“ je er Er 2:7 27 ern 2. ‚Bi E I} ii Hi HEN ME HEHHERHEN ‚bil KRREn St ur GR 4 Ku ee | Be a EL Ye). D3 ss Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1843. — (// PWwY DBRReNT 7727 2 a ne jDr. F- A. Fekstein.! er yeah PPWRDRR WIE Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenchaften. ge . 4. - Fa 5 y Pr “% R Br wre ya In . h, ‘ ı i i Id: 18); “Tr { ” . 5 11) 5 a s A Ri: AraPı co x ir >, Vin EN vhs a EEE Ten > PER en i 4 ann a BY mb iA 01589 inoAar 10h 3 - MERKEN. 4 De 1; 8) i * 6 Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Januar 1843. Vorsitzender Sekretar: Hr. v. Raumer. 9. Januar. Sitzung der physikalisch - mathe- matischen Klasse. Hr. Mitscherlich legte zuerst eine Zeichnung eines Go- niometers vor, dessen er und mehrere andere Beobachter seit län- gerer Zeit sich bedienen, und beschrieb die Construction und den Gebrauch desselben. Dann zeigte er Krystalle von schwefelsaurem Kali vor, deren Form eine Rhomboäder ist. Die Endfläche o, welche die Spitze des Rhomboöäders ersetzt, ist bei diesen Krystallen sehr stark aus- gebildet, so dals sie ganz das Aussehen der tafelförmigen Krystalle des Eisenglanzes haben. Bei den meisten derselben beobachtet man aufser dieser nur dieRhombo&derfläichen, bei einigen, aber in der Re- gel nur sehr klein, ein zweites Rhombo&der von gleichem Werth, und zuweilen die Flächen des dazu gehörenden sechsseitigen Prismas. Die Neigung der Rhombo&derflächen gegen ra die Fläche o beträgt nabe 124°; die Kry- felsaures Kali. Dieselben Flächen, nahe mit derselben Neigung, kom- men bei der prismatischen Form dieses Salzes vor und man könnte glauben, dafs die rhomboädrische Ausbildung der Flächen nur etwas Zufälliges sei und die abweichenden Winkel davon herrühren, dals die Krystalle nicht scharf genug zu messen sind. Untersucht man jedoch ‚das Verhalten. der Krystalle gegen das polarisirte Licht, so findet man, dafs sie sich ganz wie Bhomboäder verhalten. Die Art und Weise wie diese Krystalle sich gebildet haben, insbesondere [1843.] stalle enthalten nichts anderes als schwe- 4 die Temperatur und die Zusammensetzung der Flüssigkeit, müs- sen die Winkel der prismatischen Form so verändert haben, dals däraus ein Rhomboe@der geworden ist. Diese Veränderung be- trägt übrigens nicht einmal Z°; während das saure arseniksaure Kali, je nachdem es aus einer Auflösung, in welcher Säure vorherrschend oder in welcher das neutrale Salz zugleich mit enthalten war, krystallisirte, eine Winkelverschiedenheit von mehr als 1° zeigt. Schwefelsaures Natron enthielten die Krystalle nicht; obgleich es in der Flüssigkeit, worin sie sich gebildet hatten, enthalten war; auch scheint ein eigenthümliches Doppelsalz von schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Natron nicht zu existiren, sondern nur Zusammen- krystallisationen vorzukommen; während man mit schwefelsaurem Ammoniak das schwefelsaure Natron zu einem schön krystallisirten Doppelsalze NH°’HS+ NaS +4H verbinden kann, welches aus gleichen Atomen beider Salze und 4 Atomen Wässer besteht. Die Form dieser Krystalle ist ein gerades rhombisches Prisma mit den Flächen M P, den Rhomben-Octaäderflächen o und den Rectangu- lär-Octaöderflächen & e und mit den Flächen 2 « und Ah. M:M = 51°50',;, M:n = 115°55’; a:a =144°52’, a: P = 162°26);: 2a:2a= 115°20'/;; 2a:P = 147°40'7, P:r = 90°. Auch das schwefelsaure Lithion verbindet sich mit schwefel- saurem Natron zu einem Doppelsalz NS+?LS+6H, de- ren Form ein spitzes Rhomboe@der ist, dessen Flächen P sich gegen einander unter 77°32’ neigen. Beide Doppelsalze krystallisi- ren nur aus einer Auflösung, welche schwefelsaures Ammoniak oder schwefelsaures Lithion im Ueberschufs enthält; löst man sie wieder in Wasser aus, so zerlegen sie sich beim Krystallisiren, indem schwefelsaures Natron zuerst anschielst. 5 Das rhombo&drische schwefelsaure Kali erhielt Hr. M. von Hro. Tennant, Vorsteher der Mac-Jntoshschen Fabrik bei Glas- gow; es wird dort bei der Raffination des Kelps gewonnen. Man löst den Kelp vermittelst Wasserdampf auf; 60 Tbeile bleiben ungelöst; die Auflösung- wird eingedampft. Beim Ein- dampfen scheiden sich Natronsalze aus. Läfst man die Flüssigkeit erkalten, so bildet sich auf der Oberfläche eine Krystallkruste von schwefelsaurem Kali und Chlorkalium krystallisirt heraus. Die Mutterlauge dampft man wieder ein und behandelt sie wie die erste Auflösung; und diese Operation wiederholt man 7 — 8 mal, ehe man die Mutterlauge zu der bekannten Joddarstellung verwendet. Die grofse Menge von Kalisalzen, welche im Verhältnils zu den Natronsalzen aus diesem Kelp gewonnen werden, bewog sei- nen Reisegefährten, Hrn. Nordmann, sich gröfsere Mengen von Fucus palmatus, woraus dieser Kelp gewonnen wird, zu verschaffen. Es bot sich dazu eine gute Gelegenheit am Giants- Causeway in Irland dar, wo die Einwobner auf dem dortigen Basaltfelsen diese Pflanzen trocknen und am Ufer zu Kelp ver- brennen. Er hat den Aschengehalt der trocknen Pflanzen be- stimmt und analysirt. Der grofse Gebalt an Kali und phosphor- saurer Kalkerde sind in dieser Pflanze höchst merkwürdig; da phosphorsaure Kalkerde und Kali in höchst geringer Menge im Meerwasser enthalten sind, so dals man also recht deutlich hier- aus ersieht, dafs diese Substanzen für die Entwickelung der Pflan- zen selbst nothwendig sein müssen, da diese sie aus dem Meeres- wasser, in welchem nur kleine Spuren davon vorkommen, heraus- ziehen und mitten in einer Flüssigkeit, die ein ausziehendes Vermö- gen auf diese Substanzen besitzt, zurückhalten. Überhaupt bieten diese und andere Pflanzen, die unter der Oberfläche des Wassers sich entwickeln, die besten Anhaltspunkte dar, um zu entscheiden, welche Salze für die Entwickelung und das Bestehen einer Pflanze nothwendig sind. Hr. Nordmann hat in dieser Beziehung auch die Asche von verschiedenen in der Havel wachsenden Pflanzen und das Havelwasser selbst untersucht und beschäftigt sich auch noch jetzt damit. Es steht zu erwarten, dafs diese Untersuchung eine interessante Zugabe zu den Resultaten, welche Hr. Prof. Sehulze in seiner Preisschrift niedergelegt hat, liefern wird. Darauf theilte Hr. M. Beobachtungen über die Zersetzung des Chlorkalks mit, auf welche Hr. Walter Crum in Glasgow ihn 6 aufmerksam gemacht hatte. Dieser hatte nämlich gefunden, dafs Chlorkalklösungen sich unter Sauerstoffentwickelung rasch zer- setzen, wenn sie mit Metalloxyden z. B: mit Hähnen, die auf ihrer Oberfläche oxydirt sind, in Berührung kommen und er schrieb diese Erscheinung der Contactwirkung dieser Metalloxyde zu, weil diese sich nicht dabei verändern. Durch Versuche, die der Verf. bier anstellte, hat er sich überzeugt, dafs Mangansuperoxyd, Eisen- oxydhydrat, Kupferoxyd, u. a. Metalloxyde zu einer Chlorkalklö- sung gesetzt, reichlich Sauerstoff entwickeln, während dies nicht stattfindet wenn man die reine Lösung sich selbst überläfst; wird sie dagegen mit einer Säure z. B. Salpetersäure versetzt, so än- dert sich, wie dies besonders Gay-Lusac gezeigt hat, die un- terchlorichtsaure Kalkerde in Chlorcaleium und chlorsaure Kalk- erde um. Bei einer Temperatur von ungefähr + 4° sind Queck- silberoxyd und überschüssige Kalkerde gar nicht, geglühtes Eisen- oxyd kaum wirksam, Kupferoxyd sehr wenig, Mangansuperoxyd dagegen wirkt fortdauernd zersetzend, wenn auch nur sehr langsam. Hierauf trug Hr. Ehrenberg ein Schreiben des Hrn. v. Martius in München an die Akademie, ‘über die sogenannte Stock- oder Weilsfäule der Kartoffeln vor. Die Frage: ob die sogenannte Stock- oder Weilsfäule der Kartoffeln von der Entstehung eines parasitischen Pilzes abhänge, oder nicht, gehöre ganz in dieselbe Kategorie mit jener, ob die Tinea Capitis infantis von der Erzeugung des Pilzes auf dem Kranken zusammenhängt. Für Folge der Krankheit kann Hr.v.M. den Pilz nicht halten. Wolle man ihn nicht als Ursache gelten lassen, so sei er doch wenigstens Correlat der übrigen Krank- beits-Erscheinungen. Im Monate October habe er bei Franken- thal in der Pfalz Kartoffeln, noch im Boden, untersucht, an . denen man bereits die Anfänge des Pilzes als nesterartig gestellte, weilse Punkte oder Körnchen unter der Oberhaut beobachten konnte. Unter starken Vergrölserungen zeigten diese Körnchen dasselbe Gefüge, wie es in seiner Schrift Fig.23. Tab. 3. abgebildet. Die Entwickelung dieser Nester zu den hervorbrechenden Schim- melpolstern scheine grofsentheils von der Erhitzung der Kartof- feln im Keller oder den andern Aufbewahrungsorten abzuhängen. Die Erhärtung des Kartoffels durch Einwirkung des Pilzes sei 7 kein isolirt stehendes Factum, denn bekanntlich mache das. Sepe- donium mycophilum, wenn es sich auf andern Pilzen ‚ausbildet, diese 'so. 'hart ‚und fest wie Holz. Höchst merkwürdig sei übri- gens in der Entwickelungsgeschichte dieser Krankheit. die Art und Weise, wie sie sich in England (wo sie dry Rot heilst), ‘Frankreich und Deutschland ausgebreitet hat. Esitreten bier viele Erscheinungen zusammen, welche die Verbreitung und Ausbildung der Krankheit als eine wahre Epidemie darstellen. 12. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Weils bielt einen Vortrag über das Maals der kör- perlichen Winkel, nebst einigen N zu früheren Ab- handlungen. Wenn die körperliche Ecke im Verhältnils zur Raumesto- talität — 8 Würfelecken eben so betrachtet wird, wie der ebne Winkel zu 4 A, so ist sie, eines eben so strengen trigonome- trischen Ausdruckes fähig, als dieser; was der Fall nicht ist, wenn ‚sie, nur im Zablenwerth der sie einschliefsenden Kanten ausgedrückt wird, da diese Zahlen meist nur Annäherungen sind. Wenn man ferner die übliche Eintheilung des Kreisbogens in 360° u. s. f, auch für die Raumestotalität beibehält (also eine Würfelkante = 90°, eine Würfelecke = 45° = ei setzt), so lassen sich unsere «Sinus- und Tangententafeln rdeandert auf die Berechnung der. Werthe der körperlichen Winkel nach ihren trigonometrischen Ausdrücken übertragen. | So. findet sich u. a. für den Werth der halben Ecke des regulären Octaäders Ei - an: = "ür die ganze also, cos = fürıdie Summe aller 6 Octaöderecken, 180° + (cos = a = )- ‚ Der erstere Werth ist genau gleich dem Geikrpleenent ih Tetraöderkante zu 90°, oder der Neigung der Octaeder- „Bäche gegen die kleinste Octa@derdimension, d. i.. gegen seine rhomboedrische Axe; sinzcos = 1:78; di. wie ‘dieser Neigungswinkel sich verhält zu 360°, so die halbe Octa&- derecke zur Raumestotalität; u. s. f- Eben deshalb ‘ist u. a. die ganze Octaöderecke genau gleich dem Complement des gewöhn- elauj= 8 lichen Zwillingswinkels am Octaäder (des Spinells z. B.) zu 180°. Für den Ausdruck der Ecke des regulären Tetra&ders findet sich, tang = rn sin:cos;rad = Y2:5:3y3 für. die Summe der 4 Ecken des regulären Tetra@ders also o=” = =, oder sin:cos:rad = 20232 :329729. Die Summe von 3 Ecken des regulären Octa@ders ist das Complement dieses Werthes;; denn wenn O die Octa@derecke, T die Tetra@derecke heilst, so ist 60 +8T = tot. sp. = 360° alsıo30 HAT = IR = 180° folglich für 30, cs = — —. Eben so folgt 27 + 5 0 = 90° = Würfelkante T+-0 Würfelecke die Octa@derecke wird aber durch zwei durch gegenüberliegende ihrer Kanten gelegte Ebnen in gleiche Viertel (wie durch eine derselben in Hälften) getheilt; 3 solche Viertel einer Octaeder- ecke also und eine Tetra@derecke zusammen machen eine Würfel- ecke aus. Ferner ist die Octaederkanteo =20 +27 die Tetraederkantez2= O0 +27 daher auauhO=o —t, u s f. Die zweierlei Ecken des Granatdodeka&@ders haben die interessante Eigenschaft, dals jede der & stumpfen Ecken = 2 Würfelecken = 90°, und jede der 6 scharfen Ecken = 60° = + Raumestotalitit = + Würfelecke ist; daher die Summe seiner sämmtlichen Ecken = (2 +1) 360° = 3 Rau- mestotalitäten; die ‚scharfe Ecke des. Granatoeders also auch =0++T = 60°; die Tetraöderecke aber, so wie: die Wür- felecke' in, 3 gleiche Theile zu zerfällen, bietet sich von selbst dar. Der Vortragende entwickelte ähnliche Lehrsätze über die Werthe der Ecken am Quadratoctaöder, am Bhombenocta@der, ‚am Rhomboäder, am Dihexa@der. ‚So ist für die halbe Endspitze s 9 A des Agliedrigen Octaüders, wenn ce die halbe Axe des Kör- pers, s die halbe Seite des Quadrates der Grundfläche heilst, s 2 s’+c.. Er erläuterte ferner die Methode, wie alle diese Lehrsätze auf rein elementar-geometrischem Wege, ohne alle Beihülfe der sphärischen Trigonometrie, den bekannten Lehrsatz derselben über den Werth der körperlichen Ecke mit inbegriffen, auf höchst einfache Weise gefunden werden können. Um den Werth einer 3flächigen Ecke E trigenometrisch allgemein auszudrücken, wenn x, y, z die Neigungswinkel ihrer Flächen in den Kanten heilsen, setze man Se. | sın = RUNER.. x x sin —:cos — rad — = sicer 2 [- 2 sin Z2c0s X rad 2 = yecır . 2 64 2 . sin —2C0s rad Taling eds nso: jgt sin E:scos E:rd E= cs" css’ cd" ss’ — ce”: sc" rs'cc" + s”cc ne ss s”’ırr'r". css’ +lss"+.c"ss’ — ccc” rrr" se" +se"+s’cd—ss’s" rrr Tat Pen a SC’+SIC"’+S’cE— ss" Für eine Aflächige Ecke A, wenn man für den vierten Nei- > Sa ee gungswinkel g setzt sin „608 — oder sin E= oder cosE —= oder, wenn man will,tang E = ırad 2 =." 2c"tr” und das übrige, wie vorher, erhält man sin A4:cos A:rad A = cs’ 5 — es + es cr "st + (s c’ c” cc’ + s’cc"c" + s”’cc c”’ + sneech . - c.c's' s’" + cc" ss + cc” ss" + dc" ss” + cc" ss” + Fl AR A Br (s5’ 5” s”’ BAD c’c” ec”) er rr' r” IM Her. ER TETINT TS Fer nl...) E PT 2 - In der folgenden Gesammtsitzung am 19. dess. M. fügte Hr. Weils folgende Lehrsätze hinzu: Bei jedem Tetraäder (oder jeder 3seitigen Pyramide) ist die Summe der 6 Kanten = 360° + der Summe der Ecken. also sn A= oder cos A= 10 Bei jedem Octaöder (doppelt Aseitiger Pyramide mit paral- lelen Flächen) ist die Summe der 12 Baden = 3x 360° + der Summe der Ecken. Bei dem. Parallelepiped, wo die Summe der Kanten jeder- zeit = 3 x 360°, die Summe der Ecken = 360° ist, kann man ebenfalls sagen: die Summe seiner Kanten ist = 2-360° + die Summe seiner Ecken; und man hat dann für das Tetraäder, die Summe derKanten= 360° +die Summe derEcken Parallelepiped, E) Kr) Er) ” = 2.360°+ » ” Kr) ” Octaäder, nn.» nn nm =3300°+- » nn Durch diesen Vortrag veranlalst, gelang es Hrn. Steiner, kurz darauf folgenden allgemeinen Satz aufzufinden: »Man denke sich ein beliebiges Polyäder, bezeichne die An- »zahl seiner dreikantigen Ecken durch a, seiner vierkantigen durch »b, seiner fünfkantigen durch c, seiner sechskantigen durch d, „u. s. w., ferner die Summe aller Kanten durch 3%, und die »Summe aller ‚Ecken durch Ye; so erhält man: Sk=2%+(ae H 2b + 3IcH Ad3's2.). 90% Als Nachtrag zu einer früheren Abhandlung von 1829 be- merkte Hr. Weils in der Gesammtsitzung vom 12. Januar u. a., dafs der Ausdruck eines dort erörterten eigenthümlichen Falles vom Dihexaöder, für welches er a. a. OÖ. den Ausdruck gefunden hatte: die Tangente des Neigungswinkels seiner Fläche gegen die Axe sey = v3, oder für diesen Neigungswinkel sey sin!cos = y3: V2, in folgender noch einfacherer Gestalt gegeben werden ‚könne: für den nemlichen Winkel ist cs = y3 — 1. Es giebt nemlich unter den verschiedenen möglichen Dihezaddarn theils solche, deren ebner Endspitzenwinkel gröfser ist als der Neigungswinkel der Fläche gegen die Axe, wie das des Quarzes selbst ein solches ist,.theils andere, deren ebner Endspitzenwin- | kel der kleinere von beiden ist. Das erstere hat etwas über- raschendes, weil, während die Reihe der Dihexa@der vom schärf- sten zum stumpfsten in der Neigung der Fläche gegen die Axe von 0° bis 90° zunimmt, der, ebne Endspitzenwinkel nur von 0° bis 60° steigt, also die Vermuthung nahe läge, dals ‚er 11 immer der kleinere von beiden sey. Da dem aber keinesweges so ist, so muls es einen Fall geben, wo beide einander gleich werden; das ist der Fall, von dem die Rede ist. 'In der ange- führten Abhandlung von 1829 wurde gezeigt, (dafs dieses Dihexae- der zugleich der Invertirungskörper seiner selbst ist, d.h. dafs bei ihm (vergl. chaux carbonatee inverse, Haüy) der ebne Endspitzenwinkel dem Complement des Neigungswinkels seiner Flächen in der Endkante zu 180° gleich ist. Ist nun für den Nei- gungswinkel der Fläche gegen die Axe, wie erwähnt, cos=y3-—1, so folgt von selbst für den Neigungswinkel in der Endkante cos = 1 — Y3. | Oder drückt man den ersteren Winkel’ vollständig ' aus durch sin:cosirad = y3: y2:y2 + y3 v3 so ist 722:V7P2 + y3=Yy3 — 1:1; daher für den genannten Winkel cos = y3 — 1. Ein ähnlicher einfacher Ausdruck findet 'sich für zwei an- dere in derselben Abhandlung erwähnte Winkel, nemlich für den Neigungswinkel der Schief-Endfläche gegen die Seitenfläche beim Feldspath nach Haüy’s ursprünglicher Bestimmung; für die- sen Winkel erhält man (s. a. a. O. S. 92. Z. 4. 5) 3 — cos = .-——— 2 d. i. den Cosinus dieses Winkels als die Hälfte des vorigen; und dann für den Neigungswinkel der ‚Schief-Endfäche: gegen die Axe, welcher nach eben (dieser Haüy’schen Annahme beim Feld- spath gleich wäre dem 'stumpfen 'ebnen Winkel der Endfläche selbst; für diesen findet sich der Ausdruck Hierauf las Hr. Encke folgenden Auszug aus einer gröfsern Abhandlung des Hrn. Direktors Hansen auf Seeberg bei Gotha: Darlegung eines Verfahrens um die absoluten Stö- rungen der Himmelskörper, welche sich in Bahnen von beliebiger Neigung und elliptischer Excentrici- tät bewegen, zu berechnen, vor. Die Akademie beschlofs dals derselbe in ihren Monatsbericht aufzunehmen sey. 12 Bekanntlich wendet man zur Berechnung der Örter, oder mit andern Worten, zur Bestimmung der Bahnen, bei den älte- ren Planeten und den Satelliten unseres Sonnensystems ein ganz an- deres Verfahren an, wie bei den 4 neuen Planeten und den Ko- meten, Für jene berechnet man ein für alle Mal die Ausdrücke der heliocentrischen Polarcoordinaten so, dafs sie blofse Functio- nen der Zeit sind, deren ‚numerischen WVerth man jedes Mal nur zu substituiren braucht, um den Ort des Planeten im Raume zu erhalten, eine Arbeit, die man durch vorgängige Berechnung von | Tafeln erleichtert. Für die 4 neuen Planeten und die Kometen hingegen berechnet man für eine Reihe von auf einander folgen- den, und. nicht weit von einander liegenden Zeitpunkten die nu- merischen Werthe der Differentiale ibrer elliptischen Elemente, und ermittelt hieraus durch die Art der Summation, die unter dem Namen der mechanischen Quadraturen bekannt ist, die Ver- änderungen, welche die elliptischen Elemente von dem ersten bis zu irgend einem der andern in Rechnung gezogenen Zeitpunkte erleiden.. Hierauf kann man durch die so ermittelten numerischen Werthe der elliptischen Elemente, den Ort des betreffenden Him- melskörpers im Raume berechnen. Dieses von jenem gänzlich abweichende Verfahren hat man auf die genannten Himmelskörper nicht deshalb angewandt, weil man es für vorzüglicher hält wie jenes, sondern nur weil kein Verfahren bekannt ist, durch welches man — der grofsen Excen- tricität und Neigungen wegen — die Coordinaten derselben in Function der Zeit darstellen könnte. Das Verfahren, durch me- chanische Quadraturen den Einfluls zu berechnen, den die Anzie- hung der Planeten auf die Örter oder die Bahn eines Himmels- körpers äufsert, hat jenem gegenüber wesentliche Nachtheile, während es an sich durch die Bemühungen der gröfsten Geo- meter dieses Jahrhunderts auf einen hohen Grad der Vollkom- menheit gebracht worden ist. Der Verf. führt in der vorgelese- nen Abhandlung die wesentlichsten Nachtheile an; hier möge, um nicht allzuviel Raum in Anspruch zu nehmen, die Bemerkung genügen, dafs bei der Ermittelung des Einflusses der Planeten — der Störungen — durch mechanische Quadraturen die Rechnun- gen nie ein Ende erreichen, indem man von Periode zu Periode dieselben von neuem wiederholen muls, um die Beobachtungen 13 mit. einander verbinden zu können, während man bei jener Me- thode, wenn die Störungen ein für alle Mal berechnet worden sind, durch eine kurze Arbeit sowohl nahe an einander liegende, wie um einen grofsen Zeitraum von einander abstehende Beob- achtungen mit einander verbinden kann. Alles was für die Auflösung der in-Rede stehenden Aufgabe vorhanden ist, besteht in der berühmten, Dezerminatio attractio- nis etc. betitelten Abhandlung von Gaufs, in welcher ein ele- gantes Verfahren gegeben ist, durch welches man die Säcular- änderungen berechnen kann, wie grols auch die elliptische Ex- centricität und die Neigung der Bahnen sei. Obgleich hiermit viel gewonnen ist, so lälst sich doch nicht läugnen, dafs eine we- sentliche Lücke auszufüllen übrig bleibt. Denn die periodischen Glieder, der Zahl und auch oft der Gröfse nach, weit beträcht- licher wie die Säcularänderungen, werden in dieser Abhandlung nicht zu berechnen gelehrt. Der Verf. macht darauf aufmerksam, dafs man, theoretisch betrachtet, durch das, in seiner von der Königl. Akademie im Jahre 1830 gekrönten Preisschrift, gegebene Verfahren, die Stö- rungen berechnen könnte, wie grols auch die elliptischen Excen- trieitäten und Neigungen seien, denn es läfst sich beweisen, dafs die dort vorkommenden Reihen auch in diesem Falle convergi- ren. Aber das auf diese Art erlangte Resultat würde praktisch unbrauchbar sein, denn es würde aus Tausenden von Gliedern bestehen, indem die Convergenz bei grofsen Excentricitäten nur sehr geringe ist. Das Verfahren hingegen, welches der Verf. in der vorgelesenen Abhandlung giebt, führt wenigstens in den Fäl- len, in welchen er dasselbe bereits angewendet hat, auf stark con- vergirende Reihen, und es läfst sich annehmen, dafs es in allen andern Fällen die Convergenz der Reihen so grols oder minde- stens nahe so grols giebt wie die Natur des Gegenstandes zuläfst. Es ist nemlich an sich klar, dafs die Convergenz nicht in allen Fällen dieselbe sein kann. Das Verfahren zerfällt in zwei Fälle, je nachdem der Radius-Vector des gestörten Körpers kleiner oder grölser ist wie der des störenden. Können beide Fälle _ bei zwei Himmelskörpern eintreten, so müssen beide Verfahren mit einander verbunden, und deren Resultate abwechselnd ange- wandt werden, z.B. bei dem Enckeschen Kometen und der Erde 14 us. w. In der vorliegenden Abhandlung führt der Verf. nur den Fall, wo der Radius-Vector des gestörten Körpers kleiner ist wie der des störenden, ausführlich aus, und deutet die Behand- lung des andern Falles kurz an. Er behält sich dessen ausführ- liche Darlegung vor bis er ein Beispiel dazu berechnet haben wird. Der hier ausgeführte Fall ist derjenige, zu dem die we- sentlichsten Störungen der Körper unseres Sonnensystems gehö- ren, die sich in sehr excentrischen und stark geneigten Bahnen bewegen. Er begreift nemlich die Störungen in sich, die die 4 kleinen Planeten, der Enckesche und der Bielasche Komet vom Jupiter, Saturn und Uranus erleiden. Auch kommt aus Grün- den, die später erörtert werden sollen, er nur bei den Störun- gen, die der Halleysche Komet von diesen Planeten erleidet, wesentlich in Betracht. Als erstes Beispiel seines Verfahrens giebt der Verf. die Be- rechnung der Störungen, die der Enckesche Komet vom Saturn erleidet, und führt dabei an, dafs er die Berechnung der Jupiter- störungen desselben bis jetzt so weit fortgeführt hat, dals er einen Überblick der Beschaffenheit des Resultats erlangt hat. Nach diesem werden diese Störungen kaum mehr Glieder enthalten, wie die durch die Sonne in der Bewegung des Mondes erzeug- ten Störungen, es kommen aber in jenen Störungen keine so grolse Coefficienten vor wie in diesen. Während der gröfste Coefficient in den Mondstörungen nahe 4470” beträgt, steigt der grölste Coeffcient in den Jupiterstörungen des Enckeschen Ko- meten nur auf nahe 2480”. Die Säcularänderung der Excentri- tät ist klein, aber die jährliche durch den Jupiter erzeugte Be- wegung der Absidenlinie desselben Kometen beträgt jährlich mehr als eine halbe Minute. Die Störungen, welche dieser Komet durch den Saturn erleidet, sind in extenso folgende. Sei 8'....die durch die grofse Ungleichheit verbesserte mittlere Anomalie des Saturns; u... die excentrische Anomalie des Enckeschen Kometen; £....die Zeit, deren Einheit das Julianische Jahr; nöz..die Störungen der mittleren Länge; #.... die correspondirenden Störungen des hyperbolischen Lo- garithmus des Radius-Vectors; 15 ds ‚die mit dem Verhältnils des Radius-Vectors zur grolsen Halbachse multiplicirten Breitenstörungen; i.....die Neigung der Kometenbahn zur angenommenen Fun- damentalebene; dann ist ndz= + 15lsinu + 0.11212sinu — 0.79sin2u — 0.0370tsin2 u + 0.065in3u — 0.14sin(— 2u +8) + 0555in(—ü-+-g) + 1.09 sin ( g) + 0.04sin (u + g) + 0.02sin(2u + g) + 0.05 sin (— 4u + 2g)) — 0.01sin(— 3u + 28) —. 7.16sin (— 2u + 2g)) + 25.28 sin (— u + 2g)) BESCHERT EE 4.41 sin ( 28) 0.64 sin (u + 2g)) 1.41sin(2u + 2g)) 0.07 sin (3u + 2g)) 0.11 sin (— 4u + 3g)) 0.29 sin (— 3u+-3g) 1.55 sin (— 2u + 3g') 6.83 sin (— u+-3g) 1.00 sin ( 3g) 0.07 sin (u + 3g)) 0.35 sin (2u + 3g)) 0.01 sin (3u + 3g)) 0.06 sin (— 4u + 4g)) 0.11 sin(— 3u +4g) 0.62 sin (— 2u +4g)) 2.78 sin (— u-+-4g) 0.39 sin ( 48) 0.02 sin (u ++ 4g)) 0.13 sin (2u + 4g)) 0.07 sin (— 4u + 5g)) 0.185in (— 3u-+-5g) 0.145in (— 2u -+-5g) BEA tel Er + 0.04 cosu 2.1745 cosu 0.02 cos? u 0.459371 cos2 u 2.27 cos (— 2u +8) 8.50 cos (— u +g) 6.48 cos ( g) 1.40 cos (u + g)) 0.12 cos (2u + g)) 0.03 cos (— Au + 2g)) 0.02 cos (— 3u + 2g)) 6.45 cos (— 2u + 28) + 22.63 cos (— 2u + 2g)) DB a a Be ae a ea ea een 3.74 COS ( 0.70 cos (u + 2g)) 1.29 cos (2u + 2g)) 0.09 cos (3u + 2g)) 0.08 cos (— 4u + 3g)) 0.15 cos (— 3u +3g) 2.45 cos (— 2u-+-3g)) 921 cos(— u-+3g) 1.44 cos ( 3g) 0.09 cos (u + 3g)) 0.45 cos (2u + 3g)) 0.03 cos (u + 3g)) 0.10 cos (— 4u — 4g)) 0.28 cos (— 3u +4g)) 0.50 cos (— 2u + 4g)) 2.98 cos(— u — 4g) 0.42 cos ( 48) 0.03 cos (u + 4g)) 0.14 cos (2u + 4g)) 0.02 cos(—A4u-+r5g) 0.08 cos (— 3u +5g) 0.20 cos (— 2u-+5g) 2g) m— 16 138 sin (— u-+5g) 0.19 sin ( 5g) 0.04 sin (u +5g)) 0.07 sin (2u +5g)) 0.01 sin (— 4u +6g)) 0.02sin (— 3u + 68) 0.06 sin (— 2u + 6g)) 0.29 in (— u +65) 0.05 sin ( 65) 0.01 sin (u + 68) +++ + +++ ++ 0.67 0.0739 E 0.50 cosu 0.087221 cos u 0.12 cos2u 0.31cos(—u+-3g) 0.27 cos ( g) 0.03 cos (u +g)) 0.10 cos (— 3u + 2g)) 0.30 cos (— 2u +28) + 14.44 cos (— u +25) + 14.76 cos ( 2g) + 4.07 cos(u + 2g)) + 0.23 cos (2u +28) — 0.02 cos (— 4u+3g)) + 0.14 c0s (— 3u+-3g) — 0.09 cos (— 2u+3g) — 4.01 c0s (— u+3g) — 3.86 cos ( 3g) — 1.08 cos (u + 3g') — 0.09 cos (Au +3g) — 0.02 cos (— 4u +48) + 0.07 cos (— 3u +48) — 0.04 cos (— 2u +4g)) — 152 cos (— u+4g) — 1.43 cos ( 4g)) — 0.42 cos (u + 4g)) — 0.05 cos 2u+4g) + 0.02 cos(— 4u+5g) — 0.08 cos (— 3u +5g) + 008 cos (— 2u+5g) ESEEHE ER 0.9 cos (-u-H5g) 0.16 cos ( 5g) 0.03 cos (u +5) 0.04 cos (2u +5g)) 0.05 cos (— Au + 6g)) 0.12 cos (— 3u + 68) 0.01 cos (— 2u +6g)) 0.57 cos (— u+6g)) 0.03 cos ( 6g') 0.03 cos (u + 6g)) + tt E19293 0.03 sin u 1.0873 2siın u 0.18sin2 u 0.06 sin (— 2u +58) 4.85 sin (— u+g) 3.90 sin ( g) 0.17 sin (u + g)) 0.09in (— 3u + 2g)) 0.29 sin (— 2u +28) — 12.98 sin (— u + 2g) — 13.30 sin ( 2g) — 3.74sin (u + 2g)) — 0.21sin (2u + 2g)) — 0.02 sin (— 4u+3g) +0.11sin(— 3u + 3g) + 0.05 sin (— 2u +3g)) — 5.08sin (— u+-3g) — 4.99 sin ( 3g) — 1.43 sin (u + 38) — 0.11 sin (2u +3g)) + 0.03 sin (— 4u +4g)) — 0.12 sin (— 3u +4g) +0.11sin(— 2u-+4g) +177sin(— u+4g) -+ 1.60 sin ( 4g) + 0.46 sin (u + 48) + 0.05 sin (u + 4g)) + 0.01sin (— 4u+5g) — 0.04sin(— 3u+5g) + 0.02 sin (— 2u+5g) FH HHH 04 17 + 0.79 008 (— u+ 5g) + 0.70 c0s ( 5g) + 0.20 cos (u +5) + 0.03 cos (2u +5g)) — 0.01 c0s (— 3u +68) + 0.01 cos (— 2u + 6g)) + 0.15 cos(— u+ 65) + 0.13 cos ( 68) + 0.04. cos (u +6g)) rs I acosi + 0.089 sin + 0.2486tsinu + 0.034 sin 2 u — 0.015sin3u + 0.006 sin (— 3u +8) + 0.012 sin (— 2u +8) — 0.685 sin (— u+5$) + 0.083 sin ( g) + 0.598 sin (u + g') — 0.014 sin (Zu + g)) + 0.003 sin (— 3u + 2g)) + 0.034 sin (— 2u +25) — 1.119 sin (— u-+2g) + 0.302 sin.( 25) +0. 755 sin (u + 2g)) + 0.026 sin (2u + 2g 2’) — 0.023 sin (— 3u + 3g)) + 0.033 sin (— 2u + 3g') + 0.509 sin (— u+3g) — 0.224 sin ( 3g) — 0.277 sin (u + 3g)) _ 0.010 sin (2u + 38‘) — 0.006 sin (— 3u+4g) + 0.004 sin (— 2u-+4g) — 0.047 sin (— u+4g) — 0.016 sin ( 4g) — 0.071 sin (u + 45‘) + 0.022 sin (— 3u +58) — 0.037 sin (— 2u-+ 5g)) — 0.054sin (—u+-5g) PR + 052 8in (— u + 5g) + 0.45 sin ( 55) + 0.13 sin (u + 5g)) + 0.02 sin (2u +5g)) — 0.02 sin (— 4u+6 g) + 0.04 sin (— 3u + 68) — 0.05 sin (— 2u +65) — 0.39 sin (— u+6g) — 0.30 sin ( 68) — 0.10 sin (u. + 6g)) — 0.081 + 0.1395 £ —+ 0.097 cosu — 0.16512cosu — 0.021 cos2 u — 0.001 cos3u + 0.016 cos (— 3u + g)) — 0.029 cos (— 2u+g) + 0.035 cos (— u+-g) + 0.370 cos ( g) — 0.476 cos (u + 8) + 0.022 cos (2u +8) + 0.014 cos (— 3u ++ 2g)) + 0.021 cos (— 2u + 2g)) — 1.600 cos (— u +-2g)) + 0.505 cos ( 28) + 1.043 cos (u + 2g)) — 0.003 cos (2u + 2g)) — 0.002 cos (— 3u +3g)) + 0.005 &os (— 2u + 3g)) — 0.378 cos (— u + 3g) + 0.138 cos ( 3g) + 0.229 cos (u + 3g)) —+ 0.010 cos ?u + 32) — 0.030 c08 (— 3u + 4g)) + 0.019 cos (— 2u +4g)) + 0.199 cos (— u+ 45) — 0.095 cos ( 4g) — 0.093 cos (u + 4g)) — 0.005 cos (— 3u +5g)) + 0.013 cos (— 2u+5g) + 0.024 cos (— u-+5g) 4* 18 + 0.033 sin ( 5) —00lBcos( dg) + 0.038 sin (u + 5g)) — 0.019 cos (u +5g)) Dieses ist das Resultat für die Störungen des Enckeschen Kometen durch den Saturn, und das erste seiner Gattung. Zählt man die Argumente der obigen Längenstörungen, so findet man deren 46, und in den Störungen des Logarithmus des Radius-Vectors und der Breite sind einige weniger. Aus eben so vielen Gliedern wie Argumenten bestehen eigentlich diese Störungen, da man je zwei der vorstehenden Glieder durch eine bekannte Transformation in Eins vereinigen kann. Unter den Coefficienten der Längenstörungen sind, wenn man die bei- den mit der Zeit selbst multiplicirten Glieder — die Säcularän- derungen — nieht mitzählt, nur 14 Argumente, deren Coefhcien- ten gröfser wie eine Secunde sind, 15, deren Coefficienten zwi- schen einer Secunde und einer Zehntelsecunde liegen, also 15, deren Coefficienten kleiner wie eine Zehntelseeunde sind: In den Störungen des Log. des Radius-Vectors findet nahe dasselbe Ver- hältnifs statt, und in den Breitenstörungen sind alle Coefficienten, bis auf zwei derselben, kleiner wie eine Secunde, Der Verf, giebt hierauf eine Vergleichung der vorstehenden absoluten Störungen, mit einigen der von Encke durch me- chanische Quadraturen berechneten relativen Störungen. Diese kann wohl füglich hier, um Raum zu ersparen, weggelassen wer- den, da sie nächstens publicirt wird. Zur Darlegung des Verfahrens, wodurch vorstehendes Re- sultat erlangt worden ist übergehend, betrachtet der Verf. zuvör- derst die Entwickelungen der Grölse: Eins dividirt durch die gegenseitige Entfernung des Kometen und Planeten, nach den Potenzen des Verhältnisses der Radien geordnet, Die Entwik- kelungen sind bekanntlich 6 1 >" Fe dar FT —rU,+- Sr U 0,4 etc. Bir A _v, + etc. wo A die gegenseitige Entfernung, r und r’ die Radii-Vectores, U=H, U,= ZH?.— 4; U= 3H’—;H; etc. und Z der Cosinus des Winkels, den die beiden Radii-Vectores t9 einschlielsen, sind. Diese beiden Reihen convergiren nicht in al- len Fällen, denn wenn r>r’, eonvergirt die erste Reihe nicht immer, und wenn rr’ vom einander unterschie- den werden. In jenem Falle convergirt die erste Reihe immer, und in diesem Falle convergirt die zweite Reihe immer. Wenn r = r', convergiren beide Reihen, mit Ausnahme des Falles, wo zugleich 4 = +1. Aber dieser Fall bedingt ein Zusammensto- fsen des Planeten und Kometen, in welchem überhaupt die Be- rechvung der Störungen aufhört möglich zu sein, Ber Verf. nennt die Gonvergenz, die die obigen Reihen von Glied zu Glied darbieten, wenn man sie nach den Cosinussen der Vielfachen des Winkels, dessen Cosinus = H ist, entwickelt, die natürliche Convergenz der Störungsfunction, und ist der Meinung, dafs diese durch kein Mittel vergrölsert, wohl aber durch die Art und Weise der ferneren Entwickelung verkleinert werden könne. Bei der weiteren Entwiekelung mufs man da- her von dem Gesichtspunkte ausgehen, dafs. die natürliche Con- vergenz der Störungsfunetion und ihrer Differentialquotienten möglichst erhalten werde. Die Integrale Ss BE. een a: ar 25 gg convergiren stärker wie die Gröfse — und ihre Differentialquo- tienten selbst. Dieser Satz erleidet indels zuweilen eine Aus- nahme, welche aber blos einzelne Glieder betrifft, die durch die Integration hervorgehoben werden. Grade in den Fällen, wo die natürliche Convergenz der Differentiale am geringsten ist, wird dieselbe durch die Integration im Allgemeinen am meisten gesteigert. Durch die Entwiekelung der Störungsfunction nach den Viel- fachen der Sinusse und Cosinusse, der mittleren Anomalie der bei- den in Betracht kommenden Himmelskörper, und: die dabei zu- gleich statt findende, nicht zu vermeidende Entwickelung der Coefhicienten in unendliche, nach den Potenzen : der Excentrici- 20 täten und Neigungen fortschreitende Reihen, sei es, dals man diese explicite darstellt, oder deren Summen, d.h. die Coef- ficienten selbst, durch Transcendenten ausdrückt, wird die natür- liche Convergenz der Störungsfunction, selbst wenn die Excen- tricitäten und Neigungen klein sind, schon merklich vermin- dert, und schon wenn diese Grölsen einiger Maalsen beträchtlich sind, vermindert sich die natürliche Convergenz so sehr, dals man auf den Gebrauch der dadurch entstehenden unendlichen Reihen verzichten muls. In viel höherem Grade findet dieses statt, wenn Excentricitäten und Neigungen wie die der Kometen- bahnen in Betracht kommen, Es ist daher bei der Auflösung der vorliegenden Aufgabe nötkig, in der Störungsfunction sowohl wie in allen übrigen Functionen, deren Entwickelung erforder- lich ist, unendliche nach den Potenzen der Excentricität und Neigung der Kometenbahn fortschreitende Reihen zu vermeiden. Die gänzliche Vermeidung solcher unendlichen Reihen ist die Basis des Verfahrens, welches hier dargelegt wird. Es wird zu diesem Zwecke H= Acosf+Bsinf gesetzt, wo f die wahre Anomalie des Kometen bezeichnet, und A = c0s4T? cos (f'— 2K) + sin— I? cos (f' + 2N) B= cos+ TI? sin (f/— 2K) — sin + 7? sin (f’+2N) wo f’ die wahre Anomalie des Planeten, 7 die gegenseitige Nei- gung der Kometen- und Planetenbahnen bedeuten, und NEK resp. die Entfernungen der Perihelien von dem aufsteigenden Kno- ten’ der Kometenbahn auf der 'Planetenbahn ‚bezeichnen. Nennen wir nun .die Störungsfunction 2, und die Massen der Sonne, des Kometen und des Planeten resp. M, m, m’, dann erhalten wir:in dem Falle, wo r’ ist, zu verfah- ren habe. | Wegen der geringen Excentricität der störenden Planeten ist es, wenigstens in den meisten Fällen, nicht nöthig, die un- endlichen nach den Potenzen der Excentricität des Planeten fortschreitenden Reihen zu vermeiden. Man vergiebt dadurch freilich etwas von der natürlichen Convergenz der Störungs- function, aber die Verminderung die sie dadurch erleidet, ist nicht so grofs, dals sie schädlich würde; man erlangt im Ge- gentheil, während man in dieser Beziehung etwas vergiebt, in Bezug auf die Leichtigkeit der Integration und der nachherigen Anwendung der Störungen einige Vortheile. Statt der eben ge- gebenen Form der Entwickelung der Störungsfunction bringt da- her der Verf. in dem Falle, um welchen es sich hier handelt, die folgende in Anwendung 2 = IM; cos (iu + 1’g’) + X N; sin (iu + ge’) wo g’ die mittlere Anomalie des störenden Planeten ist. Es ist nun für den hier zu erreichenden Zweck gleichgül- tig, welches Verfahren angewandt wird, um die Entwickelung von 2 und deren Differentialquotienten ‘auszuführen, wenn nur durch die Entwickelung die vorstehende Form zu Wege gebracht wird, und die Werthe der Coefficienten vollständig er- a SU 23 halten werden. Denn es entsprechen dieser Form bestimmte Werthe der Coefficienten M;; und N;r, und es mufs daher jede Entwickelungsmethode, wenn sie nur auf richtigen Sätzen basirt ist, und Vollständigkeit geben kann, auf dieselben WVerthe dieser Coefhcienten führen. Es kann sogar am vortheilhaftesten sein, in einem speciellen Falle dieses, und in einem andern jenes Ver- fahren anzuwenden, Bei der Berechnung der oben angeführten Saturnstörungen des Enckeschen Kometen hat der Verf. zur Entwickelung der Differentialquotienten von 2 dieselbe Zerle- gung und dieselben Grölsen angewandt, welche ihm im Vorher- gehenden gedient haben, um die Form zu finden, die man in der vorliegenden Aufgabe der Entwickelung geben muls, um die gröfstmögliche Convergenz hervor zu bringen. Dieses Verfahren hat in diesem Beispiel sehr schnell zum Ziele geführt, denn die Entwickelung der Differentialquotienten von 2 hat nur 2 Tage Arbeit verursacht. Die Auseinandersetzung der zu diesem Ver- fahren nöthigen Formeln muls der Kürze wegen hier übergangen . werden, und wir wenden uns daher sogleich zur Erörterung des noch übrigen Theils der vorgelesenen Abhandlnng. Der Verf. wendet zur Berechnung der in Rede stehenden Störungen die drei Componenten der störenden Kraft an, von welchen der eine der grolsen, der andere der kleinen Achse der Kometenbahn parallel, und der dritte senkrecht auf die Ebene derselben ist. Diese sind bekanntlich die Differentialquotienten (2), ua tung haben wie ya Es erhellet aus dem Vorhergehenden, dals die Entwickelung derselben dieselbe Form hat, wie die der Größse 2 selbst. Die Differentiale, durch deren Integration man die Störungen der Coordinaten des gestörten Körpers ‚er- mitteln muls, diese. Coordinaten mögen beschaffen sein wie "sie wollen, kann man immer auf folgende Form een lee) wo P, Q und R Functionen der ac Elemente und der Coordinaten des gestörten Körpers sind. Da nun in Bezug auf diese Functionen ebenfalls unendliche, nach den Potenzen und Producten der Excentricität und Neigung der Kometenbahn fort- wo x und y dieselbe Bedeu- 24 schreitende Reihen vermieden werden müssen, so müssen in der vorliegenden Aufgabe diese Functionen P, Q und R ganze und rationale Functionen von sinz und cosu. sein, gleichwie die in der Störungsfunction vorkommenden Functionen. Da nun aber die Beschaffenheit von P, @ und AR von der Walıl der Coordi- naten abhängt, so ist diese keinesweges gleichgültig. Die Unter- suchung der verschiedenen bekannten Ausdrücke für die Diffe- rentiale der Coordinaten zeigt, dals man die wahre Länge und den Radius-Vector nicht als Coordinaten in der vorliegenden Aufgabe wählen kann, denn für diese sind die Functionen P,.Q und R keine ganze und rationale Functionen von sin w und cosw. Richtet man hingegen die Störungen so ein, dals sie zur mitt- leren Länge, und zu dem durch Hülfe der gestörten mittleren Länge, oder welches dasselbe ist, durch Hülfe der gestörten wah- ren Anomalie berechneten elliptischen Werthe des Logarithmus des Radius-Vectors hinzugefügt werden müssen, dann haben die Functionen P, @ und R die verlangte Eigenschaft. Der Verf. hat in seinen Abhandlungen über die Störungstheorie diese Stö- rungen von einem Ausdrucke abhängig gemacht, den er mit 7’ bezeichnet hat. Nimmt man diesen vor, und führt in demselben die obigen Differentialquotienten von 2, die excentrische Anoma- lie u, und die analoge von r abhängige, mit v zu bezeichnende Gröfse ein, so geht er in folgenden über Tat er Sr; Hei +) + sin — au} —— = 2 )du + $2e—(3—e?) cosut++ecos2u+ ge Sa —u) —eeos (uw) res (u 2} —— Aller —) du woraus ersichtlich ist, dals diese Gröfse ie ver Kigdhichet besitzt. Aus den „Fundamenta nova investigationis” folgt, dafs man, wenn man nur auf die erste Potenz der störenden Kraft Rücksicht nimmt, aus 7’ die Störungen der mittleren Länge und die correspondirenden des Log. des Radius-Vectors auf folgende Art bekommt. Man berechne = ITat bei welcher Integration u als constant betrachtet werden muls. Hierauf bekommt man \ 25 ne -nfmaı; A 1) du wo der Strich über 97 und dessen Differentialquotienten anzeigt, dals vor diesen Integrationen v in w verwandelt werden mufs. Die diesen Integrationen hinzuzufügenden Constanten sind hier der Kürze wegen weggelassen worden. In demselben Werke ist gezeigt, wie man bei der Berechnung der von den Quadraten u.s. w. der störenden Kräfte abhängigen Störungen zu verfahren hat, welches Verfahren in der vorliegenden Aufgabe ohne we- sentliche Abänderungen angewandt werden kann. Zur Ermitte- lung der Breitenstörungen wendet der Verf. die in demselben Werke erklärten Elemente p, und g, an, deren Differentialaus- drücke die folgenden sind dpı_ zu nacosi (e— cos u) (2) dt (kase- dgı ER ur AR TgE7 = —naco0s:.sınu ( JE ) wo i die Neigung der Kometenbahn gegen eine willkührlich anzunehmende Fundamentalebene bedeutet. Man sieht, dals hier ebenfalls die Functionen, womit der Differentialquotient von 2 multiplicirt ist, der verlangten Bedingung genügen. Nachdem diese Ausdrücke integrirt worden sind, erhält man die Breiten- störungen Ös durch folgenden Ausdruck ös = dg, sinf— Öp, cosf woraus hervorgeht, dafs man ös nicht durch stark convergirende Reihen ausdrücken kann, indem sin f und cos f keine ganzen Func- tionen von sinu und cosw sind; man mülste denn f neben x stehen lassen, welches aber die Anwendung der Störungen er- schweren würde. Multiplicirt man aber die vorstehende Glei- chung mit r, dann wird riss $g,aVi —e? .sinu — Öpja (cosu— e) in welcher der verlangten Bedingung Genüge geleistet ist. Die- ser Ausdruck ist nie unbequem, da es ein leichtes ist, bei der Anwendung der Störungen nach der Berechnung ihrer numeri- schen Werthe, diese mit dem numerischen Werthe von r zu di- vidiren. Häufig wendet man aber auch zur Berechnung der he- liocentrischen Örter Formeln an, die rös verlangen, und in die- 26 | sem Falle ist der vorstehende Ausdruck der bequemste. Man kann übrigens auch, wenn man die Störungen in Tafeln bringt, den vorstehenden Ausdruck für ds, welcher f neben w verlangt, anwenden, und also Tafeln für ös selbst geben. Nach Ausführung der im Vorhergehenden angedeuteten Ent- wickelungen bestehen die zu integrirenden Differentialen aus Glie- dern, die theils die Form naf a lu Hi +4) dt cos tbeils die Form sin : s fr, eur + A) du haber, wo a und A von ? und z unabhängig sind. Die erste dieser Formen kann auf zweierlei Weise auf die zweite zurück- geführt werden. Wir haben nämlich erstens ndt = (l—ecosu) du und durch Substitution dieses Ausdruckes ergiebt sich na f (ufig+-Adt= af (iu 1g' + A) du sin 4 cos 7. h 2 el. (i+r)u+ig+ 4) du tel (d-1)u+ig+ 4) du Zweitens kann man die Reduction durch partielle Integration be- wirken. Diese giebt 0S ,. O3) a sin d= 4 —. naf in Gr Uv cos ia fcos ,. GA en \ | ve) sın u ae AR (du ig’ + A) we= ent ist. Es ist also blos nöthig, die zweite Form zu betrachten. Abgesehen von der diese Form wesentlich verein- fachenden Bedingung ’’= o, hat das Integral derselben folgende Form a feos (u+ig'+ A)du = au; sin (iu + 1'g'-+ A) + aa, ,‚sin((+1)u+1g'+A) + ac;.gsin((i-H2) uig+ A) etc. +oe,_ ,sin(d—M)utig+ A) +a0,_,sin(@—2)u+1g’+4) + ete. nn 4 a m "ei ne 27 und es wird in der in Rede stehenden Abhandlung gezeigt, dals die Bestimmung der Integrationsfactoren &,, &;;1, etc. &;_., etc. von zwei stark convergirenden Kettenbrüchen abhängt. Diese sind Gt 1 een}! 1 A ie 2 + iv 1 A ie 3 + iv — eic. A %;_1 1 u; iA +Wb 1 PN i—2-+ iv 1 A i—3-+ iv . = etc. worin zur Abkürzung r = -- ei’v gesetzt worden ist. Hat man aus diesen beiden Kettenbrüchen . . 0; @;_ die numerischen Werthe von — +1 und ‘ berechnet, und ’ ’ gefunden ri @;_ı = = 2, ?ı ; q dann ist 4 EN NEEERERRERZERTORR ih iÜv—rp—rg Dieselben Kettenbrüche dienen, um die Verhältnisse von je zwei auf einanderfolgenden der übrigen Integrationsfactoren zu be- rechnen und somit sind diese alle gegeben. Das Integral afsin (iu+:'g'+A)du führt auf einen Ausdruck, in welchem die Integrationsfactoren dieselben sind, aber alle das entgegenge- setzte Zeichen haben, und in welchem die Cosinusse statt der Sinusse vorkommen. Das durch die vorstehenden Ausdrücke Ent- springende Verfahren ist sehr einfach und in der Abhandlung durch ein ausführliches Beispiel besonders erklärt. Den Schlufs der Abhandlung bildet die Entwickelung der - durch die Reaction der Planeten auf die Sonne erzeugten Stö- zungen nach den im Vorhergehenden dargelegten Grundsätzen. 28 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Catalogue des Manuscrits de la Bibliotheque royale des Ducs de Bourgogrne. Tome III. Repertoire methodique 2. Partie. Bruxelles et Leipz. 1842. Fol. durch das k. Ministerium der geistl., Unterr. u. Med. Ang. mit- telst Verfügung vom 22. Dec. v. J. der Akademie mit- getheilt. Novorum Actorum Academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae ' nalurae curiosoftum. Vol. 19. Pars 2. YVratislav. et Bonn. 1842. 4. . Gelehrte Anzeigen. Herausgegeben von Mitgliedern der K. baye- rischen Akademie der Wissensch. Bd. 15. No. 1—22. July— Nov. 1842. München. 4. - C. Fr. Ph. v. Martius, die Kartoffel-Epidemie in den letzten Jahren oder die Stockfäule u. Räude der Kartoffeln. ib. 1842. 4. C. Steinheil, Beschreibung des für die Feuerwacht auf dem St. Petersthurme in München ausgeführten Pyroskops. (Ab- handl. der 2. Classe der Akad. d. Wiss. Bd. III. Abth. 3). 4. Nouvelles Annales du Museum d’hist. naturelle. Tome 1—4. Paris 1832—35. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des ' Sciences. Tables. 1. Semest. 1842. Tome 14. Paris. 4. N ee . 1842. 2. Semest. Tome 15. No. 15-23. ib. 4 Göltingische gelehrle Anzeigen. 1842. Stück 202—205. 8. Bulletin de la Socieie Imperiale des Naturalistes de Moscou Annede 1842. No. 3. Moscou. 8. Proceedings of the Academy of natural Sciences of Fhiladel- phia. Vol. 1. No. 17-19. Aug. Sept. et Oct. 1842. 8. Het Instituut, of Verslagen en Mededeelingen, uilgegeven door de 4 Klassen van het Koninklijk Nederlandsche Instituut van Wetenschappen, Letterkunde en schoone Kunsten, over den Jare 1841. No. 1—4. Amsterd. 1842. 8. J. van der Hoeven en W.H. de Vriese, Tijdschrift voor na- tuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel IX, Stuk 2. 3. te Leiden 1842. 8. J. Kops en J.E. van der Trappen, Flora Batava. Aflevering 125. 126. Amsterd. 4. , A. de la Rive, Archives de l’Electricite. Supplement ä la Bibliotheque univ. d. Geneve. No. 1. 2. 4. 5. Geneve et Paris 1841. 42. 8. de Caumont, Bulletin monumental, ou Collection de Memoi- 29 res sur les Monuments historiques de France. Vol. VIII. No. 7. Caen! 1842. 8. Alcide d’Orbigny, Paleontologie frangaise. Liyr. 53. Paris. 8. ef med nen. Derrains ijurassigues. Liwr.8.ib.8. Ch. Matteucci, 2. Memoire sur le courant aisehugus, propre de la Grenouille et sur celui des Animaux a sang chaud. (Extr. des Annales de Chimie et|de Phys. 3. Serie. ' Tome 6.) 8. " Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique 1842. Octobre. Paris. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 463—465. Al- tona 1842. 4. Travaux de la Commission.pour fixer les Mesures et les Poids de l’Empire de Russie. Tome 41. 2. et Planches. - St. Pe- tersbourg 1841. 4. Letronne, Recueil des Inscriptions grecques et er de | l’Egypte. Tome 1. et Atlas. Paris 1842. 4. 19. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Karsten las über die chemische Wahlyer- wandtschaft. Die ‚Erfolge der chemischen Einwirkung der Körper auf einander werden bekanntlich durch die gröfseren oder geringe- ren Verwandtschaftskräfte erklärt, wobei man von der Vorstel- lung ausgeht, dals die letzteren von den ersteren ganz überwäl- tigt werden. Ein solcher ‚Erfolg wird sich daher besonders bei der Zersetzung der Salzauflösungen .durch Oxyde zeigen müssen, Der Verf..hat,eine Reihe von solchen Zersetzungsversuchen an- gestellt. ‚Die Salzauflösungen wurden im gesättigten Zustand an- gewendet und blieben in solchen Fällen, wo ‚durch Sch werauflös- lichkeit eine langsame Einwirkung stattfindet, 10 Monate ‚lang stehen, ehe eine Untersuchung der. Beschaffenheit der Mischun- _ gen und. der Rückstände vorgenommen ward. . Die Temperatur - wariiete zwischen 12 und 15° Reaum.. Um. den Zutritt der Koh- h lensäure aus der Luft abzuhalten, wurden die Salzauflösungen mit _ den Oxyden die auf, sie einwirken sollten, in gläserne Flaschen mit eingeriebenen Glasstöpseln gebracht und dann noch mit einer Thierblase zugebunden, , Von Zeit zu Zeit, besonders in den er- “ \ sten Wochen, wurde der Inhalt der Flaschen wöchentlich ‚einige 30 male durch Schütteln in Bewegung gesetzt. Die Salze, deren Zersetzbarkeit durch eine andere Basis vermittelst der sogenann- ten einfachen Wahlverwandtschaft geprüft werden soll, müssen so gewählt seyn, dafs sie sich in nicht zu geringer Quantität in Wasser auflösen und dals sie bei der Einwirkung einer anderen Basis schwer auflösliche Zersetzungsprodukte liefern, weil die Absonderung einer bestimmten Art das einzige Criterium der vorausgesetzien näheren Verwandtschaft .darbietet. Die mitge- theilten Versuche gaben Resultate, die den vorausgesetzten Wir- kungen der einfachen Wahlverwandtschaft nicht entsprechen. Es ergiebt sich eine gewisse Annäherung des Verhaltens der Basen zu den wässrigen Auflösungen der Salze, zu den Erfolgen die sich bei der Auflösung derjenigen Salze in Wasser darbieten, welche die Eigenschaft besitzen, sich wechselseitig theilweise aus ihren gesättigten Auflösungen abzusondern. Die Wirkungen | der sogenannten einfachen Wahlverwandtschaft lassen sich auf die Auflösbarkeit der Basen in den wässrigen Auflösungen der Salze zurückführen und die dann erfolgende Absonderung der neuen Arten ist lediglich eine Folge ihrer Schwerauflöslichkeit in der allgemeinen Mischung. Die grölsere oder geringere Verbindungs- fähigkeit der Körper mit einander ist nicht die Wirkung einer Kraft, die vor derjenigen verschieden gedacht werden muls, durch welche sich ein bestimmt gearteter Körper aus einer flüssigen Mischung absondert, sondern sie ist die bildende Thätigkeit der Materie selbst, dureh welche aus einer homogenen Mischung ein bestimmt gearteter Körper abgesondert wird. Wäre sie nicht diese bildende Thätigkeit des Körpers selbst, so würde sie unter allen Umständen wirksam seyn und der Concentrationszustand der Mischung, welcher eben sowohl als die Verschiedenheit der Tem- peratur, die Erfolge abändert, würde keinen Einfluls auf die Na- tur des entstehenden Körpers ausüben können. Wäre sie wirk- lich eine absolute, von der bildenden Thätigkeit der Materie un- abhängige Kraft, so würden die, nach den mitgetheilten Beispielen scheinbar erfolgenden wechselseitigen Zersetzungen der Mischun- gen, unter gleichen Temperaturverhältnissen und Concentrations- zuständen, durchaus unmöglich seyn; es würde nicht 4-+ B durch C eine Veränderung erleiden können, wenn die Mischungsver- hältnisse von 4 + € durch 2 gestöhrt werden. 31 Die Gröfse der Wirkung steht mit der Auflöslichkeit der Basis in der flüssigen Mischung in einem einfachen Verhält- nils. - Eine Mischungsveränderung die in einigen Fällen fast au- genblicklich erfolgt, findet in anderen erst nach mehren Tagen oder Wochen statt, in anderen hat sie nach einem Verlauf von 10 Monaten kaum begonnen, und in noch anderen tritt sie gar nicht ein, und alle diese Erfolge finden ihren Grund nur allein in der Verbindungsfähigkeit der Stoffe überhaupt; sie sind allein von der grölseren oder geringeren Auflösbarkeit der Basis in der gegebenen Mischung abhängig.. Kärper, die ihrer chemischen Natur nach für ganz übereinstimmend gehalten werden müssen, bringen daher bald eine bemerkbare und schnell fortschreitende, bald eine kaum bemerkbare und als nicht vorhanden betrachtete Mischungsveränderung in der Flüssigkeit hervor, je nachdem ihre Auflösbarkeit durch sehr gelindes Trocknen erhöhet, oder durch starkes Trocknen und Ausglühen vermindert worden ist. Frisch bereitetes und unausgeglühetes Bleioxyd, welches die Zersetzung einer Kochsalzauflösung und der Auflösungen anderer Salze ohne grolse Schwierigkeit bewirkt, bringt im Zustande der Glätte eine kaum erkennbare Mischungsveränderung in derselben Flüssigkeit hervor, und eben so verhält es sich mit den anderen Oxyden. Was man als die Wirkung der einfachen Wahlverwandt- schaft angeseben bat, ist nur die Folge der Verbindungsfähigkeit der chemischen Stoffe überhaupt und des alsdann wieder eintre- tenden Heterogenwerdens der entstandenen Mischung durch die bil- dende Thätigkeit der Materie, die in ihren Wirkungen zwar aus einem bestimmten, aber durch den jedesmaligen Zustand der flüs- sigen Mischung bedingten und daber veränderlichen, aber keines- weges aus einem unveränderlichen Gesetz erkannt werden mußs. Bei den Erfolgen die man der Wirkung .der sogenannten doppelten Wahlverwandtschaft zuschreibt, soll bekanntlich durch die Summe der Verwandtschaftskräfte bewirkt werden, was die einfache Wahlenverwandtschaftskraft zu bewirken nicht vermag. Auch diese Vorstellung ist nichts weiter als eine dem Erfolge des Prozesses angepalste Erklärung, welche so wenig von allge- meiner Gültigkeit ist, dafs sie für jeden einzelnen Fall; nach der Verschiedenheit der Temperatur und nach den verschiedenen Con- centrationszuständen der Mischung, modificirt werden muß. Die 32 Zersetzungsprodukte sind überall nicht von einer hypothetischen Verwandtschaftskraft, sondern von der Auflösbarkeit eines Kör- pers in einer flüssigen Mischung und von der Natur der nur unter bestimmten Umständen sich absondernden bestimmten Ar- ten, abhängig. Nächstdem trug Hr. Weils Zusätze vor, zu seiner in der letzten Sitzung gelesenen Abhandlung. (S. Pag. 7). Ferner zeigte Hr. Encke den Eingang der vollständigen. Abhandlung des Hrn. Hansen über die Störungen der Kometen an. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Natuurkundige Verhandelingen var de Hollandsche Maatschapij der Wetenschappen te Haarlem. 2. Verzameling. Deel 2. te Haarlem 1842. 4. - mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars dieser Gesellschaft, Hrn. van Bredä d. d. Haarlem 21. Nov. 1842. Transactions of the Cambridge philosophical Society. Vol. VII. Part 3. Cambridge 1842. 4. Philosophical Transactions of the Royal Society of London for ihe'year 1842, Part 2. London 1842. 4. Address ‘of the etc. Marquis of Northampton, the President, read at Ihe anniversary meeling of the Royal Society on Noy. 30, 1842, ib. eod. 8. . Revised Instructions for the use of the magnetic and meteoro- logical Observatories and for Ihe magnetic Surveys. Pre- pared by the Committee of Physics and Meteorology .of the Royal Society. ib. eod. 8. 2 Expl. W. Hopkins, Researches in physical Geology. Series 1-3. (From the philosoph. Transact.) ib. 1839. 40. 42. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 466. Altona 1843. 4. Gelehrte Denkschriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1842, Heft 1. Kasan 1842. 8. (In Russ. Sprache). mit einem Begleitungsschreiben derselben vom 28. Oct. 1842. K. Hoeck, Arnold Hermann Ludwig Heeren. Eine Gedächt- nifsrede. Göttingen 1843. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars der Königl. Socie- tät der Wissenschaften zu Göttingen, Hın. Hausmann v. 5. Jan. d. J. Te, EU REN a" 33 Studien des Göttingischen Vereins bergmännischer Freunde, her- ausgegeben von J. F. L. Hausmann. Bd. V, H. 1. Göt- tingen 1842. 8. J. F. L. Hausmann, über das Gebirgssystem der Sierra Ne- vada und das Gebirge von Jaen im südl. Spanien. ib. eod. 4. ‚über die Bildung des Harzgebirges. ib. eod. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Göttingen den 5. Jan. d. J. Proceedings of ihe London electrical Society. Part 7. Session 4842-3. London, Jan. 1. 1843. 8. 23. Januar. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Ranke hielt einen Vortrag über wichtige litera- rische und wissenschaftliche Verhältnisse im 16. Jahr- hunderte. 26. Januar. Öffentliche Sitzung der Akademie zur Gedächtnifsfeier König Frie- drichs I. Se. Majestät der König, begleitet von den Prinzen des kö- niglichen Hauses, geruhten am 26. Januar die öffentliche Sitzung der königlichen Akademie der Wissenschaften zur Gedächtnils- feier Friedrichs II. mit allerhöchstdero Gegenwart zu beehren. In der Einleitungsrede sprach der vorsitzende Sekretar v. Raumer über die Moralität und Religion Friedrichs IL, und vertheidigte ihn gegen neu erhobene Anklagen. Hier- auf las Hr. Ranke über die Erwerbung der preulsi- schen Königskrone nach archiyalischen Quellen. —IIEN Eu Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Februar 1845. Vorsitzender Sekretar: Hr. v. Raumer. 2.Februar. Gesammitsitzung der Akademie. Hr. Mitscherlich las über die Gährung. In der Einleitung führte er die Beobachtungen von Biot und seine eigenen über das Verhalten der Weinsäure und ihrer Verbindungen gegen das polarisirte Licht an. Aufser den von Biot angeführten Verbindungen hat er die leicht löslichen Dop- pelsalze des weinsauren Natrons mit der weinsauren arsenichten Säure und dem weinsauren Antimonoxyd benutzt; dieses besitzt ein mehr als siebenfach, jenes ein mehr als vierfach so grolses Drehungsvermögen bei derselben Menge von Weinsäure als das weinsaure Kali. Die Eigenschaft, die Polarisationsebene zu dre- hen, kommt nur der Weinsäure zu und hängt, wie man aus dem Verhältnils der Krystallform des Quarzes zu seinem Drehungs- vermögen zu schlielsen berechtigt ist, von der Gruppirung der Atome ab. Traubensäure, Citronensäure, Bernsteinsäure und viele andere Säuren besitzen diese Eigenschaft weder für sich, noch in ihren Verbindungen. Eine erhöhte Temperatur vermehrt dieses Vermögen; verbindet man die Weinsäure mit Basen, so wird sie ebenfalls vermehrt, bei den angeführten beiden Doppelsalzen. um mehr als das 20- und 35-fache; ebenso durch Flüssigkeiten, welche ein Auflösungsvermögen darauf ausüben, wie Wasser; ent- fernt man die Theile aber durch Flüssigkeiten, die der Auflösung der Säure selbst kein Wasser entziehen, so verändert dieses Ver- mögen sich nicht. Das polarisirte Licht ist demnach ein Mittel, um die Veränderung, welche in einer Atomengruppe statt findet, [1843.] 36 wenn verschiedene Substanzen darauf einwirken, zu beobachten. Der Verf, ging von diesen Thatsachen zu der Vorstellung, welche man sich von.der Wirkung der Contactsubstanzen machen könne, über und hob besonders hervor, dafs die Vermehrung der Dre- hungskraft der Weinsäure durch Basen hauptsächlich vom Atom- gewichte und der Gewichtsmenge und nicht von der chemischen Verwandtschaftskraft derselben zu der Säure abhängig sei. Bei der Weinsäure lassen sich diese Erscheinungen am besten verfol- gen; die Kraft, womit die Zuckerarten die Polarisationsebene dre- hen, wird durch Basen gleichfalls verändert und die Theorie der Umsetzung und Bildung derselben, so wie des Gährungsprocesses, nach welcher dabei Contactsubstanzen wirksam sind, wird durch diese Thatsache bestätigt und aufgeklärt. Von drei Zuckerarten glaubt der Verf., dals sie gährungs- fähig sind: vom Traubenzucker und Fruchtzucker ist es bekannt, und man kann es leicht beweisen, indem man sie vermittelst Hefe in Gährung versetzt und die Flüssigkeit von Zeit zu Zeit ver- mittelst des polarisirten Lichts untersucht; man wird finden, dals die Drehungskraft der einen nach rechts und der andern nach links in dem Verhältnils abnimmt, wie der Zucker zersetzt wird, ohne dals je bei der einen eine Drehung nach rechts oder bei der andern eine Drehung nach links eintritt. Von einer andern Zuckerart, die man mit dem Namen Caramel bezeichnen kann und die noch wenig studirt ist, kann man dies nicht mit dersel- ben Sicherheit nachweisen. Diese Zuckerart erhält man, wenn man gewöhnlichen Rohrzucker mit ein wenig Wasser versetzt . und dann in einem Chlorzinkbade allmählig einige Grade bis über 160° erhitzt. Die Auflösung desselben in Wasser ist als- dann so wenig gefärbt, dals sie vermittelst des polarisirten Lichts untersucht werden kann, auf welches sie durchaus kein Drehungs- vermögen ausübt; dieser Zucker ist identisch mit dem, welchen man durch Schmelzen des Rohrzuckers, welches bei 160° statt findet, erhält, den man aber, auf diese Art dargestellt, wegen seiner starken Färbung nicht gegen das polarisirte Licht unter- suchen kann; die Zuckerart, welche Ventzke und Soubeiran erhielten, indem sie lange Zeit eine Zuckerlösung einer etwas er- höhten Temperatur aussetzten, ist unstreitig dieselbe. Mit Hefe versetzt, geht sie in Gährung über, zu keiner Zeit dieses Processes 37 drehte die Flüssigkeit die Polarisationsebene. In den Weinbeeren, deren Saft der Verf. untersuchte, war nur Fruchtzucker nachzuwei- sen; ob Traubenzucker überhaupt in den Weinbeeren oder in Früch- ten vorkomme, hofft er im nächsten Herbste zu untersuchen. Wird Fruchtzucker im Wasserbade so lange erhitzt, bis er kein Wasser mehr verliert, so besteht er aus €!?H?*0!2, auch der krystallisirte Traubenzucker, C!? H?? O'*, verliert im Wasser- bade 2 Atome Wasser; wird er der Luft ausgesetzt, so zieht er dieses Wasser wieder an und krystallisirt. Wird entwässerter Fruchtzucker der Luft ausgesetzt, so zieht er allmählig Wasser aus derselben an und ändert sich in Traubenzucker um; setzt man 2 Atome Wasser hinzu, so findet dies schneller statt; so lange in der Flüssigkeit nichts krystallisirtes sich gebildet ‘hat, besteht sie aus Fruchtzucker, was krystallisirt dagegen aus Traubenzucker, so dals also, wie Biot dieses zuerst angegeben: hat, durch die Kraft, womit der Traubenzucker Krystallform annimmt, die Umsetzung der Atome des Fruchtzuckers bewirkt wird. -Ob auf irgend eine an- dere Weise Fruchtzucker in Traubenzucker umgeändert werde, wagt der Verf. nicht mit Bestimmtheit anzugeben; es scheinen die bisherigen Angaben theils davon berzurühren, dals man an- dere Prüfungsmittel als das polarisirte Licht anwandte, theils da- von, dals man bei einigen Versuchen das richtige Wasserverhält- nils traf, bei anderen verfeblte. In der Pflanze, so wie aulser- halb derselben, geht Rohrzucker vermittelst Säuren in Fruchtzuk- ker und dieser vermittelst Krystallisation in Traubenzucker über, die Stärke dagegen durch Säuren und Diastase zuerst in Dextrin und daun in Traubenzucker. Im Saamen der Getraidearten, na- mentlich in dem von Roggen, Waizen oder Gerste fand der Verf., wenn er sie mit kaltem Wasser auszog und mit schwefelsaurem - Kupferoxyd und Kali prüfte, kaum 0,01 p.C. an Dextrin oder Zucker; eben so wenig in dem ausgeprefsten Saft der nicht ver- dorbenen Kartoffeln, lälst man aber die Flüssigkeiten nur. kurze Zeit stehen, so enthalten sie nachweisbare Mengen von beiden; die Umänderung geht so schnell vor sich, dafs beim Maischprocels im gut geleiteten Bierbrauereien die Stärke in zwei Stunden sich so vollständig in Dextrin und Zucker umändert, dafs die Träbern nicht mehr durch Jod gebläut werden; wahrscheinlich ist im Saa- men der Getraidearten und in den Kartoffela gar kein Dextrin 38 und Zucker enthalten und bei den bekannten Analysen erst wäh- rend der Untersuchung gebildet. Die Gährung wird durch ein vegetabilisches, die Fäulnils durch ein thierisches Wesen bewirkt. Im Laufe des vorigen und dieses Winters hat der Verf. in einer grolsen Anzahl von faulenden Substanzen nur eine Species von Infusionsthierchen be- obachtet; es besteht aus einer oder mehreren bis zu 20 und mehr an einander gereihten Kugeln, im letztern Fall bildet es Stöcke, der Durchmesser einer Kugel beträgt 0,001””, die Bewegung ist eine schlängelnde. Nach seinen bisherigen Beob- achtungen scheint es demselben wahrscheinlich, dafs die andern Thiere, welche man in faulenden Substanzen beobachtet, vermit- telst der Luft, durch Insecten oder auf andere Weise zu densel- ben gekommen sind. Für die Entwickelung und das Fortbeste- hen der Vibrionen ist eine gewisse Quantität Sauerstoff noth- wendig. Aus den bisher vom Verf. angestellten Versuchen geht hervor, dafs der Fäulnilsprocels von einer gewissen Menge Luft, welche zu den faulenden Substanzen Zutritt hat, abhängig ist. Die Maceration vegetabilischer Substanzen im Winter, wenn auch die Temperatur des Sommers in den Räumen vorbanden ist, scheint, wenn man diese im gereinigten Zustande anwendet, nur von diesen Vibrionen abhängig zu sein. Stickstoff entwickelt sich bei diesem Procels. Diese Vibrionen sind im Darmkanal sehr verbreitet, in seinem ganzen Verlaufe so wie in der Mundhöhle und im Magen, wovon man sich am leichtesten überzeugen kann, wenn man, was zwischen den Zähnen sich anhäuft oder zurück- bleibt, unter dem Mikroskop untersucht, zuweilen findet man sie auch auf der Haut, dagegen hat der Verf. sie bisher nie im Blute, in der Milch, im Harn, der Galle u. a. Flüssigkeiten der Art beobachtet. Versetzt man Flüssigkeiten, worin diese Thiere sich bilden, mit wenig Zucker, so bilden sich diese Thiere noch in grolser Menge, zugleich bildet sich aber ein vegetabilisches Wesen, die Hefe. Setzt man eine grölsere Menge Zucker hinzu, so wird die Bildung dieser Thiere unterdrückt oder sie hört auf, und grö- fsere Menge von Hefe bildet sich. Der Verf. hat nie in einer Flüssigkeit, die keinen Zucker enthielt, Hefe sich bilden sehen. Ob ein Pilz der Hefepilz ist oder ein anderer, kann man zwar: 39 unter dem Mikroskop mit Sicherheit entscheiden, aber auch sehr leicht dadurch, dals man ihn zu einer Zuckerlösung hinzusetzt und beobachtet, ob Gährung statt findet. In einer klaren Flüs- sigkeit, in der sich Hefe bilden kann, bemerkt man zuerst eine Trübung und unter dem Mikroskop Kügelchen von verschiedener Gröfse, von den kleinsten beobachtbaren Dimensionen bis höch- stens zu einem Durchmesser von 0,01”=, Von Tag zu Tag nehmen die kleinen Kügelchen an Gröfse zu, viele neue werden sichtbar. Bei diesen Flüssigkeiten, z. B. beim Saft der Wein- beeren, bemerkt man nur einzelne Kügelchen, gewöhnlich von ovaler Gestalt, selten bildet sich an einem Ende ein zweites aus, das aber nie die Grölse des andern erreicht. Ganz anders verhält sich. die Hefe, welche man seit langer Zeit vermittelst anderer Hefe erzeugt hat, so dals sie, indem sie durch eine Reihe von Jahren sich fortgepflanzt hat, einen constanteren Character erhält. In der Bierbrauerei kann man 2 Hefearten mit Bestimmt- heit von einander unterscheiden, die Unterhefe und Oberhefe; jene vermehrt sich bei einer Temperatur, die + 7° nieht über- steigen, aber nicht bis 0° sinken darf; sie ist das Gährungsmit- tel beim bayrischen Bier; die am schönsten ausgebildete Ober- hefe ist die des Weilsbiers, sie vermehrt sich bei einer Tempe- ratur von ungefähr + 25°. Die Unterhefe besteht aus einzelnen Kügelchen von den verschiedensten Dimensionen, der Verf. hat fast nie bemerkt, dals sich an irgend einer Stelle eines grölseren ein kleineres Kügelchen bildete; die kleineren sind stets in der Flüssigkeit vertheilt. Bei der Oberhefe bemerkt man fast nie einzelne kleine Kügelchen, sondern nur grolse, an deren Enden kleinere sich entwickeln, wodurch Verästelungen gebildet werden. Diese vermehren sich durch Knospenbildung, die Unterhefe dagegen, indem kleine Kügelchen in der Flüssigkeit isolirt wachsen. Der Verf. zeigte Zeichnungen der beiden Hefearten in den verschie- denen Perioden ibrer Entwickelung. Bei der älteren Hefe kann man am deutlichsten eine Hülle und einen granulösen Inhalt un- terscheiden, welcher noch deutlicher hervortritt, wenn man sie mit wässeriger Jodlösung übergielst. Vermittelst eines vom Verfasser angegebenen Compressoriums kann man den granulösen Inhalt unter dem Mikroskop sehr leicht herauspressen, der Verf. hält es für sehr wahrscheinlich, dafs bei der Unterhefe die Kügelchen 40 platzen und dieser granulöse Inhalt heraustritt und aus jedem Körnchen ein Kügelchen sich ausbildet; die Unterhefe würde sich demnach durch Sporen fortpflanzen. Substanzen, die giftig auf Pilze wirken, heben auch die Wir- kung der Hefe auf, z.B. Sublimat u. a. Substanzen dieser Art; Flüssigkeiten dagegen, die heftig auf den thierischen Organismus wirken, wie Brechweinstein, in dessen Auflösung sich bald Pilze bilden, stören den Gährungsprocels nicht. Der Hefe analog verhalten sich viele Pilze, die als Pflanzen- krankheiten bekannt sind, ebenso verhält sich der Holzschwamm zur Holzfaser und mit diesen Thatsachen eröffnet sich unstreitig ein neues Feld für die Zersetzungen, welche die Wurzeln der Pflanzen im Boden hervorzubringen vermögen und es steht zu erwarten, dafs durch Versuche das, was die allgemeinere Erfah- rung gelehrt hat, sich im Einzelnen nachweisen ‚lassen werde, dafs die Wurzeln der Pflanzen, wenn sie aus der Atmosphäre die zu ihrer Entwickelung nüthigen Substanzen nicht erhalten, diese aus dem Boden entnehmen, und es ist nicht unwabrschein- lich, dafs die Wurzeln selbst die nöthige Zersetzung der im Bo- den vorhandenen Substanzen bewirken; so wie der grölste Theil der Pflanzen die zu ihrer ersten Entwickelung nöthigen Substan- zen aus dem Saamen selbst erbält, wenn dieses bei höheren Pflan- zen noch schwerer nachzuweisen ist, so läfst es sich auf bestimm- tere Weise bei den niederen, den Pilzen insbesondere, z. B. bei den Champignons, zeigen. Der Gährungsprocels bietet demnach ein vielfaches Interesse dar. Durch eine Contactsubstanz wird eine der wichtigsten chemischen Verhindungen zerlegt; diese Con- Aactsubstanz ist ein organisches Wesen, es gehört zu den einfach- sten Bildungen und auf eine leichte und klare Weise kann man seine Entwickelung verfolgen; auch aulser diesem ist noch sein erstes Entstehen von Interesse, denn es bildet sich zuerst in einer Flüssigkeit, in welcher es als so kleine Pünktchen erscheint, dafs es sich der Beobachtung entzieht. Über die einzelnen Gährungsprocesse, wodurch Wein, Brannt- wein und verschiedene Sorten Bier gebildet werden, behielt sich Hr, M. vor, in einer andern Sitzung seine Beobachtungen mitzutbei- len, und er hofft, dafs in Kurzem diese Abhandlung mit den da- zu nothwendigen Kupfertafeln gedruckt werden könne, da in - 41 diesem Bericht viele Thatsachen nur unvollständig angeführt wer- den konnten. Hierauf legte Herr Ehrenberg der Akademie Modelle leichter, gebrannter Mauersteine ausInfusorien-Erde vor, von denen 2 nur so viel wiegen als eins der frü- heren, d.h. 8 bis 10 Stück nur so viel als 1 Stück von gewöhnlichem Lehm bei gleicher Gröfse. Hr. E. hat eine gröfsere Quantität reiner schneeweilser Lü- neburger Kieselerde der Königl. Porzellan- Fabrik in Berlin zu- senden lassen und sie der fortgesetzten technischen und wissen- schaftlichen Theilnahme des Herrn Directors derselben, Geheimen Rath Frick, empfohlen. Die Versuche damit werden noch ver- vielfacht fortgesetzt. Zunächst sind auf Hrn. E. Bitte einige Modelle von Mauersteinen angefertigt worden. Diese sind aus der geschlemmten Erde, welche keinen Sand mehr, sondern nur noch reine Infusorien-Schalen enthält, so leicht ausgefallen, dals 2 derselben gerade so viel wiegen, als eins der früheren aus der Berliner Infusorien-Erde, die absichtlich weniger gereinigt war. Im Porzellanofen-Feuer zeigten diese Modelle ein etwas stärke- res Schwinden als die früheren. Es hat sich, da diese aus dem schneeweilsen Kieselmehl ge- brannten Steine ‘durch das Brennen eine blafs röthliche oder gelbliche durchaus gleichartige Farbe annehmen, die von Hrn. E. schon im Jahre 1837 (Vergl. die Abh. über die fossilen In- fus. und die lebende Dammerde. 1837 p.12.) umständlich her- vorgehobene Eigenthümlichkeit wieder recht anschaulich gemacht, dals offenbar wohl jede einzelne kleine Infusorien-Schaale Eisen- theilchen so enthält, wie die Thierknochen phosphorsauren Kalk in Zellen einschliefsen. Das zahlreiche Erhalten der thierischen Form beim sichtbaren Ausscheiden des Eisens, zeigt wohl deut- lich an, dafs die Verbindung von Eisen und Kieselsäure bier keine chemische, kein Eisensilicat, nur eine mechanische und organische sein kann, obschon sich bei öfterem Glühen ein Eisensilicat auf Kosten der organischen Formen allerdings allmählig zu bilden scheint. 42 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gelehrte Anzeigen. Herausgegeben von Mitgliedern der K. baye- rischen Akademie der Wissensch. Bd. 14. München. 1842. 4. Jos. v. Stichauer, Geschichte der bayerischen Subsidien vom Jahre 1740 bis 1762. Festrede für die Feier des Ludwigs- tages, 25. Aug. 1842, gelesen in der öffentl. Sitzung der K. Akademie der Wiss. zu München. ib. eod. 4. Const. Höfler, Betrachtungen über die Ursachen, welche im Laufe des 1b. und AT. Jahrhunderts den Verfall des deut- schen Handels herbeiführten. Festrede für die Feier des Ludwigstages, 25. Aug. 1842, gelesen in der öffentl. Sitzung der K. Akademie der Wiss. zu München. ib. eod. 4. Joh. Ernst Ritter v. Koch-Sternfeld, Betrachtungen über die Geschichte, ihre Attribute und ihren Zweck; als über eine der fürwährenden Aufgaben der bayerischen Akademie der PFissenschaften: vom Jahre 1759 bis zur Gegenwart. Ge- lesen in der öffentl. Sitzung der K. Akademie der Wiss. zur Feier, ihres 82. Stiftungstages. ib. 1841. 4. Leonh. Spengel, über das Studium der Rhetorik bei den Al- ten. Gelesen in der öffentl. Sitzung der K. Akademie der Wissensch. zur Feier des 83.Stiftungstages. ib. 1842. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de ! Academie des Sciences 1842. 2. Semestre. Tom. 15, No. 24-26. 1843. 1. Se- mestre. Tome 16. No.1. 2. Paris. 4. Annales des Mines. 4. Serie. Tome1. Livr.3. ib. 1842. 8. Scheikundige Onderzoekingen, gedaan in het Laboratorium der Utrechtsche Hoogeschool. Stuk 4. Rotterdam 1842. 8. L’Institut. A.Section. Sciences math., phys. et nat. 10. Annee. No. 468-470. 15-29. Dec. 1842. Paris 4. ‚ 2.Section. Scienc. hist., archeol. et philos. 7. An- nee. No.84. Dec. 1842. ib. 4. Kunstblatt 1843. No.1-4. Stuttg. u. Tüb. 4. Ferd. Gobbi, über die Abhängigkeit der physischen Populations- kräfte von den einfachsten Grundstoffen der Natur mit spe- cieller Anwendung auf die Bevölkerungs-Statistik von Bel. gien. Leipzig und Paris 1842. 4. Im Namen des Verf. überreicht von Hrn. Ritter. Denjenigen Herren welche, (wie die Herren Gobbi und de Santarem) ihre Werke gütigst übersandt haben, ist beson- ders gedankt worden. 43 6. Februar. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Ehrenberg machte Mittbeilungen über 2 neue asia- tische Lager fossiler Infusorien-Erden aus dem rus- sischen Trans-Kaukasien (Grusien) und Sibirien. IL. Infusorien-Lager von Surdseli bei Achalzik. Herr Oberstlieutenant von Helmersen, der rühmlich be- kannte Mineralog und jetzt Director des Bergcorps in Petersburg, giebt in einem Briefe an Hrn. E. vom 24. December alten Styls, dem einige erbetene Steinproben beigefügt sind, folgende Nach- richt: „Das Stückchen weilser Erde aus dem vulkanischen Bezirke „des Transkaukasus dürfte Ihre Aufmerksamkeit vor anderen in „Anspruch nehmen. Diese Erde bildet ein Lager von 14 Fufs „engl. Dicke, liegt auf vulkanischer Breecie und ist von verschie- „denen Sediment-Schichten, aber auch von vulkanischer Asche „bedeckt. Der französische Ingenieur Carteron, der bei dem „General-Gouverneur am Kaukasus angestellt ist, hat diese Lo- „kalität untersucht und giebt davon folgenden Durchschnitt.” „Es folgen von oben nach unten: a. thoniger Sand und vulkanische Asche. d. rother Thon mit Kieselgeröll. . eisenschüssiger Thon mit Schwefel. . grobkörniger grünlicher Sandstein. . rother Thon mit Schwefelparthien. . weilse Thonschicht (aus dieser die Probe). . vulkanische Asche und Breccie. . grüner Thon und Conglomerat. Basalt. » Porphyr.” „Diese Verhältnisse finden sich in einem Hügel 15 Werst „von Achalzik beim Dorfe Surdseli. Die Höhe dieses Hügels „soll 80 Saschen (560 Fuls engl.) betragen.” „Das ist, was wir von dieser weilsen Schicht wissen, in der „ich deutliche Infusorien- Reste entdeckt habe, die ich -Ihrer Un- „tersuchung und Bestimmung bestens empfehle. Ich glaube Ba- mm uno 98 44 „eillarien erkannt zu haben.” So weit diese briefliche Mitthei- lung. Dieses von Hrn. v. Helmersen entdeckte Lager, dessen in Farbe und Lockerheit der weilsen Schreibkreide sehr ähnliche, aber an Gewicht dem Meerschaum gleichende Probe vorgelegt wurde, hat nach Hrn. E. in seinem Vorkommen die meiste Ähn- lichkeit mit den von Basalt-Tuff in wiederholter Folge überla- gerten Infusorien-Schichten bei Cassel und mit dem von gellos- senem Basalt überdeckten Lager des Mont Charray im Departe- _ ment de l’Ardeche in Frankreich. Vergl. den Monatsbericht d. Akad. Oct, 1842. p. 270. Die mikroskopische Analyse des Berichterstatters hat die vom Entdecker beobachteten darin vorkommenden Infusorienreste nicht nur als einzelne Beimischung bestätigt, sondern festgestellt, dals die ganze Masse offenbar nur aus überaus kleinen Infusorien- Schalen gebildet ist, die zwar alle in die Familie der Bacillarien gehören, von denen aber keine der engeren Gattung Bacillaria angehört. Die am ersten auffallende, gerippte, aber an Zahl sehr untergeordnete Form ist Stauroptera semicruciata, eine ganz neue und characteristisch eigenthümliche Art. Im Ganzen sind von Hrn. E. bisher 29 Species von orga- nischen, dem blolsen Auge völlig unsichtbaren Körpern aus Kie- selerde darin beobachtet worden, von denen 26 zu 13 Generibus der polygastrischen Infusorien, 3 aber zu Pflanzen gehören. A. POLYGASTRICA. 1. Staurosira construens 12. Cocconeis undulata 2. — trigongyla 13. Stauroneis phoenicenteron 3. Fragilaria rhabdosoma 14. * Stauroptera semicruciata . diophthalma 15. Navicula amphisbaena . — pinnata 16. Pinnularia gibba? 6 _ constricta 17. Eunotia Westermanni 7.* Fragilaria Seminulum 18. — amphioxys 8. Gallionella varians. 19. — _ gibba 9,8 — punctata 20. Himantidium Arcus 10. — distans? 21. Gomphonema gracile 1.* — gibba 22. * Cocconema cingulatum 45 23. Synedra elegans 25. Synedra striolata 24. — Una 26. — acuta. B. PLANTARUM FRAGMENTA. 27. Spongilla fluviatilis 29. Lithodontium bicorne. \ 28. Lithostylidium rude Von all diesen 29 Körpern sind nur 6 eigenthümlich, die übrigen 23 sind schon aus andern Erdgegenden bekannt. Die Mehrzahl sind jetzt lebenden bei Berlin ganz gleich. Merkwürdig ist, dafs die sehr kleine Staurosira construens, welche die Hauptmasse bildet, in ähnlichem Massenverhältnils nur aus Newhaven in Nord-Amerika bekannt ist, obwohl sie auch in Pommern lebt. Es ist dieses auch auf den Sandwich - Inseln des Südmeers vorkommende Thierchen (s. die Berichte der Akad. März 1842. p. 144 und 208) bedeutend kleiner, oft nur halb so grols als Gallionella distans von Bilin, von welcher letzteren, wo sie allein die Masse bildet, 41000 Millionen Tbierchen auf 1 Cubikzoll gerechnet werden müssen. Von der Staurosira con- struens gehen aber, wo sie allein ist, gegen 80000 Millionen auf 1 Cubikzoll, indem sie oft nur ‚+, Linie lang und dabei nicht nahebei cubisch wie jene, sondern auf beiden Enden sehr schmal, spindelförmig und durch den stärker angeschwollenen Mitteltheil kreuzartig, mithin viel weniger Raum einnehmend ist. Die Formen der Gattung Staurosira (Irauges-reisa, Kreuz- kette) sind übrigens vierkantige Fragilarien, welche sich von den viel grölseren Formen der nahe stehenden Gattung Amphitetras durch Mangel der Öffnungen an den 4 Ecken auszeichnen. Eine andere merkwürdige Form ist die Navicula (Stauro- ptera) semicruciata, welche bis jetzt nur dort vorgekommen und zugleich die grölste von den diese Erde constituirenden Formen ist. Sie ähnelt sehr der Navicula (Pinnularia) viridis. Mit dem - Namen Stauroptera werden vom Verf. die gerippten Schiffchen - mit breitem kreuzartigem Nabel bezeichnet nach folgendem Schema: mit rundem rippenios, @& att oder längsstreifig). . . - . . Navicula Navicula Mae gerippt (querstreifig). . Pinnularia Schiffchen | mit breitem / rippenlos (glatt oder kerigen | längsstreifig). . .. . . . Stauroneis Nabel gerippt (querstreifig). . Stauroptera 46 Da Surdseli nur 15 Werst, d.i. 2 deutsche Meilen, von dem sehr hoch liegenden Achalzik entfernt ist, so ist es wahrschein- lich in ziemlich gleicher Höhe mit demselben, mithin das Infuso- rien-Lager wohl in einer Erhebung von 5000 Fuls über dem Meeresniveau, und wahrscheinlich Tertiärbildung. U. Infusorien-Lager von Bargusina im Gouverne- ment Irkutzk in Sibirien. Bei Untersuchung der verschiedenen blauen Eisenerden des. Königl. Mineralien-Kabinets fand Hr. E., dafs eine derselben, welche aus Klaproth’s, des Chemikers, Sammlung stammt und mit dessen Handschrift als von Bargusina in Sibirien gekommen, auch mit dem russisch geschriebenen Worte Bargusina bezeich- net ist, sich durch einen sehr reichen Gehalt an Infusorien- Scha- len auszeichnete. Es ist ein gegen 2 Zoll grofses dichtes Stück mit einer Cobärenz wie feine dichte Schreibkreide von stark blauer Farbe, mit feinen weilslichen Adern hie und da gefleckt, aber nirgends körnig. Die mikroskopische Analyse zeigte die blaue Eisenerde, als phosphorsaures Eisen, nicht in erystallinischem Zustande, sondern nur in dem blofsen Auge unsichtbar feinen Körnchen von cry- stalloidischer Form. Als reichen organischen Gehalt, besonders in den weilsen Aderungen, zeigte die 300 malige Vergrölserung bis dahin 44 verschiedene unsichtbar kleine Körperchen, von welchen 41 sich als ebensoviel kieselerdige Species von Schalen polygastrischer Tbierchen, 2 aber als kieselerdige Pflanzentheile und 1 als ein kalkschaliges Thierchen der Polythalamien - Klasse erkennen lie- Ssen. Das Gesammt-Verzeichnils der Formen ist folgendes: A. POLYGASTRISCHE THIERE. 1. * Gallionella Horologium 7. Cocconema cymbiforme 2. == varians 8. — gracile 8. — granulalta 9, — Fusidium h. — procera 10. n_ Cistula d. —_ lineolata 11. Gomphonema gracile 6. — distans 12. — longiceps 47 13. Gomphonema truncatum? 28. * Eunotia quinaria 14. Diomphala Clava Herculis 29.* — _ senaria 15. Tabellaria trinodis 30.8 —_ nonaria 16.* — Clavator 31. Himantidium Arcus? 17. — undulata 32. Fragilaria acuta 18. Surirella bifrons 33. Biblarium Glans 19. — Craticula 34.8 — Stella 20. Pinnularia viridis 3.# — Rhombus 21. —_ viridula 36.#* — ellipticum u 22. Pinnularia Gastrum 37.8 Castellum 23. Navicula obtusa 3.# — compressum 24. * Stauroneis angusta 39.# — lineare 25. * Eunotia parallela 40.#* — emarginatum 26. — bidens 41. — Clypeus. 27°* — _ quaternaria B. PFLANZEN-FRAGMENTE. 42. Spongia? Amphidiscus 43. Spongilla lacustris C. POLYTHALAMISCHE THIERCHEN. Ab. Textilaria globulosa. Überaus eigenthümlich und für jetzt characteristisch sind die polygastrischen oder Infusorien- Schalen dieses Lagers. Die Haupt- masse der Substanz bildet (aulser dem Eisen) eine bisher nie vor- gekommene sehr ausgezeichnete Art von Gallionella, welche auf der breitern Seite liegend, kleinen Zifferblättern von Uhren gleicht, indem sie sehr häufig gerade 12 zifferartige Striche am Rande hat. Doch giebt es auch deren mit 6 bis 24 Strichen. Vom Rande gesehen ähnelt sie zumeist der Gall. sulcata des Seewassers. Unter den mehr vereinzelt eingestreuten Formen findet sich die bisher nur aus dem fossilen Bergmehle Irlands "ganz neuerlich bekannt gewordene Diomphala Clava Herculis ($ _ Monatsber. d. Akad. December 1842). Vier neue Arten gezahn- - ter Eunotien sind sehr characteristisch und überdiels ist diese Erde ganz ausgezeichnet durch 8 neue Arten einer sonderbaren ganz neuen Gattung, die Hr. E. Biblarium nennt. 48 Diese neue Gattung schliefst sich systematisch an die Genera Tessella und Tabellaria zunächst an, wenn sie, was wahr- scheinlich ist, sich aber im fossilen Zustande nicht ermitteln läfst, nicht durch einen weichen Stiel angeheftet, sondern frei im Was- ser lebt. Wäre sie gestielt, so würde sie sich zunächst an Stria- zella anreihen. Sie besteht aus Täfelchen oder Stäbchen, die in mehrere Blätter quer gespalten sind, deren mittlere glatt, deren Seitenblätter aber, wie die Deckel eines Buches (durch Rippen) verziert sind. Auch haben alle mittleren eine grolse Öffnung in, der Mitte, wie Tabellaria, diese fehlt aber den seitlichen. Es giebt scharf Akantige, verschieden ausgeschweifte, elliptische und eylindrische Formen dieser Gattung. Eine der hier genannten Arten ist der von Hrn. E. früber als Navicula? Glans fraglich verzeichneten Form aus dem finnländischen und schwedischen Bergmehle gleich und in dieselbe Gattung gehört wohl auch Navicula? Crux des Polirschiefers von Cassel. Nach diesen neuern Beobachtungen ergiebt sich die Gattung Biblarium in bei weitem den meisten ihrer Arten als eine den Norden characterisirende Formengruppe, wie diels von den ge- zahnten Eunotien schon früher ebenfalls festgestellt worden war. Sehr auffallend ist das Vorhandensein der Textilaria globu- losa in diesem Lager, jener kalkschaligen polythalamischen Form, welche die Schreibkreide Europa’s hauptsächlich bilden half und die ausschlielslich dem Seewasser angehört. Da auch noch keine Gallionella im Süfswasser beobachtet worden ist, ‚welche, wie G. Horologium, der Gall. sulcata des Meeres gleicht, so stüzt sich auf diese beiden Formen hauptsäch- lich und nothwendig die Ansicht, dafs die sibirische blaue Kisen- erde entweier eine, wie sie nirgends weiter vorkommt, rein ma- rine, oder doch jedenfalls eine brakische Wasserbildung ist. Da alle übrige Formen dem Sülswasser angehört haben kön- nen, auch in den vielen eigenthümlichen Bid/arium-Arten, obwohl ihre Lebensweise unbekannt ist, kein Hindernils für diese Ansicht liegt, so bat sich Hrn. E. am wahrscheinlichsten dargestellt, dals doch auch dies sibirische Lager eine halbsüfse (brakische) Wasser- bildung sei und dals die Texzilaria als entschiedenes Seethierchen zu einem älteren Kreidelager gehören könne, dessen Spuren sich vielleicht doch in jener Gegend bei genauer Nachforschung er- 49 kennen liefsen. Es würde dann diese Anzeige den östlichsten Punkt der Verbreitung der wahren Kreide geben, aber freilich nur schwach andeuten. Das Lager von Surdseli ist eine reine Sülswasserbildung. Die Zeichnungen und Exemplare aller genannten mikrosko- pischen Formen wurden der Akademie hierbei vorgelegt und sind bleibend aufbewahrt. 9. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Link las über die Stellung der Cyeadeen im natürlichen System. Die Cyeadeen haben einige Botaniker den Coniferen nahe gestellt, weil Richard Ähnlichkeit zwischen den Fruchtknoten beider Familien gefunden hatte, weil man ferner weder Spiral- noch porose Gefälse in beiden finden konnte, wohl aber die ver- längerten porosen Zellen, welche das Holz. der Coniferen aus- zeichnen und endlich weil man im Stamme Mark und einen oder auch mehr Holzringe bemerkte. Aber diese Holzringe sind keine Jahrringe; selten ist in alten Stämmen mehr als einer vorhan- den, und das Holz hat einen anderen Bau als in anderen Holz- ringen; Spiralgefälse und porose Gefälse hat man in den Coni- feren in Deutschland schon seit 1807 gesehen, und in den Cy- cadeen sind sie gar leicht zu finden, auch in den Ausgewählten anatomisch-botanischen Abbildungen H.2, T. 1 deutlich darge- stellt; die Poren auf den verlängerten Zellen der Coniferen fin- den sich nicht allein in den Cycadeen, sondern auch in anderen Pflanzen, namentlich Sambucas nigra. Da in dem organischen Reiche jeder Theil seine Entwickelungsstufe für sich befolgt, und alle Theile keinesweges gleichen Schritt halten, so kann es wohl kommen, dafs ein sehr einfach gebauter Theil mit andern sehr entwickelten zusammentrifft; so sehen wir einen ähnlichen An- thorenbau in den Orchideen und Asklepiadeen. Andere haben die Cycadeen den baumartigen Farrn nahe gestellt, mit denen sie durchaus weiter nichts gemein haben, als dals der Stamm der Cycadeen und der baumarligen Farrn ein verlängerter Wurzel- ‚stock ist. Dieses zeigt sich in der Anatomie des Stammes und zwar besonders darin, dafs im Marke sich viele Holzbündel — aus Spiral- und porosen Gefälsen — befinden, welche dasselbe 50 netzförmig durchziehen. In wahren Stämmen ist dieses nie der Fall, weder im Marke der Dikotyledonen, noch im innern Stamme der Monokotyledonen. Man findet diesen Bau nur in den Wur- zelstöcken, namentlich von Nymphaea, Apium graveolens und im- | mer in den Unterlagen der Zwiebeln, aus welchen nach unten die Wurzeln, nach oben blattartige Schuppen und Stämme kom- men. Mit solchen Unterlagen, die zu den Wurzelstöcken gehören, kommt der Stamm der Cycadeen in jeder Rücksicht überein. An einer jungen Zamia sieht man auch das Zwiebelartige ganz deutlich. — Die Blätter der Cycadeen sind, wie bekannt, gehe- dert, haben aber immer unter sich eine blattartige Schuppe, wel- ches nirgends gefunden wird, als in solchen Fällen, wo ein Zweig die Gestalt eines Blattes angenommen hat, wie bei Asparagus, Ruscus, Phyllanthus. Wir müssen also auch hier das scheinbare | Blatt. als einen Zweig betrachten, der nur die Gestalt eines Blat- | tes angenommen hat. Wirklich kommt auch der innere Bau da- mit überein. . Der Stiel ist nämlich. von. geraden Holzbündeln durchzogen, die theils aus Spiral- und porosen Gefälsen, theils aus begleitendem engen Zellgewebe bestehen und die so gestellt sind, 'dals.die Gefälsbündel, wie die Zellenbündel, sich nach. einer bestimmten Richtung hinwenden, eben so wie dieses in den Stäm- men der Monokotyledonen bemerkt ist. Das Keimen ist zwar nur von Petit Thouars und Miquel beobachtet, aber von dem ersten nur genau beschrieben und abgebildet worden. Es ist of- fenbar ein Seitenkeimen und folglich ein Keimen, wie es die Monokotyledonen zeigen. Man bat es ungewöhnlich und eigen- ihümlich gefunden, weil aus der Mitte des Einbryo sich ein Blatt entwickelt. | Aber das Eigenthümliche fällt weg, wenn man er- wägt, dals ein solches Blatt nur ein scheinbares ist und einen wirklichen Ast oder Stamm vorstellt. Die Cycadeen sind also Monokotyledonen und stehen den Palmen nahe, wohin sie der erste Blick führt. Hr. Encke las darauf folgenden für die Akademie bestimm- ten Brief des Hrn. Professors Jacobi in Königsberg vor: Königsberg d. 5. Febr. 1843. Ich kann jetzt der Königl. Akademie der Wissenschaften ein erstes Resultat meiner Störungsrechnungen vorlegen. Der Zweck 51 derselben ist die Entwickelung der störenden Kräfte nach den Vielfachen der mittleren Anomalien auf eine Weise, welche aus der Natur der zu entwickelnden Function selber geschöpft, je- den Grad der Genauigkeit und die grölste Übersicht und Klar- heit in Betreff der Gröfsen, welche man vernachlässigt, zuläfst. Der Mangel der letztern Vortheile findet in der That bei der Laplaceschen Entwickelungsmethode statt. Die Bestimmung der Coefficienten durch doppelte mechanische Quadraturen, welche in vieler Hinsicht sich empfiehlt, ist eine ganz allgemeine Methode; man kann es gewissermalsen immer als etwas übertriebenes ansehen, sich bei Behandlung eines besondern Problems einer allgemeinen Methode zu bedienen, und darf die Hoffnung nicht fahren las- sen, es werde eine ganz bestimmte, grade für das besondre Pro- blem passende Methode geben. Aufserdem thut man bei dieser Methode immer zu viel und berechnet den Principien einer gu- ten Praxis entgegen, kleine Gröfsen als Differenzen von grolsen. Wenn man will, kann man noch als Nachtheil hervorheben, dals man wie mit verbundenen Augen operirt und keine Vorstellung davon bekommt, wie die Coefficienten aus den Grölsen, von de- nen sie abhängen, zusammengesetzt werden. Um die Kraft der neuen Methode zu prüfen, habe ich die Bestimmung der grofsen Ungleichheit des Saturns gewählt. Da bei dieser Methode sich niemals die grüfsten Terme gegenseitig aufheben und sich auch die Fehler nicht anhäufen, weil niemals viele Terme derselben Ordnung addirt werden, so hätte die An- wendung fünfstelliger Tafeln ausgereicht. Weil man indessen bei dem Beispiele einer neuen Theorie gern mehr als nöthig ist 'thut, so habe ich siebenstellige Tafeln angewendet, ja alle Terme in Betracht gezogen, welche noch auf die 8. Stelle einen Einfluls übten, welches die Mühe nur ganz unbedeutend vermehrt, ob- gleich hierunter Terme der 9. und 11. Ordnung in Bezug auf die Excentricitäten und Neigungen sich befinden. Aber auch bei dieser Genauigkeit kann man einen grolsen Theil der Rechnung mit 5- und 4-stelligen Tafeln machen. Ich habe dieselben Ele- mente genommen, welche Hansen seiner Preisschrift zum Grunde gelegt hat. Nennt man a die Halbachse der Saturnsbahn, 9 die gegenseitige Entfernung vom Jupiter und Saturn, % und w die mittlern Anomalien vom Saturn und Jupiter, so hat man in der ar 52 Entwickelung von @ die beiden Coefficienten von cos uw —5u) und sin (2#”— 51) zu suchen. Ich finde diese 0,0004023681 und 0.0009421027; Hansen giebt in seiner Preisschrift $.194 die Logar. dieser Coeffhicienten, 6,6046535 und 6,9740873, wovon die Zahlen 0.0004023958 und 0.0009420790. Es sind also die Unterschiede 3 und 2 in der achten Stelle Hansen findet seine Coefhicienten als Mittel von 512 Werthen der Gröfse @ , welche noch mit Cosinus und Sinus multiplicirt wird. Da pP _ immer zwischen 2 und 2 liegt und Hansen nur 7-stellige Tafeln braucht, und die Werthe, aus denen das Mittel zu neh- men ist, sicher nicht in der 7. Stelle verbürgt werden können, so kann diese Übereinstimmung bis auf einige Einheiten in der achten Decimalstelle nur dadurch erklärt werden, dafs das Mit- tel aus einer sehr grolsen Anzahl Werthe im Verhältnifs der Quadratwurzel dieser Anzahl genauer wird, als die einzelnen Werthe; aber eben darum mulste auch eine grölsere Überein- stimmung erwartet werden, als die angewendeten Tafeln zu ge- . statten scheinen. Diese Übereinstimmung zeigt aber noch, dals die Controllen, welche überall bei meiner Rechnung angewandt werden konnten, eine ausreichende Sicherheit gewähren. Die Mühe der Rechnung dürfte verhältnilsmäfsig gering sein, sobald man sich einmal feste Schemata für dieselbe entworfen hat. Aber das erste Durchprobiren der verschiedenen Arten, die Rechnung anzuordnen, um die bequemste zu ermitteln, da es hier mehr auf die Methode, als auf das Resultat ankam, hat natürlich die Arbeit sehr vermehrt. Da andre nicht verschiebbare Arbei- ten meine Kräfte und Gedanken zu sehr in Anspruch nehmen, um die Ausführung der Rechnung selber zu übernehmen, so hat die Akademie die Güte gehabt, dafür eine Summe auszusetzen, Herr Observator Claussen, welcher mit der Ausführung der Rechnung einen Anfang gemacht hatte, wurde bald an der Fort- setzung verhindert, und so sah ich mich zunächst auf zwei Ober- Feuerwerker der hiesigen Garnison, die Herren Dingler und von Kardinal reducirt. Ich gestehe, dafs in Bezug auf Sicher- 53 heit und Genauigkeit ich mir kaum eine bessere Unterstützung wünschen könnte, wenn es möglich wäre, solche Militärpersonen mit solchen Arbeiten allein zu beschäftigen, so aber hatten sie aulser ihrem Dienst wöchentlich 28 Unterrichtsstanden zu ge- ben, und konnten wöchentlich nur wenige Stunden der Arbeit widmen, was dieselbe endlos zu verzögern drobte. Ich habe da- her den bei weitem gröfsten Theil der Arbeit dem Schulamts- candidaten Meyer übertragen, welcher den schönen Aufsatz über das dreiachsige Ellipsoid, als Figur des Gleichgewichts, im Crel- leschen Journal publizirt bat. Als nächsten Theil der Arbeit, welcher bereits von Meyer ebenfalls begonnen worden ist, und nur mit 5-stelligen und zur grolsen Hälfte mit A-stelligen Ta- feln durchgeführt zu werden braucht, habe ich die vollständige Entwickelung von bestimmt, in welcher ich alle Coefficien- ten gebe, welche noch eine Einheit in der 5. Decimalstelle be- tragen. Ein bedeutender Theil der hierzu dienenden Rechnung ist bereits im ersten Theile, welcher sich auf die grolse Ungleich- heit bezieht, gemacht worden. Wenn dieser zweite Theil been- digt ist, werde ich das ganze Detail der Rechnungen publiziren. Ferner kam zum Vortrag: Ein Rescript des K. Minist. d. geistl., Unt.- und Med.- Ang. vom 7.Februar d. J., wodurch der Akademie bekannt gemacht wird, dafs Se. Maj. der König die Wahl des Hrn, Geh. Raths Pertz zum ordentlichen Mitgliede der Akademie bestätigt haben. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: de Santarem, Analyse du Journal de la Navigation de la Flotte qui est allee a la terre du Bresil en 1530-1532 par Pedro Lopes de Sousa, publie & Lisbonne par de Varnhagen. Paris 1840. 8. , Notiee sur Andre Alvarez d’Almada et sa descri- ption de la Guinee. ib. 1842. 8. “ deSantarem, Quadro elementar das relacöes politicas et diplo- malicas de Portugal com as diversas Potencias do Mundo. Tomo4.2. Pariz 1842. 8. ‚ Recherches: sur la priorite de la decowerte des ' Pays situes sur la‘ Cöte oceidentale d’Afrique, au-dela du Cap Bojador, et sur les progres de la science geogra- 54 phique apres les Navigations des Portugais au 15. Siecle. Accompagnees d’un Atlas compos& de Mappemondes et de Cartes. Paris 1842. 8. u. Fol. Im Namen des Verf. überreicht von Herın v. Olfers. J. M. Callery, Systema Phonelicum Scripturae Sinicae. Pars 4.2. Macao 1841. 8. , Dictionnaire encyclopedique de la langue Chinoise. (Programme et Specimen). Paris 1842. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Paris d. 7. Oct. 1842. Voyage autour du Monde, execut€ pendant les anndes 1836 et 1837 sur la Corveite de Sa Majest& la Bonite, commandee par M. Vaillant. Histoire naturelle. — Botanique par M. Charl. Gaudichaud. Livr.3-5. Paris. Fol. Gaudichaud, ARecherches generales sur la Physiologie et l’Or- ganogenie des Vegetaux (Extr. des Compt. rend. de l’Acad. des Science. 1842. Paris) 4. Gelehrte Anzeigen. Herausgegeben von Mitgliedern der K. bayer. Akademie der Wissensch. Bd. 15. No.1-22. 1. Juli- 12. Nov. 1842. München 4. Placido Portal, Trattato di Clinica chirurgica. Vol.4. Trapani 1836. 8. ‚ Storia di due casi d’allacciatura d’Arterie. Na- poli 1839. 8. ‚„sull’ Ernie osservazioni. ib. 1842. 8. Christ. Negri, swlle vicende dell’ interno diritto pubblico di Roma antica. Milano, Maggio 1842. 8. Flourens, Recherches sur le developpement des Os et des Dents. Paris 1842. 4. ‚ Eloge historigque de Pyramus de Candolle. ib. eod. 4. Jacopo Gräberg de Hemsö, Specchio geografico e statistico dell’ Impero di Marocco. Genova 1834. 8. , Notice sur la race de Dromedaires existant dans le Domaine de San Rossore pres de Pise en Toscane. Pa- ris 1840. 8. Jacopo Gräberg de Hemsö, degli ultimi progressi della Geo- grafia. Milano 1842. 8. Alfred Smee, on the intimate rationale of the voltaic force. 2.Ed. London, December. 1842. 8. Report on zoological Nomenclature presented by the British As- sociation for the advancement of Science. 1842. 8. 55 A.L. Crelle, Journal für die reine u. angewandte Mathema- tik. Bd.25, Heft1. Berlin 1842. 4. 3 Expl. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 467. 468. Al- tona 1843. 4. Gay-Lussac, Arago etc., Annales de Chimie et de Physique. 1842. Nov. Paris. 8. Kunstblatt 1843. No.5.6. Stuttg. u. Tüb. 4. S. Herpain, 1. et 2.Epitre d’Usamer & ses Contemporains. Langage physiologique. Nivelles 5. a. 8. The Journal of the royal geographical Society of London. Vol. 12, Part1. 1842. London. 8. Hierauf wurde beschlossen, dem Herrn Callery in Paris für die mitgetheilten Werke zu danken und auf ein Exemplar seines Dictionnaire encyclopedique de la langue Chinoise zu sub- scribiren. 16. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ritter las über das Land der Zeugma’s am Eu- phrat von Samosata bis Thapsacus, eine Abhandlung, von welcher jedoch nur die erste Abtheilung, über die Lage der bei- den Hauptübergänge zum Vortrage kam. Es gab sehr viele Über- gänge und Durchgänge am mittlern Euphrat, aber nur wenige derselben werden von den Autoren alter und neuer Zeit, mit ei- niger Bestimmtheit, nach Lage und Namen erwähnt. Bei bishe- riger geographischer Unwissenheit über den wirklichen dortigen Lauf des Euphrat, erzeugte sich nun die Einbildung der Gelehr- ten, aus den Stellen der Alten diesen Lauf construiren zu kön- nen, und der Wahn, nach einer solchen Construction, dieser oder jener Hypothese gemäls, das Recht zu besitzen, die Stellen der Alten danach nicht nur zu deuten, sondern auch in Namen, Zah- len, Lesarten nach, wenn schon scharfsinnigen, Conjecturen, oder auch nach blolsen Ansichten und einseitigen Meinungen, umwan- deln zu dürfen. Da nun zumal zwei Brücken-Übergänge, oder Zeugma’s, bei den Alten vorzüglich hervorgehohen waren, so neigte man dahin, anf diese beiden Punkte, den sogenannten Zeug- ma’s, die meisten Deutungen zu häufen, ja zuletzt, auf den einen fast Alles zu cumuliren, und es setzte sich die Meinung bei Ge- 56 schichtsschreibern und Geographen, obwol ziemlich bewufstlos, fest, dafs der Euphrat, den man sich als einen Strom nur der Wüste dachte, weil er gegenwärtig das verödete Mesopotamien vom verödeten Syrien scheidet, auch in sich selbst ein unzugäng- licher, scheidender Strom sei, der, seiner Natur nach, gar keine andern Übergänge, als nur an den wenigen bekannt gewordenen Punkten gestatte. Es schien dies sehr gut mit der ebenfalls herr- schend gewordenen. Vorstellung zu stimmen, dals er auch ein unschiffbarer, oder doch schwer zu beschiffender Strom. sei, .ob- wol er schon zu Herodot’s Zeiten durch :Armenier von ihrem Lande aus beschifft wurde und Alexander M. Thapsacus selbst zum Stapelplatz seines grolsen Flottenbaues auf dem Euphrat er- hoben hatte, er auch wol durch alle folgende Jahrhunderte und öfter von grolsen Flotten beschifft worden ist. Da jedoch die Stromentwickelung des Euphratlaufes zwischen Samosata und Thapsacus, so viele Jahrhunderte hindurch, der grolse Kriegsschauplatz der Kämpfe des Orients und Occidents war, «die grolse strategische Linie, ‚an ‚der sich alle‘ Thaten und Kräfte gleichsam spalten und brechen mülsten, um zu versinken, oder zu grofsen Eroberungen fortzuschreiten, ‚so mulste sie auch zum Gegenstande der verschiedensten Deutungen der ältern und neuern Erklärer werden, zumal der Stellen bei den Autoren: ‚der Kriegsgeschichten Alexanders, Xenophons, von den Seleuciden, wie der Römer- und Partherkriege, der Byzantiner und Sassa- niden, oder der Griechen und Franken in dem Mittelalter der Kreuzzüge, in ihren fortwährenden Fehden am Euphrat, mit ara- bischen Khalifen, Emiren und Sultanen ‚türkischer Völkerschaften. Von ‚den Euphratübergängen und ihren Localitäten hing aber, sehr häufig, die ganze Disposition der Heeresmärsche, der Gang der Feldzüge selbst ab; sie bedürfen ‚daher einer: genaueren Ab- wägung der Angaben mit den durch Colonel Chesneys Mei- sterwerk gemessenen, wahren Raumverhältnissen und Situationen, die ihnen bis dahin noch gar nicht zu Theil werden konnte., (Es konnten hierbei die, durch den Director der Dampfschiffarthsex- peditionen, auf dem Euphrat gemachten Aufnahmen, in 12 grofsen Tafeln vom Euphratlaufe, welche durch dessen uneigennützige --Mittheilung, als Geschenk, zu wissenschaftlicher Benutzung 'von der Admiralität, durch Capt. Beaufort, dem Verfasser überge- 67 ben waren, zum Grunde gelegt werden.) Wenn auch nicht Al- les, so wird doch Einiges, vielleicht sogar gegen das Frühere gehalten, sehr Vieles hiedurch zu grölserer Klarheit gelangen, und durch Vermeidung der Verwirrungen der späteren Hypo- thesen der Erklärer, die durch den Scharfsian ibrer Schlüsse auf einen ihnen nur scheinbar kartogtaphisch vorliegenden, aber in Wahrheit nur gänzlich verzerrten und unbekannten Terrain, in ihren aufgestellten Theorien zu den grölsten Extremen gelangten, müssen die Classiker selbst verständlicher werden, wenn auch nicht fehlerfrei; die Thatsachen müssen aber dadurch leichter und zusammenhängender hervortreten. Denn, um nur einige der verschiedenen Meinungen anzufüh- ren, so baben Cluver, D’Anville und Rennell das heutige El Der für das alte Thapsacus gehalten. Mannert liels es un- entschieden, ob Thapsacus zu Amphipolis bei Plinius gehöre, oder die Stelle von Zenobia, El Der, oder gar das noch gegen SO. entferntere heutige Anah eingenommen habe. Cellarius suchte den Ort zwischen Callinicum und Circesium; Reichard hat dagegen in allen seinen Karten das alte Thapsacus ganz nahe dem heutigen Bir eingetragen, nordwärts von Hierapolis. Die Lage des Zeugma von Thapsacus ist aber der Mittelpunkt, von dem die meisten andern Messungen oder Berechnungen der Al- ten und Neuern ausgehen, oder mit dem sie in näherer Bezie- hung stehen, zumal auch das nördlichere so berühmte Zeugma von Kommagene, dessen Lage von den meisten der Erklärer nach dem heutigen Bir, wol sehr richtig, oder doch in dessen unmit- telbare Nähe verlegt wird. Es wurde deshalb die genauere Untersuchung mit der Lage des letztern begonnen, und die bestimmten Angaben des: Plinius über Zeugma, mit den zweideutigen Angaben Strabo’s, über Sa- ‚mosata und seine Zeugma Kommagene’s, verglichen, so ‘wie der Nachweis durchzuführen versucht, dafs Strabo’s Seleueia‘ am . Zeugma und Plinius Apamia am Zeugma dieselben Localitäten bezeichnen, welche mit der heutigen Stadt Bir und dem Castell Kalai Beda zusammenfallen, wenn man die Distanzangaben der ‚Alten mit denen der Vermessungen auf Chesney’s Euphratkarte vergleicht. Nach diesen Erörterungen von Nebenumständen, an welche manche Berichtigungen von alten und neueren Angaben 58 sich anreihten, ging die Untersuchung zu den zweierlei Mes- sungen über, welche zur localen Bestimmung der genannten Punkte hinleiten können. Die eine vom mittelländischen Meere gegen Ost gehend, bis zum Zeugma, nach Strabo und Plinius, die leichter zu ermitteln ist, weil bier eine neuere Messung durch die Englische Dampfschiffahrt-Expedition erhalten wurde. Die andere Messung, nach Erotosthenes, von Babylon westwärts bis Thapsacus, und von da nordwärts zu den Armenischen Pylen und nach Samosata, ist es, welche grölsere Schwierigkeiten in - der Nachweisung darbietet. Bei der ersten Messung, die Plinius wie Strabo, nach einerlei Vorlage gleichartig überliefert haben, stimmt ihre Angabe mit der Vermessung Chesney’s, quer über den Isthınus, vom Sinus Issicus bis zum Zeugma, so gut überein, dals sich Mannert’s Hypothese dadurch vollständig widerlegt, der nach ihr das Zeugma samt dem ganzen Euphratlaufe viel weiter gegen den Ost hinausschieben wollte. Die neuern astro- nomischen Bestimmungen der Orontesmündung und Bir’s geben hier den genauesten Aufschluls. Die Vorstellungen D’Anvilles, Rennells und Mannerts über die dortige grolse Westbiegung des Euphratlaufes, die ihnen völlig unbekannt geblieben war, weil auch schon Strabo hier wenig orientirt gewesen zu sein scheint, und nur den Punkt von Samosata genauer kannte, mufste hier- durch vielfache Berichtigungen erhalten. Die zweite Messung, des Eratosthenes, von Thapsacus nach drei Punkten hin, näm- lich quer durch Mesopotamien auf Alexanders Marsch zum Ti- gris, dann nach Babylon und drittens, nordwärts, zu den bis da- hin unbeachtet und auch unbekannt gebliebenen Armenischen Py- len, die auf das Castell Gerger, am Euphrat-Ausgange aus den Armenischen Engklüften der Cataracten-Kette des Taurus, fal- len, geben, mit den Xenophontischen Daten von Cyrus des jün- gern Marschroute, die nur durch D’Anvilles und Rennells willkührliche Transpositionen der 'Tagemärsche am obern Eu- phrat verdunkelt wurde, hinreichende numerische Sicherheit für die Lage des alten Thapsacus südwärts der heutigen Kameelfurth El Hamman, am Südufer des Euphrat, gegen die Palmyrenische Strafse bin, wo die Sage der Uferanwohner auch die Nachricht der Ruinen einer grolsen Stadt andeutet, die aber bisher kein Europäer besucht hat. Hierauf wurden nun die verschiedensten 59 andern Hypothesen, zumal die kühnste Reichardische von der Lage von Thapsacus, identisch mit Europus, ausführlich wider- legt. Der zweite Theil der Abhandlung enthält die geographi- sche und historische Localisirung von zehn andern Euphratüber- gängen, zu deren genauesten Bestimmung, nach der Chesney- schen Euphrataufnahme, vorzüglich die Angaben der Ptolemäi- schen Längen- und Breitenbestimmungen, und die trefflich mit ihnen und der britischen Karte congruirenden Distanzangaben der Tabul. Peut. die erheblichsten Dienste leisteten. Die zu diesen Untersuchungen nach den neuesten, bisher noch unbenutzten Ori- "ginalquellen, von Hrn. Kiepert im Maalsstabe von 100606 construirte Karte für vergleichende Erdkunde, wurde zugleich nebst den Quellen derselben vorgelegt. Hierauf wurden 1) zwei Rescripte des K. Minist. d. geistl., Unt.- und Med.- Ang., die Culs de Lampe zu den Werken König Friedrichs IL und den Druck eines Pergamentexemplars dieser Werke betref- fend, vorgetragen und 2) nach dem Antrage der physikalisch -mathematischen Klasse der Prinz von Canino Carl Lucian Bonaparte zum Ehren- mitgliede und der Prof. Moser in Königsberg zum correspondi- renden Mitgliede der Akademie erwählt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Graphische Darstellung der täglichen mittleren Barometer- und Thermometerstände zu Frankfurt a. M. im Jahre 1842. Nach den Beobachtungen des physikalischen Ver- eins. Fol. Aus den im Jahre A842 angestellten meteorologischen Beobach- tungen des physikalischen Vereins gewonnene Resultate, berechnet und zusammengestellt von Dr. Greifs. Fol. mit einem Begleitungsschreiben des Vorstandes des physikalischen . Vereins, Hrn. Dr. Neeff in Frankfurt a.M. vom 25 Jan. d.J. Corpus Scriptorum historiae Byzantinae. Editio emendalior etc. consilio B G. Niebuhrii instituta. Theophanes. Vol.2. Bonn 1841. 8. 5 Expl. Joannes Zonaras. Tom.1. ib. eod. 8. 5 Expl. Leo Grammaticus. Eustathius. ib. 1842. 8. 5 Expl. Laonicus Chalcocondylas. ib. 1843. 8. 5 Expl. 60 Georgius Codinus de antiquitatibus Constantinopolitanis. Bonn 1843. 8. 5 Expl. Proceedings of the Royal Sociely 1842. No.55. (London) 8. 5 Expl. ‚Address of the Marquis of Northampton, the President, read at Ihe anniversary meeting of Ihe Royal Society, on Nov. 30, 1542. London 1842. 8. Revised Instructions for the use of Ihe magnelic and meteoro- logical Observalories and for the magnetic Surveys. Pre- pared by the Committee of Physics and Meteorolgy of the Royal Society. ib. eod. 8. S. Elliot Hoskins, Tables for the extemporaneous application of correclions for Temperature to baromelric observations. Guernsey 18412. 8. General Report on the Sanitlary Condition of the labouring po- pulation of Great Britain (by Edwin GChadwick). London 1842. 8. > Robert Snow, Obserwations of Ihe Aurora borealis from Sept. 1834 to Sept. 1839. London 1842. 8. van der Hoeven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel9, St.4. te Leiden 1842. 8. Alcide d’Orbigny, Paleontologie francaise. Livr.55.56, Pa- rıs. -8. Terrains juras- siques. Livr.9. ib. 8. Kunstblatt 1843. No.7.8. Stuttg. u. Tüb. 4. 20. Februar. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. v. Schelling bielt einen Vortrag über einen von Platon (de legg. IV. p. 716) erwähnten waAcıös Adyos, bob das Unbefriedigende der gewöhnlichen Erklärungen hervor, um zu zeigen, dals die beiden Glieder des Satzes nicht in Appo- sition, sondern in Opposition zu denken, im zweiten daher wahr- scheinlich statt rsgırogsuousvos, wegupsgonevos zu lesen sein möchte, wenn man ‚nicht etwa für möglich halte, jenem Wort gleiche Bedeutung mit diesem zu geben. 23. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Bopp las über das Albanesische in sprachver- wandtlicher Beziehung. 61 Hierauf machte Hr. Ehrenberg der Akademie zwei Mit- ‚theilungen: 4. Über einige Jura-Infusorien-Arten des Corall- rags bei Krakau. Der Verf. erinnerte zuerst an die von ihm im Jahire 1838 mitgetheilte Beobachtung, dals er nicht blofs als Hauptmasse ‚der -Schreibkreide und anderer, auch sehr fester Kalksteine der Se- "kundärformation, so wie als oft dichte Erfüllung von Feuerstei- nen dieser Sekundärbildungen mikroskopische Organismen ‚erkannt "habe, sondern auch in Feuersteinen des Jura-Kalkes von Krakau systematisch benennbare mikroskopische Polythalamien und Reste ‚won Spoöngien oder Tethyen wahrgenommen habe. (Siebe die ‚Berichte der Akad. 1838, Decenber p. 196 und ausführlicher die “Albh. über die Bildung der Kreidefelsen, 1839 p. 39.) ° Seitdem ist von demselben das unsichtbar. kleine organische Leben, als Masse bildend, auch im Bergkalk Rulslands beobachtet „worden, wo sich zwischen sehr kleinen, dem blofsen Auge noch “erkennbaren, Melonien und Alveölmen auch unsichtbar kleine "Textilarien und Rotalien erkennen lielsen, welche um grolse Bel- lerophonten-Muscheln, jene, wie man bis jetzt wenigstens anneh- men zu müssen meint, ganz ausgestorbenen, nur in der tieften Erdrinde liegenden Urwelt- Thiere, die Ausfüllungs- Masse bilde- | ten. (Siebe die Berichte d. Akad. 1842, p: 272 sqq.) Diese Untersuchungen betrafen worherrschend kalkschälige Polythalamien. Kieselschalige Infusorien aber waren bisher, zwar überaus zahlreich noch in Kreidefeuersteinen und Kreidemergeln, jedoch, aller intensiven Bemühung ungeachtet, in ‚keiner mit Si- cherheit tiefer liegenden geognostischen Erdlagerung beobachtet worden. Die aus Halbopalen und Opalen schon 1836 bekannt gewordene Pyzxidicula prisca konnte einer ‘späteren Ausfüllungs- masse ‚der Spalten im »Ponphyr u.is. w. angehören. «(Sieheid. Be- ichte d. Akad. 1836, p. 184.) oBierauf tbeilte nun Ilr. E. der Akademie die newe Beob- -achtung mit, dafs es ihm vor wenig Tagen gelungen sei, ‚auch 4 Genera in 5 Arten von Infusorien der sicheren geologischen -Juraformation kennen zu lernen. Hr. Prof. Zeuschner zu Krakau, der eifrige und ‚um die "Karpathen besonders sehr verdiente ‚Geognost, hat nämlich auf 62 des Verf. Ansuchen die Güte gehabt, eine gröfsere Menge jener Hornsteine des Corallrags von Podgorze bei Krakau, aus denen schon 1838 sich, auch durch seine Mittheilung des Materials, jene ersten Resultate ergeben hatten, von dort nach Berlin an den Verf. zu senden. Obwohl nun die grofse Mehrzahl dieser Steine die organischen Kieselformen, wie es auch Kreidefeuersteine häufig zeigen, zu der unorganisch gewordenen Chalcedon-Masse ver- schmolzen haben, so fanden sich doch in 5 derselben die deut- lichsten und reiche Anzeigen einer völlig gleichen Bildung die- ser Chalcedone aus Infusorien wie bei den Feuersteinen der Kreide. Noch ist zwar die Zahl der namentlich zu bezeichnenden Körperchen aus der Klasse der polygastrischen Thiere oder In- fusorien unterhalb der Kreide nicht grols, allein die Schwierig- keit dieser Untersuchungen und die Wichtigkeit der Resultate lassen es wohl doch schon hinreichend merkwürdig und interes- sant erscheinen, dafs die Existenz eines solchen organischen Ein- flusses auf die tiefer als Kreide liegenden Erdschichten sich eben- falls feststellen läfst. Die durch Hrn. Prof. Zeuschner ver- bürgte Sicherheit der geognostischen Lagerung der genannten Chalcedone des Corallrags bildet die gute Basis dieser Untersu- chungen. So können denn nun, neben den schon früher bezeichneten Polythalamien und Fragmenten von Jura-Spongien und Tethyen, als Jura-Infusorien genannt werden: 1. Xanthidium penicillatum n. sp. 2. _— pilosum 3. Peridinium (cinctum?) 4. Pyxidicula prisca (operculata?) 5. Trachelomonas volocina? Eine speciellere Betrachtung und Vergleichung dieser For- men ergiebt, dals 2 davon, die Pyxidicula und Trachelomonas, im Leben kieselschalig sind, mithin zu den constituirenden der Feuersteinmasse gehören, die übrigen 3 sind Einschlüsse, ver- gleichbar den Insecten im Bernstein oder dem versteinerten Holze. Ganz besonders merkwürdig scheint es aber dem Verfasser, dals von den 5 jurassischen Formen 2, nämlich Xanthidium pi- | losum und Pyxidicula prisca, offenbar dieselben sind, welche auch 63 in den Kreidefeuersteinen vorkommen und noch merkwürdiger, dafs 3 derselben, nämlich Xanthidium pilosum, das Peridinum und die Trachelomonas von noch jetzt lebenden Thierar- ten sich nicht wohl unterscheiden lassen, ein Resultat, auf welches auch schon. anderweitig vom Verf. hingedeutet wor- den ist und dessen Gewicht, bei zunehmender Bestätigung, von Geologen leicht erkannt wird. Die Zeichnungen und Exemplare dieser Formen in Feuer- steinblättchen wurden vorgelegt. 2. Über die alterthümliche Anfertigung leichter Steine auseiner weilsen (wahrscheinlich Infusorien-) Erde auf der Insel Rhodus und deren historische Ver- wendung zum Bau der berühmten Kuppel der Sophien- Kirche in Constantinopel. Dafs die berühmte Kuppel der Sophien-Kirche in Constan- tinopel unter dem Kaiser Justinian aus gewissen leichten Steinen erbaut worden sei, ist von alten Schriftstellern berichtet und wohl nie in Zweifel gezogen worden, allein die näheren Umstände die- ses Baues sind so interessant, dals es dem Verf. erlaubt sein möge, dieselben in Erinnerung und in eine neue wissenschaftliche Fruchtbarkeit zu bringen. Viele Baumeister und wissenschaftliche Techniker der neue- ren Zeit mögen sich mit dem Gedanken beruhigt haben, dafs je- ner colossale Bau der frühesten christlichen Zeit aus Bimstein oder aus gewöhnlichen gebrannten Ziegelsteinen ausgeführt wor- den sei, allein schon der französische General-Inspector der Brük- ken, Chausseen und Hafenbaue Sganzin sagt in seinen Vorträ- gen über Architectur (Programmes ou Resumes des legons d’un cours de construction. Edit. III. 1821. p. 18), jedoch nur sehr kurz und ohne weitere Begründung, dals es wohl schwimmende Bausteine der Art gewesen wären, wie sie in neuerer Zeit von Fabroni in Italien und Faujas in Frankreich nachgemacht wor- _ den wären. Diese Meinung eines tüchtigen neueren Baumeisters regte den Verf. an, diesen Gegenstand weiter zu verfolgen. Beim Auf- suchen der dort nicht angegebenen Quellen und Gründe für die Meinung, welche in den byzantinischen Schriftstellern zunächst , 64 zu suchen waren, leitete den Verf. der Custos der Königl. Bi- bliothek, Hr. Dr. Pinder, sogleich sehr glücklich auf den Co- dinus: und die neueste durch Hro. Im: Bekker unter der Au- ctorität dieser Akademie besorgte vortreflliche Ausgabe des Pau- lus Silentiarius mit seinen Gommentatoren. Hr. E. bat nun- diese und andere griechische Schriftsteller der christlichen Zeit selbst verglichen und folgende kurze Übersicht jenes Baues und seines Materials,,so weit dieses den organischen Stoff betrifft, aus allen | zugänglichen Quellen zusammengestellt. Nachdem der christliche Haupttempel, welchen Kaiser Con- stantin in Gonstantinopel unter dem Namen der Sopbien - Kirche erbaute, mit seinen prächtigen, wie es heilst, 437 Säulen durch die blutige, nach dem Parole-Worte der Aufrührer Nika ge- nannte Empörung des Hypatius im Jahre 532 am 15. Jänuar, dem 5. Jahrestage der Regierung des Kaisers Justinian, durch 5 =. Tage lang währende Verwüstung nnd Brand zerstört worden war, begann dieser Kaiser, nach Dämpfung des Aufruhrs, noch in“ demselben Jahre einen neuen weit prächtigeren Bau der Haupt-, kirche, der als Epoche machendes Denkmal der Baukunst unter dem Namen der Sopbien-Kirche und später der Hauptmoschee in Constantinopel jetzt noch bewundert wird. Die Specialnachrichten über diesen Bau und die Reparaturen sind bei den zahlreichen griechischen byzantinischen Schriftstel- lern merkwürdig vollständig, obschon einige interessante Special- angaben nicht aus der Zeit Justinians selbst direct herrühren. Baumeister waren nach den Berichten der Zeitgenossen (nach Procopius, Agathias, Paulus Silentiarius) Anthemius von Tralles in Lydien und Isidorus von Miletus in Jonien. In der ersten Stunde ‚des 23. Februar 532 nach christlicher, im 6040. Jahre der Welt nach griechischer Rechnung, also schon in der 6. Woche nach der Zerstörung, geschah der Anfang des Baues. Die Ein- weihung der vollendeten Kirche geschah (nach Theophanes) vom Patriarchen Mena (am Tage) vor Weihnacht (am 24. December) 537. Beim Eintritt in den Tempel rief der Kaiser Justinianus in Be- ziehung auf den Salomonischen Tempelbau: Gelobt sei Gott, mit | dessen Hülfe ich das Werk vollbracht! Salomo du bist besiegt durch mich! Neviayza se Zorouwv. 65 Als das auffallendste und grolsartigste im Bau dieses 'Tem- pels ist zu allen Zeiten die Kuppel angesehen worden, welche den Tempel in einer Höhe von 180 Fuls, also fast in doppelter Höhe des Berliner Königl. Schlosses wölbte, die (nach Euagrius) 75 Fuls im Durchmesser und dabei nur 38 Fuls Wölbungshöhe hatte. | Um diefs zu erreichen, hatten die Baumeister den Kaiser, welcher das beste Material aus allen Erdgegenden herbeischaffen liels, veranlalst, dafs er (nach Codinus und dem Anonymus de antiquitatibus constantinopolitanis) seinen Kammerherrn (zovßızovu- Acgıov) Troilus, den Patricier und Befehlshaber (Tergiziov zu Erep- %ov) Theodorus und den Schatzmeister (zeueiswg«) Basilides nach Rihodus sandte und die Beschaffung ganz leichter Ziegelsteine von gleichem Gewicht und gleicher Grölse (reuaey&Sr) aus einer weilsen Erde übertrug. Auf jeden Stein setzten sie ein Siegel mit der Inschrift: Gott ist mitten in ihr, sie wird nicht erschüttert werden. Gott wird sie schirmen von ei- nem Morgen zum andern (‘O Seös Ev uerw aurfs zur oU Fa- AeuSyserar BoySussı aurn 6. Seos vo maos maus mpwi.), was’ sich wohl auf den täglichen Hauptgottesdienst am frühen Morgen und die damals häufigen Erdbeben bezog. Solche Steine waren, .nach Codinus (*), 5 mal leichter als die gewöhnlichen Mauersteine, nach dem Anonymus waren sie 12 mal leichter. Der Lehm (ry- Ads &xelvos) war ein ganz leichter Lehm und die Steine (Burere) waren (8 zöllig) leicht und weilsfarbig. Man nannte deshälb das Gewölbe ein Bimsteingewölbe, das war aber nicht richtig, sagen jene alten Schriftsteller selbst (Codinus und der Anonymus), ob- schon dasselbe sehr leicht war. Man baute erst 4 grolse Bögen aus demselben Materiale, dann die Ausfüllung. Agathias als Zeit- genosse Justinians sagt: „Der Kaiser wölbte den Tempel mit ge- „brannten Steinen und Gyps (dx mAuvSou Orris zu vırdvov) und „verband es mit vielem Eisen. Holz wurde gar nicht verwen-, „det, damit er nicht leicht vom Feuer zerstört werden könne.” () ‘O8: saSuos ruv mevre Bnzdrum Ereivum Evhs AnrdAou Fwerkgou elgirera dı ro Elvarı Hr Eive aoUpae nal moyywön nal Aemra nal Acuxd. ee os maza ray idiwrWv dezera Aöyos or [J TpouAos Kisanaivös es oürn Esı dE, ar EAabpas Ö muAos aa Asuxds. mer aurou Ö: eEn- Yet res rinsagas aıpidas eiueyegeıs, eRd} ovrws röv rgourov dva Öwdena rıdevres Anrarwve 66 Im 32. Jahre der Regierung Justinians, 557 nach Christo, also im 22. Jahre nach Vollendung und Einweihung der Kirche, hatte die Kuppel, wie Theophanes im Jahre 570 berichtet, durch häufige Erdbeben Risse bekommen (Av yap dteppyymzvos &4 av yevonzvuv eu) und am 3. Mai 557, in der 5. Stunde, stürzte | der östliche Theil dieser Kuppel ein und zertrümmerte die schöne künstliche Altardecke (z:@wgtov), den Altar, die Kanzel und die kostbare Mosaik des Fulsbodens. u En Justinian trug, da die 4 grofsen Bögen und der Unterbau unbeschädigt waren, dem Brudersohne des Isidor, dem jüngern Isidor von Miletus die schleunige Wiederherstellung der Kuppel. auf. Der Kaiser schickte (wie Codinus, welcher 995 schrieb, berichtet) wieder nach Rbodus und liefs aus derselben Erde wie- der Ziegelsteine brennen und sie mit demselben Siegel bezeich- nen. Am 24. December des 36. Jahres Justinians, also 561, d.ı. 4 Jahre nach dem Einsturz, wieder am Tage vor Weihnacht, weihete der Patriarch Eutychius die Kirche von Neuem ein und Paulus Silentiarius, der reiche und angesehene christliche Dich- ter jener Zeit, machte das zu uns gekommene Festgedicht in griechischer Sprache, welches in 3 Abtbeilungen, im Pallast des Kaisers, im Haus des Patriarchen und im Tempel (vor fast 1300 Jahren) recitirt worden ist. Es spricht in hoher Begeisterung über die Pracht des Baues, von dem unbeilvollen Einsturz und der raschen Wiederherstellung, auch von den gebrannten Ziegeln (omranzcus mAwSorrw v.473) als Baumaterial. Es scheint, dals man erst beim zweiten Bau der Kuppel (wie es der Anonymus berichtet) zwischen jedem Aufbau von 412 Steinhöhen, deren Mörtel man vielleicht erst abtrocknen liels, öffentliche Gebete für die Festigkeit der Kirche sprach und in je einem Steine jeder 12. Reihe ein Loch aushöhlte, worin man Reliquien verschiedener Heiligen einschlols, bis die Kuppel voll- endet war. Das Gerüst für diese Arbeit allein kostete (nach dem späteren Schriftsteller Glykas) 10 Centenaria, d.i. 50000 Gul- den. Der erste Grundbau der Kirche bis 2 Ellen über der Erde kostete nach Codinus 452 Centenaria Goldes. Diese zweite Kuppel wurde von Isidor II, nach Zonaras und Agathias, um 25 Fuls höher gebaut, aber etwas zugespitzt, um 67 sie haltbarer zu machen. Unrichtig wohl sagt Codinus, dals sie niedriger gemacht worden sei. Zum zweiten Male stürzte die Kuppel, welche das Erdbeben von 732, wo die Irenen - Kirche zusammenfiel, überdauert hatte, im October des griechischen Jahres 6494, d.i. 986, bei einem neuen sehr furchtbaren Erdbeben ein und diels reparirte, nach Glykas, der Kaiser Basilius Bulgaroctönus, welcher von 975 bis 1025 regierte. Nach Codinus mülste jedoch dieser Einsturz einige Jahre später gewesen sein, da dieser sagt, dals man jetzt, nach 458 Jahren seit Erbauung der Kirche, noch die zweite Kuppel sehen könne, woraus hervorgeht, dafs sie im Jahre 995 noch stand und dals in diesem Codinus auch schrieb. Ein dritter Einsturz von % der Decke der Kirche erfolgte eben- falls durch Erdbeben im Jahre vor der Einnahme Constantinopels von Johannes Cantacuzenus, welche Einnahme am 6. Januar 1347 statt fand, also 1346. Die Kaiserin Anna und ihr Verdränger Cantacuzenus als Kaiser, samt seinem Mitregenten Palaeologus stellten sie mit Hülfe der Baumeister Astras und Johannes Pe- rarta wieder her, wie Cantacuzenus selbst berichtet. So ist es denn zwar ungewils, ob die heutige Kuppel die- ser Kirche wieder mit demselben Materiale reparirt worden ist, welches sicher 2mal zu ihrer Ausführung gedient hatte, allein da die Kuppel nur immer: theilweis beschädigt wurde, ist es fast wahrscheinlich, dafs auf oben angegebene justinianische Weise bezeichnete Steine im Bau derselben noch vorhanden sind, aus denen sich auch erkennen lassen würde, ob wirklich, was ‚kaum zu bezweifeln ist, und welche Infusorien - Arten der christ- lichen genialsten Architectur diesen frühen Dienst erwiesen. Ob das Pitäne Asiens, wo man, nach Strabo, schon vor Christi Geburt schwimmende Bausteine aus einer sonderbaren Erde backte, und welches Strabo ausdrücklich als das in Aeolien bezeichnet, nicht vielleicht doch ein anderer gleichnamiger klei- ner Küstenort (denn es gab mehrere Orte gleiches Namens) in der Nähe von Rhbodus war, dessen Erde nur auf Rhodus, der leichteren Verschiffung halber, verarbeitet wurde? Oder ob das von den Byzantinern genannte Rhodus nicht eine ganz andere kleine Insel in der Nähe des äolischen Pitäne war? Oder ob es wirklich ein bisher noch unbekanntes grolses Lager von In- DL, 68 fusorien-Erde ebenso wie bei Pitane in Aeolien auch auf der Insel Rhodus gab, deren geschichtliche vulkanische Entstehung und Erhebung Plinius II. c.87 anzeigt, bleibt der weiteren Nach- forschung offen und wird von nun an als einer wissenschaft- lichen festen Begründung fähig erscheinen. Folgt man jedoch den wörtlichen Nachrichten der alten griechischen Schriftsteller, so gab es auf Rhodus ein bisher unbekanntes solches Lager, das kein unplastischer Meerschaum sein konnte. Dafs die 3 Baumeister der Sophien-Kirche sämtlich aus Klein-Asien gebürtig waren, spricht nicht wenig für die Ver- wendung des vor ihnen schon durch Posidonius, Strabo, Vitruv und Plinius berühmt gewordenen Materials, dessen althistorisches von Fabroni aufgefundenes Lager in Toscana der directen Un- tersuchung des Verf. zugänglich gewesen ist. (Siehe die Infu- sionsth. als vollendete Organismen, 1838, p.VII. und d. Monats- bericht der Akad. 1842, p. 132.) Übrigens werden diese Steine von den gleichzeitigen Schrift- stellern gebrannte Ziegel (mıvSor örreı) genannt, von den et- was späteren aber EysaA« zoüpe, d.i. leichte Zweidrittel- Backsteine. Das nur byzantinische Wort Ayrare ist, wie schon bekannt, lateinischen Ursprungs und kommt von der ar- chitectonischen um Christi Geburt bei Vitruvius schon angewen- deten Bezeichnung dessales laterculi, wo es deutlich das 8 zöllige Verbältnils anzeigt. Daher sind auch die Worte Brsare ma BeysSy saeSuov Eypoıra Em ins bei Codinus wohl nicht, wie bis- her immer geschehen, zu übersetzen: „sehr grofse Mauersteine von gleichem Gewicht” (denn Codinus braucht für die Bezeich- nung „grols” auusys®ys sonst nicht, oft aber suuey&9rs), son- dern es ist wohl zu übersetzen: „(8 zöllige) Mauersteine von ge- nau gleicher Gröfse und gleichem Gewicht” (so wie raubr- pet einstimmig heilst), indem die alten Schriftsteller darin über- einkommen, dals die sehr genaue und gute Arbeit, wie auch das Siegeln aller einzelnen Steine anzeigt, eine Haupt-Vorschrift beim Bau war. So nahmen sie auch, nach Codinus, kein Wasser, um den Mörtel anzurühren, sondern Gerstenabsud aus grofsen Kes- sela, den sie mit Gyps, (zerstolsenen) Muscheln und Ulmenrinde mischten und lauwarm verwendeten, was die’ Steine wie Eisen 69 zusammenhielt. Zum äufseren Bewurfe wurde nach Codinus Kalk mit Öl anstatt mit Wasser gemischt. Noch ist wohl nützlich zu erwähnen, dafs Perotto in sei- nem Cornucopiae linguae latinae berichtet, die Alten hätten die schwimmenden Bausteine Pithachnas oder Pithacnas (mıS«zves, dmö 700 miSov) Tönnchen, genannt. Simon Stratico in den Anmerkungen zum Vitruv nennt diels Träumereien (dormitat Pe- rottus). Dennoch ist es unwahrscheinlich, dafs der gelehrte Pe- rotto keine Gründe für seine Meinung gehabt haben sollte. Aus Steinen von Pitäne ist kein Bauwerk bekannt und warum sandte Justinian nicht nach Pitäne, das näher lag, sondern nach dem über See doppelt so weit entfernten Rhodus? Leicht konnte auch Strabo, den die übrigen Schriftsteller nur abgeschrieben haben, durch den ihm räthselhaften Namen der Steine auf die "Stadt Pitäne irrig geleitet worden sein und jene zu seiner Zeit bekannte, angeblich asiatische Masse konnte ebenso zu Rhodus gehören. Bezeichnete vielleicht das Wort ıSazvr, Tönnchen, die hohlen Töpfe, welche anstatt jener leichten Steine in den Gewölben mancher alten Bauwerke gefunden und auch jetzt be- nutzt werden und kam so Pitäne zum unverdienten Rufe, wel- cher Rhodus gebührte? | So wären denn die rhodische Erde und die ruhmvolle So- pbien-Kirche zu Constantinopel wohl doch nun beachtungswer- the und weiter zu verfolgende Zeugen des einflulsvollen Wir- kens jenes unsichtbar kleinen organischen Lebens, von welchem der Akademie schon so oft Bericht erstattet worden ist. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: A. T. Kupffer, Annuaire magnetique et meteorologique du Corps des Ingenieurs des Mines de Russie. Annde 1839. St. Petersbourg 1841. 4. Gay-Lussac, Arago etc., Annales de Chimie et de Physique 1842. Decembre. Paris. 8. Friedr. v. Raumer, Rede zur Gedächtnifsfeier König Friedrichs II, gehalten am 26.Jan. 1843 in der Königl. Preufs. Aka- { demie der Wissensch. Leipzig 1843. 8. Kunstblatt 1843. No.9. 10. Stutig. u. Tüb. 4. Gerhard, Etruskische Spiegel. Heft10. Berlin 1842. 4. 20 Expl. —— I OD: m z . . R u er a 4 eh erachbe uhr aan aa em Idozmerg 32er TI Belinda \ r Bi ze 1 “1 ( sur sollen ns Hnlstin idow-tan do rn bh nd IE sumiolrsraren Sour ae y up ‘ . . WIRT TAT E UI DEE VOTE PRIT RO BETEN TIER 3777 7,07, N er, =. re 5 1} do mı6 .nanann i LE ENTE \ - a ; nugısmnerE 8 Fan ZU a er RT 5 B 47 Y I Ber enanstneunlawru,ay Je f 5 .% - N i i 5 / j 7 riyrgirf } _ ur John >:.2 - ö “ Br ö Dr Wwiz A 111% 4 . arh } . Zu . dla, Hi 1 ’ u1l E Ä & J w HIN » hyw y IF ' j v2 1. nst hi eh . - \ 18 ö i. inurl. di 4] s i yi4 }) i \ r j91ı st v i v EL FL rt > ) a n N f iy . . 2 / . f } \ r Ir wi 1 IL, I ö 1} 149339 sjiHUuNn r ' a’ >» 2 2 no 14) 1309 3 } dla 79 } bw. wis Iayv TE Te ' 5 L:n9J E - # Ds Me o . ‘ HERZT i e wg - , - z .r ö .4 a) e ı sın Dat i 3%) ‚o0T SH N n Far - ol N { i ri Jaaonitna 0,2 : = N Y . VD f Ir r j vet ‚ige j R ’ 3 E I! } x Ä Kr; ö T, h ERITT l r s _ . Ri ö i i i p : . i .u „»llals j = 4 rs j} q “ . “ . . ‚N iu Ri.) AR, Y Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der en. zu Berlin im Monat März 1843. Vorsitzender Sekretar: Hr. v. Raumer. Be ‚2. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Encke las über die Wiederkehr des Cometen von Pons im Jahre 1838. Die Wiederkehr des Cometen von Pons im Jahre 1838 hatte ein besonderes Interesse, weil sich aus ibr das bisher noch gar nicht bestimmte Element unseres Sonnensystems, die Mercurs- masse, wenigstens näherungsweise ermitteln liels. Eine zu der schärferen Herleitung nothwendige vorläufige Bestimmung dieser Masse, war der Gegenstand einer schon am 16.Dec. 1841 gele- senen Abhandlung, deren wesentlicher Inhalt in der gegenwärti- gen aufgenommen ist. Der Comet war im Jahre 1838 vorzüglich sorgfältig in-Ber- lin beobachtet worden, wobei das günstige Wetter, welches in den sonst meist trüben Novembernächten eine zahlreiche Reihe von Beobachtungen erlaubte, um so erfreulicher war, als die grö- fseren Hülfsmittel des Continents, in Dorpat, Königsberg und München, in diesem Jahre auf den Cometen nicht angewandt ‚sind. Indessen wird dieser Mangel, aufser den zahlreichen Beob- achtungen in Berlin an der Zahl 37, ersetzt durch die freilich nur zu der Zeit, wo der Comet schon heller erschien, angestell- ten in Hamburg, Mailand, Mannheim, Genf, Kremsmünster, Green- wich und Cambridge, so dals die ganze Anzahl von etwa 170 mehr oder minder genau bestimmten Örtern, diese Erscheinung nicht gegen die früheren zurückstehen läfst. [1843.] 3 -72 Die strenge Reduktion der Berliner Beobachtungen hatte bis jetzt verschoben werden müssen, um die mit dem Cometen ver- glichenen Sterne genau zu bestimmen, welches im Laufe der letzten Jahre auf der Berliner Sternwarte geschah, so dafs diese Erscheinung die erste ist, bei welcher alle Bestimmungen auch hier am Orte gemacht werden konnten. Die Örter des Come- ten sind das Mittel aus den Beobachtungen des Herrn Galle, Gehülfen der Sternwarte, und des Directors, jede isolirt reducirt, um dem etwanigen Vorwurfe einer einseitigen Schätzung von: Seiten eines einzigen Beobachters auszuweichen. Die Überein- stimmung zwischen beiden Beobachtern war befriedigend. In den ersten 13 Beobachtungsabenden, wo der Comet blofs nach Schät- zung in der Mitte des dunkeln Feldes eingestellt ward, und die Bestimmung der Lage dieses Mittelpunktes von den Kreisen des Instrumentes erhalten ward, beträgt der halbe Unterschied beider im Mittel 11”77 im Bogen. An den 20 letzten Abenden, wo das Filarmikrometer mit Beleuchtung angewandt werden konnte, | kommt er auf 3”7 herab. In der letzten Beobachtung konnte der Comet ohne Erleuchtung der Fäden bei noch heller Dämme- rung sehr nahe am Horizont gesehen werden. In der Abhandlung selbst sind die nöthigen Tabellen und Nachweisungen gegeben, um zu übersehen, welche Gröfsen den wirklichen Beobachtungsdaten hinzugefügt wurden, um sie auf das strenge, für 1838 Dec. 19. gültige, Elementarsystem zu be- | ziehen. Die so reducirten Örter, welche mit einer in der Ab- handlung gegebenen Ephemeride, gültig für das mittlere Äqui- | noctium des angeführten Tages, das Centrum der Erde, und eine augenblickliche Fortpflanzung des Lichtes, unmittelbar verglichen I werden können, sind die folgenden: 183 | M. Berl. Zt. | AR. £ | Dee. £ Den a RB ya A SEE) RE) Sept. 16 | 1355 13,7 | 38 13 33,7 | +33 22 38,6 17 | 11 46 47,0 | 38 13 56,7 33 42 40,9 19 | 10 59 20,8 | 38 12 31,9 34 28 3,5 21 | 12 51 29,1 | 38 8 29,3 35 18 10,9 22\11 7585| 383 5 93 35 41 53,0 23|11 4118| 38 1 02 36 714,3 24 | 12 0 15,6 | 37 55 50,0 36 35 23,4 1838 Sept. 25 27 29 30 Oct. 1 12 12 Nov, 4 Aus diesen sämmtlichen Beobachtungen wurden 6 sogenannte Normalörter gebildet, und diese mit den 20 Normalörtern. der Erscheinungen von 1819, 1822, 1825, 1828, 1832, 1835 ver- Es ergab sich, wenn. man alle zusammen behandelte, ‚ etwa 2 der Lagrangeschen frü- heren Annahme, und die Constante des Widerstandes = bunden. die Mercursmasse 73 M. Berl. Zt. | AR. £ | Ded. £ a ” A oO il 6368| 3750 10| +37 1432 1059 32 | 37 33344 | 37 59 46,7 15 5 49,0.| 37 9 39,1 39 6 38,8 1457 26 | 3656 122 | 39 39 20,8 16.28. 0,5.| 36 39 13,2 | 40 15 39,9 8.52 21,1 | sı 16 74| 4755 122 10 11 46,4 | 31 13 539 | 4758 20,2 8.40 21,4 | 29 22 3554| 49 45 55,4 z3a11| 24 2 57| 53540 1054 722 44,2% 17 47 50,4 57 26 16,7 9 16 26,0 17 35 31,4 57 32 15 71149:58,7 |. 1153 7,9 | 59 56 22,3 716129| 820383| 61 8245 12 53274| 3 5430| 62 36 10,0 6 51 33,9 | 359 24 46,0 63 25 31,9 10 36 2,6 | 292 54 24 | 59 38 48,4 11 20 55,3 | 292 42 16,1 59 34 28,4 1055 47 |28649 53| 57 349 12 54 49,4 | 281 8 30,1 53 58 21,6 14 9 37,1 | 280 53 52,6 5349 19 10--3:24,7.| 273..654,7 | | 48. 4..4,4 9.59 30,5 | 266 341. 46,0 | 41 28 31,9 626 88261 51372 | 35 25 49,6 638 73 | 259 42 102 | 32 14 49,5 6 42 57,9 | 250 37 238 | 1555 59,3 5 49 53,7 | 246 44 22,4 742 42,3 5 30 49,2 | 245 11 16,9 413 5,6 5 50 45,9 | 245 10 19,9 4 11 44,9 5 19 46,8 | 244 29 23,2 | + 236 18,2 5 93971243 14139 | — 0 24 30,1 1 3200448 etwa um ; kleiner als sie im Jahre 1828 bestimmt war. 1 905,525 74 Indessen lag in dem Gange der Unterschiede ein hinreichen- der Grund zu vermuthen, dals eine Verschiedenheit zwischen den Erscheinungen statt finde, in welchen der Comet vor der Son- nennähe beobachtet ist, es sind dieses die fünf 1819, 1825, 1828, 1835, 1838, und denen, in welchen er nach der Sonnennähe | geseben worden, es sind dieses die zwei 1822 und 1832. Be- | stimmt man deshalb aus den fünf zuerst angeführten die Gröfsen allein, so wird die Mercursmasse so nahe der in der Abhandlung von 1841 Dec.16 gefundenen = a > grangeschen, und die Constante des Widerstandes so nahe der nn dafs man unbedenklich beide Werthe als aus dieser Rechnung folgend annehmen. kann. früher angenommenen, Die Rechtfertigung dieser Trennung, so fern sie in den bis- herigen Erscheinungen begründet sein kann, ‚liegt in dem grolsen Unterschiede der Genauigkeit, mit welcher sich die Rechnung ) der Beobachtung anschlielst. In dem ersten Falle, wenn man keinen Unterschied zwischen beiden Gruppen macht, ist das Mi- nimum der Fehlerquadrate bei 52 Gleichungen = 17460, oder der mittlere Fehler einer einzelnen —= 18”3, in dem zweiten Falle, wo die eine Hauptgruppe allein betrachtet wird, ist die kleinste Summe der Fehlerquadrate bei 44 Gleichungen = 5334, oder der mittlere Fehler einer einzelnen = 11”0. Es scheint am besten, das letzte Resultat einstweilen beizubehalten, und durch | die folgenden Erscheinungen zu prüfen, und die daraus gefunde- nen Werthe der störenden Kräfte anzunehmen; besonders da die ausgeschlossenen Erscheinungen keine so grolsen Abweichungen in diesem Falle zeigen, dals man sie nicht durch ein anderes Ge- setz der Vertheilung des Widerstandes auf den ganzen Umlauf erklären zu können hoffen dürfte, ohne die Gröfse des Wider- standes während jedes Umlaufes dabei zu ändern. Noch verdient bemerkt zu werden, dafs die Betrachtung der früheren Erscheinungen, und die Vergleichung der Tage, an wel- chen der Comet denselben Stand gegen die Sonne, aber eine be- trächtliche Verschiedenheit in der Entfernung von der Erde hatte, es wahrscheinlich machen, dafs unter gleichen andern Um- ständen, eine gröfsere Nähe an die Erde das Bild des Cometen nicht deutlicher und bestimmter, sondern unbestimmter und ver- waschener macht. Es hängt dieses mit der sonst schon bestätig- [> Ve En — „etwa 5 der La-- a u ee a er ae — uw 75 ten Wahrnehmung zusammen, dafs Cometen keinen festen Kern von bestimmter Begrenzung haben, sondern aus einer dunstför- migen Masse bestehen, deren Erstreckung um so weiter sichtbar wird, je näher sie uns sind, ohne dabei an deutlicherer Ansicht zu gewinnen. Fbendeshalb scheinen aber Betrachtungen, über die mögliche Änderung des Widerstandes, bei geänderter Gestalt des Cometen, bis jetzt noch zu frühzeitig zu sein, da die Mittel uns fehlen, die dazu nöthigen Hypothesen durch Vergleichung mit der Erfahrung zu prüfen. Die Grölse des scheinbaren Durch- messers, verbunden mit der Kenntnis der Entfernung, giebt näm- lich unter diesen Verhältnissen keine mit einander vergleichbare Werthe, so bald die Entfernungen von der Erde verschieden sind. Hierauf wurde Hr. Labus in Mailand zum correspondiren- den Mitgliede der Akademie erwählt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: J. F. W. Herschel, on the action of the rays of the solar spectrum on vegetable colours, and on some new photogra- phic processes. (From the philosoph. Transact. 1842.) London 1842. 4. ‚„ on certain improvements on pholographic processes described in a former communication, and on the para- thermie rays of the solar spectrum. (From the philos. Transact. 1843.) ib. 1843. 4. The Royal Society. 30.Noy. 1842. 4. (List.) 4 Expl. Resultate aus den Beobachlungen des magnetischen Vereins im Jahre 1841. Herausgg. von C. F. Gaufs und W. Weber. Mit 10 Steindrucktafeln. Leipzig 1843. 8. u. 4. 30 Expl. de Caumont, Bulletin monumental, ou collection de Memoires sur les Monuments historiques de France. \ol. 8, No.8. Vol.9, No.1. Caen 1842. 8. L’Institut. 1.Section. Sciences math., phys. et nat. 11. Annee. No. AT1-477. 5. Janv.-16. Feyr. 1843. Paris. 4. ‚ 2. Section. Scienc. hist., archeol. et philos. 8. An- nee. No.85. Janvier 1843. ib. 4. Göttingische gelehrte Anzeigen 1843. Stück 32. Götting. 8. ‚Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 469. Altona 1843. 4. Kunstblait 1843. No.11. 12. Stuttg. u. Tüb. 4. 76 J. Kops en van der Trappen, Flora Batava. . Aflev. 127. Amsterdam. 4. Graff, althochdeutscher Sprachschatz, Lief. 26. Th.VI (Bogen B1-45.),.04: J. G. Lambert, de Barometri motu a venti directione Pr dente. Giessae 1842. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Wetzlar den 19. Febr. c. ! 6. März. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Encke las über das ballistische Problem. Das angenommene Gesetz des Widerstandes der umgebenden Luft, proportional dem Quadrate der jedesmaligen Geschwindig- keit, ist allein in dem Ausspruche von Newton Princip Lib. II. Sect.I. Scholium am Ende begründet, dafs durch die Einwirkung des schnelleren Körpers, in gleicher Zeit, der Masse des umge- ‘benden Mittels eine im quadratischen Verhältnils der Geschwin-. digkeit grölsere Bewegung mitgetheilt wird und der Widerstand der mitgetheilten Bewegung proportional ist. Der Einführung dieses Gesetzes und Anwendung auf die Praxis liegen die bekann- ten Formeln zum Grunde, dals wenn A die Fallhöhe bedeutet, welche zur Anfangsgeschwindigkeit gehört, p, die Tangente der anfänglichen Elevation, p die Tangente der jedesmaligen Neigung der Berührungslinie gegen die Abscissenaxe, x die horizontal ge- nommene Abscisse, y die vertikal genommene Ordinate, und wenn man der Kürze wegen setzt pVa+p?)+lgryp (p-+Va+p°)) = fe) die Schulsweite gefunden wird durch die Integration der beiden folgenden Gleichungen: RE Re NERSROp ""SIAREEE % 35 ı+pi +2ch$f(po)—f(pR ; 2dp ROT Tr pireehtf(po) ID) die erste wird bis zu der Grenze p integrirt, für welche y= o ist und das Integral der zweiten bis zu derselben Grenze giebt dann die Schufsweite. 177 Aus dieser Form geht hervor, dafs bei gleicher Ladung, und folglich auch bei gleichem 7, die Verhältaifszahlen der Schuls- weiten unter sich, blols Functionen sind von der Elevation, und der Grölse ch, oder da % proportional ist dem Quadrate der Anfangsgeschwindigkeit, so sind die Verhältnisse der Schulswei- ten bei gleicher Ladung eine reine Function von der Elevation und dem Widerstande, den die Kugel am Anfang ihrer Bahn er- fährt. Man kann deshalb die Grölse c% bestimmen, indem man durch Versuche den Werth ermittelt, welcher diesen Verhältnils- zahlen der Schulsweiten von gleicher Ladung am besten entspricht, und die Vergleichung der so erhaltenen Zahlen mit den beobach- teten Schulsweiten giebt dann % allein. Wird die Ladung und also auch % geändert, so müssen den Formeln nach die Verhält- nilszahlen der neuen Schufsweiten unter sich wesentlich verschie- den ausfallen, weil c als eine reine Constante angesehen wird. Eine Reibe von genauen Versuchen scheint diesen Sätzen zu widersprechen. Bei Ladungen die sich wie 2:5:7 verhielten, fanden sich bei denselben Elevationen und demselben Geschosse, die Verhältnilszahlen der Schufsweiten bei jeder Ladung zwar nicht völlig gleich, aber doch so wenig verschieden, dals eine völlige Übereinstimmung mit der Theorie nicht erreicht werden konnte. Fast noch besser wurden alle beobachteten Zahlen dar- gestellt, wenn man ch bei allen Ladungen gleich annahm, also c nicht mehr als reine Constante betrachtete, sondern sie von der Anfangsgeschwindigkeit abhängig machte. Diese Hypothese würde vielleicht durch die Betrachtung unterstützt werden können, dals mach der Art wie durch das Pulver der Kugel die Bewegung mitgetheilt wird, unvermeidlich auch, besonders beim ersten Her- ausfabren, die umgebende Luft eine gleiche Bewegung erbält, so dafs wenn der Widerstand am Anfange, oder die Grölse ch, auch nicht für alle Ladungen als völlig gleich angesehen werden kann, er doch wenigstens lange nicht so verschieden bei verschie- denen Ladungen ist, als die Grölse 3 allein, welche sich der Er- fahrung nach ziemlich nahe wie die Ladungen verhält, wenig- stens unter gewöhnlichen Umständen. Das Newtonsche Ge- setz des Widerstandes gründet sich seinem Principe nach darauf, dals das umgebende Medium in Ruhe ist. Dieses findet beson- ders im Anfange der Bahn gewils nicht in aller Strenge statt, 78 und zur vollständigen Darstellung der Beobachtungen, würde es, auch wenn das Gesetz an sich ganz genau wäre, nöthig sein, die Bewegung der umgebenden Luft mit in Rechnung zu ziehen. Der Versuch mit einer etwas geänderten theoretischen Form, welche zwar dieser theoretisch kaum zu erreichenden Bedingung nicht völlig genügte, aber durch Einführung einer aus den Be- obachtungen erst zu bestimmenden Gröfse, sich doch einigerma- [sen der Erfüllung näherte, gab eine Hoffnung, auf diesem Wege der Anwendung näher zu kommen. Indessen schien es unzweckmälsig, auf diesem Wege weiter zu gehen, so lange das unentbehrliche Hülfsmittel zur strengen Anwendung des Newtonschen Gesetzes fehlte. Dieses Hülfs- mittel besteht nach den obigen Formeln, in einer einzigen Tafel mit doppeltem Eingange, welche für verschiedene in arithmeti- scher Progression fortschreitende Elevationen, und verschiedene Werthe der Grölse ch, oder des Widerstandes am Anfang der Bahn, die Grölsen —, oder die Verhältnifszahlen der Schuls- weiten bei gleichen Ladungen gäbe. Eine solche Tafel scheint noch nicht berechnet zu sein. Ihre Ausdehnung würde sich in Bezug auf die etwa vorkommenden Werthe von ch aus den be- kannten Erfahrungen vorläufig bestimmen lassen, und möchte nicht allzugrofs sein. Ohne eine solche Tafel, die auch schon von Männern vom Fache vorgeschlagen, zum Theil vielleicht aus- geführt ist, wenn auch vielleicht in etwas verschiedener Form, kann eine strenge Prüfung des Newtonschen Gesetzes gar nicht statt finden, wie sie in der That auch wohl noch nicht statt ge- funden hat. Es möchte aber gerathen sein, erst diese, wie es scheint, naturgemälseste Form streng zu prüfen, ehe man ver- suchte, den Grad der Potenz der Geschwindigkeit, welcher der Widerstand proportional sein möchte, zu variliren. Diese Tafel erfordert allerdings eine beträchtliche Rechnung, doch giebt es in der Astronomie viele Tafeln und Arbeiten, welche noch mehr Zeit und Anstrengung gekostet haben. Auch würde es nöthig sein, besonders in dem Anfange der Bahn mit Sorgfalt zu rechnen. Die gewöhnlich gegebenen Vor- schriften nämlich, über die Grölse der Intervalle, welche man bei der mechanischen Quadratur zu nehmen habe, sind meisten- theils hinlänglich genau für das Ende der Bahn, nicht aber für 79 den Anfang, wo die Intervalle beträchtlich kleiner genommen werden müssen als am Ende. Man geräth sonst in Gefahr, trotz der mühsamen Integration, das Resultat noch nicht einmal so ge- nau zu bekommen, als man es erhält, wenn man in /(p) blols die erste Potenz, oder allenfalls die beiden ersten berücksichtigt, in welchem Falle, besonders im ersten, die Integration erhalten "werden kann, und zu einer leichten Rechnung führt. Hr. Ehrenberg machte einige Mittheilungen über die polythalamischen kleinen Thiere als constituirende Theile des Bergkalkes von Tulain Rulsland nach neuen Beobachtungen undlegte geschliffene Blättchen eines durch Spirifer Choristites (mosquensis) characterisir- ten Hornsteins dieser alten geologischen Bildungs- Epoche vor, die mit dicht gedrängten und erkennbar erhaltenen solchen Formen erfüllt waren. Hr. C. Rammelsberg übersandte der Akademie eine Ab- handlung über das Atomgewicht des Urans, seine Oxy- dationsstufen und die Salze des Uranoxyduls; ein Aus- zug derselben ist folgender: Bei seinen Untersuchungen über das Uran hat P£ligot das Atomgewicht dieses Metalls = 750 gesetzt, indem er von der Zusammensetzung theils des krystallisirten Uranchlorürs, theils des essigsauren und oxalsauren Uranoxyds ausging. Gleichwohl zeigt eine Revision seiner hierüber publicirten Untersuchungen, dals dieselben streng genommen eigentlich nicht zu jener Zahl füh- ren, sondern dals das Chlorür einen zwischen 689 und 744, das essigsaure und oxalsaure Salz hingegen einen zwischen 697 und 747,5 schwankenden Werth des Uranatoms geliefert haben. Da es wohl keinem Zweifel unterliegt, dals das Uranoxydul der älteren Chemiker ein Oxydoxydul von analoger Zusammen- setzung wie das Oxydoxydul des Eisens ist, und diese Verbin- dung durch Wasserstoffgas zu Uranoxydul reducirt wird, so scheint der Werth des Uranatoms am leichtesten durch eine solche Reduction sich bestimmen zu lassen. 80 Berzelius hat bekanntlich schon vor längerer Zeit Ver- suche hierüber angestellt, und gefunden, dals das Uranoxydoxy- dul im Wasserstoff 3,56 p.C. Sauerstoff verliert, woraus sich für das Atomgewicht des Urans die Zahl: 803,8. ergiebt, welche ich auch einigen früher beschriebenen Versuchen zum Grunde gelegt habe. Da aber P&ligot gefunden haben will, dals sich Uranoxyd und Uranoxydul in 2 Verhältnissen mit einander verbinden kön- nen, nämlich 1 At. von jenem mit 2 At. des letzteren (U? U), was er Deutoxyd oder schwarzes Uranoxyd nennt, und ferner 1 At. von jedem (UB), eine Verbindung, welche er als Tritoxyd oder olivenfarbiges Oxyd bezeichnet, und von denen gerade die zuerst genannte die längst bekannte, bisher im- mer Uranoxydul genannte Substanz sein soll, so habe ich die Versuche des französischen Chemikers wiederholt, ohne jedoch jenes olivenfarbige Oxyd erhalten zu können, da sich beim Er- hitzen des Oxydoxyduls in Sauerstoffgas, auf welche Art das er- stere auch dargestellt sein mochte, keine bemerkbare Gewichts- zunahme ergab, und es wohl sein könnte, dals Peligot durch einen Gehalt von Uranoxydul in seinem intermediären Oxyde zu dem erwähnten Resultate gelangt ist, auch die Farbe der Ver- bindung nach ihrem Dichtigkeitszustande bald schwarz, bald grün erscheint. Ich nehme daher an, dals das sogenannte Deutoxyd die einzige Verbindung der beiden Oxyde des Urans sei, und aus 1 At. von jedem derselben bestehe. Die Reduction dieser Verbindung durch Wasserstoffgas ist indessen, obgleich sie mit Leichtigkeit schon bei einer nicht sehr hohen Temperatur erfolgt, mit besonderen Schwierigkeiten ver- knüpft, wenn man dabei das Gewicht des reducirten Uranoxy- duls bestimmen, und daraus das Atomgewicht des Metalls herlei- ten will. Diese Schwierigkeiten liegen in der Fähigkeit des Oxy- duls, Wasserstoffgas zu absorbirer, und sich in Folge dessen bei Luftzutritt mit grolser Schnelligkeit zu oxydiren, so dals es sich nicht mit der äufsersten Genauigkeit wägen lälst, was hier um so mehr nöthig ist, als schon Differenzen von wenigen Milli- grammen bei seinem geringen Sauerstoffgehalt eine bedeutende Abweichung in dem Werth des Atomgewichts zur Folge haben. 81 ' Bei einer grolsen Reihe von Versuchen, in denen das Oxyd- oxydul auf die verschiedenartigste Weise dargestellt worden war, habe ich den Sauerstoffverlust durch die Reduction in Wasser- stoffgas stets grölser gefunden als die früheren Beobachter, näm- lich zu 3,83 bis 4,67 Procent, so dals es also auf diese Weise schwerlich gelingen möchte, das Atomgewicht des Urans mit Si- cherheit zu ermitteln. Da indessen aus Allem hervorzugehen scheint, dafs es zwischen 730 und 750 liegen müsse, so habe ich für die nachfolgenden Untersuchungen die letztere Zahl einstwei- len beibehalten, was um so eher geschehen durfte, als eine Än- ‚derung nur geringe Differenzen in der prozentischen Zusammen- setzung der Uransalze hervorbringen kann. Von den Salzen des Uranoxyduls sind durch P£ligot bis- her nur das Chlorür, das neutrale und basische schwefelsaure und das oxalsaure bekannt geworden. Ich habe sie gleichfalls unter- sucht, und dieselben Resultate erhalten, aber aulserdem noch fol- gende dargestellt: Das Bromür schielst in undeutlichen grünen Krystallen an, welche zerflielsen und 4 At. Wasser enthalten. “ Das Jodür krystallisirt nicht leicht, und zersetzt sich beim Abdampfen, indem Uranjodid entsteht. Urancyanür läfst sich nicht aus dem Chlorür durch Cy- ankalium erhalten; es schlägt sich Oxydulhydrat nieder, während Cyanwasserstoffsäure frei wird. Das Sulfocyanür ist dunkelgrün, krystallinisch und sehr zerflielslich. - Kieseluranfluorür ist ein unlöslicher grüner Nieder- schlag. Das schwefelsaure Uranoxydul verbindet sich mit schwefelsaurem Kali und Ammoniak zu Doppelsalzen, welche kry- stallinische Salzkrusten bilden, und von denen das erstere 1 At, schwefelsaures Kali, 2 At. schwefelsaures Uranoxydul und 1 At. Wasser, das letztere 1 At. von jedem Salz und i At. Wasser enthält. Basisch schwefligsaures Uranoxydul ist ein unlösli- ches grünes Pulver, in welchem Säure, Basis und Wasser gleich- viel Sauerstoff enthalten. 82 Bei der Fällung von Uranchlorür und unterschweflig- saurem Alkali bildet sich dieses Salz gleichfalls, unter Abschei- dung von Schwefel und schwefliger Säure. Phosphorsaures Uranoxydul ist unlöslich und enthält 3 At. Wasser, (U’P+3H). Mit Anwendung von pyrophos- phorsaurem Natron bereitet, hat es dieselbe Zusammensetzung. Borsaures Uranoxydul ist so leicht zersetzbar, dals bei der Fällung des Chlorürs durch Borax fast nur Uranoxydul nie- derfällt. Auch die Kohlensäure verbindet sich nicht mit dem Uran- oxydul, während bei Gegenwart eines Alkalis ein auflösliches Doppelsalz entsteht, dessen Lösung in der Wärme leicht zersetzt wird. Kocht man neutrales oxalsaures Uranoxydul mit einer Auflösung von Oxalsäure, so verwandelt es sich in ein aus 2 At. Basis, 3 At. Säure und 2 At. Wasser bestehendes saures Salz. Ferner verbinden sich 5 At. des neutralen Salzes mit 1 At. oxalsaurem Kali und 10 At. Wasser zu einem unlöslichen Dop- pelsalze, während ein leicht lösliches, nicht krystallisirendes Dop- _ pelsalz aus 1 At. oxalsaurem Uranoxydul, 1 At. oxalsaurem Am- moniak und 2 At. Wasser zusammengesetzt ist. Chlor-, Brom und Jodsäure werden vom Uranoxydul mit grolser Leichtigkeit reducirt, so dals sie keine beständige Verbindungen mit ihm bilden. Das arseniksaure Salz hat die Zusammensetzung des phos- phorsauren, aber 4 At. Wasser. In Säuren aufgelöst, und durch Ammoniak gefällt, verwandelt es sich in eine basische, 3 At. Uranoxydul enthaltende Verbindung. Antimonsaures Uranoxydul ist ein unlösliches grünes Pulver, in welchem Säure und Wasser 3 mal so viel Sauerstoff als die Basis enthalten. . Wolframsaures Uranoxydul ist bräunlich von Farbe, und enthält 2 At. Basis, 3 At. Säure und 6 At. Wasser. Molybdänsaure Salze erleiden durch Uranchlorür eine Reduktion zu blauem molybdänsaurem Molybdänoxyd, während sich zugleich molybdänsaures Uranoxyd bildet. Ganz analog verhalten sich chromsaure Salze. 83 Weinsteinsaures Uranoxydul ist unauflöslich, enthält 3 At. Basis, 2 At. Säure und 6 At.. Wasser, von denen % bei 100° entweichen. Weinsteinsaures Uranoxydul-Kali bildet eine braune nicht krystallisirende Auflösung, in welcher das Uranoxydul von Ammoniak nicht gefällt wird. Das essigsaure Salz zersetzt sich beim Abdampfen seiner Auflösung, indem die Basis sich höher oxydirt. Die Verbindungen mit Ameisensäure und Bernsteinsäure sind unlöslich. Das dem Uranoxydul proportionale Schwefeluran erhält man nicht auf nassem Wege, denn Sulfhydrate schlagen aus Uran- chlorür nur Uranoxydulhydrat nieder. Das Uranpecherz, von dem ich eine Abänderung \ von Joa- ehimsthal analysirt habe, ist im Wesentlichen nur Uranoxydoxy- dul, gewöhnlich aber mit mannigfaltigen Mineralsubstanzen ge- mengt. 9. März. Gesammtsitzung der Akademie, Hr. E. H. Dirksen las über die Summation unend- licher Reihen, deren Glieder nach den Zahlwer- then der Wurzeln transcendenter Gleichungen fort- schreiten. Aulser dem wissenschaftlichen Interesse, ‘welches die Sum- mation unendlicher Reihen, deren Glieder, heziehungsweise durch besondere Werthe von einer und derselben Funktion näher be- stimmt, nach den Zahlwerthen der Wurzeln transcendenter Gleichungen fortschreiten, an und für sich betrachtet, darbietet, ist mit dieser Theorie noch das weitere verbunden, dals sie, un- ter Anderm, zur Begründung sämmtlicher Entwickelungsformen dienen kann, welche, insonderheit seit Fourier, der dagegen "hin und wieder erhobenen Zweifel ungeachtet, so häufig in An- spruch genommen zu werden pflegen. Dieselbe kann als den all- gemeinsten Fall desjenigen Problems angesehen werden, welches der Verfasser in einer vorjährigen Abhandlung besprochen hat. Eine, der gegenwärtigen einigermalsen verwandte Abhandlung findet sich von Hrn. Cauchy in dessen Exercices de Mathema- tiques, Bd.1, S.339-357. Der Gegenstand derselben darf aber 84 mit dem hier in Rede stehenden um so weniger verwechselt wer- den, als er auf die Summation ähnlicher Functionswerthe be- schränkt gehalten wird. Wie die unendlichen Reihen überhaupt, sind auch diese mehr besondern keiner allgemeinen Summation fähig. Indessen sind die näher bestimmten Fälle, welche eine solche Transforma- tion gestatten, zahlreich und für die wissenschaftlichen Zwecke wichtig genug, um zu einer gesonderten und, so viel wie mög- lich, methodischen Ermittelung gebracht zu ‚werden. Der Lehrsatz, welcher als die Hauptgrundlage der bier in Rede’ stehenden Theorie betrachtet werden kann, wird, was seine, freilich ‘auf mehren Voraussetzungen beruhende, These betrifft, durch die folgende Gleichung dargestellt m=o® Im = ((F’z) or 1 Gr (1) „+0 E he FC) r=o +7 = Pen Gr: 2. "x dp, wo 8, das allgemeine Glied der zu summirenden unendlichen Reihe,, ‚X(z) die.; Funktion, durch deren besondere Wertbe die Glieder. näher; bestimmt werden, und (2) oO Fe) = die transcendente Gleichung bezeichnet, nach den Zahlwerthen von deren Wurzeln die Glieder fortschreiten, — wie auch (3) z = r(cosp-+isinp) und BRLCHORLO)) F@) die Summe der Residuen von _ F(@)X%@) ist, denjenigen Wurzeln der Gleichung (5) F’E)X(&) = 00 oder Fox) 9 entsprechend, deren Zahlwerthe nicht gröfser als r, sind. Die Bestimmung ist hier auf Gr S,, d. h. auf den Grenzwerth einer Summenreihe gerichtet, deren allgemeines Glied S, 85 die Summe der Residuen von der Function (4) ist, denjenigen Wurzeln der Gleichung (2) entsprechend, deren Zahlwerthe eben- falls nicht gröfser als r„ sind. Durch die Gleichung (1) wird diese Grenzbestimmung auf die von zwei andern Reihen zurück- geführt, auf die von einer Summenreibe, deren allgemeines Glied die Summe von Residuen ist, die den Wurzeln der Gleichung 6) angehören, und auf die von einer Reihe, deren allgemeines Glied durch das bestimmte Integral Ei ?T )E'@) S.: "F(z aan in Verbindung mit der Gleichung (3) bestimmt wird. vi Die erstere dieser beiden Bestimmungen fällt mit der frag- lichen unter denselben Hauptbegriff und unterscheidet sich von dieser nur in Ansehung der Gleichung (5), rücksichtlich deren Wurzeln die Residuen bestimmt werden. Die zweite Bestimmung fällt nicht mehr unter die Form der fraglichen, sondern unter die des Grenzwerthes eines bestimmten Integrals mit einer, als unendlich werdend gedachten, Constanten. Wie leicht zu übersehen, folgt hieraus, dafs es, damit durch die Gleichung (1) eine unmittelbare Lösung der in Rede stehen- den Aufgabe bewirkt werde, nothwendig und hinreichend ist, dals die Funktionen X(z) und F(z) in einer solchen Beziehung zu einander stehen 1) dals die Gleichung (5) entweder keine Wurzeln, oder nur „eine begrenzte Anzahl derselben gestatte; +2) dals. der Ausdruck 1 r=o (6) r= 6r fee 5 X(@)ap einer, von der des Grenzwerthes unabhängigen Bestimmung fä- hig sei. g Die erste dieser beiden Bedingungen als erfüllt vorausgesetzt, kommt es also noch darauf an, die näheren Bestimmungen zu ermitteln, vermöge welcher auch der zweiten entsprochen werde. Sieben Hauptfälle lassen sich hier bezeichnen, in denen die geforderte Transformation gewonnen werden kann. Der erste Hauptfall ist der, wo die Funktion F’(z) (7) "F@) X(z) 86 transformirt werden kann in die Form e=n \ &) ERROELIE) so dafs die Gleichung (9) fe) = x oder 7; gr vonoe=! bis o=n, entweder keine, oder nur eine begrenzte‘ Anzahl Wurzeln gestatte, und r=ßo (10) Gr) = sei, entweder für alle reellen besondern Werthe von p, oder nur mit Ausnahme von einigen, beziehungsweise um angebbare Dif- ferenzen von einander verschiedenen derselben, ohne jedoch un- endlich zu werden. Denn alsdann erlangt man an = 38(20)). Der einfachste Fall dieser Art, der zugleich noch einige All- gemeinheit besitzt, ist derjenige, wo die Funktion (7) der Ent- wickelung noch fallende Potenzen von = fähig ist. Der zweite Hauptfall ist der, wo die Funktion (7) transfor- mirt werden kann in die Form (8), und zwar so, dals /,(z), von e=0 bis a=n, wie vorhin, die Bedingung (9) erfülle, — da- gegen sei (12) Go) = Ay entweder für alle reellen besondern Werthe von cos p, von cos p=-—1 bis cos p = 2 einschlielslich, oder nur mit Ausnahme von einigen, beziehungsweise um angebbare Differenzen von einander verschiedenen derselben, ohne jedoch unendlich zu werden; — wie auch (13) (Gr pl) = Ay entweder für alle reellen besondern Werthe von cosp, von cos p=® bis cosp = 1 einschliefslich, oder nur mit Ausnahme von einigen, beziehungsweise um angebbare Differenzen von einander verschiedene derselben, ohne jedoch unendlich zu werden: 4; und A, als irgend zwei vollständig bestimmte Funktionen, oder algebraische Gröfsen betrachtet. Denn alsdann erlangt man 87 (4) I= x E 3 2 ((#9 O)) + Ads Ein einfacherer Fall green Art, welcher nel noch einige Allgemeinheit hat, ist in der Form = =0 (15) are für die Funktion (7) enthalten, wo «,, vng=t bs o =, und £,, vong=0 bis g=m, beziehungsweise vollständig be- stimmte reelle algebraische Grölsen bezeichnen, und, in so fern e angebbar und positiv N in G [&,.0] =, (16) Be G IV.@Fe®=o ist. Der dritte Hauptfall ist der, wo die Funktion (7) transfor- mirt werden kann in die Form (8) und zwar so, dals f,(z), von e=tbisog=n, die Bedingung (9) gleichfalls erfülle, — dage- gen sei (17) Gro@)=B,, entweder für alle reellen besondern Werthe von sin p, von sinp= — 1 bis sinp = 0 einschlielslich, oder nur mit Ausnahme von einigen, beziehungsweise um angebbare Differenzen von ein- ander verschiedenen derselben, ohne jedoch unendlich zu werden; — wie auch (18) Gr $(z) = B, entweder für alle reellen besondern Werthe von sinp, von sinp = 0 bis sinp = 1 einschliefslich, oder nur mit Ausnahme von einigen, beziehungsweise um angebbare Differenzen von einander verschiedenen derselben, ohne jedoch unendlich zu werden: B, und B, als irgend zwei vollständig bestimmte Funktionen, oder algebraische Gröfsen betrachtet. Denn alsdann erlangt man (19) TE ER: (2) PB: Ey Ein einfacherer Fall dieser Art, welcher zugleich noch ei- nige Allgemeinheit hat, ist in der Form 3* 88 e=M - x E,(@Je"t*" t=0 20) te ae. Een e=0 für die Funktion (7) enthalten, wo «,, ß, von go =0 bis e = a und n, beziehungsweise vollständig bestimmte algebraisehe Grö- (sen bezeichnen, und &;(z), Y.(z) den Bedingungen (16) ent- sprechen. Der vierte Hauptfall ist der, wo man hat (21) F(@) ER? krass, WO &y, &gy &z ++.) beziehungsweise reelle und abnehmend fort- gehende algebraische Grölsen bezeichnen, und \;(z), von g=0 | bis o= m, der Bedingung (16) entspricht; ferner (22) X) = HJ) H-Xı@)) (23) Kal m0, letztere entweder für alle Werthe von p, vnp= —r bis p = -+-r, oder nur mit Ausnahme von einigen, um angebbare Differenzen von einander verschiedenen derselben, ohne jedoch unendlich zu werden; weiter (iy ME TCr) = 0, (24) BEE er eTen, 2 ap = 0, 7 —-— BYE = 0;; (25) Ed) EV) Hertel), ed) = NMIEI- EIKE "Gr 2x2) „le von cosp = —1bis cosp = 0 db, (2) (2) 91 p p ’ ar &.(2)x (2) ro von cosp=0 bis cos p=1; bi (@)bı (z) 925 p p ? _ 89 wo Q,, @2; O3; 94, 92 beziehungsweise vollständig bestimmte Funktionen, oder algebraische Grölsen bezeichnen; endlich die Gleichung 1 en) RO =“ entweder keine, oder nur eine begrenzte Anzahl Wurzeln ge- stattet. Alsdann ist namentlich 0) 1=2((x0)) +%0+70.+20:. Zu den einfachsten Fällen dieser Art, den Bedingungen von ®(z) entsprechend, gehören . x Il) = et ylu)dan, an. 0 ae und (e,— a,)n.<— (x +20); WO &0, x%, X reelle Constanten und /(s) eine, innerhalb der y ö Grenze der Integrale continuirliche Funktion von 1 bezeichnet. Der fünfte Hauptfall ist der, wo, aufser den Gleichungen go) (22), (23) und (25) noch die folgenden statt finden: — Cy Er mr .&m-1 So m) (z)dp = Qu (29) RS 22 (2)dp = O5; ER ” m Em)? 5 (2)ap = 06; 2 8) (@)= Val) &:(@) > Em(z) VAOR 90 rn (2) x(2) Er lee) ? Er @,(2)x(2) PHONE) wo Q4, Os, Qs; 95, 9, beziehungsweise vollständig bestimmte = 9,, von cosp—= —4bis cosp = 0, (31) = g,, von cosp = 0 bis cosp = 1; Funktionen, oder algebraische Gröfsen bezeichnen; endlich die Gleichung E (z) z = (32) OR entweder keine, oder nur eine begrenzte Anzahl Wurzeln ge- stattet. Alsdann ist namentlich e) 17=2((2x0))+Re+l20r20. Zu den einfachsten Formen dieser Art, den Bedingungen von ®(z) ertsprechend, gehören X ®(z) =f e: #mdflu)an, Xn.< x und (2,1, —m)n.<(XK— 2); x x $()= ee MW u)du, x n.0 = und (&,„_,— nn). <— (2 + x); X $(z)= ee trfu)dam, An. 0 7° und (4 — &,)n.<— (+ x); 2 $()= e et) Sau, An. grölsert sich die Mannichfaltigkeit noch dadurch, dafs die in den Entwickelungs- Ausdrücken vorkommende willkührliche Größe e auch mit dem entgegengesetzten Zeichen genommen werden kann. In der vorliegenden Abhandlung wird nur zunächst der ein- fachste Fall weiter ausgeführt, nemlich der Fall, wenn der Zei- 98 ger des zu entwickelnden Binomial-Coefficienten eine ganze positive Zahl ist, also der Fall der eigentlich sogenannten Binomial-Coefficienten, die nur Quotienten zweier Factori- ellen (nicht Facultäten) sind, und hiervon auch wieder nur der einfachste Fall, in welchem die willkührliche Gröfßse e in den Entwickelungs-Ausdrücken gleich 1 gesetzt wird. In diesen ein- fachsten Fällen ergeben sich fast lauter geschlossene Ausdrücke; besonders dann aus den allgemeinen Differenzen- Ausdrücken, wenn man für sie Fx = x,, und aus den allgemeinen Summen- Ausdrücken, wenn man für sie Fx oder Fu = n, setzt; denn dann sind für erstere die Differenzen, für letztere die Sum- men aller Ordnungen selbst blos einfache Binomial- Coeffhicien- ten, ohne allen Factor, indem A,;x, = x,_ı und $,,n, = (n + M)urı Ist. Die auf diesem Wege für einen Bino- mial-Coefheienten mit ganzzahligem Zeiger sich ergebenden Ausdrücke durch andere Binomial-Coefficienten, nebst den son- stigen Gleichungen, die sich zwischen Binomial - Coeffhicienten finden, sind sehr mannigfaltig. Die Abhandlung stellt über 30 auf; doch ist ihre Zahl, schon in den einfachsten Fällen, wohl noch gröfser. Überdem vergröfsert sich die Mannichfaltigkeit der Ausdrücke dadurch noch mehr, dafs sie meistens ganze positive Zahlen und zum Theil auch beliebige Zahlen enthalten, welche der Gröfse nach völlig willkübhrlich sind. In der Abhandlung, so wie in der Zusammenstellung der Re- sultate am Schlusse, sind überall beliebige Zahlen durch latei- nische Buchstaben, ganze positive Zahlen aber ausschlielslich durch griechische Buchstaben bezeichnet; so dals sich die Be- deutung der Formeln ohne Wort-Erklärung durch die blofse Anschauung zeigt. Es wäre nun von dem besondersten Falle e = 1 zunächst zu dem allgemeineren Falle, wo e nicht 1 ist, überzugehen ge- wesen, und dann weiter zu dem Falle, wo der Zeiger der Bi- nomial-Coefficienten nicht eine ganze positive Zahl, sondern eine beliebige Zahl ist; was auf nicht mehr geschlossene, sondern unendliche Reihen führt, deren Gonvergenz dann zu untersu- chen wäre. Um aber die Abhandlung, die schon unvermeidlich hat ziemlich ausgedehnt werden müssen, nicht zu sehr zu ver- 99 längern, ist diese weitere Fortsetzung der Untersuchung der Folge vorbehalten worden. Ferner ward genehmigt, dals zum Druck eines Verzeichnis- ses der im Besitze der Akademie befindlichen chinesischen Typen bis 80. Thlr. verausgabt werden dürfen. Zum Vortrag kam ein Rescript des Königl. Ministerii der geistl., Unt.- und Medic.- Ang. vom 8.März d.J., wodurch die nachstehend aufgeführten 17 Bände und ein Atlas zur collection des monuments inedits sur l’histoire de France gehörig als ein Geschenk übersandt werden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Collection de Documents inedits sur l’histoire de France, pu- blies par Ordre du Roi et par les soins du Ministre de U’ Instru- ction publique: 1.Serie. Histoire politigue. Memoires militaires relatifs a la succession d’Espagne sous Louis XIV, extraits de la Correspondance de la Cour etc. par le Lieut. General de Vault. Revus, publ. etc. par le Lieut. Gen. Pelet. TomeA4 et Atlas. Paris 1841. 4. u. Fol. Chronique du Religieux de Saint-Denys, publ. en latin par M. L. Bellaguet, preced. d’une introduction par M. de Ba- rante. Tome3. ib. eod. 4. Les Olim ou Registres des Arrets rendus par la cour du Roi sous les regnes de Saint Louis etc. publ. par le Comte Beugnot. Tome2. ib. 1842. 4. Negociations relatives a la succession d’Espagne sous Louis XIV, accomp. d’un texte historig. etc. par M. Mignet. Tome3. 4. ib. eod. 4. Archives legislatives de la ville de Reims. Collection de Pieces ined. etc. par Pierre Varin. Part.41. Coutumes. ib. 1840. 4. Collection des Cartulaires de France. Tome1.2. Cartulaire de U’Abbaye de Saint-Pere de Chartres publ. par Gu&rard. Tome4.2. ib. eod. Tome3, Cartulaire de l’Abbaye de Saint- Bertin publ. par Gu&rard. ib. eod. 4. Negociations, Lettres et Pieces diverses relatives au regne de Frangois II tirees du Portefeuille de Sebast. de l’Aubespine par L. Paris. ib. 1841. 4. Proces des Templiers publ. par M. Michelet. Tome4. ib.eod. 4. 100 Papiers d’Etat du Cardinal de Granvelle d’aprös les Mauuserits de la Bibliotheque de Besancon, publ. sous la direction de M. Ch. Weifs. Tome1-3. ib. 1841.42. 4. Proces-verbaux des Etats generaux de 1593. Recueill. et publ. par M. Aug. Bernard (de Montbrison). ib. 1842. 4. 2.Serie. Histoire des Lettres et des Sciences. Les quatre livres des Rois, traduits en franc. du 12. Siecle etc. publ. par M. Le Roux de Lincy. Paris 1841. 4, Melanges historiques. Documents historiques inedits tires des collections manuscr. de la Bibliotheque royale etc. publ. par M. Champollion Figeac. Tomei. Paris 1841. 4. Correspondance mathematique et physique de quelques celebres Geometres du 18. Siecle, precddde d’une notice sur les tra- vaux de Leonard Euler etc. et publice sous les auspices de U’Academie imperiale des Sciences de Saint-Petersbourg par P.H. Fufs. Tome1.2. St.-Petersb. 1843. 8. P. H. Fufs, Coup d’oeil historique sur le dernier quart-de- « Siecle de l’existence de l’Academie Imp. des Sciences de Saint-Pelersbourg. Discours prononce dans la Seance so- lennelle de cette Academie tenue en l’honneur de son Pre- sident le & Janvier 1843. St.-Petersb. 1843. 8. de Caumont, Bulletin monumental, ou Collection de Memoi- res sur les Monuments historiques de France. \ol.9, No.2. Caen 1842. 8. F. A. Schneider, TZ'emperatur- Kalender für 1843. Als erste dargebrachte Frucht der seit Oct. 1836 gepflegten Astro- Meteorologie. Berlin. Fol. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Berlin den 21. März d.J. 30. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ehrenberg las den ersten Theil seiner Beobachtungen über die Verbreitung des jetzt wirkenden kleinsten or- ganischen LebensinAsien, Australien und Afrika und über die vorherrschende Bildung auch des Oolithkal- kes der Juraformation aus kleinen polythalamischen Thieren. 101 In der Voraussetzung, "dafs das unsichtbar kleine selbststän- dige organische Leben ein immer gröfseres wissenschaftliches In- teresse erweckt habe, sind die Bemühungen fortgesetzt worden, dasselbe in seinen einzeln unansehnlichen Formen sowohl, als in seinen massenhaften sehr ansehnlichen Einflüssen der klaren wis- senschaftlichen Beurtheilung zugänglich zu machen. Nachdem die kleinsten Lebensformen zu einem nicht mehr abweisbaren wichtigen Bildungsmomente des Festen der Erdober- fläche herangewachsen sind und sich das auffallende Resultat her- ausgestellt hatte, dafs es viele noch jetzt lebende Formen der Kreidebildung, ja sogar wohl noch älterer Gebirgsmassen gebe, ging die Bemühung des Verfassers besonders auf eine immer sorgfältigere und möglichst umfassende Untersuchung auch der _ aulsereuropäischen jetzt lebenden Formen. Während des Verfassers frühere, 1828 und 1830 vorgetra- gene, Beobachtungen ausländischer mikroskopischer Thiere die Existenz derselben in verschiedenen Climaten und ihre allge- meine systematische Formenbestimmung zum Gegenstande hatten, so ist es durch die geologischen Beziehungen neuerlich immer wünschenswerther und nöthiger geworden, auch alle feineren Nüancirungen der Formen in den verschiedenen Climaten zu be- achten, um so allmälig die Identität fossiler und jetzt lebender Arten oder ihre Verschiedenheit bei naher Gleichheit der Bil- dung mit Genauigkeit aufzufassen und festzustellen. Der erste Versuch dieser Art wurde, durch die Umstände begünstigt, an den amerikanischen kleinsten Lebensformen ge- macht und dieser ist bereits 1841 der Akademie vorgelegt worden. Obwohl es nun schien, als könnten dergleichen Untersuchun- _ gen nur sehr allmälig durch Mitwirkung wissenschaftlich gebil- _ deter Reisender auf andere Länder ausgedehnt werden und als würden Decennien, ja Menschenalter nöthig sein, um eine erheb- liche Summe vergleichender Beobachtungen zu erlangen, so ist es doch dem Verfasser gelungen, durch Aufsuchung zweckmäfsi- ger Beobachtungsmethoden diese Resultate in sehr kurzer Zeit herbeizuführen. Ja es ist ihm gelungen, die jetztlebenden For- men aller Welttheile in seiner unmittelbarsten Nähe jedem anschau- lich und mithin der directen schärfsten wissenschaftlichen Unter- 102 suchung und Vergleichung mit den europäischen und den fossi- len so zugänglich zu machen, dafs die aus den überall unvermeid- lichen individuellen Beobachtungsmängeln vieler verschiedener Beobachter nnd die verschiedenen Methoden hervorgehenden sub- jectiven Verirrungen im Urtheil über die Objecte vorläufig we- nigstens sich auf ihn selbst, als einen einzelnen Beobachter, be- schränken und nicht sogleich Anfangs sich allzusehr compliciren. Hr. E. hat von 2 Seiten sich diesem wissenschaftlichen - Ziele zu nähern gesucht, erstens durch Heranziehen von Mate- rial und zweitens durch Aufsuchen einer immer sicherern Me- thode zum vergleichbaren Festhalten der unsichtbar kleinen Ob- jecte. Rücksichtlich seiner Methode des Fixirens und Aufbewah- rens nicht blofs der Infusorien, sondern aller Arten mikroskopi- scher kleiner Körper und Präparate bezieht er sich zuerst auf den 1835 vor der Akademie gehaltenen besonderen Vortrag, wel- cher damals in: den Schriften der Akad. aufgenommen worden ist und überdies auf das, was von ihm 1839 bei Gelegenheit der Untersuchung der Kreide ausführlich angegeben ist. Er setzt nur hinzu, dals den seit 1835 gewonnenen: Resultaten zufolge jene Methoden sich als sehr zweckmälsig bewährt haben und er ihnen fast alle späteren Resultate verdankt, dals ferner, wenn man nur das völlige Trocknen und Erhärten abwartet, ehe man Zeichnungen entwirft, man die den Zeichnungen ganz entspre- chenden Präparate für immer erhalten kann. Der Weg, auf welchem der Verfasser sich jenem wis- senschaftlichen Ziele von der anderen Seite her zu nähern suchte, war anfangs nur einfach die nach allen Gegenden hin ge- richtete Aufforderung um Zusendung von Seewasser und Fluls- wasser- Absätzen. Allein auf diese Weise wäre doch schwerlich in kurzer Zeit ein bedeutendes Material zusammengekommen. Viel einflulsreicher wurde ein anderer, neuer Weg. Durch die fortgesetzten intensiven Nachforschungen über _ das kleinste Leben bei Berlin hatte sich ergeben, dafs aller Hu- mus der Wiesen und Felder um Berlin mit einem sehr ansehn- lichen Reichthum desselben versehen sei, ja auch der Humus des Nillandes zeigte sich bei nachträglicher Prüfung reich an solchem Leben, wie seit 1841 der Akademie mitgetheilt wurde. Hieraus 105 schlofs der Verf., dafs es überall auf der ganzen Erde so sein möge und dafs es, um mikroskopische Lebensformen aller Länder kennen zu lernen, ja nur nöthig sei, kleine Theilchen von Hu- mus zu betrachten, wie sie vielen Pflanzen der Herbarien anhän- gen, welche die Reisenden schon längst mitgebracht haben. Das reiche Herbarium des Hrn. Prof. Kunth sowohl als das Königl. Herbarium haben nun unübersehbare Schätze aller Länder geliefert. Über die Falklands-Inseln, Brasilien, die Ma- rianen- und Sandwichs-Inseln ist in dieser Hinsicht bereits im Juni 1841 Bericht erstattet worden. Seitdem ist durch fortge- setzte Bemühung von allen Theilen der Erde her reiches Mate- rial aufgefunden worden. Es bedarf keiner neuen Kräfte von Reisenden, nur eines freilich grolsen Zeitaufwandes für die Un- tersuchung und das genaue Zeichnen, um eine überaus reiche Übersicht des kleinsten Lebens in allen Erdräumen zu erlangen. Ja es kann ein und derselbe Beobachter jetzt all diese von ein- ander so entfernten Verhältnisse ruhig mit einem und demselben Instrumente prüfen, mithin solchen Beobachtungen einen Grad der Sicherheit geben, wie ihn die meisten Beobachtungen der grölseren Oberflächen-Verhältnisse der Erde ganz entbehren. Obwohl der Verf. bereits auf alle Erdgegenden diese Un- tersuchungen ausgedehnt hat, so ist doch der gegenwärtige Vor- trag nur dazu bestimmt, das Material von Asien in Übersicht zu bringen. Im Jahre 1828 hatte der Verf. die auf der Reise mit Dr. Hemprich in Arabien beobachteten kleinsten Lebensformen verzeichnet. Es waren 22 polygastrische Thiere und 2 Räder- thiere. Im Jahre 1830 hat er auf der Reise mit Hrn. v. Hum- boldt durch Sibirien 82 nordasiatische Formen beobachtet, von denen 71 polygastrische, 11 Räderthiere waren. Unter den ara- bischen waren 6 kieselschalige, unter den sibirischen 18 und diese 24 mithin die wichtigeren Formen für die Massen-Bildung der ‚Oberfläche. Die neue Beobachtungsmethode hat nun erlaubt, folgende Kenntnisse von Asien zu gewinnen: N 1. Von der Insel Timor 5 Arten, worunter Actiniscus Sol und septenarius, welche 2 Formen nur in den Kreidefelsen von 3rr 104 Oberägypten bisher vorgekommen waren und in Tımor noch jetzt lebend zu sein scheinen. 2. Von Java 32 Körperchen, worunter 27 kieselschalige In- fusorien. 3. Von Lugon 24 Körperchen, unter denen 14 Kiesel-In- fusorien. . Von den Marianen-Inseln 13, darunter 10 Infusorien. . Von den Sandwichs-Inseln 39, darunter 34 Infusorien. . Von Ceylon 12, darunter 8 Infusorien. . Von Pondichery 24, darunter 15 Infusorien. . Vom Nil-gherri Gebirge 7, darunter 6 Infusorien. . Von Bengalen 11, darunter 5 Infusorien. 10. Von Cochinchina 7, darunter 3 Infusorien. 11. Von Nepal 52, darunter 41 Infusorien. 12. Vom Himalaya-Gebirge 4, darunter 2 Infusorien. 13. Aus dem glücklichen Arabien 12, darunter 41 Infu- sorien. 14. Aus dem sinaitischen Arabien früher 24, jetzt 68, dar- unter 58 Infusorien, früher 6 kieselschalige, jetzt 39. 15. Aus Syrien 18, darunter 13 Infusorien. 16. Aus Angora (Ancyra) in Kleinasien 36, darunter 33 In- fusorien. 17. Aus Grusien 29, darunter 26 Infusorien. 18. Aus Armenien 3, darunter 2 Infusorien. 19. Aus Sibirien sonst 82, jetzt 431, darunter 123 Infuso- rien, sonst 18 kieselschalige, jetzt 64. 20. Vom Grunde des Ochotskischen Meeres 11, darunter 8 Infusorien. 21. Aus einer elsbaren Erde der Tungusen 4, darunter 3 Infusorien. 22. Aus der heilsen Quelle von Malka in Kamtschatka 12, darunter 9 Infusorien. Von diesen 554 beobachteten mikroskopischen Körpern sind 461 Infusorien, welche 260 Arten bilden, die 80 Generibus an- gehören. Das bisher nur fossile Genus Bidlarium, und zwar die bei Cassel fossile Form des tertiären Polirschiefers, Bidlarium Glans, ist lebend in Kleinasien bei Angora, d.h. mit eingetrocknet er- ss» 21 m 105 haltenen Eierstöcken beobachtet worden. Dieses in vielen Arten in Asien vorkommende Genus Biblarium ist sonst auch dort nur aus fossilen Lagern bekannt. Die Genera Spirodiscus und Tetragramma, Discocephalus und Disoma sind Asien ganz eigenthümlich, nur ist dasselbe 7e- tragramma auch in Lybien aufgefunden. Die übrigen 76 Genera finden sich auch in Europa, nur haben sie viele eigenthümliche Arten in Asien. Am Schlusse der übrigen Theile dieser Abhandlung sollen die vergleichenden Übersichten specieller auf die ganze Erdober- Häche ausgedehnt werden. Fast sämtliche 554 beobachtete Körper wurden in Zeichnung und, mit Ausschluls von 90 Arten, die auf den früheren Reisen des Verfassers nur gezeichnet worden sind, in Präparaten erhal- ten, vorgelegt. Im Verlauf der Abhandlung wurde vom Verf. auf die Wich- tigkeit der genauesten Beachtung des kleinen Lebens durch eine neue Beobachtung hingeleitet, dals der Oolithkalk der Juraformation in Deutsch- 'land sowohl als in England, da wo er körnig ist, vorherrschend aus Melonien gebildet erscheine. Zuerst wurde an die hauptsächlichen verschiedenen bisherigen - Meinungen über die Entstehung des körnigen Oolithkalkes erinnert und die Meinung, dals es überall eine dem Erbsensteine ähnliche Übersinterung verschiedener kleiner Trümmer in ehemaliger hö- herer Meeres-Temperätur sei, dadurch als unwahrscheinlich und _ unbaltbar erkannt, weil sich zwischen den zwiebelartig sich ab- schälenden runden Körnern, die eine solche Bildung anzunelmen ‚erlauben könnten, oft auch viele andere eben so grofse Kalk- oder “ Quarzsand-Körperchen finden, die keine Spur von Überzug ha- ben, so z.B. sehr fein gestreifte sehr kleine Echinitenstacheln, Eneriniten-Stiele, kleine Muschel-Fragmente und ganz kleine Polythalamien. Alle diese Körper, die in gleichem Verbältnils gewesen und geblieben sind, aber keinen sich schalig absondern- den Überzug bekommen haben, beweisen, dafs diese schalige Ab- "sonderung auch bei vielen Oolithkörnern kein Überzug ist. Ferher haben die Oolithkörner eine überall sehr gleichartige Grenze in ihrer. Grölse, während die Erbsensteinbildung grenzenlos ist. 106 ‘ He. 'E.. bat nun vor einiger Zeit ein Stück Oolithkalk aus der Nähe des Kaiserstuhls in Baden erhalten, dessen Körner au- fser der Schalenbildung auch noch Längsstreifen und im Quer- bruch Kammern zeigen, so dals auch dieses Structurverhältnifs die Ansicht einer blofsen Ablagerung von Kalk widerlegt. Ganz dieselbe Bildung zeigen die Melonien des Bergkalkes vom Onega-See in Rufsland, die sogar auch von gleicher Gröfse und wie es ihm scheint, wohl auch die gleiche Species sind. Sehr klar erläuternd waren dem Verfasser die im Hornstein von Tula dicht gedrängt liegenden Polythalamien (Texzilaria lu- nata, Rotalia antiqua, Gristellaria? mysteriosa, Melonia? Laby- rinthus, Tetrataxis conica [novum genus]), gewesen, welche bei dünngeschliffenen Blättchen, wie sie der physik.-matbem. Klasse schon vor Kurzem vorgelegt worden waren, sehr klare Struc- tur-Ansichten besonders auch der Melonien geben. Das benutzte characteristische Stück Hornstein mit: dem ansitzenden grolsen Spirifer verdankt nebst noch anderen der Verf. Hrn. v. Hel- mersen in Petersburg, den derselbe in dieser Hoffnung um eine kleine Sendung solcher Bergkalk-Hornsteine gebeten hatte. In vielen Fällen sind die Melonien des Oolithkalkes ganz in Kalkspath so umgeändert, dafs selbst die Schalen nicht mehr ge- schieden sind. In anderen Fällen findet man in der Mitte vieler Melonien einen kleinen Kalkspath-Kern, der leicht zu der Ansicht verführt, als habe hier wirklich eine Übersinterung eines Meer- sand-Körnchens statt gefunden, während es nur der innere An- fang der Umwandlung in krystallinischen Kalkspath ist, wie man | an den glänzenden Bruchflächen erkennt. Die zwischen diesen Melonien im Oolithkalke wie im Berg- 'F kalke vorkommenden Textilarien und, wie es scheint, Nodosarien, geben auch schon eine Mannichfaltigkeit der aus der Jetztwelt hinübergreifenden Genera, wie sie im Bergkalke sogar eben so # augenscheinlich vorliegen. Proben der deutschen und englischen Oolithkalke wurden samt einigen Präparaten daraus mit Zeichnungen vorgelegt, 107 Hierauf theilte Hr. Encke folgende Beobachtungen des Cometen, welche auf der hiesigen Sternwarte ange- stellt sind, mit, sie sind sämmtlich auf 8% Mittlere Berliner Zeit reducirt: AR. Del. Mz.20 8% 45°42'3070 — 9913’ 4070 2186 47 25 30,0 —8 56 40,0 2285, 49 327,5 —839 59,9. Zus 52 4587 .—8. 727,6 58 5329171 —7 51 46,6 2685 5449 33,0 —7 36 27,6 278 56 620,6 —7 21253 Ba aE 07 ANA: a 07 Aa Der Comet bietet aulser seinem beträchtlichen Schweife auch die Sonderbarkeit dar, dafs sein kleinster Abstand von der Sonne so gering ist, dals der erste Versuch einer parabolischen Bahn den Punkt der Sonnennähe noch innerhalb des Sonnenkörpers ver- setzt, woraus sich von selbst schon die Nothwendigkeit ergeben würde, einen andern Kegelschnitt zu versuchen. Eben dahin, dafs die Bahn von einer Parabel nicht unbeträchtlich abweicht, deuten auch die Unterschiede der zwischen liegenden Beobachtungen, wenn man an die äulsersten eine Parabel angeschlossen hat. Dieses zeigen sowohl kürzere Intervalle, wo aus einer Zwischenzeit von 4 Ta- gen eine Bahn bestimmt wird, als auch längere; so findet man aus den angeführten Beobachtungen vom 20., 24. und 28. März folgende Parabel: Durchgang 1843 Febr. 27,40162 Mittl. Berl. Zt. lg. klst. Abstand 7,482318 Länge d. Perilels 281°21’ 1979 ; 2 0015 747 ' Neigung 35 040,0 Bewegung Rückläufig } M. Acg. Mz. 0. mit welcher die Beobachtungen so stimmen: Rechng. — Beobachtg. AR. Decl. Mz.20 + 371 — 179 211 —115 — 0,9 108 Rechng. — Beobachtg. AR. + Deel. Mz.22 _— 2976 + 44 24 — 37,8 + 4,0 25 — 347 + 5,4 26 — 19,4 +4,2 27 — 10,2 — 5,6 23 — 0,1 +0,2 Theils sind hier die Fehler in AR trotz der kurzen Zwi- schenzeit viel zu grols, um angenommen werden zu können, theils setzt die Bahn den Cometen in der Sonnennähe in eine schein- bare Elongation von 10‘, Minuten vom Sonnenmittelpuukte, wäh- rend der Sonuenhalbmesser 16%; ist, so dafs diese Bahn etwas na- turwidriges enthält. Man könnte versucht sein, diesen Umstand auf einen Irrthum in der Rechnung zu schieben, etwa die An- nahme einer falschen Wurzel bei den aufzulösenden Gleichungen. Doch hat sich davon kein Grund gezeigt. Die andern mögli- chen Auflösungen geben unmögliche Werthe, negative Distanzen. Vielleicht wäre ein Theil der Sonderbarkeit auf die erste Beob- achtung Mz.20 zu schieben, welche weniger sicher ist, weil die nöthigen Vergleichungssterne nicht im Voraus ausgesucht werden konnten. Indessen scheinen auch hier die Ungewilsheiten nicht hinlänglich genug, um Alles zu erklären. Bei der Kürze der bisherigen Beobachtungszeit wäre es allzu gewagt, schon jetzt einen Schluls machen zu wollen. Indessen verdient es Aufmerk- | samkeit, und es ist zu wünschen, dafs der Comet anhaltend und sorgfältig verfolgt werden möge. Der Schweif konnte am 27.März bis zu einer Länge von 36° noch mit ziemlicher Sicherheit verfolgt werden. Eine gleiche Länge bedingt für den 28. März eine Ausdehnung des Schweifes auf eine Länge von 3,3935, oder von mehr als der dreifachen Entfernung der Sonne von der Erde. Die Richtung des Schwei- fes und die Annahme, dals er immer entgegengesetzt der Rich- tung vom Cometen nach der Sonne ist, wird durch diesen Co- meten genau geprüft werden können, da der Schweif besonders im Anfange sehr. bestimmte Grenzen zeigte. Auch dieser Um- stand macht den Cometen zu einem besonders merkwürdigen. 109 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Aug. Comte, Traite elementaire de Geometrie analytique ä deux et & trois dimensions. ‚Paris. Mars 1843. 8. Alcide d’Orbigny, Paleontologie francaise. Terrains jurassi- ques. Livr.10. Paris. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 472. Altona 1843. 4. F. Elice, zuovo metodo per eccitare l’Elettricita collo schioppo e proposta di un fulmine artificiale. Lettera. Genova 12. Marzo 1843. 8. Kunstblatt 1843. No.17-20. Stuttg. u. Tüb. 4. Arthur Morin, Aide-Memoire de Mecanique pratique. 3.Ed. Paris 1843. 8. Bericht über die |— rn en a Ge r zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat April 1843. Vorsitzender Sekretar: Hr. v. Raumer. 3. April. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. E. H. Dirksen las Bemerkungen über die Dar- stellung der Entwickelung von 1 (1 —2ut + are mittelst bestimmter Integrale. 80 oft eine algebraische Gröfse, oder eine Funktion durch den Differenzial- Coefficienten irgend einer Ordnung von einer andern Funktion bestimmt werden kann, ist es auch möglich, sie durch ein bestimmtes Integral darzustellen, dessen Differenzial- F unktion eine Constante enthält, welche, nach Verhältnils der mähern Bestimmungen, bald mehr, bald weniger, in allen Fällen aber innerhalb der Grenzen eines angebbaren Intervalls von Wer- then beliebig ist. Auch kann hierbei der Umstand statt finden, dals sich für die Constante besondere Werthe ermitteln lassen vermöge welcher jenes Integral in einfachere Formen übergeht nd welche alsdann eben deshalb, zum Behuf einer vorliegenden Bestimmung, eine besondere Berücksichtigung verdienen. Der Lehrsatz, auf den es hierbei vorzugsweise ankommt, lälst ‚sich folgendermalsen fassen. € Ist der Differenzial- Coefficient der nten Ordnung von einer [1843.] 2 112 Funktion f(u), für den besondern Werth o von “ oder der Aus- “=0 druck" AU) vollständig bestimmt, und das Integral f f (xe”’ ) dy u” eontinuirlich von =o bs e=X undvny=—rbisy= + 7: so ist (= 0) a) 1 a fu) _ 1 En A Te an RT für jeden angebbaren Werth von x, von x = o ausschliefslich bis x=X; es sei übrigens X positiv, oder negativ, reell, oder ima- ginär. Als ein Corollar dieses Satzes kann, unter andern, der fol- = angesehen werden. a) Sera )g, a" nyi vollständigbestimmt, und das Integral 5 continuirlich vonx=o bs e=X undvon y=—r bisy =-+ mr: so ist 1 d" fit 4 +rif(t+xe es | a 1 PA WEBER. de en) _r a” er FE für jeden angebbaren Werth von x, von x=o ausschlielslich bis @=X; es sei übrigens X positiv oder negativ, reell oder imaginär. Dies vorausgesetzt, bezeichne P,„ den Coeffhicienten von «” in der Entwickelung von (1 —2at + Nur: nach steigenden Po- @ tenzen von «. Bekanntlich ist alsdaun (@e= 0) E. BE: 1 une er ®) Ren RT da" und f d (0 _ı) @ Denn de Die Verbindung der Gleichungen (1) und (3) giebt (8) P,= Ei a (—2tze®+x? e®?r' "ray. enJ_, Das Integral wird hier am einfachsten für x=1 und kann alsdann in die Summe von zwei reellen bestimmten Integralen transformirt werden. Durch die Verknüpfung eines, der Glei- 113 chung (1) eng verwandten Satzes mit der Gleichung (5) für eben jenen besondern Werth von x, lassen sich noch zwei andere Formen für P, gewinnen, in denen aber die erstere enthalten ist. Was die Gleichung (4) für P,„ betrifft, so bleibt die Funktion [(e-+xe”’ ) ®— 1] , und daher auch dasIntegral [[2+xe” )?—1]" ay eontinuirlich von y„=—r bis y=-+- für jeden möglichen besondern Werth von x. Vermöge der Gleichung (2) ist demnach 1 (1) _ ı pr’flii+ze‘ d+zei )’oı (6) 1, 2.3..:2% di” > ey = xer' Freue | % für jeden angebbaren Werth von x; folglich nach der Glei- chung (4) 3 5 a er nn 2-7. u], für jeden angebbaren Werth von x. Die Entwickelung des in dieser Gleichung enthaltenen Differenzials führt endlich zu 7 12.4 cos Es eh =: + ) 7 - u RR 22 “ +i ( P- )siur] dy. (8) Pr,= Da nun diese Gleichung, dem Erwiesenen gemäfs, für jeden ‚angebbaren Werth von x statt findet, so kann man, zur Verein- " fachung des darin emthaltenen Differenzials, die Constante x so zu bestimmen suchen, dals selbiges entweder von Cos. y, oder yon Sin y unabhängig werde. Dies wird offenbar der Fall sein, wenn man setzt, 1— 1° 7 entweder — — I, 20 folglich a=+yıR; 1— :? oder + x=0 folglich = # i iyı—t; 5 ei 2 weil x angebbar sein muls, nur in sofern tthaft sind, als 2».—= +1 ist. Und dies vorausgesetzt, erlangt aus (8), indem man hier für x jene besondern Werthe setzt. (9) P,= Fe Ye (ziVı—t’siny) dy; 114 (10) P, = -[. (+ Vi. Cos y)" dy = + Suzivi=r Cos y)r dy. Te 0% Diese Gleichungen in denen sowohl das eine, als das andere algebraische Vorzeichen gilt, sind durch das Vorhergehende nur insofern begründet, als zn. =+1 ist. Setzt man, dessen unge- achtet, = +1; so giebt sowohl die eine als die andere derselben VER MM u Na Da nun für = % 1, der Gleichung (3) zufolge, de ((z0)-1 1 ae.) it Ma 1.2. 3... da" N) ist: so folgt, dafs die Gleichungen (9) und (10) auch für e=+1 gültig sind. Nach Laplace (Mee. ee. t.V, p.33) ist m MIN se . 27792 n P; En ai (ti + Yı—t?.Cosy)” dy, Terz ne sr: = ;S;® iVı —t?.Cos y)" dy welche Form also mit der zweiten von (10) übereinstimmt. Zu- gleich folgt hieraus, dafs sich das Laplace’sche Integral für die Gröfse P„ als eine der einfachsten Formen einer ganzen Klasse von Formen betrachten läfst, in welcher, aulser dieser, noch drei andere, eben so einfache, enthalten sind. 6. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Gustav Rose las eine von Hrn. Riess und ihm ge- .meinschaftlich verfalste Abhandlung: Über die Pyroelektri- ceität der Mineralien. Die Verfasser bezeichnen (nach Brew- sters Vorgange) die durch Wärmeänderung in einigen Krystallen erregte Elektricität mit Pyroclektricität, weil das passendere Wort Thermoelektricität bereits für eine andere Klasse von Erscheinun- gen gebraucht wird, bei welchen das Elektroscop keine Anwen- dung findet. Sie unterscheiden die Pole der pyroelektrischen Krystalle in Betracht ihrer Eigenschaft, die freiwerdende Elektri- eitätsart mit der Art der Temperaturänderung zu ändern, in fol- Ge 2 5 Ds na Sy a7 en 115 gender Weise. Analog elektrischer Pol wird der Pol des Kry- stalls genannt, an welchem das algebraische Zeichen des Wärme- zuwachses dem Zeichen der dadurch erregten Elektricität entspricht, antilog elektrischer Pol derjenige, an welchem sich diese Zeichen widersprechen. Die Untersuchung der Pyro&lektricität unterliegt bei vielen Krystallen mannigfachen Täuschungen, denen die Verfasser durch näher angegebene Vorsichtsmalsregeln zu begegnen suchten. Diese betreffen das zur Prüfung gebrauchte Elektroscop (ein Behrens- sches mit trockner Säule), das Anlegen des Krystalls an dasselbe, und die Art der Erwärmung des Krystall. Am Elektroscope ist hauptsächlich darauf zu sehen, dafs die Pole der Säule bei der Untersuchung stets dieselbe Stärke haben, zu welchem Zwecke eine eigene Vorrichtung gebraucht wurde, die Pole zu schlielsen und gleichzeitig zu öffnen. Das Anlegen des Krystalls darf erst geschehen, wenn alle durch Reibung oder elektrische Anhäufung elektrisch gewordenen Stellen unelektrisch gemacht sind, wozu ein momentanes Durchführen des Krystalls durch die Spitze einer Spiritusflamme sich sehr wirksam zeigte. Um die Erwärmung möglichst gleichförmig zu machen, wurde sie in einem Schrot- bade vorgenommen, wenn die Pyro&lektricität bei Erkaltung un- tersucht werden sollte. Zur Prüfung des Krystalls bei Erwär- mung (welche aber nur zur Verifieirtung schon bestimmter Pole angestellt wurde) wurde ein Ende desselben erhitzt, das andere kalt gebliebene Ende an das Elektroscop gebracht. Die von Haüy und Brewster angegebenen pyroälektrischen - Krystallarten wurden in einer grölsern Anzahl von Exemplaren untersucht, aber nur ein Theil derselben wurde elektrisch -gefun- den. Unter den pyro&lektrischen Krystallen sind die besonders hervorgehoben, bei welchen die Lage der Pole und Axen sich mit Bestimmtheit nachweisen liels. Von allen pyro&lektrischen Krystallen ist bisher angenommen worden, dals der Gegensatz der elektrischen Pole zwischen Punkten der Oberfläche des Kry- stalls hervortrete; die Verfasser lernten hingegen Krystalle ken- nen, bei welchen dieser Gegensatz zwischen Punkten im Innern und Punkten der Oberfläche statt findet. Sie bezeichnen die Kry- stalle der ersten Art als Terminal-polarische, die der zwei- ten als Gentral-polarische. 116 A. Pyroelektrische Krystalle. a. Terminal-polarische. 1. Turmalin. Der Turmalin bat Eine elektrische Axe, die mit der Haupt- axe seiner vertikalen Prismen zusammenfällt. Nach der schon früher von G. Rose angegebenen Regel enthält das Ende der Krystalle den analogen Pol, an welchem die Flächen des Haupt- rhombotders auf den Flächen des gewöhnlichen dreiseitigen Prisma aufgesetzt sind, und das den antilogen Pol, an welchem jene Flächen auf den Kanten dieses Prisma aufgesetzt sind. Nach ei- nigen allgemeinen Bemerkungen über diese Regel wurden noch ; einige neue Varietäten von Turmalin beschrieben, nämlich neue Krystalle von Elba, die durch die verschiedene Färbung auf den verschiedenen Stellen des Prisma merkwürdig sind, und die Krystalle von Gouverneur in New-York, an denen eine Menge neuer Flächen vorkommen, und welche die ausgebildetsten Va- rietäten abgeben, die bis jetzt bei dem Turmaline beobachtet sind. 2. Kieselzinkerz. Das Kieselzinkerz hat auch nur Eine elektrische Axe, die mit der Hauptaxe der Krystalle zusammenfällt. Die Krystalle sind gewöhnlich mit dem antilogen Pole aufgewachsen, und es ist schwer, Krystalle zu’ finden, die an diesem Ende auskrystallisirt sind, in welchem Falle aber die Ausbildung dieses Endes von der des andern aulserordentlich verschieden ist. Es findet sich an dem erstern nur ein bestimmtes Rhombenoctaöder, während an dem andern die horizontalen Prismen vorherrschen. Die Verfasser beschrieben die verschiedenen Varietäten, unter denen die com- plicirtsten die vom Altenberg bei Achen sind. 3. Skolezit. Der Skolezit hat auch nur Eine elektrische Axe, die mit der : Hauptaxe der Krystalle zusammenfällt. Er bildet zusammen mit dem Mesolith und Natrolith die Haüy’sche Gattung Mesotyp; nach Gehlen und Fuchs, welche die Trennung der letztern be- werkstelligt haben, wäre auch der Mesolith pyroelektrisch, doch fanden die Verfasser diels nur bei einem Theile bestätigt, und es wurde wahrscheinlich gemacht, dals der gröfste Theil des Meso- liths keine selbstständige Gattung bildet, und theils zu dem Na- 117 trolith, theils zu dem Skolezit gehört; nur dieser letztere Theil ist elektrisch, der andere zum Natrolith gehörige nicht. Der _ Mesolith von Hauenstein bildet wahrscheinlich eine Gattung für sich. Natrolith und Skolezit unterscheiden sich, wie die Verfas- ser bewiesen, auch durch die Krystallform; der Natrolith ist 1- und 1-axig, die Skolezit 2- und 1-gliedrig; die Krystalle dieser letztern Gattung sind an den Enden mit einem vordern und mit einem hintern schiefen Prisma begränzt; sie sind aber stets Zwil- lingskrystalle, deren Individuen so mit einander verwachsen sind, dals die Zwillingsebene der Abstumpfungsfläche der vordern (stum- pfen) Seitenkante parallel ist. Es würden sich daher, wenn diese Zwillingsebene genau durch die Mitte von jedem der Individuen geht, an dem einen Ende nur die Flächen der vordern, an dem andern Ende nur die Flächen der hintern schiefen Prismen bei- der Individuen finden, aber mit diesem letztern sind die Krystalle stets aufgewachsen. Das freie Ende enthält, umgekehrt wie beim Kieselzinkerz; den antilogen, das aufgewachsene, oder in den ex- centrisch stängligen Zusammenhäufungen, in denen sich der Skole- zit gewöhnlich findet, das convergirende Ende den analogen Pol. Die Vertheilung der Elektricität ist demnach wie bei dem Tur- malin und Kieselzinkerz, da aber die Krystalle stets regelmälsige Verwachsungen zweier Individuen sind, und diese also an den beiden Enden die Flächen der entgegengesetzten Enden der ein- fachen Krystalle enthalten, so ist es unmöglich, auch in diesen -letztern eine Vertheilung der Elektricität vorauszusetzen, wie in - den Krystallen des Turmalins und Kieselzinkerzes, und es bleibt u nichts übrig, um diefs Verhalten des Skolezits zu erklären, als an- ; zunehmen, dals die Pyroclektricität dieses letztern nur erst durch die regelmäfsige Verwachsung zweier Individuen entsteht, und die Zwillingskrystalle sich nun in Rücksicht ihrer Elektricität wie einfache Krystalle verhalten. Die freilich bis jetzt noch nie be- Ei... einfachen Krystalle mülsten demnach ganz unelek- Be sein. R 4. Axinit. Der Axinit hat 2 elektrische Axen, deren Pole an den En- ' den der scharfen Kanten zwischen den Haüy’schen Flächen ? und « liegen. An den stumpfen Ecken derselben, wo sich ge- _ wöhnlich die kleinen dreieckigen Flächen » (bei Neumann) finden, 118 liegen die antilogen, an den scharfen die analogen Pole. Die zwei Axen gehen also von einer obern stumpfen Ecke nach einer un- tern scharfen und umgekehrt, und sind dadurch merkwürdig, dafs sie nicht mit krystallographischen Axen zusammenfallen. Die Elektricität ist an den antilogen Polen in der Regel sehr stark | und deutlich, an den analogen viel weniger. 5. Borazit. - Der Borazit hat vier pyro&lektrische Axen, die durch dia- metrale Würfelecken gehen. Die vier antilog elektrischen Pole liegen auf den glänzenden Tetraäderflächen. Die Angabe des Dr. Hankel, dafs aulser jenen 4 Axen deren noch 3 existirten, die durch die diametralen Würfelflächen ge- hen, fand sich nicht bestätigt. Die auf den Würfelflächen oder Octaöderecken merkbare Elektricität erwies sich als eine zufällige, von einer Anhäufung herrührend, und konnte durch Bestreichen mit der Flamme entfernt werden. Eine andere Angabe des Dr. Hankel, dals nämlich die Pole des Borazits ohne Wechsel der Art der Temperaturänderung ihre Elektricitätsart ändern, wurde einer sorgfältigen Prüfung unterworfen. Die angegebene Erschei- nung zeigte sich nur unter besondern Umständen, so bei plötz- licher Erkaltung eines stark erhitzten Krystalls. Hier aber mufste in der Masse des Krystalls eine ungleichmäfsige Wärmebewegung statt finden, und die Elektricität, welche scheinbar sich auf die Erkaltung des Krystalls bezog, gehörte der Erwärmung an. Ein wiederholter Wechsel der Elektricitätsart eines Pols ist nie be- merkt worden. Die scheinbar anomale Erscheinung konnte auch künstlich erzeugt werden. Der Turmalin, welcher im natürlichen Zustande dieselbe niemals zeigt, gab sie in hohem Grade, als ein Ende desselben mit einer Rulfsschicht bedeckt war. — Es tritt daher auch bei dem Borazite keine Ausnahme von dem Gesetze ein, das die Elektricitätsart eines pyroelektrischen Pols an die Be Art der Wärmebewegung bindet, ohne Rücksicht auf die Tem- peraturen, zwischen welchen diese statt findet. 6. Rhodizit. Der Rhodizit kommt, wie in der Form, so auch in der Zahl und Lage der elektrischen Axen mit dem Borazit völlig überein, 119 b. Central polarische Krystalle. 1. Prehnit. Der Prehnit hat zwei gegen einander gekehrie elektrische Axen, deren analoge Pole im Innern des Krystalls zusammenfal- len. Die kurze Diagonale der Basis des rhombischen Prisma giebt die Richtung beider Axen, der gemeinschaftliche analoge Pol liegt in der Mitte der Diagonale, die antilogen Pole liegen an beiden Enden derselben. Während daber die stumpfen Sei- j tenkanten in ganzer Ausdehnung antilog elektrisch sind, kommt _ analoge Elektricität nur auf der Mitte der Basen und auf den Ä Abstumpfungsflächen der scharfen Seitenkanten vor. ' 2. Topas. N Die Pyroälektrieität des Topases ist der des Prehnits gleich. Der Topas hat zwei elektrische Axen, deren analoge Pole in der | - Mitte der kurzen Diagonale der Basis zusammenfallen, deren an- tiloge Pole in den stumpfen Seitenkanten liegen. Die mannigfachen Verwickelungen dieser einfachen Verthei- lung der Elektricität am Topase wurden durch künstlich ange- brachte Flächen aufgeklärt. Den Hauptbeweis für die angege- bene Lage der Pole liefern: der Schnitt des Krystalles ‘parallel der Basis, der zwei künstliche Flächen giebt, die sich pyro&lek- trisch gleich verhalten, und der Schnitt durch die scharfen Sei- ‚tenkanten, wodurch zwei dreiseitige Prismen gebildet werden, deren künstliche Seitenflächen analog, deren stumpfe Seitenkan- ‚ten antilog elektrisch sind. B. Pyroälektrische Krystalle, deren elektrische Axen j nicht bestimmt wurden. i Diese Krystalle sind: Titanit, Schwerspath, Bergkrystall. fc. Krystalle, an welchen keine Pyroölektricität be- * merkt wurde. Amethyst, Analcim, Beryll, Brookit, Coelestin, Diamant, "Dichroit, Diopsid, Feldspath, Flufsspath, Granat, Helwin, Honig- "stein, Kalkspath, Natrolith, Phenakit, Pistazit, Rauschgelb, Skapo- Lit, Schwefel, Thompsonit, Vesuvian, Weilsbleierz. % Von dem Haüy’schen Verzeichnisse sind alle Krystalle, von dem Brewster’schen nur drei: Skolezit, Schwerspath und Quarz, Pyroälektrisch gefunden worden. m 120 Hierauf trug Hr. Encke vor, dafs der in der vorigen Sitzung vom 30. März erwähnte Umstand, wie eine parabolische Bahn den Cometen zur Zeit seiner Sonnennähe in den Sonnen- körper versetze, ihn veranlalst babe, unabhängig von jeder Vor- aussetzung einer bestimmten Curve den Kegelschnitt zu suchen, welcher den Beobachtungen hinreichend entspräche. Er ist dabei auf folgende Hyperbel gekommen Durchgang. 1843 Febr. 27,49778 mittl. Berl. Zt. Lä d ih 7m 21 20% änge des Perihels 279° 2’ 29,9 } Mittl. Aeq. Mz. 0 Aufst. Knoten 4 15 24,9 Neigung 35. 12 38,2 Eccentricität 1,00021825 oder wenn e=cosY J= 1° 11’ 490 lg. Klst. Abstand 7,717642. Diese Hyperbel stellt die sämmtlichen Berliner Beobachtun- | gen sehr gut dar. gh } Rechng.— Beob. M. Berl.Z. Beob.AR.E Beob.Decl. # AR. Decl. Mz. 20 45°42/30’0 —9°13’4070 + 0,7 0,0 21 4725300 856400 + 65 + 45 22 49 329775 839598 — 05 +10,/7 u 52 1587 87976 — 29 + 99 25 53 29171 7 5146,6 3,1 +11,0 26 5449330 736270 5 7 56 6206 713 28 571943 77 u 05 + 080000 29 758.301 Zul 169 \ 30 5937101 639450 +125 + 93 31 6042 60 626196 — 65 — 115 Bei dieser Bahn fällt der Übelstand einer allzu grofsen Nähe an die Sonne weg, da der Comet von der Erde aus gesehen etwa 18’ vom Mittelpunkte der Sonne entfernt erschienen wäre, wenn er zur Zeit der Sonnennähe hätte gesehen werden können, während der Sonnenhalbmesser 16’ beträgt. Er ist deshalb um % Halbmesser der Sonne noch von ihrem Rande entfernt geblie- ben. Immer ist er unter allen Cometen der Sonne am nächsten gekommen. Der früher als der nächste an der Sonne merkwür- 1 n 121 dige Comet von 1680, ebenfalls durch einen grofsen Schweif aus- gezeichnet, stand zur Zeit der Sonnennähe scheinbar von der Erde aus um 214 Minute vom Centrum der Sonne ab, oder war + Sonnenhalbmesser von dem Rande entfernt. Hyperbolische Bahnen sind übrigens schon angenommen wor- den bei den Cometen von 1723, 1729, 1771, 1773, 1774, 1818, 1824 und wenn auch bei ihnen es zweifelhaft sein kann, ob die Hyperbel gerade nothwendig sei, so lälst sich doch dagegen auch anführen, dals bei den parabolischen Bahnen manche sein mögen, welche bei strengerer Untersuchung oder genauerer Beob- achtung sich als hyperbolisch gezeigt haben würden. Übrigens soll es auch keinesweges als entschieden angesehen werden, dafs die Bahn wirklich die angegebene Gestalt hat, da der sehr kleine Bogen allerdings noch erlaubt, Änderungen und selbst bedeutende Änderungen als möglich anzunehmen. Für jetzt soll die ange- gebene Bahn nur dazu dienen, den naturwidrigen Uimstand einer allzugrolsen Nähe zu beseitigen. Ferner beschlols die Akademie der London Library ein Exemplar ihrer Abhandlungen vom Jahre 1822 an zu schenken. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1843. 1. Semestre, Tome 16. No. 7-11. 13. Fevr. -13. Mars. Paris 4. Annales des Mines, 4. Serie, Tome 2. Livr. 4. de 1842. Paris Juillet-Aout. 1842. 8. _ Gay-Lussac, Arago etc. Annales de Chimie et de Physique. 1843. Janvier. Paris. 8. A. L. Crelle, Journal für die reine und angewandte Mathe- matik. Bd. 25, Heft 2. Berlin 1843. 4. 3 Expl. A. Cullimore, Oriental Cylinders. No. 1. London 8. Kunstblatt 1843, No. 21. 22. Stuttg. u. Tüb. 4. E. Gerhard, Etruskische Spiegel. Heft 11. 12. Berlin 1843. 4. 20 Expl. ———- , archäologische Zeitung. Lief. 1. Berlin 1843. 4. I Bibllothöque de Mr. le Baron Silvestre de Sacy (1. Livraison). B Tom. 1-3. Paris 1842. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 473. Altona. 1843. 4. u ern wg 122 J. T. Silbermann aine, Notice sur l’Heliostat. (Paris) 1843. 8. ‘Jean Plana, Memoire sur la chaleur des Gaz permanens. Turin 1842. 4. Richard Owen, Description of the Skeleton of an extinct gi- gantic Sloth, Mylodon robustus, Owen. London 1842. 4. Fried. Lud. Keller, Semestrium ad M. Tullium Ciceronem libri sex. Vol.I. Libr.1.2. Turici 1842. 43. 8. 24. April. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Jacob Grimm bielt einen Vortrag über das, was die Dichter des Mittelalters von Friedrich Rothbart berichtet haben. Ein deutsches, ohne Zweifel erzählendes Gedicht, welches nicht nur das unglückliche Ende, sondern auch die übrigen ruhmvollen Thaten des grofsen Königs schilderte, also von ziemlichem Umfang gewesen sein muls, ist uns nicht erhal- ten worden: ein empfindlicher Verlust für die Geschichte der Staufer. Selbst den Namen des Dichters kennen wir nur un- sicher. Zwar soll er von Absalon geheilsen haben, allein die vielfach besprochene Stelle Rudolfs von Ems im Orlens scheint in dieser Beziehung völlig milsverstanden und, wie sie jetzt ge- lesen wird, unverständlich. Zu keiner Zeit gab es in Deutschland irgendwo einen Ort Absalon, nach welchem der Eigner jenen Namen geführt haben könnte. Offenbar ist hier der Text des Orlens in allen bisher bekannten Handschriften verderbt und mut- mafslich ein Distichon ausgefallen, das sich leicht so ergänzen lielse, dafs die Worte «oder von Absalöne» auf den Inhalt des Gedichts, keineswegs auf den Namen des Dichters bezüglich würden. Sobald man dies einräumt, ergibt sich die weitere Nothwendigkeit, die voraus gehenden von Freidank redenden Verse nunmehr auch an die folgenden genau zu knüpfen und aufzustellen, dals dieser Meister aulser dem berühmten Spruchge- dicht nicht blofs ein anderes, dessen Gegenstand etwa David und Absalon waren, sondern auch das uns hier besonders angehende von dem Staufer dichtete. Dürfte man sogar die Lesart Absa- löne verdächtigen und dafür vorschlagen Askalöne, so würde statt des biblischen Inhalts ein anderer, besser zu dem Gnomolog und zu dem Buch über Friedrich stimmender gewonnen, es könnte 123 darin wiederum ein Kreuzzug, vielleicht der Conrad des dritten besungen worden sein? Doch dies dahin gestellt, scheinen zwei erbebliche Gründe für die vorgetragene Vermuthung über Frei- dank und die Abfassung des Staufers durch ihn zu streiten. Einmal dafs Rudolf in seinem für unsre Literaturgeschichte so wichtigen Gespräch mit Frau Abenteuer (*) dieser nur lauter er- zählende Dichter namhaft machen will, welche ihr zur Behand- lung andrer Abenteuer empfohlen werden mögen. Die Sprüche _ Freidanks konnten nicht gemeint sein, es war erforderlich, sollte er überhaupt hierher gehören, von ihm Erzählungen zu nen- nen. Eine andere Absicht hatte Rudolf bei dem im Alexander vorge- legten Dichterverzeichnils, das wiederum den Freidank und ge- rade seiner Sprüche halben aufnimmt. Der andere jene Conjec- tur begünstigende Grund ist, dals aufser Freidank kaum noch ein Dichter seiner Zeit zu denken wäre, der sich so gut den Stoff von Friedrich zu behandeln geeignet hätte, da wir aus dem Gnomolog selbst entnehmen, dafs Freidank wahrscheinlich mit Friedrich I. im Jahre 1228 nach Akkon gekommen war, wo er _ von Kreuzfahrern genauste Nachricht über jene ältern Begeben- heiten geschöpft haben konnte. Aber Friedrich Rothbart mochte ihm auch noch von Angesicht bekannt gewesen sein und desto lebhafter zu beklagen bleibt dieses Gedichtes Untergang. Wie die Sachen jetzt stehen, wird sicherer Aufschlufs über Freidank und seine Werke abhängen müssen von möglicher Auffindung einer glaubwürdigen unentstellten Handschrift des rudolfischen Wilhelm von Orlens. Unter den lateinischen Gedichten, welche Friedrich besin- gen, wurden Gottfrieds von Viterbo Pantheon und der an sich verdächtige, eigenthümlichen Inhalts leere Ligurinus nur bei- läufig berührt, um desto ungetheiltere Aufmerksamkeit einem seit- her, mindestens seinen historischen Bestandtheilen nach, gänzlich "unbekannten Verfasser zuwenden zu können. Eine Göttinger Handschrift bot acht unherausgegebene Lieder wechselnden Vers- "malses (bald leoninischen, bald gereimt trochäischen) dar, welche Archipoeta überschrieben und an Reinold, Erzbischof von Köln, oder an Friedrich selbst gerichtet sind. Ihre Abfassung (9) Vgl. Frau Aventiure klopft an Beneckes Thür. Berlin bei Wilh. Besser. 1842. 124 läfst sich der Zeit nach ziemlich genau ermitteln, sie fällt in die sechziger Jahre des zwölften Jahrhunderts und schon vor 1167. 4 Archipoeta aber, wie eine aus Caesarius von Heisterbach, ei- nem nicht viel spätern Schriftsteller, beigebrachte Nachricht lehrt, bezeichnet einen umziehenden Scholar oder Cleriker, und das trifft 3 ganz den Dichter dieser Lieder, die um Geld oder Kleider bet- teln und doch eine gelehrte Bildung zum Unterschied von ge- meinen Spielleuten und Bänkelsängern allenthalben voraussetzen. So fertig und gewandt erscheint ihre Darstellung, dafs über die wahrhaft dichterische Begabung ihres Verfassers kein Zweifel ob- walten kann. Ein Deutscher jedoch mag er nach verschiedenen Äufserungen, und weil er die Welschen bitter tadelt, gewesen sein; wahrscheinlich kam er mit Reinold, der ihn vielleicht zur Taufe gehalten hatte (er nennt sich dessen Adoptivus), aus Sach- sen oder Westfalen nach Italien. Aufser der Göttinger Handschrift ist neulich eine andere aus # Stablo stammende, jetzt in Brüssel aufbewahrte bekannt gewor- den. Sie liefert nur drei Gedichte, wovon das kleinere dritte auch im Göttinger Codex, und vollständiger, enthalten ist. Das erste aber ist ihr eigenthümlich und ihr zweites weicht von dem vierten Göttinger so bedeutend ab, dals beide Texte nebeneinan- der bestehen und sich gegenseitig ergänzen. Diese drei Gedichte sind von Reiffenberg im IX. Bande des Bulletin de Pacademie de Bruxelles herausgegeben worden; die Handschrift umfalst nach # dem pertzischen Archiv 7, 1008 auch ein Buch de arte dictandi unter Erzbischof Reinold geschrieben, das sehr beachtenswerth scheint und mit dem Liederdichter unmittelbar zusammenhängen, also über ihn und sie Aufschlüsse bringen könnte. Man wird näheres hiervon einzuziehen nicht versäumen. Nicht alle Lieder sind dem Dichter gleich gerathen, die bes- seren aber voll lebendiger Schilderungen seines eignen Wesens und der damaligen öffentlichen Zustände. Von einigen lombar- dischen Städten, namentlich Pavia, Novara, Mailand werden an- ziehende Bilder entworfen. Über seinen Dichterberuf und was sonst in seiner Seele vorgeht, über seinen geführten Lebenswan- del legt der Sänger offene reumüthige Geständnisse ab. Seine förmlichste unter drei Capitel gebrachte Confession wird aber für die Geschichte unsrer Poesie zumal bedeutsam. 125 Nemlich was er «tertio capitulo » seinem Beschützer Reinold beichtet, das ist, ein Bruchstück des unbekannten Ganzen, als ein Ideal aller Zechlieder (meum est propositum in taberna mori) schon lange allgemein verbreitet und wahrscheinlich, seitdem er gedichtet ward, in keinem Jahrhundert von dem Mittelalter bis auf uns verschollen gewesen. Für den Verfasser dieses unver- "wüstlichen und im Ausdruck fast vollendeten Gesangs gilt jedoch ein Engländer, Walther Map genannt, dem noch andere ähn- liche lateinische Gedichte beigelegt werden und der ungefähr ein Zeitgenosse des Ärchipoeta zu sein scheint. Im Jahre 1841 hat die Camden-Society zu London durch Tho. Wright eine neue Ausgabe dieser in den Handschriften entweder namenlosen, oder einem Golias und Goliardus oder einem Gauterus, Wal- terus beigemessenen Lieder besorgen lassen. Golias, Goliardus ist kein Eigenname, sondern wiederum Appellativ für einen Land- streicher und umfabrenden Dichter. Wie man auch über Wal- terus Mapus urtheile, von dem sich beglaubigtere Nachrichten und blolse Sagen mengen, er scheint in der Welt, am Königshof und in der Kirche eine ehrenvollere Rolle als unser armer Ar- ‚chipoeta gespielt zu haben, diesem aber das Vorrecht auf die besten lateinischen Gedichte zuzustehen. WVright ahnt noch nichts von ihrem Verhältnils zu Friedrich und Reinold, und wie hätte ers gekonnt, da die englischen Handschriften alle diese Be- züge unterdrücken? Darf etwas vermuthet werden, so wäre es, dals Walther auf einer (in jenen Nachrichten ihm ausdrücklich zu- geschriebenen) Reise nach Italien des Archipoeta Lieder kennen "gelernt, sich einzelne oder Stücke daraus angeeignet und für sein Werk gegeben habe. Arg ist, dals am Schlufs jener Beichte der ‚engländische Text die Strophen an Reinold tilgt und dafür eine, dem ursprünglichen Gedicht gewils fremde Strophe an den Bi- "schof von Covertry unterschiebt. Wer verkennt hier ein Plagiat ® mit dem Original war die Bezugnahme auf Reinold innigst ver- "wachsen, aber der Praesul Coventrensis steht ganz kahl. 5 Es wird ralhsam scheinen, die Texte nach der Göttinger ‚und Brüsseler Handschrift vollständig abdrucken zu lassen, um eine Vergleichung mit Wrights Ausgabe zu erleichtern, die hinsicht- lich der Genauigkeit und Texteritik gar viel zu wünschen übrig läfst. Können vor dem Abdruck noch einige zu Leipzig, Zürich 126 R und München vorräthige Handschriften, worin man dergleichen Lieder erwarten darf, nachgesehen werden, so ist es desto besser. 27. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Zumpt trug den zweiten Theil seiner Abhandlung über die Philosophenschulen zu Athen vor und verfolgte im Einzelnen die Succession der Scholarchen der akademischen Schule von Plato bis auf den letzten, Damascius, der im Jahre 532 der christlichen Zeitrechnung in Folge der Beschränkung der Lehrfreiheit, wahrscheinlich auch der Einziehung des Schulver- mögens, die von dem Kaiser Justinian verfügt worden war, nach Persien mit sechs seiner Schüler auswanderte. Die Sieben kehr- ten zwar, in ihrer Hoffnung getäuscht, bald nachher zurück, aber die Schule als ein öffentliches Institut blieb geschlossen. Der mannigfaltige, besonders chronologische, Inhalt dieser Abhandlung läfst keinen Auszug zu. Ferner beschlols die Akademie, den Herren Koch und Rosen zu ihrer kaukasischen Reise jedem 500 Rthlr. zu bewilligen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: M. G. Schwartze, das alte Ägypten oder Sprache, Geschichte, Religion und Verfassung des alten Ägyptens. Th.I. Abih. % 1. 2. Leipzig 1843. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Berlin d. 13. April d. J. C. G. Carus, Atlas der Cranioscopie oder Abbildungen der Schädel- und Antlitzformen berühmter oder sonst merkwür- diger Personen. Heft1. Leipzig 1843. 4. Catalogue de 514 Etoiles doubles et multiples decowvertes sur‘ UHemisphere celeste boreal par la grande lunetie de ’Ob- servatoire central de Poulkova etc. (par VF. Struve). St. Petersbourg 1843. 4. De Caumont, Bulletin monumental. \Nol.9. No.3. Paris et Caen 1843. 8. Alcide d’Orbigny, Paleontologie frangaise. Livr. 55 - 60.Paris. 8.7 Di ee Me ‚ Terrains jurassiques. Livr. 41. ib. 8. A L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 41. Annde No. 478-482. 23. Fevr.-23. Mars 1843. ib. 4. 2 ‚2.Section. Sciences hist., archeol. et philos. 3. Ann No. 86. Fevrier 1843. ib. 4. 127 Journal de l’Ecole polytechnique. Cahier 27. 28. Tome 16. 17. Paris 1839. 41. 4. AdelaRive, Observations sur une note de M. Poggendorff rela- tive d PHypothese d’un contre-courant dans la pile de Volta etc. (Extrait). 8. Ferd. Elice, sul!’ Elettricismo eccitato collo schioppo, Lettera seconda. Genova il 18. Marzo 1843. 8. Scheikundige Onderzoekingen, gedaan in het Laboratorium der Utrechtsche Hoogeschool, uitgg. door G. I. Mulder. Stuk 3.5. Rotterd. 1842.43. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.474. 475. Altona 1843. 4. Göttingische gelehrte Anzeigen 1843, Stück 53. Götting. 8. Kunstblatt 1843. No. 23-26. Stuttg. u. Tübing. 4. C. L. Gerling, die Ausgleichungs- Rechnungen der pract. Geo- metrie, oder die Methode der kleinsten Quadrate mit ihren Anwendungen für geodätische Aufgaben. Hamburg u. Gotha 1843. 8. UNS A* Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen "der Königl.'Preufs. Akademie der Wissenschaften ; zu Berlin im Monat Mai 1843. Vorsitzender Sekretar: Hr. Ehrenberg. ” "x. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. ) Hr. Kunth las die zweite Hälfte seiner Abhandlung über »die natürliche Gruppe der Liliaceen im weitesten ‚Sinne des Wortes. Die Jussieuschen Asparageen begriffen zu verschiedenar- tige Elemente in sich, um in dieser Begrenzung ferner bestehen zu können. Hr. Brown fühlte dies zuerst und setzte Flagella- ‚ria Linn. unter die Junceen, vereinigte Asparagus Linn., Dra- „eaena Vand., Cordyline Comm. und Dianella Lam. wegen der schwarzen Testa mit den Asphodeleen, und bildete mit Dioscorea -Lion.,. Rajania Linn. und Tamus Linn. eine besondere Gruppe inter dem Namen der Dioscorineen, so dals blols die Gattungen Trillium Mill., Paris, Linn., Medeola Gron., Convallaria Linn., iülax Tournef., Ripogonum Forst. und Ruscus 'Tournef. ‚der ‚Familie verblieben, welche nothwendig ihren Namen ändern mufste nd von Hrn. Brown'den der Smilaceen erhielt. Diese unter- cheiden sich von den Asphodeleen, in der Brownschen Auffas- sung, blofs durch die dünne, häutige Testa. Hr. Endlicher "hat hierin nichts Wesentliches geändert, blofs die beerentragen- den Asphodeleen zu einer besondern Tribus erhoben, welche er sparageen nennt. Hr. Kunth glaubt diese dagegen ‚als eine Familie betrachten zu müssen, welche seinen Liliaceen, Asphode- ‚leen und Smilaceen gleichgestellt wird, und sich von den beiden ten‘ natürlich und leicht durch die Beerenfrucht unterscheiden . [4843.] 5: 130 läfst. Sie zerfällt in drei kleinere Gruppen, in die Dracaeneen, Eustrepheen und die eigentlichen Asparageen. Die erstere begreift die Gattungen Dracaena Vand., Sanse- viera Thunb., Reineckia, Cordyline Comm., Dasylirium Zucc. und Dianella Lam. in sıch. Dracaena wird von Hrn. Kunth auf folgende Arten beschränkt: Dracaena Draco Linn., Dr. reflexa Lam., Dr. timorensis (Dr. reflexa Decaisne), Dr. angustifolia Roxb., Dr. ensifolia Wall., Dr. fragrans Ker., (Aletris fragrans Linn.), Dr. elliptica Desf., Dr. Wallichii (Dr. spicata Wall.) und Dr. terniflora Roxb. Sanseviera Thunb. begreift blols $S. guineensis Willd., S. Zongifolia Bot. Mag, S. Zaetevirens Haw., S. zeylanica Ait. und S. Roxburghiana Roem. et Schult. in sich, und unter- scheidet sich von Dracaena durch einen längern, bis zur Mitt getheilten Kelch, eine ungetheilte Narbe und einen ‚eigenthümli- chen Habitus. Sanseviera carnea Ait. konnte wegen der Zahl der Eichen, vier in jedem Fach, und des abweichenden Habitus nicht mit Sanseviera vereinigt bleiben, wurde daher von Hrn. Kunth zu einer besondern Gattung erhoben, welche er ‘Hrn. Julius Reinecke, einem sehr geschickten und erfahrnen Gärtner. widmete. Cordyline ist von Dracaena hinlänglich durch die mehr- samige Beere verschieden. Zu ihr gehören folgende Arten: Cor- dyline Jacquini (Dracaena terminalis Jacq.), €. Sieberi (Dracaenafl terminalis Sieb. herb. Trin.), C. heliconiaefolia Otto et Dietr. (Dracaena terminalis Lindl.), ©. terminalis (Dracaena terminali Reich. Lam.), €. australis Endl. (Dracaena australis Forst.) und als zweifelhaft €. Seliowiana, C. dracaenaefolia« H. Berol;' un Dracaena mauritiana Willd. ined. Unter ‘der letztern Benen- nung liegen im Willdenowschen Herbarium 'zwei ganz ver- schiedene Pflanzen, wovon die eine wahrscheinlich Dracaena fla- beiliformis Bory ist, die andere vielleicht in ‘der Folge der Re- präsentant einer besondern Gattung werden dürfte. Charlwoodi Sweet bildet blofs eine durch die Ungleichheit der Sepalen aus- gezeichnete Abtheilung der Gattung, Gordyline. Zu Dasyliriu werden .Dracaena dubia H. et Kth.' (Dasylirium Humboldt) Cordyline longifolia Benth. ‚(Dasylirium Benthami), ' Dasyliriun acrotrichum, serratifolium "und Zongifolium ' Zuce. gerechnet. Eustrephus Brown, Geitonoplesium Gunningh. und ? Rhuaco- phila, ‘welche Hr. Kunth unter ‘dem’ Namen der Eustreph 131 vereinigt, unterscheiden sich von den Dracaeneen, denen sie am nächsten stehen, durch den windenden Stengel und den abwei- chenden Blüthenstand. In den eigentlichen Asparageen erscheinen die Blätter schup- penartig, während sich die sterilen Blüthenstiele zu nadelförmigen Koder blattartigen Cladodien ausgebildet haben. Sie fassen blofs die beiden Gattungen Asparagus Linn. und Myrsiphyllum Willd. in sich. Die erstere wird auf die Arten mit dioecistischen Blü- hen und zweireihigen Ovarienfächern beschränkt, während alle Ik pische, viele indische, eine senegalensische, und zwei südeuro- päische hermaphroditische Blüthen und mehrere Eichen in jedem ache haben, und die Gattung Asparagopsis bilden, von der sich Myrsiphylium blos durch die gröfsere Breite und blattartige Be- haffenheit der Cladodien unterscheidet. Nachdem Hr. Kunth aus der Familie der Smilacineen die ättungen Medeola Gron., Drymophila Brown. und Streptopus ich. entfernt hat, theilt er dieselbe in vier sehr distinkte Grup- {pen: in die Parideen, Convallarieen, eigentlichen Smilaceen und G Die Parideen lassen sich leicht an der sternförmigen Stel- ung und netzartigen Verästelung der Blätter, an der sitzenden Narbe und an der verschiedenen Beschaffenheit der äufsern und Jinnern Kelchblätter, welche jederzeit unter sich völlig getrennt sind, erkennen. Zrilium Govanianum Wall. ist nach der Zahl Paris. Paris polyphylla Smith. dürfte vielleicht mit demselben JRecht wie Paris incompleta Bieb. (Demidovia) in der Folge eine besondere Gattung bilden. Die Convallarieen haben parallelnervige Blätter und meist verwachsenblättrige Kelche. Convallaria Desf., Polygonatum Tour- jef. und Majanthemum Moench., Smilacina Desf. und Clintonia Rafın. werden als besondere, sämmtlich hierher gehörige Gattun- igen betrachtet, wobei aufserdem auf die Verschiedenheit der Blü- 'henbildung bei den verschiedenen Smilacina- Arten ($. racemosa esf., stellata Desf., divaricata Wall.) aufmerksam gemacht wird. Dafs die Antheren in Cäintonia, wie bei den ächten Liliaceen, an vordern Seite angeheftet und die Kelchblätter 5 -7 nervig, 132 nicht wie in allen übrigen Convallarieen einnervig sind, war bis- her unbeachtet geblieben. Smilax Linn. zeigt eine doldige Inflorescenz, getrennte Ge- schlechter, einfächrige Antheren, einzelne, aufgehängte, orthotro- pische Eichen, fast sitzende Narben, einen meist strauchartigen Stengel und netzartig geaderte Blätter, kann daher mit keiner der beiden vorhergehenden Gruppen vereinigt werden, ist viel- mehr als eine besondere zu betrachten. Ob Ripogonum Forst. hierher gehört, wird sehr in Zweifel gezogen. Die vierte Gruppe der Smilacineen bilden die Rusceen, zu welcher Ruscus Linn. (R. aculeatus Linn., R. Hypoglossum Linn. und AR. Hypophyllum Linn.), Danae Medic. (Rusceus racemosus Linn.) und Semele (Ruscus androgynus Linn.) gehören. Die Um- wandlung der blüthentragenden Ästchen in blattartige Organe ist ihnen eigenthümlich. Hierauf folgen Bemerkungen über die Verwandtschaften der Gattungen Zuzuriaga Ruiz. et Pav., Callixine Comm., Philesia Comm., Zapageria Ruiz. et Pav. Den Schlufs macht eine Bearbeitung der Ophiopogoneen, in welcher Gruppe die Gattung Flüggea Rich. wiederhergestellt und von Ophiopogon Ait. durch das angewachsene Ovarium, die grö- fsere Zahl der Eichen, die perigynischen Staubgefälse und die sehr kurzen Filamente unterschieden wird. Hr. Kunth ist ge- neigt diese Gruppe als zu den Smilacineen gehörig zu betrach- ten und auf die Ruscineen folgen zu lassen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Het Instituut, of Verslagen en Mededeelingen, uitgegeven door } de 4 Klassen van het Koningl. Nederlandsche Instituut var. Wetenschappen, Letterkunde en schoone Kunsten, over den Jare 1842, No.1. Amsterdam 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des General-Secretars des Nie- derländischen Instituts, Hrn. G. Vrolik, d. d. Amsterdam d. 22. März d.J. N Bulletin de la Sociele geologique de France. Tome12. 1840 et 1841. Paris 1841. 8. f Conjectures sur l’apparition, insolite de la Comete de Mars 1843 et sur la nature des Cometes en general, par M. le 133 C. de M. (Extr. des Annales de la SocietE d’Agricult. d’Indre- et- Loire) 8. 2 Expl. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 476. Altona 1843. 4. .Gay-Lussac, Arago etc., Annales de Chimie et de Physique. 1843. Fevrier. Paris 8. Kunstblatt 1843. No.27.28. Stuttg. u. Tüb. 4. Rivista Ligure. Annol, TomoI, fasc.1. Genova 1843. 8. Proceedings of the London electrical Society. Part 8. Session 1842-3. London, April 1, 1843. 8. P. Armandi, Histoire militaire des Elephants. Paris 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Paris d. 15. März d. J. Hierauf wurden Danksagungsschreiben für empfangene Schrif- ten der Akademie von Hrn. Arago aus Paris d. d. 30. Jan. 1843 im Auftrage der Königl. französ. Akademie d. W., von Hrn. Clarke in London d.d. 5.Noy. 1842 im Auftrage der Royal Asiatic Society, von Hrn. Rafn in Copenhagen d.d. 30. April 1843 im Auftrage der Königl. dänischen Gesellsch. der nordi- schen Alterthumsforscher zur Kenntnils gebracht. Ferner war ein Schreiben des vorgesetzten Hohen Ministe- rii d. d. 26. April eingegangen, welches die Allerhöchste Bestä- tigung der Wahl des Prinzen Carl Lucian Bonaparte von Canino zum Ehrenmitgliede der Akademie mittelst Cabinetsordre vom 27. März anzeigt. 8.Mai. Sitzung der pbysikalisch-mathemati- schen Klasse. (18& 3) dr Hr. Ehrenberg las, als Fortsetzung seines Vortrages vom 10. März d. J., über die weitere Entwickelung der Ver- er eitung und des Einflusses des mikroskopischen Le- "bens in Afrika. Rz Durch Revision und weiteres Studium derselben Materialien haben sich die im Jahre 1828 und 1830 der Akademie schon " mitgetheilten Ergebnisse der Beobachtung des kleinsten Lebens in Afrika bedeutend vergröfsert und durch Anwendung ‘der neuen 134 Beobachtungsmethoden sind neue Materialien zugänglich geworden an die früher nicht gedacht werden konnte. Auf Hemprichs und Ehrenbergs Reise in Afrika wur- den 1820 bis 1825 im Lande selbst, den schon früher publicir- ten Berichten zufolge, 32 mikroskopische Formen als soviel Ar- ten beobachtet und nahmhaft gemacht, 20 aus Ägypten, 14 aus Nubien, 1 aus Habessinien. Davon waren 3 an mehren Orten gleichartig. Durch Hrn. Bory de St. Vincent wurden 1824 und 1825 im Dictionnaire classique uud der Encyclopedie methodique d’histoire naturelle 2 Formen aus Afrika bekannt, nämlich Syne- dra Gallionü? unter dem Namen Navicula Gaillonii von Isle de France und Podosphenia cuneata? unter dem Namen Echinella ” cuneata von Teneriffa. Durch Caspar Sternberg und v. Suhr. | wurde noch 1 Art, Isthmia obliquata von Teneriffa, in Agardhs Systema Algarum 1824 als Diatoma obligquatum und in der Regensburger botanischen Zeitung 1830 unter dem Namen Dia- ztoma Liber bekannt. Einen bedeutenden Zuwachs an speciellen Kenntnissen erbiel- ten die afrikanischen Verzeichnisse wieder durch die im Juni 1836 vom Verf. der Akademie mitgetheilte Analyse des Klap- rothschen Kieselguhrs von Isle de France und die im April 1837 ° mitgetheilte Analyse des Polirschiefers von Oran, wodurch zu- nächst die Namen von 15 Species hinzutraten. Sehr viel productiver wurde dann eine weitere Untersuchung desselben Polirschiefers von Oran, so wie des Kalksteins der Ge- F birgsmassen von Oberägypten, worüber am 6. und 20. December 1838 und 18. Februar 1839 in der Abhandlung über die Krei- f debildung aus mikroskopischen Thieren Mittheilungen gemacht wurden, wobei zahlreiche neue Formen von Ägypten und Oran nahmhaft gemacht werden konnten. Noch zahlreichere Formen aus dem Polirschiefer von Oran wurden dann am 17. October 1839 in dem Vortrage über die jetztlebenden Formen der Kreidebildung mitgetheilt, deren Zahlen in den Vorträgen besonders vom Juli und August 1840 vermehrt wurden. Endlich wurde auch im November 1840 wieder eine Anzahl neuer afrikanischer Formen unter den 274 der Akademie vorgelegten neuen Arten nahmhaft gemacht, worunter auch 3 Ä ee 135 jetztlebende libysche, Naoicula libyca, Synedra gigantea und Am- phora libyca waren. Zu diesen schon publicirten aber noch nicht übersichtlich zusammengestellten früheren Verzeichnissen treten nun durch die bereits angezeigte neue Beobachtungs-Methode noch folgende, ganz Afrika umfassende, Lokalitäten und Formen, wozu theils der verstorbene Baron v. Jacquin in Wien, theils Hr. Kunth aus seinem Herbarium neues Material gegeben haben, theils ein rei- ches Material aus des Verf. mit Dr. Hemprich gemachten Samm- lungen nachträglich entnommen werden konnte. Die Abhandlung bezeichnet: 1) vom Vorgebirge der guten Hoffnung 9 Arten, worunter 6 Magentbierchen oder polygastrische Infusorien. 2) von Madagascar 13 Arten, worunter 9 Magenthierchen. 3) von Isle de Bourbon 13 Arten, worunter 10 Magenthier- chen. 4) von Isle de France früher 5, jetzt 38 Arten, worunter 25 kieselschalige Magentbierchen. 5) von Eilet in Habessinien 9 Arten, sämmtlich Magenthier- chen. 6) von der Insel Massaua im rothen Meere bei Habessinien 12 Arten, worunter 1 Magenthierchen, 11 Polythalamien. 7) von Senegambien 58 Arten, worunter 42 Magenthierchen. 8) von Teneriffa nur 2 Arten von Magentbierchen. 9) von Nubien und Äthiopien, früber 13, jetzt 16 Arten von Magenthierchen. 10) von Ägypten früher 11, jetzt 59 Arten, worunter 16 Ma- genthierchen. 41) von Siwa in der Oase des Jupiter Ammon früher 9, jetzt 28 Arten, worunter 23 Magentbierchen. 12) von Oran früher 10, jetzt 93 Arten, worunter 57 Magen- thierchen. Von diesen 350 beobachteten Formen beträgt die Gesammt- zahl der wirklich verschiedenen Arten 257, welche 88 Generi- bus angehören. Es sind unter den letzteren 11 eigenthümliche Genera, also % der ganzen Zahl, nämlich 3 aus den kieselschali- gen Polygastricis: Monogramma, Prorostaurus, Tetragramma, 2 aus den weichen Rotatoriis: Hydrias, Typhlina, 6 von den kalk- 136 schaligen Polythalamiiss: Amphisorus, Asterodiscus, Coscinospira, Omphalophacus, Pleuroirema, Characteristik der neuen Genera: Die Mehrzahl der eigenthümlichen afrikanischen Genera ist schon in den früheren Abhandlungen characteristirt worden, Hy- drias und Zyphlina schon 1828 und 1830. Die 6 Polythalamien sind 1839 in der Abhandlung über die Kreidebildung kurz be- zeichnet. Nur die 3 Gattungen der Polygastrica sind neu, doch ist die Gattung Tetragramma, welche sich später auch auf den Marianen-Insela fand, in dem Vortrage über die asiatischen Mi- croscopica genannt, aber nicht characterisirt worden. 1. Monogramma, Einstrich. Genus e familia Bacillariorum, sectione Naviculaceorum. Lo- rica intus pinnulis transversis insignis, spatio lineari trans- verso medio in uno tantum latere, laevi, aperturis ventralibus tribus, dorsualibus duabus. (= Stauroptera uno tantum latere erucigera aut = Achnanthes solitaria aperturis terminalibus.) 2. Prorostaurus, Stirnkreutzchen. Genus e familia Bacillariorum, sectione Naviculaceorum. Characteres Stauropterae, sed aperturae terminales utrinque binae non marginales, verum mediae terminales. Im Deutschen können die verwandten Gattungen folgende Namen erhalten: Navicula, Schiffchen; Sztauroneis, Kreutzschiffchen; Szauroptera, Rippenkreutz- chen; Pinnularia, Rippenschiffchen. 3. Tetragramma, Vierstrich. Genus e familia Bacillariorum, sectione Naviculaceorum. Lo- rica simplex bivalvis silicea, compressa quadrata libera latior quam longa unilocularis, septis in medio loculo binis me- dio interruptis ibique dilatatis in formam 4 signorum musicorum. Diese Form reiht sich zunächst an das sonderbare mexikani- sche Musikthierchen, Zerpsino& musica, welches in der Abhandlung über die amerikanischen kleinsten Lebensformen cha- racterisirt ist. 137 11. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ehrenberg trug die dritte Abtheilung seiner Beob- achtungen über die Verbreitung des jetzt wirkenden kleinsten organischen Lebens in Asien, Australien und Afrika, nämlich das Verhalten dieser Erschei- nungen in Australien vor. Die im August vorigen Jahres vom Verf. der Akademie an- gezeigten Beobachtungen einer gewissen Anzahl von kleinsten Lebensformen aus Australien beschränkten sich auf 13 Formen von Port Jackson, die sich aus einem kleinen einer Sieberschen Laxmannia gracilis des Kunthschen Herbarii anhängenden Erd- klümpchen ermitteln lielsen, und aus einer an einer andern von Hrn. Schayer gesandten, Pflanze hängenden Art von Vandiemens Land. Diese 14 Formen boten in Ermangelung reicheren Materiales als erste Anschauungen des dortigen kleinen Lebens doch schon dem Verf. für seine Forschungen ein ganz ansehnliches Interesse. Seitdem hat sich demselben eine sehr reiche Quelle neuen Materiales aufgethan. Er wandte sich an den von seinen Reisen glücklich zurückgekehrten Hrn. Preiss in Hamburg, dessen sorg- fältige naturhistorische alle Abtheilungen umfassende Sammlungen einen grolsen Schatz für die Naturkenntnils enthalten und sich hauptsächlich auf Neuholland beziehen, besonders auf die bisher so wenig erforschte Westküste dieses Landes. Hr. Preiss sandte auf das geschehene Ansuchen des Verf. Erdproben, welche rück- sichtlich der Lokalität vollkommen sicher waren, theils auch ei- nige Algen zur Untersuchung. L Hierdurch verdankt denn die Wissenschaft Hrn. Preiss eine reiche Kenntnils des mikroskopischen Lebens von Neuhol- land von 7 neuen Lokalitäten und in völliger geographischer Ab- rundung. Diese 9 Beobachtungsreihen des Verf. wurden speciell vor- gelegt. Westliches Neuholland: 4. von der Insel Rotenest 4 Arten, sämmtlich Magenthierchen (polygastrische Infusorien); 2. vom Swan River 34 Arten, worunter 25 Magenthierchen; 3. aus dem ausgetrockneten See Dungambur bei der Stadt Perth 18 Arten, worunter 11 Magenthierchen; 138 . vom Adams River 16 Arten, worunter 11 Magenthierchen; . vom Cannig River 43 Arten, worunter 40 Magenthierchen; . vom Avon River 48 Arten, worunter 39 Magenthierchen. Nördliches Neubholland: 7. von Vandiemens Land 1 Magenthierchen. ann Östliches Neuholland: 8. von Port Jackson 13 Arten, worunter 6 Magentbierchen. Südliches Neuholland: 9. von King Georges Sund 8 Arten, worunter 5 Magenthier- chen. Diese 185 beobachteten Formen, welche sämmtlich, wie alle früheren, in Zeichnungen und Präparaten vorgelegt wurden, ge- hören 123 verschiedenen Arten an, deren mehrere sich an ver- schiedenen Orten wiederholen. Sämmtliche Formen lassen ‚sich in 33 Generibus unterbringen. Von allen Formen sind 108 kieselerdige Organismen, näm- lich 84 kieselschalige Magentbierchen, 24. kieselerdige Pflanzen- theile, ferner 3 kalkschalige kleinste Organismen, Polythalamien, endlich 12 weiche Organismen, sämmtlich Magenthierchen. Bei der grolsen Eigenthümlichkeit Neubollands und Austra- liens überhaupt, rücksichtlich der grölsern organischen Formen, lag es nahe, auch in den kleinsten Lebensformen besondere. auf- fallende Eigenthümlichkeiten zu erwarten. Die Eigenthümlichkeit der kleinsten australischen Lebensfor- men ist geringer als die der grölseren. Nur 1 eigenthümliches Genus, ARhizonotia, findet sich unter den 33 Generibus. Alle Formen gehören bekannten Reichen, Klassen und Familien an. Die Gleichartigkeit der Oberflächenverhältnisse auf der gan- zen Erde ist von Reisenden, die nicht Abentheuer beschreiben wollten, schon öfter bemerkt, den Geognosten ist sie sehr allge- mein bekannt. Die grofse Gleichartigkeit der kleinsten Lebens- formen hat vielleicht einige Beziehung dazu. Von den 123 Arten sind etwa 25, mithin fast 4 dem Lande eigenthümlich. Die Proben aus dem See Dungambur bei Perth hielt der Verf. für Anzeigen eines dortigen grölseren Lagers fossiler Infusorienerde. 139 Verzeichnils der neuholländischen Genera: 4. Polygastrica. Achnanthes 1 species. Gomphonema 6 species. Amphora ı AR Grammatophora 1 - Arcella Biken Himantidium Anker, Campylodiscu 1 - Micrasterias Arts Chaetotyphla? 1 - Navicula dee Glosterium Ak «= Pinnularia 241 sid Cocconeis 9 - Rhizonotia Ndiks Cocconema k - Spirillina 4:5 - Desmidium ı Gen Stauroneis Ahlen Difflugia Ania Stauroptera 3, - Euastrum Bis = Surirella 1. .- Eunotia 9 - Synedra Bu. Fragilaria Dis Trachelomonas 1 - Gallionella Blirte B. Phytolithea. Amphidiscus 1 species. Lithostylidium 9 species. Lithodontium 7 - Spongolithis Jr pa C. Polythalamia. Biloculina 1 species. Rotalia 2 species. Die neuen Arten sind: 1. Arcella discoidea 12. Gallionella Novae Hollandiae 2. Euastrum australe 13. Gomphonema insulare 3. Micrasterias enneactis 14. — tenuicolle 4. Campylodiscus radiolatus 15. Himantidium Australiae 5. Cocconeis Scutum 16. Pinnularia australis 6. — _disciformis 27 _ Pleuronectes 7. .— navicularis 18. —_ styliformis 8. Eunotia caelata 19. Rhizonotia Melo 9, — australis 20. Stauroptera leptocephala 10. — Cygnüus 21. Synedra sigmoidea. 11. — paradoxa Characteristik des neuen Genus. Rhizonotia, Zaser-Schildchen. Genus e familia Bacillariorum, sectione Naviculaceorum. Lorica bivalvis, aperturis duabus mediis, (Amphorae modo et forma, 140 sed) divisione longitudinali saepe acervata, prole stolonum seu radicularum silicearum serie longitudinali corjuncta. Diese Form ist wie die Eunotiae und Amphorae oder wie Cocconeis an Gonferven des Swan Rivers, Avon Rivers und Can- ning Rivers geheftet, hat viel feine Längsstreifen, die etwas rauh oder gekörnt erscheinen, ist aber sehr krystallhell durchscheinend. Es scheint innen blalsgrünliche fast farblose Eierchen zu füh- ren. Die Species wird AR. Melo genannt. Die seitlichen Ver- bindungstheile der Brut bei der Selbsttheilung sind meist gabel- förmig, 3 bis 10. Von den allgemeinen Resultaten, welche der Verf. vorläufig an diese gesammten Untersuchungen des kleinsten Erdlebens an- knüpft, wird folgendes ausgehoben: 1. Der Ernst der Naturwissenschaft gebietet, sich aller Schlüsse zu enthalten, die nicht unmittelbar aus den Thatsachen und Beobachtungen folgen, und nicht durch phantastische Folge- rungen anstatt einer vielfach anregenden Reihe von Erscheinun- gen zur Hebung und Stütze zu sein, vielmehr zu schaden und Abspannung anstatt Spannung zu erregen. Ein folgerechtes.Sam- meln von Beobachtungen giebt sehr bald die richtigen Schlüsse jedem an die Hand und warum Luftschlösser bauen, wenn man reiches schönes Culturland um alte steinerne solide und ergötz- liche Riesenbaue der Natur vor sich hat? 2. Das unsichtbare kleine Leben, besonders auch in den Formen, welche Erden und Felsmassen zu bilden im Stande sind, zeigt sich über die ganze Erdoberfläche gleichartig existirend. 3. Die sehr zahlreichen schon erlangten Resultate der di- recten Nachforschung haben in allen Zonen der Erdoberfläche, in allen Climaten, in niederen Gegenden und im Meeresgrunde, wie auf sehr hohen Gebirgen bis zur Erhebung von gegen 9000 Fuls (Nilgherri, Mexico) selbst in den kleinsten Theilchen des Humus der Erdoberfläche nicht nur die Existenz, sondern einen über- schwenglichen Reichthum von solchem Leben erkennen lassen. 4. Den europäischen kleinsten Lebensformen schlielsen sich jetzt erfahrungsgemäls die aller andern Theile der Erdoberfläche so an, dals sie nirgends neuen Reichen, Klassen und Familien, sondern überall eben den oft kieselschaligen, nie kalkschaligen polyga- strischen Infusorien oder Magenthierchen und den nie kieselscha- 141 ligen, meist kalkschaligen Polytbalamien, die keine Infusorien sind, angehören. k ‘5. Aufser diesen selbstständigen kleinsten Lebensformen ma- chen sich überall auf der ganzen Erdoberfläche im Humus und Kalkboden sehr kleine unzerstörte regelmälsige Theile grölse- rer Organismen durch erstaunenswerthe Menge geltend, die bald aus Kieselerde, bald aus Kalkerde bestehen, bald Pflanzen bald Tbieren angehören und die überall sehr gleichartig beob- achtet werden, so verschieden auch die Fauna und Flora der Länder ist. 6. In allen Erdtheilen giebt es, beim Mangel eigenthünli- cher Reiche, Klassen und Familien der mikroskopischen Formen, doch eigenthümliche, aber nirgends zahlreiche, lokale Genera, da- gegen sehr zahlreiche eigenthümliche ‚Species weit verbreiteter Genera. 7. Es giebt characteristische kleinste Lebensformen für ge- wisse geographische Breiten der Erde. So fanden ‚sich bisher die verhältnilsmälsig grolsen und schmalen sägeförmig gezahnten Eunotien, E. Tetraodon, Pentodon, Diadema, serrulata, Serra u. s.w. nur in Schweden, Finnland und Nordamerika, New-York bis Labrador. Die breiten, und die kleinen vielzahnigen Himan- tidien und Eunotien fanden sich, in mehreren Arten gleich, nur an der Südküste von Asien, am Senegal in Afrika und in Cayenne in Südamerika. Die Gattung ‚Teiragramma fand sich nur in Li- byen und auf den Marianen -Inseln und zwar in gleicher Species. 8. Es giebt eine ansehnliche Zahl in völlig gleicher Form über alle Theile der ganzen Erde verbreiteter Arten. (Navicula) Pinnularia viridis, Himantidium Arcus, Eunotia amphioxys ge- hören zu diesen Formen. Diese gemeinsten Formen scheinen die wichtigsten für den Haushalt der Natur in ihrer Beziehung zu sein. 9. An sogenannten anorganischen Bestandtheilen enthalten die kleinsten Lebensformen in ihrem Körper und dessen Hülle überall besonders Kohle, Kieselerde, Kalkerde und Eisen mit Spuren von Thonerde und Mangan. Dafs Talk und alles Übrige nur als me- chanische Zwischen-Mengung dazutritt, ist fast wahrscheinlich. 10.. Das Eisen der kleinsten Organismen ist zuweilen in erstaunenswerther Menge. Es ist nie mit Kalkerde, immer nur 142 mit Kieselerde und wie es scheint nie chemisch, immer nur me- chanisch in verschiedenen, zuweilen scheinbar sehr eigenthümli- chen und chemisch unklaren, farblosen Zuständen verbunden. Diese mechanische Verbindung des Eisens- und der Kieselerde scheint zumeist eine organische Ablagerung desselben in kiesel- erdige geschlossene Zellen zu sein. 11. Das kleinste organische Leben mufs, seiner so grofsen gleichartigen und oft auch schon als sehr mächtig erkannten Ver- breitung halber, von einem grolsen und wesentlichen Einfluls auf viele andere Oberflächen-Verhältnisse, namentlich auf die Humus- bildung aller Flulsgebiete sein. In sofern die grölseren Organis- men der Erdoberfläche in directer Beziehung zu den atmosphä- rischen Verhältnissen stehen, können die so weit und so massen- haft verbreiteten kleinsten Organismen nicht ohne wesentlichen Antheil an diesen Beziehungen sein. 12. Nicht blofs die äufsersten Oberflächen -Verhältnisse der Erde zeigen überall einen Einfluls des unsichtbar kleinen Lebens. Dieselbe unbegreifliche Felsenbildung aus solchen kalkschaligen und kieselschaligen Tbierchen, wie sie in Europa als Kreidefor- mation vorliegt, findet sich in ebenso riesenhafter Ausdehnung sowohl im nordöstlichen als im nordwestlichen Afrika (Aegypten, Oran).' Sie findet sich im nordwestlichen Asien (Bir Hamam, Antilibanon, Libanon) und, neu vorhandenen directen Erfahrungen nach, in vielleicht grölster Entwickelung von allen, im nördlichen Amerika (Mississippi, Missouri, New - Yersey). Auch die Jura Kalk- felsen zeigen in Europa überall, theilweis noch deutlich, eine höchst innige "frühere Beziehung zu dem kleinen Leben und die bei Tula und am Onega-See Rufslands angeblich unmittelbar unter der Steinkohle liegenden geologisch sehr alten Kalk- Felsen samt den von ihnen eingeschlossenen Chalcedonen zeigen hie und da deutlich ein massenbildendes mikroskopisches Leben jener Epochen wie der neuesten. Als Felsen erscheinen aufserdem Polirschiefer in Lucon und im Kaukasus und als mas- senhafte Kieselerden sind, aulser dem efsbaren Letten am Amazo- nas und den sehr zahlreichen, nach Rogers und Bailey 15 bis 28 Fuls (Richmond) mächtigen und ausgedehnten Lagern in Nord- amerika, auch in Sibirien und in Neuholland bei Perth Kieselguhre aufgefunden worden. 143 13. «Das organische kleinste Leben ist erfahrungsgemäls überall auf der Erdfläche ein tief herrschendes Element der. Bil- dung des Erdfesten. An eingegangenen Schriften. wurden vorgelegt: ‚Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Band 4, Heft 1. Danzig 1843., 4. mit einem Begleitungsschreiben des Hrn. Directors und Secretairs dieser Gesellschaft d. d. Danzig d. 15. März d. J. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1843. 1. Semestre. Tome 16. No.12-15. Paris 4. J. Kops en J. E. van der Trappen, Flora Batava. Aflevering 128: Amsterd. 4. ‚v Kunstblatt 1843... 'No. 29. 30.. Stultg. u. Tüb. 4. Collection. de Documents; inedits sur l’histoire de France, publ. par Ordre du Roi et par les soins du Ministre de l’Instru- etion publique. 1.Serie. Histoire politique. — Memoires mi- litaires ‚relatifs a la succession d’Espagne sous Louis XIV, extrails etc. par le Lieut. General de Vault, revus, etc. par le Lieut. Gen. Pelet. Tome5. Paris 1842. 4. Ferner war ein Schreiben der Herren Professoren des Mu- seum d’histoire naturelle in, Paris eingegangen, welches den Aus- tausch der Schriften zum Gegenstande hat. 18. Mai.: Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. Rose las über die Yttererde. Bei Untersuchung eines Orthits von der Insel Hitterö bei Norwegen, den der Vrf. vom Prof. Keilhau in Christiania erhal- »ten und zuerst für Gadolinit gehalten hatte, fand sich Beryllerde, "deren Anwesenheit in den Orthiten bisber nicht wahrgenom- nien worden ist. ‘Dieser Umstand führte zu Untersuchungen "über die Anwesenheit oder Abwesenheit der Beryllerde in den Gadoliniten, deren Gegenwart in denselben von verschiede- "nen Chemikern theils nachgewiesen, theils geläugnet worden ist. Der Verf. überzeugte sich, wie dies auch schon Scheerer gethan, "dafs durch Kalihydrat die Beryllerde von andern Oxyden nicht geschieden werden könne, ja dals selbst bisweilen bei Gegenwart 144 von Yttererde, Eisenoxyd, den Oxyden des Cers, Länthans u. s. w. nichts von derselben aufgelöst werde. Um die Gegenwart der Beryllerde mit Sicherheit in ‚den Gadoliniten aufzufinden, wurde zuerst aus derselben auf die be- kannte Weise die Kieselsäure ausgeschieden. Die von derselben getrennte chlorwasserstoffsaure Flüssigkeit wurde durch Ammo- niak gefällt, der Niederschlag mit Kohle gemengt und die Men- gung bei erhöhter Temperatur mit Chlorgas behandelt. Es ver- Nlüchtigte sich viel Eisenchlorid, und Chlorberyllium so wie et- was Chloraluminium, aber kein Chloryttrium. Es war indessen nicht möglich, die ganze Menge der flüchtigen Chloride durch eine Operation vollkommen abzuscheiden. Die kohlige Masse wurde daher mit Wasser behandelt, die filtrirte Auflösung mit: Ammo- niak gefällt, nnd der entstandene Niederschlag von Neuem einer Behandlung mit Chlor und Kohle unterworfen. Es mulste diese "Operation noch zum dritten Male wiederholt werden, um die letzten Spuren der flüchtigen Chloride zu verjagen. Es war auffallend, unter den flüchtigen Chloriden nicht Chloryttrium zu finden, das in den Lehrbüchern der Chemie als ein flüchtiges Chlorid beschrieben wird. Der Verf. hat sich indessen überzeugt, dals Yitererde, welche von aller Beryllerde befreit worden ist, durch Behandlung mit Chlor und Kohle kein Aüch- tiges Chlorid giebt. Das flüchtige Chlorid, welches man aus der Yitererde erbalten hat, ist Chlorberyllium gewesen, da alle frü- her dargestellte Yitererde Beryllerde enthielt. Da man nun das metallische Yttrium aus dem flüchtigen Chloride dargestellt hat, so ist dasselbe wohl offenbar Beryllium gewesen. Die kohlige Masse, von welcher die flüchtigen Chloride ver- jagt worden waren, wurde mit Wasser behandelt, die filtrirte Auflösung mit Schwefelsäure versetzt und zur Krystallisation ab- gedampft. Es wurden Krystalle von schwach rosenrother Farbe | erhalten, die sich im Wasser sehr langsam auflösten, und alle Eigenschaften der schwefelsauren Yittererde zeigten, wie sie von Berzelius angegeben werden. Die rosenrothe Farbe ist aber der schwefelsauren Yitererde in so fern nicht wesentlich, als aus der sauren Mutterlauge ein beinahe ganz farbloses Salz erhalten wurde, das indessen dieselbe Form wie das rosenröthliche hatte. 4 1 f 145 Das schwefelsaure Salz behielt die röthliche Farbe und ver- änderte auch nicht seine Krystallform, als es durch schwefelsau- ren Kali von den Oxyden des Cers, Lanthans und Didyms be- freit worden war. Es hatte übrigens dieselbe Zusammensetzung, wie sie Berzelius angiebt; auch das Chloryttrium ist so zusam- mengesetzt, wie es die Berechnung ergiebt, wenn das von Ber- zelius angenommene Atomgewicht des Yitriums zum Grunde gelegt wird. Der Verf. hat den Körper, welcher die Ursach der röthlichen Farbe der schwefelsauren Yittererde ist, nicht weiter untersucht. Das metallische Yttrium wurde theils aus dem Fluoryt- trium theils aus dem Chloryttrium vermittelst Natrium dargestellt. Der Verf. erhielt ein grauschwarzes Pulver, welches aber aufser Yttrium noch viele Yitererde enthielt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: F. Argelander, Neue Uranometrie. Darstellung der im milt- lern Europa mit blofsen Augen sichtbaren Sterne nach ihren wahren, unmittelbar vom Himmel entnommenen Gröfsen. Nebst Sternverzeichni/fs. Berlin 1843. querfol. u. 8. Revista Ligure. Annol, Fasc. 2. Genoya 1843. 8. A. de la Rive, Archives de l’Electricite, Supplement a la Bi. bliotheque univ. de Geneve. N.6. publie le 24. Fevr. 1843. Generve 8. L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 11. Annde No. 483-488. 30. Mars-4. Mai 1843. Paris 4. ‚ 2.Seclion. Sciences hist., archeol. et philos. 8. Ann. No. 87. 88. Mars, Avril 1843. ib. 4. Gay-Lussac, Arago etc., Annales de Chimie et de Physique. 1843. Mars. ib. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 477. Altona 1843. 4. Kunstblatt 1843. No.31. 32. Stuttg. u. Tüb. 4. Graff, althochdeutscher Sprachschatz, 27. (letzte) Lieferung. Th.VI. Bogen46-59. Berlin 4. Aufserdem wurde in Folge eines an die Akademie gerichte- ten Schreibens des Hrn. Morin d. d. Vesoul 25. Avril 1843 demselben die gewünschte Fortsetzung der Mädlerschen meteo- sr 146 rologischen Beobachtungen bewilligt. Ein unterm 10. April 1843 aus Frankreich eingegangenes Manuscript des Hrn. H. de L. M. Revelations d’un Mandarin wurde der physikalisch - mathemati- schen Klasse zur Ansicht. überwiesen. 22. Mai. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Zumpt las über die Succession der Peripateti- ker im Lyceum zu Athen. Hiernächst wurden vorgelegt: 1) Ein Schreiben des Padre Placido Tornabene zu Gata- nia d.d. 16. Febr. d. J. die Preis-Aufgabe der Akademie vom Jahre 1841 auf 1844 betreffend. 2) Ein Schreiben des Prof. Vater zu Kasan d. d. 12. April d. J. den Index zum Aristoteles betreffend. 25. Mai. I Himmelfahrtsfest. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juni 1845. Vorsitzender Sekretar: Hr. Ehrenberg. 1. Juni. Gesammtsitzung der Akademie, Hr. Heinr. Rose las über die Zusammensetzung und Eigenschaften der Eisensäure. Die Eisensäure in ihrer Verbindung mit Kali ist bekanntlich von Fr&my entdeckt worden. Er giebt die Zusammensetzung derselben analog mit der der Schwefelsäure und der grünen Mangansäure an; sie besteht nach ihm aus Fe-+30. Er begnügt sich aber nur, dieses Resultat anzuführen, ohne die Versuche mit- zutheilen, durch welche er zu demselben geleitet worden ist. Wird das eisensaure Kali nach den Vorschriften von Fremy dargestellt, so enthält die Auflösung fremde Salze, durch deren Gegenwart die Bestimmung des Sauerstoffgehalts der Säure sehr erschwert wird. Rein von fremden Salzen erhält man aber- sehr leicht das eisensaure Kali, wenn man dasselbe vermittelst des gal- vanischen Stroms auf die interessante Weise darstellt, wie es Hr. Poggendorff gezeigt hat. Wendet man hierbei eine möglichst concentrirte Kalilauge an, und läfst den galvanischen Strom nicht zu kurze Zeit wirken, so erhält man eine tief dunkelgefärbte Auflösung von eisensau- rem Kali, die zwar schon nach einiger Zeit etwas Eisenoxyd fallen läfst, sich aber bei niedriger Temperatur viele Monate tief dunkelroth gefärbt erhält. Die erhaltene Auflösung enthält einen bedeutenden Überschufs von freiem Kali. In diesem erhält sich das eisensaure Kali am läng- [1843.] 6 148 sten unzersetzt; durch Verdünnung mit irgend einer andern Salz- auflösung erfolgt früher eine Ausscheidung von Eisenoxyd. Am langsamsten erfolgt die Zersetzung durch Verdünnung mit con- centrirten Auflösungen von Chlorkalium, schwefelsaurem Kali, und Natron, einfach und doppelkohlensaurem Kali und Natron, salpetersaurem Kali und Natron, Borax. Eine mit Chlorkalium- auflösung verdünnte Auflösung von eisensaurem Kali kann sogar, ohne sich sogleich zu entfärben, durch Papier flltrirt werden; sie entfärbt sich aber früher, als eine andere nicht filtrirte. Mit Wasser verdünnt, verschwindet die rothe Farbe der Auflösung bald; es scheidet sich Eisenoxyd aus, das indessen lange suspendirt bleibt. Wenn sie mit wenig Wasser verdünnt ist, so wird sie durchs Kochen sehr bald zersetzt; ist sie aber sehr con- centrirt, so kann sie lange gekocht werden, ohne sich zu ent- färben. Es scheidet sich freilich nach dem Kochen das Eisenoxyd früher ab, als wenn die Auflösung in der Kälte aufbewahrt wird. Durch concentrirte Auflösungen von weinsteinsaurem und traubensaurem Kali wird die Auflösung des eisensauren Kalis sehr schnell zersetzt, ohne dafs Eisenoxyd abgeschieden wird. Da- gegen bewirkt citronensaures Alkali keine schnelle Zersetzung, sondern nur eine sehr allmählige, wie die Auflösung unorgani- scher alkalischer Salze; es wird dabei Eisenoxyd ausgeschieden. Wie diese bewirken die Auflösungen der alkalischen Salze von Aüchtigen organischen Säuren ebenfalls nur eine allmählige Zer- setzung. — Zuckerauflösung, so wie Eiweils, bewirken ohne Eisenoxyd-Absonderung eine schnelle Zersetzung. Dasselbe ge- schieht auch durch Alkohol, aber unter Eisenoxyd- Abscheidung. Leitet man durch die concentrirte Auflösung des eisensauren Kalis mit Überschufs an Kali, Schwefelwasserstoffgas, so erhält man eine schwarze Masse, die, mit Wasser verdünnt, eine tief grüngefärbte Flüssigkeit giebt. Diese kann sehr lange aufbewahrt werden, ohne sich zu zersetzen. Ist sie mit sehr vielem Wasser verdünnt, so wird sie auch nicht durch anhaltendes Kochen zer- setzt: ihre.grüne Farbe verwandelt sich dadurch nur in eine braune, aber beim vollständigen Erkalten wird die Flüssigkeit grün, wie zuvor. Es ist hierbei offenbar ein Schwefelsalz ge- bildet worden, aus Schwefelkalium und einem Schwefeleisen be- stehend, das vielleicht der Eisensäure analog zusammengesetzt ist. 149 Die Untersuchungen, die Zusammensetzung der Eisensäure zu bestimmen, bestätigten das von Fr&my angegebene Resultat. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: F. C. Busset, de l’enseignement des Mathematiques dans les Colleges etc. Memoire (A.) couronne par l’Academie royale des Sciences, Belles-Lettres et Arts de Rouen. Paris 1843. 8. 2 Expl. ‚ des principes intellectuels, foudements des Scien- ces mathematiques. Memoire (B.) Introduction. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Dijon d. 8. April d. J. Zweite Publication des literarischen Vereins in Stuttgart, ent- haltend: 1) Leben des schwäbischen Edelmanns Georg von Ehingen. 2) Aeneae Sylvü liber de viris illustribus. 3) Hand- lungsbuch des Ulmer Kaufherrn Ott Ruland. 4) Codex Hir- saugiensis. | Bildet zusammen mit der ersten Publication (welche Closener’s Strassburger Chronik enthält) den ersten Band der Bibliothek des literarischen Vereins in Stutigart. Stuttg. 1843. 8. Dritte Publication desselben Vereins, enthaltend: Fratris Felieis Fabri Evagatorium in Terrae sanctae, Arabiae et Aegypti peregrinationem, ed. L. D. Hassler. Vol. I. Ist der zweite Band der Bibliothek des lit. Vereins in Stuttgart. ib. eod. 8. Proceedings of the Royal Society. 1842. No.56. London. 8. 2 Expl. . The Royal Society. 30. Nov. 1842. (List) ib. 4. Airy’s Tides and Waves extracted /rom the Encyclopaedia Metropolitana. s.l.eta. 4. Humphrey Lloyd, Account of the‘ indüction inclinometer and of üts, adjustments. London 1842. 8. ‚ on the determination of the intensity of the earth’s magnetic force in absolute measure. Dublin 1843. 4. ‚Robert Lee, on the Ganglia and the other nervous structures of the Uterus. London 1842. 4. _ Comptes rendus hebdomadaires des Seances de U’ Academie des Seiences. 1843. 1.Semestre. Tome 16. No.16. 17: Avril. Paris. 4. L.C. F. Petit-Radel, Zramen analylique et tableau compa- 150 ratif des Synchronismes de l’histoire des temps heroiques de la Grece. Paris 1827. 4. L. C. F. Petit-Radel, Recherches sur les Monuments Cycelo- peens et description de la collection des Modeles en relief composant la Galerie Pelasgique de la Bibliotheque Maza- rine. Publiees d’apres les Manuscrits de l’Auteur. Paris 1841. 8. de Caumont, Bulletin monumental, ou Collection de Memoires sur les Monuments historiques de France.‘ Vol.9. No.4. Paris et Caen 1843. 8. (S. Herpain de Genappe), Troisieme Epitre d’Usamer ä ses Contemporains. (1843.) 8. 2 Expl. A. L. Grelle, Journal für die reine und angewandte Mathe- matik. Bd. 25. Heft. 3. Berlin 1843, 4. 3 Expl. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 478. 479, Altona 1843. 4. Kunstblatt 1843. No.33-36. Stuttg. u. Tüb. 4. Ferner wurde ein Schreiben des Hrn. Dr. Georg Rosen d.d. Berlin den 20. Mai vorgetragen, worin derselbe der Akade- mie bei seiner Abreise nach dem Caucasus mit dem Prof. Koch für die ihm gewordene Unterstützung dankt. Aufserdem war eine Einladung der General-Secretaire des jährlichen wissenschaftlichen Congresses in England zur Theil- nahme an der dreizehnten Versammlung in Cork eingegangen. 412. Juni. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Crelle trug einige Bemerkungen über die An- wendung der Polynome in der Theorie der Zahlen vor. Polynome, wie z. B. ar ai nor ter... Hachao können rücksichtlich ihrer Theilbarkeit auf gewisse Weise mit den ganzen Zahlen verglichen werden. So wie eine ganze Zahl mit einer andern, kleinern, auf- gehen, oder mit einer beliebigen zweiten Zahl andere ganze Zah- len zu gemeinschaftlichen Theilern haben kann: so kann auch ein Polynom mit einem andern Polynom von niedrigerem Grade auf- gehen, oder mit einem zweiten Polynom andere Polynome zu gemeinschaftlichen Theilern haben; welches dann für jeden be- 151 liebigen Werth von x der Fall ist. Polynome, welche mit einander keinen polynomischen Divisor gemein haben, würden rela- tiven Primzahlen zu vergleichen sein, und Polynome vom ersten Grade, oder Binome, weil sie mit keinem andern Polynom, selbst mit keinem Binom, welches ihm nicht gleich ist, einen gemein- schaftlichen Theiler haben können, absoluten Primzahlen. Gäbe es nun Sätze für Polynome, welche denen für ganze Zahlen gleich oder ähnlich sind, so würden die Zahlensätze da- durch eine Verallgemeinerung erlangen, weil das, was von Polynomen gilt, für jeden beliebigen ganzzahligen, Werth Statt findet, den man der unbestimmten Gröfse x in den Polynomen beilegen mag. Die hier vorgetragenen Bemerkungen beschäftigen sich mit einigen solchen Sätzen, und beginnen, wegen der Schwierigkeit des Gegenstandes und um die Art der Analogie der Sätze von Polynomen und von ganzen Zahlen deutlich ‚vor die Augen zu bekommen, mit den einfachsten. Ehe sie. zu ihrem eigentlichen Zweck übergehen, wird im Vorbeigehen ein gegen: die gewöhnlichen veränderter Beweis des dem Zwecke verwandten Satzes, dafs ein Polynom vom Grade nr. mit ganzzahligen Coefhicienten mit einer Primzahl p für nicht mehr als n positive ganzzahlige Werthe von x <> ‚aufgehen kann, nebst einigen Bemerkungen darüber, mitgetheilt. Hierauf folgen ‚die Beweise einiger, Sätze‘ für Polynome, welche Sätzen für ganze Zahlen analog sind;' nemlich yon fol- genden. Die auf, den gröfsten gemeinschaftlichen Theiler zweier gan- zen Zahlen Bezug habenden Sätze finden analog. für Polynome Statt; nur mit der Veränderung, dafs hier unter dem Rest Null ein Polynom vom Grade Null, also eine Constante, und unter dem grölsten gemeinschaftlichen Theiler das Polynom von der höchsten Ordnung zu verstehen ist, welches in den beiden Poly- nomen zugleich aufgeht. Ferner der Satz, dafs ein Zahlenbruch, dessen Zähler und Nenner keinen Theiler >1 gemein haben, keine ganze Zahl sein kann; mit ähnlichen Veränderungen. Eben so der. Satz, dafs eine ganze Zahl, die mit keiner von zwei oder mehreren andern einen Theiler > ı gemein hat, auch 152 zu dem Product dieser Zahlen relative Primzahl ist; immer mit ähnlichen Modificationen. Auch der Satz für Zahlen, dals man zuletzt auf den nem- lichen Quotienten kommt, man mag eine Zahl z durch eine an- dere « auf einmal dividiren, oder z erst durch einen Factor von u, den Quotienten durch einen andern Factor von u, u. s. w. findet für Polynome Statt, und zwar sowohl wenn die Divisionen aufgehen, als wenn sie nicht aufgehen; die Ausdrücke der Reste der Division sind für Zahlen und für Polynome einander ähnlich. Die auf die Auflösung der Gleichungen vom ersten Grade zwi- schen zwei ganzen Zahlen bezüglichen Sätze, nebst der Art der Auflösung solcher Gleichungen durch Kettenbrüche, finden ana- log auch für Polynome Statt. Die hier bei der Division nöthige Wegschaffung der Brüche der Coefficienten aus den Polynomen führt rückwärts für die Auflösung der Zahlengleichungen auf die Kettenbrüche, deren Zähler nicht 1 sind und welche noch an- dere convergirende Brüche geben als die gewöhnliche Auflösung. Auch lassen sich die hier für Polynome vorkommenden Sätze zu der Zerlegung algebraischer Brüche benutzen. Auch ein Satz, der dem verallgemeinerten Fermatschen Satze für Zahlen ähnlich ist, nemlich dem Satze, dals, wenn man irgend eine ganze Zahl =, die mit der Zahl y keinen Theiler ge- mein hat, zu derjenigen Potenz erhebt, deren Exponent die An- zahl der Zahlen Terrains jurassi- ques. Livr. 12. ib. 8. A. de la Rive, Archives de l’Electrieite. (Supplement & la Bi. bliotheque univ. de Geneve.) No. 7. publi& le 5. Ayr. 1843, Geneve et Paris. 8. Kunstblatt 1843. No.37-40. Stuttg. u. Tüb. 4. L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 11. Annee No. 489 -493. 11. Mai -8. Juin 1843. Paris. 4. » 2.Seclion. Sciences hist., archeol. et philos. 8. Ann. No. 89. Mai 1843. ib. 4. J.H. Halbertsma, het Buddhisme en zijn Stichter. Deventer Febr. 1843. 8. 154 W.Struve, Table des positions geographiques principales de la Russie. Sı.-Petersbourg 1843. 4. C. A. F. Peters, Numerus constans nutationis ex ascensionibus rectis stellae polaris in Specula Dorpatensi annis 1822 ad 1838 observatis deductus. Petropoli 1842. 4. The Journal of the royal geographical Society of London. Vol. 12, part 2. 1842. London. 8. 22. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lachmann las eine Abhandlung des Hrn. Hoffmann: Über staatswirthschaftliche Versuche, den ganzen Bedarf für den öffentlichen Aufwand durch eine ein- zige einfache Steuer aufzubringen. Die Nothwendigkeit, Steuern zur Bestreitung des öffent- lichen Aufwands zu erheben, wächst mit den Fortschritten der politischen Bildung. Die Besteuerung erfolgt, theils indem die Regierungen den Beitrag eines jeden ihrer Untergebenen bestim- men, und dessen Einzahlung unmittelbar einfordern, theils indem sie Abgaben auf gewisse Handlungen legen und einziehen, wenn dieselben verrichtet werden. Im ersten Falle bleibt es fast un- möglich, einen Maalsstab für die Vertheilung der Beiträge zu finden, dessen Gerechtigkeit Jedermann anerkennt; auch wird es schwer, dieselben von Denjenigen einzuziehen, die kein Vermö- gen besitzen, und nur mit dem Erwerbe des Tages ihr tägliches Leben fristen. Im andern Falle werden mannigfaltige Beschrän- kungen der Gewerbsamkeit, des Verkehrs und der Genüsse un- vermeidlich, um den Eingang der auf Handlungen gelegten Ab- gaben zu. sichern. Überdies erscheint es unwürdig, den Unter- gebenen auf solchen Umwegen abzulocken, was sie zur Erhal- tung des geselligen Zustandes beizutragen haben. Daher ward es ein Problem für die wissenschaftliche Behandlung der Staats- wirthschaft, Formen der Besteuerung zu suchen, welche frei von solchen Übelständen sind. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts glaubten die Physio- kraten dieses Problem dadurch zu lösen, dafs sie die Bodenrente, welche nach ihrer Lehre allein echtes Einkommen ist, nach dem einfachen Verhältnisse ihres Ertrages besteuerten. Obwohl es so- gleich einleuchtete, dafs es schlechthin unmöglich sei, den gan- 155 zen Bedarf für den öffentlichen Aufwand hierdurch aufzubringen, so ward doch diese Lehre sehr beliebt, und selbst nachdem sie bereits vor dreifsig Jahren endlich doch aufgegeben werden mulste, wird die Bodenrente doch immer noch für den wichtig- sten Theil des Einkommens der gebildeten Völker gehalten, und ihre gänzliche Abhängigkeit von zufälligen Verhältnissen fast all- gemein verkannt. In den neusten Zeiten wird versucht, auf zwei vollkommen riebtige Wahrnehmungen ein Besteuerungssystem zu gründen, wodurch jenes Problem gelöst werden soll, welches aber eben- so unausführbar ist, als das Steuersystem der Physiokraten. Un- bestritten ist Arbeit die Quelle alles Einkommens der Völker, und ebenso gewils ist es auch, dals die Vertheilung dauernd nach einerlei Form erhobener Abgaben nicht von Anordnungen der ‚Regierungen, sondern von dem Zustande des geselligen Lebens abhängt. Hieraus wird gefolgert, dals eine dem Betrage nach völlig gleiche Besteuerung aller arbeitsfähigen Menschen das ein- fachste, gerechteste und sicherste Mittel sei, den ganzen Bedarf für den öffentlichen Aufwand aufzubringen. Aber bei der glei- chen Vertheilung einer so beträchtlichen Steuer, als hierzu er- forderlich ist, werden die Beiträge für den bei weitem grölsten Theil der Steuerpflichtigen durchaus: unerschwinglich und eine Vertheilung nach Maalsgabe der Zahlungsfähigkeit erliegt unter den Schwierigkeiten, ihr Anerkennung zu verschaffen. Die Klas- sensteuer, welche seit dem Jahre 1820 im Preufsischen Staate besteht, ist nur bestimmt, einen sehr mäfsigen Theil des öffent- lichen Aufwandes zu decken, und mit strenger Rücksicht auf Zahlungsfähigkeit vertheilt. Demungeachtet erregt sie so viele Beschwerden, dafs es vorjetzt wenigstens noch ganz unmöglich erscheint, einen grölsern Theil des Bedarfs für den öffentlichen Aufwand dadurch aufzubringen. Was jene neuern Staatswirthe wollen, wird in dem Maalse unausführbarer, je mehr es diese Klassensteuer in Bezug auf den Betrag, übersteigen, und in Be- zug, auf die Vertheilung der Beiträge vereinfachen soll. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: C. L. Müller, die Bewährung der Wasserkur. Magdeb. 1843. 8. 6* 156 mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Burg d. 15. Juni Aa a Abhandlungen der Königl. Böhmischen Gesellschaft der Wissen- schaften. 5te Folge. Bd. 2. von den Jahren 1841-1842. Prag 1843. 4. mit einem Begleitungsschreiben des beständigen Secretärs dieser Gesellschaft Hrn. Franz Palacky d.d. Prag d. 31. Mai d.J. Andrea Zambelli, di alcune odierne Utopie. Milano 1843. 8. Gay-Lussac, Arago etc., Annales de Chimie et de Physique. 1843, Avril. Paris. 8. Kunstblatt 1843..No. 41-44. Stuttg. u. Tüb. 4. Philipp. Parlatore, Plantae novae vel minus notae.. Paris 1842. 8. ,‚ Notizia sulla Pachira alba della famiglia delle Bombacee. Firenze 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben d. Verf. d. d. Florenz d. 4. Apr. a. J. f ! Göttingische gelehrte Anzeigen. 1843. St. 93-99. 8. 26. Juni. Sitzung der philophisch -histori- schen Klasse. Hr. v. Raumer las über die Geschichte der franzö- sischen Finanzen und das sogenannte System des Law. 29. Juni. Gesammitsitzung der Akademie. Hr. Eichhorn las über die technischen Ausdrücke, mit welchen im dreizehnten Jahrhundert die ver- schiedenen Classen der freien Leute bezeichnet wur- den. Zweite Abhandlung (Fortsetzung der am 18. Januar 1838 gelesenen Abhandlung). An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Historia e Memorias da Academia Real das Sciencias de Lisboa. Tomo 12, Parte 2. Lisboa 1839. fol. —— 2aSerie. Tomo1, Parte 1. ib. 1843. fol. Joaq. Jose da Costa de Macedo, Discurso lido em 22 de Jan. 157 de 1843 na Sessao publ. da Academia Real das Sciencias de Lisboa. Lisboa 1843. 4. Ant. Lopes da Costa Almeida, ARoteira geral dos Mares, Costas, Ilhas e Baixos reconhecidos no Globo. Parte 5. 6, Tomo 1. Parte 10, Tomo 1. ib. 1840 -42. 4. Ign. da Costa Quintella, Annaes da Marinha Portugueza. Tomo 2. ib. 1840. 4. Collecäo de Noticias para a Historia e Geografia das Nacöes ultramarinas que vivem nos Dominios Portuguezes. Tomo 7. ib. 1841. 4. Ant. Albino da Fonseca Benevides, Diccionario de Glosso- logia botanica. ib. eod. 4. Io. Bapt. da Silva Lopes, Corografia ou Memoria economica, estadistica e topografica do Reino do Algarve. ib. eod. 4. de Villarinho de S.Romäo, Tratado sobre a maneira de con- struir Fogöes de Sala economicos e salubres. ib. 1843. 4. mit einem Begleitungsschreiben des beständigen Secretars der Königl. Akademie Wer Wissenschaften zu Lissabon, Hrn. de Macedo, vom 9. Mai d.J. F. A. Guil. Miqu&l, Monographia generis Melocacti. Vratisl. et Bonn. 1840. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Rotterdam Jan. d.J. Nuovi Saggi della Imperiale Regia Accademia di Scienze, Let- tere ed Arti in Padova. Vol.5. Padova 1840. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1843. 1.Semestre. Tome 16. No.18.19. 8.et 13. Mai. Paris. 4. Bulletin de la SocidteE de Geographie. 2. Serie. Tome 18. Paris 1842. 8. (G. Pauthier), Supplement aux Vindiciae Sinicae, ou derniere reponse & Stan. Julien. 11. Mars 1843. (Paris). 8. J. Lamont, Annalen für Meteorologie und Erdmagnetismus. Jahrg. 1842, Heft 4. München 1843. 8. ,„ Resultate der magnetischen Beobachtungen in Mün- chen während der dreijährigen Periode 1840, 1841, 1842. ib. eod. 8. Gelehrte Anzeigen, herausgegeben von Mitgliedern der k. Bayeri.- schen Akademie der Wissenschaften. 1843. No. 44.45. (ent- haltend: Hrn. J. Lamont’s Bericht über die magnetischen Beobachtungen in der dreijährigen Periode 1840 - 42.) ib. 4. 158 Annales des Mines. 4. Serie. Tome 2. (5. Livr. de 1842.). Paris. Sept. - Oct. 8. Rivista Ligure. Anno I., Tome I., Fase. 5. Genova 1843. 8. Aufserdem waren_zwei Empfangschreiben der Pariser Aka- demie der Wissenschaften über eingesandte Monatsberichte vom Ja- nuar und Februar d. J. eingegangen. hei..dha D 12dasın opt ; IRERTIIE: Bericht über die ih zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen ar Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu ‚Berlin im Monat Juli 1845. Vorsitzender Sekretar: Hr. Elı ren berg. Kir a ,.R 6. Juli. Öffentliche Sitzung zur Feier ‚des Leibnitzischen Jahrestages. | "Herr Böckh als vorsitzender Sekretar eröffnete "die ’Feier ‘mit einer’ Rede, in welcher vorzüglich in Bezug anf die Theo- ‚dicee' auseinandergesetzt wurde, welches Verhältnifs Leibnitz ’der ‚ Philosophie zur positiven Religion angewiesen und ‘wie er’ sich selbst zur Kirche ‘verhalten habe. Hierauf hielt Herr Pertz als neu aufgenommenes. Mitglied ‘der Akademie seine Antrittsrede, welche sich besonders auf’ däs -großse Unternehmen der Sammlung ünd Herausgabe der "Quellen der deutschen Geschichte’ mit" Rücksicht "auf’Leibnitz 'und auf’ die "Verdienste des Freilierrn von Stein bezog; Herr v. Raumer'als 'Sekretar der philosophisch - historischen Klasse beantwortete‘ diese "Antrittsrede. di 008 Nach diesen Vorträgen verkündete der Sekretar' der physi- 'kalisch- ‚mathematischen Klasse, Herr Ehrenberg, eine von die- ser Klasse in 'Gemäfsheit der Ellertschen Stiftung gestellte öko- nomische Preisfrage, welche folgendermalsen lautet: „Unstreitig stehen. die stickstofffreien Bestandtheile in der Nah- ‚rung der' kräuterfressenden Thierk 'mit den’ stickstofffreien- Be- standtheilen des Organismus ihrer Körper in "einer innigen Be- ; . ziehung., Es ist durch Untersuchungen: wahrscheinlich gemacht worden, dals bei einem Überfluls von Stärkmehl, a Gummi, Holzfaser in der Nahrung die ze im Kör [1843.] 160 durch ein Austreten von Sauerstoff in irgend einer andern Form bewirkt werde. Dieser Ansicht ist eine andere entge- gengesetzt worden, nach welcher das Fett im Körper der Her- bivoren in: den genossenen; Nahrungsmitteln schon: praeexistire. Der Gegenstand ist von der Art, dals die Richtigkeit der einen oder der andern Ansicht durch genaue Versuche entschieden werden kann. Die Akademie wünscht daher eine sorgfältige Vergleichung zwischen den Quantitäten der Fettarten in den Nahrungsmitteln eines oder mehrerer kräuterfressenden Thiere, und dem Fette, das in dem Körper derselben nach der Mä- stung sich findet. Die angewandten Nahrungsmittel müssen genau botanisch bestimmt werden, denn ohne Zweifel besteht z.B. das Heu in verschiedenen Localitäten aus ganz verschie- denen Pflanzen, und ist auch in seinen ‚verschiedenen Entwik- kelungszuständen verschieden zusammengesetzt. Es muls ferner das Fett in ihnen genau qualitativ und quantitativ untersucht werden, denn nach, einigen neueren Untersuchungen, ‚bestehen die fettartigen Substanzen in vielen Kräutern aus wachsähnli- chen Theilen, welche sich fast vollständig in den. Exerementen der. Thiere wieder finden. sollen.’ -Die ausschlielsende Frist für ı die Einsendung der Beamt- | wortungen..dieser, Aufgabe, welche nach ‚der ‘Wahl. der Be- werber in Deutscher, Lateinischer oder Französischer ‚Sprache geschrieben sein können, ist. der 31. März 1843... Jede Bewer- bungsschrift ist mit’einem Motto zu versehen und) dieses auf dem Äufsern des versiegelten Zettels, welcher den Namen, des |‚Ver- fassers enthält, zu wiederholen. Die Ertheilung (des, Preises, von 300 Thalern geschieht in der öffentlichen Sitzung am Leibnitz- schen Jahrestage im Monat: Juli des Jahres 1845. Die Sitzung wurde mit einer Vorlesung des Hrn. v. Raumer über Diderot’s Leben, Schriften und Grundsätze be- schlossen. 10. Juli. Sitzung. der physikalisch- mathema- tischen Klasse. Hr. Horkel las über die Saturnia Pyri und Spini ‘Seide. 161 slHierauf, trug Hr. Ehrenberg neue Beobachtungen überj;den sichtlichen Einfluls der mikroskopischen Meeres-Organismen auf den Boden des Elbbettes bis oberhalbiHamburg vor. -«»Nachdem, der. Verf. 1839 bei Cuxhaven einen sichtlichen Ein- flufs des unsichtbar kleinen organischen Lebens auf das Marsch- land, daselbst‘;beobachtet hatte, ist von ibm eine Untersuchung des,Humus, ‚der; Marschländer nebenbei immer fortgesetzt worden. Tbeils,i durch eigene ‚Reisen, theils durch schriftliche Anregung zur Zusendung von Materialien hat sich allmälig die Reihe der Beobachtungen ‚und, ermittelten Thatsachen nicht unansehnlich ge- mehrt. ;„Am.einflulsreichsten auf gewisse herrschende V.orstellun- gen,.dürfte, vielleicht diejenige Reihe von Beobachtungen sein, welche. ‚das. unsichtbar: kleine Leben des Elbstromes in großer Entfernung von seiner Mündung, ja selbst bis Hamburg noch in directe Beziehung zum. Meere bringen. Auf den Wunsch des Verf. sandte im vorigen Jahre, 1842, Hr. Conrector Lucht in Glückstadt aus der, dortigen Elbgegend eine Anzahl von Acker- und Erd-Proben aus verschiedenen Tiefen und Entfernungen von der Elbe. Die Untersuchung hat das interessante und völlig klare Resultat ergeben, dals der Schlick des Elbstromes noch bei Glückstadt, also 9 Meilen von der Elb- mündung ganz dicht erfüllt ist mit jenen zum Theil sehr zierli- chen unsichtbar kleinen kieselschaligen und 'kalkschaligen See- thierchen, welche nach des Verf. früheren Bericht das Wasser der Elbmündung bei Cuxhaven erfüllen und wovon Formen in den Abhandlungen der Akademie vom Jahre:1840 zahlreich in "Abbildung ‚mitgetheilt worden sind. Also auch in dem seit Jahr- hunderten und gewils Jahrtausenden abgesetzten Ackerlande des Elbthales fanden sich dergleichen und zwar in einigen-Fuls Tiefe besser als oberhalb erhaltene organische Formen, welche ‚den Ur- sprung agzen Ackerlandes auf entscheidendere Weise beglaubigten als alle früheren Theorieen. Es war nun im Verf. der Wunsch immer ‚mehr rege ge- "worden nachzuforschen, wie weit stromaufwärts an der Elbe diese ‚schon bis Glückstadt, also 9 Meilen, aufsteigende Erscheinung des directen Meeres-Einflusses auf die neueste Landbildung sich ver- folgen lasse. 162 Durch die gefällige Vermittlung eines jüngeren 'Freundes, des Herrn Dr. Horkel jun. in Berlin und die directe Bemühung des Herrn Dr. Rohde in Hamburg erhielt der Verfasser meh- rere Proben des dortigen Fluls-Schlickes.-. Diese Proben‘ waren von 3 Puncten bei Hamburg und zwar 2 Stunden davon strom- aufwärts entnommen. Die Untersuchungen der Elb-Absätze bei Glückstadt und Hamburg haben folgende 58 mikroskopische entschiedene Meeres- organismen unter mancherlei Sülswasserformen, zum Theil Tebbend erkennen lassen. SUR Es sind unter diesen Formen 23 ganz neue, zum Theil’sehr‘ ausgezeichnete Arten und 3 von ihnen sind sogar geeignet‘ eben soviel neue Genera darzustellen. Die neuen Genera sind durch 2 Sternchen, die neuen Arten durch eins in folgendem Namens- verzeichnils bemerkbar gemacht: bei Glückstadt, bei Hamburg, 9 Meilen von der Nordsee, 18 Meilen von der Nordsee. A. Kieselschalige Polygastrica. 1. Achnanthes longipes. *2. Actinocyclus Achar-nahr. * 3, — Aldebarän. 4. _ 1. Actinocyelus Aquila. 5. — Arcturus. 6. — bioctonarius. IR — Capella. 2 — Capella. 8. —_ Croesus. 9. — Fom-el-hot. 10. — Jupiter. 3. _ Jupiter. a. — Lyra. [5 _ Lyra. 12. — Regulus. %*13. Actinoptychus biternarius. 14. _ octonarius. 3 15. — senarius. 5. Actinoptychus senarius. 16. Amphitetras antediluviana. 17. Biddulphia pulchella, 6. Biddulphia pulchella. 18. Campylodiscus Clypeus. 7. Campylodiscus Clypeus. 19. Coconeis Amphiceros. 20. — Rhombus. 163 21. Coscinodiscus eccentricus. 22. —_ Oculus Iridis. 23 _ radiatus. 8. Coscinodiscus radiatus 24. _ . radiolatus. 9. — radiolatus. 25. 10. Gallionella decussata. 26. 11. — granulata. 27. Gallionella sulcata. 12. _ sulcata. %# 28. Pentapodiscus germanicus. 29. Surirella (Navicula) Gemma. 13. Surirella (Navic.) Gemma. #* 30. Tetrapodiseus germanicus. * 31. Triceratium comtum. 32. — Favus. 14. Triceratium Favus. 33. Tripodiscus germanieus. 15. Tripodiscus germanicus. 34. Zygoceros Rhombus. 16. Zygoceros Rhombus. B. Kieselerdige Pflanzentheile (Phytholitharia). * 35. Spongolithis Cornu Ceroi. 36. _ 17. Spongolithis fistulosa. 37. — 18. — mesogongyla. 38. _ Triceros. C. Kalkschalige Polythalamien. *30. Biloculina integerrima. 40. Geoponus Stella borealis. * 41. Grammostomum areolatum. *12. = coscinopleurum. *43. _ maculatum. '* 44, Miliola Ooum. *45. — \ tubuligera. 46. Megathyra Planulina. | 47. Nonionina germanica. 19. Nonionina germanica. q * 48. — acervata. *49. Rotalia areolata. *50. — fasciata. 251. — _ dorsalıs. > 52. — _ globulosa. *53. — Millepora. h 54. — perforata. *55. Spirulina ? tenella. ** 56. Strophoconus cribrosus. 164 56. Textiloria aciculata. 58. — globulosa. Mehrere von den bei Glückstadt als Flufsschlick gesammel- ten Formen hatten noch ihre frischen Ovarien, mufsten also le- bend gesammelt sein. Die bei Hamburg genommenen Materialien enthielten die Formen der Seethiere nur als leere Schalen. Beide Beobachtungsreihen ergeben ein grolses Überwiegen der Seeorganismen gegen die Sülswasser-Körperchen, welche letz- tere in dem Verzeichnils übergangen sind und keine unbekannten Formen enthielten. Der Verf. giebt aus diesen Beobachtungen folgende Resultate: 1. So weit die Fluth und Ebbe in der Elbe (und wahrschein- lich doch ebenso in allen dem grofsen Ocean direct verbundenen Flüssen) bemerkbar ist, dringen die unsichtbar kleinen Schaalthiere des Meeres mit in den Fluls. 2. Die Fluth in den oberen Flufsgegenden, selbst da wo kein Salzgeschmack mehr erkenntlich ist, wie oberhalb Hamburg, ist nicht blofs eine Aufstauung des Flulswassers durch gehinder- ten Abflufs, sondern ein nun auch hierdurch erwiesenes directes Eindringen des Seewassers, wahrscheinlich unterhalb des Fluls- wassers, welches bis 18 deutsche Meilen weit somit scharf und leicht erkennbar ist. 3. Da im unteren Strombette der Elbe nur soweit Schlick, d.h. eine oft die Schiffahrt beengende Thon und Schlamm ähn- liche Masse sich anhäuft, als die Fluth bemerkbar ist, über diesen Punkt hinaus aufwärts aber das Strombett reinen Kies und Sand | zeigt, so liegt es nun klar vor, dals diese bisher räthselhafte und viel besprochene Erscheinung durch jene organischen Verhält- | nisse hauptsächlich bedingt ist, indem die Mischung des Fluls- und Seewassers die unsichtbar kleinen Organismen Massen allmä- lig tödtet und zu Boden fallen läfst. 4. Das Marschland des unteren Stromgebiethes der Elbe von Hamburg an, und wahrscheinlich aller in den Ocean mün- denden Ströme, ist als Humus-Boden nicht allein und nicht vor- | herrschend ein vom Strome aus seinen oberen Gebieten dem Fest- | lande entrissener Stoff, auch sehr deutlich nicht blos daneben ein 7 lokales Produkt des unsichtbar kleinen organischen Lebens im | 165 Flulswasser, sondern es ist in sehr bedeutender Menge auch ein Produkt solchen Lebens im Ocean. 5. Rechnet man den beigemischten feinen Sand als Trüm- mer-Sand oder als unklare Bildung ab, so zeigt (nicht blofs bei Cuxhaven an der Mündung der Elbe sondern) noch bei Glück- stadt sich die Einwirkung der Seebildungen ungefähr als 4 bis & der Masse des frischen Schlicks und als etwa halb soviel ober- halb Hamburg, wohl soweit die Fluth merklich ist. Dafs aber auch der scheinbare Trümmer-Sand zum ansehnlichen Theil ein verän- derter Zustand organischer Kieselschaalen sein kann ist schen frü- her bemerkt worden. Ähnliche Resultate haben dem Verfasser die Untersuchungen des Schlicks der Jahde in Ost-Friesland und anderer Orte erge- ben, über welche Verhältnisse derselbe späterhin im Zusammen- hange zu berichten sich vorbehält. Kurze Characteristik der 3 neuen Genera und der 24 neuen Species von See- Organismen. A. Polygastrica, a. neue (Genera. I. TEeIRAPODISCuUS = Tripodiscus appendicibus loricae quaternis. Vgl. die jetzt lebenden Thiere der Kreide. p. 50. mit Abbildung. IH. PEnTAPoDIScUs = Tripodiscus appendicibus loricae quinis. Diese beiden oft sehr grofsen Formen, welche häufig. vor- kommen, sind dem Zripodiscus germanieus ganz ähnlich und schei- nen beim ersten Anblick nur Varietäten derselben species zu sein. Die numerischen: Charactere sind aber bisher in der ganzen Fa- milie als sehr constant erkannt worden und die Regelmälsigkeit der Vertheilung jener Zapfen, oder appendices, lälst auf feste, eine generische Trennung fordernde Bildungsgesetze schliefsen. db, neue Species. 1. Adetinocyclus Achar-nahr, disei radis 33. ‚or Aldebarän, .disei radıis 34. zu Arcturus, .disci 'radiis »37. | Croesus, .disei radiis 55. _— Fom-el-hot, disei radüs 41. —_ Zyra, disci radüs 42. — Regulus, disci radüs 44. nonewu» 1 166 8. Actinoptychus biternarius, disci radiis et sepimentis sex, superficie subtilissime in seriebus obliquis punctata. Diese zuweilen sehr grolse. Form ist bis auf die ganz abweichende Sculptur dem A. senarius ähnlich. 9. Pentapodiscus germanicus, habitu et characteribus Zripodi- sci germanici, appendicibus 5. . 10. Tetrapodiscus germanicus, habitu et characteribus Tripodi- sci germanici, appendicibus 4. 11. Triceratium comtum?, habitu et characteribus Triceratii Favi, sed cellulis singulis spinescentibus. furcatis. Abgeriebene Exemplare der anderen Art. scheinen sie nicht sein zu können, doch fanden sich bisher nur ver- lezte leere Schalen von diesem. B. Phytolitharia. 12. Spongolithis Cornu Ceroi, aciculae bis furcatae, simpliciter dichotomae. C. Polythalamiıa. a. neues Genus. III. STROPHocoNUS ex Ubvellinorum familia, cellularum serie spi- rali regulari, apertura non conspicua (?), cellulis oblique spira- liter appositis, spiram totam sensim involventibus. Forma Coni aut Olivae apud Mollusca testacea. b. neue Species. 13. Biloculina integerrima, testa minima ovata laevis integer- rima, parum turgida, apertura simplici. 14... Grammostomum maculatum, testa minima praecedente ma- ior, cellulis duabus primis coniunctim 4 lineae aequantibus, superficie fasciis pororum latis reticulata et maculata. 15. Grammostomum areolatum, testaminima praecedentibus paullo maior, cellulis tribus primis coniunctim & lineae aequantibus, superficie tota areolata, poro singulo in singula area. 16. Grammostomum coscinopleurum, testa minima, cellulis .tri- bus primis coniunctim % lineae aequantibus, lateribus totius testulae porosis, media parte integra, laevi. 17. Miliola Ovum, testa microscopica ovata turgida laevis, pro- cessu tubuloso interno: nullo. 18. Miliola tubuligera, testa microscopica ova«a turgida laevis, processu interno tubuloso brevi. 167 19.:Nonionina acervata, minima, cellula sexta secundam tangente, superficie pororum minimorum acervis dense occupata. 20. Rotalia areolata, testa 'minima, cellulis latioribus quam al- tis, primis amplis, nona secundam attingente, superficie are- olata, nec distincte porosa, aperturis singulis in dextri la- teris cellulorum parte posteriore et inferiore. Rotalia dorsalis, testa microscopica laevis cellulis latioribus quam altis, septima secundam attingente, superficie dorsali porosa lateribus imis integerrimis. 21 22. Rotalia Millepora, testa minima, cellulis subglobosis, primis amplis, octava secundam attingente, superficie subtiliter et aequaliter porosa. "23. Spirulina? tenella, testa microscopica, laevis integerrima, cellula septima secundam tangente, columnaribus cellulis ob- lique decurrentibus. An Megathyra?. Strophoconus cribrosus, testa microscopica, cellulis angustis multo latioribus quam altis, tota superficie subtiliter porosa. Andere Formen dieser Gattung hat der Verf. früher un- ter dem Namen Dimarphina ? Planularie und Planularia? Pelagi aus Vera Cruz beschrieben. Sehr ähnliche kommen auch in der Kreide vor, so dals dieses Genus reich an Ar- ten zu werden scheint. Aus diesem Verzeichnils ergiebt sich, dafs das Vermuthen des Verf., es werden die 1840 angezeigten numerischen Verhält- nisse der Actinocycli späterhin sich noch [weiter als einzuschie- bende Special-Formen entwickeln, sehr bald bestätigt worden ist. Auch Actinocyclus Sol mit 47 Strahlen ist aus dem Marschlande im Ditmarschen bereits von ihm beobachtet worden. Aulserdem ist bemerkenswerth, dals Gallionella decussata und granulata des Berliner Infusorien-Lagers unter den Seewasser- Formen der Elbe aufgefunden worden sind. Die Megathyra Pla- nulina scheint identisch mit der mexikanischen Form zu sein und die Miliola Ovum scheint identisch mit der, welche sehr zahl- reich in der Kreide von Moen vorkommt. 24 Ferner las Hr. H. Rose über die Lichterscheinungen beim Glühen des Chromoxyds und des Gädolinits. 168 Der Verfasser suchte vor einiger Zeit zu zeigen, dals die lebhafte Lichterscheinung, welche man: beim Glühen des Chrom- oxyds wahrnimmt, von keiner 'wahrnehmbaren erhöhten Tempe- ratur begleitet sei. Es ist ihm: indessen geglückt, darzuthun, dals dies der Fall bei der Lichterscheinung sei, welche sich beim Glü- hen des Gadolinits zeigt. Es wurden‘ Stücke desselben in eine Glasröhre gelegt, welche von schwer schmelzbarem Glase, ‘von nicht zu weitem Dnrchmesser und an einem Ende zugeschmolzen war. Das offne Ende derselben war mit einer langen Thermo- meterröhre luftdicht verbunden, welche, am Ende gebogen, in _ eine Flüssigkeit tauchte. Die Glasröhre mit den Gadolinitstük- ken wurde durch Kohlenfeuer zum gleichförmigen Glühen ge- bracht, wodurch gleichmälsig ein Theil der erhitzten Luft durch die Flüssigkeit stieg. So wie aber bei einigen Stücken des Minerals die Lichterscheinung sich zeigte, wurde plötzlich die Luftentwickelung bedeutend stärker, nach Beendigung der Licht- erscheinung aber so gleichmälsig als vorher. Dieser Versuch, der sehr ‘oft mit demselben Erfolge wiederholt wurde, zeigt offenbar, dafs bei der Lichterscheinung. auch eine Erhöhung der 'Tempera- tur statt finndet. Als in demselben Apparate auf ähnliche Weise Chromoxyd behandelt wurde, konnte man ebenfalls während der Lichterschei- nung eine reichlichere Luftentwickelung statt finden sehen, doch lange nicht so deutlich, wie beim Gadolinit. ‘Noch undeutlicher und zweifelhafter war das Resultat als auf ähnliche Weise Tı- tansäure behandelt wurde, die freilich die Lichterscheinung ‘beim Glühen nicht so glänzend zeigt, wie das Chromoxyd. Beim Gadolinit von Yiterby' ist, wie dies Scheerer ‘beim Gadolinit von Hitterö gezeigt hat, nach dem Glühen und verfolg- ter Lichterscheinung das specifische Gewicht grölser als ‘vorher. Aber die verschiedenen Stücke desselben zeigen, sowohl im un- geglühten als auch im geglühten Zustande nicht dasselbe, sondern ein ziemlich verschiedenes 'specifisches Gewicht. Dies ist; merk- würdiger Weise sogar bei den verschiedenen Bruchstücken‘ von einem und demselben gröfseren Stücke der Fall. Es geht hier- aus hervor, dafs das Mineral an den verschiedenen Stellen eines Stückes verschieden zusammengesetzt sein ‚muls. 169 Der Verfasser fand das specifische Gewicht des ungeglühten Gadolinits von Ytterby bei verschiedenen Stücken, als Resultat von mehr als dreilsig Versuchen zwischen 4,097 und 4,226; das des geglühten zwischen 4,287 und 4,456, wobei bemerkt werden muls, dafs die Stücke des Gadolinits, welche im ungeglühten Zu- stand ein höheres specifisches Gewicht hatten, auch nach dem Glühen ein höheres spec. Gewicht erhielten. Der Glühungsver- lust betrug nur zwischen 0,38 und 0,43 Procent. 13. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Pertz las über Veranlassung, Gegenstand, Plan, Vorbereitung und Geschichte von Leibnitzens Anna- les imperii. Hierauf legte Hr. H. Rose der Akademie zwei farbige Lich- bilder von grolser Schönheit und Klarheit zur Ansicht vor, welche ihm vom Dr. Rudolph Böttger aus Frankfurt a. M. übersandt worden waren. Das eine war ein mehrfarbiges, das andere ein monochromatisches Bild. Hr. Böttger hat das Verfahren, diese Lichtbilder anzufertigen, noch nicht bekannt gemacht. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Dufrenoy et Elie deBeaumont, Carte geologique de la France. Paris. fol. ‚ Explication de la Carte geo- logique de la France redigee sous la Direction de M.-Bro- chant de Villiers etc. Tome1. ib. 1841. 4. nebst einem Begleitungsschreiben des Herrn Dufr&noy in Paris vom 22.Juni c. A. CGrestadoro, Saggio di Instituzioni sulla Facoltä della Pa- rola. Vol.1.2. Torino 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d, Turin d. 24. April c. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1843. 1.Semestre. Tome 16. No.20-24. 22. Mai- 19. Juin. Paris. 4. Kunstblatt 1843. No.45-50. Stuttg. u. Tüb. 4. Archives du Museum d’histoire naturelle. Tome Il. Livr. 1-3. Paris 1841. 4. 170 E. Gerhard, Ztruskische Spiegel. Heft. 13. Berlin 1843. 4. 20 Expl. „ Archäologische Zeitung. Lief.2. ib. eod. 4. 20. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Gerhard las über Venusidole und über die Göt- tin Concordia. Die hie und da zerstreuten und bisher wenig benutzten alt- griechischen Kultusbilder haben für Mythologie und Kunstgeschichte eine nicht unerhebliche Quelle der Belehrung uns aufbehalten. In diesem Sinn unternahm Hr. G. im vorigen Jahr eine Zusammen- stellung der Minervenidole Athens, und die gegenwärtige Ab- handlung über Venusidole ist gewissermalsen als Fortsetzung jener früheren Arbeit zu betrachten. Es schlielst dieselbe eine Sich- tung der Untersuchungen in sich, welche derselbe Verfasser theils in der zu Fiesole 1825 erschienenen Schrift „„Venere-Proserpina” theils in einem akademischen Vortrag (Monatsbericht der Königl. Akad. 1840. S.3 ff.) geführt hatte. Zuvörderst ward darauf hin- gewiesen, dafs der älteste Styl griechischer Kunst für unbeklei- dete Darstellungen der Liebesgöttin nirgend angewandt erscheint, und wenn auch seit der Zeit des Praxiteles meerentstiegene Aphro- diten, wie die knidische und mediceische, oder sieghafte Göttin- nen, wie der bekannte Typus von Melos, Korinth und Capua sie uns darstellt, der ältesten Erscheinung Aphrodite Urania’s unter- geschoben wurden, so bleibt doch die Tempeldarstellung Aphro- ditens seit altgriechischer bis in spätrömische Zeit mit wenig Ausnahmen die einer bekleideten Göttin. Von berühmten Origi- nalen dieser Art sind allerdings weder die Aphrodite des Kana-. chos, noch die mehrfachen Venusbilder des Pbidias, noch selbst die gefeierte Aphrodite des Alkamenes in vorhandenen Nachbil- dungen bis jetzt nachweislich geworden; nur die koische Venus des Praxiteles scheint in einer beliebten Darstellungsweise der römischen Stammmutter Venus genetrix (einer Frauengestalt in durchsichtigem Gewand, die ihr Oberkleid zierlich über die rechte Schulter heraufzieht), mebrfach erhalten zu sein. Um so zahl- reicher aber sind die Idole, welche dem ältesten Aphroditebegriff entsprechen, wie er in der durch Hermenform, Waffen oder Symbole des Himmelsgewölbs (Polos, Ball, Apfel, Schildkröte) 4171 angedeuteten fürchtbaren Himmels- und Schöpfungsgöttin Urania oder in der ihr allmählich hinzugefügten, dem menschlichen 'Be- dürfnils näher gerückten, als Zeugungs- und Wachsthumsgöttin durch‘ den Bock oder durch eine Blume bezeichneten, Pandemos ‚niedergelegt war, dann und! wann aber zu grölserer Verständlich- keit’ der''oft furchtbaren ‘Göttermacht noch in ein drittes! Idol sich aufgelöst fand,’ welches im Namen der ‚„abwehrenden’” Göt- tin (Apostrophia: Paus. IX, 16, 2. Vgl. Verticordia) vielmehr eine zurückschreckende Todesgöttin als irgend 'einen erotischen Begriff ausdrücken 'mochte. ‘Dieser: dreifache, ‘auf Schöpfung, Lebenslust und’ Tod bezügliche, "Begriff Aphroditens ist nun’ hauptsächlich in den etruskischen ‘Idolen einer‘ "ursprünglich griechischen Kunst uns Verhalten. In Götterbildern, für’ welche die Namen Juno und Venüs, Cupra’ oder’ Turan, zunächst gleich zulässig sind, 'begeg- net’ unsdort die”griechische Aphrodite "häufiger als irgend 'ein anderes Götterbild,theils ‘mit dem Übergewicht einer ihrer be- rühmtesten Auffassungsweisen, (wie denn Urania durch den Apfel, Pandemös durch 'eine Blüthe und zierliche Hebung des 'Gewan- des, Apostrophia durch abwehrende Handbewegung sich. 'kund' giebt), theils und hauptsächlich durch Vereinigung dieser'Symbole zum Gesamtbegriffe der Göttin. Es findet sich’ aber: die Kunst- darstellung jener etruskischen Erzfiguren theils ‘in griechischen und unteritalischen Thonfiguren, 'theils in typischen Bildungen ausgeprägt, deren nicht seltene Anwendung für Marmorwerke ‘den in griechischen und italischen Kulten ihnen gegebenen. Vor- zug bezeugt. Eins dieser Idole ist dasjenige, welches in hierati- schen Götterzügen griechischer Kunst als unzweifelhafte Aphro- dite, in römischen Werken aber mit der als. Appellativ dieser Göttin zu fassenden Benennung „‚Spes” erscheint, und durch die zierliche Hebung des Gewandes, wie durch die in. der Rechten haltene Blume, die gefällige Bedeutung einer Aphrodite Pan- mos zu erkennen giebt. Das andre, welches hauptsächlich durch die auf der Brust gelegte Hand, einer Bewegung des Schlafs oder Todes, auch wol durch den darin (wie in Hekäteidolen) gehaltenen Apfel, ferner durch Strahlenbekränzung oder häufiger durch das Getreidemals der Erdgottheiten als Schöpfungs - und Todesgöttin Urania sich zu erkennen giebt, aber auch fast eben s0 häufig seine Gemeinschaft mit der Pandemos durch die tanz- 172 mälsige ‚Hebung, des Gewandes |.bekundet,. ist 'theils aus .‚rhodi- schen ‚Münzen ‚und ‚griechischen. Thonfiguren, theils aus, zahlrei- chen: Marmorwerken ‚bekannt, deren ‚berühmtestes die Gruppe von, S, Ildefonso ist... Unter | den ‚römischen Benennungen der! Venus dürfte der, Name „‚Libitina”,-ihm, ‚das, passendste sein. Durch‘,diese Sichtung der. Venusidole ‚alten Tempelstyls Rn nicht nur kunstgeschichtliche Götterformen, ‚sondern; auch‘ ‚Zeug- nisse für. den häufigen, Gebrauch alter | Religionen beigebracht; wörden ,. die überschwengliche Fülle ‚ihrer ‚Götterwesen,. durch, Sonderung ihrer Begriffe und Bildungen ‚falslicher , und „zugäng-. licher |zu. machen. , Hiedurch (ging, freilich: allzuoft ‚die Götter- einheit verloren, ‚und ‚es ‚ist ‚daher, anziehend; weiter, ‚nachweisen, zu: können, wie, das, gläubige, Heidenthum ‚aus ‚ polytheistischer, Zersplitterung wiederum, nach, einer, ‚höheren! Einheit sich drängte; Eine solebe ist vielleicht selbst i in’ der thebischen Harmonja ‚vor-. ausgesetzt worden, wo;diese als Gründerin; eines dreifachen Aphro-. ditedienstes genännt; wird ;,.arm deutlichsten, ‚aber, geht ‚diese Ideen--. verbindung; aus..den! mit der, Göttin Concordia verknüpften Venus“ idolen ‚hervor... Auf einer Münze’ des ‚Commodus \ist Coneordia;, durch Namensinschrift, bezeugt; ‚auf ein: Idol der, Spes gelehnt; eine, ganz. ähnliche, Marmorstatue des Vaticans war in: ähnlicher Weise auf ein ‚mit dem.!Modius.,bedecktes., Idol. der, Libitina. gestützt; und auf noch einem römischen Marmorwerk wird eine ähnliche sitzende ‚Figur, ‚in gleicher ‚Umgebung. des, ;Libitinaidols und .des. Amor, «mit gleicher Wahrscheinulichkeit: für..die mit Venusidolen der einen oder der andern Art, verknüpfte Göttin Concordia er- kannt. Wenn es schon aus ıder Ableitung des Namens nicht, un- wahrscheinlich ist, Concordia, „die Herzeinende” ‚so gut,als die entgegengesetzte Verticordia für eine mit, Venus verwandte Göt- tin zu halten, so, wird es. durch jene Kultusbilder fast unzweifel- haft, dals.sie als ‚eine jedem besondern Venusdienst verwandte, aber höher gestellte Göttin die gesonderten Kulte der Spes und der Libitina, der Pandemos und der Urania, auf die höhere Ein- heit zurückführen sollte, in welcher das alte Rom die Stamm- götlin der. Aeneaden Bern erblickte. Wie Fortuna der Ceres, wie Virtus Minerven, ‚wie Spes der Venus, scheint Concordia gleichfalls, nur in höherer Potenz, der Venus entsprochen zu ha- ben, dergestalt dals der geistige Begriff dieser Göttin, nament- 173 lich als Göttin politischer Einigung, in ihr ausgedrückt, im Tem- pel am römischen; Forum ‚früh vorausgesetzt und gefeiert, zu- gleich aber auch die Einheit der mehr und mehr von ihr abge- lösten Kultusbegriffe festzubalten und Setend zu machen be- stimmt, ‚war. Den eingegangenen Schriften ‚wurden vorgelegt; ‚Mauro Sabbatini, della, erde e, della lesge, Modena 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Modena d. 28, Juni c. arg lo Favo Pietrasanta , ‚Duca „di Serradifalco, le Anti= ehita della Sicilia. Vol. 5. Palermo 11:53 Ans 10) Balkan Ska Mi I. P. de Martius, 'System& maleriae medicae vegeräbing Bra- 'siliensis. ' Lins. et Vindob.' 1843.08. -4lmanachnder Königl. genen Akademie der Wissönschaf- „buiw tens München 4843: 18.3 Expl. „5 Preis-Aufgabe, der mathemätisch-physikalischen Classe der K. bayer. Akademie der Wissensch. zu; München. „Gestellt ‚in Jahre. 1843. 4. 3 Expl. _K.Kreil, magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Er Pras. 3. Jahrgang vom 14. Aug. 1841 bis 31. Juli 1842.. Prag Pat. 2. "X! delaRire, Archives de PBleöirieite (Supplement a la Bi- I hliöth. univ. de Geneve). No. 8. publ. le 2. Juin 1843. Geneve -murnver Paris: 8: „Aleide d’O En y RN BEN Livr.63. 64. Paris. 8. a er bil Terrains jurassiques. „Läyrs-43. ib.. 8: Institut, 1. Section. Sciences ati physi,etinat. 11. Anne. ‚ No. 494-497. 15. Juin-15. Juill. 4843. Paris. . 4. ] cher, astronomische Nachrichten, No.480. 481. Altona ui I wKunstblatt 1813. No. 51. 52. Stuttg. u. Tüß! 4. "rAmbr. Fusinieri, Memoria sopra il trasporto di materia pon- 1 = nderabile nelle scariche elettrich. 24 Edi. (Padova, 'Guigno | Abos, 1843), 4 Eanıda, ‚dieser. Sitzung erfreute sich die Akademie der Anwesen- - auswärtigen Mitgliedes, des Herrn Ja cobi ‚aus Königs- „ihres correspondirenden Mitgliedes, des. Herra Oersted aus Copenhagen und des Herrn Littrow, ‚Directors der Stern- | warte in Wien. 174 24, Juli. Sitzung der philophisch - histoni: schen Rlasse. Hr. Gerhard gab archäologische Mittheilungen, wie folgt: 14) Über ein Silbergefäls im Besitz des Grafen Ser- gei Stroganoff zu St. Petersburg. Dieses merkwürdige mit erhobener Bildnerei und. orientali- schen Schriftzügen versehene Kunstwerk ward vor einigen Jah- ren in der Umgegend von Kertsch (Pantikapäon) gefunden. Eine lithographirte Zeichnung desselben ward auf Anlals des Kaiserlich Russischen Staatsraths Hrn. v. Frähn Exc. durch Hrn. Schott’s Vermittelung der Akademie früher vorgelegt; \ ein galvanoplasti- scher Abdruck, welcher der Güte 'des' Besitzers: verdankt wird, kam später hinzu und gestattete nähere rei: über jenes räthselhafte Monument. An Erklärung der Schriftzüge wird verzweifelt: der Künst- ler mochte in ihnen den allgemeinen Eindruck orientalischer Schrift bezwecken, wie auch auf griechischen und etruskischen Kunstdenkmälern eine so mülsige Anwendung der Schrift nicht gar selten ist. Aber auch die künstlerische Beurtheilung der da- mit verbundenen Bildwerke ist schwierig. Aus ihren ringsum- laufenden Figuren tritt als Hauptgruppe ein 'hochzeitlich gelager- tes Paar hervor; dieses ist nach Gesichtsbildung und Tracht aller griechischer Kunstsitte entfremdet, und wie man dort eher asia- tische als griechische Technik erkennen möchte, sind auch die nebenher musicirenden Affen in griechischer Sitte unerhört. Dennoch trug Hr. G. kein Bedenken, diese Reliefs einer, wenn auch sehr verwilderten, ‘griechischen Kunst 'beizumessen. Für griechisch kann die ganze übrige Darstellung — Zurüstungen des Hochzeitsmahls durch Schweinopfer und herbeigeholtes Ge- trink — immerhin gelten; entschieden griechisch ist die gegen- übergestellte Gruppe eines thronenden, mit dem Arm sein Haupt behaglich stützenden, Zeus, vor welchem auf niederem Sitz ein kleinere Figur, vielleicht als Schutzflehender, sitzt. ' Griechise ferner ist die Wellenverzierung am Rand des Gefälses, und alı griechisches Symbol des taurischen Chersones ist der Greif z | 3 175 betrachten, dessen Vordertheil mit einem im Schnabel gehaltenen Kranz über dem Brautpaar schwebt. Es mag also diese Schale ein Hochzeitsgeschenk vormaliger Bewohner des taurischen Chersones gewesen sein, dessen aus Griechen und Barbaren gemischte Bevölkerung alle oben berühr- ten Besonderheiten dieses Werkes im Allgemeinen erklären muls, bis eine mehr ins Einzelne gehende Erklärung aus der Analogie ähnlicher, im Antikenvorrath von St. Petersburg und Odessa viel- leicht schon vorhandener, Werke möglich wird. Hr. G. wulste kein anderes ihm kund gewordenes Kunstwerk zu vergleichen, als die im Jahr 1838 bei Buseo in der Wallachei gefundene goldne Schale, deren Reliefs jedoch nicht barbarisch - griechisch, sondern spätrömisch sind. 2) Über die antiquarischen Collectaneen des Pi- ghius auf der Königl. Bibliothek zu Berlin. Ein starker Folioband römischer In- und Umschriften („Erı- ygahbav zes meguygapäv”), von den gelehrten Antiquar Steph. Pigbius, dem Verfasser römischer Annales und Fasti, gesammelt, ist dann und wann für epigraphische Zwecke, zuletzt noch von dem verstorbenen Kellermann, benutzt worden. Dagegen schie- nen die damit verbundenen groben und oft verfehlten Zeichnun- ‚gen alter Bildwerke weniger selbstständigen Werth zu haben, als ‚es bei neulicher erneuter Sichtung derselben sich ergab. Beispiels- weise legte Hr. G. sieben daraus entnommene Reliefs, auf denen sämmtlich in mannichfaltiger Weise die Musen dargestellt sind, } ohne dals eins jener Bildnereien dem andern gleich oder in er- ) haltenem Original bis jetzt nachweislich wäre. 3) Über neuentdeckte griechische Münzen der Sammlung S.E. des K.K. Gesandten zu Athen Hrn. v. Prokesch- Osten. Vierzig auserlesene Stücke dieser Sammlung lagen in Ab- bildungen vor, deren Einsendung die Akademie der Güte des Besitzers verdankt. Als unbezeugte oder fast unbezeugte Städte, "deren Münzen darin zu Tage kommen, sind Scarphea Locri- 4 U dis, Anticyra Phocidis, Lebadea Boeotiae zu erwäh- ‚nen. Neue und merkwürdige Typen finden besonders für Pe- Finthus, Lamia, Aegina, Bura, Korinth und Trözen ‚sich vor. ha; 176 27. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. J. Grimm las über Deutsche G Grenzalterthümer. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Ferd. de Luca, Memoria in cui si pongono a disamina al- cune idee di Geografia naturale esposte alla 2° Riunione de’ Dotti Italiani tenuta in Torino il Settembre dell’ anno 1840 etc. Napoli 1° di Settembre 1841. 8. ‚ sulla Memoria del Ferd. de Luca per rivendicare alla scuola italica l’anlica Geometria alcune osserpazioni. ib. 1841. 8. | J. Kops en J. E. van der Trappen, Flora Batava. Aflev. 129. Amst. 4. D. F.L. von Schlechtendal, Zinnaea. Bd. 16, Heft 4-6. Bd. 17, Heft 1. Halle 1842. 43. 8. Gay-Lussac, Arago etc., Annales de Chimie et de Physique. 1843, Mai. Paris. 8. A. L. CGrelle, Journal für die reine und angewandte Mathe- matik. Bd. 25, Heft 4. Berlin 1843. 4. 3 Expl. | Kunstblatt 1843. No.53.54. Stuttg. u Tüb. 4. » | Catalogue de la collection d’objets d’Art formee & Lyon par M. Didier Petit. Paris et Lyon 1843. 8. * Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. Udgives af den physio- graphiske Forening i Christiania. Bd.1-3 et Bd. 4, Heft 1. Christiania 1838-43. 8. Neues Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft für Deutsche Sprache und Alterthumskunde. Herausgeg. von F. H. von der Hagen. Bd.5. Berlin 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Herausgebers d. d. Berlin d. 26. Juli J. Aufserdem war eine Einladung des Rectors und Senats der hiesigen K. Universität zur Theilnahme an der Feier des 3. August _ eingegangen. .« Ferner wurde beantragt und genehmigt, dafs der Universitä zu Christiania in Norwegen von diesem Jahre an ein Exempla der Abhandlungen übersendet werde. | —— m > — R. Lersıvs über den Bau der Pyramiden. Cairo im Mai 1843. (*) Unser Aufenthalt bei den Pyramiden hat sich weit über Er- warten verlängert. Er wurde aber lediglich durch den gleich- falls alle Erwartung übertreffenden Reichthum der interessante- _ sten Denkmäler des Ägyptischen. Alterthums, den wir hier un- genutzt und ungekannt vorfanden, veranlalst, und dürfte von uns um so weniger als ein Zeitverlust angesehen werden, als er uns zugleich Gelegenheit gab, eine Menge der wichtigsten Erfahrun- gen über die unvorhergesehenen Schwierigkeiten und unzähligen Bedürfnisse einer Expedition. wie die unsrige, noch in der Nähe der Hauptstadt zu machen, wo jedem Mangel, sobald er fühlbar ward, sogleich abgeholfen und für die Zukunft vorgebeugt wer- den konnte. Wir haben allein bei den Pyramiden von Giseh auf unsrer Specialkarte 106 Gräber als bemerkenswerth durch ihre Inschrif- ten oder ihre Construction verzeichnet. Von diesen waren nur drei oder vier von früheren Reisenden angemerkt, und einzelnes aus ihnen gezeichnet worden. Bei weitem der grölste Theil wurde von uns erst unter dem Sande aufgegraben, und entfaltete vor un- sern Augen einen Reichthum an Darstellungen aus der ältesten Agyptischen und überhaupt menschlichen Civilisationsepoche, die } für Chronologie und Geschichte, für Kunst und Sitten, für die atnils des öffentlichen Lebens in Bezug auf Staatsämter und Priesterthümer, und des Privatlebens in allen Beziehungen, end- ch für Ägyptische Schrift - und Sprachgeschichte jener Zeiten ierschöpflich und von unschätzbarer Wichtigkeit ist. Monumente, deren geringste Fragmente in den Europäischen Museen zu den seltensten und kostbarsten Schätzen gehören, die in den verkäuf- lichen Sammlungen von den Kennern an Werth immer in die & | .. 4 ve In Folge Beschlusses der Akademie vom 3, August d.J. zum Druck befördert. 178 erste Reihe gesetzt wurden, fanden sich hier in so grolser Menge, Vollständigkeit und in so aufklärender Umgebung vor, waren auch zum grolsen Theile so leicht fortzuschaffen, dafs schon die Samm- lung von Originaldenkmälern, die wir bis jetzt in Cairo deponirt haben, unserm Museum einst in Bezug auf diese älteste Epoche der Ägyptischen Kunstreste den ersten Rang ohne Vergleich un- ter allen Europäischen Museen sichern wird. Die Anzahl der Nummern beläuft sich jetzt auf 406; von diesen gehören unge- fähr 20 gröfseren Monumenten an, die allein über 30 Kameel- | ladungen ausmachten. Hierzu kommen gegen 500 Bogen Papier- abdrücke der interessantesten Inschriften und 62 Nummern anti- quarisch interessanter Naturalien. An Zeichnungen haben wir bei den Pyramiden von Giseh 228, bei denen von Sakkara schon jetzt ebenfalls viele Nummern meist in Grolsfolio gesammelt. Diese enthalten hauptsächlich die Darstellungen aus den Gräbern der 4ien und 5" Manethonischen Dynastie (c. 3000 bis 3500 vor Chr.) theils in Umrissen, theils in Farben, die architektonischen Pläne, Aufrisse und Durchschnitte derselben, auch allgemeinere Ansich- ten der Localitäten, die meistens auf der Grundlage einer mit der Camera lucida genommenen Zeichnung ausgeführt sind, und endlich die sorgfältigst genommenen topographischen Pläne der ganzen Wüstenküste, so weit sie mit Pyramiden bedeckt ist. Diese folgen sich auf einem Raume von 45 geographischen Meilen in fast ununterbrochener Reihe von Abu Roasch 3 Stunden nördlich von den Giseh-Pyramiden bis nach Dahschur. Daran reihen sich südlich noch die einzelnen entfernteren Pyramidengruppen von Lischt, Meidum und im Fayum, in einer Ausdehnung von unge- fähr 10 geographischen Meilen. Die letzten bedeutenden und sehr anerkennenswerthen Unter- suchungen über diese Pyramiden wurden in den Jahren 1837 und 1838 von dem Englischen Architekten Perring auf Kosten des Col. Vyse mit grofsem Fleilse und vielem Aufwande von Zei und Geld unternommen. Er beschränkte sich aber lediglich a die Öffnung und die genauen Messungen der Pyramiden, und lieli uns selbst in der topographischen Erforschung dieser merkwür digen Gegend noch die bedeutende Nachlese von 30 ihm wi allen früheren Reisenden völlig unbekannt gebliebe nen Pyramiden, von denen nicht wenige von sehr bedeuten 179 dem Umfange waren, Aufwege und Tempelreste noch erkennen lassen und ausgedehnte Gräberfelder um sich versammeln. Alle diese Pyramiden gehören ohne Ausnahme in das Alt- ägyptische Reich vor den Einfall der Hyksos, welche um das Jahr 2000 in Unterägypten eindrangen; sie wurden, von Abu Roasch bis Dahschur wenigstens, ohne Ausnahme von den Köni- gen errichtet, welche in Memphis ihre Residenz hatten. In die- selbe Zeit gehört auch die Mehrzahl der um sie herum geschar- ten Gräber von einiger Bedeutung, was sich daraus erklärt, dafs in späterer Zeit die reichsten und angesehensten Familien des Landes, welche besondere Pracht auf ihre Gräber verwenden konnten, sich nicht mehr in Memphis, sondern in Theben be- fanden, welches sich inzwischen zur Residenz erhoben hatte. Die bedeutendsten Resultate, die sich schon jetzt, während der localen Untersuchungen bei den Pyramiden, herausgestellt ha- ben, sind ohne Zweifel die historisch - chronologischen, welche auf die Anordnung und Beurtheilung jener frühesten Dynastieen sehr viel unerwartetes Licht geworfen haben. Doch glaube ich mich für jetzt selbst einer allgemeinen Übersicht derselben noch enthalten zu müssen, einmal, weil im jetzigen Augenblicke selbst die factischen Ergebnisse für diesen Abschnitt noch nicht ganz vollständig vorliegen, um so weniger das Resultat ihrer Zusammen- stellung, anderntheils aber auch, weil jeder einzelne Theil der Ägyptischen Geschichte mit den Untersuchungen über ihren gan- zen Zusammenhang zu innig verwebt ist, um für sich allein mit Nutzen und hinreichender Gewähr dargestellt werden zu können, und überhaupt auch die wichtigsten Einzelnheiten erst ein leben- diges Interesse erwecken und die Kritik zur Prüfung werden rei- zen können, wenn sie auf die Basis des Ganzen, welche mit näch- stem nach den neusten Forschungen auf diesem Felde in der geist- zeichen Auffassung des Geh. Rath Bunsen dem Publicum dar- eo werden wird, zurückbezogen werden können. Ich will nur eine der sichersten und zugleich 'folgenreichsten Ent- en in dieser Beziehung mittheilen, deren Wichtigkeit für alle Untersuchungen über die Chronologie des alten Reichs nicht lange verborgen bleiben kann, nämlich die entschiedene erzeugung, welche die Monumente © aufieingen, dals die 5'° Ma- ethonische Dynastie, welche als 2£ ’Erspavrivys d. i. aus Ele- 180 phantine stammend bezeichnet wird, eine in Memphis residirende auf die 4 unmittelbar folgende Reichsdynastie war. Auch über die Erbauungszeit der einzelnen Pyramiden läfst sich aus der allgemeinen Vergleichung vieles ermitteln; aber auch hier will ich mich darauf beschränken, einen ziemlich allgemei- nen Irrthum, den ich früher selbst getheilt habe, zu berichtigen. Man hielt entweder die Pyramiden von Giseh für‘ die ältesten ' oder glaubte, dals noch ältere Pyramiden nur auf dem Felde von Sakkara, der nächsten und eigentlichen Metropolis von Memphis zu suchen seien. Unsre Untersuchungen haben ergeben, dals die Pyramiden von Sakkara verhältnilsmäfsig spät sind, und dafs sich dagegen die triftigsten Gründe für die Meinung; aufweisen lassen, dals die beiden grolsen Pyramiden von Dahschur von allen die ältesten nachweisbaren sind, und wahrscheinlich in die 3" Mane- thonische Dynastie gehören. Am meisten versprechend für zukünftige Untersuchungen ist ohne Zweifel die gründliche Benutzung des gesammelten: Mate- rials an Originalen und Zeichnungen, welche ein überraschend vollständiges Bild einer hohen Bildungsstufe des Ägyptischen Vol- kes in jenen Zeiten der für unsre Forschung frühsten und doch seit ihrem Beginne nothwendig schon sehr alten und fast ausge- wachsenen Geschichte vorführen wird. Doch ist es begreiflich, dafs die vielen neuen Einzelnheiten, die ich während der allmäh- ligen Sammlung dieser Denkmäler für spätere Verarbeitung, so- wohl in antiquarischer als in sprachphilologischer Beziehung, be- obachten: und aufzeichnen konnte, während der Reise zu keiner Art Abschlufs und Darstellungsfähigkeit gelangen können; daher ich auch hierüber jetzt nichts melde. Es giebt aber gewisse einzelne Fragen von gröfserem Um- fange, höherem Interesse und wichtigeren: Beziehungen, welche schon während der Reise zu umständlicher Erwägung und fast vollständiger Untersuchung auffordern, welche entweder an Ort und Stelle oder niemals abgeschlossen werden können, Fragen, deren Schwierigkeiten erst während des Versuchs sie zu\lösen hervortreten und dann erst bemerken lassen, dafs gerade die noth- wendigsten Beobachtungen, welche in die vollständigste Beschrei- bung nicht mit aufgenommen wurden, noch fehlen. Einer von diesen an Ort und Stelle zum Abschlufs gebrachten Punkte: ist 181 es, dessen Auseinandersetzung die folgenden Blätter zum Gegen- stande haben. Die Pyramiden haben zu jeder Zeit'und in der neuesten nicht am wenigsten, nicht nur ein allgemeines Erstaunen erregt, wegen des gröfsten je auf ein Denkmal verwendeten Aufwandes mensch- licher Kräfte, welche hier zur Darstellung der bewulst oder wahr- scheinlicher unbewulst gefundenen wahrhaft einfachsten (*) Kunst- form dienten, sondern sie haben auch den Scharfsinn der For- scher in fortwäbrender Spannung erhalten, weil Alles, was die Pyramiden betraf, ihr Zweck, ihre Construction, ihr Alter in im- mer neue und scheinbar unauflösliche Räthsel sich verhüllte, gleich als hätte der Memphitische Sphinx, dieser Riesenwächter jener Riesenwunderwerke, die Thebaische Sphinx, wie an Alter und Gröfse, so auch an Tiefe der dem Betrachter vorgelegten 'Ge- heimnisse übertreffen wollen. In der That einer der wunderbar- sten und fast kolossalen Irrthümer des sonst so zuverlässigen He- rodot kehrt die beiden Hauptepochen der Ägyptischen Geschichte um, und versetzt die Pyramidenerbauer der 4" Dynastie aus der ersten Blüthe des alten Reichs hinter die grofsen Könige der 48! und 19" Dynastie in den Verfall des neuen Reichs, läfst die Memphitischen Pyramiden sich später erheben, ‘als die Pyra- midien der 'Thebanischen Obelisken, Memphis die dem Urkönige der Götter Phtha geweihte Stadt des Menes grofßs werden durch den Verfall von Theben, welches dem nachgebornen ein neues Göttergeschlecht beherrschenden Ammon geweiht, zwar schon im alten Reiche gegründet und durch eine vom alten: Stamme sich ‚losreilsende Nebendynastie zur Residenz erhoben wurde, doch aber erst im neuen Reiche durch die Weltmacht der Thuth- mosis, Amenophis, Sethos und Ramses’ zu ihrer eigentlichen Gröfse als Reichs - Hauptstadt gelangte. Wer hätte vor Champollion’s Entdeckungen den verstümmelten ‘Manethon dem ausführlichen, gewissenhaften Herodot und allen seinen Nachschreibern hierin entgegen setzen dürfen? Je strenger die Kritik, um so sicherer der Irrthum. Wer ferner über den Zweck dieser Riesenwerke nachdachte, wie verzeihlich mufste für den der Irrthum sein, den .o Der Kubus ist keine Kunstform, weil ihm die Unterordnung der Theile, die Spitze fehlt; der Kegel würde in der Baukunst der Pyramide so wenig vorangeseizt werden können, wie der Bogen dem Giebel. 182 noch heute mancher, freilich mit keiner Entschuldigung mehr, theilt, dafs diese künstlichen Berge mit ihren scharfen in ein- fachen mathematischen Verhältnissen verbundenen Linien, mit ih- rer astronomisch genauen Orientirung nach den wahren Himmels- gegenden, mit ihren Eingangsschachten, die wie Fernröhre nach dem Polarsterne gerichtet schienen, wenn nicht ausschliefslich, doch zum Theil wissenschaftliche Zwecke hatten, wie’ Jomard mit vielem Fleilse und Scharfsinne nachzuweisen sich bemüht? Wer endlich aus der Analogie mit den übrigen Denkmälern Ägyptens einigen Aufschluls suchte, dem mulfste sogleich der völlige Mangel an allem Vergleichbaren zurückschrecken, nament- lich die auffallende Thatsache, dafs keine einzige Pyramide irgend eine Inschrift, irgend ein hieroglyphisches Zeichen, weder von aulsen noch im Innern, weder am Eingange noch selbst auf den Sarkophagen zeigen wollte, dafs sie die einzigen selbst für die alten Ägypter stummen Denkmäler schienen in diesem Lande der redseligsten Monumente, wo jeder Pallast und Tempel, jedes Grab, jede Wand und Säule, ja jedes Meubel und Geräth seinen Urheber oder Besitzer, oder seinen Zweck mit naiver Umständ- lichkeit in einer Inschrift, die zugleich als Zierrath diente, ver- kündigte; ein höchst bedenklicher Umstand, der selbst noch in der neuesten Zeit den abentheuerlichsten Vermuthungen einen ge- wissen Vorschub zu leisten schien, wie dafs die Pyramiden noch einer vorgeschichtlichen Urzeit angehörten, in welcher die Hiero- glyphenschrift 'noch nicht vorhanden war, oder dals sie von den Asiatischen 'Hirtenkönigen, ‘den Hyksos, errichtet wären, ‘denen die Hieroglyphenschrift fremd war. Alles dies, und dazu die ge- legentliche Versicherung der alten Schriftsteller, dafs die Agypter selbst 'in ihren Nachrichten über die Pyramiden und ihre Er- bauer nicht einig ‚seien, schien in der That diesen Monumenten selbst in Bezug auf die wissenschaftlichen Räthsel, die sich daran knüpften, den unvertilgbaren Charakter der Kolossalität aufzu- prägen. So schien es noch vor wenigen Jahren. Seitdem ist der Schleier gefallen; der.Sphinx bewacht kein fremdes Geheimnils mehr; nur sein eignes hält er noch fest und läfst uns in yölli- ger Ungewilsheit über seinen Urheber, sein Alter, seinen Zweck und seine Bedeutung. 183 Wir kennen. jetzt die Zeit der Pyramiden im allgemeinen; wir kennen die königlichen Erbauer von 5, vielleicht von 8. Py- ramiden vollkommen genau; wir wissen dafs ihr Zweck ledig- lich der von Grabmälern war; viele Pyramiden haben aufgehört stumm zu sein, sie zeigen Inschriften in Menge, wo man sie am _ wenigsten erwartet hätte, und 4 nennen selbst ihre Erbauer mit den uns wohlbekannten Namen; wir sind mit ihren Eingängen, ihren innern Einrichtungen, mit dem Zwecke der Gänge, Schachte, Kammern, ihren Verschlüssen und Bedachungen bekannt: und den- noch bleibt noch immer manche Frage unbeantwortet, manche Schwierigkeit zu lösen. ' Dazu gehört eine, die ich mir selbst oft vorgelegt habe, seit ich mit so vielen Pyramiden durch tägliche Ansicht und Vergleichung vertraut wurde. Woher, fragte ich, die grolse Verschiedenheit in der Gröflse der Pyramiden? Wie konnten, nach dem Vorgange von Cheops und Chephren, spätere Könige sich mit so kleinen Monumenten gleicher Art begnügen und auch dann noch so verschiedene Malse wählen? Woher kommt es, dals wir nicht eine einzige unvollendete Pyramide nachweisen können? Unter den Königsgräbern von Theben finden sich grofse und kleine; das begreift sich; man höhlte den Fels aus und voll- endete eine Kammer nach der andern, bis der König starb und der langen oder kurzen Arbeit, je nach der Länge der Regie- rungszeit, ein Ende machte. Wie aber konnte Cheops, als er zur Regierung kam, und sich einen Platz von 740,000 Kubikfufs für sein Grabmal auswählte, als er, wie Jomard nachzuweisen sucht, beschlofs, einen sorgfältig in allen Einzelnheiten voraus- bestimmten und ausgearbeiteten Plan seines Architekten zu be- folgen, und der schiefen Höhe der Pyramiden oder dem Apo- them genau ein Stadium, der Basis genau den vierten Theil mehr, dem grölsten Divisor beider genau die Grölse der Seite der Arura, dem Eingangsschachte genau den zehnten Theil der Basis, den achten des Apothems u. s. f. u. s. f. in den kolossalsten Pro- portionen zu geben, — wie konnte damals, fragte ich mich, Cheops wissen, dafs ihm 56 Regierungsjahre vergönnt werden „würden, diesen gigantischen Plan wirklich auszuführen? oder auch nur 30, wie Herodot berichtet, so viel wie sein Nachbar Che- phren, der 29 Jahre regierte, auf die seinige zu verwenden hatte? 184 Wenn. nun Cheops oder Chephren, oder einer der beiden Kö- nige, die bei Dahschur ihre Pyramiden bauten, im 3” oder 4 Jahre seiner Regierung ‘gestorben wäre, welchem Sohne oder Nachfolger wäre es möglich gewesen, selbstıbei der bestwillig- sten Pietät, einen solchen Plan seines Vorfahren zu Ende zu füh- ren und dabei noch für sich selbst zu sorgen? und warum hatten nicht 20 andere Könige gleichfalls den Muth, sich eine 30jährige Regierung zu versprechen und ein solches Werk zu: beginnen, dessen Plan auf dem Papiere so bald: angefertigt, so leicht über- sehen und gewils so gern genehmigt worden wäre? Diese Fragen sind von niemand auch. nur aufgeworfen wor- den; und doch wird man bei einigem Nachdenken ihr Gewicht und ihren Anspruch auf eine gründliche Beantwortung ihnen nicht streitig machen können. ‚Sie, würden vielleicht, selbst ungelöst, im Stande gewesen sein, der unermüdlichen Speculation des oben- genannten Gelehrten eine ganz andere Richtung zu geben. Ich lasse hier nun zunächst, um meine "Thesis vollständig vor Augen zu legen, die bekannte Stelle ‚des Herodot (I, 125) über den Pyramidenbau folgen, wie er ihm von den Priestern des Landes beschrieben wurde: ’EromSy de wide auf mugems avaßasunv Teomon, Tag Er= £ , © ö: £ 8 > #) r ’ n_ > ’ EGEFELOL AQWTTRS , 0 02 WIMEORS SVOAASOUTI*" TOLWUTYV FORAUTOV emEe > ’ ER. 7 \ = i BES: n , FE EmoiyTav aUryV, YElgov FOvg Emihoimous ATous Myy,arnzı Evau Boayzuv memommeunse Ya Tev nv. Emı FoV mouToV Froy,ov FW E Q..r 2.4 u A302 c IQ 223 DR / u. 22) avaßaTusv «eigovreg' OxWE dsı avicı 6 AuYog Em’ würov, Eis Erepnv unyavıv EriIero, Errewsun Emi Too meWroU wroiyou* dmd rourov.öt &mı Tov Ösuregov sirzETO roiy,ov Em’ arAye Bnyaus“ Oro yag ör orory,or irav sov dvaßasunv, Forelrar za Paniy;cevock Hrav* Eire zo Fr auryv unyanıv eoürav lalyv TE zuL sußasrarrov 1erecbogsov emı 63 4 J \ IQ Er U Ko% \ ie 0 y FOIY,ov ERLITOV, 'ORWE Tov AlTov EE2Aoseu* AEREY,TU Yargı Yan Er > U ’ 8 BE IQ & F A Dual LE) amdorsge, zurameg Asyeran. eGemom Sy ww TR MVWTETE MUTYE m \ 8: C 1er ’ Eu ‚ m & »_2 FOWTL" METR 0E TR EMCHEVLE TOUTWV EGEmOIEUV" TEREUTRLE ©, AUTAWS ra Errispcence ze re ZarWrarw eEsmorysur. „Diese Pyramide (des Cheops) wurde aber folgendermalsen „gebaut in der Weise von Stufen, welche andere auch »g@rsa: „(das sind die stufenartigen Mauerkränze und Parapets der Be- „festigungswerke) oder Aumides (altarartige Absätze) nennen. Nachdem sie dieselbe in dieser Gestalt gemacht hatten, erhoben EL) £ 185 „sie die übrigen Steine durch Maschinen mit kurzen hölzernen „Armen, indem sie dieselben zunächst vom Boden auf die erste „Stufenreihe hoben; wenn der Stein da hinauf gebracht war, „wurde er in eine andere Maschine gelegt, welche auf der ersten „Stufenreihe stand; von da wurde er auf die zweite Reihe ge- „zogen zu einer dritten Maschine (*). Denn soviel Stufenreihen „waren, soviel waren Maschinen; oder vielleicht brachte man ein „und dieselbe leicht bewegliche Maschine auf jede Stufe, so oft „man den Stein weiter heben wollte; denn es wurden uns beide „Arten genannt, wie ich sie angegeben habe. Es wurde nun aber „der oberste Theil der‘ Pyramide zuerst vollendet, dann vollen- „deten sie, was darauf folgte; zuletzt aber vollendeten sie den „untersten Theil der Pyramide, der der Erde zunächst ist.” In dieser Stelle sind zwei Punkte der Erläuterung bedürftig: 4) Was ist unter‘ den Stufen (aveßeSucl) zu verstehen? 2). Wie konnte die Pyramide von oben nach unten vollendet werden? Die Pyramide des Cheops-Chafu, von deren Construction hier zunächst die Rede ist, hat jetzt ihre Bekleidung gänzlich verloren; sie bietet nichts desto weniger dem Auge aus einiger Entfernung einen vollkommen scharfen Umrifs dar, dessen Kanten erst bei grölserer Annäherung sich in eine lange Reihe gleich- mälsiger scharfer Zähne auflösen, dann als eine bequem aufstei- gende Treppe erscheinen, und endlich in unmittelbarster Nähe zu grolsen Stufen anwachsen, deren jede, obgleich nur einen Stein hoch, bis zur Hälfte des Leibes heranreicht, und welche den Besteigenden bald fühlen lassen, dafs sie vom Baumeister nicht als Treppe für die Besucher gemeint waren. Sollten dies nun die @vaß«Swcı des Herodot sein? Unmög- lich. Wenn man bedenkt, dafs noch jetzt 203 solcher Stufen zur Platform führen, und ursprünglich vielleicht 216 bis zur Spitze, e (*%) Die Maschine stand also immer ‚auf der Stufe, von welcher der Stein auf die nächst höhere gehoben werden sollte; die unterste Maschine auf dem Boden; daher werden hier drei Maschinen genannt, deren letzte auf der zweiten Stufe steht; Zr’ @ans undavns heilst also nicht „in einer andern Maschine”, sondern „in’ eine, zu einer andern, dritten Maschine”; da- her man lieber &m’ @Arrv oder zis &Aryv lesen möchte; für solche windenartige Hebemaschinen spricht neıgov und deigovrss; dagegen würde man aus eiixero vielmehr auf eine Ziehmaschine schliefsen dürfen, die dann immer auf der Stufe stehen müfste, auf welche der Stein gehoben werde sollte. Doch ist diese letzte Art, wie sie uns jetzt die natürlichere scheinen würde, ge- gen Herodots Zeugnifs. 186 von. denen jede durchschnittlich ungefähr 2 Fufs breit ist, so ist leicht einzusehen, wie unsäglich man sich die Arbeit erschwert hätte, wenn man auf jede von diesen niedrigen und schmalen Stufen eine Maschine hätte aufstellen wollen, um jeden Stein auf diese Weise von 3. Fuls zu 3 Fuls allmählig zur Spitze zu heben. Auch spricht Herodot von dem Stufenbau als einer besondern Bauart, vergleicht die Absätze mit den Abstufungen der Festungs- werke, oder Altarerhöhungen; die jetzt erscheinenden Stufen bil- den aber keine besondere Bauart, denn ohne sie ‚ist gar kein py- ramidalischer Bau zu denken; Herodot hätte sich gar nicht: vier verschiedener Ausdrücke bedient, wenn er nicht hätte etwas be- sonderes, etwas anderes als die gewöhnlichen Stufen bezeichnen wollen. Es ist also eine andere Aufklärung zu suchen. : Wie konnte es ferner 'vortheilhaft, oder auch nur möglich sein, die Bekleidung von oben nach unten zu vollenden? Dies wäre allerdings denkbar gewesen, und sogar das natürliche, wenn die Bekleidungssteine gerade nur. die einzelnen Stufen zu einer glatten Fläche ausgefüllt hätten, so dals zwischen je zwei Be- . kleidungssteinen die Kante der Stufe an die Oberfläche getreten wäre (*). Welchen unsoliden Bau würde das aber abgegeben haben! Regen und Sand hätten sich bald in die senkrechten Fu- gen gesetzt und würden auch ohne Zuthun der Menschen die Pyramiden in kurzer Zeit entkleidet haben. Die Ägyptischen Architekten, deren Hauptaugenmerk überall die Dauerhaftigkeit war, verfuhren ganz anders. Jeder Bekleidungsblock füllte nicht nur die Stufe aus, sondern ragte weiter hervor, ruhte zugleich auf dem nächst unteren und schützte ihn (**), so dafs das anstürmende Wetter nur horizontale Fugen fand, welche selbst. wiederum so unglaublich fein waren, dals der dünne Kitt, der sie noch ver- binden sollte, nicht einmal, dazwischen dringen konnte, sondern nur die Poren oder kleinen Löcher ausfüllte, die überdies fast nie in dem guten Mokattam-Steine des Arabischen Gebirges, aus dem die ganze Bekleidung bestand, vorkommen. Man war ‚so sorgsam in der Aneinanderfügung der mächtigen Blöcke, dals man überdies den obern gewöhnlich noch besonders in den un- tern einliefs, indem man an Ort und Stelle während des Auf- () S. Blatt I. Fig. 1. (*°) S. Blatt I. Fig. 2. 3. 187 setzens, soviel von dem untern Blocke, oft nur wenige Linien dick, wegnahm, bis der obere durchaus fest und scharf aufsafs. Im Innern der Pyramide sind die Fugen zwischen Blöcken von 5 bis 6 Fufs Länge und entsprechender Höhe und Tiefe, so fein, dafs sie buchstäblich in ihrer ganzen Länge kein Haar zwischen sich aufgenommen hätten, und jetzt durch die Berührung allein, ohne Mörtel, so völlig zu einer Masse verwachsen’ sind, dafs Stücke, die ich in der Fuge abschlug‘, aus Theilen von beiden Blöcken bestanden, ohne sich in der Fuge zu spalten. Man sieht hieraus, wie unverständig und unmöglich es gewesen sein würde, die einzelnen Bekleidungsblöcke einen unter den andern zu schie- ben, statt einen auf den andern zu legen und aufzupassen. Wir wollen versuchen, die drei genannten Schwierigkeiten, von denen die eine aus allgemeiner Betrachtung und Vergleichung der Pyramiden hervorgeht, die beiden andern in der Beschrei- bung des Baues von Herodot liegen, aus den Beobachtungen zu lösen, die wir an Ort und Stelle gemacht haben, und welche auch dem fleifsig betrachtenden Perring völlig entgangen sind. Nächst den Pyramiden von Giseh sind die von Sakkara die bekanntesten, und unter den letzteren namentlich die grölste, welche sich schon von weitem durch ihren eigenthümlichen Bau in 6 ziemlich gut erhaltenen, an 37 Fuls hohen Stufen von den übrigen auszeichnet — dieselbe, die im Jahre 1821 vom General Minutoli geöffnet worden. Sie wird auch von den Reisenden gewöhnlich die Stufen-Pyramide genannt, von den Arabern >, Pl el haram el medaragah, welches gleichfalls „die ‚gestufte Pyramide” bedeutet. Was aber hierbei dem flüchtig vorübereilenden Reisenden als eine auffallende Ausnahme er- scheint, erweist sich bei näherer Untersuchung der übrigen Py- ramiden als Regel. Nur liegen anderswo die Stufen nicht so frei und wohlerhalten zu Tage, sondern sind entweder noch ganz oder theilweise zu einer einzigen schiefen Fläche ausge- füllt, über welcher die polirte Bekleidung lag, oder sie sind so unregelmälsig zerstört, dals die Stufenform nicht so leicht und von allen Seiten ins Auge fällt. Die drei grofsen Pyramiden . von Giseh waren so sehr über das Zerstörungs - Vermögen der späteren Generationen erhaben, dafs man ihnen kaum die äufsere Bekleidung zu entreilsen vermochte; es ist daher hier von in- 188 nern grolsen Stufen, welche nur mit ihren Kanten nahe an die polirte Bekleidung stielsen, nichts zu sehen. Dafs aber der Stufen- bau schon in der Zeit. der Erbauung dieser Pyramiden bekannt war, geht daraus hervor, dals in der That die 6 kleinen Pyra- miden, welche vor denen des Cheops und des Mencherinos, der ersten und dritten vorliegen, deutlich in solchen Stufen gebaut waren, welche noch jetzt theils freigelegt, theils mit den Blöcken, welche die Bekleidung trugen, ausgefüllt erscheinen. Dieselbe Bauart mulsten wir bei der grolsen Stein-Pyramide von Abu- Roasch voraussetzen, da der noch erhaltene, unterste Theil der- selben von einer steilen Mauer begrenzt wird, deren sehr ge- ringe Neigung den Wänden einer Stufe, aber nicht der Beklei- dungsfläche einer Pyramide entspricht. Stufen sind ferner bei der nördlichsten Pyramide von Abusir (gewöhnlich nach dem nicht mehr existirenden Dorfe Rigah benannt), bei 5 andern der Haugtgruppe von Abusir, bei 2 Pyramiden von Sakkara, die grölste ungerechnet, bei der nördlichsten von Lischt und bei der von Meidum zu bemerken; d.h. bei fast allen Stein-Pyramiden, die weder zu sehr noch zu wenig zerstört sind, um den innern Bau erkennen zu lassen. Nachweisbare Ausnahmen hiervon machen nur einige Pyramiden von geringem Umfange, und die Ziegel- Pyramiden. Wir dürfen daher gewils annehmen, dafs unter den jetzigen Aufsenflächen der grolsen Pyramiden von Giseh und Dahschur auch solche grolse Stufen vorhanden sind, welche bei weiterer Zerstörung sichtbar werden würden. Ehe ich noch auf den. innern Stufenbau aufmerksam geworden war, bemerkte ich an der Pyramide des Chufu (Cheops) eine sich vor den übrigen auszeichnende Steinlage, welche in der Höhe des Giebels über dem Eingange um die ganze Pyramide bemerkbar herum lief; und an der des Schafra (Chephren) 8 solcher Steinlagen, welche in gleichen Intervallen die Pyramide in eben so viele Theile zu theilen schienen. ' Es ist mir jetzt wahrscheinlich, dafs sich bei näherer Untersuchung diese etwas höheren Steinlagen als die Kanten innerer grolsen Stufen ausweisen dürften. | Wenigstens kann es wohl keinem Zweifel unterliegen, dals Herodot in der angezogenen Stelle nur von diesen Stufen spre- chen will, welche in der That mit Absätzen der Befestigungs- werke und mit Altarstufen verglichen werden konnten, eine be- 189 sondere, der Beachtung‘ würdige Bauart ausmachten, und den Gebrauch von ‘den Maschinen, wie sie bei ihm erwähnt werden, rechtfertigen. Auch würden unsere Architekten, wenn sie jetzt ‘einen solchen Pyramidenbau auszuführen hätten, wahrscheinlich auf gleiche Weise verfahren, ‘da es’ jedenfalls viel weniger Mit- “tel erfordert, kolossale Blöcke von einer solchen Stufe zur an- | dern zu erheben, und auf diesen sie horizontal an ihre Stelle fortzubewegen, als die Blöcke auf einer einzigen geneigten Fläche zu einer bedeutenden Höhe hinaufzuziehen. Der Vortheil dieser Bauart wird sich aber bald’ noch deutlicher herausstellen. Wir gehen zunächst zu andern Beobachtungen über. Die grölste Pyramide ‘von Sakkara ist auf der Südseite am ‚meisten zerstört, und zeigt daselbst einen Theil des innern Baues. Hier entdeckte ich rechts und links, doch in sehr ungleicher Ent- fernung von der Ost - und Westseite der Pyramide je zwei ein- gebaute "Wände, welche von Norden nach Süden an die abge- ‚brochene‘ Aufsenfläche der Südseite heraustraten, und hier ihr Profil: deutlich erkennen lielsen. Sie waren von mäfsiger Höhe, und gegen die Mitte der Pyramide ungefähr in dem steilen Win- kel einer Hauptstufenwand geneigt. Da sie von allen Seiten um- und übermauert waren, so war es sehr auffallend, dafs sie aus gutem Mokattam -Steine in grofsen, wohlbehauenen und nach ‚auflsen vollkommen polirten Blöcken gebaut waren, welche zu ‘der Annahme nöthigten, dafs diese Wände einst von aulsen ge- ‚sehen zu werden bestimmt waren, obgleich die eine von je zweien ‚gerade "hinter der andern lag, und nur an 12 Fuls abstand (*). Eine andere hiermit zu vergleichende 'Erscheinung bei derselben ‚Pyramide war, dals jede Hanptstufe aus zwei zwar nicht polir- ten, aber doch deutlich gesonderten und unverbundenen Mauern "bestand, von denen eine unmittelbar vor der andern lag; eine ‚Bauart, welche sehr wenig dauerhaft erschien, aber auch an (mehreren andern, sogar an’Nilziegel-Pyramiden, z. B. in Abu Roasch, Dahschur ‘u. a. beobachtet werden konnte. Perring, ‚welchem diese Doppelmauern der Stufen-Pyramide von Sakkara (**) micht entgangen waren, setzte bei ihr eine ganz eigenthümliche, aber in sich selbst schon unerklärliche Bauart derselben voraus, (%) BILL Fig.5. (°°) BIT. Fig. 4. 190 von deren Unrichtigkeit er sich leicht durch den Augenschein hätte überzeugen können; er setzte die einzelnen Wände im In- nern bis zum Boden fort, so dals eine Menge einzelner Mauern an einen thurmartigen Kern angelegt worden wären. An der abgebrochenen Südseite der Pyramide ist aber wahrzunehmen, dals die von aulsen sichtbaren Mauern keinesweges bis nach un- ten durchgingen. Am auffallendsten in Bezug auf die hinter einander liegen- den Mauern ist der Bau der Pyramide von Meidum, welche nur einige Stunden vom Eingange des Fayum entfernt ist. Auf | dem beiliegenden Blatte (*) habe ich einen Durchschnitt: der- selben gegeben, auf welchem die vollen schwarzen Linien die jetzt sichtbaren Flächen anzeigen, die punktirten ihre Restaura- tion. Darüber (**) ist nur die jetzt sichtbare Gestalt der Pyra- mide, wie sie thurmartig aus einem breiten Schuttberge heraus- tritt, angegeben. Die oberste Spitze ist abgebrochen und zeigt am ‚höchsten Punkt noch 10 Steinlagen; dann folgt ein Absatz von 23 Steinlagen. Dieser ruht auf dem Hauptthurm inxw, an welchem zuerst nach 23 Lagen von oben herab ein Band Ag von 7 Lagen auffällt, dessen Steine a? rustico gelassen sind, wäh- rend die Lagen der Steine darüber und darunter, so wie die obersten Absätze, fein polirt sind, in der Weise wie die äulser- ste Bekleidung der Pyramiden war; unter dem Bande alsdann folgen wieder 14 polirte Steinlagen gf, und endlich 20 rauhe Lagen, deren Fortsetzung nach unten durch den Überbau ver- deckt wird. Die Steinlagen sind zwar nicht alle. von vollkom- men gleicher Höhe, namentlich nicht in.den verschiedenen Ab- sätzen; doch ist schon aus den angegebenen Zahlen zu ersehen, dals die Pyramide in grolsen Abschnitten von 23 Steinlagen ge- baut war, innerhalb welcher sich kleinere Abschnitte von 7 bis 8 Lagen wiederzufinden scheinen. Es ist klar, dals vor den, hohen Wänden in und »x anderer Bau vorlag, welcher bis zur Höhe der Schuttberge herunter abgerissen worden ist, und dals erst mit diesen letzteren der ganze Umfang der Pyramide wieder zum Vorschein kommt, mit Ausnahme der äulsersten Bekleidung, deren Reste, wenn noch welche existiren, tief unter dem Schutt- (©) BI.M. Fig. 7. (<*) Bl. II. Fig. 6. 191 berge verdeckt liegen. Es ist noch jetzt sichtbar, dafs vor nicht langer Zeit die Schuttberge viel höher, nämlich bis unter das rauhe Band sich erhoben; für unsere Untersuchung war es gün- stig, dals sie bis zur jetzigen Höhe abgetragen wurden, weil wir dadurch einen gröfseren Theil des Innen - Baues aufgedeckt fin- den, der uns anfangs sehr räthselhaft erscheinen mulste. Vor der rauhen Mauer fr liegt nämlich eine andere Mauerschicht, deren Vorderwand cp wie alle übrigen sichtbaren Wände aus feinstem Mokattam-Steine besteht, und vollkommen polirt ist; an diese lehnt sich aber wieder ein ganz gleichartiger Vorbau von unregelmäfsigen, mit Nilerde verbundenen Steinen an, wel- cher wiederum mit einer aus grolsen Mokattam-Blöcken schön gefügten Vorderwand dm abschliefst; diese ist bis m rauh ge- lassen, von da an nach unten aber polirt; endlich liegt auch vor dieser Wand ein neuer Vorbau, ebenso dick wie die beiden frü- heren und von gleicher Construction, welcher eine polirte Vor- derwand hat. Die Steinblöcke aller dieser Wände haben keine horizontalen Fugen, sondern diese sind nach innen geneigt, so dals sie im rechten Winkel mit der Neigung der Wände selbst (775°) laufen, wie in der Zeichnung angedeutet ist. Dagegen schliefst diese vorderste Mauer agmd nach oben mit einer Lage horizontaler Platten, welche sehr genau gefügt und polirt sind und bei 6 fest in die nächst hintere Mauer eingefügt; die mitt- lere Mauer hatte in gleicher Höhe keine solche horizontale Fläche und ist oben abgebrochen; die dritte Mauer nach innen ist auch oben abgebrochen; doch ist am Punkte f zu sehen, wo die ho- rizontale Lage aufsals; ein gleicher Ansatz war an der Steinlage über dem Bande, welche halb, nach oben, polirt ist und. halb, nach unten, rauh gelassen, so dafs der rauhen Steinlagen des Bandes eigentlich 8 waren. Die Vorderwand der äufsersten Mauer, die wir genannt haben, schlofs aber nach innen den Pyramiden- bau nicht ab, sondern vor und über dieser Stufe lief wieder ein von allen Innenmauern ganz verschiedener Bau, von weit grölseren, aber unregelmäfsigeren, roher bearbeiteten und schlech- ter gefugten Blöcken in horizontaler Lage, welche oft mit vie- len kleinen Steinen ausgefüllt und mit viel Nilerde verbunden ‚sind. Dieser Bau bildete erst die Unterlage der äufsersten po- lirten Bekleidungsfläche der Pyramide, statt deren jetzt nur Schutt . 7+* 192 zu sehen ist, der das Ganze überdeckt und nur noch kleine Frag- mente dieser Bekleidung enthält. Um diesen bei der ersten Untersuchung so wunderbar er- scheinenden Bau aus 4 unmittelbar hinter einander liegenden Innenmauern, deren Vorderseiten aus den sorgsamst gefügten, gröfstentheils feinpolirten Mokattam -Steinblöcken bestehen und folglich einmal bestimmt waren, von aulsen gesehen zu werden, begreiflch zu machen, ist es nöthig, den Bau einer Pyramide von Abusir zu beschreiben, welche diese und manche andere Räthsel zugleich löst (*). Man sieht hier, besonders bei Vergleichung, der verschiede- nen Seiten, besonders am Nordost-Winkel, eine innere, wohl- _ gebaute Stufen-Pyramide, nach Art vieler Gräber und andrer Pyramiden aus horizontalen Steinlagen so gebaut, dals immer der untere Stein mehrere Zoll vor dem oberen vorsteht; diese in- nere Stufen-Pyramide ist mit kleinen Steinen nach innen aus- gefüllt; um sie herum nach aulsen ist aber wieder eine Füllung von kleinen Steinen, die nur so weit in Ordnung gelegt sind, dafs sie hohe Mauern, roh aufgeschichtet, bilden, schräg aufstei- gend wie die Wände der Stufen, aber nicht in denselben Aufsen- linien, sondern so dals je 2 Wände, z.B. x und y, die darunter liegende Stufenwand zwischen sich fassen, wodurch eine Art Verband bezweckt erscheint. Dieser Füllungsbau hat nun selbst wieder eine äulsere, in gleich hohe, den innern entsprechende Stufen getheilte Bekleidung von grolsen Blöcken um sich, so dals das Ganze eine mantelartig um die innere Pyramide herumgelegte äufsere Stufen-Pyramide bildet, die noch immer nicht von aufsen gesehen wurde. Ihre Stufen sind mit andern grolsen Steinen ausgefüllt, auf denen die äufserste, polirte Bekleidung (jetzt ab- getragen) in einer geneigten Fläche ruhte. Es ist beim ersten Blicke einleuchtend, dafs diese Pyramide nicht auf einmal von unten bis zur Spitze aufgebaut wurde, son- dern dafs eine ursprünglich kleinere, aber bis oben vollendete Stufenpyramide durch einen rund um neu angelegten Bau ver- grölsert wurde. Die Mauern laufen hier nicht durch, weil zwi- schen beiden Stufenmänteln Steinfüllung ist. Wenn aber die () BI. III. Fig. 8 193 Vorderwand jeder äufseren Stufe unmittelbar auf die Vorderwand der nächst niederen Stufe aufgesetzt wäre, und @5 demnach die Fortsetzung von de wäre, so hätten wir genau dieselbe Erschei- nung wie in Meidum, nach innen scheinbar ununterbrochene im- mer höher werdende Mauern, eine hinter der andern, nur mit dem Unterschiede, dafs die Innenmauern hier keine Politur ha- ben, und deshalb weniger zu der Annahme nöthigen, dafs sie einmal bestimmt waren, von aulsen gesehen zu werden. Wir müssen daher auch in Meidum und Sakkara voraussetzen, dafs eine Pyramide um die andre gebaut wurde, dafs die Innen- mauern nicht von oben bis unten durchgehen, und nicht auf ein- mal, sondern in einzelnen, der Höhe der Stufen entsprechenden Theilen gebaut und so oft fortgesetzt wurden, als man der ur- sprünglichen Pyramide Mäntel umlegte. Die Stufenpyramide von Sakkara hatte nur 2 Mäntel unter der Bekleidung *); die Aufsen- wand jeder äufseren Stufe setzt sich daher hinter der nächst niederen nür bis zum Boden dieser fort, und kann daher an der abgebrochenen Südseite der Pyramide unten nicht wieder zum Vorschein kommen; einige Mauerreste am Fulse der Westseite könnten aber schlielsen lassen, dafs die Pyramide früher gröfser war, drei oder gar vier Mäntel hatte und bis zur jetzigen, über- dies nicht ganz regelmäfsigen Gestalt abgetragen wurde; dann würden die innersten Wände 3 oder 4 Stufenhöhen gehabt ha- ben. Was aber die oben erwähnten vier kürzen polirten Innen- mauern betrifft, so stehen diese mit den äufseren Stufenmänteln hier in keiner Verbindung, sondern gehörten einem ursprünglich ‚ganz anders geformten oblongen Grabgebäude an, dessen Nach- weisüng nicht hieher gehört, zum Verständnils der innern Kam- mern und Gänge dieses wunderlichen, vom General Minutoli zuerst eröffneten Gebäudes aber sehr wesentlich beiträgt. Über diesem, ursprünglich gar nicht pyramidalen Gebäude wurde spä- ter die Pyramide aufgebaut. In Meidum können wir jetzt auch nur zwei vollständige Mäntel nachweisen, denn der äulfserste Vorbau @ g m 5 reichte nachweislich nie höher, als bis zur Drit- telhöhe der Hauptstufe, an die er angelegt wurde; es ist jedoch wahrscheinlich, 'dals im Innern hinter den sichtbaren Mauern (%) BIT. Fiz. 5. 194 noch andre Mäntel folgen; der Nachweis des Einzelnen dieser merkwürdigen und schön gebauten Pyramide gehört wieder an einen andern Ort. Wir bleiben jetzt bei dem gewonnenen Factum stehen, dals die Pyramiden in der Regel nicht nur von unten nach oben, sondern nach allen Seiten hin von innen nach aulsen wuchsen; dals man zuerst eine mälsige Pyramide bis zur Spitze in Stufen vollendete, und um diesen Kern Stufenmäntel legte, welche die Pyramide gleichmälsig nach oben und nach unten vergrölserten. Mit dem Factum leuchtet aber auch zugleich der Zweck dieser Bauart ein; er liegt in der Lösung der oben von uns aufgewor- fenen Frage, wie so kolossale Bauwerke, wie die gröfsten Py- ramiden, angelegt und ausgeführt werden konnten bei der natür- lichen Unsicherheit der Dauer einer jeden Regierungszeit. Wir sehen jetzt, wie es auch bei den einfachen Formen der Pyrami- den möglich war, das allgemein bei den Ägyptischen Gräbern und Tempeln befolgte Prinzip allmählicher Erweiterung in Anwendung zu bringen. Jeder König hatte den natürlichen Wunsch, sein Grabmonument, das in ihren Augen von so gro- fser Wichtigkeit war, so stattlich auszuführen, wie es nur immer seine Kräfte und seine Lebenszeit zulielsen; er wollte es aber auch nicht unvollendet, oder wenigstens unvollendbar zurücklas- sen, und mufste daher Mittel finden, je nach der ihm allmählich zugemessenen Zeit an seinem Monumente fortzubauen, das ein- fachste lag aber in der Bauart, die wir an den Bauwerken selbst nachgewiesen haben. Der König vollendete in den ersten Re- gierungsjahren eine mälsige Pyramide, und legte dann, wenn noch neue Jahre vergönnt waren, einen Mantel nach dem an- dern um, bis er endlich zu einem Punkte gelangte, wo jede neue Vergrölserung schon allein ein Riesenwerk war und viele. Jahre zur Ausführung brauchte; dann mulste er wohl an die letzte Vollendung denken. Wurde er dann an der gänzlichen Beendigung durch den Tod gehindert, so konnte es den Erben, der Familie, dem Nachfolger nicht schwer fallen, das Rückstän- dige noch zuzufügen. Diels wurde gewils um so weniger ver- nachläfsigt, als nach allen Anzeigen die Pietät der Überlebenden gegen die Verstorbenen sehr grofs und bindend, eine heilige 195 Pflicht-war, die in ihrer ganzen Lebens- und Glaubens-Ord- nung tief begründet war. Hiemit stimmt die Beobachtung, die man fast an allen die- sen Schachtelpyramiden machen kann, dafs, je weiter im Innern. der Pyramide, desto besser und sorgfältiger der Bau, je weiter nach aulsen, um so schlechter und eiliger, da jeder neue Mantel immer weniger Wahrscheinlichkeit für eine gemächliche Beendi- gung hatte. Bei Abusir ist die äulsere Stufenpyramide bei wei- tem nicht mehr so gut gearbeitet, und mit so wohl behauenen Steinen gebaut, als die innere, und die äulserste Ausfüllung der Stufen ist noch schlechter; in Meidum ist der letzte Umbau, der die Bekleidungsfläche trug, gleichfalls nicht mit dem innern Bau zu vergleichen. Ja, wir finden sogar Pyramiden, wie die nördlichste von Abusir und die nördlichste von Lischt, welche um eine innere Pyramide von Stein einen Mantel von getrock- neten Nilziegeln trugen, der natürlich weit schneller als ein Steinmantel hergestellt werden konnte. Wenn wir es nun auch Andern überlassen wollen, aus der Anzahl der Mäntel einer Pyramide die Anzahl der Regierungs- jahre des Erbauers zu berechnen, etwa wie man aus der Anzahl der Schalenringe eines Baumes sein Alter abzählt, so dürfen wir doch im allgemeinen aus einer besonders grolsen Pyramide auf eine lange Regierungszeit, aus einer kleinen auf eine kurze schliefsen. Dies trügt uns wenigstens nicht bei den Pyramiden, deren Erbauer wir kennen, und so scheint es auch nicht zu ge- wagt, die beiden grolsen Steinpyramiden von Dahschur, die wir aus Gründen, deren Entwickelung nicht hieher gehört, der dritten Manethonischen Dynastie zuschreiben und also für älter als die grofsen Pyramiden von Giseh halten, noch spe- cieller dem vorletzten Könige dieser Dynastie Sephuris und seinem Vorgänger Aches zuzuweisen, weil alle übrigen Könige _ derselben weniger als 30 Jahre regiert haben. Es ist sehr wahrscheinlich, dafs auch die gröfsten Ziegel- pyramiden in Mänteln gebaut wurden, wie z. B. die von Abu- Roasch, in welcher eine Menge dünner Mauern, eine an der andern liegend, ohne Verband, zu sehen sind; doch ist kein Stufenbau nachzuweisen, für den auch in der That kein Grund mehr vorbanden war, da die Kleinheit der Nilziegel keine Hebe- 196 ı maschinen nöthig machte und leichter auf fortlaufenden kleinen Stufen auf die Höhe geschafft werden konnten, welche im Fort- bau eines neuen Mantels fast ganz verschwinden mulsten, Da- gegen finden. wir auch eine Anzahl mälsig grolser Pyramiden, sowohl von Stein als von Ziegeln, welche deutlich aus einem einzigen Baue bestehen. Dahin gehört die nördlichste Pyramide der südlichen Pyramidengruppe von Sakkara, deren Construction wir noch anführen wegen ihrer Eigenthümlichkeit*). Sie ge- hört in spätere Zeit, d. h. wenigstens hinter die 5' Manetho- nische Dynastie und ist sehr zerstört, weil sie aus kleinen leicht fortzuschaffenden Steinen besteht. Sie hatte einen Unterbau von grolsen Blöcken, ungefähr 15 Fuls hoch und 20 Fufs an der Basis breit. Auf diesem sind an der am meisten zerstörten Süd- seite der Pyramide zwei sich nach oben durch zurücktretende Steinlagen verjüngende Wälle zu sehen, einer westlich, einer östlich; ihre Wände sind aus guten grofsen Blöcken gebaut, zwischen welchen kleine Steine als Füllung liegen. Der ganze Raum zwischen den Wällen ist aber auch mit kleinen Steinen ausgefüllt und scheint in der Höhe der Wälle eine zweite Fläche gebildet zu haben, auf welcher vielleicht stufenartig zwei andere Wiälle in geringerer Entfernung von einander aufgeführt waren, um der ganzen Pyramide, die hauptsächlich aus kleinen unregel- mäfsigen Steinen besteht, einigen Halt zu geben. Nach aulsen von den unteren Wällen liegen wieder andere gröfsere Blöcke, welche die äufsere Bekleidung trugen. Die Ziegelpyramide von Illahun ist auch ohne Mantel **), und wie die von Abu-Roasch und manche andere um einen ziemlich hohen, Felsenkern herumgebaut; um hier den Ziegeln grölsere Festigkeit zu geben, hat man das Felsplateau auf eine eigenthümliche Weise vergrölsert durch kurze Steinmauern, welche man in gewissen Entfernungen von einander auf dem Abhang des Felsens aufsetzte und bis zur Höhe desselben führte; zwischen und auf diese Mauern wurden die Ziegel, nach den Seiten der Pyramide gerichtet, aufgesetzt, doch so, dafs über den Eckmauern ad, cd u. s. w. die Ziegel in der Richtung dieser Mauern, also nach SO oder SW liefen und eine Art Kreuzgurt (*%) BIT. Fig. 9. @%) BI-IU. Fig. 10. 197 bildeten, der bis zur Spitze der Pyramide geführt war. Per- ring hat in seiner Zeichnung den Felskern nicht: beachtet, und daher den Zweck der Steinmauern, statt eines konischen einen viereckigen, freilich nicht ganz massiven Steinunterbau zu ge- winnen, verkannt. Auch die Ziegelpyramide hinter dem Labyrinthe bei Howara ist sein einziger Bau, für den man wieder einen andern Unter- bau wählte. Man baute auf der geebneten Fels- und Sandfläche eine feste mit Kalk verbundene Ziegelmauer im Viereck, ziem- lich vom Umfange der ganzen Pyramide, 11 Ziegellager hoch (1”30) und nur 1 Ziegellänge dick (0,375"), unterstützte diese Mauer nach aulsen bis zu einer gewissen Höhe mit festverbun- denem Steinschutt und füllte diesen ganzen Kasten mit Sand aus, dessen Oberfläche man ebnete und mit Kalkwasser tränkte, um ihr mehr Festigkeit zu geben. Darauf baute man dann die ganze Pyramide. Die meisten dieser verschiedenen Constructions-Arten ge- hören den späteren Dynastieen nach der 4!" Manethonischen an, und zeigen nur die Mannichfaltigkeit der Mittel, die man später wählte, um mit weniger Aufwand von Zeit und Mühe möglichst grofse Pyramiden zu bauen, die sich dennoch von aulsen alle wenig unterscheiden mochten, da sie alle mit einer polirten steinernen Bekleidung versehen waren, soweit wir in ihrem jetzigen Zustande darüber urtheilen können. Im Allge- meinen ist zu bemerken, je älter, desto massiver und vollendeter in allen Theilen ist der Bau, je später, um so mehr rohe Aus- füllung im Innern. Hiervon scheint nur die Pyramide von Mei- dum eine Ausnahme zu machen, welche staltlich, massiv und gut gefügt erscheint, obgleich ich sie, wie auch die Pyramiden von Lischt, Illahun und im Fayum, der 12! Dynastie, der letz- ten des alten Reichs, und der letzten, aus der wir überhaupt Pyramiden nachweisen können, zuzuschreiben nicht anstehe. Wir müssen aber wohl bedenken, dafs wir den Innenbau der Pyramide nicht kennen, sondern nur die umgelegten Mäntel, von ‚denen jeder darauf berechnet war, nöthigenfalls die letzte Aus- ‚senseite zu bilden, wie ihre Politur zeigt; die einzelnen rauhen Flächen beweisen nur, dafs man an verschiedenen Stellen zugleich ‚noch während des Baues polirte, und noth nicht überall die Po- 198 litur beendigt hatte, als man nach Beendigung des Baues be- schlofs, einen neuen Mantel umzulegen. Dafs man aber über- haupt polirte, scheint anzudeuten, dafs man in späterer Zeit sich nöthigenfalls auch mit einer Stufenpyramide ohne ‚eine letzte Ausfüllung zu einer einzigen Aufsenfläche begnügen konnte, und diese letztere nur zufügte, wenn noch Zeit dafür übrig blieb. Es scheint nun nach allem wohl keinem Zweifel mehr zu unterliegen, dafs auch die grofsen Pyramiden von Giseh und Dahschur sich durch allmählige Umlegung von Stufenmänteln zu ihrer staunenswerthen Gröfse erhoben. Von der Pyramide des Cheops hatte selbst die Tradition noch die Erinnerung an den Stufenbau erhalten, der übrigens zu keiner Zeit gänzlich un- bekannt sein konnte, da es seit dem Hyksos-Reiche in Ägypten gewils jederzeit eine Anzahl halbzerstörter Pyramiden gab, an denen der Stufenbau beobachtet werden konnte. Auffallender ist die Erzählung Herodots von dem Fortschritt des Baues von oben nach unten, und doch scheint auch dieses sich als vollkom- men wahr zu bestätigen. Wenn nur von der letzten Bekleidung die Rede ist, so. ist die Erklärung der Stelle des Geschichtsschreibers sowohl als die des wirklichen Nutzens dieser Bauart nicht schwer, nachdem wir den richtigen Begriff der «vad«Suo: gefunden haben. Freilich wäre es unmöglich gewesen, die Stufen der einzelnen Steinlagen von oben nach unten mit den Bekleidungsblöcken, wie wir sie oben beschrieben haben, auszufüllen; aber es wäre möglich, und begreiflicher Weise auch vortheilhaft, von den grolsen Stufen zuerst die oberste, dann die nächst niedere und sofort auszufüllen ‚ und zu bekleiden. Hätte man nämlich von unten angefangen, so würde man sich bald durch die immer wachsende glatte Fläche alle Communication mit den Arbeitern, die unten stan- den, abgeschnitten haben. Jede einzelne Stufe mufste freilich von unten an ausgebaut werden, und dann entstand auch eine solche Trennungsfläche zwischen den Arbeitern; diese war aber nie grölser als die Stufe selbst, und es war vielleicht grade diese letzte Arbeit, welche ein gewisses Maals für die Höhe der Stu- fen einzuhalten nöthigte. Man hätte allerdings einzelne Commu- nicationswege, z. B. an den Ecken, offen lassen können; eine solche Beschränkung aber, durch die man genöthigt gewesen 1° 199 wäre, statt an tausend Orten, an vieren nur zu arbeiten, um heraufzuziehen, wäre gänzlicher Abschneidung gleich gewesen. Derselbe Übelstand wäre wenigstens zum gröfsten Theile ge- blieben, wenn man eine Pyramiden-Seite nach der andern hätte bekleiden wollen; immer hätte man die Anzahl der Arbeiter sehr beschränken müssen. Man bedenke aber, dafs die Förderung so ungeheurer Bauten nur durch die gleichzeitige Beschäftigung vieler tausend Menschen denkbar ist. Wir können daher auch immer bemerken, dafs man, um diese Gelegenheit nicht zu ver- lieren, an verschiedenen Stellen zugleich poliren liefs, und dies noch während des Baues schon begann; denn nur so sind die abwechselnden rauhen und glatten Steinlagen in Meidum zu er- klären. Es scheint aber, dafs man nicht nur die letzte Bekleidung, \ sondern auch die Stufenmäntel von oben umzulegen anfıng; und auch dies hatte seinen guten technischen Grund darin, dafs man die obersten Steine, die am beschwerlichsten zu erheben waren, offenbar über eine geringere Fläche nach der Höhe zu schaffen brauchte, ehe man die untersten Stufen des neuen grölseren Mantels gebaut hatte, als nachher. Die Betrachtung der Monu- mente scheint dies in so fern zu bestätigen, dafs man die Fort- ' setzungen der Mauern so gut und genau aufgesetzt findet, dafs man sie von aufsen gar nicht unterscheiden kann. Hätte man von unten zu bauen angefangen, so würde man bei der zweiten Stufe eine doppelte Stufenbreite als Basis gehabt haben; die Mit- telwand würde schon im Baue versteckt gewesen sein und wenn man auch noch die Kante sehen konnte, so hätte man doch nicht Ursache gehabt, sie beim Aufsetzen der Steine so genau zu be- obachten, wie man gethan hat; man würde im Gegentheil die obere Stufe etwas über die untere haben vortreten lassen, um “dadurch mehr Verband zu erreichen, nach dem Princip der oben angeführten Bauart einer Pyramide von Abusir. Eine andere auffallende Bestätigung findet sich aber in der einfachen Lösung eines interessanten Problems, welches uns die südliche Stein-Pyramide von Dahschur darbietet, welche einen verschiedenen Neigungswinkel der äufseren Bekleidungsfläche zeigt. Sie gehört mit Sicherheit in dieselbe Zeit wie ihre Nach- barin, die um wenige Fufs höhere nördliche Stein - Pyramide 200 von Dahschur. Da die südliche ihre Bekleidung noch fast ganz unzerstört trägt, und die nördliche wenigstens einen gro- (sen Theil noch um die Basis erhalten hat, so konnten die Mafse beider Pyramiden mit grölster Genauigkeit, genommen. werden; dies hat Perring gethan, dessen Angaben in Englischen Fulsen wir hier zum Grunde legen, ohne sie auf ein anderes Maals zu- rückzuführen, da es hier nur auf Proportionen ankommt. Wir beziehen uns im Folgenden auf die beiliegenden Zeich- nungen. Wenn man sich von Sakkara her über das Wüsten -Plateau den beiden grofsen Pyramiden von Dahschur nähert, bemerkt man schon von weitem, dafs der Abfall ihrer Spitzen fast ganz ein und derselbe ist. Wirklich ist der Neigungswinkel der un- tern Bekleidungsfläche der südlichen Pyramide 54° 14°, der obe- ren Fläche 42° 59, und der Winkel der nördlichen Pyramide 43° 36’. Wollte man nun annehmen, wie es bisher, selbst un- ausgesprochen, wohl immer der Fall gewesen ist, weil es zu- nächst als das natürliche erscheint, dafs der Unterbau zu: frühest vollendet war, und man dann beim Tode des Königs oder we- gen eines andern Grundes, die ursprüngliche Anlage nicht ver- folgte, sondern die Pyramide abstumpfte, niedriger machte, um früher fertig zu werden: so würden wir hier ein im Falle der Vollendung sehr ungleiches Pyramidenpaar gesehen haben, näm- lich die stumpfeste von allen. neben der spitzigsten von allen, mit Ausnahme der spätern von Meidum (siehe die Restauration). Halten wir dagegen den obern. Winkel als den ursprünglich beabsichtigten fest, so erhalten wir in der Restauration eine der anderen fast ganz gleiche, nur um einen halben Grad noch stumpfere als jene, und auch in allen übrigen Dimensionen fast nicht zu unterscheidende Pyramide. Das spricht sehr für die zweite Annahme, wenn sie erklärt werden kann; sie wird aber sogar nothwendig nach den obigen Bemerkungen. Nach den Maafsen von Perring beträgt (siehe die beilie- gende Zeichnung) ak 188 Engl. Fuls, ik 147; d.h. der obere Theil beträgt gerade 3 der ganzen Höhe plus 3 Fuls, der un- tere gerade $ weniger 1 Fuls. Da zu erwarten steht, dafs der Winkel der Pyramide mit einer Stufe zusammenfällt, und der 201 9! Theil der ganzen Höhe, 37 Fuls, vollkommen geeignet ist *), eine Stufe gewöhnlicher Art zu bilden, so können die Zahlen nicht besser zu der Annahme stimmen, dafs sowohl über als un- ter dd (die Spitze nicht eingerechnet) 4 Stufen lagen. ‘Da nun die Kanten der Stufen nicht unmittelbar in die polirte Ober- fläche der Bekleidung fallen können, sondern wenigstens um einen Bekleidungsstein, c. 3 Fuls, zurückstebn müssen, gewöhn- lich aber noch weiter zurückstehen, so wollen wir von kb=205 sechs Fuls abziehen, und von der kürzeren k@a=183 die über- | schüssigen 3 Fuls, so erhalten wir zugleich eine wahrscheinliche und einfach übersichtliche Rechnung; «= läuft nun durch die Kanten der Stufen; kz=185 in 5 gleiche Theile ergiebt. für jede 37 Fuls; x%* = 200 in 5 gleiche Theile ergiebt für jede 40 Fufs. Nehmen wir nun, unserer ‘bisherigen Entwickelung gemäls, an, dals 5 Stufen von oben herunter vollendet und bekleidet waren, und dafs sie die entsprechenden Stufen der zunächst in- neren Pyramide fortsetzten, so ergiebt sich‘ die innere Stufen- Pyramide von selbst; sie wird aus einer Stufe weniger, aus 7 bestehen, von denen 3 über dd, 4 unter dd liegen. Construiren wir diese innere Pyramide nach unten zu fort, so ergiebt sich, dals die Kante der untersten Stufe gerade um einige Fuls hinter die polirte Aufsenfläche zurücktritt, und dadurch gerade die Ab- weichung der Aufsenflächen-Neigung bestimmen mulste. kx ist=200; die beiden folgenden Stufen zu 40 Fuls fügen dazu 80, zusammen 280; die Linie »y, die aus den Winkeln und der Stufenhöhe von 37 Fuls leicht zu berechnen ist, beträgt noch 245, zusammen also 3044. Die Linie ci beträgt nach Per- ring 308 Fuls, folglich bleibt noch für die Dicke der äufser- sten Bekleidung 35 Fuls übrig; durch, die gegebenen Punkte 5 und u war also auch der Punkt c vorausbestiimmt. Man wollte sich dadurch den Bau von 3 Stufen ersparen, und dieser war, da es die untersten waren, in der That sehr bedeutend. Hierzu kommt, dafs die Pyramide oben entschieden schlechter und aus kleineren Steinen gebaut ist als unten; nun hat uns überall die Erfahrung gelehrt: je weiter nach innen, um so besser und schö- Ui (@) Von gleicher Höhe sind die Stufen der Pyramide von Meidum; die der grofsen Pyra- mide von Sakkara beginnen mit 37 Fufs 8 Zoll, werden aber nach hen kleiner. 202 ner der Bau. Nach uns sind die oberen Stufen die letzten; sie “wurden aus kleineren Steinlagen und von schlechterem Material gebaut; nach der Gröfse dieser letzten Steinlagen mufsten sich die Bekleidungssteine richten, die unter sich übrigens eben so gut polirt und gefügt sind, wie die unteren; auch ist das Mate- rial hierzu derselbe gute Mokattam-Stein; nach unten mufste man sich‘ nach den guten und grofsen Steinlagen der inneren Stufenpyramide richten, daher die Bekleidungsblöcke entsprechend 'gröfser sein mufsten. Nach der gewöhnlichen Annahme würde man im Gegentheil oben auf den bessern innern Bau gekommen sein; ünd der letzte Stufenbau, der untere, wäre factisch der beste gewesen. Wollte man nun aber versuchen, sich die andere Ansicht durch eine Nach-Construction klarer zu machen, so sieht man, dafs man nirgends dabei auf rationelle Verhältnisse kommt. Wenn nämlich der Unterbau der normale war, so mulste die nächst innere Stufenpyramide in demselben Winkel aufsteigen; sie konnte nicht höher als @ steigen, sonst würde man wieder haben abtragen müssen. Dadurch wird die Pyramide amn ge- geben, welche gleichfalls nicht anders als in Stufen von 37 Fuls Höhe abgetheilt werden kann, und deren jede 25 Fuls breit sein würde. Daraus würde aber zugleich folgen, dafs der nächste Mantel nicht auf diese Stufen aufgebaut wurde, sondern dafs die | neuen Stufen 80 Fufs, also um mehr als das dreifache der Stu- fenbreite selbst, von den innern Stufen abgelegen hätte, wenn wir 3 Fuls für die Bekleidung noch abrechnen. Das ist an sich ein ganz unerhörtes Verhältnils, besonders aber bei so alten Py- ramiden wie diese, wo an eine Zwischenfüllung, wie bei späte- ren zu sehen, nicht zu denken ist. Der Bau ist gewils durch- aus gleichartig massiv, was auf unmittelbare Fortsetzung ‘der Mauern oder Stufen führen mufste. Aufserdem hätte man hie: nach einen Mantel umlegen wollen, der an Kubikinhalt (34,627,644 K. F.) fast das Doppelte des ganzen frühereu Baues (20,393,476- K.F.) betragen hätte, und diesen hätte man zuletzt unterbrochen, um von 34,627,644 K. F. den verhältnifsmäfsig geringen Rest von 5,931,040 K. F. zu ersparen, nachdem man bereits 22,982,646 K. F. fertig hatte, und 5,713,938 jedenfalls ausbauen mulste. 203 Wie verschieden und wie viel rationeller stellen sich die Verhältnisse bei unserer Annahme. Man hatte eine innere Stu- fen-Pyramide von 33,318,019 Engl. K. F.; ihr wollte man einen Mantel umlegen, der in einfachster Fortsetzung, aber mit Zufü- gung der äufsersten Bekleidung 27,171,367 K. F. betragen haben würde; als man hiervon 9,253,835 K. F. gebaut hatte, wurde der Bau durch den Tod des Königs unterbrochen; man hatte noch zu bauen 17,917,532 K.F.; um diesen Nachbau abzukür- zen, veränderte man den Neigungswinkel, so sehr man nach dem vorhandenen Baue konnte, baute nur noch 7,150,652 K. F. und ersparte 10,766,880 K. F. Man begreift nun auch leichter, wie die ebene der Pyramiden sich zuletzt selbst ein Ziel setzen mulste. Der Kö- nig begann vielleicht mit einer Pyramide von 4 Stufen; diese _ wäre schon sehr grols (wir finden manche kleinere) und erfor- derte eine Basis von 320 Fuls an jeder Seite; diese ganze Py- ramide hatte indessen nicht mehr als 7,163,348 K. F.; der nächste Stufen-Mantel betrug schon 5,949,637 K. F., der folgende über- traf schon den ursprünglichen Bau und betrug 8,560,357; der nächste stieg auf 11,644,677, und kam daher an Zeit- und Ko- sten- Aufwand vielleicht schon dem ursprünglichen Bau sammt den Fels- Aushöhlungen im Innern und dem Aufwege gleich, so dals schon hier eine natürliche Gränze des Baues gewesen wäre; dennoch hatte der König noch den Muth, einen neuen Mantel hinzuzufügen, dessen Stufen allein 15,155,200 betragen haben würden, die Bekleidung nicht gerechnet. Mehr konnte er nicht zu erreichen hoffen, und ging daher auch wirklich zur Beklei- dung über, brachte aber auch dies letzte Werk nicht zu Stande, welches auf die Art wie wir gesehen, abgekürzt wurde. Nur drei Könige, Schafra, Chufu und der dritte, sein Nachbar, haben ihn noch, aber um weniges übertroffen. Für sehr viel mehr würde kein menschliches Alter, keine Regierungszeit melir zugereicht haben. 5 r 204 Entdeckung des Labyrinths in Ägypten durch den Pxor. Lepsıvs’). Die wichtigste Entdeckung, welche man der von Sr. Maje- stät dem König unter Leitung des Prof. Lepsius nach Ägyp- ten gesandten Expedition bisher zu verdanken gehabt hat, ist un- streitig die Auffindung und genaue Beschreibung der Reste des alten Labyrinths. Aus neueren, so eben hier angekommenen Briefen des Prof. Lepsius beeilen wir uns folgende Auszüge mitzutheilen. „Auf den Ruinen des Labyrinths,. 20. Juni 1843. Seit mehreren Wochen bereits haben wir unser Lager auf den Ruinen des Labyrinths aufgeschlagen. Ich versäume nicht, Ihnen mit der morgen nach Cairo, am 27. Juni von Alexandrien abgehenden Briefsendung die erste Nachricht von der definitiven Auffindung und Nachweisung des wahren Labyrintls und der Moeris-Pyramide, die uns in der That wenig genug Mühe ge- kostet hat, mitzutheilen. Es war unmöglich, bei der ersten flüch- tigen Besichtigung daran zu zweifeln, dals wir das Labyrinth vor und unter uns hatten. Während frühere Reisende von er- kennbaren Gebäude-Resten kaum sprachen, lagen sogleich meh- rere hundert, in ihren Mauern deutlich zu erkennende Kammern neben und unter einander vor unseren Augen; und Sie werden einst staunen, wenn Sie aus dem Specialplan des Architekten Herrn Erbkam, der sich dieser mühsamen Aufnahme mit der grölsten Geschicklichkeit und beharrlichem Fleifse unterzieht, sehen werden, wie viel noch von diesen merkwürdigen Gebäu- den übrig ist. Die früheren Beschreibungen, namentlich auch die so ins Einzelne gehende von Jomard und Coutelle, stimmen nicht mit den wirklichen Lokalitäten, wie wir sie an Ort und Stelle wiederfanden, überein; und mein Vertrauen auf die Dar- stellung von Perring, dem geschickten Architekten des Colonel () Die unter dieser Überschrift verbundenen Auszüge aus zwei Briefen des Hrn. Prof. Lepsius sind zwar bereits in der allg. Preufs. Zeitung N. 27. d.J. bekannt gemacht worden; da jedoch diese Auszüge von einem Mitgliede der Akademie redigirt worden, aus dessen Mit- theilungen über denselben Gegenstand das Wesentliche unserem Monatsberichte einzuverleiben ar, so schien es angemessen, die in gedachtem Blatte enthaltene Fassung beizubehalten. h 205 Vyse, ist ebenfalls gemindert worden bei der Betrachtung seiner Skizze von diesen Ruinen. Den besterhaltenen Theil, alles was westlich von dem schief durch das Ruinenfeld gelegten Graben Bahr Scherkie liegt, hat Herr Perring ganz weggelassen, und hat also nicht einmal den ursprünglich regelmälsigen Umfang des ' Ganzen erkannt. Überhaupt scheint der grolse Anstofs für die früheren Reisenden dieser Kanal gewesen zu sein, den wir doch Bschr leicht auf zwei brückenartig gelegten Stangen überschritten haben. Ja dieses Überschreiten wäre nicht einmal nöthig ge- wesen, um die, zuweilen 15 — 20 Fuls hohen Zimmerreste auf der anderen Seite und viele, allerdings weniger heraustretende Mauern auch auf dieser Seite, namentlich im Süden, zu sehen. Ein anderes Ärgernis mag den Reisenden die fast durchgängige Bauart in schwarzen Nilziegeln gewesen sein, weil sie nicht wulsten, — was uns von den Pyramiden-Gräberfeldern her sehr geläufig ist,— dals zu allen Zeiten viel mit Nilziegeln gebaut und (dann mit Steinplatten bekleidet wurde. Diese Platten sind alle weg- getragen, so dafs fast überall die schwarzen Innermauern als un- brauchbar stehen blieben. Das Hauptresultat unserer Untersuchung ist aber die monumentale Sicherstellung des auf den Säulen und Ar- chitravblöcken der Aulen häufig von uns aufgefundenen Namens des ' wahren Moeris, der sich das Labyrinth zum Palaste, die Pyramide zum Grabe baute. Auch hier wieder wird Manethon’s Angabe, der ihn in die 12'° (die bisherige 17‘) Dynastie setzte, bestätigt. Ich sende Ihnen mit diesem Briefe eine Abhandlung über den Bau der Pyramiden, die ich in Cairo, während der Reconyalescenz von einer Erkältung des Hinterkopfes, niederschrieb, und durch deren Vorle- gung ich der Akademie der Wissenschaften ein Lebenszeichen und den Ausdruck meiner Verehrung darbringen möchte. Im Januar habe ich ein Bild von der Pyramide des Cheops und mehrere Zeichnun- von Pyramidengräbern eingesandt. Zwei Kisten mit einer eth- aphischen und zoologischen Sammlung vom weilsen Flusse, und zwei andere, von Clot Bey für das anatomische Museum bestimmt, mit Nilfischen sind über England nach Hamburg abgegangen. Ich e hier eine kleine Sammlung von Steinen angelegt, die sich in Labyrinthe finden; sie wird Ihnen, da Sie an der Existenz des ntlichen (olivinartigen) Basaltes zweifeln, wegen der schwarzen eralien interessant werden. Ebenso habe ich Specimina der a u a 2 dm 206 unzähligen Arten Töpferwaare gesammelt, deren Scherben zur Mauer- und Decken - Ausfüllung der labyrinthischen Kammern ge- braucht wurden. Dieselbe Verbindung von Stein-, Ziegel- und Scherbenbau hatten wir schon in den Ruinen von Memphis be- merkt, deren Palast- und Tempel-Anlagen überhaupt viele in- teressante Vergleichungspunkte mit den hiesigen darbieten und zum Theil derselben Zeit angehören. Unser Plan von den Rui- nen von Memphis, wiederum von Erbkam angefertigt, bietet überhaupt zum erstenmale das Bild von den grofsartigen Anlagen jener Prachtgebäude. Wir leben hier Alle in gröfster Eintracht, genielsen der besten Gesundheit, und ertragen die verschiedenen unvermeidlichen Plagen des Ägyptenlandes, von denen wir schon manche Proben erlebt haben, mit frohem Muthe und ungestör- ter Laune.” In einem anderen Briefe des Prof. Lepsius, an demselben Tage geschrieben, heilst es: „Seit dem 23. Mai haben wir unser Lager auf den Ruinen des alten Palastes aufgeschlagen, am südlichen Fulse der dahinter liegenden Pyramide des Moeris, der jüngsten von allen, die von Pharaonen gebaut wurden. Der König Moeris nämlich regierte von 2194 bis 2151 vor unserer Zeitrechnung ; er war der letzte König des alten ägyptischen Reichs vor der Eroberung der Hyk- sos. Das Labyrinth sowohl, als noch mehr der See Moeris, zeugen für seine Macht, für seine Prachtliebe, für seine grolsar- tigen Unternehmungen zur allgemeinen Wohlfahrt des Landes. Es ist zugleich mit unserer Ankunft in Fayum von einem fran- zösischen, im Dienste des Pascha stehenden Architekten, Linant, der sich hauptsächlich mit dem Wasserbau des Landes beschäf- tigt, die höchst interessante Entdeckung (in einer besonderen Abhandlung) publizirt worden, dafs der alte Moeris-See, dessen Nachweis den Gelehrten bisher so viel Kopfbrechens verursacht hat, gar nicht mehr existirt, sondern bis auf wenige Reste abge- flossen ist, und dals er nur einen Theil der Riesendämme zu- rückgelassen hat, die ihn auf einer künstlichen Höhe im südöst- lichen Theile des Fayum zurückhielten. Da man in der ganzen Provinz keinen anderen See als den nordwestlich gelegenen Birket el Kerun fand, so wollte man mit gewaltsamer Un- kritik auf diesen die Beschreibungen der Alten beziehen, obglei 207 er weder von Menschenhand gemacht war, noch die Hauptstadt Krokodilopolis und das Labyrinth bespülte, noch, wegen seines Salzwassers, je Fischfang gewähren konnte; dazu kommt noch, dals er der angegebenen Richtung gar nicht entsprach, nicht zwei Pyramiden umschlofs, noch endlich den grofsen, solchen Ruhmes allein würdigen Hauptzweck erfüllte. Dieser Zweck nämlich war, die während der Nil-Überschwemmung einströmenden Wasser in der trockenen Jahreszeit wieder auszuströmen und - so die Ebene der Hauptstadt Memphis und die nächstanstolsen- den Provinzen des Delta zu bewässern. Der See, welcher durch die von Linant nachgewiesenen, an 160 Fufs breiten Dämme - begränzt wurde und fast gleichen Umfang und gleiche Tiefe mit - dem Birket el Kerun hatte, erfüllte alle die genannten Bedin- i gungen vollkommen, und hätte von einem unbefangenen Auge selbst an dem Terrain, welches jetzt diesen ganzen Theil der - Provinz einnimmt und augenscheinlich alter Seeboden ist, erkannt _ werden müssen. Täglich sehen wir hier vom Labyrinthe aus, nicht wie Herodot über das Wasser, aber doch über den schwar- zen Boden des Moeris-Sees, nach den Minarets der jetzigen, mit der Provinz gleichnamigen Hauptstadt des Fayum, die zum Theil noch auf den Trümmern des alten Krokodilopolis erbaut ist, hinüber. “Wenn es aber schwer war, in dem Birket el Ke- run den alten Moeris-See wiederzuerkennen, so war es gewils nicht leichter, das Labyrinth zu übersehen, dessen Ruinen in je- I der Beziehung der Beschreibung der Alten entsprechen. Es ‚stimmt sehr genau die Angabe der Entfernungen, ebenso die all- gemeine Lage gegen den wahren See und Krokodilopolis; auch liegt am Ende des grofsen Ruinenfeldes die Pyramide, in wel- cher Moeris begraben war, und südlich das von Strabo erwähnte rf, jetzt nur Ruinen, und vom Plateau des Labyrinths durch einen späteren Wasser-Durchrifs getrennt. Was nun aber die Ruinen selbst betrifft, so möchte man seinen Augen nicht trauen, Bentweder wenn man die erhaltenen Reste sieht, oder wenn man lie Berichte der früheren Reisenden liest, Wo diese nur form- Hügel und wenige Mauern sahen, fanden-wir bei der ersten tigen Besichtigung des Ruinenfeldes mehrere hundert Kam- en, Kämmerchen und Korridore, zum Theil mit ihren Decken, ıwellen und Wandnischen, mit Säulenresten und Bekleidungs- EEE u 208 steinen. In zwei, und mit den Constructions- Kammern in vier Etagen über einander bemerkt man allerdings nicht höhlenartige Windungen, wie man meistens, ohne alle architektonische An- schauung, die Alten verstehen wollte; aber man bemerkt doch, wenn auch alle Mauern nach den Himmelsgegenden orientirt sind, eine so grolse Unregelmälsigkeit und Abwechslung der ver- schiedenartigen Räume, dafs früher bei der völligen Dunkelheit in dieser, über 200 Fuls breiten Gebäudemasse sich wohl Nie- mand ohne Führer hätte hindurchfinden können.: Dreitausend überirdische und unterirdische Räume werden von Herodot an- gegeben; und diese Zahl ist nach den Resten, die wir noch jetzt vor uns sehen, keinesweges übertrieben. Weit weniger sind die Formen, und zwar des wichtigeren Theils des Palastes, noch zu erkennen, welcher nach Herodot aus 12 Aulen, d. i. aus 12 offenen, mit bedeckten Säulengängen umgebenen Höfen, bestand. Dieser Pallast war von drei Seiten mit jener labyrinthischen | Zimmermasse umgeben und bildet jetzt einen grofsen, vertieften, viereckigen, mit niedrigen Schutthügeln bedeckten und von einem Kanal schief durchschnittenen Platz, auf dem unsere Niederlas- sung von 24 Menschen, 3 Eseln, 2 Kameelen, verschiedenen Hammeln, Gänsen und Hühnern, 5 Zelten und mehreren Häus- chen, Hütten und Ställen, die wir aus den Ziegelm der Pyramide | gebaut haben, fast wieder das alte strabonische Dorf darstellt, | welches mit dem Labyrinthe auf gleicher Fläche lag, Um uns | herum sind ungeheure Blöcke, theils aus Granit, theils aus einem | weilsen, fast marmorartigen, sehr harten Kalksteine, die Reste der alten Säulen und Architraven der Aulen, zerstreut. Diese Reste | sind dadurch unserer Expedition vom höchsten Interesse geworäg den, dafs sie mehr als einmal die Namen des Labyrinthenbauers Moeris und seiner ihm folgenden Schwester enthalten. Von dem Gipfel der Pyramide des Moeris, die in weiter Aussicht Alles beherrscht, lassen wir jetzt, als symbolischen Schmuck, dafs es der nordischen Wissenschaft geglückt ist, diese uralten Reste zu beschreiben, den preufsischen Adler herabwehen, j Wir beschäftigen täglich hier an 100 Arbeiter, um die Ruinen mit Gräben zu durchziehen, die Grundmauern der Gebäude und ihre Bodenfläche aufzusuchen, die Kammern auszuräumen und in der letzten Zeit auch, um den Eingang der Pyramide zu suchen 209 und zu öffnen. Wir sind in der That bereits an der Nordseite bis in eine grolse, in den Fels gehauene Kammer gedrungen, deren Boden zum Theil noch mit Platten bedeckt ist, und deren Wände mit anderen Platten bekleidet waren. Diese Kammer war ganz mit Schutt ausgefüllt, unter dem sich auch mehrmals beschriebene und bemalte Steine mit dem Namen des Moeris und seiner Königlichen Schwester fanden. Es bleibt aber unge- wils, ob dies die eigentliche Grabkammer war, da man diese mehr in der Mitte der Pyramide erwarten sollte. Jedenfalls ist die historische Feststellung des Erbauers durch die aufgefunde- nen hieroglyphischen Namen das wichtigste Resultat, das wir über- haupt erreichen konnten; und so werden wir auch diesen merk- würdigen Ort mit gröfserer Befriedigung verlassen, als wir nach den Beschreibungen unserer Vorgänger irgend hoffen durften. Dies wird geschehen, sobald unser unermüdlicher und mit gro- fser Treue arbeitender Architekt Erbkam seinen Specialplan des Labyrinths, gewils eines der merkwürdigsten Blätter unserer Sammlung, vollendet haben wird. Er soll mich auf einer Rund- reise im Fayum zur Besichtigung anderer interessanter Punkte dieser Provinz begleiten. So haben wir dann das erste Stadium (die Pyramidenfelder) vollendet. Mittel- Ägypten werden wir möglichst rasch durchziehen, um uns in Theben wenigstens zu orientiren, bevor wir die Reise nach Mero& antreten, die wir bis zum April nächsten Jahres zurückgelegt haben müssen, ehe das feindliche Klima seine ganze Stärke an uns erproben kann.” ES TTL} OLE 0 nn ae en ’ B77720 114 77 a 7) og [23 or 0. 0, 0 ee er. r Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen ‚der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften R: zu Berlin in den Monaten August, September, October 1843. Vorsitzender Sekretar: Hr. Ehrenber g- 3. August. Gesammitsitzung der Akademie, Hr. Müller las Beiträge zur Kenntnils der natür- lichen Familien der Knochenfische. Der Verf. schickt Bemerkungen voraus über den Werth der Schuppen und Flossenstrahlen in der Systematik. In mehreren ällen ist die Unterscheidung der Knochenfische in Ctenoiden und Öycloiden zur Characteristik natürlicher Familien anwendbar. So jaben die Labroiden Cyeloidschuppen, die Chromiden dagegen tenoidschuppen. In vielen anderen Fällen kann dagegen jenes 'Tincip nicht zur Characteristik der Familien benutzt werden. Inter den Percoiden haben die Trachinus, Uranoscopus, Sphy- 20, Rypticus ausnahmsweise Cycloidschuppen. Unter den La- inthfischen machen die Ophicephalus, unter den Scomberoiden € Capros, unter den Sciaenoiden die “Ancyclodon, unter .den ( hamipennen die Pempheris, unter den Cyprinodonten die Ana- ps, unter den Salmonen die Aulopus, unter den Clupeen die ps, unter den Theutien die Amphacanthus, unter den Gobien Periophthalmus Ausnahmen von dem Schuppencharakter der ehrzahl in ihren respectiven. Familien. Aber es giebt auch ille, wo, die Unterscheidung in Cycloiden und Ctenoiden nicht mal zur Characteristik der Gattungen, sondern nur der Spe- $ angewandt werden kann. Platessa pola C. hat ausnahms- ise unter den Platessen Cycloidschuppen. In keiner Familie 8 212 kann aber eine Ausscheidung weniger ausführbar sein als unter den Schollen und Gobien. In Hinsicht der Unterscheidung in Stachelflosser und Weich- flosser macht der Verf. darauf aufmerksam, dafs die Discoboli nach seinen Untersuchungen grölstentheils Stachelllosser sind. Die erste Rückenflosse der Cyelopterus besteht ganz aus einfa- chen Knochenstrablen ohne alle Articulätion. Bei den Ziparis mit nur einer einzigen Rückenflosse sind die ersten 15 Strah- len derselben völlig einfach ohne Spur von Articulation. Die Gobiesox haben 2 unarticulirte Strahlen am Anfang ihrer Rückenflosse. Nur bei Lepadogaster sind alle Strahlen articulirt. Die Echeneis haben 2 unarticulirte Strahlen in der Rückenflosse und ihre Bauchflossen haben auch einen unarticulirten Strahl. Hieraus folgt nun, dafs die Discodoli mit den Gobien zusammen- kommen müssen, die von den Blennien zu trennen sind. Die Blennioiden bilden eine Familie für sich. Hierzu gehören auch Callionymus, Trichonotus, Comephorus. Aus der Vereinigung der Gobien und der Discoboli entsteht dem Verf. eine gröfsere Abtheilung, welche in 3 Familien zer- fällt: 4) Gobioiden:- Gobius, Gobioides, Periophthalmus, Apocry- ptes, Trypauchen, Amblyopus, Boleophthalmus, Sicydium. 2) Discoboli: Cyclopterus, Liparis, Gobiesox, Sicyases nov. gen,, Cotylis nov. gen., Lepadogaster. 3) Echeneiden: Echeneis. Die Gattung Cotyls Müll. Trosch. hat die Zähne der Go- biesox, nämlich kegelförmige Zähne in den Kiefern in einer Reihe, hinter den vorderen grölseren ein Haufen kleinerer, sie unterschei- det sich von Gobiesox, dals sie nur 3 Kiemen hat und dafs die Kiemenhaut von beiden Seiten her einen zusammenhängenden, am Isthmus nicht angewachsenen Mantel bildet. Art: Cotylis nuda M. Tr. (Lepadogaster nudus Bl. Schn.) Die Gattung Sicyases Müll. Trosch. hat auch nur 3 Kiemen und gleicht der vorigen auch in der Kiemenhaut, aber sie haben nur eine einfache Reihe von Zähnen in den Kiefern, ihre mittle- ren gröfseren Zähne siud schneidend, die seitlichen sind kegel- förmig. x En EEE Gr 213 Die Gobioiden Müll. haben 4 ganze Kiemen, die Discoboli hingegen weniger, nämlich entweder 34 oder wie die zuletzt ge- nannten Gattungen nur 3. Wenn ein Fisch nur 34 Kiemen hat, d.h. wenn die vierte Reihe der Kiemen einblättrig ist, so fehlt immer die letzte Kiemenspalte. Dies ereignet sich auch bei vie- len Gattungen der Cataphracten, nämlich bei Cotwus, Scorpaena, Sebastes, Synanceia, Synancidium Müll. nov. gen. (Synaceia mit Vomerzähnen), Agonus, Apistes. Eine andere Gruppe der Cataphracten hat 4 ganze Kiemen, Trigla, Prionotus, Peristedion, Pterois, Dactylopterus, Platycephalus, Agriopus, Gasterosteus, Spi- nachia. Die einblättrige Beschaffenheit der letzten Kieme und der Mangel der letzten Kiemenspalte zeichnet auch alle Gattungen der Zabroidei cycloidei. aus. Als neue Ordnung der Fische stellt der Verf. seine Pha- ryngognathi auf, d.h. die Fische mit verwachsenen unteren Schlund- knochen, welcher Character bisher für die Labroiden galt. Zu dieser Ordnung gehören 4 Familien, wovon 3 Stachelflosser, eine Weichflosser sind. 1) Labroidei cycloidei. Die eigentlichen Lippfische. Sie ha- ben Cyeloidschuppen, nur 35 Kiemen, die letzte Kiemenspalte fehlt. Sie haben Pseudobranchien. An ihren vereinigten unte- ren Schlundknochen fehlt alle Spur von Nath. Ihr Magen ist ohne Blindsack, ihr Darm ohne Blinddärme. Gattungen: alle diejenigen, welche Valenciennes in der hist. nat. d. poiss. auf- geführt hat mit Ausnahme der Malacanthus, welche auszuschei- den sind, da ihre Schlundknochen getrennt sind und welche un- ter die Sceiaenoiden bei Zatilus gehören, mit denen sie nur zu verwandt sind, so dals sie kaum von Latilus zu unterscheiden sein möchten. 2) Labroidei ctenoidei. Sie haben Ctenoidschuppen, ihre vierte Kieme besitzt 2 Reihen Kiemenblätter, wovon die hintere äulserst niedrig und abortiv ist. Die letzte Kiemenspalte ist vorhanden, aber sehr klein. Sie haben Pseudobranchien. Naslöcher einfach, - ‚Seitenlinie: unterbrochen. Die Vereinigung der unteren Schlund- knochen ohne Spur von Nath. Blindsack des Magens und Blind- därme. Hierher die Gattungen: Amphiprion, Premnas, Glyphi- - sodon, Pomacentrus, Dascyllus, Heliases. Alle sind Meeresfische. 214 Heckel hat sie mit den Labroiden und insbesondere mit den Chromiden vereinigt, aber sie sind durch wesentliche Charactere davon verschieden. Zur Gattung Heliases gehört aber Chromis castaneus. 3) Chromides. Es sind sämmtlich Flufsfische mit Gtenoidschup- pen, meist einfachen Naslöchern. Von den vorhergehenden un- terscheiden sie sich durch den Mangel der Nebenkiemen, durch den Besitz von vollständigen Doppelreihen der Kiemenblättchen am vierten Kiemenbogen, womit eine weit offene letzte Kiemen- spalte verbunden ist, durch ihre aus 2 besonderen Stücken durch Nath fest vereinigten unteren Schlundknochen. Seitenlinie unter- brochen. Ein Blindsack des Magens, die Blinddärme scheinen zu fehlen. Hierher die Gattungen Eiroplus Cuv., Chromis Müll., als deren Typus Chromis niloticus mit 3 Reihen schneidender am Ende gekerbter Zähne übrig bleibt, von denen sich Eiroplus nur durch die grofse Zahl der Stacheln in der Afterflosse unterschei- det. Cichla und die neuen Gattungen von Heckel: Acara, Cre- nicichla, Pterophyllum, Geophagus, Uaru, S EHER Heros, Chaetobranchus, Batrachops. 4) Pharyngognathi malacopterygü s. Scomberesoces. Es gehö- ren hierher die von Cuvier und allen Ichthyologen älterer und neuerer Zeit mit den Esox irrthümlich vermengten Gattungen: Belone, Sairis, Tylosurus Cocco, Sarchirus Raf., Hemiramphus, Exocoetus, Ptenichthys Müll. (Exocoetus mit Bartfäden). Ihre untern Schlundknochen sind ohne Nath. Bauchtlossen abdominal. Nebenkiemen unsichtbar. Alle haben einen Kiel von 'grölsern Schuppen am Bauch auf jeder Seite, verschieden von der Seiten- linie. Von den Esox sind sie nicht blofs durch die Vereinigung der untern Schlundknochen, sondern auch durch den Mangel des Luftganges der Schwimmblase verschieden, welcher Gang in der Ordnung der Malacopterygiü abdominales mit getrennten Schlund- knochen immer vorhanden ist, während er allen Acanthopterygü mit getrennten Schlundknochen, allen Malacopterygü subbrachü und allen Praryngognathi fehlt. Die Familien der Malacopterygiü abdominales sind: Siluroidei Agass. Loricarinae, Goniodontes Agass. Cyprinoidei Agass. 215 Cyprinodontes Agass. Characini Müll. (Monatsbericht der Akademie, Juni 1842) - Maul in der Mitte vom Zwischenkiefer, seitlich vom Oberkiefer begrenzt. Schwimmblase der Quere nach getheilt, mit Gehör- - knöchelchen, wie bei den Cyprinoiden, ohne die grofsen Schlund- zähne der letztern, ohne Nebenkiemen, mit zahlreichen Blinddär- - men. Die mebhrsten haben eine Fettflosse. Gattungen: Schizo- don, Gasteropelecus, Myletes, Tetragonopterus, Anostomus, Chal- ceus, Citharinus, Serrasalmo, Piabuca, Hydrocyon, Raphiodon, Anodus, Xiphostoma, Hemiodus Müll. (Monatsbericht, Juni 1842), ° Leporinus, Erythrinus, Macrodon Müll. (Monatsbericht, Juni 1842). Scopelini Müll. Theils schuppige, theils schuppenlose Fische mit einer Fettflosse, deren Maul bis zum Mundwinkel blols vom Zwischenkiefer gebildet wird, mit welchem der Oberkiefer paral- lel läuft. Nebenkiemen und Blinddärme. Hierher die Gattungen: Aulopus, Saurus, Scopelus, Maurolicus Gocco, Gonostoma Cocco, ‚Ichthyococcus Bonap., Chlorophthalmus Bonap., Odontostomus Cocco, Paralepis, Sudis Raf. Bonap. (non Cuvier), Sternoptyx, Argyro- pelecus Gocco. Ihre Eier werden durch die Eiersäcke ausgeführt. Zur Gattung Odontostomus gehört als zweite Species ©. Balbo Müll. (Scopelus Bailbo Risso) B.7-8. D.12. P.12. V.9. A. 33. Zu Maurolicus gehört die Argentina sphyraena Pennant (Scope- lus borealis Nilsson), welche Cuvier mit Unrecht zu Scopelus Humboldtii gezogen. Maurolicus amethystino-punctatus CGocco aus Nizza und Scopelus borealis Nilss. aus Norwegen erhalten, sind sich so völlig ähnlich, dafs ihr Unterschied als Species dem Verf. noch zweifelhaft ist. Salmones Müll. Beschuppte Fische mit einer Fettflosse, deren Maul in der Mitte vom Zwischenkiefer, nach aufsen vom Ober-. kiefer begrenzt wird, mit Nebenkiemen, zahlreichen Blinddärmen und einfacher Schwimmblase. Ihr Eierstock ist ohne Ausführungs- gang und die Eier fallen in die Bauchhöhle, von wo sie durch eine Öffnung hinter dem After abgehen. Gattungen: Salmo, Os- merus, Coregonus, Thymallus, Mallotus, Argentina, Microstoma. Esoces Müll. Hierher nur die Gattungen Esox C. und Gala- zias C. 216 Mormyri Cuv. Aufser den bekannten Characteren besitzen sie eine wichtige Eigenthümlichkeit darin, dals ihre beiden Zwischen- kiefer zu einem einzigen Stück ohne Nath verwachsen sind. 2 Gattungen: Mormyrus L. mit gekerbten Kieferzähnen (M. cypri- noides, oxyrhynchus, dorsalis, longipinnis) und Mormyrops Müll. mit kegelförmigen Kieferzähnen (M. anguilloides und labiatus). Clupeae Müll. Beschuppte Fische, ohne Fettflosse, deren Maul in der Mitte vom Zwischenkiefer, an den Seiten vom Oberkiefer eingefalst wird, mit Nebenkiemen, Blindsack des Magens, zahlrei- chen Blinddärmen, einfacher Schwimmblase. Gattungen: Clupea, Alosa, Chatoessus, Clupanodon, Engraulis, Thryssa, Gnathobolus, Pristigaster, Hyodon, Elops, Lutodeira K. et H., Butirinus, Ale- pocephalus. Einige haben glasartig durchsichtige vordere und _ hintere Augenlieder, Clupea, Alosa, Chatoessus, Clupanodon, Elops, Hyodon. Bei Butirinus ist das Auge von einem cirkelförmigen Augenlied fast ganz, bis auf eine kleine, der Pupille gegenüber- liegende rundliche Öffnung bedeckt. Die Zutodeira zeichnen sich noch durch eine hinter der Kiemenhöhle liegende, mit dieser durch eine Öffnung communicirende besondere Höhle aus, worin eine überzählige kammartige Kieme liegt. Clupesoces Müll. Fische ohne Fettflosse, ohne Nebenkiemen, bei denen das Maul in der Mitte vom Zwischenkiefer, seitlich vom Oberkiefer eingefalst wird, einige von ihnen haben eine ein- fache Schwimmblase. Die Blinddärme in sehr geringer Zahl, oder fehlend.. Von den Clupeen unterscheiden sie sich haupt- sächlich durch den Mangel der Nebenkiemen. Hierher die Gattungen: Stomias, Chauliodus, Chirocentrus, Notopterus, Osteo- glossum, Heterotis Ehrenb. und Sudis Cuv. (Arapaima Müll.). Die Notopterus, Osteoglossum und Arapaima zeichnen sich zusam- men vor allen Fischen dadurch aus, dafs sie auch Zähne in der basis cranii (nicht blofs im Vomer), nämlich im Körper des Keil- beins besitzen. Die Gattung Heterotis Ehrenb. (H. niloticus, Su- dis niloticus Rüpp.) ist von Sudis Spix (S. gigas) gänzlich ver- schieden. Der letztere hat beschupple verticale Flossen, die bei Heterotis nackt sind. Sudis gigas hat Zähne im Vomer und an den Gaumenbeinen und einen besonderen Haufen an der Basis cra- ni. Heterotis hat aulser den Kieferzähnen nur Zähne im Os pterygoideum, keine im Vomer, keine an der Basis cranii. - Das 217 von Ehrenberg und Hemprich bei Heterotis entdeckte räthselbafte Organ an den Kiemen fehlt dem Swdis gigas. Da der Name Sudis schon von Rafinesque für eine Scopelinen- gattung angewandt, welche vom Prinzen Bonaparte hergestellt ist, so ist für den Sudis gigas ein neuer Gattungsname aufzustel- len, wofür der Localname des Fisches Arapaima vorgeschlagen wird. Arapaima gigas M. (Sudis gigas Cuv., Sudis pirarucu Spix). Osteoglossum zeichnet sich noch dadurch aus, dafs diese Gattung wie Lepisosteus unter den Sauroiden, eben so viele Kno- chenstücke am Unterkiefer besitzt, als die beschuppten Amphibien, nämlich 6. Bis jetzt hat man den Zepisosteus als einziges Bei- spiel dieser Bildung gekannt und daher zu viel Werth auf diese Amphibienbildung gelegt, die nicht einmal den Polypterus zu- kommt. Sauroidei Agass. Hierher Lepisosteus und Polypterus. Diese Fische sind sich in den mit Schmelz bedeckten Knochenschuppen zwar äbnlich, jedoch in ihrer Anatomie sehr verschieden, so dals sie vielleicht verschiedenen Familien in einer grölseren Abtheilung angehören. Sirenoidei Müll. Lepidosiren. Gehört nicht zu den Knorpel- fischen, welche mit Ausnahme der Cyelostomen immer mehrfache Klappenreihen im musculösen Bulbus aortae besitzen. Die Cyclo- stomen aber haben keinen musculösen Bulbus aortae. Die Ordnung der Malacopterygü apodes zerfällt in 2 hetero- gene Familien. Anguillares Müller, ohne Nebenkiemen, mit Luftgang der Schwimmblase. Hierher die bekannten Gattungen der Aale. Ophidini Müll. ohne Luftgang der Schwimmblase, mit Neben- kiemen. Hierher die Gattungen: Ophidium, Fierasfer, Enchelyo- phis Müll. (Fierasfer ohne Brustflossen, Monatsbericht, Juni 1842). Den Enchelyophis vermicularis, dessen Vaterland dem Verf. bis- ‚her unbekannt war, hat er seither von den Philippinen erhalten, wo auch eine Species der Gattung Fierasfer -einheimisch ist, F. philippinus M.— Ophidium blacodes Forst. mit Blinddärmen ist eine von den Opbhidien verschiedene Gattung. Die Gattungen Gymnelis Reinh. und Ammodytes, beide mit Nebenkiemen, gehö- ren wahrscheinlich nicht hierher, da sie den stielförmigen Kno- chen des Schultergürtels besitzen, der den Anguillares und Ophi- 218 dini fehlt. Gymnelis hat 2 Stachelstrablen am Anfang der Rücken- flosse und gehört zu den Blennioiden bei Gunnelus. Zuletzt macht der Verf. auf einige für die Systematik wich- tige Verschiedenheiten in dem Bau der Nase und die danach zu bildenden Gattungen der Tetrodon aufmerksam. Gastrophysus Müll. sind Zeirodon, deren Nase eine hohle gewölbte Papille mit 2 Naslöchern bildet und deren Seitenwand des Bauches von der Kehle bis auf den Schwanz einen Hautkiel besitzt, diesem ent- spricht ein zweiter weiter oben gelegener Kiel an der Seite des Schwanzes. Hierher Tetrodon oblongus, lunaris. Die Gattung Chelichthys Müll. bat dieselbe hohle Nase oder eine Nasenröhre mit 2 Naslöchern, aber ohne die Kiele am Bauch und Schwanz. Die Gattung Arothron Müll. zeichnet sich bei dem Mangel der Kiele durch gänzlichen Mangel der Nasenhöhle aus, an deren Statt ein solider gelappter Tentakel steht, ohne Spur von Nas- löchern. Hierher Z'eirodon testudinarius u. A. Hierauf trug Hr. Böckh auf Veranlassung des Hrn. v. Humboldt die in dem Monatsberichte für den Juli d.J. einver- leibte Abhandlung des Hrn. Lepsius über den Bau der Pyra- miden vor, deren Veröffentlichung in dem gerade damals im Druck befindlichen Monatshefte die Akademie genehmigte. Es wurde dann auf den Vorschlag der philosophisch - histo- rischen Klasse über die Wahl des Hrn. Braun in Rom zum Correspondenten der Akademie durch Kugelung abgestimmt, und derselbe statutengemäls gewählt. Die drei Bände der Abhandlungen der Akademie, welche den Jahrgang 1841 bilden, wurden vorgelegt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Manuel J. Johnson, astronomical observations made at the Radcliffe Observatory, Oxford, in the year 1840. Vol. 1. Oxford 1842. 8. Memoirs of the royal astronomical Society. Vol. 12. 13. 14. London 1842. 43. 4. Royal astronomical Society. Vol.V. No.25. Nov. 11, 1842. 8. 219 Transactions of the American philosophical Society, held at Philadelphia. Vol.VIII. New Series. Part 2. 3. Philadelphia 1842. 43. 4. Proceedings of the American philosophical Society. Vol. II. Aug. 1842-March 1843. No. 23-25. 8. Will. Rich. Hamilton, Address to the anniversary meeling of Ihe royal geographical Society. 22. May 1843. London 1843. 8. Travaux de la Commission pour fixer les Mesures et les Poids de l’Empire de Russie. "Rediges par A. Th. Kupffer. "TomeA. 2. et Planches. St. Petersbourg 1841. 4. Gust. Crusell, erster Zusatz zu der Schrift: über den Galva- nismus als chemisches Heilmittel. St. Petersb. 1842. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 482. Altona 1843. 4. Göttingische gelehrte Anzeigen 1843. Stück 117. 8. Kunstblatt 1843. No. 55.56. Stuttg. u. Tüb. 4. 7. August. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Klug las über das Geschlechtsverhältnifs der kleinen wehrlosen, zu den Gattungen Melipona und Trigona gehörenden, im südlichen Amerika besonders zahlreichen Honigbienen. Der Verf. sprach die Ansicht aus, dafs hierin zwischen ihnen und den Honigbienen der alten Welt, den Arten der Gattung Apis, eine wesentliche Verschiedenheit nicht statt finde und dals, ‚ungeachtet der verhältnilsmälsig oft noch gröfseren Zahl der Ge- schlechtslosen und nicht unbeträchtlichen Zahl der Männchen doch immer nur 'ein Weibchen in jeder Colonie der Meliponen wohne. Der Verf. verwies in dieser Beziehung auf die grolse Seltenheit der Weibchen, deren Vorhandensein in andern Sammlungen zwei- felhaft sei und deren nicht mehr als drei in einzelnen Exempla- ren, ungeachtet der sehr grolsen Zahl besonders brasilischer Me- liponen in der Königlichen Sammlung sich befinden, wovon zwei zugleich mit den Zellen, worunter jedoch keine weibliche zu entdecken, und einem grolsen Theil der Bevölkerung des Baues in ‚Weingeist waren überschickt worden. Dafs hier jedesmal nur ‚ein Weibchen angetroffen worden sei, lasse sich wohl mit Recht annehmen, in dem, wären mehrere vorhanden gewesen, diese, bei 220 ihrer auffallenden Gröfse, von den einsichtsvollen und aufmerksa- men Sammlern, den Herren v. Olfers und Sellow, nicht wür- den zurückgelassen worden sein. Diese ausgezeichnete, besonders mit auf Länge des die Flügel weit überragenden Hinterleibes be- ruhende Grölse der weiblichen Melipona schien es Hrn. Klug zu bestätigen, dals wirklich das Geschlechtsverhältnils dasselbe, wie bei Apis, nemlich hier wie dort in jeder Gesellschaft nur ein Weibchen sei. Die Gröfse der weiblichen Melipone erscheint selbst verhältnilsmäfsig und verglichen mit der sehr geringen Grölse der Geschlechtslosen, übereinstimmend in den drei vor- handenen Individuen bedeutender als die unserer weiblichen Ho- nigbiene und wenn eine solche zur Bevölkerung eines Stockes allein hinreicht, so wird dies bei den Meliponen, selbst bei zahl- reicherer Gesellschaft, nicht minder der Fall sein. — Der Unter- schied der Geschlechter wurde in folgender Weise angegeben: die männlichen Meliponen und Trigonen werden leicht an den gespaltenen Klauen erkannt, die bei den Weibchen und Gechlechts- losen einfach und nicht, wie bei Apis, ebenfalls gespalten sind. Sonst sind die Männchen den unfruchtbaren Weibchen sebr ähn- lich, nur, dafs bei näherer Besichtigung sich noch der Mangel des Kammes an den hintersten Schienen ergiebt. In letzterer Hinsicht stimmt mit den Männchen das fruchtbare Weibchen oder die Königinn überein, dasselbe fällt aber, wie schon erwähnt, so sehr durch seine Gröfse auf, dafs es weiterer Unterscheidungs- zeichen kaum bedarf. Besonders lang ist der Hinterleib und er- scheinen um so kürzer die Flügel, die kaum den Rand des drit- ten Hinterleibssegments erreichen. Die Geschlechtslosen, von der Grölse der Männchen, haben ‘wie die Weibchen einfache Klauen, aber Korb und Kamm an den hintersten Schienen. — Es wur- den zuletzt noch die in der Königl. Sammlung in allen Geschlech- tern vorhandenen drei Arten, deren weitere Beschreibung und Erläuterung durch Abbildungen Hr. Klug sich vorbehält, von ihm vorgezeigt, nemlich: 1) die Manduribiene, eine noch nicht sicher unterschiedene, vorläufig als Melipona liturata bezeichnete Art. Von Hrn. v. Olfers in Brasilien gesammelt und eine grö- [sere Gesellschaft in Weingeist überschickt. Die Männchen 34, die Geschlechtslosen 34, die Weibchen 4, deren Hinterleib für sich 3 Linien lang. Die 2 Linien langen Flügel reichten nur bis 221 zum dritten Hinterleibsegment. — 2) die Worabiene, Melipona clavipes (Centris clavipes F.), Männchen 3, Geschlechtslose 34 Linien lang. Das muthmafsliche Weibchen 5, der Hinterleib al- lein 3 Linien lang. Die verkrüppelten Flügel konnten nicht ge- messen werden. — 3) die Jetahibiene, Trigona angustula Latr. Die Männchen wie die Geschlechtstosen 25, die Weibchen 4, der Hinterleib der letzteren 3 Linien lang. Die zerrissenen Flü- gel von etwa 2% Linien Länge. Auch diese Art war in Gesell- schaft mit Zellenresten, worin Puppen befindlich, in Weingeist überschickt worden. 10. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Horkellas über die bei Marco Polo „Berzi” ge- nannten Färbehölzer. Da bei Marco Polo der Name Berzi für verschiedene asia- tische zum rothfärben dienende Materialien aus dem Pflanzenreich gebraucht wird, so hat dieses zu mehreren Misverständnissen ge- führt, unter anderen hat Sprengel in seiner Geschichte der Botanik nichts als Angaben von einer südasiatischen Caesalpinenart bei ihm finden a Wenn nun auch gleich an den meisten Stel- len in dem von Rustichello 1298 niedergeschriebenen alt- franz. Text mit Berzi (*) oder in Ramusio’s ital. Übersetzung mit Verzino (**) der bei den Malaien Sapang oder bei den Botani- kern Caesalpinia Sappan L. genannte Baum verstanden wird, so kommt doch in dem Lanbri- oder Lambri-Kapitel bei Rusti- chello p.195 und Ramusio fol.52 D. eine Stelle vor, wo unter diesem Namen von einem andern in Hinter-Indien neben dem Sapangholz zum rothfärben dienendem Material, der Wurzel oder eigentlich der Wurzelrinde des bei den Malayen Bankudo und bei den Botanikern Morinda citrifolia genannten Baumes, die Rede ist. In neuern Zeiten pflegt man weniger die auf dem Holz der Wurzel festgetrocknete Rinde zu brauchen, son- dern die Rinde von der noch frischen Wurzel abgezogen und (*) Voyages de Marco Polo im Recueil de Voyages et de Me&moires publie par la Soc. de G£og. Tom.1. Paris 1824. 4. p. 190. 195. 196. 198 und 220. (*°) Viaggi di Messer Marco Polo in Ramusi o’s“ Navigazioni et Viaggi. Vol.2. Venetia 1559. Fol. SIE. 52D. und F. 53 B. 56.2. 222 dann getrocknet und gepulvert in der Färberei zu brauchen. Die erste freilich noch sehr unbestimmte Andeutung, dafs bei Marco Polo unter Verzino von mehr als einem zum rothfärben dienen- den Material die Rede sei, einmal dem Sapangholze und zweitens von einem andern Sapangähnlichen Baum kommt bei Ramusio fol. 52 D. vor, wo die Morinda citrifolia Roxb. pianta ch’ & si- mile al verzino genannt wird. Welche angebliche Ähnlichkeit des Sapangholzes und der Bankudowurzel freilich nur in der Hervorbringung derselben Farbe durch das Decoct von beiden be- steht, indem sonst beide Bäume zu sehr verschiedenen natürlichen Familien, Caesalpinia zu den Leguminosis und Morinda zu den Rubiaceis gehören. Die Anwendung des Sapangholzes zum roth- färben war schon vor dem Ende des 13. Jahrhunderts in Italien allgemein bekannt. Ramusio’s Sapangähnliche Pflanze wurde es zuerst durch Marco Polo, denn wenn gleich das „e? ado- perano a tingere” bei Ramusio in dem altfranzösischen Text fehlt, so geht dieses doch schon daraus hervor, dafs er der Ban- kudowurzel denselben Namen wie dem Sapangholze gegeben hat. Statt der in Vorder-Indien fehlenden Morinda citrifolia wendet man dort andere Arten desselben Genus zu demselben Zweck an, z.B. Morinda tinctoria Roxb. (die man vielfältig mit der blos in Hinter-Indien vorkommenden Morinda_ citrifolia Roxb. verwech- selt hat), Morinda multiflora und M. angustifolia Roxb. und von der M. citrifolia und nicht von Caesalpinia Sappan L., wie Spren- gel (*) irrig behauptet hat, nahm Marco Polo 1291 Saamen vom Sumatra mit, die er 1295 in Venedig freilich ohne Erfolg aussäete, was deutlich daraus hervorgeht, 'dals er von dem Ber- zibaum, von dem er Saamen mitbrachte, sagt, man grabe ihn dort 3 Jahre nach dem Keimen und Verpflanzen mit allen Wurzeln aus. Also genau so, wie man noch gegenwärtig die Wurzeln des jungen Bankudobäumchens ebenso wie die vorderindische Mo- rindaarten ausgräbt. Wogegen brauchbares Sapangholz wenig- stens armdick sein mufs und dünne dreijährige Caesalpiniabäum- chen, würden alsdann nur noch fast blos aus weilsem Alburnum bestehen, welches erst späterhin so wie die Bäume dicker wer- den, in das reife rothe Holz verwandelt wird. Marco Po- (°) Geschichte der Botanik. 1. Theil. Leipzig 1817. 7. 233. 223 lo’s Nachricht von der Morinda ceitrifolia ist besonders noch da- durch merkwürdig, weil sie die erste in Europa bekannt gewor- dene Kenntnils von dem Gebrauch der Morindawurzeln in der Färberei lieferte, die bisher bei seinen Commentatoren, W. Marsden und Conte Baldelli-Boni ohne rechte Deutung blieb und doch ist sie für die Ächtheit der Marco Poloschen Reise von besonderem Gewicht und den andern schon dafür von Marsden (*) benutzten botanischen Angaben z.B. von dem persi- schen aus Dattelfleisch gemachten berauschenden Getränk, den chinesischen Bambusrohrstricken und dem sumatraschen Sagobrodt, ohne Zweifel vorzuziehen. Die Empfangsschreiben der American philosophical Society in Philadelphia, der Societ€ g@ologique de France und der Zoo- logical Society in London über die denselben übersandten Ab- handlungen der Akademie wurden vorgelegt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoires de la Societ€E geologique de France.‘ Tome5, Partie 1.2. et Carte geologique du Departement de l’Aisne par M. le Vicomte d’Archiac. Paris 1842. 43. 4. u. fol. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1843. 1. Semestre.. Tome 16. No.25. 26. Juin. Paris. 4. W. Struve, sur le coeficient constant dans l’aberration des etoiles fixes deduit des observations qui ont die executees a l’observatoire de Poulkova etc. Saint- Petersbourg 1843. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 483. 484 und Titel nebst Register zum 20. Bande. Altona 1843. 4. Kunstblatt 1843. No.57.58. Stuttg. u. Tüb. 4. _ Proceedings of the zoological Society of London.. Part. 10. 1842. London. 8. Reports of the Council and Auditors of the zoological Society of London, read at Ihe annual general meeting, April 29, 1843. ib. 8. (%) Travels of Marco Polo. London 1818. 4. Introduction. p. XXXIX. in der Note. 224 SER. August. Gesammtsitzung der Akademie. ı Hr. Böckh las über die Chronologie des Manetho im Verhältnils zur Hundsternperiode. Da der Verf. eine Fortsetzung dieser Abhandlung beabsich- tigt, so wird für jetzt kein Auszug mitgetheilt. Der Termin zur Einsendung von Preisschriften zur Beant- wortung der am 31. Mai 1840 zur Gedächtnilsfeier der Thron- besteigung Friedrichs Il. gestellten Preisfragen ist mit dem 1. Aug. 1843 abgelaufen. Es ward angezeigt, dals nur eine Beantwor- j tung der historischen Preisfrage eingegangen und der Klasse zur ' Begutachtung übergeben sei. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Übersicht der Arbeiten und Veränderungen der schlesischen Ge- sellschaft für vaterländische Kultur im Jahre 1842. Bres- lau 1843. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars der physikalischen | Section dieser Gesellschaft, Hrn. Goeppert, d.d. Breslau | d. 28. Juli d.J. | P. Flourens, Anatomie generale de la Peau et des Membranes muqueuses. Paris 1843. 4. de Caumont, Bulletin monumental, ou collection de Memoires sur les Monuments historiques de France. \Vol.9. No.5. Paris et Caen 1843. 8. Alcide d’Orbigny, Paleontologie francaise. Livr.65.66. Paris. 8. ] ar AND un ed ee Terrains jurassiques. Livr. 14. ib. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. _No. 485. Altona 1843. 4. i ) Kunstblatt 1843. No.59.60. Stuttg. u. Tüb. 4. 3 225 Sommerferien der Akademie. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 16. October. Sitzung der philosophisch -hi- storischen Klasse. Hr. Panofka las über die Münztypen von Kaulo- nia und über die bildliche Darstellung des Dämon Tychon. In der griechischen Numismatik dürfte wohl der alterthüm- liche Münztypus der achäischen Kolonie Kaulonia, einer Stadt in Grosgriechenland, die schon von Dionysios dem Älteren Ol.XCVH, 4, zerstört und später von den Lokrern wieder aufgebaut ward, zu den interessantesten und schwierigsten gehören, daher die grolse Zahl der auf ihn bezüglichen Erklärungsversuche. Die Te- tradrachmen zeigen auf der Hauptseite schreitend eine nackte, unbärtige Figur, deren in Flechten herabhängendes Haupthaar mit einer Binde umschlungen ist. Diese Figur hält schwingend in der erhobenen Rechten ei- nen Baumzweig: über der vorgestreckten Linken be- findet sich in ausschreitender Stellung eine kleine Figur, die einen gleichen Zweig in der Hand hält, den Kopf nach der Hauptfigur bisweilen zurückge- wendet; neben dieser und zwar unter deren ausge- strecktem Arm erblickt man einen jungen Hirsch. Die Rückseite dieser Münze zeigt dieselbe Vorstellung, nur in vertiefter statt in erhobener Arbeit, und bisweilen ohne die klei- nere Figur. Frühere unglückliche Deutungen zu übergehen, be- schränken wir uns auf die Anführung folgender Erklärungsver- suche. Herr Avellino (*) in Neapel sieht in der Hauptfigur einen Bacchus, dem der Hirsch als dionysisches Symbol zu- kommt, und der ein Büschel als Geifsel schwingt; die kleinere Figur auf dem Arm der Gottheit verrathe Raserei in ihren (%) Opuscol, diversi Vol. I. p. 110 sqq. 226 Bewegungen und soll die Wirkung versinnlichen, welche die Geilselung des Gottes auf die Sterblichen macht. Ottfr. Mül- ler (*) erkannte dagegen eine alterthümliche Kolossalstatue des Apollo, der als reinigender Gott einen Lorbeerzweig schwingt und auf dem linken Arm etwa den in dieser Gegend entsühnten Orestes trägt, Der Deutung der Hauptfigur beipflichtend, be- zeichnete der Duc de Luynes (**) dieselbe ebenfalls als Apoll, der nach Müller nicht verschieden sein konnte von dem von Delphi und Metapont, wo sein Cultus mit dem des Aristaeus ver- bunden war, und sieht hier Apoll als reinigenden Gott, wie er die heilige Besprengung vornimmt und zugleich auf seinem Arm seinen Sohn Aristaeos als Ö«bvndogos umherträgt. Hr. R. Rochette (}), dem das Verdienst gebührt, eine Menge neuer Münztypen von Kaulonia bekannt gemacht zu ha- ben, deren merkwürdige Symbole für Sühnung, Opfer und Cul- tus die unzweideutigsten Belege liefern, vermuthet in der Haupt- figur den Ayos Kevrwvieres, den Ritus der Lustration vollbrin- gend, giebt indels auch zu, dals Apollo selbst als Reiniger, KaScorns, dargestellt sein könne. Ungleich characteristischer aber ist seine Auffassung der kleinen Figur, in welcher er den Ge- nius der Lustration ‘Ayvswos oder KaSezuos erkennt. Fünf Jahre später, als der französische Archäolog seine Ansichten über die Münzen von Kaulonia der Pariser Akademie vorgetragen, wählte Hr. Streber (f}) denselben Gegenstand zu einer Vor- lesung in der Münchener Akademie und suchte darzuthun, dals hier laut Pind. Ol. II, 25, Herakles mit dem wilden Ölzweig aus dem Hyperboreerlande heimkehre, die goldgehörnte Hindin zur Seite und einen possenreilsenden Kerkopen auf dem Arm, der die Gebärden des Herakles nachahmt. Der Bericht des Pausanias (X, xxxıı, 4) über den Cultus des Apollo Hylates, bisher bei dieser Untersuchung aufser Acht ge- lassen, scheint uns um so wichtiger, als die Stadt Kaulonia frü- (*) Denkm a. KL, XVI, 72. (*) Nouv. Ann. de l’Instit. Arch. T. I, p. 424. (4) Memoires de Numismat, 1840. Observat. sur le type des monn. de Caulonia. 23 Mars 1832. (+ Gel. Anz. herausgegeb. von d. Bayer. Akad. d. YV. Juni 1837. No. 28. 29. Intel- ligenzbl. S.1052. Sitzung vom 14. Juni 1837. 227 ‚her Aulonia von der vorliegenden Waldschlucht genannt ward, weshalb der Hirsch als Bewohner des Waldes ihr eben so nahe steht wie dem Orte Aulis, wo diese Thiere der Artemis gehei- ligt waren. „Die Magneten am Flufs Lethäus haben einen Ort genannt „Hylae; daselbst ist dem Apollo eine Grotte geweiht, ihrer Grö- „se wegen nicht besonders merkwürdig, allein das Standbild des „Gottes ist äulserst alt und verleiht Kraft zu jeglicher Handlung. „Männer, die dem Gotte geheiligt waren (Hierodulen), sprangen „von steilen Felsen und hohen Bergabhängen herab, und gingen „mit übergrolsen Bäumen, die sie mit der Wurzel ausgerissen, „über die schmalsten Bergwege sicher hinab.” Die sonderbare Ceremonie der Hierodulen verdankt offenbar ihren Ursprung den waldbewohnenden Centauren, denen man so häufig auf Kunstdarstellungen mit grolsen Baumstämmen in der Hand begegnet. Das alte Apollobild aber weiset sowohl wegen der Grotte, die ihm zur Wohnung dient, als wegen der Heil- kraft, die ihm zuerkannt wird, auf den weisen Centauren Chi- ron hin, welchen gerade die Magneten als ältesten Heilgott ver- ehrten, und dem sie aus Dankbarkeit die Erstlinge der Vegetation darbrachten. Demnach ist der Apollo Hylates nur eine andere Form des Chiron, fällt aber dem Wescn nach mit ihm zusam- men und bezeichnet einen Wald- und Heilgott. Denselben Character legen wir der Hauptfigur der Kauloniatischen Münzen "bei mit Rücksicht auf die Attribute des Zweiges, des Hirsches und des bisweilen daneben befindlichen Baumes, glauben aber, dafs der Apollo hier nicht sowohl als Reiniger und Besprenger, denn als Schläger, Harwv, d. h. durch Schlagen mit dem Zweige Übel und Krankheit austreibend, sich zeigt. Die kleinere Figur mit gleichem Stengel (caulis) in der Hand, den sie jedoch nicht schlagfertig, sondern mehr als Schutzflehend (iz£rys) hält, scheint den Gründer von Kaulonia, Kaulos, den Sohn der Ama- zone Klita, darzustellen und zu dem Apollo Kauloniates als Paean in ähnlichem Verbältnils zu denken, wie anderwärts der Sohn der Amazone Hippolyta, Hippolyt zu Aesculap. Hierauf las Hr. Panofka eine Monographie des Dämon Ty- chon, des Begleiters der Agathe Tyche, vor und wies dessen ei- genthümliche bildliche Darstellung in einen bisher völlig überse- 5r 228 henen, wenn gleich schon vor einem Jahrhundert publicirten Re- lief in Aquileja nach, welches bei Bertoli de Bribir Antichitä d’Aquileja Venet. 1739. Tav. XXIV, p. 33 gestochen ist. 19. October. Öffentliche Sitzung zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs. Der vorsitzende Sekretar, Hr. Encke, eröffnete die Sitzung. Nach einer der Feier des Tages angemessenen Einleitung und ‚dem vorschriftsmäfsigen Überblick über die in der Akademie in dem verflossenen Jahre gehaltenen Vorlesungen, deutete er näher die Wichtigkeit der Abhandlung an, welche der Correspondent der Akademie, Herr Director Hansen in Gotha, im Januar ihr mitgetheilt hatte, und worin derselbe ein Verfahren darlegt, um die absoluten Störungen der Himmelskörper, welche sich in Bah- nen von beliebiger Neigung und elliptischer Excentricität bewe- gen, zu berechnen. Als Beispiel der Anwendung desselben hat der Verfasser das Resultat der Saturnstörungen bei dem Come- ten von kurzer Umlaufszeit hinzugefügt. Darauf hielt Hr. Pertz einen Vortrag über Leibnizens Annales Imperiü Occidentis Bruns- vicenses. Er zeigte, wie dieses Werk, in welchem Leibniz die Geschichte eines 'einzelnen deutschen Fürstenhauses und Landes mit der allgemeinen Reichsgeschichte verknüpft und vollständige Annalen der Letztern von dem Stifter des Römisch- Deutschen Reichs, Karl dem Grofsen an bis zum Erlöschen des Sächsischen Kaiserstammes mit Heinrich II. fast vollendet hat, aus der per- sönlichen Stellung des politischen Rathgebers des ersten Kurfür- sten von Hannover hervorging, ‚gab einen Überblick der Reisen und Arbeiten, wodurch Leibniz eine feste Grundlage für sein Werk geschaffen bat, und schilderte den Plan, die Ausführung und die Schicksale, denen es zuzuschreiben ist, dals das Lebens- werk des grofsen Gelehrten erst jetzt, 127 Jahre nach seiner Vollendung, der Vergessenheit hat entrissen werden können. 26. October. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Klug bielt einen Vortrag über die Coleopteren-, Gattungen Athyreus Mac Leay und Bolboceras Kirby. 229 Beide durch Sculptur an Kopf und Halsschild in der Fami- lie, zu welchen sie gehören, ausgezeichnete Gattungen, stimmen in der Einrichtung der Fühler und Bildung des innern Mundes, namentlich aber darin überein, dals von zwei an der innern Lade der Maxillen befindlichen scharfen und gekrümmten Zähnen der obere gespalten, der untere einfach ist. Sie unterscheiden sich fast allein durch äufsere Kennzeichen, die Art der Bekleidung, die Form des Rückenschildchens, auch der Mandibeln, hauptsächlich aber auf der unteren Seite durch die Entfernung der mittleren Beine an ihrer Einlenkung, worin Athyreus mit Copris, Phanaeus, Onitis u.s. w., Bolboceras mit Geotrupes Latr. übereinstimmt. — Von Athyreus wurden 18 Arten, wovon 12 aus Brasilien, die übrigen von British Guyana, Cuba, Mexico, vom Senegal, Kor- dofan, Ostindien; von Bolboceras 28, von denen 7 aus Neuhol- land, die übrigen aus sehr verschiedenen Weltgegenden, als in der Sammlung der hiesigen Universität vorhanden, aufgeführt. Bolboceras Australasiae von van Diemen’s Land wurde als das Weibchen des Elephastomus proboscideus angesehen. — Odontaeus, wohin ©. mobilicornis und filicornis (Say) zu, rechnen, blieb we- gen des nur einfachen oberen Zahnes an der innern Lade der Maxillen und der anders geformten Fühlerkeule von Boldoceras getrennt. Vorgelegt wurden: Ein Schreiben des hohen Ministeriums der geistl., Unterrichts u. Med.- Ang. vom 18. Sept. 1843, betreffend die Stiftsbibliothek zu Zeitz, für deren Erhaltung und zweckmälsige Aufstellung sich "Idie Akademie verwandt hatte. Die nöthigen Anordnungen sind zu diesem Behufe bereits getroffen. Zwei Schreiben desselben hohen Ministeriums vom 22. und . Sept., worin die Genehmigung der früheren Anträge der ademie, dem Hrn. Karsten 400 Thlr. zu seiner Ausrüstung t Instrumenten auf einer Reise nach Nordamerika und dem o. Poggendorf 60 Thlr. zu einem Instrumente zu eleciro- raphischen Versuchen aus dem Fonds der Akademie zu bewilli- on, enthalten war. In einem vierten Schreiben vom 18. Oct. benachrichtigt das e Ministerium die Akademie, dafs des Königs Majestät die am » 230 3. August von der Akademie geschehene Wahl des Hrn. Whea- ton zum Ehrenmitgliede der Akademie vermittelst Allerhöchster * Cabinetsordre vom 30. Sept. zu bestätigen geruht haben. Die Akademie bewilligte auf ein Schreiben des Hrn. Prof. Wüstenfeld in Göttingen die Benutzung ihrer Matrizen zum Gufse arabischer Typen, welche das Universitätscuratorium in Göttingen für die Universität Göttingen gielsen zu lassen wünscht. Ein von dem Hrn. Sellander aus Landskrona eingesand- tes Manuscript physiologischen Inhalts ward an die physikalisch- mathematische Klasse verwiesen. Die Aufnahme des Aufsatzes über den Bau der Pyramiden von Hrn. Lepsius in das Bau-Journal des Hrn. Crelle ward auf dessen Wunsch gestattet. Die Empfangsbescheinigungen von den Sendungen der Aka- demie an die Bibliothek des Seminariums zu Halle, die Univer- sitäten Bonn, Breslau und Athen, das Institut der archäologischen Correspondenz zu Rom, das Musde d’histoire naturelle zu Paris, die Leopoldinische Akademie der Naturforscher zu Breslau, die | Akademie der Künste hieselbst, die Societ€E imperiale des natura- listes de Moscow und die Stockholmer Akademie wurden vorge- legt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes de Moscou. Annde 1842. No.4. Ann. 1843. No.1. Moscou 1842. 43. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars dieser Gesellschaft, Hrn. Dr. Renard, d. d. Moskau d. # Mai d.J. Gelehrte Denkschriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1842. Hefi2. Kasan. 8. (In Russischer Sprache.) mit einem Begleitungsschreiben dieser Universität vom 46. Juni d.J. Verhandlungen der Schweizerischen naturforschenden Gesell. schaft bei ihrer Versammlung zu Altdorf d. 25. 26. und 27. Juli 1842. 27. Versammlung. Altdorf. 8. Neue Denkschriften der allgemeinen Schweizerischen Gesellschaft Für die gesammten Naturwissenschaften. Bd.6. Neuchätel. 1842. 4. | Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern. No.1- 6. 1.Mai-24. Juli 1843. 8. ) 231 mit einem Begleitungsschreiben des Archivars dieser Gesellschaft, Hrn. Rudolf Wolf, d.d. Bern d. 10. Aug. d. J. Adrien Balbi, Eldmens de Geographie generale ou er abregee de la Terre. Paris 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Paris d. 10. Juli d. J. C. F. Bellingeri, sugli Emisferi cerebrali dei Mammiferi an- notazioni anatomico-frenologiche. Torino 1838. 8. ‚ della influenza del Cibo e della Bevanda sulla Feconditä e sulla proporzione dei sessi nelle nascite del genere umano. ib. 1840. 8. ‚ della Feconditä e della proporzione dei sessi nelle nascite degli animali vertebrati e Mastologia etc. Tomol. Fasc. 1. Tomo III. ib. eod. 4. ‚4Articolo estratto dal Giornale delle Scienze me- diche. Anno 6. Dell’ infuenza del vino sulla generazione. Memoria letta alla Societä medico-chirurgica il 17. Merzo 1843. ib. 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Turin d. 14. Aug. d.J. GC. J. Müller, Der wohlerfahrene Wasserarzt für das Haus und für Wasserheilanstalten. Quedlinb. u. Leipz. 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Burg d. 27. Sept. d. J. The Transactions of the Royal Irish Academy. Vol. 19. Part 2. Dublin 1843. 4. Proceedings of the Royal Irish Academy, for the year 1841- 42. Part6. ib. eod. 8. Report of the 12. Meeting of the British Association for the ad- vancement of science; held at Manchester in June 1842. London 1843. 8. The Transactions of ihe Linnean Society of London. Vol. 19. Part.2. London 1843. 4. List of the Linnean Society of London. 1843. 4. Proceedings of the Linnean Society of London. No. 15-18. 41842, 43. 8. Philosophical Transactions of the Royal Society of London for the year 1843. Part1. London 1843. 4. Proceedings of the Royal Society (of London) 1843. No. 57. i 8. 2 Expl. Transactions of the geological Society of London. Second Se- ries. Vol.6. Part.2. London 1842. 4. - 232 Roderick Impey Murchison, Address delivered at the anniver- sary meeling of Ihe geological Society of London, on the 17 of Febr. 1843; prefaced by the announcement of the award of two Wollaston Medals and Ihe donation fund for the same year. London 1843. 8. Report of the commissioners appointed to consider the steps to be taken for restoralion of the standards of Weight and Measure. London 1841. fol. George Biddel Airy, astronomical observations made at the Ro- yal Observatory, Greenwich, in the year 1844. London 1843. 4. S. Elliott Hoskins, Researches on the decomposition and dis- integration of phosphatic vesical calculi, and on the intro- duction of chemical decomponents into the living bladder. London 1843. 4. | Archives du Museum d’histoire naturelle. Tome Il. Livr. 4. Tome III. Livr.3. Paris 1841. 43. 4. Nowveaux Memoires de l’Academie Royale des Sciences et bel- les-lettres de Bruxelles. Tome16. Bruxell. 1843. 4. Memoires couronnes et Memoires des Savants etrangers publies | par lU’Academie Royale des Sciences et belles-lettres de Bruxelles. Tome15. Partie2. 1841-42. ib. eod. 4. Bulletin de l’Academie royale des Sciences et belles-leitres de Bruxelles. Tome9. No. 9-12. Tome 10. No. 1-7. ib. 1842. 43. 8. Annuaire de l’Academie Royale des Sciences et belles-lettres de Bruxelles. 9. Annee. ib. 1843. 12. A. Quetelet, Annuaire de l’Observatoire Royal de Bruxelles. 1843. 40. Annde, ib. 1842. 12. ‚ Rapport adresse a M. le Ministre de l’Interieur sur l’etat et les travaux de l’Observatoire Royal pendant l’annee 1842. ib. le 6. Mars. 1843. 8. ‚ Notice historique sur Jean-Baptiste van Mons. ib. 1843. 8. ‚ sur l’emploi de la Boussole dans les Mines. ib. eod. 8. (————— -), Instruction pour l’observation des Phenomenes” periodiques. ib. le 13. Janvier 1842. 4. 2 Expl. | Sheepshanks et-Quetelet, sur la difference des longitudes” des Observatoires Royaux de Greenwich et de Bruxelles, determinde au moyen de Chronomötres. ib. 1841. 4. ERWERBEN 233. Edm. de Selys-Longchamps, Faune Belge, 1. Partie, Indica- tion methodique des Mammiferes, Oiseaux, Reptiles et Pois- sons. Liege et: Biuxell. 1842. 8. J. Plateau, Memoire sur les Phenomenes que presente une Masse liquide libre et soustraite. & l’action de la pesanteur. Partie1. Bruxell. 4. ‚ Notei.2. sur une consequence curieuse des lois de la reflexion de la lumiere. ib. 8. ‚ Note sur un moyen de produire le vide, 4 l’aide de la force centrifuge du Mercure. ib. 8, ‚ Note sur des experiences d’Optique, et sur un appareil pour verifier certaines proprietes du centre de gravite. ib. 8. Jean Plana, Memoire sur la decowverte de la loi dw choc di- rect des corps. durs publide en 1667 par Alphonse Borelli et sur les formules generales du choc exeentrique des corps durs ou elastiques avec la solulion. de trois problemes con- cernant les oscillations des Pendules etc. Turin 1843. 4. Andrea Zambelli, dö aleune odierne Ulopie discorso. Milano 1843. 8. Dante Alighieri, la divina Commedia dichiarata secondo i prin- cipiü della filosofia per Lorenzo Martini. Vol.1-3. To- rino 1840. 8. Laurenti Martini, Yita Francisci, Canaveri. Ed. alt. Aug. Taurinor. 1843. 8. de Caumeont, Bulletin monumental, ou collection de Memoires sur les Monuments historiques de France. \Nol.9. No. 6. ‚Paris et Rouen 1843. 8. A. de la Rive, Archives de l’Electricite. Supplement & la Bi. bliotheque universelle de Geneve. No.9. publie le 18. Juill. 1843. Paris: et Geneve 1843. 8. Friedr. Tiedemann, von der Verengung und Schliefsung der Pulsadern in Krankheiten. Heidelb. u. Leipz. 1843. fol. .J. Lamont, Annalen für Mineralogie und Erdmagnetismus. Jahrg. 1842. Heft 2. 3. Jahrg. 1843. Heft5. München. 8. "Gelehrte Anzeigen, herausgegeben von Mitgliedern der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften. Jahrg. 1843. No. 147-149. ib. 4 Göllingische gelehrte Anzeigen 1843. Stück 130. 134. 137. 141. Göttingen. 8. ‚A. L. Crelle, Journal für die reine und angewandte Mathe- malik. Bd. 26, Heft 1. 2. Berlin 1843. 4. 3 Expl. 234 Gay-Lussac, Arago etc. Annales de Chimie et de Physique. 1843. Juin et Juillet. Paris. 8. L’Institut. 4.Section. Sciences math., phys. et nat. 41. Annde. No. 498-509. 13. Juill.-28. Sept. 1843. Paris. 4. ‚ 2. Section. Seienc. hist., archeol. et philos. 8. Annee. No.90-92. Juin-Aoüt 1843. ib. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 486-489. Al- tona 1843. 4. Kunstblatt. 1843. No. 61-80. Stuttg. u. Tüb. 4. Giacomo Rivelli di Bologna, Esposizione di due Vescichette di Graaf semi-estrovariche una di Donna e l’altra di Vacca etc. Fano 1843. 8. ; ‚ istorica narrazione de’ principali fatti che pro- mossero e seguirono e confermarono anco con autorevoli stampati giudizii dal 1838 sino alla fine della 3% riunione degli scienziati italiani in Firenze etc. ib. eod. 8. Memoires de l’Academie Imperiale des Sciences de Saint-Pe- tersbourg. VI. Serie. Sciences mathematiques, physiques et naturelles. Tome 4. Part. 1. Sciences math. et phys. Tome2. Livr.5. 6. St. Petersb. 1840. 4. » 5.9 41. Scienc. math. et phys. Tom.3. Livr. 1- 3. ib. 1842. 43. 4. » 6b. „2. Sciences naturelles. Tome4. Livr. 3-5. ib. 1841. 4. » T. „2. Scienc. naturell. Tome5. Livr.1. 2. ib. 1843. 4. , Sciences politiques, Histoire, Philologie. Tome 5. Livr. 3. 4. Tome 6. Livr. 1-3. ib. 1841. 43. 4. Memoires presentes a l’Academie Imperiale des Sciences de St. Petersbourg par divers Savans. Tome4. Livr-3-5. ib. 1841. 43. 4. Recueil des Actes de la Seance publique de l’Academie Impe. riale des Sciences de Saint-Petersbourg, tenue le 29. Dec. 1840. ib. 1841. 4. Recueil des Actes des Seances publiques de l’Academie Impe.- riale des Sciences de Saint- Petersbourg, tenues le 31. Dec. 1841 et le 30. Dec. 1842 et de la Seance solennelle, tenue en l’honneur de M. le President de l’Academie le 12. Janv. 1843. ib. 1843. 4. D. F.L. von Schlechtendal, Zinnaea. Bd.17, Heft2. Halle 1843. 8. 235 Bulletin de la SocietE de Geographie. 2.Serie. Tome49. Paris 4843. 8. Annales des Mines. 4.Serie. Tome 2. Liyr.6.de 1842. Tome3. Livr.1 de 1843. ib. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1843. 2. Semestre. Tome 17. No. 1-12. 3.Juill.- 8. Sept. ib. 4. , Tables. 2.Semestre 1842. Tome 15. ib. 4. Institut royal de France. Rapport du Secretaire perpetuel de l’Academie royale des inscriplions et belles-lettres (Baron Woalckenaer) sur les travaux des Commissions de celle Aca- demie pendant le premier semestre de l’annde 1843. Lu le 7. Juill. 1843. 4. .. Rapport fait a l’Academie royale des in- scriptions et belles-lettres, au nom de la Commission des antiquites de la France par Lenormant. Lu ä& la seance publique du 11. Aoüt 1843. Paris 1843. 4. Notice historique sur la vie et les ouvra- ges de Louis Dupuy par le Baron Walckenaer. Lu etc. le 11. Aoüt 1843. 4. 1 C. L. Bergery, Complements de Calcul des ecoles primaires. 2.Ed. Metz et Paris 1843. 8. „ Geometrie appliquee a l’Industrie. ‚3. Ed. ib. 1835. 8. ‚Geometrie des Courbes appliqude aux Arts. 2.Ed. ib. 1843. 8. ‚ Astronomie elementaire ou descriplion geometrique de l’Univers. 2.Ed. ib. 1838. 8. — 7, Mecanique des ecoles primaires. 2.Ed. ib. eod. 8. J. C. Miguot et C. L. Bergery, Theorie des Affuts et des Voitures d’Artillerie. 2.Ed. ib. 1840. 8. ‚ Cours de Machines & l’usage des Officiers d’Artillerie etc. Metz, Paris et Strasb. 1842. 8. C.L. Bergery, les Devoirs, petite Philosophie propre aux. eco- e les primaires. 2.Ed. Metz et Paris 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Hrn. Bergery in Metz vom 5.Oct. d.J. Bulletin scientifique publie par l’Academie Imperiale des Scien- ces de Saint- Petersbourg. Tome8-10. St. Petersb. 1841. 42. 4. Bulletin de la Classe physico-mathematique de l’Academie Im- periale des Sciences de Saint-Petersbourg. Tome 4. St. Petersb. 1843. 4. 236 G. Crusell, über den Galanismus als chemisches Heilmittel gegen Örtliche Krankheiten. St. Petersb. 1841. 8. 2 Expl. ‚ erster Zusatz zu der Schrift: Über den Galvanismus als chemisches Heilmittel. ib. 1842. 8. Acta Societatis Scientiarum Fennicae. Tom. 1. fasc. 2.3. Hel- singfors. 1841. 42. 4. J. van der Hoeven en W. H. de Vriese, Tijdschrift voor na- tuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel10. Stuck 2.3. te Leiden 1843. 8. Alfred Malherbe, Faune ornithologique de la Sicile. : Metz 1843. 8. 30. October. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Kunth las einige Bemerkungen über die Blattstel- lung der Dicotyledonen. Die Stellung der. Blätter stimmt mit der der Knospen über- ein, insofern diese aus den Achseln jener hervorgeben, was nor- mal immer der Fall ist; alles was daher in dieser Beziehung von den Knospen gilt, ist gleichfalls auf die Blätter anzuwenden. Wenn eine Knospe entstehen soll, drängt sich ein Theil des Mar- kes durch den Holzkörper bis nach der Oberfläche des Stengels, und erhält hier durch Hinzutreten neuer Elementartheile die ihr eigenthümliche Beschaffenheit. . Die Stelle, wo dies erfolgt, wird durch die Art der Anordnung und Vereinigung der Holzbündel bedingt, wovon gleichzeitig die Form des Markes abhängt. Die Ursache der verschiedenen Vertheilung der Knospen: und Blätter ist daher zunächst in der verschiedenen Beschaffenbeit des Holz- körpers zu suchen. Einen directen Beweis hierzu liefern meh- rere unserer einheimischen Bäume und Sträucher. Die einjährigen Triebe der Eiche, äufserlich stumpf fünf- eckig, zeigen, nachdem sie von der Rinde entblölst worden sind, einen an seiner Oberfläche durch fünf Längsfurchen in eben so viel Zonen abgetheilten Holzkörper. Hierbei erscheint das Mark auf dem Querdurchschnitt fünfeckig, und ist so gerichtet, dals seine fünf scharfen Kanten der Mitte der Abtheilungen des Holz- körpers entsprechen, auf denen die Blätter mit ihren respectiven Knospen stehen. Die Blätter bilden auf diese Weise am Stengel 237 fünf Längsreihen (Blattzeilen). Versucht man, jene sämmtlich auf dem kürzesten Wege durch eine Linie zu verbinden, so kann dies nur in spiraliger Richtung und von der Linken zur Rechten ge- schehen. Hierbei muls die Spirallinie, um das zunächst stehende Blatt zu erreichen, jederzeit eine Holzzone überspringen, und zweimal den Zweig umkreisen, um zu einem Blatte zu gelangen, welches derselben Reihe angehört, von welcher ‚man ausgegan- gen, und welches im gegenwärtigen Fall das sechste ist. Die bierzu erforderliche Zahl von Blättern bildet einen Wirbel oder Cyelus, welcher hier ein fünfblättriger ist, und zwei Windungen beschreibt. Der horizontale Abstand je zweier hierbei auf einan- der folgender Blätter, oder ihre Divergenz, beträgt nothwendig 2 des Stengelumfangs. Im verticalen Abstande, dessen Länge vielfach variirt, kommen auf diese Weise immer das 6, 11, 16 u.s.w. Blatt über dem ersten zu stehen, von welchem man zu zäh- len angefangen hat. Ganz eben so, wie in Quercus, verhält es sich mit der Form des Holzkörpers, des Markes und mit der Blatistellung bei Populus, nur dafs hier die Furchen des Holz- körpers etwas weniger deutlich zu sehen sind. t Die beschriebene Blattstellung, welche, da jeder Wirbel aus 5 Blättern besteht und zwei Windungen beschreibt, man mit 2 bezeichnet, ist eine der gewöhnlichsten bei den Dicotyledonen, aber nicht immer mit einer fünfeckigen Form des Holz- und Markkörpers verbunden. Beide sind vielmehr meist walzenrund, was jedoch nicht verhindert, hier eine ähnliche Vertheilung der Gefälsbündel, gleichsam 5 Holzzonen, anzunehmen, die sich je- doch an der Oberfläche nicht bemerklich machen. Eine # Blatt- stellung mit von der Linken zur Rechten laufender Spirale fand Hr. Kuntbh bei Rosa semperflorens, Robinia Pseudacacia, Amorpha fruticosa, Rhamnus Frangula, Myrica Gale, Melaleuca, Ribes au- reum und sehr vielen anderen Gewächsen. Nicht immer verläuft aber die Spirale von der Linken zur Rechten, sehr oft auch in der entgegengesetzten Richtung, z.B. Chenopodium, Cytisus La- burnum, Spiraea crenata, Prunus Padus, Salix u. s. w. Die Spirale kann auch auf verschiedenen Zweigen derselben Pflanze ihre Richtung ändern; dafs dies aber an einem und demselben Zweige geschehen könne, wie Hr. Jussieu behauptet, wird be- zweifelt. 238 Bei dieser Blattstellung, welche eine einfache, überspringende, mit zweispirigen, fünfgliedrigen Wirbeln genannt wird, und bald rechts, bald links gerichtet sein kann, trifft man nicht selten am untern Theile des Zweiges weniger Glieder an, z.B. bei Popu- lus alba und Rhamnus Frangula nur 3, auch zeigen sich zuwei- len umgekehrt nach oben mehr Glieder, was beweiset, dals sich hier, wie überall, die Natur nicht immer genau an bestimmte Grenzen hält. Die jungen Zweige von Castanea vesca sind äufserlich stumpf fünfeckig; Holzkörper und Mark zeigen eine gleiche Form. Da- nach sollte man hier eine ähnliche Blattstellung erwarten, wie bei Quercus und Populus, was jedoch keinesweges der Fall ist. Vielmehr stehen hier die Blätter blols auf zwei Kanten, und bil- den sogenannte zweizeilige (folia disticha). Von den drei übri- gen Kanten, welche keine Blätter erzeugen, und blofs durch hervorragende Linien bezeichnet sind, liegen zwei nach oben, eine nach unten. (*) Die Spirallinie, welche hier sämmtliche Blätter verbindet, verläuft von der Linken zur Rechten, braucht schein- bar immer nur einmal den Umfang des Zweiges zu beschreiben, um wieder zur ersten blatttragenden Kante zu gelangen, und über- springt hierbei nach unten eine, nach oben zwei Kanten. Die Divergenz der Blätter beträgt daher unterhalb $, oberhalb 5 des Umfangs, der Cyclus besteht aus zwei Blättern, und beschreibt scheinbar nur eine Windung. Hiernach liegt offenbar der zwei- zeiligen die fünfzeilige Blattstellung zum Grunde, die ausgebilde- ten Zeilen sind, wenn man mit der hintera ungepaarten anfängt, die vierte und dritte, die'zurückgebliebenen die erste, zweite und fünfte. Geht man weiter, so steht über dem dritten Blatte das achte und über dem vierten das neunte, mithin muls der auf zwei Blätter reducirte Wirbel, wie der vollkommene fünfblättrige, zweimal den Stengel umschreiben, bevor ein Blatt über dem an- dern zu stehen kommt. Die zweizeilige Blattstellung findet sich ziemlich häufig in der Natur, namentlich bei Tilia, Celtis, Ulmus, (*) Das Oben und Unten wird hier leicht durch die Lage der Blattflächen bestimmt. Im Verlaufe dieser Abhandlung werden hiernach, wenn fünf Blattreihen vorhanden sind, zwei als die obern oder vordern, zwei als die seitlichen und eine als die untere oder hintere unter- schieden, 239 Cercis u.s. w. jedoch bei einer walzenrunden Form des Holzkör- pers. Aufser der fünf- und zweizeiligen kommt auch bisweilen eine dreizeilige bei den Dicotyledonen vor, welche man fälsch- lich als eine + Stellung betrachtet hat. Am deutlichsten lälst sie sich an Alnus glutinosa beobachten, weil hier zugleich das Mark, der Holzkörper und der Umfang der jungen Zweige eine drei- eckige Gestalt haben. Die Blätter entspringen auf den Kanten, in aufsteigender Spirale, von der Linken zur Rechten. Ein vier- tes Blatt kommt hierbei über dem ersten zu stehen. Der Abstand der Blätter beträgt anscheinend 5 des Umfanges. Man könnte hier leicht in Versuchung gerathen, eine ununterbrochene Spi- rale anzunehmen, und die Blätter von der Linken zur Rech- ten mit 1, 2, 3 zu bezeichnen, wobei man, nach Hrn. Kunth’s Ansicht, einen Irrthum begehen würde. Er bezeichnet sie viel- mehr mit 1, 2, 5. Drei und vier sind ausgeblieben, wie zwei dünne hervorragende Kanten beweisen. Deshalb sind auch die beiden Flächen, worauf sich diese Kanten befinden, breiter als die dritte. Der Abstand der Blätter ist mithin nicht überall gleich, beträgt zwischen den beiden vordern 4, zwischen jedem dieser und den hintern dagegen $ des Umfangs. Das Blatt, was über dem ersten zu stehen kommt, ist nicht das vierte, wie man bei flüchtiger Betrachtung glauben sollte, sondern das sechste, denn die Spirale hat, um zu diesem Punkte zu gelangen, offenbar zwei Windungen vollführt. Eine solche dreizeilige Blattstellung wird auch in Corylus Avellana angetroffen, aber bei einer walzenrun- den Form der Zweige. Aus dem Vorbergehenden erhellt, dafs sich die fünfzeilige Blattstellung in eine zweizeilige und dreizeilige auflösen läfst. Auf dieselbe Weise kann man endlich auch die vierzeilige aus der fünfzeiligen ableiten, wenn man annimmt, dafs hier nur eine und zwar die hintere Zeile ausbleibt; die sich aufbildenden sind die beiden seitlichen, nämlich 4 und 3, und die beiden vordern 2 und 5. Die dritte und zweite Zeile kreuzen sich folglich mit der vierten und fünften. Verfolgt man die Spirale, so findet sich 9 und 10 über 4 und 5, 8 und 7 über 3 und 2. Beispiele von 5 Stellung, d.h. wo fünf Blätter in einer ein- fachen Spirale einmal den Umfang des Stengels beschreiben, sind 240 Hrn. Kunth bis jetzt nicht vorgekommen. Hr. Endlicher rechnet sie zu den Ausnahmen. Hier würden, wenn man sich den Holzkörper in 5 Längszonen abgetheilt vorstellt, sämmtliche Zonen unmittelbar neben einander Blätter hervorbringen, wäh- rend bei der gewöhnlichen fünfzeiligen Stellung dies nur abwech- selnd geschieht, und die übersprungenen sich an dieser Stelle zwi- schen zwei Blättern der Zeile gleichsam ausruhen. Hr. Kunth hält jenen Fall kaum für möglich. Nicht selten stehen die Blätter, statt in einer einzigen, in zwei, drei oder mehreren, parallel um den Stengel laufenden Spi- ralen. Alsdann sind diese sämmtlich ununterbrochen, mithin beschreibt jeder Wirbel nur eine Windung. Da die Spiralen in verschiedener Höhe auf unmittelbar neben einander liegenden Holzzonen entspringen, so wechseln die Blätter jeder Spirale mit den der darunter und darüber liegenden ab. Auf diese Weise wird hier etwas Ähnliches, wie durch das Überspringen bei einer einfachen Spirale, erreicht. Um die Zahl sämmtlicher Holzzonen oder Blattreiben zu ermitteln, braucht man blofs die Zahl der Blätter eines Wirbels mit der Zahl der Blattspiralen zu multi- pliciren. Cheiranthus Cheiri zeigt zwei Blattspiralen, die von der Rechten zur Linken parallel verlaufen; die Wirbel bestehen aus vier Blättern, und beschreiben nur eine Windung. Die Zahl der Blattreihen ist acht. Die Holzzonen zeigen unterhalb des Ur- sprungs der Blätter eine lange scharfkantige Wulst (Blattkissen), welche sich allmählig zwischen je zwei ganz gleichen, in ver- schiedener Entfernung darunter liegenden verliert. Hr. Kunth glaubt, auch Stengel gesehen zu haben, wo die Wirbel fünfblätt- rig und das Mark scharf fünfeckig waren. An jungen Zweigen von Pinus sylestris fand Hr. Kunth zwei oder drei Blattspira- len, aus siebenblättrigen Wirbeln bestehend, gleichfalls von der Rechten zur Linken gewendet. Im erstern Falle bildeten die Blät- ter 14 Reihen, im zweiten 21. Es scheint, dals bei ununterbro- chenen Blattspiralen die Zahl der Blätter in den Wirbeln vielfach variirt, indem an einjährigen Zweigen von Pinus sylestris auch Spi- ralen mit vierblättrigen Wirbeln angetroffen werden, wie in Chei- ranthus. Die überspringende Spirale scheint bei zerstreuten Blättern immer nur einfach, nie doppelt oder mehrfach ia der Natur vorzukom- 241 | men. Ein Überspringen findet bei der ununterbrochenen gleichfalls, aber in Bezug auf eine oder mehrere andere Spiralen statt. Sämmt- liche Elemente dergleichen parallel verlaufender Spiralen, von den meisten Botanikern fälschlich secundäre genannt, lassen sich nach den Gesetzen der Spirale durch eine einzige verbinden, welche eben so unpassend für die (srundspirale erklärt wird. In allen bisher angeführten Fällen findet sich auf derselben - Höhe der Achse jederzeit nur ein Blatt, und die Spirale, welche auf dein kürzesten Wege sämmtliche Blätter der einzelnen Wir- bel und die Wirbel jeder einzelnen Spirale verbindet, ist eine aufsteigende. Man pflegt dergleichen Blätter fälschlich abwech- selnde, richtiger zerstreute (sparsa) zu nennen, und kann bei ih- nen ein-, zwei-, mehrspiralige (mono-, di-, tri-, pleospiralia), fer- ner zwei-, drei-, vier-, fünf-, mehrzeilige (di-, zri-, tetra-, penta-, pleosticha) unterscheiden. Mit den gegenüberstehenden Blättern (folia opposita) ver- hält es sich anders. Viele Botaniker betrachten die hierbei paar- weise auf derselben Höhe verbundenen Blätter als zweiblättrige Wirbel, die, statt sich zu erheben, in der Ebene verlaufen. Die Unrichtigkeit dieser Ansicht ergiebt sich schon, wenn man ver- sucht, sämmtliche Blätter der Achse, wie bei der einfachen zer- streuten Blattstellung, durch eine einzige Spirallinie zu verbinden. Hierbei zeigt sich nämlich, dafs das Blatt, welches die Spirallinie zuerst berühren sollte, oft höher steht, als das zunächst darauf folgende, jene also eine absteigende Richtung annehmen mülste, was nicht zulässig ist, auch bei der zerstreuten Blattstellung nie “vorkommt. Diese und jede andere Schwierigkeit verschwindet aber, so wie man zwei Blattspiralen annimmt, welche auf dersel- ben Höhe der Achse an entgegengesetzten Punkten entspringen, and i in derselben Richtung verlaufen. Es sind, wie sich in der Folge ergeben wird, überspringende. Erbeben sie sich gleich- mälsig, so kommen die Blätter genau gegenüber zu stehen, ge- | schicht dies nicht, so entfernen sich diese mehr oder weniger von einander. Bei dieser Ansicht läfst sich auch erklären, wie egenüberstehende Blätter in zerstreute übergehen können und Be Eine der beiden Blattspiralen kann nämlich an einer bestimmten Stelle aufhören oder ausbleiben, oder später Jals die andere beginnen. Der erste Fall scheint statt zu finden, 242 wenn bei Pflanzen mit gegenüberstehenden Cotyledonen, die fol- genden Blätter zerstreut stehend werden. Jedoch liefse sich hier auch, als wahrscheinlicher, eine Verkürzung des Internodiums an- nehmen. Die Blattpaare können bei der gegenüberstehenden Blattstel- lung alle die Lagen zu einander annehmen, welche wir bei den einzelnen Blättern der einfach zerstreuten, überspringenden unter- schieden haben. Häufig steht das sechste Paar über dem ersten (folia decasticho-opposita), in diesem Falle findet man zwei gleich- mälsig überspringende fünfwirblige Blattspiralen. Fälle, wo dies das fünfte ist (folia octosticho-opposita), sind von Hrn. Kunth noch nicht beobachtet worden, lassen sich aber leicht aus der vierreihig zerstreuten ableiten. Bei Pavia befindet sich das vierte Blattpaar über dem ersten (folia hexasticho-opposita), die Blatt- spiralen müssen biernach unregelmälsig überspringende, dreiwirb- lige sein, wie wir sie als einfache in Alnus angetroffen haben. Hier ist das Mark dreieckig, in Pavia sechseckig, was ganz na- türlich zugeht, da diese zwei, jene nur eine Blattspirale aufzu- weisen hat. Am häufigsten stehen die Blattpaare im Kreuz, d.h. das dritte befindet sich genau über dem ersten (folia-decussato- tetrasticho-opposita). Der Stengel ist alsdann meist vierkantig, wobei die Kanten eine gleiche Anzahl Holzzonen begrenzen. Diese Blattstellung wird offenbar von zwei unregelmälsig über- springenden, aus zweiblättigen Wirbeln bestehenden Spiralen ge- bildet, wie sie einfach bei Castanea vesca vorkommt. Von den zehn Blattreihen, die ursprünglich vorhanden sein sollten, und wovon, um sie zu unterscheiden, die 5 der einen Spirale mit arabischen, die 5 der andern, welche mit jenen abwechseln, mit römischen Zahlen bezeichnet werden, schlagen 6 fehl, und zwar in beiden dieselben, nämlich 1, 3, 4 und I, III, IV. Die übrig bleibenden sind 2 und 5 der einen und II und V der andern Spirale, sie bilden zwei Blattpaare, wovon das eine aus 2 und II, das andre aus 5 und V besteht und die sich fast rechtwinklig kreuzen (*). (*) Diese Blattstellung wird bei den Labiaten angetroffen, wo sich jedoch die Blattpaare rechtwinklig kreuzen. Die Kelche und Kronen dieser Gewächse bestehen aus fünfblättrigen Wirbeln, welche bei den Staubgefälsen wieder auf 4 oder selbst auf 2 Elemente herabsinken. 243 Bleiben dagegen 1, 2, 5 und I, II, V aus, so bestehen die beiden Blattpaare, das eine aus 3 und III, das andre aus 4 und IV, und bilden ein sehr ungleichwinkliges Kreuz, so dals es aus- sieht, als wenn sämmtliche Blattpaare in derselben Richtung über- einander ständen (folia opposita pseudodisticha). (*X) Zuweilen (in Hypericum) wird eine ähnliche Stellung durch. Drehung der Achse hervorgebracht. Bilden sich auf derselben Höhe des Stengels in verschiede- nen Richtungen und gleichen Entfernungen drei, vier oder meh- rere Blätter (wirtelständige [foia verzicillata vel stellata]), so läfst sich diese Stellung eben so leicht wie die gegenüberstehende erklären, wenn man wieder so viel Blattspiralen annimmt, als Blätter in die Bildung des Wirtels eingehen. Diese Spiralen be- ginnen nothwendig auf derselben Höhe der Achse, an verschie- denen, gleichweit entfernten Punkten. Die Stellung der Wirtel zu einander wird auf ähnliche Weise wie bei den gegenüberste- henden Blättern bestimmt. Auch bei den quirlständigen Blättern fehlt es nicht an Bei- spielen, wo die Blattstellung mit der Form des Markes und Holz- körpers in direkter Beziehung steht. Die jungen Zweige von Nerium Oleander haben in der Mitte der Internodien einen stumpf sechskantigen Markkörper, während er an den Knoten deutlich dreikantig erscheint. Von den sechs Kanten bilden sich nämlich bier immer nur abwechselnd drei auf Unkosten der übrigen aus, indem sie in die drei Knospen des Verticillus übergehen. An dem zunächst darunter und darüber befindlichen Knoten sind dies die drei andern. Auf diese Weise muls immer der dritte Verticillus wieder über dem ersten zu stehen kommen. (**) Die einzelnen "Wirbel bestehen aus 6 Blättern, daher nimmt immer das siebente Blatt jeder Spirale seinen Platz wieder über dem ersten‘ ein. " (%) Ruellia anisophylla liefert ein Beispiel einer solchen Blattstellung, und gleichzeitig ‚den Beweis für die Richtigkeit der gegebenen Erklärung. Da hier die Blätter von ungleicher ‚Gröfse sind, so läfst sich leicht ermitteln, dafs die gröfsern der einen, die kleinern der andern "Spirale angehören. Diese (II und IV, VII und IX, XII und XIV) liegen sämmtlich nach vorn, jene (3 und 4, 8 und 9, 13 und 14) sämmtlich nach hinten. Verschwinden bei einer solchen Blattstellung die kleinen Blätter gänzlich (was bei Auellia anisophylla blofs stellenweise beob- achtet wird), so entstehen abwechselnde Blätter (folia alterna) z.B. bei den Ampelideen. - (*%) Das was Hr. Endlicher hier Prosenthese nennt, ist nichts anders, als der horizon- tale Abstand je zwei auf einander folgender Blätter eines Wirbels, oder ihre Divergenz, grr 244 Die Spiralen verlaufen ununterbrochen, sowohl von der Rechten zur Linken, als von der Linken zur Rechten. Ob die Spirale in der That eine ununterbrochene, und die Wirbel wirklich sechs- blättrige sind, wie hier angenommen worden ist, bleibt Hrn. Kunth noch etwas zweifelhaft. Diese Blattstellung dagegen aus einer unregelmälsig überspringenden Spirale und einem dreiblättrigen Wirbel abzuleiten, hat er bisher vergeblich versucht. Evonymus angustifolius zeigt an den einjährigen Zweigen gleichfalls drei- blättrige Wirte. Mark und Holzkörper sind aber dabei überall blofs dreikantig, die Rinde dagegen äulserlich sechskantig. Sämmt- liche Blätter, welche auf den Kanten des Holzkörpers entspringen, bilden, wie bei Nerium, drei auf derselben Höhe des Zweiges in gleichen Entfernungen entspringende, von der Rechten zur Lin- ken parallel laufende Spiralen, wovon jede wieder aus sechsblätt- rigen Wirbeln zusammengesetzt ist. An den zweijährigen Zwei- gen erscheint. das Mark viereckig, der Holzkörper ‚nähert sich der Walzenform, und die Rinde zeigt äufserlich 8 paarweise genä- herte Kanten. Die Quirle bestehen aus 4 Blättern, zu ihrer Bil- dung concurriren 4 Spiralen, deren Wirbel achtblättrig sind, so dals immer das neunte Blatt über dem ersten zu stehen kommt, während bei dem so eben beschriebenen, einjährigen Zweige mit dreiblättrigen Wirteln dies das siebente ist. Die Blattanordnung steht hier offenbar wieder in naher Beziehung mit der Form des Markkörpers. Während bei den Dicotyledonen die fünfreihige Blattstellung die gewöhnlichste ist, trifft man bei den Monocotyledonen meist die zerstreut dreizeilige an, welche durch einen dreieckigen Sten- gel bedingt wird. Bei Unterdrückung der einen Kante geht die Blattstellung zuweilen in eine zweizeilige über.: Gegenüberste- hende und quirlständige Blätter gehören hier zu den Seltenheiten. Sollten sich die vorgetragenen Ansichten bestätigen, so würde die Blattstellung auf viel einfachern Gesetzen beruhen, als man bisher geglaubt hat. Es liegt nicht in dem Plane der Arbeiten des Hrn. Kunth, gegenwärtig seine Beobachtun- gen über diesen Gegenstand fortzusetzen, weiter zu entwickeln, und namentlich auf die Stellung der Blüthentheile anzuwen- den. Bei diesen würde zunächst zu ermitteln sein, ob die ver- schiedenen Kreise von Organen, welche die Blüthen bilden, Wir- 245 tel oder deprimirte Wirbel sind, in dem Sinne, welchen Hr. Kunth mit diesen Benennungen verbindet. Wahrscheinlich kommen in der Natur beide Fälle vor, im erstern würde sich auf diese Weise die abwechselnde Stellung der einzelnen Elemente unmit- telbar auf einander folgender Kreise erklären lassen. Für den zweiten Fall spricht die Beobachtung, dafs in pentamerischen Blü- then die Staubgefälse in derselben Weise ausbleiben, wie dies bei den Blattreihen der einfachen, gleichmäfsig überspringenden, _ zweispirigen, fünfreibigen Blattstellung angetroffen wird. Von fünf Staubgefälsen verschwindet nämlich bald das obere unge- paatte, bald zwei seitliche gepaarte, bald das obere ungepaarte nebst den beiden unteren oder seitlichen gepaarten, bald sämmt- liche gepaarte. Der letztere Fall wird bei der Blattstellung nicht angetroffen. Hierauf trug Hr. von Buch einen Brief des Hrn. Moritz Wagner aus Trapezunt an Hrn. Ritter geschrieben, vor, worin - derselbe von seinen weiteren Plänen zur Fortsetzung seiner na- turhistorischen Reisen Rechenschaft giebt. ——I Di Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin ft im Monat November 1843. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 2. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. E. Dirksen hielt Vortrag: Über ein, in Justi- nian’s Pandekten (XXXIX. 4. Fr. 16. 8. 7. de publicanis, et vectigalibus, et commissis.) enthaltenes, Verzeichnis aus- ländischer Waaren, von denen eine Eingangssteuer an den Zollstätten des römischen Reichs erhoben wurde. Es wurde ausgeführt, dals dieser Abschnitt des Fragments einer Monographie des römischen Juristen Aelius Marcianus, über die Rechte und Pflichten der öffentlichen Angeber, mit dem unmittelbar vorhergehenden Abschnitt ($. 6), welcher den Inhalt eines Rescriptes von M. Antonin und Commodus mittheilt, zu einem fortlaufenden Ganzen zu verbinden sei. Die Vortheile J einer solchen, durch äufsere Autoritäten hinreichend unterstütz- ten, Zusammenstellung sind in die Augen fallend. Insbesondere ‘wird dadurch jede Versuchung beseitigt, das in Frage stehende "Waaren-Verzeichnis als eine vollständige Steuer-Rolle der rö- nischen portoria zu betrachten. Vielmehr dringt die Vermuthung sich auf, dals das Rescript der Kaiser bestimmt gewesen sei, die- pie Luxuswaaren aufzuzäblen, bei welchen, im Fall einer 1 teuer-Contravention, der öffentliche Angeber an der verwirk- ten Waare (commissum) einen bestimmten Antheil, neben den Zollpächtern, als gesetzlichen Lohn in Anspruch zu nehmen hatte. Bei den übrigen commissa dürfte der Lohn der delatores blos in einem Antheil an der Geldbufse bestanden haben. [1843.] 9 248 » Es wurden darauf zwei neue Blätter der akademischen Stern- karten Hora XIII. von Hrn. Dr. Wolfers und Hora XVI. von Hrn. Dr. Bremiker, beide hier in Berlin gezeichnet, nebst den dazu gehörigen Catalogen vorgelegt. Sie werden an die Theil- nehmer dieses Unternehmens wie die früheren versandt werden. Aufserdem wurden vorgelegt: 1. Ein allerhöchstes Kabinetschreiben vom 28. Octbr. 1843, wodurch Se. Majestät der König der Akademie allergnädigst zu erkennen geben, dafs Allerhöchstdieselben den überreichten neuen Band der Schriften der Akademie nebst den Monatsberichten huld- reichst entgegengenommen haben. | 2. Ein Schreiben des Herrn Ministers der geistlichen Unter- richts- und Medicinalangelegenheiten vom 31. Octbr. 1843 be- treffend den Empfang der Abhandlungen und Monatsberichte vom Jahre 1841. 3. Ein Schreiben des Herrn Ministers des geistlichen Un- terrichts- und Medicinalangelegenheiten vom 28. Octbr. d. J. be- treffend die Benutzung des geheimen Cabinetsarchivs für die Her- ausgabe der Werke Friedrichs II. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Jacg. Maissiat, Etudes de Physique animale. Paris 1843. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Paris d. 17. Oct. d. J. Giovanni Orti Manara, di due antichissimi Tempj cristiani Veronesi illustrazione. Verona 1840. 4. ‚ delle due Porte dette dei Leoni e dei Borsari illustrazione. ib. eod. fol. ‚ l’antica Capella incavala a scapello nel monte detto di Scaglione o Costiglione presso la Chiesa de 5.5. Nazaro e Celso in Verona. ib. 1841. fol. , Cronaca inedita dei Tempi degli Sca ligeri. ib. 1842. fol. ‚„ di alcuni antichi Weronesi Guerrie che fiorirono a’ tempi della Scaligera dominazione. ib. eod. fol. ‚intorno alla Casa di Girolamo F' castoro nella terra d’Incafi cenni. ib. eod. fol. ‚ intorno all’ antico Battistero della Santa Chiesa Veronese cenni illustrativi. ib. 1843. fol. 249 mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Verona d. 17. Aug. d.J. Eugen. Alberius de Galilei Galileli circa Jovis Satellites lu- cubrationibus quae in J. et R. Pittianä Palatinä Bibliothecä ‚adservantur brevis disquisitio. (Florent. 1843). 8. Ths. Henderson, astronomical observations, made at the royal Observatory, Edinburgh. Vol.5. for the year 1839. Edinb, 1843. 4. J. F. Encke, Berliner astronomisches Jahrbuch für 1846. Ber- lin 1843. 8. Gay-Lussac, Arago etc. Annales de Chimie et de Physique 1843. Aoüt. Paris. 8 Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 490. Altona 1843. 4. Kunstblatt. 1843. No. 81. 82. Stuttg. u. Tüb. 4. Psalterium in dialectum copticae linguae memphiticam transla- itim edidit notisg. erit. et grammat. instruxit M.G.Schwartze. Lips. 1843. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Leipzig d. 27. Oct. d.J. P. A. Hansen, Schriften der Sternwarte Seeberg. Ermittelung der absoluten Störungen in Ellipsen von beliebiger Excen- trieität und Neigung. 'Th.4. Gotha 1843. 4. 9. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Schelling las die um zu einer neuen ‚kritischen Bearbeitung von Arnobii Disputatt. adver- E: Gentes Lb. VII. 2 Es wurde vorgelegt: p Ein Schreiben des Herrn Ministers der geistlichen Unter- ehts- und Medicinal-Angelegenheiten, worin der Antrag der emie, die Zeichnungen des verstorbenen Dr. Wernek in Salz- g von seinen mikroskopischen Wahrnehmungen für die Summe 100 Dukäten anzukaufen, genehmigt ward. N An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Henri Klimrath, Travaux sur Vhistoire du Droit ‚frangais, © recueillis, mis en ordre etc. par L. A. Warnkoenig. Tome 1. 2. Paris et Strasb. 1843. 8. 250 mit einem Begleitungsschreiben des Herausgebers d. d. Freiburg d. 10. Sept. d.J. Memoirs and: proceedings of Ihe chemical Society. Part5. (Lon- don). 8. Journal of the American oriental Society. Vol.I. No.1. 1843, Boston 1843. 8. Abhandlungen der mathematisch-physikalischen Classe der Kö- nigl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. IU. Abth. 3. (Denkschriften Bd.16). München 1843. 4. Abhandlungen der historischen Classe der K. Bayerisch. Aka- demie der Wissenschaften. Bd. III. Abth.3. (Denkschriften Bd. 17). ib. eod. 4. Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der K. Bayerisch. Akademie der Wissenschaften. Bd. III. Abth. 3. (Denkschriften Bd. 18). ib. eod. 4. Gelehrte Anzeigen. Herausgegeben von Mitgliedern der K. Bayer. Akademie der Wissensch. Bd.15. (Juli-Dec. 1842). ib. 4. Bulletin der Königl. Akademie der Wissensch. 1843. Jan. FalD- No.41-33: ib? #. Hans Ferd. Massmann, Deutsch und Welsch oder der Welt- kampf der Germanen und Romanen. Ein Rückblick auf. unsere Urgeschichte zur tausendjährigen Erinnerung an den Vertrag zu Verdun. Vortrag, gehalten zur Feier des 34. Jahrestages der K. Bayerisch. Akad. der Wissensch. am 28. März 1843. ib. 1843. 4. Freih. von Freyberg, Rede, gehalten zur 84. Feyer des Stif- tungstages der Königl. Bayerisch. Akad. der Wissensch., von ihrem Vorstande. ib. eod. 4. Franz Streber, Rede zum Andenken an Herrn Ignatz von Stre- ber, Weihbischof und Domprobst, Conservator des Königl. Münzkabinets etc. Gelesen in der öffentlichen Sitzung der Königl. Akad. der Wissensch. am 28. März 1843. ib. eod. 4. 2Expl. Bericht über die Verhandlungen der naturforschenden Gesell- schaft in Basel vom Eue: 1840 bis Juli 1842. V. Basel 1843. 8. Giulio Minervini, il Mito di Ercole e di Iole illustrato cogli antichi scrittori. Memoria letta all’ Accademia Ercolanese nel®’ anno 4840. Napoli 1842. 4. F. M. Avellino, Ragguaglio de’ lavori della reale Accademia Ercolanese per l’anno 1340, letio nella tornata generale de’ 26. Settembre 1841. s.l. eta. 4. 251 F. M. Avellino, Osservazioni sopra alcune Iscrizioni e Di- segni grafiti sulla mura di Pompei. Lette all’ Accademia Ercolanese nell’ anno 1840. Napoli 1841. 4. ‚ Notizia di un Busto di Demostene con greca epigrafe, letta all’ Accademia Ercolanese. ib. eod. 4. Kunstblatt 1843. No. 83. 84. Stuttg. u. Tüb. 4. L’Institut. 1.Section. Sciences malh., phys. et nat. 11. Annee. No. 510-513. 5-26. Oct. 1843. Paris. 4. ‚2. Section. Scienc. hist., archeol. et philos. 8. Annee. No.93. Sept. 1843. ib. 4. ‚ Titel und Register zum 10. Bande der 1. Section und zum 7. Bande der 2. Section von 1842. ib. 4. Karl Bernhardi, Sprachkarte von Deutschland. Kassel 1844. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verfass. d. d. Kassel d. 18. Oct. d. J. 13. November. Sitzung der philosophisch-hi- storischen Klasse. " Hr. Neander las über die ersten Anfänge der scho- lastischen Philosophie und Abälard’s Verhältnils zu denselben. Hierauf theilte Hr. Böckh aus einem an ihn gerichteten Schreiben des Hrn. Prof. Ro[s von Athen d. d. 25. Octbr. d.J. Folgendes mit: „Ungeachtet der grolsen Erweiterung, welche unsere Kennt- nils der Griechischen Paläographie während des letzten Jahrze- hents einerseits durch die im eigentlichen Griechenland und in Kleinasien sich häufenden interessanten Entdeckungen, anderseits aber auch auf einem Boden, wo es kaum zu erwarten stand, im alten Etrurien durch die dortigen Vasenfunde erhalten hat, sind wir immer noch weit davon entfernt, alle Formen der einzelnen Buchstaben in den verschiedenen Althellenischen Alphabeten, nach den verschiedenen Stämmen und Gegenden, erschöpfend zu ken- nen. Diese Behauptung, welche ich noch vor nicht langer Zeit an einem andern Orte ausgesprochen habe, bin ich heute in dem il Falle, durch ein Paar neue Beispiele belegen zu können. Ich wähle dazu aus mehrern Grabschriften, die ich vor Kur- zem auf der Insel Melos aufgefunden, nur eine einzige aus, welche 252 nicht weniger als zwei, wie sie hier gebraucht sind, ganz neue Buchstabenformen, und die Bestätigung einer dritten enthält, die bisher erst auf einem Griechisch-Tyrrhenischen Thongefälse zum Vorschein gekommen war. Diese Inschrift ist folgende: TYXA PETA MPCY KIOV CM Die glatte Fläche der Stele, aus einer Art von braunem Thonschiefer, ist so vollkommen erhalten, und die mehr als zwei Zoll hohen Buchstaben sind so sauber und deutlich eingegraben, dafs auch nicht über den kleinsten Strich ein Zweifel bleiben kann. Das umgekehrte I} zu Anfang der dritten Zeile würde vielleicht ein schwer zu lösendes Räthsel abgegeben haben, wenn nicht in dem Alphabete, welches um den untern Rand des von Herrn Lepsius herausgegebenen vascu/lum literarium aus Agylla *) herumläuft, dies nämliche Zeichen V/ sich zwischen dem Pi und dem Rho an der Stelle des Koppa fände. Dieselbe dritte Zeile unserer Inschrift bietet aber in der dritten Stelle ein Zeichen C, welches wir bisher nur als Gamma und Sigma kennen, und wel- ches ebenfalls Schwierigkeiten darbieten würde, wenn es sich nicht zu Anfang der fünften Zeile zwischen dem Ny und Sigma in einer Verbindung wiederholte, die über seine Geltung keinen Zweifel läfst. Es kann nur ein Omikron sein. Da nun. das Omega seinem Gehalte nach nichts anderes als ein durch Ver- doppelung gedehntes Omikron ist, so war es nur eonsequent, wenn dies alte Melische Alphabet das Zeichen des langen Vocals durch Zusammensetzung zweier solcher für den einfachen Vocal geltender Halbkreise bildete; und so finden wir in der dritten Fi ®) Lepsius in den Ann. d. Insl. Aroh. VII. p.186 sqq. Vgl. Franz, Elementa Erien Gr. p. 21-23. 253 Stelle der vierten Zeile wirklich den geschlossenen Kreis O in der Geltung des Omega. Die Inschrift ist demnach zu lesen: Tuyagere Kgovziuwos. Das so gebildete Koppa VI vermag ich bis jetzt noch nicht in einer andern Steinschrift nachzuweisen; indels das Omikron, C, und das Omega, OÖ, finden sich bereits in €. 7. n. 2434 in ‚einer andern Melischen Inschrift, die Ihnen aber in zwei unge- nauen und zum Theil unter sich widersprechenden Copien zuge- gangen war, so dals Sie nicht umbin konnten, den Halbkreis für einen durch die Schuld des Steinmetzen, der zerstörenden Zeit oder des nachlässigen Abschreibers verstümmelten Kreis, also für ein gewöhnliches O zu halten. Es ist die Aufschrift eines Weibgeschenkes. DAWCKPEON ANEOEKE Aumozsgewu aveIyze. Zum Ühberfluls bestätigen noch andere meiner Inschriften diese Gestaltung des Omikron und Omega in dem alten Meli- schen Alphabet.” A (1243) 16. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Panofka las über die Heilgötter der Griechen. Es wurden vorgelegt die beiden von Hrn. Professor Koch und Dr. Rosen aus Erzerum eingegangenen Berichte. Der er- ‚ste von Hrn. Professor Koch enthält einen geographischen, einen anthropologischen, einen zoologischen und einen botanischen Theil. Der andere von Hrn. Dr. Rosen giebt eine Grammatik der lasi- schen Sprache. Beide wurden zuerst der philosophisch- histori- schen Klasse überwiesen, um die für den Monatsbericht sich eig- nenden Mittheilungen daraus zu entnehmen. Die Herrn Ehren- berg, Weils und Müller, welche gleichzeitig Mittheilungen und Sendungen von Hrn. Prof. Koch erhalten hatten, theilten über den Inhalt derselben das wesentliche der Akademie mit. Hr. Ehrenberg berichtete über den Gehalt an un- sichtbar kleinen Lebensformen aus einigen von Hrn. 254 Prof. Koch aus Constantinopel eingesandten Proben der Meeres-Ablagerungen im Marmara-Meer und im Bosporus. Obwohl die Kenntnils der kleinsten Lebensformen im Mit- telmeer sowohl von den französischen als italienischen, griechi- schen und afrikanischen Küsten schon sehr mannichfach bekannt ist, so waren bisher doch keine Beobachtungen aus dem Mar- mara-Meere und dem schwarzen Meere bekannt. Aus den von Hrn. Prof. Koch schon seit September eingesendeten Proben des Meeresbodens in der Nähe von Constantinopel haben sich fol- gende 49 Formen erkennen lassen: Marmara -Meer. Bosporus. 1. Kieselschalige Polygastrica. 1. Achnanthes bacillarisn.sp. Achnanthes bacillaris n. sp. 2 E= brevipes ERLERNEN RITTER, — longipes ET EEE eBacillärie poradosia 5. Campylodiscus Echeneis Nee nennen... Gampylodiscus Clypeus 7. Cocconeis? margaritiferan.s. Cocconeis? margaritiferan.s. BE IE IERIE TELEE — Placentula 9. Cocconema? an Pinnulariae inaequalis pullus? 10. Eunotia amphioxys 11. — _ turgida 12. Gallionella asperula n.sp. Gallionella asperula n. sp. II. RR naht _ moniliformis 14. — nummuloides _ nummuloides 15. Gomphonema 16.2.2. 22222. en nenn. Gomphonema minutissimum 17. Grammatophora oceanica 18. —_ stricta. 19. Haliomma radiatum 20. Navicula amphioxys Navicula amphioxys 21. —_ decussata n. sp. 22. — fuba — fula 231. dat .eahrindi. m — Sigma 24. Pinnularia borealis Pinnularia borealis 255 25. Pinnularia Legumen 26. — peregrina Pinnularia peregrina 27. — sinuosa 28. Surirella striatula Wahn wenn ernnnSypnedra‘ fasciculata 30. Synedra spectabilis 3: — Ulna — Ulna 2. Kieselerdige Pflanzentheile, Prytiolitharia. 32. Lithodontium furcatum BI o2oeonec en 000. ne. . Jäthodonlium nasutum 34. — triangulum n. sp. 35. Lithosphaera osculata 36.2.2222. e0eeennenen. Zathostylidium amphiodon 37. Lithostylidium cornutum 38. _ rude. 39. Spongolithis acicularis 40. Thylacium semiorbiculare 3. Kalkschalige Polythalamien: Al. Geoponus areolatus n. sp. 42. Nonionina germanica 43. Peneroplis Polystomatıum n. sp. 44, Planulina heptacyclus.n.sp. 15. — Argus 46. —_ hexacyclus n.sp. 47. Polystomatium crispum en etessiere ae nlajarn r see guaternaria 49. Triloculina Unter diesen 49 Formen ist kein neues Genus und es sind ‚nur 9 Arten davon unbekannt. Auffallend ist, dafs von 31 Polygastricis nur 12 entschiedene Seethierchen sind und dafs die rein marinen Polythalamia nur in "wenig Exemplaren sichtbar waren. Besonders fehlen alle Coscino- disci, Actinocycli, Triceratia u.s.w., welche den atlantischen Ocean bevölkern. Hieraus ergiebt sich ein Character der untersuchten Stellen, welcher mehr dem des Ostseewassers, als dem des Oce- ans entspricht und dieser ist im Bosporus noch mehr heryor- tretend. 256 Ein besonderes Interesse gewährt das P/anulina Argus ge- nannte Thierchen, weil es eine grolse, bisher characteristische Form der dänischen Schreibkreide war und nun als lebend im Marmara-Meer erscheint. Eben so ist die kleinere Rotelia qua- ternaria genannte Form des Bosporus einem Thierchen der Kreide so ähnlich, dafs es wohl ebenfalls identisch ist. Ausgezeichnete neue Formen sind nur Navicula decussata und Cocconeis? margaritifera, die übrigen schlielsen sich an die schon bekannten Bildungen näher an, Characteristik der neuen Arten. Achnanthes bacillaris, bacillis striatis angustioribus, singulis medio levius inflexis, a dorso ventreque aequaliter bacillaribus apicibus simpliciter rotundatis, bacillis saepe longissime con- _ catenatis, pedicellis brevibus. Diese Form ist dem Verf. aus dem adriatischen Meere nicht bekannt, weshalb er die A. multiarticulata Ag. noch immer für A. drevipes hält. Die neue Art hat bis 20 Glieder und ist etwas kleiner als A. Zongipes und schmaler als A. drevipes. Cocconeis? margaritifera, late ovata utroque fine subacuta, striis transversis granulosis tanquam margaritifera. Sie ist der C. mexicana nah verwandt, aber etwas grölser und nicht ge- bogen. Gallionella asperula, habitu @. variantis juvenilis, superfieie te- stularum asperula.. E majoribus. Navicula decussata, testula oblongo-elliptica utroque fine valde constricto, tanquam obtuse mucronato, superficie lineis puncta- tis deeussatis eleganter sculpta, punetis in quincuncem dispo- sitis. Habitus Navic. Amphisbaenae. Lithodontium triangulum, corpusculis triangulis lateribus con- cavis, angulis duobus late obtusis, tertio porrecto anguste ob- "tuso. Habitus et magnitudo L. nasuti et Bursae. Lithosphaera osculat®e sunt corpuseula silicea globosa po- rosa, apertura majore media. Eithostylidium cornutum sunt corpuscula silicea oblonga utroque fine furcata. Geoponus areolatus, cellula prima centrali (4, lineae fere) ma- gna, nona secundam attingente, superficie areolis inaequalibus sculpta. 7. 257 Peneroplis? Polystomatium, cellula prima (; lineae fere) ma- gna, octava secundam attingente, superficie ad septa subtiliter porosa, reliqua parte subtilissime granulata. Habitus Polysto- matü, sed spira ab utroque latere libera. Planulina heptacyclus, cellula prima centrali sexagesimam fere lineae partem aequante, octava secundam attingente, superficie poris subtilissimis dense pertusa. N Planulina Argus, cellula prima centrali magna, 50”:m fere lineae partem aequante, nona secundam attingente, superficie poris magnis inaequalibus sparsisque perforata. Planulina hexacyclus, cellula prima centrali (5; lin. fere) magna, septima secundam attingente, superficie subtilissime den- seque porosa. Var. «. spira aequabili; Var. £. spira angulosa. Rotalia quaternaria, cellula prima minima centrali (z3- lineae fere magna), quinta secundam attingente, superficie laevi po- ris parvis sparsis pervia. Ein Empfangschreiben des Museum d’histoire naturelle zu Paris vom 9. Novmbr. 1843 über die von der Akademie erhalte- nen Sendungen wurde nebst den folgenden eingegangenen Schrif- ten vorgelegt: Paul. Horaninow, Systema pharmacodynamicum, Petropoli 1829. 8. Ben, ‚„ Diss. de Cholera. ib. 1830. 8. In Russ. Sprache. | ——, De Cholera epidemia Petropolitana. ib. 1831. 8. Desgl. „ Tabula synoptica Epidemiae Cholerae, quae grassata est in Parte Petroburgensi Petropolis a 17. Junü ad 13. Augusti 1831. Accedit Tabula Epidemiae Beroli- nensis a 31. Aug. ad 30. Nov. 1831. fol, ——, Tabula synoptica a Cholera mortuorum et sanalorum Petropoli 1831. fol. , Tabula synoptica trium primarum Periodo- rum Epidemiae Cholericae Petropolitange universae a 14. Juni ad 16. Aug. 4831. fol. 258 Paul. Horaninow, primae lineae Systematis Naturae. Petropol. 1834. 8. m ee rs,, ‚„ Handbuch der Mineralogie. ib. 1835. 8. In Russ. Sprache. „ Zoologie Bd.1.2. ib..1837. 8. Desgl. ‚ Grundsätze der Botanik. ib. 1841. 8. Desgl. „ Tetractys Naturae s. Systema quadrimem- bre omnium naturalium. ib. 1843. 4. At Publication des literarischen Vereins in Stuttgart. — Biblio- thek des lit. Vereins in Stuttg. V. enthaltend: Die Wein- gartner Liederhandschrift. Herausgegeben von Franz Pfeif- fer und F. Fellner. — Italiänische Lieder des Hohenstau- fischen Hofes in Sicilien. ‚Stuttgart 1843. 8. 5te Publication desselben Vereins. — Bibliothek des lit. Vereins in Stutig. Ill. enthaltend: Fratris Felicis Fabri Evagato- rium in Terrae Sanctae, Arabiae et Aegypti peregrinalio- nem ed. GC. D. Hassler. Vol.2. ib. eod. 8. Kunstblatt 1843. No.85. 86. Stuttg. u. Tüb. 4. Göttingische gelehrte Anzeigen 1843. Stück 177. 8. 23. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. von Raumer las über Thomas Jefferson. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Transactions of the royal Society of Edinburgh. Vol.15. Part3. Edinb. 1843. 4. Proceedings of the royal Society of Edinburgh. 1842-43. No. 21. 22. ib. '8. de Caumont, Bulletin monumental, ou Collection de Memoires sur les Monuments historiques de France. Vol.9. No.7 Paris et Caen 1843. 8. James Millingen, Considerations sur la Numismatique de lan- cienne Italie. Florence 1841. 8. P. Giampietro Secchi, il Musaico Antoniniano rappresentante la Scuola degli Atleti. Roma 1843. 4. Achille Gennarelli, !& Moneta e i Monumenti primitivi dell’ Italia antica messi in rapporto cronologico con quelli delle altre Nazioni civili dell’ Antichitd. ib. eod. 4. F. M. Avellino, il Mito di Ciparisso, Memoria letta all’ Ac- cademia Ercolanese. Napoli 1841. 4. 259 A. L. Crelle, Journal für die reine und angew. Mathematik. Bd. 26. Heft.3. Berlin 1843. 4. 3 Expl. Kunstblatt 1843. No.87. 88. Stuttg. und Tüb. 4. W.R. Grove, a Lecture on the Progress of physical Science since the opening of the London Institution. London 1842. 8. . on the Gas voltaic Battery. London 1843. 8. 27.Novemb. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Ehrenberg machte Mittheilungen über seine fortgesetzten Beobachtungen des bedeutenden Ein- flusses unsichtbar kleiner Organismen auf die unte- ren Stromgebiethe, besonders der Elbe, Jahde, Ems und Schelde. Die am 10. Juli der Abalani nach eingesandten Proben der Fluls-Absätze und des Marschlandes der Elbe, mitgetheilten Beobachtungen über einen sichtlichen Einfluls der mikroskopi- schen besonders Meeres-Organismen auf den Boden des Elbbet- tes bis oberhalb Hamburg, veranlalsten den Verf. in den Herbst- ferien sich wenigstens einen raschen Überblick über die Grenzen und Ausdehnungen dieser Verhältnisse aus erneuter eiguer An- schauung zu verschaffen. Er reiste von Magdeburg zu Wasser nach Hamburg und Cuxhaven. Das Flufsbett der Elbe fand sich bei Magdeburg an den Ufern und Inseln nur sandig aus Quartz- sand. Schlick-Ablagerungen in leicht bemerkbarer Aus- dehnung kamen nur erst in der Nähe von Hamburg vor, wo die Elbe durch ausgedehnte Inselbildung in die Haarburger und Hamburger Elbe getrennt ist. In Hamburg beabsichtigte der Verf. die Untersuchung der Lokalität und Ausdehnung der Mas- sen, welche ihm durch gütige Vermittelung früher zugekommen waren, und erfreute sich der Begleitung des Hrn. Dr. Rhode an jene Stellen, denen sie von ihm entnommen waren. Der Verf. überzeugte sich hier, dals jene Masse, deren Pro- ben den früheren Mittheilungen über Meeresorganismen in der Elbe bei Hamburg zum Grunde lag, die constituirende Haupt- masse der unter den Namen am Reiberstieg und Köhlbrand bekann- ten Inseln ist. Das Fahrwasser hat daselbst eine Tiefe von 7-8 7 Fuls zur Ebbezeit und die Fluthhöhe beträgt 5 bis 6 Fuls mehr. 260 Der Inselboden ist hier und da im Niveau des hohen Wasser- spiegels, überragt aber an vielen Punkten denselben um mehrere, bis 5 Fuls. Diefs giebt eine positive Höhe des angeschwemmten Schlick’s, als ausgedehnte Inselmasse, bei Hamburg von 15 bis 16 Fuls. Das mittlere Fahrwasser hat Sandgrund, wie ein zu- fällig darinn arbeitender Bagger deutlich machte. Die mikroskopische Untersuchung hat nun wiederholt erge- ben, dals in allen kleinsten Theilchen dieses Schlicks sich Formen von kieselschaligen Seethierchen auffinden lassen und ganz abgese- hen von allem Organischen, welches durch Umwandlung nach dem Tode utikenntlich geworden sein mag und sein muls, sich doch ein, wenn auch nicht scharf zu berechnendes, doch nah abzuschätzendes Mischungsverhältnils von organischen märinen, vorzugsweise festen, . Bestandtheilen herausstellt, welches wohl nicht unter 4 des Vo- lumens angenommen werden kann, so dals es mithin in jeden 20 Cubikfals der Hamburger Inselmassen wenigstens 1 vollen Cu- bikfufs reiner mikroskopischen Kieselschalen -Thierchen, meist ent- schiedener Seethierchen giebt. Als neues Resultat der Untersuchung trat aber die sehr auffal- lende Erscheinung hervor, dafs, während im Juli, als bei Hamburg beobachtet, nur todte und leere Schalen ausdrücklich angezeigt wurden, sich bei den neueren Untersuchungen auch mehrere le- bende Seethierchen fanden, das heifst solche, welche ihre gelb- braunen und grünen Ovarien in ganz natürlich gesunder Form und Farbe zeigten. Ortsveränderung ist nicht beobachtet wor- den und fehlt vielen dieser Formen wie den Austern. Als am Reiherstieg bei Hamburg hie und da noch lebende constituirende See-Thierchen nennt der Verf. Coscinodiscus radiatus, Aetinopty- chus senarius und Gallionella sulcata. Weder in der Elbe noch in der Saale haben die vielseitigen Beobachtungen des Verfassers diese Formen sonst im sülsen Wasser aufgefunden und von den beiden ersten Generibus, welche sehr zahlreiche, über 20 Arten führen, giebt es bis jetzt keine einzige im Sülswasser beobach- tete Art. Um diese Erscheinung erklärbar zu machen, hat der Verf. in Hamburg und auf den Dampfschiffen vielfache mündliche Er- kundigungen darüber eingezogen, ob bei Hamburg, wie es bei Glückstadt aulser Zweifel ist, zur Fluthzeit ein Salzgehalt des 261 Wassers zuweilen bemerkbar werde. Es soll diefs durchaus nie der Fall sein und als sicherer Beweis des rein sülsen Wassers im Flusse gilt, dafs die Provision von Wasser für längere See- reisen von den Schiffern im Flusse selbst genommen werde. Die Versuche des Verf. selbst mit Verdampfung des Flufswassers in Uhrgläsern ergaben zur Fluthzeit auch keinen gröfseren Rückstand an Crystallisationen als gewöhnliches reines Flulswasser. Da mit- hin die obere Stromschicht bei Hamburg auch zur Fluthzeit als rein sülses von oben kommendes Flulswasser anzusehen ist und eine bemerkbare Mischung desselben mit Seewasser nicht statt findet, aber doch eine sehr bedeutende Ablagerung und sogar ein Fortleben von Seethierchen aufser Zweifel ist, so scheint dem Verf. nicht wohl eine andere Erklärung dieser Erscheinungen statt- haft zu sein, als die Annahme, dals zur Fluthzeit nicht das See- wasser das Flulswasser blofs aufstaut, sondern dafs das Seewasser (brakische Wasser der Elbmündung) dann flulsaufwärts sich durch gewaltige Kraft wie ein Keil unter dem Flufswasser hin- schiebt *) und da erst auskeilt, wo die Fluth = 0 ist, was täg- lich bei Zollenspieker, zuweilen bei Lauenburg der Fall sein soll. Flufsaufwärts von Hamburg sind bisher direete Untersuchun- gen dieser Verhältnisse nur soweit gefördert worden, als Hr. Dr. H. Karsten aus der Nähe von Lauenburg Beobachtungen über Mangel an Flulsschlick und einige Proben des Fluls-Absatzes ge- fälligst eingesendet hat, die keine Seethierchen mehr enthielten, auch hat die Vermuthung des Verf., dafs das Erdreich von Vier- landen solchen Verhältnissen seine besondere Fruchtbarkeit ver- danke, durch einige wenige Untersuchungen noch keine Sicher- heit erlangt. Flufsabwärts von Hamburg nimmt der Einflufs des kleinen Lebens auf Insel- und Marschbildung zu, so dafs das Culturland ‚einen Theil seiner Existenz und Fruchtbarkeit diesen marinen ani- malischen Verhältnissen nachweislich verdankt. Die Dicke dieser charakteristischen Erd-Schicht betrug freilich, gegen die Erwär- tung des Verf., selten mehr als 5 bis 6 Fuls, worunter meist Dü- *) Herr Geh. Oberbaurath Hagen machte nach dem Vortrag die Bemerkung, dafs diese An- m auch durch eine andere schon vorhandene Beobachtung bestätigt werde, wonach die vor er liegenden tiefer gehenden Schiffe bei der Fluth sich stets früher umwenden als die we- niger tief gehenden. 262 nensand lagerte. Ob aber dieser oft wirklich so deutlich aus zerfallenem Gestein entstandene sogenannte Dünensand, nicht oft auch ein fortwachsendes und sich mischendes Product des Marsch- bodens und namentlich der kieselschaligen Thierchen und kieseler- digen Pflanzentheile ist, liels sich noch nicht weiter entscheiden. Hieran schlofs der Verf. die Mittheilung, dafs ihm im Fe- bruar des laufenden Jahres auf seine Bitte durch Hrn. Christian Rose in Gent Proben des Schelde-Absatzes von Antwerpen zu- gekommen seien, aus denen sich erkennen lasse, dafs auch bei der Schelde ein vollkommen gleiches Verhältnils des Meeres zum Flufs und zur Landesbildung sei. Meeres-Organismen, welche den Schlick der Schelde bei der Citadelle von Antwerpen bevölkern. a. Kieselschalige Polygastrica; 1. Achnanthes longipes 10. Coscinodiscus subtilis 2. Actinocyclus? opulentusn.s. 11. Gallionella sulcata 3. —_ octonarius 12. Grammatophora oceanica 4. Actinoptychus senarius 13. Navicula tortuosa.n. sp. 5. Cocconeis Amphiceros 14. Pinnularia Didymus 6. — Rhombus 48. — sinuos@ 7. Coscinodiscus eccentricus 16. Surirela Gemma 8. —_ minor 17. Triceratium Favus 9. _ radiatus 18. Tripodiscus germanicus b. Kalkschalige Polythalamia: 19. Rotalia perforata 21. Strophoconus cribrosus? 20. — egena var. ß. 22. Textilaria globulosa. Mit Ausnahme von 3 Arten, von denen 2 neu sind, waren alle diese Formen schon früher in der Elbe bei Cuxhaven und jetzt bei Glückstadt und Hamburg beobachtet. | Ferner hatte sich dem Verf. schon seit mehr als einem Jahre Hr. Dr. Brenneke, Lehrer am Gymnasium und tüchtiger Phy- siker in Jever, erboten verschiedene Proben der Oberflächenver- hältnisse Ostfrieslands zur mikroskopischen Untersuchung einzu- sammeln und zu übersenden. Hierdurch sind sehr umfassende Materialien vom Gebiete der Jahde sowohl, als später der Ems, so wie von Norderney und anderen Küstenpunkten zur Benutzung 263 gekommen. Hr. Brennecke hat selbst Schlicke und Erdar- ten verschiedener Gegenden aufgenommen, besonders aber einen an Lokalkenntnils sehr reichen Küstenbewohnier, den Gutsbesitzer Herrn von Thünen bei Jever, zu weiterer Berathung gezogen, und denselben veranlalst sich ganz speciell dieser Untersuchungen anzunehmen. Herr von Thünen hat hierauf sehr sorgfältig ge- ordnete Sammlungen von Proben aller dort auf die Landbildung seiner Ansicht nach einflulsreichen Massen übersandt und Hr. Dr. Pressel, Director des naturwissenschaftlichen Vereins zu Emden, hat aus dem Dollart sowohl als aus der Ems bei Weener Schlick- - Proben gefälligst zur Untersuchung gebracht. Als Resultat der Untersuchung aller dieser Materialien hat sich ergeben, dals auch in der Jahde- Mündung die Schlickbildung mit grolsen Massen jener aus der Elbe verzeichneten Kalk- und Kieselschalen-Tbierchen, wie im Dollart und den Umgebungen von Norderney, itt innigster Beziehung steht. Ferner bat sich ergeben, dafs die Ems, soweit bei ihr die kräftige Fluth reicht, und diefs soll nach der Mittheilung des Hrn. Dr. Pressel bis Halte ünd Weener der Fall sein, ebenso wie die Elbe; überaus. reich an kalk- und kieselschaligen unsichtbar kleinen Seethierchen ist, und dafs auch nur so weit als die Fluth mit diesem Meeres-Leben strömt sich die reichliche Schlickbil- dung zeigt. In dem aus der Ems > Stunden unterhalb Weener, 9 Mei- len von der Nordsee; entnommenen Schlick fand der Verfasser folgende kleine See- Organismen, zum Theil mit wohlerbaltenen ) Ovärien: = &% Kieselschalige Magenthierchen, Polygastrica: 4. Achnanthes longipes? 10. Aetinoptychus senarius 2. Actinocyclus Juno n. sp. 11. Amphitetras antediluvian« —_ Jupiter 12. AuLiscus eylindrieusng. —_ Mercurius 13. Biddulphia pulchella — © Resulus 14. Campylodiscus Echeneis _ Saturnus 15. CERATAULUS Zurgidus Aetinoptychus octonarius 16. Cocconeis Amphiceros — qualuordenariusn.s: 17. — finnica «. breviter . == sedenarius elliptica 9*r 264 18. Cocconeis finnica ß. longe 28. Pinnularia Didymus elliptica 29. Surirella bifrons 19. — Rhombus 30. — Lamella 90. Coscinodiscus disciger n.Sp. 31. — . Stylus n.sp. 24; _ radiolatus 32. Tetrapodiscus germanicus 22: _ subtilis 33. .— monstruosus? 93. °7— polystigman.s. 34. Triceratium Faous 24. Gallionella sulcata. 35. _ striolatum 25. Navicula 36. Tripodiscus germaniecus 26. — 37. Zygöceros Rhombus 297. — tortuosan.sp. d. Kalkschalige Schnörkel-Korallen, Polythalamia: 38. Gyroidina? punctata n.sp. 47. Planulina polymorpha 39. Grammostomum denticu- 48. Rotalia areolata latum n.sp. 49. — Millepora 40. — maculatum? 50. — Remoran.sp. 44. — aciculatum 51. — sphaerophoran.S. | 42. — Strophoconusms. 52. Strophoconus Auricula n.S. 43. Megathyra Planulina 53. —_ cribrosus A4. Miliola stiligera n.sp. 54. _ gibbus n.Sp. q 45. — Obum 55. Textilaria globulosa h 46. Nonionina germanica 56. — striata Die grofse Mehrzahl dieser Formen sind wieder denen der Elbe gleich. Es sind aber 9 neue kieselschalige Magenthier- # chen und 8 neue kalkschalige Polythalamien darunter. Eine 4 der polygastrischen Formen bildet sogar ein eigenthümliches Ge- nus, welches dadurch besonders merkwürdig geworden, weil es “Fragmente erklärt, die im äginetischen Kreidemergel vorgekom- men sind und wohl einer zweiten grölseren Species derselben 4 Gattung angehören. Eine zweite neue Gattung, bildet die 18404: aus Norwegen verzeichnete Denticella turgida, wovon damals nu N h 1 Exemplar bekannt war, während sich nun die ganze Entwick& | lungsgeschichte derselben hat übersehen lassen, wodurch denn auck die Absonderung von der kettenbildenden .Denticella als Ceratau-{f, lus, nöthig geworden ist. Ebenso ist Aectinocyelus Juno als wie-Ni der eins der vermifsten Zahlenverhältnisse in dieser Gattung 265 teressant und Texiilaria striata ist eine der also auch lebend vor- handenen Formen der besonders ägyptischen Kreide. 5yPp Im Schlick des Dollart aus dem Hafen von Emden fanden sich die Mehrzahl derselben Formen auch mit Miliola Ovum und Rotalia egena. Im reinen See-Schlick von Norderney zeigten sich ebenfalls am zahlreichsten viele Schelde und Ems mit Formen, jener schon verzeichneten Arten der Elbe, einigen eigenthümlichen, zum Theil neuen nach folgendem Verzeichnifs: a. Kieselschalige Polygastrica: 1. Achnanthes longipes? 2. Actinocyclus Ceres 3. — denarius 4. — Jupiter ö: — Mercurius 6. — Terran. Sp. 7. — Uranus 84 ctinoptychus guatuordena- rius 9. _ senarius 10. Amphitetras antediluviana 11. Auuıscus cylindrieus 12. Campylodiscus Echeneis 13. Cocconeis Amphiceros .14. finnica 15. Coscinodiscus eccentricus 16. — lineatus 17. — disciger 18. — radiolatus 19. Denzicella? Zurgida 20. Eunotia amphioxys 21. 22. Gallionella sulcata 23. Pinnularia Didymus 24. — Entomon 25. Triceratium Faous 208 el Reticulum n.sp. 27. Tripodiscus germanicus 28. Zygoceros Rhombus d. Kalkschalige Polythalamia: 29. Geoponus Stella borealis ‚80. Grammostomum tum ensn.s. 81. Megathyra Planulina ‚82. Miliola Ficus n. sp. "33. Nonionina germanica : 34. Rotalia phaenostigma 35. Textilaria globulosa 36. 37. Triloculina laevis sitriata Die 4 neuen Formen sind nur neue Arten bekannter Genera. Actinocyclus Terra reiht sich in seine 1840 offen gelassene Stelle und Miliola Ficus hat eine s gere Form in der Kreide des ehr verwandte, nur etwas län- Antilibanon, wie Miliola Ovum in 3) 7 66 der dänischen Kreide und M. stiligera in der Kreide von Wolsk wohl ganz identisch vorkommen *). Mehrentheils ganz dieselben Species finden sich auch als Schlick der Jahde bei Hocksiel im Jeverlande, wieder mit einigen neuen Arten. a. Kieselschalige Polygastrica; 1. Achnanthes longipes? 2. Actinocyclus Jupiter 3. Actinoptychus quatuorde- narius n.Ssp. 4. — sedenarius 5. _ 6. Arcella hyalina 7. Auliscus eylindricus 8. Biddulphia pulchella 9. Campylodiscus Echeneis 10. Cocconeis Amphiceros 41. = Rhombus 12. Coscinodiscus eccentricus senarius db. Kalkschalige Po/ytkalamia: 26. Megathyra Planulina 27. Miliola Ovum 28. Guttulina globulosa n. sp. 29. Planulina turgida 30. Rotalia globulosa Alle diese bisher erwähnten Schlickverhältnisse sind ganz oberflächlich, bilden den obersten Wassergrund, der sich zuweilen (durch Aufschiebung, wie Dünensand?) zu über das Wasser her- vorragenden Inseln erhebt. Die vom Verf. gemachten und ver- anlafsten Lokaluntersuchungen waren aber auch auf die Tiefe ge- richtet und die durch Hrn. von Thünen erhaltenen Materialien ®) Eine Reihe von Beobachtungen an Meeressand der Azoren -Inseln, welcher Corallen anhing, hat ganz neuerlich ergeben, dafs dort noch mehre der grofsen Hauptformen der Kreidebilduiit jetzt lebend vorkommen. Namentlich finden sich daselbst: Globigerina cretacea, Rotalia densa, laxa, Planulina tumens. 13. Coscinodiscus lineatus 14. — 19. — 16. Dictyocha aculeata subtilis radiolatus 17. Navieula Hippocampus 18. — baltica 19. — sScalprum 20. Pinnularia Didymus 21. — peregrina 22. Surirella Gemma 23. Triceratium Favus 24. — 25. Zygoceros Rhombus striolatum 31. Rotalia perforata 32. Spirulina? tenella an Megathyrae species? 33. Textilaria globulosa 267 _ und Notizen ergeben einige interessante Resultate, denen ähnlich, welche sich schon bei Glückstadt herausgestellt hatten. Im Jeverlande findet sich in oft 15 bis 29 Fufs Tiefe unter Wattsand und Klei genannten Erdschichten eine elastische schwarze Lage, meist 1 bis 2 Fuls mächtig, die unter dem Namen von Darg bekannt ist. Pfähle, welche man 28 bis 29 Fuls tief in den Sand _ einrammt, werden auf dieser elastischen Schicht aufgehalten, las- sen sich aber nach Durchbrechung derselben leicht noch 12 bis 18 Fuls tiefer treiben, ohne fest zu werden. Diese Bildung fin- det sich nach Hrn. v. Thünen in fast allen Marschländereien von Jütland bis Flandern, wie in englischen Marschen noch weit aulserhalb der jetzigen Deiche und selbst unter und aufserhalb der Inseln, und die genauere Kenntnils dieses Körpers ist, seiner Ansicht nach, für die älteste Geschichte der Marschen von ent- schiedener Wichtigkeit. Der Verf. bat schon selbst ein solches Verhalten vor eini- gen Jahren auch in der Ostsee bei Wismar beobachtet, wo auf der Insel Lang-Ort bei Pöhl yom Meere häufig eine torfartige un- terseeische Masse in kuchenartigen fuls- oder handgrolsen Stük- ken abgerissen und ans Ufer gespült wird, die sich auch auf der Nordseite der Insel, als mittlere trockne Insellage erkennen läfst und welche zahlreiche mikroskopische Seethierchen einschlielfst, Jener ostfriesische Darg nun, aus 15 Fuls Tiefe am Crildu- mer Siel, hat bei der mikroskopischen Untersuchung neben vielen Pflanzenresten, die wohl meist Fueis und Zoszera angehören, fol- gende kiesel- und kalkschalige Organismen, als constituirende Theile, erkennen lassen. j: a. Kieselschalige Poiygaszrica: 1. Achnanthes longipes 11. Coscinodiscus radiatus 2. — brevipes 12. Eunotia 3. Actinocyclus quinarius 13, Gallionella sulcata 4. _ Jupiter 14. Navicula 5. Actinoptychus denarius 15. Pinnularia Didymus —_ senarius 16. — Entomon 7. Auliseus cylindrieus 17. —_ viridis 8. Campylodiscus Clypeus 18. Triceratium Favus 9. Cocconeis 19. Tripodiscus germaniecus 10. Coscinodiscus disciger 20. Tetrapodiscus germanicus 268 b. Kalkschalige Po/lythalamia: 21. Rotalia —. Es geht hieraus hervor, dals dieser Darg eine ganz entschie- dene Seebildung, keine Sülswasserbildung ist und dals er die je- tzigen Formen der Nordsee enthält. Die Rotalia ist weichschalig, vielleicht ist die harte Schale, ohne Zerstörung der Lederhaut des Thierchens, aufgelöst. In al- len ähnlichen, häufig vorgekommenen, Fällen war die weiche Haut halb zerstört, verfärbt und ohne Elasticität. Diese Erscheinung von Auflösung scheint dem V. nicht ohne allgemeines Interesse. Ferner findet sich nach Hrn. v. Thünen in 4 bis 8 Fuls Tiefe im Jeverlande, am Rande einer alten Insel entlang, ein blauer Sand, welcher von grolser Fruchtbarkeit ist, daher her-. aufgebracht und mit der Ackererde vermischt wird. Die Unter- suchung der übersandten Probe dieses Sandes hat ergeben, dafs er ebenfalls mikroskopische Organismen mit Kalk- und Kiesel- schalen in grofser Menge enthält und zwar wieder dieselben Ge- nera und Species, welche bisher verzeichnet worden sind. Es ist mithin keine Süfswasserbildung, sondern ein entschiedenes Pro- duct des Meeres. Endlich hat der Verf. noch, auf sein Ansuchen, eine Sendung von Proben aus den holsteinischen Marschen durch gefällige Vermittlung des Hrn. Prof. Michaelis in Kiel erhalten und diese untersucht. Sie sind theils von Brunsbüttel ‘an der Elbe, theils von Wöhrden gegen die Eyder hin, sind aus verschiedenen Ent- fernungen vom Meere und aus verschiedenen Tiefen. In 10 Minuten Entfernung von der See und auch noch 3 Fufs unter der Oberfläche enthält der Marschboden bei Wöhrden sehr zahlreiche kiesel- und kalkschalige mikroskopische Organis- men, welche seinen Ursprung als Meeresbildung aulser allen Zwei- fel stellen. Folgende Formen sind vorläufig festgestellt: a. Kieselschalige Polygastrica: 1. Actinocyclus Aldebarän 6. Biddulphia pulchella 2. — Aguila 7. Campylodiscus Clypeus 3. — Sol 8. Coscinodiscus disciger 4. Actinoptychus octodenarius 9. — eccentricus 5. ern senarius 10. —_— radiatus & 269 11. Gallionella sulcata 20. Surirella striatula 12. Navicula amphisbaena 21. — Testudo 13. — fulba 22. Synedra Ulna 14.) .— lineolata 23. — spectabilis 15... tortuosa 24. Trachelomonas 16. Pinnularia borealis 25. Triceratium Faous 17. — ‚Did ymus 26. Zripodiscus germanicus 18. Surirella Gemma 27. Zygoceros Rhombus 19. — Linea n.sp. b. Kieselerdige Pflanzentheile, Prytolitharia: 28. Lithodontium Bursa 31. Lithostylidium amphiodon 29, — furcatum 32. Spongolithis acicularis 30. —_ nasutum 33. —_ Acus c. Kalkschalige Polythalamia: 34. Rotalia perforata f Nur zwei eigenthümliche Formen enthält ‚diese. Lokalität, Actinoeyclus Sol und. Surirella Linea, alle übrigen bilden das jetzige Leben der Nordsee am Ausfluls der Elbe bei Cuxhaven und die meisten gleichartig bis Antwerpen. Viele der bisher verzeichneten Nordseeformen hat der Verf. neuerlich auch im Schlick des Meeres und der Flüsse bei Liver- pool und Dublin beobachtet und nicht wenige finden sich gleich- artig im Mittelmeer, dessen Formen jedoch auch ‚mannichfach andere sind. Schlielslich glaubt der Verf. die Bemerkung, da sie sich ihm aufgedrungen, nicht unterdrücken zu dürfen, dafs mehrere der besonders zahlreich und überall verbreitet an den Küsten und im fruchtbaren Acker- und Marschboden an der Nordsee und in der- selben vorkommenden Formen an der Ostsee und in dieser ganz fehlen. So sind die Zripodisci, Tetrapodisci, die Nonionina germanica, Auliscus und Cerataulus sammt Zygoceros und Geopo- nus Stella borealis in- keiner Lokalität des baltischen Meeres, noch in irgend einer andern Ablagerung an dessen flacher Küste sichtbar geworden, ungeachtet dem Verf. gerade das Bassin der Ostsee in Mecklenburg, Pommern, Ostpreulsen, Finnland, Schweden und 270 Dänemark die breite Basis seiner detaillirtesten Untersuchungen gegeben. Er ist der Meinung, dafs, wenn diese Beobachtungen bei wacbsender Detaillkenntnils ferner eine lokale Trennung der For- men bestätigen, bei der grolsen Verbreitung der meisten übrigen Formen, die Wahrscheinlichkeit in gleichem Mafse abnehme und schon jetzt vermindert sei, dafs das Bassin des baltischen Meeres, seit und vor der Auflagerung des über der Braunkohle liegenden Sandes, mit der Nordsee in einer grölseren und freieren Ver- bindung gewesen sei, so wie denn die grolsen bis zum Braun- kohlensand reichenden Infusorien-Lager zu Kliecken bei Dessau und zu Oberohe in Lüneburg ganz entschieden nicht zu den Mee- resbildungen der Nordsee gehören können und die brakischen grö- [seren Lager der Spree und Havel zu Berlin und Spandau und an der Oder bei Freienwalde sich eben so davon entfernen und letztere sich nur den Formen der Ostsee näher anschlielsen. Die Marschländereien und grofsen Culturländer der Flufsge- biethe an den oceanischen Mündungen sind nicht ausschliefßslich, vielleicht nicht hauptsächlich ein ö&g0v 700 woreued (Geschenk der Flüsse). Kurze Charakteristik der neuen Genera und Species, A: Nova Genera: I: Abuiscus nov. gen. Flötentbierchen. E Bacillariorum familra ejüsque Naviculaceorum sectione, libe- rum, lorica simplici bivalvi silicea cylindrica (aut orbiculari), perfecta spontanea divisione multiplicata, aperturis duabus in utrague disci lateralis non eirrhosa facie magnis (nee tubulosis). II; CERATAULUS nov. gen. Flötenhörnchen. E familia Baeillariorum ejusque Navieulaceorum sectione, libes rum, lorica simplici bivalvi silicea subeylindriea (aut subörbicu- lari), perfecta spontanea divisione multiplicata (nec concatenata), | aperturis duabus tubulosis totidemque eirrhis alternis in utra- que disei lateralis facie. Haec Zygocerotes Campylodiscis adnectentia generä 2ode fere valore differunt, quo Biddulphia et Denticella, quae con- catenätas, imperfecte divisas, formas offerunt. \ 271 B. Novae Species: a, Polygastrica: Actinocyclus Juno, radiis disci 23. k — opulentus, radiis disci 53. —_ Terra, radıis disci 29. 1. 2 3. 4 9 . Actinoptychus quatuordenarius, sepimentis radiisque 14. Auliscus cylindricus, testa cylindrica, saepe tibiae similis, di- sco utrinque plano orbiculari margine medioque lineolis va- riis radiatim caelato, aperturis oblique oppositis duabus ma- gnis vix margine elatis. Diameter %-£" Cerataulus turgidus = Denticella turgida, 1840 Monats- berichte d. Akad. Pororum fascia in utriusgque valvae testa- rum margine, Forma semper tortuosa. Cocconeis finnica var. ß. testa ampla valde elongata elliptica, ter et ultra longiore quam lata. Long. 4%” Coscinodiscus disciger, testulae cellulis aequalibus minimis, tontiguis, aegre conspicuis radiatis, disco medio limite insi- ® 4 1m gui. Diam. 5 Coscinodiscus polystigma, testulae cellulis apieulisve aequali- bus parvis sine ordine dispositis nec contiguis. Diam. 5 Navicula tortuosa, testula bacilları laevi turgidula, parumper tortuosa, hinc altero fine obtusior species, crystallina.. Lon- git. 4” Surirella? Linea, testula bacillari valida, uno latere utrinque cuneata, altero rotundata, subtiliter ubique transverse striata. Longit. 57 Surirella Stylus, testula stiliformi angusta magna, quadran- ‚gula, altero fine obtusiore, neutro acuto, pinnulis in & lin. 54. Longit. 5%” Tetrapodiscus monstruosus? habitu 7’. germanici, sed proces- ' sibus quaternis in uno latere acervatis. Diam. 4” An forma monstruosa 7. germanici, totum genus evertens? Triceratium Reticulum, testulae parvae triquetrae lateribus rectis, superficiei cellulis parvis nec radiatis. Ad Zr. Pileum eretae prope accedit. 2. Polythalamia: Grammostomum denticulatum, testula compressa ovata cel- lulis transverse oblongis, superficie poris magnis perforata, grx 49. 16. 17. 18. 19. 23. 24. 25. 26. 272 cellularum margine exteriore denticulato, basali cellula 157 primis duabus ‚45, 10 cellulis &”” longis. Grammostomum tumens, testula compressa ovata, cellulis transverse oblongis turgidis integerrimis laevibus, basali cel- lula 5, primis duabus 55, 8 cellulis &’” longis. Grammostomum? Strophoconus, testula oblonga turgida, cel- lulis longitudinaliter oblongis parietibus tenuibus subtilissime 1 % am punctatis, basali cellula ;, primis duabus ‚7 8 cellulis 5 longis. Guttulina X rag testula late nn laevi cellulis subglo- 1m bosis, prima „i;', quatuor primis 5; lineae, 9 primis 4” long. Giroidina punctata, testa parva laevi subtiliter punctata, spira parum producta, cellula prima ;4;” longa, septima se- cundam tangente, 15 cellulis 5 explentibus. Miliola Ficus, testa ovata turgida, collo brevi truncato, po- stica parte late rotundata, superficie carinis tenuibus 8(-10?) insigni. Longit. 4” Miliola stiligera, testa elongata fusiformi laevi, collo trun- cato, cauda valde attenuata stiliformi, tota 5” longa. Rotalia egena var. ., cellulis omnibus globosis. — phaenostigma, testa laevi poris bene conspieuis dis- cretisque cribrosa, cellalis latioribus quam longis, prima 4” lata, septima secundam attingente, circulo primo 5” lato. Rotalia Remnora, testa laevi subtilissime porosa, cellulis la- tioribus quam longis, prima ‚1;”’ lata, sexta secundam attin- gente, circulo primo z;” lato. Rotalia sphaerophora, testa laevi subtilissime punctata, cellu- lis omnibus globosis, prima &” lata, sexta secundam attin- 1m gente, circulo primo 7,” lato. Strophoconus Auricula, testa late ovata, subtilissime pun- ctata, cellula prima non discreta 4;, primis tribus 5, 12 cellulis Z-”’ longıs. Strophoconus gibbus, testa pyriformi gibba subtilissime pun ctata, cellula prima et secunda discretis, illa ‚5, ambabu 00» 10 cellulis $” longis. Strophoconus cribrosus differt: testa late oblonga subtili: sime cribrosa, cellula prima involuta ‚1; primis duabus #3 10 cellulis 5” longis. 273 10. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dove las über die Gestaltänderung der Iso- thermen in der jährlichen Periode. Vorgelegt wurden: j 1) Ein Schreiben des hohen Ministeriums der geistl. Unter- richts- und Medicinal-Angelegenheiten vour 24. Nov., in welchem die richtige Überkunft der von der Akademie an die London li- brary übersandten Abhandlungen durch Vermittelung des Königl. Preufs. Gesandten in London angezeigt ward. Ein darin einge- schlossenes Schreiben des Hrn. Gesandten betraf dieselbe Ange- legenheit. 2) Ein Schreiben des Hrn. Dr. Hildebrand in Dortmund vom 23. Nov. über die von ihm veranstaltete und fast vollendete Ausgabe des Arnodius so wie andere literarische Untersuchun- gen, ward an die philosophisch historische Klasse verwiesen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Francesco Zantedeschi, Tratiato di Fisica elementare. Vol.1. Venez. 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Venedig d. 16. Juni d. J. Giuseppe Picci, ö Zuoghi piü oscuri e controversi della divina Commedia di Dante, dichiarati da lui stesso. Brescia 1843. 8. A Theory of the Structure of the sidereal Heavers, including an explanation of the Phenomena of the Via lactea and Nebulae, founded on a new astronomical doctrine. Part 1. London 1842. 4. Kongl. Vetenskaps-Academiens Handlingar för Är 1844. Stock- ‚ holm 1842. 8. J. Berzelius, Ärsberättelse om Framstegen i Kemi och Mine- ralogi afgifven d. 31. Mars 4841. ib. 1841. 8. _— afgifven d. 31. Mars 1842. Del. 2. ib. 1842. 8. R afgifven d. 31. Mars 1843. ib. 1843. 8. N. H. Selander, Berättelse om Astronomiens Framsteg för Ären 1837-1841. ib. 1842. 8. GC. H. Boheman, Ärsberättelse om Zoologiens Framsteg under Ären 1840-1842. Del. 2. ib. 1843. 8. 274 G.E. Pasch, Ärsberättelse om Technologiens Framsteg Är 1841. ib. 1843. 8. Kunstblatt 1843. No.89. 90. Stuttg. und Tüb. 4. Memoirs and proceedings of the chemical Society. Vol.1. Part 4-4. London. 8. Guglielmo Gas parini, Ricerche sulla Struttura degli Stomi. Na- poli Aprile 1842. 4. un 000, Osservazioni intorno alla Struttura del Frutto del’ Opunzia. ib. Nov. 1842. h.- — an DI Rerichi über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat December 1843. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 7. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Poggendorfflas: Rechtfertigung seiner Ansicht über denangeblichen Rückstrom der Voltaschen Säule. In der Sitzung der Akademie vom 26. Mai vorigen Jahres *) suchte der Verf. zu zeigen, dafs der von Hrn. De la Rive in der Voltaschen Säule angenommene Rückstrom nicht von der Er- fahrung bestätigt werde. Er führte den Beweis, indem er auf diesen vermeintlichen Rückstrom die bekannten Sätze von der | Verzweigung elektrischer Ströme anwandte und dann mit Hülfe des wohlbewährten Ohm’schen Gesetzes die Formel für die In- tensität des wahrnehmbaren Stroms entwickelte. ö Es ergab sich, dafs diese Intensität, welche bekanntlich nach der gewöhnlichen, keinen Rückstrom zulassenden Ansicht durch v k Pr a =, 3° 7 .0.. (1) vorgestellt wird, bei Gegenwart eines solchen Rückstroms zum Ausdruck bekommt: k ns PI+r Bag .« (2) wenn nämlich in beiden Fällen % die elektromotorische Kraft, r den Widerstand des Schlielsbogens und r’ den Widerstand des übrigen Theils der Kette bezeichnet. I $ *) S. Monatsbericht von 1842 S. 151. [1843.] 10 276 | Er zeigte dann, dals wenn man den Widerstand r’ der Kette um eine gewisse Grölse g vermehre, und den Widerstand r des Schliefsbogens um dieselbe Grölse vermindere, oder umgekehrt, den erstern um go verringere und den letzten um po vergröfsere, diese Operation nach der gewöhnlichen, durch die Formel (1) angedeuteten Ansicht keine Änderung in der Stromstärke hervor- bringen dürfte, dagegen aber nach der Formel (2) oder der De la Rive’schen Hypothese im ersten Fall eine Verstärkung, im letzteren eine Schwächung des wahrnehmbaren Stroms bewirken müsse. Er machte ferner bemerklich, dals wenn man, statt r’ in r #0. undr inr 72 zu verwandeln, mit r nur eine halb so grofse Veränderung vornehme, die Stromstärke nach der De la Rive’schen Hypothese constant bleiben, dagegen nach der ge- wöhnlichen Ansicht, je nach dem Zeichen der gemachten Verän- derung, entweder eine Verstärkung oder eine Schwächung erlei- den müsse. Zwei Reihen messender Versuche, die zur Prüfung dieser beiden Folgerungen an einer einfachen Grove’schen Kette unter- nommen wurden, sprachen sich so entschieden zu Gunsten der ersten Formel oder der gewöhnlichen Ansicht aus, dals der Verf. kein Bedenken trug, die Lehre vom Voltaschen Rückstrom als eine völlig unbegründete zu bezeichnen. Gegen diese Beweisführung hat nun Hr. De la Rive ia den Archives de l’Electrieite (Nr. 6.) eine Replik veröffentlicht, in welcher er ausführlich darzuthun sucht, dafs die vom, Verf. gezogenen Schlüsse nicht gegen den Rückstrom sprächen, ihn also auch nicht bewegen könnten, seine Meinung in Betreff des- selben zurückzunehmen. Hr. De la Rive hat die Versuche des Verf. nicht wieder- holt, oder ihnen neue entgegenzustellen gesucht; er zieht di Richtigkeit derselben. nicht in Zweifel und macht auch keine Angriff auf das ihnen zum Grunde liegende Prinzip. Allein e bestreitet die Anwendbarkeit dieses Prinzips auf den vom Verf. untersuchten Fall, und lediglich darin, so wie in den früher vo ihm zu Gunsten des Rückstroms gedeuteten Erscheinungen, di er nochmals aufzäblt, findet er seine Befugnils, die vom Verf gezogenen Schlüsse zu verwerfen. 277 Als Gründe der Nicht-Anwendbarkeit jenes Prinzips auf eine einfache Kette führt Hr. De la Rive folgende zwei an: 1) Dals bei Einschaltung von homogenen Zwischenplatten in die einfache Kette gar kein Unterschied zwischen den Flüssig- keiten beider Zellen existire, und die Kette alsdann nicht mehr von den heterogenen Metallen, die in einem und demselben Ge- fälse stehen, gebildet werde, sondern von denen, die metallisch verknüpft sind. 2) Dals in der einfachen Kette gar kein Rückstrom vorhan- den sei, sondern daselbst nur eine unmittelbare Wiedervereinung - der beiden Elektricitäten an den Platten stattfinde. ; In Bezug auf den ersten Einwurf bemerkt der Verf., dals - derselbe nur richtig sei im Sinne der Contacttheorie, die er aber bei dieser Gelegenheit nicht habe vertheidigen wollen, dafs da- gegen nach der chemischen Theorie, zu welcher sich Hr. De la Rive bekennt, die eigentliche Kette immer als aus den in einem und demselben Gefälse stebenden Metallen gebildet angesehen werden müsse, wie es auch von Faraday und anderen Anhängern dieser Theorie geschehn, gleichviel, ob diese Metalle direct durch ‘einen Metalldraht verbunden seien oder noch in dem Schlielsbo- gen eine Zwischenzelle mit homogenen Platten (den Elektroden Faraday’s) enthalten. Er setzt noch hinzu, dafs, wenn von einem erregenden Paare (couple) die Rede sein soll, dieses im Sinne der chemischen Theorie nicht aus den beiden metallisch ver- knüpften Platten, sondern nur aus der oxydirbaren von ihnen Jund der angreifenden Flüssigkeit gebildet werden könne. Er hält sich demnach auch jetzt noch für vollkommen berechtigt, Jim Sinne der chemischen Theorie, die Flüssigkeiten in den bei- den Zellen einer mit Zwischenplatten versehenen einfachen Kette nicht als elektro-identisch anzusehen, und demnach auf sie das aus- “ einandergesetzte Prinzip für anwendbar zu halten. Was den zweiten Einwurf des Hrn. De la Rive betrifft, "s0 ist derselbe noch bestimmter zu beseitigen, da es sich zeigen läßst, dals, wenn einmal ein Rückstrom angenommen wird, dieser ganz nothwendig so gut für die einfache ‚ette wie für die Säule angenommen werden muls, veil man sonst auf ungereimte, den gemeinsten Er- ahrungen widersprechende Resultate verfällt. . 278 Giebt es nämlich keinen Rückstrom in der einfachen Kette, so ist die Stärke ihres wahrnehmbaren Stroms: k nah und wenn sie einen Rückstrom einschliefst: k 2r-+r Nun würde eine Säule, gebildet aus zwei solchen Ketten, die jedenfalls nach Hrn. De la Rive einen Rückstrom darbieten würde, nach wohlbekannten Grundsätzen für ihre Stromstärke den Ausdruck bekommen: 2k 2r + 2r' Der letztere Ausdruck ist aber identisch mit dem ersteren. Mithin würde, wenn in der zusammengesetzten Kette ein Rückstrom existirte, und in der einfachen nicht, ' die paradoxe Erscheinung stattfinden, dafs eine ein- fache Kette und eine Säule aus zwei solchen Ketten, geschlossen durch denselben Draht, einen Strom von gleicher Stärke lieferten! — dals dem nicht so ist, bedarf wohl keines besonderen Beweises. Es ist also bewiesen, dafs, wenn in der Säule ein Rückstrom vorhanden ist, er auch in der einfachen Kette vorhanden sein muls, oder umgekehrt, dals, wenn diese ihn nicht enthält, er auch nicht in jener enthalten sein kann. Nun gab der Verf. in seiner, früheren Abhandlung einen experimentellen Beweis von der Ab- wesenheit des Rückstroms in der einfachen Kette und diesen Be- weis hält er nach dem oben Auseinandergesetzten auch jetzt noch für vollkommen gültig. Auf den Grund des oben Gesagten glaubt er demnach in gleicher Weise berechtigt zu sein, dem Rückstrom auch in der Säule, so wie überhaupt in jeder Voltaschen Com- bination, alle Wirklichkeit absprechen zu müssen. Der Verf. hätte sich hiermit begnügen können; um indels seine Ansicht gegen jeden künftigen Einwurf völlig sicher zu stellen, hat er noch mehre Reihen von ähnlichen Versuchen wie die früheren mit einer Batterie angestellt, auf welche das ein- 279 gangs dargelegte Prinzip eben so gut anwendbar ist als auf eine einfache Kette. Wie er früher die einfache Kette nur deshalb anwandte, um die experimentelle Lösung der Aufgabe möglichst zu verein- fachen, so setzte er auch jetzt seine Batterie nur aus zwei sol- chen Ketten zusammen, da daran Alles zu studiren ist, was in Bezug auf die Streitfrage an einer mehrplattigen Batterie zu be- obachten sein würde. Die Einrichtung dieser Kelten war ganz die frühere, und eben so war auch in dem Schliefsbogen der kleinen Batterie eine dritte Zelle mit Platten aus unamalgemirten Zink eingeschaltet. Das angezeigte Prinzip wurde sowohl auf die Flüssigkeiteu als auf die Drähte angewandt und in beiden Fällen gab es gleich “ befriedigende Resultate. Die Verlängerungen und Verkürzungen der Drähte geben indels natürlich eine gröfsere Übereinstimmung mit der Theorie als die Verschiebungen der Platten, da die mit diesen verknüpfte Bewegung der Flüssigkeit immer einige aus ‘der sogenannten Polarisation entsprechende Störungen verursacht. "Aus diesem Grunde will der Verf. hier nur einige mit den Dräh- ten erhaltene Resultate anführen. Die anfängliche willkührliche Länge der beiden Drähte, "von denen der eine die beiden Zellen der Batterie verband und der andere den Schliefsbogen mit bilden half, mag mit « und £ "bezeichnet sein.“ Sie wurde abwechselnd ‘um 96 Zoll Neusilber- ‘draht von + Lin. Durchmesser verlängert. ' Dabei mufste nach “der gewöhnlichen Ansicht die Stromstärke constant bleiben. 'Fol- ' _ gende Tafel wird zeigen, bis zu welchem Grade diels wirklich "der Fall war. Bi; | Länge des Drahts b. { BR Stromstärke E in der Batterie Aa Schliefsbogen E e £+ 9 | sin 36°%35 — 0,59599 u: © +9 |.£ sin 36°25 — 0,59365 ki @& B +.96 | sin 36°%26 = 0,59389 © «+9 | A sin 36 24 = 0,59342 = « | 2. -+ 96 | sin 36 27 = 0,59412 um Mittel 0,5942 1 230 Die grölste Abweichung der einzelnen Resultate von ihrem Mittel beträgt noch nicht ganz 0,003 dieses Mittels. Der Strom ist also unbedenklich bei Gleichheit der Summe der Drahbtlängen als gleich anzusehen. } Aus diesem Ergebnifs war schon abzunehmen, was erfolgen würde, wenn man den Draht im Schlielsbogen nur um halb so viel als den in der Batierie veränderte. Um indels zu sehen, wie sehr sich dabei die Stromstärke verändern würde, wurden noch die folgenden Messungen angestellt. Länge des Drahts Stromstärke & |@+348 | sin 67%7 = 0,92576 2 +% 18 sin 36 20 — 0,59248 | « | ß + 48 | sin 67 47 = 0,92576 2 + % | 2 sin 36 18 = 0,59201 Operztion liegt klar vor Augen. Eine Drabtverlängerung von 96 Zoll in der Batterie gegen eine von 43 Zoll im Schlielsbogen änderte die Stromstärke nicht weniger als im Verhältnils 4000 : hätte, constant bleiben müssen. Wenn man demnach auch alle übrigen Versuche des Verf. | von der Abstimmung ‚über den Rückstrom ausschlielsen. wollte, — diese letzteren allein geben ein unverdächtiges und vollwich- # tiges Zeugnils von der Nichtexistenz desselben. ij Am Schlusse seines Vortrags findet sich der Verf. noch ver- anlalst das Ohm’sche Gesetz, welches die Grundlage des von ihm angewandten Prinzipes bildet, gegen die wiederholten und unbe- gründeten Zweifel des Hrn. De la Rive in Schutz zu nehı Er thut dar, dafs diese Zweifel an einem so vielfach bestätigten, von Hrn. De la Rive aber niemals durch Messungen geprüften Gesetze lediglich darin ibren Grund baben, dals derselbe nich unterscheidet, was in der Wirkung der Voltaschen Kette nor oder primär und was secundär ist. Das so wichtige und folgen- reiche Ohm’sche Gesetz, welches zuerst der Lehre vom Galva- nismus eine wissenschaftliche Gestalt gegeben bat, gilt in seiner @ 281 einfachsten Gestalt, wie jedes andere Naturgesetz, nur für die normalen Erscheinungen. So wenig man heut zu Tage erwarten wird, die Gesetze Galilei’s bei dem freien Fall eines specifisch leichten Körpers im luftvollen Raume bestätigt zu sehen, so wenig darf man auch ver- langen, dals sich das Ohm’sche Gesetz ohne Weiteres bei den gewöhnlichen galvanischen Ketten bewähre. Was dort der Wi- derstand der Luft ist, das ist hier die sogenannte Polarisation der Platten. Werden diese störenden Einflüsse nicht entfernt oder wenigstens geschwächt, so ist in dem einen wie in dem anderen Fall nicht daran zu denken, dafs das Fundamentalgesetz rein oder auch nür angenähert hervortrete. Vorgelegt wurde ein gedrucktes Schreiben des Municipal- raths von Mailand, in welchem die Anmeldung der Versuche, deren Anstellung bei der nächsten Versammlung der Naturfor- scher in Mailand von einem Theilnehmer an derselben beabsich- tigt werden möchte, gewünscht wird, da für die etwanigen Ko- sten eine beträchtliche Summe ausgesetzt worden ist. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Justus Olshausen, die Pehlewi-Legenden auf den Münzen der letzten Säsäniden etc. Kopenhagen 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Kiel d. 20. Oct. 0... Gay-Lussac, Arago etc. Annales de Chimie et de Physique 1843. Septembre. Paris. 8. Kunstblatt. 1843. No. 91. 92. Stuttg. u. Tüb. 4. Göttingische gelehrte Anzeigen 1843. Stück 193. 8. 41. December. Sitzung der philosophisch-hi- » storischen Klasse. j Hr. Bopp hielt einen Vortrag über das Georgische. 14. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Neänder las über eine Stelle im zweiten Buche der Enneaden des Plotinus. ir 282 Eingegangen waren die Empfangschreiben der Göttinger So- cietät und des Pariser Instituts über die von der Akademie er- haltenen Sendungen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gelehrte Denkschriften der Kaiserlichen Universität zu Kasan Jahrg. 1842, Heft3. Kasan 1843. 8. (In Russ. Sprache). mit einem Begleitungsschreiben derselben vom 14. Oct. d.J. Göttingische gelehrte Anzeigen 1843. Stück 194-196. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten No.491. Altona 1843. 4. Kunstblatt 1843. No.93 94. Stutig. und Tüb. 4. Annales des Sciences physiques et naturelles, d’Agriculture et d’Industrie, publiees par la SocielE royale d’ Agriculture etc.. de Lyon. Tom.1-3 et5. Lyon 1838-1840 et 1842. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Secretaire-Archiviste dieser Gesellschaft, Hın. E. Mulsant, d.d. Lyon d. 23, Aug. d.J. 21. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Magnus theilte neue Versuche mit über die Spann- kräfte des Wasserdampfs für die Temperaturen zwi- schen — 696 und + 10496 C. In der Absicht die Spannkrafi der Wasserdämpfe für die Bestimmung ihres Ausdehnungscoefhicienten zu benutzen, über- zeugte sich der Verf., dals keine von den über diesen Gegenstand vorhandenen Arbeiten hierfür zu gebrauchen sei, weil keine der- selben die Original-Beobachtungen, sondern nur die durch In- “ terpolation für die ganzen Grade gefundenen Spannkräfte enthält. Deshalb ist schon Hr. Biot genöthigt gewesen die Beobachtun- gen der in seinem Traite de Physique Tom. I. mitgetheilten Ta- belle, die in sehr viele Lehrbücher der Physik übergangen ist, auf Angaben zu gründen, welche selbst schon das Resultat einer Rechnung, aber nach einer ganz andern Formel sind, und die von Dalton theils aus direkten Messungen der Spannkräfte in einer Barometerröhre, theils aus Beobachtungen der Temperatur des unter der Luftpumpe bei verschiedenem Drucke kochenden Wassers hergeleitet sind. Da die berechneten Zahlen, je nach der Formel welche für ihre Berechnung angewendet worden, verschieden ausfallen müssen, und man ihre Genauigkeit nicht zu 283 beurtheilen vermag, weil man nicht weils, wie’ weit sie von den original Beobachtungen entfernt sind, so schienen neue Versuche unerläfslich, um so mehr, als die vorhandenen keinesweges mit einander übereinstimmen, und die angewandten Methoden noch immer Manches zu wünschen übrig lassen. Der Apparat, dessen sich der Verf. für diese Versuche be- diente, unterscheidet sich dadurch wesentlich von den bisher be- nutzten, dals die Spannkraft durch eine Quecksilbersäule gemes- sen wird, die ganz entfernt ist von dem Raum, in welchem die "Dämpfe sich befinden. Hierdurch kann diese in ihrer ganzen Länge eine und dieselbe Temperatur erhalten, und aufserdem können die Dämpfe bei allen Temperaturen nahe dasselbe Volumen ein- - nehmen, wodurch es möglich ist sie einer constanten Tempera- _ tur auszusetzen. Der Apparat besteht aus einer U förmig gebo- genen Röhre, deren Schenkel etwa 4 Zoll lang sind. Der eine geschlossene ist in seinem obern Theile zu einer Kugel ausge- blasen, «und mit Quecksilber gefüllt, das in ihm ausgekocht wird, und durch das man einige Tropfen anhaltend gekochtes Wasser noch heifs hinaufsteigen läfst. ‘Der andere offene Schenkel steht durch eine lange enge Röhre mit einer Luftpumpe in Verbin- dung. Sobald in diesem die Luft so weit verdünnt wird, dafs ihre Spannkraft gleich der der Dämpfe bei der vorhandenen Tem- peratur ist, so sinkt das Quecksilber in dem geschlossenen, und steigt in dem offenen Schenkel, bis es in beiden gleich hoch steht. Die Spannkraft der Luft wird ‚alsdann schon durch das mit der Luftpumpe verbundene Barometer angezeigt; um dieselbe jedoch genauer messen zu können, ist noch ein besonderer Druck- messer angebracht, bestehend aus einer U förmigen Röhre, deren Schenkel etwa 3 Fuls lang sind, und‘ .die zur Hälfte mit Queck- silber gefüllt ist. Der eine derselben steht mit der verdünnten Luft in Verbindung, während der andere offen, oder mit einem nicht: vollkommen schlielsenden Kork bedeckt ist. Neben dem Druckmesser ist ein Baronieter befestigt, und beide sind, um ihre Temperatur so constant als möglich zu erhalten, mit einem Glas- kasten umgeben, und werden mittelst eines Kathetometers ab- gelesen. "+ Zur Bestimmung der Temperatur wurde ein Luft-Thermo- meter angewandt, nicht sowohl weil es eine grölsere Empfind- 284 lichkeit als ein Quecksilberthermometer besitzt, sondern beson- ders defshalb, weil es ein beliebig grofses Luftvolumen anzuwen- den gestattet, so dals man im Stande ist, die Röhre, in der sich die Dämpfe erzeugen, fast ganz mit dieser thermometrischen Sub- stanz zu umgeben. Das Luftthermometer war ebenso construirt, als das, welches der Verfasser bei seinen Untersuchungen „Ueber die Ausdehnung der Gase und die Ausdehnung der Luft in hö- heren Temperaturen“ benutzt hat. Nur die Röhre, welche die Luft enthielt, war von grölserem Inhalt und von solcher Form, dals sie die Dämpfe fast von allen Seiten umgab. Wenn das Thermometer und die Dämpfe genau dieselbe Temperatur haben sollen, so ist es nothwendig dals beide nicht »:r einer und derselben Temperatur ausgesetzt werden, sondern dafs diese auch für einige Zeit constant bleibt, weil man sonst nicht sicher ist, dafs beide, die Dämpfe und das Thermometer, im Augenblick der Beobachtung dieselbe Temperatur haben, in dem Falle nämlich, dafs beide sich nicht gleich schnell erwärmen oder abkühlen. Defshalb wandte der Verf. zur Hervorbringung solcher constanuten Temperatur denselben Apparat an, dessen er sich bei seiner „Vergleichung der Ausdehnung der Luft und des Quecksilbers in höheren Temperaturen“ bedient hatte, und der aus einem Kasten von Eisenblech besteht, welcher von drei anderen Kasten von ganz ähnlicher Beschaffenheit so umgeben ist, dals # zwischen je zwei Kasten eine Luftschicht von 2 Zoll, sowohl oben, als unten, als auf ‘jeder Seite ist. Die Kasten hängen in einander, um jeden metallischen Zusammenhang in den unteren Theilen zu vermeiden, und der äufserste wird durch Argandsche Spirituslampen erwärmt. Herr Regnault hat die Brauchbarkeit dieser Vorrichtung verdächtigt, (Annales de Chim. et de Phys. Ser. II. Tom. VI. p. 370), welshalb es der Verf. für nöthig hielt, dieselbe durch besondere für diesen Zweck angestellte Versuche von Neuem zu prüfen; wobei sie sich aber vollkommen be- i währte, Nur einen grolsen Uebelstand bietet sie dar, den näm- lich, dafs stets mehrere Stunden erforderlich sind, bis die Tem- peratur in dem innersten Kasten constant wird, wodurch die Ver- suche einen aufserordentlichen Aufwand an Zeit erfordern. Um beobachten zu können, wann das Quecksilber in den beiden Schenkeln der U förmigen Röhre, in der die Dämpfe er- 285 zeugt wurden, gleich hoch stehe, wurde der Erwärmungs-Appa- rat mit zwei Röhren von 1‘, Zoll Durchmesser versehn, die durch alle vier Kasten bindurchgehend an beiden Enden durch Glasscheiben verschlossen sind, so dals man mit dem Fernrohr des Kathetometers hindurch sehen kann. Die Berechnung der Spannkraft des Dampfs aus dieser Art der Beobachtung bedarf keiner Erwähnung. Die Temperaturen wurden aus den Angaben des Luftthermometers nach der Formel berechnet, welche der Verf. in seiner Abhandlung über die Aus- dehnung der Luft in höheren Temperaturen gegeben bat, und sind auf die absolute Ausdehnung der Luft bezogen. Für die Temperatur von 100° C. ist der Kochpunkt des Wassers unter dem Druck von 760 Millm. genommen. Ein besonderer Vorzug dieses Apparates besteht darin, dafs er nicht nur anwendbar ist für Messung der Spannkräfte, die geringer sind als der Druck der Atmosphäre, sondern auch für solche, die höher sind. Es muls hierfür die Luftpumpe nur so eingerichtet sein, dals man mit ihr nicht nur die Luft verdünnen, ‚sondern auch verdichten kann, was die mit dem sogenannten 'Gralsmannschen Hahn construirten Pumpen sehr leicht gestatten. ‘Mit dem erwähnten Druckmesser würde man freilich nur bis zu einer Spannkraft von etwas mehr als zwei Atmosphären beobach- 'ten können. Wollte man noch höhere Spannkräfte messen, so mülste man das Manometer gegen ein solches vertauschen, bei welchem der Druck durch die Veränderung des Volumens einer Luftmasse bestimmt wird. Dann aber würde, nach der Ansicht des Verf., diese Vorrichtung der vorzuziehen sein, welche von den französischen Akademikern: angewandt worden, um die Spann- e bei höheren Temperaturen zu messen. Denn diese letztere ann defshalb keine sehr genauen Resultate geliefert haben, weil in derselben die Quecksilberfläche, auf welche der Druck zunächst ausgeübt wird, entfernt ist von dem Dampfkessel, und die Dämpfe in der dorthin führenden Röhre sich abkühlen. Ist aber die Temperatur eines Raumes in dem Dämpfe enthalten sind, an verschiedenen Stellen verschieden, so wird ihre Spannkraft immer Aur der niedrigsten, oder wenigstens nahe der niedrigsten Tem- peratur entsprechen. Dennoch aber ist in der Untersuchung tg 286 durch die Akademiker nur die Temperatur im Kessel, also die höchste Temperatur beobachtet und zu Grunde gelegt worden. Auf die erwähnte Weise hat der Verf. eine Anzahl von Beob- achtungen angestellt, von denen er mehr als 100 für die Temperaturen zwischen — 6561 und+ 104968 als brauchbar mittheilt. Die gefun- denen Werthe stimmen im Ganzen ziemlich mit den von Dalton er- haltenen, doch sind sie in den mittleren Temperaturen zwischen 18° und 88° C. gröfser, und in den höheren zwischen 88° und 100° C. niedriger als diese, ebenso sind sie auch in den Tem- peraturen von + 18° C. abwärts durchweg niedriger, so z. B. ist das Mittel aus 7 Versuchen für die Spannkraft bei 0° nur = 4,525 Millimeter *). Um aus den beobachteten Werthen die Spannkräfte für die ganzen Grade berechnen zu können, bediente sich der Verfasser einer Interpolationsformel von der Form RM RR) gr in welcher e die Spannkraft und z die Temperatur hedeutet; nachdem er sich überzeugt hatte, dals weder die. von La Place und Biot, noch die von den französischen Akademikern, noch endlich die von Egen angewandte Form, selbst wenn die Coefh-f cienten aus 10 ausgewählten Beobachtungen bestimmt waren, mit allen übrigen so gut übereinstimmten, als die angeführte Form. Für 2=0 wird a and 4,525; A — für z= 100 wird 100 e = 760 = 4,525 . 59 + 100 Diese letzte Gleichung giebt eine Relation zwischen 5 und Y um die andere zu erhalten, wurden 10 Beobachtungen ausge wählt, und aus diesen y nach der Methode der kleinsten Quadrat bestimmt, wodurch man erhielt 7,4475 £ ei .4525.. 10 Pt wo e in Millimetern ausgedrückt ist und # die Grade der hun derttheiligen Scale bedeutet. Bei den angeführten Versuchen hatte der Verf. Gelegenhei eine Erscheinung zu beobachten, welche ihm einige neue Auf *) Da diese Spannkraft von besonderer Wichtigkeit ist, so hat sie der Verf. auch nach der älte ren, namentlich der" von Gay Lussac angewandten Methode untersucht, und mit Berücksichtigun aller Vorsichtsmafsregeln sehr nahe denselben WVerth erhalten. 287 schlüsse zu gewähren scheint über die Kraft, welche zur Erzeugung von Dämpfen erforderlich ist. "Gewöhnlich bildeten sich die Dämpfe in dem kurzen U för- mig gebogenen Rohr nicht früher, als bis das Wasser sich unter einem Drucke befand, der um mehre Zoll niedriger war als der, welcher der Spannkraft der Dämpfe bei der vorhandenen Tem- peratur entsprach, dann aber trat die Dampfbildung plötzlich und mit aufserordentlicher Heftigkeit ein. Diese Erscheinung hat zwar schon Watt und nach ihm Southern in ganz ähnlicher Art bei den Barometerröhren beobachtet, die sie zu ihren Versuchen benutzten, allein weder sie noch sonst jemand hat eine Folge- ‚rung daraus gezogen. Offenbar aber war bier die zur Entwickelung des Dampfs nöthige Kraft grölser als die Spannkraft des Dampfs bei der vorhandenen Temperatur. Wollte man annehmen, dals in Folge der Anziehung zwischen Glas und Wasser die Dampfbildung er- schwert worden sei; so ist nicht einzusehn, warum alsdann sich nicht die Theile des Wassers von einander trennten, um so mehr als dasselbe stets in solcher Quantität vorhanden war und einen so grolsen Raum einnahm, dals die Anziehung des Glases sich unmöglich auf die inneren Theile desselben erstrecken konnte, Es bleibt defshalb nur übrig anzunehmen, dals die Kraft, welche zur Erzeugung des Dampfes erfordert wird, delshalb grölser sei ‚als seine Spannkraft oder die Kraft, welche er zu seinem Beste- ‚hen nöthig hat, weil die Cohaesion der Flüssigkeit überwunden werden muls. I Dalfs die Cohaesion bei der Dampfbildung aufgehoben wer- den müsse, ist schon früher ausgesprochen worden, aber man hat | dies für ganz unbedeutend erachtet und vernachläfsigt. Defshalb hat ‚auch niemand die Folgerung daraus gezogen, dals das Theilchen der Flüssigkeit, das sich in Dampf verwandeln soll, stets eine | u Temperatur haben müsse, als der Spannkraft der Dämpfe ei der vorhandenen Temperatur entspricht. k Wenn die Flüssigkeit nur verdunstet, wird es nicht möglich | sein zu beobachten, ob sie in der That. eine höhere Temperatur | habe, als der entweichende Dampf, weil die Verdunstung nur ‚von der Oberfläche ausgeht, und der tiefere Theil der Flüssig- \ keit eine ganz andere Temperatur haben kann. Auch wird selbst 288 an der Oberfläche die Flüssigkeit nicht viel wärmer sein können als der Dampf, weil da, wo sie mit Luft in Berührung ist, ihre Theile nicht mit eben so grofser Kraft zurückgehalten werden, als im Innern, wo jedes Theilchen von allen Seiten mit gleich- artigen Theilchen umgeben ist. Defshalb trat auch die oben er- wähnte Erscheinung niemals ein, wenn über dem Wasser sich eine Luftblase befand, selbst wenn diese noch so klein war. Bei dem Kochen bingegen, wo die Dampfbildung vom Bo- den ausgeht, wird die Flülsigkeit stets wärmer sein als der sich entwickelnde Dampf. Am deutlichsten zeigt sich dies bei den kochenden Salzlösungen. Bei diesen ist die Cohaesion zwischen Wasser und Salz gröfser als zwischen den Theilen des Wassers unter sich; defshalb ist auch eine höhere Temperatur erforderlich um diese Cobaesion zu überwinden. Aufserdem muls der Dampf, so lange er noch in der Salzlösung ist, eine dieser hohen Tem- peratur entsprechende Spannkraft behalten, sonst würde er durch die Anziehung des Salzes wieder tropfbar werden; was schon daraus hervorgeht, dals durch Einbringen eines Salzes, z. B. Soda, in den leeren Raum des Barometers, in dem sich Wasser befin- det, die Spannkraft des Wassers sich sogleich vermindert. Um dies aber noch überzeugender darzuthun, füllte der Verf. den ge_ schlossenen Schenkel einer kurzen U förmig gebogenen Glasröhre mit Quecksilber und brachte über dieses etwas Wasser. Setzte er alsdann diese Röhre einer Temperatur von 100° C. aus, so bildeten sich Dämpfe und ihre Spannkraft war gleich dem Drucke der Atmosphaere; liefs er darauf aber eine Auflösung von Kochsalz zu dem Wasser treten, so veränderte sich sogleich die Spannkraft der Dämpfe und zwar um mehrere Zoll Quecksilber. Zu demselben Zwecke leitete ferner der Verf. die Dämpfe von kochendem Wasser von 100° C. in eine Auflösung von Koch- salz, die in einem Wasserbade gleichfalls auf 100° C. erhalten wurde. Der Erfolg war, dafs die Temperatur der Salzlösung bis 107° C. stieg, wiewohl der sie erwärmende Körper, nämlich die Wasserdämpfe, nicht wärmer als 100° C. waren. Anders als mit den Salzlösungen verhält es sich mit reinem Wasser oder jeder andern reinen kochenden Flüssigkeit. Auch bei diesen mufs das Theilchen, das sich in Dampf verwandeln soll, eine so hohe Temperatur haben, dals die Spannkraft der 289 Dämpfe nicht nur hinreicht, den Druck, sondern auch die Co- baesion zu überwinden. Die bei dieser höheren Temperatur ge- bildeten Dämpfe dehnen sich indels, da sie von dem vorhandenen Wasser nieht mehr angezogen werden, noch innerhalb der Flüs- sigkeit aus, entsprechend dem Druck, unter dem sie sich befinden. Daher wird die Temperatur von kochendem Wasser nie so hoch sein können, als von einer Salzlösung. Aber dennoch hat in der That das kochende Wasser stets eine höhere Temperatur als der entweichende Dampf, wie Hr. Marcet vor Kurzem gezeigt hat. Dals dieselbe aber gewöhnlich nur sehr wenig höher ist, ‚ beruht auf folgendem: Wenn eine Flüssigkeit in einem Gefälse kocht, von dessen Wänden sie stärker angezogen wird, als ihre Theile sich unter einander anziehn, so werden sich diese Theile leichter von ein- ander, als von den Wänden des Gefälses trennen. Defshalb wird die Flüssigkeit in solchen Gefälsen keine höhere Temperatur an- nehmen können als die, bei welcher die Spannkraft der Dämpfe hinreicht, um den Druck und die Cohaesion der Flüssigkeit zu über- winden. Diese Temperatur ist überhaupt die höchste, welche die Flüs- sigkeit unter dem vorhandenen Drucke annehmen kann, und sie würde diese zeigen, wenn man sie könnte in Gefälsen kochen lassen, die gleichsam aus derselben Flüssigkeit gebildet wären, oder in Gefälsen, von deren Wänden sie überall stärker angezogen wird als ihre Theile sich unter einander anziehn. Kocht dieselbe hingegen in einem Gefäls, von dessen Wänden sie mit geringe- rer Kraft angezogen wird, als von ihren gleichartigen Theilen, so wird auch nur eine geringere Kraft dazu gehören, um sie von den Wänden als von den gleichartigen Theilen zu. trennen, und _ es wird daher hier die Dampfbildung leichter erfolgen. Daher ist der Kochpunkt um so niedriger, je geringer die Anziehung der Wände oder irgend eines anwesenden Körpers zur Flüssig- keit ist. Der Kochpunkt kann folglich durch die Wände des Ge- _ fälses wohl erniedrigt, niemals aber erhöht werden, wenigstens nicht über die Temperatur, bei welcher die Flüssigkeit ohne An- _ wesenheit eines fremden Körpers kochen würde. Man sollte aber glauben, dals eine glatte metallische Oberfläche, da sie das Was- ser stärker anzieht, als die Theile des Wassers einander, keine Erniedrigung, sondern eine Erhöbung des Kochpunkts herbei- 290 führen müsse, während doch die Erfahrung das Gegentheil lehrt. Allein wenn man eine metallische Oberfläche, selbst wenn sie vollständig gereinigt ist, in Wasser taucht, so haftet dasselbe zwar im allgemeinen, aber es finden sich stets einzelne Stellen, an denen es nicht haftet, und von denen es sich zurückzieht. Ganz ebenso verbält es sich mit Glas, nur wenn dies durch ko- chende Schwefel- oder Salpetersäure gereinigt ist, bildet das Wasser einen continuirlichen Ueberzug darauf, sonst finden sich immer einzelne Stellen, an denen es nicht haftet. Daher ist auch in so gereinigten Glasgefälsen der Kochpunkt, wie Hr. Marcet gezeigt hat, oft um 5° C. höher, als die Temperatur der ent- weichenden Dämpfe. Der Verf. hat ihn zwar nicht um eben so viel, aber doch auch um mehrere Grade höher gefunden. Aulfser- dem hat derselbe eine Platinschale durch schmelzendes caustisches Kali und nachher durch Schwefelsäure zu reinigen versucht und dadurch ist es ihm gleichfalls gelungen den Kochpunkt des Wassers in derselben zu erhöhen, aber doch nicht so bedeutend, als bei dem Glase. Wahrscheinlich liegt dies daran, dafs diese Platinschale schon mehrfach gebraucht und nicht frei von feinen Rissen und Schrammen war. Denn bekanntlich wird der Koch- punkt am meisten durch pulverförmige Substanzen erniedrigt, so dals durch Einbringen von pulverförmigem Glas oder Metall die Temperatur des kochenden Wassers kaum von der der entwei- chenden Dämpfe zu unterscheiden ist. Bedenkt man noch, dals an jedem hineinfallenden Stäubchen die Adhaesion des Wassers geringer als die Cohaesion seiner Theile ist, und dafs durch die mannigfaltigsten Umstände die Ad- haesion der festen Körper verändert wird, so dals, wie die neu- sten Entdeckungen zeigen, das Licht, die Wärme, die Electrici- tät, ja selbst die blofse Nähe einer anderen Substanz, die Ober- fläche eines Körpers so modificiren, dals die Dämpfe von Wasser und Quecksilber sich an den verschiedenen Stellen verschieden anlegen, so kann es nicht auffallend sein, dals die Gegenwart von Metall und von Glas nur in wenigen Fällen den Kochpunkt der Flüssigkeit nicht erniedrigt. Je nach der verschiedenen Natur der Gefälse, worin die kochende Flüssigkeit enthalten ist, wird aber die Erniedrigung und folglich die Temperatur des Kochpunkts verschieden sein. NER EEE EWR WELLE WOW U ie ee Sa S 291 Es giebt kein älteres und häufiger wiederholtes physikali- sches Experiment, als Wasser zu kochen, aber dennoch ist der wahre Vorgang hierbei nicht hinreichend bekannt gewesen. Hierauf las Hr. Poggendorff folgende Notiz über ein neues Verfahren, die elektromotorische Kraft eines galvanischen Stroms ins Unbestimmte zu erhöhen. Im Laufe einer Untersuchung, deren Resultate ich mir die Ehre geben werde, in einer der nächsten Sitzungen der phys. Klasse vorzutragen, bin ich auf ein Prineip zur Verstärkung der Intensität ‘oder Spannung elektrischer Ströme verfallen, das mir in seiner Anwendung neu zu sein scheint und auch abgesondert von dem Hauptgegenstand Interesse genug besitzen dürfte, um hier mitgetheilt zu werden. Es ist bekannt, dafs wenn zwei homogene Metallplatten, die in eine leitende Flüssigkeit gestellt sind, z. B. zwei Platinplatten, mit einer Voltaschen Kette verbunden werden, sie fast augen- blicklich die sogenannte Polarisation erfahren, in Folge welcher sie den Strom der Kette sehr bedeutend schwächen und, wenn man sie von dieser trennt, in einem sie verbindenden Metalldraht einen Strom in entgegengesetzter Richtung hervorrufen, zwar von kurzer Dauer, aber immer von beträchtlicher Stärke. Es ist auch bekannt, dafs man auf diese Weise eine ganze Reihe solcher Plattenpaare, wie man es nennt, polarisiren kann. Es ist dies die Ladungssäule Ritter’s, die zu ihrer Zeit so viel Auf- sehen erregt hat, die Wasser zersetzt, auf ein Elektrometer wirkt, Funken giebt und Erschütterungsschläge ertheilt. “ Zur Belebung solcher Ladungssäulen, die an sich ohne Wirk- hr pnkeit sind, hat man bisher kein anderes Mittel gekannt, als Voltasche Säulen von einer grolsen Anzahl Plattenpaare, also von hober Intensität des Stroms, und der auf diese Weise er- 3 langte sekundäre Sirom besals niemals eine grölsere oder auch ' mur eben so grolse elektromotorische Kraft als der primäre, der ihn hervorgerufen hatte. = Eine nähere Untersuchung der vor einiger Zeit von Hrn. # Grove construirten Gassäule, die nichts weiter ist, als eine Ladungssäule, und zwar, wie ich zu zeigen gedenke, nur eine % 10* Sr E 292 uhvollkommene, hat mich darauf geführt, dafs man zur Ladung solcher sekundärer Säulen nicht nothwendig eine primäre von eben so viel oder mehr Plattenpaaren als jene enthalten, ge- braucht, sondern dieselbe vollkommen so gut mittelst einer ein- fachen Voltaschen Kette ausfübren kann, wie grols auch die Plattenzahl der sekundären Säule sein mag, und dals man darin ein Mittel besitzt, die elektromotorische Kraft eines galvanischen Stroms ins Unbestimmte zu erhöhen: Das Verfahren dazu ist sehr einfach. Gesetzt man habe eine Reihe Platinplatten paarweise in Zellen gestellt, die mit ver- dünnter Schwefelsäure gefüllt sind. Die eine Platte jeder Zelle möge mit 4, die andere mit O bezeichnet sein. Der bisherige Weg zur Darstellung einer Ladungssäule bestand nun darin, dals man das Z jeder Zelle mit dem © der nächsten durch einen Metalldraht verband und dann den primären Strom die ganze Reihe der Zellen der Länge nach durchlaufen liels. Dazu be- durfte es, wenn anders die Ladungssäule eine etwas beträchtliche Wirksamkeit erhalten sollte, einer Voltaschen Säule von minde- stens eben so viel Plattenpaaren als diese. Mein Verfahren besteht nun darin, dafs ich zuvörderst sämmtliche 7 mit dem Zink, und sämmtliche O mit dem Platin einer einfachen Groveschen Kette verknüpfe; dadurch werden alle diese Platten polarisirt oder geladen, indem sich die Z mit Wasserstoff und die © mit Sauerstoff bekleiden, und zwar alle gleich stark, ganz eben so stark, wie wenn man nur eine einzige Platte, von gleicher Grölse wie sie insgesammt, mit der primären Kette verbunden hätte. Nachdem diese Verbindung eine gewisse Zeit bestanden hat, hebe ich sie rasch auf und ver- knüpfe die nunmehr geladenen Plattenpaare nach dem Prinzip der Säule unter sich und zugleich auch mit einem Voltameter, falls es die Absicht ist, die chemische Wirkung des sekundären Stroms zu beobachten. Der so erhaltene sekundäre Strom besitzt eine elektromoto- rische Kraft, welche die des primären der einfachen Kette im Allgemeinen desto mehr übertrifft, als die Zahl der Plattenpaare in der Ladungssäule gröfser ist; und wenn sie auch nicht mit deren Anzahl ins Unbegränzte wächst, weil die Platten desto schwächer polarisirt werden, je mehr ihrer da sind, so wird sie 293 doch um so länger wachsen, als der Widerstand in der primä- ren Kette kleiner ist. ‚Der sekundäre Strom besitzt indels nur eine kurze Dauer, und diese Dauer nimmt in dem Maafse ab, als man seine elek- - tromotorische Kraft erhöht. Man übersieht dies leicht, wenn man "erwägt, dals die sekundäre Säule bei ihrer Ladung zwar für jedes Aequivalent Wasser, welches "in der primären Kette zer- setzt wird, die Bestandtheile eines in ihr zerlegten Aequivalents - Wasser empfängt, dals aber diese Bestandtheile auf sämmt- liche Zellen vertheilt werden, mithin jede Zelle, wenn deren n _ vorhanden sind, «nur die Bestandtheile von '|, - Aequivalent er- hält, d. h. desto weniger, je grölser die Zahl n der Zellen ist. - Die Wiedervereinigung der Bestandtheile dieses '|, Aequivalents, ß welche den sekundären Strom begleitet, wird aber, bei Gleich- heit des Widerstandes in der sekundären Säule und der primä- ren Zelle, offenbar in einem ntel der Zeit geschehen, welche die _ Zersetzung eines vollen Aequivalents erfordert. : Hieraus geht bervor, dals, wenn man den sekundären Strom zu etwas Anderem als zu einem momentanen Erschütterungs- schlag benutzen will, man die eben angezeigte Operation sehr oft wiederholen müsse. Das wäre nun mit der freien Hand eine ganz unausführbare Arbeit, da schon die einfache Operation, auf diese Weise bewerkstelligt, so viel Zeit kostet, dafs während derselben der bei weitem grölste Theil der Wirkung verloren hr ‚geht. NS Mittelst einer kleinen mechanischen Vorrichtung, einer Wippe, von ähnlicher Construction, wie man sie früher zu einfacheren | _ Vertauschungen der Schlielsungen benutzt hat, lassen sich indefs 1% ‚die Ladungen und Entladungen der sekundären Säule sehr leicht \ und rasch vollzieben. Um des lästigen Wartens auf den Mecha- I nikus überhoben zu sein, habe ich mir selbst aus einem Paar Stük- | ken Holz, etwas Quecksilber und einigen Kupferdrähten eine solche Wippe angefertigt, mittelst deren ich jene Doppel- Opera- , tion sehr bequem mit einem Finger 2 bis 300 Mal in der Mi-: | mute ausführen kann. Man erhält somit einen zwar immer in- termittirend, aber doch beliebig lange wirkenden Strom, den man nun zu verschiedenen Zwecken benutzen kann. 294 Physiker, denen grofse Mittel zu Gebote stehen, werden leicht sehr eklatante Effecte hervorbringen, wenn sie das ange- zeigte Prinzip auf Batterien von einigen hundert Platinplatten übertragen wollen. Was mich betrifft, so sah ich mich auf eine viel bescheidenere Zahl beschränkt. Ich konnte nur vier Plattenpaare verwenden, jede Platte etwa von 2% Quadratzoll Fläche auf einer Seite. Die Wirkungen dieser kleinen Säule konnten natürlich nur mälsig sein. Indels glaube ich doch an ihnen genügend beobachtet zu haben, dafs die Richtigkeit des Prinzips und seine Anwendbarkeit auf grölsere Batterien keinem Zweifel unterworfen ist. Als primäre Kette gebrauchte ich eine einfache von Grove- scher Construction. Bekanntlich wird durch eine solche Kette das Wasser in einem Voltameter mit Platinplatten nur höchst unbedeutend zersetzt. Es bekleiden sich im Grunde blols die Platten mit Gasbläschen, und nur sehr wenige steigen von ihnen auf. Verbindet man nun die Wippe mit dieser Kette und der sekundären Säule, in deren Kreis dasselbe Voltameter eingeschal- tet ist, und setzt darauf die erstere in Bewegung, so erhält man sogleich eine sehr lebhafte Wasserzersetzung, zum augenfälligen Beweise, dafs die elektromotorische Kraft des sekundären Stroms beträchtlich stärker ist als die des primären, welcher ihn hervorrief. Mit einem Voltameter, dessen Platten, eine Seite gerechnet, etwa 3 Quadratzoll Fläche dem mit Schwefelsäure versetzten Wasser darboten, erhielt ich 5 bis 6 Kubikcentimeter Knallgas in der Minute, wenn ich die Wippe in derselben Zeit etwa 80 Mal hin und her gehen liels. Vor der Anstellung dieses Versuchs hatte ich eine grölsere Wirkung erwartet. Nach reiflicherer Ueberlegung der Sache scheint mir indels, dals schon die erhaltene Wirkung in gewisser Beziehung eine auffallende genannt werden muls. Denn wäh- rend sich jene 6 C. €. Knallgas im Voltameter ansammelten, mufsten sich, nach wohl bekannten Prinzipien, die noch durch neuere Versuche von Grove bestätigt worden sind, in jeder der vier Zellen der Ladungssäule 6 €. C. dieses Gasgemisches zu Wasser vereinigen, und diese Gasmenge war vorher durch Wirkung der primären Kette aus dem Wasser entbunden worden. Es mulste also die primäre Kette, die ohne das Spiel - der Wippe und die dadurch bewirkte Depolarisation der Platin- platten vielleicht noch nicht 0,1 €. €. Knallgas in der Minute - liefert, mit diesem Hülfsmittel 6x4 d. h. 24 €. C. in derselben Zeit aus dem Wasser entwickelt haben. Das aber ist schon | eine Wirkung, die man, bei directer Verbindung mit dem Volta- i | 295 meter, noch nicht mit zwei zur Säule vereinigten Grove’schen Ketten von solcher Kleinheit, wie ich sie anwandte, erhält, und hier war sie doppelt so grols, da die Pausen und die Schliels- momente der Ladungssäule nothwendig mehr als die Hälfte der - der Minute ausfüllten. ) Die Wasserzersetzung erfolgt übrigens schon, wenn man ; unter den obigen Umständen auch nur zwei Zellen der Ladungs- - säule wirken läfst. Sie ist dann nur schwächer. Ich bekam P1,5 €. €. Knallgas in der Minute. Sie hängt auch natürlich ‘vom Spiel der Wippe ab; je rascher diese bewegt wird, desto ‚grölser ist auch, wenigstens innerhalb der von mir untersuchten Gränzen, die Menge des zerlegten Wassers. Mit einem kleineren Voltameter gaben die vier Zellen der Ladungssäule, wenn ich sie durch eine einfache Grove’sche Kette _ anregte, vier C. C. Knallgas in der Minute. Als ich darauf, statt einer, zwei Grove’sche Ketten, säulenartig verbunden, zur La- ‚dung anwandte, erhielt ich nahezu 8 C. C, Gas in derselben Zeit. Die Wirkung der sekundären Batterie steigt also mit der Intensität des Stroms der primären. Das ist ganz in der Ord- mung; allein es zeigt sich auch, dafs, wenn man die Intensität ' des primären Stroms erhöht hat, man zugleich die Zahl der Plattenpaare in der Ladungssäule, so wie deren Leitungsfähigkeit vergrölsern mufs, wenn anders man eine Verstärkung der Wir- _ kung haben will. Be Im eben genannten Fall fand sogar eine Schwächung statt. _ Denn die primäre Säule, direct mit dem Voltameter verbunden, würde etwa 20 €. C. Knallgas in der Minute geliefert haben, ‘während die durch sie angeregte Ladungssäule deren nur acht (eigentlich 16, weil die Ladungssäule nur die Hälfte der Zeit über wirken konnte) gab. i yi 296 Es gilt diefs jedoch nur von dem Nutzeffect, von der Wir- kung der Ladungssäule im Voltameter. Die Wirkung der pri- mären Säule wird durch das Spiel der Wippe immer verstärkt, wie wenig Zellen die Ladungssäule auch enthalten mag, wenn diese in Summa nur keinen grölseren Widerstand darbieten, als das Voltameter. Im genannten Fall lieferte die primäre Säule statt jener 20 C. C. wenigstens 8 x 4, d. h. 32 C. C. Gas in die sekundäre, während diese eben defshalb nur 1x 8 C. C. im Voltameter entband. Ueberhaupt ist klar, dals die chemische Wirkung‘ der sekun- dären Säule nothwendig von dem galvanisch-chemischen Prozefs in der primären bedingt wird, und dals also in dieser Beziehung niemals von der Anwendung einer sekundären Säule eine Er- sparung im Zinkverbrauch zu erwarten steht. Wenn diese ein Aequivalent Wasser zersetzt, so muls sich auch in jeder ihrer r Zellen ein Aequivalent Wasser bilden, und diese n Aequiva- lente gebildeten Wassers setzen immer voraus, dals in der pri- mären Kette, angenommen sie sei eine einfache, n Aequivalente ' Zink sich elektrolylisch gelöst haben, also genau dieselbe Menge, die sich, zur Ausübung einer gleichen Wirkung, in der Ladungs- säule hätten auflösen müssen, falls diese, statt des Wasserstoffs, mit Zink als positivem Element versehen gewesen wäre. Der primäre Strom würde sogar 2 X n Aequivalente Zink verbraucht haben, wenn er durch eine Säule aus zwei einfachen Ketten hervorgebracht wäre. Die Anwendung der Wippe und La- dungssäule hat nur den Vortheil, dafs sich mit Hülfe derselben in der primären Kette eine Zinkmenge elektrolytisch löst, die sich ohne sie entweder gar nicht, oder nicht in derselben Zeit gelöst haben würde. Die Quantität der in der Zeiteinheit cir- culirenden Elektricität wird vergrölsert, aber diese Quantität ist in der Ladungssäule nicht grölser als in der primären. Bei Anwendung einer primären Säule aus zwei Grove’schen Ketten hat man übrigens Gelegenheit zu beobachten, dals die lebhafte Wasserzersetzung, welche sie in den Zellen der Ladungs- säule hervorruft, so bald die Wippe ruhig die Lage einnimmt, bei welcher sie die primäre Säule schlielst, fürs Auge so gut wie gänzlich aufhört, so wie man die Wippe in rasche Bewe- gung setzt. Es ist wohl klar, dafs die kleine Gasmenge, welche 297 nun in den kurzen Momenten der abwechselnden Wirkung des primären Stroms an den Platten frei wird, an diesen haften bleibt, ohne Bläschenforın anzunehmen, bis sie in den darauf folgenden Momenten der Schliefsung der Ladungssäule vernich- tet oder wieder in Wasser verwandelt wird. Wenn die chemische Wirkung des sekundären Stroms ge- steigert werden soll, so muls, wie eben gezeigt, nothwendig auch die chemische Wirkung des primären verstärkt werden. Eine solche Verstärkung ist aber nicht mehr erforderlich, wenn man blofs eine Erhöhung der elektromotorischen Kraft verlangt. Diese wächst geradezu wie die Anzahl, der Zellen in der La- dungssäule, und man hat es also in seiner Macht, sie beliebig zu steigern. Zu einer kräftigen Wirkung ist aber natürlich gut, diese Kraft schon in jeder einzelnen Zelle so stark wie möglich zu machen. Die Polarisation oder elektromotorische Gegenkraft, welche aus der Anhäufung der gasförmigen Bestandtheile des Wassers an den Platten der Ladungssäule entspringt, bat, wie erst kürz- lich durch Lenz, durch Wheatstone und Daniell gezeigt worden ist, ein Maximum, und dieses Maximum dürfte mit einer Säule von zwei Groveschen Ketten schon so ziemlich erreicht werden. Eine solche Säule würde also hinreichen, jede belie- bige elektromotorische Kraft folglich auch Funken und Erschüt- terungsschläge in jedem beliebigen Malse hervorzubringen, so- bald man nur dem entsprechend die Zahl der Plattenpaare in der Ladungssäule vermehrt, und zugleich den Widerstand in der primären Kette verringert, oder, wenn dies die Umstände nicht in hinreichendem Grade erlauben sollten, die Dauer der Wir- kung des primären Stroms verlängert. Leider konnte ich diese Seite des Phänomens aus angege- _ benem Grunde nicht binreichend verfolgen. Ich babe mich in- _ dels überzeugt, dals die Ladungssäule, welche durch eine ein- fache Grove’sche Kette angeregt worden ist, Funken giebt, sie _ mag aus eier, aus drei, aus zwei, ja selbst nur aus einem Plat- tenpaare bestehen. Im letzteren Falle sind die Funken freilich nur schwach, aber doch unverkennbar. Es ist wohl das erste Mal, dafs man mit einem einzigen Paar polarisirter Platinplatten elektrische Funken erhalten hat. Br 298 Alle diese Funken, mit Ausnahme der von dem einzigen Plattenpaare erhaltenen, erschienen auffallend genug nur bei Schliefsung der Ladungssäule, nicht beim Oeffnen derselben. Sie erschienen immer nach den Funken, die auf der andern Seite der Wippe bei vorausgegangener Oeffnung der primären Kette zum Vorschein kamen. Bei einem einzigen Plattenpaare von grölseren Dimensionen, von 29 Quadratzoll Fläche auf jeder Seite, habe ich indels die Funken regelmälsig beim Oeffnen er- halten, selbst mehre Male hinter einander, ohne dals die Platten zuvor mit der primären Kette verbunden worden wären. Nur zuweilen schien beim Schliefsen ein Funken zu entstehen. Doch will ich nicht gerade behaupten, dafs dies ein wahrer Schliefsungs- funke gewesen sei, da bekanntlich das Quecksilber hierbei zu Täuschungen Anlals geben kann. Zwei Rücksichten sind es, derentwegen mir der Gegenstand dieser Mittheilung noch ein besonderes Interesse zu besitzen scheint. Fürs erste in Bezug auf die Frage, ob ein elektrischer Strom durch Wasser gehen könne, ohne dasselbe zu zersetzen. Die Meinungen darüber sind bekanntlich verschieden, und ich selbst bin dieserbalb in eine Discussion gerathen mit Hrn. Martens. Ich babe die Ansicht vertheidigt, dals ein elektri- scher Strom, wie schwach er auch sei, das Wasser nicht ohne Zersetzung durchlaufen könne, und in dieser Ansicht bin ich durch das, was. ich jetzt beobachtet habe, nur bestärkt worden. Eine Daniell’sche Kette zersetzt bekanntlich das Wasser zwischen Platinplatten sichtbar gar nicht; dennoch wird ihr Strom durch ein solches Plattenpaar nicht ganz auf Null ge- bracht, sondern es bleibt ein an einem empfindlichen Galvano- meter recht merkbarer Rest, von dem es sich nun fragen kann, ob er blofs geleitet oder zersetzend durch das Wasser gehe. Mir scheint nicht zweifelhaft, dafs wenigstens vorher Wasser zersetzt worden sein mufs, denn wenn man die Wippe mit der Daniell’schen Kette und der Ladungssäule verbindet, erhält man in dem Voltameter der letzteren eine verhältnilsmälsig recht ansehnliche Wasserzersetzung, 1,5 C. C. Gas in 5 Minuten. Diese Wasserzersetzung kann aber offenbar nicht anders erfol- Im 299 gen als dadurch, dafs die Daniell’sche Kette zuvor die Bestand- theile des Wassers an den Platten der Ladungssäule ausschied. Das Zweite, welches der hier beschriebenen Ladungsweise einer sekundären Säule Interesse verleiht, ist die ziemlich nahe lie- gende Frage, ob sich nicht die Natur bei den elektrischen Fischen eines ähnlichen Prozesses bediene? Bekanntlich besitzt der Gym- notus ein der Voltaschen Säule analog geformtes Organ. Könnte dies nicht blofs eine Ladungssäule sein, bestimmt, die elektromo- torische Kraft eines Stroms zu erhöhen, der ihr aus einer im Ge- hirn des Thieres liegenden Elektrieitätsquelle von verhältnils- mälsig sehr niederer Spannung zugeführt würde? — Ich be- gnüge mich diese Fragen anzuregen; mögen Andere sie zur Entscheidung bringen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoires de la Societe de Physique et d’Histoire naturelle de Geneve. Tom. X. Partie 1. Geneve 1843. 4. Bulletin de la Classe physico-mathematique de l’Academie Im- periale des Sciences de Saint-Petersbourg. Tom. U. No. 1 1-13. 1843. 4. Bulletin de la Classe des Sciences historiques, philologiques et politiques de !’Academie Imp. des Sciences de St.-Peters- bourg. Tom. I. No.1-15 1843. 4. Catalogue de accroissements de la Bibliotheque royale en Li- vres imprimes, en Cartes et en Manuscr. Partie 1. (du 1 Juillet 1838 au 31 Dec. 1839). Bruxelles 1843. 8. Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique. 1843, Octobre. Paris 8. Kunstblatt 4843. No. 95. 96. Stuttg. u. Tüb. 4. Nova Acta Academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae naturae curiosorum. Vol. 49. Supplementum 4. Vratislay et Bonn. 1843. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Präsidenten dieser Akademie, Herrn Nees von Esenbeck. d. d. Breslau d. 13. Dec. d. J. E. Plantamour, Observations astronomiques faites a l’Obser- vatoire de Geneve dans V’annee 1842. 2. Serie. Geneve 1843. 4. vi. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 472. Altona 1843. 4. 300 Elie Wartmann, Experience sur la non calori- cite propre de l’Blectricite. 8. sur les relations qui lient la lumiere & l’Electricite, lorsque Vun des deux ‚fluides produit une action chimique.: 8. ——— surle refroidissement des corps electrises. 8. P. Riefs, sur les figures roriques et les bandes colordes produites par l’Electricite. 8. Extraits des Archives de T’Electricite, Supplement a la Biblio- iheque unin. de Geneve. Filippo Parlatore, Lezioni di Botanica comparata. Firenze 1843. 8. sulle impronte de Vegetabili fossili di M. Massi e di M, Bamboli nella Maremma Toscana, Lettera etc. Firenze il 1 Luglio 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Florenz d. 14. Nov. d. J. Von Herrn Professor Koch und Herrn Dr. Rosen war unter dem 11. November aus Erzerum von jedem ein ausführ- licher Bericht über die Erfolge ihrer Reise bei der Akademie eingegangen. Der Bericht des Ersteren umfalste seine geogra- phischen, anthropologischen, geologischen und botanischen For- schungen. Hr. Dr. Rosen gab ausführliche Nachrichten über die lasische Sprache. Da das Ganze zu weitläuftig. für den Monats- bericht gewesen sein würde, so hat die Akademie sich auf die Mittheilung der von Hrn. Professor Koch entworfenen Karte (zu welcher Hr. Ritter in dem folgenden die nöthigen Erläu- terungen giebt) und auf den Abschnitt des Berichtes des Hrn. Professor Koch beschränkt, der auch wegen des Vaterlandes der Obstbäume von Interesse ist. Ueber die Resultate der Forschungen des Hra. Dr. Rosen hat Hr. Bopp einen Bericht an die Aka- demie abgestattet, welcher zuletzt folgt. 301 Zur Erläuterung der Karte des Tschorok- Gebietes, von GC. Ritter. Karte. Lauf des Tschorok-Flusses zum Schwar- zen Meere, .entworfen von Dr. u. Prof. Karl Koch, Er- zerum, September 1843. Nach seiner Wanderung von Trebisond über Risa, Ispir, Pertakrek, Atina, Art- win, Ardahan, Olti nach Erzerum. Der von dem Reisenden Karl Koch, Dr. u. Prof., vom 1. October 1843, aus Erzerum eingesandte Kartenentwurf des Tschorok-Gebietes, welches zugleich Lasistan begreift, macht keine Ansprüche auf astronomische Genauigkeit, da frü- here Beobachtungen dieser Art im Innern jener Landschaft zur Benutzung fehlten, und Mangel an Instrumenten keine eigenen Ortsbestimmungen gestatteten. Dennoch füllt er vorläufig eine wesentliche Lücke in der Kartenzeichnung der Pontischen Ge- stadelandschaften Kleinasiens aus, die auf allen frühern Karten dieser Gegenden des nördlichen Taurussystemes leer gelassen werden mulste, oder nur hypothetisch mit Linien und Namen, nach Gutdünken, ausgefüllt werden konnte. Aufser der Küsten- linie von Trebisond bis Batum, welche durch Schiffer be- kannter geworden, war durch den russischen Feldzug, unter dem General-Feldmarschall Paskewitsch, von der Landseite her, nach der Besitzuahme von Erzerum (26. Juni 1529), auch ein Streifcorps zur Besetzung von Baiburt, das sich anfänglich ergab, ausgesandt und somit das obere Tschorok-Thal be- rührt. Die hartnäckige Vertheidigung des Gebirgslandes im Nor- den von Baiburt, über Kirsi hinauf, bei den Verschanzungen von Kharta, am S.W.Fufs des Natschilebi Dagh, welche von 3000 tapfern Lasen gegen 12,000 Mann russischer Truppen kühn ver- theidigt wurden, hinderte aber das weitere Einschreiten in das Thal des von da gegen Ost hinabstürzenden Gebirgsstroms, weil sich hier bald, um Baiburt, die Hauptmacht vom ganzen empör- ten Lasistan concentrirte. Der russischen Landesaufnahme .des damaligen Kriegsschauplatzes, aus welcher die wichtigsten Fort- schritte der Kartographie jener pontisch- armenisch-kaukasischen Ländergebiete hervorgingen, wurde daher neuerlich keine Auf- klärung über das Tschorok-Gebiet verdankt, weil der in demsel- 302 ben allgemein ausgebrochene Aufstand gegen den Feind, diesen von demselben zurückhielt, so dicht auch seine siegreichen Fort- schritte auf der Strafse von Kars nach Erzerum, vom Süden her, an dasselbe grenzten. Nur von Baiburt aus wurde noch ein russisches Streifcorps gegen NW. bis Gümisch-Khana, und nordwärts gegen Trebisond vorgeschickt, das aber bald zur Umkehr gezwungen wurde. So blieb der ganze Lauf des Tscho- rok, von dem man nur noch bis Ispir abwärts einzelne Re- cognoscirungen erhalten hatte, unbekannt, und auf den seitdem erschienenen Karten des russischen Kriegs- Theaters eine leere Stelle. Alle frühern Reisen europäischer Forscher hatten dies wegen seiner raubsüchtigen Bewohner stets gefürchtete Strom- gebiet vermieden; die grolse Heerstralse von Trebisond nach Erzerum führte, seit Tourneforts Zeiten, die wenigen dort Hin- durchziehenden nur am Westende des Stromgebietes vorüber, ohne dafs man ihre Routiers mit einiger Sicherheit daselbst nach Construction hätte eintragen können. Zuletzt gelang es dem so kenntnifsreichen W. J. Hamilton im J. 1836, dies obere Quell- gebiet von Gümischkhana, wo berühmte Silbergruben sind, über die zerstörte Feste von Baiburt bis Ispir (die Syspiritis bei Strabo, wo die Hesperitae des Xenophon und die Saspiren Herodots, als südliche Nachbaren der Kolchier, zu suchen sind) vorzudringen; aber weiter abwärts ging er nicht, da ihn seine Direction gegen SO. über Tortum zum Araxes geführt hatte. Durch Texiers ganz neuerlich erst zurückgelegte Route von Trebisond über Baiburt nach Erzerum haben wir über das West- ende dieses Tschorokgebietes die Höhenmessungen einiger Sta- tionen erhalten, welche zu einer berichtigten Naturansicht jener hohen Gebirgslandschaft beitragen, und auf beiliegender Karten- skizze einzusehen sind. Trebisond am Meeresufer, französisches Consulatshaus 170 Fufs Par. über dem Meere. Dschewislik 1146 F. Khan Kara Kaban, 5553 F.; darüber zwei Gebirgs- pässe, 7162 und 8105 F. Khulabat Boghas, 7646 F. Zwei Stationen bei dem Dorf Krom, 8940 F. und auf dem Krom Dagh, 8655 F. Wesernik, über dem obern Tschoroktbale, 5813 F. Jeui Kupru ebendaselbst, 5114 F. Baiburt am Tscho- rok, 5040 Fufs Par. über dem Meere (s. Allgem. Erdb. Th. X. S. 1150). 303 Von Baiburt und Ispir abwärts blieb das ganze Tschorok- land eine Terra incognita gegen Nordost bis Artwin, das über dem Strome an 18 Stunden Wegs, landein von der Mündung gelegen, und schon zum Paschalik von Erzerum gehörig, bisher nur von einem einzigen kühnen deutschen Reisenden, dem Dr. Hermann Koeler, besucht und beschrieben ward (H. Koelers Reisebericht in Verhandl. der Gesellsch. für Erdkunde in Berlin, Jahrg. IV. S. 218 u. £.). Der englische Generalconsul, Mr. J. Brant, der sich durch seine wiederholten Beobachtungen und Reisen um die armenische Geographie die grölsten Ver- dienste erwarb, schiffte von Trebisond, im Juli 1836, nur an der pontischen Küste ostwärts vorüber, bis zur Mündung des Tschorokflusses, wo er auf dem dort gehaltenen Bazar, zumal aber an dem benachbarten Marktorte Batum, seine Nachrichten über das innere Ländergebiet des Tschorok und Lasistans ein- z0g,' ohne beide selbst betreten zu haben. (Journ. of the Roy. Geogr. Soc. of. London Vol. VL 1836 p. 187—194). Die Holzflöfse, welche von Artwin jährlich in Menge den Gebirgs- strom abwärts zur Mündung gehen, gaben die meiste Gelegen- heit zu Einsammlung von Nachrichten über das Innere, das seiner höchst beschwerlichen Wege und der drohenden Gefah- ren wegen, durch seine bis dabin ungezügelt gebliebenen Be- wobhner, stets gefürchtet und darum gemieden war. Selbst die von Uschakoff, auf officiellem Wege, zur Erläuterung (der russi- schen Feldzüge über diese Gegenden eingezogenen Nachrichten müssen ganz unzureichend genannt werden. Dr. Koch’s Karte, nebst den zugehörigen geographischen, botanischen und andern Erläuterungen, muls daher als eine wahre, sehr erfreuliche Be- reicherung der Erdkunde über eine, auch bis in die classischen Zeiten an Interesse wichtige Landschaft betrachtet werden, durch welche nun, um nur eins zu erwähnen, auch des Xenophons Rückzug der Zehntausend, der dieselbe in ihrer Mitte durch- setzte, in mancher bisher für die Commentatoren schwierigsten ‚Stelle seine hinreichende Erläuterung erhält. Wir weisen vor- läufig hier nur auf eine einzige Localität hin, die bisher gänz- _ lich unbekannt geblieben, auf dieser Karte aber fixirt uns uner- wartetes Licht über die bisher noch unverstandene Stelle, des Autors gibt: Es ist der Gau Taos, oder Taus-gerd im SO. 304 von Artwin, am rechten Tschorokufer, nach den Bewohnern ge- nannt (Taikh, oder Taich, die armenische Pluralform) darin der Name der schon zu Xenophons Zeiten freien und furchtbaren Troy, an dieser Stelle, zwischen Karduchen und Chaldäern, noch bis heute fortlebt (Anab. IV, 7; V, 517). Dies, wie so manche andre, zum Verständnils des Strabo, Procop, Constanti- nus Porphyr. und der Armenischen Geographen dienende neue Daten der Karte, rechtfertigen ihre baldige Veröffentlichung als Eigenthum des Entdeckers, da gegenwärtig, bei dem so schnellen Umschwung der Divge und der Nutzanwendung des schon Ge- wonnenen durch Nachfolgende, dergleichen positiver Fortschritt nicht schnell genug allgemeiner bekannt gemacht werden kann. Nun mögen die eignen erläuternden Worte des Reisenden zur Kartenskizze folgen, auf welche er, um sie nach der von hier mitgegebenen handschriftlichen Zeichnung und der ihm dort durch die Anschauung zu Theil gewordenen Lokalkenntnifs nach bester Einsicht zu verbessern, die gröfste Mühe und Sorgfalt verwendete, ohne jedoch, wie er selbst bemerkt, mit ihr ganz zufrieden sein zu können; im Gegentheil hofft er nach der Rückkehr von der Reise, auf der es an den gehörigen Hülfsmit- teln wie an Zeit fehlt, ihr noch gröfsere Vollkommenheit geben zu können. Wir heben nur einiges Wesentliche des Berichts hervor, alles Uebrige der eignen Publication des Verfassers überlassend. Aus Dr. K. Koch’s Bericht zur Erläuterung der Karte. Man theilt am besten jenen Landstrich in drei grolse Ge- biete: Meer-, Tschorok- und Kur-Gebiet, und betrach- tet erst jedes für sich, und geht dann zu den trennenden Ge- bieten oder Woasserscheiden über; andre Daten können dann folgen. I. Gebiet des Meeres. Von Trebisond bis in NO. an die russische Grenze ist, jen- seit des untern Tschorok, alles nur Erkundigung; die eigne Be- obachtung bleibt auf einige Küstenstrecken begrenzt. Landein reicht ihre Breite 11; bis 2 Tagereisen, an 12 bis 16 Stunden; gegen die Tschorokmündung verengt sie sich bis auf 4 Stunden. 305 Die Küste ist viel befahren; die Entfernungen auf den Karten sind doch falsch dargestellt. Die wahren Entfernungen sind auf beifolgender Karte angegeben, Auch waren die Orte auf den bisherigen Karten öfters mit einander verwechselt, befanden sich nicht an ihren richtigen Stellen, einige derselben sind gar nicht vorhanden. Z. B. Atina liegt nicht auf dem rechten, sondern auf dem linken Ufer des Suchaderesi; Bulep nicht im W., son- dern *; Stunde im ©. von Atina. Artaschin (nicht Artadschen) liegt am rechten Ufer des Furtuna. Kowata muls an der Stelie von Falkas, und umgekehrt Falkas an die Stelle von Kowata ge- setzt werden. Der Lauf der kleinen Küstenflüsse so wie ihre Namen sind ‘fast durchgängig falsch, auf dieser Skizze aber berichtigt. Hauptflüsse. 1. Kalepotamos, der grölste von allen zwischen Risa und Of; an ihm, seinen Nebenflüssen und Bächen liegt der Gau von Of (zu dem auch noch das Gebiet des Dschimil Su gehört). Seine Hauptquelle entspringt ‚auf dem Hauptgebirgsrücken. 2. Furtuna, jenem an Gröfse wohl gleich, besteht aus zwei gleichen Flüssen, die sich drei Stunden vom Meere ver- einen, nämlich dem Bujukdere Su und Kaladere Su, die beide im Hauptstock, dem Kaschkar entspringen. 3: Karadere Su, ergielst sich bei Sarmeneh zum Meer. 4. Dermendere Su, von seinen vielen Mühlen‘ genannt, fällt eine halbe Stunde in O. von Trebisond zum Meer. Andere Flüsse bleiben noch zweifelhaft, mehrere der auf den Karten angegebenen Flüsse existiren in der Wirklichkeit gar nicht und sind wohl aus Verwechslungen entstanden. Der Flufs von Risa ist nur ein ganz unbedeutender Bach, den ein: Kind überspringan kann; vielleicht bat man den Asferes darunter ver- _ standen, der 1°; Stunde östlicher mündet. Auch .der Flufs von Of existirt schwerlich in der gegebenen Ausdehnung. Die Flüsse zweiten Ranges, die nicht auf dem Hauptgebirge entspringen, sind auf der Karte nachzusehen. U. Das Tscborok-Gebiet. Gegen Norden, nach der russischen Grenze zu, existirt auch ein Tschuruk Su, vielleicht richtiger Tschürük Su, der von seinem schlechten Wasser den Namen haben soll (defshalb die _ 306 Schreibart Tschorok, oder vielmehr Tschoroch von dem Hrn. Verf. vorgezogen wird, obwohl dessen Begleiter, Dr. Rosen, der Sprachforscher, bei der Schreibart Tschorok geblieben ist; wirklich heifst auch Tschürük im Türkischen so viel als „faul, faules Wasser”. Man könnte diese Benennung auf jenen andern Flufs für übertragen halten, wenn er nicht gerade das Gegen- theil, sehr‘ rasch strömendes Wasser, und auch bei den alten Armeniern schon den eigenthümlichen Namen Tschoroch oder Dschoroch gehabt: hätte. Nur seine Quellen und obersten Zuflüsse, wie seine Mün- dung, waren bisher bekannt, alles übrige unbekannt; der mittlere Theil konnte nun erst aufgehellt werden. Ohne wenigstens zwei astronomische Punkte zu. besitzen, lälst sich freilich sehr wenig thun; doch gaben mir Magnetnadel und Distanzen eine gute Richtschnur. Leider babe ich, sagt K., den Strom nicht in seinem ganzen Laufe verfolgt, sondern bin an ihm nur von Ispir bis Per- takrek an der Südseite, an der Nordseite aber rückwärts, d. i. gegen West bis zum Chadats Zufluls, von der Linken, an seinem Ufer hingezogen; dann wieder, weiter abwärts in seinem untern Laufe, von Botschcha bis 2 Stunden über Artwin aufwärts ge- gangen. ' Nach. dieser Beobachtung und Erkundigung ist sein Lauf !; gegen O., !; gegen; N., bei Artwin, wo er ziemlich breit und tief ist. Weiter‘ abwärts hat er im Hochsommer viel seichte Stellen, daher er selbst mit Kähnen schwierig. zu befah- ren ist. Im Frühjahr, bei hohem Schneewasser, werden Last- kähne von Pferden aufwärts bis Artwin gezogen. Bei dieser alten Stadt und oberhalb derselben wird sein Bett von steilen, ‚senkrechten Felsen oft so sehr eingeengt, dals der Pfad an ihm nur über die Höhen führen kann. Noch seltner ist sein Thal so breit, dafs Dörfer darin liegen könnten. Sein meistes Was- ser erhält er von der rechten Seite, wo sein Gebiet auch dop- pelt und dreifach breiter ist. Von der linken Seite, der Wasser- scheide zwischen ihm und dem Meere, münden nur unbedeutende Flüsse und Bäche ein. Von dieser Seite war die bisherige Kar- tenzeichnung gänzlich falsch und verwirrend. Es gehörte lange Zeit dazu, mich in die Nichtexistenz der auf ihr angegebenen Flüsse und anderer Daten zu finden. 307 So ward ein Portschich Chewi (d. i. Bordschis- Thal) dem Hauptfluls Tschorok gleichlaufend, von der Grenze von Ispir über Artwin angegeben, und die Grusische Karte des Königs- sohns Wachuscht nennt ebenfalls ein grofses Thal mit diesem Namen; allein das Thal des Choppa Su correspondirt mit ihm. Daraus ersehe ich, da ich defshalb bei der dritten Uebersteigung des Gebirgs vom Meere zum Tschorok den Weg am Choppa Su entlang verfolgte und die Angabe richtig fand, dals der Name Portschich Chewi wohl eine Verstümmelung von Botschcha ist, eines Ortes, der an seiner Vereinigung zum Tschorok liegt. Der ganze Verlauf dieses Flusses beträgt aber nur 4 Stunden, und er heifst heute Itschkaleh Su. Der Balchar Su ist der gröfste linke Nebenflufs, nach einem grolsen armenischen Dorfe Balchar ge- nannt, 6 Stunden aufwärts. Leider hielt ich ihn zuerst für den Portschich Su, als ich seine Quellen und ersten Zuflüsse auf- fand, und zeichnete ihn so auf, ohne ihn weiter zu verfolgen. Man sagte mir eben, dals er direcl nach Artwin führe, zum Tschorok. Erst in Artwin erfuhr ich näheres über ihn, nach- dem ich ihn vergebens in der Umgebung gesucht hatte, als man mir sagte, dals er nur wenig Stunden von Pertakrek, abwärts, in den Tschorok flielse. Ich kenne nur seinen westlichen Ur- sprung; wahrscheinlich hat er seine Hauptquelle in NO., denn ich hörte, dafs die Quelle des Katila Su, der klein, aber als Nebenfluls unterhalb Artwin zum Tschorok fällt, nur 6 bis 8 Stunden von der Quelle des Balchar Su entfernt liege. Die Entfernung beider Quellen von einander kann nicht bedeutend sein. Die von mir bei den Dörfern Chewak besuchte Quelle kann unmöglich dieselbe sein. Nimmt man, wie ich gethan, auch eine nordöstliche Quelle an, so wird auch der Raum zwi- schen ihrer Mündung und dem Katila Su gegen das Gebirge hin ausgefüllt. Alle Bäche zwischen Artwin und Beschanged, wo Jeben der Balchar Su einflielst, sind ganz unbedeutend, höchstens 3 Stunden lang. Der Tschabansdere ist der zweite linke Zufluls, etwa 6 Stunden lang, und fällt oberhalb Ispir (nicht unterhalb) zu ihm; der dritte ist der Katila, 5 Stunden lang, und‘ noch Iweiter abwärts der Murgul und der Itschkaleh, 4 Stun- den lang. 10%* 308 Die oberhalb Ispir angegebenen Nebenflüsse existiren in der Ausdehnung, wie sie auf früheren Karten angegeben sind, nicht (nach Erkundigungen vom Consul J. Brant). Obwol die rechten Zuflüsse des Tschorok auf den frühern Karten im allgemeinen richtiger sind, so ist ihr Lauf und zumal ihre Mündung doch in der Regel ganz anders. Sie sind weit bedeutender als die linken Zuflüsse. Der grölste hat seine Hauptquelle direct, 18 Stunden fern von seiner Mündung; sein Lauf ist sehr vielfach schlängelnd und weit länger. Die 4 be- deutendsten Nebenflüsse von der rechten Seite sind: der Tor- tum, der Olti, der Schauscheth oder Artaundsch Su, und der Adjara. Der Flufs von Tortum hat seine Hauptquelle auf dem- selben Gebirgssattel, an dessen südlicher Seite der Hauptarm des Euphrat entspringt. Nur den obersten Theil desselben habe ich selbst gesehen; durch Obrist Williams, den Chef zur Reguli- rung der türkisch- persischen Streitigkeiten, aber, weils ich, dals er in fast gleichartig nördlicher Richtung dem Tschorok zufällt, und zwar nahe in West von Beschanget einmündet. Er nimmt nur sehr unbedeutende Zubäche auf einem Laufe von 12 Stun- den auf. Unfern der Feste Tortum erweitert er sich zu einem nicht unbedeutenden, fischleeren See, aus welchem er mit einem majestätischen Wasserfall von 150 Fuls Tiefe und 30 Fuls Breite hervortritt, der an Grölse die bekannten europäischen übertreffen soll. ‚Der Flufs von Olti mündet auch nahe dem vorigen, je- döch östlich von Beschanget, zum Tschorok; er nimmt aber das ganze Gebiet in Ost, von der Wasserscheide bis wenige Stun- den unterbalb Artwin ein. Seine Hauptdirection ist gegen Ost; doch schlängelt er sich nach allen Himmelsgegenden, selbst drei Stunden westwärts, also sogar auch rückwärts. Die Karte des russischen Kriegsschauplatzes gibt seinen Lauf ziemlich richtig an, da die Armee ihn auf der Stralse von Achalzich nach Erzerum vielfach berührte. Seine Hauptquelle ist im Süden, unfern des Tortum Su und des Euphratursprungs, auf den nördlichen Ab- hängen des Karatschlü Daghs, der den Sattel im Norden schlielst. Vier Nebenflüsse vergrössern sein Gebiet, davon 2 von Nord, einer von O. und einer von SO. kommt. Es sind: der 309 Tausgerd (früber Taos-Gerd) Su, der von NO. an 10 Stunden herbeikommt; der Pandschrut Su, der noch weiter in NO. von der Kurscheide, dem Kanli Dagh, kommt und nur 3 Stunden lang ist; der Pennek Su, noch östlicher, der von derselben Höhe entquillt, die zugleich Araxesscheide wird; nach 4 bis 5 Stunden Lauf vereint er sich mit dem Olti Su. Der Bardes Su endlich ist dem Hauptfluls fast an Gröfse gleich, der südöstlichste, und entspringt wohl auch der Araxesscheide. Der dritte Hauptzufluls von der rechten Seite, der Schau- scheth oder Artaundsch, war auf allen frühern Karten ganz verfehlt. Er besteht aus dem Verein dreier von O., NO. und N. kommenden Flüsse, deren mittlerer ihm den Namen gibt. Sein vereinter Lauf, nur von 3 Stunden Länge, mündet sich 2 Stunden unterhalb Artwin in den Tschorok ein. Sein östlicher Arm ist der Artaundsch Su, der gewöhnlich ganz vergessen ist. Sein Ursprung ‚auf der Kurscheide durchläuft bis zur Vereinigung einen Weg von 8 bis 9 Stunden. Von SO. kommt sein Neben- fluls, der Araweth Su, der ihn sehr vergröfsert. Der mittlere eigentliche Schauscheth, oder Sathlel Su, ist auf der Manuscript- karte richtig, nur liegt Artaundsch nicht an ihm; auch heilst sein Hauptort nicht Sotiel, sondern Sathlel. Von dem dritten Zu- fluls habe ich nur mit vieler Mühe seinen nordsüdlichen Lauf kennen lernen; er vereint sich vor dem Artaundsch Su mit dem Scehauscheth Su, und mag wohl, wie der Tausgerd Su, doch nur eine Strecke von etwa 6 Stunden, dem Tschorok aber ent- gegen, ihm parallel flielsen. Ucber den vierten rechten Neben- fluls, den Adjara, konnten nur Erkundigungen eingezogen werden. Alle übrigen Nebenflüsse auf dem rechten Ufer des Tschorok sind ohne Bedeutung; ich erwähne nur des von Hamilton auf seinem Wege von Ispir nach Tortum angegebenen aber nicht ‚genannten Flufses. Bei Ispir ergielsen sich 2 Flüfse, einer ober- (halb der Festung, einer unterhalb derselben, eine Stunde fern von ihr, in den Tschorok; beide heilsen Tschair Su, d. i. Wie- senllüsse; aber Hamilton kennt nur den obern und gibt diesem "eine Menge Nebenbäche, von denen ich nichts erfuhr. b. 310 So weit die Erklärung des Flufsnetzes des Tschoroksystems, zum Verständnils des neuen Kartenentwurfs; die orographischen und botanischen wie andern Erläuterungen bleiben andern Mit- theilungen vorbehalten. Auszug aus dem Berichte des Herrn Professor Koch. Die ganze Küste von Trebisond bis an den Ausflufs des Tschorok unterscheidet sich nicht allein in geologischer Hinsicht, wie ich oben auseinander gesetzt habe, von der des alten Kol- chis, d. h. Mingreliens und Guriens, sondern auch die Flora zeigt einen ganz andern Charakter. Im Norden zeigt sich die grolse Ebene des Rion und eine Menge Marschland zieht sich längs der Küste hin. Ungeheure, besonders Buchenwälder be- decken die ganze Ebene und erlauben kaum den immergrünen Sträuchern, unter ihnen Wurzel zu fassen. Nur bisweilen ist dem Buchsbaum, weniger der Stechpalme (ex Aquifolium L.) und dem Kirschlorbeer, gelungen, hart am Meere Herr zu wer- den, und genannte Sträucher bilden dann undurchdringliche Hecken. Hier ziehen sich in der Regel die Felsen bis hart an das Ufer, und wo angeschwemmtes Land sich zeigt, wie z. B. bei Bulep, Artaschin, Archaweh u. s. w. lagert es sich meist wiederum auf einander und bildet kleine Anhöhen. Zunächst zeichnet sich die Küste durch Reichthum an Nufs-, Kern- und Steinobst aus und man hat gewils nicht Unrecht, wenn man die Südostküste des schwarzen Meeres das Vaterland alles Obstes nennt. Vor Allem sind es die Birnen und Kirschen, die sich einer Art Kultur erfreuen, d. h. man pflanzt die Bäume und überläfst alles Uebrige der Natur. Die Birnen sind in der Re- gel grofs und weichen demnach hinlänglich von unsern verwil- derten ab. Leider haben sie aber stets den herben Geschmack mit unsern Holzbirnen, wenn auch nicht in so hohem Grade, gemein. Die Aepfel sind umgekehrt klein und kommen unsern verwilderten Aepfeln und den wild in Wäldern vorkommenden näher. Man liebt sie in der Regel auch nicht und nimmt sich auch nicht die Mühe, von ihnen und den Birnen Vorräthe an- zulegen. Bis spät in den Winter hängt das Kernobst an den BI Bäumen und dient den Vögeln zur Nahrung. Es scheint, als wenn man die Kirschen mehr pflegte, und nirgends habe ich so grolse Sauerkirschbäume gesehen als hier, so in Lasistan Exem- plare, die ich kaum umfassen konnte. Sie bringen ihre Früchte fast später als bei uns zur Reife und gegen das Ende des Mo- nats Juli waren sie noch ganz gewöhnlich auf dem Basar von Trebisond zu finden. Ihr Geschmack ist ungemein sauer, und von dem Aroma, durch das sich die unsern auszeichnen, suchte ich umsonst etwas zu finden. Sülskirschen werden nie gegessen, da sie ganz die unbedeutende Grölse unserer Waldkirschen be- sitzen. Merkwürdig ist es, dafs sie bisweilen einen ganz unan- genehm - bittern Geschmack haben, sich aber sonst gar nicht unterscheiden. Auf:der Tschorok-Kurscheide machte ich die- selbe Bemerkung, und Hohenacker lernte ähnliche Früchte in der russischen Provinz Lenkoram am kaspischen Meere ken- nen. _Zwetschen (Prunus domestica) habe ich nicht gesehen, eben so wenig ächte Pflaumen (Prunus damascena). Aprikosen gab es hin und wieder, besalsen aber nie einen feinen WVohlge- schmack; dasselbe gilt auch von den Pfirsichen. Die Mispel und zwar die von mir beschriebene Abart kommt zwar häufig, aber mehr an den Höhen vor, wird aber fast gar nicht als Obst be- _ nutzt. Der Oelbaum findet sich allenthalben vor, am wenigsten in Lasistan, und verschwindet selbst dort nach Nordosten. Seine ‚Früchte sind aber kaum genielsbar und werden meist schon un- reif mit Essig eingemacht. Oel bereitet man, so viel ich weils, nicht aus ihnen. ‚Bericht des Hrn. Bopp in Bezug auf Hrn. Dr. G. Rosen’s Einsendung über das Lasische. Hr Dr. Georg Rosen gibt in seiner Einsendung an die 4 kademie einen Bericht über das Lasische, welches in dem zum ‚I Paschalik von Trabisond gehörigen Sandschakat Lasistan gespro- ‘chen wird. Nur ungefähr 70 Wörter, welche Klaproth in sei- ner Asia palyglotta zusammengestellt bat, waren uns von diesem merkwürdigen Idiom bis jetzt bekannt geworden, und von 312 dieser dürfiigen Wortsammlung, die nicht einmal die Zahlbenen- nungen enthält, welche Wortklasse bei Bestimmungen sprachli- cher Verwandtschaften von gröfster Wichtigkeit ist, sind wir nun durch Hrn. Rosen’s glückliche und einsichtsvolle Be- mühungen mit Einem Mal zu einer vollständigen Grammatik ge- langt, welche alle Redetheile und ihre Biegungen beschreibt und zum Schlusse noch eine reiche Auswahl des Wortschatzes darbietet. Man sieht es dieser Arbeit nicht an, dafs ihr Ver- | fasser, der nicht einmal eine Grammatik des nahe verwandten | Georgischen zur Hand hatte, für das Lasische weder gedruckte noch handschriftliche Vorarbeiten benutzen konnte, sondern Alles einem geborenen Lasen, welchen der Pascha von Trabisond un-. seren Reisenden als Begleiter durch sein Paschalik mitgegeben hatte, in türkischer Sprache abfragen mufste. „Ich hatte (sagt „Ar. Rosen) kein anderes Medium der Unterhaltung mit mei- „nem Lasischen Begleiter Ibrahim Efendi, als die selbst an For- „men nicht sehr reiche türkische Sprache; was ich aber gegeben „habe, ist Alles aus der Lasischen Uebersetzung Türkischer, von „mir gestellter Fragen abstrabirt. Ja ich mufste mich noch „glücklich schätzen, dafs ich, nicht ohne viele Mühe, den Efendi „noch allmählig gewöhnen konnte, mir immer die verlangte Ant- „wort zu geben, d. h. nicht eine beliebige Form des Verbi „fniti zu sagen, wenn ich nach einem Infinitiv gefragt u. dgl. m.” Es bestätigt sich durch dieses höchst erfreuliche Erstlings- resultat von Hrn. Rosen’s linguistischer Entdeckungsreise, dals das Lasische ein Glied des Iberischen oder Grusischen Sprach- gebiets ist, welches eigenthümlich unter den Idiomen des Kau- kasus dasteht und in welchem man auch bis jetzt noch keine hinlängliche Berührungspunkte zur Vermittelung mit anderen asia- tischen Sprachen wahrgenommen hat. Klaproth behauptet (Asia polyglotta), dals das Georgische, wenn es gleich manche Aehnlichkeiten mit Indo-Germanischen und andern, besonders Nordasiatischen Sprachen darbiete, doch als eine besondere Stamm- sprache anzusehen sei, welche sowohl in den Wurzeln als auch in der Grammatik von allen bekannten Mundarten abweiche. In gleichem Sinne spricht sich Saint-Martin aus (Journal, asiatique, Fevr. 1823, p. 118): „Sa grammaire et les mots dont il 313 se sert offrent un caractere tout particulier, ils ne presentent aucune connexion marquante, aucun rapport sensible avec les nom- breux dialectes r&pandus dans les autres parties du Caucase, ni avec les langues qui se parlent dans le reste de l!’Asie. A peine y rencontre-t-on quelques mots armeniens, malgr& le voisinage et les relations frequentes que les Georgiens ont toujours eues avec l’Arme£nie.” Dagegen sucht Brosset gerade im Armenischen die Ver- mittelung der georgischen Sprache mit dem Sanskrit. „Elle tient au Sanscrit par l’arm£nien, en passant par les antignes idio- mes de la Perse” sagt er in der Vorrede zu seiner im J. 1837 erschienenen Grammatik. An einem anderen Orte (Journal asia- o tique, Nov. 1834. $. 378, 379.) bemerkt er jedoch, dals die geor- gische Deklination mit der armenischen gar keine Aehnlichkeit habe und die Uebereinstimmung der beiden Sprachen in der Con- jugation sich auf die erste Singular- Person des Praes. Ind. be- schränke. Aber auch diesen Berührungspunkt muls ich dem Ge- orgischen streitig machen, denn im Armen. ist wirklich zn, in Uebereinstimmung mit der Sanskrit-Endung mi, der Ausdruck der 1sten Person, allein in georgischen Formen wie wsuwam ich trinke, worauf sich Hr. Brosset (l.c. 5.396.) beruft, kann das »» nicht als Charakter der 1sten P. gelten, denn wenn es auch das Verbum nicht durch alle Tempora begleitet, und z. B. swa er hat getrunken bedeutet, so steht es doch in den meisten, und zwar in allen Personen der beiden Zahlen, und sogar in den Participien und im Infinitiv (sma trinken, smudi getrun- ken, s. Brosset’s Gramm. $. 114 £f.), so dals auch keine Spur von Möglichkeit übrig bleibt, in w-swam ‘oder »-swam ich trinke (swam du trankst, swam-s er trank) wegen seines schlielsenden m eine Begegnung mit der armenischen Gram- > matik zu erkennen. Die Wortvergleichungen, welche Hr. Bros- set zwischen dem Armenischen und Georgischen angestellt hat, sind zwar an und für sich sehr beachtungswerth, aber nicht ge- eignet, das Georgische in die indo-europäische Sprachfamilie 'ein- zuführen; denn da, wo das georgische Wort dem armenischen recht ähnlich ist, ist gerade am meisten Grund, anzunehmen, dast eine spätere Entlehnung von einer Sprache in die andere Stalt — 314 gefunden habe, weil die beiden Idiome in ihrer Grammatik keine leicht ins Auge fallende Berührungspunkte darbieten. Soll aber eine Urverwandtschaft zwischen dem Georgischen und Sanskrit bewiesen werden, so wird man sich am besten an das Sanskrit selber wenden, und seine Grammatik der georgischen oder der durch Hra. Dr. Rosen uns gewonnenen: lasischen entgegen hal- ten müssen. Hier finden wir nun wirklich recht interessante Be- rührungspunkte, die entweder als merkwürdige Spiele des Zufalls oder als merkwüdige Beweise der Urverwandtschaft der betref- fenden Sprachen gelten müssen. Ich halte sie für das letztere. Bei Betrachtung des Deklinationssystems darf man aber nicht von den Substantiven ausgehen und hier die ersten Berührungen mit dem Sanskrit suchen, sondern man mufs sogleich an die Prono- mina sich wenden und berücksichtigen, dafs die Eigenthümlichkei- ten der skr. Pronominaldeklination in manchen Schwester-Spra- chen auch auf die Substantive und Adjective übergegangen sind, Man vergleiche nun das lasische Ram u-siillius mit dem gleich- bedeutenden skr. 77 amu-sya; den Dativ Aamu-s mit Ha amu-smäi und den Ablativ (Motativ) Aamu-sa mit IT amu-smät, und man wird die überraschende Aehnlichkeit der beiden Sprachen in Stamm und Endungen bewundern, den anfan- genden Hauch des lasischen Wortes aber um so eher für unorga- nisch gelten lassen (wie z. B. im griech. Enareges gegenüber dem skr. &kataras), als die verwandten georgischen Formen rein vocalisch anfangen. Im Georgischen enden alle Dative, sowohl der Substantiva als der Pronomina, auf sa oder s. Wollte man aber in dem s den Ausdruck des Dativ-Verhältnisses suchen, so würde dies zur Sans- krit- Grammatik eben so wenig stimmen, als wenn man. das m unserer Formen wie dem, jenem, ihm als einen ursprüng- lichen Casus-Charakter auffassen wollte, während es, wie ich glaube bewiesen zu haben, der Ueberrest des skr. Anhängeprono- men sma ist, woran erst die Casus-Endungen antreten und wor- aus dem gothischen ?Ra-mrma, jaina-mma, i-mma ein doppeltes m in Folge einer Assimilation erwachsen ist. Die altpreufsischen Dative wie ka-smu wem? (skr. ka-smäi) haben den Zischlaut 315 'in unveränderter Gestalt bewahrt; ebenso die georgischen auf sa, wobei das m von &# smdi übersprungen ist. Der skr. pronominalen Ablativ-Endung smär *) entspricht die von Klaproth nach einem italiänischen Missionar gegebene Instrumental-Endung sith (bei Brosset S. 43, 44.), die eben- falls nur bei Pronominen vorkommt; auch mit dem Zusatze eines a(wi-sitha durch wen?l.c. S. 49).*) Namentlich begeg- net ami-sith durch diesen dem skr. amu-smät von je- nem oder diesem.‘ Hr. Brosset‘erkennt jedoch die Endung sith nicht an, die vielleicht einem besonderen Volksdialekt ange- hört, aber schwerlich, wie manche andere dem gedachten Missionar eigenthümliche Formen, eine zwecklose Erfindung oder unbegreif- licher Irrthum ist. Die Form amitr, welche nach Brosset (S. XXXVII) allein echt georgisch ist," stimmt zu den skr. und zen- dischen gewöhnlichen Ablativen ‚auf z, £. ‘Von einem Stamme ama würde im Skr. nach der gewöhnlichen Deklination der Ab- lativ amä -t kommen; in der georgischen Form amith aber, dem der Nominat. ama, ama-n,derDativ ama-s (skr. amu- smäi diesem, jenem) gegenübersteht, betrachte ich das z für eine Schwächung des stammhaften a, also ami-t h fürama-th. Die Schwächung des a zu i findet auch bei den Instrumentalen “ der Substantive Statt, die jedoch dem Casus-Charakter 2% noch ein unorganisches a beifügen, ungefähr wie im Gothischen dem Nasal der männlichen Accusative und dem z der Neutra noch ein a zur Seite gestellt wird, so dals z.B. zha-na den, tha-ta das, dem skr. ta-m, ta-t und griech 70-v, 70-(r) gegenüber- steht. Von mama Vater lautet im Georg. der Instrum. mami- tha. Das Lasische setzt ze als Instrumental-Endung der Substan- tive, behauptet aber den Vorzug vor dem Georgischen, dals es den Endvocal des Stammes vor dieser Endung unverändert läfst; ‚daher stimmt z. B. die Form sugha-te (zugha'-te, z als gelin- des s) durch das Meer zum skr. sägard-t, während der Mo- *) Blos das £ ist der Casus - Charakter. 0) Vergleicht man den Interrogativstamm »wi (Nom. Acc. win) mit dem Sanskritstamme ki, dem lat. qui-s und goth. hva-s, so wird man geneigt, anzunehmen, dafs der den Gutturalen u zur Seite tretende »w-Laut dem georg. Interrogativ wie unserm deutschen wer aus Ahwer in übrig geblieben, der Guttural aber weggefallen sei, also. win für kwin, wie z. B. im Lat. vermis für quermis = skr. krmis aus karmis, ih. Kirminis Wurm. 316 tativsugha-sa zum palischen Ablativ sdägara-smä stimmt, indem nämlich das Pali die skr. pronominale Ablativ-Endung smädt auch auf die Substantive übertragen kann, das schliefsende £ aber nach einem allgemeinen Lautgesetz ablegt. Man gelangt also vom skr. smät zunächst zum pal. sm& und von hier durch einen neuen Verlust zum lasischen sa. Der skr. Ablativ hätte sich demnach im Lasischen in zwei Funktionen und Formen ge- spalten, in die des Instramentalis, welcher Casus auch im Latei- nischen durch den Ablativ ersetzt wird, und in die des Motativs, der eigentlich ein wahrer Ablativ ist, die Entfernung von einem Orte ausdrückt, und auch wie der skr. und latein. Ablativ bei Comparativen steht, aulserdem aber auch die Richtung nach einem | Orte bezeichnet, und so dem Accus. in sein Amt greift. ‘ Der Genitiv endet im Lasischen immer auf si, daher stimmt sugha-sides Meeres zum skr. sägara-sya, wie oben ha- mu-si illius zu amu-sya. Im Georgischen hat sich die skr. Genitiv-Endung sya in 3 Formen gespalten: s, si, sa, *) so dafs man annehmen könnte, es sei von der ursprünglichen En- dung sya (y=j) entweder nur der iste, oder der 1ste mit dem 2ten, oder der 1ste mit dem 3ten Buchstaben geblieben. **) Nie- mals aber fehlt den georgischen Genitiven das s, vor welchem ein stammmhaftes a sich gerne zu i schwächt; daher stimmt mami-s des Vaters (Nom. Acc. mama) zu gothischen Genitiven wie vairi-s des Mannes für vaira-s, gegenüber dem skr. gleichbedeu- tenden vara-sya und dem altsächsischen wera-s. Für das georg. mami-s gilt aber auch die vollere Form sr ami-sa, nach Mag- gio auch mama-sa. Der Nominativ und Accusativ sing. haben im Georgischen und Lasischen kein Casuszeichen und sind immer identisch, wie bei unseren deutschen Substantiven. Ich glaube aber einen Ueberrest der skr. Accusativbezeichnung in iman jener, jenen undaman dieser, diesen, so wie in dem Fragewort win wer, wen zu *) Die beiden ersten Endungen kommen nach Brosset nur bei Pronominen vor, nach ‚der Gramm. des italiän, Missionars auch bei Substantiven. “) Brosset nimmt ($. XXIV) ösa als gewöhnliche Genitiv-Endung an und behauptet, dafs vor dem i dieser Endung der Eudvocal des Stammes wegfalle; eine Ansicht, die durch das Lasische eben so wenig als durch die älteren Schwestersprachen unterstützt wird, 317 erkennen. Die Form iman stimmt merkwürdig zum skr. za imam diesen und ist identisch mit der Form, welche za imarm vor T-Lauten annimmt, z.B. iman dantam diesen Zahn. Aman dieser, diesen glaube ich auf das skr. amum, amun jenen (auch diesen) zurückführen zu dürfen. In den übrigen Casus verlieren die 3 georgischen Pronomina ihren Nasal und so stimmt der Genitiv ami-sa (oder ami-si, ami-s) bujus zum skr. 9747 amu-sya und dem oben erwähnten lasi- schen Ramu-si, - Ich zweille kaum, dafs auch die Plural-Endung ni, z. B. in mama-ni (mareges, marepas), der skr. pluralen Accusativ-En- dung n (der Masculina entspreche, wie ich anderwärts die persi- schen Plurale lebender Wesen auf än mit den skr. Accusativen auf än (wo das 4 dem Stamme angehört) vermittelt habe, so dals z. B. Huw) aspän Pferde (durch alle Casus) dem skr. SIT asvän equos und „ms pusrän Söhne dem skr. gatı puträn filios entspricht. Das Georgische und Lasische hätten also dem schlielsenden n noch einen vocalischen Nachschlag beigefügt, ungefähr wie das Zend einem schliefsenden r regelmä- fsig noch ein kurzes e’'zur Seite stellt, und z.B. das skr. Zr&- tar Bruder! in der Form von Zrätare' gibt. Der skr. neu- tralen Plural-Endung auf ni, z. B. in dänäni die Gaben, möchte ich das georgisch-lasische ni nicht gleich stellen, denn hier ist das n nur eine euphonische Einschiebung und das ; eine Schwächung von #. In beiden Beziehungen steht das Sans- krit, den europäischen Schwestersprachen wie auch dem Zend gegenüber, ganz isolirt da, und ich möchte darum ‘auch auf dem Kaukasus kein Analogon zu dieser Endung suchen. Auch scheint es natürlicher, dals eine Sprache, die den Unterschied ‚der Geschlechter aufgehoben hat, in den, allen Geschlechtern - gemeinschaftlichen Formen sich an das alte Masculinum, als an das Neutrum anschlielse. Knüpft man aber die georgischen Plu- ‚rale auf ani, ni (für i-ni), uni, in Gemeinschaft mit den per- - sischen Pluralen lebender Wesen auf än, an die skr. männlichen Plural-Accusative auf d-n, i-n, ü-n (der Vocal gehört zum Stamme), so stimmt isi-ni hi, hos und das seinem Ursprunge ‚nach damit identische ese-ni zum persischen isn ii, illi, mit 318 Schwächung des # zu i, während der Singular ese oder es, is dieser, diesen vortrefllich zum skr. Singular-Nominativ &sa (euphonisch für &sa) er, dieser, jener stimmt. Merkwürdig ist es aber, dafs, so wie im Sanskrit der Stamm sa sich nicht über den Nominativ hinaus erstreckt, sondern in den obliquen Casus durch einen anderen Stamm ersetzt wird, so auch das geor- gische ese, es, is; nur dafs der Accus, im Georgischen immer mit dem Nominativ identisch ist. Es bleibt noch übrig, einen Blick auf die Pronomina der 1sten und 2ten Person zu werfen. Ersteres lautet im Lasischen im Nom. und Acc. ma; dies ist im Sanskrit der Stamm der obliquen Casus, welcher auch im‘ persischen men in ‘den Nominativ ge-- drungen ist, dessen Form sich leicht mit dem skr. Acc. mäm (vor T-Lauten män) vermittelt... Das Georgische setzt me für ma im Nominativ- Accusativ, und schiebt in. den obliquen Casus die- sem Stamme .ein Präfix c’e vor, daher z. B. der Gen. ce-mi-s od. de-mi-sa od. ce-mi, was Brosset *) aus einem eigenen Stamm «em erklärt, wie er auch für den Plural ven wir, uns ein eigenes Thema annimmt, während ich in. dessen ec nur die Verstümmelung des Singularpräfixes ce, in.dem v aber eine Er- weichung des 2 erkenne, wie sie auch in anderen Sprachen er- staunlich häufig, und zwar in dem kymrischen Zweige des Gelti- schen nach bestimmten Grundsätzen vorkommt. Das n von even erkläre ich als identisch mit der vorhin erwähnten Plural-Endung ri, und wenn ich Recht habe, deren : als einen unorganischen Zusatz darzustellen, so hätten die Pronomina der 1sten und 2ten Person, welche dieses Zusatzes entbehren, die Urform treuer geschützt. Vom Pronom. der 2ten P. lautet der Nom. und Acc. sg. im Georgischen sen, im Lasischen si, in deren Zischlaut man, wie in dem griech. eÜ, eine Entartung aus # erkennen darf. Hin- sichtlich des Nasals stimmt das georgische sen zum skr. vom, ivam du, oder zum Acc. zväm, vor T-Lauten van, Zvän. Bei Verben wird die iste Person sowohl im Sing. wie im Plur. im Georgischen durch ein präfigirtes » (für m), zuweilen auch durch m ausgedrückt, die 2te meistens durch einen Guttu- ®) Journal asiat. Mai 1833. S. 411. | 319 ral, den ich aus z erkläre, wie im Armen. das z von zu du in den obliquen Casus in k% übergeht, daher kho deiner, khiez dir. Die 3te Singular-Person hat eine alte Personal-Endung in Gestalt eines s gerettet, welches ich wie das griech. 7, z.B. von ddwas aus z erkläre. Die 2te Pluralperson hat ebenfalls, wie mir scheint, eine uralte Endung in der Gestalt von 7% gerettet; da aber die- ses 2% meistens auch in der 1sten P. pl. und zuweilen auch in _ der 3ten vorkommt, so kann man leicht veranlafst werden, darin “einen Ausdruck der Mehrheit zu erkennen. Ich lege aber ein Gewicht darauf, dals dieses z% in der 2ten Person ohne eine einzige Ausnahme Statt findet, in der 1sten nicht in allen Tem- poren und in der 3ten nur in einigen (im Lasischen gar nicht) vorkommt, und glaube daher, dafs man das 2% der 1sten und 3ten Person für eine Uebersiedelung aus der 2ten aufzufassen habe, und berufe mich hierbei auf das Altsächsische und Angelsächsische, wo ebenfalls der Charakter der 2ten P. pl. in’ die 1ste und 3te ein- - gedrungen ist, so dals z. B. dem goth. dindam, bindith, bindand im Angelsächsischen 3mal dindadh gegenühersteht. Dafs man aber auch bei der georgischen Conjug. ein Recht _ habe, im Plural eine Versetzung der 2ten Person in die 1ste an- zunehmen, und so einen merkwürdigen Ueberrest der Urgramma- tik zu beurkunden, ist der Umstand, dafs die 3te P. pl. durch ihr "n, womit sie fast überall schliefst, ebenfalls einen schönen Anklang ‚liefert an BRENNEN Formen wie erqter Varanti, ST aba- N AN ie im griech, rurroucı ih Furrovri) für eine Eittartünig: aus £ Ich bin heilst im Georgischen »-ar; du bist: kh-ar; er ist: ar-s; wir sind: w-ar-th; ihr seid: kh-ar-th; ‚sie sind: kh-ar-ian. Nimmt man einen Uebergang von s in ran, so stimmt die Wurzel ar zum skr. as, und speciell zum engl. ihou art, we are etc. Will man dem Georgischen auch eine Er- zung von Labialen durch Gutturale zugestehen, Me sie 2. B. i m lat. guingue und irländischen cwie gegen gerTpancan, mEvTE, ‘[oder in coczum gegen ug paktum kochen Statt findet, so kann man auch die über alle anderenGlieder des indo-europäischen 320 Sprachstamms verbreitete Wurzel 7_2ü dem Georgischen zueig- ‚nen, und das Perfekt wi-gaw ichbin gewesen mit a bav (da w) von Mag abavam ich war, waruırfi davisydmi ich werde sein, HlerT davitum sein vergleichen. Die Imperfecta enden im Georgischen auf di und erinnern durch diesen Ausgang an die pers. Präterita auf dem, wie 24 ber-dem ich trug, 0% ber-dim wir trugen, Au ber- did ihr truget, NO, der-dend sie trugen. Für did der 2ten und dend der 3ten Pluralperson steht im Georgischen dith, den od. dian. Ich möchte aber darum in dieser Beziehung keine specielle Verwandtschaft der beiden Sprachen annehmen, sondern muls daran erinnern, dals anderwärts das betreffende persische Tempus von einem über den ganzen indo-europäischen Sprach- stamm verbreiteten Participium abgeleitet worden (pers. Ber-deh getragen und getragen habend, skr. Zr-za getragen) welches im Slawischen nach einem bekannten und sehr gewöhn- lichen Lautwechsel (lat. Zacryma aus dacryma) das d (ursprüng- | lich 2) durch 7 ersetzt hat.*) Darum bin ich geneigt, auch die georgischen Passiv-Participia auf Zi aus di zu erklären und an- zunehmen, dafs das d in der Zusammensetzung sich in seiner Urgestalt behauptet habe. Das georgische Perfect, woran sich das einzige im Lasischen bestehende Praet. anschlielst, enthält kein entschiedenes Merkmal, woraus man erkennen könnte, ob es von einem der skr. Augment- Praeterita abstamme, etwa von demjenigen, welches dem griech. 2ten Aorist entspricht, oder von dem reduplicirten Praeteritum, womit das griech. Perfect übereinstimmt. In letzterem Falle hät- ten Formen wie wa-cuke ich habe geschenkt, a-cuka er hat geschenkt die Reduplication verloren, die Endvokale aber würden dem skr. a, z. B. von dBabanda ich u. er band entspre- chen, wovon auch dem goth. band (für baiband, vgl. vaivald von vald) die Reduplicationssylbe entwichen ist. Das s, welches in Plusquamperfecten wie se-mi-kraws ich hatte gebunden das Verbalthema durch alle Personen begleitet, könnte man mit dem Zischlaut sanskritischer Praeterita wie Sa=q_ adik-sam ich zeigte, griechischer wie £dsix-ra, lateinischer ®) 5. meine vergleich. Gramm. $$. 627, 628. 321 wie die-si, scrip-si identificiren, wobei zu berücksichtigen ist, dafs auch die slawischen und celtischen Idiome, so wie das Armenische (Petermann S$. 195), an diesem, vom Verbum subst. stammen- den Zischlaute Theil nehmen. Das Lasische hat nur zwei Tempora, Praesens und Praeteri- tum, beim Verb. subst. auch ein Futurum, welches aber von dem georgischen abweicht. Auch unterscheidet sich das lasische Prae- sens der attributiven Verba von dem georgischen durch breitere Endungen, worin ich das angehängte Hülfsverbum sein erkennen möchte. Man vergleiche den Ausgang are von b-chask-are ich grabe mit w-ore, georg. w-ar ich bin; in der 3ten P. chaskas-ere würde dann das dem ere (für are) vorangehende s zu dem oben erwähnten georgischen Ausgang der 3ten Person stimmen; so im Plural das z von chaskat-ere ihr grabet, b-chaskat-ere wir graben zum georgischen ?A. In der 3äten Pluralperson mag der Ausgang ene von chaskan-ene sie graben, da Liquidae leicht unter einander wechseln, für r stehen, wobei zu berücksichtigen ist, dals auch das einfache Verb. subst. in der 3ten P. sing. ein n für r hat und onu für oru lautet. Die Wurzel chask graben erinnert an die gleichbedeu- tende Sanskrit-Wurzel 97 Kan. Sicherer aber entsprechen sich: Lasisch. Sanskrit. u En ehat beilsen kand spalten, lith. kandü ich beilse _ na verstehen gnä wissen 3 cin erkennen eint denken gop nehmen grab id. (im Veda-Dial.) led beschmutzen lip id. _ murd wachsen vard, vrd id. *) purk blühen pull id. tor steigen tar,trüberschreiten, ava- tar herabsteigen. hel erfreuen hars, hrs sich freuen, har- °) » und m wechseln häufig. 322 Lasisch. Sanskrit. gramm /\- sszHiERiENERe— || 3 /\_ br sayämi ich erfreue; gr. DALE lat. Ailarıs. *) gur hören sru aus kru, gr. KAY. zir schen dars aus dark, gr. AEPK. chin machen kar, pers. kenem ich mache. > ec eo > ec chom vertrocknen sus aus kus Id.; susma Son- ne, Wind, als trocknende. ghvar grünen harit grün. gont riechen gräna Geruch. ger glauben srat aus krat Glaube, lat. credo. gin schlafen s’ aus ki liegen, schlafen (zeıuaı, quiesco), sayana das Liegen. quand wünschen. känta gewünscht, geliebt, känti Wunsch. Die in Brosset's Grammatik S. 60 und 61 gegebenen Bei- spiele georgischer Wurzeln bieten ebenfalls interessante Berüh- rungspunkte mit.dem Sanskrit dar, wie gepähbellen = skr. sadd aus kabd tönen (irländ. cad Mund), gwar lieben, skr. kam id. (Wechsel der Liquidae), ainzr anzünden, skr. ind leuch- ten, flammen, sam-ind anzünden (gr. «i9w), rug bren- nen, skr. ruc glänzen aus ru% (lat. Zuc), 2Rb erwärmen, skr. zap wärmen, brennen (lat. zepeo, russ. zepl warm), wal gehen, skr. varz, vri id. (Wechsel der Liquidae), ger singen, skr. gir Stimme, MUT gr-nämi ich töne; i2s wissen, skr. vid id. (althochd. wiz), mit Verlust des v. wie im gr. ’JA, oid«, id-wev; sas hoffen, skr. äsis Hoffnung; Zok lek- ken, skr. Zih id., Fut. /ek-sydmi (lat. lingo, gr. Atıy,w), cam essen, auch gam, sk. cam, gamid.; gheb nehmen, skr. 71 grab id. (unser greifen); khed voir, skr. kit. Wenn Klaproth, dem die auf zwei Seiten enthaltene Aus- wahl georgischer Wurzeln angehört, darauf ausgegangen wäre, *) Hinsichtlich der sehr gewöhnlichen Ersetzung des ” durch Z vergleiche man das georg. kheli Hand mit dem skr. kara. 323 vorzugsweise nur Berührungspunkte mit dem Sanskrit hinzustel- len, so hätte er kaum glücklicher wählen können. Jedenfalls aber geht hieraus, so wie aus der oben zwischen dem Lasischen und Sanskrit angestellten Wurzelvergleichung hervor, dals der lexi-. kalische Inhalt der iberischen Sprachen mehr dazu geeignet ist, unsere durch die Grammatik gewonnene Ueberzeugung von der _ Urverwandtschaft der genannten Idiome mit dem Sanskrit zu verstärken als zu erschüttern. —d Dim 40rr* Namen - Register a Bonaparte, Carl Lucian, Prinz von Canino, gewählt und bestä- tigt, 59. 133. Bopp: Bericht zu Rosen’s Untersuch. üb. d. lasische Sprache, 311. Braun gewählt, 218. Crelle: Anwend. d. Facultäten-Theorie u. d. allgem. Taylor’schen Reihe auf d. Binomial- Coeflicienten, 94. — Anwend. d. Poly- nome in d. Theorie d. Zahlen, 150. Dirksen, E. H.: Summation unendlicher Reihen, deren Glieder nach d. Zahlenwerthen d. Wurzeln transcend. Gleichungen fort- 1 gehn, 83.— Entwickel. . ——— 7 mittelst bestimmter (1 — 2ut+u°)? Integrale, 111. _ Dirksen, HE.: Ueb. ein in Justinians Pandecten enthalt. Ver- zeichnifs ausländ. Waaren, von denen an d. röm. Gränze ein Eingangszoll erhoben wurde, 247. _ Ehrenberg: Mauersteine aus Infusorien-Erde, 41. — Lager fossiler Infusorien in Transkaukasien u. Sibirien, 43. — Jura-Infusorien- arten d. Corallrags bei Krakau, 61. — Alterthüml. Anfertig. leichter Steine, wahrscheinlich aus Infusorienerde, auf Rhodus, u. deren Verwend, zur Kuppel d. Sophienkirche in Constanti- nopel, 63. — Polythalam. Thiere d. Bergkalks v. Tula, 79. — Verbreit. mikroskop. Organismen in Asien, Australien und Afrika, und Bild. d. Oolithenkalks d. Juraformat. aus polytha- lam. Thieren, 100. 105. 133. 137. — Einflufs d. mikroskop. Meeresorganism. auf d. Boden d. Elbbettes bis oberhalb Ham- burg, 161. — Gehalt an unsichtbar kleinen Lebensformen in 326 Meeresablagerungen d. Marmara-Meeres u. d. Bosporus, 254. — Bedeut. Einflufs d. mikroskop. Organism. auf d. unteren Strom- gebiete d. Elbe, Jahde, Ems u. Schelde, 259. Encke: Wiederkehr d. Kometen v. Pons, 71. — Ueb. d. ballistische Problem 76. — Beobacht. üb. d. neuen Kometen v. 1843 auf d. Berliner Sternwarte, 107. 120. ! Gerhard: Ueb. Venusidole u. d. Göttin :Concordia, 170. — Ar- chäolog. Mittheilungen, 174. Grimm, J.: Berichte d. Dichter d. Mittelalters üb. Friedr. Roth- bart, 122. Hansen: Berechn. d. absoluten Störungen d. Himmelskörp., welche sich in Bahnen v. belieb. Neig. u. ellipt. Excentricität bewe- gen, 11. : v. Helmersen: Beschaffenh. d. Infusorien-Erde in Transkaukasien 43. Hoffmann: Staatswirtbschaftl. Versuche, den Bedarf für d. öffent- Aufwand durch eine einzige Steuer aufzubringen, 154. Horkel: Ueb. die bei Marco Polo Berzi genannt. Farbehölzer, 221. Jacobi: Neue Methode d. Störungsrechnungen, 50. Karsten: Ueb. chem. Wahlverwandtschaft, 29. Klug: Geschlechtsverhältnifs d. in Süd-America besonders zahlrei- chen Honigbienen aus d. Gatt. Melipona u. Trigona 219. — Die Coleopteren-Gatt. Athyreus u. Bolboceras, 228. Kunth: Die natürl. Gruppe d. Liliaceen (2te Hälfte), 129. — Blatt- stell. bei d. Dicotyledonen, 236. Koch; Bericht üb. d. Gebiet d. Tschorokflusses, 304. — Charact. dieser Gegend, 310. Labus gewählt, 75. Lepsius: Bau d. Pyramiden, 177. — Entdeck. d. Labyrinths in Aegypten, 204. Link: Stell. d. Cycadeen im natürl. System, 49. Magnus: Versuche üb. d. Spannkraft d. Wasserdampfs zwischen — 6,6 u. + 104,6° C., 282. v. Martius: Ueb. d. Stock- u. Weifsfäule d. Kartoffeln, 6. Mitscherlich: Kıystallform d. schwefelsauren Kalis und einiger schwefelsauren Doppelsalze; Zersetz. d. Chlorkalks, 3. — Ueb. d. Gährung, 35. Moser gewählt, 59. Müller: Beiträge zur Kenntnifs d. natürl. Familie d. Knochen- fische, 211. Nordmann: Untersuch. d. irländ. Kelps, 5. 327 Panofka: Münztypen v. Kaulonia u. bildl. Darstell. d. Dämon Tychon, 225. Pertz bestätigt und eingeführt, 53. 159. — Ueb. Leibnizens An- nales Imperii Occidentis Brunsvicenses, 228. Poggendorff: Rechtfertig. seiner Ansicht üb. d. angebl. Rück- strom d. Volt. Säule, 275. — Verfahren, d. elektromoter. Kraft ‚ einer galvan. Kette ins Unbestimmte zu erhöhen, 291. Rammelsberg: Atomgew. d. Urans, dessen Oxydationsstufen u. d. Salze d. Uranoxyduls, 79. - Riefs s. G. Rose. J - Ritter: Ueb. d. Land d. Zeugmas am Euphrat zw. Samosata u. | Thapsacus, 55. — Histor. Erläuter. zur Karte d. Tschorokflus- l ses v. Koch, 301. Rose, G., u. Riefs: Pyroelektric. d. Mineralien, 114. Rose, H.: Ueb. d. Yittererde, 143. — Zusammensetz. u. Eigensch. d. Eisensäure, 147. — Lichterschein. beim Glühen d. ‚LARaB, oxyds u. Gadolinits, 167. Rosen: Bericht üb. d. lasische Sprache, 311. - Rofs: Erweiter. unserer Kenntnifs in d. griech. Paläographie, 251. _ v. Schelling: Ueb. einen v. Plato BR: ST mardaıds Acıyas, 60: Weifs: Maafs d. körperl. Winkel, 7. _ Wheaton bestätigt, 230. _ Zumpt: Die EN zu Alben (2ter Theil), 126. Sach - Register. Afrika, Uebersicht d. bekannten mikroskop. Thiere aus Afr., 133. Ammoniak, schwefelsaur. A. + schwefels. Natron; Krystallform, 4, Annales Brunsvicenses yv. Leibniz; Bemerk. darüb., 228. Archäologie, Ueb. ein Silbergefäfs aus d. Gegend v. Kertsch, 174.— Antiquar. Collectaneen d. Pighius auf d. Berliner Bibliothek, 175. — Neu entdeckte griech. Münzen, 175. Asien, Uebersicht d. bekannten mikroskop. Thiere Asiens, 103. Astronomie, Berechnung d. absoluten Störungen d. Himmelskör- per, welche sich in Bahnen v. beliebiger Neigung u. ellipt. Ex- centrieität bewegen, 11. — Neue Methode d. Störungsreehn. u. Anwend. derselben auf d. Saturn, 50. — s. Kometen. Athyreus, eine Gatt. d. Coleopteren; Charakterist., 229. Auliscus, Neues Infusorien-Genus, 270. Australien, Verzeichn. d. bekannten mikroskop. Organism. aus Austral., 137. Axinit, Pyroelektricität dess., 117. Ballistisches Problem, 76. Bergkalk, Polythalamien dess., 79. Berzi, Welche Farbehölzer Marco Polo darunter versteht, 221. Biblarium, Neue Gatt. fossil. Infusorien, 47. — Noch lebende Arten, 104. Bienen, Geschlechtsverhältnifs d. zu d. Gattungen Melipona u. Tri- gona gehörenden, in Süd-Amerika besonders zahlreichen Honig- bienen, 219. Blattstellung bei d. Dicotyledonen, 236. Bolboceras, Charakterist. dieser Coleopteren-Gatt., 229. 329 Borazit, Pyroelektricität dess., 118. Cerataulus, Neues Genus v. Infusorien, 270. Chemie, Ueb. chem. Wahlverwandtschaft, 29. Chlorkalk, Zersetz. dess. durch Metalloxyde, 5. Chromoxyd, Lichterschein. beim Glühen dess., 167. Coleopteren, Bestimm. d. Gatt. Athyreus u. Bolboceras, 228. Cometen, s. Kometen. Concordia, Verhältnifs dieser Göttin zu anderen ähnl., 172. Cycadeen stehen im natürl. System in d. Nähe d. Palmen, 49. Dampf, Spannkraft dess. zw. — 6,6° u. + 104,6° C., 282. — Die _ Temperatur d. verdampfenden Theilchens ist höher als die der j Spannkraft des Dampfes entsprechende, 287. Dicotyledonen, Blattstell. bei ihnen, 236. Eisensäure, Zusammensetz. u. Eigensch., 147. Elbe, Untersuch. d. Elbschlicks bis oberhalb Hamburg, 461. 260. Elektricität, Ein Rückstrom findet bei keiner Volt. Combinat. statt, 275. — Verfahren, durch eine Ladungssäule d. elektro- motor. Kraft eines galv. Stroms ins Unbestimmte zu erhöhen, 291. — Elektr. Funken aus einem Paar polarisirt. Platten, 297. — Jeder durch Wasser gehende elektr. Strom zersetzt dasselbe, | 298. — s. Pyroelektricität. _ Ems, Untersuch. d. Schlicks ders., 263. Entomologie, s. Bienen u. Coleopteren. Euphrat, Land d. Zeugmas am Euphr. v. Samosata bis Thapsa- cus, 55. Fäulnifs wird durch ein Thier bewirkt, 38. "Fische, Beiträge zur Kenntnifs der Knochenfische, 211. ‚Friedrich Rothbart, Bericht. d. Dichter d. Mittelalters üb. ihn, 122. Fruchtzucker, Umwandl. in Traubenzucker, 37. Gadolinit, Lichterschein. beim Glühen dess., 167. — Spec. Gew., 169. Gährung, Welche Zuckerarten gährungsfähig sind, 36. — Die Gähr. wird durch ein vegetabil. Wesen bewirkt, 38. — s. Hefe. Hefe, Beschaffenh. d. Ober- u. Unterhefe, 39. — Ihr analog viele "© Pilze, 40. © Himmelskörper, s. Astronomie. Honigbienen, s. Bienen. _ Jahde, Untersuch. d. Schlicks ders., 266. Infusorien, s. Mikroskopische Organismen. Inschriften, Neue Formen einzelner Buchstaben d. althellen. Al- " phabets, 251. ERELE WERREL WE ZEEUEREEEEWE 1 330 Kali, schwefelsaur. in rhomboedr. Krystallen, 3. 5. — Grofser Kali- gehalt d. irländ. Kelps, 5. Kartoffeln, Stock- od. Weifsfäule ders., 6. Kelp, grofser Kaligehalt des irländ. K., 5. Kieselzinkerz, Pyroelectric. dess., 116. Knochenfische, Beiträge zur Kenntnifs ders., 211. Kometen, Wiederkehr des K. v. Pons 1838, 71. — Beobacht. d. neuen K. v. 1843 auf d. Berliner Sternwarte, 107; Berechn. dess., 120. Kreidethierchen, s. Mikroskop. Organismen. Krystallographie, Maafs d. körperl. Winkel, 7. Labyrinth, Entdeck. d. L. in Aegypten, 204. Lasistan, Grammat. Untersuch. üb. d. lasische Sprache, 311. Lichterscheinung beim Glühen d. Gadolinits u. Chromoxyds, 167. Liliaceen, Systematik ders. (2ier Theil), 129. Lithion, Krystallform d. schwefelsaur. L. + schwefels. Kali, 4. Mathematik, Summation unendl. Reihen, die nach d. Zahlwerthen _ d. Wurzeln transcendenter Gleich. fortschreiten, 83. — Anwend. d. Facultäten- Theorie u. d. allgem. Taylor’schen Reihe auf d. 1 Binomial-Coeflicienten, ‘94. — Entwickel. von L (1 — 2ut + a?)? mittelst bestimmter Integrale, 411. — Anwend. d. Polynome in d. Theorie d. Zahlen, 450. Mauersteine, schr leichte, aus Infusorienerde, 41. — s. Mikroskop. Organismen. Mechanik, s. Ballistisches Problem. Melipona, Geschlechtsverhältnifs dieser Bienengatt., 219. Mikroskopische Organismen. a) Infusorien, Leichte Mauer- steine aus Lüneburger Infusorienerde; d. Infusorienschalen eisen- haltig, 41. — Infusorien-Lager von Surdseli in Grusien, 43; neue Gatt. darin: Stauroptera, 45. — Infusorien-Lager v. Bar- gusina, Gouv. Irkutzk, 46; neue Gatt. darin: Biblarium, 47. 104. — Inf. im Jurakalk v. Krakau, von denen mehrere mit noch lebenden übereinstimmen, 61. — Anfertigung leichter Steine im Alterthum waährscheinl. aus Infusorien-Erde v. Rhodus, u. Ver- wendung ders. zum Bau d. Sophienkirche in Constantinopel, 63. — Uebersicht d. bekannt gewordenen Inf. aus Asien, 103; aus Afrika, 133; aus Neuholland, 139. — Neue afrikan. Genera: Monogramma, Prorostaurus, Tetragramma, 136. — Neue austral. Gatt.: Rhizonotia, 139. — Verzeichnifs d. im Elbschlick bis 331 oberhalb Hamburg beobacht. Inf., 162. 260; neue Gatt. darin: Tetrapodiscus u. Pentapodiscus, 165. — Bestandtheile d. Schlicks v. Marmara-Meer u. Bosporus, 254; d. Schelde bei Antwerpen, 262; d. Ems, 263; d. See bei Norderney, 265; d. Jahde, 266; d. ostfries. Darg, 267; d. holstein. Marschen, 268. — Neue Gatt. in d. Schlick: Auliscus, Cerataulus, 270. b) Polythalamien, in d. Infusorien-Lager v. Bargusina, Gouv. Irkutzk, 47. 48. — Polyıth. Thiere d. Bergkalks v. Tula, 79. 106. — Vorherrschende Bild. d. Oolithenkalks d. Juraformat. in Deutschland u. England aus Pol., 105. — Pol. aus Neuhol- land, 139. — Im Elbschlick bis oberhalb Hamburg, 163; Stro- phoconus, neues Genus, 166. — Pol. im Schlick aus d. Marma- ra-Meer u. Bosporus, 255; aus d. Schelde, 262; d. Ems, 264; d. See v. Norderney, 265; d. Jahde, 266; d. ostfries. Darg,- 267; d. holstein. Marschen, 268, 4 ec) Phytolitharien, aus Neuholland, 139; aus d. Elbschlick, 163; d. Marmara-Meer u. Bosporus, 255; aus d. holstein. Mar- schen, 269. Resultate aus d. bisherigen Gesammtuntersuch., 140. — Er- gebnisse aus d. Untersuch. d. Schlicks, 164. 260. Mineralien, Pyroelectric. verschied. Min., 114. Monogramma, Neues Infusorien-Genus, 136. ’ Münzen, Neu entdeckte griech., 175. — Deutungen d. Münztypen v. Kaulonia, 225. Natron, Schwefelsaur. N. verbindet sich mit schwefels. Ammoniak u. schwefels. Lithion; Krystallform dies. Doppelsalze, 4. — Wein- saur. Natr. + weins. arsenige Säure u. + weinsaur. Antimon- oxyd, Verhalten zum polaris. Licht, 35. Neuholland, s. Australien. _ Oolithenkalk, vorherrschend aus Polythalamien gebildet, 105. 106. EPaliographie, s. Inschriften. | Taraıos Aöyos, Unbefriedigendes d. gewöhnl. Erklär., 60. _ Pand ekten Justinian’s, Verzeichn. ausländ. Waaren darin, von de- h nen eine Eingangssteuer an d. röm. Gränze erhoben wurde, 247. 4 Pentapodiscus, Neue Gatt. Infusorien, 165. $ Philosophen- Schulen zu Athen, Succession ihrer Vorsteher, 126. & Phytolitharien, s. Mikroskop. Organism. a üb. d. von ihm erwähnten maraıss Adyos,. 60. # a ET. E Polythalamien, s. Mikroskop. Organism. yorerr 332 Prehnit, Pyroelectricität dess., 119. Preisfrage d. physikal. mathemat. Klasse, 159. Problem, Ballistisches, 76. Prorostaurus, Neues Infusorien-Genus, 136. Pyramiden, Bau ders., 177. Pyroelektricität verschied. Mineralien, 114. Rhizonotia, Neue Infusorien-Gatt., 139. Rhodizit, Pyroelektricität dess., 118. Saturn, s. Astronomie. Schelde, Untersuch. d. Schlicks bei Antwerpen, 262. Sibirien, Infusorien-Lager v. Bargusina, 46. Skolezit, Pyroelektricität dess., 116. Sophienkirche zu Constantinopel, Bau ihrer Kuppel aus leich- ten Steinen, wahrscheinlich aus Infusorienerde von Rhodus ge- | brannt, 63. Staatswirthschaft, s. Steuer. Stauroptera, Infusorien-Gatt., 45. Steuer, Beschaffung des Bedarfs für d. öffentlichen Aufwand durch eine einzige Steuer, 154. Stockfäule, d. Kartoffeln, 6. Strophoconus, Neues Genus Polythalamien, 166. Tetragramma, Neue Infusorien-Gatt., 136. Tetrapodiscus, Neues Genus Infusor., 165. Topas, Pyroelektricität dess., 119. Transkaukasien, Infusorienlager das., 43. Trigona, Geschlechtsverhältnifs dieser Bienengatt., 219. Tschorokflufs, Ungenauigkeit unserer Kenntnisse über seinen Lauf, 301. — Erläuterungen zu Koch’s Karte d. Flusses, 304. — Character d. Gegend am Tschorokfl., 310. Turmalin, Pyroelektricität dess., 116. Tychon, eigenthüml. Darstell. dieses Dämons, 227. Uran, Atomgew. u. Oxydationsstufen, 79. — Haloidsalze, 81. — Schwefeluran, 83. Uranoxydul, Salze dess., 81. Uranpecherz, Im Wesentlichen Uranoxydoxydul, 83. Venusidole, Zusammenstell. ders., 170. Wahlverwandtschaft, chemische, 29. Wasserdampf, s. Dampf. Weinsäure, Verhalten zum polarisirten Licht, 35. 333 Weifsfäule der Kartoffeln, 6. Yttererde, Schwefelsaure, 144. — Alle früher dargestellte Y. ent- hielt Beryllerde, 144. Yttrium, Darstellung, 145. — Giebt kein flüchtiges Chlorid, 144. Zeugmas am Euphrat v. Samosata bis Thapsacus, 55. Zucker, Welche Zuckerarten gährungsfähig sind, 36. — s. Frucht- zucker. E32 2 er 4 3 Fe - ve Er re ei > m Fr =» H ericht der Akad.d.W vom December, JE43. Greenwich N ziuna) DEREN Wermuerae Ne Anbgsa m Zope Nur I Sara & oh u Peiizure an \Mekhanapb ei PA run ieisen I ke RR wi, RAS | Gümischetihemg. geh" ge { \ Sn Tunsch -Wopre. „a Wesernik FE Wennare lindern, Falzetze | SP issch "olChoppa. Kemer Burum N AlBschemer 7 Se Mellial c „° SCH „Aarsta, Erakli -Burun Sarmeneh Aumur- Kent lmhartük: Anton. 2 / Ticndläng- du 2) ; = E = ‚Iehar: (Kup) sa oReryia N 1 Mangedi ZN as > ODigqwir SEN sch _ Kilikn a rkerum, K. Kochs u u.6.Rosens + r Reiseroute. 1848. $ Geogr. Meden.. ni 4 Lauf’ des Ischerok Flusses zum Schwarzen Meere , entworfen von Dr. u.Prof. Karl Koch. Erzerum vWept: 1843 nach seiner Wandering von Tvebisond über Kisa, Jspir, Fertakrek, Mina, Artwin,, Ardahan, Olti 2. Erzerum . e: Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften, zu Berlin. Aus dem Jahre 1344. in «7 : PINPR PR T 2. ve EEE EARNN a’ Lan * Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenchaften. Bericht über die a nn zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin } im Monat Januar 1844. Vorsitzender Sekretar: Hr. v. Raumer. 8. Januar. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. H. Rose theilte einige Bemerkungen über die vonLanglais entdeckte neue Säure des Schwefels mit. Diese Säure bildet sich bekanntlich, wenn die Auflösung der zweifach schweflichtsauren Kalis mit Schwefel bei sehr mä- - Ssiger Wärme digerirt wird; es entsteht aulser schwefelsaurem Kali weiter nichts als das Kalisalz der neuen Säure. Man sieht hierbei nicht ein, welche Rolle der Schwefel spielt, denn die Be- standtheile der zweifach schweflichtsauren Kalis sind allein bin- _ reichend, um die genannten Produkte zu bilden, denn 2KS? = EKS-+KS0O:. Hr. H. Rose bemerkte, dals das wasserfreie schweflicht- saure Ammoniak bei seiner Behandlung mit Wasser eine ähnliche Zersetzung erleidet. Er hatte vor längerer Zeit gezeigt, dals Ammoniakgas mit dem Gase der schweflichten Säure sich nur in einem Verhältnilse verbände und zwar zu wasserfreiem zwei- fach schweflichtsauren Ammoniak, MH? + 25, welches bei seiner Auflösung in Wasser in schwefelsaures Ammoniumoxyd, und in das Ammoniumoxydsalz der neuen Säurn zerfallen kann, welche Berzelius mit dem sehr passenden Namen Trithion- säure benannt hat. Hr. H. Rose machte darauf aufmerksam, dafs sich trithion- saure Verbindungen wahrscheinlich noch in andern Fällen bilden, "wie z. B. bei der Behandlung des Chlorschwefels mit Wasser, [1844.] 4 4 weil hierbei immer Schwefelsäure entsteht, selbst wenn der Chlorschwefel auch ein Uebermals von Schwefel aufgelöst ent- hält, so wie auch, wenn die Verbindungen des Chlorschwefels, SCI? mit gewissen Chloriden, wie Zinnchlorid (SnEl? + \ 2SC1I?) mit Wasser in Berührung kommen. Hr. H. Rose berichtete über eine Arbeit des Hrn. Heintz, die Zusammensetzung der Zuckersäure betreffend. Die Zusanimensetzung dieser Säure ist bis jetzt in so fern zweifelhaft gewesen, als die in neuern Zeiten angestellten Unter- suchungen, namentlich die von Hefs und Thanlow, nicht mit einander übereinstimmten. Hr. Heintz hat defshalb im vergan- genen Sommer eine ausführliche Arbeit in meinem Laboratorium angestellt, deren Resultate in der Kürze folgende sind. Was die Darstellung dieser Säure betrifft, so bediente sich Hr. Heintz einer Methode, welche bei weitem vortheilhafter als die war, die von früheren Chemikern angewandt wurde. Es kommt bei der Darstellung der Zuckersäure durch Einwirkung der Salpetersäure auf Rohrzucker besonders darauf an, die Bil- dung der Oxalsäure so viel wie möglich zu vermeiden. Man hat dies sonst durch Verdünnung der Salpetersäure mit Wasser zu erreichen gesucht, wodurch man indessen die Bildung der Oxalsäure nicht verhindert. Was man aber durch Verdünnung der Salpetersäure vergebens zn erreichen suchte, gelingt durch Vermeidung einer zu hohen Temperatur. Läfst man 3 Theile Salpetersäure von einem spec. Gew. von 1,25 bis 1,30 bei 50° C. auf einen Theil Zucker einwirken, so bilden sich nur Spuren von Oxalsäure, und einige Male gelang es Hrn. Heintz, selbst die kleinsten Spuren derselben zu vermeiden. Mit der so gebildeten Säure muls man darauf suchen, un- mittelbar das schwerlösliche saure Kalısalz darzustellen, und dies ‚geschieht am leichtesten durch Sättigung mit kohlensaurem Kali und Zusatz von so viel Essigsäure, dals die Masse schwach da- nach riecht. Diese Säure zersetzt, wie beim weinsteinsauren Kali, nur das neutrale, nicht aber das saure Salz. Letzteres krystallisirt, da es etwa 90 Theile kaltes Wasser zur Auflösung bedarf, zum gröfsten Theile jedoch äulserst langsam heraus; man muls delshalb die vom ausgeschiedenen Salze getrennte Mut- 5 terlauge nicht fortwerfen, weil sich noch nach mehreren Wochen und Monaten Krystalle aus ihr absondern. Das gefärbte Salz, nachdem es zwischen Löschpapier stark geprelst worden, wird einige Male in kochendem Wasser aufgelöst und durch Krystalli- sation gereinigt. Es wird dadurch, auch ohne Anwendung von Kohle, vollkommen farblos. Um aus dem sauren Kalisalze die Zuckersäure darzustellen, darf man es nicht in das Bleioxydsalz verwandeln. Es hat näm- lich das zuckersaure Bleioxyd die Eigenschaft, sich mit den Bleioxydsalzen, die zu seiner Darstellung angewandt werden, zu eigenthümlichen Doppelsalzeen zu verbinden. Man kann ‘ daher zur Isolirung der Zuckersäure sich der zuckersauren Baryterde bedienen, welche man genau durch Schwefelsäure zersetzt. Da aber selbst ein sehr schwacher Ueberschuls von Schwefelsäure beim Abdampfen die Zuckersäure bräunt und schwärzt, und andrerseits etwas unzersetztes Baryterdesalz nicht durch Alkohol von der Säure getrennt werden kann, so wählte Hr. Heintz das zuckersaure Cadmiumoxyd zur Darstellung der + Säure, indem er dasselbe mit Schwefelwasserstoff zersetzte. Hr. Heintz erhielt die Zuckersäure durch Abdampfen im Wasserbade bis zur Syrupsdicke, und nach vollständigem Aus- trocknen im luftleeren Raume über Schwefelsäure als eine spröde Masse, die, an die Luft gebracht, augenblicklich Feuchtigkeit an- zog und klebrig wurde. Nach dieser Methode erhielt Hr. Heintz aus 100 Theilen Zucker fast 6 Theile vollkommen reines saures zuckersaures Kali, Beer 5 Th. der freien Säure, während die frühere Ausbeute nur 5 Proc. betrug. Es gelang Hrn. Heintz durchaus nicht, die Zuckersäure kry- stallisirt zu erhalten, wie dies Gu&@rin Varry und Erdmann angeben. i Die Zuckersäure ist aufser im Wasser auch im Alkohol leicht löslich, im Aether aber schwer. An der Luft zersetzt "sich. die Zuckersäure nicht; die concentrirte Auflösung bedeckt sich nicht einmal mit Schimmel, wohl aber die verdünnte. Durch "Kochen mit Salpetersäure wird sie sehr leicht in Oxalsäure ver- wandelt. Mit concentrirter Schwefelsäure erhitzt, zersetzt sie "sich, ‘entwickelt schweflichte Säure und wird schwarz. Durch a 6 Kochen mit einer Auflösung von kaustischem Kali wird sie nicht verändert, wohl aber, wenn sie mit feuchtem Kalihydrat bei etwa 250° C. geschmolzen wird. Sie zerlegt sich dann in ein Atom Oxalsäure und ein Atom Essigsäurehydrat. (6C8H70) = (2C30) + (4C6H40O) + H. Die Auflösung der Zuckersäure fällt das salpetersaure Silber- oxyd weder in der Kälte noch beim Kochen. Uebersättigt man aber die Auflösung mit Ammoniak, so löst sich der zuerst ent- standene Niederschlag wieder auf, und aus der Auflösung setzt sich nach einiger Zeit metallisches Silber ab. Kocht man die Auflösuug, so bedecken sich die Wände des Glases mit einem glänzenden Metallspiegel. Viele schwerlösliche Salze der Zuckersäure haben die Eigen- schaft, sich in der Kälte als flockige Niederschläge abzusetzen, durch Kochen aber zu einer zähen Masse zusammenzuballen, und durch längeres Kochen fest zu werden. Weder die Säure selbst, noch das saure Kali- oder Ammo- niaksalz, verbreiten bei der trocknen Destillation den Geruch nach verbranntem Zucker, wodurch sie sich leicht von der Wein- steinsäure und ihren Salzen unterscheiden. Was die Zusammensetzung der Säure betrifft, so hat diese zuerst Guerin Varry zu bestimmen gesucht. Er fand, dafs die trockne Säure aus 4C6H60 bestände, und nannte sie, weil man sie sich aus Oxalsäure und aus Wasserstoff zusammengesetzt denken kann, acide oxalhydrique. Erdmann bielt sie später nach seinen Untersuchungen für isomerisch mit der WVeinsteinsäure, und für identisch mit der Metaweinsteinsäure. Hefs bestimmte darauf die Zusammensetzung des sauren Kali- salzes zu 12C18H150 + K. Die Zusammensetzung der trock- nen Säure hielt er für 6C8H70, also isomerisch mit der Schleimsäure. Nach den darauf folgenden Untersuchungen von Thaulow nahm derselbe für die Zusammensetzung der trocknen Säure die Formel 12C 10H 110 an. Er hielt sie aber für eine fünfbasische Säure; und glaubte sich dazu durch die Analyse des Bleioxyd- salzes berechtigt, dessen Zusammensetzung er zu 12C 10H 110 “+ 5Pb fand. In der wasserhaltigen Säure nalım er 5 Atome 7 Wasser an, und in den verschiedenen von ihm untersuchten Sal- zen wird dieses Wasser zum Theil durch feuerbeständige Basen, und gänzlich im Bleioxydsalze ersetzt. Hels bestritt die Richtigkeit dieser Zusammensetzung, und namentlich die des Bleioxydsalzes, in welchem er einen sehr va- riirenden Gebalt von Bleioxyd fand. Er nahm an, dafs in dem Thaulowschen Bleioxydsalze die Zuckersäure verändert worden wäre, indem es ihm nicht gelang, aus der durch Schwefelwas- serstoff geschiedenen Säure das saure Kalisalz wieder darzustellen. Hr. Heintz hat die Säure selbst nicht einer Analyse unterworfen, da dieselbe im luftleeren Raume selbst nach meh- - reren Wochen nicht von einem unveränderlichen Gewichte er- halten werden konnte, wohl aber eine grofse Menge ihrer Salze. Zuckersaures Kali. — Die Zusammensetzung des sauren Salzes fand Hr. Heintz nach 2 Analysen 12C 18H 150 + K; das neutrale Salz, welches er als eine weilse leicht auflösliche krystallinische Salzkruste erhielt, als er die Auflösung des sauren Salzes genau mit Kali sättigte, sie bis zur Syrupsdicke eindampfte - und sie darauf mehrere Wochen stehen liels, hatte nach 2 Ana- Iysen die Zusammensetzung 6C8H 70 + K. Zuckersaures Natron. — Es konnte nicht als saures Salz, sondern nur als neutrales Salz erhalten werden. Es ist höchst zerflielslich und wurde delshalb einer Analyse nieht unter- worfen. — Durch Sättigung des sauren zuckersauren Kalis mit Natron konnte kein Doppelsalz erhalten werden. Zuckersaures Ammoniak. — Die Auflösung des neu- tralen Salzes trocknet unter der Luftpumpe zu einer gummiarti- gen Masse ein. Wird die Auflösung desselben erhitzt, so ent- weicht Ammoniak, und man erhält ein leicht krystallisirbares, schwer auflösliches saures Salz, welches bei der Untersuchung - die Zusammensetzung 12C 18H 150 + NH* gab. Zuckersaure Magnesia. — Sie wurde durch Kochen einer Auflösung von saurem zuckersaurem Kali mit so wenig Magnesia erhalten, dals die Flüssigkeit noch sauer reagirte; es scheidet sich dabei als ein schwerlösliches Salz aus, während in der Auflösung neutrales Kalisalz bleibt. Es zeigte, nachdem es ‚bei 100° C. vollkommen getrocknet worden war, bei 3 überein- 8 stimmenden Analysen die Zusammensetzung 6 G14H100 + Mg, oder 6C8H 70 + Mg + 34. Zuckersaure Baryterde — Sie wird erhalten, wenn man die Auflösung von saurem zuckersauren Kali mit Chlorbaryum und Ammoniak versetzt, oder indem man Zuckersäure mit Baryt- wasser vermischt. Es ist ein schwerlösliches Salz, das wasser- frei ist, denn ‚bei der Untersuchung fand es Hr. Heintz aus 6C8H70O + Ba zusammengesetzt. Zuckersaure Kalkerde. — Sie ist schwerlöslich; bei der Analyse zeigte sie sich nach der Formel 6C10H80 + Ca zu- sammengesetzt. Sie enthält also 1 Atom Wasser. Zuckersaures Eisenoxydul ist leicht löslich und nicht krystallisirbar; eben so das zuckersaure Eisenoxyd. Zuckersaures Zinkoxyd. — Wird neutrales zuckersau- res Kali mit schwefelsaurem Zinkoxyd kochend gefüllt, das sehr schwerlösliche Salz mit vielem Wasser gekocht, die filtrirte Flüs- sigkeit wieder erkaltet, so kann man durch mehrfache Wieder- holung dieser Operation liniengrolse Krystalle erhalten, die bei der Untersuchung die Zusammensetzung 6C10H80 + Zn zeig- ten, also 1 Atom Wasser enthalten. — Stellt man aber das Salz auf die Weise dar, dafs man metallisches Zink in Zuckersäure auflöst, so erhält man ein weilses körniges, in Wasser fast un- lösliches, in Zuckersäure aber auflösliches Salz von merkwürdi- ger Zusammensetzung. Es fand sich nämlich bei mehreren Ana- Iysen übereinstimmend zusammengesetzt aus 12C18H 150 + 2Zn, oder aus 6C8H 70 + Zn -+ ;H, also analog der Zusam- mensetzung des neutralen weinsteinsauren Kalis nach den Unter- suchungen von Dumas und vom Grafen Schafgotsch. Zuckersaures Cadmiumoxyd. — Es ist fast unlöslich im kalten, und schwerlöslich im heilsen Wasser. Nach der Un- tersuchung besteht es aus 6G8H 70 + Cd, ist also wasserfrei. _ Zuckersaures Bleioxyd. — Die Untersuchungen mit diesem Salze haben zu interessanten Thatsachen geführt. Die Chemiker, welche sich mit der Zusammensetzung der Zucker- säure beschäftigten, haben es vorzugsweise untersucht, und sind durch die Untersuchung zu den widersprechendsten Resultaten gekommen. 9 Wird Zuckersäure mit Bleioxyd gekocht, so entspricht die an dieses Oxyd gebundene Säure genau der Formel 6C8H 70, aber es gelingt schwer und doch nur unvollkommen, ein neutrales Salz zu erhalten. Die Analysen gaben darin einen kleinen Ueberschuls von Bleioxyd an; übrigens zeigten sie, dals das zuckersaure Bleioxyd ein wasserfreies Salz sei. Wird das Salz indessen dargestellt, indem man eine Auflö- sung von saurem zuckersauren Kali mit essigsaurem, und beson- ders mit basisch essigsaurem Bleioxyd kocht, so enthält es, selbst wenn man es mit luftfreiem Wasser auswäscht und unter der Luftpumpe trocknet, Spuren von Kohlensäure, die aber bedeu- - tender sind, wenn man diese Vorsicht unterlälst. Aber aulserdem gaben die Analysen sehr wenig unter sich übereinstimmende Resultate. Dies brachte Hrn. Heintz auf die Vermuthung, dafs das Salz Essigsäure enthalten könne. In der That, als er das Salz durch Schwefelwasserstoff zersetzte, und die vom Schwefelblei gesonderte Säure lose bedeckt an der Luft stehen liels, bis der Geruch nach Schwefelwasserstoff verschwunden war, trat an die Stelle desselben der Geruch nach Essigsäure. Durch Destillation konnte Essigsäure geschieden werden, welche die charakteristische Färbung mit Eisenoxydauflösung nach Sättigung mit einer Base sehr deutlich zeigte. Auch mit salpetersaurer Quecksilberoxydul- auflösung wurde damit schwerlösliches essigsaures Quecksilber- oxydul erzeugt. Der Rückstand von der Destillation gab, als er mit kohlensaurem Kali gesättigt und mit Essigsäure versetzt - wurde, sehr deutliche Krystalle von saurem zuckersauren Kali. N Die Zuckersäure war also nicht, wie Hefs vermuthete, durch _ Essigsäure in ihrer Zusammensetzung verändert worden. Aber die _ meisten widersprechenden Resultate lassen sich erklären, wenn _ man annimmt, dals in dem zuckersauren Bleioxyd variirende Men- _ gen von essigsaurem und kohlensaurem Bleioxyd enthalten waren. Hr. Heintz hat seine Versuche nicht hinlänglich wieder- holt, um mit Sicherheit zu bestimmen, ob ein Doppelsalz von zuckersaurem und essigsaurem Bleioxyd nach einfachen bestimm- Verhältnissen existire. Er stellte aber, indem er Auflösungen n salpetersaurem Bleioxyd mit zuckersaurem Kali kochte, ein krystallinisches Salz dar, welches nach mehreren übereinstimmen- 10 den Analysen die Zusammensetzung (6C8H70 + Pb) + N Pb hatte. Dasselbe ist fast unlöslich im Wasser; und kann daher leicht ausgewaschen werden. Es explodirt vor dem Glühen mit einer schwachen Feuerscheinung und wird schwarz von ausge- schiedener Kohle. Die Salpetersäure ist im Salze leicht durch die bekannte Methode vermittelst Schwefelsäure und Eisenvitriol aufzufinden. Zuckersaures Wismuthoxyd. — Man erhält es, wenn man eine Auflösung von salpetersaurem Wismuthoxyd in vielem Wasser mit neutralem zuckersauren Kali fällt; das Salz ist un- löslich im kalten und selbst im kochenden Wasser, und läfst sich defshalb vollkommen auswaschen. In Säuren ist es löslich, doch schwer. Bei den mannigfaltigen Untersuchungen, die Hr. Heintz mit diesem Salze anstellte, konnte er es bei verschiedenen Darstel- lungen nicht von derselben Zusammensetzung erhalten. Die ein- fachste Zusammensetzung hatte das Salz, in welchem er die ge- ringste Menge von Kohlenstoff fand; es entsprach der Formel 6C8H70 + Bi, war also ein basisches Salz. Zuckersaures Kupferoxyd. — Es konnte weder als einfaches Salz, noch als Doppelsalz mit Kali krystallinisch erhal- ten werden. Zuckersaures Silberoxyd. — Die Existenz dieses Salzes wird von den meisten Chemikern, welche sich mit der Unter- suchung der Zuckersäure beschäftigten, geläugnet. Man erhält es aber, wenn man einen Ueberschuls von neutralem zuckersau- ren Kali mit einer concentrirten Auflösung von salpetersaurem Silberoxyde vermischt. Auf diese Weise erhält man einen wei- fsen Niederschlag, der auch beim Kochen weils bleibt und da- durch krystallinisch wird. Es besteht dann aus 6C8H 70 + Äg, ist also, wie sich vermuthen liels, wasserfrei. Es gelang Hrn. Heintz auf keine Weise, ein zucker- saures Aethyloxyd darzustellen, welche Verbindung für die Kenntnils der Zusammensetzung der wasserfreien Zuckersäure von Wichtigkeit gewesen wäre. Aus diesen Untersuchungen ergiebt sich, dals in den meisten zuckersauren Salzen das Verhältnils des Kohlenstoffs zum Wasser- stoff von 6 At. zu 8 Atomen ist. Bei keinem, selbst nicht beim | R 1 | - Silberoxydsalze ist der Wasserstoffgehalt geringer, wohl aber ist derselbe bei manchen Salzen grülser, wie bei den Salzen der Magnesia, der Kalkerde und des Zinkoxyds. Da andrerseits die Zuckersäure mit dem Kali und dem Am- moniak, wie die Weinsteinsäure, saure Salze bildet, so können die Fragen aufgeworfen werden, ob ihr Atom nicht verdoppelt werden, und man sie nicht für eine zweibasische Säure erklären - mülste, oder ob man jene Salze nicht für Verbindungen von neutralem Salze mit Zuckersäurehydrat betrachten müsse. Für letztere Ansicht sprechen die Zusammensetzung des Doppelsalzes von zuckersaurem und salpetersaurem Bleioxyd, und die vergeb- lichen Versuche, die Hr. Heintz anstellte, um Salze der Zucker- säure mit zwei starken Basen darzustellen. Hr. Heintz entscheidet sich also für die Zusammensetzung 6C8H7O für die wasserfreie Zuckersäure. — Was aber die Zu- sammensetzung der Salze der Magnesia, der Kalkerde und des Zinkoxyds betrifft, so mufs der Wassergehalt in ihnen als Kry- stallwasser angesehen werden. Freilich kann derselbe nicht bei 100° aus ihnen ausgetrieben werden, aber genaue Versuche mit der zuckersauren Magnesia überzeugten Hrn. Heintz, dafs es $ bei derselben bei einer Temperatur von 150° bis 160° geschehen könne. Das Salz enthält dann einen Magnesiagehalt, der einem j wasserfreien Salze entspricht, und wird dasselbe mit etwas Was- ser behandelt, so entwickelt sich eine bedeutende Wärme, indem das Salz sich wieder mit Wasser verbindet. Durch Kali konnte freilich die Magnesia nicht abgeschieden, und auf keine Weise durch Zusatz von Essigsäure saures zuckersaures Kali dargestellt werden. Aber Hr. Heintz hatte schon früher die Erfahrung _ gemacht, dafs kleine Mengen von Kalkerde und andern Basen die Entstehung des schwerlöslichen sauren Kalisalzes verhindern. Bin- F det man aber die Säure des erhitzten Magnesiasalzes an Bleioxyd, ” kann aus dem erhaltenen zuckersauren Bleioxyd durch Schwe- felwasserstoff eine Säure abgeschieden werden, welche alle Eigen- ‚schaften der Zuckersäure hat, so dafs man mit Bestimmtheit an- nehmen kann, dafs in dem stark erhitzten wasserfreien Magnesia- salze die Zusammensetzung der Zuckersäure nicht verändert worden ist. 12 Hr. G. Rose las über einige eigenthümliche Er- scheinungen bei dem Glimmerschieferlager von Flinsberg im Riesengebirge. Diefs Glimmerschieferlager liegt in dem Gneils auf der Nord- Westseite des Riesengebirges und zieht sich von Raspenau an der Wittich in einer grolsen Bogenlinie über Liebwerda, Schwarz- bach, Flinsberg, Giehren, Querbach, Kunzendorf, Blumendorf, Hindorf, Alt-Kemnitz bis nach Voigtsdorf. In seinem mittleren Theile bei Flinsberg hat es auf der Oberfläche eine Breite, die grölser als eine Viertelmeile ist, und ein fast genau ost-westli- ches Streichen; es schneidet also unter schiefen Winkeln die bei- den hohen Gneilszüge des Isergebirges, die in nordwestlicher Richtung zu beiden Seiten des obern Queisthales sich hinziehen, und deren nordwestliche Enden aus dem Glimmerschiefer dieses Lagers selbst bestehen. In diesem Theile des Lagers hat der Glimmerschiefer daher noch einen ganz gebirgigen Charakter; weiter ostwärts tritt er aus dem höheren Gebirge heraus; er nimmt dabei an Mächtigkeit ab und wendet sich erst wenig, und dann hinter Kemnitz stärker nach SO., und trifft so, verringert an Mächtigkeit den Gneifswall, der hier die Granitebene. von Warmbrunn umgiebt. WVestwärts von Flinsberg bebält er noch bis zum Sauerwasser bei Lusdorf seine Richtung und seinen ge- birgigen Charakter bei; hier an dem plötzlichen Abfall des hohen Iserkammes wird er ebener und wendet sich in südwestlicher Richtung dem Granit zu, an dem er bei Raspenau abschneidet, Dieser Verlauf des Glimmerschieferlagers ist daher sehr eigen- thümlich und zeigt nicht den geringsten Zusammenhang mit dem Lauf der Gebirgskämme selbst, an derem Ende und Fuls es sich findet. Bei dieser Lage des Glimmerschieferlagers wird es daher auch von all den Tbälern, die sich nach N., NO. und NW. von den Kämmen herabzieben, durchschnitten, und man hat daher in die- sen Querthälern vielfältig Gelegenheit, das Glimmerschieferlager zu sehen, und seine Lage zu dem umgebenden Gneise zu unter- ' suchen. Am bedeutendsten ist dieser Einschnitt im Queisthal selbst, da dieses Thal, so wie es in Ober-Flinsberg in die Nähe des Glimmerschiefers gelangt, seine Richtung verändert, und sich nach N. wendend, den ganzen nördlichen Gebirgskamm quer 13 durchbricht. Zwei hohe Berge fassen hier das Queisthal ein, links der Hasenberg und rechts der noch höhere Haumrich. Die Gehänge derselben nach dem Queis haben ein sehr verschiede- nes Ansehen. Ersterer fällt gegen den Flufs sehr steil ab, und auf seiner Höhe zieht sich eine Reihe von Felsen parallel dem Flufse entlang; letzterer erhebt sich dagegen von diesem aus nur - ganz allmählig, und Häuser, Felder, Wiesen, von denen die er- steren auf der linken Seite des Flufses kaum Platz hatten, ziehen sich auf der rechten an dem Berge weit hinauf, und nur die Höhe ist mit Fichten bewachsen. Südlich fallen beide steil ab; der Hasenberg einem kleinen Thale zu, das in der Fortsetzung des Queisthales 'vor seiner nördlichen Biegung liegt, und worin ein kleiner Bach, der Dorfbach genannt, dem Queis zuflielst; der - hohe Haumrich in das obere Queisthal, das hier seine nördliche Biegung beginnt. Nackte hervortretende Felsen unterbrechen hier öfter den Abhang; der bedeutendste unter diesen befindet sich auf der Höhe selbst, und wird der Geierstein genannt. Nord- wärts verflächen sich beide Berge ziemlich allmählig, und fallen ungefähr zu gleicher Zeit in die Ebene ab. Auf der linken Seite des Queis sieht man in dem Bette des Dorfbaches, an dessen Mündung die Kirche von Flinsberg liegt, noch Gneils anstehen; mit dem Hasenberge fängt aber sogleich der Glimmerschiefer an, und setzt nun so bis zu seinem nörd- lichen Abfall fort, stets mit nördlichem Einfallen der Schichten - (St. 1,4 — 2) unter einem Winkel von ungefähr 40°. Auch im Bette des Queis sieht man noch häufig mit gleichem Einfallen den Glimmerschiefer anstehen, den letzten bei der Brücke auf der Stralse, die von Ullersdorf über den Queis nach Giehren ; führt. Nur wenige Schritte davon erscheint mit gleichem Ein- fallen der Gneils wieder, so dafs die gleichförmige Lagerung bei- der Gebirgsarten ganz deutlich ist. ; Da die Schichten des Hasenberges fast rechtwinklig auf den _ Queis zustreichen, und auch noch in dem Bette des Flusses zu sehen sind, so sollte man erwarten, dafs sie auch in dem gegen- erliegenden Haumrich wieder zu finden ‚seien. Diefs ist jedoch einesweges der Fall. Der Berg besteht fast nur aus Gneiks, icht allein die Felsen des Geiersteins, der auch noch etwas süd- lich von den liegenden Schichten des Hasenberges liegt, sondern 14 auch beinahe noch der ganze nördliche Abhang. Erst ganz an seinem Ende, nach Krobsdorf zu, erscheint der Glimmerschiefer, und nun wieder mit demselben Streichen, wie am Hasenberge, nur mit etwas steilerer Schichtenstellung. Am Fufse des Haum- richs ist der Boden eben, Ackerland, Sumpf und Wiese bedecken alles anstehende Gestein und lassen hier die nördlichen Gränzen des Lagers nicht wahrnehmen; giebt man aber demselben auf der rechten Seite eine gleiche Ausdehnung wie auf der linken, so mülste es hier bis zum Ende von Krobsdorf reichen. Die beiden Seiten des Queisthales entsprechen sich also auch in ihrer geognostischen Beschaffenheit durchaus nicht. Die süd- liche Gränze des Glimmerschiefers ist auf der rechten Seite erst viel weiter nördlich anzutreffen, als auf der linken Seite, obgleich die Schichten doch auf beiden Seiten in gerader Richtung auf den Flufls zustreichen. Die Schichten sind also durch das Queis- thal förmlich zerrissen, und die östliche Seite ist mit dem Gneils des Geiersteins, ohne das Streichen zu verändern, weiter nord- wärts geschoben, als die linke. Achnliche Erscheinungen wie im Queisthal sieht man nun fast in allen den Querthälern, die das Glimmerschieferlager durch- setzen; selten correspondiren sich auch hier die Gehänge, nur ist der Unterschied nicht immer so grols, wie im Queisthal. In dem mittleren Theile des Lagers ist noch meistentheils das Strei- chen zu beiden Seiten des Thales gleich und geht ziemlich genau von O. nach W., auf dem West- und Ostende ist es aber ver- ändert und liegt südwest- und südostwärts. Besonders sieht man eine solche Biegung an der Ostseite bei dem Durchbruch eines kleinen Wassers, das östlich von Alt-Kemnitz nach Reibnitz flielst. Jenseits dieses Wassers nimmt das Glimmerschieferlager eine süd- östliche Richtung an, und geht in dieser bis zu dem Granite bei Voigtsdorf fort, nachdem es kurz vor seinem Ende am Molken- berg noch einmal eine bedeutende Verrückung erlitten hat. Aus dem Angegebenen ergiebt sich aber, dafs das Glimmer- schieferlager durch die Thäler nicht allein in seinem Zusammen- hange unterbrochen ist, sondern auch, dals die getrennten Stücke verworfen sind, wie die Schichten eines geschichteten Gebirges, die durch einen Gang durchsetzt werden. Es ist wohl jetzt eine allgemeine Meinung, dafs die Thäler im höheren Gebirge nichts 15 anderes als Spalten sind, und Verwerfungen in der Lage der ge- trennten Stücke sind demnach nichts Auffallendes; aber es ist den: Verfasser nicht hekannt, dals man die Verwerfungen bei den _ Thälern schon so nachgewiesen hat; und selten hat man auch wohl so gute Gelegenheit dazu, wie hier durch das Glimmer- schieferlager, das sich auf so grolse Erstreckung so gleich bleibt. Wenn aber die beschriebenen Erscheinungen Verwerfungen sind, woran des Verfassers Meinung nach kein Unbefangener zweifeln kann, so sind sie wohl wiederum der schlagendste Beweis, dals die Thäler selbst im höheren Gebirge durch Spalten entstanden sind. Offenbar kann man diese Zerreilsung des Gebirges keinem ‘andern Umstande als dem Hervordringen des Granites des Rie- sengebirges zuschreiben, und die Zerreilsungen werden sich ge- wils auch auf den Gneils erstrecken, sie sind hier nur nicht so nachzuweisen, weil der Gneils in seinen verschiedenen Lagen nicht so verschiedener Beschaffenheit ist, dals man diese an den verschiedenen Stellen wieder erkennen könnte. Es ist aber noch ein Umstand bei diesem Glimmerschiefer bemerkenswerth, und dieser betrifft seine mineralogische Beschaf- fenheit. In der Regel ist der Glimmer dieses Glimmerschiefers graulichgrün und glänzend, und findet sich in grofsblättrigen In- dividuen, die in einander verfilzt sind, und dadurch nicht unter- scheidbar werden. Er wechselt in dünnen Lagen mit Quarz, und der Glimmerschiefer ist daher sehr dünnschiefrig. Brauner Glimmer kommt in dem Gemenge auch vor, findet sich aber nur in kleinen Schüppchen, die, merkwürdig genug, meistentheils eine gegen die Schichtung rechtwinklige Lage haben. Diese Beschaf- fenheit des Glimmerschiefers ist ganz verschieden von der, die: der Glimmerschiefer eines kleineren Lagers besitzt, das in dem hohen Iserkamme vorkommt, und unmittelbar an der Gränze des _Granits den schwarzen Berg, Hochstein und den Preifselbeerberg ‚bildet. Hier ist der Glimmer kleinschuppig und braun, der (Juarz ‚gelblichweils, und beide Gemengtheile wechseln in dünnen, oft (sehr gekrümmten und geknickten Lagen und Streifen, und flie- Isen auch oft zu einer dichten grauen oder braunen Masse zu- ‚sammen. Aber merkwürdiger Weise ändert sich die Beschaffen- ‚heit des ersteren Glimmerschiefers vollkommen in die des letzteren um, je näher er der Granitgränze liegt. Man sieht diese Um- 16 änderung sowohl an der Ostseite bei Voigtsdorf, als besonders auf der Westseite bei Liebwerda, wo das Glimmerschieferlager nicht allein mächtiger ist, sondern auch in schiefer Richtung von dem Gra- nite geschnitten wird, die Berührungsfläche also viel gröfser ist. Bei Voigtsdorf ist das Lager schmaler, und wird von dem Gra- nite rechtwinklig geschnitten; der Raum, den der veränderte Glimmerschiefer einnimmt, ist also hier viel kleiner. Offenbar ist die verschiedene Beschaffenheit, die der Glim- merschiefer in der Nähe des Granits hat, durch eine bestimmte | Einwirkung bei dem Hervordringen dieses hervorgebracht, aber wahrscheinlich ist diese Umänderung geschehen, nachdem der Glimmerschiefer seine krystallinische Beschaffenheit im Allgemei- nen schon erhalten hatte; denn diese ist wohl durch andere Pro- zesse, wenn sie auch mit dem Hervordringen des Granits in Zu- sammenhang stehen mögen, hervorgebracht. Es sind also 3 Erscheinungen, die das Glimmerschieferlager von Flinsberg sehr bemerkenswerth machen: seine eigenthüm- liche Lage gegen die Gebirgskämme, die Verwerfungen, welche es durch die durchsetzenden Thäler und die Veränderung, welche die mineralogische Beschaffenheit seines Gesteins an den Gränzen mit dem Granit erlitten hat. Hr. Poggendorff zeigte eine nach seiner Anleitung vom | Hrn. Mechanikus Oertling meisterhaft ausgeführte und in mehreren Stücken wesentlich vervollkommnete Sinus-Bus- sole vor. 41. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Crelle trug den Inhalt einer Abhandlung vor, betitelt: „Zur Theorie der Elimination der unbekannten Grö- [sen zwischen gegebenen algebraischen Gleichungen von beliebigen Graden.” Der erste Abschnitt dieser Abhandlung beschäftigt sich mit der Elimination von » unbekannten Gröfsen zwischen m +1 ge- gebenen Gleichungen vom ersten Grade. Bei der Entwickelung des Resultats dieser Elimination, nemlich der durch die Weg- schaffung der unbekannten Grölsen sich ergebenden Bedin- 17 gungsgleichung zwischen den Coeffhicienten der Gleichungen finden sich zugleich die Ausdrücke der unbekannten m Grölsen selbst, für den Fall, wo statt » +1 nur m Gleichungen zwischen den m Grölsen gegeben sind. Es giebt bei dieser Untersuchung zweierlei Verfahren. Erstlich nämlich kann man, unabhängig von den gege- benen Gleichungen, erst beweisen, dals die nach der Laplace- schen Regel aufzustellende Produetensumme die Eigenschaft hat, identisch Null zu sein, wenn man die zu einer der unbekann- ten Grölsen gehörenden Coefficienten den zu irgend einer an- dern dieser Grölsen gehörenden Coefhcienten gleich setzt. Ist dies geschehen, so ergiebt sich durch eine leichte Betrachtung, dals jene Produetensumme, wenn man sie nun, ohne die ge- nannten Coefficienten einander gleich zu setzen, gleich Null setzt, - das Resultat der Elimination ist. Auf diese Weise ist z.B. Ger- gonne verfahren. Zweitens kann man aber auch unmittelbar durch die Elimi- - nation selbst das allgemeine Resultat und die vorbingenannte - Eigenschaft desselben finden. | Das erste Verfahren ist in. Beziehung auf die gegebenen - Gleichungen indirect, das zweite direct. Da das zweite Verfahren, so viel dem Verfasser bekannt, noch nicht ausgeführt worden ist, auch bei demselben sich noch E- andere, von der Laplaceschen wesentlich verschiedene Regel { zur Aufstellung des Resultats ergiebt, desgleichen noch Anderes, und alles dieses blofs mehr durch eigenthümliche Schlüsse, ohne viele Rechnungen, so hat er dasselbe hier vorgetragen. Der zweite Abschnitt der Abhandlung hat die Elimination iner unbestimmten Grölse, z.B. x, zwischen zwei Gleichungen von beliebigen Graden, wie z. B. eo tea Heat eza” ne. 1X #e,=0 und EIE A ul 2 Phhn =2 FE dla Or DE el FOREN +, a+,=0, um Gegenstande. Die gewöhnlichen Methoden der Elimination geben entwe- ler das Gesetz der Zusammenfügung des Endresultats nicht ganz | utlich zu erkennen, oder sie bringen überflüssige Factoren in dasselbe, deren Wegschaffung,: so wie auch die Eliminationsrech- ni ng: überhaupt, beschwerlich ist. 1x 18 Es wird nun gezeigt, dals, wenn man die erste der beiden gegebenen Gleichungen mit ae taz trat... +2, _ 15, die andere mit 2" 2 a zZ Par Zn 3 multiplicirt, in welchen beiden Multiplicatoren zusammen m+n—3 unbestimmte Coefhicienten z vorkommen, und man nimmt dann aus den von einander abgezogenen Producten die den verschiede- nen Potenzen von x entsprechenden m + n — 2 Gleichungen vom ersten Grade, um zwischen denselben mit Hülfe der im ersten Abschnitt aufgestellten Sätze die sämmtlichen z wegzu- schaffen: dafs dann das Endresultat, welches nichts anderes ist als das Resultat der Wegschaffung von x zwischen den beiden gegebenen Gleichungen, keine überflüssige Factoren enthält, so dals also das Verfahren leistet was zu wünschen ist. Auch ist die Rechnung leichter und regelmäfsiger, als die gewöhnliche, weil es nur auf die Aufstellung der das Resultat der Elimination der unbekannten Gröfsen zwischen Gleichungen vom ersten Grade ausdrückenden Productensumme, die man Gegenproducten- summe nennen kann, ankommt. Das Endresultat der Elimination von x zwischen den beiden gegebenen Gleichungen von beliebigen Graden giebt auch noch zugleich die Ausdrücke der sämmtlichen symmetrischen Func- tionen der Wurzeln der einen wie der andern gegebenen Glei- | chung durch ihre Coefhicienten (deren Berechnung auf die ge- wöhnliche Weise bekanntlich weitläuftig und beschwerlich ist) bis zu mn Dimensionen unmittelbar. Auch lassen sich die Aus- drücke bestimmter symmetrischer Functionen einzeln finden. Desgleichen läfst sich, in dem Fall, wenn die Coefhicienten e und e der gegebenen Gleichungen Polynome einer andern unbekannten Gröfse, z. B. y, von beliebigen Graden sind, der Grad, bis auf welchen y in der aus der Wegschaffung von = entstehenden Endgleichung steigt, bei diesem Verfahren leicht finden. Am Schlufs theilt die Abhandlung das Resultat der Elimination. # von x zwischen zwei Gleichungen vom vierten Grade mit, welches der Verfasser früher bei einer andern Gelegenheit zu‘ # IE u 19 berechnen veranlalst war, und dessen Berechnung er jetzt nach dem gegenwärtigen Verfahren wiederholt hat. ' Die Beweise der Sätze gestatten keinen Auszug. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Bulletin de la Societ€E imperiale des Naturalistes de Moscou. Annde 1843. No. 2. 3. Moscou 1843. 8. Nouveaux Memoires de la SocietE imperiale des Naturalistes de Moscou, Tom. 7. (cont. E. Eichwald, Fauna Caspio-Cau- casia.) Moscou 1842. 4. mit einem Begleitungsschreiben des ersten Sekretars dieser Ge- sellschaft d. d. Moskau d. 28. Sept. 1843. The Journal of the royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland. No. 14. London 1843. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Scances de !’Academie des Sciences 1843. 2. Semestre. Tom. 17. No.13—24. 25. Sept. — 11. Dec. Paris. 4. „EIILIER Tables. 4. Semestre 1843. Tom. 16. ib. 4. Het Instituut, of Verslagen en Mededeelingen, uitgegeven door de vier Klassen van het Koninkl. Nederlandsche Instituut der Wetenschappen, Letterkunde en schoone Kunsten, over den Jare 1843. No. 1—4. Amsterd. 1843. 8. Annales des Mines. 4. Serie. Tom. 3. Livr. 2. 3. Paris 1843. 8. "J. van der Hoeven en W. H. de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel 10, Stuk 4. te Leiden 1843. 8. Bor d’Hombres-Firmas, Suite des Memoires et Observations de Physique et d’Histoire naturelle. 2 Wefte. 8. Eugenio Sismonda, Monographia degli Pitt Fossili del Pie- monte con Appendice. Torino 1841. 4. Memoria geo-zoologica sugli Echinidi fos- j sili del Contado di Nizza. ib. 1843. 4. - P’lnstitut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 11. Annde. P No. 514—522. 2. Nov. — 28. Dec. 1843. Paris. 4. 2. Section. Scienc. philos., archeol. et hist. 8. Annee. No. 94. 95. Oct. Nov. 1843. ib. 4. "A. L. Crelle, Journal für die reine und angewandte Mathe- a matik. Bd. 26, Heft 4. Berlin 1843. 4. 3 Expl. Kunstblait 1843. No. 97-102, und Titel nebst Register zum Jahrg. 1842. Stuttg. u. Tüb. 4. 20 16. Januar. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. W. Grimm hielt einen Vortrag über die Handschrift des altdeutschen Gedichts von Athis und Prophilias, und seine Behandlung des Textes. 18. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. W. Grimm las eine Abhandlung von dem Inhalte, | der Entstehung und Abfassung des Gedichtes von Athis und Prophilias. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Franc. Zantedeschi, dell’ influenza dei raggi solari rifratti dai vetri colorati sulla vegetazione delle piante e germinazione de’ semi. Ve- nezia 1843. 4. le Leggi del Magnetismo nel filo con- giuntivo percorso dalla corrente Vol. tiana. ib. eod. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Venedig d. 15. Nov. 1843. M.L. Bouton douzieme et treiziöme Rapports sur les travaux de la Societe d’histoire naturelle de l’lle Maurice, les dans les Scances anniversaires du 24 Aout et en 24 Sept, 1842. Maurice 1843. 4. Göttingische gelehrte Anzeigen 1844. Stück 2. 3. 5—8. 8. Kunstblatt 1843. No.103. 104. Stuttg. u. Tüb. 4. Memoirs and proceedings of the chemical Society. Part. 6. 8. J. C. Freiesleben, die Sächsischen Erzgänge in einer vorläu- ‚figen Aufstellung ihrer Formationen. Des Magazins für die” Oryktographie von Sachsen A. Extraheft. Freiberg 1843. 8. - Memoires de la Societe d’histoire naturelle de Strasbourg. Tom. II, Livr. 1.2. Tom. III, Livr. 1. Paris et Strasb. 1835. 40. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars dieser Gesellschaft, d. d. Strasburg d. 18. Nov. 1843. 21 25. Januar. Oeffentliche Sitzung zur Feier des Jahrestages Friedrieh's I. Diese Sitzung ward verherrlicht durch die ‚Gegenwart Sr. Majestät des Königs, Sr. k. Hoh. des Prinzen von Preulsen, so wie Sr. 'k. Hoh. des Prinzen Albrecht, Brüder Sr. Majestät und mehrerer der höchsten Staatsbeamten. Der vorsitzende Sekretar Hr. Ehrenberg eröffnete dieselbe mit einer Rede, worin er zunächst hervorhob, dals der heutige Tag zugleich der hundert- jährige Stiftungstag der Akademie und an ihm die, hundertjährige Wiederkehr der ersten öffentlichen Sitzung vom 23. Januar 1744 sei. Nach kurzer. Charakterisirung einiger ‚der damaligen auf König Friedrichs IL. Tbatkräftigkeit einwirkenden Zeitverhältnisse und Vergleichung der anders, biegsamer gewordenen jetzigen, ging der Vortrag auf den wissenschaftlichen Inhalt der damali- gen öffentlichen Sitzung «über, dessen durch pbysikalische Expe- rimente vergnügende Seite man damals in den Zeitungen mehr als die wissenschaftliche hervorgehoben hatte, und mächte auf diesen Unterschied des heutigen Volksbedürfnisses und der heu- tigen Gefühle aufmerksam. Es wurde nachgewiesen, dals die Akademie in ihrer ersten Sitzung nicht blofs durch ihre physika- lische Klasse vergnügende Experimente machen liels, sondern dafs sie dieselbe mit Veranschaulichung einer wichtigen Entdeckung eröffnete, indem der Dr. Ludolff durch Entzündung von Schwe- fel-Aether zeigte, dafs’ der künstliche elektrische Funke eben so zünde, wie der Blitz, mithin nicht etwas verschiedenes, kein kal- ter Lichtfunke sei. Ferner machte Dr. Lieberkühn eine ‚neue, damals wichtige, verstärkende Methode der Elektricitäts-Erregung anschaulich. Für diese heut wohl sehr allgemein vermilsten De- _ tails hielt man vor hundert Jahren die Zeitungsleser nicht em- j % y pfänglich und die Würde einer Akademie durch deren Verschwei- gung nicht für verletzt. Hierauf wurde das sichere Vorgefühl auch Friedrichs II. in seiner Histoire de mon temps, als werden gewils die elektrischen Experimente einst der Gesellschaft wahr- - haft Nutzen briugend sein, als glänzend bestätigt angezeigt, in- dem Volta’s, Oerstedt’s und des Berliner Akademikers Seebeck’s - Entdeckungen die Vorläufer der Ermuthigung zum Bau von gal- vanischen Locomotiven, zur Galvanoplastik und der bereits in 22 alle Werkstätten der verschönenden Kunst übergegangenen gal- vanischen Vergoldung u.s.w. geworden sind. Demnächst wurde der ernsten Theilnahme gedacht, welche König Friedrich I. den De- tailbeobachtungen der kleinsten organischen Verhältnisse schenkte, welche damals nach Leeuwenhoek, Lieberkühn in Berlin zu neuem und grofsen Ansehn gebracht hatte. Friedrich II. erklärte durch solche Untersuchungen damals schon für erwiesen, dals man also zwischen zwei Unendlichen in der Mitte sei und der Urheber aller Dinge 'das Geheimnils der Natur für sich allein‘ bewahre. Es wurde dann das Schwanken der neuern Natürforschung 'zwi- schen Erreichbarkeit der Grenzen und Unerreichbarkeit sammt den vorhandenen sich fort und fort entwickelnden, unbegrenzten aber fernen Hoffnungen berührt und bemerkt, dals nach hundert Jahren‘ König Friedrichs» Ausspruch mit viel reicheren Beobach- tungen wieder festen Grund gewonnen habe. Hieran schlofs der Vortragende eine kurze Uebersicht der neuesten Kenntnisse in dem 'Einflusse des unsichtbar‘ kleinen aber selbstständigen Lebens auf die Felsbildung und das Culturland der Erdoberfläche sammt deren Beobachtungsmethoden und legte handschriftlich 6 General- und 8 Special-Charten vor, auf denen. bereits 386 Beobachtungs- punkte nach den geographischen Lagen und nach den verschiede- nen geologischen Perioden verschieden bezeichnet, graphisch an- schaulich und vergleichbar gemacht waren. Hierauf wurde eine von Hrn. Alexander v. Humboldt 'verfalste und übergebene, mit sehr umsichtig durch Hrn. Landrath v. Byla eingesammelten Zeugnissen begleitete Note ‘von Hrn. Ehrenberg vorgetragen, welche den merkwürdigen neuen Meteorsteinfall von Klein-W en- den bei Sondershausen erläuterte. Demnächst wurden die Personal-Veränderungen der Akade- mie im vorigen Jahre angezeigt, worauf die Ergebnisse ‚der im Mai 1840 von der Akademie aufgestellten 2 Preisfragen 'zur $ä- cularfeier der‘ Thronbesteigung König Friedrichs IL. mitgetbeilt wurden. Der Vorsitzende trug das Urtheil der philosophisch- bistorischen Klasse über eine bei ihr eingegangene Bewerbungs- schrift vor, und Hr. Encke den Beschlufs der physikalisch - ma- thematischen Klasse, zufolge welchem eine aufserordentliche Ver- leihung des Preises an Hrn. Director Hansen in Gotha statt fand. Ein ausführlicher Vortrag Hrn. Neander’s über die welt- 23 historische Bedeutung der Schrift Plotin’s gegen die Gnostiker beschlofs die Feier. Beurtheilung der bei der philosophisch-histori- schen Klasse eingegangenen Bewerbungsschrift für den im Mai 1840 ausgesetzten Preis. Als das Jahr 1840 die denkwürdigen Jahre 1640 und 1740 ins Gedächtnils zurückrief, stellte die Akademie folgende Preis- frage: „Eine aus beglaubigten Quellen geschöpfte Darstellung der Regierung Friedrichs II. mit vergleichender Beziehung auf den . grolsen Churfürsten; so dals entwickelt werde: 1) das System, der Inhalt und die Richtung ihrer innern Verwaltung und ihrer äufsern Politik; 2) welchen Einfluls 'hierauf die Zeitverhältnisse und der Zeitgeist, so wie die Verschiedenheit der Charaktere und der Bildung der beiden Herrscher ausübten; 3) welcher Werth und welche Folgen ihren Grundsätzen und Thaten, sowohl für ihre Zeit, als in weltgeschichtlicher Hinsicht beizumessen seien.” Die Akademie verhehlte sich bei Stellung dieser Aufgabe keineswegs, wie umfassend, wie sehr schwierig ihre Beantwor- tung sei. Doch glaubte sie, bei einer so aulserordentlichen Ver- anlalsung, in der Hoffnung etwas Aufserordentliches fordern zu dürfen, dals vielleicht ein begabter Mann ohnehin Zeit und Kraft seines Lebens in dieser Richtung verwandt habe und jene Auf- gahe.ihm zum Sporn werde, seine Arbeit zu beenden und der Akademie zu überreichen. Es ist nur eine Abhandlung mit dem Wahlspruche: Suum _ euique, eingesandt worden. Nach einer kurzen allgemeinen Einleitung geht dieselbe auf . den grolsen Churfürsten über und behandelt in besonderen Ab- schnitten die von ihm gegen das Ausland beobachtete Politik, ‚seine Stellung zu den Ständen (insbesondere den, preulsischen), ‚die Finanzen, Domainen, Landeskultur, Gewerbe und Handel. 5 Aehbnlicher Weise ist die Darstellung der Regierung Frie- drichs II. angeordnet; indessen hat der Verf. noch besondere Unter- suchungen angestellt über die Regie, das Heer- und Gerichtswesen, ie Religion des Königs und seine Verdienste als Mensch, Schrift- ‚steller und Philosoph. » 5 E 24 Der zweite Hauptabschnitt der Abhandlung sucht zu zeigen, wie die Zeitverhältnisse auf den Churfürsten und den König einwirkten und wie beide durch dieselben bestimmt wurden; der dritte Abschnitt endlich sucht darzuthun, ob und wie beide, über ihre Zeit hinaus, eine allgemeine weltgeschichtliche Bedeutdng haben. Der so reiche und anziehende Stoff ist von dem Verfasser so benutzt worden, dafs seine Abhandlung für andere Zwecke und Kreise ihre Verdienste haben mag; die Wünsche und Zwecke, welche die Akademie aufstellen und an denen sie festhalten muls, machen es jedoch unmöglich, die Arbeit als genügend zu be- trachten und zu krönen. Zwar ist die Darstellung im Ganzen leicht und fliefsend, auch strebt der Verfasser nach einer vorur- theilsfreien und unpartheiischen Würdigung der Thatsachen; aber in Folge der mangelhaften Benutzung allgemein zugänglicher Quellen (wie sich, um nur Eins anzuführen, in der unrichtigen Darstellung des Marienburger Vertrages zeigt), wird fast nur das bereits Gekannte und nicht immer in bester Ordnung mitge- theilt. Eben so wenig ist die Auffassung und Beurtheilung so ursprünglich und tiefsinaig, dals hiedurch das geschichtlich Ge- gebene belebt und in neuem Lichte dargestellt würde. Beschlwfs der physikalisch-mathematischen Klasse in Beziehung auf die von ihr im Mai 1840 gestellte Preisaufgabe. Zur Säcularfeier der Thronbesteigung des Königs Friedrich II. hatte die physikalisch-mathematische Klasse im Jahre 1840 fol- gende Preisfrage gegeben: Es wird eine ausführliche Untersuchung der Abel’schen In- tegrale verlangt, und besonders der Functionen von zwei oder mehr Veränderlichen, welche als die umgekehrten Functionen derselben anzusehen: sind. Bei dem Ablaufe des Termins im vorigen Jahre war keine Beantwortung eingegangen; eine Erscheinung, welche bei der eben so grofsen Schwierigkeit als Wichtigkeit der Aufgabe nicht befremden konnte. Die Lösung mathematischer Preisaufgaben setzt immer eine so ausschliefsliche und anhaltende Beschäftigung mit dem Gegenstande voraus, dafs vielleicht in keiner Wissenschaft 25 die Hoffnung, bestimmte Bedingungen in bestimmten Zeitfristen erfüllt zu sehen, so gering ist wie in der Mathematik. Indessen schien es der Klasse auch nicht rathsam, die Aufgabe noch für einen späteren Termin beizubehalten und sie nimmt sie dels- halb zurück. Für einen solchen Fall setzen unsere Statuten fest, dals es der Klasse freisteht, die ausgesetzte Summe vor der Verkündung des Endurtheiles einem Gelehrten zuzuerkennen, welcher sich während der Zeit, da der Preis ausgesetzt gewesen, durch eine wichtige Entdeckung oder genaue umfassende Untersuchung über denselben oder einen verwandten Gegenstand verdient ge- ' macht hat. Diese Bestimmungen waren nach der Ansicht der Klasse bei dem Werke von Hrn. Director Hansen in Gotha: Ermitte- lung der absoluten Störungen in Ellipsen von belie- biger Excentricität und Neigung erfüllt. Der wichtige Inhalt dieses Werkes, welcher eine Lösung der von der Pariser Akademie im Jahre 1804 zuerst gestellten und nachher ununterbrochen bis 1816 offen gehaltenen Preis- frage über die Störungen der Pallas giebt, gründet sich auf die - von Hrn. Director Hansen gewählte Form der Störungs-Ent- wickelungen, von welcher er zuerst eine Anwendung in seiner 41830 von unserer Akademie gekrönten Preisschrift gegeben bat. Die Verfolgung dieses Weges und die Anwendung auf die Mond- störungen in dem bedeutenden Werke: Fundamenta nova in- " vestigationis orbitae verae quam luna perlustrat hat zu der so lange gewünschten Erweiterung auf alle beliebigen Ellipsen ge- führt. Die erste Darstellung der Methode, welche den Haupt- gedanken vollständig erkennen läfst, hat Hr. Director Hansen im Januar 1843 unserer Akademie vorgelegt und sie ist in dem Mo- natsberichte desselben Monats aufgenommen worden. Bei der Wichtigkeit dieses neuen Weges, bei der näheren _ Veranlassung, welche unsere Akademie dadurch hat, dafs die er- sten Schritte dazu durch eine ihrer Preisfragen veranlalst sind, | na die erste Darlegung der neuen Methode unserer Akademie orgelegt ist, bei der Verwandtschaft dieses neuen Fortschrittes einem so wichtigen Theile der höheren Mathematik, wie die ‚Physische Astronomie ist, mit dem Gegenstande der gleichfalls n yrr 26 der reinen Mathematik angehörigen, unbeantwortet gebliebenen Preisaufgabe, und bei der ebenfalls erfüllten Bedingung, dafs die Entdeckung in der Zeit ‘gemacht wurde, ‚während welcher der Preis ausgesetzt war, hat die Klasse beschlossen, dem Hrn. Di- rector Hansen den Preis von 200 Dukaten zuzuerkennen. Note Hrn. Alexander von Humboldt’s über den Meteorsteinfall von Klein-Wenden. Wir hoffen das Interesse dieser Sitzung zu vermehren, wenn wir noch der denkwürdigen Natur-Erscheinung des Falles eines Meteorsteins erwähnen, von der Hr. v. Humboldt vor Kurzem durch die mit so vieler und rühmlicher Umsicht von dem Hrn. Landrath Baron v. Byla eingesammelten Zeugnisse sichere Kunde erhalten hat. Der vorliegende Meteorstein, jetzt noch (da ein kleines Stück davon abgeschlagen ist) an Gewicht 5 Pfd. 235; Lth. schwer, ist am 16. September 1843 um halb fünf Uhr Nach- mittags in einem Kartoffelfelde bei dem Dorfe Klein-Wenden, nordwestlich von Almenbausen, im südlichen Theile des Wipper- thales, zwischen Klein-Wenden und Münchenlohra niedergefallen. Den von dem Hrn. Landrath v. Byla zu Nordhausen mitgetheil- ten umständlichen Zeugnissen ist eine von dem WVegebaumeister Hrn. Monecke aufgenommene Situations-Zeichnung der Um- gegend beigefügt. Der Aörolithenfall ist dieses Mal nicht, wie es sonst gewöhnlich ist, aus einem kleinen schwärzlichen Ge- wölk geschehen, in dem man wie einzelne Entladungen von Ge- schütz vernimmt; der Aörolith von Klein-Wenden fiel bei ganz heiterem Himmel. Weder Gewölk noch Lichterscheinung einer Feuerkugel waren sichtbar. Man hörte einen furchtbaren Ka- | nonenschuls (schwächer wurde dieser bei Erfurt vernommen) und dann ein Getöse und Geprassel, das mit vielen auf einem schnellfahrenden Wagen zusammengerüttelten Steinen verglichen wurde. Man sah den Stein von Südost nach Nordwest fallen ; er machte im dürren Boden eine Vertiefung von nur 4—5 Zoll und war (was immer bemerkt worden ist) so heils, dals man ihn erst nach mehreren Minuten berühren konnte. Es ist nur ein einziger Stein gefunden, ob man gleich anfangs hoffen durfte, es wäre ebenfalls ein Stein in Almenhausen gefallen, wo das Geprassel besonders stark gehört worden war. Der Meteorstein 27 von Klein Wenden hat die merkwürdige vierseitige prismatoi- dische Form, welche Hr. Schreibers an so vielen zu ganz ver- schiedenen Epochen und in sehr entlegenen Ländern gefallenen Meteorsteinen beobachtet hat. Er lag auf dem Boden so, dals die breite Grundfläche nach unten und die verschobene, fast py- ramidale Zuspitzung nach oben gerichtet war. Eine chemische Analyse dieses kleinen aus dem Weltraume herabgefallenen Aste- roiden hat noch nicht gemacht werden können. Hr. G. Rose erkennt eine auffallende Aehnlichkeit mit dem Aörolithen von Erxleben. Der von Klein-Wenden enthält eine graulich weilse, feinkörnige Grundmasse, in der das Nickel-Eisen in meistens sehr feinen, seltener etwas grölseren Körnern eingesprengt ist. Da- RETTET! ee neben liegen einzelne bräunlich graue, bis Erbsen grofse Körner von unebenem Bruche. Hr. G. Rose bemerkt, dals die Grund- masse mit Säuren gelatinirt. Der Aörolith und die Zeugnisse über die Art seines Falles werden wieder in der reichhaltigen Sammlung von Meteorsteinen aufbewahrt werden, welche das Königliche Mineralien-Kabinet besitzt. —aH a De Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Februar 1844. Vorsitzender Sekretar: Hr. v. Raumer. 1. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Schott las den ersten Theil einer Abhandlung über das Wesen des Budd’aismus, mit besonderer Rück- sicht auf seine Gestaltung in Ostasien. Darstellungen des budd’aistischen Systemes, so wie es in den heiligen Büchern dieser merkwürdigen Secte uns vorliegt, sind ' schon öfter und erschöpfend genug gegeben worden; weniger ist dies mit Beziehung auf den eigenthümlichen Charakter geschehen, _ den es in einzelnen Ländern, namentlich in China, angenommen _ hat. Aber selbst bei Schriftstellern, welche die Grundlehren des Systemes sorgfältig und in guter Ordnung uns vorführen, ver- missen wir noch die Aufhellung gewisser dunklen Seiten, die > Ausgleichung gewisser anscheinender Widersprüche. Auch blei- ben diese so lange unlösbar, als man bei den Einzelnheiten und der Draperie des grolsen Ganzen zu sehr verweilt, und nicht an- nimmt, dals die Schöpfer der Lehre eine Welt- und Wesen- bestimmung dunkel gefühlt Bahepn, die ungef ähr ü in folgende Worte gefalst werden kann: | In dem Drange, sich von der Materie frei zu machen, schuf der absolute Geist ein Weltall, und theilte sich dabei in unzäh- lige Individualitäten, von denen jede mit der Materie ringen sollte, is zu ihrer gänzlichen Überwindung. Wenn nun auf diesem Wege, d.h. durch das collective Streben und Kämpfen der vielen lilliarden Seelen, das grofse Selbsterlösungswerk des Weltgeistes Binst vollbracht ist, so ist er auch wieder absoluter Weltgeist ge- worden, nur mit dem wesentlichen Unterschiede von seinem ur- 1844.) 2 - 30 anfänglichen Zustande, dafs alsdann in alle Ewigkeit keine fernere Berührung oder Vermischung mit der Materie möglich wird. Die gewordene Welt ist sonach zwar ein Übel, so lange sie fort- besteht, aber ein nothwendiges; denn sie muls die endliche un- bedingteste Scheidung des Geistigen vom Körperlichen vermitteln. Diejenigen Früchte der Handlungen und Gesinnungen, welche, anscheinend völlig unabhängig von Willen und Fähigkeit, in dem ganzen unabsehbaren Kreislauf seiner Geburten dem Individuum nachfolgen, bis es an das „jenseitige Ufer der Befreiung” gelangt ist, sind das Urtheil, das der Allgeist in den Einzelwesen sich selber spricht und an sich selber vollstreckt: diese werden aber, wenn sie einst, der Wiederkehr in’s Absolute nahe, mit Budd’a- Augen schauen, zur klaren Einsicht gelangt sein, dals die Welt als solche und sämmtliche grofse und kleine Weltgeschicke im Grunde ihr eignes Werk gewesen sind. So, und nicht anders, ist es mit dem Fatum gemeint, wel- ches, unabhängig von seinem freien Willen, über den Menschen herrschen soll; denn der Budd’aismus läugnet ein von der Welt verschiednes, ewiges und mit Persönlichkeit begabtes Wesen: das einzig Ewige und einzig Wahre ist der absolute Geist, die voll- kommenste Negation von Allem, was zur Welt der Erscheinungen gehört, und selbst von allen geistigen Eigenschaften, sofern sie das Individuum constituiren. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gelehrte Denkschriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1842, Heft 4. Kasan 1843. 8. (In Russ. Sprache.) -mit einem Begleitungsschreiben derselben vom 25. Noy. 1843. Annali. dell’ Instituto di Corrispondenza archeologica. \ol. 13, Cahier 2. 1841. Vol. 14. 1842. Paris et Roma. 8. Bulletino dell’ Instituto di Corrispondenza archeologica per Vanno 1842. Roma. 8. Monumenti inediti pubblicati dall’ Instituto di Corrispondenza archeologica per l’anno 1841. Fasc. 2. 1842 compl. ib. fol. Bibliothek des literarischen Vereins in Stutigart. VI. Stuttg. 1843. 8. oder: sechste Publication des lit. Vereins in Stutig., enthalt. Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotie von Orleans an die Raugräfin Louise 1676-1722. Herausg. von Wolfg. Menzel. 31 J. Lamont, Annalen für Meteorologie und Erdmagnetismus. Jahrg. 1843, Heft 6. 7. München 1843. 8. Manuel J. Johnson, astronomical observations made at the | Radcliffe Observatory, Oxford, in the year 1841. Vol. 2. | Oxford 1843. 8. Sir William Rowan Hamilton, or Ihe argument of Abel, respec- ling Ihe impossibility of expressing a root of any general equalion above the fourth degree etc. Dublin 1838. 4. überreicht durch Herrm Eisenstein mittelst Schreibens d. d. Berlin den 25. Jan. d. J. D. F.L. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. 17, Heft 3. Halle 1843. 8. Catalogue des accroissements de la Bibliotheque royale en livres imprimes etc. 2. Partie (du 1. Janv. au 31. Dec. 1840). Bruxelles et Leipzig 1843. 8. Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique 1843, No- vembre. Paris. 8. * Schumacher, asironomische Nachrichten. No.493. 494. Altona 1844. 4. Aufserdem wurde vorgelegt: Ein Schreiben des Hrn. Hansen zu Gotha vom 30. Januar 843, worin er seinen Dank für die ihm vor Kurzem von der "Akademie bezeigte Anerkennung seines Verdienstes ausspricht. Ein Schreiben des Hrn. Tornabene zu Catania vom 7. Ja- nuar d. J., betreffend die Concurrenz zu der Preisbewerbung für die laufende kirchengeschichtliche Preisfrage der Akademie. Da Arno, Tornabene mittlerweile bereits durch ein früher abgegan- ‚enes Schreiben über diese Angelegenheit das Erforderliche mit- jetheilt worden, so wurde eine neue Beantwortung nicht nöthig rachtet. Ein Schreiben des Hrn. Eisenstein hierselbst vom 25. Ja- iuar d. J. in Betreff seiner Abhandlung über die kubischen For- n mit zwei Variablen, dessen mündliche Beantwortung Hrn. incke aufgetragen wurde. . Februar. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. hi ‚Hr. Müller legte die Abbildungen zur Myologie der Echidna ‚hystrix vor; darauf las derselbe Auszüge aus den zoologischen 32 Mittheilungen von Hrn. Peters, über einige neue Fische und Amphibien aus Angola und Mozambique. Wöäh- rend eines kurzen Aufenthaltes in St. Paolo de Loanda beobach- tete Hr. Peters eine grolse Sphyraena, welche eine neue Art (Sphyraena afra Pet.) zu sein scheint, da sie sich durch die Stel- lung ihrer Flossen von den bekannten grolsen Arten unterscheidet. Die Brustllossen reichen bis zum Anfang der ersten Rückenllosse. Die Bauchflossen aber stehen weiter vorn, vor dem Anfang der ersten Rückenflose D.5. D.1.8. 4.1.8. Die Schwimmblase war 25,5 lang. Diese Art ist nicht giftig, wie einige andere grolse Arten es sind. Nachrichten vom 3. Sept. von Mozambique enthalten die Beschreibung einiger Flussfische. In Quilimane fand der Reisende in den kleinen Sülswassersümpfen und Bächen einen Heterobranchus, eine neue Art Zabeo, eine wahrscheinlich neue Art Barbus, einen Fisch aus der Familie der Chromiden, eine neue Form aus der Familie der Cyprinodonten und eine neue Gattung aus der Familie der Labyrinthfische. Der Chromid steht der 7il/apia A. Smith’s aufserordentlich nahe, durch die Körperform, durch die Form und Stellung der Flossen, durch die Lippen, die unterbrochene Seitenlinie, den glatten Kiemendeckel, die 5 Kiemenstrahlen, die glatten hinten ungezähnten Schuppen, den Mangel der Gaumenzähne. Die Zähne verhalten sich anders in den Kiefern, blofs die vordere Reihe ent hielt etwas verlängerte am Ende ein bis zweimal gekerbte Zähne dahinter eine breite Binde Sammtzähne. Labyrinthkiemen sın nicht vorhanden, keine Pseudobranchien. Die untern Schlund knochen sind zu einem einzigen vereinigt, und tragen kurze spitzig Zähne. Der Magen ist sackfürmig, Darm lang gewunden ohn Blinddärme, einfache Schwimmblase. Oben her schwärzlich grün nach unten zu goldig, Flossen schwarz. Läppchen hinter de Flossenstrahlen der Rückenflosse roth. An der Unterbacke zu weilen blau gestreift. Die Zahl der Flossenstrahlen varürt | B.:9.,,D. 14,12 P,. 13., 41,53 4» mweerıo Da 12,2 —' 4, a 0 D..16, 12... Rehab DR Zysten. Hr. Peters hat diesen Fisch richtig äls der Familie der Chro- miden angehörig erkannt. Hr. Müller hält ihn nach der Bi 33 schreibung für identisch mit Chromis niloticus, was in Beziehung auf die geograpbische Verbreitung der afrikanischen Sülswasser- fische von Interesse ist. Auch die Tilapia Sparmanni Smith (Hlustrations of the zoology of South Africa, No. IX. Lond. 1840) ist wahrscheinlich derselbe Chromis niloticus. Dieser Fisch aus dem Orang-River wurde von Smith zur Familie der Labyrinth- fische gezogen. Auf seine Verwandtschaft mit Chromis niloticus machte Hr. Müller in einem in der Gesellschaft naturforschender "Freunde im Nov. v. J. gehaltenen Vortrag aufmerksam, wo er zu beweisen suchte, dafs derselbe kein Labyrinthfisch, sondern ein Chromid und jedenfalls eine Art der Gattung Chromis Müll. (d. h. mit 3 Reiben gekerbter Zähne in den Kiefern und ohne E zahlreichen Stacheln der Afterflosse der Eiroplus) sei. Tilapia 14 Chromis niloticus hat D. 17.13. 7.1.5. P. 15. 4.3.9. Voraus- gesetzt, ‚dafs die Strahlen bei Tilapia richtig gezählt, so konnte dieser Fisch für eine zweite Art der Gattung Chromis Müll., wovon bis jetzt nur eine Art Chromis niloticus bekannt, a M en werden, wofür sich Hr. Müller in dem genannten frühern Tortrage aussprach. Aus den Mittheilungen von Hrn. Peters "über die Variation der Flossenstrablen bei dem von ihm beobach- teten Chromiden lälst sich aber jetzt sehr wahrscheinlich machen, elbst ist. Die Flossenstrahlen variiren in den von Hrn. Peters esammelten Exemplaren so sehr in der Zahl, dals zwischen dem ‚den biesigen Exeimplareo des Ging nildfieds mahmelimbaren u vorliegt, Hr. Peters giebt zwar die Zähne etwas ver- sehieden an: in der ersten Reihe gekerbt, dahinter eine Reihe sammtartiger Zähne. Doch läfst sich vermuthen, dafs auch die- ses gekerbte Zähne in etwas unregelmäfsigen Reihen wie beim omis niloticus sein, werden. Chromis niloticus und der Peters- € Chromid haben eine Schwimmblase, welche von Smith nicht angeführt wird, aber auch beim Chromid des Nils nicht 34 sogleich in die Augen fällt. Der Chromid des Nils zeichnet sich vor andern Chromiden dadurch aus, dafs er nicht Ctenoid- sondern Cycloidschuppen hat, was auch Hr. Peters von seinem Fische anführt. Die Schuppenbildung ist also auch in dieser Familie nicht constant. Die neue Gattung aus der Familie der Labyrinthfische hat folgende Charactere. Ctenopoma Pet. Kiemendeckel mit zwei halbmondförmigen Ausschnitten und drei kammförmig gezähnten Lappen; die beiden oberen dieser Lappen gehören dem Operculum, die unteren dem Interoperculum und Suboperculum an. Vordeckel glatt. Ein Haufen Zähne am Vomer und eine Binde desgleichen jederseits am Gaumen. Kiefer mit feinen spitzen gekrümmten Zähnen versehen, von denen die erste Reihe länger ist. Eine einzige lange Rückenflosse mit zahl- reichen Stachelstrahlen. Afterflosse ebenfalls mit vielen Stacheln. Körper und Kiemendeckel mit hinten kammförmig eingeschnittenen Schuppen bekleidet. Kurze spitze Schlundzähne. Die Seitenlinie unterbrochen. 6 Kiemenstrahlen. Ein wohl entwickeltes Neben- organ der Kiemen über den letztern, bestehend jederseits aus einer innern grölsern ohrförmigen Muschel und einer äufsern kleinern fast biscuitförmigen;. auf dem Kiemenbogen befindet sich noch ein tellerförmiges kurzgestieltes Knorpelstück, welches aber von der Höhle des erwähnten Organs entfernt liegt. Eine einfache Schwimmblase. Magen sackförmig, und der einfach gewundene Darm hat am Anfang einen einzigen rudimentären Blinddarm. Art Cienopoma multispinis Pet, Körperform gestreckt, Afterflosse mehr als halb so lang alsı die Rückenflosse, beide mit verlängerten weichen Strahlen, welche einen spitzen hintern Winkel dieser Flossen bilden. An dem Infra- orbitalknochen, so wie seitlich unter dem Unterkiefer Poren. Ein paar grölsere Schuppen über und vor der Basis der Brustflosse. B.6. D.17,9. 9.1,5. 4.10,9. P.14. c. 14—15. Obenher dunkelgrün, nach unten in’s Gelbliche übergehend. Der Körper ist bis auf zwei Dritttheile seiner Breite dunkler gefleckt und ebenso die Rücken- und Schwanzflosse. Gröfse 3 Zoll. Das einzige Exemplar im August in einem Bach bei Quilimane gefun- \ u nu re er 35 den. Es ist eine Abbildung des Tbiers und der Labyrinthkiemen beigefügt. Der neue Fisch aus der Familie der Cyprinodonten scheint der Gattung Cyprinodon V al. anzugehören, Cyprinodon orthonotus Pet., wovon die Abbildung vorliegt. Körperform gestreckt. Linie des Rückens von der Schnautze bis zum Schwanz gerade, Bauch- linie convex. Eine kurze Rückenflosse gerade über der Afterflosse, ein wenig grölser als diese. Zwischenkiefer und Unterkiefer mit einer Binde feiner spitzer gekrümmter Zähne, deren äulsere Reihe die hinteren überragt. Gaumen zahnlos. Schlundknochen mit kurzen dicken conischen Zähnen besetzt. Keine Nebenkiemen. 6 Kiemenstrahlen. Seitenlinie schwach, gerade. Schuppen glatt, am hintern Rand ganz. Grundfarbe dunkelgrün, metallisch glän- zend, nach dem Unterbauch in’s Goldige übergehend. Auf dem hintern Dritttheil der Schuppen ein schwarzbrauner Fleck, wo- durch am ganzen Körper alternirende Reihen von solchen Quer- flecken entstehen. Die hinteren Flossen goldgelb mit eben sol- chen Flecken. 2.6. D. 15. 4.15. P. 16. €. 19. Ein einfacher Magen und grader kurzer Darm ohne Anhängsel. Einfache Schwimmblase. Die Eierstöcke führen nach aufsen. Hr. Müller fügt einige Bemerkungen über die auch nach Valenciennes trefflicher Arbeit in v. Humb. recueil etc. noch immer unvollständig gekannte Familie der Cyprinodonten bei. Die Gattung Cyprinodon Val. besteht dermalen blofs aus 2.sichern Arten, C. Aavulus Val. und C. orthonotus Pet. Die beiden andern von Valenciennes hierher gerechneten Arten gehören wahrscheinlich nicht dahin. Der von Cuvier als Typus substituirte Cyprinodon umbra C. gehört entschieden nicht hieher, denn er hat Zähne am Vomer und an den Gaumenbeinen (Cramer selbst bat die Gaumenzähne angegeben). Er ist also Typus einer besondern Galtung Umdra Cramer, Umbra Crameri Nob. Von der so eigenthümlichen Gattung Anableps war bisher nur eine Art bekannt und berühmt wegen des eigenthümlichen Ver- haltens der Augen und Genitalien. In den Sammlungen von Schomburgk d. J. aus Guiana findet sich eine zweite schlankere Art mit viel kleinern Schuppen, die Brustllossen nicht beschuppt, die Schwanzflosse unten länger als oben, daher schief abgeschnitten. D.10—11. 4.11: Über 70 Schuppen in einer Längsreihe an 36 den Seiten. Das eigenthümliche Verhalten der Geschlechter und des Auges wie bei A. zeirophthalmus. Art: Anableps microlepis Müll. Trosch. Bei der Gattung Poecilia ist zu berichtigen, dals sie aulser der von Valenciennes angegebenen einfachen Reihe von Zähnen eine Binde kleinerer Zähne dahinter, oben und unten besitzen, dals Poecilia vivipara (bei Bl. Schn. fehlerhaft mit gabeliger Schwanzflosse abgebildet) nicht 6 rad. br. sondern 5 hat, wie es Valenciennes mit Recht als Gattungscharacter aufstellt. Die Poecilia bogotensis Val. (Guapucha de Bogota v. Humb.) gehört nicht in diese Gattung und Familie, sondern wegen der quergetheilten Schwimmblase zu den Characinen. ; Die Zahnbildung ist bei Poecilia, Fundulus, Molinesia, Cyprinodon nicht verschieden, auch ist das Maul bei allen vorstreckbar. Hydrargyra ornata Lesueur mit 5 rad. br., bei welcher sich der Eileiter an dem ersten Strahl der Afterflosse verlängern soll, dürfte das Männchen einer lebendig gebärenden Gattung dieser Familie sein, wie bei Anableps, und es ist wegen der Zahl der Kiemenstrablen die Vermuthung erlaubt, dals es das Männchen einer Poecilia ist. Alle hier befindlichen Exemplare der Poecilia vivipara sind. Weibchen mit Brut. Von Molinesia war. bisher nur eine Art bekannt, M. Zatipinna. Das zool. Museum besitzt zwei neue Arten, durch Deppe und Steglich. M. fasciata Müll, Trosch, D. 8. 4. 9. mit dunkeln Querbinden. ' Mexico. M. surinamensis Müll. Trosch. D.10. 4.10. Bei Beiden ist die Rückenflosse klein. Unter den von Hrn. Peters in Mozambique gesammmelten Amphibien befinden sich eine neue Art von Tropidolepisma und von Dactylethra, von welchen beiden Gattungen bisher nur eine Art, und zwar von ersterm Genus aus Neuholland, von letzterm vom Cap bekannt war. Die brieflichen Mittheilungen enthalten die Beschreibung derselben. Tropidolepisma striatum P et. Stimmt ganz mit 7. Dumerilii in der Körperform, in der Bildung; der Schuppen, der vorn gelappten Ohrlöcher, der hin- ten ‚mitı.einer Vertiefung versehenen Naslöcher und in der Form 37 der Kopfschilder, nur ist ein deutliches getrenntes Supranasalschild vorhanden, welches vor dem Internasalschild mit dem der andern Seite zusammenstöfst. In der Färbung giebt es 2 Var. a) Oben braun mit weilsen zerstreuten Punkten, eben so an den Seiten, ein breiter weilsgelber Streifen geht jederseits von der vordern obern Augengegend bis auf die Mitte oder das erste Dritt- theil des Schwanzes. Untere Körperseite gelblich. b) Obere Theile und Seiten dunkel olivenbraun mit schwarzen Punkten, der Streifen fast verlöscht, dagegen ein anderer weilser Streifen, der hinter dem Nasloch entspringend, unter dem Auge (durch bis an die Basis des Schwanzes geht. Unterseite schmutzig weils. Unterkinnlade am Rande schwarz punktirt, eben so wie die seit- liche Halsgegend. Dactylethra Muelleri Pet. Unterscheidet sich von D. capensis durch das Vorhandensein eines deutlich hervorspringenden Knötchens am Hacken und durch einen Tentakel unter jedem Auge. Oben dunkelbraungrau mit grolsen Flecken, welche nie zusammenllielsen, nach ihrem Centrum heller sind, im Weingeist undeutlich werden. Unterleib weils- gelb, schwarz marmorirt. Extremitäten unten ockergelb mit schwarzen Flecken. Hierauf las Hr. H. Rose über das wasserfreie schwefel- saure Ammoniak. , Hr. H. Rose hat vor längerer Zeit (im Jahre 1834) eine Abhandlung über das wasserfreie schwefelsaure Ammoniak bekannt . gemacht, in welcher er zeigte, dafs sich dasselbe in seiner Auf- lösung im Wasser wesentlich von dem schwefelsauren Ammonium- oxyde unterscheide. Er fand den procentischen Gehalt der Schwefel- säure in der ziemlich reinen Verbindung in zwei Versuchen zu 70,75 und zu 69,59 Procent, in einer mit freier Schwefelsäure verunreinigten, also ‚minder reinen Verbindung, deren Auflösung - das Lackmuspapier röthete, in zwei Versuchen zu 73,30 und zu 73,84 Procent. — Den Ammoniakgehalt in der reinen Verbindung bestimmte er zu 29,29 Proc. Der Berechnung nach sind in einer Verbindung, welche nach der Formel NH’ Be zusammengesetzt ist, 70,03 Proc. Schwefelsäure und 29,97 Proc. Ammoniak. 38 Hr. H. Rose bat sich zu verschiedenen Zeiten später noch mit diesem Gegenstande beschäftigt, und zwei Abhandlungen über denselben in dem Jahre 1839 und 1840 bekannt gemacht. Er zeigte in denselben, dals, wenn die Verbindung auch einen be- deutenden Überschuls von Schwefelsäure enthielte, man leicht eine neutrale Verbindung in schönen und grolsen Krystallen er- balten kann, wenn man sie in Wasser auflöst, und die Auflösung mit kohlensaurer Baryterde behandelt. Nach Absonderung der schwefelsauren Baryterde bekam er durch vorsichtiges Abdampfen, am besten im luftleeren Raum, diese Krystalle des neutralen wasserfreien schwefelsauren Ammoniaks. Hr, H. Rose bemerkte indessen, dals sich diese Krystalle wesentlich von der Verbindung unterschieden, welche unmittelbar durch Sättigung der wasserfreien Schwefelsäure mit Ammoniak erhalten wird, obgleich beide dieselbe Zusammensetzung hätten. Er stellte von letzterer neue Quantitäten von grolser Reinheit dar, und fand in derselben einen Gehalt von 70,04 Proc. Schwefel- säure, während die Krystalle bei zwei Analysen 70,00 und 70,29 Proc. Schwefelsäure gaben. Er zeigte, dafs die Auflösung der krystallisirten Verbindung die Auflösung der Baryterdesalze nicht trübt, auch wenn sie sehr lange damit in Verbindung gelassen wird, während hingegen die Auflösung der vollkommen reinen Modification des wasserfreien schwefelsauren Ammoniaks, welche unmittelbar durch Sättigung des Ammoniaks mit wasserfreier Schwefelsäure erhalten wird, und welche keine krystallinische Structur, auch nicht unter dem Microscope zeigt, die Auflösung der Baryterdesalze trübt, dals aber nicht sogleich die ganze Menge der Schwefelsäure als schwefelsaure Baryterde abgeschieden wird, sondern dafs diese Abscheidung selbst nach Monaten und länger noch nicht vollständig erfolgt ist. Hr. H. Rose machte ferner darauf aufmerksam, dals sich die Auflösungen beider Verbindungen noch in anderer Hinsicht unterscheiden, und bewies durch Versuche, dafs man durchaus nicht annehmen könnte, dals die Trübung von schwefelsaurer Baryterde in der Auflösung der einen durch Hinzufügung einer Baryterdesalzauflösung von beigemengter Schwefelsäure herrühren könne. 39 Um beide Verbindungen von einander ' zu unterscheiden, nannte Hr. H. Rose vorläufig die nicht krystallinische Verbindung Sulphat-Ammon, die krystallisirte hingegen Parasulphat- Ammon. Er beschrieb pl noch ein anderes Salz, das man’ als eine Verbindung von einem Atom Sulphat-Ammon mit einem Atom schwefelsaurem Ammoniumoxyde ansehen kann, und ‚welches in der Mutterlauge enthalten ist, aus welchem sich das Parasulphat- Ammon durch Krystallisation ausgeschieden hat, Hr. Jacquelain hat in neuerer Zeit Einwendungen gegen die Richtigkeit der Untersuchungen des Hrn. H. Rose über diesen Gegenstand bekannt gemacht. ‚Aber inden er nur die ‚Unter- suchungen der ersten vor 10 Jahren erschienenen Abhandlung desselben über das wasserfreie‘ schwefelsaure Ammoniak. kri- tisirt, läfst er diejenigen unberücksichtigt, »welche in den später erschienenen Aufsätzen enthalten sind. Auch beurtheilt er die frühere Abhandlung in so fern ungerecht, als er die mangelnde Übereinstimmung hinsichtlich des Gehalts an «Schwefelsäure in den vier angeführten Analysen hervorhebt, obgleich in jener Ab- handlung i immer erwähnt worden war, welche Analysen mit der reinen und welche mit der minder reinen, mit freier Schwefel- säure verunreinigten Verbindung angestellt worden waren. Hr. Jacquelain ist der Meinung, dafs das wasserfreie schwefelsaure Ammoniak sehr vielAmmoniakgas wie andere pulver- förmige Körper condensiren könne, und ist geneigt, einen Theil des Ammoniaks, welchen Hr. H. Rose bei seinen Untersuchungen gefunden hatte, diesem Umstande zuzuschreiben. Nach ihm ist nämlich die Zusammensetzung der Verbindung nicht NH? +5, sondern 3 NH? -+4S, so dafs also i; des Ammoniaks, welches Hr. H. Rose gefunden hatte, nicht chemisch mit der wasserfreien Schwefelsäure verbunden gewesen wäre. Die Art und Weise, wie Hr. Jacquelain die Substanz darstellt, ist eine andere, als die des Hrn. H. Rose, und die von ihm dargestellte Verbindung von andern Eigenschaften. Er schmilzt nämlich die erhaltene pulver- förmige Verbindung, indem er in die schmelzende Masse einen Strom von Ammoniakgas leitet. Er erhält auf diese Weise eine feste weilse krystallinische Substanz, die sich an der Luft nicht verändert, im Wasser unter Kälteerzeugung löslich ist, und deren 40 Auflösung 'nicht die Chlorbaryumauflösung trübt, wenn dieselbe durch Chlorwasserstoffsäure sauer gemacht worden ist. Aus der Auflösung erhielt er durch Abdampfung im luftleeren Raume ein Salz in sehr regelmäfsigen Krystallen. Er glaubt, dafs das pulver- förmige Sulphat- Ammon diese Verbindung sei, wenn es gänzlich von dem Ammoniak befreit worden ist, welches es bei seiner Bereitung ‘condensirt hat, und dals es daher kein nach bestimmten Verhältnissen 'zusammengesetztes Produkt sei. Durch Bebandlung ım luftleeren Raume verliert es nach ihm einen Theil dieses Am- - moniaks, aber die ganze Menge desselben soll erst bei einer Tem- peratur von 100° €. fortgehen, worauf es dann eben so zusam- mengesetzt sein soll, wie die von ihm dargestellte krystallisirte Verbindung. Dies ist indessen nicht der Fall. Auch Hr. H. Rose hat das von ihm dargestellte Sulphat-Ammon vor der: Analyse so lange im Wasserbade bei der Temperatur des kochenden Wassers erhitzt, bis es nicht mehr an Gewicht abnahm, aber dennoch zeigte es die Zusammensetzung NH’ + $. Hr. Jacquelain über- treibt offenbar die Fähigkeit poröser und pulverförmiger Körper, Gasarten zu condensiren. ‚Man hat ein sehr einfaches Mittel, um zu erfahren, ob ein ‘Körper Ammoniakgas absorbirt hat, ohne sich damit chemisch nach bestimmten einfachen Verbältnissen zu ver- binden. Er zeigt alsdann den charakteristischen Geruch des Am- moniaks. Dies thut z. B. die ausgeglühte Kohle, welche bekannt- lich ein aufserordentlich grofses Volumen von Ammoniakgas zu absorbiren im Stande ist; aber nicht das Sulphat- Ammon, nach- dem es im Wasserbade erhitzt ist. Hr. H. Rose hat die Verbindung des Hrn. Jacquelain nicht dargestellt, und daher auch den merkwürdigen Niederschlag nicht untersuchen können, welchen die Auflösung desselben mit ammoniakalischen Baryterdeauflösungen giebt, und der in schwa- cher Chlorwasserstoffsäure löslich ist. Die Auflösung des Sulphat- Ammons hingegen giebt schon in der Kälte mit den Auflösungen der Baryterdesalze einen Niederschlag von schwefelsaurer Baryt- erde, der in Säuren unlöslich ist. Man sieht hieraus, dals das Sulphat-Ammon eine eigentbümliche Verbindung ist, und nicht zu verwechseln mit der von Hrn. Jac- quelain dargestellten und von ihm Sulphamid genannten Substanz. 4 Wird hingegen das Sulphat- Ammon mehrere Jahre gut ge- schützt gegen den Zutritt der Luft aufbewahrt, so, scheint es allmählig von selbst in Parasulphat- Ammon überzugehen. ; Die verdünnte Auflösung giebt dann fast keinen Niederschlag mit Chlorbaryumauflösung, wohl aber entsteht, wenn Ammoniak hinzu- gefügt wird, der von Hrn. Jacquelain zuerst bemerkte Nieder- schlag. — Auch unter. dem Microscope betrachtet, scheint es dann eine andere Structur erhalten zu haben. Hr. H. Rose behält sich vor, diese Thatsache, die, wenn sie,sich vollkommen bestätigt, ihm merkwürdig erscheint, näher zu untersuchen. Hr. Kunth las über die Stellung der Blüthentheile. Bei Anwendung der von Hrn. Kunth für die Stellung der gewöhnlichen Blätter entdeckten Gesetze auf die der Blütben- theile ist derselbe vor der Hand zu folgenden Resultaten gelangt. Sämmtliche Elemente einer vollständigen Blüthe bilden mehrere, deprimirte, gleichgliedrige Wirbel, und lassen sich entweder durch eine einzige oder durch zwei parallel laufende Spirallinien ver- binden. Hiernach müssen ein- und zweispiralige Blüthen unter- schieden werden. Es scheinen aber in der Natur auch Blüthen mit mehr als zwei Spiralen von Organen vorzukommen (z. B. in den Cacteen), sind aber bis jetzt noch nicht näher untersucht, und werden hier nicht weiter berücksichtigt, da sie in dem, was folgt, nichts wesentliches ändern. Während man in den Monocotyledonen blofs zweispiralige Blüthen antrifft, finden sich bei den Dicotyledonen, aufser diesen, noch bisweilen einspiralige. Der einzige wesentliche Unterschied zwischen jenen beiden grofsen natürlichen Abtheilungen beschränkt sich hiernach allein auf die Zahl der Elemente, aus denen die verschiedenen Organkreise bestehen, bei diesen ist es die Fünf- zahl, bei jenen die Dreizahl. Obgleich in beiden die Organelemente nach denselben Ge- setzen gestellt sind, so wird dennoch zum leichteren Verstehen des Nachfolgenden vorgezogen, sie getrennt abzuhandeln, und mit der dicotyledonischen Blüthe der Anfang gemacht. Ihre Organ- spiralen bestehen typisch aus fünfgliedrigen, zweispirigen Wir- ben. Findet sich in der Blüthe nur eine Spirale, so ist sie ge- wöhnlich dreiwirblig, der erste Wirbel stellt Kelchblätter, der 42 zweite Staubgefälse, der dritte Pistille dar. Hierbei kommen die Elemente der drei Organkreise nothwendig einander gegenüber zu stehen, und bilden 5 Reihen. Eine Blumenkrone ist hierbei nicht vorhanden. Einspiralige Blüthen können aber auch aus vier Wirbeln bestehen, alsdann bildet sich entweder der zweite und dritte Wirbel gleichzeitig zu Staubgefälsen aus, wie bei den Laurineen, oder es gilt dies blols von dem dritten, während der zweite sich blumenblattartig gestaltet, wie bei den Berberideen. In der Stellung der Elemente wird hierbei nichts verändert, sie bleibt eine gegenüberstehende, so dafs auch hier wieder fünf Reihen vorhanden sind. Auf ähnliche Weise könnten sich auch noch mehrere Wirbel entwickeln, obgleich dergleichen Fälle mit Gewifsheit noch nicht angegeben werden können. Dals in sol- chen Blüthen, die allein als apetalisch zu betrachten sind, Ver- kümmerungen einzelner oder mehrerer Elemente vorkommen kön- nen, und wirklich vorkommen, versteht sich von selbst. Diese Bemerkung bezieht sich hauptsächlich auf die Pistille. Am häufigsten bestehen die Blüthen der Dicotyledonen aus zwei Organspiralen, welche in verschwindend geringer Entfer- nung über einander entspringen. Auch hier verwandelt sich in jeder Spirale der zweite Wirbel in Staubgefälse, der dritte in Pistille, während der erste von der einen, tiefer beginnenden Spirale Kelchblätter, von der andern, höher entspringenden Blu- menkronblätter darstellt. Es läfst sich auf solche Weise in der- gleichen Blüthen eine Kelch- und eine Blumenkronspirale un- terscheiden. Bei einer zerstreuten Stellung der Vegetationsblätter ent- springen die beiden Spiralen neben einander, und zwar in einer Entfernung von 4 des Umfangs der Blüthenspindel, bei gegen- überstehenden dagegen an zwei entgegengesetzten Punkten, um die Hälfte des Blüthenspindelumfangs von einander entfernt. In beiden Fällen besteht die Blüthe typisch aus 5 Kelchblättern, 5 Blumenkronblättern, 10 Staubgefälsen und 10 Pistillen. Die Blu- menkronblätter kommen hierbei nothwendig zwischen die Kelch- blätter, und vor jedem Kelch- und Blumenkronblatt ein Staub- gefäls und ein Pistill zu stehen, so dafs sämmtliche Blüthenele- mente 10 Reihen bilden. Bei aller sonstigen Uebereinstimmung unterscheiden sich jedoch beide Arten von Blüthen dadurch, dafs 43 bei abwechselnden Blättern die mit gleichen Ziffern bezeichneten Elemente zweier auf einander folgenden Wirbel neben einander zu stehen kommen, während sie bei gegenüberstehenden eine entgegengesetzte Lage einnehmen. Selten treten bei solchen Blüthen sämmtliche Organkreise in die Erscheinung. Häufig bildet sich nur ein Pistillkreis aus, alsdann ist es gewöhnlich der den Blumenkronblättern entspre- chende, z. B. in Sedum, Ruta. Dieser kann aber noch weitere Verkümmerungen erleiden, und sich auf 4, 3, 2 und selbst auf ein einziges Pistill beschränken, z. B. in den Leguminosen. Eben so häufig bleibt ein ganzer Staubgefälskreis zurück, bei den So- laneen, Boragineen, Compositen und vielen andern Familien ist dies der innere, welcher der Blumenkrone entspricht, bei den Primulaceen, Ardisiaceen, Ampelideen etc. der äufsere, von der Kelchspirale gebildete, daher’ kommen im letztern Falle nothwen- dig die vorhandenen Staubgefälse den Blumenkronblättern gegen- über zu stehen. In Samolus findet sich der äulsere zwar vor, aber in rudimentärem Zustande, In beiden Fällen können aulser- dem ein oder mehrere Elemente in den Wirbeln ausbleiben, z. B. ein Staubgefäls bei den Labiaten, Scrophularineen, Bignoniaceen etc. In den Cruciferen sind zwar zwei Staubgefälswirbel vor- handen, der äufsere aber unvollständig. Beim gänzlichen Ausbleiben des Blumenkronwirbels zeigt sich die Blüthe zwar auch apetalisch, läfst sich aber von einer typisch apetalischen durch die Zahl und Stellung der Staubge- fälse leicht unterscheiden. In diesem Falle befinden sich aufser den Phytolacceen, welche bereits schon aus andern Gründen mit Recht aus der Abtheilung der Apetalen entfernt und unter die Polypetalen gesetzt worden sind, die Thymelaeen, Polygoneen etc. Hr. Kunth möchte aber auch von der andern Seite die blumenkron- artigen Organe der Berberideen nicht für Petala, sondern für Sta- minodien halten, da sie den Kelchblättern gegenüber stehen. Wie bei den einspiraligen Blüthen finden sich auch bei den zweispi- raligen sehr oft mehr als die gewöhnliche Zahl von Wirbeln, auf diese Weise bilden oft einige oder sämmtliche Organe zwei ‚öder mehrere Kreise, wobei sie jedoch jederzeit den allgemeinen Gesetzen der Blattstellung folgen. Das letztere läfst sich beson- ders deutlich bei Aquilegia wahrnehmen, wo die 40 oder 50 vor- 44 handenen vollkommenen Staubgefälse deutlich 10 Reihen darstel- len, wovon 5 den Kelchblättern, 5 den Blumenkronblättern ent- sprechen. Bisweilen geschieht es, wenn zahlreiche Wirbel vorhanden sind, dals die Elemente eines Wirbels sich nicht sämmtlich zu derselben Art von Organen ausbilden, z. B. in einigen Adonis- Arten, wo im zweiten Wirbel der Kelchspirale die drei ersten Elemente Blumenblätter, die beiden übrigen Staubgefälse sind, so dals hier auf 5 Kelchblätter 8 Petala folgen. Aufser den fünfgliedrigen Wirbeln kommen in den dicoty- ledonischen Blüthen auch häufig viergliedrige, z. B. in den Cru- ciferen, vielen Rubiaceen etc., dreigliedrige in Rumex etc. und zweigliedrige in Circaea etc. vor. So wie bei den Vegetations- blättern oft eine oder mehrere Reihen constant nicht zur Aus- bildung gelangen, so bleiben auch hier eine oder mehrere Rei- hen von Blüthenorganen gänzlich aus. Bisweilen sind auch die Organkreise mehr als fünfgliedrig, z. B. sechsgliedrig in vielen Laurineen, einigen Rubiaceen etc., siebengliedrig in Befaria. Da diese Gewächse oft gleichzeitig auf demselben Stengel pentame- rische Blüthen hervorbringen, oder doch zu Familien ‘gehören, in denen die Fünfzahl vorherrscht, so ist anzunehmen, dals hier eine üppigere Entwickelung statt gefunden hat, in derselben Weise, wie Vegetationsblätter mit 5 Stellung zuweilen in eia höheres Stellungsverbältnils übergehen können. Die Blüthen der Monocotyledonen unterscheiden sich .von den zweispiraligen dicotyledonischen, wie bereits bemerkt, blols durch die dreigliedrigen Wirbel, und haben also eben so gut, wie diese, einen Kelch und eine Blumenkrone aufzuweisen. Da diese beiden Organkreise aber oft gleichgestaltet und bald kelch-, bald blumenkronartig entwickelt sind, so wurden sie bisher fälsch- lich für eine einzige Blüthendecke erklärt, und Perigonium ge- nanzt. Eine monocotyledonische Blüthe besteht hiernach typisch aus drei Kelchblättern, drei Blumenkronblättern, 6 Staubgefälsen und 6 Pistillen. Sämmtliche Organe bilden 6 Reihen. Von den Pistillen bilden sich aber gewöhnlich nur drei, und zwar die der Kelchspirale aus, höchst selten noch weniger. Eben so bleiben auch bisweilen die drei Staubgefälse der Blumenkronspirale zu- rück, z. B. in den Irideen. Die meisten Orchideen. entwickeln 45 nur ein äufseres Staubgefäls. Die Scitamineen sind in demselben Falle, wobei sich jedoch die übrigen fünf Stamina blumenblatt- artig gestalten. Mehr als zwei Staubgefälskreise werden dagegen in der monocotyledonischen Blüthe nur selten angetroffen. Hr. Poggendorff sprach über die galvanische Po- larisation, unter Vorzeigung einiger zu deren Stu- dium dienender Instrumente. Der Vortrag, welcher hauptsächlich die Binrichtung und den Gebrauch der in einer früheren Mittheilung erwähnten Wippe *) zum Gegenstand hatte, ist ohne Abbildungen nicht füglich wieder zu geben. Es mag daher nur bemerkt sein, dafs der Verf. fünf verschiedene Abänderungen des genannten Instruments vorzeigte und erläuterte. Die erste derselben stellt die Wippe in der Form dar, wie sie zu der beschriebenen Ladungsweise einer secundären Säule angewandt wird; die übrigen bezwecken ein näheres Stu- dium der Umstände, welche auf die Polarisation von Einflufs sind. Mit Hülfe dieser letzteren Formen des Instruments läfst sich na- mentlich darthun, dafs die Polarisation abhängt von der Stärke und Dauer des Stroms, von der Plattengrölse, von der 'Tempe- ratur und dem Druck, so wie endlich von der Natur der Flüssig- keit und des in sie getauchten Metalls. Die Beweise, die man auf diese Weise erhält, sind zwar nur comparativer Art, aber sie gewähren, als unzweideutige Ocular-Demonstrationen, eine grö- fsere Überzeugung als Zahlenwerthe, die mittelst Formeln aus Messungen abgeleitet worden sind. So unter andern kann man auf diese Weise aufs allerentschiedenste zeigen, dafs die neuere Angabe von Lenz, von Wheatstone und Daniell hinsicht- lich der Unabhängigkeit der Polarisation von der Stärke des Stroms, selbst für Platinplatten, unrichtig ist, und dafs überhaupt die Untersuchungen der genannten Physiker das in den Polarisa- tions-Erscheinungen dargebotene Problem noch lange nicht er- schöpfend gelöst haben. Aulfserdem zeigte der Verf. ein kleines Instrument, welches man Übertrager nennen könnte, weil es die Polarisation, ) welche ein Paar homogener Metallplatten durch eine primäre *) $. Monatsbericht, 1843, December, $. 293. 2* 46 Kette erhalten hat, auf ein zweites Plattenpaar, von diesem auf ein drittes, viertes, u. s. w. überträgt. In dem von dem Verf. vorgelegten Exemplar geht die Übertragung bis auf ein sechstes _ Paar, welches seine Polarisation an einem Galvanometer kund- giebt. Der Prozels ist jedoch nicht auf diese Zahl beschränkt, vielmehr hängt es ganz von der Stärke des primitiven Stroms und der Empfindlichkeit des Galvanometers ab, wie weit er noch sichtbar sein soll. Schon aus dem vorgezeigten Instrumente er- bellt indefs die Möglichkeit, Säulen dritter, vierter, fünfter, sechster Ordnung zu constryiren, welche, eine um die andere, einen Strom von gleicher oder entgegengesetzter Richtung mit dem der primitiven Säule darbieten. Endlich wurde heute eine bereits früher eingereichte und von Hrn. v. Humboldt mit einem besondern Schreiben beglei- tete Zuschrift des Hrn. Dr. Mohnike hierselbst vorgelegt, wo- durch derselbe die Akademie in Kenntnifs setzt, dafs er nach Ce- lebes oder einer der Molukkischen Inseln abzugehen im Begriff sei, und dort naturwissenschaftliche Beobachtungen und Samm- lungen zu machen beabsichtige: wobei er sich der Akademie nützlich zu machen wünsche. Es wurde beschlossen, Hrn. Moh- nike durch das Secretariat für die Mittheilung seines Reiseplanes zu danken, und ihm einige wissenschaftliche Wünsche verschie- dener Mitglieder zukommen zu lassen. 8. Februar. Gesammisitzung der Akademie. Hr. H.E. Dirksen las „über das Polizei-Gesetz des „Kaisers Zeno, welches die bauliche Anlage der „Privathäuser in Constantinopel zu reguliren be- stimmt war”. Diese in griechischer Sprache verfalste kaiserliche Verord- nung gehört zu den sogenannten leges restitutae der Constitutionen- s Sammlung Justinian’s, und wird daher in den älteren Ausgaben derselben nicht angetroffen. Gleichwohl ist deren eigentliche Stellung auch in diesen genügend angedeutet (als c. 12. de aedific. privat. VIII. 10), indem die in allen Handschriften jener Samm- lung erhaltene entsprechende Verfügung Justinian’s (c. 13. eod.) als einen blofsen Anhang des Zenonischen Gesetzes sich selbst zu 47 erkennen giebt. Die Einzelheiten des Inhaltes dieses Gesetzes, welches wiederum als die Erklärung älterer gesetzlicher Bestim- mungen über denselben Gegenstand, namentlich einer Verordnung K. Leo’s I. sich ankündigt, verrathen hinreichend die Bestimmung des Ganzen, als örtliches Bau-Regulativ für Constantinopel zu dienen. Überdem spricht dafür die Chronologie der in Frage stehenden Gesetzgebung. Denn die Baupolizei- Ordnung K. Leo’s wurde veranlalst durch den bedeutenden Brand, der im J. 469 n. Chr. einen grolsen Theil der kaiserlichen Residenz verwüstete, und auch Zeno’s Verordnung scheint hervorgerufen zu sein durch eine erhebliche Feuersbrunst, welche unter der Regierung dieses Kaisers, aufser vielen andern Gebäuden, die grolse öffentliche Bibliothek in Asche legte. Neben den Festsetzungen über die bauliche Anlage der Privatwohnungen, welche den Hauptgegen- stand dieses Gesetzes bilden, verdienen die beiläufigen Äufserun- gen über die Einrichtung der öffentlichen Verkaufslocale auf den Plätzen der Hauptstadt gleichfalls die sorgfältigste Beachtung. Auch hier ist ausschliefslich Bezug genommen auf die Örtlichkeit von Constantinopel. "An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Informazioni statistiche accolte dalla regia commissione supe- riore per gli stati di S. M. in Terraferma. Movimento della popolazione. Vol. 2. Torino 1843. 4. Collection de Documents inedits sur Ühistoire de France, publ. par Ordre du Roi etec.: 1. Serie: Histoire politique: Archives administratives de la ville de Reims, par P. Varin. Tom. 2, Part. 1. Paris 1843. 4. Papiers d’Etat du Cardinal de Granvelle, publ. par C. Weifs. Tom. 4. ib. eod. 4. Recueil de Lettres missives de Henri IV., publ. par Berger de Xivrey. Tom. 1. 2. ib. eod. 4. Melanges historiques: Documents historiques inediüls tires des collections manuscr. de la Bibliotheque royale etc., publ. par Champollion Figeac. Tom. 2. ib. eod. 4. F. Seluer, systematische Darstellung aller über das Strafsen- wesen und die Eisenbahnen bestehenden Kaiserl. Königl. 48 österreichischen Gesetze und Verordnungen mit vorzüglicher Rücksicht auf das Königreich Böhmen. Karlsbad und El- bogen 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Elbogen den 11. Dec. v. J. Gust. d’Eichthal, Memoire sur lkistoire primitive des races Ocedaniennes et Americaines, lu a ’Academie des Sciences morales et politiques le 9. et 16. Sept. 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Paris den 15. Dec. v. J. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1843. 2. Semestre. Tom. 17. No. 25. 26. 18.et 26. Dec. 41844. 1. Semestre. Tom. 18. No. 1. 2. 2.et$. Janv. Paris. 4. A. de la Rive, Archives de l’Electricite. Supplement & la Bibliothöque univ. de Geneve. No. 11. 12. (Tom. III. 1843.) Paris et Geneve 1843. 8. Gust. Crusell, dritter Zusatz zu der Schrift: über den Gal- vanismus als chemisches Heilmittel. St. Petersburg 1843. 8. J. Kops en J. E. van der Trappen, Flora Batava. Aflev. 130. Amsterd. 4. 15. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Hagen las über die Form und Stärke der ge- wölbten Bogen. Zuerst wurde eine Methode zur Prüfung der Stabilität jedes gegebnen Bogens mit Rücksicht auf die Festigkeit des Materials hergeleitet, demnächst untersucht, welche Form und Stärke ein Bogen erhalten müsse, damit der Bedingung einer gleichmälsigen Vertheilung des Drucks auf alle Theile genügt werde. Für den Fall, dafs keine fremde Belastung statt findet, wurden die analy- tischen Ausdrücke für die Mittellinie und für die andern Bestim- mungs-Stücke eines solchen 'Bogens angegeben; unter Voraus- setzung einer horizontalen Üebermaurung, wie sie gewönlich vor- kommt, liels sich jedoch die Aufgabe nur näherungsweise lösen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Ricerche sulla fabbricazione dei fili di ferro negli stati di S. M. il Re di Sardegna. Torino 1843. 8. 49 im Namen des Königl. Sardinischen Gesandten hierselbst, Hrn. Grafen Rossi, durch Hrn. v. Olfers mittelst Schreibens vom 11. d. M. der Akademie überreicht. Bartolommeo Bizio, Dissertazione sopra la Porpora antica e sopra la scoperta della Porpora ne’ Mu- rici. Venezia 1843. 8. intorno .alle molecole de’ corpi ed alle loro affınita dipendenti dalla forza ripulsiva insita alle medesime ricerche. ib. eod. 4. intorno all’ azione della calce sopra i carbonali potassico e sodico ricerche. Modena 1843. 4. de Caumont, Bulletin monumental. Vol. 9. No. 8. Paris et Caen 1843. 8. J. van der Hoeven en W. H. de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel 10, Stuk 1. te Leiden 1843. 8. Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique. 1843. Decembre. Paris. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 495. Altona 1844. 4. A. L. Crelle, Journal für die reine und angew. Mathematik. Bd. 27, Heft 1. Berlin 1844. 4. 3 Expl. Göttingische gelehrte Anzeigen. 1844. Stück 21—24. 8. J.F.L.Hausmann, geologische Bemerkungen über die Gegend von Baden bei Rastadt. Göttingen 1844. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Göttingen den 8. Febr. c. Sodann wurde das Schreiben des Hrn. Ministers der geist- lichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten vom 7. Febr. d. J. vorgelegt, wodurch die Bewilligung von 400 RthlIrn. an Hrn. Prof. Franz für die Bearbeitung des Corpus Inscriptionum Grae- carum, aus dem Einkommen der Akademie, genehmigt wird. 19, Februar. Sitzung der philosophisch-hi- storischen Klasse. Hr. Schott las den zweiten Theil einer Abhandlung über das Wesen des Budd’aismus, mit besonderer Rück- sicht auf seine Gestaltung in Ostasien. 50 Als ein die gesellschaftlichen Verhältnisse vernichtendes System hat der Budd’aismus in seiner ursprünglichen Gestalt, oder im ganzen Umfang seiner Lehren, nirgends volksthümlich werden können, daher schon sehr früh die aus Bettelmönchen gebildete Geistlichkeit alle härteren Pflichten übernahm, und die abstrusere oder sublimirtere Seligkeit dazu, dem Volke vor Allem fleifsiges Almosengeben und fleilsiges Gebet an die verklärten Intelligenzen, mit der Aussicht auf schöne und ziemlich materielle Wiedergeburten, empfehlend. Man liels die Götter oder Genien anderer heidnischen Culte unangetastet, sie als Wesen darstellend, die durch ihre Tugendverdienste um ein Bedeutendes vollkomm- ner als Menschen, nur noch lange nicht bis zur Budd’a- Stufe emporgedrungen seien. Man suchte den civilisirteren Nationen mit vielem Aufwande von Scharfsinn zu beweisen, dals die Lehre ihrer grofsen Bildner und Sittenlehrer dem Budd’aismus gar nicht widerspreche, aber nur auf das zeitliche Leben berechnet sei, während Letzterer über Grab und Zeitlichkeit hinausreiche. Am anziehendsten und lehrreichsten zeigt sich diese Anbequemung in China, wo die Verkünder der ausländischen Heilslehre Alles auf- bieten mulsten, um neben der unumstölslichen Reichsreligion, die den Kaiser als Stellvertreter des Himmels verehrt, sich selbst und ihr System behaupten zu können. — Es wurde eine Skizze der Schicksale des Budd’aismus im chinesischen Reiche und in dem benachbarten Tibet mitgetheilt: dort konnte er niemals zu einer Priesterherrschaft sich entwickeln; hier machte er sich die Geister unterthan, und wurde ein hierarchischer Bau, der in un- unterbrochen wiederkehrenden Menschwerdungen höherer Intel- ligenzen in der Person von Ober-Lama’s seinen Gipfelpunkt erreichte. Eines dieser höheren Wesen, der Budd’a Amitäb’ä, ist, aber nicht als Incarnation im Körper eines Lama’s, sondern als Beherrscher einer verklärten Welt, eines Paradieses, bei den Budd’a-gläubigen Chinesen Gegenstand höchster Andacht. Die- ses Paradies, aus welchem keine Rückkehr in die Welt des Geburtenwechsels statt findet, erwirbt man durch brünstiges Ge- bet zu Amitäb’ä, das unberechenbar höheren Werth hat, als die Beschaulichkeit, ja als die guten Werke selber. Beschreibung der verklärten Welt, die mancher Fromme schon auf dieser Erde in Gesichten geschaut, Ermunterung, ihr entgegen zu streben, und 51 Angabe der Mittel, sie zu verdienen, sind Gegenstand eigner Werke, in denen, obwohl sie Chinesen zu Verfassern haben und zum Theil einer späten Zeit angehören, der Lebenshauch Indiens uns noch anweht. Hr. Böckh trug ein Schreiben des Hrn. Prof. Rofs d. d. Athen den 23. Januar d. J. vor, welches Nachricht von christ- lichen Katakomben auf Melos giebt. Wir theilen den wesentlichen Inhalt mit den Worten des Hrn. Rol[s hier mit: „Es ist in Athen die Nachricht eingegangen, dals auf der Insel Melos, die ich zuletzt im verflossenen September besucht habe, vor einigen Wochen unterirdische Gräberanlagen von un- gewöhnlicher Ausdehnung entdeckt worden sind. Nach einer flüchtigen Mittheilung des dortigen Französischen Consuls, Hrn. Brest, an den Königl. Französischen Gesandten in Athen, Hrn. Piscatory, scheinen dieselben in den parallelen Gängen oder Gallerien zu bestehen, mit hunderten von Grabnischen an beiden Seiten, ganz ähnlich den Römischen Katakomben. Die zahlreichen Inschriften sind mit rother Farbe ausgemalt. Hr. Brest hat eine derselben als Probe seinem Berichte beigelegt, deren Mittheilung ich der Güte des Hrn. Piscatory verdanke, und die ich hier wiedergebe, indem ich die Fehler der Abschrift, die grofsentheils schon auf Rechnung der alten Abfassung kommen mögen, nach Wahrscheinlichkeit verbessere, die Rechtschreibung aber beibehalte. (Inschrift siehe folgende Seite.) “H (ci) moe[o ]Roiregoı (ze) wes[y]s wur{un]s agıoı "Asmry- rilwv] za "E[rri gav ne ’Als]earri[wr] 5 mes (mais) ze ’A- yarflarıs ». Sıazovos zer Eiruxf[n] mugSeveu- sare #2 Kravfs]ern magIsveisaree zu Ei- 5 ruyie Hy rouru MirnD EvSa zewre . 20 Em (emei) yenı ro lg ]eov Foüro, Evoßzilw Uns rev WdE Ehberrüre auyerov, u TIs more roAun [sr] evSads wa z0= saStrSe . Iyroü XolJor® Borse u yanılavrı I Tavorzı. Den Schriftzügen nach, falls die Abschrift dieselben mit hin- länglicher Treue wiedergiebt, kann diese Inschrift ins dritte, ja (Fortsetzung siche Seite 53.) b2 IITTPPEBOITEBIOSTTACNCMNHEAÄZIOIACKAH TTITAKAIEATTZWNKEAEKÄHTTICAÄHTTECKEA TAAIACICHÄIAKONOCKAIEYTYXITTAPBENE YCACAKEKAAYOIANHTTAPBENEYIACAKAIEY 3 TYXIAHTOYTWNMHTHPJENGSAÄKEINTEKÄILETTITEM ITOAHKIONTOYTOHENOPKIZWYMACTONW3EEBECTWT, AANTEAONMHTICTTOTETOAMHENBAJETINAKA TABECSEHJIHCOYXPHCTEBOHBATWFPAYANTI TANOIKI *) Diese gerundete Form kommt noch etliche Male in der Abschrift vor, ist aber in diesem Abdruck wegen mangelnder Schrift durch Ä ersetzt worden. 53 selbst ins zweite Jahrhundert unserer Zeitrechnung gehören. Das wiederholt vorkommende Zeichen 4 scheint ein Interpunktions- zeichen zu sein. Denkmäler frühen Christenthums- sind, wie ich bereits öfter bemerkt habe *), auf den Griechischen Inseln weit häufiger, als im Festlande oder im Peloponnes, welche Länder bekanntlich erst durch das Schwert der Gothen zum christlichen Glauben bekehrt wurden. Doch findet sich Kinzelnes der Art auch im Peloponnes #*). Die Eigennamen sind im Ganzen heid- nisch oder Römisch (Arzanziav oder "Arzr/ruw, an den Asklepios- - Cult auf Melos erinnernd; Eördyn, Eirvyia, Krwdrern), mit Ausnahme zweier, 'Ermizuv und ’Ayanrlerıs, in denen sich bereits die Hoffoung und Freudigkeit des christlichen Glaubens auszu- sprechen scheint, Die Erwähnung des angelus loci (2. 6) kann von Interesse sein. Nach der schlechten Orthograpbie ist es wahrscheinlich, dafs die frühesten Christen auch hier, wie anderer Orten, grolsentheils aus den weniger gebildeten Ständen waren. Mit der Anrufung des Heilandes (Z. 8) lälst sich seine Erwäh- nung in der Sikyonischen christlichen Inschrift vergleichen. An- derswo wird der Erzengel Michael angerufen ##*). Die Form des Verbums Lon3aw statt Pon$w findet sich auch anderswo, und dauert neben andern ähnlichen Formen (rurdu, maganınan, bapaw, u. 8. w.) in der heutigen Volkssprache fort. Diese neuentdeckten christlichen Gräber auf Melos sind mei- nes Wissens die ersten Katakomben, von denen man im eigent- lichen Griechenland Kunde hat. Eine Vergleichung derselben mit _ den christlichen Katakomben Roms, auf welche die Arbeiten des verdienstvollen Pater Marchi eben wieder die Aufmerksamkeit gelenkt haben, dürfte von hohem Interesse sein, und ich werde daher die erste Gelegenheit benutzen, um nach Melos zu gehen und mir von Anlage und Inhalt dieser Gräber nähere Kenntnils verschaffen.” _ ®) Beisen auf den Griech, Inseln I, 46, 60. 11. 58. 102, 120, Inser, Gr, Ined, U, n, 105, 220, #%) Christliche Grabsehrift unweit Sikyon, meine Reisen im Pelop, L 44, #*) Beisen auf den Griech, Insela I. 60, 54 22. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Riefs trug den Inhalt einer Abhandlung vor, die den Titel führt: Über die Anordnung der Elektricität auf Leitern. Im ersten Abschnitte sucht der Verfasser die Schwierig- keiten zu: beseitigen, die eine Fortsetzung der theoretisch und praktisch 'so wichtig gewordenen Untersuchungen Coulombs über die Anordnung der Elektricität bisher verhindert haben. Es werden die Mittel angegeben, das zu solchen Untersuchungen nöthige Instrument, die Torsionswage, in geforderter Vollkom- menheit herzustellen, und statt der bisherigen Methode zur Be- stimmung einer elektrischen Dichtigkeit wird eine andere vorge- schlagen, die eine nicht geringere Genauigkeit mit ungleich grö- fserer Leichtigkeit der Ausführung verbindet. Coulomb bediente sich eines Prüfungskörpers, mit dem er die beiden Stellen des Leiters, deren Dichtigkeiten er zu vergleichen wünschte, in glei- chen Zwischenzeiten alternirend berührte; der Verfasser gebraucht zwei Prüfungskörper und vollführt die Berührung jener beiden Stellen gleichzeitig. Während bei der ersten Methode drei we- sentlich verschiedene Messungen in der Torsionswage zur Be- stimmung einer elektrischen Dichtigkeit gefordert werden, sind bei der andern nur deren zwei nöthig und die schwer zu erfül- lende Bedingung der Aequidistanz der Messungen fällt daher fort. Um die vollkommene Gleichheit der beiden Prüfungskörper zu verificiren, wird mit ihnen an verschiedenen Tagen eine elektri- sche Dichtigkeit im Verhältnisse zu ihr selbst bestimmt, wobei ein der Einheit nahe kommender Werth erhalten werden mufs. Der zweite Abschnitt behandelt zuerst die Anordnung der Elektricität auf dem Würfel. Es werden genaue Werthe der { Dichtigkeit für verschiedene Punkte der Würfellläche ermittelt, ; | und beiläufig wird die Dichtigkeit einer Würfelspitze und der Mitte einer Kante bestimmt, obgleich die letzten Stellen weder eine genaue Bestimmung zulassen, noch auch, ihrer technischen Ausführung wegen, jemals auf genaue Werthe Anspruch machen 4 können. Die Untersuchung ergab, dafs auf jeder Würfelfläche eine centrale Kreisfläche vorhanden ist, deren Durchmesser der halben Diagonale gleich kommt, auf welcher die elektrische Dich- 55 > tigkeit vom Mittelpunkte aus nach allen Radien gleichmälsig von 1bis 14 zunimmt. Über die Peripherie dieser Kreisfläche hinaus findet eine verschiedene Zunahme der Dichtigkeit auf den Radien statt, die zwischen der Würfelecke und der Mitte der Kante lie- gen; dieselbe ist in der Abhandlung für die extremen Radien bestimmt worden. Es wird sonach. die Anordnung der Elektricität auf dem geraden Kegel untersucht. Da der Kegel keine geschlossene Fi- gur ist, so kann die Untersuchung nur für spezielle Fälle geführt werden. Zuerst wurden zwei Metallkegel ‚verschiedener Abmes- ‚sung durch denselben Kegel, dessen Spitzenwinkel 90 Grade be- trug, successiyv geschlossen. Das Verbältnils der Dichtigkeiten an den Spitzen jedes Doppelkegels findet sich um so grölser, je mehr die Spitzenwinkel der componirenden Kegel von einander abweichen. Auf der Oberfläche der Kegel nimmt die elektrische Dichte von der Spitze an ab, dann aber gegen die gemeinschaft- liche Kreiskante hin wieder zu, so dals auf jedem Kegel ein Kreis der kleinsten Dichtigkeit gefunden wird. Es wurde ferner jeder Kegel einzeln auf den früher untersuchten Metallwürfel gestellt und die Dichtigkeit jeder Kegelspitze im Verhältnisse zu der einer nächstliegenden Würfelspitze bestimmt. Auch hier findet sich ein steigendes Verbältnils mit abnehmendem Spitzenwinkel des Kegels; ein Gleiches tritt ein, wenn die Kegel auf die Mitte einer Kreis- scheibe gestellt und die Dichtigkeiten ihrer Spitzen mit der Dich- tigkeit am Rande der Scheibe verglichen werden. Aus diesen Versuchen folgt, dals bei künstlichen Spitzen die elektrische Dich- tigkeit derselben nicht allein durch die Kegelform bedingt wird, sondern auch von den Abmessungen der Kegel abhängt. Bei gleicher Basis des Kegels ist die Dichtigkeit seiner Spitze desto grölser, je kleiner sein Spitzenwinkel ist. WVerden Kegel von ‚gleichem Winkel, aber verschiedener Höhe mit einem beliebigen Leiter combinirt, so nimmt die elektrische Dichtigkeit ihrer Spitze ‚mit der Höhe zu, erreicht aber bei einer gewissen Höbe, die von ‚der Form und Gröfse des Leiters abhängt, einen grölsten Werth. Diese Resultate finden eine nützliche Anwendung bei Versuchen, in welchen ein Leiter durch eine angeseizte Spitze fortwährend entladen werden soll. 56 Poisson hat aus theoretischen Untersuchungen gefolgert, dafs an der Spitze jedes Kegels ohne Unterschied die elektrische Dichtigkeit unendlich grols zu werden strebt. Obgleich man die- sen Satz nicht, wie bisher geschehen, zur Erklärung der elektri- schen Wirkung künstlicher Spitzen anwenden darf, so ist er doch mit den hier gewonnenen experimentellen Resultaten vereinbar, wenn man annimmt, dals die Abnahme der Dichtigkeit von der Kegelspitze an desto schneller erfolge, je stumpfer der Kegel ist. Bei zwei sichtlich gleichen Kegeln findet man die gröfsere elek- trische Dichtigkeit an der sorgfältiger erhaltenen Spitze. Die elektrische Prüfung giebt daher ein leichtes Mittel ab, die rela- tive Vollkommenbeit zweier Spitzen zu bestimmen und so die voll- kommensten Spitzen in der Natur aufzusuchen. Es werden zuerst vegetabilische Spitzen, Stachela und Dornen, mit der feinsten englischen Nähnadel verglichen; der Stachel einer Euphorbiaart übertraf an Vollkommenheit der Spitze eine Nadel gleicher Höhe, der des Stachelbeerstrauchs kam ihr fast gleich. Diese Unter- suchungen wurden nicht weit ausgedehnt, da fertige Spitzen so leicht durch zufällige Einwirkungen verändert werden. Voll- kommene Spitzen müssen bei ihrer Bildung aufgesucht werden, und der Verfasser glaubt dieselben an verbrennenden Körpern gefunden zu haben. Der dritte Abschnitt der Abhandlung beschäftigt sich ausschliefslich mit den elektrischen Wirkungen verbrennender flüchtiger Körper. Es wird zuerst eine historische Notiz über diese Wirkungen gegeben und über die Annahmen, die zu ihrer Erklärung gemacht worden sind. Eigens angestellte Ver- suche zeigen die Unzulänglichkeit der bisherigen Erklärungen, und es wird eine neue Ableitung der aufgeführten Erscheinungen versucht. Diese stützt sich darauf, dafs eine jede elektrisch wir- kende Flamme als ein guter Leiter der Elektricität anzusehen sei, der mit einer grolsen Menge in die Luft hinausragender Dampf- spitzen versehen ist; auf diesen Leiter und seine vollkommenen Spitzen werden die Erfahrungen übertragen, die an unvollkom- menen metallischen Spitzen gemacht worden sind. Ganz ähn- liche elektrische Wirkungen, wie viele mit Flamme brennenden Körper, äufsern Stoffe, die nur glimmen und deren Dampf die Elektrieität nicht leitet. Diese Wirkungen werden durch Spitzen 57 hervorgebracht, die an der verbrennenden Masse selbst entstehen. Das Dasein solcher Spitzen wird dadurch bewiesen, dals sich die Wirkung eines glimmenden Körpers in eben der Weise aufheben läfst, wie die einer metallenen Spitze, durch Umhüllung desselben mit einem leitenden Cylindermantel.. Früher bemerkte auffallende Wirkungen brennender Körper werden: durch successives Auf- treten beider Arten von Spitzen erklärt. Endlich wird noch die Modification der elektrischen Wir- kung aufgeführt, welche unvollkommen brennende Körper zeigen. Mit solchen nämlich gelingt jeder der angegebenen Versuche ‚leichter und schlagender bei Anwendung einer bestimmten Elek- trieitätsart. Diese Eigenthümlichkeit hat ihren Grund in der selbstständigen Elektricitätsentwickelung, die an brennenden Kör- pern eintritt, und die einem Versuche günstige Elektricitätsart läfst sich sicher vorausbestimmen, wenn man erwägt, dafs einige brennende Körper durch Dampfspitzen, andere durch feste Spitzen wirken. Hiernach dient diese theilweise Störung der früher be- schriebenen Wirkungen brennender Körper zur Unterstützung des für dieselben aufgestellten Erklärungsprincips. Als eingegangen wurden vorgelegt: Schumacher’s astronomische Nachrichten. No. 496. Altona. 1844. 4. Hr. Ebrenberg las eine Mittheilung über 2 neue La- ger von Gebirgsmassen aus Infusorien als Meeres- Absatz in Nord-Amerika und eine Vergleichung der- selben mit den organischen Kreide-Gebilden in Eu- ropa und Afrika. Mit dem Anfange dieses Jahres sind dem Verf. durch Hrn. Prof. Bailey zu Westpoint in New-York Proben von 2 neuen Lagern mikroskopischer Organismen in Virginien und Maryland, ‚nämlich von Petersburg in Virginien und Piscataway in Mary- land, zugesendet worden, welche ein mannigfaches und allgemei- neres Interesse darbieten. Es ist schon vor 2 Jahren von dem- selben der Akademie Bericht erstattet worden über ein 28 Fuls mächtiges Lager fossiler Infusorien-Schalen bei Richmond in Virginien, welches Hr. Rogers geognostisch untersucht und für 58 eine Tertiär-Bildung erkannt, dessen Substanz man aber im Lande schon lange vorher als Bergmehl, wie anderwärts, verspeist hatte. Solchartige Näscher nannte man dort Dirteaters. Die vom Verf. untersuchte Probe ergab das Resultat, dafs diese Masse unter allen den 45 aus Amerika bekannten Lokalitäten die einzige war, welche eine bedeutende Ablagerung reiner Seethierchen zeigte, wäh- rend sonst gerade Nord-Amerika nur sehr reich an bedeutenden Ablagerungen von Sülswasserthierchen erkannt worden war. Es knüpfte sich hieran noch das besondere und grölsere Interesse, dals diese einzige organische Meeres-Ablagerung in Nord- Amerika viele Formen enthielt, welche offenbar ganz gleich mit denen waren, die in Oran in Afrika felsbildend auftreten und die der Verf. in frühern Vorträgen als Kreide-Mergel zur Secundär- Formation gezogen hatte. In seiner im vorigen Jahre gedruck- ten Abhandlung sind 52 Formen des Lagers von Richmond na- mentlich verzeichnet. Zum Behufe des von ihm herauszugebenden grolsen Werkes über diese unsichtbaren Lebenserscheinungen ist die Untersuchung noch fortgesetzt worden, und es sind nun 112 Formen daraus bekannt und bereits gestochen worden. Aus Oran wurden von ihm im Jahre 1839 21 Formen verzeichnet. Jetzt sind ihm 89 von dort bekannt und ebenfalls bereits gesto- chen. Diese Tafeln wurden vorgelegt. Hiermit ist denn, wie der Verf. glaubt, eine Basis zur Vergleichung der beiden so ent- fernten geologisch wichtigen Lokalitäten gewonnen, welche mit - viel grölserer Sicherheit zu Resultaten führt. Um aber darüber im Klaren zu bleiben, wie weit sowohl die amerikanischen als die afrikanischen kleinsten Lebensformen der genannten Lager zur Secundär-: oder Tertiär-Formation ge- hören, scheint es ihm besonders wichtig, diejenigen mikroscopi- schen Formen zu studiren und zur Vergleichung zu ziehen, welche den entschiedenen Kreide-Mergel als Felsmassen bei Caltanisetta in Sizilien bilden. Nach seinen früheren Mittheilungen hatte der Verf. von die- sem Puncte Siziliens nur 38 Formen als die Masse bildend auf- gefunden und bezeichnet. Jetzt sind ihm deren 87 bekannt. Da sich nun aufser diesen 2 Puncten am Mittelmeere noch‘ in Griechenland auf der Insel Ägina eine ähnliche Gebirgsart aufgefunden hatte, von welcher der Verf. früher 1839 7 orga- 59 nische Haupt -Bestandtheile namentlich angezeigt hatte, so war es wichtig, auch deren massebildende Formen noch genauer zu be- stimmen. Er hat daraus bis jetzt nun 92 Species unterschieden, und auch diese sind bereits in Kupfer gestochen und wurden vorgelegt. Bei so reichen schon vorhandenen Vorarbeiten hatte es ein ganz besonderes Interesse, auch aus Nord- Amerika noch andere ähnliche fossile Lager kennen zu lernen und diese mit denen des Mittelmeeres zu vergleichen, auch besonders die Verhältnisse der Jetztwelt mit denen der anerkannten Tertiär- und Secundär- - Perioden zusammenzustellen. Diese tabellarische Übersicht ist der Haupt-Gegenstand des Vortrags. Es soll nicht eine oder die andere neue Art oder Gattung von Naturkörpern mitgetheilt werden, sondern eine Vergleichung von 352 Formen, nämlich von 155 nord-amerika- nischen urweltlichen Formen mit 197 europäischen und afrikani- schen, die sich gegenseitig auf sehr merkwürdige Weise zu er- läutern geeignet sind, wobei denn auch viel neue Arten und selbst zahlreiche neue Genera zur Kenntnils kommen, deren De- tail für das ausführliche Werk über das fossile unsichtbare Leben bestimmt ist. Bei einer summarischen Vergleichung der amerikanischen mit den mittelländischen Formenverhältnissen tritt sogleich ein sehr auffallender Contrast entgegen. In den Meeren leben überall jetzt, wie ehedem, neben un- sichtbar kleinen Kieselschalen- Thieren auch unsichtbar kleine Kalkschalen- Thiere. Diese leeren Schalen finden sich gemischt, wie im heutigen Meere, auch in den sizilianischen Kreide-Mergeln und in den afrikanischen und äginetischen ähnlichen Verhältnissen. Da ist es nun auffallend, dafs in allen 3 nord-amerikanischen Ablagerungen solcher Formen sich gar keine Kalkthiere zwischen den Kieselthieren finden. Der Verfasser glaubte Anfangs, die übersandte Probe des virginischen Lagers sei mit Säuren vom Kalk befreit worden, allein die Verwendung der rohen Masse als Bergmehl zum Essen und die hinzugekommenen’2 neuen eben so beschaffenen Proben ohne Anzeige der künstlichen Veränderung von Seiten Hrn. Bailey’s lassen diels nicht mehr annehmen. 60 Andererseits haben wir Beispiele reiner Kalkschalen - Anhäu- fungen in grolsem Malsstabe an allen Schreibkreiden und von reinen Kieselschalen-Anhäufungen ohne Kalk an sehr vielen Süfswasser-Tripeln, so dafs diese amerikanischen rein kiese- ligen Seewasser-Bildungen, wenn auch .in entschiedener Oppo- sition mit allen mittelländischen, doch nicht ohne Analogie sind. Eine Vergleichung der 3 amerikanischen Lager unter ein- ander hat nun bis jetzt ergeben, dals die Masse von Richmond wenigstens aus 112, die von Petersburg aus 67 und die von Piscataway in Maryland aus ebenfalls 67 verschiedenen Formen gebildet worden ist. Die beiden virginischen Lager stimmen in 46 Arten von 130, also in etwa + überein, Richmond hat 66 Arten, die nicht bei Petersburg gefunden sind, und Petersburg 18, die nicht bei Richmond vorgekommen. Mit dem Lager von Piscataway in Maryland stimmen beide virginischen Lager zusammen in 46 Arten von 155, also in ge- gen * überein. In Virginien sind 84 in Maryland fehlende Ar- ten und in Maryland 21 in Virginien nicht beobachtete. Von den 155 nord-amerikanischen Arten sind 60 (52 PoJy- gastrica, 8 Phytolitharia), denen gleich, welche in Oran, Sizilien und Ägina fossile Felsmassen bilden, und 30 (27 Polygastrica, 3 Phytolitharia) denen, welche schon allein bei Caltanisetta un- zweifelhaft der Kreide-Bildung angehören. Von den 89 Formen (Speciebus) des Polirschiefers in Oran finden sich in Sizilien 35 gleichartig als constituirende Haupt- theile des Kreide-Mergels (28 Polygaszrica, 4 Phytolitharia, 3 Poly- ihalamia). Von diesen übereinstimmenden Formen sind 16 Ar- ten (13 Polygastrica, 2 Phytolitharia, 1 Polythalamium) gleich- artig im plastischen Thon von Ägina. Überdiels kommen meh- rere Formen (3 Polygastrica und 2 Phytolitharia) gleichartig in Griechenland (Ägina) und Sizilien felsbildend vor, welche nicht in Oran beobachtet wurden, aber doch eine noch engere Verbindung des griechischen Lagers mit der sizilischen Kreide vor Augen stel- len, die sich bis jetzt beobachtungsmälsig auf 20 Arten stützt. Formen, die nur in Oran und Ägina gleichartig, aber nicht in Sizilien massebildend erscheinen, sind 12 beobachtet, 7 Poly- gastrica, 9 Phytolitharia. u 61 Von diesen sämmtlichen entschieden urweltlichen, zum Theil aber entschieden der geologischen Secundär -Bildung zugehörigen Formen sind 106 den noch jetztlebenden kleinen Seethierchen und Pflanzen gleiche Arten: 72 Polygastrica, 24 Phytolitharia, 10 Polythalamia. Alle diese jetztlebenden Formen des Verzeichnisses sind mit Sternchen bezeichnet, und sie bilden nur einen Theil der weit zahlreicher schon bekannten jetztlebenden Kreide- Organismen. Als ein interessantes Resultat dieser neueren Untersuchungen amerikanischer kleinster Organismen stellt sich noch besonders heraus, dafs doch nicht die eigenthümlichen Formen Amerika’s, welche besondere Genera bilden, nur in einzelnen Formen vor- kommen, wie es bisher den Anschein hatte. Das Genus Gonio- thecium hat nun 7 Arten bekommen, Rhizosolenia 2 Arten. Ferner ist ein neues Genus Dicladia sogleich mit 4 Arten auf- gefunden worden. Überhaupt haben sich mit diesen Untersuchungen nun an- statt der bisherigen 6 Amerika eigenthümlichen Genera deren 11 auffinden lassen, und ein 12tes scheint sich aus Hrn. Bailey’s umsichtsvollen Zeichnungen zu ergeben, indem derselbe ein Zri- ceratium spinosum Bailey im Petersburger Lager beobachtct hat, welches wohl einer besonderen Gattung angehören mag, die sich von Triceratium, wie Denticella von Biddulphia, unterscheidet, aber, statt 2, 4 seitliche Bersten trägt und Tezrachaeta heilsen könnte. Die 5 bis 6 neuen Genera sind: Asterolampra, ‚ Aulaeodiseun jedes mit 1 Art, Polygastrica : Symbolophora, ? Tetrachaeta, Dicladia mit 4 Arten; Polythalamia: Spiroplecta mit 1 Art. Aufserdem werden in den Verzeichnissen noch die 7 neuen Genera, Eupodiscus für Tripodiscus, Polygastrica: 4 Lithobotrys und Rhaphoneis samt Zr Polythalamia : 6 2 L7 Aspidospira, Colpopleura, Porospira und Proroporus genannt. Sämmtlicbe 12—13 Genera und Species, letztere an Zahl 140, erhalten im Anhang eine kurze Erläuterung, um die Namen verständlich zu machen. I. Mittelländische organische Polirschiefer. Kreide! Nomina Generum Aegina Graeciae 1 Achnanthes 2 Actiniscus Actinocyclus Actinoptychus Oran Caltanisetta Africae Siciliae Polygastrica * breoipes * Discus ae EEE IT Berite Rota * Stella Stella BAIRTEERUNN Zennarmtus quaternarius quaternarius * quinarius quinarius * Diternarius biternarius * septenarius septenarius * octonarius octonarius *nonarius HIHE.D, IR * denarius denarius * undenarius * isenarius bisenarius bisepkenariusiwienal. . » *quindenarius see... * senarius senarius * denarius * sedenarius * octodenarius . et 1000. “ini ee. Pentasterias quinarius Stella quinarius nonarius bisenarius biseptenarius quindenarius binonarius senarius dives 63 Nomina Oran Galtanisetta Aegina Gen£rum Africae Siciliae Graeciae 25 Amphipentas ....... urindialananııe » ‚Dentacrinus 26 Amphitetras *antedilwiana „....... antediluviana 27 sl aiayeahehe et sehehe,ein,e,e.. Daralella 28 Auliscus ei ee tn: =: PGigas 29 Biddulphia tridentata tridenlata tridentata 30 Ceratoneis eure e . Maas 31 Cocconeis umaräialkhe re. .arsüstehnue.e c Saikalluiik 32 Cocconema Etesdhayeraren. ar re 33 ee kana vie... Zunsla 34 Cornutella een. Diiliokeniie 35 alas... Gasser 36 eneiianaer. Watte 37 re m AR 38 Coscinodiscus * Argus Argus 39 * centralis centralis concavus * eccentricus ee 5 fembriatigt arkharine .- later. aus - I telanonı.ı.. „Aneatus * minor minor minor nal. rer ran Aearn rlelie re Aa Patina *radiatus radiatus radiatus ee eegiete 0, 15 SIEREREES, 3 Denticella ?Fragilaria j (tridens = Bidd.) Dictyocha * aculeata aculeata aculeata = NAAR Le; ie lerehekena,e «, ‚Binoculus bipartita bipartita Fans Orux emininki.. elegans * Fibula Fibula Fibula DAB EREn En Kalle ge sehe ... heptacanthus analahkitete +. „Aexathyra 64 Nomina Oran Caltanisetta Aegina Generum Africae Siciliae Graeciae en TE en le een Tl 59. mesophthalma 60 Haliomma 61 NET Npobraelis 62 Pons 63 septenaria 64 * Speculum Speculum Speculum 65 „Diesroeha olaseteitesene oı "SURENSITUCHL 66 tripyla 67 a 68 Eunotia ohohetornlera ar » EULTELZE 69 Flustrella ee... .. bilobata bilobata 70 concentrica concentrica concentrica 71 RN... Hlumbale 72 te RE N orange 73 spiralis eine. spiralis 74 Fragilaria Bacillum 75 N le WHERE nz FE REG 77 Gallionella *zurichaleea aurichalcea 78 Eh.» Ygranulaie 79 * sulcata sulcata 80 Grammatophora * africana africana africana (Navicula afr.) 81 *angulosa RENT"... Vz 82 IR EIER En 0 no, o) WIDE 83 * parallela parallela 84 DE A RE rat .. undulata 85 Haliomma SEN | \ degmorea Aequorea 86 “eo... .. cornulum 87 een... didymum 88 eeeeee.. dixiphos 89 Medusa Medusa 90 EDER RE... oval 91 a ae SH TE > 92 ernennen. radicatum 65 Nomina Oran Caltanisetta Aegina Generum Africae Siciliae Graeciae nn tt en u men — u 93 on I DEREN \ ) 94 Isthmia Pafricana 95 LiTHOBOTRYS .......; Zriloba triloba 96 ER 2 leg 97 Lithocampe lineata lineata lineata 98 ee N irumandta 99 PRENFATTE, u 7. 100 NE En NN I EEund 101 .e0.0... punctala 102 RR A adieula .103 TEN. V Psolitaria 104 Mesocena ME ep ne ae > ital 105 te. ‚ermel 106 Navicula * duplicata cfr. Pinnularia, Grammatophora, Stauroneis. 107 * Silicula Pinnularia 108 C(Diploneis) *didyma didyma didyma anehattene o,o,..e.eie a etee.. „Bombus .. [ee °. Du Br Er er er Crabro WERE. u. o,Wtdane ne Entomon „(Mononeis) ura'e a’e a tere sieilareh.e" a = aspera ae & PER TEE praetexta BE N years aa = (quaärsfaschute * suecica x le e.a8 a. Vvirıdis 117 Pyzidicula een are n.. Achnoptyohus Rahel se 0 efarchete e . apiculaia NEE 01) eat nie 1 CTULCHZIE 2 Eee enabentunenermumete, a, 0,7 MELERICH ieuajanee eo ‚0 0....,..... praeliexia 122 Stauroneis eurysoma 66 Nomina Oran Caltanisetta Aegina Generum Africae Siciliae Graeciae En, (un mn, il un m en, 123 Striatella *arcuata arcuata 124 Surirella ren... paradoxa 125 een... Thomboidea 126 N, rer Psicula= Nav, sie. 127 Synedra Linea 128 * Ulna Ulna 129 Tessella = MEN, 3, '‚Catena 130 Triceratium *....... ereterei nn Papas 131 £ ABTEI. a RER Phytolitharia. 132 Amphidiscus : Naucrates 133 Lithasteriscus *Globulus 134 *radiatus radiatus radiatus 135 ie ee ae 136 ee en en ae # A 137 *zuberculosus » 2... . Zuberculosus 138 Lithostylidium * polyedrum 139 * Serra 140 %...n. 2. erenulatum 141 Spongolithis * acieularis acicularis acicularis 142 * dcus Acus 143 * Anchora Sera... SAntchöra 144 ac re 2) Aare Se a AHEE .. Andreae 145 Ne er e ER 146 te ar. ronncellalae cancellata 147 *Caput serpentis 148 *cenocephala 149 * Clavus rn ee DEE HOW SHWOR ie een re MOORE BerDE 151 * Fustis Fustis 152 *inflexa © 153 *mesogongyla 154 En 7 155 septata 67 'Nomina Oran Caltanisetta Aegina Generum Africae Siciliae Graeeiae nn um mm m mm mem on 156 * stellata 157 BEP OA EL NOFTCHRPR, el. „0... ZTICenOS 158 22.220... verliillata 159 *uncinata ...2.2.2.2... uncinata 160 Spongophyllium 2... .... Cribrum Cribrum Polythalamia. 161 CoLPOPLEURA *....... ocellata 162 Globigerina a depressa 163 *foveolata foveolata 164 Grammostomum * aciculatum 165 Cribrum 166 rt. N. . - depnessum 167 divergens 168 a6 Ve ST .. laterale 169 Plica = 170 EIN RL 2 RORPRR TE U SOCTTCRT, PaPap polystigma Bl Nodsarie .... 0 Meere ee 3 UHDNE 172 Planulina RE ee TE re 1 CRRRREE 173 ira ee WERBEN. 0 TER 174 * ocellata ocellata 2175. lslellatans + . au peniuse j 176 *perforata perforata Be inon ı awn.. porosa porosa 178 spatiosa 4179 Squamula 180 areneee. NT ironmosn WW. . agiert. UNreR 182 Bolymorpkinan fine. unabalusl. . aculeata 183 PorospıraA _*Comes I 184 Princeps 185 Pronoporus Lingua 186 Rotalia * slobulosa globulosa globulosa , | EN ee lepida REEL Sr ae .... Pandorae 68 ‚ Nomina Oran Caltanisetta Aegina Generum Africae Siciliae Graeciae mann sr ne men (nn m — m en 190 Wa ee EB HN 2, 0 GETRETEN 191 el ee RR TER AEERTER 192 Spiroloculina Klssan om ao men. eIORBUIL 193 Strophoconus africanus 194 PC SR ARE RER SEN SR: ..-727%5 195 BR REIN 07,.,, : 196 Textilaria * globulosa 197 elle je tin ie a1. DErforata II. Nordamerikanische organische Polirschiefer. Kreide? Nomina Richmond Petersburg _Piscataway Generum Virginiae Virginae _Marylandiae Polygastrica. 1 Actiniscus *Pentasterians „2... .. Pentasterias 2 * Sirius ohakoreladen. ne 3 Tetrasterias 4 Actinocyclus _*quinarius Hereeieteie ee, JUMEMUS 5 Kunlate. seat.» Dita 6 *septenarius septenarius septenarius Ei * octonarius een enee. oclonarius, 8 * nonarius nonarius nonarius N) * denarius denarius denarius 10 * undenarius undenarius undenarius 11 * Bisenarius bisenarius bisenarius 12 *rredenarius tredenarius zredenarius 13 Biseptenarius _biseptenarius biseptenarius 14 *quindenarius ..»...... quindenarius 15 * bioctonarius 16 Actinoptychus quaternarius? quaternarius 17 * senarius senarius senarius 18 Biternarius biternarius biternarius 19 A ea Velais velatus 20 * octonarius octonarius octonarius 69 Nomina Richmond Petersburg Piscataway Generum Virginiae Virginiae _Marylandiae u 21 umahaisene „OR nonarius ‚22 * denarius denarius denarius 23 *duodenarius duodenarius 24 *quatuordenarius quatuordenarius 5. *sedenarius _sedenarius 26 *Slodenarius _octodenariüs 27 nl ‚w e vicenarius 28. Me » Geres 29 Kt N Jupiter 30 ASTEROLAMPRA Ce. een. . marylandica 31 Aulacodiscus/ Crux Crux 32 Biddulphia tridentata tridentata tridentata 33 Plunata 34 Chaetotyphla »....... © Dyritae? 35 Coscinodiscus asteromphalus 36 apiculatus 37 * gentralis 38 concavus 39 © ugeheiee &, Bee 40 * eccentricus eccentricus 41 Gigas are. . Gigas 42 * Jineatus lineatus lineatus 43 marginatus marginatus marginatus 44 * minor 45 *Oculus Iridis Oculus Iridis 46 perforatus R 47 punctatus 48 *radiolatus radiolatus radiolatus 49 * subtilis subtilis 50 velatus 51 Denticella seele. Rhombus 52 euren. tridentata 0tridentala 53 DicLADıA Capra 54 Capreolus Capreolus 2.55 Se ee a ae. ', VELBUS Nomina 'Generum —— 56 57 Dictyocka 58 59 60 61 62 63 64 65 Discoplea 66 Eunotia 67 68 69 EupoDıscus 70 71 72 Flustrella 73 Fragilaria 74 75 76 77 Gallionella 78 Gomphonema 79 80 Goniothecium 81 82 83 84 85 86 87 70 Richmond Virginiae ne nn clathrata *Crux Epiodon * Fibula * Speculum Staurodon * Diodon * Monodon? *ibba? * germanicus x x amphiceros laevis leptoceros * pinnata * sulcata * elavatum * minutissimum didymum Gastridium obtusum Odontella Rogersü 88 Grammatophora * africana 89 90 * angulosa * oceanica Petersburg _Piscataway Virginiae _Marylandiae nn un Ti mem aculeata Crux Crux mussen » Epiodon oyishaishnre.... Hıbula ae + ZITUECERS S nk . Vubera americana germanicus germanicus Baileyi Rogersü selraiennt . Comcenirica sulcata sulcata hispidum monodon Odontella Odontella africana? a Ken ee 5 71 Nomina Richmond Petersburg Piscataway Generum Virginiae Virginiae Marylandiae Pe u uf 91 * parallela 92 * undulata 93 Haliomma Aequorea? Dh ... dequorea? 94 crenatum? 95 LiTHOBOTRYS ..2..... quadrıloba quadriloba 96 Lithocampe een 0 RA. , er 97 eronanatehe anar veranstere Ali) AlcbUsiEEr 98 Mesocena BL None DEREN 2 ar ı FORST 99 a MR 17117777272 100 een. wen. . „ug 101 Navicula *Siema Pinnularia 102 (Diploneis) *didyma didyma didyma 103 diomphala .diomphala 1404 (Mononeis) *peregrina peregrina 105 *yiridis 106 Pyxidicula Actinocyclus 107 Actinoptychus Actinoptychus Actinoptychus 108 aculeata aculeata aculeata 109 neueste. . 2) Vapieulata 110 appendiculata 111 mi, swiiingrzolaie 112 Coscinodiscus Coscinodiscus 113 cristata 114 NN VENTO cruciata 115 ER EN N Cylindrus 116 De RE, 2.0 gemmiferd 117 RN I le. suhelleniea 118 Lens RD, .. Airsuta 119 EDEN ae N ZuzzaZ 120 OS) KUE PENEBERE Ver © Oculus chamaeleontis 121 Elle Tenor aian er war an aan ann ea ZT 122 RuAPHONEIS Amphiceros Amphiceros Amphiceros 123 FB SEE IRRAPELE 11 77,7%, 124 re Sr een Geritiäfereo Nomina Generum 72 Piscataway Marylandiae 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 „135 136 -137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 Rhizosolenia Stauroneis SYMBOLOPHORA ...»... Synedra Triceratium Zygoceros Amphidiscus Lithasteriscus Lithostylidium * Clepsammidium * Clepsammidium Spongolithis Richmond Petersburg Virginiae Virginiae Leptoceros Leptoceros * Rhombus Rhombus americana americana Dileolus Pileolus Sigma Linea * Uma amblyoceros obtusum obtusum ee DPrlads * Reticulum Reticulum ee. vRhombus Phytolitharia. ee helel ee Rulyelandtus *radiatus RETTEN. EICHE Zuberculosus A vee..... amphiodon * acieularis appendiculata *aspera *Caput serpentis ” * cenocephala * Clavus collaris * foraminosa * Fustis TE es unguiculata Clavus Fustis pretiosa americana Trinitatis Reticulum radiatus reniformis Zuberculosus acicularis Clavus collaris Fustis uncinala 73 Kurze Characteristik der 12 — 13 neuen Genera. ie Polygastrica. ASTEROLAMPRA Nov. Gen. Prachtstern. Animal e Bacillariorum familia ejusque Naviculaceorum sectione, liberum. Lorica simplex aequaliter, bivalvis silicea orbicularis, non concatenata, hinc perfecta spotanea divisione multiplicata, intus in loculos media solum parte totidem sepimentis tenuibus marginem non attingentibus imperfecte divisa, iisque cum radiis nullo septo suffultis ad marginem usque decurrentibus alternis. Forma inter Actinocyclum et Actinoptychum intermedia elegantissima II. AuLAcovDıscus Nov. Gen. Furchendose. = Animal e Bacillariorum familia et Naviculaceorum sectione, liberum. Lorica simplex aequaliter bivalvis silicea orbicularis unilocularis, aperturis in utraque valvula prope marginem brevissime tubulosis nonnullis iisque singulis sulco distincto cum centro conjunctis. Aulacodisci sunt Eupodisci tubulorum pediformium loco rimis e centro radiantibus in tuberculo prope marginem excurrentibus instructi et valvularum superficie granulata nec cellulosa insignes. DıcrLADıA Nov. Gen. Doppelarm. Animal e Bacillariorum? familia ejusque Naviculaceo- rum sectione, liberum. Lorica simplex bivalvis silicea, non concatenata unilocularis, valvis inaequalibus, una turgida simplici, altera bicorni, cornibus interdum ramosis. Forma ad Rhizosoleniam proxime accedens. Euponıscus Nov. Gen. Wunderfuls = Tripodiscus, Tetrapodiscus et Pentapodiscus. - Animal e Bacillariorum familia et Naviculaceorum sectione, liberum. Lorica simplex aequaliter bivalvis silicea orbicularis non concatenata, unilocularis, processibus tubu- losis apice perforatis prope marginem utrinque instructa. Tubulorum numerus pro generico charactere a me olim pensitatus propter crescentem numerorum multitudinem IV. 74 nunc ad specificum valorem deprimendus esse videtur, id quod jam a Terapodisco monstruoso derivandum erat. LitHoBoTRys Nov. Gen. Steintraube. Animal e Polycystinorum familia, liberum. Loricae sili- ceae articuli in adulto non in seriem sed in uvae (brevis) formam, id est in loculos plus minus discretos nonnullos contiguos dispositi. Proxime ad Zirhocampam.accedit. Animal vivum ignotum. V. RuAPHuoneEıs Nov. Gen. Nahtschiffchen. VI. vo. VIIE. Animal e Bacillariorum familia et Navieulaceorum sectione liberum. Lorica simplex bivalvis silicea quadran- gula navicularis non concatenata, apertura aut umbilico in latere naviculari aeque ac pinnulis internis caret, sed sutu- rali linea in lateribus mediis longitudinali instructa est. Surirellam pinnulis internis destitutam refert. Aper- turae in apicibus loricae terminales utrinque singulae esse videntur. A. Cocconeide et Navicula umbilici defectu gra- viter differt. SYMBOLOPHORA Nov. Gen. Bilderdose. Animal e familia Bacillariorum, sectione Naviculaceo- rum liberum. Lorica simplex aequaliter bivalvis silicea orbicularis non concatenata, sepimentis loculisque imper- fectis e centro solido anguloso radiantibus, superficie non cellulosa. Ab Actinoptychis Symbolophorae differunt totis loculis imperfectis centro distinctius figurato nee orbiculari am- pliore et valvularum superficie) nec cellulolosa nec granu- lata) subtilissime radiatim lineolata. rl Symbolophora Trinitatis valde singularis et elegans forma est. De TETRACHAETA conferatur introitus (pag. 61). Polythalamia. COLPOPLEURA Nov. Gen. Buchtenmund. Testula e Rozalinorum familia, Zurbinoideorum sectione, spirae margine simplici uno latere plano altero turgido, apertura laterali emarginata in latere plano. Planulinorum forma et spira turgida externa. 75 IX. PonospırA Nov. Gen. Corallen-Siebchen. Testula e Rotalinorum familia, Turbinoideorum sectione, spirae margine simplici, latere uno plano altero turgido, apertura non conspicua, superficie plana spiram oceultante integerima, convexa et spirali superficie porosa. Gyroidinis et Truncatulinis affınes formae Coccorum instar affıgi videntur. } Sunt etiam formae his simillimae passim in limo marium 1 obviam factae, quae spiram in latere convexo et poroso M occultent, in plano et integro manifestent, has “ X. AspıDospIrAs vocare placuit (Corallen-Schildchen). Hic denique singulare aliquod Polythalamiorum novum j Genus, e Cretaceis Americae borealis stratis a me petitum ibique frequens, adjungam, quam XI. SpıIROPLECTAE nomine appellavi (Spiral-Zöpfchen). Quod Clavulina)Nodosariis;Sagrina Tewuilariis, est id Spiropleota-est-Rotalüs. In statu juniore cellulae spiralem ordinem sequuntur in adulto alternum. Spiroplecta americana Textilariae americanae affınis est, quam nuper indicavi. Spirulina e Rotaliarum forma in Nodosariae, Spiroplecta in Textilariae formam abit. XH. Proroporus Nov. Gen. Corallen-Glattmund. Testula e Zextilarinorum familia, cellulis omnibus al- ternis, apertura rostro destituta apicali rotunda in cellulae fronte media. Hoc charactere olim Polymorphinas d’Orbignyi insignes censui, sed hae formae cellularum serie irregulari, uvae in- star, ad Uvellinas potius pertinent, Pyrulinae generi propin- quae et in varia genera dividendae sunt. Sagrinae d’Orbignyi rostello gaudent, Polythalamiorum characteres generici et speciales ad conspectum nostrum 1839 editum referendä sunt. EEE ETRT EEE a Er n- 16 a ERET UTETT FRRLS Bl Kurze Characteristik der 140 neuen Arten. Polygastrica. 1. Acrmıscus Discus: A. disciformis, centro laevi, radiis marginalibus ag non exsertis. Diameter --”. Oran. 192 ° ’ x u £] hukeene: ; K Nodesarrt es, HZ aucdaapime x Pe . ei: N | rc e ws nd 2: LacH rn . . La T TE er = E ur he Er. er u 76 2. ACTINISCUS quinarius: A. stellaris, radiis liberis 5. Diam. 50 » Aegina. 3, ——— Rosa: A. disciformis, centro laevi, radiis margi- nalibus exsertis (10). Diam. 5”. Oran. 4. —- ZTetrasterias: A. stellaris, - radüs liberis 4. Diam. 5. Virginiae Richmond. An haec ad Phytolitharia per- tinent. 5. ACTINOPTYCHUS quaternarius: A. sepimentis radiatis locu- lisque 4. Diam. £”. Petersburg et Richmond Virg. 6. —— velatus: A. sepimentis radiisque senis, disco laxius celluloso, superficie tanguam membrana tenui punctata ob- tecta. A. diternario simmillius. Diam. — 5”. Peters- burg Virg. 7. ——— Ceres: A. sepimentis radiisque 22. Diam. 5”. Richmond Virg. 8. ASTEROLAMPRA zmarylandica: A. radiis marginalibus 8, disci medii sepimentis alternantibus totidem, radiorum inter- stitiis punctorum curvis seriebus eleganter caelatis. Diam. #”. Maryland. Hujus Generis altera fortassis species (septenaria) a DD. Collega Muellero ex intestino Comatulae maris me- diteranii memorata et picta est. Duplex radiorum numerus in his bivalvibus radiatis formis saepe cernitur, paululum dilatis post mortem animalculi sed non dispersis valvulis. Sin 14 radii alterni in margine unius valvulae adfuerint, sui generis forma fuisset. Utrum caelatura defuerit haesito, cum fortius vis opticae augmentum eam facile suppeditasse ex iconis datae magnitudine redire videatur. Abh. d. berl. fi 2 Akad. 4BA1 (1843), p. 232, Tab. VI, Fig. 4. Ejusdem tabulae Fig. 6 Lithocampae speciei fragmentum fuisse vide- tur, Fig 7 Peridinium divergens optime reddit. „ 9 Auzaconiscus Crux: A. testulae patellis convexiusculis in margine subtiliter radiato-limbatis in disco celluloso- granulosis, granulis margaritaceis in ‚12, seriebus gra- nulorum nonnullis e centro radiantibus, paribus serierum 4 in totidem suturarum cruciatarum margine paullo validio- im ribus. Diam. 55”. Richmond. 77 10. Aurıscus?: Gigas: A. margine lateris perforati tumido, lineis imperfecte radiantibus et punctorum seriebus eleganter caelato. Diam. 5”. Aegina. polystigma = (oSCINODISCUS polystigma maris Frisiae. 11. BıppuLpnıA? Zunata: B. a latere triloba laevis, leviter cur- vata, lunata, cornibus subacutis. Diam. 4”. Duo spe- cimina a latere tantum visa. Richmond Virg. 12. CERATONEIS Creiae: C. testula laevi naviculari, media le- vissime constricta complanata, apicibus acutis rectis non 1m eximie productis. Diam. %”. Caltanisetta. CocconEIs vide Rhaphoneis. COoCCcoNEMA Creiae = EUNOTIA Crezae. 13. CORNUTELLA Cassis: C. loricae inflatae rectae fronte con- strictae ad caudam bis leviter constrictae ocellorum se- riebus obliquis alternis amplioribus.. Diam. 4”. Calta- 17 nisetta. clathrata forma conica fronte non constricta in- signis est. Lithocampe: C. lorica oblonga recta conica, fronte truncata, ocellorum majorum cingulo medio leviter con- stricto, postrema parte in aculeum conicum elongata, ocel- lis reliquis sparsis inaequalibus. Diam. 5”. Aegina. ? obtusa: C. lorica oblonga recta, fronte trnncata media constricta postrema parte late rotundata, ocellis sparsis. An Lithobotrys? Diam. 5”. Caltanisetta. | E Charactere, generis forma curva nunc eliminari debet. 44. CoscınoDIscus apiculatus: C. testulae cellulis prominulis apiculatis superficiem scabram formantibus radiatis sub- aequalibus, in centesima lineae parte 10. Diam. z;”. Richmond Virg. Conferatur PyXxIDICULA gemmifera. asteromphalus: C. testulae cellulis amplioribus in “455 7—8 tumidulis radiatis, in margine parumper de- m crescentibus, stella umbilicali media distincta, superficie Bi j tanquam velo subtilissime punctato obteeta. Diam. 5”. Richmond Virg. 2 deck & 16. 417. » 18. 19. 78 Coscrnoniscus centralis Siciliae et Virginiae differt testu- lae cellulis subtilioribus, 12 in ,‚.,”, et superficie non velata. Stella centralis distineta similis. Oculus Iridis differt a centrali cellulis majoribus, in ;45” 9, ab asteromphalo velaminis defectu et cellulis paullo minoribus. velatus differt defectu stellae umbilicaris. fimbriatus: C. testulae cellulis minoribus, in „4; 13 — 14 obsolete radiantibus subaequalibus prope margi- nem radiatim lineolatum parumper decrescentibus. Diam. 5. Caltanisetta. limbatus Aeginae differt cellulis duplo majoribus in 5 7 non radiatim dispositis in margine radiatim lineolato multo minoribus quam in medio disco. marginatus: Virginiae differt testulae cellulis ob- solete radiantibus in 55” 9—10 prope marginem radia- tim lineolatum decrescentibus. perforatus: C. testulae cellulis minoribus aperte radiatis in ;55” 13, umbilico medio laevi tanquam per- forato, margine radiolato. Diam. 5”. Richmond. ’ 29 Fimbriato affınis, qui umbilico parvo laevi caret. punctatus: ÜC. testulae cellulis radiantibus minimis in 5 24—26, in medio disco laxioribus margine den- sissime eoarctatis limbum latum flavicantem (album) for- mantibus. Diam. 4”. Richmond. subtilis differt cellulis fere aequalibus. velatus: C. testulae cellulis magnis angulosis nec radiantibus in 55” 5, aequalibus Banalbiil; superficie tota tanquam velo granuloso obtecta. Diam. 4”. Richmond. + An pullus Eupodisci? sed tubuli desunt. disciger a perforato differt umbilico, circulo in- aequali circumscripto, multo majore nec laevi, cellulisque punctiformibus minimis densissimisque ultra 30 in I”. ? polystigma maris borealis Frisiae a radiolato dif- fert cellulis paullo majoribus radiantibus, in 45” 14, sed in duos verticillos laterales obsoletos et perforatos con- vergentibus. Hinc Aulisci species! 79 CöscINoDISCUS concaeus Africae (Oran) in 4,” 7=9 cel- lulas in disco valde concavo (convexo) habet. radiatus in 55 42 —13 cellulas gerit. > Argus in 5 7—9 cellulas in disco plano offert. - Gigas utplurimum in 4” 5—6 cellulas prope marginem gerit. Majora specimina cellulis majoribus gaudent, id quod a reliquis hujus generis speciebus alie- num est, 20. DENTICELLA Rhombus: D. testulae subtiliter punctato linea- tae, Zygoceroli Rhombo simillimae, sed aculeo in quovis latere medio utrinque instructae. Diam. 5”. Petersburg Virg. Cingulum dorsi i. e. pars plana media corpusculo- rum, neque in Zygocerote neque in hac forma laeve est, sed punctorum minimorum seriebus obliquis caelatum. tridentata: D. habitu Biddulphiae tridentatae, sed Denticellae aculeis instructa. Diam. 4”; Petersburg Virg. et Maryland. Fragilaria? fragmentum Lithocampae fuisse possit. 22. DicLADIA Caprae: D. laevis, uno fine simpliciter.bicorni, altero medio unidentato aut subbidentato, intermedia parte transversa anguste lineari. Diam ;”. Richmond. Capreolus: D. laevis uno fine bifurcato. Frag- mentum. Diam. 4”. Richmond. 24. ——? clathrat«: D. laevis clathrata, corpusculo rotun- dato, fronte corniculis duobus (inaequalibus) insigni. Diam. 45”. Richmond. 25. ——— Cerous: D. laevis amplior, corniculis frontalibus 0 longioribus ramosis. Diam. 4”. Maryland. 26. DicryochA Binoculus: D. habitu D. aculeatae, sed cellula media duplici. Diam. 5”. Aegina. 127. ——— Bipartita: D. habitu D. Crueis, sed cellula media 0 bipartita. Diam. 5”. Oran. 28. ———- elegans: D. pentagonia complanata, angulis acu- tis inermibus cellulis parvis erebris perforatis, media parte = cellulis majoribus 7, una media, instructa. Diam. 4”. W Caltanisetta. 29. —- Epiodon: D. habitu D. Fibulae aculeis quatuor, sed ° in quavis cellula denticulo insignis. Diam. 5”. Richmond. 21. 23. - | — 80 30. Dıctyocua Haliomma: D. habitu D. Specui spinis sex, 31. 32. 33. 34. 39. 36. 37. 38. 49. 40. sed 10 cellulis (irregularibus) instructa, 3 mediis, 7 margi- nalibus.. Diam. %”. Oran. Hexathyra: D. habitu D. Speculi, spinis 6, sed cellulis marginalibus 5 praeter mediam. Diam. 5”. Cal- tanısetta. ’ mesophthalma: D. habitu D. Crucis et Stauro- dontis, sed dente duplici, superiore et inferiore, in quavis cellula marginali. Diam. #”. Caltanisetta. Ornamentum: D. radiis spinescentibus 7, cellulis marginalibus 7 denticulo instructis, media cellula unica. Diam. 4”. Caltanisetta. cfr. D. septenaria. Polyactis, inermis, 9 radiis, 10 cellulis marginalibus et una centrali varıat. Pons: D. annularis oblonga arcu medio simplici in duas cellulas divisa, spinis 4 externis. Diam. 5%”. Oran. septenaria: D. habitu D. Speculi sed spinis 7 cel- lulisque marginalibus 7 cum centrali unica inermibus, hinc D. Ornamento,\dentibus ornatae, maxime affınis. Diam. er: Oran. Staurodon: D. habitu .D. Crueis et mesophthalmae, sed in quavis cellula marginali dentieulo ornata. Diam. 2. Richmond. superstructa: D. quadrangula, angulis spinescen- tbus, cellulis 9, marginalibus 4, mediis toidem cuw cen- trali. ‘Diam. 5”. Caltanisetta. triacantha: D. triangula regularis angulis spinescen- bus cellulis tribus margine interno inermibus. Diam. 5”. Maryland. Zripyla: D. inaequalis, cellulis 3 inermibus arcu triradiato medio distentis, spinis marginalibus 4 irregula- ribus. Diam. 4”. Oran. ubera: D. sexangula, spinis totidem cellulis mar- ginalibus 7, mediis duabus, inermibus. Diam. #”. Ma- ryland. Hujus generis formas distinguere studui, species et varietates distinguere nondum potui. s1 41. DiscopLEA? americana: E. testula turgida Gallionellae aut Pyxidieulae compressae habitu; dorso transverse tricari- nato, disco laterali medio punctato. Diam. — 5”. Vir- ginia Maryland, EuUNOTIA Cretae Caltanisettae = CoccoNEMA Cretae 1839. 42. EUPODISCUS ARogersi = Podiscus Rogersü var. senaria Bailey in litt. E. appendieibus tubulosis in ambitu 6, valvularum cellulis sparsis magnis in 55” 44, tanquam velatis granulorum (pororum?) tenuibus (in 15” 10) se- riebus radiantibus. Diam. 5”. Petersburg Virg. 43. ——- Baileyi = Podiscus Rogersii var. septenaria Bai- ley in litt. E. appendicibus tubulosis in ambitu 7. germanicus = Tripodiscus germanicus, appendici- bus ternis et granulis in „5 18 differt. quaternarius = Tetrapodiscus germanicus. quinarius = Pentapodiscus germanicus. monstruosus = Tetrapodiscus monstruosus. Has formas uni generi, sed diversis speciebus ad- dicendas esse nunc censeo, cum major copia innotuerit. FLUSTRELLA 2ilobata = HALIoMMA Lagena 1840, quae dimidia pars et fragmentum ejus fuit. — Fl. cellularum cireulis concentricis mediis, dein in lobos duos clavatos seu lageniformes fere oppositos laterales spongiosos, cel- lularum seriebus concentricis sensim obsoletis excrescens. Diam. 4”. Caltanisetta et Aegina. limbata: Fl. cellularum circulis concentricis limbo latissimo radiato subtiliter poroso ornata. Diam. disci 55”, cum limbo 4”. Caltanisetta. 45. ——- praetexta: Fl. cellularum ceirculis concentricis limbo latissimo basi tantum radiato amplius poroso ornata. Diam. disci 5”, cum limbo 7;”. Caltanisetta. concentrica utrum vere ab his tribus formis dif- ferat, an discus medius modo hujus, modo illius sit, non- dum evinci potuit. Cum semper sine limbo et appendice in nonnullis stratis occurrat, speciem totam supprimere non licuit. 46. FRAGILARIA Zeptoceros: Fr. testula a latere rlomboide- v AR lineari, utroque fine longe attenuato acuto recto, mar- 82 gine tenuissime striato, medio spatio laevi. Diam. z;”. Richmond. FRAGILARIA Amphiceros forma anguste lineari media parte turgidula, apicibus longe attenuatis truncatis totaque super- ficie transverse striata insignis est et a Ahaphoneide de- fectu lineae mediae longitudinalis differt. 47. ——. Bacillum: Fr. testula laevi a latere lineari utro- que fine rotundato, 5—bies longiore quam lata. Long. 4”. Organ. striolata africana ad Oran = F. pinnata. 48. GoNIOTHECIUM? didymum: G. testula binata laevi singula parte transverse oblonga obtusa, uno latere medio emar- ginato, altero bituberculoso. Diam. 55. Richmond. Dimidiam partem solam vidi. 49. ———- Gastridium: G. testulis binis laevibus transverse oblongis, utroque fine truncato, medio ventre subito intu- mescente, nec ambarum contiguo. Diam. 5”. Richmond. 80 50. —— Aispidum: G. testula binata singula semilunari hispida, umbone interno medio, biris contiguo. Diam. 3". Virginia. Gl.nehil! Monodon: G. testula laevi, binata, singula oblonga lineari, utroque fine truncato, externo latere recto aequa- bili, interno umbone medio binis non contiguo insigni. Diam. 4”. Richmond. 52. ——— ? Navicula: G.? testula laevi parva binata oblonga parum turgida, utroque fine truncata, valvarum umbone medio connectente nondum viso. Long. 5”. Richmond. 53. ——— obtusum: G. testula binata laevi, singula trans- verse oblonga obtuse triloba, junctura nulla. Diam. 55”. Richmond. 54. ——- Odontella: G. testula binata, laevi, singula testula transverse oblonga, a dorso semilunari gradato-angulosa, a latere oblonga naviculari circulis 3 concentricis insigui, valvulis binis processu medio et apicibus conjunctis hiatu utrinque oblongo, medio constricto. Diam. 5” — 5". Richmond. Rogersii differt testula binata laevi, singula a dorso, subquadrata, verticillis tribus lateralibus angulosa, a latere 83 elliptico-oblonga eirculis 2—3 mediis notata, binis testu- lis processu medio latissimo et apicibus conjunctis, hiatu 1m utringue amplo (suborbieulari). Diam. 5”. Richmond. 55. GRAMMATOPHORA mediteranea: Gr. hacillis a dorso ob- longis a latere navicularibus obtusis, striolatis, plicis in- ternis undulatis 4—5. Long. 5”. Ad Cette Galliae. Islandicae affınis. 56. HALıomMA Aequorea: H. forma superficie integra hemi- 57. 58. 59. sphaerica poris magnis perforata radis internis 6 non ex- sertis. Diam. %””. Caltanisetta. Medusa, affınis forma, differt radiis internis A interdum parumper exsertis. crenatum differt superficie sublobata (crenata), ra-. diis internis 8 non exsertis. didymum: H. forma superfieie leviter medio con- stricta oblonga, poris maximis perforata, radiis in strictura duobus non exsertis. Diam. 4”. Caltanisetta. Dixyphos: H. forma superficie integra hemisphae- rica poris amplioribus perforata, radiis internis 4, duobus longissime exsertis oppositis ensiformibus, totidem inclusis. 1m Medusae affınis. Diam. disci 4”, radiorum exsertae partis utrinque pari fere longitudine, totius 5”. Calta- nisetta. ? radicatum: H. forma superficie integra oblongo- hemisphaerica, poris irregularibus et inaequalibus non- nullis maximis perforata, radiis internis apertis duobus parumper exsertis, margine disci inferiore aculeis tanquam radiculis flexuosis brevibus armato. Diam. 5”. Caltani- setta. H. didymo affınius. ovatum Aeginae forma ovata et radiorum defectu differt. Sol radiis internis caret et poris splendidis magnis praeter aculeorum marginalium copiam insigne, est. 60. Istumia? africana: I.? fragmenta ampla plana /sthmiae parti mediae similia, cellularum minimarum seriebus trans- versis notata. Diam. maximorum 5” fere aequat. Oran. 61. LituogorRys Galea: L. loriea subtilissime porosa, 4 poris majoribus ad finem posteriorem (?) stellatim approximatis, 54 anteriore (?) fine crista obtusa superato. Forma fere am . Galeae. Diam. +”. Caltanisetta. 62. LiTHOBOTRYS quadrilodba: L. lorica latius porosa, oblonga, antica parte truncata, postica quadriloba, lobis tribus aequa- libus leviter discretis, tertio producto late rotundato. Diam. /5”. Virginia, Maryland. 63. —— zriloba: L. lorica latius porosa oblonga, antica parte truncata, postica triloba lobis late rotundatis, duobus subaequalibus tertio longiore. Diam. 5”. Caltanisetta. 64. LitHocAMmPE acuminata: L. loricae turgidae oblongae utrin- que attenuatae apice (anteriore?) non capitato, acuminato, pororum angustiorum seriebus densis longitudinalibus, ar- 1m ticulis 7—8. Long. ;;”. Caltanisetta. 65. —— aurita: L. loricae öblongae apice (anteriore?) capitato rotundato, corniculis 2 — 3 aurito, pororum se- riebus laxis transversis, articulis 5—6. Long. 5”. Cal- tanisetta. 66. —— punctata: L. loricae oblongae apice capitato ro- tundo inermi, pororum parvorum in „u 6 seriebus ob- liquis densis (decussatis), articulis fere 4. Long. 5”. Caltanisetta. Hujus var. £ in ipsa capitis apertura tres dentes acutos gerit. Radicula differt capite discreto rotundo inermi, pororum majorum seriebus transversis alternis, forma ob- longa turgida utrinque attenuata, articulis 4 — 6. 67. MESOCENA Diodon: M. annulo elliptico laevi in utroque 1m Pe fine denticulo armato. Diam. 5”. Maryland. 68. ——— elliptica: M. annulo elliptico laevi denticulis 4 oppositis insigni. Diam. 55”. Maryland. et in insula Zacyntho (Zante) Graeciae. PENTAPODISCUS vide EuUPODISCUS. 59. Pınnunarıa (Diploneis) Bomdus: P. testulae constrictae lobis subcordatis, apicibus subacutis striis crassis granulatis in ;55 21, granulis striarum maximarum quaternis. Long. 5. Aegina. 85 70. PıinsuLARıa (Diploneis) Crabro: P. testulae constrictae lobis valde discretis lanceolatis elongatis subacutis obtusis, striis validis laevibus in 1-12. Long. 5”. Aegina. Entomon differt: strictura levi striis laevibus in © 19 —20. Apis differt: strictura levi, striis granulatis ienui- bus in 4,” 12. didyma differt: strictura profunda lobis suborbi- cularibus striis laevibus in 2,” 16. 71. PyxipıcuLa? Actinocyclus: P.? testulae patella gemina complanata subtilissime cellulosa et eleganter radiata, ra- i diis 39, rectis densisque centrum attingentibus. Diam. W 6. Richmond. 5 72: ? Actinoptychus: P.? testulae patella gemina sub- $ conica apice truncata laevi margine radiata, radiis 13, 15, EM 19 — 20, in adulto flexuosis laxisque. Diam. 4”. Virgi- x nia, Marylandia, Aegina. 3 73. —— ? aculeata: P.? testulae globosae patella gemina , undique parvis aculeis hispida nec cellulosa. Diam. rt s Virginia, Maryland. An Chaetotyphla? 7. apiculata: P. testulae oblongae subcylindricae utrin- N que late rotundatae patellarum superficie cellulosa, cellu- larum seriebus longitudinalibus, utroque fine medio apicu- Hr 3 j . lis elongatis hispido. Diam. 4”, Petersburg Virg., Aegina. N E75. appendieulata: P. testulae subglobosae patellarum superficie per series cellulosa, corniculo breyi (s. appen- dice) in quavis patella extra medium posito. Diam. 4”. Richmond. Coseinodiscus: P. testulae patella gemina discifor- mis superficie margine late et subtiliter cellulosa, disco lato medio eircumscripto et punctato. Habitu €. discigeri. e Diam. 5”. Richmond. Cylindrus: P. testulae cylindricae ter longioris quam latae, patellarum tubulosarum superficie cellulosa obscure 76. areolata: P. testulae superficie in mediis patellis # areolata punctata heptagona et septem areolis punctatis 2 lateralibus ornata. Diam. 4”. Petersburg Virg. E77: 86 ordinata, apice paululum attenuato. Diam, 5”. Maryland. Singulas patellas vidi. 79. PYxIDICULA gemmifera: P, habitu Coseinodiseci, testulae pa- 80. 81. 82. 83. 54. 56. tellis turgidis erystallinis non marginatis nodulorum cry- stallinorum seriebus laxioribus ornatis, quarum 15 fere prope ad centrum laeve accedunt,. Diam. 5”. Maryland. Cfr. CosCINODISCUS apiculatus. ? Rirsuta: P.? testulae subglobosae nec cellulosae patellarum superficie pilis simplieibus et obsolete furcatis hirta. Diam. %”. Maryland. Habitus Xanthidü, sed in patellas duas fissa. Lens: P. testulae a latere complanatae lenticularis patellarum superficie simplici per series cellulosa. Diam. 5. Richmond. limbata: P. testulae oblongae medio carinatae hinc patellarum a fronte limbatarum superficie centrali cellulosa, lineis radiantibus 32— 40, limbo non celluloso. Diam. 5. Maryland. Oculus Chamaeleontis: P. testulae patellis conicis, Oculi Chamaeleontis forma, apice truncatis plano parvo, laevibus radiatis, radiis 8. Diam. /”. Maryland. praetexta: P, testulae patellis geminis nec cellu- losis nec radiatis sed limbo elato medio plano praetextis hispidulis. Diam. 4”. Aegina. — ? urceolaris: P.? testulae patellis geminis inaequa- libus urceolaribus altera convexiore elongata, altera bre- viore, utrague limbo elato plano praetexta, cellulis nullis sed radiis in patella elongata fere 10, in breviore 8, illis laevibus his apiculatis. Diam. ;'”. Richmond. 44 cristata: P. testulae lenticularis patellis geminis margine paululum tanquam tenui sutura prominulo con- tiguis nec limbatis, patellarum disco celluloso, cellulis or- dinatis. Diam. 5”. Richmond. Pyxidiculae a Discopleis differunt patellis convexis gelatina non involutis.. In statu fossili character ille eva- nescit. Hince de genere formae fossilis semper difficile judicium erit. 87 Pyxidieulae a Coscinodiscis differunt patellis semper \ . . . . . . * . | contiguis nec intermedia annulari parte conjunctis, id quod \ etiam in Discopleas quadrare videtur. t RuAPHONEIS Amphiceros = COoccoNEis Amphiceros 1840. Rh. testula longius lanceolata utplurimum ter longiore quam lata, apieibus stiliformibus, striis granulatis trans- versis tenuioribus in 5” 18 — 20. Long. 5%”. Cux- haven, Virginia, Maryland. Fusus: Rh. testula tenui lineari lanceolata utplu- rimum quater semis longiore quam lata, apicibus stili- 1m formibus, striis granulatis tenuioribus transversis in zo 17—18. Long. 5”. Petersburg Virg. Habitu Fragi- 60 * lariae Amphiceroti valde affinis sutura media differt. Leptoceros = ÜCOoccoNEIS Leptoceros 1842. Rh. testula longius lanceolata quadrangula rhomboide, ter lon- giore quam lata, apicibus stiliformibus longis, striis gra- nulatis transversis tenuioribus in ;y, fere 18. Long. &”. Richmond. gemmifera: Rh. testula majore, longius lanceolata ut plurimum ter semis longiore quam lata, apicibus lon- gis sensim attenuatis, striis granulatis validissimis marga- ritaceis in 45 10. Long. 5”. Maryland. ——— pretiosa: Rh. testula ampla late lanceolata rhom- boide, utplurimum bis longiore quam lata apicibus sensim in rostrum attenuatis, striis granulatis validis, margaritarum serierum instar, in „5 41. Long. 4”. Maryland. Rhombus = CoccoNEIS Rhombus 1840.- Rh. testula parva late lanceolata rhomboide, interdum suborbi- eulari, parum longiore quam lata, apicibus rostratis bre- vibus, strüis granulatis tenuioribus in ;55 20 —21. Long. 5. Cuxhaven, Virginia. RuızosoLENIA americana: Rh. testulae tubulosae septis interceptae laevis apice uno rotundato, altero stiliformi simplici aut ramuloso, radicis instar. Long. fragmentorum 30 - Latitudo valde varia. Virginia, Maryland. ? barbata: Rh.? testula parva brevi, latiore quam alta, Dicladiae habitu, media parte angustissima transverse 91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 88 lineari, rostro crasso brevi apice tanquam barbato. Magn. 4”. Rüchmond. RurzosoLENIA Pileolus: Rh. testula parva brevi aeque lata ac alta, Dicladiae habitu, media parte transverse lineari oblonga laevi umbone medio postico, rostro breyi antico eoque apice ramuloso. Diam. 49. Virginia. STAURONEIS Sigma: St. testula Naviculae Sigmatis forma et magnitudine sed apertura media s. umbilico dilatato tanquam gemino. Long. 55". Richmond. SURIRELLA? paradoxa: S. testula laevi nec pinnata a latere naviculari lineari-elongata elliptica (apieibus rotundatis). 2» Caltanisetta. rhomboidea: S. testula laevi nec pinnata a latere rhomboide apicibus obtasis, a dorso lineari. Long. ;5”. Caltanisetta. sicula = Navicula sicula 1839. S. testula laevi a latere late naviculari margine longitudinaliter lineato, apicibus subacutis. Long. ;;”. Caltanisetta. SYMBOLOPHORA Trinitatis: S. testulae valvularum umbilico triangulo insigni erystallino margine crenulato, disco re- liquo lineolarum radiatarum subtilissimarum fasciculis sex, marginem testae versus divergentibus, repleto. Diam. ;z”. Maryland. Cfr. Nr. 96. TETRAPODISCUS vide EUPODISCUS. TRICERATIUM? amblyoceros: Tr. testula major lateribus triangulis concavis, angulis late rotundatis granulorum seriebus radiantibus subtilissimis in 4, 24.”. Diam. 5”. Richmond. obtusum differt: trianguli lateribus convexis, angu- lis obtusis (minus rotundatis) granulis majoribus in ;55” 10. Reticulum, differt: statura minore granulis non radiatis lateribus rectis. striolatum et Pileus praeterea facile distinguuntur. TrıPpoDIscus vide EUPODISCUS. Long. Phytolitharia. Ampnivıscus Naucrates: A. corpusculis acicularibus utro- que fine dilatatis, altero clavato, tuberculis aspero, altero 89 uneinis duobus recurvis brevibus, anchorae instar, insigni. Long. 5”. Oran. Anchora mexicana (= SPONGOLITHIS Anchora 1842) a Naucrate differt, utroque fine uncinis instructo. Cfr. Spongolithis Anchora. clavatus: A. corpusculis acicularibus utroque fine subelavatis et densius apiculatis, apiculis in media parte raris. Long. 4”. Petersburg Virg. Lrruastenisous weise Wil nireh subglobosus superficie tubereulis elongatis acutis aut subacutis undique radiata. Diam. — 5”. Oran, Aegina. 98. ———- Staurastrum: L. corpusculorum siliceorum tu- berculis radiatis quaternis. Diam. ‚5;”. Aegina. 99. —- Glodulus: L. major globulosus superficie tuber- eulis tenuibus granulata. Diam. 4”. Oran. Z. osculato affınis. 100. ——- Tribulus: L. minor subglobosus superficie tuber- eulis elongatis apice dilatatis furcatisve undique radiata. Diam 5”. Aegina. zuberculosus: L. minor globosus, superficie tuber- eulis obtusis validioribus non elongatis, stellata. Diam. 3%. Oran, Aegina, Surinam, Mexico, Virginia, Maryland. reniformis: L. major reniformis turgidus super- ficie tuberculis tenuibus granulata. Diam. 5”. Mary- land, Cuba. E Tethyarum cortice. Corpuscula acicularia silicea radiata nucleo medio subgloboso destituta non ad Zithasterias, sed ad Spongo- lithides pertinent. LiTHosSTYLIDIUM Amphiodon: L. corpusculis bacillaribus in utroque margine denticulatis, apicibus utplurimum trun- catis. Long. 5”. Virginia. Clepsammidium: L. corpusculis parvis oblongis obtusis strictura media insignibus (in plantarum Grami- nearum parenchymate catenatim obviis). Long. ,1,”. Virginia. erenulatum: L. corpusculis bacillaribus in utro- que margine subtiliter et irregulariter erenulatis. Long. 4”. Caltanisetta. 90 LıTHoSTYLIDIUM polyedrum: L. corpusculo bacillari pen- tagono aut polygono truncato, Long. 5”. Oran. Serra: L. corpusculo bacillari truncato ancipite, uno margine laevi aut crenulato, altero dentato. Long. 4”. SponGIA et SPONGILLA vide SPONGOLITHIS. SPONGOLITHIS acicularis: Sp corpusculo aciculari laevi integro, utroque fine sensim acuto, canalı medio. Long. — 1”, Ubique. 7 Acus: Sp. corpusculo aciculari laevi integro ‚uno fine acuto, altero capitato, canali medio in capitulo non 1m dilatato. Long. — 5”. Oran. Anchora: Sp. corpusculo aciculari laevi uno fine obtuso, altero uneinis duobus maximis recurvis rectis armato. Long. 5”. Oran, Aegina. fr. Amphidiscus. 101. ——— Si. Andreae: Sp. corpusculo aciculari laevi crucis St. Andreae forma; inaequäliter tumente, apicibus ob- tusis, canali obsoleto. Long. 57”. _Aegina. 10%. ——— appendiculata: Sp. corpusculo aciculari laevi apice saepe inflexo acuto basi subito in patellam dilatato, appendiculato, canali medio. Long. 57”. Virginia. aspera: Sp. corpusculo aciculari, apiculis ubique aspero, apicibus sensim attenuatis. Long. ;,”. Oran. 103. — —— bialata: Sp. corpusculo aciculari ancipite utrinque dentato, apice acuminato. Long. ;;”. Aegina. 104. ————— ? cancellata: Sp. corpuseulo reticulato, laevi. Fragmenti Diam. 4”. Aegina, Caltanisetta. Caput Serpentis: Sp. corpusculo aciculari laevi, uno fine acuto, altero capitulo obtuso sub apice tumido instructo, capitis serpentis forma, canali medio. Long. 4. Oran. cenocephala: Sp. corpusculo aciculari laevi uno fine acuto, altero capitato cavo, canali medio in capitulo dilatato, Long: — +’. Aegina. Clavus: Sp. corpusculo aciculari conico, altero' fine acuto altero clavato, hoc apicibus parvis aspero, re- liqua tota superficie nunc aspera, nunc laeyi, canali in- terdum obsoleto. Long. — ;;”. Ubique. + 91 105. SPoNGoöLITNIs collaris: Sp. corpusculo acieulari subnodoso 106. laevi, uno fine acuto, altero obtuso, strictura sub apice longa collum referente. Sp. Philippensi affınis. Long. 4”. Richmond. foraminosa: Sp. torpusculo aciculari utroque fine attenuato subacuto, superficie levius tuberculosa, ca- nali medio ramoso in tuberculis singulis aperto. Long, 4”, Richmond. fistulosa a praec. differt apicibus non attenuatis, rotundatis. Fustis: Sp. corpustulo aciculari conico laevi, uno fine attenuato acuto, altero clavato rotundato, canali medio. Long. — 4”. Oran. Tethyas constituens forma. inflexa:: Sp. torpusculo aciculari laevi utroque fine attenuato, uno recto altero inflexo, canali medio. Long. 7;”. Oran. — lacustris vide acicularisi mesogongyla: Sp. corpusculo aciculari laevi utro- que fine attenuato, media parte tumida, canali medio. Long. 5”. Oran. —— neptunia: Sp. corpusculo aciculari uno fine atte- nuato, altero tricuspide, hic illie apiculis scabra.. Long. Et”, Caltaniselta. septata: Sp. corpusculo acicuları laevi valido, utrinque attenuato acuto aut altero fine truncato, canali medio latissimo septis intercepto. Long. — +”. Oran. - stellata: Sp. corpusculo aciculari sellato, laevi, radiis maximis quaternis aut quinis, canali medio. Long. 9 — 4", Oran. Trieeros: Sp. corpusculo aciculari stellato laevi radiis tribus acutis. Long. — 4”. Aegina. Simillima huic siliceae formae calcarea aliqua saepe Occurrit, quam Conioraphidis Tricerotis nomine distinxi. Lithasterisci radiis tribus praeterea distinguendi erunt, nucleo insignes. verticillata: Sp. corpusculo aciculari laevi, ver- rucis ramulisve binis oppositis verticillata. Long. 5”. Caltanisetta. 92, SPONGOLITHIS uncinata: Sp. corpusculo aciculari laevi curvatura semielliptica, apicibus recurvis uncinatis. Long. =”. ‚Oran, Aegina. 109.- ze 2 ünpuiculate; Sp. corpusculo acıcuları laevi, ha- bitu ‚Sp. appendiculatae, apice processu parvo medio ex- serto tanguam unguiculato. Long. %”. Richmond. 110. SPoNGoPHYLLIUM Cridrum: Sp. lamina tenui subtiliter porosa, poris in series decussatas dispositis in ;oo 12. e) Diam. 4”. . Aegima. ae 77 KrageslseR RS BERX SER 77 Polythalamia. 411. CoLPOPLEURA ocellata: C. testula microscopica scabra poris magnis sparsis ocellata, 11 cellulis 33” replente, centrali cellula „;”” lata, quinta secundam non attingente, sexta eam superante. Caltanisetta. Ad Cuxhaven viva observata. 412. GLOBIGERINA depressa: Gl. testula minore 10 cellulis 4” aequante undique scabra et porosa pro magnitudine parum turgida depressa, apertura semilunari maxima, cen- trali cellula „55 lata, sexta secundam attingente. Aegina. GI. foveolatae affhınis, quae subglobosa est. Globigerinae genus ab auctore Gel. d’Orbigny prius alio modo definiebatur quam nunc et ab ipso auctore cum Sphaeroidinae genere mixtum videtur. Ex pristina irregulari forma nuper regularem educavit. Hinc de synonymo dubium non esse non potest. Sed nomen unum Auctoris recepi ne noyis semper nec firmiter con- stitutis nominibus scientia taedium et detrimentum ca- peret. 113! GRAMMOSTOMUM Jaterale: Gr. testula minima compressa 14 cellulis Z” longa lanceolato-oblonga,: cellulis latiori- bus quam longis superficie subtilissime granulosa, poris in sellularam angulo Iaterali nonnullis distinctis, basali m cellula ;;”, primis 4 „55 aequantibus. Aegina. 114. ——— polystigma: Gr. testula minore compressa, lan- 1m ceolato-oblonga, 21 cellulis 4” superans, cellulis latiori- bus quam longis, excepto apice poris ocellatis maximis 93 (in 45” 3%) ab initio rarioribus obtectis, prima cellula A, m 5 lata, 3 5,” longis, 10 primis 5” longis. Aegina. 115. nn Cribrum: Gr. testula minore compressa dilatata, 20 cellulis +’ superante, cellulis multo latioribus quam longis ubique aequaliter porosis, poris parvis in 6 5 aequali fere spatio. invicem distentis, basali cellula ER) 1m an % lata, tribus 5”, 10 primis „;” longis. Oran. 116. ———- depressum: Gr. testula microscopica, compressa, 7 cellulis 4” aequante, singulis cellulis latioribus quam longis hinc depressis laevibus integerrimis, margine ob- solete denticulato, basali cellula ‚4;”’ lata, 3 primis longis. Aegina. 117. —————— divergens: Gr. testula, minima compressa, 15 1m cellulis ”” longa, frontalibus cellulis aequaliter, dilatatis, binc laterum margine insigniter divergente, superficie subtiliter porosa, poris sparsis in ;55 fere 6, non con- tiguis, basali cellula ‚*;”’ lata, 3 primis 55”, 10 primis 4” longis. Oran. 118. ———- Plica: Gr. testula minore compressa, 16 cellulis i 5 longa, frontali parte non aequaliter ampliata, sed levi- ter contracta, hinc forma lanceolato -subelliptica, cellulis latioribus quam longis turgidulis, superficie poris sparsis raris pertusa, juvenilibus s. basalibus cellulis leviter cari- natis, s. plicatis, carinulis utrinque 4, prima cellula ;” 4 lata, 3 primis ;55 , 10 primis 4” longis. Oran. 119. NoDosARIA aculeata: N. testula minore, articulis ovatis subglobosis antico fine paullo magis constrictis spinis re- em trospicientibus appressis hispidis, basali articulo globoso lato, 5 articulis >” longioribus, rostro brevi crasso. E creta Daniae. 4120. ——— Monile: N. testula laevi minore, articulis ovatis b mubBlobeälte antico fine kanllo magis constrictis basali E;, globosis „.;”” latis, 7 articulis 4”’longis, rostro brevi, oris En. Äh margine tumido cincto. ER 121. PLANULINA ‚elegans: Pl. testula minore 14 cellulis 4” 5 aequante laeyi, subtiliter et densius porosa, poris in 535” 2 Kr 122. 123. 124. 123. 126. 127. 94 | 8— 9, cellula centrali ;;;”’ lata, sexta secundam tangente. | Aegina. Hujus specimini fragmentum sacculi ovorum adhae- rere vidi, ut Nonioninis. PLANULINA glodularis: Pl. testula minima laevi 1urgida, laxe porosa, cellulis 12 Z- lineae aequante, omnibus cel- lis turgidis subglobosis, centrali ‚;”’ lata, septima secun- dam attingente. Aegina. porosa: Pl. testula habitü P7. ocellatae et laevigatae (Rosalinae laev.) simillima, poris minoribus insigni, cel- lula centrali „!;” lata, sexta secundam attingente. Caltani- setta, Aegina. spatiosa: Pl. testüla minore plana tenuissima sub- orbiculari integerrima, 12 cellulis /”” superante, centrali cellula 55” Iatä, quinta secundam attingente. Oran. Squamula: Pl. testula microscopica plana tenui utrinque subtilissime porosa, 8 cellulis 4” lata, centrali cellula ”’ aequante, quinta secnudam attingente. Oran. virea: Pl. testula micröscopica vitrea subtiliter et distincte porosa, 15 cellulis 4” replens, centräli cellula 514” lata, quinta secundam attingente. Aegina. Planulinae infrmum genus a me exeunte anno 1838 emendabätur, idem auctor ejus Cel. d’Orbigny exeunte anno 1839 (1840), neglecta illa aliena cura, plane sup- pressit et cum Turbinolina, aequaliter infirmo sub genere, ad Rosalinam ämäandavit. Neutram nomen bene fabrica- tum est, at, emendato charactere, non recentius sed prius emendatum genus e scientiarum jure retinebitur. Etiam Rosalinae pristinus character errorem inclasit. Rosalina foveolata nunc est Globigerina fov. fr. Globigerina. R. pertusa = Planulina. POLYMORPHINA? aculeata: P. testüla minima ovata turgida aculeata, aculeis uncinatis in superioribus singulis cellulis prope basin singulisin primaria tribus, superficie, excepta majorum cellularum fronte, porosa, apertura Grammostomi, basali cellula 4” lata, 8 primis cellulis Z;”” longis. Aegina. 95 Polymorphinae apertura frontali media simplici ge- nuinae sunt, hinc corpuscula similia cellulis eodem modo irregulariter dispositis, sed apertura ab apice oblique de- eurrente laterali, proprio generi adscribi debebunt, eaque Grammobotrys vocabuntur. 128. Porospıra Comes: P. testula minore laevi, 13 cellulis 129. 130. 131. 77 aequante, superficie conyexa poris magnis sparsis in- sigui (in 4,” 2 —3), centrali cellula 4” lata, octava secundam attingente, spira dextera. Oran. Princeps: P. testula minima laeyi, 12 cellulis 55” aequante, superficie convexa poris distinctis sparsis insigni (in „s5” A—5), centrali cellula ‚1,” lata, sexta secun- dam attingente, spira sinistra. Oran. ProroPORUS Lingua: Gr. testula mivima turgida, 15 cel- lulis 55” longa, frontali parte leviter contracta, hinc forma lanceolata, cellulis latioribus quam longis, super- ficie subtiliter dense porosa, poris in ;45” 7—8 non eontiguis, basali cellula ‚4;”’ lata, 3 primis 7”, 10 pri- mis #5” longis. Oran. ROTALIA Zepida: R. testula microscopica laevi integerrima, 10 @ellulis 4” adaequante, centrali cellula 5” lata, septima secundam attingente, omnibus post secundam la- tioribus quam longis. Aegina. Pandorae: R. testula microscopica laevi porosa, am forma Cornu Gopiae, 7 cellulis -” replente, poris den- sis paryis in 5 8—9, ‚centrali cellula ;45”” lata, sexta secundam nondum attingente. Aegina. Huic simillimam formam in saxis calcareis (cretaceis) Aegypti ad Thebas ‚observavimus. Umbilieus: BR. testula microscopica laevi in ;” 7 eellulis insteucta, subtiliter porosa, centrali s. umbili- cali cellula maxima -5”’ lata, octava secundam attingente. A ‚Planulinis antea nonnullas formas, propter turgi- das ‚cellulas nec complanatas ‚formas, ad ‚Rozalias deduxe- ram, quae -obliquitate interdum ‚spiram ‚in .altero latere semitectam ‚gerunt. 'Multiplicata observatione spirae plane obtectae characterem illo e forma ‚plana petito multo 96 praestantiorem esse comperi, hinc Rotalias pristinas com- plures nunc Planulinis addidi. 134. SPIROLOCULINA elongata: Sp. testula bis et tertia parte 135. 136. longiore quam lata, utrogve fine rotundata, laevi, ambi- tibus in 4” 6, ore simplici. Aegina. — galeata: Sp. minor, Ärticulinae nitidae juve- nilis habitu, primum subglobosa, dein ovata tertia parte longiore quam lata, ore latissime dilatato convexo decurrente tanquam galeata, carinis longitudinalibus ob- soletis, prima cellula 4” longa, 5 primis 5” fere lon- gis. E mari Aegaeo viva. Tuba: Sp. minor lanceolata laevis, oris producti cylindrici liberiqgue margine reflexo, cellula prima sub- globosa ”’ longa, 7 primis ” longis. E mari Aegaeo viva. 137. STROPHOCONUS? africanus: St. testula ovato-oblonga mi- 138. 139. 140. croscopica laevis integerrima utrinque attenuata, in 57” 7 (fere) cellulas gerente, basali cellula ‚1;”” superante, exserta, cum reliquis omnibus semitecta. Oran. graecus: St. testula ovata microscopica, in 4” 9 cellulas evolvente, basali minima ,5,” läta fere tota inclusa, reliquis semitectis, superficie subtilissime granulata aut porosa. Aegina. Ovum: St. testula ovata microscopica, in 5” 8 cellulas gerente, crystallina integerrima, basali cellula 153 lata semitecta, reliquis omnibus a prima incipien- tibus. Caltanisetta. Spiroloculina: St. testula ovata complanata mi- nima, subtiliter foveolata aut porosa, in 5” spatio 9 cellulas offerente, prima cellula inclusa, secunda ad sex- tam includentibus primam, supremis brevioribus. In creta aegyptiaca Thebis. Quae lineam aequant aut superant, magna vocantur, quae quartam lineae partem aut aequant aut superant, parva sunt, quae +— }- lineae longa sunt, minora aut minima dicuntur, quae ne ;;” quidem explent, microsco- pica nuncupantur. RE 97 Der Verfasser schliefst diese Mittheilung mit einer Hin- weisung auf die Nützlichkeit der besonderen Namengebung für die ihrem Ursprunge nach noch nicht wissenschaftlich fest- gestellten regelmälsig geformten unsichtbar kleinen Theile ver- schiedener Organismen, welche sich aus der Möglichkeit einer Vergleichung der amerikanischen, europäischen und afrikanischen Verhältnisse ergiebt. Ganz auf gleiche Art hat man früher mit allem Rechte die fossilen Haifisch-Zähne, deren wahre Natur man nicht kannte, als Glossopetras und die Echinus-Stacheln als Lapides judaicos u. s. w. sorgsam verzeichnet und classificirt, deren Ursprung man erst neuerlich festzustellen gelernt hat. Nur auf diese Weise können solche organische Verhältnisse genau ver- glichen und wissenschaftlich zu Combinationen benutzt werden, wenn auch vielleicht viele Menschenalter lang der Ursprung der- selben noch im Dunkel bleibt. 29. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Pertz las über das Leben der Churfürstin Sophie von Hannover. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: G. Eisenstein, Theor&mes sur les formes cubignes et solution d’une equation du quatriöme degre ä quatre indeterminees. über die Anzahl der qua- Ä Besonders dratischen Formen, welche RR Kan in der Theorie der com- yo plexen Zahlen zu einer reel. EN ’ = Crelle’s len Determinante gehören. \ } Journal Untersuchungen über die cu- fd bischen Formen mit zwei ce : Mathem. 4. Variabeln. Aufgaben. allg. Auflösung der Glei- chungen von den ersten vier Graden. 98 E. Gerhard, archaeologische Zeitung. Lief. 2—4. Berlin 1843. 4. de Caumont, Bulletin monumental. Vol. 10, No. 4. Paris, Caen et Rouen 1844. 8. Verbesserungen. pag. 63 Zeile 2 von oben zu lesen: Generum. » 9 3 „ auszustreichen: Dietyocha. 69 „ 13 „» ,„ zu lesen: Auracopiscus. 69 „5 8 » „ zu lesen: ociodenarius. 74 ,, 11 von unten zu lesen: cellulosa. 75 ,, 16 von oben zu lesen: Quod Clavulina Guttulinis et Nodosariis, Gaudryina Guttulinis et Textilarüis est, id Spiroplecta est Rotaliis et Textilariis. — ,„, 5 von unten zu lesen: referendi. I REP 2 riesen" IHAAe -— „ 21 „ , zu lesen: totidem, radiorum 88 ad Trıcrrarıum? amblyoceros adde: Tr. amblyoceros umbilico laeyi triangulo, Symbolophorae umbilico simili, instructum esse serius invenimus. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen. der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin | im Monat März 1844. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 4. März. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. H. Rose berichtete über eine Arbeit des Hrn. Krüger, die Erscheinungen beim Glühen des Chromoxyd- hbydrats betreffend. Es ist bekannt, dals das Hydrat des Chromoxyds (Er), in einem Platintiegel bis zum anfangenden Rothglühen erhitzt, sein Wasser verliert, dabei eine starke Feuererscheinung zeigt, und dann seine Auflöslichkeit in verdünnten Säuren verloren hat. Bei diesem Versuche sind indessen mehrere interessante Umstände f anz übersehen worden. Erhitzt man das Chromoxydhydrat nur bis etwas über 200° G beim Zutritt der Luft, so verliert es dadurch seinen ganzen Ge- lt an: Wasser, und nimmt eine fast schwarze Farbe an, die aber deutlich braun ist, wenn das Oxyd fein gerieben wird. Beim stärkern Erhitzen tritt dann die Feuererscheinung ein, und das Oxyd wird grün. Erhitzt man aber das schwarz gewordene Oxyd in einer kleinen Retorte, so bemerkt man vor und während ler Feuererscheinung eine starke Gasentwicklung, während es grünes Oxyd wird, und das entwichene Gas ist Sauerstoffgas. En Das rien verwandelt sich durchs Erhitzen beim | Zutritt der Luft vollständig in Chromsuperoxyd, Ür, das bei an- fangender Rotbgluht unter Feuererscheinung in Chromoxyd über- t. Mehrere and ytische Untersuchungen überzeugten Hrn. Krü- “is 102 ger, dals das erhaltene Superoxyd aus 63,7 Proc. Chrom und 36,3 Sauerstoff besteht. Dals dieses Chromsuperoxyd eine eigne Oxydationsstufe 'sei, und keine Chromsäure enthalte, geht daraus hervor, dafs es, mit Kochsalz gemengt und das Gemenge mit Schwefelsäure behandelt, nur Chlor entwickelt, ohne eine Spur vom rothen chromsauren Chromchlorid zu bilden. Mit Chlorwasserstoffsäure gekocht, giebt das Superoxyd Chlor; durchs Erhitzen mit Schwefelsäure entwickelt sich dar- aus Sauerstoff. Zu diesen Versuchen fällt man am besten das Chromoxyd- hydrat aus verdünnten Auflösungen durch Ammoniak. Fällt man es kochend, so erhält man es von einem dichteren Zustand, so dafs es sich schwer in verdünnten Säuren auflöst. Wenn man zu einer Auflösung von zweifach chromsaurem Kali eine Auflösung von schwefelsaurem Chromoxyd und darauf Ammoniak setzt, so erhält man bekanntlich einen braunen Nieder- schlag , dem man, wie Maus gezeigt bat, durch aufserordentlich lange fortgesetztes Waschen endlich alle Chromsäure entziehen kann, so dafs endlich blols Chromoxydhydrat übrig bleibt. Nach ihm ist derselbe nicht Chromsuperoxyd, sondern basisch chrom- saures Chromoxyd Er + Cr. Wird indessen der braune Niederschlag nur so lange ge- waschen, bis in der abfıltrirten Flüssigkeit keine Schwefelsäure mehr zu entdecken ist, und dann im: lufttrocknen Zustand mit Kochsalz und: rauchender Schwefelsäure behandelt, so entwickelt er kein chromsaures Chromchlorid, sondern nur Chlor, ein Be- weis, dals der Niederschlag Chromsuperoxyd ist, das freilich im wasserhaltigen Zustande durch. eine lange Behandlung mit Wasser in Chromsäure und in Chromoxyd zerfällt. Wird das auf diese Weise erhaltene Chromsuperoxyd er- hitzb, so verliert es Wasser und verwandelt sich durchs stärkere Erhitzen unter Sauerstoffgasentwicklung und Feuererscheinung in: Oxyd. Hierauf berichtete Hr. Magnus über eine Arbeit des Hrn. Beetz, die Oxyde des Cobalts und deren Verbin- dungen mit Kohlensäure betreffend. . 103 IR Schon Winkelblech, dem wir die letzte ausführliche Arbeit über denselben Gegenstand verdanken, hat gezeigt, dals vier verschiedene Verbindungen von Cobalt und Sauerstoff j existiren, nämlich ein Oxydul und ein Oxyd*), analog zusam- _ mengesetzt wie die entsprechenden Verbindungen des Eisens, _ und zwei Zwischenoxyde, ein Oxydoxydul, bestehend aus einem Atom Oxyd und einem Atom Oxydal, ähnlich wie das Magnet- eisen, und ein Oxyduloxyd, bestehend aus 4 Atomen Oxydul und - 1 Atom Oxyd, oder 6 Cobalt und 7 Sauerstoff. Auch hat der- selbe schon wahrscheinlich gemacht, dals die durch Ammoniak - beim Zutritt der Luft hervorgebrachten rotben Lösungen nicht eine eigene Cobaltsäure, sondern nur Cobaltoxyd enthalten, über dessen Entstehen und Natur in diesen Verbindungen er aber noch keine bestimmte Ansicht ausgesprochen hat. In Betreff - dieser Oxydationsgrade haben sich Winkelblech’s Angaben be- stätigt, über ihr Entstehen hat sich indels herausgestellt, dafs das Metall und das Oxydul beim Erhitzen an der Luft bis zum Oxy- - duloxyd oxidirt werden, dagegen das Oxyd nur bis zum Oxyd- oxydul reducirt wird, ein Umstand, der in früheren Untersuchun- gen nicht gehörig beachtet ist, und daher zu öfteren Irrungen in den Analysen Veranlassung gegeben bat. Überhaupt möchte 6 das Oxyduloxyd sich wegen seiner Constanz am besten eignen, $ um Cobaltverbindungen in dieser Gestalt quantitativ zu bestimmen. N Das Oxydhydrat enthielt fast immer 2 Atome Wasser, nur sehr wenige Versuche ergaben deren 3, ohne dafs es möglich gewe- m wäre, den Grund für diesen verschiedenen Wassergehalt auf- zufinden. Die auf nassem Wege dargestellten Niederschläge durch kaustische Alkalien waren bisher wenig bekannt. Nachdem Hr. N Beetz gefunden, dals sehr kleine Quantitäten von Sauerstoff die Farbe derselben verändern, setzte er einen Apparat zusammen, am den es möglich war, die Auflösungen in einer Atmosphaere von Wasserstoffgas obne allen Luftzutritt zu fällen, die Nieder- schläge auszuwaschen und sogar zu trocknen. Aus vollkommen reinen Osydullösungen wird durch kaustisches Kali oder Ammo- niak zuerst ein himmelblaues basisches Salz gefällt, das beim > nr, is VEN ®) ) Diese Nomenclatur statt der früheren (Cobaltoxyd und Superoxyd) zu wählen, hat Winkelblech zuerst vorgeschlagen, und Berzelius als passend empfollen. Jahresbericht _ XVI. 116. 104 Kali schnell, beim Ammoniak langsam in ein rosenrothes Hydrat übergeht. Findet ein Luftzutritt statt, so wirken die Alkalien praedisponirend, indem sie mit dem gebildeten Oxyde Verbin- dungen eingehen, und zwar so, dals, wenn die Luft Zutritt hat, bevor das rothe Hydrat vollständig gebildet ist, man durch Kali einen grünblauen, durch Ammoniak einen graugrünen Nieder- schlag erhält, welche beide durch Auswaschen ganz frei von Säure, nicht: aber frei von Alkali erhalten werden können. Dieselben Niederschläge bekommt man auch, wenn sauerstoffhaltige Lösun- gen zur Fällung benutzt werden. Ist das Hydrat aber einmal gebildet, so oxidirt es sich sehr schwierig und langsam. Durch einen Überschuls von Kali ensteht sowohl aus diesem als aus dem bei Luftzutritt erbaltenen blaugrünen Niederschlage bei erböhter Temperatur eine blaue Lösung von Oxyd in Kali, die durch Kohlensäure oder lauges Stehen Oxydhydrat absetzt. Deshalb verwandelt sich das rothe Oxydulbydrat, mit Kali übergossen, auch bei gewöhnlicher Temperatur der Luft ausgesetzt, wiewohl schr langsam, in braunes Oxydhydrat. Anders als mit dem Kali verhält es sich mit Ammoniak, das, selbst in Überschufs ange- wandt, kein Oxyd auflöst, dahingegen bei Anwesenheit von Ammoniaksalzen eine rothe Auflösung mit dem Oxyde bildet. Dies ist die Lösung, in der man früher Cobaltsäure vermuthet hat, und von der Winkelblech glaubte, dafs das Oxyd als Basis in ihr enthalten sei. Es besteht dieselbe jedoch, wie mehr- fache Untersuchungen gezeigt haben, aus 1 Atom £o und 4 Atomen Ammoniaksalz. ‘ Da das Cobaltoxyd sich mit dem Kali ohne Gegenwart von Säuren verbindet, da ferner dies Oxyd sich aus dem Oxydul- hydrat vorzugsweise bei Gegenwart von Alkalien bildet, so ist es mehr als wahrscheinlich, dals dasselbe auch in seinen Verbin- dungen mit Ammoniaksalzen nicht die Stelle der Basis, sondern die einer Säure vertritt. Überhaupt scheint das Oxyd sich nie- mals als Basis zu verbinden, denn unter allen Säuren wird es nur von der Essigsäure aufgelöst, und auch mit dieser bildet es offenbar kein Salz, denn beim Abdampfen der Auflösung scheidet sich Oxydhydrat ab, und die Flüssigkeit wird theilweis reducirt. Die Farbenveränderung, welche alle Auflösungen von Cobalt- oxydul durch die Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft erfahren, 105 g könnte glauben lassen, dafs sich hier Salze bilden, in denen das Cobaltoxyd als Basis auftritt; aber Hr. Beetz hat gefunden, dafs sich durch einen Strom von Wasserstoff alles Sauerstoffgas aus diesen Lösungen wieder entfernen lälst, und glaubt deshalb schliefsen zu müssen, dals sich kein Oxyd bilde, sondern dafs das Sauerstoffgas nur absorbirt in diesen Lösungen enthalten ist. Mit der Kohlensäure bildet das Cobaltoxydul drei verschie- dene Verbindungen: 1) ein schon länger bekanntes rothes Salz, das man erhält, wenn Auflösungen von Cobaltoxydul in der Kälte durch kohlensaure Alkalien gefällt werden, oder wenn dieser Niederschlag in Kohlensäure gelöst, und die Lösung ge- kocht wird, oder wenn die mit doppelt kohlensaurem Al- kali oder mit einem grolsen Überschufs von kohlensaurem Ammoniak versetzte Lösung, nachdem der Niederschlag ab- filtrirt worden, gekocht wird, enthält 5Co +2C+4H; 2) ein noch helleres rothes Salz, das niederfällt, wenn eine Oxydullösung in der Kälte mit doppelt kohlensaurem Na- iron versetzt wird, enthält 460 +2C+5H, 3) ein in seinem reinen Zustande indigblaues Salz. Dies ent- steht beim Fällen einer kochenden Cobaltoxydullösung durch kochendes kohlensaures Natron, und enthält 4Co+&+4H. Wird dasselbe beim Zutritt der Luft ausgewaschen, so nimmt es eine grüne Farbe an, indem es sich höher oxidirt, hält dann aber auch Kali zurück. Aufser diesen 3 Salzen erhält man häufig Mischungen, nament- lich aus dem ersten und dritten, die eine violette Farbe zeigen. 7. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. Rose trug den ersten Theil einer Abhandlung über die Titansäure vor. Die Titansäure kann von zwei Modificationen erhalten wer- den, welche hinsichtlich ihres Verhaltens gegen Reagentien Ähn- lichkeit mit den beiden Modificationen des Zinnoxyds haben, auf welche Berzelius schon vor sehr langer Zeit aufmerksam ge- macht hat. Wird die Titansäure aus ihren Auflösungen vermittelst Am- "moniak gefällt, so ist sie sowohl im feuchten Zustande, als auch 106 nach dem Trocknen in verdünnten Säuren löslich; die Auflösung kann mit kaltem Wasser verdünnt werden, ohne dals sie sich trübt. Aber zur vollständigen Löslichkeit ist es nothwendig, dafs die gefällte Titansäure mit kaltem Wasser ausgesülst, und dafs auch beim Trocknen keine erhöhte Temperatur angewandt werde. Hat man diese Vorsichtsmalsregeln nicht beobachtet, so ist die Auflösung der Titansäure in Chlorwasserstoffsäure mehr oder weniger opalisirend. Da bei der Behandlung des Titanchlorids mit Wasser eine bedeutende Wärme entsteht, so ist die Auflösung desselben trübe. Lälst man bingegen das Titanchlorid so allmählig sich vom Was- ser auflösen, dals jede Temperaturerhöhung dabei vermieden wird, so erhält man eine klare Auflösung. Die durch Ammoniak gefällte Titansäure ist nach dem Trock- nen im luftleeren Raume über Schwefelsäure Titansäurehydrat. Aber aufser Wasser enthält sie auch nach dem sorgfältigsten Auswaschen mit kaltem Wasser noch Ammoniak, freilich in ge- rioger Menge. Es entweicht gemeinschaftlich mit den Wasser- dämpfen beim Glühen. Bei einem Versuche wurde die Menge desselben zu 1,62 Proc. bestimnt. Bei den mannigfaltig wiederholten Versuchen, die Menge des Wassers in Titansäurehydrat zu bestimmen, konnten keine übereinstimmende Resultate erhalten werden. Es wurden 11,35, 12,41, 12,67 und 12,81 Proc. Wasser erhalten, wenn die Titan- säure über Schwefelsäure im luftleeren Raume so lange getrock- net worden war, bis sie nicbt mehr an Gewicht verlor; hinge- gen 15,00, 16,37 und 18,52 Proc., wenn das Trocknen ohne Hülfe der Luftpumpe blofs über Schwefelsäure statt gefunden hatte. Von diesem Wassergehalte müssen indessen noch 2,47 Proc. Ammoniumoxyd (1,62 Proc, Ammoniak entsprechend) ab- gezogen werden. Das Titansäurehydrat besteht daher aus 2,47 Ammoniumoxyd, aus 9,84 Wasser und 87,69 Titansäure, Das Wasser enthält 8,75, die Titansäure 34,82 'Th. Sauer- stoff, letztere also viermal so viel Sauerstoff als das Wasser @Ti +3). Wird das Titansäurehydrat beim Ausschlufs der Luft erhitzt, so wird es etwas schwärzlich, was vielleicht einer anfangenden Reduction zuzuschreiben ist, die durch den Ammoniakgehalt 107 hervorgebracht wird. Beim Zutritt der Luft geglüht wird das Hydrat bräunlich, und die Stücke zeigen einen ziemlich starken Glanz. Die mit Ammoniak gefällte Titansäure zeigt beim Glühen eine Feuererscheinung. Dieselbe ist um so schwächer, je mehr die gefällte Titansäure mit heilsem Wasser ausgesülst worden ist. Sie findet statt, wenn auch die Titansäure beim Ausschluß der Luft und in einer sauerstofffreien Atmosphäre, wie z. B. in Wasserstoffgas, geglüht wird. Bisweilen, wenn die Titansäure lange, aber nicht bis zum Glühen, erhitzt worden war, findet beim nachherigen Glühen keine Feuererscheinung statt. Nach dem Glühen ist die mit Ammoniak gefällte Titansäure nicht mehr in verdünnten Säuren löslich; nur durch Erhitzung mit concentrirter Schwefelsäure löst sie sich auf. Die Titansäure wird bekanntlich aus ihrer Auflösung in Säuren nach Verdünnung mit Wasser durchs Kochen gefällt. _ Dies findet statt sowohl bei der Auflösung des Titansäurehydrats in verdünnten Säuren, als auch bei der Auflösuug der geglühten Titansäure in concentrirter Schwefelsäure, oder nach dem Schmel- zen derselben mit zweifach schwefelsaurem Kali und Auflösung der geschmolzenen Masse, so wie auch bei der in Säuren be- _ wirkten Auflösung von titansaurem Alkali, durch Schmelzung irgend einer Modification der Titansäure mit feuerbeständigem kohlensauren Alkali erhalten, und bei der Auflösung des Titan- hlorids in Wasser; denn alle diese Auflösungen enthalten die- j selbe Modification der Titansäure. Die Ausscheidung der Titan- x säure, welche in der Auflösung in Säuren als Base enthalten ist, erfolgt, indem sie durch das Wasser, das in diesem Falle als eine stärkere Base auftritt, gefällt wird. Derselbe Erfolg, der bei der Fälluog des Wismuth-, Antimon- und Queksilberoxyds in. der Kälte statt findet, zeigt sich bei der Titansäure, dem Eisenoxyd und andern schwachen Basen erst beim Kochen. Aus der Auflösung in Chlorwasserstoffsäure' wird die Titan- E.. durchs Kochen nicht vollständig gefällt. Wohl aber ge- " schieht dies, wie dies auch schon Berzelius vor längerer Zeit jemerkt hat, wenn sie in Schwefelsäure aufgelöst ist, und die flösung verdünnt angewandt wird. Es gehört aber ein sehr haltendes Kochen dazu, um die Titansäure gänzlich zu fällen. 108 Eine solche gefällte Titansäure läfst sich mit reinem Wasser, auch mit beilsem vollständig aussülsen, ohne dabei milchicht durchs Filtrtum zu gehen, was bekanntlich bei der durchs Kochen aus der chlorwasserstoffsauren Flüssigkeit erhaltenen im hohen Grade der Fall ist. Die durchs Kochen aus ihren Auflösungen gefällte Titan- säure unterscheidet sich wesentlich von der durch Ammoniak niedergeschlagenen. Sie bat ihre leichte Löslichkeit in Säuren verloren, ähnelt dadurch der geglühten Titansäure, und ist wie diese besonders nur durchs Erhitzen in concentrirter Schwefel- säure löslich. Die durch Ammoniak gefällte Titansäure hat mit der Mo- dification des Zinnoxyds hinsichtlich der leichten Auflöslichkeit in verdünnten Säuren Ähnlichkeit, welche aus der Auflösung des Zinnchlorids in Wasser durch Ammoniak niedergeschlagen wor- den ist, während die durchs Kochen gefällte Titansäure mit dem Zinnoxyd verglichen werden kann, welches durch Oxydirung des Zions vermittelst Salpetersäure erhalten worden ist, indem dies wie jene in verdünnten Säuren sich nicht auflöst. Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Modificationen der Titansäure zeigt sich auch bei und nach dem Glühen beider. Die durchs Kochen gefällte Titansäure zeigt bei dem Glühen keine Feuererscheinung, und bleibt weils. Erhitzt erscheint sie zwar citronengelb, wird aber bei dem Erkalten wiederum weils, die durch Ammoniak gefällte Säure hingegen erscheint nach dem Glühen immer bräunlich, und diese bräunliche Farbe ist ihr we- sentlich. Sie ist bald mehr, bald weniger dunkel, wie dies wei- ter unten ausführlicher wird erörtert werden. Es kommen in der Natur mehrere krystallisirte Mineralien vor, die aus reiner Titansäure bestehen, unwesentlich verunreinigt mit kleinen Mengen von Eisenoxyd, bisweilen, jedoch selten, kleine Mengen von Manganoxyd enthaltend. Es ist interessant, die Eigenschaften der verschiedenen Modificationen der in der Natur vorkommenden Titansäure unter einander und mit denen der künstlich dargestellten Säure zu vergleichen. I. Rutil. — Von allen in der Natur vorkommenden Modi- ficationen der Titansäure ist der Rutil bei weitem die häufigste. Er ist immer von röthlich brauner Farbe, und diese Farbe ist 109 ihm wie der künstlich bereiteten, durch Ammoniak gefällten und geglühten Titansäure eigenthümlich, und rührt nicht von einem Eisengehalte her. Er verändert seine Farbe durch heftiges Glühen selbst im Porcellanofen nicht, auch nicht wenn er in einer Atmosphäre von Sauerstoff geglüht wird. Er ist wie die künstlich bereitete geglühte Titansäure in Säuren unlöslich, nur eoncentrirte Schwefelsäure löst ihn beim Erhitzen auf, wenn er vorher zum feinsten Pulver gebracht worden ist. Leichter noch als durch Schwefelsäure wird er durch Schmelzen mit zweifach schwefelsaurem Kali und Behandlung der geschmolzenen Masse mit Wasser gelöst. Durch neuere Versuche hat sich Hr. H. Rose wiederum überzeugt, dals der Rutil nur aus Titansäure bestehe. Er fand die Menge des Eisenoxyds in verschiedenen Abänderungen zu ‚einem oder etwas mehr als einem Procent. “Von allen Modificationen der in der Natur vorkommenden Titansäure ist der Rutil die schwerste. Das specifische Gewicht des Rutils wird nach allen Bestimmungen ziemlich übereinstim- mend angegeben, ein Beweis, dals die verschiedenen Abänderun- gen desselben von gleicher Beschaffenheit sind. Man hat es zwi- ‚schen 4,240 bis 4,291 gefunden. Hr. H. Rose fand dasselbe bei einem Versuche 4,255, in Pulver 4,253; bei einem andern Versuche 4,239. Durch Glühen, selbst nicht durch die Hitze des Porcellanofens, verändert sich der Rutil weder im absoluten noch im specifischen Gewichte. II. Brookit. — Dieses Mineral ist von Soret entdeckt, von Levy aber benannt und ausführlich beschrieben worden. ‚Es unterscheidet sich zwar wesentlich durch seine Krystallform, ‚welche zwei und zweigliedrig ist, vom Rutil, aber hinsichtlich der Farbe und des Glanzes kommt es mit ihm überein.: Wie dieser ist er in Säuren unlöslich, und wird nur durch concen- ‚trirte Schwefelsäure oder durch Schmelzen mit zweifach schwefel- saurem Kali und nachheriger Behandlung mit Wasser gelöst. Der Brookit ist noch nicht analysirt worden. Man weils blofs, dafs er ein titanhaltiges Mineral sei. Hr. H. Rose bat ‚zur Untersuchung ausgezeichnete Krystalle vom Snowdon in Wa- "les durch Hrn. Brooke aus London erhalten. Später bekam 110 er durch den Mineralienhändler Hrn. Kranz Krystalle des Broo- kits, die nicht durchscheinend und von dunklerer Farbe waren. Hr. H. Rose hat den: Brookit auf manigfaltige Weise untersucht, und gefunden, dafs er nur aus Titansäure besteht, gemengt mit einer ähnlichen Menge von Eisenoxyd wie im Ru- tl. Er erbielt bei einer Untersuchung 1,41 Proc. Eisenoxyd. Wird die Titansäure des Brookits mit Kohle gemengt, und das Gemenge einem Strome von Chlorgas bei Rothglühbhitze ausge- seizt, so erhält man flüssiges Titanchlorid wie aus der Titan- säure des Rutils und des Titaneisens. Der Brookit unterscheidet sich indessen, aufser durch die Krystallform, auch durch das specifische Gewicht vom Rutil. Er ist etwas leichter als dieser, Hr. H. Rose fand dasselbe bei den durchscheinenden Kry- stallen bei einer Wägung 4,131, bei einer andern 4,128, Bei den undurchsichtigen Krystallen fand er es etwas höher, nämlich 4,167 und 4,165. Wird der Brookit geglüht, so wird sein specifisches Gewicht erhöht, während das absolute Gewicht fast unverändert bleibt. Nach einem Glühen von 2 Stunden über der Spirituslampe war dasselbe 4,192; dem Kohlenfeuer und selbst der Hitze des Por- cellanofens ausgesetzt, wurde dasselbe nicht mehr verändert, ja selbst nur zu 4,173 befunden. Zu diesen Versuchen konnten nicht die durchscheinenden, sondern nur die undurchsichtigen Krystalle angewandt werden, weil‘ jene zu Analysen verbraucht worden waren, ehe sie zu diesen Versuchen dienen konnten, und selbst von den undurchsichtigen Krystallen konnte nur eine zu kleine Menge zur Bestimmung des specifischen Gewichtes angewandt werden, so dafs nicht die sichern Resultate, wie bei grölsern Quantitäten erreicht werden konnten. Es ist aber wahrschein- lich, dals die durchscheinenden Krystalle des Brookits durch Er- hitzung ein noch höheres, dem Rutil ähnliches specifisches Ge- wicht erhalten hätten. II. Anatas. — Der Anatas ist zuerst von Vauquelin untersucht worden, der in ihm anfänglich ein neues Metall ver- muthete, sich darauf aber überzeugte, dals seine chemische Eigen- schaften mit denen des Rutils vollkommen übereinstimmen. 111 Die grofse Seltenheit des Minerals und die Schwierigkeit, sich zur Analyse binreichende Mengen zu verschaffen, hat die Chemiker verbindert, die Untersuchungen von Vauquelio zu wiederholen. Man begnügte sich, durch Löthrohrversuche die von ihm gefundenen Resultate zu bestätigen. Der Anatas kommt verschieden gefärbt vor, er findet sich weils oder gelblich, nelkenbraun und auch bläulich. Wegen letz- terer Farbe, welche bekanntlich auch die Titansäure den Flüssen vor dem Löthrohre in der innern Flamme mittheilt, hat man bis- weilen den Anatas für eine niedrigere Oxydationsstufe des Titans, als es die Titansäure ist, gehalten, Dies ist aber nicht der Fall, denn glüht man den Anatas beim Zutritt der Luft etwas stark, . so wird er gelb, ohne an Gewicht zuzunehmen. Man kann im Gegentheil bisweilen eine wiewohl höchst geringe Abnahme des Gewichts nach sehr ‚starkem Glühen bemerken. Wenn daher der blaue Anatas seine Farbe einem Titanoxyde verdankt, so muls die Menge. desselben ganz aufserordentlich unbedeutend sein. — Das Pulver von jedem Anatas ist immer weils, es wird wie das der Titansäure beim Erhitzen gelb, aber beim Erkalten wiederum weils. Das Pulver des Anatas hat vollkommen alle Eigenschaften der geglühten Titansäure. Es ist unlöslich in Säuren, aufser in _ concentrirter Schwefelsäure durchs Erhitzen, so wie durchs - ‘Schmelzen mit zweifach schwefelsaurem Kali und nachheriger Be- - handlung mit Wasser. Hr. H. Rose hat sowohl den Anatas von Bourg d’Oisan, al auch besonders den von Brasilien untersucht. Er hat verge- ren darin nach andern Bestandtbeilen gesucht, er hat nur Titan- säure darin gefunden mit allen Eigenschaften wie die des Rutils und des Brookits, auch wie in diesem mit Eisenoxyd verunreinigt; nur ist die Menge desselben noch geringer, als im Rutil und im Brookit. In einem sehr reinen Anatas von Brasilien, der von allem anhängenden Eisenoxyd durch Digestion mit Chlorwasser- stoffsäure gereinigt worden war, fand er nur 0,25 Proc. Eisen- oxyd. Wird die Titansäure des Anatas mit Kohle gemengt, und das Gemenge einem Strome von Chlorgas bei Rotbglühhitze aus- gesetzt, so erhält man flüssiges Titanchlorid. m) 5% De 112 Die Krystallformen des Anatas und des Rutils ähneln sich zwar in so fern, als sie beide zu dem viergliedrigen Systeme ge- hören, aber die Octa@der beider lassen sich bekanntlich nicht auf einander zurückführen: Das specifische Gewicht des Anatas ist geringer, als das des Rutils, und selbst auch als das des Brookits.. Es wird zwischen 3,82 und 3,857 angegeben, nur Breithaupt giebt es zu 3,75 an. Hr. H. Rose hat sich zu wenig von dem Anatas von Bourg d’Oisan verschaffen können, um das specifische Gewicht dessel- ben zu bestimmen. In gröfseren Quantitäten ist der von Brasi- lien zu erhalten, wo er auf Quarz aufgewachsen vorkommt; aber wenn auch von diesem nur einigermalsen hinreichende Mengen zur Untersuchung angewandt werden sollen, so wird dieselbe überaus kostbar. Hr. H. Rose hat die Versuche zu zwei ver- schiedenen Zeiten mit verschiedenen Mengen angestellt, aber, wie man sehen wird, mit gleichem Erfolge. Zu beiden Versuchen hat er nur Quantitäten von etwas mehr als 15 Grni. anwenden können, Quantitäten, die man freilich für eine genaue Bestim- mung des specifischen Gewichts für unzureichend halten mülste. Die Versuche sind aber mit der möglichsten Genauigkeit ange- stellt, und oft wiederholt. Bei den früheren Versuchen wurden 1,696 Grm. des brasi- lianischen Anatas in Krystallen angewandt. Hr. H. Rose fand das specifische Gewicht desselben 3,8899; als Pulver war das- selbe 3,912. A Das Pulver wurde einer Rothglühhitze in einem Kobhlenfeuer ausgesetzt. Das Gewicht verminderte sich dadurch um 0,0005 Grm.; das weilse Pulver war dadurch schwach bräunlich gewor- den, und an den Rändern etwas zusammengesintert. — Das spe- cifische Gewicht des geglühten Pulvers war 4,196. Das geglühte Pulver wurde darauf einer starken Weilsglüh- hitze, durch Coaks hervorgebracht, ausgesetzt. Das Gewicht ver- änderte sich dadurch nicht, das Pulver war aber stärker zusam- mengesintert; das specifische Gewicht war 4,284. Bei dem zweiten, weit später angestellten Versuche wurden 1,554 Grm. des brasilianischen Anatas angewandt. Das specifische 115 Gewicht desselben in Krystallen fand Hr. H. Rose in zwei Ver- suchen 3,927 und 3,917. Die Krystalle wurden während * Stunden einer Rothglüh- hitze über der Spirituslampe mit doppeltem Luftzuge ausgesetzt. Das specifische Gewicht der geglühten Krystalle war in zwei Versuchen 4,117 und 4,125. Sie wurden darauf während 3 Stunden einer starken Roth- glühhitze zwischen Holzkohlen ausgesetzt. Sie hatten dadurch keine Gewichtsveränderung erlitten, die Farbe derselben aber war etwas dunkler geworden, und es zeigten sich einige wenige schwärzlich bläuliche Stellen. Das specifische Gewicht war in zwei Versuchen 4,166 und 4,161. Bei genauer Besichtigung fand sich, dals die schwärzlich blauen Stellen des geglühten Anatas, welche erst beim Glühen | hervorgetreten und beim nicht geglühten Mineral nicht zu be- merken waren, von einer fremdartigen quarzigen Substanz, in _ welcher der Anatas eingesprengt war, herrührten. Das Fremd- artige wurde vollständig getrennt; das specifische Gewicht fand sich nun in zwei Versuchen 4,233 und 4,251. | Wurde dieser Anatas darauf der Hitze des Porcellanofens ausgesetzt, so veränderte er sich weder im absoluten, noch im - specifischen Gewichte. Er war nur dadurch brauner geworden, und hatte einen stärkeren Glanz erhalten. h ' Der geglühte Anatas hatte übrigens die Krystallform des ß nicht geglühten behalten, und bildete daher Afterkrystalle von demselben. ‘ Rutil, Brookit und Anatas sind also drei ausgezeichnet deut- lich krystallisirte Körper, die bei gleicher chemischer Zusammen- setzung ganz verschiedene Krystallformen besitzen, von denen-die eine nicht von der andern abgeleitet werden kann. Es ist dies das erste Beispiel einer entschiedenen Trimorphie bei ganz gleich Zusammengesetzten ’Körpern. Dafs isomorphe Körper trimorph ‚sein können, davon hat man schon ein Beispiel am Kalkspath, ragonit und Barytocalcit gehabt. Wir haben gesehen, dafs die drei trimorpben Körper sich wesentlich durch ihr specifisches Gewicht von einander unter- ‚scheiden ; aber auch dafs durch Erhöhung der Temperatur das specifische Gewicht vergrölsert werden könne. 414 Rutil hat von den drei Substanzen das höchste specifische Gewicht. Dasselbe wird nicht verändert, wenn er lange einer sehr hohen Temperatur ausgesetzt wird. Brookit hat ein niedrigeres specifisches Gewicht als Rutil. Wird derselbe einer erhöhten Temperatur ausgesetzt, so vermehrt sich dasselbe, und erreicht wahrscheinlich bei sehr reinen Stücken das des Rutils. Anatas hat von den drei trimorphen Körpern das leichteste specifische Gewicht. Durch erhöhte Temperatur vergrölsert sich dasselbe, nimmt zuerst das des Brookits an, und erreicht endlich durch länger anhaltende und mehr erhöhte Temperatur das des Rutils. Wir können also annehmen, dals durch erhöhte Temperatur Brookit sich in Rutil verwandle, so wie dals Anatas durch Er- höhung der Temperatur in Brookit und endlich in Kutil über- gehe, freilich in allen Fällen mit Beibehaltung der Form, also unter Bildung von Afterkrystallen. Dieselben merkwürdigen Veränderungen, welche die ver- schiedenen Arten der in der Natur vorkommenden Titansäure durch Erhöhung der Temperatur erleiden, finden auch unter ähnlichen Umständen bei der künstlich bereiteten statt. Wird Titansäure durch Ammoniak gefällt, die Fällung ganz vollkommen ausgesüfst, getrocknet und dann durch eine Spiritus- lampe möglichst kurze Zeit schwach geglüht, so hat sie das specifische Gewicht des Anatas. Verschiedene Quantitäten von ganz reiner Titansäure zeigten bei dieser Behandlung, als Mengen von 4 bis 5 Grm. angewandt wurden, folgende specifische Gewichte: 1) 3,892 bis 3,899 2) 3,913 — 3,918 3) 3,924 — 3,927 4) 3,9297 — 3,934 5) 3,954 — 3,965 Diese specifischen Gewichte stimmen mit denen des Anatas überein. Die letzte Menge hatte deshalb ein höheres specifisches Gewicht als die andern, weil sie vielleicht stärker oder vielmehr. länger als die andern Quantitäten geglüht worden war. Sie war zu einer Zeit bereitet worden, als Hr. H. Rose den Einfluls der‘ 115 erhöhten Temperatur auf das specifische Gewicht der Titansäure noch nicht kannte. Hier ist noch zu bemerken, dafs Hr. H. Rose in früheren Zeiten eine Titansäure durch Fällung mit Ammoniak bereitet hatte, die ein noch niedrigeres Gewicht als Anatas zeigte, und zwar: 1) 3,660 bis 3,655 2) 3,6598 — 3,655 Diese Titansäure war, wie Hr. H. Rose glaubt, vollkom- men rein. Da sie aber schon vor sehr langer Zeit bereitet und zu andern Versuchen verbraucht worden war, so kann er nicht bestimmen, bis zu welchem Grade sie vor dem Wägen erhitzt worden war. Es ist also vielleicht möglich, dafs es bei der künstlich bereiteten Titansäure eine Modification giebt, die ein noch niedrigeres specifisches Gewicht als Anatas hat. Wird die Titansäure mit dem specifischen Gewichte des Anatas einer stärkeren und länger anhaltenden Hitze ausgesetzt, so vermehrt sich ihr specifisches Gewicht. Hr. H. Rose glaubt gefunden zu haben, dals zwar eine sehr hohe Temperatur diese Umänderung befördert, dals es aber auch darauf ankommt, eine sehr lange anhaltende höhere Temperatur anzuwenden. Denn der Erfolg ist fast derselbe, wenn die Titansäure sehr lange durch i eine Spirituslampe mit doppeltem Luftzuge in der Rotbgluht er- - halten wird, als wenn man sie in einem stark ziehenden Wind- B ofen einer Weilsglühbitze zwischen Coaks aussetzt. | Geglühte Titansäure vom specifischen Gewichte des Anatas, E länger als eine Stunde der stärksten Rothgluht ausgesetzt, welche eine Apfrituchispe mit doppeltem Luftzug hervorzubringen ver- mag, zeigte ein specifisches Gewicht von 4,094 und 4,098. Dieselbe noch länger erhitzt zeigte ein specifisches Gewicht _ von 4,103. \& Eine andere Menge, sehr lange demselben Versuche ausge- setzt, zeigte ein specifisches Gewicht von 4,200 bis 4,206. Bei Wiederholung mit einer andern Quantität wurde ein cifisches Gewicht von 4,192 bis 4,199 erhalten. Als die Titansäure vom specifischen Gewichte des Anatas einer Weilsglühbitze zwischen Coaks in einem gut ziehenden Nindofen ausgesetzt wurde, war ihre Farbe bedeutend dunkler 116 braun geworden, auch war sie zusammengesintert. Am absoluten Gewicht hatte sie nichts verloren; das specifische Gewicht der gepulverten Titansäure war 4,206 bis 4,210. Die Titansäure wurde endlich dem Feuer des Porcellanofens ausgesetzt. Sie sinterte hierdurch stark zusammen, schmolz aber nicht, erbielt aber eine ähnliche braunrothe Farbe, wie die bei Weilsglühhitze durch Coaks geglübte Säure. In den zusammen- gesinterten Stücken zeigte diese Titansäure ein specifisches Ge- wicht von 4,229, aber im gepulverten Zustande von 4,244 bis 4,254. Es ist dies das höchste specifische Gewicht, welches die Titansäure durchs Glühen erhalten kann. — Hr. H. Rose glaubt, dafs auch in diesem Falle das Feuer des Porcellanofens weniger durch seine intensive Hitze, als durch seine lange Dauer den Erfolg hervorgebracht hat. Sowohl die durch Coaksfeuer, als auch die durch die Hitze des Porcellanofens geglühte Titansäure hatte eine bedeu- tend dunkel braunere Farbe, als die der Hitze der Spiritus- lampe ausgesetzte, obgleich letztere ein nur unbedeutend gerin- geres specifisches Gewicht haben kann, wie wenigstens die durch Coaks erhitzte Titansäure. Diese dunklere Farbe rührt nicht von einer höchst kleinen Beimengung von zu Titanoxyd reducirter Titansäure ber, denn die dunkelbraune Farbe wird nicht leichter durchs Glühen in einer Atmosphäre von Sauer- stoffgas. Es zeigte sich auch bei diesen Veränderungen im spe- cifischen Gewichte keine im absoluten Gewichte. Die dunkelbraune Farbe ist die des Rutils. Aber die Titan- säure ist auch durch lange anhaltendes und heftiges Erhitzen Rutil geworden, der von allen Modificationen der Titansäure das höchste specifische Gewicht hat. Wir sehen also, dals die künstlich bereitete Titansäure durch schwaches Erhitzen den Zustand des Anatas annimmt, und aus diesem durch stärkeres und anhaltendes durch den Zustand des Brookits endlich in den des Rutils übergeht. Die Thatsache, dals die Titansäure durch erhöhte Tempera- tur ihr specifisches Gewicht bedeutend verändern kann, erscheint besonders in so fern nicht unwichtig, als diese Veränderungen einen Einfluls auf das Atomvolum derselben äulsern. Man hat 117 das Atomvolum analog zusammengesetzter Körper verglichen und gefunden, dals in vielen Fällen zwar dasselbe gleich ist, in eini- gen indessen bedeutende Verschiedenheiten statt finden können. Vielleicht dafs einige dieser Verschiedenheiten verschwinden wer- den, wenn man das Atomvolum bei den verschiedenen, analog zusammengesetzten Körpern nur dann vergleicht, wenn man überzeugt ist, dals sie in einem gleichen Zustand der Dichtigkeit sich befinden. Es ist möglich, dafs die künstlich dargestellte Titansäure nicht das einzige Oxyd sei, in welchem durch verschiedene Hitz- grade die Dichtigkeit wesentlich verändert wird. Jetzt, wo die Kenntnils des specifischen Gewichts der Körper ein bei weitem | grölseres Interesse hat, als sonst, scheint es wichtig, hierauf auf- _ merksam zu sein. Ohne dafs Körper schmelzen, können sie, wie dies die Titansäure thut, durch verschiedene Hitzgrade, oder auch nur durch eine kürzere oder längere Einwirkung derselben Tem- peratur verschiedene Dichtigkeiten erlangen. Es ist wahrscheinlich, dafs isomorphe Körper bei analoger Zusammensetzung von analoger Dichtigkeit seien, und daher das- - selbe Atomvolum haben müssen. Es ist bekannt, dals Titansäure und Zinnoxyd isomorph sind, indem Rutil und Zinnstein dieselbe Krystallform haben. Aber von allen Modificationen der Titan- - säure hat grade der Rutil ein Atomvolum, das mit dem des Zinn- "steins am wenigsten analog ist. ! Hr. H. Rose hat das specifische Gewicht des Zinnoxyds, "durch Behandlung von Zinn mit Salpetersäure erhalten, 6,849 gefunden; in einem andern Versuche wurde dasselbe zu 6,978 bestimmt. Dies stimmt mit dem specifischen Gewichte des Zinn- steins überein. — Ist das specifische Gewicht des Zinnoxyds 6,8, ‚so ist das Atomvolum desselben 137. Das Atomvolum der drei ‚verschiedenen Modificationen der Titansäure hingegen weicht da- von bedeutend ab. Nimmt man das specifische Gewicht der "Titansäure von der Modification des Rutils zu 4,253 an, so’ ist das Atomvolum derselben 118,4; das von der Modification des Brookits, dessen specifisches Gewicht zu 4,131 angenommen, ist 421,9, und das von der Modification des Anatas, wenn wir des- "sen specifisches Gewicht zu 3,912 annehmen, 128,75; Zahlen, die sich sebr von der des Atomyolums des Zinnoxyds entfernen, 3* 118 am meisten aber grade die, welche dem Rutile zukommt, von welchem man eine Übereinstimmung mit der des Zinnsteins und des Zinnoxyds erwarten sollte. Die Zahl, welche das Atomvolum des Zinnoxyds ausdrückt, entspricht einer Zahl, welche aus dem specifischen Gewichte einer Modification der Titansäure abgeleitet werden kann, welcher oben Erwähnung gethan worden ist. Es ist die, deren specifisches Gewicht 3,66 ist, die also leichter als Anatas ist. Ihr Atom- volum ist 137,6 also mit dem Atomvolum des Zinnoxyds über- einstimmend. Es ist dies eine Übereinstimmung, deren Ursache nur schwer erklärt werden zu können scheint. Es ist oben angeführt worden, dafs hinsichtlich der beiden Modificationen der Titansäure, der aus ihren Auflösungen durch Ammoniak und der durchs Kochen gefällten, ein wesentlicher Unterschied statt findet. Auch von letzterer wurde das specifische Gewicht bestimmt, nachdem sie verschiedenen Hitzgraden ausge- setzt worden war. Eine durchs Kochen aus einer schwefelsauren Auflösung gefällte Titansäure, welche nur bis zum Gelbwerden erhitzt wor- den war, zeigte das specifsche Gewicht von 3,671. Hr. H. Rose hat bei seinen spätern Untersuchungen bei der durchs Kochen gefällten Titansäure nicht wieder ein so leichtes speci- fisches Gewicht gefunden. Eine andere Titansäure, ebenfalls aus der schwefelsauren Auflösung durchs Kochen gefällt, zeigte ein specifisches Gewicht von 3,955, also ähnlich dem des Anatas. Da die Titansäure aus der schwefelsauren Auflösung durch Kochen als basisch schwefelsaure Titansäure gefällt wird, so schrieb Hr. H. Rose die verschiedene Farbe, welche sie gegen die durch Ammoniak gefällte Säure nach dem Glühen zeigt, einem, wenn auch nur kleinen Gehalt von Schwefelsäure zu, der vielleicht durchs Glühen nicht gänzlich entfernt sein konnte. In den folgenden Versuchen wurde daher die durchs Kochen ge- fällte Säure mit Ammoniak ausgesülst, und nach dem Waschen mit kohlensaurem Ammoniak so lange schwach erhitzt, bis sie gelb wurde. Beim Erhitzen über der Spirituslampe kam nur der unterste Theil des Platintiegels zum schwachen Glühen. Nach dem Erkalten war sie vollkommen weils, quoll aber, mit Wasser 119 angerührt, bedeutend auf. Sie zeigte ein specifisches Gewicht von 3,882. Sie war frei von Schwefelsäure und Eisen. Eine andere Menge, auf dieselbe Weise gewonnene Titan- 'säure zeigte das specifische Gewicht von 3,902. Diese Titansäure wurde über der Spirituslampe bis zum starken Glühen gebracht, und eine halbe Stunde in demselben "unterhalten. Sie bekam einen sehr schwachen, fast unbedeuten- den, Stich ins Gelbliche nach dem Erkalten, und quoll, mit Was- ser angerührt, nicht mehr auf. Sie hatte ein specifisches Gewicht von 4,2074, also dem der Rutils sehr nahe. L Dieselbe Titansäure wurde darauf durch Kohlenfeuer einer ‚starken Rothglühhitze ausgesetzt. Sie hatte dadurch in der Farbe ‚sich nicht verändert; das specifische Gewicht war 4,219. - Als diese Titausäure dem Feuer des Porcellanofens ausge- "setzt wurde, veränderte sie sich dadurch nicht an Gewicht; sie "war dadurch sehr lose zusammengesintert, und ihre Farbe wurde gelblich. Sie ähnelte dem Pulver des geglühten Anatas. Ihr specifisches Gewicht zeigte sich 4,183. Es scheint aus diesen Versuchen hervorzugehen, dafs die durchs Kochen gefällte Titansäure auf eine ähnliche Weise durch Temperaturerhöhung verdichtet wird, wie die durch Ammoniak niedergeschlagene. Dafs die im Feuer des Porcellanofens ge- glühte Säure ein leichteres specifisches Gewicht zeigte, als die durch Kohlenfeuer erhitzte, ist freilich eine Thatsache, die da- mit im Widerspruche ist; der Versuch muls aber wiederholt erden. > Wenn man aber dies annimmt, so ist das ganz verschiedene Ansehen beider Arten von Titansäure und die weilse Farbe der urchs Kochen gefällten nach dem Glühen bemerkenswerth. Venn man durch Ammoniak gefällte, mit kaltem Wasser ausge- e und unter der Luftpumpe vollkommen getrocknete Titan- in zusammenhängenden harten Stücken mit concentrirter hwefelsäure benetzt, so erleiden nur die innern Theile der ücke, welche nicht von der Schwefelsäure durchdrungen wa- beim Glühen die Feuererscheinung, und werden braun, wäh- end die äufsern sie nicht zeigen, und weils bleiben. Hr. H. Rose behält sich vor, über diesen Gegenstand fer- 7 noch Untersuchungen anzustellen, um den auffallenden Unter- 120 schied in den beiden Arten der Titansäure genügend erklären zu können. ” Hierauf wurden folgende eingegangene Schriften vorgelegt: D. Joaquin Cäceres y Arias, la Guadratura del Circulo. Sala- manca 1844. ‚8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Ciudad-Rodrigo den 31. Jan. d. J. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 497. Altona. 1844. 4. Graphische Darstellung des täglichen mittleren Barometer- und Thermometer-Standes zu Frankfurt a. M. im Jahre 1843. Nach den Beobachtungen des physikal. Vereins. fol. 2 Expl. Aus den im Jahre 1843 angestellten meteorologischen Beobach- tungen des physikal. Vereins gewonnene Resultate berech- net und zusammengestellt von Dr. Greifs. fol. 2 Expl. Jahresbericht des physikal. Vereins zu Frankfurt a.M. für das Rechnungsjahr 1842—43. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Vorstandes des physikal. Vereins d. d. Frankfurt a. M. den 19. Febr. d. J. ’ Sodann wurde ein Schreiben des Rectors der Universität zu Athen vom 1. August 1843 vorgelegt, durch welches der Em- pfang der dieser wissenschaftlichen Anstalt von der Akademie” überschiekten Abhandlungen vom J. 1840 und der Mon erie vom J. 1841 und 1842 gemeldet wird. Hr. Ehrenberg gab einen kurzen Bericht über den von) der Akademie angekauften litterarischen Nachlals des Dr. Wer- neck über mikroskopische Beobachtungen. # 14. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Buch las über Cystideen, eingeleitet durch die Entwickelung der Eigenthümlichkeiten des Ca- ryocrinus ornatus. Vom Caryocrinus Thomas Say beschrieb 1825 ein von allen bekannten ver- schiedenes Geschlecht der Crinoideen, welches zu Lockport am See von Ontario entdeckt worden war. Diese Beschreibung ist 121 mit der Zeichnung im Londner zoologischen Journal (October 1825) wiederholt worden. Später haben Blainville (Aczino- logie, 253) und Hr. de Castelnau Abbildungen bekannt gemacht, die jedoch denen von Say nachstehen. Viele Stücke, die sich in Berliner Sammlungen befinden, erlauben aber eine nähere Untersuchung dieser merkwürdigen Gestalt. Das ganze Thier ist in einer aus Täfelchen oder Asseln von sehr regelmälsiger Form zusammengesetzten Hülle oder Kelch eingeschlossen, und dieser ist durch einen dünnen Stiel am Bo- den befestigt. Auf diesen Stiel liegen zuerst vier Asseln, welche den Kelchboden (Peiis) bilden; sie sind, wenn auch von sehr ungleicher Grölse, doch so regelmäfsig geordnet, dafs immer zwei neben einander liegende sich völlig gleichen. Wer- den nun die grüfseren (pentagonale) in der Mitte zertheilt, so sind die Hälften von den kleineren Tafeln gar nicht zu unter- scheiden, der Boden würde dann aus sechs Asseln zusammen- gesetzt sein. Dals aber die grölseren wirklich aus zwei kleine- ren zusammengesetzt sind, wird auf das bestimmteste durch die Vertheilung der Fühlerporen auf den Flächen erwiesen, eine Verschmelzung, welche man der besonderen Ausbreitung der in- neren Organe nach dieser Seite hin zuschreiben möchte; und wirklich findet sich nun der Mund auf der oberen Fläche genau in der Richtung der Scheidung der grölseren Asseln. — Diese merkwürdige Erscheinung ist für alle Crinoideen all- gemein. Wo die Basalassela nicht ganz gleich sind in Form und Vertheilung, da steht gewils der Mund auf der Seite, und ein Interradiale oder Intercostale führt zu ihm herauf. Bei Actocrinites besteht der Kelchboden aus drei Täfel- ehen, von denen zwei bedeutend gröfser sind, als das dritte. Genau, wo die beiden gröfseren sich scheiden, setzt sich das für Actocrinites so ausgezeichnete Interradiale darauf, und genau in dieser Richtung findet sich an der Scheitelseite der Mund. Das ist s schön und deutlich abgebildet von Aczocrinites amphora in Bortlock, Geology of Londonderry, t. XV. f. 4. Auch am yerinus, dessen Kelchboden ebenfalls aus drei ungleich grolsen Täfelchen zusammengesetzt ist, erscheint ganz dieselbe bindung von der Lage des Mundes und den grölseren Asseln. 5. Hr. Müller, Penzacrinus, t. VI.) 122 Auf diesen vier Basalasseln (des Caryocrinus) erheben sich sechs Seitenasseln (cosiales), und geben durch den regel- mälsigen Cylinder, den sie umschliefsen, der ganzen Gestalt eine besondere Zierlichkeit, um so mehr, da ihre Breite und Höhe in dem gefälligen Verhältnils von 2:3 sich erhält. Die Assel, welche den Mund unterstützt, ist ein regelmäfsiges Sechseck mit der Spitze oben, und so sind auch die neben anliegenden. Allein zwei andere, mit der Mundassel in einem Dreieck liegende haben die obere Spitze abgestumpft, und bilden ein Siebeneck, mit einer oberen, ganz kleinen Seite, welches auch wieder eine ganz unerwartete Symmetrie in Anordnung dieser Theile entdecken läfst. Am Rande des Scheitels erheben sich drei Doppelarme und neben ihnen drei einfache. Die ersteren ziehen den Scheitel zu einem Dreieck aus, auf dessen einer Seite der Mund liegt, auf den beiden anderen Seiten die oben abgestumpften, zum | Siebeneck gebildeten Asseln. Diese Arme durchbrechen die Mitte von sechs Schulterblättern (radialia axillaria Müller); zwei eingeschobene ganz kleine Stücke treten dazu auf den Ab- stumpfungen der Siebenecke. Alle diese Schulterblätter endigen sich jedoch am Rande des Kelches. Der sehr flache domartige Scheitel selbst wird von ganz kleinen Täfelchen gebildet, einem grölserem in der Mitte, sechs anderen umher und noch einigen kleineren, welche den Raum bis zum Kelchrande ganz ausfüllen. So wenig sich auch hiernach die Ansprüche der Caryoeri- niten, zud en Crinoideen gerechnet zu werden, zurückweisen las- ; sen, so sehr sie auch durch eylindrische Form, durch hochstehende Seitenasseln und durch die mit diesen abwechselnden Schulter- blättern den Poteriocriniten zu gleichen scheinen, so zeigt doch # eine nähere Betrachtung, dals sie Nirgends sich einordnen lassen, und dals sie ganz allein stehen, ohne Verbindung, am Anfange der Reihe, mit welcher die Crinoideen sich von den Cysti- deen absondern. Die bestimmende Herrschaft der Zahl Fünf, welche so wunderbarer Weise durch die ganze lebendige Natur hinläuft, 9 ist, wie, bei allen Radiarien, so auch in den Crinoideen beson- ders entwickelt, und allen einzelnen Theilen wird durch diese Zahl der Platz angewiesen, den sie einnehmen sollen. Mögen 123 auch die verschiedenen Arten von Aczinocerinus oder von Penta- erinus Arme in fast unzähliger Menge um sich verbreiten, immer ist es nur eine Verdoppelung der fünf Arme, die sich aus dem Innern des Kelches entwickeln. Mögen auch Platycrinus und Aetinocrinus nur über drei Basalasseln sich erheben, so ist doch leicht zu zeigen, dals zwei von ihnen verlöthet sind, und dafs auch hier der ganze Kelchboden als aus fünf Asseln zusammen- gesetzt angesehen werden mufs. Nicht so bei dem Caryoerinus. Hier ist keine Spur, keine Andeutung, welche auf eine Vertbeilung zu fünf hinführen könnte. Alles wird, bis zu den geringsten Kleinigkeiten, von der Zahl Sechs bestimmt und beherrscht: eine Zahl, welche sich auf keine Weise mit Fünf vereinigen läfst; der Kelchboden besteht aus vier ungleich grolsen Asseln, welche sich ohne Mühe zu sechs ganz gleichen und ähnlichen Asseln zerlegen lassen. Sechs Seitenasseln, sechs Arme, drei doppelte und drei einfache, er- heben sich aus seinem Rande hervor. Das Alles ist den übrigen Crinoideen ganz fremd. Ein Kelchboden von vier Asseln er- scheint nicht wieder, aufser nur einmal bei dem sonderbar ge- formten, aus der Reihe heraustretenden Melocrinus (Gold- fus, t. 60, f. 1), und sechs Arme aus dem Kelche hervor hat man bei anderen Crinoideen noch niemals gesehen. Alles, was von der Zahl Fünf bestimmt wird, entwickelt sich tief aus dem Innern des Lebens. Alles, was die Zahl Sechs beherrscht, ist Folge der Oberfläche, der äulseren Umgebung, welche mit den inneren Organen in keiner Beziehung der Ent- wickelung, sondern nur in der der Beschützung steht. — Wenn auf der ausscheidenden Membran der Oberfläche eine Assel anfängt ‚sich zu bilden, ein Punkt oder ein Knöpfchen, so wird sich, bei fortgesetztem Ausscheiden, dieses Knöpfchen nach allen Seiten hin vermehren, daher eine Cirkelform annehmen. Berühren sich diese Cirkel in ihrem Fortwachsen, so beschränken sie sich gegenseitig, platten sich ab, und es bildet sich eine sechsseitige Assel, die jetzt, bei der fortwährenden Beschränkung, nur in der sechs- seitigen Form weiter fortwachsen kann. Alles, was nun an der "Oberfläche bervorkommt und sich bildet, Poren und Streifen, 'muls sich in diese sechsseitige Form fügen, und wird dureh sie bestimmt. — Allein bei den Crinoideen entwickeln sich tief vom 124 Boden herauf die fünf weit über den Kelch sich verbreitenden Arme, und nun ist das Bestimmende der Zahl Sechs blofs auf die Asseln beschränkt, — und auch nicht einmal. Denn schon vom Kelchboden herauf, ehe sie hervorbrechen, drücken die Arme die Seitenasseln zusammen, erheben sie in der Mitte, und geben dem ganzen Kelch die sehr hervortretende Form eines Pentagons, daher hat Hr. Müller diese Asseln, welche so lange vorher das Ausbrechen der Arme verkünden, bezeichnend radialia genannt, und radiale axillare die, auf welcher der Arm wirklich ruht. Diese Arme reilsen ‘die bisher im Innern des Kelches verborge- nen, für alle diese Thiere so auszeichnenden Eierstöcke mit sich herauf. Sie sind jetzt weit über dem Kelch an den Pinnu- len der Arme befestigt (Müller, Pentacrinus, t. V. f. 17); sie sind in Freiheit und nicht mehr genöthigt, sich durch eine enge Öffnung zu drängen, und damit ist eine neue Form von Thieren und der wesentliche Unterschied zwischen Crinoideen und Cystideen begründet. Von Cystideen. Cystideen sind natürliche Körper, die auf einem Stiel sitzen, der sie am Boden befestigt. Ihre mehr oder weniger kugelförmige Oberfläche wird von einer grofsen Menge von in- einandergreifenden polyedrischen Täfelchen oder Asseln bedeckt. Zwischen diesen Täfelchen zeigen sich die zum Leben des Thieres nothwendigen Öffnungen, unter denen sich jedoch keine befinden, aus welchen Arme hervortreten könnten. Das Thier ist völlig armlos. In Hinsicht der Oberfläche ist allen Geschlechtern der Cys- tideen gemein: 1) dafs ihr Mund genau in der Mitte des Scheitels liegt, gewöhnlich in einem beweglichen Schlauch, der mit kleinen Asseln bedeckt ist. 2) Neben diesem Mund und nur wenig davon entfernt er- scheint gewöhnlich, wenn auch nicht immer, eine kleinere Anal- öffnung, welche die Asseln durchbohrt, aber nicht von eigen- thümlichen Asseln umgeben ist. 3) Weiter gegen die Mitte, aber immer noch auf der ge- gen den Mund gerichteten Hälfte erhebt sich über einer dem Munde nicht nachstehenden runden oder ovalen Öffnung eine # FE EEE EI NEE ZB Er ER 125 fünfseitige, seltener sechsseitige Pyramide, die aus eben so viel Klappen zusammengesetzt zu sein scheint. Sie bedeckt wahr- scheinlich die Ovarialöffnung des Thieres. ‚Diese Öffnungen aufser dem Munde fehlen, so bald Arme sich aus der oberen Bedeckung entwickeln, und man begreift das leicht, wenn man bedenkt, dals die Fortpflanzungsorgane, die Ovarien, mit den Armen sich über das Kelchgehäuse hervorheben. Eine eigene Ovarialöffnung in diesem Gehäuse würde dann ohne Nutzen sein. Ihre Anwesenheit ist daher ganz auszeichnend für alle Geschlechter der Cystideen. Da von den inneren Theilen des Thieres fast nichts hervor- . tritt, und man nur seine äufsere Umgebung beobachten kann, so ist es nicht auffallend, dafs die Zahl Sechs besonders vorherrscht, und Fünf nur in ganz seltenen Fällen erscheint. Sie zeigt sich doch schon im Stiel und im inneren Nahrungscanal dieses Stiels, den ich nie anders als fünfseitig gesehen habe. Der Stiel selbst ist bei allen Geschlechtern merkwürdig dünn, und scheint kaum geeignet, einen solchen Körper zu tragen, als ihm zu tragen be- stimmt ist. Bei Sphaeronites Aurantium ist der Durchmesser der Stielöffnung nur 4 des Kelchdurchmessers.. Bei Caryocystites Granatum Wahl. ist der Kelch doch immer noch fünfzehnmal dicker und siebenzehnmal bei Crypzocrinites Cerasus. — Die Pe- ' tersburger Akademie hat jedoch in ihrem Bulletin 1843 (T. X. n. 19) eine Arbeit des Dr. Vollborth bekannt gemacht, die zu einem anderen Resultat führen würde. Ihm zufolge würden die Stiele der Petersburger Caryocystiten bei ihrer Einsetzung schon vollkommen ein Drittheil des Durchmessers des Gehäuses ' erreichen. Diese Stiele zeigen durchaus Nichts, einem Nahrungs- eanal ähnliches. Herr Vollborth vergleicht sie, vielleicht sehr richtig, mit den räthselhaften Cornuliten. Aber Murchison, dem wir die besten Abbildungen von Cornuliten verdanken, sagt selbst, man müsse sie als parasitische Thiere ansehen, da man sie fast immer auf anderen Muscheln ansitzend fände. So möchte man es auch von Petersburger Cornuliten vermuthen. Wenigstens _ hat Hr. Vollborth viele Abbildungen gegeben, in welchen der Cornulit nicht an der unteren Seite befestigt ist, sondern _ offenbar im Maule steckt. Auch ist dieses aus ihrer Insertion ersichtlich, denn sie drängen sich in den Körper der Cystiten 126 und keine Basaltafeln erheben sich über ihrem Ende, wie es doch wohl sein mülste, wären sie Theile des Körpers selbst. Hrn. Vollborth’s Meinung ist aller Analogie und selbst aller Be- obachtung entgegen, und erfordert wenigstens eine viel genauere Untersuchung und Prüfung, als ihr Erfinder ihr hat zu Theil werden lassen. Die mit einiger Bestimmtheit bekannten Cystideen sind fol- gende: 1) SPHAERONITES Aurantium (Tilas, Yet. Acad. Hand. 1840. t. XI. f.18. Gyllerhal, Ye. Acad. Nya Handl. 1772, 242. t. VIL £.4,5. Wahlenberg, Acta Acad. Ups. VII. 52. Pander, t. XXIX. f. 2, 3. Herzog von Leuchtenberg, t. U. £. 17. Buch, Beür. zur Kennin. der Geb. in Rufsland, t IL £. 14). Kugelförmig, auf einem sehr dünnen, runden Stiel mit fünfeckigen Nabrungscanal. Sechs kleine Asseln bilden die Kelch- basis. Sie werden von anderen Asseln umgeben, von gröfseren und kleineren, die ohne bemerkbare Ordnung in grofser Menge umherstehen, so dals man wohl zwanzig in einer Reihe auf- wärts zäblen kann. Die meisten sind sechsseitig, allein auch siebenseitige, achtseitige, neunseitige und mehr lassen sich ohne Mühe auffinden. Der Mund ia einem von Täfelchen bedeckten kleinen Schlauch steht dem Stielansatz gegenüber. Tiefer herab, immer noch auf der Halbkugel des Mundes, erscheint die grofse, mit fünf Klappen verdeckte, Ovarialöffnung, und steis rechts von dieser, aber dem Munde ganz nahe, findet sich die kleine, und runde Analöffnung, ohne Erhebung über die Fläche. Die Oberfläche einer jeden Assel wird von Linien und Streifen bedeckt, welche senkrecht auf den Seitenkanten der Assel stehen; daher finden sich so viele Richtungen von Streifen, als die Assel Seitenkanten hat, und alle scheinen im Mittelpunkt zusammenzulaufen. Pander hat sie sehr gut, riehtig und deutlich gezeichnet (t. XXIX. f. 3. a). Die Streifen der einen Assel gehen ohne Unterbrechung zur anliegenden über, und beide scheinen dann nur ein Ganzes zu bilden. Es entsteht _ ein Rhombus mit starken Streifen in der Richtung der grö- fseren Diagonale. Daher kann man diese Streifen als Ahomben- 127 streifen aufführen. Sie endigen sich gegen die Mitte der Assel mit einer Öffnung, welche Pander für den Ausgang von kleinen Füh- lern gehalten bat. Ich bin ihm hierinnen gefolgt (Beier. zur Russ. Geb. p. 27), und habe sogar die Vermuthung geäulsert, die Streifen möchten wohl Rinnen begränzen, in welchen die Fühler sich abwechselnd von einer Assel zur anderen gleichlaufend neben einander hinlegen. Allein wenn die äufseren Streifen abgerieben sind, so wie man meistens die Sphäroniten auf ibrer Lagerstäte findet, und noch dann, wenn die Scheidung der Asseln gar deutlich verfolgt werden kann, sieht man auf der Oberfläche der Assel keine Spur von Öffnungen, von denen sie durchbohrt wür- den, wie es doch nothwendig wäre, befänden sich Fühler am Ende der Streifen. Die Endöffnungen sind daher nur oberfläch- lich, und sie scheinen nur Ausgänge von der Höhlung, welche den ganzen Streifen durchzieht. — Auf den Sphaeroniten, welche bei Christiania in Norwegen vorkommen, treten die Streifen so stark hervor, dafs die Rhomben, welche sie bilden, sich scharf von einander abschneiden, und die Scheidung der Assel völlig verstecken. Sie sind in dieser Form oft unter dem Namen Echinosphaerites Granatum aufgeführt worden. Hisinger hat sie abgebildet (Zerhaea Suecica, t. XXV. f. 8). 2) Sphaeronites Pomum (Beitr. zur Best. der Geb. in Rufs- land, t.1. 15,16, nach Gyllenhal. Hisinger, Lethaea Sue- eica, t. XXV. £. 7). Es ruht noch viel Dunkel auf dieser Art. Sie ist in we- sentlichen Dingen von Sph. Auranzium nicht verschieden, selbst die Ovarialöffnung, welche Gyllenhal nicht sah, fehlt dieser Art nicht. Der Herzog von Leuchtenberg hat sie mit der grölsten Deutlichkeit beschrieben und abbilden lassen (Beschrei- bung einiger Thierreste der Urwelt, p. 23. t. I. f. 19). Der Unter- schied beider Arten liegt in den Poren auf den Asseln. ‚Spk. Pomum lälst zwei Poren bemerken, welche durch eine Rinne verbunden sind; zehn oder zwölf solcher verbundenen Poren auf jeder Assel. Auch diese hat der Herzog von Leuchtenberg abbilden lassen, von einem Stück, 3 Zoll im Durchmesser. Die Sphaeroniten können als das Symbol oder als der Typus aller Cystideen angesehen werden; denn sie entfernen sich am weitesten von Allem, was an Crinoideen erinnern könnte; und 123 die kugelrunde Form läfst eher auf eine Entwickelung schliefsen vom Mittelpunkt fast gleichförmig nach allen Seiten hin, als auf eine in einer bestimmten Richtung nach Oben hinauf, wie bei den Crinoideen. CARXOCYSTITES. Kelchboden von vier Basalasseln, zwei gröfsere, zwei klei- nere. Drei Reihen von Seitenasseln über einander. 3) Caryocystites Granatum Wahl. (Echinosphaerites Grana- zum, Wahlenberg, Acta Soc. Upsal. VII. 53. Sphaeronites testudinarius, Hisinger, Lethaea Suecica, p. 92.t. XXV. £.9. a). Der Kelchboden ist viertheilig, nach demselben Gesetz, wie im Caryocrinit. Es stehen nämlich zwei gröfsere, ungleich- seitige Fünfecke neben einander, und zwei kleinere Vierecke ihnen gegenüber. Werden die Fünfecke in ihrer Mitte zertheilt, so erhält man auch hier sechs sich ganz ähnliche und gleiche Vierecke (Rhomben mit der einen Spitze auswärts); daher sind auch hier die gröfseren Fünfecke wahrscheinlich aus der Ver- löthung von zwei Vierecken entstanden. Auch findet sich wirk- lich die Ovarialöffnung in der. Verlängerungslinie der Scheidung der beiden gröfseren Basalasseln. — Sechs Seitenasseln auf den Seiten des Basalhexagons. Sechs andere mit diesen abwechselnd; und wieder eine dritte Reihe auf dieser. Eine vierte ähnliche Reihe bildet den Scheitel. Die Ovarialöffnung zwischen der dritten Reihe und den Scheitelasseln ist fünfeckig, hat aber sel- ten ihre ‚Bedeckung erhalten. Der Mund in der Mitte des Schei- tels ist immer etwas breit geprelst; ihm zur Seite steht die runde Analöffnung, und, wie bei Sphaeroniten, so auch hier auf der rechten Seite der Ovarialöffnung. — Auszeichnend für dieses Geschlecht ist, dals die Asseln von den Rhomben- streifen nicht blofs gänzlich bedeckt, sondern auch so sehr versteckt werden, dafs sie nur dann erst sichtbar hevortreten, wenn die Oberfläche tief abgerieben und zerstört ist. — Man hat diese Art mit Bestimmtheit nur zu Bödahamn auf Öland und zu Wikarby und Furrudal in Dalecarlien gefunden. Bei gröfserer Aufmerksamkeit würde man sie auch wohl zwischen denen aus Petersburger Hügeln hervorgebrachten Formen noch auffinden. 129 4) Caryocystites testudinarius His. (Sphaeronites testudina- rius, Hisinger, Zethaea Suecica, t. XXV. £. 9. .d). Der runde Kelch ist von beiden Seiten so sehr in die Länge gezogen, dals der Hauptkörper zwischen dem dicken Stiel- ‚und Maulende fast zu verschwinden scheint. Drei Reihen von Asseln, und gewöhnlich sehr grolse, stehen abwechselnd über einander, sechs Asseln für jede Reihe. Am oberen Rande erscheint die gewöhnliche fünfeckige Ovarialöffnung. Der Mundschlauch hat kaum weniger Durchmesser, als der Kelch selbst, und er ist länger, als dieser. Grolse Asseln umgeben ihn bis zur Spitze. — Auch das Stielende weicht nur wenig im Durchmesser dem des Kelches, und deutlich hervortretende fünf Kanten dieses Endes „verrathen fünf im Innern verborgene Arme. Von Bödahamn auf Öland. 5) HEMICOSMITES pyriformis (Echinosphaerites Malum, Pan- der, t..XXIX. £. 1, 2, 3, mit dem Stiel oben, den Mund unten. Buch, Ber. zur Kenntn. der Geb. in Rufsland, t. 1. f. 1—13). Unläugbar ist die Ähnlichkeit dieses Geschlechts ‘mit. dem Caryocrinit höchst überraschend. Doch wird es durch den sehr bestimmten Mangel an Armen weit weg von Crinoideen gewie- sen, und durch die grofse Ovarialöffnung auf der Seite wird es eng mit den übrigen Geschlechtern der Cystideen verbunden. Der Kelchboden besteht aus vier Asseln, zwei fünßseitig, zwei vierseitig, welche durch Theilung zu sechs gleichen Asseln zerlegt werden können. Sechs grolse, lange Asseln bilden die ‚Seiten des: Kelches, und so symmetrisch, dafs sie den’ ganzen ‚Körper gleichsam‘ in zwei ungleiche Hälften theilen; in jeder von ihnen haben die Asseln ihre eigene Form. Die drei, welche ‚auf und zwischen den Pentagonen der Basis stehen, endigen oben mit dem Winkel der kleineren Seiten des Sechsecks, und zwei von ihnen umschliefsen in. ihrer oberen Hälfte die grofse, mit fünf Klappen werschlossene Ovarialöffnung. In der gegenüber ‚liegenden Hälfte aber ist jede Seitenassel oben abgestumpft, und das Sechseck ist zum Siebeneck verändert. Sechs Scheitel- asseln biegen sich zu einer domartigen Wölbung, und keilförmig abnehmend, umgeben sie den Mund. Nur auf der’ Seite der ab- gestumpften Asseln setzen sich noch drei kleinere, eingeschobene Stücke auf der Abstumpfung, und gehen bis zum Munde herauf. 130 Der Mund hebt sich in der Mitte des Scheitels in einem von sehr kleinen Täfelchen bedeckten Schlauch. — Alle Asseln sind mit deutlichen concentrischen Anwachsstreifen verziert, allein von Rhombenstreifen ist merkwürdiger Weise keine Spur zu entdecken. Noch bestimmender ist die symmetrische schöne Anordnung der Reihen der Fühlerporen auf den Flächen. Vom Mittel- punkt der Seitenassel geht eine doppelte Reihe von Poren nach dem oberen Winkel; eine einfache Reihe nach jedem Winkel auf der Seite. Auf der unteren Hälfte der Assel bemerkt man diese Poren nicht, sondern nur einzelne Poren ohne Ordnung zerstreut. Umgekehrt ist es auf den Asseln des Scheitels. Hier ist nur die untere Hälfte mit Poren verziert, die obere nicht. Auch hier ist die mittlere Porenreihe eine doppelte, die Seiten- reihen nur einfach. Genau so ist es auch auf den Flächen von Caryocrinites, und auch sogar wie bei diesen sind die Poren- reihen des Scheitels, nicht die der Seiten, mit kleinen Bläs- chen bedeckt. — Von Pulcowa bei Petersburg, Hr. Blasius fand ihn an der Narowa, einige Werst von Narwa, Hr. Eichwald bei Reval. 6) SYCOoCYSTITES Senckenbergü Meyer (Echinoencrinus ‚Senckenbergi Herm. von Meyer. Kastner, Archiv für die Naturlehre, B. VI. 185. t.l. £.1—5. Bronn, ZLeihaea, t.1. f. 1. Beide Abbildungen sind verkehrt, der Stiel oben, der Mund unten.). Die Bestimmung, dieses Geschlechts beruht nur auf einem einzigen Stück, und dieses Stück ist sogar jetzt verschwunden, und nicht wieder aufzufinden. Allein Hr. Herm. von Meyer hat es so gut und genau beschrieben, dals seine Eigenthümlich- keit wohl wenig zu bezweifeln ist. Die Form des Ganzen ist die einer Feige; spitz am Stiel- ende und kegelförmig erweitert am Scheitel, wo der Mund auf einem flachen Gewölbe liegt. Der Kelchboden soll aus fünf Täfelchen bestehen; darauf abwechselnd fünf lange Asseln, und auf diesen fünf kürzere Scheitelasseln; eine grofse Ovarialöffnung zur Seite und die Flächen mit stark hervortretenden Rhomben- streifen bedeckt. — Es ist merkwürdig, das hier die Zahl Fünf 131 so besonders vorherrscht. Das Ganze würde wohl an 'Zemicos- mites erinnern. 7) CRYPTOCRINITES Cerasus (Echinosphaerites laevis, Pan= der, p- 147. t. IL f. 24, 24, 26. Buch, Beir. zur Best. der Geb. in Rufsland, s. 36. t.L. f. 4, 5, 9, 10, 12. an Sycocrinites Jacksoni und anapeptamenus? Austen in Annals of Nat. Hist, 1843, Vol. XI. p. 206). Von fast runder Form. Wenigstens findet sich der gröfsere Durchmesser in der unteren Hälfte. Drei Täfelchen umgeben den dünnen Stiel, zwei grölsere pentagonale, ein kleineres rhom- boidales.. Immer mit der ganz durchgehenden Erscheinung bei Cystideen, dals die pentagonalen, in der Mitte zertheilt, in zwei ' den rhomboidalen ganz gleiche Täfelchen getrennt werden wür- den. Fünf Seitenasseln, von denen zwei auf den Pentagonal- flächen aufstehen, die anderen mit den Flächen abwechseln. Fünf Scheitelasseln, mit denen der Seite abwechselnd. Der Mund in der Mitte, wird von ganz kleinen Asseln schlauchförmig um- geben. Die Ovarialöffnung, welche, wie ein Stern, von fünf vereinigten Klappen bedeckt wird, senkt sich dort ein, wo zwei Seitenasseln und eine Scheitelassel zusammenstolsen. Die zur linken Seite stehende Seitenassel, welche sich auf der Scheidung der beiden Basalpentagone erhebt, ist stets in zwei kleinere Asseln getheilt, welche mit einer breiten Seite auf einander stehen; offenbar Erscheinungen, welche mit der Verbreitung der inneren Organe im nächsten Zusammenhange stehen müssen. | Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs auch Rhombenstreifen, und vielleicht stark erhobene, die Flächen bedecken, und diese auf den glatten nur abgerieben sind; dann könnte wohl Pan- der’s Echinosphaerites angulosus oder striatus (Pander, t. I. f. 32 — 38) hierber gehören, oder die von Hrn. Vollborth unvollkommen abgebildeten Formen. Hr. Austen giebt (1843) seinen Sycocrinites drei Dorso- eentral- (Kelchboden) Täfelchen, die ein Pentagon bilden. Dar- auf stehen fünf perisomische (Seiten-) Asseln. Fünf andere bil- ‚den bogenförmig den Scheitel bis zum centralen Munde. Seit- 'wärts befindet sich eine Anal- (Ovarial-) Ölfnung. Ohne Arme. Das ist offenbar der Cryptocrinit (von 1840). Hr. Austen 132 sagt nichts vom Fundort des Stücks, nicht einmal, ob er in Eng- land zu suchen sei, welches um so mehr zu bedauern ist, da man erfahren haben würde, wäre dieser Fundort, wie wahrscheinlich, England, mit welchen Arten von Crinoideen diese Cystidee vor- gekommen sei; der von Hrn. Austen beschriebene Asterocrinus mit Ambulacren gehört offenbar zu den Blastoideen von Say, und steht dem Pentremites nahe. Einige von Hrn. Eichwald benannte und beschriebene Geschlechter, Cyclocrinites Spaskü, (Urwelt Rufslands, p. 48. t. L f. 8), Asterocrinus (silur. Schichten- System in Esthland 1840, Austen’s Asterocrinus ist später erfunden) und He- liocrinites. echinoides (Herzog von Leuchtenberg, p. 18. t. II. £. 11, 12), sind zu unvollkommen bekannt, als dals sie auf- geführt zu werden verdienten. Es sind runde Körper, auf denen weder Stielansatz, noch Mund, noch Ovarialöffnung sichtbar hervortreten; also durchaus Nichts, was ein Geschlecht der Cy- stideen auszeichnen könnte. Hr. Eichwald vermuthet, und wohl mit Recht, dafs man sie eben so gut als Polypenstücke ansehen könnte, als Favositen (Calamopora), denen ähnlich, wie sie Hr. Pander (t. XXIX. f. 4, 5, 6 seines Werkes) hat abbilden lassen. Die Cystideen gehören durchaus den ältesten Formationen der Erdoberfläche, den silurischen Schichten: der Transitions- formation. In neueren Bildungen ist noch bisher nichts ihnen Ähnliches gesehen worden; noch weniger in der lebenden Schöp- fung. Dals sie den Ausgangspunkt einer ganzen Reihe von Radiarien bilden, wird durch dieses alte und isolirte Vorkommen wohl sehr unterstützt, und der Caryocrinit beweist uns über- raschend, wie der Übergang von Cystideen zu Crinoideen mög- lich sei. — Nachdem es ‚den Armen gelungen ist, hervorzu- brechen, vermehrt sich ungemein schnell die Mannigfaltigkeit der Formen dieser Abtheilung von Thieren. Im Kohlen-Kalkstein hat sie ihren Höhepunkt erreicht. Der feste Kelch, der in Cystideen das ganze Thier einhüllt | und versteckt, weicht immer mehr zurück, und bildet im Penza- # crinus kaum mehr, als den Boden, auf welchem die inneren Theile einen Ruhepunkt finden. In Juraformationen vermindert sich schnell wieder die Menge der Geschlechter, um so grölser ist aber die Zertheilung zu einzelnen Arten. Endlich in oberen’ 135 Juraschichten reist sich das Thier los vom Stiel, der es noch immer am Boden befestigte; und in der Form der Comatula ist ihm jetzt eine fortschreitende Bewegung erlaubt. Apiocrinites ellipticus ist die einzige Crinoidee der Kreidebildung, welche sich noch mit älteren Formen vergleichen lälst, und Penzacrinus caput medusae bleibt in unseren Meeren nur ein trauriger Überrest der Pracht der herrlichen Seelilien in den Meeren der Vorzeit. Die Natur hat diesen Weg der Ausbildung gänzlich wieder verlassen. Aber im 1827 entdeckten Pentacrinus euro- paeus (comatula rosacea) scheint sie uns den völligen Gang die- ser Ausbildung in den Veränderungen einer einzigen Art wieder ‚vorführen :zu wollen. (Müller, Pentracrinus, p. 7.) „Im An- „fange gleicht das Thier einer Keule (es ist eine Cystidee); es „ist durch eine ausgebreitete Basis befestigt, und lälst aus seiner „Spitze einige wenige durchsichtige Pinnulen hervortreten. Kein „Stück der festen Theile ist sichtbar, als nur ein unbestimmtes An- „sehen des Kelches. In weiter vorgeschrittener Bildung fangen „mit der Verlängerung des Stiels die Glieder an, zu erscheinen; „die Pinnulen treten stärker hervor, und auch die Basen der „Arme so wohl, als auch die Cirrhen werden wahrnehmbar, „worauf sich die Arme verlängern. (Es wird eine Crinoidee.) „Ausgebildet trennt sich das Thier gänzlich von seinem Stiel ;” es wird eine Comatula, und nun schwebt es frei im Meere, ohne weiter in seiner möglichen Ausbildung gehindert zu sein. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Annales des Sciences physiques et nalurelles, d’4griculture et d’Industrie, publides par la Societeroyale d’Agrieulture etc. de Lyon. Tom. A—3. Lyon 1838— 1840. 8. "mit einem Begleitungsschreiben des Secretaire-Archiviste de la N Societ€ royale d’Agriculture etc. de Lyon, Hrn. E. Mul- 4 sant vom 2. Juni 1841. (Da der Empfang dieser Sendung | verspätet worden, hatte die Akademie seitdem schon ein En zweites Exemplar derselben Bände auf ihren Wunsch er- $ halten.) N. C. Seringe, le petit Agriculleur, ou trait& elementaire ? d’Agriculture. Paris et Lyon 1841. 8. .- — Questionnaire. ib. eod. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Lyon, Juni 1841. R: z+r 134 P. S. Denis (de Commercy), Ztudes chimiques, physiologiques et medicales, faites de 1835 a 1840, sur les matieres albu- mineuses. A Commerey. 1842. 8. Seance publique de la Societe d’Agriculture, Commerce, Scien- ces et Arts du Departement de la Marne, tenue « Chalons le 5. Sept. 1843. Chalons 1843. 8. eingesandt durch den Königl. Preufs. Legations-Secretair Hrn, Weiskirch in Paris mittelst Schreibens vom 16. Febr. d. J. E’Institut. 1.Section. Sciences malh., phys. et nat. 12. Annde. No. 523 —531. 3. Janv. — 28. Feyr. 1844. | Paris 4. 2. Section, Sciences hist., archeol. et philos. 9. An- nee. No. 97, 98. Janv. Fevr. 1844. ib. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No, 498. Altona 1844: 4. Aufserdem wurde ein Schreiben des Hrn. Prof. Koch von Jena d. d. Alexandropol, den 24. Januar d. J., nebst einem zwei- ten ausführlichen Reisebericht desselben vorgelegt und an die pbysikalisch -mathematische Klasse zur weiteren Veranlassung ab- gegeben. 48. März. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. H. E. Dirksen las über einige griechische Inschriften (des Corpus inscriptionum graecarum, Vol. I. num. 1133 und 1327. Vol. II. num. 3990 und 4029, vergl. Muratori nov. thesaur. veter. inscription. CCCXXXIL 1.), welche der römischen Xoiri und XVoiri, stlitibus iudicandis, Erwähnung thun. Hierauf wurden verschiedene Schreiben, betreffend die Reise des Hro. Dr. Georg Rosen, unter andern eines von ihm selbst d. d. Alexandropol, den 21. Jan. d. J., vorgelegt und dar- über Beschlufs gefafst. Hr. Lachmann überreichte zwei handschriftliche Abhand- lungen des Hro. Prof. Bonita zu Stettin, nämlich Verbesserun- gen zu dem Commentar des Alexander von Aphrodisias über das dritte Buch der Aristotelischen Metaphysik, und eine Denkschrift über die Wichtigkeit dieses Commentars zur Meta- 135 physik, und trug den Wunsch vor, dals die Bearbeitung und Herausgabe dieses Werkes möge befördert werden, worüber die Klasse das Erforderliche an die Gesammmtakademie zu bringen beschlofs. 21. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Bekker legte vor: das altfranzösische Gedicht von Flore und Blanceflor, druckfertig nach Hrn. Ludwig Uhland’s Abschrift von einer Pariser Handschrift des Originals. Hierauf theilte Hr. Hagen einige Resultate über die Än- „derungen des Wasserstandes der Ost-Seemit, welche sich aus der Vergleichung der in den Preufsischen See-Hafen täglich angestellten Beobachtungen er- geben. Er habe aus den zehn Jahren von 1833 bis 1842 die mitt- leren Wasserstände für die einzelnen Monate berechnet, und fol- gende Abweichungen in Preufsischem Fuls-Mals von dem mitt- leren Wasserstande jedes Beobachtungsortes gefunden: Neufahr- Swine- Memel | Pillau | wasser | Colberg | münde rn | un m nn | nn | nn Januar + 0,06 | + 0,01 | + 0,01 | — 0,02 | — 0,07 Februar — 0,02 | — 0,06 | — 0,26 | — 0,11] — 0,07 März — 0,14 | — 0,15 | — 0,24 | — 0,10 | — 0,07 April — 0,12 | — 0,16 | — 0,28 | — 0,20 | — 0,01 Mai — 0,24 | — 0,26 | — 0,29 | — 0,23 | — 0,12 Juni — 0,19 | — 0,03 0 |+ 0,04 | — 0,01 Juli + 0,15 | + 0,20 | + 0,25 | + 0,19 | + 0,16 August + 0,18 | + 0,22 | + 0,32 | + 0,22 | + 0,20 September | — 0,12 | — 0,08 | — 0,05 | — 0,05 0 October | + 0,01 | + 0,01 | + 0,03 | + 0,05 | — 0,11 November | + 0,15 | + 0,10 | + 0,05 | + 0,02 | — 0,03 December | + 0,28 | + 0,20 | + 0,46 | + 0,20 | + 0,14 Die gröfste durchschnittlicbe Erhebung des Wasserspiegels finde hiernach zwar für einen Beobachtungsort im December ‚statt, im diesem Monat seien aber gerade wegen der Unbestän- digkeit der Witterung die Schwankungen am grölsten, wogegen 136 der Monat August für alle Beobachtungsorte am I een den höchsten Wasserstand zeige. Ferner bemerkte derselbe, dafs die vollständige Zusammen- stellung der an jedem Orte gemachten Beobachtungen, soweit dieselben ganze Jahrgänge umfassen, für die östlichen Häfen ziemlich übereinstimmend eine allmählige Senkung des Wasser- standes der See gegen die Küste anzudeuten scheine. Er habe unter der Voraussetzung, dals diese Änderung der Zeit propor- tional sei, dieselbe nach der Methode der kleinsten Quadrate berechnet, und zugleich die wahrscheinlichen Fehler dafür aus den noch bleibenden Abweichungen gegen die Jahres-Mittel hergeleitet. Die Resultate seien, in Preufsischem Fuls-Malse ausgedrückt, folgende: wahr- schein- jährliche _ liche Dauer der Beobachtung Änderung Fehler N en u Pillau 27 Jahr: 1816 - 1842 — 0,01291 0,00297 Königsberg 24 „ 1819-1842 — 0,00716 0,00452 Neufahrwasser 29 ,„, 1815 - 1843 — 0,00328 0,00351 Colberg 31 „ 1811-13 u.1816 - 43 + 0,00215 0,00212 Swinemünde 31 „ 1811-21u.1824-43 — 0,00113 0,00160 Dabei wurde erwähnt, dafs die Malsstäbe, woran die Beob- achtungen angestellt werden, zwar nur aus festgenagelten hölzer- nen Latten bestehn, also keineswegs an sich unvergänglich oder unveränderlich seien, dafs sie jedoch den bestehenden Vorschrif- ten gemäls sämmtlich mit gewissen Festpunkten an massiven Ge- bäuden in der Nähe durch gehörige Nivellements angeschlossen und von Zeit zu Zeit damit verglichen werden müssen. Für die im Memeler Hafen angestellten Beobachtungen sei diese Verglei- chung bisher unterblieben, daher babe er das betreffende Resultat, welches die stärkste jährliche Senkung ergebe, nicht mitgetheilt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: A. L. Crelle, Journal für die reine und angew. Mathematik. Bd. 27, Heft 2. Berlin 1844. 4. 3 Expl. Gay-Lussac, Arago etc., Annales de Chimie et de Physique. 1843. Janvier. Paris. 8. 137 Aufserdem wurden vorgelegt: 1) Ein Schreiben des Hrn. Ministers der geistlichen, Unter- richts- und Medicinal- Angelegenheiten vom 14. März d.J., betr. die Allerhöchste Geldbewilligung für die Endverzie- rungen der Werke Friedrichs II. 2) Ein Schreiben desselbigen Hrn. Ministers vom 16. März d. J., betreffend die Benutzung des Königl. Geh. Kabinets- archivs zur Redaction der Werke Friedrichs I. Beide wurden dem akademischen Ausschuls für die Herausgabe der genannten Werke zugeschrieben. 3) Der Antrag der philosophisch-historischen Klasse vom 18. März d. J. über die Beförderung einer Ausgabe des Com- mentars des Alexander von Aphrodisias zur Aristo- telischen Metaphysik; worüber das Nöthige beschlossen wurde. 28. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Karsten las über den Ursprung des Bergregals in Deutschland, 1. Theil. Der Hauptinhalt dieser Vorlesung wird nach dem Vortrage des zweiten Theils geliefert werden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: de Santarem, Quadro elementar das Relacöes politicas e di- plomaticas de Portugal com as diversas Potencias do Mundo. Tomo 3. 4, Parte 1. Pariz 1843. 8. durch Hrn. v. Humboldt im Namen des Verf. der Akademie überreicht. Het Instituut, of Verslagen en Mededeelingen, uitgegeven door de 4 Klassen van het Koninkl. Nederlandsche Instituut van Wetenschappen, Letterkunde en schoone Kunsten, over den Jare 1843. No. 2. 3. Amsterd. 1843. 44. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 499. Altona 1844. 4. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat April 1844. | Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 15. April. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Encke zeigte ein Dipleidoskop und ein Petzvalsches Perspectiv vor. Hierauf las Hr. H. Rose über das Schwefelcalcium. Hr. H. Rose suchte vor einiger Zeit zu zeigen, dafs die Schwefelverbindungen der Metalle der alkalischen Erden sich _ nicht unzersetzt in Wasser auflösen, sondern durch dasselbe in Verbindungen von Schwefelwasserstoff mit Schwefelmetall, und k in Hydrate der Erden zerfallen, welche wie beim Schwefelbaryum sich mit Schwefelmetall verbinden können. Durch die verschie- dene Löslichkeit der entstandenen Producte im Wasser lassen sieh Ä dieselben von einander trennen. Da von den drei alkalischen Erden die Kalkerde die schwer- löslichste ist, so bleibt bei Behandlung des Schwefelcalciums mit { Wasser die grölste Menge des gebildeten Kalkerdebydrats un- # gelöst zurück, während das Sulphhydrür aufgelöst wird. 3 Berzelius hält es für wahrscheinlich, dafs die Gegenwart % von Kohle, mit welcher das Schwefelcalcium gemengt ist, wenn man es durch Glühen von schwefelsaurer Kalkerde mit. Kohle bereitet bat, hierbei eine wirksame Rolle spiele, weil Schwefel- caleium durch Behandlung von gebrannter Kalkerde mit Schwe- felwasserstoffgas bei erhöhter "Temperatur erhalten, sich anders au verbalten scheine. [1844.] 4 PIE 20% 202 140 Indessen auch bei diesem Schwefelcalcium findet dieselbe Zersetzung statt, wenn es mit Wasser behandelt wird. Letzteres löst zuerst Schwefelwassesstoff- Schwefelcaleium und endlich nur reines Kalkwasser auf, während Kalkerdehydrat zurückbleibt, das bei seiner Auflösung in Chlorwasserstoffsäure keinen Geruch nach Schwefelwasserstoff entwickelt. Es glückte Hrn. H. Rose nicht, bei seinen Versuchen im Kleinen, eine Verbindung von Schwefelcalcium mit Kalkerdehy- drat zu erbalten, die bei der Bereitung der Soda sich erzeugen, und bei der Behandlung derselben mit Wasser ungelöst zurück- bleiben soll, wie allgemein von den Sodafabrikanten angegeben wird. Die Zersetzung des Schwefelcaleiums durch Wasser erklärt die Entstehung der nicht unbedeutenden Menge von einer höhe- ren Schwefelungsstufe des Natriums, welche man bei der Be- handlung der rohen Soda mit Wasser erhält, wenn aus derselben kohlensaures Natron dargestellt werden soll. Bei der Einwirkung des Wassers auf das Schwefelcaleium der rohen Soda entsteht Schwefelwasserstoff-Schwefelcalcium, das sich durch das aufge- löste kohlensaure Natron in Schwefelwasserstoff-Schwefelnatrium und in kohlensaure Kalkerde zersetzt. Ersteres verwandelt sich leicht durch die oxydirende Einwirkung der Luft in eine höhere Schwefelungsstufe des Natriums, welche sich in der Mutterlauge des kohlensauren Natrons findet. Andrerseits enthält diese Mutterlauge besonders ätzendes Na- tron, das durch Einwirkung des aus dem Schwefelcaleium sich erzeugenden Kalkerdehydrats auf die verdünnte Auflösung des kohlensauren Natrons entstehen kann. Wenn sich die höhere Schwefelungsstufe des Natriums gebildet hat, so kann sie neben Natronhydrat bestehen, ohne an letzteres selbst bei erhöhter Tem- peratur den Überschuls des Schwefels abzugeben. Hierauf theilte Hr. Magnus mit, dafs Hr. Unger in sei- nem Laboratorio das von Marcet so genannte Xanthicoxyd im Guano aufgefunden habe. Dieser, für Physiologen und Che- miker so interessante Körper ist bis jetzt nur zwei Mal, als krank- hafte Secretion, nämlich als Harnstein vorgekommen. Die aus- führlichste Untersuchung desselben verdankt man Liebig und 141 Wöhler bei Gelegenheit ihrer Arbeit über die Natur der Harn- säure. Sie haben ihm die Namen Harnige Säure, Xanthin gegeben, hatten indels nur eine aufserordentlich geringe Quanti- tät eines Steins, von dem Stromeyer schon einen Theil zur Untersuchung benutzt hatte. Man erhält das Xanthicoxyd aus dem Guano, indem. man diesen mit Chlorwasserstoffsäure auszieht und die Auflösung mit einem Alkali fällt. Aus dem erhaltenen Niederschlage zieht dann caustisches Kali eine kleine Menge desselben aus, die jedoch nicht immer gleich ist. Aus der Auflösung in Kali wird das Xänthicoxyd entweder durch einen Strom von Kohlensäure ge- - fällt, oder durch Zusatz von Salmiak getrennt, wodurch es sich in dem Maafse ausscheidet, als das Ammoniac verdunstet. Der so erhaltene gelblich, pulverförmige Körper hat alle Eigenschaf- ten, welche Liebig und Wöhler von dem Xanthicoxyd angeben, nur weicht er darin ab, dafs er in Chlorwasserstoffsäure löslich ist, wie dies auch schon aus der Art seiner Darstellung hervor- geht. Aber Hr. Unger hat gefunden, dals das Xanthicoxyd nicht nur mit Chlorwasserstoffsäure, sondern auch mit verschie- denen anderen Säuren, in Wasser lösliche, cristallisirbare Verbin- dungen eingeht, deren Beschreibung derselbe nächstens ausführli- cher bekannt machen wird. So liefert das durch seine Entstehung so merkwürdige Guano, das eben so ersprielslich für den Europäischen Ackerbau zu werden verspricht, wie es dies schon lange für gewisse Ge- genden von Süd-Amerika ist, auch für die Wissenschaft eine in- teressante Ausbeute. 4’ Die geringe Menge, in welcher das Xanthicoxyd sich im Guano findet, läfst die Annahme nicht zu, dafs es durch allmälige Zersetzung entstanden sei; wenn es daher noch eines Beweises dafür bedürfte, dals, wie Alex. v. Humboldt gezeigt hat, der Guano aus den Excrementen von Thieren besteht, so würde ein solcher in dem Vorkommen dieses, sonst nur als krankhafie Se- eretion des thierischen Organismus bekannten Körpers zu finden sein. Die Ungleichheit, mit welcher er im Guano vertheilt ist, I macht es sehr wahrscheinlich, dals er ebenfalls als krankhaftes "D Product mit den Excrementen der Vögel abgegangen sei, wenn man nicht annehmen will, dafs er der normale Unrath bestimmter 142 Tbiere ist. Dann aber wäre es von grolsem Interesse, diese vielleicht noch jetzt lebenden Thiergattungen kennen zu lernen. 18. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Karsten las die Fortsetzung der am 23. März d.J. theilweise vorgetragenen Abhandlung über den Ursprung des Bergregals in Deutschland. Die Resultate der Untersuchung sind folgende: Wie lange die Mineralien ein unbestrittenes Zubehör des Grundes und Bo- dens in Deutschland geblieben sind, ist nicht nachzuweisen; im 12ter Jahrhundert waren sie schon ein Gemeingut, welches nach herkömmlichem Gebrauch und nach einem Gewohnheitsrecht, welches sich im Volke entwickelt hatte, von Jedermann aufge- sucht und innerhalb gewisser Gränzen erworben werden konnte. Die von dem Gewerbe an den Landesherrn zu entrichtenden, in den alten Rechten bestimmten Abgaben, waren der Gegenstand des Regals und das Bergregal besteht noch jetzt, — mit Aus- nahme des Preufsischen Staates seit dem zweiten Drittel des vo- rigen Jahrhunderts, — in Deutschland gesetzlich in dem Recht der Steuerhebung und der landesherrlichen Bestätigung des un- terirdischen Besitzes, wenn gleich es sich factisch, etwa seit dem Anfange des 17°" Jahrhunderts, als ein Eigenthums- und Dispo- sitionsrecht der Regenten über die Mineralien darstellt. Die Freierklärung des Bergbaues und die Bestimmungen über die Finderrechte, aus welchen die Bergregalität abgeleitet wird, sind nicht durch die Regenten, sondern durch altes Herkommen er- folgt, und der frei erklärte Bergbau ist von jeher die Form ge- wesen und geblieben, unter welcher der Bergbau in Deutschland ausgeübt worden ist. Die den Vasallen durch Schenkungen oder Verleihungen ertheilten Privilegien, — mit Ausnahme derer, wel- che durch das Haus Brandenburg und durch die Krone Preufsen, seit der durch das Gesetz erfolgten Regalitätserklärung, etwa in einem andern Sinne gegeben sein mögten, — haben nur einen frei erklärten Bergbau, folglich die Erhebung der davon zu ent- richtenden Steuern und, — im Fall es nicht ausdrücklich vorbe- balten wäre, — das Bestätigungsrecht, aber keinesweges ein Aus- schlielsungsrecht zur Gewinnung der Mineralien, zum Gegen- stande, wenn der Wortlaut der Urkunden auch eine solche Deu- fie 2 Eee ee ETF Be an EL Gölttingische gelehrle Anzeigen 1844, Stück 50. 51. -8. 143 tung zulassen sollte. Urkunden, welche ausdrücklich ein Aus- schliefsungsrecht, mit oder ohne Überlassung der Bergwerks- steuern bewilligen, sind durch den Machtspruch des Landesherrn, der bestehenden gesetzlichen Verfassung zuwider, ertheilt worden. Hierauf wurden folgende eingegangene Schriften vorgelegt: A.T. Kupffer, Annuaire magnelique et meteorologique du Corps des Ingenieurs des Mines de Russie. Annee 1841. No. 1. 2. St. Petersbourg 1843. 4. mit einem Begleitungsschreiben vom ÖOctobei v. J. E. Knorr, meleorologische Beobachtungen aus dem Lehrbezirk der Kais. Russ. Universität Kasan. Heft 1. 1835 — 1836. Kasan 1841. 4. Gaetano Brey, Dizionario enciclopedico tecnologico-popolare. Vol. 1. Milano 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Mailand den 7. August v. J. P. H. Pingeon, Resolution du Probleme devenu fameux sous le nom du Quadrature du Cercle. 1843. 4. mitgetheilt durch den Herrn Minister der geistlichen, Unter- richts- und Medicinal- Angelegenheiten mittelst Verfügung vom 2. April d. J. Charl. Morren, Notions elementaires des Sciences naturelles et physiques, applicables aux usages de la vie. Partie 3. 4. Mineralogie et Botanique. Bruxelles 1843. 44. 8. de Saint-Venant, Memoire sur la question de savoir s’il existe des masses conlinues, et sur la nature probable des dernieres parlicules des corps. Paris 1844. 8. I. Lamont, Annalen für Meteorologie und Erdmagnetismus. Jahrg. 1843, Heft 8. München 1843. 8. de Caumont, Bulletin monumental, Vol. 10, No. 2. Paris, Caen et Rouen 1844. 8. Aluv. "ApıSu. 508. ’Ev’Ayvars 19. Deßp. 1844. fol. L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 12. Annee No. 532—535. 6.— 27. Mars 1844. Paris. 4. 2. Section. Sciences hist., archeol. et philos. 9. An- nee No. 99. Mars 1844. ib. 4. Gay-Lussac, Arago etc. Annales de Chimie et de Physique. 4844. Fevrier, Mars. Paris. 8. 144 Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 500. Altona. 1844. 4. The Journal of the royal geographical Society of London. Vol. XIII. 1843. Part 1. London. 8. James Vetch, Inguiry into the means of establishing a ship navigation between the Mediterranean and Red Seas. 2. Ed. London 1843. 8. Aufserdem war ein Programma certaminis poetici v. J. 1844 durch das Königl. Niederländische Institut zu Am- sterdam eingesandt worden. 25. April. Gesammtsitzung der Akademie, Hr. G. Rose las über das Krystallisationssystem des Quarzes. Haidinger hat zuerst eine eigenthümliche Art von (Quarz- krystallen beschrieben, die im Dauphin& vorkommen, und dadurch ausgezeichnet sind, dals die Flächen der gewöhnlichen sechsflächi- gen Zuspitzung des Endes matte und glänzende Stellen zeigen, welche so vertheilt sind, dals eine glänzende Stelle der einen Fläche in der Endkante an eine matte der anderen angränzt. Er erklärt diese Krystalle durch regelmälsige Verwachsung von 2 Individuen, deren Zuspitzungsflächen abwechselnd matt und glän- zend sind, wodurch nun bei der Durchwachsung der Individuen, wenn das eine gegen das andere in der Axe um 180° gedreht ist, die matten Flächen des einen in die Richtung der glänzen- den des anderen fallen, und bei der ganz unregelmälsig laufenden Gränze zwischen beiden Individuen, der Zwilling auf den Flä- chen das gesprenkelte Ansehen erhält, welches diese Art der Zwillingskrystalle auszeichnet. Die in einer Kante angränzenden matten und glänzenden Stellen zweier benachbarten Zuspitzungs- flächen gehören daher einem und demselben Individuum, die matten und glänzenden Stellen einer und derselben Zuspitzungs- fläche verschiedener Individuen an. Diese merkwürdigen Zwillingskrystalle sind in neuerer Zeit sehr schön auf einem Quarzgange im Granit bei Jerischau un- weit Striegau in Schlesien vorgekommen; der Unterschied zwi- schen Matt und Glanz auf den Flächen ist nicht so stark wie bei den Krystallen des Dauphine, so dafs bei dem starken Glanze Ir 5 4 i N } 1’ % & 5 145 der Flächen im Allgemeinen, schon einige Aufmerksamkeit dazu gehört, die Erscheinung zu erkennen; die Individuen sind aber meistentheils nur aneinander, nicht wie bei dem Dauphin& unre- gelmäfsig durcheinander gewachsen, so dals sich die Gränze zwi- schen beiden Individuen auf das bestimmteste verfolgen läfst. Hr. G. Rose hat diese Zwillingskrystalle nun näher untersucht und daraus die Symmetrie der Flächen für die einfachen Krystalle abgeleitet; er hat sodann auch die Quarzkrystalle der übrigen Fundorte nicht allein in der reichen Königl. Sammlung, sondern auch den hiesigen Privatsammlungen, an welchen allen, wie er fand, die beschriebene Verwachsung mehr oder weniger deutlich, eine sehr gewöhnliche Erscheinung ist, untersucht, und zieht dann aus seinen Beobachtungen den Schlufs, dafs die Krystallisa- tion des Quarzes bestimmt rhombo&drisch sei. Das sechsgliedrige Ansehen, welches der Quarz häufig so auffallend zeigt, so wie die vielen Abweichungen von der Symmetrie, die ihm gewöhn- lich eigen sind, rühren nur von solchen Verwachsungen her. Die einfachen Krystalle sind ganz entschieden rhomboedrisch; solche Krystalle kommen auch häufig vor, und die Symmetrie, die man bei ihnen wahrnimmt, ist dieselbe, die für die Indivi- duen der Zwillinge abgeleitet werden kann. Die gewöhnliche sechsflächige Zuspitzung des (uarzes besteht demnach aus 2 Rhomboädern, von denen das eine als die Grundform oder das - Hauptrhombo@der AR, das andere als sein Gegenrhomboeder r’ zu betrachten ist. Beide unterscheiden sich untereinander nicht allein häufig durch die Verhältnisse des Glanzes und der Gröfse, sondern auch durch ihr Vorkommen mit den andern Rhombo£- dern, von denen die Rhombo&äder erster Ordnung stets verschie- den von denen der zweiten Ordnung sind. Die Spaltbarkeit un- terscheidet aber das Hauptrhombo&der nicht; sie ist beim Quarze gewöhnlich überhaupt nicht deutlich, findet aber gleich deutlich parallel den Flächen des Haupt- und Gegenrhomboöäders statt. Die einfachen Formen, die Hr. G. Rose beim Quarze auf- gefunden hat, sind überhaupt folgende: £ 1. Rhomboöäder “ a) erster Ordnung. R=( a: a:X%a:c) $r=(2a:$a:wa:e) 3r=(ta:4a:®a:e) TEL OR ; ir= 7a: za: @a:c) Ad RE oh De \ sr= Ha:Aa:&a:c) 6) zweiter Ordnung. Balmaen dr) gr ri BAR 2r=(4a:%a’':00a:c) Zr=(3a:20’:00a:«c) EEE 1ir=(ta:fa:a:e) 2. Dreiseitige Pyramiden*). = (9548: =) 3. Trapezoeder**). a) gewöhnliche. u=(a:ta:%$a:c); mit 7 fachen Cosinus (a:za:za:c) » I » ” (a:ge:za:cd) „1A ” va la, terra lg » 5) ungewöhnliche. !=(ta:$a:a:c) mit 4 fachem Cosinus pP=(za:za:a:c) „% m ” "=(za:za:a:c) „5 „ ” N N ae RE e g=(@eaipasa:ieı) „3 m ” "=(Za:za:a:c) „7 » ” m'=(zga:za:a:c) „13 „ D) n"=(La:ha:a:c) „23 „5 “ !=(Ba:na:a:c) „27 u » Scalenoäder. +a:c) mit 5fachem Cosinus. Le *) Wegen der Gestalt, in welcher die Flächen dieser Form in den gewöhnlichen Combina- tionen erscheinen, werden sie gewöhnlich Rhombenflächen genannt, wie die Flächen der Tra- pezo@der Trapezflächen. **) Sie liegen sämmtlich in der Endkantenzone des durch R und 7’ gebildeten Hexagon- dodeca@ders, und ihre Flächen haben in dieser Zone die in dem Folgenden angegebenen Ver- hältnisse, während die Flächen von R und 7’, darin die Flächen mit 2fachem, und die Rhom- benflächen, die auch in dieser Zone liegen, die Flächen mit 3fachem Cosinus sind. Mit den Namen der gewöhnlichen nnd ungewöhnlichen Trapezo@der bezeichnet Hr. G. Rose die von Wackernagel sogenannten grolsen und kleinen Trapezflächen. ze nur 147 5. Prismen. a) reguläre sechsseitige Prismen. g= (a:a:00a:00c) 5) symmetrische sechsseitige Prismen. d=(a:}a:%a:00e) DieRhomboäder erster Ordnung sind alle glänzend und glatt, nur die Flächen von A sind öfters warzig; auch reflectiren sie öfters ein schwaches rothes Licht (Zwillingskrystalle vom Dauphine). Diels Rhomboäder findet sich zuweilen ohne alle Combination oder nur mit dem regulären sechsseitigen Prisma. Unter den übrigen Rhomboädern dieser Ordnung ist 3r am häufigsten; es findet sich besonders herrschend an Krystallen aus der Schweiz, und kommt hier mit Zr, Ar und $r vor; bei den Krystallen von Striegau findet es sich nur mit $r, welches vorherrscht; bei den Dauphineer Krystallen kommt es nicht vor, hier finden sich die Rhomboäder Zr und 6r. Die Rhomboöäder zweiter Ordnung sind meistentheils matt oder gestreift; die Flächen von r’ sind wohl häufig noch glänzend, doch selten so stark wie die von A, auch reflectiren sie zuweilen ein grünes Licht (Zwillingskrystalle vom Dauphine); gewöhnlich sind sie auch kleiner als die Flächen von AR. Zr’ ist bis jetzt nur bei den Krystallen von Quebeck vorgekommen, die Flächen sind hier immer matt und gewöhnlich abgerundet. Die übrigen Rhomboäder sind alle gestreift. 7r’ findet sich mit 117’ besonders an Krystallen vom Dauphine, ohne 11r’ zu Carrara; 4 r’ besonders an Krystallen in der Schweiz. Die Flächen der 3seitigen Pyramide s sind meistentheils gestreift parallel den Kanten mit R und den ungewöhnlichen Trapezoäderflächen. Unter den gewöhnlichen Trapezflächen finden sich die von x am häufigsten*), sie kommen häufig ohne die anderen Trapezflächen (an den Krystallen von Carrara, vom Dauphine, Baveno etc.) vor, und sind gewöhnlich glatt und glänzend. — Die Flächen z kommen gewöhnlich mit den Flächen x zusammen vor, wie z. B. an den Krystallen aus der Schweiz, und sind meisten- ®) Wackernagel behauptet dies von dem Trapezoöder #, was nicht mit den Beobachtungen des Herrn G. Rose übereinkommt. 148 theils matt. Die Flächen y sind sehr selten und finden sich mit u und x zusammen an Krystallen aus der Schweiz; die Flächen v erscheinen häufiger, aber immer nur als sehr schmale Abstum- pfungsflächen von — (Dauphine, Jemtland.) Die ungewöhnlichen Trapezflächen kommen viel sel- tener vor als die gewöhnlichen, doch sind ihrer eine grölsere Zahl. Sie sind bis auf x sämmtlich von den erstern verschieden. Ihre Flächen sind immer gestreift parallel ihren Kanten mit s oder AR. Die Flächen von :’ sind bei den Krystallen von Baveno häu- fig und finden sich auch an den Zwillingskrystallen der Schweiz als schmale Abstumpfungsflächen der Kanten von A des einen, und 3r des anderen Individuums. Die Flächen p’ sind glänzend und erscheinen an den Kry- stallen der Schweiz als Abstumpfungsflächen von —- Die Flächen o’ sind matt. Die Flächen w’ sind glänzend und erscheinen an den Kry- stallen aus der Schweiz als schmale Abstumpfungsflächen der Kanten zwischen z des einen und 3r des anderen Individuums. Die Flächen g’ an den Krystallen der Schweiz als Abstum- u pfungen von a Die Flächen w’ an Krystallen von Dissentis in der Schweiz als Abstumpfungen von et aulserdem in der Zone von A, x 2 ‚nach dem untern uw. Die Flächen n’ an eben diesen Krystallen aus Abstumpfun- gen der-Kanten zwischen x und dem untern Zr”. Die Flächen z an den Zwillingskrystallen der Schweiz als Abtsumpfungsflächen der Kanten zwischen dem obern x des einen und dem untern 4r.des andern Individuums. Das Skalenoäder o findet sich an den Krystallen in den Höhlungen des Mandelsteins von den Ferro@rn, wie auch an dem Amethyste aus Brasilien. Die Flächen des regulären sechsseitigen Prisma fin- den sich nach den Flächen A und r’ am häufigsten und bilden mit diesen die gewöhnlichste Combination. Die Flächen dessel- ben sind zuweilen ganz glatt und glänzend (an den Krystallen von New- York, Carrara, Bornholm, Marmorosch ete.), gewöhn- 149 lich sind sie aber horizontal gestreift. Zuweilen sind die einen abwechselnden Flächen etwas matter wie die andern. (Krystalle von Jerischau bei Striegau.) Die Flächen des symmetrisch sechsseitigen Prisma - bilden nur sehr schmale Zuschärfungen der abwechselnden Kan- ten der vorigen Form. Durch das Vorkommen der 3seitigen Pyramide und der Trapezo@der, die bis jetzt noch an keinem andern Minerale vor- _ gekommen sind, erscheint das Krystallisationssystem des Quarzes - sehr eigenthümlich, Die genannten Formen haben keine paralle- - len Flächen; die Flächen derselben finden sich in den Combina- “tionen an den abwechselnden Seitenkanten des sechsseitigen Prisma zugleich am obern und untern Ende, die Trapezllächen an den Seiten der Rhombenflächen, die gewöhnlichen auf der einen Seite und in der Zone r’, s, 8, die ungewöhnlichen auf der andern Seite und in der Zone AR, s, g; so dals daher, wenn eine bestimmte Trapezfläche am obern Ende auf der rechten Seite von s erscheint, an dem untern sie sich an der linken findet, Nie kommen aber an einfachen Krystallen die Rhomben- oder dieselben Trapezflächen an benachbarten Ecken vor; wo sie sich auf diese Weise finden, ist diefs immer eine Folge der Zwillings- _ verwachsung; aber die Rhomben und Trapezflächen finden sich A entweder an den einen oder den andern abwechselnden Seiten- kanten, oder auf der rechten oder linken Seite der Hauptrhom- bo@derflächen, so dals. man danach die Quarzkrystalle in rechte und linke unterscheiden kann. Diejenigen Krystalle sind rechte, bei denen, wenn man sich in der Axe des Krystalls denkt, das Gesicht zur Hauptrhomboäderfläche gerichtet, die Bhomben- und Trapezflächen zur Rechten liegen; diejenigen linke, wo sie zur linken liegen. An dem obern Ende liegen daher die gewöhnli- chen Trapezflächen immer an der innern Seite der Rhombenflä- chen und die ungewöhnlichen an der äulsern. Sehr merkwürdig ist nun bei dem Vorkommen von Tra- pezo@dern das Vorkommen von Skaleno@dern, welches die ho- moedrischen Formen der Trapezo@der sind. Es ist bis jetzt mit Sicherheit nur ein einziges solches bekannt, welches der Doppel- flächner eines gewöhnlichen Trapezo@ders wäre, aber als solches nicht, wohl aber als ungewöhnliches Trapezoeder vorkommt, 150 nämlich des Skaleno@ders. Als grofse Seltenheit scheint auch das Skalenoöder x vorzukommen, die Königl. Sammlung besitzt 2 Krystalle, an denen sich eine rechte und linke Trapezfläche x an 2 benachbarten Ecken unter der Hauptrhomboäderfläche finden; den einen verdankt die Sammlnng Herrn Wackernagel, der auch einige Fälle der Art beschreibt*). Die Zuschärfungen der Sei- tenkanten der Öseitigen Prismen finden sich nur an denjenigen Kanten, an welchen keine Rhombenflächen vorkonmen; sie ha- ben ebenfalls keine parallele Flächen. Die Zwillingsbildung ist beim Quarz sehr häufig. Die Zwil- lingsebene ist die gerade Endfläche und die Umdrehungsaxe pa- rallel der Hauptaxe. Die Krystalle sind nun in den Zwillingen theils aneinander, theils durcheinander gewachsen und sie sind entweder durch einspringende Winkel deutlich von einander zu unterscheiden, oder nicht, in welchem Fall dann die Zwillinge, wie einfache Krystalle erscheinend, oft nur schwer zu erkennen sind. Die Rhomboederflächen R und r’ unterscheiden sich indes- sen sehr häufig durch Verschiedenheit des Glanzes, wodurch sich auch in diesem Fall die Gränze beider Individuen bemerklich macht; wenn aber die durcheinander gewachsenen Krystalle ganz regelmäfsig wären und die Zwillingsgränzen genau durch die dia- metralen Seitenkanten gingen, so würden sich an dem einen Ende nur die Flächen des Hauptrhomboeders, und an dem andern Ende nur die des Gegenrhomboeäders, an dem einen Ende also eine 6Nächige Zuspitzung mit glänzenden, an dem andern Ende mit matten Flächen finden, und der Zwillingskrystall würde, wenn er wie gewöhnlich aufgewachsen ist, von einem einfachen Krystalle nicht zu unterscheiden sein; indessen sind die Gränzen nie so regel- mälsig und dadurch ist der Zwillingskrystall um so erkennbarer. Diese durcheinander gewachsenen Krystalle finden sich besonders in der Schweiz; sie sind hier immer aufgewachsen und das freie Ende ist immer dasjenige, an welchem sich die glänzenden Haupt- rhomboederflächen finden; das andere hat Hr. G. Rose nie aus- gebildet gesehen. i Alle diese Zwillingskrystalle sind aber nur Verwachsungen von 2 rechten oder 2 linken Individuen; Verwachsungen von *) Kastner’s Archiv für die gesammte Naturlehre Bd. V. S. 83. 151 einem rechten und einem linken Individuum sind Hrn. G. Rose nie vorgekommen, daher die von Brewster und. Dove*) erhal- tenen Resultate, dals Amethyste und Bergkrystalle mit stellen- weise matten und glänzenden Flächen in ihren optischen Er- scheinungen sich verhalten, wie eine Combination von rechts und links drehenden Individuen mit, den Ergebnissen der krystallo- graphischen Untersuchung nicht übereinstimmen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Alphonse Favre, Remarques sur les Anthracites des Alpes. Lu a la SocieieE de Physique et d’Hist. nat. de Geneve le 21. Janv. 1841. 4. » Considerations geologiques sur le mont Saleve et sur les terrains des environs de Geneve. Geneve 1843. 4. „ Observations sur les Diceras. ib. eod. 4. Hr. Prof. Kummer zu Breslau übersandte mittelst Schrei- bens vom 20. April d. J. einen Aufsatz, die Zahlentheorie und die Kreistheilung betreffend, welcher heute vorgelegt und der physikalisch- mathematischen Klasse zugewiesen wurde. Durch vier heute eingegangene Schreiben des Hrn. Ministers der geistl.-, Unterr.- und Medic.- Angelegenheiten vom 19. April a Er an . d. J. wurden folgende von der Akademie beantragte Bewilligun- gen aus ihren Fonds genehmigt: 1) Von 500 Thlrn. für die weitere Herausgabe der akademi- schen Sternkarten; 2) Von einer fernern Summe bis zu 100 Thlr. zum Drucke der Descriptiones animalium von Joh. Reinhold Forster; 3) Von 100 Thlrn. zur Anschaffung Georgischer und Armeni- scher Typen für die akademische Druckerei; 4) Von 300 Thlrn. zur Anfertigung von Verzeichnissen der persischen und türkischen Handschriften der Königl. Biblio- thek durch Hrn. Prof. Rödiger in Halle und unser Mitglied Hrn. Schott. 29. April. Sitzung der philosophisch-histo- ; rischen Klasse. Hr. Pertz las über das Chronicon Cavense. ®) Vergl. Poggendorff’s Ann. Bd. XLS. 607. 152 Hr. Prof. Rofs in Athen übersandte mittelst Schreibens vom 25. März d. J. einen Aufsatz über Megara und die letzten Vasenfunde bei Korinth, welchen wir hier mit- theilen. Seit einigen Wochen verlautete in Athen, dafs die Bauern in der Umgegend von Korinth an mehreren Orten angefangen, alte Gräber zu eröffnen; auch kamen einzelne Vasen von dort zum Vorschein, zwar nur klein und wenig erheblich, aber mei- stens von archaischer Fabrik und Bemalung, theils mit fabelhaf- ten Thiergestalten, theils mit schwarzen Figuren auf rothem Grunde. Um an Ort und Stelle nähere Auskunft darüber ein- zuziehen, und namentlich zu erfahren, ob nicht auch Sculpturen und Inschriften gefunden worden seien, die für Geschichte und Topographie einen Gewinn geben möchten, machte ich mich am 20. März auf den Weg und ritt zunächst nach Megara, wo ich vor mehreren Jahren auf einer eiligen Durchreise im Gefolge S. M. des Königs eine Anzalıl Inschriften gesehen, aber damals keine Zeit ‘gehabt hatte, sie abzuschreiben. Ich fand’ im östlichen Theile der Stadt, am südwestlichen Abhange der Akropolis Karia, einen‘ Unterbau aus Quadern von schwarzgrauem Kalkmarmor (ähnlich dem Aldos "EAeuewisxog am Erechtbeion und an den Schwel- len und andern Theilen der Propyläen, nur etwas heller), der zum Theil frei liegt, zum grölseren Theile durch daran gelehnte Häuser verdeckt ist. Auf mehren der Quadern dieses Unterbaus sind Inschriften: vier im Hause des Lukas Kekides, eine in sei- nem Stalle und zwei an dem unbedeckten Theile des Gemäuers. Ich konnte nur vier davon lesen (s. d. Beilage); besseren Augen wäre es vielleicht gelungen, auch die übrigen zu copiren. Alle diese sind Proxenien, ähnlich einer andern bereits durch Dawkins von hier nach Oxford gebrachten, und alle enthalten die Bestim- mung, dafs sie im Olympieion aufgestellt werden sollten. | Hierdurch ist also die Lage dieses wichtigen Heiligthumes (Pausan. 1, 40, 3) festgestellt, ungefähr an demselben Punkte, wo auch Reinganum (das alte Megaris. Berlin 1825) in seinem Plane das Olympieion angesetzt hat. In dem Bezirke des Hei- ligthums ist auch im Jahre 1828 eine kolossale Nike aus Pente- lischem Marmor, in einem grolsartigen breiten Style, gefunden worden, welche kurz darauf eine Amerikanische Fregatte fort- 153 führen wollte, allein daran verhindert am Strande unweit Nisäa liegen liels. Nachdem sie dort zehn Jahre lang von dem Wel- lenschlage und den herangespülten Kieseln übel zugerichtet wor- den, hat man sie vor einigen Jahren nach Athen gebracht und vor dem Arestempel aufgerichtet. Auch sind an derselben zwei weibliche Gewandstatuen, von guter Arbeit, gefunden worden, die noch in Megara im Demarcheion stehen. Nach Gewinnung | dieses festen Punktes bleibt über die Topographie von Megara, mach der Beschreibung des Pausanias, im Ganzen kein Zweifel. Die Lage des Heiligthums des Apollon Prostaterios (Paus. 1, 44, 2) _ ist bereits durch eine andere Inschrift bestimmt (CE. I. n. 1040), - und die des alten Gymnasiums am Nymphadischen Thore (Paus. ebend. $.3), welche Stelle noch heute ’r rais rögres genannt wird, wieder durch einen grolsen Stein mit drei Inschriften (C. I. n. 1052 — 54), der noch am Platze liegt. Daneben ist neuer- ' dings wieder ein Piedestal aus weilsem Marmor gefunden wor- den, mit nachstehender Aufschrift: . te An | "AyaSz] ruygn. TONAAMTTPOTATON FoV Auumoorarov YTATIKONKÄI Ürerızev za ETTÄANOPOEQTHN EravooIwrnu 5 FTN’KATAEONTIKON 5 Tv.KR. Asovrindv EPENNIOZTITOAE “Eazvvios IIrors- MAIOZTONEAYTOY Watos Fov Erurod KAITHITTOAERZ #01 FRS moAEWwS EYEPFETHN BER Vielleicht ist der Herennius Ptolemäus in Z. 6. der Vater des _Geschichtschreibers P. Herennius Dexippus, der als Attischer Bürger zu dem Gau Hermos gehörte, und auf der sich auch €. I. n. 380 bezieht. ” ' Von Megara setzte ich meinen Weg nach Korinth und der' Umgegend weiter fort. Schon in Schönus (Kalamaki), dann in Hexamilia auf dem Isthmos und io Korinth selbst traf und sprach ich mehre der Bauern, welche die Ausgrabungen gemacht und andere Personen, welche zum Theil dabei gegenwärtig gewesen waren. Diese Ausgrabungen: haben vorzüglich an fünf Punkten 154 Statt gehabt: bei Sikyon (Vasilika) mit geringem Erfolg; bei Tenea (Chiliomodi) am Wege von Korinth nach Nauplia, wo bereits im Jahre 1835 alte Gräber und Vasen gefunden worden; bei Piada (5 IL«d«) eine halbe Stunde nördlich von Epidauros, wo folglich ebenfalls eine antike Ortschaft gelegen, deren Name, wie der so vieler anderer Orte in Argolis, noch unbekannt ist; bei dem Dorfe Athiki (0 ’AS4z:) eine Stunde östlich von Tenea und nördlich von Rheiton, und endlich auf dem Isthmos selbst am Wege von Korinth nach Kenchreä. Alle Aussagen stimmten aber in der Versicherung überein, dals man aufser Vasen und einigen bronzenen Badestriegeln nichts gefunden habe: weder anderes Bronzegeräthe, noch Goldschmuck, noch selbst, wie sich doch mit Bestimmtheit erwarten liels, Basreliefs oder Grabschrif- ten. Auch waren alle bisher eröffneten Gräber entweder ein- fache in; geringer Tiefe unter dem Boden in den Felsen ausge- hauene ‚Todtenbeiten, oder schmucklose Särge (Axgvezss) aus Po- rosstein, mit grolsen Steinplatten bedeckt. ‘Von eben. derselben Anlage hatte ich im Jahre 1835 die Gräber bei Tenea (Chilio- modi) gefunden, und so waren auch diejenigen beschaffen, welche ich jetzt auf dem Isthmos in der Nähe von Hexamilia sah. Ich gab daher die weitere Reise auf, da ich jene Orte selbst schon sonst gesehen, und mir jetzt von einem neuen Besuche derselben weder epigraphische Ausbeute noch topographische Aufschlüsse versprechen konnte. Von den durch diese Ausgrabungen zum Vorschein gekom- menen Vasen, deren Zahl sich im Ganzen bereits auf mehr als tausend belaufen mag, sollen die meisten und besten bereits durch die Reisenden der Dampfschiffe, welche zweimal im Monate den Isthmos passiren, aufgekauft und weggeführt worden sein; andere wurden an demselben Tage, wo ich nach Korinth kam, kraft des noch immer bestehenden, den wahren Interessen des Staates wie der Wissenschaft gleich feindlichen Gesetzes, von dem Gouver- neur mit Beschlag belegt. Einige hundert derselben habe ich theils auf dem Isthmos, theils in Athen gesehen. Alle sind von alter Fabrik, nicht eine einzige mit rothen Figuren auf schwar- zem Grunde. Sehr zahlreich sind die von der ältesten Gattung meistens sehr bauchige Oenochoen mit breitem Boden, engem Halse und dreischlitziger stark ausgeladener Mündung, die mit 155 einem genau darauf passenden thönernen Deckel, der sich am 2 einem dreispitzigen Hute vergleichen läfst, verschlossen ; ferner Aryballen, Pyxiden mit Deckelo, Skyphen, Lekanen 6 einige andere Formen. Diese haben zum Theil blofse Or- - namente, zum Theil archaische Thierfiguren in schwarzbrauner, “ rother und violetter Färbung auf gelbgrauem Grunde. Die Va- sen der zweiten Gattung sind meistens Schalen (#VA:zss), deren Form sich auf der einen Seite zum Skyphos, auf der andern zum Kantharos hinneigt. ‘Sie sind entweder einfärbig schwarz, oder mit einem schwarzen Palmettenornamente auf rothem Grunde um den Rand, oder mit schwarzen Figuren — Dionysischen Sce- nen, palästrischen Darstellungen, Quadrigen, Herakleskämpfen — auf rothem Grunde. Daran schlielsen sich ziemlich viele Leky- _ then der Attischen Art, zum Theil mit blofsen Ornamenten, zum Theil ebenfalls mit schwärzen Figuren auf rothem Grunde, zum Theil mit rother oder schwarzer Linearzeichnung auf weilsem Grunde. Thonstatuetten oder Thonreliefs sind nicht zum Vor- schein gekommen. Je wichliger eben Ausgrabungen i in der Umgegend von en rinth und Sikyon für die Geschichte der Plastik und Angeio- graphie werden könnten, desto mehr ist es zu bedauern, dals diese allerdings gegen das Gesetz, aber nach dem natürlichen Rechte, dals jedermann Herr auf seinem Grund und Boden ist, unter- nommenen Ausgrabungen fortan wahrscheinlich verhindert, oder doch die Grabenden zu gröfserer Heimlichkeit genöthigt sein werden; während man bei längerer Fortsetzung ohne Zweifel auch auf gröfsere, tiefer gelegene und reicher ausgestattete Grab- kammern gestolsen sein würde. Indefs haben diese Anfänge, ‚ne- ben den früheren Grabungen bei Athen und auf Melos, wenig- stens gezeigt, wie reich auch der Griechische Mutterboden an Vasen ist, und welche Schätze hier noch erwartet werden können. Ebenderselbe theilte durch dasselbe Schreiben einige In- schriften mit, die wir nebst seinen Bemerkungen dazu hierdurch gleichfalls bekannt machen. I. In Megara, in dem östlichen Theile der Stadt, an dem "antiken Unterbau- des Olympieion, wie sich aus diesen Inschriften 4* 156 ergiebt, auf einer grolsen Quader aus schwarzgrauem hartem Beide Psephismen sind parallel neben einander ein- gehauen, und jedes ist mit einem Fronton gekrönt. Die Gestalt der Schriftzüge deutet etwa auf die Zeit Alexanders und seiner ersten Nachfolger. Kalkstein. OLZSI3UL30NVIVANVVVL3S3I3AOWVVAOL © SA3FZLVWWVdJO3VOLVWJOVOL3SVOLVAVd' AOLAVY3ZAONOJMN3IVANOSFSIVJISW3SVAL SOIVOU3SVLNVL3FZ4JI43A3IVANOLAVN3FWI3 NON3ZEOdUIVXALIVOVJV3ZDOUWILOVIGIVL 3X3dVUNULIVOUNDLIONFZWO3FVIDLISV 07 ZVI3I9XIVMANO3SIdVJ3SWIULIOWVVIDOL NU33AONA3FZI3V3LVIVNO3SVL3SVE' NVYNdVYVZO3VAM1dJJ3VIJJIHVI3J3 IOWVVIVMIVVAOSIEZOVIAO' ' "30V VAJ3ZWVIOWVNDIZSI3FS3L3SONDIZ3'''A3%9 SOWVGAJFJAOLZSVNW'’O3SONWId3FZAOJHDO IVZSHdVXJVUNAOJVLVdL3S3AON A330Z1IV3IOU WVVIVAIVVAO983 VWWVdJ3303N3WOIV3ZSO03V13V931J3 9 157 I3IUw' OL213UL30NVIVYNVNIOIVNYV gr VL3313AOWVVAOLSAILVWWVdIJO- EEE: HVI3ZW A4VIJIW3SVLSOIVOUSVLNOLAY- re NVLSI43A3IVYNIWIZ IOWVVISLIVMIVVAOBIVAL TER AVIVXALIVOVIVNOFAVISWIOL IOWYVIDLISVILVIV3SAONA3S0O1d AVYVIUSAOWYVaXAVSYVLVYINHVIIUS 15° TIVMIVVAOBSEOVBAONVVISSOY ir SONDIZVNMAd ZVNW3V3ONWId3 > NAOJVLVILSJ3AOWYVV IVISIUWVVIVYNIVVAOS3ZA3L VWWVdI13303N3101V303V12vg1lug 07 158 A. Em Barır2os Aro[y]kvsos, Eygamıce[rev]e Bowie zur dann "Erı- Eos Ei[de]uov, Erroceronyouv Tleyy,agns Ar[oö]wgov, "Eguavos 5 Olsjuverrov, Eupanos‘ Eu[gunn]eiuvos, Tersiwv Aubie, Meyvr- rs [Sırav]oV, EdoEe Bow: zur decu® ri “Irries Ilegı- zAEoS Arapvav een... . Ötarerel euvous Euv rw dan Tu 10 Meyageov zaL Ygeias der ru Özomevu Tuv ToATWV Tage y Era Prrorinng: dyadE TUyg meoEevov eine aÜrev zur elegyerav TüS moA1os Tas Meyageuv zur Eryovous aürod" [eyykaYaru 15 d #3 daynn Tode 6 Ga ar 700 Ödnou eis aralav zul av- Seru zig 70 l’Oolve[rıeov. B. ’Emı Basırdos Asytvous, Enygeempacereve Ro vÄ& zo Welse "Erı- [Eos Ev]danov, Erroarayovv [Hayyagns Adweou], "Eaımvos 5 [O]euv&s[rov, Eipanos Ei ]euzAsiuwos , [Tarıwv "Aue, Me- yur]aos Ziravod, edoEe Lovr& zafı da]u ’Erady Nizares "Agysdanou "Eridaugıos eUvous [av] Starr rw dann rw Me- 10 yagzuv, ayasg rung de[doySa] rE Bong zu ru dann, [720&evov] EinEV HaL slegyzrav [«Urov PN Eryovovus] evro[d] TRGS mortos r&s- Meyage[wv Ps PER dyyganlearw de ro "doye To- 15 öe] ö yorureus FoU Öcduou eis ararav AuSivav zer auSerw eis 70 [’OrvJurıE[cv. Beide Proxeniendecrete sind in demselben Jahre abgefafst, so dafs die Namen der Magistrate, des eponymen Basileus, des Schreibers und der fünf Strategen (vgl. Böckh zu C. I. n. 1052.) sich wechselseitig berichtigen und ergänzen. Den Namen ’Erı&os führt auch ein Megarischer Feldherr bei Thukyd. 8, 80. und ein Bach bei Koressos auf Keos (Strab. 10. S. 390. Tauchn.). Bemer- kenswerth ist auch der Name ’Egınvos, und die Form Ozuvarres statt Osonverros, die sich durch die Form @zöwgos statt Osodwgos in der folgenden Inschrift bestätigt. Die Psephismen (deymere) selbst sind nicht von ganz glei- cher Fassung, und die beiden folgenden weichen noch mehr ab. Den Anfang von Z.8. in A. habe ich nicht zu entziffern ver- mocht; etwa diw]esr«s [2]wv? Auch in 2. Z. 13. bleibt eine kleine Lücke. II. Ebendaselbst, wo die vorhergehenden Inschriften, auf einer ähnlich zugehauenen Quader im Unterbau des Olympieion. Über dem Psephisma ist noch für fünf Zeilen Raum, allein nur zu Ende der letzten sind noch die Sylben TPIB®N leserlich. h) Ag TPIBQ2N MOAIOZTAZMETAPERNNEIMENAEAYTOIZ EFETAHMTZEHPBTEREPEEIDYETNOYZELN EN Ox.:. IOZTIMNNATAOR . BASIAEOZEYKAEOZ ESTPATATOYNOETIKINDOZEVAN. „na, w 20 MENEKPATEOZAAMOTEAHZAAMEAOEALPOZ KAIMPAZZNNTAZYMGbEPONTATQRIAAMRAI T2IMETAPENRNAIATEAEIATAOAITYXAIAE AOXOAITAIBOYAAIKAITRIAAMQNIEMTAINE 10 ZAITEAYTONAPETAZENEKAKAIEYNOIAZ TAZEIZTONAAMONTONMETAPEQRNKAIEI MENAYTONKAIEKFONOYZTPO ATEAEIANKAIAZYAIANKAIEMTOAEMRI 15 KAIENEIPANAIKAIKATATATKAIKATAOA AAZZANANFTPAYAIAETOAETOAOFTMATON FPAMMATEATOYAAMOYENZTAAAIKAIANOE MAFTXAPEOzZMPOOYMOZIEY NOZTPAMMATEYZBOYAAZKAIAAMOY EYMTAAINOZOMOPPONOZXZ MENEIZTOOAYMPIEION.. Iie) > \ m ’ > , > ER \ , x Ereıöy Mös Upwrew Egeriou euvous Ewv zur moRTEwWVv TA DUM- ’ ’ n / m ’ m en ’ ’ begovra FW danw Ti Meyagswv breit, ayadd TUyg dedo- m im \ ‘ > ’ ES, > 5 2 10 Sa 7% Bovr& ze Tu Od, Emawesa FE aurov RETES EVER \ Bir 3 m 3 \ m x ’ \ Z8 DR | zu eUvoins TÜS eis Tev Oalov Tov Meyagewv, za eimEv aurov \ > ’ 2 57 4 m ’ ef x zu ER yovous meo&evo[vs] Tas morıos r&s Meyagsuv* zimew de > m N 4 \ > ’ N > LU KurE RR x 15 avrois arersıav zur Arurav za Eu morEW za Ev elonvg zur x m x IM; £) ’ x I“ ’ ZOTE Yay za Zara TaAaTTav“ dvyganlaı de Tode 70 boy N ’ m ’ 4 x ’ FoV Yomerse Fo Öcmou Ev araAg nur avIemev eis TO "OAUM- 160 Mıstov. [Er] Barırzos EixAtos* Errgcreyouv Puwzivos Eva- EDER ns [5 dewe] Mevszgareos, Anruoreiys Ant, Oedwgos Ixyyageos , IIgoSunos ZevEios, Tiusw ’AyaIuvos* Yeamarreüs Bevräs zur dasov Eirarivos “Opochgovos. Die Form dieses und des folgenden Beschlusses weicht von den vorhergehenden darin ab, dals die Namen der Magistrate erst dem Decrete nachgesetzt sind. Eupalinos ist ein bekannter Me- garischer Name; so hiels der Architekt, der die Wasserleitung auf Samos durch den Berg geführt (Herodot. 3, 60.), und er fin- det sich auch in zwei Grabschriften (C. I. n. 1097. 1103.). III. Ebendaselbst, wo die vorhergehenden Inschriften, auf einer äbnlichen Quader. Auf demselben Steine steht noch ein zweites Decret, welches ich nicht zu lesen vermocht habe. EREIAHAAB EFT ZZ FRI BIP.“ m 2... EYNOYZEQNAIATEAÄEI KAIEYEPFETAZTOYAAMOY... METAPEQNNAFAOAITYXAIAEAO 5 XOAITAIBOYAAIKAIT2IAAMRI TPOZENONEIMENAYTOTKAIEK TONOYZAYTOYTAZMOAIOZTAZ MEFAPEQNKATTONNOMONEIMEN AEAYTQIKAIOIKIAZEMMTAZIN 10KAITPOEAPIANEMPAZITOIZATR ZINOIZAMTOAIZTIOHTIATTPAYA TQAETOAOFMATOAEOTPAMMA TEYZTOYAAMOYENZTAAAIANIOI . .» KAIANOETREIZTOOAYMTIIEION 15 BAEIAEYZMAZTAAAZEZTPATA TOYNAIONYZIOzZMTYPPIAAAAME AZMATPOKAEOZANTI..OZZMA XOYMNAZIONOZOAZIRNOZEPKIOZ ELLE TPAMMATEYZ. 161 ’Ersıön Ayas ANA ER RR Bov...... suvoug Euv duareret zaı slepyeras roU Ödanou [ro0 Meyagewv* dyaSg ruyg dedo- 5 Sau r& Povrg za: Tu Öamu, meokevov eluev auroy zur &2- ’ > er er Im - yovovs AUTOU FÜRS TOALS TAGS Meyageuv Hurrov vonov* eilev de aurTW) zur olzias Euması 10 zu mgosdgiev Zu ması vos ayu- ow os d meAs Tidyrı dıyıyganva- rw de 70 Öoyme Fade 6 Yorlma- TeÜs ro0 Öamov Ev rare Arti- ve] zo avSerw eis rd OAummisov. 15 Besırs)s Hesradas‘ Erroeroe- youv Arovurıos Ivgöde, Arne 7% Marg0z?2os, "Avriluny,]Jos [Eir]e- av, Mvesı[Se]os [M]ertovos, "Egzıos [TiAyros]* Ygaunarsüs [Loves zer 20 danov "Irrwv Ieyy,agsos.] Wir begegnen in diesem Dogma denselben Magistraten, die bereits aus einem andern Megarischen Proxeniedecrete. (C. I. n.1052.) bekannt sind. Den Namen des Basileus hat Böckh dort aus TTAZTAAAZ in Iasıcdas verändert; die wirkliche Form scheint aber Hzrr@d«s zu sein. Die übrigen Namen in der vor- stehenden Inschrift dürften nach jenem Steine zu berichtigen sein, da ich meine Abschrift in einer sehr unbequemen Stellung zu machen genöthigt war; nur glaube ich die Namen MvasiSzos und "Egzıos richtiger gelesen zu haben. IV. Bruchstück einer Platte aus blauem Marmor, aus Ae- gosthena; im Besitz des Kaiserl. Östr. Gesandten Generals von Prokesch- Osten. Der Stein ist an beiden Seiten und unten ah- gebrochen. N LVW323I oıUNOWVV 02 JIVAoM3IMAN\ oWI3SVNoNoY4310 WIıL3HVMI3SVNWA L1I3V3oeA31NV3JVAo_ VOILIVVNoVVoV1390Aol g >10oLAVILNo3ZHooeVo8lIVMNDIV. gVIV33NILIoSVdVNV'/MANDIVXV VVYVNOILOWVV3Z0I34M0IVNoVI®BILNV = N3EVNOÖISHNIVAOIVNVYYNINNOoLVJdL20 kg VL3ZSAOLNISIdMAVLIUSNDOIVXVNOLI3VNG 0) IdVZAoLIolVUAO3S3ZEVAM10IVN313d41Ao3 10 VoOLNVY3ZSHIOUL3LNVNOUNDLLOLNDLIdS1l 3NILIOVVYNIL31I4VIVMVVNILA0oVıl3A0_ 1093 LYAM3ILNOVI3SL30UVYZDUoNÖÜl VL!ILoılloLVI0og101VYANLoIVXV3S_L10NV g IVMAoWdoNVıLlAOLZ0ONJWIV3FLAOLN NVHVI34U3 AoLI3J1IVVVNAoL2 AodUVooAıLAOL3Z0oNVEoAULA0odOVIFEAO I3IW3S0oNULVIL33101IVXvV310o1L303_1LV NVU3S0oNHWVVINOVVoulV3o3VI13' d V Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Mai 1844. Vorsitzender Sekretar: Hr.-Böeckh. 2. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Heinr. Rose trug den zweiten Theil einer Abhand- lung über die Titansäure vor. Dieser zweite Theil handelt von den wichtigsten der in der - Natur vorkommenden titansäurehaltigen Mineralien. 1) Titaneisen. i Das Titaneisen ist in so fern wichtig, als es so häufig in der Natur vorkommt. Es ist zwar vielfältig auch schon in frü- herer Zeit untersucht worden, aber mit dem verschiedensten Er- folge, da man sich nur fehlerhafter Methoden bediente, um die ansiune von den Oxyden des Eisens zu trennen. Indessen auch in spätern Zeiten, nachdem man zuverlässigere Scheidungsmetho- ‚den gefunden hatte, gegen welche sich nichts einwenden lässt, ‚haben die Analysen eines Titaneisens von demselben Fundorte ‚den verschiedenen Chemikern sehr verschiedene Resultate gege- jen. Mosander, v. Kobell und der Verfasser haben das Titan- eisen von Egersund in Norwegen untersucht, und obgleich die Resultate der Analysen der ersten beiden Chemiker unter einan- der ziemlich übereinstimmen, so weicht das der Analyse des Ver- fassers bedeutend davon ab, wie dies aus folgender Zusammen- stellung sich ergiebt: ! [1844.] 5 164 Mosander T 1: II. Titansäure 39,04 42,57 41,08 Eisenoxyd 29,16 23,21 25,95 Eisenoxydul 27,23 29,27 29,04 Manganoxydul 0,21 Ceroxyd und Yttererde — —_ 0,58 Talkerde 2,30 1,22 1,94 Chromoxyd 0,12 0,33 — Kieselerde 0,31" 1,057 70:07 99,33 98,75 99,13 v. Kobell H. Rose Titansäure 43,24 43,73 Eisenoxyd 28,66 42,70 Eisenoxydul 27,91 13,57 99,81 100,00 Die gröfsere Uebereinstimmung zwischen den Resultaten von ' Mosander und v. Kobell scheint zwar für die Richtigkeit der- selben zu sprechen. Wenn man indessen der Beschreibung der Untersuchung des Verfassers einige Aufmerksamkeit schenkt, so muls man sich überzeugen, dafs bei derselben kein wesent- licher Fehler vorgefallen sein kann. Der Verfasser hatte nämlich bei einer früheren Untersuchung so viel Eisenoxyd erhalten, dafs dasselbe 40,91 Proc. metallischen Eisens entspricht; bei einer spätern Untersuchung bestimmte er den Eisengehalt gar nicht direct, sondern auf eine indirecte Weise den Gehalt an Eisen- oxyd und Eisenoxydul. Berechnet man aber aus beiden den Ge- halt. des metallischen Eisens, so erhält man 40,09 Proc., was gewils nahe übereinstimmt, wenn man bedenkt, wie unsicher oft indirecte Bestimmungen bei Analysen ausfallen. — Aber ein ganz ähnlicher Eisengehalt ergiebt sich aus den Analysen von Mo- sander und von v. Kobell. Die Menge des Eisens in der Ana- lyse des Letztern beträgt 41,42 Proc., und die in den .drei Ana- lysen von Mosander 41,24;.39,09 und 40,40 Procent. Diese Betrachtungen führten den Verfasser schon vor sehr langer Zeit zu der Ansicht, dafs im Titaneisen vielleicht nicht die Bestandtheile enthalten sind, welche die Chemiker in demselben annehmen, und dafs bei den verschiedenen Untersuchungen ver- 165 schiedene Producte erhalten werden, wenn man verschiedene Methoden dabei anwendet. Herr G. Rose hatte schon vor längerer Zeit die Bemerkung gemacht, dafs der sogenannte Ilmenit, oder das Titaneisen vom Ilmengebirge oder vom Zlmensee in Sibirien die Krystallgestalt des Eisenglanzes hätte, und dals dasselbe mit allen Arten des Titaneisens der Fall sei, die krystallisirt vorkommen. Er war der Ansicht, dafs diese Thatsache sich nach dem, was man über die Zusammensetzung dieser Substanzen wisse, nicht erklären liefse. Mosander gab zwar darüber eine Erklärung, die aber mehr scharf- sinnig als wahrscheinlich ist, in sofern sie durch keine analoge ' Fälle gerechtfertigt wird. Er nahm an dafs titansaures Eisen- oxydul Fe Ti isomorph mit Eisenoyd Fe ist, indem in beiden Verbindungen gleich viele Atome von Sauerstoff und Metall ent- halten wären, und Titan mit Eisen isomorph sei. Wir kennen indessen sonst keinen Isomorphismus zwischen zwei Verbindun- gen, von denen die eine salzähnlich aus zwei oxydirten Körpern zusammengesetzt ist, die andere aber aus einem einfachen Oxyde besteht. Nachdem Fuchs beim, Zinne ein Oxyd entdeckt hatte, das dem Eisenoxyd analog zusammengesetzt ist, war es dem Ver- fasser wahrscheinlich, dals ein ähnliches auch beim Titan bestehe, und in dem blauen Oxyde enthalten sei, das durch Reduction der Titansäure erhalten werden kann. Vor ganz kurzer Zeit hat Fuchs bei der Untersuchung des Titanits es wahrscheinlich ge- - macht, dafs in der That dieses Titanoxyd die Zusammensetzung -2Ti+30 habe. i Nimmt man ein solches Titanoxyd in den verschiedenen te des Titaneisens an, so ist die von Herrn G. Rose aufge- _ fundene Thatsache des Isomorphismus desselben mit dem Eisen- ehnze nicht mehr auffallend, wenn man dasselbe sich mit dem ‘ Eisenoxyde in verschiedenen Verhältnissen verbunden denkt; denn Titanoxyd und Eisenoxyd können, da sie analog zusammen- gesetzt sind, isomorph sein. Man ist freilich dann gezwungen, in allen Arten des Titaneisens nur die Gegenwart des Eisen- ns, nicht die des Eisenoxyduls anzunehmen. 0 Hr. H. Rose hat schon vor.längerer Zeit die Bemerkung gemacht, dals das blaue Oxyd des Titans bei Gegenwart von star- 4 166 ken Basen das Wasser zersetze, Weasserstoffgas entwickele und sich in Titansäure verwandle. Wird es daher gemeinschaftlich mit Eisenoxyd in Chlorwasserstoffsäure aufgelöst, und die Auf- lösung mit kohlensaurer Kalkerde versetzt, so kann das Eisen- oxyd sich in Oxydul verwandeln, während Titansäure entsteht, auch ohne dafs Wasser dabei zersetzt wird. Daher fand v. Ko- bell, welcher auf diese Weise das Titaneisen analysirte, bei allen seinen Analysen Eisenoxydul, und zwar um so mehr davon, je grölser der Gehalt der Titansäure war, den er erhielt. In einem Titaneisen aus der Schweitz, welches unter dem Namen Eisen- rose bekannt ist und von v. Kobell Basomelan genannt worden ist, in welchem er nur 12,67 Proc. Titansäure angiebt, fand er nur 4,84 Proc. Eisenoxydul und 82,49 Proc. Oxyd, und aus einer andern Abänderung, in welcher er nur 3,57 Proc. Titan- säure fand, schied er nur 1,61 Proc. Mangan-, und Eisen- oxydul aus. Nimmt man im Titaneisen Titanoxyd an, und zieht bei den v. Kobellschen Analysen von dem Sauerstoff, welcher in der angegebenen Titansäure enthalten ist, ein Viertel ab, so reicht dasselbe in allen Fällen fast grade aus, um die angegebene Menge des Eisenoxyduls in Eisenoxyd zu verwandeln. Aber auch schon in der blofsen Auflösung des Titaneisens in Chlorwasserstoffsäure muls ein Theil wenigstens des angenom- menen Titanoxyds durch das Eisenoxyd in Titansäure verwan- delt worden sein, und sich Eisenoxydul gebildet haben. Denn sonst mülste die Farbe der Auflösung wohl mehr eine bläuliche sein, obgleich es leicht möglich sein kann, dals bei Gegenwart von Eisenchlorid und von Eisenchlorür die blaue Farbe des Ti- tanoxyds oder vielmehr des Titanchlorürs weniger zu erken- nen ist. Bei des Verfassers Untersuchung des Titaneisens von Egersund verhielt sich in der Auflösung desselben die Menge des Eisens im Eisenoxyd, welche nicht verändert worden ist, zu der, welche sich bei der Auflösung verwandelt hatte, wie 3:1. Dadurch konnte nur eine geringe Menge des Titanoxyds in Titansäure y verwandelt worden sein. Bei den Untersuchungen von Mosander ist wie bei denen‘ von v. Kobell das Titanoxyd gänzlich in Titansäure auf Kosten 167 des Eisenoxyds übergegangen, wohl durch die hohe Temperatur, welche er anwandte, und ungeachtet des Wasserstoffgases, wel- ches er über das Mineral leitete, das nur das oxydirte Eisen reducirte, aber die einmal gebildete Titansäure nicht in Titan- oxyd zurück zu führen vermag. Daher findet man auch bei allen Analysen des Titaneisens von Mosander, wie bei denen von v. Ko- bell, den Gehalt von Eisenoxydul um so gröfser, je mehr er - Titansäure angiebt; am meisten im Ilmenit, weniger im Titan- eisen von Egersund, und am wenigsten im Titaneisen von Aren- dal und dies zeigt sich auch bei einer Analyse eines Titaneisens von Uddewalla in Schweden, welches Plantamour nach der Methode von Mosander untersucht hat. Das Zinnsesquioxydul, 2Sn +30, zeigt in manchen Fällen ein ähnliches Verhalten, wie das Titanoxyd im Titaneisen. Wird dasselbe in Chlorwasserstoffsäure aufgelöst, und mit einer Auf- lösung von Kaliumeisencyanid versetzt, so erhält man kein Ber- linerblau. Setzt man indessen zu der Auflösung des Zinnsesqui- oxyduls in Chlorwasserstoffsäure eine Auflösung von Eisenchlo- rid, so erhält man durch Kaliumeiseneyanidauflösung sogleich einen starken Niederschlag von Berlinerblau. Es ist auffallend; dals da Zinnsesquioxydul durch Eisenoxyd und Zinnchlorür ge- - bildet wird, in der Auflösung in Chlorwasserstoffsäure das Ses- - quioxydul von Zinn noch ferner dem Eisenoxyd Sauerstoff ent- zieht, und sich in Zinnchlorid verwandelt. Das Titaneisen ist bald mehr, bald minder, bisweilen gar nicht magnetisch. Wenn man annehmen will, dafs in magneti- schen Eisenerzen Eisenoxydul vorhanden sein mufls, so könnte freilich die von Hrn. H. Rose aufgestellte Ansicht von der Zu- sammenselzung des Titaneisens nicht die richtige sein. Aber nach _ Hauy zeigt überhaupt alles in der Natur vorkommende oxydirte "Eisen mit Metallglanz Magnetismus. Mancher Eisenglanz, der kein Oxydul enthält, ist oft stark magnetisch; der Ilmenit hin- gegen, der nach Mosander von allen Arten des Titaneisens die 'gröfste Menge von Eisenoxydul enthält, ist nur sehr schwach magnetisch, während grade die Arten des Titaneisens, in denen ee A TE Zu, MT an ame u u ZI nn ul ein sehr geringer Gehalt von Eisenoxydul angegeben wird, stär- ker magnetisch sind, wie z. B. das Titaneisen von Aschaffenburg. Für die Ansicht, Titanoxyd im Titaneisen anzunehmen, 168 spricht die schwarze Farbe desselben. Wäre dasselbe ein titan- saures Salz, so würde die Farbe desselben eine braune sein, wie sie mancher Titanit besitzt, der titansaures Eisenoxydul enthält, während der eisenfreie Titanit weiss ist. Man kann in dieser Hinsicht das Titaneisen mit dem Wolfram vergleichen, in wel- chem Graf Schafgotsch die Gegenwart des Wolframoxydes nach- gewiesen hat, und das demselben unstreitig die schwarze Farbe verdankt, indem die in der Natur vorkommende wolframsaure Kalkerde ganz weils ist. Es ist schwer, durch Versuche die Gegenwart des Titan- oxydes und die Abwesenheit des Eisenoxyduls im Titaneisen be- stimmt zu beweisen. Will man dies auf die Weise entscheiden, dafs man das Titaneisen vollständig oxydirt, so würde dies in so fern zu keinem Resultate führen, als die Menge von Sauerstoff, welchen das Titanoxyd erfordert, um sich in Titansäure zu ver- wandeln, nicht sehr verschieden ist von der, welche das im Ti- taneisen angenommene Eisenoxydul gebraucht, um sich zu Oxyd zu oxydiren. Das Atomgewicht des Titanoxydes 2 Ti + 30, ist nicht sehr verschieden von dem des Eisenoxydes; sie verhalten sich wie 907,372 : 978,426. Wir können nicht das specifische Gewicht des Titanoxydes bestimmen, aber wenn wir von den analysirten Arten des Titaneisens, in der Voraussetzung, dafs dieselben aus Titanoxyd und Eisenoxyd in verschiedenen Verhältnissen beste- hen, das Atomvolum bestimmen, so finden wir, dals dasselbe bei allen untersuchten Arten desselben dasselbe und nicht sehr ver- schieden von dem des Eisenoxyds ist, so dafs durch diese That- sache diese Voraussetzung, so wie auch der Isomorphismus des Titanoxyds und des Eisenoxyds an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Hr. H. Rose legte der Akademie verschiedene Abdrücke von geätzten Glasplatten vor, welche durch die Herren Böttger in Frankfurt a. M. und Bromeis in Hanau angefertigt worden waren. Dieselben befolgen ein eigenthümliches Verfahren, nicht nur um Glas- und Porzellanplatten von jeder beliebigen Dicke und Grölse auf eine sehr einfache und gefahrlose Weise zu ätzen, sondern auch um die geätzten Platten, grade so wie Stein-, Stahl- und Kupferplaiten, auf den gewöhnlichen bis jetzt ange- 169 wandten Pressen zum Abdruck geeignet zu machen. — Die Ab- drücke waren von vorzüglicher Güte und nicht von denen sehr guter Kupferplatten zu unterscheiden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Proceedings of the American philosophical Society, held at Phi- ladelphia. Vol. II. April et May 1843. No. 26. Vol. II. No. 27. May 25—30. 1843. Celebration of the hundredth anniversary, Mai 25, 1843. Philadelph. 1843. 8. de Caumont, Bulletin monumental, Vol. 10. No. 3. Paris etc. sid. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten, No. 501. Altona 1844.4. A. L. Crelle, Journal für die reine u. angew. Mathematik, Bd. 27, Heft 3. Berlin 1844. 4. 3 Expl. Annales des Mines. 4. Serie. Tome 4. Livrais. 4. de 1843. Pa- ris Juill. — Aout. 8. Proceedings of the royal Irish Academy for the year 1842—3. Part. 7. Dublin 1844. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de !Academie des Sciences 1844. 1. Semestre. Tom 18. No. 3—12. 15. Janv. — 18. Mars. Paris 4. J. Kops en van der Trappen, Flora Batava. Aflevering 131. Amsterdam 4. E. Gerhard, archaeologische Zeitung. Lief. 5. No. 13—15. Jan. — März 1844. Berlin 1844. 4. Hierauf wurde ein Schreiben der American philosophical Society zu Philadelphia vom 5. Januar d. J. vorgetragen, wo- durch der Empfang der Abhandlungen der Akademie vom J. 1841. Thl.-I. und vom J. 1843., so wie der Monatsberichte vom - Juli 1842 bis Juni 1843 gemeldet wird. 9, Mai. Gesammtsitzung der Akademie. & Herr Ritter las einen Theil einer Abhandlung über die Asiatische Heimath und die geographische Verbrei- tung der Platane, des Oliven- und Feigenbaums, der Granate, Pistacie und Cypresse in der alten Welt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: - Proceedings of Ihe Glasgow philosophical Society 1841—42. 1842— 43. Glasgow 8. 170 Scheikundige Onderzoekingen, gedaan in het Laboratorium der Utrechtsche Hoogeschool. Deel ll. Stuk 2.3. Rotterdam 1843. 44. 8. Gay-Lussac, Arago etc., Annales de Chimie et de Physique, 1844. Avril. Paris 8. D. F. L. von Schlechtendal, Linnaea Bd. 17, Heft 4. Halle 1843. 8. Hiernächst wurden in der heutigen Sitzung Hr. Göttling zu Jena, Hr. Leemans zu Leiden, Hr. Lepsius, gegenwärtig in Afrika, und Hr. Della Marmora zu Genua zu correspon- direnden Mitgliedern der philosophisch-historischen Klasse der Akademie erwählt. Hr. v. Schelling theilte darauf aus einem Briefe des Hrn. Professor Schönbein einige Untersuchungen desselben über das Ozon mit. Dieser hat die früher von ihm bekannt gemachten Thatsachen (s. Berzelius Lehrhuch 4. Aufl. Bd. 1. p. 329.) nicht allein weiter bestätigt gefunden, sondern es ist ihm auch gelun- gen, das Ozon durch chemische Mittel, die er jedoch nicht an- gegeben hat, mit der grölsten Leichtigkeit darzustellen. Das Ozon bildet sich nur bei Gegenwart von Stickstoff, und diese, so wie mehrere andere Beobachtungen, haben ihn zu Vermuthungen über die Zusammensetzung des Stickstoffs und der Stickstoffverbindun- gen geführt, welche er, so wie die von ihm entdeckten That- sachen, in einem besondern Werke sehr bald bekannt machen wird. Aufserdem wurde ein Schreiben der Generalsekretare der Brittischen Association zur Beförderung der Wissenschaften vom 1. März d. J. vorgetragen, wodurch dieselbe zum Besuche ihres funfzehnten Meeting zu York am 16. September d. J. einladet. Der Königl. Geh. Staatsminister, Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Hr. Freiherr v. Bülow, hatte auf gehorsamste Bitte der Akademie, durch Vermittelung des Königl. Gesandten am Französischen Hofe Hrn. Grafen v. Arnim, ausgewirkt, dals die Griechische Handschrift der Königl. Bibliothek No. 1876, enthaltend den Commentar des Alexander von Aphrodisias zur Aristotelischen Metaphysik, zur Benutzung hierher gesandt würde; wegen welcher Angelegenheit Hr. Prof. Bonitz zu Stettin die Unterstützung der Akademie nachgesucht hatte. Das Schreiben 2 EN EN PWIEREBLTRE ZEN SEN a 474 des Königl. Französischen Herrn Ministers Villemain vom 13. April d.J., womit diese Handschrift gütigst überschickt worden, wurde heute vorgelegt, und beschlossen, dem Hrn. Minister von Bülow den ehrerbietigsten Dank der Akademie für die ihr ge- widmete hochgefällige Verwendung zu erkennen zu geben. 13. Mai. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Herr v. Olfers legte ein merkwürdiges steinernes Ge- fäls vor, welches für die Sammlungen der Königl. Museen in neuerer Zeit erworben wurde. Es hat die Gestalt eines flachen Mörsers von etwa 9 Zoll oberm Durchmesser, 5+ Z. Höhe, 1+ Z. Wanddicke; innen und aufsen ist es mit sauber eingearbeite- ten Verzierungen bedeckt, und am Randwulste tief eingekerbt; durch _ die Bearbeitung hat es eine schöne, stark glänzende Abglättung erhal- ten; die festungsartigen Figuren an der innern und äussern Wand, die schildförmigen auf dem innern Boden des Gefälses, die fabel- hafte Bildung eines Ungeheuers mit grofsem Kopfe, Knochenkie- fern und vielen Schlangenarmen deuten darauf hin, dafs dies Ge- fäls Mexicanischen Ursprungs, und zur Zeit der Azteken entstanden ist. Das Gestein ist ein Gemenge, dessen Bestand- theile sich alle vom Messer nicht ritzen lassen, wohl aber vom Quarze; in einer grauen, ins grüne und gelbe spielenden Grund- masse liegen schwärzlich grüne und bläulich graue Körner; die erstern zeigen an mehreren Stellen achtseitige Durchschnitte, wie die Querdurchschnitte der Augitprismen, die letztern scheinen dem Labrador verwandt, so wie die Grundmasse. Es ist dem- nach wohl als Augitporphyr zu bezeichnen; vergleichen läfst es sich mit den ähnlichen Gesteinen aus dem Siegenschen, vom Harze, vom Fichtelgebirge, von St. Anna in Mexico, und dem Porfido verde antico, nur dafs letzterer weniger Augit enthält. 23. Mai. Gesammisitzung der Akademie. Herr Ritter trug am 9. Mai, und wiederholt am 23. dess. Mon., aus einer Abhandlung über die asiatische Hei- mat und die geographische Verbreitung der Plata- ne, des Oliven- und Feigenbaums, der Granate, Pi- 172 stacie und Cypresse in der alten Welt, einen Theil des Abschnittes über die Verbreitung des Ölbaums vor. Des- sen Wachsthum in Kanaan und seine Cultur zur Zeit des Ein- ' zugs des Volkes Israels in das gelobte Land geht schon aus den mosaischen Gesetzen hervor (die Nachlese der Oliven, der Sait, daher noch heute Zeitun der Araber, wird durch Moses den Waisen und Wittwen vorbehalten); dem König David bringen die Ölgärten reiches Einkommen, das Bauholz vom Libanon zum Tempel in Jerusalem wird an König Hiram mit Öl bezahlt, der Markt auf Tyrus nach den Propheten mit derselben Waare aus Juda und Israel versehen. Beim Tempelcultus dient das Öl von Anfang an zur Weihe; der Segen des Ölbaums, in genauer Beziehung zum Wohl des Landes stehend, wird Zeichen und Symbol von Überfluls und Frieden bei den Völkern des Orients, und selbst im Occident, obwohl in diesem bei Griechen und ‚ Römern keine ursprüngliche Heimat vorgefunden wird, sondern nur durch Verpflanzung des Ölbaums eine übertragene. Denn erst durch die Minerva kommt das Gewächs nach Griechenland, zur Zeit des Tarquinius Priscus, wie Plinius sagt, nach Italien, und durch Karthager oder Phönicier, vielleicht, nach Spanien. Das Verhältnils der verschiedenen ‘wilden Arten des Ölbaums zum Kulturbaum ist noch nicht genau ermittelt; wenn dieser auch als eine Abart von jenem anzusehen, so kann man mit früheren An- nahmen wohl davon ausgehen, dals wenigstens von dem wilden Ölbaum des jetzigen, südwestlichen Europa’s, der gebaute Öl- baum, Olea europaea, nicht abstamme, und daher auch diesen Namen eigentlich nicht verdiene. Dieser Ölbaum mit den edlen Früchten tritt nur vorherrschend an der asiatischen Seite des Mittelländischen Meeres in seiner Fülle, als in seiner ursprüng- lichen Heimat, hervor und würde richtiger Olea asiatica heilsen müssen. Von einer urältesten, allgemeineren, ägyptischen Ver- breitung fehlen die Nachweise in den ältesten Documenten, und nur am hoch cultivirten Moeris-See führt Strabo die Olivenzucht an; im Mittelalter und der Gegenwart ist ihre Anpflanzung im- mer nur sporadisch, im obern Aegypten und Nubien fehlt sie noch heute; von jeher fehlte sie in Mauritanien wie Italien vor Tarquinius Zeiten. In der Cyrenais fand Della Cella neuerlich Olivenwälder mit trefflichen Früchten in Üppigkeit vor, obwol 173 unbenutzt; den Oasen, die Ammonische ausgenommen, fehlte der Baum auch; wie er in diese Libyschen Länder, ob etwa erst durch Pflanzungen der Griechen, Ptolemäer, dahin gekommen, oder schon früher einheimisch gewesen, woran zu zweifeln, bleibt unbekannt. Oder sollte er schon früher durch Phönicier und Karthager dahin gebracht sein, von denen doch wahrschein- lich die Verpflanzungen in Mauritanien ausgingen, als noch Phö- nicische oder Karthagische Schiffer für Öl Silberbarren aus Tar- tessus bezogen, bis wohin also die Cultur der Olive so wenig wie nach Italien vorgedrungen war. Die nur erbsengrolse Olivenart (Woira), der von Dr. Roth kürzlich erst in den Abyssinischen Hochländern Shoa’s entdeckten Ölwaldungen, können nicht hierher gerechnet werden; auch dem gegenüberliegenden Arabien fehlt der Olivenbaum, der nur an der Nordgrenze auf des Sinai kühlen Höhen hervortritt. Er fehlte, wie der Feigenbaum, nach Herodot, selbst dem Arabien angrenzenden Babylonien, wie er auch Indien versagt ist, wo der Botaniker Fr. Buchanan selbst in den reichen Waldungen des küblern Dekan vergeblich nach ibm gesucht hat. Dieser Mangel im Osten war auch schon den Gefährten Alexanders bekannt, die bei ihren gymnastischen Spielen zu Harmozia die Ölbaum- kränze vermilsten, da ganz Persis, Karmanien und Gedrosien Mangel daran litt. Erst am obern Indus, im kühlen Afghanenlande, tritt der Ölbaum hervor, den hier zuerst Theophrast nennt, wie jüngst dessen Vorkommen durch Elphinstone bei seinem Besuche in Ka- bul bestätigt ward; aber ostwärts über den Indus tritt die Ana- logie seiner Formen nur in einigen Himalayahöhen von Sirmore, nach Dr. Govan, hervor, weshalb ihn Theophrast wohl einen Bewohner Merus nennen konnte, mit andern dem Dionysos ge- weihten Gewächsen. Der hohe Tukht Soliman auf der West- seite des Indus, über Peschaver hinaus, gilt auch den Buddha- dienern, die auf jenen Höhen, nach dem Fokucki, ihre ursprüng- lich so zahlreichen Gemeinden gründeten, als dessen Heimat, von wo Gautama, der Friedenbringer, den Ölzweig, oder dessen Repräsentanten, mit nach dem äufsersten Osten Asiens trägt, wie mit dem Grajischen Herakles dieser bis zu den Allobrogen, schon zu Hannibal’s Zeit, dieselbe Bedeutung erhalten hatte. 174 Den Indischen Caucasus bis Bactrien überstieg der Ölbaum, nach Strabo, nicht; auch dem rauheren Medien, Echatana, Rhagae, Armenia fehlte er; heutige Ausnahmen, von dieser allgemeinen Angabe, wie die Olivenhaine am Kizil Ozen und andere, sind erst spätere Anpflanzungen in geschützten Thalgebieten. Erst mit dem wärmeren Clima von Schiraz, im mildern, südlichen Persien, tritt die Cultur der Olive auf, deren Werth dort auch im Bundehesh anerkannt ist. Die eigentliche Fülle der Olivencultur fängt erst mit dem mittleren Laufe des Tigris und Euphrat, dem obern Mesopotamien, oder vielmehr mit dem dortigen Hügelboden auf den südlichen Vorhöhen des Taurussystems an, überall erst da, wo sie die nördliche Grenze der Dattelcultur des Palm- baums völlig gegen den Süden in das heilse anliegende Blachfeld zurückdrängt; so in Multan am Indus, eben so zu Bagdad und Tuz khormati am Tigris, zu Ana am Euphrat, an der Grenze des hüglichen Syriens, in diagonaler Richtung abwärts bis zum Sinai und Gaza, an der Grenze des palmen- reichen Aegyptens und Arabiens. Auch in der Cyrenais, wo sie auftritt, feblt die Dattelpalme. Zwar reicht sie von den ge- nannten Vorhöhen des Taurussystems, auf denen sie nur einen schmalen Streif einnimmt, in die südlichen Taurusthäler hinein bis Bir, Samosat, ja selbst noch bis Malatia, wenigstens zu Stra- bo’s Zeit; sie steigt aber keinesweges über die höhern Rücken des Taurusplateaus hinauf, wie denn schon von Mardin aufwärts bis Erzerum, und gegen NW. bis Tokat kein Olivenbaum zu sehen ist, und nur wo mildere, feuchte Küstenluft ihren Einfluls übt, aber doch auch da nur an geschützteren Stellen des Ponti- schen Gestades, treten wieder fruchtreichere Olivenpflanzen auf, die jedoch der menschlichen Pflege bedürftig sind. So der nur schmale Küstenstreif, vom Sandschakat Livan und der Tshoroch- mündung an über Trapezunt bis Sinope und Keresun, doch nicht tiefer landein. Schon Xenophon auf seinem Rückmarsche vom Tigris bis zum Pontus sah keinen Olivenbaum mehr, und auch heute fand der Botaniker Koch im wüsten, heilsen, innern Tsho- rochthale keinen Ölbaum, so wenig Hamilton landein um Sonnisa, dessen unteres Gebiet zu Strabo’s Zeit, zu Phanaroea, mit Oli- ven gesegnet war. Deshalb konnte das Gewächs des Oelbaums + 175 jedoch noch auf die Gegenseite des Pontus bis zur Südküste Tau- riens hinüber reichen. Ganz anders gegen dieses immer nur sporadische und be- schränkte, innerasiatische Vorkommen ist die Fülle und Üppig- keit der Olivenwaldung an der mediterranen Seite Vorderasiens, westwärts des Euphratthales gegen die Küstenländer von Syrien, Palästina, dem südlichen Kleinasien, dessen inselreichen Westen, über den Archipel und die drei südlichen Europäischen Halbin- seln, bis zum äulsersten hesperischen Marokkanischen Gestade am Atlantischen Ocean. Hier ist es, wo die Frucht des Ölbaums allgemeine Nahrung des Volkes wird, wo ihr Öl das Bedürfnils der animalischen Butter der nordischen Völker vertritt. Nur hier ist es, wo der Baum seine volle, vegetative Kraft, seine impo- nirende Grölse und Fruchtfülle, seine Ausbreitung im waldigen Zusammenhange gewinnt. Dies Gebiet Jahrtausende alter Oli- venwaldungen durchzieht, von Damaskus an, ganz Syrien, zumal die Abhänge des Libanon, das heutige, sanft gewölbte Judäa in seinem breiten Rücken bis an die Thore von Gaza. Um Jeru- salem, am Ölberge, stehen noch heute die Veteranen der Oliven- stämme aus den vormuhammedanischen Zeiten, so alt wie die byzantinische Herrschaft, und ihr Immergrün, ihr immer neues Sprossen, ihre fortwährende Verjüngung, die schon die Homeri- schen Gesänge eben so an den Westküsten Joniens und auf Ithaka preisen, ihre Unvergänglichkeit tritt hier, wie in zahllosen an- dern Localitäten, mit vielen auf den Gang der Völkergeschichten einflulsreichen Eigenthümlichkeiten im Oriente hervor. Eben so _ im Öccidente, bei den weit verbreiteten Hellenenstämmen, denen der Elaios Pankyphos der Akropolis der Repräsentant der edlern Cultur der Athene und ihrer Segnungen, wie das Symbol ihrer Herrschaft war, gleichfalls das Symbol der Übermacht Attika’s über die Persergewalt, wie über die andern Hellenenstämme blieb, so dals der Olivenzweig selbst dem bekränzten Sieger Unsterblich- keit verlieh. Die bekannte griechische Mythe von Herakles läfst zwar den Ölbaum von einer Istrosquelle bei den Hyperboräern nach Olympia verpflanzen, aber aus einer Gegend, wo kein Öl- baum wächst, in eine Gegend, wo der myrthenlaubige Kalliste- _ phanos heutzutage wenigstens einheimisch ist. Der Culturölbaum ‘der Minerva Polias weiset aber auf eine andere Gegend, Creta, 176 hin, wo auch der Name Istros einheimisch, wo auch der Ölbaum in seiner ganzen Fülle, bis heute, einheimisch war, in dessen Nachbarschaft auch der Ölbaum der Latona, auf Delos, sich schon vorfinden mufste, als diese den Apollo gebar. Eine andere Sage führt aber die Stammeswurzel jenes zu Kränzen in Olympia be- stimmten Ölbaums auf den Attischen heiligen Ölbaum zurück; und seine Keule schnitt sich Herakles von einem Ölbaum am Sa- ronischen Golfe ab, die am Corinthischen wieder zum Baume aufwuchs. Der heilige Ölbaum, der erste, den die Athene den Wäldern zur Cultur enthob, als noch keine andern in Attica vor- handen waren, stand im Erechtueum der Minerva Polias, und war ihrer Pflege anheimgestellt; eben so standen die zwölf heiligen Moriai, oder Ölbäume, die anfänglich vom Pankyphos des Erech- theums ausgegangen waren, und dann die Olivengärten der Aka- demie am’ Ilissus bildeten, unter dem Schutze der Minerva. Es war die’ älteste, geheiligte Pflanzschule des edelsten Fruchtbaums, die unter dem Schutze der Gesetze standen, aus denen der se- gensreiche Anbau des ganzen Landes nach und nach hervorging, dessen grölster Olivenwald Attika’s bis in die neueste Zeit, die- selbe Lokalität, wie die ursprüngliche Pflanzschule, einnahm. Mit so vielen andern aus Creta überkommenen Institutionen können wir auch die Cultur des Ölbaums in Attika' auch nur aus den südlichern Gegenden des Archipelagus begreifen, wo Minerva ja auch in Knossus die einheimische Bürgerin auf Creta war, dessen Hauptreichthum bis heute im Segen des Ölbaums besteht. Athene selbst überwachte die heiligen Moriai und ihre Pflanzungen am Nlissus, der Areopag leitete die Fürsorge; kein Olivenstamm durfte anders als nur zu heiligen Gebräuchen abgegeben werden, und so kostbar war das Gewächs zur ältern Zeit, da die Aegineten noch Epidauros unterwürfig waren, dals den Epidauriern, die bei den Athenern darum anhielten, nur ein einziger Olivenstamm überlassen wurde, weil sie Götterbilder daraus formen wollten, und dafür, wie Herodot erzählt, der Athene Opfer zu bringen gelobten. Von Creta, wahrsebeinlich ursprünglich wie Palästina und Cyprus, die Heimat des Ölbaums, und dann von Attica aus, wird das übrige Griechenland seine Olivenpflanzungen erhalten haben, die doch nicht bis über den Thracischen Hämus reichen, am Bos- 177 porus nicht sehr häufig sind, heutzutage vorzüglich die warmen Buchten von Argolis, Lakonien, Elis und Lepanto, zumal Salona, bis zum Südfuls des Parnals bereichern, und über die Jonischen Inseln, am tiefsten landein in den adriatischen Golf, bis Triest, und in die heilsen Südthäler der Karstabhänge reichen. Hier dringt die Olivencultur am tiefsten gegen Norden bis in die Weinberge von Quisca, nördlich Görz, bis 46° NBr. als ein- zelner Culturbaum ein; eben so zieht die Nordgrenze der Oli- venbaumcultur in gleicher Zone in gleicher Linie durch die Etsch-, Garda-, Adda-, Ticino-Thäler und dringt hie und da nur weni- ges tiefer ein, wo schützende Alpenmauern sich aufthürmen. Doch sind es auch bier nur die milden Vorhügellandschaften wie die von Verona, Bassano, die Euganeen, die Berici und andere, denen ab- wärts die heilsere Pappelregion der Lombardischen Ebene, auf- wärts aber die Buchenregion die Grenze setzt, auf denen bis zu einer absoluten Höhe von 1500 Fufs der Streif der Olivenwal- dung an dem Nöordsaume der Lombardei gegen West bis Ivrea zieht, indels an der südlichen Apenninenseite der Lombardei diese Cultur fehlt, und sich erst mit dem mittelitalischen Südabhang der Appenninenkette wiederholt. Denn um Bologna, in Monte- notte und dem ganzen Striche zwischen beiden Distanzen treten in den Weinbergen nur die Pflanzungen der Feigenbäume her- vor, und Kastanien- wie Eichenwälder nehmen die Rücken der Hügellandschaft ein. Dagegen tritt nun überall an den Südgehängen des Appen- nins, sowohl an der Ligurischen Küste, an der Riviera di Levante, in Toskana, im Kirchenstaat, in den Thälern des Arno wie des Tiberstroms, die Region der Ölpflanzungen recht allgemein hervor, bis zum Südende der Halbinsel und bis Sicilien. Kaum sollte man der Angabe des Plinius Glauben schenken, bei einer solchen allgemein gewordenen Verbreitung der Olivencultur, sie nicht - für eine einheimische zu halten, wenn er nicht seinen Gewährs- F E mann, den Fenestella eitirend, es als eine zu bestimmte Thatsache feststellte, dafs noch in den ersten Anfängen römischer Herr- schaft, die Olivencultur weder in Italien, Hispanien noch Mau- ritanien vorhanden gewesen. Seine Nachrichten von der anfäng- lichen Sparsamkeit des Ölbaums und dem kostbaren Preise des Öles bestätigen jene Nachricht, wie die grolse Sorgfalt, mit der 178 M. Port. Cato de re rustica diesen Zweig des Landbaues behan- delte, der zu Pompejus Zeiten dem Lande schon Überfluls zur Ausfuhr darbot, und endlich zu den Zeiten Seneca’s und Colu- mella’s die Haupteultur des Landes ausmachte. Columella giebt den wichtigsten Aufschluls aus der Natur des Gewächses über seine Verbreitungssphäre, die uns das Alterthum überliefert hat, und aus welcher sich die meisten Haupterscheinungen der medi- terranen Verbreitungsweise des Olivenbaums erklären. Dafs diese eine sehr allgemeine, jedoch durch viele Eigen- thümlichkeiten ausgezeichnete an der Ligurischen, Provencalischen und Französischen Küste ist, kann man schon als bekannter vor- aussetzen; doch führt die genauere Untersuchung ihrer physischen Begrenzungen, nach hypsometrischen, maritimen und meteorolo- «gischen Einflüssen, wie nach Varietäten Arten und Culturen, zu manchen wichtigen Erscheinungen dieser interessanten Culturzone. Der Oliveti Liguriens wie der Oliviers der Provence und Lan- guedocs und der Olivares, oder Alceytunos, von den Pyrenäen durch die Küstenlandschaften Cataloniens, Valencias, bis Andalu- sien, die, dem Entwickelungsgange der Cultur und den Arten nach zu urtheilen, wenigstens was die beiden östlichen Unter- abtheilungen betrifft, ihren Ausgangspunkt wohl von den Massi- liern als Nachkommen der Phocäer genommen haben mögen, also einerlei verwandte Abstammung mit der Übertragung von Creta, oder dem Westen Joniens, nach Hellas. Der letztere Name der Alceytunos zeigt schon, dafs in der dritten dieser gegen Süden immer weiter vorspringenden, Küstenzone der Olivenregion der Arabische Einfluls von dem Afrikanischen Gegengestade auch auf diese Cultur nicht ohne Einwirkung geblieben ist. Wenn der Ü'- baum im Ebrothale bis Saragossa hinaufsteigt, so beginnt er an dem Atlantischen Westgehäge der iberischen Halbinsel nur um ein Geringes südlicher, schon im obern Douro Thale mit dem Eintritt dieses Stromes auf Portugiesischem Boden; weiter, land- ein, scheint der Ölbaum in Alt-Castilien nur noch bis zum Rio Sequillo dem rechten Zufluls des obern Douro zu gedeihen: noch weiter im Osten, um Valladolid und Leon nicht mehr, so wenig wie in den Asturischen Küstenthälern. In Portugal, von der Serra de Gerez reicht er bis Algarvien, in der Mitte zwischen beiden Extremen gedeiht er aber am besten. Das Afrikanische 179 Gegengestade ist westwärts der Gyrenais, in Tripoli und Tunis die Heimat der Oliven geworden wie Italien; Desfontaines traf vom Golf von Kabes, oder der kleinen Syrte, landein bis Tunis die prachtvollsten Olivenhaine, und so vernachläfsigt auch die - Olivencultur weiterhin westwärts durch Algerien bis Fez und Marokko ist, so nimmt sie doch, nach der Cultur der Dattel- palmen, dem Range nach, die zweite Hauptcultur im Lande ein. Der wilde Ölwald des Kleinen Atlas mit dem trefflichsten Oli- 'venertrage ist hier eine besonders beachtenswerthe Erscheinung, so wie die natürliche Antipathie der hiesigen Ölwälder gegen die Eichenwaldungen nach oben, die sich, wie schon Columella be- merkte, gegenseitig begrenzen und einander ausschlielsen, wie Pegrenzung mit der Dattelpalme nach unten sich auch hier wie in Asien wiederholt. So auch, an der Südgrenze des Olivenvor- enimens überhaupt, in der Provinz Dara und Segelmessa. Auf "Gran Canaria wurden Olivenbäume noch durch L. v. Buch, auf ‚der einzigen Terceira Insel der Azoren ohne Anpflanzung durch ‚Hochstätter beobachtet. ' Hiemit wäre, im Sinne der Begriffsbestimmungen Schouws, die Verbreitungssphäre des Ölbaums, das heifst der'geo- graphische Nachweis seines Vorkommens in der Alten Welt im Umrils angegeben. Sie liegt zwischen 'dem 46° bis 25° NBr., \ immt also eine Ausdehnung von wenigstens 300 geogr. Meilen, En Nord nach Süd, in der nördlichen Hemisphäre ein. Gegen diese. Breitenzone ist seine Längenzone von W. nach ©., oder E- isten bis zum 90sten Grade östl. L. v. F., um das drei- fache ausgedehnter, von den Canarischen Inseln bis zum obern Indus bei Attok, während jene in den äulsersten Distanzen, zwi- ‚schen dem Golf von Triest bis zum Wadi Nun an der Südgrenze Marokko’ s, oder von der Südküste der '’Krimm und dem Kauka- ‚sischen 'Pontus bis zum Sinai und Nildelta reicht, eine Ausdeh- nung die fast überall von der Feigenbaumzone begleitet, je- ‚doch sowohl gegen die Kälte, wie gegen die Seite der ar hin, um ein Geringes überschritten wird. = Aber diese Verbreitungssphäre ist vielfach unterbrochen und steigt nur von dem Niveau des Meeres bis zu 2000 Füls oder höchstens noch wenige Fuls höher hinauf; höhere Gebirgs- keiten, Plateaubildungen, Glutwüsten, drängen die Olivenbaum- 5* 180 zone überall in engere Grenzen zurück; dagegen verdichtet sie sich, wo die Gestadeclimate und Feuchtigkeitsverbältnisse der Atmosphäre mit milder Wärme verbunden das Gedeihen und die vegetative Fülle des Wachsthums wie der veredelten Fruchter- zeugung steigern. Die Verbreitungssphäre des wilden Ölbaums ist aber eine viel weitere wie die des Culturbaums; die Begren- zung von jener sind wir nicht im Stande genau zu verfolgen, wegen Mangel genauer botanischer Beobachtung und Unterschei- dung der Varietäten, Arten, oder Familienverwandten, so wie aus Mangel genauer geographischer Beobachtung ihres Vorkommens. Die Cultursphäre der Olea europaea liegt aber überall innerhalb der wilden Sphäre der Olea sylvestris, aber auch diese letztere bietet wieder, in sich, eine grolse Steigerung dar, hinsichtlich ihrer Früchte, der wilden Oliven. Denn im Norden des Mittel- ländischen Meeres sind es nur kärgliche, ungenielsbare, kleine Olivenbeeren, im Süden desselben aber schmackhafte Oliven, gleich grolser Art wie die Cultur-Olive, und zwar in grölster Fülle an der ganzen Nordküste Afrika's, von der Cyrenais bis Tarudant, und von da bis Marokko und Sus. Wie dieses Verhältnils auf Asiatischem Boden sich gestaltet, geht aus bisherigen Beobach- tungen noch keineswegs hinreichend klar hervor. Die verticale Verbreitungssphäre (die obere und un- tere Region nach Schouw) ist in den engen Raum vom Meeres- niveau bis 2000 F. Meereshöhe eingeschränkt, in welcher zwar der Ölbaum der immergrünen Region überhaupt angehört, wie sie im Appennin von Schouw bezeichnet ist, aber. doch so, das die obere nicht mehr so alljährlich fruchtergiebig wie die untere bleibt, und in dieser letzteren überhaupt das Paradiesclimä des Ölbaums, zusammenfallend mit dem der Agrumi Italiens, oder der Orangen, in seinem edlern Ertrage erscheint. Dieser Ertrag fällt aber im Süden des Mittelländischen Meeres als frei. williges Erzeugnils des wilden Ölbaums mit dem des, wenn auch nur durch geringe Menschenpflege besorgten Culturbaums, fast vollkommen, auf demselben Boden, zusammen. Hier, wie in Ka- naan, zumal in Judäa und;in Gaza, ersetzt die Natur schon ganz den Beistand der Cultur, und diese Ländereien sind daher als die Sphäre der Urheimat zu betrachten, für welche in Judäa das Alter der Mosaischen Schriften in der Geschichte der Hebräer 181 und Phönicier spricht, wie für die Cyrenais und Mauritanien die Natur selbst, wenigstens nach ihrer gegenwärtigen Erscheinung. Hier ist es, wo der Baum, sich selbst überlassen, alljährliche Fülle der Ernte bringt, während er innerhalb der, von da unstreitig erst weiter nordostwärts ausgegangenen Cultursphäre, meist ein Jahr um das andere zur vollständigen Ausbildung seiner Oliven- ernte bedarf, oder auch erst nur alle drei oder vier Jahre eine tüchtige Ernte giebt, wie auch der Weinstock seine Traubenfülle nicht alljährlich zu spenden, oder, überall in seiner Cultursphäre zur Reife zu bringen vermag. Überall, wo aber die Cultur-Olive gedeihet, da nähert sie sich weder der Region des dauernden Schneefalles, noch der des trocknen Continentalclimas, noch der brennenden Glutatmosphäre; sie meidet die kalten Nordwinde, wie die glühenden Südwinde, sie meidet jedes Extrem der Kälte, der Hitze, der tropischen Re- gengüsse, sie steigt nicht die hohen Berge hinauf, sie gefällt sich auch nicht unmittelbar am flachen, salzigen Meeresstrande. Aber zwischen beiden mitten inne, nach oben, in verticaler Hinsicht, wie der nördlichen Breite nach, von der Region der immergrü- nen Eiche, nach unten wie gegen Süden, von der Region der - südtropischen Dattelpalme des Flachlandes begrenzt, bedeckt sie mit ihrem heilig gehaltenen Fruchthainen, vorzugsweise nur den milden Hügelboden, und am liebsten so weit wie die be- ständigen Wechsel der Land- und Seewinde ihr Spiel treiben und deren Kronen noch zu fächeln im Stande sind. Wie nun der Europäische Ölbaum, welcher der neuen Welt wie die edle Weintraube fehlt, zuerst aus Andalusiens Oliven- hainen, durch Ferdinand Cortez nach Mexico, durch die Missio- nen nach Neu Californien, und von da weiter durch das ganze Mittelamerika verbreitet worden, und eine der Breitenzone nach unendlich erweiterte Cultursphäre in dem mehr insularen Clima Amerika’s gewinnen konnte, dies ist schon dnrch A. v. Humboldt den Hauptthatsachen nach allgemein bekannt, so wie durch jün- gere Augenzeugen im Einzelnen über das weite Culturgebiet der Gegenseite der Alten Welt, bis zur Gegenwart anderwärts mit- getheilt worden. 182 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Philosophical Transactions of Ihe Royal Society ef London for the year 1843, Part 2. London 1843. 4. Proceedings of the Royal Society (of London) 1843. No.58.,8. The Royal Society (of London. List) 30. Nov. 1843. 4. George Biddell Airy, magnetical and meteorological Obser- vations made at the Royal Observatory, Greenwich, in the years 1840 and 1841. London 1843. 4. Proceedings of the geological Society of London. Vol. III, Part 2. No. 77-83. 1841-42. London 8. Bulletin de la Classe physico-mathematique de l’Academie Imperiale des Sciences de Saint- Petersbourg. No. 38—48. Tom II, No. 14-24. 4. j Bulletin de la Classe des Sciences historiques, philologiques et politiques de l’Academie Imperiale des Sciences de Saint- Petersbourg. No. 16-22. Tom I, No. 16-22. 4. K. Morgenstern, Erklärungsversuch einer noch nicht bekannt gemachten Abraxas-Gemme. Dorpat u. Leipzig 1843. 4. Aufserdem wurde ein Schreiben des Herrn Silliman zu New- Haven, Connecticut, vom 6. April d. J. vorgetragen, worin der- selbe wünscht, die Berichte der Akademie monatlich zu erhalten, und dagegen das von ihm redigirte American Journal (of Scien- ces anbietet: womit sich die Akademie einverstanden erklärte. Zum Schlufs legte Hr. Ehrenberg der Akademie einige vorläufige Resultate seiner Untersuchungen der ihm von der Südpolreise des Capitain Rols, so wie von den Herren Schayer und Darwin zugekommenen Ma- terialien über das Verhalten des kleinsten Lebens in den Oceanen und den gröfsten bisher zugänglichen Tiefen des Weltmeers vor. I. Die Süd-Pol-Reise von 1841 — 1843. Die Kenntnils des unsichtbar kleinen selbstständigen‘ Lebens hat durch die Süd-Pol-Reise des verdienstvollen Capitain Rols in den Jahren 1841 — 1843 einen sehr wesentlichen Fortschritt gewonnen. Der Verfasser dieser Mittheilung hält sich verpflich- tet, einige der allgemeinen Resultate der Akademie jetzt schon vorzulegen, obschon die wissenschaftliche Verarbeitung der Ma- terialien noch lange nicht abgeschlossen werden konnte. 183 Im Jahre 1840 hatte bekanntlich die Londoner Akademie der Wissenschaften eine Commission ernannt, um physikalische und meteorologische Fragen und Wünsche von besonderem wis- senschaftlichen Werthe für eine beabsichtigte Untersuchungsreise nach dem Südpol und für die magnetischen Observatorien vorzube- reiten. Herr Alexander v. Humboldt hatte durch den Wunsch des Verfassers sich angeregt gefühlt, in den von ihm der Com- mission mitgetheilten zu erledigenden Fragen (p. 96 des gedruck- ten Rapports) auch auf die Wichtigkeit der Beachtung der klein- sten Lebensverhältnisse für die zeitgemälsen Hauptfragen der neuern Geologie aufmerksam zu machen und die Anwendung der sehr ‚leichten Beobachtungs- und Sammlungs-Methoden des Ver- fassers auf der ganzen Reise anzuempfehlen. Durch den wissenschaftlichen Eifer des Hrn. Dr. Hooker, Sohnes des bekannten Botanikers, eines der Reisenden auf dem Schiffe Erebus, sind auf der genannten sehr glücklich vollendeten und wichtigen Pol- Reise mancherlei Materialien auch dieser Art eingesammelt und glücklich zurückgebracht worden. An den Ver- fasser dieser Mittheilung sind vor Kurzem von Hrn. Dr. Hooker etwa 40 Päckchen und 3 Gläser mit Wasser aus den Gegenden vom Cap Horn bis zu Victoria Land übersandt worden. Nahe eben so viel hat gleichzeitig Hr. Darwin, der geistvolle Beob- achter der Corallen-Bildungen im Südocean, aus andern Erdge- genden beigefügt. Die im Wasser mitgebrachten und ihm anvertrauten Lebens- verhältnisse aus dem südlichen Polar-Meere vom 75° — 78°, 10’ südlicher Breite und 162 westl. Länge glaubte der Verfasser un- werzüglich mit aller Schärfe untersuchen zu müssen, da eine solche Gelegenheit schwerlich sobald wiederkehren dürfte. Von den getrockneten Materialien sind bisher nur einige Päckchen unter- sucht worden, die nämlich, welche der Lokalität nach das meiste Interesse zu haben schienen, darunter waren denn die Proben von Rückständen aus geschmolzenem Polar-Eise und der Meeres- "Grund unter 63° und 78° S. B. aus den Tiefen von 190 bis 270 Fathoms, d.i. 1140 bis 1620 Fufs, den gröfsten bisher schar- fer Beobachtung zugänglichen Tiefen. Die Lebensverhältnisse im kleinsten Raume sind, wie es der Verfasser freilich wohl erwartet hatte, eben so am Süd-Pol 184 wie am Nord-Pol, und in den gröfsten erreichbaren Tiefen des Oceans von überaus grolser Ausdehnung und Intensität. Die bisherigen Beobachtungen geben für die höchsten Ge- birgsspitzen der Erde, welche ewiges Eis tragen, ein allmähliges, nach bestimmten Gesetzen fortschreitendes Verschwinden des Or- ganischen vom Baume zum Gestrüpp, zur Grasbildung und Flech- tenbildung, und von da zum ewigen Eis und völligen Mangel an Leben. Ebenso dachte man sich die organischen Verhältnisse nach den Polar-Flächen der Erde hin abnehmend und verschwin- dend, erst baumloses Land, dann nur Gräser, zuletzt nur Flech- ten und Algen und dann an den Polen selbst Eis und Tod, wo nur einige Raubthiere vom Todten periodisch Nahrung suchten. welche wieder andere sammt den Menschen selten herbeilockten. ' Was die Tiefen anlangt, so war man neuerlich der Mei- nung, dafs die tiefsten Muscheln: Venus, Cytherea, Venericardia in 50, Byssoarca in 75 und Terebratula, (wie es Cumings Be- obachtung nach Broderip im Anhang zu De la Beches Researches in theoretical Geology 1834 angiebt) in 90 Faden Tiefe lebten. Tiefere Beobachtungen lebender Muscheln waren nicht bekannt. Nach Milne Edwards und Elie de Beaumont (Annales de Chimie et de Physique 1841. T. VII. p. 121) sind 244 Metres = 732 Fufs die letzten Grenzen des Corallenwuchses und des beobach- teten Lebens in den Meerestiefen an der Küste der Barbarei. Aus 100 Klaftern Tiefe zog 1800 Peron bei Neuholland Sertu- larien und verschiedene Corallenthiere hervor, die alle leuchtend ' und sämmtlich um 3° wärmer waren, als die Meeresfläche. Quoy und Gaimard behaupteten 1824 und 25, bei ihren verdienstvollen Untersuchungen der Corallenbildungen, dafs nur bei 40 bis 80 Klaftern Tiefe noch ästige Corallen vorkommen und in 100 Klaf- tern Tiefe noch Reteporen leben. Das aus der gröfsten Tiefe bekannte lebende Thier blieb bisher Umbellularia Encrinus, die Doldenfeder, welche nach Ellis und Mylius 1753 vom Ca- pitain Adrianz bei Grönland aus 236 Klaftern, = 1416 Fuls Tiefe, hervorgezogen worden sein soll. (S. Ehrenberg über die Natur und Bildung der Corallen-Inseln p. 50.) Aus gröfseren Tiefen hat man zwar oft schon Proben des Meeresgrundes hervorgeholt, allein Capitain Smith fand bei Gibraltar in 950 Faden (= 5700 Fuls) Sand mit Bruchstücken von Muscheln und Capitain Videl 185 fand nach Lyell (Principles of Geology edit VI. 1840. Uebers. von Hartmann 1842. 3. p. 380.) im Schlamm der Galway Bucht bei 240 Klaftern Tiefe nur noch Dentalien, sonst aber die aus dergleichen Tiefen hervorgehobenen Grundverhältnisse mit zer- pulverten Muscheln und andern organischen Resten gemischt, ohne Leben. Da nach Parrot’s Berechnung in der Tiefe von 1500 Fuls die Wassersäule des Meeres auf jeden Quadratzoll einen Druck von 750 Pfd. (75 Centner) ausübt, und da die atmosphärische Luft in den von der Oberfläche des Meeres kommenden freien Or- ganismen, ihres zelligen Körpers, und eben ihres Organismus hal- ber, wechselnde so hohe Extreme der Expansion und Compres- sion bedingen würde, dals sie den Organismus zerstören zu müs- sen scheinen, so sind gerechte Zweifel geblieben, ob in grofsen Tiefen wirklich organisches Leben stattfinden könne. Ferner hat Wollaston 1840 in der grofsen Tiefe von 670 Klaftern im Mittelmeer bei Gibraltar einen um das vierfache stärkeren Salzgehalt des Wassers als an der Oberfläche consta- tirt. Zwar sind nun sehr genaue und wissenschaftlich sichere Untersuchungen über den Salzgehalt des Meeres von Hrn. Lenz in Petersburg schon 1830 publicirt worden, allein Hr. Lyell hat ‚ sich doch bewogen gefunden, im Jahre 1840 in seiner Geologie B. II. p. 239 noch die Wollastonsche Beobachtung nicht für eine lokale Erscheinung zu halten, sondern anzunehmen, dals folglich in noch grölseren Tiefen der Salzgehalt des Meeres noch weit bedeutender sein werde, und überall in einem fortschreitenden ähnlichen Verhältnisse stehen möge. Endlich bat Hr. Elie de Beaumont 1841 angenommen, dals die von Hrn. Siau gefundenen Grenzen der Wellenbewegung im Meere auch die Grenzen wenigstens der festsitzenden lebenden Thiere sein mögen, indem sie auf Nahrung warten mülsten, wel- che auf jene Weise nur regelmälsig zugeführt werden könne und dals mithin die Grenze des stabilen organischen Lebens sammt der der Wellentiefe gewöhnlich 200 Metres (= 600 Fuls) nicht viel übersteigen werde. (Annales de Chimie I. c.) Solche, die allgemeine Erdkunde tief berübrende Betrach- tungen, wozu noch die Beobachtungen über die Zunahme der Wärme nach dem Erd-Centrum hin treten, haben dem Verfasser 186 es immer sehr wünschenswerth erscheinen lassen, das kleinste Leben in der Richtung der Tiefe zu beachten. Folgende, im Wesentlichen gesicherte Details der vorläufi- gen Untersuchung mögen denn eine geneigte Aufnahme finden, und zugleich den verdienstyollen Reisenden, welche die Materia- lien herbeiführten, den Dank der Wissenschaft bringen. Im Allgemeinen wird nur noch bemerkt, dals diese sämmt- lichen Materialien sehr reich an ganz neuen typischen Formen, besonders auch an neuen Generibus, zum Theil mit zahlreichen Arten sind, welche meist ganz allein, zuweilen mit etwas Schleim und Fragmenten:von kleinen Krebschen die Masse bildeten. Die neuen Genera und Arten sind in der Schrift ausgezeichnet. Die Asterompbali sind ganz eigenthümliche, besonders schöne, stern- förmige Gestalten. Analyse der verschiedenen Materialien des Herrn Hooker, von der Süd-Pol-Reise. 1. Rückstand aus etwas geschmolzenem Pfannkuchen-Eise*) (Pancake Ice) an der Barriere im 78°,10’ S. Breite 162° WL. „A. Kieselschalige Polygastrica. 1 Actinoptychus biternarius 15 Coscinodiscus Lunae 2 ASTEROMPHALUS Hookerüi 16 — - Oeculus lIridis 3 _ Rossü 17 _ radiolatus 4 _ Buchiü 18 = subtilis 5 —_ Beau- 19 —_ velatus znontü 20 Dicladia antennata 6 _ Humboldtüi 21 — bulbosa 7 = Cuvierü 22 Dictyocha aculeata 8 Coscinodiscus actinochilus 23 En Binoculus 9 - Apollinis 24 Dictyocha biternaria 10 _ cingulatus 25 _ Epiodon 11 — eccentricus 26 _ octonaria 12 = gemmifer 27 _ Ornamentum 13 = limbatus 238° — septenaria 14 _ lineatus 29 — _ Speculum. ®) Dünne und flache strichweis scbwimmende Eisstücke. 187 30 Flustrella concentrica 41 Pyzidicula dentata 31 Fragilaria acuta 42 _ hellenica 32 _ Amphiceros 43 Rhizosolenia Calyptra 33 Gallionella pileata 44 _ Ornithoglossa 34 _ sulcata? 45 Symbolophora Microtrias 35 HALIONYX senarius 46 _ Tetras 36 _ duodenarius 47 _ Pentas 37 HEMIAULUS antarcticus 48 —_ Hexas 38 HEMIZOSTER tubulosus 49 Synedra Ulna? 39 Zithobotrys denticulata 50 Triceratium Pileolus 40 Lithocampe australis 51 Zygoceros australis. B. Kieselerdige Phytolitharia. 52 Amphidiscus Agaricus 64 Spongolithis Heteroconus 53 clavatus 65 = inflexa 54° _ Helvella 66 _ Leptostauron 55 Lithasteriscus bulbosus 67 _ mesogongyla 56 Spongolithis acıcularis 68 — neptunia 57 _ aspera 69 _ radiäta 3 58 —- dbrachiata 70 _ trachelotyla IN — _ Caputserpentis 71 = Trachystauron 0 — __ cenocephala 72 _ Trianchora 61 —_ Clavus 73 _ vaginata 62 = collaris 74 = verticillata 63 — Fustis ‚75 == uncinata. C. Kalkschalige Polythalamia. 76 Grammostomum divergens 78 Rotalia Erebi 77 Rotalia antarctica 79 Spiroloculina —. Mehrere Formen der Gattung Coscinodiscus sind mit ihren grünen Ovarien, mithin als sicher lebend gesammelt, erkennbar ge- - worden. 2. Rückstand aus geschmolzenem Eis, während die Schiffe durch breite Striche von braunem Pfannkuchen-Eis (Pancake Ice) se- gelten, im 74°? bis 78° Südl. Breite (Material vom 75 S. B. 170° W. L.) A. Kieselschalige Polygastrica. 14 ASTEROMPHALUS Buchii 2 ASTEROMPHALUS Rossi 188 3 Coscinodiscus lineatus 9 Eunotia gibberula 4 _ Lunae 10 Fragilaria acuta 1 —_ Oeculus Iridis 11 — pinnulata | 6 _ radıolatus 12 _ rotundata | 7 — subtilis 13 HEMIAULUS antarctieus 8 Dictyocha aculeata 14 HEMIZOSTER zZubulosus. B. Kieselerdige Phytolitharia. 15 Spongolithis Fustis? Fragm. Diese und die vorhergehende Masse sind in Gläsern im Wasser übersendet worden. Es sind dieselben versiegelten Glä- ser, in welche sie in dem Jahre 1842 eingesammelt wurden. Im ersten kleinern Glase, welches ein reiches Sediment hat, wovon fast alle einzelnen Atome selbstständige kieselschalige Organismen sind, war vorherrschend Hemiaulus antarcticus. Das grölsere Glas der 2ten Masse ist gröfstentheils durch den versiegelten Kork ausgesickert, so dals etwa 4 noch darin war. Die Masse des Sediments ist im Mai 1844 fast durchweg in einem Zustande in Berlin angekommen, den der Verfasser kein Bedenken trägt einen lebenden zu nennen, obschon alle Formen zu den wenig “ beweglichen oder ganz unbewegten gehören. Vorherrschend waren die Fragilarien (F. pinnulata), diese hatten, obwohl selten noch in Kettenform zusammenhängend, ihre grünen Ovarien meist in verschiedenen natürlichen Anordnungen erhalten, auch Cosci- nodisci und Hemiaulus zeigten oft noch grüne Körnergruppen im Innern. Keine Bewegung. Die folgenden Nummern sind getrocknet übersandt worden. 3. Durch die Sonde heraufgezogener Meeresgrund aus 190 Fa- thoms, = 1140 Fufs, Tiefe in 78°, 10’ SB. 162 WL. A. Kieselschalige Polygastrica: 1 ASTEROMPHALUS Hookerii 8 Coscinodiscus lineatus 2 _ Buckii 9 _ Lunae 3 _ Humboldti 10 = radiolatus 4 _ Cuvierü 11 Dictyocha septenaria 5 Coscinodiscus Apollinis 12 —_ Speculum 6 _ gemmifer 13 Fragilaria Amphiceros T _ limbatus 14 — al. sp. TEEN 189 15 Gallionella Sol. 21 Symbolophora? Microtrias 16 HEMIAULUS antarcticus 22 _ Tetras 17 Lithobotrys denticulata 23 u Pentas 18 Mesocena Spongolithis 24 —_ Hexas 19 Pyxidicula 25 TRIAULACIAS zriqueira 20 Rhizosolenia Ornithoglossa 26 Triceratium Pileolus. B. Kieselerdige Phytolitharia. 27 Amphidiscus Polydiscus 34 Spongolithis Fustis 28 Spongolithis acicularis 35 _ neptunia 29 _ aspera 36 _ Pes Mantidis 30 _ brachiata 37 _ Trianchora 31 _ Caput serpentis 38 _ vaginata 32 _ cenocephala 39 _ uncinata. 33 _ Clavus 4. Aus dem Meere entnommener Schnee und Eis in 76° S.B. 165 W.L. bei Victoria Land. Kieselschalige Polygastrica. 1 Coscinodiscus lineatus 4 Fragilaria pinnulata 2 _ Lunae 5 _ rotundata 3 _ subtilis 6 _ al. sp. Die Hauptmasse sind dicht gedrängte Fragilaria pinnulata mit Coscinodiscis die beim Aufweichen im Wasser meist ihre grünen, vielleicht ursprünglich braunen Ovarien erkennen lassen. 5. Inhalt des Magens einer Salpa 66° S.B. 157 W.L. 1842. Kieselschalige Polygastrica. 1 Actiniscus Lancearius .8 Dictyocha aculeata 2 Coscinodiscus Apollinis 9 _ Speculum 3 _ cingulatus 10 Fragilaria acuta ä _ gemmifer 11 _ granulata 5 _ lineatus 12 _ rotundata 6 _ Lunae 13 HALIONYX duodenarias H —_ subtilis 14 Pyzidicula. Dies Material enthält überaus viele Dictyochas, die offenbar von der Salpa besonders aufgesucht sein mögen, da sie so häufig 190 nicht in den andern Proben vorkommen und die mithin dadurch als eine Lieblingsspeise der Salpa erscheinen. 6. Auf der Oberfläche des hohen Meeres schwimmende Flocken in 64° S. B. 160 W.L. Es sind den Oscillatorien unserer Gewässer ähnliche, filzige, zartfadige, mit Körnchen durchwirkte Massen, deren Hauptbe- standtheil die kieselschaligen, sehr zarten und langen Seitenröhren der ganz neuen und ganz eigenthümlichen Thiergattung Chaetoce- ros bilden. Die Natur der Körnchen blieb unklar. Die übrigen Formen sind in diesen Filz eingestreut, alle zeigen aber noch ihre eingetrockneten Oyarien und mithin, dafs sie lebend gesam- melt wurden. Kieselschalige Polygastrica. 1 ASTEROMPHALUS Darwiniüi 10 Dictyocha aculeata 2 _ Hookerüi 41 -- Binoculus & _ Rossü 12 En Ornamentum [A _ Buchiü 13 — Speculum 5 _ Humboldti AA Fragilaria Ampbhiceros 6 CHAETOCEROS Dichaeta 15 — granulata 7 Pr Tetrachaeta 16 HEMIAULUS ob2usus 8 Coscinodiscus lineatus 17 Lithobotrys denticulata. 9 _ subtilis 7. Durch die Sonde (Senkloth) aus dem Meeresgrunde im Golf von Erebus und Terror heraufgezogene Masse aus 207 Fathoms = 1242 Fuls Tiefe in 63°, 40’ S. B. 55 W.L. Zwischen unorganisch erscheinendem Sande fanden sich in dieser sehr kleinen Probe, zum Theil mit deutlich erkennbaren grünen Ovarien: A. Kieselschalige Polygastrica: 4 ANAULUS scalaris 8 Fragilaria rotundata 2 Biddulphia ursina 9 Gallionella Sol 3 Coscinodiscus Apollinis 10 —_ Tympanum & _ cingulatus 11 Grammatopheora parallela 5 Zn Lunae 12 HEMIAULUS anzarcticus 6 — subtilis 13 Rhaphoneis fasciolata 7 _ velatus 14 Zygoceros? australis. 191 B. Kieselerdige Phytolitharia: 15 Spongolithis acicularis 16 Spongolithis Fustis. 8. „Durch die :Sonde heraufgezogener Meeresgrund aus 270 Fa- thoms, = 1620 Fuls, Tiefe, in, 63°, 40 S.B. 55: W.L, A. Kieselschalige Polygastrica: 1 Achnanthes turgens 21 Gallionella sulcata 2 Amphora libyca 22 Grammatophora africana “3 ANAULUS scalaris 23 _ parallela 4 Biddulphia ursina 24 — serpenlina 5 Campylodiscus Clypeus 25 HEMIAULUS antarcticus 6 Coscinodiscus Apollinis 26 Lithocampe n. Sp» 7 er gemmifer 27 Mesocena: Spongolithis 8 u lineatus 28 Navicula elliptica 9 — Lunae 29 Podosphenia cuneata 10 E= Oculus Iridis 30 Pyxidiceula hellenica? 11 _ radiolatus 31 Rhaphoneis fasciolata 12 —_ subtilis 32 Rhizosolenia Calyptra 13 Denticella laevis 33 —_ Ornithoglossa 44 Discoplea Rota 34 Stauroptera aspera 15 _ Rotula 35 Symbolophora Microtrias 16 Flustrella concentrica 36 _ Tetras: 17 Fragilaria Ampbhiceros 37 _ Pentas 18 _ pinnulata 38 _ Hexas 19 Gallionella Oculus 39 ‚Synedra Ulna. 20 — ,..802. B. Kieselerdige Phytolitharia: 40 Amphidiscus clavatus 47 Spongolithis Heteroconus 41 Spongolithis acıcularis 48 _ ingens 42 = aspera 49 _ neptunia 43 —_ brachiata 50 —_ obtusa 44 _ Caput serpentis 51 _ vaginata 45 _ Clavus 52 _ uncinata. 46 _ Fustis C. Kalkschalige Polythalamia: 53 Grammostomum divergens. 192 9. Proben der Cockburns-Inseln als letzte Vegetations- Grenzen am Süd-Pol. 64°, 12’ S.B. 57 W.L. Auf den Cockburns-Inseln (Cockburns hed) sah Herr Hooker - eine Alge als Boden und letzten Vegetationsgrad mit Protococcus- Formen. Die Alge ist eine den Tetrasporis verwandte Ulve, die Herr Hooker selbst näher zu beschreiben sich vorbehält; den Protococcus habe ich nicht im getrockneten Zustande wiederer- kannt. Gleichzeitig und hauptsächlich wird aber diese Masse von kieselschaligen Polygastricis bevölkert und mit gebildet. Ein un- organisch erscheinender Sand, Pinguin-Federn und -Exkre- mente, die Ulva ünd nur 5 bis jetzt erkannte kieselschalige In- fusorien-Arten in dichter Menge bilden die übersandte Masse. Das Vegetabilische mag sich‘ wohl beim Faulen spurlos auflösen. Die Vogel-Excremente mögen, dem Guano gleich, festen Stoff reichlich abgeben, aber das solide kieselerdige Element der un- sichtbar kleinen polygastrischen Thiere scheint, keinen unwesent- lichen Theil des Festen zu bilden, der auch nach dem Tode der Generationen erd- und landbildend fortbesteht. Folgende Formen sind beobachtet: Kieselschalige Polygastrica: 1 Eunotia amphioxys 4 Rhaphoneis Scutellum 2 Pinnularia borealis 5 Stauroptera tapitata. 3 _ peregrina? Zwei Formen sind neu, zwei auch am Nordpol beobachtet und eine über die Erde weit verbreitet. II. Oceanische Materialien von Herrn Schayer. Herr Schayer aus Berlin, welcher 15 Jahre Ober-Intendant der englischen Schäfereien in Woolnorth auf Vandimens Insel gewesen, hat auf den ihm im Jahre 1842 dorthin gesandten Wunsch des Verfassers, daselbst auch auf das kleinste Leben be- zügliche reiche Materialien gesammelt, besonders auch auf der Rückkehr Wasser aus verschiedenen, Geraden, des Oceans ge- schöpft und 1843 in vier Fläschchen zu + bis + Quart mit nach Berlin gebracht, Der Verfasser hatte ger anlte, dafs fern von der Küste an genau bestimmten Orten aufs Geradewohl Wasser geschöpft werden möge, um den gewöhnlichen Gehalt des Oceans einigermafsen kennen zu lernen. 193 Die wohl erhalten in Berlin angekommenen vier versiegelten Fläschchen wurden vom Verfasser der Akademie vorgezeigt, und das Wasser ist jetzt noch völlig klar und krystallhell und hatte nur wenige Flocken am Boden, die es beim Schütteln trübten, aber sich dann wieder zu Boden senkten und die frühere Klar- heit dadurch herstellten. Beim Öffnen war eine zwar geringe, aber doch merkliche Spur von Schwefelwasserstoffgas durch den Geruch bemerkbar. Die mikroskopische Untersuchung hat folgende Resultate er- geben: 1. Wasser südlich vom Cap Horn im hohen Meere unter 57° S. B. 70 W. L. enthält: Kieselschalige Polygastrica: 1 Fragilaria granulata 3 Lithostylidium Serra. 2 HEMIAULUS odtusus 2. Wasser aus der Gegend der brasilianischen Küste, bei Rio de Janeiro im hohen Meere, aus 23° S. B. 28 W.L. A. Kieselschalige Polygastrica. 1 Cocconeis Scutellum 6 Navicula Scalprum 2 Fragilaria Navicula 7 Pinnularia oceanica 3 Gallionella sulcata 8 _ peregrina 4 Haliomma radiatum 9 Surirella sigmoidea 5 Navicula dirhynchus 10 Synedra Ulna. B. Kieselerdige Phytolitharia: 11 Spongolithis aspera 13 Spongolithis Fustis 12 -- cenocephala 14 _ vaginata. 3. Wasser aus dem Aequatorial- Ocean in der Richtung von St. Louis in Brasilien in 0° Breite, 28° W.L. A. Kieselschalige Polygastrica: 1: Fragilaria rhabdosoma 2 Fragilaria Navicula. B. Kieselerdige Phytolitharia: 3 Lithostylidium rude 4 Lithostylidium Serra. 194 4. Wasser aus dem antillischen Ocean 24° N.B. 40 W.L. A. Kieselschalige Polygastrica: 1 Haliomma radiatum. B. Kieselerdige Phytolitharia: 2 Lithodontium nasutum 4 Lithostylidium rude. 3 Lithostylidium Amphiodon C. Häutige Pflanzentheile: 5 Pollen Pini. Es geht denn aus diesen durch Herrn Schayer gewonnenen vier Beobachtungsreihen hervor, dafs der Ocean, selbst in seinem gewöhnlichen Zustande, ohne besondere Färbung, ohne Gewitter- luft und andere Einwirkungen, bei klarster Durchsichtigkeit des Seewassers, zahlreiche selbstständige, ganz unsichtbare Organis- men schwebend erhält, und dafs die kieselschaligen in allen jenen Fällen die vorherrschenden waren, obschon die Analyse des Meerwassers keine Kieselerde als regelmälsigen Bestand- theil zeigt. III. Über einen die ganze Luft längere Zeit trübenden Staub- regen im hohen atlantischen Ocean, in 70° 45 N.B. 26 W.L., und dessen Mischung aus zahlreichen Kieselthieren. Herr Darwin, der bekannte verdienstvolle englische Reisende und Schriftsteller über die Korallenriffe, erzählt in seinem Reise- bericht, dals auf den Capverdischen Inseln und auch im hohen Meere jener Gegend, als er dort war, beständig ein feiner Staub aus der trüben Luft gefallen sei und auch die Schiffe, welche 380 Seemeilen vom Lande entfernt waren, wurden, seinen brief- lichen Mittheilungen zufolge, davon getroffen. Der Wind wehte damals von der afrikanischen Küste her. Von dem Staube aus der hohen See, der in so grolser Entfernung vom Lande auf das Schiff niederfiel, hat Herr Darwin eine Probe an den Verf. zur Untersuchung gesandt. Es wurde bisher dieser Staub allge- mein für eine vulkanische Asche gehalten. Die mikroskopische Analyse hat zur Klarheit ergeben, dals ein namhafter Theil, viel- leicht 4 der Masse, aus sehr verschiedenen kieselschaligen Poly- gastricis und kieselerdigen bekannten terrestrischen Pflanzentheilen besteht, wie folgt: 195 A. Kieselschalige Polygastrica: 1 Campylodiscus Clypeus 10 Himantidium Arcus 2 Eunotia Amphioxys 11 _ Papilio 3 — gibberula 12 Navicula affınis? 4 Gallionella crenata 13 v — lineolata 5 _ distans 14 — Semen 6 _ granulata 15 Pinnularia borealis 7 _ marchica 16 _ gibba 8 = procera 17 Surirella (peruviana?) 9 Gomphonema rotundatum? 18 Synedra Ulna B. Kieselerdige Phytolitharia: 19 Amphidiscus Clavus 29 Lithostylidium Ossiculum 20 Lithodontium Bursa 30 — quadratum 21 _ curvatum 31 _ rude 22 _ furcatum 32 _ Serra 23 _ nasutum 33 _ spiriferum 24 _ truncatum 34 Spongolithis acicularis 25 Lithostylidium Amphiodon 35 En aspera 26 u clavatum 36 _ mesogongyla 27 _ cornutum 37 - obtusa 28 u laeve Die in diesem Verzeichnils enthaltenen meist bekannten und meist europäischen Formen beweisen: 1) dafs jener meteorische Staubregen terrestrischen Ur- sprungs war; 2) dals derselbe kein vulkanischer Aschenregen war; 3) dafs er nothwendig ein von einer ungewöhnlich starken Luftströmung oder einem Wirbelwinde bis in grolse Höhe ge- hobener Staub aus einer ausgetrockneten Sumpfgegend war; 4) dals der Staub nicht nothwendig und nicht nachweislich aus Afrika gekommen, obschon der Wind von daher, als dem nächsten Lande, wehte, als der Staub niederfiel, weil in Afrika ausschlielslich einheimische Formen gar nicht darunter sind; 5) Dals, da Himantidium Papilio, eine sehr ausgezeichnete Form, bisher nur in Cayenne vorgekommen ist (s. das mikrosko- pische Leben in Süd- und Nord- Amerika Tafel II. Fig. 2.), auch die Surirella vielleicht eine amerikanische Form ist, nur zwei 5+rr+ 196 Schlüsse nahe liegen, entweder der Staub wurde in Süd-Amerika nach den obern Luftschichten gehoben und durch veränderte Luftströme in andere Richtungen gebracht, oder Himantidium Papilio sammt der Surirella sind auch anderwärts, namentlich in Afrika, noch zu entdecken. Übersicht der Resultate dieser Untersuchungen. 1) Es giebt nicht nur, wie sich aus den früheren Beobachtun- gen des Verfassers (S.d. mikroskopische Leben in Amerika, Spitzbergen u.s. w.) ergab, ein unsichtbar kleines Leben in der Nähe der Pole, da wo das grölsere nicht mehr gedeiht, sondern dasselbe wird am Süd-Pol in überaus reicher Ent- wickelung erkannt. 2) Selbst im Eise und Schnee des Süd-Pol-Meeres erhält sich ein reiches Leben, gegen die Extreme der Kälte glücklich ankämpfend. 3) Die mikroskopischen Lebensformen des Süd-Pol-Meeres ent- halten einen grolsen Reichthum bisher ganz unbekannter, oft sehr zierlicher Bildungen, indem nicht weniger als sieben eigenthümliche Genera erkannt sind, von denen einige meh- rere, eine bis 7 Arten enthalten. 4) Die im Jahre 1842 bei Victoria-Land eingeschüpften For- men haben im Mai 1844 fast frisch in Berlin untersucht werden können, was einen Malsstab für die Aussicht auf künftige mögliche Leistungen geben mag. 5) Der Ocean ist nicht nur an einzelnen Punkten und in Bin- nenmeeren oder an den Küsten mit unsichtbaren Lebensato- men bevölkert, sondern er ist überall auch im klarsten Zu- stande des Seewassers und fern von den Küsten mit Leben verhältnissmälsig dicht erfüllt. 6) Es war bisher nur eine ganz mikroskopische Form aus dem hohen Meere und doch auch aus der Nähe der Küste na- mentlich bekannt, die Astasia oceanica, welche v. Chamisso beobachtet hatte, alle übrigen Nachrichten waren allgemeine, unbrauchbare Bezeichnungen. Durch die neuen Materialien wächst die Zahl der Einzelnamen auf nahe an 100 Arten. 7) Die bisher beobachteten oceanischen mikroskopischen For- men sind überwiegend Kieselschalen- Thierchen mit einigen 8) 9) 10) 11) 12) 197 Kalkschalen-Thierchen. Nehmen wirklich diese so zahlreichen Formen das Material zu ihren Schalen nur vom Meeresbo- den? Diese Frage wird täglich interessanter. Kieselschalige und kalkschalige kleinste Lebensformen sind nicht nur in den schlammigen Meeresgrund eingemischt, son- dern sie bilden denselben als dicht gedrängte Masse. Sie leben bis zu 1620 Fufs Tiefe und ertragen mithin einen Wasserdruck von 50 Atmosphären, der zwar nicht wenn sie lokal fest sind, aber wenn sie abwechselnd vom Boden zur Oberfläche und umgekehrt sich bewegen, seinen ganzen Einfluls auf ihre organischen Gewebe geltend machen müfste, und es beim Heraufziehen sichtlich nicht thut. Wer möchte zweifeln, dals organische Wesen, welche 50 Atmosphären Druck ertragen, deren auch 100 und mehr ertragen mögen. Die Vermuthung, dals es in grofsen Tiefen, über 600 Fuls, keine frische Nahrung mehr gebe für organische Wesen aller Art, ist unhaltbar geworden. Leben und Temperatur in den Tiefen des Oceans sind in ihrem Wechselverhältnifs jetzt die Punkte, welche sich vor- zugsweise der Theilnahme der Forschung empfehlen möchten. Die meteorischen Staubregen oder vermeinten Aschenregen sind jetzt, wo sie in 380 Seemeilen vom Lande, als zuwei- len organischen und terrestrischen Ursprungs, aulser Zwei- fel gesetzt sind, nun sämmtlich auf diesen Charakter zu prüfen und die Windrichtung, mit welcher sie niederfallen, wird nie sicher auf den Ursprung führen. Nicht vergängliche Protococcus noch Ulven, oder Flechten bedingen hauptsächlich den organischen Überzug und Boden- Aufbau der letzten Inseln im Polar-Meere, sondern die das erste Feste bildenden Lebensformen sind unsichtbar kleine freie Thierwesen der Gattungen Pinnularia, Eunotia, Stau- roneis mit ihren Kieselschalen. Mehrere sind am Süd-Pol und Nord-Pol dieselben Arten. Kurze Charakteristik der neuen Genera und Species. Nova Genera VI. Polygastrica. I. AnauLus Nov. Gen. Scheinflöte. Character Generis: Animal e Bacillariis Nayiculaceis. I. III. IV. 198 Lorica simplex bivalvis silicea compressa, subquadrata, per- fecta spontanea divisione multiplicata (nec concatenata), pro- cessibus tubulosis aperturisque lateralibus destituta, laterum stricturis Biddulphiam aemulans. ASTEROMPHALUS Nov. Gen. Strahlenschild. Char. Gen. Animal e Bacillariis Naviculaceis. Lorica simplex aequaliter bivalvis silicea, orbicularis non conca- tenata, hinc perfecta spontanea divisione multiplicata. Discus uterque stellae duplieis ordinis radiis alternis notatus. Um- bilicales radii (sepimenta imperfecta) marginem non attin- gentes, duo paralleli reliqui divergentes. Marginales radüi latiores laeves plani horumque unus in omnibus speciebus et individuis semper deficiens vel ita obsoletus, ut um- bilicares duo hunc includentes inde paralleli fiant. Asterolampra marylandica proximum et fossile Ame- ricae genus radiis omnibus perfectis, perfecte alternis et aequaliter divergentibus differt. Stellae internae intervalla radiorum in utroque genere laevia sunt, externae in Asze- rolampra punctorum curvis lineis, in Asteromphalo pun- ctorum rectis lineis eleganter sculpta sunt. CHAETOCERoS Nov. Gen. Fadenhörnchen. Char. Gen. Animal e Bacillarüs Naviculaceis concate- natum. Lorica simplex aequaliter bivalvis silicea turgida, aperturis duabus in utroque latere, prima aetate brevissime tubulosis, duorum corpusculorum contiguis, dein in cor- pusculis distantibus longissime cornutis. Cornua in fıla tenuia longissima et intricata silicea mutantur. Denticellis e longinquo similes valde singulares formae. Singula corpuscula Peridinii habitu. Neglectis aut prae- fractis filamentosis cornibus pro Gallionellis habentur. HaLıonyx Nov. Gen. See-Onyx. Char. Gen. Animal e Bacillarüs Naviculaceis. Lorica simplex aequaliter bivalvis silicea orbicularis ron concate- nata. Disci superficies radıata. Radiorum numerus cer- tus non ab umbilico incipiens, septis internis nullis. Um- bilicus a radiis non tactus. Actinocyclum umbilico non radiato, seu centri ocello VI Vo. 199 vacuo refert. Coscinodisci umbilico radiatim vacuo ad Symbolophoras pertinent, simpliciter centro vacuos non distrahendos censui. HEMmıAuULUS Nov. Gen. Wechselflöte. Char. Gen. Animal e Bacillariorum familia ejusque Na- viculaceorum sectione liberum. Lorica simplex bivalvis silicea compressa subquadrata, perfecta spontanea divisione multiplicata (nec concatenata). Processus tubulosi in utro- que latere bini, unius lateris aperti, alterius clausi, stri- cturis laterum nullis. Habitus Biddulphiae stricturis lateralibus destitutae. For- ma fistulae quae a Pane nomen habet orificiis duobus in latere uno. HEMIZoOSTER Noy. Gen.? Halbgürtel. Char. Gen. Tubuli teretes silicei e cingulis multis di- midiatis (striatisque) sese excipientibus compositi. Fragmenta singularia, nec rara, hoc nomine in memoria retinere studui. An Pyxidiculis similia nonnulla consociata corpuscula ho- rum disci laterales sunt? TrIAULAcIAsS Nov. Gen. Dreifurche. Char. Gen. Animal e Polyeistinorum familia. Lorica simplex triangula turgida cellulosa, radiis tribus sulcatis solidis e centro ad angulos productis instructa, nucleo medio subgloboso. Haliommatis generi affınis forma. Novae Species 71. A. Polygastrica (85.) nova 55. 1. Acrınıscus? Zancearius, corpusculi stellati radiis margina- libus lanceolatis 8, centralibus nonnullis brevioribus in la- tere unico aucti, singulis deciduis. Diam. 4”. 2. AnauLus scalaris, lorica laevi statu juvenili turgida, in adulto valde complanata latissima, stricturis lateralibus sen- sim 4,6,8,14 hine a latere visa scalam referente. Diam. 200 3. ASTEROMPHALUS .Darwinü, quinarius testulae radiis umbi- licaribus 5, flexuosis, marginalibus 4, quinto obsoleto. w Am Diam, 5”. 4. ——— Hookerü, senarius, testulae radiis umbilicaribus 6 rectis, marginalibus 5, sexto obsoleto. Diam. 5”. 5. ———— Rossü, senarius, testulae radiis umbilicaribus 6 inflexis, marginalibus 5, sexto obsoleto. Diam. 5%”. 6. ———— Buch, septenarius, testulae radiis umbilicaribus 7 rectis, marginalibus 6, septimo obsoleto. Diam. 5”. 7. ——- Beaumonti, septenarius, testulae radiis umbilica- ribus 7 inllexis, marginalibus 6 , septimo obsoleto. Diam. ;”. 8. — —— Humboldti, octonarius, testulae radiis umbilicari- bus 8 rectis, marginalibus 7, octavo obsoleto. Diam. 4”. 9. — —— Cuvierü, nonarius, testulae radüs umbilicaribus 9 rectis, marginalibus 8, nono obsoleto. Diam. 4”. 10. BIDDULPHIA? ursina, testula ampla turgida, nec cellulosa, lateribus hirtis non constrictis, parte media laevi. Diam 4”. An ad Hemiauli genus pertinet? Teirachaetam Virgi- niae, forma propinquam, hirsutie simili insignem esse Bai- ley auctor est. Fragmenta vidi. 11. CHAETOCEROS Dichaeta, testula singula laevi, cornibus utrinque duobus saepe Nexuosis sensim longissime filifor- mibus. Diam. singulae sine cornibus 4 — &”. . ’ : E 2 12. ——— Tetrachaeta, testula singula laevi, cornibus ntrin- que quaternis sensim longissime filiformibus. Diam. singu- 1m lae s. c. Ba 13. CoscınoDIscus Apollinis, disco tuberculorum punctiformium densissimorum (in 555” 34) aequaliumque seriebus ad marginem usque dense radiantibus inaequalibus. Diam. en SO C. Lunae, cui proximus est, radiorum numero et den- sitate majoribus et magnitudine ampliore differt. 14. —— ? actinochilus, disco medio tubereulorum puncti- formium densissimorum seriebus radiato, umbilico et mar- gine lato irregulariter punctatis, costis radiantibus laevi- bus in margine 54. Diam. 4”. Facile sui generis forma. 15. ——— eingulatus, disci tuberculis punctiformibus in 5” 201 26. densis obsolete radiantibus, umbilico vacuo parvo, so- lubili et caduco marginis cingulo valido annulari. Diam. 1m TEE 406 Inter sudtilem et gemmiferum medius. 16. CoscinoDIscus? gemmifer, disci tuberculis validis discretis 17. 13. 19. 20. 21. 22. laxe et eleganter radiatis (in ‚{;” 10.) umbilico vacuo. Diam. — 4”. Pyxidiculae? gemmiferae Virginicae valde similis de- pressior et major forma. Ad C. cingulatum etiam, tan- quam juvenilem suum statum, sed nullo jure accedit. — ZLunae, disco tuberculorum punctiformium den- sissimorum aequaliumque seriebus ad marginem usque laxe 1m et inaequaliter radiantibus. Diam — %”. C. Apollinis, cui proximus est, status juvenilis esse nequit. DENTICELLA Zaevis, habitu Denticellae auritae, testa utrin- 1m que tridentata laevi. Diam. 4”. DICLADIA anzennata, testula laevi uno fine (latere?) sim- pliciter bicorni, corniculis setaceis antennarum more basi articulatis, parallelis acutissimis longis, altero fine (ignoto). Longit. fragmenti (valvulae unius) 4”. bulbosa, testulae uno fine simpliciter bicorni, cor- niculis basi divergentibus apice conniventibus media parte bulbosis et leviter sulcatis, altero fine (ignoto). Diam. long. fragmenti (valvulae unius) 4” 66 * Dicladiarum Virginiae natura his etiam formis nondum lucidior evasit. DicTYocHA biternaria, D. aculeatae habitu spinis brevibus cellulisque marginalibus sex, his vero inaequalibus, tribus maximis in medio corpusculo contiguis, totidem minori- bus, nec alternis; media cellula nulla. Diam. Sine acul. 4””. octonaria, habitu D. Ornamerti siculae, spinis 8, una longiore, cellulis marginalibus irregularibus, ea parte qua spinae numero auctae sunt paucioribus, media maxima 199 circulari. Diam s. ac. Hs An D. Ornamenti varietas monstruosa? 23. DiscopLEA? Rota, disco amplo superficie inaequaliter pa- pillosa, papillis centralibus majoribus, marginis radiis 52 202 aequalibus, centrum non attingentibus, intervallorum pa- pillis sparsis. Diam. 4”. Proxime ad Aczinoptychum? divitem in Graecia fossilem accedens forma et cum ea forsan et cum sequente in pe- culiari genere reponenda. Gelatinosum involucrum non apparuit, nec sepimenta vera adsunt. 24. DiscorLEA? Rozula, disci minoris superficie sparsis papillis aequalibus minoribus obtecta, marginis radiis 20 aequali- bus centrum non attingentibus. Diam. 3”. Actinopt. dives (Discoplea? dives) papillarum in radio- rum intervallis seriebus singulis et in centro minoribus in- signis est. Diam. 4”. 25. FRAGILARIA granulata, habitu Fr. Amphicerotis, testula utroque fine decrescente, pinnulis fascias granulatas refe- rentibus, statura breviore. Longitudo — 4”. 26. — —— pinnulata, testula bacillari ae guabili saepe 5—6-ies longiore quam lata, lateris utroque fine rotundato nec at- tenuato, pinnulis in 45” 25. Longit. — 4”. 27. ——— rotundata, testula bacillari aequabili saepe 9-ies longiore quam lata, lateris utroque fine rotundato nec at- tenuato, pinnulis in 55” 20. (validioribus). Longitudo bacilli — 4”. 28. GALLIONELLA Oculus, habitu G. Solis, major, radiis aequa- libus validioribus in disci laevissimi ambitu 67. ° Diam. Disci — 55”. Latit. artic. 45”. 29. ——— pileata, catenarum articulis (testulis) latioribus quam altis, superficie laevi, suturis valvularum duabus valde distantibus, subtilissime punctatis, disco laterali con- vexo laevi saepe angustiore quam cingulum s. corpus me- dium, hinc pileata forma. Latitudo articuli — 5”. Diam. dis = #”. 30. ——— %ol, catenarum articulis (testulis) angustis, d-ies fere altioribus quam latis nummiformibus, disco plano am- plo laevi margine valide lateque radiato, radiis 84, sutura valvularum simplici. Diam. disci — 4”. Elegantissima forma a facie laterali. Tympanum, disco latissimo, medio laevi, margine tenui subtiliter striolato. Diam. disci 5”. 31. u ne 203 32. GRAMMATOPHORA serpentina, bacillis angustis linearibus laevibus, 6—7-ies longioribus quam latis, plicis internis undulatis septenis. Longit.— 5”. 33. HALIONYX senarius, testulae superficiei radiis senis, inter- vallis singulis lineis parallelis a radiante media maxima utrinque aequaliter brevioribus notatis lineolisque trans- versis laxe longeque cellulosis, umbilico integro punctato. Diam. 5”. Siogularis forma ad Actinocyclum biternarium nostri maris accedens, sed typico modo diversa. 34. ———- duodenarius, testulae radiis 12, umbilico non ra- diato punctato amplo. Diam. %””. 35. HEMIAULUS antarcticus, testula suhquadrata valide granu- lata utrinque tridentata, dente medio brevi obtuso, late- ralibus longis, duobus truncatis totidem oppositis acumi- natis. Diam. — 5”. Millena vidi specimina, nunguam plures laterum den- tes. Habitus Biddulphiae cujus vero dentes laterales ae- tate crescunt et stricturis distinentur. 36. ——? australis, testula valide granulata utrinque tri- dentata, dente medio minimo (obsoleto), lateralibus om- nibus rotundatis. Diam. — %”. Aperturas in unico integro observato specimine, prop- ter situm forsan, non vidi. 37. HEMIZOSTER zZubulosus, testula cylindrica bis terque lon- giore quam lata, turgida, transverse annulata, tracheae truncatae habitu, annulis ab utroque latere semicirculari- bus, media utrinqgue parte attenuatis finibus alternatim consertis, ad tubuli longitudinem leviter striatis. Longit. 4”. Fines tubulorum siliceo operculo clausos esse non vidi, nec rari tales tubuli paradoxi fuerunt. 38. LITHOBOTRYS? denticulata, lorica ovata ampla late porosa (poris in ‚45 2—3.) subtriloba, utrinque rotundata nec truncata, denticulis undique hispida, apertura obsoleta. Longit. 5”. Habitus Zithocampae, sed nulli articuli. Structuram in- ternam spiralem esse suspicor. (uae pars anterior quae posterior jure habeatur in toto genere non liquet. 204 39. LITHOCAMPE antarctica, loricae oblongae articulis 6 porosis apice capitulo rotundato, cellulis tribus maximis insigni, ar- ticulis reliquis pororum minorum seriebus laxis transver- sis perforatis, poris in in 5 —6. Longit. En Utriusque generis formae hucusque fopsites solum notae fuerunt. Ad polum australem nonnullas hodieque vivere nunc lucratum est. 40. MESOCENA? Spongolithis, annulo elliptico laevi quater alter- nis vicibus leviter tumido. Diam en Spongolithidem brachiatam perfecte annullarem refert. Utrum igitur Mesocenis jure adscribatur, nec Arch, du- bium est. 41. NAVICULA elliptica, testula elliptica, finibus obsolete subacu- tis, umbilico medio subquadrato, suturis subtilibus ternis, margine lato utrinque subtilissime punctato. Longit. ; ar 42. PINNULARIA oceanica, testula elliptico-oblonga bis föziore quam lata utroque fine subacuta, umbilico parvo rotundo sutura A arguta, ee subtilissime late striatis, striis in "fere 20. Longit. 4 EX . Lat. EN 43. PYXIDICULA dentaia, testula convexa margine ac er minulis EN EMULE insigni, cellulis majusculis in ,, 10 bs Diam en . 44. RHAPHONEIS fasciolata, testula ampla elliptico-lanceolata duplo longiore quam lata, striis fasciatis subtiliter granula- tis validis in centesima lineae parte 7—8. Longit. „.”. Ad. 7 Scutellum, testula tenui elliptica tertia parte longiore quam lata, strüs crenulatis validis in „45 12—13. Longit. 4”. 46. RHIZOSOLENIA Calyptra, testulae late conico-campanulatae laevis apice attenuato acuto Musci calyptram referens. Fragmenta. Diam. long. — a 47. ——— Ornithoglossa, testulae tubulosae conicae laevis gra- eilisque apice longe attenuato acuto a latere avium linguam bicrurem referens. Fragmenta. Longit. — Erik: 48. STAUROPTERA capitata, testula oblonga minima bis longiore quam lata, a dorso lineari, a ventre utroque fine subito con- a, et capitato (summo apice parumper dilatato), strüis d vr in 5" "48. Long. — f 205 49. SYMBOLOPHORA? Microtrias, testula turgida, valvularum disco subtilissime radiatim punctato, umbilico stellato laevi anguste triradiato. Diam a 50. ——— ? Tetras, testula turgida, disco valvularum subtilis- sime radiatim punctato, umbilico stellato laevi cruciato s. at 2 m anguste quadriradiato. Diam. z, - 51. ———? Pentas, testula turgida, valvularum disco subtilis- sime radiatim punctato, umbilico stellato laevi anguste 5 — . . m radiato. Diam. .; -» 52. ———? Hexas, testula turgida, valvularum disco subtilis- sime radiatim punctato, umbilico stellato laevi anguste 6 — radiato. Diam.. 4”. 53. TRIAULACIAS zriquetra, testulae laxius cellulosae triquetrae lateribus convexis, angulis parum prominulis. Diam. a 54. TRICERATIUM Pileolus, testulae minimae triquetrae lateribus concavis, angulis longe productis obtusis, superficiei cel- lulis parvis sparsis. Forma 7r. Pilei sculptura et magni- tudo 7r. Reticuli. Diam. 4”. 55. ZYGOCEROS? australis, testula laevi a latere naviculari tur- gida, cornibus laterum obsoletis, aperturis conspicuis. m Diam. 0 . B. Phytolitharia (27,) nova 14. 56. AMPHIDIscus Helvella, corpusculo fungiformi oblongo utrin- que incrassato, capitulo uno majore campanulato lateribus concavis apice obtuso, altero minore hemisphaerico lobato. Diam. long. Pe 57. ———— Polydiscus, corpusculo oblongo, discis pluribus (3) in eodem axi parallelis. 4. verzicillato, proximus. Long. fragmenti 4”. 58. LITHASTERISCUS bulbifer, corpusculi stellati radiis spinescen- tibus basi bulbosis. Diam. totius el 59. LITHOSTYLIDIUM c/avatum, corpusculis oblongis laevibus tur- gidis utroque fine obtusissimis, altero parumper attenuato, saepe subcurvis. Long. 4”. 60. —— spiriferum, corpusculis bacillaribus eylindricis gracili- bus truncatis,, lineis asperis spiralibus in limae teretis mo- dum hispidis. Long. 5” 206 61. SPONGOLITHIS? drachiata, corpusculo aciculari curvo valido, longitudinaliter semielliptico, utroque recurvo et conni- vente fine interrupte incrassato, aequali. Long. % Ad Amphidiscos accedens forma. 62. ——— Pes Mantidis, corpusculo - aciculari curvo valido, longitudinaliter semi-elliptico, utroque recurvo et conni- vente fine interrupte incrassato, altero uncino multo lon- giore Pedem Mantidis reflexum fere referente. Long. u 63. Heteroconus, corpusculo aciculari valido laevi Muh clavato longo, uno fine subito, altero sensim acuto, canali m medio. Long. ultra +”. ingens, corpusculo conico validissimo recto laevi 1m clavato, clava ampla. Long. fragmenti ,. 64. 65. Leptostauron, corpusculo stellato cruciato laevi , ra- diis e stratis concentricis formatis, angulo recto e commu- ni centro tumido prodeuntibus, canali medio. Fragm. 4” 4%" long. An Lithasteriscus ? 66. ——— Trachystauron , corpusculo stellato aspero,, quatuor radiis longis ex axi longa angulo recto prodeuntibus, canali am medio. Diam. 6% 67. Trianchora, corpusculo aciculari magno crassoque uno fine truncato, altero uncinis tribus in Anchorae tri- dentatae validae formam recurvis insigui, canali medio. Long. El, Seönsolihidem Anchoram, et Agarieum non calcareas sed siliceas esse, i. e. acidis nullo modo dissolvi, nuper denuo experimento evici. Utraque forma tamen rectius, ad Amphidisci genus referi videtur. 68. ——— vaginata, corpusculo bacillari aut aciculari saepe magno crassoque, € stratis concentricis deciduis formato et ita vaginato , canali medio. Long. En C. Polygastrica (4,) nova 3. 69. GRAMMOSTOMUM divergens , microscopicum laeve en ceolatum me testa tenui, ee 14 in z, r ".pri- ma globosa para 4-” lata, 5 primis 75 fere longis, ulti- 207 mis.sensim latioribus et divergentibus (nec conniventibus). m 22 Sri Bl Simillima forma in creta Daniae observata erat, cellulis paullo magis elongatis, sed vix specie diversa. 70. ROTALIA antarctica, microscopica laevis integerrima, testa tenui 13 cellulis a aequans, cellulis depressis, centrali 1 . globosa parva 144 lata, Sta secundam attingente. Erebi, microscopica laevis ıntegerrima, testa tenui, cellulis 14 paullo altioribus 2 aequans, centrali globosa parva „45 lata, Sya secundam attingente, 71. ee a * —. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juni 1844. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 3. Juni. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Herr Bekker gab Nachricht von der aus Cod. Harlej. 270 (im Brittischen Museum) gewonnenen Ergänzung der in den Schriften der Akademie v. J. 1838 gedruckten vie St. Thomas le martir. 6. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Herr Encke legte den zweiten Band der Beobachtungen der Berliner Sternwarte vor, welcher die Beobachtungen am Meri- diankreise, die Durchgänge am Passage-Instrumente von Ost nach _ West, die magnetischen und meteorologischen Beobachtungen, so wie die Sternbedeckungen und beobachteten Finsternisse, sämmt- lich bis zu Ende des Jahres 1842, und die Beobachtungen der sechs Cometen enthält, welche bis zu diesem Zeitpunkte erschienen waren. Bei den Meridianbeobachtungen, deren gröfserer Theil von _ Hrn. Galle angestellt sind, sind in diesem Bande Sonnenbeob- _ achtungen hinzugekommen, nachdem ein zweckmälsiger Beschir- mungsapparat angebracht war. Sämmitliche Sonnenbeobachtungen, so wie die Planetenbeobachtungen in beiden Bänden, sind in der _ Vorrede, welche die nöthigen Angaben für die Reduction der Beobachtungen enthält, zusammengestellt und mit den Tafeln von Herrn Dr. Spörer verglichen worden. Die Verbindung der - eoelestischen Beobachtungen mit Ablesungen an einer neu auf- 1844.) 6 210 gestellten Mire m£ridienne läfst erkennen, dals wenn auch Be- wegungen im Azimut und der Neigung merklich waren, die er- steren doch nicht constant in einem Sinne eine bestimmte Dre- hung anzeigten, so wie bei der Neigung es nicht zu entscheiden war, ob ein Theil der Bewegungen nicht mehr dem Instrumente als dem Fundamente zuzuschreiben ist. Man kann übrigens aus dem Gange derselben in dem letztverflossenen Jahre 1843 schlies- sen, dafs das Fundament, in so fern es auf die Bewegungen ein- wirkt, sich mehr und mehr einer festen Stellung nähert, wozu bei einem backsteinernen Pfeiler von 18 Fuls im Quadrate und 25 Fuls Höhe der Natur der Sache nach mehrere Jahre erfor- derlich sind. Aufserdem sind in der Vorrede die einzelnen Bestimmungen der Sterne, mit welchen der Comet von Pons bei seiner Er- scheinung im Jahre 1842 verglichen wurde, aufgeführt, aus wel- chen sich eine befriedigende Einsicht in die Genauigkeit der Beobachtungen ergiebt. Die Durchgänge am Passage-Instrumente von Ost nach West, sind von Hrn. Dr. Brünno w beobachtet, und auf den Stern, der dem Zenith hier am nächsten kommt, beschränkt worden, nämlich auf ß Draconis. Verbunden mit der Deklinationsbestimmung dieses Sterns am Meridiankreise, geben sie eine Polhöhe, welche bis auf 0”,38 mit der früber im Jahrbuche 1839 bestimmten übereinkommt. Bei den magnetischen Beobachtungen sind in !der Vorrede die monatlichen Mittel von 1838 September bis 1842 December aufgeführt, während welcher Zeit an derselben Nadel beobachtet ward. Sie lassen neben der jährlichen Periode eine zunehmende Schnelligkeit in der Abnahme der westlichen Abweichung und wahrscheinlich auch in der täglichen Variation erkennen. Hierauf wurden die Ergebnisse der letzten Erscheinung des Cometen von Pons im Jahre 1842 vorgetragen, die ein um so grölseres Interesse hatten, als theils der Comet zum erstenmale vor und nach dem Perihele von Febr. 8. bis Mai 21 beobachtet ist, theils die Übereinstimmung der Beobachtungen, wenigstens derjenigen vor dem Perihele, mit den genauen Störungswerthen so vollkommen ist, dals die frühere Bestimmung der Elemente und Mafsen-Annahmen als völlig genau anzusehen ist. > Zur Zeit seiner gröfsten Lichtschwäche wurde der Comet 211 nur in Berlin, und der Natur der Sache nach unsicher beobachtet. Später ist er bei zunehmender Helligkeit in Berlin an 8 Aben- den, in Greenwich an 7 Abenden, in Philadelphia an 6 Aben- den, von denen aber nur 4 für jetzt wegen der fehlenden Stern- örter benutzt werden konnten, und in Kremsmünster an 10 Abenden beobachtet worden. Diese letzteren fehlten, den ge- nauen Bestimmungen nach, noch bei der jetzigen Vergleichung. Auch ist eine Pariser Beobachtung bekannt geworden. Nachdem Herr Dr. Spörer die Störungen der bisher be- rücksichtigten Planeten von 1838—1842 mit grofser Sorgfalt be- rechnet, und Hr. Dr. Brünnow darauf eine ebenfalls sehr sorg- fältig berechnete Ephemeride auf die so ermittelten Elemente gegründet, fanden sich folgende Unterschiede der Beobachtung von der Rechnung: Berlin 1) ungenauere Beobachtungen. | AR. | Decl. | 1842 Febr. 8. | + 17,3 | + 54.1 9.|— 081+ 18,8 11. | + 18,6 | — 0,6 12. 1 + 17,38] + 5,4 Ma. 3.1221 12) | ’ 2) genauere Beobachtungen. M.5.|+ 53| +51 | 73 E 1,91 — 2,3 11.1+ 4,7| +1,77 20.1 32) 26 BE + E77 24.|#+ 31| + eh Apr. b: + 3858| +11 7.|*+ 72| + 13 | Greenwich. Mz. 1.|—-332| —11| ER 30.1+ 1,8|1 — 9,6 Apr. 5.| + '3,7| — 8,9 »I|+ 0383| — 2,8 a ee | AR. | Decl. | Apr. 6. N: 72 _ 92 8.|+ 7,3, +6,58 9. | — 9,2 —5,1 | ” | — 14,4 a 8,8 | Philadelphia Mz. 27. | + 25,3| — 0,8 ” — 14,8 + 6,4 28. — 5,0|-+ 2,7 3. +313| — Apr. 11. | — 23,3 = Ba TER Fi: Mz. 12. | + 26,0 | — 10,0 | - Man mag hier aus allen zusammen oder aus jeder Reihe allein das Mittel nehmen, so wird der Fehler der strengen Berech- nung doch nur so wenige Bogensekunden betragen (bei den Berlinern +45 in AR. und + 1/8 in Declinat.), dals die Über- einstimmung vollkommen genannt werden kann. Indessen wird höchst wahrscheinlich der Umstand wesentlich dazu beigetragen haben, dafs die Durchgangszeit durch das Perihel nur einen ge- ringen Einfluls auf den geocentrischen Ort hat. Durch die Güte des Hrn. Capt. Beaufort sind vor weni- gen Tagen die Originalbeobachtungen des Cometen, am Vorge- birge der guten Hoffnung angestellt, hier angekommen. Sie ge- ben die Hoffoung, dafs eine neue Reduction, die gleichmälsig mit den Europäischen Beobachtungen angestellt wird, noch etwas sicherere Resultate geben wird, da die Englischen Astronomen, die Herren Maclear und Man mit der gröfsten Aufopferung den Cometen verfolgt haben. Indessen sind auch die jetzt bereits daraus abgeleiteten Cometenörter, in näherer Harmonie mit den Elementen als je früher, was um so befriedigender ist, als der Einfluls der Durchgangszeit durch das Perihel auf den geocen- trischen Ort hier ein beträchtlicher ist. Die Unterschiede sind nämlich: ER Me Mai 4. |+ 42,1] — 38,3 | 5.|— 49 | + 28,9 13. | + 12,5 Kin 46,3 | AR | Deecl | Mai 17.1 + 12,5! _ 33,7 | a a 19.1 - 7.0) — 20,5 ’ 20.|+ 4,8| — 11,3 { 21 |+ 198 _ so dafs sie bei den letzten sichereren Beobachtungen von Mai 13. bis Mai 21. den Mittel betragen AR....+ 67/4. Decl. — 3679. Durch eine einfache Änderung der Durchgaugszeit lassen sie sich nicht wegschaffen, da der Einfluls derselben auf AR. bei weitem beträchtlicher ist als auf Declination. Ob der bei dem Durchgange von 1838 bemerkte oder vermuthete verschiedene Gang bei den Beobachtungen vor und nach dem Perihele hier einwirkt, oder sonst eine Ursache stattfindet, muls die spätere Untersuchung entscheiden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: (4tti) Dissertazioni della Pontificia Accademia Romana di Ar- cheologia. Tom 1-10. Roma 1821-1842. 4. Archives du Museum d’histoire naturelle. Tome III. Livr. 4. Paris 1843. 4. Scheikundige Onderzoekingen, gedaan in het Laboratorium der Utrechtsche Hoogeschool. Deel II. Stuk 4, ;Rotterd. 1844. 8. I Lamont, Annalen für Meteorologie, Erdmagnetismus u. ver- wandie Gegenstände. Jahrg. 1844. Heft 9. München. 8. Gelehrte Anzeigen, herausg. von Mitgliedern d. K. Bayer. Akad. d. Wissensch. 1844. No. 51. vom 12. März; enthaltend einen Auf- satz des Herrn Lamont über ein bei magnetischen Störun- gen stattfindendes constantes Verhältnifs. 4. -M.J. Fournet, Recherches sur la disposition des Zones sans Pluie et des Deserts. 8. Faits pour servir a la theorie de la Grele. 8. Rapport a M..le Maire de Lyon, sur les observalions recueillies par la Commission hydrometrique. 8. L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 12. Annee. No. 536-5412. 3. Avril— 15. Mai 1844. Paris 4. Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique, 1844. Mai. Paris. 8. Göttingische gelehrte Anzeigen. 18AA4. Stück 85-87. 8. 214 Schumacher, astronomische Nachrichten. No.502—-504. Al- tona 1844. 4. J. F. Encke, astronomische Beobachtungen auf der Königl. Sternwarte zu Berlin. Bd.II. Berlin 1844. Fol. D.F.L.v.Schlechtendal, Linnaea. Bd. 17. Heft 5. Halle 1843. 8. Ferner wurde ein Schreiben des Hrn. Göttling zu Jena vom 28. Mai d.J. vorgelegt, worin derselbe der Akademie für die Erwählung zum correspondirenden Mitgliede dankt. Mittelst Schreiben vom 25. und 31. Mai d. J., welche heute zum Vortrage gebracht wurden, sind die von der Akademie ge- machten Bewilligungen von 500 Thalern zur weitern Unter- stützung der Reiseunternehmungen des Hrn. Prof. Koch auf dem . Kaukasischen Isthmus, und von 150 Thalern für Hrn. Dr. Pe- ters zur Anschaffung von Gefälsen für die Aufbewahrung der von ihm in Afrika zu sammelnden naturhistorischen Gegenstände, genehmigt worden. 13. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Herr E. H. Dirksen las über die Prinzipien der ra- tionellen Mechanik. Nach der Erklärung Neuton’s (Princ. philos. nat. praef.) ist unter dem Ausdruck „rationelle Mechanik“ nichts mehr, aber auch nichts weniger, zu verstehen, als die streng demon- strirte Doctrin von den Bewegungen, insofern sie durch Kräfte, und von den Kräften, insofern sie durch Bewegungen bestimmt werden. Ihrem gegenwär- tigen Standpunkte gemäls sind es insonderheit zwei Sätze, durch welche, in Verbindung mit den, die besondern Gegenstände näher bestimmenden Bedingungen, die sämmtlichen Lehren dieser Wis- senschaft zur Vermittelung gebracht werden sollen, namentlich: der Satz von der Zusammensetzung der Kräfte, und der Satz der Proportionalität zwischen den Intensitäten der Kräfte und den ihnen entsprechenden Geschwindigkeiten. Der erste dieser bei- den Sätze scheint von dem Holländer Stevin (71633), der zweite dagegen von Galilei herzurühren. Man scheint Anfangs kein Bedenken getragen zu haben, den zweiten dieser Sätze als einen Erfahrungssatz und den ersten, 215 nach den Darstellungen Neuton’s und Varignon’s zu urtheilen, als einen durch jenen der Vermittelung fähigen zu betrachten. Es war Daniel Bernoulli, welcher zuerst, und zwar in den Comment. acad. Scient. Petrop. 1726, das Unzureichende der bis dahin unternommenen Ableitung des ersten jener Sätze aus dem zweiten auf eine unwiderlegliche Weise darthat, den Satz selbst für einen von weit allgemeinerer Beziehung erklärte und eine, auf allgemeinere Prinzipien gegründete Vermittelung desselben versuchte, die er zugleich als einen streng geometrischen Beweis desselben angesehen wissen wollte. Der, den letztgenannten Punkt betreffende Theil seiner Abhandlung beginnt mit der, hier sehr gewichtvollen Bestimmung des Begriffs der Aequivalenz von Kräften. „Kräfte“, sagt Bernouilli, „heilsen einander ae- quivalent, insofern sie einen Punkt nach einerlei Richtung und mit derselben Intensität anregen.“ Was aber unter „Kraft“, „Richtung“ und „Intensität“ einer Kraft zu verstehen sei, wird nicht gesagt. Darauf werden, und zwar unter dem Titel „Hy- pothesen“, die folgenden vier Sätze aufgestellt. I. Aequivalente Kräfte lassen sich für einander substituiren. I. Zwei Kräfte von einerlei Richtung sind einer einfachen Kraft aequivalent, welche der Summe von jenen gleich ist. III. Zwei Kräfte von entgegengesetzter Richtung sind einer ein- fachen Kraft aequivalent, welche der Differenz von jenen gleich ist. IV. Die Richtung der einfachen Kraft, welche zwei gleichen Kräften, deren Richtungen einen Winkel, > 0 und 0 und < r, mit einander bilden, näher bestimmt gedachte Kraft, wird durch die Componenten voll- ständig bestimmt. 2) Die Bestimmungsstücke der Resultanten zweier, einander der Intensität nach gleichen Componenten ändern sich conti- nuirlich mit denen von einer jeden der Componenten. Näher betrachtet, ist der erstere dieser beiden Sätze wiederum in dem letztern enthalten: der nächste Zweck macht es aber räth- lich, dieselben einstweilen getrennt fest zu halten. So viel dem Verfasser bekannt, ist dem Bernoullischen Be- weise niemals der Mangel an Strenge, mehrfach aber die Weit- läufigkeit zum Vorwurf gemacht worden. Höchst zahlreich sind die Versuche, welche unternommen worden, den Beweis des in Rede stehenden Satzes zu einer kürzern ‚Darstellung zu bringen; und es findet sich seitdem fast kein Mathematiker von Auszeich- nung, der nicht auch an dieser Aufgabe sein Wissen und sein Talent versucht hätte. Es sind die Namen D’Alembert, Fon- cenex, Lambert, Laplace, Poisson, Tralles, Gauchy und mehre andere, denen man auf diesem Gebiet begegnet. Gemeinsam haben alle diese Versuche, bald ausdrücklicher, bald versteckter, die, den Axiomen Varignon’s theilweise entlehnten Bernoullischen Hypothesen; ihr wesentlicher Unterschied besteht nur in der Methode. Dieselben lassen sich in dieser Ansehung in zwei Klassen eintheilen, in solche, welche, wie die Bernoullische, ledig- lich die sogenannte Elementar -Mathematik in Anspruch nehmen, und in solche, welche die Grenzen dieses Gebiets überschreiten. 221 Nur die letztern haben den hier vorgesetzten Zweck zu errei- chen vermocht. Das Wesentliche der bei denselben angewandten Methoden ist ein und dasselbe und besteht in der Anwendung der Theorie der Funktionen auf den in Rede stehenden Gegen- stand. Es war Foncenex, welcher, und zwar in den Melanges de Philos. et de Math. de la Societ& de Turin, 1760, den ersten und zugleich völlig entscheidenden Versuch dieser Art lieferte. "Es handelt sich bier um den, von Bernoulli betrachteten, Fall zweier einander gleichen Kräfte, deren Richtungen einen Winkel, >0und ‚fd (11) ai (z) RN Jetzt sei X, eine dritte, mit den beiden vorigen parallele Componente, und A’ die Resultante von ÄX,, K,, K,; auch be- zeichnen z und z’ die Intensitätsverhältnisse von X, und AR’, auf die oben zu Grunde gelegte Einheit bezogen gedacht. Alsdann läfst sich, vermöge der Gleichungen (8) und (9), in Verbindung | mit Satz I leicht darthun y(- ee le (13) may (+9) folglich o -E) welche Gleichung also rücksichtlich x, y, u identisch ist. Ver- möge des Satzes III folgt hieraus, nach w differenzürend, Y CO),c- to) G) welche Gleichung ebenfalls rücksichtlich x, y, u identisch ist. Setzt man hier demnach v= 0, so erlangt man, vermöge des Erwiesenen (10) und (11) D HORTe) 229 Die Aufgabe ist nun, aus den Gleichungen (8), (9) und (15) = als eine Funktion von und y näher zu bestimmen. - Vermöge des Satzes III folgt aus (8), erst nach x und dann noch y differenziirend, o rC)-2rE) a 70) Aus (8), (16), (17) folgt, indem man y (2), v (£) hinkt, VE ORT OR Vermöge des Satzes III folgt aus (9) dz ‚[ % (19) =)=V (2). Aus (15), (17).und (19) folgt, W (2), v (5) era @0) 2) Die Gleichungen (18) und (20) bieten uns zwei partielle Ä Differenzialgleichungen zwischen &,y, z dar, nach deren Integral nunmehr die Frage ist. Streng allgemein ist | dz dz | (21) 1 — (4) dı-+ 0} dy. > Aus (18) und (20) folgt 1 dz 2) :=(Z)@+n) | und aus (20) und (21) dz 3) dz: = () (dx-+dy); { ‚ferner, aus (22) und (23) dz MR... dy. f z xzty fi daher, indem man integrirt, 4). 2=C(e+)) 230 Da nun z, Satz III gemäls, eine continuirliche Funktion von x und y, — und, nach dem oben Erwiesenen, für y= ogleich x ist: so folgt hieraus, in Verbindung mit (24), (25) =1. Aus (24) und (25) folgt endlich z=xHtyY welche Gleichung, in Verbindung mit dem oben Erwiesenen, die zweite der Bernoullischen Hypothesen darstellt. Auf eine völlig ähnliche, übrigens aber weit einiachere Weise wird der Beweis der dritten und der vierten Bernoulli- schen Hypothesen geführt. Wir gelangen jetzt zu der zweiten der oben angeregten Fragen, den Ursprung jener von einander unabhängigen Sätze betreffend. Diese Frage wird von der Mechanik weder als eine über- flüssige, noch als eine ungehörige, zurückgewiesen werden dürfen, und zwar um so weniger, als ihr nur die, dem gegenwärtigen Standpunkte des Bewulstseins nach, gewils nicht unbillige Anfor- derung zu Grunde liegt, dafs die Wissenschaft von ihrem Thun Rechenschaft zu geben im Stande sei. Dals jene Sätze, der Me- chanik gegenüber, Grundsätze, Anfänge, bilden, ist unleugbar. Wenn man aber etwa darin ihre Rechtfertigung finden wollte, dafs doch mit Etwas der Anfang gemacht werden müsse; so würde darauf zu bemerken fallen, dafs damit zugleich eine vollkommene Gleichgültigkeit gegen den Inhalt des Anfangs ausgesprochen wäre. Und dies vorausgesetzt, wäre wohl, unter Anderm, in ernste Erwägung zu nehmen, ob es nicht rathsamer sein dürfte, mit dem Satze von der Zusammensetzung der Kräfte selbst an- zufangen, indem dadurch, nicht allein für den Anfang selbst, son- dern auch für den nächsten Fortgang, eine bedeutende Verein- fachung würde gewonnen werden. Da dies aber nicht stattfin- det, so dürfte, mit Rücksicht auf den Entwickelungsgang des menschlichen Geistes, wohl zu vermuthen sein, dafs jene Sätze in einem tiefern Grunde, als dem eines gleichgültigen Anfangs, wurzeln, Nach ihrem wesentlichen Inhalt aufgefalst, stellen die in Rede stehenden Sätze nichts anders, als nähere Bestimmungen der | 231 Verhältnisse zwischen den ihnen zu Grunde liegenden Begriffen „materieller Punkt“, „Bewegung“ und „Kraft“ dar, welche Ver- hältnisse durch die Bestimmung eben dieser Begriffe selbst völlig unbedingt gelassen werden. Hieraus folgt hinlänglich, dafs die Beziehung zwischen diesen Begriffen und den durch jene Sätze dargestellten Verhältnissen keine analytische, sondern eine syn- thetische bilde. Was ist es nun, das die Mechanik, von jenen Begriffen aus, zu den in Rede stehenden Verhältnissen führt ? Ist es etwa die Erfahrung, oder, bestimmter gesprochen, die Beobachtung äufserer Erscheinungen und deren unmittelbare ge- genseitige Vergleichung? Alles, wozu uns die äulseren Wahr- nehmungen und ihre unmittelbare gegenseitige Vergleichung in Bezug auf den in Rede stehenden Gegenstand zu leiten vermö- gen, bleibt auf ein Beharren und auf eine Veränderung der räum- lichen Beziehungen des äulserlich Wahrnehmbaren, mit dem Ver- lauf der Zeit, beschränkt. Von einer Kraft, oder von Kräften, welche dieser Klasse von Erscheinungen zu Gruude liegen sollen, verschaffen uns jene Wahrnehmungen keine Vorstellung. Hier- aus folgt also, dals die in Rede stehenden Sätze, nach den in ihnen ausgedrückten Verhältnissen betrachtet, durch die äufsern Erscheinungen nicht allein nicht gegeben, sondern auch in keiner Beziehung näher bestimmt werden. Wir schlielsen hieraus, dals jene Sätze, von dem Standpunkte der ihnen zu Grunde liegenden Begriffe aus angesehen, lediglich im Denken ihren Grund haben können. Was ist es nun, was das Denken, von den oben bezeich- neten Begriffen aus, zu den, in jenen Sätzen dargestellien Be- ziehungen führt? Eine genügende Beantwortung dieser, für die Wissenschaft, als solche, offenbar höchst gewichtvollen, Frage kann, meiner Einsicht nach, nur dadurch gewonnen werden, dals man, den bisherigen Ausgangspunkt für die Me- chanik gänzlich aufgebend, den Zweck zur Er- kenntnifs und auf den Vorgrund bringe, welchem, in der Mechanik, der Begriff „Kraft“ untergeord- net ist. Das Wort „Bewegung“ namentlich pflegt, besonders von der neuern Zeit, in mehr, als Einer Beziehung in Auspruch ge- nommen zu werden. Mit Bezug auf den Raum fesigehalten, ist 232 der mechanische Begriff desselben von dem geometrischen scharf zu unterscheiden. In der Geometrie bedeutet dieses Wort nichts weiter, als die Beschreibung eines Raumes durch die Einbil- dungskraft. Die Mechanik aber betrachtet diesen Begriff als eine Bestimmung von etwas Anderm, das sie da Bewegliche, ge- wöhnlicher das Materielle, nennt. Der Begriff eines Be- weglichen ist empirischen Ursprungs und zugleich der einzige Erfahrungsbegriff der rationellen Mechanik. Die Veränderung der räumlichen Beziehung eines Beweglichen, mit dem Verlauf der Zeit, nennt die Mechanik die Bewegung desselben. Die voll- ständige Analyse dieses Begriffs führt zu einer unbegrenzten An- zahl besonderer Fälle, zum Behuf von deren Unterscheidung und gegenseitiger Bestimmung die Hülfsbegriffe „‚Richtung“ und „Ge- schwindigkeit‘“ gebildet und in Anspruch genommen werden. Indem man sich nun, von den letztgenannten Hülfsbegriffen aus, die Bewegung eines materiellen Punktes, irgend eine Dauer bindurch, vorstellt, bietet uns eine solche Vorstellung, in so fern die betreffende Bewegung nicht zugleich geradlinig, progressiv und gleichförmig ist, eine, mit der Zeit fortlaufende Reihe ver- schiedener selbst gemachten Bestimmungen dar, deren Momente bis jetzt noch völlig unabhängig von einander und nur vermit- telst der ihnen entsprechenden Zeitpunkte, mithin in independenter Form, als bestimmt betrachtet werden. Diese independente Be- stimmungsform auf eine recurrirende zurückzuführen, die einzel- nen Glieder jener Reihe verschiedener Momente mit einander zu verbinden und zur gegenseitigen Vermittelung und vollständigen Bestimmung zu bringen — ist der nächste Zweck des me- chanischen Hülfsbegriffs „Kraft“. Die Erreichung dieses Zweckes erfordert Mittel, welche, wie sich bei einer genauern Betrachtung ergibt, durch den Zweck selbst zwar näher, inde[s keinesweges vollständig, bestimmt wer- den: derselbe läfst sich auf unbegrenzt mannigfache Weise er- reichen. Unter diesen verschiedenen Weisen findet sich eine, welche, was in der That merkwürdig genug sein dürfte, für die Anwendung einfacher, als eine jede von den übrigen ist. Ihr räumen wir eben deshalb den Vorzug vor allen andern ein; und sie ist es gerade, welche, in Verbindung mit einer, der für die Intensität analog, vervollständigten Bestimmung des Begriffs der ’ 233 Geschwindigkeit, zu jenen zwei, am Eingange dieses Be- richts bezeicheten, Sätzen von Stevin und von Ga- lilei führt. In einer frühern Periode der Wissenschaften, an deren Um- gestaltung selbst die Gegenwart noch so Manches zu verrichten findet, wurden diese Sätze für Naturgesetze gehalten. Die damals so vielfach angeregte Frage, ob diese Gesetze als noth- wendig, oder als zufällig zu betrachten, wurde von Leibnitz (Essai de Theod. $$. 345, 349) dahin beantwortet, dafs sie weder nothwendig, noch willkührlich, sondern die Wahl der vollkom- mensten Weisheit seien. Die einfache Substitution des Adjec- tivs „menschlichen“ für das in diesem Ausspruch enthaltenen „vollkommensten‘“ dürfte hier also, jedenfalls, zu der richtigen Antwort führen. Die, der betreffenden Abhandlung gestellte Aufgabe ist nun, die Prinzipien der Mechanik, von dem vorhin bezeichneten Aus- gangspunkte aus, bis zu dem Punkte zu einer, wo möglich streng methodischen, Entwickelung zu bringen, wo sie in das Bekannte übergehen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Archiv des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaf- Jenburg. Bd.8. Heft1. Würzburg. 1844. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances del’ Academie des Sciences. 1844. 1. Semestre. Tome 18. No. 13—21. 25. Mars — 13, Mai. Paris. 4. Annales des Mines. 4. Serie. Tome 4, Livr. 5. de 1843. Paris, Sept. Oct. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten, Titel und Register zum 21. Bande. Altona 1844. 4. Leon Lalanne, Tables graphiques des superficies de deblai et de remblai pour les routes et chemins de 6 m£tres de largeur. (Paris) fol. ‚ Instruction pratique pour usage des nouvelles tables graphiques donnant des superficies de deblai et de remblai des chemins vicinaux de 6 metres de largeur avec fosses de 1 metre. (ib.) 8. ‚„ Abaque ou compteur universel, donnant a vue, a 234 moins de „., pres, les resultats de tous les calculs d’Arith- metique, de Geometrie et de Mecanique pratique ete. (Paris) 4. ‚ nouvelles Tables graphiques donnant sans calcul les largeurs occupdes sur le terrain par les chemins de fer. (ib.) fol. ‚ nouvelles Tables graphiques donnant sans calcul le superficies de deblai et de remblai necessaires a la redac- tion des projets de chemins de fer. (ib.) fol. Instruction pratique pour Pusage des nouvelles Tables graphi- ques relatives aux chemins de fer. Paris le 2. Septembre 1843. 4. | Institut de France. Academie royale des Sciences. — Rapport sur un memoire de M. Leon Lalanne, qui a pour objet la substitution de Plans topographiques dä des tables nume- riques ad double entree par M.M.Elie de Beaumont, Lame, Cauchy. Paris 1843. 4. Elie Wartmann, Memoire sur le Daltonisme. Geneve 144. 4. , premier Memoire sur divers Phenomenes d’Induction. (Extr. des Archiv. de l’Electr.) 8. Ferner wurde vorgetragen: Ein Schreiben des Ausschusses des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg vom 1. Mai d. J., womit das oben verzeichnete Heft des Archivs dieses Vereins übersandt und der Empfang unserer Monatsberichte vom Januar bis Juni 1843 gemeldet wird. Ein Schreiben der Generalsecretare der 12ten Sitzung des Congres scientifique de France, vom 1. Mai 1844, enthaltend die Einladung zu dieser Zusammenkunft, welche am 1. September d. J. zu Nimes stattfinden soll. Ein Schreiben des Hrn. Placido Tornabene zu Catania, vom 6. April d. J., welches sich auf eine von ihm früher einge- sandte Preisschrift bezieht. 17. Juni. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Herr Magnus theilte Bemerkungen über den Vor- gang bei der Respiration mit. Vor Kurzem hat Hr. Gay Lussac der Pariser Akademie der 235 Wissenschaften eine Kritik von einer Arbeit vorgelegt *), welche Herr M, vor 7 Jahren, über die im Blute enthaltenen Gase Sau- erstoff, Wasserstoff und Stickstoff, veröffentlicht hat. Nach dieser Kritik, welche jedoch keine neue Versuche enthält, entbehrt die als Ergebnils jener Arbeit aufgestellte Theorie über den Vorgang beim Athmen nicht nur jeder sicheren experimentellen Grundlage, sondern sie mülste gerathen oder vielmehr aus Ver- suchen gefolgert sein, die gerade das Gegentheil von dem be- weisen, was sie beweisen sollten. Die verschiedenen Theorieen über das Athmen lassen sich unter folgende Gesichtspunkte zusammenfassen. 1) Die ältere von Lavoisier herrührende Theorie, nach wel- cher der eingeathmete Sauerstoff sich mit einem Theil des Koh- lenstoffs des Bluts in den Lungen verbindet, und als Kohlensäure mit der ausgeathmeten Luft sogleich wieder entweicht. 2) Die Theorien, nach welchen neue chemische Verbindungen durch den eingeathmeten Sauerstoffin den Lungen entstehen, aber als- dann erst in den Capillargefälsen durch Aufnahme von Kohlen- stoff und Wasserstoff in andere Verbindungen übergehn und mit dem venösen Blute in die Lungen zurück gelangen, um dort durch die Aufnahme von Sauerstoff so zerlegt zu werden, dals sie als Kohlensäure und Wasser sich ausscheiden. Bei diesen Theorieen, die man im Gegensatz zu den folgenden die chemi- schen nennen könnte, findet die Abscheidung der Kohlensäure und die eigentliche Oxydation stets in den Lungen statt, und hierdurch unterscheiden sie sich von den folgenden, welche man die Absorptions-Theorien nennen könnte. 3) Die Theorie, nach welcher der eingeathmete Sauerstoff von dem Blute nur absorbirt wird und mit diesem in die Ca- pillargefälse gelangt, wo er zur Oxydation gewisser Substanzen verwendet wird, und diese in Kohlensäure und Wasser umwan- delt, die von dem Blute aufgenommen werden und mit demsel- ben in die Lungen zurückgelangen, um dort bei Berührung mit der atmosphärischen Luft ausgeschieden zu werden; worauf eine neue (Juantität von Sauerstoff statt ihrer absorbirt wird und die- *) Comptes rendus de l’Acad&mie des Sciences Tom. XVIN, 546. und Annales de Chim. et de Physique. IN. Ser. XI. 5. 230 selben Veränderungen durchmacht. Aufserdem kann man noch eine vierte aufstellen. Die nämlich, dafs 4) der Sauerstoff mit dem Blute in den Lungen eine che- mische Verbindung eingehe, die in den Capillargefälsen zersetzt wird, dort Wasser und Kohlensäure erzeugt, welche von dem Blute aufgenommen werden, ‘ohne sich aber chemisch damit zu verbinden, und in den Lungen bei Berührung mit der Luft ab- gegeben werden. Nachdem in jener früheren Arbeit *) gezeigt war, dals ve- nöses Blut Kohlensäure abgiebt wenn Wasserstoff oder Stick- stoff oder athmosphärische Luft durchgeleitet wird, und zwar nahe dieselbe Quantität, welche Gasart man hierzu anwenden mag, und dafs ebenso auch im luftleeren Raum bei hinreichen- der Verdünnung Kohlensäure abgegeben werde, dafs also das ve- nöse Blut, was kurz zuvor bestritten worden war, Kohlensäure wirklich absorbirt enthalte, schien es wahrscheinlich, dafs der Vorgang beim Athmen nach einer der erwähnten Absorptions- Theorieen stattfinde. Es genügte hierfür nicht nachzuweisen, dals Kohlensäure in beiden Blutarten, dem arteriellen und venösen enthalten sei, auch nicht dals in beiden Sauerstoff und Stickstoff sich vorfinde, denn es wäre möglich, dafs das Blut alle drei Gase absorbirt enthält, ohne dafs dieselben bei der Respiration wirksam sind. Allein wenn dies der Fall wäre, so würde das arterielle Blut eben so viel Sauerstoff und in demselben Verhältnifs zur Kohlensäure ent- halten müssen, als das venöse. Dies giebt ein Mittel, um zu un- tersuchen, ob die absorbirten Gase in der That eine Rolle bei der Respiration spielen oder nicht. Wenn es daher stets wün- schenswerth bleibt zu zeigen, dafs in dem arteriellen Blute die Kohlensäure durch ein gleiches Volumen von Sauerstoff ersetzt sei, so läfst sich doch dadurch, dafs nachgewiesen wird der Sau- erstoff stehe im arteriellen Blute in einem gröfseren Verhältnils zur Kohlensäure als im venösen, mit Sicherheit der Schluls ziehn, dals die Respiration wenigstens theilweis auf Absorption beruhe. Dies allein war der Zweck jener Arbeit. Von dieser Art der Beweisführung erwähnt indels Hr. G.L. *) Poggendorffs Annalen XL. 583. 237 kein Wort. Er berechnet die Versuche von Neuem und führt die erhaltenen Quantitäten der Gase auf dasselbe Volumen von Blut zurück, wiewohl aus der ganzen Beschreibung jener Ver- suche hervorgeht, dals dem Blute einmal mehr, das andere Mal weniger Luft entzogen worden ist, und wiewohl nach Mitthei- lung dieser Versuche ausdrücklich gesagt wird (p. 600): „Dafs übrigens die in den verschiedenen Versuchen enthaltenen Luft- mengen nicht vollständig mit einander übereinstimmen, rührt da- von her, dafs man das oben beschriebene Einlassen der Luft in die aufgeschraubte Röhre nicht in allen Versuchen gleich oft wiederholen konnte, weil die Zeit verschieden war, innerhalb welcher der Schaum sich jedesmal setzte.“ Hr. G.L. macht sich selbst den Einwand, dafs dem Blute nur etwa ein Zehautheil von der Koblensäure die es enthält ent- zogen worden sei. „Aber“, fährt er fort, „man mus nichts desto weniger annehmen, dals die von Hrn. M. erhaltenen Antheile von Kohlensäure den ganzen, in den verschiedenen Arten des Bluts enthaltenen Mengen proportional sind.“ Auf diesem Ausspruch beruht, dies muls hervorgehoben werden, die ganze Schlufsfolge. Derselbe ist richtig unter der Voraussetzung, dals die Luft dem Blute immer genau unter denselben Bedingungen entzogen worden ist. Allein aus der eben angeführten Stelle jener Ab- handlung geht hervor, dals dies nicht geschehen konnte. Es wurde nämlich auf die Weise verfahren, dafs über dem Blut ein leerer Raum hervorgebracht wurde, die in diesen abgegebenen Gase wurden dann in ein anderes Gefäls übergeführt, und darauf der leere Raum von Neuem hergestellt und so mehrere Male hin- tereinander, je nachdem es der Schaum über dem Blute gestat- tete. Also waren die Umstände gewils nicht gleich unter denen die Gase dem Blute entzogen wurden. Nun ergiebt aulserdem eine einfache Rechnung, dals, wenn man einer Flüssigkeit meh- rere von ihr absorbirte Gasarten entzieht, das Verhältnifs dieser Gase zu einander für die ersten Portionen ein anderes ist, als für die späteren. Dies weils Niemand besser, als Hr. G.L., da er es selbst durch die Versuche nachgewiesen hat, die er sogar in der in Rede stehenden Kritik citirt, und die er mit Hrn. v. Humboldt über die Quantitäten von Sauerstoff und Stickstoff an- gestellt hat, welche das Wasser bei Berührung mit atmosphäri- 238 scher Luft aufnimmt. Zwar wurden bei jenen Versuchen die Gase durch Kochen aus dem Wasser entfernt, aber es ist ein- leuchtend, dafs dabei nichts anderes geschieht, als dafs der Druck aufgehoben wird unter dem sie sich befinden. *) Es ist daher nicht zu begreifen, wie Hr. G.L. behaupten kann, dafs die in den ein- zelnen Versuchen erhaltenen Antheile von Kohlensäure stets der ganzen im Blut enthaltenen Menge proportional sein sollten, da dieselben bisweilen nur aus 6, gewöhnlich aber aus mehr 10—12 an denselben luftleeren Raum abgegebenen Proportionen bestanden. Aber wenn diese Proportionalität nicht stattfindet, so fällt auch das hauptsächlichste Argument der ganzen Kritik fort. Denn es hat alsdann gar keinen Sinn, die erhaltenen (uantitäten der Gase auf ein gleiches Volumen von Blut zurückzuführen. Hr. G.L.nimmt aufserdem das Mittel aus den so berech- neten Versuchen. Zwar möchte es wohl nicht angemessen sein dies zu thun, weil das Blut von ein und demselben Thiere zu verschiedenen Zeiten gewils verschieden ist, besonders wenn we- nige Tage zuvor eine bedeutende Blutentziehung stattgefunden hat, und noch mehr das von verschiedenen Thieren; aber ab- gesehen hiervon, so leuchtet ein, dals, wenn zufällig unter den Versuchen mit venösem Blut ein Paar enthalten sind, bei denen eine geringere Quantität von Luft dem Blute entzogen worden ist, als bei den anderen, die Summe aller Versuche mit venösem Blut eine geringere Menge von Gas, relativ zum angewandten Blut geben muls, als die der Versuche mit arteriellem Blut. Dals aber eine geringere (Quantität der entzogenen Luft auch weniger Kohlensäure enthält, als eine gröfsere, ist einleuchtend. Die Summe von allem arteriellen Blut, das ich zu meinen Versuchen angewendet habe, Kalbsblut und Pferdeblut von verschiedenen Individuen zusammengerechnet, beträgt, nach Hrn. G.L., 608 C.C., und das Gas, das diesem entzogen wurde, zusammen 63,4 *) DieseHerren fanden nämlich, als sie die Luft, welche aus dem Wasser der Seine durch Kochen entweicht, in einzelnen Portionen auffingen, diese folgendermaafsen zusammengesetzt, Portion | Sauerstoff | Stickstoff 1ste ZT, 76,3 2te 27,4 72,6 Ste 30,2 69,8 dte 32,9 67,5 Journal de Physigue par Delametherie. LX. 160. und Gilberts Annalen XX. 133. 239 C.C.oder 10,43 pC. des Bluts, während die Summe des venösen Bluts 8,63 C.C. beträgt, dem 66,3 C. C. oder nur 7,68 pC. ent- zogen worden sind. Dals wenn man aus solchen Zahlen die Kohlen- säure beider Blutarten berechnet, man im arteriellen mehr als im venösen findet, kann nicht auffallen. Aber es ist ein zufälli- ges Resultat, denn es hätte dem ‚venösen Blut noch weniger oder auch noch viel mehr Luft entzogen werden können. Der Schlufs also, dafs aus diesen Versuchen hervorgeht, dafs im venösen Blut weniger Kohlensäure sei als im arteriellen, ist unrichtig, weil die Versuche weder zeigen sollten noch konnten, in welchem Ver- hältnifs die Gase zum angewandten Blut vorhanden sind, son- dern nur dals im arteriellen der Sauerstoff relativ zur Koh- lensäure mehr betrage, als im venösen. Dies zeigen sie aber auch in der That. Denn selbst wenn man die Summe der Ver- suche betrachtet, wie sie Hr. G. L. berechnet hat, so findet man arterielles Blut: venöses Blut: Kohlensäure 39,5 oder 62,3 p.C. 47,5 oder 71,6pC. Sauerstoff 14,7 23,2 » 10,1 15,3 » Stickstoff 9,2 145 » 8,7 13,1 » 63,4 100,0 66,3 100,0 Dafs Hr. G.L. dieses Resultat ganz unerwähnt gelassen hat, ist um so auffallender, da in der Abhandlung bestimmt gesagt wird (p.600): „Aus dieser Tabelle geht hervor, dals in dem ar- teriellen Blute mehr Sauerstoff im Verhältnifs zur Kohlensäure, als im venösen enthalten ist.“ Nachdem gezeigt ist, wie es sich mit der vorausgesetzten Pro- portionalität verhalte, auf welcher die Kritik des Hrn. G.L. vor- züglich beruht, dürfen auch die übrigen Bemerkungen derselben nicht unerwähnt bleiben. In der angeführten Abhandlung ist nachge- wiesen, soweit es die vorhandenen Data zulielsen, dafs die in dem Blut absorbirt enthaltene Kohlensäure hinreichend sei, um die ganze Quantität von Kohlensäure zu liefern, welche ein erwach- _ sener Mensch ausathmet. Hr. G.L.geht nun weiter, er berech- net, gestützt auf die dort gemachten Voraussetzungen (die indels leicht um das Doppelte zu hoch sein können) wie viel Sauer- stoff das arterielle Blut absorbirt enthalten müsse. Er ist dabei der Ansicht, dals dasselbe nicht nur ein der ausgeathmeten Kohlensäure gleiches Volumen Sauerstotf besitzen 240 dürfe, das zur Erzeugung der Koblensäure verwendet wird, son- dern aulserdem noch ein Drittheil mehr um das ausgeathmete Wasser zu erzeugen; woraus folgen würde, dafs stets + mehr Sauerstoff eingeathmet, als Kohlensäure ausgeathmet wird, was allen über Respiration angestellten Versuchen widerspricht. Offenhar ist dabei aulser Acht gelassen, dafs die in den Ca- pillargefälsen ausgeschiedenen Substanzen nicht allein aus Kohlen- stoff und Wasserstoff zu bestehen brauchen, sondern auch Sauer- stoff enthalten können. Die Zusammensetzung der ausgeathmeten und eingeathmeten Luft zeigt bestimmt, dals diese Substanzen das Sauerstoff noch in hinreichender Menge enthalten, um mit dem Wasserstoff Wasser zu bilden, wenn dies nicht schon als solches in den Capillargefälsen ausgeschieden wird. ‘ Bei einer zweiten, auf verschiedenen Voraussetzungen be- ruhenden Rechnung gelangt Hr. G.L.zu dem Resultat, dafs das venöse Blut 13 pC. seines Volumens an Kohlensäure bei dem Athmen abgebe, und damit dies möglich sei, 17 pC. derselben enthalten müsse. Nichts destoweniger sagt er „diese (17 pC.) sind das Minimum von’ Kohlensäure, welche das venöse Blut ent- halten mufs, und da das arterielle gleichfalls Kohlensäure enthält, so ist dieses Minimum die Differenz der Quantitäten, welche die beiden Blutarten enthalten.“ — Es ist unbegreiflich, wie dies ge- sagt werden kann, nachdem unmittelbar vorher behauptet wor- den, dals die Differenz der Kohlensäure beider Blutarten 13 pC. als Minimum betrage, in Folge dessen 4 pC. als Minimum im arteriellen Blut zurückbleiben würden. Hr. G.L. gelangt durch die erste Rechnung zu dem Resul- tat, dafs das arterielle Blut bei Berührung mit atmosphärischer Luft 22,45 Volumenprocent Sauerstoff mülste absorbiren können, oder 24,2 mal mehr als reines Wasser unter gleichen Umstän- den. Eine solche Auflöslichkeit des Sauerstoffs im Blute sei nicht unmöglich, sagt Hr. G.L., aber sie hätte nachgewiesen oder we- nigstens wahrscheinlich gemacht werden müssen. Dieser Vorwurf ist abgesehn von dem erwähnten Irrthum begründet und der Verf. ist beschäftigt neue Versuche hierüber anzustellen; aber selbst wenn diese die von Hrn. G. L. berechnete Zahl nicht bestätigen sollten, so würde doch der Beweis nicht erschüttert werden, dals die im Blut ab- sorbirte Kohlensäure eine Rolle bei der Respiration spiele. 241 Am .Schlufs seiner Kritik macht Hr. G.L. noch den Vor- wurf, dafs die Veränderung der Farbe des venösen Blutes zum grölsten Theil durch den Verlust von Kohlensäure erklärt wor- den sei, der in den Lungen stattfindet. Er sagt, zwei Gründe verhinderten ihn, diese Ansicht zu theilen. Der erste, dals es nicht nachgewiesen sei, dafs das venöse Blut Kohlensäure in den Lungen abgebe; und doch ist gerade dies, wie vorhin gezeigt worden, dadurch bewiesen, dafs die Kohlensäure sich im venösen Blut in einem gröfseren Verhältnifs zum Sauerstoff findet, als im arteriellen. Der zweite, dals wenn wirklich Kohlensäure in den Lungen abgegeben würde, doch noch immer ein grofser Theil im arteriellen Blute zurückbleibt, und man aus diesem Unter- schied eine so merkwürdige Farbenveränderung gewils nicht er- klären könnte. Hierin stimmt gewils niemand mehr bei, als der Verfasser, denn in seiner Abhandlung heilst es (p. 608), nach- dem angeführt ist, dals das Blut durch Abgeben von Kohlen- säure heller werde: „Niemals wurde freilich durch das Entfernen der Kohlen- säure das Blut so hellroth wie arterielles ist, allein es scheint dals die Absorption verschiedener Gasarten auch verschiedene Farbenveränderungen hervorbringt. Es ist daher wahrschein- lich, dafs die rothe Farbe des arteriellen Bluts nicht nur von der fehlenden Kohlensäure, sondern auch von der Absorption von Sauerstoff herrührt.“ Damals. war die interessante Untersuchung des Hrn. Peligot über die Wirkung des Stickoxyds auf die Eisenoxydul-Salze noch nicht bekannt, durch welche die Ansicht, dafs Flüssigkeiten ihre Farbe durch blofse Absorption eines Gases gänzlich verändern können, in so hohem Grade bestätigt wird. Es ist nicht einzu- sehen, weshalb Hr. G. L. diese Ansicht von der Farbenveränderung unerwähnt lälst und sich nur daran hält, dafs der Verfasser be- obachtet hat, dafs das venöse Blut bei Abgabe von Kohlensäure ‚heller werde und dies als mitwirkend bei der Farbenveränderung bezeichnet hat. - Aus diesen Bemerkungen ergiebt sich: 1) dafs die von Hrn. G.L. vorausgesetzte Proportionalität zwi- schen den in den angestellten Versuchen erhaltenen An- - theilen von Kohlensäure und den ganzen in den verschie- 6** 242 denen Arten des Bluts enthaltenen Mengen dieser Gasart nicht stattfindet, und dals deshalb das Resultat, welches Hr. G.L.aus den Versuchen gezogen hat, unzulässig ist. 2) Dals aus den Versuchen unverändert hervorgeht, dals die absorbirte Kohlensäure eine Rolle bei der Respiration spiele, da sie zeigen, dafs dieselbe im venösen Blut in einem grös- seren Verhältnils zum Sauerstoff steht, als im arteriellen. 3) Dafs die Berechnung, welche Hr. G.L. über die im Blute enthaltenen Mengen von Kohlensäure und Sauerstoff ange- stellt hat, nicht als richtig betrachtet werden können. Schliefslich mufs noch angeführt werden, dafs unmittelbar nach der Kritik des Hrn. G.L. Hr. Magendie der Akademie zu Paris einen von ihm ausgeführten Versuch mitgetheilt bat, der die Ansichten des Verfassers über die Respiration noch von neuem bestätigt, denn er zeigt, dafs im venösen Blute auch re- lativ zum Blute mehr Kohlensäure absorbirt enthalten ist als im arteriellen, denn im ersteren fand derselbe 78 pC. und im letz- teren nur 66 pC. Herr G. Rose legte der Akademie eine Abhandlung des Hro. Dr. Rammelsberg, die chemische Untersuchung des am 16. September 1843 in der Nähe des Dorfes Klein-WVenden im Kreise Nordhausen niedergefallenen Meteorsteins vor, von wel- cher das Folgende ein Auszug ist. Der Meteorstein von Klein-Wenden gehört zu jener grolsen Klasse dieser merkwürdigen Körper, welche durch den Gehalt an metallischem nickelhaltigen Eisen charakterisirt sind, während eine andere, minder zahlreiche Klasse desselben entbebrt, wohin z. B. die Meteorsteine von Alais, Juvenas, Jonzac, Stannern, Bya- listock, Lontalax u. s. w. gehören. Die Grundmasse des untersuchten Steins erscheint auf den ersten Blick grau; unter der Loupe unterscheidet man aber darin ganz deutlich gelblichgrüne durchscheinende Parthieen vom An- sehen des Olivins, und schwarze, glänzende Körner, dem kör- nigen Augit ganz ähnlich. Krystallisirte Ausscheidungen fehlen, und der Magnetkies erscheint von bräunlicher Farbe. Hr. Rammelsberg fand das specifische Gewicht des Steins = 3,7006, was ziemlich mit dem des ganz ähnlichen am 15. April 243 bei Erxleben unweit Magdeburg gefallenen Steines, das nach den Wägungen von Klaproth, Buchholz, Hausmann und Stromeyer 3,60 — 3,64 beträgt, übereinkommt. Da die Meteorsteine gleich wie viele unserer terrestrischen Gebirgsmassen Gemenge sind von mehreren Mineralsubstanzen, so erhält die chemische Untersuchung erst dann ihren vollen Werth, wenn sie angiebt, welche diese Mineralien sind, und wie viel ihre relative Menge im Steine beträgt. Zu ihrer Trennung von einander müssen mechanische und chemische Mittel gleich- zeitig in Anwendung gebracht werden, aber die ersteren können sich da, wo die Gemengtheile so fein veriheilt neben und durch _ einander liegen, nur auf den Gebrauch des Magnets erstrecken, welchem das Nickeleisen und theilweise auch das Schwefeleisen folgt. Für die weitere Trennung der übrigen Substanzen giebt es nun kein anderes Mittel als Säuren, deren Anwendung sich darauf gründet, dals gewisse Silikate (z. B. Olivin) dadurch unter Abscheidung von Kieselsäure zersetzt werden, während andere (z: B. Augit, Labrador) dem Angriff der Säuren mehr oder min- der vollkommen widerstehen. Allein diese Trennungsmethode, wiewohl sie die einzige ist, welche wir in dergleichen Fällen be- sitzen, liefert keine scharfen Resultate, weil (um bei den drei genannten Mineralien stehen zu bleiben) der Olivin nicht gerade sehr leicht zersetzbar ist, bei weitem weniger, wie z. B. die Mehrzahl der Zeolithe, während andererseits, auch wenn man keine sehr concentrirte Säure, keine Siedhitze und keine längere Digestionsdauer anwendet, doch immer ein Theil, namentlich des Labradors, zerlegt wird. Es bleibt daher nichts übrig, als durch Rechnung die Resultate zu cortigiren, indem man dabei von der anderweitig bestimmten Zusarimensetzung der in Betracht kom- “menden Mineralien ausgeht. Die Analyse wurde im Allgemeinen nach dem Plan ausge- führt, welcher von Berzelius in seiner schönen Arbeit über Meteorsteine vorgezeichnet ist. Durch Hülfe des Magnets wurde aus dem Stein in zwei Versuchen 18, 37 pC. und 20,34 pC. magnetische Theile erhal- ten. Hr. Rammelsberg fand das spez. Gew. derselben = 7,513 Fund die Analyse gab: 244 Eisen 88,892 Nickel 10,319 Zinn 0,348 Kupfer 0,212 Schwefel 0,122 Phosphor 0,107 100. Zieht man 0,328 Schwefeleisen (Magnetkies) ab, so hat der Rest | ganz genau die Zusammensetzung des Meteoreisens der Pallas- masse, wie dieselbe von Berzelius bestimmt ist. Der nicht magnetische Theil zerfiel durch Behandlung mit Chlorwasserstoffsäure in 48,25 zersetzbare und 51,75 unzersetz- bare Silikate. In den ersteren war aber zugleich die grölsere Menge des Schwefeleisens, so wie auch noch etwas Nickeleisen enthalten, welche in Abzug gebracht wurden, und wonach der Rest als Olivin erscheint, gleichfalls genau von der Zusammensetzung des in der Pallasmasse enthaltenen. Was den durch die Säure nicht zersetzten Antheil betrifft, so zerlegte ihn die Analyse in 1,15 Chromeisen und 50,6 Sili- kate. Die letzteren bestanden, nach Abzug von 21,46 pC. noch unzersetztem Olivin, aus 30,83 pC. Labrador, und 47,35 pC. Augit. Schliefslich folgen die Zahblenresultate, wonach 100 Theile Meteorstein bestehen aus: Nickeleisen 22,904 Chromeisen 1,049 Schwefeleisen 35,615 Olivin 38,014 Labrador 12,732 Augit 19,704 100,009 und die Zusammensetzung dieser Substanzen folgende ist: 245 (Magnetkies) Nickeleisen: Chromeisenstein: Schwefeleisen: Eisen 88,990 Chromoxyd 59,85 Eisen 62,77 Nickel 10,351 Eisenoxydul 27,93 Schwefel 37,23 Zinn 0,3419 Talkerde 12,22 100. Kupfer 0,213 400. Phosphor 0,107 100. Olivin: Augit: Labrador: , Kieselsäure 39,60 54,64 Kieselsäure 52,81 Talkerde 47,37 23,69 Thonerde 29,44 Eisenoxydul 10,72 19,66 Kalkerde 12,46 Manganoxydul 0,19 — Kali 2,99 Kalkerde 2.12 2,01 Natron 2,30 100. 100. 100. - Im Ganzen würde der Meteorstein enthalten: Schwefel 2,09 Phosphor 0,02 Eisen 23,90 Nickel 2,37 Zinn 0,08 Kupfer 0,05 Chromoxyd 0,62 Kieselsäure 33,03 Talkerde 23,64 BR. Eisenoxydul 6,90 Mi Thonerde 3,75 „ Kalkerde 2,83 $ Manganoxydul 0,07 nl N x al 0,38 “ Natron 0,28 ® 100,01. "Herr Ehrenberg las über Spirobotrys, eine neue "physiologisch merkwürdige Gattung von Polythala- | mien, und legte Präparate und Zeichnungen davon vor. Bei den durch ihre Massen -Entwickelung als Kreidegebirge 246 sich geltend machenden Polythalamien ist schon früher bemerkt worden, dals nicht wenige dieser Formen an einem ihrer Enden eine sehr verschiedene Bildung als am andern Ende haben und schon d’Orbigny hat aus diesen Charakteren seine Gattungen Bigenerina, Clavulina, Articulina gebildet. Der Verf. hatte 1839 nachzuweisen sich bemüht, dals diese Formverschiedenheiten auf physiologischen Principien, auf regelmäfsigen Entwickelungs- Verhältnissen beruhen, indem der flexile, alternirende oder spirale, Jugendzustand bei fortschreitender Entwickelung in eine lineare Starrheit übergehe, oder dals in andern Fällen aus einer jugend- lichen Vielheit von sich polypenstockartig entwickelnden Einzelthie- ren später, durch Verkümmern der weniger kräftigen‘, allmälig wieder ein einfacher Thierleib, wie den Anfang so das Ende, bilde, wie bei Spirulina. Es bedarf wohl keiner speciellen Er- innerung, dals alle diese Erscheinungen, welche leicht zu der falschen Annahme führen, als gäbe es Formen, die zwei Gene- ribus zugleich mit gleichem Rechte angehören, einer besondern Aufmerksamkeit und Nachforschung über ihre allmälige Entwik- kelung werth sind. Einmal liegt ein physiologisches Interesse, die Erkenntnils der Lebensgesetze dieser Formen nahe, und dann auch ein geologisches, da gerade nur die organischen Entwicke- lungsgesetze dieser so eintlulsreichen Körpergruppe immer mehr Aufschlufs über ihre Massenerscheinungen geben werden. Neuerlich ist die Kenntnils solcher sonderbaren Formen durch die Gattung Gaudryina von d’Orbigny und die Gattung Spi- roplecta des Verf. vermehrt worden. So ist nun wieder vor Kurzem im Meeressande des ägäischen $ Meeres, dessen Polythalamien dem Verf. zahlreich bekannt sind, eine f Form vorgekommen, welche aulser dem eben genannten Interesse auch noch in anderen Beziehungen überaus auffallend eigenthüm- lich ist. Diese Form, welche Spirobotrys genannt wird, ist aus vie- len Zellen gebildet, die in. unregelmäfsiger Fläche nebeneinander liegen, deren mittlere aber spiralförmig geordnet eine einfach Reihe bilden, deren äufsere dagegen unregelmälsig gehäuft sind. Da nun der mittlere Theil der Jugendzustand des Thierchens ist so ist diese Form in der Jugend eine Rotalia, späterhin abe entwickelt sie sich wie eine Form aus der Familie der Asterodiscinen. 247 Es scheint sich dem Verfasser aber noch ein anderer Cha- rakter dieser Thierform aus der freilich nur im todten Zustande bisher bekannten Species zu entwickeln, welcher das pbysiologi- sche Interesse sehr steigert. Man sieht nämlich ganz deutlich, dafs die mittlere Spirale aus je. einzeln mit einer einfachen Mündung an der vordern Grundfläche versehenen Zellen besteht, wie beiRotaliaundPhanerostomum. Dagegen haben die späteren unregelmälsig geordneten Zellen jede zwei Mündungen, die sich entgegengesetzt sind, eine vordere und eine hintere. Bei weiterem Nachforschen fand sich, dals diese späteren Zellen bedeutend länger werden und sich dann in der ! Mitte einschnüren, wodurch sie in 2 Zellen zerfallen, deren jede erst nur eine Mündung in entgegengesetzter Richtung besitzt, dann aber wieder zwei Öffnungen bekommt. Das Eigenthümliche dieser' neuen Thierform besteht nun in .Summa darin, dals sie 1) aus einer langen einfach spiralen Zellenreihe sich spät zu einer unregelmälsig vielzelligen Flächenausbreitung entwickelt, 2) dals sie mit fortschreitender Entwickelung aus einer einfachen gegliederten, nicht blos in eine vielzellige Form, sondern in einen vielleibigen Polypenstock übergeht, 3) dals die späteren Einzelleiber eine regelmäfsige Duplicität, Doppelbildung, mit zwei entgegengesetzten Mündungen haben, 4) dals nur die Doppelleiber einer Selbsttheilung fähig sind mit unvollkommener Abschnürung, wie sie bisher bei keiner Polythalamienform erkannt worden ist. Die beiden letztern Eigenschaften sind überaus auffallend und erinnern an das vom Verf. früher, 1824, entdeckte, normale po- Iygastrische Doppelthier Disoma, an das von Nordmann dann | entdeckte, normale entozoische Doppelthier Diplozoon und an das ebenfalls vom Verf. früher der Akademie vorgelegte, durch Au- gen an beiden Körperenden ausgezeichnete Annulaten-Doppelthier Ampbhicora, endlich an das 1837 vorgelegte polybana sr Dendrosoma radians. f Spırosorrys. Nov.Gen. Spiral-Träubchen. 3 Animal polythalamium ex Asterodiscinorum familia, . ju- b) venili statu simpliciter spirali, cellularum serie unica, sin- gularum osculo basali uno distineto medio, dein cellulis, 248 duplieitate singuları utrinque osculatis (ore duplici), auctum earumque spontanea imperfecta divisione in s. d. polypa- rium .squamiforme , uno latere planius, abiens. — Affıxum ' videtur. Spirobotrys aegaea:: superficie laevi in utraque facie poris magnis sparsis cribrosa, cellulis primis 11 simplicibus un lata, prima cellula ampla 4” lata, septima secundam attin- gente, cellularum osculis turgidis. Herr Poggendorff gab aus einem Briefe des Herrn Prof. Schröder in Mannheim einige Mittheilungen über etliche Punkte der Theorie der Volumen-Atome, namentlich über die Siedhitze der chemischen Verbindungen als das wesent- lichste Kennzeichen zur Ermittelung ihrer Componenten, nebst vollständigen Beweisen für die Theorie der Molecular-Vo- lumen der Flüssigkeiten. 20. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Herr Heinrich Rose trug die Fortsetzung des zweiten Theils einer Abhandlung über die Titansäure vor, welcher von den wichtigsten der in der Natur vorkommenden titansäurehalti- gen Mineralien handelt. 2) Titanit (Sphen). Bei der Untersuchung dieses Minerals stölst man auf Schwie- rigkeiten, die besonders in der Trennung der Kieselsäure von der Titansäure, so wie in der unvollständigen Zerlegung vermittelst Säuren bestehen. Die früher angestellten Analysen weichen daher sehr von einander ab. Behandelt man den Titanit im fein gepulverten Zustande mit Chlorwasserstoffsäure, so wird er durch dieselbe zersetzt. Aber die Zersetzung ist in so fern unvollständig, als die zurückbleibende Kieselsäure sehr bedeutende Mengen von Titansäure und von Kalkerde zurückhält. Kocht man sie mit kohlensaurer Natronauf- lösung, so bleibt oft mehr als die Hälfte des Gewichts, bisweilen weniger ungelöst zurück. — Weit besser gelingt die Zerlegung des Titanits vermittelst concentrirter Schwefelsäure. Der äulserst 249 fein gepulverte Titanit wird in einer Platinschale mit Schwefelsäure übergossen, die mit etwas, ungefähr der Hälfte, Wasser vermischt worden ist. Man dampft unter Umrühren so lange ab, bis die Schwefelsäure anfängt, sich zu verflüchtigen. Es löst sich die Ti- tansäure in der Schwefelsäure auf und auch die Kalkerde wird ziem- lich gut von der Kieselsäure geschieden. Nach dem Erkalten wird viel Wasser hinzugesetzt. Die ungelöst bleibende Kieselsäure ist indessen nichts weniger als rein. Giefst man die Flüssigkeit von der Kieselsäure ab, so sieht man, dafs dieselbe noch mit einem gelblichen schweren Pulver gemengt ist. Man mufs die Behand- lung mit Schwefelsäure mehr als fünfmal wiederholen, wenn man «ine Kieselsäure erhalten will, die nach der Behandlung mit Wasser weils erscheint. Am leichtesten gelingt die Untersuchung des Titanits, wenn man ihn vermittelst der Fluorwasserstoffsäure zersetzt, nach der Art, wie dies auch bei andern kieselsäurehaltigen Mineralien ge- schieht. Der Titanit wird im fein gepulverten Zustande unter be- deutender Erwärmung durch die Säure zersetzt. Der Verfasser hat vermittelst Schwefelsäure den licht gelblich grünen Titanit vom Zillerthal analysirt. Herr Rosales aus Cadix und Herr Brooks aus Manchester haben darauf im Laboratorium des Verfassers, ersterer vermittelst Schwefelsäure, letzterer vermit- telst Fluorwasserstoffsäure den braunen Titanit von Arendalund von Passau untersucht. Die Untersuchungen stimmen alle überein; sie zeigen, dafs der Sauerstoff der Kieselsäure und der der Titansäure gleich sei, und dafs der der Kalkerde und des Eisenoxyduls zusam- mengenommen halb so grofs sei, als der der Kieselsäure. Die Kalk- erde und das Eisenoxydul ersetzen sich einander; je mehr von er- sterer im Titanit enthalten ist, desto weniger enthält er Eisenoxy- dul; immer aber ist der Gehalt an Eisenoxydul nicht sehr bedeu- tend. Der Titanit vom Zillerthal enthält 1,07 Proc. davon, der von Passau 3,93 Proc. und der von Arendal 5,63 Proc. Die chemische Zusammensetzung des Titanits kann am besten durch die Formel Ca? Si + Ti? Si ausgedrückt werden. Der Verfasser knüpfte an diese Untersuchung des Titanits mehrere Bemerkungen über die Zersetzung der kieselsäurehaltigen Mineralien überhaupt. Wenn ein kieselsäurchaltiges Mineral durch eine Säure, z. B. 250 durch Chlorwasserstoffsäure zerlegbar ist, und durch dieselbe zer- setzt worden ist, so kann die abgeschiedene Kieselsäure oft mehr oft weniger rein sein. Man pflegt sie auf die Weise auf ihre Rein- heit zu prüfen, dafs man sie in einer Platinschale längere Zeit mit einem Überschusse einer Auflösung von kohlensaurem Natron kocht. Ist die Kieselsäure ganz rein, so löst sie sich vollständig daria auf; im entgegengesetzten Falle bleibt ein unlöslicher Rück- stand. Der erste Fall findet fast immer statt, wenn man das Mi- neral (im Fall dasselbe nicht zu den sehr schwer zersetzbaren ge- hört) durch Schmelzen mit kohlensaurem Alkali zersetzt und die Kieselsäure auf die gewöhnliche Weise abgeschieden hat; der letzte Fall ereignet sich aber, wenn man das fein geriebene Mineral un- mittelbar durch eine starke Säure zersetzt hat. Man pflegt dann den unlöslichen Rückstand für unzerlegtes Mineral zu halten, und die Menge desselben von der angewandten Menge des Minerals abzuziehen. Die Menge des unlöslichen Rückstandes beträgt bald mehr, bald weniger und sie kann bei Anwendung derselben Säure ver- schieden sein. Ist die kieselsäurehaltige Verbindung sehr leicht durch Chlorwasserstoffsäure zersetzbar, und scheidet sich die Kie- selsäure als Gallerte aus, so erhält man weniger von jenem Rück- stande, wenn man das Pulver mit verdünnter Säure lange reibt, damit spät erst die Gallerte sich bilden kann. Man ist allgemein der Meinung, und der Verfasser hat früher diese Meinung getheilt, dafs, wenn eine kieselsäurehaltige Verbin- dung durch Chlorwasserstoffsäure nur theilweise und nicht ganz vollständig zersetzt worden ist, das was unzersetzt geblieben ist, von der angewandten Verbindung in der Zusammensetzung nicht verschieden ist. Die unvollkommne Zersetzung konnte also ent- weder nur aus dem Grunde herrühren, dafs einige Theile der Ver- bindung feiner, andere minder fein angewandt wurden, oder auch aus der Ursach,, dafs die ausgeschiedene Kieselsäure einige Theile des unzersetzten Minerals umhüllt, und dadurch gegen die Einwir- kung der Säure geschützt habe. Man hat nie geglaubt, dafs durch die Behandlung mit Säuren, namentlich mit Chlorwasserstoffsäure, einige Bestandtheile der Verbindung vorzugsweise aufgelöst, und andere mehr ungelöst zurückbleiben können. Mehrere Untersuchungen indessen von den in der kohlensau- 251 ren Natronlösung unlöslichen Rückständen haben die Ansicht des Verfassers über die Zusammensetzung derselben wesentlich geän- dert. Allerdings können dieselben bisweilen, wenn man ein zu grobes Pulver angewandt hat, aus unzersetztem Minerale bestehen; in den meisten Fällen aber bestehen sie, namentlich wenn zeolith- artige Verbindungen zersetzt worden sind, fast nur aus Kiesel- säure mit einer sehr geringen Menge von Basen, mit denselben eine sehr saure Verbindung bildend, Es ist merkwürdig, wie gering die Menge von Basen zu sein braucht, um mit Kieselsäure eine Ver- bindung zu bilden, die beim Kochen mit kohlensaurer Natronauf- lösung ganz ungelöst bleibt. Der Rückstand aus zeolithartigen Ver- bindungen enthält gewöhnlich einige 90 Procent Kieselsäure, bis- weilen zwischen 96 und 97 Procent, häufig auch etwas weniger; das Übrige besteht aus Thonerde und Kalkerde. Keine kieselsäurehaltigen Verbindungen geben indessen so bedeutende Rückstände, wenn man die ausgeschiedene Kieselsäure derselben mit kohlensaurer Natronauflösung behandelt, wie die welche Titansäure enthalten, und namentlich die des Titanits, der freilich schwer durch Säuren zersetzt wird. Diese Rückstände ent- halten weniger Kieselerde und mehr Basen als die, welche aus zeo- lithartigen Verbindungen erhalten worden sind. Wenn bei der Analyse einer kieselsäurehaltigen Werkiiisne die Menge des in kohlensaurer Natronauflösung unlöslichen Rück- standes sehr unbedeutend ist, so ist freilich der Fehler nicht sehr grols, wenn man denselben für unzersetztes Mineral hält; man be- geht indessen einen weit geringeren Fehler, ihn, wenn man ihn nicht einer eignen Untersuchung unterwerfen will, für reine Kie- selerde zu halten. Bedeutender hingegen wird der Fehler bei der Untersuchung von Gebirgsarten, welche aus einem Bestandtheil bestehen, der durch Chlorwasserstoffsäure zersetzt wird, und einem andern, wel- cher der Einwirkung derselben mehr oder weniger widersteht. Wenn eine solche Gebirgsart im gepulverten Zustande mit einer Säure behandelt worden ist, so besteht der darin unlösliche Rück- stand aus dem durch Säure nicht zersetzbaren Bestandtbeile und der Kieselsäure des durch die Säure zersetzbaren Bestandtheils. Man pflegt letztere auf die Weise zu trennen, dafs man den unlös- lichen Rückstand mit kohlensaurer Natronauflösung kocht, wo- 252 durch sie aufgelöst wird. Aber gerade hierbei bleibt ein nicht unbedeutender Theil der Kieselsäure mit geringen Mengen von Basen verbunden in der kohlensauren Natronauflösung ungelöst. Wenn man darauf den durch Säuren unzersetzbaren Bestandtheil zur Zersetzung mit kohlensaurem Alkali schmilzt, und die Kiesel- säure auf die bekannte Weise abscheidet, so beträgt diese aus den angeführten Gründen an Gewicht weit mehr, als in dieser durch Säuren nicht zersetzbaren Verbindung wirklich enthalten ist. Wird eine kieselsäurehaltige Verbindung durch Schmelzen mit zweifach schwefelsaurem Kali zersetzt, so erhält man einen beträchtlichen Überschufs. Derselbe erfolgt aus der Ursach, dafs die Kieselsäure eine Verbindung mit schwefelsaurem Kali bildet, die im Wasser ganz unlöslich ist. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Journal asiatique, publie par la Societe asiatique. 4. Serie. Tome 3. No. 12. Mars 1844. Paris. 8. de Caumont, Bulletin monumental. Vol.10, No.4. Paris, Caen et Rouen 1844. 8. E. Gerhard, Eiruskische Spiegel. Heft 14.15. Berlin 1843. 44. 4. 20 Expl. D. F. Eschricht, Zloge de Louis Levin Jacobson. Gopenhague 1844. 8. A. L. Crelle, Journal f. d. reine u. angewandte Mathematik. Bd. 27, Heft 4. Berlin 1844. 4. 3 Expl. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 505. Altona 1844. 4. F. M. Avellino, Ragguaglio de’ lavori della reale Accademia Ercolanese per lanno 1842 letto nella tornata generale de 9. Luglio 1843. 4. Verhandlungen der Russisch- Kaiserlichen mineralogischen Ge- sellschaft zu St. Petersburg. Jahr 1842. 1843. St. Petersb. 1842.43. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars dieser Gesellschaft, Herrn Franz v. Wörth, d.d. St. Petersburg d. 12. Mai d.J. Memoirs and Proceedings of the chemical Society. Part. 7. (London) 8. 253 27. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Herr Ehrenberg legte seine Untersuchungen über die kleinsten Lebensformen im Quellenlande des Eu- phrats und Araxes, so wie über eine an neuen For- men sehr reiche marine Tripelbildung von den Ber- muda-Inseln vor. Nachdem der Verfasser das Fortschreiten der Untersuchun- gen über das Leben im kleinsten Raume nach der physiologi- schen, systematischen, geographischen und geologischen Richtung bezeichnet und das für ihn selbst sich noch immer steigernde wissenschaftliche Interesse an dem Gegenstande berührt hatte, ging derselbe auf die speziellen Betrachtungen über, welche der eigent- liche Gegenstand der Mittheilung sein sollten. I. Über das kleinste Leben in den Hochgebirgen von Armenien und Kurdistan. Der von der Akademie unterstützte Reisende in Armenien und Kurdistan, Prof. Koch, hatte, wie früher Niederschläge aus dem Meere bei Constantinopel (s. d. Monatsber. 16. Nov. 1843.), so neuerlich aus dem Quellenlande des Euphrat und Araxes Quell- und Flufs-Niederschläge und Ackererden in kleinen Proben, dem an ihn ergangenen Wunsche gemäls, eingesandt. Der Verf. hat sich bemüht, diese Materialien sogleich nutzbar zu machen. Es fanden sich 16 Nummern aus 10 Lokalitäten, deren eine steril war. Diese wurden sämmtlich mikroskopisch analysirt und sowohl in mehreren Hundert Präparaten als in Zeichnungen aller beobachteten Lebensformen vorgelegt. Folgende Übersicht des kleinen Lebens läfst sich daraus abnehmen. Die Gesammtzahl aller in jenem Gebirgslande beobachteten Formen beträgt bis jetzt 64 Arten. Davon sind: Polygastrica kieselschalige ..... . . 49 weichschalige ...... ... 2 51 Physiol: yo Tod ae 6 kieselschalige Polythalamia 7 64 254 Aus dem Murad und mithin Euphrat-Gebiet, dem Persischen Meerbusen zugewendet, sind davon 52 Formen: Polygastrica kieselschalige 38. weichschalige 2 40 Phytolithariıa 5 Polythalamia 7 52 Aus dem Araxes Gebiet, dem Caspischen Meere zugewendet, sind 27 Formen: Polygastrica 22, sämmtlich kieselschalig Phytolitharia 5 27 In beiden gleichartig sind Polygastrica 12 Pbytolitharia 4 16 Aus dem Araxes Gebiet sind 10 Polygastrica bekannt wor- den, die nicht in dem Murad Gebiet vorkamen, mithin fast die Hälfte der 22. Aus dem vorgelegten speciellen Verzeichnils der Lokalitäten wird folgende summarische Übersicht der Formen ausgehoben. Die Lokalitäten selbst sind: a) vom Murad - Gebiet: 1 Tscharbuhur Su, 5 Chinnis Su, (Knuss Su) 2 Kasbell Su, 6 Musch (Quell), 3 Baskan, warmer Quell, 7 Kara Su, Erd-Probe bei Ah Göck Su, Musch. db) Vom Araxes- Gebiet: 8 Hassan Kaleh, Mineralquell, 9 Köpri Koi, Sauerbrunnen. Bis auf das unbekannte, vorläufig zum Murad- Gebiet gezo- gene, Kasbell Su haben sich alle diese Lokalitäten in der Reise- Route des Prof. Koch auffinden lassen. Formenverzeichnifs Murad (Euphrat) Araxes. A. Polygastrica. a. Sılicea. 1 Amphora cerystallina - Murad (Euphrat) 2 Amphora gracilis 3 _ hyalina 4 _ libyca * 5 Biblarium? gibbum * 6 Cocconeis? Crux y — finnica 8 _ Pediculus? N) u Placentula 10 Cocconema lanceolatum 1 — _ 12 Discoplea _ 13 _ _ 14 Eunotia amphioxys 15 — Textricula 16 — 17 Fragilaria — 18 _ hyemalis 19 —_ mesodon 20 —_ nodulosa 21: _ Rıhabdosoma 22 Gallionella laevis 23 Gomphonema gracile 24 Meridion Pupula 233 — vernale 26 Navicula aequalis 277° — _ 23 — biceps 29 ° — dilatata 0° — fulva 31 — leptocephala 32 — mesotyla 3 — Silicula u — undosa 33 — ? 36 Pinnularia amphioxys 37 (Mononeis) dicephala 38 _ viridis Araxes lanceolatum ? ? Astraea comta amphioxys Textricula ? granulata Rhabdosoma laevis gracile Amphisbaena dilatata amphioxys dicephala viridis 256 Murad (Euphrat) Araxes. 39 Stauroptera cardinalis 40 = semicruciata semieruciata * 41 Surirella amphibola *2 — brevis 3 — lepida 44 — Librile Lihrile 5 — Myodon 16 — striatula 47 Synedra? scalaris 148 > 6 in spectabilis 49 u Ulna. b) Mollia: 50 Arcella Enchelys * 51 Difflugia Oligodon. B. Phytolitharıa: 52 Lithodontium furcatum furcatum 53 Lithostylidium Amphiodon Amphiodon 54 — rude 55 en Serra Serra 56 Spongolithis acicularis acicularis 57 _ Erinaceus. C. Polythalamia: 58 Grammostomum connivens * 509 Miliola elongata 60 Planulina porosa 61 _ ? 62 Rotalia globulosa 63 — quaternaria 64 Textilaria striata. Alle verzeichneten Formen sind theils schon bekannte, theils wahrscheinlich jetzt lebende Süfswasserformen, nur die zuletzt erwähnten Polythalamien sind entschiedene Seekörper und können auf die sehr hoch über dem Meere liegende Ebene bei Musch nur durch eine geologische Katastrophe gelagert worden sein, auch nicht aus Salzquellen stammen. Da sämmtliche Formen bis auf die Miliola elongata und selbst vielleicht diese auch, bereits 257 in der Kreide verschiedener Gegenden vom Verfasser beobachtet, und besonders in ihrem Beisammensein auffallend sind, so schlielst derselbe, dafs jene Ackererde mit Kreidetrümmern reich gemischt sei. Die Probe hat übrigens eine erdbraune Färbung und’ Nie- mand könnte aus der Ansicht mit blofsen Augen nur entfernt vermuthen, dafs diese Ackererde der Kreidebildung verwandt sei. Unter allen 64 Formen ist kein 'neues'Genus-und nur 10 Species sind eigenthümlich, jedoch ist''auch' von den bekannten die bisher ‘nur in Böhmen und Ungarn''fossil und- in Surinam lebend bekannte Synedra scalaris merkwürdig, die mithin wohl zu den allverbreiteten gehört. 2 1! I. Bi eine neue marine Tripel-Bildung von.den Bermuda-Inseln. N "Herr Prof. Bailey in Westpoint, New-York, Pr fleilsige _ amerikanische Freund mikroskopischer Forschung, hat dem Ver- fasser eine Probe einer Erde von den Bermuda -Inseln mit dem Wunsche zugesandt, dafs er dieselbe mikroskopisch analysiren und den Inhalt an organischen Formen nambhaft' machen-und bestim- men möge. Ihm ist sie von Herrn Tuomey aus are in Virginien. mit andern Erdarten zugekommen. Diese Erde von gelblich weilser Farbe schliefst-sich an’jene fossilen Meeres-Ablagerungen an, welche neuerlich der Akademie, verglichen ‘mit den südeuropäischen Kreidemergeln- (s. den“ Mo- "natsber. Febr. 1844.),; vorgelegt worden'sind'und da-dieselbe ‘be- ‚sonders reich an eigenthümlichen Lokalformen, die von dort'noch & nicht gekannt sind, und’ auch an neuen Formen ist, so scheint besonders 'geeignet, einen interessanten‘ Zusatz zu- jenen ‘ Ver- ltnissen und Vergleichungspunkten abzugeben. “Wie in Virginien und Maryland, so findet sich auch auf den Bermuda-Inseln ein in der Mächtigkeit des Vorkommens und er geologischen Beziehung nach noch unbekanntes Lager von usorien-Kieselerde-und Seethierchen ohne alle Beimischung von lythalamischen Kalkschalen, welche keiner ähnlichen er 3 | "Ablagerung fehlen. Es sind bis jetzt folgende 138 . daraus- übersichtlich ;eworden. n19 ce 6 xxx 4 pi 258 Ar Kieselschalige Polygastrica: 1... 1 Adetiniseus |Pehtasterias '2: Actinocyelus quinarius vg! —_ biternarius min u septenarius 192 U _ octonarius or Bu 1... )nonanus;:' aladelol mt ‚ denarius 8 non \undenarius aid Sb — " ‚bisenarius 10 — tredenarius' 11 _ biseptenarius 12 — __ quindenarius wg er). bioctonarius * 14 —_ sepfemdena- ielıo mus. 15.1 I— :binonärius so i — novemdena- Baus nonieylous doeigeiası And _ ‚ıvicdenärius audßrs —:s x» una ! 19 —_ vGeres. 132015 > Juno id — llndupiter'n/ 22:3 | 19Mais> i 23 11s:51 0) Lin, Mereursuis %, au 00 u „Pallası|‘ 128. 02 = un 0Saturmus 1326 nos — sinn Merna! * 27 _ v«#enus 128,5 .! Pestao 29. Kamm Uranus: 301535. —i. Aquila noßkands.minl s!/Betzel-gose 2m all Ganopuuss.l 33 detinoptychus senarius 0:7 Gere 35 _ velatus N* 51 (CRASPEDODISCUS elegans Eur: BIEDEGE = tridentatal ©), * dus — Zumida 55| Dietyocha Crux ci vw 8A en Fibula.' * 57.00 hemisphaetica #5 Pontiewlüs.n. * dr Quadratumisı 60 — 15Sfauroden'.ıo: 64 u nntriaetis (hrias) cantba))... 9 Ä ee DITEL 0) age I biternatius * 36 Aneulus? Gorttayladisiis 37. Aulacodiscus Crux 38. Widdulnhialtrillentäta #301 u Gigas 40: Gampylodiseus Glypeus * 41 Chaetoceros Bacillaria * 42 — 0.5 Diploneis 43: Coscinodiseuseccentricus Alu ©. gemmifer * 45 Mens uheteroporus: 46 _ OculusIridis 47 _ perforatus “48 —_ Omphalan= RR ER thus "49 vol Nu Tadiolatus 50. ben) »subtilis * 52 Denticella polymera 62 Divebpled Actinoceyclus * 63.4 20. denliculata undata - 65 Eupodiscus germanicus quaternarius: V/ERRE > quinarius |; 68 Flustrella: concentrica. |) 69 Gontothecium: Monodon 70 _ Navicula: 259 71 Goniothecium -Odontella :72 Rogersi 73 Gallionella sulcata 74 Grammatophora stricta * 75 Haliomma Amphisiphon 100 Pinnularia Entomon 101 (Diploneis) didyma 102 Pyxidicula hellenica 103 (Dietyopyxis) eruciata 104 (Stephanopyxis) aculeata * 76 FEN nobile * 105 (Xanthiopyxis) alata * 77 HELIOPELTA Leeuwen- * 106 _ constrict« hoekiüi * 107° _ globosa %78 — Eulerii : * 108 —_— oblonga #79 —_ Dollondii * 109 Rhaphoneis scalaris #80. _ Selligueii 110 _ Fusus * 81 HERCOTHECA mammillaris 411 Rhizosolenia? barbata * 82 Lithocampe aculeata 112 _ Calyptra nur88 zz antaretica? * 113 — Campana "84 MAsToGonIA Actinopty- 114 _ Ornitho- Brin 'chus glossa * 85 _ Orux * 115 STEPHANOGONIA gua- * 86 heptagona dran- 87 _ Oculus gula Chamae- * 116 _ poly- Hai leontis gona * 88. _ yuinaria * 117: STYLONEIS Cadueeus * 89 _ Rota * 118 Synedra? incurva .*:90 _ sexangula * 119 SYSTEPHANIA aculeata #591 ‘Mesocena elliptica * 120° E= Corona 9 — triangula * 121 — Diadema E 93) Navicula omphalia 122 Trachelomonas laevis * 04 OMPHALOPELTA areolata * 123 Triceratium acutum i * 95 _ cellulosa * 124 _ condecorum: 96° _ punctata 125 — obtusum % 97 _ versico- 126 _ Reticulum By! lor * 127 - Solenoceros = 98 Delüciehhl Chlamido- * 128 _ undulatum w phora * 129 Zygoceros? Bipons 99 _ Tetracladia * 130 stiliger Bi. B: Phytolitharia: 181 ‚Lithasteriscus tuberculosus } ;“ 132 Zithodontium [urcatum 260 133 Lithostylidium Amphiodon 136 _ Caput Ser- Di pentis 134 | en 137 _ cenocephala 135 Spongolithis appendiculata 138 1 — foraminosa. Von diesen 138 die Erde constituirenden deutlichen See- Körpern sind 130 kieselschalige Polygastrica, 8 kieselerdige Phy- tolitharia und gar kein kalkerdiges Theilchen. Während es bisher sehr selten gelang, so eigenthümliche Formen aulser Europa zu finden, dals dieselben als besondere Genera in die Systematik aufzunehmen nöthig wurde, so sind sie hier so zahlreich, wie irgend im Süd-Ocean. Nicht weniger als 9 eigenthümliche generische Typen sind..dabei und mehrere von diesen in zahlreichen Arten. Überdiels finden sich einige ausge- zeichnete Subgenera der Gattung Pyxidicula,unter den übrigen. An eigenthümlichen Arten haben. sich. bisher 58, nahe die Hälfte, ergeben, wie sie im Verzeichnils durch Sternchen und, besondere Schrift ausgezeichnet sind. Die andere Hälfte sind dieselben Arten, welche schon aus den urweltlichen fossilen La- } gern von Oran, Sicilien, Aegina und Nord-Amerika, oder aus der Nordsee als jetzt lebend angezeigt sind. Besonders bemerkenswerth sind aulser ‘den eigenthümlichen Formen die so überaus zahlreichen strahligen Actinocycli, wie sie noch in keiner Ablagerung bisher vorgekommen sind. Von)f 5—32, A. quinarius — Uranus, sind die Zahlen in vollstän- diger Reihefolge durch 28 Arten repräsentirt und die bisher noch nirgends beobachteten Zahlen 17, 27, 30 und 31 (A. septem- denarius, Pallas, Venus, Vesta) sind hier zum 'erstenmale zahlreich beobachtet worden. Merkwürdig: ist, dafs in den liby- schen und sicilischen Mergeln die Formen mit kleinern Zahle 3 und 4 (ternarius, quaternarius) häufig sind, welche hier wie in Nord-Amerika gar nicht gesehen wurden und dals in der Nordsee die Formen mit gröfseren Zahlen als 30 weit häufiger sind, wovon in diesem Lager-nur 3: 36,38, 39 (Aquila, Bet-# el-gose, Canopus) beobachtet wurden. Die Frage, .ob alle diese Formen sich als besondere Arten späterhin erhalten werden, ist zwar dadurch, dals bei der Gat tung Mastogonia häufig eine der beiden jedes Einzelthier bil dende Schalen eine andere Strahlenzahl besitzt, beim Verfasse 261 neuerlich etwas in Zweifel gekommen, auch ist es zuweilen schwer, die richtige Zahl, besonders bei geschlossenen Schalen, zu ermit- teln, allein die zahllosen Beobachtungen der Einzelformen haben denselben bisher noch nicht zu der Überzeugung gebracht, dals auch bei Actinocyclus sich ein solches Verhältnils finde und die vielen Actinoptychi, Heliopeltae, Asteromphali u.s. w., welche in gleichem Falle sind, haben bisber stets eben- falls 'constante Zahlenverhältnisse erkennen lassen. Jedenfalls ist es völlig sicher, dafs die kleineren Zahlen nicht Jugendzustände - der grölseren Strahlzahlen sein können, und als generische Form- _ Abweichungen, Monstruositäten, sind sie viel zu regelmäfsig wie- derkehrend. Refer. bleibt nur in dem Zweifel, ob nicht einzelne Formen constant und regelmälsig, wie Mastogonia, auf jeder der beiden Schalenhälften eine andere Strahlenzahl führen. Dieser Formen könnten aber auch nur wenige sein, und sie würden dann, als mit ungleichartigen Schalen versehen, in einem andern ‚Genus unterzubringen sein. Auch würde ihr Ausscheiden viel- leicht jene Reihe so wenig stören, als das Ausscheiden der früher vom Verfasser eingerechneten Actinoptychi. , Kurze Charakteristik der neuen Formen aus beiden Verzeichnissen. Nova Genera et Subgenera. Polygastrica. I. CaAspenopıscvs. Nov. Gen. Saum-Schildchen. ) Animal e Bacillarüs Naviculaceis liberum. Lorica simplex aequaliter bivalvis silicea orbicularis non conca- tenata, superficie cellulosa, praeter cellularum radiantem ordinem, non radiata nec septata, sed margine structurae diversae tumido solubilique late praetexta. Habitus Coscinodisci margine tumido elegantissime prae- texti. A C.limbato, marginato aliisque haec forma eo dif- fert, quod margo non sensim in discum abit, nec fabricae D ejus terminum temporalem effert, sed strietura aliqua se- " paratus et tam diversae structurae est, ut disci fabricae L temporalis terminus esse nequaquam possit. In Craspedo- u. II. IV. 262 disco aut margo cum disco (uti videtur) ex ovo gignitur, aut juvenilis status per aliquod temporis spatium Coscino- discum plane aequat ejusque more in margine augetur, serius marginem diversae structurae format eoque dilatando augetur. Id quod probabilius est. Pyxidieula Cöscino- discus Virginiae hujus generis alia species ‚esse videtur; Dıervyopyxıs. Nov. Gen. Zellenbüchschen. Pyxidiculae Generis eae bivalves subglobosae aut tur- gidae formae, quae valvularum testae ‚strietura ‚simplieiter cellulosa insignes sunt ab iis, quae continua et simplici membrana silicea includuntur, aut appendicibus varüis in- structae sunt, gravius differunt et facillime distinguuntur. Cellulosas igitur in Dictyopyxidis ı subgenere colligendas senserim. P. cruciata, Cylindrus, hellenica et: Lens huic subgeneri nunc inscribendae sunt. Ex eodem Pyxidieulae, formis abundante, genere nunc | Mastogoniae et Stephanogoniae Genera, Stephanopyxidis et Xanthiopyxidis subgenera, cum distingui possint, 'sepa- raverim. Pyxidiculam priscam silicibus cretae inclusam et etiamnunc vivam Pyxidiculae subgeneri, cum prima fuerit, retinendam censui. HELIOPELTA. Nov. Gen. Sonnenschildchen. Animal e Bacillaris Naviculaceis liberum. Lorica simplex aequaliter bivalvis silicea, orbieularis (non conca-f tenata?) intus sepimentis imperfectis in loculos radiantes extus alterne impressos divisa, centro laevi anguloso, aper- turis sub margine tot quot radii adsunt magnis, spinulis in utroque latere sub margine crebris erectis oppositis. Habitus Aczinoptychi, sed spinulae marginis laterales bina animalcula statu juvenili connectentes eum characterem praebent, quo Denticellae a Biddulphia differunt. HERCOTHECA. Nov. Gen. Pallisaden-Döschen. Animal e Bacillariüs Naviculaceis liberum. Lorica sim- plex inaequaliter bivalvis silicea turgida, valvularum mem- brana continua nec cellulosa, sub cute, utplurimum ner-f vosa, aut sub setis liberis cutis locum tenentibus perma- nentibusque dividua. Hinc corpuscula in valvularum sin-f gularum contiguo summo margine setis aut membra- 263 mis. ‚Oppositis- coronata et involuta tanquam. obyallata ap- parent. Hae formae Galiioriellanun more silicea, sed non’ de- --tidua sub. cute sponte dividuntur. ‘ MAsToGontA. Nov. Gen. Döppel-Vieleck. Animal e Bacillariis Navieulaceis: liberum. Lorica simplex (inaequaliter) bivalvis, non concatenata, valvis si- liceis angulosis mammiformibus, basi orbiculari, umbilico inermi. Valvularum membrana continua, integerrima nec cellulosa, angulis radiantibus. Hujus generis nonnullae formae’ prius inter Pyzxidi- ‚ eulas enumeratae sunt, sed valvis inaequalibus nervosis vn. radıatis et ängulosis nec cellulosis ‚graviter differunt. Ae- quali modo ab Actinoeyctis. differunt. -OMPHALOPELTA. Nov. Gen. Nabel- Burn Animal e Bacillarüs, Navieulaceis liberum. Lorica simplex aequaliter bivalvis silicea orbicularis (non conca- „tenata?) intus sepimentis imperfectis in loculos radiantes extus alterne impressos divisa, centro laevi, aperturis ob- soletis, spinulis in utriusque lateris summo margine raris ‚ erectis oppositis. Habitus: 4ezinoptychi et Heliopeltae ab illo spinis la- teralibus differt, ab hac spinis in summo margine raris. Numerus ae forma et cellulae saepe in his tribus generibus congruunt, spinularum charactere constanter di- verso. _Praeterea illae spinulae e spontanea. divisione re- siduae singularem conjugü juvenilis formam. testari vi- dentur. PERIPTERA. Noy. Gen. Gitter-Kästchen. Animal! e; Bacillarüs: Navicuwlaceis liberum.: Lorica simplex . inaequaliter .bivalvis silicea compressa. Valvula- » zum. testa simplex continua nec cellulosa. Una valvula tur- gida nuda, altera alata aut cornuta,..cornibus interdum ramosis exiremo\ margini affıxis. Ad, Rhizosoleniam et Dicladiam proxime accedentes formae. ZRhizosolenia unum medium cornu exserit, Di- cladia duo media. Hercotheca corpusculis turgidis non VI. IX. 264 compressis differt. Dicladiae pristinae nonnullae huic ge- neri nunc adscribuntur, v. c. Capra et Cervus. SCEPTRONEIS, Nov. Gen. Scepter-Schiffchen. “ Animal e Bacillariis Echinelleis? affıxum? Lorica sim- plex aequaliter bivalvis silicea stiliformis compressa, non concatenata, cuneata (viva facile pedicellata). Sutura la- terum utriusque valvae longitudinalis media, umbilicus nullus. Habitus Merdii non concatenati aut Gomphonematis umbilico laterali carentis. In fossili forma pes mollis et status affıxus vivae evinci nequeunt. STEPHANOGONIA. Nov. Gen. Kranz-Vieleck. Stephanogoniae cum Mastogoniae charactere valvula- rum truncatos apices angulosos (umbilicos) spinosos gerunt. X. STEPHANOPYXIS. Nov. Subgenus. Kranzbüchschen. XI. Xo. Pyxidiculae generis bivalves turgidae aut subglobosae formae, quae valvularum testae structura cellulosa insignes sunt et denticulorum, aculeorum aut membranae coronam in media quavis valvula gerunt in hoc Pyzidiculae sub- genere colliguntur. SYSTEPHANIA. Nov. Gen. Sieb-Kränzchen. Animal e Bacillarüs Naviculaceis liberum. Lorica simplex aequaliter bivalvis silicea orbicularis (concatenata?) Valvularum testa cellulosa nec radiata nec septata, corona spinularum aut membranacea erecta externa in ipso cujus- vis valvulae disco (nec in ipso margine). Habitus Coseinodisci (lineati), sed laterum corona in ju- venilis status spontanea divisione duo corpuscula connec- tens. Systephania a Coscinodisco differt sicut Denticella a Biddulphia. | XANTHIOPYXIS. Nov. Subgen. Klettenbüchschen. Pyxidiculae subgenus bivalve turgidum subglobosum. Valvularum testae siliceae continuae integerrimae nec cel- lulosae, superficie hispida, setosa aut alata. Xanthiopyxides sunt Pyzxidiculae setosae aut- alatae Xanthidii aut Chaetotyphlae habitu, sed siliceae et bivalves. 265 Novae Species 68. A. Polygastrica. 67. 1m F AcTINocXcLUS septerndenarius, disci radiis 17. Diam. 39° 7: Bermuda. Pallas, disci radüs 27. Diam. ;;””. Bermuda. Fenus, disci radiis 30. Diam. 5%”. Bermuda. 1,0 Vesta, disci radiis 31. Diam 75 . Bermuda. Canopus, disci radiis 39. Diam. 5”. Bermuda. ANAULUS Campylodiscus, loricae gränulosae compressae val- vulis singulis obtuse triangulis a latere leviter biconstrictis, habitu. Zriceratü inaequilateris aut Campylodisci. Diam. &". Bermuda. BiBLARIUM? gidbum, lorica laevi bacillari, bacillis binis ternis -aut quaternis, mediis rectis, lateralibus medio gibbis. Aper- tura media non observata. Habitus Bidlarü aut Gonio- thecii Monodontis. Longitudo J;”’. Kurdistan. 8. BIDDULPHIA? Gigas, lorica ampla media valde turgida sca- 9. 10. 41. 12. bra nec distincte granulosa, a latere quinque-articulata, apertura utrinque in attenuato apice magna oblonga, an tubulosa? (Diam. 5”, erassities media 5”). Fragmenti triarticulati diam. %””. Bermuda. CHAETOCEROS? Bacillaria, testula bacillari ter quaterve la- tiore quam alta, in utroque fine truncata et cornibus duo- bus mediis longis filiformibus instructa. Diam. „;”? Bermuda. ? Diploneis, testula media constricta utroque fine rotundato, habitu Diploneidis, cornibus filiformibus in utro- que fine mediis. Diam. 5%” sine cornibus. Bermuda. Utramque formam Prof. Bailey primus observavit, et delineavit. Ch. Bacillariam ipse non vidi, altera in commissa terra mihi quoque obviam facta est. Chaeto- cerotes e mari australi petiti aeque lati ac longi, aut lon- giores quam lati sunt et catenatim vivunt, cornibus de- cies et ultra longioribus. CoccoNEIS? Crux, testula laevi elliptica tenui, umbilico lineari transverso. Diam. ;s;””. Bermuda. CoSCINODISCUS Aheteroporus, disco celluloso cellulis hexa- 266 gonis in centro et in; margine minoribus in ‚4;” 10, in- termediis majoribus i in 55 5-6, nonnullis maximis. Diam. - \ 5. Bermuda. 13. Gostmöniscus Omphalanthus, disco Ep cellularum serie- busradiantibus, margine minoribus in 4,” 7—8, centrum ver- sus paullo majoribus in 555” 6, ipsius centri stella umbi- licari rosacea e 7—8 cellulis majoribus: oblongis formata. “ Diam +”. Bermuda. “ 14. CRASPEDODISCUS elegans, disco kung cellulis centralibus radiantibus, in ;4;”” 7, stella.umbilicarie cellulis 5—6 ma- ioribus oblongis formata, marginis tumidi, +” lati, cellu- ] 9 5 5 ’ lis oblique quadratis 'majoribus in ;45” 6. Diam. 7”. Bermuda. Coseinodisceus (= Pyxidicula Coseinodiscus) disci cel- ‚Iulis centralibus subtilibus centrum versus deerescentibus in 5” 17-18, stella umbilicari nulla, 'marginis cellulis he- 1 xacronis majoribus inaequalibus in. —-”” fere 10—11. Diam. J 100 &"" Richmond. 15. DENTICELLA?' polymera, testulae Brisährike brevisque septis iy q p 16. lobisque lateralibus in’ adulta 10 (—12), superficie granu- losa, granulis in’ lobi medii facie anteriore 6 majoribus stelläam formantibus (denticulis setaceis 'lateralibus extra medium positis) aperturarum tubulis longe exsertis. 'Latit. 5. Bermuda. Fragmentum vidi setis expers, 'hine Biadulpkiae ge- neri hanc formam adscripsissem, sed Cel. Bailey in icone issa unius lateris setam delineavit. Denzicellae tridenia- tae statum eximie adultum hane formam referre non cen- seo, quoniam lobi novae majorisque formae depressiores sunt. Lobos 10 ipse observavi, 12. Cel. Bailey delineavit. ? zumida, testulae turgidae (subglobosae) septis lobisque destitutae superficie subtilissime punctata, tubulis binis setisque totidem utrinque longe exsertis. 'Diam. 5". Bermuda. Fragmenta nonnulla vidi. 17. DicTYocHA kemisphaerica, hemisphaerica margine hexagono, spinis lateralibus sex, cellulis marginalibus spinis oppositis sex, sex aliis cum septima centrali mediis, apertura infera 267 sex dentibus marginalibus semiclausa. Dam. 5. Ber- 'muda. br 18. DieryochA Ponticulus, lanceolato-oblonga, arcu medio trans- 'verso simplici ‘in ‚duas cellulas divisa, märgine inermi. — Diam. — 4”. Bermuda. 49. ——— Fe quadrata aut ubgüadräa oblonga, arcu medio transverso simplici ‘in duas cellulas divisa, spina in utroque latere angustiore medio singula, Diam 4”. Bermuda. Has duas formas Cel. Bailey primus observavit et de- ‚lineatas misit. -Multa specimina, ipse vidi. DICTYoPYXIDES = Pyxidicula ‚cruciata. et hellenica, 20. DirrLuGıA Oligodon, testula laevi oblonga subeylindrica ostii dentibus: 8 validis. . Long. 5”. Kurdistan, DiscopLEA? Actinoeyclus = Pyxidicula? Actinocyclus Virgi- niae. Radii 32— 38. 21. ——— ? Astraea, testula plana ampliore lateris ‚margine dense radiato, centro ‚punctato. Diam. #”’. Kurdistan. Gallionellae variantis, habitu ‘et magnitudine, centri granulis singularibus. Catenae non observatae sunt, hinc forma Discopleis propius accedere videtur. 22. comia,.testula tenui a fronte tumida, a latere strio- larum corona prope marginem: et granulorum acervo cen- trali insigni. Habitus D. americanae, minor. Diam. 4”. Kurdistan. 23. ——— denticulata, ‚testulae superficie cellularum s. gra- nulorum (in 5” 15) tenuium seriebus rectis parallelis in- signi, margine denticulato. : Diam. 4”. Bermuda, Margine Gallionelam sulcatam: refert, sed disci cel- lulis Coscinodiscum lineatum aemulatur. 24. ———? undata, testulae superficie granulorum subtilissi- morum seriebus radiantibus sculpta, margine undulato, fle- zuris 15. Diam. 4”. Bermuda. 25. FRAGILARIA nodulosa, testulis singulis striatis linearibus an- gustis, 12ies longioribus quam latis, a latere pariter an- guste linearibus nodulosis utringue sub apice ‚constrictis capitatis, striis traversis (nodulis) in 55” 18. Longit. &”. Kurdistan. 26. HALIoMmMA? Amphisiphon, testula ampla laxe cellulosa oblon- 268 ga, media parte constricta utroque fine in tubuli cellulosi speciem aucta, nucleo duplici medio duos annulos internos concentricos referente instructa, radiis spinisque nullis. 1m Cellulae in ;55” fere 3. Longit. cum tubulis £””. sine tub. 11m Er 2005 Bu Bermuda. 27: Hanschimiaß nobile, testula subglobosa laxe cellulosa, nucleo simplici spinis radiisque nullis, cellulis in „4; 2. Diam. 35”. Bermuda. 28. Eller Metii, testulae sepimentis radiisque senis, areis 29. 30. 31. ——— radiantibus tribus elatis laxe cellulosis totidemque impres- sis subtiliter decussatim lineatis, marginis radiati limbo lato, spinis marginalibus in quovis loculo celluloso medio singulis aut tribus, in altero 2 aut 4, stella umbilicari laevi parum angulosa. Diam. 4”. Bermuda. Habitus Aczinopztychi velati. Jacob Metius mieroscopi- um invenit 1608. Leeuwenhoeki, testulae, sepimentis radiisque octo- nis, areis radiantibus quatuor elatis laxe cellulosis, toti- demque impressis subtiliter decussatim lineolatis marginis radiati limbo lato, spinis marginalibus cujusvis areae qua- ‘ ternis, stella umbilicari laevi tetragona. Diam. #”. Bermuda. Leeuwenhoeck animalcula microscopica ‚dere 1675. Cel. Bailey hanc formam lineis indicatam misit. Euleri, testulae sepimentis radiisque denis, areis radiantibus 5 elatis laxe cellulosis totidem impressis reli- qua ut in prioribus, margine spinisque pariter : similibus stella umbilicari laevi pentagona. Diam. #”. Bermuda. Euler achromatismo gq. v. instrumentorum opticorum viam aperuit 1775. Selligueii, testulae sepimentis radiisque duodenis, areis radiantibus 6 elatis laxe cellulosis, totidem impressis reliqua ut in prioribus margine spinisque pariter simili- bus, stella umbilicari laevi hexagona. Diam. 5””. Bermuda. Selligue microscopii vim nova structura eximie promovit 1816. Noyae aliae huius generis species Dollondio propter inventum achromatismum et Ottoni Müllero Danorum ob ipgenuum minimorum studium jure dabuntur. 269 Omnes hujus generis species tanqguam velamine sub- tilissime granuloso obtectas valvas gerunt. 32. HERCOTHECA mammillaris, testulae valvulis laevibus basi media setis oppositissimplicibus fere 20, mammillas superantibus ipsi 1m margini insertis, obvallata.. Diam. 5”. Bermuda. 33. LITHOCAMPE aculeata, lorica laxe et irregulariter cellulosa (cellulis in „45 4—5.) undique aculeis raris validis armata, articulis duobus tribusve constans, primo parvo subgloboso, aculeo recto terminato, reliquis turgidis amplis. Long. 1m Be: Bermuda. 34. MASTOGONIA Crux, testulae amplae valyula una radiis an- gulisque 4 eruciatis, altera.7 insignis, apicibus non trun- catis. Diams 5’. Bermuda. quinaria, testulae amplae valvula una radiis angu- lisque 5 insigni altera ignota, apice non truncato., Diam. 5. Bermuda. 36. —— Rota, testulae amplae valvula una radiis angulis- que sex, altera 7 instructa, apieibus integris. _Diam. Es Bermuda. 37. —— sewangula, testulae tenuis valvula una radiis angu- lisque sex instructa, altera ignota, apicis late truncati area hexagona. Diam. 4;”’. Bermuda. | Hae omnes species laevissimae et crystallinae sunt. Actinoptychus = Pyxidicula, Actinoptychus Virgi- niae, valvulae unius radiis angulisque 9, alterius 13, api- eibus late truncatis differt. ‚Oculus. Chamaeleontis = Pyxidicula Oculus Cham. Virginiae, valvulae unius‘ radiis angulisque 8 instructa, altera ignota, apicibus truncatis dignoscitur. Praeterea hujus generis formarum valvulae singulae oc- currunt in Bermudae terra quae 15, 17 et 19 radiis in- structae sunt, in Virginiae terris 13, 15, 19 et 20 radios obtulerunt, hae forsan ad alias species pertinent. Sed alia parva forma integra e Bermudis coram est, cujus una val- vula 7, altera 9 radios et angulos cum truncato apice of- fert, hanc 35: - 88. ——— heptagonae, nomine appellaverim. Diam. 4”. 70 270 Häne formam’ inter lineamenta 'etiam a Cel. Bailey missa reperi. 39. NAvIcuLA? omphalia,,testula ampla in subtilissimis lineis de= 40. 41. 4, 43. cussatis granulata versicolor, umbilico orbiculari solido hya- lino, suturu media recta fissa. Fragmenta nonnulla magna vidi, .maximum 4” long. Bermuda. Singularis magua et elegans species. | a OMPHALOPELTA .areolata, testulae Zepifänlis radiisque senis, areis radiantibus laxe et obscure aequaliter cellulosis vix aut parum impressis, radiis distinctis, margine radiato lato, spinulis in areae cujusvis mediae summo margine singulis. Dia. 75”. Bermüda; Y cellilosa, testulae sepimentis radiisque senis, areis radiantibus alternis cellulosis tumidis et stellulato-punctatis depressis, radiis parum prominulis, :spinulis in arearum me- dio summo' margine solitariis. Diamı4’”. Bermuda. Habitus Aczinoptycho senario & "Heköpelide Metii mire 'similis. ° \ Il? punetatä, testulae sepimentis radiisque senis, areis radiantibus omnibus laxe punctatis, tribus- alternis parum- ' per elatioribus, maärgine tenui non aperte radiato. Spinulis obsoletis. An’ Actinöptychus? Diam.'&’’, Bermuda. versicolor, testulae subtilis sepimentis radiisque senis areis radiantibus Omnibus’ in subtilissimis lineis decussatis granulatis, hinc versicoloribus e fusco rutilis, radiis vali- dis et umbilico hexagono cerystallino bene’conspicuis, mar- gine tenui radiato, spinulis in arearum medio summo mar- gine singulis. Diam: raro 5,” Has saepe 'tenues’ formas primun pro ‘cute decidua Heliopekarum’habui, ‘sed’ eam opinionemerroneam esse eviei. ©" Ommes' Aetinoptychum senarium’' aemulantur, in nostro vero märi, ubi hic admodum frequens est, illas saepius minor. Bermuda. nungquam vidi.: hh, PERIPTERA Tetracladia, testula compressa fere naviculari laevi, 'valvularum una setis 4 aequali spatio distantibus apice ramosis obvallata, altera simplici. Diam. long. cor- pusculi 120”, latit. cum setis 45””. Corpusculum sine setis, Amphorae habitu, duplo longius quam latum. Bermuda. ur 271 45. PERIPTERA chlamidophora, testula compressa fere' naviculari laevi, valvularum una a latere plana et membrana subti- liter nervosa superata, altera medio turgida nuda. ‚Long. — 1. 'oLat. cum ‚membrana (tubulosa compressa) 3; Bermuda. Similem aliquam Virginiae formam cum ‚Geniöchecio Monodonte conjüunxerath,' munc vero distinguendam censeo.; P..Capra, = Dicladia Capra Virginiae. ı P..Cervus =, Dicladia Cervus Virginiae. Pyxidicula; vide Dietyopysis, Stephanapyitis, Xanthio- pyxis et Mastogonia; | 46. RHAPHONEIS scalaris, testula ‚exili'lanceolata BEHBRE ae, pinnularum et fenestratum \(spatiorum erystallinorum) serie dupliei ornata, in 55 9. Diam..&”, Bermuda. 47.\ RHIZOSOLENIA Caimpana, ‚testula ampla apice! conico longe attenuato,. varie tanquam radieulis terminato, »superficie subtilissime granulata. Longit. 5”. "Fragmenta late cam- panulata plurima vidi,. de rpadle: et variefate :non certus sum. Bermuda. 48. SCEPTRONEIS Cadüceus, Henslärsiaht hentila bacillari 6 longe, cuneata, ‚capitulo rotundo turgido collo gracili, me- dia tumente, granulis in. feries dispositis gemmarum instar lucentibus valde singularis, oculo gratissima' forma. 'Gra« aulis. in 490 19.. Long. — 5”. 1Bies jan gihrsejehn lata. ‚Bermuda; 9 Cel. Bailey hanc formam lineis seriptam misit,; ‚millena ni ipse vidi. s 49, STEPHANOGONIA quadrangula, testulae tenuis läevis Ba su, una radiis. angulis spinulisque apicis truncati- “quaternis, altera. senis instructa. Diam. $”; Bermuda. 50. ——— polygona, testulae valvula una radiis spinulisque 16 (?) r instructa, altera ignota. Ex iconibus festinanter lineis cir- cumscriptis,a: Cel. Bailey missis. hanc formam (ab: eo ob- servatam esse constat, quam ipse nondum vidi. „3, STEPHANOPYXIS = Pyxidicula aculeata, 1! SURIRELLA? amphibola, testula striata late-lineari N late- 3 ralis faciei fine cuneato subacuto, dorsi finibusobtusis, striis . 1m E ig: in, ‚19... Forma Surirellae‘ Regulae. Long. +”. Kur- 272 distan. De genere incertus sum, interdum umbilicum te- nuem adesse censui, qualis in Pinnularüs adest, sed forma ob strias transversas in omni latere aequales singularis est. 52. SURIRELLA 'drevis, testula striata brevi forma et magnitudine S. striatulae sed longior et striis subtilioribus in db. Longit. 4”. Kurdistan. 53. —————- /epida, testula tenui lineari-lanceolata, uno fine ob- tuso, altero paullo magis attenuato subacuto, striis in Z” 9—10, linea media laterum distincta flexuosa. Longit. &” Kurdistan. 54. SYNEDRA ?-incurva, testula lineari angustissima flexuosa laevi, (tereti aut) aequaliter/quadrangula. Longit. 4”. Margo du- plex canalem Spongolithidis indicare posset. An Spongo- lithis? — Bermuda. ?. scalaris, testula recta latissima (fere quater lon- giore quam lata) utrinque truncata angulis obtusis, mar- ginis limbo: angusto -fortius striato, pinnülis in %” 15—16, interstitiis totaque lateris planitie subtilius transverse stria- tis. Longit. Z”. Kurdistan. ' > In Bohemia farinas fossiles in Hungaria Semi-Opa- los constituens, in Surinamo Americae et in Kurdistania Asiae inter vivas observata forma. 55. SYSTEPHANIA aculeata, testulae valvis laxius cellulosis, cellulis in seriebus parallelis dispositis, 8 4 lineae aequantibus, acu- leis erectis raris in ambitu adultae 12 in ipso disco prope märginem possitis. Diam. adultae /;”. Bermuda. 56. — —— Corona, testulae valvis densius cellulosis, cellulis in seriebus parallelis positis, 12% lineae aequantibus, aculeis erectis in adultae ambitu 48, dense approximatis, proxime ad marginem positis. Diam. adultae 5”. Bermuda. 57. —— Diadema, testulae valvis densius cellulosis, cellulis in seriebus parallelis positis, 14 5” aequantibus, aculeis marginalibus apice reduncis membrana conjunctis, in toto ambitu adultae fere 28. Diam. adultae 4%”. Bermuda. 58. TRICERATIUM acutum, testulae lateribus rectis, apicibus acu- minatis, cellulis non radiatis in 5” 10. Diam. 4”. Bermuda. 59. ——— condecorum, testulae lateribus leviter convexis, api- 273 cibus obtusis, superficie granulorum seriebus subtilibus ele- ganter curvatis et radiantibus ornata, granulis in ‚5, lineae 15. Diam. 4”. Bermuda. 32 60. TRICERATIUM Solenoceros, testulae lateribus profunde concavis, 61. 62. 63. 64. 67. s ee He Rs N 7, apicibus longe tubulosis radiatis, subacutis, superficie gra- nulorum seriebus radiantibus rectis ornata, granulis in ‚4; lineae 15. Diam. 5” Bermuda. Cel. Bailey hujus iconem circumscriptam misit. Non- nulla specimina ipse inveni. undulatum, testulae lateribus leviter convexis un- dulatis, flexuris in quovis latere tribus aut subquaternis, granulorum subtilissimorum lineis radiantibus eleganter eurvatis. Diam. 4”. Bermuda. XANTHIOPYXIS (Pyxidicula) alaza, testula oblonga utrinque aequaliter late rotundata laevis, valvularım ‚margine mem- brana lacera aut profunde dentata non setosa praetexto. Diam +”. Bermuda. globosa, testula subglobosa setis brevibus hispida. Diam. — 4”. Bermuda. oblonga, testula oblonga utroque fine aequaliter late rotundato, superficie setis brevibus, interdum membranis conjunctis, dense hispida. Longit. — 4”. Bermuda. Cel. Bailey hanc formam, quam dein frequentem ipse observavi, lineamentis bene eircumscriptam misit. constricta, testula oblonga media constricta utroque fine late rotundata, superficie setis brevibus, saepe mem- branis conjunctis hispida. Longit. — 5”. Bermuda. ZYGOCEROS? Bipons, testula a latere lanceolata, utroque apice acuto et corniculo admodum parvo instructo, stri- cturis mediüis laevibus duabus, superficie subtiliter granulata nec radiata. Diam. %”. Bermuda. stiliger, testulae laxe cellulosae corniculis duobus longis acutis stiliformibus, strictura media laterum duplici. Diam. 4". Bermuda. Ilius fragmenta centena, hujus unicum vidi. De utri- usque vera natura incertus mansi. Z.? sziliger Hemiauli species esse possit, sed stricturae utriusque formae ad Grrrr 274 Biddulphiam accedunt, cujus aperturae corniculorum latae desiderantur. B. Polythalamıa. 68. MILIOLA elongata, testula laevi oblonga ter quaterve lon- giore quam lata turgida utroque fine subacuto, altero ma- gis attenuato, siphone interno nullo. Longit. 4”. Kurdistan. Erklärung der Abbildungen. Die beiliegende Steindrucktafel enthält einige wenige der vielen eigenthümlichen unsichtbar kleinen marinen Formen, welche das organische Leben im kleinsten Raume |bilden, und neuerlich. der Akademie in Zeichnung vorgelegt worden sind. Sie sind sämmtlich bei 300maliger Linear-Vergrölserung gezeichnet. Alle diese Formen sind kieselschalig und werden in der Gestalt durch Glühen nicht verändert. Von einigen der Süd-Pol-Formen sind Darstellungen in Fig. 1—8 gegeben. Die meisten der sternar- tigen Asteromphali und auch der Hemiaulus sind sowohl im Polar-Eise der Oberfläche des Oceans, als auch in einer Tiefe von 1140 bis 1260 Fuls mit Organen, als dort lebend, beobachtet. Asteromphala und Symbolophora sind aus dem fos- silen Polirschiefer von Seethierchen, welcher Gebirgsmassen in Maryland und Virginien bildet. Heliopelta und Craspedo- discus sind fossile See-Formen von den Bermuda - Inseln. Sämmtliche Formen sind aufbewahrt und jeder neuen Ver- gleichung zugänglich. Fig. 1. Asteromphalus Darwinii. Sternschildchen. 6 _ Rossiı. ”» 3 — Hookerii. u / _ Buchi:. n„ 5. _ Baumonti:. » 6 _ Humboldtii. » 7 _ Cuvierii. » 8. Hemiaulus antarcticus. Wechselflöte. 275 Fig. 9. Heliopelta Leeuwenhockii. Sonnenschildchen. » 10. Asterolampra marylandica. Prachtsternchen. » 11. Symbolophora Trinitatis. Dreieinigkeitssternchen. » 12. Craspedodiscus elegans. Saumschildchen. Die Zellen der Mittelscheibe auf der letzten Figur sind im Steindruck zu klein wiedergegeben. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: P. Flourens, Memoires d’Anatomie et de Physiologie comparees. Paris 1844. 4. Joh. Henr. Schröder, Initia Monetae Suecanae sub examen revocata. Upsal. 1844. 4. J. van der Hoeven en W.H.de Vriese, Tijdschrift voor na- tuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel II, Stuk 1. te Leiden 1844. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 506. Altona 1844. 8. James Millingen, Supplement aux considerations sur la Nu- mismatique de l’ancienne Italie. Florence 1844. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verfassers d. d. Florenz d. 18. Mai d. J. FilippoParlatore, Monografia delle Fumariee. Firenze 1844. 8. ,„ Giornale botanico Italiano Anno I, Tomo 1. Fasc. 1-3. Gennajo—Marzo 1844. ib. eod. 8. ‚ Manifesto di Associazione al Giornale botanico Ita- liano. 8. 5 Expl. D. F. L. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. 17, Heft 6. Halle 1843. 8. S ) Hemiaubus antarcticus. Suymbolophora. Trinttatis. Craspedodiscus elegans. Oceanisches kleinstes Leben. 1_8& vom. Süd. Fol. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen - der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juli und August 1844. TEE nr Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 4. Juli. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Herr Ritter las über die geographische Verbreitung des Granatbaums. Herr Prof. Rofs (zu Athen) hatte durch einen Brief von Rhodus vom 16. Mai d.J. an Hrn. Böckh, der Akademie noch "nicht bekannte Inschriften von der Insel Telos nebst einigen “Nachrichten über diese Insel mitgetheilt, welche wir hier folgen lassen. „Telos, meines Wissens von keinem Europäischen Reisen- den besucht, aufser von dem Englischen Schiffslieutenant Brock im J. 1841 und jetzt von mir, ist klein und felsig, lauter starres Kalkgebirge. Nur in der schmalen Mitte hat die Insel eine kleine fruchtbare Ebene, und über dieser liegt das heutige Hauptdorf, auf der Stelle der alten Stadt, an dem gegen Südost gewandten Abhange eines steilen Berges. Die Ruinen der Stadt sind unbe- “deutend; nur einige Mauerreste und Unterbauten, meistens von polygonischer Bauart. Auf der kleinen Akropolis steht eine Kirche des Erzengels Michael, zum Theil auf dem Reste einer Cellamauer aus kleinen regelmälsigen Kalksteinquadern. Dieser I Tempel war, wie das vor der Thüre liegende grolfse Piedestal mit den Inschriften No.2 zeigt, ein Heiligthum der Stadtgötter } Athene Polias und Zeus Poleius. In der Vorhalle (vea2,,£) der } Kirche findet sich das Fragment No.3; und in den Neben- [1844.] 7 Tee 278 gebäuden noch drei andere Bruchstücke von Inschriften, aber zu sehr verwittert, um gelesen werden zu können. In dem heuti- gen Dorfe fand ich in einem Hause die Inschrift No. 1, die sich auf ein Heiligthum des Apollon Pythios bezieht, und den ö«- wiogyos als eponymen Magistrat nachweist, nicht den iegameros, wie ich früherhin aus No. 4 vermuthet. Merkwürdig scheinen mir die Namenformen TirozonUv und "Esnozgndv statt "Egloxgewr, wofür wir in der Grabschrift No.5 ‘Eguozg@v haben. No. 4 ist eine neue Abschrift des bereits von mir (I. Gr. 1. fasc. II.) heraus- gegebenen Decretes; der Stein findet sich in der Treppe eines Klostergutes (uerox,ov) unterhalb des Dorfes. Die Nn. 5, 6—10 sind Grabschriften, No.5 auf einer kleinen Aschenkiste, die übri- gen auf Stelen. — Von einer andern fragmentirten metrischen Grabschrift und einer der unleserlichen im Schlosse, von der ich einen calque genommen, bleibt mir heute keine Zeit mehr Ab- schriften zu machen.“ [Siehe die Inschriften nebenbei.] 4. Juli. Öffentliche Sitzung zur Feier des Leibnitzischen Jahrestages. Herr Encke machte zuerst das Urtheil der philosopbisch- historischen Klasse über die Bewerbungsschriften bekannt, welche zur Beantwortung früherer Preisaufgaben eingegangen waren. Die erste dieser Preisaufgaben war am 8. Juli 1841 gestellt worden, und betraf die geschichtliche Darstellung der Versuche, die Kirchenverfassung im 15. Jahrhunderte zu befestigen, zu er- neuern und umzugestalten, so wie eine Untersuchung der lei- tenden Grundsätze und eine Beurtheilung ihrer praktischen An- wendbarkeit. Die Frist für die Einsendung der Beantwortungen war auf den 1. März 1844 gesetzt, und für die beste und genü- gende Lösung der Aufgabe ein Preis von 100 Dukaten ausge- setzt, dessen Ertheilung in der heutigen Sitzung erfolgen sollte. Zur Beantwortung dieser Preisaufgabe sind drei Schriften einge- gangen. Die erste, welche wir bereits den 20. Oktober 1841 erhalten haben, mit dem Motto: „Wer aber ausdauert bis zu Ende, wird gerettet“, war den 19. September desselben Jahres” vom Verfasser vollendet, also nicht eilf Wochen nach der Be- zu 8. 273, APIZTOMENHZAPI 19 PONDIANHPAFAOOZ OKOAIKPANAZKAIMETAAAE IM(TIMCTEIEPAMTOAOZENIEP 5 ?PHYMNTATATEAEZMATAO 5 NAPıPIEKRNOMENOYKAITQN HYKIAAFEIEOENTRNDAZAIN HYIKTO\NOIKOAOMHOHMEN )MAXZTOAIAYZITEARZOYM[O 10 MOKPXIAFAMPOBAZIETNEANNJA 10 TQMTEITAPEXOMENOZKA AZIEPAZKATAGOEIPA ITINDNABAZATEEI EPATAEXOYOMEN NFINEZOAIANOTC 15 INAZANZINOY ITAAAAAA ZIA OY 9. 101 ATAAANTH AZ AXı 10. AFTAOOBOYAA EXEAAMOY FYNAAETIMAPXOY 10 1. ONE ZRSEINIOEONN . od Mao MORAT: ANENIAYZIANEMIAAM!OPT(IYBONZKOYJATOJAARNITYOIALI APIZTOBOYAOZAPIZETOMENEYZ APFJZETIQNAPIETOTIMOY APIETOAOKOZAAMOAIKOY IEPQNYMOZIEPRNOZ AFJETOZENOZAPIETNNYMOY APIETOTIMOZZENOTIMOY TIMAPXOZAAMOKPATEYZ AIDTEITOZBIATOAAMOY TIMOKPHYNEZENO®2NTOZ KAEYMHAHZEXEAAMOY AFJZTOKPATHZ TIMANAPIAA APIZTANAPIAAgANAPIEKOY ZIMIAZZIMIA ONAZANAPOZAPIETANAPOY EPMOKPHYNTIMAPXIAA KAEITRNAPOYOOY APTZTOAAMAZAAMOZOENEYZ EPMOKPHYNNKANAKTOZ XAIPE®IAOZAPIEZTOTENEYZ ANJAPOJKAEIAAZXAIPEBQNTOZ KAEITOMAXOZKANNIETOK... .. KAEIZIOEMIEZANEEIMAXOY ZIMOZBAOZNNOZE NIKANAENIKATOPA © KAANIEZTOAIKOZZAIN..... ..... 2.000. . APIZTODIAOY NIKANAZ[EAAA]JMOAOKOY XAPEIGINJOEAAJEEIMAXOY YMPEPTAEZIFYNJAIKOZ KAIAAEEZIM/[XOJEKAIEPMOAOK 5 KAIAPIETOBI[AOJEKAIXAPZIGIA KAIKYAAINQNI[KJAIKAELITRI[N KAIKAEITANAZZAXA[PEIGIAJOY YPEPTAZMATP[OJE AOANAINOJAIJAAIK[AJIANIT{ONIEI APIETOAOKOZZAMAPXIAA .+ +. TIMOZAPIZTOGINOY HPOTEITQNAAMOKPATEYZ 3. KAOYOOEZIANAE KAEYTIMOY KAITOIYIOI EXEAAIAAZ 5 KAIEXEMAXOZ zu S. 278. 4. EAOZJETHAIOIZIEPANOAOYFNQMAENEIAHAPIZTOMENHZAPI ZTOBJOYAOY.. . AIOZENTETRIMPOTEPONXPONLIANHPATAOOZ QNAIJETEAEIMEPITONAAMONTONTHAIQNTOANAZKAIMETANAZ XPEIAJETRI[KOINNDIPAPEXOMENOZAIPEOEIZTEIEPATOAOZENIEP 5 D2KIT ZTAZNOOOAOYZKAITATEAEZMATAO 5 AIKAIQZA IHZEZEIXMOYTETENOMENOYKAITQN IEPQNKJAITQNTEIXERNKAITRNDTYPFRQNAIAZEIZOENTRNDAZA[N MPONOITA]NKAI®IAOTIMIANEMOHZATOEIZTOANOIKOAOMHOHMEN MANTATJANOTIAEOMENAETIEKEYAZKAANZKAIANYZITEANZOYM[O 10 NONTAFTEJIOMENAJEIETJAYTATEAEZMATAAIAOYZATPOPAZIETRZANNJA 10 KAOAY.. . NXPEIANENTAZINEKTENHTAPEXOMENOZKA AETOTIETANTMOOOAONTAZIEPAZKATABOEIPA i OHZAMENOZKAITOMRNTINDQNAPAZATEEI =ITOI. .IETAAAAIEPATAEXOYOMEN ZTA[INTJOOOAONFINEZOAIANOTC 15 AIKHZAIMAZANZNOY ONKAITAAAAAA 3. 15 9, EPMOAOKOY EPMAIOZ ATAAANTH EPMOKP2NTOZ KABAAEYZ THAIOY 10. AFTAOOBOYAA 6. 3. EXEAAMOY APIZTHAZ APOYOOY FYNAAETIMAPXOY 279 kanntmachung der Aufgabe hierselbst; sie behandelt nicht nur diese Preisfrage, sondern auch die gleichzeitig von der Akademie aufgestellte über Nominalismus und Realismus, und beide zusam- men auf 12 Quartblättern; sie ist so beschaffen, dafs sie nicht ernstlich in Betracht gezogen werden kann. Die zweite Schrift, welche den 15. April 1843 eingegangen ist, konnte nicht berück. sichtigt werden, weil sich der Verfasser derselben, Herr Placido _ Tornabene zu Catania, im Widerspruch mit dem bekannt ge- machten Programm genannt hatte. Die dritte am 22. Februar 1844 eingegangene trägt das Motto: Roma, prius tibi servierant domini dominorum, Servorum servi nune tibi sunt domini: In te nobilium rectorum nemo remansit, Ingenuique tui rura Pelasga colunt. In derselben sind die Materialien zu einer Geschichte der Con- eilien und der sonstigen kirchlichen Verhandlungen mit einem sehr anzuerkennenden mühsamen Fleifse zusammengestellt; aber die Akademie bedauert sagen zu müssen, dafs der gesammelte Stoff nicht mit der erforderlichen Einsicht verarbeitet ist. Die vielfach eingeflochtenen Übersetzungen der Aktenstücke zeigen ‚Sich sehr mangelhaft; alte längst widerlegte Irrthümer sind in ‚der vorliegenden Preisschrift wiederholt; Fragen, auf welche sich ‚die Aufmerksamkeit der Gelehrten mit besonderer Lebhaftigkeit gerichtet hat, werden mit Stillschweigen übergangen; endlich ist der kirchlich-politische Sinn der Aufgabe von dem Verfasser nicht ins Auge gefalst worden. Wenn daher die Akademie auch ‚gewünscht hätte, wegen der in dem Werke des Verfassers nie- ‚dergelegten sehr umfangreichen Sammlungen sich lich zu erweisen, so befindet sie sich dennoch in lichkeit, dieser Abhandlung den Preis zuzuerkennen. Gleichfalls am 8. Juli 1841 hatte die philosophisch - histori- he Klasse aus dem von Hrn. v. Miloszewski gestifteten Legat für Preisfragen zur Untersuchung philosophischer Wahrheiten s Aufgabe gestellt, „eine genetische Entwickelung der Gegen- Sätze des Nominalismus und Realismus nach ihren verschiedenen Stadien“ zu liefern. Die Frist für die Einlieferung der Preis- sehriften war ebenfalls auf den 1. März 1844 und die Ertheilung des Preises von 100 Dukaten auf den heutigen Tag festgesetzt. ihm erkennt- der Unmög- 280 Aufser der oben erwähnten Abhandlung, welche diese Aufgabe zusammen mit der ersteren betrifft, ist jedoch kein Versuch zur Lösung dieser Preisfrage eingegangen. Die Klasse hat beschlossen, beide Aufgaben fallen zu lassen. Die versiegelten Zettel mit den Namen der Verfasser wur- den nach der bestehenden Vorschrift sogleich verbrannt. Hierauf verkündete Herr Encke folgende neue Preisaufgabe der physikalisch-mathematischen Klasse: Bei der immer gröfser werdenden Zahl von periodischen Co- meten, ist es ein Bedürfnils für die Astronomie, die Bahn eines solchen neu aufgefundenen Himmelskörpers so bald als möglich so weit untersucht, und ihre Störungen berücksichtigt zu sehen, dafs sich daraus ein sicherer Schlufls auf seine künftige Wieder- kehr machen lasse, so wie nöthigenfalls auch von früheren Er- ' scheinungen Rechenschaft gegeben werden könne. Bei der ge- genwärtigen Gelegenheit, wo ein von Hrn. Faye am 22. Nov. 1843 zu Paris entdeckter Comet, sich entschieden als periodisch in dem uns sichtbaren Theile seiner Bahn gezeigt hat, ist es die Absicht der Klasse, durch die jetzt zu stellende Preisaufgabe die baldige Untersuchung der wahren Bahn dieses Cometen zu ver- anlassen. Sie hat; weniger Schwierigkeit als ähnliche Arbeiten über andere Cometen, da so viel bis jetzt wenigstens bekannt, der Comet früher nicht gesehen worden ist, und man folglich nur von den Beobachtungen in dieser Erscheinung ausgehen kann. Auch läfst sich hoffen, dafs innerhalb der Zeit während welcher die Preisaufgabe schwebt, die genauen Reductionen der Beobach- tungen früh genug veröffentlicht werden werden, um jedem Be- arbeiter das nöthige Material zu liefern. Die Klasse wünscht deshalb und stellt als Preisaufgabe: Eine sorgfältige Discussion der sämmitlichen Be- obachtungen des am 22. November 1843 von Herrn Faye in Paris entdeckten Cometen, so weit sie den Bearbeitern zugänglich sind, um daraus die wahren Ele- mente der Bahn mit Berücksichtigung der Störungen herzuleiten. Aufserdem wird verlangt, erstens, dafs mindestens für die nächste Wiederkehr, die etwa im Jahre 1851 erfolgen wird, die Stö- rungsrechnungen vollständig ausgeführt werden, um daraus die Möglichkeit seiner Wiederauffindung vermittelst einer hinlänglich 281 genauen Ephemeride, welche beigelegt werden mufs, für diese Zeit beurtheilen zu können; und zweitens eine Untersuchung über die Ursachen, welche möglicherweise früher dem Cometen eine andere Bahn als die jetzt ‚hergeleitete angewiesen haben "könnten, oder künftig es möchten, damit sich daraus auf das künftige regelmälsige Erscheinen schlielsen lasse. Welche Form der Störungsrechnungen gewählt werden möge, stellt die Klasse jedem Bearbeiter anheim. Je allgemeiner desto willkommener wird sie sein. Als wesentliche Bedingung wird aber angesehen werden müssen, dals die Rechnungen mit hin- länglichem Detail gegeben werden, so wie auch keine sich dar- bietende Prüfung versäumt, um die Beurtheiler in den Stand zu setzen, von der Sorgfalt und Richtigkeit der Arbeit sich zu überzeugen. Der Termin der Einsendung ist der 1. März 1847. Die Be- werbungsschriften können in deutscher, lateinischer oder franzö- sischer Sprache abgefalst sein. Jede Abhandlung ist mit einer Inschrift zu bezeichnen, welche auf einem beizufügenden versie- gelten, den Namen des Verfassers enthaltenden Zettel zu wie- derholen ist. N Die Entscheidung über die Zuerkennung des Preises von 100 Dukaten erfolgt in der Leibnitzischen öffentlichen Sitzung des Jahres 1847. Am Schlusse las Herr Jakob Grimm eine Abhandlung über deutsche Grenz-Alterthümer und suchte darzuthun, dafs auch un- ter den deutschen Völkern zwei Arten der Landmessung, eine ältere und freiere, eine jüngere und geregeltere stattgefunden haben. Dies wurde zumal aus der in den altschwedischen Volks- gesetzen unterschiedenen Hammertheilung und Sonnentheilung machgewiesen, auf den Dienst der beiden heidnischen Götter, _ Donar und Wuotan, zurückgeführt, und aus der mannigfachen "Weise des Grenzbegangs und des Verfahrens in Grenzstreitig- " keiten erläutert. 11. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Herr von der Hagen las über die Gemälde in den Samm- lungen der altdeutschen Iyrischen Dichter, vornämlich in der Ma- 282 nessischen Handschrift, und über andere auf dieselben bezüglichen alten Bildwerke, den zweiten Theil. Nachdem aus solchen Denkmalen die älteste ritterliche Be- waffnung und gesammte Kriegsrüstung und ihr Gebrauch in Ernst und Schimpf abgehandelt worden, folgte eine Darstellung der wich- tigsten und merkwürdigsten Züge aus den ritterlichen und häus- lichen Lebensverhältnissen der übrigen (nicht fürstlichen) Dich- ter dieses Kreises, zunächst in Betreff des Hauptinhaltes ihrer Gedichte; sodann in Hinsicht ihrer Verhältnisse eben als Dichter, verbunden mit einer Entwickelung der damaligen Tracht, beson- ders der Haustracht, beider Geschlechter, und mit Hervorhebung einzelner bedeutsamer Ereignisse aus dem Leben einiger Dichter: alles nach den Gemälden zu ihren Liedern. Den Beschluls machte eine Betrachtung der anderweitig noch hiehergehörigen Bildwerke und Denkmäler vom Leben und Tode dieser alten Dichter. Sämmtliche Darstellungen wurden in Abbildungen, einige aus den Königlichen Kunstsammlungen im Urbilde, vorgelegt. Herr Prof. Kämtz aus Dorpat, correspondirendes Mitglied der Akademie, theilte mit, dals er für die Vertheilung der mitt- lern Wärme auf der Erdoberfläche eine Formel gefunden babe, welche mit hinreichender Annäherung die Temperatur jedes Ortes als Function der geographischen Länge, Breite und Höhe des- selben darstellt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Stalistiske Tabeller for Kongeriget Norge. Raekke 1-6. Chri- stiania 1838—1842. 4. Obversigt over de af Amimaendene afgivne Rapporter angaa- ende Norges oeconomiske Tilstand m. m. ved Udgangen af Aaret 1829. ib. fol. Beretninger an den oeconomiske Tilstand m. m. i Norge ved Udgangen af Aaret 1835, afgivne af Rigets Amtmaend. ib. 1836. 4. Beretning om Kongeriget Norges oeconomiske Tilstand i Aa- rene 1836—1840. ib. 1843. 4. Tabeller, henhörende til den efter Finants-Handels-og Told- Departementets Foranstaltning € Trykken udgivne Beret- 283 ning om Rigels oeconomiske Tilstand i Aarene 1836-1840. Christiania. 1843. 4. Statistiske Tabeller vedkommende Underviisningsvaesenets Til- stand i Norge ved Udgangen af Aaret 1837 og 1840. ib. 1840. 43. fol. u. 4. Underviüsnings-Commissionens Lov-Udkast. ib. 1844-44. 8. Frederik Moltke Bugge, det offentlige Skolevaesens Forfat- ning i adskillige tydske Stater tilligemed Ideer til en Re- organisation af det offentlige Skolevaesen i Kongeriget Norge. Bind 1-3. ib. 1839. 8. Solennia academica ad celebranda natalitia Aug. Regis Caroli Joannis ab Universitate regia Fredericiana de a. 1827. 1828. 1830-1832. 1834—1838. 1840. 1842. ib. 4. Registrum praediorum et redituum ad ecclesias dioe- cesis Bergensis saeculo p. C. decimo quarto_ perti- nentium, vulgo dictum ,Bergens Kalvskind”. (Björ- gynjarKalfskinn) edidit annotationibusque illustravit P. A. Munch. ib. 1843. 4. 2 Exempl. de a. 18/44. ib. 4. Solennia academica in memoriam sacrorum per Lutherum refor- matorum ab Universitate regia Fredericiana de a. 1329. 1835. 1838—1842. ib. 4. Diem, quo ante quartam seculi partem fundala est Universitas regia Fredericiana, celebrandum indicit Collegium acade- micum. ib. 1836. 4. Index Scholarum in Universitate regia Fredericiana sexagesimo primo ejus semestri anno 1843 ab Aug. mense ineunte ha- bendarum. ib. 1843. 4. sexagesimo secundo ejus semestri anno 1844 ab a.d. 17. Kal. Februarias habendarum. ib. 1844. 4. Fortegnelse over tilstedevärende Studerende ved det Kongelige Frederiks Universitet i förste Semester 1843. ib. 4. Semina horti botanici Christianiensis 1842 et 1843 collecta. ib. 4. Nijt Magazin for Naturvidenskaberne. Udgives af den physio- graphiske Forening i Christiania. Bind 1-3 og 4, Hefte 1. 2. ib. 1837—43,. 8. €. Hansteen, Laerebog i Mechaniken. Deel 1.2. ib. 1836. 38. 8. N. H. Abel, Oeuvres completes, avec des notes et develop- pements redigees par BD. Holmboe. Tom. 1. 2. Chri- stiania 1839. 4. Bulletin bibliographique des Sciences medicales et des Sciences 284 qui s’y rapportent. No. 5. Janv., Feyr., Mars 1844. Paris et Leipzig. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 507. Altona 1844. 4. Gay-Lussac, Arago etc., Annales de Chimie et de Physique. 1844. Juin. Paris. 8. Luigi Canina, ARicerche sul!’ Architeltura piü propria dei Temp) cristiani e applicazione della medesima ad una idea di sostituzione della Chiesa cattedrale di S. Giovanni in Torino. Roma. Eingesandt mit einem Schreiben des Verf. Chavalieri Canina d. d. Rom 15. Dec. 1843. 1843. Fol. L’Institut, 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 12. Annee. No. 543-549. 22. Mai—3. Juillet 1844. Paris. 4. ‚ 2. Section. Sciences philos., archeol. et hist. 8. Annee. No. 96. Decembre 1843. 9. Annee. No, 100-102. Avril— Juin 1844. ib. 4. Memoirs and proceedings of the chemical Society. Part. 8. (London) 8. Ferner kam zum Vortrag: Ein Schreiben des Herrn Leemans zu Leiden vom 2. Juli d. J., womit derselbe der Akademie für die Ernennung zum cor- respondirenden Mitgliede dankt. Ein Schreiben des Herrn Ministers der geistl. Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten vom 28. Juli d. J., wodurch der von der Akademie geschehenen Bewilligung von 600 Thalern an Herrn Dr. Rosen, als neue Unterstützung auf seiner Reise in den Kaukasischen Gegenden, die Genehmigung ertheilt wird. 15. Juli. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Herr Dove las über die Änderungen der Temperatur der Oberfläche des Erdbodens verglichen mit denen der sie zunächst berührenden Luftschichten. In den frühern Untersuchungen des Verfassers über die nicht periodischen Änderungen der Temperatur der Atmosphäre hatte sich ergeben, dals Jahre des Milswachses sich im Allgemeinen durch eine länger andauernde Erniedrigung unter die Normal- wärme des jedesmaligen Beobachtungsortes auszeichnen. Da aber 285 die Pflanzendecke der Erde der Wirkung der direkten Insolation und nächtlichen Strahlung ausgesetzt, andern Bedingungen un- _ terworfen ist, als ein gegen beide so viel wie möglich geschütztes Thermometer, so fragte es sich, ob denn in der That die Tem- peratur der obern Bodenfläche mit der der Luft in ihren perio- dischen und nicht periodischen Änderungen gleichen Schritt halte. Zur Beantwortung dieser Frage wurden funfzehnjährige im “ Pilanzengarten zu Chiswick bei London angestellte Beobachtun- gen berechnet. Die Temperatur des Bodens wurde bestimmt aus den täglichen Angaben eines Maximumthermometers in der Sonne und dem täglichen Minimum eines Ausstrahlungsther- mometers, die Lufttemperatur hingegen aus den täglichen Extre- men im Schatten erhalten. Das Ergebnils war, dals die perio- dischen Veränderungen keinesweges parallel gehen, hingegen die nicht periodischen. Vom Winter an, wo beide Temperaturen zusammenfallen, erhebt sich die Bodentemperatur bis zum Juli über die der Lufttemperatur und nähert sich in der zweiten Hälfte des Jahres ihr wiederum. Vom Mai bis September bleibt die Bodentemperatur 6 Fahr. Grade höher, so dals die Tempe- ratur, welche zum Gedeihen einer Pflanze gehört, zu niedrig be- stimmt worden zu sein scheint, überhaupt diese Verhältnisse bei Vergleichung der Pflanzengrenzen mit den Linien gleicher Jahres-, Sommer- oder Winterwärme von Bedeutung sind. Die nicht - periodischen Änderungen schliefsen sich hingegen nahe an einan- der an, so dals also die in der frühern Arbeit gemachten - Schlüsse gerechtfertigt erscheinen. ? Die nicht periodischen Änderungen der Monatsmittel des " Druckes der Luft- und Dampfatmosphäre wurden ebenfalls be- "rechnet. Die ersteren zeigen kein genaues Anschlielsen an die - Wärmeverhältnisse und auch geringere Übereinstimmung, wenn - gleichzeitige Beobachtungen an verschiedenen Orten mit einander 1 _ verglichen werden. Der Grund liegt darin, dals die baromettri- schen Oscillationen zu rasch über die Erdoberfläche [ortschreiten, i und dafs daher Monatsmittel zur Nachweisung ihrer Gesetze wenig geeignet sind. Die Wahl des 'Thermometers zur Vergleichung gleichzeitiger Witterungsverhältnisse erscheint demnach gerecht- fertigt. 286 Herr Jacobi, ausw. Mitglied d. Akad., theilte eine ma- thematische Note über die Ordnung eines Systems der Differenzialgleichungen mit.- 18. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Herr Heinrich Rose trug eine zweite Fortsetzung des zweiten Theils einer Abhandlung über die Titansäure vor, welcher von den wichtigsten der in der Natur vorkommenden titansäure- haltigen Mineralien handelt. 3) Tschewkinit. Dieses merkwürdige Mineral ist zuerst von Herrn Gustav Rose beschrieben worden, der auch die Bestandtheile desselben ermittelt hat. Derselbe hat das spec. Gewicht des Minerals zu 4,508 bis 4,549 bestimmt; er selbst aber bemerkt dabei, dals dies die Resultate der Wägungen verschiedener Stücke sind. Es ist sehr wahrscheinlich, dals bei dem Tschewkinit ähnliche Ver- schiedenheiten im spec. Gewicht sich zeigen, wie sie der Ver- fasser beim Gadolinit gefunden hat. Der Verfasser fand das spec. Gewicht des Stückes, das zu seinen Untersuchungen diente, zu 4,5296. Wird der Tschewkinit im Platintiegel geglüht, so decrepi- tirt er sehr wenig, und zeigt eine sehr geringe Gewichtsabnahme von 0,08 Procent. Dabei aber bläht er sich ganz aulserordent- lich auf, und zeigt eine so starke Feuererscheinung wie Gado- linit; dieselbe kann aber nicht bei allen Stücken des Minerals wahrgenommen werden. Die geglühte aufgeblähte Masse ist aufserordentlich porös. Weder durch langes Kochen mit Was- ser, noch durch langes Behandeln im luftleeren Raume können die Luftblasen vollständig ausgetrieben werden. Geglühter aber nicht gepulverter Tschewkinit, nachdem derselbe lange mit Was- ser gekocht und mehrere Wochen unter der Luftpumpe behan- delt worden war, zeigte bei verschiedenen Versuchen ein spec. Gewicht von 4,046; 4,055 und von 4,295; aber das spec. Ge- wicht des geglühten und darauf gepulverten Tschewkinits ist 4,615. Das Verhältnils im spec. Gewicht zwischen dem ge- glühten und ungeglühten Minerale ist ein ähnliches, wie es beim geglühten und ungeglühten Gadolinite, und überhaupt bei den g 287 _ meisten, aber nicht bei allen Mineralien stattfindet, welche beim t Erhitzen eine Feuererscheinung zeigen. Wird der im Platintiegel über der Spirituslampe geglühte - Tschewkinit im Kohlenfeuer zur starken Rothgluth gebracht, so _ wird er gelber an Farbe und nimmt um 0,65 Proc. an Gewicht zu, schmilzt aber nicht. Die Gewichtszunahme, welche von einer höhern Oxydation des im Tschewkinite enthaltenen Eisenoxyduls - herrührt,, vermehrt sich wenn er darauf einer Weilsglühhitze ausge- setzt wird; er nimmt dabei um 0,25 Proc. zu, schmilzt aber noch nicht. _ Wird er hingegen der stärksten Weilsglühhitze ausgesetzt, so wird er zum vollständigen Schmelzen gebracht. Die geschmol- zene Masse hat auf der Oberfläche ein gestricktes krystallinisches Ansehen, ist aber muschlig im Bruch, und von ganz schwarzer _ Farbe. Durch’s Schmelzen nimmt das absolute Gewicht etwas ab, aber das specifische Gewicht vermehrt sich. Der schwach j geglühte Tschewkinit, der durch stärkeres Erhitzen um 0,9 Proc. an Gewicht zunimmt, verliert durch’s Schmelzen 0,54 Proc. Durchs Schmelzen des stark geglühten Minerals entsteht also ein " Gewichtsverlust von 1,44 Proc. — Das spec. Gewicht des ge- - schmolzenen Tschewkinits ist 4,717, also noch bedeutender als _ das des porösen, gepulverten, schwach erhitzten Minerals. N Wird der fein gepulverte aber nicht erhitzte Tschewkinit mit Chlorwasserstoffsäure übergossen, so gelatinirt er in der - Kälte nicht, wohl aber bei sehr gelinder Wärme. Mit Wasser ä behandelt hinterlälst die Gallerte Kieselsäure, welche beim Kochen en kohlensaurer Natronauflösung einen ziemlich bedeutenden _ Rückstand hinterläfst. In der filtrirten Flüssigkeit giebt Ammo- niak einen Niederschlag, der Eisenoxydul enthält, so dafs also der Eisengehalt als Oxydul im Minerale enthalten ist, wie dies auch beim Gadolinite der Fall ist, mit welchem das Tschewkinit Ähn- lichkeit hat. Durch Chlorwasser wurde das Oxydul in Oxyd verwandelt. Nach der Fällung vermittelst Ammoniak finden sich - in der filtrirten Flüssigkeit Kalkerde, so wie kleine Mengen von Magnesia, Manganoxydul, Kali und Natron. © Der durch Ammoniak erhaltene Niederschlag besteht wesent- lich aus Titansäure, Eisenoxyd, Ceroxyd, so wie aus kleinen Men- _ gen von Yittererde, Magnesia und Manganoxydul. Mit Kalıbhydrat behandelt wird aus ihm nichts aufgelöst. Dies ist indessen kein 288 Beweis von der Abwesenheit nicht sehr bedeutender Mengen von Thonerde und Beryllerde, wie der Verfasser dies früher ge- zeigt hat. Das Ceroxyd enthält die Oxyde der von Mosander ent- deckten Metalle Lanthan und Didym. Auf die Gegenwart von dem Oxyde des letztern Metalls wurde nur durch die schwach amethystrothe Farbe geschlossen, welche die Verbindung der ge- nannten Oxyde mit Schwefelsäure zeigte. — Da die Analysen des Tschewkinits vom Verfasser vor der Entdeckung des Didyms an- gestellt wurden, so suchte derselbe nach der früher von Mosan- der angegebenen Methode das Lanthanoxyd vom Ceroxyd aus dem geglühten Gemenge vermittelst sehr verdünnter Salpetersäure zu trennen. Er erhielt aber bei den verschiedenen Analysen die verschiedensten Resultate. Das Mittel von nicht weniger als sechs Analysen des Tschew- kinits, bei denen indessen oft nicht alle Bestandtheile bestimmt wurden, war folgendes: Kieselsäure 21,04 Kalkerde 3,50 Magnesia 0,22 Manganoxydul 0,83 Kali Natron } ir Ceroxyd Lan | 47,29 Didymoxyd Eisenoxydul 11,21 Titansäure 20,17 101,39 Der Überschuls bei der Analyse rübrt davon her, dafs das Ceroxyd im Minerale als Oxydul enthalten ist. So complicirt nun auch die Zusammensetzung des Tschew- kinits ist, so enthält er doch noch Bestandtheile, welche nicht angegeben sind. Namentlich war die ausgeschiedene Titansäure, obgleich sie sich vor dem Löthrohr mit Reagentien wie reine Titansäure verhielt, nichts weniger als rein. Als sie mit Kohle gemengt, einem Strome von Chlorgas ausgesetzt wurde, erhielt der Verfasser zwar flüchtiges flüssiges Titanchlorid, aber zugleich 289 eine geringe Menge eines festen flüchtigen Chlorids, welches sich wie Aluminium- und Berylliamchlorid verhielt. Als die rück- ständige Kohle mit Wasser ausgewaschen wurde, löste diese eine sehr geringe Menge von Chloryttrium auf. Durch diese Analysen erhält man nun zwar nicht eine ge- naue Zusammensetzung des Tschewkinits, aber sie reichen hin, die Chemiker auf ein merkwürdiges Mineral aufmerksam zu ma- chen. Für jetzt wäre es bei unserer mangelhaften Kenntnils von den Oxyden, welche das Ceroxyd begleiten, ein vergebliches Be- ' mühen, den Analysen des Tschewkinits den Grad der Genauig- keit zu geben, wie es bei denen anderer Mineralien erhalten wer- den kann. 4) Perowskit. Auch dieses Mineral ist zuerst von Hrn. G. Rose beschrie- ben worden, der bei der qualitativen Untersuchung darin nur Titansäure und Kalkerde mit einer sehr geringen Menge von Eisen fand. Die schwarze Farbe des Minerals mufste auf die Ansicht leiten, dafs das Titan in demselben, wie im Titaneisen als Oxyd und nicht als Titansäure enthalten sei. Indessen schon das feine Pulver des Perowskits ist graulich weils; beim Glühen, beim Zu- tritt der Luft, wird es weils, mit einem sehr schwachen Stich ins gelblichrothe, und dabei vermindert sich das Gewicht, frei- lich nur sehr unbedeutend, um 0,14 bis 0,23 Procent. So complicirt die Zusammensetzung des Tschewkinits ist, so = ist die des Perowskits. Ä Der Perowskit hat bei derselben Krystallgestalt nicht immer t dieselbe Farbe. Der, welcher zuerst von Hrn. G. Rose beschrie- En worden ist, ist eisenschwarz und undurchsichtig, später er- : hielt derselbe einige lose Krystalle, die im Bruche eine mehr dunkel röthlich braune Farbe hatten. Beide Varietäten des Pe- 1 rowskits sind in dem Laboratorium des Verfassers untersucht wor- den, und zwar die eisenschwarze Varietät von Herrn Dr. Jacob- Bon; die röthlichbraune hingegen von Herrn Brooks aus Man- ehester. Die Resultate der Analysen sind folgende: 290 Röthlich Eisenschwarzer brauner Pe- Perowskit rowskit Sauerstoff Sauerstoff Titansäure 58,96 (23,41) 59,00 (23,43) Kalkerde 39,20 (11,52) 36,17 (10,16) Eisenoxydul mit einer sehr geringen Menge von Man- ganoxydul 2,06 (0,47) 4,79 (1,09) Magnesia Spur 0,11 (0,04) 100,22 100,07 In beiden Analysen ist der Sauerstoffgehalt der Kalkerde und des Eisenoxyduls zusammengenommen halb so grofs wie der der Titansäure. Wie im Titanite, so vermindert sich auch im Pe- rowskit der Kalkerdegehalt, wie sich der Gehalt an Eisenoxydul vermehrt, woraus man ersieht, dals beide Basen sich gegenseitig ersetzen. Es ist auffallend, dals grade die minder schwarze Va- rietät des Perowskits mehr Eisenoxydul enthält, als die dunkler schwarze, woraus sich ergiebt, dals Eisenoxydul nicht die Ur- sach der schwarzen Farbe des Minerals. sei. Nimmt man an, dafs der Perowskit nur aus titansaurer Kalk- erde bestehe, so ist die einfache chemische Formel desselben Ca Ti. Die Kalkerde steht in demselben zu der Titansäure in einem ähnlichen Verhältnisse wie im Titanit, so dafs wenn man letzterem die Kieselsäure entzieht, er sich in Perowskit verwan- deln mufs. Herr Heinr. Rose theilte darauf einige Bemerkungen des Herrn Krüger über die Bildung von Kupfersäure mit. Man kann kupfersaure Kalkerde erhalten, wenn man gut bereiteten Chlorkalk mit Wasser anrührt und eine Auflösung von salpetersaurem Kupferoxyd hinzusetzt. Es entsteht zuerst ein grünlicher Niederschlag, welcher sich bald dunkler färbt, und endlich eine schön carmoisinrothe Farbe annimmt. Während dieser Zeit entwickelt sich Sauerstoffgas; die Entwickelung dauert mehrere Wochen, während welcher Zeit der Niederschlag seine Farbe allmälig in eine blaue verändert, und endlich ganz in Kupferoxydhydrat übergeht. 291 Es gelang Hrn. Krüger nicht, die Säure der kupfersauren Kalkerde an eine andere Base überzutragen, indem er dieselbe mit Auflösungen anderer Salze behandelte. Eben so wenig konnte die Verbindung weder auf einem Filtrum noch selbst in verschlossenen Gefälsen ausgewaschen werden; es entweicht hierbei Sauerstoffgas und Kupferoxydhydrat bleibt zurück. Da das beigemengte Chlor- calcium nicht entfernt werden kann, so entwickeln Säuren aus ihr Chlorgas. Kupfersaure Baryterde kann auf eine ähnliche Weise erhalten werden. Sie bildet gleichfalls einen intensiv rothen i Niederschlag. | Vertheilt man Kupferoxydhydrat in ätzender Kali —, oder Natronlauge, und leitet sehr langsam einen Strom von Chlorgas hindurch, hält dabei das Gefäfs möglichst kalt, so nimmt zuerst die Flüssigkeit eine schmutzig grüne Farbe an, welche, wenn der - Strom des Chlorgases unterbrochen ‘wird, nach einiger Zeit in eine schöne rothe übergeht, welche Ähnlichkeit mit der des _ eisensauren Kalis hat. Sehr bald verschwindet aber diese Farbe - des kupfersauren Kali’s oder Natrons, indem stürmisch “ Sauerstoffgas entweicht, und ein schwarzer Niederschlag von | Kupferoxyd sich zu Boden setzt, der indessen noch unterchlorichte - Säure enthält. A Weder durch eine sehr starke Concentration. der ange- wandten Ätzlauge, noch durch Verdünnung derselben gelang es, ‚dem kupfersauren Alkali mehr Beständigkeit zu geben. _ _Vermittelst der galvanischen Säule gelingt die Bildung des kupfersauren Alkalis nicht, wenn dabei wie bei der Bereitung des eisensauren Kalis verfahren wird. en vw u = An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoires de U Academie Imperiale des Sciences de Saint-Pe- tersbourg. VI. Serie. Sciences malhematiques, physiques et nalurelles: Tome IV. 1. Partie Sciences mathematiques et physiques. Tome I, Livr. 3. 4. St.-Petersb. 1839. 40. 4. Tome III, Livr. 4-6. ib. 1844. 4. Tome V. 2. Partie. Sciences naturelles. Tome III, Livr. 3-6. ib. 1839. 40. 4. Tome IV, Livr. 1. 2. ib. 1840. 4. EEE. ® a rn a en Ze ’ ” , 292 Sciences politiques, Histoire, Philologie. Tome IV, Livr. 4-6. ib. 1839. 41. 4. Tome V, Livr. 1. 2, ib. 1840. 4. Bulletin scientifigue publie par U’ Academie Imp. des Sciences de Saint-Petersbourg. Tome VI, No. 9-24. Tome VII. ib. 4, Mit einem Begleitungsschreiben des beständigen Sekretars dieser Akademie, Herrn Fufs, d. d. St.-Petersburg den en, d.J. Recueil de Voyages et de Memoires, publie par la Societe de Geographie. Tome VII, Partie 1. contenant: Grammaire et Dictionnaire abreges de la langue Berbere, composes par Jeu Venture de Paradis, revus par P. Amedee Jaubert. Paris 1844. 4. Bulletin de la SocietE de Geographie. 11. Serie. Tome 20. Paris 1843. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des President de la Commission centrale dieser Gesellschaft, Herrn Roux de Rochelle, d. d. | Paris den 1. Mai d. J. Auszug aus der Übersicht der Arbeiten und Veränderungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur im Jahre 4843, in welchem Herr Prof. Göppert eine Übersicht und Be- schreibung der bis jetzt bekannten fossilen Cykadeen liefert, deren Zahl sich auf 78 in 5 Gattungen (Cycadites, Zamites, Zamiostrobus, Ptenophyllum und Nilsonia) beläuft, also die der lebenden um mehr als das Doppelte übertrifft. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars der naturwissenschaft- lichen Section dieser Gesellschaft, Herrn Prof. Göppert, d. d. Breslau den 7. Juli d. J. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de lAcademie des Sciences 1844. I. Semestre. Tome 18. No. 21-25. 20. Mai— 17. Juni. Paris. 4. Tables. 2. Semestre 1843. Tome 17. ib. 4. B. Fabricius, Lectiones Scymnianae. Dresdae 1844. 8. J. Kops en I. E. van der Trappen, Flora Batava, Aflev. 132., Amsterd. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 508. Altona 1844. 4. Observationes astronomicae in Specula Regia Monachiensi in- stitutae, edilae a J. Lamont. Vol. 11—13. seu noyae se- riei Vol. 6—8, observationes annis 1838 — 1842 factas contin. Monach. 1843. 44. 4. 293 u ‚28. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Klug gab eine Übersicht der bis jetzt bekannt gewor- denen Arten der Käfergattung Goliathus Lamarck und berichtete enders auch das Geschichtliche ihrer Entdeckung vor beinahe ‚50 Jahren und ihres Wiederauffindens in der letzten Zeit. Er "nahm als wirklich ‚unterschieden drei Arten an: 1) Goliathus gi- . ganteus Westwood (Drurii Mac Leay) von welchem das Weib- ‚chen noch unbekannt ist, 2) G. Drurii Westw (giganteus Mac L.) Bor als Weibchen G. regius Kl. gehört), 3) G. cacicus F. (Ca- icus ingens Voet), dessen Weibchen G. princeps Hope ist. Er erwähnte auch der verwandten Gattung Mecynorhina Hope und "zeigte aus derselben eine durch lebhaft rothgelbe Streifen und „Flecken ausgezeichnete, in der Gestalt dem Polyphemus ähnliche "neue Art vom Cap Palmas vor, welche er nach dem Einsender "Willcox zu benennen beabsichtigt und deren genauere Beschrei- bung, wenn er, hoffentlich bald, zur Vergleichung dieser Art "mit der M. Polyphemus Gelegenheit gehabt, sich vorbehält. RR: Hr. Schott trug Einiges, vorzüglich Linguistisches, über den "Granatapfel in Ostasien vor. Hierauf wurden zwei Berichte an den Herrn Minister der geistl. Unt.- und Med.-Angelegenheiten, der eine die Leistungen des Hrn. Dr. Peters, gegenwärtig zu Mozambique, der andere ‚den Druck der Werke Friedrichs I. betreffend, vorgetra- 2 en und genehmigt. - Hr. v. Olfers zeigte an, dals Hr. Dr. Rosen eine- be- trächtliche Anzahl hier noch nicht vorhandener Münzen an das Königl. Museum eingesandt habe. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: - Silliman, the American Journal of Science and Arts. Vol. 46, No. 41. 2. Jan. Apr. 1844. for Oct.— Dec. 1843 and Jan. — March 1844. New Haven 8. Annali delle Scienze delRegno Lombardo-Veneto. Risposte del / Dotiore Ambrogio Fusinieri al Dott. Bartol. Bizio sopra varj punti di Mecanica molecolare. Padova 1844. 4. " Geminiano Grimelli, Metodo originale italiano di Elettro- © doratura. Modena 1844. 8. E Til: 294 Studien des Göttingischen Vereins bergmännischer Freunde, herausgegeben von I. F.L. Hausmann. Bd.5, Heft 2. Göt- tingen 1844. 8. i Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 509. Altona 1844. 4. Göttingische gelehrte Anzeigen. 1844. Stück 109. 8. 25. Juli. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. von der Hagen las eine Untersuchung der ältesten Darstellungen der Faustsage. Nachdem die geschichtliche Grund- lage derselben durch Luthers gleichzeitige Zeugnisse bestätig worden, wurde das Verhältnils des Widemannschen Faustbuchs welches bisher für das älteste galt, und aus welchem das deut sche Volksbuch verkürzt ist, zu einer älteren, namenlosen Dar-$ stellung erörtert, und nachgewiesen, dals aus dieser, volksmäs sigeren und zugleich umfalsenderen Darstellung das Französi- sche und Niederländische Volksbuch, und wahrscheinlic auch das Englische Faustbuch, übersetzt sind, so wie die Fort setzungen des Faust durch die Geschichten von Wagner und Scotus. Die deutsche Ursprünglichkeit der von Goethe vollen deten Faustdichtung ist damit gesichert. Die alten Drucke de Faustbücher wurden vorgelegt. 1. August. Gesammitsitzung der Akademie. Hr. Kunth las eine Abhandlung über die natürliche Pflanzengruppe der Buddlejeen, zu welcher Budalej Linn., Nuxia Commers. und Chilianthus Burch. gehören. Die Gattung Budaleja, von der Linne blos zwei Arte kannte, zählt gegenwärtig 63 Arten, von denen 42 im tropische Amerika, 8 in Ostindien, 4 auf Java, 3 in China und Cochin china, 2 auf den Mascarenen-Inseln, 2 am Cap und eben so vie in Abyssinien zu Hause sind. Die Arten der alten Welt zeich nen sich durch sehr lange Blumenkronen aus, und Budaleja ma-f dagascariensis Lam., mit der B. heterophylla Lindl. specifisch über- einstimmt, noch aulserdem durch ein constant vierfächriges Ova- rium. Die Thunbergschen Arten Buddleja virgata und incomptaf 295 sind aus der Gattung zu entfernen, dasselbe gilt von Buddleja ‚Zernata Lour., welche wahrscheinlich eine Nuxia, und viel- leicht von N. verticillat@ nicht verschieden ist. © Die Gattung Nuxia Commers., blos auf eine Art, N. veri- eillata beschränkt, wurde in neuerer Zeit von Herrn Bentham mit 5 Arten bereichert, wovon jedoch nur eine, N. floribunda, der Gattung verbleiben kann. Nuxia saligna, schon früher als Buddleja salicifolia Jacq. bekannt, bildet nach Herrn Burchell den Typus einer besondern Gattung, welche unter dem Namen Chi- " lianthus beibehalten zu werden verdient, indem sie sich von Budd- Beja und Nuxia durch den mit vier drüsigen Honigflecken verse- henen Blumenkronschlund, die geringe Anzahl der Eichen und noch aulserdem von jener durch die lang hervorragenden Staub- gefälse hinlänglich unterscheidet. Zu dieser Gattung sind Nuxia corrugata, dysophylia und lobulata zu rechnen, welche sämmtlich wie Chilianthus salicifolius blos auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung angetroffen werden. Zuletzt bereichert Herr Kunth die Gattung Buddleja mit folgenden 6 neuen Mexikanischen Arten, welche sämmtlich zur | " Abtheilung der thyrsusblüthigen gehören, und im hiesigen Königl. "botanischen Garten cultivirt werden. 1) Buddleja gracilis; foliis lanceolatis, subacuminatis, supra glabris, glanduloso-punctulatis, subtus ramulisque fuscescenti-to- mentosis, his obsolete tetragonis, gracilibus; thyrsis terminalibus, ‚compositis, ramosis, foliatis: ramulis extremis cymoso-plurifloris; "Horibus pedicellatis; corolla calycem paulo superante; antheris stig- _ mateque clavato exsertis. — Buddlejae abbreviatae Humb. et Kth. -proxime affınis. 2) Buddleja venusta; foliis oblongo-lanceolatis, subacumina- ‚tis, basi in petiolum angustatis, denticulatis, supra glabriusculis, „subtus ramulisque tenuiter et dense canescenti-tomentosis, his qua- drangularibus; thyrsis terminalibus, compositis, ramosis, foliatis: ‚ramulis extremis abbreviatis, racemosis, cymoso - plurifloris; Aoribus "subsessilibus, fasciculato-congestis; corolla calycem vix duplo su- ‚perante; antheris stigmateque globoso exsertis. — Buddlejae lan- ceolatae Benth. affınis. 3) Buddleja ovalifolia; foliis ovato-oblongis, acuminatis, basi rotundatis, crenatis, supra stellulato -pilosiusculis, subtus ramulis- 296 que floccoso-tomentosis, incanis, his quadrangularibus; thyrsis compositis, perramosis: ramulis extremis brevibus, racemosis, cy- moso-paucilloris; floribus subsessilibus, fasciculato - congestis; co- rolla colycem vix superante; antheris stigmateque clavato exsertis. — Buddlejae americanae Linn. similis, sed foliorum forma diversa. 4) Buddleja macrophylla; foliis ovatis, acuminatis, basi rotun- datis, interdum subcordatis, serratis, supra glabriuseulis, subtus ra- mulisque floccoso-tomentosis, incanis, his acute quadrangularibus; margine interpetiolari rotundato, reflexo; thyrsis terminalibus, valde compositis, ramosissimis: ramulis extremis abbreviatis, racemosis, cymoso-3-7-foris; floribus breviter pedicellatis, congestis; co- rolla calycem vix superante; antheris stigmateque clavato exsertis.— Praecedenti ideoque Buddlejae americanae proxima. 5) Buddleja floccosa; foliis ovato-vel elliptico -oblongis, acu- tis vel subacuminatis, basi rotundatis acutisve, serratis, supra stellu- lato-pubescentibus, subtus ramulisque floccoso -tomentosis, incanis, his quadrangularibus; margine interpetiolari rotundato, reflexo; thyr- sis alaribus, pedunculatis, simpliciter ramosis: ramulis brevissimis, racemosis, cymoso-multifloris; floribus sessilibus, globoso - conglo- meratis; corolla calycem duplo superante; antheris exsertis; stigmate subclavato-capitato, incluso. — Nulli mihi cognitae, nisi Buddlejae brachiatae et interruptae affınis. 6) Buddleja propinqua; foliis oblongis, ovatis vel ellipticis, acutis vel subacuminatis, basi rotundatis, crenato-serratis, supra subtilissime puberulis et glanduloso- punctulatis, subtus ramulisque subfloccoso -tomentosis, incanis, his quadrangularibus; margine in- terpetiolari obsoleto; thyrsis.alaribus, pedunculatis, subsimplicibus: ramulis extremis brevissimis, racemosis, cymoso - multifloris; flori- bus subsessilibus, subgloboso - conglomeratis; corolla calycem duplo superante; antheris stigmateque clavato exsertis. — Praecedentis fortasse forma. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoires de la Societ€ geologique de France. 2. Serie. Tome 1. Partie1. Paris 1844. 4. Bulletin de la Societe geologique de France. Tome 13. 1841 & 1842. ib. 1842. 8. 297 Roderick Impey Murchison, Addrefs to the anniversary mee- i ling of the royal geographical Society, 27. Mai, 1844. London 1844. 8. Göttingische gelehrte Anzeigen 1844. Stück 417-119. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 510. Altona 1844. 4. Hr. Schott legte das von ihm ausgearbeitete und im Druck erschienene Yocabularıum Sinicum vor. | Aulserdem wurde ein Schreiben der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften, Agricultur und Künste zu Lille vom 1. April .d. J. vorgelegt, wodurch der Akademie ein Bon zur Erhebung . der Abhandlungen dieser Gesellschaft übersandt wird. { Sodann wurde eine ehrfurchtsvollste Adresse an Se. Maj. den König wegen des frevelhaften Attentats gegen die aller- "höchste Person desselben beschlossen. en: Desgleichen beschlofs die Akademie, die vor vierzig Jahren erfolgte Rückkehr des Herrn A. v. Humboldt aus Amerika ‚durch eine angemessene Feier zu begehen. "8. August. Gesammtsitzung der Akademie. i Hr. Schott trug vor: Chinesische Nachrichten aus der Europäischen Türkei und Rulsland. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: " Annales des Sciences physiques et naturelles, d’ Agriculture et d’Industrie, publiees par la Socidte royale d’Agriculture etc. de Lyon. Tome 6. Annee 1843. Lyon u. Paris. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Secretair Archiviste dieser Gesellschaft, Herrn E. Mulsant d.d. Lyon d. 7. Juni d.J. M. Raoul Chassinat, Ztudes sur la mortalite dans les Bagnes et dans les maisons centrales de force et de correction, depuis 1822 jusqu’a 1837 incl. Paris 1844. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. St. Germain en Laye d. 8. Juli d. J. ‚ Comptes rendus hebdomadaires des Seanccs de VAcademie des Sciences. 1844. 4. Semestre. Tome 18. No. 26. 24. Juin. ? 2. Semestre. Tome 19. No. 1—4. 1.—4. Juill. Paris. 4. Siebente Publication des literarischen Vereins in Stuttgart, enth. 4) Des böhmischen Hrn. Leo v. Rozmital Reise durch die 298 Abendlande, hsgg. v. J. A. Schmeller. 2) Die livländische Reimchronik, hbsgg. v. Fız. Pfeiffer. (Ist_der XII. Band der Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart.) Stuttg. 4844. 8. de Caumont, Bulletin monumental. Vol. 10. No. 5. Paris 1844. 8. Gay Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique 1844. Juillet. ib. 8. | Annales des Mines. 4. Serie. Tome 4. Livr. 6 de 1843. Noy., Dee. ib. 8. A. L. Crelle, Journal für die reine und angew. Mathematik. Bd. 28., Heft 4. Berlin 1844. 4. 3 Expl. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 511. Altona 1844. 4. Göttingische gelehrte Anzeigen 1844. Stück 121—123. 8. Ferner kam ein Schreiben der Königl. Gesellschaft-der Wis- senschaften, Agricultur und Künste zu Lille vom 7. Juni d. J., betreffend früher übersandte Druckschriften derselben, zum Vortrag. Hr. Slonimsky aus Bialystok zeigte zwei Rechenmaschi- nen vor, und machte einige Anwendungen davon. Die erste führt die Addition und Subtraction aus, durch Vorwärts- und Rückwärtsdrehen von Scheiben, welche den Über- gang von den Einheiten zu den Zehnern, Hunderten u. s. w. durch ihren Mechanismus unmittelbar machen. Sie zeichnet sich vor einigen ähnlichen dadurch aus, dals sie beide Operationen hinter- einander und abwechselnd, ohne dafs eine neue Einstellung nö- thig wäre, zu machen gestattet. ' Die zweite auf einem allgemeinen Satze der Zahlenlehre be- ruhend, giebt von einer vielziffrigen Zahl, in einem Überblicke jedesmal das 2 bis Ifache. Wenn jede Zahl auf einer Walz eingestellt ist, so zeigen zwei mit Buchstaben bezeichnete un auf derselben Walze befindliche Horizontalreihen, von denen di obere der vorhergehenden Zahl mit der unteren der nachfolgen den übereinstimmen mufs, die Stellung an, welche den Walze zu geben ist, und man erhält dann unmittelbar die angeführten Produkte, welche auf den Walzen abzulesen sind. Die Übersicht der beiden mit Buchstaben bezeichneten Horizontalreihen, welch stehen bleiben, sichert vor jedem Irrthume. Der einfache M chanismus erleichtert folglich für den, der dessen bedarf, die Au | 299 führung der Operationen, bei denen diese Vielfachen in Anwen- dung kommen; auch ist eine Einrichtung damit verbunden, welche die etwas zusammengesetztere Operation der Art von Division, wie sie bei dem Ausziehen der Quadratwurzel vorkommt, er- leichtert. | Der Mechanismus bei beiden Maschinen ist einfach und wird "um so leichter für einen Mechaniker auszuführen sein, als schon diese beiden von Herrn Slonimsky zusammengesetzten Maschinen, obgleich sie noch nicht mit den genaueren Hülfsmitteln der Me- _ ehanik ausgeführt sind, das Erforderliche leisten. E 12. August. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Poggendorfflas über die Methoden zur Bestim- mung des Widerstands der Flüssigkeiten gegen elek- trische Ströme. Eine Untersuchung der Polarisationsphänomene, die das Be- ‚dürfnils einer genauen Kenntnils des Widerstandes der Flüssigkei- ‚ten geweckt hatte, gab dem Verf. Veranlassung, sich mit der Be- stimmung dieses Elementes zu befassen, und die zu diesem Be- hufe theils schon angewandten, theils noch nicht versuchten Me- 'thoden einer näheren Prüfung zu unterwerfen*). Die Auseinan- ‚dersetzung und Beurtheilung dieser Methoden bildete den Gegen- ‚stand der hier im Auszuge vorliegenden Mittheilung. Die erste Methode, welche der Verf. prüfte, ist die schon von Fechner angewandte, nur vervollkommt nach den gegen- "wärtigen Hülfsmitteln der Wissenschaft. Sie besteht darin, dals man den Strom einer constanten Kette durch successiv hinzuge- fügte Drahtlängen 7, 7?’ auf zwei verschiedene Stärken bringt und nach den Formeln h BIO BE MN i= ——; = —— r+l r+l den Werth des wesentlichen Widerstandes r berechnet, dafs man dann in die Kette eine Zelle mit der zu untersuchenden Flüssig- keit einschaltet, dasselbe Mefsverfahren wiederholt und aus den nur ii *) Unter Flüssigkeiten sind hier immer die zersetzbaren oder polarisationsfähigen verständen, also wälsrige Lösungen und geschmolzene Salze, aber nicht flüssige Metalle. 300 analogen Formeln (worin k, wie vorhin, die elektromotorische Kraft der constanten Kette, » die Polarisation der eingeschalteten Platten, und » den Widerstand der Flüssigkeit bezeichnet) "—_ k—p I — +k—p r+w+l’ r+w+l” den Werth von r + » berechnet, welcher dann, wenn r von ihm abgezogen wird, den Widerstand » der Flüssigkeit kennen lehren würde. Wenn man dieses Verfahren dahin ausdehnt, dafs man durch mehre successiy hinzugefügte Drahtlängen Z'Y, ’Y.... eine ganze Reihe von Stromstärken :'’, :‘.... bildet, und die Werthe von k—p und w auf eben angegebene Weise berechnet, entweder aus der ersten Beobachtung und jeder der folgenden, oder aus je zwei aneinander liegenden Beobachtungen, so findet man, be- sonders im letzteren Fall, beide in der Regel um so grölser als "0", IN... gröfser und demgemäls :”, :”, i'Y.... kleiner sind. Aus diesem Resultat scheint zu folgen, dafs die Grölsen k— p und » beide veränderlich, von der Stromstärke abhängig seien; allein offenbar ist dieser Schluls, wie das der Verf. schon in einer früheren Abhandlung bemerkt hat*), nicht gerechtfertigt, da das Rechnungsverfahren die Grölsen als constant ansieht, also wenn sie es nicht sind, auch keine Anwendung finden kann. Das obige Resultat läfst nur vermuthen, dals die erwähnten Gröfsen- nicht constant sind, ob sie aber beide veränderlich, oder nur eine von ihnen und welche; darüber erhält man keine Gewilsheit. Es läfst sich jedoch die Hypothese 'aufstellen, dafs nur eine dieser Gröfsen veränderlich se. Nimmt man in dieser Hypothese eine Reihe nach obiger Art gemessener Stromstärken zur Hand, berechnet zuvörderst aus den beiden ersten derselben die Werthe von k— p und » wie vorhin, und sieht dann für die folgenden Stromstärken den einen oder andern dieser Werthe als constant an, so ergiebt sich folgendes. Wird die complexe elektromoto- rische Kraft k — p als constant angesehen, so erhält man mit ab- nehmender Stromstärke eine Abnahme, und zwar eine sehr starke, des Widerstandes » der Flüssigkeit. Betrachtet man da- gegen w als constant, so erhält man noch, wie im Fall, wo k—p *) Monatsbericht von 1841 S. 265. 301 "und » in der Rechnung als unveränderlich behandelt werden, “mit abnehmender Stromstärke eine Zunahme der Kraft k—p, ‚aber eine bedeutend geringere. Unstreitig ist hienach die letztere Hypothese viel wahrschein- licher als die erstere, theils wegen der geringeren Variation, welche sie für das als veränderlich angesehene Element mit sich führt, theils und hauptsächlich aber, weil die Abnahme der Po- larisation » mit abnehmender Stromstärke, eine Abnahme, aus welcher die Zunahme,der complexen Kraft k — p erfolgt, eine nicht zu bezweifelnde 'Thatsache ist, wie der Verf. anderweitig gezeigt hat. Der Verf. ist demnach geneigt, dieser letzteren Hy- pothese den Vorzug zu: geben und damit zugleich das Dasein des - Übergangswiderstands, wenigstens eines veränderlichen, obwohl -er.ibn selbst früher nach den in mancher Hinsicht allerdings noch räthselhaften Wirkungen eines rasch hin- und herlaufenden Stroms in Schutz genommen hatte, zu bezweifeln. Volle Gewifsheit hat man freilich so noch nicht, denn es könnte immer sein, dafs neben 7 p auch » veränderlich wäre. Nur so viel scheint ihm sicher, -dals die Erscheinung, welche Fechner früher zur Annahme des " Übergangswiderstands bewog, nämlich das Wachsen des Wider- standes » (den jener als aus dem constanten Widerstand der Flüssigkeit und dem veränderlichen Übergangswiderstand beste- hend ansah) mit abnehmender Stromstärke wesentlich in der nicht gerechtfertigten Anwendung der Ohm’schen Formel ihren Grund ‚hatte. | Aus dem so eben Gesagten wird erhellen, dafs das in. Rede stehende Verfahren nicht allgemein zur Bestimmung des Wider- standes der Flüssigkeiten angewandt werden kann. Es kann nur anwendbar sein, im Fall der Strom eine bedeutende Stärke besitzt. So wenig es nämlich zu bezweifeln steht, dals im All- gemeinen die Polarisation eine veränderliche Gröfse ist, so ge- wils scheint es andrerseits nach Wheatstone’s, Daniell’s und Lenz’s übereinstimmenden Versuchen zu sein, dals die Veränderlichkeit derselben mit steigender Stromstärke abnimmt und bei einem gewissen Werthe dieser, wenn nicht ganz ver- schwindet, doch auf ein Minimum zurückkommt. Man hat also das in Rede stehende Verfahren so einzurichten, dafs die Strom- "stärke bei allen Veränderungen, die man mit derselben vornimmt, 302 nicht unter diesen Werth herabsinkt, Es gilt diefs nicht so- wohl von der Gesammtstärke des Stroms, als vielmehr von der Stärke desselben in den einzelnen Punkten seiner Quer- schnitte. Besser noch wird die aus der Veränderlichkeit der Po- larisation entstehende Schwierigkeit vermieden, wenn man die Stromstärke bei den Messungen constant erhält. Das hierauf gegründete Verfahren besteht darin, dafs man die zu untersuchende Flüssigkeit zugleich mit der Sinusbulsole in den Strom einer constanten Kette einschaltet, die Strom- stärke milst, den Widerstand der Flüssigkeit in einem bekannten Verhältnisse ändert und dann durch eine entsprechende Änderung der Drahtlänge die anfängliche Stromstärke wiederherstellt. Diefs Verfahren, welches wie zu ersehen, ebenfalls » als un- abhängig von i voraussetzt, und nur in dieser Voraussetzung Gül- | tigkeit hat, ist zweier Abänderungen fähig. Bei der ersten ändert man den Widerstand » der Flüssigkeit, die als von parallepipe- discher Gestalt vorausgesetzt wird, indem man ihre Länge auf das nfache bringt. Dann hat man, wenn r und r’ die übrigen Widerstände der Kette vorstellen: . k—p k—p ı = SM en r+w r+nw Daraus ist r—r’ w Zz= n—1 worin r — r’ offenbar die Differenz der in beiden Fällen in der Kette vorhandenen Drahtlängen ist, da der Widerstand des con- stanten Elements beide Male derselbe bleibt und mithin heraus- fällt *). *) Dieses Verfahren erlaubt auch eine Bestimmung der Polarisation, mit dem Grade von Ge- nauigkeit, den man in der Gleichheit der Polarisation zweier in allen Stücken gleichen Platten- paare voraussetzen kann. Zuvörderst bestimmt man den WViderstand der Flüssigkeit in der Zersetzungszelle nach der ersten Form des Verfahrens, und zur Vereinfachung der Sache mag angenommen werden, dafs man dabei den ursprünglichen Abstand der Platten in der Flüssigkeit verdoppele oder z gleich 2 nehme. Dann ist der Widerstand, der diesem Abstand entspricht, ganz einfach: wer—r Hierauf schalte man eine zweite, der ersten möglichst gleiche Zersetzungszelle hinter dieser in die Kette ein, und verändere die Drahtlänge so, dafs die Stromstärke wieder auf ihren ur- sprünglichen WVerth zurückkommt. Der WViderstand der Flüssigkeit ist verdoppelt wie zuvor, 303 | In dieser Weise ist das Verfahren, wie der Verf. später ge- "sehen, schon vor ihm von Hrn. Wheatstone angewandt. Hr. W. hält dabei die Stromstärke in beiden Fällen genau auf gleicher Gröfse. Diefls vereinfacht die Methode, ist aber kein wesentli- ches Erfordernils, da die Polarisation sich mit kleinen Änderun- gen der Stromstärke nur unbedeutend ändert. Ist ’’ die zweite, _ mur wenig von der erstern verschiedene Stromstärke, so hat man ir— ir 4 ar ZA Fe I h ın—ıiı In diesem Falle bedarf es aber einer vollständigen Kenntnis von rundr', also einer vorherigen Bestimmung des Widerstandes der _ constanten Kette. Die zweite Abänderung dieses Verfabrens besteht darin, dafs man die Änderung des Widerstandes der Flüssigkeit durch eine Änderung nicht in deren Länge, sondern in deren Querschnitt hervorbringt. Da die Polarisation nicht sowohl von der Gesammt- stärke des Stroms abhängt, als vielmehr von der Stärke in den \ einzelnen Punkten eines (Juerschnitts der Strombahn, der Stärke, die allein nur Intensität genannt werden sollte, so ist es jetzt nothwendig, diese Intensität constant zu erhalten. Vorausgesetzt, die Flüssigkeit habe in der Breite keine übermälsige Ausdehnung, so dals man diese Intensität : in allen Punkten eines Querschnitts s.als gleich ansehen kann, nämlich :s = i, wird offenbar die In- tensität : constant bleiben, wenn die Gesammtstärke ? und der Querschnitt s in gleichem Verhältnils verändert werden, oder, da der Widerstand der Flüssigkeit, bei gleichgelassener Länge, - sich umgekehrt wie der Querschnitt derselben verhält, wenn die - durch das Melswerkzeug angegebene Stromstärke ö in umgekehr- tem Verhältnils wie der Widerstand der Flüssigkeit geändert wird. Man hat demnach r’ so zu wählen, dafs suik-p Bir ( k—p rw n r’+nw aber auch die Kraft der Polarisation findet sich auf ihre zweifache Gröfse gebracht, und man hat demnach, wenn für den letzteren Fall '’ den WViderstand des Drahts, mit Einschlufs des der constanten Kette bezeichnet, die Gleichung k=-p _'k—ap r+w | rT'+2» woraus, nach Elimination von », für > der Werth hervorgeht: | 7) P= 304 woraus r—-nr Du ne Diese Abänderung des Verfahrens ist nützlich in Fällen, wo die Untersuchung keine Verlängerung der Flüssigkeit gestattet, wovon der Verf. künftig ein Beispiel kennen lehren wird. In beiden Formen ist das Verfahren nicht frei von practi- schen Schwierigkeiten, deren Beseitigung mehre Vorsichtsmaals- regeln erfordert, allein dennoch dürfte es unter den bisher be- kannten eins der besten sein. Der Verf. hätte demnach bei diesem stehen bleiben können; es boten sich ihm jedoch noch ein Paar Methoden dar, die er wenigstens glaubte prüfen zu müssen. Die eine derselben ist eine Abänderung derjenigen, welche Becquerel früher zur Bestimmung der Leitungsfähigkeit von Metallen anwandte. Sie besteht bekanntlich darin, dafs man den Strom einer Kette in zwei Zweige theilt, und diese Zweige in entgegengesetzter Richtung durch die beiden Drähte eines soge- nannten Differentialgalvanometers leitet. Hat man diese Zweige zuvörderst zur Gleichheit in der Wirkung auf die Doppelnadel des Instruments gebracht, und schaltet dann in den einen Zweig einen unbekannten Widerstand ein, so ist derjenige bekannte Wi- derstand, den man dem zweiten Zweige hinzufügen muls (wie es- Becquerel thut), oder richtiger derjenige, den man dem ersten an einer anderen Stelle zu entziehen hat, um wieder Gleichheit in der Wirkung auf die Magnetnadel herzustellen, das Maals des zu bestimmenden Widerstands. Diese Methode, die sich für starre Leiter dadurch empfiehlt, dals sie von den Schwankungen in der Stromstärke der angewand- ten Kette völlig unabhängig ist, da diese, wenn sie eintreten, immer beide Zweige zugleich und in gleichem Maalse treffen, die überdiefs den Vortheil hat, dafs sie nur einen Strom von gerin- ger Stärke und kurzer Dauer erfordert, muls nothwendig, wenn sie auf Flüssigkeiten angewandt werden soll, eine Abänderung erleiden. Es ist nämlich klar, dafs man in einen der Zweige allein keine Flüssigkeit einschalten darf, weil damit, wenn der Strom durchgeht, vermöge der Polarisation der Platten, eine elektro- 305 motorische Kraft in die Verzweigung eingeführt wird, welche die Grundsätze der Methode aufhebt. Es läfst sich jedoch zeigen, dals wenn jeder der Zweige eine elektromotorische Kraft von gleicher Gröfse enthielte, alsdann ‘diese Grundsätze wieder An- wendung fänden. Man übersieht diels am besten aus den Formeln, die der Verf. in seiner Abhandlung über die Bestimmung der elektromotorischen Kraft inconstanter Ströme für ein solches Sy- stem gegeben hat*). Wenn man den Zweig, in welchem keine Elektricitätsquelle enthalten ist, fortläfst, nehmen die dort ge- gebenen Ausdrücke für die Stärken J’, J”, J”’ des ungetheilten "Stroms und seiner beiden Zweige die Form an: (kr +(R— KR") rt ap a A R zZ bi (k’— k') wie (k"— k”) r’ "p R m _ rk) +(kt— kN) r nr st worin k',k”, k” die drei elektromotorischen Kräfte, r’, r”, r”” die ET, | zugehörigen Widerstände, und R kürzehalber — r'r” + r’r”” r'r” Setzt man in den beiden letzten Ausdrücken 2”’=%”, so kommt man auf die Gleichung Rh r” = 5 r”’ wurück, d. h. auf die bekannte Relation, die zwischen den Strom- ärken und Widerständen zweier blols starre Leiter enthaltender Zweige existirt. Es wäre also das erste Erfordernils der. An- wendung des Becquerelschen Verfahrens auf Flüssigkeiten, dals man in jeden der Zweige des Systems eine Zelle mit gleicher lüssigkeit und gleichen Platten einschaltete. Bei dem Versuche, diels Verfahren in der angegebenen Weise anzuwenden, begegneten dem Verf. jedoch ganz unerwartet zwei rolse Schwierigkeiten, von welchen die eine in der Construction des Becquerel’schen Instrumentes, die andere in der Natur der Flüssigkeiten begründet ist. Was die erstere betrifft, so kann man sie nur rein beobach- | en, wenn die Zweige des Stroms blofs aus Drähten bestehen. In diesem Falle beobachtet man nun Folgendes. So lange die us =) S. Monatsbericht von 1841 S. 272. 306 Compensation der Wirkungen beider Drähte des Galvanometers auf die Nadel nur noch unvollständig ist, hat man natürlich eine sehr entschiedene Ablenkung entweder nach der einen oder nach der andern Seite. Setzt man nun die Compensation fort, ange- nommen bis zur letzten Vollkommenheit, so sollte man glauben, alle Wirkung auf die Magnetnadel wäre gänzlich aufgehoben; allein das ist nicht der Fall! Statt der Nullität hat man vielmehr eine doppelte Wirkung. Die Nadel geht unterschiedlos so, gut nach der einen, wie nach der anderen Seite, so dals es ganz unmöglich ist, zu entscheiden, welches der beiden Drahtgewinde die stärkere Wirkung auf die Nadel ausübt. Die Erscheinung macht sich etwa so, wie wenn ein sogenannter dreipoliger Ma- gnet d.h. ein anomal magnetisirter Stahlstab, der zwei gleichna- mige Pole an den Enden und einen ungleichnamigen in der Mitte hat, quer über die Magnetnadel gehalten würde. So lange die Nadel winkelrecht und symetrisch gegen ihn schwebt, bleibt sie in Ruhe; so wie sie aber aus dieser Lage ein wenig abgelenkt wird, gleich viel nach welcher Seite, zieht der Magnet sie wei- ter fort. Diese, so viel der Verf. finden kann, bisber noch nicht be- schriebene Erscheinung, die es zugleich zweifelhaft machen mufs, ob bisher nach dem Becquerel’schen Verfahren sichere Bestim- mungen des Leitvermögens der Metalle ausgeführt worden sind, hat nichts gemein mit der i. J. 1838 von dem Verf. beobachteten Wirkung des oscillatorischen Stroms der Saxtonschen Maschine, obwohl diese sonst die äufsere Ähnlichkeit mit ihr theilt, dafs auch sie eine doppelsinnige Ablenkung hervorbringt. Sie entspringt auch nicht aus der ebenfalls doppelten, aber sehr schwachen Wirkung, die man an allen Galvanometern mit getheilten Drahtgewinden, vermuthlich in Folge eines schwachen Magnetismus des Kupferdrahts, wahrgenommen hat; denn einer- seits ist sie unvergleichlich stärker, und andrerseits besitzt das Drahtgewinde im Instrument des Verf. keine Lücke, weshalb denn auch die Nadel von einem dasselbe umfassenden Platinbügel ge- halten wird. Eben so wenig kann man sie von der Doppelnadel ableiten, mit denen das Differentialgalvanometer gewöhnlich versehen ist; denn das vom Verf. angewandte Instrument besitzt nur eine. 307 einfache Nadel, die durch einen aufserhalb angebrachten Magnet- stab astatisch gemacht wird. 6 - Endlich ist sie auch kein ausschliefsliches Phänomen der Ver- R 'zweigung des Stroms; denn wenn man einen Strom die beiden Drahtgewinde des Instruments hintereinander durchlaufen läfst, und zwar so, dals diese auf die Magnetnadel entgegengesetzt wir- ken müssen, hat man ganz dieselbe Erscheinung, wie wenn der Strom sich theilt in beide Gewinde. Es ist diels sogar die leich- teste Art, das Phänomen hervorzubringen, da alsdann der Strom in beiden Gewinden schon von selbst gleiche Stärke hat, und, wenn die Gewinde symetrisch gegen die Nadel liegen, auch gleiche Wirkung auf dieselbe ausüben muls. Überdiels zeigt sich die K Erscheinung in ausgeprägtester Gestalt, wenn man einen Draht auf einem Brett, also in einer Ebene, dicht nebeneinander oft- mals hin- und herführt und von einem Strome durchlaufen läfst. N Nach mancherlei Hypothesen, die sich bei näherer Prüfung als unhaltbar erwiesen, weils der Verf. keine andere Erklärung - für das in Rede stehende Phänomen aufzustellen, als dals es aus - der ungleichen Lage der beiden Gewinde gegen die Nadel ent- springt. Wenn die Gewinde des Instruments regelmälsig ge- wickelt sind, liegen die Windungen des einen in jeder Schicht & neben denen des anderen, und bei der grolsen Nähe beider an - der Nadel scheint es nicht anders als nothwendig, dals, bei glei- cher Stromstärke in ihnen, allemal dasjenige in seiner Wirkung auf die Nadel überwiegt, nach dessen Seite hin die Nadel abweicht. Was dieser Erklärung zur Stütze gereicht, ist der Umstand, > dals das Phänomen um so weniger hervortritt, je dünner man die Drähte des Galvanometers nimmt, je näher also die Centra I der entgegengesetzten Wirkungen an einander gebracht werden, und dals es noch mehr verschwindet, wenn man diese Drähte I zusammendreht. R Auf diese Weise, indem der Verf. die Gewinde aus zusam- % mengedrehten Dräbten von 0,3 Millimeter Durchmesser construirte, f und damit die früheren aus parallelen Drähten von 0,6 Millimet. " Durchm. bestehenden ersetzte, ist es ihm gelungen, das Phänomen - auf ein Minimum herabzubringen, das für den Gebrauch des In- struments ganz unschädlich ist, sobald man nur dafür sorgt, dafs _ vor dem. jedesmaligen Schliefsen der Kette die Nadel auf Null 308 steht oder den Drahtsträngen parallel liegt. Ein noch dünnerer und noch stärker zusammengedrehter Draht würde ohne Zweifel die erwähnte Erscheinung gar nicht mehr zeigen; ‚allein Gewinde von der angegebenen Beschaffenheit reichen zu den meisten prak- tischen Zwecken schon vollkommen hin, und gewähren, bei der Bestimmung des Widerstands von starren Leitern, volle Sicher- heit der Resultate, sobald man nur die angezeigte Vorsichtsmaals- regel nicht vernachläfsigt, und überdiefs die Compensation nicht, wie es Becquerel gethan, in dem andern Zweige, sondern, analog dem Borda’schen Princip der Doppelwägung, in demselben Zweige vornimmt, in welchen der zu messende Widerstand ein- geschaltet worden ist. Vor Kurzem hat Hr. Wheatstone, ebenfalls überzeugt von der Mangelhaftigkeit des Becquerel’schen Instruments, an dem er jedoch nicht die oben beschriebene Eigenschaft beobachtet zu haben scheint, ein anderes Differential-Galvanometer empfohlen, das allerdings empfehlenswerth ist. Es beruht auf der zwar nicht unbekannt gewesenen, aber doch bisher noch nicht benutzten Thatsache, dals wenn die beiden Zweige eines Stroms durch einen dritten Draht, wie durch eine Brücke, mit einander verbunden werden, sich in diesem dritten Draht ein Strom einstellt, dessen Richtung und Stärke von der Lage der Punkte abhängt, wo er die beiden andern Drähte berührt. Zur Anwendung dieser Thatsache hat Hr. W. zwei besondere Vorrichtungen angegeben, welche indels darin übereinkommen, dafs von ausgespannten Drähten ein Rhombus gebildet ist, an dem zwei gegenüberliegende Winkel @ und c mit einer galvanischen Kette, und die beiden andern 5 und d mit einem Galvanometer ' verbunden sind. Letzteres, welches die Brücke zwischen den bei- den Zweigen abc und adc des Stromes bildet, bedarf nur eines einzigen Drahts und kann, wenn es nur empfindlich ist, von ganz beliebiger Construction sein. Haben, wie vorausgesetzt wird, die Seiten des Rhombus gleiche Länge, oder vielmehr, leisten sie gleichen Widerstand, so bleibt, wenn von @ nach c oder umge- kehrt ein Strom durch das System geschickt wird, die Nadel des Galvanometers vollkommen in Ruhe. Um einen Widerstand zu messen, schaltet Hr. W. denselben in eine Seite des Rhombus ein; die Nadel weicht dann ab. 309 Fügt er nun aber einer der anliegenden Seiten einen zweiten - Widerstand hinzu, so kann er die Nadel wieder auf Null zurück- bringen, und, wenn diels geschehen, ist der zweite, bekannte Wi- derstand dem ersteren gleich, also das Maals desselben. Der Verf. hat diels Verfahren geprüft und kann es nur loben. Er findet es nicht einmal nöthig, deshalb eine besondere Draht- vorrichtung zu construiren. Derselbe Widerstandsmesser, den er bei der Sinusbufsole und dem Becquerelschen Verfahren gebraucht, reicht auch hin zu dem Wheatstone’schen; es wird nur eine an- - dere Verknüpfung der Drähte erfordert. Eben so wenig bedarf der Drahtrhombus genau gleich langer > Seiten. Die Wirkung auf das Galvanometer ist Null, nicht blofs, wenn dessen Drahtenden gleich lange oder gleich widerständige Zweige des Stromes halbiren, sondern allemal, wenn sie Stücke von diesen Zweigen abschneiden, die zur ganzen Länge oder zum - ganzen Widerstande derselben ein gleiches Verhältnifs besitzen, _ wobei natürlich die Länge oder allgemeiner der Widerstand der R Zweige selbst sehr ungleich sein kann. In solches Verhältnifs lassen sich aber die Stücke der Zweige sehr leicht auf experimen- _tellem Wege versetzen. Sehr wesentlich ist jedoch alsdann, dafs - die Compensation der Widerstände in einem und demselben Stücke eines der Zweige vollzogen werde. Hr. W. thut dieses nicht, weil er die Stücke seiner Zweige (d. i. die Seiten des Drahtrhom- bus) als gleich an Länge oder Widerstand annimmt; aber diese 3 Gleichheit ist schwer in Strenge zu verbürgen. * Unstreitig ist das Wheatstone’sche Verfahren, weil dabei alle En eppelsinnigkeit der Ablenkung fortfällt, sehr zweckmälsig zur Bestimmung des Widerstandes starrer Leiter. Wie es sich dabei in Bezug auf Empfindlichkeit gegen das Becquerelsche Verfahren "verhalte, hat der Verf. indels wegen der Schwierigkeit, welche die Theorie dieser Drahtverbindung darbietet, noch nicht sicher bestimmen können. So viel leuchtet ein, dafs da, wo kein grofser Widerstand in die Kette eingeschaltet werden darf, das Wheats- "tone’sche Verfahren den Vorzug verdient; wo aber ein grolser iderstand nicht schadet, wo man also ein Becquerelsches In- strüment mit dünnen und dabei zusammengeflochtenen Drähten "anwenden kann, leistet dieses eben so viel und giebt, wie sich der Verf. überzeugt hat, genau dieselben Resultate wie das Wheats- 7 ’tek 310 tone'sche, das überdiels jenes nicht in Allen Fällen ersetzen kann. j Was die Schwierigkeit betnftt, welche das Beequerel’sche (und eben so wahrscheinlich das Wheatstone’sche) Verfahren bei seiner Auwendung zum Messen des Widerstands von Flüssigkei- ten darbietet, so entspringt dieselbe aus der grolsen Veränderlich- keit der Polarisation. Es ist freilich richtig, dals in die beiden Zweige eines gespaltenen Stroms zwei gleiche elektromoterische Kräfte einschalten, eben so viel heilst, als keine einschalten und das dann die Stromstärken in beiden Zweigen sich umge- kehrt wie die Widerstände verhalten. Allein es wird auch er- fordert, dals diese Kräfte in Wahrheit gleich seien, und diels ist bei den so höchst veränderlichen der Polarisation aulserordentlich schwer, wenn nicht gar unmöglich zu erreichen. Fast niemals möchten sich zwei Flüssigkeitszellen darstellen lassen, und wären sie scheinbar einander in allen Stücken auch noch so gleich, die beim Durchgange eines elektrischen Stroms eine wahrhaft gleiche Polarisation annähmen, und ist einmal eine kleine Ungleichheit zwischen den Plattenpaaren beider Zellen vorhanden, so wird der Strom in ihnen ungleich, und damit denn auch, weil eben die Polarisation eine Function der Stromstärke ist, die vorhandene Ungleichheit noch mehr vergrölsert. Die Schwierigkeit, die hieraus für die Anwendung des Compensationsverfahrens zur Messung des Widerstands von Flüssigkeiten entspringt, ist, so weit der Verf. bis jetat sieht, nicht zu beseitigen, und daher würde er auch desselben hier gar nicht erwähnt haben, wenn nicht andrerseits die scheinbar bizarren Erscheinungen, zu welchen es Anlals giebt, in theoretischer Hinsicht sehr interessant wären und einen abermaligen Beweis von der Abhängigkeit der Pola- risation von der Stromstärke heferten. Aus diesem Grunde denkt er denn auch noch in Zukunft auf diesen Gegenstand zurück zu kommen. Das letzte Verfahren, über welches der Verf. sich verbrei- tete, hat zwar dem damit beabsichtigten Zweck ebenfalls nicht entsprochen, ist aber gerade dadurch von grolsem Interesse, indem seine Untauglichkeit daraus entspringt, dals, der allgemeinen An- nahme zuwider, die Aüssigen Leiter nicht allen Gesetzen felgen, welche uns von den starren bekannt sind. i 311 Wenn zwei metallische Leiter, neben einander liegend, von einem elektrischen Strome durchlaufen werden, und der eine bie- tet den Widerstand a, der andere den b dar, so ist bekanntlich der vereinte Widerstand beider ab s gr; arb. a Wenn die Flüssigkeiten diese Eigenschaft der Metalle theil- ten, so hätte man darin ein vortreflliches Mittel, die Leitungs- “fähigkeit oder den Widerstand derselben ganz unabhängig von aller Mitwirkung der Polarisation zu bestimmen. Aber leider ist diels nicht der Fall. Wird ein Metalldrabt in der Axe einer aufrechtstehenden, - unten verschlossenen Glasröhre gerade ausgespannt und sein Wi- - derstand bestimmt, alsdann die Röhre mit einer gut leitenden - Flüssigkeit gefüllt und der Widerstand des Drahts abermals un- tersucht, so findet er sich jetzt genau eben so grols wie zuvor. Von einer Seitenausbreitung des Stroms aus dem Metall in die Flüssigkeit, wie sie zwischen zwei metallischen, und selbst zwi- "scheu zwei Hüssigen Leitern statibat, ist hier keine Spur vor- anden. ” Der Verf. hat diesen Versuch mit sehr genauen Mitteln und ater Umständen, wo er, wenn die Flüssigkeiten nach den Ge- sitzen der Metalle leiteten, nothwendigerweise ein positives Ke- Itat hätte geben müssen, mehrmals angestellt, aber immer zeigte ich die Flüssigkeit vollkommen wirkungslos. Zur näberen Beur- theilung dieser Versuche mögen bier von einem derselben die Details stehen, Was man bei diesen Versuchen milst, ist der Unterschied eo I +b a+b Dieser Unterschied ist um so grölser, je größer a und je einer b. Um also den Versuch entscheidend zu machen, hat n den Widerstand des Drahts möglichst grols, und den der lüssigkeit möglichst klein zu nehmen. - Der Verf. nabm einen Platindraht von solcher Feinheit, dafs 3,5 Lin. desselben im Widerstande 19,75 Zoll seines neusilbernen Isdrabtes gleich waren. Er bestimmte diels durch das Wheat- tone’sche Compensationsverfahren. £ I: ! | ö 312 Ferner nahm er verdünnte Schwefelsäure, die 10 Proc. con- centrirter enthielt. Ein Parallelepipedum von 2,5 Quadratzoll Querschnitt und 1 Zoll Länge leistete in Richtung dieser Länge den Widerstand von 6 Zoll des Melfsdrahts. Er fand diefs durch die auf Seite 302 beschriebene Methode. Der in dem Glascylinder ausgespannte Theil des Platindrahts war 80,5 Lin. lang. Sein Widerstand betrug also (rund gerech- net) 86 Zoll des Mefsdrahts. Der Glascylinder hielt 34 Zoll im Durchmesser und war bis zur Höhe von 80,5 Lin. mit Säure gefüllt. Gemäfs der oben angeführten Messung hätte diese Flüssigkeitssäule, wenn sie der Länge nach von einem Strom durchlaufen worden wäre, einen Widerstand gleich dem von 10 Zoll des Melfsdrahts dar- bieten müssen. Es war also @=86 und = 10. Darnach betrug der Un- terschied aa a+b —= 77 Zoll des Melfsdrahts. Erwägt man nun, dafs man bei dem Compensationsverfahren eine Veränderung von 4 Linie in der Drahtlänge eines der Stromzweige d.h. von weniger als „.,, jener Grölse, noch recht deutlich am Galvanometer wahrnehmen kann, so wird man ge- wils den Schluls gerechtfertigt finden, dafs, unter den genannten Umständen, eine Seitenausbreitung des Stroms aus dem Metall in die Flüssigkeit durchaus nicht stattfindet. Der Verf. hat diesen Schlufs noch durch einen anderen Versuch unterstützt. Er führte durch ein mit Säure gefülltes Gefäls horizontal einen geraden Platindraht und tauchte dicht neben demselben und winkelrecht gegen ihn, doch ohne ihn zu berühren, zwei Platinplatten ein, die mit einem empfindlichen Galvanometer verbunden waren. Nun wurde ein elektrischer Strom durch den in der Flüssigkeit befindlichen Draht gesandt. Wenn die Flüssigkeit nach den Gesetzen der Metalle geleitet hätte, so würde sich diels am Galvanometer haben bemerkbar machen müssen; allein die Nadel desselben blieb vollkommen in Ruhe; sie blieb es auch noch, als eine der Platten mit dem Draht in Berührung gesetzt wurde, und erst, als diels mit bei- 313 den Platten geschah, gab sie deutliche Anzeige von einem durch die Flüssigkeit gegangenen Strom. Das Resultat der beiden so eben erwähnten Versuche hängt _ aufs Innigste zusammen mit der Frage, in wiefern bei Flüssig- keiten die Leitungsfähigkeit von der Zersetzbarkeit abhänge. Mehre Physiker, in neuerer Zeit namentlich Faraday, haben die Ansicht ausgesprochen, dafs die Leitungsfähigkeit der Flüssigkei- ten nur eine scheinbare sei, dafs dieselhen nur leiten, indem sie - zersetzt werden, dafs Zersetzbarkeit das Bedingnils zur Leitungs- - fähigkeit sei. Zur Stütze dieser Ansicht haben sie sich auf das Verhalten von Substanzen verschiedener Art berufen, auf Wasser > und Alkohol z. B., von dem ersteres Zersetzung und Leitung zeigt, letzteres aber nicht. Das obige Resultat bestätigt diese Ansicht und liefert den Beweis dazu an einer und derselben Substanz, an einer Substanz, der man weder Zersetzbarkeit, noch (wenigstens scheinbare) Lei- " tungsfähigkeit absprechen kann. Es zeigt, dals eine Substanz _ wohl Zersetzbarkeit, d. h. die Fähigkeit zur Zersetzung, besitzen kann, dennoch aber nicht leitet oder einen Strom in sich auf- kommen lälst, sobald, wie in dem erwähnten Versuche, die Um- stände von der Art sind, dals keine Zersetzung wirklich ein- _ treten kann. Hiedurch unterscheiden sich selbst die zersetzba- "ren Flüssigkeiten von den Metallen, obwohl sie, wenn sie zer- setzt werden, hinsichtlich des Elementes, welches man Wider- stand nennt, ganz dieselben Gesetze befolgen, welche uns von . den letzteren Körpern bekannt sind. 2 IS UMREE ; — Hr. H. Rose trug eine Abhandlung des Hrn. Heintz über Wismuthverbindungen auszugsweise vor, und gab Nachricht über eine von ebendemselben im menschlichen Arne entdeckte neue Säure. A j 4 45. August. Gesammtsitzung der Akademie. k ‘Hr. Böckh las einzelne Theile aus einer grölseren Schrift, -„Manetho und die Hundssternperiode”, und theilte von den übrigen Theilen derselben den Inhalt mit. Herr v. Humboldt trug folgendes Schreiben des Herrn Bessel vom 10. Aug. 1844 vor: 314 Ich finde, dafs die vorhandenen Beobachtungen berechtigen, auszusprechen, dafs die eigene Bewegung des Procyon in De- elination, und des Sirius in Rectascension, nicht unverän- derlich, vielmehr seit 1755 sehr merklich veränderlich sind. Dieses angenommen, reichen die Beobachtungen der Örter eines Sterns für zwei Epöchen nicht mehr hin, seinen Ort für eine unbestimmte Zeit auszudrücken; es wird dadurch nöthig, das Gesetz der Veränderlichkeit zu erforschen, welche bisher als eine der Zeit proportionale angenommen wurde. Wir haben dann noch bei weitem nicht den Grad von Vollendung der Fun- damentalbestimmungen der Astronomie erreicht, den wir erreicht zu haben glaubten; es tritt die neue Aufgabe hervor, die speciel- len Bewegungen der Sterne zu bestimmen, deren Auflösung grofse Anstrengungen und lange Zeit fordern wird. Denn wenn die Veränderlichkeit der Bewegung auch jetzt nur in zwei Fällen bewiesen werden kann, so werden doch alle anderen Fälle da- durch verdächtig, und es wird nicht leichter sein, sie durch Beobachtungen von dem Verdachte der Veränderlichkeit zu be- freien, als diese in den Fällen des Sirius und Procyon so zu er- kennen, dafs sie in Rechnung gebracht werden kann. Den frühesten Verdacht gegen die Unveränderlichkeit der eigenen Bewegungen gaben, etwa im J. 1834, die Correctionen der Zeit der Uhr, die auf der hiesigen Sternwarte neben jede beobachtete und auf den Meridian reducirte Culminationszeit eines Fundamentalsterns geschrieben werden. Damals fing an, auffal- lend zu werden, dafs negative Uhr-Correctionen, aus Sirius abgeleitet, gröfser, -positive kleiner waren, als die aus anderen Fundamentalsternen folgenden. Um das Jahr 1825, als die Recta- scensionen hier bestimmt wurden, aus deren Vergleichung mit der Bestimmung für 1755 die folgen, die in den Tabulis Regiom. für den Anfang jedes der Jahre 1750 —1850 gegeben sind, war ihre Übereinstimmung mit den Beobachtungen vollkommen: aber „schon im J. 1835 zeigten 50 Beobachtungen des Herrn Dr. Busch, verglichen mit den drei, dem Sirius nächsten Fundamentalsternen f, « Orion und « Canis min., dals 0/188 Zeit zu der Rectascen- sion in den Tab. Reg. addirt werden müsse, um wieder Überein- stimmung hervorzubringen. Diese Abweichung hat sich noch ver- grölsert: im vorigen Jahre habe ich sie, aus 50 Beobachtungen, 315 die Herr Dr. Busch mit dem Reichenbachschen Instrumente ge- - macht hat, = -+ 0318, und aus 40, die ich selbst mit dem Rep- soldschen gemacht habe, = + 07324 gefunden. \ Einen zweiten Verdacht gegen die Unveränderlichkeit der _ eigenen Bewegung erregte im J. 1840 die Declination des Pro- eyon, indem eine neue Bestimmung sämmtlieher Reductionsele- mente der Declinationen, und auch der Declinationen der Funda- mentalsterne selbst, die des Procyon so weit nördlicher ergab, als die Tabb. Reg., dals die neue Bestimmung, durch Vergleichung - mit der für 1755 auf 1820 reducirt, 1/64 von der damals beob- achteten verschieden war*). Auch dieser ‚Unterschied vergröfserte ” sich, indem ich ihn aus den Beobachtungen mit dem Repsold- - schen Meridiankreise, für 1844, = + 3/18 finde. Was ich von Sirius und Procyon. angeführt habe, sind Bestimmungen, deren Sicherheit ich für so.grols halte, als man sie mit den hiesigen ‘Apparaten machen kann. Dadurch wird aber nicht weniger nothwendig, dafs das wichtige Resaltat, welches "sie ergeben, der strengsten Prüfung durch. alle vorhandenen Be- stimmungen unterworfen werde, welche aus den ‘Arbeiten auf an- deren Sternwarten bervorgegangen sind. Ich werde mittheilen, was meine Untersuchung dieser Art ergeben bat. Aber ich würde mich hier in zu weitläuftiges De- - tail einlassen müssen, wenn ich der Critik eine Stelle einräumen wollte, welcher einige der Zahlen, die ich mittheilen werde, un- terworfen werden mulsten, ehe man sie als gültig annehmen durfte. Da diese Critik nichts destoweniger nothwendig ist, so muls ich auf eine Abhandlung verweisen, welche sehr bald über diesen Gegenstand in den Astr. Nachr. erscheinen wird. — Offen- bar konnten auch für die Declination des Procyon, aus den ver- schiedenen Sternverzeichnissen nur vergleichbare Resultate ge- zogen werden, wenn man die beständigen Fehler eliminirte, - welche ohne Zweifel alle bisherigen Verzeichnisse der Declina- tion, und oft in-der Gröfse mehrere Secunden, besitzen. Dieses geschah dadurch, dafs ich von dem Unterschiede jeder Bestim- mung des Procyon von den Tab. Regiom., das Mittel der Unterschiede der 8 Sterne « Ceti, & Orionis, Q Virg,, « Ser- ®) Astr. Nachr. No. 422. 316 pentis, y, @, £ Aquilae, « Aquarii abzog, deren mittlere Decli- nation, bis auf wenige Minuten, die des Procyon ist. Hier- durch wird hervorgebracht, dafs die folgenden Zusammenstel- lungen sich nicht auf die absolute Declination dieser Sterne und die absolute Rectascension des Sirius beziehen, sondern auf die relativen, auf die genannten resp. 8 und 3 Sterne gegründeten. 1. Relation. Declination des Procyon. Fundamenta Astr.....| 1755 0700 Maskelyne ........ 1770 |-+1,54 | ') Didzza a Ei. 1800 | + 1,99 | ?) Besseh Ti eigenutiles 1820 0,00 Pond Bad. TEA: 1822 | — 0,03 |?) Pony: ndt%35! 1822 | + 0,16 | *) Stiimvelö.z .or zu. 1824 | — 0,15 Argelander........ 1830 | + 0,03 AlryA. syuktr .iäle 1830 | + 0,47 Pondis als ulrıab.a 1832 | + 0,84 |°) Henderson ........ 1833 | + 0,89 Königsb. Beobb. ....| 1838 | -+ 1,59 dto. Repsold. Kr.| 1844 | + 2,62 1) Meistens wenige Beobachtungen der Sterne; wahrschein- lich nicht ganz frei von Reductionsfehlern. ?) 2° Ausgabe des Catalogs. Die Resultate der einzelnen Jahre, welche im Supplemente zu der 1‘" Ausgabe vor- kommen, und die Bestimmung aus späteren Beobachtungen im Libro VI. d. Spec. di Palermo, ergeben noch etwas grölsere positive Unterschiede. °) Herrn Ponds eigener Catalog für dieses Jahr. *) Herrn Olufsens Rechnung. Astr. Nachr. No. 73. 5) Dieses ist das mittlere Resultat der 7, sehr schön über- einstimmenden, aus den Beobachtungen von 1829 bis 1835 abgeleiteten Verzeichnisse. Es stimmt ziemlich nahe mit dem Resultate des Cat. von 1112 Sternen überein, ver- dient aber den Vorzug, weil das letztere, im Falle ver- änderlicher Bewegung, nicht richtig auf 1830 reducirt sein kann. 317 2. Relative Rectascension in Zeit, des Sirius. Fundamenta Astr. ...| 1755 07000 Maskelyne ........ 1767 | — 0,079 | ') BEN a ale 1800 | + 0,033 Maskelyne ........ 1806 | + 0,016 | ?) 21217 BO ei 1815 | — 0,036 Bond zii: rec yBll 1819 | — 0,083 | °®) Bessel iz)... Ha 1825 0,000 SIEUVe FL 1825 | — 0,006 Argelander........ 1828 | — 0,003 din er Er 1830 | + 0,049 u EN REN 1832 | + 0,084 | *) EEE STR 1835 | + 0,188 BRSBEU NT 106 a", 1843 | + 0,321 |. ') Durch neue Berechnung der Beobb. erlangt; dieses Re- sultat ist — 07288 von dem im Catal. für 1770 enthal- tenen verschieden, wovon ich die Ursache nicht kenne. *) Durch neue Berechnung der Beobb., von 1803 an, er- langt; nahe übereinstimmend mit dem Catal. für 1805. °) Durch neue Berechnung der Beobachtungen erlangt, aber übereinstimmend mit Herrn Ponds eigenem Verzeichnisse. *) Dieses ist das mittlere Resultat der 7, aus den Beobb. von 1829 bis 1835 abgeleiteten Verzeichnisse; es wurde, aus dem schon angeführten Grunde, dem Resultate des Cat. von 1112 Sternen vorgezogen. Diese Zusammenstellungen zeigen, dafs die Bestimmungen für resp. 1820 und 1825 durch nahe gleichzeitige, auf ande- ren Sternwarten erlangte, fast vollkommen bestätigt werden, _ wie auch der Fleils erwarten läfst, der auf alle diese Bestim- mungen gewandt wurde. Ferner lassen sie keinen Zweifel über das fortschreitende Anwachsen der Unterschiede von den Tabb. Reg., von 1820 bis jetzt. Dieses Fortschreiten kann, in der Voraussetzung unveränderlicher eigener Bewegungen, nur erklärt werden, wenn man so grofse Fehler ihrer Bestim- mung, aus der Vergleichung von 1755 mit resp. 1820 und 1825, annimmt, dafs dadurch die relative Decl. des Procyon für 1755 um 7”, und die relative Rectascension des Sirius 318 A für 1755 um mehr als eine Zeitsecunde fehlerhaft ‘erscheint. Dafls so grofse Fehler nicht vorhanden sein können, rechtfertigen die verschiedenen Controlen in den Fund. Astr.; aber Lacailles und Tobias Mayers fast gleichzeitige Verzeichnisse lassen auch keinen Zweifel darüber, obgleich sie über 2” in Declination, und über + Zeitsecunde in Rectascension nicht würden entscheiden können. Ich sehe also als ein unzweifelhaftes Resultat der Beobach- tungen an, dals die Voraussetzung unveränderlicher eigener Bewegung, in dem Falle der relativen Declination des Procyon, und in dem Falle der relativen Rectascension des Sirius, un- richtig ist. Das Gesetz der Veränderlichkeit jeder der beiden Bewegun- gen wird zwar durch die vorhandenen Beobachtungen angedeutet, aber noch nicht mit der erforderlichen Sicherheit. Wenn Piaz- zi’s Bestimmung der relat. Decl. des Procyon richtig ist (was ich glaube)*), so hat, zwischen 1755 und 1820, der Unterschied ein positives Maximum gehabt. Im Falle der Rectascension des Sirius habe ich die nähere Kenntnils ihrer Veränderlichkeit durch weitere Verfolgung der Untersuchung des Mittagsfernrohrs, wel- che Pond (Band der Beobb. für 1811 — 1812) anstellte, und durch neue Berechnung der Beobachtungen Maskelynes zu erlan- gen gesucht. Diese hat ein positives Maximum des Unterschiedes von den Tabb. Regiom., von etwa 0,3, zwischen 1790 und 1800 ergeben. Aber da die Zapfen der Axe des Instruments sich un- glücklicherweise beschädigt zeigten, und 1803 verbessert wurden, welche Verbesserung einen deutlichen Einfluls auf die nachher beobachteten Rectascensionen des Sirius äufserte, so kann nicht mit Sicherheit behauptet werden, dals das Maximum von der Be- wegung des Sterns, und nicht, wenigstens zum Theil, von die- sem Fehler des Instruments erzeugt ist. . Indessen geht aus dem jetzt Angeführten und den obigen Tafeln hervor, dafs eine etwa halb-hundertjährige Periode der 'Veränderlichkeit, in. beiden. Fäl- len, zur hinreichenden Erklärung der Beobachtungen führen würde. Ich halte aber dem Stande der Sache für angemessen, erst wei- tere Entwickelung der Art der Veränderlichkeit von dem näch- _ *) Die von Maskelyne für 1770 hat weniger Gewicht. 319 sten halben Jahrhundert zu erwarten, ehe man ein Urtheil über ihr Gesetz ausspricht. Dieses hat auch nicht eher erheblichen Werth für die Astronomie, ehe die Art der Bewegung aller Sterne des Fundamentalverzeichnisses bekannt geworden sein wird. Diese Nachweisung der Veränderlickkeit der eigenen Bewe- gungen zweier Sterne hat die Aufsuchung der Bedingungen ver- anlafst, welche erfüllt werden müssen, damit sie durch Anzie- hungskräfte erklärt werden könne. Wenn der Stern, der die veränderliche Bewegung zeigt, durch S, die Sonne durch 0, eine beide anziehende Masse durch =,, der Stern der sie besitzt, durch S, bezeichnet werden; die Entfernungen SS,,08,, 08 _ durch r, r’, og; der Winkel am Sterne $ durch s,; die Neigung der Ebene der Bewegung dieses Sterns gegen die Ebene 0858, durch u,;: so findet man leicht den Ausdruck des zweiten Diffe- rentialquotienten der scheinbaren Bewegung des Sterns, in Be- ziehung auf die Zeit: 3 See nche Al (---) Sin s, Cosu,. Turn e rn Seine Hälfte ist der Ausdruck des Unterschiedes der wirklichen Bewegung in einer Zeiteinheit, von der, die gleichmälsiges Fort- schreiten mit der Geschwindigkeit an ihrem Anfange hervorbrin- gen würde. Nimmt man nun das Jahrhundert als Zeiteinheit an, die Sonnenmasse als Masseneinheit, die Entfernung u = 206265 Erdbahnhalbmesser als Längeneinheit, so erhält man diesen Unterschied: m 1 r} . == 0).00000464 « —. (\- 7a ) Sin s,Cos u, u u [4 r n Da der aus den Beobachtungen nachgewiesene Unterschied 410 bis 15 Millionen mal so grols ist, so ist zu seiner Erklärung durch die Anziehung einer Masse erforderlich: entweder 1) dafs m, sehr grols, oder ... 2) dals r, sehr klein, d. h. die anziehende Masse sehr nahe bei dem bewegten Sterne, oder ... 3) dafs r’, sehr klein, d.h. die anziehende Masse sehr nahe bei der Sonne sei. Die Kleinheit von &, der Entfer- nung des bewegten Sterns von der Sonne, bAnet. keine grolse . 7 Bewegung hervor, indem 9 als Factor von 1— —3- angesehen 7 320 werden kann. Wenn aber eine Masse auch eine kleine Wir- kung hätte, so könnte doch 4) die Gesammtwirkung der Millionen vorhandenen Sterne sich zu der beobachteten, beträchtlichen Gröfse anhäufen. In der Voraussetzung, dals die erste Möglichkeit der vor- handene Fall, nicht aber mit der 2! oder 3'" verbunden ist, muls die Veränderlichkeit der Bewegung während geraumer Zeit in derselben Grölse und Richtung stattfinden, in welcher die Beobachtungen seit 1755 sie gezeigt haben. Denn die ge- genseitige Stellung von 0, S, S, ändert sich, während dieser Zeit, bei der Kleinheit der vorhandenen Bewegungen des Ster- nensystems, so wenig, dafs es hier gar nicht in Betracht kommt. Die Veränderlichkeit der Bewegung muls sich also, dem Qua- drate der Zeit proportional, anhäufen, und viel gröfsere Werthe erlangen, als mit Hipparchs Sternverzeichnisse vereinbar sind. Ich finde z. B., dafs die Anhäufung der beobachteten Verände- rung der Bewegung des Sirius, seine Rectascension vor 2000 Jahren, um mehr als 3 Grad geändert haben würde, welcher Änderung aber die damalige Beobachtung widerspricht. Abge- sehen von diesem Widerspruche der ältesten Beobachtungen, würde es auch sehr wenig wabrscheinlich sein, dals wir gerade jetzt in der Zeit wären, in welcher eine im Allgemeinen grolse Bewegung dadurch verschwindet, dals sie in die entge- gengesetzte, wieder sehr grols werdende übergeht. Noch viel weniger wahrscheinlich würde aber das Zusammentreffen eines Ereignisses dieser Art mit einem zweiten sein. Beobachtun- gen und Wahrscheinlichkeit berechtigen also, die erste Er- klärung mit Ausschluls der zweiten oder dritten, zurück- zuweisen. Gegen die vierte Erklärung gelten genau dieselben Gründe. Wenn die dritte die rechte wäre, so mülste die von ihr geforderte, nahe bei der Sonne befindliche, beträchtliche Masse, grolse Unregelmäfsigkeiten in die Bewegungen der Planeten bringen, welche nicht vorhanden sind. Es bleibt also allein die zweite Erklärung übrig. Sterne, deren Bewegungen sich seit 1755 merklich veränderlich erwie- sen haben, müssen (wenn anders die Veränderlichkeit nicht unabhängig von Anziehungskräften erklärt werden kann) Theile 321 kleiner Systeme sein. Sähen wir Sirius und Procyon als Doppelsterne, so würde die Veränderlichkeit ihrer Bewegungen uns nicht überraschen; wir würden sie als nothwendig erkennen und nur ibre Grölse durch die Beobachtungen zu suchen haben. Aber das Leuchten ist keine wesentliche Eigenschaft der Ma- terie. Offenbar kann das Vorhandensein zahlloser sichtbarer Sterne, nichts gegen das Vorhandensein zahlloser unsichtbaren beweisen. Es sind auch Sterne vorhanden, die die Eigenschaft des Leuchtens vorübergehend besessen haben, z. B. der Tycho- nische von 1572. — Die für die practische Astronomie wich- tige Erscheinung veränderlicher Bewegungen der Sterne scheint also auch Interesse für die Erkenntnils der physischen Beschaffenheit des Weltgebäudes zu haben. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Eonpepts dpxauoAoyınn. No. 1-25. 1837-1842. Athen. 4. mit 1 Kupferband. Philosophical Transactions of the Royal Society of London for the year 1844. Part. 1. London 1844. 4. The Royal Society (List) 30. Nov. 1843. 4. George Biddell Airy, astronomical Observations, made at the Royal Observatory, Greenwich in the year 1842. London 1344. 4. Catalogue of the places of 1439 Stars, referred to the 1. of Jan. 1840 de duced from the observations made at the ro- yal observalory, Greenwich from 1836, Jan. 1. to 1841, Dec. 31. ib. 1843. 4. Alexander Brongniart, 1. Memoire sur les Kaolins ou Argiles a Porcelaine. Paris 1839. 4. Aug. Cauchy, Exercices d’Analyse et de Physique mathema- thique, Tome II. Livr. 19—24. 1841. Tome III. Livr. 25. 26. 1842. Paris 1841., 44. 4. Report of the 13. meeting of the British Association for the advancement of science; held at Cork in Aug. 1843. London 1844. 8. Mittelst eines heute vorgelegten Schreibens des Hrn. Mi- nisters der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegen- heiten vom 13. d. M. wurde auf Allerhöchsten Befehl die Ur- 322 schrift des Königlichen Patentes vom 18. Juni 1844 über die Stiftung eines von fünf zu fünf Jahren zu ertbeilenden Preises von 1000 Rithlr. Gold für das beste Werk über Deutsche Ge- schichte zur Aufbewahrung übersandt. Die Verkündung des Preises wird in der öffentlichen Sitzung der Akademie zur Feier des Geburtstages Sr. Maj. des Königs stattfinden. — De he ee h Bericht über die - zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen - der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften ; zu Berlin in den Monaten September und October 1844. Vorsitzender Sekretar: Hr. Ehrenberg. September. Sommerferien der Akademie. 17. October. Öffentliche Sitzung der Ge- sammt-Akademie zur Nachfeier des Geburtstags Sr. Majestät des Königs. Die für die hohe Feier unmittelbar bestimmte Rede hielt Hr. Böckh als vorsitzender Secretar. Nachdem er in nächster Beziehung auf Sr. Maj. den regierenden König dargestellt hatte, dals die Akademie nicht blofs die allen Körperschaften und An- stalten im Staate gemeinsame, sondern noch eine besondere ihr eigenthümliche Pflicht und Berechtigung habe, dem Herrscher - diese ihre Huldigungen darzubringen, weil die Akademie eine auf ‚freier und uneigennütziger Liebe desselben zu den Wissenschaften beruhende, fast ausschlielslich der Theorie zugewandte Stiftung sei; nahm er hiervon Anlafs, das heutzutage vielfach besprochene Verhältnils der Wissenschaft zum Leben, und den Streit der - Theorie und der Praxis zu erörtern, entwickelte die vorzüglich [1844.] $ 324 für eine Akademie gültigen Gründe, welche sich für die Zurück- gezogenheit der Wissenschaft vom Leben anführen lassen, und zeigte hierauf, sowohl in Bezug auf die Naturkunde als auf die Philosophie und die geschichtlichen Wissenschaften, wie sich ihr Einflufs auf das Leben in materieller und ideeller Rücksicht ver- wirkliche. Hieran knüpfte sich den Statuten gemäls eine Über- sicht der Leistungen der Akademie in dem verflossenen Jahre. Nach der Rede des Vorsitzenden trug Hr. Ritter eine aus einer umfassendern Arbeit entnommene Abhandlung über die Asia- tische Heimath und die geographische Verbreitung des Ölbaums in der alten Welt vor. 24. October. Gesammitsitzung der Akademie. Hr. Ehrenberg las über einen deutlichen Einfluls des unsichtbar kleinen organischen Lebens als vulka- nisch gefrittete Kieselmasse auf die Massenbildung von Bimstein, Tuff, Trafs, vulkanischem CGonglome- rat und auch auf das Muttergestein des nordasiati- schen Marekanits. Die fortgesetzten Untersuchungen welche die Grenzen des Einflusses jenes selbstständigen Lebens im kleinsten Raume festzustellen und übersichtlich zu machen geeignet sind haben neuerlich zu folgenden Resultaten geführt. Der erkennbare Einfluls der dem blofsen Auge unsichtbaren kleinsten selbstständigen Lebensformen auf feste Massenverhält- nisse der Erde beschränkte sich bisher auf die neuesten und die geschichteten Oberflächen-Verhältnisse der Erdrinde, dieselben welche man zu den Flötzgebirgsmassen rechnet. Kieselguhre, Bergmebhle, Torfe, Meeres- und Flufs- Schlick, Raseneisen, Muttererde des Vivianits, Marsch- ländereien und Meeres-Sand sind entweder zum Theil oder ganz und gar als neueste directe Lebensbildungen jenes unsicht- bar kleinen organischen Wirkungskreises angezeigt worden. Aber auch aus der Tertiär-Periode der Erdbildung wurden solche Erscheinungen bereits nachgewiesen am Tripel, Polir- schiefer, Mergel, Saugschiefer, Halb-Opal, an einigen sogenannten Porzellan-Erden und den Dysodilen samt an- deren zur Braunkohle gehörigen Blätterkohlen. 325 Aus der oberen Sekundär-Bildung der Erde wurden bisher bereits die ausgedehntesten Gebirgsmassen der Schreib-Kreide aller Länder, des ägyptischen Katakomben-Kalksteins und Nummuliten-Kalkes, die Feuersteine der Kreide und viele Kreide-Mergel als directe Gebilde des kleinsten Lebens “mit Sicherheit erkannt und bezeichnet. { ' Aus der älteren Sekundär-Bildung sind die Hornsteine des _Korallrags von Krakau samt einigen ausgedehnten O olith-Ge- "birgs-Massen vom Kayserstuhl und von England als mit deutli- chen Spuren eines ähnlichen directen und vorherrschenden Ur- ‚sprunges versehen erkannt und dieser Akademie angezeigt wor- 3 den. - Aus der oberen Primär-Formation endlich haben die vom Graf Keyserling und Prof. Blasius gesammelten Kalksteine des Kohblenkalkes vom Onega-See, in denen gleichzeitig und von jenen kleinen Organismen ganz umhüllt Bellerophonten vorhanden sind, so wie die Hornsteine von Tula, welche der i Petersburger Akademiker v. Helmersen als dem Bergkalke angehörig bezeichnet und eingesendet hat, in denen auch Chori- stites mosquensis schön und deutlich eingebettet liegt, mit aller ee Sicherbeit eine gleiche directe Zusammensetzung aus mikroskopi- schen Lebensformen ergeben. — Neuerlich hat sich hierzu ein “von Hrn. Prof. Bailey in New York eingesandter Hornstein ge- sellt, welchen derselbe vom Ufer des Sees bei Madison, Quiscon- sin, mitgenommen und dessen Umgebung er wahrscheinlich doch "in Übereinstimmung mit den herrschenden Ansichten der nord- amerikanischen Geologen, als „der Kohlen- oder Oolithbil- "dung angehörig” ausdrücklich bezeichnet. Nach Hrn. E. Unter- suchung besteht dieser Hornstein ebenfalls ganz aus dicht anein- ander gelagerten Melonien und schlielst sich zunächst an die Bil- "dungen des Kohlenkalkes vom Onega-See an. f So fehlen denn aus der Flötzformation nur noch die Nach- weisungen eines ähnlichen Verhaltens in den unteren Schichten ‚der Primärbildung, nämlich im Übergangsgebirge und im Urge- birge, wo die Schwierigkeiten einer durch allmälige chemische Zersetzung allzuleicht gestörten Erhaltung so kleiner Lebens- "Atome sowohl, als die Untersuchung derselben in festen undurch- ‚sichtigen Stein-Arten sehr zunehmen, wo aber auch mithin das Nr 326 bisherige erfolglose Nachsuchen den Schluls einer Nicht - Existenz derselben nicht rechtfertigen würde. Leicht können in den un- tersten Flötzverhältnissen der Erdrinde jene feinen Körperchen vorherrschend bereits eine Umwandlung erlitten haben, allein leicht mögen sie auch in günstigen noch erst aufzufindenden Lo- kalitäten deutlich genug vorhanden sein. Aulser dieser Grenze für die Beobachtung schien es bis jetzt, als schneide sich das ergiebige Feld dieser Untersuchungen da al- lemal scharf ab, wo die vulkanische Thätigkeit auftrete. Der ge- brannte Kalk verliert sehr bald die organische Form seiner Be- standtheile und die stark erhitzte Kieselerde, zumal in dem ge- wöhnlichen unreinen Zustande, wie man ihre Verbindung mit Thon, Kalk und Eisentheilchen nennt, schien überall nothwendig in. glasartige Bildungen überzugehen, die, dicht oder schäumig, ein ganz unorganisches Mineral zu sein schienen. Hierzu kam die jetzt herrschende Vorstellung, nach welcher die vulkanischen Thä- tigkeiten, gewichtigen Gründen zufolge, in sehr viel gröfserer Tiefe wirken und ihre Auswürfe vorbereiten als das organische Leben zu reichen schien. Zwar sind vom Verf. der Akademie schon seit mehreren Jah- ren Polirschiefer und Kieselguhre samt sogenannten vul- kanischen Aschen oder Porzellan-Erden aus vulkanischen Gegenden mehrfach vorgelegt und in der Art analysirt worden, dals sich ihre ganze Masse in allen einzelnen in Betracht kommenden Atomen als eine Bildung aus unsichtbar kleinen Organismen ergab, allein überall waren diese, wie bei Cassel, bei Ceyssat, am Cau- casus und auf Isle de France so gelagert und: beschaffen, dals ihre Entwicklung vielmehr in Zwischen-Perioden der vulkani- schen Thätigkeit zu fallen schien, so dals z.B. bei Cassel im Ha- bichtswalde die Schichten des Polirschiefers zwischen den tertiä- ren Basalt-Tuffen so lagen, als wäre nach einem vulkanischen Auswurfe immer eine gewisse Ruhezeit eingetreten, bei welcher sich im Wasser kesselartiger Seen die kieselschaligen Thierchen stark vermehrten; ein neuer Auswurf schien dann die Veranlas- sung zum Austrocknen des Sees gegeben und die schlammige Bo- denlage (jener Thierchen) bedeckt und dadurch bei neuer Was- seransammlung einer anderen Generation ein neues Bett bereitet zu haben, bis eine stärkere vulkanische Hebung des concayen 327 | Grundes diesen in die Lage eines steilen Abhanges oder einer ‚| convexen Bergform versetzte, welche eine Ansammlung von Was- ser an dieser Stelle nun nicht mehr erlaubte. ; Auch die hornsteinartigen und glasigen Halb-Opale liefsen -J aus mehrfachen innern Gründen erkennen, dals ihre Bildung keine vulkanische gewesen. Zwei vulkanische Übergriffe in das mikroskopische Leben, ‚| nur unter weniger anregenden und weniger klaren Umständen, -| waren dennoch zur Beobachtung des Verf. gelangt. Einer dersel- ‚| ben betrifft die augenscheinlich vulkanisch geglühten rothen Feu- ‚\ ersteine im Norden von Irland, in denen sich die mikroskopi- _ schen Kreidethierchen deutlich erhalten noch erkennen lielsen, uud das andere betrifft die elsbare Erde der Tungusen vom Ma- 5 rekan-Gebirge bei Ochotsk, wovon Herr Er man jun. eine Probe mitgebracht hat. Schon im März 1843 (Monatsbericht pag. 104.) theilte der Verf. mit, dafs in dieser efsbaren Erde, welche im Mi- | kroskop meist ganz einem zerfallenen Bimsteine gleicht, sich son- | derbarer Weise 3 Arten von nennbar erhaltenen kieselschaligen - Infusorien und 1 Art von Phytolitharien erkennen iielsen, nämlich 1. Fragilaria amphicephala 2. Gallionella distans 3. Tabellaria vulgaris 4. Pilus plantae. So wenig allgemeineres Interesse auch die geglühten Feuer- | 'steine zu haben scheinen, da sie leicht durch aus der Tiefe her- | vordringende Laven, mit denen sie in gar keiner Verbindung stan- ] den, verändert und verstreut wurden, wie sich in Laven nicht I selten Brocken der verschiedensten beim Ausbruch berührten ober- | flächlichen Felsarten eingeschlossen finden, ohne dals man irgend eingeladen ist, dieselben für wesentliche oder einflulsreiche Be- ] standtheile der Laven zu halten, so erschienen doch jene mikros- kopischen Kieselschalen-Thierchen in einem andern Lichte. Herr | Erman hielt, den Lokalverhältnissen nach, diese elsbare Erde für einen augenscheinlich aus der zerfallenden Gebirgs-Art entstan- | denen sehr feinen, dürren und mageren Staub, dessen beigemischte ‚Thierschalen sehr auffallend und unerklärlich blieben, und Refe- ferent begnügte sich auch mit Erwähnung der Formen als jeden- , 328 falls für die geographische Verbreitung ein dankenswerthes Ma- terial, gleichviel in welchem Verhältnils sie zum Stein oder der Gebirgsmasse standen. Durch die neuesten Untersuchungen des Bimsteines bekommt jene ältere Erfahrung ein neues Interesse und verliert ihren so schroffen Character, bisher liefs sich aber aus jenen Beobachtungen auf eine nothwendige Verbindung der Thierchen mit der Gebirgsart des Marekanits kein Schlufs ziehen. Nur ein entschiedenes Verhältnils der directen und innigen | Verbindung mikroskopischer Organismen mit historischen völlig | klaren vulkanischen Thätigkeiten, hatte sich in der durch Herrn v. Humboldt entdeckten, stark kohlehaltigen Moya bei Quito auf- finden lassen, wo mächtige vulkanische Schlamm-Ausbrüche ein einflulsreiches Wechselverhältnils des Innern eines Vulkans mit organischen, besonders pflanzlichen Bildungen kund gegeben und aus unbekannter, scheinbar grolser Tiefe mikroskopische vollkom- men deutlich erkennbare organische Gebilde als wesentliche Be- standtheile bergehoher Massen hervorgetrieben hatte. Hieran haben sich nun neuerlich mannigfache Ergebnisse der Untersuchung gereiht, welche den Blick der Naturforschung jetzt plötzlich gerade nach der Seite eifrig hinzuwenden verlangen, wo am wenigsten Lebensspüren zu erwarten schienen, und ob- wohl eine zeitlang die Kalkerde, als Erhalterin der Marksteine für die Lebensentwicklung auf der Erde, wegen Veränderung der Kiesel-Infusorien in den Feuersteinen und Erhaltung der Kalk- Polytbalamien in den sie umschliefsenden Kreiden, vorzüglich ge- eignet erscheinen mulste, so hat sich doch die vom Verf. früher vermuthete und auch später aufrecht erhaltene grölsere Dauer- haftigkeit der Kieselschalen nun eigenthümlich bewährt. Normale Bimsteine, verwitterte Bimsteine, vul- kanische Tuffe, vulkanische Conglomerate, Ducksteine oder Trals, verwitterte Porphyre und Porzellan-Erden oder vuikanische Aschen samt Klingstein und augenschein- lich zerfallenem Marekanit-Tuff, genug die allerentschieden- sten vulkanischen geglühten Massen, Ausflüsse und Projectilen ba- ben allmälig und in rascher Folge, wie die Moya, erkennen lassen, dals sie, an den entferntesten Erdpunkten wie in der Nähe, übereinstimmend eine direkte und nothwendige Beziehung zu den kleinsten mikroskopischen Lebensformen haben. | 1% u k 329 Der Gang der Untersuchung ist folgender gewesen. Ein Stück sehr weilsen kieselerdigen lockern und leichten Gesteins vom Fulse des Vulkans Hochsimmer beim Laacher See am Rhein wurde im Juli d.J. vom Hrn. Oberbergrath Nögge- rath in Bonn an den Verf. zur mikroskopischen Prüfung auf einen zu vermutbenden Infusorien- Gehalt gesandt. Es ergab sich so- gleich dals die Masse ausschliefslich, wenige Quarz - Sandkörnchen ‘ ausgenommen, aus Infusorien-Schalen bestehe, und die Eigen- 7 thümlichkeit der Formen-Mischung und Zerkleinerung, besonders auch das auffallende Vorherrschen der Pinnularia viridula liels den Verf. auf ein eigenthümliches interessantes Verhältnils der Lagerung schlielsen und sofort unter Nennung mehrerer der mas- sebildenden Formen den Wunsch aussprechen, dals eine genaue Lokal- Untersuchung wo möglich angeordnet werden möge. Hr. Oberbergrath Nöggerath betrieb eifrigst diese Untersuchungen und so erbielt der Verf. schon im August eine Zusendung von Materialien von Seite des Rheinischen K. Oberberg- Amtes, die der K. Revir-Obersteiger Spenler in Mayen aufzunehmen amt- lich veranlalst worden war. Da die früheren Schurfgruben ver- schüttet gefunden worden waren, so hatte diese erste Besichti- gung der Lokalität über die Natur und Art des Vorkommens etwas Bestimmtes nicht ergeben und es wurde dem Verf. vom K. Oberbergamt angezeigt, dals bereits die nöthigen Mittel dem Spenler zur Disposition gestellt seien, um die Gruben wieder zu eröffnen, dessen Resultate dann weiter mitgetheilt werden soll- ten. Was aber die schon damals übersandten zusammenhanglosen Proben aus den verfallenen Gruben anlangt, so waren sie für den Verfasser nur noch anregender eine weitere Verfolgung der Lokalverbältnisse zu wünschen, da die Infusorien - Erde in einigen derselben auffallend innig mit dem vulkanischen Tuff vermischt erschien. Im August und September wurden diese Untersuchungen durch eine Ferien-Reise des Verf. unterbrochen, allein gerade diese war dazu bestimmt die Verhältnisse des kleinsten Lebens in der Nähe vulkanischer. Ereignisse in der freien Natur selbst und im Grolsen zu beohachten, so weit es nämlich in der Nähe, in kurzer Zeit und namentlich in Böhmen möglich war. Die aufgesuchten Umgebungen Bilins waren mit Hülfe des 330 ausgezeichnet thätigen Hrn. Dr. Reufs sehr bald in Übersicht ge- bracht. Vulkanische Umwälzungen haben dort schroffe Stürtzun- gen und Zerreilsungen der Flötzverhältnisse der ganzen Ober- fläche veranlalst, welche den ursprünglichen Zusammenhang, der Boden-Erscheinungen samt den Veränderungsperioden, zumal für rasche Übersicht, schwer erkennbar machen. Der Biliner Infuso- rien-Polirschiefer zeigte sich jedoch deutlich als eine den ge- schichteten Felsarten zugehörige Gebirgsmasse. Am Kutschliner Berge, dessen Fuls Gneils ist und dessen Gipfel den Infusorien - Polirschiefer trägt, sieht man über dem Gneils zunächst einen gegen 25 Klafter mächtigen Kreidemergel, welcher dem Pläner Kalke anzugehören scheint. Dieser Mergel wird durch ein mit Eisenthon-Nieren erfülltes schwaches etwa 10 Fufs mächtiges Thonlager von der Infusorien-Masse geschieden, welche zusam- men 40 bis 50 Fufs mächtig ist und in den verschiedenen Ge- stalten als Saugschiefer, Polirschiefer und Halbopal je nach den Graden der Verhärtung sich zu erkennen giebt. Die umsichtig angestellten Schürfungen des Dr. Reuls liefsen diesen Gegen- stand zu voller Klarheit erkennen. Referent suchte nach Was- ser-Quellen die vielleicht in neuer Zeit fortdauernd für diese Verhältnisse thätig gewesen wären, allein es liefs sich auf der dürren kahlen Höhe keine Quellspur und am Abhange auch kein Gerinn früherer Quellen entdecken. Dennoch war die amphithea- tralische Form des isolirten Berges auffallend eigenthümlich. Viele zarte wohl erhaltene Thier- und Pflanzen-Einschlüsse, zum Theil bekannter aber auch zum Theil der Jetztwelt unbekannter For- men, wovon sich eine ausgezeichnet schöne und reiche noch nicht bearbeitete Sammlung in den herrlichen Räumen der Fürstlich Lobkowitzischen Mineralien-Sammlung auf dem Schlosse befindet, beweisen unzweideutig, dafs jene Polirschiefer einer älteren Bil- dungs-Periode der Tertiärzeit unmittelbar nach der Kreide an- gehören, zugleich aber auch die ruhige Ablagerung im Sülswas- ser und den nur allmäligen Übergang vom Bereiche des Lebens zu dem des Minerals. Die obere dünne Bedeckung des Lagers mit Geröll scheint zu beweisen, dafs nach der Ausbildung dessel- ben Wasserfluthen darüber hingegangen sind. Die Teplitzer und Carlsbader Umgebungen und Quellen er- laubten dem Verfasser auch bei kurzer Aufenthaltszeit einige Un- En = 331 tersuchungen und Beobachtungen, die zu einer andern Zeit viel- leicht der Mittheilung werth sind, aber das grolse fast 1 Meile lange Kesselthal von Franzensbad mit seinem kleinen ganz isolir- ten Vulkane, dem Kammerbühl, liels ihm die Beziehungen des kleinsten organischen Lebens besonders mannichfach in neuem In- _ teresse erscheinen. Zuerst blieb ihm kein Zweifel, dafs die Infusorien - Kiesel- _ guhre im Thale von Franzensbad eine wichtige Rolle spielen. Dals sie nicht so lokal sind, nicht nur unter kleinen den Maul- - wurfshügeln gleichenden Erhebungen vorkommen, wie es früher _ angezeigt worden war, sondern unter der Rasendecke verbreitete " Schichten bilden, hatte neuerlich schon Herr Medicinalrath Dr. Palliardi, ein tüchtiger Practiker und Naturforscher daselbst be- obachtet. Dem Verf. gelang die Verbreitung, aulser jenen Loka- litäten zu denen Dr. Palliardi ihn hinbegleitete, auch an so vie- len anderen von aller Rasendecke entblöfsten Stellen und so sehr in der ganzen Moor-Erde als deren integrirenden Theil überall wo er nachsuchte und sogar im lebenden Zustande zu erkennen, dals das dortige Phänomen als ein den ganzen Thalboden betref- fendes anzusehen ist. Der ganze Moorgrund in seiner Mächtig- keit von 1 bis 20 Fuls nimmt offenbar, nur bald mehr bald we- niger ausschlielslich, Theil an dieser Bildung. In der Nähe von Franzensbad sind die Entwicklungen der Pinnularia viridis zu “ grolsen Kieselguhrmassen merkwürdig und eben so sind es am östlichen Ende desselben Thales die Entwicklungen des Campylo- discus Clypeus. Beides sind nach des Verf. Beobachtung lebende sich fortentwickelnde Zustände, obschon die grölsern Massenan- häufungen vorherrschend leere Schaalen zeigen. Eben so riesen- haft sind auch die Massenbildungen von kohlensaurem Eisen da- selbst in der Nähe der Sauerbrunnen, welche häufig, aber nicht immer, das gegliederte Ansehn der Gallionella ferruginea besitzen. Mitten unter den reineren Kieselguhren aus Thierschalen findet ‚sich dort auch phosphors. Eisen als blauer Vivianit, wie Verf. ihn (von Hrn. Palliardi gesammelt sah. Überdiels ist der Moor- ‚schlamm häufig ganz mit schwarzem Schwefeleisen (Schwefelkies) erfüllt und davon erhärtet. | Es fehlt hier weder dem Mineralogen noch dem Physiologen an Material für die Combinationen. Das schwarze Schwefeleisen 332 ist aber offenbar eine lokale, secundäre Bildung. Ob das schwe- felsaure Natrum und der Gyps der Gewässer samt deren kohlen- saurem Eisen das Übergewicht bei der Bildung des Schwefelkie- ses haben, ob die Gallionella ferruginea samt dem Schwefelwas- serstoff der offenbar als Masse hier gewichtigen vielen kiesel- schaligen absterbenden Thierleiber die wichtigere Rolle spielen, mögen weitere Nachforschungen lehren, nur wollte es dem Verf. scheinen, als wären die riesigen Massenverhältnisse der mikrosko- pischen Organismen bei Franzensbad wesentliche und nothwen- dige Vermittler für seine lokalen Eigenthümlichkeiten. Bei diesen Voruntersuchungen erschien freilich der Vulkan in dortiger Nähe in einem besonderen Lichte. Der Kammerbühl besteht aus einem aus der Ebene östlich sanft aufsteigenden Hü- gel, der im Westen einen festen bis zum Gipfel aufsteigenden Kern von porösem Basalt oder basaltischer schlackiger Lava zeigt. Das Grundgestein der Umgebung ist Glimmerschiefer. Die ganze östliche domartige Abdachung bildet ein geschichtetes Haufwerk von Lapillen, den gewöhnlichen vulkanischen leichten schlackigen Auswürflingen, die oft fulsgrofse und auch sehr kleine Brocken von Glimmerschiefer, Quarz, oder auch weilsem Bimstein in sich einschliefsen. Der Eindruck den diese Erscheinungen machten war, dafs diese sämtlichen schlackigen Auswürflinge, mithin die ganze Hügel-Abdachung, wohl doch nur der vulkanisch verar- beitete und vor dem Austreten der Lava ausgesprühte Thal- oder (Sülswasser-) Seeboden sei, der ja nicht verschwunden sein konnte und nicht gehoben war. Um diesen Eindruck weiter zu prüfen wurden geeignete Proben von ihm mitgenommen. Was die Schichtung der Lapillen anlangt, so schien ihm nicht nothwendig deshalb eine nur unterseeische Thätigkeit und spätere Erhebung des Vulkans oder späteren Abfluls der Gewässer anzunehmen, viel- mehr erinnerte er sich der bergehohen Schutthaufen bei Ca- hira in Aegypten, die wahrscheinlich auch in Italien (mon&i testacei), und sonst in Europa diesen Character zeigen, deren Abstich ge- rade so regelmälsige Schichtung überall zeigte und die offenbar ganz auf ähnliche allmälig auftragende Weise absichtslos, ohne Wasser, entstanden ist. So war denn der Ideengang nicht durch unbestimmte spe culation, sondern durch allmälige fortschreitende Beobachtung auf 333 eine Verbindung der vulkanischen Thätigkeit mit den kleinsten Lebensverhältnissen direct geleitet und seine ernste Prüfung eine vorschwebende Aufgabe geworden. Bei der Rückkehr von seiner Reise fand der Verf. die sy- stematisch und bergmännisch vortrefllich übersichtliche Sendung des Königlichen Oberbergamts in Bonn vor. Schon die ersten Blicke mit dem Mikroskop gaben ein klares Erkenntnils.. Die ‚Schürfungsversuche am Hochsimmer haben allmälig folgendes Sach- verhältnils herausgestellt. Der Infusorien-Polirschiefer findet sich am östlichen Abhange (des Hochsimmer (circa eine Meile vom Laacher See) zwischen den Wegen welche von Ettringen nach St. Johann und nach Waldesch führen. Er ist zwischen Schichten von Bimstein-Con- glomerat eingelagert. Unmittelbar unter der Dammerde liegen 1. Eisenschüssiges Bımstein- Conglomerat 8-10 Fuls 2. Vulkanischer Tuff 1.» 3. Infusorienlager (Polirschiefer) 2-3 Zoll 4. Feinkörniges Bimstein - Conglomerat 2-3 » 5. Grobes Bimstein - Conglomerat, so weit es durchsunken ist 3.3971 On 12 Fuls 4 Zoll bis 15 Fuls Das Bimstein- Conglomerat No.5. ist deutlich auf Grauwacke aufliegend, welche mit Thonschiefer die Basis der Umgegend macht. Jene sämmtlichen den Infusorien-Polirschiefer einschliefsen- den vulkanischen Conglomerate, haben ein starkes Einfallen und ‚betragen nach wiederholten neueren Schätzungen nicht blofs 15, sondern 20-24 Fuls, wobei jedoch das eigentliche Polirschiefer- Lager nirgends mächtiger ist als 3”. Die obere Bedeckung bildet an einigen Punkten eıne basaliische graue Lava, welche einem Strome anzugehören scheint, der vom Seelsberg herabgekommen ist. Das merkwürdig starke Einfallen der Schichten ist in hora 24 mit 20° gegen N. O. Diese hier auszugsweise aus mehrfacher Correspondenz mit- getheilten genaueren Ermittlungen verdankt der Verf. der beson- deren gütigen Theilnahme des Herrn Berghauptmann v.Dechen, welcher deshalb selbst eine Reise an den Ort gemacht hat, um 334 die Schürfe zweckmälsig anzuordnen, und zu völlig klarer Über- sicht sind die vorliegenden Situations- Aufnahmen den eingesand- ten Proben und Nachrichten beigefügt worden. Die mikroskopische Analyse hat folgende merkwürdige That- sachen ergeben: 1. Nicht blos das 2-3 Zoll mächtige kreideweilse Lager von Polirschiefer ist aus kieselschaligen Infusorien ganz und gar ge- bildet, sondern auch sämmtliche Lagen der deutlich vulkanischen Tuffe und Bimstein- Conglomerate bestehen zum ansebnlichen Theile aus solcben Schalen. 2. Die Tuffe und Bimstein-Conglomerate zeigen die Infu- sorien-Kieselschalen in einem deutlich gefritteten Zustande, wie er dem Verfasser durch seine seit vielen Jahren fortgesetzten Beobachtungen geglühter und im Ziegel- und Porzellan - Ofen gebrannter Infusorien - Erden bekannt war. Folgende 38 Arten mikroskopischer Organismen sind bisher in den verschiedenen Lagen und nach folgendem Verbältnils auf- gefunden worden: Bimst.-Congl. Tuff. Polirschiefer. 1: 2. 3. Kieselschalige Polygastrica. Amphora Campylodisceus Clypeus — — Cocconeis Cocconema — — Cistula — — gibbum Difflugia Discoplea comta comta comta Eunotia gibba gibba — gibberula — gibberula — — Textricula _ —— Zebra Fragilaria n— pinnata? — — F enter Gallionella — distans? — Gomphonema gracile — gracile Himantidium —— _ Arcus 335 j Bimst.-Congl. Tuff. Polirschiefer. f 1: 2. 3. 4 Navicula Pinnularia — — nobilis } viridis viridis viridis ; viridula viridula | viridula Surirella ü Synedra —_ —_ scalaris Ulna? — Ulna? Kieselerdige Phytolitharia. Amphidiscus — _ Rotula Lithodontium Jurcatum —_ — Lithostylidium _ rude _ Spongolithis acicularis acicularis acicularis — —_ amphioxys — — apiculata N — — mesogongyla j —_ — quadricuspidata n. Sp. £ Bimst.-Congl. Bimst-Congl : (Tuff) N 4. 5 (6) 1 Kieselschalige Polygastrica. Amphora _ lbyca lbyca Ec ampylodiscus Clypeus — _ Cocconeis finnica — finnica — — Scutellum? Cocconema Cistula — — — — gracıle — lanceolatum lanceolatum Difflugia — — areolata Discoplea — comta comta Eunotia — amphioxys — — — "gibba gibberula gibberula gibberula — — Textriceula Fragilaria —_— —_ birostris Do — Venter 336 Bimst.-Congl. Bimst.-Congl. (Tuff.) h. 5. (6.) Gallionella — — distans Gomphonema gracile —_ -gracilis — > Zruncatum Himantidium — — Arcus Navicula — _ biceps —_ — Silicula Pinnularia — amphioxys en “ — disphenia — —_— — nobilis viridis viridis viridis viridula viridula viridula Surirella bifrons — ee Synedra — scalaris — u — Uma Kies elerdige Phytolitharia. Spongolithis — acicularis acicularis ’ Von diesen 38 bisher beobachteten Schalen polygastrischer Thierchen und Phytolitharien sind nur 2, von jeder Abtheilung 14, unbekannt, alle übrigen 36 sind bekannte Species, von denen eine bisber in Europa nur in tertiären Schichten vorgekommen ist, alle übrigen aber gehören den jetztlebenden europäischen an. Die 6te Nummer des obigen Verzeichnisses giebt die For- men an, welche sich in einem besonders interessanten, deutlich vulkanischem Tuffe vorfanden, der bei der ersten Sendung, vor Aufnahme der Schurfe, an den Verf. eingesendet worden war. Es scheint gar nicht schwer zu sein das vorgelegte Verzeich- nils sehr zu vergröfsern, sobald man diesem Gegenstande noch mehr Zeit sogleich jetzt widmen wollte. Dem Verf. schien es aber wissenschaftlich interessanter und zweckmäfsiger die Beobachtung erst auf andere Weise zu er- weitern. Da besonders die Stellen des vulkanischen Gesteins, wenn auch fragmentarisch, doch wohl erkennbar erhaltene Thierschalen gezeigt hatten, welche die Charactere von weilsem oder gelbem 337 Bimstein trugen, so eilte der Verf. zur Mineralien - Niederlage des Hrn. Krantz um mehrere verschiedene Bimstein-Formen zur ver- gleichenden Untersuchung auszuwählen. Es fand sich daselbst be- sonders ein grolser Vorrath an 'Trafs oder Duckstein von Brohl am Rhein und so wurde zunächst die Untersuchung auf diesen Trals gelenkt. Hrn. Krantz’s Gefälligkeit suchte noch ähnliche deutlich bimsteinhaltige Stücke des Tuffs von Civita vecchia aus und auch vom Posilippo bei Neapel, die denn gleichzeitig unter- - sucht wurden. a nn Das Resultat war sogleich gefunden. Allerdings zeigten über- all die Bimstein - Einschlüsse nicht blols jene eigenthümliche kleine Zellenform welche oft an zusammengeschmolzene Gallionellen er- innert, sondern auch in fast jedem untersuchten Minimum der aus dem Innersten der Masse genommenen Substanz bei genauer Nach- forschung einzelne mehr oder weniger deutlich erhaltene Formen und dafs nun nicht mehr die Untersuchung auf die unfruchtbare Eisen-Schlacke des Kammerbühls, sondern auf den in den Schlak- ken vorkommenden Bimstein zu lenken sei, lag nahe. So ergab sich denn in rascher Folge nachstehendes Formen -Verzeichnils aus den Bimsteinen: im Trafs des Brohlihals. im vulkan. Tuff von Civita vecchia. Eunotia amphioxys Eunotia Faba Faba Pinnularia viridis Fragilaria Synedra capitata Himantidium Arcus _ Navicula? Cellulae plantarum Pinnularia viridis Synedra Ulna ’ im Bimstein des in Klingstein-Rinde vom s Kammerbühl. Hochsimmer. t Pinnularia viridis Cocconeis? u . Cocconema j Discoplea comia Pinnularia viridis? Synedra Ulna? 338 Der hier erwähnte Klingstein ist ein Stück Gebirgs-Art, welches bei der ersten Sendung, vor den Schurfversuchen, unter diesem Namen beigelegt worden war. Es ist hier gleichgültig ob es Klingsteine giebt, die ganz anderer Natur sind, allein es ist wichtig zu wissen, dafs so benennbare Gebirgsarten in einem so innigen Zusammenbange mit den mikroskopischen Kieselscha- | len stehen. Die Rinde ist dem Saugschiefer vergleichbar. Hierauf sind dann die Nachforschungen auf dem für wissen- schaftliche Detail-Untersuchungen unschätzbar reichen Königlichen Mineralien - Cabinet noch mehr erweitert worden. Die Aufmerksamkeit des Verf. wendete sich zuerst nach Ma- nilla, wegen des dort angezeigten, sehr verbreiteten vulkanischen Tuffes und des von daher schon durch Prof. Meyen gebrachten Infusorien-Polirschiefers, und dann auf andere vulkanische Pro- ducte dieser Sammlung. Der Ertrag dieser ersten Nachforschung war überraschend, aber zugleich auch schon darin belebrend, dals der Gegenstand wahrscheinlich weder überall in gleicher Form vorhanden, noch auch überall mit wenig Mühe erkennbar sei, selbst wenn er in gleicher Form existire. Es scheint sich in sol- chen Fällen nichts von selbst zu verstehen, sondern alles eine specielle Prüfung zu verlangen. Der Manilla- Tuff liels keine Infusorien-Schalen erkennen. Allein von Meyen’s Sammlung befand sich unter der Aufschrift | von Santiago in Chile, ein Bimstein von Tollo, dessen er in seiner Reisebeschreibung I. p. 338. ausführlicher erwähnt. Er bildet einen 300 Fuls hohen, fast isolirten und steilen Berg beim Vul- kan Maipu, an dessen Fufse Tollo 3600 Fufls über dem Meere liegt. In diesem Bimsteine fanden sich: Discoplea peruana Gallionella aurichalcea? Pinnularia borealis? als eingeschlossene kieselerdige Organismen - Schalen. Eine weitere Untersuchung anderer Massen führte zu der Erkenntnils, dafs eine von Meyen wahrscheinlich für verwit- terten Porphyr angesehene Felsmasse von Arequipa in Peru, ein‘ reiner Infusorien-Polirschiefer aus der Nähe jenes Vulkans sei. i In Meyen’s Reisebeschreibung wird in jener Gegend viel von’ sehr verbreiteten verwitterten weilsen Porphyren gemeldet. Das 339 5 Zoll lange Handstück ist von Cangallo oder Acangallo der er- sten Poststation bei Arequipa, welches 7753 Fufs über dem Meere liegt. Der Vulkan hat nach Meyen niemals Laven, nur Bimstein ausgeworfen. Es haben sich bis jetzt 18 Arten von kieselschali- gen Infusorien und 12 Arten von Phytolitharien erkennen lassen. Zwei dieser Infusorien- Arten sind dieselben, welche im Bimstein von Santiago beobachtet wurden, allein die dritte des Bimsteines ist nicht unter den 30 Formen von Arequipa. Der ‚Verf. möchte nicht verschweigen, dafs er bereits viele - Bimsteine umsonst auf Infusorien-Gehalt untersucht hat, allein eben so wenig, dals es ihm erst nach angestrengter Mühe zuwei- len gelang, dergleichen zu erkennen. Unter die belohnte Mühe gehört noch die Untersuchung einer im Königlichen Cabinet be- _ findlichen weilsen Substanz aus Mexico -mit der Überschrift: Ti- sar, Thonerde und Kieselerde. Nähe von Mexico. Auch diese mexikanische Masse aus der Nähe der Vulkane ist ein-fast reiner Infusorien-Polirschiefer, in welchem sich bis heut 33 Arten von kieselschaligen Polygastricis und 5 Arten von | Phytolitharien, unterscheiden liefsen. Diese beiden geognostischen Lager fossiler Infusorien aus Südamerika und Mexico sind die ersten dort beobachteten und sind zwar nicht durch eine directe Verbindung mit vulkani- - scher Thätigkeit interessant, allein sie haben das sehr grolse In- teresse, dals sie das Material der Formen anschaulich machen, _ welche man, wenn man den Gegenstand des Bimsteins weiter i verfolgen will, dort etwa zu erwarten hat. # i ’ 2 Übersicht der beobachteten Arten. x Hochsimmer. Mexico. Arequipa. 38 Arten. 38 Arten. 30 Arten. 4 a. Kieselschalige Polygastzrica. Amphora libyca — _ " Biblarium emarginatum —_ ie Clypeus _ en & = — vulcanius n.Sp. Coeconeis finnica finnica — Scutellum? — _ gr Cocconema Difflugia Discoplea Eunotia Fragilaria Gallionella Gomphonema Himantidium Navicula Pinnularia Hochsimmer. Cistula gibbum gracile lanceolatum areolata Pcomta amphioxys gibba gibberula Textricula Zebra birostris n. Sp. pinnata? Fenter distans gracile Zruncatum Arcus biceps Silicula amphioxys 340 Mexico. Arequipa. lanceolatum lanceolatum mexicanum N.Sp. — —_ ?peruana n.sp. amphioxys — gibba gibba gibberula Formica — longicornis — Zebra Zebra — ‚ beetinalis distans — — aurichaleea? americanum — clavatum — gracile —_ Turris — Zruncatum — Vibrio _— Arcus . — — Amphisbaena Bacillum — dilatata — fula _ — gracılis leptotermia — obtusa Silicula Silicula b. Kieselerdige Prytolitharia. Hochsimmer. Pinnularia — disphenia nobilis viridis viridula Stauroneis — Staurosira — Surirella bifrons Synedra _ scalaris? Ulna? Tabellaria _ Amphidiscus Rotula Lithodontium furcatum - Lithostylidium —_ rude Spongolithis acicularis amphioxys apiculata mesogongyla ERITREA TE quadricuspidatan.sp. 341 Mexico. Digitus inaequalis Legumen nobilis viridis ‚Arequipa. Digitus peregrina viridis Phoenicenteron Phoenicenteron consiruens ovata capitata Zrinodis calcaratum cornutum rude aspera Librile ovata Ulna biconcavum biserratum polyedrum rude quadratum Serra acicularis apiculata Aratrum Fustis inflexa mesogongyla 342 Alle diese Lager sind Süfswassergebilde von in der Mehr- zahl schon bekannten weit verbreiteten Formen. Von den 80 Formen der 3 Lager sind 61 kieselschalige Po- Iygastrica 19 Phytolitharia. Von allen sind nur 5 wohl sichere neue Arten, einige von diesen aber sind massebildend, daher auf- fallend. Am Hochsimmer ist Pinnularia viridula mit Discoplea comta im Polirschiefer massebildend. In Mexico ist Cocconema mexica- num mit Biblarium emarginatum, (bisher nur aus Sibirien bekannt) und besonders Eunotia gibberula sehr vorherrschend und bei Are- quipa in Peru ist Discoplea peruana, der D. Astraea vom Euphrat sehr verwandt, mit Fragilaria pectinalis Charactergebend. Diagnostik der 5 neuen Arten: 1. CAMPYLODISCUS vulcanius, disco amplo flexuoso, media parte laevi, margine late radiato, radiis fere 42. Diamet. 75”. Are- quipa. 9. CoCCONEMA mexicanum, testula majore striata crassa lunata, ventre leviter lumido, cornubus parum elongatis obtusis, strüs in 4” 18 distinete et eleganter granulosis. Long. 5. Mexico, 3. DiscoPLEA? peruana, disci majoris superficie radiata, radiis subtilibus centrum attingentibus, testulae bivalvis crassitie di- midiam latitudinem aequante. Habitus D. Asiraeae et Gallio- nellae variantis. Diam. 5”. Arequipa et Santiago in pumice. 4. FRAGILARIA birostris, testula minima utroque fine subito atte- nuato acuto, a facie laterali lanceolata. Habitus fere Szauro- m sirae. Longit. #5. Hochsimmer. 5. SPONGOLITHIS quadricuspidata, corpusculo aciculari recto laevi, uno fine simpliciter acuto, altero quadricuspidato, canali medio distineto. Long. 5”. Hochsimmer. Der Verf. schliefst folgende Übersicht der gewonnenen all- gemeinen Resultate hier an: 1. Es giebt für die mikroskopische Beobachtung deutlich er- kennbare vulkanisch gebrannte oder gefrittete Infusorien - Massen. 2. Es giebt unter den gefritteten Infusorien-Lagern solche wel- che Polirschiefer-artig geblieben sind, aber dann kein Fich- 343 ten-Pollen und keine anderen sonst gewöhnlichen Beimi- schungen verkohlbarer Objecte enthalten. . Es giebt aus der Tiefe der Vulkane hervorgetriebene Massen mikroskopischer Organismen, die entweder wie die Moya von Quito unvollkommen verkoblte Pflanzenreste enthalten oder, im vollkommen verglühten Zustande, Bimstein- oder Tuff-artige Gebilde darstellen. An der eigenthümlichen durch das Fritten bewirkten Umwandlung erkennt man zur Über- zeugung, dafs die Vorstellung als wären die im Wasser lie- genden Bimsteine durch fremde organische Eindringlinge nur verunreinigt worden, nicht annehmbar ist. Solche gefrittete Zustände sind künstlich sehr leicht nachzumachen. . Nicht aller Bimstein ist als durch Organismen entstanden be- obachtet. Nur da scheint er sich aus den kleinen zelligen Kieselschalen gebildet zu haben, wo kein starkes Flufsmittel zur dichten Glasbildung in der Mischung vorhanden war. Das Feinzellige und Rundzellige scheint im Character dieser Bimsteinart zu sein. In welcher Verbindung der nah ver- wandte Obsidian zu diesen Bimstein-Bildungen steht, bedarf weiterer Untersuchung. . In der Nähe vieler Vulkane welche meist Bimstein auswer- fen oder ausgeworfen haben, giebt es grölsere Infusorien - Lager, die schon immer als Porzellanerde, vulkanische Asche, Kieselguhr, Polirschiefer, Saugschiefer, Halbopal und ver- witterter Porphyr von Beobachtern und Sammlern, meist mit Unrecht, als direct in Beziehung zu den Vulkanen stehend angesehen worden sind. So verhält es sich 1) in Isle de France 2) in Isle de Bourbon mit der Porcellanerde und der vulkanischen Asche, 3) bei Cassel, 4) bei Ceyssat am Puy de Dome und 5) am Caucasus mit Polirschiefern, 6) bei Bilin mit Polirschiefer, Saugschiefer und Halbopal, 7) bei Arequipa in Peru mit fälschlich sogenannten verwittertem Porphyr. Andere ähnliche Lager wie 8) das bei Manilla auf Lucon, 9) das bei Mexico, 10) der Kieselguhr von Franzens- bad 11) der von Eger sind obne ihre Verbindung mit Vul- kanen bekannt geworden. Dahin gehört auch 12) der neu- erlich entdeckte Polirschiefer am Laacher See. Von vulkanischen Thätigkeiten entschieden verarbeitete 344 Infusorien-Lager, zum Theil als aus der Tiefe hervorgetrie- bene ausgedehnte Auswurfsmassen und Tuffströme, sind be- obachtet 1) am Hochsimmer beim Laacher See (vielleicht nicht ausgeworfen nur geglüht), 2) der Trals oder Duckstein des Brohlthales, nach Aussage der bedeutendsten Lokalkenner ein vulkanischer Auswurfsstrom vom Lummerfelde, 3) der Tuff von Civita vecchia bei Rom, 4) der Bimstein von Tollo_ bei Santiago in Chile, zum Maipu Vulkane gehörig, 5) der Bimstein vom Kammerbühl bei Eger, 6) der Marekanit-Tuff bei Ochotsk. Dahin gehört auch 7) die Moya von Quito. ] 6. Es giebt auch Phonolithartige Gebilde am Hochsimmer, de- ren Entstehung mit Kieselschalen - Thierchen in engster Be- ziehung ist. 7. Sehr merkwürdig dürfte sein, dafs in allen bisher zur Kennt- nils gelangten zahlreichen Fällen aus Europa, Africa, Asien und America die mikroskopisch organischen Verhältnisse, welche in directer oder naher Beziehung zu Vulkanen wirk- lich ‘gestanden haben oder noch steben, den Sülswasserbildungen ausschlie/fslich ange- hören. 6. Es ergiebt sich vielleicht aus dieser einfachen Übersicht der Erscheinungen, dafs es entweder in den grofsen Tiefen der vulkanischen Thätigkeit alterthümlich abgelagerte den jetzi- gen Verhältnissen auffallend ähnliche, vielleicht Steinkoblen- artige Schichten giebt, oder, was näher liegend scheint, dals die unberechenbar grofsen Massenverhältnisse der Tuffe, Bimsteine, Trasse und Moyen oder Schlamm - Auswürfe, als jetzige Torf- und Sumpfmassen wohl überall gleichartig in den vulkanischen Schlund periodisch eingeschlürft werden (wozu vielleicht nahe oder entfernte Sülswasser- Seen we- sentlich beitragen), um durch ihn, meist gefrittet, wieder hervorgetrieben zu werden. 9. Das unscheinbare selbstständige Leben im kleinsten Raume zeigt hiermit einen neuen wichtigen und unerwarteten Ein- flufs auf die festen, auch die vulkanischen Gebilde der Erde, welcher wohl sicher noch weitere nahe Erkenntnisse vorbe- reitet und zu allgemeinerer Theilnahme sich selbst empfiehlt. 345 Hr. Encke theilte nach dem Wunsche des Herrn Direktor Hansen in Gotha folgende Stelle aus einem am 14. Aug. 1844 geschriebenen Briefe desselben mit: ‚Aus dem schon publicirten ersten "Theile meiner Theorie weils man, dafs ich in dem Falle, wo der Radius Vektor des Kometen immer kleiner ist wie der des störenden Planeten die excentrische Anomalie, und in dem entgegengesetzten Falle die wahre Anomalie des Kometen anwende, aber über die Transfor- mationen die der gemischte Fall erfordert, habe ich noch nichts veröffentlicht. In diesem Falle muls man die Störungen in zwei Theile zerlegen, und zu dem Ende zwei neue Anomalien einfüh- ren, die ich hier beziehungsweise die untere und obere partielle Anomalie nennen, und resp. mit w und w, bezeichnen will. Nennt man nun die excentrische Anomalie z, und die wahre Anomalie /, dann sind die Fundamentalrelationen zwischen jenen und diesen Anomalien die folgenden sintu= : sinw cos+f= ; sin w, wo = und :, zwei den Umständen nach zu bestimmende Con- . stanten sind. Nennt man den Radius Vektor r, die Excentricität e, die mittlere Bewegung n und die Zeit z, so folgen aus die- sen Fundamentalgleichungen die folgenden r cosf=.a:s? cos2u-Ha(1—e”—e) r sin f = 2a eVi1 — e? sin wVı — =? sin?» r =a(1—e(1—e?)) — ae? e cos 2w e(2(1—e)+ 2?e) cos w— ze?’ ecos3w ndt ed Vi-e”sin’w sinf =2s sin „Vi — e? sin? w, csf =— .? cos 2 — (1—e?) 1 1—e(l—:/) &@ e ee — er A r a(1—e?) a(1—e?) ; = 22, co ndt A u a’yı—e® Vı-z sin? w, Nennt man nun r’ einen bestimmten Radius Vektor der Ellipse des Kometen, und setzt 346 Re a nl s „all—e?)—r' (i-—e) € En rn in 2ae { 2er! so wird, vermittelst aller möglichen Werthe der unteren partiel- len Anomalie, nur der Theil der Ellipse repräsentirt, welcher zwischen den beiden zu r! gehörigen Punkten auf der Seite des Perihels liegt, und durch alle möglichen Werthe der oberen par- tiellen Anomalie nur der Theil, der zwischen diesen beiden Punk- | ten auf der Seite des Aphels liegt. Die Anwendung dieser bei- den partiellen Anomalien auf die Berechnung der Störungen ist | sehr einfach und führt auf stark convergirende Reihen, ja man kann durch den Werth den man r' beilegt, die Convergenz be- liebig steigern, indem man dadurch die Punkte der Bahn aus- schliefsen kann, in welchen, wegen der beträchtlichen Nähe des störenden Körpers, die Bahn des Kometen gänzlich umgewandelt werden kann. Die Integrationen, welche bei Anwendung der obigen Transformationen erfordert werden, sind sehr leicht aus- zuführen; die Integrale haben das Eigenthümliche, dafs die mitt- lere Anomalie des störenden Planeten für die Zeit # darin nicht vorkommt. Setzt man in die obigen Gleichungen für = und s,, für r! ‚den Werth des Radius im Aphel, so wird e=1, ,—=o, die un- tere partielle Anomalie verwandelt sich in die excentrische Ano- malie und stellt die ganze Ellipse dar; die obere partielle Ano- malie stellt dann blofs einen Punkt der Ellipse, nämlich das Aphel, dar. Setzt man für r! den Werth des Radius im Perihel, so wird ==o, »,=1 und die obere partielle Anomalie verwandelt sich in die vom Aphel an gerechnete wahre Anomalie, die un- tere partielle Anomalie repräsentirt in diesem Falle nur das Pe- rihel. Nimmt man für r! Werthe an, die resp. grölser und klei- ner sind, wie die oben angenommenen, so werden e und e, ima- ginär, und man muls daher bei den oben gegebenen Grenzwer- then stehen bleiben; hierdurch wird man auf die Formen zurück- geführt, die ich für r!>r und r! ‚handenen — _ bedeutet. ne u 352 Der nte Zweig nimmt hierbei die Elektricitätsmenge q, = auf. Durch Substitution von z statt 57 in der ersten Formel erhält man die Wärmemenge im Stamme eines verzweig- ten Schlielsungsdrathes BTL r.[r a\ g? W= Shmasfag: na a u (I) [7] Die Gültigkeit dieser Formel bewährte sich in allen vom Verf. angestellten Versuchen. Geht man von einer Stelle des Stammdraths zu einer andern über, so ändert sich die durch eine Entladung daselbst erregte Wärmemenge nur im Verhältnisse des veränderten V, da durch jede Stelle dieselbe Elektricitätsmenge geht. Dies ist aber nicht mehr der Fall, wenn man zu einer Stelle eines Zweiges über- geht, da jeder Zweig nur einen Theil der in der Batterie ange- häuften Elektricitätsmenge erhält. Der nte Zweig (dessen Ver- zögerungswerih 7, ist), nimmt nur die Elektricitätsmenge q, auf, deren Werth statt q in die zweite Formel gesetzt, den Ausdruck für die Wärmemenge 77, einer Stelle des nten Zweiges giebt: 1 aV Z g? WW, = —1— :—.... WM 1 1 $ EANEZED) Auch diese Formel wurde empirisch geprüft und bestätigt. Die zweite und dritte Formel umfassen, da die erste als ein specieller Fall derselben angesehen werden kann, alle am Schliefsungsbogen der elektrischen Batterie bisher angestellten Wärmeuntersuchun- gen. So einfach diese Formeln aus dem früher ermittelten Aus- drucke abgeleitet wurden, so ist doch Vorsicht nöthig, dieselben in den Versuchen rein darzustellen. Die Theilung des Entla- dungsstromes ist Störungen unterworfen, die, wenn die Versuche ohne die nöthige Vorsicht angestellt sind, bedeutend genug wer- den können, die einfachen Gesetze, welche sich in den Formeln zeigen, gänzlich zu verstecken. Es ist durch frühere Versuche 353 bekannt, dals, wenn ein Theil des Schliefsungsbogens eine Neben- schliefsung erhält, in dem so gebildeten Ringe ein Nebenstrom eirculirt, der dem Hauptstrome gleichgerichtet und denselben in verschiedenster Weise zu modifieiren im Stande ist. Jeder Zweig des Schlielsungsbogens kann als Nebenschliefsung eines andern Zweiges betrachtet werden, und bei nur zwei vorhandenen Zwei- gen hat man schon drei Ströme in jedem Zweige zu berücksich- tigen, von welchen zwei gleichgerichtet sind, der dritte ihnen entgegenläuft. Nur bei zwei gleich langen Zweigen sind hier- von zwei entgegengerichtete Ströme einander gleich und heben sich auf, so dals die Wirkung des Hauptstroms rein hervortritt während in jedem andern Falle die Differenz jener Ströme stö- rend einwirkt. Diese Störung ist, nach früheren Versuchen des Verfassers, je nach der Stärke der Nebenströme von so compli- eirter Art, dals dieselbe auch nur qualitativ anzugeben, im All- gemeinen nicht möglich ist. In den hier beigebrachten Versu- chen mulste deshalb die Rücksicht genommen werden, jene Stö- rung so klein als möglich zu machen. Da unter sonst gleichen Umständen die Elektricitätsmenge, die in einem Nebenstrome cir- eulirt, der wirklichen Länge des abgeleiteten Theils des Schlie- fsungsbogens proportional ist, so durfte nur mit kurzen Zweigen operirt werden, die, um beträchtliche Verzögerungswerthe zu geben, sehr dünn genommen wurden. Dünne Dräthe erfordern aber, abgesehen davon, dals sie als Zweige dienen, die Vorsicht, dals man sie keiner starken Entladung aussetze. Mit Berücksich- tigung dieser Maalsregeln wurden die in der Abhandlung ange- führten Versuche erhalten, in welchen sich die dargelegten, bei Theilung des Entladungsstromes stattfindenden, einfachen Gesetze deutlich aussprechen. Schlielslich glaubt sich der Verfasser gegen eine Ausdehnung _ verwahren zu müssen, die man der ersten Formel wiederholent- lich gegeben hat und die auch den hier gewonnenen Ausdrücken gegeben werden könnte. Alle diese Formeln sind empirisch be- gründet und dürfen daher ohne Weiteres nicht auf Fälle ange- wendet werden, die bei ihrer Begründung unberücksichtigt ge- blieben sind. Da überall nur Wärmemengen beobachtet worden sind, die in continuirlichen Dräthen durch die elektrische Ent- ladung frei werden, so können jene Formeln Nichts über die 354 Wärmeerregung, in discontinuirlichen (durch Löthung, Pressung verbundenen) Drathstücken aussagen, «so lange sie durch keine anderen, als die Versuche des Verfassers, gestützt werden. Darauf las Herr Dove über den Ladungsstrom der elektrischen Batterie. Verbindet man den Conduktor der Elektrisirmaschine durch einen Metalldrath mit der innern Belegung einer ungeladenen Flaschenbatterie, so wird die an dem einen Ende des Drathes (auf dem Conduktor) erregte freie Elektrizität an dem andern ‘Ende desselben (auf der innern Belegung) gebunden. Verbindet man hingegen die äulsere Belegung einer geladenen Batterie mit ih- rer innern, so neutralisirt die an dem einen Ende des Drathes freiwerdende positive Elektrizität die am andern Ende frei wer- dende negative. In beiden 'Fällen wird der Drath von einem elektrischen Strome durchflossen. Da vermittelst des ersten Stro- mes eine ungeladene Batterie geladen, vermittelst des letztern eine geladene entladen wird, so wird jener Ladungsstrom, dieser Endladungsstrom genannt werden können. Dals bei der gro- fsen Anzahl von Versuchen über den Entladungsstrom ‘man noch gar keine Versuche über den Ladungsstrom besitzt, kommt wohl daher, dafs der auf diese Weise oder durch Ladung einer Batterie par cascade erregte Strom sehr schwach ist. Zur Beantwortung der Frage, ob ein solcher Ladungsstrom identische Eigenschaften besitze mit einem Entladungsstrome, wird erfodert, die Dauer des Ladungsstromes in einen eben so kurzen Zeitraum zusammenzu- drängen, als die des Entladungsstromes. Diels kann auf die im Folgenden angegebene Weise erreicht werden, durch welche man Ströme von beliebiger Intensität mit allen Kennzeichen der augen- blicklichen Dauer ohne Funkenbildung in einem ununterbroche- nen metallischen Leiter erhält. Von zwei gleichen auf getrennten Isolatorien stehenden Bat- terien (jede von 16 Quartflaschen) wurde die eine auf einen be- stimmten Grad vermittelst der überspringenden Funken einer La- neschen Flasche geladen. Die äufsere Belegung der wiederum isolirten geladenen Batterie wurde dann vermittelst eines Drathes mit der äufsern Belegung der ungeladenen Batterie verbunden, die Verbindung der innern Belegungen darauf durch einen Aus- - RT 355 _lader metallisch hergestellt. In dem Augenblicke, wo an dem in- nern Verbindungsdrathe der Funke überspringt und die auf einer Innern Belegung angehäufte Elektrizität sich über beide innere Belegungen verbreitet, geschieht ohne Funkenbildung vermittelst - des äulsern Verbindungsdrathes dasselbe auf den äufsern Belegun- gen. Diels gilt nicht nur für die aus der Schlagweite erfolgende - Hauptentladung als auch für die nachfolgenden kleineren, welche dem ersten Funken bis zur geschlossenen metallischen Berührung folgen. Es entstehen daher in beiden Verbindungsdräthen La- dungsströme, in welchen sich dieselbe Elektrizitätsmenge bewegt, aber mit dem Unterschiede, dals bei dem äufsern Strome die Funkenbildung vermieden wird. Was die Intensität dieser Ströme betrifft, so hängt sie von der ursprünglichen Ladung ab und von dem Verhältnils der Gröfse der Belegungen der geladenen und ungeladenen Batterie. Sie wird nämlich bei gleicher Ladung der ersten Batterie desto grölser, je grölser die belegte Oberfläche der zweiten Batterie ist. Nach dem Übergange beider Ladungs- ströme sind beide Batterien geladen. Trennt man sie wiederum, 'so'gleicht sich bei der Entladung der zweiten Batterie im Schlie- fsungsdrathe die positive und negative Elektrizität ab, welche sich vorher getrennt in beiden Verbindungsdräthen bewegte. Um die Identität der Wirkung eines Ladungs- und Entladungsstromes zu ‚prüfen, bedarf es daher nur der Vergleichung der Wirkungen, "welche bei der Entladung der zweiten Batterie erfolgen mit der "Wirkung jedes einzelnen der zuerst erwähnten beiden Ladungs- tröme. ‚Bei den nachfolgenden Versuchen waren alle rheometrischen Apparate besonders isolirt. 4. Induetion. In den äufsern Verbindungsdrath wurde eine eylindrische Inductionsspirale eingeschaltet, welche äufserlich von einer Nebenspirale umgeben war. Der Inductionsschlag derselben wurde verstärkt durch eiserne Drathbündel, hinge- gen geschwächt durch eine massive eiserne Stange. Diels sind Eigenschaften, welche, wie in einer früher der Akade- mie vorgelegten Arbeit gezeigt wurde, den vom Entladungs- strom der elekrischen Batterie inducirten Strom von den durch andere Elektrizitätsquellen erzeugten Inductionsströmen wesentlich unterscheiden. Sie gelten also in gleicher Weise Br 356 von dem Ladungsstrome. Auch sind sie davon unabhängig, ob der Strom durch einen Funken vermittelt wird oder nicht. Um diefs nachzuweisen, wurde gleichzeitig auch in den in- nern Verbindungsdrath eine der vorigen gleiche Inductions- spirale eingeschaltet und eine der vorigen gleiche Nebenspi- rale ihr aufgeschoben. Diese beiden einander gleichen Ne- f benspiralen wurden gleichartig verbunden. Jeder der beiden Ladungsströme inducirt in seiner Nebenspirale einen Neben- strom, und da dieselben entgegengesetzt flielsen, so werden es auch die beiden Nebenströme in den zu einem metallischen | Ganzen verbundenen Nebendräthen. Es fand sich vollkomm- nes Stromgleichgewicht, woraus hervorgeht, dals die Unter- $ brechung des Schliefsungsbogens durch eine Funken gebende Stelle auf die inducirenden Wirkungen des Ladungsstromes f durchaus keinen Einfluls äufsert. 2. Funken. Unterbricht man den äufsern Verbindungsdrath, so entsteht im Moment, wo der Funke am innern Verbin- dungsdrathe überspringt, an der Unterbrechungsstelle des äufsern ein weilsglänzender schallender Funke. Schaltet man in den innern Verbindungsdrath einen nassen Faden ein, so nimmt der Funke hier eine rothgelbe Farbe an und tönt sehr Ä schwach. Dieselbe Veränderung zeigt sich dann auch an der Unterbrechungsstelle des äufsern Verbindungsdrathes, in wel- chem kein nasser Faden eingeschaltet ist. 3. Galvanometrische Wirkung. Schliefst man die Un- terbrechungsstelle des äufsern Verbindungsdrathes durch ein Galvanometer, so wird diefs nicht affıcirt, wen die innern Belegungen ohne eingeschalteten nassen Faden durch einenf weilsen schallenden Funken in metallische Verbindung tre ten, hingegen sehr deutlich, wenn im innern Drath ein nas- ser Faden eingeschaltet wird. 4. Magnetisiren des Stahls. Das Magnetisiren einer i einer Spirale enthaltenen Stahlnadel erfolgte im ersten Fall kräftig, im zweiten sehr schwach. | 5. Physiologische Wirkung. Schliefst man die Unterbre chungsstelle des äufsern Drathes vermittelst Handhaben dure den Körper, so ist im ersten Falle der Schlag sehr heftig im letzteren unbedeutend. 357 In der Stärke des Schlages konnte keine ‚Veränderung bemerkt werden, wenn die Handhaben, statt mit vollen Hän- den gefalst zu werden, nur zwischen den Fingern gehalten wurden, nur war im letztern Falle das Gefühl in den Fin- gern äulserst schmerzhaft. . Durchbohren schlechter Leiter. Entladet man eine Batterie durch ein Kartenblatt hindurch vermittelst an das- selbe angelegter Metallknöpfe, deren Verbindungslinie schief auf dem Kartenblatte steht, so erfolgt, wie Lullin gezeigt hat, die Durchböohrung der Karte nicht in der Mitte zwi- schen beiden Knöpfen, sondern im luftvollen Raume stets an dem Knopfe der negativen Belegung. Dasselbe gilt für den Ladungsstrom. Ist die Belegung der geladenen Batterie positiv, so ist die Karte am Knopfe der ungeladenen Batterie durchbohrt, ist sie hingegen negativ, am Knopfe der gela- denen. Tremery hat gezeigt, dals wenn die Entladung der Batterie ‘durch ein zwischen zwei Blätter Papier gelegtes Staniolblatt, in einer gegen das Blatt geneigten Richtung er- folgt, sowohl am negativen als positiven Knopfe das Blatt eingebogen, angelaufen oder durchbohrt ist und diels da- durch erklärt, dafs die beiden freien Elektrizitäten, indem sie vertheilend auf das Staniolblatt wirken nicht nur von einan- der angezogen werden, sondern auch von den im Staniolblatt durch Vertheilung erregten Elektrizitäten. Dasselbe findet auch bei dem Ladungsstrom statt. Stets finden sich auf dem Staniolblatt zwei Stellen, wo dasselbe angelaufen, eingebo- gen oder durchrissen ist, die eine am Knopfe der geladenen, die andere am Knopfe der ungeladenen Batterie. Wegen der bei galvanischen Wirkungen erhaltenen Uni- polarität der trocknen Seife wurde nach Einschaltung der- selben in den äufsern Verbindungsdrath untersucht, ob ein Unterschied sich zeige, wenn der Ladungsstrom ein positi- ver oder negativer war. Es ergab sich aber in beiden Fäl- len ein abgesehen von der entgegengesetzten Richtung iden- tischer Strom. Erwärmung. Die durch ein elektrisches Thermometer ge- messene Erwärmung des Ladungsstromes im äufsern Verbin- 358 dungsdrath war dieselbe, als wenn dieser Verbindungsdrath zur Entladung der zweiten Batterie verwendet wurde, Im ersten Falle erfolgte die Entladung ohne Funkenbildung, im zweiten mit, derselben. Aus den angeführten Versuchen folgt: 1. auch in einem homogenen Schlielsungsbogen können ganz wie in einem aus verschiedenen Leitern zusammengesetzten Bogen Verzögerungserscheiuungen hervorgebracht werden. 2. Primäre Ströme von momentaner Dauer lassen sich in be- liebiger Intensität ohne Funkenbildung entwickeln und zeigen identische Eigenschaften mit denen, welche durch Funken- bildung eingeleitet werden. 3. Wird freie positive Elektrizität am Ende a eines Drathes ab erregt und am Ende 5 gebunden, so entstehen ‚dieselben Stromeswirkungen, als wenn am Ende a freie positive, am ; Ende 5 freie negative Elektrizität erregt wird, und beide sich im Drathe neutralisiren, d.h. sowohl der positive als negative Ladungsstrom zeigen identische Wirkungen mit dem Entladungsstrome. Verbindet man die äufsern Belegungen zweier gleichgrofsen isolirten Batterien, von denen die eine inwendig ebenso stark po- sitiv geladen ist als die andere inwendig negativ, durch einen Drath, so erfolgt, wenn man die innern Belegungen durch den Auslader verbindet, im äulsern Verbindungsdrathe ein Entladungs- strom ohne Funkenbildung, im innern Drath ein entgegengesetzt gerichteter mit Funkenbildung. Die beiden Batterien werden dann vollkommen entladen sein. Mit diesen Entladungsströmen können demnach dieselben Versuche angestellt werden, als mit den früher erwähnten Ladungsströmen. Aber es ist sehr schwierig, vielleicht unmöglich, der Bedingung vollkommner Gleichheit beider Batte- rien zu genügen. Ist diese nicht erreicht, so sind nach Über- schlagen des Funkens an der innern Belegung beide Batterien in gleicher Art und zwar im Sinne der stärkern geladen, denn dem Entladungsstrom folgt augenblicklich ein gleichgerichteter La- dungsstrom, indem der bei der Entladung auf der einen Batterie bleibende Überschufls sich sogleich über die Belegungen beider Batterien vertheilt. Der Ladungsstrom hat aufserdem das für sich, dals man ihn, $} 359 so zu sagen, gratis erhält, da die beiden Batterien, wenn sie nach dem Überschlagen des Funkens in der innern Belegung verbunden bleiben, gerade so geladen sind, als wenn die innere Belegung der verbundenen Batterie während der Drebung der Maschine unmittelbar mit dem Conductor derselben verbunden worden wäre. Benutzt man den Ladungsstrom, so erhält man daher bei einer bestimmten Anzahl der Umdrehungen der Scheibe denselhen Effect als früber bei der doppelten. Hr. Ehrenberg theilte eine Notiz des Hrn. Dr. Franz Schulz in Eldena aus einem Schreiben desselben an Hrn. v.Hum- boldt mit, worin derselbe seine Methode vorträgt, den Kieseler- degehalt der Steinkohlen so chemisch gereinigt darzustellen, dals er zur Erkennung mikroskopischer kieselerdiger Organismen noch geignet bleibt und machte dazu Bemerkungen. Bei der gewöhnlichen Verbrennung der Steinkohle, meldet Hr. F. Schulz in Eldena, ist, selbst wenn sie möglichst langsam und sorgfältig geleitet wird, die Verglasung der mineralischen Bestandtheile unvermeidlich, wodurch deren Zellenstruktur ver- loren geht. Nach vielen vergeblichen Versuchen gelang es mir, ein Verfahren der Einäscherung zu ermitteln, welches die in der Steinkohle enthaltene Kieselerde ganz unverändert lälst, Man er- hält sehr leicht (von den schon bekannten kieselerdigen Struktur- verhältnissen bei Pflanzen) instruktive Präparate, wenn man Gras- halme, Getreideähren, Schachtelhalm, spanisches Rohr u. s. w. zu- ‚erst mit Salpetersäure befeuchtet und dann in einer Platinschale oder auf einem Platinblech verbrennt. Durch die Salpetersäure wird nicht blofs die‘Verbrennung der organischen Substanz be- fördert, sondern auch das pflanzensaure Kali verhindert, koblen- saures Kali zu werden, bevor die Kieselerde durch Glühen in den weniger leicht angreifbaren Zustand versetzt ist. Das zur voll-, ‚ständigen Verbrennung der Kohle erforderliche stärkere Glühen beeinträchtigt die Zellenform der Kieselerde nicht mehr, nachdem _ die Salpetersäure der Entstehung vom koblensauren Kali, beim beginnenden Verbrennen, vorgebeugt hat. Ein Übermaals von Salpetersäure zerstört den Zusammenhang der Kieselzellen und ‚greift sie zu stark an, ist daher zu vermeiden. Durch den Erfolg ‚dieser Versuche ermutbigt, wendete ich meine Aufmerksamkeit 360 auf die Steinkoblen, von denen es in vieler Beziehung so wün- schenswerth ist, Überreste von organischer Struktur darin zu er- kennen. Die grofse Menge von Kieselerde, welche in allen Stein- kohlen enthalten ist, liefs mich vermuthen, dafs auch hier ein ge- eignetes Einäscherungsverfahren gute Resultate geben würde. In wie weit ich solche erreicht habe, ersehen Ew. Excellenz aus den beiliegenden Präparaten. Es wurde nämlich ein Stück Steinkohle von obngefähr 2 Quadratzoll Gröfse in 12 ziemlich gleich grolse Stücke zerschlagen und diese in einem Platingefälse mit Salpe- tersäure übergossen. Nachdem die Salpetersäure bei mäfsigem Kochem abgedampft war, erbitzte ich den Rückstand, bis sich keine brenzlichen Dämpfe mehr entwickelten, übergofs ihn von neuem mit Salpetersäure und wiederholte das Verdampfen der- selben. So vorbereitet wurde die Kohle in einen Platintiegel ge- schüttet, dieser mit einem in der Mitte durchlöcherten Deckel bedeckt, und während der Tiegel über einer Spirituslampe Glüh- hitze aushielt, durch die Öffnung des Deckels aus einem Gaso- meter Luft eingeblasen, so dals die Kohle langsam verbrennen mulste. Die hierdurch erhaltene Asche hat durchaus kein schlak- kiges Ansehn, sondern ist ganz pulverförmig und braunroth ge- färbt. An einzelnen Stellen treten weilse, splitterartige Theile hervor. Diese geben sich unter dem Mikroskope als Aggregate von dicht und regelmäfsig zusammenliegenden Kieselzellen von der Struktur der Prosenchymzellen des Holzes zu erkennen. Hr. Ehrenberg bemerkte hierbei, dals die Wichtigkeit einer Methode, die geformten Kieseltheile aus den tiefern Erd-Verhält- nissen zur mikroskopischen Prüfung unverändert zu erhalten, dem- zufolge was sich durch mikroskopische Analyse schon ergeben habe, am Tage liege und keiner Anempfehlung bedürfe. Seine eigenen Bemühungen seien bei der Steinkohle bisher erfolglos geblieben und er halte daher diese Methode für eine einflulsreiche, wichtige Entdeckung. Was die eingesandten, leider sehr kleinen, Proben des Hrn. Schulz anlange, so habe die Reinheit ihn über- rascht und es sei auch sogleich, wie es zu erwarten war, ein Resultat hervorgetreten. Schon seit mehreren Jahren habe Re- ferent der Akademie eine sorgfältige Aufzeichnung der kieseler- digen Pllanzentheile vorgetragen, welche sich im Sumpfboden aller Erdstriche und bei den Infusorienlagern finden, auch auf 361 deren gewöhnlichen Ursprung von den jetzt lebenden Pflanzen hingewiesen. Diese, Phytolitharia genannte, Gruppe war von ihm, der systematischen, nothwendigen Übersicht halber, in 11 gleichsam Genera, abgetheilt worden. Von diesen 11 Generibus findet sich nun in der von Hrn. Schulz eingesandten, reinen Kieselasche der Steinkoblen, nur eines in mehreren Formen vor, nämlich das Genus Zithostylidium, welches regelmälsige, kiesel- erdige Zellenkerne von Pflanzen enthält. Zitkodontia oder Rand- zähne von Gräsern, Lithodermatia oder Epidermis von Pflanzen (Equisetacea, Arundinacea), lielsen sich nicht deutlich erkennen, obschon letztere als anwesend vorauszusetzen waren. Auch andere, negative Resultate, waren dem Referenten besonders merkwürdig, nämlich Mangel an allen kieselerdigen, sonst so häufigen Schwamm- Theilen, mithin keine Lithasterisci, keine Lithosphaerae, keine Spongolithben u.s.w. Endlich fand sich, vieler sorgfältiger Nach- forschung des Referenten ungeachtet, noch keine Spur von kie- selschaligen Infusorien. Da jedoch nun die Methode gefunden sei, so werde es an rascher Entwicklung dieser Kenntnisse nicht fehlen, welche sich hiermit vorbereiten möge. Mehrere Eingaben des Hrn. Zimmermeisters Zschau in Glogau, den Wunsch zur Erlangung der Patentirungs- und Autor-Rechte mehrerer technischen Gegenstände betreffend, wur- den, als nicht in den Geschäftskreis der Akademie gehörig, der Einreichung bei dem K. Finanzministerium, Abtheilung für Ge- werbe, Handel und Bauwesen anheimgegeben. 31. Oktober. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Heinr. Rose las über die Zusammensetzung der Tantalite und über ein im Tantalite von Baiern ent- haltenes neues Metall. Der Verf. gab zuerst eine geschichtliche Übersicht von dem, was die Chemiker, die sich mit der Untersuchung der Tantal- säure und der Tantalite beschäftigten, beobachtet haben. Er führte darauf die bekannt gemachten Analysen der Tantalite von Fahlun, Kimitto und Tamela in Finnland, Bodenmais in Baiern und von 362 Nordamerika an, und ging darauf zu den Untersuchungen der Tantalite über, die in dem Laboratorium des Verfassers theils von ihm selbst, theils von jüngeren Chemikern seit einer Reihe von Jahren ausgeführt worden sind. Die meisten Analysen wurden mit dem Tantalite von Boden- mais in Baiern angestellt, von. welchem der Verf. eine bedeutende Menge, mehr als,ein halbes Pfund, vom Hrn. Dr. Wittstein in ‘ München zu einem sehr wohlfeilen Preise erhalten hatte. Es er- gab sich, dafs die Krystalle des baierschen Tantalits ungleich zu- sammengesetzt sind, sich aber bedeutend durch ein verschiedenes specifisches Gewicht unterscheiden. Die schwerste Varietät hatte das spec. Gewicht 6,390, die leichteste 5,701. Es wurden ferner zwei Arten des nordamerikanischen Tan- talits untersucht; die eine, ohne bestimmten näheren Fundort, von einem spec. Gewichte von 5,708; die andere von Middletown in Connecticut, deren spec. Gewicht bei verschiedenen Wägungen von verschiedenen Bruchstücken zwischen. 5,469 bis 5,495 be- funden wurde. Die Tantalite aus Finnland haben von allen das höchste spec. Gewicht; sie unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Krystall- gestalt von denen aus Baiern und Nordamerika. Das specifische Gewicht von zwei untersuchten Stücken vom Tantalite von Ta- mela war 7,197 und 7,1877. Letzterer war ein Krystall und es zeigte sich bei der Analyse, dals in ihm ein nicht unbeträchtlicher Theil der Tantalsäure durch Zinnoxyd vertreten sei. Dasselbe hatte schon vor längerer Zeit Berzelius bei der Untersuchung des Tantalits von Fahlun in Schweden gefunden. Als der Verf. die Tantalsäure aus dem baierschen Tantalite näher untersuchte, fand er, dafs sie, aus verschiedenen Krystallen bereitet, ein verschiedenes spec. Gewicht zeigte, und er bemerkte, dafs je höher das spec. Gewicht der angewandten Tantalite war, desto grölser sich auch das der daraus dargestellten Säure zeigte. Er legte früher auf diese Versuche ein gewisses Gewicht. Als er indessen später eine Reihe von Untersuchungen über das spec. Gewicht der Titansäure anstellte, und fand, dafs dasselbe ver- schieden sei, je nach den Temperaturen, welchen sie ausgesetzt gewesen war, hat er diesen Gegenstand nicht weiter verfolgt. Er wurde indessen dadurch veranlalst, in der Tantalsäure 363 des Tantalits von Bodenmais mehr als eine Säure zu vermuthen, durch deren verschiedene relative Mengen die Verschiedenheiten im spec. Gewicht des Tantalits, und der daraus Bar B OaBMALHEN Säu- ren sich erklären lielsen. Indem er die verschiedenen Säuren in der Säure des baier- schen Tantalits von einander zu trennen suchte, stiels er auf un- erwartete Schwierigkeiten, und er konnte damit erst aufs Reine kommen, nachdem er sie mit der Tantalsäure aus dem finnländi- schen Tantalite verglichen hatte. Es wäre dem Verf. indessen nicht möglich gewesen, eine solche Vergleichung anstellen zu können, wenn er nicht von Berzelius einige Stücke des Tantalits von Tamela in Finnland erhalten hätte. Aber die Menge der daraus erhaltenen Tantal- säure reichte nicht aus, um den Versuchen einige Ausdehnung zu geben, welche sie erst erlangen konnten, nachdem Hr. Baron v. Meyendorf die sämmtlichen Stufen vom finnländischen Tan- talite aus seiner Sammlung dem Verfasser mitgetheilt hatte. . Nur durch diese grolse Liberalität wurde derselbe in den Stand ge- - setzt, eine ausführliche Arbeit über diesen Gegenstand anstellen zu können, deren wichtigste Resultate hier nur kurz mitgetheilt werden sollen. | Die Tantalsäure aus dem finnländischen Tantalite besteht wesentlich, wie der Verf. glaubt, nur aus einer Substanz; sie ist unstreitig wohl die, mit welcher Berzelius die meisten seiner Untersuchungen angestellt hat, und die er in seinen Abhandlungen über die Tantalsäure und in den früheren Auflagen seines Lehr- buches beschreibt. Nur in der letzten Auflage desselben giebt er nach den von Wöhler erhaltenen Resultaten, der eine Tantal- säure aus dem Pyrochlor und aus dem baierschen Tantalite zu seinen Versuchen anwandte, der Tantalsäure einige Eigenschaften, welche ‘der, aus dem finnischen Tantalite bereiteten, nicht zu- kommen. Es versteht sich von selbst, dals für die Säure aus dem fin- nischen Tantalite der Name Tantalsäure beibehalten werden muß. Die Säure aus dem baierschen Tantalite, mit dessen Unter- suchung sich Berzelius nie beschäftigt hat, besteht aus zwei Säuren, von denen die eine sehr viele Ähnlichkeit mit der Tantal- säure aus dem finnischen Tantalite hat, und von welcher der 364 Verf. in einer späteren Abhandlung umständlich sprechen wird. Auch die andere Säure hat Ähnlichkeit mit der Tantalsäure, unterscheidet sich jedoch in mancher Hinsicht wesentlich von derselben. Sie ist das Oxyd eines Metalls, das sich von den bis- ber bekannten unterscheidet. Der Verfasser nennt dasselbe Nio- bium, und sein Oxyd Niobsäure, von Niobe, der Tochter des Tantalus, um durch den Namen. die Ähnlichkeit mit dem nach letzterem benannten Metalle anzudeuten. Die Tantal - und die Niobsäure sind zwei metallische Säu- ren, welche binsichtlich ihrer Eigenschaften Ähnlichkeit mit der Titansäure und dem Zinnoxyde haben, und denen allen man wohl dieselbe atomistische Zusammensetzung zuschreiben könnte. Beide sind als Hydrate und im geglübten Zussande weils, beide zeigen eine starke Feuererscheinung, wenn sie aus dem ungeglühten Zustande in den geglühten übergehen. Die geglühte Tantalsäure wird erhitzt nur höchst unhedeutend gelblich, die Niobsäure stark gelb; beim vollständigen Erkalten werden beide aber so weils, wie vor dem Glühen. Die Tantalsäure bildet nach dem Glühen ein weilses Pulver ohne Glanz, die Niobsäure hingegen besteht nach dem Glühen aus Stückchen von starkem Glanze, von einem ähnlichen, wie ihn die durch Ammoniak gefällte und nachher geglühte Titansäure zeigt, nur mit dem Unterschiede, dafs die Farbe von letzterer bräunlich ist, während die Niobsäure voll- kommen weils erscheint. Die Tantal - und die Niobsäure verbinden sich leicht mit den Alkalien und treiben beim Schmelzen die Kohlensäure aus denselben. Die Niobsäure bildet aber eine schmelzbarere Verbin- dung als die Tantalsäure. Die Verbindungen der beiden Säuren mit Kali und Natron sind im Wasser auflöslich; beide Säuren sind auch in einem Über- schufs einer Auflösung von Kalibydrat und von kohlensaurem Kali auflöslich, sehr schwer auflöslich aber in einem Überschufs von Natronhydrat und von kohlensaurem Natron. Aber das niob- saure Natron ist im überschüssigem Natron weit schwerlöslicher als das tantalsaure Natron, und fast unlöslich darin. Ist die Tantal- säure mit kohlensaurem Natron geschmolzen worden, so löst sich auch im blofsen Wasser das tantalsaure Natron lange nicht voll- ständig auf, sondern der gröfste Theil bleibt darin unaufgelöst, 365 und bildet mit dem Wasser eine Milch. Dies findet 'beim Zu- sammenschmelzen der Niobsäure mit kohlensaurem Natron nicht statt. Das niobsaure Natron kann in deutlichen kleinen Krystallen und als krystallinisches Pulver erhalten werden, und ist vollstän- dig auflöslich im Wasser. Aus der Auflösung der tantalsauren Alkalien fällt verdünnte Schwefelsäure in der Kälte die Tantalsäure lange nicht vollstän- dig, wohl aber durchs Kochen, während die Niobsäure unter gleichen Umständen schon in der Kälte vollständig niedergeschla- gen wird. — Chlorwasserstoffsäure bringt in den Auflösungen des tantalsauren Natrons nur eine Opalisiruug hervor, und durch ein grolses Übermaals der Säure kann man eine beinahe voll- ständige Auflösung bewirken; beim Kochen fällt die Tantalsäure, aber nicht vollständig. In der Auflösung der Tantalsäure im Über- maals von Chlorwasserstoffsäure bringt Schwefelsäure eine Fäl- lung hervor. Die Auflösung von niobsaurem Natron wird durch Chlorwasserstoffsäure stark getrübt, aber nicht die ganze Menge der Niobsäure in der Kälte gefällt, wohl aber durchs Kochen; ist aber die Chlorwasserstoffsäure im grofsen Übermaals hinzu- gefügt worden, so fällt durchs Kochen nicht mehr die ganze Menge der Niobsäure nieder. Oxalsäure bringt weder in den Auflösungen der tantalsauren, noch der niobsauren Alkalien eine Fällung hervor, und entsteht eine Trübung bei Gegenwart von zu viel Alkali, so verschwindet sie durch ein Übermaals von Oxalsäure. Essigsäure hingegen bewirkt Fällungen in jenen Auflösungen. Eben so werden die Auflösungen der alkalischen Salze durch Chlorammonium ‚gefällt. Wird die Auflösung des tantalsauren Natrons mit Chlor- wasserstoffsäure oder Schwefelsäure sauer gemacht, so bewirkt Galläpfeltinetur darin einen licht gelben Niederschlag. Es ent- steht dieselbe Fällung durch Galläpfeltinetur, wenn die Tantal- säure durch ein Übermaals von Chlorwasserstoffsäure fast ganz aufgelöst worden war, oder wenn durch Schwefelsäure ein dicker weilser Niederschlag von Tantalsäure sich gefällt hat; letzterer nimmt durch Hinzufügung von Galläpfeltinctur dieselbe licht gelbe Farbe an. — In den Auflösungen des niobsauren Natrons entsteht unter ähnlichen Umständen ein dunkei orangerother Niederschlag, von einer ähnlichen, doch nicht gleichen Farbe, wie er durch 366 Galläpfeltinetur in Auflösungen der ‚Titansäure hervorgebracht wird. AAN, Freie Alkalien lösen beide Fällungen auf; sie entsteken auch selbst nicht in den Auflösungen der neutralen alkalischen Salze, sondern erst nach einem Zusatz von Schwefel - oder Chlorwas- serstoffsäure. L Die Galläpfeltinetur scheint eins der besten Reagentien zu sein, um kleine Mengen von Tantal-, und Niobsäure in sauren Flüssigkeiten aufzufinden. Es ist indessen hierbei zu bemerken, dals wenn in der Auflösung Oxalsäure, oder mehrere organische Säuren, die nicht flüchtig sind, zugegen sind, Galläpfeltincetur keine Fällungen giebt. Hat man durch Schwefelsäure in der Auflösung von tantal- saurem Natron einen Niederschlag erhalten, so wird derselbe durch Kaliumeisenceyanür gelb; in niobsauren Alkalien wird der- selbe unter gleichen Umständen stark rotb. Kaliumeisencyanid giebt bei derselben Behandlung mit Tantalsäure eine weilse, mit Niobsäure eine stark gelbe Fällung. Wird zu der Auflösung des tantalsauren Natrons eine Säure gesetzt, und dann eine Zinkstange hineingestellt, so erfolgt da- durch keine Veränderung. — Die Auflösung des niobsauren Na- trons wird aber unter ähnlichen Umständen bald schön blau, und um so schneller, je mehr freie Säure vorhanden war. Nach län- gerer Zeit wird die blaue Farbe schmutziger, endlich braun, und es setzt sich ein schwerer brauner Niederschlag ab. Da Wöhler eine ähnliche Erscheinung bei der Tantalsäure aus dem Pyro- chlor, und G. Rose bei der des Uranotantals beobachtet haben, so könnte aus diesen Versuchen die Gegenwart der Niobsäure in beiden genannten Mineralien folgen. Die Tantalsäure giebt vor dem Löthrohr mit Phosphorsalz ein farbloses Glas, auch in der innern Flamme; die Niobsäure hingegen ein zwar farbloses Glas in der äulsern Flamme, aber in der innern ein schön blaues. Das Tantalchlorid, durch Behandlung der Tantalsäure mit Kohle und Chlorgas erhalten, ist gelb, leicht schmelzbar und _# leicht flüchtig. Das Niobchlorid ist vollkommen weils, unschmelz- _ bar und sehr schwer flüchtig. Wird über Tantalchlorid trocknes Ammoniakgas geleitet, so 367 wird dasselbe davon absorbirt, aber nicht. besonders lebhaft, weil sich bei der ersten Einwirkung des Gases eine feste Rinde der erzeugten Verbindung bildet, die das darunter ‚befindliche: feste Chlorid gegen die Einwirkung des Ammoniaks schützt. Wird die entstandene Verbindung erhitzt, so wird in ihr, unter ‚Er- zeugung von Chlorammonium, Tantal reducirt. Diese Reduction geschieht indessen vollständig erst bei bedeutend hoher Tempe- ratur. Man erhält dann zusammenhängende schwarze Rinden von Tantalmetall, die man gut vom anhängenden Chlorammonium ab- waschen kann. An der Luft erhitzt verbrennt das Metall unter starker Feuererscheinung zu weilser Tantalsäure. Von Salpeter- säure und selbst von Königswasser wird es fast gar nicht ange- griffen, selbst nicht beim Kochen, wie dies auch schon Berze- lius bemerkt hat, wohl aber schon in der Kälte merkwürdig schnell von einer Mengung von Salpeter-, und Fluorwasserstoff- säure, wie dies auch schon Berzelius hervorgehoben hat. Niobchlorid wird durch Einwirkung von trocknem Ammo- niakgase gelb, und erhitzt sich sehr dadurch, unstreitig wohl, weil es wegen seiner Unschmelzbarkeit dem Gase eine weit grölsere Oberfläche darbietet als das Tantalchlorid. Die erzeugte Ammo- niakverbindung erhitzt, wird sogleich, unter Bildung von Chlor- ammonium, schwarz durch reducirtes Niob; die Reduction geht schon bei einer niedrigeren Temperatur vor sich als die des Tan- tals. Das Niobmetall ist pulverförmig und schwarz, es wird eben so wenig wie das Tantal von Salpetersäure und Königswasser angegriffen, wohl aber leicht und schon in der Kälte von einer Mengung von Salpeter -, und von Fluorwasserstoffsäure. Nimmt man für die Tantalsäure und für die Niobsäure eine gleiche atomistische Zusammensetzung an, se ist das Atomgewicht des Niobs grölser als das des Tantals. Hr. Dove legte zwei Reihen photographischer Darstellungen mikroskopischer Gegenstände vor, von denen die erste von Hr. Dr. Thomas in Königsberg, die letztere von Hrn. Bötticher und Halske in Berlin, grölstentheils nach mikroskopischen Prä- paraten des Dr. Oschatz, angefertigt, worden ist. Das Hals- kesche Instrument stimmt im Wesentlichen mit.einem Lampen- mikroskop von Adams überein. Das von einem unter 45° geneig- 368 ten Spiegel refleetirte Sonnenlicht geht zuerst durch ein blaues Planglas, bevor es durch das Collectivglas auf das abzubildende Object fällt. Durch zweckmälsig angebrachte Blendungen wird nur soviel Licht zugelassen; als zur Erfüllung der Bildfläche er- forderlich ist, welche sich in einem Abstande von eiwa 2’ vom Objecte befindet. Verschiedene Combinationen von Objectivlinsen eines Schiekschen Mikroskopes gaben ein von 48 bis 120 im | Durchmesser gehende Vergröfserung. Die Bilder wurden bei jo- dirten Platten, obne weitere beschleunigende Mittel, in 4 Se- | cunden erhalten. Die vorgelegten Bilder, sämmtlich in der Ver- grölserung von 120, waren ein vollständiger Querschnitt aus dem Radikulartheile eines Waizenkornes, Längen- und Quer- schnitte von einer Fichtenwurzel, Querschnitt von ARenealmia nutans, einer Weinrebe, eines Tulpenbaumes und sternförmige Schuppen vom Blatte des Elaeagnus argentea. Hr. Dr. Thomas befestigte hingegen den beweglichen Sgie- gel eines Sonnenmikroskopes nebst dessen Sammellinse in den Fensterladen eines verfinsterten Zimmers und horizontal vor die- selbe ein Hirschmannsches Mikroskop von Oberhäuserscher Con- struction, aus welchem der Spiegel herausgenommen worden war. Die gleichzeitige Anwendung der Objectivlinsen und der Ocular- gläser desselben gab schärfere Bilder und eine mit Entfernung des Rahmens von den Linsen in stärkerem Verhältnifs steigende Vergröfserung als die alleinige Anwendung der Objectivlinsen. Bei den stärksten Vergröfserungen (bei Muskeifaser Vergröfs. 1000- fach) war die Dauer der Lichtwirkung 14”- 20”. Die Darstellung des Querschnittes von Renealmia nutans hat bei 200 maliger Vergröfserung und hoher Deutlichkeit einen Durchmesser von 4% Zoll. Die verschiedenen Vergröfserungen der vorgelegten Bilder waren: Querschnitt von Rexealmia nutans Vergröfs. 200, Längenschnitt Vergröfs. 50 und 250, eines Ge- fälsbündels desselben Vergröfs. 400 und 800, Muskelfaser einer Maus Vergröls. 300 und 1000. Hr. Ebrenberg theilte im Auftrage des Hrn. Prof. Mor- ren in Rennes aus einem Schreiben desselben vom 4. Oct. d. J. 4 Proben elektrischer Abdrücke von Medaillen auf Papier mit, nach einer Methode, welche mathematisch genaue Vorzeichnungen 369 auch auf Metall und Stein zuläfst, was sich auf seine Mittheilun- gen an die Akademie der Wissenschaften zu Paris im vorigen Jahre beziehe. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Acta Societatis scienliarum Fennicae. Tom.II. Fasc. 1. Hel- singfors. 1843. 4. mit einem Begleitungsschreiben des beständigen Sekretars dieser Gesellschaft, Herrn N. G. de Schulten d. d. Helsingfors d. 29. Juni d.J. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de "Academie des Sciences 1844. 2e. Semestre. Tome 19. No. 10-14. 2-30 Sept. Paris. 4. Memoirs and Proceedings of the chemical Society. Part 9. (Lon- don). 8. The Journal of the royal geographical Society of London. Vol. 14. Part1. London 1844. 8. Le Miroir de Souabe, d’apres le Manuscrit francais de la Bi. bliotheque de la ville de Bern, publiE par G. A. Matile. Neuchätel 1843. Fol. Chronica Lausannensis chartulari, primum ed. G. A. Matile. Novicastri 1840. 8. J. F. Encke, Berliner astronomisches Jahrbuch für 1847. Ber- lin 1844. 8. Morren, Recherches sur les Gaz, que l’eau de Mer peut dis- soudre sous l’influence variable de la lumiere. Paris 1844. 8. Academiae Albertinae Regiomontanae secularia tertia celebranti gratulatur Academia Vratislaviensis. Accedit: E. E. Kum- meri disp. de numeris complexis, qui unitatis radicibus et numeris integris realibus constant. Wratislav. 1844. 4. 3 Expl. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 518. Altona 1844. 4. Kunstblatt 1844. No. 81. 82. Stuttg. u. Tüb. 4. Chrstn. Friedr. Schönbein, über die Erzeugung des Ozons auf chemischem Wege. Basel 1844. 8. Ferner wurden vorgetragen: Ein Antwortschreiben der Fürstlich Schaumburg -Lippeschen Regierung vom 16. October, die im Fürstlichen Staats- Archive - befindlichen Briefe König Friedrich II. und die hochgeneigte Be- ' willigung der Erlangung von Abschriften betreffend. 370 Hierauf wurde der Akademie angezeigt, dals Hr. Jacobi, bisber auswärtiges Mitglied der physikalisch-mathematischen Klasse, seinen Wohnsitz aus Königsberg bleibend nach Berlin verlegt hat und seiner in der letzten Sitzung der physik.-mathematischen Klasse gegebenen Erklärung zufolge, sowie seinem Wahlrechte | nach beschlossen hat, als ordentliches thätiges Mitglied, nicht als Ehrenmitglied, einzutreten. —— Yu Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat November 1844. Vorsitzender Sekretar: Hr. Ehrenberg. 7. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lachmann las eine Abhandlung des Hrn. Hoffmann: Übersicht der allgemeinsten staatswirthschaftlichen Verhältnisse, welche die Verschiedenheit der Bildung und des Besitzstandes unter den Staatsangehörigen erzeugt. " Der Erfolg alles Regierens der Staatsgewalt hängt ab’ von den Vorstellungen ihrer Untergebenen: es ist daher eine wichtige Aufgabe für die Regierungen, die Verhältnisse kennen zu lernen, woraus diese Vorstellungen hervorgehen. Einen vorzüglichen Antheil an ihrer Erzeugung hat die Stellung der’ Menschen im gemeinen Leben. Hier unterscheiden sich nun zunächst Gebil- dete und Ungebildete. Jede dieser Abtheilungen zerfällt wieder in zwei Klassen. Die Gebildeten müssen entweder ihre Thätigkeit anhaltend auf Erwerb richten, um ihren Unterhalt zu sichern; oder ihre Tbhätigkeit ist nicht hierdurch bedingt, weil ihnen das nöthige Einkommen auch ohne Bemühung um Erwerb zufällt. Den Ungebildeten gehört entweder nur ihre persönliche Kraft als Erwerbsmittel an; oder sie besitzen aulser derselben auch noch äufsere Güter, aus deren Benutzung ihnen Einkommen zuflielst. Die vier Klassen der Einwohner, welche 'hierdurch ent- stehen, sind zwar keineswegs scharf gegen einander abgegränzt, und viele Einzelne stehn so zwischen zwei Klassen, dals es zwei- felhaft erscheint, zu welcher von beiden sie zu rechnen sind. [1844.] 9 372 Aber im Allgemeinen machen sich diese vier Klassen in allen gebildeten Staaten sehr kenntlich und auf ihrem Verhältnisse ge- gen einander an Zahl und Gewicht beruht wesentlich die Kraft der Staaten. Im Allgemeinen ist die unterste Klasse, welche die besitzlosen Ungebildeten oder Proletarier enthält, die bei weitem zahlreichste. Viel minder zahlreich ist schon die dritte Klasse, und noch sehr viel geringer der Zahl nach sind die beiden Klas- sen der Gebildeten, unter welchen jedoch wieder die zweite, d.i. die, welche durch Arbeit Erwerb zu suchen genöthigt ist, der ersten an Zahl bei weitem überlegen ist. Im preufsischen Staate wird aus der Klassensteueranlage sehr wahrscheinlich, dafs beinahe fünf Sechstheile der ganzen Volkszahl der vierten Klasse ange- hören: noch etwas mehr als ein Siebentel enthält die dritte Klasse, sehr nahe ein Vierzigtheil die zweite und nur ein Siebenhundert- theil die erste. Hiernach liegt ein sehr grofses Übergewicht körperlicher Kräfte im der vierten Klasse, welche hierdurch den drei andern sehr gefährlich werden könnte. Diese Gefahr ist jedoch nur er- beblich,. wo. die ‚besitzlosen Ungebildeten, gemeinhin Proletarier genannt, in grolsen Massen vereinigt und durch sittliche Bande mit, denjenigen nicht verbunden sind, von welchen sie beschäftigt und unterhalten werden. Wo die dritte Klasse verhältnilsmälsig zahlreich und wohlbabend ist, braucht sie viele Dienste von der vierten: aber die Proletarier stehn bei ihr als Gesinde, Gesellen und Gehülfen nur vereinzelt und in naher Berührung, meist Haus- genossenschaft, mit den Familien ihrer Lobnberrn. In den bei- den obern Klassen besteht ein solches Verbältnils der in ihren Diensten stehenden Proletarier nur in Bezug auf das Hausgesinde, und auch hier ist die Verbindung mit der Familie des Lohnherrn schon sehr viel schwächer. Der bei weitem gröfste Theil der Angehörigen der vierten Klasse, welcher von den beiden obern ‚ beschäftigt wird, bildet dagegen als Tagelöhner bei den ländlichen Arbeiten auf grolsen Gütern, oder als Fabrikarbeiter grolse Mas- sen, welche meist aulser aller Berührung mit dem Familienleben ıhrer Lohnherrn stehn. Dieses an sich schon bedenkliche Ver- F hältnifs wird noch sehr dadurch verschlimmert, dafs durch die Bemühungen der Lohnherrn, Ersparungen am Arbeitslohne zu machen, eine Auflösung der Familienbande und eine Dürftigkeit 373 unter den Proletariern selbst erzeugt worden ist, wodurch eın grolser Theil der gemeinen Handarbeiter sittlich tief herabgewür- digt wird. Es ist eine dringende Pflicht der Regierungen, der Gefahr vorzubeugen, womit dieser Zustand die Wohlfahrt und Bildung der Völker bedroht. Das Vermögen der ersten Klasse giebt derselben nur dann eine dauernde Macht, wenn die Unabhängigkeit von Arbeiten um Er- werbs willen für edle, gemeinnützige Zwecke benutzt und dadurch ein Vertrauen der niedern Stände errungen wird, welches Achtung und Anhänglichkeit auch in Zeiten der Noth aufrecht erhält. Die zweite Klasse behauptet einen überwiegenden Einflufs durch die geistigen Kräfte, welche besonders in ihr ausgebildet und zur Thätigkeit angeregt erscheinen. Aber es schadet ihr sehr, dafs der Werth geistiger Arbeiten, welche zur Veredlung der Gesin- nungen und Erweiterung der Kenntnisse bestimmt sind, nicht eben so leicht und sicher erkannt wird, als der Werth derjenigen Arbeiten, welche äufsere Güter erzeugen. Es kann daher in die- ser Klasse neben wohlthätigen Wahrheiten auch viel verderblicher Irrthum erzeugt und der Erfolg ihrer Thätigkeit in aufgeregten Zeiten sehr zweifelhaft werden. Obwohl in der dritten Klasse der Einzelne wenig begabt ist, so enthält dieselbe doch, weil sie bei weitem zahlreicher ist als die zweite, einen beträchtlichen Theil, sowohl der persönlichen Kräfte, als auch der äufsern Gü- ter, worüber die Nation verfügen kann. Dieser Besitz ist der- selben um so mehr gesichert, weil der Einzelne sich sehr hütet, irgend etwas zu wagen, das bei seinem geringen Vermögen ihm einen sehr empfindlichen Verlust zuziehn könnte. In dieser Klasse befindet sich hiernach ganz eigentlich die konservative Macht des Staatsverbandes, und es muls daher der Regierung vorzüglich angelegen sein, ihr Wachsthum an Zahl, Wohlhabenheit und Bil- dung zu fördern und Richtungen der Zeitverhältnisse, welche demselben schaden könnten, kräftig -entgegenzuwirken. Hierauf wurden durch die Herren Ehrenberg und Böckh zwei in Form von .Privatbriefen eingegangene Berichte des Hrn. Lepsius aus Philae in Oberägypten vom 10. Sept. 1844 der Aka- | demie übergeben, deren Abdruck in den Monatsberichten beschlos- sen wurde. 374 Auszug aus einem Schreiben an Hrn. Ehrenberg. Wenn Sie im Batn el hag’er auf der libyschen Seite nach Dongola gereist sind, so erinnern Sie sich wahrscheinlich einer der bedeutendsten Katarakten des Landes bei Semne, einer ur- alten Festung mit einem wohlerhaltenen hübschen Sandstein -Tem- pel, an welchem der Karawanen-Weg, zum Theil auf der alten 4000 jährigen Kunst -Stralse, unmittelbar vorbeiführt. Am östli- chen Ufer führt der Weg höher oben durch das Gebirge, von dem man ausdrücklich an diesen Punkt ablenken mülste, um ihn zu sehen. Dieser Nil-Pals, der engste der mir überhaupt be- kannt ist, nach Hrn. Erbkam’s Messung 380” breit, ist an sich und der hier befindlichen Monumente wegen, eine der interes- santesten Lokalitäten des Landes, auf deren Durchforschung wir fast 12 Tage verwendet haben. An beiden Ufern treten steile Felswände an den Flufs heran, deren Gipfel von’ 2 Festungen eingenommen werden, ältester solidester Bauart, die sich auf den ersten Blick von den zahlreichen übrigen Festungen unterschei- den, die in der Zeit der Nubischen Herrschaft in diesem Klip- penlande auf den meisten gröfseren Inseln und den Flufs beherr- schenden Bergen erbaut wurden. Von der westlichen höher ge- legenen Burg Semne führt die Katarakte ihren Namen; die ge- genüberliegende östliche, nebst einem ärmlichen etwas südlich daran gelegenen Dorfe, heilst Kumme. Den schönsten und höch- sten Platz in jeder der beiden Burgen nimmt ein Tempel aus gewaltigen Sandstein - Quadern doppelter Qualität ein, welche alle aus grofser Entfernung durch die Katarakten herbeigeschafft werden mufsten, denn am Flusse hinauf findet sich kein Sand- stein bis Gebel’Abir in der Nähe von Amära und der Insel Säi, und am Flusse hinunter nicht früher als bei der grolsen Gebirgs- Scheide von Wadi Halfa. In den hieroglyphischen Inschriften werden beide Sandstein - Arten unterschieden; die schönen mäch- tigen Blöcke des goldgelben feinkörnigen Sandsteins in den äl- teren Theilen beider Tempel, die unter Tutmosis II. gebaut wurden, sind aus „‚Sandstein von Set”, wahrscheinlich vom West- Ufer und jenseit Wadi Halfa; der grauere, gröbere, in kleineren Blöcken unter dem folgenden Könige Amenophis II. hierherge- schafft, heilst „Sandstein von Schat”, wahrscheinlich eine südli- 375 chere Landschaft in der Nähe der Insel Sai. * Übrigens müssen wohl tiefer in die westliche Wüste hinein die Sandstein - Ge- birge höher herauf als Wadi Halfa gehen, dem unerschöpflichen Sand-Meere nach zu urtheilen, das von Gebel Dösche an, wo ein einzelner grauer Sandfels an das West- Ufer vortritt, bis nach Wadi Halfa die Wege unendlich ermüdend macht, und durch die Nord-West-Winde herangetrieben wird. Habe ich doch vorgestern von zwei wohlunterrrichteten Männern, Hikekyan Bey, Chef des Polytechnischen Instituts und dem Italienischen Botaniker Figari, gleichfalls in Cairo eine höhere Stelle beklei- dend, welche von einer interessanten 6 monatlichen Untersuchungs- Reise durch die östlichen Gebirgszüge zwischen Nil und Rothem Meere zurückkamen, erfahren, dafs sich in der Höhe von Assuan Sandsteinlager über den Urgebirgen ununterbrochen 6-7 Tage- reisen weit in das östliche Gebirge hinein zu einer approxima- tiven Höhe von 2000 Fuls über den Nil-Spiegel erheben sollen. Doch ich komme von der Abschweifung zurück zu meinem eigentlichen Thema. Die Cyklopischen Unterbauten der beiden Festungen, aus mächtigen Granitblöcken auf die Felsen aufgebaut, und den Felswänden selbst an Dauerhaftigkeit kaum nachstehend, wurden lange Zeit von den erwähnten beiden Sandstein -Tempeln, die im Neu-Aegyptischen Reiche unter der 18. Dyn. c. 1600 v. Chr. gebaut wurden, von dem ersten Eroberer dieses Landes, dem Könige Sesuatesen II., in der 12. Dynastie errichtet, um den Strom an diesem wohlgelegenen Engpasse zu beherrschen. Der unmittelbare Nachfolger dieses Königs war Amenemha II, der Möris der Griechen, welcher das ungeheure Werk des künstlichen Möris-Sees im Fayum, den Linant vor kurzem mit Evidenz wieder entdeckt hat, ausführte, und aus dessen Zeit, der blühendsten des ganzen Alt- Aegyptischen Reichs, die Nilhöhen der einzelnen Jahre, ohne Zweifel durch regelmäfsige Aufzeich- nungen, wie sie auch Diodor erwähnt, so bekannt blieben, dafs sie selbst dem Herodot nach mit bestimmten Zahlen angegeben wurden. Diesem weitsichtigen, die Wohlfahrt seines Landes grolsartig fördernden Könige scheint es wichtig gewesen zu sein, sogleich am südlichsten Ende seines Reichs das Wachsen des Nils beobachten und die Nachrichten darüber schnell im Lande verbreiten zu lassen. Der. Eng-Pals von Semne eignete sich 376 mehr als irgend ein anderer Punkt dazu, weil er den Strom in ein sicheres, zu beiden Seiten steil abfallendes Felsenthor ein- schlofs; doch hatte er ohne Zweifel zu gleichem Behufe Nil- Messer bei Assuan und an andern geeigneten Orten des Nilthals einrichten lassen, ohne deren Vergleichung die Beobachtungen von Semne wenig nützen konnten. Die höchste Nil-Schwelle eines jeden Jahres ward in Semne aber immer an dem Felsen oder an einem Blocke des Unterbaues, besonders an der dazu passenderen Ostseite eingegraben, und so finden sich noch jetzt 18 solcher Angaben, von denen 13 in die Regierung des Möris gehören, 5 in die seiner beiden Nachfolger, welche die Beob- achtungen nicht lange mehr fortsetzten, weil inzwischen die asia- tischen Hirtenvölker in Unter-Aegypten eingefallen waren und das ganze Reich seinem Untergange nahe geführt hatten. Die Inschrift lautet fast immer gleich: Ra en Hapi em renpe .... „Mund oder Pforte des Nil im Jahre ... .” folgt das Rechnungsjahr des Königs. Sie ist in einer horizontalen Hieroglyphenreihe geschrie- ben, welche oben und unten durch eine Linie eingefalst ist; die obere gilt als eigentliche Wasserhöhe, welche öfters noch be- sonders angedeutet worden ist. Die frühste erhaltene Angabe ist aus dem 6. Regierungsjahre des Königs, welcher über- haupt 42 Jahre und einige Monate regierte. Die folgenden An- gaben sind aus dem 9. 14. 15. 20. 22. 23. 24. 30. 32. 37. 40. 41. und 43. und umfassen daher allein unter diesem Könige einen Zeitraum von 37 Jahren; von den übrigen Angaben ist nur noch eine vom 4. Jahre seines 2. Nachfolgers brauchbar; alle übrigen sind durch die reilsenden Wasserfluthen später von der Stelle gerückt, namentlich die auf der Westseite, wo der Strom mäch- tige Felsblöcke unterwühlt, herabgestürzt und fortgewälzt hat. Nur eine einzige Angabe, die vom 9. Jahre des Amenembha, hat sich dort an ihrer Stelle auf einem Bausteine erhalten, aber schon etwas unterhalb der Haupt-Katarakte. Wie verhalten sich nun aber diese ältesten von allen er- haltenen Nil-Angaben zu dem jetzigen Wasserstande. Hier stellt sich die auffallende Erscheinung heraus, dafs die höchste der jetzt sichtbaren Inschriften vom 30. Jahre des Amenembha, nach den genauen Messungen, die ich hier angestellt habe 8717, also an 25 Fufs höher ist als die höchste Fluth, zu welcher jetzt der 377 Nil in den wasserreichsten Jahren steigt, dafs die niedrigste der Ost-Seite vom 15. Jahre desselben Königs, noch immer 4714, und die einzelnstehende der West-Seite vom 9. Jahre, unter- halb der Katarakte, 2,77 höher ist. Die mittlere Fluthhöhe der Ost-Angaben ist für die Regierungszeit des Möris 19314 über dem jetzigen niedrigsten Wasserstande, der sich in den verschie- denen Jahren nicht ändert nach der Aussage der erfahrenen Schif- . fer, und daher die Höhe des wirklichen von 'den periodischen Regengüssen in den Quell-Gebirgen unabhängigen Nilstromes bezeichnet; die jetzige Fluthhöhe schwankt zwischen 24 metres; die mittlere steigt zu 11784 über dem niedrigsten Wasserstande; hiernach erhalten wir für die Zeit des Möris c. 2200 v. Chr. einen mittleren Wasserstand für die Katarakte von Semne, wel- cher 7730 oder 22 Fufs höher war als der jetzige mittlere Was- serstand. Nun ist es gewils nicht anzunehmen, dafs sich im Gan- zen das Wasser-Volumen, welches von Süden herabströmt, ver- ringert haben sollte. Die grofse Veränderung des Wasserstan- des mufs daher lediglich in Terrainveränderungen ihren Grund haben, welche aber zugleich die ganze Natur der schönen Nil- Länder mit verändern mufsten. Es lälst sich kaum eine andere Ursache für das bedeutende Fallen des Nils denken, als ein Aus- ‘waschen und Aushöhlen der Katakomben; auch liegt diese Mög- lichkeit ganz in der Natur der Felsen selbst, die zwar weit ent- fernt sind durch die Gewalt des Wassers unmittelbar losgerissen und fortgsschwemmt werden zu können, die sich aber gerade des wachsenden Wasserstandes wegen, durch den Einflufs der Sonne und Luft auf die abtrocknenden Stellen, fortwährend spal- ten, Erde und Sand eindringen lassen, welche dann zu grölseren Spaltungen mitwirken, bis sie endlich fast von selbst durch Un- terhöhlungen zusammenstürzen, um so leichter, wenn sich im Ge- birge selbst weichere, erdigere Schichten finden, die sich schnel- ler auswaschen. Dafs aber in historischer Zeit, binnen 4000 Jah- ren, eine so bedeutende Veränderung mitten im härtesten Fels- Gebirge statt finden konnte, bleibt immer ein sehr auffallendes Faktum, und dürfte als Basis für manche andere wichtige Kom- binationen dienen können. Die Erhöhung des Wasserstandes von Semne mulste nothwendig auf alle oberhalb gelegenen Länder zurückwirken, und es ist vorauszusetzen, dals das Niveau für die ’ 378 Provinz Dongola noch höher stieg, da Semme nicht der einzige Punkt in dem langen Klippen-Gebiete sein kann, an welchem sich das Felsenbett ausgewaschen hat. Es begreift sich daher, dals die weiten Strecken in Dongola nicht nur, sondern in allen | höheren Ländern, in Mero@ und bis Fasogle hinauf, welche jetzt /] zu beiden Seiten des Flusses öde und trocken liegen, und nur spärlich durch die Sakien oder Schöpfräder bewässert werden, damals ein ganz andres Ansehn haben mulsten, als der Fluls sie noch selbst überströmte und bis an die ferne Sandwüste hin mit seinem fruchtbaren Schlamme jährlich überzog. Auch Unter- Nubien, zwischen Wadi Halfa und Assuan, liegt jetzt eigentlich in seiner ganzen Ausdehnung trocken. Der jetzige Thalboden, der nur zum kleinsten Theile noch durch die Schöpfräder be- wässert wird, liegt, durchgängig 6-12 Fuls höher, als jetzt je- mals der Nil steigt, und obgleich darauf die Fluthhöhe bei Semne zunächst keinen Einfluls haben konnte, so macht es doch die dortige Erfahrung mehr als wahrscheinlich, dafs nicht auch bei Assuan ein ganz anderer Wasserstand war, und auch hier die Katarakten noch in historischer Zeit sehr bedeutend ausgewaschen wurden. Dies erklärt die fortwährende Verarmung des Nubischen Landes. Ich bezweifle jetzt nicht mehr, dafs der jetzige, an 10 Fufs höhere Thalboden dieses untern Landes noch in historischer Zeit vom Nile bewässert wurde. Hier finden sich aber noch häufige Spuren eines ohne Zweifel vorgeschichtlichen Zustandes des Nilthales, in welchem der Fluls noch viel höher steigen mulste, da er ein angeschwemmtes Terrain in fast allen bedeu- tenderen Thalbuchten zurückliefs, welches sich’ durchschnittlich 40 metres, an 30 Fufls über die jetzige mittlere Fluthhöhe er- hebt, und seit jener Zeit sicher durch einzelne Regengüsse noch um ein bedeutendes schon vermindert worden ist. Am 17. Aug. fand ich in Korusko mit Hrn. Erbkam die nächsten aufge- schwemmten Hügel messend, ihre Höhe zu 6591 über der all- gemeinen jetzigen Thalfläche und 10526 über der jetzigen mitt- leren Fluthhöhe. Die Nil-Schwelle, welche in Semne, der grö- fseren Einengung zwischen den Felsen wegen, in den verschie- denen Jahren um 2740 wechselt, ändert sich hier nur innerhalb eines Meters. Bei Abusimbel am West-Ufer fand ich den Tempelboden 379 67350 über dem höchsten Wasserstande. Der Tempel wurde bekanntlich unter dem grofsen Ramses (1388-1322 v. Chr.) ge- baut. Bei Ibrim sind am Ost-Ufer 4 Grotten an der ‚steilen Felswand, welche das Ufer bildet, eingehauen, welche theils in die 18. theils in die 19. Dynastie gehören; die letzte, unter dem grolsen Ramses gebaut, ist auch die niedrigste und nur 2750 über der höchsten Fluth; die nächst höhere liegt 2,70 über ihr und ist von Tutmes III. an 250 Jahre früher gebaut. Nun habe ich zwar den jetzigen Thalboden erst weiter unten bei Korusko gemessen; dennoch scheint mir während des ganzen Neuen Rei- ches, von c. 1700 vor Chr. an, der Nil schon nicht mehr ganz die Höhe des jetzigen Thalbodens erreicht zu haben. Es ist aber begreiflich, dals zu der Zeit, als sich der jetzige Nubische Thalboden bildete, die Katarakten von Assuan ein ganz anderes Ansehn haben mufsten, und einigermalsen die übertriebe- nen Beschreibungen der Alten rechtfertigen konnten, nach wel- chen sie ein solches Geräusch machten, dafs die Anwohner taub davon wurden. Auf die Nil-Schwellung in Aegypten konnte freilich die Nilsperre bei Assuan keinen wesentlichen Einfluls haben, wie die von Semne auf das Land von dort bis Assuan; es scheint mir aber für die Veränderung des Nilbodens in Aegypten noch überhaupt gar sehr an festen Anhaltpunkten zu fehlen; denn alle auf Nilboden selbst errichteten Monumente, wie die Memnons- Säule in Theben, vielleicht selbst der Nil-Messer von Elephan- ‚ tine, wenn er nicht auf Felsen gegründet ist, können dadurch sehr täuschen, dafs sich, wie mir scheint, so schwer lastende Monu- mente oder Gebäude mit der Zeit in einem Boden der jährlich durch darauf tretendes Wasser eingeweicht wird, selbst senken müssen und daher keinen sichern Mafsstab mehr abgeben können. Schreiben an Hrn. Böckh. Wir sind seit einigen Tagen wieder an dem granitenen Grenzgürtel, der einst Aegypten und Aethiopien trennte, und - noch jetzt eine entschiedene Völker-Sprache und Natur- Grenze bildet, auf der reizenden „Tempel-Insel” Philae angekommen, 380 nachdem wir das ganze alte Aethiopien, so weit es am Nile lag, bis zum 13° N. Br., also fast bis zu den Negerstämmen von Fa- so’glu, die sich von Süd-Westen zwischen die braunen Völker der Bischariba (arabisch Bischarii’'n) und der Abyssinier herein- drängen, durchstreift haben. Grofse Räthsel haben von jeher über der Geschichte der Aethiopischen Civilisation, so wie ‘über den früheren und jetzigen ethnographischen Verhältnissen dieser Südländer geschwebt, und werden selbst in dem staunenswerthen Werke des anerkannten Meisters in dieser Wissenschaft, welcher keine Quelle, keine Andeutung auf dem grofsen Gebiete Afrika- nischer Länder- und Völker-Kunde für seine scharfsinnigen Com- binationen unbenutzt liefs, häufig als noch unlösbar wegen des mangelhaften oder irreleitenden Materials anerkannt. Als Ritter sein Afrika schrieb, war der Schlüssel für die Hieroglyphen noch nicht gefunden, daher seine alles umfassende Forschung noch fast jedes Lichtes entbehren mufste, welches jetzt durch die zahlrei- chen Monumente des Nilthals, bis in das Herz Aethiopiens nach Mero& hinauf, auf die Geschichte der anwohnenden Völker ge- worfen wird. Seitdem wurden die Denkmäler Aegyptens viel- fach untersucht und wenigstens bis zum Beginne des Neuen Rei- ches zurück, gegen 41700 Jahre vor Chr., mit vorher nie geahnter Sicherheit chronologisch geordnet. Auch Unter-Nubien wurde in dieser Beziehung durchforscht; aber was jenseit Wadi Halfa und des unbeschiffbaren „Steinbauchs” Batn el häg’er *) folgt, war noch von keinem Reisenden untersucht worden, der sich die Kenntnils der Monumente und ihrer Inschriften zur beson- dern Aufgabe gemacht hätte. Es blieben noch immer die un- gelösten, wichtigen Fragen stehen: wo ist die altberühmte Aethio- pische Civilisation zu suchen, welche einheimische Spuren sind ‚davon noch nachzuweisen, welches von den schwarzen oder brau- nen Völkern verschiedenster Abkunft war der Träger derselben, welche Sprache ward von diesem gepriesenen Volke gesprochen, und wie verhielt sich diese und das ganze Volk zur Aegyptischen Sprache und Bevölkerung? Die Insel Mero&, ihre Pyramiden und Tempelreste waren wieder aufgefunden worden, aber noch immer schwebte dichtes Dunkel über der Zeit ihrer Entstehung, die auf ®) g’ schreibe ich immer den Laut, der sonst durch g7, dj, dsch ausgedrückt zu werden pflegt, und immer ein durch Assibilation veränderter weicher Gaumenlaut & ist. 381 ‚| das verschiedenste beurtheilt wurde. Ich darf wohl hoffen, dafs ‚J unsre 10 monatliche Reise in Aethiopien die obigen Fragen schon [jetzt ihrer Lösung einen Schritt näher gebracht habe, und wenn sich auch die Ansichten, die sich mir während der Reise durch | die unmittelbare Betrachtung der Monumente, der Völker, der Sprachen und der Natur dieser Länder aufgedrängt haben, und die ich hier im allgemeinen mittheilen will, nicht in allen Thei- len bestätigen sollten, so haben wir doch so reiches Material für spätere Forschung eingesammelt, dafs eine gründliche Prü- fung und Berichtigung durch genauere Untersuchungen, als im Zelte oder auf der Barke angestellt werden können, und somit die endliche Lösung der wichtigsten Punkte wohl zu hoffen steht. Von wie grolser Wichtigkeit bei allen völkergeschichtlichen Untersuchungen die Beobachtung der linguistischen Verhältnisse der betreffenden Völker ist, braucht heutzutage nicht mehr her- vorgehoben zu werden. Die kaukasische Verwandtschaft der Aegyptischen Sprache, die ich glaube zuerst aufgestellt zu haben (1835 durch die Vergleichung der Pronominalstämme, 1836 durch die Vergleichung der Zahlwörter), ist jetzt wohl allgemein aner- kannt und entscheidet über die Asiatische Urheimath der Aegypter. Die bekannte Verwandtschaft der Abyssinischen Geez-Sprache mit dem Semitischen Sprachzweige erweist das Abyssinische Volk gleichfalls als von Osten eingewandert. Dasselbe steht daher wohl auch von den übrigen braunen Völkern an der Afrikanischen Ostküste zu vermuthen, im Gegensatze der westlich angrenzenden Neger. Ich war deshalb sehr begierig zu erfahren, wie die Hautfarbe der Leute auf den Monumenten von Mero&, welches als Mutterstaat aller Aethiopier angesehen wurde, gemalt worden war. Dieser nicht unwichtige Punkt entschied sich sogleich - durch den Augenschein. Ich habe mehrmals die rothe Hautfarbe ‚ deutlich erhalten gefunden, ganz wie die der Aegypter auf ihren Monumenten. Aber auch die Frauen, welche in Aegypten in der Regel, auf den ältesten Monumenten immer, gelb gemalt wurden, erschienen hier roth, nur etwas heller als die Männer. Die uns zu grell erscheinende rothe Farbe sollte bei den Aegyp- tern die leuchtende, rothbraune Farbe ihrer Haut ausdrücken, die gelbe sollte die hellbraune und oft sehr in’s Gelbe fallende ' Farbe nachahmen, die noch heutzutage namentlich den vorneh- 382 pischen Frauen, wie der ganze Menschenschlag, dunkler als die 1 Aegyptischen waren, und daher, wie in Aegypten, nur die Män- |) ner roth gemalt wurden, ist nicht zu verwundern. Es steht also. fest, dafs die Meroiten, welche die Pyramiden bauten, ein brau- nes, kein schwarzes Volk waren. Auch jetzt noch wohnen den |i ganzen Nil entlang bis nach Fasöglu braune Völker, die aber | vielfach gemischt sind, und jetzt, von der südlichen Grenze der fl Provinz Dongola bis nach Fasöglu, ohne Ausnahme die Arabische Sprache sprechen. Diese konnte erst seit den Arabischen Ein- | wanderungen und der Verdrängung des Christenthums durch den Islam im spätern Mittelalter herrschend werden. Was wurden aber früher dort für Sprachen gesprochen? So oft ich während unsrer Aethiopischen Reise Gelegenheit fh fand, intelligentere und der Arabischen Sprache kundige Einge- borne jener südlichen Länder auszufragen, habe ich mich, so viel | es die Zeit erlaubte, mit der Erforschung ihrer verschiedenen Sprachen beschäftigt, und zwar hauptsächlich mit den drei aus- gebreitetsten, nächsten und wichtigsten, welche folgende sind: 1. Das Nöbi’inga oder die Nüba-Sprache, welche im Nil- | thale selbst in 2, richtiger in 3 Dialekten gesprochen wird, und fi gewöhnlich Berber-Sprache genannt wird, weil die Nuba von den Arabern und Fremden Barä’dra (Pl. von Berberi) genannt zu werden pflegen, ein Ausdruck, der nicht aus ihrer Sprache ge- nommen ist, und ursprünglich nicht von ihnen selbst gebraucht wurde, den sie aber gern hören, und wenn sie Arabisch reden, ‘auch auf sich selbst anwenden, weil jetzt mit Nöp oder Nüba der Begriff sclavenhafter Abhängigkeit und gemeiner Abkunft verbunden wird, was in den historischen Verhältnissen seinen Grund hat. Die eigentliche Volks-Bezeichnung ist Nop Pl. Nöbi'ga, ihre Sprache heilst Nöbi'nga, und Nuba-Dörfer, Nuba- Familien werden selbst mitten unter arabischer Bevölkerung, jenseit der Provinz Dongola bis Berber und Schendi hinauf, wo die Nubische Sprache völlig verschwunden ist, noch fortwährend als solche bezeichnet. Es sind mir allein im Dar Schaigie, über dessen Besetzung durch Arabische Stämme ich bei einem F akir noch schriftliche historische Aufzeichnungen gefunden habe, 6 383 örfer, die meistens Barkal gegenüber, oder wenig oberhalb da- on liegen, genannt worden, deren Einwohner Nuba sind, ob- leich sie jetzt nur Arabisch sprechen. Von den 3 genannten FDialekten wird der erste im Wadi Kenüs gesprochen, von As- suan bis Sebüa. Von dort bis Korusko incl. hat sich im Wadi JArab eine einzelne Araber-Kolonie eingedrängt und beherrscht Idaselbst die Ausmündung des grolsen Caravanen -Wegs nach Abu- }Hammed. Der zweite Dialekt wird von Korusko südlich bis Hannik excl. d.i. bis zum Beginn der Provinz Dongola gespro- Ichen, und umfalst die südliche Hälfte der Provinz (gism) Halfa, Batn el hag’er, Dar Sükot und Dar Mähas. Ich bemerke hier, dafs der Strich von Korusko bis Wadi Halfa in allen Büchern und auf allen Karten fälschlich Wadi Nuba genannt wird, eine Bezeichnung, nach der ich mich genau und: wiederholt 'er- kundigt habe, die aber niemand dort im Lande kennt, und die dort nie existirt hat, wie mir junge und alte Leute, zuletzt noch der 70 jährige Hassan Kaschef, der vor Mohammed Ali das Land regierte und jetzt wieder seit der vor kurzem erfolgten Abse- tzung des von ihm verklagten Mudir von Halfa die interimistische Leitung der Regierung erhalten hat, in zahlreicher Versammlung bestimmt versichert hat. Es existirt kein allgemeiner Name, wie im Wadi Kenüs, sondern nur Namen für die einzelnen Land- schaften nach den Hauptorten Derr, Ibrim etc. benannt. Erst nach der Eroberung des Landes durch Mohammed Ali erhielt das ganze Land von Assuan bis Wadi Halfa die allgemeine Be- zeichnung Gism Halfa. Die Bezeichnung Wadi Nuba mufs daher entweder nur. auf einer unrichtigen Auffassung eines, ich weils nicht welches Reisenden, beruhen, dem alle späteren nachge- schrieben haben, oder vielleicht aus noch früheren Quellen un- richtig auf die Gegenwart übertragen worden sein. Der Irrthum wurde einem Reisenden wohl dadurch nahe gelegt und von spä- teren gern übersehen, weil man von Assuan durch ganz Aethio- pien gewohnt ist, Gesammtnamen für grölsere Distriete zu fin- den, von denen sich einer an den andern reiht; da nun der nördliche Theil dieses Landes Wadi Kenüs von den eingewan- derten Ben Kensi, die folgende Gegend Wadi Arab von den hier sitzenden Arabern benannt war, und die höher hinauf fol- genden Einwohner nur Nuba genannt wurden, so lag es nahe, 384 ein Wadi Nuba hieher zu setzen, obgleich dabei übersehen wurde, dafs auch die Bewohner von Wadi Kenüs nördlich und von Batn el hag’er, Sukot, Mahas, Dongola südlich, Nuba sind und Nubisch sprechen. Der dritte Dialekt der Nubischen Sprache wird im ganzen Dar Dongola von Hannik bis G’ebel De’ga (auf der Grenze nach Dar Schaigie) gesprochen, steht aber dem Dialekt von Ke- nüs so nahe, dafs er mit diesem auch als einer betrachtet wer- den kann, zwischen welchem sich der zweite Dialekt durch eigen- thümliche Verhältnisse trennend eingeschoben findet. Aber auch aufserhalb des Nilthales wird die Nuba-Sprache noch theilweise im nördlichen Kordifal (so ist die richtige Aussprache statt Kor- dofan) gesprochen, und zwar der Dialekt von Dongola, aus wel- cher Provinz Einwanderungen nach Kordifal erfolgt sind, die noch jetzt sich in traditioneller Erinnerung erhalten haben. End- lich werden als Nuba- Stämme auch noch Negervölker mit brau- nen Leuten untermischt an den Südgrenzen und jenseit Kordifal bezeichnet, von denen die östlicheren in G’ebel Dair und G’ebel Kärgo offenbar verwandte Sprachen mit den Nil- Anwohnern, die ferneren aber in G. Tämaro, G. Dile’b, G. Schaabün, auch in dem näheren G. Gaualid völlig fremde Sprachen zu sprechen scheinen. 2. Die Kung’ära Sprache, deren Namen früheren Reisen- den ganz entgangen zu sein scheint, wird in ganz Dar Fur und grolsentheils auch in Kordifal gesprochen. Kung’ära ist zu- gleich der Name des Volkes, während Fur nur vom Lande, nie von den Leuten gebraucht wird. Auch ihre Verwandten in Kor- difal nennen sie Kung’ara; diese wohnen jetzt hier in einzelnen Dörfern zusammen und nennen sich die früheren Beherrscher des Landes. Der Name erinnert an das grolse Kongo-Reich in West- Afrika und an die auffallende Übereinstimmung der Kongo- Sprache mit der der Ost-Afrikanischen Kaffern, welche Ritter an seiner Stelle mit Recht als höchst bemerkenswerth hervorhebt. 3. Das Beg’anie oder die Beg’a Sprache, welche unter diesem Namen bisher auch wenig bekannt gewesen zu sein scheint, und von den Bischari’ba (Pl. von Bischari’b, Arab. Bi- schariin Pl. von Bischäri), welche das östliche Nubien in seiner ganzen Länge von 23° bis zum 15° N. Br. bewohnen, gesprochen wird. Ihre Hauptniederlassung, aber immer nur in einzelnen 385 Hütten, nicht in Dörfern, ist bei G’ebel Ele (Olba); ihr ganzes f (rielleicht derselbe Name wie der des einst weitberühmten Hafens Aidäb); südlich von G. Elbe wohnt der Bischari-Stamm der Amär’er; an diese schlielsen sich die fruchtbaren belläd e’ Täka, _ deren Einwohner auch Bischariba genannt werden, und: deren Hauptstamm die Hadendawa sind. In allen diesen Theilen wird “ mit geringen dialektischen Verschiedenheiten das Beg’anie ge- - sprochen. Von diesen drei Sprachen erweist sich die Kung’ära- - Sprache (so wie auch die Sprachen der Dinka, Schilluk und der - westlich von Gebel Kärgo wohnenden Völker) ebenso entschieden als ganz fremde Negersprache, wie das Beg’anie als kauka- _ sisch in der auf dem Pronomen beruhenden Formenbildung. - Dagegen lälst die Nuba-Sprache noch Zweifel zu, die sich aber zuletzt doch wohl zu Gunsten kaukasischer, wenn auch sehr ent- _ fremdeter Verwandtschaft lösen dürften. Die Grammatik und der Wortschatz dieser drei Sprachen liegt mir jetzt vollständig genug vor, um von jeder ein deutliches Bild entwerfen zu kön- nen, und so hoffe ich einst nachzuweisen, dals das Beg’anie ein in vieler Hinsicht sehr wichtiges Glied der kaukasischen Sprachen ist, in welchem sich die grammatische Entwickelung gerade auf einem Punkte befindet, welchen die semitischen Sprachen noch nicht erreicht haben, über welchen aber die indogermanischen ' schon hinausgegangen sind, obgleich sie den hier festgehaltenen Durchgangspunkt voraussetzen; ich meine in Bezug auf die Ent- wickelung des Verbalbegriffs und seines Ausdruckes in der Form _ aus dem Nomen. In keiner mir bekannten kaukasischen Sprache liegt sich wahres Verbum und wahres Nomen durchgängig so ‚nahe, wie hier; daher sich diese Sprache vorzugsweise dazu eig- net, diesen wichtigsten Schritt in der Sprachentwicklung über- haupt, auf das genaueste zu erforschen. Auch die Aegyptische Sprache nimmt einen ähnlichen Standpunkt ein in der kaukasi- schen Sprachenkette, doch nicht mit dieser Bestimmtheit und Durchschaulichkeit, wie die Beg’a-Sprache, die überdies durch "ihren Formenreichthum schon allein als ein wichtiges Glied an- ' erkannt werden muls. Sie besitzt ein durchgebildetes Passivum, in welchem wie im Aktivum ein Präsens, ein Futurum, zwei, 386 eigentlich drei Präterita, zwei Participien, ein Imperativ für 2. | und 3. Person und ein Infinitiv unterschieden werden; dazu kommt noch eine besondere Negativ- Conjugation; aufserdem wird das doppelte Geschlecht in allen Theilen der Sprache voll- ständiger durchgeführt als in irgend einer andern mir bekannten Sprache. ‘Die beiden Charakter -Buchstaben des Mask. und Fe- mininum sind dieselben wie im Aegyptischen und wie ursprüng- | lich, wenn ich richtig in einer früheren Abhandlung nachgewie- | sen habe, im ganzen kaukasischen Sprachstamme, nämlich‘ (statt p) und + (der Laut p fehlt ihnen überhaupt, wie ursprünglich auch der Geez-Sprache, dagegen haben sie 4 ungewöhnliche: Laute, darunter die Lingual-Reihe der Sanskrit-Sprache). Zu- gleich ergänzt sich hier auf das befriedigendste in lebendiger: Sprache, was ich für die todte Aegyptische nur erschliefsen konnte. Im Aegyptischen erscheint nämlich p und # als vorge- setzter männlicher und weiblicher Artikel, aber nur -2 als weib- liche angehängte Flexion; -p als ursprünglich männliche Flexion mufste supponirt werden; im Beg’anie erscheint sowohl - als -2 als Flexion, dagegen nur # auch als Artikel; 6, der ursprügliche männliche Artikel, ist zu ö geworden, wie auch im Koptisch- Aegyptischen häufig. Überhaupt ist es auffallend, wie breit sich gleichsam das weibliche Geschlecht in dieser Sprache macht, gleich als ob sich auch in der Grammatik hätte abspiegeln wol- len, was wir bei den Aethiopischen Völkern, seit den ältesten bis auf die neuesten Zeiten, in ihrer Lebenssitte wiederfinden, ich meine den eigenthümlichen grofsen Einfluls, den sie dem weiblichen Geschlechte im öffentlichen und häuslichen Regimente eingeräumt haben. Leider werde ich für jetzt an der weiteren Erforschung dieser Sprache durch andere dringende Beschäfti- gungen verhindert, und bin genöthigt, den für diese Zwecke ganz ungewöhnlich brauchbaren Bischari'b "Ali, den ich von Korusko hierher mitgenommen hatte, wieder zu entlassen. Zwar habe ich den wichtigsten Theil der Untersuchung abgeschlossen, doch‘ würde selbst die in’s Einzelnste gehende Erforschung dieser Sprache der Mühe lohnen. Denn die Beg’a-Sprache gewinnt noch eine viel höhere Bedeutung für uns, wenn wir sie, wie ich nicht zweifle, als die Sprache des blühenden Mero&@, mithin als diejenige Sprache 387 - nachweisen können, welche vor allen andern Anspruch hat, die " Aethiopische genannt zu werden, so wie ferner als die Sprache der zahlreichen Inschriften, von denen ich wohl an 100 gesammelt habe, und welche sich auf den Monumenten von Me- ro@ als zu den Darstellungen gehörig, dann aber einzeln als - Grab- oder Gedächtnils-Inschriften an vielen Orten des Niltha- _ { les, bis nach Philae herab, finden. Nur das Volk und die Sprache - der Nuba könnte man hier noch versucht sein in Betracht zu ziehen, da noch jetzt in einem grolsen Theile des Aethiopischen " Nilthales, in welchem jene Inschriften vorkommen, Nuba wohnen, da früher die Nubische Bevölkerung, nach einzelnen Spuren zu schlielsen, vielleicht noch höher hinaufreichte, wenigstens Dar Schaigie noch erfüllte und unter dem Namen von Nuba schon " seit geraumer Zeit ganz Aethiopien bis nach Abyssinien verstan- den wird; denn schon im 13. und 14. Jahrh. wird selbst Axum _ als eine der drei Haupt-Provinzen der Nubischen christlichen Kirche genannt. Doch abgesehen, dals die Nuba immer aus- _ drücklich von den Aethiopen unterschieden werden, ist auch die - Ausbreitung des Nubischens Namens sehr wohl von der Ausbrei- tung des Nubischen Volkes zu unterscheiden. Die Nubii waren ursprünglich ein westliches Volk; sie werden bei Strabo als von den Aethiopiern unabhängig genannt, und wohnen als ein grolses Volk in Libyen am West-Ufer des Nil, von unterhalb Mero& bis gegen Aegypten. Das Ost-Ufer wird in gleicher > Ausdehnung von den Megabari und Blemmyes eingenommen. Die Verbindungen der Nuba mit den noch weiter im Westen gele- | genen Ländern, namentlich Kordifal, scheint alt und dauernd ‚ge- wesen zu sein, wie die oben erwähnte Verbreitung ihrer Sprache > dahin zeigt. Dagegen scheint ihr Volk und ihre Sprache im Nil- thale nie sehr viel höher als jetzt herrschend gewesen zu sein; - höher hinauf werden die Spuren immer seltner, nnd dafs ihr Name sich im Mittelalter noch so viel weiter südlich verbreitete, - scheint sich lediglich auf die Nubische Kirche zuerst bezogen zu haben und dann nur auf die Länder übertragen worden zu sein. Der kataraktenreiche unschiffbare Theil des Nils zwischen Ka- singar (wenig oberhalb Barkal) bis zur Insel Mograt, in welchem sich der Nilstrom wieder zurück nach Südwesten wendet, scheint lange Zeit die natürliche Völkergrenze zwischen den Nuba und u g* 388 ‘den höheren Völkern gebildet zu haben. Sie vermischten sich in diesem Klippen-Gebiete mit den Beg’a redenden Stämmen, die sich jetzt für Araber aus Heg’äs eingewandert ausgeben, weil sie die Arabische Sprache angenommen haben, gröfstentheils aber die Nachkommen der Stämme des Reiches Mogra (Mezovgi«) sein mögen, welches nach Ibn Selim zwischen den Reichen Merys und ’Aloa lag, also im Norden ganz Dongola begriff, und im Süden bis Aboale „‚die Pforten” (soll also wohl Aboäb heilsen) reichte, welches ich für den Pafs der Gerri-Gebirge halte. Je- denfalls lag die Insel Mograt und der Fluls Mogran, der alte Astaboras, in ihrem Lande, welches daher auch die Insel Mero£, wenigstens den Theil, in welchem sich die alten Monumente fin- den, umfalste. Die Maköra oder Mogra werden von den Nuba "bestimmt unterschieden, obgleich eine Tradition den Nuba und Makorri ihre Stammväter Brüder nennt, und obgleich sie sich in Dongola und tiefer hinab, wo sie ursprünglich vorzugsweise das östliche, wie die Nuba das westliche Ufer bewohnt zu haben scheinen, vielfach mit den letzteren vermischt haben mögen. In Alt-Dongola, am Ost-Ufer, hatten sie einen Statthalter, und ihre Macht reichte meist bis nach Aegypten, da Tafa als eine ihrer Städte genannt wird; sie waren also damals das herrschende Volk in allen Nubischen Landen. Dieselbe grolse Ausdehnung eines einzigen Reiches, die sich wohl nicht leicht, in wenigen Jahrhunderten zweimal bei ver- schiedenen Völkern wiederholt haben möchte, müssen wir aber andrerseits, durch die Monumente bezeugt, in den ersten Jahr- hunderten unsrer Zeitrechnung dem Volke zuschreiben, dessen Könige in Mero@ die Pyramiden, südlich davon in Naga, Ben- 'Naga und Wadi Sofra, zahlreiche Tempel, aber auch in Napata, am Berge Barkal, Tempel und Pyramiden, den nördlichsten Tem- pel aber, der sich noch nachweisen lälst, und welcher von der- selben Königin und ihrem Gemahle gebaut wurden, deren Pyra- mide Ferlini in Mero& zerstört hat, in Amä’ra im Dar Sukot errichteten und mit Sculpturen und Hieroglyphen verzierten; des- sen eigenthümliche alphabetische Volksschrift aber, von der Ägyp- tischen sehr verschieden, sich in zahlreichen Inschriften bis an die Grenze Aegyptens wiederfindet. Es ist daher wohl mehr als wahrscheinlich, dafs das grofse Reich Mero&, welches seit Strabo 389 und Plinius nie mehr genannt zu werden scheint, kein anderes als das von den späteren Schriftstellern genannte, früher unbe- kannte Reich Mogra, Mokra, Makuria, Maraku ist. Dieses dehnte sich früher wahrscheinlich auch noch weiter gegen Süden aus, bis hier das immer mächtiger werdende Reich ’Aloa entstand, welches hauptsächlich die Sennar-Insel, zwischen dem blauen und weilsen Flusse, einnahm, dessen Hauptstadt Sü’ba aber am östlichen Ufer des blauen Flusses südlich vom Zusammenflusse der beiden Ströme gelegen war. Ibn Selim el Assuäni (im 10. Jahrh.) beschreibt die Pracht dieser Stadt, mit ihren vielen christlichen Kirchen und weitläuftigen Gebäuden, Gärten und Vorstädten, und noch jetzt liegen die ausgedehnten Backstein- Ruinen, welche ihren alten Namen Soba behalten haben, an dem bezeichneten Orte, eine halbe Tagereise oberhalb Kartum. Dafs aber auch der Name des Reiches ’Aloa sich noch jetzt für die Landschaft auf dem Ost-Ufer des blauen Flusses von Soba bis Abu Haras erhalten hat, war den früheren Reisenden entgangen. Im 10. Jahrh. scheint es sich nördlich nie weiter als bis Kartum oder wahrscheinlicher bis zu der natürlichen Grenze der Gerri-Gebirge, südlich dagegen bis an die Abyssi- nischen Gebirge ausgedehnt zu haben. Es bleibt noch übrig zu untersuchen, ob sich der Volks- stamm und die Sprache, welche in dem Reiche Mero@ oder Mogra herrschte, noch jetzt unter den lebenden nachweisen lasse, oder ob die Aethiopier von Meroe so völlig unter den später eingewanderten verschwunden sind, wie die Aegypter. Zur Rechtfertigung der oben ausgesprochenen Ansicht, dafs der Stamm und die Sprache der Beg’a des Mittelalters, der heutigen Bischa- ri’ba, im Reiche Mogra herrschten, scheint mir Folgendes hin- zureichen. „Ehedem, berichtet Ritter nach Ibn Selim, hatten die Bedjas einen gemeinsamen König, der im Gezira Bedja d.i. zwischen Akbara, Mogren und Nil zu Hedjer (?) wohnten.” Sie salsen also auf der Insel Mero&, und dafs sie auch die Stadt Mero& inne hatten und statt Hedjer wohl Bedjer zu lesen - sein dürfte, scheint mir durch den Namen sehr unterstützt zu werden, der noch heutzutage den 3 Dörfern, welche auf den Ruinen der Stadt liegen, gemeinschaftlich ist, aber auffallender _ Weise den früheren Reisenden entgangen zu sein scheint. Die- 390 ser Name ist Beg’erauie d.i. Beg’er oder Bedjer mit der No- minalendung -auie, und umfalst die 3 von Caillaud gekannten Dörfer Marü’ga, Dange’leh und E’Sür, die sich von Süden nach Norden folgen und unter einander fast zusammenhängen; darauf folgen in geringer Entfernung noch die beiden Dörfer Gallah nnd El Gues, welche wieder den gemeinschaftlichen Namen Ch’a- bi'ne (ch’= ghain) führen. Die ganze Ebene, welche in einer Aus- dehnung von 3 Stunden und in einer Breite von #4 Stunde süd- lich von Gebel Gabuschie, nördlich von G. Omarä’b, östlich vom G. Tarabil d.i. vom Gräberberge, auf dem die Pyramiden liegen, umschlossen wird, heilst jetzt E’Sur. Der Name der Beg’a hat sich ferner in dem grölsern Orte Bedjem, 3 bis 4 Tagereisen unterhalb, in der Provinz Röbatüt erhalten, und Bedjrasch hiefs, nach Ibn Selim auch der Hauptort und die Residenz der Ober- häupter von Merys d.i. von Unter-Nubien. Auch das Reich ’Aloa, welches durch den Verfall des Reiches Mero@& oder viel- mehr durch die Verlegung seiner Hauptmacht nach Osten, wo die Beg’a damals an den Küsten des rothen Meeres den bedeu- tendsten Einfluls auf den Welthandel nnd eine Zeit lang sogar die Oberherrschaft über die Arabische Küste besafsen, grols ge- worden zu sein scheint, hatte zur Hauptbevölkerung wahrschein- lich auch einen Zweig des grolsen Beg’a-Volkes, welches Bakui (um 1400) ausdrücklich ein Aethiopisches nennt. Denn obgleich in Aloa auch arabische Moslemin und wie es scheint auch heid- nische Neger untermischt salsen, so wird doch von Ibn Selim namentlich berichtet, dafs die Beg’a auch einen Theil der Halb- insel Aloa, d. i. der Sennar-Insel, bewohnten. Die christlich Aethiopischen Inschriften, die wir aus den Ruinen von Soba mit- bringen und deren Alphabet mit geringen Eigenthümlichkeiten dem Koptischen nachgebildet ist, dürften daher auch keine an- dere als die Beg’a-Sprache enthalten, und sich zu den demoti- schen Inschriften von Meroe aus den ersten Jahrhunderten unsrer Zeitrechnung, ganz wie die koptischen zu den ägyptisch-demo- tischen verhalten. Eine andere Spur der einst in diesen Gegenden herrschen- den Beg’a-Sprache sind die vielen hier vorkommenden Namen von Orten und Stämmen mit der Endung -ä@ oder -£, welche ganz der Beg’a-Sprache eigenthümlich ist; es ist hier die ge- 391 -wöhnliche maskulinische Endung der Nomina, die sich in keiner der übrigen bekannt gewordenen Sprachen wiederfindet. Daher heilsen die Bis’ariin ( immer = sch) in ihrer eigenen Sprache Bisari'ba; unter den Bischari- Stämmen in Täka finden sich die Mitkenä’b und Sikuläb,; auch werden dort die Orte Adarlb, So- deräb, Gabarib, Gos Reg’ab, Gengerab; von Sennar nach Berber: Saba Dol@’b, Fereni’b, Gaminä’b, Gimeäb, Gurkäb angeführt; bei Mero& habe ich oben schon den Gebel Omara’b genannt; unter- halb Mero@ werden die Meirefiäb, Eabj’ab, Gubüräb, Adfadläb, Rehamäb, Suektab, Enkreäb, Algueb, Kudruäb und Gebel Ger- gereb angeführt; am Atbara oder Mogran wohnen die Hammadäb; endlich sind mir in Dar “Schaigie als Arabertribus die Gemeäb, Kadanga’b, Sauera’b, Aida’b, Hannika’b, Galaha’b, Tulbera’b, Hau- as'a'b, Nafaa’b, Hamda’b, Robata’b (sonst Robatä’t genannt), Me- refab, “Sadera’b, Hassana’b, Adlana’b, Amrab, Ubuda’b Omara’b, Bauda’b nebst den einzelnen Orten, in denen sie jetzt wohnen, unter vielen andern genannt worden. Auch die Nubische Sprache bedient sich zuweilen dieser Endung -45, aber lediglich für Stammbezeichnungen, da sie für andere Nomina diese Endung nicht kennt; daher auch die Dauda’b, Mundula’b, Bisirgina’b, Ha- sema’b in Derr, die Abras’a’b in Ibrim u. a. noch den Einflufs der auch einst hier neben dem Nobi’nga gesprochenen Beg/a- Sprache bezeugen. Angenommen aber, dafs die hier dargelegten Ansichten und Kombinationen im wesentlichen richtig sind, und wir in der schön gewachsenen, glänzend braunen, mit edlen fast Europäi- schen Gesichtsformen und einer reichen Sprache begabten, im übrigen aber armseligen und zerstreuten, jüngst noch in Taka fast unter unsern Augen tief gedemüthigten Hirten-Nation der Bisiari'ba die ächten Nachkommen der Meroitischen Aethiopier aufgefunden haben, so entsteht die neue Frage, ob es denn auch dasselbe Volk war, auf welches der alte Ruhm Aethiopischer Macht und Bildung zurückzuführen ist, von welcher, nach ver- breiteter Tradition, selbst die Aegypter sich als Erben angesehen haben sollen; ob es dieses Volk war, dals nach den alten Nach- richten so gleiche Sitten und Gebräuche, so gleiche Schrift und - Sprache und Kunstbildung besals, dals es wie ein nahverwandtes Brudervolk auf gleichem Stamm erwachsen schien, und welches 392 ebendaher mit Leichtigkeit geben und aufnehmen konnte, was diesseit und jenseit der Katarakten im Laufe der Zeiten erfunden und ausgebildet wurde? Weit entfernt, diese wichtige Frage durch die früheren Beobachtungen gelöst zu sehen, scheinen sich neue Schwierigkeiten zu erheben. Denn das Beg’anie erweist sich hei näherer Betrachtung, ohne seine Grundverwandschaft zu verläugnen, doch als dem Aegyptischen sehr ferne stehend, na- mentlich in lexikalischer Beziehung. Wörter wie ejam, das Wasser, altäg. iuma, kopt. soar; Aata, das Pferd, altüg. Azer, kopt. oro, stehen sehr einzeln und nicht einmal die Zahlwörter stimmen überein, aufser in se, hundert, kopt. ıye; aber auch die Grammatik hat sich viel zu eigenthümlich ausgebildet, um selbst bei der unwahrscheinlichen Voraussetzung grolser Veränderung im Laufe der Zeiten annehmen zu dürfen, dafs sie in historischer Zeit noch den Aegyptischen nahe genug gestanden habe, um die genannte Meinung zu rechtfertigen. Diese muls aber, wie mir scheint, jetzt auch deshalb entschieden aufgegeben werden, weil sich bei der aufmerksamsten Durchforschung Aethiopiens von einem Ende zum andern nicht die leiseste Spur alterthümlicher ächt äthiopischer Reste jener vorausgesetzten Urbildung haben entdecken lassen. Die Meroitischen Monumente und die einzeln im Nilthale bis nach Ama’ra von denselben Königen gleichzeitig errichteten Tempel sind die einzigen, welche in gewissem Sinne ächt äthiopisch genannt werden können, und selbst dieses würde in anderem Sinne geläugnet werden müssen. Und gerade diese Denkmäler gehören, wie dies jetzt mit vollkommenster Gewils- heit und ohne Ausnahme behauptet werden kann, einer sehr spä- ten Zeit an, gehen nicht über die ersten Jahrhunderte unsrer Zeitrechnung zurück, und sind daher nach dem Verfalle des Aegyptischen Reichs und der Aegyptischen Kunst errichtet, statt ihr vorauszugehen. Alle älteren Denkmäler Aethiopiens sind entweder von Aegyptischen Herrschern, unter Aegyptischer Herr- schaft und durch Aegyptische Künstler, oder von dem Aethio- pischen, d.h. über Aethiopien als abgesondertes Reich herrschen- ‘den Könige Tahraka und seinen nächsten Nachfolgern, gleichfalls in rein ägyptischen Kunststile ausgeführt worden. Von einer Äthiopischen Kunst, mit Ausnahme jener späten, aber gleichfalls abgeleiteten Meroitischen Epoche, kann also ferner nicht mehr 393 die Rede sein; nur von einer Aegyptischen Kunst in Äthiopi- schen Landen. Darum ist aber den alten Traditionen über Äthiopische Ci- vilisation und Einflufs auf Ägyten nicht aller Grund und Boden abzusprechen; vielmehr scheinen sie sich befriedigend aus der Ägyptischen Geschichte selbst und aus den Ägyptischen Monu- menten Athiopiens, nur in anderem Sinne, zu erklären. Der ' Name Athiopien wurde zu allen Zeiten im allgemeinen von den Ländern jenseit der Katarakten von Assuan gebraucht, weil wahr- scheinlich in historischer Zeit von jeher der Ägyptische Volks- stamm sich nicht höher hinauf ausbreitete, sondern dort an anders \ redende, hraunere, zu anderer Zeit aus Asien eingewanderte, wenn nicht gar zunächst an Negerstämme grenzte. Der angrän- zende Landstrich, das Thal bis Wadi Halfa, ward aber schon früh, bereits im alten Reiche, von den mächtigen Pharaonen der 12. Dynastie unterworfen. Die in Wadı Halfa von Ricci ent- deckte, jetzt in Florenz befindliche Stele feiert einen Sieg des Sesuatesen I. über jenes Land, und wenn auch dieser Zug, da sich sonst keine weitere Spur aus seiner, noch aus der Zeit seiner beiden Nachfolger darüber findet, nur ein vorübergehen- der Sieg gewesen sein sollte, so setzen doch zahlreiche Monu- mente aulser Zweifel, dals Sesuatesen III. dieses Land, und _ zwar noch höher hinauf, wenigstens bis Semne und Amada, in die Klippen- und Katarakten-Region hinein, dauernd unterwarf. Es finden sich häufige Inschriften aus seiner und der nächstfol- genden Zeit, und bei den Katarakten von Semne auf beiden Ufern grolsartige Eestungswerke von ihm angelegt. Er wird deshalb in noch weit späterer Zeit von Königen des Neuen Reichs als Eroberer dieses Landes göttlich verehrt, ihm ist als contemplarischen Gotte der Tempel von Semne von Tatmes II. geweiht, und sein stehender Beinamen auf den Monumenten ist: „Herr von Pet (oder Phet d. i:. Phut Libyen, durch einen ge- wissen, jenen Völkern eigenthümlichen, Bogen ausgedrückt, dessen Aussprache durch Varianten desselben Namens in Abu Simbel gesichert wird). Die Macht und Blüthe jener gröfsten Dynastie des alten Reichs ward aber plötzlich durch den siegreichen Ein- fall der Hyksos in Unter- Ägypten unterbrochen. Der reichste Theil des Landes ward ihnen entrissen und ihre Herrschaft nach 394 dem Süden zurückgestaut, wo ihnen, nach dem Zeugnisse der Monumente, wenigstens in der ersten Zeit, die T'hebanische Landschaft und der eroberte Theil Ätbiopiens blieb. Ja wir müssen nach den vorhandenen Spuren annehmen, dafs sich ihre Macht noch weiter gegen Süden ausdehnte, während der Norden unter der Fremdherrschaft war, denn wir finden Monumente der 13. Dynastie bis nach der Insel Argo, woraus wir schlielsen ' dürfen, dals sie ganz Dongola unterworfen hatten. So beherrsch- ten diese Könige in der That viel mehr Äthiopisches als Ägyp- tisches Land, besafsen dasselbe Äthiopische Reich, wie König Tahraka und seine Nachfolger, und ein grölseres vielleicht als der Äthiopische König Ergamenes. Wenn ihnen daher, wie es wahrscheinlich ist, später für Zeiten sogar Theben durch die Hyksos entrissen wurde, so hatten diese Könige in der That mehr Recht auf den Titel Athiopischer, als Agyptischer Könige. Dazu kommt, dals diese südliche Herrschaft der Ägypter wäh- rend der Hyksoszeit sich später in mehrere kleinere Reiche zer- spaltet haben muls, von denen nothwendig der gröfsere Theil lediglich in Äthiopischen Landen lag. Auf Äthiopien, d. h. auf die Macht dieser Ägyptischen Könige, welche über Äthiopische Völker herrschten, mulste sich daher vorzugsweise die Theba- nische Macht stützen, als sie den grolsen Freiheitskampf im An- fange der 18. Dynastie im 17. Jahrh. v. Chr. gegen die Hyksos begann und nach grofser Anstrengung glücklich auskämpfte. Die Verschiedenheit der Agyptischen und der Athiopisirten Elemente jener südlichen Reiche, deren Wiedervereinigung den damaligen grofsen Herrschern die Kraft verlieh, den Krieg gegen die nörd- lichen Eindringlinge mit Erfolg zu führen, liels aber noch lange Zeit ihre Spuren in der Geschichte jener Dynastieen zurück, und bot sehr wahrscheinlich die Hauptveranlassung zu den vielen Erb- folge -Streitigkeiten, welche unmittelbar nach der gänzlichen Ver- treibung der Hyksos ausbrachen, und diesem bisher noch sehr dunkel gebliebenen Theile der Ägyptischen Geschichte eben so viel Interesse verleihen, als ihrer Erforschung Schwierigkeit be- reiten. Auch Äthiopisches Blut hatte sich mit dem Ägyptischen gemischt; in der 15. Dynastie kommt sogar ein Negerkönig vor, und die Ägyptischen Frauen der Thebanischen Dynastieen wur- den von jetzt nicht selten auf den Monumenten wie die Äthio- 395 pischen röthlich statt gelb gemalt; das Haupt der 18. Dynastie, Amenophis I. und seine Frau, werden sogar zuweilen als Athio- pischer Herkunft schwarz dargestellt. Es begreift sich nun aber, wie damals der Athiopische Ruhm auf seinen Gipfel steigen und dem Ägyptischen zur Seite stehen mufste, wie jene Könige, na- mentlich der Hyksos selbst, als Äthiopier erscheinen mulsten, weil sie aus Äthiopien mit ihrer Macht hervorbrachen. Von jener Zeit und aus jenen Verhältnissen glaube ich daher, dafs der hohe Äthiopische Ruhm, hauptsächlich durch die Vermittlung der Hyksos und der Asiatischen Küstenvölker, zu den nördlichen ‚Völkern gedrungen ist; und’ es schreibt sich aus jener Zeit viel- leicht noch her, dafs die Jonier nur das Delta, d. h. den von . den Asiatischen Völkern vorzugsweise besetzten unteren Theil Ägypten zu nennen pflegten. Es ist überhaupt nicht denkbar, dals aus noch älterer Zeit, als seit dem Einfall der Asiatischen Völker nach Ägypten, oder vielmehr seit ihrer Vertreibung, Nach- richten über Ägypten und Äthiopien zu den Vorältern der Grie- chen gedrungen sein sollten; deutlicher weisen die Ursagen der Griechen erst auf die noch spätere Glanzperiode Ägyptens unter Ramses - Sesostris im 13. und 12. Jh. hin. Damals stand aber Äthiopien schon seit 1000 Jahren unter Ägyptischen Königen, und war, wie ich angeführt habe, 500 Jahre lang, während der Hyksos-Herrschaft in Unter- Ägypten, gleichsam ein Reservoir für die Ägyptische Macht und Bildung geworden, aus welchem sie, nach der Zeit der Erniedrigung, mit erhöhtem Glanze wie- ' der ganz Ägypten erfüllte, und noch weit über dessen Grenzen hinausging. In diesem Sinne wurde Äthiopien, wenn auch nicht die Urquelle der Ägyptischen Civilisation, doch die Quelle sei- ner Regeneration, welche von den damals um Ägypten herum erwachenden, zum Theil erst durch sie erweckten Völker, wohl ‘ für die erste Blüthe gehalten werden konnte. Während der ganzen 18. und 19. Dynastie, der Blüthezeit des neuerstandenen Ägyptischen Reichs, unter welcher sein Ruhm - die damalige Welt erfüllte, blühte zugleich die Ägyptische Kunst in Äthiopien bis zum Berge Barkal, wo sich später Napata, die Residenz des Tahraka, erhob. Schon von Tatmes I. an finden sich Gedächtnifsinschriften in den grofsartigen Steinbrüchen von - Tombos, deren Lage die geeignetste war, um den fruchtbaren 396 Landstrich des heutigen Dongola mit granitenen Monumenten zu versorgen. Ramses der Grolse, wenn nicht schon Amenophis III. was zweifelhaft bleibt, errichtete den ersten Tempel beim Berge Barkal, der seitdem, wie die Inschriften ‚bezeugen, „der heilige Berg” genannt wurde. Bald nach der Regierung des dritten Ramses, des Hauptes der 20. Dynastie, trat Schwäche im Ägyp- tischen Reiche ein, und seine Herrschaft über Äthiopien hat wenig Spuren aus jener Zeit zurückgelassen. Nur in Anibe, etwas südlich von Ibrim, am Westufer, findet sich das Felsen- grab eines Ägyptischen Beamten unter Ramses V., und in Ku- ban (Contra Pselcis) zeigten sich unter den Ruinen viel älterer bisher noch unbekannter Tempel aus der 18. und 19. Dynastie auch die Schilder von RamsesX.. Seitdem wuchs die Macht der einheimischen Aethiopen mit der zunehmenden Schwäche der Aegypter, obgleich sich keine Spuren einer eigenen Kunst- thätigkeit finden, da die Aegyptische selbst in der langen Zeit Aegyptischer Herrschaft noch immer nicht national geworden war. Um diese Zeit scheint sich Aethiopien von Aegypten wie- der losgerissen zu haben, obgleich es sehr wahrscheinlich ist, dafs der herrschende Stamm, dafs namentlich die Königsfamilien Aegyptischer Herkunft waren. In der 22. Dynastie zieht ‘Se- ‘senk = Sesonchis, der Sesak der Bibel, mit Aethiopischen Hülfs- truppen gegen Jerusalem und Osorkon, unter dem Namen des Aethiopiers Zarah gegen Juda. Gegen Ende des 8. Jh. nimmt der Verfall des Aegyptischen Reichs so überhand, dals es zum zweitenmale von Aethiopien aus regenerirt werden muls. Es wird von “Sa'bak = Sabakon erobert und bleibt 56 Jahre unter Aethiopischer Herrschaft. Nach ihrem Rückzuge folgt unter den Psammetichen die letzte Aegyptische Blüthe. Tahraka, der 2. Nachfolger des ‘Sabak, kehrte, nach den Schriftstellern sogar frei- willig, nach Aethiopien zurück und erwählte sich Napata zur Re- sidenz. In seinem Gefolge zieht wieder die Aegyptische Kunst in Aethiopien ein, während sich aus der Zeit seiner unmittelba- ren Vorgänger nichts findet. Er läfst durch Aegyptische Künst- ler in Ibrim, in Semne bauen, und schmückt den heiligen Berg Barkal mit grofsartigen, aber rein Aegyptischen Tempeln, die mit der gewöhnlichen Pracht Aegyptischer Tempelsculpturen und bieroglyphischer Inschriften in Aegyptischer Sprache, den be- ’ 397 kannten Aegyptischen Göttern geweiht, bedeckt sind. Wer könnte vor diesen Tempeln noch zweifeln, dals der Aethiope Tahraka Aegyptischen Stammes war. Es geschah ohne Zweifel in Folge des Rückzugs des Königs Tahraka nach Aethiopien, dafs unter seinem unmittelbaren Ägyp- tischen Nachfolger Psametichos I. (denn dafür glaube ich ihn, gegen die bisherige Annahme, nach meinen geschichtlichen Un- tersuchungen halten zu müssen) die 240,000 streitbaren Aegyp- ter, nach Aethiopien auswanderten. Die höchst merkwürdige griechische Inschrift am linken Fulse des zweitsüdlichsten Kolosses von Abu Simbel, die schon längst bekannt, aber, wie mir scheint, noch zu wenig beachtet worden ist, giebt sich als von den Jo- - nischen Söldnern des verfolgenden Psametich verfalst. Sie hat von uns wieder aufgefunden und neu ausgegraben werden müssen, und läfst bei der aufmerksamsten Untersuchung äufserlich keinen Zweifel aufkommen, dafs sie nicht das sei, wofür sie sich giebt, obgleich schon die paläographischen Formen für eine Inschrift des 7. Jh. v. Chr. überaus bemerkenswerth sind. Mit Unrecht hat man daraus geschlossen, dals der alte Name von Abu Simbel Kigzıs gewesen sei. Ich bringe Ihnen, Hr. Geh. Rath, einen genauen Papierabdruck der Inschrift mit, und ich bin begierig, Ihre Ansicht darüber und namentlich auch über einige Dunkel- heiten der 3. und 4. Zeile zu erfahren, die mir wenigstens aus Ihren Werken, wo sie ohne Zweifel schon ausgesprochen ist, - nicht gegenwärtig ist. Die ausgewanderten Aegypter wurden von Tahraka gut em- pfangen und mit Land versorgt. „Seitdem, sagt Herodot, be- gannen sich die Aethiopier zu entwildern.” Das ist nun hier - vom Volke selbst gesagt, auf welches eine so bedeutende Ein- wanderung, die keinesweges nur von der Elephantinischen Grenz- _ wache ausgehen konnte, sondern wahrscheinlicher mit der im ganzen Lande ungern gesehenen Bevorzugung der griechischen Söldner zusammenhing, in der That bedeutenden Einfluls ausüben mulste. Auch sehen wir, seit jenen Ereignissen, eine geraume Zeit hindurch unter den Aethiopischen Nachfolgern des Tahraka die Aegyptische Kunst blühen, und so weit im Volke Wurzel fassen, dals sie ohne fernere nachweisbare Einwirkung von Ägyp- ten aus, freilich zuletzt in erschreckender Entartung, sich bis 398 \ in die ersten Jahrhunderte unsrer Zeitrechnung fortpflanzen konnte. Cambyses scheint nicht weiter als bis Napata vorgedrungen zu sein; dies und nicht Mero@ war damals die Residenz der Aethiopischen Könige, und blieb es ohne Zweifel noch lange; ja selbst als Mero@ zur Residenz erhoben worden war, blieb der heilige Berg von Napata ein Gegenstand der Verehrung, und wurde noch mit neuen Tempeln geschmückt in der späten Zeit der Meroitischen Blüthe. Nun ist aber schon oben erwähnt worden, dafs in Mero&@ keine Spur älterer Kunstübung, wie sie damals in einer Residenz vorauszusetzen war, zu entdecken ist, als höchstens vielleicht bis in das 1. Jh. v. Chr. zurück. Wie koumt es daher, dafs Herodot, welcher unter persischer Herr- schaft in Aegypten reiste, ein und ein halbes Jahrhundert nach der Regierung des Tahraka, nichts von Napata, seiner und seiner nächsten Nachfolger glänzenden Residenz, und auf die viel höher gelegene, von den Persern sehr wahrscheinlich nie betretene, damals noch völlig monumentenlose Stadt Mero& (er spricht von keiner Insel) soviel Gewicht legt? Ohne hier auf diese schwierige Frage weiter eingehen zu können, will ich doch vor- läufig bemerken, dafs mir das Herodotische Mero@ bei Meraui am Berge Barkal gelegen zu haben scheint, und nicht wie die Stadt des Strabo, auf der Insel des Astaboras.. Diodor ver- mischt beide. Erkamen = Ergamenes stürzte, wie es scheint, nicht die Prie- sterherrschaft auf der Insel Mero&, sondern in Napata. Da sich keine Bauten von ihm, wie dies unter solchen Verhältnissen na- türlich ist, in Napata finden, sondern nur in Dakke, dem alten Pseleis, nahe an Aegypten, so mag er sich hierher aus den obern Theilen seines Reichs zurückgezogen haben; auch sein Nachfolger oder Vorgänger Atechra’men hat nur ein Bauwerk in Debot, noch unterhalb Dakke, zurückgelassen. Mit ihm scheint dieses Reich aufgehört, und wenigstens dem Aegypten zunächst gelegenen Theile nach, auf die Ptolemäer vererbt zu haben, welche an den Tempeln beider Aethiopischer Könige fortbauen. Noch von Ptolemaeus Philadelphus, dem Zeitgenossen des Ergamenes, ward ein Kriegszug gegen Aethiopien unternommen mit einem Grie- chischen Heere (Diod. I, 37.), von welchem viele der Inschriften un. 399 in Abu Simbel herzustammen scheinen. Auch die Elephanten- und Straufsen-Jäger. die sich daselbst angeschrieben haben, zo- gen in jener Zeit (Strabo XVII. pag. 789.) nach dem höheren Süden vorüber, obgleich die Herrschaft der Ptolemäer nie über den Dodekaschoinos hinausgegangen zu sein scheint. Auch die Römischen Kaiser herrschten nicht weiter. Die Festung Primis, welche schon jenseit lag, ward unter Augustus durch Petronius nur vorübergehend besetzt. Dieser Feldherr, dessen Zug Strabo beschreibt, ging dann noch höher bis Napata hinauf, welches noch immer, als Residenz der Könige, Kandake genannt wird, obgleich der neue Insel-Staat nun sich schon gebildet haben mulste, dessen Blüthe aber, den Denkmälern nach, noch später fallen mulste. Ob Napata und Meroe damals eine Zeit lang, als Sitze verschiedener Könige, neben einander bestanden, oder der Reichssitz nur von Napata nach Meroe verlegt wurde, bleibt da- hin gestellt; dafs aber Napata in den nächsten Jahrhunderten un- ter derselben Herrschaft wie Meroe stand, beweisen die Denk- mäler. So viel über die Geschichte der Aethiopischen Völker und - Könige. Was die Monumente von Darstellungen und Inschriften - darboten, ist, der Neuheit und Wichtigkeit der Sache wegen, - vollständig ausgezeichnet worden. Die beiden Brüder Weiden- bach haben in Meroe das bedeutende Material mit gröfstem - Fleilse allein bewältigt, da Hr. Erbkam genug mit der sorg- fältigen Aufnahme der Pläne zu thun hatte, und uns die schon in Unter-Aegypten entgangene Hülfe des Hrn. Frey erst in Barkal durch Hrn. Georgi wieder ersetzt wurde, welcher den Muth gehabt hatte, uns allein mit einem einzigen Diener bis an - die südliche Grenze von Dongola entgegen zu kommen.— Die ganze Lokalität (bei Semne und Kumme) ist in mehr _ als einer Hinsicht sehr merkwürdig. Sie ist unter dem Namen der Katarakte von Semne bekannt; Semne heilst aber nur die alte Festung auf der Westseite; die auf dem Ost-Ufer gegen- überliegende Burg mit dem in einiger Entfernung südlich davon - gelegenen ärmlichen Dorfe keilst Kumme, ein, wie es scheint, - bisher noch unbeachteter Name, den ich aber in einer halbarba- rischen Inschrift am Tempel von Semne, in welcher CAMMINÄA | und KOYMMOY neben einander stehen, wiedergefunden zu 400 haben glaube. Beide Festungen liegen sich gegenüber auf hohen steilabfallenden Fels- Ufern, welche den Nil hier auf einen en- gern Raum zusammendrängen, als mir irgend wo sonst erinner- lich ist. Hr. Erbkam, der einen beide Ufer umfassenden Ge- sammtplan aufgenommen hat, fand nur 380 metres für die ganze ‚Breite des Flusses. Dieser Umstand ward von dem ersten Er- oberer dieses Landes, Sesuatesen III., benutzt, auf beiden Seiten die Erdhöhen mit grofsartigen Festungswerken zu umgeben, welche den Flufs vollkommen beherrschten, deren nähere Be- schreibung ich aber hier übergehe. Sein unmittelbarer Nach- folger, Amenemha III, der Möris der Griechen, welcher sich vorzüglich viel mit der Regulirung der für sein Land so äufserst wichtigen Bewässerung beschäftigte, welcher die ungeheure An- lage des künstlichen, bis in die neusten Zeiten so auffallend ver- kannten Sees in Fayum als Wasser-Reservoir für die unteren Landschaften, mit bewunderungswürdigem Unternehmungsgeiste ausführte, und dessen Arbeiten für das Land in dieser Beziehung ohne Zweifel durch regelmäfsige Aufzeichnungen, deren Diodor erwähnt, bis in die spätesten Zeiten so bekannt und wichtig blie- ben, dafs nach dem Herodot die Nilhöhen aus der Zeit des Mö- ris angegeben wurden: benutzte diese günstige Lage dieses jüngst erworbenen Passes, um die Schwellung des Nils sogleich beim Eintritt des Segen oder auch Verwüstung bringenden Stromes in sein Reich, zu messen, um durch die schnell nach unten ge- sendeten Nachrichten die nöthigen Mafsregeln schon vor dem Eintreffen der Fluth mit Sicherheit zu nehmen. Die höchste Höhe, zu welcher hier der Flufs im Jahre stieg, ward dann auf den Felsen, oder auf einem Blocke der festgefügten Unterbauten der Festung durch die Angabe des Regierungsjahres aufgezeich- net. Und so haben sich jetzt noch die Angaben der Nilhöhe aus 13 verschiedenen Jahren seiner und 5 der beiden folgenden Regierungen, auf welche zugleich dadurch unerwartetes Licht geworfen wird, erhalten. Die Inschriften sind alle gleich, kurz und einfach: „Ra en Hapi en renpe . .. .” „Mund oder Pforte des Nil im Jahre ... .” folgt das Rechnungsjahr und der Name des regierenden Königs. Dabei wird öfters die obere der bei- den einfassenden Horizontallinien noch besonders als die eigent- liche Höhenlinie des Wassers dadurch angedeutet, dafs sie mit eu. de zn Ä 401 vieler Sorgfalt mitten durch das heraufgerückte Anfangszeichen des Mundes durchgezogen ist. nnar co —> “ll sun DO mım Das Merkwürdigste der ganzen Sache ist aber, dafs sich aus den Messungen, die ich selbst mit möglichster Genauigkeit an den glühend heilsen Felswänden angestellt habe, unmittelbar das eben so unerwartete als sichere Faktum ergiebt, dafs im 30. Jahr des Königs Möris der Nil 8 metres d. i. an 25 Fuls höher stieg, als jetzt in den wasserreichsten Jahren, und dafs selbst die nie- drigsten aller Angaben, die auf der Westseite und unterhalb der - Katarakte sich findet, doch noch immer 3 m. oder 9 Fufs über der jetzigen höchsten Schwelle, und 12 Fufs über der Höhe mittelmäfsiger Jahre angezeigt ist. Ich denke über diese auffal- lende Erscheinung, welche ohne Zweifel mit dem jetzt durch ganz Nubien über den höchsten Wasserstand um 6 bis 12 Fuls erhabenen und daher nur durch Schöpfräder zu bewässernden Thalboden zusammenhängt, in Verbindung mit einigen andern darauf Bezug habenden Beobachtungen noch he Nähere an Hrn. Prof. Ehrenberg zu schreiben. Unter den Pharaonen der 18. Dynastie wurden auf beiden Burgen Tempel erbaut, in Semne von Tatmes IIL, dem Tetan und dem Könige Sesuatesen IIL, in Kumme von Tatmes II., Tatmes III. und Amenophis II., dem Gotte der Katarakten Chnu- mis. Hier im Tempel von Kumme wurde mir zuerst ein merk- würdiges, früher unbekanntes Faktum deutlich, dessen Spuren ich schon früher gefunden, aber nicht erkannt hatte. Es ist bekannt, dafs von den Schildern Amenophis III. das erste fast ohne Aus- nahme auf allen Monumenten zerstört oder verändert gefunden wird. Wilkinson (Manners et Cust. Vol.I. p.57) erfand eine sehr künstliche Erklärung dieser Erscheinung, indem er eine frü- here Doppelregierung zweier Brüder voraussetzte, und die Na- mensänderung nach der Auswanderung des älteren, den er für den Danaus der Griechen hält, geschehen liefs. Von Anderen ist mir keine Erklärung dieser allgemeinen und auffallenden Na- mensänderung bekannt. Es war mir aber schon in Theben, bei aufmerksamer Untersuchung der Monumente dieses Königs, deut- 402 lich geworden, dals der Name 4Amenatep des zweiten Schildes überall nicht. ein ganz neu aufgesetzter, sondern ein wieder- hergestellter Name war. Am.deutlichsten stellte sich das ganze Verhältnils in Soleb beraus, wo mir .kein Zweifel mehr blieb, dafs das Familienschild des Königs ursprünglich den Na- men AÄmenatep enthalten, dieser dann in Ranebma “verändert d. h. der Thronname wiederholt wurde, endlich aber der frühere Name Armenatep wieder hergestellt wurde. Es sind deutliche Beispiele aus der Zeit vor, während und nach dieser Periode vorhanden. Auf der Insel Sai zeigte sich das erste Beispiel, dafs auch der Familien-Name Amenophis II. über dem wie- derholten Thronnamen desselben Königs daraufgeschnitten worden war; und in Kumme fand ich ganz dieselben Phasen der Na- mensveränderung, durch unzweifelhafte Beispiele zu belegen, bei diesem Könige, die ich früher nur bei seinem zweiten Nachfol- ger, Amenophis II., gefunden hatte; der ursprüngliche Name Armenatep war in Ranateru, den Thronnamen, verwandelt, dann aber wieder hergestellt worden. Dals diese auffallende Erschei- nung zunächst keine dynastischen, sondern nur theologische Gründe hatte, geht. daraus hervor, dafs auf allen Denkmälern jener Zeit auch der Name und selbst die ganze Figur des Gottes Ammon, so oft sie nur erschien, vertilgt oder verändert und erst später wieder hergestellt wurde; und nur weil der Name des Ammon in den Namen jener beiden Könige vorkam, wurde der ganze Name dieser beiden Könige verworfen und verändert. Dasselbe geschah mit dem Namen des gleichzeitigen Gegenkönigs Ame- nanchtu, in welchem gleichfalls, wenn er nicht ganz ausgemeilselt ist, wenigstens das Wort Amen vertilgt ist. Die theologische Verfolgung des vorzugsweise Aethiopischen Gottes Ammon hatte wahrscheinlich ihren Grund in den damaligen, oben bewährten, historischen Verhältnissen, deren weitere Verfolgung hier aber nicht am Platze ist. Das Auffallendste ist jedenfalls die Wie- derholung derselben Verfolgung eines Gottes und derselben Re- aktion unter zwei verschiedenen Königen. Abu Simbel, welches durch französische Aussprache, ur- sprünglich englischer, ungenauer Orthographie, jetzt fast allge- mein unter dem hier zu Lande unverstandenen Namen Ihsambul bekannt ist, heifst eigentlich „Korn-Vater” von simbel die Korn- 403 ähre; weil den Vorüberschiffenden dort ein Mann aufzufallen pflegte, welcher in einer unzugänglichen, steil über dem Flusse schwebenden Felsen- Grotte, wie ein Wache haltender Tempel- hüter sitzend ausgehauen ist, und ihnen ein Korn-Mals vor sich zu halten schien, an die beneidenswerthen Zeiten erinnernd, wo die Priester dieser wunderbaren Felsentempel wohl gröfsern Reichthum an Feld und Vieh den jetzt versandeten und verarm- ten Ufern, die uns kaum mit den nöthigsten Lebensmitteln ver- sorgen konnten, abzugewinnen wulsten. Wir hielten uns dies- mal länger bier auf, und fanden noch manches nachzulesen, ob- gleich die französisch -toskanische Expedition hier schon viel ge- than hatte. Champollion nennt den kleineren nördlichen Tem- pel einen Hathor-Tempel, weil diese Göttin, mit welcher sich die Königinnen am liebsten zu identifisiren pflegten, eine Haupt- figur im Tempel ist. Er hatte die schwer leserliche Inschrift der Decke übersehen, welche sagt, dafs der Tempel von Ramses dem Grolsen seiner geliebten Gemahlin Nefru Ari mi Mut ge- weiht worden war, wie er den grofsen Tempel eigentlich sich selbst zu Ehren und sich gleichsam nur unter dem Namen seines göttlichen Vaters und Schutz-Patrons Ra leicht verbergend, er- baute. Ein anderes Beispiel eines Tempels, welcher einer Kö- nigin von ihrem Gemahl geweiht war, hatten wir schon in Se- deinga gefunden; der dortige, in malerisch aufgethürmten Ruinen liegende Tempel war von Amenophis II. seiner Gemahlin Tii geweiht. Ramses wurde in ganz Nubien besonders hoch verehrt, ünd erscheint hier in den Haupttempeln zu Abu Simbel, Derr, Sebüa und G’erf Hussön überall als contemplarischer Gott von sich selbst angebetet. Auch darin hatte er schon in Amenophis III. seinen Vorgänger gefunden, der sich vergöttert in Soleb selbst anbetet. Als vergötterte Könige pflegen sie dann den Mond-Diskus auf dem Kopfe zu tragen, wodurch sie mit Chensu, dem Sohne des Götterfürsten Amen-Ra und der Mut identifieirt werden. Als Sprofs dieses höchsten, in Nubien auch widder- - köpfig erscheinenden Gottes, pflegte er dann auch das Ammons- horn und das Ohr zu tragen, ganz wie es von Alexander dem Grofsen bekannt ist, welcher hierin nur dem Grofsen Ramses _ nachahmte, und seinerseits wieder die verschollene Sitte auf die Römischen Kaiser vererbte, welche wenigstens auf den Nubischen 9++ 404 Denkmälern sich selbst oder vielmehr ihren Schutzgott oder Ge- nius anbeten. ‚Die Vergötterung in diesem Sinne scheint über- haupt Aethiopische Sitte gewesen zu sein, daher sie auch nach Diodor von ihnen zu den Aegyptern gekommen sein soll. Auch begreift sich die so viel höhere Verehrung der Könige, wie sie in Nubien, in Vergleich mit Aegypten durchgängig gefunden wird, bei Königen eines den Landesbewohnern fremden und schon durch die Race über sie gestellten Stammes. Sie gab sogar Veranlas- sung zu einer ganzen Masse kleinerer interessanten Monumente, die sich vorzugsweise in Nubien finden, nämlich zu den Fels- groiten, welche von jedem neuen Nubischen Statthalter (der als solcher den Titel „Prinz von Kusch” erhielt, ohne jedoch wirk- licher Prinz zu sein) seinem Könige an verschiedenen Orten aus- gehauen und wie kleine Tempelchen geweiht wurden; eine Klasse, die bisher noch nicht erkannt worden war, und sich zunächst als eine Erweiterung der zahlreichen Proskynemen, welche gewöhn- lich in Form von einfachen Stelen, in gleicher Absicht in die Felsen eingehauen wurden, darstellt. Endlich zeichnet sich Unter-Nubien noch in der Kaiserzeit durch eine Anzahl neuer Götterfiguren aus, welche hauptsächlich dem Osiris-Kreise angehören, und von: denen ich nur den Merul von Kalabs’e erwähnen will, welcher in den hieroglyphischen Inschriften Sohn des Osiris und der Isis heilst, als eine Art Zwillingsbruder des Horus erscheint, und dessen Berühmtheit durch die unzähligen Proskynemen bezeugt wird, welche ihm von Aegyptern, Griechen und Römern, doch fast nur in Römischer Zeit an den freien Stellen der Wände angeschrieben ‚wurde. Auffallend ist hier nur die in der ursprünglichen hieroglyphi- schen Orthographie gar keinen Anhalt habende Verdrehung des Namens Merul zu Mandulis, die in allen Griechischen Inschrif- ten aufgenommen ist, und endlich durch diese Fremden so sehr zu Ansehn gelangte, dafs ich selbst in den hieroglyphischen In-, schriften, freilich nur in den allerspätesten mit Barberismen an- gefüllten, auch einmal wenigstens den Namen des Gottel Men- tul statt Merul geschrieben gefunden habe. Öfter noch heilst er in diesen spätesten hieroglyphischen Inschriften Sohn des Horus, welches gleichfalls nur der Griechischen Auffassung entnommen ist, welche den Mandulis mit Apollo identificirte. 405 Ich lege Ihnen, Hr. Geh. Rath, hier noch als Kuriosität eine späte griechische, aber wunderliche und mir wenigstens nur in einzelnen Worten und Phrasen verständliche Inschrift bei, die ich auf der äufseren Hinterwand der Cella des Tempels von Kalabs’e unter einem grofsen davorgefallenen Blocke entdeckt babe. Man fühlt sich um so mehr versucht, ihre schwierige Er- klärung immer von neuem zu versuchen, da alle Buchstaben bis auf wenige am Ende, so schön deutlich, grofs und reinlich in den Stein gegraben sind, dafs nirgends ein Zweifel über die Les- arten sein kann, und ein Papierabdruck kaum nöthig schien. Ich schliefse mit der Nachricht, dafs ich endlich auch den wahren Diodorischen Kanon der Proportionen des menschlichen Körpers, genau zu 21-- Theilen von der Sole bis zur Stirnhöhe } wieder aufgefunden habe, und zwar immer auf Monumenten aus - der Römischen Kaiserzeit, daher wir ihn den 4er oder Römi- schen Kanon nennen können, zum Unterschiede von dem Ka- non des Alt-Aegyptischen Reichs, welcher in 6 grölseren und mehreren Unterabtheilungen bestand, von dem 2!" des Neu- Aegyptischen Reichs, der sich aus jenem entwickelte und aus 18 gleichen Theilen bestand, und dem 3n Griechischen, ‚ welcher auf einer Eintheilung in 227 Theile bestand. Diesen Römischen Kanon fand ich zuerst in Kalabs’e unter halbfertigen ; Skulpturen des Kaiser Augustus, dann ebendaselbst im ersten Vor- hofe bei noch spätern Darstellungen ohne Königsschilder; end- lich mit genau derselben Eintheilung hier auf der Insel Philae auf Wänden mit Darstellungen aus der Zeit des Kaisers Anto- ninus. Überall sind die Quadrate der ersten Zeichnung noch ' sehr vollständig erhalten; ‘sie fangen von unten an, und das zu- gegebene Viertel ‚geht von der Nasenwurzel bis zur Stirnhöhe. _ Die vor Augen liegende Zeichnung der Quadrate überhebt jeder _ Nachmessung, die auch nie zu eben so richtigen Resultaten hätte führen können, weil häufg die Entfernung der Quadratlinien selbst etwas vom strengen Maafse abweicht, und beseitigt zu- ‚gleich alle Zweifel, ob der Ptolemäische Kanon zu Ombos etwa derselbe Kanon sein sollte; es ist ein anderer, und beweist nur, dafs man in jenen Zeiten des Verfalls der Aegyptischen Kunst und des Einflusses der unverstandenen Griechischen und Römi- ‚schen Kunst, die Ansichten über‘ die richtigste und 'passendste 1 406 Eintheilung öfter änderte sals früher. Diodor notirte sich auf sei- ner Reise den Kanon, wie er so eben als Ausdruck des neuesten Kunst- Geschmacks in Aufnahme gekommen war. Mit dem Wiedereintritt in Aegypten beginnt für unsre Reise wieder eine neue, die dritte und letzte Phase. Wir hatten die Übersicht des ganzen Nilthales allerdings in Wadi Halfa beschlos- sen, aber der Charakter des Landes und seiner Bewohner, wie auch der Monumente, wird erst von hier aus wieder ein ande- rer. Die grofse Armuth des Nubischen Landes und die Entfer- nung der Aegyptischen Hülfsquellen liels manches Reisebedürf- nils endlich lauter werden; unsere Vorräthe an Reis, Linsen, Zucker, Lichtern u. s. w. waren erschöpft; schon lange hatten wir kein frisches Brod mehr gegessen und uns mit Bisquit be- helfen müssen; die Autoritäten selbst liefsen uns zuweilen im Stiche, weil sie nicht schaffen konnten, was nicht vorhanden war. Von jetzt an wird unsre Reise in mancher Beziehung wieder erleichtert; wir sind wieder bei den Fleischtöpfen Aegyptens angekommen und glauben der civilisirten Welt wieder um ein gutes Stück näher gekommen zu sein. Zwar wird dies zugleich Ursache, dafs wir von hier aus einen treuen Freund und Be- gleiter, Hrn. Abeken, dessen freundlicher und einsichtiger Theil- nahme ich und wir alle viel Genufs und Förderung unsrer Zwecke verdanken, entbehren sollen, da ‚er uns nach Theben vorauseilen, uns dort nochmals erwarten und dann in Cairo bis zu unsrer Rückkehr einige Monate zu besondern Studien verweilen will; doch fühlen wir Alle, wie viel Ursache wir haben, Gott dank- bar zu sein, dafs wir bis hierher gesund und ohne Fährde mit reichen Schätzen an Erfahrung und wissenschaftlichem Material wieder zurückgekehrt sind. ’Arö yag r7s TowyAodvridos zar rav Erydrwv TS Aidıomias MegWv, dvrög aradiwv mevrarısyıÄlav zo Mevrazomiuw, oUre mreüser di TOO morauoü Egrdrov, oUre weeh mo gevSgvan, 1an TUYDUTE Bazırays 9 wavreiWs HEyarys FIvos Y,opy- yies (Diodor), das ist zu deutsch: „Denn vom Lande Habesch „und von den äufsersten Enden Aethiopiens, auf eine Strecke „von 300 Deutschen Postmeilen, ist es weder leicht zu Barke „zu fahren, noch zu Kameel zu reisen für einen, dem es nicht „etwa zu Theil wird, von einem Könige gesendet zu sein und „mit einer grolsen wohlausgerüsteten Expedition zu reisen.” 407 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Ferdinando de Luca, al terzo confesso de’ Dotti italiani in Fi- renze nel Sett. del 1841 Memoria. Napoli 1841. 8. ,„ nuovi Elementi di Geografia. Quinto Periodo di Geo-. grafia antica. 3a Ediz. Napoli 1843. 8, mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Neapel d. 15. Sept. d.J. Kunstblatt. 1844. No. 83. 84. Stuttg. u Tüb. 4. Manuel J. Johnson, astronomical observations made at the Radcliffe Observatory, Oxford, in the year 1842. Vol. 3. Oxford 1844. 8. Giuseppe Pomba, sul desiderio di una fiera libraria in Italia ete. Torino 1844. 8. 41. November. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Meineke las über griechische Inschriften. 14. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Eichhorn las über den Chur-Verein. Hr. Ehrenberg las einen Nachtrag zu seiner Mit- theilung im October über den Einfluls der mikro- skopischen Organismen auf vulkanische Gebilde. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gelehrte Denkschriften der Kaiserlichen Universität zu Kasan. Jahrg. 1843, Heft 2.3. Kasan 1843. 8. (In Russischer Sprache). mit einem Begleitungsschreiben derselben vom 25. Aug. d. J. Annales des Mines. 4. Serie. Tome V. Livr. 2..de 1844. Paris. 8. Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique. 1844. Octobre. Paris. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.519. Altona 1844, 4 Kunstblatt. 1844. No. 85. 86. Stuttg. u. Tüb. 4. Nieuwe Verhandelingen der eerste Klasse van het Koninklijk- Nederlandsche Instituut van Wetenschappen, Letterkunde en schoone Kunsten te Amsterdam. Deel 10. Amsterd. 1844. 4. Het Instituut, of Verslagen en Mededeelingen uitgegeven door 408 de vier Klassen van het Koninklijk - Nederlandsche Instituut van Wetenschappen etc. over den Jare 1543. No.4. en over den Jare 1844. No.1. 2. Amsterd. 1844. 8. mit einem Begleitungsschreiben des beständigen Sekretars der ersten Klasse des Königl. Niederländischen Instituts, Herrn Vrolik, d. d. Amsterdam d. 31. März d.J. 5 Hierauf kam eine Cabinets-Ordre Sr. Majestät des Königs vom 9. Nov. d. J. zum Vortrag, womit Allerhöchstdieselben den über- sandten Jahrgang 1842 der Abhandlungen und den Monatsbericht der Akademie vom Juli 1843 bis Juni 1844 anzunehmen geruhen. Auf Antrag des Hrn. v.d. Hagen bewilligte die Akademie der deutschen Gesellschaft zu Berlin ein Exemplar der historisch- philologischen Abtheilung ihrer Schriften vom Jahre 1822 an, so weit sie noch hinreichend vorräthig waren. Auf Antrag des Hro. Pertz bewilligte die Akademie ein Exemplar der von ihr 1776 herausgegebenen astronomischen Ta- feln für die Königl. Universitäts - Bibliothek. 21.November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ranke las über die Versammlung der französi- schen Notabeln im Jahre 1787. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: J. E. Wikström, Ärs-Berättelse om botaniske Arbeten och Uptäckter för Är 1838. Till Kongl. Vetenskaps-Academiens afgifven d. 31 Mars 1839. Stockholm 1842. 8. Kongl. Vetenskaps- Academiens Handlingar för Är 1842. ibid. 1843. 8. Ärsberättelse om Zoologiens Framsteg under Ären 1840 - 1842. Delen 3. (Crustacea. Vermes Linn.) af S: Loven. ib. 1844. 8. J. Berzelius, Ärsberättelse om Framstegen i Kemi och Minera- logi, afgifven d. 31 Mars 1844. ib. eod. 8. Öfversigt af Kongl. Vetenskaps - Akademiens Förhandlingar Ärg. I. 1844. No.1-7. ib. 8. \ Hans Järta, 7al, d. 31 Mars 1839. ib. 1843. 8. Frih. C. G. von Brinkman, Z7al, d. 31 Mars 1843. ib. eod. 8. Graf M. Björnstjerna, die Theogonie, Philosophie u. Kosmo- gonie der Hindus. Aus dem Schwed. übers. m. Anm. v. J. R. ib. eod. 8. 4 409 Neues. Jahrbuch, der Berlinischen Gesellschaft für deuische Spra- che und Alterthumskunde, herausgegeb. durch Friedr. Heinr. v. d. Hagen. Bd. 6. Berl. 1844. 8. F. O. Scortegagna, Notizie sulle Ossa fossili degli animali mammiferi rinvenute sepolte nel‘ monte Zoppega. Vicenza 1844. 4. Ambrog. Fusinieri, Memorie sperimentali di Mecanica mole- colare e di una forza repulsiva novamente scoperta nella materia attenuata. Padova 1844. 4. E. Gerhard, archaeologische Zeitung. Liefr. 7. No.19- 21. Juli- Sept. 1844. Berlin. 4. Revue archeologique. Livr. 7. 15 Oct. Paris 1844. 8. A.L. Crelle, Journal für die reine u. angewandte Mathematik. Bd. 28, Heft 3. Berlin 1844. 4. 3 Exempl. Kunstblatt 1544. No. 87. 88. Stuttg. u. Tüb. 4. Ferner kamen zum Vortrag: 1. Ein Schreiben des Herrn Staats-Ministers Eichhorn Excellenz, welches der Akademie für den Empfang der Abhandlungen vom Jahre 1842 und des Monatsberichtes vom Juli 1843 bis Juni 1844 dankt. Beet 2. Ein Danksagungsschreiben des Directors der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig vom 16. November und 3. ein. Danksagungsschreiben ‘der Geological Society of London vom 7. Noy. für die übersandten Schriften. 4. Ein Schreiben des Hrn. Prof. Massmann vom 20. November, womit. derselde eine Ergänzung seines Libellus über die rö- mischen Wachstafeln überreicht. 58. iöveiuber. Sitzung der physikalisch - ma- thematischen Klasse. Hr. Hagen las über die Vergleichung der Wähser- stände an der Preulsischen Ostseeküste, 28. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Schelling las über die Bedeutung des römi- mischen Janus. Hr. Ehrenberg machte der Akademie Mittheilung von Be- richten, welche Hr. Dr. Herrmann Karsten aus San Esteban in Venezuela über verschiedene naturhistorische Gegenstände ein- gesendet. 410 An eingegangenen Schriften sind vorgelegt worden: " Bulletin de la SocietE Imperiale des Naturalistes de Moscou. Annee 4843. No.4. Ann. 1844. No.1. 2. Moscou 1843. 44. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seänces de l’Academie des Sciences. 1844. 2. Semestre. Tome 19. No.19. 4. Noy. Paris. 4. Collection orientale, Manuscrits inedits de la Bibliotheque ro- yale traduits et publies par Ordre du Roi. — Le Bhägavata Puräna, ou Histoire poelique de Krischna, twraduit et publ. par Eugene Burnouf. Tome 2. Paris 1844. fol. Abhandlungen der mathematisch-physikalischen Classe der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd.4, Abth.1. in der Reihe der Denkschriften der 19. Bd. München 1844. 4. Abhandlungen der historischen Classe der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd.4, Abth, 1. in der Reihe der Denkschriften der 20. Bd. ib. eod. 4. Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd.4, Abth. 1. in der Reihe der Denkschriften der 21. Bd. ib. eod. 4. Bulletin der Königl. Akademie der Wissensch. 1843. No. 56 - 64. München d. 31 Aug. — 30 Dec. 1843. 1844: No. 1-50. Jan. — 14 Sept. 4. Almanach der Königl. bayerischen Akademie der Wissensch. für das Jahr 1844. 8. Karl Schafhäutl, ‘die Geologie in ihrem Verhältnisse zu den übrigen Naturwissenschaften. Festrede für die Feier des Lud- wigstages am 25 Aug. 1843, gelesen in der öffentl. Sitzung der Königl. Akad: der Wissensch. zu München. ib. 1843. 4. Friedr. Windischmann, der Fortschritt der Sprachenkunde u. ihre gegenwärtige Aufgabe. Festrede zur Feier des Ludwigs- tages, gelesen in der öffentl. Sitzung der 'Königl. Akad. der Wissensch. zu München am 24 Aug. 1844. ib. 1844. 4. E. Plantamour, Resultats des observations magnetiques faites ä Geneve dans les annees 1842 et 1843. Geneve. 1844. 4. , Observations astronomiques faites a l’Observatoire de Geneve dans l’annee 1843. 3. Serie. ib. eod. 4. Ferd. de Luca, Instituzioni elementari di Geografia naturale, topografica etc. ordinata con nuovo metodo. 3. Ediz. Napoli 1843. 8. , Analisi a due coordinate. ib. 1844. 8. Aulserdem war ein Danksagungsschreiben des Sekretariats des British Museum zu London für Empfang der Abhandlungen von 1842 samt den Monatsberichten vom Juli 1843 bis Juni 1844 eingegangen. —a—a—D>— MHonatsbericht d.Königl. Akademir d. Wissenschaft November 1844. Angaben der Nilhöhen bei der Katarakte von Semne "u der Xeit des hönigs Amenemha UI(Möris) ©. 2300 yor. Christi, verglichen. mit den , jetzigen. Nilhöhen . 37,90. Westufer De #7 Trmpelbodens von Kumme.(Ost Ufer) Fam - . 1% Anfang der Kirgelmanern von emne. Verhöhe im OR: Jahre von Amenemha il. Milttere Hohe der Nilangaben von Kumme (19." 15) Sebekatep I. OB ug,g5 uer Amenemha II. hr 5 A v SZ - - . . “ 0 2 R 2 R 17.0 7 ” "40 D . . ” mer y Dr} n x . 13, 41... n, a) „ - » . Westufer unternutb ser Ratarakte [2 ‚Jelzıige höchste Fluth. nd Jetzige mittlere Eluth. Jetzige niedrigste Fluth . Wasserstand am 272 Juli 1844. Nirdrigster Wasserstand des Nu MHenmatsbe U € mi nrob Krxo T|CoNK. KaANEeN „Ace NZ TovkKe Avol ENcd Awp 0oAOV, K4A9o came kaleo, mar! KAa| Pr ET en > run Menatsberscht £ Kenigt. Akademie Hifsenschaft . Mevernber A8hh. OP ff ARE der. Aufderseite ARE eerrsaid Has geupden- Sempebs POFL- BI.92 L le vr ARoram Aarıbantyenoapk Tfo« hell a ENPov ANMATTWRKAFOv PA KNx oO ACINEVCETONICENAVTOK MAKALETTICANTIKP MCONKALCVNAFENE KAITIC& FEAOV KAKVNXOTaNE KafreneÄAnce>VKANIKALCVNMANDSheFTASw ne NA[FTOTITAKIoNTW Ah Horanuewc Tapd Tov Ko IToc okAlNAfThce moneWeumEepoc Re AvoKajo| 7/Je (vNo>oyMefoctqjadt ThCcCymMEPoN ET ToN Ac/ xPoNoNEAN R A @ PonovKEXWMENTIfAT AA AAN AEIL TI/AUN oAovyepoc Amo AhyoK A |NafxoCueEjJoc | KLSwcErPÄuEeN ahANEcKa|KAO WC arhrh CAMYENMENPoV KHATAWX KafoVPAKAI KaAleDnANNomeEenemmalTtvfuN. TAAhC YwK. 32 / LE: 4 - ZEN A vo ve e N ; . Vefrecber woran la had ide A A | Ne N WG K Art delle FEAEISE Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat December 1844. Vorsitzender Sekretar: Hr. Ehrenberg. 5. December. Gesammitsitzung der Akademie. : __ Hr. J. Grimm hielt einen Vortrag, überschrieben: italie- nische und skandinavische Eindrücke. Hr. Müller trug hierauf eine zoologisch-anatomische Mit- theilung vom Hrn. Dr. Peters über einen dem Lepidosiren 'annectens verwandten, mit Lungen und Kiemen zu- gleich versehenen Fisch aus den Sümpfen von Quel- limane vor. Dieses Thier, welches während der trocknen Jahreszeit in der Erde in einer Hülle von Blättern lebt, gleicht in seiner äu- fsern und innern Organisation bis auf mehrere sogleich anzu- führende Puncte so völlig dem Lepidosiren annectens, dals Hr. Peters geneigt ist, beide Thiere für identisch zu halten und die Unterschiede des Zepidosiren annectens auf Rechnung einer noch unvollständigen Kenntnils des letztern zu bringen. Die Zusammen- setzung des Schädels, der Wirbelsäule, die kiementragenden und kiemenlosen Kiemenbogen, die Lungen, der Darmkanal, die Ge- ‚schlechtsorgane, das Hirn, das Herz, die äulsere Form, die Schup- pen, die Zähne verhalten sich ganz wie beim Zepidosiren anne- etens. Abweichend von dem, was wir bisher von letzterem er- fahren, sind die Brust- und Bauchflossen, die Lippen- knorpel, die durchbohrenden Naslöcher und die Exi- stenz äulserer Kiemenfäden. [1844.] 10 Pr Gun 412 Die Brust - und Bauchflossen bestehen nicht blofs aus einem einzigen articulirten Glied oder Strahl, sondern aulser diesem aus Knorpelstrahlen, welche von dem unteren Rande des Stamm- gliedes oder Hauptstrabls der Flosse ausgeben, und an welche sich noch feinere Knorpelfäden anlegen. Diese Strahlen sind keine Fortsätze des Stammgliedes der Flosse, sondern sind daran befestigt; die Lärge der Strahlen nimmt gegen das Ende des Stammgliedes oder Hauptstrabls der Flosse bis zum unmerk- lichen ab, die Enden der Strahlen stehen nicht frei über die Haut hervor, sondern die ganze Flosse ist von einer Fortset- zung der Haut, welche das Stammglied der Flosse bedeckt, über- zogen. An den Brustflossen ist die Fahne de Flosse so lang als der Kiel selbst. An den Bauchflossen ist + der Länge des Kiels an der Basis von Flosse frei; diese erh dann sehr niedrig und bleibt auch viel niedriger als an der Brustflosse. An letzte- rer hat die Fahne der Flosse aulser dem Kiel an ihrem breitesten Theil eine Breite von 3 Linien. Diese Art Flossenbildung, dafs die Strahlen seitlich von einem Hauptstrahl abfallen, ist ganz eigenthümlich, und man kennt unter den Fischen kein anderes Beispiel davon, als an der Rückenflosse der Polypterus. Die Naslöcher sind doppelt, und das bintere liegt an der Gaumenseite der Oberlippe, wie bei Zepidosiren paradoxa, deren Lippenknorpel in gleicher Weise vorhanden sind. Äufsere Kiemenfäden sind drei hinter dem Kiemenloch über der Brustflosse; sie sind unverästelt und sehen daher Tentakeln ähnlich; sie stehen dicht neben einander, der eine über dem an- dern. Zwei sind von gleicher Länge, nämlich 4 Linien lang; der dritte steht zu unterst und ist viel kürzer. Sie sind nicht blofs an jungen, sondern bei allen Exemplaren, auch den aus- gewachsenen von 2 Fuls Länge, vorhanden. Diese etwas platten, am Ende zugespitzten Fäden bestehen an der Vorderseite aus einer Fortsetzung der äufseren Haut des Thiers, die Hinterseite ist zur feinern federförmigen Verthei- lung der Blutgefälse bestimmt. In der Mittellinie der Hinter- seite ist auch diese Oberfläche glatt, die Seitenfelder der Hin- ierseite haben ein weiches, sammetartiges, farbloses Ansehn, und mit der Loupe bemerkt man dicht stehende kleine zot- tige Verlängerungen, in welchen sich die Kiemenarterien und 413 Kiemenvenen verbreiten. Diese Gefälse sind Verlängerungen von den Gefälsen der innern Kiemen, man’ findet 'sie 'an der hin- tern Seite der Kiemenhöhle zwischen den oberen Enden der Kiemenbogen und den äufsern Kiemen unter der die Kiemen- höhle auskleidenden Haut. Es sind ihrer fünf, drei Arterien und zwei Venen. Von den Arterien entspringt die eine aus dem zweiten Aortenbogen, die beiden andern sind die Fortsetzung der Enden der Kiemenarterien, der ersten und mittleren von den drei hintern innern Kiemen. Die beiden andern Gefälse, welche das Blut von den äulsern Kiemenfäden zurückführen, münden in die Kiemenvenen der ersten und zweiten der. drei hinteren inneren Kiemen, nachdem diese das obere Ende ihrer Kiemenbogen verlassen haben. Die vorderste Kieme, welche über ihrem Kiemenbogen, an der vordern Wand der Kiemen- höhle sitzt und durch eine Spalte von dem ersten der bei- den kiemenlosen Kiemenbogen getremt ist, ist eine wahre re- spiratorische Kieme und also der überzähligen respirätorischen Kieme der Knorpelfische, nicht der Pseudobranchie anderer Fische zu vergleichen. Sie erhält einen Ast der Kiemen- arterie und giebt oben eine Kiemenvene, die sich als carotis anterior verhält. Merkwürdig ist aber, dals die Kiemenarterie der vordersten Kieme, obgleich sie wie die anderen Kiemen- arterien entspringt, doch ehe sie in die Kieme tritt, einen Ast zur Ernährung des Körpers abgiebt, der sich nämlich an der Unterseite des vordersten Theils des Kopfs, in der Haut und den hier liegenden Muskeln verbreitet; eine Thatsache, welche in der Ichthyologie vereinzelt dasteht und nur daraus zu erklären ist, dafs die Kiemenarterie von: Herzen nicht blofs dunkelrothes, son- dern zum Tbeil auch hellrothes Blut bringt, welches dem Her- zen von den Lungen aus zugeführt worden. Der Vorhof des Herzens ist einfach. Die Milz der Lepidosiren war bis jetzt ver- milst worden. Sie ist grofs und liegt hinter dem Magen und Anfang des Darms, unter dem Peritoneal- Überzug des iractus intestinalis. Sie ist vom schwarzen Pigment zu unterscheiden, welches noch weiter unter dem Peritoneal-Überzug des Darms eine reichliche Lage bildet. Der einseitige After liegt nicht immer auf derselben Seite, sondern bei einigen Individuen links, bei andern rechts. Die der Akademie vorgelegten Abbildungen A1A erläutern aufser den hier ausgezogenen Verhältnissen auch die Zusammensetzung des Schädels. Die in Quellimane gesammelten Exemplare. des 'Thiers sind bereits hier angelangt. Wenn Lepidosiren annectens und der Fisch von Quellimane in der Gattung verschieden sein sollten, was nicht eben wahr- scheinlich ist, so schlägt Hr. Peters für den letztern den Na- men Rhinocryptis amphibia vor. Ein Umstand, der'sehr für die Identität spricht und es wahrscheinlich macht, dals man Zepido- siren annectens noch nicht vollständig kennt, ist, dals diese nach einer neuern Bemerkung von Jardine in den Annals of nat. hist, VII. 24. auch Fäden über der Brustflosse hat, welche indessen von Jardine verkannt und für accessorische Flossenstrahlen gehalten worden sind. Zunächst wird jetzt Lepidosiren annectens nachzusehen sein, ob die beim Fisch von Quellimane gegenwärtigen knorpligen Flossenstrahlen vorbanden sind. Dann frägt sich, ob diese und die äufseren Kiemenfäden auch bei Lepidosiren paradoxa vor- kommen. Davon wird es abhängen, ob die afrikanischen Fische, wenn unter sich in der Gattung identisch, von dem amerikani- schen Lepidosiren in der Gattung verschieden sind, und ob der von Owen früher für Lepidosiren annectens gewählte, dann auf- gegebene Gattungsname Protopterus herzustellen ist oder nicht. Hr. Ehrenberg theilte folgende vorläufige Nachrichten mit: 1. Dals der Pläner-Kalk in Sachsen, Böhmen und Schlesien ein — in den zwei artesischen Brunnen zu Dresden, wie die Kreide in England und Frankreich, bis zu nahe an 1000 Fuls Mäch- tigkeit — nachweisliches Product mikroskopischer Thierformen sei, von denen wenigstens 86 Millionen in jedem Cubikzoll des Teplitzer festen und weilsgrauen Pläner- Kalks liegen und meist mehr als die Hälfte der Gewichtsmasse bilden. 2. Dafls der Phonolith von Wistershan bei Teplitz in seiner Rinde, wie der vom Hochsimmer am Rhein, ebenfalls Kieselschalen- Thierchen enthalte. 3. Dafs eine Art von Guano, welche neuerlich Herr Richard Schomburgk, als vom stillen Ocean stammend, ibm über- N 415 geben, eine ansehnliche Mischung von mikroskopischen See- Thierchen zeige und dafs auch in dem zur unteren Sekundärbildung der Erde ge- rechneten Steinsalze von Berchtesgaden bereits vor mehreren Jahren (1841) von ihm einzelne mikroskopische farblose Kie- selschalen (Gallionella distans?) nachgewiesen, allein die von andern Beobachtern angegebenen rothen Monaden im rothen „ Steinsalze als ganz unbegründet öffentlich angezeigt (Berl. Zeit. 21. Juni 1841) und neuerlich als irrig bestätigt worden, An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Jahresbericht der Königl. Schwedischen Akademie der Wissen- schaften über die Fortschritte der Botanik im Jahre 1838. Der Akademie übergeben am 31. März 1839 von Joh. Em. Wikström. Übersetzt und mit Zusätzen und Registern ver- sehen von C. T. Beilschmied. Breslau 1843. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Hın. Dr. Beilschmied in Ohlau vom 24. Nov. d. J. Compte-rendu des Seances de la Commission royale d’histoire, ou Recueil de ses Bulletins. T.I. (4 Aout 1834 - 5 Aout 1837) 2. Ed. Bruxelles 1844. '8. mit einem Begleitungsschreiben des Hrn. Baron de ee in Brüssel ‘vom 1. Nov. d.J. _ Memoires couronnes et Memoires des Savants etrangers publies r SEIUPRLSAF Instruetion pour labservätion des Phenomenes par U’Academie royale des sciences et belles-lettres de Bruxelles. Tome 16. 1843. Bruxelles 1844. 4. Bulletin de l’Academie royale des scienccs et belles-lettres de ' Bruxelles. Tome 10, No. 8-12. 1843. Tome 11, No.1-8. 1844. 8. , Annuaire de l’Academie royale des sciences et belles-lettres de Bruxelles. 10. Annde. Bruxelles 1844, 8. A. Quetelet, Annales de l’Observatoire royal de Bruxelles. Tome 3. ib. eod. 4. „ Annuaire de l’Observatoire royal de Bruxelles. 1844. 11. Annde. ib. 1843. 8. ‚ Recherches statistiques. ib. 1844. &. (——————), Observations des Phenomenes periodiques. (Extr. du, Tome 17. des Memoires ‚de ‚l’Acad. royale de Bruxelles.) 4. u 'periodiques. 4. 416 Annales des Universitds de ‘Belgique. Annee 1842. (1. Annde) Bruxelles 1843. 8. Vincent Gioberti, .Reponse & un article de la Revue des deux Mondes. ib: 1844. 8. Guillaume Tiberghien, Essai theorique et historique sur la generation des connaissances humaines dans ses rapports avec la morale, la politique et la religion; developpement du me&moire couronne dans le concours universitaire de 1841- 1842. ib. eod. 8. J. W. Schmidt, les Romans en prose des Cycles de la Table Ronde et de Charlemagne, insere dans l’annuaire de Vienne (Wiener Jahrbücher der Literatur) 1825. Traduit de l’allemand et annotd par le Baron Ferd, de Roisin. (Extr. des M&m. de la Societe des Antiquaires de la Morinie) 8. Jac. Gräberg da. Hemsö, ullimi progressi della Geografia. Milano 1844. 8. D.F.L.v.Schlechtendal, Zinnaea. Bd.18, Heft 1. Halle 1844. 8. Kunstblatt. 4844. No.89. 90. Stuttg. u. Tüb. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 520. 521. Altona 1844, 4. Carl Ferd. Römer, Das Rheinische Übergangsgebirge. Eine pa- läontologisch-geognostische Darstellung. Hannover 1844. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d.Berl. d. 1. Dec. d. J. Udo Waldemar Dieterich, Runen-Sprach-Schatz, oder Wörter- buch über die ältesten Sprachdenkmale Skandinaviens. Stock- holm u. Leipz. (1844.) 8. 9. December. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Lachmann las über die neuaufgefundenen Fa- beln des Babrius. Hierauf legte Hr. Gerhard ein an ihn gerichtetes Schrei- ben des Hrn. Grafen della Marmora für seine Ernennung zum Correspondenten vor. 12.December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Müller las über den Bau und die Grenzen der Ganoiden und über das natürliche System der Fische. 417 Cuvier verglich zwar schon die Pa/aeoniscus des Zechsteins wegen ihrer Schuppen, wegen des verlängerten obern Schwanz- lappens und wegen der Schindeln am Rande der Flossen den noch lebenden Lepisosteus und den Stören; aber die Idee, dafs diese Fische eine besondere Abtheilung des Systems bilden, war ihm fremd und seine Ansicht beschränkt sich darauf, dafs die Palaeoniscus und Dipterus entweder zu den Lepisosteus (unter den Knochenfischen), oder zu den Stören (unter den Knorpel- fischen) gehören. Agassiz hat das Verdienst, die Übereinstim- mung im Schuppenbau mit den Zepisosteus und Polypterus in allen Knochenfischen der älteren Formationen bis zur Kreide er- kannt, die Ganoiden als eigene Ordnung aufgestellt und ihre fos- silen Gattungen unterschieden zu haben. Die Grenzen dieser Ordnung sind aber bis jetzt unbekannt geblieben, weil man die Eigenthümlichkeiten in dem innern Bau der Ganoiden nicht kannte. Agassiz legt die Charactere der Ordnung der Ganoiden in die meist winklichen, rhomboidalen oder polygonalen, immer mit Email bedeckten Schuppen und rechnet dahin die Familien der Lepidoiden Ag., Sauroiden Ag., Pycnodonten Ag., Coelacanthen Ag., Sclerodermen Cuv., Gymnodonten Cuv., Lophobranchier Cuv., Goniodonten Ag., Siluroiden und Acipenseriden, neuerlich auch Lepidosiren. Unter diesen sind die Sclerodermen, Gymno- donten, Lophobranchier, Goniodonten und Siluroiden so völlig übereinstimmend mit den übrigen Knochenfischen gebaut, dafs der Begriff eines Ganoiden in dieser Zusammenstellung eine wesent- . lichere Bedeutung verliert; und da die Siluroiden nur zum Theil beschildet, meist aber nackt sind, und auch unter den übrigen Knochenfischen Schilder mit einfachen Schuppen abwechseln, wie bei den Cataphracten, so war es dermalen unmöglich zu sagen, was eigentlich ein Ganoid sei und es konnte daher die Aufnahme mancher Familien unter sie mehr oder weniger willkührlich sein. ‘ Hr. Müller bat sich die Aufgabe gestellt, die wahren Chara- etere der Ganoiden zu finden. Aus seinen Untersuchungen er- giebt sich: 1) Dals die Ganoiden eine scharf geschiedene Abtheilung zwi- schen den eigentlichen Knochenfischen und den Selachiern bilden. 2) Dals die Störe in der That Ganoiden ; 418 3) ‚dagegen die Sclerodermen, Gymnodonten, Loricärinen, Si- luroiden, Lophobranchier den Ganoiden fremd sind und zu den übrigen Knochenfischen gehören. 4) .Dafs es: nackte: und beschuppte Ganoiden giebt. Die anatomischen Charactere der Ganoiden liegen in dem Bau des Herzens und der Blutgefälse, der Athmungsorgane, der Geschlechtstheile und der: Sinneswerkzeuge. Eine fundamentale Differenz der ‘Fische liegt in dem Bau des zruncus arteriosus. Bei den eigentlichen Knochenfischen sind immer nur zwei Klappen am Ursprung des musculösen bulbus arteriosus. Bei den Plagiostomen und Stören fehlen diese Klap- \ pen, dagegen befinden sıch innerhalb des bulbus arteriosus selbst ö oder auch mehr Längsreihen von Klappen und in jeder Reihe 2-5 Klappen oder Ventile. Die Cyclostomen haben die zwei Klappen wie die Knochenfische, aber der musculöse Bulbus fehlt hier ganz. Bei Untersuchung der lebenden Ganoiden Polypterus und Zepisosteus fand sich, dals sie in diesem Punkt ganz von al- len Knochenfischen abweichen und im Klappenbau den Plagio- stomen und Stören gleichen; sie haben sogar mehr Klappen im truncus arteriosus als irgend ein Knorpelfisch. Polypterus hat 6, nämlich 3 vollständige und 3 unvollständige Längsreihen, Zepi- sosteus 5 gleiche Längsreihen von Klappen. Bei den Plagiosto- men und Stören ist das Maximum aller .Klappen 15, beim‘ Zepi- sosteus sind: ihrer 40: und beim Polypterus‘ gegen 50. Die- ser Charakter der Ganoiden, welcher nunmehr die Störe und den Polypterus und \Lepisosteus vereinigt, reicht allein hin, die _ Sclerodermen, Gymnodonten, Lophobranchier, Loricarinen, Silu- roiden von den Ganoiden auszuschliefsen. Alle diese haben die zwei Klappen zwischen Herzkammer und: Bulbus und nichts wei- ter, gleichwie alle ächten Gräthenfische. Auch Zepidosiren ge- hört nicht zu den Ganoiden, aber ebensowenig zu den Knochen- fischen. Eine‘. andere Eigenthümlichkeit der Ganoiden betrifft ‚die Athemorgane. Kein eigentlicher Knochenfisch, d. h. mit 2 Klap- pen am Bulbus, besitzt jemals Spritzlöcher oder eine: überzählige respiratorische Kieme am: Kiemendeckel, wie die Kiemendeckel- kieme der Störe, aulser welcher die Störe die Pseudobranchie der Knochenfische haben (vergl. Anat. d. Myxinoiden, dritte Fort- 419 setzung). Bei den Ganoiden dagegen kann«sowohl das Spritzloch . als die Kiemendeckelkieme ‚vorhanden sein, ‚worin sie sich‘ wieder den Plagiostomen nähern. Denn: diese «haben eine accessorische vordere Halbkieme und Spritzlöcher.‘ Dals sie ‚einzelnen »Gattun- gen fehlen, kommt auch bei, einzelnen Gattungen den: Ganoiden vor.: Lepisosteus: hat, wie der ‚Stör, eine respiratorische Kiemen- deckelkieme und eine Pseudobranchie zugleich, aber das‘ Spritz- loch der Störe fehlt ihm und dem Scaphirhynechus, welches da- gegen bei Polypterus (ohne Kiemendeckelkieme und ohne Pseudo- branchie) vorkommt. Scapkirhynchus hat eine Kiemendeckelkieme, aber kein Spritzloch und keine Pseudobranchie. Spatularia, von den Stören untrennbar, ist ein nackter Ganoid; hier ‘fehlt die Kiemendeckelkieme, aber Spritzloch und Pseudobranchie in dem- selben sind vorhanden. Ähnliche Variationen in Hinsicht der Exi- stenz der Spritzlöcher und Pseudobranchien wurden früher bei den Plagiostomen angezeigt, und es wurde nachgewiesen, dals wo sie fehlen, sie im Fötuszustande vorhanden sind ‚(Abhandl. d. Er Ekad äcid: 3: 4839);DieArteriendeniKiemendeckelkiämeiden pi sosteus‘ ist: die ‚Fortsetzung ‘der Kienienarterie, die Arterie der Pseudobranchie 'entspringt aus den Fr re und zwar, wie gewöhnlich, aus dem: 'r. opercularis. | Die Geschlechtsorgane der Polypterus haben: nur mit den- jenigen der Störe: Ähnlichkeit. Bei.beiden verlängert "sich ‚die Bauchhöhle in seinen Trichter, ‘der: sich in: den: Harnleiter ein- senkt. Bei den Polypterus vereinigt ‚sich ..der Canal erst: mit dem Ende des Harnleiters. Bei: den; Stören senkt er sich frühzeitig in denselben ein: und scheint hier nur zur Zeit des Abgangs der Eier offen zu sein, denn Hr. Müller fand ihn bei’ mehreren: al- ten. sowohl als jungen Stören blinddarmförmig geschlossen in den Harnleiter: hängend. Die mehrsten Ganoiden ‘haben eine Spiralklappe im Darm, welche niemals bei eigentlichen Knochen- fischen erscheint. Die Sehnerven kreuzen sich wie bei den Kno- chenfischen. Die Naslöcher sind, wie bei den Knochenfischen, doppelt. In ihrer ganzen Organisation stehen die Ganoiden zwischen den eigentlichen Knochenfischen und den Selachiern, indem sie Charactere aus den einen und andern combiniren. Dals sie sich auffallend den Sauriern annähern oder den Übergang dazu bil- 420 den sollen, läfst sich nicht behaupten» » Wenn man nur diejenigen Charactere; welche absolut sind’ undı niemals fehlen, in eine De- finition zusammenfälst, 'so sind’ die Ganoiden kurz die Fische mit vielfachen »Klappen »des Bulbus, ‘mit freien Kiemen und Kiemen- deckel und‘ mit» abdominalen Bauchflossen:' In diese Definition kann die Beschuppung, ‘wovon .die»Untersuchung ausging, nicht aufgenommen: werden. ‘Die lebenden Ganoiden theilen sich also: I. HOLOSTEI. _ Familie 1. LEPIDOSTEINI. Gattungen Lepisosteus. 2. POLYPTERINI. Gattungen Polypterus. II. CHONDROSTEIL Familie 3. ACIPENSERINIL. Gattungen Acipenser, Scaphi- rhynchus. 4, SPATULARIAE. Gattungen Polyodon Lacep. und Dlanirostra Raff. Die Lepisosteus und Polypterus haben nur die allgemeinen Charactere der Ganoiden mit einander gemein, sonst sind sie in ihrer Anatomie so gänzlich verschieden, dals sie nicht in einer Familie vereinigt bleiben können. ' Dagegen ist die Trennung der Lepidoidei und Sauroidei Ag. künstlich. | Es: wird dann ein Unterschied in den fulcra der vorderen Flossenränder hervorgehoben. "Bei heterocerken Ganoiden trägt der ‚obere Rand: des grolsen ‘Schwanzlappens unpaarige fulera, wie bei den Stören, den Palaeoniscus und Zerolepis; der untere Rand des untern Lappens hat, 'wenn er fulcra trägt, wie bei Pa- laeoniscus und Acrolepis, doppelte Reiben. Eine Abtheilung der Ganoiden hat am obern und untern Rand der Schwanzflosse nur unpaarige fulera, so die Gattungen Tetragonolepis, Glypto- lepis, Pholidophorus; andere theils von knöcherner, theils von theilweise knorpeliger Wirbelsäule haben zwei Reihen von fulera an denjenigen Flossen, die mit fulcra versehen sind; unter die ersteren gehören die Lepisosteus und Zepidotus, unter die letzteren die Caturus, Pachycormus (diese Gattung hat fulcera an der Rücken- und Afterflosse); auch Semionozus hat doppelte Reihen. Darauf folgen die Grundzüge eines natürlichen Systems der Fische. Die Abtheilung der Chondropterygü zuerst von Artedi aufgestellt, von Gronov und Cuvier angenommen, ist unna- 421 türlich und fehlerhaft, indem 'sie.die verschiedensten , ‚die voll- kommensten und unvollkommensten ‚Fische, Sturionen, Plagio- stomen, Chimären, Cyelostomen: vereinigt. Pallasıund Agas- siz haben die Sturionen von den ‚andern ausgeschieden; der er- stere versetzte sie unter die Fische mit Kiemendeckeln und freien Kiemen, die er Branchiata nennt, und stellte diesen die Spiracu- lata (den Rest der Knorpelfische) entgegen. Agassiz theilte die Fische in vier Ordnungen, Ctenoidei, Cycloidei, Ganoidei, Placoidei. Die Unterscheidung der Knochenfische in Cycloiden und Ctenoi- den läfst sich nicht beibehalten; die Unterscheidung der Ganoi- den ist ein neuer wesentlicher Fortschritt unter der in dieser Abhandlung entwickelten Restriction. Die Placoiden oder Pal- las Spiraculata leiden immer noch an der Verbindung der voll- kommensten und unvollkommensten Fische. Der Prinz von Ca- nino hat diesen Haufen mit richtigem Blick in E/asmobranchü (Plagiostomen und Chimären) und Marsipobranchü (Cyclostomen) zersetzt, und was ein wesentlicher Fortschritt ist, sie als Unter- elassen der Fische aufgefalst, deren er im Ganzen: vier aufstellt, und wovon die Elasmobranchü und Marsipobranchü: anzunehmen sind. Hr. Müller betrachtet die eigentlichen Knochenfische ‚mit zwei Klappen, die er 7eleostei nennt, als. eine sichere Unter- classe; den Lepidosiren hält er wegen seiner ganz eigenthüm- lieben spiralen Klappe, wegen der Gegenwart der Lungen, der durchbobrenden: Naslöcher für den Typus einer‘ andern: neuen Unterclasse der Fische Dipnoi. Endlich ist auch Branchiostoma der Typus einer neuen Unterclasse Lepzocardü. Seine Unter- schiede von den Cyclostomen sind so grols, dals es so wenig mit dieser als mit irgend einer andern Abtheilung vereinigt wer- den kann. Die Unterclassen: sind: 1. Teleostei Müll. 2. Dipnoi Müll. 3. Ganoidei Agass. Müll. 4. Elasmobranchü Bonap. s: Selachi. 5. Marsipobranchü Bonap: 6. Leptocardi:' Müll. Die Teleostier oder eigentlichen Gräthenfische zerfallen in 6 Ordnungen: 422 1) Acanthopteri Müll. 2) Anacanthini Müll. 3) Pharynsognathi Müll. 4) Phvsostomi Müll. 5) Plectognathi Cuv. 6) Zophodranchi Cuv. Unter Acanthopteri werden nur diejenigen von Cuvier’s Sta- :chelflossern verstanden, welche getrennte Schlundknochen besitzen. Die’ Anacänthini sind Weichflosser, die in der Anatomie den vorhergehenden verwandt sind, mit den Bauchflossen an der Brust, ‘wie bei den mehrsten der Acanthopteri, oder ohne Bauchflossen; ihre Schwimmblase, wenn vorhanden, ist wie bei jenen geschlos- sen, ohne Luftgang. Die Pharyngognatki, Fische mit vereinigten unteren Schlundknochen, theils Stachelflosser, tbeils Weichflosser, sämmtlich mit geschlossener Schwimmblase, sind in einer frühe- ren Abhandlung entwickelt. Die Physostomi sind Weichflosser mit abdominalen oder fehlenden Bauchllossen und mit offener Schwimm- blase. Es sind die einzigen unter den Knochenfischen, welche sich in dem Lnftgang' der Schwimmblase den Ganoiden annähern. Es gehören dabin Cuvier’s Malacoöpterygüi abdominales, mit Aus- schlufs der Ganoiden und Scomberesoces, und ein Theil seiner Malacopterygi apodes. Familien: Siluroidei, Cyprinoidei, Chara- cini, 'Cyprinodontes, Microstomi (Microstoma, Galaxias, Mesites), Esoces' (incl. Umbra), Mormyri, Scopelini, N Clupeae, Anguillares. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Voyage aulour du Monde, execute pendant les anndes 1836 et 1837 sur la Corvette la Bonite. Geologie et Mineralogie par M.E. Chevalier. Paris 1844. 8. L’Institut. 1. Section. Sciences malh., phys. et nat. 12. Annke. No. 560-570. 18. Sept. - 28. Nov. 1844. Paris. 4. 2. Section. Sciences hist., archeolog. et philos. 9. An- nee. No. 104-107. Aoüt - Nov. 1844. ib. 4. Göttingische‘ gelehrte Anzeigen. 1844. Stück 193 -196. 8. A.L. Crelle, Journal für die reine u. angewandte Mathematik. Bd. 28, Heft 4. Berlin 1844; 4. 3:Exempl. Kunstblatt 1844. No.91-94. Stultg. u. Tüb. 4. Barnaba Tortolini, Elementi di Calcolo infinitesimale Tomo 1. Calcolo differenziale. Roma 1844. 8. 423 Barnaba Tortolini, Rappresentazione geometrica delle Funzioni ellittiche di terza specie di dato paramelro circolare. Roma 1844. 8. Le Comte F.M.G.de Pambour, ‚Theorie des Machines a Vapeur. 2.Ed. et Atlas. Paris 1844. 4, 19. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. G. Rose stellte eine Vergleichung der Krystall- formen des Columbit’s mit dem Wolfram an, und schlofs daraus, dals beide Minerale isomorph seien, was, wenn auch die genauere Untersuchung der chemischen Zusammensetzung diesen Isomorphismus bestätigt, in so fern noch an Interesse gewinnt, dals dadurch auch der Isomorphismus des noch wenig bekannten Niobiumoxyds, welches in dem Columbite das electronegative Element bildet, mit dem Wolframoxyde, dem electronegativen Elemente im Wolfram, folgen würde. Der Verf. beschreibt dabei die noch unbekannten Zwillings- krystalle des Columbit’s vorzugsweise nach einem schönen Kry- stalle aus der Sammlung des chemischen Laboratoriums in Mün- chen, den der Director desselben, Hr. Hofrath Vogel, dem Bru- der des Verf. geliehen hatte. Die Krystalle des Wolframs erklärt er, wie die des Columbites, für 1-und-1-axig, und betrachtet den Mangel an Symmetrie, den die Wolframkryställe von Zinnwald und Ehrenfriedersdorf in der Regel zeigen als zufällig, da die Krystalle von Schlaggenwald und Nertschinsk stets symmetrisch vorkommen, und auch in Zinnwald die Krystalle zuweilen sym- metrisch erscheinen. Die Zwillingskrystalle des Wolframs mit geneigten Axen sind nach dem Verf. nach demselben Gesetze gebildet wie bei dem Columbite, nur sind dort die Krystalle nicht mit der Fläche des Längsprisma (© @:-4b:c) wie bei die- sem, sondern mit einer darauf senkrechten Fläche aneinander ge- wachsen. Das Weitere kann ohne die Zeichnungen, die die Ab- handlung begleiten, nicht deutlich gemacht werden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Wilh. Carol. Kayser, Ahistoria critica Tragicorum Graecorum. Gotting. 1845. 8. mitgetheilt von der Königl. Societät der Wissenschaften zu Göt- tingen. 424 Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences A844. 2. Semestre. Tome 19. No.15-18. et 20. 7-28. Oct. et 14. Nov. Paris. 4. 1844. 1. Semestre. Tome 18.. Tables. ib. 4. Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique. 1844. Novembre. Paris. 8. Kunstblatt. 4844. No.95..96. Stutig. u. Tüb. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 522. Altona 1844. 4, Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. Udgives af den physio- graphiske Forening i Christiania. Bind 4, Hefte 3. Christiania 4844. 8. —— HD — Namen - Register. & Beetz: Ueber die Oxyde des Kobalts u. deren Verbind. mit Kohlen- säure, 102. Bekker: Vorleg. d. altfranzös. Gedichts v. Flore u. Blanceflor, 135. — Nachricht v. d. Ergänz. d. vie St Thomas le martir, 209. Bessel: Untersuch. d. eigenen Beweg. d. Procyon u. Sirius, 313. Böckh: Manetho u. d. Hundssternperiode, 313. (s. auch Bericht 1843. p:224.) — Rede zur Feier d. Geburtstags Sr. Maj.d. Königs, 323. Bonitz: Verbesser. zum Commentar des Alexander von Aphrodisias üb. d. dritte Buch der Aristotel. Metaphysik, 134. Bopp: (Ueber das Albanesische in sprachl. Beziehung, Bericht 1843 p- 60. — Ueber das Georgische das. 281.) v. Buch: Ueb. Cystideen u. Entwickl. d. Eigenthümlichkeit d. Caryo- crinus ornalus, 120. Crelle: Theorie der Elimination der unbekannten Gröfsen zwischen gegebenen algebraischen Gleichungen v. beliebigen Graden, 16. Dirksen, E.H.: Prinzipien der rationellen Mechanik, 214. Dirksen, H. E.: Polizei-Gesetz d. Kaisers Zeno, welches d. bauliche Anlage d. Privathäuser in Constantinopel zu reguliren bestimmt war, 46. — Ueber einige griech. Inschriften, 134. Dove: Aenderung d. Temperatur d. Erdoberfläche in Vergleich mit den zunächst berührenden Luftschichten, 284. — Ueb. d. Ladungs- strom d. elektr. Batterie, 354. — (Gestaltänderung d. Isothermen in d. jährl. Periode, Bericht 1843, p. 273.) Ehrenberg: Rede zur Feier d. Jahrestags Friedrichs II., Pl Ueb. zwei neue Infusorienlager als Meeresabsatz in Nord-Amerika u. Vergleich derselben mit den organ. Kreidegebilden in Europa u. Afrika, 57. — Resultate üb. d. Verhalten d. kleinsten Lebens in d. Ocean u.d. gröfsten bisher zugänglichen Tiefen des Weltmeers, 182. — Ueb. Spirobotrys, eine merkwürdige Gatt. Polythalamien, 420 245. — Kleinste Lebensformen im Quellenlande des Euphrats u. Araxes, u. formenreiche marine Tripelbildung auf den Bermuda- Inseln, 253. — Einflufs des unsichtbar kleinen organ. Lebens auf die Bildung v. Bimstein, Tuff u. anderen vulkan. Gesteinen, 324. 407. — Vorläufige Mittheilung üb. d. Gehalt an mikroskop. Or- . ganismen im Plänerkalk, Phonolith, Guano u. Steinsalz, 414. Eichhorn: Ueb. den Chur-Verein, 407. — (Ursprung des lübischen Rechts üb. die der Stadt zustehende Befugnifs erblose Güter ein- zuzichen, Bericht 1843 p. 93. — Technische Ausdrücke, mit wel- chen im xtır. Jahrh. d. verschiedenen Klassen d. freien Leute be- zeichnet wurden, das. 156.) Encke, Vorzeigung eines Dipleidoskops u. Petzvalschen Perspectivs, 139. — Bericht üb. d. Beobacht. d. Berliner re 209. Göttling gewählt, 170. 214. Grimm, J.: Ueb. deutsche Grenz-Alterthümer, 281. (s. auch Bericht -4843. p.176.) — Italienische u. skandinavische Eindrücke, 411. Grimm, W.: Ueb. d. altdeutsche Gedicht v. .Athis‘u. Prophilias, 20. v.d. Hagen: Ueb. d. Gemälde'in d. Sammlungen d. altdeutschen Iyri- schen Dichter, 281..— Aelteste Darstellung d. Faustsage, 294. Hagen: Form u. Stärke der gewölbten ‘Bogen, 48. — Vergleich der Wasserstände an d. preufs. Ostseeküste, 135. 409. Halske u. Bötticher: Photographische Darstellung mikroskopischer Gegenstände, 367. ee Ermittelung d. absoluten Störungen in Ellipsen von belie- biger Excentricität u. Neigung, 25. 345. | Heintz: Zusammensetzung der Zuckersäure, 4. — Ueber Wismuth- verbindungen u. eine im menschl. Harn neuentdeckte Säure, 313. Hoffmann: Uebersicht der staatswirthschaftl. Verhältnisse, welche die Verschiedenheit der Bildung u. des Besitzstandes erzeugt, 371. Horkel: (Ueber Saturnia Pyri u. Spini-Seide, Bericht 1843 p. 160.) v. Humboldt: Bericht üb. d. Meteorsteinfall v. Klein-Wenden, 22. 96. — Zuschrift die Reise des Dr. Mohnike betreffend, 46. Jacobi: Ueb. d. Ordnung eines Systems der Differentialgleichungen, 256. Kämtz: Auflindung einer Förmäl für die Vertheilung der mittleren Wärme der Erdoberfläche, 282. Karsten: Ueb. d. Ursprung. d. Bergregals in Deutschland, 137. 142. Klug: Uebersicht der bekannten Arten d. Gatt. Goliathus, 293. Krüger: Erscheinungen beim Glühen des Chromoxydhydrats, 101. — Bildung d. Kupfersäure, 290. | | 427 Kunth: Ueb. d. Stellung d. Blüthentheile, 41. — Charakteristik der natürl. Gruppe d. Buddlejeen, 294. Lachmann: Ueb. d. neuaufgefundenen Fabeln des Babrius, 416. Leemans gewählt, 170. 284. Lejeune-Dirichlet: (Einige Aufgaben, welche die Bestim einer unbekannten Function unter dem Integralzeichen erfordern, Bericht 1843 p. 152.) Lepsius gewählt, 170. — Bericht üb. einen alten Nilmesser bei Semne in Nubien, 374. — Sprachen, Denkmäler, Inschriften u. Civilisation der Aethiopier des Alterthums u. heutzutage, 379. Magnus, Bemerkungen üb. den Vorgang bei der Respiration, 234. Della Marmora gewählt, 170. 416. Meineke: Ueb. griech. Inschriften, 407. Morren: Proben elektr. Abdrücke v. Medaillen auf Papier, 368. Müller: Vorlegung d. Abbild. zur Myologie d. Echidna Hystrix, 31.— Ueb. einige neue Fische u. Amphibien aus Angola u. Mozambique, 32.— Bau u. Grenze .d. Ganoiden u. Entwurf eines natürl. ‚Syst. d. Fische, 416. Neander: Ueb. d. welthistor. ic d. Schrift Plotins gegen d. Gnostiker, 23. — (Anfänge d. scholast. Philosophie u. Abälard’s Verhältnifs zu denselben, Bericht 1843 p.251. — Ueb. eine Stelle im zweiten Buch d. Enneaden des Plotinus, das. 281.) v. Olfers: Vorlegung eines merkwürdigen steinernen Gefäfses aus Mexiko, 171. Panofka: (Ueb. d. Heilgötter d. Griechen, Bericht 1843 p. 253.) Pertz: Leben der Churfürstin Sophie v. Hannover, 97. — Ueb. das ‘ Chronicon Cavense, 151. — (Geschichte von Leibnitzens Annales Imperii, Bericht 1843 p. 169.) Peters: Nachricht von einigen Fischen u. Amphibien aus Angola u. Mozambique, 32. — Ueb. einen dem Lepidosiren annectens ver- wandten mit Lungen u. Kiemen versehenen Fisch v. Quellimane, 411. Poggendorff: Vorzeigung einer nach eigener Angabe verfertigten Sinusbussole, 16. — Ueb. galvan. Polarisation u. einige zu deren Studium dienende Instrumente, 45. — Methoden zur Bestimmung des Widerstandes der Flüssigkeiten gegen elektr. Suröme, 299. Rammelsberg: Chemische Untersuchung d. Meteorsteins v. Klein- Wenden, 242. Ranke: Ueb. d. Versammlung d. französischen Notabeln 1787, 408. — (Wichtige literar. u. wissenschaftl. Verhältnisse im xvr. Jahrh., Bericht 1843 p. 33.) 10* 428 v. Raumer: (Ueb. Diderot u. seine Werke, Bericht 1843 p.93. 160.— Geschichte d. französ. Finanzen u. das sogenannte Syst. des Law, das. 156. — Ueb. Thomas Jefferson, das. 258.) Riefs: Anordnung d. Elektricität auf Leitern, 54. — Wärmeerregung in einem verzweigten Schliefsungsbogen d. elektr. Batterie, 350. Ritter: Heimath u. geographische Verbreitung d. Platane, d. Oel- u. Feigenbaums, d. Granate, Pistacie u. Cypresse in d. alten Welt, 169. 171. 277. 324. Rose, G.: Eigenthüml. Erscheinungen bei dem Glimmerschieferlager v. Flinsberg im Riesengebirge, 12. — Entwicklung d. Krystallisa- tionssystems d. Quarzes, 144. — Vergleich d. Krystallformen d. Columbits u. d. Wolframs, 423. Rose, H.: Bemerkungen üb. d. v. Langlais entdeckte neue Säure d. Schwefels (Trithionsäure), 3. — Ueb. d. wasserfreie schwefel- saure Ammoniak, 37. — Ueber die Titansäure, 105. 163. 248. — d. Schwefelcalcium, 139. — Vorlegung geätzter Glas- u. Porcellan- platten v. Böttger u. Bromeis, 168. — Chem. Untersuchungen d. Tschewkinits, 236. — d. Perowskits, 289. — Zusammensetzung der Tantalite u. Entdeckung eines neuen Metalls im Tantalit aus Baiern, 361. Rosen: Einsendung einer grammat. Arbeit üb. d. ossetische Sprache, 350. . Rofs: Nachricht v. christl. Katakomben auf Melos, 51. — Ueb. Me- gara u. die letzten Vasenfunde bei Korinth, 152. — Mittheilung griech. Inschriften v. Megara, 155. — Inschriften v. d. Insel Te- los, 277. v. Schelling: Bedeutung d. röm. Janus, 409. — (Einleitung zur Be- arbeit. v. Arnobii Disputat. adversus gentes, Bericht 1843 p. ) Schönbein: Untersuchungen üb. d. Ozon, 170. Schott: Wesen des Buddaismus, mit besondrer Rücksicht auf seine Gestaltung in Ostasien, 29. 49. — Linguistisches üb. d. Granat- apfel in Ostasien, 293. — Vorlegung d. Vocabularium sinieum, 297. — Chines. Nachrichten aus d. Türkei u. Rufsland, 297. Schulz,F.: Verfahren d. Kieselerde d. Steinkohlen so darzustellen, dafs sie zur Erkennung mikroskop. Organismen geeignet bleibt, 359. Slonimsky, Leistungen seiner Rechenmaschine, 298. Thomas: Photographische Darstellung mikroskop. Gegenstände, 2 Unger: Nachweis des Xantbicoxyds im Guano, 140. Sach - Register. Abdrücke von Glas- und Porcellanplatten, 168. — Elektr. Abdr. v. Medaillen auf Papier, 368. Aegypten, s. Aethiopien. Aethiopien, die Meroiten, welche d. Pyramiden bauten, ein braunes Volk, 382. — Charakteristik d. drei ausgebreitetsten Sprachen in Aeth., 382. — Ob die Sprache, welche in Meroe: herrschte, sich noch vorfinde, 389. — Einflufs d. altäthiop. Civilisation auf Ae- gypten, 393. — Monumente u. Inschriften in Aeth., 399. Alterthümer, s. Gemälde, Grenz - Alterthümer. Ammoniak, zuckersaures A., 7. — Wasserfreies schwefelsaures A. in zwei Modificationen, krystallisirt (Parasulphat. Ammon.) und unkrystallisirt (Sulphat. Ammon.), 37. — Verbindung v. Sulphat- Ammon mit schwefelsaurem Ammoniumoxyd, 39. Amphibien, neue Arten d. Gatt. Tropidolepisma u. Dactyleihra aus Angola u. Mozambique, 36. Anatas, chem. Untersuchung; Verhältnifs des A. zu künstlicher u. zu d. anderen Formen d. natürl. Titansäure, 111. Architektur, s. Bogen. Asche, mikroskop. Organismen in d. vulkan. Asche, 328. Astronomie, Ermittelung der absoluten Störungen in Ellipsen von beliebiger Excentricität und Neigung, 25. 345. — Beobachtungen d. Berliner Sternwarte, 209. — Veränderlichkeit der eigenen Be- wegung d. Procyon u. Sirius, 314. — s. Cometen. Athis u. Prophilias, Entstehung u, Abfassung dieses Gedichts, 20. _ Atlımen, verschiedene Theorien darüber, 235. — Rechtfertigung der Untersuchung v. Magnus üb. d. Athmen gegen Gay-Lussac’s Kritik, 236. Babrius, neu aufgefundene Fragmente desselben, 416. Baryterde, zuckersaure, 8.— Kupfersaure B., 291. 430 Bergregal, Ursprung dess. in Deutschland, 137. 142. Bimstein, Gehalt dess. an mikroskop. Organismen, 328. Bleioxyd, zuckersaures, 8. Blüthen, Untersuchung d. Stellung d. Blüthentheile, Ah Bogen, Form u. Stärke gewölbter B., 48. Botanik, s. Blüthen, Buddlejeen. Brookit, natürl. Titansäure; Vergleich mit künstl. u. anderen For- men d. natürl. Titansäure, 109. Buddaismus, Wesen dess., mit besondrer Rücksicht auf seine Ge- stalt in Ostasien, 29. 49. Buddlejeen, Charakteristik dieser Pflanzengruppe, 294. Calcium, Zersetz.d. Schwefelcaleiums durch Wasser, 139. s. Natrium, Caryocrinus, Eigenthümlichkeit dieser Crinoidengatt., 123. Chinesische Nachrichten aus d. europ. Türkei u. Rufsland, 297.. s. Vocabularium sin. Chromoxyd, Erglühen d. Chromoxydhydrats beim Erhitzen, 101. Chromsuperoxyd, Darstellung u. Eigenschaften, 102. Chronicon Cavense, 151. Chur-Verein, Vortrag üb. dens., 407. Cobalt, s. Kobalt. | Columbit, Vergleich seiner Krystallform mit der d. Wolframs, 423. Cometen, Ergebnisse d. letzten Erscheinung d. C. v. Pons, 210. — Ermittelung d. Störungen d. C. durch einen Planeten, 345. Crinoiden, Bau derselben, 121. CGtenopoma, neue Gatt. Labyrinthfische, Charakteristik, 34. Cystideen, Beschreibung d. bekannten Formen, 124. — Die C. nur den ältesten Formationen angehörig, 132. Echidna hystrix, Abbild. zur Myologie ‚derselben, 31. Eindrücke, ital. u. skandinay., 411. Eisenoxyd, zuckersaures, 8. Eisenoxydul, zuckersaures, 8. Elektricität, Beschreib. verschied. zu Versuchen üb. galvan. Pola- risation dienl. Apparate: Wippe u. Uebertrager, 45. — Anordn. d. El. auf Leitern, 54. — Methode den Widerstand d. Flüssigkeiten gegen elektr. Ströme zu bestimmen, 299. — Wärmeerregung in einem verzweigten Schliefsungsbogen d. elektr. Batterie, 350, — Untersuch. üb. d. Ladungsstrom d. elektr. Batterie, 354. — Proben elektr. Abdrücke v. Medaillen auf Papier, 368. Entomologie, s. Goliathus. Faustsage, älteste Darstellungen derselben, 294. 431 Fische, neue Arten aus d. Gatt. Sphyraena, Ctenopoma u. Cyprino- don aus Angola u. Mozambique, 32.— Bemerk. üb. d. Familie d. Cyprinodonten, 35. — Rhinocryptis amphibia, 414. — Stellung d. Ganoiden, 416. — Grundzüge eines natürl. Systems d. Fische, 420. Flore u. Blanceflor, altfranzös. Gedicht nach einer Pariser Hand- schrift, 135. Ganoiden, Bau u. Charakteristik ders., 416. Gefäfs, merkwürdiges steinernes, aus Mexiko, 171. s. Vasen. Gemälde in altdeutschen Iyrischen Dichtern, betreffend die älteste ritterl. Bewaffnung, d. Haustracht u. dgl., 282. Geschichte, s. Sophie, Versammlung. Gesetz, Polizei-Gesetz d. Kaisers Zeno betreffend d. bauliche Anlage d. Privathäuser in Constantinopel, 46. Glimmerschiefer, eigenthüml. Erschein. bei d. Glimmerschiefer- lager v. Flinsberg im Riesengeb., 12 Goliathus, Uebersicht d. bis jetzt bekannt gewordenen Arten dieser Käfergattung, 293 Granatapfel, Linguistisches üb. denselben, 293. Granatbaum, geographische Verbreitung dess., 277. Grenz-Alterthümer, deutsche, 281. s. auch Bericht 1843 p. 176. Guano enthält RTL 140. — Mikroskop. Thierformen im G. 414. Janus, Bedeutung Kin: J., 409. Infusorien, s. mikroskopische Organismen. Inschriften, Griechische zu Megara, 152. 156. — auf d. Ins. Telos, 277. — Ueb. griech. Inschr., 407. Kadmiumoxyd, zuckersaures, 8, Kali, zuckersaures, 7. — Kuptersaures K., 291. Kalkerde, zuckersaure, 8.— Kupfersaure K., 290. Katakomben, christliche, auf Melos, 51. Kobalt hat vier Oxyde, 103. Kobaltoxyd, Wassergehalt des Hydrats, 103. — K. spielt vorherr- schend d. Rolle einer Säure, 104. Kobaltoxydul, Verhalten an d. Luft, 104. — Kohlensaures K. in drei Verhältnissen, 105. Kobaltoxyduloxyd, ee 103. Kupferoxyd, zuckersaures, 10. Kupfersäure, Bildung derselben, 290. Lepidosiren, s. Rhinocryptis. Magnesia, s. Talkerde. 432 Marekanit, mikroskop. Organismen‘ darin, 324. Mathematik, Theorie d. Elimination d. unbekannten Gröfsen zwi- schen gegebnen algebraischen Gleichungen v. belieb. Graden, 16.— Ordnung eines Systems d. Differentialgleichungen, 286. Meer, bis zu welcher Tiefe noch Thiere darin vorkommen, 184. Mechanik, Princip d. rationellen Mech., Begrift v.. Kraft u. Bewe- gung, 214. Megara, s. Inschriften. Melos, christl. Katakomben das., 51. Meteorsteinfall v. Klein-Wenden, 22. 26. — Analyse d. gefallnen Steins, 242. Mikroskop, photograph. Darstellungen mikroskop. Gegenstände, 367. Mikroskopische Organismen, Vergleich der in Nord- Amerika abgelagerten Seethiere mit afrikan. u. europ. Formen, 58. — Cha- rakteristik v. 13 neuen Gen. u. 140 Species darin, 73.75. — Vor- kommen mikr. Org. in 1600 Fufs Tiefe im südl. Polar-Meer, 183. — Grofse Verbreitung d. mikr. Org. nach Norden u. Süden u. auf d. offnen Meere, 196. — Beschreib. v. 7 neuen Gen. u. 71 Spec., 199. — Flufsniederschläge aus d. Quellenlande d. Euphrat u. ‚Araxes u. neue marine Tripelbild. v. d. Bermuda-Inseln, 253. 257. — neu darin 12 Gen. u. 68 Spec., 261. 265. — Verbreit. mikr. Org. in d. verschied. geolog. Formationen, 324. — Vorkommen in .vulkan. Erzeugnissen, Bimstein, Tuff u. s. w. 324. 342. 407.— 5 neue Arten darin, 342. — Mikr. Org. in d. Steinkohle, 360. — im Plänerkalk, Phonolith, Guano u. Steinsalz, 414. a) Polygastrica im mittelländ. Polirschiefer, 62. — im nord- amerikan. Polirschiefer, 68.— Charakteristik d.Gatt. Asterolampra, Aulacodiscus, Dicladia, Eupodiscus, Lithobotrys, Rhaphoneis, Sym- bolophora, Tetrachaeta, 73.— Polyg. vom südl. Polar-Meer, 186. — im Magen einer Salpe, 189. — im hohen Meer, 193. — in dem d. Luft trübenden Staub auf d. hohen atlant. Meer, 195. — Charakte- ristik d. Gatt. Anaulus, Asteromphalus, Chaetoceros, Halionyx, Hemiaulus, Hemizoster, Triaulacias, 197. — Polyg. vom Euphrat u. Araxes, 254. — v. d. Bermuda-Inseln, 258. — Charakteristik d. Gatt. Craspedodiscus, Dietyopyxis, Heliopelta, Hercotheca, Masto- gonia, Omphalopelta, Periptera, Sceptroneis, Stephanogonia, Ste- phanopyxis, Systephania, Xanthiopyxis, 261.— Polyp.in Bimstein, Trafs u.,ähnl. Gebilden aus Europa u. Südamerika, 334.339. b) Polythalamien im mittelländ. Polirschiefer, 67. — Cha- rakteristik d. Gatt. Colpopleura, Porospira, Aspidospira, Spiro- 433 plecta, Proroporus, 74. — Polyth. vom südl. Polar-Meer, 187. — vom hohen Meer, 193. — Charakterist. d. Gatt. Spirobotrys, 245. — Polyth. v. Euphrat u. Araxes, 256. — Potyth. d. Plänerkalks, 414. ec) Phytholitharien im mittelländ, Polirschiefer, 66. — im ‘nordamerikan. Polirschiefer, 72. — im südl. Polar-Meer, 187. — vom hohen Meer, 193. — in. einem (d. Luft trübenden Staub im hohen atlant. Meer, 195. — Phyt. v. Euphrat u. Araxes, 256. — v..d. Bermuda-Inseln, 259. — in vulkan. Gebilden aus Europa u. Südamerika, 335. 341. — in Steinkohlen, 359. Mineralien, s. Silicate. Natrium, Bildung einer höheren Schwefelungsstufe in d. rohen Soda wegen Zersetz. d. Schwefelcaleiums, 440. — Chlornatrium (Btein- salz) mit mikroskop. Thierformen, 415. Natron, zuckersaures, 7. — Kupfersaures N., 291. Nil, Senkung seines Beltes um 25 Fußs seit 4000 Jahren, 376, 401. Nilmesser, Entdeckung eines, bei Semne in Nubien, 374. Niobium, Auflind. dess. im Tantalit aus Baiern u. Unterschied der Niobsäure.u.'d. Niobchlorids v. d. entsprechenden Tantalverbind. 364. — Niobiumoxyd isomorph mit Wolframoxyd, 423. Ocean, s. Meer. Oelbaum, geogr. Verbreit. dess. in d. alten Welt, 169. 172. 324.: Olive, s. Oelbaum. Ostsee, Wasserstand ders. nach 10jähr. Beobacht. in d. preufs. Sce- häfen, 135. 409. ‚Ozon, Darstellung, 170. Parasulphat-Ammon, s. Ammoniak. Perowskit, Zerlegung, 289. Phonolith, mikroskop. Thierformeä darin, 337. 414. - Photographische Darstellungen mikroskop. Gegenstände, 367. Polizei-Gesetz, s. Gesetz. Porcellanerde, enthält mikroskop. Thierformen, 328. Porphyr, mikroskop. Organismen darin, 328. ‚Preisfragen, Beurtheilung der bei der philos.-histor. lag einge- . gangenen Bewerbungsschriften üb. d. Regierung Friedrichs IL in Bezug auf.den grofsen Churfürsten, 23. — Zurücknahme der Pr. d. Abelschen Integrale betreffend, 24. — Pr. üb. d. Kirchenverfass. im xv. Jahrh., 278. — Pr. üb. d. Entwickl..d. Gegensätze zwischen Nominalismus u. Realismus, 270. — Neue Pr..d. physik.-mathem. Klasse, 280. 1 Procyon, Veränderung seiner eigenen Bewegung, 314. 434 Pyramiden, sind v. einem braunen u: keinem schwarzen Volke er- baut, 382. Quarz, Krystallformen dess., 144. — Zwillingsbildung, 150. Rechenmaschinen v. Slonimsky, Leistungen ders., 298. Reden, v. Ehrenberg zur ‘Feier d. Jahrestags Friedrichs II, 21. — v. Böckh zur Geburtsfeier Sr. Maj. d. Königs, 323. Respiration, s. Athmen. Rhinocryptis amphibia, ein Fisch mit Lungen u. Kiemen'v.’Quel- limane, verwandt, vielleicht identisch, 'mit per anneclens, 411. Rutil, chem. Untersuchung; Vergleich mit d. künsıli u. .d: übe natürl. Formen d.- Titansäure, 108, Schwefelcalcium, s. Calcium. Silberoxyd, zuckersaures, 10. Silicate, der Rückstand kieselsaurer Verbindungen beim Aufschlie- fsen mittelst Säuren selten aus unzersetztem Silicat, meist aus einer sehr sauren Verbindung bestehend, 250. ‚Sirius, Veränderung seiner eigenen Bewegung, 314. Sophie, Churfürstin v. Hannover, Leben derselben, 97. - : Sphen, s. Titanit. i Staatswirthschaft, Verhältnisse, welche die Verschiedenheit der Bildung u. des Besitzstandes unter d. Staatsangehörigen erzeugt, 371. Steinkohlen, Verfahren die Kieselerde der Steink.. so: darzustellen, dafs die darin enthaltenen mikroskop. Organismen erkennbar'sind, 359. : Steinsalz, s. Natrium. Sulphamid, Darstellung u. pRigenschafti 39. 40. Sulphat-Ammon, s. Ammoniak. Talkerde, zuckersaure, 8. Tantalit, Zusammenselzung u. Entdeckung d. Niobiums im T. aus Baiern, 361. Telos, Nachricht üb. diese Insel u. alte Inschriften auf derselben, 277. Temperatur, Aenderungen d. T. d. Erdoberfläche, verglichen mit d. T. der sie berührenden Luftschichten, 284. s. Wärme. St Thomas le martir, Ergänzung d. Biographie dess., 209. Titanit, Zusammensetzung, 248. Titaneisen, Zusammensetzung, 163. — T. isomorph mit Eisenoxyd, 165. — Magnetism. des T., 167. — T. scheint Titanoxyd zu ent- halten, 167. 435 Titanoxyd, Wahrscheinlichkeit eines T,.von Form u., Zusammen- setzung d. Eisenoxyds, 165. Titansäure existirt in zwei Modificationen, 105. — Unterschied bei- der, 108. — Zusammensetzung. des Titansäurehydrats, 106. — T. kommt in drei Formen, als Rutil, Brookit u. Anatas in d. Natur vor, ist trimorph, 108. — Erhitzung vermehrt d. spec. Gewicht deT.,.143. Trafs, mikroskop. Organismen darin, 328. Tritbionsäure, Bildung des Kali- u. Ammoniaksalzes u. trithion- saurer Verbindungen in anderen Fällen, 3. Tochewkinit, Zerlegung, 286. Tuff, vulkan., enthält mikroskop. Organismen, 328. Vasen, Ausgrabungen antiker V. zu Korinth, 152. s. Gefäls. Versammlung d. französ. Notabeln im J. 1787, 408. Vocabularium sinicum, Vorlegung dess., 297. Wärme, Auflind. einer Formel für d. Vertheilung d. mittl. Wärme auf d. Erde, 282. s. Temperatur. Wismuthoxyd, zuckersaures, 10. Wolfram (Mineral), Vergleich seiner Krystallform mit der des Co- lumbits, 423. Wolframoxyd, isomorph mit Nioboxyd, 423. Xanthicoxyd im Guano, 140. Zeno, Polizei-Gesetz d. Kaisers Z. üb. d. bauliche Anlage d. Privat- häuser in Constantinopel, 46. Zinkoxyd, zuckersaures, 8. Zoologie, s. Amphibien, Fische, Goliathus, Mikroskop. Organismen. Zuckersäure, Darstellung, 4. — Zusammensetzung, 6. — Salze, 7. N ER 7GB | ee. ua, vor Ba © ie de Be ‚hrronmilr.h grrixtoe sad Banana) — Ob innormaiıholt ie: an era uel u OR „emhylapiieen Tank BunsBangnse N. ‚ut ob itell.h.si sl luufde „uam dark ai 2uunarl Jaime) page Duo ar gut — OR ii „aör a : EAN R. DR ıE ed eich, anauagr) re ‚eher u | -tolliiıt „u eoslanlcitonmmun,.n ieh genblikiuntungenikee & u rohen ai mind Ar Tr INN MER FI ENT N yN ala au) morgen Kir. Hallo ‚rumallısy als’ gi atalae) .2züct stars us V udlitde nayusdeyag id MIA BON NET ste urun sb yanlmnen sr FRE RO io; ‚araieis uinaledaae Vi ar y ii b.napliadia)] „BB Jomnoih vun vba Ama 2 gung rast hu ? ME I SEITEN buxodseek -u1) zahı ‚3b Han suchllmegd aaa, daily inkiemaaitk) unadte Er ale] sr, brsedeiil, ac done br enma i OBE ur er bysoaidıah -teuist-.b 9y5laA silsilunds.b di „B aemiad .b KSDET 10 WORTE. WAR, ap N | EN NGEUBLRTICHERTTEN N. Bin TRY Hr, 2, Sen 5 er re brzoleik | nur) ‚guilsoriil gend or ‚again „euair Yale jo ve U „oloö, “> sl ds arstoauneN - Dypinllterntl „via BEIM: b 2.