. Reduced to Jan. 1, 1810. Edited by George Biddell Airy. London 1838. 4. 93 G. Biddell Airy, astronomical observations made at the Royal Observatory, Greenwich, in the year 1836 and Appendix. London 1837. 4. 2 Voll. Simon-Jude Sawicki, T’heses de Mecanique et d’Astronomie. Toulouse 1837. 8. Schumacher’s astronomische Nachrichten No.351. 352. Altona. 1835. Mai 24. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) No. 35-38. Stuttg. u. Tübing. 4. Gay-Lussac el Arago, Annales de Chimie et de Physique 1837. Decembre. Paris 8. Lepsius sur l’ordre des Colonnes-piliers en Egypte. Rome 1838. 8. Notice sur deux statues egyptiennes representant Pune la mere du Roi Ramses-Sesostris, l’autre le Roi Amasis. ib. eod. 8. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juni 1838. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 14. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dove zeigte die physiologischen, physischen und che- mischen Wirkungen der in der Sitzung vom 19. Februar von ihm beschriebenen magneto-electrischen Maschine an einem vom Mechanicus Fr. Wagner jun. hieselbst ausgeführten Exemplare mit 3 auf derselben Achse beschleunigt drehbaren gleichen Dis- junctoren und theilte die Ergebnisse einiger magneto-electrischer Versuche mit. Nimmt man mit Faraday (1118) an, dafs, wenn der elec- trische inducirte Strom in dem ersten Augenblicke seiner Bildung einen geschlossenen Metallbogen von grolser Länge durchwan- dert, er durch Vertheilung der einzelnen Wiodungen auf einan- der allmählig an Stärke zunimmt, welche dann bei dem plötz- - lichen Öffnen des Drahtes hervortritt, so wird zwischen dem Öffnen der magnetisirenden Spirale durch den ersten Disjunctor und dem der Inductionsspirale durch den zweiten eine gewisse Zeit vergehen müssen, um das Maximum des Effects zu erhalten. Diese Zeit kann aber gefunden werden, indem man die ganze - Inductionsspirale auf die früher angegebene Weise in 2 gleiche - Hälften theilt, die eine Hälfte derselben mit dem zweiten, die ' andre mit dem dritten Disjunctor verbindet, und diese beiden Disjunctoren bei einer gleichen Drehungsgeschwindigkeit allmäh- lig um verschiedene Bogen gegen den ersten Disjunctor ver- F stellt, wozu an sämtliche Disjunctoren Klemmschrauben ange- L [1838.] 6 96 bracht sind. Bei langen Spiralen ist aber die Bedingung einer in sich zurücklaufenden metallischen Continuität des Drahtes zur Erzeugung des inducirten Stromes unwesentlich. Schlielst man nämlich die Enden der Inductionsspirale unmittelbar durch den Körper, ohne sie erst mit einem Disjunctor zu verbinden, so erhält man bei dieser Maschine unter Anwendung eines ge- wöhnlichen kleinen Calorimotors schon sehr heftige Erschütte- rungen und lebhafte Wasserzersetzung. Daraus geht hervor, dals man auch vermittelst eines einzigen Blitzrades oder Commutators in von einander vollkommen getrennten Drähten gleiche Ströme erregen kann, indem man nämlich die Enden der vorher einan- der alternirend compensirenden Spiralen nach der Trennung di- rect mit dem Apparate verbindet, an welchem man die Wirkung der Ströme untersuchen will. Die Combination mehrerer glei- cher Disjunctoren an einer gemeinschaftlichen Rotationsachse ge- währt aber den Vortheil, dafs man den Einfluls der metallischen Continuität und jenes Verstärkungsprincipes unmittelbar prüfen kann, indem man die Wirkungen der direct verbundenen einen Hälfte der Inductionsspirale vergleicht mit der Wirkung der an- deren Hälfte, welche vermittelst des Disjunctors mit dem Volta- meter u.$. w. verbunden ist. Andrerseits ist eine solche Com- bination dazu dienlich, die Wirkung verschiedener magneto- electrischer Maschinen, bei welchen der Strom durch einen Electromagneten erzeugt wird, mit einander zu vergleichen. Ver- bindet man nämlich den Electromagneten der einen Maschine mit dem einen Disjunctor, den Klectromagneten der andern mit dem andern, so hat man bei jeder beliebigen und zwar verän- derlichen Drehungsgeschwindigkeit in derselben Zeit eine gleiche Anzahl in denselben Zeitintervallen auf einander folgender und bei beiden gleiche Zeit anhaltender Unterbrechungen. Der nun hervortretende Unterschied der Wirkungen wird daher entschei- den lassen, welcher Construction unter den verglichenen Ma- schinen der Vorzug einzuräumen sei. Um zu ermitteln, welchen Einfluls lange in demselben Sinne fortgesetztes Electromagnetisiren bei weichem Eisen, weichem und gehärtetem Stahle und bei Nickel auf die Inductionserschei- nungen äulsert, welche dann hervortreten, wenn. das sie hervor- rufende Electromagnetisiren nach vorhergehender Unterbrechung nn | 97 nun in demselben oder in dem jenem früheren entgegengesetzten Sinne von Neuem geschieht, wurden in die Windungen zweier gleichgeschnittener Holzschrauben Spiralen von 29 Windungen von 18%, Linie innerer Weite eines 2% Linie dicken mit Schell- lack isolirten Kupferdrahtes gewickelt. In diese der Länge nach ceylindrisch durchbohrten Holzschrauben konnten 11 Zoll 7 Linien lange Eisen - und Stahleylinder von 11% Linie Durchmesser so eingeschoben werden, dals sie bei umgekehrter Lage in Bezie- bung auf die Windungen genau gleich zu liegen kamen. Auf diese Kupferspiralen lielsen sich Pappröhren aufschieben, bedeckt von 225 Windungen eines mit Seide besponnenen % Linie dicken Kupferdrahtes. Zwei Enden der starken Spirale wurden nun mit einander, die andern mit einer galvanischen Kette verbunden; zwei Enden der darauf geschobenen dünnen Spiralen alternirend mit einander, die andern mit einem empfindlichen Galvanometer. Nach Einschieben zweier gleicher Cylinder von weichem Eisen wurde das Stromgleichgewicht am Galvanometer ermittelt. Bei umgekehrter Lage des einen Cylinders war dieses Gleichgewicht bei dem ersten Schliefsen nicht mehr vorhanden, der Ausschlag durch den stärkeren Strom geschah im Sinne des umgekehrt lie- genden Cylinders. Die Verstärkung des Stromes fand bei dem Umkehren ebenso bei weichem und hartem Stahl und bei Nickel statt, von welchem eine quadratische Stange von 1% Fufs Länge und 5 Linien Seite angewendet wurde. Bei gleicher Erregung ist die inducirende Wirkung des weichen Eisens stärker als die des weichen Stahles, diese wieder bedeutender als die des ge- härteten. Stehen dieselben in ihrer Wirkung nicht weit aus- einander, so erhält man, wenn in der einen Spirale der Cylinder von weichem Stahl, in der andern in umgekehrter Lage der ge- härtete liegt, die sonderbare Erscheinung einer bei dem Schlie- fsen der Kette in demselben Sinne als bei dem Öffnen derselben stattfindenden Ablenkung der Galvanometernadel. Durch die Um- kehrung der Polarität des gehärteten Stahles bei dem Schlielsen wird nämlich der von ihm erregte Strom stärker als der durch das in gleichem Sinne als vorher stattfindende Magnetisiren des weichen Stahls erregte. Bei dem Öffnen der Kette verliert aber der weiche Stahleylinder mehr von dem erhaltenen Magnetismus als der gehärtete und daher wirkt er nur stärker inducirend. 98 Vorheriges Magnetisiren durch Streichen giebt ganz analoge Re- sultate als Electromagnetisiren. Wendet man Hufeisen an, welche mit einem ihrer Schenkel in die Spiralen bis zur Indifferenz- stelle eintauchen, so verwandeln sie sich in dreipolige Magnete. Da Eisen, Stahl und Nickel immer einen geringen oder grolsen Theil des in ihnen erregten Magnetismus behalten, ein electri- scher Strom von hinlänglicher Intensität, wenn er in entgegen- gesetztem Sinne auf dieselben erregend wirkt, aber jene nach- haltige Polarität sogleich zu Null reducirt und nun das ihm zu- kommende Maximum der Polarisirung erzeugt, so lassen sich die angeführten Resultate, welche wohl nicht unmittelbar vorher- gesagt werden konnten, auf den Satz zurückführen, dafs die stärkste inducirende Wirkung dem Metalle zukommt, in welchem die gröfste Veränderung seines magnetischen Verhaltens vorgeht. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoires de l’Academie Imperiale des Sciences de St. Peters- bourg: VI. Serie. Sciences math. phys. et nat. Tomelll, 1.Partie. Sciences math. et phys. Tome I, Livr. 5. St. Petersb. 1837. 4. ee he TE er en Pomed V,;2,Bartier Spies naturelles. Tom. U, Livr. 4-6. ib. 1838. 4. Sciences politiques, Hist., Philol. Tome IV, Livr. 3. ib. eod. 4. Memoires presentes & l’Academie Imp. des Sciences de St. Pe- tersbourg par divers Savans. Tome Il, Livr. 3-6. Tome IV, Livr. 1.2. ib. 1837. 4. Abhandlungen der mathematisch-physikalischen Classe der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 2. von 1831 - 4836. München 1837. 4. Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der Königl. Bayerischen Akad. d. Wiss. Bd.1.2, Abth. 1. ıb. 1835. 37. 4. Abhandlungen der historischen Classe der Königl. Bayerischen Akad.d. Wiss. Bd.2, Abth. 1. ib. 1837. 4. Gelehrte Anzeigen. Herausgeg. von Mitgliedern der Königl. Bayeri- schen Akad. d. Wiss. Bd. 1-5. ib. 1835-37. 4. Transactions of ihe historical and literary committee of the Ame- rican philosophical Society, held at Philadelphia. Vol.2. cont. Du Ponceau on chinese writing. Philadelph. 1838. 8. Mit ei- ee 222 99 nem Begleitungsschreiben des Hrn. Vaughan im Namen der Gesellschaft d. d. Philadelphia 29. März 1838. L’Institut. A. Section. Sciences math. phys. et nat. 6. Annke. No.231. Mai 1838. Paris. 4. A. Farre, observations on Ihe minute structure of some of the higher forms of Polypi. London 1837. 4. Owen’'s Reply to M. Coste’s Memoir (from the Mag. of nat. hist. N. Ser. 1838, p. 183.) ib. 8. M.A.Costa, Saggi sull’ derostatica e sull’ Aeronautica. Napoli 1837. 8. Schumacher's astronomische Nachrichten No.353. 354. Altona. 1838. Juni 7. 4. V.L. Brera, Litotripsia operata dalle acque della fonte regia di Recoaro. Venez. 1838. 4. 18. Juni. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Die Classe beschäftigte sich mit den Vorschlägen zu der neuen Preisfrage, welche von ihrer Seite im Namen der Akade- mie in der nächsten Öffentlichen Sitzung, dem Leibnitzischen Jahrestage, bekannt gemacht werden soll, so wie mit einigen anderen Anordnungen in Bezug auf ihre grölseren wissenschaft- lichen Unternehmungen. 18. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lichtenstein legte eine Monographie der Gattung Larus vor, die als Fortsetzung der vor zwei Jahren gelesenen über Sterna dienen und mit ihr zugleich bekannt gemacht wer- den soll. In der Einleitung zu einem (mit Inbegriff der Gattung Xena) 40 Arten von See-Möven umfassenden systematischen Verzeich- nils gab Hr. L. Rechenschaft über die, von ihm für die Art- Unterscheidung in Anwendung gebrachten Merkmale, unter welchen er, aufser dem Mittel aus Maximum und Minimum der Körper - Grölse, am meisten Gewicht auf die Zeichnung der Schwungfedern und die Sättigung der Mantelfarbe legte, doch mit der Forderung, dafs die ganze Stufenfolge in der Ausfär- bung dieser Theile erkannt sein müsse, ehe man eine Art als 100 fest begründet ansehn dürfe. Warum er Verhältnils-Maafse für trüglich halte, dagegen in dieser Gattung lieber, als in vielen andern, eine durch das Vaterland bedingte specifische Eigenthüm- lichkeit zulasse, wurde ausführlich dargethan. In dem Verzeichnifs war es weniger auf neue Arten, als auf Berichtigung und Bestätigung der neuerlich am meisten be- sprochenen Arten aus warmen Küstengegenden abgesehn, insbe- sondere aber auf schärfere Charakteristik derselben und der eu- ropäischen Arten. Ungefähr der vierte Theil der Namen gehört unvollständig bekannten Arten an, deren genauere Untersuchung den reisenden Ornithologen empfohlen wird. Herr Mossotti, jetzt in Corfu, sendet seine Abhandlung ein: Sur les forces qui regissent la constitution interieure des corps Turin 1836. 4°. Eine eingesandte Quadratur des Zirkels wird ohne weitere Erörterung über das Verfahren dabei übergangen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Du Ponceau, Memoire sur le Systeme grammatical des langues de quelques nalions indiennes de l’Amerique du Nord. Paris 1838. 8. Mulder en Wenckebach, nratuur- en scheikundig Archief. Jaarg. 1837. St.3. Leyden 1837. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Scances de l’Academie des Sciences 1838. 1. Semestre. No. 20-23. Paris. 4. L’Institut. 1. Seclion. Sciences malh. phys. et nat. 6. Annee No. 232. Juin 1838. Paris. 4. 25. Juni. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Weils legte eine Abhandlung über den Zusammen- hang der Albit- und der Feldspath-Krystallisation nebst einer zugehörigen Zeichnung vor. Derselbe gab Nachricht von den gegenseitigen Mittheilungen zwischen dem hiesigen Königlichen Mineralien-Kabinet und dem Kaiserlichen in Wien über Meteoreisen und Meteorsteine, legte die dureh Austausch kürzlich von dort erhaltenen, für die hiesige 101 4 Sammlung neuen Exemplare vor, unter welchen das Meteoreisen von Atacama sich auszeichnet, gab Nachricht von dem vom Cu- stos der Kaiserlichen Sammlung in Wien, Herrn Partsch, zu erwartenden Werke über diesen Gegenstand und erörterte die Fragen über Identität oder Nichtidentität verschiedener Meteor- eisen, zumal derer aus Mexico, Columbien und den Staaten von la Plata. Der Bericht der Commission über die eingegangenen Be- antwortungen der im Jahre 1836 gegebenen Preisfrage, die Auf- lösung numerischer Gleichungen betreffend, wurde von der Classe genehmigt und wird in der öffentlichen Sitzung am 5. Juli, dem Leibnitzischen Jahrestage, in der Fassung bekannt gemacht wer- den, welche die Commission vorgeschlagen hat. 28. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ideler las über den Ursprung des Thierkreises. Veranlassung dazu gab ihm Hrn. Letronne’s 1837 erschie- nene Abhandlung Sur Y’origine grecque des zodiaques pretendus egyptiens, in der behauptet wird, dafs der Thierkreis, dessen Ent- stehung man bis jetzt allgemein im Orient gesucht hat, von den ' Griechen gebildet und erst unter den Ptolemäern den Ägyp- tern und andern orientalischen Völkern bekannt geworden sei. Hr. Ideler stimmt dem französischen Gelehrten ia so weit bei, dals die Zodiakalbilder, wie alle übrige uns von Aratus und Ptolemäus überlieferte Gestirne, eine Schöpfung der Griechen sind, sucht aber gegen ihn die früher schon von anderen aufgestellte, wean gleich nicht hinlänglich begründete, Hypothese durchzuführen, daß es die Chaldäer, die ältesten eigentlichen Beobachter des Himmels, waren, welche die Eklip- tik zuerst näher bestimmt und in ihre Dodekatemorien oder zwölf Zeichen getheilt haben. Seine Meinung geht dahin, dals sie die Dodekatemorien, um sie gehörig unterscheiden zu kön- men, durch einzelne Sterne und Sterngruppen bezeichneten, de- men sie die bekannten Namen Widder, Stier, Zwillinge us. w. beilegten und dals diese Namen mit einer rohen Idee der Sonnenbahn entweder über Phünizien oder durch die helle- 102 nischen Kolonien in Kleinasien um das siebente Jahrhundert v. Chr., vielleicht schon im Zeitalter des Hesiodus, nach Grie- chenland gelangten, wo förmliche Sternbilder an sie geknüpft wurden, deren näheres Verhältnifs zur Ekliptik jedoch erst durch Hipparch’s Beobachtungen ermittelt worden ist. Die Inder und Chinesen hatten einen ganz anderen Thierkreis, nämlich den 28theiligen Mondzodiakus, und von der Sternkunde der Ägypter wissen wir wenig mehr, als dafs sie, wie die Chal- däer und überhaupt alle orientalische Völker, frühzeitig der Astro- logie ergeben waren. Hr. Ehrenberg theilte hierauf der Akademie Beobach- tungen über neue Lager fossiler Infusorien und das Vorkommen von Fichten-Blüthenstaub neben deut- lichem Fichtenholz, Hayfischzähnen, Echiniten und Infusorien in volhynischen Feuersteinen der Kreide mit. Die 15 im vorigen Jahre und die 4 bereits in diesem Jahre der Akademie mitgetheilten geographisch sehr von einander ent- fernten die Erdoberfläche weit umfassenden Fundorte fossiler In- fusorien-Lager haben sich seitdem wieder um 4 neue germehrt. Erstlich sandte auf Hrn. E.’s Ansuchen Herr Prof. Zipser in Neusohl ihm gefälligst den Polirschiefer aus Zamuto in Ungarn. Die weilse kreideartige, mit rostrothen (Eisen-) Flecken bezeich- nete, sehr leichte, derbe Masse besteht ganz und gar aus feinen Fragmenten von Kieselschaalen 5 erkennbarer Infusorien - Arten und aus Spongillen-Nadeln, die denen der Sp. Zacustris gleichen. Die Hauptmasse bilden die Infusorien. Vorherrschend erscheint Fragilaria rhabdosoma, von welcher hie und da noch ganze Ket- ten ziemlich erhalten sind. Eingestreut sind eine Gallionella, der G. distans sehr ähnlich, zwei wenig ausgezeichnete Navicula- Arten, welche Junge bekannter Formen, vielleicht der N. viridis und fuloa sein können, und eine sehr ausgezeichnete grolse Form, welche dem Cocconema lanceolatum nahe kommt. Zweitens hat Herr Baron von Jacquin aus Wien gütigst die Probe einer im dortigen Cabinet befindlichen Porzellanerde der Mascarenen, von Isle de Bourbon, zugesandt und sie als Infuso- rien-haltig bezeichnet. Die Hauptformen dieser Erde, in welcher 103 4 Arten erkennbar sind, können Bacillarien oder Eunotien sein und lassen sich als 2 bekannte: Eunotia Arcus und E. Faba, und eine unbekannte: E. nodosa, bezeichnen. Dieselben Formen haben sich nun auch in Klaprotlıs Kieselguhr von Isle de France gefunden, welcher jener Porzellanerde überaus ähnlich ist. Beide haben auch die Navicula Craticula, welche früher als Nav. bifrons? bezeich- net wurde, die sich seitdem lebend bei Berlin vorgefunden und als besondere Art ergeben hat. Drittens hat sich eine aus Lucon, der Philippinen-Insel, durch Herrn Prof. Meyen mitgebrachte, auf dem Königl. Mineralien- Cabinete befindliche, tripelartige dichte Masse als Infusorien- Conglomerat erkennen lassen, dessen Hauptformen 2 Synedrae? sind, zwischen denen 2 Sorten von Spongillen- Nadeln liegen. Die Hauptform (Synedra? [Fragillaria?] paleacea) ist glatt und fein, und dazwischen liegt einzeln eine deutlich queergestreifte grölsere Form, Synedra australis, beide sind den bekannten eu- ropäischen Arten nicht ähnlich. Die Schwammnadeln scheinen zu Spongilla lacustris und eine knotige Form zu einer anderen Art (Sp. philippensis) zu gehören. Viertens erinnerte sich der Herr Geh. Ober-Bergrath Schaff- rinsky in Berlin, aus der geschriebenen Chronik des Gutes Klieken bei Coswig ohnweit Dessau, dafs es daselbst eine Erde gebe, die man zur Zeit einer grolsen Noth gegessen habe, und liefs auf Ersuchen des Hrn. E..dergleichen von dort kommen. Sie findet sich am Elbufer unter dem Erdboden und etwa 10-20 Fuls über dem Niveau der Elbe. In dieser ganz aus Kiesel- ‚Infusorien und wenig Pflanzenresten gebildeten gelbgrauen weils- fleckigen thonartigen Erde fanden sich bis jetzt 12 Arten von Infusorien mit WVurzelzasern, Fichtenpollen und Spongillen- Nadeln. Die Hauptmasse der Erde wird aus Gallionella va- rians und G. aurichalcea var. granulosa gebildet, zwischen denen einzeln Navicula inaequalis, N. striatula?, N. gracilis?, N. platystoma, N. turgida und sehr selten N. viridis liegen. Ferner sind dabei Fragilaria rhabdosoma, Gomphonema clavatum und „Cocconema cymbiforme, mit Spongilla lacustris, sämtlich noch jetzt bei Berlin lebende Arten. Besonders interessant ist die die „ganze Masse vorzugsweise bildende Gallionella varians, welche ‚aur einzeln, noch nie massenweis, und aus Dessau zuerst in die- 6* 104 ser Gröfse lebend vorgekommen. Diese Form hilft auch die Masse der Biliner Halbopale bilden. Endlich hat Hr. Prof. Ernst Hofmann, der bekannte Reisende und Mineralog in Kiew, Feuersteine der Kreide aus Krzemienec in Volhynien an Hrn. E. zur Untersuchung eingesandt, die sich durch Einschluls eines 4 Zoll grolsen Stückes augenscheinlicher Holzkohle, so wie von Hayfıschzähnen und Echiniten, mithin gleichzeitig von deutlichen Seethieren, gar sehr auszeichneten. Wie sich neuerlich schon in den englischen, französischen, schle- sischen und vielen verschiedenen Feuersteinen ebenfalls Xanthi- dien-Infusorien, besonders aber Pyxidieulae, gefunden haben, so zeigt auch die Masse der volhynischen schwarzen Feuersteine die Spuren zerstörter und auch ganz erhaltene Infusorien, besonders das Aanthidium ramosum. Gleichzeitig mit den mikroskopischen Thierchen und wohl in ihre Massen eingesenkt sind daselbst % - 2 Zoll grolse Hayfıschzähne und Echini. Das dem blolsen Auge sogleich wie eine Holzkohle erscheinende Wesen, welches eben- falls mitten in einem der Steine liegt, hat sich bei genauer mi- kroskopischer Prüfung auf das Entschiedenste als Fichtenholz erkennen lassen, dessen Zellen mit klarer, krystallartiger Kieselmasse ausgefüllt sind und die Poren des Fichtenholzes vor Augen le- gen. In einem andern Stück Feuerstein ganz gleichen Ansehens findet sich ein Stück eines männlichen Blüthenkätzchens einer Fichte, dessen leicht kenntliches Pollen noch erhalten ist und dessen Holz noch eine gelbliche Farbe hat. Fichtenholzfasern mit Poren fanden sich auch neuerlich im Bergmehl von Loka, wie denn Fichten-Pollen in Gemeinschaft mit fossilen Infusorien be- reits vielfach beobachtet worden. Das Fichten-Pollen der volhy- nischen Feuersteine ist kleiner als das Pollen der jetzt lebenden in Europa gewöhnlichen Fichtenarten. Sämtliche Erden und Steine wurden vorgelegt. Veränderungen, welche in dem Laufe der letzten Jahrzehnte in der inneren Zusammensetzung der Akademie eingetreten wa- ren, worunter besonders die in vielen Beziehungen rathsamer erscheinende Eintheilung der Akademie in zwei Classen, einer physikalisch-mathematischen und einer philosophisch -historischen, 105 statt der früheren vier (einer physikalischen, einer mathematischen, einer philosophischen und einer historischen), hatten eine Abän- derung der von Sr. Majestät dem Könige im Jahre 1812 Aller- gnädigst für die Akademie angeordneten Statuten nothwendig ge- macht. Das hohe vorgesetzte Ministerium der Geistlichen, Un- terrichts- und Medizinal-Angelegenheiten hatte im vorigen Jahre die Akademie aufgefordert, demgemäls Vorschläge einzureichen, welche von einer dazu ernannten Commission entworfen und von der Gesammt-Akademie in den Sitzungen vom 16. Oktober bis 23. November 1837 geprüft und gebilligt worden waren. Sie waren dem hohen Ministerium eingereicht und von demselben Sr. Majestät dem Könige zur Allerhöchsten Bestätigung vorge- legt. In der heutigen Sitzung wurde das von Sr. Majestät dem Könige Allerhöchsteigenhändig vollzogene und bestätigte und von dem hohen Ministerium übersandte neue Statut vorgelegt, durch welches diese und die übrigen Änderungen gesetzmälsig bestimmt werden, so dafs hiernach in Zukunft verfahren werden muls. Dasselbe wird hiernächst zum Druck befördert werden. Auf den Bericht der physikalisch-mathematischen Classe ge- nehmigte die Akademie, dafs nach dem Wunsche des Verfassers ein Manuscript des Herrn Engel in Reichenbach, eine zweck- mälsigere Anfertigung von Erdgloben betreffend, bei der Aka- demie niederlegt werde. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Transactions of Ihe Royal Society of Edinburgh. Vol.XI, P.2. Vol. XI, P.1.2. Vol. XIII, P.1. Edinb. 1831-36. 4. Mit ei- nem Schreiben des Königl. Preufs. Generalconsuls in London Hrn. Hebeler. L’Institut. 1.Scclion. Sciences malh., phys. et nat. 6.Ann. Nr. 233. 14. Juin 1838. Paris. 4. 2. Section. Sciences hist., archeol. et philos. 3. Anne. No.23. Janv. 1838. ib. 4. Eon en in ee ir ein a 5 HEIA sis it Ausdsdsnreäd RI TE ET sitorichgasäh elf 'gish rl FESRSET, eh a bt “4 yibaserdiäu REEL dab mi Here er ab BR 5 N ITETPELE ERNST 7177 Zone ae Lu Zu 3} eye rt naghor En Fat ushadung sen ale than “aniir AR TRTELTZETEN 5% dscroV Himeymel;, Patrol yrlara wasbeiläleih., HOW BAU een) ren: ehe AI EEREISEIGE Dr Movie re sh ee a en eg ir Tg NEID dis Adler or fin la nen ‚naitedsnnbbiieiee | TOT ZERARDERTEE urralssligl Tar ae ı ul Aust HB dor ah ae yes: 6 KERUTEN ER re” 0 oo nor re raid‘ Li’ Yu9zlas Hay ee; BLELDERDSSE NE N 2 dorati ! anlsgrow sure rn bee tee Ir RN Ere Iurtertisesil giliidabeng sr wei re ee j Bob Ber ee Maag mis I rat his ne Bias Sellsinaik kai 227 Y, I \ „a “sn PR Wa Ya alla la ab Pe: u Ihr R aueh) zo arlaany nah disn pt er zumabe aib, Find; daR 9 af: eos, u an ‚ara &gh Dar An: [5 seh ab ind. ie 4, Btah ser as rogrlän- ha Ar WERE En Een Slaar ipphaksig simpb nr - a% Argelaiot unsfsinse LOL DEE anne a2 "Y 08 u‘ er 4.1, lov’ Amndcha As sie au unit EN An N) Se h is, sul «E ‚Beet, DEN ae r.4 ‚UIX ANA: N. ‚X ‚6 a en ai unhostins na, BEZ zahl BR HALLE 5 a ze BE RE ee Br Shi. iM uk Aus we. An EORDETOYA ‚ac f Aulitsahth : | niet x ram Mn FR EU His LER ‚ua‘ Le aha a Sohiyın:.. Rat dsansint, 0 u | en er 7 Verierderdiugri, ikea Tr her Ve RES are Kokzunae Te a 8... ArFR) Bo ws- ie Irrzun dern A 0 Ber Eu eg Tr uRHPTT EZ E, MER Be Fi iteiit; We RE: Khemstisch I a wii „sog r Tu, er: Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der BOhIEN Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juli 1838. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 3. Juli. Öffentliche Sitzung zurFeier desLeib- nitzischen Jahrestages. Der vorsitzende Secretar, Hr. Encke, machte, nachdem er die Sitzung mit einer Einleitungsrede eröffnet hatte, zuerst das Urtheil der Akademie über die Bewerbungsschriften bekannt, welche auf die mathematische Preisfrage vom Jahre 1836 ein- gegangen waren. Die physikalische-mathematische Klasse der Königl. Akademie Wissenschaften hatte zum Gegenstande ihrer damaligen Preis- frage gemacht: „Eine leicht anwendbare Methode anzugeben, welche sowohl A, ‚den reellen als den imaginären Theil der Wurzel einer Glei- „chung, deren Co£@fhcienten numerisch gegeben sind, mit einem „vorgeschriebenen Grade von Näherung anzugeben geeignet ist”’ und zum Einsendungstermin den 31. März 1838 festgesetzt. Auf diese Preisfrage sind drei Bewerbungsschriften einge- gangen. Die erste am 28. Febr. 1838 in deutscher Sprache mit dem Motto: Multum egerunt qui ante nos fuerunt sed non pere- gerunt. Die zweite am 24. März 1838 in französischer Sprache _ mit dem Motto: Inzendas animum studüs et rebus honestis. Die dritte am 5. April 1838 in lateinischer Sprache mit dem Motto: Omnia pondere numero atque mensura fecit. Von diesen ist die letzte” spätee,|als der Einsendungstermin Be Peeinmt, Jeingegangen und mufs deshalb von der Bewerbung = ausgeschlossen bleiben. Ihr Inhalt eignet sich aufserdem [1838.] 7 106 nicht dazu| abgesehen von der Bewerbung um den Preis, Jeiner aufsergewöhnlichen Berücksichtigung unterworfen zu werden, da sie, allzu aphoristisch abgefalst, auf spätere Ausführungen in Be- zug auf die bequemste Form verweist und sonach unvollendet ist. "Die zweite Beantwortung in französischer Sprache fügt den bisher bekannten Methoden keine wesentlich neue hinzu, und wenn gleich der Verfasser sich mit grolser Ausführlichkeit bemüht, den bekannten Methoden, wodurch man den ersten genäherten Werth einer Wurzel erhält und von diesem nach und nach zu immer näheren und näheren aufsteigt, eine bestimmtere Form und grö- fsere Kürze zu geben, so scheint dieses Bestreben zu wenig ge- lungen, selbst bei reellen Wurzeln, um der Absicht, welche die Akademie bei der Aufstellung der Preisfrage hatte, zu entsprechen. Sie wünschte mehr zu erhalten als die Anwendung der Newton- schen Näherungsmethode, wenn durch die Substitution verschie- dener Werthe die Wurzeln getrennt sind. - Den Haupigegenstand der Preisfrage‘, die imaginären Wur- zeln, hat der Verf. am Ende viel zu kurz behandelt, und wenn er bei einer Gleichung vom vierten Grade mit vier imaginären Wurzeln auf die bekannte Auflösung durch Zurückführung auf eine Gleichung vom dritten Grade verweist, bei den höheren Gleichungen aber durch Zerlegung in zwei Gleichungen, welche nach den Cosinus und Sinus der vielfachen eines Winkels fort- schreiten, vermittelst geometrischer Betrachtungen allein die suc- cessiven Näherungen leiten und erleichtern will, so kann die Aka- demie in diesem Verfahren keinen erheblichen Fortschritt sehen. “Es konnte deshalb auch dieser Abhandlung der Preis nicht zuertheilt werden. Die erste Bewerbungsschrift in deutscher Sprache legt das Princip zum Grunde, welches Hr. Prof. Gräffe in Zürich be- reits vor zwei Jahren veröffentlicht hat in einer Schrift, beti- telt: „Die Auflösung der höheren numerischen Gleichungen, als Beantwortung einer von der Königl. Akad. der Wiss. zu Berlin aufgestellten Preisfrage. Zürich 1837.” welche Schrift am 22. De- cember 1836 als Geschenk des Verfassers von demselben der Aka- demie eingesandt war. Nach den bestehenden Vorschriften kann auf eine durch den Druck publicirten Methode als Bewerbung um einen Preis keine Rücksicht genommen werden, so dals bei i 107 der vorliegenden Bewerbungsschrift von dem Principe und sei- nem Verdienste abgeschen und nur das betrachtet werden muls, was in der Preisschrift zur Erweiterung und Vervollständigung der durch den Druck publicirten Methode geschehen ist. Das von Hrn. Prof. Gräffe aufgestelite Princip kommt im wesentlichen darauf hinaus, dafs man aus der angegebenen Glei- chung eine neue numerisch ableitet, deren Wurzeln die Qua- drate der früheren Wurzeln sind, aus dieser wiederum eine neue, deren Wurzeln die Quadrate der Wurzeln der nächstvorhergehen- den Gleichung, folglich die Biquadrate der ursprünglichen Wur- zeln sind, und auf diese Weise durch numerische Entwickelungen zu einer Gleichung aufsteigt, deren Wurzeln so hohe Potenzen der ursprünglichen Wurzeln sind, dafs neben der Potenz der gröfseren Wurzeln die gleich hohen Potenzen der niederen ver- schwinden. Es ordnen sich alsdann die Co&fficienten der letzten derivirten Gleichung so, dafs man alle Wurzeln auf einmal findet. Die Anwendbarkeit dieser Methode scheint bei imaginären Wurzein nicht aufzuhören, wenn gleich das Verfahren noch ver- schiedenen Modificationen unterworfen sein wird. Die Bewerbungsschrift begründet im Anfang das Princip theoretisch schärfer, als es früher geschehen war, und modificirt dann auch die früher vorgeschlagene Methode der Bestimmung der imaginären Wurzeln. Beides indessen nicht mit dem Grade von Eleganz und Betrachtung der einzelneu Fälle, deren die Auf- gabe fähig zu sein scheint. Besonders findet bei der Behandlung der imaginären Wurzeln noch ein willkührliches Verfahren statt, was diesen Abschnitt minder ansprechend macht, als die Anwen- | dung des Princips auf reelle Wurzeln. Sowohl diese theoretischen Änderungen als auch einige für die praktische Bequemlichkeit berechneten Zusätze sind der Aka- demie nicht bedeutend genug erschienen, um dieser Preisschrift den Preis zuzuerkennen, so dals sie sich zu ihrem Leidwesen ge- nöthigt sieht, ungeachtet der drei Bewerbungsschriften den Preis zurückzubehalten. Da indessen gerade die Schrift des Hrn. Prof. Gräffe einen früher nicht betretenen Weg einschlägt, der schon in seiner jetzi- gen Gestalt in vielen Fällen mit gröfserer Leichtigkeit, als die früher eingeschlagenen, zum Ziele führt, und die zuletzt erwähnte 108 Bewerbungsschrift schon sich mit seiner Vervollkommnung. be- schäftigt hat, so dals zu hoffen steht, es werde eine fortgesetzte Bearbeitung desselben Gegenstandes entweder diese durch die Preisfrage hervorgerufenen Methode oder: irgend eine andere so weit fördern und vereinfachen, dafs die Ertheilung des Preises keinen Anstand haben dürfte, so will die Akademie die Aufgabe für das nächste Jahr noch einmal zur ferneren Bearbeitung wie- derholen. Die Abhandlungen müssen vor dem 1. März 1839 bei dem Secretar der Akademie eingegangen sein, ohne Nennung des Ver- fassers, dessen Name in einem versiegelten Zettel, welcher mit der Abhandlung einerlei Motto zur Aufschrift hat, enthalten sein muls. [Der Preis von 50 Holländischen Ducaten wird in der öf- feitlichen Sitzung zur Gedächtnifsfeier von Leibnitz in demselben Jahre 1839 zuerkannt werden. 1 [_Die versiegelten Zeitel, welche die Namen der Verfasser der nicht gekrönten Bewerbungsschriften enthielten, wurden uneröff- net verbrannt. | Hierauf machte der Secretar der philosophisch - kistorischen Klasse, Hr. Böckh, die neue, von derselben gestellte Preisfrage bekannt. Die philosophisch - historische Klasse der Akademie stellt für das Jahr 1841 folgende Preis - Aufgabe: „Die Formen der Kirchen- und Staats-Verfassungen stehen in „gegenseitiger Verbindung und Wechselwirkung; sie haben „gleichzeitig oder abwechselnd die Thätigkeit der ausgezeich- „netsten Geister in Anspruch genommen und das allgemeinste „Interesse erregt. Im achtzehnten Jahrhunderte ward vorzugs- „weise eine Erneuerung und Umgestaltung der Staatsverfas- „sungen, im funfzehnten der Kirchenverfassung, versucht. Zwi- „schen beiden Versuchen finden sowohl Ähnlichkeiten als Un- „ähnlichkeiten statt; jedenfalls dürfte eine geschichtliche und „kritische Darstellung und Vergleichung so anziehend als lehr- „reich seyn. Die Königl. Akademie hat es deshalb für ange- „messen gehalten, die Thätigkeit der Sachverständigen durch „Aufstellung einer Preisaufgabe diesen Gegenständen zuzuwen- „den. Sie wünscht also: erstens, eine geschichtliche Dar- 109 „stellung jener Versuche, die Kirchenverfassung im funfzehnten „Jahrhunderte zu befestigen, zu erneuern oder umzugestalten. „Mit Weglassung alles Theologischen und Dogmatischen, würde „also von den Gründen und der Art der Berufung der gro- „(sen Kirchenversammlungen, ihren Ansprüchen und Rechten, „ihrem Verhältnisse zu Papst, Geistlichkeit und Laienwelt, ih- „rer Geschäftsführung, dem Abstimmen und Beschliefsen, kurz „von Allem zu handeln seyn, was die zum Theil gleichartigen, „zum Theil untereinander abweichenden Formen und Zwecke „der Concilien von Pisa, Kostnitz und Basel betrifft. Rück- „blicke auf die früheren und Hinblicke auf die späteren Zeiten, „dürften zur gründlichen Erörterung des Gegenstandes bei- „tragen. Mit dieser geschichtlichen Entwickelung ist zweitens „eine Untersuchung der leitenden Grundsätze und eine Beur- „theilung ibrer praktischen Anwendbarkeit zu verbinden. — „Von hier aus bietet sich drittens Gelegenheit dar, zu einer „ Vergleichung jener Bestrebungen des funfzehnten Jahrhun- „derts mit den staatsrechilichen der folgenden Jahrhunderte, „damit sich zuletzt ergebe, ob und was im Allgemeinen oder „Besonderen, für eine oder für alle Zeiten als Wahrheit und „Fortschritt, oder als Irrthum und Rückschritt zu bezeichnen, „und welcher ächte Gewinn der Wissenschaft und der Mensch- „heit überhaupt daraus erwachsen sei.” Die Frist für die Einsendung der Beantwortungen dieser Preis- frage (welche in deutscher, französischer oder lateinischer Sprache geschrieben sein können) ist der 1. März 1841. T Jede Bewerbungsschrift ist mit einem we zu ver- sehen und derselbe auf der äufseren Seite des versiegelten Zet- tels, welcher den Namen des Verfässers enthält, zu wiederholen. Die Ertheilung des für die beste Beantwortung bestimmten Preises von 100 Ducaten geschieht in der öffentlichen Sitzung am Leibnitzischen Jahrestage im Monat Julius des gedachten Jahres. | Te Zum Beschlufs las Hr. v. Olfers eine historische Un- tersuchung über den Mordanfall auf den König Jo- seph von Portugal (am 3. September 1758), für welche haupt- sächlich die bisher ungedruckten Revisions-Acten des Hochver- raths-Processes benutzt wurden. 110 12. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Raumer las über die Verwaltung des Mar- quis von Pombal nach ungedruckten englischen und französi- sischen Quellen. Auf den durch die Königl. Schwedische Gesandtschaft mit- getheilten Wunsch wird für die Universität von Upsala der Ab- guls der arabischen Typen der Akademie geschehen. Eingegangen waren: U Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 6.Ann. Nr. 234. 235.236. 21. 28. Juin et 5. Juill. 1838. Paris. 4. 2. Section. Sciences hist., archeol. et philos. 3. Annde. No. 26. Feyr. 1838. ib. 4. Klippel, über das Alexandrinische Museum. Eine Preisschrift, wel- cher von der Königl. Preuls. Akademie der Wiss. das Accessit ertheilt ist. Göttingen 1838. 8. Proceedings of the geological Society of London. Vol. Il. 1838. No. 56. 8. Transactions of the geological Society of London. 2. Series Vol.V part4. London 1838. 4. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1838, Janvier. Paris. 8. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1833. No. 47-50. Stuttg. und Tübing. 4. Collection de Documents inedits sur l’histoire de France, publ. par Ordre du Roi et par les soins du Ministre de U’ Instruction publique. AreSerie. Hist. politique. — Relations des Ambassa- deurs Venitiens sur les affaires de France au A6me siecle, recueill. et trad. par M. N. Tommaseo. Tome 1.2. Paris 1838. 4. van der Hoeven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel4. Stuk 3.4. Leiden 1838. 8. Mulder en Wenckebach, natuur- en scheikundig Archief. Jaarg. 1837. St.4. Leyden 1837. 8. Liebusch, die Römerschanzen und der Römerkeller bei Costebrau im Amtsbezirke Senftenberg. Görlitz 1837. 8. Crelle, Journal für die reine und angewandte Mathematik. Bd. 18, Heft3. Berlin 1838. 4. 3 Exempl. Transactions of Ihe historical and literary commilttee of ihe Ame- rican philosophical Society, held at Philadelphia. Vol. 2. cont. eV N. - DEZ 0 3 > nl En 2 U 2 2A TE 111 Du Ponceau on chinese writing. Philadelph. 1838. 8. Mit ei- nem Begleitungsschreiben des Hrn. Vaughan d.d. Philadel- phia 6. April d. J. und cinem Danksagungsschreiben desselben vom gleichen Datum für die der American philosoph. Society übersandten Abhandlungen der Akademie vom Jahre 1835. Ein- gesandt durch die HH, Hellwig et Saum in Stettin mitteist Schreiben vom 3. Juli d. J. 19. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Weifs las über das Feldspathsystem in der Stel- lung einer symmetrischen Säule PT, mit Bezug auf das Studium der ein-und-eingliedrigen Krystall- systeme. 5 Das Feldspathsystem hat bekanntlich unter anderen Eigen- thümlichkeiten die zwei merkwürdigen Eigenschaften: dafs die von Haüy mit n bezeichnete (Diagonal-) Fläche |@a:—Bd:c gleich geneigt ist gegen P und M; und dals die mit o bezeich- nete (Rhomboid-) Fläche [e:$2:e] gleich geneigt ist gegen P und 7, so wie 0’ gegen P und 7” oder /. Die erstere Eigen- schaft legt den Grund zu der Betrachtung des Feldspathes als eines (tetarto@drisch-) viergliedrigen Krystallsystems in der Stellung der rechtwinklichen Säule PM, welche Ansicht des Sy- stems in einer Abhandlung vom Jahre 1835 ausführlich erörtert worden ist. Die zweite Eigenschaft legt den Grund zu der Be- trachtung des Systems in der Stellung einer Säule PT, welche, obwohl verschiedenen physikalischen Werthes der beiden. Seiten- flächen P und 7, dennoch eine symmetrische wird, die Queer- diagonalen derselben senkrecht auf einander, und senkrecht auf der Axe dieser Säule; also drei neue unter sich recht- winkliche Dimensionen verschiedenen Werthes, als abgeleitet aus den drei Grunddimensionen des Feldspathes. So wie o gerade Abstumpfung der scharfen Seitenkante PT, senkrecht auf der grölseren der neuen Queerdimensionen, so ist eine andere bekannte Feldspathfläche, m, [42:52 :c| gerade Abstumpfung der stumpfen Seitenkante PT, oder senkrecht auf der kleineren Qucerdimension. Eine Fläche, welche wir die un- tere Rhomboidfläche nennen, [+2:#2:e], und eine an- dere, g, [d:e: oa], welche wir das dritte zugehörige Paar 112 (zu Px uud 7/) nennen, werden zusammen zu symmetrischen Zuschärfungsflächen der scharfen Seitenkante PT, und zwar mit dreifach schärferer Neigung gegen die neue klei- nere Queerdimension (= dreifach stumpferer gegen die gröfsere), also genau, wie die Fläche der zehnseitigen Säule, z, [e:$2 :o0c|, in der horizontalen Zone des Feldspathes in sei- ner gewöhnlichen (zwei-und-eingliedrigen) Stellung der Säule 71 Die Endigung der neuen Säule mit den sämtlichen übrigen Feldspathflächen wird ein-und-einflächig, das ganze Sy- stem entschieden ein-und-eingliedrig, die Säule selbst eben- falls ein-und-einflächig, obwohl symmetrisch. Die bekannten Zonen des Feldspathes stellen sich nun in neue Gesichtspunkte; die Zone M, x, o, o’ erscheint als eine neue Diagonalzone (einer Schief-Endfläche = [e:+3 :c|, in den Grund- dimensionen des Feldspathes ausgedrückt, welche auf die stumpfe Seitenkante der Säule PT gerad aufgesetzt sein würde), und zwar, die Bezeichnungsmethode auf die neuen rechtwinklichen u (a), (2), (c) bezogen, so das T=(a:b:ooc), = (a:b’;00c), o=(a:wb:wc, m=(5:%0a:%c), und Pr e]=(@:c:002) die Fläche M als (a: 5 :c) einerseits oder rechts; die Fläche x als (a: &0’:c) oder als die mit Afach schär- ferer Neigung andrerseits, links, die Fläche 0’ als (a:+-%’: ec) oder als die mit fach schär- ferer Neigung, links. Und so würde in der nemlichen Zone eine Fläche [e:#2:e], d.i. 5, als (a’:? 2’: c) oder mit Afach stumpferer Neigung, links, ihr Gegenstück [e:+3:e], s, als (a:%-5:c) oder mit —fach schärferer Neigung, rechts erscheinen. Die andere der gewöhnlichen Seitenflächen, 7’=/, würde auf der entgegengesetzten, hinteren, Seite des Endes liegen, und zwar links, und den Ausdruck erhalten (+a’: 222’: e). | Mit ihr in gleicher Diagonalzone [einer Fläche (Za@’:c:002)] würden erscheinen die Flächen der Zone 2, y, o, n y= (4a': 22zÖ':c) mit elffach schärferer Neigung als 7, ebenfalls links, 113 n=(Za:5:7d:c) mitneunfach schärferer Neigung ent- gegengesetzter Seite, rechts. Eben so eine seltene Fläche = [+ 42: e] als (4a’:+7%5:c), mit —fach schärferer Neigung, rechts. Alle Feldspathzonen, in welchen o liegt, erscheinen in der neuen Stellung als Diagonalzonen von verschiednerlei Schief- Endflächen; so die Zone z, e, 0, g, g’, n’ als Diagonalzone einer vorderen mit #?fach schärferer Neigung gegen die Axe (e); in ihr = und vo, d.i. Za':tbrc], rechts, g, g', n’ links; letz- tere = (a: Pdrc); = (4a: z;b':c) wieder mit 11fach schärferer, z= (La:z,d:c) mit fach schärferer, 9=(55@:57.710':c) mit 21fach schärferer, undoe=(4a:-2%;:c) mit 19fach schärferer Neigung als n’. In ähnlicher Art die Zone 2, o, r, d.i. [a:$e:002] und w, die andere der unteren Rhomboidflächen [42:43 “ e], auf der hinteren Seite des Endes mit $fach stumpferer Nei- gung der Zonenaxe gegen die Axe (c), w und r links, zrechts, letzteres = (0: %- 25:0); r= (2a’:&.&0':c) mit fach schärferer und = (£a’:2.20':c) mit fach schärfe- rer Neigung als z. ” Ferner die Zone %, (d. i. [« Toolbl oe]) o, und des zweiten m=|-ta:1v; }; letzteres = (Z.@’: 6:0); k= (4a’:2.3.0’:e), jenes rechts, dieses links, beide in einer Diagonalzone der hin- teren Seite des Endes mit fünftehalbfach schärferer Nei- gung gegen die Axe (c), unter sich in dem nemlichen relativen | Neigungsverhältnifs in dieser Zone, wie M und o’ in der ihrigen. Als bisher noch nicht genannte Flächen bleiben dann übrig: E.i. [« 26c300 ]; ihr Ausdruck wird (4a’:?%’:c); ferner das eine +a:4d:c], dessen Ausdruck würde (4a:5,2:e); endlich die zweite Fläche e, [+@:42:c], deren Ausdruck wird (12a : 220’: c). r Eine nach der graphischen Methode entworfene Zeichnung ‚des Systems, auf den Queerschnitt der Säule PT projicirt, er- läutert alle angegebene und viele andere bemerkenswerthe Ver- _ kältnisse mit Leichtigkeit. Die Abhandlung schliefst mit der Bemerkung: „Man hat vor mehreren Jahren von einer besonderen Abtheilung von Krystall- | N : 7% 114 systemen unter dem Namen eines „siebenten” Krystallsystems gesprochen. Das Feldspathsystem in der Stellung, wie es so eben geschildert worden, ist ein complettes Beispiel eines solchen so- genannten siebenten Krystallsystems: ein ein-und-einglie- driges, mit dem speciellen Fall, dafs die Säule symme- trisch ist. Und bier ein solcher Fall, welcher evident auf drei unter einander rechtwinkliche, aus anderen drei rechtwinklichen abgeleitete, Dimensionen sich gründet.” — Hr. Graf v. Bucquoy sandte an die Akademie ein Manu- seript, betitelt: Neue Blicke in die Fundgruben der ma- thematischen Analysis und Physik, welches sogleich der physikalisch - mathematischen Klasse überwiesen wurde. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Scances de l’Academie des Sciences. 1838. 1. Semestre. No. 24-26. Paris. 4. Annales des Mines. 3. Serie. Tome 13. (1. Livraison de 1838.) Paris, Janv.-Fevr. 1838. 8. Bulletin de la Societe geologique de France. Tome9. Feuill.10-14. Paris. 8. L’Institut. 41. Section. Sciences math., phys. et nat. 6. Annde. No.237. 12. Juill. 1838. Paris. 4. 23. Juli. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Link legte Zeichnungen von dem Baue des Stammes der baumartigen saftigen Pflanzen vor, in Rücksicht auf die Ähn- lichkeit, welche man zwischen diesen Pflanzen und den Sigilla- rien der Vorwelt gefunden haben will. Es ist allerdings merk- würdig, dafs viele Schichten von Rinde sich über einander her legen, weit mehr als bei allen andern Bäumen, welches denn die Folge hat, dals sie sich einander platt drücken und dafs die äu- fsere Rinde abgeht. Doch sind die Zellen der neu anwachsenden Schichten schon plaiter als gewöhnlich. Die Holzbündel gehen unverändert von dem Holze zu den Blattnarben, und ein Unter- schied in der Gestalt dieser Narben auf der äufseren Rinde und unter derselben konnte nicht bemerkt werden, wie ihn Ad. Bro- 115 gniart an den Sigillarien beobachtet hat. Das Holz ist selbst in den dicksten Stämmen der saftigen Pflanzen sehr dünn, Rinde und Mark sind sehr dick, bleiben lange saftig und faulen dann; so dafs ihre Erhaltung unter den fossilen Körpern sehr unwahr- scheinlich ist. Der Bericht über die Abhandlung des Hrn. Grafen v. Buc- quoy ward den Herren Dirksen, Encke, Crelle, Dirich- let und Steiner aufgetragen. 26. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Link handelte von dem Ursprunge der Stein- kohlen und Braunkohlen nach mikroskopischen Untersu- chungen. Zwei Meinungen herrschen über den Ursprung der Stein- kohlen; einige halten sie für den Torf der Vorwelt; andere für umgestürzte Wälder oder Holzstämme. Da sich unter den Braun- kohlen und auch in den jüngeren Flötzschichten gar häufig Holz findet, welches den Bau des Holzes noch deutlich zeigt, so war es besonders nöthig, den Torf mikroskopisch zu untersuchen, um gehörig vergleichen zu können. Der gewöhnliche Torf besteht aus erdigen Theilen, durchzogen mit Wurzelfasern, und hier und da mit blattartigen Theilen. Die erdigen Theile bestehen aus dem Zellgewebe der Pflanzen, deren Querwände durch den Druck oft so geglättet sind, dals man sie kaum mehr erkennt. Wurzel- zasern und blattartige Theile haben die anderwärts untersuchte innere Gestalt. Unter dem Torf, wie er zu Berlin als Torf von Linum verkauft wird, kommen Stücke von einem dichten und festeren Torf vor, nicht mit Fasern durchzogen, hier und da mit blattartigen Theilen, aus dünnen Lagen zusammengesetzt, fast eben im Querbruche und von dunkelbrauner Farbe. Er besteht, wie der vorige, aus Zellgewebe der Pflanzen, welches aber auch in äufserst dünne Lagen zusammengeprefst ist, und zeigt noch mehr undurchsichtige Theile als der gewöhnliche. Ein drittes Stück war in Hinterpommern unter der Erde gefunden, sah aus wie fossiles Holz, bestand aber nur aus dünnen parallelen Schich- ten, im Querbruche muschlig und glänzend, hatte auch blatt- arlige Theile eingemengt. Innerlich zeigte es Theile, wie der 116 vorige dichte Torf, nur war das Zellgewebe oft nach den Zellen ausgerissen. Von dem Baue des Holzes sahe man keine Spur. Viele der undurchsichtigen Theile wurden durchsichtiger, wenn man sie mit Öl, Olivenöl, benetzte, noch mebr aber, wenn man reclihicirtes Steinöl nahm. Dasselbe Mittel wurde auch für Stein- kohlen angewandt, und machte wenigstens viele Theile durch- sichtig. Übereinstimmend mit Torf, besonders mit dem dichten Torf von Linum, waren die Steinkohlen aus Südamerika (Neu- Granada), von Newcastle, Bridgewater, St. Etienne in Frankreich, Niederschlesien; man bemerkte in ihnen nichts, was der Holz- structur ähnlich gewesen wäre. Steinkohlen aus Oberschlesien veranlafsten eine Vergleichung mit Holzkohle, durch Brennen entstanden, und zwar mit Birkenkohle, Kieferkohle, Palmkohle von Bactris spinosa. Das Brennen macht die Wände der Zellen oder Gefälse ganz undurchsichtig, läfst aber die Öffnungen un- geändert. Es zeigte sich nun, dafs die fasrige Steinkohle, welche die dichte Steinkohle von Beuthen in Oberschlesien mehr oder weniger überzieht, wirklich gebrannten Kohlen gleicht, indem die dichte Masse torfähnlich ist. Alle diese Steinkohlen gehören zur ältesten Formation. Die Steinkohle aus dem Muschelkalk in Ober- schlesien war torfartig; aber die Steinkohle vom Deister im Lias schien sich dem Holze zu nähern. Die Steinkohle aus dem Qua- dersandstein von Quedlinburg war entschieden Coniferenholz. Die Braunkohle von Grönland, worin Retinasphalt sich befindet, zeigte sich entschieden torfartig; auch die Glanzkohle vom Meifsner in Hessen. Eine Kohle von Senssen im Baireuthischen war ein son- derbares Gemenge von verschiedenen Pflanzentheilen, auch Spiral- gefälsen; eine andere von den Goldbergwerken bei Trinidad in Neu-Granada schien Palmenholz. Zu den Ligniten von deutlichem Coniferenholz gehörten: die von Frielsdorf bei Bonn, von Völpke zwischen Moorsleben und Oschersleben, von Schnettlingen, der Lignit worin der Schererit sich befindet. Zu den Ligniten, welche von Dikotylenholz, aber wohl nicht von Coniferen herrühren, gehören: der Surturbrand, das Bernsteinholz, der Lignit vom Meifsner, der Lignit aus dem Trals im Brohlthale am Rhein. Alles war mit Zeichnungen belegt. ae x Bericht Abe zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin in den Monaten August, September und October 1838. ; Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. . 2. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Bekker theilte aus einer Wolfenbüttler Handschrift (Extrav. 34. 4) ein Altfranzösisches Gedicht mit, la vie St. Tho- mas’ le martir, eine Geschichte des Erzbischofs Thomas: Becket “von Canterbury, verfalst i. J. 1172 von Guernes li clers de Punt de St. Mesence, in fünfzeiligen einreimigen Stanzen von Alexan- drinern. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: ""Encke, Berliner astronomisches Jahrbuch. für1840. Berlin 1838. 8. u Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1838. 2. Semestre., No.1. 2. Juill. Paris. 4. on EInstitut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 6.Annee. No, 238. 239. 19. 26. Juill. 1838. Paris. 4. C. Ritter, die Stupa’s (Topes) oder die architecionischen Denk- male an der Indo-Baktrischen Königsstrafse u. die Colosse von Bamiyan. Berlin 1838. 8. eedem wurde vorgelegt: Das Rescript des Königl. Ministeriums der geistlichen, Usige- hts- und Medicinal-Angelegenheiten vom 19. Juli 1838, wodurch "san Hrn. Bremiker für die von ihm vollständig ausgeführte Be- rechnung der Störungen des Kometen von: kurzer Umlaufszeit und seines Laufes bei seiner diesjährigen Wiederkehr genehmigt - [1838.] 8 113 Schreiben der Academie des Sciences zu Paris vom 9. Juli d. J. betreffend den Empfang des Monatsberichtes unserer Akade- mie für den April 1838. | | 6. August. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Die Klasse verhandelte über ihre im Gange befindlichen wis- senschaftlichen Unternehmungen. 9. August. Öffentliche Sitzung zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kö- nigs. Diese eröffnete Hr. Encke, in Abwesenheit des vorsitzen- den Secretars, Hrn. Erman, mit einer, von dem Letzteren ent- worfenen, Einleitungs-Rede. Hr. Ideler las darauf eine Ab- handlung über den Ursprung des Zodiakus, in welcher er der von Hrn. Letronne in der Abhandlung: sur Forigine greceque des zodiaqyues pretendus egyptiens aufgestellten Ansicht, die Zo- diakalbilder, wie alle übrige uns von Aratus und Ptolemäus über- lieferte Gestirne, seien eine Schöpfung der Griechen, beistimmt; dagegen aber, abweichend von diesem Gelehrten, die schon frü- her von Andern aufgestellte, aber nicht hinlänglich begründete Hypothese durchzuführen suchte, dafs es die Chaldäer, die ältesten eigentlichen Beobachter des Himmels, waren, welche die Ekliptik zuerst näher bestimmt und in ihre zwölf Zeichen gelheilt haben. 16. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Mitscherlich las über die Bestimmung des Koh- lenstoffs, Wasserstoffs, Stickstoffs und Sauerstoffs in ihren Verbindungen. Er führte zuerst die früheren Methoden, insbesondere die von Berzelius an, und gab alsdann weitläuftig von der von ihm bei seinen jetzigen und früheren Untersuchungen angewandten Methode Rechenschaft, von welcher er in seinem Lehrbuch eine kurze Beschreibung gegeben hatte. Der Wasserstoff und Kohlenstoff der zu untersuchenden Sub- stanzen werden vermittelst Kupferoxyd und Sauerstoff oxydirt 119 In dem Verbrennungsrohr wird, indem trockne atmosphärische Luft vermittelst einer Luftpumpe über das glühende Kupferoxyd geleitet wird, diesem vollständig alles Wasser entzogen; die Sub- stanz wird hinten in das Rohr hineingebracht; flüchtige flüssige oder leicht schmelzbare feste Substanzen in zugeschmolzenen Röhren; feste nicht flüchtige werden in einem Rohr in einem Chlorzinkbade bis zu der Temperatur erhitzt, welche die Substanz ohne zersetzt zu werden erträgt, und durch trockne Luft entwäs- sert; und aus diesem Rohr, ohne dafs die Luft Zutritt haben kann, in das Verbrennungsrohr (e) geschüttet. An das Verbrennungs- ‚ rohr ist entweder hinten ein weiteres Rohr (0) angeblasen, welches B Jg m Fam nn u En nn = 7.4 h I - - N _ ZZ Zz_y er gN.: nr ER = en geil | er man, nachdem man ein Stück geschmolzenes chlorsaures Kali hineingesteckt hat, zuschmilzt oder das Verbrennungsrohr wird hinten ausgezogen, und vermittelst eines Kautschuckrohrs mit einer Retorte verbunden, aus welcher man während der ganzen Verbrennung langsam Sauerstoffgas, durch Erhitzen des chlor- sauren Kalis entwickelt. Man muls sich hüten, dafs man chlorsaures Kali nicht mit _ dem Kupferoxyd mengt, weil das Kupferoxyd durch Contact eine heftige Zersetzung des chlorsauren Kali’s bewirkt. Mengt man _Mangansuperoxyd, Eisenoxyd, Kupferoxyd und viele andere Oxyde ungefähr zu gleichen Theilen mit chlorsaurem Kali und erhitzt (das Gemenge, indem man die Hitze allmälig steigert, so tritt ge- wöhnlich an einer Stelle des Gemenges ein Glühen ein, welches ‚sich, selbst wenn man die Substanz vom Feuer nimmt, unter sehr rascher Entwickelung von Sauerstoffgas durch die ganze Masse hindurch verbreitet, so dals das angewandte chlorsaure Kali sehr & schnell zersetzt ward; es ist dieses die bequemste Methode sehr PR Ent EIER 120 schnell gröfsere Mengen Sauerstoffgas darzustellen. Das Kupfer- oxyd zeigte diese Erscheinung sehr schön, es verändert sich dabei nicht im Mindesten; dafs das chlorsaure Kali sich unter Wärme- entwickelung, ungeachtet ein gasförmiger Körper entweicht, zer- setzt, ist für die Theorie des Gleichgewichts der Atome in den chemischen Verbindnngen von Wichtigkeit. Ist die Verbrennung im Rohre vollendet, so wird so lange Sauerstoffgas hineingeleitet, bis alles Kupfer oxydirt ist, und Koh- lensäure und Wasser vollständig in die vorderen Apparate getrie- ben sind. Bei der Analyse von Pflanzenmark, Bast- und Spi- ralgefälsen u. s. w. war diese Methode durchaus nothwendig, so- wie bei der Analyse der Öl- und Fettarten, im Allgemeinen bei allen Substanzen welche nahe bei der Temperatur, bei welcher sie kochen, vom Kupferoxyd zersetzt werden, oder die sich nicht vollständig mit dem Kupferoxyd mengen lassen, weil bei der Zer- setzung und Erhitzung dieser Substanz ein Theil Kohle, welche nicht mit Kupferoxyd in Berührung kommen kann, sich ausschei- det; bei der Untersuchung einiger Substanzen kann man zwar trockne Luft statt Sauerstoffgas, um Wassergas und Kohlensäure vollständig aus dem Verbrennungsrohr auszutreiben, anwenden; doch giebt das Sauerstoffgas stets das zuverlässigste Resultat Die Verbrennungsproducte werden zuerst in eine leere Ku- gel, woran ein Rohr, welches mit Chlorcalcium (x) gefüllt wird, angeschmolzen ist, geleitet; das Wasser, welches in der Kugel sich sammelt, kann man durch den Geruch, den Geschmack und an- dere Mittel auf fremdartige übergegangene Substanzen untersuchen; mit dem übergegangenen Wasser aus dem Wasserdampfe kommt kein Kautschuck in Berührung. An dem Chlorcalciumrohr ist der Kaliapparat (a) befestigt, der hintere Theil desselben falst eben so viel Flüssigkeit als die Kugeln, welche durch Thermometerröhre mit einander in Verbindung stehen; mit dem Kaliapparat steht ein Rohr mit Kalistücken (c) in Verbindung, um jede Spur von Kohlensäure und Wasserdampf zu verdichten, und mit diesem ein gebogenes Rohr, welches unter eine Glocke (g) führt. Die Erhitzung des Verbrennungsrohrs geschieht vermittelst einer von He[s vorgeschlagenen Spirituslampe; die Hitze dersel- ben ist so grols, dafs wenn inwendig im Apparat ein Druck vor- handen ist, das Rohr ausgeblasen wird. Mit der grölsten Sicher- ’ i \ | R N 121 heit geschieht die Verbrennung, wenn inwendig in der Glocke das Quecksilber um einen Zoll höher steht als aufserhalb. Dies Resultat, zu welchem dieser Apparat führt, prüft man am besten, wenn man ohngefähr 1000 C. C. Sauerstoffgas durch den Apparat streichen läfst. Bei einem Versuch hatte das Gewicht des Chlorcalciumrohrs um 0,0005 Gr., bei einem zweiten um 0,001 Gr. Gewicht zugenommen, der Kaliapparat bei erstem Versuch um 0,003 Gr., beim zweiten um 0,0035 Gr. abgenommen, das Rohr mit Kalistücken hatte beim ersten um 0,003 Gr., beim zweiten um 0,0035 Gr. zugenommen. Die Zunahme des Chlorcalcium- robrs rührte von feuchter atmosphärischer Luft her, welche in den Apparat hineingetreten war. Das Rohr mit Kalistücken ist von Berzelius neulich empfohlen. Der Stickstoffgehalt wird durch einen besonderen Verbren- nungsversuch bestimmt, bei dem die Einrichtungen der eben an- geführten Methode soviel als es angeht, benutzt werden, indem nach der bekannten Weise durch Kohlensäure, welche aus saurem kohlensaurem Natron oder kohlensaurem Bleioxyd entwickelt wird, die Luft vor und das Stickstoffgas nach der Verbrennung aus- getrieben wird. Das Atomengewicht der Kohle ist bisher aus dem specifischen Gewicht der Kohlensäure bestimmt worden. Da die Analysen verschiedener Kohlenstoffverbindungen auf ein niedrigeres Ato- mengewicht führten, so wurde nach der oben angeführten Me- ihode das Benzin und das Naphtalin untersucht; da aus dem Resultat dieser Untersuchung ein unerwartet niedriges Atomengewicht sich ergab und dieses auf die Resultate der von dem Hrn. Mitscher- lich über die Zusammensetzung der Öl- und Fettsäure angestell- ten Untersuchungen von Einfluls ist, so werden diese Untersu- chungen in einem Nachtrag zu dieser Abhandlung von demselben zusammengestellt werden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Bulletin de la Societ@ de Geographie. 2. Serie. Tom.9. Paris 1838. 8. Annales des Mines. 3. Serie. Tome 13. (2. Livraison de 1838.) Paris, Mars-Avril 1838. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de lAcademie des Sciences. 1838. 2.Semestre. No.2.3.4. 9-23 Juill. Paris. 4. 122 L’Institut. 1. Section. Sciences math. phys. et nat. 6. Anne. No. 240. 2. Aout 1838. Paris. 4. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1838. Fevrier. Paris. 8. Proceedings of the Royal Irish Academy for the year 1837-8. Part2 Dublin 1838. 8. Ths. Henderson’s astronomical observations made at the Royal Observatory, Edinburgh. Vol.1. from Oct. 1834 to Dec. 1835. Edinb. 1838. 4. Giulj, Storia naturale di tutte l’acque minerali di Toscana. Tomo 6. Siena 1835. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Siena 2. April 1838. Durch das Rescript des vorg. Königl. Ministeriums vom 28. Juli d. J., welches heute vorgelegt wurde, wird der Antrag der Aka- demie, Hrn. Gerhard für die Bekanntmachung Etruskischer Spie- gelzeichnungen 300 Thlr. zu bewilligen, genehmigt. Desgleichen wurde ein Rescript desselben Königl. Ministeriums vom 28. Juli d. J. vorgelegt, wodurch dem Antrage der Akademie, Hrn. Bek- ker zu einer wissenschaftlichen Reise nach Venedig 600 Thlr. zukommen zu lassen, die Genehmigung ertheilt wird. Mittelst eines Rescriptes desselben Königl. Ministeriums vom 4. August d. J. werden auf den Antrag der Akademie dem Cand. Vater 200 Thlr. als Honorar für die Anfertigung des Index zum Ari- stoteles bewilligt. Sodann wurden die Schreiben der Direction der Universitäts- Bibliothek zu Halle v. 8. Aug. d. J. und der Direction des phi- lologischen Seminars daselbst v. 2. Aug. d. J. über den Empfang der übersandten Schriften der Akademie, ein Schreiben des Hrn. Becourt zu Metz v. 7. Aug. d. J. und des Hrn Rostan zu Paris v. 9. Mai d. J. vorgelegt. Am Schlulse der Sitzung wurden die neuen Statuten der Aka- demie, welche zum Drucke befördert worden waren, als Richt- schnur für die folgende Zeit vertheilt. Sommerferien der Akademie. Br 123 Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 15. October. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. H. Rose hielt zwei Vorträge: I. Über Chlorchrom. Den beiden Modificationen des grünen Chromoxyds, Er, ent- sprechen vollkommen zwei Modificationen des dem Chromoxyde analog zusammengesetzen Chlorchroms Er El. Die eine Modification erhält man, wenn man das nicht ge- glühte Chromoxyd in Chlorwasserstoffsäure auflöst, und die Auf- lösung abdampft. Man bekommt eine dunkelgrüne zerfliefsliche Masse, die ohne sich zu zersetzen, sehr schwer ihren Wasserge- _ halt verliert. Bei einer Temperatur indessen von ungefähr 200° C. bläht sie sich sehr auf und bekommt eine pfirsichblüthrothe Farbe; wird sie stärker beim Zutritt der Luft erhitzt, so verwandelt sie sich unter Entwickelung von Chlor in Oxyd. Die pflrsichblüthrothe Masse zieht an der Luft begierig Fenchtigkeit an, und zerfliefst zu einer dunkelgrünen Flüssigkeit. Wird dieses Chlorchrom mit Schwefelsäure erwärmt, so verwandelt es sich in schwefelsaures Chromoxyd, und alles Chlor entweicht vollständig als Chlorwas- serstoffsäure. Erhitzt man dieses auflösliche Chlorchrom in einer Atmo- - sphäre von Chlorgas, so verwandelt es sich, ohne seine pfirsichblüth- rothe Farbe zu verlieren, in eine andere Modification, welche ganz unlöslich im Wasser ist. Man erhält indessen diese unlösliche Modification des Chlorchroms von ausgezeichneter Schönheit, wenn - man dieselbe auf die Weise darstellt, dafs man ein Gemenge von Chromoxyd und Kohle in einem Strome von Chlorgas glüht. Es bildet sich dann ein Sublimat, das aus einzelnen Krystallschup- pen besteht, die einen starken Glanz und eine vortreffliche Farbe besitzen. Diese Modification des Chlorchroms ist unlöslich im Wasser, und verändert sich an der Luft gar nicht. Durch Schwefelsäure wird sie nicht zersetzt. Übergielst man sie mit verdünnter "Säure, so kann man sie damit nicht nur, ohne dals sie sich ver- ‚ändert, erhitzen, sondern die verdünnte Säure kann durch Ab- j g ar % u . 124 dampfen concentrirt, und die concentrirte Säure vom unzersetzten Chlorchrom abdestillirt werden. — Beim Glühen an der Luft wird sie, wie die andere Modification, unter Chlorentwickelung in Chromoxyd verwandelt. II. Über das Selenquecksilber aus Mexico. Del Rio und Kersten haben schon einiger Quecksilber- fossilien aus Mexico Erwähnung gethan, welche Selen enthalten; sie scheinen aber bis jetzt nur in geringer Menge dort vorge- kommen zu sein. In neuerer Zeit erbielt Hr. Ehrenberg eine Sendung von Mineralien durch Hrn. Carl Ehrenberg, Rendanten des Berg- amtes vom Mineral del Monte in Mexico, unter welchen sich eine Reihe von Quecksilbererzen befand, die zu San Onofre gefunden worden, und welche dort in solcher Menge vorzukommen scheinen, dafs man das Quecksilber im Grofsen aus diesen Erzen darzustellen beabsichtigt. — Das Quecksilbererz ist an Farbe und Glanz dem Fahlerze sehr ähnlich, und kommt ohne Zeichen eines blättrigen Bruches im Kalkspath und Schwerspath eingesprengt vor, von welchem letzteren es sehr schwer für eine quantitative Ana- lyse zu trennen ist. Es ist vollständig flüchtig; das Sublimat ist, auch zu Pulver gerieben, schwarz, ohne einen Stich ins Röthliche. Das Fossil besteht aus Selenquecksilber und Schwefelqueck- silber, und die quantitative Analyse zeigte, dafs sehr annähernd 1 Atom des ersteren mit 4 Atomen des letzteren darin enthalten ist. — Es ist indessen wahrscheinlich, dafs beide, als isomorphe Körper, sich in allen Verhältnissen verbinden können. 18. October. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Crelle las den ersten Theil einer Abhandlung über) die Ausführbarkeit von Eisenbahnen in bergigen Ge- genden. Der übrige Theil dieser sehr ausführlichen Abhandlung wurde für den 1. November zur Vorlesung bestimmt; um jedoch das Zusammengehörige nicht zu trennen, wird die Übersicht des Ganzen schon hier mitgetheilt. In der Einleitung wird auseinandergesetzt, dafs es, ehe Ei- senbahnen überall, auch in bergigen Gegenden, als practicabel und nützlich zu erachten sein möchten, noch auf Mittel ankommt, 125 auch Stellen, die steiler sind, als gewöhnlich in ebenen Gegen- den, mit den einmal gewählten Zugmitteln zu passiren, ohne die- ' selben zu wechseln; und dann auf Mittel, die Nachtheile der Krümmen, welche für Eisenbahnen besonders grols sind, mög- lichst zu heben, oder doch zu vermindern. Zuerst wird dasjenige abgehandelt, was die steilen Stellen betrifft und dann das, was die Krümmen anlangt. Zum Anfange wird eine Schätzung der Zugkraft auf Stralsen im Allgemeinen gegeben, nach den verschiedenen Abhängen der Bahn. Hierauf folgt eine Schätzung der Reibung der Triebräder von locomotiven Zugmaschinen auf den Schienen einer Eisenbahn, welche Reibung der Stützpunkt der Kraft dieser Maschinen ist und die also die Wirkung derselbeu begrenzt. Es wird, beson- ders aus dem Beispiele der Norrisschen Maschinen in Nord- Amerika, nachgewiesen, dals jene Reibung nicht blols den 20°, - sondern wenigstens den 5!°* Theil der auf den Rädern ruhenden Last beträgt und dafs sich, auf den Grund dieser Reibung, recht gut wenigstens Abhänge von 1 auf 36 mit angemessener Ladung, ohne Veränderung oder Wechselung der Zugkraft, ersteigen lassen. Weiter wird die Schätzung der Zugkraft locomotiver Ma- schinen überhaupt abgehandelt. Hierauf wird die Wirkung des Hemmens beim Bergab- fahren untersucht, und es findet sich, dafs es, selbst in den un- günstigsten Fällen, hinreichend ist, wenn nur ein Theil der Wagen, höchstens der dritte Theil; gehemmt wird. Sodann folgt die Berechnung der Kraft der Dampfwagen von der gewöhnlichen Einrichtung und es wird auf die Nach- theile aufmerksam gemacht, die es hat, dals bei der gewöhnlichen Einrichtung nur durch die Ausdehnung des Dampfes allein in einen grölseren Raum, vor einem verminderten Widerstande der a ‚Last, die Geschwindigkeit modificirt werden kann; welcher Nach- heil sich durch ein Zwischengeschirr würde abhelfen lassen. t Die Einrichtung dieses Zwischengeschirres wird beschrieben _ und seine Wirkungen werden näher erörtert. Es zeigt sich an Beispielen, dafs durch das Zwischengeschirr mehr als die Hälfte _ der ohne dasselbe jetzt nöthigen Kraft erspart werden könnte und ne 126 dafs auch noch sonstige Vervollkommnungen der Transport-Art dadurch zu erreichen sein würden; weshalb es denn zu wünschen wäre, dals sich die practischen Mechaniker mit der Anordnung und Anwendung dieses Zwischengeschirres beschäftigen möchten. Im Vorbeigehen wird untersucht, in wie fern es theoretisch und practisch möglich sein möchte, die Elasticität zusammenge- prefster Luft, statt der des Dampfes, als wirkende Kraft zur Be- wegung von Lasten auf Eisenbahnen zu benutzen. Es findet sich, dals diese Benutzung grolse Schwierigkeiten haben dürfte. Hierauf wird untersucht, ob die Kraft der Pferde zur Be wegung von Lasten auf Eisenbahnen, mit jeder beliebigen und eben so grolsen Geschwindigkeit als die von Dampfwagen, ver- mittelst eines fahrbaren Göpels benutzbar sein dürfte, und es findet sich, dafs solches allerdings der Fall sei und dafs sogar die fahrbaren Göpel noch mancherlei Vorzüge vor den Dampfwagen haben würden. Es wird, wieder im Vorbeigehen, nachgewiesen, dafs es, was iu neuerer Zeit bestritten worden ist, ganz angänglich und ange- messen sei, die Kraft der Dampfmaschinen nach der Kraft einer verhältnilsmäfsigen Zahl von Pferden zu schätzen. Hier schliefst, was auf die steilen Stellen von Eisenbah- nen Bezug hat, und es folgt nun, was sich auf die Krümmen bezieht. Zuerst werden die verschiedenen Nachtheile der Krümmen auseinandergesetzt. Es werden die bisherigen Mittel gegen diese Nachtheile be- schrieben, und es zeigt sich, dals sie nicht allein unzulänglich sind, sondern dafs sie zum Theil das Übel noch vergröfsern. Es findet sich, dafs die Räder der Eisenbahnfuhrwerke durchaus nicht co- nisch sein dürfen, sondern dals sie nothwendig jedenfalls cy- lindrisch sein müssen. k Es ergiebt sich ferner, dals es gegen die nachtheilige Wir- kung der Schwungkraft in Krümmen füglich kein anderes Mit- tel giebt, als die äufseren Schienen gegen die inneren höher zu legen. Es werden ferner die Mittel untersucht, um die Fuhrwerke zu vermögen, dals sie in Krümmen möglichst eben so wenig aus der Bahn zu weichen trachten, als auf den geraden Stellen der 127 _ Stralse. Das eine dieser Mittel würde darin bestehen, den Rä- dern doppelte, mit einander verbundene Felgen von verschiede- nen Durchmessern zu geben und in den Krümmen danach die Schienen zu legen; das andere, gleich dem ersten practicable, aber noch bessere Mittel würde sein, die Räder um die Buchsen sich drehen zu lassen. Diese beiden Mittel werden näher beschrie- ben und erörtert, und besonders das zweite ist wieder einer der Gegenstände, von welchem zu wünschen ist, dafs sich die practi- schen Mechaniker damit beschäftigen möchten. Es wird überhaupt durch diesen Aufsatz insbesondere be- zweckt, die Mechaniker auf Dasjenige aufmerksam. zu machen, worauf sich vorzüglich zunächst noch ihre Bemühungen um Ver- vollkommnung der Bewegungs-Art von Lasten auf Eisenbahnen zu richten haben dürften, mit gleichzeitiger Andeutung des Gan- ges und der Mittel zu diesen Bemühungen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: 1) J. J. J. Döllinger, Muhammed’s Religion nach ihrer inneren Entwickelung und ihrem Einflusse auf das Leben der Völker. Eine historische Betrachtung, gelesen in der öffentl. Sitzung der Königl. Akademie der Wissenschaften zur Feyer ihres 79sten Stiftungs-Tages. München 1838. 4. Mitgetheilt durch das Königliche Ministerium der geistl. Untrr. u. Med. - Angelegenheiten mittelst Verfügung vom 13. Sept. d. J. 2) J. P. Kulik, Untersuchungen über die Kettenbrückenlinie. Prag. 1838. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Prag, 28 Juni d. J. 3) A. T. Kupffer, Recueil d’observations magnetiques faites a St.- Petersbourg et sur d’autres points de !’ Empire de Russie. St.- Petersbourg. 1837. 4. Im Namen des Verf. durch Herrn Encke überreicht. 4) L. Rostan, Recherches sur le ramollissement du Cerveau. 2. Ed. Paris 1823. 8. 5) ——— Cours elementaire d’Hygiene. 2. Ed. Tome 1.2. ib. 1828. 8. 6) — —— Cours de Medecine clinique. 2. Ed. Tome 1-3. ib. 1830. 8. No. 4-6 nachträglich zu dem in der Gesammtsitzung vom 16. Aug. d. J. vorgelegten Schreiben des Verf. eingegangen. 128 N de Monmerque, Notice sur Jehan Bodel, d’Arras, accompag- nee de recherches sur nos premiers essais dramatiques; lue le 2. Mai 1838 dans la Seance annuelle des cing Academies de P’Institut de France. 4. 8) —— Notiz über Jehan Bodel von Arras, nebst Forschun- gen über die ersten französischen dramatischen Versuche, übersetzt von Dr. G. Oelsner. Fol. Manuscr. 9) G. Mengin, Biographie des Gen.-Lieut. Baron Haxo, über- setzt von Dr. G. Oelsner. Fol. Manuscr. 10) de Fortia d’Urban, Histoire ante-diluienne de la Chine. Paris. 1838. 8. 41) — 11. Discours prononce dans une SocietE de Morale. ib. eod. 8. No. 7-11. mitgetheilt durch Hrn. Prof. Oelsner in Paris mittelst Schreiben vom 1. Aug. d. J. 12) F. Nies, Proben aus seiner Schriftgiefserei, Stereotypengie- ‚/serei und Buchdruckerei. Heft1. Leipzig 1835. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Hrn. Nies in Leipzig vom Aug. d. J. 13) Nıeuwe Verhandelingen der eerste Klasse van het Koninglijk- Nederlandsche Instituut van Wetenschappen, Letterkunde en schoone Kunsten. Deel 7. Amsterdam 1838. 4. 14) Memoires de l’Academie Imperiale des Sciences de St. Pe- tersbourg: VI. Serie. Sciences math. phys. etnat. Tome3. Premi£re Partie. Science. math. et phys. Tome 1, Livraison 6. St.- Petersb. 1838. 4. u 2 Tome 4. Prem. Part. Scienc. math. et phys. Tome2, Livr. 1. 2. ib. eod. 4. 15) Bulletin scientifique publie par l! Academie Imp. des Sciences de St. - Petersbourg. Tome 1-3. et 4, No. 1-14. ib. 1836-38. 4. 16) Recueil des Actes de la Seance publique de l!’ Academie Imp. des Sciences de St.- Petersbourg, tenue le 29. Dec. 1837. ib. 1838. 4. No. 44-16 mit einem Begleitungsschreiben des beständigen Se- kretars der Kaiserl. Akademie, Hrn. Fufs, d. d. St.-Pe- tersburg, # August. d. J. 17) Bulletin de la Societd Imperiale des Naturalistes de Moscou. Annee 1837, No. 5-8. Ann. 1838, No. 1. Moscou 1837. 38. 8. 18) Transactions of Ihe Linnean Sociely of London. \ol. 18, part 1. London 1838. 4. 19) List of the Linnean Society of London. 1838. 4. # “ ’ T 129 20) Transactions of the geological Society of London. 2. Series. Vol. 4, part2. London 1836. 4. 21) Proceedings of Ihe geological Society of London. Vol. 2. 1836-38. No. 47. 57.58. 8. 22) W. H. Fitton, observations in some of Ihe strata between the Chalk and Oxford Oolite, in the south-east of England. London 1836. 4. 23) ——— geological nolice on the new country passed over by Capt. Back during his late expedition. s.]. eta. 8. 24) Transactions of the Royal Irish Academy. Vol. 17. Dublin 1837. 4. 25) Proceedings ofthe Royal Irish Academy 1836-37. No.1.2. 8. 26) Transactions ofthe Cambridge philosophical Society. Vol. VI. part 1. Cambr. 1836. 4. 27) Catalogue of the collection of British Quadrupeds and Birds in the Museum of the Cambridge philosoph. Society. ib. eod. 8- 28) Philosophical Transactions of the Royal Society of London For the year 1836, part 2. London 1836. 4. 29) Proceedings of the Royal Society. 1836. No. 26.27. ib. 8. 30) Address delivered at the anniversary meeting of ihe Royal Society on Wednesday, Nov. 30, 1836, by his Roy. Highnefs the Duke of Sussex, the President. London 1836. 4. 31) J. Pond and G. Biddel Airy, astronomical observations made atihe Royal Observatory at Greenwich in the year 1835. Part5. London 1836. fol. 32) Memoirs of ihe Royal astronomical Society. Vol 9. London 1836. 4. 33) F. Baily, Supplement to the account of the Revd. John Flam- steed. London 1837. 4. 34) ———- an address to astronomical observers, relative to the improvement and extension of Ihe astronomical Society’s Catalogue of 2381 principal Stars. London, May 12. 1837. 4. 35) The Journal af the Royal Asiatic Society of Great Britain et - Ireland. No.9. London, Aug. 1838. 8. 36) Catalogue of the Chinese library of the Royal Asiatie Society by S. Kidd. ib. 1838. 8. 37) Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie u, des Sciences 1838. 2. Semestre. No.5-13. 30. Juill.-24. Sept. Paris. 4. "38) Annales de laSociete entomologique de France. Tome6, 4. Tri- mestre. Tome7, 1. Trimestre. Paris 1837.38. 8. 130 39) Bulletin de la Socidte geologique de France. Tome9, feuill. 15-19. 1837-38. Paris. 8. 40) Journal de l’Ecole Royale polytechnique. Cahier 25. Tome 15. ib. 1837. 4. 41) Kongl. Vetenskaps- Academiens Handlingar för Är1836. Stock- holm. 1838. 8. 42) J. Berzelius, Ärsberättelse om framstegen i Fysik och Kemi, afgifven den 31. Mars 1836. ib. 1836. 8. 43) S. A. Cronstrand, Ärsberättelse i Astronomien den 31. Mart. 1336. ib. 1836. 8. 44) G. E. Pasch, Ärsberüttelse om Technolökiensfkiister will Kongl. Vetenskaps- Academien afgifven den 31. Mars 1836. ib. eod. 8. 45) B. F. Fries, Ärsberättelse om nyare zoologiska Arbeten och Upptäckter, till K. Vetensk.- Acad. afg. den 31. Mars 1835 och 1836. ib. eod. 1837. 8. 46) J. E. Wikström, Ärsberättelse om botaniska Arbeten och Upptäckter för Är 1335. Till K. Vetensk.- Acad. afg. d. 31. Mars 1836. ib. eod. 8. AT) A. G. Mörner, Aminnelse-tal öfver Kongl. Vetenskaps- Academiens framlidne ledamot Friherre Lars A. Mannerheim. ib. eod. 8. 48) P. Lagerhjelm, Tal om Hydraulikens närvarande tillständ m. m. hället vid Praesidii nedläggande uti Kgl. Vetenskaps- Academien d. 2. April 1834. ib. eod. 8. 49) Memoires de la Societe de Physique et d’Histoire naturelle de Gereve. Tome 8, Partie1. Geneve 1835. 4. 50) Historia e Memorias da Academia Real das Sciencias de Lis- boa, Tomo 10. 11. Lisboa 1827-35. 4. 51) Memorias da Academia R. das Sciencias de Lisboa. Tomo 12, parte 1. ib. 1837. 4. 52) Catalogo das Obras impressas e mandadas publicar pela Aca- demia Real das Sciencias de Lisboa. 1837. 4. 53) Colleccäo de noticias para a historia e geografia das Nacöes ultramarinas, que vivem nos dominios Portuguezes; publi- cada pela Academia Real das Sciencias. No.2-4do Tomo4 e Tomo 5. Lisboa 1836. 4. 54) Cortes de Lisboa dos annos de 1697 e 1698. Congresso da No- breza. ib. 1824. 4. 55) D. Franc. de $. Luiz, Znsaio sobre alguns Synonymos da . " lingua Portugueza. 2.Ed. Lisboa 1824. 4. Zope Dr Ar re ib 1828, „we . 131 57) D. Franc. de $. Luiz, Glossario das Palavras e Frases da lin- gua Franceza, que por descuido etc. se tem introduzido na lo- cugäo Portugueza moderna etc. ib. 1827. 4. 58) — — Glössario de vocabulos Portuguezes derivados das linguas Orientaes e Africanas, exceplo a Arabe. ib. 1837. 4. 59) Jeron. Soares Barboza, Grammatica philosophica da lingua Portugueza. 2. Ed. ib. 1830. 4. 60) Alex. Aug. de Olivcira Soares, Consideracöes fysiol.- prat. sobre a Medicina cutanea. ib. 1835. 4. 61) Franc. de Mello Franco, Ensaio sobre as Febres. ib. 1829. 4. 62) Ensaio dcerca do que ha de mais essencial sobre a Cholera- Morbus epidemica, redigido pela commissüo medica da Aca- demia R. das Scienc. de Lisboa. ib. 1833. 4. 63) Matth. Val. do Couto, Principios de Optica applicados d construcgüo dos instrumentos astronomicos. ib. 1836. 4. 64) Fried. Luiz Guilh. de Varnhagen, Manual de instruegöes pralicas sobre a sementeira, cultura e corte dos pinheiros, e conservacüo da Madeira dos mesmos. ib. 1836. 8. 65) Fortunato Jose Barreiros, Principios geraes de Castrame- tagüo, applicados ao acapamento das Tropas Portuguezas. Lisboa. 1838. 8. 66) — —— Ensaio sobre os principios geraes de Strategia e de grande Tactica. ib. 1837. 8. 67) Ant. Maria da Costa e Sä, Annuncios das occultagöes das estrellas pela lua visiveis em Lisboa para o anno de 1831- 1836. ib. 1830-35. 4. 68) Joaq. Maria de Andrade, Ensaio de Trigonometria sphe- rica. ib. 1828. 4. » 69) Abu-Mohammed-Assaleh, Historia dos Soberanos Moha- melanos dasprimeiras qualro dynaslias, e de parte da quinta, que reinarüo na Mauritania, escripta em Arabe e traduzida e annotada por Jos. de Santo Ant. Moura. Lisboa 1828. 4. 70) Visconde de Santarem, Nolicia dos Manuscriptos perten- centes ao Direito publico externo diplomatico de Portugal etc. ib. 1827. 4. 71) Diario da Viagem pelo Amazonas e Rio Negro feita por France. Xavier Ribeiro de Sampaio no anno de A774 e 75. ib. 1825. 4. 72) Paulo Joze Miguel de Brito, Memoria polit. sobre a Capi- tania de Santa Catharina, escripta no Rio de Janeiro em o anno de 1816. ib. 1829. 4. 132 73) Ant. Joaq. de Gouv&a Pinto, Exrame critico e hist. sobre os direitos estabelecidos pela legislacüo antiga e moderna, tanto Palria, como subsidiaria, e das Nacöes mais vizinhas, e cultas, relativamente nos Expostos, ou Engeitados. ih. 1828. 4. 74) Felix de Avellar Brotero, Compendio de Botanica, addici- onado e posto em harmonia com os conhecimentos actuaes desta Sciencia por Ant. Albino da Fonseca Benevides. Tom. 1. ib.ı1837. 4. 75) Ant. Lopes da Costa Almeida, Compendio theor.-prat. de Artilharia naval. ib. 1829. 4. 76) ——————- Roteiro geral dos mares, costas, ilhas e baixos re- conhecidos no globo. E.xtractado por ordem da Academia R. das Sciencias. Parte1. Parte 3, Tomo 1. ib. 1835. 37. 4. 77) Jose Maria Soares, Memorias para a historia da Medicina Lusitana. ib. 1821. 4. 78) Jo. de Fontes Pereira de Mello, Tratado prat. do Apa- relho dos Navios. ib. 1836. 4. 79) Jacinto Freire de Andrade, Vida de D. Joäo de Castro quarto Viso-Rey da India, impressa conforme a prim. Edic. de 1651. Ajuntäo-se algumas breves notas auctorizadas com documentos origin. e inedit. por D. Fr. Franc. de S. Luiz. ib. 1835. 4. No. 50-79. von dem beständigen Sekretar der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Lissabon, Herrn Joach. Jos. da Costa de Macedo, mittelst Schreiben vom 19. Mai d. J. mitgetheilt. 80) Pouillet, Mem. sur la Chaleur solaire sur les powoirs ra- yonnants et absorbants de l’air atmospherique et sur la tem- perature de l’espace. Paris 1838. 4. 81) Demonville, Resume de la Physique de la Creation. (Paris) 8. 82) Baron d’Hombres (Firmas), Nivellement barometrique des Cevennes. Nimes 1832. 8. 83) — Mem. surle Murier des Philippines, Morus Sinensis. 8. 84) ——— Notes sur quelques V egetaux qui croissent spontane- ment dans le Departement du Gardet quimeritaient une culture particul. par leurs vertus medicales ou leurs usages dans les arts. Nismes 1834. 8. 85) —- Recherches sur les Barometres vivans. ib. 1838. 8. 86) Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Phy- sique. Tome 67. Mars et Avril 1838. Paris. 8. 87) L’Institut. 1.Section. Sciences math. phys. et nat. 6. Ann. No. 241-249. Paris 30. Juill.-4. Oct. 1838. 4. 133 L’Institut 2.Section. Science. hist. archeol. et philos. 3. Annee. No. 27-30. Paris. Mars-Juin 1838. 4. 88) Annales des Mines. 3. Serie. Tome 13, Livrais. 3. de 1838. Pa- ris, Mai-Juin 1838. 8. 89) W. Whewell, History of the inductive Sciences in 3 Voll. Vol. 1-3. London 1837. 8 90) Kops en van Hall, Flora Batava. Aflevering 114. Amsterd. 4. 91) Crelle, Journal für die reine und angewandte Mathematik. Bd. 18, Heft. Berlin 1838. 4. 3 Expl. 92) Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1838, No. 53-76. Stuttg. und Tüb. 4. 93) v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. 12, Heft 3. 4. Halle 1838. 8. 94) Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 355-359. Al- tona 1838. Sept. 13.-Oct. 4. 4. 95) Rosellini, @ Monumenti dell’ Egitto e della Nubia. Dispense 31-34. fol. 96) T’ransactions of the American philosophical Society held at Philadelphia. Vol.6. New Series Part 1. Article 1. Philadelphia 1838. 4. Mit einem Begleitungsschreiben vom 9. August 1838. 97) Franc. Zantedeschi ricerche sul termo-elettricismo dina- mico e luci-magnetico ed elettrico. Milano 1838. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Venize 10. Sept. d. J. 98) Graff, altkochdeutscher Sprachschatz. Lief. 14. Th. II. (Bo- gen 39-53.) (Berlin) 4. Aufserdem wurden vorgelegt: Ein Allerhöchstes Schreiben Sr. Majestät des Königs v. 31. August d. J. über den Empfang der allerunterthänigst übersandten Schriften der Akademie. Das höchste Schreiben Sr. Königl. Hoheit des Krongtänken vom 26. September d. J. über den Empfang derselben Schriften. Die Schreiben des Oberbibliothekars der Universität zu Bonn vom 14. Aug., der Königl. Asiatischen Gesellschaft zu London vom 17. März, der Conservatoren des Brittischen Museums vom 8. September, der K. Leopoldinisch - Carolinischen Akademie der urforscher vom 2. August, und der Academie des Sciences zu is vom 24. September 1838, über den Empfang übersandter akademischer Schriften. "Durch Rescript des Königl. Ministeriums der geistlichen, Un- terrichts- und Medicinal-Angelegenheiten vom 13. August d. J., welches heute vorgelegt worden, wird die ‚Bewilligung von ü gx 4 134 50 Thlrn. zur nachträglichen Zahlung an Hrn. Dove für Bee | fung eines magneto- elektrischen Apparats genehmigt, so wie die Bewilligung von 150 Thlrn. an Hrn. Dr. Franz für Beschäfti- gung bei der Herausgabe des Corpus Inscriptionum Graecarum vom October bis December 1838. durch das Rescript desselben Königl. Ministeriums vom 2. September d. J. genehmigt worden. Mittelst Rescriptes v. 28. August 1838. hatte das Ministe- rium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten die Akademie in Kenntnils gesetzt, dals des Königs Majestät ge- ruht haben, der Akademie Chinesische Matrizen zu überweisen, welche von Chinesischen Künstlern angefertigt, und von dem Mis- sionar Gützlaff eingesandt worden. Die Akademie genehmigte die Mafsregeln, welche das Sekretariat schon während der Ferien getroffen hatte, um von dem allergnädigsten Geschenke Sr. Majestät des Königs baldigst Gebrauch machen zu können. 25. October. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ritter legte eine Abhandlung über Seren, Sericum und die Serica der Alten vor, aus welcher er die zweite Ab- theilung über die Verpflanzungen des Seidenwurms aus Ost nach West- Asien vortrug, und eine Karte zur Erläuterung der Seren- stralsen durch Centralasien beifügte, auf welcher die Seidenlän- der der wilden Arten wie der Zuchtseidenraupe nebst den Daten der in ältester Zeit historisch ermittelten Orte ihrer Ansiedlung wie des Verkehrs ihrer Production auf dem Land- uud See-Wege bezeichnet sind. Nordwestebina wird hier als Heimath des Zucht- seidenwurms, dessen Existenz ausschlielslich an den ihm zur Nah- rung dienenden Maulbeerbaum gebunden ist, nachgewiesen, von wo dessen Verbreitung, mit der Anpflanzung des letzteren, nicht nur gegen den Westen Asiens, über Tübet, Baltistan nach Casch- mir, über Chotan, nach Yarkend und Sogdiana (über Ferghana) geht, sondern auch südwärts nach Süd China, Tshinla (Cambodja), Assam und Bengalen, wo dieselbe Species erst eingeführt und der nährende Baum acclimatisirt ist. Dieser durch die Annalen asia- tischer Völkergeschichten und Zeitberichte ermittelte Thatbestand dient zur Erläuterung des im Mittelalter und der Gegenwart be- stehenden Zustandes der Seiden Production der Persischen und 135 anderer Seidenländer in Westasien, und des Ganges des Seiden- bandels, womit sich die erste Abtheilung beschäftigt, so wie der- selbe in der dritten Abtheilung die nothwendige eruindlge zur Erörterung der Alten über Serica darbietet. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: C. F. A. Morren, Specimen acad. exhib. tentamen Biozoogeniae generalis. Bruxell. 1829. 4. Observations osteologiques sur l’appareil costal des Ba- traciens. ib. 1836. 4. Memoires pour servir aux eloges biographiques des Sa- vants de la Belgique. (7. Fascicule) (Notice sur la vie et les traveaux de Vinc. Fohmann). Liege 1837. 8. Essais sur ÜHeterogenie dominante dans lesquels on examine Vinfluence qu’exerce la lumiere sur la manifestation et les developpements des etres organises dont l’origine a ete attribude a celte pretendue generation directe, spontanee ou equivoque. ib. 1838. 8. Recherches physiologiques sur les Hydrophytes de la Belgique. Premier Memoire: hist. d’un genre nouwveau de la tribu des confervees, nomme Aphanizomene. Bruxelle 1838. 4. Recherches sur le mouvement et l!’anatomie du Stylidium graminifolium, ib. eod. 4 Adrien Spiegel. Extrait d’une hist. ind. de la Botani- que Belge etc. ib. eod. 8. Considerations sur le mouvement de la Seve des Dico- tyledones. (Extr. du Tom. IV. No. 7. des Bullet. de a Roy. de Bruxell.) 8. Note sur Peffet pernicieux du Duvet du Platane. (Extr. du Tom. IV. No. 10. du m&me Bulletin). 8. Notice sur la circulation observee dans l’ovule, la fleur et le phoranthe du Figuier. (Extvr. du Tom. IV. No. 12. du m&me Bulletin). 8. Observations anatomiques sur la congelation des orga- nes des vegetaux. (Extr. du Tome V. No.3. du m&me Bulle- tin). 8. quelques remarques sur l’analomie de U’ Ascaride lom- brieoide. (Extr. du Tom. V. No.4. du meme Bullet.) 8. Observalions sur l’anatomie et la physiologie de la fleur du Cereus grandiflorus. (Extr. da Tom. V. No.6. du me&me Bullet.) 8. 2 136 “ C. F. A Morren, Morphologie des Ascidies. (Extr. du Tome V. No. 7. du meme Bullet.) 8. L’Institut. 1. Section, Sciences math. phys. et nat. 6. Ann. Nr. 250. 251. 41. et 18. Oct. 1838. Paris. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.361. Altona 1838. Oct. 18. 4. Gay-Lussac et Arago, Anrales de Chimie et de Physique. 1838, Mai. Paris. 8. Auf den der Akademie von Hrn. Prof. KRols, welcher bei dieser Sitzung zugegen war, geäulserten Wunsch beschlofs die Akademie ihre Schriften der Universität zu Athen, und zwar vom Jahrgang 1835 an, zu übersenden. 29. October. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Wilken legte die lithographirte Nachbildung einer von Hrn. Archivar Habel zu Schierstein bei Wiesbaden in Frankfurt a. M. aufgefundenen alten, wahrscheinlich in Italien gefertigten geographischen Karte vor, welche einen Theil von Europa, näm- lich das mittelländische Meer von der Bucht von Genua an öst- lich nebst den daran gelegenen Küstenländern, und nördlich die Länder bis zum Baltischen Meer umfalst, und in das vierzehnte Jahrhundert zu gehören scheint. Hierauf trug derselbe die Geschichte der Guridischen Dy- nastie von Bamiän, welche in den Jahren 1175-1215 n. C. G. als erbliche Statthalter dieses, in der neuesten Zeit durch die dort aufgefundenen merkwürdigen Denkmäler wieder berühmt gewor- dene Land regierten, nach Mirchond vor, und schlofs an die Er- zählung dieses Schriftstellers einige Erläuterungen an. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat November 1838. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 1. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Crelle las die Fortsetzung seiner Abhandlung über die Ausführbarkeit von Eisenbahnen in bergigen Gegenden; der Inhalt der ganzen Abhandlung ist bereits im vorigen Bericht (S.124 ff.) auszugsweise geliefert worden. /#. $% An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l!’Academie des Sciences. 1838. 2. Semestre, No. 14-16. 1-18. Oct. Paris. 4. — L’Institut. 1.Section. Sciences math. phys. et natur. 6. Anne. No. 252. 25. Oct. 1838. ib. 4. 2. Seclion. Sciences hist. archeol. et philos. 3. Annee. No. 31. Juill. 1838. ib. 4. 3 Larrey, nowelles reflexions sur la maniere dont la nature k procede a l’occlusion ou a la cicatrisation des plaies de la ‘ tete, avec perte de substance aux os du crane. Lues ä u V’Acad. des Scienc. le 2. et 8. Janv. 1838. 4. Schumacher, asironom. Nachrichten. No.362. Altona 1838. =, 00.25. 4. A.v.Schönberg, Skizze über Algier in medicinischer Rück- % sicht. Kopenhagen 1837. 8. Aufserdem wurde ein Schreiben der Conservatoren des Brittischen Museums y. 16. Oct. 1838 über den Empfang ‚der Monatsberichte der Akademie vom Juli 1837 bis Juni 1838, ‚und ein Schreiben der Academie des Sciences zu Paris vom 8. Oct. 1838.) 9 r ’ Br 138 1838 über den Empfang der Abhandlungen der hiesigen Akade- mie vom J. 1836 vorgetragen. 8. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Encke las über eine im äulseren Saturnsringe beobachtete neue Theilung. Die Aufmerksamkeit mit welcher man nach Erfindung der Fernröhre die merkwürdigen Gestalten verfolgte unter welchen Saturn sich zeigt, und welche zu der neuen bewunderungswür- digen Theorie von Huygens geführt hatte, liefs auch sehr früh, zuerst von Cassini, vorzüglich deutlich aber von Pound und Hadley (1718) die Theilung des Saturnsringes in zwei in glei- cher Ebene liegende Ringe von ungleicher Breite erkennen. Die Beobachtungen von Herschel dem Vater bestätigten diese frü- heren Wahrnehmungen, und führten den Beweis dals eine Thei- | lung hier vorhanden sei, durch die Sichtbarkeit desselben schwar- zen Striches von gleicher Form auf beiden Seiten der Ebene. Wahrnehmungen von einer andern Theilung waren unsicher und vorübergehend, bis Kater im Jahre 1825 bei ungewöhnlich günstigen Umständen, den äufsern Saturnsring durch einen oder mehrere Striche getheilt sah. Auch jetzt war die Erscheinung nur wenige Tage sichtbar. Im April 1837 wurde mit dem hiesigen Refraktor eine Thei- lung des äulsern Saturnsringes durch einen dunkeln Strich nahe in der Mitte wahrgenommen, vermittelst eines achromatischen Okulars von dem verstorbenen Mechanikus Duwe. Trotz des sehr niedrigen Standes des Saturns konnte doch dasselbe an sehr vielen heitern Abenden und Morgen ununterbrochen bis zum Juli 1838, wo der Saturn in den Sonnenstrahlen verschwand, verfol werden, und selbst die Lage der Spalte gemessen. Die Verbin dung dieser Beobachtung mit der Katerschen auf der andern Seite des Ringes angestellten, führt eben den Beweis für ein wirkliche Theilung, wie die Herschelsche Beobachtung für di frühere. Es geht aus den Beabachtungen hervor, dafs um die ne Theilung unter gewöhnlich günstigen Umständen zu sehen, ein 480 malige Vergrölserung nothwendig ist. Unter besonders u ganz ungewöhnlich günstigen kann man sie auch mit einer 2 139 maligen sehen. Hierin mag der Grund liegen warum Herschel der Vater sie nicht sah, da seine schönsten und treusten Zeich- nungen (Phil. Transact. 1794) nur mit 287 maliger Vergrößse- rung gemacht sind. Die Abrundungen an den ‚innern Kanten des innern Ringes die man deutlich wahrnimmt, und der Abfall von Licht nach der äufsern Kante des äulsersten Ringes macht es wahrscheinlich, dals der Ring eine gekrümmte Oberfläche hat, etwa wie wenn ein Cylinder von, sehr schmaler elliptischer Basis um den Saturn so herumgebogen wäre, dafs der eine Endpunkt der halben gro- sen Axe aller Durchschnitte dem Saturn zugekehrt ist. Hiemit würden sich vielleicht einige der Erscheinungen erklären lassen, welche der Annahme einer einzigen Ebene widersprechen. Hinzugefügt sind die Resultate sämmtlicher Messungen der Dimensionen des Saturns und seines Ringes. In der mittleren Entfernung des Saturns von der Sonne (log=0,97965) geben die genauesten Messungen Äufserer Durchmesser des äufsersten Ringes 40/929 Innerer ” ” ” ” 35,690 Äufserer n » innern n 34,140 Innerer ” » D) ” 26,146 Äquatoreal- Durchmesser des # 17,677 Polar n nn 16,486. Die neue Theilung liegt auf dem äufsern Ringe so, dals sie ihn in zwei Theile theilt, von denen die Breite des äufsern zu der des innern sich wie 3 und 4 verhält. Hiemit sowohl, als mit den eben angeführten Zahlen, stimmt auch, eine zweite Reihe von mindergenauen Messungen nahe überein. Der Abhandlung sind zwei Zeichnungen des Saturns, wie er ‚am 25. Apr. 1837 und 10. März 1838 erschien, hinzugefügt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Bi Schumacher, astronom. Nachrichten. No.363. ‘Altona 1838, Noy. 1. und Titel nebst Register zum 15. Bande, 4. " Bulletin de la Societe Imp. des Naturalistes de Moscou, 1838, No.2. 3. Moscou. 8. " Lubbock, Remarks on the classification of the different bran- ches of human knowledge. London 1838. 8. 140 12. November. Sitzung der physikalisch - ma- thematischen Klasse. Hr. Karsten las über Metall-Legirungen, beson- ders über die Legirung aus Kupfer und Zink. Die unter dem Namen des Messing eine häufige Anwen- dung findende Legirung des Kupfers mit Zink ist längst bekannt, denn so alt die Kenntnils vom Kupfer ist, eben so weit reicht auch die Kunde vom Messing. Erst seit etwa vier Jahrhunder- ten weils man indels, dafs das Messing eine Legirung aus Kupfer und Zink ist. Als eine aus festen und unabänderlichen Verhält- nissen seiner Bestandtheile zusammengesetzte Legirung kann je- doch das Messing nicht betrachtet werden, indem man auf den Messinghütten dem Kupfer um so mehr Zink zuzusetzen pflegt, je reiner beide Metalle von fremden Beimischungen sind. Reines Kupfer kann 1 bis 25 Procent Ziok im Messing mehr aufneh- men als unreines Kupfer und wird doch noch ein besseres Pro- dukt liefern, als dieses. Im Allgemeinen läfst sich annehmen, dafs das verkäufliche Messing aus 71,5 Kupfer und 28,5 Zink, und das sogenannte Rothmessing (der Tomback) welcher gleich- falls auf den Messinghütten dargestellt wird, aus 84,5 Kupfer und 15,5 Zink besteht. Unter allen Legirungen des Kupfers mit Zink, von 6 Mischungsgewichten Kupfer und 1 M.G, Zink an, bis zu gleichen Mischungsgewichten beider Metalle, giebt es keine Legi- rung die grölsere Festigkeit besälse als das gewöhnliche Messing und der Tomback. Die Legirung aus gleichen M. G. bedier Me- talle ist schon so spröde, dals sie sich unter den Walzen und un- ter den Hämmern nicht mehr zu Blechen ausdehnen läfst, ohne durch starke Risse unbrauchbar zu werden. Die reine messing- gelbe Farbe scheint gewissermalsen in Verbindung mit der Fe- stigkeit derjenigen Metallgemische zu stehen, bei denen das Ver- hältnifs des Zinkes zum Kupfer grölser wird als es im Messing vorhanden ist. Die röthliche Farbe des Rothmessings läfst sich aus dem überwiegend vorwaltenden Verhältnils des Kupfers er- klären, welches seine eigenthümliche rothe Farbe geltend macht. Aber diese rothe Farbe der Legirungen kommt wieder viel stär- ker zum Vorschein, wenn das Verhältnifs des Zinkes zum Kupfer gröfser wird wie bei dem Messing. Bei einem Verhältnils von 141 41 M.G. Zink zu 2 M.G. Kupfer (das Messing besteht etwa aus 2 M.G. Zink zu 1 M.G. Kupfer) tritt die rothe Farbe der Le- girung schon stark hervor und bei gleichen Mischungsgewichten beider Metalle ist sie am lebhaftesten. Dafs eine Legirung aus 50 Theilen Kupfer und 50 Theilen Zink bedeutend dunkler ist und ungleich mehr Roth in der Färbung zeigt, als ein aus 80 Theilen Kupfer und 20 Theilen Zink zusammengesetztes Metall- gemisch, verdient alle Aufmerksamkeit und entbehrt einer genü- genden Erklärung. Merkwürdig ist das chemisch - electrische Ver- halten dieser Legirungen. Alle Legirungen aus Kupfer und Zink, in welchen nicht mehr Zink als 1 M.G. desselben mit 1 M.G. Kupfer verbunden ist, scheinen sich gegen Säuren, sowohl für sich als in der galvanischen Kette, nicht anders zu verhalten als reines Kupfer. Schwerlich hätte man erwarten können, dals das Zink seinen ausgezeichnet starken electrisch positiven Character auch dann noch gänzlich zu verlieren scheint, wenn es nur mit einem gleichen M.G. Kupfer verbunden ist. Nach der gewöhn- lichen Annahme hätte die Auflösbarkeit des Zinkes in Säuren, durch die Verbindung mit Kupfer, besonders wenn letzteres nicht in grölserer Menge als in gleichen M.G. beider Metalle vorhan- den ist, sogar erhöhet werden müssen, weil sich das Kupfer in Combination mit dem Zink ausgezeichnet negativ verhält. Aber alle diese Legirungen reagiren gar nicht auf die Kupfersalze und lösen sich in den Säuren entweder gar nicht, oder gänzlich, aber niemals theilweise auf; sie verhalten sich wie reines Kupfer und der Zinkgehalt der Legirung bleibt, wenn er auch bis zu 50 Pro- cent steigt, ganz unthätig. Unter den Legirungen aus Zink und Kupfer bei denen das Zink den vorwaltenden Bestandtheil ausmacht, giebt es keine ein- - zige die hinreichende Festigkeit zur Bearbeitung unter den Wal- I _ zen und Hämmern besäfse. Alle Legirungen von 11 M.G. Zink und 10 M.G. Kupfer an, bis zu denen aus 9 M.G. Zink und 1 M.G. Kupfer, sind so spröde, dals sie zum Theil nicht einmal zum Guls, oder zur Darstellung von gegossenen Waaren brauch- bar sind. Den höchsten Grad der Sprödigkeit besitzen die Ge- mische aus 1% und aus 2 M.G. Zink zu 1 M.G. Kupfer. Diese Gemische haben muschliche Bruchflächen und sehen Schwefelme- allen ähnlicher als einem Gemisch aus zwei Metallen. Das Kupfer 142 scheint seinen färbenden Einflufs noch bis zu dem Verhältnis von 1 M.G. zu 14 M.G. Zink zu äulsern; dann aber, und vielleicht noch etwas früher, verschwindet die röthliche Färbung gänzlich und wird durch eine blaugraue verdrängt. Die Legirungen, in denen das Verhältnils der gleichen Mi- schungsgewichte beider Metalle, durch einen grölseren Zinkgehalt derselben überschritten ist, verhalten sich ganz anders als die vo- rigen zu den Säuren und zu den Kupfersalzen. Sie zersetzen die letzteren und ändern sich dabei ganz in Kupfer um. In den Säu- ren, in welchen das Kupfer und die Legirungen bis zu gleichem M.G. von Kupfer und Zink, nicht aufgelölst werden, lösen sich die Legirungen auf, jedoch in dem Verhältnils langsamer und schwieriger, je grölser der Kupfergehalt ist. Weil die Legirungen aber auf die Kupfersalze reagiren, so schlagen sie das von den Säuren mit aufgelölste Kupfer wieder nieder. Wenn daher we- niger Säure angewendet wird als zur Auflösung der Legirung erforderlich ist, oder wenn die Auflösung in einer Säure statt- findet, welche das Kupfer nicht angreift; so giebt im ersten Fall die Legirung so viel Zink ab, als zum Niederschlagen des aufge- löfsten Kupfers erforderlich ist, und im letzten Fall bleibt der ganze Kupfergehalt der Legirung als ein braunrothes Pulver, ohne metallischen Glanz, so vollständig zurück, dafs sich in der Flüs- sigkeit keine Spur von Kupfer auffinden läfst. Aus dem Verhal- ten aller dieser Legirungen läfst sich der Schlufs ziehen, dals sie wahre chemische Verbindungen und nicht etwa Gemenge von einer bestimmten Legirung mit dem im Überschufs vorhandenen Metall sind. Alle Gemische, die nur etwas mehr als 1 M.G. Zink zu 1 M.G. Kupfer enthalten, würden, wenn sie Gemenge wären, von den Säuren, namentlich von der Schwefelsäure und von der Salzsäure, nur theilweise aufgelölst werden können. Die Säuren würden den Überschuls an Zink auflösen und die nach einem bestimmten Verhältnis zusammengesetzte, in der Säure unauflös- liche Legirung zurücklassen müssen. Eben so würden die Ge- mische die Kupfersalze nur theilweise, nämlich in so ferne als sie einen Überschufs an Zink enthalten, zersetzen können. Aber die Auflösung dort und die Zersetzung hier, sind ganz vollständig. , Es ist immer merkwürdig, dafs die verdünnte Schwefelsäure welche das Kupfer gar nicht angreift, eine vollständige Auflösung in Me- 143 _ tallmischungen mit Zink bewirkt, in welchen über 24 Procent ‘Kupfer enthalten sind. Es ist nicht zweifelhaft, dafs bei der un- ter dem Namen der Scheidung durch die Quart bewirkten Schei- dung des Goldes vom Silber durch Salpetersäure, ein ähnliches Verhalten der Gold- und Silber-Legirungen zut Salpetersäure statt findet, wie die Legirungen von Kupfer und Zink zur Schwe- felsäure darbieten. Dals dort die Salpetersäure durch das Gold von der Einwirkung auf das Silber, so wie hier die Schwefel- säure durch das Kupfer von der Einwirkung auf das Zink, auf eine rein mechanische Weise abgehalten würde, wenn.die Mischung dort zu wenig Silber und hier zu wenig Zink enthält, ist eine Erklärungsart die jetzt schwerlich mehr befriedigen kann. Die Kupfersalze werden von den Legirungen aus Kupfer und Zink nicht zersetzt, so lange dieselben keinen grölseren Zink- gehalt haben als derjenige ist, welcher den gleichen M.G. beider Metalle entspricht. Aber bei einem nur unbedeutend grölseren Zinkgehalt tritt sogleich die Reduction der Kupfersalze ein und diese hört nicht etwa auf, wenn die Legirung einige Zeit lang wirksam gewesen ist, sondern sie schreitet so lange fort bis die Legirung vollständig zerlegt ist. Wäre das Metallgemisch bei die- sem Procels nur durch den überschüssigen Gehalt an Zink wirk- sam, so würde ein Zeitpunkt eintreten müssen, wo die Legirung zu dem Verhältnils von gleichen M.G. Zink und Kupfer gelangt ist, also zu einem Verhältnils, bei welchem, wenn es ursprüng- lich vorhanden ist, eine Einwirkung auf die Kupfersalze gar nicht mehr statt findet. Dies Verhalten der Kupfer- und Zink - Legi- zungen gab Veranlassung zu der Untersuchung, ob Legirungen aus anderen Metallen vielleicht ein ähnliches Gesetz befolgen mög- ten. Es fand sich, dals Legirungen von Kupfer und Silber die - Auflösungen von salpetersaurem Silberoxyd nicht zersetzen, wenn der Silbergehalt der Legirung etwa 78 Procent oder darüber be- trägt. Das Kupfer welches bekanntlich das salpetersaure Silber- ’ -oxyd mit derselben Heftigkeit zersetzt, mit welcher der Kupfer- \ _ yitriol durch Zink zerlegt wird, verhält sich ganz unthätig in den Legirungen mit Silber, so lange es nicht in einem grölseren Ver- hältnils als in dem von 22 Procent in der Metallmischung vor- _ handen ist. Geht der Kupfergehalt des Silbers über dies Verhält- nils hinaus, so tritt die Reduction des Silbers aus der salpeter- 144 sauren Auflösung sogleich ein, jedoch um so schwieriger und . langsamer, je ärmer an Kupfer die Legirung ist. Diese wird da- bei in derselben Art vollständig zersetzt, in welcher es bei den. Legirungen von Kupfer und Zink mit den Kupfersalzen der Fall ist, so dafs das legirte Silber die Zerlegung des salpetersauren Silberoxyds immer noch bewirkt, wenn die Legirung auch schon ungleich mehr als 78 Procent Silber enthält, in so ferne dies Verhältnifs nur kein ursprüngliches gewesen ist. Eine Legirung aus gleichen Mischungsgewichten Silber und Kupfer besteht aber aus etwa 77,2 Procent Silber und 22,8 Kupfer, so dafs sich die Legirungen aus Silber und Kupfer zu den Silbersalzen genau so verhalten, wie die Legirungen aus Zink und Kupfer zu den Ku- pfersalzen. Sehr wahrscheinlich wird sich bei allen Verbindungen von zwei Metallen, besonders von solchen die in einem starken electri- schen Gegensatz zu einander stehen, allgemein das Verhalten zei- gen, dals das eine Metall in der Legirung, bis zu einem gewissen und bestimmten Mischungsverhältnils, das andere gegen die Ein- wirkung derjenigen Säuren schützt, in denen das eine von beiden nicht auflöslich ist; dals bei einem jenes Verhältnifs übersteigen- den Gehalt des in der Säure auflöslichen Metalles, auch das an- dere von der Säure mit aufgenommen wird, und dafs die Salze welche das negativere Metall mit den Säuren bildet, von dem po- sitiveren Metall in der Legirung, bis zu einem gewissen Mischungs- verhältnils mit dem negativen Metall, gar nicht zersetzt werden, dals aber über dieses Verhältnils hinaus, die Zersetzung der Salze durch das positivere Metall dergestalt eintritt, dals die Legirung selbst vollständig dabei zerlegt wird. Auffallend ist der Einfluls den sehr geringe Beimischungen von anderen Metallen auf die Festigkeit eines Metalles zu äulsern vermögen. Sehr geringe Beimischungen von Kupfer, Blei, Ei- sen, Quecksilber und Zinn vermindern die Festigkeit des Zinkes in einem mehr oder weniger bedeutenden Grade, und beschleu- nigen oder verzögern die Auflösung in Säuren. Sehr wenig Kupfer und sehr wenig Eisen dem Zink beigemischt, beschleuni- gen die Auflösung. Nächst dem Quecksilber vermindert beson- ders das Blei die Auflösbarkeit des Zinkes in verdünnter Schwe- felsäure. Weil das im Handel vorkommende Zink fast niemals Ba #.- 145 ganz frei von einem Bleigehalt ist, so eignet sich das ungerei- - nigte Zink zum Voltaschen Apparat in der Regel besser als das in Schwefelsäure schneller auflösliche gereinigte Zink. 15. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dirksen lass Bemerkungen über die Methode der Maxima und Minima. Bekanntlich wird unter der Methode der Maxima und Mi- nima die Angabe eines allgemeinen Verfahrens verstanden, durch welches sich die besonderen WVerthe der ursprünglichen Verän- derlichn finden lassen, für welche der entsprechende besondere Werth einer gegebenen Funktion derselben ein Maximum, oder ein Minimum sei; und es gehört das diesen Gegenstand betref- fende Problem zu denjenigen, die bei den Fortschritten, welche die Analysis, theils an sich, theils in Rücksicht ihrer Anwendung, in Europa gewann, zunächst hervortraten und die Mathematiker des siebenzehnten Jahrhunderts vorzugsweise beschäftigten. Hinsichtlich der Lösung dieses Problems lassen sich zwei Hauptfälle mit Nutzen von einander unterscheiden, namentlich der, wo die Funktion nur von Einer, und der, wo sie von meh- reren ursprünglichen Veränderlichen abhängig ist. Der erste Fall ist nicht blofs der einfachste, sondern auch zugleich von der Art, dals er, in gewisser Beziehung, zur Vermittelung der Lösung des zweiten dienen kann: auch war es eben dieser, auf welchen die Bestrebung der Geometer zunächst gerichtet waren. Den ersten namhaften Schritt zur Lösung dieser mehr be- sondern Aufgabe verdankt die Wissenschaft Fermat. Die Re- gel, welche er zu diesem Zwecke aufstellte, läfst sich, nach dem jetzigen Sprachgebrauch, folgendermafsen fassen. Hat man einen Ausdruck der ursprünglichen Veränderlichen x, dessen Maximum, oder Minimum gefunden werden soll, so setze man darin x-+e anstatt x, und darauf den so entstehen- den Ausdruck dem vorigen gleich; in der so gewonnenen Glei- " ehung befreie man so viele Gliede von e, wie nur möglich, und vernächlässige darauf alle übrigen, die Grölse e noch enthalten- ‚den, Glieder derselben: die so hervortretende Gleichung wird zur Bestimmung des gesuchten Werthes von x dienen. Da Fermat diese Regel nirgends bewiesen, sondern sich 146 nur darauf beschränkt hat, dieselbe in der Anwendung, auf be- sondere Fälle zu zeigen, so lälst sich auch über die Prämis- sen, derselben zu Grunde gelegt, schwerlich mit Sicherheit entscheiden. Selbst die Ansicht Montucla’s, dafs Fermat’s Methode auf dem, bereits von Kepler in dessen Stereometria doliorum ausgesprochenen, Satz beruhe, nach welchem die Zu-, oder die Abnahme einer veränderlichen Gröfse, z.B. der Ordi- nate einer Linie, wenn diese ein Maximum, oder ein Minimum erreicht hat, in einer, diesem unendlich nahen Lage Null sei, wird zweifelhaft, sobald man erwägt, dals dieser Satz selbst nur bedingungsweise richtig ist, und die Regel Fermat’s, sobald nur die Bedingungen gehörig gestellt werden, auch aus andern Sätzen abgeleitet werden kann. Auch ist die öfters ausgespro- chene Behauptung, dals diese Methode nur auf ganze Funktionen anwendbar sei, unrichtig. Was die Sphäre ihrer Gültigkeit be- trifft, so setzt sie die Funktion als explicit gegeben voraus, und führt zu einer Bedingung, welche für jede rationale Funktion zwar noihwendig, indels nicht hinreichend ist. Der zweite Schritt zur Lösung des in Rede stehenden Fal- les unserer Aufgabe geschah von Cartesius. Die Voraussetzung, von welcher Cartesius ausging, bestand darin, dafs die Funktion y, deren Maximum, oder Minimum bestimmt werden soll, durch einen, mit Null verglichenen rationalen Ausdruck von x und y gegeben sei. Und dies angenommen, zeigte Gartesius, dals, wenn man sich für y in einer solchen Gleichung einen ihrer gröfsten, oder ihrer kleinsten Werthe substituirt denkt, die in = entstehende Gleichung zwei einander gleiche Wurzeln gestatten muls. Um also eine Gleichung zu gewinnen, durch welche der besondere Werth von x, einem Maximo, oder einem Minimo von y entsprechend, bestimmt werde, war es hinreichend, aus der zwischen x und y gegebenen Gleichung selbst mittelst Substitution eines besondern Werthes für y, eine zweite in x mit zwei glei- chen Wurzeln abzuleiten: eine Aufgabe, die Cartesius ebenfalls zur Lösung brachte. Da sich jede algebraische Funktion durch einen mit Null verglichenen, rationalen Ausdruck von x und y bestimmen läfst; so folgt, dals die Methode von Cartesius, was die Nothwendigkeit der betreffenden Bedingung anbelangt, für alle algebraischen, sowohl irrationalen, als rationalen, Funktionen En 147 gültig ist, und daher einen wesentlichen Fortschritt in der Lö- _ sung des in Rede stehenden Problems bildet. Es ist dies hier um so mehr ausdrücklich zu bemerken, als man nicht ungeneigt gewesen zu sein scheint, der Fermatschen Methode vor der des Cartesius den Vorzug einzuräumen. Nur hat diese die Unvoll- kommenheit mit jener gemein, dals die so gewonnene Endgleichung, wenn gleich stets nothwendig, dennoch nicht hinreichend ist. Sowohl die eine, als die andere dieser beiden Methoden war in Bezug auf die Anwendung der Vereinfachung fähig; und es war gerade dieser Punkt, auf welchen die beiden Niederländer Hudde und Huygens ihre Bestrebungen richteten. — Wie schon bemerkt, war durch Cartesius die Lösung der in Rede stehenden Aufgabe auf die Ermittelung einer Gleichung mit zwei gleichen Wurzeln zurückgebracht worden. Cartesius leistete diese Bestimmung durch die sogenannte Methode der unbestimm- ten Coefficienten: eine Methode, welche leicht zu grolsen Weit- läuftigkeiten führte. Hudde erwarb sich das Verdienst, die An- wendung dieser Methode völlig entbehrlich zu machen, indem er zeigte, dals, wenn eine Gleichung mit n gleichen Wurzeln, unter gewissen näher bestimmten Bedingungen, in eine arithmetische Progression multiplicirt wird, alsdann stets eine Gleichung ent- steht, die (na—1) von jenen n gleichen Wurzeln enthält. Es ist demnach ein Irrthum, wenn Hudde die Erfindung einer eigenthümlichen Methode für die Bestimmung der Maxima und Minima zugeschrieben, oder wenn behauptet wird, dafs die-Gül- tigkeit von dessen Methode auf die rationalen Funktionen be- ‘schränkt sei. In logischer Beziehung ist Hudde’s Methode mit der des Cartesius völlig einerlei, und daher auf alle algebrai- "schen Funktionen anwendbar. Nur scheint Hudde das Verdienst nicht streitig gemacht werden zu können, zuerst das Unzurei- ehende der so gewonnenen Gleichung erkannt und zur Sprache gebracht zu haben. 2 Wie schon oben bemerkt, war von der Fermatschen Re- gel kein Beweis gegeben worden. Huygens war es, welcher daher sowohl eine Vermittelung, als eine Vereinfachung dieser "Methode versuchte. Der erste Punkt mislang, weil die Argu- mentation, welche man in dieser Beziehung aufgeführt findet, der mathematischen Schärfe entbehrt. [ 148 Glücklicher war Huygens in Ansehung des zweiten Punk- tes; indem es ihm -namentlich gelang, für die rationalen Funktio- nen, und also für die ganze Sphäre derjenigen, für welche die Fermatsche Methode selbst zu einer nothwendigen Bedingung führt, eine Regel zu ermitteln, die in Rücksicht ihrer Einfach- heit nichts zu wünschen übrig liefs. Durch die Anwendung der Differenzial-Rechnung auf die in Rede stehende Aufgabe mufste die Lösung derselben schon deshalb um einen grolsen Schritt gefördert werden, weil diese die Betrachtung der mehr besonderen Formen zu umgehen, und die Funktionen, wenn auch nicht in ihrer begriffsmäßigen All- gemeinheit festzuhalten, dennoch unter die nähere einfache Be- stimmung der continuirlichen zu stellen gestattete.e Diese An- wendung geschah zunächst von den beiden Erfindern der Diffe- renzial-Rechnung, Newton und Leibnitz, selbst. Um sie zu vermitteln, suchte Newton den Satz, und zwar rein analytisch, zu beweisen, dafs für den Fall eines Maximums, oder eines Mi- nimums einer continuirlichen Funktion der entsprechende beson- dere Werth von deren Fluxion Null sei. Der Beweis dieses Satzes, der übrigeus mit der oben angeführten Keplerischen Be- merkung einerlei ist, enthält ein, selbst noch für den gegenwär- tigen Standpunkt der in der Analysis üblichen Reflexion, höchst bemerkenswerthes Versehen. Es wird namentlich streng darge- than, dafs die Fluxion der Funktion unter der vorausgesetzten Bedingung, keiner angebbaren Gröfse gleich sein kann; und hier- aus unmittelbar gefolgert, dals sie gleich Null sein müsse. Es ist aber einleuchtend dafs der letzte Schluls nur in so fern statthaft ist, als der Satz feststeht, dafs der besondre Werth der Fluxion einer continuirlichen Funktion stets entweder angebbar, oder Null sei: welcher Satz aber erweislichermafsen unrichtig ist. — Leib- nitz dagegen suchte die Anwendung der Differenzial- Rechnung auf das in Rede stehende Problem durch den Satz zu vermitteln, dafs, für den Fall eines Maximums, oder eines Minimums der Or- dinate einer Curve die entsprechende Tangente mit der Abcissen- Achse parallel se. Da auch dieser Satz nur bedingungsweise richtig ist und zu dem Newtonschen Resultate führt: so sind die Methoden von Newton und von Leibnitz von gleicher Geltung. Sie bilden in so fern einen grolsen Fortschritt, als sie # I‘ 149 für alle diejenigen Funktionen zu einer nothwendigen Bedingung führen, deren Fluxionen oder Differenziale continuirlich bleiben; wenn gleich, von einer andern Seite betrachtet, nicht geläugnet werden kann, dals sie bereits für irrationale Funktionen aufhö- ren, dieser Anforderung zu entsprechen. Es war L’Hopital, der das Mangelbafte dieser Methode erkannte und zu ergänzen sich bestrebte. Die Sätze, welche seinen Betrachtungen zur Grundlage dienen, sind die beiden folgenden: 1) Das Differenzial einer continuirlichen Funktion mufs für den- jenigen besondern Werth der ursprünglichen Veränderlichen, für welchen der entsprechende besondere Werth der Funktion ein Maximum, oder ein Minimum bildet, entweder vom Po- sitiven ins Negative, oder vom Negativen ins Positive über- gehen. 2) Jede continuirlich zu-, oder abnehmende Funktion kann nicht vom Positiven ins Negative übergehen, ohne Null, oder un- endlich zu werden: Null namentlich, wenn sie Anfangs ab- nehmend, unendlich aber, wenn sie Anfangs zunehmend fort- geht. Der Satz nun, welchen L’Hopital als eine nothwendige Folge der beiden a a aufstellte, lautet: Für den Fall, wo der besondere Werth einer Funktion ein Maximum, oder ein Minimum bildet, mufs der besondere Werth des Differenzials derselben entweder Null, oder unendlich sein. Gegen den ersten dieser Sätze fällt nichts einzuwenden. "Was aber den zweiten betrifft, so wurde von L’Hopital selbst eingeräumt, dafs derselbe bezweifelt werden könne, und der Ver- such gemacht, ihn durch eine Construction zu verdeutlichen. Es ist aber leicht einzusehen, dafs sich durch die Nachweisung einzelner entsprechender geometrischer Fälle wohl die Möglich- keit, keinesweges aber die Nothwendigkeit des Satzes (die auch nicht stattfindet), darthun läfst. Was endlich den Schluls-Satz anbelangt, so darf nicht un- bemerkt gelassen werden, dals derselbe hier nur in so fern als vollständig vermittelt angesehen werden kann, als zugleich der Satz feststeht, dafs das Differenzial einer continuirlichen Funktion eontinuirlich entweder zu-, oder abnehmend sei: was aber kei- nesweges der Fall ist. 150 Wenn gleich also L’Hopital die Lösung der in Rede ste- henden Aufgabe zu keiner vollständigen Erledigung brachte, so darf doch nicht geläugnet werden, dals er sie um einen grofsen Schritt weiter führte, indem er zeigte, dafs im Falle eines Ma- ximums, oder eines Minimums einer Funktion das Differenzial derselben auch unendlich werdend sein kann. Erst hierdurch er- hielt die Lösung mittelst der Differenzial- Rechnung, den noth- wendigen Bedingungen nach, auch ihre uneingeschränkte Gültig- keit für die irrationalen Funktionen, welche bereits die Methode von Cartesius besals; die Newton-Leibnitzische aber ent- behrte. Um so auffallender mufs es daher erscheinen, dals diese Leistung L’Hopital’s bei dessen Nachfolgern so wenig An- erkennung fand, und selbst von Euler und Lagrange unbe- rücksichtigt gelassen wurde. Die Methoden namentlich, welche die Wissenschaft Euler und Lagrange in Bezug auf die Theorie der Maxima und Minima verdankt, beschränken sich lediglich anf den Fall, für welchen der sogenannte Taylorsche Lehrsatz Gel- tung hat; und es war Lagrange, welcher, unter dieser nähern Bedingung, die Lösung unserer allgemeinen Aufgabe selbst zu einer vollständigen Erledigung brachte. Herr Lacroix war es, der zunächst wiederum auf die ein- geschränkte Gültigkeit der Euler-Lagrangeschen Methode auf- merksam machte und sie zu vervollständigen sich bestrebte. Wie schon bemerkt, beruht eben diese Methode auf dem Taylor- schen Lehrsatze, d.h. auf der vorausgesetzten Möglichkeit der Entwickelung der Funktion nach ganzen und steigenden Po- tenzen von der Differenz der ursprünglichen Veränderlichen. Die Voraussetzung aber, welche Hr. Lacroix seinen Betrachtungen zu Grunde legt, unterscheidet sich von der vorigen dadurch, dals sie nur die Möglichkeit der Entwickelung der Funktion nach steigenden Potenzen von der Differenz der ursprünglichen Ver- änderlichen betrifft. Und dies zugegeben, beweist Hr. Lacroix; dafs für den Fall eines Maximums, oder eines Minimums einer Funktion das Differenzial derselben entweder Null, oder unend- lichwerdend sein mufs. — Hr. Lacroix ist der Ansicht, dafs seine Darstellung der analytischen Theorie der Maxima und Mi- nima in Ansehung der Vollständigkeit nichts zu wünschen übrig lasse. Dies würde auch wirklich der Fall sein, wenn die zu 151 Grunde liegende Voraussetzung streng allgemein gültig wäre. Aber, eben so wenig zu jeder, mit z= 0 verschwindenden, Funk- tion f(z) zwei angebbare algebraische Gröfsen n und 4 möglich =0 sind, so dals Gr Bu = A sei; eben so wenig ist auch jede continuirliche Funktion $ (x«-+4Ax), für jeden möglichen beson- dern Werth von x, der Entwickelung nach steigenden Potenzen von Ax fähig. Indels kann nicht geläugnet werden, dals Herr Lacroix das, bereits von L’Hopital ermittelte, Ergebnils auf eine selbstständige Weise begründet hat. Herrn Cauchy gebührt das Verdienst, die Aufgabe der Ma- xima und Minima in völlig strenger Allgemeinheit aufgefalst und betrachtet zu haben. Zunächst (vid. Zegons sur le calcul diffe- rentiel, p. 60) wird erwiesen, dals, wenn f(x) und ea = f(x) beide continuirlich sind in der Nähe eines besondern Werthes x, von x, alsdann eben diesem besondern Werthe x, nur in so fern ein Maximum, oder ein Minimum von f(x) entsprechen kann, als man hat fo) =). Und dies vorausgesetzt, wird für die Lösung der Aufgabe selbst, in so fern sie die Funktionen von Einer ursprünglichen Veränderlichen betrifft, die folgende Vorschrift, jedoch ohne Be- weis, aufgestellt. „Es sei f(x) die gegebene Funktion. Zunächst suche man die- „jenigen besondern Werthe von x, für welche f(x) desconti- „nuirlich werde. Einem jeden dieser besondern Werthe, in so „fern deren vorhanden sind, wird ein besonderer Werth der „Funktion entsprechen, der, in der Regel, entweder unendlich, „oder ein Maximum, oder ein Minimum sein wird.” „Zweitens suche man die Wurzeln der Gleichung re N! fe) =o „nebst denjenigen besondern Werthen von x, für welche f(x) „discontinuirlich werde, und unter denen diejenigen die erste „Stelle einnehmen, welche durch die Gleichung Er 2... So) = # 00 oder ug = 0 „bestimmt werden. Es sei x, eine von diesen Wurzeln, oder 152 „einer von diesen Werthen. Der entsprechende besondere „Werth der Funktion, f(x,), wird ein Maximum sein, wenn „in der Nähe des besondern Werthes x, von x, die Funktion „»f (x) positiv für © < x, und negativ für > x, ist. Da- „gegen wird f(x.) ein Minimum sein, wenn f’(x) negativ für 9x x, ist. Endlich: ist, in der Nähe „x = xo, f(x) beständig positiv, oder beständig neBativ; so „ist f(x0) weder ein res MEINEN noch ein Minimum.” Was diese Vorschrift selbst anbelangt, so fällt, unter gehöriger Berücksichtigung der Grundbedingungen des Problems, weder ge- gen die Richtigkeit, noch gegen die Vollständigkeit derselben et- was Wesentliches zu erinnern. Nur in Ansehung der Präcision mufs die Bemerkung gemacht werden, dafs der zuerst erwähnte Fall unter dem zweiten enthalten ist. In seiner einfachsten und zugleich vollständigsten Form aus- gedrückt, läfst sich der, diesen Gegenstand betreffende, fragliche Satz folgenderweise stellen: Bezeichnet x, einen reellen besondern Werth der ursprüng- lichen Veränderlichen x, für welchen an @) = f’(x) keiner angebbaren algebraischen Gröfse gleich ist; so ist f(x.) ein Ma- ximum, wenn, in der Nähe von x = x., .—_ 2) postitiv für x x, ist: es ist et /(&o) ein Mi- nimum, wenn, in der Nähe von x = x,, en negativ für x< x, und positiv für >x, ist. Ist endlich, in der Nähe vonx=x% Ba beständig positiv, oder beständig negativ, oder ist f’(x.) einer angebbaren algebraischen Gröfse gleich; so ist f(xo) weder ein Maximum, noch ein Minimum. Die Begründung dieses Satzes bildet, unter Anderm, den Gegenstand der folgenden Abhandlung. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1838. 2. Semestre. No.17. 22.Oct. Paris. 4. Aulserdem wurde vorgetragen: Ein Schreiben des Griechischen Consuls zu Leipzig Hrn. Theocharis v. 13. Nov. d.J. betreffend den Empfang der Schrif- a 3 a A ne 153 ten der Akademie, welche für die Universität zu Atben be- stimmt sind. Ein Schreiben des Hrn. Nees v. Esenbeck v. 11. Nov. d.J. über den Empfang der Monatsberichte der Akademie vom Juli - 41837 bis Juni 1838. Ein Schreiben der SocietE de Geographie zu Paris v. 1. Oct. 1838 über den Empfang der Abhandlungen der Akademie vom J. 1836. Ein Schreiben des Hrn. Dr. Ascherson hierselbst v. 11.Nov. d.J. betreffend die Zurückgabe eines versiegelten Couverts, wel- ches die Akademie auf sein Verlangen unter dem 26. Mai 1837 von ihm entgegengenommen hatte. Die Zurückgabe ist demnächst erfolgt. 22.November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Karsten las über die electrische Polarisirung des Flüssigen, als das Wesen aller galvanischen Thä- tigkeit der Ketten aus starren und aus flüssigen Lei- tern. Der wesentliche Unterschied zwischen dem chemischen und dem galvanischen Procels besteht darin, dafs sich bei jenem die entgegengesetzten Electriceitäten der im Contact be- findlichen Körper unmittelbar mit einander ausgleichen, bei _ diesem aber ein polares Auseinandertreten der entgegenge- ‚setzten Electricitäten in der Flüssigkeit, und de- ren Ausgleichung zu OE in den starren Electrieitätsleitern statt findet. Deshalb kann wahre galvanische Thätigkeit nur vorhan- den s sein, wenn der flüssige Leiter der Zersetzung big ist, und deshalb können die sogenannten chemischen Elemente immer nur chemisch auf einander wirken. Um über die Erscheinungen Re- ehenschaft zu geben, welche die gewöhnliche, aus zwei, in lei- tender Verbindung mit einander stehenden heterogenen Metallen d aus einer Flüssigkeit zusammengesetzte, galvanische Kette dar- E- muls nachgewiesen werden, warum das eine Metall be- harrlich im positiv electrischen Zustande verbieibt und dadurch ‘zur Anziehung der — E aus der Flüssigkeit genöthigt wird, wäh- ‚rend das andere Metall im negativ electrischen Zustande beharrt, ‚um fortwährend die + E der Flüssigkeit abzuführen. Dieser 9* 154 Erfolg wird dadurch herbeigeführt, dafs durch die Wechselwir- kung eines starren Electrieitätsleiters von starker electromotori- scher Kraft auf eıne zersetzbare Flüssigkeit, jener in den positiv, diese in den negativ electrischen Zustand versetzt wird; dals ein zweiter — und mit dem ersten in leitender Verbindung stehen- der — starrer Leiter von geringerer electromotorischer Kraft, theils unmittelbar (durch die Berührung mit dem stärkeren, po- sitiven, Electromotor) theils mittelbar (durch die Zuführung der — E der Flüssigkeit durch den stärkeren Electromotor) die ne- gative Electricität erhält und dabei die ihm durch die Berührung mit der Flüssigkeit ursprünglich ebenfalls zukommende + E ein- büfst, und dafs sich durch die auf diese Weise in die entgegen- gesetzt electrischen Zustände versetzten beiden starren Leiter, ein polares Verhalten der zersetzbaren Flüssigkeit dergestalt einleitet, dafs durch den stärkeren Leiter die — E, und durch den schwä- cheren, oder negativ electrischen, die + E der Flüssigkeit ange- zogen wird; dafs beide Electrieitäten in dem Schlielsungsbogen ununterbrochen vernichtet werden, und dafs sich, als eine Folge dieses polaren Gegensatzes, der negativ electrische Bestandtheil der Flüssigkeit am positiven, der positiv electrische Bestandtheil am negativen Metall ansammelt. Aus dieser Wirkungsart der Kette geht hervor, dafs galvanische Action eben so wenig wie chemische Wirkung zwischen starren Körpern möglich ist, dals also von den drei in der Kette thätigen Körpern sich einer noth- wendig im flüssigen Zustande befinden muls, wobei es für den galvanischen Erfolg selbst, — wenn auch nicht für die Größe der Thätigkeit, — ganz gleichgültig zu sein scheint, ob sich der flüssige Körper in der gewöhnlichen Temperatur im Zustande der Flüssigkeit befindet, oder ob er erst durch Temperaturerhöhung flüssig gemacht werden muls; ferner, dafs die Wirkung der Kette lediglich auf die Trennung der entgegengesetzten Electricitäten und ihrer Träger, der Bestandtheile des flüssigen Körpers, gerich- tet ist; dafs die starren Leiter dabei keine andere als die mit der galvanischen Action zufällig verbundene chemische Veränderung erfahren; dals die Vorstellung von einem electrischen Strom der durch die Flüssigkeit und durch die ganze Säule gehen soll, nicht richtig ist; dals daher auch ein Widerstand der Flüssigkeit gegen den electrischen Strom nicht vorhanden sein kann; dals ein an- 155 derer electrischer Strom als derjenige welcher durch die Schlie- fsungsbögen der einzelnen Ketten geht, nicht existirt; dafs dieser Strom von der +E und — E aus dem flüssigen Leiter abstammt, also nothwendig aus zwei einander in entgegengesetzter Richtung sich begegnenden Strömen besteht; dafs die starren Leiter keine Electricität zu diesen beiden Strömen absenden; dafs die beiden Ströme von +—E und —E aus der Flüssigkeit in den Schlie- Ssungsbögen der einzelnen Ketten ununterbrochen zu OE ausge- glichen werden, und endlich, dafs die ponderablen Bestandtheile in welche die Flüssigkeit polarisch zerlegt wird, nur allein an den starren Leitern, oder an den Polen der Kette, aber niemals und unter keiner Bedingung in der Flüssigkeit selbst abgesondert werden können. Die Volta’sche Säule kann durch freie Electricität die den Polen zugeführt wird, nicht geschlossen werden, und die Polari- sirung der Flüssigkeiten welche die Maschinen -Electrieität immer nur in einem schwachen Grade zu bewirken vermag, wird gänz- lich aufgehoben, wenn sie nach einer Richtung erfolgt die der- jenigen entgegengesetzt ist, nach welcher die Flüssigkeiten durch die Electromotoren in der Kette polarisirt werden. Bei der Vol- ta’schen Säule wird die Polarisirung der Flüssigkeit durch den Contact derselben mit den beiden starren Eleetromotoren bewirkt und für die gebundenen Electrieitäten der Flüssigkeit bleiben die einströmenden ungleichnamigen freien Electricitäten unwirk- sam, weil die freie Electricität das Bestreben hat, vorzugsweise die ihr entgegenstehende freie Electricität zu vernichten. Die gebundenen Electricitäten in der Flüssigkeit können daher durch _ freie Electricitäten nur in einem geringen Grade polarisirt wer- den, und die Polarisirung findet gar nicht statt, wenn die Flüs- - sigkeit durch electromotorische Wirkung schon nach der entge- — gengesetzten Richtung polarisirt worden ist. Wenn zwei Flüssigkeiten mit einander in Berührung stehen, 0 polarisiren sie sich dergestalt electrisch, dafs die am mehrsten _ saure Flüssigkeit die — E, und die am mehrsten alkalische Flüs- sigkeit die + E erhält; das Wasser vertritt die Stelle des Alkali wenn es mit Säuren oder mit concentrirten Salzauflösungen, und die Stelle der Säure wenn es mit concentrirten wässrigen Auf- lösungen von Alkalien in Berührung steht. Bei den Ketten aus 156 zwei flüssigen und einem starren Leiter, beruht das Wesen aller galvanischen Action ebenfalls auf der electrischen Polarisirung der Flüssigkeiten. Zur Thätigkeit gelangen diese Ketten dadurch, dafs das in den Flüssigkeiten eingetauchte Metall, diejenige Electricität annimmt, welche die Flüssigkeit durch die Berührung mit der an- deren erhalten hat, wodurch es fähig gemacht wird, die entge- gengesetzte Electricität aus derselben Flüssigkeit zu dem starren Leiter in der anderen Flüssigkeit überzuführen. Ketten aus zwei Flüssigkeiten und einem starren Leiter lassen sich, in derselben Art wie die gewöhnlichen galvanischen Ketten, zu einem ganzen System von Ketten, nach Art eines Becher-Apparales zusammen setzen. Schon durch die Verbindung von 12 Schenkelröhren, bei denen der eine Schenkel verdünnte Schwefelsäure und der andere eine wässrige alkalische Auflösung enthält, bekommt ınan, durch die Verbindung der verschiedenen mit Säure und Alkali angefüllten Schenkel vermittelst Platin, einen recht wirksamen Apparat, dessen Wirkung vorzüglich deshalb im ersten Augen- blick überraschend erscheint, weil bei demselben nur das Platin allein als starrer Electricitätsleiter angewendet worden ist. Es bedarf der Bemerkung kaum, dals die Wirkung dieses Ketten- Apparates sehr verstärkt wird, wenn man Kupfer oder Zink in das Alkali stellt und mit dem Platin in der Säure combinirt. Der Apparat erhält dadurch zwar das Ansehen eines gewöhnli- chen galvanischen Ketten-Apparates, von welchem er sich aber durch die Lage der Pole ganz wesentlich unterscheidet, die nur in dem Fall mit der Lage der Pole der gewöhnlichen Kette aus zwei starren Leitern und einer Flüssigkeit übereinstimmt, ‘wenn sich der stärkere Electromotor in der am mehrsten alkalischen Flüssigkeit befindet. Hierauf trug Hr. Encke ein Schreiben des Hrn. Bessel v. 10. Oct. d.J. an Hrn. v. Buch vor, dessen Vorlegung in der Akademie wegen der Abwesenheit des Hrn. v. Buch verspätet worden war. Dasselbe betrifft die Parallaxe der Fixsterne und wird hier auf Beschluls der Akademie seiner vorzüglichen Wichtigkeit wegen wörtlich eingerückt: 157 Königsberg den 10. October 1838. l Die vielen Versuche, welche die Astronomen, seit einem Jahrhundert, gemacht haben, die Entfernungen der Fix- sterne zu messen, baben bekanntlich die wichtigsten und für - die Wissenschaft erfolgreichsten Entdeckungen herbeigeführt, Ent- deckungen, welche werthvoller sind, als die Kenntnifs dessen, was man suchte; dieses aber haben sie nicht ergeben. Jede neue Verfeinerung der Instrumente und Beobachtungsarten, welche durch die Frage nach der Entfernung eines Fixsterns veranlafst wurde, hat zwar, indem sie zur Vervollkommnung der astrono- mischen Praxis beitrug, vorwärts geführt, immer aber die Überzeugung hinterlassen, dafs sie zu der Beantwortung dieser Frage noch nicht hinreichend sei. — Bei diesem Zustande der Sache schien es mir angemessen, zu versuchen, was sich durch die grolse Genauigkeit, welche das Heliometer meiner Sternwarte den Beobachtungen giebt, in dem Falle des 61°“ Sterns des Schwans werde leisten lassen, welcher, wegen seiner grolsen eigenen Bewegung, wahrscheinlich einer der nächsten, oder vielleicht der nächste von allen Fixsternen ist, und welcher sich auch wegen seiner Lage an der Himmelskugel, die ihn, einen kleinen Theil des Jahres ausgenommen, bei Nacht in hinrei- chende Höhen über dem Horizonte bringt, so wie auch dadurch, _ dals er ein Doppelstern und deshalb den Beobachtungen be- sonders günstig ist, zu einer Untersuchung dieser Art vorzüg- f lich eignet. y Ich fing seine Beobachtungen im September 1834 an, Bi ich seine Entfernungen von zwei Sternchen der 11!" Gröfse mals, welche ich unter den ihn umgebenden auswählte; allein ich bemerkte bald, dafs die Luft selten durchsichtig genug war, ’; um eine unausgesetzte Beobachtungsreihe so kleiner Sternchen möglich zu machen; auch waren Unterbrechungen meiner An- heit in Königsberg zu erwarten, welche sich der Ausfüh- ‚rung meines Planes widersetzen mulsten, welcher, meiner Ansicht "nach, nur zu einem entscheidenden Resultate führen konnte, wenn er unausgesetzt verfolgt wurde, Diese Unterbrechungen tra- ken im Jahre 1835 wirklich ein, indem ich mich, der Bestim- | _ mung der Pendellänge wegen, drei Monate lang in Berlin auf- R halten mufste; nach meiner Rückkehr zur Sternwarte erschien Da = -g 158 der Halleysche Komet und forderte jeden heiteren Augenblick für sich. Im Jahre 1836 wurde die unausgesetzte Verfolgung der Beobachtungen 61 Cygni, durch die sehr zeitraubenden Rech- nungen, welche ich wegen der hiesigen Gradmessung machen mulste und durch die Redaction eines Buches darüber, unmög- lich. Allein das J. 1837 war frei von Hindernissen, und auch die Hoffnung des Erfolges, welche Struve auf seine Beobachtun- gen «@ Lyrae gründete, war geeignet dem Vorsatze, eine neue Beo- bachtungsreihe über 61 Cygni anzufangen, neue Kraft zu geben. Ich fing diese Reihe von Beobachtungen am 16. Aug. 1837 an, und die Resultate, welche ich jetzt mittheilen kann, beruhen auf ihrer, nur durch einen Monat, in welchem der Stern nicht in günstiger Lage sichtbar ist, unterbrochenen Fortsetzung bis zum 2. October 1838. Ich wählte jetzt zwei andere Sterne in der Nähe von 61 Cygni aus, welche die 9. 10t° oder 10'° Grölse besitzen und deshalb in den meisten wolkenfreien Nächten hin- reichend hell erschienen um mit 61 Cygni verglichen werden zu können. Die Beobachtungsart, welche ich verfolgt habe, besteht in der Messung der Entfernungen dieser Sterne von dem Punkte, welcher in der Mitte beider Sterne des Doppelsterns liegt; diese Beobachtungsart halte ich für die genaueste, indem sie die ganze optische Kraft des Instruments, ohne Beeinträchtigung, zu benutzen erlaubt. Gewöhnlich habe ich jede Beobachtung 16 Mal wiederholt; Anfangs meistens weniger oft; bei unge- wöhnlich unruhiger Luft häufiger, um durch die Zahl der Beob- achtungen zu ersetzen, was ihnen an Genauigkeit abging, wel- ches Bestreben jedoch, wie ich fürchte, nicht immer erfolgreich gewesen ist. Die Unruhe der Luft ist im Allgemeinen das grolse Hindernils aller feineren astronomischen Beobachtungen; man kann es nicht überwinden, sondern nur sich seinem Einflusse ent- ziehen, indem man, wenn es stattfindet, das Beobachten unter- läfst. Hierdurch aber würde man, fast ohne Ausnahme, in Kö- nigsberg den ganzen Winter verlieren, und die Sommerbeobach- tungen allein würden nicht hinreichen, zu einem entscheidenden Resultate für die Parallaxe 61 Cygni zu führen. Die beiden Sterne, deren Entfernung von dem Mittelpunkte 61 Cygni ich gemessen habe, haben am Anfange 1838 die fol- gende Stellung, beziehungsweise auf diesen Punkt: } 159 Eutfernung. Positionswinkel. un A A KB a 4617617. 201° 29’ 24” IEIRET » BR DER 706,279 .. 109 22 10. Der kleinere Stern des Doppelsterns hat, beziehungsweise auf den grölseren, die Stellung BISRBU eo 0 167204 . 95° 19’ 30” Aus diesen Angaben geht hervor, dafs der Stern « beinahe senk- recht auf der Richtung des Doppelsterns, der Stern 5 beinahe in dieser Richtung steht. Die Beobachtung des ersteren hängt daher gröfstentheils von der Genauigkeit ab, womit das Bild, welches die eine Hälfte des Objectives des Heliometers von dem Sterne a giebt, in die gerade Linie zwischen beiden Sternen des Doppelsterns, welcher von der anderen gezeigt wird, ge- bracht werden kann; die Beobachtung des zweiten Sterns er- fordert dagegen hauptsächlich, dals man die Entfernung der bei- den Sterne des Doppelsterns halbire. Wenn die Luft ruhig ist, glaube ich, dals das Auge über beides mit gleicher Schärfe urtheilt; wenn sie aber, wie gewöhnlich, unruhig ist, so scheint der Vortheil auf der Seite der ersten Beobachtungsart zu sein; wenigstens weils ich es keinem anderen Umstande zuzuschreiben, dals die Beobachtungen des Sterns a etwas übereinstimmender untereinander sind, als die des Sterns 2. Das Instrument ergiebt gleichzeitig die Entfernnng und den Positionswinkel. Da man aber den letzteren nur in ganzen Mi- nuten ablesen kann, und eine Minute in der Entfernung von a 00/134, in der Entfernung von 5 0,205 gilt, auch noch andere -Fehlerursachen der Positionswinkel vorhanden sind, welche den Entfernungen fehlen, so habe ich das Gewicht der Beobachtun- gen der Positionswinkel, in einer Untersuchung der gegenwär- tigen Art, für unbedeutend gehalten und keinen weiteren Nutzen daraus gezogen, aulser dem, die Lage der Vergleichungssterne beziehungsweise auf den Mittelpunkt von 61 Cygni, so wie ich sie schon angegeben habe, zu bestimmen. Ich setze nun alle bis zum 2. October 1838 erlangte Beobachtungen der Entfernun- gen hierher. Die erste Spalte der folgenden Verzeichnisse ent- hält die beobachtete und nur von dem Einflusse der Strahlen- 160 brechung befreiete Entfernung; die zweite ihre, durch Berück- sichtigung der Aberration und der jährlichen Veränderung er- langte Reduction auf den Anfang von 1838. Die dritte Golumne. giebt den Ausdruck der in der zweiten enthaltenen Zalılen, durch die mittlere Entfernung für den Anfang von 1838 («): durch die Verbesserung eines angenommenen Werthes der jährlichen Veränderung derselben («’); und endlich durch den Unterschied der jährlichen Parallaxen von 61 und a («”). Für den Stern 2 haben die Zeichen &, &', £” die ähnliche Bedeutung. Die An- nahmen, worauf « und £’ sich beziehen, sind + 4/3915 und — 27825, so dals die wahren Werthe der jährlichen Veränderun- gen der Entfernungen = + 4/3915 + «' und = — 2825 + £’ sind. Diese Annahmen beruhen auf dem Mittel aus beiden eige- nen Bewegungen der Sterne des Doppelsterns, in 4Zt. und Decl., welche Argelander durch die Vergleichung seiner Bestimmung der Örter für 1830 mit der meinigen, aus Bradleys Beobachtun- gen abgeleiteten, für 1755, erhalten hat; sie bedürfen einer Ver- besserung, weil die eigenen Bewegungen der Sterne a und 2 noch unbekannt sind, und weil nicht angenommen werden darf, dafs das Mittel beider beobachteten Bewegungen des Doppelsterns der Zeit proportional fortschreite und dem Mittelpunkte beider Sterne gegenwärtig zugehöre. I. Beobachtungen des Sterns a. 1 | 1837 Aug. 18 460,425 | 462,050 | & — 0,369 «' + 0,635 &” | 2 19 | 00051 1619| — 0367 +0,64 3 20) 0092| 1693| —0364 +0,61 4 23| 0225| 1786| —0312 +0,13 5 30!) 0464| 190| — 0337 +0,87 6 Sept. 4| 0498| 1912| — 03233 +0,414 7 s| 0477| 1841| — 0312 +0,63 8 9) 0285| 1597| — 0,309 + 0,349 9 ıı | 0307| 1,633 | — 0,304 -+ 0,321 10 14| 0491| 1779| — 0296 -+- 0270 11 20| 0288| 1502| — 0279 + 0,184 12 233| 0637| 1814| —0271 -+ 0,138 13 23a| 0427| 1591| —0268 +0123 | | 14 Oct. ı| 0537| 1614 | —029 +002 | 15 2| .0695| 1760| —0246 — 0003 | st 161 | | 16 | 1837 Oct. 16 | 460.817 | 461.708 | — 0,208 #’ — 0.222 a” 17 28 0,767 1512 | — 0,175 — 0,398 "118 Nov. 22 | 0953| 1,39 | — 0,107 — 0,699 19 Dec. ı 0,990 1,321 — 0,083 — 0,779 20 30 1,244 1233 | — 0,0063 — 0,897 21 31 1,329 1,306 | — 0,001 — 0,897 22| 1838 Jan. 8 1,283 1,168 | + 0,023 — 0,886 23 10 1,364 1,226 | + 0,028 — 0,881 24 16 1,383 1175| +004 — 0855 25 17 1,704 1,485 | + 0,047 — 0,852 26 20 1,366 1,112 | + 0,056 — 0,837 27 Febr. ı 1,885 1491 | +0,08 — 0,751 28 5 2,060 1,620 | +0,99 — 0,715 29 10 1,546 1,048) +0,113 — 0,665 30 Mız. 3 3,131 31 4 3,347 32 6 3,302 33 12 3,248 34 16 3,524 35 17 3,636 36 19 3,458 37 21 3,571 38 22 3,521 39 23 3,671 40 Jun. 1 3,680 41 2 3,913 42 12 3,801 43 13 3,897 44 22 3,714 145 26 3,991 46 27 4,857 147 28 4,240 148 29 4,273 49 30 4,321 50 Jul. ı 3,956 51 8 4,030 152 10 4,203 53 14 3,957 154 17 4,214 155 29 4,484 56 Aug. 4 4,403 | 4,476 1,675 + 0,337 40,514 1,880 + 0,340 + 0,529 1,811 + 0345 -+- 0553 1,686 + 0,361 + 0,623 1,915 + 0,372 + 0,661 2,015 + 0,375 —+- 0,680 1,813 + 0,350 + 0,701 1,902 + 0,3856 —- 0,721 1,840 —+ 0,339 —- 0,730 1,978 —+ 0,392 + 0,740 1,879 0,416 + 0,817 2,100 + 0,419 —+- 0,825 1,867 + 0,446 + 0,885 1,951 —+ 0,449 + 0,889 1,658 + 0,474 + 0,919 1,886 + 0,485 + 0,926 1,940 —+ 0,4838 —+- 0,928 2,111 —+ 0,490 + 0,928 2,132 + 0,493 + 0,928 2,168 —+ 0,496 —+ 0,929 1,790 + 0,499 + 0,928 1,778 + 0518 + 0,921 1,927 + 0524 + 0,917 1,631 + 0534 + 0,910 1,851 + 0,543 + 0,892 1,973 + 0,575 + 0,825 1,817 + 0,592 + 0,778 1,803 | + 0,611 —+ 0,713 162 58 | 1838 Aug. 20 | 464,364 | 461,579 | + 0,636 « + 0,615 a” 59 21| 4631) 1833| + 0,638 -+ 0,604 60 25| 4555| 1707| +0,64 + 0,556 61 26| 4630| 1770| +0,52 + 0,543 62 29| 4713| 1812 | +0,660 + 0,500 63 Sept. 3| 4784| 1,822 | +0,74 + 0,432 64 5| 4679| 1,691 | -+0,679 + 0,405 65 71: 4923| 1911|) +0,685 +0,77 66 8| 4799|: 1774| +0687 +0,63 67 ı2| 4907| 1832 | -+0,698 + 0,304 68 ı3| 4686| 1599 | +0,701 -+ 0,289 69 14| 4679| 1579| +0704 +0,27 70 15| 4732| 1620| +0,707 +0,59 71 16| 4873| 17481 +0709 + 0,244 72 ı7| 4689| 1552| +0712 +029 73 ı8| 4593| 1443| +0715 + 0214 74 20| 4694| 1519| +0720 +0183 75 21 | 4882| 1,695 | +0,723 + 0,168 76 22h 494 | 174| +0726 + 0153 77 23| 4850| 1638| -+0,728 -+ 0,138 78 24| 4729| 1505| +0731 + 01% 79 25| 5015| 1773| +0734 + 0106 80 26| 4880| 1631| -+0,737 + 0,090 81 27| 4801| 1540| +0,39 -+ 0,075 82 23| 4790| 1515| +0,742 +0,059 83 29| 4962| 1,65| +0,74 + 0,043 84 30| 4982! 1684! +0,748 + 0,027 85 Oct. ı| 4,747 | 1,436 | ++ 0,750 + 0,016 | II. Beobachtungen des Sterns 2. ı | 1837 Aug. 16 | 707,623 | 706,572 | — 0,375 ß' -+ 0,4368” 2 ı8| zarıl 6434| — 0,869 + 0,462 3 ı9| 7813 | 6783| — 0367 + 0,474 4 20 | 7707| 6684| — 0364 + 0,487 5 2383| zua| 61ar| —0342 -+0,585 6 30| 7357| 6404| —.0,337 + 0,609 7 Sept. 4| 7291| 6373| — 0323 + 0,653 8 9| 7533| 6650| —0309 +0,11 9 11! 7165| 6296| — 0,304 + 0,725 10 | 14| 7a5| 6567| —0296 + 0,752 R 5 ir —— TT—, 11 | 1837 Sept. 20 12 23 13 24 14 Oct. 1 15 2 16 16 17 28 18 Nov. 22 19 Dec. 1 20 17 21 30 22 3l 23|1838 Jan. 5 24 6 25 8 26 10 27 14 28 17 29 20 30 Febr. ı 31 5 32 10 33 19 34 Mrz. 12 35 13 36 Mai 2 37! 3 38 4 39 6 40 12 41 16 42 17 43 19 44 21 45 22 46 23 47 Jun. 1 48 2 49 12 50 13 51 22 707,399 7,301 7,131 7,274 7,162 7,086 6,742 6,551 6,642 6,325 6,445 6,225 6,267 6,103 6,208 6,080 5,865 6,076 6,183 5,968 5,859 5,820 5,504 5,602 5,059 5,099 5,083 5,214 5,287 5,237 5,174 4,991 5,175 5,009 5,010 5,188 5,080 5,141 5,035 5,066 5,262 4,925 163 706,594 6,517 6,354 6,547 6,442 6,476 6,210 6,186 6,367 6,176 6,400 6,188 6,272 6,116 6,238 6,126 5,994 6,181 6,312 6,199 6,123 6,127 5,887 6,167 5,633 6,083 6,075 6,214 6,303 6,301 6,270 6,094 6,294 6,144 6,152 6,338 6,299 6,368 6,337 6,376 6,639 6,331 ß — 0,279 + 0,795 ß’ — 0,271 — 0,268 — 0,249 — 0,246 — 0,208 — 0,175 — 0,107 — 0,083 — 0,041 — 0,003 — 0,001 + 0,015 + 0,018 + 0,023 + 0,028 + 0,039 + 0,047 + 0,056 + 0,088 + 0,099 + 0,113 + 0,138 + 0,195 + 0,198 + 0,334 + 0,337 + 0,340 + 0,345 + 0,361 + 0,372 + 0,375 + 0,380 + 0,386 + 0,389 + 0,392 + 0,416 + 0,419 + 0,446 + 0,449 + 0,474 + 0,485 + 0,815 + 0,823 + 0,855 + 0,859 + 0,891 + 0,876 + 0,718 + 0,625 + 0,430 + 0,241 + 0,236 + 0,150 + 0,134 + 0,104 + 0,072 + 0,011 — 0,035 — 0,083 — 0,267 — 0,326 — 0,398 — 0,519 — 0,749 — 0,758 — 0,861 — 0,857 — 0,852 — 0,842 — 0,806 — 0,778 — 0,771 — 0,754 — 0,737 — 0,728 — 0,719 — 0,625 — 0,618 — 0,496 — 0,486 — 0,366 — 0,310 un nn nn. ee | 53 | 1838 Jun, 27 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 Jul. Aug. Sept. 28 29 30 nn © so DU mn @ı« _— nF mw 704.854 5,040 5,012 4,095 5,161 5,074 4,733 4,903 4,833 4,966 4,762 4,758 4,757 4,781 4,865 4,827 4,746 4,673 4,401 4,486 4,182 4,726 4,815 4,584 4514 4,539 4,863 4,721 4,917 4,754 4,788 4,792 4,804 4,766 4,438 4,519 4,640 4,636 4,558 4,612 4,782 4,688 164 706,267 6,460 6,440 6,430 6,603 6,568 6,241 6,437 6,391 6,610 6,430 6,444 6,493 6,550 6,671 6,661 6,587 6,536 6,299 6,391 6,394 6,645 6,741 6,517 6,475 6,500 6,531 6,696 6,599 6,743 6,754 6,795 6,8314 6,783 6,463 6,551 6,679 6,682 6,611 6,672 6,849 6,762 ß + 0,488 8 — 0,296 8” + 0,490 + 0,493 -+ 0,496 + 0,499 + 0,518 + 0,524 + 0,534 + 0,543 + 0,575 + 0,556 + 0,592 + 0,611 + 0,636 + 0,638 + 0,619 + 0,652 + 0,660 + 0,674 + 0,676 + 0,679 + 0,682 + 0,685 —+ 0,687 + 0,698 + 0,698 + 0,701 + 0,704 + 0,707 + 0,709 + 0,712 + 0,715 + 0,718 + 0,720 + 0,723 —+ 0,726 + 0,728 + 0,731 + 0,734 + 0,737 + 0,739 + 0,742 — 0,282 — 0,268 — 0,253 — 0,238 — 0,155 — 0,106 — 0,046 0,000 -+ 0,179 + 0,230 + 0,268 + 0,365 + 0,485 + 0,496 + 0,549 + 0,560 + 0,598 + 0,650 —+ 0,660 + 0,671 + 0,681 + 0,690 + 0,700 + 0,735 + 0,735 + 0,744 + 0,752 + 0,760 + 0,767 + 0,775 + 0,782 + 0,789 + 0,796 —+ 0,503 + 0,510 + 0,816 + 0,522 + 0,527 + 0,833 + 0,839 + 0,844 a ER EHE ZIERT NT H 165 95 | 1838 Sept.29 | 704,615 | 706,696 | B + 0,745 ß + 0,848." 196 30| 4624| 6713| + 0748 -- 0,852 197 Oct. 1! 4,621 6,717! +0,70 -+ 0,857 198 2| 4618| 6721| #073 + 0,861 Wenn man die beiden letzten Columnen dieser Verzeichnisse miteinander vergleicht, so bemerkt man, dafs die Übereinstimmung der Beobachtungen beträchtlich vermehrt werden kann, wenn man «” und’ 2”, oder der jährlichen Parallaxe, positive Werthe bei- legt. Wenn man diese Parallaxe als verschwindend annehmen wollte, so würde die Summe der Quadrate der übrigbleibenden Unterschiede der Beobachtungen, bei den vorhandenen 85 Beobb. des Sterns a, nicht unter 4,4487 herabgebracht werden können; bei den 98 Beobb. des Sterns 5 nicht unter 4,7108; allein wenn man «” und 2” so bestimmt, dafs sie den Beobachtungen am mei- sten entsprechen, kommen diese Summen auf 1,4448 und 2,4469 herab, Hieraus folgt der mittlere Fehler einer Beobachtung des ersten Sterns = + 0/1327, des zweiten = + 0/1605. Die mir wahrscheinlich erscheinende Ursache dieser Verschiedenheit der Güte der Beobb. beider Sterne, habe ich oben schon angedeutet. Zuerst habe ich die Resultate aufgesucht, welche aus den Beobachtungen, unter der Annahme keiner Verbindung zwischen «@” und £” hervorgehen. Dieses ist die Annahme, dafs auch merk- liche Werthe der Parallaxen der Sterne z und 5 möglich seien, ‚so dals gegen eine Verschiedenheit der Werthe von «” und 2” nichts geltend gemacht wird. Hierdurch habe ich erhalten mittl. Fehl. für den Stern @ .... « = 46176094 @ = —0,0543 + 00398 «’ = +0,3690 + 0,0283 für den Stern 3 .... £ = 706, 2909 : E' = + 0,2426 + 0,0434 „ R’= +0,2605 + 0,0278 9 "Die Beobachtungen scheinen also zu zeigen, dals der Unterschied ‚der jährlichen Parallaxen von 61 Cygni und 2 kleiner ist, als der Unterschied der jährl. Parall. von 61 und a, oder dals 2 eine 166 merkliche Parallaxe, welche gröfser ist als die von a, besitzt. Der Unterschied beider Werthe ist wirklich aufßserbalb der wahr- scheinlichen Grenze der Beobachtungsfehler; allein die Wahr- scheinlichkeit gleicher Werthe von «” und £” wird auch nicht so klein, dafs man diese Annahme als durch die Beobachtungen entschieden zurückgewiesen, anzusehen geneigt sein könnte. Fer- nere Beobachtungen werden die Gewichte beider Resultate ver- gröfseren, auch genauere Bestimmungen der jährlichen Verände- rungen ergeben. Ferner habe ich die Annahme «”’ = £” verfolgt, welche man für die rechte halten muls, wenn man sich, aus anderen Gründen, für berechtigt hält, die jährlichen Parallaxen der Sterne a und 5 als unmerklich anzusehen. Um aus beiden Beobach- tungsreihen ein Resultat für die jährliche Parallaxe 61 Cygni zu erhalten, muls man den relativen Werth der beiden Beobachtungs- reihen vorher aufsuchen: wenn man das Gewicht einer Beobach- tung der ersten Reihe als Einheit annimmt, findet man es für eine Beobachtung der zweiten = 0,6889. Hiermit ergiebt sich ferner der wahrscheinlichste Werth der gesuchten jährlichen Pa- rallaxe — 0/3136, und der mittlere Fehler dieser Bestimmung = + 0/0202, so wie der mittlere Fehler einer der Beobachtun- gen, deren Gewicht als Einheit genommen worden ist = + 0/1354. Übrigens ergeben sich die mittleren Entfernungen der Sterne «a und 2, von dem Mittelpunkte 61 Cygni, für den Anfang 1838 = 461/6171 und 706/2791 und die Verbesserungen ihrer ange- nommenen jährlichen Veränderungen = — 0,0293 und + 0,2395. Wirklich werden die Beobachtungen durch diese Annahme etwas weniger gut dargestellt, als durch die vorige Rechnung, welche keine Verbindung zwischen «” und £” voraussetzt. Al- lein der Verlust an Übereinstimmung ist nicht grols genug, um ihn als Grund gegen die Annahme ihrer Gleichheit geltend ma- chen zu können. Man übersieht dieses am leichtesten durch die folgenden Verzeichnisse der übrigbleibenden Unterschiede der Be- obachtungen, deren erste Columne « = 46176094, «’ = — 0,0543, «”’ = + 0/3690, und 8 = 706/2909, £’= + 0/2496, PL’ = + 0.2605; die zweite « = 4616171, « = — 0,0293, «” = ++ 073136, und £ = 706,'2791, £’ = + 0,2395, £’ = + 0,3136 voraussetzt. Ich habe ihnen noch eine dritte Columne hinzuge- 4 167 setzt, welche die ersten Werthe von «, «’' und £, £’, aber «= "= 0 voraussetzt. Aus dieser Columne geht unmittelbar hervor, welche durch die Beobachtungen angedeutete Gröfsen, durch die Annahme einer jährlichen Parallaxe wegzuschaffen wa- ren. Man bemerkt, wenn man die Zahlen dieser Columne mit den Ausdrücken der beobachteten Entfernungen vergleicht, welche die vorher gegebenen Verzeichnisse enthalten, dals sie gewöhn- lich zugleich mit den Coefficienten von «” und £” positiv oder negativ sind, dals also der beobachtete Fortgang der jährlichen Parallaxe, im Ganzen mit der Forderung der Theorie überein- stimmt. Beobachtungen des Sterns a. I I IH I II II 11-+ 0.19 | -+ 0.22] + 0,42 27| +0,16) + 0.11] — 01 2| — 024| — 0,21| — 0,01 28 | + 0,28 | + 0,23 | + 0,02 3| — 0,16| — 0,13| + 0,06 29| — 0,31| — 0,36 | — 0,55 4| — 0,09! — 0,06 | + 0,10 30 | — 0,10| — 0,09 | + 0,08 51 + 0,13| + 0,16 | + 0,31 31| + 0,10 | + 0,11 | + 0,30 6| + 0,13| + 0,16 | + 0,28 32 | + 0,02] + 0,03 | + 0,22 7| + 0,09| + 0,11 | + 0,22 33| — 0,13] — 0,12 | + 0,10 8| — 0,16| — 0,14 | — 0,03 34| + 0,08| + 0,10 | + 0,33 9| — 0,11 | — 0,09 | + 0,01 35 | + 0,17 | + 0,20 | + 0,43 + 0,07 | + 0,15 36 | — 0,03| — 0,01 | + 0,23 — 0,18| — 0,12 37| + 0,05 | + 0,07 | + 0,31 + 0,15 | + 0,19 38| — 0,02] 0,00) + 0,25 — 0,07 | — 0,03 39 | + 0,12 | + 0,14 | + 0,39 — 0,01| — 0,01 40 | — 0,01) + 0,02) + 0,29 + 0,14 | + 0,14 4l| + 0,21| + 0,24 | + 0,51 + 0,16! + 0,09 42| — 0,04| — 0,02| + 0,28|. + 0,03| — 0,11 43| + 0,04 | + 0,07 | + 0,37 — 0,01| — 0,22 44| — 0,26 | — 0,23 | + 0,07 — 0,06 | — 0,29 45 | — 0,04) — 0,01 | + 0,30 — 0,10| — 0,38 46 | ++ 0,01 | + 0,05 | + 0,36 — (0,03| — 0,30 47 | + 0,19 | + 0,22 | + 0,53 — 0,07| — 0,44 48 | + 0,21| + 0,24| + 0,55 — 0,11| — 0,38 49 | + 0,24 | + 0,27 | + 0,59 — 0,17 — 0,43 50 | — 0,14) — 0,10| + 0,21 + 0,14| — 0,12 51 | — 0,14| — 0,11 | + 0,20 — 0,24 | — 0,49 52| + 0,01 | -+ 0,04 | + 0,35 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 19V RO D II III — 0.26| + 0,05 — 0,03 | + 0,27 + 0,11 | + 0,39 — 0,03 | + 0,24 — 0,02| + 0,23 — 0,21 | + 0,01 +0,05 | + 0,35 — 0,06! + 0,13 0,00 | + 0,20 +0,06 | + 0,24 +0,09 | + 0,25 — 0,03| + 0,12 +0,20) -+ 0,34 + 0,06 | + 0,20 +0,14 | + 0,26 — 0,09 | + 0,03 — 0,10! + 0,01 Beobachtungen des Sterns 2. u ı m + 0,37 -+ 0,23 —+ 0,58 + 0,48 — 0,06 —+- 0,20 + 0,16 ++ 0,43 —+ 0,08 + 0,35 -+ 0,37 + 0,29 + 0,13 + 0,32 + 0,21 + 0,23 — 0,04 — 0,08 + 0,10 — 0,11 +0,24 + 0,10 + 0,44 + 0,34 — 0.23 + 0,02 — 0,03 +0,22 0 + 0,12 —+ 0,13 +0,05 — 0,12 + 0,06 — 0,05 — 0,04 — 0,30 — 0,29 — 0,09 — 0,23 168 »> So 1 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 ol 32 33 34 35 36 37 38 39 40 I — 0,05 + 0,09 — 0,10 — 021 — 0,12 + 0,06 + 0,12 + 0,02 ou +0,17 + 0,03 — 0,06 — 0,08 + 0,09 +0,11 — 0,14 I + 0,05 — 0,16 — 0,06 — 0,21 — 0,09 — 0,19 — 0,36 — 0,11 + 0,03 — 0,04 — 0,11 — 0,09 — 0,30 + 0,02 — 0,51 — 0,06 — 0,08 + 0,06 + 0,15 + 0,13 u Im — 0,06 | + 0,05 —+ 0,08 | + 0,18 — 0,12) — 0,02 — 0.22| — 0,13 — 0,13| — 0,05 +0,05 | + 0,12 + 0,10 | + 0,17 0,06 | + 0,07 — 0,13| — 0,06 +0,15|+021 + 0,0L| -F 0,06 — 0,08) — 0,03 — 0,10 | — 0,05 +0,07 | + 0,11 + 0,08| + 0,11 — 0,16| — 0,13 ıI IH +005| + 0,1 — 0,17| — 0,10 — 0,06| — 0,02 — 021| — 0,18 — 0,08| — 0,06 — 0,18 | — 0,17 — 0,35| — 0,36 — 0.10 — 0,12 + 0,05 | + 0,01 —002|— 0,1 — 0,08| — 0,19 — 0,05| — 0,19 — 0,26| — 0,44 + 0,08| — 0,17 — 0,85) — 071 — 0,01) — 0,29 — 0,02! — 0,30 +0,12 | — 0,16 + 0.21| — 0,07 ++ 0,19| — 0,08 169 I II 1m I u I 70 | — 0,07| — 0.09) + 0,09 1 | — 0,32| — 0,34| — 0,16 41| + 0.10| + 0,5| — 0,1 42 | — 0,09) — 0,03| — 0,29 43| + 0,11 | + 0,16 | — 0,09 72| — 0,24| — 0,26| — 0,06 44| — 0,05| 0,00| — 0,24 73| — 0,24| — 0,26 | — 0,06 45 | — 0,04 | + 0,01 | — 0,23 74| + 0,01) — 0,01 | + 0,19 46 | + 0,14| + 0,19| — 0,05 75| + 0,10| + 0,08| + 0,28 47 | + 0,07 | + 0,12) — 0,09 76) — 0,12| — 0,15 | + 0,06 48 | +0,14 + 0,18 | — 0,03 77) — 0,18] — 0,20| + 0,02 49 | + 0,07) + 0,11| — 0,06 50 | + 0,10, + 0,14) — 0,02 51| + 0,33, + 0,36| + 0,23 52| 0,00) + 0,03 — 0,08 53 | — 0,06] — 0,04 | — 0,14 54| + 0,12 | -# 0,15 | + 0,05 55 | + 0,10 | + 0,13 | + 0,03 56 | + 0,08 | + 0,11 | + 0,02 57 | + 0,25 | + 0,28 | + 0,19 58 | + 0,19| + 0,21 | + 0,15 59| — 0,15| — 0,13 | — 0,18 60 | + 0,03 | + 0,04 | + 0,02 61 | — 0,03 | — 0,02) — 0,03 62! + 0,13| + 0,14 | + 0,18 63 | — 0,06 | — 0,06 | 0,00 64| — 0,06 | — 0,06 | + 0,01 65 | — 0,04 | — 0,05 | + 0,05 66! +0,01! 0,00! + 0,13 78| — 0,15 | — 0,18 | + 0,04 79| + 0,18| + 0,15 | + 0,37 80 | + 0,04 | + 0,01 | + 0,23 81 | -+ 0,24 | + 0,21 | + 0,43 + 0,08 | ++ 0,05 | -+ 0,28 83 | + 0,12 | + 0,09 | + 0,32 84| + 0,13 | ++ 0,10 | + 0,33 85 | + 0,14 | + 0,11| + 0,35 86 | + 0,11| + 0,08 | + 0,32 87 | — 0,21| — 0,24 0,00 88) — 0,13| — 0,16 | + 0,08 89 0,00 | — 0,03 | + 0,21 90 0,00 | — 0,03 | + 0,21) 91 | — 0,07 | — 0,10 | + 0,14 92| — 0,02 | — 0,05 | + 0,20 93| + 0,16 | + 0,13 | + 0,38 94 | + 0,07 | + 0,04 | + 0,29 95 0,00 | — 0,03 | + 0,22 & » 67 | + 0,09| + 0,08 | + 0,23 96 | + 0,02 | — 0,01| + 0,24 68 | + 0,07 | + 0,06 | + 0,21 97| + 0,02| — 0,01 | + 0,24 691 — 0,01| — 0,02 | + 0,14 98 | + 0,02] — 0,011 + 0,25) Da aus dieser Vergleichung hervorgeht, dafs die Ungleich- _ heiten der Beobachtungen, so nahe als ihre zufälligen Fehler er- lauben, der Forderung der Theorie folgen, und da der mittlere _ Fehler des gefundenen Werthes der Parallaxe (+ 0/0202) noch nicht den. funfzehnten Theil ihrer Gröfse beträgt, so kann nicht mehr bezweifelt werden, dals sie bei dem 61! Sterne des Schwans einen, für Beobachtungen von der Genauigkeit der angeführten, sehr bemerkbaren Werth besitzt. Es ist sogar Grund vorhanden, den gefundenen Werth = + 0/3136 als eine beträchtliche An- näherung an die Wahrheit anzusehen. 9*+ 170 Dieser Werth der Parallaxe ergiebt die Entfernung des 61° Sterns des Schwans = 657700 Halbmesser der Erdbahn, zu de- ren Durchlaufen das Licht 10,3 Jahre gebraucht. — Da der Stern eine jährliche, scheinbare Bewegung von 5,123, im grölsten Kreise, besitzt, so mufs er, beziehungsweise auf die Sonne, eine jährliche wirkliche Bewegung von mehr als 16 Halbmessern der Erdbahn haben. Seine constante, hieraus hervorgehende Aber- ration geht bis auf 52”. — Wenn man in der Folge dahin ge- langt, die Elemente der Bewegung beider Sterne des Doppel- sterns um ihren gemeinschaftlichen Schwerpunkt kennen zu ler- nen, so wird man auch die Summe der Massen derselben kennen. Ich habe die vorhandenen Beobachtungen ihrer gegenseitigen Stellung genau betrachtet, daraus aber nur die Überzeugung ge- wonnen, dafs sie bis jetzt nichts weiter lehren, als dafs die jähr- liche Winkelbewegung gegenwärtig etwa zwei drittel Grad be- trägt, und dafs die Entfernung, um den Anfang dieses Jahrhun- derts, ein Minimum von etwa 15” gehabt hat. Hieraus kann man nur schliefsen, dafs die Umlaufszeit mehr als 540 Jahre, und die halbe grofse Axe der Bahn gröfser als 15” sind. Legt man diese Zahlen, obgleich sie nur einseitige Begrenzungen sind, zum Grunde, so findet man die Summe der beiden Massen etwa halb so grols als die Sonnenmasse. — Wenn die Beobachtungen der Örter, welche der Doppelstern unter den umgebenden kleinen Sternen einnimmt, dereinst seinen Schwerpunkt bestimmt haben werden, so wird man seine beiden Massen auch abgesondert bestimmen können. Allein man kann der Zeit, in der Entwickelung dieser interessanten Resultate, nicht vorgreifen. Ich habe diese Darstellung des gegenwärtigen Standes mei- ner Untersuchungen über die Entfernung des 61° Sterns des Schwans, nicht ohne die Anführung vieler Einzelnheiten ge- geben. Allein ich glaube dieses kaum entschuldigen zu dürfen, da die Natur der Untersuchung es mit sich bringt, dals ein Ur- theil, inwiefern sie ein genügendes Resultat ergiebt, nur von der Kenntnis ihrer Einzelnheiten ausgehen kann. F. W. Bessel. 3 171 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gelehrte Schriften der Kaiserlicken Universität zu Kasan. Jahrg. 1837. Heft 4. Kasan 1837. 8. Mit einem Begleitungs- schreiben. Gelehrte Anzeigen der K. bay. "Akademie der Wissenschaften 1835, No. 24-33. (welche die Akademie, als fehlend erbeten hatte) mit einem Schreiben des Präsidenten der Bayer. Akad. Herrn v. Schelling in München vom 6. Nov. d.J. Bulletin scientifique publie par P’Academie Imp. des Sciences de St.-Petersbourg. No. 87-91. ou Tome IV, No. 15-19. 4. Pharmacopoea graeca jussu regis et approbatione collegii me- diei edita auctorib. Jo. Bouro, Xav. Landerer, Jos. Sar- tori. Athenis 1837. 8. Baron L. A. D’hombres-Firmas, Notice biographique sur Frane. Boissier de la Croix de Sauvages, Conseiller- Me- decin du Roi, Prof. en la facultE de Montpellier. Nismes 1838. 8. : Comptes rendus hebdomadaires des Seances de ’Academie des Sciences 1838. 2.Semestre. No.18. Paris 29. Oct. 4. Annales des Mines. 3.Serie. Tome XIV. (4. Livr. de 1838) ne Juill.- Aoüt 1838. 8. Crelle, Journal für die reine u. angew. Mathematik. Bd.19, Heft 1. Berlin 1838. 4. 3. Exempl. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 4838, Juin, Juill. ‚Paris. 8. J.W. Lubbock, Companion to the Almanac for 1839. 8. Graff, althochdeutscher Sprachschatz. Lief.15. Th.IH. (Bo- gen 54-55.) Th.1V. (Bogen 1-13.) (Berlin) 4. Aufserdem wurde vorgetragen: Ein Schreiben Sr. Excellenz des Hrn. Ministers der geist- lichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten vom 20. Nov. d.J. über den Empfang der Abhandlungen der Aka- demie vom J.1836. und der Monatsberichte vom August 1837 bis Juni 1838. Ein Schreiben des Hrn. v. Fuls, beständigen Secretars der Kais. Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg, v. 23. Oct. d.J. über den Empfang der Abhandlungen unserer Akademie vom J. 1836. Ein Schreiben des Secretars der Royal Society zu London v. 13. Nov. d.J. betreffend die gewünschte Nachlieferung eines 172 Theiles des Monatsberichtes vom J. 1836, welche sofort beschlos- sen wurde. 26. November. Sitzung der philosophisch-hi- storischen Klasse. Hr. Ritter las über den neuesten Fortschritt, welchen die alte Geographie Persiens aus den grammatischen Forschun- gen über das Zend, aus der Entzifferung der Keilinschriften und durch die Untersuchung der Denkmäler und Terrainverhältnisse gewonnen hat. Hr. Ranke gab eine Mittheilung über die Auffindung der Acta Henrici VII. in dem Turiner Reichsarchiv durch Hrn. Dr. Dönniges. 29.November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Raumer las einen Beitrag zur Spanischen Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts aus dem Englischen und aus dem Französischen Reichsarchiv. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Ramayana i. e. carmen epicum de Ramae reb. gest., Poetae antig. Valmicis opus. Text. Codd. Mss. collat. recens. in- terpret. lat. et annott. crit. adjecit Aug. Guil. a Schlegel. Vol.I. pars1. 2. II. p.1. Bonn. ad Rhen. 1829-38. 8. Memoires couronnes par l’Academie Royale des Sciences et belles-lettres de Bruxelles. Tome 12. 13. Bruxelles 1837. 1838. 4. Bulletin de dcademie Royale des Sciences et belles-lettres de Bruxelles 1837, No.10-12. 1838, No.1-8. 8. Annuaire de lAcademie Royale des Sciences et belles-lettres de Bruxelles. 4. Annde. Bruxell. 1838. 12. „Quetelet, Annuaire de l’Observatoire de Bruxelles pour Pan 1838. ib. eod. 12., De influence des Saisons sur la mortalit aux dif- Ferens ages dans la Belgique. ib. eod. 4. Resume des observalions meteorologiques faites en 1835 et 1836 & Vobservatoire de Bruxell. (Extr. du Tome X. 173 des M&m., de ‚l’Acad. Roy. des Scienc. et bell,-lettr;, de Bru- xelles.) 4. Belpaire et Quetelet, ‚Rapport sur les observations des Ma- rees faites en 1835 en differens points des cötes de Bel- gique. (Lu & la Seance de l’Acad. roy. des Scienc. et bell.- lettr. de Bruxelles le 3. Mars 1838) 4. Gruyer, Examen crilique d’un memoire de M.P. Leroux in- titule: du Bonheur. (Bruxell.) 8. Bibliographie de la Belgique publie par la librairie de C. Mu- quardt a Bruxelles. 1838, No.1.2. 8. Bn. de Reiffenberg, de quelques Solennites anciennement usi- iees en Belgique: Tournois, Carrousels, Jubiles. Bruxelles 1833. 8. Notice sur Michel d’Eytzing, hi- storien des troubles de la Belgique au | Extraits du Tom. V. 16. Siecle. des Bulletins de Charles-Quint, considereE comme $l’Acad. Roy. des renommee populaire. Scienc. etc. de Bru- Version de la Legende de Jour- xelles. 8. dain de Blaye attribude a un Belge. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de ’ Academie des Sciences 1838. 2.Semestre. No.19. 5. Nov. Paris. 4. L’Institut. 1. Section. Sciences math. phys. et nat. 6. Ann. Nr. 255. 1838. 15. Nov. Paris. 4. 2.Section. Scienc. hist. archeol. et philos. 3. Anne. No. 32. 1838. Aoüt. ib. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.364. Altona 1838. Nov. 22. 4. van der Hoeven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel V, Stuk 1. 2. Leiden 1838. 8. Kops en van Hall, Flora Batava. Aflevering 115. Amsterd. 4. Aufserdem wurde ein Schreiben des Hrn. Quetelet, be- ständigen Secretärs der Königl. Akademie der Wissenschaften zu _ Brüssel, vom 1. Oct. d.J. über den Empfang der Abhandlungen unserer Akademie vom J. 1836 und der Monatsberichte vom Juli 1837 bis Juni 1838 vorgetragen. Auf ein Gesuch des Hrn. Dr. Parthey vom 19. Nov. d.J. 174 wurde demselben bewilligt, eine Anzahl Kupferplatten, welche die Akademie für das Corpus,Inscriptionum Graecarum hatte ste- chen lassen, zu einem Werke des Hrn. Dr. Franz über griechi- sche Epigraphik zu benutzen. Bericht über die u N zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen - der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat December 1838. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 6. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ehrenberg machte der Akademie die vorläu- fige Anzeige einer von ihm beobachteten, bisher un- bekannten, tief organischen Natur der Kreidegebirge und über Spuren derselben im Juragebirge, deren wei- tere Ausführung er auf den 20. December verschob. Derselbe gab hierauf Nachrichten über 7 neue grö- [sere geognostische Lager fossiler Kiesel-Infusorien 4) bei Eger in Böhmen, 2) bei Arka in Ungarn, 3) 4) und 5) in Griechenland, 6) in Westernorland in Schweden und 7) in Sizilien, besonders bei Caltani- setta, sprach dann über den mit Sandstein abwechseln- den Polirschiefer von Kliecken im Dessauischen und erwähnte das ihm gelungene Wiederfinden lebender Infusorien-Massen als Moorerden von Sülswasser- thieren bei Newcastle und Edinburgh und von See- thierchen bei Dublin und Gravesand. Im Kieselmehle des Holzopals von Arka in Ungarn, den der Mi- neralog Hr. Schumann in Berlin dort gesammelt hatte, erkannte Referent als Hauptmasse eine schon sehr veränderte in körnige Kugeln umgewandelte Pyxidicula oder Gallionella und dazwischen besser erhalten Navicula Phoenicenteron, Bacillaria tabellaris, | Gomphonema clavatum und noch Fragmente anderer ausgezeich- _ meter Formen, im Opale selbst überdies verkieseltes Holz. [1838.] 10 176 In einem neuen von Hrn. Pastor Martius bei Eger ent- deckten und eingesandten gelblichen Kieselguhr, welcher zur Er- läuterung des früher bekannten (schon in Klaproths Sammlung befindlichen) grauen von Franzensbad wichtig wird, fand sich als Hauptmasse Campylodiscus Clypeus (= Cocconeis? Clypeus) mit Navicula Phoenicenteron, Navicula fulva, Nav. viridis, samt noch [1 kleineren Naviculis, einer Gallionella und einem Gomphonema. Die Hauptform ist eine der ausgezeichnetsten grolsen Infusorienschaa- len und bis jetzt nie lebend beobachtet, was wohl darauf hindeu- tet, dafs jene Kieselguhre keiner neuen Bildung angehören, son- dern aus tiefen Lagern durch Quellen hervorgetrieben werden. Im Bergmehl von Westernorland, welches Hr. Prof. Retzius aus Stockholm gesendet, fanden sich unter 25, schon in den frü- heren schwedischen Kieselmehlen vorgekommenen, Arten wieder die Eunotien und Naviculae vorherrschend und darunter nur eine neue Art: Eunotia. endecaodon. In 3 vom Herrn Bergeommissair Fiedler aus Dresden in Griechenland gesammelten Gebirgsarten erkannte Hr. E., obschon er nur sehr kleine Proben sah, Kreidemergel oder kalkhaltige Polirschiefer mit Kiesel-Infusorien und ansehnlichen Mengen wohl erhaltener Kalkthierchen der Kreide, deren Formen sich ganz an die von Zante, Oran und Sizilien anschlielsen. Endlich fand sich in der Sammlung des verstorbenen Geo- gnosten Friedrich Hoffmann eine reiche Infusorien- Masse als Kreidemergel von Caltanisetta in Sizilien, welche samt den zurückgelassenen schriftlichen Notizen völlig deutlich werden läfst, dafs die Infusorien-Lager daselbst zur Bildung ausgedehnter Ge- birgsmassen dienen und die, ihrer grolsen Übereinstimmung der Formen mit denen von Oran in Afrika, Zante und Griechenland balber, die Aufmerksamkeit nicht blos der Zoologen und Physio- logen, sondern auch der Geologen in Anspruch nehmen, Hr. E. legte viele Zeichnungen all dieser Formen der Akade- mie vor, so wie auch die von mikroskopischen Organismen der auf seine Bitte durch Hrn. Prof. Zeuschner ihm zugekomme- nen Feuersteine des Jurakalks von Krakau, worin eine sehr ver- änderte Pyxidicula oder Gallionella die Hauptkieselmasse zu bilden scheint, welche wohl erhaltene Kalkthierchen und Spongien-Reste umschlielst. Als Kalkthierchen sind 2 Polythalamien: Nodosaria KT Be Dar ne #0 Sur 177 urceolata und Soldania elegans (neue Arten bekannter Gattun- gen) recht wohl kenntlich. In den Moorerdeartigen Kiesel-Infusorien-Massen Eng- lands fand sich die von Tynemouth (bei Newcastle) mitten im Kalkstein bei Whitleyhouse und sie besteht vorherrschend aus Fragillaria rhabdosoma des Sülswassers. Die schlammbildenden Seethierchen von Gravesand und Dublin sind besonders die S för- migen Naviculae, N. Hippocampus, baltica, BRETT Diese Erden hat Hr. E. lebend mitgebracht. Hierauf las derselbe über das im Jahre 1686 in Cur- land vom Himmel gefallene Meteorpapier und über dessen Zusammensetzung aus Conferven und Infuso- rien. Am 31. Januar 1686 fiel beim Dorfe Rauden in Curland mit heftigem Schneegestöber eine grolse Masse einer papierartigen schwarzen Substanz aus der Luft; man sah sie fallen und fand sie nach Tische an Orten, wo die beschäftigten Arbeiter vor Tische nichts ähnliches gesehen hatten. Diese 1656 und 1688 umständlich beschriebene und abgebildete Meteorsubstanz war neuerlich von Hrn. v. Grotthuss, nach einer chemischen Analyse, wiederholt für Meteormasse gehalten worden, den angegebenen Nickelgehalt hatte aber Hr. v. Berzelius, der sie ebenfalls analysirte, nicht erkannt, und Hr. v. Grotthuss wiederrief ihn dann selbst. In Chladni’s Werke über die Meteore ist sie aufgeführt und auch in Nees von Esenbeck’s reichem Nachtrage, in R. Brown’s bot. Schriften, ist sie als A&@rophyt angemerkt. Hr. E. unter- suchte diese Substanz, von welcher etwas auf dem Königlichen Mineraliencabinet (auch in Chladni’s Sammlung) befindlich ist mikroskopisch. Sie besteht danach völlig deutlich aus dicht ver- "filzter Conferoa crispata, Spuren eines Nostoc und aus bis 29 wohlerhaltenen Infusorien-Arten, von denen nur 3 in dem grö- [seren Infusorien-Werke noch nicht erwähnt, aber wohl auch schon bei Berlin lebend vorgekommen sind, überdies auch aus Schaalen der Daphnia Pulex? Von den 29 Infusorien - Arten sind nur 8 kieselschaalige, die übrigen weich oder mit häutigem Pan- zer. Mehrere der ausgezeichnetsten sehr selinen Bacillarien sind darin häufig.* Diese Infusorien haben sich nun 152 Jahre erhal- ten. Die Masse kann durch Sturm aus einer curländischen Nie- 178 derung abgehoben und nur weggeführt, aber auch aus einer sehr fernen Gegend gekommen sein, da selbst aus dem Mexicanischen Amerika Hr. Carl Ehrenberg die bei Berlin lebenden Formen eingesandt hat. In der Substanz liegende fremde Samen, Baum- blätter, und andere dergl. Dinge würden, bei weiterer Untersu- chung gröfserer Mengen, solche Zweifel entscheiden. Die vie- len inländischen Infusorien und die Schaalen der gemeinen Daph- nia Pulex, scheinen der Substanz dafür zu sprechen, dafs ihr Va- terland nicht die Atmosphäre noch Amerika, sondern wohl doch Ostpreufsen oder Curland war. — Die Substanz und die Abbil- dungen aller Bestandtheile derselben wurden vorgezeigt. Hierauf legte Hr. Encke eine Mittheilung des Hra. Prof. C. G. J. Jacobi zu Königsberg vor, welche dem Beschlufs der Akademie gemäls hier eingerückt wird. Neues Theorem der analytischen Mechanik. In einer schönen Abhandlung von Encke im Berliner Jahr- buch für 1837 „über die speciellen Störungen” findet man die partiellen Differentialquotienten der Werthe, welche in der Theorie der elliptischen Bewegung eines Himmelskörpers für seine Coor- dinaten =, y, z und die Componenten seiner Geschwindigkeit x, y', 2’ erhalten werden. Die Elemente, in Bezug auf welche an dem angeführten Orte die partiellen Differentialquotienten ange- geben werden, sind a die halbe grofse Achse, = die Epoche der mittlern Anomalie für 2=0, e die Excentricität der Ellipse, w der Winkel zwischen dem Perihel und aufsteigenden Knoten, der aufsteigende Knoten der Ebene der Bahn mit der Ebene der xy, i die Neigung der Ebene der Bahn gegen dieselbe Coordina- tenebene. Da die Anzahl der partiell zu differentiirrenden Aus- drücke, so wie die Anzahl der Grölsen, nach welchen jeder diffe- rentiirt wird, sechs beträgt, so wird man im Ganzen 36 solcher partiellen Differentialquotienten =; = etc. haben, welche S. 305 und S.309 der erwähnten Abhandlung übersichtlich zusammen- gestellt sind. Diese 36 Ausdrücke werden gebraucht, um die Coäffcienten der Lagrange’schen Störungsformeln zu bilden, in welchen die partiellen Differentialquotienten der Störungsfunction 179 2, in Bezug auf die Elemente a, = ete. genommen, durch’ die “a = etc. ausgedrückt werden. Man kann hieraus umgekehrt die Ausdrücke der Grölsen er = etc. durch die partiellen Differentialquotienten en, en etc. ableiten. Aber Poisson hat Störungsformeln gegeben, durch welche man direct diese letztern Ausdrücke findet. Um in diesen Störungsformeln die Coäfhicienten zu bestimmen, hat man die sechs Integralgleichungen der elliptischen Bewegung nach den Grölsen a, = ete. aufzulösen, so dals diese Grölsen Functionen von x, y, 2, x, y', z' und von 2 werden, und dann diese Func- Differentialen der gestörten Elemente tionen nach &, y, 2, =, y’, z’ partiell zu differentiiren. Man wird auf diese Weise wieder 36 Ausdrücke en ER etc. erhal- ten, aus welchen die Coefficienten der Poisson’schen Formeln zusammengesetzt sind. Statt der Gröfsen a, e etc. kann man irgend welche belie- bige, aber von einander unabhängige sechs Combinationen der- selben als Elemente einführen. Hat die Zahl % dieselbe Bedeu- tung wie in der angeführten Abhandlung, d.h. ist %? die Gröfse der anziehenden Kraft für die Einheit der Distanz, so will ich 2 = statt a die Gröfse En statt = die Zeit des Periheliums = — T .. statt e die Quadratwurzel des halben Parameters mit k multipli- zirt oder die Grölse kyp = KV alt—e?), statt i die Grölse kyp cosi als Elemente einführen. Setzt man k? R nr kyYp=ß, Kyp.cosi=y, 3 a? 14 ’ r Bar w =ß', 83 = so wird man leicht aus den Ausdrücken En, — etc. die par- E.. . . . d ' er gone von x, y5 2, "=. = n != . in Re auf &, £, y, @', 2’, y’ genommen, oder die 36 Ausdrücke n h ZB etc. ableiten können. Ebenso wird man, wenn die Re = En etc. bekannt sind, daraus leicht die 36 REEL Zu Me: etc. finden. Aber wenn man diese neuen nur wenig modifizirten Elemente wählt, und die partiellen Diffe- 180 rentialquotienten der letztern Art mit den partiellen Differential- quotienten der erstern Art vergleicht, so wird man den merk- würdigen Satz finden, dafs die 36 partiellen Differential- quotienten nn “ie etc. den 36 partiellen Differen- tialquotienten ea: = etc. gleich oder von ihnen nur durch das Zeichen verschieden sind. In der That hat man: de da’ BE HB AR NNCT: dy 7 a 2a oe. ce de _: da BEER Ken 2 > N U ME eN (m dr. de ae de BEN? SPRNER a N TEEN ae dx’ du Bey. dB de dy da’ de’ de de? My da ? und ganz ähnliche Formeln, wenn man y und z für & setzt. Da «’ die Zeit des Periheliums ist, so kommen in den Integralgleichungen der elliptischen Bewegung die Grölsen z und « nur in der Verbindung z—«’ vor; man hat ferner zufolge des Satzes von der lebendigen Kraft: iz , BE, k* (ax HIT a= Hieraus de _ de de 7 he "ae u Bee Rx ge Saw + yy + ash? woraus man sieht, dafs die Gleichung — ee =— on und die ähn- lichen in Bezug auf y und z die Differentialgleielungen des Problems selber sind, welche also nur besondre Formeln aus einem Systeme ganz ähnlicher sind, welche aus den Inte- gralgleichungen abgeleitet werden können. Es giebt eine unendliche Menge Systeme von Elementen, welche man für «, 2 etc. wählen kann und für welche die obigen Formeln ebenfalls gelten; alle diese Systeme können aus einer allgemeinen Formel gefunden werden. 181 Ich habe das Beispiel der elliptischen Bewegung eines Him- melskörpers gewählt, weil in diesem das Theorem durch die be- kannten Formeln ohne Schwierigkeit verifizirt werden kann. Aber es ist das im Vorigen aufgestellte Theorem nur ein besonderer Fall eines allgemeinen, welches für alle Probleme der Me- chanik gilt, in welchen das Prinzip der Erhaltung der lebendi- gen Kräfte stattfindet, und auch aulserdem für den Fall, in wel- chem die Kräftefunction aulser den Coordinaten noch die Zeit z explicite enthält, wenn man in den Lagrange’schen Formeln der Dynamik Kräftefunction diejenige Function nennt, deren partielle Differentialquotienten, in Bezug auf die rechtwinklichten Coordinaten der Punkte des Systems genommen, die auf diese Punkte in der Richtung der Coordinatenachsen wirkenden Kräfte geben. Nach einer allgemeinen Formel, welche eine willkührliche Function involvirt, kann man immer solche Systeme von Elemen- ten finden, für die mit den obigen ganz analoge Formeln gelten. Auch führt eine besondere Methode der Integration, welche ich an einem andern Orte mittheilen werde, schon von selber auf solches System Elemente. Wenn das System materieller Punkte ganz frei ist, so werden ein derartiges System Elemente in allen mechanischen Problemen von der bezeichneten Gattung, die dem Werthe z= 0 entsprechenden Werthe der Coordinaten und der nach den Coordinatenaxen zerlegten Geschwindigkeiten der mate- riellen Punkte. Wenn zwischen den n Punkten irgend. welche Verbindungen stattfinden, welche durch 32n— m Bedingungsglei- chungen gegeben seien, so kann man die Position der Punkte immer durch zn von einander unabhängige Gröfsen g,, 92-.:-9 m bestimmen. Setzt man g; = rk und drückt man die halbe leben- dige Kraft des Systems 7’ durch g,, 92 ++» Gm» 913 92 ++. 9, aus, so werden ein System Elemente der genannten Art die dem =0 entsprechenden Werthe der Gröfsen g;, 93 --.9„ und der Grölsen at aT at BT Se RE Nennt man diese Anfangswerthe g9, 95-9. Pd» PL ++. pP, so ‚hat man immer: 152 dg; ps dg; dqz PR "A. PFAD "Tr dp; ap: dp; ag: GT ed ° in welchen Formeln jeder der beiden Indices i und # alle Werthe 4, 2...n annehmen kann. Um die partiellen Differentialquotien- ten links vom Gleichheitszeichen zu erhalten, hat man in die Integralgleichungen des Problems die Grölsen g? und p? als die willkührlichen Constanten einzuführen, und sie dann nach den Gröfsen g,;, und p,; aufzulösen, so dals Bes derselben eine Func- tion von zZ und von den 2m Grölsen g?, p? wird. Umgekehrt hat man, um die partiellen Differentialquotienten rechts vom Gleichheitszeichen zu finden, die Integralgleichungen nach den Gröfsen g?, p? aufzulösen, so dals jede derselben eine Function der 2m en g; und p; wird. Man sieht leicht, dafs man die letztern Ausdrücke aus den erstern blols dadurch erhalten kann, dals man g, und g), p, und p? mit einander vertauscht und — 2 für £ setzt. Für die nämlichen Systeme der Elemente erhalten die Stö- rungsformeln eine möglichst einfache Gestalt, indem das Diffe- rential jedes gestörten Elements einem einzigen partiellen Diffe- rentialquotienten der Störungsfunction gleich wird, dessen Coefh- cient nur +1 oder —1 ist, wie dies für die Elemente 9°, p? bekannt ist. Königsberg, den 21. Nov. 1838. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Baron de Reiffenberg, des Legendes poetiques relatives aux invasions des Huns dans les Gaules, et du Poäme de Waltha- rius. (Extr. du Tome V des Bullet. de l’Acad. Roy. de Bruxel- les). 8. L’Institut. 1.Section. Sciences math. phys. et natur. 6. Annee. No. 256. 22. Nov. 1838. Paris. 4. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. 12, Heft5. Halle 1838. 8. Mädler, tabellarisch-graphische Darstellung der Witterung Ber- lins. 9. Jahrgang vom Juni 1837 bis Mai 1838. 4. 6 Exempl. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 2. Semestre, No. 20. Paris 12. Nov. 1838. 4. ne 183 Gerhard, etruskische Spiegel. Heft 1. Berlin 1839. 4. G. Schueler, Bericht an das fürstl. Wallachische Ministerium des Innern über die Erdspaltungen und sonstigen Wirkungen des Erdbebens vom % Januar 1838. Boucarest 1838. Fol. (In Wallach., Deutsch. u. Franz. Sprache). Auf Veranlassung des Hrn. Ritter wurde beschlossen, der Königl. Geographischen Gesellschaft zu London ihrem Wunsche gemäls die Abhandlungen der Akademie, und zwar vom J. 1822 an, zukommen zu lassen, und die künftig erscheinenden regelmä- [sig zuzusenden. 10. December. Sitzung der physikalisch -ma- thematischen Klasse. Hr. Encke las über die diesjährige Erscheinung des Pons’schen Cometen. Der Comet wurde von dem Gehülfen der Sternwarte Hrn. Galle am 16. Sept. aufgefunden. Er erschien als ein ungemein schwacher Nebel von 2 bis 3 Minuten im Durchmesser, den zu erkennen auch dann häufig noch schwer ward, wenn man auch seinen Ort genau wulste. Während des Septembers nöthigte seine Lichtschwäche auf alle Erleuchtung der Fäden in dem grolsen Refraktor Verzicht zu leisten, und nur durch Einstellung in die Mitte eines 14 Minuten im Durchmesser haltenden Gesichtsfeldes, und Ablesung der Kreise des Instrumentes, seinen Ort zu bestim- men. Im Oktober und November konnte er mit hellen Fäden im dunkeln Felde beobachtet werden. Zuletzt ward er am 28. Nvbr. in 2% Grad Höhe gesehen, und konnte ohne Erleuchtung beobachtet werden, da die Dämmerung noch hell genug war, um die Fäden sichtbar zu machen. In der äulseren Erscheinung zeigte er nichts auffallendes. Er schien melır einem Strahlenbüschel, von einem unbestimmt be- grenzten helleren Punkte ausgehend, zu gleichen, als einem EI- lipsoid in welchem der helle Punkt eccentrisch läge. Die Sterne mit welchen der Comet verglichen wurde finden sich mehrentheils in der Zist. ce. und Bessels Zonen, wenig- stens die auf welche die schwächeren Sterne, welche eigentlich zur Ortsbestimmung gedient hatten, bezogen waren durch die Vergleichung am Instrumente selbst. Einige der in den beiden 184 Monaten September und Oktober benutzten Sterne, welche in den oben erwähnten Beobachtungsreihen fehlten, konnten noch gleich- zeitig am Meridiankreise bestimmt werden. Nur an zwei Aben- den Nvb.5. und 25. fehlte bis jetzt jedes Mittel den Ort des Ster- nes genähert zu erkennen. Die folgenden Beobachtungen bedür- fen Alle der Verbesserung, welche eine schärfere Beobachtung der Sterne geben wird. Sie sind frei von allen Correctionen mit der vorausberechneten Ephemeride verglichen. Beobachtet. Rechng. — Beob. AR. E | Decl. E Aa cos 188 |MBel.zu| RG | De | Arms | a8 As RO TE AETER OP RT" RE 1533 M. Berl. Zt. Spt. 1614 037| 3813 2211 | +3322 322 | + 141.1 | +1289 17/1152 0| 381327,7| 33423554|+ 2 71|+132,8 ı9|ı1 410| 3812 90| 3428 39|-+ 235,6 | +110,7 21\125654| 38 8 54| 3517599 |+ 232,0 | +136,6 22111213) 38 4388| 354144,6|+ 250,1|+118,7 23|11 8 5| 38 0341| 36 731,8 |-+ 243,4 | +127,5 24\ı2 358| 375458,7| 3635340 |+ 253,7 | +1 16,7 25/1110 9| 3749364| 37 148,7|+ 214,3|+137,6 27/11 215| 373316,4| 375946,7 | + 223,0 |-+131,0 29|151127| 37 9152|) 39 6409| + 2412| +2 8,6 30|145944| 3655512] 393921,1|-+ 2520|+2 0,6 Okt. 1|163031 | 3638493| 401538,0|+ 341,5 | +154,4 ı2| s5552| 3715522| 4755 1,6|+ 323,3 |+322,6 14| 84359| 292222,7| 4945505 |+ 321,5 | +3 34,0 18| 73723| 24 142,7| 5354 72|-+ 3194| +4444| 21) 72534| 174727,7| 5726 65|+3 14|+6 75 23) 75236| 175238,7| 5956142 |-+ 230,5 |-+7 9,4 24| 7184| 820268| 6cı 8159| +2 02|+748,5 25\125552| 3 5319| 6236 43|+ ı 2,3 | +8 20,0 26| 65355 35924 41,0| 6335175 |-+ 031,5 |+9 3,8 Nvb. 4|ıı 019 [292 4828,4| 5936325 | —13 39,5 | +3 43,9 6|125636 |ası 8262| 5358231 | —1443,0 | +0343 slı0 3 21273 6554| 48 4 76) —1515,8| —121,6 10 |10 122 |26634481| 4128265) —15268)—3 1 12| 62824 |26151440| 3525432 | —1546,8 | —4 10,2 13| 640 5|2594213,3| 321444, | —1459,2 | —4 21,6 ı9| 64521 |25037129| 155557,9 | —1253,5 | —433,1 23| 54940 |24644%5,1| 742558 | —10170| —4 7,5 26| 52254 241109 191] 236130 |— 858,3 | —333,8 28| 513 2 243 1410,83 | — 02440,6 | — 8 3,5 | —252,3 185 Von der Parallaxe sind die Beobachtungen bereits befreit. Stellt man diese Fehler mit den Differentialquotienten der Elemente, wie Hr. Bremiker sie zugleich mit der Ephemeride berechnet hat, zusammen, so zeigt sich auf den ersten Blick, dals sie hauptsächlich und fast allein, davon herrühren, dafs die Zeit des Durchgangs durch das Perihel zu früh angesetzt ist, oder die mittlere Anomalie um etwa 50” verkleinert werden mufls. Wählt man z.B. folgende fünf Örter, für welche Beobachtungen gleich- zeitig mit berechneten Differentialquotienten vorhanden sind, so hat man aus der AR. folgende Bedingungsgleichungen:: Spt. 25 + 154” +. 2,9537 AM = 0 Okt. 13 + 202 + 4,6002 » 23 + 150,5 + 3,5107 » Nvb. 13 — 911 — 18,113 » = 0 23 — 617 — 12,5102 » 0 aus welchem AM = — 49/60 folgt. Die Deklinationen dersel- ben Tage geben die Bedingungsgleichungen: I 1 oo Spt. 25 + 88” + 1,5689 AM = 0 Okt. 13 + 202 + 4,1098 nn =(0 23 + 429,4 + 9,0427 » = 0 Nyb. 13 — 259 — 42897 » = 0 23 — 247,5 — 42988 » = 0 aus welchen AU = — 50/91 folgt. Die Übereinstimmung bei- der unabhängig gefundenen Werthe zeigt, dals diese Correction die hervorragendste sein muls. Mit AU = — 49/87 aus beiden, werden die übrigbleibenden Fehler Spt. 23 + 96 + 98 Okt. 13 — 27,4 — 3,0 23 — 24,6 — 21,6 Nvb. 13 — 7,4 + 45,1 23 + 6,9 + 33,1. Diese Änderung der Durchgangszeit könnte in der Unrichtigkeit der Elemente begründet sein. Da indessen die Durchgänge von 1832 und 35, die mit denselben Elementen berechnet sind, keine so grolse Fehler zeigen, ja selbst ein im Zeichen entgegengesetz- tes AM verlangen, so ist es wahrscheinlicher, dals wenigstens ein beträchtlicher Theil der Verbesserung dem schon bei der Bekannt- 'machung der Ephemeride bemerkten Umstande zuzuschreiben ist, 186 dafs die im Grunde noch ganz willkührlich angenommene Mer- kursmasse, gerade bei diesem Durchgange ungewöhnlich stark ein- wirkt. Der Einfluls derselben, der früher weniger merklich war, bringt in diesem Jahr in AR. ein Inkrement von + 115” hervor. Wollte man die Abweichung ganz auf die Merkursmasse schie- ben, so würde diese um #9 oder fast die Hälfte zu verringern sein. Eine Änderung der nichts entgegensteht. Im Gegentheil wird sie nicht unwahrscheinlich, wenn man die Dichtigkeiten der Planeten zusammenstellt. Nach den bisherigen Annahmen sind nach Hansen (Schum. Jahrb. f. 1837. pg.141) die Dichtigkeiten von . 2,94 0,923 1,000 0,948 0,238 0,138 0,240 so dafs $ eine ganz überwiegende Dichtigkeit hat. Verringert man die Masse um 4°, oder multiplicirt man sie mit 55, so wird die Dichtigkeit = 1,66, so dals unser Sonnensystem gleichsam in zwei Gruppen getheilt wird, die obern Planeten bis Mars deren Dichtigkeit sich der der Erde nähert, und die untern Planeten deren Dichtigkeit um 4 herumschwankt. Es würde zu voreilig sein aus den diesjährigen Cometenbeobachtungen schon jetzt gleich auf die Grölse der Verringerung der Merkursmasse schlielsen zu wollen. Das Zusammennehmen aller früheren Erscheinungen, und vielleicht erst einer oder zweier künftiger, kann allein darüber entscheiden. Indessen kann man auch schon jetzt es als entschie- den ansehen, dals die Laplacesche Merkurmasse verringert werden muls und zwar nicht unbeträchtlich. ort Da, 00 13. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Bopp las über die celtischen Sprachen vom Gesichtspunkte der vergleichenden Sprachforschung. A. Pictet hat in seiner vortrefflichen, vom Institut zu Paris gekrönten Preisschrift «De /’affınizd des langues eeltiques avec le Sanscrit» den Beweis, dals das Celtische zum Sanskrit in einem sehr innigen, über alle Theile der Grammatik sich erstreckenden 187 Verhältnisse stehe, mit wissenschaftlicher Schärfe geführt, aber diejenigen Erscheinungen unerörtert gelassen, die jener Sprach- klasse, deren vollkommenstes Glied das Irländische ist, das Gepräge einer fremdartigen Eigenthümlichkeit geben, besonders im Dekli- nationssystem, welches auch den Verf. in seiner im J. 1823 gelese- nen Abhandlung über die Pronomina der beiden ersten Personen veranlafst hat, die celtischen Sprachen aus dem engeren Kreise der an das Sanskrit sich anlehnenden Idiome auszuschliefsen. In ge- genwärtiger Untersuchung glaubt aber der Verf. so glücklich ge- wesen zu sein, den Schleier zu lüften, unter welchem im Celti- - schen ein grofser Theil angeborener Familienzüge verborgen liegt, die unter dieser Hülle den Charakter der Unvereinbarkeit mit dem Alt-Indischen und allem was ihm nahe steht, an sich tragen. Hierzu gehört die nach Verschiedenheit des Geschlechtes und der Casus den Anfangsbuchstaben der Substantive und Adjektive sich mittheilende Aspiration. Die Feminina werden im Irländischen, wenn ihnen der Artikel, oder einem Adjektiv das Substantiv, dem es angehört, vorangeht, insofern sie mit einem aspirationsfähigen Consonanten anfangen — d, t und s ausgenommen — im Nom.sg. und dem ihm gleichlautenden Accus. aspirirt, nicht aber im Geni- tiv, dann wieder im Dativ; im Plural jedoch in gar keinem Casus. Dagegen bleiben die Masculina im Nom. und Acc., den die Femi- nina aspiriren, ohne Aspiration, aspiriren dagegen den von den Fe- mininen unaspirirt gelassenen Genitiv, und in Gemeinschaft mit dem Femininum auch den Dativ. Man sagt an cholam die Taube, _ aber na colaime der Taube, im Gegensatze zu an chu der Jagd- hund, anchon des Jagdhundes. Der gemeinsam aspirirte Da- tiv lautet do’n cholam oder do’n cholaime, do ’n choin. Den Grund i dieser sonderbaren Aspirationsvertheilung glaubt der Verf. in dem _euphonischen Einfluls des Artikels auf das folgende Wort gefunden zu haben, wobei man jedoch die wahren Endbuchstaben wieder - herstellen muls, die im erhaltenen Sprachzustand, in allen celtischen Dialekten, verschwunden sind. Der Gegensatz zwischen an cu und ' an cholam erklärt sich daraus, dafs der weibliche Artikel früher ana gelautet haben muls, wie im Altslawischen dem männlichen on jener ein weibliches ona gegenübersteht, und im Litthauischen ana gegen anas oder ans. Durch den Einfluls des a von ana aber 188 ist die Aspiration des Nom. cholam veranlalst worden, nach dem- selben Prinzip, wornach im Hebräischen z.B. Zi-phil, ni-phal ge- gen piel, hith-pael gesagt wird. Im Irländischen wird man aber an dem Grunde der Erscheinung besonders noch dadurch irre, dafs im Genitiv na colaime dem männlichen an chon gegenübersteht, so dafs hinter dem Vocal, welcher Aspiration bewirken sollte, eine Tenuis, und dagegen hinter dem n des männlichen Artikels eine Aspirata gefunden wird. Hier aber muls wieder in einem frühe- ren Sprachzustand Auskunft gesucht, und erwogen werden, dals im, Sanskrit und Griechischen, wie noch heute im Litthauischen, die weiblichen Genitive fast ohne Ausnahme mit s enden, während die männlichen in der in Rede stehenden Wortklasse vocalisch schlie- fsen: ToV oder 7010 gegen 715 Tas; im Sanskrit Ra tasya gegen matt tasyäds, und im Litthauischen zo gegen zds, ano gegen ands. So muls auch im Irländischen die männliche Form an früher noch einen Vocal gehabt haben, der die Aspiration erzeugte, und die weibliche Form na (verstümmelt aus ana) mufs hinter dem @ noch ein s gehabt haben, welches zu einer Zeit verschwunden ist, wo die Vocale keine Aspirationskraft mehr auf das folgende Wort aus- übten. Im Dativ endeten beide Geschlechter mit einem Vocal; daraus erklärt es sich, dals im Irländischen sowohl do ’n cholaime als do ’n choin gesagt wird. Das i von choin erklärt der Verf. als zurückgebliebene euphonische Wirkung des weggefallenen Casus- zeichens e; also früher choin-e, wie im Skr. IA sun-£, und analog den zendischen Dativen wie vw asmain-e, euphonisch fürasman-£. Das e aber, welches fast alle weiblichen Genitive schliefst, deren Nominat. auf einen nicht aspirirten Consonanten ausgeht, z.B. na coise des Fulses gegen an chos, dieses e scheint eigentlich dem Stamme anzugehören, und aus dem 7 hervorgegan- gen zu sein, welches im Skr. die weiblichen Stämme charakterisirt, z.B. #zAt mahat? magna, vom männlich-neutralen Stamme Haar mahat. Das a im Plural na cos-a die Fülse wird also wohl dem indischen as von Tzraf mahaty-as entsprechen. Die mit s anfangenden Wörter bieten, wenn dem s ein Vocal oder / oder r folgt, die sondnrbare Erscheinung dar, dafs sie in den Casus, wo wir vorhin aspirirte Consonanten gesehen haben, dem anlautenden s ein z vorsetzen; z.B. von an sruth der Gelehrte g 189 lautet der Genit. an £sruith oder an tsrotha, und der Dat. do’n tsruith; und dagegen bildet sorar Schwester im Nomin. an tso- rar, im Gen. na sorar und im Dativ wieder do ’n zsorar. Das ge- naue Begegnen der ein £ vorschiebenden Formen mit den aspiri- renden lälst kaum einem Zweifel Raum, dafs die beiden Erschei- nungen auf gleichem Prinzip beruhen, dafs also das vorgeschobene £ ebenfalls durch den Einflufs „eines in einem früheren Sprachzu- stande die Form des Artikels schliefsenden Vocals erzeugt sei. Die Setzung von zs statt eines aspirirten s erinnert an den Umstand, dafs im Hochdeutschen das Lautverschiebungsgesetz, welches Te- nues in Aspiratae umgewandelt hat, auf die linguale Tenuis so wirkt, dals es dieselbe in z umwandelt, d.h. ihr ein s statt eines % beifügt. Im Irländischen wird umgekehrt dem s ein z vorgeschoben; wahr- scheinlich aber ist das jetzt bestehende zs aus ss entstanden, so dafs ursprünglich dem s, wie im Hochdeutschen dem z, ein Zischlaut statt der Aspiration beigefügt worden. Aus ss aber konnte leicht ts werden, in Übereinstimmung mit einem skr. Lautgesetze, wor- nach unter gewissen Umständen, zur schärferen Absonderung der Aussprache, s vor s in z übergeht, und z.B. von a1 vas wohnen das Futurum IM vat-syämi für vas-sydmi, und das viel- förm. Prät. HATT avät-sam für aväs-sam kommt. Daszin irländischen Formen wie an ziasg der Fisch erklärt der Verf. ebenfalls aus s, und betrachtet es als die vom Artikel in das fol- gende Wort hinübergezogene Casus-Endung, also an tiasg für ant iasg aus uns iasg; und da der verlorene Accus. im Celtischen ohne Ausnahme durch die Form des Nom. ersetzt wird, so bedeu- tet an tiasg auch piscem, und so verhält es sich mit allen voca- lisch anfangenden Masculinen. Im Plural aber hat sich das s, wo- mit im Sanskrit und Gothischen in der gewöhnlichen Declination alle männliche und weibliche Nominative enden, in Gestalt eines h ebenfalls vom Ende des Artikels in den Anfang des folgenden Wortes hinübergezogen, und ebenso das s der Dativ- Endung :71 &yas, lat. dus, litth. as, und zwar in beiden Geschlechtern; also na hiasca oder na heise pisces, dona hiascaibh piscibus, 2 so auch na hogha virgines, dona hogaibh virginibus, und im sin- gularen Genitiv na hoigh; aber nicht an heisg oder an teisg des Fisches, sondern an &isg; und wiederum nicht an hoigk oder an 190 toigh virgo, sondern an oigh, weil im Nominativ nur dem männli- chen, nicht dem weiblichen Artikel, und umgekehrt i im Genit. nur dem weiblichen, nicht dem männlichen ein s zukommt, welches sich hinter rn in Gestalt eines z, hinter Vocalen aber als A erhalten hat. Gewils aber ist es, dals alle diese sich einander durchkreu- zenden und den Blick verwirrenden Erscheinungen, so lange man ihre leitenden Prinzipien nicht erkannt hatte, dem celtischen De- clinationssystem ein höchst originelles Ansehen geben mufsten, wodurch auch O'Reilly veranlalst wurde, die Declinationen nach den Anfängen, und nicht nach den Endungen der Wörter einzu- theilen. Auch im Genitiv plur. ist der Nasal, der im Sanskrit, Zend, Griechischen und Lateinischen diesen Casus schlielst, im Germani- schen, Litthauischen und Slawischen aber spurlos untergegangen ist, im Irländischen vom Ende des Artikels in den Anfang des fol- genden Substantivs hinübergezogen worden, und zwar, nach Mals- gabe des folgenden Anlauts, entweder unverändert, oder in voll- ständiger, oder halber Assimilation; z.B. na nogh der Jung- frauen, na mbar der Söhne, na zlurus oder na diurus der Tagereisen. Die irländischen Grammatiker belegen diese Er- scheinung, deren Grund bisher unerklärt geblieben ist, mit dem Namen Eklipse, weil der wahre Anlaut des Substantivs durch einen Vorschlag getrübt wird. Diese Erscheinung erstreckt sich auch auf die Plural- Genitive der Adjektive, wenn ihnen das Substantiv, worauf sie sich beziehen, vorangeht; ferner auf die Ausdrücke ge- zählter Gegenstände, denen die Zahlbenennungen seach£ 7, ocht 8, naoi 9 und deich 10 vorangehen; wobei zu berücksichtigen ist, dals diese Zahlwörter ursprünglich mit einem Nasal enden, und im Skr. IT saptan, SET as tan, Mel navan, zu dasan lauten. Das celtische ‚Conjugationssystem bietet weniger scheinbare Eigenthümlichkeiten dar; und seine Übereinstimmungen mit dem des Sanskrits und der übrigen Schwestersprachen treten viel deut- licher hervor, als die der Declination; besonders im Irländischen. Unter den Personalendungen verdient die Bezeichnung der ersten Pluralperson durch maoid oder mid einer besonderen Beachtung, wegen ihrer auffallenden Übereinstimmung mit der zendischen Form weswg maidhE& und griechischen 49a, die im Sanskrit 191 zu T& mah£, aus mad£, sich entstellt hat.“ Dagegen schliefst sich die gewöhnlichere Form mar, wie schon Pictet bemerkt hat, an die skr. Endung ma s, mit der nicht befremdenden Verwechslung des s mit r, die auch in der Endung der 3ten Pluralperson des Präter. vorkommt, wo tar oder dar aus der Dual-Endung A 2as hervorgegangen zu sein scheint, wie im Lateinischen die Endung tis der 2ten Person nicht mit der skr. Plural-Endung % /a, son- dern mit dem dualischen a7 _/as übereinstimmt. Die V£dische Plural- Endung Aftt masi, die im Zend unter der Form yaw.wg mahi ohne Ausnahme die erste Pluralperson der Haupt- Tempora bezeichnet, findet im Irländischen ebenfalls ihren Anklang, durch die Form mais oder mois, deren i als Folge der Rückwirkung des hinter dem s gestandenen ; anzusehen ist, gerade wie in der 2ten Singularperson des Präter: das i, z.B. von mhealais du betrogst, gegenüber dem blofsen a von mhealas ich betrog, durch den Einfluls der Personal-Endung 7s zu erklären, die in skr. Formen wie arte atäuts?s du quältest dem am von YAlreım atäut- sam ich quälte gegenübersteht. Das Irländische hat von sam und sis nur das s gerettet, neben der assimilirenden Wirkung, welche die Endung is zur Zeit ihres Daseins auf die vorhergehende Sylbe geäulsert hat. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae. Editio emandatior con- silio B. G. Niebuhrii instituta: Ioannes Lydus, ex recogn. Imm. Bekkeri. Bonn. 1837. 8. 5 Exempl. Paulus Silentiarius, Georg. Pisida et Sanctus Nicephorus Cpoli- tanus, ex recogn. Imm. Bekkeri. ib. eod. 5 Exempl. Georgius Phrantzes. Ioannes Cananus. Ioannes Anagnostes, ex recens. Imm. Bekkeri. ib. 1838. 5 Exempl. Georgius Cedrenus Ioannis Scylitzae ope ab Imm. Bekkero supplet. et emendat. Tom.I. ib. eod. 5 Exempl. Theophanes Continuatus, Ioannes Cameniata, Symeon Magister, Georgius Monachus, ex recogn. Imm. Bekkeri. ib. eod. 5 Exempl. Procopius ex recens. Guil. Dindorfii. Vol.3. ib. eod. 5 Expl. Monumenta Historiae Patriae edita jussu Regis Caroli Alberti. Leges municipales. August. Taurinor. 1838. Fol. 10* 192 Comptes rendus hebdomadaires des Scances de l’Academie des Sciences. 1838. 2.Semestre. No.21. 22. 19 et 26Nov. Paris. 4. L’Institut. 1.Section. Sciences math. phys. et nat. 6.Ann. No. 257. 258. 1838. 29 Nov. et 6. Dec. Paris. 4. 2. Section. Sciences hist. archeol. et philos. 3. Annee. No.33. Sept. 1838. ib. 4. 20. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ehrenberg las über dem blofsen Auge unsicht- bare Kalkthierchen und Kieselthierchen als Hauptbe- standtheile der Kreidegebirge. Der Verf. theilte 1836 der Akademie mit, dals aus seiner mikroskopischen Untersuchung der Kreide und anderer Kalkarten sich ein charakteristisches einer Crystallisation wenn nicht ganz gleiches doch sehr ähnliches Verhältnifs bei den kleinsten Thei- len der Kreide gefunden habe, welche als regelmäfsige elliptische gekörnte Blättchen erschienen. Die weitere Untersuchung des organischen Einflusses auf die Kalkbildung hat noch andere merk- würdige Resultate ergeben. Die Kreide von Puskaresz in Ost- preufsen, von der Insel Rügen, von Schonen, von den dänischen Inseln, von Gravesand, Brighton und Norwich in England, von Irland, von Meudon bei Paris und von Cattolica und Castrogio- vanni bis an die Küste von Girgenti in Sizilien zeigt zwei ver- schiedene Zustände, einen unorganischen, wohl secundären, wel- cher sich durch die höchst regelmälsigen elliptischen gekörnten Blättchen und deren Fragmente oder Anfänge ausspricht, und einen organischen, wahrscheinlich primitiven, welcher aus mikro- skopischen Polythalamien besteht. Alles was man von kleinen dem blofsen Auge nur als Körnchen sichtbaren mikroskopischen’ Kalkthieren, Nautiliten oder Polythalamien des Meeres- Sandes und der Tertirbildung seit 100 Jahren von Janus Plancus und Soldani an bis auf die neueste Zeit berichtet hat, wird weit übertroffen durch die zahllosen Mengen viel kleinerer, dem blo- fsen Auge völlig unsichtbarer Thierchen, welche der Verf. neu- erlich als einige jener ganzen Kreidegebirge bildend beobachtet hat. Wenn schon d’Orbigny, Nilsson, Pusch und andere geologische und zoologische verdienstvolle Beobachter von ein- zelnen grölseren Formen polythalamischer Nautiliten in der Kreide 193 Frankreichs, Schwedens und der Bukowina seit 1826 berichtet haben, wenn der Verf. selbst früher (1836) der Akademie die Existenz von vielen kalkschaligen Polythalamien in den Feuer- steinen der Kreide anzeigte, welche wohl auf die Anwesenheit überausgrofser Mengen solcher Körperchen in der Kreide schlie- fsen liefsen, und wenn er diese in der 1837 gedruckten Tabelle Rotalites ornatus (Lenticulina Lonsdale) und Textularia globulosa (Discorbis Lonsd.) als Hauptformen an Polythalamien, Cypris Faba? aber (Cytharina Lonsd.) als ein Entomostracon der Kreide nannte, wenn ferner Herr Lonsdale in London neuerlich (1837) bis 1000 mit dem blofsen Auge als weilse Körnchen sichtbare in 1 Pfund englischer Kreide fand, so sind die Zahlen und Massen, welche die neueste Beobachtungsmethode dem Verf. an mit blo- fsem Auge meist ganz unsichtbaren Formen ergeben hat, von ihm zwar erwartet, aber bei weitem grölser. Er bediente sich hierzu einer besonderen Beobachtungsmethode. Da nämlich der Kalk und die Kreide beim Verdünnen mit Wasser und 300 maliger Vergröfserung aulser den gekörnten Blätt- chen noch gröbere undurchsichtige Theile enthält, die Anfangs nur dunkle Pakete von jenen elliptischen Blättchen oder kleine Fragmente grölserer Organismen zu sein schienen, so versuchte der Verf. verschiedene die Durchsichtigkeit verstärkende Öle und Balsame, von deren Wirkung und Anwendbarkeit er schon bei Infusorien Gebrauch gemacht und in dem Infusorienwerke Mel- dung gethan hatte, die aber dort weniger vortheilhaft erschienen, indem sie bei vielen Formen die Durchsichtigkeit bis zum Ver- schwinden aller Schattirungen und Umrisse erhöhten. Ganz aus- gezeichnet gelangen diese Experimente aber bei den Kreidethier- chen, und ganz besonders schön durch Terpentin, dessen beste Art auch des Geruchs halber die der Pirus balsamea ist, welche als Balsamum canadense in den Öfficinen gehalten wird. Die Anwendung desselben auf dünn vertheilte trockne Kreide gab ihm besonders nach dem Erwärmen als klares, früher nur undeutli- ches Resultat, dals dieselbe eine so überaus grofse Zahl von mi- kroskopischen bisher unbekannten Polythalamien oder sogenannten Nautiliten von nur }; bis „{; Linie Gröfse enthält, dals oft weit über 1 Million auf jeden Cubikzoll, mithin weit über 10 Millio- nen auf 1 Pfund Kreide kommen. In der weilsen und gelben 194 Kreide des nördlichen Europa’s sind die den crystallinischen analogen Theile dem Volumen der Masse nach den organischen Überresten zuweilen gleich oder etwas mehr, allein in. der südeuropäischen Kreide sind dieselben Organismen und. deren sichtliche Fragmente bei weitem überwiegend und diese beste- hen, wie es scheint ausschliefslich, aus wohl erhaltenen Polytha- lamien. Wenn aber von Millionen Polythalamien in jedem Cu- bikzoll gesprochen wurde, so waren damit nur die wohl erbal- tenen gemeint, deren der 4° Theil einer Cubiklinie oder jeder #4 Gran Kreide oft 150 bis 200 zählen läfst, was 600 bis 800 auf jede Cubiklinie, etwa 1800 bis 2400 auf jeden Gran und 1,036000 bis 1,382400 auf jeden Cubikzoll ergiebt. Aufser den polythalamischen Kreidethierchen haben sich in Gravesand bei London auch Kiesel-Infusorien in der Kreide ge- funden. (*) Ferner fanden sich in dem in Paris von Hrn. E. un- tersuchten Polirschiefer aus Oran in Afrika (tertiirem Mergel nach Rozet) Kreidethierchen, dieselben fand er neuerlich auch im Polirschiefer von Zante, ja es hat sich zuletzt ergeben, dafs aller Kreidemergel Siziliens, welcher Gebirgszüge daselbst bilden hilft, und den Friedrich Hoffmann als sichres Glied der Kreide- formation erkannt hat, aus sehr wohl erhaltenen Kiesel - Infuso- rien mit Einschlufs mehrerer der charakteristischen Kreidetbier- chen gebildet ist. Ähnliche Kreide-Infusorien-Mergel oder kalk- haltige Polirschiefer sind vom Verf. in griechischen Mineralien, welche Hr. Fiedler in Dresden mitgebracht hat, in 3 Proben derselben erkannt worden und es hat sich ergeben, dafs viele Kie- sel-Infusorien des Kreidemergels von Sizilien, Oran, Zante und Griechenland übereinstimmend dieselben sonst nirgends beobach- teten Arten sind. Endlich hat der Verf. bei Untersuchung des ägyptischen Nummuliten-Kalkes von Cahira und den Pyramiden von Gyzeh, deren Proben er selbst von dort mitgebracht hat, auch in diesem die mikroskopischen Thierchen der süd- und nord- europäischen Kreide beobachtet. Es scheint dals sich hieraus fol- gende Resultate ergeben: 1) Viele, wahrscheinlich sämtliche europäische Kreidefelsen, (*) In den Feuersteinen daselbst sab der Verf. auch deutliche Fischschuppen , zuerst eine bei Hrn. Bowerbank inLondon, fand dann aber selbst dergleichen, die er mitgebracht hat.. + ETTEREET E EEE TLEHNE 195 sind das Produkt mikroskopischer, dem blofsen Auge meist ganz unsichtbarer schneckenartiger FEB mit Kalkschalen und anderer mit Kieselschalen von # bis „1; Linie Gröfse. 2) Die südeuropäischen und nordeuropäischen Kreidegebirge enthalten unter ihren Bestandtheilen viele ganz gleichartige Kalk- thierchen, deren am meisten durchgreifende allen gemeinsame Formen Textularia globulosa, T. ext. aciculata und Rotalia globu- losa sind. — Rotalia ornata, Globigerina bulloides d’Orbigny, Planulina turgida und sicula, Rosalina globularis, Textularia as- pera, brevis, dilatata und ıalica, samt Escharella scutellaris (Eschara scutellaris Soldani) sind die übrigen charakteristischen For- men der Kreide, wozu noch einige von d’Orbigny, Nilsson und Pusch aufgeführte Arten und die Spirulina des Lord Northampton kommen. 3) Die gewöhnlich für Tertiärgebilde gehaltenen kreidearti- gen Umgebungen des Mittelmeeres, in Sizilien, der Berberei und Griechenland gehören, den Organismen nach, also doch wohl def Kreide oder Sekundärbildung wirklich an, dazu gehört auch der Nummuliten-Kalk von Ägypten. 4) Die südeuropäischen Kreidelager um das Becken des Mit- telmeeres unterscheiden sich von den nord- und osteuropäischen durch besser erhaltene Kreidethierchen und weniger zahlreiche elliptische Blättchen, umgekehrt die ost- und nordeuropäischen von jenen. 5) Die südeuropäischen Kreidelager enthalten wenig oder gar keine Feuersteine, die nordeuropäischen deren viele in sehr re- gelmäfsigen horizontalen oft nur 1 bis 6 Fuls von einander ent- fernten Schichten. Dieser Charakter war schon aufgefalst, neu ‚aber und erläuternd scheint die Beobachtung zu sein, dafs sich in den nordeuropäischen Kreidelagern, auch des Verf. direkten Untersuchungen nach, bisher keine jener Infusorien -Mergel ge- funden, welche in mit der Kreide abwechselnden Schichten über- aus zahlreich und mächtig in Sizilien, Oran und Griechenland erscheinen. Eine Vergleichung der südlichen Infusorien - Mergel und der nördlichen Feuersteinschichten liegt sehr nahe und ist sehr ansprechend. So scheint denn in diesem Wechselverhältnifs wohl die Feuersteinbildung zu ihrer völligen Erklärung zu ge- langen. Es könnte aus der Umbildung der Infusorien - Mergel- 196 schichten in Feuersteinlager und aus der grölseren Zersetzung der Kalkthiere in unorganische Blättchen ein grölseres Alter der nörd- lichen Kreidelager erhellen, doch konnten auch Lokalverhältnisse zu gleichen Epochen anders wirken, wie dies aus anderen Grün- den (den gleichen Kreidethierchen und anderen) wahrscheinli- cher ist. 6) Der vom Verf. bisher bemerkte Mangel an zahlreichen verschiedenen Formen von Kiesel-Infusorien in der Kreide zur Bildung der Feuersteine ist verschwunden, und an seine Stelle ein grofser Reichthum getreten. Im Ganzen hat der Verf. 71 verschiedene mikroskopische kalkschalige und kieselschalige Thierarten in der Kreide beobach- tet, überdies aber noch zahlreiche gröfsere (über Z, Linien grolse) Kalkthiere und auch viele nur eingeschlofsne Pflanzen, Tethyen, Spongien, Confervoiden und Fucoiden. Als die Hauptmasse der Kreide aller Orten bildend erschienen ihm die zahlreichen For- men der Gattungen Rozalia und Texztularia der Polythalamien, er zählt aber im Ganzen 7 Gattungen mit 22 Arten von poly- thalamischen mikroskopischen Kalkthieren, und überdies noch mi- kroskopische und grölsere Nummuliten, Cypriden u. s.w. Ferner beobachtete er bisher 40 Arten von Kiesel-Infusorien die 14 Generibus angehören (ungerechnet die wahrscheinlich weichen, in Feuerstein nur eingeschlolsnen schon früher erwähnten 8 For- men), auch zählt er 5 Arten kieselerdehaltiger Pflanzen. In den Feuersteinen des Jurakalkes von Krakau fand er wohl erhaltene eigenthümliche Polythalamien und Reste von Spongien oder Te- thyen und neuerlich auch Polythalamien der Kreide in dem bei Cambridge in England unter der Kreide liegenden Gault (Thon)- Feuersteinen. Eine diese Verhältnisse übersichtlich machende Tabelle über die in 14 Lokalitäten von ihm beobachteten Thiere der Kreide und Kreidemergel, so wie die Proben der Gesteine samt einer Sammlung wohl erhaltener mikroskopischer Präparate, die ver- schiedenen Arten der Thierchen fast in vollständiger Reihe ent- haltend, wurden der Akademie vorgelegt. | Hieran schlofs Hr. E. eine vorläufige Übersicht sei- ner Untersuchung der Schnecken-Corallen oder Po- lythalamien als Thiere, deren Resultate folgende sind: 197 Die kleinen, für die Kalkbildung so einflufsreich erscheinen- den Nautilus ähnlichen Thierchen des Meeressandes und der Kreide sind nicht, wie bei jenen Linn€ mit Janus Plancus und neuerlich Georg v. Cuvier mit Alcide d’Orbigny annahmen und wie es in alle Lehrbücher. übergegangen, Schnecken, weil ihre vielfachen Zellen unter sich meist ohne sichtbare Verbindung sind; auch ist es höchst unwahrscheinlich, dafs unter- ihnen kalkabson- dernde Infusorien wären, wie man zuletzt behauptet hat, sondern diese von den neueren Systematikern ganz unnötkig mit den neuen Namen Asiphonoides, Foraminiferes und Rkizopodes belegten Formen scheinen dem Verf. den älteren, schon von Linn& mit angewandten Namen Polythalamia, welchen Fichtel und Moll 1803 aufnahmen, ferner führen zu müssen, indem den Argonau- ten, nach Linne, eine einkammerige Schale, zesza unilocularis, und den wahren Nauzilis samnıt den seit 1830 durch Leop. v. Buch’s geistvolle Untersuchungen scharf geschiedenen Ammoni- ten mithin eine vielkammerige Schale, zZesta multilocularis, zu- kommt. Der aus dem Griechischen entlehnte Name Polythalarnia (testa polythalamia Linn@) ist aber der neuerlich abgetrennten Gruppe ganz passend, welche in einer besonderen Ordnung der Classe der Moosthierchen (Bryozoa) im Deutschen den Namen Schnecken-Corallen führen kann. Es wird nun zuerst darauf aufmerksam gemacht, dafs die meisten der schon früher in diese Gruppe vereinigten Formen, namentlich die des Meeres-Sandes von Rimini, Kalkschalen besitzen und daher werden alle die scharf abgesondert, welche Kiesel- schalen führen, obschon man dergleichen bisher in den Gattungen Nodosaria, Dentalina u. a. vereinigt haben mag. Von solchen kalkschaligen kleinen Thieren gab es bisher noch keine ganz ver- trauenswerthe Beobachtung des lebenden Körpers, obschon man von lebenden aus allen Meeren gesprochen hat. Auch der neueste Beobachter, welcher ihnen einen dem Proteus der Infusorien ähnlichen Körper zuschreibt, ist defshalb wohl nicht glücklich gewesen, weil er ganz deutlich die gepanzerten Amoebaeen der Infusorien, die Arten der Gattung Arcella, damit verwechselt und in seiner Gattung Gromia als unbekannte Formen solcher Rhizo- poden beschrieben und mit neuen Namen benannt hat, denen er Mangel an Epidermis und andere, der allgemeineren Physiologie 198 widerstrebende Verhältnisse zuschreibt. — Hr. E. hatte schon 1837 (Abhandl. d. Akad. 1836. p. 114.) und besonders in dem gröfseren Infusorienwerke p. 136 gelegentlich seine Beobachtung eines sicheren polythalamischen Thierchens, die er 1823 im rothen Meere machte, mitgetheilt, es den F/ustris am nächsten stehend erklärt, die Beobachtung aber nicht für hinreichend sicher gehal- ten, zweifelnd, ob er nicht einen fremden Parasiten vor sich ge- habt. Es war der Nautilus orbiculus Forskäl’s, den dieser auch Nautilus gizensis von Suez nennt. Dieselbe Form hat wahr- scheinlich ’ Orbigny als Nummulina (Assilina) nitida des rothen Meeres aufgeführt. Durch Anwendung von schwachen Säuren ist es dem Verf. neuerlich gelungen, den Kalkgehalt dieses kleinen scheibenförmigen Thierchens zu entfernen und die weichen Theile wunderbar schön frei zu legen. Ferner hat er durch Anwen- dung von Terpentin den Kalk selbst so durchsichtig machen kön- nen, dals sich so zahlreiche organische Verhältnisse haben ermit- teln lassen, welche völlig hinreichend sind mit Überzeugung aus- zusprechen, dals dieser Nautilit ein scheibenartiger Polypenstock von 200 bis 300 kleinen Moosthieren: (Bryozoen) ist, deren jedes eine durch dendritische Kalktheilchen® des Körpers bei des- sen Contraction so verschliefsbare Öffnung hat, dals diese ganz unsichtbar wird. Der Verf. hatte am lebenden Thiere 6-8 Ten- takeln gesehen, am todten aber nur innere eiartige Körper und sogar Kiesel-Infusorien verschiedener Gattungen in den Zellen (im Magen?) wohl erhalten gefunden. Er hat es mithin als be- sondere Gattung der Classe der Bryozoen in der Ordnung der frei bewegten Polythalamien mit dem Namen Sorites Orbiculus benannt. Hiernach hält der Verf. denn auch die mit ähnlichen nach aulsen mündenden Zellen versehenen übrigen Formen, wel- che häufig wie die Corallenthiere beim Fortwachsen geschlossene, leere, den bewohnten ähnliche, aber engere Zellen (ihre früheren Wohnungen) hinter sich lassen, so ähnlich sie auch in der Form den Nautilis und Schnecken sein mögen, für frei bewegliche ge- panzerte Bryozoen (Moosthierchen), die sich zu den F/ustris wie Fungia zu den Astraeen verhalten und kalkschalige freie Crista- tellen vorstellen. Eine ganz andere Natur scheinen diejenigen Thierchen der Kreidemergel zu haben, welche bei einer den Polythalamien ähn- > 199 lichen Form einen Kieselpanzer besitzen; ‘Diese mögen sich an die Familie der Arcellinen bei den Infusorien in der Classe der Polygastrica als Arcellina cornposita anschliefsen, bis irgend eine directe Beobachtung eines lebenden Thierchens über die Stelle schärfer entscheidet. Übrigens giebt es verkieselte Kalkthierchen, die man genau zu unterscheiden hat. So hat denn der Verf. mehrere den Nodosarien und Dentalinen sehr ähnliche, vielleicht bisher als solche verzeichnete Formen, ihres bestimmten Kiesel- pänzers halber, als besondere Gattungen, erstere als Zithocampe, und letztere als Cornuzella getrennt und zu den Infusorien ge- zogen, auch für mehrere ganz neue Formen neue Gattungen gebildet. Eine dritte Gruppe der bisherigen kleinen Nautiliten oder Foraminiferen, welche ihrer Gröfse und Verbreitung halber im- poniren, die kalkhaltigen Nummuliten (des Pyramidenkalkes u. s. w.) ohne äufsere Zellen und Öffnungen, meist mit scharfem Rande, hält der Verf. auch für innere zellige Knochen, aber ihrer conicentrisch-strabligen scheibenartigen Bildung halber nicht für Knochen von Cephalopoden, wie es noch Cuvier that, sondern von strahligen Akalephen und findet eine Vergleichung mit den eben- so radienartig-gestreiften und concentrisch-zelligen Kalkscheiben der noch ebenfalls in zahlreichen Mengen beisammen lebenden Formen der Velelliden, Porpita Medusa u.s.w. nicht unpassend, obschon die Thiere anderen Gattungen angehört haben müssen. Endlich mag es auch, wie Nilsson noch 1827 beobach- tet zu haben glaubt, sehr kleine wirkliche Nautiliten und Am- moniten geben, welche sich durch einen Sipho, Verbindungska- nal aller Zeilen, auszeichnen, doch ist Hr. E. der Meinung, dafs wohl all die kleinen von Soldani, Fichtel, dX’Orbigny und Nilsson gesehnen, von ihm auch beobachteten Öffnungen keine wahren Öffnungen sind, sondern dafs die wahren Öffnungen durch die im Mantel der Thierchen befindlichen Kalktheilchen wenn jene sich sterbend zurückziehen wie mit einem Deckel ver- schlossen werden, dessen Theilchen an manchen Stellen nur mehr klaffen oder weniger zahlreich sind, die dann als Löcher oder enge Spalten erscheinen, oder ganz fehlen. Dieser Umstand scheint dem Verf. auch dagegen zu sprechen, dafs unter diesen Formen sehr kleine zusammengesetzte Ascidien befindlich wären, 40 “x 200 eine Bildung die er dennoch im Auge zu behalten anräth. Übri- gens wären offenbar einige Schalen von vielen Thierchen gleichzeitig, andere von einzelnen erbaut. Folgendes Schema mag die erörterte Stelle der Polythalamien oder Schnecken -Corallen, im Kreise der Thiere andeuten: Bryozoa, Classe der Moosthiere. Pulslose Thiere mit einfach sackförmigem oder schlauchför- migem Ernährungs- Canal, ohne wahre Körpergliederung mit durch Knospenbildung oder zellige Anhänge veränderlicher Kör- perform und ohne Selbsttheilung, ferner mit in allen Individuen vorhandener Eibildung bei vermuthlichem Hermaphroditismus. Animalia asphycta, tubo cibario simplici sacciformi aut tubuli- formi, vera corporis articulatione nulla, forma gemmis aut appen- dice inani sensim aucta nec sponte dividua, singula ovigera et verisimiliter androgyna. Ordo I. Polythalamia, Schnecken-Corallen, freie. Familiae: Soritina, Nodosarina, Textularina, Discorbina, Aga- thidostegea, Entomostegea. Ordo II. Thallopodia, Keim-Corallen, anrankende. Familiae: Cristatellina, Halcyonellea, Cornularina, Escharina, Celleporina, Auloporina. Ordo III. Scleropodia, Stamm-Corallen, festgewachsene. Familiae: Myriozoina, Antipathina. Keins der obengenannten Kalkthierchen der Kreide ist bisher noch lebend im Meere beobachtet. Hr. v. Olfers gab Nachricht von dem Fortgange der An- schaffung der Chinesischen Matrizen von Paris und des Gusses der Gützlaffschen Typen hierselbst. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l!’ Academie des Sciences. 1838. 2. Semestre. No. 23. et Taables des Comptes - rendus etc. 1. Semestre 1838. Paris. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 365. 366. Altona 1838. Dec. 13. 4. 201 Aufserdem wurde vorgelegt: Ein Schreiben der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Stockholm vom 4.Dec. d. J. über den Empfang der Abhandlun- gen unserer Akademie vom J. 1836 und der Monatsberichte vom Juli 1837 bis Juni 1838, so wie ein Schreiben der naturforschen- den Gesellschaft zu Danzig vom 1.Dec. d.J. über den Empfang derselben Druckschriften. Auf Antrag der Akademie sind in Folge einer frühern Be- willigung nach heute vorgelegtem Rescript des Königl. hohen Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medieinal- Angele- genheiten vom 8. Dec. d. J. 93 Thlr. 10 Sgr. zu Collationen für das Corpus scriptorum historiae Byzantinae angewiesen worden. In der heute vollzogenen Wahlhandlung wurde Hr. Zame zu Paris zum correspondirenden Mitgliede der physikalisch - ma- thematischen Klasse ernannt. Bericht S über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen . der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1839. 2 Berlin. B ‘ Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie 2 der Wissenschaften. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Januar 1839. Vorsitzender Sekretar: Hr. Wilken. 7. Januar. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Wegen der bedeutenden Zahl andrer Gegenstände, welche in dieser Sitzung zur Berathung gebracht werden mulsten, fand in derselben kein wissenschaftlicher Vortrag Statt. 10. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Klug versuchte eine systematische Aufstellung der Insectenfamilie Chrysididae. Er trennte zuerst die Gattung C/eptes, welche, durch den unten wie ohen gewölbten, spitz auslaufenden, aus mehr als vier Segmenten bestehenden Hinterleib von Chrysis, wo der unten flache, an der Spitze stumpfe oft breite Hinterleib nur aus drei, höchstens vier Segmenten besteht, sich hinreichend unterscheidet. Könnte hiernach Cieptes auch wohl als Unterfamilie Cleptidae unterschieden und als auf Chrysis folgend betrachtet werden, so würden, wie Chrysis den Chalcidites, die Oxyuri sich Cleptes anschliefsen und so einen bequemen Übergang zu den Formi- cariae bilden. Unter den Chrysididae wurden von Hrn. Klug zunächst hervorgehoben diejenigen, welche durch die Verschiedenheit der Zahl der Hinterleibsabschnitte bei beiden Geschlechtern sich aus- zeichnen. Das Verschwinden der Unterrand- und Discoidalzellen im Vorderflügel verräth eine Annäherung an die zweite Haupt- [1839 .] 2 abtheilung der Chrysididae, doch schien es angemessener, sie nicht zu Ende, sondern an die Spitze der ersten Abtheilung und somit der Chrysididae überhaupt zu stellen. Nur eine dahin gehörende Gattung: Parnopes war bis jetzt bekannt und ausgezeichnet aulser- dem durch den weit vorgestreckten linienförmigen Mund. Hiezu gesellte sich eine neue Gattung: Anthracias, ein Weibchen mit nur zwei Hinterleibssegmenten und einem mehr Chrysis ähnlichen kurzen Munde. Die Chrysididae mit gleicher Zahl der Hinter- leibssegmente bei beiden Geschlechtern zerfielen in Hinsicht der Körperform in längliche und runde, erstere mit deutlichen Unter- rand- und Discoidalzellen im Vorderflügel und einfachen Klauen, letztere mit erloschenen Zellen und gespaltenen Klauen. In den Abtheilungen selbst würden die Gattungscharactere allein aus der Beschaffenheit des Mundes zu entnehmen sein, je nachdem der- selbe, und namentlich die Ligula wie bei Parnopes linienförmig und vorgestreckt oder weniger hervorragend und an der Spitze ausgerandet oder gerundet oder endlich kurz und fast kegelförmig ist. — In der ersten Abtheilung mit einfachen Klauen schliefst sich zunächst an Parnopes oder vielmehr Anihracias eine eben- falls neue, Euchroeus nicht unähnliche Gattung mit langgestreck- ter an der Spitze ausgerandeter Ligula: Zepzoglossa an, dann Pyrochloris mit verlängerter an der Spitze gerundeter Ligula. Hierauf würden Euchroeus mit einigen Unterabtheilungen, insofern die Spitze des Hinterleibes, wie hier gewöhnlich, gesägt oder ‘ gezahnt oder ganz unbewaffnet ist, und dann die von Euchroeus kaum hinreichend verschiedene Gattung Siildum folgen. Den Schlufs in der ersten Abtheilung würde. endlich keine andere Gattung machen, als die in Rücksicht auf die Beschaffenheit der Mandibeln, Vollständigkeit der Randzellen im Vorderflügel und Richtung des dieselben bildenden Nerven, Hervortreten des Rücken- schildchen, Bewaffnung der Hinterleibsspitze vielfach noch ein- zutheilende, durch die kurze fast kegelförmige Ligula in allen jenen Verhältnissen hinreichend deutlich bezeichnete, an Arten reichste Gattung Chrysis. In der Abiheilung Chrysididae mit gespaltenen Klauen beruht in der entweder wie bei Chrysis nur kurzen und kegelförmigen, oder, wie bei Euchroeus und Stilbum mehr hervorstebenden und an der Spitze ausgerandeten Ligula allein und ohne Rücksicht auf die Hervorragung des Rücken- 3 schildchen der Unterschied der Gattungen Elampus und He- dychrum. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Alex. Moreau de Jonn&s, Statistique de la Grande - Bretagne et de ’Irlande. Vol.1.2. Paris 1837. 38. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Paris d. 15. Dec. 1838. Gelehrte Schriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1838. Heft1. Kasan. 8. (In Russ. Sprache). Mit einem Begleitungsschreiben der Kaiserl. Universität d. d. Ka- san d. 15. Nov. 1838. Commentationes latinae tertiae classis Instituti Regü Belgici. Vol. 1.et3. Amst. 1818. 24. 4. Als fehlend von der Akademie erbeten, und mittelst Schreiben des Sekretars der 3ten Klasse des Königl. Niederl. Instituts, Hrn. C. A. den Tex, d. d. Amsterdam d. 18. September 1838 eingesandt. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de U’ Academie des Sciences. 1838. 2. Semestre, No. 24. 25. 10.et17. Dec. Paris 4. Memoires de la Societe geologique de France. Tome3, part. 1. Paris 1838. 4. Bulletin de la Societ€ geologique de France. Tome9, feuill. 20 - 22. 1837-38. Paris 8. L’Institut. 1.Section. Sciences math. phys. et natur. 6. Anne. No. 259. 260. 261. 13. 20.27.Dec. 1838. Paris. 4. 2.Section. Sciences hist., archeol. et philos. 3. Annee. No. 34. Oct. 1838. ib. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1838, No. 97-102. Stuttg. 4. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de ‚Physique. 1838, Aout. Paris 8. Die gedruckte Nachricht über den am 20. Dec. 1838. auf dem Schlosse Brzezina erfolgten Tod des Herrn Grafen Caspar von Sternberg, Ehrenmitgliedes der Akademie, von Herrn Grafen Zdenko von Sternberg. Von dem Secretariat der Königl. Akademie der Wissenschaf- ten zu Paris war ein Schreiben vom 17. Dec. v. J. eingegangen, in welchem der Empfang des Monatsberichts unsrer Akademie vom October v. J. angezeigt wird. Das Königliche Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten hat in Folge der von der Aka- 4 demie gemachten Anträge 1) durch ein Rescript vom 19. Dec. v. J. aus dem akademischen Fonds die Summe von 60 Thlrn. zum Ankauf von 30 Exemplaren des Werks des Hofraths Gauls zu Göttingen „über die magnetischen Beobachtungen im Jahre 1838” zur Disposition der Akademie gestellt; 2) durch ein Rescript vom 27. December v. J. Hrn. Gerhard Behufs der Bekanntmachung seines Werks „über die etruskischen Metallspiegel”’” die Summe von 300 Thlrn. als abermaligen Vorschufs bewilligt; und 3) durch zwei Rescripte vom 27. und 31. December v. J. dem Dr. Franz hierselbst für das Jahr 1839 aus dem akademischen Fonds die Summe von 500 Thlrn., als Remuneration für seine Beschäftigung bei der Herausgabe des Corpus inscriptionum graecarum, bewilligt, sowie auch demselben diejenigen 200 Thlr., welche in dem Etat der Akademie bisher unter der Rubrik „für die Correctur der Druck- schriften” ausgeworfen waren, vom 1. Julius 1839 an, zunächst für fortgesetzte Sammlung von griechischen Inschriften und über- haupt für philologische Arbeiten, welche die Akademie künftig un- ternehmen wird, als fixirte jährliche Reemuneration zugewiesen. 17. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Kunth beschlielst seine den Cyperaceen gewidmeten Bemerkungen mit einer Abhandlung über die Sclerineen und Caricineen. Die erstere von diesen Gruppen wurde von ihm vor 23 Jah- ren aufgestellt, und begriff damals blofs Scleria Linn., Diplacrum Brown. und Gahnia Forst. in sich; in neuerer Zeit ist sie mit 3 anderen Gattungen, Becquerelia Brongn., Calyptrocarya Nees. und Fintelmannia Kth. bereichert, dagegen Gahnia passender zu den Rhhynchosporeen gezogen worden. Hypoporum und Cylin- dropus, zwei Neesische Gattungen, werden mit Scleria vereinigt, da in der erstern der Discus keinesweges fehlt, wie Herr Nees von Esenbeck annimmt, und in der zweiten die etwas abwei- chende (cylindrische) Form dieses Organs zur Begründnng einer besondern Gattung nicht hinreichend erachtet wird. Aulacorhyn- chus Nees. soll sich nach Herrn Endlicher von Scleria blols durch die Beschaffenheit des Pericarpium’s unterscheiden. Herr Kunth setzte diese Gattung fälschlich ans Ende seiner Caricineen, 5 wozu ihn Herr Nees von Esenbeck verleitete, welcher Au- lacorhynchus für nahe verwandt mit Zlyna und Kodresia erklärt. Da sich der eigenthüwliche Habitus von Diplacrum in einer Scle- ria (S. pygmaea Br.) wiederfindet, so lassen sich beide Gattungen jetzt blofs noch an der Beschaffenheit der zwei, die weibliche Blüthe umhüllenden Schuppen unterscheiden, welche nämlich in Scleria jederzeit ungetheilt, in Diplacrum dagegen dreilappig er- scheinen. Herr Adolph Brongniart verbindet unter dem Namen Becquerelia zwei in ihrem Blüthenbau sehr verschiedene Pflanzen, von denen blofs die eine (2. cymosa) der Gattung verbleiben kann, die andere (B. glomerata) dagegen zu Calyptrocarya gezo- gen werden muls. Becquerelia cymosa unterscheidet sich kaum von Scleria durch die eigenthümliche Vertheilung der männlichen und weiblichen Blüthentheile in derselben Ähre. Herr Kunth be- trachtet sie vor der Hand noch als besondere Gattung, welche er mit einer zweiten Art (B. discolor) bereichert. Eben so glaubt Herr Kunth auch die Gattung Calyptrocarya, wegen des zwei- spaltigen Staubweges und der linsenförmig zusammengedrückten Frucht beibehalten zu müssen. Chrysitrix Linn., Chorizandra Brown. und Chondrachne Brown. werden von Herrn Nees von Esenbeck als beson- dere Gruppe unter dem Namen der Chrysitricheen unterschieden. Herr Kunth billigt diese Trennung nicht, da sie allein auf der Abwesenheit des Discus beruhen würde, vereinigt vielmehr die genannten Gattungen mit den Sclerineen, zu denen er ferner, jedoch als zweifelhaft, die Gattungen Eoandra Br. und Oreobolus Brown. rechnet. Chondrachne wird aulserdem für einerlei mit Lepironia Rich. erklärt. Da die Caricineen Herrn Kunth schon anderswo Gelegen- heit zu einigen Bemerkungen gegeben haben, so beschränkt er ‚ sich gegenwärtig blofs darauf, zu zeigen, dals Elyna Schrad. und Kobresia Willd. einer und derselben Gattung angehören, sich kaum von Carex unterscheiden lassen, noch viel weniger aber eine, von den Caricineen verschiedene Gruppe bilden können, wie Herr Nees von Esenbeck glaubt. Die in den Caricineen an den Rändern verwachsene, das Pistill und später die Frucht umhüllende Bractea findet sich auch bei ihnen vor; nur dals hier 6 keine Verwachsung der Ränder statt findet, eine Verschiedenheit, welche selbst in einer und derselben Gattung vorkommen kann, und sich nämlich in Schoenoxiphium Nees. beobachten läfst. Die Verwandtschaft von Zrilepis Nees. mit Elyna und Kobresia scheint Herrn Kunth sehr zweifelhaft, zumal seitdem Herr Endlicher jener Gattung ein Perigonium multisetum zuschreibt. Nachträglich folgen noch einige Bemerkungen über Eriopho- rum Linn. und Fuirena Rottb. Herr Kunth erklärt das, die Geschlechtstheile umgebende, aus Haaren, Borsten oder Schuppen bestehende Organ für den Kelch, und zeigt, dals dieser in der letztern Gattung, rücksichtlich seiner Form und Grölse, vielfach variiren, ja zuweilen gänzlich fehlen kann. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Schumacher, astronomische Nachrichten. No.374. Altona 1839, Jan, 11. 4. Hodgson, Notices of the ornithology of Nepal. s.l.et.a. 4. 21. Januar. Sitzung der physikalisch - mathe- matischen Klasse. Hr. Dirksen las Bemerkungen über die Theorie des Imaginären. Die Lehre von dem Imaginären ist insonders früher durch D’Alembert, und später durch Thibaut und Hrn. Cauchy behandelt worden. Dieselbe scheint indels noch soviel zu wün- schen übrig zu lassen, dafs selbst Laplace, der sonst die Leh- ren der Analysis in ihrer ausgedehntesten Gültigkeit so meister- haft aufzufassen und anzuwenden verstand, diejenigen Sätze, welche er in Ansehung der bestimmten Integrale durch den, von ihm so genannten, Übergang vom Reellen zum Imaginären gewonnen hatte, durch die in diesem Fortschritt liegende Vermittelung selbst für unerweislich hielt, und eben dieses Verfahren lediglich als ein, dem der Induction und der Analogie ähnliches betrachtete. Denn wir lesen (7’heor. d. Prob. Introd. p. XXX) »On peut done mconsiderer ces passages comme des moyens de decouvertes, pareil x nd Pinduction et & l’analogie employdes depuis long-temps par nles geometres, d’abord avec une extröme reserve, ensuite avec une 7 mentiere confiance, un grand nombre d’exemples en ayant justifie nl’emploi.’ nCependant il est toujours utile de confirmer par des ndemonstrations directes les resultats obtenus par ces divers moyens.:”’ und ferner (7heor. d. Prob. No. 21.) "mais ces moyens, quoique memployes avec beaucoup de precautions et de reserve laissent tou- yours a desirer de demonstrations de leurs resultats.” Was die Vermittelungen durch die Induction und nach der Analogie betrifft, so liegt es an ihrem Begriff, dals sie niemals die Nothwendigkeit und eben deshalb auch niemals den Beweis eines Satzes zu begründen vermögen. Anders dürfte es sich aber in Ansehung des Verfahrens verhalten, welches hier von La- place in Anspruch genommen und „‚e passage du reel a P’ima- ginaire” genannt wird. Den, in der Theorie des Imaginären üblichen Sätzen unbeschadet, können namentlich die betreffenden Grundbestimmungen so gefalst werden, dafs sich, insofern man unter einer „algebraischen Gröfse,” oder einer „Grölse” schlecht- hin, sowohl eine imaginäre, als eine reelle Grölse versteht, und für den Begriff eines bestimmten Integrals die von mir, in den Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften von 1831, aufgestellte Bestimmung, welche auch der Laplace’schen nicht widerstreitet, gelten läfst, unter andern die beiden folgenden Sätze beweisen lassen. I. Bezeichnet x eine absolute und A eine reelle ursprüng- ‚liche Veränderliche, bezeichnen x, und X zwei (beziehungsweise 'reelle, oder imaginäre) besondere Werthe von x und f(x) eine solche Function von x, dals f(x+(X—x9)) continuirlich bleibe von?A=0 bis A=-+-1; bezeichnet ferner 2 eine Function von %, bestimmt durch die Gleichung zo HA (X—x,) =/(), und zwar so, dals r=Vlto tu), X =/(T+UDi), WO £o, Un, 7, U beziehungsweise reell, Null nicht ausgenommen; nimmt man ferner an, dafs sich von den besondern Werthen der t fortwährend die reellen Theile der Größe 7, und die Coeffh- cienten von i der Größe U rähern, indels sich die besondern Werthe der A, von 0 aus, der -+ i nähern; nimmt man endlich 8 an, dafs auch eontinuirlich bleibe vnr=o bs ?= +1 db (t) dt einschliefslich: so ist x T+U; f» dx = a . Yo) dt. To Boys I. Bezeichnen, unter Festhaltung der übrigen Voraussetzun- gen des vorigen Lehrsatzes, f(x), \(x) und ul drei Func- tionen von x, welche continuirlich bleiben für alle besondern Werthe von x, der Gleichung ze=x +r(X—x0), vonA=0bis A=--1, entsprechend: so ist in von fo Sr fü )ar] ar. Und dies vorausgesetzt, liegt der Beweis der in Rede stehenden Laplaceschen Sätze in der, zu ihrer Vermittelung in Anspruch genommenen, Methode selbst. Um aber zu einem wirklichen Beweise jener beiden Sätze zu gelangen, bedarf die Lehre vom Imaginären eines innigern Zusammenhangs mit den übrigen Theilen der Analysis — eines Zusammenhangs, vermöge dessen, unter andern, die Functions- Bestimmungen für reelle und für imaginäre besondere Werthe der ursprünglichen Veränderlichen gleichmälsige Gültigkeit ge- winnen. Denn so lange der Satz gilt: »Zorsque les constantes »ou varlables comprises dans une fonction donnee, apres avoir eie »considerees comme reelles, sont ensuite supposees imaginaires, la „notation a l’aide de laquelle on exprimait la fonction dont il ns’agit ne peut-£tre conserode dans les calcul qu’en vertu de con- »ventions nouvelles propres & fixer le sens de cette notation dans »la derniere hypothese” (CGauchy Cours d’anal. algebr. p. 240; Calc. diff. p. 107.), dürfte sich schwerlich irgend etwas in einer 9 solchen Allgemeinheit beweisen lassen. Zur Begründung eines solchen Zusammenhangs ist nun wiederum eine strengere Dar- stellung der in Rede stehenden Lehre selbst, insonderheit in An- sehung des Grundes und der Folge ihrer Sätze, unentbehrlich. Da die Bestimmungen in der Analysis gröfstentheils durch ge- machte Begriffe statt finden, deren Inhalt sich daher nur aus den betreffenden Erklärungen erkennen lälst; so entsteht hier, den meisten analytischen Theorien gemäls, die nächste Frage nach dem Begriff dessen, was eine »imaginäre Gröfse” heilsen solle. Die übliche Antwort auf diese Frage ist: »eine imaginäre Gröfse »(ein imaginärer Ausdruck) ist ein Ausdruck von der Form »et+ßy—1, insofern « und £ reelle Gröfsen bezeichnen.” Fragt man ferner, was denn «+ y-—1 selbst bedeute, so ist die Antwort: »Nichts” (Cauchy Cak. diff. p. 107): dergestalt, dafs hier die Analysis, eine Wissenschaft von Begriffen, plötzlich in eine Lehre von Schriftzeichen über zu gehen scheint, deren Möglichkeit an das Vorhandensein solcher Zeichen selbst wesent- jich gebunden ist. Dals eine, dem Geiste der Wissenschaft ent- sprechende Beantwortung der angeregten Frage, in so fern man die in diesem Gebiete üblichen Sätze festhalten will (was often- bar, wofern sie nicht im Widerspruch miteinander stehen, ge- schehen muls, wenn von dem Gegenstande selbst die Rede blei- ben soll) ihre eigenthümliche Schwierigkeit hat, darf nicht ge- läugnet werden. Da namentlich die imaginären Gröfsen Bezie- hungen constituiren, welche denen der reellen widerstreiten, so läfst sich der fragliche Begriff eben so wenig über, oder unter den Begriff einer reellen Gröfse stellen, als durch eine Verbin- dung von dieser mit andern, derselben nicht widerstreitenden Be- stimmungen gewinnen. Die mathematischen Wissenschaften bie- ten uns aber noch eine andere Methode zur Begründung ihrer Theorien, als die der Analyse eines Begriffs und der Verbindung desselben mit früher getroffenen Bestimmungen, — und nament- lich noch diejenige dar, deren sich Euclid in der Lehre von den Verhältnissen mit einem so glänzenden Erfolge bedient hat; und es ist nahe genug dieselbe Methode, mittelst welcher sich auch die Theorie des Imaginären auf eine, allen Anforderungen der Wissenschaft genügende Weise begründen läfst. 10 Den Begriff eines ganzen reellen Ausdrucks von einer un- vollständig bestimmten reellen Grölse als bekannt vorausgesetzt, werden durch diesen die in Rede stehenden Lehren auf eine ähn- liche Weise vermittelt werden können, wie bei Euclid die Leh- ren von den Verhältnissen, deren Grundbestimmungen in den | Erklär. 4, 5, 7, B. V, enthalten sind, durch den Begriff eines ' Quantums vermittelt werden. Was zunächst die, der A Euclidischen Erklärung entspre- chende Bestimmung für unsern Gegenstand betrifft, so läfst sich diese, sowohl in Ansehung des Begriffs, als des Schriftzeichens, folgenderweise fassen: a) Bezeichnen « und £ zwei vollständig bestimmte und g eine absolut-unbestimmte reelle algebraische Gröfse, und ist angebbar, so wird von jedem ganzen reellen Ausdruck des ersten Grades von g, in welchem « das absolute Glied und £ den Coefficienten von g bildet, gesagt, dafs demselben eine imaginäre algebraische Grölse — und von dieser selbst, dals ihr jener Ausdruck entspreche. 6) Das analytische Schriftzeichen für eine imaginäre algebrai- sche Gröfse wird aus dem, den entsprechenden ganzen Aus- druck bestimmenden Schriftzeichen dadurch gebildet, dals man ; anstatt g setzt, wo die Bedeutung des Buchstabens i keine nähere Bestimmung erhält. Dies vorausgesetzt, ist es einleuchtend, dafs, da vermöge die- ser Bestimmung, der in Rede stehende Begriff weder unter den eines Quantums, einer Zahl, einer reellen algebraischen Gröfse, noch unter den eines reellen Ausdrucks fällt, auch keine von den in Ansehung dieser Begriffe begründeten Bestimmungen für die imaginären Gröfsen nothwendige Geltung haben; und dafs daher von diesem Punkte eben so wenig ohne fernere Erklärungen wei- ter zu kommen ist, als Euclid von der 4'e Erkl. aus, ohne die Erkl.'’5 und 7 weiter zu kommen vermochte. Was daher die fernern, zur Erreichung des vorliegenden Zweckes nothwendigen Erklärungen anbelangt, so lassen sich diese mittelst der entspre- chenden ganzen reellen Ausdrücke auf eine ähnliche Weise fest- u 11 stellen, wie die Euclideschen Erklärungen mittelst der Vielfachen zur Feststellung gebracht werden. Z. B. Zwei imaginäre algebraische Gröfsen heilsen einander gleich, insofern die entsprechenden Ausdrücke einander gleich sind. Eine imaginäre Gröfse (1) wird die Summe von zwei ima- ginären Grölsen (2) und (3) genannt, insofern der ent- sprechende Ausdruck von (1) der Summe der entsprechen- den Ausdrücke von (2) und (3) gleich ist. Eine imaginäre algebraische Grölse (1) heist das Produkt zweier imaginären algebraischen Grölsen (2) nnd (3), in so fern der entsprechende Ausdruck von (1) demjenigen ganzen reellen Ausdruck des ersten Grades gleich ist, der entsteht, indem man in dem, nach steigenden Potenzen von g geordneten Ausdruck des zweiten Grades, dem Pro- dukte der entsprechenden Ausdrücke von (2) und (3) gleich, die reelle Gröfse —1 an der Stelle von g? setzt. U. s. w. Aus den oben angeführten Gründen ist ferner auch keine von den, in Ansehung der schriftlichen Bezeichnung bisher ge- troffenen Bestimmungen auf den in Rede stehenden Gegenstand mit Nothwendigkeit anwendbar; vielmehr ist, es noch vollkommen beliebig, auf welche Weise die Gleichheit, die Summe, die Dif- ferenz u. s: w. zweier imaginären algebraischen Gröfsen schriftlich dargestellt werden. Nur vermöge des fernerweitigen Zweckes, dem diese Betrachtungen, als Mittel, untergeordnet werden, läfst es sich zeigen, dals hier die, für die reellen Gröfsen übliche Be- zeichnung allen andern vorzuziehen ist. Was endlich den Ausdruck oder die Darstellung jener Be- stimmungen selbst anbelangt, so ist es leicht zu übersehen, dals zu diesem Behufe die analytische Bezeichnung selbst mit Nutzen in Anspruch genommen werden kann. Es sind nun die, nach dem hier angedeuteten Geiste, zur Begründung der Theorie des Imaginären nothwendigen Erklärun- gen, in so fern es die Deutlichkeit gestattet, mittelst analytischer Bezeichnung dargestellt, was der Königl. Akademie, unter der 12 oben bezeichneten Überschrift: „Bemerkungen u. s. w.” ist vor- getragen worden. Hierauf lass Hr. H. Rose über das schwefelsaure Schwefelchlorid (ein Zusatz zu der in der Gesammtsitzung der Akademie am 26. April v. J. gehaltenen Vorlesung). Einige Versuche, das schwefelsaure Schwefelchlorid SEI®+5S, durch Entziehung von Schwefelsäure in eine dem chromsauren Chromchlorid Cr €? -++2Cr analoge Verbindung zu verwandeln, gaben keine genügende Resultate. — Behandelt man Chlornatrium mit schwefelsaurem Schwefelchlorid, so verbinden sich beide zu einer festen, durchscheinenden, nicht rauchenden Masse, aus der sich, durch Erhitzung, eine stark nach Chlor riechende Flüssig- keit verflüchtigt, welche indessen unzersetztes schwefelsaures Schwefelchlorid ist, das Chlorgas aufgelöst enthält. Unterwirft man dieselbe einer Destillation, so verflüchtigt sich bei der ersten Einwirkung der Wärme das letztere unter Schäumen. Bei der Zersetzung des Chlornatriums entweicht ferner zuletzt schwef- lichte Säure, und es bleibt eine Mengung von saurem schwefel- saurem Natron und unzersetztem Chlornatrium zurück. Das schwefelsaure Schwefelchlorid wird durch eine Tem- peratur, welche bedeutend höher, als der Kochpunkt desselben ist, zersetzt. Leitet man die Dämpfe desselben durch eine rothglü- hende Glasröhre, so entwickelt sich Chlorgas, auch wohl schwef- lichte Säure, welche indessen bei Gegenwart von ersterem nicht durch den Geruch wahrgenommen werden kann. Die erhaltene Flüssigkeit indessen zeigt sich bei wiederholten Untersuchungen als eine Auflösung von wasserfreier Schwefelsäure im schwefel- sauren Schwefelchlorid, aus welchem erstere zum Theil durchs Erkalten herauskrystallisirt. Eine Verbindung nach bestimmten Verhältnissen von Schwefelchlorid mit mehr Schwefelsäure kann aber auf diese Weise nicht erhalten werden. Das specifische Gewicht des Dampfes des schwefelsauren Schwefelchlorids ergab sich als Mittel aus 5 Versuchen zu 4,481. Nimmt man in der Verbindung 6 Vol. Chlor (entsprechend 3 Doppelatömen), 2 Vol. Schwefeldampf (entsprechend 6 Atomen) und 15 Vol. Sauerstoff an, so wäre das berechnete Gewicht des Dampfes 44,489, oder 10x 4,4489. Letztere Zahl stimmt ziem- 13 lich gut mit dem Resultate der Versuche, wenn man annimmt, dals in der Verbindung 23 Vol. zu 10 condensirt sind. Jedes Atom derselben entspricht 10 Vol."Dampf. Hr. Walter hat die interessante Ansicht aufgestellt, dafs”das chromsaure Chromchlorid wie eine Chromsäure betrachtet wer- den könne, in welcher 1 Atom Sauerstoff durch ein Aequivalent von Chlor ersetzt sei. Wendet man diese Ansicht auf das schwe- felsaure Schwefelchlorid an, so wäre dasselbe eine Schwefelsäure, in welcher 4 At. Sauerstoff durch 4 Doppelatom von Chlor ver- treten wäre. In diesem Falle enthielte die Verbindung + Vol. Schwefel, 1 Vol. Chlor und 24 Vol. Sauerstoff, und das berech- nete Gewicht des Dampfes wäre 7,414. Man mag indessen irgend ein wahrscheinliches Verdichtungsverhältnifs hiervon annehmen, so würde die erhaltene Zahl nicht mit dem gefundenen Resultat übereinstimmen, woraus sich wohl die Folgerung ergiebt, dafs man das schwefelsaure Schwefelchlorid wie bisher für eine Ver- bindung von Schwefelsäure und einem nicht isolirt dargestellten Schwefelchlorid zu halten habe. Das schwefelsaure Schwefelchlorid kann auf eine weit ein- fachere Weise, als es früher angegeben wurde, bereitet werden, wenn man Chlorschwefel unmittelbar mit guter Nordhäuser Schwe- felsäure mengt, und das Gemenge bei gelinder Hitze der Destil- lation unterwirft. Man erhält es auf diese Weise mit Schwefel- säurehydrat verunreinigt, von welchem es durch erneuerte De- stillationen getrennt werden kann. Wenn man in sehr wenig Chlorschwefel eine sehr grolse Menge von wasserfreier Schwefelsäure leitet, so erhält man eine blaue Verbindung. Da wahrscheinlich der Chlorschwefel eine Auflösung von Schwefel in einem noch nicht isolirt dargestellten Chloride des Schwefels, SEI? ist, so rührt die blaue Farbe der Verbindung von diesem aufgelösten Schwefel her, da bekanntlich der Schwefel mit vieler wasserfreier Schwefelsäure eine blaue Auflösung giebt. 14 24. Januar. Öffentliche Sitzung zur Feier des Geburtstages Friedrich I. Diese Sitzung wurde durch die Gegenwart Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen verherrlicht, und mit einer von Herrn Wilken, an welchem die Reihe des Vorsitzes war, verfalsten und wegen Unpäfslichkeit des Verfassers von Hrn. Encke vor- getragenen einleitenden Rede eröffnet. Nachdem in dieser Rede von dem Ausspruche des grolsen Königs, „dals um den Wissen- schaften Achtung und Würde zu verleihen, nicht das Genie genüge, sondern dals es dazu vornehmlich der Sitten bedürfe,' Veranlassung genommen war zu Betrachtungen über die Ansich- ten Friedrichs des Zweiten in Beziehung auf wissenschaftliche Bestrebungen und die wahrhaft sittliche und edle Gesinnung, welche denselben zum Grunde liegen müsse und ihnen ihren wahren Werth verleihe; so wurde über die Ereignisse der Aka- demie in dem verflossenen Jahre, insbesondre über die Verluste derselben durch den Tod mehrerer ausgezeichneter Mitglieder und über die in diesem Jahre geschehenen Wahlen neuer Mitglieder, Bericht erstattet. Hierauf las Hr. von Raumer eine Abhandlung. unter dem Titel: Beitrag zur spanischen Geschichte des acht- zehnten Jahrhunderts aus dem Englischen und Französischen Reichsarchive. Die Akademie hat in dem verflossenen Jahre nachfolgende Mitglieder, deren in der einleitenden Rede zu dieser Sitzung gedacht wurde, durch den Tod verloren: die Herren Poselger und Adalbert von Chamisso, anwesende ordentliche Mitglieder der physikalisch-mathematischen Klasse, Hrn. Baron Silvestre de Sacy zu Paris, auswärtiges ordentliches Mitglied der philoso- phisch-historischen Klasse, Hrn. Grafen Caspar von Sternberg zu Prag, Ehrenmitglied der Akademie, die Herren Accum zu Berlin, von Moll zu Dachau bei München, Dulong zu Paris, Bowditch zu Boston und Dug&s zu Montpellier, Correspon- denten der physikalisch- mathematischen Klasse, und Herrn von Köhler zu St. Petersburg, Correspondenten der philosophisch- historischen Klasse. 15 Dagegen sind in dem verflossenen Jahre gewählt worden: die Herren Presl zu Prag, Rudberg zu Upsala und Lam& zu Paris zu Correspondenten der physikalisch -mathematischen Klasse, und Hr. da Costa de Macedo zu Lissabon zum Cor- » respondenten der philosophisch - historischen Klasse. 31. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Von Herrn Böckh wurde eine Übersicht seiner Untersu- chungen über die von Hrn. Professor Dr. Rofs zu Athen im J. 1836 der Akademie mitgetheilten Inschriften der Schiffs- werfte und des See-Arsenals von Athen (vergl. Monats- bericht der Akademie, Oktober 1836 p. 92. und Januar 1837 p. 4.) gegeben. Da die Arbeit des Hrn. Böckh über diese Inschriften bald im Drucke erscheinen wird, so wird aus diesem Vortrage kein Auszug mitgetheilt. Hierauf wurden folgende eingegangene Schriften vorgelegt: - Nova Acta physico-medica Academiae Caes. Leopoldino - Caro- linae naturae curiosorum. Tomi 18 pars 2. Vratislav. et Bonn. 1838. 4. f Mit einem Begleitungsschreiben des Herrn Nees von Esenbeck d.d. Breslau d. 8. Januar d. J. Wenner, Beiträge zur mathematischen Philosophie. 2. Abthei- lung. Bonn 1839. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verfassers d. d. Bonn d. 30. Oct. 1838. Gerhard, etruskische Spiegel. Heft 1. Berlin 1839. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Berlin d. 25. Jan. d. J Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’ Academie des Sciences, 1838. 2. Semestre. No. 26.27. Paris 24. 31. Dec. 4. —____ 1839. 1.Semestre. No.1.2. ib. 7. 14. Janv. 4. The Journal of the royal geographical Society of London. Vol. 1-8. London 1832-38. 8. Aug. delaRive, recherches sur les proprietes des courants mag- neto-electriques (lu & la Societ€ de Physiq. et d’Hist. nat. de Gen£ve le 16. Avril 1837). 4. 1 n 16 Crelle, Journal für die reine und angewandte Mathematik. Bd. 19, Heft2. Berlin 1839. 4. 3Expl. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1838, No, 103. 104. Stuttg. u. Tüb. 4. Rosellini, Monumenti dell’ Egitto e della Nubia. Partel. Mo- numenti storici. Tomo Ill. parte 1. Pisa 1838. 8. et tabulae Disp. 35. 36. fol. Das Königliche Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten hat in Folge des von der Aka- demie gemachten Antrags durch Rescript vom 10. d. M. zur Be- streitung der Kosten des Gusses der Typen von den durch den Missionar Gützlaff eingesandten und der akademischen Buch- druckerei überwiesenen chinesischen Matrizen (vergl. Monatsbericht der Akademie vom Oktober 1837 p. 134.) aus dem akademischen Fonds 200 bis 300 Thlr. zur Disposition der Akademie gestellt. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen ‘ der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Februar 1839. Vorsitzender Sekretar: Hr. Wilken. 4. Februar. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. von Raumer las über die Geschichte des Jahres 1772. 7. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. | Hr. von Raumer las über die Philosophie und die Philosophen des zwölften und dreizehnten Jahrhun- derts. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: B. Zanon della solidificazione dei corpi animali. Belluno 1839. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. ohne Ort und Datum. _ Kops en van Hall, Flora Batava. Aflevering 116. Amsterd. 4. Eliae Bujalsky, Tabulae anatomico-chirurgicae operationes li- gandarum arteriarum majorum exponentes. Petrop. 1828. Fol. Herniarum corporis humani tabulae anatomico-pathologicae ac chirurgicae quas edidere Professores Imp. Medico-chirurg. Academiae Petropolitanae etc. Christianus Salomon et Petr. Savenko. Petrop. 1835. Fol. Die beiden letzten Werke mit einem Begleitungsschreiben des beständigen Sekretars der Kaiser]. medicinisch - chirurgischen Akademie in St. Petersburg, Herrn Stephanus Netschayl, d.d. St. Petersb. d. 1. Juni 1838. L’Institut 2.Section. Scienc. hist. archeol. et philos. 3. Annee. No. 35.36. Nov. et Dee 1838. Paris 4. [1839 .] 2 > 18 14. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lejeune-Dirichlet las eine Abhandlung über eine neue Methode zur Bestimmung vielfacher Integrale. Bekanntlich gehört die Bestimmung eines vielfachen Integrals oder auch die Zurückführung eines solchen auf ein anderes von einer niedrigern Ordnung im Allgemeinen zu den schwierigern Problemen, namentlich wenn die Integrationsgrenzen für die ein- zelnen Veränderlichen nicht constant, sondern gegenseitig von einander abhängig sind, so dals der Umfang der Integrationen durch eine oder mehrere Ungleichheiten ausgedrückt ist, welche mehr als eine Veränderliche enthalten. Bei der Behandlung eini- ger physikalischen Aufgaben, welche schliefslich auf die Bestim- mung einer Klasse vielfacher Integrale von einer unbestimmten Ordnung zurückkommen, wurde der Verfasser auf die Methode geführt, welche den Gegenstand der Abhandlung bildet und die nicht nur die Werthe der Integrale ergiebt, auf die es bei der genannten Untersuchung ankommt, sondern sich auch auf viele andere Integrale von den verschiedenartigsten Formen anwendbar erweist. Mit dieser Fruchtbarkeit vereinigt die Methode einen so hohen Grad von Einfachheit, dafs man sich in der That wundern muls, dafs dieselbe nicht schon früher auf ähnliche Untersuchun- gen angewendet worden ist. Das Princip dieser Art der Be- handlung vielfacher Integrale, welche zwischen veränderlichen Grenzen zu nehmen sind, beruht auf der bekannten Eigenschaft gewisser bestimmter Integrale, die von den in ihnen enthaltenen Constanten in verschiedenen Intervallen auf verschiedene Weise abhängen, oder mit anderen Worten, welche discontinuirliche Functionen dieser Constanten darstellen. So weils man z. B., dafs der einfache Ausdruck —feos gp En dp der Einheit gleich 0 ist, so lange g zwischen —1 und +1 liegt, hingegen verschwin- det, wenn g aufserhalb dieses Intervalles fällt. Hat man nun ein dreifaches Integral — und wir nehmen nur deshalb keines von einer höhern Ordnung, weil bei drei Veränderlichen dem Ver- fahren noch eine geometrische Deutung zukommt, welche den Gang desselben anschaulich auszusprechen erlaubt — welches über einen bestimmten Raum, z. B. über den von einer ellipsoidischen Fläche begrenzten zu erstrecken ist, so darf man nur bemerken, 19 dals, wenn «, £, y die halben Hauptaxen dieser Fläche bezeich- nen, welche der Richtung nach mit den Coordinatenaxen zusam- menfallen sollen, der Ausdruck (&) + (2) + () unter oder über der Einheit liegt, je nachdem der Punkt (x, y, z) in- nerhalb oder aufserhalb des genannten Raumes liegt, um sogleich zu sehen, dals das bestimmte Integral 2 (9 (+5) +)» innerhalb des Ellipsoides die Einheit zum Werthe hat, aufserhalb aber verschwindet. Multiplicirt man also den gegebenen Diffe- rentialausdruck P dx dy dz, wo P irgend eine Function von x, y, z bezeichnet, mit vorstehendem Integral, so hat man nun bei der Integration auf die ursprünglichen Grenzen keine Rücksicht mehr zu nehmen, d.h. man kann die Integrationen nach den Verän- derlichen x, y, z zwischen den constanten Grenzen — 00 und © ausführen, indem offenbar durch den hinzugekommenen disconti- nuirlichen Factor die Elemente, auf welche sich die Integration nicht erstrecken soll, von selbst herausfallen. Man kann das eben angegebene Verfahren mit zwei Worten so charakterisiren, dals jedes über einen bestimmten Theil des Raumes, oder wenn man will, über eine nach allen Seiten hin begrenzte Masse auszudeh- nende Integral sogleich in ein anderes verwandelt werden kann, “ welches sich über den ganzen unendlichen Raum erstreckt und mithin in den meisten Fällen viel leichter zu bebandeln sein wird, und zwar dadurch, dafs man die Dichtigkeit aufserhalb des gege- benen Umfanges der Null gleich werden läfst, welcher Voraus- setzung immer leicht durch einen discontinuirlichen Factor genügt werden kann. Es ist überraschend, in welchem Grade durch diese Transformation, von welcher man auf den ersten Blick sich wenig Erfolg zu versprechen versucht ist, die schwierigsten Integratio- nen vereinfacht werden, und wie durch dieselbe Probleme, die auf anderm Wege sehr verborgene Kunstgriffe oder einen grolsen Aufwand von Rechnung erfordern, ohne Schwierigkeit und mit alleiniger Hülfe einiger längst bekannter bestimmter Integrale gelöst werden können. 20 Von den in der Abhandlung gegebenen Anwendungen dieser Methode können hier nur einige der einfachern kurz angedeutet werden. Als erstes Beispiel wählen wir die Attraction der Ellip- soide, welches Problem die Mathematiker so vielfach und mehr als irgend ein anderes der Integralrechnung beschäftigt hat. Bekanntlich hat man bei diesem Probleme immer den Fall eines äulsern Punktes auf den des innern, welcher weniger Schwie- rigkeiten darbietet, zurückgeführt, oder, wenn beide unabhängig von einander gelöst worden sind, so sind für jeden ganz ver- schiedene Mittel in Anwendung gekommen. Durch das obige Verfahren werden beide Fälle einer ganz gleichförmigen und unabhängigen Behandlung fähig. Man hat erst dann einen Unterschied zwischen beiden zu machen, wenn man dasResultat der Untersuchung in seiner letzten und einfach- sten Form aussprechen will. Aufserdem ist das Verfahren nicht auf die Voraussetzung beschränkt, dafs die Attraction dem Qua- drat der Entfernung umgekehrt proportional ist, sondern bleibt auch für jede andere ganze oder gebrochene Potenz der Entler- nung anwendbar. Eben so wenig braucht die Dichtigkeit der an- ziehenden Masse constant vorausgesetzt zu werden, sondern kann durch irgend eine rationale ganze Function der drei Coordinaten x%, Y, z ausgedrückt sein. Der Einfachheit wegen soll jedoch hier die Dichtigkeit als constant und der Einheit gleich angenom- men werden. Es seien a, £, y die halben Axen des Ellipsoides, a, 2, e die Coordinaten des angezogenen Punktes, x, y, = die irgend eines Punktes der anziehenden Masse. Es sei ferner he und — das Attractionsgesetz (wo p zwischen 2 und 3 liegend angenommen wird, aufserhalb dieser Grenzen erfordert das Ver- fahren einige unbedeutende Modificationen), so ist bekanntlich die Componente A der Attraction parallel mit der Axe der x, der Differentialquotient nach @ des über das ganze Ellipsoid zu er- streckenden Integrals 4 dr dy dz pi OR 21 Nach dem oben Gesagten verwandelt sich dieses Integral in ASIA FEIN TE wo jetzt die Integrationen nach x, y, z von — oo bis © ausge- dehnt werden können. Die Rechnung wird sehr vereinfacht, wenn man statt dieses Integrals das folgende betrachtet, dessen reeller Theil mit dem zu findenden zusammenfällt __:_ fe (IHREN due "(p-1),) o $ pe" Die Integrationen nach x, y, = lassen sich in dieser Form nicht ‚ bewerkstelligen, sie werden aber leicht ausführbar, wenn man den Factor Sr mit Hülfe eines bestimmten Integrals so ausdrückt; dafs die in 9 enthaltenen Coordinaten x, y, z, wie in dem andern Factor, nur im Exponenten vorkommen. Man kann sich zu die- sem Zwecke der bekannten Eulerschen Formel bedienen Br r—1 T(r) Fr Sea =-en a) in welcher r positiv und <1 sein mufs, und die obern oder die untern Zeichen gelten, je nachdem g positiv oder negativ ist. Vermöge dieser Formel ist also a a T7 a ee N 1 u ZU ea r yy-i SE Ma) Yo Een Substituirt man diesen Ausdruck, setzt für o? seinen Werth, und berücksichtigt, dals (>=) nD (>=) =rT (= )» so erhält man an 1 PR te TH) re Bo wo U zur Abkürzung das Produkt von drei nach x, y, = resp. genommenen einfachen Integralen bezeichnet, von denen das erste 22 f[ + &) x’ — say) Y-ı L nach einer bekannten Formel, welche leicht aus (1) folgt, den Werth hat Substituirt man diesen Ausdruck und die beiden andern yon Ne cher Form, und berücksichtigt, dals (‘ =. ) = yv-ie*t —_1 2} so kommt Fr KelzL.o ap) V- zes a BETT je a“ VEN ee FT & Ela Da die Ausdrücke im Exponenten und unter dem Wurzelzeichen homogene Functionen von $, \ sind, so sieht man sogleich, dafs sich das Integral vereinfachen wird, wenn man statt einer der Variabeln &, W, etwa statt /, ihr Verhältnifs zu der andern & einführt. Man setze also = #, wo s die neue Veränderliche bezeichnet, so. werden die Grenzen für diese © und 0, wofür man auch 0 und oo nehmen kann, wenn man dem ganzen Aus- druck das Zeichen — vorsetzt. Man erhält so, wenn man z. A. setzt a? b* c® Ge en Ef fra a Are: „PSV=4 er V(+3)(+&)(+3) ler :) Differentiirt man noch a, so erhält man != 23 2a _Vr e-nzy-1 7 a? ve) ds TEEN Sr sinp 9° "ap, () von welchem Ausdruck der reelle Theil nach Obigem die gesuchte Componente 4 darstellt. Um diesen reellen Theil zu erhalten, hat man nur den von Erz ® een Ag) V Ser sinp 6°? i do 0 zu suchen, welchen man sogleich findet, wenn man sin & durch Exponentialgröfsen ausdrückt, und dann mit (1) vergleicht. Man gelangt so zu dem Resultat, dafs der reelle Theil dieses Ausdrucks Null oder pP pP u A PR (A WB 1 r(2 ı) sin (? 1)r(-5) 7 = ICH (5) ist, je nachdem S>1 oder S<1 ist. Um nun das Endresultat hinzuschreiben, hat man zu unter- scheiden, ob der angezogene Punkt (a,5,c) ein innerer oder äulserer ist. a? I. Für einen innern Punkt ist —. + gr FE -<1, also a: b? c® auch S = a + ra he da s positiv ist. Man erhält mithin ? a Tore ae N 2 R a? b? c® I. Ist der Punkt ein äufserer, so hat man atatz>t Der Ausdruck S ist alo >1 für s=0. Da derselbe offenbar um so kleiner ist, je größser s ist, und für s = oo, verschwindet, so giebt es einen und nur einen positiven Werth = von s, für welchen S= 1 ist. So lange s1, ist 24 hingegen s>r, so hat man S)+(C-+H-NH°-+H) ausgedrückt werden. — Die Mutterlauge, aus welcher dieses Salz herauskrystallisirt, enthält neutrales kohlensaures Ammoniak. 35 5) Fünf-Viertel kohlensaures Ammoniak. Es ist dies das Salz, welches bei der langsamen Destillation des Sesqui- carbonats sich im Halse der Retorte in krystallinischen Massen sublimirt, welche dasselbe Ansehen wie das käufliche Sesquicar- bonat haben. Es besteht aus 5 At. Kohlensäure, 4 At. Ammo- niak und 4 At. Wasser. 6) Fünf-Viertel kohlensaures Ammoniak mit einem grölseren Wassergehalt. Wenn man das 7 kohlensaure Ammoniak auf ähnliche Weise einer langsamen Destillation un- terwirft, und dieselbe unterbricht, wenn der Inhalt der Retorte sich in eine klare Flüssigkeit verwandelt hat, so entwickelt sich bei der Destillation wiederum Kohlensäuregas, und es sublimirt aulser neutralem wasserhaltigen Carbonat, 2 kohlensaures Am- moniak mit einem grölseren Wassergehalt. Es besteht aus 5 At. Kohlensäure, 4 At. Ammoniak und 5 At. Wasser. — Man erhält dasselbe Salz, wenn man das Sesquicarbonat mit einem grölseren Wassergehalt einer Destillation unterwirft. 7) Fünf-Viertel kohlensaures Ammoniak mit dem grölsten Wassergehalt. Man erhält es bei der Destillation des kohlensauren Ammoniak’s, wenn dieselbe so lange fortge- setzt wird, bis in der Retorte eine klare Flüssigkeit zurückbleibt. Es scheidet sich aus dieser durch’s Erkalten ab. Es enthält 5 At. Kohlensäure, 4 At. Ammoniak und 12 At. Wasser. 8) Zweifach kohlensaures Ammoniak. Man giebt in den Lehrbüchern der Chemie gewöhnlich an, dafs dieses Salz gegen 1 At. Ammoniak, 2 At. Kohlensäure und 1 At. Wasser enthalte. Dies ist richtig; es giebt indessen ein zweifach kohlen- saures Ammoniak mit einem etwas grölseren Wassergehalte, von welchem im Folgenden geredet werden soll, und das gewils sehr häufig mit dem gewöhnlichen Bicarbonate verwechselt worden ist. Der Verfasser hat dieses Bicarbonat nur einmal deutlich in grolsen Krystallen erhalten, als er eine Auflösung von neutralem kohlensauren Ammoniak unter der Luftpumpe abdampfte. Die Krystalle hatten ganz dieselbe Form wie die des Bicarbonats vom Kali, mit welchem es auch hinsichtlich der Zusammensetzung ganz übereinstimmt, da 1 At. Kali einem At. Ammoniumoxyd (NH) entspricht. Denn die Zusammensetzung des Kalibicarbonats kann 36 durch die chemische Formel 2 +K-+H ausgedrückt werden, und die des Bicarbonats von Ammoniumoxyd durch die Formel 2C+NH'’+H Als Pulver erhält man das Bicarbonat des Ammoniumoxyds, wenn man eine gesättigte Auflösung des Sesquicarbonats über Schwefelsäure unter der Luftpumpe abdampft, und den Ranm über der Auflösung durch starkes Pumpen so luftfrei wie mög- lich erhält. Die Auflösung geräth bald in ein starkes Kochen, und es setzt sich das schwerlösliche Bicarbonat ab, das aus der "Auflösung genommen werden muls, ehe sie vollständig abgedampft worden ist. — Wendet man statt der Schwefelsäure Kalihydrat, gebrannte Kalkerde oder Chlorcalcium an, so erhält man das Bi- carbonat als krystallinische Massen. Man erhält es ebenfalls, wenn getrocknetes Sesquicarbonat in einem nicht völlig verschlossenen Gefälse längere Zeit in einem trocknen Zimmer aufbewahrt wird. Es verflüchtigt sich dabei das sehr flüchtige wasserfreie Carbonat, und das Bicarbonat bleibt zurück. Man kann das Bicarbonat des Ammoniumoxyds und des Kalis als Doppelsalze von Kohlensäurehydrat mit kohlensaurem Ammo- niumoxyd oder Kali betrachten, auf ähnliche Weise, wie man das saure schwefelsaure Ammoniumoxyd und Kali, als aus Schwe- felsäurehydrat und schwefelsaurem Ammoniumoxyd oder Kali bestehend sich denken kann. 9) Zweifach kohlensaures Ammoniak mit einem grölseren Wassergehalt. Wird käufliches Sesquicarbonat gepulvert mit so viel kochendem Wasser übergossen, als gerade nothwendig ist, um es aufzulösen, und wird das Glas unmittelbar, nachdem das Wasser hineingegossen, sorgfältig verschlossen, so dafs kein Kohlensäuregas, das sich heflig aus dem Sesquicarbonat durch das kochende Wasser entwickelt, wenn der Versuch in einem offenen Gefälse angestellt wird, verloren gehen kann, sondern dafs dasselbe wieder während des Erkaltens von der Auf- lösung absorbirt wird, so erzeugen sich von der Oberfläche aus beim Erkalten Krystalle von bedeutender Gröfse, die sich noch viele Tage hindurch vermehren. Sie enthalten 5 At. Wasser mehr als das gewöhnliche Bicarconat, und die Zusammensetzung N 37 derselben kann durch die Formel 46 + 2NH* +3H ausgedrückt werden. Nicht nur durch die Zusammensetzung, sondern auch durch die Form unterscheidet sich dieses Salz wesentlich von dem gewöhnlichen Bicarbonat. 10) Zweifach kohlensaures Ammoniak mit dem grölsten Wassergehalt. Es wurde bei der Destillation des = kohlensauren Ammoniaks mit 5 At. Wasser erhalten. Es ent- hält gegen 2 At. Kohlensäure, 1 At. Ammoniak und 3 At. Wasser, also 1 At. Wasser mehr als das gewöhnliche Bicarbonat. 11) Sieben-Viertel-kohlensaures Ammoniak. Die- ses Salz wurde durch Destillation des Bicarbonats mit einem grö- fseren Wassergehalt erhalten, bei welcher Destillation ähnliche Erscheinungen statt finden, wie bei der Destillation des Sesqui- earbonats. Es enthält 7 At. Kohlensäure, 4 At. Ammoniak und 12 At. Wasser. 12) Neun-Viertel kohlensaures Ammoniak. Der Verfasser erhielt dieses Salz in Krystallen, als er eine Auflösung von gewöhnlichem Sesquicarbonat über Schwefelsäure unter der Luftpumpe abdampfen liefs, dabei aber ein zu starkes Pumpen sorgfältig vermied, so dals die Auflösung nicht ins Kochen kam. Es enthält gegen 9 At. Kohlensäure, 4 At. Ammoniak und 10 At. Wasser. Die Krystalle des Salzes verwittern leicht, und ver- wandeln sich in Bicarbonat. — Die Bildung dieses Salzes mils- glückt übrigens, ungeachtet aller Vorsicht, sehr oft, und ist dem Verfasser nur sehr selten gelungen. Am Ende der Abhandlung theilte der Verfasser verschiedene Ansichten über die Art mit, wie man sich die Zusammensetzung der dargestellten Verbindungen denken kann. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Statistique de la France publiee par le Ministre des travaux publies de l’agriculture et du commerce. (Commerce exterieur) Paris 1838. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Herrn Moreau de Jonne&s d. d. Paris d. 30. Januar d. J. Transactions of the zoological Society of London. Vol.II part 2.3. London 1838. 39. 4. 38 Proceedings of the zoological Society of London. Part. V. 1837. ib. 8. Martin Barıyy, researches in Embryology (First Series) ib. 1839. A. Annales des Mines. 3.Serie. Tome 14. 5. Liyr. de 1838. Paris, Sept. Oct. 1838. 8. Gay-Lussac et Arago, Anrales de Chimie et de PRySIque. Tome 69. Sept. 1838. Paris. S. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 372. Altona 1839. Febr. 14. 4. Von dem Sekretar der Zoological Society zu London war ein Schreiben vom 18. Sept. a. c. eingegangen, worin im Namen dieser Gesellschaft der Empfang der Jahrgänge 1835 und 1836 der Denkschriften unserer Akademie angezeigt wird. 28. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Herr Lachmann las eine Abhandlung des Herrn Hoff- mann über das Verhältnils der Staatsgewalt zu den religiösen Vorstellungen ihrer Untergebenen. Die Staatsgewalt vermag keinesweges die Vollziehung alles dessen zu erzwingen, was ihrer Einsicht nach zur Förderung des Staatszweckes dient. Sie mufs vielmehr Meinungen beachten, welche sich der Überzeugung grolser Volksmassen dergestalt be- mächtigt haben, dals sie dauernd Beweggründe ihrer Handlungen werden. Wenn sie indels die Sitte nicht verletzen darf, so lange sie fest durch solche Meinungen begründet bleibt: so liegt es ihr doch ob, eine ihren Zwecken förderliche Veränderung da- durch zu bewirken, dafs sie andern Überzeugungen Eingang zu verschaffen sucht. Soweit religiöse Vorschriften eine Sitte be- gründet haben, wird die Staatsgewalt auch in Bezug auf dieselben nach der vorstehend bezeichneten allgemeinen Ansicht verfahren. Dies ist mit Beispielen für die verschiedenen Fälle belegt, worin für religiöse Vorstellungen theils nur Glauben an dieselben, theils das Unterlassen, theils das Vollziehen gewisser Handlungen gefor- dert wird. Besonders herausgehoben ist noch das Verhältnils der Staatsgewalt zu den religiösen Vorstellungen von der Bulse und von angebornen Menschenrechten. 39 Nur einer religiösen Vorstellung, kann die Staatsgewalt niemals nachgeben, nämlich der, dals irgend einer aulser dem Be- reiche ihres Machtgebiets stehenden physischen oder moralischen Person die Befugnils zukomme, unbedingt über die Gränzen des Einflusses zu entscheiden, welchen die Staatsgewalt auf die reli- giösen Vorstellungen ihrer Untergebnen auszuüben sich gestatten darf. Dieser Einfluls wird allerdings, wie bereits erwähnt wor- den, durch Rücksichten auf die Sitte beschränkt: aber diese Be- schränkung ist keine unbedingte; indem Versuche zur Veränderung solcher religiösen Vorstellungen, die der Erreichung des Staats- zweckes schaden, statthaft bleiben, soweit sie nach dem verstän- digen Ermessen der Staatsgewalt ohne solche Verletzungen der Sitte ausführbar sind, wodurch dieselben erfolglos oder gar ge- meinschädlich würden. Folgende eingegangene Schriften wurden vorgelegt: Kupffer, observations meleorologiques et magnetiques faites dans l’etendue de l’empire de Russie. No.II. St. Petersb. 1837. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. St. Petersb. v. Jan. d. J. van der Hoeven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie. DeelV, St.3. Leiden 1838. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1839. 1.Semestre. No.5. Paris 4. Feyr. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1839, No. 1-12. Stuttg. u. Tüb. 4. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat März 1839. Vorsitzender Sekretar: Hr. Wilken. 4. März. Sitzung der philosophisch - histori- schen Klasse. Hr. Meineke las Bemerkungen über Habron von Bate, des Callias Sohn. Derselbe gehörte zur Familie des attischen Redner Lycurgus, und war ein Enkel desjenigen Habron, dessen Tochter Callisto an Lycurgus verheirathet war. Dies ergiebt sich aus einer Ver- gleichung des Stephanus Byz. v. B&ry mit der Lebensbeschrei- bung des Lycurgus bei Plutarch. Er bekleidete das Amt eines Exegeten und schrieb als solcher im Allgemeinen selbst wieder zusammengesetzt sein müssen, so dals, wenn man sie in die wahren complexen Primzahlen auflöst, die complexen Primzahlen, welche die Factoren des Nenners bil- den, [gegen die Primfactoren des Zählers sich einzeln aufheben lassen. Da ich auf ganz anderem Wege zu diesem Resultate herein für A=8 und A = 12 gekommen war, so wagte ich den etwas mühsamen Versuch mit A=5, und in der Zhat gelang es mir für die Primzahlen von der Form 5n +1, mit welchen ich den Versuch anstellte, jeden ihrer beiden aus 5'** Wurzeln der Einheit zusammengesetzten Factoren noch einmal in zwei ganze Factoren derselben Art zu zerfällen; worauf es dann nicht schwer war einen allgemeinen Beweis für diese Zerfällbarkeit zu finden. So lassen sich also die Primzahlen von der Form 5n +1, 8n +1, 12n +1 als Producte von vier ganzen complexen Zahlen darstel- len, welche respective aus 5t*, 8, 12' Wurzeln der Einheit zu- sammengesetzt sind. Es erhellt übrigens, dafs für die Primzahlen von der Form 5n +1 durch eine andre paarweise Verbindung der vier Factoren ihre Darstellung in der Form a® — 55° erhal- ten wird. = 91 Die neuen Factoren sind nothwendig Primzahlen. Ist näm- lich f« einer derselben, wo « für die drei Arten Primzahlen ‚respective eine primitive 5t«, 8', 12! Wurzel der Einheit ist, so kann f« nicht als Product zweier ganzer complexen Zahlen derselben Art $« und ı/« dargestellt werden, wenn nicht eine derselben so beschaffen ist, dafs das Product ihrer vier WVerthe ‘der Einheit gleich ist. Denn man sieht leicht, dals das Product der vier Werthe von fe, da, Y« eine reelle Zahl ist, und da das Product der vier Werthe von f« eine Primzahl ist, so kön- nen nicht die beiden andern Producte reelle Zahlen geben, welche beide zugleich von der Einheit verschieden sind, da ihr Product der Primzahl gleich wird. Zwischen diesen Primzahlen f« hat man in der Theorie der Reste der 5te°, Ste und 12!ea Potenzen die Reciprocitätsgesetze aufzusuchen, und es würde vielleicht thunlich sein, dieselben durch blofse Induction zu finden, nachdem man ihre wahre Form kennt, wenn nicht solche Induction überaus beschwerlich wäre. Wenn man die Reciprocitätsgesetze auf zusammengesetzte Zahlen aus- dehnt, ganz ähnlich wie ich es in der früher der Akademie mit- getheilten Note in Bezug auf die quadratischen, kubischen und biquadratischen Reste gethan habe, so können unmittelbar aus der Theorie der Kreistheilung die einfachen Reciprocitätssätze, in Be- zug auf die Reste der ter, Stea und 12! Potenzen, für den be- sondern Fall abgeleitet werden, wenn die eine Zahl reell ist. Ob es möglich sein wird, vermittelst neuer Kunstgniffe aus der- selben Quelle die allgemeineren Sätze für je zwei complexe Zah- len abzuleiten, mufs späteren Untersuchungen zu entscheiden vor- behalten bleiben. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Philosophorum graecorum veterum praeserlim qui ante Platonem Sloruerunt operum reliquiae. Recensuit et illustr. Simon Kar- sten. Vol.I. pars1. 2. Xenophanes. Parmenides. Vol. II. Em- pedocles. Amstelodami 1830-38. 8. Jomard, Notice historique sur la vie et les voyages de Rene Cail- lie, Paris 1839. 8. Joly, Eiudes sur les Plantes indigoferes en general, et particu- lierement sur le Polygonum tinclorium. Extrait etc. Mont- pellier 1839. 8. 92 Schumacher, astronomische Nachrichten No.377. Altona 1839, Mai2. 4. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique 1838. Nov. Dec. Paris 8. Graphische Darstellung des täglichen mittleren Barometer- und Thhermometerstandes zu Frankfurt a. M. im Jahre 1837 und 1838 nach den Beobachtungen des physikalischen Vereins, nebst Erläuterungen. fol. u. 4. 2 Expl. durch Herrn Dr. Neeff im Namen des physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. unterm 28. April d. J. der Akademie übersandt. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1839. 1.Semestre. No. 11-15. 18. Mars-15. Avr. Paris, 4. x L’Institut. 1.Section. Sciences math., phys. et natur. 7. Annee. No. 279. 2. Mai 1839. Paris 4. L’Institut 2.Section. Scienc. hist., archeol. et philos. 4. Annee No. 39. Mars 1839. ib. 4. Chronique scientifigue. 1. Annee. No. 17. 2. Mai 1839. ib. 4. Annales des Mines. 3.Serie. Tome 14 (6. Livraison de 1838). Pa- ris Nov. Dec. 1838. 8. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1839. No. 31-34. Stuttg u. Tüb. 4. Hr. Encke übergab der Akademie das auf ihre Kosten ge- druckte Werk: Canon arithmeticus pro singulis numeris primis. edidit C. G. I. Jacobi. Berol. 1839. 4. 27.Mai. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Horkel las über die Polyembryonie der Co- niferen. Nach einigen einleitenden Äufserungen über Polyembryonie überhaupt gab er eine historische Übersicht dessen, was man bis- her darüber von Joseph Gärtner (de fructibus et seminibus Tom.I. (1788) Introductio pag. cLxvim) bis Robert Brown (on the plurality and development of Embryos in the Seeds of Coniferae — fourth Report of the british Assosiation London 1835 p- 596 597) bei Coniferen beobachtet hat. Die nächste Veranlassung zu dieser Mitthbeilung gaben Tre- viranus in dem zweiten Bande seiner Physiologie der Gewächse ul 93 (1838) enthaltene Äufserungen, dals er weder bei Pinus syloestris (p- 528), noch bei Abies excelsa (p.558) etwas von dem habe finden können, was Rob. Brown bei diesen und andern Pinus- arten beschrieben habe, obwohl er die ersten erkennbaren Anfänge des Embryo gesehen habe. Hr. Horkel legte dabei auf seine Übereinstimmung mit Rob. Brown’s ihm schon im September 1833 durch dessen gütige Mittheilung bekannt gewordene Ent- deckung, dals bei Coniferen dieselbe Mehrzahl von Embryonen wie bei Cycadeen vorkomme, um so mehr Gewicht, als er da- mals schon vor längerer Zeit an einem Pinus Cembra-Saamen ‘dasselbe beobachtet hatte, was Mirbel bei Cycas circinalis (An- nales du Mus. d’hist. nat. Tom. XVI. (1810) p. 455) sah. Nur fand er statt der vier oder fünf abortirten Embryonen, die Mir- bel neben dem ausgewachsenen Embryo bei Cycas beobachtete, bei Pinus Cembra nur zwei verkümmerte Rudimente neben dem- selben. Denn wenn er gleich schon 1819 die in der Spitze des Albumens vorkommenden mehrfachen kleinen Höhlen, worin der erste Anfang der Embryobildung zu beginnen scheint und die Rob. Brown corpuscula genannt hat, bei Abies excelsa be- merkte, so führte ibn doch damals diese Beobachtung noch nicht weiter. Von der Analyse des Pinus Cembra-Saamen ging er auf das Studium der Bildungsgeschichte des Ovulums über, das er späterhin bei 4bdies excelsa fortsetzte, wo es ihm zuerst gelang, die Rudimente in derjenigen Gestalt kennen zu lernen, in der sie Brown funiculi genannt hat. Sie lagen dann in der in der Mitte des Albumens entstandenen grolsen Höhle parallel nebeneinander, ihre Zahl betrug gewöhnlich drei, seltener vier, nie aber sah er mehr als eins von ihnen zum Embryo auswachsen, so dals die übri- gen zwei oder drei immer verkümmerten. Sein Neffe, Dr. M.J. Schleiden, fand indessen im Jahre 1836 bei Pinus echinata auch Brown’s Maximum von sechs Rudimenten, was aber in unserer Gegend nur selten vorzukommen scheint, wo sich drei als die gewöhnliche Zahl der Corpuskeln und Rudimente bei den Abieti- neen zeigte. Bei Taxus baccata, wo Treviranus (a.a.0.) gleichfalls nur ein Rudiment fand, sah Hr. Horkel deren nie weniger als zwei, gewöhnlich aber drei, da er indessen hier zuweilen nur ein Corpusculum fand, mag es wohl bei Taxus Fälle geben, wo 94 blos das zum Embryo auswachsende Rudiment zugegen ist. Bei vollkommener Entwickelung der Ovulumbildung findet man aber bei Taxus ebenso zuverlässig als bei Pinus und Adies mehrere Rudimente. Hr. Dr. Schleiden theilte Hrn. Horkel sogar einen Fall mit, wo er auch bei Taxus deren vier gefunden hatte. Bei den Cupressineen, die Letzterer zum Gegenstand seiner Beobachtungen machte, als T’huja occidentalis, Juniperus virgi- niana, Jun. Sabina, Jun. communis fand er statt der bisherigen mehrfachen, im Kreise gestellten kleinen Embryohöhlen immer nur eine in der Achse des Albumens sich befindende etwas grö- fsere Embryoblase oder Höhle, in welche hier aber constant meh- rere (2-4) Pollenschläuche gingen, gerade ebenso viele Rudi- mente zeigten sich auch späterhin in der grolsen Albumenhöhble. Die Polyembryonie der Cupressineen reiht sich zwar, wie man sieht, mehr der Citruspolyembryonie an, nur dafs bei T’ruja und Juniperus der Eintritt von mehreren Pollenschläuchen in das Ovulum nicht zufällig ist, wie bei Cirus und vielen anderen Pflan- zen, sondern mit zum Wesen der genannten genera gehört. Die für die Entstehung der mehrfachen Rudimente bei Abietineen und Taxineen so wesentlichen kleinen‘ Embryohöhlen sind schon vor dem Eindringen der Pollenschläuche in den Nu- cleus, in dem in diesem enthaltenem Albumen vorhanden. Merk- würdig ist es, dals bei dieser regelmäfsigen Anlage der Coniferen zur Polyembryonie so selten Fälle beobachtet sind, wo von den constant vorhandenen drei, vier oder mehreren Rudimenten mehr als eins zum Embryo ausgewachsen wäre, indem man das Auswachsen von zwei Rudimenten zu zwei Embryonen in einem Saamen nur zweimal beobachtet zu haben scheint. Gärtner sah den ersten Fall dieser Art bei Pinus GCemdra (l. c.) und einen zweiten beobachtete Robert Brown nach einer münd- lichen Mittheilung bei Abdies excelsa, nur dals sich hier beide Embryonen in der gewöhnlichen Lage befanden, während bei Gärtner der eine verkehrt lag. 30.Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. Rose las über den Mineralkermes. Kein Präparat des Antimons ist mehr als der Kermes unter- sucht, und dennoch stimmen die Ansichten der Chemiker über 95 die Zusammensetzung desselben wenig überein. Die meisten Che- miker, namentlich Gay-Lussac, Liebig, Geiger, Henry der jüng., Buchner, Robiquet, Duflos, Brandes, Bier- mann, Pagenstecher und andere nehmen an, dafs derselbe wesentlich Antimonoxyd neben Schwefelantimon enthalte, wäh- rend Berzelius ihn vom gewöhnlichen Schwefelantimon SbS? nicht verschieden hält. Auch der Verfasser hatte in früheren Zeiten über die Zusammensetzung des Kermes einige Versuche angestellt, welche mit denen von Berzelius übereinstimmten. Der Kermes ist verschieden nach der verschiedenen Berei- tung. Der Verfasser hat den Kermes von drei verschiedenen Be- reitungsmethoden neuen Untersuchungen unterworfen. Kermes, durch Kochen von Schwefelantimon in einer Auflösung von kohlensaurem Alkali erhalten. — Schwefelantimon verhält sich beim Kochen in einer Auflösung von kohlensaurem Alkali ähnlich wie Schwefelarsenik; es bildet sich alkalisches Schwefelmetall, das Schwefelantimon zu einem Schwefelsalze auflöst, und Antimonoxyd. Die Auflösung des al- kalischen Schwefelmetalls löst indessen in der Wärme bedeutend viel Schwefelantimon auf, lälst beim Erkalten den gröfsten Theil desselben als Kermes fallen, und nur eine geringe Menge dessel- ben bleibt nach dem Erkalten aufgelöst. Das gebildete Antimon- oxyd löst sich vollständig auf, wenn eine hinreichende Menge von kohlensaurem Alkali angewandt worden war. Ist dies nicht der Fall, so fällt ein Theil desselben beim Erkalten mit dem Ker- mes nieder, besonders wenn der Kermes lange mit der Flüssig- keit in Berührung bleibt, aus welcher er sich durchs Erkalten abgesetzt hat. Aber immer ist dieses Antimonoxyd, wenn es im Kermes enthalten ist, mit demselben gemengt, nicht chemisch verbunden. Man überzeugt sich am besten davon, wenn man einen solchen Kermes unter dem Mikroskope betrachtet. Der eigentliche Kermes erscheint dabei als rothe oder braunrothe - Körner; enthält er Antimonoxyd, so bildet dies in ihm deutliche Krystalle in gröfserer oder geringerer Menge, die gewöhnlich als sechsseitige Säulen, bisweilen nur als feine Nadeln erscheinen. Diese fehlen aber ganz, wenn das Antimonoxyd durch einen Über- schuls von kohlensaurem Alkali aufgelöst worden ist, wodurch freilich die Ausbeute an Kermes sehr gering wird. 96 Das Antimonoxyd, das den Kermes verunreinigen kann, ist nicht mit Alkali verbunden. Aber bei der Analyse des Kermes erhält man immer Alkali, das in demselben als Schwefelsalz ent- halten ist. Er enthält eine geringe Menge von Schwefelkalium oder Schwefelnatrium, dessen Gegenwart im Kermes Berzelius schon vor längerer Zeit bewies; es bildet mit der höchsten Schwe- felungsstufe des Antimons, SbS?, ein Schwefelsalz. Durch Aus- waschen kann dies nicht vollkommen vom Kermes getrennt wer- den. Die Menge desselben in dem durch Kochen von Schwefel- antimon mit einer Auflösung von kohlensaurem Alkali erhaltenen Kermes ist indessen nicht sehr bedeutend. Die Gegenwart von eingemengtem Antimonoxyd im Kermes erkennt man, aufser durch die mikroskopische Untersuchung, am besten dadurch, dafs man denselben in einer Atmosphäre von Kohlensäuregas schmilzt. Der geschmolzene Kermes bildet nach dem Zerreiben, wenn er frei von Oxyd ist, ein schwarzes Pul- ver; bei einem Oxydgehalte hat dasselbe mehr oder weniger einen Stich ins Röthliche und Bräunliche. Wird der Kermes anhaltend in einer Atmosphäre von Was- serstoffgas erhitzt, so wird das in ihm enthaltene Schwefelanti- mon, SbS? in metallisches Antimon verwandelt, aber die geringe Menge des Schwefelsalzes wird dadurch nicht verändert, selbst das in demselben enthaltene höchste Schwefelautimon, SbS°’, wird nicht in eine niedrigere Schwefelungsstufe verwandelt. Es ent- weicht hierbei blols eine geringe Menge von WVasser, die das Krystallwasser des Schwefelsalzes ausmacht. Man hat gewöhn- lich diefs Wasser, welches bei der Behandlung des Kermes mit Woasserstoffgas entweicht, für eine Folge der Reduction des im Kermes enthaltenen Oxyds gehalten. Der Kermes kann, wie sich aus dem Vorhergehenden ergiebt, durchaus nicht für identisch mit dem in der Natur vorkommen- den Rothspiesglanzerze, oder auch nur für eine demselben ana- loge Verbindung gehalten werden, denn dasselbe ist nach des Verfassers frühern Untersuchungen eine Verbindung von Anti- monoxyd mit Schwefelantimon, Sb-+2SbS?. Kermes, durch Schmelzen von Schwefelantimon mit kohlensaurem Alkali erhalten. — Dieser Kermes ist 97 der gewöhnliche officinelle, denn die meisten Pharmacopöen schrei- ben diese Bereitungsart vor. Beim Schmelzen von Schwefelantimon mit kohlensaurem Al- kali sondert sich bekanntlich eine beträchtliche Menge von metal- lischem Antimon ab. Die gewöhnliche Meinung über diese Aus- scheidung des Metalls ist die, dals das gebildete Antimonoxyd bei erhöhter Temperatur und Gegenwart von Alkali in Metall und in antimonichte Säure zerfällt. Wird der auf die angeführte Weise bereitete Kermes nach dem Aussülsen im feuchten Zustande mit Weinstein und Wasser gekocht, so erhält man in der filtrirten Auflösung vermittelst Schwefelwasserstoffgas einen starken Niederschlag von Schwefel- antimon. Dies ist nicht der Fall bei einem Kermes, der durch Kochen mit einer Auflösung von kohlensaurem Alkali erhalten worden, und der frei von Oxyd ist. Der durch Schmelzen be- reitete Kermes enthält also oxydirtes Antimon, aber nur Anti- ımonoxyd, nicht antimonichte Säure, denn kocht man ihn im feuchten Zustande mit Weinstein, so erhält man deutliche Kry- stalle von Brechweinstein. Der Verfssser war früher der Meinung, besonders durch die Autoritäten von Gay-Lussac und Liebig verführt, dafs der Gehalt von Antimonoxyd in dem durch Schmelzen erhaltenen Kermes ein wesentlicher sei. Er gab indessen schon seit länge- rer Zeit diese Meinung auf, da er fand, dals der Gehalt an Oxyd bei den verschiedenen Bereitungen des Präparats verschieden aus- fällt, und in keinem bestimmten einfachen Verhältnisse zu dem Schwefelantimon steht. Die mikroskopische Untersuchung bestä- tigte diese Ansicht, denn der Kermes erscheint bei derselben als eine Mengung von rothen körnigen Massen mit Krystallen. Die Menge letzterer ist sehr verschieden. Man kann auch bei dieser Bereitung einen Kermes erhalten, der sehr wenig davon enthält, und nach dem Schmelzen in einer Atmosphäre von Kohlensäure- gas zerrieben ein fast ganz schwarzes Pulver giebt. Der Grund des Oxydgehaltes in diesem Kermes ist wesent- lich der, dafs beim Schmelzen von kohlensaurem Alkali mit Schwe- felantimon eine vollständige Zersetzung statt findet, während beim Kochen einer Auflösung von kohlensaurem Alkali mit geschmol- zenem, gepulvertem oder auch fein geschlämmtem Schwefelanti- 5*r 98 mon der gröfste Theil des letztern unzersetzt bleibt. Es bildet sich beim Schmelzen Antimonoxyd und alkalisches Schwefelmetall, das Schwefelantimon auflöst. Beim Kochen der geschmolzenen Masse mit Wasser, und beim Erkalten der filtrirten Flüssigkeit setzt sich Kermes ab, gemengt mit Antimonoxyd, das, da gewöhn- lich die Menge des unzersetzten kohlensauren Alkali’s gegen die des zersetzten Schwefelantimons nicht grofls genug ist, beim Er- kalten aus seiner alkalischen Auflösung mit dem Kermes gemengt sich niederschlägt. Aber diese Erklärung von dem Hergange des Processes kann wegen der Ausscheidung des metallischen Antimons nicht die vollkommen richtige sein, oder es mufs noch neben diesem ein anderer Procefs stattfinden, durch welchen diese Ausscheidung bedingt wird. Concentrirt man die vom Kermes getrennte Flüssigkeit durch Abdampfen, so schiefsen beim Erkalten der concentrirten Auflö- sung grolse Krystalle in bedeutender Menge von dem bekannten Schwefelsalze aus einfach Schwefelnatrium (wenn kohlensaures Natron bei der Bereitung angewandt worden ist) mit Schwefel- antimon im Max. von Schwefel, SbS? (Schlippe’sches Salz) an. Läfst man die Auflösung länger steben, so krystallisirt aus der- selben kohlensaures Natron, und es bleibt in ihr eine Verbindung von Schwefelnatrinm mit dem niedrigsten Schwefelantimon Sb S°. Die Ausscheidung des metallischen Antimons beim Schmel- zen von Schwefelantimon und kohlensaurem Alkali beruht also darauf, dafs sich ein Theil des Schwefelantimons SbS? in Me- tall und in die höchste Schwefelungsstufe des Antimons Sb S°® zerlegt. Diese Zerlegung geschieht durch die prädisponirende Verwandschaft des entstandenen alkalischen Schwefelmetalls, um mit dieser höchsten Schwefelungsstufe ein Schwefelsalz zu bilden. Die Erzeugung einer geringen Menge eines solchen Schwe- felsalzes findet schon beim Kochen von Schwefelantimon mit ' einer Auflösung von kohlensaurem Alkalı statt, denn es ist schon oben erwähnt worden, dafs in dem auf diese Weise dargestellten Kermes eine sebr geringe Menge davon enthalten ist. Die Ent- stebung desselben mufs indessen wohl-hier der Oxydation eines kleinen Theils des Antimons im Schwefelantimon zugeschrieben werden. 7 99 Die älteste Bereitung des metallischen Antimons durch Ver- puffung eines Gemenges von Salpeter, rohem Weinstein und Schwefelantimon, die von Basilius Välentinus herrührt, und mit welcher später Glauber die des Goldschwefels aus den so- genannten Schlacken, welche bei diesem Procels erzeugt werden, verband, beruht ebenfalls darauf, dafs sich ein Schwefelsalz mit der höchsten Schwefelungsstufe des Antimons bildet, wodurch Antimon metallisch abgeschieden wird. Kermes, durch Kochen von Schwefelantimon in einer Auflösung vonKalihydrat erhalten. — Dieser Ker- mes hat in seiner äufsern Beschaffenheit wenig Ähnlichkeit mit dem auf andere Weise bereiteten Kermes. Er bildet einen star- ken, voluminösen Niederschlag, der sich schwer aussülsen und trocknen lälst. Mit Weinsteinauflösung im feuchten Zustande gekocht, wird ihm kein Antimonoxyd entzogen, das in demselben auch nicht durch das Mikroskop zu entdecken ist. Mit verdünnter Chlor- wasserstoffsäure behandelt, entwickelt er bei der ersten Einwir- kung derselben Schwefelwasserstoffgas, färbt sich schwarz, und wird gewöhnlichem Schwefelantimon ganz ähnlich. . Mit Wasserstoffgas behandelt, bildet sich in demselben bei starker Erhitzung eine Kugel von metallischem Antimon, die von einer geschmolzenen Masse umgeben ist, auf welche das Wasser- stoffgas keine Einwirkung ausübt. Es sublimirt sich hierbei kein Schwefel. Diese geschmolzene Masse ist ein Schwefelsalz aus Schwe- felkallum und dem höchsten Schwefelantimon SbS°? bestehend, auf welches Wasserstoffgas auch bei erhöhter Temperatur nicht zersetzend einwirkt. Die Menge desselben ist nicht gering, und steht nach einer quantitativen Analyse scheinbar in einem bestimmten Verhältnisse zum Schwefelantimon. Die Zusammensetzung des durch Kochen mit einer Auflösung von Kalihydrat erhaltenen Kermes kann nach dieser Analyse zwar durch die Formel (KS + SbS°) + 2SbS° ausgedrückt werden, indessen wird durch längeres Auswaschen dem Kermes immer mehr des Schwefelsalzes ent- zogen. Die Entstehung der höchsten Schwefelungsstufe in die- sem Kermes ist wohl, wie bei dem vermittelst kohlensauren 100 Alkali’s erhaltenen, einer Oxydation des Antimons im Schwefel- antimon durch den Zutritt der Luft zuzuschreiben ' An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gelehrte Schriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1838, Heft2. Kasan 1838. 8. (In Russ. Sprache). mit einem Begleitungsschreiben vom 24. März d.J. Proceedings of the Royal Society 1838-39. No. 33-37. London 8. Proceedings of the geological Society of London. Vol.3. 1838-39. No. 60.61. 8. List of the geological Society of London. March 1. 1839. 8. Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’Acad. des Sciences. 1839. 1. Semestre. No. 16-18. 22. Avril-6. Mai. Paris 4. Bulletin de la Societe geologique de France. Tome9, feuill. 23- 32. 1837-38. Tome 10, feuill. 1-4. 1838-39. Paris 8. Annales des Mines. 3.Serie. Tome 15. (1. Livraison de 1839.) Paris, Janv. Fevr. 1839. 8. L’Institut. 1.Section. Sciences math., phys. et natur. 7. Annee. No.280. 9. Mai 1839. Paris 4. Chronique scientifique. 1. Annee. No.18. 8. Mai 1839. ib. 4. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1839, Janvier. Paris 8. Crelle, Journal f. die reine u. angewandte Mathematik. Bd. 19, Heft 3. Berlin 1839. 4. 3 Expl. (Dillwyn) 4 Review of the References to the Hortus malabari- cus of Henry van Rheede van Draakenstein. Swansea 1839. 8, Documents statistiques sur la France, publies par le Ministre du Commerce. Paris 1835. 4. Collection de Chroniques Belges inedites publiee par ordre du Gowvernement. — Les gestes des Ducs de Brabant par Jean de Klerk, publ. par I. F. Willems. Tome 1. Bruxell. 1839. 4: mitgetheilt durch Herrn Baron von Reiffenberg in Brüssel. Hierauf wurde ein Rescript des Königl. hohen Ministeriums “der geistl., Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten vom 14. Mai d. J. vorgelegt, wodurch die Akademie ın Kenntnils gesetzt wird, dals des Königs Majestät durch Allerhöchste Kabinetsordre vom 21. April d. J. die von der Akademie getroffene Wahl des Herrn Professor Horace Hayman Wilson in Oxford zum aus- wärtigen Mitgliede der philosophisch-historischen Klasse zu be- stätigen geruht habe. —e Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen " der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juni 1839. Vorsitzender Sekretar: Hr. Erman. 6. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Auf den Vorschlag der physikalisch - mathematischen Klasse wurden zu Correspondenten der Akademie gewählt die Herren Professor Göppert in Breslau Sir W. R. Hamilton in Dublin Dr. Kummer in Liegnitz Prof. Sim. Ge. Ohm in Nürnberg Capitain Morin in Metz Ritter Pambour in Paris. * Hierauf übergab Hr. Crelle der Akademie 15 Exemplare eines Abdrucks seiner in einer früheren Gesammtsitzung vorgelesenen _ Abhandlung über die Ausführbarkeit von Eisenbahnen in bergigen Gegenden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: L’Institut. 1.Section. Sciences malh., phys. et natur. 7. Annee. No. 281. 282._ 16 et 23 Mai 1839. Paris 4. 2.Section. Scienc. hist., archeol. et philos. 4. Annee. No. 40. Avril 1839. ib. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten No.378. 379. Altona 1839. Mai30. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1839. No.35-38. Stutig. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1839. 1.Semestre. No.19. 20. 13 et 20 Mai. Paris. 4. Graff, althochdeutscher Sprachschatz, 16. Lief. Th.IY. (Bogen 14-28) 4. [1839.] 6 102. 10. Juni. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Eichhorn legte eine Prüfung der Gründe vor, aus welchen in der neuen Sammlung der deutschen Geschichtsquellen (Monumenta Germaniae historica — au- spicüs societatis aperiendis fontibus rerum Germanicarum medii aevi ed. G. H. Pertz, Tom. 4, P.2, pag.2) der sogenannten Verordnung vom Römerzug (Constitutio de expeditione Ro- mana) aller historische Werth abgesprochen wird. Nach dem Dafürhalten des Berichterstatters wird durch diese Gründe höchstens dargethan, dafs von den drei Abschriften des Gesetzes, die man bis jetzt kennt, die in einem Codex der Abtei Chiemsee enthaltene um das Jahr 1190 geschriebene die älteste sei, und die beiden anderen den Text aus dieser entnommen haben dürften. Dafs aber der Schreiber jener Handschrift auch der Con- cipient einer rein erdichteten Urkunde sein müsse, überhaupt diese nur erst im 12t* Jahrhundert abgefalst sein könne, steht mit deren Inhalt im Widerspruch; auch läfst sich die Absicht einer Täu- schung bei deren Abfassung nur darauf beziehen, dafs Bestim- mungen, welche entschieden seit dem Anfang des 11! Jahrhun- derts in Kraft waren, für Carolingische ausgegeben wurden. Der historische Werih des Inhalts wird daher nach der Ansicht des Berichterstatters durch jene Gründe nicht . geschwächt; die Ent- stehung, des Documents aber wird durch die in den Monumenten mitgetheilten Thatsachen nicht mehr aufgeklärt, als sie es bisher war. Ferner theilte Hr. Böckh eine Entdeckung des Hrn. Dr. Franz auf dem Gebiete der griechischen Epigra- phik mit. Es ist bekannt, dafs eine Abschrift des von Kaiser Augustus hinterlassenen Verzeichnisses seiner Thaten (Sueton. Aug. fin.) in den diesem Kaiser geweiheten Tempel in Ancyra übergegangen ist. Entdeckt wurde dieses Monument (Monumentum Ancyranum) im Jahre 1554 und Chishull hat es in seinen Asiatischen Alter- thümern am vollständigsten herausgegeben. Dals es an demselben Ort auch in griechischer Sprache aufgestellt war, beweisen die TERN 10 Hari; | | | | PEQSAMYNTOPOS ZTRIAUNOAAQNNOEN [NESTHYJAE III | 7 AYTOKPATOPA KAIZAPA Col. I. Col. II. “= = =... - - - OIZKAITPITOLNJMLAJYLAJARIPLAJBIRIMAEIMEI Folgendes ist die Restitution der obigen Fragmente, 5.103 ff. OEON IOYJAIOY BEOY ZE[BAZTOY YION KAI IOYAIAN ZEIBAZTOYE KAI TOYE [- - - - MAIJAJAZ AYT[2JN [DO AHMOZ O AMOAARNIATRN - = - - = - - - TIBEPIRI KAIZAPI [OEOY ZEBAZTOY YIR2I IOYAIOY] OEO[Y] ZIEBAZTOY YIQNA2I ZEIBAZTLI Col. II. Col. IV. Col. V. - Col. VI. - - - - » - THSSYJNKAHTOYKAITOYAHMOYTOYPRMAI[DN OTEJIXTOPUZENENIPRMHÄTJEDONENAINONAIRSOYAMIKINMKAITAIRI ZEITOMETPOYMENDÄAHMREALK[ATOYTOYOOAJOSAPIOMOZNAEILL[N OYAATIRIYIIATOIS[HEYNKAHTOZNNEPTHSEMHSENANO[SJOYHUPO[TOYAOZHZKAIAPETHENAOY| EIKOZIMYPTAAQN YIIHPXEN BRMONTYXHZSDT[EI)P[ASKAOJIEPRSENNPOERTOYSIEPE[A@ - - - - - - - - - - - 2... - - - IEPANJOJEINEKEAEYSENENJIAYEIA- - - - - - - - - = - XPHMATA AENYIATEIATETAPTH[E]MHKA[T]JMETATAYTAYIIATOIS MAP KIQKPAZ[Z]RKAILTJNAIRAENT[AJRALYTJOY[PITAIS TIOAEZIN HPIOMHSA YIDEPA[TJPONOYZE[MJEPISATOLE[STPJALTIRJTAIEREBAAAIOLNTJETONEN REMYPIAITJEN[TAKISXIATAI]JMYP[IAAEZOEKSYNTEAEIAEYIIEPTON XDPIRNNHPIOMHSAKAITIENTAKOSITAIEZAKISXTJALLAIMYPJIAAEZ[O YIIEPTNNETAPXIKRNATPON] ENIAIRQTIKREAATETAPERSAMYNTOPOSATOPANTESEBASTHN E[NOI °‘ H]SALRAL]OEATPONNPOSTRIAUOAANNOENARTETITEAAD[OJYZER[TOAAOYME POYZATOPAZOENTOZAINESTHZJAETILONOMATIMAPREAAOYTOYTAM[BPOY ANAGEMATAEKAABYPONENKAITITLAIIKAIT NAJR IOYAILOY] KAILNJARALIOAARNOZ KAIESTIASK[ANJALPERSAMYNTOPOSAJPEIEPRZA[AJEMOI[KATEETISANDSALENIAT ONIENTA[KOZISNMYMAARNIKPYSOY[AEJSTEPAINIKOY =» =» » =» = = nn - 103 zwei griechischen Fragmente bei Pococke I. 1. p.6.7. Diese kleinen Fragmente beziehen sich auf die dritte Tafel des lateini- schen Textes und sind in der überlieferten Gestalt an sich von keinem bedeutenden Werthe. In Apollonia in Pisidien (jetzt Oloubourlou) hatte Arundell drei griechische Fragmente gefunden, von denen ein jedes die Spuren einer durch grölsere Buchstaben ausgezeichneten Über- schrift enthält (Discov. in Asia minor. Vol.Ul. p. 426.) Leake (ebendas. Vol. I. p. 241.) bemerkt über diese Bruchstücke, dals ihre Verbindung schwer zu finden sei, und macht darauf auf- merksam, dafs Zeile 1. Col. III. durch Zeile 2. Col. II. fortgesetzt zu werden scheine; was ganz richtig ist. Stellt man nemlich die drei Bruchstücke neben einander, so findet man die letzte Columne vollständig zusammenhängend, jede der vorhergehenden aber in der Mitte gebrochen. Übrigens war es offenbar, dals sie auch so Bruchstücke bleiben; denn von einer Columne zur andern findet kein Übergang Statt? Während der Constituirung des Textes bemerkte Dr. Franz, dafs wir in diesen Fragmenten einen Theil des Monumentum Ancyranum vor uns haben. Sie fallen auf den Anfang und die Mitte des lateinischen Originals, während die Fragmente bei Pococke zum Schluls desselben gehören. Wahr- scheinlich ist es, dals die griechische Übersetzung des genannten Monumentes in Apollonia dieselbe Quelle mit der in Ancyra habe. Aus einer genauen Vergleichung der Arundell’schen Stücke mit dem lateinischen Texte ergab sich nun, dals der Stein, auf welchem diese Übersetzung eingegraben gewesen, in sechs Co- lumnen eingetheilt war. Von diesen sechs Columnen haben wir die dritte, vierte und fünfte in den Anfangszeilen erhalten, von ‚der zweiten nur die rechte Hälfte in gleicher Ausdehnung; alles übrige, worunter auch die ganze erste und sechste Columne, ist verloren gegangen. Auf der ursprünglich zweiten Columne läfst sich nur weni- ‚ges entziffern, und da das hier Gesagte auf den Schlufs der ersten Tafel des lateinischen Textes fällt, welcher verloren gegangen ist, so läfst sich mit diesem Stücke nichts weiter anfangen. Wir lesen hier nur Zeile 1. zu: rerro[v] el [Bro +le]Cıw Me£iuw. Zeile 2. Krpısausons 775 sulyzryrou zu Fo0 Öruou roU “Puncilwr]. 6* 104 Zeile 4. AeıgorovyS[ers] aoynv oüde. Zeile 5. EdeEatamv oder «vs- deEeuyv. Interessanter ist die dritte Columne. Diese entspricht der zweiten Tafel des Ancyranischen Monumentes links Zeile 25-30., wo bis jetzt gelesen wird: EN a VALEITVDINE.OVANGAERE MAE.NVN[QVAM - - - - x a LE NBISHEPNGIO: C.VALGIO.CONSV KIBYSr 2 FERN Sr ee AE]DIS.HONORIS.ET. VIRTVTIS.AD. [ME MIDBIAM 020 Se ARNEN: le CONSACRAVIT.IN. QVA.PON BEER AINNIVERSARIVM.SACRIFICIVM- FACE BEE 2 NEE ER BERNER LERN EBEm Pe - - -- - - - MVIT - -- - - - - == - Das Griechische ist hier etwas vollständiger und erlaubt, die frühere Erklärung des Originals zu modificiren, so wie darnach manches in diesem wieder hergestellt werden kann. Nach Chi- shull ist von M. Agrippa die Rede, welcher a. u. c. 742 starb. (Dio Cass. LIV. 28.) Das griechische Fragment macht es wahr- scheinlich, dafs sich hier alles auf Augustus beziehe. Ein früher geschehenes Gelübde kann später gelöst worden sein. Vgl. Eckhel. D. N. VI. p. 103 ff. Am Schlusse der zweiten Columne der grie- chischen Übersetzung mag daher dieses gestanden haben: euyes | 5 Öfuog Zmrarioaro Ümsp 775 Eufis Uysias, oras ourwm| und so haben wir auf der dritten Columne: e , er J I ’ ’ L “ ore] LOFoonTEV Em “Puuns [yleyovevaı. Homriy Bovrmziw za Too > J © ’ e 7 ec \ n >» m > N \ m Odaryın ünaros [7 aUvaAnros Ulzeg F75 euns Emavo[ö]ou go [roü [4 N ns n AoEns zu Agerns voov 105 Bupov Tuyns Zwr[er]e[les zu I ]egwoev, maös m ToUs iege[es Ar“ e x m N > I a. ANNO irn iege mloısiv ExeRsusev evlieusıee - - - - Darnach kann der lateinische Text ohngefähr so ergänzt werden: VOTA.FECIT.PRO.MEA.VALE]TVDINE.QVANTA. ROMAE.NVN[QVAM.ANTEA.FACTA.ESSE. MEMINERANT7 P.SVLP]ICIO.C.VALGIO.CONSVL IBVS.[ARAM.FORTVNAE.SERVATRICIS.IN. VESTIBVLO. AE]DIS. HONORIS. ET.VIRTVTIS.AD. [MEMJORIAM.[REDITVS.MEI.IN.VR BEM.SE]JNATVS.CONSACRAVIT.IN.QVA.PON[TI FIGES. N Ki ee rei Bi. - El FACEREINT - - - - Br: EDEN. MEOJIN ‚"VRBEM.EX Dio Cass. LIV. 25. spricht von einem Auwwuös Zv ru Poursurngiw, was sich auf eine andere Gelegenheit bezieht. S. Mon. Ancyr. Tab. II. vs.36. Dals er übrigens dieses Monument nur dem Na- men nach gekannt, läfst sich nachweisen. Vgl. Chish. a. a. O. p- 192. Die vierte Columne der griechischen Übersetzung entspricht der dritten Tafel des Ancyranischen Monumentes links Zeile 20 -24. SEXAGENOS.DENARIOS.PLEBEI. QVAE.TVM.FRVMENTVM.PVBLICVM. ACCEPERVNT.DEDI.EA.MILLIA.HOMINVM.PAVLO. PLVRA.QVAM.DVCENTA.FVERVNT. PECVNIAM.[PRO.JAGRIS.QVOS.IN.CONSVLATV. MEO.QVARTO.ET.POSTEA.CONSVLIBVS. 106 M.CRASSO.ET.]CN.LENTVLO.AVGVRE.ADSIGNAVI, MILITIBVS.SOLVI.MVNICIPIS7EA. SESTERTIVM.CIRCITER.SEXSIENS.MILLIENS.FVIT. QVAM.[EX]. COLLATIONIBVS.[PRO. PRAED[IS].NVMERAVI.ET.CIRCITER BIS.MILLIENS. ET.SESCENTIES.QVOD.PRO.AGRIS. PROVINCIALIBVS.SOLVT7 ’ 2177107277 Hmm Edwnz[e" rovrou ö &%.]os agı Soc mArein[v eizoTı Mugicköwv Umnoyev. X „ A > c Br h / £) m, \ \ m ec ’ M ’ ernare, & &v Umarsıe reragrn [jun zal[ı] uer« ratre ümarcıs Mao- El m »]w Kocs[r]o zen [U]vaio Atvrau Alvylevla] reis morerıw jarTunsa x er m üÜ]reo alylewv; 005 elu]esıre Tols [sroJe[rıw reis, zeberaol[v yleyavzv e ‚u hl N dec A a et e x Er ws Mupea mjev[ramısyreı] mup[ıcdes, 0 € uvreisias Umso ruv ’ e) 3 h \ ’ er ’ 2 A Awgiwv Nanayra, zu MEVTRHOTIA eGazısyı]a[ee mvoledes, [0 Umeg Tuv ErROY mv aygwv]. Am Schlusse der dritten Columne stand also ds@yuas av &Eyzovre ro rors wie denn in der Übersetzung die Rechnung über- haupt mit Denaren gemacht wird, welche hier ögeyyaa: heilsen. Vgl. Dio Cass. LV. 10. Z.6. ist die rechte Hälfte offenbar aus- gefallen und die Buchstaben EYEA - - - - IJAAEZ machen den Schlufs von Z.7. aus. Die fünfte Columne enthält, was wir auf der vierten Tafel (tab. I. @ dexzra) des Ancyranischen Monumentes Z. 21-26. lesen: EL EEE — SEN PRIVATO.SOLO.[DEDICATO]. MARTIS.VLTORIS. TEMPLVM.FORVMQVE.AVGVSTVM.ET. THEATRVM.AD.AEDEM.APOLLINIS.IN.SOLO.MA GNA.EX.PARTE.A[D.ID - - - EMPTO.FECI.QVOD.SVB.NOMINE.M.MARCELLI. GENERI.NITESCIT7 DONA.[EX. 107 MANIBIIS.IN. CAPITOLIO.ET.IN.AEDE.DIVI.IVLI. ET.IN.AEDE.APOLLINIS.ET.IN.AE DE.VESTAE.ET.IN.TEMPLO.MARTIS.VLTORIS. CONSACRAVI.QVAE.MIHI.CONSTI TERVNT. HS. CIRCITER.MILLIENS7 AVRI.CORO NAR]|. PONDO etc. In der griechischen Übersetzung: ev Idwrızw 2dabeı "Agsws "Anvvrogos, dyogazv re Selarryv e[roi- nje« [zei] Szargov meös 76 "Amorruvos ven emı 2dablo]us Ex [ror- Aol ne- gous ayogasFevros alvesene]e erı Ovomarı MagzEAAov ou yalıBego. ’Avatenare 22 Arebupwv tv Kamırwriu za|ı ve]ö Tovas[ov] zu [v]es "Alrorrwvos #0 Erries [er] "Algews "Anuvrogos alpazgus«, [&] euro: [zer&srr- cav Ws ÖSyuA- ww mevralzorisw ugöuw.] Xguroü [82] srspaflvızoo - - - - Am Schlusse der vierten Columne stand also vaov. Über den sechs Columnen zieht sich in zwei Zeilen eine Überschrift hin, von welcher nur weniges übrig ist. Auf der zweiten Zeile steht offenbar Tıßesiw Kaisagı [Is00 Zeßarroü vis, Toviou] Seo[d] S[eßesrov vinvW Ye]ldasro. Was diesem vorausgeht, ist schwer zu enträthselo.. In ANHKLI ‚scheint zwar [TEPMA]N[I]JKQI verborgen zu sein. Allein da- mit ist nichts anzufangen. An eine Angabe der Consuln ist nicht zu denken und der Dativ Tıßsgiw Kairagı etc. kann auch auf eine Dedication gedeutet werden. Die erste Zeile scheint so gelautet zu haben: Alrozgaroga Kaisage Seov lovjarov Seod Ze[llurroü viov zca "Tou- rev Be]dusrois zur roüs - - - [m]ai[d]es aör[a] [5 SHros ce» m 0 Arorrwvieruv. 108 Abgesehen von der zweiten Zeile der Überschrift, deren Sinn nicht sicher angegeben werden kann, läfst sich annehmen, dafs n einem Tempel in Apollonia die Statuen der Familie des Au- gustus errichtet waren; oder vielleicht war auch hier, wie in Ancyra, ein Tempel dem Augustus selbst geweiht, in welchem er und seine Familie durch Statuen verherrlicht war. Einer wei- teren Nachweisung steht der Umstand entgegen, dals Arundell über Gröfse und Beschaffenheit der Steine, welche obige Frag- mente enthalten, nichts mitgetheilt hat. So viel ist übrigens sicher, dafs das Monument bald nach dem Tode des Augustus und bei Lebzeiten der Livia gesetzt worden ist. 13. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Olfers las die erste Abtheilung seiner Beiträge zur Paläontologie und ihrer Geschichte, hauptsäch- lich aus Chinesischen Quellen, nämlich: von den Über- resten vorweltlicher Riesenthiere in den Alluvionen. Es wurde die Verbindung der noch jetzt gängigen Östasia- tischen Sagen vom Mamont, dem vorweltlichen Riesenelefanten, mit den spätern Nachrichten Chinesischer Schriftsteller, nament- lich des Tu-U-shin und des Kaisers Sching-tsu (Kanghi) nach- gewiesen, und zugleich gezeigt: 1) dafs die ältern Werke der Chinesen bis zum Anfange des 48ten Jahrhunderts von dem Mamont nichts wissen; 2) dals die Chinesischen Namen: Fen-shü, Yn-shü, Ki-shü ganz andre Thiere bezeichnen, und von den vorgenannten Schriftstellern nur vergleichungsweise auf den Mamont an- gewendet werden. Aus den angeführten Stellen der Chinesischen Encyclopädien, hauptsächlich des Pen-zao, über Drachenknochen (Zung-ku) ergiebt sich: dals auf dem linken Ufer des Hoang-ho (gelben Flusses), wo er die Provinz Schansi begränzt, bis zu dem Orte hin, wo er sich bei der Drachenpforte (Zung-men) durch das Gebirge einen Weg bahnt, im aufgeschwemmten Lande 109 und in Hölen sich fossile Knochen von gröfseren Thieren (vorzüglich auch von Hirschen?) finden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Acta Henrici VII Imp. Rom. et monumenta quaedam alia medii aevi nunc primum luei dedit Dr. G. Doenniges. Berol. 1339. 4/ 30 Exempl. F. W. Bessel, Darstellung der Untersuchungen und Maafsregeln, welche in den Jahren 4835-38 durch die Einheit des Preufs Längenmaafses veranla/st worden sind. Berlin 1839. 4. 6 Exempl. L’Institut. 1.Section. Sciences math., phys. et natur. 7. Annee. No. 283. 30. Mai 1839. Paris 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1839. Nr. 39. 40. 4. Lohrmann, Karte des Mondes. Leipzig. fol. 20. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Panofka las: von einigen antiken Weihge- schenken und den Beziehungen ihrer Geber zu den Orten ihrer Bestimmung. In Bezug auf die im Jahre 1836 gegebene Preisaufgabe der > physikalisch - mathematischen Klasse, betreffend die Auflösung der numerischen Gleichungen, hatte die Klasse bei der Gesammt- _ Akademie den Antrag gemacht, dem Hrn. Professor Gräffe in Zürich für die in seiner Druckschrift: die Auflösung der höheren numerischen Gleichungen als Beantwortung einer von der Königl. Akad. d. Wiss. zu Berlin auf- gestellten Preisfrage, Zürich 1837, enthaltene neue Me- thode, die Hälfte des sowohl im vorigen Jahre als auch in dem gegenwärtigen, bei verlängertem Termine, nicht ertheilten Prei- ses als Anerkennung seines Verdienstes um diese Aufgabe zu bewilligen. In der heutigen Sitzung wurde die Genehmigung dieses von der Akademie gebilligten Antrages von Seiten des hohen vorgeordneten Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten vorgelegt. 110 Eine gleiche Genehmigung erfolgte ebenfalls in der heutigen Sitzung in Bezug auf den früheren Antrag der Akademie, dem Mitgliede der Akademie, Hrn. Graff, die Summe von 200 Rthirn. als Unterstützung zur Herausgabe seines althochdeutschen Sprach- schatzes für das Jahr 1839 zu bewilligen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’ Acad. des Sciences. 41839. 1. Semestre. No.21. 27 Mai. Paris 4. L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. T. Annee. No.284.285. Paris. 6 et 13 Juin 1839. Paris 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1839. Nr. 43. 44. 4. The 5tk annual report of the royal Cornwall polytechnie Society. 1837. Falmouth. 8. N 24. Juni. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Kunth las: über die Blütenbildung der Gat- tung Roxdurgia, und Bemerkungen über die Familie der Piperazeen. 27. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Bopp las über den Zusammenhang des litthaui- schen Imperativs und Gonjunctivs mit dem sanskriti- schen Precativ und griechischen Optativ des zweiten Aorists. Der sanskritische Precativ ist in seinem Bildungsprincip iden- tisch mit dem Potentialis und hat wie dieser die Sylbe at yä, die man leicht im griechischen Optativ in der Gestalt von ım wieder- erkennt, zu seinem Modus-Charakter. Er entfernt sich vom Po- tentialis im Wesentlichen nur darin, dals er die Klassen - Unter- schiede aufhebt, z. B. die Reduplication, wodurch za dadyät, er möge oder wolle geben mit drdom übereinstimmt, während der Precativ deyät (für däyät) wie der 2" Aorist do sich der Reduplicationssylbe entledigt hat. Die Sylbe y& legt im Medium, unter dem Einflusse der schwereren Personal-Endungen, ihr @ 111 wie das griech. ı sein 9 ab, und so gleicht z&tt dadita für dadyäta dem griech. didoiro für didermro. Dem langen 7 der sanskritischen Medialform entspricht das lateinische 7 von simus, vellmus, edimus, namentlich begegnen simus und edimus dem sanskritischen s/imahi, ad/mahi, abgesehen von den Medial- Endungen. Dagegen ist der veraltete Singular siem, sies, siet ein ziemlich getreues Abbild des skr. syäm, syäs, syät, und insoweit ein wahres grammatisches Kleinod, als in keinem ande- ren latein. Conjunctiv das skr. y@ und griech. ım in dieser Voll- ständigkeit sich erhalten hat. Im Gothischen, welches als älte- ster germanischer Dialekt hier allein erwähnt werden soll, stimmt der Conjunctiv des Präteritums darin mit dem skr. Potentialis der zweiten Haupt-Conjugation 2'”, 3'“ und 7 Klasse und mit dem Opt. der griech. Conj. auf uı überein, dafs der Exponent des Modus-Verhältnisses unmittelbar an die Wurzel sich anschliefst, und wir finden ihn, wie in den eben erwähnten latein. Con- junctiven und dem skr. Medium des Potentialis, in Gestalt eines langen i, welches aber graphisch durch ei ausgedrückt wird, und in der 3% P. wegen seiner Stellung am Wort-Ende, wie im Lat. durch den Einflufs eines schliefsenden m und z, sich gekürzt hat. ten Daher stimmt, abgesehen von dem, was der Zeitbestimmung an- gehört, &teima wir älsen zum skr. H2lnfg adimahi (ein un- gebräuchliches Medium) und lat. edimus, &ti er älse zu edit und aa adita. In der 1" Singularperson hat sich das skr. yäm (= jäm) der 1“ Activform ziemlich vollständig erhalten, jedoch mit Vocalisirung des m zu u, und so gleicht &z-jau ich älse dem skr. adyäm ich möge essen. Man darf aber das Verhältnils des goth. und lat. Conjunctivs zum skr. Potentialis nicht so auf- fassen, dals jene im Durchschnitt auf das skr. Medium, und der goth. Conjunctiv nur in Einer Person auf die erste Activform sich stütze, sondern jede der drei Sprachen, Sanskrit, Lateinisch und Gothisch, hat unabhängig‘ von der anderen in verhältnils- mälsig später Zeit die mit j (skr. 2 y==j) anfangende Sylbe so verstümmelt, dafs ihr Vocal verstofsen und der Halbvocal sich zu langem 7 vocalisirt hat, und so ist, wie sehr häufig in der Sprachgeschichte, aus ursprünglich Gleichem auf dem Wege der 112 Entartung wieder Gleiches hervorgegangen. Das Verhältnils des goth. dz-jau (aus &ijam) ich älse zu deis (— £tis) du älsest und #2 er älse ist vollkommen ähnlich demjenigen, wornach Nominalstämme auf ja unter gewissen Umständen diese Sylbe vor schlielsendem s zu langem 7 (er) und auslautend zu kurzem i “ zusammenziehen, vor schlielsendem m oder ns aber ungeschmä- lert lassen, also hairdja-m pastoribus wie tjau aus Eijam, hair- deis pastor und pastoris wie &eis, hairdi pastorem wie Ei. Der Sylbe jau gothischer Conjunctive entspricht im Litthaui- schen zau in Imperfecten Conjunctivi — andere Tempora hat die- ser Modus nicht — z.B. in düc'iau ich gäbe von der Wurzel di (= duo). Diese erste Person aber steht in einem starken Con- trast gegen dütumbei du gäbest, düzumbime wir gäben etc. Da aber für dütumbirne auch dütum’ gesagt wird (Mielcke p. 143 2.), wo das n die Personal-Endung und nicht das in der vollständigen Form dütumbime dem 5 vorangehende m vertritt, wie dies aus dem Verhältnisse des lettischen dohzut ihr gäbet zu dohtum wir gäben klar wird: so darf man auch ohne Bedenken düc'iau als Verstümmelung von düfumbiau auffassen. Durch Überspringung von umb kam das 2 von dütumbiau mit den Vocalen iau in un- mittelbare Berührung, und mufste in dieser Stellung in Folge eines allgemeinen Lautgesetzes zu c’ (auch cz geschrieben) werden. Dieser litthauische Conjunctiv ist aber darum sehr beachtungs- werth, weil die darin eine wesentliche Rolle spielende Sylbe di gewils mit dem 2: lateinischer Futura verwandt ist. Man ver- gleiche da-bimus mit dütum-bime, dabitis mit dütum-bite, dabis mit dütum-bei für dütumbi-i. Das lateinische 27 ist schon ander- wärts (Conjugationssystem S.96) aus derjenigen Wurzel des Verb. subst, erklärt worden, die im Sanskrit 7 bü und im Lat. im iso- lirten Zustand fu, fo (fu-i, fo-re) lautet, dessen f im Inlaute durch b vertreten wird (Vergleich. Gramm. $.18). Diese Ansicht, die bereits durch das Celtische eine Unterstützung gefunden hat, findet nunmehr auch an dem Litthauischen einen neuen Anhaltspunkt, wo die in Rede stehende Wurzel in der Gestalt von u eine starke Verbreitung hat, in dieser Zusammensetzung aber das « über- sprungen hat, wie es scheint, wegen der Belastung durch die 113 Zusammensetzung. Das i von di aber muls als Exponent des Modus-Verhältnisses aufgefalst werden, und führt uns wieder zu dem sanskritischen y4 oder 7, und zwar am nächsten zum Precativ, wo von der Wurzel :7 #ü in der 3. P. sg. die Form pr büyäs und in der 2‘ ıpırat diiyäs kommt. Man könnte sich jedoch auch an den skr. Conditionalis wenden, dessen Modus-Exponent a ya lautet, aber nur in Verbindung mit der Wurzel as sein in Zu- sammensetzungen mit attributiven Zeitwörtern vorkommt. Im Slawischen ist es der Imperativ, der sich uns als Schwe- sterform des skr. Potentialis, griech. Optativs und lateinisch- germanischen Conjunctivs ausgewiesen hat, und auch im Letti- schen zeigen Formen wie durrait machet gegenüber dem indi- cativischen durrat ihr machet genau das Verhältnifs gothischer Formen wie daraima feramus zu bairam ferimus und sanskri- tischer wie Zardta (eine Zusammenziehung von daraita) fe- ratis zu 7a baratau fertis. Dagegen erscheinen litthauische Imperative wie dü-ki-te gebet durch die Sylbe Ai, die ihnen charakteristisch ist, in einem ganz eigenthümlichen Gewande. Man wird aber von dükite leicht zum griech. £dwzare und zu slaw. Praeteriten wie AAy, dach ich gab, AA%,OM dachom wir gaben geführt. Dafs das slawische %, häufig als Entartung eines älteren s stehe, und dals unter anderen T’byY, tjech als Gen. pl. dem skr. Au t&säm horum, ATITT täsäm harum, und als Locativ dem skr. Ang tesu, AT zäsu entspreche, ist anderwärts gezeigt worden. Auch hat sich in dem erwähnten Präteritum der alte Zischlaut in unmittelbarer Berührung mit £ unverändert be- hauptet, und so steht da-s-ze und im Dual da-s-ta dem griech. Edw-za-TE, EÖw-Ha-Tov gegenüber. Steht aber der Guttural in allen slawischen Präteriten als Entartung eines älteren Zischlauts, - so hat man allen Grund anzunehmen, dafs eine ähnliche Vertau- schung auch in den im Griechischen vereinzelt dastehenden Aori- sten Edwna, EIyza, Ara eingetreten sei, denn Verwechslungen, die in Einer Sprache häufig sind, dürfen in einer anderen, zumal sehr nahe verwandten, gelegentlich erwartet werden. Ist aber das # von &dwxa« die Entartung eines 7, so wird man auch das von dedwx«@ auf ähnlichem Wege müssen entstehen lassen, wenn 114 gleich hier das x als Wurzel-Consonant des Verb. subst. auf- gefalst, keinen so rechtmälsigen, von ältester Zeit her gegründeten Sitz hat, wie im Aorist: Die Neigung aber, das Verb. subst. mit attributiven Zeitwörtern zu einem Ganzen zu verbinden, um es in diesem Ganzen die Stelle der Copula vertreten zu lassen, ist uralt, und man könnte diese Verbindung in jedem Tempus und Modus voraussetzen. Auch stimmen die einzelnen Schwester- sprachen in dieser Beziehung nicht überall mit einander überein, sondern die Eine liefert nach oder hat gerettet, was die Andere versäumt oder im Laufe der Zeit aufgegeben hat. So zeigt das Sanskrit in seinem, formell mit dem griech. Optativ des 2'° Aorists identischen, Precativ die Verbindung des Verb. subst. mit den attributiven Wurzeln in allen Personen, nur dafs in der 2' und 3'® P. sg. Formen wie de-yäs-s, de-yäs-t aus phonetischen Gründen vermieden werden, allein in der 1°“ Person steht döyäsam dem griech. dcımv und im Plural d&yäsma, deyästa dem griech. dormiev, daimre gegenüber, wofür man also domsuev, doimsre zu erwarten hätte, was zur 3. P. domra«v besser stimmen würde. Im Medium drückt das Sanskrit das Modus-Verhältnils an dem Verbum subst. aus, jedoch, wie im Potentialis, mit Zu- sammenzichung der Urform y&@ zu ?, und so stimmt, abgesehen von den Medial-Endungen, dä-si-mahi wir mögen geben, dä-si-dvam ihr möget geben vortrefllich zu den litthaui- schen Imperativformen dü-ki-me, dü-ki-te, vorausgesetzt, dals, wie kaum mehr zu bezweifeln ist, das k dieser Formen aus s erhärtet sei. Ohne diese Erhärtung aber wäre der litth, Imperativ identisch mit dem Futurum, wo dü-si-me, dü-si-te dem skr. dä-syä-mas, dä-sya-ta gegenüber steht. Dieser Umstand mag die Vertauschung des s mit einem verwandten Laut begün- stigt haben. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Nijhoff, Gedenkwaardigheden uit de Geschiedenis van Gelder- land. Deel3. Arnheim 1839. 4. Frodsham, Results of experiments on the Vibration of Pendu- lums with different suspending Springs. (London 1839.) 4. - 115 Kunstblatt, (zum Morgenblatt) 1839. No. 45. 46. 4. L’Institut. 1. Section. Sciences math., physiq. et natur. 7. Aunde. No. 286. 20 Juin 1839. Paris. 4. Henderson, astronomical observations made at the Royal Ob- servatory, Edinburgh. Vol. 2. for the year 1836. Edinb. 1839. 4. Ferner Der so eben fertig gewordene Jahrgang 1337 der Abhandlungen der K. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen r der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juli 1839. Vorsitzender Sekretar: Hr. Erman. 4. Juli. Öffentliche Sitzung zur Feier des Leibnitzischen Jahrestages. Hr. Böckh eröffnete dieselbe als vorsitzender Sekretar mit einer Einleitungsrede über Leibnitzens Ansichten von der Kri- tik und Gelehrsamkeit in besonderer Beziehung auf die heiligen Schriften und auf die religiösen Verhältnisse. | Hierauf hielten die Herren Poggendorff und Neander. als kürzlich aufgenommene Mitglieder der Akademie ihre Antritts- reden: die des erstern wurde von Hrn. Erman, die des letztern von Hrn. Böckh beantwortet. | Hr. Böckh trug sodann das Ergebnils der Preisbewerbung vor, welche die philosophisch-historische Klasse der Akademie yeranlalst hatte. Diese hatte nämlich am 6. Juli 1837 für das laufende Jahr eine Preisfrage mit folgenden Worten bekannt ge- " macht: e „Unter die schwierigsten Aufgaben für den Geschichtschrei- "ber der Griechischen Philosophie gehört aus mannigfachen Ur- ‚sachen die Darstellung der Pythagorischen Lehren und des Pytha- gorischen Lebens. Einer der vorzüglichsten Gründe ist die Un- zuverlässigkeit und Unsicherheit der Quellen, welche, wenn man den Aristoteles ausnimmt, fast nur spätere Schriftsteller sind, ‚oder Schriften und Bruchstücke aus Schriften, die zwar angeb- lich von Verfassern aus der Pythagorischen Schule herrühren, aber seitdem man in der Geschichte der alten Philosophie mehr [1839.] 7 118 Kritik anzuwenden begann, den meisten verdächtig geschienen haben oder entschieden für unächt erklärt worden sind. Unge- achtet mehrerer Vorarbeiten aus dem vorigen und aus dem lau- fenden Jahrhundert fehlt jedoch eine dem gegenwärtigen Stand- punkte der Kritik angemessene umfassende Untersuchung über die Ächtheit oder Unächtheit derjenigen Schriften oder Bruchstücke, | welche Pythagoreern und Pythagorischen Frauen beigelegt wer- || den; und wenn auch über einige für die Kundigern das Urtheil bis auf einen gewissen Grad abgeschlossen sein dürfte, so bleibt dennoch eine sorgfältige Sichtung des gesammten Stoffes ein we- sentliches Bedürfnils für die Geschichte der Griechischen Litte- ratur und Philosophie: auch ist bis jetzt der ganze Stoff selber noch nicht zusammengebracht, und deshalb um so weniger ein sicheres Urtheil möglich. Die philosophisch-historische Klasse _ der Akademie stellt daher folgende Preisaufgabe: „Die auf uns gekommenen Schriften oder Stücke von Schrif- „ten, welche den Namen von Pythagoreern und Pythagori- „schen Frauen tragen, sollen nach vorgängiger Sammlung „und Darlegung des zerstreuten Stoffes, so weit die erstere „noch nicht von den letzten Bearbeitern geliefert ist, in „Beziehung sowohl auf Sprache und Darstellungsweise,- als „auf den philosophischen Inhalt und in allen übrigen erfor- „derlichen Rücksichten einer sorgfältigen Kritik unterworfen „und über ihre Ächtheit oder Unächtheit ein begründetes „Urtheil gefällt werden. Vorzüglich wird eine genaue und „erschöpfende Erwägung der Bruchstücke des Archytas und „eine Entscheidung über die Ächtheit oder Unächtheit der- „selben erwartet. Dagegen bleibt es dem Ermessen der „Bewerber anheimgestellt, ob sie auch auf Pythagoras selbst, „Philolaos, Okellos und den Lokrer 'Timäos genauer und „bis ins Einzelne eingehen, oder sich in diesen Beziehungen „nur auf die Leistungen Anderer berufen wollen.” Es ist hierauf nur Eine Abhandlung, mit dem Denkspruch aus Alkman: „Ileo« ro: naSyrıos day,” eingegangen. Der’ Verfasser derselben hat sich aus dem ganzen Umfange der Auf- gabe beinahe nur Einen Theil für seine Betrachtung ausgesondert, indem er nicht nur die Sammlung und Darlegung des zerstreu-- ten Stoffes abgelehnt hat, blols auf die vorhandenen Sammlungen 119 sich berufend, ungeachtet er ihre Vollständigkeit selber in Abrede stellt, sondern auch vorzugsweise nur den Archytas, andere Pythagoreer aber nur nebenher der Betrachtung unterwirft. In dem ersten der sieben Capitel, in welchen der Verfasser den Ge- genstand abhandelt, geht derselbe die neuesten Schriftsteller durch, welche sich über Ächtheit oder Unächtheit der Bruchstücke des Archytas geäulsert haben; so nothwendig dieses war, hat es doch den nachtheiligen Einfluls gehabt, dafs er sich dadurch zu einer polemischen Richtung im Folgenden hat bestimmen lassen, die den reinen Gang der Untersuchung trübt und mehr untergeord- net werden konnte. Über das Zeitalter des Archytas, worauf sich doch der Verfasser selber bei der Kritik im Folgenden be- ziehen muls, finden wir keine eigene und genaue Untersuchung, sondern der Verfasser muls dies als bereits abgemacht angesehen haben; auch vermilst man von vorn herein eine Übersicht der angeblichen Schriften des Archytas. Diese Dinge und überhaupt ziemlich Alles, wodurch der Leser in den Stand gesetzt wird, sich leichter zurecht zu finden, hat der Verfasser verschmäht, und führt uns sogleich mit raschen Schritten in die Mitte der kritischen Untersuchung. Im zweiten Capitel wird Aristoteles, im dritten Philolaos als Kriterium der Ächtheit oder Unächtheit zu Grunde gelegt, und von beiden Gesichtspunkten aus mit Grün- den, die schwer zu beseitigen sein dürften, gegen die Ächtheit der Bruchstücke des Archytas entschieden. Das vierte Capitel stellt den allgemeinen Charakter und die Lehrform des alten Py- thagorismus dar, und giebt mit wenigen Zügen ein treffendes Bild der alten Pythagorischen Weisheit, nicht jedoch ohne einige schwächere Seiten darzubieten. Da der Verfasser, um seine ganze Ansicht folgerecht durchzuführen, die Meinung aufstellen mufs, man habe einige Lehren und Sprüche des Archytas aus mündli- cher Überlieferung gekannt, so sucht er dieses in Bezug auf die "Ogovs desselben besonders in diesem Capitel zu begründen: diese Begründung ist aber nicht einleuchtend; und wenn das Vorhan- densein einer solchen Überlieferung im Altertbum aus Cicero erhärtet werden soll, so mulste der Verfasser erst zeigen, dals Cicero das hierher gehörige nicht zum Zwecke seiner Darstellung erdacht oder wenn man so sagen will gedichtet habe. Ferner muls der Verfasser, um die alt-pythagorische Lehre in die von ihm 120 abgesteckten Grenzen zurückzuweisen, einige Stellen in den Aristo- telischen Schriften für Interpolationen oder Randglossen erklären: } er fühlte es selber, dals er sich hierzu erst Muth machen müsse. Zuerst verwirft er hier die Stelle der Metaphysik (1, 5) über das Zeitalter des Alkmäon, nicht ohne Scharfsinn, aber ohne vollen Beweis, da zumal die sprachlichen Gründe sehr ungenügend sind; sodann eine Stelle der Nikomachischen Ethik (IH, 5), mit mehr überzeugender Kraft, ohne dals sich jedoch diese vollkommen er- messen liefse, weil es dem Verfasser nicht beliebt hat zu unter- suchen, ob, was er an jener Stelle in sprachlicher Beziehung aus- setzt, durch ähnliche Stellen vertheidigt werden könne oder nicht. Das fünfte Capitel, von der Divergenz der Pythagorischen Lehre und ihrer Ausartung, ist sehr anziehend: es wird gezeigt, wie sich in der Pythagorischen Schule die Begriffe allmählig umge- stalteten und ihre Philosophie immer mehr in Dualismus über- ging; wovon denn wieder die Anwendung auf die Bruchstücke des Archytas gemacht wird. Um den Dualismus von den älteren Pythagoreern abzuwenden, mufs der Verfasser aufser der schon vorher ausgemerzten Stelle der Nikomachischen Ethik noch eine andere (I, 4) aus derselben ausscheiden; was allerdings nicht un- geschickt ausgeführt ist. Am bedenklichsten wird man, wenn der Verfasser sogar in Abrede stellt, dals Aristoteles "Agyvrsıe geschrieben habe; und doch ist wenigstens seine Beweisführung, das von Damascius hieraus angeführte könne Aristoteles nicht ge- sagt haben, überzeugend. Sehr spät, erst im sechsten Capitel, folgt eine Übersicht der angeblichen Bruchstücke aus den Schrif- ten des Archytas: hier weiset der Verfasser aulser anderem häufig nach, wie vieles darin aus dem Aristoteles entlehnt sei: zwar ist nicht alles dieses neu und ibm eigen; aber die Nachweisungen sind gegründet, und es ist nur zu bedauern, dals die Bruchstücke nicht noch genauer und vollständiger mit Platon und Aristoteles verglichen sind. Der Verfasser liebt es, allmählig vorzubereiten auf nachfolgende stärkere Behauptungen; daher bereitet er auch in diesem Capitel schon darauf vor, der Fälscher sei kein Neu- pythagoreer, und er sei ein Jude: nicht irgend eines der direc- ten Bruchstücke sei ächt, sondern nur durch mündliche Über- lieferung habe sich Einiges von Lehren oder Aussprüchen des Archytas erhalten. Endlich erklärt der Verfasser im letzten 121 Capitel den Peripatetiker Aristobulus für den Urheber der unter- geschobenen Schriften, und legt diesem auch die Bruchstücke der übrigen Pythagoreer bei, auf welche hier gelegentlich einge- gangen wird. Wiewohl nun das Jüdische in den Bruchstücken keinesweges so sicher nachgewiesen ist als der Verfasser zu glau- ben scheint, und die von ihm aufgefundenen Beziehungen auf Aristobuls Verhältnisse sehr problematisch sind: so hat doch der Verfasser seine Vermuthung sehr geschickt durchgeführt. Wenn er die den Griechischen Dramatikern untergeschobenen Bruch- stücke ebenderselben Person zuschreibt, so scheint er Jabei über- sehen zu haben, dafs in diesen viel Hellenistisches vorkommt, welches in den Bruchstücken der Pythagoreer selbst dann, wenn man alles, was der Verfasser dahin zieht, zugeben wollte, nur sparsam eingesprengt sein würde. Übrigens ist die Darstellung durch die ganze Abhandlung durch gewandt und lebhaft, der Gedankengang folgerecht, die Auffassung frei von Schulsucht und Phantasterei. Der Verfasser hat überall dahin gestrebt, ein Zusammenhängendes und Ganzes zu bilden, und nicht blofs ein- zelne Bemerkungen zu liefern. Hierdurch ist freilich die Unbe- quemlichkeit entstanden, dals ein und dasselbe Bruchstück an meh- reren Orten besprochen wird. Er hat sich, wie es scheint, mit Absicht der Anhäufung alles gelehrten Prunkes enthalten; aber sein negatives Verhalten zur Gelehrsamkeit geht etwas zu weil, und man vermilst besonders die Anwendung der philologischen und verbessernden Kritik, welche ausdrücklich bei Seite gescho- ben wird. Auch viele beiläufig angebrachte Nebengedanken kön- ‚nen wir nicht billigen. Manche Nachlässigkeit des Ausdrucks und eine grolse Anzahl Schreibfehler, besonders in den Griechischen Stellen, müssen übersehen werden. Die Klasse hat zwar den Bewerbern bis auf einen gewissen Grad freigestellt, in welchem Umfange sie die Aufgabe nehmen ‚wollten; der Verfasser hat sich aber, wie die Vergleichung des eben auseinandergesetzten Inhaltes seiner Abhandlung mit den Forderungen der Akademie zeigt, noch enger beschränkt als ge- stattet war; und wir vermissen, wie das vorgetragene Urtheil zeigt, auch vieles an der Vollgültigkeit der Beweisführung. An- derseits verdienen die hervorgehobenen ausgezeichneten Eigen- schaften der Abhandlung und das wirklich Geleistete Anerkennung: 122 Die Klasse hat daher dem Verfasser das Accessit zuerkannt, wel- ches nach ihren Statuten ($. 64.) auch dann ertheilt werden kann, ' wenn der Preis nicht gegeben wird; und sie hat zugleich be- schlossen, ihm die ausgesetzt gewesene Summe von 50 Ducaten | zuzuerkennen, wie ihr dieses in Bezug auf eine Abhandlung zu- steht, welche nicht gekrönt worden, weil sie nicht die vollstän- dige Lösung der Aufgabe lieferte. Nach den Statuten der Aka- demie ($. 68.) erlischt der Anspruch an diese Summe, wenn der | Verfasser die Eröffnung des zu seiner Abhandlung gehörigen Zettels nicht bis zum letzten März des J. 1840 verlangt hat, und wir fordern ihn daher auf, sich gegen die Akademie zu erklären, ob er die Eröffnung seines Zetiels wünsche, um die benannte Summe in Empfang zu nehmen. Hr. Erman verlas als Sekretar der physikalisch - mathenıa- tischen Klasse Dasjenige, was auf die von dieser Klasse gestellten Preisaufgaben bezüglich ist. Die physikalisch -mathematische Klasse hatte im Jahre 1832 eine vollständige Bearbeitung der Bahn des Bielaschen Cometen zum Gegenstande einer Preis- frage gemacht, und da keine Bewerbungsschrift im Jahre 1836, nach Verlauf des Termins der Beantwortung eingegangen war, diese Preisfrage erneuert. Der 31. März des gegenwärtigen Jah- res war als neuer Termin der Ablieferung angesetzt. Auch jetzt‘ ist indessen der Wunsch der Klasse nicht erfüllt worden. Bei dem gänzlichen Mangel einer Bewerbung wird die Preisfrage zu- rückgenommen. Nbenfalls hatte die physikalisch - mathematische Klasse im Jahre 1836 die Angabe einer leichten Methode, die reellen und imaginären Wurzeln numerischer] Gleichungen mit einem vorgeschriebenen Grade derf Näherung zu finden, als Preisfrage aufgestellt, und den 31. März 1838 als Termin der Ablieferung festgesetzt. Von den da-| mals eingegangenen drei Bewerbungsschriften erweckte eine die Hoffnung, auf einem neuen von Hrn. Prof. Gräffe in Zürich angegebenen Wege, die Lösung der Aufgabe zu erhalten. Die Aufgabe ward deshalb erneuert. Indessen ist auch bier der Wunsch der Klasse nicht erfüllt worden. Die einzige eingegan- gene Bewerbungsschrift mit dem Motto: „Nec mihi sit frustra verum pelisse pudori” ist sowohl zu spät, am 3. April d. J. ein- gegangen, als kann sie auch auf eine aulsergewöhnliche Berück- 123 sichtigung schon deshalb keinen Anspruch machen, weil sie den Haupt- Gegenstand der Aufgabe, die imaginären Wurzeln der Gleichungen, gänzlich bei Seite setzt. Die Klasse nimmt deshalb auch diese Preisfrage zurück. Als Gegenstand einer durch Legate gestifteten Preisbewerbung für Agricultur und Agronomie hatte die Akademie im Jahre 1835 die Aufforderung erlassen, die Ge- winnung des Zuckers aus cultivirten Pflanzen zu versuchen, die bis jetzt noch nicht dazu verwendet worden, mit genauer Be- stimmung der Art des Produkts, ob es Rohrzucker, Traubenzuk- ker, Mannazucker oder irgend eine andere Art sei. Da keine Preisbewerbung erfolgt ist, nimmt die Klasse diese Frage zu- rück und bringt dafür folgende zur öffentlichen Kenntnils: »Ein Theil der Salze, welche in den Pflanzen vorkommen, »sind nur zufällig darin entbalten, ein anderer für die Ent- »wickelung derselben nothwendig, so dafs, wenn sie in einem »Boden, in welchem eine Pflanze steht, nicht vorhanden sind, »die Pflanze verkümmert und sich nur in so fern noch wei- »ter entwickelt, als kleine Mengen der nöthigen Salze in dem »Saamen, oder der jungen Pflanze, welche in einen solchen »Boden versetzt wurde, vorhanden sind. Diese Salze sind „weder Bestandtheile der wesentlichen Theile der Pflanze, »wie die phosphorsaure Kalkerde es bei den Thieren ist, »noch führt irgend ein Versuch darauf, dals sie bei den che- »mischen und physikalischen Processen, wodurch die wesent- »lichen Theile der Pflanze gebildet werden, wirksam sind. »Aus dem Boden werden die Salze häufig uuverändert auf- »genommen, häufig müssen Verbindungen, welche im Boden »nvorkommen, zerlegt werden, z. B. der Thon, um den Pflan- »zen Kieselsäure und Kalı zu geben; bei vielen Substanzen, »z.B. beim Gyps, welcher die Entwickelung einiger Pflan- »zen in einem hohen Grade befördert, ist es nicht ermittelt, »ob sie unverändert in die Pflanzen übergehen oder zersetzt „werden. Die Königliche Akademie wünscht, dafs durch „Versuche ermittelt werde, wenn auch nur bei Einer Pflanze, »worin die Wirkung der mineralischen Bestandtheile und „der Salze, welche sie aus dem Boden aufnimmt, was die »chemischen und physikalischen Processe bei ihrer Entwik- »kelung anbetrifft, bestehe, mit besonderer Rücksicht auf die 124 »Substanzen, welche sowohl durch Zersetzung abgestorbener "Theile der Pflanzen sich bilden, als von den Wurzeln der- »selben ausgesondert werden könnten, insofern dadurch Thon, »Gyps und andere Bestandtheile des Bodens zersetzt werden »können. Die ausschliefsende Frist für die Einsendung der Beantwor- tungen dieser Aufgabe, welche, nach der Wahl der Bewerber, in Deutscher, Lateinischer oder Französischer Sprache geschrie- ben sein können, ist der 31. März 1841. Jede Bewerbungsschrift ist mit einer Inschrift zu versehen, und diese auf dem Äufsern des versiegelten Zettels, welcher den Namen des Verfassers ent- hält, zu wiederholen. Die Ertheilung des Preises von 300 Tha- lern Gold geschieht in der öffentlichen Sitzung am Leibnitzischen Jahrestage im Monat Julius des gedachten Jahres. Nach der Verkündigung dieser Preisaufgabe las Hr. Pog- gendorff eine Denkschrift auf den verewigten Doctor See- beck als ehemaliges Mitglied der Akademie. Zum Schluls der Sitzung trug Hr. v. Olfers eine Abhand- lung über die Überreste vorweltlicher Riesenthiere in Beziehung zu Ostasiatischen Sagen und Chinesi- schen Schriften, vor. Der Verfasser der Bewerbungsschrift über die Bruchstücke der Pythagoreer hat in Folge der erlassenen Bekanntmachung “über diesen Gegenstand die Eröffnung des zu jener Abhandlung gehörigen Zettels gewünscht. Es fand sich als Verfasser Herr Dr. O. F. Gruppe. 8. Juli. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Ranke las über ein vor Kurzem inRom erschie- nenes apokryphes Geschichtswerk. 11. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dove las über die Gestaltänderung der Iso- thermen in der jährlichen Periode. Der grofse Einfluls, welchen Luftströmungen und die sie be- gleitenden Niederschläge auf die Temperatur eines Ortes äulsern, 125 gleicht sich bekanntlich noch nicht innerhalb eines Jahres ab, so dals die mittlere Wärme .eines bestimmten Jahres sich oft um mehrere Grade von der eines andern unterscheidet. Noch weit bedeutender sind die Abweichungen monatlicher Mittel in einzel- nen Jahren. Zur sichern Bestimmung derselben wird daher eine bedeutende Reihenfolge von Beobachtungsjahren erfordert, welche nur für wenige Orte vorhanden ist. Es sind daher zur Construction der Linien gleicher Monatswärme aus den bis jetzt vorhandenen Beobachtungen dreierlei Correctionen erforderlich: 1) die Befrei- ung der Beobachtungen kürzerer Zeiträume von den zufälligen Abweichungen derselben vom wahren Mittel, 2) die Elimination der täglichen Veränderungen 3) die Reduction der Beobachtungs- orte auf das Meeresniveau. Aus den im vorigen Jahre der Akademie vorgelegten Unter- suchungen über die Verbreitung gleichartiger Witterungserschei- nungen hatte sich ergeben, dals gröfsere Abweichungen von der mittleren Temperaturvertheilung nie lokal auftreten, sondern sich über grolse Strecken der Erde gleichzeitig verbreiten. Es darf daher angenommen werden, dals die für einen bestimmten Ort gefundenen Abweichungen auch für einen nahegelegenen gelten. In der ersten der früher mitgetheilten Tafeln war für Madras, Palermo, Nizza, Mailand, Genf, Carlsruhe, Stuttgard, München, Regensburg, Paris, Penzance, London, Carlisle, Dumfernline, Berlin, Danzig, Stockholm, Torneo und Salem die Abweichung jedes einzelnen Monats in dem Zeitraume von 1807-1824 von den allgemeinen Monatsmitteln dieses Zeitraums berechnet wor- den. Siud nun für einen z.B. in der Nähe von Nizza gelege- nen Ort Beobachtungen von 1810-1815 vorhanden, so werden die Unterschiede der monatlichen Mittel von Nizza im Zeitraume von 1810-1815 von denen von 1807-1824 als Corrections- elemente an die Beobachtungen jenes nahegelegenen Ortes ange- wendet werden können. Durch die Combination fünf verschiede- ner jenem analoger gleichzeitiger Beobachtungssysteme in dem Zeitraume der letzten 50 Jahre vermittelst der Orte, welche sie sämmtlich umfassen, ist es auf diesem freilich umständlichen Wege möglich geworden, die nicht periodischen, mehr zufälligen Ver- änderungen zu eliminiren, während die von der täglichen Periode abhängigen Correctionen durch besonders dazu berechnete Tafeln 126 für alle einzelnen Monate erhalten wurden, die Reduction auf das Meeresniveau aber die grölsten Schwierigkeiten wegen seiner grolsen Veränderlichkeit und Abhängigkeit von der Lokalität darbot. Das Endresultat dieser Untersuchung kann auf folgende Weise ausgesprochen werden. Die Kältepole der Erde, welche in den entschiedenen Wintermonaten am weitesten von einander und von dem gemeinsamen Drehungspole abstehen, näbern sich nach dem Sommer hin immer mehr einander, so dals sie vielleicht zusammenfallen oder in einer auf der frühern Verbindungslinie senkrechten Richtung wiederum auseinandergehen. Die Isothermen würden sich demnach verhalten wie die iso- chromatischen Curven gewisser Krystalle bei steigender Erwär- mung derselben. Doch reichen die Beobachtungen in höhern Breiten noch nicht hin, um diels mit einiger Sicherheit zu ent- scheiden. Zu gewissen Zeiten des Jahres hätte demnach die Erde nur drei Kältepole. ‘Die Isothermen der gemälsigten Zone drehen sich bei ihrem Fortschreiten so stark, dals in einigen Gegenden sie ın der einen Hälfte des Jahres senkrecht stehen auf ihrer Richtung in der andern Hälfte des Jahres, ganz entsprechend der Vertheilung der Temperatur in der Windrose dieser Orte. Es giebt keinen bekannten Ort der Erde, dessen Temperatur nicht einige Monate über den Frostpunkt fiele, aber es giebt auch Orte von so niedriger Temperatur, dals das Mittel eines ganzen Mo- nats unter den Gefrierpunkt des Quecksilbers fällt. Hr. Ehrenberg machte 2 mündliche Mittheilungen. I. Über fossile Infusorien in Südamerika. Durch freundliche Zusendung verschiedener Materialien aus den reichen brasilianischen Sammlungen vom Herrn Hofrath von Martius in München, correspondirendem Mitgliede dieser Aka- demie, haben sich nun auch südamerikanische Formen fossiler In- fusorien, die bisher nicht bekannt waren, mit Sicherheit erkennen lassen. Sie fanden sich in dem von ihm umständlich beschriebe- nen elsbaren 'Thone vom Amazonas, welcher die grünlich graue Schicht des bunten Lettenlagers am aufgerissenen Flulsufer aus- 127 macht. In der kleinen übersandten Probe der schon sehr anor- ganisch gewordenen Masse waren: 1) Spongilla lacustris? spindelförmige, lange, etwas ge- krümmte Nadeln, mit und ohne Mittelcanal. 2) Spongilla aspera, ähnliche an der Oberfläche raube Nadeln. 3) Amphidiscus Rotula, 4) Amphidiscus Martii und 5) Himantidium Arcus (Eunotia). Der Spongilla lacustris und dem Himantidium nach, wären die Formen Sülswasserbildungen, allein die übrigen scheinen dem Meerwasser anzugehören, so dals sich hieraus schlielsen lielse, dafs der Thon-Boden nicht ganz neuen Ursprungs, keine Ablagerung des Amazonas ist. Himantidium Arcus ist eine bei Berlin noch lebende und fossil sehr verbreitete Form. Die Formen der Gat- tung Amphidiscus, deren eine zuerst am 18. Februar von New York der Akademie angezeigt wurde, sind nirgend weiter bis- her beobachtet und mithin charakteristisch für Amerika, wo sie eine weite Verbreitung haben. Doch könnten es Fragmente oder innere Theile von Spongien oder Tethyen sein. 4. Martü ist an 2 Seiten der Axe gezähnt, kammartig, die andere glatt, Grö- [se 5 oder Linie. U. Über eine merkwürdige Verbreitung der mikro- skopischen polythalamischen Corallenthierchen durch technische Anwendung der Kreide. Eine Untersuchung der feinsten geschlemmten Kreidearten, welche zu technischen Zwecken im Handel sind, ergab das Re- sultat, dals auch in diesem feinsten Zustande nicht blofs der an- organische Theil der Kreide sich abgesondert hat, sondern dafs er mit sehr vielen wohlerhaltenen Formen der kleinen Schalen der Corallentbierchen gemischt bleibt. Da geschlemmie Kreide zum Stubenmalen verwendet wird, so untersuchte Hr. E. sowohl die Papier- Tapeten, als die einfach auf Kalk gemalten Wände sei- ner Zimmer, ja auch ein sogenanntes glacirtes pergamentartiges Papier (Visiten-Karte), und erbielt das sehr anschaulich die Fein- heit der Zertheilung des selbstständigen organischen Lebens darstellende Resultat, dals jene Wände und Papier - Tapeten, mit- 128 hin wahrscheinlich alle ähnlichen Stuben-, Häuser- und Kirchen- wände, ja selbst die auf diese Weise bereiteten glacirten Visiten- Karten (von denen manche jedoch mit reinem Bleiweifs ohne Zusatz von Kreide gemacht werden), bei 300maliger Vergrölse- rung im Durchmesser, und durchdrungen von Canada Balsam, sich als eine zierliche Mosaik von niedlichen Moos - Corallenthierchen zeigen, die dem blolsen Auge unerreichbar, aber, hinlänglich ver- grölsert, viel zierlicher ist als die meiste sie verdeckende Malerei. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Transactions of the Royal Society of Literature of Ihe united Kingdom. Vol. III. part2. London 1339. 4. Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’ Acad. des Sciences. 1839. 1. Semestre. No.22.23. 3.et 10. Juin. Paris 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1839. Nr. 47. 48. Stuttg. u. Tüb. 4. P’Institut. A.Section. Sciences math., phys. et nat. 7. Annce. No.287. Paris 27.Juin 1839. 4. van der Hoeven en de Vriese, Tiüjdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel6, Stuk 1.2. Leiden 1839. 8. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1839, Fevrier. Paris 8. Encke, Berliner astronomisches Jahrbuch für 1841. Berlin 1839. 8. Bessel, astronomische Beobachtungen auf der Königl. Universi- täts-Sternwarte in Königsberg. Abth. 19. vom 1. Jan.-31. Dec. 1833. Königsb. 1838. fol. Das Königliche Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medieinal- Angelegenheiten hat in Folge der von der Akademie gemachten Anträge 1) durch ein Rescript vom 20. Juni d.J. dem Herrn Doctor Otto Jahn in Rom als Unterstützung für die Bearbeitung eines Corpus inseriptionum latinarum die Summe von 200 Thlrn. bewilligt, 2) durch ein Rescript vom 29. Juni d.J. als Unterstützung zur Herausgabe der Urkunde über das Attische Seewesen durch Herrs Böckh die Summe von 200 Thlrn. an- gewiesen, 3) durch ein Rescript vom 24. Juni d.J. zur fortge- setzten Herausgabe der akademischen Sternkarten die Summe von 500 'Thlrn. zur Disposition der Akademie gestellt, 4) durch ein Rescript vom 23. Juni d.J. dem Herrn Plölsl in Wien für ein der Akademie übersandtes Mikroskop eine Entschädigung von 60 129 Thalern und 5) durch ein Reseript vom 29. Juni d.J. dem Hrn. Keil in Pforte für die Bearbeitung eines Index zu dem ersten Bande des Corpus inseriptionum graecarum eine Remuneration von 50 Thirn. bewilligt. 18. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Panofka las über verlegne Mythen mit Bezug auf Kunstdenkmäler des Königl. Museums. Hr P. bekämpft das Vorurtheil, welches in der bildlichen Alterthums- wissenschaft gegen die sogenannten verlegnen My- then herrscht, ohne deren Benennung, welche die Gegner dieser Mythen in Rücksicht auf verlegene Waare, nach der selten gefragt wird, ersonnen, im geringsten zu milsbilligen. Denn einerseits treten die verlegnen Mythen auf diese Weise von selbst einer andern Classe gegenüber, welche man die gelegenen nennen möchte, weil sie an der Heerstralse liegen und vorzugsweise in dem Gebiete der Kunstdenkmäler aufgesucht und erläutert wer- den, z. B. die Zwölfthaten des Herakles, die siegreichen Züge des Theseus, Perseus, Bellerophon, Jason und der vorzüglichsten Hel- den aus dem trojanischen Krieg. Andrerseits läfst sich der Naıne verlegne Mythen auch insofern rechtfertigen, als dieselben in der schriftstellerischen Erzählung wie in der künstlerischen Darstel- lung nicht selten die Erklärer in Verlegenheit setzen und über- haupt die Erforschung minder geläufiger und benutzter Quellen erheischen. Die Warnungstafel gegen die verlegnen Mythen auf Kunst- denkmälern hat ihren Ursprung in der Art und Weise welche viele Alterthumsforscher bei Erklärung der Kunstdenkmäler beob- achten. Statt wie es sich gehörte, von der Anschauung des Kunst- denkmals auszugehen, den allgemeinen Sinn und die Motive der Handlung zu erforschen und nach der Feststellung dieses Gesichts- punktes mit Hülfe der durch gewisse Attribute näher charakteri- sirten Personen, an die Mythologie sich zu wenden und sie um Scenen gleichen Ausdrucks zu befragen, wird gewöhnlich ein ganz entgegengesetzter Weg eingeschlagen, nemlich mit der Lit- teratur begonnen, eine bedeutsame Stelle eines Schriftstellers in welchem oft nur eine von den Figuren der künstlerisch darge- stellten Handlung sich vorfindet, vorzugsweise hervorgehoben 130 und mehr oder minder gewaltsam und geschickt zugleich an das Kunstwerk angeheftet, so dals dieses sich scheinbar fügen muls. Diese Methode, welche es erklärlich macht, wie ein und dasselbe Denkmal oft so viele, dem Sinne nach ganz verschiedene Erklä- rungen hervorruft, ist leider noch die gangbare, aber deshalb nicht die richtige. Vielmehr mufs die Beschauung des Denkmals und das ihm selber abfragen was es bedeute, jedweder gelehrten For- schung vorangehen. Die Namentaufe der einzelnen Figuren, meistens erst die Frucht mythologischen Studiums oder Wissens, gilt nur als die zweite Operation. Daher kann es kommen, dafs man ein Denkmal richtig versteht, ohne die dazu passenden Na- men zu besitzen, und andrerseits gehört es leider nicht zu den Seltenheiten, dafs ein reicher Vorrath von Namen für eine Kunst- vorstellung geboten wird, deren Sinn und Bedeutung dennoch verschlossen bleibt. Dals die Scheu vor den verlegnen Mythen eine unmotivirte sei, sucht Hr. P. durch Beispiele darzuthun. 1) Ein Karneol des K. Mus. nach Winckelmann, Mer- cur darstellend wie er eine Figur bildet, deren Körper und Hals einem Schwane ähneln und deren Kopf ein halb- verschleierter Mädchenkopf, nach Tölken, Mercur als Psy- chopomp vor einer Sirene, scheint Hrn. Panofka auf Perseus zu beziehen, wie er einer der Graeen, deren Kunstvorstellung bier zum erstenmal sich zeigt, Aug und Zahn die sie ihm geliehen hatten, zurückgiebt. 2) Auf einer nolanischen Amphore (nr. 876.) der K. Vasen- sammlung, wo die früheren Erklärer bald einen Mann mit Schaale, worin Kräuter oder Blumen sich befinden und einem Beutel, aus dem ähnliches hervorragt, bald einen Pa- laestriten im Wettlauf in einem mit Blumen gefüll- ten Gewand erkannten, weist Hr. P. den Perseus nach mit dem Haupt der Meduse in der Tasche, aus welcher man das Haar ihres Kopfes heraussieht, und mit der sägenartigen Harpe in der linken Hand; die gegenüber- stehende unbärtige Mantelfigur mit einem Stab möchte Diktys zu nennen sein, und die Scene die Ankunft des Perseus auf Seriphos vergegenwärtigen. 131 3) Ein rother Jaspis im K. Museum zeigt nach Win- ekelmann die verschleierte Geres sitzend mit ange- zündeter Fackel in der Rechten und einem flachen Gefäls in der Linken: vor ihr ein Modius mit Ähren und ein Rols, hinter ihr ein zweites Rofs; nach Töl- ken denselben Gegenstand, nur dafs das zweite Rofs als Maul- thier beschrieben wird. Hr. P. kann nur eine Hirschkuh er- kennen und vermuthet deshalb laut arkadischem Mythos, Deme- ter Erinnys als Gemalin des Poseidon Hippios mit einer brennenden Fackel und einem Granatapfel zwi- schen ihren Kindern, dem Rolls Arion und der durch die Hirschkuh symbolisirten Despoina. 4) Ein in Krannon in Thessalien ausgegrabenes Marmorre- lief, welches Millingen (anc. unedit. monum. P. XVI, 1.) auf die mit einer Fackel vorzunehmende Lustration eines Pferdes und Hundes durch Diana oder Hekate, ähn- lich den noch heute in Rom Statt findenden Pferd- und Esel- Besprengungen am Feste des h. Antonius, bezog, deutet Hr. P. auf Demeter als Erinnys von einem Wolfshund wie Hekate begleitet, an der Stirn fassend das vor ihr stehende Rols, welches im thessalischen Mythos statt Arion den Namen Sisyphos, auch Skyphos führt. 5) Auf einer unerklärten Oenocho& n. 910. der K. Vasen- sammlung wird Hermes nachgewiesen mit Hochzeitge- schenken, worunter ein als Blume von den bisherigen Erklä- rern gedeutetes Instrument zum Weben, zegx:s, sich befin- det, seiner am Fenster sichtbaren Braut, der durch eine unterhalb befindliche mit buntem Rücken ausgezeichnete Ente, Hevzro\V, charakterisirten Penelo pe sich nähernd: denselben Mythos offenbaren sehr ähnliche Bilder bei Passeri Picz. Eır. T.U, cıxxxvı, und Millin Peinz. d. Yas. T.I, pl. LI. 6) Bei einer nolanischen Kalpis nr. 854. der K. Vasensamm- lung, wo nach den früheren Erklärern Hermes als Verkün- der einer von den Göttern gesegneten Vermälung der Braut gegenüber steht, indels hinter ihm die Brautmutter sichtbar ist, macht Hr. P. auf die eigenthüm- liche Händebewegung der letzteren Figur, die einen Kalathos zu ihren Fülsen hat, aufmerksam, insofern dieselbe offenbar mit 132 Spinnen beschäftigt ist, nur dafs der Maler des Gefälses aus Übereilung vergals, ihr Spindel und rothen Faden in die Hand zu geben. Dieser Umstand in Verbindung mit der Stellung des Hermes und der Erwägung des bei 8.5. erwähnten Mythos ver- anlafst Hrn. P. hier Hermes und die Spinnerin Penelope zu vermuthen, wie sie durch einen Besuch der Athene Ergane erfreut werden. Um aber nicht den Verdacht zu erregen, als wünsche man die Anerkennung der veriegnen Mythen unbedingt, so wird zum Schlufs ein geschnittener Stein erörtert, auf welchem ein verle- gener Mythos ohne inneren Grund vorausgesetzt ward. 7) Auf einem wolkigen Sarder findet Hr. Tölken den Con- sus, den altitalischen Neptunus Equester (Liv.1,9), jugendlich, bartlos, in der Rechten einen Donnerkeil, in der Linken den Dreizack haltend und im Begriff einen Wagen zu besteigen. Wie Neptun mit dem Beina- men Equester auf einem Wagen ohne vorgespannte Pferde er- scheinen kann, ıst schwer zu begreifen; wie in der Hand die- ses Neptun die Waffe des Zeus, der Blitz, sich rechtfertigen lasse, wird von dem Erklärer mit Stillschweigen übergangen. Hr. P. erkennt vielmehr einen mit den Attributen der drei Reiche versehenen Zeus (dem Begriffe nach vergleichbar dem dreiäugigen Zeus auf der Akropolis von Argos), insofern der Blitz den Zeus des Himmels, der Dreizack den Zeus des Meeres, der Wagen (kgu« Hrcvrwvos) den Zeus der Unter- welt bekundet: zur Begründung dieser Erklärung ward ein Ska- rabäus etruskischen Styls vorgezeigt, wo die ganz gleiche Vor- stellung noch durch den neben dem Wagen herlaufenden Hund (des Hades) an Interesse gewinnt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: E. Schweikart, das mathematische System der höheren Geome- trie. Mainz 1838. 8. 3. Exempl. nebst einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Mainz d. 18. Juni 1839. d. J. Memoires del Academie Royale des Sciences morales et politiques de U Institut de France. 2.Serie. Tome 2. Paris 1839. 4. 133 mit einem Begleitungsschreiben des beständigen Sekretars der Akademie Herrn Mignet d. d. Paris d. 14. Juni d.J. LD’ Institut. A. Section. Sciences math., physig. et natur. 7. Annde. No. 289. 11. Juill. 1839. Paris. 4. Haeser, historisch- pathologische Untersuchungen. Als Beiträge zur Geschichte der Volkskrankheiten. ‚Th.1. Dresden u. Lpz. 1339. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Jena d. 22. Juni d. J. 22. Juli. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Crelle theilte einen elementaren Beweis des ver- allgemeinerten Wilsonschen Satzes mit, nemlich des Sat- zes, dals das Product der sämmtlichen zu einer belie- bigen Zahl s relativen Primzahlen, dividirt durch s, in den drei Fällen, wo s gleich irgend einer Potenz p” einer ungeraden Primzahl p, oder gleich dem Dop- pelten 2p” einer solchen Potenz, oder gleich der Zahl 4 ist, —1 in allen andern Fällen dagegen +1 zum Rest läfst. - Der Beweis ist auf den Eigenschaften der sogenannten cor- respondirenden Zahlen (die Benennung im allgemeineren Sinne genommen) gegründet. Zu jeder der zu s relativen Primzahlen s, z.B. zu r,, fin- det sich nemlich, zunächst, unter den Zahlen 5 immer eine, z.B. %,, und nur eine, deren Product mit der vorigen, durch s divi- dirt, +1 zum Rest lälst, so dafs also 0.s,=Ns-+1 ist. Die beiden Factoren s, und s,„ können, für den Rest 1, als einen der Quadratreste zu s, sowohl einander gleich, als ungleich sein. Sind sie ungleich, so kehren die Factoren, wenn man den einen, s,, alle Zahlen « von 1 an durchlaufen lälst, immer beide zugleich wieder, und nur einmal, so dals also die Anzahl der Gleichungen wie c.s,=Ns+1 mit ungleichen Facto- ren, immer gerade ist und schon die Hälfte derselben alle die- jenigen enthält, die in den Gleichungen mit ungeraden Facto- ren vorkommen. Dieser aller Product ist also immer = Ns -+ 1. Sind die Factoren r. uno s, einander gleich, so findet zu je- 7x 154 der Gleichung wie #2? = Ns +1 die zweite (— 7, =Ns-+1 Statt, wo s—r,„ ebenfalls eine der Zahlen = ist. Die Anzahl der Gleichungen mit gleichen Factoren ist also ebenfalls gerade. Das Product der beiden 5, nemlich 5, und s—r,, in zwei zu- sammengehörigen Gleichungen, ist aber immer Ns—1. Also ist das Product aller derjenigen s, welche in den Gleichungen mit gleichen Factoren vorkommen, und folglich auch das Product aller & ohne Ausnahme, Ns+1 oder Ns— 1, je nachdem die Anzahl der Paare von Gleichungen mit gleichen Factoren gerade oder ungerade ist. Diese Anzahl entscheidet daher allein über: das Zeichen der Einheit in dem Werthe des Products Ns+1i aller vo. Um nun zu finden, wie viele Paare von Werthen von s der Gleichung = Ns+-1, das heilst der Gleichung (+1) (r—1)=Ns genug thun, zerlege man s in zwei Factoren und v, das unbestimmt®und unbekannte N aber ebenfalls in zwei Factoren u, und v,, so dafs (r +1) (sr —1) = uvu,v, ist, und nun s+1=uv, und s—1=vu, gesetzt werden kann. Aus der Untersuchung dieser beiden Gleichungen findet sich Fol- gendes. - =.f Nur diejenigen Factoren u und v kommen in Betracht, die entweder gar keinen Factor >1, oder blofs den Factor 2 gemein haben. Zu jedem Factoren-Paare der ersten Art gehört ein Werth von cs, und nur ein Werth; zu jedem Paare der zwei- ten Art gehören zwei Werthe von s, und nur zwei. Alle Werthe von s für die letztere Art von Factoren sind von ein- ander verschieden; alle Werthe für die erste Art aber kommen, wenn dergleichen mit denen für die zweite Art zugleich Statt finden, unter diesen wieder vor. Es findet sich ferner, wenn man die verschiedenen in Betracht kommenden Factorenpaare im allgemeinsten Falle in vier Reihen ordnet, die erste ungerade u und gerade v, die zweite nur mit 2 theilbare v und gerade v, die dritte gerade v und nur mit 2 theilbare v und die vierte ge- rade zu und ungerade v enthaltend: dals dann die Anzahl der möglichen Factoren -Paare in allen vier Reihen die nemliche und zwar = 2* ist, wenn = die Anzahl der in s enthaltenen, bei der gegenwärtigen Zerlegung als untheilbar zu betrachtenden unge- raden Factoren, den Factor 1 eingeschlossen, bezeichnet. 135 Hieraus findet sich denn in den verschiedenen Fällen die Anzahl der Paare von , welche die Gleichung 0 —=Ns +1 erfüllen, und es zeigt sich, dafs dieselbe in den drei Fällen s=y”, 2p” und 4 ungerade, in allen übrigen Fällen aber gerade, also dals in jenen drei Fällen das Product aller zu s relativen Primzahlen x gleich Ns—1, in allen übrigen Fällen dagegen Ns+ 1 ist; wie es der Lehrsatz aussagt. Hr. H. Rose las über eine neue Verbindung der was- serfreien Schwefelsäure mit dem Stickstoffoxyd. Leitet man getrocknetes Stickstoffoxydgas auf wasserfreie Schwefelsäure, so erhält man einen weilsen, harten, nicht rau- chenden Körper, der ziemlich schnell Feuchtigkeit aus der Luft anzieht, und nach und nach zu einer farblosen, nicht rauchenden Flüssigkeit zerflielst. In Wasser geworfen, löst er sich schnell unter gewaltsamer Entwicklung von rothen Dämpfen auf; die Auflösung enthält Schwefelsäure und Salpetersäure. Bringt man ihn beim Ausschlufs der Luft in Wasser, so entwickelt er ein vollkommen farbloses Gas, das augenblicklich rothe Dämpfe bildet, wenn man atmosphärische Luft hinzutreten läfst. . Concentrirte Schwefelsäure löst viel von dieser Verbindung von Schwefelsäure und Stickstoffoxyd auf; durch’s Erhitzen kann das Stickstoffoxyd nicht aus der Auflösung ausgetrieben werden. Wird zu dieser Auflösung Wasser gesetzt, so entwickeln sich aus derselben beim Zutritt der Luft rothe Dämpfe. Wirft man eine kleine Menge der Verbindung in eine Ei- senvitriolauflösung, so wird dieselbe sogleich tief schwarz gefärbt. In anderen Salzaullösungen hingegen werden keine Veränderun- gen hervorgebracht. Alcohol verwandelt der Körper in Salpeteraether. Mit Am- moniakgas bringt er schwefelsaures Ammoniumoxyd hervor. — Bei erhöhter Temperatur ist er beim Ausschlufs der Luft voll- ständig flüchtig. In der Verbindung enthält, wie in einem neutralen schwe- felsauren Salze, die Säure dreimal so viel Sauerstoff als das Stick- stoffoxyd. 136 25. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Zumpt las den zweiten Theil seiner Abhandlung über die Römischen Ritter und den Ritterstand in Rom. Die Turmen und Centurien der Römischen Ritter stellten sich nach der früheren Untersuchung als eine bevorzugte Abthei- lung des zum Kriegsdienst verpflichteten Theiles des Römischen Volkes heraus; sie bildeten eine veränderliche Dienstklasse, keinen bleibenden Stand des Volkes. Ein Ritterstand bildete sich erst, als demjenigen Theile des Volkes, der, bei freier Römischer Ge- burt vom Grosvater her, den ritterlichen Census besals, durch das Sempronische Gesetz die Verwaltung der Gerichte als eine besondere Function übertragen wurde. Im Gesetze können nicht Ritter genannt gewesen sein, sondern die Richterklasse wurde festgestellt durch den Ausschluls der Senatoren und derjenigen, die unter einer bestimmten Summe, wobei der ritterliche Census genannt war, geschätzt waren. Die bisher Ritter Genannten mulsten vielmehr gröfstentheils durch die Bestimmung über das zum Richteramt erforderliche Alter ausgeschlossen sein. Nur aus ‚Hochachtung oder der Kürze wegen nannte man die Semproni- sche Richterklasse ebenfalls Römische Ritter, weil die Personen dieser Kategorie entweder zugleich noch Römische Ritter waren, oder früber Ritterdienste mit oder ohne Equus publicus geleistet hatten, oder doch wenigstens dazu verpflichtet und berechtigt gewesen waren. Durch das Richteramt und durch die Betreibung der Staatsgefälle, welche vornehmlich Leuten ritterlichen Stan- des anheim fiel (pudlicani), gelangte der Ritterstand gegen das Ende der Republik zum höchsten Ansehen. Er wurde auch äu- fserlich durch das theatralische Gesetz des Roscius Otho von der unprivilegirten Menge (für welche immer nur der Nahme pleds übrig blieb) ausgezeichnet. Mit dem Eintritt der Kaiserzeit sank das Ansehen des Rit- terstandes, weil es im Interesse der Alleinherrscher lag, Präro- gative zu schwächen und möglichst Viele durch äulsere Auszeich- nung zu gewinnen. Die Kaiser als Censoren waren überaus freigebig mit Ertheilung der Ritterwürde an Freigeborne, die das erforderliche Vermögen (20000 Thlr. Gold) nachwiesen; sie wi- derstanden auch nicht dem Gedränge freigewordener Sklaven, 137 wenn sie reich genug waren, und bewilligten ihnen, mit Geneh- migung ihrer Patrone, den goldenen Ring, das äufsere Zeichen der Ritterwürde, womit zugleich das Recht der freien Geburt ertheilt wurde. Dazu kam, dals eine bevorzugte Classe im Rit- terstande selbst gestiftet wurde durch Augustus Verfügung, wo- nach diejenigen Römischen Ritter, welche das alte Requisit der freien Geburt vom Grosvater her besalsen, und damit senatori- sches Vermögen (50000 nachher 60000 Thaler Gold) verbanden, einen leichteren Zutritt zum höheren Staatsdienst genielsen und äufserlich vor ihren Standesgenossen durch den /atus clavus der Senatoren ausgezeichnet sein sollten. Dies sind die Equites Romani illustres. Hierdurch wurde der einfache Ritterstand unbedeutend, er war eine blolse Vermögensklasse, deren richterliches Ehrenamt durch die Errichtung einer vierten und fünften Richtercenturie aus minder Begüterten geschmälert wurde. Der goldene Ring wurde diesen Richtern ebenfalls bewilligt, und vor 200 nach Chr. war der Ring nicht mehr die Auszeichnung eines Standes, son- dern gehörte allen Freigeborenen, bald auch allen in gehöriger Form freigelassenen Sklaven. Die Bedeutung und Erwähnung eines Ritterstandes, als einer Volksklasse, hört auf, wie Census und private Richter aufhören. Zur Zeit als der Ritterstand seine Bedeutung als Stand im Volke zu verlieren anfıng, ordnete Augustus das alte Institut der militärischen oder Dienst-Ritter, die Turmae eguitum Ro- manorum von Neuem. Suetonius Aug. 38 berichtet, dafs Au- gustus die abgekommene Sitte der Transvectio wieder ein- führte. Es wird gezeigt, dafs hierunter eigentlich die Reco- gnitio equitatus zu verstehen ist, welche nach Augustus An- ordnung mit der Transvectio verbunden wurde. Funfzehn Jahre lang nach Cäsars Tode war die censorische Befugnifs nicht aus- geübt worden, Augustus übernahm sie aufs Neue und eignete sich als Praefectus morum das Recht an, Eyui publici zu erthei- len und zu nehmen, was von jetzt an wieder häufig erwähnt wird. Hiemit wurde aber in der Kaiserzeit etwas Anderes ver- standen, als zur Zeit der blühenden Republik. Früher war die Ertheilung eines Equus publicus die Anweisung auf eine Equi- pirungssumme und jährliche Unterhaltungsgelder mit der Ver- 138 pflichtung Reiterdienste in der «aa legionis zu leisten. Aber der Reiterdienst der Römischen Ritter bei der Legion hatte schon in der letzten Zeit der Republik ganz aufgehört, Pompejus’ und Cäsars Legionen hatten keine ala equitum Romanorum mehr, die Reiterei in den damahligen Heeren bestand allein aus Provin- zialen und Auxiliaren. Römische Ritter beim Heere dienten nur als Volontärs, waren Contubernalen des Feldherrn und seiner Legaten, wurden zu Adjudantur- und Generalstabsgeschäften ‚ge- braucht, und rückten in die Stelle der Praefecti socium und Tri- buni militum ein. Diese Sitte ordnete Augustus, Gajus Cäsar und Claudius: letzterer (Suet. 25.) vermehrte deshalb die Staabs- offizierstellen durch die Einführung aggregirter oder supernume- rärer Präfeeten und Tribunen. Die Ertheilung eines Eyuus pu- blicus, Aufnahme in die Turmae equitum Romanorum, durch den Kaiser oder die stellvertretenden Consuln war das Anerkenntnils, dals ein junger Mann von senatorischem oder ritterlichem Stande und Vermögen zum höheren Staatsdienst erlesen und berechtigt war: aller Staatsdienst ging nothwendiger Weise durch den Mi- litairdienst: aber diese equestris militia fing da an, wo die pedestris aufhörte. Promotion vom Centurio zum Staabsofhzier (Vicarius, Präfeet, Tribunus) fand gar nicht oder nur in aulser- ordentlichen Fällen Statt. Ein Staabsoffizier mulste vorher einen Equus publicus erhalten haben und behielt ihn, bis er in den Se- nat trat, aus welchem er wieder als Legat in die Armee versetzt wurde. In Inschriften erscheinen als Inhaber des equus publicus entweder junge Leute, die noch nichts weiter sind, oder Staabs- offiziere ritterlichen (d.h. nicht senatorischen) Ranges, oder an- gesehene Municipalbeamte, bei deren Namen der ehrende Zusatz equo publico besagt, dals sie zu ihrer Zeit in den Turmen der Römischen Ritter gestanden haben. Bei Personen senatorischen Standes wird die Bezeichnung eguo publico nicht hinzugesezt, weil es sich von selbst versteht, dals sie früher Equites Rom. equo publico gewesen sind; nur wenn sie die Stelle eines Sevir turmarum bekleidet haben, wird dies in der Reihe bekleideter Ämter, unmittelbar vor der Quästur oder dem Eintritt in den Senat angeführt. ERATEIRTPN WERNE ar” 139 Das Corps (70 722.05) dieser mit einem equus publicus Be- gnadigten d.h. die Zurmae equitum Rom. hatte seinen Stand in Rom und trat bei festlichen Gelegenheiten zusammen, obgleich sehr viele einzelne dazu gehörige bei den Heeren angestellt wa- ren. Es läfst sich annehmen, dafs 6 Turmen, jede von 600 Mann mit 6 Befehlshabern (Seviri) normalmälsig bestanden. Equipirungs- und Unterhaltungsgelder (aera equestria und hor- dearia) erhielten sie wahrscheinlich nicht mehr, da sie im wirk- lichen Dienst (als Offiziere der Armee) bedeutenden Sold empfin- gen, was früher nicht war. Jene alte Veranstaltung war im Cäsarischen Bürgerkriege untergegangen. Weil also nunmehr eine fixirte Zahl nicht nothwendig war, so mag zu Zeiten (un- ter August, bei der erneuten vortheilbaften Einrichtung, s. Di- onys. Antigg. VI. 13.) die Zahl der equi publici stärker gewesen sein. Doch schon Caligula mufste die sehr herabgekommene Zahl durch Heranziehen junger Männer ritterlichen Standes aus den Provinzen ergänzen (Dio Cass. 59. 9.). Dies Institut bestand, so lange Rom wirklich Mittelpunkt des Reichs, und so lange die Regierung wesentlich eng verbun- dene Civil- und Militairverwaltung war. Es hört auf nach Alex- ander Severus in der verworrenen Zeit der sogenannten dreilsig Tyrannen. Von der Zeit an sind Römische Ritter (da ein ordo eque- ster als Volksstand schon früher aufgehört hatte) zwar wirklich, wie im Anfang der Römischen Geschichte, wiederum die über- lebten Turmae equitum Romanorum. Aber sie sind nur Stadt- ritter, eine Mittelstufe zwischen Senatoren und Zünftigen, ohne Verpflichtung und ohne Ansprüche auf den höheren Staatsdienst. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1839. 1.Semestre No. 24.25. 2.Semestre No. 1. Paris. 4. Bulletin de la Sociel€ Imperiale des Naturalistes de Moscou. An- nee 1838. No.4. Moscou 1838.-8. C. Kreile Pietro della Vedova, osservazioni |sull’ intensita e sulla direzione della forza magnetica istituite negli anni 1336, 1837, 1838 all’ I. R. Osservatorio di Milano. Milano 1839. 8. 140 Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1839. No. 51-54. Stuttg. u. Tüb. 4. Mädler, tabellarisch-graphische Darstellung der Witterung Ber- lins. 10. Jahrg. vom Juni 1838 bis Mai 1839. 6 Expll. Bulletin de la Societe geologique de France. TomeX, feuill. 10- 15. 1838-39. Paris 8. L. A. d’Hombres-Firmas, Recueil de memoires et d’observa- tions de Physique, de Meteorologie, d’Agriculture et d’Hi- stoire naturelle. Nismes 1838. 8. The Journal of the royal geographical Society of London. Vol.9. 1839. Part 2. London $. Aufserdem wurde vorgelegt: Eine gedruckte Benachrichti- gung der Royal Society in London vom 1. Juli d.J. in Bezug auf die zur Bestimmung der magnetischen Verhältnisse der süd- lichen Hemisphäre beschlossene Seeexpedition, und dals für diesen Zweck auf St. Helena, Montreal, dem Cap und Van Diemens Land für drei Jahre feste Observations-Stationen, und gleichzeitig drei ähnliche in Madras, Bombay und einem Punkte des Hima- laya errichtet würden. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen - der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin in den Monaten August, September und October 1839. Vorsitzender Sekretar: Hr. Erman. 4. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lichtenstein las eine Erläuterung der Werke von Marcgrave und Piso (1648-58) über die Naturgeschichte Brasiliens aus den, auf der Königl. Bibliothek befindlichen Ori- ginal- Abbildungen (die durch den Prinzen Moritz von Nassau, früheren Befehlshaber von Brasilien, im Jahre 1674 dem grolsen Kurfürsten geschenkt worden sind). Hr. L. hatte in 5 früheren Abhandlungen Alles zusammen- gestellt, was diese Original-Abbildungen zur Erläuterung von Marcgrave’s Angaben über die Wirbelthiere enthalten. Diese _ Fi letzte Fortsetzung macht den Schluls mit den Insecten und Wür- mern. Es finden sich nicht weniger als 98 dahin einschlagende, Een, in Öl- theils in Wasser - Farbe ausgeführte Darstellun- : in der oben erwähnten Sammlung. Acht und Vierzig b) Deere 24 derselben dienen als Originale zu den Marcgravischen Holz- schnitten, die dadurch erst eine feste Bedeutung erlangen. Es wird ferner erwiesen, dals auch die von Holzschnitten nicht begleiteten Beschreibungen. sich auf die erwähnten Abbildungen beziehen, die also dadurch einen besondern Werth bekommen, ; indem auf sie erst ein wirkliches Erkennen der Beschreibungen gegründet werden konnte. Die Insecten-Sammlung des zoolo- gischen Museums hat das Material für die zahlreichen Verglei- chungen und Berichtigungen geliefert, durch welche der Text jener alten Schriftsteller zu einem genügenden Verständnils ge- bracht wird. [1839.] 8 142 Hierauf wurde vorgelegt ein Schreiben des Herrn Capit. Morin in Paris, worin er für seine Ernennung zum Correspon- denten der Akademie dankt. Eingegangen waren die Schriften: Memoires de la SocietE geologique de France. TomeIll. 2e Partie. Paris 1839. 4. Memoirs of the royal astronomical Society. Vol. 10. Lon- don 1838. 4. Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’ Acad. des Sciences. 1839. 2. Semestre. No. 2. 8. Juill. Paris. 4. L’Institut. A.Section. Sciences math., phys. et nat. 7. Annee. No. 290. 1839. 18. Juill. Paris. 4. 2. Section. Sciences hist., archeol. et philos. 4. An- nee. No. 41. Mai 1839. ib. 4. Journal de l’Ecole royale polytechnique. Cahier 26. Tome 16. Paris 1838. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1839. Nr. 55.56. Stuttg. u. Tüb. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 380. 381. Altona’ 1839. 25. Juli 4. 5. August. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Graff las über das Althochdeutsche 4 als Ab- leitungssuffix. 8. August. Öffentliche Sitzung zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kö- nigs. Die Sitzung wurde eröffnet durch den vorsitzenden Sekretar, Hrn. Encke, mit einer Einleitungsrede, in welcher er, den be- stehenden Anordnungen gemäfs, eine Übersicht von den Gegen- ständen gab, auf welche die Thätigkeit der Akademie in dem verflossenen Jahre gerichtet war, sowohl was die Vorträge in den Plenar- und Klassensitzungen betraf, als auch die wissen- schaftlichen Unternehmungen beider Klassen, und das Institut der akademischen Druckerei. Hierauf las Hr. Lachmann eine Ab- handlung des Hrn. Hoffmann über das Verhältnils der Staatsgewalt zu den religiösen Vorstellungen ihrer Untergebenen. ($. Bericht vom 28. Febr. d. J.) 143 15. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. Rose las über die Harze. Krystallisirtes Harz aus Elemi. Der Verfasser hatte vor längerer Zeit dieses Harz unter- sucht, indessen in 3 Analysen nicht vollkommen übereinstim- mende Resultate erhalten. Man erhält das krystallinische Harz, wenn man das Elemi mit kaltem Alcohol behandelt, und den un- gelösten Theil in heifsem Alcohol auflöst, wobei es sich durch Erkalten krystallinisch abscheidet. Wird es darauf noch einige Mal mit heilsem Alcohol auf dieselbe Weise behandelt, so er- hält man es vollkommen rein. Ist das erhaltene Harz vollkommen krystallinisch, wovon man sich indessen nur durch das Microscop überzeugen kann, so hat es immer, wenn auch die Bereitung desselben mannigfaltig verändert wird, dieselbe Zusammensetzung, welche der Formel - 40C+-66 H-+0, oder vielleicht besser der Formel 40C-++68H-FO entspricht. Dahingegen erhält man bisweilen bei den Analysen des Har- zes ganz auffallende Resultate, wenn die spirituöse Auflösung des- selben schnell über Schwefelsäure unter der Luftpumpe abgedampft worden war. Man bekommt dann ein Harz, das bei der mikro- scopischen Besichtigung zum Theil krystallinisch, zum Theil in- dessen glasartig erscheint. Die Zusammensetzung eines solchen gemengten Harzes ist nicht nur sehr verschieden von der des reinen krystallinischen, sondern auch die Resultate der Analysen von dem bei einer und derselben Behandlung erhaltenen Harze weichen sehr von einander ab, da das Verhältnils der krystalli- nischen und glasartigen Theile in dem Gemenge sehr verschie- den ist. Die verschiedenen Analysen zeigten, dals der Unter- schied in der Zusammensetzung zwischen dem rein krystallini- schen und dem aus glasartigen und krystallinischen Theilen ge- mengten Harze darin besteht, dafs letzteres immer bei weitem weniger Kohle und mehr Sauerstoff enthält als erstere. Nach den oben angeführten Formeln ist die berechnete Zusammen- setzung des krystallisirten Elemiharzes im Hundert: 40C 85,66 40C 85,36 66H 11,53 68H 11,85 O0 2,81 O 2,79 144 Die zahlreich angestellten Analysen von dem gemengten Harze haben einen Kohlenstöffgehalt gegeben, der zwischen 40 bis 84 Procent, und einen Sauerstoffgehalt, der zwischen 47,6 bis 3,5 Procent variirte. Die Zusammensetzung des gemengten Harzes unterscheidet sich von der des krystallinischen darin, dafs ersteres Sauerstoff und Wasserstoff, in dem Verhältnils um Was- ser zu bilden, mehr als letzteres enthält. Das gemengte Harz hat also Wasser oder die Bestandtheile desselben aus dem Alco- hol aufgenommen, und dasselbe so fest gebunden, dafs es, lange Zeit im Wasserbade erhitzt, dasselbe nicht entweichen lälst. Das aus glasartigen und krystallinischen Theilen gemengte Harz erhält man auch, wenn man das durchs Erkalten einer spi- rituösen heilsen Auflösung erhaltene Harz im feuchten Zustand schnell trocknet. Die Zusammensetzung eines auf diese Weise dargestellten Harzes variirte im Kobhlenstoffgehalt zwischen 67,8 bis 84 Procent, und im Sauerstoffgebalt zwischen 20,6 bis 4 Procent, aber auch in diesem Falle war diese Zusammensetzung von der Art, dals man das gemengte Harz als das Hydrat des krystallinischen betrachten kann. Es gelang nicht, das glasartige Harz rein vom krystallini- schen und von einer constanten Zusammensetzung zu erhalten. Hierauf wurden vorgelegt: Das Rescript des Königl. Ministerii der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten vom 30. Juli d. J., in welchem die Genehmigung der von der Akademie beantragten Remunera- tion von 200 Thlrn. für den Hrn. Candidaten Vater, wegen Anfertigung des Index zum Aristoteles, gegeben wird. Ein zweites Rescript desselben hohen Ministerii vom 31. Juli d. J., in welchem der für die Herausgabe des Canon arith- meticus von Hrn. Prof. Jacobi noch aulser den früher angewie- senen 500 Thlrn. nöthige Nachschuls von 100 Thlrn. geneh- migt wird. Ein drittes Rescript desselben hohen Ministerii vom 31. Juli d. J., in welchem genehmigt wird, dals Hr. Dr. Franz für philologische Sammlungen die von der Akademie beantragte jähr- liche Remuneration von 200 Thlrn. künftig erhalte. 145 Die Akademie willigt ein auf den Wunsch der Universität von Göttingen, dals derselben der Gebrauch der Sanskrit-Ma- trizen zur Anfertigung neuer Typen gestattet werde. Eingegangen waren die Schriften: Transactions of the royal Society of Edinburgh. Vol. 14, part 1. Edinb. 1839. 4. Proceedings of the royal Society of Edinburgh 1838-39. No. 13-15. ib. 8. Tafel, de Thessalonica ejusque agro diss. geogr. Berol. 1839. 8. Handbuch über den Königl. Preufs. Hof u. Staat f. d. J. 1839. Berlin. 8. Annales des Mines. 3. Serie. Tome 15. (2: Cahier de 1839.) Paris, Mars-Avril 1839. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1839. 2. Semestre No. 3-5. Paris 15-30 Juill. 4. L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 7. Annee. No. 291. 292. 293. Paris 25 Juill. 2 et 8 Aout 1839. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1839. No. 57.58. Stuttg.u. Tüb. 4. Sommer-Ferien der Akademie. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 14. October. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. H.Rose las zwei Abhandlungen. IL. Über eine neue Theorie der Ätherbildung. Die meisten Chemiker, namentlich in Deutschland, betrach- ten den Äther als das Oxyd eines aus Kohle und Wasserstoff bestehenden Radicals, und als eine Base, die mit Säuren salzar- tige Verbindungen hervorbringt, welche man gewöhnlich zusam- mengesetzte Ätherarten (Äthyloxydsalze) zu nennen pflegt. 146 Diese werden sehr leicht zersetzt, nicht nur durch Auflö- sungen stärkerer Basen, welche das Äthyloxyd im Zustande des Hydrats (Alcohol) daraus abscheiden, sondern auch selbst durch Wasser, welches, wiewohl gewöhnlich in einem schwächeren Maalse, denselben Erfolg hervorbringt. Offenbar wirkt hier das Wasser wie eine Base; es verbin- det sich mit der Säure des Äthyloxydsalzes zu einem Hydrate, das selbst als eine salzartige Verbindung betrachtet werden kann. Das Wasser wirkt in diesem Falle eben so, wie sehr häufig hei Prozessen in der unorganischen Chemie. Es ist bekannt, dals viele Salze des Wismuthoxyds, des Quecksilberoxyds, des Anti- monoxyds und anderer Metalloxyde durch Wasser in basische Salze verwandelt werden, ja bisweilen geht durch Anwendung von einer hinreichenden Menge Wasser die Zersetzung bis zur Ausscheidung von reinem Oxyd, wie z.B. beim salpetersauren Quecksilberoxyd. Man nimmt gewöhnlich an, dafs in diesen Fällen das Was- ser das neutrale Salz eines Metalloxydes in ein saures und in ein basisches zersetzt. Aber die Existenz der sauren Salze, welche durch Einwirkung des Wassers auf mehrere neutrale Metalloxyd- salze sich bilden sollen, ist nichts weniger als bewiesen, denn gewöhnlich löst das gebildete Hydrat der Säuren sehr wenig, bisweilen auch nichts vom ausgeschiedenen basischen Salze auf. Die ungezwungenste Erklärung, welche man über diese durch das Wasser bewirkte Zersetzungen geben kann, ist die, dafs das Wasser in diesen Fällen als Base auftritt, das Oxyd als basisches Salz, oder sogar bisweilen im reinen Zustand abschei- det, und sich mit der Säure zu Hydrat verbindet. Auch gegen das Ammoniumoxyd tritt das Wasser als Base auf. Wird eine Auflösung von schwefelsaurem Ammoniumoxyd längere Zeit gekocht, so wird sie sauer und es verflüchtigt sich “ freies Ammoniak, das durch das Wasser aus seiner Verbindung mit Schwefelsäure ausgetrieben wird. Die Menge des schwefel- sauren Ammoniumoxyds, welches auf diese Weise zersetzt wird, ist freilich nur gering; es gehört indessen das Ammoniumoxyd zu den stärkeren Basen, und dieser Erfolg wird hauptsächlich durch die leichte Flüchtigkeit desselben bedingt. Wendet man die Erklärung für die Zersetzung mancher 147 Salze durch Wasser auf die Theorie der Ätherbildung an, so erhält dieselbe eine grolse Einfachheit. Das saure schwefelsaure Äthyloxyd, oder vielmehr die Ver- bindung des schwefelsauren Äthyloxyds mit Schwefelsäurehydrat (die Schwefelweinsäure) erleidet in ihrer Auflösung durch Was- ser ähnliche Zersetzungen wie die Äthyloxydsalze. Wird sie mit wenig Wasser erhitzt, so erhält man Schwefelsäurehydrat und Äther; wird sie mit mehr Wasser erhitzt, so erhält man statt desselben Alcohol. MH Wird Alcohol mit überschüssigem Schwefelsäurehydrat in der Kälte gemischt, so entsteht Schwefelweinsäure, oder eine Doppelverbindung von neutralem schwefelsauren Äthyloxyd mit Schwefelsäurehydrat. Durch die Bildung von schwefelsaurem Äthyloxyd werden 2 Atome Wasser frei, eins ans dem Schwe- felsäurehydrat, das andere aus dem Alcohol. Beim Erhitzen der Mischung scheidet eins dieser freien Atome Wasser das Äthyl- oxyd aus seiner Verbindung mit Schwefelsäure aus, verbindet sich mit derselben, und bildet Schwefelsäurehydrat. Es ist bekannt, dafs Schwefelsäure mehr als ein Atom Was- ser aufnehmen kann, um ein Hydrat zu bilden. Ausser dem ge- wöhnlichen Hydrate mit einem Atom Wasser kennen wir noch ein zweites mit 2 Atomen Wasser, das im krystallisirten Zu- stande dargestellt werden kann, und das einem basischen schwe- felsauren Salze entspricht. Die Neigung des Schwefelsäurehydrats, noch mehr Wasser aufzunehmen, ist es, welche verhindert, dafs der bei der Zer- setzung der Schwefelweinsäure entstehende Äther das zweite Atom Wasser aufnimmt und Alcohol bilde. Wird aber die Mischung lange und anhaltend gekocht, so verliert das Schwefelsäurehydrat das aufgenommene Wasser, welches dann mit dem Äther ge- meinschaftlich abdestilliren kann. Im Anfange der Operation geht daher mit dem abdestillirten Äther wenig oder gar kein Wasser, sondern mit demselben der nicht in Schwefelweinsäure verwan- delte Alcohol über; die Menge des übergehenden Wassers ver- mehrt sich erst bei höherer Temperatur, wenn die Menge des zweiten Hydrats der Schwefelsäure sich vermehrt hat. Die ge- meinschaftliche Verflüchtigung von Äther und von Wasser ist daher nicht die Folge eines, sondern zweier chemischer Prozesse, 148 die neben einander in der kochenden Mischung thätig sind. — Wenn einmal Äther sich als solcher ausgeschieden hat, so kann er bekanntlich durch Behandlung mit Wasser nicht in Alcohol verwandelt werden; nur wenn gleichzeitig Äther und Wasser im Abscheidungsmomente in Berührung kommen, verbinden sie sich zu Alcohol. Es ist eine ziemlich allgemein verbreitete Meinung, dafs die Erzeugung des Äthers aus einem Gemenge von Alcohol und Schwefelsäure nur durchs Kochen des Gemenges, und erst bei einer bedeutenden Temperatur von ungefähr 140 °C. statt findet. In vielen Lehrbüchern der Chemie findet man die Behauptung, dals wenn ein Gemenge von Schwefelsäure und Alcohol bei ei- ner Temperatur erhitzt wird, bei welcher es nicht kocht, man keinen Äther, sondern nur wasserhaltigen Alcohol erhält. — Diese Behauptung würde, wäre sie richtig, ein wichliger Ein- wand gegen die aufgestellte Hypothese sein, sie beruht indessen auf einem Irrthume. Man erhält Äther aus einem Gemenge von Schwefelsäurehydrat und wasserfreiem Alcohol, wenn man das- selbe in einem Wasserbade, selbst bei einer Temperatur, die nicht bis zur Kochhitze des Wassers zu gehen braucht, destillirt. Es ist selbst nicht einmal nöthig wasserfreien Alcohol zu nehmen, sondern auch wasserhaltigen kann man anwenden, um Äther bei den angeführten Temperaturen aus dem Gemenge zu erhalten. Am wenigsten genügend lälst sich nach der angeführten Theorie die Thatsache erklären, dals, wenn das Wasser als Base gegen das Äthyloxyd auftritt und dasselbe aus seinen Verbindun- gen ausscheidet, diese Ausscheidung durch stärkere Basen als Wasser nicht noch vollkommner bewirkt wird. Aber die Auf- lösungen der Salze der Schwefelweinsäure mit Kali und Natron können mit überschüssigem Kali behandelt werden, ohne dafs dieses das Äthyloxyd abscheidet. Es scheint indessen ein Unter- schied zwischen der Doppelverbindung von Schwefelsäurehydrat mit schwefelsaurem Äthyloxyd und den übrigen schwefelwein- sauren Salzen statt zu finden, indem erstere weit leichter als letztere zersetzt wird. 149 II. Über das Knistersalz von Wieliczka. Das verknisternde Steinsalz von Wieliczka ist zuerst durch Hrn. Bou& bekannter geworden, der eine Probe davon Hrn. Dumas zur Untersuchung übersandte. Dieses Steinsalz unterscheidet sich von dem verknisternden Kochsalze dadurch, dafs es nicht nur beim Erhitzen, sondern auch bei seiner Auflösung in Wasser verknistert. In dem Maafse, dals es sich im Wasser auflöst, entwickeln sich unter Verknistern Gasblasen. Offenbar ist dieses Gas in einem sehr verdichteten Zustande im Salze eingeschlossen, und ist die Ursach, dals das- selbe sowohl beim Erhitzen, als auch bei der Auflösung im Was- ser verknistert. ) Dumas fand, dals das aus diesem Steinsalze erhaltene Gas, mit Sauerstoffgas gemengt, wie Wasserstoffgas detonirt, vermuthet aber in demselben noch einen Gehalt von Kohle. Es standen ihm zu geringe Mengen des Salzes zu Gebote, um genauer das in demselben enthaltene verdichtete Gas zu untersuchen. Durch Hrn. Prof. Zeuschner in Krakau erhielt der Ver- fasser eine bedeutende Menge des Knistersalzes, wodurch er in den Stand gesetzt wurde, die Beobachtungen des Hrn. Dumas zu wiederholen und zu bestätigen. Die verschiedenen Stücke des Salzes geben nicht gleiche Mengen von Gas bei der Auflösung im Wasser. Die gröfste Menge, die man davon erhält, ist die Hälfte vom Volum des Salzes, eiu Verhältnils, wie es auch schon Hr. Dumas gefun- den hat. Bei einer Untersuchung vermittelst Verbrennens mit Sauer- stoffgas zeigte das erhaltene Gas nahe die Zusammensetzung des Sumpfgases (CH*), das in dem Salze wahrscheinlich so verdich- tet ist, dals es bei dieser Verdichtung flüssig oder fest geworden sein muls, beim gewöhnlichen Druck der Luft aber gasförmig wird. Eine besondere Aufmerksamkeit verdient das Knistersalz in so fern, als eine grolse Menge von in der Natur vorkommenden Mineralien wie das Knistersalz beim Erhitzen verknistern, ohne dals man dabei entweichende Feuchtigkeit wahrnehmen kann. Es ıst vielleicht möglich, dafs die Ursach dieses Verknisterns wie 150 beim Knistersalze von entweichender Luft herrührt, die wie bei diesem in einem verdichteten Zustande in den- Mineralien ent- halten sein muls. Auferdem las Hr. Müller ni die Lymphherzen der Schildkröten. In seinen beiden ersten Mittheilungen über die Lymphherzen. der Amphibien inPoggendorf’sAnnalen 1832. Augustheft und in Philos. Transact. 1833. p-. 1. handelte der Verfasser von der Exi- stenz dieser Organe bei den Fröschen, Kröten, Salamandern und Eidechsen nach Beobachtungen an lebenden Thieren. Die ge- genwärtige Mittheilung betrifft die einzige Ordnung der Am- phibien, in welcher sie bis jetzt noch unentdeckt geblieben sind, obgleich die Schildkröten unter den Amphibien am häufigsten in Beziehung auf das lymphatische Gefälssystem untersucht worden sind. Der Verfasser fand sie zuerst bei einer frisch untersuch- ten Landschildkröte unter dem hinteren sehr vorsichtig abgenom- menen Theil des Rückenschildes, etwas entfernt vom oberen Ende des Darmbeins nach hinten. An denselben Stellen liegen sie bei den Flufsschildkröten und der Verf. sah sie bei 2 lebenden In- dividuen der Emys europaea pulsiren. Kürzlich untersuchte er sie bei einer lebenden sehr grolsen Seeschildkröte, Chelonia my- das, von 140 Pfund Gewicht. Die Lymphherzen sind bei den Seeschildkröten am leichtesten zu finden, theils wegen ihrer sehr bedeutenden Gröfse, theils wegen der geringen Entfernung des Darmbeins vom hinteren Rande der Schale, was einen geringe- ren Umfang der Verletzung erfordert. Man kann sich hier fol- gendermalsen orientiren. Die ‚beiden Organe liegen unter dem hintersten grolsen Medianschild der Schale. Theilt man die Mit- tellinie dieses Hornschildes in 3 gleiche Theile, und zieht durch diese Theilungspuncte Linien senkrecht auf die Mittellinie, so be- zeichnet die zweite Querlinie, welche das zweite und dritte Drit- tel von einander trennt, die Lage der beiden Lymphherzen. Sie liegen nämlich in der Direction dieser Linie dicht unter der Knochenschale und nur von Zellgewebe und etwas Fett bedeckt. Die genannte Linie bezeichnet blols ihre Entfernung vom hinte- ren Ende der Schale. Ihre Lage wird noch weiter folgender- malsen bestimmt. Theilt man die bestimmte Querlinie des hin- 151 tersten Medianschildes in 3 gleiche Theile, so bezeichnen die Theilungspuncte wieder genau die Lage der beiden Herzen und ihre Entfernung von einander. Um sie blofszulegen braucht man nur jederseits ein viereckiges Stück aus dem hintersten Theil der Schale auszuschneiden, welches den genannten Punct enthält, und sehr vorsichtig abzulösen. Das Lymphherz liegt jederseits dicht hinter dem oberen Ende des Darmbeins. Seine untere Wand ruht auf den Ursprüngen des musculus semitendinosus und semi- membranosus, sein äulserer Rand grenzt an den inneren Rand vom Ursprunge des musculus biceps. Das Organ ist unregel- mälsig rundlich, von oben nach unten etwas abgeplattet, und hat bei der Seeschildkröte von 140 Pfund einen Durchmesser von 1 Zoll. Vom äulseren hinteren Theil ber nimmt es ein Fascikel sehr starker Lymphgefälsstimme von der Dicke einer Feder- spule auf, welche die Lymphe von der hinteren Extremität bei- bringen, am hinteren Theil treten Stränge ein, welche die Lym- phe von der hinteren Wand des Bauches zuführen. Das Organ zog sich regelmälsig 3-4 mal in der Minute kräftig zusammen, beide Organe stimmten in ihren Bewegungen bisweilen überein, bisweilen nicht. Als das eine Herz angeschnitten worden, Hofs bei jeder Contraction eine grofse Menge Lymphe aus. Diese verhielt sich wie Froschlymphe, ihre Lymphkörperchen sind 3-4 mal kleiner als der Längsdurchmesser der Blutkörperchen. Nach- dem die Erscheinung der regelmälsigen Contraction der Organe, welche die Gröfse des Blutherzens vieler kleineren Wirbelthiere übertreffen, mehrere Stunden hintereinander und im Verlauf des Tages wiederholt beobachtet worden, wurde der Schildkröte der Kopf abgenommen. Die Bewegungen der Lymphherzen dauer- ten fort. Am nächsten Tage schritt man zum Herausnehmen der Eingeweide, mit Ausnahme der mit dem Becken verbunde- nen Geschlechtstheile und Harnwerkzeuge. Die Schale wurde dann in die Quere getheilt. An dem hinteren Stück dauerten die Bewegungen der Lymphherzen in geschwächtem Zustande noch lange fort und wenn man mit einem Instrument die Hin- terbeine drückte oder ritzte, so entstanden nicht blofs die ge- wöhnlichen Reflexbewegungen der animalischen Muskeln, sondern das Lymphherz der entsprechenden Seite zog sich zusammen. Die innere Wand dieser Organe ist im Allgemeinen glatt, ohne 152 durchsetzende Fortsätze, die den Lymphgefälsstimmen entsprechen- den Löcher unterbrechen jedoch die Wandung vielfältig. An den Eintrittsstellen liegen Klappen und das Herz läfst in keiner Weise seinen Inhalt nach den Lympbgefälsstäimmen zurück, sondern nur durch die abführenden Lymphgänge abgehen. An der inneren Seite des Lymphherzens liegt eine Vene, welche aus dem Zu- sammenfluls mehrerer kleineren aus dem hintersten Theil des Körpers entstanden ist. In diese gehen die ganz kurzen abfüh- renden Lympbgänge, ein vorderer und ein hinterer, aus dem vor- deren und inneren Umfange des Organs kommend, über. Die Vene begiebt sich unter der Verbindung des Beckens mit der Wirbelsäule vorwärts, und verbindet sich mit mehreren anderen Venen aus den Muskeln des Oberschenkels zu einem ansehnlichen Stamme, der zur vena renalis advehens wird und auch mit der vena umbilicalis zusammenhängt. In Hinsicht der Lymphherzen der Cro- codile, die der Verfasser kürzlich zu untersuchen Gelegenheit hatte, stimmen seine Untersuchungen mit denjenigen von Panizza über- ein. Man hat sie im lebenden Zustand noch nicht beobachtet. Aber dafs es Lymphherzen sind, beweist die Übereinstimmung der Lage mit den Eidechsen und dafs ihre Wände nach des Verf. Beobachtung Muskelbündel mit Querstreifen enthalten, wie sie Valentin be- reits an den Lymphherzen der Schlangen beobachtet hat. Der Verfasser hat seine Untersuchungen auch auf die Fische ausge- dehnt; alle seine Bemühungen sind indels bis jetzt erfolglos ge- blieben, obgleich es nicht zweifelhaft sein kann, dals es verein- ten Bemühungen auch hier noch gelingen wird, Lymphherzen zu finden. 17. October. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ehrenberg las über jetzt wirklich noch zahl- reich lebende Thier-Arten der Kreideformation der Erde. Die sorgfältigsten Untersuchungen der neuesten Zeit haben immer entschiedener die Meinung festgestellt, dals nur in den obersten und neuesten Molasse- und Tertiär-Schichten der Erd- rinde sich fossile Überreste von Formen finden, welche‘ nicht blofs den jetzt lebenden Gattungen, sondern auch den jetzt le- benden Arten der Organismen der Erde gleich sind, dafs aber | 153 die sämmtlichen organischen Formen, deren Überreste in der tiefer liegenden Kreide der Secundärbildung angetroffen wer- den, eben so wie die noch tiefer gelagerten Oolith- und Über- gangsbildungen von den jetzt lebenden Arten durchaus verschie- den sind. Auf dieses Resultat der Beobachtung hat man denn Entwicklungs-Theorieen der Organismen - Massen gebaut und die jetzige organische Formenwelt wurde sammt dem Menschen als eine durchaus secundäre bezeichnet, deren Grund- Typen sammt und sonders in den unteren und früheren Erdschichten fragmen- tarisch aufbewahrt lägen, ja vielfach ist es als ein Resultat der Versteinerungslehre ausgesprochen worden, dafs die jetzt leben- “ den Organismen sammt dem Menschen die weitere periodische Entwicklung und Ausbildung der am Tiefsten in der Erdmasse liegenden daher jetzt nicht lebend vorkommenden Formen wären. Cuvier’s umsichtige physiologische Forschungen schieden die Rückenmark-Thiere der Vorwelt von denen der Jetztwelt scharf aus. Leopold von Buch und Deshayes haben in zahlreichen Conchylien-Formen später die gleiche Erscheinung gründlich nachgewiesen. Mit ebenfalls wissenschaftlicher Schärfe haben dann neuerlich wieder die Untersuchungen von Milne Edwards über das Eschara-Geschlecht ergeben, dals keine einzige der fossilen zahlreichen (27) Arten der Oolith-" und Kreide For- mation mit den zahlreichen jetzt lebenden übereinstimmen und Agassiz neueste sehr umfassende und gründliche Nachforschun- gen über die fossilen Fische führten zu einem ähnlichen Resul- tate. Deshayes und Lyell sammelten diese Erfahrungen in eine systematische Ordnung und der letztere sehr geistvolle und beobachtungsreiche englische Geolog stellte den Grundsatz fest, dals den intensivesten Nachforschungen zufolge es weder in der Übergangs- und Oolith-Formation, noch in der Kreide der Secundär-Formation Überreste von jetzt lebenden Organismen- Arten gebe, dals aber von der neueren Tertiär-Epoche der Erd- bildung an dergleichen vorkämen. Er theilte daher die Tertiär- Epoche in 4 Perioden oder Ablagerungen, die Eocaenische oder unterste Dämmerungs-Periode der jetzigen organischen Formen- welt, in deren Schichten nur erst sehr wenige jetzt lebende Ar- ten gefunden worden, in die Miocaenische, in welcher weniger als die Hälfte, in die ältere Pliocaenische, in welcher mehr als 154 die Hälfte und in die neuere Pliocaenische, in welcher fast alle fossile Überreste den jetzt lebenden Arten angehören. Bei diesem Stande der Wissenschaft erschien es dem Verfas- ser zweckmälsig, der Akademie Mittheilung von bestimmten ab- weichenden Erfahrungen zu machen, die ihm in diesen Sommer- ferien zu sammeln gelungen ist und die eine weitere Fortbildung einiger im Anfange dieses Jahres von ihm bereits vorgetragenen Forschungen sind. Es ist in dem schon gedruckten Vortrage über die Kreide- bildung nicht ohne eignes Widerstreben von ihm angezeigt wor- den, dals sich in der unzweifelhaften Kreide von Rügen eine Form von Kieselschalen-Infusorien habe erkennen lassen, welche von der jetzt lebenden Gallionella aurichalcea nicht wesentlich abweiche. Eben so haben sich in der unzweifelhaften Kreide von Gravesand Kieselschaalen von 2 Infusorien gefunden, wel- che von den jetzt lebenden Fragilaria rhabdosoma und striolata nicht zu unterscheiden waren. Noch 2 andere Formen, Synedra Ulna und Navicula ventricosa, wurden im vermuthlichen Kreide- mergel von Oran und eine 6te Art der Jeiztwelt, Eunotia Zebra, wurde in einem vermuthlichen Kreidemergel Griechenlands be- obachtet. Dagegen wurde die Haupt - Formenmasse, welche die Kreidemergel am mittelländischen Meeresbecken bilden als aus der Jetztwelt völlig unbekannten, scheinbar ganz ausge- storbenen, zahlreichen Arten von 6 in der Form sehr ausge- zeichneten, ebenfalls der Jetztwelt völlig unbekannten, Gattungen bestehend erkannt. Eine, in der Absicht diese fossilen so merkwürdigen mikro- skopischen Erscheinungen weiter zu verfolgen und zu erläutern, nach Rügen und der dänischen lebensreicheren Küste der Ostsee, dem nächsten aber dem ärmsten der Meere, unternommene Reise hat bei Kiel das Resultat gegeben, dals eine der scheinbar un- tergegangenen Gattungen, Dictyocha, in der Ostsee noch jetzt lebend ist, ja es blieb kein Zweifel übrig, dals die beobachtete lebende Form wirklich Dieiyocha Speculum der Kreidemergel von Oran, Caltanisetta und Griechenland sei, wie sie auf Tafel IV. Fig.X. in der Abhandlung über die Kreide schon abgebil- det worden war. ' 155 Diese Beobachtung veranlafste den Verfasser, seine Reise bis zur Nordsee bei Cuxhaven auszudehnen. Die Resultate sei- ner Untersuchungen daselbst waren unerwartet ergiebig. Es fanden sich in dem zur Fluthzeit aus dem hohen Meere anströ- menden Wasser, von welchem ein einziger Eimer voll geschöpft wurde, hei dessen Untersuchung allmälig nicht weniger als 7 Arten jener bis dahin völlig unbekannt gewesenen Thierformen, welche die Kreidemergel von Sicilien, Oran, Zante und Griechen- land bilden. Von der bisher räthselhaften, nie lebend beobachte- ten Gattung Coscinodiscus fanden sich 4 der am häufigsten fossil vorkommenden Arten: Coscinodiscus Patina, Coscinodiscus radiatus (eine mit der vorigen früher verwechselte Art), Cosc. Argus, C. minor. Von der ebenfalls bisher nur fossil gekannten Gattung Actinocyclus fand sich die ausgezeichnete, auf Tafel XXI. des In- fusorien-Werkes abgebildete Art der Kreidemergel, welche 6 Strahlen hat, 4. senarius, lebend und erlaubte den organischen Bau des weichen Thierkörpers mannichfach zu ermitteln, Gleichzeitig mit diesen geologisch so interessanten Formen fanden sich in dem, der Kürze der Zeit und der in so kleine Theile des Wassers eingehenden Untersuchung halber, einzigen geprüften Eimer voll Meerwasser noch eine ansehnliche Zahl bisher unbekannter See-Infusorien mit und ohne Panzer, die sich auch von den vielen bereits bekannten Formen so bedeutend unterschieden, dals für zweckmälsig erachtet worden ist, 6 neue Genera zu bilden, in denen sie sich der bisherigen Systematik anschlielsen. Diese Genera sind mit den Namen Eucampia, Li- thodesmium, Triceratium, Zygoceros und Ceratoneis aus der Fa- milie der gepanzerten Bacillarien und Dinophysis aus der Familie der Ophrydinen. Einige davon sind in mehreren Arten vorge- kommen. Das Resultat dieser Erfahrungen wäre mithin darin beson- ders bemerkenswerth, dals, so sicher auch die Verschiedenheit der grölseren Organismen ermittelt ist, es doch nicht an kleinen Organismen der Jetztwelt fehlt, welche mit Formen der Secun- därbildung der Erde der Art nach übereinstimmen. Es giebt 13 unterschiedene Arten, welche als identisch in beiden Epochen anzunehmen sind, die in der dazwischen liegenden Tertiär-Epo- 156 che zum Theil auch schon erkannt sind und sich mithin wohl sämmtlich darin auffinden lassen werden, die auch keineswegs selten sind, sondern durch ihre unbegreiflichen Mengen ehemals Felsen und Gebirgslager bildeten und jetzt noch das Meer mit Leben erfüllen. In einem Theile des geschöpften und filtrirten See-WVassers hat der Verfasser jene Formen lebend nach Berlin mitgebracht und wiederholt beobachtet, auch in Berlin erst noch einige neue Formen darin entdeckt. Noch am Tage des Vortrages konnte er einige Arten lebend aufßnden und vorzeigen. Alle wurden in Abbildungen und meist wohl erhaltenen Exemplaren auf Glim- mer angetrocknet vorgelegt. ; So giebt es also, schliefst der Vortrag, ein wenn auch mi- kroskopisches doch starkes Band, welches das organische Leben entfernter Erdalter verbindet und beweist, dafs nicht immer das Kleine oder Tiefergeschichtete die Basis und der Typus des Grö- fseren und Oberflächlicheren auf unserer Erde ist, dafs auch die Morgendämmerung der mit uns lebenden organischen Natur viel tiefer in die Geschichte der Erde reicht, als es bisher den An- schein halte. Kurze Diagnostik der 6 neuen Genera: I. Eucampia Zodiacus, Familia Bacillariorum, Sectio Desmidia- ceorum. ÜCharacteres omnes Odontellae Desmidii, sed forma cuneata, hinc spontanea imperfecta divisione, Meridil instar, in circulum spiralem abiens. II. ' Zygoceros Rhombus, Familia Bacillariorum, Sectio Desmi- diaceorum. Characteres Odontellae Desmidii, sed lorica si- licea (striolata). III. Lithodesmium vndulatum, Familia Bacillariorum, Sectio Des- midiaceorum. ÜCharacteres Desmidi, sed lorica triangula silicea (siccando non mulala). IV. Zriceratium, Familia Bacillariorum, Sectio Desmidiaceorum. Characteres Desmidii, sed lorica triangula silicea et corpus- cula in quovis angulo utrinque dente prominulo conjuncta (corniculis utrinque tribus). = Haptogonium siliceum. el 1. 7. Favus, lorica cellulis sexangulis magnis favosa. 157 2. T. striolatum, lorica subtilissime striolata. N. Ceratoneis, Familia Bacillariorum, Sectio Naviculaceorum. Characteres Naviculae, sed apices in cornua longe attenuata, ab ovario non repleta, producti (aperturis 4?). Forma C/o- sterü setacei, 1. €. Fasciola, forma sigmoide, lineari-lanceolata. 2. €. Closterium, forma lunata, leviter curva, setacea. VL Dinophysis, Familia Ophrydinorum. Solitaria, libera nec pedicellata, lorica urceolari corpori ubique arcte adhaerente et appendice laterali limbata. 1. D. Michaälis, urceolo ovato, obtuso. 2. D. acuta, urceolo ovato, acuto. Hieran schlofs Hr. E. Bemerkungen über Beobachtung vie- _ ler fadenartiger Bewegungsorgane einer grolsen Surirella, die er " $. Gemma nennt und über bisher unbekannte Öffnungen in den Schaalen des Actinocyclus und Coscinodiscus, welche Formen der schwierigen, aber so einflulsreichen Bacillarien -Familie der In- N fusorien angehören. Ferner theilte derselbe neuere Beobachtungen über die Algen und Bryozoen der Feuersteine der Kreide mit. ® Ein eigenthümlich entwickelter Feuersteinblock, welcher sich auf einer kleinen Insel, dem Walfisch, bei Wismar in der Ostsee vorfand, gab einen neuen Aufschlufs über die am 12. De- _ eember 1836 der Akademie vorgetragene vorläufige Nachricht über Fucoiden und Bryozoen der Feuersteine von Delitzsch. In - vielen Höhlungen dieses Feuersteinblockes zeigte sich dem blo- ben Auge schon ein Netzwerk von feinen Stäbchen, welches ver- grölsert nichts anderes als dicht verfilzte Bryozoen der Kreide von Rügen, nur mit dem Unterschiede waren, dals jene aus Kieselerde, diese aus Kalkerde bestehen, jene durch Berührung mit Säuren unverändert bleiben und hart sind, diese weicher sind und von Säuren unter Brausen aufgelöst werden. Viele die- ser verkieselten Kalkthierchen sind an einem Ende frei, mit dem anderen ganz in die Feuersteinmasse verschmolzen, in welcher man auf den Bruchflächen ihren Verlauf weiter verfolgen kann. gt 158 Wie man nun am versteinerten Holze die Structur auf das über- räschendste und klarste mikroskopisch oft besser erhalten sieht, als man es bei den verschiebenden Durchschnitten der noch wei- chen und frischen Holzmasse erlangt, so gaben auch diese Ver- hältnisse eine neue und klarere Ansicht über die innere Structur der kalkigen Bryozoen, welche bisher noch von keinem Beob- achter speciell beachtet war und aus deren Studium hervorgeht, dafs die meisten der zelligen pflanzenartigen so regelmälsigen Einschlüsse der Feuersteine, welche den Fucoiden ganz ähnlich erscheinen, offenbar auch Thierformen aus der Classe der Bryo- zoen sind und dafs nur wenige wirkliche Algenbildungen, aber doch einige, übrig bleiben. Die gleichen Kalk- und Kieselorganismen von Rügen und Wismar wurden vorgelegt und sind in der Abhandlung specieller erläutert. Hr. E. legte zuletzt der Akademie noch ein fast 1% Fuls im Quadrat haltendes Stück aus Conferven und Infusorien gebil- deter natürlicher Watte oder Flanells vor, wie es sich im August dieses Jahres bei Sabor in Schlesien auf den Gütern des Prin- zen Friedrich zu Carolath nach der letzten Oderüber- schwemmung auf einer Hütungs- und Werder-Fläche in der Ausdehnung von mehreren Hundert Quadratfulsen gefunden hat und erfreulicherweise von der Regierung zu Liegnitz der Ge- werbs-Abtheilung des Königl. Finanz-Ministerii zugesandt wurde. Von solchen natürlichen Papier-, Leder- und Watte-arti- gen Gebilden aus Conferven und Infusorien hatte Hr. E. in seinem vorjährigen Vortrage über das Meteorpapier von Rau- den historisch Nachricht gegeben, allein in solcher Ausdehnung und überraschenden Masse und Eigenthümlichkeit mögen sie doch nicht allzuhäufig vorkommen und rechtfertigen sie allerdings die diesen Verhältnissen gezollte Verwunderung. Die Hauptmasse der flanellartigen Substanz bildet die unver- ästete Conferva rivularis (eine von den früher angezeigten verschie- dene Art) und mit ihr verfilzt fanden sich bis 15 Infusorienarten und Schaalen einiger Wasserflöhe der Gattung Daphnia. Von den Infusorien gehören 11 Arten der Familie der Bacillarien an und von diesen wieder 6 den kieselschaaligen Gattungen derselben, 159 deren Arten folgende sind: 1) Fragilaria rhabdosoma, 2) Navi- cula gracilis, 3) Nav. viridis juo., 4) Nav. amphishaena, 5) Nav. fulva, 6) Nav. gibba. Von weichschaaligen Bacillarien fanden sich 7) Euastrum margaritaceum, 8) E. crenulatum, 9) Arthrodesmus quadricaudatus var. ecornis, 10) Micrasterias Boryana, 11) M. el- liptica. Überdiefs fanden sich aus der Familie der Spindelthier- chen (Closterina) 12) Closterium Lunula? oder margaritaceum? und aus der Familie der Panzermonaden 13) Trachelomonas vol- vocina sammt 14) Cryptomonas lenticularis? endlich aus der Fa- milie der Kranzthierchen (Peridinaea), 15) Die Chaetoglena vol- vocina. Vorherrschend sind die Fragilaria, die Navicula viridis und Cryptomonas lenticularis? Alle Formen sind bekannte Arten. Wollte man aus der mikroskopischen Analyse auf eine chemische schliefsen, so würde die Substanz viel verbrenn- liche Koble, eine nicht geringe Menge Kieselerde und kohlen- - sauren Kalk enthalten, dabei vielleicht Spuren von Eisen, gewils ‚aber wohl geringere, als die Freyberger Substanz. Der koblen- saure Kalk ist in den Daphnien-Schaalen und in gröfserer, sogar ansehnlicher, Menge in kleinen, den Confervenfäden äußserlich x anhängenden drusigen Packeten mikroskopisch erkennbar. | | Hierauf wurden vorgelegt: Ein Allerhöchstes Schreiben Sr. Majestät des Königs vom 4. Septbr. v. J. über den Empfang der allerunterthänigst über- sandten Schriften der Akademie. Das Höchste Schreiben Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen vom 18. Septbr. d. J. über den Empfang derselben Schriften. Der von denKönigl. hohen Ministerien desUnterrichts und der Finanzen vollzogene Etat der Akademie für die Jahre 1840 - 1842. Durch die Rescripte des Königlichen Ministeriums der Geist- lichen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten vom 19. und ‚29. August d. J. sind die Bewilligungen von 646 Thlr. 10 Sgr. zu ‚der Bestreitung des Gufses chinesischer Typen, und von 100 Thlr. an Hrn. Dr. Rammelsberg zu der Untersuchung bromsaurer Salze genehmigt worden. Die Akademie vernahm mit Leidwesen die Anzeige des To- 160 des ihres Correspondenten Hrn. van Heusde in Utrecht aus einem Briefe des Sohnes des Verstorbenen an Hrn. Boeckh. Hr. Comte de Perron sendet unter dem 9. Septbr.d. J. drei Abhandlungen im Manuscript ein, die Aufstellung eines neuen zoologischen Systems betreffend. In dem Begleitungsschreiben | wünscht er zur Sicherung seiner Priorität eine Bescheinigung. Der Empfang der übersandten Schriften der Akademie ward von dem Pariser Institut, den Universitäts- Bibliotheken zu Bonn, Breslau, Greifswalde, Halle, dem philologischen Seminar zu Halle, der Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher, der Wernerian Natural History Society, und der Akademie der Wis- senschaften zu Lissabon in den vorgelegten Schreiben angezeigt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoirs of the Wernerian natural history Society. Vol. 6.7. for the years 1826-1837. Edinb. 1832. 38. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Präsidenten der Gesellschaft, Hrn. Robert Jameson d. d. Edinburg d. 12. Juli d. J. Ths. Wright, an essay of the state of Literature and Lear- ning under the Anglo-Saxons. London 1839. 2 Exempl. mit einem Begleitungschreiben des Sekretars der Royal Society of Literature, Hın. Richard Cattermole d. d. London d. 30. Juli d. J. Recueil de Voyages et de Memoires, publie par la Societe de Geographie. Tome 4. Paris 1839. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Präsidenten und Sekretars der Societät, Herren Berthelot und Jomard d.d. Paris d. 25. Juli d. J. Nova Acta physico-medica Academiae Caesar. Leopoldino- Ca- rolinae nalurae curiosorum. Tomi 19, Pars 1. Vratislav. et Bonn. 1839. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Präsidenten der Akademie, Hrn. Nees von Esenbeck d. d. Breslau d. 3. Sept. d. J. Collection de Chroniques Belges inedites, publiee par Ordre du Gouvernement. — Les gestes des Ducs de Brabant, par Jean de Klerk, publ. par J. F. Willems. Tome 1. Bruxell. 1839. 4. eingesandt durch Hrn. Baron von Reiffenberg mittelst Schrei- ben an Herrn Wilken d. d. Brüssel d. 20. Juli d. J. Gelehrte Schriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1838. Heft 3. Kasan 1838. 8. (In russischer Sprache.) 161 Fortunato Jose Barreiros, Memoria sobra os pesos e medidas de Portugal, Espanha, Inglaterra, e Franga, que se em- pregäo nos Trabalhos do Corpo de Engenheiros e da arma de Artilheria. Lisboa 1838. 4. Antonio Lopes da Costa Almeida, Roteiro geral dos Mares, Costas, Ilhas, e Baixos reconhecidos no Globo. Parte II. Tomo 2. ib. eod. 4. Felix de Avellar Brotero, Compendio de Botanica, addicio- nado, e posto em harmonia com os conhecimentos actuaes desta sciencia pelo Dr. Ant. Albino da Fonseca Benevi- des. Tomo 2. ib. 1839. 4. Ignacio da Costa Quintella, Annaes da Marinha Portugueza. Tomo 4. ib. eod. 4. Matth. Valente do Couto, Astronomia spherica e nautica. ib. eod. 4. Die letztern 5 Schriften mit einem Begleitungsschreiben des be- ständigen Sekretars der Königl. Akademie der Wiss. zu Lis- sabon, Hrn. de Macedo d. d. Lissabon d. 18. Mai .d.J. Monumenta historiae Patriae edita jussu Regis Caroli Alberti. — Scriptores. August. Taurinor. 1839. fol. The Transactions of Ihe Royal Irish Academy. Vol. 18, part 2. Dublin 1839. 4. Memoires de U’ Academie Imperiale des Sciences de Saint-Pe- tersbourg. 6. Serie. Sciences math., phys. et nat. Tome 5. 2. Partie. Sciences naturell. Tome 3, Livr. 1. 2. St. Petersb. 1839. 4. Bulletin scientifique publiE par UAcademie Imp. des Sciences de Saint-Petersbourg. No. 99-128 ou Tome 4, No. 20-24. Tome 5, No. 1-24. et Tome 6, No. 4-8. Saint-Petersb. 4. The Transactions of the Linnean Society of London. Vol. 18, part 2. London 1839. 4. List of Ihe Linnean Society of London. 1839. 4. Proceedings of the Linnean Society of London (1838-39.). 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’ Academie des Sciences 1839. 2. Semestre, No. 6-12. 5. Aout — 16. Septbr. Paris. 4. et Tables 2. Semestre 1838. 4. Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1838. Herausgegeben von C. F. Gaufs und W. We- ber. Mit 10 Steindrucktafeln. Leipzig 1839. 8. u. 4. 30 Exempl. A. Comte, Cours de Philosophie positive. Tom. 1-3 et 4, Partie 1. Paris 1830-39. 8. 162 A. Morin, Experiences sur le tirage des Voitures, faites en 4837 et 1838. Metz et Paris 1839. 4. Memoire sur la machine a diviser la ligne droite, perfection- nee par Richer. Paris 1839. 4. 3 Exempl. Villerme, Rapport sur l’etat physique et moral des Ouvriers employes dans les fabriques de Soie, de Coton et de Laine. (Paris.) 4. Sir Graves Chamney Haughton, Prodromus, or an inquiry into ihe first principles of reasoning; including an or of Ihe human mind. London 1839. 8. A Review of Mr. Lyell’s ‚‚Elements of Geology”; with obser- vations on ihe progress of the Huttonian theory of Ihe Earth. From the Edinb. Review. 1839. 8. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 4839, Mars, Avril, Maı. Parıs. 8. L’Institut. 1. Section. Science. math., phys. et nat. 7. Annee No. 294-301. 15. Aout— 3 Oct. 1839. Paris. 4. 2. Section. Scienc. hist., archeol., et philos. 4. Annde No. 42-44. Juin— Aout. 1839. ib. 4. Aug. Guil. de Schlegel, Comm. de Zodiaci antiquitate et ori- gine. Bonn 1839. 4. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. 13, Heft 2. Halle 1839. 8. Crelle, Journal für die reine und angewandte Mathematik. Bd. 19, Heft 4. und Bd. 20, Heft 1. Berlin 1839. 4. 3 Exempl. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 382-384. Altona 1839, Aug. 15.— Oct. 3. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1839. No.41,42. und 59-76. Stuttg. u. Tüb. 4. Recherches sur les progres de l’ Astronomie et des Sciences nau- tiques en Espagne, extraites des ouvrages espagnols de Don Martin Fernandez de Navarrete par Duflot de Mofras. Paris 1839. 8. De La Place, Mecanique celeste, translated with a commen- tary by Nath. Bowditch. Vol. 1. 4. Boston 1829.39. 4. mebst einem Begleitungsschreiben der Kinder des Herausgebers d. d. Boston d. 16. Mai d.J. Felix Thibert (de Seurre), romweau Systeme d’ Anatomie pa- thologique humaine et comparde, fonde sur les avantages du relief; joint 4 une peinture indelebile et & une matiere inalterable. Paris 1839. 8. 4 Exempl. Analomie pathologigue avec möodeles en relief. Partie 1. ib. eod. 8. 163 24. October. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Gerhard las über die Vase des Midias im britti- schen Museum. Ein berühmtes Vasenbild, nach Winckelmann’s Ausspruch das schönste welches er sah, ward bisher zlemlich allgemein auf den Wettlauf bezogen, welchen Danaos um den Besitz seiner Töchter veranstaltete. Inschriften, welche Hr. G. bei neulicher Besichtigung des im brittischen Museum befindlichen Originals (Millin Gall. mythol. XCIV, 384.) entdeckte, berichtigen jene Deutung; es ist die Entführung der Töchter des Leukippos durch die Dioskuren, welche man in jenem Bilde zu erkennen hat. Nachdem Hr. G. diese urkundlich beglaubigte Erklärung näher er- _ örtert und beleuchtet hatte, geschah auch der Nebenbilder Er- _ wähnung, in welchen die vom Verf. vorausgesetzte Medea nun auch durch alte Inschrift bestätigt wird. Zugleich ward bemerkt, dafs über dem vorgedachten Hauptbild in der Inschrift MEIAIAS EIIOIHSEN der Name des Künstlers erhalten ist, dem wir das in Rede stehende Gefäls (vergl. D’Hancarville II, 127-130.) verdanken. Hierauf las Hr. Dove über magnetoelectrische Strö- me, welche wenn sie am Galvanometer im Gleich- gewicht sind, den menschlichen Körper heftig er- schüttern, hingegen, wenn sie ihre physiologische Wirkung gegenseitig neutralisiren, die Magnetnadel in starke Bewegung versetzen. Durch eine grofse Anzahl einander gegenseitig bestätigender "Versuche kann es als erwiesen angesehen werden, dafs für die auf galvanischem Wege und durch Induction erhaltenen electri- schen Ströme die Wasserzersetzung der durch den Multiplicator gemessenen Stärke der Ströme proportional ist. Da man bis in die neueste Zeit die physiologische Wirkung auf den menschlichen Körper häufig angewendet bat, um aus derselben die Stärke des unter gegebenen Bedingungen resultirenden Stromes zu beur- theilen, so scheint man angenommen zu haben, dafs bei magneto- electrischen Strömen die physiologische Wirkung der Ablenkung 164 der Magnetnadel und den Gasmengen des Voltameter proprotional sei. Für die Maschinenelectricität hat man aber in dieser Bezie- hung längst einen Unterschied gefunden, denn der den ganzen Körper erschütternde Schlag einer Kleistischen Flasche vermag nicht eine Magnetnadel abzulenken, er erlangt diese Eigenschaft erst dadurch, dafs man durch Einschalten eines nassen Fadens in den Schlielsungsbogen dessen Leitungswiderstand vermehrt. Man hat diese Wirkungsverschiedenheit des bei der Entladung einer Kleistischen Flasche entstehenden electrischen Stromes und des Stromes, welcher im Schlielsungsdrathe einer galvanischen Kette entwickelt wird durch die Augenblicklichkeit des ersteren im Ge- gensatz der continuirlichen Wirkung des letzteren erklärt. Die magnetoelectrischen Ströme können aber auf doppelte Art er- regt werden, längere Zeit dauernde durch Bewegung eines in sich zurücklaufenden Leiters in der Nähe eines Magneten, plötz- lichere durch Aufhören oder Erzeugen eines electrischen Stromes, oder magnetischer Polarität in der Nähe eines Leiters. Man könnte daher vermuthen,‘ dafs die durch Aufschieben einer Drath- rolle auf einen Stablmagneten bedingten Ströme sich in ihren Ei- genschaften mehr an galvanische Ströme anschlielsen werden, die durch Electromagnetisiren und Induction des Schlielsungsdrathes erhaltenen hingegen mehr die Phänomene der Maschinenelectrici- tät zeigen werden. Da aber im ersteren Falle die mit der Ge- schwidingkeit der Bewegung der Drathrolle zunehmende Stärke des Stromes in ihrer Gesammtwirkung auf die Nadel compensirt wird durch die in demselben Verhältnils sich verkürzende Dauer desselben, das Eisen aber bei dem Electromagnetisiren eben so wenig augenblicklich das Maximum seiner Polarität erhält als es dasselbe verliert, so schien wenig Aussicht vorhanden im Gebiete der Magnetoelectricität Ströme zu erhalten, von denen die einen bei starker physiologischer Wirkung die Nadel nicht bewegen, die anderen sich umgekehrt verhalten. Bachhoffner und Sturgeon haben entdeckt, dafs durch Electromagnetisiren von eisernen Drathbündeln man viel stär- kere Erschütterungen erhält, als durch massive Electromagnete, und Magnus hat neuerdings darüber aufklärende Versuche mit- getheilt. Diese Versuche beziehen sich aber ebenfalls nur auf 165 Erschütterungen, die Magnetnadel ist nur angewendet zur Be- stimmung der Intensität der erzeugten Electromagnete, nicht zur Messung des durch sie hervorgerufenen Stromes. In der Februarsitzung des vorigen Jahres (Bericht 1838. p. 28.) wurde bei Beschreibung der einander compensirenden Spi- ralen bereits erwähnt, dafs man die Wirkung eines massiven Ei- sencylinders im Vergleich mit einer Menge paralleler Dräthe am einfachsten erhält aus der am Galvanometer bestimmten Richtung des aus der Gegenwirkung der beiden inducirten Ströme als Überschuls des einen über den andern entstehenden Stromes. Bei den Versuchen über die inducirende Wirkung verschiedener Gulseisensorten wurde die Reihe derselben und ihr Verhältnifs zu Schmiedeeisen, weichem und hartem Stahl und Nickel (Bericht 1839. p.74.) durch das Herausziehen des stärker wirkenden Cy- linders jedes verglichenen Paares aus der ihn compensirenden Spirale zu bestimmen versucht. Das Compensiren aller einzelnen ‘ Cylinder durch eine verschiedene Anzahl gleich starker Dräthe von weichem Eisen versprach eine unabhängige Controlle der dort erhaltenen Ergebnisse. Dabei fand sich aber, dafs eine ganz verschiedene Anzahl Dräthe erfordert wird, um die Wirkung eines massiven Eisencylinders am Galvanometer aufzuheben, als für das Gefühl. Die Versuche wurden auf folgende Art angestellt. Zwei in die Züge zweier gleichgeschnittener Holzschrauben gewundene Spiralen von 29 Windungen eines 2% Linie dicken durch Schel- lak isolirten Kupferdrathes von 184 Linie innerer Weite bildeten mit einander verbunden den Schliefsungsdrath einer galvanischen Kette. In die cylindrisch ausgebohrten Holzschrauben wurden die zu vergleichenden Eisencylinder und Drathbündel geschoben, welche, durch den Kupferdrath electromagnetisirt, inducirend auf "ihnen aufgeschobene Rollen eines + Linie dicken mit Seide um- sponnenen Drathes wirkten, von denen jede eine Drathlänge von 400 Fufs besals. Diese Rollen waren kreuzweise verbunden, so dafs die Richtung des inducirten Stromes der einen Drathrolle der Richtung des in der andern erregten entgegengesetzt war. Die freien Enden dieser Drathrollen wurden darauf vermittelst Hand- haben durch den Körper oder durch einen Galvanometer ge- 166 schlossen und ihre gegenseitige Compensation in beiden Fällen ermittelt. Das durch Einschieben eines Eisencylinders in die eine der Spiralen gestörte Gleichgewicht wurde darauf durch allmä- liges Hinzufügen von Eisendräthen in die andere Spirale wie- der hergestellt. Bei allen diesen Versuchen geschah die Induc- tion nicht durch Einschieben des noch unmagnetisirten Eisens in die bereits die galvanische Kette schlielsende und daher das be- wegte Eisen magnetisirende Spirale, sondern indem durch Schlie- fsen und Öffnen der galvanischen Kette das in der Spirale ru- hende Eisen polarisirt und depolarisirt wurde. Alle hier betrach- teten Ströme gehören daher zu den sogenannt momentanen. Bei der angegebenen Beobachtungsart wird aber der Übelstand ver- mieden, dals man aufser auf die inducirende Wirkung des Eisens noch auf die des magnetisirenden Drathes Rücksicht zu nehmen hat, da die Aufhebung dieser Wirkung bereits vorher ermittelt war. Die angewandten Cylinder batten sämmtlich bei 115 Linie Durchmesser eine Länge von 11 Zoll 7 Linien, die Dräthe die- selbe Länge, die von weichem Eisen 1,02, 1,46, 2,67 Linien Durch- messer, die von weichem Stahl 0,57, die von hartem 0,87, die hoh- len Cylinder waren gleich lange Stücke Flintenlauf von demsel- ben Ende der Flinten, alle Dräthe unbesponnen. Bei diesen Versuchen zeigte sich nun, dafs das am Galvano- meter mit einer gewissen Anzahl Dräthe in der einen Spirale erhaltene Gleichgewicht keineswegs für die physiologische Wir- kung vorhanden war, indem dann bei dem Einschalten des mensch- lichen Körpers heftige Erschütterungen und Funken erhalten wur- den. War hingegen durch Herausnehmen won Drätben dieses Gleichgewicht für das Gefühl vorhanden, so zeigte die Magnet- nadel starke Ablenkungen im Sinne des massiven Cylinders. Wie grols dieser Unterschied ist, davon mag eine der Versuchsreihen mit dem eine Linie starken Drath ein Beispiel geben. Die zur Compensation erforderliche Anzahl Drätbe war nämlich: bei Schmiedeeisen für Galvanometer und Gefühl 110-Fx 15 - grauem Eisen aus dem Tigelofen 92 24 - weichem Stahl 9 9 - grauem Eisen aus dem Cupoloofen mit warmem Wind 45 18 - weilsem Eisen aus dem Cupoloofen mit kaltem Wind 43 8 167 bei weilsem Eisen Tigelguss 4 10 - hartem Stahl 28 ‚ - grauem Eisen aus dem Cupoloofen mit kaltem Wind 27 11 Bei dem Schmiedeeisen reichte die in die Holzschraube hin- eingehende Anzahl Dräthe noch nicht zur Compensation am Gal- vanometer hin. Für das Gefühl ist diese Anzahl aufserdem nicht genau zu bestimmen, wenn die Kette nicht sehr stark wirkt, da die letzte Spur einer Erschütterung lange fortwirkt. Die Stärke der Kette kann aber auch nicht beliebig vermehrt werden, da man sonst anfänglich, wenn man den Körper einschaltet, zu hef- tige Erschütterungen erhält. Es bleibt daher immer eine Unsi- cherheit der Anzahl einiger Dräthe. Aus diesen und andern Versuchsreihen folgt das merkwür- - dige Resultat, dafs die für den Galvanometer sich ergebende Rei- henfolge der verglichenen Eisensorten eine ganz andere ist, als die auf physiologischem Wege erhaltene. Die physiologische Wirkung hängt daher einerseits von der mechanischen Discon- tinuität der Masse, anderntheils von der Beschaffenheit des Eisens ab. Daraus folgt, dals Dräthe von weichem Eisen von anderem Durchmesser einen Cylinder von einer bestimmten Eisensorte zugleich in Beziehung auf die Magnetnadel und das Gefühl com- pensiren können. Diels fand sich z. B. bei zwölf Dräthen von 2,67 Linien Durchmesser und dem Cylinder von grauem Eisen aus dem Tigelofen. Der Einfluls der Eisensorte geht auch daraus hervor, dals der bei dem Schliefsen der Kette durch Pola- risiren des Cylinders erfolgende Inductionsschlag sich von dem bei Depolarisation des Cylinders erfolgenden Öffnungsschlage nicht unterscheidet, wenn der Cylinder von gehärtetem Stahl, dals dieser Unterschied bei weichem Eisen schon merklich ist, bei gufseisernen Cylindern und Drathbündeln aber sehr bedeu- tend wird, wo der Öffnungsschlag stärker als der bei dem Schlie- fsen der Kette erfolgende. Dafs der Unterschied aber mehr von der Natur des Eisens als seiner mechanischen Discontinuität ab- hängt, folgt daraus, dals er gröfser bei 11 weichen Eisendräthen, als bei 15 stärkeren Stahldräthen war, die einander entgegen- wirkend ihre physiologische Wirkung gegenseitig aufhoben. Die für das Eisen gefundenen Resultate scheinen auch auf 168 Nickel eine Anwendung zu finden. Eine durch eiserne Dräthe für das Gefühl compensirte quadratische Stange von Nickel gab am Galvanometer einen Ausschlag im Sinne des durch sie er- zeugten Stromes. Aus früheren Versuchen des Verfassers (Bulletin de I’ Acad, de St. Petersb. 8.11. 20.) hatte sich ergeben, dafs eine elektro- dynamische Spirale, welche eine eiserne Röhre von den Dimen- sionen eines Flintenlaufes umgiebt, einen in derselben befind- lichen Eisencylinder nicht zu magnetisiren vermag und: umge- kehrt, dafs ein in dieser Röhre befindlicher Magnet oder Elec- tromagnet keine Inductionserscheinungen in einer sie umgeben- den Spirale entwickelt. Es folgt daraus von selbst, dals in dem Gebiete der hier betrachteten Erscheinungen Drathbündel in einem Flintenlauf eingeschlossen die Wirkung desselben nicht steigern können, denn durch ihre eiserne Umhüllung sind sie eben so geschützt gegen die magnetisirende Wirkung der die Keite schliefsenden Spirale, als ihre inducirende Wirkung selbst auf die Spirale von dünnem Drath gehemmt wird. Auch be- merkt schon Sturgeon, dafs Dräthe in einer Rolle von Eisen- blech dessen Wirkung nicht verstärken. Hat hingegen der den Electromagneten von der Inductionsspirale trennende eiserne Cylinder dünne Wände bei bedeutendem Durchmesser, so sind die Erschütternngen, sowohl wenn derselbe geschlossen, als der Länge nach aufgeschnitten ist, sehr merklich (Bericht 1838. p- 27.). Eben daselbst wurde erwähnt, dafs ein Electromagnet, dessen eine Hälfte von einem geschlossenen Flintenlauf, die an- dere von einem der Länge nach aufgeschnittenen umgeben ist, zwei einander vorher am Galvanometer neutralisirende Spiralen nahe im Gleichgewicht läfst, wenn die eine den geschlossenen, die andere den aufgeschnittenen Flintenlauf umgiebt, woraus folgt, dals die Ungetrenntheit der Röhre hierbei keine wesentliche Be- dingung ist. Hingegen führt Hr. Magnus an, dals der Schlag durch das Aufschneiden der die Dräthe enthaltenden Röhre stark vermehrt wird. Die nachfolgenden Versuche lösen diesen schein- baren Widerspruch in Übereinstimmung mit den bisher betrach- teten Erscheinungen. Hält eine geschlossene eiserne Röhre in ihrer inducirenden 169 Wirkung am Galvanometer einer der Länge nach aufgeschnittenen das Gleichgewicht, so bleibt dieses Gleichgewicht nahe bestehen, wenn man in die eine oder in die andere eine beliebige Anzahl Drä- the legt, d. h. bei Drathbündeln, welche in geschlossenen oder der Länge nach aufgeschnittenen eisernen Röhren enthalten sind, geht die am Galvanometer gemessene inducirende Wirkung fast nur von der eisernen Hülle aus. Ganz anders verhält es sich in Be- ziehung auf die physiologische Wirkung. Hier wird die Wir- kung der in der Röhre enthaltenen Dräthe fast vernichtet, wenn die sie umschlielsende Röhre geschlossen ist, nicht aber, wenn sie aufgeschnitten ist. Schliefst man hingegen von zwei einander am Galvanometer und für das Gefühl das Gleichgewicht halten- den Drathbündeln das eine in eine nicht magnetisirbare leitende Röhre (von Messing) ein, während das andere frei bleibt oder in einer aufgeschnittenen Röhre desselben Metalls liegt, so wirken beide nahe gleich auf das Galvanometer, physiologisch aber das frei- liegende Bündel oder das in der aufgeschnittenen Röhre liegende viel stärker als das in der nicht aufgeschnittenen. Der Grund, warum es überhaupt wirkt, ist der, dals die Erzeugung des Magnetismus im Drathbündel eben so wenig durch die metallene Röhre ver- hindert wird, als seine inducirende Wirkung auf den einschlie- fsenden Drath. Aus der Gesammtheit dieser Versuche geht hervor, dafs man hier, wie beiandern Phänomenen der Magnetoelectricität,den Grund einer beobachteten Verschiedenheit in der Wirkung electrischer Ströme einer Verschiedenheit der Stärke dieser Ströme zugeschrieben hat, statt sie von der Verschiedenheit ihrer Dauer abzuleiten. Die ein Drathbündel umgebende metallische Hülle (oder wie es bei einem massiven eisernen Cylinder der Fall ist, die die einzelnen Dräthe zu einem metallischen Ganzen verbindende leitende metallische Oberfläche) schwächt nicht seine inducirende Wirkung, sondern verzögert sie. Diese Verzögerung ist ohne Einfluls auf die Magnetnadel, welche die Effecte des Stromes addirt, wobei es gleichgültig ist, wie lange dieses Summiren dauert. Das Entfernen der metallischen Hülle oder die Vervielfältigung der Unterbrechung des metallischen Zusammenhanges ist der Beschleunigung der Bewegung eines auf 170 einen Magnet aufgeschobenen Inductors zu vergleichen, welche seine physiologische Wirkung steigert ohne seinen galvanome- trischen Effect zu vermehren. In ‚den früheren Versuchsreihen ist gezeigt worden, dafs ein Polarisiren des Eisens im entgegengesetzten Sinne als in dem, in welchem es vorher polarisirt worden, stets einen stärkeren Inductionsstrom erzeugt, als eine wiederholte Polarisirung in demselben Sinne. Diese für alle Eisensorten übereinstimmend ge- fundenen Resultate gelten auch für Drathbündel von weichem Eisen und Stahl. Bei den härteren Gufseisensorten ist übrigens die Wirkung dieser Umkehrung so stark, dafs man, wenn von zwei einander das Gleichgewicht haltenden Cylindern der eine in seiner Spirale die umgekehrte Lage erhält, man bei dem Schliefsen der Kette einen Schlag erhält, welcher bei nachmaligem Öffnen und Schliefsen nicht empfunden wird. Da die Aussagen der Magnetnadel hierbei denen des Gefühls parallel gehen, so scheint die (Bericht 1838. p.98 und 1839. p. 74.) gegebene Erklärung der Erscheinung die richtige. Wenn die aus der gleichzeitigen Berücksichtigung des gal- vanometrischen und physiologischen Effectes gefolgerte Ansicht, dals die Steigerung des letzteren nur einer Beschleunigung des Stromes zuzuschreiben sei, nicht einer Verstärkung seiner Inten- sität, auf Erscheinungen eines andern Gebietes übertragen wer- den soll, so mufs, wenn diels gerechtfertigt werden soll, ein voll- ständiger Parallelismus der physiologischen Erscheinungen in bei- den Gebieten vorhanden sein. Bekanntlich zeigen sich aber bei dem Öffnen einer durch eine electrodynamische Spirale oder einen Electromagnct geschlossenen einfachen galvanischen Kette starke Funken und heftige Erschütterungen, welche von Fara- day durch die Annahme eines inducirten Stromes erklärt wor- den sind. Es fragte sich also, ob dieser sogenannte Extracurrent dieselben Kennzeichen habe, als die in den bisherigen Versuchen in einem andern als dem erregenden Drathe entwickelten In- ductionsströme. Um ein Bündel von 25 Eisendräthen wurde eine Spirale von 210 Windungen umsponnenen Kupferdrathes gewickelt und durch den so gebildeten Electromagnet eine galvanische Kette 171 vermittelst Handhaben geschlossen. Bei dem Öffnen erfolgte ein glänzender sprühender Funke und eine lebhafte Erschütterung. Der aus dem Drathbündel gebildete Electromagnet wurde nun in eine unaufgeschnittene Messingröhre gelegt. Die Erschütte- tungen waren nun vollkommen verschwunden, der Funke sehr schwach. Die der Länge näch aufgeschnittene Messingröhre liefs hingegen die Wirkung des Electromagneten unverändert, der Funke behielt seinen starken Glanz, die Erschütterungen ihre vorige Stärke. Dieselben Resultate wurden mit dem geschlossenen und auf- geschnittenen Flintenlaufe erhalten, wenn diese das electro- magnetisirte Drathbündel umgab, nur mit dem Unterschiede, dals in dem geschlossenen Flintenlauf eine sehr schwache Er- schütterung bemerkt wurde. Dasselbe gilt von Eisenblechröhren. Der Parallelismns der hier erhaltenen Resultate mit den oben gefundenen Ergebnissen erlaubt, die dort gegebene Er- klärung auch auf dieses Gebiet überzutragen und die Erschüt- terungen durch ‘den Schliefsungsdrath bei dem Öffnen dem unter den gegebenen Bedingungen des Schlielsens durch eine electrodynamische Spirale oder einen Electromagneten stattfin- den schnelleren Aufhören des Stromes zuzuschreiben. Der ur- sprüngliche Zustand des Schliefsungsdrathes ist der vollkom- mener magnetischer Unpolarität. Durch Verbindung mit der galvanischen Kette wird er diesem natürlichen Zustande entris- sen. Alles was seine magnetischen Wirkungen steigert, entfernt ihn desto mehr von jenem natürlichen Zustande, steigert dem- nach sein Bestreben, in ihn zurückzukehren. Die Annahme, dals die Reaction in dem Maalse schneller erfolge, als die Action sich steigert, scheint demnach nicht unnatürlich. Sie scheint wenig- stens von der experimentalen Seite ebenso motivirt als die ent- gegengesetzte, nach welcher eine Verzögerung des Stromes die physiologische Wirkung steigert. In allen pag. 169 angegebenen Versuchen verhalten sich Spiralen von Kupferdrath, welche die Drathbündel umgeben, wie aufgeschnittene Messingröhren, wenn die Enden der Spiralen frei sind, hingegeu wie geschlossene Messingröhren, wenn die Enden verbunden sind. Bei einer bestimmten durch Electro- 172 mägnetisiren hervorgerufenen magnetischen Polarität ist es gleich- gültig, ob die sie einhüllende Drathspirale rechts oder links ge- wunden ist. Eine halb rechts halb links gewickelte Spirale mit verbundenen Enden verhält sich wie ein aufgeschnittener Cylin- der, eben so eine aus einem doppelt zusammengelegten Drathe in einem Sinne gewickelte Spirale, deren Enden auf einer Seite der Spirale liegen. Die Verminderung der Zuckung und des Funkens ist also die Wirkung eines secundären Stromes auf den primären. Bei der aufgeschnittenen Messingröhre lälst sich die- ser secundäre Strom auch an einem zweiten Galvanometer nach- weisen, dessen Drath die getrennten Hälften schlielst. Ein be- sonders bei dem Schliefsen der Kette eigenthümliches Zucken der Magnetnadel bei dem Gleichgewicht der entgegengesetzten Ströme scheint anzudeuten, dafs der durch das Drathbündel er- zeugte Inductionsstrom früher eintritt, wenn dasselbe in einer offnen Röhre liegt, als wenn es sich in einer geschlossenen be- findet. In Ermangelung eines strengern Beweises kann die Ein- wirkung des secundären Stroms auf den primären als eine Ver- änderung seiner Dauer ausgesprochen werden, welche hier mehr oder minder hypothetisch Verzögerung genannt wurde. Schliefslich mufs noch bemerkt werden, dafs bei den p. 166 gegebenen Zahlen nur die neben einander stehenden unmittel- bar verglichen werden können, da die absolute Anzahl bei den senkrecht unter einander stehenden sehr von der Stärke der Kette abhängt, welche nicht constant war. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1839. 2. Semestre No. 13. 14. 23 et 30 Sept. Paris. 4. L’Institut. 1. Section. Scienc. math., phys. et nat. 7. Annee. No. 302. 40 Oct. 1839. ib. 4. W.H. de Vriese, Hortus Spaarn-Bergensis. Enumeratio Stir- pium quas in Villa Spaarn-Berg prope Harlemum alit Adr. van der Hoop. Amstelod. 1839. 8. van der Höven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Ge- schiedenis en Physiologie. Deel 6, Stuk 3. Leiden 1839. 8. Mulder en Wenckebach, natuur- en scheikundig Archief. Jaarg. 1838, Stuk 3. ib. eod. 8. 173 Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1839. No. 77. 78. Stuttg. u. Tüb. 4. W.H. de Vriese, Hortus Spaarn-Bergensis. Enumeratio Slir- pium quas in Villa Spaarn-Beıg prope Harlemum alit Adr. van der Hoop. Amstelodami 1839. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Amsterd. den 19. Juni d.J. 28. October. Sitzung der philosophisch-hi- storischen Klasse. Hr. Böckh trug einige Bemerkungen vor über die Kennt- nisse der Alten von derverschiedenen Schwere des Wassers. Bereits in seinen metrologischen Untersuchungen (S. 25) hat der Verf. bemerkt, dafs die Alten, obgleich sie gewöhnlich für Wasser und Wein, und zwar ohne Unterscheidung verschie- - dener Arten, ein bestimmtes Gewicht angeben, 10 Unzen auf die Kotyle, dennoch sehr wohl wulsten, sowohl das Wasser als _ der Wein sei nicht durchaus gleich schwer; er hat jedoch die- sen Gegenstand dort nicht bis ins Einzelne verfolgt, indem es für den dortigen Zweck genügte, auf den allgemeinen Ausspruch des Priscian Bezug zu nehmen und dahin zu weisen, dals den Alten das Regenwasser als der sicherste Malsstab für die Reguli- rung der Gefälse nach dem Gewichte gegolten habe. Nähere Angaben über die Kenntnils der Alten von diesem Gegenstand enthält vorzüglich der Auszug aus dem zweiten Buche der Dei- paosophisten des Athenäos, welcher gröfstentheils aus Theophrast ("eat üdaruw) geschöpft hat: einzelne dieser Angaben hat Eu- 'stathios, welchen besonders anzuführen hier überflüssig ist, aus dem Athenäos entlehnt. Hiermit ist ferner Plinius (H.N. XXXI, 21 ff.) zu vergleichen, welcher jedoch weniger bestimmte An- gaben liefert. Dals das Regenwasser am leichtesten sei, was von den Alten oft gesagt wird, ist offenbar eine sehr frühe Be- obachtung: schon die Hippokratische Schrift de aöre, aq. et loc. (Bd.I. S.537. Kühn) enthält diese Bemerkung, und zwar 50 ausgedrückt, dafs Hippokrates offenbar hierbei an das Gewicht gedacht hat. Auch sonst spricht Hippokrates von leichtem Wasser in derselben Schrift (wie S.535, 536), und namentlich bemerkt er, das Wasser, welches schnell warm und schnell kalt werde, sie grr 174 das. leichteste (zouber«rov, Epidem. II, S.138. Kühn Bd.II. und Aphor. S. 743. Kühn Bd. II. vergl. Athen. S.42. C): dies ver- steht Celsus (II,18.) vom Gewicht, wogegen Galen (zu den Aphor. S.815. Kühn Bd. XVII. Thl. II, =. zrırarns S. 819. Bd. VI. Kühn, =. zes. za Övvanm. rüv dA. pagn. LS. 411. Bd. XI Kühn) nicht an Gewicht denken will oder an das &X«pgov, son- dern an die gröfsere Feinheit und an Leichtigkeit für den ge- nielsenden Körper. Aber Hippokrates hat gewils zwischen dem Gewicht und der von Galen verstandenen Eigenschaft in Bezug auf das Wasser keinen Unterschied gemacht: #oöpos wird übrigens gewöhnlich auch vom Gewichte gebraucht, und das an Gewicht schwerere Wasser (PugusraSworegov) ist auch von andern, wie wir es für Hippokrates annehmen, als das dem Körper minder zu- trägliche angesehen worden (Athen. $.42. Cf.). Ktesias von Kni- dos, Arzt und Asklepiade, nennt das Wasser aus dem Choaspes, welches allein die Persischen Könige tranken, &X&pgorerov (Athen. S.45.B); auch hier ist wahrscheinlich an leichtes Gewicht zu denken. Bei Flüssen konnten die Alten blols nach dem Augenschein die grölsere und geringere Schwere zweier Wasser vergleichen; wie behauptet wird, der Borysthenes, dessen Wasser sehr leicht sei, schwimme auf dem Hypanis auf bei Nordwind, umgekehrt jedoch beim Süd (Athen. S.42.E. Plin.XXXI, 30). Ferner konnte die Schwere und Leichtigkeit aus der Empfindung geschlossen werden oder gar nur aus theoretischen Gründen. In der That wird von dem Wasser von Trözen, welches gleichsam eine ge- wisse Schwere (vereg rı Bagos) in sich habe, gesagt, es fülle so- gleich den Mund der Kostenden (Athen. S.42. A. Plio. XXXI, 22). Als Grund der Leichtigkeit des Regenwassers wurde von Einigen angegeben, dals es habe aufsteigen und in der Luft hängen kön- nen (Plin. XXXI, 21); man könnte daher vermuthen, die An- gabe über die Leichtigkeit des Regenwassers beruhe blols auf solcher Theorie und auf der Empfindung, und zwar um so mehr, als Plinius, freilich im Widerspruch mit den meisten Alten, na- mentlich auch mit Seneca (Qu. nat. III, 2), behauptet: Levitas illa deprehendi aliter quam sensu vix potest, nullo paene mo- mento ponderis aquis inter se distantibus. So erklärte man das Schneewasser für das leichteste, weil es der Schaum | 175 des himmlischen Wassers sei (Plin. XVII, 2. vergl. XXXI, 21, wo zugleich wie bei Athen. $.42.D bemerkt wird, das Eis sei leich- ter als Wasser): man könnte demnach sagen, die gröfste Leieh- tigkeit des Schneewassers habe man eben nur aus dieser Theorie gefolgert. Aber dals weder blofse Theorien noch blofs die Em- pfindung es ist, worauf die Überzeugung von der Verschieden- heit des Wassergewichtes beruhte, kann man aus vielen Stellen erkennen. Die Güte oder Zuträglichkeit des Wassers wurde von den Alten zum Theil nach dem Gewichte beurtheilt; schlech- ter sind die üdare Bugusresuorege, sagt Athenäos (S. 42. C.); und anderwärts spricht er von Üöwg zure araSov zoüher (S. 46. B). Hier liegt es schon im Ausdruck, dafs man wirklich durch Wägen verglich. Ferner sagt Erasistratos der Arzt, Einige prüf- ten das Wasser durch Wägen (sr«Sus), verwirft aber dieses Verfahren: denn das Wasser aus dem Amphiaraion und das von Eretria, wovon das eine schlecht, das andere gut sei, hätten im Gewicht nicht den mindesten Unterschied ( Athen. S.46.C): er oder andere hatten also doch gewogen. Auf jener Stelle des Erasistratos beruht ohne Zweifel das Urtheil des Plinius (XXXI, 23): Quidam statera iudicant de salubritate, frustrante diligentia, quando perrarum est, ut levior sit aliqua: certior subtilitas, inter pares meliorem esse, quae calefiat refrigereturgue celerius. Ob- "gleich ein bedeutender Unterschied der Schwere bei dem Trink- wasser selten gefunden werden mochte, so haben wir doch eine wichtige Stelle darüber, dals man frühzeitig wirklich durch Wä- gen Unterschiede gefunden hatte. Athenäos giebt wie gesagt vielerlei über das Wasser aus Theophrast (s. S.41. F); aus diesem sind ohne Zweifel auch folgende Worte (S.43. Bj): . ZraSunsas TO amd vs äv BEER, Isıpyurs #aAoupeuns Uöwg zoubo- U regov mavruv eügev rav sera riv 'ErAada. Theophrast hatte also \ licht allein das Wasser der Quelle Peirene, welches unter die angenehmsten Trinkwasser gehörte (Athen.IV. S.156.E. Pausan. -H, 3), sondern viele andere Wasser in Hellas gewogen, oder ‚von andern gemachte Wägungen vor sich liegen. Ein ganz spätes Beispiel, aus Diocletians Zeit, welches eine durch Wägung "gemachte Vergleichung eines Quellwassers mit dem Gewicht des ' Tiberwassers enthält, findet sich in einer Lateinischen Inschrift (Gruter $. 178. 3. Orelli N.57). 176 Dafs das Wasser sich bei der Kälte verdichtet und folglich schwerer wird, war den Alten nicht unbekannt (Athen. S.42, B). Daher sagt Plinius (XXXI, 30): Qui volunt diligentes circa hoc eideri, dicunt aquas graviores post brumam fieri. Athenäos (S. 42.B) giebt, ohne Zweifel ebenfalls aus Theophrast, ein Bei- spiel vom Wasser bei den Bergwerken am Pangaeos: T& de maös rois megı IHayyanv nerarAas (Vdere) Foo nEv Yaınmvos FrV KoruAyv Eyousav Ey Evsvyzovre eE, Segovs de FETFÜREROVTE ee. Dalechamp bemerkte richtig, dals das Gewicht in Drach- men angegeben sei; den Unterschied des Gewichtes bei bei- den Temperaturen fand er aber mit Recht zu grofs. Statt 46 wollte er daher 66 lesen: das gewöhnliche Wassergewicht nach Angabe der Alten sei 78 Drachmen für die Kotyle, indem der Kyathos, das ist + der Kotyle, 1% Unzen und 4 Serupel wiege: das Wasser von Pangaeos sei also im Winter um 2 Unzen und 2 Drachmen schwerer, und im Sommer um 14 Unzen leichter als die übrigen Wasser, das heist als die gewöhnlichen oder vielmehr das Regenwasser. Dalechamp irrte sich bier in der Rechnung; das von den Alten angenommene Wassergewicht für die Kotyle ist 80 Drachmen oder 10 Unzen, und so viel kommt auch heraus, wenn man das von ihm ganz richtig angegebene Gewicht des Kyathos sechsfach nimmt: sonach wäre das Wasser am Pan- gaeos im Winter 16 Drachmen oder 2 Unzen schwerer, im Sommer nach Dalechamps Aenderung 14 Drachmen leichter als das gewöhn- liche. Wer da weils, wie unbedeutend die Verschiedenheit des Ge- wichtes des Wassers nach der verschiedenen Temperatur ist, wird sich indes eben so wenig bei Dalechamps Veränderung als bei dem ursprünglichen Texte beruhigen, der eine viel bedeutendere Ver- derbung erlitten haben muls; um aber zu beurtheilen, was ur- sprünglich gelesen worden, mufs man erst eine Betrachtung an- stellen, die aufser Dalechamps Gesichtskreise lag. Theophrast kann doch wohl nur Solonisch- Attische Drachmen und die At- tische Kotyle gemeint haben; die Drachmen, deren 80 auf die Attische Kotyle gehen, sind aber spätere Drachmen, 96 auf das Römische Pfund, welche in den metrol. Unters. Römische Rech- nungsdrachmen genannt sind. Von einer andern Art Drachmen, worin die alten Metrologen das Wasser- oder Weingewicht häufig bestimmen, werden 60 auf die Kotyle gerechnet (metrol. 177 Unters. S. 22.); von der Solonisch-Attischen Drachme aber gehen 75 auf das Römische Pfund, und das von den Alten angenom- mene gewöhnliche Wassergewicht beträgt also für die Kotyle 62% Drachmen Solonisch. Nicht viel mehr oder weniger mufs auch das Wasser bei den Bergwerken am Pangaeos gewogen haben, und der Unterschied des Gewichtes im Sommer und im Winter konnte ‘in Wahrheit, wenn das Wasser im Winter nicht noch besondere Stoffe enthielt, auf die Kotyle noch lange nicht eine Drachme betragen; aber allerdings kann er durch Irrthum viel grölser ge- funden worden sein, vorzüglich wenn man nicht dasselbe Gefäls bei der Wägung gebraucht hatte. Es ist wohl denkbar, dafs man einen Unterschied von etwa 5 Drachmen zu finden glaubte. Der Verf. dieser Bemerkungen ist daher der Meinung, derjenige, welcher die jetzt vorhandenen Excerpte aus dem Athenäos ange- fertigt hat, habe sich beim Excerpiren in der Übertragung der Zahlen in der Art geirrt, dals er die Zebner für Einheiten und ‚die Einheiten für Zehner nahm; es sei also statt Zveuyzovr« EE und TETFagaROVTe ee zu schreiben: Zvve« zaı EEnzovra und reso«- gas za EEyzovre. Auf diese Weise kommt man wenigstens in die Nähe des gewöhnlichen Wassergewichtes, und erhält zugleich einen, wenn auch immer noch viel zu bedeutenden, doch wenig- stens nicht bis ins Lächerliche übertriebenen Unterschied der beiden Gewichte. Hiernächst trug Hr. Böckh noch Einiges über die recht- ‚lichen Verhältnisse der Trierarchen zu Athen vor; da "diese Bemerkungen nächstens vollständig in Druck erscheinen werden, wird hiervon kein Auszug gegeben. Ferner wurde ein Bericht des Hrn. Dr. Schmölders zu Paris über seine Arbeiten auf dem Gebiete der Geschichte der "Arabischen Philosophie vorgelegt. 31. October. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Bekker legte vor Auszüge aus Altfranzösischen Romanen der St. Marcus-Bibliotbek in Venedig. Dieser Romane sind vier: Cod. IV (CIV. 3) Rec. IV ent- hält die Romane von Aspremont und von Roncevaux; Cod. V ‚(CIV.6) Rec. II einen namenlosen, dessen Hauptheld der Lom- 178 barden-König Desirier ist; Cod. VI (CIV.3) Rec. XII eine Passionsgeschichte und wieder den Roman von Aspremont; Cod. VII (CIV. 7) Rec. III wieder den Roman von Ronceyaux. Hr.Ehrenberg gab eine Erweiterung seinerMitthei- lungen über jetztlebende Organismen der Kreide. In dem in Cuxhaven am 22. September geschöpften See- wasser leben die Thierchen der Kreidemergel zum Theil bier in Berlin noch immer und es haben sich bei fortgesetzter Unter- suchung sogar noch neue Arten vorgefunden. Besonders in- teressant sind 2 neue grölsere Arten der Gattung Actinocyclus, eine mit 8 Kammern und 16 Strahlen (Zwischenwänden), die an- dere mit 9 Kammern und 18 Strahlen, welche mit den den übri- gen analog gebildeten Namen Actinocyclus sedenarius und octode- narius bezeichnet worden. Überdiefs aber ist eine neue Erscheinung vorgekommen, welche noch ein allgemeineres geologisches Interesse erweckt. Es haben sich nämlich aufser den angezeigten lebenden Kieselschalen- thierchen auch 2 Arten von jetzt lebenden mikroskopischen Po- lythalmien nun gefunden, welche durchaus den Character zweier der verbreitetsten Kalkschalenthierchen der Kreide in sich tragen. Diese jetzt lebenden mikroskopischen Kreide-Kalkthierchen sind Planulina turgida und Texzilaria aciculata. Beide Formen sind in wenigen, aber doch mehreren, Exemplaren allmälig erkannt wor- den, leider nicht früh genug, um die lebenskräftigen frischen Thierchen der Uutersuchung darzubieten. Bei der Planulina ist Ortsveränderung beobachtet, aber die Bewegungsorgane blieben unter der Schale versteckt. Bei beiden Formen ist jedoch die thierische Erfüllung der kleinen Schalen, die auch durchsichtiger und klarer in ihrer Structur als die fossilen sind, aufser Zweifel gestellt worden. Schon in dem jetzt gedruckt vorliegenden Vortrage des. Ver- fassers über die Kreide wurden unter den Kreide - Kalkthierchen 4 Arten fraglich als den jetztlebenden gleich verzeichnet und die Unsicherheit des Urtheils mit Unkenntnils der lebenden entschul- digt. Es waren Globigerina bulloides d’Orbigny? Globigerina heli- cina d’Orbigny? Rosalina globularis d’Orbigny? und Textilaria aci- 179 culata d’Orbigny? In Betreff der letzteren Form nimmt Referent nach diesen neueren Beobachtungen seine Zweifel nun zurück und erklärt die Form der Kreide und der Jetztwelt für identisch, findet sich auch, nachdem noch eine zweite lebende Art wirklich beobachtet werden konnte, nicht mehr veranlafst es zu entschul- digen, wenn er die 3 übrigen als wirklich der Jetztwelt noch angehörende Formen anerkennt. Somit giebt es denn also auch jetztlebende Kalkschalenthier- chen der Kreide und die Gesammtzahl der identischen Formen ist beobachtungsgemäls 15, wahrscheinlich aber auf 18 oder 20, nämlich 13 Kieselschalenthierchen, 2 Xanthidien der Feuersteine (furcatum und hirsutum), und 5 Kalkschalenthierchen vorläufig festzustellen, wobei der Umstand hervorzuheben ist, dafs viele dieser Formen gerade die massebildenden, mithin an Individuen zahlreichsten der Kreidebildung, nicht die seltnerern sind, was eine Beruhigung über die noch vorhandenen physiologischen Schwierigkeiten vorzubereiten scheint. Zu der städtischen Feier des Reformationsfestes am 2; Nvbr. hatte der hiesige Magistrat die Akademie eingeladen eine Depu- tation zu schicken. Die Herren Encke, Ritter, Mitscherlich | und Ehrenberg wurden dazu bestimmt. Der Empfang der Schriften der Akademie wurde von der Pariser Akademie, dem brittischen Museum und der Acad@mie Royale de Mödecine in den vorgelegten Schreiben angezeigt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Cauchy, Exercices d’Analyse et de Physigue mathematique. Livraison 1-4. Paris 1839. 4. Bulletin de la Societe geologique de France. Tome 10, feuill. 17-23. 1838-39. Paris. 8. Kongl. Vetenskaps-Academiens Handlingar för Ar 1837. Stock- holm 1838. 8. J. E. Wikström, Ärsberättelse om botaniska Arbeten och Upp- täckter för Är 1836. Till K. Vetensk.-Academien afgif- ven d. 31. Mars 1837. ib. eod. 8. J. Berzelius, Ärsberättelse om framstegen i Fysik och Kemi, afgifven d. 31. Mars 1837. ib. 1837. 8. 180 G. E. Pasch, Ärsberättelse om Technologiens framsteg, till K. Vetensk.- Academien afgifven d. 31. Mars 1837. ib. eod. 8. L’Institut. 2. Section. Science. hist., archeol. et philos. 4. Annde. No. 45. Sept. 1839. Paris. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1839, No, 79. 80. Stuttg. u. Tüb. 4. Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain et Ire- land. No. 10. London, Septbr. 1839. 8. Bericht R über die | zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat November 1839. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 7. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Raumer las Betrachtungen über die öffent- lichen und geselligen Verhältnisse in den einzelnen Staaten Italiens, wofür die näheren Beweise in einer beson- deren Schrift sollen vorgelegt werden. Die Königliche Akademie der Künste übersandte mit einem ‘Schreiben vom 26. October den am 3. August d. J. von ihrem Sekretar gehaltenen Vortrag und die Berichterstattung über den diesjährigen Erfolg der von des Königs Majestät gestifteten Preis- bewerbung, in mehreren Exemplaren, wobei zugleich bemerkt ward, dafs in Zukunft die bei ihr gehaltenen Vorträge unter.dem Titel: Jahrbücher der Königlichen Akademie der Künste, erschei- men und mitgetheilt werden würden. Die Übersendung unserer 2 bhandlungen und Monatsberichte an die Königliche Akademie der Künste wird künftig ebenfalls stattfinden. - Auf den Antrag des Hrn. Bekker wird die Akademie dem Vorsteher der S. Marcus-Bibliothek in Venedig, Don Pietro Bettio, den Band des Corpus scriptorum historiae Byzantinae, welcher den Ducas enthält, zum Geschenk für diese Bibliothek übersenden. Empfangschreiben über die von uns erhaltenen Abhandlun- n und Monatsberichte waren eingegangen von der Königl. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag, der Royal Geographical Society of London und der Royal Asiatic Society. [1839.] 9 182 Aufserdem wurden an eingegangenen Schriften vorgelegt: Memoires de la Societe de Physique et d’Hist. nat. de Geneve. Tome 8.. Partie 2. Geneve 1839. 4. Memoirs of the Wernerian natural history Society for Ihe years 1837-38. Vol. 8. Part. t. Edinburgh 1839. 8. Etudes geographiques ei historiques sur l’Arabie etc. suivies de la relation du Voyage de Mohammed-Aly, avec des obser- vations sur l’etat des aflaires eu Arabie et en Egypte par M. Jomard. Paris 1839. 8. Comptes rendus hebdomad. des Seunces de l’ Acad. des Sciences. 1839. 2. Semestre. No. 15.16. — 7.et 16. Oct. Paris. 4. L’Institut. 1.Section. Sciences malh., phys. et nat. 7. Annee. No. 304. — 24. Oct. 1839. Paris. 4. Annales des Mines. 3e Serie. Tome 15. Livrais. 3. de 1839. Paris, Mai - Juin 1839. 8. Sehumacher, astronomische Nachrichten. No.385. nebst Titel und Register zum 16. Bande. Altona 1839. 4. 11.November. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Müller las I. über eine eigenthümliche Bewaff- nung des Zwischenkiefers der reifen Embryonen der Schlangen und Eidechsen. Diese Bewaffnung, welche in den beiden genannten Ord- nungen der beschuppten Amphibien ganz allgemein ist, hingegen in den Ordnungen der Crocodile und Schildkröten durchaus fehlt, besteht in einem langen, meist platten, auf der Fläche gekrümm- ten Körper, welcher in die Kategorie der Zahnbildungen zu ge- hören scheint. Die etwas breitere Basis dieses Instrumentes ist beweglich an der unteren Seite des Zwischenkiefers befestigt und kann etwas vorwärts und rückwärts, aber nicht von einer zur andern Seite gebogen werden. Vorn wird dieser Körper allmäh- lig schmaler und von oben nach unten dünn und endigt zuletzt mit einem scharfen vordern Rande, der Schneide des Zahngebil- des, die in verschiedenen Gatiungen eine verschiedene Gestalt hat. Dieses Organ ist immer von oben nach unten und vorn ge- 183 bogen und sein scharfes Ende steht daher an den reifen Em- bryonen frei aus dem Munde hervor. Bei Python tigris und Naja tripudians ist das scharfe Ende in der Mitte etwas getheilt. Bei Bozhrops leucurus Wagl. ist das Organ conisch, an der Basis angeschwollen, am Ende ganz spitz, und stellt einen aus dem Munde herausgekrümmten Zahn = dar. Bei Python und Naja ist es platt, bei Naja tripudians in seinem grölsten Theile an der obern Seite schiffförmig ausge- höhlt, mit Ausnahme des platten scharfen Endes. Bei den Pyihon stehen neben dem Organ jederseits die gewöhnlichen, sehr viel kleineren Zwischenkieferzähne. Aus dem vorher Mitgetheilten - geht bereits hervor, dals auch diejenigen Schlangen, die im er- wachsenen Zustande keine Zähne im Zwischenkiefer besitzen (nur die Python und Tortrix haben Intermaxillar-Zähne), doch die foetale Bewaffnung des Zwischenkiefers besitzen. Die reifen Embryonen der Eidechsen verhalten sich ia Hin- sicht dieses Organes ganz wie die Schlangen. Das Organ ist _ platt, aus dem Munde herausgekrümmt und endigt mit abgerun- _ detem scharfen vorderen Rande, welcher die Spitze eines am Ende schneidenden Intrumentes vorstellt. So verhält es sich in ac beiden untersuchten Gattungen Cnemidophorus Wagl. und i Lacerta Aut. Es läfst sich vermuthen, dafs die reifen Embryo- B nen der Schlangen und Eidechsen sich dieses Organes wie eines _ Meilsels bedienen, um die Schale zu durchbrechen oder einzu- schneiden. Bei den lebendiggebärenden Schlangen mit weicherer und den eierlegenden mit härterer Schale zeigen sich übri- gens in der Form und Ausbildung des Organes keine Unter- schiede. Man kann diese Bewaffnung, welche sich erst im reifen Zu- stande der Embryonen und einige Zeit nach dem Auskriechen nieht mehr vorfindet, mit der niedrigen Schwiele am Oberschna- | bel des Vogelfoetus, die auch zum Durchbrechen der Schale be- stimmt ist, vergleichen. Diese ist auch sehr allgemein bei den Vögeln und bei den straufsartigen Vögeln noch von gleicher Form wie bei den Hühnern. Letztere befindet sich aber an der äufsern Oberfläche des Schnabels und hat keine Ähnlichkeit mit einem Zahn. Das Organ der Eidechsen und Schlangen ist an Festig& 184 keit, Form, Lage und Befestigung ein wahres, aber aus dem Munde hervorstehendes Zahngebilde. II. Darauf las der Verf. die dritte Fortsetzung seiner Arbeit über die vergleichende Anatomie der Myxinoiden, zu- nächst über das Blutgefälssystem und Lympbgefälsystem derselben. Bei Badellostoma, dem grolsen Myxinoid vom Cap, bilden die Arterie und Vene jeder Kieme jede einen Gefälscirkel an den entgegengesetzten Seiten der Kieme, jene am Eintritt des äulsern Kiemenganges, diese am Austritt des innern Kiemengan- ges. Von dem einen Cirkel vertheilt sich das Blut radiatim in die Kiemenblätter des Kiemensacks, in dem andern Cirkel sam- melt sich das Blut wieder aus den radialen Anfängen der Kiemen- venen. Die Kiemenvenenstämme nehmen das Blut aus den Gefäls- cirkeln der zweiten Art auf. Die Kiemenblätter im Innern der Säcke gehen von der einen zur andern Wand des platten Sackes hinüber und sind an beiden Wänden angeheftet; sie sind radial und nur der gegen die Achse des Sacks gerichtete kurze Rand der Blätter ist frei; in der Achse der Säcke ist ein freier Durch- gang vom äulsern zum innern Kiemengang, von dort aus dringt das Wasser in die blinden Vertiefungen zwischen den radia- len Scheidewändchen ein. Die radialen Zweige der Kiemen- arterien liegen an dem einen angehefteten Rande der Kiemen- blätter, die radialen Anfänge der Kiemenvenen am andern an- gehefteten Rande. Die Blätter der Scheidewändchen sind wieder in kleinere Querfältchen gelegt und auf diesen breitet sich das Capillargefälssystem der Kiemen aus. Aufser den musculösen Schleifen welche den Kiemenapparat umgeben, besitzen auch die einzelnen Kiemensäcke der Bdellostoma noch eine Schichte von circulären Muskelfasern in ihren Wänden. Aus dem Zusammen- fufs der Kiemenvenenstimme entstehen 4 Hauptarterienstämme für den Körper, ein vorderer und ein hinterer unpaarer mittlerer, welche vor der Wirbelsäule hingehen, und 2 seitliche vordere. Die vorderen Theile des Körpers besitzen also 2 Carotiden und eine unpaare Wirbelarterie, analog der unpaaren Wirbelarterie der Schlangen. Die Carotiden begleiten die Speiseröhre, geben ihr und den Zungenmuskeln Äste und theilen sich vor dem Kopfe in 2 Äste, eine Carotis interna und externa. Die Wirbelarterie versieht die Seitenmuskeln und das Rückgrath durch Zweige, 185 welche die Arzeriae intercostales nachahmen, aber nicht an allen Ligamenta intermuscularia der Seitenmuskeln vorhanden sind. Die äufseren Carotiden vertheilen sich in den äufseren Thei- len des Kopfes und in der Zunge. Die beiden inneren Carotiden verbinden sich unter dem Anfang des Rückgraths; daraus entsteht ein unpaarer Stamm, der auch das dünne Ende der Wirbelarterie aufnimmt. Dieser unpaare Stamm stellt gleichsam eine Wirbel- arterie des Kopfes dar, er verläuft unter der Wirbelsäule, dann unter der Basis des Hinterschädels, und senkt sich, wo die Basis häutig wird, in der Mitte in die Tiefe, indem er zugleich gabe- lg 2 dünnere Äste abgiebt, welche divergirend an der Basis noch eine Strecke fortgehen, der Theilung des Basilarknorpels folgend. Vergleicht man dieses System der Kopfarterien mit Hyrtl’s Cir- eulus cephalicus magnus der Knochenfische, der auch bei den Plagiostomen vorkömmt, so läfst sich die Allgemeinheit des Plans nicht verkennen. Auch hier ist ein Circulus cephalicus vorhan- den, aber sehr lang ausgezogen, und eigenthümlich sind nur die _ mittlere Wirbelarterie und die aus dem vordern Ende*des Circu- dus cephalicus hervorgehende unpaare Fortsetzung, die Wirbel- _ arterie des Schädels. Bei den meisten Thieren ist die Wirbel- _ arterie doppelt, und einfach sind erst die aus dem Zusammenfluls ihrer Spinaläste gebildeten Arteria spinalis ant. und post., in de- nen jedoch vielfache inselartige Theilungen vorkommen. Das ins ir Cranium tretende Ende der Wirbelarterie des Menschen ist ihr oberster Spinalast, stärker als alle übrigen, der Entwicklung der Schädelwirbel entsprechend. Die daraus hervorgehende Arteria basilaris des Menschen ist als Arteria spinalis des Gehirns anzu- sehen, und der Circulus VPillisii die erste Insel. Der von Retzius bei Myxine entdeckte sackförmige Sinus der Pfortader erinnert an ein Venenherz. Seine Structur ist von "derjenigen der hineingehenden Venen und des daraus hervor- gehenden Pfortaderstamms ganz verschieden, seine innere Fläche zeigt ein unregelmälsiges Balkengewebe; aber diese Balken be- stehen nicht aus quergestreiften Muskelbündelchen, wie an den ‚wahren Herzen, sondern aus Bündelchen von Fasern, die mit schr regelmäfsigen Wendeln hin- und hergebogen sind, wie man sie im Corpus cavernosum der Seeschildkröten trifft. Obgleich die Eintrittsstelle des weiten Stammes der Darm - und Genital-Venen 186 in den herzartigen Sack verengt ist, so verhindern doch keine Klappen an dieser Stelle den Rückflufs des Blutes. Die Beob- achtung dieses Organes am lebenden Körper würde von grolsem Interesse sein. Der auf der rechten Seite liegende Pfortadersack stöfst an den rechterseits mit der Bauchhöhle zusammenbängen- den Herzbeutel an, dessen Wände zugleich von der Cardia, von einem Theil der obern Leber und von den traubig büschel- förmigen Blutgefälsdrüsen zu den Seiten der Cardia begrenzt werden. ‚Das Hohlvenensystem ist von Retzius so vollständig bei den Myxinen beschrieben, dafs sich keine neuen Thatsachen bei- fügen lassen. Das Lymphsystem von Myxine wurde in vielen Exemplaren in beständiger Weilse wahrgenommen. Hinter den Blutgefäfsstämmen der Bauchhöhle vor der Wirbelsäule liegt ein durch die ganze Länge der Bauchhöhle reichender weiter Lymph- gang oder Lymphbehälter, der Stamm der Lymphgefälse der Baucheingeweide und der Wände des Körpers. Dieser Behälter setzt sich tiber den Kiemen fort und wird hier noch viel weiter. Er liegt über der Aorta und den Kiemenmuskeln und unter der Wirbelsäule. Vorne theilt sich dieser grolse Lymphbehälter ga- belig in 2 Theile, welche von den Kiemen an sich an das Rück- grath anlegen und jederseits desselben, immer dünner werdend, bis zum Kopf verlaufen. Einer dieser Vertebralstämme begleitet die meist mach einer Seite hinneigende Arteria vertebralis. Aus diesen Stämmen gehen Zweige ab, welche den Ligamenta inter- muscularia der Seitenmuskeln folgen. Der vergleichende Theil der Gefäfslehre der Myxinoiden handelt von den Eigenthümlichkeiten des Gefälssystems bei ver- schiedenen Fischen, von der Reduction desselben auf den Grund- typus aller. Vertebraten und von den Variationen in den ver- schiedenen Abtheilungen der Wirbelthiere. Am merkwürdigsten ist, was der Verfasser über das Gefälssystem der sogenannten Nebenkiemen der Knochenfische und über die Natur der Neben- kiemen beobachtet hat. IM. Über die Natur der Nebenkiemen bei den Knochenfischen. Unter Nebenkiemen versteht man bekanntlich gewisse blut- reiche, den wahren Kiemen täuschend ähnliche, aber viel klei- ud an 187 nere Organe, welche bei den meisten Knochenfischen am Gaumen- theil der Kiemenhöhle, hinter dem queren Gaumenmuskel vor oder nach aulsen von dem obern Ende der Kiemen liegen und einen Kamm von Blättchen mit. Knorpelstrahlen und federiger Vertheilung der Blutgefäfse darstellen. Man ist erst spät auf sie aufmerksam geworden, doch ist wahrscheinlich hieher zu rech- nen, was Aristoteles die äulserste einfache Kieme im Gegensatz der doppelten nennt: +0 Eryarov (Bouyyxıov) mes 70 rue mav- ruv &mıoüv. Hist. anim. 2,13. vergl. de part. anim. 4,13. Brous- sonnet beschrieb sie bei mehreren Fischen und sprach die jetzt ziemlich allgemein verbreitete Meinung aus, dals diese Organe dieselbe Function wie die Kiemen haben. Nach ihm ist die Ar- terie der Nebenkieme ein Zweig des Astes der Kiemenarterie zur äulsersten Kieme. Ganz übereinstimmend ist die Angabe von Walbaum. Auch mehrere Beobachter neuerer Zeit, wie Rathke und Meckel sprachen sich zufolge des den Nebenkiemen und Kiemen analogen Ursprunges der Gefälse, für die gleiche Be- deutung aus. Rathke beschrieb in seinem trefflichen Werk über den Kiemenapparat ihre Blutgefälse genauer. Nach ihm strömt das Blut den Nebenkiemen aus einigen Venen des Kopfes zu, die vorzüglichste gehört zur untern Wand des Schädels, vielleicht zum Gehirn, und theilt sich auf der obern Fläche der hintern Hälfte vom Körper des Keilbeins in 2 divergirende Äste, deren jeder in das obere Ende der Kieme eindringt und die meisten Blättchen mit Blut versorgt, die übrigen kleinen gehören dem Kiemendeckel an und dringen in das untere Ende der Kieme. - Seinen Abzug nimmt das Blut aus der Nebenkieme durch eine Arterie, die schräg nach unten und vorn zum Zungenbeinbogen geht, innerhalb desselben bis zu der Stelle hinläuft, wo dieser Bogen sich mit dem der andern Seite vereinigt und endlich in das untere Ende oder den Anfang der Kiemenvene der Haupt- kieme übergeht. Gegen diesen Fluls spricht die Vertheilung der Kräfte am Kreislauf. Denn das Blut, was aus den Körpervenen den Nebenkiemen zuflielsen könnte, steht unter dem Druck des _ Herzens, abgezogen den Widerstand des Capillargefälssystems der Kiemen und des Körpers, durch welche beide es durchgegangen ist. Das Blut in den Kiemenvenen hingegen steht unter stärke- rem Druck, nämlich dem Druck des Herzens, abgezogen den 188 Widerstand des Capillargefäfssystems der Kiemen; folglich kann ein mit den Körpervenen zusammenhängendes Gefäls der Neben- kieme das Blut nur den Körpervenen, nicht der Nebenkieme, das mit den wahren Kiemenyenen zusammenhängende Gefäls nur das Blut zur Nebenkieme führen. Hyrtl in seiner ausgezeichneten Arbeit über das Gefäfssystem der Fische fand jedoch den Ur- sprung der Gefälse dieser Nebenkiemen abweichend von dem der Kiemen. Nach ihm entspringen die Arterien dieser Theile, wie die des Kiemendeckels, Zungenbeins, aus der Verlängerung der ersten Kiemenvene nach unten, während die meisten Theile des Körpers aus der Verlängerung der Kiemenvenen nach oben oder aus dem Aortensystem ihre Arterien erhalten. Hieraus schliefst er, dafs die Nebenkieme den Character einer Kieme ver- liere. Die Venen der Nebenkieme mülsten, sagt derselbe, wenn sie eine wahre Kieme wäre, sich in die Kiemenvenen einmünden, dagegen sie nach Hyrtl bei Salmo Hucho in die Jugularvenen übergehen. Von einer andern Seite, nämlich durch eine merk- würdige Abweichung der Nebenkiemen bei Gadus callarias, ist der Verfasser gegenwärtiger Mittheilung auf diese Organe aufmerksam geworden. Hier sind sie so sonderbar gebildet, dafs es längerer Untersuchungen bedurfte, ehe der Verfasser ihre Iden- tität mit den Nebenkiemen erkannte. Von diesem Punkte aus wurde die weitere Untersuchung eröffnet, die allmählig erlangten specielleren Kenntnisse des Gefälssystems dieser Organe stiels auf so merkwürdige Structur-Verhältnisse, dals der Verfasser keinen Anstand nimmt, den Bau der Nemenkiemen unter die merkwür- digsten Thatsachen der vergleichenden Anatomie zu rechnen. Zuerst dürfte die drüsige Form der Nebenkieme zu erwäh- nen sein, d.i. diejenige Form, welche vielmehr einer Blutgefäfs- drüse als einer wahren fächerigen Kieme gleicht. Sie mag hier vorläufig der Kürze wegen „drüsige Pseudobranchie” heifsen. Da das Organ bei manchen Fischen, z.B. bei den Gadus sehr grols und dick ist, so mufs es ohne Zweifel auch von älteren Beobachtern gesehen worden sein, und es mag das, was Monro in der Erklärung der xxv. Tafel seiner Fischanatomie beim Schellfisch der Mandel vergleicht, hieher zu ziehen sein. Die drüsigen Pseudobranchien sind tiefrothe, sehr blutreiche, aus mehreren Läppchen bestehende Organe, welche an der Stelle _ a Zt ea rl a ZU Zee un STETTEN 189 der Nebenkieme liegen, sie können jede Lage haben, welche sonst die Nebenkiemen selbst haben. Von den Nebenkiemen un- terscheiden sie sich, dafs sie ganz von der Haut der Kiemen- höhle bedeckt sind und keine. fächerige Beschaffenheit nach Art der Kiemen besitzen. Die feineren Elemente sind aber ganz dieselben wie bei den Nebenkiemen, nämlich die Läppchen sind Federchen, mit einem unter dem Mikroskop bei Compression sichtbaren Kiel von zelligem Knorpel, und dieser Kiel ist beider- seits dicht mit häutigen, aber hohen nnd breiten Blättchen be- setzt. Auf der einen Seite des Federchens verläuft die Arterie, auf der andern die Vene, welche sich in die Blättchen auf das regelmälsigste, wie in die Fahne einer Feder vertheilen, und auf den Blättchen durch Capillaren anastomosiren. In den soge- nannten Nebenkiemen sind die Federchen schmal, wie an den Kiemen, zu einem Kamm oder Fächer geordnet. In der von der Haut oder selbst von Fett und Muskeln, ja zuweilen von Kno- chen verhüllten drüsigen Pseudobranchie sind die Federchen au- fserordentlich dick, breit und meist kurz, nur bei oberfläch- licher Untersuchung erscheinen sie als massige Läppchen. Die Basen der Büsche sind nach der einen, die Enden nach der an- dern Seite gerichtet. In den meisten Fällen liegen die Büsche - nebeneinander in einer Reihe, wenn ihrer wenige sind, und meist bilden diese Pseudobranchien um so weniger Büsche als die " Büsche selbst dick sind. In andern Fällen liegen die Federn _ haufenweise aufeinander und sind durch Krümmungen weniger sogleich erkenntlich, wie in der ganz dicken Pseudobranchie des Esox lucius. Bei manchen Fischen zeigen sich allmählige Über- _ gänge von der drüsigen Form in die kiemenartige Form. Drüsige von der Schleimhaut bedeckte Pseudobranchien fand der Verfasser bei den Gattungen Gadus, Phycis, Merlucius, Lota, Motella, Belone, Stromateus, Lichia, Hydrocyon, Esox, Gastero- steus, Gasteropelecus, Hemiramphus, Echeneis, und einigen Cypri- nen, wie bei Cyprinus auratus, Cyprinus tinca. Die meisten Cy- - prinen haben kiemenartige freie Pseudobranchien, wie Cyprinus jeses, barbus, leuciscus, rutilus, blicca, erythrophthalmus, brama, dus, gibelio, gobio. Bei Motella bildet die drüsige Pseudobranchie nur 4, bei Gadus (callarias) 5, bei Gasteropelecus nur 2 dicke Büsche. Um so gröfser ist dagegen die Zahl der Büsche bei 190 Esox lucius, hier liegen sie zu einem dicken Haufen zusammen, zum Theil gekrümmt und untereinander verschoben. Das Organ liegt beim Hecht ganz versteckt unter einer Hautfalte nach au- fsen von der obern Insertion der Kiemen und ist auch von den umgebenden Theilen grölstentheils ganz eingeschlossen. Die ver- borgenste Lage hat das Organ bei Cyprinus carpio und caras- sius. Es ist nicht blols von dem beweglichen dicken Gaumen- organ bedeckt, sondern selbst von Knochen verhüllt. Man fin- det es nach Wegnahme des contractilen Gaumenorgans zwischen dem hintern Ende des queren. Gaumenmuskels und den obern Schlundknochen, die es gröfstentheils bedecken. Es nähert sich hier, wie auch bei Tinca und Exocoetus, der Form der fächeri- gen Kieme. Bei Loza vulgaris ist das Organ so klein und unter der Schleimhaut so versteckt, dals es ohne Injection schwer zu erkennen ist, viel gröfser bei Zora elongata. In manchen Fällen theilen sich einige der Federn, dies kömmt sowohl bei verwach- senen als freien Federn vor, wie bei Zinca und Chela. Zuwei- len sind selbst die fächerigen Nebenkiemen von der Haut be- deckt, wie bei Exocoezus und Ephippus. Nicht selten besteht die Nebenkieme aus 2 Theilen, einem freien kammartigen mit schma- len längeren Federn und einem verborgenen von der dicken Haut bedeckten mit kurzen dickeren Federn, wie bei Caranx tra- churus. Bei Salmo salar ist ein kleiner Theil der Nebenkieme frei, der gröfste Theil der Pseudobranchie ist beim Lachs von einer sehr dicken festen sehnigen Haut bedeckt. Zuweilen sind auch die ganz freien Federn dick, breit und kurz, wie bei den Gobius. Die drüsigen Pseudobranchien sind immer leicht an ihrem Blutreichthum, an ihren Blutgefäfsfederchen, an ihren zelligen Kielen und dem sehr regelmäfsigen Ursprung ihrer Blutgefälse zu erkennen. Sie sind nicht zu verwechseln mit den kürzlich von Stannius beobachteten Folliculi branchiales am Schulter- gürtel oder zwischen diesem und dem Kiemendeckel innerhalb der Kiemenhöhle, welche wahre Schleimdrüsen sind. Diese sind sehr grols bei den Serranus, Dentex, Corvina, XAiphias, Gadus, Lota, Pimelodes. Beim Dorsch hat man Gelegenheit, zugleich die drüsige Pseudobranchie und die Stanniussche absondernde Drüse zu sehen. y 191 Die Arterien der drüsigen Pseudobranchien sind in allen Fällen durchaus dieselben, wie die der gewöhnlichen Nebenkiemen, nämlich entweder ein Ast der Arteria hyoidea, die dann vom Kiemendeckel her zur Nebenkieme tritt, wie bei den meisten Fi- schen, oder ein Ast des von Hyrtl entdeckten Circulus cephali- eus, wie beim Hecht, oder sie entspringt von beiden Seiten her, wie bei den Gadus, Lucioperca u.a. Die Arteria hyoidea ent- springt aus dem Bauchende der ersten Kiemenvene, durchbohrt zuerst das untere Ende des Zungenbeins, folgt dem vordern Rande des Zungenbeins, Äste an dasselbe, den Kiemendeckel und die Mundschleimhaut abgebend, kömmt dann am untern Rande des Os temporale, das Suspensorium des Unterkiefers durchbohrend, an der innern Seite des Kiemendeckels zum Vorschein und geht, nach Abgabe einiger Zweige zur Haut der Innenseite des Kie- mendeckels, direct zum vordern Rande der Nebenkieme. Sie ana- stomosirt bei ihrem Erscheinen am Kiemendeckel mit einem Kie- mendeckelzweig der Carotis posterior bei Zucioperca, oder in der Nähe der Nebenkieme mit einem Zweig aus dem vordern Stück des Circulus cephalicus, wie bei den Gadus, wodurch ein Circu- Zus cephalicus lateralis entsteht. Die Arterie der Nebenkieme ver- zweigt sich auf der der Basis cranii zugekehrten Seite der Pseudo- branchie, die Vene an der entgegengesetzten Seite, beide ver- theilen sich von der Basis aus. Nur beim Hecht ist die Verthei- lung weniger regelmälsig. Die Beobachtungen über die drüsigen Pseudobranchien, ihre Bedeckung von der Haut, zuweilen selbst von Muskeln und Kno- chen, zeigen bereits, dals die Nebenkiemen weder zum Athmen noch zu irgend einem andern Stoffwechsel mit dem Wasser, und - zu keiner Ausscheidung dienen können; und es ist vielmehr offen- bar, dafs wenn in diesen Organen eine Veränderung des Blutes - statt hat, sie lediglich im Blute während dem Durchgang durch das Capillargefälssystem dieser Theile vor sich geht und auf das _ Blut beschränkt bleibt, so wie man es von allen Blutgefäfsdrüsen sich denken muls. Bei dieser allgemeinen Ansicht von der Natur der Nebenkiemen dürfen wir aber nicht stehen bleiben. Der wichtigste Punct in der Organisation der Nebenkiemen, mögen sie die eine oder die andere Form haben, ist ihr Verhältnifs zum Auge, welches so ‚constant zu sein scheint, dals diese Neben- 192 kiemen zwar nicht zum Athmen, aber zum Sehen der Fische im engsten Verhältnifs stehen. Nicht alle Theile des Auges erhalten nämlich bei den Fischen mit Nebenkiemen ihr Blut aus dem Ar- teriensystem des Circulus cephalicus. Dahin gehören nur die Iris, Sclerotica, der Sehnerve mit den von ihm abhängigen Theilen und die Augenmuskeln, deren Arterien vom Arteriensystem ge- füllt werden. Alles Blut hingegen, welches der Glandula cho- roidalis und der von ihr abhängigen Choroidea zugeführt wird, kömmt nicht aus dem Arteriensystem zunächst, sondern durch die Arteria ophthalmica magna von der Nebenkieme, deren Vene sich in der Art einer Pfortader in eine Arterie verwandelt und keinen Theil mit Blut versieht, als die Glandula choroidalis des Auges, aus welcher das Blut durch eine eben so grolse Vene, Vena ophthalmica magna, in die Ingularvene geführt wird, die Fena ophihalmica magna nimmt auch das Blut der Iris und der Augenmuskeln auf. Sie enthält zuletzt das Blut, was durch 2 ganz verschiedene Arteriensysteme zu dem Auge und seiner Um- gebung gebracht worden. Von diesem merkwürdigen Verhältnifs hat sich der Verfasser durch Quecksilberinjection der Nebenkiemen- vene, oder was dasselbe ist, der Arteria ophthalmica magna, bei Gadus callarias, Cyprinus rutilus, C. erythrophthalmus, Salmo sa- lar, Esox lucius überzeugt. Ganz ebenso ist es bei Zophius pisca- torius, Scomber scombrus, Lucioperca Sandra, Perca fluviatilis. Bei der Injection der Nebenkiemenvene füllt sich nur die Arzeria ophthalmica magna zur Choroidaldrüse oder zum Rete mirabile choroideum, kein anderes Gefäls, und bei Injectionen des Circulus cephalicus füllen sich die Augenmuskelzweige und die Arteria iridis, bei Injection der Fena ophthalmica magna gegen das Auge füllten sich die Augenmuskelvenen, die Irisvene, und hauptsäch- lich der venöse Theil der Glandula choroidea. Die Injectionen der Arteria ophthalmica magna und Vena ophthalmica magna sind leicht in der Richtung gegen das Auge und in entgegen- gesetzter Richtung auszuführen, es sind aufserordentlich starke Gefälse, die man bei allen Fischen mit Nebenkiemen neben dem Sehnerven findet und welche in der Mitte des hintern Umfanges des Auges, die Sclerotica durchbohrend, sich zum Aete mirabile choroideum begeben. Bei einer Injection des ganzen Arterien- 193 systems mit feiner Masse füllt sich von der Arterie der Neben- kieme zuweilen durch das ganze Capillargefälssystem der Neben- “ kieme auch noch ihre sich in die Arteria ophthalmica magna fortsetzende Vene. Der Verlauf der Nebenkiemenvene zum Auge ist folgender. - Alles Blut, was durch die Arterie der Nebenkieme in dieser auf der einen Seite vertheilt worden, sammelt sich auf der andern in den aus allen Federchen kommenden kleinen Venen und ge- | langt aus diesen in das an der Basis der Nebenkieme sich her- ziehende Stämmchen, welches aus keinem andern Theil als der - Nebenkieme Blut aufnimmt. Unter der Nebenkieme, wo diese aufliegt, verlaufen beim Salm Venen, die nicht der Nebenkieme, sondern dem sie hier umgebenden Fett- und Zellgewebe angehö- - ren, und, sich mit Venen der Kiemendeckelmuskeln verbindend, zur Jugularvene gehören. Das von der Nebenkieme kommende starke Gefäls wendet sich bei allen Fischen mit Nebenkiemen quer einwärts gegen das Keilbein, meist von einer Schicht des queren Gaumenmuskels bedeckt, und hängt durch einen über dem Basilare sphenoideum durchgehenden Zweig mit der Neben- kiemenvene der andern Seite zusammen. Der Stamm der Vene oder Arteria ophthalmica magna biegt dann ohne weiteres zur Augenhöhle um und tritt ins Auge ein, ohne irgend einen Ast abgegeben zu haben. An der Stelle, wo die Anastomose der bei- den Arteriae ophthalmicae magnae (Chiasma arteriosum) von dem Basilare sphenoideum bedeckt ist, liegt auch bei den Cy- prinen, Gaden und vielen anderen, das vordere bogenförmige Ende des Circulus cephalicus, welches hier Zweige zu den Augen- muskeln, zur Nase und zum Gehirn giebt. Beiderlei Verbindungs- bogen, zwei verschiedenen Systemen angehörend, liegen dicht beieinander, ohne irgend eine Gemeinschaft. Von diesem ; Theil des Circulus cephalicus geht bei einigen Fischen, wie den Gaden, auch ein Verbindungszweig zur Arterie der Nebenkieme, welcher sich dieser Arterie, wo sie vom Kiemendeckel kömmt, inoseulirt, ehe sie sich an die Nebenkieme vertheilt. Dieser ana- - stomotische Zweig, zwischen Arterien, die vom Bauchende der wahren Kiemenvenen kommen, und Arterien, die vom Rückende der wahren Kiemenvenen abhängen, stellt hier den Circulus cephalicus 194 lateralis her, der bei den Zucioperca zwischen der Arteria hyoi- deo-opereularis, und einem Alamus opercularis der Carotis poste- rior in anderer Weise gebildet wird. Bei den Gadus liegt dieser anastomotische Zweig des Arteriensystems dicht neben dem von der Nebenkieme gekommenen Stamm der Nebenkiemenvene oder Arteria ophthalmica magna ohne irgend eine Gemeinschaft, Aus dem Vorhergehenden ergiebt sich, dals bei den vom Verfasser untersuchten Fischen alles Blut der Arteria ophthalmica zum Rete mirabile choroideum durch das Capillargefälssystem der Nebenkiemen hindurch muls, dals es entweder hier chemisch verändert wird und venös der Choroidaldrüse zuströmt, wie das Milzblut der Leber, oder dafs die ganze Nebenkieme als Wunder- netz berechnet ist mit dem Widerstand ihrer Capillaren die Blut- bewegung in der Choroidea zu verlangsamen. Die Wundernetze können überhaupt die eine oder die andere Bedeutung haben, bh. h. qualitative und mechanische Wirkungen hervorbringen, wor- über früher gehandelt worden. Diese Wundernetze der Neben- kiemen zeichnen sich vor andern durch ihre gefiederte kiemen- artige Structur, durch die capillare Feinheit der Canälchen und durch ein aus zarten knorpeligen Kielen gebildetes Gerüste der Federchen aus. Eine andere Erklärung der gefundenen Thatsachen läfst sich nicht einsehen. Von den zum Auge gehenden 2 starken Gefäls- stämmen verbindet der eine mit dickern arteriösen Wänden das Auge, und zwar zunächst die Choroidaldrüse mit der Nebenkieme, mit Ausschluls alles andern, der zweite das Auge mit der Jugularvene. Entweder geht also das arterielle, der Nebenkieme zugeführte Blut sofort zum Auge und durch die /ena ophthalmica magna zur Ju- gularvene zurück, oder das Blut geht aus der Jugularvene durch . die Yena ophthalmica magna zum Auge und durch das andere Gefäls zur Nebenkieme und dann zum Kiemenvenenblut. Das letztere ist unmöglich, da das Blut aus den Körpervenenstäm- men keine Bewegungskraft besitzt, nachdem es schon das Capillar- gefäfssystem der Kiemen und dann des Körpers überwunden, noch 2 Capillargefälssysteme des Auges und der Nebenkiemen zu pas- siren und obendrein den ganzen frischen Druck aus den Kiemen- venen gegen die Nebenkieme überwinden mülste. Dafs die ge- fundene Anordnung allgemein sei, kann für jetzt noch nicht be- ” 195 hauptet werden. Indefs ist es sehr wahrscheinlich, da sie in so _ manchen Gattungen aus den verschiedensten Familien, den Gadus, \ Cyprinus, Lophius, Salmo, Lucioperca, Perca, Scornber, vom Verf. eonstatirt ist. Ob die baumartigen Nebenkiemen der Heterobran- £ & P ER : ehus hieher gehören, ist jedenfalls ungewils. Die Störe haben zweierlei Nebenkiemen. Die grofse Neben- kieme am Kiemendeckel ist in der That eine wahre Kieme, da sie nach Rathke und Hyrtl dunkelrothes Blut aus der Kiemen- arterie, wie alle Kiemen, erhält, und hinwieder mit den wahren Kiemenvenen zusammenhängt. Die viel kleinere zweite Neben- kieme gleicht allein durch ihre Lage der Pseudobranchie der Knochenfische. In Betreff der Vergleichung der Knochenfische und Kaorpel- - fische zeigt es sich jetzt als unstatthaft, die Nebenkieme der Kno- - chenfische als Analogon der ersten Kieme der Plagiostomen an- zusehen. Diese Kieme ist vielmehr nur der Kiemendeckel- Kieme der Störe zu vergleichen. Dieser Umstand ist für die Stellung der Störe im System wichtig, zeigt ihre Verwandtschaft mit den Plagiostomen und ihre Entfernung von den Knochenfischen an, von denen kein einziger eine wahre Kiemendeckel-Kieme als - Respirationsorgan hat. Nach Rosenthal und Meckel fällt die Zahl der Blätter der Nebenkieme nicht unter 9; es giebt indels viele Fische, die viel weniger haben, Gadus (5), Metella 4, Gasteropelecus und Ba- — trachus (porosissimus) 2. { Die Pseudobranchien kommen den meisten Knochenfischen & zu. Nach Meckel sollen die Nebenkiemen fehlen bei Fiszularia, - Centriscus, Stromateus, Batrachus, Coryphaena, Muraena, Murae- ni nophis, Ophidium, Symbranchus, Carapus, Leptocephalus, Gadus, Cobitis, Anableps, Exocoetus, Mormyrus, Esox, Belone, Hemiram- " phus, Balistes, Syngnathus, Pegasus. Die meisten von diesen Fi- schen haben jedoch die Nebenkiemen, und zwar Fistularia, Cen- triseus, Batrachus, Loricaria, Ophidium, Balistes, Syngnathus, Pegasus in der gewöhnlichen kiemenartigen Form, Ophidium hat _ sehr wenige und überaus zarte, Bazrachus hat nur 2 lange freie Federn, bei Exocoerus und Carpio ist das Organ bedeckt, und die Gattungen Stromateus, Gadus, Belone, Hemiramphus, Esox, 196 Echeneis haben drüsige bedeckte Pseudobranchien. Die Syngna- ihus und Hippocampus haben vor dem ersten Kiemenbogen einige einzelne Federchen. Coryphaena wurde nicht untersucht. Der Verf. hat 140 Gattungen an den Exemplaren von Fischen in Weingeist, die zu Gebote standen, auf die Nebenkiemen unter- sucht. Unter 82 Gattungen von Stachelflossern fanden sich nur 3 ohne Nebenkiemen, Polynemus (Percoid), Mastacemblus (Scom- beroid), Ophicephalus (Labyrinthiform.). Die Weichflosser mit Nebenkiemen verhalten sich zu denen ohne Nebenkiemen wie 2:1, denn unter 58 Gattungen von Weichflossern fanden sich 19 ohne Nebenkiemen. Es sind Cobitis, Mormyrus, Silurus, Pi- melodes, Callichthys, Malacopterurus, Platystacus, Notopterus, Ery- thrinus, Gobiesox, Muraena, Ophisurus, Muraenophis, Sphagebran- chus, Symbranchus, Gymnotus (electricus), vielleicht auch Achirus und Plagusia. Die meisten Gattungen ohne Nebenkiemen finden sich bei den Siluroiden und Anguilliformes. Unter den Welsen haben nur die Zoricaria und Hypostoma (sehr deutlich), unter den Aalen nur Ophidium (Spur) Nebenkiemen. Die meisten Fische ohne Nebenkiemen haben sehr kleine Augen, sie scheinen auch die Choroidaldrüse nicht zu besitzen, sie fehlt wenigstens den Silu- ren und Aalen. Bei der grolsen Verschiedenheit im Vorkommen, im Bau, in der Lage, in der Blattzahl der Nebenkiemen dürften diese Or- gane auch für die Definition der Gattungen und Arten wichtig sein. Sie lassen sich bei den meisten Fischen mindestens ebenso leicht als die Kiemenhautstrahlen untersuchen. Anmerkung. Diese Organe liefern auch einen Anhaltpunkt für die Stelle des Aristoteles Hisi. anim. 2, 13. wo er Cichla, Perca, Glanis und Cyprinus als Beispiele von Fischen aufführt, die 4 doppelte Kiemen aulser der äulsersten haben. Oi de Ferrage JaEv ÖLFForY,c Ö&, mAyv Toü Ery,arov, oLov AAN zo megen zu YAc- vis za zumgivos. Die Stelle ist freilich einer doppelten Auslegung fähig. Hätte er indels sagen wollen, dafs die Kiemen doppelt seien mit Ausnahme der letzten, so würde es auf keinen bekann- ten Fisch passen, denn man kennt dies Verhalten nur von dem Aristoteles wohl bekannten Scarus. Bezieht sich aber die äu- [serste Kieme auf die Nebenkieme, wie hervorgeht aus der schon‘ 197 ‚angeführten Stelle 2,13. wo gesagt wird, dafs die äufserste Kieme bei allen einfach sei, und de part. anim. 4,13. wo es heifst, dafs sie bei den meisten einfach sei, so kann der Glanis auf keinen Fall ein Silurus sein, wofür ihn Cuvier nimmt. Denn kein Silurus hat eine Nebenkieme, wie denn überhaupt bei Aristoteles nichts zur Bestimmung seines Glanis hinreichendes vorkömmt. Was den auch als Flulsfisch bezeichneten zurgivos des Aristoteles betrifft, so ist es unzweifelhaft, dals es ein Thier der jetzigen Gattung Cyprinus ist, da ihm Aristoteles das so auffallende Gau- menfleisch beilegt (Risz. anim. 4, 8.). Aus obiger Stelle geht aber auch zugleich hervor, dals es auf keinen - Fall Cyprinus carpio und carassius sein kann, da diese keine äufserlich sichtbaren Ne- benkiemen haben. Der zurgivos des Aristoteles würde daher un- ter denjenigen andern Cyprinen zu suchen sein, die das merk- würdige contractile Gaumenlleisch' besitzen. IV. Zuletzt theilte der Verfasser einige Bemerkungen mit über den Amphioxus lanceolatus Yarrell. ‚ Dieses Thierchen, welches zuerst Pallas unter dem Namen Limax; lanceolaris beschrieb, ist von Yarrell als ein neues Ge- aus in der Familie der Cyclostomen erkannt, welches sich da- durch auszeichnet, dafs die seitlichen Mundränder mit zahlreichen lünnen Fühlfäden besetzt sind, und dafs sich über den ganzen ücken eine sehr niedrige, von weichen Strahlen gestützte Flosse streckt, welche selbst vorn bis über den Kopf und strahlenlos über das vorderste spitze Ende des Körpers geht, während an er unteren Seite nur das hintere Drittel eine unpaare Flosse hat, mit der Rückenflosse am spitzen Schwanzende zusammenhängt. on der Gegend des Mauls bis zum letzten Drittel zeigt hin- gegen der Bauch 2 parallele, etwas von einander entfernte Haut- äume, die bereits Pallas kannte, und welche ihn bestimmten, liesem Thiere eine Art Fufs zuzuschreiben und es unter die Schnecken zu versetzen; indels die fischartigen Zeichnungen oder Äbtheilungen der Seitenmuskeln schon Pallas auffielen und das Bild eines abgeschälten Fischchens bei ihm hervorriefen. Die von Arm. Yarrell gegebene Abbildung ist im Allgemeinen ganz rich- g, mit Ausnahme des vordersten Endes des Thiers vor und über em Munde. Das schmale Kopfende läuft nämlich vor und über Mund in eine senkrecht stehende häutige Platte aus, mit ab- 9* 198 gerundetem vorderen Rande. In diese häutige vordere Kante läuft auch die Rückenflosse aus. Die Mundtenkakeln sind zuerst von Hro. Yarrell gesehen. Derselbe zeigt auch die Existenz einer cartilaginösen Columna (Chorda dorsalis), der Bauchhöble und des ungewundenen Darnıs, so wie zwei Reihen platter run- der Körper an, welche wie Eier aussehen und an den Seiten gegen den untern Theil des Bauches liegen. Kürzlich gab Hr. Retzius in Stockholm in einer brieflichen Mittheilung an den Verf. einige weitere aufklärende Bemerkun- gen über dieses seltsame Thierchen, welche bei der Wichtigkeit und Neuheit des Gegenstandes das Interesse der Akademie in An- spruch nehmen. Hr. Retzius berichtet, dals merkwürdiger Weise die Chorda dorsalis nicht vorne nach dem Cranium endigt, son- dern bis in die äulserste Spitze des Kopfes hineinreicht, wie zu- erst Hr. Prof. Sundewall gefunden habe. Das Rückenmark en- digt nach vorne ein gutes Stück hinter der Spitze der Chorda in ein Gehirn, welches kaum einige Anschwellungen zeigt. Vor dieser Stelle liegt ein schwarzer Körper, ob Rudiment eines Au- ges? Nerven, die vom Gehirn abgehen, konnte Retzius nicht darstellen. Die Zunge fehlt. Wie bei Ammocoetes sitzen die Kiemen im Schlund, welcher seltr lang ist und sehr zahlreiche Kiemenrippchen besitzt. Die Öffaungen für die Kiemen fehlen, da wo sie bei Ammocoetes liegen. Dagegen öffnet sich der Kie- ınen-Thorax hinten mit einer grolsen Öffnung, welche man auf den ersten Blick für den After ansehen kann. Amphioxus hat daher nur eine Kiemenöffnung und nähert sich in dieser Hin- sicht der Myxine. Innen öffnet sich die Kiemenhöhle oder setzt sich fort in den Darm, der keine Biegungen zeigt, um sich an der linken Seite der untern Flosse ebenso weit von der als Kie- menöffnung bezeichneten Bauchspalte als von der Schwanzspitze zu öffnen. Die Kiemenrippchen sind ohne Strahlen. Herz, Le- ber und Genitalien wurden nicht deutlich erkannt. Noch fanden sich auf beiden Seiten des Körpers Organe. Das auf der linken Seite ist röhrig, sehr lang und schmal. Hr. Müller sah dies Thierchen zuerst vor einigen Jahren in London bei Hrn. Yarrell in dem einzigen bisher bekannten Exemplar, dessen blols äufserliche Untersuchung ihm jedoch keine sichere Anschauung von der Natur dieses Wesens gewährte. 199 Gleichzeitig mit der brieflichen Mittheilung von Hrn. Retzius erhielt derselbe durch dessen Güte 2 Exemplare des Amphioxus lanceolatus von etwas mehr als 1 Zoll Länge. Zunächst konnten die von Retzius erkannten schätzbaren Thatsachen bestätigt wer- den. Die Verlängerung der Chorda bis in den vordersten Theil des Körpers über dem Munde ist sehr deutlich, und unter dem Mikroskop sieht man an diesem spitzen Ende der Chorda noch sebr deutlich die Ringfasern der Scheide. Die in einer Reihe am Seitenrand des Mauls stehenden Fühlfäden lassen unter dem Mikroskop einen innern centralen Theil und corticalen oder Haut- theil unterscheiden. Der letztere zeigt von Stelle zu Stelle kleine stumpfe Erhabenheiten, die zwei Reihen bilden. Dafs der von Retzius erwähnte dunkle Körper am Kopf nicht mehr sichtbar war, rührte wohl vom Weingeiste her. Von einer Nasenröhre _ ist nichts zu sehen. Die Kiemenhöhle beginnt gleich hinter dem Mund, reicht bis in die Hälfte des Thiers, und ist zugleich Schlund. Sie ist ohne alle Abtheilungen als die an den Wänden angebrachten äufserst zahlreichen Kiemenrippchen. Dies sind sehr niedrige Leistchen, in welchen die Gefälse liegen, und welche parallel und etwas schief von oben nach unten an den Wänden der Kiemenhöhle verlaufen, unten stolsen sie gegen einen zwischen ihnen liegenden Balken, den Stamm der Kiemenarterie. So glei- chen sie der Fahne einer Feder. Nach hinten verengt sich der Kiemenschlauch und verwandelt sich in einen kiemenlosen engen Gang, der sich in den Darm von hinten einmündet. Der Darm ist ein ganz gerader Canal, vorne etwas weiter als hinten, er beginnt nicht an der Stelle, wo ‘der Kiemenschlauch sich ein- mündet, sondern sein vorderer blindsackartig endigender Theil liegt neben der hintern Hälfte des Kiemenschlauchs und an dessen rechter Seite. Von der Stelle, wo der Gang des Kiemenschlauches einmündet, reicht daher der Darm ebensowohl nach vorn als nach hinten. Aber der vordere Theil endigt blind, der hintere an - der von Retzius bezeichneten, durch ihre Lage merkwürdigen Stelle durch den After. Der After liegt, wie auch bei den Myxinoiden, sehr weit nach hinten, und der eigentliche Schwanz ist sehr kurz. Ganz vereinzelt steht die Thatsache, dafs die un- tere Flosse am After vorbeigeht. Sie reicht bis in die Gegend, wo die mittlere Bauchöffnung ist. Eine Leber im gewöhnlichen 200 Sinne wurde gar nicht wahrgenommen; sie scheint durch drü- sige Streifen ersetzt, welche den genannten grofsen vordern Blindsack des Darms begleiten. Die von Retzius entdeckte Öffnung am Bauche, welche einer Kiemenöffnung gleich sieht, liegt über die Hälfte des Thiers weiter hinaus, und beträchtlich weiter zurück, als das Ende des Kiemenschlauchs, da, wo die 2 Hautsäume des Bauches, sich annähernd, verschwinden. Dafs sie wirkliche Kiemenöffnung ist, ist dem Verf. deswegen und weil keine unmittelbare Communication zwischen ihr und dem Kiemen- schlauch bemerkt wurde, noch ungewils. Vielleicht könnte sie zur Abführung der Eier und des Samens dienen, die aber bei den übrigen Cyclostomen durch eine bei dem After gelegene Öffnung abgehen. Die Geschlechtstheile sind wohl die von Yar- rell bezeichneten und abgebildeten Theile, welche er Ova nennt. Sie liegen in einer Reihe jederseits an der bezeichneten Stelle, ohne dafs die einzelnen Stücke untereinander zusammenhängen. Auf den ersten Blick gleichen diese Theile durch Form und Lage den schleimabsondernden Blasen bei den Myxinoiden, aber bei der mikroskopischen Untersuchung zeigen sie sich ganz anders. Es sind traubenartige Haufen von Zellen, in deren jeder ein trü- ber eierartiger Körper liegt. Das Herz scheint nur schlauchartig zu sein und in der Verlängerung der Kiemenarterie nach hinten zu liegen, die in der vordern Commissur der Kiemenrippchen verläuft. Die Seitenmuskeln bestehen aus Bündeln mit Querstreifen. Am Bauche liegen 2 Schichten von Fasern, eine dichte Schichte von Querfasern und sparsame Längsfasern, und beide von ganz anderer Structur und ohne Querstreifen. Die Bauchöffnung: ist von einem dicken, wahrscheinlich musculösen Ring umgeben. Die Haut zeigt unter dem Mikroskop ein pflasterartiges Epithelium. Ohne zahlreiche und gröfsere Exemplare läfst sich übrigens über die Structur dieses Thierchens wenig sicheres herausbrin- gen und die Förderung seiner Kenntnils wird auch der verein- ten Bemühungen mehrerer Forscher bedürfen. Das Thier kömmt an den englischen, norwegischen und schwedischen Küsten vor. 201 Hierauf las Hr. Poggendorff über die galvanischen Ketten aus zwei Flüssigkeiten und zwei einander nicht berührenden Metallen. Zur Stütze der sogenannten chemischen Theorie des Galva- nismus oder vielmehr derjenigen Ansicht, die den Quell der Volta- schen Elektrieität alleinig in die chemische Verwandtschaft des positiven Metalls der Kette, namentlich des Zinks, zum elektro- negativen Bestandtheil der Flüssigkeit setzt, hat Faraday in neue- rer Zeit vorzugsweise drei Argumente geltend zu machen gesucht: 1) den Funken bei Schielsung einer einfachen Kette, 2) das elektrolytischen Gesetz, 3) das Übergewicht einer Kette aus Zink, Platin und Schwe- felsäure über eine aus denselben Metallen und Jodkalium- Lösung gebildete. Was den ersten Stützpunkt betrifft, nämlich den Funken im Act des Schliefsens einer einfachen Kette, auf den Faraday in der achten Reihe seiner Experimental-Untersuchungen darum viel Werth legt, weil er, ehe die Metalle zur Berührung kommen, übergesprungen sein müsse, und dadurch ebensowohl seine Ab- kunft aus rein chemischen Kräften als die Überflüssigkeit des Metallcontacts zur Erregung voltascher Elektricität erweise; — so scheint der englische Physiker selbst, im weiteren Fortgang seiner Arbeiten, wieder Zweifel an der Wirklichkeit eines Schlie- fsungsfunken erlangt zu haben; wenigstens äulsert er sich in der _ neunten Reihe seiner Untersuchungen in einer Weise über die- Bez Di re IE ET sen Gegenstand, die glauben läfst, er halte diesen Funken nun- mehr für ein Glüben und Verbrennen des zum Versuche ange- wandten Quecksilbers im oder nach dem Moment der Schlielsung. Überdiefs hat Prof. Jacobi in Petersburg bei einem eigends zur Hebung der Zweifel angestellten Versuch, bei welchem der Schliefsdraht einer einfachen, sehr wirksamen Zink - Platin - Kette _ durch eine Luftstrecke von nur 0,00005 Zoll unterbrochen war, durch- aus nichts vom Überspringen eines Funken an der Unterbrechungs- stelle wahrnehmen können. Ja selbst in der Torricellischen Leere vermochte kürzlich Prof. Draper in New-York vor der unmit- telbaren Berührung zwischen Quecksilber und Draht, die den Schliefsbogen einer einfachen Kette bildeten, keinen Funken zu erblicken. 202 Von einem wahren Schlielsungsfunken kann daher wohl nicht mehr die Rede sein, zumal auch andere, triftige Gründe das Dasein der dazu erforderlichen hohen Spannung in der noch ungeschlossenen einfachen Kette sehr unwahrscheinlich machen. Anders verhält es sich mit dem elektrolytischen Gesetz. Die Richtigkeit dieses wichtigen Gesetzes, mit welchem Faraday die Elektrieitätslehre bereichert hat, kann keinem Zweifel unterliegen; wohl aber lassen sich gegen die Auslegung derselben zu Gunsten der chemischen Theorie gegründete Einwürfe erheben. Das Ge- setz besteht in der Thatsache, dafs die Quantitäten der in den einzelnen Zellen der Voltaschen Batterie zerlegten Körper im Ver- hältnifs der chemischen Aequivalente stehen. Es beweist, dafs zur Zersetzung aequivalenter Stoffmengen der Durchgang glei- cher Mengen Elektricität erforderlich ist; — mehr aber nicht. An der Frage über den Ursprung der galvanischen Elektricität nimmt es keinen Theil. Es bleibt gleich richtig, der Voltasche Strom mag durch den Contact der Metalle oder durch den che- mischen Angriff auf das Zink oder durch sonst eine Ursache ent- stehen. Ein Beweis für den einen oder den andern Ursprung könnte nur dann allenfalls daraus entnommen werden, wenn es dem Voltaschen Strom ausschliefslich eigen wäre, womit zu- gleich ein ganz wesentlicher Unterschied der Voltaschen Elektri- eität von der Magneto-, Thermo-, Reibungs- und animalischen Elektricität festgestellt sein würde. Ist das Gesetz dagegen keine besondere Eigenthümlichkeit des Voltaschen Stroms, ist es viel- mehr eine Eigenschaft aller elektrischer Ströme, beim Durch- gang durch einer Reihe verschiedener Flüssigkeiten aequivalente Mengen von jeder zu zersetzen, so muls auch damit im Voraus eine jede aus dem Gesetz herzuleitende Folgerung über den Ur- sprung der Voltaschen Elektrieität abgeschnitten sein. Dals nun das letztere der Fall sei, dals in der That das elektrolytische Ge- setz allen elektrischen Strömen zukomme, mithin auch 'in dieser Beziehung die von Faraday selbst in anderer Hinsicht so viel- fach nachgewiesene Einerleiheit der Elektricitäten verschiedener Abkunft feststehe, — darüber kann wohl der von dem Verf. im vorigen Jahre veröffentlichte, so einfache Versuch über die gleich- zeilige Zersetzung zweier Portionen Wasser durch denselben ma- gneto-elektrischen Strom nicht den geringsten Zweifel übrig lassen. 203 Es bleibt also von den zu Gunsten der chemischen Theorie angeführten Argumenten nur noch das dritte vorläufig in Kraft. Der Versuch, von welchem dasselbe hauptsächlich entlehnt ist, be- steht darin, dals zwei Streifen, einer von Zink und der andere von Platin, an ihren Enden einerseits durch Schwefelsäure und andrerseits durch Jodkalium-Lösung geirennt werden. Es stellt sich dann ein elektrischer Strom ein, und zwar in einer Richtung, die ein Übergewicht der Schwefelsäure- Kette über die Jodkalium-Kette anzeigt. Das Jodkalium nämlich, welches im Fall - die beiden Metallstreifen einander am andern Ende direct berüh- ren, in der Weise zersetzt wird, dals sein elektro -negativer Be- standtheil, das Jod, zum Zink übergeht, giebt dasselbe an das Platin ab, sobald an jenem Ende der Metalleontact aufgehoben und Schwefelsäure daselbst eingeschaltet wird. Faraday stellt diesen Versuch an die Spitze seiner Unter- suchungen über den Ursprung der Voltaschen Elektricität. Er be- trachtet ibn gleichsam als ein Abwägen zweier chemischen Ver- wandtschaften, der des Sauerstoffs und der des Jods zum Zink. Beide suchen, nach ihm, einen elektrischen Strom zu erregen, aber die des Sauerstoffs, als die stärkere, setzt mehr Elektricität in Umlauf als die des Jods; die letztere wird daher überwältigt, und so entsteht im Sinne der Verwandtschaft des Sauerstoffs ein Strom, der zugleich, da die beiden Metalle einander nicht be- rühren, einen abermaligen Beweis von der Überflüssigkeit des Metallcontacts zur Erregung Voltascher Elektricität abgiebt. Der Versuch ist so auffallend und die davon gegebere Er- klärung hat scheinbar so viel Annehmliches, dafs man sich nicht wundern kann, wenn die Anhänger der chemischen Theorie des Galvanismus darin eine ganz vorzügliche Stütze ihrer Meinung zu erblicken vermeinen. Auf die Vertbeidiger der Contact- Theorie hat er dagegen wenig Eindruck gemacht, hauptsächlich wohl deshalb, weil sie glaubten, bei den zahlreichen Einwürfen, - die aulserdem der chemischen Theorie gemacht werden können, auf eine vereinzelt stehende, scheinbar für dieselbe sprechende Thatsache keine Rücksicht nehmen zu brauchen. Im Allgemeinen möchten sich diese mit dem, übrigens ganz richtigen Grundsatz beruhigt haben, dafs ein Metall, sobald es zweierlei Flüssigkeiten berührt, nicht mehr als ein einziges Metall 204 zu betrachten sei, dafs so z.B. bei dem Faraday’schen Versuch das Ende des Zinkstreifens, welches die Schwefelsäure berührt, positiv werde gegen das, welches von der Jodkaliumlösung be- näfst wird. Diels wenigstens ist die Meinung, die Pfaff in sei- ner „Revision der Lehre vom Galvano-Voltaismus” ausspricht (*). Pfaff scheint auch auf dem Continent der einzige Physiker zu sein, der jenen Versuch bisher öffentlich beleuchtet hat, ohne jedoch, von experimenteller Seite, mehr als eine blofse Wiederholung desselben vorzunehmen. Bei der grolsen Wichtigkeit, die, sei es nun mit Recht oder Unrecht, von der Mehrzahl der heutigen Physiker auf die Ent- scheidung der Frage über den Ursprung der Voltaschen Elektri- eität gelegt wird, schien eine nähere Untersuchung des Vorgangs bei der Faraday’schen Kette nicht ohne Werth zu sein, und da- her wurden die Versuche unternommen, von denen jetzt ein kur- zer Bericht gegeben werden soll. Galvanische Ketten aus zwei Flüssigkeiten und zwei einan- der nicht berührenden Metallen lassen sich, wie leicht zu erach- ten, in wahrhaft unzählbarer Menge bilden. Faraday hat nur einige wenige derselben untersucht, und zwar auch diese wenigen nur aus Zink und Platin mit verschiedenen Flüssigkeiten zu- sammengesetzt. Bei dieser geringen Zahl von Fällen erhielt er immer Resultate, die seiner Ansicht günstig waren. Es schien nun zunächst darauf anzukommen, dafs man nach- sehe, ob es unter der grofsen Zahl von möglichen Fällen auch einige gebe, die jener Ansicht nicht unterzuordnen seien. Würde diese Frage von der Erfahrung bejaht, so hätte man eine Auf- forderung mehr, die Faraday’sche Erklärung auch für die schein- bar ‘günstigen Fälle einer näheren Prüfung zu unterwerfen. Vor Allem schien eine grölsere Abwechslung mit den Metallen wünschens- werih, da es nach anderweitigen längst bekannten Erfahrungen sehr unwahrscheinlich war, dafs hier das negative Metall der Kette eine so passive Rolle spielen sollte, als demselben nach der jetzt in England herrschenden Theorie zuerkannt wird. Der Verfasser wählte daher die sechs Metalle: Platin, Sil- ber, Kupfer, Zinn, Eisen und Zink, gewöhnliches so- (*) In jenem Werke (S. 81) lautet die Angabe freilich gerade umgekehrt, allein der Zu- sammenhang ergiebt, dafs diefs nur eine Verwechslung oder ein Druckfehler sein kann. 205 wohl wie destillirtes und amalgamirtes. In einigen weni- gen Fällen untersuchte er sämmtliche Combinationen, die sich aus diesen Elementen paarweise bilden lassen; in den meisten jedoch begnügte er sich mit den Ketten, die Zink, Zinn oder Eisen als positives Glied enthalten, da die drei edleren Metalle, unter sich combinirt, immer nur zu sehr geringen Wirkungen Anlafs geben. Als Flüssigkeiten wurden angewandt: Wasser, verdünnte Schwefelsäure, verdünnte Salpetersäure, verdünnte Chlor- wasserstoffsäure, Chlorwasser, Ammoniakflüssig- keit, und Lösungen von Ätzkali, kohlensaurem Natron, Bittersalz, Borax, Zinkvitriol, Kochsalz, Salmiak und Jodkalium. Diese Flüssigkeiten combinirte der Verfasser auf verschiedene Weise, stellte in jede derselben ein heterogenes Plattenpaar, und verband die Platten gleicher Natur durch Kupferdrähte, von de- nen der eine der Draht des Multiplicators war, dessen Nadel durch ihren Ausschlag das Dasein, die Richtung und vergleichend auch die Stärke des elektrischen Stroms anzugeben hatte. Im Allgemeinen hat der elektrische Strom einer Kette von beschriebener Art nur eine geringe Stärke, doch aber ist er an einem empfindlichen Multiplicator immer noch sehr merkbar. Häufig war er sogar so stark, dals die Magneinadel mit Heftig- keit gegen die Stifte schlug, die zur Verhütung ihres vollen Um- vr rn schlagens in den Punkten 90° der Theilung des Multiplicators angebracht sind. Öfters waren aber auch die Ablenkungen ge- ring, und besonders für diese Fälle gebrauchte der Verfasser im- mer die Vorsicht, die vier zu jedem Versuch angewandten Plat- _ ten wechselseitig zu vertauschen, und aus allen Resultaten das Mit- tel zu nehmen. Dadurch ward freilich jeder Versuch zu vier Ver- suchen, allein die Vertauschung ist durchaus nothwendig, weil _ man, besonders bei den Platten aus unedlen Metallen, Eisen und _ Zink, selbst destillirtem, wenn sie auch dicht neben einander aus derselben gröfseren Masse genommen sind, niemals zwei findet, die in dem Grade homogen wären, dafs sie nicht, für sich in in eine leitende Flüssigkeit getaucht, einen oft ganz bedeutenden Strom lieferten, der den, welchen man untersuchen will, zuwei- len überwiegt. Mit aus diesem Grunde wurden zu einigen Ver- 206 suchen amalgamirte Zinkplatten angewandt. Sie gewäh- ren nicht nur den Vortheil einer gröfseren Positivität, sondern lassen sich auch auf einen fast beliebigen Grad von Homogenität . bringen. Aufserdem wurde keine Vorsicht vernachlässigt, die bei die- ser Gattung von Versuchen unumgänglich ist. Die angewandten Flüssigkeiten waren chemisch rein, besonders die Schwefelsäure frei von Salpetersäure und die Salzsäure frei von Chlor; das Pla- tin wurde vor jedem Versuche ausgeglüht, weil es sonst nur schwache Wirkungen giebt; und überhaupt wurde das Reinigen der Platten nach jedem Versuch, wie lästig es auch durch seine häufige Wiederholung ist, niemals unterlassen. Es dürften daher die nachfolgenden Resultate einiges Zutrauen verdienen, zumal sie meist aus mehren, an verschiedenen Tagen wiederholten Ver- suchen hervorgegangen sind. Ehe indefs diese Resultate mitgetheilt werden, mögen noch einige Bemerkungen Platz finden. Wodurch auch die Elektricität bei Ketten dieser Art erzeugt werden mag, so ist doch klar, dafs über das Wo kein Zweifel ob- walten kann, dafs es nur an den Berührungsstellen der Flüssig- keiten mit den Metallen gescheben kann, da ein Contact von he- ierogenen Metallen hier nicht stattfindet oder vielmehr ein jeder der beiden Metallbügel zwei solcher Contacte enthält, die, weil sie entgegengesetzte Richtungen haben, einander notwendig auf- heben müssen. Es giebt also in Ketten dieser Art möglicherweise vier Erregungsorte, zwei in jedem Gefälse; und falst man die in demselben Gefäls entwickelte elektromotorische Kraft zusam- men, so hat man zwei solcher Kräfte, e und e’, die einander ent- gegen wirken. Nennt man überdiels » den gesammten Wider- stand der Kette, so hat man nach dem Ohm’schen Fundamental- gesetz für die Intensität des erfolgenden Stroms den Ausdruck: Hienach hängt die Richtung des Stroms d.h. der Sinn des Ausschlags der Nadel, lediglich vom Zeichen des. Unter- schiedes e— e' ab; die Stärke des Stroms oder die Gröfse der Ablenkung aber zugleich von dem Werthe des Un- 207 terschiedes e— e’ und dem Werthe w des gesammten Wi- derstandes. Die Gröfse des Ausschlags der Magnetnadel giebt also für sich allein keinen Maalsstab für den Unterschied der hier ins Spiel gesetzten elektromotorischen Kräfte, was man bei Versuchen dieser Art wohl im Auge zu behalten hat. Diefs vorausgeschickt, sei es noch erlaubt, die bisherigen Ansichten über die Bedeutung des Zählers der Ohm’schen For- mel, also hier des Unterschiedes e — €’, kurz anzugeben. Hr. Vorsselman de Heer, in seinem lesenswerthen Auf- satze über elektrische Telegraphie sagt von diesem Zähler, nach- dem er bemerkt, dafs derselbe von der Natur der Metalle, nicht aber von deren Dimensionen abhänge, — der Werth desselben verändere sich nicht, wenn man dem Wasser Salze, Alkalien, oder Säuren, welche, wie Schwefelsäure oder Salpetersäure, nicht elek- trolysirbar seien, zusetze, er erleide aber eine Veränderung, wenn der hinzugefügte Körper selbst ein Elektrolyt sei, z. B. Chlor- wasserstoffsäure, in welchem Fall der Zähler geringer werde. Nach Faraday, der indels mit der Ohm’schen Theorie un- bekannt ist, würde jener Zähler um so grölser sein als die Ver- wandtschaft des Zinks oder positiven Metalls zum elektro - nega- tiven Bestandtheil der Flüssigkeit stärker ist; — wobei noch zu bemerken, dals es zur Beurtheilung der Stärke der chemischen Verwandtschaften bisjetzt nichts anders als ganz ungefähre Schät- zungen giebt. Als Hauptresultat der Versuche des Verfassers hat sich nun auf das Bestimmteste herausgestellt, dafs der Werth des Zäh- lers derOhm’schen Formel oder die Grölse der elek- tromotorischen Kraft im Allgemeinen durch jede dem Wasser zugesetzte Substanz, sei sie Elektro- lyt oder nicht, verändert wird, bald vergrölsert, bald verringert, und zwar, was wohl zu merken ist, durch dieselbe Substanz, dem Wasser in demselben Ver- hältnifs hinzugesetzt, für eine Metall-Combination ver- tingert, und für eine andere vergrölsert. Eben so wenig hat derselbe finden können, dals diese Kraft in einem directen Verhältnils zur Stärke der chemischen Verwandtschaft zwischen dem posi- tiven Metall und dem negativen Bestandtheil der Flüs- 208 sigkeit stehe. Sie ist in Fällen gering, wo man diese Verwandtschaft für stark zu halten hat, und zeigt sich stark, in Fällen wo man nur eine schwache Verwandtschaft annehmen kann. Auch tritt häufig ein Strom auf, und zuweilen ein ganz bedeutender, wo man, nach dieser Verwandtschaft zu urtheilen, gar keine Wirkung erwarten sollte. Belege dazu finden sich unter den von dem Verfasser unter- suchten Combinationen, deren Zahl sich nahe auf 200 beläuft, in reichlichem Maafse. Hier mögen nur einige derselben hervor- gehoben sein. Bei allen Combinationen, bei denen Zink und Zinn das po- sitive Metall der Kette ist, hat das Wasser das Übergewicht über die Chlorwasserstoffsäure, wie das schon Fechner bei einem etwas complicirteren Versuch, seinem Exxperimentum crucis, beobachtet hat; es ist besonders stark bei der Combination Zink - Kupfer. Dasselbe Übergewicht zeigt das Wasser aber auch über Schwefelsäure, bei den Combinationen Zink-Platin, Zink- Zinn und Zinn-Platin sogar stärker als über Chlorwasser- stoffsäure, besonders ausgezeichnet bei amalgamirtem Zink, combinirt mit frisch zuvor geglühtem Platin; und doch ist die Schwefelsäure kein Elektrolyt. Eben so wenig ist es die Salpetersäure, und dennoch än- dert sie die elektromotorische Kraft in der Weise ab, dafs sie beim Zink-Platin das Wasser überwiegt, in den übrigen Com- binationen des Zinks demselben aber unterliegt. Ähnlich verhält sich das Ammoniak, gleichfalls kein Elek- trolyt. In allen Combinationen mit Eisen und Zinn als positivem Glied unterliegt es dem Wasser, in denen mit Zink, amalgamir- _ tem und unamalgamirtem, hat es dagegen (die mit Kupfer aus- genommen) das Übergewicht über dasselbe. Ein gleiches Beispiel liefert endlich das Chlorwasser. Beim Zink-Zinn, und besonders heftig beim Zink-Platin überwäl- tigt es das reine Wasser; bei den Combinationen Zink-Silber und Zink-Kupfer unterliegt es dagegen demselben in fast glei- chem Grade der Stärke. Es ıst also gewils nicht richtig, wie Vorsselman de Heer 209 behauptet, dafs blofs Elektrolyte die elektromotorische Kraft ab- zuändern im Stande seien. — Eben so wenig reden aber auch die beobachteten Thatsachen der Faraday’schen Theorie das Wort. Dem Chlor mufs man eine stärkere Verwandtschaft zum Zink, Eisen und Zinn beilegen als dem Sauerstoff, und den- noch wirkt in den Ketten, die eins dieser Metalle als positives Glied enthalten, die Chlorwasserstoffsäure nicht stärker, sondern schwächer als Wasser. In verdünnter Schwefelsäure und Salpetersäure wirkt, nach Faraday, nur die Verwandtschaft des Sauerstoffs vom Was- ser auf das positive Metall. Es müfsten also diese Säuren ent- weder keinen Strom mit Wasser geben, oder, wenn durch ihre Gegenwart die erwähnte Verwandtschaft erhöht wird, wie man sonst allgemein annimmt, eine stärkere elektromotorische Kraft als reines Wasser entwickeln. — Defsungeachtet wirken beide “Säuren in der Mehrzahl der untersuchten Fälle schwächer als das Wasser. Dieselbe Bemerkung findet ihre Anwendung beim ätzenden "Kali und Ammoniak. Nach der Verwandtschaftstheorie könn- ten sie nur wie Wasser oder allenfalls wie Säuren wirken. Das schon Angeführte zeigt aber, dals die ätzenden Alkalien sich weder wie jenes noch wie diese verhalten. Allerdings ist eine gewisse Beziehung zur Angreifbarkeit des positiven Metalls nicht zu verkennen, wie das namentlich aus dem Vergleich der Eisen- N ketten, mit den Zink- und Zinnketten hervorgeht; allein _ warum beide Alkalien bei den Eisenketten, und da Am- Imonisk bei den Zinnketten durchweg schwächer als Was- ser wirken, warum, selbst bei den Combinationen Zink-Platin, Zink- Silber, die Alkalien das Übergewicht über das Wasser "haben, ist nach jener Theorie nicht einzusehen. ; Gleiches gilt von den Fällen, wo zwei Sauerstoffverbindun- gen einander entgegengestellt sind: Wasser und kohlensaures “Natron, Schwefelsäure und Borax, Zinkvitriolund Bo- "rax, Bittersalz und Borax. Immer stellt sich, wenigstens bei den Combinationen des Zinks mit Platin, Kupfer oder Zinn, ‘ein Strom ein, der zwar schwach ist, aber bestimmt eine solche Richtung hat, dafs er ein Übergewicht der in jedem Paar zuerst genannten Verbindung anzeigt. 210 Auch das Chlorwasser könnte, meint der Verfasser, wenn er Faraday’s Ansicht recht verstanden hat, nach dieser nicht anders als reines Wasser wirken; denn es ist nur gelöst im Was- ser, nicht verbunden mit einem andern Körper zu einem Elektro- Iyt. Dennoch wirkt es z.B. beim Zink-Platin ausgezeichnet stärker als das Wasser. Überdiefs wirkt es momentan beim Ein- tauchen, so dafs schwerlich die Wirkung von gebildetem Chlor- zink herrühren kann, was auch daraus hervorgeht, dals mehrmals gebrauchtes, also beträchtlich Chlorzink enthaltendes Chlorwasser mindestens nicht stärker als reines wirkt. Will man dagegen die Wirkung vom Chlor ableiten, so ist, nach jener Ansicht, wiederum nicht zu begreifen, warum, wie der Verfasser sich überzeugte, das Chlorwasser stärker wirkt, als die Salzsäure, in welcher doch das Chlor elektrolytisch mit Wasserstoff verbunden ist, und ohne Zweifel stärker vom Was- serstoff zurückgehalten wird, als im Chlorwasser vom Was- ser, die stärker gebundenen Stoffe aber nach einem Satz der Fa- raday’schen Theorie (der übrigens mit ihrem Fundamental-Prinzip nicht recht verträglich scheint) durch ihre Trennung die kräfti- gere Elektrieitäts- Erregung bewirken sollen. Vielleicht entgegnete man, das Chlorwasser sei keine blofse Lösung des Chlors, sondern ein Gemeng von Chlorwasserstoff und Chloroxyd; allein abgesehen davon, dafs diese Annahme nicht erwiesen, nicht einmal recht wahrscheinlich ist, und die zweite auch nicht wahrscheinliche Voraussetzung, dals diefs Gemenge oder das Chloroxyd schwerer zersetzbar sei als die Chlorwasser- stoffsäure, mit sich führt, braucht man nur an die andern Fälle zu erinnern, wo Nicht-Elektrolyte einen merkbaren Ein- fluls auf die Entwicklung der elektromotorischen Kraft ausüben, — an die Wirkungen der Schwefelsäure, der Salpeter- säure, de Ammoniaks, des sauerstoffhaltigen Was- sers, des Wasserstoffhyperoxyds, des Schwefelkaliums (KS5) —, um einzusehen, dals eine solche Annahme weder er- fordert wird, noch verallgemeinert werden kann. Der Satz, dals diejenigen Körper, welche zwischen die Me- tallplatten einer Voltaschen Säule gebracht, diese wirksam machen, sämmtlich Elektrolyte seien (Experimental Researches in Eleetrieity 8.858), ist also dahin abzuändern, dals die Flüssigkeiten zwischen 211 den Metallplatten zwar Elektrolyte, d. h. zersetzbare Körper, sein müssen, weil, wenigstens bei wässrigen Flüssigkeiten und bei einer gewissen Stromstärke, keine Leitung ohne Zersetzung statlfinden kann, dals aber die elektomotorische Kraft, die sich in Berührung dieser Flüssigkeiten mit den Metallen entwickelt, in keinem noth- wendigen Zusammenhang ‘mit der Leitungsfähigkeit oder Zersetz- barkeit steht, und durch Körper die keine Elektrolyie, d.h. nicht direct zersetzbar sind, vergrößert oder verringert werden kann. Der Verfasser hofft darüber künftig noch einen andern Beweis zu liefern. Nicht minder schwierig für die bestrittene Theorie möchten die Fälle sein, wo Salzsäure und Salmiak, Salzsäure und Kochsalz, oder Kochsalz und Salmiak einander entgegen- gestellt sind. In jedem derselben könnte, nach ihr, auf beiden Seiten nur das Chlor wirken, und also kein Strom aufkommen. Und doch tritt in Wirklichkeit immer ein solcher auf, wenn gleich von geringer Stärke. Der Verfasser wendet sich nun zum Jodkalium, von wel- chem das neue Argument zu Gunsten der chemischen Theorie entlehnt wurde. Er untersuchte das Verhalten desselben bei 17 Metall-Combinationen, sowohl gegen Schwefelsäure als gegen Salzsäure, im Ganzen also in 34 Fällen. In ıs Fällen hatte die Säure, in 10 das Jodkalium das Übergewicht. In 6 war der Er- folg doppelsinnig, da während des Versuchs entschieden eine Um- kehrung des Stroms erfolgte, und wahrscheinlich gehören noch “einige der ersteren in diese Kategorie. Sieht man blols auf die Zahl der günstigen Fälle, so würde die Verwandtschafts-Theorie allerdings noch einige Wahrseheinlichkeit behalten, aber völlig _ verschwinden muls diese, wenn man zugleich das Gewicht der ungünstigen in Betracht zieht. Unter den letzteren, den ungünstigen Fällen nämlich, über- . raschten ihn besonders die mit Platin, zunächst der mit der Combination Zink-Platin und Salzsäure. Es ist im Grunde derselbe Versuch, den Faraday zur Stütze seiner Ansicht an- führt, den er selbst in London dem Verfasser zu zeigen die Ge- fälligkeit hatte (dieser wurde namentlich mit Salzsäure angestellt), und den auch dieser vordem mit gleich positiven Erfolg mehr als einmal angestellt hatte. Woher nun das entgegengesetzte Resul- 212 tat? Ein Irrthum konnte es nicht sein; der Verf. hatte es zu oft und unter zu verschiedenen Umständen beobachtet! — Nach ei- nigen Versuchen war derselbe so glücklich, die Auflösung des Räthsels zu finden, und damit ist zugleich, seiner Einsicht nach, die Unhaltbarkeit der Erklärung des Versuchs, so wie überhaupt dieses ganzen Arguments zu Gunsten der chemischen Theorie des des Galvanismus überzeugend dargethan. Der Erfolg des Versuchs hängt nämlich (bei einer Jodkalium- lösung von 1 Gwthl. Salz in 4 Gwthl.Wasser) ganz allein von der Concentration der Säure ab. — Nimmt man, wie zu allen angeführten Versuchen eine Salzsäure von 1,138 spec. Gew., ver- dünnt mit dem 6fachen Volum Wasser, so bat das Jodkalium das Übergewicht; wendet man dagegen dieselbe Säure im unver- dünnten Zustand an, so ist das Übergewicht auf Seiten dieser, der Säure nämlich, und der Strom hat eine solche Richtung, dafs, bei der Zersetzung des Jodkaliums, das Jod sich nach dem P!atin begiebt. Zwischen jenen beiden Concentrationsgraden der Säure wird es offenbar einen geben, bei welchem durchaus kein Strom auftritt. Man darf nicht etwa glauben, dafs die Säure bei der ange- gebenen Verdünnung zu schwach sei, um noch auf das Zink zu wirken; im Gegentheil greift sie dasselbe sehr heftig an, so stark, dals es sich fühlbar erwärmt. Die Ausflucht, dals bei der ver- dünnten Säure die Verwandtschaft des Chlors zum Zink durch die Gegenwart des Wassers schwächer geworden sei als die des Jods zu demselhen Metall, — ist daher nicht zulässig. Überdiefs hat dieselbe Säure beim Silber und beim Kupfer, gleichviel ob combinirt mit Zink (reinem oder amalgamirtem), Eisen oder Zinn, in hohem Grade das Übergewicht über die Jodkaliumlösung, — eine Erscheinung, die, verglichen mit der entgegengesetzten beim Zink-Platin, zugleich augenfallig be- weist, welch wesentlichen Antheil beide Metalle der Kette an der Hervorbringung des Stromes nehmen, und wie naturwidrig daher jene Ansicht ist, nach welcher, in Bezug auf den Voltaschen Strom, das positive Metall das erzeugende und das negative das leitende genannt wird. Ähnliche ungünstige Erscheinungen für die chemische Theo- rie zeigen die Ketten aus Schwefelsäure und Jodkalium mit 213 Platin und Zink. Zwar beobachtet man fast unter allen Ver- hältnissen zuerst einen Strom im Sinne s>i, aber dieser ist im- mer nur vorübergehend, und macht bald einem in entgegenge- setzter Richtung s<’ Platz. Häufig, besonders bei Anwendung von amalgamirtem Zink und geglühtem Platin geschieht nur der erste Ausschlag im Sinne s>: und gleich darauf stellt sich ein starker und lang anhaltender Strom in der Richtung ein, die ein Übergewicht des Jodkaliums über die Säure anzeigt. Diese Erfahrung scheint dem $.203 erwähnten Versuche Faraday’s zu widersprechen; indels ist der Widerspruch nur scheinbar, denn, was dort nicht bemerkt wurde, die dabei ange- wandte Schwefelsäure war nicht rein, sondern absichtlich mit etwas Salpetersäure versetzt. Eine salpetersäurehaltige Schwe- felsäure hat in der That, wie sich der Verfasser selbst über- zeugte, im hohen Grade das Übergewicht über das Jodkalium; man erhält sogleich eine starke und bleibende Ablenkung zu Gun- sten der Säure, und kann zugleich an der gelben Färbung der _ Jodkalium-Lösung rings um die Platinplatte deutlich die Aus- scheidung des Jods beobachten. Indefs ist diese Thatsache doch weit entfernt, ein Argument für die chemische Theorie abgeben zu können, und eben so wenig rechtfertigt sie die bei dieser Gelegenheit von dem englischen Physiker gemachte Hypothese, von einer eigenthümlichen Erhö- hung der Intensität der chemischen Action durch die Salpe- tersäure. \ Eine genauere Untersuchung dieses Falls ‘hat nämlich den Verf. aufs Entschiedenste gelehrt, dafs der Erfolg in Bezug auf die Richtung des Stroms und die davon bedingte Zersetzung des Jodkaliums ganz derselbe ist, die beiden Säuren mögen mit ein- ander gemischt, oder durch thierische Blase von einander getrennt sein, in der Weise, dafs das Platin in der Salpetersäure und das Zink in der Schwefelsäure steht. Da bei einer solchen Anordnung das Zink keinen andern An- griff erleidet, als bei Anwendung reiner Schwefelsäure, die dem Jodkalium unterliegt, so ist einleuchtend, dafs die Erhöhung ihrer electromotorischen Kraft durch den Zusatz der Salpetersäure nicht von einerintensiveren Auflösung des Zinks, sondern nur von einer eigenthümlichen g9r* 214 Einwirkung dieser Säure auf das Platin abhängen kann. Ein anderer Versuch, bei welchem die getrennten und die gemischten Säuren einander entgegengestellt wurden, zeigte über- diefs, dals die ersteren, die getrennten Säuren, nicht nur eine eben sogrolse electromotorische Kraft erre- genalsdiegemischten, sondern sogar, wenn dasPlatin in der Salpetersäure steht, noch ein kleines Überge- wicht über dieselben besitzen. Der Verf. betrachtet diese Thatsache, als Argument gegen die | chemische Erklärung des Faraday’schen Versuches genommen, für noch entscheidender als die bereits bei der Salzsäure ange- führte, ja für so entscheidend, dals er damit die Beweise über die Unhaltbarkeit dieser Erklärung, so wie der ganzen darauf ge- stützten chemischen Theorie des Galvanismus für vollständig abge- | schlossen betrachtet. Es fragt sich nun wohl, ob eine genügendere Erklärung jenes Versuches gegeben werden könne. Verlangt man damit, die letzte Ursache der Erscheinungen nachgewiesen zu sehen, so kommt die Aufgabe darauf zurück, eine vollendete Theorie vom Ursprung des Galvanismus aufzustellen; man macht aber damit eine Forderung, der bei dem heutigen Standpunkte der Electrici- tätslehre und Chemie nicht befriedigend entsprochen werden kann. Will man sich dagegen mit einer Erklärung begnügen, die nur bis zu den näheren und nachweisbaren Ursachen zurückgeht, so be- darf es keiner neuen. Die schon immer von den Anhängern der Contacttheorie unterhaltene Ansicht, dafs die Metalle durch Berührung mit Flüssigkeiten auf eine eigenthümliche Weise mehr oder weniger stark in elektrischer Beziehung verändert werden, dafs sonach ein und dasselbe Metall, wenn es, wie in Ketten der untersuchten Art, zwei verschiedene Flüssigkeiten berührt, gleich- sam zwei Metalle darstellt, jene Ketten also eigentlich aus zwei Flüssigkeiten und vier heterogenen Metallen zusammengesetzt sind, — diese für mehre Fälle thatsächlich begründete Ansicht reicht vor der Hand vollkommen aus, stellt wenigstens die beob- achteten Erscheinungen in gleiche Linie mit denen, die bei den 215 gewöhnlichen Ketten aus einer Flüssigkeit und zwei ursprüng- lich heterogenen Metallen wahrzunehmen sind. Die Veränderungen, welche die Metalle auf ihrer Oberfläche erleiden, sind wahrscheinlich immer materiell, öfters nachweisbar materiell, und unzweifelhaft das Resultat des chemischen Angriffs der Flüssigkeiten. In so fern wird gewils Keiner den Verwandt- schaftskräften einen Antheil an der Erzeugung und Abänderung des elektrischen Stromes streitig machen wollen; allein das elektro- motorische Verhalten der auf der Oberfläche gebildeten Schicht, sei es zu der äulsern Flüssigkeit, sei es zu der innern Metallmasse, kann heut zu Tage nicht auf die Verwandtschaftskräfte, und am allerwenigsten auf die Verwandtschaft blofs des positiven Metalls zum negativen Bestandtheile der Flüssigkeiten, zurückgeführt wer- den. Worin das seinen Grund habe, muls für jetzt dahingestellt bleiben. Für jetzt sind wir darauf beschränkt, das Dasein und die Art jener Veränderungen nachzuweisen, und das allein war es auch, was der Verf. geglaubt im vorliegenden Falle sich zur Aufgabe machen zu müssen. Bei Ketten aus zwei Flüssigkeiten und zwei einander nicht - berührenden Metallen, die, anders betrachtet, ein System von zwei Ketten, jede aus einer Flüssigkeit und zwei Metallen bestehend, darstellen, kann, nach eben erwähnter Ansicht, das Übergewicht der einen über die andere aus sehr vielen Ursachen entspringen. Denkt man sich, das positive Metall habe eine ursprüngliche Po- sitivität — P, das negative ebenso eine ursprüngliche Negativität = N (beide Gröfsen im mathematischen Sinne als wesentlich po- sitiv, und P grölser als N genommen, gleichsam wie wenn beide "Werthe von einem Nullpunkt der Spannungsreihe gezählt wür- den), jene werde durch die Flüssigkeiten um » und p', diese um n und n' geändert; denkt man sich ferner die elektromotorische Kraft an den Metallen in den Flüssigkeiten A und ZB werde durch den Unterschied zwischen der geänderten Positivität und der geänderten Negatiyität ausgedrückt, so wird die Kraft in 4 über die in B das Übergewicht haben, wenn (P+p)— (N+n)>(P+p))— (N-+n') oder (Pen)— (p=n)) 216 eine positive Grölse ist. Das Zeichen und der Werth der Grö- [sen p,n, p', n' machen eine bedeutende Zahl von Fällen möglich; welcher von ihnen bei gegebenen Metallen und Flüssigkeiten wirk- lich eintritt, kann wenigstens für jetzt nur die Erfahrung lehren. Bei der Mehrzahl der Ketten aus Zink, einem edlen Me- tall, Jodkalium und Säure, verhält sich, nach der Richtung des Stroms zu urtheilen, die in der Jodkaliumlösung stehende Zinkplatte gegen die in der Säure befindliche Platte desselben Metalls wie wenn sie negativ gegen letztere wäre. Zur Prüfung, ob dem wirklich so sei, setzte der Verfasser einen Apparat zusammen, worin Jodkaliumlösung durch thie- rische Blase von der Schwefelsäure oder Salzsäure getrennt war, stellte in jede Flüssigkeit eine Platte von gleichem Metall und verband die beiden Platten durch den Draht eines empfind- lichen Multiplicators. Auf diese Weise fand er, wider Erwarten, dafs, bei An- wendung von Zink, Kupfer, Silber und Platin, die in Jod- kaliumlösung stehende Platte stark positiv ist gegen die in Schwefelsäure, dals sich aber beim Zinn die Sache anders verhält, die Platte im Jodkalium stark negativ ist gegen die in der Säure. Mit Jodkaliumlösung und Salzsäure machen sich die Erscheinungen fast ebenso. Werden Zink, Kupfer, Silber oder Platin (zuvor geglüht), angewandt, so ist die Platte im Jodkalium wie zuvor positiv gegen die in Säure; Zinn da- gegen verhält sich wieder umgekehrt. Diefs Verhalten der Jodkaliumlösung gegen die genann- ten Säuren bleibt sich gleich, sie mag noch rein sein, oder durch die thierische Blase so viel Säure aufgenommen haben, dals sie theilweise zersetzt, bräunlich geworden ist, und stark sauer rea- girt. Sie löst dann das Zink mit Brausen auf, aber dennoch ist, auffallend genug, die in ihr stehende Platte stark positiv gegen die in der Säure befindliche. Hier, wo Jodkaliumlösung und Säure durch eine Scheide- wand von thierischer Blase getrennt sind, verhält sich also das Zink scheinbar gerade umgekehrt wie bei den früheren Ver- suchen, die von den oben erwähnten im Grunde nur dadurch ab- 217 weichen, dafs bei ihnen die beiden Flüssigkeiten durch eine Schei- dewand von einem edleren Metalle getrennt sind. Wodurch kann nun diese scheinbare Umkehrung bewirkt worden sein? — Offenbar nur dadurch, dafs die metallene Scheidewand (wenn wir den Bügel vom negativen Metall so nen- nen wollen) auf der dem Jodkalium zugewandten Seite po- sitiv und auf der durch Säure zugewandten negativ geworden ist. — Dals diefs wirklich der Fall sei, wenigstens beim Silber und Kupfer immer, und beim Platin in Bezug auf Schwefel- säure, zeigen die eben erwähnten Versuche. Allein wenn das entgegengesetzte Verhalten des Zinks in den beiden Fällen, wo die Scheidewand von Blase und wo sie von Silber oder Kupfer ist, durch eine Veränderung oder Po- larisirung der metallenen Scheidewand erklärt werden soll, so muls diese Polarisirung stärker sein als die des Zinks, oder an- ders gesagt, die elektromotorische Kraft, welche entspringt, wenn eine Silber- oder Kupferplatte in Jodkaliumlösung, und eine zweite Silber- oder Kupferplatte in der von dieser Lö- sung durch Blase getrennten Säure steht, muls stärker sein als wenn, bei gleicher Sonderung beider Flüssigkeiten, die eine Zinkplatte in Jodkalium, und die andere Es in Säure befindlich ist. Ob diefs wirklich der Fall sei, — darüber können die ange- führten Versuche nicht entscheiden, weil man, wegen möglicher, ja erwiesener Ungleichheit des Übergangswiderstands bei den ver- schiedenen Metallen, aus einer Verschiedenheit in der Stärke der Ströme nicht geradezu auf eine gleiche Verschiedenheit der elektromotorischen Kräfte schliefsen kann. Um nun zu sehen, ob bei den erwähnten Ketten aus einem Metall und den beiden Flüssigkeiten: Jodkaliumlösung und Säure, die elektromotorischen Kräfte nach der Natur des Me- talls wirklich ungleich seien, und zwar ungleich in dem vermu- theten Sinne, — setzte der Verf. einen Apparat zusammen, der aus zwei solchen Ketten bestand, so geordnet, dafs sie einander entgegen wirken mufsten. Die eine dieser Ketten bestand immer aus Zink und den beiden Flüssigkeiten (Jodkaliumlösung und Salz- oder Schwefel- säure), getrennt durch Blase, die andere successiv aus Zinn, 218 Kupfer, Silber oder Platin und denselben beiden Flüssig- keiten, getrennt ebenfalls durch Blase. Wenn bei einer solchen Anordnung ein Strom auftrat, so konnte er nur durch eine Verschiedenheit der elektromotorischen Kräfte entstanden sein und die Richtung des Stromes mulste an- zeigen, welches der zwei Metalle in Berührung mit den beiden Flüssigkeiten die stärkere elektromotorische Kraft entfaltete. Zu- gleich war, was wichtig ist, die Möglichkeit eines aus der ge- genseitigen Berührung der beiden Flüssigkeiten entspringenden Stroms verhindert, denn wenn auch ein Strom aus dieser Quelle entstehen sollte, so mulste er doch hier, vermöge der entgegen- gesetzten Lage der Flüssigkeiten in beiden Ketten, aufgehoben sein, nicht minder wie der, welcher sonst auch aus dem gegen- seitigen Contact der heterogenen Metalle hervorgegangen sein würde. Die Resultate waren nun folgende: Mit verdünnter Schwefelsäure und Jodkaliumlösung als Flüssigkeiten hatten beständig das Übergewicht über die Zink- kette: die Silber- und die Kupferkette; die Zinnkette unterlag dagegen der Zinkkette; und bei der Platinkette zeigte sie ein doppeltes Verhalten, anfangs hatte sie, später die Zinkkette das Übergewicht. — Mit Berücksichtigung des frü- heren Versuchs, will das sagen: Silber und Kupfer entwickeln in Berührung mit den beiden Flüssigkeiten eine grölsere, Zinn dagegen eine kleinere oder vielmehr entgegengesetzte elektro- motorische Kraft als Zink; Platin endlich anfangs eine grölsere und später.eine kleinere als dasselbe Metall. Mit verdünnter Salzsäure und Jodkaliumlösung als Flüssigkeiten hatten das Übergewicht über die Zinkkette: die Silber- und die Kupferkette, dagegen unterlagen derselben die Platin- und die Zinnkette. Silber und Kupfer entwickeln demnach in Berührung mit den beiden letzteren Flüssigkeiten, eine grölsere, Platin eine geringere und Zinn eine entgegengesetzte elektro- motorische Kraft als Zink. Hierdurch werden nun die Erscheinungen bei den Ketten aus zwei Flüssigkeiten und zwei einander nicht berührenden Me- tallen aufgeklärt. 219 Um nur bei denen, aus verdümter Salzsäure und Jod- kalium stehen zu bleiben, so hat mit den Combinationen Zink - Silber und Zink-Kupfer die Säure das Übergewicht über das Jodkalium nicht deshalb weil das Zink in Jodkalium negativ würde gegen das Zink in Säure, sondern darum, weil das Silber und ebenso das Kupfer stärker positiv wird im Jodkalium als das Zink, und schwächer positiv oder stär- ker negativ in der Säure als dasselbe Metall. Bei der Combination Zink - Platin überwiegt die Jod- kaliumlösung die verdünnte Salzsäure aus dem Grunde, weil das Platin in dem Jodkalium weniger positiv, und in der Säure weniger negativ wird als das Zink. Und mit der Combination Zink- Zinn beruht das Über- gewicht des Jodkaliums über die Salzsäure darauf, dafs das Zinn durch die beiden Flüssigkeiten im entgegengesetzten Sinn verändert wird wie Zink, nämlich positiv in der Säure und negativ in der Jodkaliumlösung, während das Zink in der er- sten Flüssigkeit negativ, und in der letzten positiv wird. Klarer wird der Zusammenhang durch nebenstehende Fi- guren, von denen Nr.1 eine Kette aus zwei Flüssigkeiten und zwei einander nicht be- rührenden Metallen — oder, wenn man lieber will — ein System von zwei Ketten aus zwei Metallen und einer Flüs- sigkeit, — und Nr.2 ein Sy- stem von zwei Ketten aus einem Metall und zwei durch ‚ Blase getrennten Flüssigkeiten vorstellt, mit folgender Buch- stabenbedeutung: s verdünnte Salzsäure, # Jodkaliumlösung, 5 Blase, »» Multiplicator, Z Zink und N negatives Metall. Nach dem Obigen mufs nun, wenn in Fig. ı die Kette B das Übergewicht hat über die Kette 4 weilp—n>p'—n', auch inFig. 2 die Kette B’ das Übergewicht haben über die 4’ weil 220 n—n>p—p, und so umgekehrt. Das ist nun bei Anwendung von verdünnter Salzsäure und Jodkaliumlösung mit den angeführ- ten Metallcombinationen wirklich der Fall (Bei Anwendung von Zinn als negativem Metall wirken übrigens 4’ und B’ in glei- chem Sinne). Es läfst sich daher erwarten, dals dieser Parallelis- mus beider Klassen von Erscheinungen sich auch ferner bewäh- ren, und somit der hier aufgestellten Erklärung des Faraday- | schen Problems eine weitere Bestätigung verleihen werde. Die Klasse beschlofs auf den Bericht der dazu ernannten Commission dem Herrn Grafen von Bucquoy für das ihr gefäl- ligst mitgetheilte Manuscript (S. Bericht vom 19. u. 23. Juli 1838) ihren Dank abzustatten und es bis zur weiteren Verfügung des Herrn Verfassers bei sich aufzubewahren. Das Manuscript, welches Herr Graf de Perron eingesandt hatte, wurde den Mitgliedern, welche sich mit dem Fache der Zoologie beschäftigen, mitgetheilt (S. Bericht v. 17. Oct. d.J.). 414.November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Karsten las über die chemische Verbindung der Körper. Fünfte Abhandlung. Alle Vereinigungen von Körpern, welche im flüssigen Zu- stande eine homogene Mischung darstellen, sind wirkliche chemi- sche Verbindungen, ohne Rücksicht darauf, ob sie in bestimmten Mischungsverhältnissen vereinigt sind, oder nicht. Was sich aber aus einer gemeinschaftlichen Mischung krystallinisch absondert, und was bei dem langsamen Erstarren einer geschmolzenen Mischung homogen bleibt, ist eine Verbindung nach bestimmten Verhältnissen der Mischung. Das Heterogenwerden einer flüs- sigen Mischung, nämlich die Absonderung eines Körpers von be- stimmter Art, d.h. von bestimmten Mischungsverhältnissen, kann nicht durch chemische Kräfte erfolgen, sondern es liegt der Tren- nung eines Körpers aus einer allgemeinen Verbindung eine eigen- thümliche Bildungskraft zum Grunde. Das Wesen des chemi- schen Processes besteht nämlich darin, dals neue Körper durch die Verbindung mehrer Körper gebildet werden; das Hete- 221 rogenwerden der Mischung ist folglich ein der chemischen Wir- kung geradezu entgegengesetzter Procels. Die Mischungskraft sucht alle in der Mischung befindlichen Körper zu einem homo- genen Ganzen zusammen zu halten, durch die Bildungskraft wer- den Körper von bestimmter Art aus der Mischung ausgeschieden. Verbindungen, welche durch Temperaturveränderungen, ohne Zutritt eines anderen Körpers, eine Veränderung in ihrer Natur erleiden, werden ebenfalls nicht durch chemischen Procels ver- ändert, obgleich der durch die Bildungskraft herbeigeführte Transformationsprocefs mit einem chemischen vergesellschaftet sein kann, wenn die Zersetzungsprodukte selbst wieder auf ein- ander einwirken. Wenn sich aus dem Marmor durch verdünnte Salzsäure kohlensaures Gas entwickelt, so geschieht dies in Folge eines chemischen Processes. Wenn aber die Kohlensäure durch das Brennen des Marmors entweicht, so erfolgt die Entmischung nicht durch chemische Einwirkung. Den chemischen Procefs würde man auch den Mischungsprocels nennen können. Es sind dazu immer zwei Körper erforderlich, die ihren electrischen Zu- stand mit einander austauschen. Damit dies geschehen könne, ist die unmittelbare Berührung der Körper nicht die einzige noth- wendige Bedingung, sondern es mufs sich auch mindestens der eine von ihnen in dem flüssigen Aggregatzustande befinden. Zwei heterogene starre Körper mischen sich nicht, denn obgleich sie bei der Berührung in den entgegengesetzten electrischen Zustand gesetzt werden, so ist dies doch nur der Zustand der electrischen Spannung, nicht der des Überganges oder der Bewegung, welcher erst dann möglich wird, wenn der Träger der Electricität, — die ponderable Materie, — dieser Bewegung folgen kann. Bei der Entmischung der im flüssigen Zustande befindlichen Substanzen durch electrische Einwirkung, wird die Mischungsveränderung in der Zersetzungszelle weder durch den Zutritt eines andern Kör- pers, noch durch Temperaturdifferenzen bewirkt und kann daher durch einen chemischen Procefs nicht veranlafst werden. Die Entmischung erfolgt vielmehr in der Art, dafs die EE der flüssigen Mischung polarisch auseinander treten, wodurch die Materie, als der Träger der E, genöthigt wird, sich an den Polen anzuhäufen, die mit der entgegengesetzten E versehen sind. Der Procels der Entmischung durch Temperaturerhöhung, — die sogenannte frei- 222 willige Entmischung der Körper, — bietet vielleicht eine ent- fernte Analogie in der Art dar, dafs das Auseinandertreten der + und —E des Körpers, bei einem gewissen Grade der Tem- peratur, zu der Höhe gesteigert wird, dafs die Materie selbst der polaren Entzweiung der E folgen mußs. Der eigentliche chemische Procefs findet an der Cohaesions- kraft der durch die Verbindung zu zerstörenden Körper einen Widerstand. Eben so wird auch in vielen Fällen die Ausson- derung eines Körpers von bestimmter Art, aus einer homogenen Verbindung, durch die Kraft (Mischungskraft) erschwert, welche alle in der Mischung befindlichen Körper zu einem homogenen Ganzen zusammen zu halten strebt. Wenn ein paar Körper sich unter Umständen mit einander verbinden, wobei die Entwickelung eines elastisch - flüssigen Kör- pers stattfindet, so lälst sich die Mischungskraft durch mechani- schen Druck schwerlich überwältigen; allein es können unter starkem Druck andere Verbindungen entstehen, als sich unter dem gewöhnlichen atmosphärischen Luftdruck ausbilden würden. Zur Erklärung werden besonders mehre mit Schiefspulver ange- stellte Versuche angeführt. Dagegen kann in manchen Fällen durch einen starken Druck die Entwickelung der elastischen Flüs- sigkeit verhindert werden, wenn die Entmischung des Körpers in der erhöhten Temperatur nicht durch den chemischen Pro- cefs, sondern durch den Transformationsprocels erfolgt, wovon die organischen Verbindungen jedoch ganz auszuschlielsen sein dürfen. Was man chemische Wahlverwandtschaft nennt, ist nicht der Erfolg einer Wirkung der Mischungskraft, sondern einer die- ser entgegenstrebenden Kraft, der Bildungskraft. Über die aus einer chemischen Verbindung hervorgehende Trennung läfst sich im Voraus nichts bestimmen; die Erfahrung allein kann darüber entscheiden. Alle Angaben über die Erfolge der Vereinigung der heterogenen Körper und über die Absonderung von bestimm- ten Verbindungen während, oder aus dieser Vereinigung, sind nichts weiter als eine Sammlung von einzelnen Erfahrungen, die nach der Beschaffenheit der Temperatur, des Luftdrucks, des Concentrationszustandes der Mischung und deren Beschaffenheit, grolse Modificationen erleiden. Diese Erfolge der sogenannten 223 einfachen und doppelten Wahlverwandtschaft, welche man zu ordnen und zu einer bestimmten ‘Regel zu erheben bemüht ge- wesen ist, sind solche Sammlungen von einzelnen Erfahrungen, die nicht allein für den praktischen Chemiker von hoher Wichtig- keit sind, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur näheren Kenntnils der physikalischen und chemischen Eigenschaften der Körper liefern. Aber solche Erfolge lassen sich keinesweges als die Wirkungen einer chemischen Kraft betrachten, weil sie durch Temperatur, Concentrationszustand u.s.f. so vielfach modificirt werden, dals sich daraus zwar gewisse, durch viele Ausnahmen zu beschränkende Regeln ableiten lassen, ohne darin aber eine Gesetzmälsigkeit über die Ursache der Trennung des Körpers aus der allgemeinen chemischen Verbindung, durch chemische Wir- kung, auffinden zu können. Die Absonderung ist eine Wirkung der Bildungskraft, die in dem Wesen des unter den vorhandenen Bedingungen sich bildenden Körpers begründet ist; chemische Wirkung würde sein Entstehen aus der allgemeinen Mischung verhindert, aber nicht befördert haben. Diese Abhängigkeit des Erfolges von den jedesmal vorhandenen Bedingungen ist der An- nahme nicht günstig, dafs in einer flüssigen Mischung der sich aus- sondernde Körper von bestimmter Art schon fertig gebildet durch die Gruppirung seiner vorausgesetzten Atome vorhanden sei. Er entsteht vielmehr erst unter ganz bestimmten Umständen und es entsteht ein anderer Körper, wenn Temperatur, Concen- trationszustand der Mischung u.s.f. sich ändern. Die Erfahrung lehrt nicht, und kann nicht lehren, dals die Körper aus Atomen zusammengesetzt sind und daher ist das Bestreben, eine Erklärung über den Erfolg des Processes durch ein Verschieben, Umlegen, Drehen der Atome zu erhalten, nur in unserer Vorstellung be- gründet, welche sich der Atome nach Belieben bedient, um die Erklärung dem jedesmaligen Erfolge anzupassen. Die Annahme von Atomen steht mit der Lehre von den bestimmten Mischungs- verhältnissen nicht im. mindesten im Zusammenhange, denn die Verhältnisse der Mischung können durch die Atomenlehre nicht erkannt, sondern nur auf eine sinnliche Weise erläutert werden, weshalb sie ein bequemes Mittel für die Berechnung abgeben, aber dem Verstande nicht genügen, um über das Wesen der Kör- per einen Aufschlufs zu erhalten. 224 Schon durch die blofse Veränderung des Cohaesionszustandes erfahren die Körper sehr wesentliche Veränderungen in ihren Eigenschaften. Wasser und Eis zeigen in ihren chemischen, in ihren electrischen und in ihren physikalischen Eigenschaften so grofse Verschiedenheiten, dafs sie für Körper von ganz verschie- dener Art gehalten werden müssen, indem zwischen beiden keine andere Ähnlichkeit und Übereinstimmung stattfindet, als dafs der eine aus dem andern entsteht. Noch mehr müssen sich daher die Eigenschaften des Wassers verändern, wenn es mit andern Körpern chemisch verbunden ist. In solcher Vereinigung ist es weder Wasser, noch Eis, sondern ein für sich nicht mehr vor- handener Körper, welcher nur durch die Vernichtung der chemi- schen Verbindung, von welcher er einen Bestandtheil ausmacht, mittelst eines chemischen Processes von bestimmter Art, wieder dargestellt werden kann. Ähnliche Veränderungen wie das Was- | ser, erleiden alle Körper, die sich mit anderen chemisch vereini- gen. Es entsteht durch die chemische Verbindung ein neuer Körper, dessen Bestandtheile sich durch einen bestimmten chemi- schen Procels zwar wieder erzeugen lassen, die aber in dem Kör- per eben so wenig vorhanden sind, als das Wasser im Eise, oder als das Eis im Wasser. Der verschiedene Cohaesions- und Ver- dichtungszustand der Materie ist es, der bei gleich bleibendem - Druck und bei gleich bleibender Temperatur, den neuen Zustand der Materie in der chemischen Vereinigung mit anderen Körpern erklärbar macht. Diamant und Kohle sind ein höchst merkwür- diges Beispiel von dem verschiedenen Cohaesions- und Verdich- tungszustande der Materie. Die chemische Übereinstimmung bei- der Körper würde uns unbekannt geblieben sein, wenn der Ver- dichtungszustand des Diamant ein bleibender wäre und durch die Verbindung mit Sauerstoff nicht ganz in derselben Art aufgehoben würde, wie der Verdichtungszustand der Kohle, wenn dieselbe mit Sauerstoff das kohlensaure Gas bildet. Es ist kein Fall bekannt, bei welchem sich die chemische Vereinigung zweier Körper nicht durch eine Veränderung des specifischen Gewichtes, also des Verdichtungszustandes der Ma- terie, zu erkennen gäbe, und da an dieser Veränderung des Volu- mens alle Körper Theil nehmen, durch welche die neue Verbin- dung gebildet wird, so läfst sich durch den Versuch, also durch 225 Erfahrung, nur erweisen, dafs durch die Vereinigung von A und B der Körper € gebildet wird, aber nicht behaupten, dafs C aus A und B zusammengesetzt sei, denn A sowohl als 3 haben durch die Verbindung zu dem Körper G ihre früheren Eigenschaften verloren, welche sie unter gewissen Umständen nur wieder erhalten können, wenn € durch chemische Action zerstört wird. Durch das specifische Gewicht wird die Eigenthümlichkeit der wägbaren Materie recht eigentlich characterisirt und aus einer Veränderung desselben ist daher mit Recht auf eine wesentliche Veränderung der Materie selbst zu schliefsen. Niemand wird läugnen, dals das sogenannte Polychrestsalz aus Schwefelsäure und Kali zusammengesetzt werden kann; wenn aber mit dem Ur- theil, dafs das Salz aus Schwefelsäure und Kali bestehe, zugleich das Urtheil über die Natur dieser Verbindung ausgesprochen wer- den soll, so würde ein solcher Ausspruch über alle Erfahrung hinausgehen. Durch gewisse chemische Reactionen lassen sich zwar Schwefelsäure und Kali aus dem Salz darstellen, aber durch andere Reactionen erhält man aus demselben Salz Schwefel, Ka- lium und Sauerstoff. Die Voraussetzung, dals das Polychrestsalz aus Schwefelsäure und Kali bestehe, ist daher eben so wenig rich- tig, als die, dals es aus Schwefel, Kalium und Sauerstoff zusam- mengesetzt sei. Die Erfahrung lehrt nur, dafs durch verschiedene Reactionen verschiedene Stoffe und Verbindungen aus dem Salz dargestellt werden können, dafs diese also nicht darin vorhanden, sondern durch die Zerstörung desselben erst erzeugt worden sind. Die Schwefelsäure welche mit dem Natron das Glaubersalz ge- bildet hat, besitzt gewils ganz andere Eigenschaften in dieser Ver- bindung, als diejenige welche in Vereinigung mit Zinkoxyd den Zink- vitriol bildet. Das Chlor ist in Verbindung mit dem Natrium zu Kochsalz ein ganz anderer Körper als in Vereinigung mit Queck- silber zum Sublimat; der Sauerstoff in Verbindung mit Arsenik ist unbezweifelt ein anderer Körper als in seiner Vereinigung mit Eisen. Die verschiedenen Verdichtungszustände weisen unmittel- bar darauf hin, wenn man auch die auffallenden Verschiedenheiten in den Wirkungen der genannten Substanzen auf das organische Leben, je nachdem sie mit diesem oder mit jenem Körper ver- bunden sind, ganz unberücksichtigt lassen will. 226° Die in der Chemie eingeführte systematische Nomenclatur und die chemischen Zeichen unterdrücken, bei den Schülern der Wissenschaft, jede andere als die doch nur einseitige Vorstellung über die Zusammensetzung der Körper aus einzelnen homogenen oder verschiedenartigen Körpertheilchen, welche sich bald unmittel- bar, bald mittelbar vereinigen sollen, je nachdem sie zu Radikalen, oder zu Verbindungen von verschiedener Ordnung erhoben wer- den. Gewils ist es eine schöne Aufgabe für den menschlichen Scharfsinn, die Bestandtheile eines Körpers, welche sich als das unbestreitbare Resultat der Elementar- Analyse desselben ergeben, in den mannigfaltigsten Verhältnissen und Beziehungen zu ordnen, um dadurch einen sirnlichen Begriff von seiner Zusammensetzung zu erhalten, und daraus gewisse, leicht falsliche Regeln abzuleiten, nach welchen die Verändernng seiner Bestandtheile bei bestimm- ten chemischen Actionen, unter eben so bestimmten Bedingungen der Temperatur, des Luftdrucks, des Concentrationszustandes der Mischung u.s.f. erkannt werden kann; aber solche Vorstellungs- art bleibt immer nur eine Hypothese, die sich leicht durch eine andere ersetzen läfst und welche über das, von der chemischen Zusammensetzung des Körpers ganz unabhängige, Wesen dessel- ben nicht den geringsten Aufschluls zu geben vermag, am wenig- sten aber dazu angewendet werden-darf, den Körper aus beliebig geordneten Combinationen seiner Bestandtheile zusammen zu bauen, wie unsere chemischen Formeln und unsere Nomenclatur es vorschreiben, oder wohl gar das chemische und physikalische Verhalten eines Körpers aus solchen Gruppirungen seiner Bestand- theile, die nur in unserer Vorstellung vorhanden sind, abzuleiten und daraus zu erklären. Einleuchtend wird es aber aus solcher, das innere und eigen- thümliche Leben der Naturkörper vernichtenden Vorstellungsart, ‚ warum die Corpusculartheorie das Vorhandensein unbestimmter chemischer Verbindungen eben so wenig zugeben kann, als sie gestatten darf, die homogenen flüssigen Mischungen, die ein be- stimmtes Mischungsverhältnifs nicht besitzen, für wahre chemische Verbindungen zu halten. Bei den auf dem sogenannten nassen Wege dargestellten Mischungen von unbestimmten Mischungsver- hältnissen, läfst sich das Auflösungsmittel nicht plötzlich entfernen, und darin ist ohne Zweifel der Grund zu suchen, weshalb sich 227 bei dem Heterogenwerden dieser Mischungen immer nur be- stimmte Arten, oder Verbindungen von bestimmten Verhältnissen der Mischung bilden. Auf dem trocknen Wege gelingt es aber nicht selten, durch plötzliches Erstarren, homogene Verbin- dungen nach unbestimmten Mischungsverhältnissen zu erhalten. Die Corpusculartheorie sieht dieselben als eine Verbindung von bestimmten Verhältnissen der Mischung an, — weil sie voraus- setzt, dals ein solcher Körper schon völlig gebildet in der Mi- schung vorhanden sei, — aufgelöst in dem im Übermaals vorhan- denen Bestandtheil. Die Unrichtigkeit dieser Ansicht geht aus der Bildung des weilsen Roheisens hervor, welches man als eine Isomerie des grauen Roheisens von ganz gleichem Kohlegehalt ansehen könnte, wenn letzteres die Kohle nicht zum grofsen Theil im ungebundenen Zustande enthielte. Dergleichen Verhältnisse können vielleicht bei anderen polymerischen Verbindungen eben- falls eintreten, indem es nicht immer mit Zuverlässigkeit ermittelt werden kann, ob einer von den sogenannten polymeren Körpern eine wahre chemische Verbindung, oder nur ein inniges Gemenge . von mehren Verbindungen ist. Sollte überhaupt der verschiedene Cohaesions- und Verdich- tungszustand der Materie, der sich durch das veränderte specifische Gewicht so auffallend und so unverkennbar ausspricht, nicht eine ge- nügendere und angemessenere Erklärung für die, ganze Classen von Körpern characterisirende Isomorphie, und für die Polymerie dar- bieten, als die eben so unerweisbare als unwahrscheinliche Annahme von Körperatomen und deren gegenseitige Stellung und Anord- nung? Sehr schöne Beispiele von solchen, durch den verschie- - denen Verdichtungszustand der Materie veranlafsten Isomerien bietet uns die Natur bekanntlich in dem Granat und Vesuvian, in dem Kalkspath und Arragon dar, welche bei ganz gleichen Mischungsverhähltnissen, im specifischen Gewicht, in der äulseren Gestalt und in ihrem chemischen und physikalischen Verhalten so wesentliche Verschiedenheiten zeigen. Werden wir nicht durch solche Beispiele belehrt, dafs die chemischen Reactionen eines Körpers und die aus einer Analyse erkannten Bestandtheile dessel- ben, uns recht eigentlich nur den Leichnam, den Körper nach seiner Zerstörung kennen lehren, und dals die aulgefundenen Be- standtheile uns über die Natur des Körpers keinen Aufschluls zu 228 geben vermögen? Werden wir nicht dadurch belehrt, dafs nicht die chemische Zusammensetzung, sondern eine gewisse, von höhe- ren Principien als von einem Gezimmer aus kleinen Körpertheil- chen abhängige bildende Kraft es sein müsse, welche den Natur- körpern ihre Individualität und ihre wesentlichen Eigenschaften verleiht? An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Possart, das Kaiserlhum Rufsland, Th.1. Statistik. Stuttgart 1840. 8. ‚„ Lukaszewicz und Mulkowski, das Königreich Polen und der Freistaat Krakau. ib.eod. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Herrn Professor Possart in Ludwigsburg v. 18. Oct. d.J. L’Institut. A. Section. Scienc. math., phys. et nat. 7. Annee. No. 305. 31 Oct. 1839. Paris. 4. Tables alphabetiques. 1. Section. 5. Annee. 1837. No. 191-222. ib. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1839. No. 81-84. Stuttg. 4. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1839, Juin. Paris. S. v. Schlechtendal, Liznaea. Bd. 13, Heft 3. Halle 1839. 8. 21. November. Gesammitsitzung der Akademie. Hr. Ritter las über die geographische Verbreitung des Zuckerrohrs, Saccharum officinarum, in der alten Welt, vor dessen Verpflanzung in die neue Welt, nebst einer Karte. Die seit kurzem wieder aufgefundnen Trümmer der einst so berühmten Stadt Ahwaz in Khusistan (Susiana), am Kuranflusse (Euläus, Pasitigris), welche zur Zeit der Abassidischen Khalifen, nebst ihrer gleichberühmten Nachbarin Jondi Sapur, der hohen Schule der Arzneiwissenschaft, Griechisch - Syrischer Nestorianer für Perser und Araber, unter dem Schutze der Sassaniden wie der Khalifen hochgefeiert, in höchster Blüthe stand, gab die Ver- anlassung zur Untersuchung der frühesten geographischen Ver- breitung des Zuckerschilfes und des daraus bereiteten Aroma’s. Denn jene Sitze der Wissenschaften und des Grolshandels waren, 229 nach den Berichten der Zeitgenossen, umgeben von Zuckerrohr- wäldern, und die Kaufleute von Ahwaz waren durch Bereitung des Zuckers ungemein reich geworden, weil sie zu ihrer Zeit allein mit dieser Waare ganz Iran und Rum versorgten. Diese früher unbeachtet gebliebene Angabe orientaler Autoren, wurde, durch die Wiederauffindung unzäliger, grofser Mühlsteine, welche durch die an Umfang den Ruinen Babylons gleichen Trümmer von Ah- waz zerstreut auch öfter aquäductartig aneinander gereiht in Grä- ben liegen, und offenbar frühera Zuckerrohrpressen angehörten, bestätigt. Wie und wann kam nun das Rohr nach Susiana? war es dort einheimisch oder verpflanzt? weshalb tritt dort die Raf- finerie des Zuckers zuerst im Grofshandel und in der Pharmakopöe auf? und wo ist das Rohr wie die Kunst der Zuckerbereitung einheimisch? bei Chinesen, Indern, Arabern, wie man bisher an- nahm, oder in Susiana, welches eine früher unbekannt geblie- bene Vermittelungsstation in der Geschichte dieses merkwürdigen Aroma’s, zwischen Orient und Occident einnimmt. Seitdem erst begann die Verpflanzung durch Nord-Afrika und Süd-Europa, und, mit der Übersiedlung in die neue Welt, der Einflufs dieses Gewächses und seiner Productionen, auf Colonisation und Plan- tagenwesen, welche seit Jahrhunderten, bis heute, so merkwürdig zurückwirkten auf das Schicksal der schwarzen Menschenrace in Afrika, wie auf die Handelsmärkte und die Industrie von Europa. Nur die geographische Seite, und insbesondere die asia- tische, als die ältere, primitive, welche, ungeachtet meisterhafte Untersuchungen in Beziehung dieses Colonialproductes auf die neue Welt, in vielen Punkten der alten Welt doch noch in Dun- kel gehüllt geblieben, sollte, als Ergänzung jener Arbeiten, aus- schliefslich hier ins Auge gefalst werden, um dadurch einen Bei- trag zur Productenkunde der alten Welt und zu dem Culturfort- sehritte ihrer Völker zu geben. Bei einem solchen Versuche waren gleichartige Benennungen verschiedener Gewächse und Substanzen, in alten und neuern Zeiten zu unterscheiden, die wilde und künstlich gewordene Hei- mat hervorzuheben, der rohe und verarbeitete Verbrauch des ma’s zu sondern, die Orte, die Zeiten und Nationen, die An- er, die Verarbeiter wie die Methoden und die Bahnen der rlieferung und Colonisationen zu bezeichnen, um bei so zer- grxx 230 streuten Daten zu einem nur einigermalsen klaren Gesammtüber- blick zu gelangen. Das völlige Stillschweigen der ältern Griechen und Römer über das Zuckerrohr, die erste dunkle Hindeutung auf dasselbe in einem Fragmente bei Theophrast, halbdunkle bei P. Terentius Varro, Aelian und wenig Andern, der anfängliche Gebrauch des Ausdrucks Fanxagov, für das Medicament Zadaschir, die kiesel- artige Concretion gewisser Indischer Bambusarten, welche noch heute Sakar Mambu in Indien genannt wird, das wir bei Plinius, Galenus, Dioscorides, Archigenes, Arrian und andern vorfinden, ein Ausdruck, welcher erst später mit dem des Saccharum des Zuckerrohrs identificirt wird, scheinen an sich schon Thatsachen, welche es wahrscheinlich machen, dafs die Heimat des Zucker- rohrs nicht in Vorder-Asien zu suchen, sondern erst in spätern Zeiten aus Ost-Asien nach West-Asien übertragen sein wird. Der neuen Welt, wie Europa und Afrika, völlig fremd, ist es nur hypothetische Voraussetzung gewesen, dem Zuckerrohr auch in Vorder-Asien seine Heimat anzuweisen; kein historisches Datum spricht dafür; seine Benennungen führen auf die Ostseite des Indus zurück. Sarkara, ım Sanskrit, Sakkara, im Prakrit, und mit wenig Differenzen im Mahratta und Tamul, sind die Be- nennungen, welche, von Barygaza aus, nach Arrians Periplus, sich, seit Dioscorides Zeiten, über die Westwelt, als TARYap, Saccha- rum verbreitet haben; durch Vermittelung der Arabischen Form Sukkur, Sukhir, ging dieselbe vom Medicament auch auf das Aroma über, und wurde die Grundlage der Benennung bei allen West- völkern der Erde. In Indien selbst ist aber nicht Sarkara, son- dern Ikshu, Ikshava, der gewöhnliche Ausdruck für das Zucker- rohr, und für die Composita; er ist zugleich durch die älteste Mythe der Buddhalehre in der wahren Heimat des Gewächses, im Deltalande des Ganges, in Bengalen, verherrlicht, wo der älteste Abhnherr Buddha’s, der Stammvater Sakya Sinha’s, der Son- nenrace, aus dem Saamen des kinderlosen Iswaras (Adi Buddhas), als Zuckerrohr hervorspriefst, von dem ein Sohn geboren wird, dessen Prinzengeschlecht sich bis heute noch nach Hodgson, Ikshava Aku, die vom Zuckerrohrgeschlechte nennen. Die Benennung Ikshu blieb aber einheimisch, ward. nicht welthistorisch; Sarkara (von Sr’, zertheilen, Zertheiltes, Zer- 231 stückeltes, was bei Plin. H.N.xıı. 18 am sacckaron, durch nucis avellanae magnitudine ausgedrückt ist) dagegen bezeichnete nicht das Rohr, sondern dessen Product, der einen oder andern Art, wie zuletzt auch der trocknen Masse des Zuckers, die als Waare in den Welthandel kam, auf welche daher, auch nur jener Name ‚Saccharum, der kieseligen Concretion, übertragen werden konnte. Schon jene vom Indus nordwärts bis zu Mongolen, Tubetern, Türken, und westwärts von Persern bis zu Arabern am Atlas und Portugisen am Tajo, identische Benennung, spricht, von der ety- 'mologischen Seite dafür, dafs das Gewächs in früherer Zeit dort ein Fremdling war. Ganz entgegengesetzt von jener Erschei- nung, der westlichen identischen Namengruppe, ist die der viel- namigen Mittelgruppe, welche für die eigentliche, primitive Hei- mat des Gewächses zu nehmen sein wird. Hier treten nicht nur in Indien selbst, aufser den Sanskritnamen noch viele andre ein- heimische, in den verschiedenen Sprachen Indiens eigenthümliche hervor, sondern auch eben so in Hinter-Indien und Süd- China, ‚wo der daselbst einheimische (Kan zsche, d.h. sülses Rohr) von "Chinesen nach Japan und zu Mandschu übertragen ist, denen bei- ‚den letztern das Gewächs selbst fehlt. Zu dieser Mittelgruppe der einheimischen Namen gehört im Sunda Archipel, noch die Benennung des Malayischen Sprachstammes 7Zudbu, oder Tabu, für Zuckerrohr (Gula für Zucker), welche dieselbe Rolle für die ‚maritime Welt des stillen Oceans übernommen hat, wie die San- 'skritische für die continentale des atlantischen. Von dieser Wur- zel, Tuöbu, der Mittelgruppe der Heimat des Gewächses, sind alle " Benennungen auf die dritte, grolse Zuckergruppe, die Ostgruppe, oder die Australische, übertragen, und es würde diels der Ana- "logie nach zu einem ähnlichen Resultate der Einführung des Zuk- 'kerrohrs, als Culturgewächs, durch die vielen Hunderte der In- seln der Südsee bis zur fernsten Osterinsel führen, wenn wir für eine solche Verpflanzung, wie für die Westseite der Erde, histo- ‚rische Zeugnisse besäfsen. Nur die Sprachzeugnisse sprechen für ‚diese, da alle Stämme und Dialecte der Malayensprachen vom Ta- 'gali (wo 7450) und Malacca an, bis zur fernen Osterinsel (wo 75, das Zuckerrohr, die östlichste Polynesische Verstümmelung) sich derselben Wurzel für das Zuckerrohr bedienen, das auf keiner 232 einzigen dieser Inselgruppe im wilden Zustande, sondern nur als angebaut, schon zu G. Forster’s Zeit, vorkam. Dem Malayischen Ausdruck Gula, für Zucker, entspricht das Sanskritische Gula, für „rohen Zucker”, welches auch Gura, Gour im Bengali heilst, (wo Gur, die Zuckerstadt am Ganges, deren Ruinen bei Radja mahal von Fr. Buchanan Hamilton aufgefun- den wurden); sein sanskritischer Ursprung im Gangesdelta wo die Zuckerbereitung in sehr frühe Zeiten zurückgeht, ist mit der Kunst dieser Bereitung wol erst zu Malayen übergegangen, und bei ih- nen ein eingebürgertes Wort geworden, Alles dieses weiset auf Bengalens Paradiesclima, des Ganges- delta’s, oder auf das Clima der India aquosa, als die primitive Hei- mat des Zuckerrohrs, im Centro der Mittelgruppe zurück. Zwar ist auch hier, so wenig wie in der Ost- oder West- Gruppe, ir- gend eine Spur von Vorkommen des Zuckerrohrs im wilden Zu- stande die Rede, so viel auch Indische Botaniker danach geforscht haben; aber diesen Umstand, den Mangel eines wilden Naturzu- standes, aus welchem sich eine primitive Heimat ermitteln liefse, hat dieses Gewächs nur mit allen Cerealien und so vielen andern Culturgewächsen und Culturthieren gemein. Aber uralt ist das historische Zeugnifs, auch aulser der Etymologie und Genealogie der Benennungen, von dem Zuckerreichthum Bengalens, das selbst den Namen Gvr, davon, vor so vielen Jahrhunderten erhalten hatte. Im Ramajana- wie im Manu-Codex sind die Beweise der Verspei- sung von Zuckerrohr und die Art der Zubereitung schon gehäuft, woraus sich dasselbe als allgemeines Nahrungsmittel und Getränk ergibt; es ist Opfergabe für die Götteraltäre, hochgeehrt in sei- nen Eigenschaften und denen seiner Productionen bei den Vityans, oder den Brahmanen - Ärzten, aus deren Materia Medica die Lob- preisungen wol in die der Perser und Araber zu seiner Zeit über- gingen. Das schwüle, tropische und subtropische Clima der geglie- dertsten Planetenstelle, der Indisch - Sundischen Welt scheint vom Anfang an auf die reichste Entwicklung des Zuckerstoffs durch alle Gewächsformen, zumal aber im Baue dieses Rohrs, durch alle Gliederungen seines Organismus hindurch, in Quanti- täten und Qualitäten, am günstigsten eingewirkt zu haben. Muls man nach dem Vorgange der grolsen Botaniker Rob. Brown 233 und A. v. Humboldt geneigt sein, bei zweifelhaften Heimaten in beiden Erdhalben cosmopolitisch gewordener Gewächse, den- jenigen Länderräumen die primitive Heimat derselben zuzuschrei- ben, in welchen die meisten übrigen Species desselben Genus im wilden Zustande sich vorfinden, so führt auch dieses auf doppelte Weise nach Bengalen zurück. Denn hier, wo, nach Fr. Buch. Hamilton, die Grasungen grofsentheils vom Genus Saccharum mit gröfstem Wucher aufschiefsen, und eben so wie der Baum- wuchs der Landschaft, ihr characteristische Physiognomie geben, ist es, dals von diesem Genus allein 11 verschiedne Species (nach W.Roxburg), daselbst, einheimisch und wild (nur Sach. sinense und etwa officinarum ausgenommen) vorkommen, während in an- dern Theilen Indiens und jener Mittelgruppe diese Zahl auf weit sparsamere Arten reducirt zu sein scheint, die eine Species Sach. spontaneum, aber als steter Gefährte das Zuckerrohr bis zur Oster- insel begleitet, beide, aber, keineswegs auf das an nährenden Ge- ' wächsen so kärglich ausgestattete, obwol sehr benachbarte und tropische, Australische Continent hinüberschreiten. Geht man nun die einzelnen Landschaften der Mittelgruppe, hinsichtlich des Anbaus des Zuckerrohrs durch, so zeigt sich schon gegen Süden, auf Ceylon, nur eine kärglichere Verbreitung; ge- gen Nord und Nordwest über Andipur in Butan, Katmandu 4,500 Fuls üb. d.M. in Nepal, noch Anbau, wie in Rohilkund; kein Anbau in Kaschmir; nur Verpflanzung, nach jüngern historischen Zeugnissen, in Multan zur Zeit der Khalifen, in Kabul zur Zeit Sultan Babers, in Balk nach Abulfeda, in Masanderan in noch neuern Zeiten. Gegen Südost und Ost aber, wol nicht gleiche Fülle wie in Bergalen, aber doch reichliche Cultur in Arakan, Birma, Malakka, Sumatra, Java, der Sundagruppe, in Cochinchina, Tunkin, den Philippinen und Süd-China, wo die Nordgrenze der Zuckerrohr-Cultur das Thalgebiet des grofsen Kiang oder Süd- stroms bildet, von Szutschuen (unter 26° N. Br.) bis Hang tschu fu, dem Quin-sai Marco Polo’s (unter 30° N. Br.). Die sparsamen Angaben Europäischer Beobachter hierüber, zumal aber die Marco Polo’ s, des Pater Martini und G. Stauntons, erhalten ihre Bestä- tigungen und wichtige Bereicherungen an bisher unbekannt ge- bliebenen Thatsachen durch das Küang yücki, oder die Chinesische Producten-Beschreibung der Provinzen, vorzüglich aber durch 234 die sehr interessanten Artikel des Chinesischen Plinius Li schi tschin in seiner Naturgeschichte, dem Pen tsao kang mu (vom Jahr 1596, unter der Dynastie Ming) über die Namen, den Anbau, die Geschichte der Verbreitung des Zuckerrohrs (Kän ische) und sei- ner verschiedenen Arten, welche mit gröfster Genauigkeit in die- sem lehrreichen Werke behandelt sind. Die drei Stellen, an welchen Marco Polo von der Zuckerrohr - Culiur in China spricht; zu Quinsai, wo mehr gebaut und mehr Zucker als in der übrigen Welt fabricirt werde, dessen Ertrag die Kasse des Kaisers unge- mein bereichere; zu Ungue (bei Fu tschu fu), von wo die ganze Hofstatt des Kaisers zu Kambalu mit dem Aroma versehen werde, und zu Fugui (Fu tschu fu in Fukian), das so viele Schiffe aus In- dien mit seinem Zuckerfabricate belade, erhalten dadurch vollstän- dige Aufklärung. Es geht daraus die sehr frühzeitige, grolse Industrie und auch ausgezeichnete Technik in der Zuckerbereitung hervor, die gemacht hat, dals man häufig die Chinesen auch für die Erfinder der Zuckerraffinerie hielt, indefs andre die Benga- lesen oder Inder, noch andre die Araber, dafür ansahen, oder noch andre einen gewissen Byzantinischen Arzt, Actuarius, diese zu- schrieben. Da die Chinesen seit langer Zeit, und bis heute, in der Bereitung des schönsten, erystallisirten Zuckers, des Zucker- kand, alle andern Nationen weit übertreffen: so schien dies jene Annahme zu bestätigen. Moseley hielt das Tanyap, bei Dios- corides, für solchen Zuckerkand; andre hielten die Raffinerie bei Chinesen für uralt, noch andre lielsen die chinesische Technik der Zuckerbereitung auf die neue Welt übertragen, man hielt selbst das Wort Kand, das die einen von Candia,, als Übergangs- ort der Waare, andre von einem neugriechischen Worte zavreov, andre aus dem Arabischen erklären wollten, für Chinesischen Ur- sprungs. Dies ist es aber, wie schon v. Humboldt gezeigt hat, nicht; Khanda ist ebenfalls Sanskritisch, einen fabricirten Zucker (von khand, brechen, theilen, also so viel als Theil, Stück, Bruch- stück), bezeichnend; Zuckerkand (auch bei Persern und Arabern Shakar kand), ein ganz Sanskritisches Compositum, und kein ihm gleichlautendes etwa in der Chinesischen Sprache im Gebrauche. Dagegen heilst dort dieser Zang sung, oder Scha tang, Sand- Zucker, von Scha, d.i. was klein und süls, dann auch Sand, ist; und von Zang (oder im Cantondialect Zong), Süls oder Zucker. 235 Sein Schriftzeichen ist kein ursprüngliches, sondern es hat zum Wurzelbild das des „Reis’, woraus man schon schliefsen darf, dals die ältesten Zuckerarten in China noch nicht aus Zucker- rohr, sondern aus Reis fabricirt wurden; dagegen das Zucker- rohr, das Tsche, sein bestimmtes Schriftzeichen hat, das keine andre als nur diese Bedeutung haben kann, woraus sich ergibt, dafs es seine ursprüngliche Heimat im Lande hat, und nicht erst dahin verpflanzt ward. Dieses war also in Ma Chin uralt, der Rohrzucker aber erst späteres Fabricat, und sein Schriftzeichen erst auf das Zeichen, des Reisproductes, nämlich auf den Reiszucker (Mi-Tang), übertragen. Hiermit stimmt nun auch das offene Geständnifs der Natur- geschichte des Pen tsao kang mu überein; die sagt, dals die Kunst den braunen Scha tang zu bereiten, aus den Abendländern (Si yu) herstamme. Kaiser Tai tsung, von der Dynastie Tang (reg: - 627-49 n. Chr. G.) schickte Leute nach Si yu, welche diese Kunst Er ei erlernten; in der Encyclopädie Ku kin sse wan lui, steht an der- selben Stelle des Berichtes, statt Si yu, speciell genannt Mo kito, d.i. Magada, d.ı. Bengalen; also das wahre Zuckerland, von wo- her Tai tsungs Gesandte die Kunst der Bereitung des braunen Scha tang mitbrachten. Diese, wie jedoch aus allem hervorgeht, nur roheste Art der Abdampfung und Verdickung des Zucker- saftes (keineswegs Raffinirung) eignen sich also die Chinesen kei- neswegs selbst als ihre Erfindung zu, eben so wenig die verfei- nerten ‚Processe des Raffıinirens, denen sehr vielerlei Arten an- derer, roherer Zubereitungen vorhergingen. Erst durch die kunstreichere Gewinnung des reinsten, nah rendsten, zur dauernden Aufbewahrung und Transport befähigten Aroma’s konnte dem Gewächs eine höhere Bedeutung verliehen, _ dasselbe zum Colonialgewächs erhoben, und seine Production in den grolsen Welthandel hineingezogen werden; dadurch wurde es erst seiner ostasiatischen Heimat enthoben, in den Westen Asiens und in neue Welten verpllanzt, und aus einer Localgabe zu einem Cosmopoliten umgebildet. Magada konnte im VI. Jahrhundert schon an China seine künstlichere Zuckerbereitungsmethode des braunen Scha tang mit- theilen, aber den weilsen, erystallisirten, raffınirten Zucker besals Bengalen selbst noch nicht. Die erste Spur von dieser Waare 236 zeigt sich nach dem Sturz der einheimischen Brahmanen - Könige von Bangala, als die Muhamedanischen Eroberer Nordindiens, die Dynastien der Ghuriden und Khiljy, zu Gebietern von Delhi und Bengalen geworden waren, wo, nach Ferischta’s Mittheilung, auch sogar die vom Jahre 1303, zu Delhi, der Residenz, festgestellten Marktpreise der verschiedenen Zuckersorten, unter denen auch Zucker in erystallinischer Form, Zuckerkand aufgeführt ist, ange- geben sind. Diesen bearbeiteten Zucker lernen Marco Polo in Bengala, später Odoardo Barbosa (1510) bei Moren am Ganges, Vasco de Gama in Calicut (1478), Lodov. de Barthema in Ma- labar, Corsali (1515) in Ormuzd und Aden kennen, Pedro Al- varez (1500) im Golf von Cambai, dem alten Barygaza. Raffı- nirter Zucker ist also in Indien seit Anfang des XIV. Jahrhun- derts im Gebrauch, im XV. Jahrhundert schon allgemein. Wie die Kunst seiner Zubereitung dort hinkam wird uns nicht gesagt; wir können sie aber fast mit Gewilsheit nachweisen, wenn wir zuvor die Berichte über die Einführung in China erforscht ha- ben werden. Für China erhalten wir zwei unverwerfliche Zeugnisse durch Augenzeugen, statt eines, von der Einführung einer verbesserten Zuckerbereitung, nämlich durch Pater Martini und Marco Polo, dessen letztere weit frühere Nachricht entschieden die wahre Raf- finerie des Zuckers betrifft. Pater Martini, bei seinem Aufent- halte in Szü tschuan (1640), erfuhr dort das Histörchen von der Einführung der Kunst des Zuckerkochens aus dem Zuckerrohr, welches vom dasigen Landvolke einem Indianischen Götzenpfaf- fen, wie er sich ausdrückt, der zu ihnen gekommen, zugeschrie- ben wird; also von einem Fremdlinge, der kein anderer als ein Buddhapriester gewesen sein kann, der, wie so viele seiner Or- densbrüder, damals aus Indien, Assam, Mien, Ava oder Tübet in das Gebirgsthal am obern Kiangstrom eingezogen sein mag, die Tugenden des Zuckerrohrs pries, und durch seine Kunst, die er aus Magada mitbringen konnte, erhöhte, wie andre vor ihm die heilsamen Eigenschaften des Thee’s, daselbst, ebenfalls zuerst priesen. Was der Tyroler Missionar ohne chronologisches Da- tum erzälen hörte, gibt Li schi tschin in seiner Naturgeschichte genauer, wo er von einer verbesserten Art der Zuckerbereitung, Tang shuang, d. i. Reifzucker (Sacchari pruina) spricht, und 237 sagt: die Kunst, diesen zu bereiten, ward zuerst in den Jahren Tali, der Dynastie Tang (766-79) gelehrt, und zwar durch einen Bonzen Namens Tseu ho schang (d.i der Bonze Tseu), welcher sich um jene Zeit in Szü tschuan im Distriete Sui ning, auf dem Berge San schan niederliels u.s.w. Diese Art einer schon ver- edelten Zuckerfabrikation geht dort, also in das VII. Jahrhun- dert zurück. Die wahre Raffınirung des Zuckers kommt jedoch erst spä- ter, wie wir aus Marco Polo’s merkwürdiger Nachricht über Ungue in Fukian erfahren, das damals die Residenz mit Zucker versahe. Vor der Mongolen Herrschaft unter Kublai Khan (d. i. vor dem J. 1270 n. Chr. G.) sagt der Venetianer, verstanden die Einwohner zwar einen guten Zucker zu machen, aber sie koch- ten und schäumten ihn nur ab, worauf er dann nur zu einem schwarzen Teige (pasta nera) erkaltete. (Also blofse Abdampfung - ohne Raffınirung durch Zusätze.) Als aber Kublai Khan Herr von China geworden, befanden sich an seinem Hofe einige Män- ner von Babylonia, welche nach Ungue gingen, und dieser Stadt das Raffiniren durch Einwerfen gewisser Holzasche (Pottasche: ad affinarlo con cenere di certi alberi n. M. P.) lehrten. Dieser veredelte Procefs der Raffinirung ist also keine Er- findung der Chinesen, wenn sie sich dieselbe auch in hohem Grade angeeignet, und in derselben Provinz, von welcher Marco - Polo dies erzält, in Fukian, bis heute die edelste Art des Zuckers (Tung sung, i.c. Saccharum canthum) von ihnen bereitet wird, der überhaupt bekannt ist, aber im Oriente selbst aufgebraucht, _ fast nie nach Europa kommt, im Handel den Namen Chinchew (d.i. von der Stadt Tschin tschu in Fukian) führt. So lassen sich die Namen der Waare, wie die Raffinirung, und selbst der Weg ihrer Einführung, durch alle Einzelnheiten geographisch nachweisen; aber wie kamen babylonische Männer an den Hof Kublai Khan’s? woher hatten diese ihre Kunst er- lernt? wer konnten diese gewesen sein, um in Fukian die Lehr- meister in den Zuckersiedereien der Fukian lan, der gewerbilei- fsigsten und industriösesten Chinesen, zu werden. Das Paradox- _ scheinende dieser bisher aufser Acht gelassenen Angabe des edeln Venetianers verschwindet aber, wenn man erwägt, dafs gleich- zeitig mit Kublai Khans Eroberung von China (seit 1253), sein 238 Bruder Hulaku Khan, das Khalifat der Abassiden am Tigris zu Bagdad stürzte (1258), Marco Polo aber in den’ Jahren 1285 und 1292 auf seiner Küsten-Reise in Ma Chin oder Süd-China, durch Fukian, die Einführung der Zuckerraffinerie in den dorti- gen Siedereien kennen lernte. Diese hatte unstreitig auf Veran- lassung des sehr umsichtigen und thätigen Kaisers Kublai, der sehr auf Bereicherung bedacht war, zum Vortheil seiner Staats- casse statt gefunden, da er selbst dabei 34 Procent vom Gewinn abzog; an seinen glänzenden Hof berief er aber Männer von Wissenschaft und Kunst aller Art, von allen Nationen und Re- ligionen, deren Verdienste er, wie wir aus Marco Polo’s Ge- schichte wissen, fürstlich belohnte. Die Babylonier sind also Bagdader, die mit dem Sturze dieser neuen Babylonia unter dem Schutze der kaiserlichen Brüder, aus dem Westen in den Osten Asiens versetzt, die Kenntnils jenes technisch schon verfeinerten Processes zn Chinesen brachten, welche ihn nur weiter aus- bildeten. _ Dies war dem Gange der schon bekannten historischen Be- gebenheiten gemäls; aber woher besalsen die Bagdader selbst diese Kenntnils, in einem Lande, wo wir bisher, nach unsern Geschichten, keine Spur von Zuckererzeugung vorfanden, wo kaum einmal das Vorkommen des Zuckerrohrs im Deltalande des Tigris und Euphrat erwähnt ward. Dennoch tritt beides auch hier, nämlich künstliche Verpflan- zung und Fabrication, bei näherer Untersuchung hervor, doch durch Geschichtschreiber so ganz unvorbereitet, dafs beide leicht übersehen werden konnten. Es sind hier die Stadtgeschichten, welche uns darüber Licht geben, zumal die von Jondi Sapur und Ahwaz, als die Sitze der Nestorianer, griechischer und arabischer Gelehrsamkeit, der berühmtesten Ärzte ihrer Zeit, der Naturwis- senschaften, der Chemie, des Zuckeranbaues und der Zucker- fabrication. Schon Moses Chorenens. sagt: in Elymais, bei Jondi Sapur werde köstliches Saccharon gebaut, die erste und älteste Nach- richt von dessen Cultur, ja von dessen Existenz überhaupt, west- wärts des Indus, im Euphratgebiete, wenn diese Stelle seiner Geogr. Armena auch nicht strenge genommen schon dem V. Jahrh. sondern einer um weniges spätern Zeit, da Bassora schon Be- 239 stand hatte, also Ende des VII. Jahrhunderts angehört. Wie das Zuckerrohr dahin gekommen, wird nicht gesagt. Da wir es dort nicbt für einheimisch halten können, vermuthen wir, dals es auf dem Wege aller Gewürze jener Zeit, durch den Perser Golf, und zwar über Siraf, das berühmteste Emporium dahin kam, das jetzt eine Wüste ist, das aber damals, und noch zu Ebn Haukals Zeit im X. Jahrhundert berühmt war durch seinen Verkehr mit Indien und China. War doch schon auf demselben Wege, zu Theophrastes Zeit, auf der Insel Tylos, in demselben Golf die erste Baumwollenplantage angelegt. Nicht nur alle Arten Ge- würze, sondern auch Medicamente aus Indien, sagt Ebn Haukal, kamen über Siraf in den Verkehr der Westvölker. Sollte das Zuckerrohr ganz ausgeblieben sein, da in jener Zeit noch kein Zucker sich transportiren liels. Und wirklich sagt uns der Schif- ferbericht des Abuzeid el Hacens nach Indien und Zaitun, dals dieser Araber in Indien ein Rohr fand, welches dem in seiner Heimat, zu Siraf wachsenden Zuckerrohre gleich war. Es war also das Zuckerrohr wirklich schon vor dem Jahre 850 n. Chr. G., in welchem die Fahrt geschahe, zu Siraf bekannt und unstreitig eultivirt; und dieser Anbau scheint seit längerer Zeit schon dort, wie in Jondisapur einheimisch gewesen zu sein. Der Vortheil des Zuckeranbaues kann wol schwerlich auf lange Zeit dem Spe- eulations- und Gewerbegeist der so umsichtigen Handelsleute von Siraf, wie ihr Zeitgenosse Ebn Haukal ihn schilderte, entgan- gen gewesen sein. War nun dieser Handelsgeist in Siraf, oder ein andrer Grund, in jenem Gondisapur (dem Jondi shapur der Orientalen, erbaut von den Sassaniden-Königen Sapor I. oder II. im III. oder IV. Jahrhundert) und dem benachbarten gleichzeitigen Ahwaz, die erste Veranlassung dieser bis dahin westlichsten Zuckerrohran- - pflanzungen gewesen, wir wissen es nicht; aber gewils ist es nicht zufällig, dafs diese Cultur mit der ältesten medicinischen Academie aus der Hypokratischen Schule im Orient, zu Gondisapur, in einer und derselben Localität Susianas zusammenfällt. Diese war schon durch ihren Mäcen Khosroes Anuschirvan (reg. 532-579 n. Chr. G.) unter dem Einfluls Nestorianischer mit der Griechischen Literatur vertrauter Christen, zu hoher Berühmtheit emporgeblüht, und für ‚Perser wie Araber, auch unter den nachfolgenden Khalifen, zu- 240 mal unter Harun als Raschid, dem Zeitgenossen Karls des Grofsen, in allen Zweigen der Wissenschaften reichlich ausgestattet wor- den. Von ihr aus wurden, wie vom benachbarten Ahwaz sehr viele Leibärzte der Abassiden nach Bagdad in die neue Residenz berufen, in einer Zeit, da vorzüglich von diesen die Bearbeitung der Medicamente und Pharmakopöen durch die Fortschritte der Alchemie und Chemie ausging. Beide Städte glänzten damals nicht nur durch den Reichthum ihrer Kaufleute, sondern auch durch die grofse Zahl ihrer Gelehrten, und von diesen ging. die Gelehrsamkeit und das Studium der dort betriebenen Disciplinen auch auf die Residenz des Oberhauptes der Moslemen, auf Bagdad selbst, wo sich nun der Sitz der Künste und Wissenschaften der Araber vom X. bis zum XH. Jahrhundert erhob, über, welche die fürstlichsten Unterstützungen der Khalifen genossen. Die Khalifen selbst nahmen Antheil an den Studien, und waren mit thätig in den Laboratorien. Noch Al Mostanser, der Khalif, der Zeitgenosse Dschingiskhans, kurz vor dem Sturze des Khalifats, stiftete eine Akademie in Bagdad, die an Grölse, Bau, Einrichtun- gen, Pracht, an Zahl der Studiosen, Stipendiaten und Einkünfte Alles übertraf, sagt Abulfaradsch, was man nur denken konnte, wozu auch die Anstellung von Ärzten, die Anlagen von Bädern, Laboratorien, Apotheken u.s. w. gehörten, die mit allen Arten von Nahrungen, Getränken, Medicamenten auf das vollständigste ausgestattet waren. Welche wichtige Rolle damals die Arzuei- wissenschaft, die Alchemie, die Apothekerkunst bei den Arabi- schen Fürsten spielte, zeigt sich auf jeder Seite der Annalen des Malatiensischen Arztes Abulfaradsch, der unter andern auch die zahlreichen Schüler des berühmten Al Rhazi, eines Zeitgenossen des Simon Maimonides, namentlich aufführt. Diese damaligen Araber waren dort die Erfinder der Apothekerkunst, der Alche- mie, der Chemie, wie die Namen ihrer neu aufgebrachten Com- positionen und Medicamente: Alkohol, Naphtha, Kampfer, Be- zoar, Julap, Syrup und unzälige andre, die bis heute auch in der europäischen Praxis fortbestehen, beweisen. Die grolsen arabi- schen Ärzte: Al Rhazi, Ali Abbas, Avicenna und Andere, wurden durch ihre gelehrten, fast göttlich verehrten Werke über die Me- dicamente und Medicinen weltberühmt, in denen sie die Resultate der Alchemie und Chemie für die medicinische Praxis nieder- 241 legten, welche zur Norm für eine lange Reihe der folgenden Jahrhunderte geworden sind. In diese Periode, aus welcher uns freilich die directen Be- weise noch fehlen, mufs jedoch, wie es scheint, unter viele andre Erfindungen und Entdeckungen jener Zeit auch die Kunst der Zuckerraffinerie, d.i. der veredelten Zubereitung des gereinigten Zuckers, anfänglich wol nur zum Behuf der Medicamente und der Pharmakopöe gesetzt werden: denn damals tritt dieser gereinigte, erystallisirte Zucker zuerst in jenen medicinischen Werken, ganz allgemein hervor. In diese Zeit würde dann auch wol jener so- genannte Actuarius gehören, der von manchen für den Erfinder dieser Kunst angeführt wird. Doch ist dessen Person (ob Joan- nes Actuarius? der bekannte Autor, der aber erst Ende des XIII. Jahrhunderts als Arzt in Constantinopel leben soll, dessen Schrif- ten, zum Theil erst aus Arabischen Quellen geschöpft, andre noch unbekannt sind) noch zweifelhaft, und derselbe Titel vielen Leib- ärzten der Byzantinischen Kaiser, von der Kaiserin Irene (802) bis auf Michael Paläologus (1232) gemeinsam, und vielleicht könnte - selbst dam#, bei den Autoren, einmal ein Leibarzt der Khalifen beehrt sein. Wenn in frühern Zeiten nur von jenem alten Saccharon des Dioscorides und Galenus, oder von den Honigarten bei den Alten die Rede war, so kam später die Form der Syruparten für das Sülse in den Apotheken auf, mit denen Wunderkuren vollbracht wurden; dann aber erst seit dem Persischen Arzte Ali Abbas er- scheint in der Bereitung der Apothekerwaren auch der Zucker. Sollte er, der Leibarzt des Buidischen Fürsten Adhaeddoula (er stirbt im J. 983 n. Chr. G.), der Verfasser des so berühmten „Kö- nigsbuches” (Al Malec), welches nur dem Canon des Avicenna weichen mufste, in welchem eben der Zucker die genannte Rolle spielt, oder Al Rhazi, jener Erfinder selbst oder einer seiner Zeit- genossen sein? Unter ihnen war die Erfindung auf jeden Fall ge- macht, und kam in Gebrauch. Ali Abbas war es, der im Königsbuche den Nutzen des Zuckers ganz vorzüglich hervorhob, ihn als Nahrungsmittel neu- geborner Kinder anpreiset, mit Zucker und Milch die Schwind- sucht heilet, u.a.m. Damals muls der raffınirte Zucker, wie er in der Apotheke in Gebrauch kam, schon bereitet worden sein. 242 Auch der berühmteste seiner unmittelbaren Vorgänger, der hoch- gefeierte Alı Rhazi (er stirbt im J. 923), durch seine Alchemie und grofse Schule bekannt, hatte kurz vor ihm den Zucker gleich- falls als Medicament bei allen Zehrfiebern, Schwindsuchten u. s. w. eingeführt. Ihr noch berühmterer Nachfolger Avicenna (er stirbt im J. 1036), der alle seine Vorgänger verdunkelt, wird nun ge- wönlich als solcher anerkannt, der in seinen Werken (Canon me- dicamin: Zuccarum quid est: Arundo Zuccari etc.) den Zucker als allgemeines Medicament in die Apotheke eingeführt, in der dieses Aroma, als ein solches, auch bis in das XV. Jahrhundert blieb. Kein bestimmter Ort, keine sichre Zeit, kein bekannter Künst- ler, hatte sich bisher der Erfindung der Zuckerraffinerie gerühmt, welche mit der eben dadurch veranlafsten, fortschreitenden Ver- pflanzung des Rohrs von so wichtigen Folgen für die Völkerge- schichten geworden; keine genauern Thatsachen waren darüber nachgewiesen. Fassen wir aber alles Obige zusammen; die pri- mitive Heimat in Bengalen, die älteste Pflanzung zu Gondisapur im V. oder VII. Jahrhundert, der bekannte Wuchs desselben zu Siraf im IX., die Zuckerrohrwälder, von denen Ahwas umgeben war bis zu seiner Zerstörung durch Mongolen, der grolse Reich- thum seiner Kaufleute unter den Abassiden durch die Zucker- fabrication und den Alleinhandel mit dem Aroma für ganz Iran und Rum; ferner die alte medicinische Schule zu Gondisapur, die berühmtesten Ärzte, Alchemisten, Chemiker, eben daselbst unter Nestorianern, Persern, Arabern, wie in Ahwaz und Bagdad; ihre Bearbeitungen und Erfindungen für Pharmakopöen, Apothe- ken, Medicamente, die Einführung der Erfindung des Zuckers zuerst nur als Medicin im Königsbuche Alı Abbas und im Canon des Avicenna im X. Jahrhundert, die Zuckerpreise auf dem Markte der Mohamedaner in Delhi mit Ende des XII. Jahrhunderts. Nimmt man hierzu die Verbreitung der Kunst der Raffinerie nach Bagdads Sturze, durch Babylonische Männer, bis China, und die zahllosen Mühlsteine einstiger Zuckerpressen, welche noch heute die Trümmerhügel von Ahwaz, seit Hulagus Eroberungszuge, als antiquarische Denkmale, das Gesagte bestätigend, bedecken: so scheint wol kaum eine Spur von Zweifel übrig zu bleiben, dafs Khusistan am Euläus, oder Kuran, und zunächst Gondi Sapur oder Ahwaz, mit ihren Umgebungen, also das alte Susiana, als Sitz die- 243 ' ser merkwürdigen Erfindung anzusehen sein werde, wenn nicht schon im VIIL, doch schon zu Ende des IX. oder zu Anfange des X. Jahrbunderts. Der Schlufs dieser ganzen Abhandlung, von welcher die erste Abtheilung sich mit den Vorkomnissen des Gewächses anf dem Asiatischen Boden hauptsächlich beschäftigte, die zweite mit dem Gange der genannten Erfindung, führte, in der dritten Abtheilung, die westliche Verpflanzung des Zuckerrohrs durch West- Asien, Nord-Afrika und Süd-Europa, nach historisch-geographischen Da- ten weiter fort, bis zur Übersiedlung in die neue Welt. Zur Ver- anschaulichung aller Raumverbältnisse der ganzen natürlichen und künstlichen Verbreitungssphäre des Gewächses, wurde eine mit den dahin einschlagenden Daten bezeichnete Landkarte, dem Vor- trage zur Erläuterung beigefügt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de U’ Academie des Sciences 1839. 2.Semestre No.17 et18. 21.et28. Oct. Paris. 4. L’Institut. 14. Section. Science. math., phys. et nat. 7. Annde No0.306. 7. Nov. 1839. Paris. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1839. No. 85-88. Stuttgart und Tü- bingen. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.386. Altona 1839, i Nov. 14. 4. © Graff, althochdeutscher Sprachschatz. Lief. 17. 18. Theil IV. ö Bogen 29-58. Berlin 4. i 25. November. Sitzung der philosophisch--hi- storischen Klasse. N Hr. Steffens trug einen Aufsatz über den Pomponatius vor. Diesesmal behandelte er die Schrift de immorta- - litate animae. ’ Es ist bekannt, dafs die Schriftsteller über die Geschichte der Philosophie in neuern Zeiten (Brücker, Buhle, Tenne- _ mann) sich sehr ausführlich mit diesem Philosophen beschäf- tigten. Was vorzüglich das Interesse für seine Ansichten er- _ weckte, war der praktische Inhalt derselben. Die philosophischen 244 Untersuchungen über die Unsterblichkeit der Seele, über das Fa- tum und sein Verhältnils zur menschlichen Freiheit, über die Ein- wirkung dämonischer Kräfte und ihrer Gewalt den ruhigen ge- setzmälsigen Gang der Natur aufzuheben, berührten Elemente der Philosophie, die in der neuern Zeit wichtig geworden waren und man kann mit Recht behaupten, dafs, nachdem Aristoteles aus dem griechischen Text besser gekannt wurde, Pomponatius der erste war, der durch eine scharfsinnige und klare, aus den specu- lativen Grundelementen der Philosophie geschöpfte Untersu- chung, den Gegensatz zwischen Glauben und Wissen, zwischen Religion und Philosophie hervorhob und darstellte. Es war ein Versuch das über die Religion sich erhebende Vernunft - Er- kennen zu begründen, welches sich als esoterische Lehre ausbil- den wollte und nicht allein in der Schule, sondern selbst bei der Geistlichkeit Beifall fand, so dafs ein Rationalismus sich zu ge- stalten anfıng, der in seinen Principien mit den neuern überein- stimmte, obgleich er in seiner besondern Ausbildung — auf eine ganz andere Natur- Ansicht begründet — eine sehr abweichende Form erhalten mulste. Obgleich nun, durch verwandte Interessen angezogen, die genannten neuern Schriftsteller der Geschichte der Philosophie, die philosophische Lehre des Pomponatius ausführlich behan- delten, so berührten sie dennoch nur die frappanten Resultate, die populäre Seite und übersahen oder erkannten nicht die speculative Begründung derselben. Diese ward aus der Schrift de immortalitate animae hervorgehoben und nachgewiesen. Die Fortsetzung wird die wichtigere Schrift de Fato, libero arbitrio et praedessinatione, so wie die gleichzeitig ausgearbeitete de incan- tationibus, beide in ihren bis jetzt verkannten speculativen Grund- Elementen behandeln. Die Klasse beschlofs dem Herrn Dr. Schmölders zu Paris ihre Zufriedenheit mit dem von ihm über seine Arbeiten auf dem Gebiete der arabischen Philosophie erstatteten Bericht zu bezeugen. ($. Bericht vom 28. Oct. d. J.) 245 23. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Humboldt las eine dritte Abhandlung enthaltend: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane der Hochebene von Quito. Die ersten zwei Abhandlungen, vorgetragen am 9. Februar 1537 und 10. Mai 1838, entwickelten die gegliederte Construction der Andeskette, ihre Verhältnisse zu der Form des ganzen Continents und die geognostischen Resultate von drei Besteigungen des Vul- kans von Pichincha, dessen noch entzündeter Krater seit 60 Jah- ren nicht besucht worden war. Die dritte Abhandlung enthält die Beschreibung von drei grofsen Naturphänomenen, vom Einsturze des Vulkans Capac-Urcu oder Altar de los Collanes im Jahre 1462, eines Berges, der wahrscheinlich ehemals den Chim- 'borazo an Höhe übertroffen hat; von demEinsinken des Carguai- razo im Jahr 1698, wobei viele Quadratmeilen mit schlammigem, kleine: Fische (Pimclodus Cyclopum)) enthaltenden Letten bedeckt wurden, und endlich von der Catastrophe von Riobamba, das ist von einem die ganze Provinz verheerenden Erdbeben (4. Fe- bruar 1797). Das erste dieser drei Naturphänomene war fast ganz unbekannt geblieben, obgleich es im genauesten Zusammenhange mit der politischen Geschichte des Landes, mit der Eroberung des Hochlandes von Qnito durch den Inca Tupac Yupanqui steht; Hr. v. H. gründet seine Beschreibung auf die Traditionen der Einge- bornen und auf ein Manuscript, welches, um die Mitte des 16ten "Jahrhunderts, über die Schicksale seines Hauses der erste Christ (Juan Seplay Curi, Urenkel des letzten einheimischen Königs der Puruguay von Quito) niederschrieb. Die jetzige Gestaltung des eingesunkenen Vulkans Capac-Urcu und die geognostischen "Verhältnisse der Umgegend wurden mit dem verglichen, was in den Sagen desLandvolks sich noch erhalten hat. Des Bergsturzes des Carguairazo haben die französischen Akademiker zwar Erwähnung gethan, aber bei dem damaligen Zustande der physikalischen Wis- senschaften nicht die analogen Erscheinungen der Schlamm - Aus- würfe des Cotopaxi und Imbaburu zu deuten gewulst. Die grofse Catastrophe von Riobamba, in welcher über 30,000 Menschen den Untergang fanden, und deren zerstörende Wirkungen die des Erd- bebens von Calabrien (5. Februar 1785) weit übertrafen, ist von 9FUHr 246 niemand beschrieben worden, der den Schauplatz jener Verhee- rungen und Umwandlungen selbst besuchen konnte. Der sonst so genaue Botaniker Gavanilles hat allein in’den Zeones plantarum rariorum eine eben so kurze als ungenaue Notiz des Erdbebens von Riobamba gegeben. Der Name des brennbaren Schlammes (Moya) wird sogar, in dieser Notiz, als der Name eines Berges aufgeführt. Die Darstellung des Zusammenhanges vulkanischer Erschei- nungen erheischt das sorgfältigste Aufsuchen einzelner Thatsachen, sie mögen die Gestaltung der Oberfläche, die wechselnde Richtung der vulkanischen Thätigkeit, die Erweiterung oder temporäre Un- terbrechung der Erschütterungskreise, die Erhebung oder das Her- vortreten endogener Gebirgsmassen betreffen. „Wie in der or- ganischen Welt jedes tiefere Eindringen in den Entwickelungsgang und den Bau der einzelnen Organe neues Licht über das Ganze der Lebenserscheinungen (gleichsam der Lebensprozesse) ver- breitet, so spiegelt sich auch das gesammte Erdenleben in dem treuentworfenen Bilde einzelner Feuerschlünde und oft erschüt- terter Länderstriche.“ Was in den einzelnen Thatsachen noch in scheinbarem Widerspruche mit früheren Abstractionen steht, muls darum nicht immer als ein Beweis der Unsicherheit von die- sen betrachtet werden. Der Widerspruch hat oft nur seinen Grund in der Unvollständigkeit der Beobachtung selbst. Wenn man schon viele Jahre lang, wie am Ufer stehend, auf den Strom wechselnder Meinungen und bestrittener Thatsachen herabblickt, so bleibt man von dem Gefühle durchdrungen, dafs die Fortschritte der Naturwissenschaften weniger durch gewagte Abstractionen als durch unvollständig beobachtete Thatsachen gehindert worden sind, ja dals man sich jener leichter, als dieser entledigen kann. Die Geognosie hat sich aber, seit den letzten Jahrzchenden, vor- zugsweise eines Zustandes zu erfreuen, in dem aus den entfernte- sten Weltgegenden die chronometrische Reihung von Flöz- und Tertiär- Gebirgsarten, die Aufzählung der organischen Reste, welche dieselben enthalten, die Schilderung der Trennung der Sedimentschichten durch körnige endogene (plutonische und vulkanische) Gebilde, des Einflusses dieser Eruptions- Gebilde auf die Lage und das Gewebe der durchbrochenen Massen, des Zusam- menhanges der vulkanischen Erscheinungen (als Erhebungs- Cra- 247 tere; Auswurfs-Kegel, Schlamm - und Gas- Quellen, Ausdehnung der gleichzeitigen Erschütterungskreise) in einen befriedigenden Einklang treten. Dieser vervollkommnete Zustand der Wissen- schaft, zu dem das jetzt allgemein gefühlte Bedürfnils geo- guostischer Profile und geognostischer Karten so kräftig beigetra- gen, kann denen nicht entgehen, die das Neuere mit dem noch nicht sehr Veralteten zu vergleichen bemüht sind. Die Schärfe der Beobachtungen, denen die messenden und experimentirenden Disciplinen längst ihre unbestrittenen Vorzüge verdanken, ist in anderen Bestrebungen endlich auch ein nothwendiges Erfordernils geworden, und während dafs frühere Reisende in der Schilderung tropischer Klimate, der Verheerungen der Vulkane und der Wir- kungen des Erdbebens vorzugsweise das Sonderbare hervor- hoben, sucht, wenigstens die grölsere Zahl der neueren Reisenden, nach der Vorschrift desamasischen Geographen „das Wahre - mehr als das Erstaunliche zu sammeln.“ Die Hochebene von Quito gehört, wie Japan, die Insel Java und, in einem kleineren Mafsstabe, San Miguel der Azoren und Lan- cerote unter den Canarischen Inseln, zu den Theilen der bekann- temErde, in denen die Menschen, seit den frühesten Zeiten, am häufigsten daran gemahnt wurden, dals die sogenannten Festen verschiebbar sind, dafs unter der alten Erdrinde, vielleicht in nicht sehr großser Tiefe, noch dieselben Mächte walten, welche, entfes- selt oder minder eingezwängt, in urweltlicher Zeit, den ganzen ' Continenten, wie einzelnen Bergzügen, Form und Richtung, dem Luftmeere seinen periodisch-futhenden Druck und seine Mischung, den Typen desorganischen Lebens üppige Fülle, epochenweis-wech- selnde Gestalten und doch schon eine fixe geographische Begren- zung gaben. Hr. v. H. untersucht nach einander die Analogien, welche Vulkane ohne eigentliche Lavaströme darbieten, er schil- dert geographisch und hypsometrisch den Schauplatz der grolsen Erschütterungskreise in den nördlichen Anden, wie die Lage und Ümgebungen' des Capac-Urcu, dessen Einsturz eine der wich- tigsten Begebenheiten der politischen Geschichte des Hochlandes von Quito, die Epoche des Unterganges der Nationalität eines ein- gebornen Volksstammes (der Puruguay), die Zerstörung des Reichs des Conchocando vor Lican Guayna-Abomatta durch die von Cuzco aus’ eindringenden Incas bezeichnet. Durch synchronisti- 248 sche Anknüpfung mehrerer Begebenheiten, besonders der ersten Landung des Franzisco Pizarro an der Insel Punä und des Todes- jahres des Incas Huayna- Capac, wird die grolse Catastrophe an: das Jahr 1462 geknüpft. Man erhält wenigstens mit Gewilsheit eine Fehlergrenze, ein numerisches Maximum, über welhes hin- aus die merkwürdige Naturbegebenheit nicht gesetzt werden’ kann. Der jetzige Gipfel des Capac-Urcu (Altar de los Collanes) erreicht kaum noch 16,200 Fuls Höhe, aber wenn man sich die ge- neigten Hörner, Reste des alten Kraterrandes, verläugert und con- vergirend denkt, so erbält man allerdings einen Berg-Colols, der höher als der Chimborazo (21,100 F.), wenn auch nicht höher, als der, von Pentland in Bolivia gemessene Sorata (23,690: F.) war. Die vulkanische Bergkette des Andes bietet, in, physiognomischer Hinsicht, drei pittoreske, aber schr verschiedene Typen dar. Diese Typen bilden den Zauber des wundervollen Landes. Die tbäti- gen Vulkane mit einem Feuerschlunde im Gipfel sind Kegelberge, wie der Cotopaxi; eine zweite Form sind hochgewölbte Dome, Alpenkuppeln, wie der Chimborazo; eine dritte Form sind die zer- rissenen Gipfel, die zackigen Ränder eingestürzter Crater, fast ca- stellartige Ruinen darstellend, Denkmäler alter Verheerung; so der Carguairazo, die Zwillings- Pyramiden des Ilinissa und der Altar, welcher, nach des Verfassers Ausspruch, in dem Contour seines eingesunkenen Feuerschlundes den grofsartigsten Anblick darbie- tet, den er in beiden Welttheilen gesehen. Auf der Hochebene von Tapia, 9042 Fuls über dem Spiegel der Südsee, von der neuen Stadt Riobamba aus, ruht der Blick in Osten anf dem noch bren- nenden Vulkan Tungurahua, wie auf dem Altar de los Collanes, in Westen auf dem Chimborazo und Carguairazo. Wenn die Son- nenscheibe sich schon hinter die westliche Cordillere gesenkt hat, f so glimmen auf, wie in röthlichem Feuer, die Schneemassen des tiefeingeschnittenen Gipfels des Altar. Zwei Hörner erheben sich symmetrisch zu beiden Seiten, sanft gegen einander geneigt, wahr- scheinlich die Form des alten Kegels andeutend. Diese Hörner verbindet, nach hintenzu, eine niedere und jäh abgestürzte Felswand, von Norden nach Süden sich hinziehend. In der Mitte der Wand steht eine thronartige Erhebung, im Umrisse stumpf ausgeschweift, mit zwei nach aulsen gesenkten sehr kleinen Seitenflügeln. Diese thronartige Erhebung hat die spanische Benennung des Berges u 249 veranlafst. Hr. v. H. legte der Academie eine sehr charakteristi- sche Zeichnung des Berges vor, die er seinem vieljährigen "Freunde, ‚Hrn. Schinkel, verdankt. Sie ist nach einer Skizze ausgeführt, welche der Verfasser der Abhandlung in dem Llano de Tapia entworfen hatte. Die Vergleichung dieses Berg- gipfels mit denen von zehen anderen Berggipfeln der Andes- ‘kette, welche früher gestochen wurden, leitet auf Betrachtungen über die Ursachen, die nach Winkelmessungen aufgetragene Contoure dem Anblick, welchen Berge tief am Horizont gewäh- ren, ganz unähnlich machen. Pittoreske Darstellungen sind ihrer Natur nach von Profilen völlig verschieden: es müssen die erste- ren so entworfen werden, wie die mit Schnee bedeckten oder nackten Theile sich dem Auge darstellen, unbefreit von den Täu- schungen, welche die Farben-Contraste und die verflächt schei- nende Gestalt der Himmelswölbung in den Verhältnissen der Höhe und horizontalen Ausdehnung hervorbringen. Alle physischen Ur- sachen der Täuschung bei domartigen Schneebergen, schroffen Alpenhörnern oder mit Wald bekränzten Bergrücken, unter ver- schiedenartiger Beleuchtung, bei Sonnenschein oder Mondenlicht, trockner oder mehr durchscheinender, regenverkündender. At- mosphäre, sind noch nicht hinlänglich ergründet und doch beruht, in jeglicher Zone, die Mannigfaltigkeit des Naturgenusses, der ewige Zauber einer Gebirgs-Landschaft, auf diesem lieblichen Wechsel, der, uns selbst fast unbewufst, die Sinne täuscht und unsere Gemüthsstimmung bedingt. Der Beschreibung des Einsturzes des Gapac-Urcu und der vieljährigen Erdbeben, welche ihn begleiteten, folgt die Beschrei- bung des Versinkens der Kraterränder des Carguairazo am 20. Ju- nius 1698 und der dadurch veranlalste Ausbrnch von Schlamm und _ todten unterirdischen Fischen, Pimelodus Cyclopum. Das letztere luftverpestende Phänomen, wird mit vielen ähnlichen, die der neuesten Zeit angehören, verglichen. Zugleich untersucht der Verfasser das Maximum der Höhe, auf denen Alpenbäche und Alpenseen in der Andeskette und in den Pyrenäen Fische nähren. Die dritte Catastrophe, das Erdbeben von Riobamba (4. Fe- bruar 1797), ist nicht wie die beiden vorigen (1462 und 1698) von dem Einsturz hoher Berggipfel begleitet gewesen. Man hat mit Unrecht das Erdbeben von Riobamba als die Reaction eines ein- 250 zigen Vulkans (z. B. des Tungurahua) geschildert. Die vulkani- schen Mächte, welche erschütternd wirken, hausen unter dem ganzen Gewölbe des Hochlandes von Quito. Was wir dort ein- zelne Vulkane nennen, sind Öffnungen, die zu einem und dem- selben Hecrde führen. Ignis in aliqua interna valle eonceptus exaestuat, sagt Seneca sehr treffend, in ipso monte non aliınentum habet, sed viarn. Wenn man einen allgemeinen Blick auf die geognostische Constitution des Hochlandes von Quito wirft, in so weit es sich zwischen zwei Cordilleren, vom Bergknoten der vulkanischen Pro- vinz de los Pastos bis zu dem Querjoch des Assuay, in einer Länge von 50geographischen Meilen, von Norden nach Süden hinzieht, 'so sind, bis auf wenige, aber sehr wichtige Ausnahmen, deren’ gleich besondere Erwähnung geschehen soll, alle bisher untersuchten Mas- sen der Vulkane (namentlich die Massen des langen Rückens von Pi- chincha, des Gebirgsstocks von Antisana, des Cotopaxi, des Chimbo- razo, des einst feuerspeienden Yana-Urcu, der Gegend von Penipe, wie der von Riobamba-nuevo in dem Llano de Tapia, einer Ebene, welche die alten Ausbrüche des Capac-Urcu überdeckt haben) aus ei- nem porphyrartigen Gemenge von Augit und Labrador-Krystallen zu- sammengesetzt. Dieses Resultat gründet sich auf die neuesten Unter- suchungen, denen Hr. Gustav Rose die oryktognostische Zu- sammensetzung der Felsarten in der Sammlung, des Hr. v. H., wie in der sehr zahlreichen Sammlung des Hrn.Boussingault aus der Hochebene von Quito und der Provinz de los Pastos, unterworfen hat. Da beide Reisende (Hr. v. H. und Boussingault) zu sehr verschiede- nen Zeiten und meist auf ganz verschiedenen Wegen zu den Berg- gipfeln aufgestiegen sind, so gewähren die abgeschlagenen Stücke ein vollständigeres Bild der vorherrschenden Gesteine, Selbst’der Vulkan von Purace bei Popayan, 2% Grad nördlich von Quito, ge- hört noch zu diesen doleritartigen Gesteinen, die von eigentlichem Trachyt oder Andesit völlig verschieden sind. So mannigfaltig auch die Farbe und Dichtigkeit der Massen ist, compact oder porös (voll kleiner Höhlungen und Risse), pechsteinartig, graulichschwarz und fettglänzend, wie am Cotopaxi, oder schwarz und zugleich eben und matt, wie am Antisana, der allgemeine'Charakter ist über- all derselbe und wird blofs modificirt durch die relative Menge des Labrador und Augit. Nur in einem Fragmente des Vulkan’ Tungu- 251 rahua, das Hr. v, H. in einer Höhe von 12,480 Fufs vom Felskamme von Guandisava abgeschlagen, hat Herr Gustav Rose den Augit durch Uralit ersetzt gefunden. Es ist dies das erste Mal, dafs dieses Fossil, welches eine so grolse Rolle in dem langgedehnten Rücken des Uralgebirges spielt, dem Altai feblt, aber in Tyrol bei Predazzo und Claussen vorkommt, in dem neuen Welttheile erkannt worden ist. Eine ähnliche Ge- steinsverschiedenheit als der Tungurahua, ein einzelner vulkani- scher Kegelberg, darbietet, zeigt die Umgegend des alten durch das Erdbeben von 1797 ganz zerstörten Riobamba. Bei der Stadt selbst, am Cerro de la Cantera, steht ein Gestein an von grünlich- grauer matter Grundmasse mit unebenem Bruche, enthaltend, wie am 'gewöhnlichsten im Hochlaude von Quito, viele sehr kleine Krystalle vonLabrador neben grolsen sparsam eingesprengten Kry- stallen von schwärzlichgrauem Augit, also wieder ein Dolerit - Ge- stein. Von diesem sehr verschieden, und deshalb um so merkwürdiger, hat sich eine andere Felsart gezeigt, welche in der Ebene (Exido) östlich vomFlüfschen Quilluyacu, also ebenfalls in der unmittelbaren Nähe des alten Riobamba, gesammelt wurde. Diese letztere Felsart besteht, nach Hrn. Gustav Rose’s Untersuchung, aus Hornblende und zwei bis drei Linien langen schr glänzenden Albit-Krystallen. Eine noch nicht ganz vollendete chemische Analyse bat in den für Albit gehaltenen Krystallen mehr Kalkerde gezeigt, als man sonst dem Albit, wie zufällig, beigemengt findet. Auch ein Bimstein des Co- topaxi, an dem Abhange dieses Vulkans, im Alto de Suniguaicu, in fast 13,600 Fuls Höhe gesammelt, enthält Hornblende, die aber in den grolsen Bimsteinbrüchen (Lomas de Guapulo y de Zum- balica) unfern desStädtchensLactacunga, ohngefähr drei geogra- phische Meilen in Südwesten vom Fuls des Cotopaxi nicht be- merkt wurde. In diesen unterirdischen Brüchen findet man dem Bimstein beigemengt nur schwarze oder tombackbraune, vielleicht spät entstandene Glimmerblättchen, wie kleine weilse Krystalle, die man für Albit halten kann. 3 Die eben bezeichneten Verhältnisse, das Vorkommen der Hornblende in einigen Massen vom alten Riohamba und im Bim- stein.des Cotopaxi, wie die Abwesenheit der Augitkrystalle in allen von Hrn. y, H. gesammelten Bimsteinen können mit vielem Rechie auf die Anwesenheit vonAndesitzwischen den sichtbar allgemeiner 252 verbreiteten doleritartigen Gesteinen von Quito leiten. Ande- site (Gemenge von Albit und Hornblende) kommen in prächtigen Säulen bei Pisoje, nicht sehr fern von dem doleritartigen Vulkan von Purace vor. Andesite erscheinen in der Andeskette nördlich vom Isthmus von Panama in dem mexikanischen Vulkan von To- luca. Vielleicht ist die grolse Bimsteinmasse der Steinbrüche von Zumbalica bei Lactacunga dem Cotopaxi ganz fremd, vielleicht ge- hört seine Bildung älteren Erscheinungen an, Revolutionen, bei denen sich noch nicht die Kegelberge erhoben hatten. Hr. Bous- singault läugnet das Vorkommen des Obsidians am Cotopaxi selbst und glaubt, dafs die Obsidianstücke, die Hr. v. H. bei Mulalo, also in noch 1% Meilen Entfernung vom Cotopaxi gesammelt hat, und welche die Königl. Mineralien-Sammlung enthält, weder den Aus- brüchen des Vulkans, noch den Anschwemmungen seiner Schnee- wasser zuzuschreiben sind. Wie nach den jetztherrschenden Ansich- ten ganze Gebirgsketten oft das Product verschiedenartiger partiel- ler Hebungen zu sein scheinen, so mögen auch wohl, in mächtigen Gebirgsstöcken, Felsarten von verschiedener Zusammensetzung einander genahet worden sein. Neue Untersuchungen an Ort und ‚Stelle können allein Probleme der Lagerung und des relativen Al- ters befr eEad lösen. Durch Zergliederung des Einzelnen wer- den, wie ein geistreicher Forscher, Herr v. Dechen, sich aus- drückt, Felsarten, aber nicht Gebirgsformationen be- stimmt. Der Schlufs der Abhandlung ist der Natur der Moya gewid- met, einer brennbaren Masse, welche an mehreren Punkten, besonders aber bei Pelileo und Igualata, während des Erdbebens von Riobamba, breiartig und kleine fortschreitende Kegel bildend, aus dem Innern der Erde hervorgequollen ist. Nach Hrn. Ehren- bergs genauen microscopischen Zergliederungen besteht die Moya, welche Jahre lang den Indianern zum Kochen der Speise gedient hat, beinahe zur Hälfte aus Trümmern verkoblter organischer Ge- bilde. Drei Tafeln wurden vorgezeigt, welche diese Trümmer dar- stellen. Reste von dicotyledonischen Pflanzen sind allerdings auch unter die Labradorkrystalle der Moya vertheilt, aber die Haupt- masse der Koble bildenden Fragmente gehört zerstörten Gräsern zu. Diese Fragmente enthalten deutlich sichtbar lange Spalt- öffnungen, und sehr charakteristisch die wellenförmigen Zellrän- per ee wer, Pa Br a 253 der in der Epidermis der Stängel und Blätter der Gramineen. Auch Kieselschalen von Infusionsthierchen (Navicu/a und Fragila- ria) hat Hr. Ehrenberg in der Moya erkannt. Die Mengung der gekohlten Pflanzenreste mit den losen Labradorkrystallen ist so gleichförmig und innig, dafs die räthselhafte Moya von Pelileo eine Schicht zerstörten Labrador - Gesteins zu sein scheint, eine Schicht, die, in alten Erdrevolutionen, am Abhang der Vulkane mit den Trümmern von Pflanzentheilen und thierischen Kiesel- panzern geschwängert und, wie der Bimstein der Thalebene, durch Wasser abgesetzt wurde. Das ganze weite Becken von Hambato bis Pelileo ist mit diesen Sedimentlagen angefüllt: tief vergraben und überschüttet, wird die Moya durch die propulsive Kraft der Erdstöfse an die Oberfläche emporgedrängt, wo ihre fortschrei- tende Bewegung oft den Hütten der Eingebornen verderblich geworden ist. Die Herren Scherer, Hüttenmeister aus Modum in Norwe- gen, Francis aus London, Prediger Gro[s aus Weilsenfels und Gordeenioff waren in der Sitzung gegenwärtig. Hr. Professor W eber sandte aus Göttingen eine handschrift- liche Abhandlung ein „über die Messung der Geschwindigkeit gal- vanischer Ströme” mit einem Begleitungsschreiben vom 4. No- vember 1839. Beides wird der physikalisch - mathematischen Classe überwiesen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gerhard, Ztruskische Spiegel. Heft3. Berlin, 1839. 4. 20 Exmpl. L’Institut. A. Section. Scienc. math., phys. et nat. 7. Annce. No. 307. 14 Nov. 1839. Paris. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances del’ Academie des Sciences. 1839. 2e Serie. No. 19. 20. 4 er 11 Nov. Pa- DB... 28 Tommasio Antonio Catullo, Trattato sopra la costituzione geognostico - isica dei terreni alluviali o postdiluviani delle provincie Venete. Padova 1838. 8. grerrr Bericht über die - zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen - der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat December 1839. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 5. December. Gesammtsitzung der Akademie. | Hr. Encke las über den Pistorschen Meridiankreis und die Tiedesche Uhr derhiesigen Sternwarte. 7° Bei der Anlage der hiesigen Sternwarte- erforderte die Lo- i calität, dals von dem bisber befolgten Principe, die Meridianinstru- mente auf ebener Erde aufzustellen, abgegangen würde. Die In- ‚strumente stehen in der zweiten Etage, auf einem massiven Mauer- _ "block von 18 Fuls auf jeder Seite der quadratischen Grundfläche und 25 Fuls Höhe. Aufserdem war es der Wunsch, einheimischen "Künstlern Gelegenheit zu geben, ihre Geschicklichkeit in der Ver- fertigung größserer astronomischer Instrumente zu bewähren. Die een von den 161, Monaten 1838 April 16. bis 1839 Au- ust 31. machen es Born, über die Festigkeit der Fundamente, "über die Güte der Haupt-Pendeluhr und über die Vollkommenheit des Meridiankreises ein gründliches Urtheil zu fällen. Die Beob- ‚achtungen selbst, deren Druck bereits angefangen hat, werden die besten Beläge dafür geben. Hier möge es genügen, drei Tabellen entheilen, von denen die erste die Festigkeit der Aufstellung und der Collimationslinie des Fernrohrs zeigen wird, die zweite die Vortrefflichkeit der Uhr, und des Meridiankreises als Mittags- enrohr für gerade Aufsteigungen, und die dritte die Leistungen des Meridiankreises als höhenmessendes Instrument übersehen las- sen wird. = Das Instrument wurde vom 10. Mai 1838 bis 1839 August 31. in allen seinen Correctionsschrauben völlig unberührt gelassen, [1839.] 10 256 obgleich es inzwischen vielfältig ausgehoben wurde, und selbst in einigen Theilen geändert, welche Einfluls auf seine Stellung haben konnten. In der folgenden Tabelle bedeutet i die Neigung der Axe westlich positiv, % das Azimut östlich im Süden positiv, c den Winkel der Gesichtslinie mit einem Kreisende. Der Überschuls über 90° ist angesetzt. Alle Gröfsen siud Bogensecunden. ’ | k ec | April 14| — 116 | #256 | +2,93 1338 25 — 5,05 27 — 1,20 Mai 1| —0,15 n| — 1,68 Umgelegt 3 — 2,61 8 — 3,42 10| +134 | +705 | +3,06 | Corrigirt 18 | + 0,60 21j + 0,83 27 +0,51 »| +0,34 Umgelegt Juni 3 — 0,01 9 053 | #517 | +3,16 20 — 1,59 25 — 3,59 + 5,12 + 3,26 Juli 1| — 2,69 »| — 217 -+ 3,36 | Umgelegt 12 — 1,64 14] — 028 | +4,62 | +5,48 | Nachher Reise August 6| +3,84 13 | + 4,69 23| +416 28 | + 4,64 Sptmbr. 3| +5,11 | #347 | +4,77 5] +4,47 ni +3,59 Umgelegt 2| +424 22 | +3,40 271 + 4,28 Octobr. 9| +5,46 231 +48 | + 232 + 4,07 1838 & 1839 i Octobr. 23) + 216 FR n Umgelegt Novbr. 3| + 2,04 10| +118 | f 20 | -+ 2,97 — 1,20 +5,71 - Decbr. 2| +0,79 | 21 + 1,91 26I +151 a n| —100 | —050 | +4,14 | Umgelegt anuar 5| — 1,81 - Februar 6| — 1,97 März 12]| — 130 14 | — 0,74 15 — 0,57 + 0,20 + 4,56 Br = - Umgelegt — 0,5 April 8| — 0,8 1 21 — 0,80 + 4,99 ++ 4,55 Mai 2| —116 | +5,85 | -+5,42 8 8I — 0,47 Umgelegt | — 093 | +7,40 | +5,85 | Umgelegt 20 — 0,35 Juni 71 +0,23 17 — 0,73 24 | + 0,44 25 | —+ 0,37 | — 0,59 Umgelegt Juli 1| +20 12 + 1,47 21 — 0,66 | 29| +1,98 August 11| + 2,64 18] +3,71 24| +480 | +6,79 | +6,98 29 | +3,94 Sptmbr. 10 | +1,91 Zweihundert und funfzehn obere und untere Culminationen des Polarsterns geben in dieser Zeit, wenn man sie monatweise f vereinigt, keine Verschiedenheit zwischen Sommer- und Winter- \ Beobachtungen. 258 Die bei den folgenden Zeitbestimmungen benutzte Pendeluhr ist No. 3 von Herrn Tiede in Berlin verfertigt. Sie hat den ge- wöhnlichen Grahamschen Anker und Quecksilbercompensation, welche vor mehreren Jahren nach den Beobachtungen auf der alten Sternwarte durch Hinzugiefsung einer kleinen Quantität Onecksilber berichtigt ward. Die Zeitbestimmungen beruhen auf den in dem Jahrbuch aufgeführten Sternen mit Ausschlufs von «, und Ö Ursae minoris. Da die Sterne in den verschiedenartigsten Verbindungen benutzt wurden, so geben diese Zeitbestimmungen zugleich zu erkennen die Regelmäfsigkeit des Uhrgangs, die nahe Uebereinstimmung der Beobachtungen mit den Besselschen Unter- schieden der geraden Aufsteigung und die Genauigkeit, mit wel- cher an diesem Instrumente Durchgänge beobachtet werden können. 1838 St. Zt. | Std. d. Uhr |tgl. Gang 1838 St. Zt. | Std. d. Uhr |tgl. Gang +0,44 +0,36 h ’ ’ ” Apr. 16[1353|4+113,45| 1 a ırlıss3| 13,30) 006 ||Mai 25 [1353 |4+-123,95 —0,0 18| 959 13,32 n R 28| 7299| 2493], 914 19|85 13,32 . ,' 29 11725 25,13], 5.08 0,13 '31lı5 23 25,281 ° _’ aılısss| 13621 t> 28 011 H 0,32 1 J 111253 25,381,’ o2lıı34| 1391,77 || Jun. 2 ee / 0,23 211137 25,44. 231252) 15T a ne 0,21 5l1824 26.01 _' 25llas6| 158 rt A, ' 0,10 6l13 15 26,191” 2911322) 19T” 197, 0 1a0 i 26 s soluase| 1520 +" 7958| 2631|, gag Mai ılısa| 1550| +03 8| 958| 26,59 "jo 0,49 911658 26837 lo 7] 159 F% 3, ua 3lı231 16,63) 39° 10| 324 27,15 +017 611424 17,08] + 034 1114149| 2723|, 019 zlıaaa| 1813 r9® 12jızıı| 27,427 515 8 [11 as 1853) H 945 15 17 11 27,88, 0.03 ı0lıss9| 1807) 1611726) 2791|, 031 20l1355| 29,12 12|0o 3| 20,411-+0,49 12 +0,31 13l1332| 20,43 22 113 55,|..). 2172 0 +0,36 23 22 36 30,02| 1alıı2s| 20,76 0,32 +0,24 24 |17 11 30,27 21115 1 22,49 +0,35 76 +0,48 2alısas| 23627" ad a 259 1838 Ist. Zt. | Sta. d. Uhr [tgl. Gang | = Jun. 27 17 11 |+131,19 28132] 31,33 29lı937 | 31,55 4924 sol2016| 31,80, +%?4 Jul. ıkı29| 31,881 +08 2bo 0| 32,22 2 slıa 2| 32610 +% alıga2| 32,78, +17 5hıs3| 33143033 slı9 3| 3321 ar) 12|5 4| 3476 3024 ıslaıa7| 34863914 14l459| 35,08 +17 15|234| 35,59 +0,44 ı6lıs 2| 35,76 ı7|5 3| 36,12)+09% ı8|4a44| 36284916 a9lısıol 37,08, +13 solısı5 | 37,56) 11 sılıa 5| 37,80) +24 Aug. slızıın) 38,12] 4006 sheı 4| 38651402 ı1| 6365| 38,991 +%10 13| 726| 39,31] +0,16 ı1alıras| _39,591+0,19 ı5lı720| 39,58 R 18| 734 40,02) + 017 +0,09 20oRı33l 40,16 +% 22l1640| 40,21, +0:03 23l15 s| 40,34, +9,14 u galıras| 40,37)+9:03 rg | 20,851? ulıras) ALı8 Er, Spt. 1345| au Er alıa53) A119? 3lı757| 41,07] +%14 abe s| ar,scht 916 Inh | 41,723 slirss| 41,86 001 | 1838 Ist. Zr. | Std. & Uhr |tzl. Gang +012||Spt. 7 Okt. Nov. 8123 24 16 26 10 52 2225 1340 1715 1910 1757 14 7 22 32 22 20 16 26 10 52 1654 1931 1] 247 412344 6/1052 711339 2 9 22 42 2359 211 19 41 23120 2 24120 6 25 25 1810 27 123 35 ho ın —0 14. 7|+-141,79| _ 41,60 41,81 41,76 41,92 +0,05 41,87| _0.01 41,84 _ 012 41,60 , 001 41,61 914 ’ 41,49 +0,05 41,73 — 0,11 40,99 _ 0,28 023 Be 0,07 ben 0,02 Au: +0,02 9,821_,0,15 +0,20 0,27 __ 0,02 1910,02 in, —0,05 9,97 _0,01 39,95|4.0,07 A014 40,421, 0,18 40,51|4.0,07 41,02], 0,03 411814 0,30 41,86 _ 11 260 1838 & St.-Zt.| Std. d. Uhr |tgl. Gang 1839 hrnr Baum Nov. 281 034+141,75| » solosıl 41,2] 1 Dec. 2lı339l 42,08) +92? ı1lız26| 43,691 +0,21 12loı6| ası0 2olıss6| 46,76] +21 21l520| 46,g9|+926 22lıs30| 4721l-+021 23lı751| 47,43 21l1830| 47,3 —0,1 251520| 4797 26| 5201 47,25) 902 2911725| 47,18] 902 301545| 47,361 0,05 Jan. 5|315| 468 22[1939| 46,11] Febr. 6|oı0|) 43.69 919 ılıgaı) 4357) 902 17|444| . 43,10) 909 ıs|5 6| 43081902 201 3ı3| 42,92) 908 26|750| 41,63) 921 März ı0|2034| 39,681 916 12|536| 3055| 909 ı3lı2 a| 39,61) +90 15|558| 39,41) 912 26| 7283| 3659102 soßıı3| 35,77) 918 sılıar| 35,73) 09:07 Apr. ılna| 3,004 5slııss]| 35,601 9 9lıasıl 35,72)+0,03 ı0l10 9| 35,78)+0,07 16|547| 35,83) +01 201 030| 3634 +11 23|726| 36,73) +917 a9lızı5) 37,38, 4009 Mai ılısso) 37,901 4023 zlısss| 38,02) +%12 1839 St. Zt. | Std. d. Uhr |tgl. Gang j nn) 0" |4016 Mai alı340|+138,31)° 509 51 014 x a 6|1049 38,13) +0,05 81 014 38,42 _ 9114 42 38,40 hie +0,07 10 |i3 30 38,47, 915 12 12 27 ade, — 0,23 13| 913 38,56 906 15 |10 47 38,44 h : ‚03 | sıs| 38,651 4001 24| 958 38,631 0.09 25115 6 38,52] _ 594 29 |14 49 38,38 l +0,01 solı1 0 38,39 991 Jun. 21/1645 38,35 +0.01 3| 156 3836| „ — 0,04 6311 38,25 7l14 9 38,10) — 0,08 8115 16 38,05 ’ 11 ıs[su| 38000 151 311 38,59 f 16 |1350 38,44) — 0,09 17 |14 49 38,46 ’ 0,14 18 [14 58 38,60 can 01 20 |13 27 38,59 +0,01 22 1715 38,61 — 0,17 23116 5 38,45 24| 425 38,35! — 0,19 25 |13 40 38,09) _ 0,07 2917 11 37,81 —0,13 Jul. 3]1438 37,32) 095 4116 17 3705|... —.0,05 6311 36,93 719 2 36,76] — 0,16 8 14 24 36,69 ’ 0,03 10| 234 36,76 7 26 11 ]21 49 36,55| 9.03 , 12 113 15 36,53 0,04 261 1839 Ist. ze. | Sta. d. Uhr [tg]. Gang 1839 Ist. Zt. | Std.d. Uhr [tgl. Gang | h ’ ’ ” . 18 15 13 1 36,31 ” hr u) — In) ar — 0,07 || Aug. 19 2135 |+1 31,83] _ 2ılıass| 36,11 0,13 a9lısıs| "3494-015 200313| 31,69) _ 404 Aug. 2lı654) 33,93 je a ra » a —0,12 slısız) 33,07) 40] _0,05 olıo54| 330710 | 2812353| 31.251013 ıshrun| 3242] —0.09 29bo4| S114_ 01, ırloo 8| 3207-081 sıle2ı9| 30,90 ıseo 2| 32,04 903 | | Die Bestimmung des Unterschiedes der geraden Aufsteigung - von 9 Urs maj., ß Urs min., & und % Urs maj., & Persei, ‘y Dra- con, & Cassiopejae, & und ß Cephei, gegen die übrigen Haupt- sterne, giebt als wabrscheinlichen Fehler einer Beobachtung bei 5 Faden ..0”055 in Zeit. Für die Höhenmessung hat das Instrument an den beiden > Axenenden zwei Kreise, welche unmittelbar von zwei zu zwei Mi- nuten getheilt sind. Die Ablesung der kleineren Theile geschieht auf jeder Seite durch vier Mikroskope mit beweglichen Faden, bei welchen der getheilte Schraubenkopf 0”,2 Bogensecunden angiebt. - Die Mikroskope sitzen an zwei starken metallenen Kreuzen, welche _ mit den Lagern fest verbunden sind. Eine vorläufige Untersuchung ergab, dals allgemeine Theilungsfehler, welche von einer Aende- rung der Gestalt der Kreise herrühren könnten, entweder gar nicht oder doch nur von geringerer Gröfse vorhanden waren, als ‚die zufälligen Theilungsfehler, welche im Maximum auf 2” ge- ‚schätzt wurden, wie aus der Berichtigung des Werthes der Mikro- ameterschrauben auf verschiedenen Punkten der Kreise hervorging. ‚Jede Beobachtung gewährt hierüber, wenn alle acht Mikroskope ‚abgelesen sind, die Prüfung, dafs die Summe der Angaben beider - Kreise eine constante sein mußs. Zur Controllirung der festen un- _ wandelbaren Lage der Kreuze in Bezug auf den Horizont feblten r die längste Zeit hindurch die nöthigen Nivcaus, welche in der ge- “ wünschten Genauigkeit nicht beschafft werden konnten, bis vom Juni 1839 an zwei vortreffliche Niveaus von Repsold in Ham- 262 burg angebracht waren. Die früheren Beobachtungen werden deshalb nur durch die sehr zahlreichen Polarstern - Beobachtungen zur Erhaltung der unmittelbaren Declinationen anwendbar ge- macht werden können und dabei doch die Unsicherheit übrig las- sen, dals zwischen der Beobachtung des Polarsterns und der eines anderen Gestirns der Stand eine kleine Aenderung erlitten haben kann. Auch vom Juni 1839 an liefs die Art der Anbringung des Niveaus noch etwas zn wünschen übrig. Immer indessen sind | diese Mängel in sehr enge Grenzen eingeschlossen, da die Ver- gleichung der Bestimmungen der Declinationen von 9 Urs maj. unter sich, bei der ersteren unvollkommneren Methode durch Ver- bindung mit einer Polarstern-Beobachtung, den wahrscheinlichen Fehler einer Beobachtung an einem einzelnen Kreise zu 0”,7 ergab. Die folgende Tabelle giebt die Unterschiede der beobachteten Declinationen der meisten Hauptsterne (nur wenige fehlen), von den Angaben des Jahrbuchs, aus der letzten Periode von Juni bis August 1839, nach Anbringung des Niveaus. Sie sind unter der Angabe gefunden, dafs während dieser Zeit ein und derselbe Ort des Aequators auf den Kreisen fest geblieben ist, wenn gleich die Theilung in mehrere Perioden die Uebereinstimmung der Beob- achtungen unter sich beträchtlich vermehrt haben würde. Die Sterne sind nach den Zenithdistanzen so geordnet, dafs von der südlichsten Zenithdistanz durch das Zenith bis zur nördlichsten Ze- nithdistanz fortgegangen ist. Obgleich die geringe Anzahl der Be- obachtungen keine eigentliche neue Bestimmung gestattet, und auch das Instrument hauptsächlich nur in einer Lage angewandt - ist, so zeigt doch die Vergleichung, dals im Ganzen die hiesigen Declinationen etwas nördlicher sind, wie die Besselschen, ähnlich, wie Struve es gefunden, dals Biegung und Theilungsfehler von sehr geringer Grölse sein müssen und sich erst später mit Erfolg werden ermitteln lassen, und dafs auch aus sehr wenigen Beobach- tungen eine der Wahrheit sehr nahe Declination sich ableiten las- sen wird. In der folgenden Tabelle bedeutet das positive Zeichen, dafs die beobachtete Declination nördlicher ist, als die im Jahrbuche angegebene. Namen 2. D. Kr. A „B = Mittel a Pisc. austr. _ 82 52° + 4,58 _ 4, oo| 5 + 4,29 a Scorpii 78 30| + 2,29 | +0,97 | 5 | + 1,63 & Can. maj. 6858| +1,51 4124| 2| +1,55 &' Librae 67 47| — 1,42 | +032| 7| — 055 &° Capric. 65 30| +4,00 | +4,02 | 3 | -# 4,01 & Virgin. 62 47| +0,80 | +0,24 | 7 | + 0,52 & Aquar. 5335| —048 | — 035 | 1| — 0,42 & Can. min. 4651| +4,11) +24 | 1 | +3,28 ß Aquil. 46 29| +2,24 | +2,04 | 3| + 2,14 a Serpent. 45 3] +1,48 | +0,32 | 9 | + 0,90 y Aquil. 4216| + 228 | +0,76 | 3| + 1,52 & Ophiuchi 3948| — 192 | — 0,41| 6| — 1,16 & Leonis 3944| — 1,10! +0,14 | ı1| — 0,48 y Pegasi 38 12| +0,04 | +0,49 | 3 | + 0,27 a Pegasi 33 9| —053| — 142 | 4 | — 0,98 & Hercul. 375[/ +012| +020| 7| + 0,16 a Tauri 4 36 13] — 157 | — 0,34 | 1 | — 0,96 & Boebot. 32 28| — 0,05 | — 0,86 | A| — 0,46 & Ariet. 29 48) +0,60 | — 0541 3 | + 0,03 & Coronae 2514] +03 | —09| 9| — 0,33 & Androm. 24 18] +3,16 | +1,66 | 1 | + 2.41 ß Tauri 24 2| +1,71 +164| 2 | +18 & Gemin. 2016| #226 | —015| 1] +# 1,06 & Cygni 7458| +1,46 | #088 | 3| + 117 & Aurig. 64| —065| —2,71| 1| — 1,68 & Persei 314| — 0,14 | +0,09 | 9| — 0,03 n Urs maj. 223] +043 | +029| 9| +0,31 y Dracon. — 10), +218| +157| 3| +1,88 & Ceph. + 924) +182| +08| 2| -+ 1,32 ß Ceph. 1720| #107 | +118| 2| +1,13 ß Urs min. 22 18| +0,43 | + 0,76 | 13 | + 0,60 ö Urs min. 34 4| #056 | +083 | 5 | + 0,70 & Urs min. 3556| +0,14 | — 0,12 | 18 | + 0,01 & Urs min. U 39 2|) — 050 | +0,41 | 22 | — 0,04 ö Urs min. U 4453| — 2334| — 0571 5| — 146 ß Urs min. U 52 39| — 0,67 | +0,34 | 10 | — 0,17 y Urs min. u 7251| + 2,701 +09| 4| +18 n Urs min. U 7718| — 0,77 | — 0,83 |. 1 | — 0,80 & Persei U 78 8) +0,91 | — 0,32 | 11 | + 0,30 a Aurigae U 81 34| +0,97 | — 0,02 | 1| +0,48 264 Aus der Untersuchung der einzelnen Theile des Instrumentes ergiebt sich, übereinstimmend mit den hier mitgetheilten Resulta- ten, ein für die Pistorsche Werkstatt sehr ehrenvolles Zeugnils für dieses erstere grölsere Instrument. In Bezug auf die Bestimmung der geraden Aufsteigung lälst es nichts zu wünschen übrig, und eben so besitzt es schon jetzt eine hohe Vollkommenheit für Hö- henmessung. Was in der letzteren Hinsicht noch für die Unwan- delbarkeit einer festen Anfangsrichtung vermilst werden kann, hängt nicht allein von dem Instrumente, sondern auch von der Auf- stellung ab, und einige später getroffene Einrichtungen geben ge- gründete Hoffnung, dals dieser ohnehin sehr kleine Mangel völlig beseitigt werden wird. Die Regelmälsigkeit des Ganges der Uhr von Tiede ist, so viel mir bekannt, von wenigen anderen erreicht, von keiner übertroffen worden. Die Empfangschreiben der Akademie von Turin und der Othonischen Universität zu Athen über die denselben übersandten Schriften wurden vorgelegt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: A. T. Kupffer, Annuaire magnetique et meteorologique du Corps des Ingenieurs des Mines de Russie, ou recueil d’ob- servations magnet. et meteorol. faites dans l’etendue de V’Empire de Russie. Annde 1837. St. Petersb. 1839., 4. eingesandt durch den Russ. Kaiserl. General und Chef des In- genieur-Corps Hrn. Tcheffkine mittelst Schreiben d. d. St. Petersb. 5. Aug. d. J. J. Geel, Lettre & Mr. Hase, sur le discours de Dion Chry- sostome, intitule Eloge de la Chevelure. Leyde 1839. 8. Jornal da Sociedade pharmaceutica de Lisboa. Tomol. No. 12, Lisboa 1838. 8. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1839, Juillet. Parıs. 8. L’Institut. 1. Section. Scierc. math., phys. et nat. 7. Annde No. 308. 21 Nov. 1839. Paris. 4. C. A. den Tex, Encyclopaedia Jurisprudentiae. Amstelod. 1839. 8. _ Collection de Documents inedits sur Vhist. de France, publies par ordre du Roi. A1e Serie, Hist. politique. — Chronique de Bertrand du Guesclin par Cuvelier, publ. par E.. Char- riere. Tome 1. 2. Paris 1839. 4. 265 9. December. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. G.Roselas über das ursprüngliche Vorkommen des Goldes und des Platins im Ural. Er legte dabei der Akademie vor: einzelne kleine Körner von gediegenem Golde, das mit Osmium-Iridium verwachsen ist, aus den Seifenwerken bei Miask im Ural, und ein gröfseres, etwa einen halben Zoll dickes mit Titaneisenerz verwachsenes Goldkorn aus dem Seifenwerke Beresowskoi bei Tscherno-Istotschinsk un- weit Nischne- Tagilsk im Ural. Aufserdem gab Hr. G. Rose noch die Beschreibung zweier neuen Mineralien des Urals, des Tschewkinit’s und Urano- tantals, von welchen er ebenfalls einzelne Exemplare vorlegte. Der Tschewkinit findet sich derb, wie es scheint, als amorphe Masse mit flachmuschligem Bruch. Sammetschwarz, fast völlig undurchsichtig oder nur an den äufsersten Kanten sehr dünner Splitter mit brauner Farbe durch- scheinend; stark glänzend von Glasglanz;; Strich: dunkelbraun. Härte nur wenig über der des Apatit’s; das specifische Ge- wicht 4,508 — 4,549. Vor dem Löthrohr glüht das Mineral bei der ersten Einwir- kung der Hitze auf; es bläht sich dabei auch aufserordentlich auf, wird braun und schmilzt zuletzt zu einer schwarzen Kugel. Im Kolben bläht es sich ebenfalls auf, und es sublimirt dabei eine geringe Menge Wasser. In Borax löst es sich gepulvert ziemlich leicht zu einem klaren von Eisen schwach gefärbten Glase auf; bei nur geringem Zusatz bleibt das Glas ganz wasserhell. In Phosphorsalz löst es sich langsamer, aber mit denselben Farbenerscheinungen auf; in geringer Menge zugesetzt, ist das Glas ganz durchsichtig, bei gröfserem Zusatz scheidet sich Kiesel- säure aus, und die Kugel opalisirt beim Erkalten. Mit Soda schmilzt das Mineral zusammen, aber die Masse brei- tet sich bald aus und zieht sich in die Kohle. Durch Zerreiben und Schlämmen der mit Soda getränkten Kohle erhält man einige Flitterchen von Eisen. Mit Soda auf Platinblech giebt es die Re- action von Mangan. 266 Gepulvert löst sich das Mineral in erhitzter Chlorwasserstoff- säure und mit Hinterlassung von Kieselsäure zu einer gelblichgrü- nen Flüssigkeit auf, die nach einiger Zeit gelatinirt. Versetzt man die filtrirte Auflösung mit Weinsteinsäure, und übersättigt man sie mit Ammoniak, so erhält man durch Schwefelwasserstoff- Ammo- niak eine Fällung von Schwefeleisen, das geglüht etwa Mi vom Mi- neral an Eisenoxyd giebt. Dampft man die filtrirte Lösung ab, und glüht man den Rückstand, so kann man mit sehr verdünnter Salpe- tersäure titanhaltiges Lanthanoxyd und etwas Kalkerde ausziehen. Der Rückstand besteht nun fast nur aus Ceroxyd. In Chlor- wasserstoffsäure anfgelöst, konnten durch die gewöhnlichen Me- thoden nur Spuren von Kalkerde, Talkerde und Thonerde darin entdeckt werden. Eiue geringe Menge Yittererde findet sich vielleicht auch noch darin, doch konnte deren Gegenwart nicht mit völliger Sicherheit nachgewiesen werden. Fast alle Nieder- schläge zeigten sich bei der Untersuchung vor dem Löthrohre et- was titanhaltig. — Nach diesen Versuchen scheint das Mineral also hauptsächlich eine Verbindung der Kieselsäure mit Ceroxydul, Lanthanoxyd und Eisenoxydul zu sein. Diefs Mineral wurde Hrn. G. Rose mit mehreren anderen Mi- neralien aus der Gegend von Miask und Slatoust durch den Hrn. Major Lissenko bei seiner Durchreise durch Berlin in diesem Sommer mitgetheilt. Es war ein über einen Zoll grofses derbes, bis auf einzelne kleine eingewachsene Feldspathkrystalle ganz rei- nes Stück, und im Ilmengebirge bei Miask, wahrscheinlich als Ge- mengtheil des dortigen Miascites vorgekommen. Hr. G. Rose schlägt vor, das neue Mineral nach dem General Tschewkin, ‘ dem rastlos thätigen Chef des Kaiserlichen Bergcorps in Peters- burg, dessen wissenschaftlichem Sinne er selbst die gröfste Unter- stützung bei seinen Arbeiten verdankt, Tschewkinit zu nennen. Der Uranotantal findet sich in eingewachsenen platten Körnern, die auf der Bruchfläche des Gesteins, worin sie einge- wachsen sind, öfter Spuren von regelmäfsigen Umrissen zeigen und daher undeutliche Krystalle zu sein scheinen. Sie sind von verschiedener Gröfse, höchstens von der einer Haselnufs. Sammetschwarz, im Bruch stark glänzend und von unvollkom- menem Metallglanz; undurchsichtig; im Pulver dunkelröthlich- braun. 267 Härte zwischen Apatit und Feldspath; das ee Ge- wicht 5,625. Im Kolben über der Spirituslampe schwach erhitzt, decrepi- tirt das Mineral etwas, sublimirt einige Feuchtigkeit, und glimmt sodann auf wie Gadolinit, wobei die angewandten Stücke etwas aufbersten und eine schwarzbraune Farbe erhalten. Vor dem Löthrohre in der Platinzange nun erhitzt, schmelzen sie an den Kanten zu einem schwarzen Glase. In Borax auf Platindraht löst es sich gepulvert ziemlich leicht auf und bildet in der inneren Flamme ein gelbes, in der äulseren ein gelblichgrünes Glas. Bei stärkerem Zusatz vom Mineral erhält das Glas in der äulseren Elamme einen Stich ins Rothe, besonders so lange es heils ist, in der inneren wird es grünlichschwarz; ge- flattert wird es undurchsichtig und gelblichbraun. In Phosphorsalz löst es sich gepulvert ebenfalls ziemlich leicht und vollständig zu einem klaren Glase auf; in der inneren Flamme geschmolzen, ist die Farbe smaragdgrün, in der äufseren eben so, nur lichter, eine eigentlich gelbe Farbe liefs sich weder auf Kohle, noch auf Platindraht erhalten; nur wenn das Glas noch heifs ist, erscheint die Farbe röthlichgelb. Mit Soda auf Platinblech zeigt sich eine Manganreaction; die übrigen angegebenen Reactionen lassen aber auf einen Gehalt von Uranund Tantal schliefsen; den ersteren beweisen die Färbun- gen des Borax und des Phosphorsalzes, den letzteren die Undurch- sichtigkeit, die sich beim Flattern des Boraxglases einstellt. Dasselbe ergeben die Versuche auf nassem Wege. In Chlorwasserstoffsäure löst sich das Mineral auch zum fein- sten Pulver zerrieben nur schwer, aber vollständig auf. Die mit Wasser verdünnte grünliche Flüssigkeit trübte sich sogleich bei _ einem Zusatz von Schwefelsäure, und gab beim Erhitzen den star- ken weilsen, nach Wöhler*) für die Tantalsäure besonders cha- rakteristischen Niederschlag. Noch feucht löste sich derselbe nicht vollständig in Chlorwasserstoffsäure auf, als aber das Gelöste wie das Ungelöste in ein Reagenzglas gethan, und eine Zinkstange hin- - eingestellt wurde, färbte sich, wie Wöhler von der Tantalsäure angiebt, der Rückstand und die Flüssigkeit blau. (*) Poggendorff’s Annalen Bd. XXXXVIll. S. 92. 268 Getrocknet und geglüht wird der durch Schwefelsäure erhal- tene Niederschlag erst schwarz, dann gelb und nach dem Erkalten wieder weils. . Vor dem Löthrohr untersucht, verhielt er sich ebenfalls voll- kommen, wie nach Berzelius(*) die Tantalsäure; er löste sich in Borax und Phosphorsalz leicht und in grofser Menge zu einem farblosen Glase auf. Das Glas mit Phosphorsalz blieb klar beim Erkalten, das Boraxglas wurde aber geflattert und bei einem gro- fsen Zusatz nach der Abkühlung undurchsichtig, in der äufseren Flamme geschmolzen schneeweils, in der inneren bräunlichweils. Die von der Tantalsäure abfiltrirte Flüssigkeit wurde zur Ent- fernung der hinzugesetzten Chlorwasserstoffsäure und Schwefel- säure in der Platinschale abgedampft, und der weilse, stellenweise etwas bräunliche Rückstand in einen kleinen Platintiegel gethan und geglübt, worauf er eine grünlichschwarze Farbe annahm. Er wurde nur vor dem Löthrohre untersucht, verhielt sich hier aber vollkommen, wie nach Berzelius reines Uranoxyd. (**) Mit Borax auf Platindraht gab es in der äulseren Flamme ein gelbes und in der inneren ein schmutzig grünes Glas, das aber durch Flattern un- durchsichtig und gelb oder bräunlichgelb wurde, wahrscheinlich von noch etwas beigemengter Tantalsäure. In Phosphorsalz auf Kohle bildete sich ein grünes Glas, das in der inneren Flamme geschmolzen dunkler war, als in der äufseren, und bei einem grofsen Zusatz beim Erkalten undurchsichtig wurde und krystallisirte. Auf Platindraht in der äufseren Flamme geschmolzen, hatte das Glas, so lange es heils war, eine röthlichgelbe Farbe, nach dem Erkalten erhielt es indessen stets einen Stich ins Grüne. Mit saurem schwefelsaurem Kali geschmolzen, bildet das Mi- neral eine rothe Flüssigkeit, die beim Erkalten zu einer gelblichen Masse erstarrt, und mit Wasser gekocht, schwefelsäurehaltige Tan- talsäure abscheidet. Aus diesen Versuchen geht hervor, dafs das Mineral wenig- stens vorzugsweise Tantal und Uran enthält, und wahrscheinlich tantalsaures Uranoxydul ist, daher Hr. G. Rose für dasselbe den (*) Die Anwendung des Löthrohres. te Auflage. S. 92. (**) A. a. 0. 5. 97. ı 269 Namen Uranotantalnach Analogie des Namens Yitrotantal vor- schlägt. Hr. G. Rose erhielt den Uranotantal von Hrn. Jevreinoff, Capitain beim Berg -Ingenieur- Corps in Petersburg. Das Mineral war an dem ihm mitgetheilten Stücke auf die angegebene Weise in. röthlichbraunem Feldspath zugleich mit krystallisirtem Aeschy- nit eingewachsen, und findet sich im Ilmengebirge bei Miask im Ural. Hr. H. Rose las einen Zusatz zu seiner früheren Abhandlung über das wasserfreie schwefelsaure Ammoniak. Es ist schwer, bei der Bereitung dieser Verbindung eine nur etwas bedeutende Menge zu erhalten, da sie mit einem Ueberschufs von Schwefelsäure ein saures Salz giebt, das durch Ammoniak nur mit der grölsten Schwierigkeit zu der neutralen Verbindung zu- rückgeführt werden kann. Man kann indessen aus der sauren Ver- bindung den Ueberschuls der Schwefelsäure auf die Weise entfer- nen, dals man sie in Wasser löst, und die Auflösung in der Kälte mit kohlensaurer Baryterde behandelt. Die filtrirte, von der schwe- felsauren und überschüssigen kohlensauren Baryterde getrennte Flüssigkeit verhält sich eben so, wie eine Auflösung des reinen neutralen wasserfreien schwefelsauren Ammoniaks. Dampft man diese Auflösungen über Schwefelsäure im luft- leeren Raume bis zu einem geringen Volumen ab, so krystallisiren aus ihr grolse, schön ausgebildete Krystalle, die, von der Mutter- lauge durch Trocknen zwischen Löschpapier befreit, im trocknen ' Zustand an der Luft sich unverändert erhalten. Die Auflösung reagirt gegen Lackmuspapier neutral, aber werden die Krystalle im ' befeuchteten Zustande längere Zeit erhalten, so geben sie bald eine saure Reaction. Wird die Mutterlauge von diesen Krystallen über Schwefel- säure im luftleeren Raume bis zur Trocknils abgedampft, so erhält - man ein anderes Salz, das sich von den erwähnten Krystallen we- ' sentlich unterscheidet. Man erhält es in sehr undeutlichen Kry- ‚stallen oder vielmehr nur in warzenförmigen Krystallrinden, die an der Luft feucht werden und zerfliefsen. Beide Salze sind aber nicht nur unter sich, sondern auch von dem wasserfreien schwefelsauren Ammoniak verschieden. 270 Es ist zweckmälsig, um eine Verwechselung des wasserfreien schwefelsauren Ammoniaks mit dem schwefelsauren Ammonium- oxyd, welches man seit langer Zeit und gewöhnlich auch jetzt noch allgemein schwefelsaures Ammoniak zu nennen pflegt, zu vermeiden, dem ersteren Salze, dem wasserfreien schwefelsauren Ammoniak, einen eigenen Namen zu geben, und der Name Sul- phat-Ammon oder Sulphammon ist vielleicht dafür nicht un- passend, zumal da man den Namen Ammon den eigentlichen Am- moniakverbindungen, die aus wasserfreiem Ammoniak und einer wasserfreien Sauerstoffsäure bestehen, überhaupt geben kann. Die Eigenschaften des Sulphat-Ammons sind in einer früheren Abhandlung ausführlich vom Verfasser beschrieben worden. Die Auflösung desselben trübt die Auflösungen der Baryterde- und Bleioxydsalze zwar sogleich, aber es wird in der Kälte nur ein klei- ner Theil der Schwefelsäure als schwefelsaure Baryterde und schwefelsaures Bleioxyd abgeschieden. Die Auflösungen von Strontianerdesalzen werden in der Kälte gar nicht, oder erst nach sehr langer Zeit, wenn sie sehr concentrirt sind, getrübt; auch die Auflösungen der Kalkerdesalze bleiben dadurch ganz unverändert. Durchs Kochen entsteht in allen diesen Fällen ein grölserer Nie- derschlag, aber die ganze Menge der in der Verbindung enthal- tenen Schwefelsäure kann nur auf die Weise als unlösliches Salz abgeschieden werden, dafs man die Auflösung des Sulphat-Ammons mit den Auflösungen der alkalischen Erdsalze bis zur Trocknils abdampft, den trockenen Rückstand bis zum anfangenden Glühen erhitzt und ihn darauf mit Wasser behandelt. Eben so wenig, wie die Schwefelsäure, kann auch das Ammo- niak in der Auflösung des Sulphat-Ammons durch Reagentien voll- kommen abgeschieden werden. Auflösungen von Platinchlorid, Weinsteinsäure, Traubensäure und Koblenstickstoffsäure brin- gen zwar Fällungen darin hervor, auch erzeugt schwefelsaure Thonerde darin Alaunkrystalle, aber diese Ausscheidungen sind weit unbeträchtlicher, als die, welche in der Auflösung einer ent- sprechenden Menge von schwefelsaurem Ammoniumoxyd von den- selben Reagentien erzeugt werden. Die grofsen, oben erwähnten Krystalle, welche man aus der Auflösung des Sulphat-Ammons durch Abdampfen erhält, haben ganz dieselbe Zusammensetzung, wie das Sulphat-Ammon, aber an- 271 dere Eigenschaften als dasselbe, weshalb sie einstweilen Para- sulphat-Ammon oder Parasulphammon genannt werden können. Die Auflösung derselben trübt in der Kälte nicht die Auflösungen der Baryterde- und Bleioxydsalze, auch wenn sie - lange damit in Berührung bleiben; auch selbst durch Kochen wird - nur schwer und langsam eine Trübung hervorgebracht. Eben so wenig werden, wie sich dies voraussehen lälst, die Auflösungen der Strontianerde- und Kalkerdesalze getrübt. — Wenn hingegen die Krystalle des Parasulphat-Ammons befeuchtet einige Zeit der Luft ausgesetzt worden sind, so reagiren sie sauer, und die Auf- lösung trübt dann die Baryterde- und die Bleioxydsalze schon in der Kälte. Ein wesentlicher Unterschied zwischen der Auflösung des - Sulphat- Ammons und des Parasulphat- Ammons ist noch der, dals letztere, mit Chlorbaryumauflösung versetzt, nach Monaten noch vollständig klar bleibt, die Auflösung des Sulphat-Ammons hin- gegen, wenn der durch Chlorbaryum in ihr in der Kälte gebildete Niederschlag durch Filtration abgeschieden ist, sich von selbst nach einigen Stundeu in der Kälte trübt. Wird zu der Auflösung des Parasulphat-Ammons freie Chlor- wasserstoffsäure und Chlorbaryumauflösung gesetzt, so erfolgt nach einigen Stunden eine Trübung durch schwefelsaure Baryt- ‚erde. Das Ammoniak wird in der Auflösung des Parasulphat - Am- _mons eben so unvollständig und in manchen Fällen noch unvoll- ‚ständiger, wie in der des Sulphat-Ammons, durch Reagentien ge- fällt. Eine concentrirte Auflösung von Traubensäure bringt in derselben einen sehr geringen krystallinischen Niederschlag von saurem traubensauren Ammoniak hervor; eine sehr concentrirte Auflösung von Weinsteinsäure indessen läfst die Auflösung des Parasulphat-Ammons auch nach mehreren Tagen unverändert. u Das zerflielsliche Salz, welches durch Abdampfen der Mutter- | lauge erhalten wird, aus welcher das Parasulphat- Ammon heraus- U krystallisirt worden ist, giebt eine Auflösung, welche, wenn sie etwas verdünnt ist, nicht durch die Auflösung der Strontianerde- salze getrübt wird, wohl aber wenn sie concentrirter ist; die Trü- bung erfolgt in jedem Falle schneller, als in der Auflösung einer entsprechenden Menge von Sulphat-Ammon. Auflösungen von 10* 272 Kalkerdesalzen werden in der Kälte nicht getrübt; wohl aber, wie durch die Auflösungen des Sulphat- Ammons, die von Baryterde- und Bleioxydsalzen, obgleich auch diese nur eine unvollkommene Fällung hervorbringen. Gegen die Reagentien, welche die Ge- genwart des Ammoniaks anzeigen, verhält sich die Auflösung des zerfliefslichen Salzes wie die des Sulphat-Ammons. Die Zusammensetzung dieses Salzes ist von der Art, dafs man es als wasserfreies schwefelsaures Ammoniak verbunden mit einem halben Atom Wasser betrachten kann, also mit halb so viel Was- ser, als nöthig ist, um das Ammoniak in Ammoniumoxyd zu ver- wandeln. Ein Salz von ähnlicher Zusammensetzung hat der Ver- fasser bei den Untersuchungen der Verbindungen der Kohlensäure mit dem Ammoniak gefunden, und von ihm die Ansicht auf- gestellt, dafs man es sich aus Carbonat- Ammon mit kohlensau- rem Ammoniumoxyd zusammengesetzt denken kann. Auch das zerflielsliche Salz kann man als bestehend aus einem Atom Sulphat- Ammon und aus 1 Atom schwefelsaurem Ammoniumoxyd, SNH> +SNH°, betrachten. Dieses zerfliefsliche Salz entsteht aus dem Parasulphat- Am- mon, das, wenn es einige Zeit mit Wasser in Berührung ist, Was- ser aufnimmt und sich in dieses Salz verwandelt. Wenn man daher vollkommen reine Krystalle des Parasulphat- Ammons in Wasser auflöst, und die Auflösung im luftleeren Raume über Schwefel- säure abdampft, so erhält man neben Krystallen von Parasulphat- Ammon eine beträchtliche Menge des zerfliefslichen Salzes. Hr. Müller las aufserdem weitere Mittheilungen über die Wundernetzezu dem comparativen Theilder ver- gleichenden Anatomie der Myxinoiden. Die Gefälslabyrinthe, welche man Wundernetze nennt, sind von zweifacher Art. Die eine besteht darin, dafs ein Blutgefäls- stamm vor der Zertheilung in die ernährenden Zweige plötzlich in eine Menge anastomosirender oder nicht anastomosirender Canäle zerfällt, in welchen das Blut mehr oder weniger grofse Strecken zu- rücklegt, ebe die eigentliche Verzweigung zum Zweck der Nutri- tion beginnt. Die zweite Art besteht darin, dafs die auf diese Weise entstandene Zerlegung eines Blutgefälsstammes durch Samm- 273 lung des ganzen Labyrinthes in einen neuen Stamm wieder aufge- hoben wird. Die älteren bekannten Wundernetze gehören beiden Formen an. In den berühmten Wundernetzen an den Extremitä- ten verschiedener Säugethiere bleibt es bei der Diffusion der Zweige, in dem Wundernetz der Carotis der Wiederkäuer tritt die Wiedervereinigung ein. Die in neuerer Zeit bekannt gewor- denen grolsen Wundernetze der Fische wiederholen diese beiden Formen in viel mehr ausgebildetem Zustande. Die diffuse Form beobachtet man an den Wundernetzen der Arteria coeliaca und der Intestinalvenen des Alopias vulpes, Squalus vulpes L. und auch andenin.der Substanz der Leber liegenden strahligen Wundernetzen der Lebervenen dieses Fisches und der Thunfische. Die andere Form mit neuer Sammlung des Labyrinthes nimmt man in den Wunder- netzen der Arteria coeliaca und in den Wundernetzen der Pfort- ader der Thunfische,, so wie in denjenigen der Arteria coeliaca und der Lebervenen der Zamna cornubica, Squalus cornubieus L. wahr. Die diffuse Vertheilung kann in einer Fläche und auch quastartig mit Bildung eines Gefälskuchens geschehen, Die Wundernetze der Schwimmblase mehrerer Fische, von denen bernach gehandelt werden soll, sind diffus in einer Fläche ausgebreitet, und stellen seine flächenhafte Radiation feiner Gefälse dar, welche nach lan- gen Zügen sich erst baumartig in die ernährenden Zweige für die innere Haut der Schwimmblase vertheilen. Bei anderen Fischen bilden dagegen diese Wundernetze der Schwimmblase Gefäfs- kuchen. In den Wundernetzen mit Wiedervereinigung der Ge- fälse zu neuen Stämmen erreichen die Gefäfslabyrintbe ihre gröfste Pc theils durch die Menge der Gefälse, in welche die _ Stämme zerlegt werden, die in einigen Wundernetzen bis zu Hun- derten und Tausenden reichen, theils durch die Feinheit der Röh- _ ren, welche in manchen Wundernetzen der Fische die Feinheit Bi. Capillaren erreicht. Bei der letzten Mittheilung wurden die Wundernetze der Nebenkiemen beschrieben; die Wundernetze der Choroidea und der Schwimmblase sind der Gegenstand der ge- genwärtigen Mittheilung. Wundernetzeder Choroidea. Die vollkommenste Form der Wundernetze der Choroidea bietet die sogenannte Glandula "choroidalis oder Blutdrüse des Auges der Knochenfische dar. Al- bers deutete dieses Organ zuerst als reze mirabile und bemerkte EEE CET De 274 dafs die Gefäfse der Choroidea aus diesem Plexus entspringen. Dieser Ansicht folgte auch Eich wald. Eine sehrgenaue Beschrei- bung und Abbildung des arteriösen Gefälssystems dieses Wunder- netzes gab zuerst W. Jones. Die glandula choroidalis ist nach den Untersuchungen, welche gegenwärtiger Mittheilung zu Grunde liegen , nicht bei allen Kno- chenfischen vorhanden, sie scheint bei allen Fischen vorzukommen, die Nebenkiemen besitzen, dagegen manchen derjenigen Fische zu fehlen, denen auch die Nebenkiemen fehlen. Daher fehlt die Choroidaldrüse den Haien, Rochen, Chimären, Cyelosto- men, dem Wels und Aal, auch bei Erytkrinus. Es giebt je- doch auch Fische ohne Pseudobranchien mit einer Choroidaldrüse, wie die Ophicephalen, mit Labyrinthnebenkiemen. Das Or- gan ist ein Zwillingswundernetz, es besitzt nicht blols die Verthei- lung umd Sammlung in neue Stämme, sondern besitzt, nach des Verfassers Untersuchungen, einen arteriösen und venösen Theil, in welchem die Vertheilung und Sammlung sich wiederholt. Der arteriöse Stamm ist die von der Nebenkieme kommende Pfortader des Auges, vena advehens oder arteria ophthalmica magna s.choroi- dalis, welche keinem Theil des Auges Zweige abgiebt aufser dem Wundernetz. Die Arterie der Iris, arzeria ophthalmica minor, sehr viel dünner als der dicke bei dem Sehnerven liegende Gefälsstamm von der Nebenkieme zum Auge, kommt von der in einem Knochen- kanal des Schädels verlaufenden carozis posterior (Salm), tritt im hintern Theil der Augenhöhle hervor, verläuft im hiotern Raum der Augenhöhle nach aulsen und vorwärts, Aeste an den musculus rectus externus abgebend, und durchbohrt die Sclerotica in einiger Entfernung von der Cornea. Die Arterien der Augenmuskeln kommen theils aus dem vordern Theil des circulus cephalicus, theils von der carotis posterior. Auf dem Sehnerven gehen feine vom arteriösen System abhängige und venöse Zweigelchen hin, diese Arterien stehen eben so wie die Arterien der Iris und der Augenmuskeln in keinem Zusammenhange mit der Pfortader des Auges. Beim Salm sah der Verfasser auch ein besonderes feineres Gefäls den Sehnerven begleiten und neben ihm die Sclerotica durchbohren. Wahrscheinlich hängen von den letzgenannten Ar- terien die Gefälse der Retina und die Hallerschen Gefälse der. 275 durchsichtigen innern Theile des Auges, insbesondere des Glaskör- pers ab. Die Choroidea erhält ihr Blut aus dem art. Wundernetz der glandula choroidalis. Der venöse Theil des Wundernetzes nimmt das Blut aus der Choroidea wieder auf und ergielst es aus den feinen Röhren des Wundernetzes ın ein weites venöses Becken an der Basis des Wundernetzes, dieses entleert sich in die rückführende Vene, vena ophthalmica magna, welche die Sclerotica dicht bei der grolsen Arterie neben dem Sehnerven durchbohrt. Diese Vene nimmt innerhalb des Auges auch noch die innere Vene der Iris auf, welche aus den die Iris umfassenden Gefälsschweifen ent- springt und an.der vordern Seite des Auges unter der Argentea fortgeht. Letztere geht zwischen den Schenkeln des Hufeisens der ' glandula choroidalis durch (Gadus, Esox), ohne Zusammenhang mit demselben, um ihr Blut in das venöse Becken an der Basis der Cho- roidaldrüse zu ergiefsen. Die äulsere Vene der Iris durchbohrt die Sclerotica mit der Arteria iridis und begleitet sie eine Strecke. Aufßserhalb des Auges nimmt die vena ophthalmica magna auch Zweigelchen vom Sehnerven und viele Zweige von den Augen- muskeln auf. Die Iris erhält also arterielles Blut, wie die Augenmuskeln, aus dem circulus cephalicus, und zwar aus einem Zweige der carotis posterior. Das rete mirabile choroideum erhält venöses Blut aus der Nebenkieme, die Choroidea wieder aus der Choroidaldrüse, und nachdem das Blut aus den Venen der Choroidea noch einmal durch die Choroidaldrüse durchgegangen, gelangt es zum übrigen Venen- blut. Vom Herzen bis zum Herzen liegen hier 5 "Capillargefäls- systeme, dasjenige der Kiemen, dasjenige der Nebenkieme, das ar- teriöse Wundernetz der Choroidaldrüse, das Capillargefälsnetz der Choroidea, das venöse Wundernetz der Choroidaldrüse. Die vena ophthalmica magna erhält das Blut aus dem venösen Theil des Wundernetzes und zugleich das Blut der Iris, der inner- sten Theile des Auges und der Augenmuskeln. Zwischen den Augenmuskeln liegen bei den nicht fetten Fi- schen bedeutende Lymphräume und immer dringt bei manchen Fischen, z. B. beim lebenden Hecht, bei Eröffnung der Augen- höhle von unten eine grofse Menge Lymphe heraus. Auf diese Weise kann man sich am leichtesten und zu jeder Zeit an frischen 276 Fischen Lympbe verschaffen, welche durchsichtig wie Wasser ist, und in sehr kurzer Zeit nach dem Ausfliefsen gerinnt. Die Wundernetze der Choroidea sind keine isolirte Erschei- nung und auf die Choroidaldrüse beschränkt, sie kommen auch den Fischen ohne Choroidaldrüse zu, sie sind allen Wirbelthieren ohne Ausnahme eigen. Der einzige und nicht wesentliche Unterschied der einen und anderen Wundernetze der Choroidea besteht darin, dals das reie mirabile choroideum der Fische mit Nebenkiemen und Choroidaldrüse ein reze mirabile der vollkommneren Art ist mit Sammlung der diffundirten Röhrchen in neue Stämmchen, oder ein amphicentrisches Wundernetz mit zwei Stellen für entgegen- gesetzte Wirbel ist, während die Wundernetze der Choroidea bei allen übrigen Thieren diffus sind und jedesmal nur einen Pol oder Wirbel haben. Die Vertheilung der Arterien in der äulsern Schichte der Choroidea der Säugethiere, Vögel, Amphibien hat alle Eigenschaften der diffusen Wundernetze. Jedes Stämmchen der hinteren Ciliararterien löst sich und spreizt sich sogleich in ungemein viele dicht neben einander liegende Röhrchen radien- artig aus, welche, in der äufsern Schichte der Choroidea liegend, das ihnen angewiesene Feld der Choroidea mit oft bewunderter Regelmäfsigkeit durchmessen , während die eigentliche baumartige Verzweigung an einer ganz anderen Stelle, nämlich an der innern Seite der Gefälshaut, geschieht, wo die Verästelung in Capillar- gefälsnetze für den Zweck der Ernährung stattfindet. Die Wirbel der Venen wiederholen dieses Spiel. Die Wundernetze der Schwimmblase der Cyprinen liefern hierzu die vollkommenste Parallele. Die’diffuse wirbelartige gleich wunderbare Vertheilung der feinen Arterien und Venen geschieht auf der äulseren Ober- fläche der Schwimmblase, der inneren Haut ist hauptsächlich die baumartige zu den Capillargefälsnetzen angewiesene Ver- zweigung jener Röhren bestimmt, welche mit ihren prächtigen Radiationen und Schweifen weite Wege zurücklegen, ehe sie den zweiten Theil ihrer Aufgabe erreichen. Der Übergang in die baumartige Verzweigung und in die Capillaren kann auf doppelte | Art stattfinden; in den meisten diffusen Wundernetzen geschieht sie am Ende der Röhren des Schweifes, so auch in den diffusen Wundernetzen der Schwimmblase. Bei den diffusen Wunder- netzen der Choroidea treten auch in der ganzen Länge der Radien 277 Zweigelchen zur baumartigen Verästelung in die Capillarnetze nach innen ab. Der Kamm der Vögel gehört nicht in die Kategorie der Wun- dernetze und bleibt so räthselhaft, wie er bisher war. Wenn man, wie der. Verfasser, längere Zeit mit den Anschauungen des so con- stanten Verhältnisses der Nebenkiemen zum Auge beschäftigt war, so.bedarf es nur einer auch zufällig eingetretenen Vorstellung vom Vogelauge und Kamm desselben, dafs auch sogleich die Einbil- dungskraft die Analogie beider Organe behauptet, und es liegt bei dem fächerigen Ansehen beider Organe ganz nahe, den Pecten für - dieim Auge selbst gelegene Nebenkieme des, Vogelauges, die Ne- benkieme für den aufser dem Auge gelegenen Pecten zu halten. Die verborgenen Nebenkiemen des Karpfen und der Karausche haben auf den ersten Blick die auffallendste Aehnlichkeit mit dem Kamm des Vogelauges, aber der Kamm ist kein Wundernetz. Die Analogie mit der Form der Nebenkieme verliert sich schon bei näherer Untersuchung der Structur. Die Nebenkieme besteht aus Federn mit getrennten Gefälssystemen, und die Federn sind, wie dicht sie zusammenliegen, selbstständige Bildungen. Der Kamm hingegen ist, ein einfaches häutiges Gebilde, welches nur regel- mälsig. wie eine Krause in Falten gelegt ist. , Die Gefälsstäimme treten. zwar von der Basis parallel in die Falten ein, aber ihre Äste sind weder federig, noch auf die einzelnen Falten isolirt, viel- mehr hängen sie unter einander zusammen. Die Arterien der Cho- ‚roidea, welche in dieser ihre diffusen Wundernetze bilden, stehen, mit dem Kamm in keiner Verbindung und entspringen von dersel- "ben Augenarterie, welche den Kamm besorgt. Eben so ist es mit den Venen der Choroidea. Die noch übrig bleibende Vermuthung, ‚dafs der Kamm ein reze mirabile für die Gefälse der innersten "Schicht der Häute, nämlich die Gefälsschicht der Retina sei, wird "auch bald durch die Untersuchung der Arterien und Venen dieser Theile widerlegt. Bei feinen Injectionen der Venen des Körpers sah der Verfasser die Venen des Kamms gefüllt, das Blut des Kamms wird also sogleich in das Venensystem abgeführt, ohne zu anderen Theilen des Auges zu gelangen. Die Arterien des Kamms durch- bobren die Sclerotica an der Basis dieses Organs, mehrere Stämm- chen breiten sich in die Falten aus, ein gröfseres geht auch an einem Theile der Basis her, um sich in die Äste des Kammes auf- 278 zulösen. Eben so vertheilen sich die Venenstämmchen des Kam- mes, deren es mehrere giebt, und welche an der Basis des Kammes zu einem Randgefäls sich ausbreiten, von welchem die gestreckten Venen in die Falten des Kammes treten. Auch die plexus choroidei des Gehirns der Wirbelthiere haben wenig Ähnlichkeit mit einem wahren Wundernetz. Es giebt For- men davon, welche dem Kamm sehr ähnlich sind. Die Verbreitun- | gen der Arterien und Venen in denselben sind gewöhnliche Plexus, dem Reichthum der Blutgefälszweige des krausen franzigen Theils der plexus choroidei, worin sich die feinen Zweige verbreiten, an- gemessen. Bei mehreren Amphibien und Fischen kommt ein gro- [ser blättriger oder fächeriger plexus choroideus über dem vierten Ventrikel vor. Bei den Seeschildkröten bildet diese Gefäfshaut hinter dem kleinen Gehirn ein Gewölbe, das aus lauter regelmäfsi- gen, von vorn nach hinten gerichteten Falten einer zusammenhän- genden Haut gebildet ist, wie der Kamm des Vogelauges. Diese Falten, deren freie Ränder von dem Gewölbe herabsehen,, sind hoch und zahlreich. Das Organ ist aulserordentlich gefäfsreich, aber die Blutgefäfse ahmen nicht die eigentliche Form der Wun- dernetze nach. Die Arterien des faltigen plexus choroideus steigen von den Stämmen der Hirnarterien jederseits über das kleine Ge- hirn herauf, bilden vor dem Eintritt in den Plexus mehrere anasto- mosirende Arcaden und verzweigen sich in dem Plexus, indem sie zugleich mit den dem verlängerten Mark und Rückenmark be- stimmten Zweigen der Hirnarterien zusammenhängen. Die fein- sten Zweige sind den kammartigen Falten bestimmt. Dahin gehört auch der grolse Fächer auf dem ventriculus quartus der Petromy- zon, eine in viele regelmälsige Querfalten gelegte Gefälshaut, de- ren Falten unten und oben in der Mittellinie durch eine Längsrippe zusammengehalten werden. Obgleich diese Bildungen den diffusen Wundernetzen verwandt sind, so können sie doch auch dienen, gerade den Unterschied der Gefälshäute von den wahren Wunder- netzen bemerklich zu machen. Wundernetze der Schwimmblase. Das Gefäfssystem der Schwimmblase ist zuerst und bereits sehr umfassend durch die Untersuchungen von de la Roche aufgeklärt worden. Demsel- ben und in neuerer Zeit vorzüglich Rathke verdankt man die Aufschlüsse über das eigenthümliche Verhalten der Blutgefälse in 279 den sogenannten rothen Körpern oder Blutdrüsen der Schwimm- blase. Die descriptive Anatomie dieser Organe ist nur geringer wei- tern Äufklärungen fähig, wohl aber haben die Bedeutung dersel- ben für die Schwimmblase, ihr Verhältnifs zur Luftabsonderung und die Stelle dieser Körper in der ganzen thierischen Oeconomie viel Räthselhaftes behalten, indem die grofse Klasse der Bildungen, zu welchen sie gehören, und die Verwandtschaft zu ihres gleichen an andern Orten nicht hinreichend gekannt war. De la Roche verglich die Organe beim Aal, wo sich die grolse Arterie der Schwimmblase in zwei dichte Büschel von Tausenden von capilla- ren Röhrchen auflöst und von neuem daraus die Arterienstämme für die innere Haut der Schwimmblase zusammengesetzt werden, während sich die Venen der Schwimmblase in den venösen Theil der Büschel auflösen und von neuem daraus zusammensetzen, dem Pfortadersystem. Cuvier verglich diese Gefälssysteme mit dem corpus cavernosum. Rathke betrachtete sie als Blutdrüsen und als ‘eine Vorbildung der Thymusdrüse der Säugethiere. In diesen rothen Körpern, welche meist zwischen der fibrösen und inneren Haut liegen, erkennt der Verfasser alle Eigenschaften der Wun- dernetze und alle Variationsformen derselben wieder. Sie haben die vollkommenste Ähnlichkeit mit den amphicentrischen Wun- dernetzen der Pfortader und arzeria coeliaca der Thunfische und mit dem gleichen rete mirabile choroidale der Knochenfische durch die Art der Vertheilung der Blutgefäfse und dadurch, dals sie Zwillingswundernetze der Arterien und Venen zugleich sind. Wundernetze kommen an der Schwimmblase sehr vieler Fische vor, mögen sie einen Luftgang haben oder nicht. Sie sind auf doppelte Weise, wie auch die Wundernetze an andern Thei- len, gebildet. Bei vielen Fischen findet nur eine Auflösung der Gefäßsstämme in viele feine Röhren in Form von Radiationen, Schweifen, Schöpfen oder Wedeln statt, welche sich zuletzt, oft nach langen Zügen, in die baumartig zerästelten Zweigelchen der innern Haut fortsetzen. Diese Radiationen können sich über die ‚ganze Schwimmblase ausdehnen, ohne dafs es eben wegen der Ausdehnung zu einer localen Anhäufung oder einem rothen Kör- - per kommt, wie bei den Cyprinen. Im zweiten Fall bestehen die - Wundernetze in ganz ähnlichen diffusen Wedeln ohne neue Sammlung, aber die Wedel zeigen sich blofs an hestimmten Stel- 280 len der Schwimmblase, und das ist der erste Anfang der sogenann- ten rothen Körper oder Blutdrüsen. Die Röhren der Wedel ver- ästeln sich erst, wenn sie die Wedel verlassen, aber schon vorher in den Wedeln können sie, capillar sein, daher sie die Wedel ver- lassend, auch nur in der nächsten Umgebung der Wedel sich verzweigen. Aus dieser Umgebung geht das Blut wieder durch die venösen Röhren der Wedel zurück. Dahin gehört der Hecht. Die dritte Form ist, dafs die Wedel amphicentrisch werden, indem sich die Arterien in den Wedeln in unzäh- lige capillare Röhren vertheilen und am anderen Ende der Wedel die Röhren sich in viele etwas stärkere, Zweigelchen sammeln, welche sich dann baumartig in einem eigenen Saum oder Hof der Wedel verzweigen, während die ganze übrige Schwimmblase ibr Blut nicht aus den Wedeln, sondern aus ein- fachen Blutgefäßsen erhält. Aus den Säumen der baumartigen Verzweigung kehrt das Blut durch den venösen Theil der Wedel zurück. Hieher gehören die Zosa, Gadus, Lucioperca, Perca, Acerina und vicle andere. Die vierte Form ist, wo die rothen Körper amphicentrische Wundernetze von Arterien und Venen sind, deren Gefälse sich nicht in der Nähe der Büschel oder in einem Hof derselben, son- dern durch neugebildete Stämme in der ganzen Schwimmblase baumartig verbreiten. In diesem Fall hat das Wundernetz zwei arteriöse und zwei venöse Wirbel. Die von einem Wirbel aus- gehenden arteriösen Röhren sammeln sich am zweiten wieder und setzen neue grolse Arterienstämme zur baumförmigen Verbreitung in. der innern Haut der Schwimmblase zusammen. Das venöse Blut der Schwimmblase geht dann wieder mittelst grolser Venen- stämme zu den Wundernetzen und geht vom ersten venösen Wir- bel aus wieder durch Tausende von Röhren durch, um am zweiten venösen Wirbel gesammelt das Wundernetz mit dem daraus her- vorgehenden äulsern Venenstamm zu verlassen. Dahin gehören die Muraenen. Unter diese vier Formen lassen sich bequem alle Variationen im Bau der Wunderneize der Schwimmblase bringen. j Das Verhältnifs der Wundernetze zu dem Lufigang lälst sich . kurz so ausdrücken, dafs gar keine solche Beziehung besteht, Die von Perrault ausgegangene und von allen Seiten wiederholte Be- 281 hauptung, dafs die Existenz der Blutdrüsen mit dem Mangel des Luftganges der Schwimmblase im Zusammenhange stehe und die Behauptung von Monro, de la Roche, Treviranus u. A., dafs die rothen Körper, mit Ausnahme der Muraenen, allen Fischen fehlen, deren Schwimmblase einen Ausführungsgang besitzt, ist nicht richtig. Die Esox haben wahre rothe Körper und doch den Luftgang, und diese geben in die ganz diffusen Wundernetze der grolsen Gattung der Cyprinen unmerklich über. Die Welse, meh- rere oder vieleSalmonen, wie Salm, Stint (auch die Clupeen?) sind dagegen in der ThatBeispiele von Schwimmblase mit Luftgang und ohne Wundernetz, so wie es wahrscueinlich auch Fische mit Schwimmblase ohne Luftgang und ohne rothe Körper giebt, da bereits der Schwertfisch ohne Luftgang der Schwimmblase keine localen Anhäufungen der Blutgefälse in Formen der gewöhnlich sogenannten Blutdrüsen hat. Das Verhältnils der Wundernetze zur Luftabsonderung in der _ Schwimmblase kann erst nach einer genauen Untersuchung der vier vorber aufgestellten Variationsformen klar werden. Die ein- fachste Gestalt der Wundernetze, wie sie bei den Cyprinen er- scheint, ist, dafs sich die Arterien und Venen schon auf der äufsern Oberfläche der Schwimmblase in bandartige Schweife vertheilen, welche dem blofsen Auge oberflächlich wie einfache dicke Gefäfßse, bei genauerer Untersuchung und bei bewaffnetem Auge aber als Züge mehrerer oder vieler paralleler Gefäfschen (Arterien mit Venen abwechselnd) erscheinen. Fischer muls diefs an der -Schwimmblase der Cyprinen bewundert haben, aber er sagt nicht, worin das besteht, was seine Verwunderung erregt hat. De la Roche hat die Wichtigkeit des Gegenstandes nicht erkannt. Er sagt von den Gefälsen der Fische mit Luftgang: 7/s se distribuent simplement ü la maniere des vaisseaux ordinaires sur les parois de la vessie, sans se rendre dans des corps particuliers. Cependant ont les voit quelquefois assez rapproches dans quelques parties de la vessie et notamment dans le voisinage de Vorifice du canal a£rien, de maniere ü rendre cet endroit un peu plus rouge que le reste. Huschke hat den parallelen Lauf der Gefäfse gesehen und be- zeichnet. Das Verhältnifs dieser Anordnung zu den eigentlichen Blutdrüsen der anderen Fische und zu den Wundernetzen über- haupt ist jedoch bisher nicht klar geworden. Die ganze Schwimm- 282 blase der Cyprinen wird von Radiationen und bandförmigen Schweifen von feinen Arterien und zwischenliegenden Venen auf ihrer äufseren Oberfläche umfalst. Der Unterschied von den We- deln der rothen Körper liegt darin, dafs sie nicht auf eine einzelne Stelle beschränkt sind, dals die Röhren der Schweife wenig zahl- reich, aber ungemein lang sind, während in jenen das Gegentheil stattfindet. Hin und wieder sondern sich aus den bandförmigen Schweifen neue Bündel nach den Seiten ab. Nach langen Zügen verlassen die Röhrchen ihren parallelen Lauf und zerästeln sich baumförmig in Capillargefälsnetze auf der inneren Haut der Schwimmblase. Also ganz dasselbe Verhältnils, wie bei den diffu- sen Wundernetzen der Choroidea der Säugethiere, Vögel, Amphi- bien. Diese Wundernetze verhalten sich zu den Wundernetzen der rothen Körper ganz so wie die diffusen Wundernetze der | Choroidea zu den amphicentrischen WVundernetzen derselben in der Choroidaldrüse. Eine geringe Andeutung des den Cyprinen eigenen Verhaltens zeigte auch Salmo (Coregonus) maraenula. Dagegen bilden die Hechte das Mittelglied zwischen den dif- fusen einfachsten Wundernetzen der Cyprinen und den rothen Körpern. Die an den Seiten der Schwimmblase des Erox Zueius sich verbreitenden Gefälse durchbohren als Bündel mehrerer grö- fsern Röhren die fibröse Haut und erleiden die weitere Zerthei- lung in Büschel zwischen der äulsern und innern Haut. Hier bil- den sie entlang den Seiten der Schwimmblase eine Menge zer- streuter blutrother Wedel und Sterne von Büscheln. Die Röhr- chen derselben lösen sich zuletzt aus den Büscheln ab und verthei- len sich baumartig in der innern Haut. Die Röhren dieser Wedel sind aber nicht sehr dünn und nicht sehr zahlreich. Diese Schweif- bildung ist den Wundernetzen am Magen und Darm des Fuchs- haien analog. Viel merkwürdiger ist die grolse Menge der Wedel im oberen Fundus der Schwimmblase, welcher von diesen Wun- dernetzen ganz roth ist und sich vom übrigen Theil der Schwimm- blase markirt. Die rothe Stelle stellt ein in die Fläche ausgebrei- tetes Wunderneiz von schr vielen diffusen Wedeln dar, deren zum Theil capillare zahlreiche Röhrchen erst unter dem Mikroskop sichtbar werden. Sie lösen sich aus den Garben zuletzt ab und vertheilen sich ästig in Capillarnetze in der nächsten Umgebung, 283 so zwar, dafs die Capillaren verschiedener Wedel anastomosiren und nicht auf Säume oder Höfe beschränkt sind. Vermuthlich gehört auch zu dieser Formationsstufe, was Schelhammer von der Schwimmblase des Schwertfisches sagt: Conspiciebantur enim per omnem ejus membranam ex suis ramis se - diffundentes infinitae venulae et arteriolae, incomparabili elegantia inter se ludentes, coeuntes et rursum abscedentes usque. ad minimos surculos capillarıibus minores et graciliores, cui nihil simile in omni vita videre mihi contigerit, nec ullo artificio melius in conspeetum darı posse vasorum minima existimern, tota enim per candidissirnam vesicae membranam tendebant ad extremam exilitatem purpura sua ' pulcherrime nitentes. Anat. Xiph. Hamb. 1707. p- 16. An den hier in Weingeist aufbewahrten Eingeweiden des Schwertfisches zeig- ten sich auf der Schleimhaut überall Spuren solcher Wirbel, wie man sie in den Gefälsen der Choroidea bemerkt. Die bei Sciaena aquila an der Schleimhaut in grolsen Strecken hervortretenden, scheinbar drüsigen platten Massen von unebener zottiger Ober- - fläche, welche Cu vier für eine von den rothen Körpern verschie- ‚ dene Drüse hielt, sind auch wieder Wundernetze von derselben Formationsstufe, wie im Grunde der Schwimmblase des Hechtes, | aber noch viel dichtere Büschel. Sie gehören in diese Reihe, weil “der bei der nächsten Form vorkommende Saum fehlt, welcher _ jedem Büschel seine baumförmige Verästelung. vorschreibt und sie darauf beschränkt. Übrigens geht auch bei Sciaena aguila eine - dünne Fortsetzung der Schleimhaut über die Blutdrüse weg. | } Unter den hiesigen Flufsfischen finden sich die ausgebildeten f Büschel mit Säumen oder Höfen bei Acerina, Perca, Lucioperca, Lota in gleicher Weise. Der platte Saum. besitzt immer einige 5 P Dicke und ist blafs, bei den Gaden gelblich, während das Wun- dernetz tiefroth ist. Es ist de la Roche’s renflement de la mem- _ brane interne. Der äulsere Rand des Saumes ist scharf begränzt und er geht nicht allmählig in die Schleimhaut über, wie er denn "von der innern Haut überhaupt verschieden ist. Es ist ein vom Wundernetz ganz verschiedenes Organ und verhält sich zum "Wundernetz selbst, wie die Choroidea zum rete mirabile choroi- deum der Knochenfische. Die Gefälse des baumartigen Hofes kommen aus den Garben der amphicentrischen Büschel, wie die Gefälse der Choroidea aus dem amphicentrischen Wundernetz 254 der Choroidaldrüse. Übrigens gehen die Venen des Hofes wieder in das Büschel zurück, und die Höfe sind nur mit den Wunder- netzen, nicht aber mit den Gefälsen des übrigen gröfseren Theiles der Schwimmblase im Verkehr. Nicht selten (wie z. B. bei Zoza) giebt die Arterie, welche die Wundernetze versieht, auch noch Zweige zur innern Haut der Wundernetze, welehe in keinem Ver- kehr mit den Wundernetzen stehen, «wie denn die ganze übrige | Schleimhaut der Schwimmblase unabhängig von den Wunder- netzen von Blut versorgt wird. Der Saum begrenzt übrigens nicht blofs die peripherischen Wirbel eines Büschels, er bedeckt auch eine Strecke das Wundernetz, er läfst sich davon ablösen. Untersucht man den Saum der baumförmigen Verästelung un- ter dem Mikroskop, so erkennt man, dals er auch aulser den Blut- gefäßsen von den Büscheln durch seine Structur verschieden ist. Er ist durch und durch zellig und ist eine mit dem Wundernetz verbundene Drüse zur Ausscheidung der Luft der Schwimmblase. Die Büschel dagegen bestehen ganz aus Garben gestreckter arte- riöser und venöser capillarer Röhrchen. Bei geringen Vergrölse- rungen sieht man schon die schwammige Beschaffenheit dieser drüsigen Säume, wenn man den feinen von der innern Haut der Schwimmblase herrührenden ihnen angewachsenen Ueberzug von ihnen weggenommen hat. Bei starken Vergrölserungen sieht man die feinsten Elemente als elementare Zellen mit Kernen. Da eine überaus feine Fortsetzung der innern Haut der Schwimmblase diese drüsigen Säume bedeckt und innig damit verwachsen ist, welche auch Zellen mit Kernen enthält, so begreift man nicht so- gleich, wie die von dem drüsigen Saume abgesonderte Luft nach dem Innern der Schwimmblase dringt, wenn bier nicht etwa sehr feine Drüsencanälchen der Schleimhaut mit dem Innern der Drüse zusammenhängen. Die Existenz dieser Verbindung läfst sich nicht direct an diesen Säumen beweisen. Uebrigens hat der Verfasser an der ganzen inneren Haut der Schwimmblase des Schwertfisches eine grolse Menge von feinen zerstreuten Öffnungen oder Grüb- chen, Stigmata, bemerkt. Der silberige Überzug, der an so vielen Schwimmblasen vorkommt, bedeckt zuweilen auch die äufsere Fläche der Wundernetzbüschel und ihre Säume. Die darin lie- genden mikroskopischen Stäbehen sind der Drüse wie dem Wun- dernetz fremd. Nach einer Bemerkung von Taylor über die 285 Schwimmblase der Macrognathen und Ophicephalen scheint es, als wenn die drüsigen Säume bei diesen Fischen durch kleine diver- girend von den Blutdrüsen ausgehende Zotten ersetzt wären. Bei den Fischen mit rothen Körpern der Schwimmblase giebt ‚es also wesentliche Unterschiede in Beziehung auf das Verhältnifs der rothen Körper zur luftabsondernden Stelle der Schwimmblase. Wo drüsige Säume der rothen Körper vorkommen, bewirken diese die Absonderung der Luft, ohne dafs man die Luftabsonde- rung in den übrigen Theilen der Schwimmblase ganz in Frage stellen könnte. Wo diese Drüsensäume fehlen, wie beim Hecht, geschieht die Absonderung von der inneren Haut der Schwimm- blase selbst, wo sich die Garben der Wundernetze in die Capillar- netze der inneren Haut auflösen. Bei den Muraenen endlich findet die Absonderung von der ganzen inneren Haut der Schwimmblase statt, da sich das aus den Wundernetzen kommende Blut in der ganzen Schwimmblase verbreitet. Hier, wie auch bei den Cypri- nen, ist die ganze innere Haut der Schwimmblase als Aquivalent der Luftdrüse oder der drüsigen Säume zu betrachten, und so ist es anch bei den Fischen, wo die Wundernetze ganz fehlen, wie beim Wels und Salm. Kleine auf der innern Haut der-Schwimmblase ‚des Aals zerstreute hirsekornförmige Drüschen, die man ehemals bemerkt haben wollte, wurden nicht gesehen. Aus dem Vorhergehenden ergiebt sich schon mit voller Be- stimmtheit, dafs die Wundernetze der Schwimmblase, welcheForm ° sie haben mögen, der Luftausscheidung selbst fremd sind. Diese ist - in vielen Fällen eine Function der Schleimhaut, wo Wundernetze fehlen, und wo sie vorhanden sind; beim Aal liegt die Luftabson- _ derung weit von den Wundernetzen entfernt, und die aus den - Wundernetzen kommenden Gefälse legen weite Strecken zurück, ehe sie sich in der Schleimhaut verzweigen. Wo drüsige Säume vorhanden sind, sind sie als die Quelle der Absonderung an- gezeigt. Dafs die rothen Körper der Ausscheidung der Luft fremd sind, ergiebt sich eben so bestimmt aus dem Um- stande, dafs sie Zwillingswundernetze, nämlich arteriöse und venöse Wundernetze zugleich sind. Die Absonderung ist schon geschehen, wenn das Blut aus den Venen der Schwimmblase des Aals nochmals durch die Tausende von capillaren Röhren des ve- vösen Theils des Wundernetzes durchgeht, und von den zur Ab- 286 sonderung bestimmten Capillarnetzen der innern Haut hat das Blut in den Venen erst noch lange Wege zurückzulegen, ehe es zu den Wundernetzen zurückgelangt. Bei den kleineren büschelartigen Wunderneizen ist die Hauptsache eben so; ihre baumartige Ver- zweigung ist nur local beschränkt, und die Distanz zwischen Wun- dernetz und Quelle der Absonderung geringer. Dicse ganz gene- relle Thatsache, dafs das Blut nach der Abscheidung der Luft noch- mals durch die Blutdrüsen durch muls, verträgt sich keinesfalls mit der Ansicht von delaRoche, dals die Luft in den Gefälsen der rothen Körper ausgeschieden werde, und dann weiter mit den Blut- gefälsen zu den Wänden der Schwimmblase komme. Die eigent- liche Wirkung der Wundernetze der Schwimmblase, in der diffu- sen sowohl als amphicentrischen Form, ist theils die allgemeine Wirkung aller Wundernetze, mechanische locale Hindernisse der Circulation zur Bedingung einer localen langsamen Blutbewegung, wobei es gleichgültig, ob das Hindernils in der Blutbahn eines Organs vor oder hinter dem Organ angebracht ist. Diese Wir- kung läfst sich keinesfalls bezweifeln, denn sie hängt von nothwen- digen Bedingungen der Vermehrung des Widerstandes durch eine ungeheure Vermehrung der Oberflächen in sehr engen Röhren ab. Es läfst sich aber auch nach der Ansicht des Verfassers eine quali- tative Einwirkung jener Apparate auf das der innern, Haut der Schwimmblase zufliefsende Blut einsehen. Da in den rothen Kör- pern capillare Arterien und Venen in grolser Menge gemischt hin- ziehen, so kann zwar kein Blut aus den arteriösen Röhren in die venösen unmittelbar herübergehen; wohl aber kann ein feinerer Austausch der Capillaren der Büschel stattfinden, so dals Stoffe aus den arteriösen Röhren in die venösen Röhren übergehen, und also das Blut aus den arteriösen Röhren ganz anders hervortritt, als es bineingekommen, die venösen Röhren aber, indem sie das von der Schwimmblase gekommene Blut durch das Wundernetz führen, zugleich dasjenige beigemischt erhalten und ausführen, was aus dem arteriösen Theil der Capillaren des Wundernetzes übergeht. Da nach den Versuchen von Magnus mehrere Luftarten, Kohlen- säure, Sauerstoffgas und Stickgas, im Blute, und zwar in beiden Blutarten in verschiedener Menge aufgelöst sind, so kann man sich vorstellen, dafs.die venösen Röhrchen der Wundernetze der Schwimmblase Kohlensäure aus den arteriösen anziehen, die arte-, 287 riösen Sauerstoffgas aus den venösen anziehen, so dals das Blut aus den Arterien des Wundernetzes sauerstoffreicher und ärmer an - Kohlensäure der inneren Haut oder dem drüsigen Saume zuströmt, - als es in das Wundernetz hineingekommen ist. Hierdurch würden - die Wundernetze der Schwimmblase an den Eigenschaften der - Blutdrüsen Antheil nehmen, aber in ganz eigenthümlicher Weise, wie sie sonst in den thierischen Körpern nicht vorkommt, und nur durch ein den Zwillingswundernetzen gleiches Verhältnifs der _ arteriösen und venösen Röhren möglich ist. Eine solche Wirkung kann auch in anderen Zwillingswundernetzen von capillarer Fein- heit der Röhrchen, wie in der Choroidaldrüse, möglicherweise stattfinden. Hiernach können die rothen Körper der Schwimm- — blase vorbereitend auf die Zusammensetzung des Blutes für die dung von gasförmiger, mit dem Blute fortgehender Luft (Luft- bläschen hervorgehen. Der Luftgang kann, wo er vorhanden, un- ter gewissen Bedingungen Luft austreten lassen und ist Sicher- heitsventil für hohen Druck beim Aufenthalt in grofsen Tiefen. Allgemeine Bemerkungen über Wundernetze. Nach den entwickelten Principien lassen sich nun die ver- - schiedenen Wundernetze der Thiere also ordnen. | I. Diffuse Wundernetze mit einseitigen Wirbeln, ohne | ‘Sammlung in einem zweiten Wirbel, reze mirabile diffusum s. uni- "polare. Sie sind radiirt, büschelförmig, zuweilen federig wie das undernetz am intestinum valvulare des Fuchshaien. Unter diese einfache Form der Wundernetze gehören diejenigen an den Ex- tremitäten und an der arteria sacra media einiger Säugethiere, am Magen und Darm des Alopias vulpes, den Lebervenen desselben "und der Thunfische, der Choroidea der Säugethiere, Vögel, Am- phibien und der Fische ohne Choroidaldrüse, der Schwimmblase "der Cyprinen, Hechte. Diese Radiation ist an den Arterien centri- | gal, an den Venen centripetal. Nicht wesentlich verschieden ist, E venn sich der Stamm, während die Büschel seitlich von ihm ab- 4 len, noch fortsetzt, wie bei den Faulthieren und an der Schwimmblase der Cyprinen. - [1839]. 40 288 II. Amphicentrische Wundernetze mit gegenseitigen Wir- bein und Sammlung der aus einem Wirbel ausfahrenden Röhren in einem oder mehreren oder vielen entgegengesetzten Wirbeln, rete mirabile bipolare. Dahin gehören die Wundernetze der Le- bervenen und diejenigen der arteria coeliaca der Lamnen, der Pfortader und der arteria coeliaca der Thunfische, diejenigen der Schwimmblase vieler Fische, wie der Muraenen, Percoiden, Ga- den u. a., das rete mirabile caroticum der Wiederkäuer und der Frösche, rete mirabile choroideum der Choroidaldrüse und das Wundernetz der Nebenkiemen. Wie innig die Verwandtschaft der monocentrischen und am- phicentrischen Wundernetze ist, ergiebt sich aus folgender Zu- sammenstellung von unipolaren und bipolaren Wundernetzen von gleichen Theilen bei verschiedenen Thieren. 4. Wundernetze der Lebervenen. a) unipolar beim Thunfisch, Fuchshai, Auxis; 5) bipolar bei den Lamnen. 2. Wundernetze der Pfortader oder Darmvenen und Milz- venen. a) unipolar beim Fuchshai; 5) bipolar bei den Thunfischen und Lamnen. 3. Wundernetze der arteria coeliaca. a) unipolar beim Fuchshai ; 5) bipolar bei den Thunfischen und Lamnen. 4. Wundernetze der Choroidea. a) unipolar bei den meisten Wirbelthieren, auch den Fi- schen ohne Choroidaldrüse ; 5) bipolar bei den meisten Knochenfischen. 5. Wundernetze der Schwimmblase. a) unipolar bei den Cyprinen, Hechten; 5) bipolar bei den Muraenen, Percoiden, Gaden und vie- len anderen. ; Die Wundernetze der ersten und zweiten Form könne 1) blofs arteriös oder venös, oder 2) doppelt, arteriös und venö zugleich sein, indem die Röhren der einen Art zwischen die Röh ren der anderen Art eingeschoben sind, ohne Gemeinschaft beide Systeme. Diese können Zwillingswundernetze heilsen. I. rete mirabile diffusum simplea. 289 U. rete mirabile diffusum geminum s. conjugatum. Zu der letzteren Art gehören die diffusen Wundernetze der Schwimm- blase, am Magen und Darm des Fuchshaien, die diffusen Wunder- netze der Choroidea. III. rete mirabile bipolare simplex. Dahin gehören das caroti- ‚sche Wundernetz, das Intercostalwunderneiz der Delphine, das Wunderneiz der Nebenkiemen. IV. rete mirabile bipolare geminum mit 4, nämlich 2 arteriösen und 2 venösen Wirbeln. Dahin gehören die Wundernetze über ‚der Leber der Lamnen, unter der Leber der Thunfische, der venae hepaticae und arteria coeliaca im ersten, der vena portarum und "arteria coeliaca im zweiten Fall, das rese miradile choroideum der Choroidaldrüse, dasjenige der rothen Körper der Schwimmblase "vieler Fische. Es giebt Blutgefälswundernetze und Lymphgefälswunder- netze. Die sogenannten Lymphdrüsen sind amphicentrische ein- fache Lymphgefälswundernetze. Sie unterscheiden sich von den bipolaren Wundernetzen einer Arterie oder einer Vene in keiner "Weise. Gerade hierdurch sind sie durchaus von den gewöhnlichen | "Blutdrüsen, als deren Parallelen man sie angesehen, geschieden. Die gewöhnlichen Blutdrüsen unterscheiden sich in Hinsicht der "Blutgefälse von anderen Theilen nicht, wie die Schilddrüse, die Ne- bennieren, die Thymusdrüse u.a. Das Princip der Pfortaderbildung ist Verwandlung der Venen "eines Theils in eine vena arzeriosa auf einer Nebenbahn des allge- meinen Kreislaufs. Bei der Zusammensetzung der Körperarterien ‘aus den Kiemenvenen der Fische und der Kiemenarterien aus | den Körpervenen der Mollusken und Krebse hat die Natur von die- )sem Princip ebenfalls Gebrauch gemacht, aber nicht auf einer Ne- "benbahn, sondern in der grofsen Blutbahn. Dies haben die Pfort- "aderbildungen der Leber, der Nieren mit denamphicentrischen Wun- "dernetzen gemein. Die Nebenkieme verhält sich zum Auge und der arteriöse Theil vom amphicentrischen Wundernetz der Schwimm- ase des AalszurSchwimmblase, wie die Milz zur Leber. So verwandt ich beide Bildungen sind, so zeigt doch die Existenz der mono- entrischen Wundernetze und ihr Ersatz und Abwechseln mit am- hicentrischen, dals das Princip der Wundernetzbildung nur das I igenthümliche, die Oberflächenvermehrung innerhalb einer be- 290 stimmten Blutbahn und vor der Ernährung oder nach der Ernäh-\ rung eines Theils hat, denn die monocentrischen Wundernetze! haben gar keine Ähnlichkeit mit den Pfortaderbildungen. Daher! man wohl am richtigsten sich ausdrückt, wenn man sagt, dafs das Princip der Pfortaderbildung den Wundernetzen an und für sich durchaus nicht eigenthümlich ist und sie nicht begründet, dafs es| sich aber damit combiniren kann, und das ist bei allen amphicen- trischen Wundernetzen der Fall. Das Verhältnifs der Wundernetze zu den einfachen Drüsen ohne Ausführungsgänge kann also aufgefalst werden. Der allge-f meinste Zweck der Wundernetze ist eine mit der Oberflächenver-# mehrung der individuellen Blutbahn eines Theiles fortschreitende® Vermehrung derjenigen mechanischen und qualitativen Einwirkun-f gen der Gefälswände auf die circulirende Flüssigkeit, welche in geringerem Grade auch in den einfachen Gefälsen stattfindet. Da-f bei können die besonderen Zwecke der einzelnen Wundernetze noch eigenthümliche sein. Ihre Oberflächenvermehrung kann bald hauptsächlich auf Vermehrung des Widerstandes und locale Ver. änderung der Schnelligkeit der Blutbewegung, bald aber zugleich vorzugsweise auf mehr qualitative chemische Wirkung der Ober flächen auf die Flüssigkeit der Röhren berechnet sein. Bei den Lymphwundernetzen scheint die plastische Einwirkung die Haup sache zu sein, sie ist indessen wahrscheinlich der Einwirkung de einfachen Lymphgefälse analog und wächst mit der Oberflächen- vermehrung in den Lymphdrüsen, welche so vielen Thieren feh len. Es steht nichts entgegen, dals in einigen der Blutgefälswun- dernetze, welche blofs in der Richtung zu einem Organ hin ange legt sind, wie in denjenigen der Nebenkiemen in der Richtung ge gen das Auge, auch besondere von der allgemeinen Wechselwir kung mit der circulirenden Flüssigkeit verschiedene Veränderun gen der durchgehenden Säfte stattfinden, wodurch sie dem Organ zu welchem das Wundernetz führt, vorbereitend mehr geeignet Säfte zuführen, als es auf dem Wege der allgemeinen Circulatiot geschehen würde. Ein analoges Verhältnils zum bestimmten Orf gan, wie die Athemorgane zum ganzen übrigen Körper haben‘ Auf diese Weise scheinen die Nebenkiemen die Charactere de! Wundernetze mit den physiologischen Eigenschaften der Blutdrü sen, wie Milz, Schilddrüse, Nebennieren, Thymus, zu verbinden 291 Die Nebenkiemen unterscheiden sich aber von den mehrsten die- #ser Blutdrüsen, dafs ihr Blut nur einem bestimmten Organ zuflielst, ährend das qualitativ veränderte Blut bei jenen in die allgemeine Säftemasse zurückgeht. Auch gleicht das Gefälssystem der Neben- @kieme dem der wahren Wundernetze darin, dafs es sich zum rete Emirabile glandulare choroideum gerade so verhält, wie das Wun- dernetz der arteria ophthalmica einiger Säugethiere und Vögel zu den diffusen Wundernetzen der Choroidea. Die Blutdrüse der Milz, deren Blut zur Leber gelangt, scheint den Nebenkiemen in ihrem Verhältnifs zum Auge analog zu werden; indessen ist doch auf die vorbereitende Wirkung der Milz für die Leber wenig zu geben, da dies Verhältnifs der Milz nicht allein eigen ist, da sie es . Pimit dem ganzen chylopoetischen System, ja bei den Amphibien ind Fischen mit noch anderen Theilen, selbst vielen hinteren Thei- len des Körpers theilt. 4 Bei den Zwillingswundernetzen mit einem arteriösen uud ve- jösen Antheil kann die einfache Vorbereitung in der arteriösen Richtung zu einem Organ nicht festgehalten werden. Das Blut #geht noch einmal durch das Wundernetz, nachdem es jenes Organ Sschon verlassen hat; die Veränderung, die es in dem venösen Theil | erleidet, könnte, wenn Venen und Arterien an einander vorbei- #gehend nicht auf einander wirken, nur dem ganzen Venenblut zu Gute kommen. Es sind indefs schon die Gründe angeführt, welche es wahrscheinlich machen, dafs in den Zwillingswundernetzen mit Ca pillarer Feinheit der Röhren, wie in denjenigen der Schwimm- Eblase und der Choroidaldrüse, eine gegenseitige Einwirkung der aneinander in Capillaren vorbeigehenden Blutströmchen stattfindet. Diese Gründe werden sehr dadurchgestützt, dafs bei den Zwillings- wundernetzen das arteriöse und venöse WVundernetz niemals Jaufser einander liegen, sondern beiderlei Röhren innigst gemischt sind. Dielfs ist selbst dann der Fall, wenn die in Wundernetze ver- wandelten Arterien und Venen wenig verwandt sind, wie bei den Wundernetzen der arzeria coeliaca und der Lebervenen bei den |Lamnen. Es kann nämlich ziemlich gleichgültig sein, von woher le e venösen Röhren herrühren, wenn nur die arteriösen in der Richtung zu einem bestimmten Organ angelegt sind. Wo diese von vorbereitender Wirkung stattfindet, bilden die Wunder- netze eine ganz eigene Klasse von Blutdrüsen. 292 In Beziehung auf die mechanische Wirkung der Wundernetze und ihren Erfolg für locale Verlangsamung der Blutströmung bleibt es sich gleich, ob das Wundernetz hinter oder vor einem Organ angelegt ist. In beiden Fällen wird der Widerstand sich gleich bleiben, auch wird die Blutbewegüng sowohl in den vor als hinter dem Organ gelegenen Theilen verlangsamt werden. Bei den Wundernetzen der Lebervenen und der arzeria coeliaca der Lamnen und bei den Wundernetzen der Pfortader und arteria coe= liaca der Thunfische muls die Blutströmung im ganzen chylopoeti- schen System langsamer werden. In Hinsicht der Ausführung der Oberflächenvermehrung giebt es mindestens vier Formen der Wundernetze, Die Vermehrung der Oberflächen in den Röhren geschieht: 1) durch Radiationen in Form von Büscheln, Wedeln, Schwei- fen, Quasten, rete mirabile fasciculatum, wie in den meist Wundernetzen, oder 2) durch Netzwerke, reze mirabile reticulatum, wie das eich Wundernetz; i 3) durch Windungen der Röhren, wie in den Intercostalwun- dernetzen der Delphine und den kleinen Wundernetzen de Nieren aller Klassen, die man corpora Malpighii nennt. 4) Durch Federung, rete mirabile pinnatifidum, wie in de Wundernetz am intestinum valvulare des Fuchshaien and i den Nebenkiemen der Fische. 2 Hr. Encke legte eine von Hrn. Dr. Bremiker hierselb gezeichnete Sternkarte, zu den akademischen Sternkarten gehöri, vor, Hora XVII. Blatt 18., welche durch Genauigkeit der Zeich nung und Reichthum an Sternen sich besonders auszeichnet. Di Commission für die akademischen Sternkarten hat ihr den festg setzten Preis von 25 Duk. einstimmig zuerkannt. 12. December. Gesammtsitzung der Akademi Hr. Dirksen las über die Sammation der Laplace schen Entwickelungsreihe. Die Entwickelung der Funktionen nach steigenden Pote zen einer Hauptgröfse wird nicht blols zur Vermittelung Erkenntnils analytischer Beziehungen, sondern auch sehr hä 293 - zum Behuf einer genäherten Bestimmung der Funktionswerthe selbst in Anspruch genommen. Gegen die unmittelbare Anwendung dieser Entwickelungen - der ersten Art findet kein Bedenken statt, insofern sie nur in Gemäfsheit des Satzes geschieht, nach welchem, kurz aus- gedrückt, wofern die Funktionen einander gleich sind, auch ihre h Entwickelungen nach steigenden Potenzen derselben Hauptgrölse - einander gleich sind. Anders verhält es sich aber mit der Anwendung eben die- ser Entwickelungen von der zweiten Art. Da namentlich bei der genäherten Bestimmung des besondern Werthes einer Funk- ‚tion mittelst ihrer Entwickelung, allgemein zu reden, nur ein Theil der Entwickelung in Rechnung gebracht werden kann, so ist hier, um, den Anforderungen der Wissenschaft gemäls, das Genäherte selbst von einer solchen Bestimmung darzuthun, stets eine anderweitige Beziehung nothwendig, mittelst welcher sich . die Grenzen der Differenz erkennen lassen, die zwischen dem besondern Werthe der Funktion und dem Werthe des in Rech- ‚nung gebrachten Theiles der Entwickelung besteht. Für den Fall einer expliciten Funktion verdankt die Wis- senschaft eine solche Beziehung den Leistungen d’Alembert’s und Lagrange’s. Für den Fall der Entwickelungen nach dem Lagrange’schen Lehrsatze hat Hr. Gauchy (Mem. de F.Acad. d. Scienc. T. VIII.) eine ähnliche zu ermitteln gesucht. Aber aufser, dals die betreffende Gleichung schwerlich in der Un- bedingtheit fest zu halten sein dürfte, in der sie aufgestellt wor- . den ist, umfafst auch der Lagrange’sche Satz nur einen sehr be- sondern Fall der Entwickelung einer, in impliciter Form ge- gebenen Funktion. Einen allgemeinern Fall der Entwickelung einer impliciten Funktion nach steigenden Potenzen einer Haupt- - grölse, deren Coefficienten sich, streng allgemein, mittelst expli- eiter Funktionen bestimmen lassen, betrifft der Laplace’sche Lehrsatz; und für diesen Fall hat die folgende Abhandlung die Ermittelung der in Rede stehenden Beziehung zum Gegenstande. Der Weg, welcher zu dieser Relation führt, ist höchst gerade und der der Summation der Laplace’schen Entwickelungsform selbst. 294 Zur nähern Andeutung der Methode, mittelst welcher sich zu dieser Summe gelangen läfst, mag das Folgende dienen. Bezeichnen x(w), d(w), f(w) drei Funktionen von w, deren | Differenzial-Coeffhieienten jedweder Ordnung beziehungsweise con- | tinuirlich bleiben, und setzt man x=H(t+aX@)); so pflegt bekanntlich der Laplace’sche Lehrsatz durch die fol- gende Formel dargestellt zu werden: Se) = NO) +: 20). EM) + Huoor u) MErERT; ee” Nr. nr Setzt man demnach: (4) 8, =/00) + xp) - a (um iron), a? = a) +5 [ua ua + = SEN re [eo zn 1.2.3... ml =? HN und bezeichnet, streng allgemein, insofern =(e) der Entwicke- lung nach steigenden Potenzen von e fähig ist, das von = unab- hängige Glied einer solchen Entwickelung mit Ur(e): so lälst sich zunächst, indem man, zur Abkürzung, 2) FO =) RES x »F9- (ee) | [E-(rax(e)] XHEI)— (EN) setzt, die folgende Gleichheit beweisen 295 han . F(t+e) ri RE er insofern x($(2)) angebbar ist. Ferner läft sich auch die folgende Gleichung darthun: Fire x) „u @) Ü (exX&))” = — f(x), wenn K(PE + aX@))) — X@) = 0, — 2f(x), wenn zugleich « z BACH + ax(0))) —1=0, = — 3f(x), wenn zugleich I artoe +axla))) = 0, = — (m+1)f(x), wenn zugleich —, TE X(P+ ax,(2))) = 0 ist. Dies vorausgesetzt, giebt die Gleichung (3) ee, Yo 9 8..= te” en ı _FO Leer + aa .n—1ax(df? sofern X,($(£)) angebbar ist. Auch ist (6) Fle+ax(®)) » a” =«| Fo) ı __F® xl (ex) FT (axe))"" 1. 1 Fo) +77 1.2 (aX(&))”* ih: de „ni ay(t) m er Fra) es..nmi FÜ + ax(®) — h)dh, insofern Fe +n), von h=0 bis R=ay,x) einschliefslich die einem bestimmten Integral entsprechenden Bedingungen erfüllt. Endlich ist f 7 fe - Fl tr ay(&) — h)dh (7) a. ( + ax(&) — h) nn r; 9! Fl + aylayıı — H)dB, 296 Aus der Verbindung der Gleichungen (2), (3), (4), (5), (6), (7) entsteht nun, unter gehöriger Berücksichtigung der sie be- gleitenden Bedingungen, der folgende Lehrsatz. Bezeichnen X(w), $(w), f(») drei Funktionen von „, deren Differenzial- Coefficienten jedweder Ordnung continuirlich. blei- ben; bezeichnet x irgend eine bestimmte algebraische Gröfse, jedoch so, dals Walk XP + ax) — X&) = 0, dagegen X,($(E + ah)) — h angebbar sei von A=0 einschliefslich bis X,(x) ausschliefslich : so ist en rear insofern nicht RRERT a Exp + axla))) — ı=0 ist. Ist aber von der Reihe von Gröfsen € 5 KPEH RX) — 1, e (dl Hex), XP + ax) 2. Up + axm)) in inf. d” zm x(PE + ax))) die erste, welche nicht Null wird für den, durch die Bedingungen (a) bestimmten Werth von x, so ist 1 FE En E Be: Fü+ ax (a) —8))d0 = mf(x), wo S,_, und F(£) durch die Gleichungen (1) und (2) be- stimmt werden. Zusatz 1. Da x(w), den Voraussetzungen zufolge, eine einförmige Funktion von w bildet, so wird der Gleichung von den obigen Bedingungen (a) entsprochen, wenn man setzt 297 x —=o(t + ay(&)): welche Gleichung den Fall des Laplace’schen Entwickelungs- satzes bildet. Zusatz 2. Nimmt man in Bezug auf die Funktion #(w) die möglich einfachste Form Hu) = u, also H(E + ax(&)) = + ax(x) udxz=/i!-+ ay,(2), so hat man den Fall des Lagrange’schen Entwickelungssätzes. Da alsdann ferner 8) 8... + ine so) +5 ca) fol. R , a {os ” und 9) FO=foOmar" POZERO] e-9 ist: so entsteht hieraus der folgende Lehrsatz. Bezeichnen %(w) und f(w) zwei Funktionen von w, deren Differenzial- Coeffhicienten jedweder Ordnung continuirlich blei- ben; bezeichnet x irgend eine vollständig bestimmte algebraische Gröfse, jedoch so, dafs t+ayl2) — a0, (b) | dagegen ax(t + h) — h angebbar sei von A—0 einschl. bis A—= x — t ausschl.; so ist 1 rs fi 9" Fr — A —=flx), insofern nicht zugleich 298 ay(x) —ı=0 ist. Ist aber von der Reihe von Gröfßsen ax (x) — 1,% (x), %"(&), in inf. %"%x) die erste, welche nicht Null wird für den, durch die Bedingungen (3) bestimmten Werth von x, so ist 1 I == — Se re- (x — YM)d—=mf(x), wo S,_, und F(&£) durch die Gleichungen (8) und (9) be- stimmt werden. Die Akademie beschlols, dem East-India-Hause in London die Sammlung ihrer Abhandlungen seit dem Jahre 1822 zu übersenden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gelehrte Schriften der Kaiserl. Universität zu Kasan (in rus- sischer Sprache). Jahrg. 1835, Heft 4 und Jahrg. 1839, Heft 1. Kasan. 3. : mit einem Begleitungsschreiben der Kaiserl. Universität. d. d. Kasan den 4. Oct. d. J. Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’Academie des Sciences. 1839. 2 Semestre. No. 21, 18 Nov. Paris. 4. L’Institut. ie Section. Sciences math., phys. etnat. Te Annee. No. 309. 310. 28 Nov. et 5 Dec. 1839. ib. 4. 2e Section. Sciences hist., archeol. et philos. 4e An- nee. No. 46. Oct. 1839. ib. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt). 1839, No. 89-94. Stuttg. und Tüb. 4. The Transactions ofthe Royal Irish Academy. Vol. 16, part 2. Vol. 17. and Vol. 18, part 1. Dublin 1831-38. 4. Proceedings of the Royal Irish Academy for the year 1837—8. Part 1. 2. ib. 1837-38. 8. nebst einem Begleitungsschreiben der Königl. Irischen Akademie d. d. Dublin, März d. J. Philosophical Transactions of the Royal Society of London for ihe year 1838, part 1.2. 1839, part 1. London 1838.39. 4. Proceedings of the royal Society. 1839, No. 38.39. ıb. 8. The Royal Society (List). 30 Nov. 1838. 4. 299 G. Biddell Airy, astronomical Observations made at the royal Observatory, Greenwich, in the year 1837 and Appendix. London 1834. 4. Transactions of the Cambridge philosophical Society. Vol. 6, part 3. Cambr. 1838. 4. Report of the 7. and 8. meeting of the British Association for the advancement of Science; held at Liverpool in Sept. 1837 and Newcastle in Aug. 1838. Vol. 6. 7. Lon- don 1838. 39. 8. Catalogue of the scientific books in the library of the Royal Society. London 1839. 8. Transits as observed and calculation of the apparent right ascensions. 1834. s. l. eta. 4. Zenith distances observed with the mural circle and calcula- tion of geocentric South Polar distances 1836. s.1. eta. 4. Zenith distances observed with the mural circle of the royal Observatory, Cape of Good Hope, and the caleulation of the geocentric South Polar distances. 1837. s.1.eta. 4. Bessel's refraction tables. The form employed at the royal Observatory, Cape of Good Hope. s.1. eta. 4. 19. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Crelle theilte einige Untersuchungen über die Theilbarkeit eines Potenzen-Polynoms F„x = a,x” + a,a”"7' + a,2”"?.... + a„ durch eine beliebige Zahl z mit. Bekannt ist der Satz, dals das Polynom F,x, wenn z eine Primzahl und sein Exponent m kleiner als = ist, für nicht mehr als m Werthe von «1 hat, für mehr als m Werthe von x iu f v2 „+n3 ur N ra yuN } Turm ums MIDI ar # N AERE Y N \ . airzeistez anab0nse