am nm nn mann ’ı HARVARD UNIVERSITY LIBRARY OF THE MUSEUM OF OOMPARATIVE ZOÖLOGY Hanvend Collegu klrarı HRKm 4,1. TRANSFERRED TO THE LIBRARY OF Comparative..Zoology..... EEITEPPPPPPPPEPPFRRRR Öennsssssussuunnnensnuuannnnsnunnunnenennnennunnennunn een enenenunenen 2% ii DIS $ 54 en 3 e ER een Fa o> Neunzehnter Bericht des "Naturhistorischen Vereins in Augsburg. Veröffentlieht im Jahre 1867. TE — Neunzehnter Bericht des Naturhistorischen Vereins in Augsburg. Veröffentlicht im Jahre 1867. ti aha a rt Aal RE re *ocr u toRl sıdsk mi Idsiliasıl ; e} INLREII NDDYDES CI0H EIN SEANEROIRENAR er ee Rechenschafts- Bericht des Naturhistorischen Vereins in Augsburg für die Jahre 1865 und 1866. Der letzte Rechenschafts-Bericht ist vom April 1865 datirt, es liegen sohin volle zwei Jahre hinter uns, für welche die Ver- eins-Angelegenheiten, deren Leitung und Förderung zu verzeich- nen, besonders hervorzuhebende, einflussübende Ereignisse zu ver- öffentlichen sind. Das Uebergehen des Jahres 1366, ohne für 1865 einen eigenen Jahresbericht im Druck erscheinen zu lassen, war aus finanziellen Rücksichten für die Vereins-Cassa geboten. Der 18. Jahresbericht hat durch den Umfang der beiden in selben aufgenommenen Abhandlungen »Palaeontologische Untersuchungen über noch unbekannte Lophiodon-Fossilien von Dr. G. A.Maack mit 14 lithogr. Tafeln Abbildungen, »Moos-Studien aus den Algäuer- Alpen von Ludwig Mo- lendo,« bedeutende Ausgaben erfordert, zu deren Ausgleichung in den mit Kosten verbundenen Arbeiten eine Pause eintreten musste. Ohne damals voraussehen zu können, welche Ereignisse in der politischen Welt kommen, — dass Deutschland zum Schau- platze eines blutigen Krieges werden würde — und dadurch die = ıy. Werke des Friedens, der Kunst und Wissenschaft gestört, in ihrem Streben und Schaffen aufgehalten werden könnten, ist in dieser vom Vereins - Ausschuss selbst nothwendig auferlegten Ruhe das Jahr 1866 mit allen Aufregungen, Leiden und Ver- lusten für den Naturhistorischen Verein in Augsburg vorüber- gegangen ohne fühlbare Rückwirkung, ohne irgendwelche Störung. Den Zeitverhältnissen zu Folge und wegen den hiedurch seminderten Fremdenverkehr war im verflossenen Jahre der Be- such des Museums ein geringer. Geschichtlich zu notiren ist der Besuch der im April 1866 in Augsburg versammelt ge- wesenen Minister-Conferenz, deren hohe Mitglieder am 23. April Mittags über 1'/; Stunden im Museum sich aufhielten und ihre Namen in das Gedenkbuch einschrieben. Am 30. April 1866 besuchte Sr. Majestät König Otto von Griechenland während des kurzen Aufenthalts der Durchreise das Museum. — Ohne Unterbrechung haben aber die Arbeiten in den ver- schiedenen naturwissenschaftlichen Abtheilungen ihren Fortgang gehabt; hierauf zurückblickend muss der Dank jenen Herrn aus- gesprochen werden, die sich den Zwecken des Vereins, der Er- haltung, Verbesserung und Vermehrung seiner Sammlungen mit stets regem Eifer und gründlicher Kenntniss zu unterziehen die Güte hatten, die den Fortschritt der Naturwissenschaften viel- seitig wahrnehmen lassen. Für die Zoologie sind von dem unermüdeten Conservator Herrn Leu stets die vorzüglichsten Leistungen in der Wahl und Aufstellung einzelner Exemplare, ganzer Gruppen, vorzugsweise zu erwähnen und wird die Sammlung europäischer Vögel in den verschiedenen Alters- und Geschlechts-Abstufungen, Varietäten etc. einer grossen Vollständigkeit zugeführt. Durch Herrn G. Kittel, Lehrer der Naturgeschichte am k. Realgymnasium sind in Bestimmung, Umsteckung und Be- reicherung mehrer Insekten-Klassen höchst dankenswerthe Neu- erungen dem Vereine zugewendet. Der Sammel-Eifer des Herrn Kittel und des Herın Maler Schwaiger hat auch die Käfer- en fauna der Umgebung Augsburgs in kurzer Zeit mit einer nam- haften Zahl früher nicht gefundener Käfer vermehrt, wofür ein Nachtrag zu dem im Jahre 1859 veröffentlichten Verzeichniss in diesem Jahresbericht geliefert wird. Das Vereinsherbar wurde durch Beiträge aus Norddeutsch- land, Belgien, Frankreich, Italien, Russland und Syrien, nament- lich durch die Bemühungen des Herrn Lehrer Caflisch wesent- lich bereichert. Die Pflanzen - Statistik unseres Regierungsbezirkes wurde durch eifrige Nachforschungen auf verschiedenen Punkten des- selben wesentlich gefördert und dem Vereine durch briefliche Mittheilungen und Verzeichnisse, sowie durch Einsendung der betreffenden Pflanzen von den neuen Entdeckungen Kenntniss gegeben. — Solche Mittheilungen wurden dem Vereine durch die Güte der Herren Graf Carl Du Moulin über die Flora des Donauthales und der Jura-Partien um Bertholdsheim; von den Herren Dr. Holler und Sartorius über die Flora der Um- gebung von Mering und Kissing; von den Herren Rektor Buch- ner und Professor Hammon in Kaufbeuren; von den Herren Benefiziat Spahn in Neu-Häder und Herrn Lehrer Wiedemann in Breitenbrunn über die Flora der Umgebung von Dinkelscher- ben. Von besonderer Bedeutung sind die Fortschritte in Be- ziehung auf die Laubmoos-Flora der Umgebung von Augsburg. Die vielen schönen Entdeckungen des Herrn Dr. Holler m Mering erhielten eine wesentliche Bereicherung durch die erfolg- reichen Bemühungen des Herrn Dr. Pfeffer aus Cassel, der sich während eines leider nur 9monatlichen Aufenthalts in Augsburg der Erforschung unserer Laubmoosflora mit unermüdlichem Eifer widmete. Dem anschliessend sind wieder eigene Verzeichnisse dem Rechenschafts - Bericht beigegeben über die Geschenke zu den Sammlungen und zu der Vereins-Bibliothek; letztere hat durch Schriften-Tausch einen sehr namhaften Zuwachs erhalten. Neu sind die Verbindungen zu wissenschaftlichem Verkehr und Austausch der Vereinsberichte mit folgenden Anstalten und (ses stattgefunden, deren Besuch um so zahlreicher war, da der Zu- tritt Jedermann frei stund, der für Naturwissenschaftliche Mit- vi ellschaften: 1. Naturwissenschaftlicher Verein in Bremen, 2. Societe malacologique de Belgique « Bruwelles, 3. Accademia Gioenia in Catania, Sicilien, 4. Board of Agriculture of Columbus, Ohio-Ohro-State, 5. Naturforschende Gesellschaft in Danzig, 6. Naturforschende Gesellschaft in Emden. 7. Verein für Naturkunde zu Fulda, 8. Verein der Aerzte in Steiermark zu Graz, 9. Botanischer Verein in Landshut, 10. Mineralogischer Verein Landshut, 11. Societa dei Naturalisti in Modena, 12. Societe Imperiale des Naturalistes a Moscau, 13. Philomathie, Verein für wissenschaftlichen Ideen-Austausch in Neisse, preuss. Schlesien, 14. Lyceum of Natural History of New-York, 15. Societa d’Incoraggiamento in Padua, 16. Naturforscher-Verein in Riga, 17. Ateneo Veneto in Venedig. Wie alljährlich haben in den Winter-Monaten Vorlesungen theilungen Sinn und Neigung hegt. | Am Im Jahr 1865/,, wurde vorgetragen: 11. Februar und 22. Februar über den Phosphor und seine wichtigsten Verbindungen von Herrn Horkel, Lehrer der N Chemie. 1. März über die Vögel. 15. März über den wilden Kanarienvogel, vom Vereins -Se- kretär W. Scheller. 22. März 1) über das Alter der Erde von Herrn Lehrer Bi- schof, 2) über einige Schmarotzer-Thiere von Herrn Adam, städtischer Thierarzt. Im Jahre 186): Am 27. Februar über die Bienen von Herrn Dr. Körber. 6. März über das erste Auftreten der Vögel auf Erden, über untergegangene und untergehende Vögel von W. Scheller. 14. März über die Spinnen von Herrn Professor Kittel, zu welchem Vortrag Herr Sehwaiger Abbildungen von Spin- nen in vergrössertem Maassstabe gemalt hat. 21. März über Wetter-Prophezeiungen von Herrn Dr. Körber. 28. März über die Schwalben von W. Scheller. 4. und 11. April über das Salz, seine Bedeutung und Ver- wendung von Herrn Horkel. Die Bewegungen in der Vereins-Mitgliederzahl finden sich in Beilage I. verzeichnet. Mit tiefem Bedauern berührt der Verein das Ableben der beiden Bürgermeister von Augsburg, der Herren Dr. Conrad Heinrich, f am 9. Juli 1865, und Georg von Forndran, 7 28. März 1866. Deren grosse Verdienste für das Wohl der Stadt schliessen auch die besondere Sorgfalt ein, durch das Maximilians-Museum eine bleibende Stätte für wissenschaftliche Sammlungen gegründet, dadurch ein ehrenvolles Denkmal hinter- lassen zu haben, in welehem die Namen dieser edlen Männer für immer dankbar genannt werden. Aus der Reihe der Ehren-Mitglieder ist auch noch das Hin- scheiden des Herrn Dr. G. Jan, Direktor des Museums und Professor im Mailand, 7 am 7. Mai 1866 zu vernachrichten, über dessen Wohlwollen, Gefälligkeit und Geschenke für hiesigen Ver- ein im XVIII. Jahresbericht dankend Erwähnung geschah. Die Jahres-Rechnung pro 1865 hat mit einer Mehr-Ausgabe von 256 fl. 35 kr. abgeschlossen, in jener pro 1866 wurde diese ausgeglichen bis auf 7 fl. 3 kr. Die Rechnungen für alle gemachten Anschaffungen ed be- reinigt und die pro 1867 treffenden Einnahmen ungeschmälert zur Verfügung für die Vereinszwecke. In der General- Versammlung am 18. Februar 1866 und 17. Februar 1867 sind je 10 Kolibri-Aktien-Loose aus der Urne VIH gehoben worden und dadurch folgende Nummern zur Rückzah- lung gekommen: 1865/,5 Nro. 204. 140. 207. 131. 185. 3. 2. 80. 239. 237. 1866/,, Nro. 85. 95. 229. 213. 167. 238. 141. 230. 155. 148. Für die zum Besten der Vereins-Cassa geschenkten Beträge der gezogenen Aktien Nro. 3. 140. 211. 215 u. 237 wird den hochverehrlichen Gebern der innigste Dank ausgedrückt. Augsburg im Juni 1867. Im Namen des Ausschusses: W. Scheller, Secretär. Beilage I. Verzeichniss der in den Jahren 1865 und 1866 in der Zahl der Mitglieder vorgekommenen Veränderungen. Aufgenommen wurdenals: 1. Ehren-Mitglieder. Herr Hermann von Maier in Frankfurt, „ Nicodemus Frisch, II. Bürgermeister in Augsburg. 2. Correspondirende Mitglieder. Herr Ludwig Molendo, Botaniker in München. „ Dr. Peter Martinati in Verona. „ Nicolaus Vlacovich, Direktor der städtischen Realschule in Triest. „ E. Dubreuil in Montpellier. „ Dr. Pfeffer aus Cassel. „ Hofrath Dr. Eduard Ritter von Lindemann in Elisabeth- grad, Gouvernement Cherson. „ Franz Ritter von Rosthorn in Klagenfurt, » Theodor Caruel, Professor in Florenz. „ Julius Colbeau, Sekretär der Malacologischen Gesellschaft in Brüssel. » Theophil Le Comte, Naturforscher in Lessines in Belgien, X Eingetreten sind: 3. Ordentliche Mitglieder. Herr Anselm, k. Oberpostamts-Official. „ Dölscher, Seb., Maler. „ Eppstein, Wechsel-Sensal. Geiss, Emil, Regierungs-Accessist, „ Heydenreich, Obergärtner, „ Kittel; G., Professor. Kleitner, Mühlbesitzer. Koch, C., Fabrikant. „ Kranzfelder, A., Rechtsconeipient. P. Kuhn, Professor. „ Limmer, k. Generalmajor. „ Prinzinger, Em,, Privatier. „ Rad, Paul von, k. Forstamts-Aktuar. „ Rappold, Essigfabrikant. „ Recknagel, k. Oberkriegscommissär, „ Bar. von Reichlin-Meldegg, k. Hauptmann. „ Reisser, Carl, Techniker. „ Dr. Schauber, practischer Arzt. „ Schleysinger, Privatier. „ Schmid, Posthalter in Ustersbach. „ Pater Dominicus Schubert, Kapuziner. „ Weiss, Pet., k. Artillerie-Hauptmann, Während der zwei Jahre sind 14 Mitglieder gestorben, 14 Mit- glieder aus Augsburg weggezogen und 14 ausgetreten. Beilage LI. Verzeichniss der in den Jahren 1865 und 1866 erworbenen Gegenstände. I. Zu den zoologischen Sammlungen. a) geschenke. Von Herrn Dr. Agatz: 1] Turdus saxatilis, Steinröthel &, 1 Bombycilla garrula, Seidenschwanz 5. Von Herrn Anzengruber, Verwalter in Füssen: 1 Vanellus cristatus, Kiebitz, ein Bezoar-Stein aus dem Magen einer Kuh. Von Mad. Balzer: 1 Seidenhuhn &, 1 monstroses Hühnerei, 1 Rebhuhn, Perdrix cinerea, im Flaumkleid. Von Herrn Baumeister, k. Forstgehilfe: 1 Ei vom Kranich, Grus cinerea, 1 Ei vom Brachvogel, Numenius argquata, mehrere do, vom Teichhuhn, Gallinula chloropus. Von Herrn Carl Dietz: 5 Seekrebse und Krabben aus dem Mittelmeer. Von Herrn E. Dubrueil in Montpellier: 25 Tafeln, Malaco- logische Präparate von Helix-Arten. Von Herrn Forster, Otto: 1 Purpurreiher, Ardea purpurea 5 ad. Von Herrn Gerber, k. Appellgerichts-Sekretär: 1 Silberreiher, Ardea garzetta candidissima Bonap. & ad. aus Chili, Xu Von Herrn Gscheidlen jun.: 1 Eisvogel, Alcedo ispida, var bengalensis Gurul, von Tranquebar, 1 Grünling, Fringilla chloris & im Jugendkleid. Von Herrn Jäckel, Johannes, Pfarrer in Sommersdorf: 1 Egyp- tische Springmaus, Dipus aegyptius, aus Alexandria; 1 Pyramiden- maus, Meriones pyramidum, Egypten; 1 Regenpfeifer, Charadrius asiaticus, Alexandria; 1 Weihe, Circus Mülleri, Afrika; 2 Chamä- leons, Chamaeleo africanus; 1 Kampfstrandläufer, Machetes pugnazx 5 ad. Von Herrn Professor Kittel: eine Sammlung Spinnen in meh- reren hundert Exemplaren und circa 140 Arten. Vom Kreis-Comite des landwirthschaftlichen Vereins: mehrere Erdknollen mit Nestern der Maulwurfsgrille, G@rylletalpa vulgaris. Von Herrn Leu: Hausratte, Mus rathus juwv. aus Schlesien; Bartfledermaus, Vespertilio mystacinus; Gartengrasmücke, Sylvia hor- tensis © ; Kolkrabe, Corvus corax ©; Beutelmeise, Parus pendu- linus &; Grauammer, Emberiza miliaria & ; Waldwasserläufer, 7o- tanus glareola & juv.; Alpenstrandläufer, Tringa alpina &. Von Herrn Linder, Gastwirth in Ober-Fahlheim: 1 Ei vom Cochinna-Huhn, 7 Loth schwer; 1 monströses Ei von einer Ente. Von Herrn Mayer, Ingenieur in Ingolstadt: Eine Anzahl sel- tenerer Käfer aus Jdortiger Gegend. Von Herrn Mayrock, Lehrer in Illertissen: 2 Milwus regalis, Milan, 2 jw. Von Herrn C. Miller, Kreiskassa-Funktionär: 1 schöne Fächer- koralle, Gorgonia flabellum, und eine Gorgonia setosa aus dem Mittel- Meere, Von Herrn Oehninger, Commis: 1 Ostrea, Auster, mit aufge- wachsenem Badschwamm, Von Herrn Rebay in Günzburg: 1 dunkler Wasserläufer, 7o- tanus fuscus @ jwv.; 1 Haarschnepfe, Scolopax gallinago, Jugend- kleid; 1 Haubentaucher, Podiceps cristatus @ juv.; 1 Ohrentaucher, Podiceps auritus © juwv, XII Von Herrn Dr. v. Siebold: Apus productus, Bosc. von Berlin ; Branchipus stagnalis 5 Q von Breslau; Branchipus Grubü. Dyb. 5 2 Von Herrn Verstel, Chirurg in Passau: Natrixz vulgaris, Rin- gelnatter, schwarze Varietät. Von Herrn Dr. v. Wachter: 1 Schlingnatter, Coronella laevis. Von Herrn Wiedemann, Lehrer in Breitenbrunn: 1 Wasser- spitzmaus, Sorex fodiens. b) Erworben, theils im Tausch gegen Doubletten theils durch Ankauf. Sorex pigmaeus, Zwergspitzmaus, Sachsen. „ alpinus, Alpenspitzmaus, Schweiz. » leucodon, weisszahnige Spitzmaus, Schweiz. Ursus maritimus, Eisbär, jung, Grönland. Mustela bocamela, Bocamele, Sardinien. Phoca vitulina, Seehund, Ostsee, Arvicola lemnus, Lemming, Norwegen, a5 subterraneus, Erdmaus, Sachsen. Spermophilus guttatus, gefleckter Ziesel, Karpathen. Tamius striatus, Erdeichhorn, Russland. Capella rupicapra, Gemse, jung, Bayerische Alpen. Falco gyrfalco 5 9, Jagdfalk, Island. „» cenchris & Q, Röthelfalk, Türkei. Strix nyctea & ad., Schneeeule, Nordamerika. „» Noctua, Steinkauz, Flaumkleid, Sachsen. „ wralensis, Uraleule, Galizien, Muscicapa parva, kleiner Fliegenfänger, Nestkleid, Galizien. Sylvia subalpina, weissbärtige Grasmücke &, Sardinien. „» melanopogon, Schwarzbartrohrsänger 5, Rom, e tuscinioides &, Nachtigallrohrsänger, Karpathen. » 2alustris 5 Q, Sumpfrohrsänger, Schweiz. „» flwviatilis &, Flussrohrsänger, Karpathen. Picus leuconotus & Q, weissrückiger Specht, Schweden. Parus borealis & 2, nordische Sumpfmeise, Schweden. Alauda tartarica, Tartarische Lerche, Russland. Fringilla ceitrinella &, Citronfink, Frankreich. Tetrao bonasia, Haselhuhn, Flaumkleid. Hemipodius tachydromus & @, Laufhuhn, Spanien. Perdrix pedrosa &, Felsenhuhn, Sardinien. Cursor isabellinus, Rennvogel, Egypten. Himantopus melanopterus &, Strandreiter, Ungarn. Tringa platyrhyncha, Sumpfläufer, Schweden. „ maritima &, Meerstrandläufer, Island. Strepsilas interpres, Steinwälzer, Rhodus. Larus canus 5 ad. und Junges in Flaumkleid, nördl. Europa. Thalassidroma pelagica, Schwalbensturmvogel, Flaumkleid, Schott- land. | Procellaria glacialis, Eissturmvogel, Island, Puffinus arcticus &, Arktischer Puffin, Smyrna. Anas mersa &, weissköpfige Ente, Sardinien. Eine Anzahl Crustenthiere, II. Zu den botanischen Sammlungen. Geschenke. Herr Bezirks-Rath Arnold in Eichstätt übersandte eine Parthie seltener Laubmoose aus dem Jura. | Herr Rektor Buchner in Kaufbeuren: einige seltene Phanero- gamen. Herr Lehrer Caflisch schenkte eine Parthie seltener Laub- moose aus den Vogesen, durch Tausch erworben von Herrn Pfarrer Blind in Strassburg; — 3 Centurien Phanerogamen aus den Vogesen, a der Normandie und von der untern Loire, durch Tausch erworben von Herrn Prof. Reuss in Mirecourt (Vosges); mehrere Centurien phan. Pflanzen aus Schlesien, dem Riesengebirge, der Mark Branden- burg etc, darunter eine grosse Anzahl hybrider Weiden, und mehrere neuaufgestellte Arten, durch Tausch erworben von Herrn Berth. Stein in Berlin; — eine Parthie Phanerogamen aus Chur-Hessen, durch Tausch erworben von Herrn Dr. Pfeffer; — eine reichliche Centurie Charakter - Pflanzen der Levante (Syriens und Armeniens), XV durch Tausch erworben von Herrn Dr. Hausknecht in Weimar; — c. 2 Centurien Phanerogamen aus Russland (Petersburg, Kaukasus), durch Tausch erworben von Herrn Dr. Kühlewein, kais. russ, Col- legienrath a/D. in Rostock; — 3--4 Centurien Phanerogamen aus Bel- gien, Frankreich und Italien, durch Tausch erworben von Herrn Dr. Thielens in Tirlemont (Belgien); — c. 3 Centurien Phanerogamen aus den Pyrenäen und Südfrankreich, durch Tausch erworben von Herrn Baron Oskar de Dieudonn& in Louvain; — eine halbe Centurie Phanero- gamen (meist Rubus-Arten), durch Tausch erworben von Herrn Kunze in Berlin; — eine halbe Centurie Laubmoose aus Schlesien, durch Tausch erworben von Herrn Inspector Schulze in Breslau; die Cichoraceotheca von C. H. Schultz Bip., durch Tausch erworben von den Heraus- gebern. — Von Herrn Grafen Carl Du Moulin wurden mehrere seltene, zum Theil für Südbayern neue Arten, in zahlreichen Exemplaren ein- gesandt. Von Herrn Apotheker Frickhinger in Nördlingen: mehrere seltene Phanerogamen aus der Flora von Nördlingen. Von Herrn Dr. Holler: Laubmoose und Phanerogamen aus der Flora von Mering, nebst Beiträgen für das Duplettenherbar. Von Herrn Munkert, Gerichtsschreiber hier wurde die Pilz- Sammlung des Vereins durch zahlreiche Beiträge vermehrt und neu geordnet. Von Herrn Dr. Pfeffer aus Kassel: Laubmoose aus der Um- gebung von Augsburg und aus Alpen Graubündtens. Von Herrn Benefiziat Spahn: Laubmoose und Phanerogamen aus der Umgebung von Dinkelscherben, nebst einem Manuscript über die Flora von Schongau. Von Herrn Lehrer Wiedemann in Breitenbrunn: einige seltene Phanerogamen aus der Gegend von Dinkelscherben, nebst einem Manuscript über die Flora jener Gegend. AV III. Zu den mineralogischen und palaeontologischen Samm- lungen, Natürlicher faseriger dichter Ozokerit, vom westlichen Oelfelde Boryslaw, Galizien. Natürlicher faseriger zelliger Ozokerit vom westlichen Oelfelde Boryslaw. Geschmolzener Ozokerit von Boryslaw, 2. Sorte. Rasen-Asphalt von Peklenica, Croatien. Rasen-Asphalt von Strzelbire, Galizien, Paraffin von der Dbohobyrzer Raffinerie. Geschenke des Herrn Senoner in Wien, gehörig zu einer Ab- handlung im Jahrbuch der k. k. geologischen Reichs - Anstalt, Juli, August, September XV. Band Nr. III. 1865. IV. Ethnographische Sammlung. Von Herrn Professor Kittel: Gewebe aus Cocosfasern aus den Südseeinseln. — Ein Pfeil mit hölzerner vergifteter Spitze. Von Herrn Bezirksgerichtsarzt Dr. Brunner: Ein chinesischer Regenschirm. — Mehrere Stangen von Shi-schin-Hiang, eine Art Lunte oder Zunder in China und im ganzen malayischen Archipel ge- bräuchlich. V. Zur Bibliothek. a) Von wissenschaftlichen Anstalten und Vereinen. Altenburg. Mittheilungen aus dem Osterlande. XVH. Band, 1—4, Heft. Mai 1865 — Juni 1866. Amsterdam, Versiagen en mededeelingen der k. Akademie van Wetenschappen, afdeeling Natuurkunde. XVII. deel 1865. — Musee Vrolik, Catalogue de la collection d’anatomie humaine etc. Verslagen etc, tweede reeks cerste deel 1866. — Processen-Verbaal van de gewone vergaderingen der k, Akademie van Wetenschappen afdeeling Natuurkunde 1865 — 1866. _ XV Anhalt-Dessau. Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins für Anhalt. 25. Bericht. Jan. — Decbr. 1866. Ansbach. 33, Jahresbericht des historischen Vereins für Mittel- franken. 1865. Augsburg. Bericht des Gartenbau-Vereins für das Jahr 1866. Augsburg. Historischer Verein für Schwaben und Neuburg. 31. und 32. Jahresbericht 1865 und 1866 mit dem Cataloge der Vereius- Bibliothek. Augsburg. Landwirthschaftlicher Verein für Schwaben und Neu- burg, landwirthschaftliche Blätter IV. u. V. Band 1865 u. 1866. Bamberg. Wochenschrift des Gewerbe-Vereins XIV. u, XV. Jahr- gang 1865 u. 1866 nebst naturwissenschaftlichen Beilagen. Basel. Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft, IV, Theil. 2. und 3. Heft, Berlin. Zeitschrift der deutsch-geologischen Gesellschaft. XVII, Band 4 Hefte. Nov. — Dechbr. 1864. Jan. — Octb. 1865. XVII. Band, 1—4. Heft. Novbr. u. Decbr. 1865. Jan. — Octbr. 1866. Bern. Verhandlungen der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften zu Zürich am 22,—24. August 1864. 48. Versammlung. — Actes de la societe Helvetique des sciences naturelles reunie a Geneve les 21—23 Aout 1865. 49. Session, Bern. Mittheilungen der Berner Naturforschenden Gesellschaft. 553—579 aus dem Jahre 1864. 580—602 aus dem Jahre 1865. Bonn. Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins der preussischen Rheinlande und Westphalen. 22. und 23. Jahrgang. 3. Folge. 2. Jahrgang. 1—2. Hälfte 1865 u. 1866, nebst einer geologischen Uebersichtskarte der Rheinprovinz und Westphalens. Boston. Journal of Natural History, Vol. VI. Nr. 1—4, VII. 1—3. Proceedings IX. 1—224. — January 1862. — 321—375. Oct. 1863. Bremen. I]. Jahresbericht des Naturwissenschaftlichen Vereins für das Gesellschafts-Jahr v. Nov. 1864 bis Ende Mai 1866. — Abhand- lungen 1. Band 2. Heft, mit II. Jahresbericht 1. April 1866 bis Ende Mai 1867. Breslau. 42. und 43. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. 1864 und 1865. — Abtheilung für Na- II XVvIm turwissenschaft und Mediein. 1864—1866. — Philosophisch histo- rische Abtheilung. II. Heft. 1864—1866. Brünn. Verhandlungen des Naturforschenden Vereins. III, Band 1864. IV. Band 1865. Brünn. Mittheilungen der kaiserl. kgl. Mährisch -Schlesischen Ge- sellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landes- kunde. 1865 und 1866. Brünn. 15. Jahresbericht über die Wirksamkeit des Werner-Verein zur geologischen Durchforschung von Mähren und Schlesien, 1865, — Geologische Karte der Markgrafschaft Mähren und des Herzog- thums Schlesien, bearbeitet vom k, k. Bergrath Frz. Foetterle, herausgegeben vom Werner-Verein etc. 1866. Brüssel, Annales de la Societe malacologique de Belgique tome II. — Statuts, — Catalogue de Vexposition d’animaux inverfebres. 1866. Carlsruhe. Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins, 2. Heft. 1866. Catania. Atti dell’ Accademia Gioenia di Scienze Naturali Serie Seconda. Tomo XVI.—XX, — Relazione dei Lavori scientifigi trattati nell Anno XL. Catania 1867. Chemnitz. 1, Bericht der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft, um- fassend die Jahre 1859 —1864. Cherbourg. Memoires de la SocieteE Imperiale des Sciences Na- turelles. Tome XI. 1865. Tome XII. 1866, Christiania, Kongelige Norske Umiversitet: 1. Meteorologische Beobachtungen, aufgezeichnet auf Christiania- Observatorium, I. Band. 1837 - 63. 2. u. 3. Meteorologiske Jagtiagelser paa Christiania Observatorium. 1864 u. 1865, 4. Veiviser ved geologiske excursioner i Christiania omegn med et‘ farvetrykt Kart og flere traesnit. af Lector Th. Kyerulf 1865. 5. Om de i norge fore kommende Fossile dyrelevninger fra qnartaerperioden et bidrag til vor faumas historie af Dr. phil. et med. M. Sars, Prof. Univ. etc. 1865. med 4 lithograph. Plancher. | nn 114 XIX 6. Norges Ferskvands Krebsdyr, forste afsnit. — Branchiopoda I. Cladocera Otenopoda af Georg Ossian Sess. 1865. Beretning om Ladegaarssoeus Hovedguard for 1862—63—65. 8. Entomologiske Undersogelser i Aarene 1864 og 1865 af H. Siebke 1866. 9, Moerker efter en Jistid i Omegnen af Hardangerfjorden af S. A. Sexe 1866. ® Chur. Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft Graubündens. Neue Folge. X. Jahrgang 1863 — 64, Columbus. Eighteenth Annual Report of the Ohio-State- Board of Agriculture, with an abstract of the Proceedings of the County agri- 1 cultural Societies. to the General- Assembly of Ohio, for the year 1863. Columbus 1864. Danzig. Schriften der Naturforschenden Gesellschaft. 1866. Neue Folge. I. Bandes 3. u. 4. Heft, Dresden. Sitzungs-Berichte der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis“. Jahrgang 1866 Nro, 7—12. — 1867 Nr. 1—3. Dürkheim a.H. XXIL.—XXIV. Jahresbericht der „Pollichia“, eines Naturwissenschaftlichen Vereins der Rhein- Pfalz. 1866. — Ver- zeichniss der in der Bibliothek der Pollichia enthaltenen Bücher. 1866. Dublin. Natural History Society, Proceedings Part. II. Vol. IV. 1863 —64. Emden. 51, Jahresbericht 1865. Festschrift der Naturforschenden Gesellschaft zu Emden, herausgegeben in Veranlassung der Jubel- feier ihres 50jährigen Bestehens am 29. December 1864, — Die Regen - Verhältnisse des Königreichs Hannover, nebst ausführlicher Darstellung aller den atmosphärischen Niederschlag und die Ver- dunstung betreffenden Grössen, welche beim Wasserbau, sowie beim rationellen Betriebe der Landwirthschaft in Betracht kommen. Fest- gabe von dem Director der Gesellschaft, Dr. M. A. Prestel. Frankfurt a. M. Der zoologische Garten. VI. u. VI. Jahrgang. 1865 — 66 Freiburg im Breisgau, Berichte über die Verhandlungen der Natur- forschenden Gesellschaft. Band III. Heft 3 u. 4. 1865. 1% XX Giessen. 11. Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. 1865. — Amtlicher Bericht über die 39. Ver- sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Giessen im Sept. 1864, herausgegeben von den Geschäftsführern Wernher u. Leuckart. Görlitz. Neues Lausitzisches Magazin. 42. Band. 1. u. 2. Hälfte. 43. Band. 1, Heft 1866. 2 Doppel-Hefte. 1867. — Metrische Uebersetzung einiger Psalmen, dem Herrn Karl Wilhelm Dornick, wohlverdienter Pfarrer der evangelischen Gemeinde Haynewalde, ihrem hochverdienten Ehren-Mitgliede am Tage seiner 50jährigen Amts-Jubelfeier den 2. April 1865 die Oberlausitz’sche Gesellschaft der Wissenschaften. Görlitz 1865. Graz. Mittheilungen des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steier- mark. III. Heft. 1865. Graz. U. Jahresbericht des Vereins der Aerztein Steiermark. 1864—65. Hamburg. Uebersicht der Aemter-Vertheilung und wissenschaft- lichen Thätigkeit des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg. 1865. — Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften. IV. Band. 4. Abth. mit 24 Tafeln. V. Bd. 1. Abth. mit 2 Tafeln, Heidelberg. Verhandlungen des Naturhistorisch-Medicinischen Ver- eins. Band IV. 1.2.3. u. 4. Herrmannstadt. Verhandlungen und Mittheilungen des Siebenbür- gischen Vereins für Naturwissenschaften. XVI. Jahrgang. 1865. Klagenfurt. Jahrbuch des Naturhistorischen Landes - Museums von Kaernten. 7. Heft. 1864—65. Königsberg. Schriften der k. physikalisch - ökonomischen Gesell- schaft. V. Jahrgang. 2. Abth. VI. Jahrgang. 1. Abtheilung. Laibach. Mittheilungen des Landes-Museums für Krain. 1. Jahrg. Landshut. Bericht des botanischen Vereins über die zwei ersten Jahre seines Bestehens. 1866. Landshut. Bericht des Mineralogischen Vereins über das erste Jahr seines Bestehens. 1866/67. Linz. 25. und 26. Bericht über das Museum Francisco Carolinum, nebst der 20. u. 21. Lieferung der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich .ob der Enns, 1865 u. 1866. XXI Luxemburg. Envoi de la Societe des sciences naturelles du Grand Duche de Luxembourg. Tom. VIII. 1865. Mailand. Atti della Societa italiana di scienze Naturali. Vol. VIIT. Fasc. II. Fogl. 7—12. — Vol. IX. Fasc. I.—III. Fogl. 1—31. Mannheim. 31. und 32. Jahresbericht des Vereins für Naturkunde. 1864— 1865. Marburg. Schriften der Gesellschaft zur Beförderung der gesamm- ten Naturwissenschaften, Supplementheft mit 5 Tafeln. 1866. (Claus C., die Copepoden-Fauna von Nizza.) Mexico. Memoria sobre el Magney Mexicano (Agave Maximilianea) escrita pas los hacendados Pedro Blasquez € Ignazio Blasquez, Y dedicada a los Augustos monarcos de Mexico Mazximiliano Y Carlota. Puebla 1864. — Mexico imprenta de Andrade Y Escalante Bajos de san Augustini. Nr. 1. 1865. Modena. Archivio per la Zoologia, U’ Anatomia a la Fisiologia publi- cato per cura del Prof. Giovani Canestrini. Vol. IV. Fasc. I. Aprile 1866. Moscau. Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes. Tome RXVII, Nr. 1. 2.3. ,1865. München. Sitzungsberichte der k. bayerischen Akademie der Wis- senschaften. 1865 u. 1866. I u. II. Heft 1—4. — Induction und Deduction von J. Frhr. v. Liebig. 1865. — Entstehung und Be- griff der Naturhistorischen Arten, von Dr. Carl Naegeli, k. Univ.- Prof. etc. — Die Bedeutung moderner Gradmessungen. Vortrag in öffentlicher Sitzung der k. Akademie der Wissenschaften am 25. Juli 1866 von Dr. E. Maximilian Bauernfeind.. — Entwick- lung der Ideen in der Naturwissenschaft. Rede in öffentlicher Sitz- ung etc. von J. Frhr. v. Liebig. München. Bericht über die Thätigkeit der bayr, Gartenbau-Gesell- schaft im Jahr 1864—1865. Neisse. 14. Bericht der Philomathie, Verein für wissenschaftlichen Ideen-Austausch. 1863—65. — Denkschrift zur Feier ihres 25jäh- rigen Bestehens, 1863. New-York. Annals of the Lyceum of Natural History. Vol. VII. 1—10. Mai 1863 bis April 1866. — Notes on certain terresterial _ XXHO Mollusca etc. — Remarks on the origin and distribution of the operculated Land shells etc. by Thomas Blaud. Nürnberg. Abhandlungen der Naturhistorischen Gesellschaft. III. Band II. Hälfte. 1866. Offenbach. 6. u. 7. Bericht des Vereins für Naturkunde. 1864— 66, Padua. Il Raccoglitore, Giornale della Societa d’Incoraggiamento Serie II anno III. Nr. 1—19, Passau. 6. Jahresbericht des Naturhistorischen Vereins. 1863—64. Pesth. Mittheilungen der k. ungarischen Naturforschenden Gesell- schaft. IV. Band. 1. u. 2 Heft. 1863— 64. Philadelphia. Proceedings of the Academy of natural sciences. Nr. 1—5. Jan.—Dec. 1864. Nr. 1—5. Jan.—Dec. 1865. Prag. Lotos, Zeitschrift für Naturwissenschaften. 15. u. 16, Jahr- gang. 1865 u. 1866. Pressburg. Correspondenzblatt des Vereins für Naturkunde. Il. Jahr- gang 1863. — Verhandlungen des Vereins für Naturkunde. Jahr- gang VIII. u. IX. 1864 —66. Regensburg. Correspondenzblatt des zoologisch - mineralogischen Vereins. 19. Jahrgang. 1865. Riga. Correspondenzblatt des Naturforschenden Vereins. 12. Jahrg. 1862 u. 14. Jahrg. 1864. St. Gallen. Bericht über die Thätigkeit der St. Gallischen Natur- wissenschaftlichen Gesellschaft 1863—64, 1364—65, 1865 —66. St. Louis. The Transactions of the Academy of sciences of St. Louis. Vol. IH. Nr. 2. 1866. pag. 220—458. Stuttgart. Württembergisch Naturwissenschaftliche Jahres - Hefte. 21. Jahrg. 2. u. 3 Heft. . 22. Jahrg. ‘1 Heft. Triest. ZD’Ortolano, Giornale populare d’Orticoltura. Anno Sesto 1864. — L’Amico dei Campi, Periodico mensile di Orticoltura ed Agricoltura. Anno I. u. U. 1—12. 1865 u. 1866. III. 1—4. 1867. Venedig. Atti dell’ imp. reg. Istituto Veneto di science Lettero et Arti. Tom. X. Serie III, dispensa 6—10. Tom. XI. Ser. III. disp. 1—4. Venedig. Atti del’ Ateneo veneto Ser. II. Vol. II, Puntata terza, Settembre 1865. xx Washington. Annual Report of the Board of Regents of the Smilhsonian Institution showing the operations, espenditures and condition of the institution for the year 1863 and 1864, — Re- sults of Meteorological Observations made under the direction of the United States Patent Office and the Smithsonian Institution from the year 1854 to 1859, Vol. II. Part, I. Washington 1864. Washington. War Departement, Surgeon General’s Office, Wa- shington Novbr, 1. 1865. Circular Nr. 6. Wien. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichs-Anstalt.e. XV. Band. Nr. 3—4. 1865. XVI. Nr. 1—4,. 1866. Wien. Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft. VII. Jahr- gang Heft 1 u. 2. 1864. IX, Jahrgang 1865. Wien. Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft. XV. Band 1865. XVI. Band 1866 mit 21 Tafeln. — Nachträge zur Flora von Niederösterreich von Dr. A. Neilreich. Wien 1866. — (ontribuzione pella Fauna dei Molluschi Dalmati per Spiri- dione Brusina. — Vienna 1866. Wiesbaden, Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzog- thum Nassau. 17. u 18. Heft. 1862—63. Zweibrücken. 2. Jahresbericht des Naturhistorischen Vereins 1864/65. — Bodenkarte der Umgebung von Zweibrücken, aufgenommen von dem k. k. Berg- und Salinen-Beamten Laubmann. b) Von den resp. Herren Verfassern und andern Gönnern. Von Herrn Dr. Besnard, k. Stabsarzt in München: 1. Ergebnisse landwirthschaftlicher und agricultur- chemischer Ver- suche an der Station des General-Comite’s des bayerischen land- wirthschaftlichen Vereins in München, 4, Heft 1863. 2. Feststellung der wichtigsten Nahrstoffe für die Cerealien, wie sie nach Beschaffenheit, Maass und Zeit gegeben werden müssen, Von R. H, Th. Zoeller. München 1856. 3. Ueber die Naturwissenschaften als Gegenstand des Studiums, des Unterrichts und der Prüfung angehender Aerzte von Dr, Ph. Phoebus. Nordhausen 1849. XXIV 4. Dr. Justus Liebig’s Verhältniss zur Pflanzen - Physiologie. Von Dr. H. Mohl. Tübingen 1843. 5. Ueber die Bedeutung der Anthropologie für Naturwissenschaft und Philosophie. Von Dr. Maximilian Perty. Bern 1853. 6. Die Oestraciden, „Bremsen“, der Pferde, Rinder und Schafe von Dr. K. L. Schwab. München 1858. 7. Bayerns Flora, von Dr. A F. Besnard. München 1866. Von Herrn Dr. Giovanni Canestrini, Prof. an der Universität zu Modena: Origine dell’ Uomo, per Giov. Canestrini. Milano 1866. Von Herrn Theodor Caruel in Florenz: 1. Theodori Caruelü, Illustratio in hortum siccum Andreae Caes- alpini. Florenz 1858. 2. Nota per servire alla Storia dei Collema di Th. Caruel. h 3. Sur signification morphologique des Epines du Xanthium spi- | nosum. | 4. Sur une question relative aux noms specifiques des plantes. 5. Programma di una flora d’Italia, — Lettera del Prof. Teodoro Caruel al Prof. Emilio Cornalia. 6. Di Alcuni combiamenti arvenuti Nella flora della Toscana in questi ultimi tre secoli, Memoria di T. Caruel. Mailand 1867. 7. J. Generi delle Ciperoidee Europee per T. Caruel. 1866. 8. Studi sulla Polpa che involge i semi in alcuni frutti carnosi del Prof. T. Caruel. 1864. 9. Prodromo della Flora Toscana di Teodore Caruel. Fasc, 1—4. 10. Supplemento al Prodromo della Flora Toscana. Von Herrn J, A. J. Colbeau, Membre de la Societe royale de Zoologie de Bruzwelles et delle societe entomologique de Belgique: 1. Materiaux pour la Faune malacologique de Belgique I. Liste des Mollusques terrestres et fluviatiles de Belgique 1859. 2, Des Variations normales de Vaile dans l’espece chez quelques lepidopteres par J. Sawveur et J. Colbeau. Von Herrn Dr. ©. Th. Doebner, k. Professor der Zoologie und Botanik an der k, Central-Forstlehranstalt in Aschaffenburg: Lehr- buch der Botanik für Forstmänner von C, Th. Doebner, 3. Auflage. Aschaffenburg 1865. XXV Von Mr. Dr. E. Dubrueil in Montpellier: Catalogue des Mol- lusques terrestres et fluviatiles de V’Herault par E. Dubrueil 1863. Von Herrn Apotheker Ehekirchner in Augsburg: Volks-Natur- geschichte von H. Rebau, Stuttgart 1838. Von Herrn Dr. Aug. Wilh. Eichler, Privatdocent der Botanik an der k. Universität in München: Ueber den Blüthenbau der Fu- mariaceen, Cruciferen und einiger Capparideen. (Besonderer Abdruck aus der Flora. Rgsbg. 1865.) Von Herrn Georg Ritter von Frauenfeld in Wien: 1. Zoologische Miscellen: Bemerkungen VII. Ueber Assiminen und Chilina und einige Paludinea, 2. Bemerkungen VIII. Ueber Farbenabänderungen von Vögeln in der Sammlung des Herrn Jul. Finger. 3. Bemerkungen IX. Die orientalische Manna Tihal und ein Aus- wuchs auf der persischen Burgendsche, 4. Bemerkungen X. Ueber Käfer, 5. Ueber die bisher eingelangten diessjährigen Berichte von land- wirthschaftlichen Insektenschäden. 6. Weitere Mittheilung über die Rapswespe. Ein Besuch im Böhmerwalde, nebst Aufzählung der Varietäten des zoologischen Kabinets im hochfürstl, Schwarzenberg’schen Jagdschloss Wohrad nächst Frauenberg. Von Herrn Ernst Hauck, k. Eisenbahn-Special-Cassier in Augs- burg: Die Colonie Vietoria in Australien, ihr Fortschritt, ihre Hülfs- quellen und ihr physicalischer Charakter. Melbourne 1861. Von Herrn Wilhelm Heuäcker: Verzeichniss der Schmetter- linge des Harzes und seiner Vorberge. Gehren 1867. Von Herrn Dr. F. von Höchstetter, k. k. Professor in Wien: Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde. Geologischer Theil. I, Band. II. Abthl. Palaeontologie von Neuseeland mit 26 li- thographirten Tafeln. Wien, Novbr. 1864. Von Herrn Friedrich Hector Graf Hundt, k. b. Kämmerer und Ministerialrath in München: Karl Aug. Graf von Seinsheim, k. b. Kammerherr, lebenslänglicher Reichsrath und Staatsrath im a. o. Dienst, Grosskreuz vieler hoher Orden ete Eine biographische Skizze. XXVI München. 1865. — Fund römischer Denare bei Niederaschau, Mün- chen 1866 (aus dem XXVII. Band des oberbayerischen Archivs). Von Herrn Dr. E. H. Kisch, Badearzt in Marienbad: Marien- bad in der Sommersaison 1866, nebst einigen Bemerkungen über den Einfluss der Fettleibigkeit auf Krankheiten der weiblichen Sexual- organe. Prag 1867. Von Mr. Louis Lavizzari, Docteur des sciences, Membre du Conseil d’Etat du Canton du Tessin a Lugano: Nouveaux Pheno- menes des corps cristallises avec quatorze planches. Lugano 1865. Von Herrn J. F. Leu in Augsburg: 1. System der bayer. Zoologie von Karl Lud. Koch, k. b. Ober- förster in Burglengenfeld. Nürnberg 1816. 2. Kurze Beschreibung der Vögel Liv- und Esthlands von Dr. Bern- hard Meyer. Nürnberg 1815. 3. Beiträge zur Ornithologie Griechenlands, von H. Graf von der Mühle. Leipzig 1844, 4. Ornithologischer Beitrag zur Fauna Grönlands von Karl Hol- boell. Leipzig 1854. 5. Das Leben der Vögel von Dr, A. E. Brehm. Glogau 1861. Von Herrn Dr. Peter Paul Martinati in Verona: 1. Della Paleoctnologia in generale e delle sue primizie nel veneto- memoria di P. P, Martinati. Padova 1865. 2. Pel giorno delle faustissime nozze del signor Cesare Vanzetti con la signora Ida Scalfo. Padova 1865, 3. Sopra le scoperte del chiaro uomo sig. Dr. H. Lioy etc. Nota storico geologica del Car. Prof. Tomasco Catullo. Padova 1865. 4, Andrea Zanaga 7. 5. Dei Lavori dell’ Accademia di Bovolenta d’al novembre 1859 — all ottobre 1864 — Kelazione del segretario Dr. Emilio Morpurgo. Padova 1864. 6. Considerazioni Storico - Chritiche sopra il saggio della Legis- lazione veneta forestale del Cav. Adolfo di Berenger lette il 13 Agosto 1863 all’ Accademia di Agricoltura, Comercio ed arti di Verona, dall socio attivo. P. P. Dr. Martinati 1864. 7. Del Manuale Teorico Pratico di Apicoltura coll’ arnia a favo XXvn mobile dei sacerdoti Bednarovits e Pedretti Rapporto della Commissione Accademica da socio attiro relatore Stefano de Stefani. Verona 1866. Von Herrn Herrmann von Meyer in Frankfurt a/M.: ‚Palae- ontographica, von Herrm, v. Meyer. — Beiträge zur Naturgeschichte der Vorwelt. VI. Band. 1-—-6. Lieferung. 1859 —1861. Von Herrn Dr. Carl Nägeli, k, Universitäts-Professor in Mün- chen: Botanische Mittheilungen. I. Band mit 6 Tafeln 1863. II. Band mit 7 Tafeln 1866. — Botanische Mittheilungen über die Innovation bei den Hieraceen und ihre systematische Bedeutung. 1866. Von Herrn A. P. Ninni, Socio di varie Accademie scientifiche _ Venedig: Sulla Mortalita dei Gamberi (Astachus flwviatilis L) Nel veneto e piü particolarmente nella provincia Trevigiana Venezia 1865. — Delle Emigrazioni degli animali nelle provincie Venete Note ed osservazioni di A. P. Nini. Venezia 1866. Von Herrn Edgar Oefele in Wildberg, Ehren -Mitglied des naturwissenschaftlichen Vereins in Schweinfurt: Die Unendlichkeit des animalischen Lebens und dessen Uebersiedlung auf unsern Erdball, ein am 28. April 1866 in der naturwissenschaftlichen Gesellschaft von Schweinfurt gehaltener Vortrag des Herrn E. Oefele. Von Herrn Dr. Albert Oppel, k. Universitäts - Professor in München F: Die tithonische Etage von Herrn Dr. Alb. Oppel. (Abdruck aus der Zeitschrift der deutsch - geologischen Gesellschaft. 1865.) — On the Lignite Formation of Bovey Tracey Devonshire by William Pengelly and Oswald Heer, ‚London 1863. Von Herrn Dr. Wilhelm Pfeffer, Chemiker aus Oberenstein, Verfasser: Ueber einige Derivate des Glycerins und dessen Ueber- führung in Allylen, Göttingen 1865. Inaugural-Dissertation zur Er- langung der philosophischen Doctorwürde in Göttingen des Dr. W. Pfefter, Egregia e nobil Donna Caterina Scarpellini kom: 1. Termografia Italiana, Istituita del Prof. Francesco Zantedescht a Padova, Lettera I. uw. II. 1864. 2. Bullettino Nautico e Geografico. — Appendice alla Corrispon- 8. 10. xxvm denza scientifica di Roma. Vol. III. 8—10. Vol. IV. Nr. 1—2. 1865 —66. Avrviso ai Naviganti- Purigi. 1. Dec. 1865. Luge elettrica ap- plicata de finiti vamente ai fari, fari de la H£eve (costa Nord di Francia). Corrispondenza scientifica, Bullettino delle osservazioni 020n0- metriche meteorogiche fatte in Roma da Caterina Scarpellini anno IX. nuova Serie 1866. Corrispondenza scientifica di Roma per Vavanzamento delle scienze anno XVIII. di ena istituzione Gabinetto ornitologica. Lezzani. Von Herrn Dr. Adolf Senonner in Wien: Karl Haidinger und Wilhelm Haidinger, zwei Lebensscizzen von Dr. Const. von Wurzbach. 1864. Beitrag zur Kryptogamen-Flora des Meltathales in Kärnthen von Dr. H. W. Reichardt. 1864. Ueber ein massenhaftes Auftreten von Cladophora viadrina Kg. in Galizien von Dr. H. W. Reichardt. 1864. Verbenaceae et Myoporaceae nonnullae hucusque indescriptae. autore N. Turczaninow Mosquae 1863. H, Monte Mario ed i swvi fossili subapennini Raccolti e des- critti dalle scultore e paleontologo Angelo Conti di Ferrara. Roma 1864. La lecanora esculenta, lettera del Dott. Pietro Sanguinetti, Pro- fessore di botanica nella universita di Roma 1865. . Ansprache des Directors Wilh. Ritter von Haidinger am 14. Nov. 1865 in der Sitzung der k. k. geologischen Reichs-Anstalt. Quelques Observations sur les especes du genre Clethra par N. Tourczanınow. Ueber den wahrscheinlichen Ursprung des menschlichen Ge- schlechts, nach den jetzigen naturhistorischen Kenntnissen, sO- wie auch über den palaeontologischen Menschen von Dr. A, Bone, Wien 1865. Saggio sulla Costituzione 'geologica della Provincia di Grosseto del Prof. Cav. Giuseppe Menschini. Firenze 1865. 2, 12. ws. 14. 15. 16. 17. XXIX Verhandlungen der k, k. geologischen Reichsanstalt, Sitzung vom 21. Novbr. 1865. Versuch einer Classification der Familie der Farne von J. G. Beer. (Separ.-Abdruck aus der österreich.-botanischen Zeitschrift, Nr: 11. 1865.) Del manuale teorico pratico di Apicoltura. Verona 1866. Ein Ausflug nach den südlichen Inseln des Quarnero, beschrie- ben von Dr. Gustav L. Mayr. Ein gefahrloser Wasserstoff-Apparat von demselben. Wien 1863. L’Origine atmosferica dei Tufi Vulcanici della Campagna Ro- mana trovata, dal!’ Ab. Carlo Rusconi il di 11. Nov. 1864, Rom 1865. Theodor Kotschy, Reise in den cilicischen Taurus über Tarsus, Gotha 1858. Von Herrn Emil Stöhr in Lindau: Die Basaltklippe ‚Batu- dodol‘“‘ an Javas Ostküste und ihre Hebung in der Jetztzeit, mit Kar- ten-Scizze Ost-Java’s. Von Herrn Dr. Adolfo Stossich in Triest: Zinumerazione dei Molluschi del Golfo di Trieste per Adolf Stossisch. Von Herrn M. Armand Thielens, Chevalier de Vordre du merite du devouement, docteur en sciences naturelles etc. & Tirlemont: 1. Observations sur quelques plantes rares ou nouvellss de la flore de Belgique. Bruzwelles 1865. Les Ajuga pyramidalis et genevensis. 1864. Quatriöme Herborisation de la societe de botanique de Belgique par M. Armand Thielens. Bruxelles 1866. Rapport sur Vexposition internationale d’horticulture et le Con- gres de Botanique de Londre. Mai 1866. par Arm. Thielens, deleque du gouvernement ‚Belge, Von Herrn Nicolo Vlacovich, Direttore della civica scuola reale Anlonoma in Triest: 1, Cenni sulla fabbricazione dell’ Olio d’Oliva ed in particolare sui vantaggi del’ uso de ’torchi idraulici nella medesima di Nic, Vlacovich. Triest 1865. Programma della civica scuola reale autonoma in Triest 1864—-66. ann XXX Programma dell’ imp. reg. cinnasio di Capodistria 1863. Sulla scarica instantanea della Bottiglia di Leyda memoria di N. Vlacovich. Vienna 1362. (Sonder - Abdruck aus dem XLVI. Band der Sitzungsberichte der k. k. Academie der Wissen- schaft.) Von Herın Dr. V. Ritter von Zepharovich in Prag: . u. 2. Krystallographische Mittheiluongen aus dem Laboratorium der Universität zu Graz und Prag. Wien 1863 u. 1865. Mittheilungen über einige Mineralvorkommen aus Oesterreich. Prag 1866, Mineralogische Mittheilungen, vorgelegt in der Sitzung vom 11. Mai 1866, Ueber den Euargit von Taräd. Nachtrag zu meinen krystallographischen Mittheilungen. Fluorit aus der Gams bei Hieflau in Steiermark. Der Löllingit und seine Begleiter. Eine paragenetische Studie aus dem Hüttenberger Erzberge in Kärnthen. Von Herrn Freiherrn Achille von Zigno, Ritter hoher Orden, Mitglied mehrerer Akademien und wissenschaftlichen Gesellschaften in Padua: 1. Sulle Piante fossili del Trias di Recoaro. Venezia 1862. 2. Sopra i depositi di Piante fossili dell’ America settentrionale, delle Indie e dell’ Australia, che alcuni Autori riferirono all’ epoca Oolitica. Padova 1863. | 3. Enumeratio Filicum fossilium formationis Oolithicae. Padova 1865, 4. Dichopteris, Genus novum filicum fossilium. Venezia 1865. wul. ec) Angekauft: Nouveau Systeme des Blattaires par Charles Brunner de Watten- Wien 1865. Die Gebirgsgruppe der Hohen Tauern von Karl Sonklar, Edlen von Innstädten, k. k. Oberst, Wien 1866. Beilage ILI. Bechnungs-Berichie des Naturhistorischen Vereins in Augsburg für die Jahre: 1865. Einnahmen: Kreisfondsbeitrag pro 1864/65 . . 300 fl. — kr. Jahresbeiträge der Mitglieder . . . 1032 fl. 51 kr. Geschenk der gezogenen Kolibri-Actien rohen. 215 3 10 fl. . 1. 20 fl. — kr. x 1352 fl. 51 kr. Ausgaben: Mehr-Ausgaben vom Jahr 1864 . . 101 fl. 23 kr. Für Entomologie 4 fl. — kr. „ Mineralogie 35 fl. — kr. „ Geologie 9 Ve 12 fl. — kr. Bentanik 44... Bin - 2: 89. 0. 3].,kr. Be Bibliothek... Han “ls. 2. 1. 5äukr: Feyerlooste Aktien . . .„-. „ -100.1.,— Kr: Gehalt des Custoss . . . » 150. kr, „ Regie: an Buchdrucker und Lithographen incl. Jahresbericht ..... . 756. 30. an Buchbinder..... 17453. an Glaser u. Tapezierer 30. 37. „ Feuerversicherung, Be- heizung, Beleuchtung u, Reimieung ......r% 15. 30: „ Pedell, Portier, Aus- lagen bei den Vorlesun- gen, Inserationen ... 88. 48. „ Porto, Frachten vu, Bo- temlobn . . bisdssradir. 60. 19. 1089 fl. 37 kr. 1 1609 fl. 26 kr. Die Einnahmen von den Ausgaben bleibt mehr zu zahlen 256 fl, 35 kr. Jahresbeiträge der Mitglieder Geschenk der gezogenen Kolibri-Aktien Nr. 80180237. 10 4. Erlös aus 91 lithographirten Tafeln Von der Jenisch & Stage’schen Buch- Die Mehr-Ausgabe von 1865 überzu- tragen mit . XXXU 1866. Einnahmen: Kreisfondsbeitrag pro 1865/66 zum 18. Jahresbericht handlung 300 fl. — kr. 1012 2. 1S’ER 45 fl. 30 kr. ee © Ausgaben: Für Zoologie Botanik Bibliothek . verlooste Actien . Gehalt des Custos Regie: Für Lithogra- phien zum vorjährigen Jahresbericht, Nachtrag an Buchbinder ..... an Schreiner, Maler, Glaser, Tapezierer... . Feuerversicherung, Be- leuchtung u. Reinigung Pedell, Portier, Aus- lagen bei den Vorlesun- gen, Inserates... .. Porto- und Fracht-Aus- Zr. 134. 141. 24. 11. 48. . 48. . 39. 256 fl. 35 kr. 262 fl. 22 kr. 41.9; 55 k& 44:8: ;6..kr 100 fl. — kr. 150 fl — kr. 551 fl. 50 kr. 1399 fl. 45 kr. 1406 fl. 48 kr. Verbleibt Mehr-Ausgabe auf 1867 übergehend . a7 kr. Die Pflanzen ın religiöser, abergläubischer und volksthümlicher Beziehung. Ein Beitrag zur Volksbotanik in Schwaben von Dr. Fr. X. Neidhart, prakt. Arzt in Kirchheim a. d.M. Zorlaqv EN vCT 291941 , | j IBRARY Ber ANNE asyk 19134 ICHTSE TR, YATHEII POIDOESTOIRUR FAN EDOIRENNE Oftmals, wenn ich meine Botanisirbüchse auf dem Rücken Wald und Flur durchstreifte, hat es sich getroffen, dass von einem zufällig Begegnendem meinem Thun und Treiben eine neugierige Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Ich konnte sodann auch meiner- seits meine Neugierde nicht unterdrücken und dem Betreffenden bezüglich seiner naturgeschichtlichen Kenntnisse, insbesondere der so sehr in die Augen fallenden Kinder Flora’s auf den Zahn zu fühlen, namentlich um die volksthümlichen Ansichten hierüber zu erfahren. Leider waren meine Fragen oft ganz vergebliche, in- dem sich nur eine gänzliche Unkenntniss mit den auch am meisten in die Augen fallenden Pflanzen kund gab und ich in äusserst seltenen Fällen die landesüblichen Namen einer oder der andern Blume erfahren konnte. Kinder, welche in ihrem kindlichen Ge- müthe namentlich Flora’s erste Frühlingsboten so gern zu ihren Spielen benützen, vermochten mir die ihnen geläufigen Namen anzugeben oder kindliche hierauf bezügliche Sprüche zu sagen. Kaum den Kinderschuhen entwachsen, verloren sie schon jeg- liches Interesse hieran und selbst die Erinnerung an ihre kind- lichen Spiele schwindet nur allzubald und im Gewühle der Ar- beit und im Strudel der rauschenden Sonntagsvergnügungen ist nicht mehr Raum für die lieblichen Zierden des Waldes und der Fluren. „Die Zeit ist aus, wo Poesie Sich gefreut am Blumenpflücken ; Das: ist eine dumme Arbeit das, Man muss sich zu sehr dabei bücken.“ Lied der Nebeljungen. Brunner. Meistens waren es schon bejahrte Leute, alte Wurzelgräber und Kräutersammler, welche mir über wirkliche oder vermeinte Kräfte der Pflanzen Aufschluss geben konnten. Unverkennbar 1* 4 ist, dass bei der mehr das Reelle, das Materielle anstrebenden Jetztzeit das Interesse an der Pflanzenwelt, insoferne selbe nicht direkt die Landwirthschaft betrifft, immer mehr und mehr unter dem Volke schwindet und dass unsere Vorfahren sich mehr um die Kräfte der Kräuter, wenn auch oft vermeintliche, kümmerten. Allerdings kann es nach dem heutigen Standpunkte der Natur- wissenschaft nicht bedauert werden, dass die abergläubischen, total unrichtigen Lehren einer primären Natur-Anschauung aus dem Volke verschwinden, desto mehr aber muss bedauert werden, dass an Stelle dieser urväterlichen Naturanschauung nicht eine zeit- und fortschrittgemässe Naturkunde tritt, sondern ein förm- licher Indifferentismus. Möchte in den Volksschulen, in welchen ausser der Religion und den Elementargegenständen, doch Ge- schichte und Geographie gehörig bedacht sind, auch die Natur- geschichte aus ihrem mehr als bescheidenen Plätzchen hervor- gezogen werden. Ausser solchen gelegentlichen Notizen war es auch die Be- deutung der Pflanzen, welche denselben fast bei allen bedeuten- den religiösen Feierlichkeiten namentlich des katholischen Cultus, gegeben wird, was mich zur Abfassung gegenwärtiger Abhand- lung veranlasste. Eine Erklärung dieser religiösen Gebräuche, soweit selbe möglich ist, bietet einen interessanten Einblick in das urgermanische Wesen, welches noch immer den Deutschen eigenthümlich ist, besonders der Landbevölkerung, trotz aller Einschleppung fremder Sitten und Moden. Werden nicht unsere Altäre und Gotteshäuser bei allen höhern Festen reichlich mit Blumen und Laubgewinden verziert und sind nicht unsere alt- deutschen, gothischen Säulenhallen der Kirchen eine Nachahmung der Buchenhallen urgermanischer Götterhaine, ist nicht die Fichte das Schema zu den gothischen Thürmen ? Nach den naturalistischen Religionsansichten wie der meisten alten Völker, so auch der Germanen, war die ganze Natur be- lebt, die Haine waren von Iwidien, die Gewässer von Nixen, die Gefilde von Elfen, die Berge und Felsen von Gnomen bewohnt; dieser Baum war dem Thor geweiht, jener der heilige Wohnsitz Wodans; Nana war die Beherrscherin der ganzen Pflanzenwelt, Freya die Mutter der fruchtbringenden Erde. Bei dem Ueber- gange von dieser Naturreligion zu der rein moralischen christ- lichen Lehre konnten die mit der ersteren verbundenen Üere- monien und Gebräuche nicht plötzlich über Bord geworfen wer- den, sondern selbe wurden christianisirt, die alten Götter und Göttinnen in christliche Ideale verwandelt. Es war der Uebergang, die Vermittlung zwischen dem Heidenthum und dem Christenthum. Später trat die entartete Tochter der Astronomie, die Astro- logie, auf und bereicherte die mit abergläubischen Ansichten ohne- hin genügend gefüllten Köpfe mit Vorurtheilen der ihr ent- sprechenden Art und auch selbe haben sich getreulich auf unsere Zeit fortgepflanzt: Welche Kräfte werden z. B. nicht dem Monde, d. h. nicht unserm getreuen Erdtrabanten, sondern dessen höchst malitiösen Astralgeiste zugeschrieben? Im Vollmonde sollen Heil- kräuter gesammelt werden, weil selbe dann »frisch und lauter« sind, dagegen soll kein Heu gemäht werden, weil es beim Trock- nen zu sehr schwindet, wohl aber beim Neumonde, weil das Gras dann schnell trocknet. Bei wachsendem Monde sollen über die Erde wachsende Früchte gesäet werden, sollen Bäume gepfropft werden, soll Holz geschlagen werden, weil dessen Säfte jetzt ab- wärts steigen, dasselbe rascher trocknet und nicht fault. Bei abnehmendem Monde sollen die unter der Erde wachsenden Früchte gesäet werden, soll Unkraut gejätet werden, weil da alle Kräuter an Kraft schwächer sind, jenes also schneller verdirbt. Von ebenso grossem Einfluss auf das Gedeihen der Pflanzen ist nach der Volksmeinung der regierende Jahresplanet und wird ja noch in vielen Volkskalendern jedes Jahr dessen Regierung feierlich proclamirt. Von nicht minderer Bedeutung sollen auch die Zeichen des Thierkreises sein für die Aussaat und sonstige landwirthschaftliche Beschäftigungen, wesshalb auch der Kalender noch häufig bei der Aussaat befragt wird. So ist in Waage und Zwilling Alles gut zu säen; ist der Mond im Widder ist gut Gerste, im Stier gut Korn, im Krebs gut Korn, Waizen und Veesen zu säen; im Schützen soll nichts, im Scorpion allerlei gesäet werden. Die Aecker sollen im Widder, Stier, Zwilling, Waag, Scorpion und Schütz zugerichtet und gedüngt werden; Brachfelder sollen zugerichtet werden bei abnehmendem Monde im Widder, Krebs, Steinbock, in der Waage u. s. w. Tritt aber das Gegentheil von dem Erwarteten ein, dann: Die Sterne lügen nicht; das aber ist Geschehen wider Sternenlauf und Schicksal. Wallenstein’s Tod. Akt III. Wenn auch auf die Sternzeichen bei den landwirthschaft- lichen Beschäftigungen jetzt weniger Werth mehr gelegt wird, so ist desto mehr verbreitet noch leider der Glaube an Zaubereien, Hexereien und sympathetische Wunderkuren, wie im Folgendem manche Beispiele zeigen werden, welche ich bei Gelegenheit meiner Berufsausübung sammeln konnte. Betrachten wir nun, wie im Kreislaufe des Jahres die Pflan- zen in Sitten und Gebräuchen zur Geltung kommen, so werden wir mit Fug und Recht von dem Tag der Wintersonnenwende, als dem Beginne des neuen Jahres ausgehen. Verspricht ja doch die wieder höher strebende Sonne ein baldiges Wiedererwachen der schlafenden Natur und gerade mit dieser Zeit trifft ein hohes kirchliches Fest, Weihnachten, zusammen, das schönste Fest der winterlichen Jahreszeit, das Christfest. Dasselbe vertritt die Stelle des altgermanischen Julfestes, welches dem höchsten Gotte, Wodan, althochdeutsch Wuotan, gleichsam dem Mittelpunkte des germanischen Götterkreises zu Ehren feierlichst begangen wurde. Man dachte sich »ze wihen nahten« »zu« oder »in den heiligen Nächtene Wodan nebst den andern Göttern als auf die Erde herabgestiegen und daselbst ihren Umzug haltend und noch wird diesen zwölf Nächten — den Loostagen — namentlich in me- teorologischer Beziehung grosse Bedeutung beigelegt und werden selbe, sowie die Zeit vor denselben, zur Erforschung künftiger Dinge als vorzüglich geeignet angesehen. Zu Zeiten unserer Urväter brannten auf den Bergen Opferfeuer; es wurden Gelage mit bestimmten Gerichten und Festspiele abgehalten, in welchen der Kampf zwischen Winter und Sommer sinnbildlich dargestellt 7 wurde und stets der Sommer den Sieg errang. Sodann wurde das Zeichen des Sommers, ein grüner Tannenbaum, mit Aepfel, goldenen Nüssen — die Vergoldung war eine heidnische Opfer- zier — mit Gebäck in Form geheiligter Thiere behangen, umher- getragen. Es wurde der Sieg des Leben gebenden Gestirnes über die kalten, finstern Mächte des Winters gefeiert. Betrachten wir unsere häusliche Weihnachtsfeier und wir finden Reminiscenzen genug. An der Spitze steht der Weihnachtsbaum (Christbaum) bedeckt mit unzähligen Lichtern, behangen mit Aepfeln, goldenen Nüssen, Backwerk und anderer Zier. Fast in keinem Hause fehlt das Hutzelbrod, reichlich mit gedörrten Birnen, Mandeln, Nusskernen und andern Spezereien durchzogen. Schweinfleisch und Sauerkraut ist fast absolut nothwendige Weihnachtskost; an manchen Orten werden gelbe Rüben verspeist. Auch die Fest- und Kaınpfspiele fehlen nicht. Oft sieht man nämlich ein Paar, meistens Knaben, oft aber auch bejahrte Männer umherziehen, von welchen der Eine mit Pelzmütze und mächtigen Pelzhand- schuhen angethan, den Winter, der Andere, leichter bekleidet, einen mit bunten Bändern verzierten Tannenwipfel in der Hand den Sommer vorstellt. Nach einem bald mehr bald minder ver- ständlichen Wechselgesang oder Gespräch und darauf folgendem kurzem Ringen wird stets der Winter vom Sommer zur 'Thüre hinausgeworfen. In manchen Gegenden Schwabens, namentlich in der Donau- gegend, wird statt einer jungen Fichte der Barbarazweig, auf welchen wir später zurückkommen werden, ‚als Christbaum be- nützt. Lichter, Aepfel und goldene Nüsse fehlen auch da nicht. Ausser dem Hutzelbrode werden als eigenthümliches Festgericht noch Kränze, Weihnachtskränze, gebacken, welche, besonders im Vor- lande im Wirthshause oft von mächtiger Grösse ausgespielt werden. Da das Nahen der Götter immer von Sturmeswehen begleitet gedacht wird, so verspricht auch viel Wind in den zwölf Näch- ten zwischen Weihnachten und hl. drei König grossen Obst- und Getreidesegen. Wie aus der Witterungsbeschaffenheit der zwölf Loostage auf das Wetter der folgenden zwölf Jahresmonate ge- E: 8 schlossen wird, so sucht man auch noch auf andere Weise die Witterung des künftigen Jahres zu erforschen. In der Christ- nacht werden vor der Mette zwölf Nuss- oder Zwiebelschalen, die zwölf Monate darstellend, auf den Tisch gestellt und deren Höhlung mit Salz gefüllt; je nach dem Grade, in welchem das- selbe feucht geworden oder trocken geblieben ist, wird auf feuchte oder trockene Witterung des betreffenden Monats geschlossen. In der Christnacht, während der Mette, wird dem Vieh reichlich Futter aufgesteckt; auch nimmt man ein Stück Roggenbrod wäh- rend der Mette und den drei Messen mit in die Kirche; dieses Brod wird bis zum Charfreitag aufbewahrt und vor Sonnenauf- gang den Hennen zu fressen gegeben, so holt sie kein ‚Fuchs. In einzelnen Häusern wird eine Jerichorose, Anastatica hiero- chuntica, aufbewahrt; geht selbe unter der Christmette auf, so ist diess ein gutes Zeichen; Öffnet sie sich nicht, so stirbt Jemand in diesem Jahr. Am Vorabende des Dreikönigsfestes, des letzten _ Loostages, wird ausser Kreide und Salz auch Kräuter - Rauch (Dreikönigsrauch), verschiedene zerkleinerte Pflanzentheile, be- sonders in Kapuzinerklöstern geweiht; mit demselben werden die Ställe ausgeräuchert, in der guten Meinung, dieses bewahre vor Unglück. Wie nun in der Natur, in der Pflanzenwelt Ruhe herrscht, so ist auch bezüglich der Pflanzen in Sitten und Gebräuchen Ruhe eingetreten bis zum Schlusse der Fastnacht, dem Ascher- mittwoche. An diesem Tage, einem Tage der Trauer in der ka- tholischen Christenheit, wird das Haupt der Andächtigen mit Asche, dem Sinnbilde der Hinfälligkeit und Nichtigkeit des mensch- lichen Lebens, bestreut, indem der Priester spricht: »Gedenke, o Mensch, dass du Staub bist und wieder zu Staub werden wirst !« »Um noch ausdrücklicher auf die Vergänglichkeit irdischer Freu- den und Herrlichkeit hinzudeuten, soll die Asche aus denselben Palmen gebrannt werden, welche im Jahre zuvor geweiht wur- den und dazu dienten, die Freude der Christen über den glor- reichen Einzug Christi in Jerusalem zu versinnbildlichen.« (Fried- reich, Symbolik und Mythologie der Natur.) Ein an den Feuer- 9 cultus unserer Urväter erinnernder Gebrauch findet in vielen Orten Schwabens am sogenannten weissen Sonntage, dem ersten Sonntage in der Fasten, statt, welcher desshalb auch »Funken- sonntag« genannt wird. Abends wird auf einem Berge ein Feuer angezündet, die Bursche brennen an demselben hölzerne Scheiben — auf das Sonnenrad deutend — an und schleudern selbe unter Absingung eines Spruches, meist auf die betreffenden Geliebten sich beziehend, den Berg hinab; z. B. um Kirchheim: Scheib’ aus, Scheib’ ein! Flieg’ überein Die Scheib’, die Scheib’ Soll dem Mädle (N) sein! Wir kommen nun im Jahreskreise weiter zu der österlichen Zeit, zum ÖOsterfeste, dem Hauptfeste der christlichen Kirche. Der uralte Name »Ostern« konnte ebensowenig, wie der Name »Weihnachten« von den Alles christianisirenden Priestern ver- drängt werden. Ostern erhielt seinen Namen von der Göttin Östra*), Ostera, Eostra, des Heidenthums, der Gottbeit des strah- lenden Morgens, des aufsteigenden Lichtes, der altdeutschen Göt- tin der Liebe, mit deren Cultus, dem Auferstehungsfeste der Natur, das Auferstehungsfest des christlichen Gottes, des Gottes der Liebe identifizirt wurde. Einige Gebräuche erinnern auch an den Gott Donar. Wiederum fällt dieses Fest in eine Zeit, um welche die Sonne einen in die Sinne fallenden Abschnitt ihres scheinbaren Kreislaufes vollendet hat, in die Zeit der Frühlings- Tag- und Nacht-Gleiche. Betrachten wir die zur Osterzeit zunächst auf Pflanzen in Bezug kommenden Sitten und Gebräuche, so finden wir vor Allem die am Palmsonntag stattfindende, rein christliche, Palmenweihe. Es ist diess eine Erinnerungsfeier an den feierlichen Einzug Christi in Jerusalem, bei welchem er von dem Palmen und Zweige tragenden Volke mit Hosianna-Rufen empfangen wurde. Da nun bei uns in Ermanglung der immergrünen Palmen die Sahlweide *) Althochdeutsch ostar, altnordisch austr, wodurch die Richtung gegen Sonnenaufgang (Ost) bezeichnet wurde. 10 (Salix Caprea) die erste Pflanze ist, deren beginnende Vegetation durch Entwicklung der Blüthenkätzchen sieh manifestirt, so wird selbe zu dieser Festlichkeit benützt. Es werden mehrere Blüthen- zweige der Caprea in Form kleiner Besen (Palmbesen) zusammen- gebunden und selbe an geschälte Weidenstämmehen gesteckt zur Weihe getragen; wer am höchsten ragt, erhält den besten Segen. In manchen Gegenden, namentlich des Algäu’s, tritt die dort wachsende immergrüne Stechpalme (Ilex) an deren Stelle; west- lich der Iller wird vorzüglich die Eibe hiezu verwendet und trägt den Namen »Kreuzruthen.< Diese rein christlich katholische Ceremonie wird zu manchem Aberglauben missbraucht; so sollen drei geweihte Palmenkätzchen nüchtern verschluckt das Jahr über vor Halsweh bewahren; Gerste wird in die Palmbesen gebunden und mit geweiht, selbe den Tauben zu fressen gegeben, bewahrt diese vor Raubvögeln; drei Zweige werden dem im Tischecke befindlichen Crucifixe in die Krone gesteckt, das Uebrige im Stalle aufbewahrt zur Vertreibung der Hexen. Mit dem Palmsonntage beginnt die Charwoche, Leidenswoche, Am Donnerstage in derselben, dem Gründonnerstage, ist es in vielen Gegenden Schwabens der Brauch, wenigstens eine aus frischen Kräutern bereitete Speise zu geniessen, meistens soge- nannte grüne Krapfen oder Maultaschen, auch bloss Kresse u. dgl. Am Charfreitage Wünschelruthen geschnitten, sind besonders kräftig. Einen Pfuscher kenne ich, welcher am Charfreitage vor Sonnenaufgang gewisse Wurzeln und Kräuter sucht und selbe dann für besonders heilkräftig hält; welche, konnte ich nicht erfahren. Erbsen und Linsen an diesem Tage gegessen, zieht Geschwüre zu. Am Charsamstage findet in der katholischen Kirche die Scheiterweihe statt; glattgeschnittene Scheiter, meist von Hartholz, in manchen Gegenden besonders Elsenbeerholz, werden jedes an einem Strick oder einer Kette befestiget von Knaben an einen Haufen gelegt, sodann mit Feuer, aus Stahl und Stein entlockt, angezündet, worauf der Priester das Feuer segnet. Die angebrannten Stücke werden mit nach Hause ge- nommen und aufbewahrt, wo sie sodann bei heftigen Gewittern A zum Schutze gegen das Einschlagen des Blitzes, dem Geschosse Donar’s, auf dem Heerde angebrannt werden. Es ist diess das von der Kirche adoptirte und geheiligte altheidnische Opferfeuer zu Ehren Donar’s, des Donnergottes. Ferner soll noch der Ostereier, in Schwaben Haseneier genannt, gedacht werden. Hühnereier werden mit dem Absude von Campecheholz roth, oder mit Zwiebelschalen gelb gefärbt; oft werden auch frisch hervor- sprossende Blätter, namentlich von Ohaerophyllum auf die Eier gebunden, wo sich sodann beim Färben deren Zeichnung durch blässere Farbe wiedergibt. Diese Haseneier werden sodann den Kindern in die von denselben aus Moos und Tannenzweigen be- reiteten Nestchen gelegt und es heisst nun »der Hase hat ge- legt.«e Auch Ostern zeichnet sich durch eine besondere Art von Backwerk aus; wie in den Fasten Brezeln (Brezgen), so darf zur Österzeit der Osterfladen nicht fehlen, ein feines Gebäck, welches am Ostersonntag nebst Ostereiern, geräuchertem Fleisch, Meerrettig und Salz in der Kirche geweiht wird. Der Mai, der Wonne- oder Blüthenmonat, ist die eigentliche Zeit des kräftigsten Erwachens der Vegetation. In vielen Orten Schwabens wird in der Nacht auf den ersten Mai, der berüchtig- ten Walpurgisnacht, ein Maienbaum gesetzt; eine hohe, schlanke Tanne, je höher, je lieber, wird bis auf die zierlich stehenden Wipfeläste, glatt geschält, mit Fahnen, Bändern und Inschriften geziert, oft auch mit den Emblemen der verschiedenen im Orte ausgeübten Handwerke ausgeschmückt, welche stufenförmig längs des Stammes angebracht werden und sodann unter Beihülfe sämmtlicher Bursche des Ortes auf einem freien Platze aufgerich- tet und daselbst das Jahr über belassen. Oft dient der Maibaum auch dazu, eine Persönlichkeit des Ortes, z. B. den Pfarrer be- sonders zu ehren, wo dann derselbe vor dem Hause der zu ehren- den Person errichtet und mit hierauf Bezug habenden Inschriften und Emblemen geziert wird. Auch einzelne Bursche errichten ihren Geliebten vor deren Kammerfenstern gezierte Maienbäume; dagegen werden aber auch anerkannt liederlichen Dirnen dürre Bäume mit allerlei Fetzen und einem Strohmanne ausgeputzt, 12 errichtet. Gegen das Errichten der Maibäume wurde schon man- nigfach geeifert, mit Prügel und Gefängniss dagegen eingeschrit- ten, allein die Sitte erhielt sich und König Ludwig L, alte Sitten und Gebräuche ehrend, gab selbst die Erlaubniss hiezu. Der fortschreitende Indifferentismus unserer Zeit gegen alte Sitten und Gebräuche jedoch scheint grössere Gewalt auf deren Aus- rottung auszuüben, als frühere Strafen, indem auch der Maibaum eine immer seltenere Erscheinung wird. Lobenswerth ist auch noch die an einzelnen Orten bestehende Sitte, dass am ersten Mai mit der Schuljugend ein Spaziergang durch die Fluren und den neu ergrünenden Wald unter Scherzen und allerlei Zeit- vertreib gemacht wird. In diesen Monat fällt auch das Fest »Christi Himmelfahrt.« An diesem Tage, jedesmal einem Donnerstage, oder in manchen Orten an einem der drei vorausgehenden sogenannten Bitttage, findet ein Bittgang durch die Fluren, der sogenannte Oeschgang statt, bei welchem von dem Priester der Wettersegen gebetet und die Fluren gesegnet werden; nach demselben gehören »Küchle« zur obligaten Festes-Kost. Unverkennbar liegt diesen Oeschgän- gen ein christianisirter Donar-Cultus zu Grunde: das Kreuz ist an die Stelle des Hammers Donars getreten. In einigen Gegen- den Schwabens ziehen die Mädchen in grössern Gesellschaften an Plätze, an denen die »Himmelfahrtsblümchen«, Antennaria dioica, blühen, und winden Kränze daraus, welche, in Stuben und Vieh- ställen aufgehängt, das Haus vor dem Blitze bewahren. Der im Ulmer Ried und an der obern Donau früher häufi- gere, jetzt seltenere Pfingstumritt des Wasservogels, möchte mit einem auf die Thiere zu beziehenden Cultus in Verbindung stehen; doch sind auch hiebei Blumen und Laubgewinde eine unentbehr- liche Zugabe, besonders die weisse Schmalzblume (Ranunculus aconitifolius?, dessen unterste Grenze dann weiter nördlich zu verlegen wäre, als Sendtner selbe angibt: Kaufbeuren und Mem- mingen; ich fand sie noch um Mindelzell bei Krumbach) und die Wasservogelblume (Caltha palustris), und vorzüglich Gerten vom Haselnussstrauche. 13 Der Frohnleichnamstag, ebenfalls ein Donnerstag, Thorstag, ist der grösste Festtag der katholischen Kirche, welcher mit höch- stem Pompe gefeiert wird, bei welchem die Kinder Flora’s zur grössten Geltung kommen. In Städten, wie in den kleinsten Dörfern werden die Kirchen mit Blumen, Kränzen und frischen Bäumen geschmückt, die Strassen, durch welche sich die Pro- cession bewegt, prangen im festlichen Blumenschmucke und Laub- gewinden; an den Häusern, längs der Strassen und um die vier im Freien errichteten Altäre sind junge Birken und Erlen (Maien) aufgesteckt; der Boden ist mit Gras und Blumen bestreut und Alles, was Garten, Flur und Wald bieten, wird zur Ausschmückung verwendet. Auf den Altären werden die vier Evangelien gelesen und der Wettersegen ertheilt (Reminiscenz an Thor). Von den zunächst den Altären aufgepflanzten Bäumchen werden, wenn das Evangelium verlesen und der Segen ertheilt ist, Zweige ab- gebrochen und selbe als geweiht und allen Zauber vernichtend im Hause, besonders in Betten aufbewahrt. Sollte dieses Fest nicht ein Nachklang der Art und Weise der Gottesverehrung unserer Ureltern, der alten Germanen, sein, welche ihre Götter nur in den Buchen- und Eichenhallen ihrer geheiligten Haine anbeteten und wird nicht die Kirche, die Stadt, das Dorf in einen Hain, in einen durch die Gegenwart Gottes geheiligten Hain verwandelt? In der Gegend ober Mindelheim, bei Dirlewang, werden aus Thymian, Mauer- und Garten-Raute, Widerthon (Miesblüthe), Ruhrkraut ( Potentilla reptans), Heiligdreifaltigkeits- blume (Viola tricolor), Buchs und Zweigen vom Sevenbaum kleine Kränzchen gewunden, selbe mit dem Namen des Eigenthümers bezeichnet in einem Korbe neben den Altar während der Dauer der Frohnleichnams-Octav gestellt und sodann gegen Zauberei in den Stall gehängt oder in den Milchkasten gelegt. Von nicht minderer Bedeutung für die Pflanzen in religiöser Beziehung ist das Fest Mariä Himmelfahrt. An diesem Tage werden in der katholischen Kirche Blumen geweiht, Kräuter- büschel, Weihsangen. Die Zusammensetzung dieser Kräuter- büschel ist je nach den verschiedenen Gegenden eine verschiedene; 14 in einigen werden neun, in andern 15, in noch andern sogar 77erlei Kräuter zu der Weihsange erfordert. In der Gegend um Kirchheim wird die Weihsange auf folgende Art zusammengesetzt: die Mitte nimmt weit hervorstehend die Wetterkerze ( Verbascum Thapsus), der Rohrkolben (Typha) und Schilf ein; um dieselben gruppiren sich dann der Wasserhanf (Eupatorium cannabinum), Baldrian (Valer. offic.), Beifuss (Artemisia vulgaris), Wermuth (Art. absinthium), Aberraute (Art. Abrotanum), Labkraut (Galium verum), Rainfarren [|Wurmkraut] (Tanacetum vulgare), Schafgarbe (Achillea Millefolium), Johanniskraut (Hypericum perforatum), Glockenblume (Campanula rapunculoides und Trachelium), wilde Münze (Mentha sylvestris, arvensis und aquatica), Raute (Ruta graveolens), Wegwarte (Cichorium Intybus), Weiderich (Lythrum Salicaria), Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), die Früchte von Viburnum Lantana, Heubeeren, Odermenning (Agrimonia Eupa- toria), Eisenkraut( Verbena), Teufelsabbiss, Meisterwurz, Haselwurz, Wachholder, »Kienle« (Thymus Serpyllum), Gundelrebe, »Rin- gele« (Üalendula officinalis), Eisenhut, die Samen von Rumex crispus, Scabiosa arvensis; »gelbe Chamillen« (Cineraria), »Katzen- wedel« Betonica, Tausendguldenkraut, Eichen- und »nusshäsel- nes« Laub u. A., zudem noch die verschiedenen Getreidearten und an der Seite eine mächtige Sonnenblume; das Ganze wird unten mit einem Krautblatte umwickelt und mit einer Schnur, an welcher Vogelbeeren perlartig angefasst sind, umwunden, welche sich guirlandenförmig bis an die Spitze der hervorstehen- den Wetterkerze erstreckt. Statt dieser Beerenschnur werden auch namentlich im Gebirge Alpranken Solanum Dulcamara »Teufelsklauden« genommen. Ueberhaupt gilt in unserer Gegend der Grundsatz: »man solle von jedem Kräutlein, das wächst, etwas zur Weihsange verwenden, denn unser Herrgott lasse ja alle Kräuter zu seinem Lobe wachsen; jedes Blümlein freue sich auf den Frauentag und rufe: Nimm mi, Nimm mi.« (Die neun be- sonders von Gott gesegneten Kräuter, welche in einer Weih- buschel nicht fehlen dürfen, sind: 1) Kraut und Blumen vom Johanniskraut; 2) von Thymian; 3) von der Gartenraute; 4) von 15 der Gundelrebe; 5) Wurzel und Kraut von der Meisterwurz ; 6) von Teufelsabbiss; 7) von Liebstöckel; 8) von der Eberwurz und 9) das Kraut von der Mauerraute.) Einmal habe ich auch erfahren, dass Jemand, natürlich heimlicherweise, ein Messer, eine Gabel, eine Scheere und einen alten Fausthandschuh eingebunden habe; dass selbe nur zu abergläubischen Zwecken gebraucht wurden, ist einleuchtend.. Nach der Weihe werden die Weih- sangen zu Hause vor einen Fenster im obern Stock, die Spitze nach abwärts, aufgehängt und getrocknet und sodann auf dem Dachboden aufbewahrt. Bei herannahendem Gewitter werden einzelne Stengel davon in die Gluth geworfen, damit der Blitz nicht einschlage ; ebenso werden Theile hievon den Kälber-Kühen an das Getränk geworfen, dass sie von Zauberei befreit bleiben; auch als Räuchermittel in den Ställen wird es angewendet, be- sonders an Freitagen und Samstagen. Die oben bezeichnete Wahl der Kräuter wird aber nur mehr von den Wenigsten be- folgt; meistens begnügt man sich mit einigen Feldpflanzen und gesellt denselben mehrere Garten-Zierpflanzen bei und schaut hiebei mehr auf die Zierlichkeit des Anbindens, als auf die ur- gebräuchlichen Pflanzen. Ebenso wird auch auf die Art des Sammelns — sie sollen nämlich nicht abgeschnitten, sondern am Donnerstage vor Mariähimmelfahrtstag mit der Hand gebrochen werden — nicht mehr gesehen. — Das Ganze erinnert an einen Cultus der Freia, der liebenswürdigsten der Asen, der Göttin der Liebe, der Mutter der fruchtbringenden Erde, in Verbindung mit dem Thoreultus, dem mächtigsten und gefürchtetsten der Asen, dem Thor oder Donar, dem Donnergotte, geweiht. Bei der nun eintretenden herbstlichen Jahreszeit mindern sich die lieblichen Zierden der Fluren und Gärten immer mehr, bis endlich um Allerheiligen und Allerseelen die letzten Reste der Blumen zusammengesucht werden, um mit ihnen als schönes Zeichen der Pietät gegen die Verstorbenen die Gräber derselben zu zieren, wenn nicht allenfalls ein zu frühzeitig eingetretener Frost dieselben getödtet hat. An den oft um diese Zeit noch auftretenden milden Tagen, Nachsommer oder Altweibersommer genannt, werden die Gräber von Unkraut gereinigt, zierlich mit gelbem und weissem Sande, schwarzer Erde und Gerberlohe über- streut, mit Blumen, namentlich Todtenblumen oder Ringeln (Ca- lendula officinalis), Astern und den jetzt ziemlich verbreiteten Georginen, in Kreuzesform oder in Namenszüge gereiht, besteckt; die Kreuze und Grabsteine aber werden mit Kränzen von Bux, Epheu oder Sinngrün behangen; auch die Vogelbeere und Tinten- beere (Ligustrum) geben ein willkommenes Mittel zu entsprechen- den Verzierungen. — An vielen Orten des schwäbischen Vor- landes werden an Allerheiligen während des Vesperläutens die Obstbäume mit Strohbändern umbunden und glaubt man dadurch deren Ertragsfähigkeit zu steigern und sie vor Raupenfrass zu sichern. An diesen Tagen werden auch eigene Gebäcke, als Seelenzöpfe, Seelenbretzen, Seelenwecken an die Pathen vertheilt. Das Jahr neigt sich zur Rüste und schon beginnt die Vor- bereitung auf die heilige Zeit der Wihinächte. Am Martinsabend erscheint an der Donau vorzüglich der »Nussmärti« unter fürch- terlichem Kettengerassel, schlimmen Kindern Furcht einflössend, welche jedoch durch das Vertheilen von Nüssen und Aepfeln in etwas gemildert wird. Etwas sanfter tritt St. Nikolaus auf, wel- cher meist in der Stille der Nacht die von den Kindern auf reinlich gedeckte Tische gestürzten Schüsseln mit Nüssen, Aepfeln, Hutzeln, Backwerk u. dgl. füllt, hiebei aber auch das heilsame Birkenreis in Form einer Ruthe zu Nutz und Frommen unfolg- samer Kinder nicht vergisst. In manchen Gegenden, wie im Mindelthale, in den Stauden, vertreten die »Klausen« die anderswo gebräuchlichen »Nussmärti«e als lärmende und allerlei Unfug treibende Kobolde. Am Barbaratage, 4. December, oder auch am Xaveritage, 3. December, werden besonders in der Donaugegend und um Ziemetshausen Zweige von welschem Holder (Syringa vulgaris), Schlehdorn, Kirschen und Elsbeeren abgeschnitten und als Bar- barazweige am warmen Zimmer in Wasser gestellt, wo sie dann ihre Knospen entwickeln und bis Weihnachten in vollem Blätter- und Blüthen-Schmucke prangen; diese werden sodann als Christ- % 17 bäume statt der oben beschriebenen Fichten benützt. Im Riese bedient man sich hiezu der Weichselbäumchen. Als eigentliche Vorbereitung auf Weihnachten kommen nun die drei »Klopferstage«, die drei Weihnachten unmittelbar vor- angehenden Donnerstage. An diesen ziehen in aller Frühe die Kinder von Haus zu Haus rufend: Guts Jahr! guts Jahr! Dass ’s Kora grauth! Aepfel, Bira, was ma’ haut! Oder: Hole, hole, Klopferstag! Schüttelt Aepfel, Bira beim Lada rha! Oder: Ich klopf’, ich klopf’ und sage an, Dass Christ der Herr bald kommen kann! und werden sodann mit Nüssen, Aepfeln, Hutzeln, Backwerk u. dgl. beschenkt. So sind wir nun wieder im Jahreskreise bei dem Christfeste angekommen und haben gefunden, wie vielfach die Pflanzen und die von denselben gewonnenen Produkte sowohl in religiöser Be- ziehung, als auf Sitten, Gebräuche und Aberglauben in Anwen- dung kommen. - Es erübrigt noch zu erwähnen, dass auch zum judaischen Cultus die Pflanzen in Beziehung treten, und dass es vor Allem _ das Lauberhüttenfest (Chag hassuccoth) ist, an welchem sie vor- züglich zur Geltung kommen. Bei diesem Feste, das von den Juden zur Erinnerung an den Aufenthalt in der Wüste gefeiert wird und auch Bezug auf die Ernte, den Feldbau, dieser Haupt- ‚ beschäftigung der Israeliten in Palästina, hat, desshalb auch Chag haasiph, d. i. Fest des Einsammelns oder Herbstfest genannt ‚ wird, sind es vier Pflanzen, welche sie zu ihren religiösen Ge- bräuchen verwenden: Esrich, Thasem, Scheinele und Lulef. | Esrich ist die Frucht des Pumpelmusbaumes (Citrus decu- mana L. ©. Pompelmos Poit. et Risso.), welcher ursprünglich in Östindien zu Hause, in Italien, Griechenland und der Levante eul- tivirt wird und mit deren Früchten an die nördlicher wohnenden Juden zum Zwecke dieses Festgebrauches ein ausgedehnter Han- ‚ del getrieben wird. Diese schönen, wohlriechenden Früchte sind | 2 - #2 18 eitronenähnlich, kugelig, ei- oder birnförmig, oft von der Grösse eines Kindskopfes und haben unten einen Eindruck, welcher aussieht, als habe ihn Jemand durch einen Biss hervorgerufen, wesshalb sie auch Adams- oder Paradiesapfel genannt werden und an den berüchtigten Apfelbiss Adams erinnern. — T’hasem heissen Zweige von Myrten und wird es vorzüglich gern gesehen, wenn die Zweigchen dreigabelig sind; Scheinele sind die Weiden, welche am Wasser gewachsen sein müssen und bei welchen die obersten drei Blätter vollkommen rein und unversehrt sind. — Lulef ist die Zwergpalme (Chaemerops humilis), die einzige im südlichsten Europa wildwachsende Palme, welche ebenfalls zu diesem Zwecke durch den Handel bezogen wird und auch Judenpalme heisst. An den ersten sieben Tagen des Lauberhüttenfestes nimmt der Jude täglich beim Gottesdienste diese Pflanzen zu einem Strausse, dem Feststrauss, vereinigt, zur Hand. Nach der Erklärung eines Rabbiners deuten wegen ihrer Form Esrich auf das Herz, Thasem auf das Auge oder die Augenlider, Scheinele auf den Mund oder die Lippen, Lulef wegen der Verzweigung auf den ganzen Körper. Das Wesentliche der Lauberhütten ist die Decke derselben, welche aus grünem oder trockenem Laubwerk besteht und die Sonnen- strahlen sparsam durchlassen muss. — Des Esrich bedienen sich auch schwangere Judenfrauen als Prognosticon für ihre bevor- stehende Geburt; sie beissen nämlich den Stiel dieser Frucht ab und je nachdem diess mit Leichtigkeit, grösserer oder minderer Schwierigkeit geschieht, soll auch die Geburt leicht, mehr oder minder schwierig vor sich gehen; ebenfalls eine Reminiscenz an Adams Apfelbiss. — Bei der Vermählungsfeierlichkeit der Juden wird das Brautpaar mit Waizen beworfen unter dem Zuruf: »Mehret euch!« zum Zeichen des Segens in der Ehe; bei dem Hochzeitsmahle wird das Brod mit Bux bekränzt, gleichsam um auch während der Freudenmahlzeit sich die Erinnerung an den Tod zu wahren. Am 1. Tischri, dem bürgerlichen Neujahr- feste der Juden, ungefähr um den 12. September, findet das Segnen des Obstes und der Früchte statt. 19 Gehen wir nun zu den einzelnen Pflanzen über und betrach- ten wir selbe nach ihren unter dem Volke bekannten Namen, nach ihrer volksthümlichen Benützung, nach ihren unter dem Volke bekannten wirklichen oder vermeintlichen Kräften, nach ihrem Gebrauche zu sympathetischen Kuren und als Hausmittel. Die Ranunculaceen sind im Ganzen als Pflanzen bekannt, welche nicht im besten Rufe stehen, indem denselben meistens etwas Scharfes, Giftiges zugemuthet wird und zwar mit Recht. Die gelbblühenden Hahnenfussarten insgesammt als »Schmalz- blumen — wohl von der Farbe der Blüthe, nicht als schmalz- gebende Futterpflanze benannt, um Memmingen »Pfändla«, um Kirchheim »Glitzapfändla« geheissen, sind, obwohl grosse Wiesen- flächen namentlich von Ranunc. acris (im Alsäu: »Hempfele, Hempfel«) ganz gelb erscheinen, als Futterpflanze nicht sehr be- liebt, ohne dass man gerade besondern Nachtheil für das Vieh durch deren Genuss im dürren Zustande beobachtet hat; doch viel und grün gefüttert, verursacht es Auflaufen des Viehes. Ranune. Flammula, »Egelkraut«, ist von den Schäfern gefürchtet und wird dessen Standort von denselben gemieden, da es bei den Schafen die Egelkrankheit hervorrufen soll. Ebenso ist der seltene R. Lingua, »Giftpfändla«, als heftige Giftpflanze bekannt und werden deren Blätter als blasenziehend gegen Zahuschmerz auf den Nacken und Oberarm angewandt. Von R. repens wird in den ländlichen Blumengärten die gefüllte Abart mit grünem Stern als Zierblume, »Goldknöpfle«, häufig gezogen. R. Ficaria, »Gockeler«e, um Kirchheim, hat durch seine seicht unter der lockern Erde liegenden, nach Absterben der Stengel leicht durch Platzregen fortzuschwemmenden und sich an tiefer liegenden Plätzen sammelnden Wurzelknöllchen öfters schon Anlass zu den Sagen von Frucht- oder Getreideregen gegeben. R. arvensis heissen »Ackerhahnenfuss« oder auch wegen der Form ihrer Sa- men »Igel« oder »Wölfee. — Caltha palustris um Memmingen »grosses Pfändla«, um Kirchheim grosse »Schmalzblume«, »Bach- blume«, auch »Schmirmle« genannt; im Donauried »Wasservogel- blumene. — Trollius europaeus mit seinen grossen goldglänzen- DEE 20 den Blüthen eine Hauptzierde beim Frohnleichnamsfeste um Kirch- heim »Kopple«, um Türkheim »Schmarolle« genannt.« Aquilegia eine gewöhnliche ländliche Zierblume unter dem Namen »Glocken«; den Kindern ist der in den spornähnlichen Blumenblättern enthaltene Honig eine Leckerei. — Ülematis Vi- talba ist unter dem Namen »Teufelszwirn« bekannt und soll das Riechen an deren aufgeschabtem Stengel Dienst gegen das Zahn- weh leisten. — Thalictrum, »Wiesenraute«; Wurzel und Kraut in das Bett gelegt, hilft gegen das Beschrieensein, Verhetztsein der Kinder. Anemone nemorosa, »Gockeler, weisser Märzhahnenfuss« ; ob diese Blume oder Ranunculus aconitifolius im Donauried weisse Schmalzblume heisst, ist mir unbekannt; heisst auch Waldhahnen- fuss. — A. alpina im Algäu »Teufelsbart«. — A. hepatica, »Leber- kraut«, weil von Pfuschern in vermeintlichen oder wirklichen Leberkrankheiten angewendet, ist sowohl einfach, als in der ge- füllten Varietät mit blauen und rothen Blüthen eine beliebte Zierde der Gärten, um so mehr, als selbe oft schon unter der Schneedecke blühen. — Aconitum Napellus var. neomontanum, »blaue Eisenhut«, eine überall häufige Zierpflanze. Actaca spicata, »Christophelskraut, Hexenkraut«, ist allge- mein als Zauberpflanze verschrieen und beim Christophelsgebet zur Beschwörung geldverschliessender Geister gebraucht; wird wohl in unserer Zeit nicht mehr vorkommen. Der Standort dieser Pflanze an düstern, schattigen Orten, feuchten Felsschluchten und Ruinen mag viel zu diesem verbreiteten Glauben beitragen. Helleborus viridis als »Christwurz« öfters in Gärten als Zier- pflanze beliebt, weil sie, wie der Name sagt, um die Christzeit blüht; die Wurzel wird herausgestochen in der Christnacht in die drei Messen mitgenommen, und wenn den Kühen etwas Zau- berisches fehlt, werden drei kleine Stücke auf Brod in den drei höchsten Namen und drei Morgen nach einander gegeben. Von Derberis vulgaris, »Erbsele«, um Memmingen »Erbis- höfla«, sind die angenehm säuerlichen, rothen Beeren bei den Kindern beliebt; auch machen die Landwirthe diesem Strauche 21 den noch zu begründenden Vorwurf, dass er das Getreide rostig, selbst brandig mache*). Die dritte Rinde von dem Berberitzen- strauche wird pulverisirt gegen Gelbsucht genommen. Aus der Form der Erbseln wird auf die Temperatur des bevorstehenden Winters geschlossen, je nachdem die Früchte am Stiele, in der Mitte oder oben dicker sind, wird der Winter am Ausgange, in der Mitte oder am Anfange rauh und kalt. Die Nymphacaeen ziehen durch ihre Blüthenpracht und die grossartige Form ihrer Blätter die Aufmerksamkeit der Erwach- senen wie der Kinder auf sich; doch hängt ihnen vermöge ihres Standortes etwas Schauerliches, Geheimnissvolles an und wird vor dem Brechen der »Wasserrosene gewarnt, weil der Eigen- thümer derselben, der Wassergeist, den Frevler in die Tiefe ziehe und ertränke; dessen ungeachtet benützen die Knaben selbe zu ihren Spielen, indem sie namentlich die gelbe, Nuphar luteum, als goldene Uhren betrachten und durch wechselseitiges Einschnei- den in den Stengel und Abziehen der Oberhaut Uhrenketten for- miren und um den Hals hängen; aus den der Reife nahen Frucht- knoten bilden sie durch Aushöhlen derselben Krüge, daher der Name »Essikrügle« für diese Pflanzen. Man nennt sie auch, die weisse sowohl, als die gelbe, »Haarwurz«, weil die Wurzel da- von in Lauge gesotten, lange und schöne Haare erzeugen sollen; ferner heisst man sie Schwindelwurzel, weil sie für Schwindel an einer seidenen Schnur um den Hals gehängt wird; zu diesem Zwecke soll sie aber nur gegraben werden, wenn die Sonne im Zeichen des Krebses steht. Von den Papaveraceen ist Papaver Rhoeas als »Schneller, Schnellblumes, um Memmingen »Schnalle« bekannt, so genannt, weil deren Blumen-Blätter blasenförmig zusammengefaltet und mit Kraft auf den Handrücken gestossen mit schallendem Geräusche zer- *) Huber und Rehm, Uebersicht der Flora von Memmingen, 1860. (Seit- dem hat die Wissenschaft die Ansicht der Landleute bestätigt, indem durch die Untersuchungen De Bary’s nachgewiesen wurde, dass die Sporen des auf der Berberitze vorkommenden 4eeidium Berberidis, auf Getreide gelangend, den sog. Streifen oder Grasrost fPuceinium graminis) erzeugen. Anmerk. der Red.) 22 platzen. Die Blumenblätter hievon werden als schlafmachendes Hausmittel namentlich bei Kindern oft zum Schaden angewendet. Auch auf das Vieh sind sie von nachtheiligem Einflusse, indem selbes nach vielem Genuss betäubt niederfällt; dieselbe Wirkung erfolgt, wenn sie als Stallstreu benützt werden. Papaver orien- tale dient in gefüllter und verschieden gefärbter Varietät als ge- meine Zierblume. Auch als heraldische Pflanze ist der Mohn für Schwaben zu erwähnen, indem Unterthingau zwei kreuzweise übereinander gelegte Mohnblumen im blauen Felde als Wappen besitzt. — Chelidonium majus, »Schöllkraut, Warzenkraut, Ge- schwulstkraut« genannt, ist als giftige, oder doch wenigstens scharfe Pflanze bekannt und dient deren gelber Milchsaft zum Wegätzen der Warzen; bei Geschwülsten wird das Kraut in Milch gekocht übergebunden; es heisst auch Schwindelwurz, weil sie angehängt für Schwindel hilft; da muss sie aber am ersten Freitag nach Neumond vor Sonnenaufgang gegraben werden und nebst 3—7—9 Stückchen von der Wurzel von Filix mas und 3 Stückchen Zichorienwurz auf dem blossen Leib getragen wer- den. Auch gegen Brandwunden werden die Blätter übergebun- den als hilfreich erachtet. Der gelbe Saft wird auch bei bösen Augen angewendet, öfter zum Nachtheil. Als Viehfutter ist es missachtet; von den ausgefallenen Samen sollen die Hennen, wenn sie selbe fressen, blind werden. Von den Üruciferen dienen mehrere als Volksarzneimittel, besonders die Brunnenkresse (Nasturtium officinale), und Steinkresse (Cardamine amara) gegen Lungensucht, Cochlearia offie., »Löffel- kraut«, und Armoracia rusticana, »Green«, gegen verdorbene Säfte. Der schwarze Winterrettig wird ausgehöhlt mit Candis- zucker gefüllt und der sich bildende Zuckersaft dient als Heil- mittel gegen Keuchhusten, »blauen Husten«. Dass die verschie- denen Arten Brassica oleracea, Rapa und Napus, Raphanus sa- tivus allgemein, Armoracia rusticana, Lepidium sativum u. A. hier und da als Culturpflanzen gebaut werden, ist bekannt. — Hutchinsia alpina heisst »Gamskresse« (Sendtner). — Wegen der Form der Früchte heisst Thlaspi arvense »Pfennigkraute, 23 Capsella Bursa pastoris »Geldbeutel« und dient den Kindern zu Spie- len, indem sie sich nach Abzupfen der Früchte als »Pfennig- oder Geldbeutelstehler« betiteln. Das Letztere heisst man auch »Hir- tentäschle«; das Kraut wird am Frohnleichnamstage gesammelt und während der Procession bei sich getragen, wodurch es die Kraft erhält, bei allen möglichen Blutungen das Blut zu stillen, wenn man es in der linken Hand behält, bis es warm ist; auch gegen grosse Hitze bei Menschen und Vieh wird es als Thee an- gewendet. — Sinapis arvensis heisst der »gelbe Hedere«, Ra- phanus Raphanistrum »der weisse Hedere«. — Camelina und Neslia sind als »Dotter« bekannt; derselbe soll dadurch ent- stehen, dass Lein im unrechten Himmelszeichen gesäet zu Dotter wird; besonders steht St. Silverius am 30. Juni im Rufe das »Dottermändle< zu sein. Die Veilchen »Veiele, Veigele« sind die ersten Zierden des Lenzes. Viola canina und alle derselben ähnlichen, nicht riechen- den Veilchen werden »Hundsveigele, Kuhveigele, Rossveigele« ge- nannt und fabelt man, dass das Riechen an denselben Sommer- sprossen, »Rossmucken« verursache; es treten nämlich diese auf einer tiefern Pigmentirung der Haut beruhenden Flecken durch die zu der Blüthezeit dieser Pflanzen stärker einwirkenden Sonnenstrahlen an und für sich mehr hervor und schreibt man die Schuld hievon diesen und noch mehrern andern frühblühen- den Blümchen zu. — Viola odorata »Märzeveigele« ist als Sinn- bild der Bescheidenheit ein Liebling der Kinder und Erwachse- nen und wird von erstern häufig als erste Frühlingsgabe den Lehrern in zierliche »Boschen« gebunden verehrt. Bekannt ist auch die Brechen und Purgiren erregende Wirkung der Wurzeln dieser und anderer Arten. — Viola tricolor, in Gärten in man- cherlei Varietäten als Zierpflanzen gezogen, wird »Tag- und Nachtblümle« wegen ihrer dunkeln und hellen Färbung, auch »Stiefmütterle« genannt; letzteres auf Grund folgender Allegorie: die Blume stellt eine Stiefmutter mit ihren zwei Stief- und zwei rechten Töchtern vor; das unterste unpaare Blatt ist die Stief- mutter, sie ist gelb vor Neid über ihre Stieftöchter, aber bunt- 24 farbig gekleidet und sitzt stolz und breit auf zwei Stühlen, d.h. Kelchblättchen des fünftheiligen Kelches; ihr zu beiden Seiten sitzen ebenfalls bunt gekleidet und vom Neide gelblich ihre beiden rechten Töchter, jede auf einem Stuhle; die beiden Stieftöchter sitzen der Stiefmutter bescheiden und still gegenüber, obwohl stärker als ihre mindergedeihenden Stiefschwestern, müssen sich beide mit einem Stuhle begnügen; auch sind sie zum Zeichen der Trauer und des Missmuthes dunkel gekleidet. Zupft man die Blüthenblätter aus, so sieht man den Leichnam der ersten Mutter, das Pistill stellt den Kopf und Hals vor, der Fruchtknoten den Leib und die Staubfäden bilden die Beine derselben. Allein als ob dem Volke diese Sage doch zu hart für das freundliche, zu- trauliche Blümchen vorgekommen sein mag, hat man den Namen Stiefmutter in Stiefmütterchen verwandelt und dadurch dem Ganzen einen mildern Charakter aufgeprägt. — Viola arvensis »Ackerveigele«, heisst auch Freysamkraut, Freyschamkraut, weil es gegen die Fraisen (Gichter) der Kinder gebraucht wird. Parnassia palustris »weisse Leberblume, Studentenrösle«, weil die Blume blüht, wann die Studenten in die Vacanz kommen. Polygala vulgarıs und amara »Kreuzblume«, als milchver- mehrendes Futterkraut beliebt; heisst auch »Flusskraut«, weil es drei Tage vor Neulicht abgeschnitten und eingenäht gegen »Flüsse« bei sich getragen wird. Unter den Sileneen sind die Dianthus-Arten durch ihre auf- fällig gefärbten Blumen unter dem Gesammtnamen »Nägele« bekannt; Dianthus superbus, »Riednägele«; D. caesius, »Pfingst- nägele, Veitsnägele« von der Zeit ihrer Blüthe, auch »Todtennägele«, weil sie häufig auf Friedhöfen gepflanzt werden. — Von Saponaria officinalis, »Seifenkraut«, ist bekannt, dass das Kraut und haupt- sächlich die Wurzel gequetscht und mit Wasser gerieben einen seifenartigen Schaum gibt, was auf diese Weise oft von badenden Knaben benützt wird. — Sülene inflata wird »Schneller« genannt, weil der stark aufgeblasene Blumenkelch oben zusammengedrückt und gleich den Blumen-Blättern des Feldmohns auf den Handrücken gestossen, mit hörbarem Knalle zerplatzt. — Lychnis diurna, »Him- 25 melschlüssele; Lychnis Flos cuculi: »Kukukskraut, Gockeler, Gockelerkamme«. — Agrostemma Githago ist ein gefürchtetes Un- kraut; als »Raden oder Ratten« wird es sorgfältig ausgejätet; die Blüthen nennt man »Kornnägele«. Die Alsineen mit ihren unscheinbaren weissen Blüthen sind vom Volke nicht viel beachtet. Stellaria media und Cerastium trivigle sind unter dem Namen »Hühnerdarm« bekannt und dienen als Vogelfutter besonders für Kanarienvögel. Der Lein (Linum usitatissimum) spielt für die Hausfrauen eine grosse Rolle und sind bei dessen Aussaat, Ernte und der fernern Behandlung des Flachses viele Gebräuche namhaft zu machen. In der Fastnacht werden am Sonntag der Frühlein, am Montag der mittlere, am Dienstag der Spätlein in einen Topf, jeder in besondere Reihe gesäet; welcher von den drei Sorten die beste Entwicklung zeigt, der geräth auch in dem folgenden Sommer am besten und wird hauptsächlich angebaut. Der Lein wird meistens unter einem gewissen Zeichen gesäet, wenn er nicht, wie schon angedeutet, zu Dotter werden soll. Zum Säen des Leinsamens, Leinen genannt, ist windstilles Wetter erforderlich; desshalb heisst es, wenn in einer Bauerngesellschaft auf einmal Alles ruhig ist: »jetzt ist's still, jetzt wär's gut leinen.< Demjenigen, der den Lein aussäet, wird ein Pfann- kuchen, »eiriges Schmalz« gekocht, oder auch Küchle. Ebenso werden beim »Lieachen«, dem Ausraufen des Flachses aus dem Boden, sowie beim »Rüffeln«, dem Abreissen der Fruchtkapseln »Bollen« Küchle gebacken. Der Flachs wird sodann auf Wie- sen zum Trocknen »gebreitet« oder auch im Wasser geweiht, »er kommt in d’Rese« und sodann zum Trocknen büschelweise auf- gestellt, »gebockt« Der gebreitete oder gebockte Flachs wird nun öfters von den Hausfrauen sorgfältig untersucht und mit andern berathschlagt — man sagt, es gehören sieben dazu — ob er »gnua hat«, d.h. ob er gebrochen werden kann, ohne dass die Faser mit abbricht; ist letzteres der Fall, dann »hat er z’viel« und gibt viel »Werge. Beim Brechen und Schwingen des Flach- ses, welches meist in grosser Gesellschaft geschieht, werden die 26 Vorübergehenden zun »Flächslereiben« angesprochen und müssen sodann ein Geschenk geben, welches dann meist von den »Bre- cherinnen« in Schnaps vertrunken wird. Dass die sieben Schwa- ben ein blühendes Flachsfeld für einen See angesehen haben, ist verbreitete Sage. Viel selbst gewirkte, oder wenigstens gespon- nene Leinwand zu haben, ist der grösste Stolz der Hausfrauen und das mit Recht. Von den Malvaceen ist Malva sylvestris als »Rosspappel«, M. rotundifolia als »Käsepappel« bekannt und werden deren flei- schige Früchte von den Kindern als »Käsle, Butterwecke« ver- speist; die Blätter der letztern mit Semmelkrumen zu Muss ge- kocht, werden als sehr vertheilend bei allerlei schmerzhaften Schä- den und Geschwülsten angewendet. Die Linde (Tilia) ist ein allgemein beliebter Baum; er ver- dient es, sowohl wegen der Schönheit seiner Belaubung, als auch seiner wohlriechenden Blüthen wegen, welche nicht nur den Bie- nen reichliche Nahrung gewähren, sondern auch als allgemein beliebtes Volksmittel als schweisstreibender Thee gegen jede Krankheit benützt wird. Er dient häufig als Alleebaum und fast in jedem Dorfe ist auf dem Hauptplatze eine altersgraue Linde, unter welcher Jung und Alt am Feierabend sich versammelt. Auch bei einzeln stehenden Kapellen, bei Kirchen und Fried- höfen, auf hervorragenden Anhöhen werden sie als Wahrzeichen gefunden und, wenn sie vor Alter zusammenbrechen, fleissig, gleichsam mit Pietät, nachgepflanzt. Die Linde ist desshalb das Sinnbild der Wohnlichkeit und viele Orte führen Namen und Wappen von diesem Baume; so Lindau, welches als redendes Wappen einen Lindenbaum hat mit zierlich gebogenen Zweigen, an denen die Blätter angebracht sind; die Baumwurzeln stehen fest im goldenen Felde. Selbes deutet auf die in einer Au des Bodensee’s gewachsenen Lindenbäume, von welchen der Ort und nicht von der Seelände oder dem Anlanden der Schiffe den Na- men führt (v. Raiser), oder auch von den Linden, welche in ur- alter Zeit, als nur ein Frauenkloster auf der Insel bestand, den Nonnen und Pilgern zur Lust um das Kloster gepflanzt wurden, 27 ' woher dasselbe auch »zu unserer lieben Frau unter den Linden« genannt wurde (Friedreich). Der Markt Lindenberg hat Namen und Wappen (seit 1836) von der Linde: in einem weissen, nicht getheilten Schilde ist auf einem grünen Hügel die Vorderseite der Ortskirche sichtbar, um welche zwei Lindenbäume stehen. Auch Niederraunau bei Krumbach führt im obern weissen und untern blauen Felde eine Linde im Wappen. Ausserdem gibt es in Schwaben noch viele von der Linde benannte Orte. Besonders alte Linden finden sich in Rohr bei Ursberg, bei der Englisch- Grusskapelle bei Kirchheim, aus mehrern Stämmen verwachsen. — Der Lindenbast wird als Mittel gegen Krämpfe um die Ge- ‚ lenke gebunden; beim G’schoss — bösem Euter — der Kälber- | kühe werden Lindenrinden gesotten und mit dem Wasser der Schaden gerieben. Auch als sympathetisches Mittel gegen Her- nien, »Leibschäden« werden die Lindenbäume benützt; es wird nämlich aus der Rinde einer jüngern oder ältern Linde, je nach dem Alter des Presthaften, ein dreieckiges Stück, entsprechend der Grösse des Leibschadens, ausgeschnitten und auf denselben gebunden; dann läuft man, bis man in Schweiss kommt, oder lässt es über Nacht darauf ruhen und fügt es sodann wieder in den Platz, dem es entnommen wurde, ein; wann die Narbe wie- der überwachsen ist, ist auch der Bruch geheilt. Hypericum, »Johanniskraut«, von seiner Blüthezeit um Jo- hanni, der Sommersonnenwende, so genannt, ist, vorzüglich H. perforatum, allgemein als ein gegen Zauberei helfendes und dazu dienendes Kraut bekannt und gesucht; der aus den gelben Blü- thenblättern beim Zerquetschen ausfliessende, an der Luft roth werdende Saft gilt als das Blut St. Johannis, desswegen auch Blutkraut; Frauenkraut wird es genannt, weil es am Frauen- tag in der Weihsange nicht fehlen darf. Gegen Hexerei im Stall dient es als Räucherungsmittel und wird es unter der Stallthüre vergraben; die zu diesem Zwecke angefertigten Amulette ent- halten ausser demselben noch die Wurzeln von Allermannshar- nisch, Allium Vioctorialis, Knoblauch, Meerzwiebel, Samen von Gretl im Busch, Nigella sativa und Assa fötida. Bei Gewit- 28 tern wird Johanniskraut aus der Weihsange auf dem Herde verbrannt. Die Ahorne, sehr schöne Bäume, kommen nirgend in grös- sern Beständen vor; häufig finden sie sich in Allen und An- lagen; nur Acer campestre tritt m den Vorwäldern, oft nur strauchartig, auf und führt den Namen »Masshalder, Massholdere; die jüngern Stämmchen werden zu Spazierstöcken, Pfeifenröhren verwendet, wie denn das Ahornholz, besonders der Maser sehr beliebt als Arbeitsholz ist, woher auch der Name Massholder. Aesculus, »Rosskastanie, wilde Kastanie«, ist ein zu Alleen beliebter Baum und scheint wegen seines raschern Wachsthumes die Linden verdrängen zu wollen. Die prachtvollen, Armleuchter ähnlichen Blüthen und die schönen, glänzend braunen Früchte sind ein beliebtes Spielwerk der Kinder; selbst die im Herbste abfallenden Blätter lassen selbe in dem Blattstiele die Form von Kochlöffeln erkennen und als solche im Spiele benützen. — Die Früchte bei sich getragen, sind gut gegen Schwindel und Kreuz- schmerzen. Der Weinstock (Vitis vinifera) untersteht mit Ausnahme der Gegend um Lindau in Schwaben nirgend einer in’s Grössere getriebenen Cultur; jedoch wird er häufig einzeln an sonnig ge- legenen Wänden als Spalier gezogen, ohne dass alle Sorten, na- mentlich in ungünstigen Jahren, die gehörige Reife erlangen. Der aus den beschnittenen Reben im Frühjahre ausfliessende Saft, »Thränen«, wird in Gläsern gesammelt und als augenstär- kendes Waschwasser benützt. — Ampelopsis hederacea sieht man häufig als »wilden Wein« zur Bekleidung von Wänden und Lau- ben gepflanzt und macht besonders im Herbst durch die pracht- vollen Farbenschattirungen seiner Blätter einen herrlichen Eindruck. Von den Geraniaceen ist @. Robertianum als »Ruprechtskraut, rother Storchschnabel« und als Volksmittel gegen schwache Augen, resp. Sehkraft im Gebrauch. Oxalis Acetosella wird als »Hasenkleele« wegen seines an- genehm säuerlichen Geschmackes von den Kindern gerne gegessen. Evonymus europaeus, »Pfaffenkäppelestrauch, Pfaffenschlap- 29 pen«; die rothen Früchte mit ihren schön gelben Kernen sind von den Kindern sehr gesucht, welche selbe an Faden fassen und zu »Halsnustern« verwenden; aus den Samen wird das Pfaffen- käppeleöl geschlagen; auch sollen selbe für den Nachtschatten helfen. Rhamnus Frangula, »Pulverholz« genannt, weil die Kohle davon zur Pulverfabrikation verwendet wird; die Früchte sämmt- licher Rhamnus-Arten heisst man Hundsbeeren. Von den Papilionaceen ist der Sarothamnus vulgaris als »Besen- strauch« bekannt, weil von dessen Zweigen Besen, Ofenwische, gemacht werden. Um Kirchheim und im Illerthale heisst man selbe »Grauweiden« und dienen sie als sympathetisches Mittel gegen Fraisen oder Gichter der Kinder: man schlingt die Spitzen eines Strauches in einen Knoten, denkt an den Namen des betreffenden Kindes und spricht: »Hier steh’ ich vor einem andern Gericht, für stechende, schneidende und schwindende Gicht, für 77erlei Gicht!« spricht das Vaterunser und macht das Kreuz darüber und so dreimal. Uytisus Laburnum, »Goldregen«, wegen seiner herabhängenden goldgelben Blüthen ; Ononis spinosa heisst »Ochsen- brech oder Pflugstörz«, weil die starken Wurzeln beim Pflügen den Pflug brechen oder stürzen; auch »Lahmdorn«, weil das Glied, in das man sich einen Dorn einsticht, gern erlahmt. — Medicago sativa ist als »ewiger Klee«, Mellotus als »Steinklee« bekannt. Trifolium pratense, gemeinhin Klee, im Algäu »Sugeln« genannt, ist ein häufig gebautes Futterkraut. Das Auffinden eines — gerade nicht sehr seltenen aber häufiger übersehenen — vierblätterigen Kleeblattes ist für den Finder von glücklicher Vorbedeutung, bringt Glück im Spiel und dient zu allerlei Be- und Entzauberungen; so habe ich schon den Glauben aussprechen hören, dass die Seiltänzerkünste nur in Augentrug bestehen; wer aber ein Kleevierblatt bei sich trägt, wird sehen, dass statt eines Seiltänzers mit einer Balaneirstange nur ein Hahn, »Gockelere, mit einem Strohhalme im Schnabel das Seil hinansteige. — Lotus corniculatus wegen ihrer Blüthenform »Pantöffele, Frauenschühle, Herrgottsschühlee.. — Viccia Cracca und überhaupt die wilden 30 Wickensamen smd unter dem Namen »Glaskugeln« als Tau- benfutter beliebt. — Onobrychis als »Eperklee«e, Ervum Lens als »Leinse« seltener, Pisum sativum als »Erbes« häufiger, Vicia sa tiva als »Wicke« allgemein, als Futterkraut im Grossen gebaut. Linsen und Erbsen sollen im Fische gesäet werden; säet man sie im Steinbock, so werden sie beim Sieden nicht lind. Linsen, die beim Beissen zerspringen, sind schlecht zum Sieden, die sich aber drücken lassen, werden gern weich. — Phaseolus als »Fi- solen« in Gärten eultivirt. Von den Amygdaleen wird Persica vulgaris als »Pförschich oder Pförschichapfel«, Prunus insititia als »Haberschleh, Kriechen, Koraschleh, Hengste« und sonstige Pflaumensorten, P. domestica als »Zwetschge<«, P. avium als »Kesper oder Kersche«, P. Cerasus als »Weichsel oder Aumele« (Amarelle) cultivirt; die herben Früchte der Dornschlehe (P. spinosa) werden getrocknet und im Winter beim Spinnen zur »Netze« verzehrt; allerdings tragen selbe zur Speichelentwieklung nicht wenig bei. Soviel Tage vor Georgi der Schlehdorn in voller Blüthe steht, soviel Tage vor Jakobi beginnt die Aernte, ist allgemein verbreitete Bauernregel. — Von Prunus Padus, »Eibeerbaum« , werden Rinde, Blätter und junge Zweige in Verbindung mit Eichenlaub in Wasser gesotten, um damit die Milchgefässe zu reinigen, wenn »dem Rühren etwas anthun ist«, so dass man keine Butter erhält; hiebei wird wohl die dadurch bedingte Reinigung mehr als die spezifische Kraft der Pflanze Hilfe bringen. Die zwar etwas herb schmeckenden Früchte werden doch von den Kindern verzehrt. Elsenbeeröl wird bei Kälbern gegen Diarrhoe, Elsenbeeröl und Branntwein gegen Grimmen angewandt. Das Elsenbeerholz können die Hexen gar nicht leiden; desshalb hat auch einmal ein im Ruf einer Hexe stehendes Weib nicht leiden können, dass um das Rühren »das Rührfass«, ein solcher Reif war und nicht geruht, bis der- selbe entfernt war und desshalb werden auch gern die Rühr- stecken aus Elsenbeerholz gemacht. Von den Rosaceen verdient vor Allem Erwähnung die Erd- beere (Frragaria vesca), »Erber«, welche in reichlicher Fülle in 3l Schlägen gedeiht und von Kindern und Erwachsenen eifrig ge- pflüekt und in Massen verkauft wird. Der Genuss der Erdbeeren sättiget nicht und daher die Sage, dass einem erdbeersammeln- den Mädchen unser Herrgott begegnete und auf dessen Frage, »was es suche?« selbes antwortete: »Nichts« ; worauf jener er- wiederte: »So soll es auch nichts b’schiessen.«< Anderswo wird statt Christus die hl. Maria gesetzt. Ferner ist bekannt, dass häufiger Erdbeergenuss gut für »Fluss« (Rheuma und Gicht) sei, aber auch Hautausschlag verursache. Erdbeerkraut abgesotten wird gegen Husten und Gelbsucht angewendet. Wie die Erd- beere, wird die Himbeere (Rubus Idaeus), »Hohlbeere« häufig gesammelt, theils zum Rohgenuss, theils zu Conditor- und Apo- thekengebrauch verkauft. Nicht so häufig wird die Brombeere (R. fruticosus), »Braunbeere, Brennbeere, Brembeere«, gesammelt und verkauft und mag diess theils von ihrem minder angeneh- men Geschmack, theils davon herrühren, dass zu deren Reifzeit es schon andere ergiebigere Obstsorten gibt; in einigen Gegen- den werden selbe nicht sehr ästhetisch »Hirschbollen« genannt. Der Absud der Brombeerwurzen wird beim Vieh bei Nichtlösung der Nachgeburt angewandt. Die Steinbeere (R. sawatılis) ist am wenigsten gesucht, ja sogar oft als Giftbeere misskannt. Spiraea Ulmaria, »Geissbart«, 8. Aruncus, »Bocksbart, Immenkraut«, weil vor dem Fassen der Bienenschwärme, der Korb damit aus- gerieben wird. — Geum rivale heisst »Bachsrösle« und soll deren Wurzel bei sauerwerdendem Biere in dasselbe gehängt, dieses verbessern. Von @. urbanum, »Nägeleswurz«<, wird die nach Nelken riechende frische Wurzel klein geschnitten mit Honig angerührt gegen Unterleibskrankheiten, namentlich Gelbsucht an- gewendet. Potentilla anserina, »Mauchenkraut«, als Volksmittel gegen »Mauchen«, böse Klauen des Viehes wird das Kraut über- gebunden; auch »Krampfkraut«, weil es in Milch gesotten gegen den Hundskrampf, auch Magenkrampf, helfen soll. P. repens, »Fünffingerkraut«, darf in der Weihsange nicht fehlen; ist gut beim Milchwesen für Kühe; wenn’s unter die Stallthüre gegra- ben wird, soll keine Zauberei ein- und auskönnen. Das Kraut 32 im Wasser gesotten und getrunken ist gut für »Gries«. P. verna, »Frühlingsfünffingerkraut«. P. Tormentilla wird wegen ihrer rothen Wurzel »Rothwurz, auch Blutwurz« genannt, ist ein Hauptarznei- mittel beim Vieh, gegen das Blutharnen der Pferde, beim Durch- lauf des Viehes, beim Gries gesotten und eingeschüttet, gegen rothe Milch der Kühe wird es in Schnaps angesetzt und gefüt- tert; auch gegen Ruhr wird sie bei Menschen und Vieh ange- wendet und desshalb auch Ruhrwurz geheissen. — Comarum pa- lustre heisst »Wiesenfünffingerkraut«e. — Rosa. Die wildwach- senden, häufig zu Zäunen gepflanzten Rosen werden insgemein Heckenrosen geheissen, die Früchte aber Hagenbutzen, Butzhagen, Arskützle; mit letzterer nicht sehr ästhetischen Benennung steht wohl der Reim in Verbindung: Von Hagebutzen, Dornschleh’ Thuet de Mädle 's F.... weh! Sie werden nämlich nach Entfernung der Kerne wie die Schlehen getrocknet und als »Netze« gebraucht. Ausserdem werden die entkernten Früchte zum Einmachen verkauft. Die Kerne selbst werden im Absude gegen Schwerharnen, Gries der Kinder be- nützt. Die durch den Stich eimer Cynips-Art entstehenden Gal- len der Rosenstöcke werden als schlafmachendes Mittel, Schlaf- äpfel, unter die Kopfkissen der Kinder gelegt; in der Pfeife ge- raucht sollen selbe gegen Zahnweh helfen. Sanguisorbeen. Alchemilla vulgaris, »Frauenmantel, Regen- dächle«, ist als milchmachende Futterpflanze beliebt; die Wurzel davon wird an einem goldenen Sonntag, d. h. einem Sonntage nach den vier Quatembern, von 11—12 Uhr ausgegraben und in ein rothes Flecklein genäht; wenn eine Frau, die in Kindsnöthen liegt und eine schwere Geburt befürchtet, dieses Amulet in der rechten Hand unter die rechte Brust hält, geht selbe leicht vor sich; das frische Blatt ist heilsam und nimmt die Hitze, wird desswegen oft auf frische Wunden, namentlich offene Füsse, übergebunden. — Sanguisorba officinalis, »Wiesenknopf, Kölble, welsche Bibernell«. Pomaceen. Crataegus, »Weissdorn<«, wird gern zu dichten und dauerhaften Hecken gezogen, wie der Schlehdorn, der im Gegensatz dazu »Schwarzdorn« heisst; die Beeren der erstern heissen »Mehlbonzen oder Heckele-Butzen« und werden von Kin- _ dern gegessen. — Pyrus und Malus als »Holzapfel und Holzbirne« _ werden nur selten mehr wild gefunden, indem die jungen Stämm- chen fleissig zur Veredlung für Gärten gesucht werden. Veredelt findet man sie in den verschiedensten Aepfel- und Birnsorten in _ Gärten und Alleen allenthalben und werden deren Früchte roh, gekocht und getrocknet verschiedenartig benützt; die getrock- neten Früchte gesotten, werden häufig den Kranken als Kühl- mittel gereicht, die Aepfel gebraten den Kindern gegen Heiser- keit und Husten. Der Gebrauch zu Aepfel- und Birnwein ist in Schwaben, mit Ausnahme um Lindau, ein seltener. Mit dem Laube der Aepfelbäume werden die Bienenkörbe ausgerieben, be- vor man einen Schwarm fasst, weil dann selber lieber darin bleibt. So viele Tage vor dem Neumonde die Zweige zum Pfro- pfen der Bäume geschnitten werden, so viele Jahre geht es her, bis die gepfropften Bäume blühen und Früchte tragen. Sorbus aucuparia, »Vogelbeerbaum«, wird häufig zur Zierde und in Al- leen gezogen und sind dessen Früchte als Lockspeise für Vogel- fänger gesucht. Wenn’s viel Vogelbeeren gibt, so soll es im nächsten Jahr viel Veesen geben; wenn’s wenig gibt, soll man Roggen süen. Onagrarieen. Epilobium »Bachrösle« ; Oenothera »Nachtkerzes, als Zierpflanze manchmal; Cürcaea »Hexenkraut«. Die Halorageen, Hippurideen, Callitrichineen, als Wasserpflan- zen mit unscheinbaren Blüthen sind wenig gekannt und beachtet. | Von den Lythrarieen kann nur Lythrum Salicaria erwähnt werden: »rother Weiderich« ; das Kraut wird gequetscht und über- gebunden, stillt das Blut bei Wunden, ebenso auch das Nasen- bluten; der Saft in Wein genommen, stillt Blutflüsse und auch _ Diarrhöe. Cucurbitaceen. Cucumis sativus wird als »Gukumer« häufig in Gärten gezogen und ist als kühlendes Gemüse beliebt; ebenso wird Cucurbita in verschiedenen Varietäten, besonders der Tür- 3 34 kenbund, zur Zierde gezogen und werden deren Früchte auf Kästen aufbewahrt. Mit dem Rauche der auf Kohlen verbrannten Blätter werden Fliegen aus Ställen, namentlich die Stechmücke (Culex), vertrieben und getödtet. — Bryonia dioica, »Heckenrübe«, ist als Giftpflanze bekannt und werden deren Wurzeln öfters zur Ver- fälschung des Bieres benützt. Auch dient letztere zur Heilung der Gicht; man gräbt eine solche Wurzel aus, bindet sie auf das leidende Glied, wahrscheinlich auch unter gewissen Zeichen u. s. w. und setzt sie dann wieder an ihren Ort; wächst sie fort, ist die Gicht gehoben. Orassulaceen. Sedum acre, »Pfefferkraut, Schlangenkraute, weil die Sage geht, wenn die Schlangen verwundet seien, sollen sie dieses Kraut aufsuchen und sich damit heilen; »Herr- gottskraut« wird es genannt, weil selbes dem Crucifixe in Kränzchenform an die Dornenkrone gebunden noch lange Zeit fortwachst und blüht. $. purpurascens, »Bruchkraut, Knaben- kraute, weil es zur Heilung der Brüche, Hernien, besonders der Kinder, gebraucht wird; zu diesem Zwecke sticht man am Char- freitag vor Sonnenaufgang eine Wurzel aus, legt sie auf die lei- dende Stelle auf, bis sie warm ist und pflanzt sie sodann gieder in die Erde, unter welehe man Koth und Urin von dem Kranken mengt, wenn sie wächst, ist geholfen; ferner wird es auch Gold- aderkraut genannt, weil sie gegen die Goldader, besonders die blinde, angewandt wird; man hängt eine Wurzel mit so viel Knoten, als sich Hämorrhoidalknoten am After befinden, zwischen die Schulter, oder man schneidet die Wurzel in kleine Stückchen, näht selbe in ein Säckchen und hängt dieses so nahe als mög- lich an die leidende Stelle. Die Haut der Blätter abgezogen, nimmt die Hitze, reinigt faule Schäden und lässt kein Faulfleisch aufkommen. — Sempervivum tectorum, »Hauswurz«, wird öfters auf Dächern gepflanzt und wächst am besten, wenn man etwas Kuh- dünger auf die blosse Mauer, das Dach oder in ein flaches Teller thut und in selben einen Ableger steckt. Man gebraucht den Saft derselben gegen aufgesprungene Lippen, gegen »Scherzen und Schrunden«, daher auch »Scherzenkraut« genannt. 35 Die Grossularien sind als »Stechbeere, weisse, rothe und schwarze Johannisbeere« häufig gezogen und beliebte Nascherei der Kinder wie Erwachsenen. Von den Sazxifrageen kann ich nur eime Saxifraga, wahr- scheinlich granulata, erwähnen, welche mit Mauerraute innerlich, nebst Bädern von Haberstroh äusserlich gegen Stein und Gries angewendet wird. Mehr gibt es von den Umbelliferen zu berichten. Sanicula europaea, »Heil aller Schäden, Heil aller Welt«, ist als Wund- heilmittel gerühmt; »der Saft hievon oder die Pflanze in Wasser gesotten und übergeschlagen, heilt wunderbarlich alle Wunden und Schäden«, sagte mir ein Gewährsmann, ein alter Kräuter- sammler. — Aegopodium Podagraria. »Hasenschertele<. — Carum Carvi, häufig auf Wiesen wachsend, werden deren reife Samen gesammelt, getrocknet und als »Kümmich« dem Brode beigebacken. Kümmich am Set. Johannistag in der zwölften Stunde gesammelt, hilft für das Grimmen. Das Kümmelöl wird gegen Blähungen äusserlich besonders bei Kindern angewandt. Pimpinella magna steht unter dem Namen »Bibernell« als Heilpflanze in grossem Ansehen. Es geht die Sage, bei einem grossen Sterbet sei ein Vogel erschienen, welcher gesungen habe: „Ihr Leut, ihr Leut! Esst Krannewittbeer und Bibernell, So sterbet ihr nit so schnell; Esst ihr aber Baldrian, So kommet ihr all davon!“ und hiebei habe er eine Wurzel fallen lassen, welche als Biber- nellwurz erkannt wurde, nach deren Gebrauch das Sterbet auf- hörte; desshalb wird noch Bibernellwurz und Knoblauch in Branntwein angesetzt als ausgezeichnetes schweisstreibendes Mit- tel gegen Pest gerühmt. — Meum Mutellina, im Algäu »Mar- dun« genannt, ein gerühmtes Futterkraut. — Aethusa Uynapium, häufiges Unkraut unter dem Namen »Hundspeterling« als Gift- pflanze bekannt. — Angelica; die hohlen Stengel werden von den Knaben als Blasrohre benützt und wird mit Hundsbeeren daraus geschossen. — Imperatoria Ostruthium L., »Meisterwurz«, steht 3* 5, 36 noch gegen die verschiedensten Krankheiten, besonders beim Vieh, in grossem Ansehen, wesshalb sie von den Meistern (Wasen- meistern) häufig angewandt wird, woher auch ihr Name; sie wird öfters in Gärten gepflanzt. — Heracleum Sphondylium, »Bärenklaue, Stengel, rauhe Scheere« wegen der rauhbehaarten Stengel und Blätter, im Algäu »Bichel oder Gelt« genannt. — Levisticum officinale, »Liebstöckel, Luixenstickl«, letzteres wahr- scheinlich corrumpirt aus Ligusticum Levisticum L., wird häufig in Gärten gepflanzt, gilt als Hilfsmittel, wenn das Rühren nicht zusammengeht, d. h. der Butter sich nicht ausscheidet, wo so- dann den Kühen »Liebstöckel« an’s Futter gethan wird und die Milchgeschirre damit geremigt werden. Pferde und Zugvieh wer- den damit eingerieben, um die Bremsen »Brehmen« davon abzu- halten; auch zum Krebsfang als Lockspeise soll es verwendet werden. Aus sicherer Quelle erfuhr ich, dass das Geheimmittel gegen Krebs eines Volksarztes — euphonistisch für Pfuscher — in der Nähe von Immenstadt in seinem Hauptbestandtheile aus Levisticum bestand und selber dieses in einem gewissen Falle von der Regierung eigens hiezu autorisirt mit Erfolg angewendet habe. — Die Chaerophyllum- Arten heissen »Kosskümmel«. — Cultivirt werden Apium graveolens als »Zellere«,, Petroselinum graveolens als »Peterling«, Foeniculus offieinalis, »Fenis, Femis, Brodsamen«, weil oft unter das Brod gebacken; Daucus Carota, »gelbe Ruben«, gegen Wurmkrankheit von Kindern gegessen; eine gelbe Rübe ausgehöhlt, mit dem Urine des Kranken gefüllt und in Rauch gehängt, heilt Gelbsucht, Ausguss der Galle und macht die Haut weiss. Die wildwachsende Daucus heisst »Mer- chenstengel«e, — Der Familienverwandtschaft der Umbelliferen ist im Volksbewusstsein durch den Vers Ausdruck gegeben: Enis, Fenis, Koriander, ist der oi as wia der ander. (Huber und Rehm.) Hedera Helix, »Epheu, Immergrün«, wird zur Bekleidung von Mauern, Grabsteinen ete. angepflanzt. Epheublätter auf Hühneraugen gelegt, vertreiben selbe. Cornus Sangwinea; vor den Früchten »Hundsbeeren« wird als % 37 giftig gewarnt; O. mas wird gepflanzt; dessen Früchte »Dürr- litzen« sind beliebt roh, gedörrt und in Essig eingemacht. Viscum album wird »Wintergrün« genannt und zu Kränzen auf Gräber der Kinder verwendet; die auf Birken wachsende Mistel soll für die Sylben, einen Flechtenausschlag an den Ohren der Pferde, heilsam sein; die Beeren werden zu Vogelleim ver- arbeitet. Caprifoliaceen. Sambucus Ebulus, »Aden«; das Kraut in halb Wein halb Wasser gesotten, sowie der aus den Früchten berei- tete Roob als Mittel gegen Wassersucht und Leberleiden. $. nigra, »schwarzer Holder, Holler«, findet sich häufig in der Nähe menschlicher Wohnungen. Früher als der Wohnsitz der. Frau Holle wurde er allgemein für einen gespenstischen Baum gehal- ten, ohne dass diess jetzt mehr im Volksbewusstsein recht klar wäre; vielleicht erinnert noch der von Kindern gewöhnlich ge- sungene und mit Ringeltanz begleitete Vers daran: Ringele, ringele Reihe! Sind mer unserer dreie; Tanz mer um en Holderbusch, Mach mer alle husch, husch, husch! Er ist als Heilmittel in grossem Ansehen; seine Blüthen dienen als schweisstreibender Thee gegen alle Krankheiten; aus den grünen Blüthen werden »Holderküchle« gebacken; wer solche an Set. Johanni isst, ist das ganze Jahr über frei von Grimmen, Die reifen Früchte zu einem Musse gekocht, »Holderschmarrn«, sind gesund. Der Splint wird mit Essig und Oel als Frühlings- kur zu einem Salat angemacht und dient aufwärts geschält als Brechmittel, abwärts geschält als Abführmittel. Auch zu Spie- lereien verschiedener Art dient er den Kindern; aus den schwä- chern Zweigen werden »Meisenschläge« zum Vogelfang gemacht; die stärkern werden vom Marke befreit und zu »Holderbüchsen« verarbeitet, aus denen Pfropfen von Werg geschossen werden; auch zu Spritzen werden sie verarbeitet; aus dem Marke der stärkern Stämme werden »Hexen« gemacht, indem man in etwa Zoll lange Stücke auf einer Seite einen kurzen Nagel mit brei- 38. tem Kopf steckt, worauf sich das Stückchen auf die entgegen- gesetzte Seite gestellt, stets auf die schwerere mit dem Nagel stellen wird. Auch sagt man, dass das Vorhandensein von Hol- dergebüsch die Nähe einer unterirdischen Quelle anzeige, dient also als Zeichen für Brunnengräber. — $. racemosa, »rother Holder, Hirschholder«, ist als Vogelfutter gesucht. — Viburnum Lantana, die Früchte, »Heubeere, Schmutzbeere«, werden der Reife nahe gepflückt, sodann in Heu oder unter das Bett gelegt und wenn sie schwarz geworden, verzehrt; die jungen zähen Schösslinge dienen als Bindemittel, Heubeeren-Wieden. — Von V. Opulus sind die Beeren als »Hundsbeeren« verdächtig; ebenso die Beeren von Lonicera X ylosteum unter demselben Namen oder »Judenkirschen« genannt. Von den Stellaten sind vorzüglich die @alium-Arten bekannt; G. verum heisst »unser lieben Frauen Bettstroh, Mayerkraut«, auch »Mundfäulekraut«, weil es gegen diese Krankheit bei Men- schen als Absud getrunken, beim Vieh aber in Amuletform an’s Horn gebunden helfen soll; ein Schuster in Mindelzell fabri- cirt derartige Amulete und verdient sich hübsch Geld damit. Valerianeen. Valeriana officinalis, Baldrian, wahrschein- lich ist der Name eine Reminiscenz an den altgermanischen Gott Baldr; sie heisst öfters »Katzenwurzel«, weil die specifisch riechende Wurzel von den Katzen sehr geliebt wird, so dass sie sich da- rauf wälzen und ihren Harn darauf lassen; sie ist als Heilmittel gegen Colik gerühmt. — Valerianella olitoria wird im jugend- lichen Zustande als »Ackersalat, Nüsselesalat« im Frühjahre ge- sammelt und verspeist. Dipsaceen. Dipsacus sylvestris; der Kopf wird während des Winters zum Verschluss der Fluglöcher der Bienenstöcke genom- men; die Luft kann eindringen, die Bienen aber gegen die Sta- cheln nicht heraus. — Scabiosa succisa, »Teufelsabbiss« ; die Wurzel mit Storchschnabelkraut gesotten ist gut gegen Fieber; dieselbe drei Tage vor abnehmendem Monde gestochen und über den Rücken gehängt, hilft gegen Augenleiden; auch wird sie als milcherzeugende Pflanze gefüttert. 39 In der zahlreichen Familie der Compositen herrscht ein grosser Wirrwarr bezüglich der volksthümlichen Benennung; die gelb- blühenden und Milchsaft führenden Pflanzen werden insgemein unter dem Sammelnamen »Milldisteln«e zusammengeworfen. — Eupatorium cannabinum, »Wasserhanf, Dosten«, bei Leberkrank- heiten des Viehes heilsam. — Tussilago Farfara, »Hufeleblättere, sind ein Mittel gegen Husten, frisch aufgelegt sind sie gut gegen ' Wunden. — Petasites, »Pestilenz-Wurz«, in Wein gesotten und getrunken treibt alles Gift im Leib, Bauchwürmer und engen Athem aus. — Bellis perennis, »Gänsblümlein, Monatblümlein oder Monaterle«, weil sie in jedem Monat blühen; um Memmingen »Buntblume« genannt. — Erigeron acre, »Berufskraut«, gegen das Beschreien, Berufen der Kinder, als Rauch angewendet oder unter die Wiege gelegt. — Solidago Virga aurea, »Goldruthe«, Thee gegen Schwerharnen. — Didens tripartita, die Samen, die sich mit ihren Zähnchen gern an die Kleider anhängen, heisst man »Krautgartenläuse«. — Helianthus tuberosus sieht man manch- mal als absonderliches Gewächs in Gärten gezogen, ohne dass deren Anbau allgemein geworden wäre. — Gnaphalium dioicum, »Katzendäpplein, Himmelfahrtsblümlein«; deren Gebrauch wurde schon erwähnt. — Artemisia campestris, »Feldbeifuss«, schneidet man das Kraut mit einem Messer von unten herauf, so stillt es übermässige monatliche Reinigung; wenn man es aber von oben gegen die Erde abschneidet, so befördert sie spärliche. 4A. vul- garis, »Beifuss, Melcherstengel«; die Wurzel ist gegen das Hin- fallet heilsam. A. Absinthium, Wermuth, A. Abrotanum, in Gärten gepflanzt, heisst »Gürtele«e und ist mit Wermuth ein Mittel gegen Lungensucht und Leberleiden; auch gegen Husten des Viehes. A. Mutellina im Gebirge »Edelrautene. — Tanacetum vulgare, »Wurmsamen, Weinwermuth<; wie erwähnt, wird selber in die Weihsange gebunden, soll aber zu diesem Zwecke geweih- tem Boden, wie Gottesäckern, wo sie auch gerne wachsen, ent- nommen sein. — Achillea Ptarmica, die Wurzel in das Ohr ge- steckt, hilft gegen Zahnweh. Ach. Millefolium, »Schafgarbe«, ist bei dem Landvolke ein beliebter Thee »für’s Geblüt« und gegen Hämorrhoiden; ebenso auch Matricaria Chamomilla, »Ka- millen«<, deren Blüthen als Thee gegen alle möglichen Krank- heiten gebraucht werden. — Leucanthemum Chrysanthemum, »Gansblume, Gaonsblum« ; eine beliebte Blume bei den Kindern; sie zupfen ein Randblüthehen nach dem andern aus und sagen dazu: »Hirtin, Wirthin, Edelmännin, Bettelmännin, Bäurin«, welches Wort bei dem letzten Blättchen trifft, das wird man einst; grössere Mädchen aber sagen: »Er liebt mich — von Her- zen — mit Schmerzen — ein wenig — oder gar nicht«, um da- raus die Gesinnung ihrer Geliebten zu errathen; die Scheiben- blüthen aber legen sie zerbröselt auf den Handrücken, schnellen die Hand in die Höhe und soviel als einzelne Blüthen auf der- selben zurückbleiben, soviel — Kinder bekommen sie in der Zu- kunft. — Arnica montana, »Färber-Blume«, weil sie zum Gelb- färben gebraucht wird. Bei Staufen bei Lauingen heisst es, wächst eine Wurz, »Bergwurz«, welche die Kraft hat, das Wetter zu vertreiben; ob darunter nicht Ar. m. gemeint ist? — sSenecio vulgaris, »Kreuzkraut«, wegen der kreuzförmigen Blätter, be- liebtes Futter für Kanarienvögel. $. Jacobea, »Jakobsstab«. — Cirsium arvense, »Distln«, um Memmingen »Danvisa«. — Lappa major, minor und tomentosa als Kletten gekannt; der Absud der Wurzel als haarwuchsbeförderndes Mittel beliebt. Die Wurzel wird auch gegen »d’Schwoimen«, Schwinden der Glieder, ange- wendet; zu diesem Zwecke gröäbt man an einem Freitag vor Sonnenaufgang im abnehmenden Monde drei Wurzen, schneidet von jeder quer drei Scheibchen ab, nähet sie in ein Tüchlein und hängt sie fünf Tage lang an das schwindende Glied und wieder- holt diess so oft, bis geholfen ist. — Carlina acaulis, »Sonnen- blume«, weil deren Kelch bei Sonnenschein sich öffnet, bei be- wölktem Himmel oder Nachts sich schliesst; als hygroscopische Pflanze dient selbe zur Witterungsvorhersage; als Eberwurz ist sie in der Volksvieharzneikunde ein vielgerühmtes Mittel; sie heisst auch »Kraftwurz«, weil sie, gefüttert, Pferde und Milchvieh kräftig macht; am Charfreitag vor Sonnenaufgang ausgestochen ist sie gut gegen schlechte Milch und zum Ausbuttern; das 22 Pulver wird häufig in Verbindung mit Meisterwurz gegen schlechte Milch gefüttert; die Wurzel in Melkkübel gebunden, gibt viel Milch; dient auch als auflösendes Mittel gegen Schleim und Hu- sten des Viehes. — Centaurea Cyanus, »blaue Kornnägelein«, dienen als Ziermittel unter Räucherpulver. Die Wurzel am Frohn- leichnamstage gegraben um 12 Uhr und in der Hand behalten, bis sie warm ist, so darf man sich eine Ader abschneiden und das Blut läuft nieht. — Cichorium Intybus, Wegwarte, spielt beim Volke eine grosse Rolle, besonders aber die seltenere weisse; wer das Glück hat eine solche zu finden, muss selbe an einen Stab binden, weil sie sonst verschwindet. Am Maria Himmel- fahrtstag vor Sonnenaufgang geht man nun, ohne dass man ein Wort reden oder von Jemanden angeredet werden darf, an deren Fundort, tritt mit dem rechten Fuss auf den Stock, ergreift mit der rechten Hand die Wegwarte und spricht (das Gesicht gegen Sonnenaufgang gewendet): »Gott grüss euch, ihr lieben Weg- warten allzumal, die ihr hint und vor mir seid, stillt Blut und heilt Wunden und Alles insgesammt und behaltet eure Kraft, die euch Gott und die heilige Maria gegeben hat«, macht drei- mal das Kreuzzeichen und gräbt sodann den Stock mit der Wur- zel aus, jedoch nicht mit Eisen; auch darf die Wurzel mit der blossen Hand nicht berührt werden; sodann wird der ganze Stock in die Weihsange gebunden und zur Weihe getragen. Die ab- geschnittene Wurzel wird aufbewahrt, als Heilmittel in den ver- zweifeltsten Fällen angewandt; besonders bei Blutungen, seien es interne oder durch traumatische Verletzungen bedingt, wird eine Messerspitze voll abgeschabt und eingenommen, augenblicklich ist die Blutung gestillt; sie nimmt den Schmerz und hilft für alle Leiden. Auch die blaue Wegwarte wird am Dominikustag von °/,12—12 Uhr ausgestochen und nimmt sodann, wenn man ein Bröckchen auf Brod in den drei höchsten Namen isst, alle Schmerzen. — Tragopogon, als »Süssling, Milchner, Butzen- stengel«, wird von den Kindern mit Lust verzehrt. — Taraxon officinale, »Pfaffenröhrle, Bettseichle, Milldistel«, dient den Kin- dern zu den verschiedensten Spielereien; aus den Röhrchen der 42 Blüthenstengel werden Kettehen gemacht, oder man rollt sie im Wasser auf und werden als Locken angehängt, auch macht man daraus nicht sehr melodienreiche Musikinstrumente »Happer«. Die fruchttragenden Stengel werden als Lichter bezeichnet und zum Ausblasen angeboten; wer sie auf einen Hauch ausbläst, so dass kein Früchtehen mehr auf dem Fruchtboden sitzen bleibt, kann sich dadurch als Jüngling, resp. Jungfrau legitimiren. Als Viehfutter ist es beliebt. Zu Kräutersäften wird Kraut und Wur- zel verwendet gegen Lungensucht. Die Wurzel führt auch den Namen Augenwurz, indem selbe im abnehmenden Monde und im Zeichen der Jungfrau gegraben und umgehängt, heilsam gegen Gebrechen der Augen ist; gegen Augenflecken verbindet man damit die Wurzel von Teufelsabbiss unter denselben Zeichen ge- graben. — Hieracium Pilosella, »Mausöhrle«, als Thee gegen Gliederkrankheit. — Die Sonchus-Arten als »Milldisteln«. Die Campanulaceen heissen im Allgemeinen »Glocken«; Cam- panula Trachelium heisst »Halskraut«, indem das Kraut gesotten und mit dem Absud gegurgelt, bei Halsweh Hülfe leisten soll. ©. rapunculoides, als schwer zu vertilgendes Unkraut unter dem Namen »Mausöhrle< in bebautem Lande sehr gefürchtet. Die Früchte von Vaccinium Myrtillus werden als »Heideln« häufig gesammelt und in Städte zum Verkauf in Menge gebracht; sie gelten als Durchbruch stillendes Mittel und werden auch unter das Brod gebacken. V. Vitis idaea, um Memmingen »Rausche-, sonst »Moosbeere« genannt. Calluna vulgaris, im Algäu »Senfen«, ein beliebtes Bienen- futter, Erica carnea, ebendaselbst »Riblehard«; Rrhododendron hirsutum, »Alpenrösle« genannt. Pyrola; deren verschiedene Arten werden »Wintergrün« ge- nannt und zu einer Salbe gegen wunde Weiberfüsse verwendet. Von den Oleaceen sind zu erwähnen: Ligustrum vulgare, häufig zu Hecken gezogen; die Beeren heissen wegen ihrer schwarzen Farbe »Tintenbeeren«, auch »Hundsbeeren« und sind als giftig verschrieen; wenn man drei Tage nach Neulicht War- zen mit einem Schmeerhäutehen bestreicht und dieses dann unter 43 einen Liguster-Strauch gräbt, so werden sie vertrieben. — Sy- ringa vulgaris wird »blauer oder welscher Holder« genannt und wegen seiner schönen Blüthen überall gezogen. Die Blüthen- kelche werden von den Kindern in einander gesteckt und Ring- chen daraus gemacht. — Fraxinus, »Asche«. Holz davon am Charfreitag oder Skt. Johann Baptist geschnitten , so dass der Ast nicht auf den Boden fällt, gilt als Wundholz und dient na- mentlich zum Blutstillen und Wundenheilen; auch den Blättern werden verschiedene Heilkräfte zugeschrieben, namentlich gegen Gicht. Das Holz ist ein beliebtes Nutzholz. Vinca minor, »Immergrün«; aus den Blättern werden immer- grüne Kränze, namentlich auf Gräber gemacht; die sehr schönen blauen Blüthen haben den ihrer Schönheit durchaus nicht ent- sprechenden Namen »Schusternägele«, auch »Rossmuckenveigerl«, aus demselben Grund wie schon bei Viola canina angegeben. Gentianeen. Gentiana verna, »Ixossmuckenveigerl, Rossnägerl oder Schneiderle«, ebenfalls als sommersprossenerzeugend be- kannt. — @. lutea, »Gebirgsenzian« und @. punctata, im Algäu »Edelwurz« genannt, werden zur Branntweinbrennerei benützt und geben den berühmten, als magenstärkendes Mittel bekannten En- zianbranntwein. — Erythraea Centaurium, »Tausendguldenkrauts, ist wegen seiner Heilkraft“tausend Gulden werth, besonders gegen Fieber gerühmt. — Meniantkes trıfoliata, »Fieberklee, auch Biber- klee« genannt; der heisse Aufguss gegen Husten. Convolvulaceen. Convolvulus sepium, »Zaunwinde«; der Saft wird mit Essig vermischt, ein Tuch damit befeuchtet und über den Kopf gebunden, stillt Kopfweh; der Saft mit Essig und Salzwasser heilt Krätzen. — Cuscuta in Flachs und Klee als »Ringel« bekannt. Boragineen. Borago officinalis, in Gärten verwildert, heisst »Gukumerkraut« wegen eines gurkenähnlichen Geschmackes. — Oynoglossum, Hundszunge, vertreibt Ratten und Mäuse durch ihren Geruch. — Symphytum officinale, »Wallwurz, Schwarz- wurz«, Volksmittel zu einer Salbe gegen Fussgeschwüre (Kinds- füsse),. 4. und Rh.; abgesotten gegen Krummsein. — Echium 44 vulgare, »Natterkopf«, ist gut gegen Zauberei. — Pulmonaria, »Lungenkraut«, zur Frühlingskur für Lungenkranke. — Litho- spermum offieinale, der Samen gegen Gries; in Amuletten gegen Zauberei. — Myosotis palustris, allgemein als » Vergissmeinnicht« bekannt; Sinnbild der Liebe und Treue; Blüthenzweige werden dicht auf einen Teller ringsum gelegt, die Blüthen nach aus- wärts, sodann in die Mitte ein Gefäss mit Blumen gestellt und der Teller mit Wasser gefüllt; bis zum Morgen richten sich die Blüthenzweige nach aufwärts, was einen niedlichen Anblick ge- währt. Die Solaneen enthalten meistens giftige oder doch verdäch- tige Kräuter; die einzige Nutzpflanze, Solanum tuberosum, wird im Grossen gebaut und ist ein Hauptnahrungsmittel unserer Landbevölkerung; sie werden »Grundbirnen, Bodenbirnen, Erd- äpfel«e genannt. Die Früchte »Aepfel« bilden sich selten mehr aus; es leiden überhaupt seit zwanzig Jahren die Pflanzungen an einer eigenthümlichen Krankheit. Rohe geriebene Kartoffel werden zu Ueberschlägen verwendet; »sie nehmen d’Hitz«. $. Dul- camara, »Je länger je lieber«, weil die Wurzel in den Mund ge- nommen süss schmeckt, je länger je mehr. Um Waldstetten heisst man es »Günzkraut« und dient der Absud zur Heilung von Wunden; im Gebirge wird es Alpranken genannt. — Atropa DBelladonna, »Wolfsbeere«, zwar als giftig bekannt, sind doch schon öfters Vergiftungsfälle vorgekommen ; die Wurzel wird gesotten und bei Beinbrüchen gebraucht; man sagt: »durch sie wachsen die Beine im Hafen zusammen« ; der Absud hilft ferner gegen Krummsein und Geschwulst beim Vieh. Die Wurzel am stillen Freitag gegraben und unter die Thürschwelle gelegt, hilft gegen Ratten. — Hyoscyamus niger, »Bilsenkraute«, ist als Gift- pflanze bekannt; man sagt, dass man dadurch heftigen Streit unter sonst ganz friedlichen Leuten verursachen könne, wenn man ein Paar solcher Zweige auf den warmen Ofen lege. Die Samen dienen zur Betäubung der Vögel und Fische bei deren Fang. Die Wurzel heisst man auch Verrenkwurzel, weil sie am dritten Freitag im Frauendreissigst während dem 11 Uhr Läuten 45 unbeschrieen gestochen und auf den Rücken gehängt, gegen Kreuzschmerzen und Verrenken hilft. — Datura Stramonium, Stechapfel; den Samen dieser als giftig bekannten Pflanze sollen die Zigeuner in unsere Gegend gebracht haben. Verbasceen. Verbascum Schraderi, »Wetterkerze, Königs- kerze«; die Blüthen: »Wollblumen«, beliebter Thee für Kindbet- terinnen; mit fettem Oel digerirt ein beliebtes Volksmittel gegen äusserliche Schäden (Wullöl!). Z. und R. Die Wurzel im Frauen- dreissigst an einem Freitag im abnehmenden Monde vor Sonnen- aufgang gesammelt und angehängt hilft für Flüsse, soll aber in Gold gefasst werden zu diesem Zwecke; in Milch gesotten und auf eine Geschwulst gelegt, vertreibt selbe. Ein unentbehr- licher Bestandtheil der Weihsange, wirft man etwas davon bei Gewittern in das Feuer. — Scrophularia, »Braunwurz<«; in un- gerader Zahl ausgestochen und als Amulett an den Hals gehängt, dient gegen Drüsen und Hämorrhoidalleiden. Antirrhineen. Veronica Beccabunga, »Bachbaume, zu Kräu- terkuren verwendet. V. officinalis, »Ehrenpreis«, gibt einen be- liebten Thee als Volksmittel, besonders gegen Brustkrankheiten bei Menschen und Vieh. Khinanthaceen. Pedicularis palustris, »Sumpfrodel«, deren Abkochung als Volksmittel gegen Läuse. Rhinanthus, besonders Rh. Alectorolophus, als »Glaffen oder Klaffen« bekannt, ein sehr gefürchtetes Unkraut. — Euphrasia officinalis, »Heideln«; wenn sie stark blühen, so heisst es: »Die Wiesen werden nur gerade weiss; wir bekommen einen strengen Winter«. Die Blüthen in Branntwein angesetzt, werden wehe Augen damit ausgewaschen, desshalb »Augentrost« genannt. Die Labiaten enthalten meist wohlriechende Kräuter und sind als solche unter dem Volke beliebt und viel gebraucht, na- mentlich zu Bädern. Mentha sylvestris, »Fraumünze<; M. aqua- tıca, »Wassermünze« ; Salvia pratensis, »Gockeler«; Thymus Ser- pyllum, »Kienle«, zu stärkenden Bädern benützt, gesotten und warm übergeschlagen gegen Hämorrhoiden, in Büschel auf das kranke Glied gebunden gegen Schwinden der Glieder, Glechoma 46 hederacea, »Gundelrebe, Gundelrieme«, für Wassersucht gebraucht; Gundelriemen und guter Heinrich zu Büschel zusammen gebun- den und das Milchgeschirr damit ausgewaschen, ohne dass man es hernach mit einem Tuch austrocknet, gibt guten Rahm. La- mium, »Bienensaug« ; die Kinder saugen den Honigsaft aus den Blüthenröhren; von der weissen und rothen Taubnessel werden mehrere Blätter in Weinessig gelegt, über Nacht, dann über offene Weiberfüsse gelegt, bis sie trocken und hart sind; sie nehmen die Hitze und heilen. Beim Fassen der Bienenschwärme werden die Körbe gerne mit Taubnesselkraut ausgerieben. — Galeopsis Tetrahit, »Braunnesseln«, um Memmingen »Danoiseng, ein höchst lästiges Unkraut. Verbena officinalis, »Eisenkraut«, gegen Husten und Lungen- leiden; für Kopfleiden wird es um den Hals gehängt. Pinguicula vulgaris, »Schmalzblättle, Fettkraut, Butterweckee, ist gut für die Milch und hilft gegen den süssen Bock, d. h. wenn die Milch zuckersüss ist, wenig Rahm und viel Wasser abscheidet. Die Primulaceen sind durch die Schönheit ihrer Blüthen mehr in die Augen fallend und desshalb mehr gekannt: Ana- gallis arvensis, »rother Hühnerdarm, Neunerle, Neunerblümle«, weil sie ihre Blüthen um 9 Uhr zur Brodessenszeit öffnen; die gepulverten Samen sind ein Heilmittel gegen die Sucht der jun- sen Hunde, eine Messerspitze voll unter jedes Fressen gethan; die Wurzel am Johannistage in der zwölften Stunde gegraben, ist gut gegen wüthenden Hundsbiss. — Primula farinosa, »Kreuz- blümle, Mähderkreuzle«; P. offieinalis und elatior, heissen im Vorlande »Bathenge«, gegen die Donau »Schlüsselblume oder Himmelschlüssel«, weil sie gleichsam den Himmel des Frühlings aufschliessen. Statice purpurea um Memmingen »Riednägele«. Die eigenthümliche Tracht des Blüthen- und Fruchtstandes der Plantagineen gibt denselben verschiedene Namen. Plantago major, »Würstle<, wird als Vogelfutter gesucht; der Samen da- von wird Frauendreissigstsamen genannt, indem er im Frauen- 47 dreissigst, vom 15. August bis 10. September gesammelt und 1/ Löffel voll eingenommen, hilfreich ist bei eingestochenen Dor- nen; auf die beschädigte Stelle braucht nur ein Schmeerhäutlein gelegt zu werden. Die Wurzel davon heisst auch Hühneraugen- wurz, weil sie im abnehmenden Mond an einem Freitag vor Sonnenaufgang gestochen entweder angehängt oder in die Socken gethan, bis sie trocken ist, selbe vertreibt. Die Wurzel in Ge- stalt eines Zäpfchens in Federkieldicke geschnitten, mit doppel- tem Faden durchstochen, in das Ohr gesteckt, zieht alle Flüsse an sich, muss aber so oft wiederholt werden, als die Wurzel schwarz erscheint. P. media, »Sauöhrene, von den Kindern »Zuckerbrod« genannt, ist von den Erwachsenen als »Grasfresser« gefürchtet, weil deren auf dem Boden sich ausbreitende Blätter- rosette die Graswurzel verdämmt. Der Wurzelstock wird aus- gestochen, gereinigt, keilförmig zugeschnitten und hilft in das Ohr gesteckt gegen Zahnweh; mit den Blättern Hühneraugen gerieben, macht selbe verschwinden. Wenn man bei einer schwar- zen Blatter ein Blatt davon mit der untern Seite überlegt, so zieht es selbe auf, wenn die obere Seite aufgelegt wird, vertreibt es selbe. P. lanceolata, als »Spitzfedern oder Spitzwebern«, dient als Wundmittel gegen alle möglichen äussern Schäden und inner- lich gegen Lungenkrankheiten. P. alpina heisst im Algäu »Rütz« und ist ein beliebtes Viehfutter. Die Chenopodeen sind als unansehnliche Kräuter nicht sehr beachtet; nur Blitum Bonus Henricus geniesst als »guter Hein- rich« einiges Ansehen und wird bei fehlerhafter Milch aller Art mit dem Absude desselben das Milchgeschirr ausgewaschen. Von den Polygoneen ist von Allem der »Saurrampfer«, ARu- mex acetosa, um Memmingen »Säuerling« bekannt und wird von den Kindern oft in Masse verzehrt. R. alpinus heisst im Algäu »Rhabarber«. R. obtusifolius als »Krottenstengel« bekannt, die Blätter dienen als »Butterblätter« zur Einhüllung von Butter- wecken. Der Same wird von den Kindern als Läuse bezeichnet. Rumezx crispus wird unter dem Namen »Streifen« im Ries gegen Diarrhoe des Viehes angewendet. Hieran erinnert auch die Sitte, 48 im Vorlande um Mindelheim gebräuchlich, den Samen derselben in die Weihsange gebunden mitweihen zu lassen als hilfreich gegen den Durchbruch des Viehes, theils als Räucherungen, theils unter das Futter gemengt. Von R. Lapathum wird die Wurzel aufgerieben und mit Rindschmalz vermengt gegen Krätzen, Ausschlag und allen Beiss gebraucht. — Polygonum aviculare heisst »Säugras« ; P. Bistorta, »Natterwurz« ; die Blüthen »Nudla« genannt; wenn man die Wurzel ohne Wissen des Betheiligten unter das Kopfkissen legt, so hilft sie gegen vieles Träumen. Daphne Mezereum, Kraut und Beeren als giftig bekannt, werden »Luzeile« genannt und dient die Rinde gegen Zahnweh als blasenziehendes Mittel auf die entgegengesetzte Seite gelegt. D. striata heisst im Algäu »Bergnägele«. Asarum europaeum, »Haselwurz«, ist ein beliebtes milch- vermehrendes Futterkraut. Die Euphorbiaceen unter dem Namen »Wolfsmilch« bekannt, heissen auch »Warzenkraut«, weil deren Milchsaft, besonders von Eu. ÜUyparissias, zum Vertilgen der Warzen gebraucht wird; auch für Zahnschmerz soll der Saft, hinter die Ohren gestrichen, helfen. E. Lathyris, in Gärten gebaut, wird »Springwurz« ge- nannt, indem eingestochene Dornen nach Auflegen der Blätter sogleich herausgehen, ja die Wurzel zu gehöriger Zeit gestochen und auf entsprechende Weise präparirt und gesegnet soll die Kraft haben, versperrte Schlösser ohne Schlüssel aufspringen zu machen!! Wegen der abwechselnd gegenständigen Blätter heisst die Pflanze auch »Kreuzstock«. Urticeen. Urtica urens und dioica, »Brennnesseln« ; dioica gibt jung zerhackt ein gutes Futter für junge Gänse; die Wur- zel dient abgesotten als Heilmittel gegen Wassersucht; in Milch abgesotten und getrunken ist sie gut gegen Seitenstich; die Wurzel und der Samen der Nessel pulverisirt und unter Haber oder Sommerroggen gemischt den Pferden gefüttert, macht den- selben Spiegel, d. h. macht sie fett und glänzend und dadurch ansehnlich, wenigstens unschuldiger als die Fütterung mit Ar- 49 senik, wodurch dasselbe erreicht werden soll. Nesseln unter das Bettleintuch gelegt bewahrt vor Flöhen. Wenn man eine Nessel- wurz mit dem Kothe eines an einem Bruche leidenden Kindes in die Erde pflanzt, so vergeht der Leibschaden des Betreffenden, wenn die Nessel wächst. Auch ist die Nessel eine heraldische Pflanze für Schwaben: Nesselwang führt als den Ortsnamen aussprechendes Wappen im perpendiculär abgetheilten herzoglich schwäbischen rothem und weissem Felde drei auf felsichtem Grunde als kraftvolle Pflanzen stehende Nesseln. Ebenso dient der Hopfen, Humulus Lupulus, für Immenstadt als Wappen- zeichen, um dessen Fruchtbarkeit anzuzeigen; das Phantasiewap- pen zeigt unter dem Kopfe eines Genius, der einen Bienenkorb trägt, im perpendiculär getheilten Schilde rechts im grünen Feld einen Edelfisch aus der Iller oder dem Alpsee, links im weissen Feld einen grünen Hopfenzweig. Der Hopfen ist besonders um Memmingen, Mindelheim, Krumbach mehr oder weniger gebaute Culturpflanze, als »Heckenhopfen« verwildert; im Frühjahr dienen _ die ersten Sprossen als Salat. — Ulmus campestris, »Ulme«, kommt nur vereinzelt vor, öfters angepflanzt. Cupuliferen. Die Buche, Fagus sylvatica, ist ein ächt deut- scher Baum, kommt in grossen Beständen vor und ist als Brenn- ‚ und Nutzholz gleich beliebt; die Früchte, »Büchele« werden ge- sammelt, zum Oelschlagen oder Schweine- Mast verwendet. Der Markt Buch führt im hintern weissen Felde anf den Ortsnamen ‚ deutend eine Buche im Wappen; von derselben sind ausserdem | noch viele schwäbische Ortsnamen benannt; wie Buchloe, Buchen- berg ete. — Corylus Avellana, allgemein als »Haselnuss« ver- breitet im Gebüsch und Vorhölzern; die männlichen Blüthen heissen »Märzennudeln«, die Früchte werden gesucht und gern gegessen, nur Schade, dass man selbe nicht gehörig auszeitigen \ lässt. Die jungen: Sprossen sind ein nicht oft zu entbehrender ‚ Zuchtmäeister in der Schule (Tatzenstecken). Der Glaube ist all- ‚ gemein verbreitet, dass in den Haselnussstrauch der Blitz nicht ‚ schlage, weil die hl. Maria auf der Flucht nach Aegypten wäh- ‚rend eines Gewitters unter einem solehen Zuflucht suchte und 4 50 fand, wesshalb man auch bei Gewittern nicht unter hohen Bäu- men, sondern unter Haselnussstauden unterstehen soll. Aus Haselnusszweigen werden auch die »Wünschelruthen«e gemacht, welche unterirdische Metallschätze anzeigen. — Carpinus Betulus, als »Hagebuche« bekannt; wegen ihres sehr festen Holzes wird der starre Sinn der Bauern als »hagebuchener« bezeichnet. Sie wird zu Hecken benützt. — Quercus, die Eiche, Symbol des deutschen Volkes. @. sessiiflora wird gewöhnlich »Kohleiche«, Q. pedunculata, »Haseleiche« genannt, von letzterer ist das Holz wegen dessen grösserer Dauerhaftigkeit und Zähigkeit mehr ge- schätzt. Die Eiche soll vorzüglich den Blitz an sich ziehen — alte Erinnerung an den Donnergott, Thor, dem sie heilig war — wesshalb vor derselben während eines Gewitters gewarnt wird. Die Blätter und Zweige geben ein beliebtes Mittel zu Kränzen und Bogen und bei festlichen Gelegenheiten zur Zierde der Hüte. Die Früchte dienen zu Eichelkaffee, namentlich für drüsenkranke Kinder. Als heraldische Pflanze tritt die Eiche für das unserm Schwaben benachbarte Aichach auf; Aichach = die Eiche oder Eichengruppe am Bach, führt eine feststehende grüne Eiche mit ihren Früchten (Eicheln) im weissen Felde. i Die Weiden, Salices, werden im Allgemeinen »Wieden«, die baumartigen »Felber« genannt. Ihr Standort an feuchten neb- ligen Orten, an Gewässern, im Ried, ihre bizarre Gestalt, nament- lich der ältern Stämme, geben denselben etwas Gespenstisches und waren schon häufig Veranlassung zu Geistererscheinungen. Ihr Gebrauch, namentlich jener Arten mit zähen Zweigen, als Bindemittel zu Körben und sonstigem Flechtwerk ist bekannt. Da im Mittelalter solche, welche mit ihren Liebeserklärungen gegen das zarte Geschlecht nicht durchdringen konnten, mit Wei- denkränzen gekrönt wurden, so besteht heute noch das Sprüch- | wort: »Er hat einen Korb bekommen.« Auch zur Heilung der Brüche (Hernien) wird die Weide gebraucht, indem man bei ein- gehendem Neulicht drei Wischehen Haare des Leidenden in ein Loch der Rinde eines Weidenstammes einkeilt; ist selbes wieder ' verwachsen, so ist der Bruch geheilt. $. alba y vitellina, »Gold- | 5l weide, Dotterweide«, wird wegen ihrer ausserordentlich zähen Zweige gepflanzt; ein aus denselben verfertigtes Halsband soll junge Hunde vor der Sucht schützen. $. daphnoides, im Ober- lande »Palmweide, Palmreis« genannt (Sendtner). &. cinerea und Caprea, deren kätzchentragende Zweige »Palmen« heissen und deren Verwendung zu Palmbesen schon oben berührt wurde; die einzelnen Kätzchen heissen »Mulla oder Kätzle«. $. Caprea wird als Baum insgemein »Sahle« genannt; deren stärkere glat- ten Zweige werden von den Knaben, wenn sie im April und Mai sehr saftreich sind, zu »Maienpfeifen« verarbeitet, aus den schwä- chern aber »Happer« gemacht; ja selbst grössere musikalische Instrumente werden verfertiget, indem man von stärkern glatten Zweigen die Rinde in Zoll breiten Streifen ablöst und diese dann spiralförmig in eine Art Trichter zusammenwickelt, in welchen dann am engen Theil als Mundstück ein »Happer« eingefügt wird. Dass hiemit eine nicht gerade sehr melodiereiche Musik veranstaltet wird, lässt sich denken. Die Trauerweide, $. baby- lonica, wird häufig als Symbol der Trauer auf Gräber gepflanzt. — Populus tremula, »Aspes, ist Sinnbild der Furcht, »er zittert wie ein espenes Laub« ; P. nigra, »Schwarzpappel«, P. alba, »Sil- berpappel«, P. dilatata, gemeinhin »Allee« genannt, werden als Alleebäume öfters angepflanzt. Die hie und da gepflanzte P. bal- samica, »Balsambaum«, gibt mit ihren harzreichen Knospen ein beliebtes Wundheilmittel. Die Birke, BDetula alba, ist in grossen Beständen vorkom- mend, ein allbeliebtes Brenn- und Nutzholz; die jüngern Stämme werden zu Reifen, das Reisig zu Besen verwendet und sind die Besenbinder nicht zu unterschätzende Feinde der jungen Birkenbe- stände. Das Birkenreis, ein gefürchtetes Zuchtmittel für unfolgsame Kinder, ist vor gar nicht langer Zeit aus der gerichtlichen Praxis verschwunden. Der Birkensaft wird seiner abführenden und blut- reinigenden Eigenschaft wegen im Frühjahr getrunken. Birken- rinde in die Schuhe gelegt soll gut gegen heftige Fussschweisse sein. — Von den Erlen (Ellern) verdient erwähnt zu werden, ‚ dass deren Laub als Mittel gegen Flöhe den Hunden eingestreut 4* 52 wird; auch wird selbes verwendet, um frischem Holze eine braune Farbe, Beitze, zu geben. Es wird hier der füglichste Platz sein, eines häufig verbrei- teten Sympathiemittels gegen »Schwoine« (das Schwinden, schwä- cher, magerer Werden irgend eines Gliedes) zu thun. Es werden nämlich von neunerlei Laubholz je drei Zweige so klein als mög- lich der Art geschnitten, dass etwas vom einjährigen und etwas vom zweijährigen Triebe daran bleibt; selbe werden sodann sämmt- lich in Amulettform in ein Tuch genäht und dem schwindenden Gliede angehängt; wenn dieses Amulett von selbst abfällt, ist auch die »Schwoine« beseitiget. Erwähnenswerth ist auch der Glaube, dass, wenn man in der Christnacht auf ein Stühlchen aus neunerlei Holz gearbeitet sitzt, man alle in der Kirche an- wesenden Hexen verkehrt in derselben sieht und zwar, wenn der Pfarrer den Weihbrunnen gibt oder, wie andere wollen, während der Wandlung. Von den Coniferen kommt zuerst der »Wachholder« in Be- tracht. Derselbe wird »Wehhalder, Kranewittbeerstaude« genannt und verschiedentlich gebraucht. Die Wurzel und jungen Spros- sen (Wehhaldergschoss) werden im Absud gegen Wassersucht angewandt; aus den Früchten wird ein Roob (Gselz) be- reitet und theils als Arznei, theils zu Saucen verbraucht; zum Ausräuchern der Zimmer, namentlich bei Kranken, werden selbe ebenfalls benützt; Wachholderbranntwein aus den Früchten ge- brannt, ist sehr beliebt. Die Stauden selbst werden zum Räu- chern des Fleisches benützt, wodurch letzteres einen angenehmen Geschmack erhält. Ein Wachholderreis auf den Hut gesteckt, schützt bei anhaltendem Marschiren vor dem sogenannten »Wolfe; ein Reis aber, welches mit drei verschiedenen Früchten besetzt ist, schützt vor Blattern an den Füssen. Das in der Weihsange geweihte Wachholderreis wird zerrieben, theils damit geräuchert, theils dem Vieh gefüttert als Mittel gegen Hexerei. Im abneh- menden Mond geht man zu einem Wachholderbusch, nimmt den hervorragendsten und schönsten Zweig, biegt denselben ab und sprieht gegen Aufgang der Sonne gekehrt: »Wachholderspross 53 ich glenke dich und biege dich und nehme dich so lange gefan- gen, bis dem N.N. seine Warzen oder Hühneraugen vergangen«; knickt sodann das Reis ab; wenn dasselbe absteht, sind auch die Hühneraugen oder Warzen vergangen. — Juniperus Sabina, »Se- venbaum«, wird öfters in Gärten gepflanzt und ist als Abortus beförderndes Mittel bekannt und im Absud von losen Dirnen auch gebraucht. Auch gegen Läuse werden die Zweige in But- termilch gesotten und der Kopf damit eingerieben. Auch ist der Sevenbaum ein Mittel gegen das »Beschreien, Bezaubern«. — Die Nadelholzbäume, Pinus Abies, als Feuchte, Pinus sylvestris als Föhre und seltener Pinus picea als Tanne schlechtweg oder Weisstanne, bilden wohl den Hauptbestandtheil der Wälder, be- sonders in den Alpen und dem Vorlande. Auch werden mit den- selben die meisten Nachpflanzungen vorgenommen, da sie am leichtesten zu pflanzen und am »wüchsigsten« sind. Ob durch diese Vernachlässigung des langsamer wachsenden Laubholzes für künftige Generationen nicht Mangel an Arbeitsholz entstehen wird, ist mehr als nicht zu befürchten. Die Zweige besonders von der Fichte (Daas) werden allgemein zum Flechten von Krän- zen und andern Zierden benützt. Der Gebrauch der Fichte zu Christ- und Maibäumen ist schon erwähnt. Der äusserst reich- liche Blüthenstaub gibt an warmen Maitagen bei plötzlich auf- tretenden und schnell vorübergehenden Regen Veranlassung zum Glauben an Schwefelregen und kounte ich dieses im Jahre 1858 beobachten, wo nach einem kaum eine halbe Stunde dauernden, aber reichlichen Regen alle Pfützen oder sonst an Orten, wo das Wasser stehen blieb, mit einer gelben Staubmasse bedeckt waren, welche vom Volke allgemeim für Schwefel gehalten wurde. Die Fruchtzapfen der Fichte und Weisstanne heisst man »Kühe« und werden zur Feuerung, die Samen als Vogelfutter gebraucht. — Die Tanne dient auch als Wappenzeichen. So führt Augsburg einen grünen Fichtenzapfen »Pyr« in seinem Wappen, erweislich das älteste Städtewappen, indem es schon römisches Colonie- zeichen war; es sollen dadurch die vielen Schwarzwaldungen Vin- deliciens symbolisirt werden. Weniger wahrscheinlich ist die 54 Erklärung Nork’s, welcher selbes mit der Schutzpatronin St. Afra, der ehristianisirten Aphrodite, in Verbindung bringt*). — Der Markt Dietmannsried führt über seinem Wappen eine Föhre, das Geschlecht der Vorner. der ehemaligen Ortsinhaber andeutend. — Thannhausen führt das redende Wappen einer vor einem Land- hause stehenden Tanne, Gundelfingen einen gekrönten Löwen mit dem Doppelschweife an einem festgewurzelten Tannenbaume aufrechtstehend mit herausgestreckter Zunge, das treue Festhalten dieser Stadt an dem bayerischen Fürstenstamme zur Zeit der Gienger Schlacht andeutend und Burgau ein Burgthor mit einer Mauerzinne und mit dem bayerischen Wappen zwischen zwei Tan- nen und einer Aehrenkrone, auf den Burgauer Wald und die fruchtbare Flur deutend. — Die Laerche, Pinus Larix, wird wegen ihres schnellen Wuchses jetzt häufig auch im Vorlande in Be- ständen und einzeln zur Zierde angepflanzt. — Pinus Mughus heisst im Algäu Taufern oder Tüfern. Alisma Plantago, »Froschlöffelkraut, Wasserwegerich« ; mit dem Safte werden leinene Tücher benetzt und auf das Haupt gegen Kopfweh gelegt. Lemna, »Entengrün«,, weil die Enten mit Vorliebe in dem- selben herumschnatternd nach Wasserinsecten suchen. Typha latifolia, gemeinhin »Kolben, Moosrohr« genannt; sie werden, wie schon erwähnt, in die Weihsange gebunden; nach der Weihe werden selbe herausgenommen und neben das Crucifix im Tischecke gesteckt; schlägt derselbe an seiner Spitze aus, so ist diess ein Zeichen, dass im laufenden Jahre Jemand im Hause stirbt. Ich sah selben schon gebaut, indem die Schäffler dessen Blätter zum Ausstopfen der Fugen an Fässern gebrauchen. — Sparganium, »Igelkolben«, die Wurzel übergebunden soll einge- stochene Dorne ausziehen. Arum maculatum wird als »Lungenkraut« mit Branntwein angesetzt oder in Hundsschmalz eingenommen gegen Lungen- *) Siehe: Nork Etymolog.-symb.-mytholog. Realwörterbuch Il. B. S. 55 u. Layard nouvelles Annales de l’Institut archeologique Vol. XIX. 55 sucht gebraucht, aber mehr geschadet dadurch, als genützt. — Von Acorus Calamus, »Kalmes«, werden die Wurzeln theils zum Verkauf, theils zum Selbstgebrauch als magenstärkendes Mittel in Thee- form und zum Kauen, sowie zu stärkenden Bädern gegraben. Die auf Wiesen wachsenden Orchis-Arten, wie Orchis Morio, latıfolia, maculata, werden um Kirchheim »Himmelschlüssel« ge- nannt; die Knollen werden von den Kindern in Wasser gewor- fen, die auf den Boden sinken Teufel, die aber schwimmen, Engel genannt. Von den Wurzelknollen, namentlich den runden, glaubt man, dass sie als Pulver genossen, zum ehlichen Werke reizen und werden vielleicht desshalb »Knabenkraut« genannt. In der Blüthe von O7 melitaris sieht man die Form eines behelmten Soldaten. — Nigritella angustifolia heisst im Algäu »Bräutele«, Iris Pseudacorus, »gelbe Ilgen, Wasserilgen«; die Wurzel an einem Freitag im abnehmenden Mond gegraben und als Amu- let bei sich getragen, ist gut gegen Krämpfe; auch ist man dann von Blutungen aller Art befreit. Narcissus Pseudonarcissus, als »gelbe Nareisse« fast in allen Bauerngärten. Leucojum vernum, »Märzenglöckle, Märzenblümle, Schnee- glöckle«, als liebliche wohlriechende Frühlingsblume von Kindern gesucht; ebenso Gulanthus nivalis als »Schneetröpfle, auch Mär- zenglöckle« auf Grasböden wohl verwildert; beide werden mit einander verwechselt. Paris quadrifolia, »Schwarzblatterkraut«, das Kraut in Weih- brunnkessel getaucht und auf die schwarze Blatter gebunden, hilft gegen selbe. — Convallaria majalis, die lieblichen »Mai- blümle« werden häufig gesammelt und in »Boschen« zum Ver- kaufe gebracht. C©. Polygonatum, multiflora und verticillata sind unter dem Namen »Weisswurz«, letztere als »schmale Weiss- wurz« ein vielgesuchtes Heilmittel für Kühe, wenn selbe wenig Milch geben, oder wenn man nicht ausrühren kann. Die Blü- then von ©. majalis werden in gutem Wein angesetzt und mit demselben der Kopf bei Kopfschmerzen gewaschen. Die Wurzel von der Weisswurz im abnehmenden Monde gegraben und frisch 56 als Amulett angehängt, soll gegen langwierigen Blutfluss der Frauen helfen, wesshalb man sie auch »Blutwurz« nennt. Lilium Martagon, »Goldwurzel«, wird gegen das Schwer- zahnen der Kinder als Amulett angehängt; wenn man nicht aus- rühren kann, wird das Milchgeschirr mit derselben ausgewaschen und das Waschwasser den Kühen als Getränk gegeben. Von herumziehenden Samen- und Zwiebelhändlern sah ich selbe als »Jerusalemsblume« verkaufen; nach der sorgsamsten Pflege im Topfe entwickelte sich höchstens ein kümmerliches Pflänzchen. — Secilla bifolia um Dillingen »Rossmucken« aus schon ange- führtem Grunde. — Allium sativum, »Knobel«,, wird gepflanzt, dient als Volksmittel gegen Würmer und wird von den Wärtern bei ansteckenden Krankheiten als Präservativ gekaut. Wenn man Kühen, welche auf die Weide getrieben werden, etwas Knob- lauch zu fressen gibt, so werden sie auf der Weide nicht von den andern belästigt, namentlich wenn sie harnen, werden sie von den andern gemieden. A. ursinum heisst im Algäu »Ram- sen«e. A. Victorialis, »Allermannsharnisch, Fähnle« genannt, macht fest und dient zu verschiedenen Zaubereien. Colchicum autumnale ist unter verschiedenen Namen bekannt, um Kirchheim heisst die Blume »Giftblume«, die Samenkapseln »Butterwecken, Kühe«; sie heissen äuch »Nachtgunkeln«, weil zu deren Blüthezeit das Nachtspinnen angeht. Den Kopf mit den Blumen eingerieben, vertreibt die Läuse; am Theklatage in der zwölften Stunde gegraben und als Amulett getragen, hilft gegen Kopfweh. Als giftig bekannt und namentlich für Pferde im Futter sehr schädlich, werden die im Frühjahr erscheinenden Blätter ausgerauft; da aber nichts zur Vernichtung der zwie- beligen Wurzel geschieht, so erscheinen sie jedes Jahr wiederum. — Veratrum album, »Läusekraut«, im Algäu »Lauswurz«; deren Absud wird zur Vertilgung der Läuse bei Thieren angewendet, Die Juncaceen und Cyperaceen werden im Allgemeinen unter dem Namen »saures Futter« zusammengefasst; als Futter nicht sehr brauchbar, wird das gröbere zu Streu, das minder grobe höchstens zu Pferdefutter verwendet. — Scirpus lacustris, »Binsge«, 57 wird von den Knaben zu Flössen verarbeitet, an der Donau zu Schwimmbuscheln, indem sie mächtige Büschel zusammenbinden und als Unterstützungsmittel beim Schwimmen benützen. Im Vorlande sah ich von den Kindern das untere, weisse Ende oder vielmehr den noch unentwickelten, weichen Halm, den sie »Keara« Kern nennen, mit Lust als wohlschmeckend verzehren. — Erio- phorum, »Federn, Bettfedern«. Die Gramineen, Gräser, bilden wohl die wichtigste Klasse der Gewächse für die Bevölkerung des platten Landes, indem sie die Grundlage des Ackerbaues und der Viehzucht sind. Die Heu- und Getreideernte sind desshalb die wichtigste Zeit für unser Landvolk und die zu dieser Zeit etwas strengere Arbeit wird auch durch reichlichere und bessere Kost aufgewogen. Namentlich sind im Vorlande die »Küchle« ein unumgängliches Bedürfniss, welche namentlich bei der »Sichelhenke<, wenn das Getreide ab- geschnitten ist, und bei der »Flögelhenke«, wenn dasselbe aus- sedroschen ist, bei dem stattfindenden Schmause eine grosse Rolle leider neben dem obligaten Schnapse bilden. Bei dem Ausdreschen sind sonst noch allerlei Bräuche im Schwung; wer z. B. den letzten Schlag auf den letzten »Drosch« thut, heisst »Sau« und muss ein Strohband zum Nachbar, der noch nicht ausgedroschen hat, tragen; wird der Träger hiebei erwischt, so trägt es eine tüchtige Tracht Prügel und wird derselbe im gan- zen Gesicht geschwärzt nach Hause geschickt. Um zu erfahren, zu welcher Zeit das Getreide auf- oder abschlägt, sah ich einen Bauern folgendes Mittel anwenden: In der Christnacht vor der Mette schüttete er mit einem bestimmten kleinen Maasse zwölf Häufchen Leinsamen, jedes gesondert, auf den Tisch, von denen jedes der Reihe nach einen Monat bedeutete; nach der Mette wird jedes einzelne Häufchen wieder abgemessen; bei welchem nun das bestimmte Maass nicht mehr voll wird, in dem betref- fenden Monat schlägt das Getreide ab; bei welchem aber das Maass überfüllt erscheint, da schlägt es auf. — Das Wasen- stechen ist ein wenn auch nicht gerade angewandter, doch weit verbreiteter Aberglaube; wenn man nämlich den Rasen, auf dem 58 Jemand gestanden ist, aussticht und in den Kamin hängt, so wird auch der Betreffende in dem Grade, als der Rasen seine Feuchtigkeit und sein Leben verliert, ebenfalls seine Lebenskraft verlieren, bis er endlich stirbt. — Der Bauer unterscheidet zwi- schen dem Boden- oder Untergras und den Blüthen- oder frucht- tragenden Halmen, welche er mit dem Gesammtnamen »Schmel- len« bezeichnet. Der erste Schnitt des Grases zum Trocknen heisst »Heu«, der zweite oder dritte »Ohmed, Auhmed«e. Wenn man nach dem Kälbern der Kuh sogleich einen Wisch Ohmad aufsteckt, so fällt das nächstemal ein Kühkalb. — Wenn man von einer blühenden Roggenähre die aus den Grannen hervor- ragenden Antheren abstreift und die Aehre in den Mund nimmt, so entwickeln sich in äusserst kurzer Zeit wieder neue Antheren. — Des Frucht- oder Getreideregens wurde schon bei Ranunculus Ficaria erwähnt. Wenn man einen Laib Brod anschneidet, soll man das Kreuzzeichen darüber machen, so dauert er länger; das Brod soll nicht verkehrt auf den Tisch oder in die Schublade gelegt werden; wer auf Reisen geht, soll ein Stückchen Brod zu sich stecken, so bleibt er vor Heisshunger bewahrt. — Auch der Billwitzschnitt ist in Schwaben bekannt und gefürchtet, wird je- doch meistens der »Durchschnitt oder Kreuzschnitt« genannt; es ist diess eine schmale, lange Gasse mitten durch einen Ge- treideacker, auf welcher die Halme schwarz und wie abgemäht erscheinen. Nach dem allgemein verbreiteten Glauben wird dieser »Kreuzschnitt« von bösen Leuten zugefügt, um sich selbst den Ertrag des ganzen Ackers zuzuführen, indem das Getreide, selbst wenn es schon gedroschen ist, auf dem Boden verschwindet, ohne dass man weiss, wo es hin kommt. Jedoch gibt es glücklicher- weise ein Mittel, um sich vor diesem Schaden zu bewahren, wenn man nämlich vorher erkannt hat, dass der »Kreuzschnitt« zuge- fügt wurde; man darf dann nur mit dem ersten Fuder Getreide von diesem Acker rückwärts in den Stadel fahren und der Zau- ber ist gelöst. Ich meinestheils konnte in zwei Fällen, welche ich in der Nähe von Kirchheim beobachtete, in dem einen nur die Spuren häufigen Wechsels von Hasen, in dem andern Falle, 59 in der Nähe eines Waldes, die Spuren des Geäses von Rehen er- kennen. — Von volksthümlichen Namen verschiedener Grasarten sind zu erwähnen: Phragmites communis, »Schiemen«, werden von den Knaben als Pfeile zum Bogenschiessen gebraucht und zu einer Art musikalischer Instrumente benützt, indem die harte Rinde auf einer Seite bis auf die darunter liegende Markhaut abgelöst und sodann durch Hineinsumsen ein gerade nicht sehr angenehm tönendes Geräusch hervorgelockt wird; Alopecurus pratensis, »Fuchswedel«e; Briza media, »Zitterle, Hasenbrödle, Klepperle«, weil sie in Büschel zusammengebunden ein klappern- des Geräusch beim Schütteln verursachen, die Aehrchen sollen gesen Harnverhaltung angewendet werden; Triticum repens, »Schnüren«; Nardus stricta nach Sendtner ım Algäu: »Falgen, Falken«e. — Der Markt Dinkelscherben führt als redendes Wap- pen einen grünen Blumentopf mit drei goldenen Aehren in roth und weissem quergetheiltem Felde; das Wappen von Grossaitin- gen ist ebenfalls die Landgemeinde andeutend mit drei Aehren gekrönt; Jettingen enthält in seinem Wappen ein Saatfeld, auf die Hauptnahrungsquelle des Ortes deutend, Markt Türkheim einen grünenden Wiesengrund. Die Schwaben benachbarte Stadt Dinkelsbühl führt ebenfalls als redendes Wappen drei goldene Aehren auf drei silbernen Hügeln im rothen Felde. Unter den Equisetaceen ist das unter dem Namen »Katzen- wedel, Zinnkraut« bekannte Equisetum arvense zu erwähnen, welches ausser zum Scheuern des Zinnes als Volksmittel gegen Wassersucht und äusserlich in Bädern gegen Harnverhaltung namentlich bei Kindern angewendet wird. ZEquis. hyemale: »Schachtelheu«. Von den Zycopodeen ist das bekannteste, Lycopodium elava- tum, »Saukraut«, zu Ofenwischen benützt; die Sporen dienen als »Frattpulver« zum Einstreuen beim Frattsein der Kinder, als »Hexenmehl« zur Darstellung von Blitzen bei den im Vorlande noch hie und da aufgeführten ländlichen Schauspielen; auch als Griespulver werden sie gebraucht. Von den Farrenkräutern ist zu erwähnen: Polystichum Filix 60 mas, »Audernkraut«e, d. i. Natternkraut; es wird gegen Leber- krankheiten benützt und die Wurzel, welche einen seifenartigen Schaum gibt, zum Reinigen des Geschirres; auch bei verschie- denen Fehlern der Milch, namentlich dem süssen Bock, wird es mit schon früher erwähnten Kräutern angewendet. Salvinia natans hörte ich von einer alten Hebamme »Bruch- kraut« nennen und als sicheres Mittel gegen Brüche der Kinder rühmen, indem die Pflanze getrocknet und pulverisirt innerlich angewandt wird. Die Laubmoose im Allgemeinen unter dem Sammelnamen »Moos, Mies« bekannt werden zur Streu und namentlich die Hyp- num-Arten zum Binden von Kränzen auf Gräber und bei kirch- lichen Feierlichkeiten benützt. Von den Flechten werden die Usnea-Arten mit langen Aesten »Gaisbart« ebenfalls zum Einbinden von Guirlanden und Krän- zen gebraucht. — Sticta pulmonacea, »Lungenflechte, Lungen- moos«, wird als Heilmittel gegen Lungenkrankheiten benützt, mit | Vorliebe die an Eschenbeständen wachsenden. Von den Algen gelten die in Mistpfützen vorkommenden verschiedenen Arten als Anzeigen von bevorstehendem Regen- wetter, wenn selbe plötzlich von diesen Algen bedeckt werden. Von den Schwämmen werden die grössern mehr in die Augen fallenden als »Pfifferlinge« zusammengefasst; die kleinern, mikros- kopischen, auf Pflanzen schmarotzenden Staub- und Brandpilze kennt man als »Rost, Brand, Flug«. Die essbaren Schwämme sind als Speise im Allgemeinen nicht sehr beliebt; am meisten wird die Morchel »Morauche« , Cantharellus cibarius, »BRehlinge, an einigen Orten die »Bärentatze« verspeisst; von Trüffeln konnte ich nichts in Erfahrung bringen. Der Fliegenschwamm, als gif- tig bekannt, wird in Milch gesotten zum Tödten der Stubenfliegen | benützt. Tremella auricula Judae ıst als »Holderschwämmle« in Milch geweicht bei entzündeten Augen als Ueberschlag häufig im Gebrauch; die Boviste werden bei ihrer Reife »Speiteufele genannt. Das Mutterkorn dient gegen Sodbrennen. | 61 Es erübrigt nun noch kurz einen Blick auf die Haus- und Wurz-Gärten zu werfen, wie sie sich in Schwaben auf dem Lande fast bei jedem Hause befinden. »Pflanzeneultur ist von den alten Assyriern, von den hängenden Gärten der Semiramis an bis zu den Hellenen und bis zur Wiedergeburt der Wissenschaften in Italien und von dieser Epoche an bis zu dem Lichte, welches mit der Reformation über Europa aufging, stets der sicherste Massstab der Völkerkultur geblieben«, sagt der berühmte Bo- taniker Schultes. Wenn sich diess so verhält, so gehören die Schwaben gewiss nicht zu den uncultivirtesten. Wie bei dem germanischen Stamme überhaupt im Gegensatze zu den Völkern romanischer Abstammung der Sinn für Blumenpflege sehr aus- gebildet ist, so ist diess insbesondere bei den Schwaben der Fall. Der Anpflanzung einzelner Bäume zur Zierde, wie der Ross- katsanie, Linde, Esche, der italienischen Pappel, Ulme, Laerche, Akazie u. dgl. haben wir schon erwähnt. Wenn auch dem Öbst- bau, vielleicht mit Ausnahme der Gegend um Lindau, keine solche Ausdehnung gegeben wird, dass die ganze Flur, wie im Unter- lande Württemberg, Hessen und Franken das Ansehen eines Gar- tens erhält und wenn namentlich die Obstpflanzungen an Öffent- lichen Strassen und Wegen an den Ackerleuten nicht zu ver- bessernde Feinde besitzen, so fehlt doch bei keinem Hause ein kleinerer oder grösserer Obstgarten und sollte dieser mangeln, so sind sicher Obstbäume oder Weinreben an den Gebäuden als Spaliere gezogen. Bei keinem Hause, wo thunlich, fehlt ein Wurzgärtcehen und sollte selber auch nur einige Quadratschuhe umfassen. Zunächst dient selbes zur Aussaat von Kraut (Weiss- kraut), Runkelrüben »Kuhrüb« genannt, Bodenkohlrabi; kaum sind aber die Pflanzen aus demselben auf grössere Grundstücke versetzt, so wird der leere Platz mit Kopfsalat, Rettig, Kohlrabi und anderm Gemüse bepflanzt; ein wenn auch beschränktes Plätz- chen ist für Küchenkräuter, wie Petersilie, »Peterling«, Schnitt- zwiebel »Schnudera«, Schnittlauch »Schniedling«, eingeräumt, Vom Schnittlauch sagt man, dass er vorzüglich gern in jenen Haus- gärten gedeihe, wo der Charakter der pflegenden Hausfrau etwas \ 62 Barsches, Xantippenartiges an sich trage. Aber ausser diesen zum Nutzen bestimmten Pflanzen darf man überzeugt sein, sicher noch eine oder die andere Zierpflanze in demselben zu finden. Die gewöhnlichsten Zierblumen sind: der gelbe Veigel oder Bauernveigel (Cheiranthus Cheiri), die Tulpe, Nareisse, Feuer- | lilie, Kaiserkrone, Traubenhyaecinthe, weisse Lilie, deren Blüthen- blätter in Oel angesetzt das »Ilgenöl« als Wundheilmittel geben, ' die weisse und rothe Centifolie, die Nelke, besonders die gefüllte ' dunkelbraune Varietät, die Sonnenblume, der Sturmhut, deren zwei obern spornförmigen, unter dem helmförmigen Kelche ver- | borgenen Blumenblätter mit Täubchen verglichen werden, »bren- nende Lieb« (Lychnis calcedonica), die Aster u. s. w. Auch die in mannigfaltigen Farben blühende Georgine oder Dahlie und die zierliche Diclytra spectabilis hat sich in letzterer Zeit allge- mein verbreitet. Von wohlriechenden Kräutern finden sich Pfef- fermünze, Melisse, Frauenmünze (Tanacetum Balsamita), »Gür- tele« (Artemisia Abrotanum), »Gispel«e Hysop, »Salven« Salbei, Rauten u. A. vor. Kürbisse in verschiedenen Varietäten sieht man öfters gepflanzt. Einen freundlichen Anblick gewähren den mit Windeseile vorüberfliehenden Reisenden die niedlichen Gärt- chen, welche sich Bahnwärter um ihre Miniaturhäuschen ange- legt haben und die von Schlingpflanzen umkleideten grössern Stationsgebäude. Aber nicht allein die in den Hausgärten ceultivirten Blumen sprechen für den tiefern Natursinn und die Gemüthlichkeit der Schwaben, sondern auch die in Töpfen »Häfen« stattfindende Cultur von Zimmerpflanzen. Fast in keinem Hause fehlt ein Monatrosenstock; Muskatgeranium (Pelargonium odoratissimum), deren Blätter, wenn sie von fremden Besuchern zum Aerger der Hausfrau gerieben werden, gerne welken, Rosengeranium P. Ra- dula, P. zonatum und Epheugeranium, Seilla maritima »Meer- zwiebel«, deren Blätter als heilsam bei äussern Verwundungen gelten und, wenn sich an deren Spitzen ein Wassertropfen an- setzt, als Wetterpropheten — Anzeige von kommendem Regen- wetter — dienen, Fuchsien, Petunien, namentlich die ältern, ur- 63 sprünglichen Arten, Basilieum Ocimum basilicum und minimum, Epheu, Micania scandens, spanischer oder welscher Epheu ge- nannt, Cereus spinosus, alatus, Ackermanni und Flagelliformis, Aloe arborescens, deren saftreiche Blätter ebenfalls als Wund- heilmittel namentlich bei Verbrennungen gelten, .begonia discolor, welches wegen der aderartigen Verzweigung der rothen Blatt- nerven »menschliches Leben« genannt wird, von allen diesen Pflanzen dient eine oder die andere als Zimmerzierde; selbst Achimenes- Arten sieht man häufig in Bauernstuben; Cestrum Pargui aus Chili, welches wegen des bratenartigen Geruches der Blätter »Schweinsbrätle« genannt wird, sieht man hier und da, ist aber eine Giftpflanze. Rosmarinstöcke findet man oft in prachtvollen Exemplaren, welche manche in Gewächshäusern ver- kümmerten beschämen, in Bauernhäusern gezogen; allenfalls sich entwickelnde Blüthen werden sorgfältig entfernt, dass der Stock nicht verkümmere; sie werden desshalb mit Vorliebe gepflegt, weil deren Zweige in eine Citrone gesteckt bei Hochzeiten und Primizen als Zeichen gebraucht werden, dass die Träger derselben wirkliche, auch am Mahle theilnehmende Festgäste sind. Oleander, Passiflora, hauptsächlich aber die Wachsblume, Hoya carnosa, ist eine fast stereotype Zierde der schwäbischen Pfarrhäuser. Der Pflege der Blumen auf Kirchhöfen oder Gottesäckern fängt man jetzt auch an in den kleinern Dörfern eine grös- sere Aufmerksamkeit zu schenken. Während in Städten, in grössern Markt- und Dorfgemeinden schon lange die Gräber in dem verschiedensten Blumenschmucke prangen, begnügt man sich in kleinern Orten ausser den lieblichen Centifolienrosen mit den sich selbst aussäenden »Ringeln oder Todtenblumen«, (a- lendula offieinalis, den sich rasenförmig ausbreitenden »Todten- nägeln«, Dianthus caesius und den verschieden gefärbten Astern. Die Stelle der Trauerweide vertritt das oft ebenso genannte Ly- cium barbarum. Die Liebe für Zierblumen ist eine allgemeine und werden die oft nicht minder ansehnlichen wildwachsenden Pflanzen zu Gunsten der in Gärten gezogenen zu sehr vernachlässiget; wäh- 4 BR rend der Gebirgsländer nicht versäumt, mit einem Strausse seiner freilich prachtvollen Alpenblumen zur Kirche zu ziehen, trägt der Bursche oder das Mädchen aus dem Vor- und Unterlande wenigstens eine Fliederblüthe, Rose oder Nelke Sonntags auf dem Kirchgange im Munde oder an der Brust. Treffend singt A. Thieme: Wenn ich durch ein Gässchen wand’re, Und im Fenster armer Leute Blumentöpfehen, eins am andern, Steh'n, der Wittwe einz’ge Freude, Oder, so verblümt, ein Mädchen Sitzt an ihrem stillen Rädcehen: Mein’ ich, wohnt in armer Hütte Sinn für's Schöne, rein’re Sitte. Wenn ich durch ein Dörfehen gehe, Gern ich über Kirchhofmauern Der Gemeinde Gräber sehe, Prüfend ihrer Liebe Trauern. Seh’ ich dann der Hügel Pflegen Und auf Gräbern Blumen thronen, Glaub’ ich an des Dorfes Segen, Weil da gute Menschen wohnen. Werfen wir nun einen Blick auf das bisher Gesagte, so fin- den wir, dass in Schwaben unter dem Volke, wenn man sich auch nicht gerade um Namen kümmert und im Allgemeinen oft die auffälligsten Pflanzen einer geringen Beachtung sich erfreuen, doch immerhin einiges Interesse für die Pflanzenwelt bestehe, und dass dieses Interesse sich vorzüglich auf zweierlei Art mani- festire, einestheils in Beziehung auf das Nützlichkeitsprineip, anderntheils in ästhetischer Richtung. Das Gedeihen und das Erträgniss seines Viehstandes geht dem Bauern über Alles; erst in zweiter Reihe zählt seine Gesundheit und die seiner Ange- hörigen. Fehlt in Bezug auf Gesundheit seines Viehes oder seiner Hausgenossen etwas, so wird zuerst der ganze Heilapparat der Hausmittel und sodann der der Heilpfuscher in Bewegung 65 gesetzt; je geheimnissvoller und je mehr mit mystischen Zuthaten gemengt letztere auftreten, mit desto grösserm Respect wird ihre Kunst und Wissenschaft gepriesen. Erst in dritter Reihe kommt der rationelle Arzt. Da nun von dem Volke der Werth einer Pflanze nur nach ihrer wirklichen oder vermeintlichen Heilkraft oder Nützlichkeit geschätzt wird, so war im Vorhergehenden nicht zu vermeiden, soviel auf Menschen- und Thier- Heilkunde Bezügliches anzuziehen. Wie viel Aberglaube, sympathetischer und astrologischer Wunderglaube damit unterlaufe, haben wir gesehen. Der Glaube an die Signaturen der Pflanze, d. h. der Glaube, dass jeder Pflanze von Haus aus ihre Bedeutung für den Menschen gewissermassen schon in ihrem Aeussern ausgesprochen sei, dass das Aeussere einer Pflanze ihrer innern Kraft entspreche, ist allgemein; desshalb hilft die blutrothe Wurzel von Potentilla Tor- mentilla für Rothharnen und rothe Milch, der rothblühende Weiderich für Blutflüsse; die Nessel sticht, hilft desshalb für Seitenstich ; die starkbehaarte Klette ist hilfreich für Haarwuchs; weil die Frucht von Paris quadrifolia einer schwarzen Blatter ähnelt, dient das Kraut gegen schwarze Blattern; die rings mit einem Netze um- gebene Zwiebel von Allermannsharnisch bewahrt vor jeder Zau- berei; die lungenähnliche Lungenflechte wird bei Lungenleiden gebraucht u. s. w. Freundlicher und gemüthlicher zeigt sich das Interesse des Volkes für die Pflanzen in der andern Beziehung, in der ästhe- tischen Richtung. Bei häuslichen wie öffentlichen Festlichkeiten fehlt nicht die Ausschmückung mit Blumen und Laubgewinden und man kann wirklich oft natürlich ästhetischen Sinn in der- artigen Verzierungen finden. Ebenso anerkennenswerth ist der tiefere Natursinn, der sich in der Cultur der lieblichen Kinder Flora’s in Haus und Garten ausspricht. Mit Recht sagt desshalb Dr. Karl Müller von Halle: »Ein Geist der Versöhnung mit dem Menschengeschlechte wird durch die Blumenpflege ausgebreitet, der, namentlich in einem so vielfach zerrissenen materiellen Culturleben der neuesten Zeit, wahrhaft wohlthuend wirkt. Man betrachtet und empfindet diese Blumeneultur als eine Aeusserung B) 66 des ethischen Menschen und erkennt es dankbar an, dass es noch Seiten im menschlichen Leben gibt, wo das Schöne nur um des Schönen willen gepflegt wird.« Indem ich diese Blätter der Oeffentlichkeit übergebe, fühle ich wohl das Mangelhafte der ganzen Arbeit, indem von vielen Arten, ja ganzen Gattungen und Ordnungen nichts Nennens- werthes angeführt werden konnte. Es standen mir aber nur die Erfahrungen, welche ich in der Umgegend meines gegenwärtigen Aufenthaltes machen konnte, sowie die spärlichen Erinnerungen aus meiner Jugendzeit und bezüglich der volksthümlichen Nomen- clatur spärliche Angaben aus »Sendtner Vegetationsverhältnisse« und »Huber und Rehm, Flora Memmingens« zu Gebote. Ich möchte desshalb an Freunde der Botanik und volksthümlicher Gebräuche die freundliche Bitte gerichtet haben, mich, im Falle ihnen hieher Bezügliches bekannt sein oder werden sollte, durch gefällige Zuschrift in Kenntniss zu setzen, um derartige Angaben vielleicht in anderm Gewande dereinst verwerthen zu können. Ueber einige Dolomite und andere Felsarten aus dem Kies und aus den Alpen von Carl Röthe. a Y 5* Leonhard sagt in seiner Charakteristik der Felsarten vom Jahr 1823, dass das Vorhandensein einer Felsart, die aus kohlen- saurem Kalk und kohlensaurem Talk gemischt sei, schon im Jahr 1760 durch Arduin nachgewiesen worden wäre. Im Jahr 1791 lenkte Dolomieu die Achtsamkeit der Naturkundigen auf dieses Gestein, welches er zuerst am Brenner im Jahr 1789 beobachtete. Der Dolomit findet sich im krystallinischen Gestein und in allen Gebirgsformationen. Er bildet meistens kegelartige Berge mit ausgezackten Felsen. Die Struktur desselben ist verschieden, er findet sich von grossem, kleinem und sehr feinem Korn, mehr oder weniger krystallinisch, so dass die ganze Masse oft nur als ein Haufwerk kleiner Krystalle erscheint. Der Zusammenhang des Gesteins ist verschieden. Oft ist es ganz fest, häufig aber auch zerreiblich und selbst ganz sand- artig. Auch ist es verschieden gefärbt: gelblich, röthlich, grau und braun, häufig zeigt es einen Bitumengehalt. Von Beimengungen ist der Dolomit meistens frei, doch sollen Glimmer, Talk, Grammatit, Turmalin, Kalkspath, Gyps, Schaum- kalk, Quarz, Korund, Fahlerz, Brauneisenstein darin gefunden worden sein. Er ist meist versteinerungsleer, jedoch sollen manche Lagen reiche Versteinerungen zeigen, die zum Theil noch gut erhalten sind, z. B. im nordwestlichen Argau. Der Dolomit des Jura zeigt viele drüsenartige Räume und kleine Höhlungen. Die hier untersuchten Dolomite sind aus dem weissen Jura Epsilon und aus den Alpen genommen worden. Sie hatten fast alle ein grobes Korn und waren theils von grauer, theils von brauner Farbe. Versteinerungen waren nicht darin vorhanden. Sie waren alle bitumenhaltig. Die quantitative Zusammensetzung 70 war verschieden, allein der kohlensaure Kalk und die kohlensaure Bittererde waren nahezu nach stöchiometrischen Verhältnissen vorhanden. Sie lösten sich sämmtlich schon in grösseren Stücken in verdünnter Salzsäure ohne Erwärmen auf. Ich will dieselben auch je nach ihrer stöchiometrischen Zusammensetzung betrachten und mache mit solchen, bei welchen auf vier Mischungsgewichte kohlensauren Kalks, drei Mischungsgewichte kohlensaure Bittererde kommen, den Anfang. A. Dolomite nach dieser Zusammensetzung aus dem weissen Jura Epsilon in der Umgebung des Rieses. 1. Dolomit vom Albuch. (Zwischen Schmähingen und Hürn- heim). Derselbe ist von grauer Farbe, von organischen Bestand- theilen herrührend. Beim Glühen roch er bituminös. Denselben Geruch hatte die Kohlensäure, die beim Lösen des Dolomits in Salzsäure fortging. Bei der qualitativen Analyse gab die salz- saure Lösung, mit Ammoniak versetzt, wenige weisse Flocken. Es war also neben Kalk und Bittererde auch eine Spur Thonerde vorhanden, ebenso Alkalien. In dem in Salzsäure unlöslichen Rückstand, mit kohlensaurem Natron aufgeschlossen, konnten nachgewiesen werden: Thonerde, Eisen, Mangan, Kieselsäure und eine Spur Phosphorsäure. Derselbe war nach dem Glühen röth- lich gefärbt. 10 Grs. des Dolomits in Salzsäure gelöst hinterliessen einen Rückstand, der geglüht wog 0,058 = 0,380. Zur Bestimmung des Kalkes und der Bittererde wurde der sechste Theil der salzsauren Lösung verwendet und darin ge- funden: kohlensaurer Kalk, welcher nach dem Glühen wog 1,018, in 100 Theilen 61,080. Die gefundene pyrophosphorsaure Bittererde betrug 0,848 x 6 = 5,088 = 1,8335 Bittererde = 3,850 kohlensaure Bitter- erde == 38,490°)o. 2,235 Grs. verloren in schwacher Rothglühhitze 0,005 = 0,223. 71 Der Dolomit besteht mithin aus: Bollenssusenl Kalk... 32. Sa a E85: 48 erh: Kohlensaurer Bittererde . . 2 u we 0.02 02 138,490. In Salzsäure unlöslichem Rückstand . . . ......0,380. Glühwerlust ... . .e“ 20.000.005» Sicht bar -0br0,2288 100,173. 2. Dolomit vom Thierstein am Egerursprung. Derselbe | war etwas heller als der vorige, im Uebrigen demselben ganz gleich. Der in Salzsäure unlösliche Rückstand war schmutzig braun gefärbt. Nach dem Glühen schwach röthlich. Bei der qualita- tiven Analyse konnten in der salzsauren Lösung ausser Kalk und Bittererde noch nachgewiesen werden: Thonerde, Eisen, Mangan, eine Spur Phosphorsäure und Spuren von Alkalien. In dem Rückstand waren dieselben Bestandtheile mit Kiesel- säure in Verbindung. Derselbe enthielt in 100 Theilen: Koklenstauzen Kalk Hortıa: ‚sywnlark zeriistilasn ab 168,337. “ Kohlensaure Bittererde =». 2... .2..u0 merin5n86,709, In Salzsäure unlöslichen Rückstand . . ........1,487. rweriuan u er ae ne Merle. eier en ne 2: 100,000. 3. Dolomit von Ebermergen. Aus dem Bruch an der Strasse von Ebermergen nach Donauwörth links jenseits der Wörnitz. Derselbe war bräunlich, auch der in Salzsäure unlösliche Rückstand war bräunlich gefärbt. Die salzsaure Lösung enthielt dieselben Bestandtheile wie die vorigen. Der Rückstand enthielt Kieselsäure, Eisen, Mangan, Thonerde und etwas Bittererde. In 100 Theilen sind vorhanden: KohlensäurerKalk- 7, „Ur , MUBBRSIER: Beat, 61, 30R Kohlemsaurs'Bittererde" 1. OEaNT Byron, Bingen. 37526. In Salzsäure unlöslicher Rückstand . . . . ... 0,326. Hinhveriust ati ‚nv, DOBBRTEE a Nast Merlustiete" Brmpeinigsat3, NORMUNG, nam, 20,508. 100,000. 72 4. Dolomit vom Brunnen des Herrn Schmiedmer in Dunstel- kingen. Der in Salzsäure unlösliche Rückstand war bräunlich. Auf- geschlossen wurde darin gefunden: Kieselerde, Eisen, Mangan, Thonerde und Bittererde. In der salzsauren Lösung waren vorhanden: Kalk, Bitter- erde, Thonerde, Eisen, Mangan, Spuren von Phosphorsäure und Alkalien. In 100 Theilen wurden gefunden: Kohlensaurer Kalk. 1,2 ullallialian ads 15 Ba Kohlensaure Bittererde 1. wi. ar... menn.duett. ‚36,368: In Salzsäure unlöslicher Rückstand . . . . ..... 1,159. Glühverlüst , mut ea mamma Be ee Verlust taliwlA.a ua? kr erneadid 100,000. 5. Dolomit vom Nipf. Bei der qualitativen Analyse verhielt sich derselbe den oben abgehandelten ähnlich. In 100 Theilen waren enthalten: Kohlensaurer' Kalk FW UM U Rn JE Pe . Koblensaure Bittererde . . . . a DEREN RE In Salzsäure unlöslicher Backetani‘ N Glahverlusb ;, u u 0. 0 na ne Sn Lsare. Verlust etc." m, AN WER RBEERTEREN SE POT) SEN 100,00. B. Dolomite, in welchen auf 1 Mischungsgewicht kohlensaurer Kalk 1 Mischungsgewicht kohlensaure Bittererde kommt, sind folgende: 1. Dolomit vom Schenkenstein (Ries). Derselbe war dem Dolomit vom Egerursprung ganz gleich. Bei der Lösung in Salzsäure blieb ein schwarzer Rückstand, welcher geglüht schwach röthlich wurde. Wegen zu geringer Menge ist derselbe nicht weiter untersucht worden. In der salz- sauren Lösung waren vorhanden: Kalk, Bittererde, Thonerde, Eisen, Mangan, Spuren von Phosphorsäure und Alkalien. In 100 Theilen waren enthalten: 73 Koahlönsamner Kalt "ireikib rn Tanlarsitt 159,801. Kohlenddure ‚Bibtererda wie. m )% efrrelosniW. ABS: In Salzsäure unlöslicher Rückstand . . .. . 0,280. u A), 0,304. ee N N en ET N 0,500. - 100,000. 2. Dolomit vom Breitwang (Ries). Dem Vorigen ähnlich, nur ein gröberes Korn. Der in Salz- säure unlösliche Rückstand war nach dem Glühen bräunlich. In der salzsauren Lösung konnten nachgewiesen werden: ausser Kalk und Bittererde noch Thonerde, Eisen, Mangan, eine Spur Alkalien. Der in Salzsäure unlösliche Rückstand bestand wie bei allen aus verschiedenen Silicaten. In 100 Theilen sind ent- halten: Iehlensauter Kalk . . 2 „alle. ana DO Kohlensaure Bittererde. 1. „un nd, ya DO IEE08L. In Salzsäure unlöslicher Rückstand . . . . . . 0,230. Blativerlüst 7. 0 ana deren are a era‘: Pla ee ne eun.,. BRETT aktebrkldn 708. 100,000. 3. Dolomit vom Nebelhorn in den Algäuer Alpen. Der in Salzsäure unlösliche Rückstand war graulich und ent- hielt aufgeschlossen: Kieselerde, Eisen, Mangan, Thonerde, auch Kalk- und Bittererde-Silicat- In der salzsauren Lösung wurden gefunden: Kalk, Bitter- erde, Eisen, Mangan und Thonerde. In 100 Theilen: Kohlausamer Kalk c;, sach 2 aa a in tan 2 53.490 Kohlensamre Bittererde;.\....\ 4. A E aan Te ABB, In Salzsäure unlöslicher Rückstand . . . . » . 0,930. a ne Be a ie Lee a Dre ee lie le ra Bun to ciscem ca DR 100,000. 4. Dolomit vom Rietzeler Eck im Algäu. Der in Salzsäure 5:3 AMORE unlösliche Rückstand war dunkelbraun. Aufgeschlossen enthielt derselbe: Kieselerde, Eisen, Mangan, Thonerde, Kalk und Bit- tererde. In der salzsauren Lösung waren vorhanden: ausser Kalk und Bittererde noch Thonerde, Eisen, Mangan und Spuren von Alkalien. In 100 Theilen: Kohlensaurer Kalk "7 2. 2... 2000 Po Kohlensaure "Bittererde'N.”. ZA „M2Mepe Up BIT In Salzsäure unlöslicher Rückstand . . RM GIB Glühverlust, I. 2ER WER BU HE ES RE Nerkush ete „2.70% VD WINEUR EMO ORTEN 100,000. 5. Dolomit von dem Felsen, auf dem die Festung Kufstein liest. Derselbe hatte ein feines Korn. Der in Salzsäure unlösliche Rückstand war schwach röthlich gefärbt. In 100 Theilen: Kohlensaurer, Kalk. u: u, sacen en co, 54,396. Kohlensaure Bittererde . .. .:... ./ ..., 2, ., „Seeil#,066: In Salzsäure unlöslicher Rückstand . . . . . . 0,400. Glühverlash We. na a TE ee 100,382. C. Dolomite, in welchen auf 2 M.-@. kohlensaurer Kalk 1 M.-6. kohlen- saure Bittererde kommt. 1. Zwischen Dunstelkingen und Eglingen (Ries) kommt ein Dolomit vor, der nahezu auf 2 Mischungsgewichte kohlensauren Kalk ein Mischungsgewicht kohlensaure Bittererde enthält. Der in Salzsäure unlösliche Rückstand war geglüht bräun- lich gefärbt, und konnten in demselben Kieselerde, Eisen, Mangan und Thonerde nachgewiesen werden. In der salzsauren Lösung waren Kalk, Bittererde, Thonerde, Eisen, Mangan und Spuren von Alkalien enthalten. In 100 Theilen: Monlensaurer Kalk „ . und oh, Tel. Kohlensäure. Bittererde “NIT lgeeidl . .. .1 30,129. In Salzsäure unlöslicher Rückstand . . - . . . 1,076. Blubverluets' iu... u SARRRSEIOR. Br. 0283. Merkistiete.,. .., Sheila Smumsgalda \ .. ..& 0,099. 100,000. 2. Hieher gehört auch wegen seines grossen (Gehaltes an Bittererde der Süsswasserkalk. Derselbe kommt auf den Höhen, die im Ries liegen und das Ries umgeben, häufig vor und ist daselbst der dauerhafteste Stein. Er wird desshalb auch vielfach zu Brückenbauten und Hochbauten angewendet. Der hier untersuchte stammt vom Fuchsberg, vom Dritten der Gipfel, die auf dem Höhenzug von Nördlingen gegen Reimlingen zu liegen. Derselbe ist graulich weiss und durchlöchert. Der in Salz- säure unlösliche Rückstand ist nach dem Glühen bräunlich und enthält Kieselerde und Spuren von Eisen, Mangan und Thonerde. Die salzsaure Lösung enthält Kalk, Bittererde, Phosphorsäure, Eisen, Mangan und Spuren von Alkalien. In 100 Theilen: Mouiensantor Kalk a 1 BUN TEEN NE. BO. Koahlemsanzer Bittererde WE... EN ee 280. In Salzsäure unlöslicher Rückstand . . . . . . 0,980. Blow. ROT er. neo: Vera ee I EHEN REIHE men hr rini0,081. 100,000. Nach C. G. Gmelin soll das sicherste und beständigste Merk- mal zur Erkennung eines Dolomits in der Juraformation sein, wenn das Gestein sehr rein auftritt, dass auf 3 Atome kohlen- saure Bittererde 4 Atome kohlensaurer Kalk kommen. Ein Ver- ‚hältniss, welches ich bei den unter A angeführten 5 Analysen gefunden habe. Um einen Ueberblick zu gewinnen in Beziehung auf die so sehr variirende Zusammensetzung der Dolomite und der dolomitischen Kalksteine sind dieselben in drei Gruppen ge- bracht worden, welchen ich obiges Verhältniss einschalte. 76 1) 1 Atom kohlensaurer Kalk . . 2 22.202. 54,34. 1. „.. kohlensaure Bitterd ia. m. name 100,00. 2) 4 Atome kohlensaurer Kalk . . . 2. 2.2.2... 6135. 3 ».. kohlensaure Bittererde. . . .. 2. 2.038,65 | 100,00. 3) :3:Atome kohlensaurer Kalk ... ... ... 2... 64,10: | 2 „. kohlensaure Bittererde . . d . . . 35,90. 100,00. 4).2 Atome kohlensaurer. Kalk . . ... 2.2 .. 2, 70 1 Atom kohlensaure Bittererde . . . 2... 29,58. 100,00, Nro. 3 ist hier nicht vertreten, obgleich gerade diese Zu- sammensetzung der Dolomite die verbreitetste sein soll, während die der vierten Gruppe die seltensten sein sollen. Die stöchiometrischen Zahlen der beiden im Dolomit vertre- j tenen Salze sind wohl selten ganz genau. Wenn man die Quo- \ tienten aus der Gewichtsmenge des Magnesiacarbonats in die des | Kalkcarbonats berechnet, so wird das Minimum und Maximum des Verhältnisses beider Bestandtheile bei den bis jetzt bekann- ten Arbeiten in jeder Gruppe durch nachstehende Tabelle ange- ' geben *). | 1. Gruppe. II. Gruppe. II. Gruppe. IV. Gruppe. Normaler Quotient . . 1,19 1,58 1,78 2,38 Minimum und Maximum 1—1,29 1,3—1,7 1,71—1,99 2—3,25° Bei den hier untersuchten Dolomiten, die zur ersten Gruppe gehören, beträgt der auf diese Weise gesuchte Quotient vom Schenkenstein . Kiapnkl umge Breitwang ld) AIR ee Nebelhorn! & Yunsatilok 9 Ka Rietzeler, Beck 2. Ta N a Kufstein’ 5 %% 1/20: Der Quotient ist fast bei allen höher gefunden worden, alsı I *) Bischoff’s Lehrbuch der chemischen und physikalischen Geologie. 77 der normale Quotient. Bei den hier in Rede stehenden Dolomiten, die zur vierten-Gruppe gerechnet werden müssen, beträgt der Quotient bei dem Dolomit zwischen Dunstelkingen und Eglingen 2,27, beim ‚ Süsswasserkalk 2,39, bei ersterem niederer, bei letzterem höher ' als der normale Quotient. Bei einer Uebersicht, welche Gümbel als Mittel von vielen ‚ Analysen zur ersten Gruppe gehöriger Dolomite, die aus den ‚ Alpen stammen und zum Keuper gezählt werden, gibt, beträgt ‚ der Quotient 1,43. Also der höchste Quotient bei den hier auf- geführten Arbeiten. Es sind hiernach in 100 Theilen enthalten: Hohlensäuter. Kalk) \eneuv zen ailihrie aulkahe aß‘ Kohlensaure Bittererde . . » ...222.200.2.0.7.7 89,10. Kieselerde, Thonerde und Eisen . . . 2 2.2.2.2.83,80. BEER ea Baal Ne larger ni, 08 100,00. Dass die beiden Dolomitbestandtheile nicht immer nach stöchiometrischen Verhältnissen vorhanden sein müssen, sondern in allen Uebergängen vorhanden sein können, zeigen die 13 Ana- lysen vom Gestein des Walpurgisberges, womit Pfaff die allmäh- lige Dolomitisirung dieses Gesteins nachweist. Die Quotienten der kohlensauren Magnesia in den kohlensauren Kalk von unten nach oben stellen sich wie folgt dar: 91,43 69,45 55,6 39 29,26 22 5,6 1,77 1 TEE I ae 1,355 Der Quotient des Bitterspaths beträgt 1,19. Dass auch die kohlensaure Bittererde zum kohlensauren Kalk in einem viel grösseren Verhältniss vorhanden sein kann als 1 Mischungsgewicht zu 1 Mischungsgewicht, beweisen die Gesteine von Amluch und Anglesea in North - Wales, die man zum hydraulischen Mörtel empfohlen hat. Hier kommen auf 61,15 kohlensaure Bittererde 21,41 kohlensaurer Kalk und von einer andern Stelle auf 55,23 kohlensaure Magnesia 33,99 kohlen- saurer Kalk. Es ist aufgestellt worden, dass Dolomite mit Säuren nur erst 78 dann merklich brausen, wenn sie gepulvert damit digerirt wer- den, und man hat hieraus den Schluss gezogen, dass die Dolo- mite wirklich Doppelsalze sind und nicht nur Gemenge aus koh- | lensaurem Kalk und kohlensaurer Bittererde, weil sie im letzteren Falle schon in der Kälte und in derben Stücken mit Säuren brausen müssten, da der kohlensaure Kalk unter diesen Umstän- den braust. Dolomitische Mergel und Kalksteine brausen mit Säuren meist schon in grösseren Stücken und werden desshalb für Gemenge aus Dolomit und unverändertem kohlensaurem Kalk gehalten. Würde sich das wirklich so verhalten, so müssten beim Be- handeln mit kalter verdünnter Salzsäure die Dolomite zurück- bleiben. Ob der Stein mit Säuren braust oder ob er nicht braust, ist kein Unterscheidungszeichen dafür, dass man es nur mit einem (remenge oder mit einem reinen Dolomit zu thun hat. Die hier untersuchten Dolomite sind alle nach stöchiometrischen Verhält- nissen zusammengesetzt, und man wird sie desshalb nicht als blosse Gemenge betrachten wollen; sie brausen nicht nur mit Salzsäure, sondern lösen sich sämmtlich und zwar in grösseren Stücken in ganz kurzer Zeit in verdünnter Salzsäure in der Kälte auf. Ueber die Bildung der Dolomite sind schon verschiedene Hypothesen aufgestellt worden. Leopold von Buch betrachtet dieselben als hervorgebracht durch dampfförmige Talkerde, welche dem Erdschoosse entstieg. Man wendete hiergegen ein, dass die Talkerde nicht flüchtig sei, und es ist dann eine mechanische Fortführung durch Wasserdämpfe und Kohlensäure zu Hilfe ge- nommen worden, sowie auch Erweichung des erhitzten Kalkes. Auch nahm man gewaltsame Auftreibungen geschmolzener Mas- sen aus Erdtiefen durch Spalten in der Erdrinde, welche Massen sich über die Aussenfläche ergossen, als sie den Tag erreicht hatten, an. Ferner wurde angenommen, dass die Dolomite Erzeugnisse von Sublimationen wären. Hierher soll der grösste Theil der Dolomite in den Alpen zu zählen sein. Andere Dolomite sollen sich auf nassem Wege gebildet haben, wie die Kalk- und Mergel- 19 Lager, mit denen sie im Wechsel auftreten. Dahin sollen die Dolomite des Keuper’s gehören. Diese Ansicht ist jetzt allge- mein angenommen, und Bischoff sucht die Bildung der Dolomite in allen Formationen hiernach zu erklären. Er nimmt an, dass ‘ die Kalksteine auf nassem Weg in Dolomit umgewandelt werden, ' und es seien hierbei folgende Fälle denkbar: 1) Gewässer führen aus Magnesiahaltigem Kalkstein nach und nach so viel kohlensauren Kalk fort, bis die Mischungsver- hältnisse des Dolomits erreicht werden. 2) Gewässer führen dem Kalkstein kohlensaure Magnesia zu und kohlensauren Kalk fort. Nach Aequivalenten werden an die Stelle von 54,18 kohlensauren Kalks 45,82 Proc. kohlensaure Bittererde treten. Die Masse des Kalksteins würde daher bei der Umwand- lung in Dolomit um 8,36 Proc. abnehmen. 3) Gewässer führen dem Kalkstein weniger kohlensaure Mag- nesia zu und aus ihm mehr kohlensauren Kalk fort, als gleiche Aequivalente fordern (Vollkommene Dolomite). Je mehr fortge- führt wird und je weniger zugeführt wird, desto mehr nimmt die Masse ab. 4) Gewässer führen dem Kalkstein kohlensaure Magnesia zu, aber keinen kohlensauren Kalk fort. Der Kalkstein müsste hiernach, wenn ein vollkommener Do- lomit (nach gleichen Aequivalenten) entstehen sollte, 84,57 koh- lensaure Magnesia aufnehmen und 184,57 Dolomit liefern. Dieser Fall hat keine Wahrscheinlichkeit für sich, und es sind nur die drei ersten Fälle denkbar und können hierbei durch die Umwand- lung des Kalksteins in Dolomit Senkungen herbeigeführt werden. Durch Versuche ist gefunden worden, dass kohlensaure Mag- ‚ nesia bei weitem löslicher ist als kohlensaurer Kalk. Destillirtes ‚ Wasser soll aus einem Gemenge von kohlensaurer Bittererde und kohlensaurem Kalk von ersterer 28mal mehr auflösen. Die koh- lensaure Magnesia würde sich desshalb beim Verdunsten des Wassers gar nicht oder doch erst viel später absetzen, als der Kalk. Bei den meisten Quellwässern beträgt der Gehalt der ‚ kohlensauren Bittererde weniger als der des kohlensauren Kalkes, so und es wird sich beim Verdunsten derselben die grösste Menge von dem kohlensauren Kalk ausgeschieden haben, ohne dass etwas von der kohlensauren Bittererde abgeschieden wird. Würde das Löslichkeitsverhältniss der beiden Salze gleich sein, so- würde sich beim Verdunsten mancher Quellwässer unmittelbar Dolomit oder auch Bitterspath bilden können. So kommt in der Quelle des oberen Brunnenthurms bei St. Jacob in Augsburg auf 2 Mischungsgewichte kohlensaurer Kalk nahezu 1 Mischungsge- wicht kohlensaure Bittererde. Auch bei anderen Augsburger Brunnenwässern ist dieses Verhältniss vorhanden. Bei dem Ge- sundbrunnen in Augsburg nähern sich die beiden Bestandtheile mehr dem Verhältniss von gleichen Mischungsgewichten. Bei der verschiedenen Löslichkeit der beiden Salze kann man nach Bischoff annehmen, dass, wenn stagnirende Gewässer voll- ständig verdunsten, sich in der unteren Schichte zuerst kohlen- saurer Kalk absetzt, dann eine Schichte Dolomit und zuletzt kohlensaure Bittererde. Es muss hier jedoch bemerkt werden, dass sich auch Kry- stalle bilden könner, die die beiden Salze nicht nach gleichen Aequivalenten enthalten. So sollen sich in einer Leitung der Nauheimer Soole Rhomboeder gebildet haben, die nur 10 bis 11 Proc. kohlensaure Bittererde enthielten. Kohlensaure Wasser ziehen aus dolomitischem Kalksteine keine oder nur Spuren von kohlensaurer Magnesia aus, obgleich dieselbe für sich leichter löslich ist, als kohlensaurer Kalk, wie schon erwähnt worden. Kohlensaures Wasser nimmt keine koh- ' lensaure Bittererde auf, selbst wenn diese bis auf 11 Proc. steigt, ' und es muss desshalb die kohlensaure Bittererde in der zurück- bleibenden Kalkmasse mehr und mehr eoncentrirt werden; man kann annehmen, dass die Anhäufung der kohlensauren Bittererde und die Ausziehung des kohlensauren Kalkes endlich bis zu gleichen Aequivalenten der beiden Salze und noch weiter fort- schreitet. Es steht wohl der Ansicht nichts entgegen, dass Kalksteine, die wenig oder keine Silicate enthalten, aber reich an Bittererde 8 ind, den grössten Theil ihres kohlensauren Kalkes verlieren und an Ort und Stelle in Dolomit übergehen können, wenn sie lange Zeit hindurch der Durchsickerung von kohlensäurehaltigem Wasser ausgesetzt sind. Kommen aber Gewässer, die ihrerseits schon kohlensaure Bittererde gelöst enthalten, so kann sich auch diese in dem Kalkgebirg absetzen. Dass die Dolomitisirung wahrscheinlich auf diese Art vor- geht, ist um so wahrscheinlicher, da häufig Dolomitschichten ge- -funden werden, die nur einige Fuss mächtig sind und darunter die Kalkschichten in unverändertem Zustand liegen. Der Ueber- gang des Kalksteins in Dolomit findet von oben nach unten statt. Während die obere Lage reich an Bittererde ist, nimmt sie nach nten mehr und mehr ab, bis sie endlich fast ganz verschwindet. ie Kalksteine, die nur 3 Procent Bittererde enthalten, sollen war noch deutliche Schichtung zeigen, dessen ungeachtet aber ‚doch schon umgeändert sein. | Dass die Zunahme der kohlensauren Magnesia bei gleichen - Mischungsgewichten nicht stehen bleibt, wie schon erwähnt wurde, | avon ist schon der Beweis geliefert, indem man solchen zersetz- | | ten Dolomit gefunden hat, der nur 2 Procent kohlensauren Kalk enthalten hat. Es kann also der kohlensaure Kalk bis zum Ver- schwinden fortgeführt werden. Es wird sogar selbst der Dolomit als solcher von den Gewässern fortgeführt. Zeugniss hiervon ‘geben die Bitterspathkrystalle, die man in Drusen von manchen Dolomiten findet. In dem Dolomit, der im weissen Epsilon am Nipf vorkommt, und in dem Dolomit in dem Bruch bei Ebermergen links an der andstrasse nach Donauwörth trifft man weisse Knollen an. Die- selben haben die Grösse eines Taubeneies, jedoch sind sie an zwei egenüber liegenden Seiten etwas platt gedrückt. Diese Knollen sind sehr hart und spröd und es gelingt nicht leicht, einen von dem umgebenden Dolomit zu befreien, ohne dass er zerspringt. Auf dem Bruch sind sie erdig und das feine Pulver fühlt sich immer noch rauh an. In Wasser löst sich nichts auf. Beim Uebergiessen mit Salzsäure war ein Thongeruch bemerkbar, sie | 6 82 löste wenig auf, und es waren in dieser Lösung nur Kalk, Bitter- erde und Spuren von Eisen, Mangan, Thonerde und Phosphor- säure nachweisbar. In dem in einem Gemenge von kohlensaurem Kalk und kohlensaurem Natron aufgeschlossenem Pulver konnten ausser den oben genannten in höchst geringer Menge vorhan- denen Bestandtheile nur Kieselerde nachgewiesen werden. Ob- gleich hiermit schon anzunehmen war, dass die Concretionen fast nur aus Kieselerde bestehen, so wurde doch versucht, die andern Bestandtheile zu bestimmen und es wurde hierbei namentlich auch auf die Alkalien Rücksicht genommen. Zur quantitativen Analyse wurde eine grössere Menge des Pulvers mittelst Fluss- säure aufgeschlossen und der geringe Rückstand in schwefelsaure Salze übergeführt. In der hiervon erhaltenen salzsauren Lösung waren die Alkalien gar nicht nachzuweisen und die Niederschläge‘ der andern Bestandtheile so gering, dass sie nicht gewogen werden konnten. Die Knollen bestehen mithin fast nur aus” Kieselerde. | Unter vielen Knollen, welche das beschriebene weisse erdige Aussehen hatten, fand sich auch einer, der beim Freimachen vom’ Dolomit nicht zersprang. Derselbe zeigte auf dem Bruch einer mehr in’s Rothe spielende Farbe und einen starken chalcedon-" artigen Rand. In der Mitte enthielt derselbe noch kohlensauren” Kalk, denn er brauste mit einem Tropfen Salzsäure befeuchtet/ stark. Etwas von dem Rand mit kohlensaurem Natron vor dem Löthrohr zusammen geschmolzen, gab ein farbloses Glas. Dieser Rand, der mithin aus Kieselerde bestand, umgab nicht den gan- zen Knollen, sondern war nur an den platt gedrückten Seiten stark ausgebildet. Nach den beiden andern Seiten hin fehlte’ derselbe ganz, und die Masse bestand auch nur aus kohlensaurem' Kalk. Bei diesem Knollen findet jedenfalls noch ein Uebergang statt. Die Knollen, welche im Bruch bei Ebermergen gefunden | wurden, besitzen die Härte nicht, wie die vom Nipf; sie lassen‘ sich leicht zerreiben. Sie brausen, wenn sie mit Säuren be- tropft werden und enthalten nach einer Analyse von Kersten (im Jahrbuch für Mineralogie) in 100 Theilen: | | | | | 83 Kiaselsanne uns, ] sesıtaazlan sah eltern 68,8 med Tara: a her au Kohlensauren Kalk . :sAsılT BE WE sueladld- or add Binhlensaure Magnesia .. ....,.: del termasnuldonll,2. Erenoxyd, 2. +... 200. +02, 0 Se Sinemahlan 2,1. Dansanoxyd... ., . hustalssifk. renaslaklım asirzexrte -uDPUr. 100,0 Diese Knollen unterscheiden sich also sehr wesentlich von jenen des Dolomits vom Nipf durch ihren grösseren Gehalt an kohlensauren alkalischen Erden. Von den Schichten des weissen Jura ist der Epsilon, worin der Dolomit vorkommt, am meisten im Ries vertreten. Die unter- sten Schichten des weissen Jura, die aus thonigen Lagern be- stehen und an manchen Orten hundert Fuss stark werden, sind in der Umgebung des Rieses wenig vertreten. Die Impressa- thone, aschgraue Kalkmergel und weissgelbe Kalke, stellen den untern weissen Jura dar. Nach oben sollen in dieser Abtheilung sich die geschichteten Kalkbänke immer vermehren, bis die Thone ganz aufhören. Im mittleren weissen Jura, wo die lichtgrauen Spongiten- mergel hingehören und, wenn diese fehlen, die Schwammfelsen dafür erscheinen, soll der Kalkgehalt gegen die früheren Schich- ten schon bedeutend zugenommen haben. Die Leitmuschel dieser Felsen ist die Teerebratula lacunosa, die an ihrer silberglänzen- den Schale leicht zu erkennen ist. Dann enthält der Fels viele versteinerte Schwämme. Die obere Abtheilung ist der Delta, der sich durch geschichtete, geschlossene Bänke auszeichnet, viel kalkhaltiger sein soll, als der unter ihm liegende Gamma und steilere Gehänge zeigt. Gamma habe ich aus dem Bruch bei Kirchheim untersucht. Derselbe hinterliess beim Lösen in Salzsäure einen Rück- stand, der nach dem Glühen bräunlich war. In dem Rückstand wurde gefunden: Kieselerde, Thonerde, Eisen, Mangan und 6* 84 eine Spur Bittererde. In der salzsauren Lösung war enthalten: Kalk, Bittererde, Eisen, Mangan, Thonerde, Phosphorsäure, ferner Spuren von Alkalien. In 100 Theilen: Kohlensaurer -Kalk - 5. U.0., a West, ee Ra Kohlensaure Bittererde . . . a a RO A In Salzsäure unlöslicher Bnekiständ ge Bluhverlust: -ohia a.wunmalhrden. ta a Verlust: '# nie pa. au (appear seilauzh Eau 100,000. In dieser Felsart wird häufig Mondmilch (Montmilch) gefun- den. Dieselbe besteht auch hauptsächlich aus amorphem kohlen- saurem Kalk mit einer sehr geringen Menge kohlensaurer Bitter- erde und etwas Sand, der aus einem Thonsilicat besteht. Vom Delta wurden zwei Proben untersucht: 1) Vom Kapf. Derselbe hinterliess einen ın Salzsäure unlöslichen Rück- stand, der nach dem Glühen bräunlich war. In 100 Theilen: Kohlensäurer' Kalkar au man We Kohlensaure Bittererde va. an WIRT In Salzsäure unlöslicher Rückstand . . . 2. ..8,680. Glühverlust u. veaam.s Darm mat nen VRR 100,236. 2) Delta von dem Berg hinter Aufhausen rechts an der Strasse nach Lauchheim. Der in Salzsäure unlösliche Rückstand war nach dem Glühen röthlich. In 100 Theilen: KoklensäuferKalk > „vr. nurimyuna ki A Sa Kohlensaure Bittererde . . . > a ee N Fe In Salzsäure unlöslicher Rückstand AT Glühverlust'. 2. „amp „Mike RE Verlust etei; Val Nana BR an er A 100,000. Der obere weisse Jura, der hinsichtlich seiner Mächtigkeit als wie auch in der Beschaffenheit des Gebirges Schwankungen zeigt, zeichnet sich namentlich durch plumpe Felsmassen ohne ausgesprochene Schichtung aus. Es kommt darin, wie schon ge- ) | | 5 sagt, der Dolomit und der zuckerkörnige Jura vor. Auch ent- hält er Kiesel als Versteinerungsmittel, namentlich Feuersteine. Der Marmor kommt nach Frickhinger am Ries nur an einer Stelle vor, im Katzenthal bei Schweindorf und wurde im Anfang dieses Jahrhunderts nach Stuttgart zu Bildhauerarbeiten ausgeführt. Von der untersten Schichte des oberen weissen Jura (Ep- silon) habe ich Proben von verschiedenen Orten untersucht. Die letztere und obere Schichte des Zeta, der aus thonigen Kalkplat- ten besteht und der seine grösste Mächtigkeit in den Steinbrüchen bei Solenhofen zeigt, woher er als lithographischer Schiefer aus- geführt wird, kommt im Ries nicht vor. 1) Epsilon aus dem Bruch von Ebermergen. Derselbe kommt östlich neben dem untersuchten Dolomit vor und ist von dem- selben durch das Korn und die Farbe nicht zu unterscheiden. Ich habe ihn untersucht, weil ich ihn für Dolomit hielt. Der in Salzsäure unlösliche Rückstand war bräunlich gefärbt. In 100 Theilen waren enthalten: Kohleusaurer- Kalk. „m, 2. 00, Varfennetat98, 350. Kohlenszure’Bittererde .» .„ . 0 00 anal. In Salzsäure unlöslicher Rückstand . . . . . .. 1,165. ne er a ee ee ln a RT, 100,000. 2) Epsilon von Mauern in der Nähe der Trassbrüche ge- nommen. Derselbe war körnig krystallinisch von grauer Farbe. Der in Salzsäure unlösliche Rückstand war schwach röthlich gefärbt. In 100 Theilen: Roblensssher Kalk 2 a ne 8. VERTSON 080. Mohlensinre Ditbererde .. . nm. 2.1.2. .2,000. In Salzsäure unlöslicher Rückstand . . . . 2... 1530. Glahverlusuaslüls? sneir ana A Vaaary or." ‚2d10,803: - 100,073. 3) Epsilon vom Bock. Der in Salzsäure unlösliche Rückstand war nach dem 86 Glühen bräunlich. Beim Auflösen roch er bituminös. In 100 Theilen: Köhlensaurer' Kalk", n# Dyuganıd ADSE Aue ge Kohlensäure Bittererde ’ Tv. 7 or, Megan Br Rückstand''im Salzsäure N ZeimT Paar ESDEIPIEE Glähverlüst 7 Wiadp @p, BRaınag again TON BO Verlust ’&te, HAT, MOU9IHBBISV, it. 794072 BI SGB 100,000. 4) Epsilon von dem Hügel bei Schmähingen. Der in Salz- säure unlösliche Rückstand war schwach röthlich gefärbt. Er bestand aus einem Silicat, in welchem Thonerde und Spuren von Eisen, Mangan und Bittererde nachzuweisen waren. In der salz- sauren Lösung waren enthalten, ausser Kalk und Bittererde: Eisen, Mangan, Thonerde und Spuren von Alkalien. In 100 Theilen: Kohlensaurer Kalk ... ." . 2.5222 5% Gens Kohlensaure Bittererde " ....... 20. tm. Ok Rückstand.;in Salzsäure .„!. "2... 0. eo Glübyetlust dm St, ee Verlust. .sbe; Ay sort Hirn: Sn ae 100,000. 5) Epsilon vom Albuch. Krystallinisch, durchlöchert, von gelblicher Farbe. Nach dem Glühen röthlich. In 100 Theilen: Köhlensaurer "Kalk Hr „RN Kohlensäure. Bittererde.;....1.u.40.4f inruf ver ee Rückstand. ın, Salzsäure, sd. ade A Glübverlust "EI, ROTH N Merlüst’ete.- :: 7, nenn el a 1 100,000. 6) Epsilon von den sieben Quellen des Röhrenbaches *). Derselbe war von grauer Farbe, nach dem Glühen schwach röth- lich. In 100 Theilen sind enthalten: *) Ist irrthümlich hier aufgeführt, gehört zum Delta. | Br PR HiohlensanrörsKalk :d .„eetsnwohliissT, a8 s5 Hiate 88,280: Kohlensaure Bittererde .. 2.00 2 20.0 2.200.) 3,520, Rückstand in Salzsäure ».o. „im un llaloe 1030. 84980. Baßwerlustry sin Jai.,aohıs w .uabundtee deiesta srlan ar 089 Marlgat eictisidses sorısid dert. aris hy wahre 0,873. - 100,000. 7) Epsilon aus dem Hohlheimer Bruch. Die Steine werden zum Strassenbau in hiesiger Gegend verwendet. In 100 Theilen: Bohlensaurer Kalk . .- . +. . . „uw „Shmsno:BB,773. Kohlensaure "Bittererde®" "7" MM Ol mpaasin 171,881. DEE. 7 Silent ia Eisenoxyd . . SIT A EEE DON. Fre: Lösliche Elend Een erg ELTERN | In Salzsäure unlöslicher Backaiiad Asa Sic 2 Sinlserlsetinie.odlssrall sräsld ur aaa Han L32. | er tnsiean]. natsidauuiniä -Mezsam suın 0,194. | 00 ‚0900. 8) Zuckerkörniger Jura vom Himmelreich. Derselbe ist bräun- lich weiss, nach dem Glühen schwach röthlich. Der in Salzsäure unlösliche Rückstand war geglüht braun. Er enthielt: Kiesel- erde, Thonerde, Mangan und Eisen. In der salzsauren Lösung waren auch Spuren von Alkalien und Phosphorsäure nachzu- weisen. In 100 Theilen: Kohlensaurer Kalk .... .. '. 2 sense ru. Kohlensaure;Bikleresde 4 1\ (n2|_ or emen -serkeslen 7360. ickstand. in Salzsaure . -» . . 2a nansaanu10,380: Blaubverlust,. ; -. .. : 0... olssnkall serekinkte 20,490. ee 2: Mas a EL ENOELO, 100,000. Dieser Stein ist von allen hier untersuchten der reinste und eignet sich desshalb ganz besonders gut zum Brennen. Rechts an der Strasse von Nördlingen nach Neresheim auf dem Kampf, im Härele, findet sich ein Conglomerat, was nach Augsburg und München als Pflasterstein ausgeführt wird. Frick- 88 hinger stellt es zur Tertiärformation. Es besteht aus einem kal- kigen Gerölle, welches wieder mit einem kalkigen Bindemittel zusammen gehalten wird. Da beide bei einer vorläufigen Unter- suchung sehr kalkreich gefunden wurden, ist ein grösseres Stück ge- pulvert worden und eine Probe hiervon enthielt in 100 Theilen; Kohlensauren Kalk . . . . u 2 eu a ee Kohlensaure Magnesia „= wias!. mo. via anlanl 1,8500 Bisenöxydi . Anhisyion banal: 1euheniık 5 Seile Dhonerde . ...... « EA era naar In Salzsäure nlösiiehen Rückstand N Glühverlust ne... wi Mami TOR ee Verlust. Wii ne ee 0,140. 700 ‚000, Zum Schluss noch eine Analyse von dem Fels an der Spitze des kleinen Rappenkopfes im Algäu. Derselbe wird von Gümbel zum Schiefergebirg gezählt, Algäuschiefer, Liasischer Fleckenmergel. In der salzsauren Lösung waren neben Kalk und Bittererde noch Phosphorsäure, Eisen, Mangan und Thonerde, ferner noch Kalı und Natron vorhanden. Der in Salzsäure unlösliche Rückstand bestand hauptsächlich aus Kieselsäure, dann waren noch darin Thonerde, Bittererde und Spuren von Eisenoxydul und Eisenoxyd. 10 Grs. wurden mit Salzsäure behandelt und der hierbei erhaltene Rückstand mit Flusssäure aufgeschlossen. In Salzsäure waren von 100 Theilen gelöst: Kohlensaurer Kalk ; : ::: „Eau. gi Demi Su Kohlensaure Bittererde . . : 22... . ulowd AR 8008 72,050. Der Rückstand mit Flusssäure aufgeschlossen enthielt: Thonerde: mit ‚etwas 'Eisen!.' «=i%: «0% 4@) “ins sonne ıl,7008 Magnesia . . 550 [wis sony kn cken ee Glühverlust De Se wann | a Kieselsäure und Verlust... „0... ar... u a 100,000. Nördlingen im März 1867. ee ee ne ee en ee Dritie Beiträge zur Flechten-Flora des Algäu. Zu den beiden im 16. und 17. Jahresberichte des naturhistori- schen Vereines zu Augsburg von mir gegebenen Beiträgen zur Flechten -Flora des Algäu sind im Laufe der letzten zwei Jahre mehre bedeutende Zusätze und Verbesserungen nöthig geworden. Leider hat erstere nicht etwa eine wiederholte botanische Ex- cursion in jene Alpen ergeben, sondern es sind noch Resultate der früheren. Die aufzuführenden Verbesserungen danke ich zum grossen Theile der Gewogenheit des Herrn Dr. med. Stizenberger in Constanz, welcher mit grösster Genauigkeit die Gattung Ba- cidia und verwandte, sowie die steinbewohnenden Opegrapha- Arten meines Herbars untersucht und bestimmt hat. Markt Sugenheim in Mittelfranken, Februar 1867. Dr. med. Rehm, 90 Lichenes. 1. Collema cristatum: Zusatz f. genuinum Körb. par. exs. Anzi ital. m. rar. 6 B. An Steinen in der Quelle zwischen oberer und unterer Seealpe 3800". 2. Leptogium minutissimum (Flk.) Schär. Collema atrocaeru- leum v. — Hepp. exs. Hepp 212, Rabh. 125, Anzi etrur. 2, langob. 411. Steril auf der obern Seealpe, c. 5000° in Felsen- ritzen, c. apoth. in der Umgegend von Oberstdorf. (f. minus Anzi 411). 3. Psorotichia cataractarum Körb. par. p. 411. exs. Körb. 29. Kreutzeck, nahe am Gipfel. 4. Parmelia obscura v. saxicola: gehört wohl zu var. sciastra (Ach.) Anzi ital. m. rar. 128. 5. Physcia controversa f. Iychnea: streiche f. turgida; Zu- satz: exs. Anzi langob. 58, Breutel 305. 6. Gyrophora cylindrica: Zusatz: var. a. fimbriata Ach. exs. Anzi ital. m. rar. 74. var. b. tornata Ach. syn. mesenteriformis Schär. exs. Anzi ital. m. rar. 75. Kratzer bei Obermädeli-Alpe auf Kalkhornstein, 7000’, 7. Gyrophora flocculosa: Zusatz: Obermädeli - Alpe 5800° auf Kalkhornstein. 8. Massalongia carnosa (Dicks.) Körb. f. vulgaris Körb. exs. Körb. 4, Anzi langob. 86, Rabh. 655. Auf humus in einer Fel- senritze der obern Seealpe, c. apoth., aber sporenlos. 9. Gyalolechia aurella: Zusatz und Verbesserung: v. corrus- cans (Ach.) Anzi exs. Callopisma vitellinellum Mudd manual p. 135°? exs. Anzi ital. m. rar. 147, Arnold 298. Obermädeli- Alpe auf Kalkhornstein, desgl. obere Seealpe. 10. Callopisma aurantiacum var. flavovirescens. Zusatz: Oberst- dorf, am Falterbach auf Alpenkalk (Anzi ital. m. rar. 136.) 11. Lecanora agardhianoides: Zusatz: Dolomit des Nebelhorn (£. minor Kplhbr. in litt), Obermädeli-Alpe auf Kalkhornstein (thallo luteo, Anzi ital. m. rar. 172 b.) 91 12. Aspicilia cinerea « vulgaris: Fundort 2 und 3 gehören zu f. olivacea. exs. Anzi ital. m. rar. 208. 4. Conglomeratfels am Falterbach bei Oberstdorf. 13. Aspicilia melanophaea: Zusatz: syn. A. Dieksoni (Ach. Nyl.) exs. Anzi ital. m. rar. 213. 14. Aspievlia flavida: Zusatz: syn. A. mierantha Körb. par. Parmelia cinerea var. ochracea Leight. A. ochracea Mudd. exs. _ Leight. 292, Arnold 322. In der Quelle zwischen unterer und oberer Seealpe. 15. Bacidia albescens: Dafür soll es heissen: Bacidia arceu- tina (Ach.) Secoliga — Stizbg. B. luteola Mudd, B. effusa Ar- nold, Biatora effusa Hepp. var. a. poliaena (Nyl.) B. luteola var. caesiopruinosa Mudd. exs. Arnold 291. An alten Tannen im Wald zwischen Birgsau und Buchenrainen (Arnold 291). var. b. intermedia (Hepp) Secoliga-Stizbg. Bacidia effusa autor. p- p. exs. Rabh. 509, Arnold 231. An Buchen im Wald bei Birgsau. 16. Bacidia minuscula: Zusatz: syn. B. Beckhausii Körb., Secoliga — f. — Stizbg. exs. Th. Fr. lich. Scand. 67. 17. Bacidia herbarum: Zusatz: exs. Arnold 290. 18. Bacidia acerina (Ach.) Arnold. Lecidea luteola var. — Ach. Nyl. Secoliga — Stizbg. exs. Arnold. 232, Zw. 336 A. An einer Tanne im Wald hinter Birgsau (teste cl. Stizb.) 19. Dacidia atrosanguwinea: Dabei soll es heissen: syn. bia- tora — « Hepp, Rhaphidospora — « lecidema Körb. p. p., Ba- eidia incompta 8 — Mudd, Secoliga — Stizbg. exs. Hepp 286, Anzi Langob. 146, Zw. 85. 20. Biatorina cyrtella: Zusatz: syn. B. Griffithi Anzi. An Rhododendron auf Obermädeli-Alpe ist = f. nigrieans Hepp 18 sup. var. carneo-rubra Anzi symb. exs. Anzi Langob. 338. An Rho- ‚ dodendron auf Obermädeli- Alpe und an Alpenweiden auf der unteren Seealpe. 21. Biatora Berengeriana: Zusatz: Auf detritus in einer ‚ Felsenritze beim Freiberger See. 22. Biatora vernalis: Zusatz: syn. B. anomala var. minuta 92 Schär. Leight. B. sylvana Körb. exs. Leight. 298, Körb. 221. Gutenalpe und obere Biberalpe an Rhododendron. | 23. Biatorella Rousseliüv (Dur. et Mtg.) De N. Körb. par. Almgvist flora 1866 p. 440. exs. Arnold 12. AufHumus in einer Felsenspalte der oberen Gottesackerwände (6000). Differt hypo- thecio luteolo. 24. Lecidella prwinosa: Zusatz: var. ochromela Ach. (— oxy- data Fw?) exs. Hepp 259, Anzi Langob. 149, ital. m. rar. 272, ° Auf einem Grünsandsteinblock am Wege von Oberstdorf nach der Walserschanze. | 25. Lecidella goniophila var. egena: Zusatz: wohl syn. var, atrosanguinea (Hoffm.) exs. Hepp 252. | 26. Lecidea albocoerulescens (Wulf.) Körb. var. alpina Schär. | exs. Hepp 244. Obere Hochalpe in den Gottesackerwänden auf Kalkhornstein. 27. Scoliciosporum compactum var. saxicolum: Zusatz: syn. Secoliga umbrina var. asserculorum f. saxicola Stizbg. exs. Anzi Langob. 117. var. asserculorum (Ach.) Körb. Bacidia holome- | laena var. lignicola Anzı, Secoliga umbrina var. asserculorum Stizbg. exs. Hepp 524, Rabh. 500. An crataegus bei Oberst- dorf (teste el. Stizbg.) 28. Arthrosporum trigemme (Stizbg. sub Lecidea —) Sagio- lechia Körberi Pötsch, Bilimbia lecideoides Anzi f. ecrustacea: Nyl. flora 1866 p. 87. Stizbg. in flora 1865 p. 490 et in herb. meo. Auf Alpenkalk der oberen Biberalpe 5500° und auf Grün-" sandstein der obern Hochalpe in den Gottesackerwänden. | Statt opegrapha saxatilis und rupestris ete. soll es heissen: | 29. Opegrapha sawicola (Ach.) Stizbg. Flora 1865 p. 75, über! die steinbewohnenden Opegr. p. 23. O. rupestris Pers., Hepp exs. Hepp 346, Anzi Langob. 405 B, Malbranche 146. An Kalk- felsen des Falterbaches bei Oberstdorf, desgl. am Weg von Oberst- dorf nach Gerstruben, auf Kalkhornstein hinter Einödsbach und‘ auf der Gutenalpe. 30. Opegrapha varia Pers. var diaphora (Ach.) f. saxicola. Stizbg. Flora 1865 p. 73. Ueber die steinbewohnenden Opegr. 93 p. 13. Opegr. varia v. diaphora f. chlorina Kplhbr. O. saxatilis Leight., Körb. O. Mougeotii Mass. OÖ. saxicola v. amylacea Mass. exs. Anzi Ven. 103, 106, Langob. 407, Zw. 2, Rabh. 620. Ein- ödsbach auf Kalk, Oythal auf Dolomit (beide f. chlorina), obere Biberalpe auf Kalkhornstein. | 31. Agyrium rufum (Pers.) Fr. Coemans. An dürren ent- rindeten Fichtenstöcken oberhalb des Falterbaches bei Oberstdorf. 32. Thelidium epipolaeum (Ach.) Körb., Mass. exs. Arnold 87. Obermädeli-Joch 6200° auf Dolomit (f. athallina), Nebelhorn auf ‚ Dolomit. 33. Thelidium rubellum (Chaub.) Körb. Sagedia — Anzi, Thel. Sprucei var. — Kplhbr. exs. Körb. 174, Hepp 99? Hochalpe in den Gottesackerwänden auf Dolomit 5500”. Pseudolichenes. 34. Eustilbum Rehmianum Rabh. in Hedwigia et fung. europ. 677. Baeomyces calycioides Mass. Gomphillus — Nyl. Coniocybe ‚erocata Körb. par. Helotium aureum (Pers.) Fuckel. exs. Rabh. ‚lich. europ. 736, fung. europ. 677. Fuckel fung. rhen. 1162. An ‚ausgeflossenem Fichtenharz am Weg von Oberstdorf nach dem ‚Freiberger See im Hochwald. | 35. Peziza Neesit Fw. Lecidea Lightfootii 8 commutata 'Schär. p- p- non Mudd 179. Leciographa Neesii Körb. par. p. 463. 'p- p. exs. Hepp 231. Rabh. fung. europ. 914 A, B. Mit stenocybe ‚euspora an einer schattigen Tanne im Spielmannsauer Thale. 1 | | I Lee Se nun nn 0 v0 6 4 Nachtrag zu der im zwölften Jahresberichte veröffentlichten systematischen Uebersicht der Käfer um Augsburg. Durch die besondere Güte des Herrn Pfarrer W. Scriba in Ober-Lais, welcher mit der grössten Bereitwilligkeit und Auf- opferung die mühevolle Bestimmung der von mir und von Herrn Schweiger gesammelten Käfer übernahm, war es mir möglich, einen Nachtrag zu der Augsburger Coleopteren-Fauna zu liefern. | Herr Dr. von Weidenbach und Herr Professor Petry fügten eine grosse Anzahl von Ihnen gesammelter neuer Arten bei, so dass. jetzt mit diesem Nachtrag, welcher 177 Arten enthält, die Fauna auf 2084 Arten vermehrt ist. Ich glaube, dass es später Entomologen erwünscht sein wird, Anhaltspunkte über das Vorkommen der einzelnen Arten zu be- sitzen und fügte desshalb, soweit es mir bekannt war, den Fund- ort, Monat und Angabe der Seltenheit hinzu, wobei es sich von. selbst versteht, dass bei der verhältnissmässig kurzen Zeit, während welcher ich Coleopteren sammelte, diese Angaben nur relativen‘ Werth haben, indem diese Thiere sicher noch an mehreren Orten, und die als selten bezeichneten vielleicht später in grösserer An-' zahl gefunden werden. Augsburg, den 6. Mai 1867. Georg Kittel. 45. 49. 64. 69. 76. 78. 80. 3. 95 s. = selten. s. 5. = sehr selten. n. s. — nicht gelten. g. = gemein. . Carabus emarginatus. . Demetrius atricapillus. L. v. Weidenbach. 29. Poecilus dimidiatus. Bembidium caraboides. „ Februar Duft. Petry. Oliv. Otto Roger, Rosenauberg. nD. S. bipunctatum. Fb. Petry 1867. Am Lech. fulvipes. stomotdes. Sturm. Petry am Lech. Dy. Petry am Lech. ustulatum. L. Petry an d, Wertach, bruxellense. Wesm. Petry an d. Wertach. Hydroporus picipes. nigrita. F. Petry. F. Petry. Pihydrus marginatus. Duft. Petry. Helephorus pumilio, nanus. Sturm, Petry. ” Autalia rivularis. Myrmedonia similis. Tachyusa umbratica. Homolata palustris. coriaria. Kraatz. brunnea. Fb. Schweiger. exilis. Erichs. November im Moos Spickel. Februar Erichs. Petry. Grav. Petry 1864 einmal. Märkel. Petry. Er. Petry. Kiesew. Leitershofen n. s. fungicola. Kraatz. November Leitershofen s. cauta. KErichs. November Spickel n. s. nigritula. Grav. November Spickel s. proxima. Kraatz. November Spickel s. stercoraria. Kraatz. Februar Spickel s. putrida. Kraatz. November Spickel s. fusca. Sahlbg. Februar Spickel s. lwidipennis. Mannerh. Spickel n. s, Schrauk. Petry. Lechufer am Spickel 82. 96 Oxypoda alternans. Grav. Schweiger. » obscura. Kraatz. 824. Calodera longitarsis. Er. (Chilopora). 83a. Oligata pusillima. Grav. Schweiger. 84. 86. 88. 90. 92. 95. 101. 107. 108. 113. 116. 118. 126. 127. 128. 139. 141. Aleochara rufipennis. Er. Februar Spickel s. Dinarda Maerkelü. Kiesen. Oktober Ablass am Fenster s. Gyrophaena strictula. Er. in Moos Spickel n. s. Hypocyptus laeviusculus. Mannerh. Februar Spickel s. Tachyporus solutus. Er. Schweiger. Mycetoporus ruficornis. Kraatz. Februar Spickel s. Philonthus scybalarius. Nordm. » agilis. Nordm. v. Weidenbach. » pullus. Nordm. Petry. » scutatus. Erichs. Petry. » opacus. Gylih. | „» lucens. Mannerh. Februar Spickel. » nigritulus. Grav. Spickel. Lathrobium brunnipes. Fabr. Februar Spickel. | » rufipenne. Gylih. Petry. | > dentatum. Kelln. Leitershofen, | Stilicus rufipes. Germ. Februar Spickel s. Stenus longitarsis. Thoms. 4 Oxytelus fulvipes. Er. Petry 1864, von mir im Spickel ge- sammelt n, s. Trogophlocus tenellus. Er. Lathrimaeum melanocephalum. All. Februar Spickel. Deliphrum angustatum. Er. November Spickel in stercore, s. Proteinus macropterus. Gylih. Februar Spickel. Trimium brevipenne Rchl. den ganzen Winter und Frühling gemein, besonders bei Leitershofen und im Spickel. v. Sauley zu Metz hält die beiden Arten für die zwei Geschlechter einer Species. Herr Pfarrer Scriba machte mich darauf auf- merksam, dass das Vorkommen beider Arten untereinander für diese Ansicht spricht. Scydmaenus elongatus. Müll. November, Spickel s. s, 97 149. Anisotoma calcarata. Er. Spiekel n. s. von mir und Schwei- ger gesammelt. .r parvula. Sahlberg. Februar Deuringen s. 153. Agathidium atrum. Payk Februar Spickel s. 156. Trichopteryx thoracica. Gillm. 162. Hister quadrimaculatus. F. Petry. 167a. Onthophilus striatus. St. Schweiger. Spickel. 182. Meligethes morosus. Er. November Spickel. » murinus. Er. Februar Spickel s. 186. Cryptarcha strigata. Fabr. Petry. 1942. Synchita. Juglandis. Fabr. Petry. h advena. KErichs. Petry. 200. Sylvanus similis. Er. Februar Spickel. s. s. 201. Lyctus pubescens. Pz. Petry. 203. Antherophagus pallens. Oliv. Schweiger. 205. Cryptophagus fumatus. Gylih. November. Leitershofen s. 4 dorsalis. Sahlbg. Februar Spickel s. 206. Paramecosoma Abietis. Payk. November Leitershofen n. 8. 207. Atomaria apicalis. Er. November — Februar Spickel s. B salicicola. Kraatz. Februar Spickel s. I analis. Er. Februar Spickel n. s. 210. Alexia pilosa. Pz. Februar Deuringen s. 214. Monotoma picipes. Herbst. Petry. 216. Corticaria distinguenda. Villa Februar Spickel s. % trifoveolata. Mannerh. April Spickel. 244. Heterocerus sericans. Kiesew. Petry 1858. = minutus. Kiesew. Petry am Lech. s. s. 253. Aphodius scrofa. F. Schweiger. 268. Osmoderma eremita. Scop. am 20. Mai die Larve in Weiden- moder an der Wertach gefunden, 2772. Coraebus, Rubi. L. Petry. 278. Agrilus biguttatus. F. Petry bei Leitershofen mehrfach. 288. Limonius Bructeri. F. Petry. 289. Cardiophorus rufipes. F. Petry einmal. 290. Ampedus nigrinus. Ph. Petry einmal, 98 306. Dictyopterus affınis. Pk. Petry einmal. 310. Cantharis albomarginata. Merk. Petry einmal. 9 rufa. L. Petry. 312. Malthinus biguttulus. Pk. Petry. 313. Malthodes marginatus. Latr. Petry. e hexacanthus. Kiesen. Juni bei Pfersee n. s. a mysticus. Kiesen. Juni bei Pfersee s. 315. Anthocomus sanguinolentus. F. Oktober im Spickel gekötschert s. s, 351. Mycetochares bipustulata. Illig. Petry mehrmals. 355. Oteniopus bicolor. F. Petry. 355a. Omophlus lepturoides. F. Petry. 36la. Scraptia minuta. Dej. Petry. 366. Mordella micans. Germ. Petry. 382. Brachytarsus scabrosus. F. Petry. Von mir im Mai bei Deuringen gefunden. n. s. 390. Apion seniculus. Kirby. Schweiger. Gögginger Wäldchen. „» pubescens. Kirby. Schweiger. Schwimmschule. Von mir im Februar im Spickel gefunden. n. s. „ temue. Kirby. Schweiger. Schwimmschule. „ Zoti. Kirby. Petry. Ich fand es im Februar im Spickel. „ aethiops. Herbst. Februar Spickel. „ vieinum. Kirby. Februar Spickel. „ filirostre. Kirby. Februar Spickel. 392. Strophosomus obesus. Marsh. Petry. 397. Sitomes erinitus. Germ. Petry. Ich fand ihn im Februar im Spickel. 400. Polydrusus corruscus. Germ. Petry. 5 flavovirens. Schoenh. Petry. 405. Liophloeus lentus. Germ. Petry einmal. 410.2. Leiosomus ovatulus. Clairv. Mai bei Lechhausen. 411. Phytonomus Rumicis. L. Schweiger. Wiesen im Schmutterthal, {R variabilis. Herbst Schweiger. Schwimmschule, I suturalis. Redt. Schweiger. Schwimmschule, 416. Otiorhynchus uncinatus. Germ. November bei Leitershofen, Februar und Juni im Spickel. n. s. 416. 418. 421. 422. 434. 438. 441. 444. 448. 4524. 458. 459. 471a. 479. 496. 499. 501. 507. 514. 514. 521. 529. 99 Otiorhynchus lepidopterus. F. Ablass. Larinus Sturnus. Schaller. Petry. x Carlinae. Oliv. Petry. Dorytomus villosulus. Meg. Petry. = filvrostris. Schoenh. v. Weidenbach. 5 macropus. Schoenh. Schweiger. Ist ein unausge- färbter vorax F. Ich besitze die Uebergänge. Grypidius brunnirostris. F. Petry. Von mir bei Leitershofen gesammelt. Anoplus roboris. Suftr. Petry. Coeliodes Lamii. Herbst. g. Rhinoncus subfasciatus. Gylih. November Leitershofen s. Cionus Olivieri. Rosenh. v. Weidenbach. „» Fraxini. De Geer. Petry. Sitophylus Oryzae. L. Petry. Oft gefangen. Dendroctonus micans. Petry. Oryphalus aspersatus. Gyllh. Petry. aus Clematis Vitalba L. gezogen. Bostrychus curvidens. Germ. Petry. Gracilia pygmaea. F. Petry. Mehrmals. Donacia Menyanchidis. Fabr. Leu. Grammoptera lurida. F. Petry. Zeugophora flavicollis. Marsh. Juni. Spickel u. a, d. Wertach. n. s. Orioceris quwinque-punctata. F. Petry. Eumolpus Vitis. F. Petry. Chrysomela violacea. F. Petry. ” lamina. F. Petry. £ speciosissima. Scop. Petry. Lina Tremulae. F. Petry und v. Weidenbach g. Phratora vulgatissima. Suffr. v. Weidenbach. g. Haltica cyanella. Redt. Februar Spickel. g. en hilaris. Allard. November Leitershofen. n. s. = Salicariae. Payk. Februar Spickel. » rufipes. L. Schweiger. » Punctipennis. Weidenb. Petry. 7* 100 530. Longitarsus lutescens. Gylih. Ps Nasturtii. F. Leitershofen. n. s. » pieipes. Foudr. » nigriceps. Redt. Februar Spickel s. > lateralis. 1Ulig. Februar Spickel g. x. tabidus. F. Februar Spickel. 531. Psylliodes affınis. Pk. Petry. 532. Plectroscelis semicoerulea. Ent. H. Petry. 536. Cassida ferruginea. F. Petry. 542. Halyzia conglomerata. F. Petry. 2 sexpustulata. F. Petry. Nachtrag. 82. Oxypoda umbrata. Gyllh. 98. Leptacinus linearis. Grav. 109. Scopaeus minutus. Er. n. s. April. Am Lechufer unter Steinen. . Stenus impressus. (serm. . Paramecosoma pilosula. Er. . Atomaria rhenana. Kraatz. s. . Dermestes murinus. L. n. s. Lechhausen. . Mordella brunnea. F. Juli. Kobel. =. . Omias hirsutulus. F. April g. in Moos Leitershofen. Spickel. . Ceutorhynchus ignitus. Germ. " obsoletus. Germ. . Apteropoda ciliata. Olıv. Anmerkung. Die von mir im November und Februar gesammelten Käfer sind aus Moos. Von Interesse scheint mir noch zu sein, dass ich in Nürnberg sechs Exemplare von Ceuthocerus advena Germ. unter Quassia-Rinde fand. * Die beigefügten Nummern correspondiren mit den Nummern des bereits veröffentlichten Verzeichnisses. Nachträge zur Flora von Augsbure. Zusammengestellt von Fr. Caflisch. Ein geistreicher Autor unserer Tage vergleicht in seiner humoristischen Weise die zahlreichen deutschen Special-Floren mit einer »Last von Treibholz, welche der deutsche Sammelfleiss am Strande der Systematik abgelagert hat.« Man könnte in diesem Vergleiche fast eine Art Gering- schätzung gegen die Bestrebungen der Floristen erblicken, wenn nicht derselbe Autor u. A. auch der Verfasser einer ganz treff- lichen Specialflora wäre. Jeder Botaniker von Fach weiss, welche Bedeutung Speecialfloren für die Wissenschaft im Allgemeinen haben. Um die allgemeinen Gesetze der Pflanzengeographie feststellen zu können, um die Beziehung der Pflanze zu den klimatischen Faktoren, ihr Verhalten zu den verschiedenen Bodenarten zu prüfen, um die Geschichte der Pflanzenbewegung zu verfolgen; dazu sind genau durchforschte Florengebiete eine fast unerläss- liche Vorbedingung. Alphons De Candolle würde in seinem be- rühmten Werke über Pflanzengeographie*) sich weniger zu der *) Geographie botanique raisonnde. 102 Klage veranlasst gefühlt haben, dass es ihm schwer geworden sei, die Vegetationslinien einer hinreichenden Anzahl von euro- päischen Arten genau festzustellen, um an dieselben den Mass- stab klimatischer Bedingungen anzulegen, wenn alle europäischen Länder so reich an genau durchforschten Floragebieten wären, wie Deutschland. Wir werden daher fortfahren, durch Mittheilung neuer uns bekannt gewordener Thatsachen das Vegetationsbild unserer Gegend immer mehr zu vervollständigen und zu berichtigen. Ein Umstand droht übrigens den Werth floristischer Arbeiten sehr zu beeinträchtigen: es ist diess der schwankend gewordene Begriff der Art. Gibt es constante Arten? Was sind gute und schlechte Arten? Was ist Art und Nichtart, was Varietät, was nur Form? Das sind Fragen, über welche die Ansichten gegen- wärtig weit auseinander gehen. Während der eine den Glauben an die Constanz der Arten ganz aufgegeben hat und in Folge dessen jede Form, »die sich unterscheiden, beschreiben und wieder erkennen lässt« als Art benannt und beschrieben wissen will, huldigt ein Anderer dem »Prineip des Zusammenziehens« und handhabt es in so durch- greifender Weise, dass ein Dritttheil der bisherigen Arten ver- schwindet, indem er nur das als Art anerkennt, was durch »mehrere constante Merkmale« sich charakterisirt. Wir sind bisher in diesen Mittheilungen unserm Altmeister Koch gefolgt und werden es der Hauptsache nach auch ferner thun, und nur dann uns eine Abweichung erlauben, wenn neuere wissenschaftliche Bearbeitungen einzelner Gattungen und Fa- milien, oder unsre eigenen auf das Studium der Natur gegrün- deten Erfahrungen eine solche Abweichung nothwendig machen. Ein zu rasches Eingehen auf eine der angedeuteten Richtungen scheint uns aus praktischen Rücksichten unzweckmässig. Nun noch eine Bemerkung über das nachfolgende Verzeichniss. Es finden sich unter den darin aufgeführten Pflanzen eine ziemliche Anzahl solcher Arten, deren Samen, offenbar nur durch zufällige Umstände aus entfernteren Gegenden eingeschleppt, bei 103 uns zur Entwicklung, zur Blüthe und selbst zur Fruchtreife ge- langten. Obwohl die meisten dieser Arten voraussichtlich nur als ephemere Erscheinungen sich erweisen und bald nach ihrem Auftauchen aus unserm Florengebiete wieder verschwinden wer- den, so dürfen wir sie doch nicht ganz unbeachtet lassen, indem _ zuweilen einzelne solcher Einwanderer sich dauernd ansiedeln und mit der Zeit einen wesentlichen Bestandtheil der Flora aus- machen können. Die Wanderung der Pflanzen, durch welche im Laufe der Zeit das Vegetationsbild vieler Länder so wesentlich modifieirt und verändert wurde, ist noch keine abgeschlossene. Jede Art sucht, durch verschiedene Mittel und Wege, von ihrem Verbrei- tungs-Centrum aus ihre Grenzen so weit auszudehnen, als die äussern Lebensbedingungen es ihr gestatten. Der Mensch selbst fördert sehr häufig mit und ohne Absicht auf die wirksamste Weise dieses Streben, indem er auf seinen Wanderungen die Ge- wächse der Heimath mit sich führt und dadurch der Vegetation fremder, oft weit entfernter Länder neue Elemente zuführt. Be- kannt genug ist die Thatsache, dass den in Nordamerika nach Westen vordringenden Ansiedlern nicht nur die nährenden Cultur- pflanzen der alten Heimath, sondern auch deren accessorische Glieder, die unvermeidlichen Unkräuter, gleichsam auf dem Fusse folgten und, die ursprüngliche wilde Flora zum Theil verdrän- gend, weiten Landstrichen oft ein ganz verändertes physiogno- misches Gepräge verliehen. In unserm Europa mit seiner alten Cultur kommen zwar kaum mehr solche radikale Umwandlungen vor. Doch ist auch hier ein beständiger Wechsel, ein Verschwinden alter, ein Auf- treten neuer Formen und Arten zu constatiren. Vereinzelt oder in kleinen Trupps und in bescheidenen Grenzen sich haltend, zu- weilen aber, wenn auch in seltenen Fällen, sich rasch ausbrei- tend und in grossen Massen auftretend, erscheinen hie und da Fremdlinge aus weit entfernten Himmelsstrichen. Von letzterem Verhalten sei es erlaubt, nur an ein Beispiel der neuesten Zeit zu erinnern. 104 Die aus Nord-Amerika stammende, unter dem Namen » Wasser- pest« berüchtigte Elodea canadensis Rich. (Anacharis Alsinastrum Bals), eine Wasserpflanze aus der Familie der Hydrocharideen, hatte sieh vor etwa zwanzig Jahren in England eingefunden; seit 1859 ist sie in der Mark Brandenburg in der Havel und deren Nebengewässern und Kanälen aufgetreten und hat sich hier wie dort in erstaunlich kurzer Zeit so massenhaft ausge- breitet, dass sie der Schifffahrt hinderlich zu werden drohte, in- dem sie das Bett der Kanäle ‘mit ihrem dichten Rasen ganz an- | füllte*). Kehren wir jedoch zu unserm Floragebiete zurück. Unsere modernen Verkehrsmittel, Industrie und Landwirthschaft wirken | zusammen, um auch bei uns das Einschleppen fremder Sämereien zu befördern. Nach den freundlichen Mittheilungen des Herrn Expeditors Klessin haben sich längs des Bahnkörpers bei Din- kelscherben Pflanzen eingefunden, welche jener Gegend sonst fehlten, z. B. Arabis hirsuta, Diplotaxis muralis, Hieracium pra- ' tense Tausch u. A. Die letzteren beiden haben sich nach Be- obachtung des Herrn Dr. Holler auch an der Bahn bei Mering angesiedelt und ausgebreitet. — Wir haben schon früher von einzelnen Vorkommnissen berichtet, welche aus Samen sich ent- wickelten, der mit den Abfällen importirter Wolle auf Schutt- plätzen abgelagert wurde. Beobachtungen dieser Art wurden von Herrn Dr. Holler auf einer Schuttablagerungsstelle der Zolleis’schen Filzfabrik in Mering gemacht; es fanden sich dort Sisymbrium pannonican, Echinospernum Lappula, Medicago lap- pacea DC., M. minima Lam. M. maculosa Willd., Amaranthus retroflexus, Xanthium spinosum, X. Strumarium. — Im Jahre 1864 war in unsern Gegenden der Kleesamen ziemlich allgemein missrathen. In Folge dessen wurde von den Landwirthen viel- | fach fremder Kleesamen bezogen, der 1865 ausgesät wurde Im Jahre 1866 wurden gleichzeitig von Herrn Sartorius in Mer- *) Bolle Dr. Carl. Eine Wasserpflanze mehr in der Mark. Verhand- lungen des botan. Vereins der Mark Brandenburg 1865. pag. 1. / 105 gentau und den Herrn Lehrer Wiedemann in Breitenbrunn und Benefieciat Spahn in Häder unter jungem Klee eine grös- sere Anzahl Pflanzen aufgefunden, die unserer Gegend fremd sind. Ich nenne von diesen: Ürepis nicaeensis, O. tarawacıfolia u. setosa*), Helminthia echioides, Orobanche minor, Plantago Psil- lium, P. Cynops, Dracocephalum thymniflorum L.**). Die meisten der angeführten Arten werden sich wohl nur als vorübergehende Erscheinungen herausstellen; aber auch in diesem Falle ist von ihrem Vorkommen Notiz zu nehmen. Ge- lingt es einer Pflanze nicht, sich dauernd anzusiedeln, nachdem dieselbe an einer Lokalität zur vollen Entwickelung gelangt war, insbesondere wenn das wiederholt geschehen ist; dann ist der Beweis gegeben, dass sie entweder unter den gegebenen äussern Verhältnissen nicht auszudauern vermag, oder dass ihr dieselben wenigstens zu ungünstig sind, um die Concurrenz der um den Mitbesitz des Bodens sich streitenden Arten aushalten zu können. Der Standort liegt in diesem Falle nicht innerhalb des wirklichen oder möglichen Verbreitungsareals der betreffenden Pflanze. NB. In dem nachfolgenden Verzeichnisse sind diejenigen Arten, welche nicht als eingebürgert, sondern nach den bisherigen Erfahrungen nur als sporadische Erscheinungen zu betrachten sind, mit einem * bezeichnet, die für die Flora als neu beobachteten mit fetter Schrift gedruckt. *) Orepis setosa Koch kann übrigens als eingebürgert betrachtet werden, da sie bei Augsburg seit Jahren constant vorkommt und auch bei Mering und Dinkelscherben zahlreich aufgetreten ist. **) Letztere Pflanze erhielten wir auch durch Herrn Stein aus der Um- gebung von Königsberg in Ostpreussen mit der Bezeichnung: »Auf einem Kleeacker mit russischem Kleesamen eingeführt.« 106 Nymphaea semiaperta Klinggr. Gräben der Lechebene zwi- schen Mergentau und St. Afra. Holler. * Sisymbrium pannonicum Jacq. Bei der Zolleis’schen Filz- fabrik in Mering, auf Schutt. Die Samen wurden mit den Ab- fällen importirter Wolle ausgestreut. Bisher weder auf der Donauhochebene noch im Gebiet des Jura beobachtet. Holler. Diplotaxis muralis DC. Am Bahndamm bei Mering. Holler. Im Donauthal heimisch, hat sie sich längs der Ulm- Münchner Bahn verbreitet; so bei Dinkelscherben auf dem Bahn- körper von Herrn Expeditor Klessin aufgefunden. Lepidium campestre R. Br. Getreideacker bei Mering. Holler. Oamelina dentata Pers. Auf Aeckern bei Mergentau. Sar- torius. Bei Mering häufig. Holler. Bobingen, Meitingen, etc. Myagrum perfoliatum L. Aecker und Ackerränder im Mei- tinger Lechfeld. Den 28. Juni 1866 von Herrn Grafen Du Moulin entdeckt. Neu für die Donauhochebene. Viola elatior Fries. Wertachufer bei Pfersee. Prof. Kuhn. Viola pratensis Mert. et Koch. Torfige Wiesen bei Der- ching. Mai 1866. Dr. Pfeffer. Lychnis diurna X vespertina. Bei Mergentau von Herrn Sartorius aufgefunden. Lepigonum rubrum Whlbg. Ried bei Mering. Dr. Holler. Alsine Jacgini Koch. Diese seltene Alsinee scheint auf dem diesseitigen Lechfelde ganz verschwunden zu sein; dagegen wurde sie von Herrn Dr. Holler in grösserer Anzahl am Bahn- damm zwischen Stierhof und Mering, und von Herrn Molendo im Meringer Lechfeld aufgefunden. Cerastium_glutinosum Fries. Trockne Abhänge zwischen Kissing und Mering. Mai 1865. Holler. Cerastium glomeratum Thuill. Auf Aeckern von Hochdorf bei Mering, häufig, Holler; bei Mergentau Sartorius. Cerastium semidecandrum L., bei Mergentau. Sartorius. } | Holler. 107 - Geranium pyrenaicum 1. Auf einem mit französ. Samen bestellten Kleeacker. Sartorius. Uebrigens bereits an zwei Punkten stationär. Geranium columbinum L. Auf Kiesel-Sandboden bei Mer- gentau. Sartorius. * Medicago lappacea, DC. * M. maculata, Willd. und *M. minima Var. elongata. Zolleis’sche Filzfabrik bei Mering; mit den Abfällen importirter Wolle ausgesät. Medicago satiwa % versicolor Koch. Von Herrn Dr. Holler schon früher auf Aeckern beim protestantischen Gottes- acker beobachtet. * Ornithopus sativus L. Versuchsweise bei Mergentau an- gebaut. Rosa gallica L. Hochdorf bei Mering, in Hohlwegen, nicht selten. Holler. Rosa arvensis Huds. An der Grenze des Gebietes bei Alt- hegnenberg. Holler. Epüobium tetragonum L. Sumpfige Gräben im Mergentauer Wald nicht selten. Sartorius. Hippuris vulgaris L. Im sog. verlorenen Bach des Lech- feldes zw. Prittriching und Winkel. Holler. Peplis Portula L. Baierberg bei Mering. * Montia minor L. Auf einem Acker zwischen Rohrbach und Ottmaring (1 Exempl) Sartorius. Vor mehreren Jahren wurde sie auch auf einem Acker bei Peterhof von Herrn Roger in zwei Exemplaren gesammelt, konnte jedoch dort trotz eifriger Nachforsehungen nicht wieder aufgefunden werden. Ihr Vor- kommen scheint desshalb für unsere Gegenden nur ein sporadi- ı sches zu sein. Sazifraga aizoides L. Auf Lechkies bei Mering. 2 Exemplare. Falcaria Rivini, Koch. Lehmige Aecker zw. Kissing und Mergentau. Sartorius. 108 Caucalis daucoides L., Bahndamm bei Mering. Pfarrer Renftle. Libanotis montana Alt., Lechfeldwiesen bei Mergentau. Sar- torıus*). Laserpitium Sder L. Diese, auf unserem Liechfelde immer seltener werdende Dolde ist von Herrn Dr. Holler auch auf dem Meringer Lechfelde in einigen Stöcken aufgefunden worden, Viscum album, L. Auf Obstbäumen in Meringzell; auf einer alten Linde bei Hörmannsberg, zahlreich. Holler. Galium verum, L., var. oehroleuecum Wolf. Steinach bei Mering. Holler. Galium parisiense L. In einem Kornfelde zwischen Statz- ling und Wolfertshausen. Jul. 1846. Prof. Kittel. Valeriana officinalis, var. exaltata Mirkan. In einem Gra- ben des Meringer Lechfeldes. Holler. 11. Juni 1867. Valerianella Auricula DC. Auf Aeckern bei Mergentau. Sartorius. Petasites niveus Baumg. Auf Lechkies in der Wolßszahn-, Aue. Prof. Kuhn. Achillea Ptarmica 1. Im der Umgebung Merings nur an einem Standorte bei Hochdorf. Holler. | Cineraria campestris Betz, wurde von Herrn Dr. Holler im Meringer Lechfeld in grösserer Anzahl gesammelt und dabei Uebergänge zu Cin. spathulaefolia beobachtet. Anthemis tinctoria, L. Auf einem Brachfelde bei Mergen ii tau. Sartorius 1865. Steinach bei Mering, in einem Kleeacker. Pfarrer Sporer. Cirsium acaule, L. Schafweide am Fussweg nach dem Ab- lass. Prof. Kittel. | Cirsium oleraceum X palustre. Bei Mering und Mergentau. Holler. Feuchte Stellen des Weidengebüsches am linken Wer- tachufer bei Pfersee. Jul. 1866. *) Die Varietät $ minor, Koch, geht auf Neubrüchen, am Rande von Aeckern und auf fettem Boden vollständig in die Stammform über und. kann desshalb nur als Standortsform betrachtet werden. 109 Carduus acanthoides x defloratus. Lechufer zwischen Lecehhausen und der Friedberger Lechbrücke. Aug. 1866. C. ' Carduus defloratus X nutans. An der Strasse von Mering nach Kissing. 1 Exemplar. Holler. Carduus erispus X defloratus. Gebüsch im Lechfeld bei Mering. 11. Juni 67. Holler. Pieris hieracioides L. Mergentau. Sartorius. Orepis tectorum L. Zahlreich am Bahndamm bei Mering. Holler. ' * Orepis nicaeensis Ball. C. taraxacifolia, Thuill. und ©. setosa, Koch. Mergentau auf einem mit italienischem oder fran- :ösischem Samen bestellten Kleeacker. Sartorius. ' Von Herrn Dr. Holler wurden folgende Hieraeium-Bastarde beobachtet: Hieracium Aurieula X Pilosella bei Mering und Mer- zentau. H. Pilosella x praealtum, am Bahndamm zwischen Hoch- lorf und Mering. ' H. Auricula x praealtum, am gleichen Bahndamm; (H. Pilosella X pratense dürfte ebenda wohl auch noch gefunden werden; sonst im Haspelmoor.) * Xanthium Strumarium L. und *X. spinosum, L., Zolleis’- sche Filzfabrik in Mering aus den Abfällen importirter Wolle. Holler. Gentiana asclepiadea L. Schwabstadel bei Scheuring. Carl Geret. ' Polemonium coeruleum L. Gebüsch am Saume des Hardt- waldes bei Mering, Pfarrer Sporer; auch am Haspelbach bei Althegnenberg. Lehrer Haid. * Echinospermum Lappula L. Auf einem Stoppelfeld bei Mergentau, worauf Weizen aus ungarischem Samen gewachsen war. Herbst 1865. Sartorius. Bei der Zolleis’schen »Filz- fabrik« seit 3 Jahren beobachtet. Holler. Myosotis caespitosa Schultz, Gräben der Wertachleithe bei Strassberg. Mai 1866. 110 Myosotis versicolor Pers. Mergentau; Acker mit kieselsandi- gem Boden. Sartorius. Orobanche minor L. In grosser Anzahl auf einem mit ita- lienischem Kleesamen angebauten Kleeacker bei Mergentau, August 1866. Sartorius. Schon früher auf einem Kleeacker bei Haunstetten. An beiden Orten auch in diesem Jahre. Limosella aquatica, L. Bei Kissing, sehr sparsam. Holler. Meringer Au. Wiedemann. Galeopsis bifida v. Boenningh. Auf einer Waldblösse bei Mergentau, zahlreich. Sartorius. Anagallis coerulea, Schreb. Im Mergentauer Lechfeld. Sar- torius. Utricularia intermedia, L. In Gräben und Tümpeln des Meringer Lechfelde.. Holler * Plantago Psyllium L., nebst Pl. lanceolata, mit zusam-ı mengesetzten Aehren, in einem Kleeacker bei Mergentau. Sar- torius. ring. Holler. Passerina annua Wicksch. Kissinger Veesen-Acker hinter der Mergentauer Mergelgrube, anstossend an das Mergentauer Burgholz, 1866. Sartorius. Euphorbia platyphyllos, I. Lechfeldacker zwischen Kissing. und Mering, 1864 Holler. Aecker im Lechfeld bei Mergen- tau, zwischen Chaussee und Eisenbahn, 1866. Sartorius. * Amaranthus retroflexus, L. Zolleis’sche Filzfabrik in Me- * Euphorbia falcata, L. Aecker bei Mergentau. Juli 1865. Sartorius. Salix daphnoides X purpurea. Die Blüthe eines g’ Exem- plars wurde von Herrn Sartorius in den Kissinger Lechauer gefunden. Salix incana X purpurea. Von Herrn Dr. Aschersoı aus Berlin in den Lechauen bei Mering beobachtet. (Verhand- lungen des bot. Vereins der Provinz Brandenburg. VII. Jahr- gang. Seite 130.) Hydrocharis morsus ranae L. In einer circa 15 Schritte 111 ‚langen Strecke eines kleinen Baches bei Mergentau. September ‚1865, aber nicht zur Blüthe gelangend und seitdem an Zahl ab- ‚nehmend. Sartorius. Potamogeton Hornemanni, Meyer. Gräben in den Mergen- tauer Wiesen des Paarthales. Sartorius,. Potamogeton lucens L. 17. Bericht des Vereins p. 106 ist ‚zu streichen. Es waren ungewöhnlich üppige Exempl. des P. ı rufescens. | Iris sibirica, L. Zu den 2 bekannten Standorten wurde ‚ein dritter von Herrn Doppelmayer in dem Waldthal zwischen ‚Anhausen und Wöllenburg aufgefunden. Gagea stenopetala Rchb. Aecker bei Mergentau; auch ‚auf einem anstossenden Grasraine; seltener als @. arvensis. Sar- 'torius. Apr. 1867. Von Dr. Holler schon früher bei Derching gesammelt. | Allium vineale L. In einem Roggenfelde der Mergentauer ‚Flur (1 Exempl.) Sartorius. Ziemlich zahlreich auf Aeckern bei Meitingen. Du Moulin. | Scirpus setaceus, L. In einem feuchten Graben mit sandig ‚lehmigem Boden, im Mergentauer Walde. Sartorius. Avena orientalis, Schrb. In Mergentau cultivirt. Poa pratensis Var. y angustifolia. Im Mergentauer Wald. 'Sartorius. Poa pratensis Var. d anceps Gaud. Gräben am Mergen- ‚tauer Weiher. Sartorius. | Glyceria distans Whlbg. An Mauern von Mering. Holler. Festuca loliacea Huds. Sehr häufig auf den Wiesen zw. |Mering und Steinach, — aber nur am Saume des Fuss- ‚weges, weil nur da sich Lolium perenne findet. Holler. | Triticum repens, Var. caesium Presl. Beim Stationsgebäude ‚in Mering, in Kissing. Holler. | Selaginella helvetica, Spring. Wurde nun auch an beiden Lech- ‚ufern bei Ablass, Lechhausen etc. in grosser Menge aufgefunden. Asplenium viride, Huds. Spärlich in der verlassenen Kies- ‚grube am Ablass. Pfeffer. 1866. annnnnnnnnnne 112 Die Edelraute, Artemisia Mutellina L., an der Augsburger Stadtmauer. Vor etwa zwölf Jahren wurde von Herrn Otto Forster ein Stock dieser schönen Hochalpen-Pflanze an der Stadtmauer nächst dem Vogelthore eingesetzt. Ohne alle weitere Pflege gedieh derselbe ganz trefilich und durch die ausfallenden Samen entstanden zahlreiche neue Stöcke, die sich in den Ritzen und Spalten der alten Backsteinmauer überall da ansiedelten, wo nur eine geringe Menge von Humus sich angesammelt hatte. Bis heute haben diese Kolonisten aus der Hochalpenwelt sich ganz unverändert erhalten und immer weiter aus- gebreitet, so dass gegenwärtig wohl 30 Stöcke, gemeinschaftlich mit Poa compressa, Sedum album etc. die gegen Süden exponirte Mauer bewohnen. Dies ist eine höchst auffallende Thatsache, Die Edelraute be- wohnt bekanntlich die Gipfel und Felsgrate der Centralalpen. In den. bayerischen Alpen wurde sie bisher nur an der Höfatsspitze auf Kalk- hornstein in einer Höhe von c. 6000’ aufgefunden. Mag auch die chemisch - physikalische Beschaffenheit des Substrates an der Mauer der Pflanze zusagen, so bilden doch die klimatischen Verhältnisse ihres ursprünglichen Wohnortes und diejenigen einer sonnigen Mauer im. Flachlande scharfe Gegensätze: dort die kühlen, luftigen, fast bestän- dig von Regen, Nebel oder Thau befeuchteten Höhen mit äusserst kurzer Vegetationsdauer, hier der trockenste Standort eines trockenen Hochebenen -Klima’s, eine dem Sonnenbrande ausgesetzte Mauer, mit langer Vegetationsdauer. Was die Trockenheit des letzteren Stand- ortes etwas mildern mag, ist die unmittelbare Nähe des breiten Stadt- grabens, dessen Ausdünstungen den Dampfgehalt der benachbarten: Luftmassen vermehren muss. Immerhin bleibt die Thatsache in-' teressant und nicht ohne Bedeutung für die Cultur der Alpenge- wächse und wir werden auch ferner das Befinden des hochgeborenen Abkömmlings mit Theilnahme verfolgen, Ueber die Schwalben. Eine Vorlesung im Maximilians-Museum, gehalten am 27. März 1867 von Ww Scheller Literatur. Schwalbenplaudereien von Julius Finger. Ein Vortrag zur Jahres-Ver- sammlung Wien am 9. April 1864. Verhandlungen der k. k. zoologisch- I botanischen Gesellschaft in Wien. XIV. Band 1864 pag. 214. Das Leben der Vögel von Dr. A. E. Brehm. 1861. Glogau p. 481. IX. Die‘ | Schwalbe (Hirundo rustica L.) | Naturstudien von Dr. Hermann Masius. Leipzig 1858, pag. 82 „Die, Schwalbe.‘ | j Die Vögel Europa’s, „Manuscript von Leu.“ Beiträge zur Ornithologie Griechenlands, von H. Graf von der “u Leipzig 1844. pag. 7. ununnnnnnnnnnn Schwalben sind da! — Das ist der erste Siegesruf des jun- gen Frühlings im Kampfe mit seinem alten grimmen Todfeind — dem Winter. — Noch ist der Streit nicht geendet. Nur langsamen Schrittes weicht der zähe Gegner, noch auf dem Rück- zuge mit seinem Eiseshauche Alles verderbend, was sich als Herold des neuen Herrschers vorwitzig herausgewagt. — Primeln, Anemonen und Schneeglöckchen, die so eben schüchtern ver- suchten, das starre Leichentuch, das sie so lange deckte, zu he- ben, ziehen sich ängstlich und betrübt wieder zurück, so oft er sein schneeflockiges Haupt schüttelt, Insekten flüchten sich in ihre winterlichen Schlupfwinkel und die wenigen Silvien, die neu- gierig über die Alpen herübergekommen, eilen erschreckt wieder südwärts, so oft sein frostiger Fuss noch einen Tritt Land ab- gewinnt. Aber die Schwalben sind da, und mit ihnen die Hoffnung auf bessere Zeiten. Bald wird der schlimme Gast aus dem Lande sein. Hätten die Schwalben keine andere schätzenswerthe Eigen- schaft, als dass sie uns den Frühling bringen, so würden sie schon um dieser willen die Liebe und Zuneigung verdienen, mit der sie beinahe überall, wo immer sie nur erscheinen, empfangen werden. — Ausserdem aber gewinnen sie durch ihr freundliches, zutrauliches, oft muthwilliges Wesen, durch die Leichtigkeit und Schönheit ihres Fluges, durch ihr inniges Anschmiegen an die Menschen und durch ihr alljährliches Wiederkommen und Auf- suchen der alten Wiegenplätze, die Herzen Aller, die nur einiges Gefühl und einigen Sinn für Zartes und Schönes haben. Aus den ältesten Zeiten klingt der Name der Schwalbe wie ein Freundesgruss zu uns herüber. Jedes Volk, von dessen 8“ 116 früherem Leben wir Kunde haben, erwähnt dieses menschenfreund- lichen Vogels, die Israeliten ebensowohl wie die Griechen, die Römer wie die Araber, die nördlichen, wie die südlichen, die west- lichen wie die östlichen. Von keinem alten Volke haben wir eine Nachricht, dass das freundliche Thierchen irgendwo verfolgt worden wäre; und nur die neueren Völker des südlichen Europa’s, sowie zu ihrer eigenen Schande die Bewohner einiger Gegenden Deutschlands weichen hievon ab. Die Schwalbe erscheint Allen als ein gleichsam überirdischer Vogel, dessen ganzes Leben und Sein der höchsten Theilnahme würdig ist. Ihr Kommen im Frühling und ihr Gehen im Herbst schei- det das Jahr in einen guten und einen bösen Abschnitt, freudig wird ihr Erscheinen begrüsst, traurig gedenkt man noch lange ihres Abschiedes. Die Schwalbe ist für uns dasselbe, was der heilige Ibis für die alten Egypter war, ein Bote der reichen, schönen Jahreszeit. Viele Völker haben einen eigenen Schwalben -Cultus. So feierten die Griechen einstens Volksfeste bei ihrer jedesmaligen Wiederkunft, und auch jetzt noch ziehen in Athen zur Zeit der »Zugvogelwindes Processionen durch die Strassen, ihr Schwal- benlied singend: „Komm, komm Schwalbe und bringe mit dir schöne Zeiten und schöne Jahre.“ Das Landvolk in Schweden begrüsst seit Jahrhunderten schon die wiederkehrende Freundin mit Jubelruf. Sie verkündet das Wiederaufleben der Natur nach langem freudelosem Winter, sie verspricht bessere Zeiten, nach den traurigen, und wenn sie Abschied nimmt, klagt Jedermann ihr nach, weil wir ja wissen, dass ihrem Abschiede Trübe und Kälte folgt, dass mit ihr auch die schönen Tage von uns scheiden, Schon Anakreon besingt ihr Kommen und Gehen. Die neuern Dichter preisen sie nicht minder und betrachten wie die Alten, sie als einen Vogel des Segens. In diesem Sinne nennt sie der gemüthvolle Humphrey 117 Davy mit Recht die »Nebenbuhlerin der Nachtigal«e und Shakespeare hat eine der ergreifendsten Scenen geschaf- fen, wo er — im ersten Akt des Macbeth — nach dem furcht- barsten Ausbruch einer megärenhaften Leidenschaft plötzlich den Blick auf das friedliche Nest der Schwalbe lenkt. Zum Königsmorde waffnet sich Lady Macbeth. „Komm schwarze Nacht“ ruft sie aus — „Umwölk dich mit des Abgrunds dieksten Dampf, „Dass nicht mein scharfes Messer seh’ die Wunde, „Die es geschlagen, noch der Himmel „Durchschauend aus des Dunkels Vorhang rufe: „Halt!“ Da treten mahnend Duncan und Bangquo auf, und nun beginnt jenes kurze Gespräch, in dem mit einem Male die ewig reine Natur in ihrem lieblichsten Bilde vor die erschütterte Seele tritt. »Seht«, sagt Banquo: „Seht dieser Sommergast, die traute Schwalbe, „Die gerne der Kirchen heil’ges Dach bewohnt, „Bezeugt durch ihr geliebtes Mauerwerk, „Dass hier des Himmels Hauch erfreuend weht. „Kein Damm, kein Fries, kein Strebepfeiler ragt, „Und keine Ecke bietet Vortheil dar, „Den dieser Vogel nicht benützt, zu bilden „Dein hangend Lager, seiner Jungen Wiege. „Wo Schwalben flattern, brüten und verweilen, „Ist lind und lieblich stets die Luft.“ Um eben jener Eigenschaften willen knüpft sich auch an die Schwalben so mancher fromme Glaube. Der Araber nennt sie Vögel des Paradieses (T’hiur el djinne), weil sie neben dem Flammenschwerte des Cherubs vorüberschlüpf- ten, um dem verstossenen Menschen aus dem Eden in das Elend zu folgen. Freudig begrüsst er den Vogel, wenn er sein Nest an die Sparren der Hütte heftet; denn er ist ihm Bürge jeder himm- lischen Wohlthat. Aber auch die deutschen Stämme gaben ihm ähnliche Vor- bedeutung. Wo die Schwalbe nistet, da zündet kein Blitz, wo sie auszieht, zieht der Tod ein, und wer ihr Nest zertrümmert, ige. zertrümmert sein eigenes Glück; Segen aber folgt dem gastlichen Beschützer. Ihr ganzes Wesen und Sein ist das Bild schuldloser Fröh- lichkeit, Munterkeit und Zutraulichkeit. Sie ist die Verkünderin des Tages, wie des Jahres: „Die fröhliche Schwalbe auf ihrem Neste, Singend begrüsst sie den kommenden Tag,“ sagt ein welscher Dichter von ihr. Und wir Deutsche haben ja hunderte von Gedichten, welche sie verherrlichen. Eine so all- gemeine Achtung, eine so grosse Liebe kann nicht zufällig sein, sondern muss eine tiefere Bedeutung und gewichtige Gründe haben. Wir werden die letzteren leicht erkennen, wenn wir einen Blick auf das Leben der Schwalbe werfen. Von den sechs Arten der eigentlichen Schwalben, welche Europa bewohnen, geniesst vorzugsweise eine, die Rauch- oder Bauernschwalbe, Hirundo rustica L., jene hohe Verehrung. Sie ist das bekannte muntere, hübsch gezeichnete Thierchen mit den langen Flügeln und dem Gabelschwanze, dem blauschwarzen, schillernden Rücken, der rostgelben Brust, sowie der braunrothen Stirne und Kehle. Die Füsse kontrastiren in ihrer unbehülf- lichen Kürze, kaum vermögen sie den Körper zu tragen, zum Zeichen, dass nicht auf dem Boden, sondern in den Wolken der Schwalbe Weg und Wiege sei. Der innere Bau des Schwalbenleibes stimmt im Allgemeinen mit dem Bau der Sänger überein; eigenthümlich sind allen Schwal- ben der kurze Oberarm, der nur die Länge des Mittelhandkno- chens hat, und die am Seitenrand merklich eingezogenen Gau- menbeine; blos die Hirnschale ist luftführend, kein Theil des Knochengerüstes weiter. Ein Kropf fehlt. Es ist diejenige Art der Schwalben, welche ihr kunstreiches, oben offenes Nest in das Innere des Hauses selbst hängt. Die Rauchschwalbe vertritt in Mittel-Europa die Sippe der Edelschwalben, Cecopris. Man wird sie in Deutschland mit keiner andern verwechseln können. — mI ‚Schwieriger ist es, sie von ihren nächsten Verwandten zu unter- scheiden, welche ausserhalb Deutschland leben. Ihr eigentlicher Wohnkreis ist nicht gross. Sie findet sich ‚als Brutvogel in ganz Europa, mit Ausnahme des höchsten Nor- dens und ebenso in Nordasien, wird aber schon in Nordafrika ersetzt durch die ihr sehr ähnliche Rostschwalbe, Cecopris ca- hirica od. C. Boissonneante, welche namentlich in Egypten sehr häufig ist und nicht wandert, wie die Rauchschwalbe, von dieser ‚ vielmehr überflogen wird, wenn sie von Europa nach Süden wan- ' dert oder wieder von dort zurückkehrt. Auch die Hausschwalbe Nordamerika’s, C. americana, oder deren südliche Vertreterin, die Rothschwalbe, CO. rufa, stehen ihr nahe und selbst die Schwalbe der Inseln des stillen Meeres, C. neoxena, hat mit ihr, abgesehen von der geringern Grösse, viel Aehnlichkeit. In ihrer Lebensweise ähneln sich alle Edel- schwalben der Erde. Kurze Zeit nach ihrer Ankunft im April nimmt sie ihre ge- wöhnliche Wohnung in der Nähe des Menschen, sucht die alten Nester wieder auf, und erfreut nun durch ihr ansprechendes Wesen Jung und Alt. Die Schwalbe ist ein ausserordentlich _ munterer, flinker und kühner Vogel. Immer liegt ihr Gefieder schmuck an, immer ist sie nett, immer heiter, es sei denn, dass das Wetter längere Zeit gar zu unfreundlich wäre. Ihr Flug ist wunderschön, schnell, abwechselnd und gewandt, wie bei kaum einem andern Vogel. Sie schwimmt und schwebt gradaus und in allen möglichen Windungen, biegt mit unglaub- licher Sicherheit um Ecken und dergleichen, fliegt gewandt durch kleine Löcher hindurch, lässt sich in kurzem Bogen bis zur Erde oder auf den Wasserspiegel herab, verliert sich beinahe in den Wolken, überschlägt sich m der Luft, — kurz, sie zeigt alle Künste des Fluges in vollendetster Weise. Ruhe kennt dieser 'kecke Flieger nicht, er ist das leibhafte Perpetuum mobile, der Freischärler, der Beduine im Vogelheere. Es ist in der That nicht nur die Ausdauer und Schnelligkeit, sondern vorzüglich die Gewandtheit dieses gebornen Reisevogels, es ist die Kühn- 120 heit, Leichtigkeit und Sicherheit seiner Wendungen, welche uns in so hohem Grade fesselt und fast räthselhaft erscheint. Der Pterolog Silberschlag stand nicht an, demjenigen den Preis in der Mechanik zuzuerkennen, der den wunderbaren Flug der Schwalbe zu erklären vermöchte. Sie verrichtet aber auch fast Alles während dieser Beweg- ung. Fliegend erhascht sie sich ihre Nahrung, welche aus den verschiedensten kleinen Kerbthieren: Fliegen, Stechfliegen, Brem- sen, Mücken, Schnacken, Haften, Motten, Wicklern und andern kleinen Schmetterlingen, Käferchen, Spinnen etc. besteht, flie- gend trinkt und badet sie, indem sie dicht über dem Wasser dahinschiesst, mehrere Mal in dasselbe eintaucht und sich dann das Gefieder abschüttelt, fliegend singt und spielt sie, bisweilen ätzt sie selbst ihre Jungen im Vorüberfluge. Jedoch sieht man sie auch öfters an irgend einem hervorragenden Punkte sitzen, um sich zu sonnen, auszuruhen oder um zu singen. Ihr Gesang ist einfach und mehr ein Geschwätz ; dasselbe‘ ist aber in hohem Grade angenehm und gemüthlich — so ge- müthlich, dass das Volk nicht umhin gekonnt hat, es in seine Sprache zu übersetzen: | „lch wollte meinen Kittel flicken „Und hatte keinen Zwerrrn „Hatte nur ein kurzes Endchen, „Da musst’ ich lange zerrrn.“ Das tieferhörende Ohr des Dichters und des Volkes vernimmt‘ darin das Lied unschuldiger Freude, den süssen Wohllaut der Befriedigung, auch je zuweilen wohl ein heiter muthwilliges Ge- ' plauder. | Die lustigen Vögel machen Glossen über die am Brunnen schwätzenden Weiber im Elsass: | „Die rätsche un dätsche, un wenn sie heim kumme, so isch nienne ke Fünkele Fiir.“ | Aber öfter noch erklingt aus dem Schwalbengesang die Klage um den Wandel irdischen Glücks. Auch das Alterthum spricht einstimmig von dem Seufzen, dem flebile murmur, der Schwalbe. Jesaia 38. 14 steht: „ich winselte wie eine Schwalbe.“ P- 121 In einem serbischen Volksliede heisst es: „Nur die Mutter weheklagt voll Jammer, Doch melodisch, wie die Schwalbe, klagen Wird sie bis zu ihren letzten Tagen.“ So reichen sich die Völker aus Vergangenheit und Gegen- wart in Dichtung und Wahrheit gläubig die Hand. Am frühen Morgen eines anbrechenden Tages hört man in Bauerngehöften die Schwalbe stets zuerst. »Kaum kündet ein grauer Streifen im Osten den kommenden Tag“, sagt unser Naumann, »so hört man schon die ersten Vorspiele des Gesanges des von der Nachtruhe eben erwachten Schwalbenmännchens. Alles Geflügel des Hofes ist noch schlaftrunken, keines lässt einen Laut hören, überall herrscht noch tiefe Stille, und die Gegenstände sind noch mit nebligem Grau umschleiert: Da stimmt hier und da ein Schwalbenmännchen sein Wirb Wirb an, jetzt noch stammelnd oft unterbrochen; aber nach und nach entsteht ein zusammenhärgendes Lied daraus, welches der auf derselben Stelle sitzende Sänger mehrmals wiederholt, bevor er sich aufschwingt und im Auf- und Niederfliegen weitersingt. Bis es hiezu kommt, ist ein Viertelstündchen vergangen; aber nun erwachen auch die andern Schläfer, der Hausröthling girlt vom Dachfirst herab sein Morgenliedchen, die Spatzen lassen sich hören, die Tauben rucksen, und bald ist alles Geflügel zu neuem Leben erwacht. Wer sich öfters eines schönen Sommermorgens in einem ländlichen Gehöfte erfreute, wird beistimmen müssen, dass die Schwalben mit ihrem, wenn auch schlichten, so doch ‚fröhlichen aufmunternden Gesang, viel zu den Annehmlichkeiten ‚ eines solchen beitragen. | Bald nach dem Erwachen beginnt die Schwalbe ihre Jagd ‚auf Insekten. Bei schönem Wetter steigt sie ziemlich hoch in ‚die Luft, bei feuchtem streicht sie tief auf der Erde oder dicht über dem Wasser hin, weil Kerbthiere unter eben denselben Um- ' ständen hoch oder niedrig fliegen. Viehheerden folgt sie Stun- den weit, und dem Reitenden und Fahrenden oft auf grosse ‚Strecken. Eine schlimme Zeit tritt für sie ein, wenn es mehrere 122 Tage nach einander regnet und alle Kerfe sich festgesetzt haben. Dann fliegt sie wahrhaft ängstlich dicht am Gebüsch oder an den Häusern hin, um einzelne aufzujagen oder abzulösen, leidet aber erheblich von dem grossen Mangel an Nahrung. Nur ein solcher kann sie traurig machen, bei sonnigem Wetter ist sie überaus munter und neckt sich ohne Unterlass mit Ihresgleichen. Ihren Muth bewährt sie, sobald sich ein Feind naht. Beim Er- blicken desselben umkreist sie ihn mit heftig wiederholtem Rufe: »Biwist« und gibt hierdurch andern Vögeln“ ein Zeichen, auf ihrer Hut zu sein, den andern Schwalben aber die Losung zum Kampfe. Dieser wird allerdings nicht mit scharfen Waffen ausge- fochten, aber die Schwalben vertreiben doch oft genug den Räu- ber oder locken durch ihr lebhaftes Geschrei andere stärkere Gehilfen herbei. Auf den ersten Kampfruf versammeln sich alle Schwalben, die es hören; die eine ruft es der andern zu, und im Nu ist der fliegende oder laufende Räuber von einer ganzen Schaar der muthvollen, neckischen Thiere umringt und wird nun lautschreiend verfolgt und geärgert bis über die Grenzen des Gebietes hinaus. Durch ihre Gewandtheit im Fluge entgehen sie vielen Feinden, welche das Kleingeflügel im Allgemeinen be- drohen. Nur zwei unserer Raubvögel sind im Stande die be- henden Thiere zu fangen, es sind der Baumfalke, Falco subbuteo, und der Lerchenfalke, F\ aesalon. Beim Anblick dieser gefürch- teten Räuber ergreift die Schwalben ein peinlicher Schreck, und man hört jetzt anstatt des muthigen Rufes einen ängstlichen Laut »Delwilik< von ihnen, auch suchen sich alle so schnell zu retten als möglich. Die genannten Falken können die gewandten Thiere übri- gens nur dann erwischen, wenn sie plötzlich ungesehen unter eine Heerde stossen oder aber gesellschaftlich jagen, indem der eine Gatte des Falkenpaares die Schwalben verfolgt, und der andere ihnen auflauert. Ausser diesen Raubvögeln stellen noch Katzen, Marder, Wiesel, wohl auch Ratten, namentlich ihrer Brut nach. 125 Der Mensch befehdet diese nützlichen und in den meisten ‚Ländern geheiligten Vögel nur dann, wenn Rohheit und Gemein- heit — Erkenntniss oder edle Gesinnung überwiegt. Leider gibt es nicht blos in Spanien und Italien, sondern auch in Deutsch- ‚land Bubenjäger, denen wohl Götzenbilder, nicht aber Schwalben heilig sind. Die rohe Mordlust gewisser Vogelfänger setzt sich ‚über alles weg. In der Umgegend von Halle und in der Nähe ‚Wiens werden jährlich Hunderttausende von Schwalben vertilgt. Im Mai beginnt das Schwalbenpaar den Bau seines kunst- reichen Nestes. Dasselbe steht am liebsten innerhalb der Häu- ‚ser, stets unter Dach und Fach, gern an Deckenbalken oder an ‚Mauern dicht unter der Decke. Es ähnelt dem vierten Theil 'einer Halbkugel, welche an die Wand angeklebt ist, und besteht aus sandiger Schlammerde, welche beide Gatten von feuchten ‚Stellen klümpchenweise herbeiholen und nach und nach auf- mauern, und aus feinen Hälmchen von Stroh und Heu, oder ‚langen Pferdehaaren, welche zur bessern Befestigung eingeklebt ‚werden. Der untere Theil ist stets dicker, als der obere, ganz ‚den Gesetzen der Schwere angemessen. Inwendig ist das Nest ‚mit weichen Dingen, Federn, Haaren und Wollklümpchen, sowie mit zarten Hälmchen ausgefüttert. An geschützten Orten er- reicht es eine grosse Festigkeit und Haltbarkeit. Man kennt ‚Schwalbennester, welche 12—15 Jahre aushielten und jährlich zweimal gebraucht wurden. Freilich werden alle schadhaften ‚Stellen sofort auch gehörig ausgebessert und der ganze Bau so ‚immer in Ordnung gehalten. | In jedem neuen Frühjahr hat dann das Pärchen weiter nichts zu thun, als die Spinnweben und die verrottete Unterlage aus ‚dem Neste hinauszuwerfen und es neu auszupolstern, desshalb ‚legt auch ein Pärchen, welches sein altes Nest wieder beziehen ‚kann, regelmässig eher, als ein jüngeres, welches erst ein Nest bauen muss, wenn gleich dieser Bau von den eifrigen Arbeitern gewöhnlich schon binnen 6 Tagen vollendet wird. Oft sehen sie sich merkwürdige Plätze zum nisten aus. Naumann erzählt ‚von einer Rauchschwalbe, die ihr Nest in einer regelmässig be- 124 nutzten Schlafkammer auf das Fersenstück eines darin hangen- den Schuhes baute, und von einer andern, welche es zwei Jahre hintereinander auf den Winkelhebel eines Klingelzuges in dem Gange eines bewohnten Hauses setzte. | Ein noch merkwürdigeres Beispiel erzählt Herr Diaconus | Harter in Gotha: Die Wittwe eines Geistlichen hatte in einem hochgelegenen Gemach ihres Hauses frisch gestärkte Kleidungs- stücke aufgehängt. Das Fenster der Kammer ist halb offen, ein‘ Schwalbenpaar dringt ein und siedelt sich an einem der Unter- kleider an. Mit Schrecken gewahrt Tags darauf die Dame den Anbau. Sie reisst ihn herunter; als sie aber am nächsten Mor- gen das Werk theilweise erneuert sieht, gewährt sie den Luft- | | seglern den merkwürdigen Grund und Boden zur Niederlassung. | Das Schwalbenpaar brütete da wirklich Junge aus. | Als Abweichung ist anzuführen, dass in Peru die a seltenen Schwalben nicht an Häusern, sondern fern von den Städten, meist an entlegenem Mauerwerk nisten. Sie werden Palomitas de santa Rosa (Täubchen der hl. Rosa) genannt, wie es scheint ihrer Zierlichkeit und ihrer Tauben gleichen Schnelle j halber. | Die Eier 4—6 sind klein, rein weiss, von dem durchschei- nenden Inhalt etwas röthlich und mit vielen rothbraunen Punk- ten bestreut. Das Weibchen brütet allein, das Männchen bringt | ihm aber zuweilen Futter. Bei schlechter Witterung muss jedoch auch das Weibchen selbst nach Nahrung umherstreifen, und so kommt es, dass die Brutzeit sehr verschieden ist: bei guter Witterung schlüpfen die" Jungen nach 12 Tagen, bei schlechter oft erst nach 17 Tagen aus. Ehe sie Federn bekommen sind die kleinen Thierchen mit dünnstehenden langen grauen Dunen bekleidet und haben sehr breite, dick gelbgeranderte Mäuler, nach einigen Tagen heben | sie schon die Köpfe über den Rand des Nestes heraus. Gegen | das Flüge -werden hin sieht man die ganze Brut friedlich um den Rand des Nestes geschaart, um die Eltern hier zu erwarten und das Futter ihnen gleich abnehmen zu können. L} 125 | Eine solche Schwalbenfamilie gewährt einen reizenden An- blick! Die harmlosen Thierchen lugen so unschuldig fromm aus ihrem Neste heraus und sehen so munter in die Welt hinein, betrachten scheinbar so theilnehmend das Treiben der Menschen 'dieht unter ihnen, dass sie sich Aller Liebe erwerben müssen. ‚Die Eltern pflegen sie mit grosser Sorgfalt und halten nament- lich sehr auf Reinlichkeit. Nach ungefähr 14 Tagen sind die Kinder erwachsen und können nun den Alten ins Freie folgen. Draussen üben diese ‚sie zunächst im Fliegen ein und lehren sie dann ihr Futter selbst ‚fangen. Anfangs sind die Thierchen immer nach kurzem Fluge sehr ermüdet und setzen sich alle Minuten lang einmal dicht neben einander in einer Reihe auf einen hervorragenden Ast, um Jauszuruhen; bald aber wird ihnen das Fliegen ebenso spielend "leicht, wie den Alten. Mehrere Tage nach dem Ausfliegen kehren die Schwalben noch allabendlich mit ihren Kindern nach dem /Neste zurück; zwei Wochen nach ihrem ersten Eintritt in die ‘Welt sind die Kleinen aber selbstständig geworden und erschei- nen nun nicht wieder beim Neste. Dann machen die Alten zum zweitenmale Anstalt zur Brut, legen aber niemals wieder so viel ‚Eier, als das Erstemal. O. v. Kotzebue erzählt in seiner »neuen Reise um die Welt“: Als wir bei Kamtschaka vor Anker lagen, baute ein Schwalben- paar ruhig sein Nest nahe bei der Kajüte. Ungestört von dem ‚Lärm der Arbeiten auf dem Schiffe brütete das liebende Paar seine Jungen glücklich aus, fütterte sie mit der zärtlichsten ‘Sorgfalt und zwitscherte ihnen fröhliche Lieder vor. | Da entfernte sich plötzlich ihre friedliche Hütte vom Lande. |Sie schienen darüber in Erstaunen zu gerathen und umkreisten ängstlich das immer weiter eilende Schiff, holten aber doch noch "vom Lande Nahrung für ihre Jungen, bis die Entfernung zu "gross wurde. Da begann der Kampf zwischen Selbsterhaltung und Elternliebe. Lange noch umflogen sie das Schiff, verschwan- ‚den dann auf einige Zeit, kehrten plötzlich wieder, setzten sich ‚zu ihren hungrigen Jungen, welche ihnen die offenen Schnäbel | 126 entgegenstreckten und schienen zu klagen, dass sie keine Nah- Ä rung gefunden. Dieses Verschwinden und Wiederkommen dauerte) noch einige Zeit. Endlich blieben sie aus, und nun nahmen sich‘ die Matrosen der Verwaisten an. Mit ihren Stammverwandten in geselligen Kolonien sind: sie zu gegenseitiger Hülfe stets bereit: Lamark sah, da ein: Schwalbennest, gerade als das Weibchen Eier legen wollte, zer- stört worden war, 10—12 Schwalben aus der Nachbarschaft hin- zukommen, die aufs Eifrigste ein neues Nest bauten, und es im’ 1!/; Tagen zu Stande brachten, wozu ein einziges Paar 8 bis 12 Tage braucht. (Schmarda, Andeutungen, 8. 204.) Auch’ Moritz Arndt erwähnt diess in seinen Erinnerungen und Ge- | schichten (Schrift an und für meine lieben Deutschen, 3 Thl. S. 548.) als etwas häufig Vorkommendes und Bekanntes. — Wenn die Eltern eines Schwalbennestes getödtet werden, so werden nach‘ Inglis die verlassenen Jungen von den nächstwohnenden Schwal- ben geätzt. Ein besonders merkwürdiger Zug dieser Art soll Cuvier zuerst auf das Studium der Naturgeschichte geführt ha- ben. Cuvier, ein armer Student, war als Hauslehrer bei den Kindern des Grafen von Hericy angestellt und bewohnte mit | seinen Zöglingen ein altes Schloss zu Fiquainville. Eines Tages’ hatten diese auf dem Fenstersimse eine Schlinge gelegt, um eine Schwalbe zu fangen, welche Fliegen jagend die besonnten Schei- ben umschwirrten. Nach einigen Minuten fand sich der arglose' Vogel plötzlich gefangen. Die Schleife hatte einen seiner Füsse umschnürt. Er erhob ein schrilles Geschrei und bald sammelte: sich ein ganzer Schwarm von Schwalben und versuchte den Ge fangenen zu befreien. Aber vergeblich! jeder Versuch, mit der Schlinge davonzufliegen, zog diese nur enger zusammen und ver- mehrte noch die Schmerzen des Vogels. Auf einmal schwangen sich die Schwalben alle zugleich in die Höhe, kreisten in der Luft, stürzten dann herab und pickten mit den Schnäbeln auf die Schlinge, bis diese endlich zerriss und der befreite Vogel zwitschernd mit seinen Gefährten davonflog. — Etwas Aehn- liches erzählt auch Dupont de Nemours. 127 Anderseits lassen sie nicht selten ihr zänkisches Geschrei vernehmen, und die Jagdlust wohnt dem »frommen Vogel« so tief im Blut, dass er mitunter an den eigenen Genossen zum Dieb wird. Im ersten Theil der »Thierseelenkunde« wird fol- gendes Schelmenstück erzählt: Unter dem Portal des College de quatre nations bauten zu gleicher Zeit zwei Schwalbenpaare. Als eine der Schwalben bemerkte, dass die Baumeister des an- dern Nestes abwesend waren, eilte sie hinzu, stahl von dem frisch- bereiteten Mörtel, den sie aufgetragen hatten, verwendeten ihn an ihrem eigenen Hause und setzten diese Dieberei über eine halbe Stunde fort. Die Hausschwalben, die nun gewiss Jedermann kennt, sind in dem bereits beschriebenen Kleide in der Regel alle gleich, nur ist die Unterseite des Körpers beim Weibchen etwas blässer. Sehr selten kommen Abweichungen in der Färbung des Gefieders vor, zumal Ausartungen in weiss, über deren Entstehung wir noch keine sichere Erklärung finden. Unser thätiger Ornitholog Herr Leu hat für Augsburg zwei solche Fälle verzeichnet. Im Jahr 1829 wurde in einem Hause der Bäckergasse eine schneeweisse Schwalbe mit rothen Augen in einem Neste mit gewöhnlichen Jungen ausgebrüte. Am 10. Juli 1858 fand man in einem Neste der untern Stadt von drei jungen Schwalben, eines grauweisslich; sie flog aus und wurde mehrere Tage darnach beim rothen Thore erlegt. Sie sitzt bei der Gruppe in der Sammlung des Museums. Wo so auffallend gefärbte Schwalben vorkommen, erregen sie natürlich das allgemeine Interesse, der poetische Geist, der in dem Menschen wohnt, beutet sie dann auf seine Weise aus und sucht sie mit ausserordentlichen Begebenheiten in geheim- nissvollen Zusammenhang zu bringen. In Göttingen hat man am 14. April 1864 Schwalben gesehen, die seltsamer Weise ganz weiss waren; der Volksaberglaube schloss daraus auf einen kalten Sommer mit andauernden Nachtfrösten. (Das Volk ist immer abergläubisch.) 128 So machte eine weisse Schwalbe in Schlesien vor der An- kunft des Böhmenkönigs Ferdinand II. sehr viel zu reden und wurde allgemein als gutes Omen gehalten. Aber auch traurige Ereignisse sollten sie herbeiführen, denn als der jüdische König Antiochus sich gegen die Parther rüstete, sah man über seinem Zelte eine weisse Schwalbe fliegen und schon bei der nächsten Schlacht ward er von den Feinden erschlagen. Hie und da kommen solche Albinos vor nur mit dem röth- lichen Flecken auf der Brust. Von diesem braunrothen Flecken, dem Characterion der Hausschwalbe, weiss Ovid eine böse Ge- schichte zu erzählen: Tereus, König von Thrazien, war mit Progne, der Toch- ter Pandions von Athen, vermählt. Fünfmal hatte Titan be- reits den Umlauf des Jahres wiederholt, ohne dass Progne Je- manden von ihrer Familie gesehen und sie bittet den Gemahl, ihre Schwester Philomele kommen zu lassen. Tereus reiset ab um sie zu holen, und kaum hat er dem Schwiegervater seine Bitte vorgetragen, als die Jungfrau erscheint, schön wie eine Dryade oder die reizendste Najade der Wälder. Bei dem An- blicke dieser wundervollen Schönheit entbrennt Tereus in rasen- der Liebe und von dem Augenblick an kennt er nur den Einen Wunsch: sie zu besitzen. Mühsam seine Gefühle verbergend, erwirkte er die Erlaubniss Philomele zu ihrer Schwester zu bringen, aber er benützt selbe nur dazu, sein sorgloses Opfer in ein abgelegenes, von alten Wäldern verdunkeltes Landhaus zu schleppen und dort gewaltsam zu verführen. Philomele, wahnsinnig über ihre verlorene Ehre, verflucht unablässig den feigen Tyranen, der endlich erzürnt darüber, ihr mittelst einer Zange die Zunge herausreisst und sie also verstümmelt verlässt, um zu Progne zurückzukehren, der er unter erheuchelten Thränen erzählt, dass ihre Schwester gestorben sei. Der Gott des Lichtes hatte nunmehr die 12 Zeichen des Thierkreises durchwandert und ein Jahr war vergangen, ehe es der eingekerkerten Philomele ermöglicht ward, eine geheim- nissvolle Stickerei, worin durch eingewebte farbige Zeichen ihr 129 ganzes Elend und Tereus Schandthat zu lesen war, an Progne gelangen zu lassen. Die Gemahlin des grausamen Königs ent- wickelt den Teppich und lieset das Klagelied ihrer Schwe- ster. — Scham, Wuth und Verzweiflung stürmen auf sie ein und tödten beinahe die Aermste, aber das Bedürfniss nach Rache reisst sie wieder empor. Mit einer Schaar ihrer Getreuen eilt sie fort, die Schwester zu holen und der Zustand, in dem sie Philomele findet, facht ihre Wuth auf das höchste an. Sie will den Palast anzünden und Tereus in den Flammen um- kommen lassen, aber es scheint ihr das noch zu gering für die Schandthaten desselben; da kommt unglückseliger Weise ihr Sohn ı Itis herzugelaufen, ihr liebend die kleinen Arme entgegen- streekend. Die Aehnlichkeit mit seinem Vater erstickt in ihr alles Muttergefühl und mit den Worten: »Du bist Tereus Kind und würdest wie dein Vater!« greift sie nach einem Schwerte und stösst es dem Kleinen durch die Brust. Aber nicht genug, dass sie ihn getödtet, zerfleischt sie noch die zuckenden Glieder, reisst den Kopf vom Rumpfe und lässt die einzelnen Theile zu einem Mahle herrichten, das sie ihrem Manne vorstellen will. Nichts ahnend von dem Verbrechen, erscheint Tereus bei Tische und isst von seinem eigenen Fleische und Blute. Als er aber endlich nach seinem Sohne Itis verlangt, da konnte sichProgne ‚ nicht mehr beherrschen. »Du hast ihn gegessen«, schrie sie ihn ‚ an und plötzlich stürzt Philomele hervor und wirft dem Vater das blutige Haupt seines Sohnes ins Gesicht. en Din Mit wildem Geschrei stösst der Thrazier die Tische um, sich selber verfluchend als das Grabmal seines Kindes. Er ruft die mit Schlangen bedeckten Schwestern aus den Thälern des , Styx um Hülfe an und verfolgt mit entblösstem Schwerte die Hüchtigen Töchter Pandions. Diese aber hatten von den guä- ‚ digen Göttern Flügel bekommen, ein Federgewand umhüllte ihre Körper und Philomele flüchtete sich in die Wälder, während Progne, in eine Schwalbe verwandelt, bei Menschen und in Häu- sern Schutz und Zuflucht suchte. — Aber noch jetzt haben die ‚Kennzeichen des Mordes ihre Brust nicht verlassen. 9 130 Und jetzt noch schliesst sich die Schwalbe treu den Men- schen an; wo immer sich Kolonien ansiedeln, da findet sich die Schwalbe ein und bringt einiges Leben in sonst vereinsamte Gehöfte. Vor fünf Jahren war auf der Kampalpe (einer abgelegenen und nur von Kohlenbrennern und Waldhegern besuchten Alpe) in Steiermark ein alter Mann gestorben, der die letzten fünfzehn Jahre seines Lebens als wahrer Einsiedler, in einer aus rohen | Baumstämmen gezimmerten Hütte zubrachte, wo er durch den Erlös von Holzschüsseln und Tellern, die er verfertigte, seine Existenz fristete. Er hatte durch die ganze lange Zeit keine andere Gesellschaft gehabt, als ein Schwalbenpaar, das Jahr für Jahr sich bei ihm einfand und über seiner Schlafstelle brütete. Als im Sommer 1863 ein bekannter Wiener Tourist die wirklich malerisch gelegene Hütte aufsuchte, fand er das Nest leer. Mit dem Bewohner haben auch die Schwalben den Ort verlassen. Audubon zählt aus Nord-Amerika viele Fälle auf, dass an Orten, wo früher nie Schwalben gesehen wurden, diese sogleich sich einfanden, wie Menschen hinzogen, sie urbar zu machen. Und von dem gemüthlichen Zusammenleben der Menschen und Schwalben auf dem Lande singt Rückert: „Wie traulichen Verkehr hier Mensch und Vogel pflegen Sah ich, als beim Gehöft ich Obdach sucht’ im Regen. Die Leute waren aus, die Thür nicht zugemacht, Kein Hund, der bellte, nur die Schwalben hielten Wacht. Ich fand sie in der Stub’ als ich hineingekommen, Sie hatten am Gebälk, der Mitte Sitz genommen. Von hier die Thüre stand, von dort das Fenster auf, Dass ungehemmt herein, hinaus erging ihr Lauf. Doch unbedachtsam stört’ ich ihren freien Flug, Da ich das Fenster schloss, weil nass mich fror im Zug. Die Leute kamen, fanden ausgeschlossen Vom eingedrung’nen Gast, die alten Hausgenossen; Mit Pfeiffen öffnete das Fenster gleich ein Bube, Und eine Schwalbe kam geflogen in die Stube, Die andere folgt’ ihr bald und vom Gebälke nieder Sprühten sie übern Tisch ihr triefendes Gefieder. Es ist daher nicht zu wundern, wenn die Menschen diese 131 ihre treuen Freunde ganz besonders in Schutz nahmen, sie überall hegten und auf alle mögliche Weise schonten. Wo Schwalben in Sagen und Legenden vorkommen, haben sie beinahe immer die Rollen des Wohlwollens und der Theilnahme; in keinem Mährchen sprechen sie in unedlem Tone, überall gelten sie als Symbol des Geistes und der Seele, die frei durch endlose Räume sich bewegen. Es waren einst grosse Strafen ausgesetzt für den, der muth- willig eine Schwalbe tödtete, schon in den Psalmen finden wir sie als geweihte Vögel, wie Psalm 84. Vers 4. »der Vogel hat ein Asyl gefunden und die Schwalbe ihr Nest, wo sie Junge heckt, nämlich Deinen Altar Herr Zebaoth mein König und Gott.« Die Amerikaner glauben, dass in Folge eines Schwalbenmordes Kühe blutige Milch geben; selbst schon das Necken der Schwalben hatte die üble Folge, dass der Kühe und Ziegen Euter vertrock- nete oder es mindestens vier Wochen lang regnete. Bei den christlichen Völkern werden sie als Marienvögel verehrt und ist jede Beleidigung derselben als sündhaft verpönt. Nur die alten Römer waren nicht immer ihre besten Freunde. Sie machten es ihnen zum Vorwurf, dass sie nur wäh- rend der schönen Jahreszeit den Menschen erfreuen, in der bösen ihn aber verliessen. Horatius hielt sie für den Typus der Un- beständigkeit und bewundert die Menschen, die ihr trotzdem eine solche Kostfreiheit erwiesen. Sub eodem tecto ne habeas, sagt ein altes römisches Sprichwort. Die Alten meinen, man solle die Schwalben aus den Häu- sern abschaffen, weil sie soviel Geplärr und Zitschens machen, und weil der Wirth keinen Nutzen von ihnen hat. Denn wenn sie wegzieher , lassen sie nichts anderes zurück als Koth und Unflath, womit sie den Boden besudeln. In guter Zeit, in den Sommertagen, bleiben sie; wenn aber der betrübte Winter kommt, verlassen sie ihren Wirth als untreue Gäste. Es gibt zwei Thiere, die immer bei und um den Menschen sind und gleichwohl nicht zahm werden und sich angreifen las- sen, nämlich die Fliege und die Schwalbe. 9% 132 Dem Virgil war sogar ihr freundliches Gezwitscher zur Last, er schilt sie Plaudertasche, garrula und arguta. Ana- creon heisst sie zwar auch „AaAn‘‘, die Geschwätzige, und der Prophet Jeremias „Hagur“, Vielredende, aber jedenfalls in des Wortes freundlicher Bedeutung. Ganz besonders schlecht standen aber die Schwalben bei den Auguren angeschrieben. Als König Cyrus den Krieg gegen die Seythen vorhatte, träumte ihm von Schwalben, was als grosses Unglück gedeutet wurde, und als sich Schwalben auf des Pyrrhus Gezelt und des Antonius Schiff setzten, prophezeiten sie unglück- selige Niederlagen. Diese Abneigung der Römer den Schwalben gegenüber hatte sie aber doch nieht verhindert, sich eifrig nach dem wunderwir- kenden Chelidonius, dem Schwalbensteine, umzusehen, der sich vorzüglich bei jungen Vögeln und zwar in deren Magen und nur im Monat August finden lassen sollte. Der glückliche Finder eines solchen Steines, der von der Grösse eines Hanfkörnchens und von rother oder weisser Farbe sein soll, erhielt durch den Besitz das Glück, bei allen Leuten beliebt zu werden, von allen Krankheiten befreit zu sein, und selbst die schwierigsten Unternehmungen mit Leichtigkeit zu vollenden. Der Glaube an die Kraft dieser Steine ging auch auf die deutschen Völker über und erhielt später noch eine mediei- nische Bedeutung. So wurde er gegen fallende Sucht, bei Irr- sinn, gegen längeres beschwerliches Siechthum und überhaupt gegen alle körperlichen Schwächen angewendet. Da aber diese Steine gar zu selten gefunden wurden, so hatte man später die Schwalben selbst als Mediecamente benutzt. Man dörrte sie, pul- verisirte sie dann und gab Halsleidenden ein Quintel davon auf einmal zu nehmen. Gegen Halsgeschwüre wurde die Asche von verbrannten Schwalben benützt, und bei der Bräune wurde ein Schwalbennest klein gestossen in Wein gesotten um den Hals gelegt. In Paullini’s »heilsamer Dreckapotheke« nimmt der Schwal- benkoth einen wichtigen Platz ein. Dieser im Naturzustande 133 ätzend und zerstörend auf das Auge wirkende Stoff, wie wir aus Tobias Lebensgeschichte genugsam belehrt wurden, wird durch kunstvolle Destillation zu einem prächtigen Augenwasser, mit dem der wolfenbüttel’sche Leibmedieus wahre Heldenthaten in seiner oculistischen Praxis vollführte. Becheri schöne Verse führen uns die gesammte medieini- sche Verwendung vor: Die Schwalbe nutzet auch das kleine Sommerthier Zweimal 3 Stück es gibt der Apotheken hier Es ist absonderlich die gantze Schwalbe gut Hernach ihr Koht, ihr Nest, Hertz, Stein und auch ıhr Blut. Die ganze Schwalbe man zu einem Wasser brennt Der schweren Noth der Weg dadurch wird abgerennt Der Schwalben koht, der ist von aussen treiflich gut Im Fall ein toller Hund den Menschen beissen thut. Das Schwalben Nest das pflegt man umb den Hals zu binden Das Halsgeschwehr davor muss weichen und verschwinden. Der Schwalben Hertz, das lobt man in den bösen Leyd So man es isst wird man von dem Quartan befreyt. Der Schwalben Stein, so man in jungen Schwalben find Man hengt ihn an den Hals die Freiss er überwind, Es wird auch sehr gelobt das junge Schwalbenbhlut Man sagt es seye zu den Augen trefflich gut. Wir in der Jetztzeit benützen die Schwalben zu nichts an- derm, als dass wir uns von ihnen die schädlichen und lästigen Insekten, Fliegen, Mücken vertilgen lassen, was in ökonomischer Beziehung nicht gering anzuschlagen ist, wie diess ein Artikel einer illustrirten Wiener Garten-Zeitung beweist, worin der Ver- fasser haarscharf berechnet, dass eine einzige Schwalbenfamilie den Sommer hindurch 576,000, also über eine halbe Million dieses Ungeziefers verzehrt. Die Schwalben sind, wie das Volk sehr richtig begriffen hat, äusserst nützliche Geschöpfe, welche dem Menschen auch nicht den geringsten Schaden zufügen können. Und deshalb ist es sehr Unrecht, dass man sie in einigen Län- dern und Orten fängt, um sie zu essen. — Der kleine Bissen Fleisch, welchen eine Schwalbe gibt, verlohnt den Fang nicht, denn das Fleisch ist schlecht und gar zu wenig; um so unge- 134 gerechter ist es, so fröhliche Vögel dem Gelüste des Magens zu opfern. Im Käfig sieht man die Edel-Schwalbe selten; es ist zwar nieht unmöglich für kurze Zeit, immerhin aber nur mit grosser Mühe sie in Gefangenschaft wie andere Singvögel zu erhalten. Ein Freund des alten Pastor Brehm besass eine weisse Rauchschwalbe mehrere Jahre lang und erhielt sie mit gewöhn- Jichem Nachtigallen - Futter. Diese Schwalbe war jedoch eine Ausnahme, denn gewöhnlich sterben die Gefangenen sehr bald. Plinius X. 34 erzählt, dass die Schwalbe, wie die Taube, zur Ueberbringerin von Kriegs- und Siegesnachrichten gebraucht worden sei. Eine römische Besatzung, welche von den Ligu- stinern belagert war, schickte dem Fabian Pictor eine von ihren Jungen genommene Schwalbe, er sollte ihr an die Füsse einen Faden knüpfen und durch Knoten angeben, am wie vielsten Tage er zum Entsatz erscheinen werde, damit die Legion dann einen Ausfall machen könne. Es geschah und die Ligustiner wurden abgeschlagen. Die beneidenswerthe Fähigkeit unserer kleinen Freunde, bei der heranrückenden schlechten Jahreszeit zu verschwinden, und erst im Frühlinge wiederzukommen, und die dadurch aufgewor- fene Frage, wo sie überwintern, hat von jeher schon zu vielen und heftigen Streitigkeiten Veranlassung gegeben — Die un- wirthlichsten Lokalitäten hat man ihnen zu Winter - Quartieren angewiesen, die fabelhaftesten Metamorphosen mussten sie wäh- rend der kalten Jahreszeit durchmachen. Aristoteles und Plinius lassen sie in tiefen Thälern nackt und federnlos überwintern; andere Schriftsteller, wie z. B. Magnus Gothus, Erzbischof von Upsala, versenkten sie tief auf des Meeres Boden, wo sie in grossen Klumpen verkettet bis zum Frühlinge ruhten; Claudian verwandelte sie im Herbste in Fische und überlässt es den warmen Südwinden, sie wieder mit Federn zu bekleiden und in Vögel umzuwandeln. Die Idee, dass die Schwalben ım Meere überwintern, wurde nach Bodinus 135 zuerst von den Anwohnern und Fischern des baltischen Meeres angeregt, welche beim Suchen nach Bernstein ganze Knäuel von Schwalben angetroffen haben sollen — sie fand allgemeinen Glau- ben und eifrige Verfechter. Später wollte man überall solche Klumpschwalben gefunden haben. — Albertus Magnus schreibt, dass man sie zu tausenden in alten Eichbäumen gefunden, Hel- delin fand sie unter dürrem Laub und Moos, Ursinus und Ranzovius unter der Erde in Böhmen. Martin Luther be- stätigt wiederholt dieses Wunderwerk der Schwalben als etwas ganz gewiss Bekanntes und erzählt, dass er einmal in einem fin- stern Winkel seiner Kammer einen grossen Klumpen Schwalben gefunden, der in die Wärme gebracht sich entknäulte und leben- dig wurde, so dass die Schwalben im Zimmer herumflogen, was ihn zu einem wackern Sermon über die Auferstehung der Todten veranlasste. Noch 200 Jahre später wählte der durch seine heftigen Agi- tationen gegen Tortur und Hexenprozesse berühmt gewordene Professor Tomasius dieses Thema zu einer gelehrten Disputa- tion, worin er gegen alle anders Denkenden gewaltig loszieht und es besonders dem Anacreon nicht verzeihen kann, der in seinen Versen die Schwalben nach dem Flusse Nil oder in die grosse Stadt Memphis wandern lässt. Unter dem Schutze solcher Autoritäten hielt sich jener Glaube fort bis in die neueste Zeit. Endlich fing man doch an, an der physischen Möglichkeit derartiger Verwandlungen etwas zu zweifeln; nach und nach wurden Stimmen laut, welche es nicht zugeben wollten, dass so heissblütige Geschöpfe wie die Schwalben, Monate lang ohne Luft, Licht und Nahrung zubrin- gen sollten; die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Wanderung und Ueberwinterung in wärmeren Gegenden gewann immer mehr festen Boden, und als es bekannt wurde, dass der Prior eines Mönchsklosters bei Strassburg einem Schwalbenpaare, welches jeden Frühling zu seinem Neste im Klostergange gekommen, ein Zettelchen an die Füsse gebunden mit der geschriebenen Frage: „Ubi hiemasti?“ (wo hast du überwintert?) und nächstes Frühjahr 136 darauf die Antwort las: ‚In India in domo sutoris‘‘ (in Indien im Hause eines Schuhmachers), da hielt man die Ueberwin- terungsfrage für einen überwundenen Standpunkt. — Alle früheren Hypothesen hatten ihre Basis verloren und man lachte über die veralteten Ansichten, die Jahrhunderte lang für einzig wahr und unumstösslich gehalten wurden. Und doch hat bis zum heutigen Tage noch kein Mensch unsere Schwalben in ihren Winterquar- tieren beobachtet. Wir wissen nur soviel, dass sie sich — wie wir mit eigenen Augen beobachten können — alljährlich im Sep- tember zwischen dem 5 bis 15 in Gruppen zusammenfinden und dann gesellschaftlich zuerst gegen Westen und später nach Sü- den steuern; und dass sie — wie uns afrikanische Reisende er- zählen — um Mitte September in ungeheuern Schaaren in Egyp- ten ankommen, von dort aber ohne längeren Aufenthalt weiter- ziehen, und dass sie am 20. September in Handock in Nubien 18° 40° n. B. und in Kordofan 14—15° der Breite beobachtet wurden. Immer aber sah man sie noch im Zuge, immer rastlos südwärts eilend. Die Schwalbe soll nach einigen Angaben in der Stunde 10 Meilen, also an einem Tage 240 Meilen zurück- legen können. Dass sie in den Aequatorial-Gegenden an den Ufern des Senegal erst das gesuchte Asyl finden, ist wohl ohne Zweifel, aber wo und wie sie dort leben, ist wie überhaupt dort Alles noch unbekannt. Was sie bewegen mag, so ungeheure Strecken zu durch- reisen und zwar zu einer Zeit, wo die Sonne noch nicht an Kraft verloren und an Futtermangel noch nicht zu denken ist? Es ist eben jenes mysteriöse Ahnungsvermögen, das diese in hohem Grade sensitiven und mehr als andere mit meteorologischen, klimatischen und magnetischen Phänomen in Rapport stehenden Wesen so sehr charakterisirt und sie lange vor der Zeit der Ge- fahr diese zu fliehen treibt. Mit Eintritt nasskalter Witterung im September ziehen unsere deutschen Schwalben ab, sie sam- meln sich mit Bachstelzen und Staaren im Geröhricht der Teiche und Seen, ‚hier Ruhe haltend, bis bei Tagesanbruch sich das zahllose Heer, das man vielleicht Tags vorher noch auf dem E37 Kirchthurm versammelt sah, auf ein von mehreren Alten gege- benes Zeichen erhebt, wenige Minuten später dem Auge ent- schwindet und nun rastlos dahin — dem Süden zuzieht. Am Abend darauf nimmt eine neu angekommene Schaar wieder auf dersel- ben Stelle ihr Nachtquartier, und so geht es fort, bis der letzte Zug angekommen; daher kommt es, dass man versucht wird zu glauben, dass sie Nachts ziehen, oder dass die aus der Gegend selbst einmal abgezogenen nach einigen oder mehreren Tagen zurückkehren, verweilen und erst später sich wieder entfernen. Diess sind ganz bestimmt andere Schwalben, die weiter aus Nor- den herkamen, also etwas später daran waren und den voraus- gegangenen nachzogen. Es ist eine bekannte Sache, dass sich die Vogelzüge immer so ziemlich nach einander folgen, und muss es als eine sonder- bare Vermuthung bezeichnet werden, dass Schwalben, die bereits seit 12 Tagen ihre Brutzone verlassen haben und in dieser Zeit längst schon in Afrika angekommen sind, wieder zurückkehren sollen, um vier Tage später wieder fortzuziehen. Man hat sich getäuscht, wenn man einige Tage nach dem Abzuge der Schwal- ben wieder solche Züge sah und glaubte, es seien dieselben wie- der zurückgekommen. Unglücklich sind jene armen daran, die durch Krankheit oder andere missliche Zufälligkeiten verhindert werden, sich der Reisegesellschaft anzuschliessen, der sichere Tod erwartet sie. Frost können sie durchaus nicht ertragen. Wenn auch Spallanzoni’s etwas grausame Versuche mit Anwendung künstlicher Kälte nachwiesen, dass Schwalben, so lange das Quecksilber auf dem Gefrierpunkt stand, nicht litten, bei 8 Grad aber merklich ergriffen wurden und erst bei 13 Grad ‚erlagen, so haben wir Beispiele — wie im Juni und Juli 1855, ‚dass bei einer auffallend nasskalten Witterung eine Menge Schwal- ‚ben starben, sie fielen nicht selten frei aus der Luft todt zur ‚Erde herab, andere wurden ganz ermattet vom Boden aufgehoben. ‚Viele fand man klumpenweise auf Wollböden unserer Fabriken | * | | 138 zusammengekauert, vor Kälte, mehr noch übrigens vor Hunger erstarrt oder todt. An einem ersten Maitage des Jahres 1861 tödtete ein plötz- licher Frost von vier Grad eine Menge Schwalben. Es wurden viele Leichen davon gesammelt, um zu versuchen, ob es nicht blos ein dem Winterschlaf ähnlicher, lethargischer Zustand wäre, aber sie waren entschieden todt. Wie durch die angeführten Beispiele gesagt, kann es somit vorkommen, dass bei einer in guter Jahreszeit plötzlich eintre- tenden Kälte die Schwalben Zufluchtsorte suchen, hier in ge- wissem Grade erstarren und es ist nicht ganz in Abrede zu stel- len, dass sie wegen ihrer Lebenszähigkeit wieder aufleben mögen, wenn sie in die Wärme gebracht werden und Futter erhalten; von einem Winterschlaf aber ist bestimmt gar nicht zu reden. In nächsten Tagen dürfen wir hoffen, dass die Schwalben wiederkommen; über Wüsten, Meere und Gletscher finden sie den Weg zu den alten Nestern, und langen vor vielen ihrer be- schwingten Reisegefährten an, obwohl sie weiter fortgezogen als alle. Oft schwärmen einzelne Plänkler dem Heere voraus und werden wohl noch von den letzten Streichen des Winters ereilt, wesshalb denn neben ihrer gläubigen Frühlingsweissagung sofort jenes Sprichwort des Zweifels tritt: »Dass eine Schwalbe noch keinen Sommer machen soll«, welches beiläufig gesagt Aristoteles erfunden und sich im Munde aller Völker vererbt hat. Eine Anekdote aus dem Leben eines leider vor wenig Jahren verstorbenen Mannes dürfte hier eine Stelle finden. Ein bekanntes altes Cafe ist das Cafe Foy im Palais Royal zu Paris. Im Cafe Foy wird nicht gespielt, blos gesprochen und ge- lesen, leise gesprochen, laut gelesen, aber am Plafond ist eine” Schwalbe gemalt. Was will diese Schwalbe sagen? Diese Schwalbe ist jene »eine Schwalbe«, die in diesem Cafe Sommer machte. Das Cafe Foy war wenig besucht. Eines Morgens kommt ein Mann in’s Cafe, trinkt Kaffee, nimmt noch mehrere | | ———— | 139 Erfrischungen und will bezahlen. Er hatte seine Börse vergessen. Der Garcon will dem unbekannten Gaste nicht borgen; dieser sagt, man soll den Wirth rufen. Der Wirth kommt; der Gast erzählt ihm seine Verlegenheit. Der Wirth ist liebenswürdig und sagt: Bezahlen Sie, wenn Sie wieder vorübergehen. In die- sem Augenblick erblickt der Gast einen Farbentopf, der zufällig in einem Winkel stand. Er sagt zum Wirth: Ich werde Sie gleich bezahlen, nimmt Topf und Pinsel, steigt auf einen Sessel, den er auf’s Billard stellt, malt eine Schwalbe am Plafond und den Namen »Horace Vernet.« — Diese Schwalbe brachte dem Cafe Foy den ewigen Sommer voll Gäste. Die Schwalbe ist das Palladium, der Genius des Cafe Foy. Möchten auch uns die Schwalben einen schönen, einen glück- lichen und gesegneten Sommer bringen! Der Frühling erscheint noch vorerst und mit ihm alle ge- flügelten Bewohner Europa’s, welche durch Kälte und Hunger vertrieben die Gastlichkeit fremder Welttheile in Anspruch ge- nommen hatten. Und er naht heran der ersehnte Frühling, er muss kommen, das wissen sie, die befiederten Bewohner der Lüfte, was kümmert sie da unten das Treiben und Sorgen der Menschen, was kümmert’s die Schwalbe, wer das Haus bewohnt, wo sie einkehrt vom Mittelmeer bis weit über die Nordsee, ob Türk oder Christ, sie klebt ihr Nest friedlich unter das gast- freundliche Dach, gerade so girrt das Rothschwänzchen sein Lied- chen auf der Kuppel des Gotteshauses, unbekümmert, ob ein Halbmond oder ein Kreuz dasselbe überstrahle, — sie mögen klügeln und treiben, was sie wollen, die Menschen, die Natur geht ihren ruhigen und sichern Gang und hat immer Schutz und Hülfe, oder doch wenigstens Trost für ihre Kinder, wohl dem, der es einsieht und manchesmal aus dem frostigen Men- schengewühle in ihre Arme eilt und von ihrem kräftigen Puls- schlage erregt, frisch gestärkt dem Schicksalswalten mit ruhigem Blicke entgegensieht! - ‚Do ygor- enälk ten: lan: A eur aa re: an. ers ee me if te sk ah nahe re Beeren Dr u. ei Bilde teile ackıs Fe il Khuerhirrulinpeunakone ifo vor Bäläkıe ob une. 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A RR ve : } 1} ; [4 3 | : $ $ i $ [3 $ ; Inhalt. & t ker RAN ARENA e; Rechenschaftsbericht für die Zeit vom Mai 1865 bis Juni 1867 Beilage I. Verzeichniss der Zu- und Abgänge in der Mitglieder- zahl a 5 „ I. Verzeichniss erworbener Gegenstände „ IH. Rechnungs-Abschlüsse Bee a: Die Pflanzen in religiöser, abergläubischer und volksthümlicher Be- ziehung. Ein Beitrag zur Volksbotanik in Schwaben von Dr. Fr. X. Neidhart RE Ueber einige Dolomite und andere Felsarten aus dem Ries und aus den Alpen von Carl Röthe - Dritte Beiträge zur Flechten-Flora des N von Dr. N Ri : Nachtrag zu der im zwölften Jahresberichte veröffentlichten systema- _ tischen Uebersicht der Käfer um Augsburg von G. Kittel Nachträge zur Flora von Augsburg, zusammengestellt von Fr. Caflisch . RR ; Ueber die Schwalben. Eine Vorlesung im Maximilians-Museum, 25 halten am 27. März 1867 von W. Scheller Be on [N „ EA: ar De P: