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Se^i». ÜBER DIE
VERHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICH SÄCHSISCHEN
GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN ZU LEIPZIG
PHILOLOGISCH -HISTORISCHE KLASSE.
SIEBENUNDFÜNFZIGSTE El BAND.
1905.
LEIPZIG BEI B. G. TEÜBNER
As
Bd.57
INHALT.
Heft. Seite
I. A. Kost er, Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts. . . 1 A. Kost er, Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte in
Goethes „Dichtung und Wahrheit" 19
II. Eduard Sievers, Alttestamentliche Miscellen 2 und 3 . . . . 35 IE. Anton Naegele, Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos —
Patristisch-Literarisches zu K. Büchers „Arbeit und Rhythmus" 101
IV. Eduard Sievers, Alttestamentliche Miscellen. 4 und 5 . . . 144 V. Ludwig Borchardt, Der ägyptische Titel „Vater des Gottes"
als Bezeichnung für „Vater oder Schwiegervater des Königs" 254 VI. Richard Meister, Beiträge zur griechischen Epigraphik und
Dialektologie V 272
Hermann Lipsius, Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth 287
Ludwig Mitteis, Worte zum Gedächtnis an Moritz Voigt. . . 299
Verzeichnis der Mitglieder der Königlich Sächsischen Gesellschaft
der Wissenschaften I
Verzeichnis der eingegangenen Schriften VQ
SITZUNG VOM 11. FEBRUAR 1905.
Herr Stieda trug vor über das Aufkommen der Nationalökonomie
als Lehrfach an den Universitäten (für die „Abhandlungen"), Herr Sievers gab eine Fortsetzung seiner Alttestamentlichen
Miscellen, 2. Die Form des Jonabuches, 3. Zu Deuterosacharja, Herr Köster sprach über Sprechverse des 16. Jahrhunderts und
über die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte in Goethes
„Dichtung und Wahrheit", Herr Bücher legte eine Arbeit des Herrn Dr. Naegele vor: Über
Arbeitslieder bei Joh. Chrysostomos, Patristisch- Literarisches
zu K. Büchers „Arbeit und Rhythmus".
Nachdem das Kapital der Albert Socin - Stiftung im Betrag von 17872 Jt S3 A eingezahlt worden ist, wurde beschlossen, die Bewerbung um die dreijährigen Zinsen dieser Stiftung zum ersten Male zu Anfang des Sommersemesters 1908 auszuschreiben.
Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts.
Von A. Köster.
Es ist von den verschiedensten Seiten (Sommer, Drescher, Helm, Mayer, Englert u. a.) die Behauptung aufgestellt worden, die bekannten paarig gereimten acht- oder neun- silbigen Verse des sechzehnten Jahrhunderts seien mindestens bei Hans Sachs, vielleicht auch bei sämtlichen Dichtern des Zeitalters iambische Verse, die mit Vernachlässigung des natürlichen Wortakzents gebaut seien. Jüngst hat auch leider M. H. Jellinek (Sievers' Beiträge 29, 356 ff.) sich zu der gleichen Ansicht bekannt. Ich halte diese VorsteUung für eine der falschesten, die wir uns über die Verskunst des
Phil.-hist. Klasse 1905. 1
-
2 A. Köster:
sechzehnten Jahrhunderts bilden können und möchte nu wünschen, daß das Material, das uns zur Aufstellung voi Verstheorien für jene Zeit zu Gebote steht, noch oft revidier würde.
Gleich vorweg eine Frage: was soll man sich nacl Meinung aller jener übereinstimmenden Forscher unter iam bischem Rhythmus mit Vernachlässigung des natürliche) Akzents eigentlich vorstellen? Ich kann mir schlechterding garnichts dabei denken, und die Definition erinnert stark ai jenen Nähtisch bei Fritz Reuter, „woran noch de Bein tu dat Babengestell fehlen ded." An irgend etwas müssei Iamben doch als Iamben erkennbar sein. Und da gewil niemand Quantitätsgesetze, wie in den alten Sprachen, wir< geltend machen, so bleibt kein andres Merkzeichen für deutsch iambische Verse, als daß in ihnen je eine Senkungssiibe mi je einer Hebungssilbe regelmäßig abwechselt. Natürlicl sind gewisse Abweichungen von der allerstrengsten Norm, ge legentliche Akzentversetzungen u. a. erlaubt, wie dergleichei ja auch bei den fünffüßigen Iamben unsrer Klassiker vor kommt. Aber auf das numerische Verhältnis von Rege und Ausnahme zu einander kommt es an; sunt certi deniqui fines. Der Normalrhythmus muß doch vorherrschen. Rechne aber einer statistisch heraus, daß bei einem Dichter de; sechzehnten Jahrhunderts 75, und selbst 80°/0 aller seine: Verse dem iambischen Tonfall widersprechen, wie kann mai diese Verse, auch unter Zubilligung aller möglichen Frei heiten, dann noch als Iamben definieren? Ein himmelblaue! Tuch, das zu drei Vierteln schwarz ist, ist eben nicht meh; himmelblau.
Und dazu kommt ein Zweites: wenn man sich selbs einen Poeten vorstellen könnte, der sich bei bewußter An wendung des iambischen Rhythmus doch von Vers zu Vers immer neue Freiheiten gestattete und der in dieser Willküi eine Schönheit sähe oder schließlich das Gefühl dafür verlöre wie oft er in seinen Gedichten den gewollten Rhythmus-! zertrümmert habe, so sollten diese uniambischen Iambei
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Über Spkechverse des sechzehnten Jahrhunderts.
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doch eines Tages wieder laut gesprochen und dabei von den Hörern verstanden werden. Wie aber sollte das geschehen? Man spreche einmal ein Hans Sachsisches Fastnachtspiel streng iambisch, so geht das Verständnis, oder man spreche es nur nach dem Wort- und Satzakzent, so geht der iambische Tonfall verloren. Da hat sich denn beispielsweise Sommer geholfen, indem er eine auf die Spitze getriebene schwebende Betonung forderte. So ein Postulat nimmt sich auf dem Papier unschuldig und doch erlösend aus. Aber man tue einmal den Schritt von der Theorie zur Praxis. Ich habe zu wieder- holten Malen von Studenten, die gewiß so sprechgewandt waren, wie einst die Metzger- und Schustergesellen in Nürn- berg, Versuche mit dieser schwebenden Betonung gemacht; ein Fiasco war der Erfolg. Über ein paar Verse hin ließ sich der Eiertanz durchführen; dann strauchelte jeder.
Doch bleiben wir bei diesen bloßen Erwägungen und Versuchen nicht stehn; trachten wir festeren Boden zu ge- winnen. Die meisten Theoretiker tragen die Vorstellung von den Iamben als Normalrhythmus im sechzehnten Jahr- hundert gar nicht als Resultat ihrer Untersuchung vor, sondern nehmen sie a priori als richtig an. Nun hat es ja sein Gutes, gleichartige Erscheinungen an irgend einem Kontroll- maß abzuschätzen. Unsere Meter- oder Litermaße sind schließlich auch nichts als bequeme Normen, an denen wir uns stets orientieren können. Will einer alle Berge der Erde am Rigi kontrollieren, weil dieses Berges Höhenmaß so leicht zu behalten ist, so ist dagegen garnichts einzuwenden.' Nur gehe er nicht so weit, zu argumentieren, der Rigi sei als das Normalmaß aller Berge der Erde anzusehen, und die übrigen seien teils zu groß, teils zu klein geraten. Die Bequemlichkeit, die ein Kontrollmaß bietet, erhebt es noch lange nicht zum Normalmaß. Und das gilt auch für die Iamben im sechzehnten Jahrhundert. Gern kann man die einfache gleichmäßige Kurve dieses Verses als eine mittlere Orientierungslinie ohne weiteres gelten lassen, von der dann die Kurven anders gebauter Verse hier und dort nach oben
2 A. Köstek:
sechzehnten Jahrhunderts bilden können und möchte nur wünschen, daß das Material, das uns zur Aufstellung von Verstheorien für jene Zeit zu Gebote steht, noch oft revidiert würde.
Gleich vorweg eine Frage: was soll man sich nach Meinung aller jener übereinstimmenden Forscher unter iam- bischem Rhythmus mit Vernachlässigung des natürlichen Akzents eigentlich vorstellen? Ich kann mir schlechterdings garnichts dabei denken, und die Definition erinnert stark an jenen Nähtisch bei Fritz Reuter, „woran noch de Bein un dat Babengestell fehlen ded." An irgend etwas müssen Iamben doch als Iamben erkennbar sein. Und da gewiß niemand Quantitätsgesetze, wie in den alten Sprachen, wird geltend machen, so bleibt kein andres Merkzeichen für deutsche iambische Verse, als daß in ihnen je eine Senkungssilbe mit je einer Hebungssilbe regelmäßig abwechselt. Natürlich sind gewisse Abweichungen von der allerstrengsten Norm, ge- legentliche Akzentversetzungen u. a. erlaubt, wie dergleichen ja auch bei den fünffüßigen Iamben unsrer Klassiker vor- kommt. Aber auf das numerische Verhältnis von Regel und Ausnahme zu einander kommt es an; sunt certi denique fines. Der Normalrhythmus muß doch vorherrschen. Rechnet aber einer statistisch heraus, daß bei einem Dichter des sechzehnten Jahrhunderts 75, und selbst 80°/0 aller seiner Verse dem iambischen Tonfall widersprechen, wie kann man diese Verse, auch unter Zubilligung aller möglichen Frei- heiten, dann noch als Iamben definieren? Ein himmelblaues Tuch, das zu drei Vierteln schwarz ist, ist eben nicht mehr himmelblau.
Und dazu kommt ein Zweites: wenn man sich selbst einen Poeten vorstellen könnte, der sich bei bewußter An- wendung des iambischen Rhythmus doch von Vers zu Vers immer neue Freiheiten gestattete und der in dieser Willkür eine Schönheit sähe oder schließlich das Gefühl dafür verlöre, wie oft er in seinen Gedichten den gewollten Rhythmus zertrümmert habe, so sollten diese uniambischen Iamben
Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts. 3
doch eines Tages wieder laut gesprochen und dabei von den Hörern verstanden werden. Wie aber sollte das geschehen? Man spreche einmal ein Hans Sachsisches Fastnachtspiel streng iarnbisch, so geht das Verständnis, oder man spreche es nur nach dem Wort- und Satzakzent, so geht der iambische Tonfall verloren. Da hat sich denn beispielsweise Sommer geholfen, indem er eine auf die Spitze getriebene schwebende Betonung forderte. So ein Postulat nimmt sich auf dem Papier unschuldig und doch erlösend aus. Aber man tue einmal den Schritt von der Theorie zur Praxis. Ich habe zu wieder- holten Malen von Studenten, die gewiß so sprechgewandt waren, wie einst die Metzger- und Schustergesellen in Nürn- berg, Versuche mit dieser schwebenden Betonung gemacht; ein Fiasco war der Erfolg. Über ein paar Verse hin ließ sich der Eiertanz durchführen; dann strauchelte jeder.
Doch bleiben wir bei diesen bloßen Erwägungen und Versuchen nicht stehn; trachten wir festeren Boden zu ge- winnen. Die meisten Theoretiker tragen die Vorstellung von den Iamben als Normalrhythmus im sechzehnten Jahr- hundert gar nicht als Resultat ihrer Untersuchung vor, sondern nehmen sie a priori als richtig an. Nun hat es ja sein Gutes, gleichartige Erscheinungen an irgend einem Kontroll- maß abzuschätzen. Unsere Meter- oder Litermaße sind schließlich auch nichts als bequeme Normen, an denen wir uns stets orientieren können. Will einer alle Berge der Erde am Rigi kontrollieren, weil dieses Berges Höhenmaß so leicht zu behalten ist, so ist dagegen garnichts einzuwenden. Nur gehe er nicht so weit, zu argumentieren, der Rigi sei als das Normalmaß aller Berge der Erde anzusehen, und die übrigen seien teils zu groß, teils zu klein geraten. Die Bequemlichkeit, die ein Kontrollmaß bietet, erhebt es noch lange nicht zum Normalmaß. Und das gilt auch für die Iamben im sechzehnten Jahrhundert. Gern kann man die einfache gleichmäßige Kurve dieses Verses als eine mittlere Orientierungslinie ohne weiteres gelten lassen, von der dann die Kurven anders gebauter Verse hier und dort nach oben
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4 A. Köster:
oder unten abweichen. Daß aber das Gefühl oder Bedürfnis für iarnbischen Rhythmus wirklich im Bewußtsein der Dichter des sechzehnten Jahrhunderts gelegen habe, das gilt es erst ausdrücklich zu erhärten.
Diesen Beweis will nun Jellinek a. a. 0. erbringen; und mit ihm allein habe ich mich deshalb auseinander zu setzen. Sein Eideshelfer ist Adam Puschmann mit der zweiten Auflage (d. h. der dritten Bearbeitung) seines „Gründlichen Berichts" (1596). Um aber diesen Gewährs- mann recht zu würdigen und zu deuten, muß man sich stets vor Augen halten, was er mit seinem Büchlein eigentlich gewollt hat.
Puschmanns „Gründlicher Bericht" ist kein beliebiges Regelbueh für die Gesunden, sondern schon 1571 in der ersten Auflage als ein Ratgeber für die Kranken erschienen. Er führt uns in die Zustände des niedergehenden Meister- gesangs ein, der sich, seinen Zerfall vorahnend, ängstlich an die alten Vorbilder anklammerte. Nicht gegen die draußen stehenden Verächter des Meistersangs wendet sich Puschmann, denn diesen stehen eben so viele Verteidiger gegenüber. Aber die Feinde im Innern der Zunft machen ihm Sorge. Er selbst ist schon 157 1 konservativ gesinnt; die fabelhaften zwölf Meister aus der Zeit Ottos I, die als die Urheber der Tabulatur galten, sind ihm die Säulen aller zünftigen Dicht- kunst, und Hans Sachs, sein eigener verehrter Lehrer, ist ihm der Klassiker des Meistersangs. Dieser seiner eignen Partei gegenüber stellt uns Puschmann die mißliebigen Neuerer vor Augen, offenbar jüngere Meistersinger, denen die bisherigen Regeln und Strafen weder zahlreich noch scharf genug waren und die ihre größere Feinfühligkeit und iliren Eifer für die Kunst durch Erweiterung der Schul- register zum Ausdruck brachten. Beide Gruppen jedoch, die Hüter der alten Tabulatur wie die Verfechter der „Scherff- Artikel", stehen in sofern auf einerlei Boden, als es für ihre Dichtkunst wissentlich nur ein einziges Prinzip gab: nämlich die Beobachtung einer von Vers zu Vers geregelten Silben-
Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts. 5
zahl. Nichts mehr, nichts minder. Weder die Regeln, noch die Strafartikel, noch die Beispiele, die der Verfasser vorlegt, verraten irgend etwas andres als die Beobachtung einer festen Silbenzahl.
So war das Bild um 1 571.
In der Auflage von 1596 hat der aggressive Charakter des Buches zugenommen. Das Interesse des Verfassers für den strophischen Meistersang, der die Ausgabe von 157 1 fast ganz beherrscht hatte, ist zurückgetreten zugunsten einer Diskussion über den Sprechvers, d. h. über jene acht- oder neunsilbigen paarig gebundenen Reimzeilen, in denen die „Spruchgedichte" jedweden Charakters abgefaßt waren. Den beiden Gegnern der älteren Zeit, den Gemäßigten und den „spitzfündigen scharffen Singern", die sich aber schließlich doch noch unter einen Hut bringen ließen, war ein gemein- samer Feind innerhalb der Zunft erwachsen. Wohlverstanden: innerhalb der Zunft! Denn Puschmann hat seine Blicke nie über die Kreise der Meistersinger hinausgehen lassen, er redet auch bei diesen von ihm bekämpften prosodischen Neuerungen stets nur von Dichtern, die „die straffen vor- meiden", also sich den Tabulatur- Gesetzen unterwerfen mußten, und schließt seine Polemik ausdrücklich mit den Worten: „DEmnach in der alten löblichen deutschen Singekunst der Erbaren alten ersten 12 Meister Spaltungen gefunden werden zwischen den Meister singern zum theil ivelche den rechten verstand vnd grund dieser alten hinst haben \ vnd zum theil welche wenig daran vorstehen \ auch niemals recht davon haben hören sagen" usw.
Wir dürfen daher, was wir hier von Puschmann be- kämpft sehen, nicht beliebig verallgemeinern und etwa als Angriffe deuten, die von außen her gegen die Siugschulen unternommen wurden. Sondern seine Worte haben zunächst nur für die Zunft Gültigkeit, wenn auch selbstverständlich anzunehmen ist, daß die Neuerer unter den Singern manche Anregung aus andern Kreisen empfangen haben mochten.
Puschmann bezeichnet die neuen Versarten im Gegen-
6 A. Köstek:
satz zu den alten „genieinen" Versen als „scandirte" Verse. Und bei diesen Reformv ersuchen, die er mit einem Gemisch von Furcht und Hohn bekämpft, handelt es sich um nichts Geringeres, als um eine fundamentale Erschütterung der ganzen alten meistersingerischen Verskunst, um eines der bescheidenen Vorzeichen, durch die sich eine neue Kunstlehre fernher ankündigt. In keinem Punkte vermag der ratlose alte Meister diese Experimente mit dem Verfahren des Hans Sachs in Einklang zu bringen, das er auch jetzt noch für unübertrefflich hält. Und drum ist der Schluß Jellixeks ganz berechtigt, daß die Kunst des Hans Sachs das ge- rade Gegenbild dieser neuen Theorie darstelle und wir das eine Prinzip durch Negation des andern finden können.
Es kommt also alles darauf an, daß wir Puschmanns Worte richtig deuten; und das scheint mir Jellixek nicht überall getan zu haben. Ich will nun aber nicht seinen ganzen Aufsatz teils reproduzieren, teils widerlegen; sondern ich stelle meine Interpretation des Puschmannschen Textes ohne Polemik hin und ziehe Jellixeks Worte nur wo es nötig ist heran.
Puschmann ist aufgewachsen in der Tradition der „ge- meinen" Verse, wie sie Hans Sachs handhabte. Ihre Regeln zu erlernen, hat er weite Reisen gemacht, auf denen er manche Enttäuschung erlebt hat. Endlich ist er in Nürnberg vor die rechte Schmiede gegangen. Und was er dort so ganz aus dem Grunde begriffen hat, darin will er zum Heil der Kunst seine Nachfolger unterweisen. Wir dürfen also ohne weiteres annehmen, daß, so weit er von „gemeinen" Versen spricht, seine Lehre erschöpfend ist, und daß er, gerade weil er die Tradition bedroht und vieles Alte in Vergessenheit geraten sah, keine Regel verschwiegen hat; die überaus ein- fache Terminologie und Definition dieser Verse macht ihm gar keine Schwierigkeiten. Sieht man von den sprachlich- stilistischen Bemerkungen ab, daß nämlich die reichen und die zu oft wiederholten Reime, die Dialektwörter, die un- gebräuchlichen Synkopen und andre Wortverstümmelungen
Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts. 7
zu meiden seien und daß ein biblisches oder weltliches Zitat stets einen oder zwei ganze Verse umfassen müsse, so bleibt für das rein Rhythmische der „gemeinen" Verse als der Weisheit letzter Schluß nur dieses: sie zerfallen in stumpfe, d. h. mit einsilbigem Reimwort (besser Reimklang) endende Verse von acht (seltener sechs oder vier) Silben, und in klingende, d. h. mit zweisilbigem Reimwort (besser Reim- klang) endende Verse von neun (seltener sieben oder fünf) Silben.
Von den neuen „scandirten" Versen dagegen, deren An- wendung Puschmann für unmöglich oder für verfehlt hält, weiß er erst seit kurzem von Hörensagen. Sie sind in jüngster Zeit aufgekommen und noch wenig in Übung. Hier ringt er offenkundig mit der Definition, zumal da er an diesen Stellen ja auch zu den meisten seiner Leser von un- bekannten Dingen redet.
Könnte nun Puschmanns doppelte Stellung als Interpret zugleich und als Bekämpfer der „scandirten" Verse uns vielleicht im ersten Moment mißtrauisch machen gegen die Unbefangenheit seines Urteils, so muß doch bei längerem Zuschauen der Verdacht völlig schwinden. Der alte Görlitzer Meistersinger ist so von der Stichhaltigkeit seiner Gründe überzeugt, daß er nicht nötig hat, den Gegner herabzusetzen. Er hat die skandierenden Dichter selbst um ihre Regeln befragt (Inmassm ich es von jhnen selbst vernommen | wie sie es haben wollen \ das man deutsche 'Reimen scandiren solte), hat sich ehrlich Mühe gegeben, die neue Verskunst zu ver- stehen und sie sogar selbst probeweise ausgeübt. Freilich darf man von einer Definition Puschmanns bei seiner geringen Erziehung zu begrifflichem Denken und bei der Ungelenkheit der damaligen Sprache nicht die gleiche Präzision erwarten wie etwa von einer Definition des Aristoteles. Es ist daher unser Recht und unsre Pflicht, ihm zu Hilfe zu kommen, in der Art etwa, wie ich es vorhin bei den „gemeinen" Versen getan, wo ich ganz im Sinne Puschmanns das Wort „Reimklang" für „Reimwort'' eingesetzt habe. Denn die Praxis des Hans
8 A. Köster:
Sachs belehrt uns, daß unser Theoretiker gar nicht sagen will, es müsse jeder achtsilbige Vers mit einem einsilbigen Wort, sondern mit einem einsilbigen Reim, einer betonten Silbe enden; Worte wie vngerecht, verkert, vnderthan sind hier ebenso gut angebracht wie recht, kert, than.
Da bewahrt uns nun bei den „scandirten" Versen Puschmann selbst vor Irrdeutungen, indem er dreifach seine Meinung klarlegt: i) in prosaischer Erörterung; 2) indem er in „gemeinen" Versen noch einmal die Definition der „scandirten" Verse wiederholt; 3) indem er ein Paradigma in „scandirten" Versen mitteilt. Natürlich darf man diese dreifachen Er- läuterungen zu wechselseitiger Erhellung benutzen.
Puschmann beginnt: Die rechten scandirten deutschen Keimen oder versen sollen also scandiret vnd pranuneiret werden \ gleich wie man pfleget recht der hohen deutschen Sprache nach | orthographice zu reden \ vnd edle wort recht auß zu sprechen. Vnd nicht \ ivie etliche vndeutsche leute \ als Rolacken vnd andere \ welche nicht Recht deutsch gelernet \ oder auch wie etliche \ welche der hohen deutschen sprach noch gar vngemeß sindt \ pflegen zureden.
Aus diesen Worten schon, wie aus den späteren, folgert Jellinek: das Wesen der scandierten Verse besteht nach Puschmann darin, daß bei ihrem Vortrag der Wortakzent beobachtet wird. Da er nun aber die scandierten Verse in Gegensatz stellt zu den gemeinen deutschen Reimen, so folgt daraus, daß in diesen der Wortakzent nicht geschont wurde. Ich lese etwas ganz anderes heraus. Nach meiner Meinung sagt Puschmann: Wer deutsche Wörter anders ausspricht, als sie ausgesprochen, bezw. betont werden müssen, der ist ein undeutscher Mann, ist ein Polack. Nie und nimmer kann Puschmann es also gut heißen und lehren, daß in Versen irgend welcher Art der natürliche Akzent deutscher Wörter mißachtet und verletzt werde. Nur diejenige Inter- pretation kann daher richtig sein, die sowohl für die gemeinen wie für die skandierten Verse, obwohl sonst zwischen beiden ein großer Unterschied besteht, den Wortakzent schont.
Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts. 9
Daran müssen wir durchweg festhalten; polackisch darf in keinem deutschen Yerse gesprochen werden.
In den zitierten Worten redet nun Puschmann aller- dings von skandierten Versen, aber nicht von dem Gegensatz zwischen gemeinen und skandierten Reimen; sondern er fordert Wahrung des Wortakzents oifenbar mit Hinblick auf die antiken Vorbilder.1) Denn die ganze neue Verskunst des Skandierens ist damals doch, wie das Wort schon beweist, im Wetteifer mit den Dichtern des klassischen Altertums aufgekommen. Aus den Kreisen der Gelehrten und Halb- gelehrten, die gegen Ende des Jahrhunderts ratlos und tastend nach festeren Normen für die Verskunst auslugten, muß hier etwas in die Bereiche der Zünfte durchgesickert sein. Und da nun Puschmann, so gering seine Bildung war, sich gewiß aus Jugendtagen her erinnerte, daß dort, wo auch er wohl das „Scandiren" einst gelernt hatte, nämlich in den Versen der Alten, der Wortakzent unbeachtet blieb, so stellt er hier an die Spitze seiner Regeln gleich die Forderung: Mag man immerbin die Neuerimg einführen, auch deutsche Verse zu „scandiren", wie es die Griechen und Römer taten, — in Einem soll man deutsch bleiben und nicht polackisch, nicht griechisch, römisch, kurz undeutsch werden, nämlich in der Behandlung der Wortakzente.
Aus diesem Grimde eben, infolge dieser verschärften Forderung hält ja Puschmann das Dichten in skandierten Versen für so außerordentlich schwer und glaubt, daß von zweihundert solcher Versuche noch nicht zwanzig richtig gelingen würden. Und er wird in dieser Meinung bestärkt durch Erfahrungen, die er als Gesanglehrer gemacht hat. Wie es damals üblich war, bat er seine Schüler gewiß oft
i) Er bestätigt diese meine Auffassung dadurch, daß er nur für die skandierten Yerse die lateinische Bezeichnung versus gelten lassen will: Solche meinung von deutschen scandirten versen (wie man sie nennen soltc wem sie recht scandirt würden. Die ander gutte Reimen aber Jean man mit keiner billigleit versen heissen | sondern billicher deutsche Heimen oder Bithmos) teil ich .... vermelden.
10 A. Köster:
lateinische Oden, die natürlich nach den Regeln der Alten skandiert waren, singen lassen. Wollte man solche Texte in Musik setzen oder sie fertigen Melodien, die in Mensural- noten aufgeschrieben waren, unterlegen, so mußte man oft genug die ganze Herrlichkeit antiker Quantitätsbeobachtungen ignorieren und dafür selbst im Lateinischen den Wortakzent in sein Recht treten lassen, also aus einem
Sanctorum meritis inclyta gaudia
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frisch und fröhlich ein
Sanctorum meritis inclyta gaudia
X XX XXX XXX XXX
machen. Puschmann spricht diese Erfahrung deutlich genug aus: Dan so wenig ein wolgeübter vnd erfamer Musicus Lateinische Carmina \ der scansion nach kan vnter die figurat Noten setzen \ das sie alle der scansion nach können gesungen
iverden Gleich so wenig kan man auch deutsche scandirte
versen machen
Also: Beachtung des Wortakzents gilt für alle Sprech- verse. Der Unterschied zwischen gemeinen und skandierten Reimen muß anderswo liegen.
Puschmann fährt fort: Also vnd solche gestalt J ivelche Syllaben man in ztvey oder drei/ syllbenden Wörtern jm reden pflegt hinauf/' | oder herunter zuziehen \ dieselbigen sollen auch also scandiret, pronunciret vnd aus gesprochen iverden in Reimen oder Rithmis. Exempli gratia gelerten j bewerten. In den ziveyen ivorten \ wird die erste Sillaba vnten | die ander oben J die dritte wider vnten aus gesprochen. Oder in ztvey sil- benden Wörtern \ Als Hellten \ singen | vnd der gleichen Wörter \ da wird die erste Sillabe oben | vnd die ander vnten auß- geredet \ Solche klingende scandirte Reimen sollen nicht mehr noch weniger haben als 9. Sillaben | zu einem solchen scandirten Reimen könd man nehmen 3. ivörter \ da jedes solcher 3. sil- laben vermöchte. Oder man möchte drey zivosübige ivörter vnd am ende ein dreysilbiges wort nehmen | welche solcher massen würd außgesprochen \ Oder man möchte 4. ziveysilbige klingende
Über Sprech verse des sechzehnten Jahrhunderts. 11
wörter | vnd 1. einsilbiges \ damit der verss auch 9. Sil- laben hefte.
Einen Teil dieser Regeln wiederholt er nochmals in gemeinen Versen:
Die scansion der Deutschen Heimen \
Sol also regiren in gheimen \
Klingendt Heimen sol man scandiren \
Mit drey Silben sie thun regiren.
Die Erste silb bleibt vnten eigen \
Die mittelst Silb sol hinauff steigen
Die dritte Silb bleibt auch vnten \
In der scansion zu den stunden.
Das mus also drey mal geschehen \
In klingenden Reimen zusehen.
Drumb muß jeder klingendt Reim haben
Neun Silben die jhn thun begaben,
und fügt ein Paradigma hinzu:
Die deutschen reclit Reimen scandiren
Die sol man so Höhten und zieren
Au ff das man Accentum recht halte \
Die ivörtter in Reimen recht spalte. Das heißt also: Jeder skandierte klingend endende Vers muß genau wie der gemeine klingend ausgehende neun Silben enthalten. Innerhalb dieser Norm sind für ihn drei Formen möglich:
i) er besteht aus drei Silbengruppen (so dürfen wir Puschmanns Worte präzisieren; denn er selbst braucht in seinem Paradigma oft genug statt eines dreisilbigen Wortes' drei einsilbige oder ein zweisilbiges mit einem einsilbigen) von der Form xix, so daß der ganze Vers, amphibrachischen
Charakters
• t t
XXX XXX XXX
nur drei festliegende Akzente erhält; nach jeder Gruppe von drei Silben muß ein Wortende erreicht sein;
2) er besteht aus drei zweisilbigen Wörtern (oder Silben- gruppen) von der Form i x (denn die andre mögliche Form x x
X X X X X XX
' ' r
XX XX XXX
12 A. Köstek:
berücksichtigt Puschinann nicht), denen eine dreisilbige Gruppe von der Form xxx angehängt ist, also:
XX XX XX xxx
So entsteht ein Vers von wesentlich trochäischem Gefälle, mit vier festliegenden Akzentstellen;
3) er besteht aus vier zweisilbigen Wörtern (oder Silben- gruppen) von der Form * x und einer hinzutretenden Silbe, die natürlich (hier müssen wir Puschmann zu Hilfe kommen) nicht am Ausgang des Verses stehn kann, weil sonst das Ende nicht klingend sein würde, sondern die an den Anfang oder in die Mitte eingegliedert werden muß; also: a) ' ' '
/ XXX XX XX XX
oder b) oder c)
oder d) (= : Schema 2)
Von diesen sich ergebenden sechs, bezw. fünf Schemata hat nur 3a iambischen Rhythmus. Alle aber haben eine festbegrenzte Zahl unverrückbarer Stellen, an denen Wort- und Versakzent zusammenfallen muß. —
Von den stumpf ausgehenden skandierten Versen sagt Puschmann: Zu den stumpft scandierteu Heimen aber sol man nur acht einsilbige Wörter gebrauchen. Oder man nemc dar- zu 4. zweisilbige Wörter \ weiche flicht klingend sein vnd kein N. oder E. haben \ So fern du auch solcher Wörter haben haust | zu solchen stumpften versen muß man auch nicht weniger noch mehr \ als acht Silben haben.
Zu dieser unvollständig gebliebenen Stelle gibt er aber selbst die Ergänzung:
Ein stumpffer scandirter Beim fein \ Muß mit zwen silben scandirt sein. Die Erste silbe vnten leucht \ Die ander silb man hinauff zeucht \ Solches zu dem Ersten geschieht \ Zu dem andern nun den Bericht. Den ersten Silben heb hienauff \ Den andern laß herunter drauff.
Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts. 13
In allen Reimen hinauß gar \ Gleich wie man recht redet fürwar \ Der orthographiae recht nach In rechter hohen deutschen sprach \ Ein solch Reim hat der Silben acht I So er aber recht wird gemacht;
und fügt das Paradigma hinzu:
Gleich wie man redt auch sagt vnd spricht Die Wort recht aus vor dem Gericht Damit man thu der sach auch recht Vnd der anwalt nicht werd geschmecht.
Übersetzen wir uns auch diese Definitionen in unsere Sprache, so ergibt sich: der stumpf skandierte Sprechvers ähnelt wieder dem stumpfen gemeinen Verse in Einer Hin- sicht; sie haben beide einen Umfang von acht Silben. Aber der skandierte weist wieder drei Typen auf:
i) er setzt sich aus acht einsilbigen Wörtern zusammen, für deren Verhältnis unter einander Puschmann in seiner Prosa-Erörterung keine weiteren Angaben macht. Aus seinem Paradigma, Vers i, erkennen wir aber, daß diese Folge von acht einsilbigen Wörtern iambischen Rhythmus hat, so daß
sich das Schema ergibt:
/ / / /
xxxxxxxx
2) je zwei dieser einsilbigen Wörter können auch durch ein zweisilbiges von der Form J ersetzt werden; ja, es dürfen, wie das Paradigma zeigt, sogar diese zweisilbigen Wörter und die Gruppen zweier einsilbigen durch einander gebraucht' werden, nur daß stets der jambische Rhythmus
1 1 1 r
xx xx xx xx
bleiben muß. Schema 1 und 2 sind also im Grunde identisch;
3) die versifizierte Definition spricht noch von einer andern Struktur des stumpfen Verses: es kann nämlich die erste Silbengruppe von der Form xx ersetzt werden durch eine Gruppe von der Form x % so daß das Schema
14 A. Köster:
entsteht. Nur muß, wenn man diese Variation wählt, sie auch „in allen Reimen" an derselben Stelle (nicht an allen Stellen desselben Verses, wie Jellinek will!) durchgeführt werden, d. h. (was auch Puschmanns Paradigmata bestätigen) innerhalb eines Gedichts dürfen die verschiedenen Typen klingender und stumpf skandierter Verse nicht durch einander gebraucht werden.
Somit ergibt sich aus der gesamten Betrachtung: Über- einstimmend ist in den skandierten wie in den gemeinen Versen nur die festnormierte Zahl von Silben; im übrigen sind beide Gruppen gegensätzlich geartet. Das Wesen skan- dierter Verse besteht darin, daß sie eine ganz bestimmte Zahl festgelegter Stellen haben, an denen Vers- und Wortakzent zusammenfallen müssen, während in gemeinen Versen weder die Zahl noch die Lage der Akzente feststeht. In skandierten Versen ist die Verankerung der Versakzente das Primäre; der Versakzent zwingt die Wortakzente an diese deutlich be- zeichneten Stellen hin. In gemeinen Versen dagegen entstehen die Versakzente dort, wo zufällig Wortakzente sich einfinden. Der skandierte Vers hat geregelte Rhythmen, unter denen der iambische neben andern vorkommt; der gemeine Vers arbeitet überhaupt nicht mit festnormiertem Rhythmus. .
Wo man um das Jahr 1596 in solchen skandierten Versen gedichtet hat, wüßte ich nicht zu sagen. Mir sind Beispiele nicht bekannt. Die gemeinen Reime aber hat nach seines Schülers Urteil Hans Sachs am vollendetsten angewendet. Nun sehe man aber, wie großes Unrecht man diesem alten Meister tut, wenn man seine Verse als mehr oder minder mißglückte Iamben charakterisiert. Hans Sachs hatte im Bewußtsein nur den einen Grundsatz, daß stumpf endende Verse acht Silben, klingend ausgehende neun Silben haben müßten. Aber in der deutschen Verskunst wirken neben den im Bewußtsein des Dichters ruhenden Prinzipien stets noch andere mit, ohne daß er selbst es weiß. Denn die Sprache ist schon rhythmisiertes Material, ehe sie dem Versrhythmus Untertan wird. Und vor allem unsre deutsche Sprache bringt
Über Spkechverse des sechzehnten Jahrhunderts. 15
in zahllosen Sätzen den uns so bequemen iambischen Tonfall schon von vornherein mit. In aller Prosa, in allen nur nach dem Prinzip der Silbenzählung gebauten Versen stellt gerade dieser Rhythmus sich daher sehr oft ein, ohne daß eine Ab- sicht dazu vorhanden ist. Irgend einen Rhythmus muß ja auch der silbenzählende Vers haben. Und so sind denn in der Tat bei Hans Sachs zahlreiche iambische Reihen zu finden, die aber nur durch Zufall entstanden sind. Hätte der Dichter irgend die Absicht gehabt, diesen Rhythmus zum Normal- rhythmus seiner Sprech verse zu machen, so hätte er doch sicherlich im Lauf der Zeit bei zunehmender Gewandtheit die Zahl der iambischen Reihen vermehrt. Gerade das Gegenteil ist aber der Fall: während unter seinen Versen in der Früh- zeit gegen 75% iambischer Reihen zu finden sind, sinkt die Zahl im Alter auf 35 bis 4O°/0. Dadurch ist klar bewiesen, daß ihm dieser gleichmäßige Tonfall garnicht erstrebenswert und wollautend erschien; annähernd durchführen hätte er ihn sonst ja können, das beweist die Praxis seiner Jugend.
Und noch eine zweite Frage sei berührt: ob nämlich die Hans Sachsischen Verse eine bestimmte Anzahl von Akzenten aufweisen. Festgelegte Akzentstellen haben sie nicht, wie wir konstatieren konnten. Aber selbst bei wechselnder Lage mochte ja die Zahl — und da wäre zunächst an die Vier- zahl zu denken — stets die gleiche gewesen sein.
Auch hier ist wieder zu betonen, daß im Bewußtsein des Dichters die Rücksicht auf eine normierte Anzahl von Akzenten nicht lag; nur unbewußt könnte sie sich eingestellt haben. Es muß nun erfahrungsgemäß im Deutschen eine aus neun Silben bestehende Wortgruppe mindestens zwei Akzente tragen (Beispiel: die schrecklicheren Erscheinungen); als Höchstmaß können ihr, wenn sie nicht eine bloße Auf- zählung zusammenhangsloser Wörter ist, bei stumpfem Aus- gang sechs Akzente zuteil werden (Beispiel: Eins ist eins, zwei ist zwei, drei ist drei). Diese letzte Möglichkeit kommt jedoch für den Hans Sachsischen Neunsilbner, der ja stets klingend enden muß, garnicht in Frage, so daß also für die
16 A. Köster:
Verse dieses Dichters die äußersten Grenzen zwei und fünf Akzente sind. Diese Grenzen selbst finde ick bei Hans Sachs, soweit ich sehe, nie erreicht; ich wüßte keinen Acht- oder Neunsilbner mit zwei oder fünf Akzenten zu nennen. Verse mit drei Akzenten gibt es hie und da; sie sind jedoch ver- hältnismäßig selten. Die Regel ist, daß der Sprechvers bei Hans Sachs vier betonte Stellen hat. Das ist aber nicht ge- schehen, weil der Dichter sich einem Akzentgesetz verpflichtet fühlte, sondern weil die meisten achtsilbigen grammatisch geschlossenen Wortgruppen mit stumpfem Ausgang und die meisten neunsilbigen grammatisch geschlossenen Wortgruppen mit klingendem Ausgang im Deutschen auch in der Prosa bei sorgfältiger Akzentuierung vier Betonungsstellen haben.
Somit komme ich zu der Definition: der Hans Sachsische gemeine Vers ist ein Vers von acht oder neun Silben mit wechselnder Lage der Akzentstellen, deren Zahl, entsprechend dem Prosarhythmus der deutschen Sprache, in der Regel vier ist. Iambischer Tonfall stellt sich nur dort, und zwar zu- fällig, ein, wo er auch der deutschen Prosa gemäß ist. Er findet sich in Hans Sachsens Jugend doppelt so häufig, wie in seinem Alter.1)
Nun möchte ich aber ein Mißverständnis doch aus- drücklich beseitigen: der Hans Sachsische Vers ist durch- aus nicht der Vers des sechzehnten Jahrhunderts schlechthin; sondern hier werden wir noch eine Menge von Unterschieden, jeden mit eigenartiger Begründung, kennen lernen. Es tut uns not, daß die Verskunst einzelner Dichter ganz aus sich selbst erörtert wird, dabei aber die verschiedenen Untersuchungen eine auf die andere Bezug nehmen, hinsichtlich der Frag- stellung, Terminologie usw. Ein Herausgreifen und Ver- gleichen beliebiger kleiner Textstellen aus allerlei Dichtern bringt uns wenig Aufklärung. Es war z. B. ein verfehltes Unternehmen, wenn Helm den Kaiser Max, den dichterischen Epigonen, der sich das wohlgemeinte Konzept von höfischen
i) Ich freue mich, meine Anschauung auch jüngst durch Friedrich Vogt (Studien z. vgl. Literaturgesch. 5, 151 ff.) bekräftigt zu sehen.
Über Sprechverse des sechzehnten Jahrhunderts. 17
Sekretären korrigieren ließ, mit dem liebenswürdigsten aller Meistersinger und diesen wieder ohne tiefere Erläuterung mit Fischart, dem genialsten Virtuosen des Jahrhunderts verglich. Dabei konnte keine aufschlußreiche Statistik zustande kommen. Wir werden die Dichter nach ihrer sprachlichen und metri- schen Bildung gruppieren müssen: Dichter, die noch in der höfischen Poesie des Mittelalters belesen waren, sind anders zu beurteilen, als etwa meistersingerische Poeten; Männer, die sich an französischen Vorbildern geschult haben, unterstehen ganz anderer Betrachtung als etwa Humanisten, die sich stets an den alten Sprachen orientierten. Bei Sebastian Brant z. B. trifft im großen und ganzen das zu, was man an Hans Sachs so gern entdecken wollte. Brant wußte was Iamben sind; ihr Klang war ihm vertraut. Und so ist es gar kein Wunder, daß sich bei ihm etwa 8o°/0 reine Iamben finden, wobei aber wieder Eins zu beachten ist, was für jede metrische Untersuchung gilt: man darf den einzelnen Vers nicht will- kürlich aus dem Zusammenhang herausreißen; denn nicht nur sein Inhalt, sondern auch sein Rhythmus bekommt die rechte Deutung erst durch die Umgebung, in der er steht.
So ist noch viel für das sechzehnte Jahrhundert zu tun. Wenn das rhythmische Gefühl damals nur gering war, so muß man eben die kleinen Unterschiede um so sorgfältiger ins Auge fassen und zur Charakteristik verwenden. Am besten wird es stets sein, die Praxis der Dichter zu befragen und nur in zweiter Linie sich an die Theoretiker zu wenden. Denn zwischen Theorie und Praxis klafft ein weiter Raum. Wie würden wir etwa die Formen von Luthers Kirchenlieder- texten mißkennen, wollten wir uns die Deutungen von Johannes Clajus zu eigen machen! Vor allem aber bei den paarig reimenden Acht- und Neunsilbnern ist die Interpretation viel- seitig und schwierig; denn hier scheinen sich im sechzehnten Jahrhundert ebenso viele Traditionen zu durchkreuzen wie im achtzehnten Jahrhundert.
Druckfertig erklärt 28. IH. 1905.] Phil.-hist. Klasse 1905.
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte in Goethes „Dichtung und Wahrheit".
Von
A. KÖSTER.
Über Goethes Arbeit an „Dichtung und Wahrheit" und das Verhältnis dieses Werkes zu seinen Quellen sind wir durch die Arbeit Ton Alt trefflich unterrichtet. Die Tage- bücher des Dichters lassen uns das Vorrücken des Manu- skripts von Tag zu Tag verfolgen. Wie bei so manchem Unternehmen, so mancher Dichtung ist Goethe nicht in strenger Reihenfolge der einzelnen Teile vorgeschritten, sondern hat begonnen mit einigen mittleren Partien, die ihn zumeist anzogen und an denen er seine Kraft erproben konnte. Er hielt es mit den Worten seines Theaterdirektors: Das Mögliche soll der Entschluß Beherzt sogleich beim Schöpfe fassen, Er will es dann nicht fahren lassen, Und wirket weiter, weil er muß. Seine Universitätsjahre üben zuerst die größte Anziehungs- kraft auf ihn aus. Nachdem er mit kleinen Episoden aus seinen Jünglingsjahren begonnen und daraus sogar gleich „den Frauenzimmern" abends vorgelesen, finden wir ihn gegen Ende des Februar 1 8 1 1 mit der Leipziger Zeit beschäftigt. Damit hat er ein Garn zu spinnen begonnen, an dem er nun wochenlang fortarbeitet-, das Leipziger Triennium, der zweite Frankfurter Aufenthalt, die Straßburger Erlebnisse nehmen ihn in fortlaufender Folge bis zur Mitte des April iu An- spruch. Dann erst vom 16. April an bis zur Abreise nach
2*
20 A. Köster:
Karlsbad (12. Mai) beginnt wieder ein episodisches Arbeiten, ein Sammeln neuen Werkstoffes, ein Epitomisieren, bis in Böhmen mit beherztem Entschluß die Eingangsteile des ganzen Werkes angepackt werden und die Niederschrift nun recht in Fluß kommt. Dabei erweisen sich Einschaltungen vergessener Motive und „Translocationen" (24. Mai) immer wieder als nötig; auch der Stil und Vortrag des Ganzen wird an berühmten Biographen, an Plutarch und Herodot, abgeschätzt, selbst über Berechtigung der Fremdwörter discu- tiert (28. Mai) der gewissenhafte Autor. Und immer wieder schlägt er im Geiste die Brücken zu den späteren Teilen des Werkes, indem er vorweg die Episoden, die Bildchen im Bilde, die Ruhepunkte überdenkt. Diese Art des Arbeitens und Redigierens, dies Komponieren im eigentlichsten Verstand des Wortes, ist Goethisch durch und durch. Und gar gern möchten wir seine Manuskripte zu „Dichtung und Wahrheit" durchblättern und Belehrung aus seinen Erwägungen schöpfen, ja, selbst aus verworfenen Vorstudien den Wert der ab- schließenden Redaktion erst recht begreifen. Aber im Ap- parat der Weimarer Ausgabe (I, 26, 347) wird uns jede Hoffnung geraubt; denn es heißt dort: „Von Buch 1 — 15 ist kein Manuscript vorhanden; der handschriftliche Nachlaß besteht lediglich in biographischen Sche- mata, einzelnen Notizen, fremden Mittheilungen zur Lebensgeschichte".
Einen kleinen Teil nur des Verlorengeglaubten kann ich heute zur Stelle schaffen, ein Fragment des vierten Buches. Das Manuskript befindet sich in der Sammlung des Herrn Dr. Anton Kippenbeeg in Leipzig, der es mir ein- händigte mit der Bitte, in seiner Vertretung darüber zu berichten. Auf sechs gespaltenen Doppelfoliobogen grauen Konzeptpapiers und einem Blättchen ist die Stelle WA. 26, 204,11 bis 221,24 niedergeschrieben, mit vielen Korrekturen, alles von Riemers Hand, aus dessen Nachlaß die Blätter stammen.
Riemers Bedeutung für die Abfassung von „Dichtung und Wahrheit-' ist bekannt. Er war Goethes treuer Ge-
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte etc. 21
hilfe, für weite Strecken sein Sekretär, durchweg sein Be- rater bei der Revision der einzelnen Bücher. Welche Vollmacht der Dichter dem Ammanuensis einräumte, wissen wir aus einzelnen Briefen Goethes, die in die Briefbände der Weimarer Ausgabe aufgenommen sind; wie vorsichtig, taktvoll, und doch mit entschiedener Meinung sich Riemer äußerte, erhellt aus einem seiner Briefe, dessen Konzept sich ebenfalls in Dr. Kippenbergs Besitz befindet und das ich hier, da es meines Wissens nicht gedruckt ist und die Stellung des Jüngers zu dem Meister gut erläutert, mitteile. Es gehört allerdings erst dem Sommer 1813 an und ist die Antwort auf Goethes Brief vom 20. Juni 1813 (WA. Briefe 23, 367, No. 6572). Die letzte Feile fehlt dem Schreiben; es ist stellenweise noch sehr der Verbesserung bedürftig; zu der Stelle vom Hutabnehmen hat Riemer auch ausdrücklich an den Rand geschrieben: ntdjt gut genug. Ob der Brief wirk- lich abgeschickt ist, weiß ich nicht. Er lautet:
Stu. ©gceüenj
oerfäume nid)t mit erfter (Megenfjeit ben (Smpfang be§ SftjcptS jit oermelben unb meinen gefüfyiteften ©attf bafür au& subrüden, ba§ ©te fotd)e§ metner geringen iinfidjt anüertrauen motten, gdj fjabe baSfeföe fogleitf) burdjtaufen, um ben (Sinbrud be§ ®anjen auf einmal §u fya&en, unb merbe ntdjt oerfefjten e§ in biefen Xagen genau burd^ugefjett, unb öon ben mitgeteilten 3ßin!en unb Erinnerungen nad) beftem Vermögen ©ebraud) ju madjen.
2)ie Aufgabe ift frentid) fcfjr groft, menn nidjt ungeheuer: benn eä gehörte betinafje mteber ein Seben baju um ba§ erfte bettmfetlofe ober ruilbbemuftte, unb eben barum fo intenfioe, ausetnanberjmuideln. 2(ud) i[t ba§ Seben ja nidjt erft im 9(u§= lauf etwas, fonbern in jebem ^)urd)fcf)itttt fommt ba§ artigfte unb munberbarfte $abengebüb jum $orfd)ein, fo bafj man bte $urnire redjt bünn fdmetben mödjte, um ba& abmedjfelnbe ®e= webe be§ ©tamme§ in mannigfaltigen SDhiftern jur fd)önften Sftofaif verarbeitet p fernen. (Sin jebe§ ®tetcfjnift i)inft, unb itf)
22 A. Köbter:
meift red)t gut, bafj e§ bei) biefem nur ju fetrr ber ^-ali ift. 2Ba§ id) jagen moflte, ift nur biefc, bafs man ma§ in bie §ö()e gemacrjfen ift, nur fernen, befefyen unb überfein tarn, menn e3 fid) oor, um unb ueben \u\$ ausbreiten beliebt. Stber eä märe freüetfyaft meljr 51t verlangen, ja nur auf mefyr fic£) 51t nerfpi^en, als ber 3(utor un§ ju geben für gut befunben rmt. ©a§ eilfte 33ud) ergefjt fid) nod) in ber 93reite unb 2Beite be§ frönen ©Ifafteä; ba§ groölfte füfjrt un§ rafcf) burd) eine 2Ird)ü tectur mit oielen Slbtfjeihmgen ; mir möchten gern in biefen großem unb f (einem @emacf)ern länger oermeilen, in einigen um§ mof)l bequemtid) nieberf äffen, um gu fügten, mie e£ einem benn mol)I gu SJcuttje märe, menn man brin mofjnen unb Raufen bürfte; aber e§ ift, al§ menn mir nur burcf)gefür)rt roerben füllten, um ju einer grofjen $et)ertid)fett bie im Innern öorgetjeu mirb, eingeleitet gu merben. — SSie freue id) mid), auf ben erften ruhigen Slbenb, mo id) mid) in biefen fallen, «Säten, ßimmern unb ©emäd)ern üerfpäten unb fie fo^ujagen merbe burdjempfinben fönnen!
$)ie «Schreibart betreff enb, fo ftnb ©leidjförmigfeiten, b. i). S23ieberfet)r berfetben Uebergänge, gortfdjritte unb 5Ibfd)(üffe itidjt nur nicrjt §u üermeiben, fonbern notfjmenbig unb in ber Sad)e gegrünbet. £)enn fie liegen tfjeilS in ber Süradje, ttjeüS gehören fie jum (Srjarafter be§ StötS eines Sdjriftftetlers. [Am Rande, vielleicht hierher gehörig: ©er @ried)e, ber immer ©egenfä^e madjt, !ann oljne pev unb de feinen Safc fdjreiben. ©er $ranjofe brauet fein mais gemift häufiger al§ mir unfer „aber"; unb ber (ümglanber fein but mofjt mefjr als mir unfer doch.] ©in 2Serf öon langem 5ttfjem muf} fie fjaben, unb 53eränberung mürbe fogar gefugt erf deinen. 9Jcir fällt fie nid)t auf, alte «Sprayen fyaben fie; jeber «Scrjriftftetfer öon großem Umfang, je naiöer, um fo mefjr; al§ §omer, £>erobot, Xenopfjon etc. Sa fie machen ba§ (£f)arafteriftifd)e be§ SttilS; unb e§ mürbe gar feine ßritif eines alten Tutors möglid) fenn, menn er fid) fjierin nid)t gletd) unb treu bliebe. — Stimmt bod) jeber ben igut auf feine SSeife ab unb auf, getjt, fommt, oemeigt fid) nur auf feine 2Beife, olme barin ju üariiren; e§ fet) benn im «Sdier^. — 3d)
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte etc. 23
rebe nid)t einmal üon ber 9cotf)menbigfeit, bie in ben ©ebanfen fctbft liegt: bie bod) ein für allemal burd) bie ßategorieeu, in bie fie gehören, fo nnb ttidfit anberS eingeführt merben fönnen. — S(lle§ maS mir fjierin merben tlntn fönnen, mirb fetm, bafy mir ben SBorratt) unferer ÜDlonenS burd)gef)en, nnb biefelben nur nict)t gu naf) auf einanber brauchen, menn nidjtS barauf anfommt.
Sn Stbfidjt ber Sßerbeutfdjung gemiffer SÖSorte mürbe id) oon felbft bef)utfam gu Sßerfe gef)en, aus bem ©runbe, meil id) mir fonft einen Eingriff in bie eigentümliche 5(ufid)t nnb SDarftedungSart beS Sd)riftftellerS erlauben mürbe. ^iefj tft beiläufig ber ©runb, marum mir manchmal ein frembeS SSort mißfällt. SSenn ein $erfaffer ein fjerfömmlid) frembeS giebt, fo ift biefj öfters fo üiel als ein locus communis; nnb id) traue ifjm bod) im, bafj er bem ©egenftanb eine gang neue, überrafdjenbe, liebenSmürbige (Seite fjätte abgeminnen, fid) felbft oon neuem als fdjaffenb beurfunben unb unfre 5Infid)t ermeitem unb berichtigen fönnen. — 3d) metjne nidjt, bafj man frembe SBorte überfein muffe, ja aud) nur fönne; aber fefjr bin id) ber Uebergeugung, man fönne fie gang aufter Sd)mang bringen, ja einen iljr SDafenn oergeffen machen, burd) frifcfje unb unbefangene 21nfid)t ber $er= Ijältniffe ober £>inge, morauS benn einlebenbiger unb gefüllter 93egug ntcr)t nur auf ben (Srfinber, fonbern aud) auf bie ÜÖcitbenfenben entfpringt, ba baS frembe nur einen überlieferten unb {jiftorifdjen giebt. — [Durchstrichen: (Sure (Sjcelleng finb barin mef)r als ©iner 9#eifter; mie üieleS l)at 31)nen unfre Sprache barin gu öerbanfen, unb mie leid)t tft eS 3f)nen, menn (Sie fid) bafür interef firen , bie Surrogate foldjer 23egriffe, meiere (Sampe unb' ßonf orten auf ben $auf machen, burd) äd\tt (Srjeugniffe mit einemmal aufjer Srebit ju bringen.] 'Jüefi erfdjmert fretjlid) ba* Schreiben, meil man fid) baS ©lement gennffermafjen erft felbft macfjen muj3, ftatt es nur oorgefunben p oerarbeiten. Mein es möge biefj aud) nur in bebeutenben $äHen gefd)el)en, unb in fetierlidjem ©tut füfjtt eS jeber, ba% ein auSlänbifd)eS 2ßort jumal für Sachen beS gemeinen SebenS p abgetragen, ofme 28ürbe, ja nidjt einmal liebeöoll genug ift.
24 A. Röster:
Für das Jahr 1811, in das wir zurückkehren müssen, ist Riemers Hilfe vielfach verbürgt durch Goethes Tagebuch. Während des ganzen Juni waren beide gemeinsam so eifrig am Werke, daß der Dichter, als er am 28. des Monats Karls- bad verließ, die drei ersten Bücher von „Dichtung und Wahr- heit" völlig revidiert mit in die Heimat nehmen konnte und dort nur noch das Knabenmärchen vom neuem Paris zu diktieren und in das zweite Buch einzufügen hatte. Auch in der Folgezeit haben wir uns (das ist für unsre Fragmente von Wichtigkeit) Riemer fast stets an Goethes Seite zu denken. Nach dem Tagebuch sieht es freilich so aus, als sei er nur vom 4. bis zum 8. Juli bei dem Dichter in Jena ge- wesen und am 8. nach Weimar übergesiedelt. Er muß aber sofort wieder nach Jena zurückgekehrt sein, denn er schreibt in den nächsten Tagen und Wochen eigenhändige Briefe nach Goethes Diktat (vgl. WA. Briefe, Apparat des 2z. Bandes). Und so entsteht, hauptsächlich in Weimar zu Ende des Juli und zu Anfang des August, jene Episode, die uns beschäftigt und für die die Daten hier exzerpiert seien:
Juli 6. [Jena] Jüdische Antiquitäten . . . Alte Geographie. 14. Betrachtungen über das 4. Buch. 25. Erstes Buch Mosis und Geographie von Palästina. 27. [Übersiedelung nach Weimar.]
29. Schema der hebräischen Urgeschichte.
30. . . . Jüdische Antiquitäten.
31. Biblische Urgeschichte . . . Büchelchen des Pater Sacchi über die hebräische Sprache und besonders den Ursprung der Puncto.
Aug. 1. Zweyte Hälfte der Urgeschichte.
2. Palästina. Hebräische Sprache.
3. Palästina.
4. Israelitische Urgeschichte.
5. 6. 7. Einiges am 4. Buche.
8. 9. Revision des vierten Buchs. 10. Absendung des Manuscripts vom 4. Buch.
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte elc. 25
Wie ist es nun zu erklären, daß Riemer, durch dessen Hände doch offenbar das ganze Manuskript von „Dichtung und Wahrheit" ging, der alle Kopien zwar nicht selbst her- stellte, aber doch überwachte, nichts weiter hat retten können, als dieses eine größere Fragment, das allgemein zu den mindest interessanten und mindest gelungenen Partien des Werkes gezählt wird?
Ich muß gestehen, daß mir die Frage nahe trat, ob vielleicht Riemer selbst der Verfasser dieser Episode sei, ob Goethe den treuen Helfer beauftragt habe, etwa nach einer mündlich gegebenen Skizze den Auszug aus den Anfangs- kapiteln der Genesis zu machen, und ob dann der Dichter diese Arbeit nur mit dem Konzipienten durchkorrigiert habe. Denn auffällig genug weicht die Tinte sämtlicher Korrekturen von der der anfänglichen Niederschrift ab.
Aber die Vermutung hielt vor eingehender Nachprüfung nicht stand. Die israelitische Urgeschichte unterscheidet sich stilistisch in keiner Weise von den übrigen Partien von „Dichtung und Wahrheit". Sodann aber erweist sich das Riemersche Manuskript deutlich als Diktat, das streckenweise mit fliegender Hand hergestellt ist. Für den Charakter als Diktat ist entscheidend u. a. die Stelle 207, 28, wo in dem Satze „aber inbem Slbrafjam ju Hebron . . . bleibt" das Wort intern erst nachträglich durch einen verbindenden Strich aus in bem zusammengezogen ist.
Diese erste Niederschrift muß dann Goethe mit Riemer durchgearbeitet und ihm dabei wol selbst in den Text hinein- geblickt haben; dafür sprechen Verbesserungen von Fehlern, an denen nur das Auge, nicht das Ohr Anstoß nehmen konnte, wie 2ot statt Sott), 209, 18 beraubten, ^ortgefd)Ieppten statt beraubten, fortgefdjteppten; 210,22 neun unb neunzig statt 99. Bei dieser ersten Revision sind alle jene Lesarten ver- worfen worden, die ich am Schluß dieses Berichts in der Kollation mit dem Wort „urspr." bezeichnet habe, Wortwieder- holungen und Fremdwörter sind beseitigt, schmuckvollere Aus- drücke eingefügt worden (211,26. 213, $£ u. ö.). Aber auch
26 A. Köster:
größere Eingriffe nahm Goethe vor. Der ursprünglich weit- schweifige, lahme Satz 206, 12—16 erhielt seine jetzige Form; der Gebrauch des praesens historicum wurde S. 209 ein- geschränkt. Manche Sätze erscheinen in erster Fassung, z. B. 210, 3 fi'., dürftig und trocken, es gelingt Goethe nicht gleich beim Diktat alles; da fixiert er denn schnell die einzelnen Schritte mit ein paar schmucklosen Worten und gibt der Periode erst später größeren Glanz und Fülle. An einer Stelle wie 214,18 a. ist der jetzt so selbstverständlich erscheinende Gegensatz von Kriegsbrauch und Opferbrauch erst nachträglich herausgearbeitet worden. Und so sind manche aufschluß- reiche Beobachtungen zu machen. Nur eine Erwartung trügt: für die Frage, Avelche Quellen Goethe bei dieser biblischen Urgeschichte benutzt habe, ergibt sich garniehts; er scheint doch so gut wie ausschließlich das Alte Testament selbst, und keine Kommentatoren befragt zu haben.
Die Besserungen nun, für die sich Goethe, gewiß nach reiflicher Beratung, entschied, trug Riemer zunächst mit Bleistift in das Manuskript ein; stelin geblieben sind sie bei 208, 15 f., 209, 1.6.8, 215, 8 f., 217, 15 u. ö., wegradiert bei 206, 12 ff., 207, 10 f., 22 f., 208, 28, 211, 7, 214, 18 ff., 215, 23, 2 1 7, 2 u. ö. Und offenbar erst zu Hause — daraus erklärt sich der Gebrauch andrer Tinte — hat dann Riemer diese Bleistiftnotizen mit der Feder fixiert.
Druckreif aber war der Text damit immer noch nicht. Vielmehr beweisen zahlreiche Lesarten, daß nach der Riemer- schen korrigierten Niederschrift eine Kopie hergestellt wurde, die dann der Dichter abermals an vielen Stellen verbesserte. Und erst aus ihr ging das Druckmanuskript hervor.
So umständlich wie hier wird das Verfahren nicht bei allen Teilen von „Dichtung und Wahrheit" gewesen sein. Es hat vielmehr, was durch die vorhin mitgeteilten Exzerpte aus dem Tagebuche bestätigt wird, diese Episode außergewöhnliche Schwierigkeiten bereitet. Gerade deshalb aber, weil von ihr ein dreifaches Manuskript angefertigt wurde, konnte eines dieser drei in Riemers Händen und in seinem Nachlaß ver-
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte etc. 27
bleiben und uns späte Kunde von des Dichters künstlerischer Sorgfalt geben.
Ich teile nun die Varianten mit, unter denen ich aber Kleinigkeiten mehr der Riemerschen als der Goethischen Orthographie und Interpunktion nicht mit verzeichnet habe.
204, 14 einmal aus juerft
16 fjetligen] ^eiligen
17 ff. ba§ ... tjerüorging.] urspr. bafj eine lebhaftere $or= fteltung jenes fcfjönen unb fo üiel gepriesenen 2anbe§, jetner Umgebung nnb 9cadjbarfd)aft, fo mie ber SBölfer unb ber ©reigniffe, meiere jenen %kd ber (Srbe burd) Sa^rtaufenbe l)inburd) öertjerrlidjt fyaben. Dann: bafs üon jenem .... Sanbe .... eine lebhaftere SBorftellung in mir hier bricht der Satz ab.
25 f. Urgefd)ttf)te] urspr. 9ßeltgefd)tcrjte
27 mannigfaltig] mannigfaltig
28 f. Slnfiebetungen geeignet,] urspr. Slbänberungen ©elegen=
fjeit gebenb
205, 1 öor unfecer] urspr. un£ öor ber
2 mar aus nmrb
3 (Srbe] urspr. SBelt
5 entmicfeln,] entmidien,
6 gugteidj] gleich
7 p] urspr. follte er
13 ber] urspr. iljrer
14 greuliche] gräuliche
15 ber ... tmterlänbtf<f)e ÜBoben] urspr. bte ... @rbe
17 Kein Absatz
rq blieb;] ift (aus mar) nodj übrig geblieben;
festen] ftfjeint urspr. ber Sauf festen ben anbern
2 3 f. fid) auf alle Strien ju nähren unb jn befdjäftigen,] urspr. §« allen Wirten ber 9ial)rung unb $efd)äfttgung, die Änderung nur mit Bleistift skizziert
24 aber fehlt urspr.
25 oerfammeln] tterfammlen, 28 nötigte aus nottjigten
28 A. Köstk.r:
206, 1 fogleicfj aus fobalb
3 laffcu; fie] urspr. {äffen. Sie
5 Sßerfud)] urspr. grofce $erfud)
6 jenes erfte SBeftreben.'] urspr. ber erfte. 8 30?enftf)en] Golfer
11 abermals fehlt urspr.
16 bereinigen.] urspr. ccmftituiren.
Der ganze Satz 12 ber fo gtücftid^ tft , ... bis 16 üer= einigen lautete urspr.: fo merfmürbig als ber erfte, aber gtüdlicfjer als biefer. @r prägte feineu Sftacfjfommen einen entfcfjiebenen (Sljaracter auf. @ie galten lange, feft unb reblid) Rammen, unb felbft gerftreut »erben fie burtf) ben (Glauben itjrer Später me^r jufammen^ gerufen, tierbunben, jufamntengefjatten, als jene burd) ein ©ebäube baS bis in ben jpimmet reidjte, jemals unter fiel) tjätten üerfnüpft werben fönnen.
23 jiemlid) bewofjnt.] bewohnt genug.
24 ftetnidjt] fteinig
24 f. üon öielen bewäfferten, bem 5(nbau günftigen £fjätern| urspr. bürde) tüele bewäfferre, ben Pflanzungen günftige SDjäter
26 ff. lagen ^erftreut £l)alS,] urspr. waren Saales
§erftreut
27 Slbtyängen] ben 5(bf)ängen
207, 1 3Selt noefj] Sßelt war noerj
2 f. nidjt auf ben ©rab .... tfjätig,] urspr. rticfjt
tpttg genug, 5 erftredten ficr) grofje Zäunte,] urspr. jogen fidj grofje
Zäunte fnn, q lange] lang
10 f. balb $u= balb abnimmt,] urspr. ungemifj bleibt, 11 niemals] nie 1 1 f. fid) niemals . . . erhalten,] urspr. nie . . . bleiben fönnen,
17 uns] uns nun
21 ©rbe] urspr. SSSett
22 wert!) gemorbnen] urspr. merttjen
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte etc. 29
23 f. mit beerben .... üermerjreu.] urspr. fefjen mir ficf) rjin unb tuieber bewegen.
26 auigeftcmbne] au§geftanbeue
26f. faffctt fie ... gu trennen.] urspr. trennen fie ficf) t>cm einanber.
27 §roar fehlt urspr.
208, 1 ben] bem
5 Sljp^altfecg] SlSprjaitäfeeeä
6 mufj; um] mu|, um urspr. mufj. Um
7 meit aus a(§
8 als 2öeitf)iinge unb $ret>(er berüchtigt,] urspr. afä tueidi- ticfje unb freoetrjafte 9Jcenfcfjen erfcrjeinen, unb
q üppige^] urspr. reicrjtitfjeä 10 jeboct)] aber
15 SBejirfen] urspr. ©egenben
15 f. bie ... umgerjen bürfen] urspr. bie fid) ... unter= galten bürfen
17 ^nriefpradje] urspr. |un- unb mieberrebe ifmen aus Seiten
19 SRebentüelt] urspr. SSelt
20 im @an§en vuofjl] im ©an§en,
21 gleiten modjte.] gteicfj
27 früb] früfye
28 f. unb . . . geben.] urspr. unb un$ ein SBorfpiel großer
Saaten geben.
209, 5 jin^bar] sinnäbar
6 enbticf) fehlt urspr.
7 rüfteten] ruften
8 auf einem äöege, auf bem marjrfd) einlief) audj] urspr. ungefähr auf bem SBege auf meutern
9 gelangte.] urspr. gelangt. 10 untern] unteren
mürben] merben 12 f. SBüfte, fobann .... fcrjtägt er] urspr., aber gleich beim ersten Diktat verbessert: Söüfte. (ÜSr fdjtägt
18 befangenen,] befangnen beraubten aus beraubten
30 A. Köster:
i9 gortgefd)lepfcten aus fortgefdjleppten
20 als ©aft fid)] fid) als ©oft
22 Ärieger unb] ftrieger, als
24 Sieghaften,] ©iegenben,
27 maud)em] 9Rand)em aus mand)em
210, 2 23efd)üfjer, als] Söefdjüfcer als
2 f. feine Uneigemtüfcigfeit] urspr. feinen Uneigennufe
3 ff. Lanicor Sßriefter.] £ie Könige beS £$afö ban=
len it)m, 9tteld)ifebef fegnet iljn.
10 f. feinen unmittelbaren SeibeSerben] feiner unmittelbaren
SRadjfotmnenfdjaft
11 mi^lid)] tntSücrj
13 ungebulbig:] ungebulbig;
14 (Sitte] urspr. SSeife, ifjre über bie
14 f. einen 9cad)fommen aus eine %lad)t ommenfcfjaft
15 f. ^auStjerm] £>auSf)erren 20 l)öl)em] fjörjeren
24 nod) immer] immer
am (Snbe] urspr. §ule|t
25 ©atten] urspr. (Seeleute
211, 2 f. bis in bie ©erjeimniffe ber Familien] urspr. bis ju
ben geljeimften $amiliengefd)id)ten 3 genötigt;] urspr. üeranlafjt,
7 bie el)etid)en ©reigniffe] urspr. bie (Sreigniffe ber (Stjen rjier fehlt
8 lange] urspr. Diele
9 üielen] fielen aus uielen
10 f. fid) in feinem fjunbertften als ©atte] in feinem r)unbert= ften fid) als ©atte aus fid) in feinem fyunbertften ®atte
n ^meier] beide Male urspr. öon §Wet) als Sßater] urspr. Spater
13! öon stnei] jmetjer
14 gegen einanber über] urspr. gegen eiuanber ftetjenb
15 burd) ©efe£e, ^erlommen unb Stteinung] urspr. burd) bie SDietntung, burd) (Sefe&e, Sperfommeu
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte etc. 31
17 5tbraljam] urspr. Sl&raljam feljr lotber SSitlen
24 SBolf] SSolfe
26 ©rängen aus ©ränge
in Erfüllung getje.] urspr. erfüllt merbe. 27! ßroei Altern in Sauren unb ein einziger fpätgeborner
©olut:] urspr. ßmet) klettern unb ein ©orjn: 28 man botf)] man fid) bod)
212, 1 erroarten! ßeineSmegä.] erwarten. Äeine3roeg§! 2 £immlifd)en] urspr. ©ottfjeiten
6 ollaemeine über der Zeile, aber doch dem ersten Diktat angehörig
7 befonbere geoffenbarte] befonberä offenbarte « entwideln,] enüoicflen;
13 bafj fie früher in bem menfd)lid)en ©emütfie entfprungen, |
ba£ fie bie erfte fet), bie in bem menfd)lid)en ©emütbe
entfpringt, 15 t*. auf ber Überzeugung einer allgemeinen] auf bem
©tauben an eine allgemeine 17 leite.] urspr. leitet. 19 geoffenbarte,] offenbarte,
befonbre] befonbere
23 bei aus jebe§ entroideln.] entmidlen. Sie] @r
24 Überlieferung, ^errommen, Ü8ürgfd)aft] urspr. Ueber= lieferung, ©arantie, ^erfommen, 23eroäf)rung
26 tSraelittfdje Überlieferung] urspr. ifraetitifdjen Ueber= lieferungen
27 f. Scanner, melcrje biejer befonberu S8orfet)ung oertrauen]
urspr. ©laubigen an biefe befonbere 23orfel)ung, bie mit ben ©ötteru in fo fefter (?) S3erü§rung ftefjen
213, 1 barftetlt,] urspr. barftellten,
1 f. roetdje oon jenem froren Sßefcrt, bem fie fid) abhängig erlernten, alle unb \tt><t ©ebote] bie oon jenem fjoljen sißefeu fidj abhängig erfennen, alle unb jebe ©ebote urspr. bie jenem (aus jenes) fjofjen äBefen, ba* fid)
32 A. Köster:
itmen günftig eriueift, oon bem fid) abhängig anerkennen, unbebiugt tiertrauen unb feine (Gebote 4 f. abzuwarten nict)t ermüben.'j abzuwarten.
12 freiefte] fretifte
i7 ®auer unb ©idjertjeit oerfprad). | feft unb gefiebert fcbieu.
23 angefetjn] angefeben
24 bem ©täbter] ben ©täbtern
25 er aud) ficfj wieber oon biefem ah.] biefer fid) (aus fid) biejer) tuieber oon jenen ab.
214, 1 ©rgoäter. Stjre] ©rjoäter; it)re
7 mebr at£] at§ Der ursprüngliche Ausfall des ber nach al§ war nur Schreibfehler
13 menfcbticb, febön unb beiter] menfcfjüd) better unb febön
16 worein urspr. wobin
17 Kein Absatz.
burd) ba% SBtut, burd) ben £ob] urspr. burd) t>a$ fieben, burd) ba§ S3tut 21 eben fo] auf eben biefe SSeife
23 aueb bafj] bafj
24 immer] immer aud) aus aud) immer
25 burd) ©etöbtetes] urspr. auf biefe 2Beife
26 f. fid) gfeicbfaüsT] gteiebfatte fid)
215, 5 gewibmet] urspr. §u einem Opfer gewibmet
8 biejenigen, bie] bie
9 mit ber ©ottbeit einen 23unb fdjüefjen wollten.] urspr. ben 23unb fdjüefien wollten, entweber unter einanber ober mit ben ©Ottern.
Die ganze Stelle von 214,18! baf? man bis 215, 4 bie geopferten Xbiere lautete ursprünglich: bafj man burd) gefd)tad)tete £biere einen 23unb befeftigen, bie ©Otter berbeogieben, fie oerföbnen, fid) gewinnen fönne, über biefe SBorftetiung bat man fid) ntcfjt §u oerwunbern. ©3 ift nur ber ©rnft unter einer gräpdjen $orm, unb fottte fid) bie frübere ätfenfebbeit niebt auf biefe Sßeife au§fprect)en bürfen'? 2Iber jene Golfer unb 8eiteu' oon benen man un3 fo oiet fcbbneä unb fanfteS überliefert,
Die Niederschrift der israelitischen Urgeschichte etc. 33
fjatten bie ©pur icfj tteifj nicfjt welker Sarbaret) bet) fitf) nicf)t auslösen lonnen. 9cid)t genug, bafc ein Opfer gefd)lact;)tet unb oom geuer Derart würbe, bie geopferten Xtjiere
io af)nimg§t>oU] armbungSüott
,i nocf) ein anberer fcfjrecliicrjer £ug,] aucf) nocfj ber ftf)recf= ücf)e ßug burd),
i9 Übereilter] Ungefcfjiclter
22 bie, meldje] bie, bie
23 eigenen] eignen fehlt urspr. 27 roetcrje] urspr. bie
21 6, 1 ber 9Jcenfcf) irjnen] trmen ber 9!ftenfcrj
4 hergebrachten] £ergebrautf)ten (urspr. rjergebraucrjten
$itu§) i4 üorbiiblicf)] urspr. §eicr)enroeije 18 traben. ®iefe lauft er] fjaben; biefe lauft er urspr.
tjaben. Er lauft fie
26 begrünbet] gegrünbet
27 f. bie mannigfaltigen $amiüenfcenen abroecfjfelnb] urspr.
bie abtüecf)flenben mannigfaltigen $amilienfcenen
217, 2 ber ©otjn einer tgtiütierin,] urspr. ber oerftofeene, beffen
Stinbern an einem entfcfjiebenen Stammbaum nid)t§ gelegen fetat foüte, aucr)] urspr. fcrjon
3 Softer be§ Sanbeä] Stegtjptierinn
4 f. fiel) mit einer SBlutSfreunbin, einer Ebenbürtigen oer=
märjten.] eine SSermanbte, eine Ebenbürtige tjeiraten. 12 freiet] freöt 12 f. bie ir)m nicfjt öerfagt mirb.] unb fie mirb irun nidjt
öerfagt.
14 feine§] urspr. be3
15 lange $eit] urspr. erft
16 einigen ^rüfungSiarjren] urspr. einiger ^rüfung§§eit ,7 gefegnet,] guter Hoffnung,
18 f. be3 SSaterS, biefer ber Butter Liebling.] urspr. be§ Katers Öiebling, biefer ber Sftutter.
Phil.-hist. Klasse 1905. 3
34 A. Köster: Die Niederschrift d. israel. Urgeschichte etc.
218, 5 oerfutfjen.] fucfjen.
6 f. 9tun, jum crften SCRat in einer fo eblen gamilie, tx-- ftfjeint ein ©lieb,] 2Bir finben ljier jum crften SCRal in einer fo eblen Familie ein ©lieb auftreten, 7 trägt,] trug,
21 f)erborbringenbe3 nachgetragen
22 tjinter] nur Ijinter
219, i7 Vor 3n ifym ist gestrichen: 51ber fo tuofyl mie feinem
Sater follte e3 ifjm nicfjt merben. 18 guerft] sunt erften 9ttal 26 Sa!ob] urspr. @r
220, 1 ©eliebte] geliebte 6 SBortljetf.] SSorjug;
16 fdjäcfigen] fcfjecfigen
18 magren,] finben;
20 üerfteljt] meifj
22 f. aud) oon biefer «Seite] auf biefe Sßeife
221, 4 großem] größeren
anfe^eiuenben] fdjeinbaren 5 ©oljneS] ©ofynl 9 liefern] urspr. £>em bürfte] möchte
10 anbere] anbre
12 meine ©efül)le] mein ©efüfjl
Der ganze Satz von 9 auf feine anbere SSeife bis 13 oerfammelte lautete ursprünglich: auf feine anbre SBeife bie @inf)eit barjufteüen toüjste, bte mein jerftreuteS Seben, bet) meinem gerftücfetten ßernen, fid) bennod) in meinem ©eifte, in meinem ©efübl erhalten;
14 anbere] anbre öermödjte,] roüfjte,
15 brausen fehlte urspr.
16 ^erging.] urspr. um mief) ^erging, gefdjäftige] urspr. gleicfjfam ungezügelte
Druckfertig erklärt '.»8. UI. 1905.]
r '
Alttestamentliche Miscellen.
Von Eduard Sievers.
2. Die Form des Jonabuches.
1. Seit dem Erscheinen des ersten Teiles meiner Metri- schen Studien (M. St.) im Jahre 1901 habe ich mich ver- schiedentlich bemüht, einerseits mein Beobachtungsfeld durch Herbeiziehung weiterer, namentlich epischer und prophetischer Texte zu vergrößern, andrerseits bei der Analyse den An- forderungen und Ergebnissen der berichtigenden und son- dernden Sachkritik mehr Rechnung zu tragen, als ich das bei meinen ersten Versuchen vermocht hatte.1) Auch nach dieser Erweiterung des Gebietes scheint mir das Auftreten sog. Wechselmetra (s. namentlich M. St. I, i2gff.) noch immer für die hebräische Dichtung charakteristisch zu sein, nur glaube ich jetzt nicht mehr, daß sie in dem Umfange und in der Häufigkeit auftreten, die ich ursprünglich angenommen hatte (vgl. M. St. H, 166).
In einzelnen Fällen habe ich mich bei dem Ansatz von Wechselmetris in den Textproben M. St. I, 2 direct vergriffen. Das hängt vor allem damit zusammen, daß ich mich bei der Aufteilung des Textes auf die einzelnen Verszeilen noch allzu ängstlich an die in ihm gegebenen Sinnesgrenzen hielt, weil ich noch nicht genügend erkannt hatte, daß auch in der hebräischen Dichtung suis locis die Cäsurverdeckung und
1) Als erste Specimina dieser neuen Arbeitsrichtung habe ich bisher eine Bearbeitung des Genesistextes (M. St. II, 1. 2, Leipzig 1904 t.) und eine Analyse von Jesaias 24 — 27 (s. diese Berichte 1904, 151 ff.) vorlegen können.
3*
30 Eduard Sievers:
das Enjambement eine bedeutsame Rolle spielt (vgl. dazu jetzt M. St. II, 167. Berichte 1904, 159 f.). Dieser Mangel hat mich insbesondere öfters verhindert, einen der beliebtesten Verse gewisser Dichtungsgattungen, den Siebener (vgl. M. St. I, 569) überall da zu erkennen, wo er auftritt, denn gerade dieser Siebener ist der typische Enjambements- vers des Hebräischen, und ebendeshalb oft schwer zu erfassen, wo die Enjambements in größerer Häufigkeit auftreten und dadurch dem, der nur nach der Sinnesgliederung geht, ein falsches Gliederungssystem vortäuschen. Dieser letztere Fall ist nach meinen Erfahrungen so häufig, daß man geradezu die praktische Regel aufstellen kann: wo innerhalb einheit- licher Texte ein unmotivierter Wechsel des Metrums statt- zufinden scheint, untersuche man stets zuerst, ob nicht unter der Maske des Wechselmetrums sich der vielgestaltige Siebener verbirgt. .
2. Einen wie mir scheint eklatanten Fall dieser Art bietet das Jonabuch dar, dessen Eingang ich M. St. I, 482 ff. in Gestalt von Wechselversen gegeben hatte. In diesem ersten Textentwurf spielte der Siebener noch gar keine erhebliche Rolle; doch konnte ich in einer nachträglichen Bemerkung (S. 581) bereits darauf hinweisen, daß dieser Versart hier ein breiterer Spielraum zuzuerkennen sei. Nach den Erfahrungen, die ich inzwischen speciell bei der Bearbeitung der Genesis gemacht habe, scheint es mir jetzt sicher, daß der ganze Text des Büchleins (abgesehen natürlich von dem ein- gesetzten jungen Psalm 2, 3— 10 und einigen andern jüngeren Einschüben) in glatten Siebenern abgefaßt ist. Stro- phische Gliederung findet nicht statt, dagegen ist das Enjambement sehr beliebt, sowohl im Vers- innern wie beim Übergang von Langzeile zu Lang- zeile.
3. Da es kein anderes Mittel der Veranschaulichung und keine andere Basis für die nachprüfende Kritik gibt, lasse ich auch hier wieder den für uns allein in Betracht kommenden Erzählungstext in der neuen Gestalt folgen.
Alttestamentliche Miscellen 2. 37
Text.
Jona 1.
i wqihi\jdbqr-jqhicf 'gl-jöna dgn-'ämütäi lemor: (2) »qüm^lecli '§1-
ninswe, (2) ha'ir hqgdöla, uqra eal§h, kl-'ahßa ra'aßdm fofandi!«
3 icqjjdqgm Jona libröx ' millifnü jqhw$, wqjjer§d jafo, wqjjimsa 'gnijjä bd'a JtqrsU. wqjjitten (jöna) hchardh, wqjjergä bäh labo 'immäh§m tqrsisa mülifnt jqhiv$.
4 W9jqhw§ hetil rux-gddöla \l-hqjjdm, waihivsä* qr-gadül
(5) bqjjdm, waha'nijjä xishba^lhüsabcr. (5) wqjjird'üvhdmmqllaxim, wqjjiz'aqüvis '§l-'tfohäu, wqjjatilü '§ß-hqkkeWm 'qs§r ba'nijja '§l-hq$dm hhaqel me'älem. wdjona jardd ^l-jqrkdße hqsßna,
(6) icqjjiskqb vqjjeraddm. (6)wajjiqrtöu'eläuur(ß hqxöbel wqjjomgr 16: »mä-lläch nirddm? qümuqsrä 'tf-'jßohech: 'uldi jip'qssefi ha'lohim
(7) länuvivdlöwtwbed' ! « (7) wqjjömaruvisJ'gl-rtfeu: »hchü uwiappilü
göraloß, ic3)tcd9fa b98§lmi hara'a hqzzüp lanü!« wqjjqppilü göralojj,
(8) tvqjjippöl hqggördl rql-jöna. (8) wqjjomarüv'elau: »hqggidä-
nnäuldnu 2, mä-mmalächtdch, ume'qintabo? mäJ'qrsdch we-mizzfj* 'qniu 'ajta?« 9 uqjj6m§r 'alem: »Hbri 'anochi, iv§J>-jqhic§s 'ant jare!«
[('§lohe hqssamdimy, 'qsgr-'asa 'gp-hqjjdm tv9,§ß-hdjjqbbqsa]
10 uqjjird'u ha'nasim jiYa pdöla, wqjjönidrfi4: »mä-zzüß 'aötp?«
(11) (ki-jadz'itha'nasiw, Tä-miUifnf jqhicg hüJborex)b, (1 1) wqjjonmiKj
,elau: »mä-nnqr£$jllach ivajistoq hqjjdm me'alen?« klvhqjjäm hölech
wdso'er. 12 icajjomgr 'qlfm: »ia'un icqJitllun 'gl-hqjjäm, icajistöq hqjjdm6,
kKjöde* '«,»« kiJbsgllt hqssd'qr hqggadöl hqzzf 'alechpn!« '3 •' icqjjqxtdru ha'nasim, YivslÖ jachdlu fffohastb 'gl-häjjqbbasa, (14) kivhqjjäm holech wsso'er 'qlem. (14) wqjjiqr^ü ' \l-jqhwt loqjjömdru : »'annd jafowf, 'ql-na nöbadä b9n§f§s hd'ls hqzzf,
Cap. 1. 1 danach tqrslsä M 2 danach ba'äsqr htm hara'ü hqzzop lanü M 3 danach 'g/oÄe hqssamqim M 4 danach 'eläu M 5 da- nach kl h/ggid lahgm M 6 danach me'qlechgm M
38 Eduard Sikvers:
wql-titten Utlen dam^naqi, ki-'qtta1 ka'&jir xafdsta faM])!«
1 5 icqjjis'u ,§p-jöna -wqitilühü ,el-liqjjäm, uqjjq'möd hqjjdm mizzq'po.
16 wqöjird'u ha'naMm jir'd pdöla*, icqjjizbaxü-zgbqx hjqhwf, wqjjidrü mdarim.
2. i wqimdn\jjqhw\udäi gadül UbW 'ep-jöna
wqihivjönäubim't hqdddg hlosa jamim uslosa lelofi \ 1 1 wqjjomer jqhw§ Iqdddi, tvqjjaqe ' efi-jöna 'el-hdjjqbbasa.
3.
i wqihtudbqr-jqhw^ 'gl-jönü sentp lemör: (2) » qümulech 'gl-ninstve, (2) ha'ir hqgdöld, uqra1 ' ep-hqqrV a 'ästr^anf* dober 'el^ch!«
3 icqjjdqgm jönü icqjjel§ch (icqjjaböy 'gl-nitmof kidbär jqfuvf. ivariinaivevhajapü^'ir- gadöla lelohim, mqhläch hlösgp jamim.
4 icqjjdxel jönü lado3 mqhlqchvjöm 'exdd, ivqjjiqra ivqjjömär: (5) »'ödv'drba'imvjom, io3nindw%vn§hpäch§fi!« ($) wqjjq'minü 'qnse
riinwe *, wqjjiqra'ü-süm, ivqjjilbdstiv&qqqim migdöläm ivaf dd-qatqnndm.
6 wqjjiggq' hqddabär ,§l-m§l§ch nlnaivf, wqjjdqgm <Jiqmm(lecli)
mikkis'6, wqjjq'ber 'qddqrto me'alSu, wqichäs sqq, ivqjjeseh tql-fta'efgr,
7 u,f!Jjqz'eq uqjjÖm§r bdninvwh: »tnittd'qm hqmmelech ngdolau lemör: ha'addm wshqbhema5 'ql-jifämü mtf&ma, 'ql-jir'Ü umdim ,ql-jistü,
8 wzjipkqsstivsqqqim, ha'adäm ivdhqbhema, Wdjiqrd'n ' §1 - ' jßohim
bdxgzqa: [w9jambü ,is middqrko harara,
umin-hexamäs 'aser bdchqppem]
9 ml-jöder jasub wdnixäm ha'lohim, wzsäb mexqrön ''qppo,
io) wdXö nobed!<c (io) wqjjdr luClohtm 'gp-mq'iem6, ivqjjinndx§m
haSlohim 'ql-hara(a ' ' aser-dibb\r lqfsöp-lah$m, wdlduasä:
7 danach jqkw§ M 8 danach '§p-jqhw$ M — Cap. 2. 1 hier- nach in M der eingeschobene Psalm mit dem Überleitungsvers 2 wqjjip- pqllel jöna \ '§l-jqhwf 'glohau | mimmd'e hqddaga, (3) ivqjjömär. — Cap. 3. 1 danach 'el^ha M 2 'anochl M 3 danach ba'ir M 4 da- nach belohim M 5 danach hqbbaqar wdhqssön M 6 danach ki-säbü middqrkdm hara'a M (Dreier)
Alttestamentliche Miscellen 2. 39
4.
i wqjjerq* 'el-jona
(2) rtCa pdöla, wqjjixqrlö, (2) wqjjomgr1: -»'annä jqhwf,
halö-z^ ddbari fqd-h$jößi 'ql-'qdmaßt? 'ql-ken qiddämti libröx! « 2 [ki^jadd'tl MJ'qttä ,gl-xqnnün wdrqxum, 'grechv'qppäim ivdrqb-xeßed , wdnixäm *ql-harara]
3 iiv'qttüt* qqx-na 'gß-nqfst mimm$nni, kiUob mößi mexqjjdi!«
4 wqjjomer jqhwg: »hqhete'b xapdvldeh? « xx-£ *x-^ xxz
5 xxzxx-i xxj.xxji xxj. ivqjjesf jönä
min-ha'tr, wqjjeseb miqqgdem Wir, tvqjjär qs^lövsäm sukka. [wqjjeseb tqxtpi [bqssel] 'qetuäsqr jir'i mä-jjihj^ ba'ir]
6 wqimän jqhwg- 'jßöfum qlqajSn, vmjjä'ql me'äl hjöna lihjöß sei 'ql-röso fohqssllo 4 meraaßo, wqjjismqx jönä
(7) ' ql-häqqlqajün simxa pdöld. (7) wqimän (jqhwfy 'gloMm6 tölä'qß bqlüß hqssäxqr IqmniQxräß, wqttäch 'gß-hqqqiqajon,
(8) wqjjibäs, (8) wqihi kizröx hqsspnes , wqimän (jqhtv^y 'jßohim6 rüxuqadim xqristß, ivqttäch hqssemes ' 'ql-rdsvjönüvioqjjiß* qlldf, wqjjis'äl ^ß-nqfsü lamuß wqjjömär: »tob mößi mexqjjäi!«
9 vMJjomgr 'jßohim '§l-jöna: »hqheteb xarä-läch 'ql-häqqiqajön?«
(10) wqjjomer: »heteb xarä-lf fqd-mäuß!« (10) ivqjjomer jqhw%:
» 'qttävxdst c ql-häqqiqajon , 'äse")- lö-ramälta bö, wdlo pddqlto,
(11) sebbin-lqilä haja, ubin-läild ' abcid , (iijwq'nilöu'axus'ql-nimwe, ha'ir hqgdöla, 'aservjgs-bahvhqrbt mistem-' esrl^jribbd 'adäm, 'äsgr lö-jadff bhi-jdmino lismölo, ubhemä rnbba?«
Cap. 4. 1 davor ivqjjißpqllel 'el-jqhwe. M 2 danach tqrsisa M 3 danach jqhw% M 4 hlxqssll lö M 5 ha'lohim M 6 'glohim M
4. Für den Vortrag dieses Textes ist zu beachten, daß die Verse (auch in ihrem vorderen Teile, dem Viererstück") streng monopodisch gebaut sind. Man darf also auch innerhalb der beiden Fußpaare des genannten Viererstücks die beiden Hebungen nicht gegeneinander abstufen, weder nach Stärke noch nach Tonhöhe (vgl. Berichte 1904, 155 f. Nr. 10), und darf auch speciell vor den Cäsuren (die, wie
40 Eduard Sievers:
a. a. 0. bemerkt, nur noch reine Form ein schnitte sind) die Stimme ebensowenig sinken lassen, wie vor Interpunktionen, die in ein Zweier- oder Dreierstiick hineinfallen (so bei i , i f. 3a. 5b. ioa. iobf. i2a. 14°. 2, ii. 3, ia. 4a. 6b. ioa. iob-j-4, ia. 4, 5b. 6b. 7C. 8C. 9a. 9b. ioa. iob; über nc s. unten zur Stelle). Nur vor vollem Punkt u. dgl. sinkt natürlich die Stimme etwas ab.
5. Nicht ganz leicht ist bei einem mit Cäsurverdeckung und Enjambement arbeitenden Texte, wie dem unsrigen, die Scheidung von normalen und umgekehrten Siebenern, denn auch nach dem dritten Fuß kann ja ein Sinneseinschnitt (der an sich zur Ansetzung eines umgekehrten Siebeners an- reizen könnte) im Vortrag unter Umständen so verdeckt Averden, daß wieder die normale Gestalt des Siebeners zum Vorschein kommt. In Anknüpfung an das M. St. I, § 79 Erörterte wird man aber doch sagen dürfen: da der umge- kehrte Siebener nach dem dritten Fuße eine Pause von Fuß- länge fordert, ist er nur da anzuerkennen, wo die Einfügung einer solchen Pause dem Sinne entspricht. Das ist aber nur bei vollkommenem Gedankenabschluß, praktisch also wieder nur vor vollem Punkt der Fall, d. h. an solchen Stellen, wo nach dem oben Bemerkten auch die Stimme beruhigend absinken kann. Danach habe ich nur 1, 5° und 7cf. mit vollem Ver- trauen als umgekehrte Siebener angesetzt (hier ist die Pause namentlich bei 7C sehr wirkungsvoll); zweifelhaft ist schon 3, 7% zumal da die Constitution des Testes nicht ganz sicher steht (s. unten zur Stelle). Als directe Gegenbeispiele nenne ich 1, 5b. 14° (?, s. zur Stelle). 2, 1 1. 3, 6b. 4, 6b (s. unten zur Stelle). 9a.
Anmerkungen.
1, 1. In dieser Zeile hatte ich M. St. I, 483 die Worte b§n-'amittai als 'genealogische Glosse' eingeklammert, weil V. 1 des MT., den ich damals noch für eine vollständige metrische Einheit hielt, die in einem einfachen Erzählertexte sehr auffällige Form eines Fünfhebers (d. h. eines schlecht gegliederten Qinäverses) hat. Wenn Mahti im KHC. (Dodekapropheton S. 248) dagegen bemerkt: fWie metrische Gründe im prosaischen Jonabuche entscheiden sollen, ist kaum zu verstehen',
Alttestamentliche Miscellen 2. 41
so hat er zwar mit der Verteidigung der betr. Worte sachlich recht, wie auch der gegenwärtige Text zeigt, aber nicht so mit der Form des Arguments, denn ich war ja schon damals ebenso wie heute der Über- zeugung, daß das Jonabuch in Versen und nicht in Prosa geschrieben sei. Mein Fehler lag also in der falschen Auffassung der Versform, nicht in dem Versuch, einen (sc. auch von mir als solchen angesehenen) Prosatext nach metrischen Gesichtspunkten zu beurteilen.
i, 3a. libröx tqrsisa M scheint noch von niemand beanstandet worden zu sein (auch ich habe es seinerzeit passieren lassen). Und doch ist schwer zu glauben, daß sich Jona von vornherein Tharsis als das Endziel seiner Reise ausgewählt habe, etwa als hätte er geglaubt, dort vor Jahwe besonders sicher zu sein. Das Natürliche ist vielmehr, daß Jona, in Joppe angelangt, nur dadurch zu einer Flucht in be- stimmter Richtung getrieben wird, daß er dort gerade ein nach Tharsis heimkehrendes Schiff findet, das ihn mitnimmt. Dazu kommt, daß V. 3* einen Fuß zuviel hat, und daß der Überschuß auch nicht in den folgenden zu kurzen Vers hinübergeschoben werden kann. Danach dürfte tqrsisä sicher zu streichen sein als eine aus 3bc heraufgekommene Glosse. Ganz ähnlich liegen die Dinge bei 4, 2b (s. zur Stelle).
1, 3b hat nur sechs Füße, ist aber nicht mit Sicherheit zu emen- dieren. Nach der natürlichen Sinnesgliederung haben zunächst die Worte wqjjimsa 'Qnvjja | ba'Ü pqrsis j das vordere Viererstück des Siebeners zu bilden. Es liegt also nahe, die Lücke in dem dreifüßigen Schluß- stück zu suchen. Ob aber wirklich, wie im Text angenommen wurde, das Subject (jönäy ausgefallen ist, oder etwa ein Wort, auf das sich das immerhin ein wenig in der Luft hängende 'immdhgm von 3C zurück- bezog, oder ob der Fehler an anderer Stelle liegt, wird sich kaum ausmachen lassen. — 6b. Ist länu oder aber ha'lohim zu streichen? — 7a. wqjjömarüv'isv'ftl-re'eu ist recht hart. Sollte etwa ursprünglich ivqjjömsru ha'nasim dagestanden haben? Vgl. 1, ioab. 13*. i6a. — 8a. Die lange Glosse dürfte als solche anerkannt sein. — 9. Über 'glohö hqssamdim vgl. jetzt M. St. II, 301 zu Gen. 24, 3a. Die an sich verdächtige Formel überfüllt den Vers 9a, und weiterhin durchbricht der isolierte Vierer 9b das Siebenersystem. Ich halte es danach für wahrscheinlich, daß die beiden störenden Stücke zu einem Sechser zusammenzunehmen sind (wie im Text geschehen ist), und daß dieser Sechser, der Jahwe als Herrn über Himmel, Erde und Meer hinstellt, zunächst von einem Glossator beigeschrieben und dann zerstückelt in den Text hineingenommen ist (vgl. M. St. I, 371 und unten in der dritten Miscelle die Anm. 7 zu Sach. 9, 16). Überdies scheint mir das stolze Bekenntnis: cich verehre Jahwe, den Herrn des Himmels, der Meer und Erde gemacht hat', recht wenig in den Mund des klein- mütigen Jona zu passen, der sich vorher ängstlich in den untersten
42 Eduard Sievehs:
Schiffsraum verkrochen hatte (das dürfte der wahre Sinn von i , 5C f. gewesen sein): es ist auch keine rechte Antwort auf die zürnende Frage: mä-mmdläclitäch (man beachte das emphatische mä-), d.h. sach- lich: rwas hast du begangen?' Jona drückt sich, wie mir scheint, um ein klares Schuldbekenntnis herum mit den zweideutigen Worten w§p-jqhu-$ 'ätiü jare. Er meint damit cund ich fürchte mich vor meinem Gott' (sc. fdarum hatte ich mich verborgen'). So fassen es auch die Schiffer, denn daran eben 'erkennen' sie (und können sie erkennen), daß Jona auf der Flucht vor Jahwe ist, und um dieses Frevels willen erschrecken sie. Daß man später den 'Propheten' durch Umkehr des Sinnes seiner Worte von dem neuen Vorwurf zu entlasten suchte, den seine Handlungsweise involvierte, scheint mir leicht be- o-reiflich. Auch sonst ist der Text noch wiederholt im Sinne einer Steigerung des religiösen Elementes retouchiert worden (s. zu 3, 5a. 8bc. 10% und vgl. auch zu 4, 2a und 2"1). — ioa. ['eläu], vgl. M. St. II, § 52, 3. — iob. M hifjfjiä lahem ist von Nowack als Glosse erkannt. Sie setzt wohl die im Vorhergehenden angenommene Umbildung des Sinnes von jare voraus, gehört also vermutlich dem Urheber von 9b an. — nb. Die Betonung mä-nnqfs$-llachvW9Ji§töq ist etwas hart: möglicherweise ist also in der Zeile etwas zu tilgen: was, bleibt un- sicher. — Auch 12" ist überfüllt. Ich habe me'lechem gestrichen, um den störenden Anklang des Schlusses von i2a an den von I2b zu ver- meiden. Sonst wäre nach M. St. I, § 242, 6. II, § 52, 3 an Tilgung von 'älem zu denken. — 13* läßt sich nach der überlieferten Wortfolge nicht richtig gliedern, denn ein umgekehrter Siebener wgjjqxtdru ha'naMm lahasit) || ' el-hqjjqbbasä | wdlo jachoju || hätte sinnwidrige Pause (oben Nr. 5), und bei Ansatz eines Normalsiebeners fiele die zweite Cäsur (also die ursprüngliche Hauptcäsur!) mitten in das Wort hdjjqbbasa hinein. Ich habe daher umgestellt. — i4c. Oder lies wql-titten 'affin \ dam naqi, \ Tä-'qttd-ukq's^xafqsta 'asip? Für jqhw§ (vgl. auch 4, 3) bleibt aber jedenfalls kein Raum. — i6a. '§p-jqhw§ vermag ich neben tejqhwl trotz dem Einspruch von Marti S. 251 nicht zu halten. Aber für das, was Makti (mit Recht) fordert, genügt auch wohl einmalige Nennung des Namens. An welcher Stelle der Name zu streichen ist, bleibt zweifelhaft, denn auch jifa pädia \ 'eß-jqhwe, wqjjizb3xü-z$)äx \\ wäre metrisch möglich (wenn auch nicht so glatt wie die im Text vorgeschlagene Alternativlesung).
3, 2b ist überfüllt; 'el^ha (wofür man nach 1, 2b überdies wohl fal§ha erwarten sollte) dürfte entbehrlich sein (vgl. M. St. ü, § 52, 3), wegen 'anf für 'anochi M (das nicht in den Vers geht) vgl. 1, i2b. 4, na und namentlich 1,9% wo 'qni neben 'anoclu steht. — In 3a fehlt ein Fuß, und zwar offenbar zwischen tvqjjel§ch und 'el-ninnoe, die wegen der sonst entstehenden viersilbigen Senkung nicht zusammen-
Alttestamentliche Miscellen 2. 43
passen (wqjjelgch oder wqjjeldch wäre doch zu hart). Das ergänzte (wqjjahöy dürfte auch den Sinn verbessern, insofern es den Satz 3b deutlicher vorbereitet. Ein Widerspruch mit 4a braucht nicht zu ent- stehen, denn dort bedeutet wqjjdx§l jönU lato usw. wohl nicht mehr als fda ging Jona erst eine Tagereise weit in die Stadt hinein'. — 4a ist wieder übervoll, denn ein labÖJba'lrvmqhläch \ jömJ'%xä(t usw. wäre zu hart. da*tr wird nur erklärende Glosse sein, die an das Hr von 3b anknüpft. Auch nach der Tilgung des Wortes kann man übrigens zweifeln, ob lato mqhldch | jömw^xdä oder wie im Text labo mqhlqchvjüm | ,^xdä zu betonen ist. — 5*. Das überschießende belohlm halte ich für eine theologisierende Glosse (Vgl. zu 1 , 9). Was die Nineviten glaubten, war zunächst nur das, daß der Fremd- ling ihnen die Wahrheit verkündet habe. Daß Nineve sich dem Glauben an Jahwe zugewendet habe, besagt auch der echte Text des Folgenden nicht, denn der erzählt nur von Äußerlichkeiten, die an- gewendet werden, um den Zorn des (fremden) Gottes zu besänftigen (wegen 8bc und ioa s. zur Stelle). — 6a. (hammglgchy , vgl. M. St. H, § 50, 2, a. — 7ab. Der Text ist unsicher, denn es sind zwei Füße zu viel, und man hat die Wahl, ob man in 7a wqjjomgr und lemör, oder aber (wie im Text vorgeschlagen ist) in 7b die ein wenig gar zu sehr specialisierenden Worte hqbbaqdr icdhqsson streichen will. Im ersteren Falle wäre zu lesen:
irqjjiz'dq bminzicf: »mittd'qm hqmmglgch ngdolau: ha' ad dm icdhqbhema, habbaqdr wahqsson 'ql-jifamü nw'iimä, 'gl-jir'Ü iimdim ,ql-jistü.
3, 8bc, ein (dipodischer!) Doppelvierer, erweist sich schon durch seine Form als eingeschoben. Sachlich gehört der Vers, wie der cor- respondierende Einsatz kl-sabü middqrJcdm hara'a in 10% zu den ten- denziösen Verschiebungen des alten Sinnes, deren oben zu 1,9 gedacht ist. An 8a schließt auch 9a stilistisch viel besser an, als nach dem Zwischensatz 8bc. Für Unechtheit des Einsatzes in ioa spricht neben dem metrischen Anstoß auch noch '§ß-mq'sem fihre Veranstaltungen', d. h. doch die äußerlichen Bußformalitäten, zu denen die Angst die Nineviten und ihren König getrieben hatte. Von innerer Umkehr kann daneben nicht viel die Rede sein.
4, 1. Der neue Satz fängt mit gutem Recht mitten in der Lang- zeile an: die metrische Bindung bringt die Gedankenbindung zum Ausdruck, denn wqjjerq' 'gl-jöna usw. muß doch heißen: 'und ^dar- über) geriet Jona in heftigen Zorn'. — 2a. [wqjjißpqllel 'gl-jqhwf\ (vgl. auch den Einschubsvers 2, 2) ist wieder eine Dämpfungsformel, die Jonas Arger und Zorn über Jahwes Verfahren in ein milderes Licht setzen soll: was folgt, ist nichts weniger als ein Gebet. — 2b. tqrsisä schießt über, wie 1 , 3a (s. zu dieser Stelle). — 2cä, ein dipodischer Doppelvierer wie der Einsatz 3, 8be (und daher wohl von derselben
44 Eduard Sikvbhs:
Hand stammend wie dieser), dient ähnlichen Zwecken wie der Einschnb in 4, 2*. Der ganze Vers ist außerdem nur aus Joel 2, 13 und Ex. 34,6 (= Ps. 86, 15, vgl. auch Ps. 103, 8) zusammengestoppelt. Echter Text braucht durch den Einschuh nicht verdrängt zu sein. Gerade die springende Kürze des Ausdrucks in 2b charakterisiert sehr hübsch Jonas Aufregung. — 3*. [jqhw§], vgl. zu 1, 14°. — 4. 5 sind bestritten, s. Marti S. 255 f. und die dort angeführte Literatur. Direct anstößig ist aber hier doch nur V. 5C. Ist in dieser Zeile bqssel mit Wellhausen u. a. für eine spätere Glosse zu halten (was auch mir sicher zu sein scheint), so verrät sich der verbleibende Rest schon durch seine Form als Einsatz, denn er ist ein (deutlich dipodischer!) Sechser. Wollte man aber, um den siebenten Fuß zu gewinnen, das anstößige bassel doch halten, so bliebe immer noch die dipodische Abstufung der Ton- höhen, die sonst unserem Text fremd ist (oben Nr. 4). Ist danach 5C sicher interpoliert, so können auch daraus keine Schlüsse auf die Her- kunft der vorhergehenden Verse gezogen werden. V. 5ab können aber, auch abgesehen hiervon, nicht mit Winckler hinter 3, 4 versetzt werden, weil sie dort nicht nur den Zusammenhang unterbrechen, sondern sich auch nicht in das Metrum einfügen würden. Andrerseits ist, wie mir scheint, auch V. 4 an seiner Stelle unentbehrlich, denn auf Jonas un- mutige Rede muß doch hier ebenso erst eine Gegenäußerung Jahwes folgen, wie das bei V. 8 f. der Fall ist. Für ebenso unentbehrlich halte ich ferner hier 5ab, denn die folgende Geschichte mit dem qlqajon muß doch an einen bestimmten Ort gebunden sein, wo Jona sich min- destens tageweise fest aufhält. Hinwiederum schließen sich V. 5"b nicht glatt an V. 4 an, denn zur Füllung von V. 4 reichen die Worte wajjesf Jona nicht aus (daß man nicht etwa an hqheteb xara | JäcJi denken darf, zeigen V. 9ab). Demnach ist offenbar zwischen 4 und 5ab eine Lücke anzusetzen. Vermutlich ist ein Befehl Jahwes an Jona ausgefallen, der diesem aufgab, draußen vor der Stadt des Weiteren zu warten: diesen Befehl führt Jona in 5ab aus, indem er sich eine Hütte baut, an der, wie man annehmen darf, hernach der schützende qlqajon wächst. — 6. Die Formel jqlnc'g-'jßohim (vermutlich Reminiscenz an Gen. 2, 4 ff. : s. Marti 256; zur Geschichte der Formel vgl. übrigens jetzt auch M. St. II, § 65, 4. 66, 3 f.) dient hier offenbar nur zur Vers- füllung. Deshalb habe ich geglaubt, sie zu gleichem Zweck auch bei den gleichgebauten Parallelstellen 7" und 8a einsetzen zu dürfen, wo M einfaches (haY^löhim bietet. — 6b bleibt auch nach der Besserung von hhqssil lö M in hhqssllö (Marti 256) stilistisch schlecht und rhythmisch etwas ungefüge. Ich würde also sehr gern mit Wellhausen u. a. die Worte hhqssil [l]ö mera'apö als Glosse streichen, wenn ich nur wüßte, wie dann ihr Platz auszufüllen wäre: denn ohne die beiden Füße läßt sich der folgende Text nicht metrisch constituieren , mag man nun
Alttestamentliche Miscellen 2. 3. 45
in 7*. 8a (jqhiv$y ergänzen oder nicht. Es wird also wohl am rich- tigsten sein, anzunehmen, daß zugunsten einer in den Text aufgenom- menen Glosse ein entsprechendes Stück echten Textes verloren gegangen ist. — Über 7. 8 s. oben zu 6a Schluß. — nb ist rhythmisch ungelenk, auch sieht mir in nc ubhema rqbba etwas wie ein Nachtrag zur Er- innerung an 3, 7 f. aus. Vielleicht stand also ursprünglich nur da: hafir hqgdöla, 'äsgr-jes bäh hqrbe mistfm r§sre ribbü 'adäm, 'qsgr lö^jafiä' bin-jsminö lismölo!«
3. Zu Deuterosacharja.
A. Einleitung.
1. Zu den folgenden Erörterungen über Sach. 9 — 141) bin ich durch das Studium von Martis Dodekapropheton (Tübingen 1904) angeregt worden. Bezeichnet Martis Be- handlung des Textes, namentlich was dessen Säuberung von secundären Störungen und die Auffassung von seiner Glie- derung angeht, überhaupt einen wesentlichen Fortschritt, so war für mich persönlich darin die energische Betonung des metrischen Gesichtspunktes für die Kritik besonders wertvoll und erfreulich. Diese hat, wie mir scheint, bereits zu einer Anzahl schöner und unanfechtbarer Resultate geführt. Aber ich glaube, man wird gerade in dieser Richtung noch einen Schritt über Marti hinaus tun können, wenn man neben der von ihm fast allein ins Auge gefaßten Strophenbildung durch- gehends auch noch die Verschiedenheit der Versarten und der Stilgattungen berücksichtigt, die in unseren Texten begegnen.'
2. Von diesen Versarten ist, wie überall, so auch hier, der Doppeldreier am leichtesten zu erkennen (und eventuell am sichersten zu emendieren), wegen der straffen Geschlossen- heit seiner Gliederung und der ausgeprägten Schwere seiner Cäsur, die den Vers in zwei nahezu selbständige, auch inhalt- lich meist wohlgetrennte und gleichwertige, und vor allem formgleiche Teilstücke zerlegt. Soweit der Doppeldreier in
1) Den Text dieser Capitel s. unten nach Nr. 27.
46 Eduard Sievers:
Betracht kommt, hat daher meine nachträgliche Analyse die Ansätze Martis nur schlechtweg bestätigen können.
3. Dagegen beginnen unsere Auffassungen bereits bei der nächstverwandten Versart, dem Sechser, zu differieren. Dieser tritt (abgesehen von der interpolierten Zeile 10, 12) in unseren Texten nur einmal auf, in 12, 9!'. (s. unten TextIXb). Hier setzt Marti 'drei Tristicha' an, während ich 'dreimal das Schema 6:3' darin finde. Faßt man den Sechser als Äquivalent des Doppeldreiers (vgl. M. St. I, § 86), so kommen sich die beiden Ansätze schematisch nahe: aber nicht in der Ausführung im einzelnen. Nach Martis Übersetzung (S. 446) wäre die Gliederung diese (ich setze die beiden ersten 'Stichen' jedes 'Tristichons' auf eine Zeile):
9 u'dhajä bqjjöm hqhü 'qbqqqes fohqsnüd ' ep-kgl-hqggöjim
habba^tm 'ql-jarülsalem, 10 wdsafqchti eql-beß daicid ua'ql jöseb Jerusalem rüx xen wdj>qxnwnim, ivdhibbitü 'el- . . . ' as§r-daqatrü, icdsafddn raläu kdmisped 'ql-hqjjaxid, wdhamer 'aläu koliamer rql-hqbb3chör.
Dann sind aber die einzelnen 'Stichen', mag man betonen wie man will, nicht gleichen Umfangs. Qa^b sind nur drei- hebig zu messen, bei 9a" kann man zwischen 4 und 3 He- bungen schwanken (am natürlichsten wären mir 4, bei Cäsur nach 'qbqqqes), bei ioab zwischen je 3 und 2 (letzteres empfinde ich als das Natürlichste), bei iocd aber kommt man in keinem Falle um die Annahme von 4 Hebungen herum. Es fehlt also dieser Gliederung das nach meiner Auffassung unent- behrliche Moment wirklicher Strophengleichheit, und daher halte ich meine Zerlegung des Textes in 'dreimal 6:3' für richtiger, zumal sie mir die natürliche Sinnesgliederung noch etwas schärfer zum Ausdruck zu bringen scheint als der oben gegebene Text.
4. Noch stärker werden die Differenzen da, wo der Siebener als führendes Metrum auftritt. Wieweit Marti diesen als besondere Versart anerkennt, kann ich aus seinen
Alttestamentliche Miscellen 3. 47
metrischen Angaben nicht deutlich ersehen. Nach meiner Analyse spielt er auch in unserer Sammlung neben dem Doppeldreier die Hauptrolle, und zwar tritt er in zweifacher Bindung auf, entweder gepaart bez. zu dritt (also in zwei- bez. dreizeiligen Strophen des Schemas 7 : 7 etc.), oder in dem 'tristichischen' Verband des Systems 7:3. In der Ansetzung der einzelnen 'Stichen' trifft meine Analyse mit der Martis natürlich in sehr zahlreichen Fällen zusammen, namentlich wo die Cäsuren zugleich noch Sinneseinschnitte sind: ander- wärts gehen wir oft da auseinander, wo das Enjambement und die Cäsurverdeckung (s. unten Nr. 16, e und sonst) eine Rolle spielt. Sehr gering sind endlich unsere Berührungen beim Strophenansatz, insbesondere vermag ich mir Martis 'Tristicha' nicht anzueignen, weil ihnen wiederum oft die wirkliche Strophengleichheit fehlt.
5. Die Frage nach der Constanz der metrischen Form ist aber auch bei unseren Texten wieder von der größten Wichtigkeit, weil sie auf Schritt und Tritt mit Fragen der höheren Kritik (und natürlich auch der niederen) zusammenhängt. Es wird daher unerläßlich sein, auf die Formfrage näher einzugehen. Zu diesem Behufe lasse ich zunächst eine Tabelle folgen, die einerseits über den me- trischen Befund, andrerseits über die von mir vorgenom- mene Textzerlegung orientiert.
a) In dieser Tabelle bezeichnen die Buchstaben A bis G die Gruppen Martis, die fetten Ziffern I bis XV die in sich zusammenhängenden und selbständigen Stücke, die ich unterscheiden zu müssen glaube. Gewisse Einschübe fragJ mentarischer Natur, die sich in diesen Stücken finden, be- zeichne ich mit Ia usw. (im Textabdruck unten folgen die Nummern mit Buchstabenexponenten jedesmal auf die Haupt- nummer ohne Exponenten, zu der sie gehören). Die ausge- zogenen Querlinien deuten die Schnitte Martis an, die punktierten Linien Schnitte, die ich neu hinzugefügt habe (vgl. jedoch dazu unten die Fußnote zu Nr. 5, c); durch fette Linien (einerlei ob ausgezogen oder punktiert) wird ein
48
Eduard Sievers:
Wechsel des Metrums von Stück zu Stück markiert. Außer- dem sind die Angaben über die Metra der selbständigen Stücke durch Fettdruck hervorgehoben. Mit Antiqua- schrift bezeichne ich ferner diese selbständigen Stücke im einzelnen, mit Cursivschrift eingerückt und in [ — ] die oben erwähnten Einschübe, soweit diese aus alten Quellen ent- nommen zu sein scheinen. Eigentliche Interpolationen vom Umfang mindestens einer ganzen Langzeile (anderes ist in der Tabelle nicht berücksichtigt) sind abermals eingerückt in Cursivschrift und in fetten Klammern ([— ] bez. (— )) gegeben. Auf der rechten Seite der Tabelle endlich ist je- weilen nach } die Gesamtverszahl und eventuell die Strophen- form der einzelnen selbständigen Reden angemerkt, desgl. die der in sich wieder durch eigentliche Interpolationen gespal- tenen Einschübe.
A)
b) Tabelle i.
I. 9, i— 2b = 3 Doppeldreier (unvollst.)
[9, 2*— 4 (== Ia) — 3 mal 7 : 3 (unvollst.)] 9, 5— 6a = 3 Doppeldreier
[9, 6b-8 (= I») = 3 mal 7 : 3] 9,9—10 = 6 Doppeldreier
B)
[<p, 11 (= Ic) = imal 7
(9, 12 = 1 mal 4
9, 13 = imal 7
3 4)
S]
II. 9, H-I7
6 Doppeldreier
C) III. 10, I-2b
[IO, 2<
4 Doppeldreier 1 Doppeldreier]
12 Doppeldreier
(4X3)
[/<: = 2mal7:3]
6 Doppeldreier
(3x2)
4 Doppeldreier
(2x2)
D) IV. 10,3-6
\*o, 7
10, 8— 11 [10, 12
4 mal 7 : 3 2 Doppeldreier] 4 mal 7 : 3 1 Secliser]
Y. 11, 1
II, 2l
VLii^i
[II, 2»
1 Doppeldreier
/ Siebener] 1 Doppeldreier
8 mal 7 : 3
2 Doppeldreier
= 2 Doppeldreier
\ f
1 Doppeldreier
Alttest amentliche Miscellen 3. |
49 |
|||
E) VII. |
",4-5 |
= 2 mal 7 : 3 |
||
[11,6 |
= 3 Siebener\ |
1 1 % mal 7 : 3 |
||
11,7-14 |
= 9V2mal 7 :3 |
|||
VIII. |
ii, 15-17" [u, ir |
= sV'jmal 7 = 3 ] = / Siebener] J |
3% mal 7: 3 |
|
F) IX. |
[72, I 12, 2-4 |
= imdl 6:3] = 6 Siebener |
||
\l2,5 {zu |
IX") |
= /mal 7:3?] |
10 Siebener |
|
12,6 |
= 2 Siebener |
(5x2) |
||
[12, 7 (zu IXa) |
= 2 Siebener] |
. [lXa Metrum |
||
\i2,8 (zu |
IX") |
= 7-7--S?] |
unsicher] |
|
[j2, g-io |
(=IX*) |
= j>»w/ 6: j>] |
[IXb3»>al6:3] |
|
12, II — I2a |
= 2 Siebener |
|||
[l2, J2h |
-14 |
= Pros«] J |
X. 13, 1-6 |
= 10 Siebener }ioSiebener(5><2) |
(E) XI. 13, 7-9 |
= 4mal 7:3 (mit Vorschub) } 4inal 7:3 |
G) XII. 14, i-5 |
= 9 Siebener } 9 Siebener (3x3) |
XIII. 14, 6- 11 |
= 8 Siebener } 8 Siebener (4x2) |
XIV. 14, 12 = 2mal 7 : 3
[14, 13-14 (=XI Va) = 3 mal 7:3] [14, is =2 Siebener]
14, 16—19 = 6mal 7 : 3
8 mal 7 : 3 [XIVa3rnal7:3]
XV. 14, 20—21
= 6 Siebener (unvollst.) } 6 Siebener (3x2)
c) Zum Vergleich sei noch folgendes angeführt. In Gruppe A findet Marti 6 'Sechszeiler' (d. h. Strophen von 6 Kurzzeilen = 3 Langzeilen), in B 5 'Vierzeiler', in C desgl. 10 cTetrasticha' ; von E betrachtet er 11, 4 — 16 als Prosa, 11, 17 -f- 13, 7 — 9 als '4 Sechszeiler oder Tristicha, deren Zeilen in der Mitte eine Cäsur aufweisen', von F 12, 11 — 14 und 13, 3 — 6 als Prosa, das übrige als metrisch, aber ohne feste Form (vorwiegend Tristicha); in G endlich zeigt sich vielfach rdas Schema des Vierzeilers', doch treten daneben auch andere Formen (z. B. 'Tristicha') auf.1)
1) G wird von Marti 450 in eine Reihe von 'Teilen' zerlegt, die bis auf die Abtrennung der Verse 14, 6 ff. von dem Folgenden mit meinen Scheidungen zusammentreffen. Doch scheint mir Marti hier
Phil -bist. Klasse 1905. 4
50 Eduard Sievers:
6. Daß an den von Marti acceptierten oder eingeführten Schnitten nicht zu rütteln ist, scheint mir vollkommen klar zu sein: die Fugen sind inhaltlich sichergestellt, bisweilen auch durch den Wechsel des Metruins (so weist z. B., wie schon Marti S. 430 hervorgehoben hat; Gruppe A dreizeilige, Gruppe B aber zweizeilige1) Strophen auf). Neben diesen 'alten' Fugen macht sich aber auch noch eine Anzahl 'neuer' Fugen bemerkbar. Das augenfälligste Merkmal dafür ist abermals der Wechsel des Metrums, den ich an verschie- denen Stellen ansetzen muß, wo Marti eine einheitliche Strophenform wahrzunehmen glaubt. Dieser Wechsel selbst steht aber wiederum nicht für sich allein, sondern er geht regelmäßig Hand in Hand mit gewissen Veränderungen des Gedankenzuges oder der Darstellungsform und des literarischen Charakters, und gerade durch diesen Zu- sammengang der metrischen und der inhaltlich- stilistischen Kriteria wird, wie mir scheint, die Annahme von Störungen der ursprünglichen Zusammenhänge innerhalb bisher noch als einheitlich betrachteter Partien zur unabweisbaren Notwendig- keit gemacht. Den Versuch, dies im einzelnen nachzuweisen, möge die folgende Analyse der Gruppen A — G machen.
7. Gruppe A: Erste Rede (I). a) Gleich im Eingang dieser Gruppe heben sich formell 9, 5 — 6a, 9 und 10 deutlich als geschlossene dreizeilige Doppeldreierstrophen heraus. Inhaltlich schauen sie nur vorwärts: ihr Schema ist: 'Fürchte dich, denn . . .', und: 'Freue dich, denn . . .'. Der Stil ist der denkbar einfachste: kurze Sätzchen allgemeinsten Inhalts, paarig gebunden nach dem Princip des Parallelismus , liefern fast den ganzen Textbestand der drei Strophen. Nur einmal,
eher an Teile eines zusammenhängenden Ganzen als an selbständige Stücke zu denken: ich habe darum in der Tabelle die Schnittlinien punktiert gegeben. Ist diese meine Auffassung unrichtig, so würden die Punktlinien durch ausgezogene Linien zu ersetzen sein.
1) Nach Mastis Terminologie sind es Sechs- und Vierzeiler, da er die einzelnen Kurzverse zählt, während ich nach Langzeilen rechne, soweit solche vorhanden sind.
Alttestamentliche Mtscellen 3. 51
bei 9b, ist die Strenge des Bindungsprincips etwas durch- brochen.
b) Geht man von hier auf 9, 1 ff. zurück, so liefern zu- nächst V. 1. 2a (ersterer mit der Ergänzung von (jqliw§) und den weiteren evidenten Besserungen von Klostermann und Marti, s. dort S. 427) zwei Doppeldreier genau der gleichen Art. Allerdings weisen sie nicht in die Zukunft, aber sie greifen auch nicht in die Vergangenheit zurück, ferner spe- cialisieren und differenzieren sie nicht. Sie sagen nicht mehr als: 'Jahwe ist Herr über die Lande aller Feinde Jerusalems', und das ist ein guter Vordersatz für 9, 5 f.: fDrum zittert, ihr Feinde', und weiterhin 9, 9 f.: 'Du aber, Jerusalem, freue dich'. Es kann also wohl nicht zweifelhaft sein, daß die genannten beiden Zeilen den Eingang einer weiteren drei- zeiligen Strophe bilden, die den Kopf zu den drei unter a) besprochenen Strophen enthält. Es fragt sich, wo die fehlende Schlußzeile unserer Strophe zu suchen ist.
c) Die Liste der Gegner Jerusalems kann sehr wohl durch das folgende sör oder die Gruppe sör awiäon fortgesetzt ge- wesen sein. Dann aber folgt jedenfalls ein Bruch, denn Myjxächdmävms'öä läßt sich mit dem Vorhergehenden nicht verbinden, auch nicht, wenn man aedchsmä nach LXX in xachdwk corrigiert. Gegen den Gedanken, daß Jahwe Sidon (oder Tyrus und Sidon) strafen wolle, 'weil sie so weise sind', ist an sich nichts einzuwenden. Aber von diesem Gedanken steht nur die zweite Hälfte da, und die erste läßt sich aus dem Vorhergehenden gewiß nicht supplieren, man müßte denn etwa wieder auf das unverständliche und auch nach den vor- geschlagenen Zwangsdeutungen (vgl. z. B. Wellhausen 46, Nowack 389) unpassende (Marti 427) 'en 'aäam von M zurück- greifen wollen. Unpassend erscheint mir im Zusammenhang der einfachen Zustandsschilderung von V. 1 , die Marti mit glücklicher Hand herausgeschält hat, überhaupt jede Moti- vierung, die auf positive Einzelheiten ausgeht. Diese Specia- lisierung steigert sich aber noch in V. 3: cTyrus baute sich Befestigung und häufte Silber wie Staub und Gold wie
4*
52 Eduard Sievers:
Straßenclreck' : da sind wir mitten in einem historischen Rück- blick in die Einzelheiten der Vergangenheit, also in einem ganz andern Darstellungstypus als bei den Strophen von a und b. Rechnet man nun dazu, daß V. 3 und 4 zweimal glatt das metrische Schema 7 : 3 liefern (statt der Doppel- dreier der übrigen besprochenen Strophen), so dürfte es sicher sein, daß wir es hier mit einem ersten Einschub (Ia) zu tun haben. Und dieser Einschub wird redactionell sein. Den Berührungspunkt zwischen dem alten und dem eingeschobenen Texte bildete offenbar die Nennung der Namen Tyrus und Sidon, die gewiß in beiden Texten vorkamen. Da hat denn der Redactor den alten Text gleich nach der bloßen Nennung von 8Ör abgeschnitten, um mit wasiäSn etc. fortfahrend die detailliertere Ausführung seines zweiten Textes (der auch Tyrus noch einmal vorbringt) anzuschieben. Für den Ein- schubtext ist der Dreier todsiäm, Tä^xächdmä^md' 6ä formell ganz am Platze, da der folgende Siebener vor sich einen solchen Kurzvers verlangt, und auch grammatisch ist der Text in Ordnung, da der Specialvorwurf sich nun auf Sidon allein bezieht (von Tyrus wird hernach etwas ganz anderes gesagt). Der Sing. xäcJmnu verrät also auch noch den Quellen Wechsel: das xächdmü von LXX fügt demnach nur ein weiteres Bei- spiel zu dem großen Contingent willkürlicher Nachcorrecturen dieses Textes hinzu.
Der Einschub Ia ist im Eingang Fragment. Dagegen mag wdlit ba'es te'achel 413 wohl der alte Schluß der Rede sein, aus der unsere Verse entnommen sind.
d) An die zweite Strophe des alten Textes I tere 'asqplon usw., 9, 5 f., schließt die dritte, 9, 9, mit dem gewiß beab- sichtigten Contrast gilt ma'o<f , bqß-sijjön stilistisch sehr gut direct an. Dieser Zusammenhang ist aber durch einen zweiten Einschub (Ib) = 9, 6'1 — 8 zerrissen. Dieser ist wieder voll von specialisierenden Details, läßt im Gegensatz zu I Jahwe in erster Person reden und zeigt dreimal das metrische Schema 7:3. Den Anknüpfungspunkt für ihn bildete für den Redactor die Nennung der vier Philisterstädte in I 9, 5 f.
Alttestamentliche Miscellen 'S. 53
Auch P dürfte im Eingang Fragment sein, wiederum macht aber auch Mv'qttä ra'ipi Wlnäi ganz den Eindruck eines kräftigen, gut pointierten Schlusses.
Trotz der Gleichheit des Metrums stammt P aus einer andern Quelle als Ia: dafür zeugt der ganze Inhalt und der Wechsel von Jahwe in dritter und erster Person, auch der eben erwähnte zweite Schluß.
9. Gruppe B: Zweite Rede (II). a) Mit 9, 10 geht, wie Marti gezeigt hat, die erste Rede zu Ende: formell, weil die nächste Partie in Doppeldreiern (9, 14—17) zweizeilige Strophen aufweist im Gegensatz zu den Dreizeilern in I, in- haltlich, weil die Kämpfe dieser 'zweiten Rede' (vgl. dazu unten c) sich nicht mehr an die Errichtung des Friedens- reiches in 9, 10 anschließen können.
b) Zwischen I und dem hier angesetzten Anfang von II (9, 14) steht aber ein dritter Einschub 9, 11— 13, den ich, weil er auf I folgt und vor II steht, als Ic numeriere. Marti zieht dies Stück als Eingang zu unserem IL Dagegen spricht aber wieder der Wechsel der Darstellungsform (in Ic Jahwe in erster, in II in dritter Person) und der parallele Wechsel des Metrums. Entfernt man nämlich den gar nicht in den Zusammenhang der Rede Jahwes passenden V. 12, dessen zweite Hälfte bereits Marti 430 beanstandet hat1), so bietet Ic wieder (zweimal) das Schema 7:3, das schon in Ia und P begegnete. Im kleinen verrät sich die Fuge zwischen 13 und 14 auch noch durch die Unmöglichkeit, die Unt jawän von 13 und das 'älem von 14 ohne Correctur in Einklang zu bringen (Marti 43 1 f.). Auch entgeht man gern der Unbequemlichkeit, die bdnf-cßW i5a gerade auf die Griechen deuten zu müssen.
c) Dem Text von II fehlt der Eingang, denn das (alem
1) Der Vers ist mit seinen ' 'äslre hqttiqiva an das 'äslräich von 11 angeknüpft. Unerträglich für den Zusammenhang ist gleich eingangs der Imperativ sühu, den man — als Symptom der Interpolation — nicht wegcorrigieren darf. Auch die metrische Form stimmt nicht, denn der Vers ist ein Doppelvierer.
Ö4 Eduard Sievers:
von 9, i4a steht ganz ohne Beziehung da. Daß das Stück in dieser verstümmelten Gestalt bereits in die erste Samm- lung eingestellt gewesen sei, ist nicht gerade wahrscheinlich. Man hat also wohl entweder anzunehmen, daß auch unser II nicht ein ursprünglicher Bestandteil der ersten Sammlung, sondern ein fragmentarischer Einschub nach Art von Iabc sei, oder zu vermuten, bei der Einfügung von Ic sei der Anfang der bis dahin noch unversehrten 'zweiten Rede' (II) redactionell weggeschnitten, um die Bindung zu verbessern (vgl. oben Nr. 7, c). Die letztere Hypothese halte ich für wahrschein- licher, und zwar aus einem Formgrund, der erst später zur Sprache gebracht werden kann (s. Nr. ig, d. 20, a).
10. Gruppe C: Dritte Rede (III). In bezug auf die Reconstruction von 10, 1 — 2 brauche ich fast nur auf Marti zu verweisen. Nur bezüglich 2b weiche ich von ihm ab. III besteht aus zwei zweizeiligen Doppeldreierstrophen (mit einer unechten Anhangszeile: Marti 433), in 2b ist aber die zweite Hälfte des Doppeldreiers um einen Fuß zu kurz. Dem- nach ist offenbar das Subject zu x§b§l jmaxemün ausgefallen bez. zu ergänzen, und das zwingt dann weiterhin dazu, in der ersten Vershälfte doch mit Stade wshqxlomuß sau jdctabrü zu lesen.
11. Gruppe D: Vierte Rede (IV) und zwei ein- strophige Sprüche (V und VI). Die Partie 10, 3 — 11, 3 wird auch von Marti noch als einheitliche Prophetie gefaßt. Mir scheint sie, wie angedeutet, in drei Teile zu zerfallen:
a) In der vierten Rede (IV) = 10, 3—6. 8— 11 ver- kündigt Jahwe in erster Person (über 3b und 5b s. Nr. 30) den Sturz der Fremdherrschaft und die Rückkehr der Zer- streuten. Das Metrum ist: 8 mal das Schema 7 : 3. Als secundär markieren sich danach schon formell die bereits von Marti 436 verworfene Schlußzeile 10, 12 (ein Sechser) und der Einschubsvers 10, 7 (zwei Doppeldreier). Letzterer zer- reißt überdies nicht nur sachlich den Zusammenhang von 10, 6C MJ'änt jqhwi 'ijlöhem W9igtnem und 8 'gsrdqä lahgm ivq'qqbsei», sondern auch formell einen Langvers (vgl. M. St. II, § 44).
Alttestamentliche Miscellen 3. 55
b) Hierauf folgt in n, i — 2 ein Klageruf der ge- stürzten Mächte (V). Auszuschalten ist daraus mit Marti 43 7 die secundäre Siebenerzeile 2a. Dann bleibt eine zweizeilige Doppeldreierstrophe übrig. Dem Wechsel der redenden Person steht also wieder ein Wechsel des Metrums zur Seite. Auch zwischen 10, 11 (12) und 11, 1 ist mithin ein Schnitt zu legen.
c) Eine weitere zweizeilige Doppeldreierstrophe (VI) folgt fernerhin in 11, 3. Die metrische Form bleibt die gleiche, aber nicht die redende Person, denn hier spricht offenbar der Dichter selbst. Ich halte es daher für richtig, auch diesen 'Spruch' von dem vorhergehenden abzutrennen. Er weist auch mit seinem präsentisch gedachten qßl stilistisch in eine andere Zeit als der imperativisch vorwärts deutende Spruch V.
12. Gruppe E: Siebente und achte Rede (VII und VIII), die beiden Reden vom Hirten.1) a) Aus VII = 11, 4 — 14 sind zunächst die drei Siebener des Verses 6 aus- zuschalten (Marti 438). Dann bleibt für die Hauptmasse iiy2mal das Schema 7 : 3 übrig, und zwar, entsprechend der erzählenden Darstellungsform ohne strophische Gliederung, aber mit häufigem Enjambement, s. namentlich 11, 8a. 9b. 1 2b. 1 4a (das ist offenbar für Marti der Anlaß gewesen, das Stück nebst dem Anfang von VHI für Prosa zu erklären: oben Nr. 5, c).
b) Daß VII als selbständiges Stück gemeint war, zeigt die Behandlung des Schlusses, denn hier fehlt der hinter dem Siebener sonst zu erwartende Kurzvers, ohne daß man sachlich eine Lücke empfände. Man hat anzunehmen, daß der Dichter beabsichtigte, seine Rede mit dem Langvers voller ausklingen zu lassen. Bei einem nicht strophisch gegliederten Text ist das nicht nur ganz unanstößig, sondern durchaus wirkungs- voll. Daß Absicht vorlag, zeigt die Wiederkehr derselben Erscheinung am Schluß der inhaltsverwandten Nr. VIII.
1) Über 13, 7 — 9, die auch von Marti zur Gruppe E gezogen wird, s. unten Nr. 14.
56 Eduard Sievers:
c) VIII verläuft in II, 15 — I7b genau in derselben Form wie VII: dreimal 7 : 3 mit abschließendem Langvers (beachte das Enjambement 11, 1 6C f.). Daran ist dann noch eine ziemlich elende und die Wirkung nur abschwächende An- schubszeile 17° gehängt, die auch nicht in das metrische System paßt (Siebener nach Siebener); daß sie nicht ur- sprünglich ist, wird sich auch noch aus einem Detailgrund bei Nr. 14, b ergeben.
d) Gegen die Annahme gewollter Selbständigkeit von VIII scheint das 'öd von n, i5a zu sprechen. Dies Wort läßt sich aber nicht in den Vers bringen, ohne daß man von den sonst üblichen Betonungsweisen und Arten der Fußfüllung in empfindlich störender Weise abweicht (s. Nr. 32 zur Stelle). Ich nehme also an, daß das röd erst nachträglich redactionell eingesetzt ist. Bei der inhaltlichen Verwandtschaft der beiden Reden lag ein solcher Einsatz nahe genug. — Vgl. überdies noch Nr. 32 zu 1 1, 8a.
13. Gruppe F: Neunte und zehnte Rede (IX und X) nebst zwei Einschüben (IXa und IXb). a) Dieser Abschnitt hat wieder sehr starke Störungen seines ursprünglichen Be- standes erfahren. Um dies klarzulegen wird es zweckmäßig sein, innerhalb der ganzen Masse zunächst nach dem Inhalt die beiden Hauptabteilungen 12, 1 — 14 und 13, 1—6 zu unter- scheiden. Letztere ist einheitlich, kann also ohne weiteres vorläufig mit X bezeichnet werden. Von der ersten Ab- teilung (IX) sind aber noch zwei Einschübe (IXa und IXb) auszusondern.
b) IX, eine Rede an die Heiden, enthält, wie die Tabelle ausweist, nach der secundären Überschrift samt Doxo- logie (Metrum der letzteren 6 : 3) zehn gepaarte Siebener (oder fünf zweizeilige Siebenerstrophen). Zwischen diese Strophen sind eingesprengt: a) die Verse 12, 5. 7. 8 von sehr unsicherem Metrum, — ß) in 12, 9 — 10 ein Stück, das dreimal das Schema 6 : 3 aufweist. Der Schluß endlich, von mispqocqß beß-dawld i2b an, ist öde Prosa und fällt daher von vorn herein außer Betracht.
Alxtestamentliche Miscellen 3. 57
c) In den Siebenerstrophen von IX spricht Jahwe in erster Person, in a der Dichter. Außerdem biegt a insofern tendenziös von IX ab, als es einen Gegensatz zwischen Jnda und Jerusalem statuiert, von dem sonst nicht die Rede ist und der auch nicht in die Zeitverhältnisse paßt, die im übrigen die Grundlage unserer Texte bilden. Aus diesen Gründen hat Marti 445 t'. die drei Strophen von a als Glossen ausgeschieden. Da sie aber immerhin vielleicht nicht not- wendig erst von dem Glossator selbst verfaßt zu sein brauchen, sondern von ihm aus einer andern Quelle entnommen sein können, habe ich sie vorläufig doch als besonderen cEinschub' IXa im Text belassen. Ich schalte sie aber doch aus der folgenden Diseussion zunächst soweit aus wie es nur möglich ist: erst in Nr. 33, b wird noch einiges Nähere über sie bei- gebracht werden.
d) In 12, 9 — 10 (Schema 6:3) wird wieder Jahwe redend eingeführt. Aber trotzdem klafft eine Fuge zwischen dieser Partie und den Siebenerstrophen von IX. Nach V. 4 und 6 des letzteren, die bereits eine völlige Vernichtung der Feinde Judas verheißen haben, kommt das 'äbqqqes von V. 9 ganz unmotiviert nachgehinkt. Auch paßt die Ausgießung der rüxvxen wdjiqxnxinim und was darauf folgt gar nicht in den sonstigen Gedankenzug der Siebenerstrophen. Es besteht nur eine äußerliche Bindung durch die doppelte Totenklage in 10 einer- und 11. i2a andrerseits. Aber gerade diese Doppelheit der Klage mit den starken wörtlichen Anklängen ist wieder anstößig: sie wirkt ganz wie eine gewöhnliche Dublette. Man wird also annehmen dürfen, daß auch die 6/3-Partie (=IXb) um der Ähnlichkeit des Inhalts willen redactionell einge- schoben sei.
e) Nach Ausscheidung von lXa und IXb schließt 12, 11 direct an 12, 6 an. Dann ist aber unverständlich, wie Jeru- salem dazu kommen soll, eine so große Totenklage über die gefallenen Feinde zu erheben. Und wollte man selbst das 6/3 -Stück IXb als Zwischenglied beibehalten, so bleibt immer noch der Vergleich der Totenklage Judas mit der doch
Eduard Sieveks:
sicherlich heidnischen Klage über Hadadrimmon auffällig. Dieser Vergleich paßt nur, wenn es sich um die Parallelisie- rung zweier Heidenklagen handelt. Es ist also anzunehmen, daß das den Sinn störende und auch kaum in den Vers zu bringende birümlem in V. ua redactionell eingesetzt ist, um einen Zusammenhang zwischen dem Einschub IX1' und der Siebenerstrophe n. i2h herzustellen. Von dem gleichen Standpunkt aus ist sodann die sachlich ebenso falsche Aus- iühruncr der Worte a;3säfdähvha''är§s mispaxop mispaxüß tebdd durch den Prosaanhang i2b — 14 beigefügt worden.
f) Überblickt man nun den so gereinigten Text von IX, so sieht man sofort, daß von den 5 Siebenerstrophen die letzten 4 sämtlich mit der Formel (wdhajä) bqjjöm hqhü ein- setzen. Nur Str. 1 entbehrt dieses Einganges. Zugleich ist aber 12, 2a zu kurz, und nur dann direct auf das erforderliche Maß zu bringen, wenn man aus der vorhergehenden Doxologie das m'wm-jahwg herausnimmt und in unsere Zeile einsetzt: nd'üm-jqlncp \ »hinneu anochivsäm | usw. (für die Doxologie selbst bliebe dann ein Siebener übrig). Man muß zugeben, daß diese Constitution des Verses möglich ist. Nach dem eben Bemerkten ist mir aber etwas wahrscheinlicher, daß man das hinrie von M durch bqjjüm hqhü zu ersetzen hat (vgl. auch Nr. 1 3, g und 1 5, b zu X und XIII).
g) Der Rede gegen die Heiden (IX) folgt mit 13, 1 — 6 als Parallelstück X eine Rede an die Juden, Avelche Ab- schaffung des Götzendienstes und der (falschen) Prophetie fordert. Sie verläuft wie Nr. IX in zweizeiligen Siebener- strophen. Deren sind es 5, und von ihnen haben 3 wieder den Eingang mit (wahajä) bqjjöm hqhü. Bei der Schlußstrophe 12, 5bf. war allerdings diese Formel durch den Inhalt aus- geschlossen. Dagegen glaube ich, daß sie bei der dritten Strophe (= 12, 3) zu Unrecht fehlt. Der Text dieses Verses fügt sich, wie er überliefert ist, nicht in das Maß der zwei- zeiligen Siebenerstrophe: er ist zu voll dafür. Man hat also die Wahl, entweder den ganzen Vers für eingeschoben zu erklären, oder anzunehmen, daß er durch Interpolationen über
Alttestamentliche Miscellen 3. 59
das zulässige Maß hinaus angeschwellt sei. Ich glaube, hier kann die Wahl nicht schwer sein. Für den Zusammenhang ist der Vers nicht wohl entbehrlich, denn der Gedankengang soll doch offenbar sein: cwer da (noch) als Prophet auftritt, der wird erschlagen, und wer es früher getan hat, der schämt sich dessen und sucht es zu verheimlichen': und das ist ein recht guter Gedanke. Ist danach der Vers echt, so muß er Interpolationen enthalten. Von diesem Standpunkt aus lenkt sich dann die Aufmerksamkeit auf das zweimalige 'äbiu ws'immo jotedäu, das einen überflüssig crassen Zug in das Gemälde bringt. Löst man diese Worte aus, so gibt 3b sofort einen untadeligen Siebener, und in 3a gewinnt man Raum genug, um dort das überlieferte einfache wdhaja zu der typischen Formel wzhajäudqjßmuhqhu zu ergänzen1) (über die weitere Detailfrage, ob in 3a das 'öd zu streichen ist oder nicht, s. unten Nr. 34 zur Stelle).
14. Als elfte Rede (XI) betrachte ich das Stück 13, 7 — 9, das seit Ewald als Fortsetzung bez. Schluß von VIII = 11, 15 — 17 angesehen wird.
a) Die allgemeine Ähnlichkeit des Themas von VII, VIII, XI liegt ja auf der Hand, aber sie geht doch wiederum nicht soweit, daß sich XI ohne erheblichen Gedankensprung anschlösse: VIII redet von Jahwes Zorn gegen den ruchlosen Hirten, der die Herde vernachlässigt, hier in XI will Jahwe den Hirten schlagen und die Herde zerstreuen, so daß ihrer
1) Zweimal lassen sich die beanstandeten Worte auf keinen Fall halten, welches Metram man auch probieren mag: sie müssen minde- stens an der zweiten Stelle getilgt werden. Dann kann man allenfalls so constituieren :
3 wdhajd kl-jinnabJiu 'fs "Öd, wa'änwrüv'eläti 6
,abtu wd'immo jofodau: 3
3C y>lö ßixj§, M^sfiqgr dibbärta basem jqhw'g!«. 6
udqarühü bdhivmabd'o. 3
Aber dann fällt wieder die Zeile 3C melodisch und in der Tonlage ganz aus dem Tenor des Übrigen heraus (vgl. diese Berichte 1904, 1546°.). Mithin ist dieser Ausweg praktisch unmöglich.
60 Eduard Sieveks:
nur wenige übrig bleiben, und diese wenigen werden erst nach scharfer Läuterung sich wieder Jahwe zuwenden und von diesem in Gnaden angenommen werden. Das ist denn doch ein wesentlich anderes Thema als das von VIII. Dazu kommen stilistische und metrische Differenzen. In ersterer Beziehung ist zu beachten, daß in XI die Anwendung der Formel m'um jafowi (wda'Öp) an zwei Stellen (13, 7*. 8a) me- trisch sichergestellt ist, daß sie dagegen in VII und VIII fehlt, und zwar mit Recht, weil sie nicht in den erzählenden Typus dieser Stücke paßt (dem entspricht vielmehr das M 'amär jqhwl 'etat VII 1 1, 4* und wajjomgr jqhwf 'eläi VII II, I3a und VIII 11, 15*). Als 'Erzählungsstücke' entbehren ferner
VII und VIII gänzlich der strophischen Gliederung (oben Nr. 12, a und c), das f Spruchstück' XI aber ist zwar auch nicht eigentlich strophisch abgeteilt, aber doch annähernd strophenmäßig gegliedert und ohne Enjambement, und ent- behrt daher auch des Schlußdreiers nicht, der bei VII und
VIII aus gutem Grunde fehlt (oben Nr. 12, b). Endlich ist auch nicht zu übersehen, daß sich der Eingangsvers von XI in seiner überlieferten Gestalt nicht einmal mit dem eigent- lichen Schlußvers von VIII (oben Nr. 12, c) verträgt, denn die zweimalige Erwähnung des Schwertes in -11, i7b und l3, 7a gibt eine stilistisch entschieden anstößige Dublette (vgl. auch Nr. 35 zu 13, 7). Ich muß nach allem dem unser XI (trotz der äußeren Gleichheit des Versschemas 7 : 3) wiederum als selbständiges Stück ansehen.
b) Auf der anderen Seite scheint es auch mir sicher, daß XI in der schriftlichen Überlieferung ursprünglich einmal unmittelbar hinter VIII gestanden hat, und zwar aus einem sehr äußerlichen und vielleicht für manchen Betrachter sehr unscheinbaren Grunde, der aber doch seine philologische Be- deutung hat. XI beginnt in 13, 7a mit tfgrgC <üri 'ql-ro'i urfal- g§b§r 'qmißi. Das klingt ja ganz wie der Anfang einer drohenden Strafrede. Aber das Metrum geht nicht aus, und anstößig bleibt für unsere Sammlung auch das x^t als einziger Beleg für Segolat mit schwebender Betonung und Überdehnung der
Alttestamentliche Miscellen 3. 61
Endsilbe. Sodann aber: was heißt: 'Schwert, erwache gegen meinen Hirten'? Hat das Schwert so lange 'geschlafen'? Metaphorischer Gebrauch des Qal von eur und speciell die Möglichkeit, es mit einem Worte wie agrgB zu verbinden, wäre erst durch stricte Parallelen wahrscheinlich zu machen, ehe man ernstlich damit rechnen kann. Ist aber danach an unserer Stelle Sinn und Metrum zugleich gestört, so wird der Fehler doch wohl in dem stilistisch auffälligen Worte 'üri stecken. Wie konnte dann aber jemand darauf kommen, diese Sonder- barkeit in unseren Vers einzuschwärzen? Die Antwort auf diese Frage gibt der echte Schluß vers von VIII, nämlich ii, i7b. Hier hinkt wieder Sinn und Metrum zugleich: xereb (ql-zdrö'Ö | wdfql-'en jornTno ist keine gute Parallele, wir erwarten vielmehr 'deinen Arm treffe das Schwert, und dein rechtes Auge: — Blindheit', also das, was der ungeschickte Verfasser von 17° durch sein wa'in jamhiü kähu ßichhf weitläufig umschreibt. Da nun i7b zugleich am Schlüsse einen Fuß zu wenig hat, so wird man den fehlenden Begriff 'Blindheit' unbedenklich durch (Hica-aron) ergänzen dürfen. Und dies \*\Y& oder piy ist offenbar die Quelle für unser 'nV ge- wesen. Nachdem yrw durch den falsch eingefügten Schluß- vers 17° von 'en jdmino abgesprengt war, hat man (d.h. ein Interpolator, s. Nr. 35 zu 13, 7) es in "m:7 umgemodelt und mit xgrtf) etc. verbunden. Der falsche Imperativ hat dann insofern noch weitere Frucht getragen, als man ihm zu Liebe das in dem Citat Matth. 26, 31 noch richtig erhaltene '#fcg von 7d in hoch umcorrigiert hat, wenn auch mit falschem Geschlecht (LXX corrigiert dann weiter in luikkü).
15. Gruppe G-: Zwölfte bis fünfzehnte Rede (XII — XV). Der Text dieser Gruppe hat, abgesehen von allerhand Glossen u. ä., nur einmal durch den Einschub 14, 13 — 14 (= XIVa) eine größere Störung erfahren. Diese beiden Verse sind bereits von Wellhausen u. a. ausge- schieden worden. Die übrige Masse zerlegt sich in vier gut geschiedene Reden (vgl. dazu oben Nr. 5, c die Fußnote über Marti 450).
62 Eduard Sievers:
a) XII = 14, 1 — 5: Die Plünderung Jerusalems und Jahwes kräftige Hilfe: 3 dreizeilige Siebenerstrophen.
b) XIII = 14,6— 11 : Die 'herrliche Endzeit' (Marti 452), 4 zweizeilige Siebenerstrophen, und sachlich an sich recht wohl als Fortsetzung von XII denkbar, aber formell von dieser Rede geschieden durch den Wechsel der Strophenform und die viermalige Wiederkehr der Formel (wdliajü) bqjjdm hqhü (oben Nr. 1 3, f und g), welche XII nicht anwendet (dies sagt dafür einmal in der Eingangszeile 14, ia hinne jöm bä tejqhwf).
c) XIV = 14, 12—19 (minus V. i$i. = XI Va. s. oben): cDie Strafe der Völker, die wider Jerusalem zu Feld gezogen sind und der von ihnen Übriggebliebenen, die Jahwe nicht Verehrung erweisen' (Marti 453). Die Unabhängigkeit der in sich gut geschlossenen Rede gegenüber XIII wird auch äußerlich durch den Formwechsel garantiert: statt der Siebener- strophen von XII. XIII weist XIV 8 mal das Schema 7 : 3 ohne strophenmäßige Sinnesgliederung auf.
d) XV = 14, 20 — 21. 'Die Heiligkeit Jerusalems und Judas' (Marti 455). Wiederum geschlossene Siebenheber, aber fünf, die in der Überlieferung zu 2 -f 3 gruppiert sind. Da sich in unserem Corpus innerhalb geschlossener Reden sonst kein derartiger Wechsel der Strophenlänge zeigt, wird auch hier Verderbnis anzunehmen sein. Marti ist S. 455 geneigt, 5° als Zusatz zu beanstanden. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit der Auffassung. Es befremdet nämlich immerhin, daß in der 'Strophe' 20ab des MT. die Rosse und die Töpfe im Tempel zusammengepackt sind, und dann die folgende Strophe noch einmal von Töpfen redet. Hier ist also in natura Getrenntes vereinigt und Gleichartiges getrennt. Ich halte es daher für wahrscheinlicher, daß der Text ur- sprünglich aus 6 gepaarten Siebenern bestand, und in der ersten Strophe eine Zeile ausgefallen ist. Ob das gerade die zweite Zeile gewesen ist, wie unten im Text der Einfachheit halber angesetzt ist, muß dahinstehen. Man könnte z. B. auch an folgende Gruppierung denken:
Alttestamentliche Miscellen 3. 63
bqjjom hqliü jihj4 x * -£ xx.ixx.ixxz
x x j. x v. ± ' ql-mdsilWJ) hqssus: qofiß l%jahw$ (saSa'Ö/>)>.
Dann kämen die Kriegsrosse weniger unvermittelt, und man gewönne drei Strophen, die gleichmäßig formelhaft mit dem emphatischen jähwf ssda'dp schlössen. Auch scheinen sich dann die Fragmente besser dem monopodischen Melodietypus von Str. 2 und 3 anzuschließen, und der Sprung von Zeilen- mitte auf Zeilenmitte wäre mindestens nicht auffälliger als der vom Schluß einer Langzeile auf den Anfang der nächst- folgenden.
Zur metrischen Technik.1)
16. a) Strophen habe ich unbedenklich überall da an- gesetzt, wo innerhalb eines Stückes nach Ablauf einer be- stimmten, aber beschränkten Anzahl von Lang- oder Halb- zeilen regelmäßig ein völliger Sinnesabschluß eintritt, der sich äußerlich durch den Punkt markiert (einmal in IV 10, qb beim Schema 7 : 3 durch ein Kolon). Dies Verfahren war um so unbedenklicher, als das Maß der dreizeiligen Strophe (M. St. I, § 108) in unseren Texten nirgends überschritten wird.
b) Die vorkommenden Strophenformen sind: a) Drei- zeiler: je einmal aus Doppeldreiern, in I, und aus Siebenern, in XII; — ß) gewöhnliche Zweizeiler: je viermal aus Doppeldreiern, in II, III, V, VI, und aus Siebenern, in IX, X, XIII, XV; — y) 'tristichische' Zweizeiler: einmal bei dem Schema 6 : 3, in IXb, zweimal bei dem Schema 7 : 3, in Ia (bei der Kürze des Fragments könnte der strophische Charakter allenfalls zweifelhaft sein) und in IV; über XI' s. Nr. 14, a.
c) In den zweizeiligen Doppeldreierstrophen herrscht überall strenger Parallelismus zwischen Vers- und Sinnesgliederung: der Sinneseinschnitt am Ende der Langzeile ist jedesmal stärker als der am Schluß des ersten Halbverses,
1) Die versificierten Glossen etc. von 9, 12. 10, 2. 7. 12. 11, 2. 6. 17. 12, 1. 7. 14, 15 sind hier nicht weiter berücksichtigt, ebensowenig noch kleinere Interpolationen.
64 Eduard Sievers:
es findet sich auch kein Herübergreifen des Sinnes aus einer Langzeile in die andere. Die Gliederungstechnik unterscheidet sich hier also in keiner Weise von der für den Gesang voraus- zusetzenden. Vom Formstandpunkt aus könnten also die 'Reden' 11/ III, V, VI ganz wohl auch als 'Lieder' ange- sehen werden, und auch von Seite des Inhalts stünde einer solchen Annahme meines Bedünkens nichts Wesentliches ent- gegen. Ob sie tatsächlich zu machen ist, lasse ich dahin- gestellt sein.
d) Auch die dreizeiligen Doppeldreierstrophen von Nr. I zeigen im ganzen dieselbe Technik. Nur einmal, beim Übergang von 9, 5a zu 5b? wirkt das Verbum der ersten Lang- zeile noch für die zweite Langzeile fort. Aber die zweite Halbzeile ist doch wieder in sich geschlossen, und auch am Ende der ersten ist ein normaler Ruhepunkt gegeben. Es handelt sich also offenbar um einen Grenzfall, der zwar nicht ganz dem Normalen entspricht, wohl aber das System nicht stört. Nr. I kann also derselben Beurteilung unterliegen wie die Zweizeilerstrophen des gleichen Metrums unter c.
e) Da der Doppeldreier das beliebteste Versmaß der typischen Gesangspoesie (z. B. der Psalmen) ist, so kann die Beibehaltung der Gesangstechnik in der Gliederung auch pro- phetischer Texte nicht wundernehmen. Ebenso beliebt ist aber der Sieben er in der typischen Sprechpoesie (vgl. z. B. sein Auftreten in der Genesis, das im Text meiner M. St. II, i bequem zu übersehen ist, sowie oben S. 36). Er ist dort mit allen Eigenschaften des typischen Sprechverses ausgestattet, arbeitet also besonders mit Enjambement und Sinnes- verdeckung der Cäsuren (vgl. auch diese Berichte 1904, S. 159 f.). Es ist also wiederum nur natürlich, wenn auch die Siebenerstrophen unserer Sammlung dieselbe Technik der Gliederung zeigen. Von der Gesangstechnik her ist in ihnen nur der Sinnesabschluß nach je 2 bez. 3 Zeilen ge- blieben, aber innerhalb der einzelnen Strophen ist nichts gewöhnlicher als das Herübergreifen des Sinnes und selbst Satzes aus einer Langzeile in die andere. Auch verdeckte
Alttestamentliche Miscellen 3. 65
Cäsuren sind ganz geläufig. Die Nummern IX, X, XII, XIII, XV gehören also im Gegensatz zu den Doppeldreiergedichten von c und d sicher der typischen Sprechpoesie an, sind also auch im technischen Sinne sicher als 'Reden' zu be- zeichnen.
f) Auch die strophischen Gedichte mit dem tr i stich i- schen System 7 : 3 (Ia. IV) gehören aus ähnlichei] Gründen dem Gebiete der Sprechpoesie an. Cäsurverdeckung findet sich allerdings nicht, dagegen ist ganz gewöhnlich, daß dem metrischen Schema — | — || — || (bei dem der Strich — je einen Halbvers bezeichnen mag) das kreuzende Sinnesschema — II — I — II zur Seite steht (s. z. B. 9, 3. 4. 10, 3—6. nb. 13, 7—9). Seltener sind andere Kreuzungen (so z.B. Sinnes- spaltung des ersten Halbverses in 10, 9a bei ba'ammim , 10, 90 bei 'aqqbsem \\ ).
g) Auch der Sechser ist ein Erzeugnis der Sprechpoesie (M. St. I, § 86). Wenn wir also in den drei Strophen des Schemas 6:3m Nr. IXb zweimal (bei 9af. und iocf.) ein Hinübergreifen sogar des Satzes aus der Langzeile in die Kurzzeile finden, so ist auch das entwicklungsgeschichtlich leicht zu verstehen. Auch IXb gehört also zur Sprech- poesie.
17. Neben den strophischen Stücken unserer Sammlung stehen, von diesen deutlich abgehoben, auch mehrere un- strophische Reden, und zwar mit sehr beachtenswerter Art der Verteilung auf die verschiedenen Metra:
a) Beim Doppeldreier und Siebener finden sich keine Belege, dagegen stehen bei den Reden des Schemas 7:3 den zwei (bis drei) strophischen Texten Ia, IV (XI, s. Nr. 1 4, a) nicht weniger als sechs unstrophische Nummern zur Seite, nämlich P, Ic, VII, VIII, XIV und XIVa (über IXa siehe Nr. 13, c. 33, b). Als Charakteristica der letzteren Gruppe mögen (neben dem Fehlen des Sinnesschlusses nach jeder dritten Halbzeile) erwähnt werden die häufige Verdeckung der Cäsur (vgl. 9, i3b 11, 7a[?]. na. i2a[2inal]. i5a. 14, i2a.
Phil.-hist. Klasse 1905. 5
66 Eucard Sievers:
i9a[2nial]. i3a. H0)1) und die engere Sinnesverbindung der Kurzzeile mit der folgenden Langzeile statt mit der vorher- gehenden (vgl. 9, i3a. n, 8a. i2b. i4a. i6a. 14, i6b. i7a. i3b).
b) Der durehgehends strophischen Gruppe der Doppeldreier- und Siebenertexte steht also bei den 7/3-Texten eine überwiegend unstrophische Gruppe gegenüber (Verhältnis 6 : 2 [bis 3, s. Nr. 14, a]). Woher dieser auffällige Gegensatz? Am Metrum allein kann die Differenz nicht wohl liegen, denn wenn auch bei den Doppel- dreiern ihrer ganzen Natur nach (vgl. oben Nr. 2) die Strophen- form an sich gewiß das Nächstliegende ist, so trifft das doch für den Siebener nicht zu. Dies führt uns denn von selbst auf die weitere Frage, wie überhaupt unsere ganze Sammlung zustande gekommen ist.
Zur Entstehung der Sammlung.
18. Den Ausgangspunkt für die Erörterung der Frage möge abermals eine Tabelle (s. S. 67) über den Formbestand der einzelnen Nummern geben. In dieser Tabelle bezeichnet CR.' eine selbständige 'Rede' (bez. eventuell ein selbständiges cLied'), CE.' einen 'Einschub'. Die arabischen Ziffern geben die Zeilen- zahlen der einzelnen Stücke an (bei den 'tristichisehen' Stücken ist dabei die Kurzzeile ebenso als volle Zeile mitberechnet wie die Langzeile). Ein Stern neben einer Zahl gibt an, daß das Stück irgendwie Fragment ist, d. h. daß ihm mindestens der Kopf fehlt (kleinere innere Lücken sind nicht berück- sichtigt). Cursivdruck markiert unstrophische Texte (bei IXa ist wegen Unsicherheit der Form Antiquadruck verwendet).
1) An zwei Stellen ist sogar völliger "Wegfall der (schwächeren) Cäsur im Viererstück des Siebeners anzusetzen: wdhetieph ,§^-lias\hlislp ba'es 13, 9a und icdzdfi^tihj^häm'.mqggefa 'asgr^jiggöf 14, I2a. Das scheint auch anderwärts vereinzelt vorzukommen, die ganze Frage be- darf aber natürlich noch einer eingehenden Untersuchung.
Alttestamentliche Miscellen 3.
67
Tabelle 2. A. Erste Überschrift.
Schema: ] |
Doppeldreier R. E. |
Siebener R. E. |
7 : 3 R. E. |
6 : 3 R. E. |
|||
I Ia P 1° n in IV V VI vn vm |
12 6* 4 2 2 |
- - |
16 23 7 |
5* 6* 4* |
— |
— |
B. Zweite Überschrift und Doxologie.
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
IXa
IXb
XIV
|
10 10 9 8 6 |
[7*?]1) |
8 14 |
[6*] |
— |
[6<*>]
19. Diese Tabelle lehrt zunächst folgende Tatsachen:
a) Die ganze Masse der Texte ist durch die beiden Überschriften vor I und IX in zwei Teile, A und B, zerlegt.
b) Sämtliche Doppeldreiertexte stehen in A zu- sammen, sämtliche Siebenertexte in B. Nur die 7/3- Gruppe läuft durch beide Abteilungen durch. Das isolierte
1) IXa ist hier nur probeweise untergebracht: das Metrum ist un- sicher, s. unten Nr. 33, b.
5*
f)S Eduard Sievers:
Beispiel für 6:3, Nr. IX1', steht in B, was natürlich Zufall sein kann.
c) Unter den 'Einschüben' begegnet nirgends das Doppeldreier- oder das Siebenermaß.1) Diese Vers- arten liefern nur selbständige Stücke, die bis auf die in Nr. 7, bc und 9, c erwähnten Defecte in I und am Anfang von II zugleich vollständig erhalten sind. Das Schema 7 : 3 zeigt dagegen neben 5 selbständigen Stücken zugleich 4 fragmentarische Einschübe. Das Schema 6:3 ist überhaupt nur durch einen ""Einschub' vertreten, der vermutlich auch nur fragmentarisch ist.
d) Äußerst merkwürdig ist ferner das Verhältnis der Zeilenzahlen der einzelnen selbständigen Stücke. In der Gruppe A bilden die Zeilenzahlen der Gedichte in Doppel- dreierstrophen nach der überlieferten Folge die absteigende Reihe 12, 6 (unvollständig), 4, 2, 2, in der Gruppe B die Sieb euer texte die analoge Reihe 10, 10, 9, 8, 5 (oder aber 6, s. oben Nr. 15, d); für die 7/3 -Texte lautet die Reihe ganz unregelmäßig 16, 2^, 7, 8, 14.
20. Aus diesen Tatsachen ziehe ich folgende Schlüsse: a) Die Doppeldreier- und die Siebenertexte bil- deten einmal jede Gruppe für sich eine besondere kleine Sammlung; zur ersten gehörte vermutlich die erste Überschrift, zur zweiten die um eine Doxologie vermehrte zweite. (Charakteristisch für die verschiedene Art der beiden Sammlungen ist, nebenbei bemerkt, daß die erste nie die Formel bqjjöm hqhü verwendet, die zweite sie dagegen in jedem Gedicht gebraucht2), manchmal sogar Strophe für Strophe, s. oben Nr. 13, fg. 15, b.) Innerhalb jeder dieser Samm- lungen waren die einzelnen Stücke absteigend nach
1) Letzteres ist vielleicht zu restituieren für IXa, aber diese Nummer fällt überhaupt aus dem Tenor des ganzen Corpus heraus, s. Nr. 13,0.
33, b.
2) Nur einmal steht dafür in XII 14, 1 die gleichbedeutende Variation wshinnf jom ha Ujqhwt.
Alttest amenteiche Miscellen 3. 69
der Zeilenzahl geordnet.1) Da beide Sammlungen das- selbe System der Ordnung besitzen, werden sie wohl von gleicher Hand geordnet sein. Den ältesten Grundstock der Endsammlung Sach. 9—14 bilden also somit zwei 'Büchlein', das 'Doppeldreierbüchlein' und das fSiebenerbüchlein', die wir zusammen als das falte Doppelbüchlein' bezeichnen können.
b) Das Anordnungsprincip der alten Sammlung war in der Hauptsache ein äußerliches, nach Metrum und Zeilen- zahl; doch trifft die Scheidung nach den Metren insofern auch mit tiefergehenden Differenzen der Texte zusammen, als die Doppeldreiertexte mehr liedmäßigen, die Siebenertexte rein redemäßigen Charakter haben (oben Nr. 16 f.).
c) Neben dem alten Doppelbüchlein (x) existierte einmal für sich eine zweite Sammlung y. Diese um- faßte alle die Stücke des Metrums 7 : 3 mit Ausnahme des den Zusammenhang eines y- Stückes durchbrechenden Ein- schubs XIVa, der auch aus andern Gründen von y abzutrennen ist (s. unten Nr. 26, c). Trotz gewisser Ähnlichkeiten des Inhalts unterscheidet sich die Sammlung y nicht unwesentlich von x. Einmal differiert das Metrum an sich (Schema 7:3 gegen Doppeldreier bez. Siebener). Ferner enthält x nur
1) Da die Annahme eines solchen Anordnungsprincips auf Be- denken stoßen könnte, erlaube ich mir herzusetzen, was H. Grassmann in seiner Übersetzung des Rigveda I (Leipzig 1876), S. 2 über die An- ordnung der Lieder dieser großen Sammlung ermittelt hat : fIn jedem dieser Bücher (2—7) macht die Sammlung der an Agni gerichteten Lieder den Anfang, und darauf folgt die Sammlung der an Indra ge- richteten, an diese letzte schließt sich, wenn solche Lieder in dem Buche vorkommen, die Reihe der Lieder an den Gebetsherrn. Dann folgen in einer oder mehreren Sammlungen die Lieder, welche an Götter- scharen gerichtet sind, dann ebenso die, welche Götterpaare oder ein- zelne Götter, denen keine besonderen Sammlungen gewidmet sind, besingen. In jeder dieser Sammlungen sind die Lieder ein- fach nach ihrer Verszahl geordnet, so daß die Lieder, welche die größte Verszahl haben, beginnen, und die mit der geringsten Vers- zahl schließen, und jedes Lied entweder ebenso viel oder weniger Verse enthält als das nächstvorhergehende'.
70 Eduard Sievers:
strophische Texte, in dem, was von y erhalten ist, überwiegt die unstrophische Form. Endlich herrschte in x das Princip der Anordnung nach der Zeilenzahl, für y läßt sich dieses mindestens nicht erweisen. In y folgte jedenfalls ein- mal das längere Gedicht XI mit mindestens 8 Zeilen un- mittelbar auf das kürzere VIII mit nur 7 Zeilen (oben Nr. 14,0). Wollte man also jenes Princip auch für y in Anspruch nehmen, so müßte man in VIII einen größeren Defect statuieren (der allerdings vor 11, 17 nicht unmöglich wäre, denn man ver- mißt, zumal nach der Analogie von VII, ein Mittelstück, das die Ausführung von Jahwes Befehl berichtet).
d) Die Sammlung y hat später ein Redactor in das alte Doppelbüchlein x hineingearbeitet, und zwar derart, daß er teils ganze Reden von y zwischen die einzelnen Nummern von x einfügte, teils aus solchen Reden Fragmente heraushob, die ihm zur Ergänzung der x-Texte tauglich schienen, und sie in diese hinein interpolierte (nur einmal, bei Ic, steht ein solcher 'Einschub' überleitend zwischen zwei selbständigen Stücken von x; über XIVa s. Nr. 38). Es ist also genau dasselbe Redactionsprincip, wie das der Re- dactoren des Hexateuchs, bei dem ja auch 'Bücher' (ver- schiedener Schulen, und, was hier wesentlicher ist,) verschie- dener Form in ganz analoger Weise durcheinandergeschoben sind (vgl. dazu jetzt auch meine M. St. II).
e) Über das restierende 6/3-Stück IXb s. unten Nr. 26, b. Jedenfalls ist auch dieses ebenso wie IXa (Nr. 13, c. 26, a) und XIVa (oben c) erst redactionell oder doch mindestens nachträglich an seine gegenwärtige Stelle geschoben. Ich fasse diese drei Stücke im folgenden als die Restgruppe z zusammen.
21. Die hier aufgestellten Hypothesen scheinen mir zu- gleich geeignet zu sein, einige weitere Tatsachen zu erklären, die sonst nicht leicht befriedigend zu deuten sind:
a) Den Mangel eines inneren Zusammenhangs bei der Abfolge der einzelnen Stücke von x (vgl. namentlich die
Alttest amentliche Miscellen 3. 71
Reihe II — IV f.) : er folgt aus dem äußerlichen Princip der An- ordnung nach der Zeilenzahl.
b) Die fast ungestörte Erhaltung der beiden Folgen des Grundbüchleins x im Gegensatz zu der Zersplitterung von y: diese ist die Folge der Einarbeitung von y in x.
c) Die Stellung der fragmentarischen Einschübe, die offenbar mit der Absicht an ihre gegenwärtigen Plätze ge- bracht sind, einen Anschluß zu finden. Dieser Anschluß ist bisweilen rein formell, so bei y Ia: 9, ic und P: 9, 5 f. (s. oben Nr. 7, c und d); [von z IXa wird 12,5 wohl wegen seines 'qlß jahüdä unmittelbar vor IX 12, 6 gestellt sein, wo dieselbe Formel begegnet (s. jedoch auch unten Nr. 33, b zur Stelle), 12, 8 aber ist vermutlich von 12, 5 losgerissen und hinter 1 2, 6 gebracht, um zu dem jdhtictä dieses Verses eine Parallele mit jöseb jarükdem zu bringen, und das hat dann wieder die Verschiebung von 12, 7 verursacht]. Ic wird dagegen mitMAETl als Versuch einer sachlichen Einleitung zu II zu betrachten, [endlich z XIV1 dazu bestimmt gewesen sein, die Wirkung von y 14, 12 zu steigern]. Auch die Stellung von z IXb hinter den Kampf scenen von y IX und z IXa ist verständlich.
d) Unklar bleiben dagegen die Gründe, welche die selb- ständigen Stücke von y an ihre gegenwärtige Stelle gewiesen haben. Begreiflich ist die Einfügung von VII. VIII am Schlüsse des ersten Halbbüchleins von x, d. h. vor dem Be- ginn der bqjjöm-hqhü- Gruppe (oben Nr. 20, a), aber dunkel ist, warum dann das erste Hirtenstück No. IV von VII. VIII getrennt, und vor allem, warum das vierte Hirtenstück XI (== 13, 7 — 9) von VII. VIII losgerissen ist, zumal dabei XI (ebenso wie auch XIV) in die bqjjöm-hqhü- Gruppe von x hineingeraten ist, obwohl beide Stücke diese Formel nicht anwenden (die Fragmente der Restgruppe z, also IXa, IXb und XIVa, sind in dieser Beziehung richtig untergebracht, ebenso umgekehrt aus y die Fragmente Ia, P, Ic und die Vollstücke IV, VII, VIII in der ersten Gruppe von x). Möglicherweise waren rein äußerliche, z. B. raumtechnische, Gründe im Spiel.
72 Eduard Sievers:
22. Bis zu dem in Nr. 20 bestimmten Punkte läßt sich nach dem Gesagten die Vorgeschichte des in MT. vorliegenden Mischtextes wohl mit ziemlicher Sicherheit feststellen: abcr über die Entstehungsgeschichte der beiden Samm- lungen x und y selbst ist damit noch nichts ermittelt. Insbesondere beweist die Tatsache der redactionellen Ver- arbeitung zweier Quellenbücher (wenn diese hier zu Recht angesetzt wird) noch gar nichts in Sachen der Eigentums- frage, denn natürlich können ebenso gut zwei Gedichtsamm- lungen eines und desselben Verfassers miteinander verschmolzen werden, wie Sammlungen, die zwei verschiedenen Dichtem angehören oder gar schon jede für sich Anthologien aus den Werken verschiedener Verfasser waren. Wir müssen indessen versuchen, auch in dieser Frage Stellung zu nehmen.
23. Mit den bisher angewandten Mitteln der Kritik hat sich eine Verschiedenheit der Verfasserschaft für die einzelnen bis dahin in Sach. 9 — 14 angenommenen Stücke nicht sicher erweisen lassen (die S. 63 Fußnote erwähnten Glossen u. ä. kommen dabei nicht in Betracht).1) Bei dem zusammen- gesetzten Charakter unseres Textes, der Stücke aus x und y bunt durcheinander wirft, mithin auch in diesem Zustand nicht gestattet, die Gesamtmasse in natürliche Gruppen zu zerlegen und diese auf etwaige gegenseitige Charakteristik hin zu prüfen, kann das nicht im mindesten befremden. Jetzt aber ist die Frage genauer auf das Verhältnis von x (bez. seiner beiden Teile) zu y und z abzustellen.
24. Innerhalb x vermag ich zunächst keine Spur von technischen oder sachlichen Differenzen zu ent- decken, die uns veranlassen müßten, die innere Einheit des Büchleins zu bezweifeln. Daß ein Dichter neben mehr lied-
1) Die von Marti 433 gegen die 'Echtheit' von 10, 1 f . zweifelnd geltend gemachten Gründe (d. h. wesentlich die Betonung des Mangels an Zusammenhang des Stückchens mit seiner Umgehung) erledigen sich jetzt wohl durch den Nachweis des mechanischen Anordnungsprincips von X. Gewisse Divergenzen der Darstellung von Cap. 12 und 14 erklärt Marti selbst S. 397. 443. 446 mit Recht für nicht beweisend.
Alttestamentliche Miscellen 3. 73
mäßigen Stücken auch Sprechgedichte, hier speciell Reden (oben Nr. 16, c — e) verfaßt haben könne, darf für selbstver- ständlich gelten, und niemand wird ihm auch das Recht be- streiten können, sich verschiedener Versmaße zu bedienen, zumal wenn er sich bei der Wahl dieser Versmaße, wie nicht unwahrscheinlich, einer herrschenden Tradition anschloß (vgl. a. a. 0.). Alles übrige Technische aber ist einheitlich: überall herrscht die Strophe (s. a. a. 0.), und Dreizeiler finden sich neben den üblicheren Zweizeilern in beiden Hälften des Büch- leins (I und XII). Sämtliche Stücke von x sind ferner streng monopodisch gebaut, also auch ohne irgend erhebliche Schwankung der Tonhöhe von Hebung zu Hebung. Für mich endlich fällt zugunsten der Annahme eines einheitlichen Ver- fassers noch schwer in die Wagschale, daß die Tonlage aller Stücke (vgl. diese Berichte 1904, 154 ff.) ein und dieselbe ist (sie liegen für den niederdeutschen Leser alle mäßig tief, für den hochdeutschen normalerweise alle mäßig hoch). Über die einzige größere Sachdifferenz vgl. S. 72 Fußnote.
25. Eine wesentlich andere Technik zeigt da- gegen y. a) So befremdet im Verhältnis zu x gleich das Zurücktreten der strophischen Dichtung gegenüber der unstrophischen (oben Nr. 17). Ferner sind alle Stücke von y dipodisch gebaut (mit lebhafter Tonbewegung von Hebung zu Hebung: dadurch unterscheiden sie sich auch von den drei Stücken IXa, IXb, XIVa der Restgruppe z). Die Tonlage ist in y wieder gleichmäßig, aber sie weicht von der von x ab (sie ist für den Niederdeutschen höher, für den Hoch- deutschen tiefer).
b) Aber die Unterschiede von x und y gehen weiter und tiefer. Es mag ja Zufall sein, ist aber immerhin nicht zu übersehen, daß in y das Bild vom Hirten die Grundlage von nicht weniger als vier ausgeführten Reden (IV, VII, VIII, XI) bildet, während es in x nur einmal, und in sehr unbestimmter Form, in dem abgerissenen Zweizeiler VI auf- taucht. Vor allem aber ist die Blickrichtung von x und y wesentlich verschieden. Was in dieser Beziehung oben
74 Euuauu Sieveks:
Nr. 7, a, b und c über ein paar Einzelfälle bemerkt wurde, gilt so ziemlich für ganz x und ganz y. In x haftet der Blick in erster Linie auf der fernsten Zukunft. Unter zehn Stücken sind nicht weniger als fünf rein eschatologische Reden mit dem typischen bqjjm hqhü (oben Nr. 20, a), und von den übrigen fünf gehen zwei weitere, I und II , auch wieder auf das herrliche Endziel aus, das Juda einst erreichen wird. Nicht eschatologisch sind also in x nur die vierzeilige Mahnung III und die beiden zweizeiligen Sprüche V und VI. Neben der Zukunft tritt allenfalls noch die Gegenwart in das Gesichtsfeld von x, vgl. I, III, V, VI (die Perfecta hobU 9, 5 und jardet 11, 2, sudddää, sitdddd 11, 3 malen doch auch nur den gegenwärtigen Zustandj. Von historischer Vergangen- heit ist kaum etwas zu spüren, denn (jqhwg) nilxdm . . . ksjbmv MUaxäviö bdjom qdräb 14, 3 ist ganz allgemein gedacht (Marti 450 f.), und die Anspielung auf die Totenklage über Hadad- rimmon 12,11 könnte nur dann hierher gezogen werden, wenn es sich bei dieser um ein einmaliges Ereignis und nicht vielmehr um einen fortbestehenden Brauch handelte (vgl. dazu Marti 447). Ganz anders bei y. Rein eschatologische Reden im Sinne von x fehlen, wie das dort charakteristische bajjüm hqhü. Man hat den Eindruck, daß die Dinge, die in y erwartet werden, in näherer, greifbarerer Zukunft liegen, nicht in der traumhaft verlorenen Ferne, in die x sie rückt. Zweimal, in VII und VIII, erzählt y ausführlich von vergangenen Dingen, die der Zeitgeschichte angehören (vgl. dazu die Er- wähnung des Mauerbaues von Tyrus in Ia und der Rückführung der Israeliten aus Aegypten in IV [vgl. unten Nr. 30 zu 10, 9 f.]), und auf der Zeitgeschichte fußt auch die Ankündigung des Kampfes gegen die Griechen in I0.1)
c) Rechnet man alle diese Gegensätze zwischen x und y zusammen, so wird man doch nicht umhin können, die
1) Man beachte, daß dementsprechend von den vier Punkten, die man überhaupt zur genaueren chronologischen Festlegung unserer Capitel hat benutzen können, drei in die Gruppe y fallen (Ic, VII, VIII), einer in die Gruppe z (IXb), keiner aber in die Gruppe x.
Alttestamentliche Miscellen 3. 75
Gruppe y einem andern Verfasser zuzuschreiben, als die Gruppe x.
26. Von der Restgruppe z sind die einzelnen Stücke gesondert zu betrachten.
a) IXa ist in der Überlieferung so zerstückelt, und wahr- scheinlich zugleich durch Übercorrectur so entstellt, daß die metrische Form zweifelhaft bleibt. A potiori würde man auf Sieben er raten, jedenfalls nicht auf das Schema 7 : 3 (vgl. unten Nr. 33, b). Dadurch entfernt sich das Stück ebenso von j, wie durch den Gebrauch der bajjöm-hahü- Formel (Nr. 25, b), und durch abweichende Tonlage. Aber auch in x hat es aus sachlichen Gründen (s. Nr. 13, c) keinen rechten Platz, auch differiert wiederum die Tonlage ein wenig (sie hält etwa die Mitte zwischen der von x und der von y). Mithin gehört das Stück, wie schon Marti (mutatis mutandis) annahm, in der Tat nicht zum alten Bestand von x und y. Mag es nun bloße Glosse oder irgendwie der Tradition entnommen sein, so wird es jedenfalls erst bei der Redaction von xy einge- schoben und nicht bereits vorher, sei es in x, sei es in y, eingestellt gewesen sein.
b) IXb entfernt sich von x durch das Metrum und die Tonlage, von y durch das Metrum, den monopodischen Bau der Verse (s. Nr. 25, a) und den Gebrauch von bajjöm liqhü, während die Tonlage so ziemlich zu y stimmt. Auch lXb kann daher nicht dem alten Bestand von xy zugerechnet werden. Der Umstand, daß das Stück im MT. unmittelbar auf IXa folgt, läßt vielleicht vermuten, daß beide Einschübe gleichzeitig, d. h. eben wieder bei der Redaction des Corpus xy ihren Weg in den Text gefunden haben.
c) Ein Gleiches wird endlich auch von XIVa gelten müssen. Es hat zwar dasselbe Metrum wie XIV, durchbricht aber den Zusammenhang dieses Stückes (oben Nr. 15), ge- braucht bajjum hqhu, hat monopodischen Versbau (Nr. 25, a) und abermals andere Tonlage als XIV oder y überhaupt. Gegen Entnahme aus dem alten Bestand von x spricht neben
76 Eduard Sievers:
wiederum abweichender (mittlerer) Tonlage das verschiedene Metrum, der Mangel strophischer Gliederung und schließlich auch noch der Umstand, daß dies das einzige Beispiel für redactionelle Ergänzung eines y- Textes aus x wäre (vgl.
Nr. 19, c). .
27. Die Resultate der vorstehenden Erörterungen lassen sich in der Hauptsache etwa wie folgt präcisieren bez. er- weitern :
a) Zu dem Corpus Sach. 9 — 14 haben in erster Linie Dichtungen zweier Autoren beigesteuert, die man als Ver- fasser von x und y etwa als 3£ und 9) bezeichnen kann. Außerdem sind bei der Vereinigung von x und y noch drei weitere Stücke, die Fragmente IXa, IXb, XI Va, zugesetzt worden, die aus der flottierenden eschatologischen Literatur stammen mögen, und von denen jedenfalls eines, IXa, in jüngere Zeit hinweist.
b) Der Gedanken verband, in dem einzelne Folgen von Stücken im überlieferten Context zu stehen scheinen, ist, wenn er überhaupt beabsichtigt war, nicht das Werk der beiden Verfasser, sondern das des Redactors. Die ursprüng- lichen (Lieder?, s. Nr. 16, cd), Reden und Sprüche der Samm- lung waren durchaus formell unverbundene Kleinstücke, so- zusagen Situationsdichtungen, deren jede eine einzelne Situation oder einen relativ einfachen Gedanken kräftig und eindrucks- voll zu behandeln gewußt hat. Die häufigen Parallelen erklären sich aus der gleichgerichteten Zeitstimmung, die sehr wohl einen Dichter dazu treiben konnte, ein und dasselbe Grundthema in mehrfacher Gestalt variierend zu bearbeiten. Durch die knappe Form wie durch die etwaige Wiederholung dürften die alten Kleinstücke auch kräftiger auf die Zeit- genossen gewirkt haben, für die sie zunächst bestimmt waren, als das die vielfach verschlungenen und dadurch in der Ge- dankenführung oft unklar gewordenen Gebilde zu tun vermögen, die im MT. vor uns liegen. In diesen ist der directe Appell an die zeitgenössischen Hörer verschwunden: um so besser
Alttestamentliche Miscellen 3. 77
mochten sie aber dem Geschmack späterer Generationen von grüblerischen Lesern entsprechen, denen die Dunkelheit vieler Zusammenhänge willkommenen Anlaß zu speculativer Ver- tiefung in bloße Schemprobleme bieten mochte.
B. Die Texte.
I. (Metrum Doppeldreier.) Cap. 9. 1 (jahiv^y1 bd'grgs xqdräch, tcddqmmgsgq mmiixaßo: Jciuljqhivg earf 'äräm*, (2) tvd^qm-xqmäp ti^bgl-bäh,
SÖV X X _i X X Z , X X _i X X ± xx_i.
5 tere 'qsqdlon wdßlra, W9*qzza wdßaxil md^öd ,
wdr§qron, kT-höMs mittaxäh5, ivd'abäd m§l§ch me'qzza, (6) wa'qsqolön lö fieseb, (6)ivdjasäb mqmzer bd'qMÖd.
9 gilt W9,öd, bqfi-sijjon , harVi, bqfi-jznisalem : hinnt mqlkech jabövläch: sqddtq tvanösä' hü, rant wwocheb 'ql-xamor, W9'ql-räir b§n-,qJxmoß.
10 icdhichrifi4 r$ch§b me'ffräim, wasüs xxz mimsalem, ic9m'chrdßävq§s$]) milxama, loddibblr salom lagyöjim, umsalü mijjäm fqd-jä»i, uminnahär 'qd-'äfse-'ärgs.
Ia. Erster Einschub (Metrum 7:3). Cap. 9.
X X _L X X _i X X _L X X _£ XX_£XX.iXX_!,
2C tvdsläon, kivxächamä^md'öd.
3 ivqttibgn sör masor läh, ivqttisbgr-k§s^f ke'afär,
wdxarus kdtit xüsöp.
4 hinne 'adonäi jdris§nna, wdltikka bqjjäm xeläli, • wdh% bd'es Wachü.
I. 1 dafür die Überschi-ift mqssä ddbqr-jqhw^ M; die Besserung nach. Marti 2 so Klostermann: 'en ad am M, darauf icdchöl sibte jisra'el (Dreier): gestrichen von Marti 3 so Wellhausen : mgbbatah M 4 so LXX, Wellh. etc.: ivahichrqtti- M
1". 1 xachdmü LXX
78 Eduard Sievers:
Ib. Zweiter Einschub (Metrum 7:3; unstrophisch).
Cap. 9. 6bxxi icdhichrätü gz'Ön palistim, (7) wqhsiröfi damdu mippiu, (7) wdsiqqiisüu mibbfn sinnau,
uvnis'qr gqm-hü1, tcdhaja kd^ltf- blhiida, icd'eqron kldüsi, 8 j-wdxanifil fobeßi missaba
me'ober umissab, tvdlö-jq'tör rälem fÖd nogü, klJqtta ra'iJA Zs'enäi!
P. Dritter Einschub (Metrum 7:3; unstrophisch).
Cap. 9. 11 gqm-'qtt (prüsalemy bdfiäm bsrißech sillqxti ' äslräich mibbor ' :
13 kl-dardchtl U jdküda2,
nrillefii '§fraim, wa'örqrtl banqich, sijjon, fql-bmes jawdn, wdhqmtich kdx^reb gibbor.
II. (Metrum Doppeldreier.) Cap. 9.
14 w9Jqhw§ 'alem jera'f, ivdjasa chqbbaräq xisso, wädondi 1 bqssöfär jißqä', wdhalach basq'rop temdn.
15 jagen* ralem wdjachdlu*, luachdbdsüvddnf i-q§lä'' , tvdsaßü damäm5 kdmö-jdin, umafo'u^chzawijjöp mizbex.
16 wshösl'äm jqfowf '(frohem, kassSn7 (jir'e'm'y 'ql-'qdmaßo:
17 Mvmq-Müdäh umq-jjgfjdh? dagdn wspiros jsnöbeb.
P. 1 danach lelohenu M 2 so Wellh. : kd'qlhif M — P. 1 danach 'en mqim bö M (über die Tilgung s. Marti 430), darauf der Doppelvierer
12 sflbu Idbissaron, 'äslre hqttiqwa:
gqm-hqjjöm mqggtd: »wmnjf ' 'asibvldch ! «
2 danach q§seß M 3 so LXX etc. : banqich M
II. 1 danach jqhic$ M 2 davor jqhivQ sdda'öß M 3 so Kloster- mann: iVd'aclidlü M 4 so Wellh.: 'qbne- M 5 so LXX, Kloster- mann etc. : hamu M 6 danach kqmmizraq M ; gestrichen von Marti 7 von hier ab lautet der Text in M: [bqjjöm hqlm\ kason 'qrnmö [kl ' qbne-nezer mißnösasöp] 'ql-'qdmaßö || (17) kl mq-üubö umq-jjgfjö ; dagan \bqxürlni\ Wdßirös jsnöbed [hdßulöjj] : die Emendation nach Wellhausen
Alttestamentliche Miscellen 3. <9
III. (Metrum Doppeldreier.)
Cap. 10.
sq'lu mijjqhwt matär1: jqfm§ 'ose xäzizim, tc9&s§m jitten lach§m 2, h'is 'es$ bqssadt
kiJtqtrafim dibbsru-' äim , u-dhqqqösdnumwxäzü sfa§r,
ivdhqxlomdP säus jddqbru, x x ± xߧl jdnqxemun*.
IY. (Metrum 7:3.) Cap. 10.
3 'äl-haro'm, xarä 'qppt, W9* ql-ha' qttüdim 'efqod,
kl-faqäd jäh wtl \pJ edro 2.
4 mimmpinü finna, mimmgnnü japed , mimmpinü qisep milxama,
mimmpinü jese ch-Ql-nöges.
(5) jqxdciu (5) ß nilxamu, ki-jahu-f Hmmäm, a wdhikku pbborim wdhöbisü rochdbf siisim. [bqmmüxamä5,
6 wdiibbärü pliüda\ wajösef5 'ösV, wqhsiböfim6, ki^rixqmüm, wahajü kq' ser^lö-zanqxtim.
uud Marti. Der letztere bemerkt, daß die eingeklammerten Worte zusammen einen Vers bilden: es ist ein Siebener: bqjjSm hqhu \ ks'qfonZ- nezgr | mi]>nös9s6J> bqxürim <^u}tpulöp || (k^qtne Wellh.). Vgl. dazu Nr. 36 zu 13, 5ab und oben S. 41 zu Jona 1, 9.
III. 1 danach Wep mqlqös M; gestrichen von Marti 2 so Marti: umtqr-gesem jitten lahem M 3 so Stade: wqxlomöp hqssau M 4 hier- auf in M noch der Doppeldreier
'ql-ken nastfu chdmö-sov , jq'nü, kl-'fn ro'4
(gestrichen von Marti)
IV. 1 danach ssta'öp M 2 danach 'eji-beß jdlmdü (gestrichen von Wellh.), dann icdsam 'ößcm kasüs hödö bqmmüxamä M 3 jqxdau. (5) w»hajü ch9$ibborim böstm bdüt xüsöp bqmmüxamä udnüxämü kl jqhwe 'immam M (s. Nr. 30 zur Stelle) 4 davor '§p-bep M 5 wa'ep- bep j. M 6 so Wellh. u. a. : u-dhöhböpim M
80 Eduard Sievers:
(8) M^dnl j<ihw$ 'jßohem iva'fnem'1: (8) 'esra^a lahgm icq'qqbsem*,
ir.irnliü Ljvin rabu.
9 wa'ezrem9 ba'qmmim, ubdmmtrxqqqim zacharun10, ivdxijjü11 ( i o) wssabü ( i o) wie' §res ' 2 misräm : | ' gß-bmem ,
ume'qsmr 'qqqbscm, tca'gl-'grgs ^»ToÄ 1!i 'äWem, tv9lo^jimma$k>
n wd* übdr^iiv'y bajäm misräim1*. [lahgm,
wdjäba&ü 15kjJcöI mdsülöj) jz'ör, icahürää gtfon 'qssur, wasebgt misräirn jasur 16.
V. (Metrum Doppeldreier.)
Cap. ii.
i p9päx, hbanon, chlaßgclt, waßöchäl 'es hcfrazich1:
2h helilü 'qllönf ttasän, kiyjaräd jä'är hqbbasir2.
VI. (Metrum Doppeldreier.)
Cap. ii. 3 qöl jihläj) haroHm, kl^mdddäaJ' qddgrgß (mqr'ißäyni ' :
qöl sq'gäp kdflrim, ki^hiddää ga'on hqjjqrden.
7 danach zwei Doppeldreier
7 whajü chapbbör 'gfräim, tvssamäx Ubbdm kamö-jdin, ubnem jir'u tvasame^xu, ja^el Ubbdm bajqhwf. 8 danach kl fadtßlm M: gestrichen von Marti 9 so Wellh. (wa'§zra'em Marti): wa'gzra'em M 10 jizkarüni M 1 1 so LXX, Wellh. etc.: waxajü M 12 davor tvqMibößlm M 13 danach ulbanön M, gestrichen von Marti 14 so Wellh.: wa'atqr (wa'abarü LXX) bqjjam sarü M; danach der Dreier icahikka tqjjäm gqllim: gestrichen von Makti 15 u-dlidblsü M 16 danach als Schlußvers der Sechser:
12 »ivapbbqrtim bajqhwf, ubismö jißhqlla^hü« na'üm jqhwe, gestrichen von Marti (1. mit Wellh. ugturaßdm und nach LXX jijjhqlladü)
V. 1 danach der Siebener:
2a helel barüs, ki-nafql '&iz, 'äsgr 'qddirim sudda{äu, gestrichen von Marti 2 hqbbasür Kethib M
VI. 1 nur mar'ijjam Nowack: 'qddqrtum M
Alttestamentliche Miscellen 3. 81
VII. (Metrum 7 = 3; unstrophisch.) Cap. ii.
4 Icö 'amqr jqhivg 'eläi1: »rsff 'eß-son hqhre$a,
5 '« sgr jqh)9%wi qonen -,
■tcalo je'saflnu, umoehoren <jöm9r(fiya: baruch jqhwq wq'sir! wwo'em löujqxmöl fälen«4. 7b ica" eqqäx-Vi sdnt mqqloß: h'qxäd qaraßl no'qm, 7P uVqxdd qaräßi xobdlim,
7a zea'gr'f 'efi-son liqhrega lichnq'nijji6 hqsson: (7d) wa'er'g 'eß-
8 * wanichxqd^sdlöseß 'adarhn6 [hqsson, b9J§rqx 'exdd, wqttiqscir^nqfsl^bahpn , wagqm-nqfsäm baxala^Tjbi,
9 wa'omdr: »Zö^'gr'f 'eßche'm:
hqmmeßa ßamuß, wjhqnnichxedeß tikkaxed , wahqnnis'aröß 'issa ''eß-bdkdr ra'üßdh!« [töchaldn'1
io iva''§qqdx 'eß-Hiqqli 'eß-nd'qm, wa'fgdq' 'oßo Miafer 'eß-bdrißi ' as§r^JcarqUl ' eß-k g l-ha'qmmim .
1 1 wqttufärvbqjjomJhqhü, icqjjeda^u^chnq'nijjf5 hqsson hqssömarhn
klvdabqr jqhwg Itü. [^'oßi,
12 ua'amqru'älem: »'im-töb ba'enechem, häbü hchari, wd'im-lo,
wqjjisqsluu' eß-sochari , [xäda{lu! «
(13) hlostm kase'f, (lyxvqjjömdr^jqhiv^elqi: »hqslicheu <ß>8, 'ider 'äser jaqqrti me'alem!« [Jiqiqär
wd'eqxa sdlosim hqkk^sef ua'qslich 'oßo beßujqhici 'el-ha'ösdr9, 14 wa'egdä' 'ejj-mqqli Itqsseni,
5 ' eßJtä-xobdlim , Miafer 'eß-ha'qxwa ben^phüda üben fjisra'el.
VII. 1 so Marti: 'qlohai M 2 qon'ehen jqhqrgun M 3 so LXX: jbmqr M 4 danach drei Siebener eingeschoben (s. Wellh.): 6 kiJS 'exmöl (öd 'ql-johfö ha'dres, m'üm-jqhivf,
wohinne 'anocht mqmsi 'eß-ha'adäm '*s bajäd-ro'eu [rereu MJ ubjqd mqlkö, xvzchittdßü ' eß-ha' dres , xcdlü 'qssil mijjaddm. 5 so LXX, Klostermann etc. : lachen (bez. chen) 'änijje M 6 wcCqchxid 'eß-hloseß haro'tm M 7 töchqlnä M 8 dafür 'el-hqjjöser M 9 so Wellh.: -hqjjoser M
Phil.-hiat. Klasse 190&. ß
82 Eduard Sieveks:
VIII. (Metrum 7:3; unstrophisch.) Gap. 11.
15 wqjjomgr jqhwfj 'eläi1: »qqx-läch kalt ro'g 'giciM:
16 htJtinne-'anodu meqim
ro*% ba'äres, hiimrichx§äej)* lö-jifqöd, hqmid'qr (?) lo-jabqqqcs ,
iC3liqnnisbe[rep lö jdrqppe, (w9yhdnnissdbä (?) lö jdchqlkel, ubsär hqbrVS jöchql*.
17 //öV rof« lia'ivlU*,
e0Z9tn Jiqssün: xfyrfi 'ql-zwö'Ö, wa'ql-'en : j»mino (Hwwaron) I «6
IX. (Metrum Siebener.) Cap. 12. *
2 bqjjöm Kahu* 'anochf säm 9§ß-J9rusaUm^säf-rqfdl ldch(>l-ha' qmnwn saUb , twhaja masffr* ( cd- Jerusalem.
3 wdhaja bqjjüm- hqhu 'cmm ,§J>-J9rusaUmJ'ß$n mq'masa
Idchol-ha* qmmim \ n^nfsdfu^al^h köl göje ha'ärgs.
4 bqjjÖmvhqhuBvqkk§ chgl-sus bqttimmdhon, wwfohäbJkjbqssigga'Ön u-^ql-bejj jzhüda 'gfqäx 'efi-'enqi, uachöl6 ha'qmmfm 'qkkp.
6 bqjjömvhqhtki'aiim 'eß-'qlfe6 joliüda kdchijjür 'es bd'esim , uchlqpptd 'es bd'amir, wd'achdlü* 'eß-kgUhtfammim satrih10.
VIII. 1 danach 'öd M 2 so Wellh.: hqnnichxadöß M 3 da- nach ufqrsehen jafqreq M 4 so Wellh.: ha'jßil M 5 danach in M eine sehr lahme Schlußzeile (Siebener V):
17° zwo'ö jdbüs tiMs, ws'en J9minü kdhu ßichh§.
IX. 1 V. 1 beginnt mit der Überschrift mqss'a fodqr -Jahwe 'ql- jisra'el, dann folgen die Verse (6 : 3)
na'üm-jqhwg not§ samqim wdjosed 'är§s, wajoser rüx-'adäm bdqirbd. 1 hinne M 3 so Marti: W3%qm 'ql-jdhiida jihjf bammasör 4 danach kol-(omds$h | saröt jiss"are{tu (Vierer): gestrichen von Marti 5 danach n9'um-jqhw§M 6 danach süs M 7 danach baHwwarön 8 so Wellh.: 'qllufi M 9 danach 'qhjamin wo'ql-sdmöl M 10 danach lüdjahbä Jerusalem 'öd tqxtpia birüsalem M
Alttestamentliche Miscellen 3. 83
u bqjjüm hqhü ji^d dl hqmnu 'speit u tomispaä hädqdrimmön (12) bobiq'dp rmiiddon, (12) w9säftäävha'är§s mispaxop mispqxUp
hMä 12.
[IXa. Vierter Einschub (Metrum?). Cap. 12.
8 bqjßm hqhü ja$en jahw§ bz'äd jöseb Jerusalem, nvhajä hannichsäl bahpn1 kadaiiid, ultp daivtd kelohim,
kdmqVqch jqhw$ lifnem. 5 wa'dmdr^j'qlfe- jshüda balibbdm: »-f'qmsckM josobe jwmdlem
bajqhuf sdba'ofi '§lohem!%, 7 w9hosV jqliwi 'e.p-'phle phüda bansonä,^ldmäfqn lö-pigddl tif'erep bep-dauid icdpif '§rep joseb jdruhdemJdl-jdhTida.]
[IXb. Fünfter Einschub (Metrum 6:3). Cap. 12.
9 w9haja>J)qjjom<jhqhu 'abqqqe's hhqsnitd 'e.ß-kgl-hqggöjim
liqbba'im (ql- Jerusalem.
10 wdsafqchti 'qt-bepvdamä lotfqlv jöseb jmdalem rüx^xen wdhibbitü ,e,l-l,qs£r-daqa{rü, [ivdpqxmimm,
W9säpduwralau tomisped 'ql-hqjjaxtd, wdhamer 'alau kdhamer 'äl-liqbb9chor.\
X. (Metrum Siebener.) Cap. 13. 1 »bqjjöm hqhü jihj$ maqör niftäx hbfp dawid (2b) uljosdM jdrüsale'm hxqttap 1 tilnidda!« (2h) nd'üm jqhtc$ seta'oß.
2a »wahaja bqjjSm hqhü (2c)'qchrip 'ep-hmopha'sqbbim min-ha'ärgs, 2'1 wdlo jizzdchdrü ^'Öd2, w9'§P-rux hattum'a 'q'bir min-ha,dr§s!«
1 1 danach bimsalem M 1 2 danach ein langer Prosaanschub von i2b mispqxqp bep-daind htiad unsem tebad bis Schluß von V. 14- IXa. 1 danach bqjjöm hqhü M 2 so Wellh. : 'qllufe M IXb. 1 so z.T. LXX Luc, und Job. 19, 37: 'elqi 'ep M X. 1 texattüp M 2 danach wsgain ' gp-hqnmbi'im M
6*
84 Eduard Sievers:
3 wshaja (ybqjjomJuihüy M-jinnaUj&j'ts9, wtfdmdriki'elau*: »Zöw
jnxji, kivsgqgr dibbärta toiem jqhwg ! « udqarühü* hdhi/tmaWo.
4 wdhaja bqjjöm hqhü jebösu hqribVlm 'isumex§gjon6B,
(5) udlo jilbdsü 'qddgrgfi ie'är temd'qn kqxes, (s)zo9*amqr:
(6) »lö^nabi 'aiwchi6, klJ'damdqinjanV min(üräi!«((>)iv9'äm'är(ß^y
'elau: »ma^hqmmqkköp ha'ellg benyjadgch?« ud'amär: »'qsgrJtukkept
btfi wa' 'qhhdi ! «
XI. (Metruin 7:3; halb strophisch.) Cap. 13.
7C »qkkt1 'gp-haro^, upfüspi hasson« (7b) nd'üm jqhw% sdba'op, 7'1 »wqhsiböpi jadi 'ql-hqs'irim'*,
8 u9hajdwbdchol-ha' dr§s« , ns'üm-jqhu-f, »pl-sdnäim^bdlt^jikkarapjü 3,
wdhqslisiß jiwwäpp- bäh,
9 wdhebejti 'gp-hdssalistp ba'es, usrqftim kisröf 'ep-hqkkgspf,
udxqntim kibxön ' ^p-hqzzahäh : Im^jiqrä bümi, wq'riiv'g'nf^'opS, 'amdrti: 'qmmi hu, wdhü jömdr*: '§lohdi!«
XII. (Metrum Siebener.) Cap. 14. ia hinne jöm bä hjahuf, (2A)w9n§,S9fÜKJcgl-hqggößm 2b 'äP-j&rüsalem-; wduilkddä^ha'tr, (ib) udxulldq hlaldJi baqirbdh4, 2C wsnasdsm hqbbatftm, wshqnnasim tissageldn*, ivajasa xääiJha'ir
bqggöla 6.
3 danach 'od M 4 danach 'atiu (bez. 'abihu) wd'immo jotedüu M (Dreier) 5 danach bdhinnabd' opo M 6 danach 'is robed 'Mama 'anochi M 7 so Wellh.: 'ad am hiqnqni M
XI. 1 so Wellh. etc. nach Matth. 26, 3 1 : hqch M {hqkkü LXX), und davor als 7" xgrgb 'üri 'qhro'i W9(ql-g§b§r 'qmijü, dann 7b M 2 so Wellh.: hqsso'qnm M 3 danach jtgwa/ä M 4 danach j«/««'g M
XII. 1 u-d'asqftl '$[j- M 2 '£j- M 3 danach Iqmmilxama M 4 sdlalech bdqirbech M 5 tissagqlnä M 0 danach wdjgpgr ha(am lü jikkareß min-ha'lr M (Vierer)
Alttestamentliche Miscellen 3. 85
3 wdjasa jahw§ udnilxqm bqggöjim haliein^ksjom^hillaxamo (4) bdjüm q»räb , (4) ?ra' 'mnadÜ^rq^lSu7 'ql-hrir hqzzeßtm8 miqq§d§m, wmibqä' hqr hqzzejiim mexesjü9 fß gadöla tm'öd.
umäs xqst hähdr safüna, ivdxesjü v§gba x x z, 5 kl-jqggi' hehartm 'gl-'fjsel, wdnistäm xxz mippdnt harä'qs1", uba jqhw§ 'gl-har11 (sijjön, ivgychpl-qadostm Hmmo1*.
XIII. (Metrum Siebener.) Cap. 14.
6 yshaja bqjjSm hqhu lö-jihjv xöm uaqarup ' waqippd'on 2,
7 wshajäjöm-'fixätt9, lö-jom tralö-ldiV, wahajafo'ep-'ereb jihjg-'or.
8 wBliaja bajjüm hqhu jesd'Ü mqim-xqjjim mirtisalem,
xesjäm mizrdxü6, wxpsjäm jätnmS6: bqqqäis ubqxoref jihju7.
10 (icdhajä bqjjüm hqhüy jissüb kgl-ha'dr^s kq'raba
migg§bq( UrimmUn n$%gd jdnisalem , icarawa* irdjaseba §qxt$h9.
9b bqjjöm hqhu jihj§ jcihwg 'exäd, usmö ,exäd,
1 1 irdxerpn 16 jihj§-fÖd, vodjjasdba jarusalem labe'tqx.
7 danach bqjjöm hqhu: 'fehlt mit Recht in den babyl. Codd.' Marti 8 danach 'aler rql-p9>ie jdrusalem M: gestrichen von Marti (samt miqqgdfsm) 9 danach mizraxä icajammä M: gestrichen von Marti 10 V. 5* lautet in M: [icanqstpm ge-harqi] ki-jqggY ge-harim 'gl-'asql; wanqstem [Jcq'ser nqstem] mippdne harq'qs [bime 'uzzijjä melech-jzhüdä] (über die eingeklammerten Stücke s. Nr. 36 zur Stelle); LXX vocalisiert überall (w9)nistqm und liest bime für mippdne 11 'jßohqi M 12 so LXX : Hmmach M
XIII. 1 so Wellh. nach LXX: 'ör jdqaröp M 2 so Qere: 'pKBp'1 Kethib M 3 danach hu jhvwadqr bjqfowQ M: ausgeschieden von Wellh. 4 lailä M 5 ' el-hqjjam hqqqqdmön'i M 6 , el-hqjjam ha'axärön M 7 so Wellh.: jihj§ M; danach V. 9* icdhajä jqhw$ hmelech ' ql-kgl-ha' ares (Prosa oder Versbruchstück?) 8 zcdra'qmä M (vgl. Marti 453) 9 danach hmissq'qr binjamin 'qd-mdqöm sq'qrharisön fqd-sq'qr hqppinnim umigdql xänqn'el (qd jiqt*e hqmmäech ( 1 0) wsjahVü bah M (Prosa): zum größten Teil bereits ausgeschieden von Marti
86 Eduard Sievers:
XIV. i Metrum 7:3; unstrophisch.) Cap. 14.
12 w9zo}utihj^uhdmmaggefd 'äser^jiggöf jqhw% '§ß-kgl-ha'qmmtm
' asgr^sata' Üv' dl-jarüsalem: hamc'q fosaro, w9hü\jtomeäv<ql-rq$;lä'a, ungenau timmagdn'1 ulsönü timmqq bafihu~. [baxoren,
16 wdhaja Jcgl-hqnnöjiär tnikkgl-hqggöjim hqbba'fm ' ql-jarüsalem ,
//■,/ iilü um iddMuisanä bdsanü tehistqxäivöp Umel§ch jqhic$s, ivalaxög 'gp-xäg hqssukkofi.
17 wdhaja, 'as£r lö-jq'lt
me'epumispaxijpuha'drgs* hhistqxawöp temclcch jqhw% ssbaSÖfi, wstöuälfm jihjl hqggds§m.
18 wim-mispqxqj) misrdim lö-pq'lguwslöubä'a, wq'Wm5 tihj$
'aserujiggöf jqhw% 'ep-ltqggöjim6. [hqmmqggefä
19 zvpUihj^ xqttäp misrdim wdxqUqp kol-hqggöjvm 'qser löujq'lü
laxöi ,§p-xd^ Jiqssukkop.
[XIVa. Sechster Einschub (Metrum 7:3; unstrophisch).
Cap. 14.
13 wdhaja bqjjtmJhqhu tihj^ mahumäp- jqhw% rqbbä bahe[m,
wahexziqü ,isujqd re'eu, (14) W9rdl9päujad§ 'ql-jqd re'eu, (14) wagdm jdhüda tillaxem x x j. x x _/ blrüsalem. wd'ussqf xil kgl-hqggöjlm sablb, zaliöb wach$s§f, ubgadtm laröb md'öd]
XV. (Metrum Siebener.) Cap. 14.
20 bqjjöm hqhü jihj§ 'ql-nmittöp hqssus: qöde's hjqhwi,
X X ± X X _L X X S X X _L XX_LXX_LXX_L
XIV. 1 timmqqna M 2 so Wellh.: bsfiltem M. — V 13, 14 s. hernach unter Nr. XIVa; dann folgt ein interpolierter Doppelsiebener: 15 wachen tihj§ mqggefäp hqssus, hqpp§red liqggamäl wahqxmor , wdcligl-hqbhemd 'äsgrujihjz bqmmqxnöp hahemmä kqmmäggefü-j
hqzzop. 3 danach sabd'öp M 4 danach 'el-jarUsalem M. 5 so LXX, Wellh. etc.: wdlö 'qlem M 6 danach '(%?• lö jqrlü laxoi \p-xqi hqssukköp M
Alttestamentliche Miscellen 3. 87
wdhaja hassiroj) bdbtß jqhw§ "kqmmizraqvm Ufne liqmmizbex,
2 1 wahaja kpl-sir birusalem ubihüdä qödß hjqluv^ pba'Öß.
uba'ü Tegl- hqzzobaxim wdlaqdxü meh§m udvsselfäJöahgm , icdlö-jihj^ ch9nqtni 'Öd bdbtß jqhw§ saba'Öß \
XV. i danach bqjjom hq.hu M
C. Anmerkungen.
28. Über I und die Einschübe Ia, P, Ic s. obeö Nr. 7.
16. 17, a. ig;ac. 20, d. 21 , c. 25,]).
I und Ia geben zu Specialbemerkungen keinen Anlaß. — Bei P ist der fehlende Eingang von 9, 6h nicht mehr sicher zu ergänzen, da der Zusammenhang fehlt. — In 70 paßt der erläuternde Zusatz [lelohenü] ebensowenig in das Metrum, wie in eine Rede Jahwes. Der technische Sinn von icdnis'är bleibt auch nach der Streichung des Wortes be- stehen. --8. Die Bedenken Martis (S. 429) gegen diesen Vers erledigen sich zum Teil durch die andere Stellung, die jetzt dem ganzen Stück zugewiesen wird. Aber die internen Schwierigkeiten bleiben, denn einmal dürfte xanä min- = fsich lagern zum Schutz vor . . .' an sich sprachlich bedenklich sein, andrerseits bleibt 'alem unerklärt. Treibt die erstere Schwierigkeit dazu, missaba mit Stade in mqssaba oder mit Ewald in mussaba zu ändern, so fordert das 'alem, wie es scheint, in 8a notwendig ein pluralisches Verbum, zumal xanipi mqssaba etc. in der Tat kaum von Jahwe gesagt werden kann. Ist es unter diesen Umständen erlaubt zu vermuten, daß wdxanipi aus wdxanu entstellt sei: 'und sie lagern sich (als mqssaba?) um mein Haus, und nie wird über sie (d. h. dies Schutzheer) je wieder ein Zwingherr hinwegschreiten' ? Der Gedanke wäre dann, daß die, die einst die bittersten Feinde Judas waren, nun nach ihrer Aufnahme in das Volk sogar die Schutzwacht um den Tempel bilden -werden. Ich weiß freilich nicht, ob ein solcher' Gedanke als zulässig erscheinen wird. ■ Will man an dem min- von missaba festhalten, so dürfte übrigens zu fragen sein, ob nicht im Ein- klang mit dem Folgenden vielmehr missobe zu vocalisieren ist: rals Schutz gegen die Feinde, mögen sie kommen oder gehen'. Das Verbum Nia ist in y 14, i2h belegt. — noges kehrt in y noch 10, 4b wieder.
P. 9, 11. Daß Jerusalem oder Zion angeredet wird, ist klar: das Metrum zeigt, daß ein solcher Name direct in den Text einzusetzen ist. — 12. Wie das abweichende Metrum zeigt, ist nicht nur mit Marti die zweite Hälfte dieses Verses, sondern der ganze Vers als
88 Eduard Sievers:
GloH.se zu entfernen (s. überdies S. 53 Fußnote). — 13''. millejn '$frdim muß ich mit Wellhauseh u. a. gegen Makti doch auf den Köcher be- Lehen ('er impliciert sachlich die Pfeile). Wenn dieser abgekürzte Aus- druck verständlich war, so muß da- auch für ein ebenso abgekürztes ki-äardchtl Vi jzhüda 13* gelten; ich habe danach qgZpp gestrichen, das nicht in den Vers geht.
29. Zu II und III vgl. oben Nr. 9 und 10, sowie i6,bc. 19, c. 21, a. 25, b.
9, i4h. 15". Die Streichungen dei Gottesnamen dürfen bei der Strenge des Doppeldreiermetrums für sicher gelten. — 16. Bei dem zerstückelten Einsatzvers (S. 78 Anm. 7) beachte man auch das in den ersten Teil von x nicht passende bqjjüm hqhu (vgl. Nr. 20, a).
30. Das Allgemeine über IY = 10, 3 — II s. oben Nr. 1 1. i6? af. 21, ad. 25, b.
10, 3b. Der Wechsel der ersten Person mit jqhw$ hier und in 5a ist doch ein wenig auffällig (alle übrigen ähnlichen Fälle, die Marti 434 im Auge hat, erklären sich hier durch Quellenwechsel), aber doch wohl zu belassen. In 5" könnte man ja etwa 'am für jqliu-% einsetzen, ohne das Metrum zu stören, aber nicht in 3b, man müßte denn etwa M-faqddU 'ep-bepjahüctä schreiben, d. h. die offensichtliche Glosse statt des durch sie erklärten Textwortes aufnehmen wollen. — Unerträglich ist dagegen in 3b, und nicht nur wegen der Fortsetzung der Rede in dritter Person, wdkam 'ößam tosüs hödü bqmmilxama: das ist ganz prosaisch gedacht, unterbricht mit seinem 'dpam (über dies vgl. auch unten zu 6") den grammatischen Zusammenhang zwischen '$]) -\d ro und den Suffixen der folgenden mimmpinü 4, und geht nicht in das metrische Schema. — 4*". 5a ist ganz corrupt überliefert und nicht sicher zu emendieren. Mein Restitutionsversuch geht von folgenden Erwägungen aus. Das jqxddu von 4° gehört, wie Marti 435 gesehen hat und das Metrum es erfordert, mit 5a zusammen. Die beiden Hälften dieser Zeile sind aber offenbar umgestellt, denn an jqxddu schließt sich wohl nilxqmü etc., aber nicht 5a« an, auch bedeutet die überlieferte Wortfolge eine Ab- schwächung, nicht die zu erwartende Steigerung. Außerdem ist 5a" überfüllt. Es fällt nicht schwer, böslm batit xüsöp als eine (mit Be- nutzung von y 0, 3b gearbeitete) steigernde, aber in den gehobenen Stil des Stückes schlecht passende Glosse zu erkennen. Den verbleibenden Rest tvdhajü cfwgibborim bqmmilxama kann man zur Not im Text be- lassen, aber er ist doch auch etwas matt, und es fehlt die rechte An- knüpfung an das folgende wdhobisü roclxdbt süsim 5b. Deshalb habe
ich vermutet, daß D VW (etwa vermittelt durch ein corrigiertes "pnl; vgl. auch den interpolierten Vers 7") aus ursprünglichem 13M1 verderbt
Alttestamentliche Miscellen 3. 89
sei. Dann fügt sich 5b als Parallelglied gut an 5a« an; die Satzbindung entspricht der in Nr. 16, f erwähnten stilistischen Neigung von y. — 6a ist wieder übervoll, denn man kann doch bei der sonst so glatten Technik des Dichters nicht etwa lesen W9$ibbart1 ^p-beß^jüdaQ) \ «•<?' fj5 -btfr jöst f | 'ösP, icqhsiböpim , kl-rixqmtim. Der Ausweg, eines der beiden letzten Verba zu streichen und das verbleibende in tcqhsidopl (Joßa^m bez. kl-rixämtl ('opäym aufzulösen, ist nicht gangbar, denn y wendet 'g/>- c. suff. ganz stilgerecht nur in vulgo 'prosaischen Texten', richtiger gesagt in unstrophischen Gedichten an (n, 9a. ioa. ua. 13°. 13, 9C: das 'ößam in V. 3b unseres Capitels zählt nicht mit, denn es steht in einer Glosse, s. zur Stelle; im übrigen vgl. Nowäck 380). Ent- behrlich sind aber sonst nur etwa die beiden 'gp-beß (vgl. einfaches jdhüda 9, 13», 'efrcjim 13"): daher habe ich diese gestrichen. — Über den eingeschwärzten V. 7 s. Nr. 11, a; er ist auch stilistisch ganz schlecht. — 9 f. sind in Unordnung, nach Sinn wie Metrum, icasäbü : wqhsiböfim am Schluß von 9 und Anfang von 10 sind klare Dubletten und stören, nebeneinander gedacht, das Schema 7:3. Offenbar ist wahstböjnm nur aus 6a heruntergekommene Variante. Nimmt man dann wssäbtt zum Anfang von 10 herüber, so kommt auch die Langzeile 9* metrisch in Ordnung. Dann bleibt aber bei der gewöhnlichen Deutung (s. z. B. Wellhausen 192) noch der stilistische Anstoß, daß zweimal hintereinander ziemlich tautologisch von einer Ausfahrt aus Aegypten die Rede ist, in iob und nb (denn daß an der letzteren Stelle vom ägyptischen Meer die Rede war, scheint mir mit Wellhausen unzweifel- haft, selbst wenn in sara nicht direct misräim stecken sollte). Diese Wiederholung scheint mir nur erträglich, wenn das erste Mal von dem Auszug unter Mose die Rede war, der als Parallele angezogen werden sollte. Demgemäß ist aber -:i_-r in "^"CT zu ändern, und auch wdxijju als echtes Perfectum zu fassen, und für u-d' gzrar em M Well- hausens ica\zrem aufzunehmen. Der Sinn ist dann: r(8) ... und sie werden so zahlreich werden wie sie einst waren. (9) [Schon einmal] ließ ich sie unter den Völkern, und in der Entfernung haben sie meiner gedacht und [in dieser Gesinnung] ihre Kinder großgezogen, und sind heimgekehrt aus dem Lande Aegypten. (10) So will ich sie [denn auch diesmal] ans Assur sammeln' usw. — nb. ivdliobim M gibt an- erkanntermaßen keinen Sinn, ist aber eher in icdjdbdm zu ändern, als mit Wellhausen in wahoMs, denn letztere Lesart bringt einen unmoti- vierten Personenwechsel in die Rede Jahwes und zieht noch zwei weitere Änderungen nach sich (wahortd und jasir für icdliüräd und jasur). — Über 12 s. Nr. 11, a.
31. Über die Trennung von Y und YI s. oben Nr. 1 1, b und c. Weiteres s. Nr. i6; bc. 21, a. 25, b.
90 Eduard Sieverb:
In VI ist ii, 3a in der zweiten Hälfte zu kurz, und die Besserung problematisch. Die Richtung, in der sie zu suchen ist, hat Nowack 400 durch den Hinweis auf die Parallele Jer. 25, 34 ff. gezeigt. Von dieser Stelle kommt namentlich V. 36 qöl sa'qdß haro'im, \ irgjihlcjß ,qddirt liqsson, || kl-soded jiilurr 'gß-mar'ißdm in Betracht. Aus diesem Vers scheint 11,3 direct ausgezogen zu sein. Ich entnehme ihm deshalb nicht nur mit Nowack das schließende mqr'ißdin , sondern lasse vor diesem Worte von cn"i*iN auch noch 'add§r§p bestehen, das an die iiiUUrf liqsson von Jer. 25, 36 (und auch noch 25, 34. 35) anknüpft (das mag auch die ungewöhnliche Bedeutung des Wortes erklären). Bei Annahme eines ursprünglichen DTWia r.llN erklärt sich die Lücke durch Abirren des Auges von dem einen Dn auf das nächste. Durch die Schließung der Lücke gewinnen wir außerdem die gute Parallele 'qddjirgp 3" : gd'on 3b.
32. Das Allgemeine über ArII und VIII s. oben Nr. 12.
14. 1 7, a. 2i} d. 25, b. Der Text von VII ist ziemlich stark
verderbt.
1 1 , 5R habe ich das überlieferte 'as§r qonen jqhnpin zu 'qse'r jqhragün qonen umgestellt, um die unnatürliche Uberdehnung in 'asgr zu vermeiden. Dann schließt auch jqhrd^ün besser an das vorhergehende '§ß-son hahregä an. -- 5C habe ich w9ro*em belassen, weil das Masculin- suffix allerdings mit Makti zur Not auf die Käufer und Verkäufer bezogen werden kann. Natürlicher erscheint aber auch mir waroren, das ich sicher (vgl. die zweifelnde Bemerkung von Nowack 401) als Singular fasse. Auch der Dichter weidet ja hernach die Schafe allein, ebenso wie in VIII und XI nur von einem (Ober-) Hirten die Rede ist. Die Vorstellung von einer Mehrzahl von Hirten scheint mir überhaupt nur aus dem ganz unverständlichen und daher sicher verderbten V. 8a (s. unten zur Stelle) abgeleitet zu sein. Ich ändere daher auch jqxmül nicht in jqxmdlü, wie das gewöhnlich geschieht. — 7 ist ganz in Un- ordnung. Äußeres Symptom dafür ist der Mangel metrischer Gliederung : so wie die einzelnen Satzstücke aufeinander folgen , lassen sie sich in kein Metrum, namentlich auch nicht in das laufende Schema 7 : 3 ein- ordnen. Außerdem ist aber auch die Gedankenfolge gestört, denn es gehört sich doch, daß der künftige Hirt sich erst sein Hirtengerät (den Hirtenstab bez. die Hirtenstäbe ) beschafft, ehe er sein Hüteramt antritt. Stellt man danach 7a jpa'gr'g — liqsson hinter 7be, so ist auch das Metrum in Ordnung. Möglicherweise ist absichtlich umgestellt, um die Wiederholung wa'er'^ 'eß-son hqhrega : wa'er^ 'eß-hqsson zu ver- meiden. Aber diese Collision ist nicht zu hart, denn das erste Glied ist erzählend, das zweite (aufnehmend) Vordersatz zum Folgenden: TJnd wie ich so die Herde weidete, da' usw. — Es folgt der sinnlose Vers 8a.
Alttestamenteiche Miscellen 3. 91
Zur Beseitigung der durch diese Zeile hervorgerufenen Schwierigkeiten nimmt man gewöhnlich Lücken u. ä. an. im Gegensatz dazu glaube ich, daß der Vers einfach zu emendieren ist (in das metrische System paßt der Dreiheber als solcher ohne weiteres). Wie das Folgende zeigt, kann hier nicht von Hirten, sondern nur von Herden die Rede sein, und zwar von Herden, die zugrunde gegangen sind, soll anders V. 9h verständlich sein, das mit ir9hqnniclixedeß tikkaxeä offenbar das Verbum von 8a (in M falsch wa'qchxifi) citierend aufnimmt. A_n den Herden liegt auch die Schuld, nicht am Hirten, denn darum gerade sagt sich der Hirt in 10 von der Herde los. Es ist also in 8a einfach zu schreiben ivmichxäd Mösgp 'adarim. Dadurch rückt denn auch das Thema von VII noch deutlicher von dem von VHI ab. In VII taugt weder der ursprüngliche Hirte (s. zu 5C) noch die Herde etwas, und der Versuch, die Herde durch einen neuen Hirten zu bessern, mißlingt: VHI hat es dagegen mit dem ruchlosen Hirten allein zu tun. Dieser wird wohl sachlich mit dem Hirten von 5° identisch sein, aber die Situation ist von verschiedenen Gesichtspunkten aus angefaßt (vgl. Nr 27, b Schluß). — Wenn die Deutung der Stelle von Rcbinkam (s. Makti 439) richtig ist, so dürfte der alte Text absichtlich umcorrigiert sein, und zwar von dem Standpunkte aus, der in VIII eingehalten wird. — 8b. Was in baxäla steckt, weiß ich auch nicht zu enträtseln: jedenfalls entspricht aber Nowacks Vermutung ga'ala trefflich dem zu erwartenden Sinn. — 9b. Über töchsten für töchälna M s. M. St. I, § 225; töchqlnä paßt hier ebenso schlecht in den Vers wie timmqqnä y 14, 12" und tissagdlna x 14, 2C; in y 13, yc ist '"'J.'tt' noch direct überliefert. — rob. Vgl. unten zu I4b Schluß. — 13* ist ziemlich hoffnungslos verderbt: was ich in den Text gesetzt habe, will auch nicht mehr sein als ein Notbehelf. Klar ist, daß hqslicheu 'gl-lia'ösär metrisch ausgeschlossen ist und daß auch '§d§r hqiqär weder den Anfang des folgenden Kurzverses bilden kann, noch den Schluß der Langzeile in ihrer überlieferten Gestalt, die viel zu voll ist. Danach habe ich es für erlaubt gehalten zu ver- muten, 'gl-ha'ösdr (bez. 'gl-hqjjöser M) möge eine aus 13° herauf- gekommene Glosse sein, die ein durch sie erklärtes und metrisch besser passendes Wort des alten Textes verdrängt hat: eine Ortsangabe, die auch dem beß-jqhw^ von 13° gerecht wird, kann ja nicht gefehlt haben. Weiter schien mir, daß das verdrängte Wort ein einfaches (Uy gewesen sein könne: hqsUcheuwSUy, '{jdgr hqiqär ist metrisch un- tadlig und gibt auch einen guten Sinn, wenn man an dem folgenden jqqqrti von M nicht rüttelt (dafür jqqqrta Wellhavsen u. a.). Der Satz enthält meines Erachtens eine Rückbeziehung auf V. n. Die Händler haben dort wohl erkannt, daß Jahwe hinter dem Hirten steht, den er eingesetzt hat, und doch verletzen sie ihn wieder ungescheut durch die Geringschätzung, die sie seinem Hirten und dadurch ihm selbst
92 K du ard Sievers:
zuteil werden lassen. 141'. jisra^el ist gewiß falsch, aber ich wage
nicht, mit Wellhausen dafür jdrtisalem einzusetzen, weil ich nicht sehe, wie das zum Inhalt des ganzen Stückes paßt. Man erwartet doch, wieder von einer Auflösung des Bundes zwischen Jahwe und Juda zu hören, also etwa ein (bent )> nben jdhüdä, bei dem das Suffix von bent sich wie bei b.injti ioa (vgl. auch Jcarättö iob) der Sache nach auf Jahwe bezieht. Neben einem (an sich doppeldeutigen) bloßen bent wäre am Ende auch ha'qxwa zu ertragen, das neben einem ausge- sprochenen ben-jqfnv^ doch wohl befremden müßte. Die Stelle mag tendenziös umcorrigiert sein (V. io konnte eher bleiben, weil da von kgl-haf qmmim die Rede ist. Oder ist auch das Correctur?).
VIII. 11, 15*. Über die Tilgung von 'öd s. Nr. 12, d. Das Wort ließe sich nur halten, wenn man betonen wollte ioqjjöi/iq/r\jjqhw%J> eldi: ' 'od usw. Die Drückung des Subjects jqhwg kann man sich zwar wohl t 3a im Zusammenhang eines Contextes gefallen lassen, in dem das Subjecfc schon einmal dagewesen ist (s. V. 4), aber nicht zu Eingang eines selbständigen Stückes. — i6',d. Über hqnnä'qr und hqnnissdba weiß ich nichts zu sagen, außer daß letzteres des Metrums halber vor sich ein <^?ra)> erfordert. An jdchqlkel möchte ich doch nicht rütteln (wie Nowack 405 das tut), wegen des Gegensatzes zu hqbri'a: für hqnnissdba erwartet man nach beiden Indicien (jdchqlkel wie hqbri'ä) und im Hinblick auf die vorausgehenden Participien zwar nicht Ewalds rein adjectivisckes fdie mageren', wohl aber ein participiales rdie aus- gehungerten'. -- i6d. Das unverständliche ufqrsehpi jsfareq wird durch das Zeugnis des Metrums als Glosse erwiesen. — i7b. Über die Er- gänzung von (^iwwarony und den unechten Schlußvers 17° s. oben Nr. 14, b.
33. Über IX s. oben Nr. 13. 16, be. 19, a, über die Be- deutung der Überschrift für die Gliederung der Sammlung Nr. 19; über IXa Nr. 13,0. 20, e. 21, c. 26, a. 27, a, über IXb Nr. 13, d. i6;bg. 19, b. 20, e. 21, c. 26, b.
a) 12, aa. Über die Correctur des Eingangs s. Nr. 13,'f. — 2h habe ich nach Martis Emendation gegeben, ich bin aber nicht sicher, daß damit, schon die definitive Heilung des verderbten Verses gefunden ist. Speciell dürfte sdbib vielleicht aus 6b heraufgekommen sein, wo es besser in den Sinn paßt (in 3b fehlt ja auch das Wort). Dann müßt»3 aber der Rest des Verses anders constituiert werden. — 4b. Die Un- brauchbarkeit des überlieferten Textes von tcachöl an hat Marti 445 sehr richtig hervorgehoben. Es ist aber nicht das ganze Sätzchen als Glosse zu streichen, sondern nur die beiden incriminierten Wörter süs und ba'iwwarön müssen fallen: damit gewinnen wir auch einen guten Contrast zwischen den beiden Hälften der Zeile. — 6b ist wieder stark
Alttest amentliche Miscellen 3. 93
interpoliert; 'ql-jamln trfql-samöl soll steigern, sagt aber weniger als das folgende saTnb und ist damit allein wohl schon ausgeschlossen; der Schluß aber ist aus 14, iob hergeholt. — n". Über [birüsalem] s.
Nr. 13, e.
b) IXa ist das böseste Stück der ganzen Sammlung, weil es in der Überlieferung zerrissen und stückweise durcheinandergeworfen ist. Ich habe darum im Texte die einzelnen Bibelverse zwar in der Ord- nung gegeben, in die sie wie ich glaube zu bringen sind, aber nicht versucht (abgesehen von der Streichung von btijjom hqhü 8b), sie auf ein einheitliches Metrum zu reducieren. Wären die Verse mit Marti als bloße Glosse zu betrachten (s. oben Nr. 13, c), so brauchte man an der Unregelmäßigkeit der Form vielleicht keinen Anstoß zu nehmen. Aber für eine Glosse sind mir namentlich 8ftb zu gut, und so wird man die Formfrage doch noch aufrollen müssen. Dabei ergibt sich Fol- gendes. Die erste Unregelmäßigkeit beginnt mit dem Kurzvers 8C gegenüber den beiden Siebenern 8ah. Mit 8b könnte der Gedanke voll- kommen gut abgeschlossen sein, und kamqVäch jqhw§ lifnem "bringt statt der zu erwartenden Steigerung wieder (vgl. oben zu 6b) eine Min- derung der Emphase mit dem Abstieg von 'elolnm auf den bloßen mqVäch jqhwf. Die Zeile ist also dringend des Einschubs verdächtig: sie sollte vielleicht den Vergleich utep dmviä kelohim abschwächen (vgl. über seeundäre Einführung des mqVäch jqhw§ in der Genesis M. St. II, 282 f. zu Gen. 16, 7"). — Den zweiten metrischen Anstoß bietet V. 5, der so, wie er überliefert ist, nur als 7:3 gefaßt werden kann, vorläufig aber zugleich der Erklärung spottet: er paßt eigentlich weder vor noch nach 7 (daß 8a den Eingang bilden muß, hat schon Marti betont). Stellt man 5 zwischen 8 und 7, so müßte man darin wohl eine Beschwerde Judas über eine in dessen Augen ungerechte Bevorzugung Jerusalems suchen; stellt man den Vers hinter 8, so er- wartet man einen Jubelruf über das, was Jahwe an Juda getan hat. Für beide Möglichkeiten stört mich, um von anderem abzusehen, das balibbäni 5", denn weder die Beschwerde noch den Jubelruf wird man sich als bloß heimlichen Gedankenproceß vorstellen mögen. Dazu rechne man die Überlänge des Verses (Langvers -f Kurzvers statt ein- fachen Siebeners), und man wird, denke ich, besonders bei der tenden- ziösen Haltung der ganzen Stelle, die Annahme nicht zu kühn finden können, daß auch dieser Vers durch Interpolationen erweitert sein möge. Ich sehe die gemutmaßten Einsätze in 'qlfe jdhüda (das aus dem im MT. folgenden Vers 6a geflossen sein kann) und entsprechend in johbe Jerusalem, vermute also, daß es ursprünglich nur hieß:
wa'amdru bdlibbäm: y>,qmsa li bdjqlavf pbtVoft 'jßöhen!« und übersetze: fso daß sie denken: Stark bin ich (oder sind wir, oder was man sonst aus \imsa U machen will) durch Jahwe der Heerscharen,
94 Eduard Sievers:
unsern Gott'. Gegen die liierin liegende Überhebung richtet sich dann V. 7, der mir übrigens wegen seines recht undeutlichen barlsonä auch den Eindruck eines späteren Zusatzes macht. Schematisch ist
allerdings auch eine Aufteilung auf lauter Siebener ohne Streichung- möglich :
8C TomqVäch jqhw§ lifnem, (s) icd' amdrü 'qlfe jdhüäa balibbdm: (5) »'aws« Ji, josdbe jdrüsalem, bsjqhwf ssba'ÖJ) ,§löhem: aber ich weiß, wie schon oben angegeben, diesen Worten keinen ver- bindlichen Sinn abzuringen, und halte daher diesen Ausweg nicht für angezeigt.
c) IXb. Hierzu ist nur zu bemerken, daß in 12, iob das Metrum weder das ''elqi ^ejj M noch die Annahme einer Lücke gestattet, während die namentlich durch Joh. 19, 37 gegebene Lesart vollkommen gut in den Vers paßt.
34-. Über die Textconstitution von X im allgemeinen s. oben Nr. 13, g. Vgl. ferner Nr. 16, be.
13, ib ist um drei Füße zu kurz, V. 2 bis zum ersten min-ha'ärgs um drei Füße zu lang, außerdem kommt in dieser Zeile das 'm'v/m jqhw§ sdbaop etwas unpassend nachgehinkt, da es sich, bei seiner Mittelstellung innerhalb seiner Zeile, nur auf diese und nicht auch auf das Vorhergehende zu beziehen scheint. Schieben .wir die Worte an den Schluß von ib an, so ist alles in Ordnung. — 2d ist eine Crux. Das zweimalige min-ha'dr§s am Schluß von 20 und 2d ist gewiß nicht schön: aber bloßes 'q'dtr würde, soviel ich sehe, dem Sprachgebrauch widersprechen , der den Zusatz einer Richtungsbestimmung fordert. Muß aber das zweite min-lia'är^s bleiben, so ist der Vers übervoll, auch wenn man im Eingang wdlö-jizzächdrii^Öä nur zwei hebig betont. Der Fehler scheint mir in udgqm 'gß-hqribH'im zu liegen, denn dieses durchbricht die Folge von 'gß-samop ha'sabbim und uw'gß-rux hqtpum'a durch die Einfügung eines unpassenden Mittelstückes von persönlichem Charakter. Streichen wü- die Worte, so bekommen wir den Sinn: rich werde die Namen der Götzen und den Geist der Unreinheit aus dem Lande ausrotten, (und die Folge wird sein, daß nun; die Leute selbst sich gegen die Propheten (als die Vertreter jenes unreinen Geistes) wenden, und die, welche früher als Propheten aufgetreten sind, ihr Tun ängstlich zu verbergen trachten'. Das dürfte auch genügend ver- standlich sein , obwohl unleugbar ein kleiner Sprung von 2d auf 3" vorhanden ist. Ich nehme an, daß dieser Sprung eben durch -ivagqm ''ep-liqribVlm hat verdeckt werden sollen. Über die Streichungen
und die Ergänzung in 3 s. Nr. 13, g. Unentschieden wurde dort ge- lassen, ob in 311 das überlieferte fod beizubehalten sei oder nicht. Im Verse wäre es allenfalls unterzubringen bei Annahme der freilich recht
Alttestamentliche Miscellen 3. 95
harten Betonung ki -jinnabej'lsvöd: ich möchte aber doch glauben, daß es erst gleichzeitig mit dem wagum '§ß-hcmffiim von 2d in den Text eingesetzt ist. Nach 2d hätte Jahwe (nach dem interpolierten Text) bajjöm liqhu bereits die vorhandenen Propheten ausgerottet: da mußten es also neue Propheten sein, von denen V. 3 redet, und darum wurde füit eingeschoben: fwenn aber wieder ein Prophet auftritt' usw. — Sachlich wird übrigens durch die vorgeschlagenen Tilgungen nicht allzuviel geändert: aber die Darstellung gewinnt ein viel discreteres und würdigeres Colorit, und das hat, wie ich glaube, der interpolierende Redactor in der üblichen Weise, durch die Einstellung gröberer Effecte gestört, ohne der Sache zu nützen. — 4a. bdhinnaZd' o]jö ist, (abgesehen von dem Formfehler) aus dem correspondierenden Schlüsse der vorher- gehenden Zeile heruntergeholt. — 5b. '«s fotcd 'adama 'anoclü ist Erläuterungsglosse zu dem von Wellhausen so glücklich hergestellten kiJ'äamu qinjntii. — 6a. wa'amär \lau oder w»' ämtms 'elau ist im Zu- sammenhang des sonst so flüssigen Rhythmus der Stelle (^und des ganzen Stückes} zu hart: ich habe darum den Plural hergestellt, der außerdem Sprecher und Gegenredner besser auseinanderhält. - Übri- gens würde auch 6b durch Einsetzung von Mw für 'as^rw rhythmisch nur gewinnen.
35. Über XI im allgemeinen s. oben Nr. 14. 1 7, a. 21, d. 25, b.
13, 7 ist in Unordnung, denn mit x§r§b als Versanfang läßt sich der Text in keiner Weise nach dem von 'qJek§ oder mindestens von 8a an herrschenden Schema 7 : 3 constituieren (auch wenn man nach Nr. 14, b das fehlerhaft aus 11, iyc eingeschleppte 'üri streicht). Aller dings bildet »jrgrg'B 'ql-roH | W9f ql- gebgr Ulmlßl!« \ na1 am jttJucf saba,Öß an sich einen Tintadligen Siebener, aber dann versagt für die Fort- setzung das Schema. Versetzt man aber die Worte nd'mn j. s. aus dieser Zeile in die metrische Lücke hinter liqsson, so läuft wenigstens von da an das Schema glatt durch. Diese Umstellung halte ich also (wie bei 13, if.i für notwendig. Dann bleibt für den Eingang der Vierer xgr§b 'ql-ro'i \ iva'ql-ggbgr 'qmjßi übrig, und der paßt wieder nicht, weil er einen Fuß zu viel hat. Dem abzuhelfen gibt es zwei Mittel. Man kann annehmen, der Vers sei unvollständig, beispiels- weise also ansetzen:
xx_/xx^ xxj:xxz xxz (icdhetjeßiy xgr§b rql-rofi uj'ql-ggbgr 'amljn. Das klingt aber lahm, namentlich im Contrast zu dem emphatischen (neuen) Einsatz 'qkk§ 'gp-haro't usw.; außerdem käme m'üm jqhw§ sdta'ofi an der Stelle, wohin wir es weisen müssen, abermals nach- gehinkt (vgl. zu 13, i f.). Weiterhin ist g§bpr 'qmljn recht befremdlich,
96 Eduard Sievers:
mag man es deuten wie man will, denn einmal ist es der einzige Beleg für g@b$r mit abhängigem Substantiv oder mit substantivischer
Apposition im ganzen AT., andrerseits steht 'anriß wohl 1 1 mal als terminus technicus (notabene als Bezeichnung einer Person) im Leviticus, sonst aber wieder nirgends als hier, und drittens sieht man nicht, was der ganze Ausdruck neben ro'i eigentlich soll. Ist nun 'ürl aus 'iwwarun, dem Schlußwort von u, 171', verderbt ("Nr. 14, b), dann aber zwischen 1 r, i7b und unseren Worten in 11, 17° noch ein unechter Zwischenvers eingeschoben (Nr. 12, c), sind außerdem unsere Worte wieder mit ihrer Fortsetzung nicht in Einklang zu bringen und in sich anstößig, so wird man wohl berechtigt sein, zu der oben angedeuteten zweiten Möglichkeit zu greifen und sie auch für das Machwerk eines Inter- polators zu erklären. So begreift sich auch die Verstellung des na' Tim jqhw£ Sdba'oß leichter. Diese schmeckt etwas nach Redactionsarbeit, und so dürfen wir möglicherweise auch unser oc§r§b etc. auf das Conto des Redactors setzen, der XI von VIII losgerissen und hierher gestellt hat. — 7d. Das von Weulhausen verworfene hcisso'ärlm M geht auch nicht in den Vers. — ga. Über den Mangel der Cäsur im Viererstifck des Siebeners s. S. 66 Fußnote. — gd. Für die Tilgung des über- schießenden Jahwe spricht auch die Parallele Hos. 2, 25, die sichtlich das Vorbild für unsere Stelle gebildet hat (Marti 443).
36. Zu XII vgl. oben Nr. 15, a. 16, be. Eine einiger- maßen befriedigende Emendation des stark verderbten Textes ist nur bei Annabme dreizeiliger Strophen (wie bei I)
möglieb.
14, 1. 2. Der überlieferte Text ist ganz unbrauchbar (Marti 450!*.), die Heilung aber ist meines Erachtens nicht mit Marti durch Aus- schaltung des ganzen V. 2 zu suchen, sondern durch Umstellung und entsprechende Einzelemendation. Zunächst muß das verfrühte icdxullüq solaledi bzqirbech an die Stelle zurückversetzt werden, wohin es nach der natürlichen Abfolge der Dinge gehört, d. h. hinter wmükaäwJhaHr ih (vgl. Marti 451). — Sodann ist in 2a ic3,asäfti 'gp-kgl-hctggöjitn doppelt anstößig: einmal, weil hier von Jahwe sonst in dritter Person geredet wird, zweitens wegen des merkwürdigen Zwiespalts in dem Eingreifen Jahwes, der erst die Völker gegen Jerusalem versammelt, dann aber selbst wider sie kämpft. Den ersten Anstoß könnte man durch die leichte Correctur von ufaxjftl in wa'asqf beseitigen, aber nicht den zweiten. Es wird also die übliche Nifalconstruction (vgl IX 12, 3b und ferner 1 Sam. 13, 5. 2 Sam. 23, 9. Micha 4, 11. 1 Chr. ir, 13) ein- zusetzen sein. — In 2b ist ferner wie so oft das falsche '§1- in 'al- zu corrigieren und das überschießende Iqmmilxama als verdeutlichende Glosse (vgl. 2 Sam. 23, 9. 1 Chr. 11, 13) zu streichen; - - in ib endlich
Alttestamentliche Miscellen 3. 97
sind die nun nicht mehr passenden Suffixe der 2. Pers. Sing. Fem. zu ändern: sie werden erst in den Text hineincorrigiert sein, nachdem die Halbzeile an eine Stelle verschlagen war, wo die Suffixe der 3. Person allerdings nicht mehr verständlich waren. — 2C. Wegen tissaplän für tissaiqlnä M s. Nr. 32 zu 11, 9b- — Der Überschuß möjfyr ha' dm j lövjikkarej) min-ha'ir || (Vierer) verrät sich, abgesehen von der Form, auch noch durch seine Geschmacklosigkeit als Inter- polation; das lö^jikJcarep könnte durch XI 13, 8a eingegeben gewesen sein. _ 4*. Von der Ortsbestimmung ist das schließende miqq§d§m als unanstößig beizubehalten, da sonst der Vers um einen Fuß verkürzt wird. — Ebenso ist in 4b auch gf gadöla mtföd gegen Marti im Vers zu belassen, und mit Marti nur mizraxä wajammä zu tilgen, über deren Herkunft unten zu 8b zu vergleichen ist. — 4C ist zu kurz, und Marti hat bereits mit Recht die Ergänzung eines Verbums, als Parallele zu wmäs, verlangt. Ob man an jüräd (= fwird talabwärts geworfen') denken darf? Vgl. zu 5a. — 5a ist ganz corrupt, aber doch der Heilung vielleicht näher zu bringen. Daß die Beziehung auf das Erdbeben zur Zeit Uzzias herauszunehmen ist, steht fest; vom Übel ist aber auch das dreimalige 0*103(1), das auch seinerseits wohl auf Interpolation weist. Davon ausgehend löse ich aus dem Überlieferten zunächst die Worte W9nast£m ge-haräi (?) | fca'sgr nasti&ri \\ Urne hizzijja | m$£ch jjhüäa || heraus: fund dann werdet ihr nach dem Tal X fliehen, wie ihr einst flöhet zur Zeit des Uzzia' (ich behalte also hier die Vocali- sation nqst§m von M bei). Diese Worte bilden zusammengenommen einen (freilich recht dürftigen) Doppelvierer, und waren einmal als Glosse beigeschrieben , die dann zerstückelt in den Text geriet (einen ähnlichen Fall s. in II 9, 16, oben S. 78 Anm. 7). Durch diese Glosse sind vermutlich das Verbum von 4° und das Subject des verbleibenden Dr.DDI (hier = wsnistäm mit LXX) verdrängt worden. In dem Rest von 5a fasse ich ge-hanm als Fehler für h§haritn, und ;^N sx als 'gZ- 'es§l; ich übersetze also: cdenn er schlägt die Berge zur Seite, und so verstopft sich . . . durch die Gewalt des Erdbebens' (causales mippdne). Man kann sich die Sache graphisch etwa folgendermaßen vorstellen. Die Glosse war zwischenzeilig eingefügt, das Schlußwort etwa in den freien Raum der etwas kürzeren Zeile 4C:
rmrr] tw ftiaäa rxm rwisa "nn ^an iooi ^ba n-rr "■■a-2 onöa "ncto ■nh x*3 nrc:i lrs-n ijbe nriO;i •ax bx c^nn swy "o
Bei dieser Anordnung würde sich die Verderbnis von h§hartm durch das darüberstehende *~n X" leicht erklären, und auch der Ausfall des Verbums 1*Y|i (wenn dieses eben richtig vermutet sein sollte) durch das darauffolgende miST. Der verlorene Name hätte da gestanden,
Phil.-hist. Klasse 1905. 7
c^8 Eduard Sievers:
wo die zweite Portion der Glosse, nämlich kq?s$r nqstgm, eingeflickt wurde, d. h. hinter dem fälschlich als mnaStyni aufgefaßten QnOSI wmistatn des alten Textes (dies Mißverständnis könnte geradezu zur Streichung des Namens geführt haben;. Was sich der Glossator unter dem "nn irs gedacht hat, mag dahingestellt bleiben: bei dem c ver- stopften X' aber kann es sich doch wohl nur um die Schlucht des Eidrontales handeln, über deren einstige Stätte hinweg nun Jahwe vom Ölberg nach Jerusalem hinüber zieht, oder vielmehr dorthin, wo sein Erscheinen überhaupt zu erwarten ist, nach dem Zion. Auf den letzteren scheint mir auch das unverständliche und schou von Marti beanstandete -nbx von M zu weisen, das sich leicht in IM 5X bessern und dann weiter durch (• "p^S) soweit ergänzen läßt, wie die bestehende metrische Lücke es verlangt.
37. Über die Abtrennung von XIII s. oben Nr. 15, b.
Vgl. auch Nr. 16, e.
7. Wegen lau für läilä M s. M. St. I, § 191, 1. II, § 64, 2, b. — Der Schluß der Zeile ist etwas hart. Lies etwa uVeß-'Qr^j jihj% 'ör? — 8b. Die Richtungsangaben 'el-hqjjam hqqqqdmöm und ' gl-hqjjam ha qxarön passen nicht in den Vers. Sie sind erläuternde oder umschreibende Glossen, welche die ursprünglichen Textworte vdzrdxä und jamma ver- drängt haben: diese selbst sind dann ganz unpassend nach V. 4b (in XII) hinaufgeschoben worden. — V. 9 — 11 sind arg entstellt. An die Schilderung der Naturvorgänge in 8 muß sich die Schilderung weiterer Vorgänge ähnlicher Art in 10 anschließen, ebenso gehört aber 9h, das jetzt diesen Zusammenhang unterbricht, als Vorderglied zu 1 1 : mithin ist umzustellen, und ga als Glosse zu entfernen. Die Lücke in ioa fordert stilistisch die Ergänzung durch icdhaja bqjjöm hqliü, s. oben Nr. 15, b. — Die Ausscheidung des topographischen Exeurses am Schlüsse von iob ist selbstverständlich.
38. Über XIY und XIVa vgl. oben Nr. 15, Eingang
und c. 17, a; zu XIVa auch 20, e. 2i7c. 26, c.
XIV. 14, i2a. Wegen des Mangels der Cäsur im Viererstück vgl. S. 66 Fußnote. — i2c. Über timmdqän für timmäqna M s. Nr. 32 zu 11, 9b. — 15. Die eingeschobene Detailliste in abweichendem Metrum durchbricht den Zusammenhang von 12 und 16, und nicht gerade in geschmackvoller Weise. Der Gedanke, auch das Vieh hier herbeizu- ziehen, ist dem Dichter selbst gewiß nicht gekommen. — 16''. Die Tilgung von sdda'oß läßt sich schematisch vermeiden, -wenn man Idhistqxicöfi hmglgcli | jqhic§ sdba'oß spricht und betont; das verändert aber die Tonlage der ersten Vershälfte stark, und widerspricht der durch I7b festgelegten zweihebigen Betonung von hMstqxäivöß. —
Alttestamentliche Miscellen 3. 99
i7b. 'gl-jarüsalem geht nicht in den Vers und kann ebensogut fehlen wie in i6bf. i8a. — Der Anhang an i8b ist ganz überflüssiger Weise aus i6c und I9b repetiert.
XI Va. Daß 14, 13. 14 aus dem Zusammenhang von XIV auszu- scheiden sind, hat Wellhacsen gezeigt. Für die Beurteilung des In- haltes (vgl. Marti 453 f.) ist aber zu beachten, daß nach Ausweis des Metrums blrusaUm i4b durch eine Lücke von icdgäm jdliüäa tillaxcm 14* getrennt ist, daß man also nicht übersetzen darf cund auch Juda streitet gegen Jerusalem'. Die Meinung ist vielmehr die, daß zunächst Jahwe einen panischen Schrecken über die Feinde kommen läßt, so daß sie in äußerste Verwirrung geraten und gegeneinander die Hand aufheben. Dann greift auch Juda in den Kampf ein (wie hernach das blrüsalem in den Gedanken einzufügen ist, bleibt unsicher), und erbeutet sieg- reich die Habe der Feinde. Möglicherweise geht übrigens der ur- sprüngliche Text des Fragments mit tülaxem 14" zu Ende, denn die detaillierte Liste von i4cd macht einen wenig poetischen Eindruck, und ihr Verfasser könnte etwa mit dem gleichgesinnten Verfertiger von 14, 15 (s. oben unter XIV) identisch sein.
39. Wegen XV ist lediglich auf Nr. 15, d. 16, be zu verweisen.
[Berichtigung. Im ersten Teil dieser Miscellen (s. diese Be- richte 1904, 151fr.) lies: S. 163, Z. 9 meiern. — 167, 3 ihr; — Z. 15 Fragezeichen hinter 23". — 174, 3 der Gefahr. — 178, 10 v. u. naxas und 'aqqllaßön. — 184, 16 v. u. psqadücha. — 185, 4 und 1 v. u. mefiem.]
Druckfertig erklärt 21. IV. 1905.] ^
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos —
Patristisch - Literarisches
zu K. Büchers „Arbeit und Rhythmus".
Von Anton Naegele in Ehingen a. D.
Unter der verhältnismäßig geringen Zahl von klassischen Zitaten und Anspielungen auf altgriechische Dichter und Dichtungen in den umfangreichen Werken des Libaniosschülers Johannes Chrysostomos1) darf wohl besonderes Interesse eine homiletische Digression beanspruchen , die bisher unbeachtet, durch neue Parallelen beleuchtet, einen mehrfach erwünschten Beitrag zu den neuesten Untersuchungen über „Arbeit und Rhythmus' bilden soll. Die Publikation dieses neuen Specimen Chrysostomeum mag mit dem Dank ihres Verfassers auch in ihrem Teil dokumentieren, welch vielseitige Anregung und reiche Förderung selbst die biblischen und patristischen Wissenschaften aus Karl Büchers Werk gewinnen können, wie nach Ulrich von Wilamowitz-Möllendorffs schrift- lichen und mündlichen Ausführungen das schönste an dem schönen Buche sei, daß es wieder einmal die Einheit der Wissenschaft deutlich mache, weil es in keine Einzel- disziplin gehöre, jede fördere. 2) Hat doch kaum eine literarische
i) Daß diese Aufschlüsse über die klassische Literatur nicht nach den Forschungsergebnissen der bisherigen Chrysostomosliteratur be- messen werden dürfen, glaube ich schon in meinen allgemeinen Unter- suchungen über des Antiocheners Verhältnis zum Hellenismus in der Byzant. Zeitschrift XIII (1904) S. 73 — 103 zur Genüge erwiesen zu haben.
2) Vgl. u. a. die Besprechung von Wilamowitz in der Deutschen Literaturzeitung 1900 Sp. 91 f.
102 Anton Naegeee:
Arbeit eines Fachgelehrten der letzten Zeit so allgemeine, tiefgehende Teilnahme hervorgerufen wie diese grundlegenden Untersuchungen des Leipziger Nationalökonomen, der die viel- gesuchte Wurzel aller Poesie und Musik in der Arbeit ge- funden und diese mit dem Aufgebot reichhaltigsten Materials aus den entlegensten Forschungsgebieten dargestellt hat.
An die geheimnisvolle Quelle der Dichtkunst und Musik, die eine vorzüglichste, nach Bücher einzige, nach Wilamowitz' mit Recht wohl einschränkender Zustimmung nicht einzige, weil nur bis an die Pforte führende Wurzel aller Poesie, führt uns ein ganz merkwürdiger Exkurs des byzantinischen Kirchen- lehrers über die neuestens sogenannten Arbeitslieder, d. h. Gesänge, die Körperbewegung, Musik und Dichtung im engsten Bunde zeigen, eben jene Trias, deren Einheit und wechsel- seitige Beziehung Büchers verdienstvolle, auf Technik, Lite- ratur und Kulturgeschichte ausgedehnte Forschungen erstmals ins rechte Licht gestellt haben. Wenn Büchers Behauptung, daß auch die alten Griechen neben ihren kunstmäßigen Liedern derartige volkstümliche Gesänge kannten1), bereits durch klas- sische Zeugnisse genügend gestützt erscheint, so dürfte doch des späthellenischen Rhetorenschülers Kenntnis von einem fast vollständigen System der Arbeitspoesie bei der spärlichen Tradition und dem noch spärlicheren Besitz an Resten der Arbeitspoesie aus Altertum und Mittelalter um so freudiger begrüßt werden. Es ist eine der bei Chrysostomos so be- liebten Digressionen zu Beginn der 387. in Antiochien ge- haltenen Homilie zum Psalm XLI (Migne Patrol. Gr. LV Opp. S. Chrysost. V (1858) p. 156). Schon das Proömium ist bezeichnend und läßt die Zuhörer einen seltenen poetischen Genuß ahnen zur Belohnung ihrer Ausdauer bei der letzten langen und schwierigen Predigt: <PtQ£ ovv v[iiv a^oiß))i' ciJtoda^Ltv melvov rov 71ÖVOV ovte yug h%ixüvhiv Ö£L ti]P diKVOivav rav dxQoarüv (duxQQrjyvvTca yccp tk%sg)s), ovre %aXäv asl xal ävievai' xccl yag svtev&bv ayQOTtQcc yt'yvsrai
1) Arbeit und Rhythmus 3. A. 1902 S. 49.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 103
TtdXiv. zieh noLXikXsLV %oi] xb xf\g didao'xaXtag sidog . . . coöueq ovv xoxs iXsyov ort ot Tioi^ivEg tatv Xvxcov etiiovxcov xf, 7toi[i- vfj xijv övoiyya dcpEvxEg xrjv OcpEvöovyjv ^EXaiEiQi^ovxai^ ovxa vvv Öij nctQsX&ovöav xäv eoqxgjv xcov 'Iovdauov . . . xrjv öcpsvöovriv itdXiv atpivxEg istl xr)v övQiyya £7tav(o3fiEv . . . xi)v xiftdqav avxi]v xov Aavld fi£xa%EiQi£ön£voi (hom. in. ps. 41, 1 ibid. p. 155). Zur Begründung und Lobpreisung der Psalmodie gellt der Redner auf die Bedeutung von Gesang und Musik überhaupt über: üoXXovg xav av&ocbircov xaxidcov 6 @sbg Qccd~v[ioxeQovg bvzag . . . ^EXcodCav ccve'hi^e xfj 7too(pr]- xeCcc (die Psalmen), Iva xc5 Qvd'fxa xov [lEXovg ipviaycoyov- (ie'voi TtdvvEg [lexa. rtoXXijg xijg itoo&v{iLag xovg hoovg dva- 71e'htico<jlv ccvzGJ v^ivovg. Nachdem so der altchristliche Homilet ebenso wie die alten Hellenen den Ursprung der Musik und Poesie auf die Gottheit zurückgeführt hat, stimmt er begeistert in den Hymnus auf die herrliche Gottesgabe ein: ovdev ydo, ovÖev ovxcog dviöxipi ipv%i]V xal jixeqoi xal xrjg yfjg dnaX- XdxEv xal t&v xov öcb^iaxog ditoXvEi detifiibv xal (piXoöoyEiv TioLEl xal ndvxav xaxaysXav x&v ßuoxix&v, ag {tiXog öv^icpoj- »viag xal qvQ-^co övyxsc^iEvov ^crov aöfia (ebd. p. 156). Zum speziellen Beweis der heilsamen Macht des Liedes führt er hierauf eine ganze Reihe von Arbeitsgesängen auf, wie sie kaum vollständiger in einem antiken Zitat bis jetzt nach- gewiesen sind.
Freilich sind die Bezeichnungen, deren sich der antio- chenische Presbyter bei Anführung der einzelnen Gattungen des Arbeitslieds bedient, nicht mehr jene spezifisch antiken Termini, deren Deutung schon den Alexandrinern schwer ge-, worden war, wie das merkwürdige Fragment des Tryphon (Fr. 1 1 3) bei Athenaios(Deipnosoph.XIV,6 1 8d— 6 1 9 ed. Kaibellll. p. 363 ss), die einzig ausführliche Angabe über altgriechische Arbeitspoesie zeigt: l[iaiog, t'ovXog, alXivog (Bücher S. 49 ElXivog), vielmehr nennt er außer der einen Art, der aß^iaxa ■xaidcxd, Ammen- oder Wiegenlieder, je nur die betreffende Arbeit, zu der jene cpdaC oder pEXadi'a bald im Einzelgesang, xa&' iavxöv, bald chorweise, ovprpävag gesungen werden. Ohne
104 Anton Naegele:
jede Einschränkung auf bestimmte Volkskreise oder Nationen bezeugt Chrysostoinos die Allgemeinheit der menschlichen Sitte, durch Gesang oder Musik (qx^uco rot) {ic'Xovg i'v%ayco- yovyutvoi itdvteg) sich die Arbeit zu erleichtern, nach Büchers technischem Ausdruck, die Emporhebung des bloßen Mecha- nismus der automatischen Bewegung durch das poetisch-musi- kalische Begleitelement, und er erweist sich so auch auf diesem kulturhistorisch interessanten Gebiet wie auf seinen Reisen und in seinen Briefen als scharfsinnigen Beobachter. Der moderne Forscher, gestützt auf eine Masse ethnogra- phischer Berichte und Beobachtungen, die uns Gesaug und Arbeit in engster Beziehung zeigen, bestätigt nicht ohne Ab- Aveisung einiger Opposition jene Universalität des Arbeits- gesangs, den jede Arbeit, jedes Spiel, jeder Tanz besonders für sich hat, der bei keiner anderen Gelegenheit gesungen wird, der ohne die Arbeit bezw. Körperbewegung gar nicht vorkommt; „diese Beobachtungen erstrecken sich über eine so große Zahl von Völkern und Kulturstufen, daß man schlecht- hin sagen kann, sie gelten für die ganze Menschheit, wenn sie auch je nach der Charakteranlage bei dem einen Volke sich häufiger machen lassen als bei den andern. Von manchen Völkern kann man geradezu sagen, daß bei ihnen jede körper- liche Tätigkeit mit Gesang begleitet wird, und auch bei den heutigen Kulturnationen finden wir noch zahlreiche Reste dieser Gewohnheit,"1)
Die Ammen-, Kinder- und Wiegenlieder stellt Chry- sostomos voran als augenfälligste Demonstration seiner These: Ovt(ü yovv i](.i(bv tj (pvöig Ttgbg tcc aö^iara xal tä [isfo] 7)Secog £%£i xal oixdiog, ag xal rä v7io{idZ,ia naiÖia xXav&nvoi^o- (isvcc xcd dvöxsQai'vovTCi outco xataxoiaCt,£6&ai. AI yovv tit&ca iv talg dyxdlaig avrä ßa6rd£,ov6ai, ■nolldxig dniovQai
i) a. a. 0. S. 40 f. Die Allgemeinheit deB Gebrauchs der Arbeits- poesie behauptet und erweist auch für das höchste Altertum des Orients, besonders Ägyptens, der Franzose E. Vigouroux, der in seinem groß angelegten Werk Dictionnaire de la Bible II. 1899 Paris p. 551 einige von Bücher nicht verwertete Berichte samt Abbildungen enthält.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 105
T£ xat enctviovöca xcd xiva ccvrolg xccT£7tddov6cu u6 {tatet ncadixc:, ovtoog avxcov rä ßte'cpccQcc xutaxoi^ovöL (hom. in ps. 41, 1 opp. Chrys. MigneV, 156). In die Kinderstufe der kulturarmen Menschenrassen wie in das Kindesalter des Kulturmenschen geht auch der neuere Erforscher der Arbeits- gesänge zurück, um den fast überall untrennbaren Zusammen- hang von Gesang und rhythmischer Bewegung, Arbeit im weiteren Sinn, herauszustellen am Kinderlied, „wo das Kind passiv im Rhythmus des Gesangs mitwirkt, indem sich die von den Armen der Mutter ausgehende schaukelnde Bewegung seinem Körper mitteilt" (Bücher, Arbeit und Rhythmus S. 325). Als Illustration hierfür bot uns Bücher aus dem sonst so reich durch alle Natur- oder Kulturvölker fließenden Strom solcher Volkspoesie leider nur jenes deutsche Schaukel- lied, das zu hören kein weiter Weg vonnöten ist (a. a. S. 325)-1) Der Spuren, die der gelehrte Nationalökonom für Erforschung des Arbeitsgesanges im Altertum und Mittelalter bei den Philologen gesucht, sind es wenige und einige der wenigen mögen ihm auch entgangen sein. Eine antike Parallele zu der patristischen Angabe, wohl nicht die einzige erhaltene, ist uns in Theokrits Idyllen als Nachbildung eines griechischen ßavxdlr^a, auch xataßavxdlrfiig genannt, überliefert (Idyll. 1 9, al. 24, 7 ff), wie es der Sohn eines in der Götterreligion des Hellenismus geborenen Patriziers von Antioehien wohl noch gehört haben mag; nicht umsonst eifert er öfters gegen die Ammenmärchen2), die den Kindern erzählt, vielleicht auch vorgesungen wurden:
1) Als Fundgrube für ähnliche Lieder ist S. 127 A. 1 angegeben Eek-Böhme, Dtsch. Liederhort EI S. 579 ff., vgl. auch die reiche, eben vor Bücheks 3. Auflage erschienene Sammlung G. Dalmans, Palästinen- sischer Diwan Leipzig 1901 S. 165 — 173. Ich verweise besonders noch auf F. K. von Erlach, die Volkslieder der Deutschen v. 15 — 19. Jahr- hundert IV. 1835. S. 400 ff.
2) Homil. IL Thess. 1,1 und 2,4 (Migne Opp. Chrys. 11, 47° nn(i 478); vgl. dazu meine Abhandlung (Byz. Zeitschr. XIII (1904) S. 107); meine Vermutung bekräftigt die weitere Stelle aus Origenes c. Cels. VI 34:
106 Anton Naegele:
,.Evö&r i[i(( ßQt'yea yXvxsQov xai iytQ6i^iov vtcvov, e.v^Bx, eucc il>v%ä) du' adsXcped), svöocc xtxva' olßioi (vvK&ö&e xccl bXßiOL ct& idoixt".
Glücklicherweise sehen wir dieses wenig Natur und Leben abgelauschte Schlummerlied, das nach dem alexandrinischen Idyll Alkmene ihren auf Amphitruos Schild gebetteten Zwillingen Herakles und Iphikles singt, weit übertroffen durch frühere Proben althellenischer Lyrik. Die höchste dichterische Weihe, deren Nichtbeachtung trotz des neuerwachten Interesses für solche Poesie auffallen muß, scheint das Wiegenlied sicherlich in den Tragödien der beiden größten Dramatiker des Altertums gefunden zu haben. Im Philoktet des Sophokles (v. 827 ff.) stimmt der Chor ein wundervolles Schlummerlied an mit der Bitte an Hypnos, den Dulder- helden in festen Schlaf zu wiegen:
r'T%v öövvag adarjg^ "Ttivs Ö' uXytcov
svaeg ij^ilv ek&oig,
svaCcov svaicov ava£.
ofifiaöi d' avxCöyoig^
xävft al'yXav, cl xixaxui xä vvv.
t&i, t&i uoi Tiaubv.
Sanften, seligen Schlummer, dessen Segnungen Orestes nach seinem Erwachen preist (v. 211 ff): co (pü.ov vxvov x^EXyrj- xy'lQiov. ijiixovQOV vöäov, — Slg ijdv [toi TtQoGiß&eg ev de'ovxi TB' — 03 norvia fofört xav VMxav, cog ei 6ocprj, — xal xotöi dv6xv%ovöiv Bvxxcäa dsog^ begleitet Euripides in seinem sonst wenig gerühmten Drama Orestes mit einem Wiegen-
-/Qavg B7ti rä> ßctvKcclfjcai naiöiov (lv&ov &räy[d]ouffa. Seltsam, miß- verständlieh oder wenigstens mehrdeutig scheint nur die chrysosto- meische Bezeichnung naidixu <xo[i<xt<x, cfr. Theocrit Jd. 24 (Liebes- lied). Ein anderes von Bergk Griecb. Lit. , S. 352 A. 121 angeführtes Wiegenlied, auf einer etruskischen Vase in Caere gefunden, wird mit Recht wegen seiner Silbenhaftigkeit zu den ,, Liedern ohne Worte" gerechnet.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 107
gesang, der mit dem sophokleischen um die Palme ringt, (v. 174 ff ed. Fix Paris. 1843I 34):
Ilötvia, Ttötvia vv%, virodoreiQa xav nolvnovcov ßgoxwv, SQtßoüsv i-0-t, pUf, [i6Xe xat&nxzQog ror 'Ayafisfi-vöviov eiri döyiov VTib yaQ cckyscov vtto xb öv^rpo^Rg dioi%6[i£Q,\ oi%6[ied-a.
Und der vielgewandte Meister der Chorlyrik, Simonides, „der sich am besten verstand auf malerische Wirkung durch das Ineinandergreifen von Wort, Melodie und Bewegung" (Christ, Griech. Litt. 1898 S. 163) läßt in einem rührenden Fragment eines Threnos (fr. 37 Bergk, 22 Hiller-Crusiüs) Danae ihrem mit der Mutter in einer Kiste ins Meer ge- worfenen Kinde Perseus ein klagerfülltes Schlummerlied — das wenigstens nach der Auffassung von Crusius, J. v. Müller u. a. — mitten auf wogender See singen.
Den Gedanken unseres Kirchenlehrers drücken ähnliche literarische Notizen über die Wiegenlieder bei den Alten aus, so bei Athenaios (XIV, 6i8f), der als Bezeichnung für die aöcd x(hv xixd-Eovöäv xaxaßavxaXiqöEtg angibt, bei Philodem in den Herkulanischen Rollen (IV, 113 ed. Sudhaus 4,497), der von den xaxaxoi^iö^ol x(bv ßQsyav xyjg codfjg xrjg ayQccfi- [idtov weiß, sowie bei Sextus Empiricus ngog [iov6ixovg 7, -32 (ed. Bekker p. 754, 31): bixcc xav xibv ävuyxaCav v%ciQ%co6i, dvvu{i£&a %coQtg [lovöixfjg BUTiELQiug avxäv äitoXavELV vr]7ti,cc yovv ennskovg [iivvQCo^caog xccxaxovovra xoi(.u£,£xca, wozu er als Analogon beifügt xal xä äXoya x&v £c6rai> vith avkov xal övQiyyog xrjkelxai^ ot xs delcpiveg tog Xoyog, avXebv ^rjlcodlaig x£Q7t6u£voi 7tQO<5v)]%ovxcu. Besonders aber möchte ich auf den von den Byzantinern als %-Etoxaxog iaxgög stets hoch gehaltenen großen Vermittler althellenischer Wissenschaft an den Orient wie Occident der christlichen Ära hinweisen. In seiner schon im Altertum populär gewordenen Gesundheits- lehre entwickelt Galen unter den verschiedenen nach den
10H Anton Naegele:
Lebensaltern mitgeteilten hygieinischen Anweisungen eine nach Ilbergs1) sachkundigem Urteil besonders lesenswerte Wiegen- püdagogik unter bemerkenswerten Seitenhieben auf die bar- barisch harte und abhärtende Kindererziehung unserer ger- manischen Vorfahren und spricht dort im ersten seiner vyv- etvdv löyoi (ed. Kühn VI p. 36 c. 7 — 8) in einer für unsere Beobachtungen wohl nicht unbedeutsamen Weise vom Ein- singen und Einwiegen der Säulinge: tqicc yäo ovv iförj xavxa xalg XQOtpolg e^evQYjXai xobv TCaidCav xfjg XvTtrjg idfiaxa xfj 71£lqcc dida^eiöatg, ev \iev xb vvv Öi} Xeyouevov, stega de dvo, xivY\6lg rs pexota xal cpavrig e[i(ieXeid xtg, olg XQcoiisvac did Ttavxbg ov xaxaitQavvovöt \iovov, dlla xal elg vTtvov ccvxä ccTtdyovöi dylovtirjg av xdv xoiÖe xf\g yvöeag, ort 7tobg ^lovötxijv xal yv\x,va6xixx\v olxetcog didxeivxai. Kai böxtg ovv Ixavog e6xi xalCog %QY\6%ai xcdg xeyya.ig xav- xaig, ovxog xal öä^ia xal ipv^riv naidevöst xdXkvöxa. Tatg yovv XQoepotg ai xCov jcaidkov xivrfieig ev xe lixvoig xal <5xi\i- %o6i xal xalg öcpCov avtav dyxdlaig e^evoijvxai. Kai xiog xov #•' exeoov r][üv öxsufia Koog vyieiag xtforjöiv dvayxaiö- raro?', 'Aöxlrfiididov [ikv avxixovg xdx xov (paveooxdxov xax- eyvcoxoxog yvfivaGiov, 'EQaötöxodxov de dxoX^ioxeQov drco(pt]6a- j*cVov, xr\v avxx\v , A<5xh]uiddr[ yvcb(irjv ivdeixvvfisvov, x&>v dXXcov 6%e6bv andvxav i'axoüv eitaivovvxcov ov xobg evefyav {lövov dXXd xal xobg vyietav avxd.2)
Von unserer der chrysostomischen {laxooXoyCa bei der Fülle des neuen reizvollen Stoffes fast nahe kommenden Di- gression zurückkehrend finden wir an zweiter Stelle in dem Arbeitsliedexkurs des Chrysostomos angeführt den Gesang der bdomÖQOi: diä xovxo xal bdoixoQOL TtoXXdxtg xaxä (leörj^.- ßoi'av eXavvovxeg imo'Qvyia 'ddovxeg xovxo rtoiovöi, xr\v ex xrjg bdoiTioQtag xaXaiTiaolav xalg adaig exeivaig %aqa\iv%ov- pevoi. Die Mühsal des Weges für Mensch und Tier durch
1) Aus der antiken Medizin, Neue Jahrbücher für das klassische Altertum XIII (1904) S. 4201"., vgl. auch Troels-Lund, Gesundheit und Krankheit in der Anschauung alter Zeiten S. 156.
2 Weiteres über Wiegenlieder im Anhang s. u. S. 131 ff.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 109
Gesang zu erleichtern oder die Gangart zu regulieren, ist eine allgemein beobachtete Sitte, mag auch die Auffassung der odoLJiÖQot des Homileten als gegen Mittag ziehende Karawanen1) oder um Mittagszeit aufs Feld fahrende Land- leute, Feldarbeiter oder Viehtreiber doch wohl eher für letztere Gattung entschieden werden. In diesem Falle als Treib(er)gesang gedeutet, bieten Occident wie Orient eine Fülle der psychophysische Phänomene und Probleme mancher- lei Art enthaltenden Texte und Melodien, in denen gerade die hier erwähnte Tcdcujrwpm 2) eine Rolle spielt, je nach der Gattung der v7iot,vyia, Kamel, Ochs oder Pferd oder deren Verwendung. Als klassischen Beleg für solche Treiber - lieder, Fahr- oder Reitgesänge, speziell für die Auffassung der bdoutÖQOi rä v7io£vyia ekavvovxeg verweise ich auf die schon oben zitierte Athenaiosstelle, wo es (XIV, 6 1 8d ) gegen Ende heißt: ~Hv de aal xolg i)yov[ievoig täv ßo6xi]^arG)v 6 ßovxoXia6^bg xalov^evog. z/tofiog d' ijv ßovxökog Uixeliarrjg 6 TiQojtog evQeiv tö eldog' ^vrj^ovevei d' ccvrov 'EniiaQ^iog ev 'AXxv6vi (p. 220 L.) xal iv 'Odvößet Nccvaya (p. 248 L.), und ähnlich wieder 6 1 gf: Kai %(bv {iiö&coz&v de xig i]v codi) tüv elg rot>g ScyQOvg cpoiTavrav ag TrjXexleiÖrjg ynfölv ev 'ApcpixTvoöLV (I, 2 1 2; K). Eine überraschende christliche Pa- rallele nennt uns Philostorgios' Kirchengeschichte h. e. 2, 2 (MlGNE P. G. 65, 466), die von Arius zur Verbreitung seiner Häresie gedichteten böotnoQixd. Dabei können wir das in der Ilias 18,525 m geschilderte Austreiben der Hirten zum Vergleich heranziehen, wozu nach Bergk Parallelen bei Apollonios Rhodios 1, 576 und Euripides Phaet. 775, 25 sich finden8), sowie die von Maspero gefundene ägyptische chanson des äniers4) und endlich das von Diogenian (5, 31) uns
1) Karawanenlieder führt Bücher S. 236, Fuhrmannslieder S. 145 f. an.
2) Beispiele u. Ausführungen über die Treiblieder bei Bücher S. i 34 f.
3) Vgl. Bergk, Griech. Literaturgeschichte S. 352.
4) G. IVTaspero, Etudes Egyptiennes t. II. f. 1 (1888) p. 89; Histoire ancienne de l'Orient 1895 1. 1 p. 3403s; vgl. E. Vigouroux, Dictionnaire de la Bible IL 1899 p. 551.
HO Anton Naegele:
überlieferte und von Horaz (Ep. 1,17,20) wiedergegebene Reiterlied im Sprichwort: Titnog [i£ (psQ£i, ßu6ik£vg \L£ roecpei verweisen.
Unter den nun folgenden Arbeitsgesängen im eigent- lichsten Sinn des Wortes nehmen in der Aufzählung des antiochenischen Homileten die erste Stelle die zum Weinbau in Beziehung stehenden Lieder ein: Ov% bdoLTtoQoi dl [tovov allä xccl y>j7t6voi fajvoßccrovvres xccl Tgvyüvrsg xal u{ut£lovq &£Q«7t£vovr£g xal allo otlovv iQya£6[i£voi nolläxig adovöi. So bestätigt schon ein Zeuge aus altchristlicher Zeit des modernen Forschers nach massenhafter Materialbeischaffung aufgestellte These: „Fast alle Arbeiten, welche mit dem Wein- bau in Beziehung stehen, haben ihre besonderen Lieder bei den Alten und viele gewiß auch ihren eigenen Rhythmus, sodaß Tibull in doppeltem Sinne Recht haben dürfte, wenn er vom Weine sagt (El. 1, 7, 37 f.): llle liquor docuit voces flectere cantu, | Movit et ad certos nescia membra modos."1) Als älteste aus der Israeliten2) wie der Griechen Bibel ihm bekannte Weinbergsarbeit und Weinbergspoesie nennt Chry- sostomos vor allem das aö^icc ttbv Irivoßaxovvrcav, das altgriechische £itiU\viov (lelog, das Athenaios Vp. 199* bei der Schilderung eines von Ptolemaios Philadelphos in Alexandrien veranstalteten Festzugs zu Ehren des Dionysos erwähnt und die Anakreonteen uns iu einer spät geprägten Form überliefern.3) Mag dieses Kelterlied schon damals unter Anakreons Namen in aller Munde gewesen sein oder nicht, der antiochenische Prediger, der seine Zuhörer oft
1) Bücher a. a. 0. S. 380, verweist auf die Stellensaninilung bei Magerstedt, Der Weinbau der Römer (Bilder aus der röm. Landwirt- schaft) S. 183 ff.
2) Isai. 16, 10, Jerem. 25.30; 48,33 und andere, von Bücher nicht angeführte Stellen wie lud. 9, 27 (21,21) und die Pss. 8. 8r. 84, worüber unten S. 120 ff. Parallelen aus dem heutigen Palästina bei Dalmän a. a. 0. S. 25 ff. und Schneller, Kennst du das Land? 10. A. S. 124, bei den Ägyptern s. Erman, Ägypten u. ägypt. Leben S. 278; Bücher 120 ff.
3) Anacreont. 52 Bergk p. 833: Tor \1tlav6xQcoxa ßotQvv . . . Od. 57 der Anthol. lyr. ed. Hiller-Crusius 1897 P- 363.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 111
genug vor der gefährlichen Gabe des Dionysos warnen mußte, wie auch vor den ebenso oft gerügten ausgelassenen Tänzen, Gesängen und Schniausereien, brauchte jedenfalls seinen in Denk- und Lebensweise vielfach noch im Heidentum steckenden Landsleuten den Namen des weinfrohen Dichters nicht erst zu nennen: noch lange werden auch in der byzantinischen Ära beim Stampfen der Kelter und dem die Arbeit der Keltertreter symbolisierenden Tanz der alten Dionysosfeier, der von Longos (Past. 2, 36) noch genannten eTtilijviog oQXTjöig, jene mutwilligen Lieder und Anrufungen des Weingottes geklungen haben, als Reste des Hellenismus, gegen dessen unvertilgbare Überbleibsel wir den Christ gewordenen Rhetoren- schüler so häufig und heftig Krieg führen sehen.1)
Dem Kelterlied läßt unser Autor das Weinleselied folgen, dessen ältestes Vorbild das nach der Darstellung des Achilleusschildes von dem phorminxspielenden Knaben ge- sungene Linoslied ist (Jl. 18, 569m2)), nach Pollux das Lied der örccxaveig , worunter nach Bergk vorzugsweise Winzer gemeint sein dürften. 3) Ob wir nicht mit den von Chrysostomos genannten singenden tQvyüvrsg die viel gedeuteten tQvyaöoC des Aristophanes (Wespen 650. 1534) identifizieren und so eine neue Belegstelle für den Weinlesegesang statuieren dürfen?4)
1) Vgl. z B. hörn, de Laz. 6, 7 (Opp. Chrys. Mighe i, 1038); h. in Matth. 57, 4 f. (7. 563 sq.); b. in Rom 24, 3 (9, 625 sq.); h. in Matth. 48, 5 (7, 493 sq.) u. a.
2) Vgl. hierzu die Abhandlung von C. Hentze, Die Arbeitsgesänge in den homerischen Gedichten. Philologus 60 (1901) N. F. 14. S. 374IF. Diesen homerischen Arbeitsgesang führt auch W. v. Christ, Griech. Litteraturgeschichte 3. A. 1898 S. 113 an; vgl. auch über ländliches Leben bei Homer, Rhein. Mus. 57 (1902) S. 303 fr.
3) Griech. Literaturgesch. S. 352, A. 119. Ist nicht vielleicht zu Chrysostomos1 &SQansvovT8s aimiXovg sc. 6Y.anu.vri zu ergänzen, wodurch eine Verdeutlichung jenes ökonomischen Ausdruckes erreicht würde?
4) Andere fassen es als Mostsänger, die sich mit Hefe das Gesicht bestrichen , nach der irrtümlichen Herleitung des synonymen Kooiiadög Horaz Ars poet. 275, oder als Soldsänger nach Schob z. Aristophanes Ach. 473. — Sittls Griech. Literaturgeschichte I S. 13 bringt als Beleg
112 Anton Naegele:
Als weitere Art der Weinberglieder, die sonst nirgends genannt zu sein scheint, zählt der Redner die Gesänge der &£QC(7i£vovT£g rag aansXovg auf; diese sind kaum identisch mit den Kelter- und Leseliedern; der Wortlaut wie die Annahme eines der verschiedenen Arbeit entsprechenden verschiedenen Rhythmus schließt solche Vermutung aus. Analogien zu solchen Rebhauliedern bilden die ander- weitig bekannten Gesänge beim Hacken des Feldes, beim Mais- und Kohlbau und anderen Feldbestellungsarbeiten1), die wohl mit dem letzten Glied der chrysostomeischen Wein- bergsliederreihe gemeint sind, den Gesängen der yrpövoi allo briovv &Qya£6(i£voi, vor allem wohl Ackerbauer- und Schnitterlieder, von welch letzterer Gattung uns auf einer attischen Vase ein antikes (idXos erhalten ist: ~ß Zev tiutsq tcifrs ttlovöiog ysvoL{ir}v. "Hd)] fidv, ijör] yiXdöv vittQßsßaxsv und ein anderes von Athenaios 14, 6i8d genanntes mit dem Refrain: %Ul6xov ovlov ni ovlov hi.") Nicht unwillkommen dürfte der Hinweis auf das Bücher entgangene merkwürdige Schnitterlied sein, das Champollion 1828 auf einem Grab in Eilethya, heute El-Kab, gefunden: „la chauson des boeufs qu'on chantait pendant le depiquage du ble". das der große Entdecker der Hieroglyphen in seinen Lettres ecrites de l'Egypte XII. Paris 1833 p. 195 s. mitteilt. Eine interessante Illustration hiezu bildet eine im Grab des Ti in Saqquara o-efundene im Museum Gulmet befindliche bildliche Darstellung solchen Erntegesanges mit Flötenbläser und Sänger, excitant les moisonneurs au travail, abgebildet bei E. ViGOUROUX,
für Winzerlieder im Altertum ein bei Hieronymus in Jes. 5, 10 ge- nanntes xütvefia vor; die Stelle findet sich indes weder iu den Homilien noch in dem Kommentar des H. an diesem Ort.
1) Z. B. bei Bücher S. 115^, 224fr-, 238fr., 246ff., 256ff.
2) Annal. d. arch. Instit. 1837, l83 nach Bekgk, Griech. Literatur- gesch. S. 353 — ev. auch Lieder heim Dreschen, Worfeln oder Mahlen des Getreides vgl. Büchek 148 ff., 264 f.; s8ff., 67 ff. - - Mehr vielleicht über altägypt. Schnitterlieder in der eben erschienenen Arbeit von" H. Schäfer, Die Schnitterlieder eines ägypt. Bauern.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 113
Dictionnaire de la Bible II. Paris 1899, p. 551, Fig. 190. Atheuaios spricht XIV 619* ebenfalls von der <pöi) x&v dayiörai', die JiTV£QGi]g genannt werde. Auf erstere Gattung mag sich beziehen Clemens Alexandrinus Strom. 7, 7 (MiGNE P. G. 9, 451): yecoQyov[iev alvovvtsg.
Es folgen weiter die Ruder- oder Schifferlieder: xal vaihtti xcoTirßaTovvtsg rovro noiovöi sc. noXXäxtg adeiv. Wenn es noch nach den neuesten Forschungen unentschieden gelassen wird, ob die Griechen den Rudergesang gekannt und geübt haben1), so mag das mehrdeutige Zeugnis Xenophons in den Hellenica (5, 1, 8: Hftav ts 4>6(p<p r&v xsXevöt&v ävTiqxovrjg iQCd^Evav xal TtccQayayfj räv xcoji&v) unzwei- deutige Ergänzung erhalten durch die unbeachtete Mitteilung unseres sachkundig beobachtenden Antiocheners aus dem christ- lichen Altertum. Ein lateinisches celeu(s)ma ist uns tat- sächlich erhalten, durch Dümler zuerst vor Jahren in Haupts Zeitschrift für das Altertum XVII, 523 veröffentlicht.2) Der dort gesungene Kehrreim naheia heleia naheia naheia heleia! ähnlich dem aristophanischen cb tia ela, hat seine Analogie in dem neugriechischen Schifferlied mit seinem tu XsGa, ea liökcc.3) Für den frühen Gebrauch altchristlicher Schifferlieder
1) Vgl. Büchke, S. 205, der auch die Aristophanesstelle Frösche 207 ff', heranzieht und auf Becker, Charikles I, S. 212 verweist. A. Breusing, Nautik der Alten, Bremen 1886 bringt ebenso wie in seinem nautischen Wörterbuch nichts von yceXsvafia und TQir]QccvXi]gl
2) Vgl. Rhein. Mus. f. Philol. N. F. XXXII, S. 523: Baehrens Anal. Catull. p. 70 ; Neues Archiv d. Gesellschaft f. d. Geschichtskunde VI, 190; Bücher a. a. 0. S. 203, 2. — Der vortreffliche Beobachter der Volkssitten und Volkspoesie, dessen Zeugnis über die Existenz von Rudergesängen aus dem griechischen Altertum sonst kein Seiten- stück bis jetzt gefunden, nur durch das von Dümler entdeckte celeuma urkundlich bestätigt wird, hat sicherlich auf seinen eigenen Fahrten auf dem Orontes solche gehört; erzählt doch der antiochenische Patriziersohn einmal ein anderes köstliches, literarhistorisch wohl zu beachtendes Erlebnis auf dem Flusse seiner Heimatstadt in einer der Homilien zur Apostelgeschichte hom. 38, 5 (9, 274).
3) S. Bücher, S. 214. Weitere griech. Schifferlieder bei Fauriel, Neugriech. Volkslieder II, 12 f.
Phil.-hist. Klaase 1905. 8
114 Anton Naeuele:
kann ich noch auf zwei freilich weniger unzweideutige Stellen verweiset), Clemens von Alexandrien, der in seinen Stro- mata 7, 7 (MlGNE P. G. 9, 451) unter den mit festlichem Ge- sang oder Gotteslob verbundenen Arbeiten auch hervorhebt: Ttltoptv {j(ivovvtsg, und Philostorgios' im Auszug des Photios erhaltene Kirchengeschichte (bist. eccl. 2; 2 MiGNE P. G. 65, 466 ), der nach Athanasios zu berichten weiß, öxt rbv "Aqsiov «Ttoitrtdi'iöuvTa rfjg exxhiöCug fprjöl aG^axä xt vccvxlxü . . . yQccfui.1) Während nun im neugriechischen Volkslied manch klassische Reminiszenz durch die Jahr- hunderte aufbewahrt geblieben oder oft überraschende Paral- lelen zu dem Besten der verlorenen Poesie des Hellenismus geboten sind - - Wachsmuth „das alte Griechenland im neuen'- beweist es treffend2) - - soll der Schiffsgesang an den Gestaden Italiens heute verstummt sein.3) Einen noch vor wenigen Jahrzehnten gesungenen und den venezianischen Gon do- tieren abgelauschten, unter den in Italien vielfach studierenden jungen Klerikern der Beuroner Benediktinerkongregation und der Germaniker in Rom heute noch nachgesungenen Gondelier- gesang bin ich in der glücklichen Lage, in Text und Melodie mitteilen zu können:
1) Vielleicht läßt sich zu dieser Gattung auch einbeziehen, was Origenes contra Celsum 6, 39 (ed. Koetschau IT, p. 108) erzählt: vi fu äsl v.uTUQvftu.£iv öaoi Ka&aQUOvg idiSa^av i) Xvrtr]Qiov$ cpdäg 1) iiito- Ttoinripovg qxovdg; jedenfalls aber die Nachricht des Augustinus (De cantico novo c. 2 (Migne, P. L. 40, 679) u. Sidonius Apollinaris (Epistol. 2, ii, M. P. L. 58, 488 = M. G. H. Auct. Ant. VIII, 35) vom Alleluja als christlichen celeusrua.
2) Eine Barkarole der illyrischen Küstenschiffer von heute führt
Bücher S. 312 an.
3) Bücher 440 nach Kretzschmar, Führer durch den Konzertsaal I S. 191. Leipzig 1888. Nur die bis vor wenigen Jahrzehnten von den heute stumm gewordenen Lagunenschiffern als Lieblingslied ge- sungene Anfangsstrophe von Tassos Jerusalem wissen diese als venezi- anischen Gondeliergesang anzugeben. Obige Mitteilung und Trans- scription verdanke ich Herrn P. Cyrill Welte in Beuron.
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Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 115 *-n— — Kr— — TT-i i K S
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Sott'il pon-te, sott'il pon-te di Ri-al-to fer-ine- re - nio - cau- te - re - mo qualch' a-riet-ta tra - las-
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det - ta, la Re - gi - na, la Re - gi - na sei del mar'.
Unter der reichen Fülle aus den fernsten Gebieten hergeholter Schiffsgesänge, die Bücher aufzählt und im Wortlaut mit- teilt, hätte wohl das herrliche Ruderlied in Flotows Oper Stradella: „Durch der Lagunen blauende Wellen" eine Stelle oder wenigstens Erwähnung verdient.
Endlich folgt der detaillierteste Aufschluß über die einstens bedeutungsvollste Frauenarbeit und den „Liebling der Arbeitspoesie" den Flachs und die Lieder zum Web- stuhl und zur Spindel; wie sie Chrysostomos am heimischen Herd aus dem Munde seiner edlen selbst von einem Libanios1) gepriesenen Mutter Anthusa oder deren Mägden gehört haben mag: "Hdi] da xtu yvvcclxsg löTovQyovöcu xcci tfj xeqxIöi rovg 6T)]j.iovug Gvyxeyxmtvovg diuxQivovöcu, TioXXdxtg {iev xcd xutir euvt)]v £jw<?r>7, noXldxig de xul Gviupcovcog axccöcci (tCccv xtvd iitlcoöücv adovöi. Sind wir über die Gesänge am
i) Bccßai, i(f>i\ olort TtctQcc Xqi6tiuvoi$ yvvatY.es slßi, erzählt Chryso- stomoa selbst den Ausspruch seines Lehrers ad vid. iun. 2 (Migne Opp. s. Chrys. i, 6oi); vgl. dazu A. Puech, S. Jean Chrysostome, Paris 1900,
P- 135-
8*
116 Anton Naegelr:
Spinnrad aus alter und neuer Zeit gut unterrichtet1), so wissen wir über Lieder ain Webstuhl weit weniger; es hat dies nach BÜCHER (S. 95) seinen Grund wohl darin, daß diese Tätigkeit sich viel schwerer in Gesellschaft ausüben läßt und daß die Unterhaltungen der Sklavinnen der Alten und der unfreien Weiber in den Fraiienhäusern der mittel- alterlichen Frauenhöfe, über deren Gesang wir doch Nachrichten haben, als einfältig und der Betrachtung unwert gegolten haben.2) Daß es einförmige Texte und Melodien nach Art der erhaltenen Zählreime3) gewesen sind, geht aus den Worten unseres Autors hervor, ob aber die yvvccixeg lötovQyovöca Sklavinnen oder Freie waren, wird nicht angedeutet. Indes Geschichte und Sage bezeugt, daß freie Frauen wie das Spinnen, so auch das Weben geübt4), und zum Singen am Webstuhl mußte der taktmäßige Gang des Schiffleins wie die Lang- wierigkeit und Einförmigkeit der Arbeit einladen.5; Dieser Gesang der yvvccixeg iotovQyovöui wird nach Athenaios zum Unterschied von der xukuGiovQyäv G3Ör^ dem iovlog, mit dem
1) Vgl. Geothe, Bilder zur Geschichte vom Spinnen, Weben, Nähen, 2. A. Berlin 1875, S. 286ff., wo indes außer Siliua Italicus ohne Zitat (Gebet der Spinnerinnen an Minerva: Huc ades 0 Regina) S. 288 keine „weiteren Stellen der Alten" folgen; s. Bücher 87, A. 2.
2) S. Boeckel, a. a. 0. S. CXXVII; Bücher S. 95-
3) S. Bücher z. B. S. 89 f., 97 f.
4) Vgl. den Gesang der webenden Göttinnen bei Homer Od. 5, 61 f. (Kalypso); 10, 22 1 ff. (Kirke); 13, 107 (Nymphen); II. 3, I25ff. (Helena), 22, 440 (Andromache); vgl. dazu Hentze, die Arbeitsgesänge in den homerischen Gedichten, Philologus 60 (1901) S. 27off. ; ferner Vergil Georg. 1, 293 ff. (Bauernfrau), Tibull El. 2, 1,65; auch Horaz Od. 3, 12, 3, die Bücher nirgends nennt; vgl. auch das Weben des Atkene- peplos durch attische Jungfrauen und die webenden Walküren.
5) Über Webstuhllieder verhältnismäßig weniges bei Bücher a. a. 0. S. 95 ff. ; 273 f.; was Gaston Paris über Chansons de toile mit- zuteilen weiß, konnte ich nicht feststellen; vgl. Gröber, Grundriß der rom. Piniol. II, 1, S. 661. Über Singen beim Spinnen und Weben in den Klöstern des M. A. s. Greith, Mystik im Predigerorden S. 374 u. 377. Eine Nachbildung des katullischen Parzenlieds (64, 265 ff.) ist wohl das Spinnlied von Fernow.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 117
alten Namen ai'hvog bezeichnet, cog "E7il%«Q^og iv 'Atcddvtaig Idtoösl (XIV, 618); indes spricht dieser Sammler nur von Männern, die Wolle und Linnen weben, Chrysostomos schreibt Arbeit und Gesang nur Weberinnen zu. Das löxovqyzlv in der Sprache des Homileten als Spinnarbeit zu fassen, wie tatsächlich lötög bei Späteren häufig, auch bereits einmal bei Bacchylides in Stobaios Florilegium 55, 3, gebraucht wird, geht des technischen 6rrf[iovEg und xeQxig wegen kaum an. In letzterem Fall würden reichere Angaben und Proben aus der alten und neuen Welt dem Autor von „Arbeit und Rhythmus" wie dem Verfasser dieses Nachtrags zu Gebote stehen. Jedenfalls dürfte aus letzterer Gattung die Erwähnung von Haydns Spinnlied, des herrlichen Gesangs der Spinnerinnen in Wagners Fliegendem Holländer, und besonders von Clemens Brentanos Spinnlied der Mutter in der Chronik eines fahrenden Schülers (hg. v. Kreiten, München, Huttier 1888, S. 12: „Es sang vor langen Jahren wohl auch die Nachtigall, das war wohl süßer Schall, da wir zusammen waren") künftig nicht fehlen.
So erhalten also nach dem antiochenischen Homileten die verschiedensten Stände und Arbeiten1) durch das Lied ihre Weihe, die sie seit den ältesten Zeiten besaßen, die auch das Christentum modifizierend bestätigt hat. Dehnt ja doch Chrysostomus den Gebrauch, Arbeit mit Gesang zu begleiten, an eben diesen langen locus classicus, abschließend auf die c'cUo oriovv BQya^ievoi. aus, desgleichen die Auf-
1) Auffallend dürfte nur die Nichterwähnung der z. B. in der Bibel Jer. 25, 10 ; Apocal. 18, 22 (vgl. dazu Dalman, Palästin. Diwan, S. 22 ff.) in der Antike Pollux (Onorn. 4, 55 wtcffotw fi&os), Athen. XTV, 6i8e 'nLcäo? r\ im-tivlios xaXovfitvr}; Plutarch conviv. Sept. Sap. c. 14 CBergk Po. Lyr. Gr. p. 1035); Homer. Od. 20, 105 ff.; in der Patristik Philostorgios über die Arianischen aa^iata im[ivhce (hist. eccl. 2, 2 Mtgne P. g. 65, 466) — viel Material bei Bücher, S. 58 ff., 63 ff., 73 ff.; dazu Dietrich Abraxas, Studien z. Religionsgeschichte d. späteren Altertums, Leipzig, 1891 S. 79, A. 10 — erwähnten Mühlenlieder sein, sofern sie nicht unter yr\iiövoi allo btiovv tQyag6(isvoi u. den allcc 'egycc inbegriffen sind.
118 Anton Naegele:
forderung zuui Psalmengesang ovx iv iörolg [i6vov ovo' iv rolg akkotg £Qyoig (ibidem V, p. 157), und in seiner zahlreiche antike Reminiszenzen und Anspielungen enthaltenden Anrede an die Katechumenen (IT, 3 Migne II, 237) empfiehlt er ebenfalls als Ersatz für die Gesäuge des Hellenismus zur Arbeit die Lieder Davids: x£lQ0T^XvriS 6i'i xcc&£^6u.Evog ^dHf . . . fieyccg övvöuikog 6 ipal^iog' ovdtv ivTtv&ev vno6x\]Gr[ deilöv äkX ag iv (lovaöTrjgCip dvvy'iöi] xcc&sfeG&ai. ') Die Beziehung zwischen Arbeit und Gesang, die unser orientalischer Kirchenlehrer ebenfalls andeutet, ohne entscheiden zu lassen, ob dabei mehr Gewicht auf das musikalische oder das poetische Element gelegt werden wrill2), jene Beziehung, die auch von der modernsten Forschung zum Einteilungsprinzip er- hoben ward3), ist entweder bloß angenehmer Zeitvertreib bei einförmiger Verrichtung oder der rhythmische Charakter der Arbeit, „des Regulators von Dichtung und Musik", der Arbeit nämlich im Auftakt oder Wechseltakt, mit wachsender oder gleichzeitiger Kraftaufbietung, der Einzel- oder Gemeinschafts- arbeit (Chrysostomos 1. c: xccl xatf iavtr)v ixdörrj xccl övy.(pcov(og unuöui), der „bloßen rhythmischen Bewegung oder der zur Arbeit gewordenen rhythmischen Verrichtung".4)
1) Ähnlich Basilios d. Gr. in seiner Regel 37, 2 (Migne 31, 1012), bei der Arbeit avv^vnv iv tpcdfiolg nal mdcclg neu vfivoig) u. besonders Augustinus De opere monach. 17, 20 (M. 50, 565).
2) Vgl. hierüber Büchehs theoretische Ausführungen S. 40 ff. ; einige Gedanken s. auch bei K. Brichmann, Poetik 1898, S. gS. ; Ratzel, Völkerkunde IE, 1888, S. 147 u. Vierkandt, Arbeitsweise d. Naturvölker, N. Jahrb. f. d. kl. Altert. I, 1900, 1 1 7 ff . , besonders 132 ff.
3) Auch Hentze in der angegebenen Abhandlung über die home- rischen Arbeitsgesänge (S. 374) akzeptiert diese Einteilung.
4) Zu den reinen Bewegungsgesängen dürften neben den an der Hauptstelle genannten Wiegenliedern auch die anderwärts von Chrysto- stomos oft genannten, aber verpönten weltlichen noch üblichen alt- heidnischen Tanz- u. Hochzeitsprozessioaslieder gezählt werden: z. B. hom. Col. 12, 5 (Migne II, 387 sqq.), h. I. Cor. 12, 5 (M. 10, 103 sq.) propter fornic. 2 (M. 3, 210 sq.); de non iter. coniug. 4 (M. 1, 615); dazu die Nachricht von Sokrates, hist. eccl. 6, 8 (Migne 67, 637 s.) u.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 110
Was aber als tiefstes Problem auf diesem eigenartigen Gebiet des Arbeits- und Gesangslebens den Forscher be- schäftigt, Ursache und Wirkung dieses kulturgeschicht- lichen Phänomens der engsten Verbindung zweier an sich entgegengesetzter Faktoren, auch das hat der „Christ ge- wordene" hellenische Lobredner des Lieds der Natur als trefflicher Beobachter bereits abgelauscht, wenn er schließlich rekapitulierend erklärt: Ilotovöt dl iovxo xal yvvalxsg xal ytjnövoi xal vainai xrp aö^iaxt xbv ex xcjv EQycov Ttövov 7TttQaf.iv&iJ6(c6&aL <37tsvdovT£g, ag xrjg il>v%ri§} u ^.eXovg axovöeie xal codijg, Qaov änavxa iveyxsiv övva^ievrjg xä o^Xtiq« xal hniitova. 'Enu ovv oixeicog rßLiv TtQog roüro s%ei xb tidog xrjg tSQipscog i) ij-'v^t] ■ ■ •<> Iva [irj tcoqvixcc ttöficcra ol dat^ovsg eigdyovxsg nävxa ävaxQin(o6t , xovg i/jaXfiovg initEiyjLQiv 6 ®eög, äöxs 6[iov xal i]Öovriv rb TtQäy^ia xal atpsksiav sivai (ibid. V, 157). Wie demnach alle die genannten Gesänge zu und während der jeweiligen Arbeit, nicht wie Hentze in dem öfters angeführten Aufsatz über die homerischen Arbeitsgesänge S. 376 polemisierend gegen Bergks (Griech. Literaturgeschichte I 323) Auffassung des Weinleselieds nennt, als bloße Ausläufer der Arbeit in Gesang und Spiel und Tanz — , gesungen werden, so steigern sie die Lust und Kraft zu und bei der einzelnen oder gemein- samen Verrichtung oder nach Büchers grundlegender Theorie, der Tonrhythmus, durch den Arbeitsrhythmus bedingt, hebt die Intensivität der Arbeit1), es ist jene Erscheinung auf dem Grenzgebiet der Psychophysik, die vom modern physio- logischen, psychologischen, kultur- und literarhistorischen,
Sozoinenos, hist. eccl. 8, 8 (M. 67, 1535) über des Chrysost. eigene Pro- zessionsgesänge. Über beiderlei Gattungen s. Bücher 46 f., 76!, 169 f., 375 f., 237, 309 A. 4.
1) vgl. besonders S. 38 tf. u. 4141?. Eine ganz merkwürdige Parallele zu meiner Chrysostomosotelle findet sich in Augustins De op. monach. 17, 20 (Migne P. L. 40, 565): Cantica divina cantare etiam manibus operantes facile possunt et ipsum laborem tanquam celeumate consolari.
120 Anton Naegele:
Standpunkt aus neuestens erst untersucht, ein hochangesehener Homilet der alten Kirche in einer scheinbar ungerechtfertigten, uns indes reich entschädigenden kostbaren Digression auf das geistliche Leben und die fieXadia nvt.\)\iaxiy.r\ anwendet, um seine Ausführungen in einen herrlichen Hymnus auf die Macht des Gesanges ausklingen zu lassen.
Bei Anführung einer so frappanten Stelle, die über ein neues vielerörtertes Problem der Literatur- und Kulturgeschichte mitten aus einer der bisherigen Forschung fremd gebliebenen Welt der altchristlichen Literatur des griechischen Orients in etwa neues Licht verbreitet, verlockt es und verlohnt es sich wohl, nach der Herkunft eines solchen bis jetzt einzig- artigen patristischen locus classicus über „Arbeitslieder" zu fragen. Hat man bislang unseren Autor für denjenigen unter den griechischen Kirchenvätern gehalten, der am meisten „ent- hellenisiert" die Bibel zur ausschließlichen Richtschnur oder gar Quelle für christliches Lernen und Lehren in homiletischen und asketischen Werken genommen hat, so wird man bei solchem auch für einen einstigen Libaniosschüler wie Johannes Chry- sostomos unrichtigen Standpunkt der Auffassung von Helle- nismus und Christentum1) geneigt sein, dem von einem sonst verdienstvollen Biographen Böhringer2) so genannten „bib- lischsten" Kirchenvater die Digression in einer Psalmenhomilie als eine Frucht seiner aus der Bibel geschöpften Kenntnis vom Arbeitsgesang, vielleicht ergänzt durch die eigene Er- fahrung aus dem Leben des Volkes, zuzuschreiben und dort die Quelle der von Chrysostomos entwickelten Arbeitslieder- theorie zu suchen. Kennt ja das Alte Testament die nach dem Ausweis der trefflichen von Bücher in der neuesten Auflage noch benützten Sammlung von Dalman, Palästinensischer Diwan Leipzig i go i heute noch wie einst im Orient besonders übliche Verbindung und Begleitung der Arbeit mit Gesang und wird deshalb vom Verfasser von „Arbeit und Rhythmus"
i) vgl. Byzant. Zeitschrift XIII (1904) S. 73ff.
2) Die Kirche Christi und ihre Zeugen IX. Band. Joh. Chysosto- mus und Olympias 2. A. Stuttgart 1876.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 121
an drei Stellen seines Werkes (S. ioo, 120, 384) angeführt. Da jedoch diese nicht auf alle einschlägigen biblischen Angaben Bezug nehmen, und die verdienstvollen meistenteils grund- legenden Untersuchungen des Leipziger Nationalökonomen, gewiß nicht weniger bedeutungsvoll für die neuerdings viel ventilierten Fragen der hebräischen Poesie, Rhythmik und Metrik1), leider wie es scheint, bis jetzt in den neuesten exegetischen Werken und sich häufenden Bibelkommentaren aus beiden theologischen Richtungen und Lagern keinen die Erklärung mancher Stellen sicher fördernden Einfluß aus- geübt haben, letztere, zahlreich eingesehen2), wenigstens keinen verraten, so dürfte es nicht überflüssig sein, aus der ver- suchten Zusammenstellung eines Nichtfachmanns einen Über- blick über das biblische Material zu „Arbeit und Rhythmus" zu gewinnen und so festzustellen, wieviel etwa Chrysostomos von seiner Kenntnis der Arbeitsgesänge der Bibel verdankt. Es hat lange genug die Ansicht allenthalben geherrscht, es habe überhaupt keine profane Dichtkunst der Hebräer ge- geben, die Religion allein habe ihre Poesie geschaffen und eine weltliche Dichtung gar nicht aufkommen lassen. Indes obwohl das Alte Testament nur religiösen Interessen dienen will und auch nur nach solchen Gesichtspunkten zusammen- gestellt, seinen Inhalt bestimmt und umgrenzt hat, berück- sichtigt es doch an manchen Stellen offenkundig die profane teils volkstümliche, teils kunstmäßige Dichtung und enthält Reste von solcher Poesie, deren Verluste nach Buhl aus
1) Ein ganz neues, viele Rätsel nach berufenen Autoritäten lösendes System wird nach eigenen und des Wiener Exegeten Bernhard Schäfers Mitteilungen P. Nivärd Schxögl 0. Cist. in Heiligenkreuz in Bälde ver- öffentlichen.
2) Z. B. die einschlägigen Kommentare aus dem ,, Handkommentar zum Alten Testament" (Göttingen\ dem Kurzen Handkommentar zum AT. (Tübingen); dem Cursus Scripturae Sacrae (Paris), verschiedene Archäologien, Realenzyklopädien und Bibel Wörterbücher; das neueste von Guthe 1903 p. 124 spricht unter Dichter und Dichtung nur von „sonstige Volkslieder" Num. 21 (Brunnenlied1), nichts von Kelter-, Mühlen- u. a. Gesängen.
I i'i' Anton Naegele:
kulturhistorischem und ästhetischem Interesse nur zu bedauern sind1), deren Nennung und teilweise Überlieferung die Existenz \<»n Gesängen der Hebräer bei allen wichtigen und kleinen Anlässen und Beschäftigungen beweist.
Bekannt vor allem ist das sogen. Brunnenlied im 4. Buch Mosis (Num. 21, 16 — 18)? das nach der früher all- gemeinen, jetzt meist aufgegebenen Auslegung als ein beim Wasserschöpfen gesungenes Lied gegolten; Pai-allelen zu solchem Wasserschöpflied böte Büchers Werk in großer Zahl (S. 100 ff. 1. wie es auch das griechische Altertum nach einer im Papyrus Hainer VI enthaltenen Stelle aus der Hekate des Kallimachos eine besondere Gattung von Liedern der c:vrh]ruC kannte.2) Indes mag auch das merkwürdige, ob fragmentarisch oder kom- plet überlieferte Lied zum erstenmal beim Graben des Brunnens oder nach anderen Exegeten bei Eröffnung oder symbolischen Ergreifung und Besitznahme des kurz zugedeckten Brunnens oder bei Begrüßung des hervorquellenden Wassers3) gesungen worden sein, so liegt doch die Annahme sehr nahe, dasselbe Lied sei nach Ausgrabung der für künftige Geschlechter so bedeutsamen und gefeierten Wasserquelle auch gesungen worden, so oft man dort Wasser geschöpft.4)
1) Realenzvkl. f. prot. Theol. IV3 1898 S. 627ff.
2) g. Gomperz, Aus der Hekate des Kallimachos. Mitteilg. aus der Sammlung des Papyrus Rainer VI Wien 1897 S. 12, vgl. Büchee a a. 0. S. 50 A. 3.
3) vgl. Baentsch im Handkommentar zum A. T I, 2 Exod. Levit. Numeri Göttg. 1903 S. 58of. , wo im Anschluß an Goldzihee und Budde an die Nachricht des Neilos erinnert wird, in der Wüste um- herziehende Araber hätten, als sie eine Quelle fanden, diese mit Gesang begrüßt: ngoaxogsvorrsg xai ttjv itr\yip> &w(tvovvtsg', weitere Literatur zu dieser Stelle: C. Flöckner, de carminum in libro Num. reliquiis Progr. Beuthen 1872, Budde, Actes du Xe congres intern, des Orien- talisteB 1894, S. H, p. 1138S., Preußische Jahrbücher 1895. 492 ff-, New World IV 136 fr.; U. S. Terry, The Song of the Well, Bibliotheca sacra 1901, p. 407 — 418. — Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang das herrliche Wasserträgerlied in Cherubinis Oper „der Wasserträger."
4) In dem von einer Reihe von Jesuiten herausgegebenen Cursus Scripturae Sacrae z. d. St. Num. 21, 17 wird auf eine Stelle Philos Vita
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 123
Mehrere Stelleu wie Isai. i6; 10, Jerem. 25, 30; 48, 33 mit ihrem ITn (Hedadi, zusammengehalten mit Jud. 9, 27-, 21,11 bezeugen ausdrücklich die Existenz von Kelterliedern, die unter Widerspruch Büchers (S. 121) auffallenderweise Dalman in seinem Palästinensischen Diwan (1 901 S. 2 7) leugnen will. Ein weiteres unbeachtetes, aber wohl bedeutsames Zeug- nis finde ich in der Cruz interpretum der Psalmenexegese, den Aufschriften der 3 Lieder VIII, LXXI, LXXXI r.hnn b$, nach Aquilas und Theodotion vtisq rfjg ytrÜLTidog, nach Zither oder Tonart aus Gath, nach Symmachos aber = vksq tcov lrtväv oder danach Hieronymus pro torcularibus, ebenso nach dem Syrischen der Hexapla und dem Midrasch. Die Psalmüber- schrift lautete also statt des früher allgemein angenommenen rätselhaften tVFläil b$ (al Haggittit) vielmehr fi'nan bv (al Hag- gittot ) mit wenig veränderter Vokalisation, die auch BaethGEN in seinem Psalmenkommentar1) durchaus billigt. Sie bezeugt den Gebrauch dieser 3 Psalmen als Kelterlieder, und daß beim Keltern auch der Gottheit in fast ausschließlich religiösen Liedern gedacht wird, erklärt deutlich das oben angeführte tiiiXtjviov j.ukog des Anacreon c. 58, kusya rbv ftebv XQorovvrtg iTtilr^vLoiötv v^ivotg, £Qcczbv m'&oig ÖQiövteg vsov ig ^iovra Becx%ov, wo das laute Stampfen der Keltertreter geradezu als ein Preisen des Gottes aufgefaßt wird.2)
Daß es auch Ernte- und Schnitterlieder in Israel gegeben, geht aus Ps. 65, 14 hervor, wonach die reichliche Ernte mit Liedern begrüßt wurde3) und läßt sich aus Ps. 125, 6
Moysis I 46 hingewiesen; weitere Schöpflieder bei Dalman, Palästinens. Diwan S. 52 ff. ; ebensowenig scheint Bücher* Werk geschrieben zu sein für die neueste, in den von Wünsch und Dieterich herausgegebenen Religionsgesehichtl. Versuchen und Vorarbeiten erschienene Arbeit von H. Ghessmann über Musik und Musikinstrumente im A. T. Gießen 1903, dessen Stellensammlung abgesehen von einigen Bprachlich-etymologischen Versuchen und etwa der Zauberwirkungshypothese andere Arbeiten über denselben Gegenstand übertreffen.
1) Handkommentar z. A. T. 2. A. 1897 S. XIV.
2) Vgl. dazu Bücher a.a.O. S. 361.
3) vgl. auch Buhl, Realencykl. f. prot. Theol. IV3 1898 S. 628.
124 Anton Naegele:
vermuten, wie auch aus ihrem Gebrauch in allen Teilen des Orients in alter und neuer Zeit.1) Das „Lied der Müllerin"2), oder die Stimme der Mühle D^rn, die (pcjvrj (ivXov, erwähnt Jeremias 25, 10, dem nicht ohne Einschränkung die neutesta- m entliche Stelle Apocal. 18, 22 an die Seite gestellt werden mag. Schlachtlieder, Siegesgesang, rhythmische Rufe, durch welche sich die Kämpfenden begeisterten und die in der Schlacht hin und her erklangen, bezeugen Exod. .3, 2, 6; Jes. 16, 2; Jerem. 51, 14; Jud. 5, 11 ff.; Sani. 1, 18; 29, 5.
Endlich läßt sich für unser Problem unter den vielfachen Auslegungen der apostolischen Spezifikation der Gesänge in Ephes. 5, 19 (cfr. I Cor. 14, 26; Kol. 3, 16) wohl ohne zu gewagte Exegese die Aufzählung der i[?ukf.iol noch vpvoi xecl tpdai für die Gattung der Haus- und Arbeitsgesänge inner- halb des christlichen Hauswesens in Anspruch nehmen.3) Damit scheint m. W. das biblische Material erschöpft zu sein, das etwa dem bewunderungswürdigen Kenner der hl. Schrift, dem „biblischsten" Kirchenlehrer und Homilet von Antiochien, als Quelle seiner Kenntnis von Arbeitsliedern gedient haben könnte.
Ein erster Blick zeigt alsbald zur Genüge, daß des Chry- sostomos reichhaltige Schilderung des Arbeitsgesangs weder formell noch materiell Entlehnung aus einer mühseligen Kom- bination dürftiger biblischer Angaben sein kann. Etwas reich- haltiger ist die Auskunft, die nach Quellen und Literatur die klassischen Schriftsteller des griechisch-römischen Alter- tums uns bieten: neben einigen spärlichen oben mitgeteilten Überresten der Arbeitspoesie4) mehrfache, mit einer Ausnahme
1) vgl. Bücher 256ff., 2Ö2ff. ; 271 (ganz religiös Nr. 203); 280fr.
2) Ohne Zitat wohl nur Jerem. 25, 10. angeführt von Bücher S. 68.
3) So sehe ich zufällig auch von Steiger in der Realencykl. f. prot. Theol. X8 S. 401 die Stelle gefaßt.
4) Die beiden Hauptvertreter des antiken freilich im Gewand der Kunstpoesie überlieferten Arbeitsliedes sind Theokrit und Katull, deren geist- und gemütvollem Erklärer in Schrift und Wort, Ludwig von Schwabe, Tübingen, auch hier den Tribut dankbarer Verehrung eines Schülers zum nahenden 70. Geburtstag niederzulegen verstattet sei.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 125
fast nur zerstreute literarische Angaben über die Verbindung von Lied und Arbeit, Ihrer weitaus größten Anzahl nach haben jene meist nur gelegentlichen Anspielungen und Zitate ihre Stelle jeweils gefunden innerhalb der betreffenden von Bücher untersuchten Liedergattungen des die Universalität der Weltliteratur illustrierenden und umfassenden Buches1) oder sind in meinen vorangehenden Nachträgen aus und zu Chry- sostomos noch weiter angeführt. Nur eine klassische Stelle, die einzige eigentlich zusammenhängende und umfassende, das wie es scheint bis jetzt einzige Gegenstück zu unserem pa- tristischen Zitat, scheint der gelehrte Verfasser von „Arbeit und Rhythmus'' auch in der neuesten Auflage nach der ganzen Art seiner Allegierung und Verwertung2) ihrem Inhalt und Umfang nach nicht entsprechend gewürdigt zu haben.
Außer dieser altgriechischen und einer unten zu be handelnden lateinisch -patristischen Notiz habe ich bis jetzt in Quellen und Literatur keine Stelle gefunden, die auch nur annähernd über unser Problem solch offenkundigen Aufschluß gibt und schließlich als direkte oder indirekte Quelle der Kenntnis unseres Homileten von Arbeitsgesängen mit anderen gedient haben könnte, wie jene merkwürdige Mitteilung der philostorgischen, im Auszug des Photios erhaltenen Kirchen- geschichte (Migne P. Gr. 65, p. 466), nach des byzantinischen Patriarchen eigenen Worten „nicht sowohl Geschichte als viel- mehr Lobpreisung der Häretiker (Arianer) und offener An- klage und Schmähung der Orthodoxen"3), es hätte Arius seine Lehre in Schiffer-, Müller- und Wanderliedern und anderen derartigen Gesängen niedergelegt. Die Vermutung Harnacks4) daß diese von Philostorgios (hist. eccles. 2, 2
1) Aus der griech. Literatur S. 29. 75, 87, 95, 175, 202, 293, 308, 399; dazu noch im Iudex nicht aufgezählte Prosaiker S. 39, 49, 357, aus der römischen S. 28, 87, 293, 360 ; dazu Prosaiker S. 365.
2) s. Bücher S. 49 A. 2 : „vgl. das interessante Fragment des Thryphon bei Athen. XIV S. 6 1 8d". Die einschlägigen Angaben gehen von 6 1 8e — 6 1 9".
3) s. Bardenhewer Patrologie S. 352.
4) Uesch. d. altchristl. Literaturl 532.
126
Anton Naegele:
Phot. Bibl. C. 40) genannten Lieder dos Arms einen Teil seiner vielbesprochenen Thalia, eines christliehen Gegenstücks der Saturae Menippeae, eines teils poetisch teils prosaisch ab- gefaßten, nach Athanasios sogar in den ausgelassenen Sotadeen gedichteten Werkes bilden1), mag kaum zutreffen, da ja Athanasios (de decr. syn. Nie. 16 M. P. G. 24, 449) jene aöfia- xa von der Quito, offenkundig unterscheidet: ö xal iv u6- [icaoig "jQStog xal iv xjj iavxov %uXCa . . . uv&oXoyu. Wie dem auch sei, auf diese arianischen Hymnen beziehe ich eine wenig beachtete Nachricht aus dem Leben des Heiligen von Koustantinopel, die uns die Kirchengeschichtschreiber Sokrates (hist. eccl. 6, 8 Migne P. G. 67, p. 63754.) und Sozomenos (hist. eccl. 8,8 M. 67, 15 35 sq.) überliefern: Nach ersterem 'IaävvTjS EvXaßrföslg ^nq xig x&v ujiXovöxeQcov vxi> xdv xoiovxtov adüv äcpeXxvödf] xfjg bxx.Xrfiiag, ävxixC&ifiiv avxolg xovg xov Idiov Xaov, oitng av xal avxol tcclg vvxxs- Qtvulg v^voXoylaig 6ioXoct,ovxtg, äpuvQGJöcoöL per xr\v ixUvtov 71sql tovtov öTtovdrjV, ßfßuLovg de rovg oixsiovg xgbg ti]v zavxGw itiöxiv iqyciöavxui. Von diesem antiarianischen, damals noch von der Sonne der Gunst der Kaiserin Eudoxia beschienenen Vorgehen heißt es weiter, daß die Leute cpdag avxKpavovg TCQog xi)v ^Qeiuvijv dö£,av övvxi&tvxEg ydov und nach detail- lierteren Berichten des Sozomenos, daß die Orthodoxen tig övöxrjfiaxa ^lEQt^ö^ivoL xaxa xbv x&v uvxMpavov xqöxov styuXXov uxqoxeXzvxiu övvxi&evxsg TiQog xi)v avxüv öo£,av Tcsnov)}- {isva . . . xtXevxojvxsg Öh xal ngog tQiv xäg <pöäg TrQoCsxtösöav.2)
1) vgl. über das Rätselhafte des Titels dieses Werkes, Loofs, Real- encykl. f. prot. Theol. IP S. 12 f. — Die Tendenz, für abweichende Lehr- meirmngen in Liedern Propaganda zu machen, ist sehr alt, cfr. Ophiten, Yalentinianer, Apollinaristen, Gnostiker, Bardesaniten, Arianer, Dona- tisten u. a. vgl. Harnack, Poetisches in der altchristl. Literatur, Gesch. d. altehr. Lit. I, 795 tf. ; dazu das interessante alte Werk v. Salomon Ernesti, De propogatione haeresium per cantilenas. Coburg 1708; Jena 17 15; vgl, Neander d. hl Cbrysostomus IP 1848 S. 52 A. 1.
2) Ähnliche gegenseitige Streitpoesie bezeugt die Geschichte von Bardesanes und Ephraim dem Syrer, die beide in Test und Melodie Propaganda für heterodoxen und orthodoxen Glauben betrieben je
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Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 127
Ob demnach Chrysostomos außer Prozessionsgesängen auch antiarianische Arbeitslieder singen und dichten ließ? Jeden- falls zeigt er sich als jüngerer antiochenischer Presbyter' schon sehr vertraut mit dieser Gattung, die er später als Bischof der Hauptstadt zu bekämpfen hatte als Mittel orthodoxiefeind- licher Propaganda. Ob er nun diese volkstümliche Sanges- weise aus dem Volksleben allein kennen gelernt oder aus der im Schwinden begriffenen althellenischen Literatur ihre Kennt- nis zum Teil mit geschöpft oder, was bei der geringen Selb- ständigkeit der alte Formen mit neuem Inhalt erfüllenden altchristlichen Dichtung kaum anzunehmen ist, erst aus poe- tischen Schöpfungen der neuen Religion, so mag es immerhin erwünscht sein, die drei Vertreter der Arbeitspoesie mit ihren inhaltlich und formell sich keinesfalls deckenden Zeugnissen erstmals auf- und nebeneinander gestellt zu sehen:
thenaios Deipnosophist. XIV p. 618 ss. K.
Kid codijg Ös ovo^iuöi'ug xuXiysi 6 Tgvqxov xdgös
113)' C^iulog i) stuuv- og xciXov[i£vri r\v %uqu xovg etovg tjöov, iöcog cbrö Trjg aXiÖog . . !H Öt tüv lörovQ- ")v codi] alXivoq, äg 'Eitl- Q\iog . . . töTOQSl. )) de tcjj> claöLOVQy&v i'ovXog ' tjfiog ds . . . cpijöi' tä ÖQÜy-
Chrysostonios hörn, in ps. 51, 1.
r£lg xul rä vno^a^ia xaidui x2.avd-{ivQi£,6- jievu xul Övö%£QuCvovxu
OVTCO XUXUXQl\.llt,Z<5&Ul.
AI yovv xix&ut sv Tutg uyxdXutg avxu ßu6rd- t,ov6ui, naXXdxig utuov-
(5CCL XS Xul ETlUVlOVÖia
xul xivu uvxolg xaxsjt- ddovßut uöpuxu itou-
Philostorgios bist, eccl. 2, 2.
"Ott tbv'AQSiov a7tojii]8y]6avxa rijg ixxh]6Cag cpi]öl uö-
flKTK T£ VUVXIXCC
xal kTii\ivXia xul bÖoiTtOQixu ygd- xjjul xul x o i av& 6XSQU awxi&t'v- xu slg peXadiug tvxelvuL dg ivo-
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mit großem Erfolg, vgl. Bardenhewer, Gesch. d. altkirchl. Literatur I. 1902 S. 337fr. ; Gevaert, Histoire de la musique de rantiquite" II. Gand 1881 p. 124; Melopee antiquep. 63; Mühler, Die griech., griech.- röm. und altchristl.-lat. Musik (Rom. Quartalschr. Suppl. IX) 1898 S. 68 A. 2, wonach die antibardesanitischen Lieder Ephraims noch heute von maronitischen Christen gesungen werden, Proben hei Bässler, Auswahl altchrl. Lieder. Berl. 1888 S. 6ff.; desgleichen für den Occident Hilarius cfr. in ps. 65 (Migne Patrol. Lat. 9, 425, 4).
126 Anton Naegele:
Phot. Bibl. C. 40) genannten Lieder des Arms einen Teil seiner vielbesprochenen Thalia, eines christlichen Gegenstücke der Satnrae Menippeae, eines teils poetisch teils prosaisch ab- gefaßten, nach Athanasios sogar in den ausgelassenen Sotadeen gedichteten Werkes bilden1), mag kaum zutreffen, da ja Athanasios (de decr. syn. Nie. 16 M. P. G. 24, 44g) jene aöfiu- ra von der &aXCu offenkundig unterscheidet: ö xat iv aö- {uxroig "s4(j£iog aal iv xfi iavrov &aXiu . . . tiv&oXoyti. Wie dem auch sei, auf diese arianischen Hymnen beziehe ich eine wenig beachtete Nachricht aus dem Leben des Heiligen von Koustantinopel, die uns die Kirchengeschichtschreiber Sokrates (bist. eccl. 6, 8 Migne P. Gr. 67, p. 637 sq.) und Sozomenos (hist. eccl. 8,8 M. 67, 15 35 sq.) überliefern: Nach ersterem 'Iiodvv^g svXaßyfödg ^irj xig x&v uttXov6x£Q(öv vtco xdv xoiovxoov adCbv acpeXxvö&fj xfjg ixxXrfiiag, uvxLxC&yjöiv avxolg xovg xov lÖCov Aoroö, bitcog av xcel ccvxol xalg vvxx£- Qivalg v^ivoXoyCuig ö%oXc<t,opxig, ä[iav()GJ6a6i ku£v xr\v hxtivav 7C£ql tovtov öTtovdr'iv, ßaßtdovg dh rovg oix£iovg Ttobg xt)v iccvx&>i> TtCönv ioydöcovxui. Von diesem antiariani sehen, damals noch von der Sonne der Gunst der Kaiserin Eudoxia beschienenen Vorgehen heißt es weiter, daß die Leute codäg dvxi(pd>vovg xobg xi]v 'j4Q£iavi]v öö^uv övvri&ivTtg yöov und nach detail- lierteren Berichten des Sozomenos, daß die Orthodoxen £tg övöTYjiicaa n£Qi£,6{ievoi xuxä xbv xtbv ccvtKpavav roÖJtov iyuXXov uxQoxsXavxia övvnfrivxsg 7100g ri]i> avxüv d6£,uv %£nov\]- [is'va . . . xeXevxcövxtg Öh xul nobg hotv xdg adäg 7Cqoü£x(&£6ccv.2)
1) vgl. über das Rätselhafte des Titels dieses Werkes, Loofs, Real- encykl. f. prot. Theol. II3 S. 1 2 f. — Die Tendenz, für abweichende Lehr- rneinungen in Liedern Propaganda zu machen, ist sehr alt, cfr. Ophiten, Valentinianer, Apollinaristen, Gnostiker, Bardesaniten, Arianer, Dona- tisten u. a. vgl. Harnack, Poetisches in der altchristl. Literatur, Gesch. d. altchr. Lit. I, 795 ff.; dazu das interessante alte Werk v. Salomon Ernesti, De propogatione haeresiurn per cantilenas. Coburg 1708; Jena 17 15; vgl, Neander d. hl Chrysostornus II3 1848 S. 52 A. 1.
2) Ähnliche gegenseitige Streitpoesie bezeugt die Geschichte von Bardesanes und Ephraim dem Syrer, die beide in Text und Melodie Propaganda für heterodoxen und orthodoxen Glauben betrieben je
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 127
Ob demnach Chrysostomos außer Prozessionsgesängeii auch antiarianische Arbeitslieder singen und dichten ließ? Jeden- falls zeigt er sich als jüngerer antiochenischer Presbyter schon sehr vertraut mit dieser Gattung, die er später als Bischof der Hauptstadt zu bekämpfen hatte als Mittel orthodoxiefeind- licher Propaganda. Ob er nun diese volkstümliche Sanges- weise aus dem Volksleben alleiu kennen gelernt oder aus der im Schwinden begriffenen althellenischen Literatur ihre Kennt- nis zum Teil mit geschöpft oder, was bei der geringen Selb- ständigkeit der alte Formen mit neuem Inhalt erfüllenden altchristlichen Dichtung kaum anzunehmen ist, erst aus poe- tischen Schöpfungen der neuen Religion, so mag es immerhin erwünscht sein, die drei Vertreter der Arbeitspoesie mit ihren inhaltlich und formell sich keinesfalls deckenden Zeugnissen erstmals auf- und nebeneinander gestellt zu sehen:
Athenaios Deipnosophist. XIV p. 618 ss. K.
Kai cpdijg de dvo^iaöiag mxuleyei- 6 TfjvopGiv xdgde (fr. 113)' i^ialog i) eTtiuv- hog xcchov[ievYi r)v %a(jc\ xovg älixovg ijöov, iötog cbrö rfjg l^akiÖog . . !H dl xeov löxovq- \ yäv ebdt) ai'livoq, ehg 'EtiC- %UQnog . . . iözoqei. t) de tav tukaöiovQyeov iovkog ' S^fiog de . . . (prior rä dydy-
(Jhrysostomos hoin. in ps. 51, 1.
fSlg xal rä vno^dt.ia itaidict Kkavd-avQit,6- {iei>ct xal dvöieQulvovra ovxeo xuxuxoi\WC,e(5&ai. AI yovv TiT&oci iv xalg äyxdkaig ctvxä ßaGxd- t,ov6cu, TCoXXdxtg amov- dai re xccl eTtaviovöca xaC xiva ccvxolg xareit- ctdovGui aöfiaxa %ai-
2.
Philostorgios bist, eccl. 2, 2.
'Ort xov'Aqelov U7t07iy]dtf6avxa rr\g exxXr\6iag q>rjöl aö- {icczd re vccvnxä xccl ini^ivlia xccl bdoittOQixc: yQU- tyat xccl r o i et vfr' f'rfp« övvri&e'v- xct elg {leXcpdiccg evrelvai dg > evo-
rait großem Erfolg, vgl. Bardenhewer, Gesch. d. altkirchl. Literatur I. 1902 S. 337fr. ; Gevaert, Histoire de la musique de l'antiquite- II. Gand 1881 p. 124; Melopee antique p. 63; Möhler, Die griech., griech.- röni. und altchristl.-lat. Musik (Rom. Quartalschr. Suppl. IX) 1898 S. 68 A. 2, wonach die antibardesanitischen Lieder Ephraims noch heute von maroni tischen Christen gesungen werden, Proben bei Bässler, Auswahl altchrl. Lieder. Berl. 1888 S. 6 ff.; desgleichen für den Occident Hilarius cfr. in ps. 65 (Migne Patrol. Lat. 9, 425, 4).
128
Anton Naegele:
aura t&v xüi&üv a\)Tu xa& dixd, ovtcog uvxdv tu uvtu 7iQoöayooev6oi> dudXug, ßXt'cpuoa xaTaxoijii^ov-
fivi'tcfrQoiöd-tvTtc x. ix TtoXXdv (iCav yevbfieva deö[ii]v ovXovg xal lovXovg . . . xovg de xao- jtovg x. xovg vfivovg xovg elg T))v &ebv (A)jayjxou) ovXovg y.aXovöi x. tovXovg' Öufirj- tqovXoi x. xaXXCovXoi x. %Xel6- xov ovXov ovXov i'ei, i'ovXov (£C äXXot de cpaöiv ioiovoyav elvai T))v (pöi\v al de xäv xix&eovöav adal xaxaßav- xaXrjöeig bvoad^ovxai' i\v de x. int ralg ecoQcug rig in 'HQtyövij \)v x. uXr\xtv Xiyov- 6iv adtj . . . ext ydo x. vvv al yvvalxeg adovöiv avxov ueXi] neol xdg iäoug. H de xdv freQiöxGDV <pd>) Aixv- bQ<5v\g xaXelxat. K. x(hv ^,16- traxiov de xtg tjv adr) xäv elg xovg uyoovg cpoixav- xav, cog Ti]XexXeCärjg cpyjaiv . . . x. ßuXuvicov äXXui, cog KQoctrjg . . . x. xüv nxt66ov- ötiiv iiXh] xig, cog Aqiöxo- <f>uvT]g ev ®eö^io(pOQia^ov6aig (1481 K). Hv de x. xo lg 1) yo v - pevotg xäv ßo6xrj^tdx(ov 6 ßovxoXiöixbg xaXovixevog . . /H d inl xolg d-avdxoig xal
öi de Aid xovxo xal bdomoooi noXXdxig xaxd fieörj^ißgCav eXav- vovxeg vno^vyia adov- xeg xovxo noiovöi x))v ix x\\g bdomoQi'ag xaXat- naoiav xalg adaig ixet- vaig naoupiv&ovuevoi. Kai yi]n6voi Xr\vo- ßaxovvxeg xal xqv- yiovxeg x. d^ineXovg fteoanevovxeg x. äXXo 6 x 1 o v v eQya^6{xevoL noXXdxig adovöi. K. vavxai XG)7i}]Xaxovv- xeg xovxo noiovöiv. "Hdrj de xal yvvalxeg i6xovoyov6ai xal xf] xeoxidi xovg öxt'ftio vag 6vyxe%v[xii>ovg dia- xqivovöul, noXXdxig (ihv xal xa& eavxr)v exdöxij, noXXdxig de xal övficpiovcog dnaöai [itav xivu [teXadlav adovöi, TIoiovGi de xovxo xal yvvalxeg xal yy\nö- voi xal vavxai xä
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{ii&v ixdöxoigäoiiö- &n> did xf\g ev xalg fieXadiaig i)do- vt)g ixxXinxayv 7tobg\ xi]v olxeCav uöi- ßeiav xovg diia- &e6xtQovg xav av- ftoänav.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 129
'Anökkcova eod)) cpihjXi'ug . . . ovJtiyyoi de a£ eig 'AQTtuiv fctafog <pd>) [ivÄcofrQcöv ev de yduoig vfie'vaiog' ev Ös Ttev&eöiv täXefiog. livog de xal al'hvog ov fiovov ev Ttev&eöiv, älkä xal eil evrv- %el polnä xaxa xhv EvqitcC dr/v (Herc. 348). KXe'ccQxog ö ev TtQcörcp 'EQatLxCbv (F. H. G. II 315) vöfiiov xaXeiö- tiu£ xtvä cpijßiv cpöijv aii 'HQKpavLÖog ygarpcov ovrag. Es folgen p. 620 die Gvu- nööux und Quil'wdoC.
(le'vrjg tu 6iI)}qu xal eniTtova xrk.
Der fast einzigartig bedeutsamen Notiz über Arbeits- gesänge aus der griechischen Patristik vermag ich schließlich eine ebensowenig (von Harnack, Bücher, Bardenhewer u. a. ) beachtete lateinische Parallelstelle anzureihen, die von ähn- lichem Interesse für das neuerforschte Problem der Verbin- dung von Arbeit und Rhythmus sein dürfte. In einem aus Bethlehem ca. 386 datierten Briefe schreibt Paula und ihre Tochter Eustochium, diese durch des Hieronymus Briefwechsel berühmt gewordenen Frauen Roms, an Marcella, sie solle Rom verlassen und ebenfalls nach Bethlehem ziehen, um dort an der Geburtsstätte des Heilands ganz Christo und ihrem Seelenheil zu leben: In Christi vero, ut supra diximus; villula tota rusticitas, et extra psalmos silentium est. Quo- cumque te verteris, arator stivam tenens, alleluia decantat. Sudans messor psalmis se avocat, et curva attondens vitem falce vinitor aliquid Davidicum canit. Haec sunt in hac provincia carmina; hae ut vulgo dicitur, amatoriae cantationes. Hie pastorum sibilus, haec arma eulturae (s. Hieronyini Epistolae ep. 46, 1 1 Opp. Hier. I. 1859 MiGNE P. L. 22 p. 490). Nach der Beobachtung dieser gelehrten Frauen des christ-
Phil -bist. Klasse ldOö. £)
130 Anton Nabgele:
liehen Rums sind also die alten heidnischen Arbeitslieder, die meist Avie die bei BÜCHER aus anderen Nationen, Kulturen und Zeitperioden beigebrachten Gesäuge erotischer Färbung, beim Pflügen, Ernten, Weinbau u. a. gesungen wurden, in dieser Gegend wenigstens verstummt und dem Psalmengesang gewichen, den sog. alleluiatischen Psalmen oder dem nur den verschiedensten Arbeiten, Stimmungen und Bewegungsrhythmen akkommodierten und, wie alte und neue Liederweisen zeigen, auch akkommodierfähigen Alleluiahymnus.1) Daß indes selbst ganze Psalmen, welche die rhythmischen Arbeitsgesänge der alten, bald entschwundenen Welt ersetzen sollten, diesem Bedürfnis angepaßt werden konnten und auch tatsächlich angepaßt wurden — eine Rhythmisierung bezw. Entrhyth- misierung, die ohne Vergewaltigung des Textes und der über- kommenen Melodie natürlich kaum möglich war — glaube ich aus einem Schreiben des hl. Athanasios an Marcellinus c. 27 ss. (MiGNE P. G. 27 (1837) p. 38 ss. entnehmen zu können. In einer Ausführung über Zweck und Nutzen der Psalmen und des Psalmengesangs will der alexandrinische Bischof nicht unterlassen, zu betonen, wie und warum die Psalmen, oi Xöyoi [iexa {leXovg xai codijg 4'dXkovxai. Tiveg [iev yäo xeov 7t«Q rjiilv uxeoaicov (simpliciores), Kai xoi TCiöxevövxcov elvai fteöTivevöTU xä Qtj[iaxcc, oiicog ?/o/u/£ot>G'i diä xb evcpcovov xcd xegifrecog evexev xr\g dxoijg [leXcpdelöfrcu xovg ipuXciovg. Ovoc eöxt de ovxcog . . . Ah) neQißaXXexco ^.evxoi xig avxä tolg et,cofi-£i> Tii&uvoig Qrj^iocöt purjöe JiELQcc^exco xäg Xe%eig (.csxa- Ttotelv r] öXcog evaXXdööeiv dXX ovxcog axe%vcog xä yeyQuiciuvu Xeyexco xcd 4>uXXexco (c. 30 p. 42). Um den Psalmengesang melodischer zu gestalten, haben manche die Texte der bib lischen Lieder geändert und weltlichen und heidnischen Zierrat in Wort und Melodie angebracht, vor allem jedenfalls um sie den wechselnden, stets sonst mit Gesang begleiteten Bewegungen, Beschäftigungen und Lebensereignissen zu adap-
1) Über ähnliche Verwendungen des Alleluia s. Blume, Laacher Stimmen 52 (1897; S. 431 f.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 131
tieren. Empfiehlt ja auch Chrysostomos au vielen Stellen für die oft genug hart angelassenen Gesänge bei den ver- schiedensten Anlässen die Psalmen: 'Aitb {iev xCov et-co&sv a6(.ucxa>v ßXdßr] xal öXs&Qog xal noXXä av Elßax&eCr] deivd' rä yaQ aösXyt'öxsQa xal TtaQavoaäxsQa xcöv a6[idxcov xovxav xotg rfjg ipv%i]g j-iegeöLV syyiyvo^isva k6$£ve<5x£quv xal [iaXa- xoixEQai' Ttoiovöi xal ocitb öe xcöv ipaX^i&>v xojv itvevuaxixcöv ttoXv [Uv xsQÖog, TioXfa) dl ■)) acpeXsia, noXvg de ayiaa^ibg xal xuörjg (piloöo(pCug vnod-Eöig yivoixo av, führt er am Schlüsse
unserer oben behandelten längeren Digression über die viel- es o
fachen Arbeitslieder weiter aus, die er wohl alle zu den s^a&ev uöfiaxa zählt. Statt der itoQvixä aöpaxa, bei deren Gesang dai[iovfg f7ii6cQQEvovxcu, sollen die Antiochener die Psalmen, die ^ith] 7tv£V[UXtL0cd, die Seele und Mund heiligen, singen und zwar bei allen Arbeiten, ovx iv löxolg {iovov ovdh iv xolg dXXoig SQyoig, ällä fidXiöxa iv xQanityj unt^ sollen auch ihre Kinder und Frauen diese Lieder singen lehren (exp. in ps. 41, 1 und 2 M. V p. 157). Wenn diese nun die alten rhythmischen Gesänge, die auf die mannigfachsten oben genannten Arbeiten berechnet waren, ersetzen sollen, so wird eine dem Arbeitstakte entsprechende Modulation und Text- behandlung auch in den neuen, von der christlichen Kirche gebotenen Texten, Liedern oder Musikunterlagen stattgefunden haben, manchmal mit gewalttätigen oder sinnlosen Text- gestaltungen, wie wir sie in den Arbeitso-esängen der verschieden- sten Völker und Bevölkerungsklassen authentisch konstatieren können, wie sie auch schon zu Athanasios' Zeiten Anwendung, aber auch Anstoß gefunden zu haben scheinen.
Anhang.
Nachträge zu den Wiegenliedern.
Eine nach der literarhistorischen wie kulturgeschichtlichen Seite hin ganz besonders merkwürdige Gattung von Wiegenliedern ist dem Autor von „Arbeit und Rhythmus" entgangen; sie hier zu nennen, ist um so verlockender, als meine Nachträge und Ergänzungen aus dem alt- philologischen und patristisehen Gebiet dabei nicht auf gelehrte Notizen
132 Anton Naegei.i; :
oder spärliche Überreste beschränkt sind, sondern von einer verhältnis- mäßig reichen Sammlung von Liedern au« der Vorzeit begleitet er- scheinen dürfen, die nicht ausschließlich mittelalterlichen „Kindel- wiegenlieder" ') Produkte der Weibnachtsspiele der Kirche des Mittel- alters voll Einfalt und Innigkeit. Weih nachtsspiele wurden zuerst in Frankreich üblich, z. B. in Rouen2), verbreiteten sich bald auch in Deutschland, worüber uns eine Tegernseeer Handschrift mit den Liedern eines Salzburger Mönchs aus dem 14. Jahrhundert Aufschluß gibt: ,,Zu den Weihnachten der fröhleich Hymnus. A solis ortus cardine, und so man das Kiudel (= Christkind) wiegt über das Resonet in laudibus, hebt unser Frau (Maria) an zu singen in einer persou:
Joseph, lieber neve mein!,
So antwort in der andern Person Joseph
Geren, liebe Mueme mein!
Danach singet der Kor die andern Vers in einer Dienerweis, danach den Chor." 3) Das wechselweise mit dem Chor gesungene Wiegenlied
1) Erst seitdem Kart. Weinhold in seinem Werk über Weihnachts- spiele und Lieder aus Süddeutschland und Schlesien Wien 1853 3. A. 1875 die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf eine wenig be- achtete Gattung des Volksschauspiels gelenkt, nach dem Vorgang von Schmeller und Mone, folgten zahlreiche Arbeiten über Weihnachts- spiele und in diesen meist nur zerstreute Angaben von und über Wiegen- lieder; vgl. W. Pailler, Weihnachtslieder und Krippenspiele aus Ober- österreich u. Tirol 1881 — 84; K. J. Schrör, Deutsche Weihnachtsspiele aus Ungarn 1862; Mosen, G. Die Weihnachtsspiele im sächs. Erz- gebirge 1861; E. Wilcken, Geschichte der geistl. Spiele in Deutsch- land 1872; K. Simrock, Deutsche Weihnachtsiieder. N. A. 1865 u. a. Werke, die Hoffmanns von Fallersleben Material (Gesch. d. deutschen Kirchenlieds 3. A. 1861 S. 418fr) ergänzen und vermehren. Über das Fortleben des antiken Mimus auch in diesen Mysterienspielen inter- essante Beobachtungen bei Reich, N. Jahrb. f. d. klass. Altertum 13 1 1904; S. 7230'., u. Mimus I. S. 35 ff.
2) Vergl. E. Martene de antiqui* ecclesiae litibus IV c. 12, p. 16; Weinhold, Weihnachtsspiele und Lieder S. 47.
3) Cod. germ. Monac. 715, Vergl Hoffmann von Fallersleben, Geschichte des deutschen Kirchenlieds 3. A. 1861, S. 418. Das obige Wiegenlied findet sich in verschiedenen Versionen in mehreren Hand- schriften, worüber Hoffmann a. a. 0. S. 418 A. 3; 419; in der einen enthält es sieben Verse; im Oberufer Spiel s. Schröer S. 73 f., im St. Oswalder s. Pailler IL S. 268 u. auch in N. 374 v. 11.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 133
vor einer in der Kirche aufgestellten Wiege des Christkinds stimmt
der Chor an:
Joseph, lieber neve mein,
Hilf mir wiegen mein Kindelein ;
Daß Got müeß Dein loner sein
Im himmelreich,
Die reine Maid Maria!
Noch bis zum Jahr 1804 wurde dieses Lied des Salzburger Mönchs im Kreuzgang von „Heiligkreuz" in Augsburg zum Kindelwiegen gesungen nach der neuesten Mitteilung von Raich, Relig. Volksgebräuche im Bist, Augsburg. Katholik 23 (1901) S. 546. Zu Ende des 14. Jahr- hunderts scheint das Kindelwiegen in den Kirchen Deutschlands ziemlich allgemein üblich gewesen zu sein. Die durch jene Sitte veranlaßten Gedichte sind wegen Mangels an Aufzeichnung vielfach verloren, so- weit sie nicht als Bestandteil von Weihnachtsspielen sich erhalten haben, wie das Lied von 1422 *):
„Do Gabriel der engel klar
Von Himmelreich gesendet wart"
dessen zweiter Vers den Hymnologen mit seinem meist gelesenen Sausaninne viel zu schaffen gemacht hat2):
Sausa minne, gotes minne nu sweig und ru!
Noch Luther in der 14. Strophe seines Weihnachtsliedes: „Vom Himmel hoch da komm ich her" vom Jahre 1535 erwähnt das Kindelwiegen3) mit dem rätselhaft gewordenen Ausdruck:
Davon ich allzeit fröhlich sei
Zu springen, singen immer frei
Das rechte Susaninne schon,
Mit Herzenslust den süßen Ton.
Die ganze noch zu Luthers Zeit übliche Sitte mit Gesang und Tanz um
1) Bei Hoffmanx S. 420, auch Sijirock S. 117.
2) Die alte Erklärung sausa, von sausen = schlafen, Ninna = Kind- lein, also soviel als Schlaf Kindlein, der auch Wackernagel, Luthers geistliche Lieder S. 162 und Kirchenlied S. 871 folgt, wo auf das niederdeutsche Wiegenlied: „Suse, lewe Nanne, wat ratsch elt im Stro" verwiesen wird; nach Hoffmann's Lesart sausa (Interjektion = nja, sassa), Ninne aus Minne in der Volks- und Kindersprache. Sausaninne wurde zuletzt so zur Bedeutung von Wiegenlied.
3) Noch ohne Widerwillen, ja mit Wohlgefallen, vgl. Simrock, Weih- nachtslieder S. XXI f ; Weinhold S. 394-
134 Anton Naegele:
il ie Krippe, die Johannes Boemus 1520 mit übertriebenem Sarkasmus mit dem Tanzen der Korybanten in der Höhle des lda um den schreienden Jupiter vergleicht1), suchten Mathesius u.a. eifrige An- hänger der Reformation aus der Kirche zu entfernen durch Unidichtung des alten katholischen „Joseph, lieber Joseph mein":
0 Jesu, liebes Herrlein mein, Hilf mir wiegen mein Kindelein.2)
Wie wenig sie jedoch Anklang gefunden, trotz der Aufnahme z. B. in das Frankfurter Gesangbuch von 1658, zeigt drastisch Christian Gott- lieb Göz in seinem Beitrag zur Geschichte der Kirchenlieder, Stuttgart 1784, S. 61, der unter den vielen unschicklichen und elenden Keimen nebst „den schönsten Kirchenliedern" dieses entkatholisierte Wiegen- lied findet, „das der Verfasser (den ich hier mit Bedacht verschweige), bloß für seine Kindswiirterin, aber gewiß nicht für ein Kirchengesang- buch bestimmt haben mag". So erklärt sich, daß bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts in Hamburg das alte katholische Josephslied samt dem aus der evangelischen Kirche allmählich sich verlierenden Kindelwiegen sich erhielt. s) Als letzte, uns doppelt interessante, in der Heimat vergessene Spur vom Kindelwiegen in der protestantischen Kirche hat Hoffmann von Fallersleben den in der schwäbischen Universitätsstadt Tübingen bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts („noch vor 20 Jahren")4) fortbestehenden Brauch aufgezeichnet und in seiner Geschichte des deutschen Kirchenlieds bis auf Luthers Zeit 1 . A. 1854. 3 A 1861 S. 430 uns überliefert. In der Christnacht um zwölf Uhr wurde dort nach E. Meier, Sagen aus Schwaben S. 464, auf dem Turm der Tübinger Stiftskirche in einer kleinen, mit Lichtern um-
1) De omnium gentium ritibus (Aug. Vind. 1520 f. 58 b).
2) s. Hoffmann a. a. 0. S. 426 f. doch dichtet er auch Wiegenlieder noch (Weinhold S. 394).
3) Rambach, Luthers Verdienst um den Kirchengesang S. 146 Eine Illustration der Volkstümlichkeit dieser Kindelwiegenlieder ist die von A. Juno, Beiträge zu der Geschichte der Reformation, Straß- burg 1880 S. 73 mitgeteilte, etwa 1523 im Elsaß erschienene Parodie „Das Kindel Wiegen, oder Wyhenachten Lied, den vermeynten Geist- lichen zu Lob zu gericht zu einem guten Jor", eine Umdichtung auf drei Blättern in 12°, s. Hoffmann S. 425.
4) Ebenso noch in Weinholds Weihnachtsspiele u. Lieder 1875. S. 49, wo A. 1 auf einen wenig analogen Gebrauch auf dem Festland nach der Schilderung von Sandys Christmas Carols p. CXX verwiesen wird. Über ein altenglisches burleskes Hirtenwiegenlied in den Townly- Mysteries s. Reich, N. Jahrb. f. d. kl. Altert. 13 (1904) S. 723.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 135
stellten Wiege das Bild des Jesuskindes gewiegt, während die Musik den Choral: „Ehre sei Gott in der Höhe" blies; das unten versammelte Volk sang darauf ein weltliches Wiegenlied. Der Choral auf dem merkwürdigen Turm ist zwar noch nicht verstummt, das Wiegen und Wiegenlied aber hat aufgehört. Auf katholischer Seite dauerte der Gesang des alten Wiegenlieds zum Teil im Zusammenhang mit den Weihnachtsspielen fort, wie auch die Produktion neuer Gesänge: so ein lateinisch und deutsch überliefertes im Kölner Gesangbuch 1610 erhaltenes Wiegenlied :
Psallite unigenito
Christo Dei filio etc. etc. Singt und klingt Jesu Gottes Kind Und Marien Söhnelein Unserrn lieben Jesulein Im Krippelein Beim Öchslein und beim Eselein! etc. etc.1)
Ein anderes reicheres aus dem Jesuitenpsalterlein, Dormi Fili betitelt,
beginnt :
Schlaf mein Kindlein! schlaf mein Söhnlein!
Singt die Mutter Jungfrau rein.
Schlaf mein Herzlein! schweig mein Schätzlein!
Singt der Vater eben fein.
Singet und klinget, ihr Kinderlein klein, Dem süßen, süßen Jesulein! Singet und klinget, ihr Engelein rein, Mit tausend, tausend Herzeleiu.
oder aus dem Andernacher Gesangbuch von 1608 mit wechselndem Rhythmus und Refrain 2i :
Kommt her, ihr Kinder, singet fein! Nun wiegen, wiegen wir! Dem allerliebsten Jesulein.
Perlen altenglisch-normannischer Weihnachtslieder hat der Herausgeber der Analecta Hymnica, G. M. Dreves, S. I. im 49. Band der Stimmen aus Maria-Laaeh 1895 S. 491 ff. aus dem reichen Schatz der
1) Andere zum Teil aus mündlicher Überlieferung, aufgezeichnet bei Hoffmann a. a. 0. S. 431 ff.
2) Ebenda S. 431. Weiteres Material bei W. Bäumker, Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen I. 1886. S. 393 ff. ; Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied III. Nr. 240; 133?.; 1333.
136 Anton Nabgele:
durch Charlee InYkens' Novelle weiteren Kreisen bekannt gewordenen Chiistraas ('arols herausgehoben und trefflich übersetzt, darunter ein weiterer Verbreitung würdiges, wundervolles Wiegenlied der Madonna in 15 Strophen1):
This endris nyght Verfloss'ne Nacht
I saw a syght Bah ich erwacht
A stare as bryght as daj Viel lichten Sonnenschein,
And ever among Dazu erklang
A mayden song Des Mägdleins Sang:
Lullay, by, by, lullay. Schlaf, Kindlein, schlaf ein!
Oder ein im Hinblick auf das spätere Kreuzosopfer düster-wehmütiges Weihnachtswiegenlied von 12 Strophen:
1. A new zer, a new zer a chyld was i-born Us for to savyn, that al was for-lorn So blessid be the tyme!
5. Lullay, Lullay, litil chyld, myn owyn dere fode, How alt thou sufferin , be naylid on the rode ! So blessid be the tyme!
7. Lullay, Lullay, litil chyld, I synge al for thi sake, Many is on the sharpe schow to thi body ig shape. So blessid be the tyme!
in Dreves' Übersetzung:
1. Neu Jahr, ein neu Jahr, ein Kind ist gebor'n. Zu erretten uns alle, die all' wir verlor'n. 0 hochgelobte Zeit!
5. Nun heia popeia mein Kindelein süß,
Einst nageln ans Kreuz sie dir Hände und Fuß". 0 hochgelobte Zeit!
7. Nun heia popeia, ich wiege dich ein.
Wie werden zerschlagen sie Fleisch dir und Bein! 0 hochgelobte Zeit!
Daß noch heute diese Naivetät und Innigkeit religiöser Poesie nicht ausgestorben gerade in dem Land, von wo aus wahrscheinlich die Weihnachtsspiele ihren Ausgang genommen, Frankreich, beweisen die mit der ganzen Gattung unbeachtet gebliebenen modernen Dich- tungen eines hochbegabten, vielbewunderten Dichters unserer Tage,
1) Dkeves, a. a. 0. S 499 f. und 496 ff. vgl. dazu Sandys Christmas Carols p. 32. 33. 122.
Über Arbeitslieder bei Johannes Ghrysostomos. 137
des „priesterlichen provencalischen Troubadours" Lambert, dessen Weihnachtslieder „Bethlehem" W. Kbeiten 1882 übertragen hat. Zwei Wiegenlieder enthält die Sammlung, die sicherlich das oben zitierte Urteil nicht zu fürchten brauchten trotz der abschwächenden Wirkung auch der besten ubersetzungsproben :
0 schlumm're süß, mein Jesulein, Mein Augentrost, mein Sonnenschein!
Die Mutter wacht
Und wiegt dich fein,
Nun schlummre sacht.
Süß' Kindelein usw. usw. S. 71 f. und
0 schlumm're lind
In Sturm und Wind,
Jesu, Jesu, Herzenskind! Aus den Talen grün gezogen Fromm und zahm auf deine Hand Silbertäublein kommt geflogen, Trägt am Hals ein Königsband.
0 schlumm're lind usw. usw. S. 90 f. *)
Aus der Masse von Weihnachtspielen und Liedern, bei deren Durchforschung nur seltene Spuren auf das eigentliche Christkinds- Wiegenlied und dessen Entwicklungsgang führen, sei noch eine altehr- würdige Probe ausgewählt; Simkock hat sie als Kleinod unter seine Sammlung alter und neuer Weihnachtslieder aufgenommen (S. 109 ff.), in den verschiedenen Versionen finde ich es wieder in den von Weinhold herausgegebenen Schlaupitzer (S. 107) und Habelschwerter Spielen (S. 113), in Westphalen (Geistl. Volkslieder, Paderborn 1850 N. 57), in Schlesien (Hoffmann u. Richter, Schles. Volkslieder N. 279), in Ober- österreich und Tirol (Pailler, N. 355 und im Spiel von St. Oswald H. S- 25of); ja noch in dem neuesten „Weihnachtsgruß eines Münchener Kindl" 1895 S. 36 als beliebte alte Weise wieder; in SiMuocKseher Wiedergabe lautet der 1. Vers:
Laßt uns das Kindlein wiegen, Das Herz zum Kripplein biegen, Im Geist uns zu erfreuen Das Kindlein benedeien, 0 Jesulein süß, o Jesulein süß !
1) vgl. über Weihnachten in der Provence Kreiten, Laacher Stimmen 23 (1882) S. 492ff; 24 (T883) S. 6iff. noch ohne Hinweis auf Weihnachts- wiegenlieder; ebenso Noels 40 provenceaux suivi de 3 noels francais. Marseille 1880.
138 Anton Naegele:
ähnliche Wanderungen in den verschiedensten deutschen Gauen und Dialekten, selbst in lateinischer Sprache, der diese Gesänge altdeutscher Weihnachtssitte fast ganz fremd geblieben sind1), hat das von Weinhold (S. 452 ff.) hoch über alle lateinischen gestellte Wiegenlied erlebt:
Still o Erde, still 0 Himmel, Schweig auch stille, Meer, dazu. Still o Welt und dein Getümmel, Euer Gott liegt in der Ruh.
Schlaf mein Kindlein, ohne Sorgen, Schlaf, du hast noch volle Zeit, Wird dich heut doch oder morgen Wecken schon der Juden Neid.
Schlaf 0 Jesu, bleib nur liegen, Schlaf nur sanft, auf hartem Heu. Lieg ich einst in letzten Zügen Dann erwach und steh mir bei etc. etc. 2)
Eine Dialektprobe aus neuester Weihnachtsliederpublikation, die den engen Zusammenhang von geistlichem und weltlichem Wiegenlied nach Text und Melodie illustriert3), sei hier mitgeteilt aus Paillerb handschriftlichen Aufzeichnungen (N. 366 IL S. 16 f):
1) In den vielen Bänden der hymnologischen Publikationen von Dreves und Blume, Analecta Hymnica (44 Bände) findet sich, wie es scheint, kein eigentliches Wiegenlied; eine Bemerkung über W. hat Dreves-Blume in Hymnol. Beiträgen H S. 86. Neben dem bekannten Dormi fili, dormi, mater cantat Unigenito (z. B. Simrock, Lauda Sion S. 76 f) oder 0 dormi, dormi blandule Jesu (Geistl. Volkslieder. Padb. 1850. S. 106) kann ich noch ein späteres Dum virgo vagientem angeben (s. DANiEL,Thesaurushymnol. II.343);beiPAiLLERN. 356,SingnotenH. S.453.
2) Ergreifende Antithesen von Wiege und Kreuz ähnlich wie in den englischen; vgl. Simrock S. 120 ff. und das ähnliche Wiegenlied bei Pailler N. 364 und Bone, Cantate. N. 40 : „Still geschwinde — Still ihr Winde — Stört dem Kindlein nicht die Ruh."
3) Solchen finde ich auch in einem mindestens aus dem 17. Jahr- hundert stammenden Salzkammerguter Hirtenspiel (Pailler II. S. 224), wo Hirten das Kind wiegen: „0 Heia, gute Neia Liabs Kinderl, schlaf ein!" oder in solchem Hirtenlied: „Hei, hei bumpei, so schlaf denn ein". I. S. 194 oder in einem Kärntischen Wiegenlied bei Lexer, Kämt. Wörterbuch S. 318: „Singt Hoja, pumpaja, 0 Jesulein lieb", oder in der Oberufer Spielwei^e nach dem Refrain: „Heidi, heidi, pupeidi" oder nach einem anderen altdeutschen Hirtenlied: Hai, haidl, pohaü, wozu interessante Nachweise bei Schröer S. 25. 73. 80.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrvsostomos. 139
i. Du Herzi schöns Kinderl, So zart und 80 fein, Die Engel thoan waeh'n, Du schlaf nur: Hei! Hei!
4. Dein Nährvater Joseph Stimmt hoamli mit ein Beim Wiagnliad der Jungfrau Schläfst süßer; Hei! Hei! etc. etc.;
oder die in ein Weihnachtsspiel aus dem Böhmischen Erzgebirge auf- genommeneu lyrischen Einlagen, in denen zuerst dem Christkind, dann seiner Mutter von Hirten ein Schlummerlied gesungen wird :
1. Ich preise dich, 0 Jesulein, 0 du schönes Kindelein,
Ich bin dein und du bist mein, 0 laß uns dein Eigen sein. Heio, popeio, heio, schlaf nur sanft ein. etc. etc.
1. 0 Maria keusch und rein, Schenk uns dein Jesulein; Sieh uns hier zu deinen Füßen, Laß uns deine Gnad' genießen. Heio, popeio, heio, popeio, 0 Maria schlaf nur sanft ein. etc. etc. ')
Das merkwürdigste. Denkmal des Kindelwiegengesangs in der Masse unserer folkloristischen Publikationen dürfte wohl die neuerdings von Pailler gefundene Ischler Handschrift des 17. Jahrhunderts sein, die eine vollständige Wiegordnung in und mit einem Wiegenlied ent- hält. Die „Andächtige Weyß das Jesukind zu wiegen" 2) und offenbar mit einer Neuordnung des da und dort entarteten „Kindelwiegens" zusammenhängt. Mit dieser Ischler „Wiegung", die der Reihe nach von 4 Kindern nach genauem Zeremoniell je mit dem Refrain: „Laßt uns das Kindlein wiegen" nach mehreren vorangesungenen Versen dogmatisch und moralischen Inhalts vorgenommen wurde bis zur josefinischen Zeit, scheint ein neuestens für die Augsburger Diözese bezeugter Brauch ähnlich zu sein ; nach Raich, Religiöse Volksgebräuche im Bistum Augsburg (Katholik 23 (1901) S. 546 f.) bestand noch bis ins
1) Pailler II. S. 447 u. 448. Als Material für die Entwicklung des Kindelwiegens führe ich aus diesem großen Werk alle Stellen an: 1. S. 98. (Mutter Gottes an der Wiege, mehr episch.) 149; 169; 181 ; 186; 194; 238; IL S. 3ff.; 35; 152; 190; 191; 224; 251; 268; 274; 298; 447; 448.
2) Pailler, Weihnachtslieder und Krippenspiele II (1884) S. 4 u. 176°. Aus dem Salzburgischen stammt auch das allbeliebte „Stille Nacht, hl. Nacht" s. Pailler N. 359.
II'» Anton Naegele:
19. Jahrhundert herein an manchen schwäbischen Orten die Sitte, daß am < 'liristfest Nachmittags drei Uhr die Mädchen, jedes mit einer kleinen Wiege, zusammen kamen und dann gemeinsam um eine große Wiege nicht näher bezeichnete, jedenfalls dem Rhythmus des Wiegens entsprechende Lieder sangen.1)
In jener Schatzkammer schwäbischer Volksbräuche, die Birlingers Werke, vor allem Volkstümliches aus Schwaben, Freiburg 1861 — 62, in sich bergen, weiß der eifrige Sammler nichts von Weihnachtsspielen und deren vielgestaltigem Geleite mitzuteilen. Und wenn, was Forscher wie Pailler u. a. beklagen, der schwäbische sangeskundige und spruch- reiche Stamm seine gewiß reichen Schätze solcher Volkspoesie verloren und vergessen, um so erfreulicher ist es, in dunklen heimatlichen Spuren Trümmer, in dem unbegriffenen Namen die Erinnerung an das Ganze wieder zu finden und sie der Vergessenheit zu entreißen. In der alten schwäbischen Reichsstadt Biber ach a. R. wird seit Menschen- gedenken am hl. Abend auf dem Gigelturm und am Christfest während des Gottesdienstes der beiden seit der Reformation in einem merk- würdigen Simultaneum vereinigten Konfessionen das altertümliche .,Pastorellu mit Orgel- und Instrumentalbegleitung vorgetragen, dessen anonyme, in mehr als ein Jahrhundert alter Handschrift überlieferte Komposition dem Vater Mozarts traditionell zugeschrieben wird. Dieses alte beliebte Pastorale heißt im Volksmund ,,s' Kindelwiegen'\ und tatsächlich zeigen die uralten Orchesterweisen wie die neue, von Musik- direktor Buttschardt herausgegebene Klavierbearbeitung (Alte Biberacher Melodien II. S: Am Christfest, Biberach, Dorn) durchaus Wiegen- rhythmus. So schließt sich zweifellos das Biberacher Wiegenlied ohne Worte als letztes Glied unserer aufweitzerstreuten Pfaden festgestellten, in ihren Anfängen erstmals von Hoffmann von Fallersleben erforschten Entwickluugsreihe an; deren Kennern bezeugt der noch erhaltene, nicht mehr historisch verstandene Terminus unzweideutig die ehemalige Existenz und Pflege einer der eigenartigsten Literaturgattung seitens
1) Im Nationalmuseum zu München, Gothische Abteilung, sind solche Wiegen, z. T. aus bairischen Nonnenklöstern stammend auf- bewahrt; dazu Paillek II S. 4. Für den Gebrauch solcher Christwiegen und alles Zubehörs wie bei lebenden Wickelkindern verweise ich auf handschriftliche Nachrichten aus dem Mittelalter, veröffentlicht in C. Greith, Die Deutsche Mystik im Predigerorden von 1250— 1350. Freiburg 1861 S. 214 t. u. 420. Ein kärntisches Wiegenlied, das zweite im Anhang von M. Lexer, Kärnth. Wörterbuch, Leipzig 1862 S. 313 ge- funden: „Eillet, eillet, nicht verweillet . . . Schlaf mein Kindlein" . . . böte mit dem Lied N. 27 bei Pailler I S. 31 zusammengehalten, Stoff zu ergebnisreichen Ursprungsuntersuchungen.
Über Arbeitslieder bei Johannes Chrysostomos. 141
der altreichsstädtischen Altvordern, deren Vorliebe für solch sinnige Volkspoesie in ihren Nachkommen nicht minder stark fortzuleben scheint. Hat sich ja dort auch der 1904 wieder erneuerte Brauch der „Herablassung des Christkinds11 unter Gesang der katholischen Schul- kinder und Musikbegleitung der evangelischen „Alumnen" fortererbt, ebenfalls ein Stück Drama neben dem Wiegenlied, das vor allem als Übergang vom Lied zum Spiel gilt, ja in seinen meisten angeführten Vertretern soviel dramatische Elemente enthält, daß viele Wiegenlieder als eigene Szenen in älteren und neueren Weihnachtsspielen eingefügt erscheinen. v) Sympathie und Verständnis, das mit Forschern wie Sim- rock, Weinhold, Schröer u. a zu teilen uns kaum zu verdenken ist, brauchen uns gegen die Schattenseite des unserem modernen Empfinden fremd gewordenen Wiegenbrauches nicht blind zu machen, lassen jedoch das Verdikt von E. Wilcken, Gesch. d. geistl. Spiele in Deutschland Göttingen 1872 S. 31 f. (vgl. aber S. 62, 1) als einseitiges Anathem er- scheinen.
Ein denkwürdiger Beleg, daß dieser einst so reiche Liederschatz der Neuzeit nicht ganz vergraben liegt, ist mir aus dem württem- bergischen Frankenlande zugekommen. In einigen Kreisen und Kirchen dieser einst zum Fürstbistum Würzburg gehörenden Gegend wird heute noch ein vermutlich aus einem alten Weihnachtsspiel herübergenommenes, von Generation zu Generation mündlich über- liefertes Kindelwiegenlied gesungen uud seiner Rarität halber manch- mal als Einlage in Ki-ippenspielen verwendet. So z. B. liegt es gedruckt in dem Donauwörther „Geistlichen Christbaum" vor, weiteren Kreisen zugänglich, in denen weniger wie in jenen Gegenden mit ihrem langen Widerstand gegen den römischen Choralgesang zähe Anhänglichkeit an das alte deutsche Kirchenlied sich fortererbt hat:
Schlaf wohl, du Himmelsknabe du,
Schlaf wohl, o süßes Kind!
Dich fächeln Engelein in Ruh
Mit sanftem Himmelswind.
Wir arme Hirten singen dir
Ein herzig Wiegenliedchen für.
Schlafe, schlafe, Himmelssöhncheu, schlafe, etc. etc.
1) Zu den oben genannten Mysterien (auch Christkomödien) mit Kindelwiegen vgl. noch das Kasseler Weihnachtsspiel ed. Fronino S. 904 f. R. Heinzee, Beschreibung des geistl. Schauspiels im Mittel- alter 1898 S. 81 ; das älteste, vollausgebildete Weihnachtsspiel, der Typus für viele andere, Ludus scaenicus de nativitate Domini aus Benedictbeurener Handschrift s. XHI. (s. Carmina Burana 1847 S. 80 — 95.
14^ Anton Naegele : Über Arbeitslieder etc.
Das der I lichter dieses kindlich frommen W iegenliedes in seiner eignen Heimat vergessen werden konnte, mag teilweise Erklärung finden in dem mehr nach dessen Kehrseite bekannten Sturm- und Drangcharakter und Lebensschicksal. Eine wohl da und dort befremdende Reminiszenz an die einstige „Oase des konfessionellen Friedens" ist die alte, neu entdeckte Tatsache, daß eine der letzten, wenn nicht jüngsten Kindel- wiegenschöpfung das Werk Christian Friedrich Daniel Sckubarts ist, des Hohenasperggefangenen, ,,in dessen Wesen Hohes und Gemeines, Zartes und Rohes, tiefe Empfindung und tollgewordene Phantasie neben- einanderlagen", des Lieblings unseres jungen Schiller, deren Beziehungen Adolf Wohlwill soeben im Säkular-Schillerbueh ein glänzendes Denk- mal gesetzt hat. 'j
Dazu Gödecke, Grdr. z. Gesch. d. Dtsch. Dichtung 1884 S. 200 f.), ist noch ohne Kindelwiegen. Über Krippe und Wiege im Drama des M. A. s. Simrock, S. XX; Weinhold, S. 48 f.; Päillek II S. 3 f.
1) Ich schließe diese über Erwarten reich angewachsene Ergänzung der BücnERSchen Gattungs- und Einzellieder mit dem Hiuwreis auf weitere literarhistorisch besonders bedeutsame Wiegenlieder, die zu übergehen die Namen ihrer Dichter bezw. Überlieferer verbieten: Das von Clemens Brentano in der Chronik des fahrenden Schülers (h. v. P. Kreiten München, Huttier 1888 S. 13) mitgeteilte Lied: „Herr Jesu3 ich will schlafen gehn, — Laß vierzehn Engel bei mir stehn: — Zwei zu meiner Rechten, zwei zu meiner Linken usw. usw." und sein Wiegen- lied der Maria (Gedichte, Frankf. 1854 S. 100) sowie das von Gregorovius mit großer Begeisterung für die sizilianischen Volkslieder ausgewählte und übersetzte Wiegenlied (Wanderjahre in Italien III, 1875: Siciliana, 4. A. S. 325); ebendort S. 327 ein korsisches Wiegenlied. Ein wunder- volles spanisches Wiegenlied der Madonna von Lope de Vega, über- setzt von Kardinal von Diepenbrock (Geistl. Blumenstrauß S. 140) in Nostadts Die Kindheit Jesu in Bildern und Dichtungen berühmter Meister 1883 S. 51 ff., dessen Nachahmung in einem Tiroler Weihnachts- lied Pailler, Weihnachtslieder und Krippenspiele II (1884) S. 15 für Nr. 364 annimmt, beginnt nach einem Prolog: „Die ihr dort wallet Unter den Palmen, Hl. Engel! Sehet es schlummert Lieblich mein Kind; Haltet die Zweige, Sänftigt den Wind." — Das Sehubartsche Wiegen- lied (Sämtl. Werke H 1842 S. 634) erscheint in der von Ahle heraus- gegebenen Donauwörther Sammlung von Weihnachtsspielen und Krippen- liedern (2. A. 1890. H. 9 ff. S. 73 ff.) auch in der volkstümlichen (vom Dichter selbst vielleicht komponierten?) Melodie.
Druckfertig erklärt 1. V. 19U5 ]
SITZUNG VOM 13. MAI 1905.
Herr Sievers gibt eine Fortsetzung der „Alttestamentlichen Miscellen", 4. Zu Maleachi; 5. Zu Hosea.
Für die von der Internationalen Assoziation der Akademien unterstützte kritische Ausgabe des Mahäbhärata werden zunächst für drei Jahre von 1905 an je 500 Mark bewilligt.
Es wird beschlossen, Herrn Dr. Clemex, Oberlehrer am Gymnasium in Zwickau, für die von ihm geplante Sammlung des Briefwechsels des Zwickauer Stadtschreibers Roth eine Unter- stützung von 400 Mark zu gewähren.
Phil. -bist. Klasse 1905. Bd. LVJI. 10
Alttestameutliclie Miscellen.
Von Eduard Sievers.
4. Zu Maleachi.
A. Der Text.
I. (Metrum 7 K; unstrophisch.)
Cap. 1. 1
2 „""aliqbtl ,§ßchpn<t — ,amqr jqhivg — „wa'mqrt&n: »bqmmä
hälö-'äx 'esdu bjq'qöb?2 [' 'ähqbtänü? '«
(3) wa'ohäb '(ß-jq'qob, (3) wgß-'e&äu sandßt, wa'aüm 'fß-haräu sdinama,
w§ß-nqxlaßo naßqtti fomidbär* 4 ki-ßomär 'i>d5m: »uasub* W9nibn§ xgraboß«, höJ'amär jqhw§5: »Jiemma jibnü, wq'm 'ghrös!« u3qärd,Üulahpn gdbul ris'a, ivdha* «»iu' äs§r-za: am jqhivg (5) 'qd-'öläm, (5)ic9(enechz»t tir'fn6,
wd'qttym tümorü: »jigdäl jqhw$ me'äl ligbül jisra'el!«"
II. (Metrum Siebener; unstrophisch.) Cap. 1. 6 „xxz ben pcliqbbed 'ab, tvd'§b§d ^jiray1 'ädonau:
wB'im-'ab 'apii, 'qjje chdtodi, ivim-,ädünimv,qnii, v'qjje mörä't lach$ma bozt ssmt, wq'mqrtgm: »bqmm§ bazinu ' gß-samdch? '«
I. 1 Überschrift 1 mqssä ddbqr-jqhwQ 'gl-jisra'el bojqd mqVachi M 2 danach n9\im~jqhw$M 3 so Marti 461 : bßqnnöß midbarM 4 davor russqsnü W9- M 5 danach pba'öß M 6 tir'enä M
II. 1 so nach LXX ergänzt mit Smknd, Wellh. etc. 2 lies wim-'qdonim ohne das 'a,?« von M? 3 'amqr jqhw§ pbn'öß lachpn hakkohäriim M
Eduard Sievers: Alttestamentuche Miscellen 4. 145
,76.
7 mqggtUm \l- 4 mizbdxi lfr%m mago'äl, wq'mqrt&n: »bqmm$ je'afoiw
(8) <'f»swZ.rän jqhwp« bfmgrchpn6: »nidz^hu«, (8) W9chi-p~qggisun
*iwicer lizböx: »'enurä'«, wac/w ßqggisu(ny pissex wdxol%: »'envrä'!« hqqribeu nä vlfgxafidch, häjirs(eu mijjad}dch 7, ' ö^häjissä^fanfch ! 8
9 u-d'qttd xqllü-nä fme-'el ubxamlhu9, häjiä&S10 mikk^m partim!"8
III. (Metrum Siebener.) Cap. 1.
10 „mt iqm-bach(m uajisgör (hlaßdim, ivzlö-ßa'irü mizbdxi xinndm: 'en-U^xefgs bach$m" — 'amär Jahwe1 „uminxa lo-^rsi
mijj§(tchgm !
11 li^mimmizrqx-s§m§s wd'dd-mdbu'ü gadöl s»mi bqggöjim, ubchijl-maqßm ftnuqtär muggäs Msmt minxa* phora.s
12 m»' 'qttfjm mdxqlhUm 'öjio bfmgrch^m: »sulxän 'qdondi nwgo'dl*, (13) wdwEbz%h,QchVo<L, (13) iva' mqrtpn : »hinne matWa!« wohippdxt^m
vößlß
tvqhtej)§m 'tfi-ha'iwive'r'1 ic^p-liappissex ic§J)-hqxöl^8, ha' frsf ' 'öpdh
mijj§dch§m?9 14 ud'arür nöchel, tcdjes bdf$är5 zachdr, w9Zöbex10 mgsxdp fojqhwe11, Mum§l§ch gadöl 'a,nf x-, usmi nöra bqggöjim!'
1 /"
4 so nach LXX: fql- M 5 ^e'qlnücha M 6 bg'mgrchgm steht vor sulxän M 7 hqjirseu LXX (z. T.), Marti etc.: hqjirpcha M 8 da- nach 'ainqr jqhw$ pba'öp M: gestrichen von Marti 9 wü^nnenü M; oder lies ubxqnüni'! danach mijjgdchfm hajdßa zzöfi M (Dreier): ge- strichen von Marti 10 oder lies mit LXX hq'gssa?
III. 1 danach pba'öp M 2 so Wellh. etc.: uminxa M 3 da- nach V. n° ki-^adöl samt bqggöjim \\ 'amqr jqhw$ pba'Öß M (Doppel- dreier): 'amdr etc. gestrichen von Marti 4 danach hü M 5 so Wellh. etc.: wdnibo nibz§ M 6 so Graetz etc.: 'öpo M; danach 'amqrjqhw§ .pba'uß: gestrichen von Marti 7 so Wellh. etc.: gazül M
8 danach wqhteßpm 'gp-hqmminxü M (f = wqhb. 'ofiah min-xä' Wellh.)
9 danach 'amqr jqhw§ M 10 davor wdnoder M 1 1 so viele Hss. von M: Vulgatlesart lädonai 12 danach \imqr jqhw§ t&da'öf) M: gestrichen von Marti
10*
140 Eduard See vers :
IV. (Metrum Siebener.) Cap. 2. i „'alechgm * hqmmiswa hqzzofohqkJcohänfm, (2b) laßep JcäbSd lihnii: 1" 'im-lo pisinfü trolo" vjjnsimü 'ql-leh*, (2'1) lOd'a/roJÄ '§p-bvrchö-
l rchpn! 5
3 MndYM %oäe** laclipn 'gp-hqzro''1, wazerißi ßr§s 'ql-psnechgm*,
4 wiäqHgmvlcivSÜlqxti* 'ejjvhqmmiswa hqzzop hxqjjop10 hvipl
'< p-leici-.
5 bdripi ,ittÖ liajdjxi11 hqxqjjhn, wdhqssalüm, wa,gtt9nem-W, (wsnapdttiy möra wqjjtrd'eni, umippdne sdmi nixqpuhu.
6 törqp '$m§p haJ9pa bdfiliü, w/qula lö-nimsa hisfapau: bdkdöm udmlsUr halqch ,ilti, wsrqVbim hesib me'aicön.12
8 wd'qtt^m sqrtgm 13, hichsqlt§m rqbbim bqttorä, sixqtteni bonbi1* :
9 wogqm-'äni nafidtti 'ejjchpn nibzim, usfalun hchgl-ha' dm x kdfi s§,en9ch§m 16 somdrim '§p-d9rachäi w9no§99tm pandi "'' bqttöra!"
V. (Metruni Doppeldreier.) Cap. 2. io hälü^äb 'exdd hchullditü? hälöJ'el 'exdd bwcfäwü,?
mqddu* nibgöä1 'isubaxiu hxqllel bdiip 'qbojjen?2
IV. i davor wa'qttd M 2 danach 'amqr jqhw§ pta'dp M 3 wd'im-lö M 4 danach 2C wssillqxtl tachem 'ep-hqm'erä M 5 da- nach w9gqm 'aröpüha kl 'enochem samim (ql-leb M 6 so Wellh. : £oce/- M 7 so Wellh. : -hqzz§rqf M 8 danach per§s xqggecliem. amiasd 'epchan 'eläu M: gestrichen von Wellh. bez. Mäkti 9 danach 'älechgm M
10 lüijöp M 11 liajdpä 'ittö M (beachte das Paseq) 12 darauf ein unechter Einsatz (7:4):
7 kl-sifpe chöhen jisnmü-dq'qp, wdpöra jabqqsu mipplhu, kivmqVäch jqhw§- pda'öp hü. 13 danach min-hqdderech M 14 bdrip hqllewi M; danach 'amqr Jahwe ssba'öj) 15 'äser 'endcligm M 16 so Torrey (s. Marti 468;: panim M
V. 1 so Marti: nibgqd M 2 danach ein unechter Einschub (Metrum 7 : 7 und 8:4?):
11 bapda jdhüda wdpö'ebä ng'hpa Zjisra'el ubirühdem, M^xillel^j(9]i)üdd^qöd§s -gqhwQ 'äs&rv'aheb, uba'äl bqp-'el nechdr.
12 jqchrep) jqhw§ la'U 'aservjq'sgnnä 'er W9fön§ me'ghle jq'qob,
umqggts miuxa tejqhw§ pba'op.
Alttestamentliche Miscellen 4. 147
VI. (Metrum Siebener.) Cap. 2.
13 tachqssü1 dim'a 'gfi-mizbqxjqhwlg* me'env'üd1 panöfi 'gl-hqmminxa,
(14) ivalaqdxqp rason mijjcdehem, (14) wq'mqrtgm: »'ql-mfi?€ 'qlvki-
jqhw§
he'td benäch uben^esep na'ürfch, 'asgrv'qttä bagqdtä bäh*.
15 ica'el4 'exdd 'asäurux länü6, uma hcC^xdd madqqqes?
z£rä( '§lohim! u-anismqrtpn barüxächgm, uVesefi iia'ür^ch cql-
tibgöd 6, i6a Jcivsanf sqlläx jqhw^7 wachqssf9, xamäs ' äl-ladüso 1 9
VII. (Metrum Doppeldreier.)
Cap. 2.
17 „högq'tun* badibrechpn, wq'mqrtgm: »bqmma hö%ärnu?€
b^mgrchpn; »kgl-'ost^rä* tob-, ,ö\j,qjje '(flöhe hqmmispdt? «
Cap. 3.
1 hinant sole'x mqVachi, ufinna-d^r^ch hfanäi,
ufiß' örnujabSw' el-hechalo ha' a£ton<J' äser-'' qttpn mabqqsim s.
5 uaqardbü 'qlecJigm Iqmmispdt, icahaßjn red mamqhcr
bqmchqsftm ubämna' aftm , ubännisba'im lassdqer !" 4
VI. 1 davor icazöjj sentß tq'sü M (Dreier). — tachqssü] iipchqssü Marti, kqssöjt M 2 danach baehi wq'naqa M: gestrichen von Marti
3 danach wahi xabertäch | wa'eseß banßdch M (Vierer): gestrichen von Marti 4 walö- M 5 lasä us'ar rüx lö M (lanti für lö Wellh.) 6 so Wellh. : -jibgod M 7 jqhw§] 'atnqr jqhw§ ^lohe jisra^l M (ge- strichen von Wellh.) 8 so Wellh.: ivachissa M 9 danach
i6h 'amär jqhw^ ssba'ojf, „w&nismqrte'm barüxqchhn, walö ßibgodü!"
VII. 1 hö^q'tem jqhicQ M 2 danach ba'ene jqhwg, | uhahe'm liüuxafes M (Vierer): gestrichen von Marti 3 danach Nr. VIII M
4 danach ein unechter Anhang (8: 3):
5C „üb'ösaqt \sachqr~\-sachir, 'qhnana icajapom, umqttf-%er, icalo
'amqr jqhici sabc^oß. [jare'un.'"
148 Eduard Sievers:
(VIII. (Metrum 8: 4.) Cap. 3.
X X ± X X ± XXJ.XXJ. X X _L X X _1 X X 7. X X _1
ip umqVaäh liqbbdrip1 hinnf-lä2.
2 umi mdchqlkel '{p-jörn bö'6, umi ha'omed bahera'öpo?
kt-hüvk'es mdsaref uchborip mzcliqbsim.
3 wsjasqb m9§arefs ivdtihnrbdrte^leui, wdziqqqq'' opäm IcqzzähäZ
irdhüjü'-' mqggise minxa bisdaqa, \w3chqkkäs$f,
4 ic9(är9bä6w)iiivxdj) jdhüda ivirüsalem kirne 'öldm uchsanim
qqdmonijjop.)
IX. (Metrum Siebener; unstrophisch.) Cap. 3. 6 ,,'ünt1 jqhwt: lösanlpi, ivd'qttim fone-jqrqöb~ toli-pöm2: 8 Mjq'qöb9 'adchn 'jßohim, kt^qttpn roqMm4 'oßt, wq'mqrtem:
(10) Dbqmmi rqqqbnuchB?« hqmmq'ser ivahqtrüma ! * (lO)haWü ^p-
kpl-hqmmq'ser 'gl-bep ha'ösdr, tmhi^r^f batept, ubxanürüvnä bazop7, 'im-lü 'tftax lachpn 'cP^ärubbop hqssamqim, ivqhrlqöpl lachpn
(11) bdrachävqd-baM-däi, (1 1) ic^a' ärtl lachen bo? ochel, wdW-jqsxip* 'tp-pdri ha'dama, wdlo-pasqkMl lachen hqggtfpi bqssadp,
1 2 utfissdrriv'gpchem kgl-hqggojim , ki-pihjü^' 'qttgmJ ' ergsvxefts !" 7
VIII. 1 danach 'ä$§r 'qttpn xäfeslm M 2 danach 'amqr jqhic$ sabcCöp M 3 danach umtqher k$stf M 4 davor 'fp- M 5 danach hjqhw$ M: gestrichen von Marti 6 danach hjqhwe M
IX. 1 davor kl M 2 lö chsMpgm M; darauf eine unechte Siebenerstrophe :
7 temlme 'ähopech^m sqrtpn mexuqqäi, Wdlo smartem (mismqrtiy: subu 'eläi, wd'asuba 'qlechpn [' amqr jqhw§ ptia'up], wq'mqrtlm:
y>bqmm$ nasub?«
3_so nach LXX Wellh. etc. (und entsprechend bei Note 4- 5): hqjiqbq' M 4 qots'im M 5 qdbq'nücha M 6 danach eine unechte Zeile un- sicherer Form (Prosa?):
9 bqm'era 'qtt$m ne'arim | lotfopt 'aMfrn qobd'hn \ hqggüi kullo 7 danach 'amar Jahwe sdba'op M 8 danach lachen M: gestrichen von Marti
Alttestamenteiche Miscellen 4. 149
X. (Metrum Sieben er.) Cap. 3.
13 ,/aldi1 dibrech^m" — 'amärjqhwf — „wq'mqrigm: »mä-nnidbärnü
fal^cJi?«
14 'ämartgm: »sau 'äböd 'elohim, vmä-bbgsq' kvJ&amqrnü mismqrto?
15 halachnu1 qadorqnnip mipponf jahw§9, (15) ica'qtta mfussartm 4
zedim:
rjqm-nibnu ' os^ris' S , gqm baxqnu 'fßohvm, uqjjimmalejü!«
16 '«2 nidbarü jir'f jqhw§ 'is 'gl-re'eu x x ±
x x s x x s x x _l x x _l, wqjjqqseb jqhiv^ ivqjjismä'.
u-qjjikkapeb^se'fcr zikkaron lofauau llre'au5 alxösdb^hmo:
17 „wshagü li" — 'amar jqhwg6 — „lajjom ,as^r^,qnt 'os^1.
Wdxamältl falSm hq'sgr^axmdlu'is ' ql-bdno harobed 'ofio,
18 KdsqbtQm ur'ipgm* benJobed 'jßohvm Iq'sgr lö 'abado.
19 ki-hintie^hqjjömvbä bo'er kqttqnnür, wshaju chgl-zedtm9 qqs,
icdlihqtu ofiäm^hqjjdm hqbba10 'äser^lo- je'azeb11 vlach%mvsöres
uz' and f.
20 icdzärdxh^lacli\m jir'evhmivsgme.s sadaqa, umqrpe bichnafgh , (2i) ivisape'm ufistem kd'^lt mqrbeq (21) bqjjomli ^as^r^qni (os^!" '"
[XI. Unechter Anhang (Metrum 7:4 bez. 6:4?).
Cap. 3.
22 „zichru töräp mosQ fqbdi, 'qszr^siwidpl 'öpo bdxoreb
fql-kgl-jisra,el xuqqim umispatim.
23 lünne 'anocln solex lachen 'epv'elijja hqnnabi
lifne^bo jöm<jjqhic$ hqggadol icdhqnnora.
24 icahestb leb- \ibop 'ql-banim, icdleb banim 'ql-'aböpam,
ppi-'dbo wdhikkepl ' ep-ha'' dres xere'm."]
X. 1 davor xaz9qU M 2 davor W9chl M 3 danach pba'öp: gestrichen von Marti 4 'anqxnu md^qssarlm M 5 fcyVr'e jqhivg M 6 danach .pba'öp M 7 danach sdpdlä M 8 danach ben sqddiq terasa' M 9 danach wwhgl-'os'e (tW$) ris*ä M 10 danach ,amqr jqhicg pba'öp M 1 1 so Wellh. : jq'zob M 12 davor in 21 ica* qssöppn rssa'im \ ki-jihjü 'lef\r \ tqxäp kqppop rq^lechem M (Siebener)
L50 Eduard Sievers:
B. Erläuterungen nnd Anmerkungen.
1. Die moderne Kritik pflegt das 'Buch Maleachi', soweit es für echt gilt, in sechs 'Abteilungen' zu zerlegen: A = i, 2— 5; - B=i, 6— 2, g;- C = 2, io— 16; - D = 2, 17 — 3 5. — E = 3, 6 — 12; — F = 3, 13 — 21; dazu kommt noch ein unechter Anhang (vgl. Makti 478 f.) G = 3, 22— 24.
Von diesen 'Abteilungen' entsprechen A, E, F ohne weiteres den Nummern I, IX, X des vorstehenden Textes. Sie sind auch formell dadurch voneinander geschieden, daß A = I sich des tristichischen Schemas 7 : 3 bedient (daneben einmal 7:4, vgl. M. St. II, § 9, 1 etc.), dagegen F = X in stro- phisch gebundenen Siebenern abgefaßt und E = IX ein un- strophisches Siebenerstück ist. — Auch der Anhang G = XI hebt sich wieder durch tristichischen Bau von dem vorher- gehenden F ab.
2. Von den dann noch restierenden 'Abteilungen' setzt sich B meines Erachtens aus drei selbständigen Stücken zu- sammen, die ich mit II — IV beziffere. Alle drei bedienen sich des Siebeners, aber II = 1, 6—9 ist unstrophisch, III = j} 10 — 14 und IV = 2, 1 — 9 haben zweizeilige Strophen mit je einem abschließenden Dreizeiler (vgl. unten Nr. 6, a), deren erster für III ebensogut einen Abschluß sichert, wie der zweite für IV.
Alle drei Stücke sind ferner nach der herrschenden Auf- fassung (vgl. aber Nr. 9) an die Priester gerichtet, aber auch dann doch zum Teil in verschiedenem Sinne. Denn wenn II und III von der Herabwürdigung des Opfers handeln, stellt IV die Priester wegen ihres Verhaltens bei der törä zur Rede. Wiederum stehen sich II und III inhaltlich so nahe, und zeigen sie so viele auch wörtliche Anklänge, daß ich (selbst abgesehen von der eben erwähnten Formdifferenz) nicht glauben kann, sie hätten jemals eine wirkliche literarische Einheit bilden können: was an Wiederholungen von Gedanken und Worten in zwei Parallelgedichten über das gleiche Thema zulässig ist, läßt sich deswegen doch noch nicht ohne weiteres
Alttestamentliche Miscellen 4. 151
in einem einheitlichen Gedicht nebeneinander ertragen. Un- verkennbar scheint mir ferner, daß II mit i, 9 kräftig ab- schließt, und III in 1, ioa mit neuer Wendimg selbständig einsetzt, um dann mit 1, i4b abermals einen pointierten Ab- schluß zu finden (vgl. Nr. 10).
3. a) Noch schärfer ausgeprägt ist die Uneinheitlichkeit von D1) = YII 2, 17. 3, iab. 5 -f YIII 3, ic— 4, formell wie inhaltlich. Zunächst besteht YII aus zweizeiligen Doppel- dreierstrophen, YIII zeigt dagegen das seltene Schema 8 : 4. Oft betont ist sodann die Schwierigkeit, den mql'ach hqbbdrifr (vgl. dazu jedoch unten Nr. 13 zu 3, ic) von YIII 3, ic mit dem mqVäeh von VII 3, ia in Ausgleich zu bringen. Außer- dem richtet sich YIII wieder speciell an die Priester ( bane- leui 3,3*), während VII ganz allgemein gehalten ist. Gemein- schaftlich ist den beiden Stücken nur der Hinweis auf ein kommendes Gericht, und (wenigstens nach der Überlieferung) das Wort mqVdeh. Da endlich YIII mitten im Text von VII steht, unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß VIII erst re- dactionell au seine gegenwärtige Stelle gebracht ist, und zwar ganz mechanisch, um die beiden mql'dch zusammenzu- bringen (Beispiele für ähnliche mechanische Verkoppelung s. z.B. Berichte 1905, 51 f. 71).
b) Ob VIII von dem Dichter des übrigen herrührt, ist mir einigermaßen zweifelhaft. Schon das seltene Metrum fällt ein wenig auf (vgl. dazu Nr. 6, a). Dazu kommen gewisse Unterschiede in der Rhythmik und Vortragsart (s. Nr. 6, c). und auch die Tonlage weicht ab. Indessen ist das Stück doch nicht etwa mit dem unechten Schlußstück XI auf eine Stufe zu stellen, d. h. nicht eine ad hoc gemachte Interpolation, sondern Fragment eines einst selbständigen Gedichtes. Ich habe es daher im Text in runde (nicht eckige") Klammern geschlossen.
4. Für die Feststellung von Metrum und Text ist zu beachten, daß die so oft überlieferte Formel jqhwi pba'öß von
1) Über die Trennung von C in die Nummern V und VI s. unten
Nr. 12.
152 Eduard Siicvers:
Maleachi selbst offenbar nicht verwendet worden ist (so wenig wie z. B. von Arnos, worüber demnächst ein mehreres). Das Wort srta'op schießt neben jqhwi metrisch über in i, 4a. iob. 3, i5a. 17% ebenso aber auch die ganze Formel 'amar Jahwe pWoJ> (die bereits Matcti an vielen Stellen beanstandet hatte) überall da, wo sie innerhalb des echten Textes auftritt:
1, 6C. 8C. 9. iic. i3a. i4b. 2, 2b. 4. 8. i6b. 3, ic. iob. ii1'. 12. igb. 21 (desgleichen auch einfaches 'amar jqhwi 1, i3b, wo LXX das sdba'öfi ergänzt). Sie wird aber auch in den unechten Einschoben 3, 5d. 71' wohl erst nachträglich zugesetzt sein. Nur bei der ebenfalls unechten Zeile umqggts minxd | lajqhwi saba'oji 2, i2b spricht insofern eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, daß das wha'Öp zu deren ursprünglichem Wortlaut ge- hört, als diese Zeile mit einem Achter im Verband steht, also vermutlich schon von Haus aus als Vierer gedacht war.
Secundär ist ferner der Zusatz ['amar] jqhwi ['ißohe jiira'el]
2, i6a und die Formel ntfüm-jahwi 1, 2b.
5. Von den Berufungen auf Aussprüche Jahwes bleiben somit für den echten Text nur 4 einfache, parenthetische 'amar jqhwi übrig (I 1, 2a; III 1, iob; X 3, i3a. i7a), während diese bez. die vollere Formel 'amar jqhw§ pda'ÖJt 16 — 17 mal gestrichen werden mußte. Das ist auch für den literarischen Charakter des ursprünglichen Textes nicht ohne Bedeutung, denn gerade diese so oft wiederholten Berufungen tragen viel dazu bei, dem überlieferten Text den Charakter des Lehrhaften und Abhandlungsmäßigen aufzuprägen, den man öfters hervor- gehoben hat (vgl. dazu auch unten Nr. 16). Ohne sie, und nach der Zerlegung der Sammlung in die oben aufgeführten Kleinstücke, gewinnt der Text entschieden an Lebendigkeit. Viermal, in II, IV, VII, IX, läßt der Dichter Jahwe selbst reden, ohne jeden einführenden Zusatz, zweimal, in I, III, des- gleichen mit dem erwähnten einfachen, parenthetischen 'amär jqhwi, nur zweimal spricht der Dichter selbst, in V, VI (vgl. dazu auch VIII), und nur einmal, in X, bietet er, wie es scheint, eine Verschmelzung von Jahweworten und eigener Rede. Auch des rhythmischen Schwunges entbehren seine
Aettestamenteiche Miscellen 4. 153
Verse nicht, ciafern sie nur erst richtig hergestellt sind. Ich kann daher auch vom Formstandpunkt aus nur dem günstigeren Urteil Maktis (S. 459) über die Leistungen des Dichters bei- treten.
6. a) In bezug auf die rhythmisch - metrischen Formen scheint mir Maleachi reicher zu sein als Marti an- nimmt, der ihm, ohne näheres Eingehen auf die einzelnen Versarten, kurzweg nur Tetrasticha' zuschreibt (S. 46 1 u. ö\). An Versarten verwendet er allerdings mit großer Vorliebe den Siebener (II — IV, VI, IX, X), daneben zweimal den Doppeldreier (V und VII) und einmal das tri stichische Schema 7 : 3 (I; Schema 8:4 steht in dem mindestens zweifel- haften Stück VIII). — An Strophenformen finden sich: durchgeführte Zweizeiler in (V), VII, X; Zweizeiler mit ab- schließender dreizeiliger Endstrophe in III, IV, Dreizeiler in VI. Ohne strophische Gliederung sind die Siebenerstücke II und IX, sowie das tristichische Stück I (und das zweifel- hafte VIII).
b) Cäsurverdeckung und Enjambement halten sich im ganzen in ziemlich engen Grenzen; schwerere Fälle finden sich eigentlich nur in den unstrophischen Siebenerstücken II und IX.
c) In I — VII, IX, X herrscht streng monopodischer Versbau ohne Tonhöhenabstufung der Hebungen gegen- einander. Gemäß dem vorwiegend räsonnierenden Inhalt und der oft entsprechend in Frage und Antwort zugespitzten Rede- weise ist überall eine energische und scharf pointierende Vortragsweise anzuwenden. — Weicheren Vortragston und' dipodischen Versbau mit Tonhöhenabstufung zeigt dagegen das in VII eingeschobene Stück VIII (oben Nr. 3). — Dipo- disch abgestuft sind endlich auch die interpolierten Verse 2 11. 12. 3, 5C. 7. 9 (bis qobd'im?) und das unechte Schluß- stück XL
7. Ein formales Anordnungsprincip (nach Metrum und Zeilenzahl), wie es bei den ursprünglichen Sammlungen von Deutero-Sacharja hervortrat (s. Berichte 1905, 68 f.-, über Alm-
I 5 I Eduard Sievers:
Licb.es bei Arnos und Hosea wird demnächst gehandelt werden), macht sich bei Maleachi, soviel ich sehe, nicbt bemerklich - vgl. dagegen unten Nr. 16).
8. Zu I. Man beachte den Abschluß des sonst tristichi- sclien Stückes durch eine Langzeile (wie bei Sach. 1.1, 14'' und i7b, s. Berichte 1905, 55 unter Nr. 12, b). Ähnlieh
unten bei VIII 3, 4.
1, 21'. Über die Tilgung von m'um-jahw§ vgl. oben Nr. 4. — 4n ist überfüllt. Da 'fiäom im Gegensatz zu dem folgenden jqhw^ steht, wird man es weder streichen, noch durch den Ansatz einer Betonung ki-hömanj'§dtm: russgsnü in die Senkung bringen dürfen. Sonst aber scheint doch nur das (überhaupt an sich vielleicht etwas auffällige: vyl. Wellhausen 204) russqsnU entbehrlich zu sein: ich habe darum dieses getilgt. — 4d. rqd-eoldm hatte ich M. St. I, 499 fälschlich ein- geklammert, da ich das Metrum des Stückes noch nicht richtig erkannt hatte. Das Wort ist vielmehr, wie sich nun zeigt, mit Enjambement zu 5a hinüberzuziehen. Martis neuerliche Befürwortung und Motivie- rung der Streichung (S. 462) kann ich mir deswegen nicht aneignen, weil ich glaube, daß die Worte wd'enechlm tir'fn 5a mit der über- lieferten Versabteilung dem Sinne nach nur zum Folgenden, nicht aber zum Vorhergehenden gezogen werden können: cUnd ihr werdet mit euern eigenen Augen sehen, und es auch aussprechen, daß Jahwes Gewalt über die Grenzen Israels hinausgeht'. Das ist ein unanstößiger Gedanke: dagegen würde die Beziehung des tir^n auf die genannten Namen wohl unmöglich, die auf den Relativsatz 'äser-za'äm jahuf stilistisch jedenfalls recht hart sein. • - Möglicherweise ist übrigens 'qä-'uläm, v&enechfrnuUr'in zu betonen.
9. Zu II. Die Auffassung dieser Jaliwerede macht einige Schwierigkeiten. Nach der herrschenden Ansicht, die an das in 1 6C überlieferte hqkkohämm anknüpft, wäre sie an die Priester gerichtet. Sieht man aber einmal von diesem einen Worte ab, so könnte ihr ganzer Inhalt gewiß ebensogut auf die Laien wie auf die Priester bezogen werden. Ja der Satz 8°: 'Versuche es doch einer von euch einmal, bei seiner weltlichen Obrigkeit eine solche Gabe anzubringen' (sc. statt beim Priester zum Zweck des Opfers), scheint mir für die Laien sogar besser zu passen. Mag dem nun aber auch sein wie ihm wolle: das Wort hakkohämm halte ich jedenfalls für eine erläuternde Glosse zu lachen, das ich (nach der notwen-
Alttestamentliche Miscellen 4. 155
dio-en Tilgung der Formel 'amür jahwi ssba'ÖJj, oben Nr. 4) mit dem vorhergehenden 'qjje möra'i zusammennehme: 'Wo ist dann die Furcht vor mir bei euch, die ihr meinen Namen so gering achtet?' Zur Construction (lach§m -j- Parti cipium) vgl. icdzärdxUvjlachlm jir^e^hm^/xemes 3, 20% zur Unbestimmtheit der Anrede die analogen Eingangszeilen 1, 2a. ioa. 2; 17*. 3, 6. 13 (nur bei IV sind in 2, 1 die Priester ausdrücklich genannt, vo\l. Nr. 11 zu 2, 1). Beide Wörter nebeneinander haben im Vers keinen Raum, und hakkohämm an Stelle von lachen in den Text aufzunehmen, empfiehlt sich nicht, weil es den Rhythmus stören und dem Viererstück der Zeile dipodische Abstufung (Nr. 6, c) aufzwingen würde.
1, 6a ist auch nach Aufnahme des notwendigen (jiräy von LXX noch um einen Fuß zu kurz. Die Lücke wird am Eingang der Zeile zu suchen sein, aber ihre Ausfüllung ist unsicher. Ein hülö ben würde der üblichen Betonungsweise widersprechen (die vielmehr halö-tien er- warten ließe) und auch wohl dipodische Abstufung der Tonhöhe haben müssen (gegen Nr. 6, c). Eher ginge schon (hinne}, bei dem diese Bedenken in Wegfall kämen: nichtssagend bliebe aber auch das. Man wird also erwägen müssen, ob nicht etwa der Satz ben jddiqbbeä ,ät, \ vfebed jlra 'ädonau (unbeschadet seines Anklangs an den Dekalog: Makti 462) als Citat eines jussiv gedachten Spruches 'ein Sohn soll seinen Vater ehren' usw., gemeint war, den die Angeredeten im Munde führen, ohne nach ihm zu handeln. Das würde nach Maleaehis be- kannter Technik auf (Jämqrigni) führen. Das contrastierende wd'im- schlösse sich dann gut an. — 7a. ,el-mizbdxi habe ich nach Ttgbg LXX geschrieben, weil ETSn sonst nicht mit ral- construiert wird. — Klärlieh falsch ist das je' alnuch(a) von M. Daher haben Wellhausen und Nowack den ganzen Satz wq'mqrt^m: bqmmt ge'qlnüch? gestrichen, dagegen Tokkey und Marti (s. bei letzterem 463) nach LXX das gc'qhtucha in ge'qlnuhü umcorrigiert. Beide Auswege bereiten, soviel ich sehe, un- überwindliche metrische Schwierigkeiten. Der erste würde eine Lücke öffnen, der zweite scheitert daran, daß ge'qlntiliu (wie man doch wohl betonen müßte) nicht in den Vers zu bringen ist. Außerdem scheint mir mit Wellhausen 204, daß das Object von ^e,qlini(cha) ebensowenig das 'Opfer' (lfix§m) wie 'Jahwe' sein kann, sondern (wie in der Paral- lele III 1, I2a) nur der 'Altar', der eben vorher durch mizbdxi eingeführt war. Dieser kann ja sehr wohl durch die Darbringung von l^xe'm m9$o''äl selbst majfi'al werden, mag man nun das Wort mit Wellhausen als 'geringwertig (gemacht/ oder mit Marti als 'befleckt' erklären (das erstere ist mir aber doch wahrscheinlicher, namentlich auch wegen
156 Eduard Sievers:
i, i2ft,>). Das fehlende Object zu dem aus ge'qlnüicha) auszuscheidenden re'älnü kann man aber durch Umstellung des bfmordigm von 7b und die Ergänzung eiues ('($-) leicht gewinnen. — 8° ist zu kurz, einerlei ob man mit M häjirsech oder mit LXX häjirseu liest. Ich habe daher vermutet, daß die Lesart von M durch Ausfall einiger Buchstaben aus häjirs(ett mijjadydch "<"!"" "■n>x-*n entstanden (vgl. dazu noch unten zu 9) und dann von LXX aus sachlichen Gründen corrigiert sei. In den beiden directen Parallelen inniuru lö-'grs§ mijj§dch§m i, iob und /(a'frsf 'ö^a/i mijj§dch§m i, 13'' fehlt ein entsprechender Zusatz zu r.u~ nicht, ebenso nicht in der etwas entfernteren wdlaqäxqfi rason mijjedch^m
2, i3b. — 9 ist stark verderbt. Mit Marti 463 muß ich zunächst das ganz unverständliche mijj§dch§m Itapjjü zzofi aus dem überlangen Vers ausscheiden. Man möchte dabei fast fragen, ob bei der Interpolation nicht eine vom rechten Platze um eine Zeile nach unten verschlagene Correctur des verstümmelten Y-^'n durch -y->-z (oben zu 8C) eine Rolle gespielt haben könnte. — Mit Recht hat ferner Marti a. a. 0. das mchgnnenü von M beanstandet: weder gibt das Suffix der 1. PI. einen brauchbaren Sinn, noch ist mit dem ganzen Yerbum f erbarmen' hier etwas anzufangen. Ich vermute, daß sich in 123m eine Form des bei Maleachi beliebten "(n3 (s. 3, io\ 15*) -f Suffix verbirgt, also entweder "::n:r ubxanünt (vgl. 3, ioh; oder "n:r;;- uTjxanühu (beidemal wegen des Contrastes mit dem Nachdruck auf dem Suffix).. Beide Formen kommen dem überlieferten -;:n" ungefähr gleich nahe, -üni sogar noch etwas näher als -ühu, aber letzteres paßt besser zu der folgenden
3. Person Jiäjism. Zieht man -üni vor, so muß man jedenfalls hernach auch mit LXX hq'gssä lesen. Nur fällt dabei wieder auf, daß gerade LXX au erster Stelle xul dtr'ftiirs (zu ",3nr.n?) avxov schreibt, und damit ihrerseits ebenso auf eine 3. Person hinweist, wie M durch hajissa. Schließlich läuft das Ganze aber auf eine bloße Stilfrage hinaus (leben- diger wäre wohl die 1. Person: vgl. auch den ähnlichen Personen- wechsel am Schlüsse des folgenden Stückes 1, 13*. 14). Jedenfalls aber wird der Sinn unserer Stelle bedeutend klarer, wenn man einfach lesen darf: 'Nun so versuchet denn Jahwe gnädig zu stimmen, und versucht, ob er (oder fich') euch erhören wird' (oder 'werde').
10. Zu III. Im Gegensatz zu II ist diese Rede ihrem Hauptinhalt nach deutlich an die Priester gerichtet, und nur in V. 14 scheint insofern ein unmotivierter Umschlag einzu- treten, als dieser Vers von den Privatopfern der Laien redet. Man könnte versucht sein zu denken, dieser Vers möge etwa aus einem andern Zusammenhang hierher verschlagen sein. Dagegen spricht aher zweierlei. Einmal ist der Schlußsatz
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usmt nörä haggöjim doch gewiß eine beabsichtigte Wiederholung bez. Modification von gadöl samt haggöjim i ia (vgl. dazu Nr. 15 zu 3, 21). Sodann aber würde sich i3b stilistisch recht schlecht an 12. i3a anschließen. Diese Strophe handelt von den gering- schätzigen Reden der Priester: die neue Strophe geht dann zu den entsprechenden Handlungen über: 'Und wenn ihr (so, bei solcher Gesinnung) minderwertige Opfer darbringt, werde ich sie da gnädig annehmen? (Nein, vielmehr) verflucht sei' usw.: das ist der natürliche Zusammenhang. Dieser fordert dann aber wieder, daß auch in V. 14 die Priester und nicht die Laien die Träger der Handlung sind, d. h. daß das einzige Wort, das mit Sicherheit auf Privatopfer hinweist, nämlich iv9tioder} gestrichen werde. Ein Wort schießt ja in V. 14 notwendig metrisch über, entweder das anstößige wvnoäer, oder aber hjqlmi (bez. lädonäi). Letzteres scheint mir wiederum nicht gut entbehrlich, denn es bildet die stilistische Brücke zu dem folgenden mjߧch gadöl, und war sicherlich als mit Nachdruck zu sprechen gemeint: fein mgsxäp mir, dem Jahwe!' Die cHerde' 14" kann doch auch wohl auf den Tierbestand bezogen werden, aus dem der Priester das täg- liche Opfer bestreitet (vgl. Wellhausen 205 f.): ja diese Beziehung scheint mir an sich natürlicher. Ein zachär wird unter normalen Bedingungen wohl jeder Herdenbesitzer je- weilen unter seiner Herde aufzuweisen gehabt haben: wozu also da die Bedingung imjes etc.? Leichter konnte schon einmal in dem regelmäßig durch das Opfer verminderten Be- stand des Priesters ein Mangel eintreten. Ich übersetze also: 'Verflucht der Betrüger (unter den Priestern), der, so lange noch ein zachär unter seinem Bestände ist, mir ein mgsxdß als Opfer darbringt'.
1, ub ist stark überfüllt, es kann aber nichts anderes gestrichen werden als die stilistisch unerträgliche Wiederholung Jci-gadül samt haggöjim nebst ihrem Anhängsel 'amqr jqltwg pba'oß. Durch die von Wellhausen 205 vorgeschlagene Streichung von muggäs würde eine Lücke im Verse entstehen. Auch scheint mir muqtär für den Haupt- teil des Satzes ein wenig zu speciell, da es doch bei der minxa hier auf die Darbringung im allgemeinen, nicht auf die besondere Art (die
L58 Emiard See vers:
\ Vrbrennung) ankommt. Ferner ist C-5fl in dem erforderlichen Sinne auch bei Maleachi beliebt, vgl. i, 7a. 8ab. Ich meine also, daß muggäs doch neben "i^~" beizubehalten, letzteres aber irgendwie mit dem Vorausgehenden zu verbinden ist, natürlich unter der Voraussetzung, daß die Lesung muqtar zugleich irgendwie unursprünglich ist. Man könnte etwa an ein ran jedem maqpm (wo Opfer dargebracht wirdy denken. Bei einem solchen Sinne wäre *VBpin neben EJ^illn als stilistische Variaute begreiflich. Aber ich weiß nicht, wie man diesen oder einen andern brauchbaren Sinn aus der Buchstabengruppe "iCpTa herausbringen kann, wenn man nicht etwa ein übchgl-nwqüm miqtär (bez. miiiterj für möglich halten will. — i2a. Das überschießende hü ist auf alle Fälle ent- behrlich, und könnte nach dem Muster der Parallele i,7b eingesetzt sein.
11. Zu IV. Von der zweiten Strophe (== 2, 3) an läuft der Text des Stückes nach Ausschaltung einer als solcher bereits anerkannten Glosse am Schlüsse von 2 , 3 und des unechten V. 7 (s. unten zur Stelle) metrisch fast glatt durch. Dagegen enthalten V. 1. 2 für eine Strophe zu viel, für zwei Strophen zu wenig Gedanken- und Wortmaterial. Dazu kommt oroße Unklarheit des Aufbaues und eine Menge stilistisch störender Wiederholungen. Es ist also wohl sicher, daß V. 1. 2 starke Interpolationen erfahren haben (vgl. Marti 466). Ein erträglicher Sinn aber läßt sich, wie mir scheint, nur dann in den Text hineinbringen, wenn man neben der Aus- scheidung des Überschießenden (s. zur Stelle) zugleich noch eine Umstellung vornimmt, d. h. lapejj kaWä lihni direct hinter 2, 1 bringt. Damit wird denn auch dem sonst anstößigen hqmmiswfi von 2, 1 (vgl. darüber Nowack 432. Marti 466)
seine normale Bedeutung zurückgegeben.
2, 1. urfqttä markiert nur den Eingang eines neuen Stückes und ist als nicht zum eigentlichen Text gehörig zu entfernen. — In 2tt läßt sich tv^im- halten, wenn man betont: 'im-lö^Jnsmd^tiKJivim-lo-pasimu *ql-lcb. — Von 2b — 2d muß sicher fallen: einmal das ,amqr juhw$ pba'öp (wegen Nr. 6, c), sodann (mit Marti 466) der Schluß W9$qm 'arvplha etc., der nur aus Stückchen von 2d und 2a zusammengeschweißt ist. Auch dann bleibt noch zu viel übrig. Von den parallelen Sätzen wdsilläxti baeh§m 'gp-hqm'era und utfaröpi 'gp-bfrehöpechgm hat der letztere den Vorzug des charakteristischeren Inhalts und der gewiß absichtlich poin- tierten Form des Ausdrucks, gegen den ersten fällt auch noch ein wenig mit in die Wagschale, daß das Wort hqm'era noch einmal in einer sicher interpolierten Stelle, 3, 9, auftritt. - - 4. lihjop bdripi 'gp-
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leioi scheint mir trotz allem von den Commentatoren aufgewandten Scharfsinn unverständlich und damit unhaltbar zu sein. In V. i. 2b ge- bietet Jahwe den Priestern: 'Gebt meinem Namen die Ehre!' Also haben sie das bis dahin nicht getan, und durch diese Nichterfüllung ihrer Pflicht die alte bariß '§p-lewi gebrochen. Das neue Gebot soll denn diese bwiß wieder herstellen (nicht bloß erhalten, wie Marti 467 ansetzt). Für rVPili ist also wohl einfach tf\*rb bxqjjop zu lesen: cUnd ihr sollt erkennen, daß ich dies Gebot habe ausgehen lassen, um meinen alten Bund mit Lewi wiederherzustellen'. Das auf dieser bsriß beruhende Verhältnis von Jahwe und den Priestern wird dann im Folgenden geschildert. Für diesen Zusammenhang ist aber 5a bdnpi happa 'itto ('mein Bund war vorhanden mit ihm' Marti, 'mein Bund bestand mit ihm' Nowack, 'mein Bund war mit ihm' Wf.llhausex) an sich überflüssig und zweckwidrig, auch lassen sich die Worte nicht mit dem Folgenden zusammenquälen. Es ist also min- destens umzustellen zu bdrlpt 'itto hajafia usw.: 'Mein Bund mit ihm (d.h. das, was ich zu dem Bunde beizusteuern hatte) war Leben und Heil, und die gab ich ihnen' ; nun folgt eine Lücke vor möra, wie der Vers sowohl wie der Inhalt verrät; sie ist im Text andeutend durch (wmapättiy ausgefüllt. Liegt aber einmal an dieser Stelle ein Ausfall vor, so kann er auch wohl mehr als den einen Versfuß umfaßt haben: mir ist das nicht unwahrscheinlich, weil man am Schlüsse von 5a doch auch eigentlich ein Verbum erwartet, das dem wqjjira'eni etc. von 5b correspondiert. Nimmt man dies an, so folgt als weitere Consequenz, daß das an falscher Stelle stehende hajspa von 5a nicht umzustellen, sondern zu streichen ist. Der Vers würde dann lauten:
bdrlpi ,ittÖ hqxqjjim icdhqssalöm, wa' §ttenem-lÖ xxz. Die Gliederung der Zeile wäre dabei noch ungezwungener, als die der im Text belassenen Alternativlesung. — Die Unechtheit von V. 7 (s. Böhme bei Marti 467 f.) bezeugt auch die abweichende metrische Form (tristichisches System) und die dipodische Tonhöhenabstufung (Nr. 6, c). — 8 ist wieder zu voll, aber leicht zu heilen, indem man hinter sqrt§m das überflüssige min-hqdd§r§ch streicht (absolut gebrauchtes - *nö in dem hier geforderten Sinne ist ja genugsam bezeugt) und am Schluß bdriJÄ restituiert, wie es der Sinn verlangt: 'ihr habt meinen Bund gebrochen, darum werde ich euch usw.' (s. unten zu 9). Der Ausdruck bdrip hqllewi ist auch an sich etwas auffällig, schon wegen des Artikels vor lern (Marti 470). Vielleicht ist das n nur falsches Überbleibsel des fiK einer dem ursprünglichen bdripi nach V. 4 bei- geschriebenen Glosse '§ß-lewi. — 9. wagqm-'änt ist unnötig hart: man wird wohl wdgqm-'äni betonen dürfen (vgl. Nr. 12 zu 2, i4b; oder W9gäm- 'anl?). — üb übrigens naptitti wirklich als Perfectum gefaßt werden muß (Wellhausen 207. Nowack 434. Marti 468)'? Der Rückblick in Phil -bist. Klasse 1905. Bd. I. VII. 11
160 Eduard Sievkrs:
die Vergangenheit erscheint an dieser Stelle ziemlich unangemessen: er wäre auch der einzige in allen unseren Stücken. Man erwartet zum Ahschluß eher eine Drohung, welche die des Eingangs, speciell von 2» _j~ 2'\ wieder aufnimmt. Sie läßt sich auch leicht gewinnen, wenn man naßattl futurisch faßt und tofi 'aser nicht, wie das gewöhnlich geschieht, 'mit 'gemäß dem, daß' = 'weil' übersetzt, sondern so wie es die übrigen Belege von kdfi an die Hand geben. Bei diesen han- delt es sich immer um eine bei den verglichenen Objecten vorhandene Grad- oder Maß ab stuf ung, und gerade dies wesentliche Moment fällt bei der Deutung der Formel als 'weil' fort. Ich halte es also für richtiger, zu umschreiben f gemäß dem Grade, in dem ihr unter- laßt' usw., oder, etwas gröber ausgedrückt: 'soweit (oder 'sofern') ihr nicht' usw. Das gäbe dann eine vollkommene Parallele zu 2a -f- 2d.
12. Zu V und YI. a) Diese beiden Nummern werden auch von Marti noch zusammengenommen (= Gruppe C, oben Nr. i), aber kaum mit Recht. Der Inhalt von 2, io— 16 ist bunt gemischt. In engem Räume werden drei Themata nacheinander angeschlagen: die gegenseitige Treulosigkeit im allgemeinen, die Ehen mit heidnischen Weibern und die Ehe- scheidung: ausgeführt ist aber nur das letzte dieser Themen. Daß das nicht in Ordnung ist, liegt auf der Hand. Es fragt sich nur, wie das Gemisch so verschiedenartiger Dinge aufzulösen ist.
b) Daß 2, ii. 12 (das Stück von den Mischehen) aus dem Zusammenhang des Übrigen auszuschalten sind, haben G. A. Smith und Marti gezeigt (s. Marti 468!'.). Die Ver- wünschung V. 1 2 setzt jedenfalls V. 1 1 voraus, ist aber wohl noch jünger (also tertiär), wegen des abweichenden Metrums 8:4, das jedenfalls in V. 1 1 nicht vorliegt.
Was das eigentliche Metrum von V. 11 gewesen ist, läßt sich nicht bestimmt sagen. Wie der Text dasteht, läßt er sich allenfalls als zweizeilige Siebenerstrophe lesen. Streicht man aber mit Well- hausen 207 u. a. das sachlich und stilistisch sehr anstößige bdjisra,el 11-, so geht die Zeile na metrisch in die Brüche, ohne daß sich eine ein- leuchtende Correctur darböte.
c) Eine formell mögliche Verbindung von 2, 13 mit 10 hat Marti 470 hergestellt, indem er in 13* msSß ta'sü ußchassü zu lesen vorschlug.1) Aber auch dann fehlt mir noch die
1) Dann müßte man allerdings, um mit dem Metrum auszukommen, statt dim'a vielmehr bdclri wq'naqa aufnehmen, dann in I3b wiC martern
Alttestamentliche Miscellen 4. 161
sachliche Brücke von V. 10 zu V. 13 herüber, die den Über- gang von dem allgemeinen Satz: 'ihr seid treulos und un- brüderlich gegeneinander' zu dem Kampf gegen die Eheschei- dung vermittelte. Denn daß es sich bei der Ehescheidung nur um ein Beispiel der allgemeinen Treulosigkeit handle, das der Prophet nenne (Marti 471), will mir nicht ein- leuchten: der Gedankensprung wäre mir zu groß. Mithin gehört entweder vor V. 13 (dafern von dem Stück über die Ehescheidung überhaupt etwas fehlt) ein anderer Vordersatz als V. 10, oder V. 10 müßte seinerseits entstellt sein.
d) Für sich allein betrachtet, gibt V. 10 wohl keinen Anlaß zu Bedenken, welche die letztere Annahme wahr- scheinlich machen könnten: die beiden Zeilen passen in- haltlich gut zusammen. Direct gegen Zusammenhang mit V. 13 ff. spricht aber das Metrum. V. ioa läßt sich nach der üblichen Betonung (Jiälö- in Senkung unmittelbar vor Tonsilbe) nur als Doppeldreier lesen. iob könnte an sich ein Siebener sein, mit der Betonung 'Ubd'axiu; aber die würde wieder (gegen Nr. 6, c) dipodische Abstufung der Be- tonung im Gefolge haben (ebenso übrigens auch der an sich, wie bemerkt, schon problematische Ansatz hälö '«6 | 'gxää techullänü für ioa).
e) Mithin ist 2, 10 als besonderes Stück (= V) vom Folgenden abzulösen. Die Kürze des Abschnittes läßt dann aber doch wohl weiter vermuten, daß die Strophe nur Frag- ment einer längeren Rede ist, die redactionell mit der fol- genden Rede gegen die Ehescheidung zusammengezogen wurde. Die Ähnlichkeit der Themata ^Treue im allgemeinen — Treue gegen das Weib im speciellen) und das typische "tti in beiden Stücken (vgl. auch 2, ioa/* und i5a) mag dazu Anlaß gegeben haben. Formell wurde die Bindung durch den Zwischensatz
streichen, dagegen in i4b wdhi — bdrißdch beibehalten. Man bekäme dann statt eines Dreizeilers zwei Zweizeiler. Formell unmöglich wäre ja auch das nicht (Nr. 6, a), aber die sachliche Schwierigkeit von I4b (Marti 471) bliebe ungelöst bestehen.
11*
162 Eduard Sievers:
n\rS>\, snüj) hi'm hergestellt, den ich demnach auch für re- dactionell halte.
f) Dem zweiten Stück , VI, braucht im Eingang nichts
zu fehlen: auch VII umfaßt nicht mehr als sechs Zeilen (wenn
auch in anderer strophischer Bindung).
2, i4b. Betone 'äsgrv'ättü usw.? Vgl. Nr. n zu 2,9. — Über die Unzuträglichkeit des Einschubes tvdht xabgrtäch tc9,es§]j bonpdcli, s. Marti 471. — i5a. Hier ist zunächst Wellhausens evidente Besserung von lo zu lanü aufzunehmen, dann aber ein Wort zu streichen, da der Vers überfüllt ist. Daß das nur das unverständliche us'ar sein kann, liegt auf der Hand (wollte man auch mit Wellhausen wqjjqs,er dafür lesen, so bliebe auch das noch stilistisch anstößig). — Im Eingang der Zeile aber dürfte das sinnlose X1?" von M nicht mit Wellhausen u. a. durch iön zu ersetzen, sondern nach der Parallele V 2, ioa zu ">sO umzustellen sein. — In 16 sind die Worte 'amqr -f- 'jßoKe jisra'el zu streichen. Sie vertragen sich nicht mit der 3. Person sane und dem Metrum; außerdem scheint Maleachi solche kurze, nur einzeilige Sprüche Jahwes nicht beliebt zu haben: auch wo er mischt (X), bietet er doch längere Reden Jahwes. — Der Schluß endlich, von wsnismqrtgm an, ist einfach aus i5b wiederholt und schon deswegen zu tilgen.
13. Zu VII und VIII. Über die Trennung dieser Stücke s. oben Nr. 3. 6; a. 6, c Schluß.
VII. 2, 17 gehört sachlich unzweifelhaft mit 3, 1. 5 zusammen. Da in den beiden letzteren Strophen deutlich Doppeldreier vorliegen, muß man auch für die erstere Strophe gleiche Form voraussetzen. Sie läßt sich gewinnen, wenn man mit Marti ba'ene — xafes streicht und högq'tpn jahwQ in högaHun "OinSifiin corrigiert, dessen einfaches fmich' auch besser in den Mund Jahwes paßt. 5° erweist sich durch die
Abweichung der metrischen Form (dipodischer Achter: vgl. 2, i2a) als unecht.
VIII ist im Eingang sichtlich Fragment. - - 3, ic schlägt Stade, Bibl. Theol. des AT. 1, 333t. vor, umgl§ch hqbbdrifi zu lesen. Das leuchtet mir sehr ein, doch dürfte die Lesart umqVäch ziemlich alt sein, da sie doch wohl mit dazu beigetragen hat, das Fragment VIII gerade an die Stelle zu bringen, wo wir es jetzt lesen (vgl. oben Nr. 3, a). — 3a. Das Metrum zeigt, daß nicht nur kgsgf zu streichen ist (Well- hausen 209 u. a.), sondern die ganze Formel umtqher kgsgf, ebenso, daß das aus 3b bereits von Marti entfernte hjqhic% auch in 4 zu tilgen ist.
14. Zu IX. Der ganze Eingang des Stückes dreht sich offenbar um das Wortspiel zwischen bme jq'qpb und dem
Alttestamentliche Miscellen 4. 163
Verbum Sp? (wie nach L3X mit Wellhausen etc. überall herzustellen ist). An das jq'qöb von 3, 6 muß sich also das häja'qöt von 8a clirect anschließen. Dieser Zusammenhang aber ist durch eine zweizeilige dipodische (Nr. 6, c) Siebener- strophe 3, 7 unterbrochen, deren Unechtheit auch daraus hervorgeht, daß sie ganz von dem Specialthema (Betrug beim Zehnten etc.) abschweift (Weiteres s. unten zur Stelle). Eben- sowenig wie 3, 7 fügt sich aber auch 3, 9 in den Zusammen- hang ein, desgleichen nicht in das Metrum (wegen bam'erä vgl. auch noch oben Nr. 1 1 zu 2, 2C).
3, 6. Da hier ein vollkommen neues Stück einsetzt (neu nach VII. VIII auch in der Form), ist das einleitende kl (vgl. Wellhausen 209) natürlich zu streichen. — Das schließende nrpba xb ist anerkannter- maßen verderbt. Mein Besserungsversuch stützt sich auf folgende Er- wäo-uno-en: Ich bin Jahwe: ich habe mich nicht geändert' hebt der Dichter an: darauf muß notwendig etwas derart folgen wie: rihr aber seid Söhne Jakobs, von denen das nicht gilt: ihr seid nicht mehr die wahren Söhne Jakobs, ihr seid anders als einst euer Vater Jakob'. Da nun das erwähnte Wortspiel sicherlich auf die Erzählung von Gen. 27 Bezug nimmt (vgl. speciell das ähnliche Wortspiel in dem Einschub Gen. 27, 36) r) und da ferner 3, 10" auch noch Gen. 7, un citiert, so wird man es nicht unwahrscheinlich finden können, daß Maleachi sich auch der Charakteristik des Jakob als 'isotdm Gen. 25, 27 erinnert, und dies tdm in religiös-ethischem Sinne gefaßt haben möge. Der Sinn für Frömmigkeit und Unsträflichkeit im Leben und Handeln ist es aber gerade, was Jakobs Söhnen jetzt fehlt (das sieht man aus ihrem Tun und Treiben). Somit löst sich denn DiT^O in bh~i^a auf: fihr aber seid Söhne Jakobs ohne (dessen) Frömmigkeit'. Das xV> mag aus einer dem h3- übergeschriebenen Variante x;3 entstanden sein. - In der eingeschobenen Strophe 7 ist sütu ,eläi wa'asubä 'älech§m aus Sach. 1,3 entlehnt; dort bei Sach. steht auch 'äbopecltgm 1,2.4. 5, tlnd/ xuqqäi 1, 4. Die Frage bqmm§ nasut aber weicht von dem Typus der übrigen Fragen gleicher Einführung bei Maleachi ab, denn diese sind sonst stets perfectisch, s. 1, 2". 6". 7a. 2, 17"-. 3, 8h. 13, oder doch prä- sentisch, s. 2, i4a. — Da 7b ohne das nach Nr. 4 zu tilgende \imqr jahw$ s»Sa'öJ5 einen Siebener bildet, wird man auch für 7a dieses Maß erwarten dürfen. Es wird also richtiger sein, hinter S9mart§m ein
1) M. St. II, 79 ist an dieser Stelle das "rrpm von M bei mir versehentlich als Pi'el vocalisiert: es ist natürlich wajjärqat>enivz$ fq'mäim zu lesen.
1G4 Eduard Sievers:
Object zu ergänzen, als mit Wellh.uskn 210 u. a. hmqrtüm zu schreiben. Ich habe im Text beispielsweise (mismqrti') ergänzt, in der Voraus- setzung, daß dies Wort von dem luterpolator aus 3, 14 geborgt sein könnte. — iob. Bei ubxanuni ist die doch wohl durch das Metrum geforderte Erhaltung des auslautenden -1 (vgl. M. St. 1, § 238) beachtens- wert. Sie wird sich wohl aus dem schützenden Einfluß der angetre- tenen Partikel -na erklären, vgl. M. St. I, 206 ff. — Bei iocf. ist die Abteilung etwas unsicher. Man kann auch lesen: ' ini-lövgftqxvlachpn ' §J>-' ärubbop hqssamdim, wahnqößi lachpn bwacha rqd-bdÜ-däi, (bez. bdrachü || ^äd-bdll-däi) usw.
15. Zu X und XI. Die Hauptschwierigkeit vou X lag bisher bei 3, 16, da nicht gesagt ist, was die jir'i jqhwi im Gegensatz zu den Sprechern von 14 f. gesagt, und was Jahwe aus ihrem Munde gehört hat. Jetzt zeigt die große metrische Lücke, daß wirklich die zu erwartende Rede der Gottesfürch- tigen ausgefallen ist.
X. 3, 13 ist schwierig. Der Vers ist überfüllt, aber weder ist 'amär jqhwi hier zu entbehren (vgl. 1, 2a), noch zalqi, wegen des fol- genden 'alech. Erwägt man aber, daß die Phrase xazagti ralqi dzbrechfm = 'ihr nehmt auch mit euem Worten viel heraus' im AT. ganz isoliert steht, daß sie ferner nicht zum Folgenden paßt (denn hier wäre xazdqii, doch der markanteste Ausdruck, und hätte als solcher in der Gegenfrage aufgenommen werden müssen, vgl. 1, 2*. 6e. 7*. 2, iya. 3, 8b), daß dagegen (aläi und dibrech§m in der Gegenfrage regelrecht variiert als nidbdrnU 'alfch wiedererscheinen, so wird man doch wagen dürfen, xazdqn zu streichen: 'Gegen mich sind eure Worte gerichtet' — sagt Jahwe — 'und ihr sagt: »was haben wir denn gegen dich geredet?«'. Zur Construction vgl. 2, r\ - 15*. wdcln geht nicht in den Vers und paßt auch dem Sinne nach nicht recht. Da mit 15" eine neue Strophe einsetzt, enthalten die Eingangsworte der Zeile offenbar eine Ausführung der Frage von 14, nicht eine prosaische Addition zu dem samürnü mismqrtö. — In der zweiten Vershälfte schießt abermals ein Wort über, und zwar sichtlich 'änqxnu, denn 'jetzt aber preisen wir die Über- mütigen glücklich' ist doch zu persönlich gewendet: der passivische Ausdruck wa'qtta md'ussarim zeCtim paßt viel besser zur Situation. Sehr möglich ist os übrigens, daß das 'qnqxnü nur durch falsche Cor- rectur an seine Stelle geraten ist und eigentlich an die Spitze des Verses gehört, und also (mit Aufnahme von Martis mippanau) zu lesen ist: 'änqxnu halqchnü qdorqnniß mippanau: \ ua'qtta md'ussartm zedim mit scharfer Betonung des Gegensatzes zwischen 'anäxnu und zedim.
Alttestamentliche Miscellen 4. 165
— i6°. Zu Ure'au für fojtr'e Jahne vgl. M. St. II, § 53. — 173. tdprflä schießt am Versschluß über und hat anomale Stellung, ist also ent- weder zu streichen (glossematischer Einsatz eines terminus teehnicus: das ist mir am wahrscheinlichsten), oder mindestens umzustellen: icdliajü-U SBgulla usw. — 18. benvsqddiq ldrasar ist Glosse zu benv 'glohim etc.: die ris'u von 15'' mußte noch einmal angebracht werden, ebenso wie die ganze Formel W9chgl-' ose ris'ä auch in igR noch einmal zum Schaden des Verses eingesetzt ist, und auch in 21 die rasa' im noch einmal herhalten müssen, obwohl sie dort gar nicht in den mit 20 angeschlagenen Gedankenzug rda wird eitel Freude sein' hinein- passen: die zedim (bez. rdsofim) beseitigt Jahwe schon allein und ohne Zutun der sqddiqim in 3, 19. — Den Schluß bqjjom etc. halte ich nicht mit Marti 478 für interpoliert, sondern für eine beabsichtigte Wieder- holung von 17»/*; vgl. oben Nr. 10 das Verhältnis von 1, ua und i.|h.
Zu XI. In dem unechten Schlußstück befremdet höchstens ein wenig, daß 3, 23* nur ein Sechser statt des nach 22a. 24" zu erwar- tenden Siebeners i*t. Vielleicht ist das indessen bei einer Interpolation nicht zu beanstanden.
IG. Ist die im Vorstellenden empfohlene Textzerlegung richtig, so wird sich auch das Gesamturteil über den Cha- rakter des cBuches Maleachi' etwas modificieren müssen. Die jetzt übliche Auffassung finde ich am schärfsten präcisiert bei Maeti 456, wo dem 'Buche' der 'Charakter einer eigent- lichen Prophetenschrift' und eine 'überlegte Disposition' zu- gesprochen wird. Gegen wirkliche Bucheinheit seheint mir schon der wiederholte Wechsel der metrischen Form zu sprechen: dieser deutet doch wohl sicher darauf hin, daß wir es auch hier vielmehr mit einer Sammlung von Einzel- reden zu tun haben. Gewiß ist in dieser Sammlung Ver- wandtes wiederholt nebeneinander gestellt oder noch enger verschmolzen (vgl. einerseits die Gruppe II — IV, andrerseits die Stücke V -j- VI), aber einwandfrei und einheitlich ist die Disposition doch nicht. Wenigstens scheint mir, daß nach dem Priucip der näheren Inhaltsverwandtschaft die beiden Stücke VII und X, die an die Skepsis gewisser Kreise an- knüpfen, zusammenstehen sollten. Ihre Folge wird aber durch das Stück IX unterbrochen, das von der Hinterziehung des Zehnten handelt, und inhaltlich wie formell (beide sind un-
16H Eduard Sievers:
strophische Gruppen von je 8 Zeilen) am nächsten mit II zusammengehört, zumal wenn II wirklich an das Volk und nicht nur an die Priester gerichtet ist (oben Nr. 9). Daß auch die Folge II und III innerhalb eines einheitlich gedachten Werkes wegen der starken Dubletten Bedenken erweckt, ist oben in Nr. 2 bemerkt worden.
Will man nach Maßgabe der behandelten Themata das Stoffgebiet des Dichters näher umgrenzen, so ergibt sich, daß nach Ausscheidung des zweifelhaften Stückes VIII und der unpaarigen Einleitung der Sammlung (I) die übrigen acht Nummern sich in vier paarige Gruppen zerlegen lassen: 1) Gegen das Volk, das a) minderwertige Opfer bringt, und b) beim Zehnten betrügt (II und IX); — 2) gegen die Priester in ihrer doppelten Eigenschaft a) als Opferer, und b) als Erteiler der törd (III und IV); — 3) gegen die Treulosen, a) im Verkehr mit ihren 'Brüdern', ■ b) mit ihren Frauen (V und VI); endlich — 4) gegen die Skeptiker, die a) Gottes Gerechtigkeit und b) den Nutzen eines frommen Lebens- wandels bezweifeln (VII und X).
Gewiß sind diese Parallelen nicht nur zufällig entstanden, sondern auch ihrerseits ein Niederschlag der casuistisch räsonnierenden Denkweise des Verfassers. Sie fügen sich also recht gut in das Gesamtbild ein, das man sich sonst von der geistigen Art unseres Anonymus gemacht hat: dies Bild bleibt ja unverändert, auch wenn man seinen Reden die planmäßige Bucheinheit abspricht.
Alttestamentliche Miscellen 5. 167
5. Zu Hosea.
A. Text.
I. (Metrum Siebener.)
Cap. i.1
2b wajjömer jqhw% 'el-lidse' : »lech qqx-läch 'esgp zdnünhn, wdjqlde zdnunim, ki-zanö ßizng ha'ärgs me'qxre jqhwg!«
3 ivqjjelecJi (höse'y wqjjiqqäx 'eß-fjömer bäfi-ditldim, wqttqhdr,
(4) wqttel§ä-löuben, (4) wqjjomgr jqhwfj 'elau: »qdrn^hmo jizrd'fi:
ki-'üd ma'dt ufaqddtl 'ep-ddme jizrd'gl 'ql-bifi jehü,
(5) icdhisbdttl niqmlgchg])* biß jisra'el, (5) v:dsaldrü& 'gfi-qßgP
■f jisra'el4!«
6 wqttdhqr rÖd icqtteled bdp, uqjjömer5: »qara hmäh lö ruxa{tna, klvloJ'ö&fiJoä 'arqxem 'ep-bep jisra'el6!«
8 icqttipnöl ' ep-lo ruxapia, wqttqhdr, icqtteled ben, (9) wqjjömdr: (9) ftcpra hmü lö (qmmi, klJqttgm lö 'ammi7.'«
[I\ Erster Einschub (Metrum 6K).
Cap. 2.
1 ivdhaja mispqr b9n£-jisra,el ksxöl hajjdm 'as$rl lö-jimmäd wdlo jissafer.
I, 1 Überschrift 1, 1 ddbqr-jdhwQ 'äser hajü 'el-höser bpi-ba'eri blme 'uzzijjä jöpam 'axaz jdxizqijjä mqlche jdhüdd ubime jarffiam, ben-jö'as melech jisra'el. (2a) tdxillqp dibber-jqhw§ bdlwse" M 2 so mit den Kritikern statt mqmtecliHp M 3 davor icdhaja bqjjöm hqlin M (vgl. Makti 18) 4 danach bd* emeq jizrd^l M (vgl. ebda.) 5 danach lö M 6 danach kl-nasü 'essa ldh§m (Dreier: gestrichen von Marti) und weiter die Verse (3 : 3 || 6?):
7 icd'ep-bep jdhüda 'arqxem icdhösq'ttm bdjqhw^ 'erobern,
wdlo 'ösVem baqgseß udx§r§b [ubmilxamd], basüsim ubfarasim,
die als fjudaistischer Einsatz' (Wellh. 99) anerkannt sein dürften 7 da- nach der Dreier tcanochi lö-'ehjg lachgm M
Ia. 1 'aser zu streichen?
1<>S Ekuaud Sievkrs:
wohajä bimqöm *äi^ije,a/merJlah§m: »lö-eqmmi 'qttgmt
je'amSrJlahgm: »bdne 'cl-xdi«. 2 W9niqb»sü bdne-jdhüäa tibne-jisra'el jqxddu,
wdsamu'ulalt emürSs ' gxä d , (3) va'alu .min-ha? äres } Mvpdddl* jizw'fl, (3) wd'amdr h\ixiu*
»fo»www«, ic9lq,xöpäm4 yyruxa^ia!«]
II. (Metrum 7 : 3.) Cap. 2.
4 „ribü Zd'irrmacTigm, ribü dd'isti1, wspaser zanünpi mippanpi,
wdnq? füfpi mibbfn sadgh,
5 pen-' qfsitgnriä 'arumma 2 JtajömJhiwwateääh, wdsqUih 3 fcs'g'rgs sijjä \
6 ic§p-ban$h lo 'ärqxem 5,
7 kijzänapu,^ immäm , höbtsü hörajpdm6: »'efoclia 'qxare ma?qhb~äi,
vofianf laxmi umemdi'' '! '«
10 icdhiulövjadd'a ki^'anochivnapqttlvldh hqddagän wdhqttiros
ivdche'sef hirbejn Jäh9'! [wahqjjishdr, 1 1 lachen 'a.sifö wdlaqdxtl^dd^ani btfitto, wafiirösiJbmö* äd~6 ,
wdhissdltl sqmri ufisti0,
12 wq'zqllf10 ,§p- nabln pah fo'ene ma'qhbpi, waHsulo-jassll^nnä
14 icqhsimnwßi gqfndh up'enapdh, [mijjadi11.
2 ki gadol jom M 3 'imru la'xechem M 4 valq'xojjechgm M
II. 1 &»-M Zö 'isti wa'anochi lö 'isaJi M (von V"olz etc. ganz, von Marti zur zweiten Hälfte gestrichen) 2 danach wahissqpäha M 3 da- vor wdsqmtiha chqmmidbar M 4 danach wqhmittiha bqssamä M 5 da- nach der Dreier 6b kvJbane zanünim hemma M: gestrichen von Marti etc. 6 danach Jci 'amara M 7 danach ein Einschub (Metrum vermutlich Siebener):
7C sqmri ufistl, sqmtä wdsiqqüjäi: (8) lachen hinani-Mch (8) ' 'ep-dqrkdh bqsstrim, wagadqrti 'ep-gaderäh, unptbüp^h lövpimsa.
9 icariddafa ' ep-tn^ qhbpi icalö-ßqssig ['opam], ubiqsdßqm walö ßimsa, wd'amdra: »'clacha iva'asuba ,el-,lst [harisön], ki^tüb^li\j''äz
me'ajta!« (in 8b dqrkäh nach LXX etc. Oort u. a. für dqrkech M) 8 danach der Dreier ioc wazahäb (asu labbä'ql M: gestrichen von Marti 9 danach lachqssöp 'gp-'grwaßah M 10 wa'qttä 'ägqll§ M n danach ein über- schießender Siebener eingeschoben: 13 wahisbdttl [kgl-] masösah, xqggähxgdsäh, icasqbbqttäh wachöl mö'addh
Alttestamentliche Miscellen 5. 169
'asgr 'amara: » ' epnävhemmdvli, ' qs$rvnäp9nü-M ma'qhbäi«, wq.'chaläpqm1* xqjjdp hassaäg,
15 ufaqddti 'alpi 'gp-jwni hqValtm, 'asf'r taqqtter15 lahem,
irqttd'qd nizmdh wdxeljapdh , wqtte'lech 'qxre md'qKbgh} wa'opi sachdxa!" ntfum-jahw^.
[IP. Zweiter Einschub (Metrum Doppelvierer).
Cap. 2.
16 „lachen hinne ,anochi mdfqWpi ,
u-dholqchtih hqmmidbdr, wadibbdrtl 'ql-libbäh.
17 icdiiapätti läh ' gp-kdram$i -fmissdm,
wd'ep-'emeq 'achür hf§pqx tiqwa. ivs'ätepä1 sdmmä kirne n9rür§h, nchjom 'alöpäh me'gres misrdim."]
[IP. Dritter Einschub (Metruin Siebener).
Cap. 2.
18 „icdhajdJjqjjöm-hahÜ1 tiqra te'lsäli, walo-ßiqrUv'Sfi labfalim3.
19 ivahsiröpl 'gp-hmop hqb'altm mipptli, wdlö-jizzdchdrüw'dd5.
20 wdcharäiti lahgm bartp4 rim-xqjjäp hqssadf icdHm-'Öfhqssamdim, wdrpnes ha'ctama, ic9qߧp U3x%rfö umilxama ,esbor min-ha,äres.
(21) wdhiskqbtim labgtax, (21) wergstTch li fo'öläm5 b9se~deq udmispdt, udx§s§ä ubrqxmim, (22) werqstich li be'müna utdq'dp6 'ep-jqhic^.
23 wdhajävbqjjümvhqhü V»^7 'ejj-hqssamfiim, nahem jq'nu 'ep-ha'dres,
24 ivdha' dres tq' n^ , ep-hqddajdn iceP-hqttiros*, wshem ja' 'nu 'ep-jizra'fi.
25 uzrqHih li ba'äres, rcdrixdmti '§p-lo ruxa^nd, icamqrü tolö-fqmmt: »fqmmi-,qlttä!« xcdhü jümdr: V$lohäi! «"]
12 davor wasqmtim tejq'qr M 13 so Nowack: tqqtlr M
IP. 1 so Buhl etc. : wa'andpä M
IP. 1 danach n&,um-jqhw§ M 2 so, z. T. nach LXX, Duhm etc. : tiqrd'i 'm iodlö-piqrd,i-ll 'öd bq'li M 3 danach bismam M 4 danach bqjjöm hqhü M 5 danach wd* erqstlch li wiederholt M 6 so Marti: wdjadqH M 7 danach na'um-jqhivg ,ffn^ M: gestrichen von Marti 8 danach m-s' ep-hqjjishar M.
170 Eduard Siever.s:
| II". Vierter Ein seh üb (Metrum Sie bener).
Cap 3.
1 wqjjomyr jqhw% 'eldi1: »Icchv'ghäb 'isset 'oltgbgP* ref s, Jcahdafi* 'epi-bdnc jüra'el, irdhl-m 1 ponim 'el-'^lohim 'axerim6«.
2 wa'^crqhaJlU6, (3) ica,omär ,el%h: »jamim7 tc^hbi li:
(3) lövpizni wdlö fiilijt fo'tl, twgqm-'dm6 (lö-'abü}9 'eldich.
4 Tä\jjamim rabbim jesdbuJbne^Qisra'el, 'envmfßgch wa'fn här, icd'en zifiäx, ws'en mqsseba, wa'fn 'efod uprafim.
5 'qxär jasübü bdne jisrcfel , iibiqsu 'gp-jqhwf '§lohem, wepvdawtd mqlkäm, ufaxadü 'fi-jqhwQ wel-tubo ba'qxrip
ii'.'jj'Oiiim.«]
III. (Metrum Doppeldreier.)
Cap. 4.
ih „,enl-,^m^[j W9,fn-x§s§d, ws'en-dd'qß 'glohim ba'ärgs2,
5a kluchasaUa s hqjjom, (hqkkohen), wdchasäl gqm-nabt 'vmmdch *.'
6b kiu'qtta hqddä'qp mahnst, we/m'asech mikkdhen If,
tvqttiskäx töräp 'glohfeh, 'gskäx bari§ch gam-'a^nü
11°. 1 danach föd M 2 so meist die Kritiker nach LXX: 'ahubqp M 3 danach umna'afep M 4 k^ahtinp Jahwe 5 danach ic tcd'ohabe 'asise 'änaMm M (Dreier) 6 danach ein Sechser:
2b bqxmissäv asärukdsgf, ivaxömer sa'ortm, iralgpech fo'orim 7 danach rabbim M 8 -,ani M 9 so viele Neuere nach Aben Esra und Qimchi
III. 1 davor als Überschrift ein Doppelvierer (ia sim'uudbqr- jqhwe, | bdne jisra^el, || ki^rib hjqhw§ \ Hm-jöihMuha'ärfis) mit über- leitendem kl M 2 danach ein Einschub (Metrum 6 : 3 || 3 : 3 || 7 | 7 1|) :
2 'alo wdchqxes imrasöx wdganöb wma'6fparalsu,
imdamim bddanüm naga^u.
3 eql-ken tfbäl ha'dres, wd'wmlql kol-joseb bäh,
baxqjjqp hqssad$ uVof hqssamäim, wgdm-dagkjhqjjdm je'asefu.
4 'ocäo'is 'ql-jareb, u-d'ql-jöchqxu'is, im'qmmdch kimribf chohe'n. 3 wddhasqlta M 4 danach 5h lailä wddamipi Hmmeeha. (6ft) nidmu 'qmmi mibbalt hqdda'qp M
Alttestamentliche Miscellen 5.
171
7 8
10
(II)
12
13
16
i7
(18) 19
kzrubbäm hen^xdts'u-U, xqttaj) (qmmi jöchelu,
ica' dchdlü^icdlo jisbafit, räzatÜ(ny lismör xxz7,
(w9y*qmm& ba'esö jis'dl,
kaboddm bdqalon hemtrü5: un'gl-'äwonäm jisu-ndfes 6.
hiznu icrtu jjifro m: (11) w9Jäin8 wajärös jiqqqx-leb.
■umqqlö jqggld lö, JMux zmwnim hiJ/äh<u'}Q, wqjjiznu mittqxdp 'frohem.
rql-räse heharim pzqbxu, tvdr(d-hqgtafÖp jdqqtrü,
tqxäj) 'qllon walibrii, wi'ela, Jävtob süläh10.
kdfara11 sorera1- jisra'el, lnch§b§§13 x z bqmmerxdb:
xqhür 'äsqbbim 'efrdim, hqnnüx bd(iS)sod söbd'hn 14.
hqznt hiznu me'cixrdi15, 'aMbu16 qalon mig'önäm16,
särü merux naTfufim", wqjjeböm18 mimmizbaxößdm19."
6, 4
IV. (Metrum Doppeldreier.) Cap. 5 (6). „»läufse-lläch, '§frdim, <»wa 'fs^-lldch, jisra'el1?
W9xqsddch$m Jcq'nqn-böqgr, wdchqttql mqsktm Jwlech.
5 so Pes., Geiger etc.: 'amlr M 6 so Marti: nqfso M; danach Einschub (Doppeldreier + Dreier):
9 wdhaja cha'dm kqkkohen , vfaqddü 'alau ddrachau,
iimq'lalau 'astb lö. 7 U-'§]j-jqJiMi§ 'azdtiu lismor M 8 davor zanüp M 9 so Marti: hijfä M 10 danach längerer Einschub von ganz unsicherer Form: \y 'ql-Jc&n tiznpiä bdnöpecliem icdchqllüpechem tdna'qfnd.
14 lö-'gfqöä 'ql-bsnöpechem U pizn&ui un<ql-kqllöj>ech§m kl pana'qfnd.
kl-hem 'im-hqzzonöp jdfareßü, wd'im-hqqdesop jdzqbbe^xu, ,
icd'äm lö-jabin jilldbet.
15 'im-zon§ 'qua, jisra'el, 'ql-je'sdm jdhuda.
wql-tabö'ü hqggilgäl, wql-tq'lu befrJäm, wql-tisMWu: »xäi-jqhu^!« n davor kl M 12 danach sarqr M 13 davor "qua jir'em Jahwe M I4 v. I7/S _|_ i8a lautet in M hqnnqx-lö (18) s«r sp&'a/«; der Vorschlag Süd sobd'lm von Houtsma, hqnnäx bd- von Marti (brieflich) 15 me'axrüi \\ 'ahätiü] 'ahäbü hebü M 16 so Houtsma nach mig'onah LXX: viapnn^h M 17 sarqr rüx 'öjtah bichnaßlia M 18 wdjebosü M 19 so LXX, Wellh. etc.: mizzibxöftam M
IV. 1 so durchgängig seit Wellh.: jdhuda M
172 Eduard Sievers:
5, i1' ki-fäx* hPjifipn hmispa, nargsep porusa 'ql-tabor,
2 tosSäxaß hqssittim* he'miqu, wd'en* müsär hchulläm.
3a 'am jadäHl 'efräim, wdji&ra'el lö-nichxäd mimmptm 6 :
4b kl^rüx zanünim bdqirbäm , weloliem6 lö jadafü.
12 wq'nt cha'ds W efräim, uvcharaqäb hbep jiira'el1,
•3 ivqjjär 'efräim 'ep-xoljo, Wd jiira'el'1 x ± 'ep-mazoro.
wqjjelech 'gfräim 'el-'qssur, wdjiira'el 'el-mdlkt-räb*:
icdhü lövjüchäl lirpövlo9, walö-jä^hf-jmimmpinü10 mazor.
14 Mv'anoctn chqssäxql lefräim, W9chqkfw labejt jiira'el1:
' cwmv' äwföJ etröf iva'elech, (%09ye.Ha W9'fn mqssil." ll
V. (Metrum Siebener.)
Cap. 5. 6.
5, 5 „\vkiyana p'onr jiira'el bdfanau, «»' $ fr qim\jjikkafolvbq*wonäm 6 b9söndm iibibqaräm jehchu tetqqgß 'ep-jqhw(, ivalo jimsa'ti.
2 davor als Überschrift sim^ü-zöß hqkkohqmm icahqqsibü bep jiira'el. ubeß Jiqmmelech hq'zinü, kl lachem hqmmispat M (Metrum?) 3 so Umbkeit etc.: ic9sqxqtä seüm M 4 so Cheyne: icq'ni M 5 da- nach ein Doppelvierer: 3b kt^[rqtta] hizneßa, 'efräim, \ nitma jiira'el: \\ (4ft) löujittonü mq'hlem \ laMb 'gl-' frohem M. — V. 5—7. 11 s. in Nr. V, die Verse 8 — 10 in Nr. VI (3b gestrichen von Wellh. etc.) 6 wd'efi- jqhw§ M 7 u-lhüdü M 8 so Cheyne etc. (s. Marti 51): wqjjislqx 'el-melech jareb M 9 so Marti 51 : lachem M 10 so Wellh. bez. Marti: -ji%h§ mikkem M 11 danach ein Einschub (3:7):
15 'ele'ch 'asilba 'el-mdqömi,
r 'ocfw' äser-jf hmu ubiqsu fandi, bqsmr^lahem^jdsqxrünani,
sowie ein weiterer unechter Anhang in gemischtem Metrum (3 1 7 1 7 1 7 1 3:3) :
6, 1 hchu ivdnasuba 'el-jqhwg,
kivhü taräf wsjwpa'enu, jach wdjqxbasenu.
2 jdxqjjenu mijjomäim: bqjjom hqsllsi joqTmenü, W9nixj§ tefanau.
3 waneda'a niräafa ladd'qß '§J>-jqhw$, kdsäxqr nachon mösa'Ö,
u-djabo chqggßem länu, kamqlqös jör% 'ärgs.
Y. 1 davor w9Jiira'el M: allgemein beanstandet 2 danach kasql gqm-jdhüdä Hmmam M: gestrichen von V aleton etc.
Alttestamentliche Miscellen 5. 173
(7aj xalds(tiy meh§m, (ja)kl-ti:i ba^adü, uhanim* zaiim jalaßu'°: ii eoseq6 'gfräim, roses7 mispdt, wajüra'el haldch 'qxre-sdu8.
6,5 'ql-ken9 xasdbti (bdnemy bqnbl'im, härqpim bs'vmre-ft:10
6 kt-x§sgd xafdstl WdW-zabäx, wadq'qp 'jßöhim me'olop.
7 tcdhemmä fkd'aädm (abdrü berifi, säm bapdü bi:
8 giVäd qirjäß po'äfä 'äim; 'äqtibba middqm (harÜzpi).
9 ivdch(im'yxqkke^W1'1 x$b§r (liak^koliämm, J9rqss9xü-d§r§ch12
s§chma 13.- io bdbep-,elli ra'ijn sq'rürijja h'§fräim, säm16 nitma jisra'el."16
VI. (Metrum 5 : 4.) Cap. 5.
8 „tiq_ru söfdr bqggib'a, xasopra barama:
harVü babeß-'el1, jexrdd- binjamin!
9 'gfräim Issammä p~ihj§ bajom töchexa:
bdsibte jisra'el hudqHi nfmana!
10 haju iure jisra'el* k-dmassige^gdbul:
'älem '§spoch kqmmdhn rgbraJÄ!"
3 kt-bi] bdjqhwg M 4 ki-hanim M 5 danach 7b (qttü jöch?lem xodes ' ej> - xelqehem M 6 so LXX, (Dort etc.: (asüq M 7 so LXX, Oort etc.: nsüs M 8 kl hö'il halqch ' axare-sauM. — Cap. 6. 9 V. 1—3 s. in Nr. IV, Anrn. 1 1, Vers 4 zu Anfang von IV 10 danach umispatfjclia 'ör jese M: gestrichen von Marti ii uchxqkke Hs gddndim M 12 so Marti: d$rech jdrqssdxü- M 13 danach ki zimmä 'am M 14 so Wellh. etc.: b.jisra'el M 15 W gfräim, säm] sam zenüfi h^frqim M 16 danach anerkannter Einschub (Siebener):
1 1 gäm-jdhüdä safi^qasir lach bdmbf säbüß *qmmi
mit der Schlußvariante (vgl. Marti 58) kdrgft tejisra'el 7, 1 (die aus dem Siebener einen Sechser macht)
VI. 1 so Hitzig etc.: bej> 'aun M 2 so Marti: 'qxärfch M 3 so Marti etc.: jdhüda M
174 Eduard Sievers:
VII. (Metrum Fünfer.) Cap. 7.
ia „niglä1 'äwön 'gfrqim, wDra'dß2 somwon*,
2 uMl-jömdrü lilbabüm: ra'aßüm* zachärti. r((ttä ssbabüm mq'lslfm: ngggdupanäivhajü.
3 bsra^aßdm jims9xu5-m§l§ch, ubchqxsem sarim6:
5 (rnijyjüm mglcho"' hgxelü sarlm xqmqß\jjdins , liiskirii9 (m$l§chy los9stm, ki-qadäx10 Ubbdm11.
6 kgl-hqlldild jasen 'qppäm1': böqgr hüvbo*erls:
7 kulläm jexqmmü kqttqnnur, loachdlu1* sofdtem: kgl-mqlchem nafaJÜ, wd'en qober15."
Till. (Metrum Fünfer.)
Cap. 7. 8.
7> 8 „'gfräim x x ± ba'qmmfm: hü jißböldl:
'gfräim haja 'uga bdlt hafücha.
9 'aclwlü zartm koxü, wdhu lö^jadd* :
gqm-seba zoraqa 1 bo, wdltü lövjaää' 2.
VII. 1 davor kdrofl hjüra^el ws- M: gestrichen von Marti 2 so Marti nach LXX: wdra'öß M 3 danach ein eingeschobener Siebener:
ib kivfd'alüusdqgr, wagqnnäb jabö, pasät (ßdud bqxus 4 davor kgl- M 5 so Wellh. etc.: jdsqmmdxü- M 6 danach ein Einschub: 4 kullam imna'qfim kamö ßqxnür bo'era me'ofg. jisböj) me'ir millus bascq 'qd-xummßö M 7 mqlkenü M 8 mijjain M 9 masqch jadö '§])- M 10 so Marti: -qerdbü M, und danach chqttqnnür 11 da- nach ba'grbam M: gestrichen von Marti 12 so allgemein nach Pes. und Targ. : ,ofeh§m cnsx M 13 danach Äa'es Ighabd M 14 dauach 'gß- M 15 'en qore bahpn 'elai M
VIII. 1 so Marti u. a.: zardqü M 2 danach eine Einschub- strophe (Schema 7:3):
10 utfana p'on- jisrd'el bdfanau, ivdlö-sdfoü 'gl-jqhwf 'jfiohem, ivdlo biqsühü bdchgl-zoj)
(gestrichen von Marti).
Alttestamentliche Miscellen 5. 175
it wqihi 'gfrdim kdjöna foßa, 'en^leb:
<(' §l-me'l§chy misräim qara'Ü, 'qssur halacliu.
12 kq'sgr jelefiliü, '$frös 'älem risti:
ka'Öf hqssamäim 'aridem, x x _> x x ±.
(•3) 'qjqsrem3 kdse'mq' ra'aßäm*: (13) 'fit lahe'm:
naädftu5 mimmfynm: so<tvlah§m, kl-fäsd'iivbi/6
I4b jeltlü7 'ql-mizbdxöpäm*, laggcid9 jipgöctaflu10 :
15 pxqzqu ra'afiäm11, wd'eläi jdxdssatü-rä' .
16 jasübu lqbbärqV2, haju ksq§s§ß ramijja:
nafdlM13 bqxgreb sarem (vmalchern) mizzq'm(ämyii.
hsonätn bf la'agfi16 ba^res misräim: 8, 1 (dibbgry raläi xikkäm s$qgr bd'qssv/r "\
2 x x ± lö^jiz'aqü^eläi: Jö jddqHtm11 :
3 zanäx jisra'el tüb(ty 18; 'öjeb jirdzfem 19.
4b kqspäm uzhdbätn 'asü lahpn fäsqbbimi0:
5!l zibbdxa l/e'gel-1 somarön.: xarä^qppl^bdvi!^2
3 so Graetz etc.: 'qisirem M 4 so LXX (Völlers, ZATW. 3, 250): Iq'daßam M 5 davor kl- M 6 danach eine Einschubstrophe (Schema 6:3):
13" wanochi 'efdem, ivdhemmä dibbdru 'ahn kdzabhn, 14* walö-zä'aqiiv'eläi bdlibbäm.
7 kl jdjelllü M 8 -misksbößam M 9 'ql-dagan ivspirös M 10 so Houtsma etc. nach LXX: jißgöra^ru M; danach jasürü bl (15) ivq'nl jissqrtl M 11 xizzqqtl zdrö'ofiam M 12 so Marti etc.: lö (al M l3 jippzlü M 14 mizzq'qm M 15 hsönam. zö Iq'gam M 16 'el- xikkdcha sofar kqnngsp- und danach fql-beß jqhwg jq'qn 'abdrü bdrlßi u-y ql-törajjl p>asa'ü M 17 ll jiz'aqü 'jßohqi jddq'nücha jisra'el M 18 tob M 19 so Marti: jiirhfö. (iq)hem M; danach ein Doppeldreier:
4a himUchü ualo mimmpini, hestrü, ivdlo jada'tt.
20 danach fomq'qn jikkarep M 21 zanqx f^lech M 22 danach ein Einschub (Schema 3:7:3):
5b 'qd-majjüi lüyjüchdlü niqqajon.
6 kl^nujjisra'el^vlwoyiu: xaräs 'a&ähü, icdlo 'glohtm hü, klvsbabimvjihjfv' e'gel somaron
(5b und 6a gestrichen von Marti).
Phil.-hiet. Klasse 1905. Bd. LVII. ] 2
IT») Eduard Sievers:
7 Tä\j(Mmrria) rüx jiera'u, nvsufnfiä jiqsotrü: qamü 'en-läh*3 s&mdx, bdUvjd'sg-qqzmdx.
8a niblä' jiira'el xxz, (g^böded^vlöv'efräim:
8b liajü'-1'1 bqggöjim kicMt 'en-xefgs bu.
9a ki-Mmmä 'diu ,qssur, (9°) naßonu91 'ähabim:
10 gqm nittznu-* bqggöjim*9 mqlkdm w9saremS0.
n kt-hirbä '§frqim mizbdxoß, Iqxto haju-losl:
12 'echtöb-lö-urub töraßdi39, komü-zdr n$xsafiu.
13 zobaxhn 'aliabu (wqjyjizbaxu^, basar wqjjöche{lus*: 'qtta 'fzfcoV35 'äwondm, vw'gfqöd55 xqttöpäm!" s6
IX. (Metrum 7 : 3.) Cap. 9.
1 'ql-tisindx jürcfel, 'ql-tajel1 ka'qmmim, kiuzanißa metdl-,f>loli£clt'i
'ql-köl-ggriiüß dagdn.
2 (ki-yi&rgn icajeqgb lu jirse'm3, WdJwrM J9chdx§s bäm4,
X X ± X X _C X X _£ .
23 so Wellh. etc.: -lö M 24 danach 'ülqi jq*s$ zarim jibki'uhu M: gestrichen von Maiiti 25 davor p§r§ M (verderbt aus einem die vor- hergehende Lücke ausfüllenden Wort) 26 davor (qttä M 27 hijntu M 28 kl-jipnü M 29 danach caMä ' äqqbbdsem ivdjaxellü mafat mimmqssa M 30 m§l§ch sarlm M 31 danach mizbdxöß laxtö wiederholt M 32 so Wellh. etc.: ribbö töra/ri M 33 zidxe Itqbhabqi jizbaxü M (zur Bes- serung s. Marti 69) 34 danach jqhwg lü ramm M: gestrichen von Marti 35 so Marti: jizkor bez. icdjifqoä M 36 danach ein aner- kannt unechter Anhang (Schema 3 : 5 : 4 : 3 : 3?):
i3n Mmma misrqim jasiibu.
14 wqjjiskdx jisra'el 'gjj-'oseu, u-qjjibpi heclialöß,
irihudä liirba '«rim bdsurofi. wasülqxtl-'es bo'arau, W9' 'dchdläu 'drnmiopeh.
IX. 1 so Marti nach LXX: 'gl-gil M 2 danach 'dhqbta 'gjmanM 3 jir'em M 4 so nach LXX Dathe etc.: bah M
AlttestamentLiIChe Miscellen 5. 177
3 lö jehbü ba'eres jqhwg, ivdsäb 'gfraim misräim,
ub'asmr tarne jöcheJÜ.
4 lö-jissacliu hjqhwf jqin, walövjä'rachW'-lo zdtaxtm6:
kdl§xem ,ömm Iqxmäm'1.
G Jil-hinne jefochu ,qssur%(u')misräim: tdqqbsem möf (uyßqqbrem, fmqxmäct x x jl Idchqspäm.
(7) qimmos jirasem, xox bd'ohUm, (7) (ki-ybä,ü jwne hapqudda,
icdsillüm 9, wdjectq' 10 jisra'el.
()ä-y%wil hqnnabi, mdsuggä'v'lsvharüx 'ql-röb ' äwonä m u 8 sofi ctwls-«a5f (höhen). [wQxqttäßäm1*,
pqx jagpsu14 'qJ-kQl-dwachim15, Diastema babep 'jßohim10, 9a sixqjM11 Mme hqggib'a.18
X. (Metruni Doppelvierer.)
Cap. g.
10 „Iq'nabim bqmmidbär masäßi jisra'el,
J&bikkürä bip'ena1 ra'ijji 'aböjjäm*: hemma biVÜ (bep-ybä'ql-ps'or,
wqjjinna,Z9i'üs, tcqjjihju1 fk^ghbdm.
5 so Kuenen etc.: je'erbu- M 6 zibxehem M 7 so Kuenen etc. luhem M, und danach ein Einschub (Sechslieber?): 4C ftgl-'octolau jiUqmma'ü, kl-lqxmäm tenqßäm: 1övjabö\üy biß j alt u:^ 5 mä-ttqr'&Ü hjöm mö'eä , uljöm xqg-jqhw§?
(von kiulqxmäm an gestrichen von Marti) 8 so Wellh. etc.: hahch ntissod M 9 ba'ü jdme hqssiUum M 10 jeäd'ü M 1 1 so Marti: "äwondcha M 12 so Rüben etc.: wsrqbbä Diastema M 13 'efrqim Umr-'jßöhaiM 14 jagös M 15 dwachdu M 16 so Marti: 'jfldhäu M 17 he'miqu sixcßü M 18 danach ein eingeschobener Vierer:
9b jizkor 'awonäm, jifqpä xqttößäm
(gestrichen von Wellh. etc.).
X. 1 danach bdreslßah M: gestrichen von Marti 2 'qbdßechem M 3 danach Iqbboseß M 4 danach siqqüsim M
12*
w
178 Eduard Sievers:
ii 'gfraim ka'of jijföfef Tcsböfidm
milleää iiHiihlirtrn umeherajon0: 13 jisra,elli ra'ljji lasuä1 bsfiulojiäu6,
wd'§fräim tehösi lahoreg Imwfiäu9.
15 kgl-ra* ajxhn (ra,ifiiy bqggügdl:
sämlu hiit'lnm 'ql^nV mq'hlem: mibbcjji 'aiarsem, lövösif11 'qhdaßäm1*
16 hukla ' 'efräim \, sgrsam jähes!"13
XI. (Metrum Doppelvierer.) Cap. 10.
g§f§n böqeq(a hajäy jisra'e'l:
pdri x x _/ J9sdww§-UÖ : kdröh hfirjfi($) hirba mizbdxop 1,
Ijtob h'qrsü hetib2 mqssebop.
5 danach ein unechter Doppelvierer: 12 [ki] Hm-jd^äddolii^y ep-~\bdnem , wdsikkqltim me'addtn:
M-gqm-'üi lahpn bdsüvi mehgm
(i2b gestrichen von Marti) 6 'efrqii» Jcq's§r M 7 so Wellh. etc. nach LXX: fesör M 8 hpuld Zmaw§ M 9 'el-hore$ banäu M; da- nach ein unechter Doppelvierer:
14 ten-lahpn, jqhwf: mü-ttitten? ten-lah§m
r§x$m mqskil wssaCtdim sonwgim
(gestrichen von Marti) 10 davor ki- M n so wohl allgemein voca- lisiert: 'usef M 12 danach kgl-sarehem sörarim M 13 danach zwei unechte Siebener:
i6b p9ri bqlujq'sün, gqmJki jele^un, wdhemqtti mqxmqddf bitndm. 17 jim'asem ^lohim, MJlövsäma'ikjlS, wsjihjü noäoäim bqggöjim (darin bdli Kethib, und '§lohqi M: '§lohim LXX [und Marti])
XI. I so Marti: Iqmmizbdxöp M 2 so Wellh. etc.: hetlhü M
Alttestamentliciie Miscellen 5. 179
xaläq libbäm: 'qtta jfsa^nu:
je(arefs mizldxößchn , jjsuddckt * mqsseböpdm. 3 Mv'qtta jömwu: y> ' en^me'tych lärm6,
ivahqmmelec'i (Jcsq§s§f 'ql-pgnf mäimy«.6
5 h'gglu jag&r'' sdchqn som&ron,
ki-JQ'bäl8 'älau eqmmÖ uchmarau: jeltiü0 'ql-kdbödo, ki-galä mimmgnnli:
6 gqm-'ößd10 jübäl temaiki-rab11!
XII. (Metrum Doppeldreier -(- Dreier.) Cap. io.
7 büsä l ,%fräim jiqfqdx, wdjebos jisra'el me'sabbau 2,
niäma 3 (middamffi) somaron 4.
8 icamsnwäfLjbamoJ)6 jisra'el6, tva'amaru leharim: »kqssun!«
IV9 Iqgb a'öß: » n iflü r a len ! « 7
XIII. (Metrum Fünfer.)
Cap. io.
11 »^ffäim1 ' gglavinlummada , ,ohqbti lafiüs:
toq.'ni (J}$ybqrü <^ö/)>2 cql-tub sqwivüräh.
3 hü jqWofM. ^jdsoäeä M 5 danach ki lö jarenü 'gß-jähw§ M: gestrichen von Marti 6 die Ergänzung aus V. 7 (s. Nr. XII, Fußn. 4) heraufgeholt; für 3b in M der Einschub (Schema 3:6:3):
3b wshqmmglgch mä-jjqf 'sfi-llänu?
4 dqbber ddbarim, 'alöp sau, karöß bdrifi, ■\ufarqx karSs mispät [rql-tqlme saCtai] (V. 4 gestrichen von Marti; für dqbber LXX liest M dibbdru) 7 l^^löp befi 'aivpi jagüru M 8 so Wellii. etc. : -'abol M 9 'alau japlü M (jelilü Wellh. etc.) 10 danach fo'qssür M 11 Idmqlkl-räb] minxä hmclech jareb M
XII. 1 bgsnä M 2 so Wellh. etc.: me'äsapö M 3 niäm% M 4 danach mqlkah. koqesgf 'ql-pdne-maim M (s. Nr. 38 zu 10, 3b) 5 da- nach 'atceh xqttqp M: gestrichen von Wellh. etc. 6 danach qös ivddqrdqr jq'lg ' ' nl-mizbdxöpam M 7 Vers 9. 10 s. in XIII nach 10, i3b
XIII. 1 lüs'efrqim M 2 so ergänzt von Marti
180 Eduard Sievers:
'qrkib ,§fräim laxros, fo&ädd§ds-lÖ, (12) jq'qpb (i2a) lizrö' * lisdaqd, liqsör6 teß-x$s§d6.
I3a (wd'qtte'my xärqstgm r%M' , (quldßä qdsqrtem:
i3h ' aeliqltpn pdri-chaxdl , (9*) kirne" haggib'a!*
91' säm famdäÜ'J *aläi10 bdnf 'quid11:
13° bapxfi12 bdröb gibbörem15: (ioa) bäßi uq,jqsremu.!
iob wd,e,söf15 (gqm-y( algch 16 ' qmmim1'' ', (l$)w3qßm sa^on1*
T4h kpP^-mitsarfch jussqddü'i0 bajom milxama.
i5b bassä'ar91 nidmü mdm$ mqJkäch**, jisra'el: 15" 'em 'ql-banim rutta^a: kaldvasTiJbdch'**!"
XIY. (Metrum 5 : 3.) Cap. 11. 1 „Jciund'qr (hajdy jisra'el, wa'öhqbehu:
mimmisrdim1 qaräfti hbandu2.
3 wanochi tirgdlti Igfrdim, '§qqaxems 'ql-zwöH*,
u-9lö vjddd'ti <j ki u ndscijnm 5.
3 jqxrös jdhuda psqdded- M 4 zir'ü lachem M 5 qisrü M 6 danach i2b nirü lachem nlr icd'ef) lidrös 'ep-jqhivg cqd-jabö W9Jör§ sedeq lachem M (Form?): gestrichen von Marti 7 so Marti: mime M 8 danach xatäpa jisra'el M 9 'amafiü M; danach lö-p~qssi%em bqggib'a milxama: gestrichen von Rubens 10 so Rubens etc.: c«ü- M 1 1 so nach LXX allgemein: 'qlwü M 12 kl-batqxta bddqrkdcha M 13 gibbörgcha M 14 so nach Pes. Graetz etc.: bd'qwwafii wd'essQrem M 15 so Oort etc.: icdhissdfü M 16 ralehem M 17 danach ba'gsram liste 'enofiam ('önapam Q.) M: gestrichen von Marti 18 danach bd*qmm%cha M 19 Kdchol- M 20 so Wellh. etc.: jüssad M; danach kdsod sqlman beß 'arbel: gestrichen von Wkllh. etc. 21 so Wellh. etc. : bqssqxqr M 22 melech M 23 kachä easä lachem befi-'e! [mippdne ra'qjt ra'qßchem] M: das Eingeklammerte gestrichen von Marti
XIY. 1 umimmisrqim M 2 so Guthe etc. nach LXX: libni M. Danach eine unechte Strophe (Schema 7:3):
2 J&qgr'iJlahemy-iken hatechü mippanäi: hem Iqb'alim jdzqbxu, udldppdsilhn jdqqtrün
(darin qare^ü M für ksqgr,I LXX, Wellh. etc., und mippsnehem M für mippanäi hem LXX etc. 3 so nach LXX Ewald etc.: qaxam M 4 so LXX: -zdrö'opäu M 5 isfäpim M (vgl. Marti 86)
Alttestamentliche Miscellen 5. 181
4a -fbdxqble 'ad dm 'emsdchem bq'bur* 'qhbafii1:
4<" fo'dt 'öllchem ,eldi%.
5 wqjjäsob 'efrqim9 misräim, wd'qssur hü^mqlko:
me'änü las§b§p <' ätf) 10 .
7 wd'qmrrii niVü mimmgscM , ica'el-bd'ql jiqrau11,
jqxdslu brömcm (jsdmiy1*.
8 'ich 'gttmech 'efräim, 'ämqgnech jisra'el?
Jc3'qdmä13 'äslmech usboßmu!"
[XIV*. Fünfter Einschub (Metrum 5:3).
Cap. 11. 12.
11, 8C „nqhpqeh 'aläi IHM, nichmdru1 raxmdi*:
9a Zöw'^sf xarün 'qppi.s
9C klJü 'anochi Wdlö-'is, bdqirbäm4 qados,
wiflö 'abö (teydtfer5.
10 'qxqrf jähwf jefochu: T&'qrjt jis'ä%:
ki-hu jis'äg iV9J§xrddü.
(11) bantm mijjdm (11) jexndu, chosippor mimmisräim ,
uchjöna niedres 'qssur.6
6 bq'bopöp M 7 so LXX: 'qhbä M; danach 4b wa,ehj§ lah§m kimrime 'ol *ql texeliem 8 wd'qt ,eläu 'öchil M 9 lö jasüb 'el-'eres M
10 kl me'änu lasüd M; darauf eine unechte Strophe gleicher Form:
6 Wdxala, xerel) bd^arau, wdcMlldphJbqddau ,
icd' äclia^lüvviimmö* qsöpem
11 wa'qmml palWim limsütapl \ ivs'e.l-'ql jiqra'uJm M 12 jqxqd lo ($b für "'5) järömem M 13 davor 'ecÄ \ttencha wiederholt M 14 kisbo'lm M
XIVa. 1 davor jqxqd M 2 so Wellh. etc. : nixTimai M 3 da- nach der Dreier 9b lö^asutt hsqxep 'efräim M 4 bsqirbdelia M 5 so Steinee etc.: 5/<r M 6 danach der Vierer nc wdhösqbtim 'ql-battfm \ nd'üm-jqhw$ M
182 Eduard Sievers:
12, io wanocln jahiCQ 'ffiöhem1 me'frgs misrdim:
(öd 'öslbem bfghlem*.
ii wdäibbdrtl 'alem bqribl'im9, icaxazon1" hirbtjn,
ubjäd 7iqnbi,i)n ,adqmm^."\
XV. ('Metrum Doppeldreier.) Cap. 12.
i „sdbabün bdchdxqs '§frdim} uhmirma btft jtsra'el:
ndjq'qöb jd'qdder da' dp1, fivs'im-qsdösvm nfmdn.
2* 'gfräim roff(?) rfix, wdroäef qadim kgl-liqjjotn:3
2C b9ri])s 'im-'assür jichro,Jru, Wds§m§n hmisräim jubdl.4
3b uw'gfqöd5 ral-jqeqöd Jcidrachau, kzmq'laläu ''asib fojisra'el6: 4 bqbbgtgn 'aqdb 'gß-'axiu, ub'önff sara ,§]j-,§löhim.''
8 bdjado* mözmt mirma, Iq'qod9 ,aheb 'gfräim1",
9R wqjjomgr: »'«c7t 'asqrti, masafn 'cw li.'«u
\2 'äun 'asu bsgil'dd 12, bqggilgdl Iqssedim™ zibbe{xü:
gqmv(jüssqddti")wmizb3xöpdm, kdgqlltm 'qlutdlmdvsaädi!" 14
7 'g/oÄgcÄa M 8 'od 'ostbscha bg'hdhm -\- \kime mo'ed] M
9 icdd. ' ' ql-hqnndbVlm M io wd'anocht xazön M
XT. i ivihüdä eod rad 'im-el M 2 danach der Dreier 2b Jcazäb wasöd (1. wasäu) jqrb% M 3 so Wellh. etc.: udrzß M 4 danach der Dreier 3* wm8 fojqlnvg 'im-j&küda M: gestrichen von Marti 5 so Marti: wzlifqod M 6 jVmß Zö M; zur Besserung vgl. Marti 94 7 V. 5 — 7 s. unter XVft 8 davor fonq'qn M 9 so Wellh. etc.: Iq'soq M 10 '§frqim steht in M erst hinter dem folgenden wqjjomftr in V. 9a 11 danach eine interpolierte Zeile (Sechser):
9b kQl-jsp'qi Iö\jjims9fü-U 'awön 'äsgr-xet.
— V. 10— 11 s. in XIYa 12 'im-giVad 'aw§n 'qch-sau hajü M (bagil'ad Pes., Wellh. etc., desgl. casu Wellh. etc. 13 so Hitzig etc.: htcarlm'M 14 V. 13 — 14 s. unter XYa. An V. 12 schließt dann in M noch eine interpolierte Strophe des Schemas 3:3(3 an :
15 liich'ts ,ecfrdim tqmrürim , irsdamau 'alau jittos,
icdXfrpapo jasibwlo 'ndonau.
Alttestamentuche Miscellen o. 183
[XVa. Sechster Einschub (Metrum Siebener).
Cap. 12.
5 wqjjdsqr (jism'el 'im-y'el1 wqjjuchäl: bacha icqjjijjxänvpi-lö: (wqjjab§y beß-'el: (samy^jimsa' 'hmü , icdkim jdfiqbber 'immÖ*.
x3 ivqjjibräx ja'qöb hat 'qrdm, wqjja'bod jisra'el bd'issä, ub'issa samär x x j. x x ± xxzxxzxxz.
14 udnabi herla jahw§ 'efi-jisra'el mimmisrdim, iibnabi sjmaro3:
x x _c x x ' xxzxxz xxzxx_ixx_c.l
XYI. (Metrum 5:3.) Cap. 13.
1 „kddqbber (?) '§fräim dq'dß1, nissaiuhü^bjisra,el,
ivqjjfsqm bqbbq'dl wqjjamöch s.
2 wqjjösifü * IqxtÖ irqjjq'sü laliem mqssecha,
W9chaspdms kipmünäß6 'asqbbim.
mqfse xaraslm kulläm1, (wsyhem 'omwim:
»fO£arf8 'ad dm 'a^alim9«.
4" wanochi jqlav^ 'ißoltgch niedres misrdim,™
4C umösV 'äin bilti!"
XV. 1 'el-mqVach M 2 so allgemein nach Pes. etc. : HmmanuM; danach ein tertiärer Einschub (Schema 5 | 3 | 3 : 3 oder 5 | 3 : 3 | 3):
6 W9Jqhw§ 'fßohe liqsbad[), jqhwg 21'chrÖ.
7 xcd'qttd behhgch tasuÖ.
x$s§d umispät famör, icdqqwice 'el-'ffohgch tarntet.
3 nismar M
XVI. 1 so Oort: rdficj) M 2 so Marti: nasä M 3 uqjjamoß M
4 icd'qttä jösifii M 5 mihkqspam M 6 so Oort etc.: kipbunam M 7 Ä»//r* laliem M 8 ztibdxe M 9 danach jissaqün M, sodann ein Einschub (Schema 7:5?):
3 lachen jihjü kq'nän-boqer, wachqttql mqskJm holech, kdmös jaso'er miggören, uch'asdn me'rubba 10 danach der Dreier 41' welohtm zülajii lö^pedd* M
184 Eduard Sievers:
XVII. (Metrum Doppeldreier.) Cap. 13.
5 „'am jdäq'tich bqmmiäbär, bfrrrs htV nhÖJi < ' r,V ijiich):
6 kdmür'ißäwAjtvrijjisba^Ü, s<th/ü wqjjdrgm libbdm1.
7 tra'^Ty'g2 lähpn Idmö-Mxql, k&namer 'ql-d§r£ch f'asttr3:
8 'gfgasem Jcddüb sqkkul, ica'gqrä' Sdgör libbdm.
wq'chalüm k9fire-jqtdri, ''.'.i.i'.'P hqüsad§ tdbqq*cui :
9 (wq'ni) sixqtfich r\ jisra'el, k'i-mt6 (jaqurn) b»t§zräch?
10 'gÄf mqlkäch7 wzjösl'ech, (utfeföy chgl-sarfch uMJispdtuch8? (11) m$gch wasarim (11) ' §tt§n-läch9 ba'qppi wd'gqqdx bd'ebrajn!"
■ XVIII. (Metrum Fünfer.) Cap. 13. 14.
13, 12 sarür raicön ,§frdim, s»füna xqttdjw:
13 xäbaltm1 j ab öTi lo, <(w9^>7m«2 lö^xachäm: Jca'eß3 lö-jq'möct bqmmqsber4: banim xx_i.
14 bdjdd5 S9,öl 'efrdhn6: mimmdup 'pfalem? '§hi Ctdbarfch, mau])? ,§hi<uqöt§d'1 h^ol? nöxqm jissaper me'endi: (sanefii ,efrdim.y
15 kd,dxü benumäim* jqfri, tiba9 qadim,10 rol$ icdjöbis11 mdqöro, wajqxrib11 mq'jano, (km x x _i 'gfräim, x x ± jisra,els).
XVII. 1 danach 'äl-ken hchexüni M: gestricher von Marti 2 so Wellh. etc : ?ra'g/ü M. 3 lies mit LXX, Pes., Vulg., Rückert etc.: 'qssur, oder mit Meinhold nach Jer. 5,6 'gsqöd (Marti ioi)? 4 so zu lesen nach LXX (Marti ioi f.): wa'octolem sam ksldbl M 5 so Marti: sixeßcha M 6 so allgemein nach LXX: -bi M 7 danach 'efö (xisx) M
8 so Houtsma etc.: b9chgl-tar§cha wdsofdißcha 'asgr 'amqrta tmä-lli M
9 danach melech M: gestrichen von Marti
XVIII. 1 xeble jöJedä M 2 liü-ben M, W9- ergänzt von Marti 3 so Oort: kl-'ep M 4 bamisbqr M 5 mijjqd M 6 'gfdem M 7 qgtobcha M 8 £1 feit fte« '«am M 9 jaSö M 10 danach rüx jqhwQ mimmidbar M, die beiden ersten Worte gestrichen von Marti
ji so Marti nach LXX; iczjebös bez. Wdj§xrqt) M
Al/TTESTAM ENTLICHE MlSCELLEN 5. 185
14, 1 t§'säm somdrün ll12, marapa belohfh:
bqxgreb jippslü fohUh, taruttdsän harößfh,
(I3, r5a) jdbuqqq' 1S (13, iSd) 'ösdr, jissasf1* kol-kdli xemda!
[XYIIIa. Siebenter Einschub (Metrum Fünfer).
Cap. 14.
2 suba jisra'el 'qd^glohfch, kivchasdlt bq' 'wonach:
3 qdxü 'immachfjm ddbarhn, ivasübü 'el-jqhwf-
'imril2: „kgl-tism raicön, iod(niq)qäx3-t6b , unsqlUmSufdri4 safaßen, x x z xx_i.
4 ,qssur lövjosPenu, rql-sua lö^nirkäb, ■uwlÖ-nömqiW Öd »flohen« fomq'se jaden.<ib
5 »'£rpa'</m)>6, ,ohäbem nddaba, ki^säb 'appi1,
6 '§hj§ chqttdl ldjisra,el, jifrdx kqssösqnna.
(7) wdjäcli sgrasau ka'razim*, (7) jehchü jöndqößäu, wihi chqzzqijj hödo , ivdrex^lo kqlbanon.
8 jasübü, je&bu0 basilli10, fjsxqjju dagdn, jifrsxu11 chqggdfen, jiskaru12 kdjen fobanön.
9 'efrdim mä-UölsJÖd lafsqbbim? ,äni 'anißiu1*: 'qnt kibrüs rq'ndn, mimmgnni pirjo 15 / «]
[XVIIIb. Achter Einschub (Metrum Doppeldreier und Dreier).
Cap. 14.
10 mlvxachdm icajaben 'ell^, (umty nabon uajeda'em? jdsartm16 dqrcht jqhwg , icssqddiqim jefochu dam, ufosd'tm jikkdsdlüvbdm.]
12 kl M 13 b. jippofä, 'ofolehem jarutta^u, nwharijjöjxlu,
jdbuqqafü M 14 M jiss$ ,ösar M
XVIIIa. 1 danach jqhw$ M 2 danach 'eläu M 3 waniqxd Ookt etc. : wdqqx M 4 so LXX, Vulg., Duhm, Wellh. etc. : farlm M
5 danach 'as^r-bdeh jonixäm japom M (Dreier): gestrichen von Makti
6 'grpd nidsübapam M 7 danach mimmenrm M 8 kqlhbanön M 9 so nach LXX Dort etc.: johbe M 10 so Wellh. etc.: basillo M 11 davor ?ra- M 12 so Oort: zichrö M 13 so allgemein nach LXX: -lll M 14 so Marti: 'anifii M; danach jca'swpi«» M 15 so Marti; perjdcha M; danach nimm M 16 davor ki M
186 Eduard Sievers:
B. Allgemeine Vorfragen der Kritik.
1. In welch übelem Zustand der Text des Hosea auf uns gekommen ist, braucht hier nicht geschildert zu werden. Der Kritik ist, wie die Dinge einmal liegen, bei diesem Autor notwendig ein besonders breiter Spielraum zu eröffnen, wenn man nicht überhaupt auf sie verzichten will. Darum ist es aber für diese Kritik auch um so mehr geboten, daß sie sich von vornherein principiell darüber klar werde, in welcher Kichtung die Verderbnisse zu suchen sind, und welche Hilfsmittel sich für deren Beseitigung darbieten.
2. In ersterer Beziehung sehe ich nach den Erörterungen zumal von Marti als feststehend an, daß auch in unserem Falle ein alter israelitischer Text mit einem Gewebe spä- terer, vielfach speciell jüdischer Zutaten überdeckt ist, deren Tendenzen gutenteils offen zutage liegen. Bekannt ist ferner, daß der Wortlaut des alten Textes durch Einzelverderb- nisse oft bis zur Unverständlichkeit entstellt ist. Nach beiden Seiten hin hat die Kritik bereits einen großen Teil des Schuttes hinweggeräumt: aber doch bleibt auch heute noch eine Nachlese möglich, wenn man insbesondere zwei Gesichts- punkte fest im Auge behält.
3. Einmal bietet jetzt die systematische Controle der äußeren Form, also der Versmaße, ein Hilfsmittel von nicht zu unterschätzender Tragweite. Denn auch Hosea hat sich, wie weiter unten auszuführen sein wird (s. Nr. 13 ff.), stets vollkommen fester Metra bedient. Mithin ist jede Abweichung der Überlieferung von den sonst eingehaltenen Normen als Kriterium für den Eintritt von Störungen in Anspruch zu nehmen. Das gilt zunächst von den Inter- polationen. Zwar finden sich auch Stücke anerkannt secun- därer Mache, welche das Metrum des alten Textes fortsetzen, dem sie angeheftet sind (vgl. namentlich die Stücke XIVa und XVIIIa). Viel häufiger aber weichen die Einsätze von den metrischen Formen der sie umrahmenden echten Partien ab, und sie verraten sich schon dadurch als secundär, auch
Al/TTESTAMENTLICHE MlSCELEEN 5. 187
wo sie inhaltlich etwa zu ertragen wären. Daß daneben auch für die Einzelemendation verderbter Stellen des ursprüng- lichen Textes die metrische Form eine wichtige Handhabe abgibt, braucht kaum noch besonders betont zu werden.
4. Von nicht minderer Bedeutung ist aber die kritische Controle der inneren Form der Texte, wenn es erlaubt ist, unter diesem bequemen Namen alle Stilfragen höheren und niederen Ranges zusammenzufassen, insbesondere also Ge- dankenführung und Ausdrucksform. Über die letztere können erst weiter unten einige Specialbemerkungen vorge- bracht werden (s. Nr. 1 8 ff.) : ich beschränke mich daher an dieser Stelle auf ein paar Andeutungen über das bezüglich der Gedankenführung zu Beachtende.
5. In Beziehung auf die Präcision der Gedankenfolge lassen sehr viele Partien des überlieferten Textes recht viel zu wünschen übrig. Statt klarer Disposition und planmäßigen, geschlossenen Gedankengangs findet man nicht selten eine steuerlose Zickzackbewegung, ein fortwährendes unmotiviertes Abschweifen von dem angeschlagenen Thema, und ebenso oft ein nicht minder unvermitteltes Zurückgreifen auf den eben verlassenen Faden. Als Specialität vieler _ Stellen mag das unruhige Durcheinander von Schilderung und Drohung hervor- gehoben werden.
6. Diesen Gedankensprüngen gegenüber hat sich die Kritik bisher ziemlich zaghaft verhalten, sofern sie nicht (was aber hier außer Betracht fällt) zugleich sachliche Schwierig- keiten involvierten. Der Grund dafür mag mit daran liegen, daß man, vollauf beschäftigt mit der Ausschöpfung des ge- schichtlichen und religionsgeschichtlichen Inhalts der Schriften Hoseas wie andrer Propheten, der Frage nach der rein lite- rarischen Bedeutuno- und Wertung solcher Schriften noch nicht nahe genug getreten ist, um auch diese Seite auf Schritt und Tritt im Auge zu behalten. Mehr oder weniger unbewußt mag dabei vielleicht auch die Vorstellung mit- gewirkt haben, daß man es bei dem noSt, der in der Er- regung rede und gewissermaßen die Gedanken heraussprudele
188 Eduard Sievers:
-wie sie ihm gerade kommen, mit einem gelegentlichen Seiten- sprung nicht zu genau nehmen dürfe. Ich bezweifle aber, daß es berechtigt sein würde, eine solche Charakteristik wie die eben angedeutete, die wohl auf die Masse der professio- nellen vdlri'im passen würde, auf die wenigen Männer ernster Gedankenarbeit auszudehnen, deren Schriften auf uns ge- kommen sind, und deren Führer, Arnos, schon ebenso die Gleichsetzung mit jenem großen Haufen ablehnt, wie es Hosea mit seiner Polemik gegen sie tut (vgl. speciell III 4, 5. IX 9, 7 f.). Vor so niederer Einschätzung ihres literarischen Könnens muß sie meines Erachtens schon die oft große Feinheit der Formgebung in niederem Dingen schützen: denn wer im kleinen sich zu einer gewissen Höhe metrischer und stilistischer Feiluns; aufzuschwingen vermocht und damit seinen Sinn für literarische Form offenbart hat, dem wird man doch zutrauen dürfen, daß er auch in den höheren Stilfragen nicht rat- und hilflos gewesen sei.
7. Die Überzeugung, daß die vielfach herrschende Ge- dankenunordnung nur die Folge secundärer Störungen sei, wird weiterhin durch die Beobachtung bekräftigt, daß die Verletzungen der normalen Gedankenabfolge sehr oft mit Störungen der metrischen Form Hand in Hand gehen. Zur Illustration dieses Verhältnisses greife ich als beliebiges Beispiel hier Cap. 4 heraus (wegen aller Einzel- heiten der Auffassung etc. verweise ich auf die Erörterungen von Nr. 30).
a) Hier liefern V. 6'' — 8. 10 — 11 drei zweizeilige Doppel- dreierstrophen, die eine Rüge für die Priester enthalten, wie schon das mikkdhen der ersten Zeile klar erkennen läßt. Hierauf folgt in weiteren vier Strophen derselben Form (12 — 1315. 16 — 19) eine der ersten parallele Ansprache an das Volk, mit gleich ausführlicher Schilderung seiner Verfeh- lungen. Aber beide Schilderungen werden durch Seitensprünge durchbrochen.
b) In V. ioa muß das vrf ächvlEvwsU jübu'ü sich doch o-ewiß auf das xattaß 'qmmi jöche{lü von V. 8 zurückbeziehen,
Alttestamentliche Misceleen 5. 189
und das zeigt wieder, daß aucli V. iof. noch auf die Priester gehen: der Übergang auf das Volk erfolgt erst mit dem <fO9)r0mmf 'mein Volk <aber>' von V. 12. Der Zusammen- hang von 8 und 10 aber wird zerrissen durch den Einschub
9 icdhajä cha'äm hakköhen, ufaqdäü eaUu chrachuu,
umq'lalftu 'asib lö.
Dieser ist, abgesehen von der Zerreißung des Wortpaares jöchcß ■. wd'ächdlü, noch nach drei Seiten hin anstößig. Einmal mischt er Volk und Priester durcheinander"; zweitens schiebt er eine Drohung in die Schilderung ein, die an dieser Stelle um so übler wirkt, als am Schlüsse des Ganzen, d. h. da, wo man mit Recht eine solche Drohung erwarten könnte, offenbar nichts derartiges zu finden ist (darüber s. Nr. 30 zu 4, 19); drittens wechselt das Metrum, indem an Stelle der gepaarten Lano-zeilen ein tristichisches Svstem tritt. Erwähnt mag auch noch werden, daß die Strophe nach XV 12, 3b gemodelt ist. c) Die Verschuldungen des Volkes werden in V. 12— ig bildlich unter den Gesamtbegriff des 'Hinweghurens von Jahwe' gebracht. Was V. i2b im Bilde andeutet, führt V. i3ab ohne Umschreibung aus: die 'Hurerei' besteht in der Annahme der heidnischen Culte, speciell der heidnischen Opfer auf den Bergen und Höhen und unter den schattigen Bäumen. Von den an diese Opfer sich anschließenden Gelagen handeln dann V. 16. 17. i8a. Die letzte Strophe endlich, V. i8b. 19, faßt noch einmal abschließend das vorher Detaillierte in allgemeine bildliche Ausdrücke zusammen. Das angeklagte Volk erscheint dabei durchgehends in der dritten Person, wenn man von einigen längst anerkannten Verderbnissen absieht. Es wird auch als Ganzes gefaßt, vgl. 'ammi i2a, jisra'el 16, 'tfraim 17. Man darf also wohl behaupten, V. 12 — i3b. 16—19 seien durchaus einheitlich gestimmt, und auch gegen die Gedanken- folge dürfte nichts einzuwenden sein. Der gute Zusammen- hang der vier Strophen wird aber vollständig durch V. 13°— 1 5 unterbrochen. 'Sie haben allüberall heidnische Opfer dar- gebracht' war der Gedanke von V. i3ab: 'darum huren eure
1(.*0 Eduard Sievers:
Töchter und Frauen' ist die Folgerung, die 13'' aus diesem Vordersatz zieht. Diese Logik und diesen Sprung von dem bildlichen zum körperlichen fHuren' verstehe ein andrer, und verschlucken muß man beide Anstöße doch, wenn man die Zeile für echt halten will: denn anders übersetzen läßt sie sich meines Wissens ohne Gewaltsamkeit nicht (specieU ist es doch wohl unmöglich, das eal-ken mit V. 14 zusammen- zunehmen und den Rest von 1 3°' als eine Art von Bedingungs- oder Einräumungssatz zu fassen). Damit ist es aber noch nicht genug. Zugegeben die Zeile sei echt, d. h. die Frauen seien hier mit den Männern des Volkes in der Anklage co- ordiniert: dann sollten sie mit diesen auch gleiches Urteil erfahren, wenn ein solches an dieser Stelle überhaupt zu fällen war. Das geschieht aber wieder nicht. Vielmehr werden die Frauen in V. 14* (mit stilistisch recht übeler Wiederholung des Wortlautes von 13°) glattweg des eben erhobenen Vor- wurfs wieder entlastet. Und diese Entlastung wird in i4bc weiterhin motiviert durch eine neue Anklage gegen ein dem Wortlaut nach vollkommen undeutliches anderes Object, eine Menschengruppe (ki-hem etc. i4b), unter der man sich ge- wöhnlich cdas Volk selbst' oder genauer fdie Männer des Volkes' vorstellt, die aber wegen des Contrastes mit dem folgenden *äm lö-jaUn 14° schwerlich etwas anderes als die vorher in V. 6 — 11 abgetane Priesterschaft bedeuten kann. Es folgt dann der wohl allgemein als Einsatz anerkannte V. 15% bei dem ich nur noch den Übergang zu der Anrede mit fdu' hervorhebe. V. i5b schlägt wieder in fihr' zurück, enthält aber weder Schilderung noch Anklage, sondern ein Verbot der Opferfahrten nach Gilgal und Bethel und — was gar nicht in den sonstigen Tenor des Capitels paßt — des Schwörens beim Namen Jahwes. Mit V. 16 f. kommt dann der Text endlich wieder zu der seit V. 13 verlassenen Schil- derung der Opferscenen zurück, zugleich, wie schon bemerkt, grammatisch zu der dritten Person.
Daß dies Hin und Her auch rein von der stilistischen Seite aus betrachtet ein Unding ist, dürfte auf der Hand
Alttestamentliche Miscellen 5. 191
liegen. Dazu kommt mm wieder die Differenz der metrischen Form. V. i3c und i4a, die zunächst zusammenzunehmen wären, lassen sich, soviel ich sehe, überhaupt nicht auf ein einheitliches Metrum bringen, i4a überhaupt nicht metrisch lesen. Das nächste Zeilenpaar, i4bc, bringt ein tristichisches System, V. 15 setzt sich in seinen beiden inhaltlich ganz disparaten Teilen aus einem Fünfer und einem Siebener zu- sammen: alles steht also auch in scharfem Formcontrast zu den regelmäßigen Doppeldreierstrophen des Restes.
d) Noch schlimmer fast ist in der Überlieferung dem Eingang des Capitels mitgespielt. V. ia beginnt: 'Höret das Wort Jahwes, ihr Kinder Israels, denn einen Hader hat Jahwe mit den Bewohnern des Landes'. Lassen wir selbst das für den Eingang einer Jahwerede nicht gerade schöne doppelte Jahwe passieren, so bleibt stilistisch der Sprung von der 2. auf die 3. Person anstößig, weil er durch nichts motiviert ist und den Parallelismus der Form stört. — V. ib schiebt dann eine unpersönliche Begründung in negativer Form an: 'Denn es ist keine Treue und keine Liebe und keine Gotteserkenntnis im Lande'. Diese Fortsetzung ist an sich nicht zu beanstanden: sie könnte ganz paßlich die mit ia eröffnete Strophe abschließen. Dann beginnt aber wieder die Unordnung. V. 2a springt ins Positive um. Man hätte also doch wohl ein 'sondern' oder dgl. als Verbindungsglied zu erwarten (und zwar um so mehr, als mit dieser Zeile eine neue Strophe zu beginnen hätte), oder mindestens eine Fort- setzung durch Verba finita, die deutlich erkennen lassen, was gemeint sein soll. Statt dessen bietet die Zeile lediglich eine Liste von Infinitiven dar (denn auch für das schließende para^ü ist natürlich mit Marti ufarös zu lesen). Wie soll sich diese Abruptheit des Übergangs grammatisch und sti- listisch rechtfertigen lassen? — Gegen 20 als Fortsetzung von 2a ist dann von der Stilseite^aus wieder nichts zu erinnern. — Aber V. 3 bricht wieder aus, s. Marti 39. Martis Sach- gründen habe ich nur noch ein stilistisches Monitum anzu- fügen: Jcgl-joseb bäh bedeutet doch sonst 'die Mensehen' (vgl.
Phil.-hiat. Klaise 1905. Bd. LVII. 13
192 Eduard Sievers:
auch in ia noch jd&SguÄa'drgs), hier aber soll es auf einmal eine Zusammenfassung für 'alles Getier' sein! Auch die Variation von wfumlal 3a durch je'asefu 3b ist wohl stilistisch nicht einwandfrei. — Immerhin läuft bis hierher der Typus der beschreibenden Constatierung durch. Jetzt aber kommt in V. 4 plötzlich ein Verbot: 'Doch niemand soll hadern, und rügen nur niemand . . .' (der Rest ist unverständlich). Wen soll man nicht rügen, und was soll man ihm nicht vorwerfen? Man muß ja wohl annehmen, der Verfasser der Zeile habe sagen wollen: 'Keiner erhebe sich durch Vorwürfe über den andern, <denn alle sind gleich in ihrem bösen Tun)>': aber der Gedanke steht doch nicht deutlich da, und das ist auf alle Fälle wieder ein Stilmangel. — V. 5 ist in der über- lieferten Form ganz unverständlich, und 6a nur eine matte Wiederholung von ibi*. — Dazu halte man wieder den Form- befund der incriminierten Partien: ia ist ein Doppelvierer (ib ein Doppeldreier: zusammen = erste Strophe!); — V. 2 ein tristichisches System 6 : 3 (zweite Strophe); — V. 3 Doppeldreier -f- Siebener (dritte Strophe); — V. 4 ein iso- lierter Siebener; V. 5 nach der Überlieferung ein Doppelvierer, dem sich in V. 6a ein weiterer einfacher Vierer anschließt. Mit 6b setzen dann die regelmäßigen Doppeldreierstrophen ein. In summa: die Confusion könnte nicht ärger sein. Muß man nicht auch da notwendig zu der Annahme starker Inter- polationen greifen, und wird man das nicht um so eher tun, als sich aus dem überlieferten Wirrsal heraus V. ib -f 5a mit relativ geringer Nachhilfe zu einer Doppeldreierstrophe ver- binden lassen, die sich ungezwungen mit der nächsten Strophe V. 6bf. zusammenschließt? Man lese doch nur einmal zum Vergleich nacheinander erst den überlieferten Text, dann den oben unter III zusammengestellten Rest glatter Doppeldreier- strophen, und frage sich, ob in diesem formell ein- heitlichen Teile noch etwas von all den Anstößen vor- handen ist, die im MT. durch die eben besprochenen Ein- schubspartien von abweichender Form hervorgerufen werden.
Alttestamentliche Miscellen 5. 193
8. Ähnliche Erwägungen wie bei Cap. 4 drängen sich dem aufmerksamen Leser auch an vielen andern Stellen noch unabweisbar auf, und überall sind die vorhandenen Anstöße in ähnlicher Weise zu beseitigen wie hier. Das berechtigt, ja zwingt aber zu der Allgemeinforderung: Unklarheiten der Gedankenführung sind überall ebenso streng zu prüfen wie Abweichungen von der äußeren (d. h. hier metrischen) Form, und sind bei einem denkenden Autor (und in diese Kategorie müssen wir Hosea doch einordnen) um so weniger zu dulden, je sicherer es ist, daß dessen Werk an vielen Stellen der nachträglichen Verderbnis ausgesetzt ge- wesen ist.
9. Was hier über Verstöße gegen gesunde Gedanken- abfolge im großen bemerkt werden mußte, gilt mutatis mu- tandis natürlich auch von der Gedankenführung im ein- zelnen und kleinen: d. h. auch bei der Beurteilung bez. Emen- dation sicher echter, aber möglicherweise verderbter Stellen hat überall auch die literarisch-ästhetische Kritik ein gewichtiges Wort mitzusprechen.
10. Nach diesen Gesichtspunkten ist denn auch oben bei dem Versuch einer Textherstellung durchgehends verfahren worden: wenigstens habe ich mich bemüht, niemals Fünf gerade sein zu lassen, weil ich der Überzeugung bin, daß man sonst nicht weiter kommt. Eine ganz andere Frage ist es freilich, ob es bei aller Consequenz in der Einhaltung der kritischen Grundsätze und bei aller Vorsicht überhaupt mög- lich ist, aus dem Überlieferten das Echte noch mit einiger Wahrscheinlichkeit herauszuschälen, und noch eine andere Frage, bis zu welchem Grade es mir persönlich gelungen sein mag, der Wahrheit im einzelnen näher zu kommen. Über diese Fragen läßt sich von Seiten derer, die dem Texte selbst ernsthafte Bemühung zugewandt haben, mit Fug und Recht streiten: denn niemand sieht alles und niemand ist unfehlbar. Aber das eine bleibt für mich unerschütterlich bestehen: halbe Kritik ist auch hier schlimmer als gar keine, und ein ober- flächlich -becjuemes cdu gehst zu weit' ohne ernste sachliche
13*
194 Eduard See vers:
Begründung im einzelnen braucht niemand von der einmal betretenen Bahn consequenter Kritik abzuschrecken, und schreckt auch mich nicht. Es ist immer noch besser, einmal ein begangenes Versehen berichtigen zu müssen, als freiwillig im Banne schlechter Überlieferung stecken zu bleiben.
11. Aber freilich, die Durchführung einer solchen Kritik hat bei Hosea ihre besonderen Schwierigkeiten, namentlich was die Emendation verderbter Stellen des echten Textes anlangt. Hier kann man das Vorhandensein eines Fehlers sehr oft leichter erkennen, als ihn mit Evidenz beseitigen Denn die Verderbnisse sind zum Teil so sinnlos, daß man im ersten Augenblick nicht einmal weiß, in welcher Richtung man die Besserung suchen soll, namentlich wenn die über- lieferten unverständlichen Buchstabencomplexe mit gleicher Leichtigkeit verschiedene Deutungen im bessernden Sinne zu gestatten scheinen, und das ist oft genug der Fall. Für alle solche Stellen gibt es meiner Überzeugung nach auch wieder nur die eine kritische Directive, daß man Consequenz der Gedankenführung und Einheitlichkeit des literari- schen Colorits höher einschätzen muß als die Zahl der Buchstaben , die man aus dem überlieferten Text in den emendierten hinüberretten kann.
12. Auch diese Directive gilt allgemein, sie scheint aber bei Hosea noch ihre besondere Berechtigung zu haben, eben wegen der schon öfter berührten besonderen Sinnlosigkeit vieler verderbter Stellen. Es ist mir nämlich unerfindlich, wie bei einem deutlich lesbaren Texte selbst im Laufe einer langen Überlieferung diese Fülle specifischer Sinnwidrigkeiten hätte zustande kommen können. Ich sehe mich also zu der Vermutung gedrängt, das Stammexemplar des Hoseatextes, auf welches unsere ganze Überlieferung zurückgeht, sei stellen- weise halb unleserlich gewesen, sei es durch Abreiben der Schriftzüge, sei es durch Flecken oder andere Beschädigungen, und man habe nun unter Benutzung der noch lesbaren oder halb lesbaren Zeichen die Lücken ergänzt, und zwar ziemlich mechanisch, ohne viel Nachdenken und ohne große Sorgfalt.
Alttestamentliche Miscellen 5. 195
Es sei gestattet, auch diese Vermutung hier durch ein aus- geführtes Beispiel zu erläutern.
a) In 13, i lesen wir im MT.:
rren pms cwn
Das ist ein völlig unbegreiflicher Text, auch wenn man mit Hitzig, Reuss u. a. das äituh, Xeyo^iavov nr.n als Prädicat faßt (Marti S. 99). Ist das grammatisch und stilistisch über- haupt möglich? Ich bezweifle das stark: man vermißt, auch vom Syntaktischen abgesehen, zu sehr ein Object zu "Ü1D, das die Qualität dieses Redens bestimmt. Was soll der Ge- danke 'wenn Efraim den Mund auftat, <(war es) Schrecken'? Was soll er speciell im Zusammenhang mit der zweiten Vers- zeile, auch wenn man hier für SU): mit Oort u. a. X"1©: liest oder besser mit Marti 99 nissd vocalisiert?
b) V. ib fährt dann fort: 'Da verschuldete er sich durch Baal und starb'. Wenn aber Israel in V. ib tot ist, wie kann es in V. 2 'fortfahren zu sündigen'? Das hat offenbar z. B. auch Marti gefühlt, wenn er ivqjjctmöp durch 'und starb ab' umschreibt, d. h. den Dichter sagen läßt: 'da verfiel es einem allmählichen Sterbeproceß'. Ich bezweifle aber wieder, daß die darin angenommene übertragene Be- deutung dem üblichen hebräischen Sprachgebrauch gemäß wäre. Die Concordanz zählt z. B. für wqjjamöjt, wqttamöß, wqjjamufiü (um beim Imperfectum mit T consecutivum stehen zu bleiben) über 140 Belege auf, und überall heißt es glatt 'und er starb' usw. Ein wenig abweichend, aber doch in anderem Sinne, ist höchstens ivqjjämgp libbo bdqirbo, lodhü hajd U'ddpi 1 Sam. 25, 37. Ja selbst das Part, meß hat meines Wissens die übertragene Bedeutung nirgends. Ich muß danach bis auf weiteres das ma"1! für ebenso verderbt halten, wie das nrn und xir: von ia.
Die Emendation scheint hier übrigens sehr nahe zu liegen. Nimmt man Martis Vocalisation nissd auf, so lautet der Text vorläufig: 'So lange Efraim ... redete, ragte er empor
196 Eduard Sirvers:
in Israel. Da verschuldete er sich durch Baal und . . .'. Was kann man dazu als Ergänzung anderes erwarten als 'sank'? Das wäre aber hebräisch l'a"*"! wqjjamöch, und dies liegt wiederum dem überlieferten h'Q'n so nahe, daß man kaum daran vorübergehen kann. War der letzte Buchstabe er- loschen oder undeutlich, so konnte ein unaufmerksamer Leser leicht falsch zu hö'n auffrischen.
c) WTas aber steckt in nm? Gewiß nicht 'Schrecken', denn damit gewinnt man nicht den erforderlichen Gegensatz zu 'da verschuldete es sich durch Baal' etc. Dieser Gegen- satz verlangt vielmehr etwas wie 'so lange Efraim es noch mit mir hielt, ragte er empor'. Nun übersetzt LXX (s. Marti 99) so als hätte sie statt nm vielmehr hl oder B^hl gelesen. Das paßt aber auch nicht, weder sachlich noch sprachgeschichtlich, denn hl ist ein junges persisches Lehn- wort das nur im Estherbuch auftritt und daher dem Hosea nicht aufgebürdet werden darf. Um so zuversichtlicher wird man annehmen dürfen, daß die Vorlage von LXX wirklich diese anstößige Zeichengruppe hl bot, und daß diese mit dem nftl von M unter Annahme einer Verstümmelung auf beiden Seiten auf eine gemeinsame Grundform zurückzuführen ist. Nach der Buchstabenzahl von M liegt es ferner nahe zu vermuten, daß diese Grundform auch drei Buchstaben gehabt habe, d. h. daß sich die Lesarten von M und LXX schließlich in einem h\fp oder h\\\\\\! der letzten Vorlage ver- einigen. Aus diesem Schriftbild aber springt einem dann man möchte sagen fast unwillkürlich das schon von Oort vorgeschlagene h3H dä'qp als ursprüngliche Lesung entgegen, d. h. ein Ausdruck für einen Begriff, auf den Hosea auch 4, 1. 6. 6, 6 das größte Gewicht legt.
d) Der Gedanke 'so lange Efraim dd'ap hatte' ist gewiß an dieser Stelle durchaus passend. Aber fraglich ist aller- dings (vgl. Nowack 80), ob dieser Sinn durch kdäabber Efraim da'äß ausgedrückt werden konnte: es wäre eine recht auffällige Breviloquenz. Ich halte es danach weiter für nicht ganz unwahrscheinlich, daß auch das 1S1D erst durch falsche
Alttestamentliche Miscellen 5. 197
Auffrischung bez. Auffüllung eines lückenhaft gewordenen Schriftbildes entstanden ist, z. B. (n)n\\\\\\\\\\\\D = nnnxn WaKba$ (wobei das eingeklammert fi einen nur halbverloschenen Buch- staben andeuten mag).
e) Der ursprüngliche Text hätte hiernach vermutungs- weise gelautet:
binnen sin vmi wn ansa nansD \*\m bma ö»wi
Ich denke, man wird zugeben müssen, daß die Ver- stümmelung eines so klaren Wortlautes zu dem in M Ge- botenen wirklich nur unter der Voraussetzung denkbar ist, daß der Text einmal partienweise schlecht oder gar nicht lesbar war. Und ähnliche Beispiele finden sich im Hoseatext in nur zu reichlicher Fülle.
f) Hierzu ist allerdings noch eine Anmerkung über eine Frage zu machen, der ich jetzt nicht weiter nachgehen kann. Zweifelsohne haben die Fehler der bezeichneten Art schon ein recht hohes Alter, ja, aus dem Umstand, daß sie in inter- polierten Stellen relativ seltener aufzutreten scheinen, ließe sich vielleicht gar schließen, daß sie bereits vor der Aufnahme der gedachten Interpolationen im Text gestanden hätten. Nach der herrschenden Auffassung würde das nun wohl bedeuten, daß die falschen Auffrischungen und Auffüllungen zu einer Zeit vorgenommen worden wären, wo der Hoseatext noch in althebräischer Schrift vorlag. Auf der andern Seite scheinen mir aber die zahlreichen Buchstabenverwechselungen in der Hauptsache nur dann verständlich, wenn man von den Buchstabenformen der Quadratschrift oder wenigstens denen eines bereits sehr ähnlich gewordenen aramäischen Alphabets ausgeht. Vielleicht bedarf also die Frage nach dem Alter der hebräischen Buchschrift (im Gegensatz zu der Schrift der Inschriften und Münzen) doch noch einer abermaligen Revision.
198 Eduard Sievers:
C. Zur Formtechnik.
13. Alle die 18 Stücke der Sammlung, die mit Sicherheit für Hosea in Anspruch genommen werden dürfen, weisen vollkommen feste Formen auf. Wechselmetra im eigent- lichen Sinne des Wortes (d. h. nach Ausschluß der üblichen und in sich wieder festen tristichischen Systeme) finden sich nur in interpolierten Stellen, s. i, 7. 2, yc — 9. 4, 2 — 4. 13° — 15. 6, 1—3. 8, 13'— 14. 9, 4C— 5. 12, 6—7. 13, 3. 14, 10 und vgl. den isolierten Doppeldreier (statt eines Sechsers) in dem Ein- schub Ia 2, 2a.
14-. a) Von den 18 Stücken sind ferner 17 glatt stro- phisch. Das einzige unstrophische Stück ist II, das sich des tristichischen Systems 7 : 3 bedient. Von den Einschüben sind außerdem Ia und IIa unstrophisch, auch das kurze XVIIP wird kaum als beabsichtigte Strophe aufzufassen sein.
b) Unter den Strophenformen begegnen Dreiz eiler nur 2 mal bei den Fünferstücken VII und XVIII. Am stärksten (iomal) sind Zweizeiler aus gepaarten Langzeilen ver- treten: beim Siebenermaß in I und V, beim Doppeldreier in III, IV, XV, XVII, beim Doppelvierer in X, XI x), beim Fünfer in VIII, XIII; daneben erscheinen 5 mal tristichische Systeme: 7 : 3 in IX, 3 : 3 I 3 > XII, 5 : 4 in VI, 5 : 3 in XIV. XVI.
c) Schon diese Übersicht läßt erkennen, daß Hosea einen großen Reichtum von Formen entwickelt hat. Berücksichtigt man alle die oben berührten Differenzpunkte, so ergeben sich 10 verschiedene 'Metra' für die 18 Stücke des echten Textes. Läßt man den Gegensatz von strophisch und unstrophisch, sowie den von Zwei- und Dreizeilern bei sonst gleicher Versart außer Acht, so bleiben auch dann noch 8 verschiedene Formen übrig.
1) Im Text mußten die Langzeilen dieses Maßes ans Raumgründen gebrochen werden. Um aber die richtige Gliederung auch für das Auge anzudeuten, sind dabei die zweiten Hälften der Langzeilen gegen die correspondierenden ersten Hälften jedesmal eingerückt.
Alttestamentliche Miscellen 5. 199
15. Recht charakteristisch ist ferner die Vertretung der einzelnen Versarten:
a) Von den sonst gangbaren Versarten fehlt im echten Text vollständig der Sechser: er tritt nur in dem Einschub Ia auf (und zwar wechselnd mit dem Doppeldreier), und sonst gelegentlich in interpolierten Kleinstücken: i,7b(?). 3,2*. 4, 2a. 7, 13°. 11, 2a(?). 12, 9b.
b) der Doppelvierer, der sonst im ganzen ziemlich selten ist, begegnet zweimal, in X und XI, außerdem in dem Einschub IIa und in Einzelinterpolationen 9, 12. 14.
c) Der anderwärts so sehr beliebte Siebener tritt bei Hosea ziemlich stark zurück. Er erscheint für sich allein nur zweimal, in I und V, tristichisch mit dem Dreier ge- bunden ebenfalls zweimal, in II und IX (dazu kommen dann noch die doch wohl sicher unechten Einschubstücke IP. IIC XVa).
d) Der Doppeldreier herrscht in III, IV, XV, XVII, tristichisch mit dem einfachen Dreier verbunden in XII.
e) Ganz besonderer Beliebtheit erfreut sich der Fünfer, der in 7 Stücken auftritt: 4 mal für sich allein, in VII. VIII. XIII. XVIII [dazu der Einschub XVIIP], mit dem Vierer gebunden in VI, mit dem Dreier gebunden in XIV und XVI [sowie in dem Einschub XIVa]. Diese letztere Combination (5 : 3) habe ich als ausgeprägtes Metrum bisher nur bei Hosea gefunden.
16. Vorzüglich durchgebildet sind bei Hosea die sprach- melodischen Verhältnisse. Insbesondere hat er es ver- standen, durch charakteristische Contrast Wirkungen seinen Versen Leben und Kraft zu verleihen, zumal durch planmäßige Abstufungen des Tonniveaus der einzelnen Verse oder Vers- glieder.
a) Die allgemeine Tonlage der echten Stücke ist, unbeschadet der hernach zu erörternden Abstufungen, mäßig tief. Ziemlich große Niveauabstände trennen dagegen diese echten Partien von den Einschüben Ia, IIa— IIC, XIVa, XVa,
200 Eduard Sikvers:
XVIIIab sowie meist auch von den kleineren Interpolationen: das Unechte liegt fast überall höher als das Echte.1)
b) Zusammengehörige Zeilen, innerhalb ein und der- selben Strophe werden stets durch Niveauabstufung contras- tiert. In den zweizeiligen Strophen (einschließlich der rtristi- chischen.') steht die erste Zeile (der rhythmisch - melodische Vordersatz) meist etwas höher als die zweite (der Nachsatz), seltener umgekehrt (vgl. z. B. VI). Bei den Dreizeilern nähert sich durch doppelte Abstufung die Schlußzeile jedesmal wieder mehr dem Niveau der ersten.
c) Auch die beiden Hälften der Langzeilen (Doppel- vierer, Siebener, Doppeldreier, Fünfer) zeigen einen ähnlichen leisen Niveaucontrast, und zwar gern so, daß sich dieser mit dem unter b) erwähnten Zeilencontrast kreuzt. Mit anderen Worten, auf ein im ganzen höher liegendes, aber in sich ab- steigendes - | || folgt gern ein als Ganzes tiefer
liegendes, aber in sich aufsteigendes | || .
17. Über das Verhältnis von Vers- und Sinnes- gliederung ist etwa Folgendes zu bemerken:
a) In den Doppeldreierstücken III, IV, XV, XVII herrscht aus begreiflichen Gründen (vgl. Berichte 1905, 45 Nr. 2 und unten Nr. 2 1 , a) der alte straffe Parallelismus der beiden Gliederungsfactoren so gut wie uneingeschränkt. Von ins- gesamt 46 Langzeilen dieser Art haben 45 vor der Cäsur einen Sinnesabschluß, der sich schon äußerlich durch das regelmäßige Auftreten von Interpunctionszeichen markiert. Nur in der einigermaßen pointierten Schlußzeile des letzten Stückes, 13, ioh mfäcli wsäarim 'gttgn-läch Wqppi icd'eqqdx W^lraJA
1) Alle Tonhöhenangaben beziehen sich hier auf den Standpunkt des norddeutschen Intonationssystems (vgl. Berichte 1904, i54ff.). Es ist wohl überflüssig, weiterhin in jedem einzelnen Fall noch besonders darauf hinzuweisen, daß für die Angehörigen des hochdeutschen Systems jedesmal die betreffende Umlegung der Angaben vorzunehmen ist. — Übrigens sind auch hier alle Untersuchungen über das Sprachmelodische erst angestellt nach dem Abschluß der Textconstitution, gewissermaßen als Probe auf die Richtigkeit des textkritischen Exempels (vgl. Be- richte 1904, 156 Fußn.).
Alttestamentliche Miscellen 5. 201
greift einmal ein zur ersten Hälfte des Gesamtsatzes ge- höriges Wort (Wqppi) über die Cäsur hinaus, um in der zweiten mit bd'ebrajn contrastiert zu werden. Die ganze Strophe ist mir aber ein wenig verdächtig (vgl. Nr. 44 zu 13, io); und so ist es möglich daß auch diese eine Ausnahme von der Hauptregel für den echten Hoseatext noch in Weg- fall zu bringen ist.
Natürlich fehlt auch ein eigentliches Enjambement von Langzeile zu Langzeile.
b) In den einzelnen Tetrapodien der Doppelvierer
(X. XI) ist die rhythmische Zeit aller Füße lautend ausgefüllt,
ein rhythmischer Anlaß zu längerem Pausieren nach dem
ersten Vierer der einzelnen Perioden nicht gegeben. Man
wird es also unbedenklich finden dürfen, wenn in einem der
12 Doppelvierer, X 9, 1 1
'§fräim ka'Öf jffiöfef kaböääm milleda umibbtien wmeherajon
der Satz ohne schärferen Einschnitt, zumal also ohne Inter- punction, durch die Langzeile durchläuft. Aber auch dieser Ausnahmefall kann nicht einmal als schwer bezeichnet werden, denn stilistisch bildet der zweite Vierer, der gewissermaßen einen abhängigen Satz vertritt, doch eine Art von erläuternder Epexegese zu dem ersten, und er hebt sich auch syntaktisch von diesem durch seine rein nominale Form genügend ab, um einen Ruhepunkt am Schlüsse des ersten zu gestatten. — Ahnlich liegen die Dinge auch bei dem erst durch Emendation hergestellten Vers 10, 3b (vgl. Nr. 38 zur Stelle).
Die Binnencäsur der Einzelvierer ist natürlich an sich schwächer als die Periodencäsur der Langzeile. Trotzdem ist sie auch bei Hosea überall sprachlich gut markiert, in 8 von den 27 Vierern (einschließlich der 3 Beispiele von VI) sogar durch eine Interpunctionstelle (5, 8b. 9, iod. 15°. 16. 10, 2ab. 3a. 5C). Zweifelhaft ist höchstens die verderbte Zeile 10, 3b (s. Nr. 38 zur Stelle).
c) Der Schluß der Fünfer (in VI— VIII. XIII f. XVI. XVIII) wird bei einer Gesamtzahl von 76 Belegen in der
202 Eduard Sievers:
Überlieferung einmal durch einen glatt fortlaufenden Satz überschritten, in XVI 13, 2. Hier ist sicher zu ernendieren, und die Besserung liegt nahe (s. Nr. 43 zur Stelle).
Auch die Binnencäsur ist meist gut ausgeprägt, über 60 mal sogar durch eine Interpunctionsstelle markiert. Da- neben finden sich aber auch bei Hosea einige Belege für die schon M. St. I, 1 1 1 f. im Anschluß an Budde erörterte Cä- surverd eckung1), die den Fünfer scheinbar aus 2 : 3 statt aus 3 : 2 bestehen läßt, vgl. ha'S^f jele^chü, ><§frS& \ '(dem risti 7, i2a und ähnlich 7, 15. i6a. 13, 2a. 14, ic f., auch der tech- nisch ganz isoliert dastehende Vers nad 3dumimm'pinu:sodUahlm,\ M-fdsd'üJbi 7, i3b mag hier mit erwähnt werden, insofern auch er innerhalb des Dreierstücks einen starken sprachlichen Einschnitt hat. Ohne solchen Einschnitt zeigen eine leichte Cäsurverdeckung etwa noch hgxelü 1 sarim 7, 5* lcdjönü \ fößa, 'en-Ub 7, iia, allenfalls auch noch Jcichli \ 'en-xefö bö 8, 8b.
d) Wesentlich anders gestaltet sich das Bild beim Siebener, zumal wenn wir die relativ geringe Zahl der Belege, 37, mit in Betracht ziehen.
a) Gesondert zu betrachten ist das Erzähler stück I. Dies zeigt unter 5 Verspaaren nicht weniger als 3 mal ein Hinüberziehen des Satzes aus der ersten in die zweite Lang- zeile: qqx-läch ''es^p Zdnünim, || wdjalde zdnünim 1, 2, waüahqr \\ wqttelgd-lövben 1 3, qpra sdmäh: \\ lö ruxapna 1,6. Daneben ist die Hauptcäsur nach dem Viererstück 5 mal überdeckt, in 1 , 2bc. 3a. 4ab. Außerdem ist noch zu beachten die Zu- sammensetzung des Viererstücks lö ruxamd, \ ki^louöslf^'Öd \ . . . 1, 6b und des Dreierstückes bäß-dibltiim, wattahär 1, 3a, wqttelgä ben, (9) wqjjömär 1 , 8 mit der Interpunction innerhalb eines in sich sonst geschlossenen Versgliedes (dazu vgl. aus den früher citierten Beispielen 1, 2C. 3b, und den leichten Fall wqjjdmgr: qdra hmäh 1, 6a.
ß) Das strophische Siebenerstück V (= 5, 5 ff., ebenfalls 5 Verspaare) zeigt dagegen kein Langzeilenenjambe-
1) Weiteres dazu s. unten Nr. 25.
AlVTTESTAMENTLICHE MlSCELLEN 5. 203
nient (regelmäßig starke Interpunction am Schlüsse des ersten Langverses), auch nur i mal eine Verdeckung der Hauptcäsur: htqqqes \ ^p-jqluv^, wdlo jimsafu 5, 6a; aber leichte Verdeckung der Binnencäsur des Vierers in 5, 5a und 6, 8 (stärker wäre sie bei 5,6bf.; wenn der Text da sicher stünde). Spaltungen innerhalb der Dreier- und Viererstücke kommen nur je 1 mal vor: 'gjj-jqhicg, wdlo jimsa'u 5, 6a (s. oben) und in dem eben erwähnten zweifelhaften xaläs meh\m | (7) jahw§, ki-ba<;atdu 5,6bf.
y) Von den beiden 7/3 -Stücken II und IX hat das erstere, un strophische, zweimal eine Verdeckung der Haupt- cäsur: laqqxti dagani | ba'itto , icdßlrösivbmö' qdo 2, I Ia und ud'oßi | sache{xa! ng'üm-jqhw^ 2, 15° (wenn hier so zu lesen ist, s. Nr. 29 zur Stelle), das zweite, strophische, nur einen leichten Fall des glatten Satzübergangs von der Langzeile zum Kurzvers: ki^zanipa me'dWfoh^ch \\ eql-k$l-ggrnöß dagdn 9, 1.
18. Diese Verhältnisse, namentlich beim Siebener, sind deswegen interessant, weil sie zeigen, daß Hosea über ganz verschiedene Arten der Technik zu verfügen versteht. Der Wechsel der Technik aber ist durchaus stilgemäß, insofern sich die Kreuzung von Vers- und Sinnesgliederung um so mehr steigert, je mehr sich ein Stück dem Typus der freien Erzählung nähert, d. h. je mehr Inhalt und Stil ein ausgleichendes und verdeckendes Legato des Vortrags fordern.
19. Streng ausgebildet ist dieser Legatotypus indessen doch nur in dem einen Stück I, er ist also bei Hosea wohl nicht sehr beliebt gewesen. Dieser pflegt vielmehr, auch unabhängig von der Frage nach dem Verhältnis von Vers- und Sinnesgliederung in dem oben behandelten Sinne, mit sichtlicher Vorliebe eine besondere Stilgattung, die ich den Staccatostil nennen möchte. Ich verstehe darunter einen Stil, der darauf ausgeht, die einzelnen Gedankencomplexe in eine Reihe selbständiger kleinster Stückchen zu zerschlagen, und diese un verbunden aneinander zu reihen. Diese Eigen- tümlichkeit ist ja auch bei Hosea längst beobachtet. Ich
204 Eduard Sievers:
entnehmt! ans Nowack, Der Prophet Hosea, Berlin 1880, S. XIX den Hinweis auf die vortreffliche Charakteristik von Hoseas Stil, die in dieser Beziehung Ewald, Propheten des alten Bundes I, 178 gegeben hat: fEs ist dem zu schmerzlich bewegten, zu schweres ahnenden Herzen unmöglich in ruhigen langen Sätzen die Gedanken zu entwickeln, die Worte fest und stark zusammenzuhalten: der Gedanke ist wie zu voll, der Satz zu eilend und abgerissen, die Rede oft wie in Schluchzen sich auflösend'. Nur gilt eben diese Charakte- ristik nicht allgemein, denn Hosea weiß, wie bemerkt, auch den Legatostil zu handhaben, und gut zu handhaben. Die Wahl des Stiltypus hängt, wie man leicht sieht, mit der Eigenart des Gegenstandes und dem Charakter des zur Dar- stellung gewählten Metrums zusammen. Das läßt sich auch zahlenmäßig veranschaulichen, indem man berechnet, wie oft eine metrische Schnittstelle durch irgendwelche sprachliche Bindung gemildert, oder aber durch eine zugleich sprachliche Fuge in ihrer Wirkung verstärkt wird. Dabei hat man einerseits auf die Verknüpfung der beiden durch die Cäsur getrennten Hälften der Langverse zu achten (Schema a -f- b), andrerseits auf die je zweier aufeinander folgender Verse (Schema 1 -J- 2: auch wo es sich etwa um das Verhältnis der zweiten und dritten Zeile dreizeiliger Strophen handelt). Außerdem ist wenigstens für a -f- b in Anschlag zu bringen, ob die Bindung durch glattes Fortlaufen des Sinnes bez. Satzes zustande gebracht wird (dahin sind auch die Cäsurver- deckungen und Enjambements zu rechnen), oder aber mit Hilfe eines syntaktischen bez. stilistischen Bindewortes wie wd-, •1; kl, ,äs$r, gqm, sam u. dgl. Das gibt dann für die führenden Versarten, den Siebener, Doppeldreier, Fünfer und Vierer einschließlich der zugehörigen tristichischen Systeme etwa folgendes Bild1):
1) Auf absolute Gültigkeit können die gegebenen Zahlen keinen Anspruch erheben, da ja manches erst durch Emerjdation gewonnen ist, bei der Textconstitution hie und da etwas zweifelhaft bleiben muß
AeTTESTAMENTLICHE MlSCELEEN 5.
205
a + b: |
1 + 2: |
|||||
gelmnde |
n durch |
unge- |
ge- |
unge- |
||
Bindewort |
Sinn |
bunden |
bunden |
bunden |
||
Siebener: |
||||||
I (7) |
4 |
6 |
■ — |
51) |
— |
|
II (7 = 3*) |
5 |
3 |
1 |
8 |
— |
|
V(7) |
6 |
I |
3 |
1 |
4 |
|
IX (7 : 3) |
5 |
I |
2 |
3 |
4 |
|
Summa: |
20 |
II |
6 |
17 |
8 |
|
Doppeldreier: |
||||||
III (3 : |
3) |
IO |
■ — ■ |
6 |
3 |
5 |
IV (3 |
3) |
IO |
|
2 |
5 |
1 |
XII (3 : |
3 |3) |
2 |
|
— |
1 |
1 |
XV (3 |
3) |
5 |
- — |
5 |
3 |
2 |
XVII (3 |
3) |
2 |
I |
4 |
1? |
3 |
Summa: |
29 |
I |
17 |
11 — 12 |
12 |
|
Fünfer: |
||||||
VI (5 : 4) |
I |
2 |
— |
— |
3 |
|
VII (5) |
5 |
I |
0 |
1 |
6 |
|
VIII (5) |
4 |
12 |
I I |
3 |
12 |
|
XIII (5) |
2 |
4 |
6 |
1 |
5 |
|
XIV (5 |
13 |
3 |
1 |
2 |
1 — 2 |
5~4 |
XVI (5 |
3 |
3 |
— |
3 |
— |
|
XVIII (5 |
= 3) |
2 |
1 |
6 |
— |
7 |
Summa: |
18 |
24 |
30 |
9 — 10 |
38-37 |
|
Vierer: |
||||||
X(4) XI (4) |
3 |
1 |
2 |
— |
3 |
|
3 |
— |
3 |
1 |
2 |
||
Su |
mma: |
6 |
1 |
5 |
1 |
5 |
und die Subsumierung auch sonst manchmal Schwierigkeiten macht. Zur Veranschaulichung aber dürften sie hinreichend genau sein.
Die arabischen Ziffern in (— ) hinter den römischen Stücknummern geben die einzelnen metrischen Combinationen an. Ein Stern neben der Zahl bedeutet, daß das Stück unstrophisch ist.
1) Eingerechnet icqjjömär: \\ qarct etc. 1, 8.
206 Eduard Sievers:
20. Diese Tabelle läßt folgende allgemeine Verhältnisse erkennen:
a) Die Neigung zur Bindung von a -f- b ist am stärksten ausgeprägt beim Siebener (ca. 84°/0), dann folgen der Doppeldreier (ca. 64%), der Fünfer (ca. (60%), endlich der Doppelvierer (ca. 58°/0: doch sind hier die Zahlen an sich klein und bieten daher weniger Gewähr für die Richtigkeit aus ihnen abzuleitender Schlüsse).
b) Die Neigung zur Bindung von 1 + 2 ist überall geringer, sie bewegt sich aber in derselben absteigenden Richtung: beim Siebener ca. 68°/0, beim Doppeldreier ca. 5O°/0, beim Fünfer ca. 20%, beim Doppelvierer ca. i6,6°/0.
c) Sehr charakteristisch ist ferner bei a -f- b die Ver- schiedenheit der Neigung zur Bindung durch Bindewort einer- seits, durch den Sinn andrerseits. Die erstere Art absorbiert beim Siebener ca. 64,5 °/0 aller Bindungsfälle, beim Doppel- dreier ca. 96%; beim Fünfer aber mir ca. 43%? heim Doppel- vierer dagegen wieder ca. 86°/0.
21. a) Unter diesen Erscheinungen ist die entschiedene Abneigung gegen bloße Sinnesbindung von a -j- b beim Doppeldreier (vgl. auch oben Nr. 17, a) am augenfälligsten, aber auch am leichtesten verständlich. Entwicklungsgeschicht- lich ist ja der Dreier sicherlich als brachykatalektische Tetra- podie zu fassen. Das bedeutet praktisch, daß zwischen die beiden Dreier der Langzeile ursprünglich eine rhythmische Pause von Fußlange gehört. Nach dieser Pause kann man nun zwar einen neuen Satz leicht und gut durch ein Binde- wort anreihen, aber man kann nicht gut einen in sich ge- schlossenen Satz über die Pause hinwegziehen. Man wird also aus der Art der Bindungsverhältnisse schließen dürfen, daß beim Vortag von Doppeldreiergedichten auch in histo- rischer Zeit die Pause noch respectiert wurde. Für den Vor- trag erzählender sechshebiger Gedichte wäre allerdings die Pause störend gewesen: aber da ist sie ja auch tatsächlich in Wegfall gekommen, wie die Umbildung des (nun nur noch hexapodischen) Doppeldreiers zum Sechser zeigt.
Alttestamentliche Miscellex 5. 207
b) Beim Siebener fehlt die rhythmische Pause nach dem Viererstück, da dies eine vollständige Tetrapodie dar- stellt. Es ist also auch ganz unauffällig, wenn beim Siebener Hoseas der Sinn 1 1 mal, d. h. in ca. 30% aller Belege, einfach über die Hauptcäsur hinwegläuft. Andrerseits bietet das Viererstück an sich Raum genug für die Entfaltung auch formell abgeschlossener Sätze oder Satzglieder, d. h. es kann auf die Cäsur auch sehr wohl ein neuer Satz folgen, einerlei, ob er mit oder ohne Bindewort angeschlossen wird. Wenn nun hiervon der erste Fall in ca. 54% der Verse eintritt, bez. bei Einrechnung der Sinnesbindung in ca. 84% der Siebener a -(- b gebunden werden und nur in i6°/0 un- gebunden erscheinen, so hängt das sichtlich mit der Aus- bildung des Siebeners zum typischen Sprechvers, speciell zum Erzählervers zusammen, der in erster Linie der Wieder- gabe der oratio continua dient, und eben daher auch das Enjambement von 1 zu 2 begünstigt. Zu lang für die Satz- bildung aber kann der Siebener schon deswegen nicht leicht werden, weil sich nach demselben Princip der oratio continua einzelne Teilstücke (z. B. die ersten zwei Füße) daraus auch sprachlich bequem absondern lassen (vgl. etwa einen Vers wie ivajqldt zdnünim , || Jn-zanÜ piznf \ ha'ärgs me'qxrf Jahwe l, 2°)-
c) Beim Doppelvierer andrerseits treibt die gleich- mäßige Länge seiner beiden relativ umfänglichen Hälften unwillkürlich wieder mehr zu stilistischer Parallelgliederung. Darum tritt bei ihm die Sinnesbindung von a -\- b so stark zurück (vgl. Nr. 17, b): das Normale ist, daß mit dem zweiten Vierer wieder ein neuer Satz beginnt, von dem es dann an sich ziemlich gleichgültig ist, ob er durch ein Bindewort eingeleitet wird oder nicht. Langzeilenbindung von 1 -}- 2 ist dagegen wieder durchaus unbeliebt: gewiß weil nach sprachlicher Ausfüllung von 8 Füßen sich ganz natürlich das Bedürfnis nach einem contrastierenden Neuen geltend machte.
d) Etwas befremdlich scheinen die Dinge auf den ersten Blick beim Fünfer zu liegen, denn zweifellos sind es gerade
Phil.-bigt. Klasse 1905. Bd EMI. 14
208 Eduard Sievers:
die Fünferstücke (einschließlich derer mit dem Schema 5 : 4 und 5:3), welche bei uns in erster Linie den Eindruck des Staccatostils hervorrufen. Und doch haben sie einen immer noch recht großen Procentsatz von Bindungen von a -|- b (ca. 6o°/0), und eine noch auffälligere Zahl von Cäsurver- deckungen (Nr. 17, c), und damit scheint sich wieder nicht recht vertragen zu wollen, daß der Procentsatz der Bindungen von 1 -J- 2 hier auf ca. 20 heruntergegangen ist (das Ver- hältnis der Bindung von a -f- b zu der von 1 -j- 2 ist also hier wie 60 : 20, beim Siebener dagegen wie 84 : 68, beim Doppeldreier auch noch wie 64 : 50), und daß Sinnesbindungen bis auf einen mindestens unsicheren Fall (s. Nr. 17, c) an dieser Stelle überhaupt fehlen (wie beim Doppeldreier, oben a). Woher der scheinbare Widerspruch zwischen den Zahlenverhältnissen und dem Eindruck, den man beim Lesen erhält? Zur Beantwortung dieser Frage scheint sich folgender Weg von selbst darzubieten.
22. a) Rein formell betrachtet stellt der Fünfer mit dem Schema 3 : 2 eine brachykatalektische Periode dar, bei der eine rhythmische Pause von Fußlänge den nicht ausgefüllten letzten Fuß ersetzen muß, so lange der ursprüngliche Cha- rakter des Verses nicht etwa durch Umbildung zum reinen Sprechvers gestört wird (wie das bei dem analog brachy- katalektisch gebildeten Siebener tatsächlich eingetreten ist). Die Existenz dieser Pause genügt natürlich schon, wie beim Doppeldreier (Nr. 21), so auch hier den Mangel einer Sinnes- bindung von 1 -f- 2 zu erklären, und auch die relative Selten- heit der Bindung durch Bindewort begreiflich zu machen.
b) Bei den Schemata 5 : 4 (VI) und 5 : 3 (XIV. XVI) steht mit der Fünferperiode, die nach dem Gesagten min- destens den Zeitwert einer Hexapodie repräsentiert, ein Kurzvers mit nur 4 oder gar nur 3 ausgefüllten Füßen im Verband. Die Symmetrie verlangt aber für den Kurzvers dasselbe Zeitmaß wie für die vorhergehende Periode. Das bedeutet, daß im Vortrag der Schluß einer jeden einzelnen Strophe durch eine um so längere (ev. also 3 taktige) Pause
Alttestamentliche Miscellen 5. 209
von dem Anfang der nächstfolgenden Strophe getrennt ge- halten werden muß. Diese zeitliche Isolation der Strophen ist so stark , daß sie einen intimeren Gedankenanschluß von Strophe zu Strophe geradezu verbietet. Hier ist ganz hand- greiflich ein Element der Abgerissenheit schon rein formell gegeben, und dies wirkt um so stärker, als die Strophen so geringen Umfang haben, und außerdem in sich wieder durch die obligatorische Pause am Schluß des Fünfers gespalten werden: zwei getrennte, kurze Stücke comprimierten Inhalts, dahinter eine längere, wir dürfen mit Rücksicht auf den In- halt wohl sagen Stimmungspause: das ist die typische Signa- tur dieser Strophen.
c) Nicht ganz so stark ist natürlich die zeitliche Zer- reißung des Textes bei den reinen Fünferstücken (5 : 5 oder 5:5:5). Hat man aber einmal gelernt, die Wirkung der Pausen bei 5 : 4 und 5 : 3 gebührend zu empfinden, so wird man ihre isolierende Wirkung auch bei 5 : 5 etc. un- schwer herausfinden.
d) Die Pausen bilden demnach offenbar die Grundlage des Staccatocharakters, den wir zwangsweise empfinden. Verstärkt wird ihre Wirkung aber auch noch durch ein anderes Element, die Knappheit der in der Strophe ver- einigten Sätze oder Satzglieder. Namentlich fallen die nur zwei hebigen Sätze am Schluß des Fünfers im Falle der Nichtbindung von a -j- b oder der bloßen Bindung durch Bindewort stark ins Ohr (also sprachlich selbständige Schluß- stücke wie hü jißböläl, wdTm löujadä* , 'qsmr lialachu, '§i lahgm, ki-fdh'wJßi etc. 7, 8 ff.), und bei 5 : 3 auch der Contrast des dreihebigen Schlußsatzes mit der folgenden gleichlangen Pause
e) Wie aber alle Übertreibung unschön wirkt, so würde es auch hier dem Gesamteindruck nur schädlich sein, wollte man die eben erwähnte sprachliche Zerfällung ebenso zum Prineip erheben, wie etwa die notwendige Unterbrechung des Contextes durch die rhythmisch geforderten Pausen. Damit würde alles auseinander fallen. Es muß also zur Abwechs- lung des öfteren ein bindendes Gegenmittel angewandt
14*
210 Eduard Sievers:
werden, und dazu dient offenbar die hier besonders häufige Sinne sbindung von a -f- b (sie übertrifft mit ihren ca. 33,3°/o nocn die ca- 3°% ^er Sinnesbindung im Siebener, und natürlich erst recht die noch dazu zweifelhaften ca. 2°/0 im Doppeldreier). Auch hier ergibt sich also eine gute Wirkung erst durch die kunstvolle Verschlingung bindender und trennender Momente.
f) Die bisher erwähnten isolierenden Momente waren sozusagen durch die Natur des Metrums und der Satzbildung gegeben. Zu ihnen kommt dann noch ein sichtlich mit Ab- sicht, also willkürlich ausgebildetes stilistisches Element, d. h. die ausgesprochene Vorliebe für asyndetische An- einanderreihung der Sätze in Fällen, wo andere Stil- gattungen reichlicher von Bindemitteln Gebrauch machen. Man vergleiche in dieser Beziehung z. B. nur das Doppel- dreierstück IV mit seinen fast schematisch (oder vielleicht ganz schematisch, s. Nr. 31, b) durchgeführten im- zwischen a und b, und häufiger Bindung auch zwischen 1 und 2 mit einem Stück wie VIII, wo a -j- b vorwiegend entweder Sinnesbindung oder Asyndeton aufweisen, und nur selten Bindung durch Bindewort, und auch 1 und 2 fast überall ganz unverbunden nebeneinander stehen.
23. Für die Fünfertexte darf danach, namentlich nach dem eben Bemerkten, der Staccatocharakter als bewußtes Kunstprincip in Anspruch genommen werden, und da dieser Charakter (wenigstens bei Hosea) bei keinem andern Metrum auch in nur annähernd gleicher Stärke wiederkehrt, so werden wir weiter fragen müssen, warum er gerade beim Fünfer so cultiviert worden ist. Die Antwort auf diese Frage liegt nahe genug. Der Fünfer ist das typische Metrum des Klageliedes, und die Klage des innerlich tief Er- griffenen ergießt sich eben nicht sowohl in lang dahin- rauschenden Perioden, als in kurzen, unverbundenen, oft direct auch durch Pausen unterbrochenen Einzelsätzen und -sätzchen. Dem Charakter der Qina ist tatsächlich alles vollkommen angemessen, was oben zur Charakteristik der Fünfertexte
Alttestamentliche Miscellen 5. 211
Hoseas beigebracht werden konnte. Von der Qina wird daher auch Hosea seine Technik entlehnt haben, und auch inhalt- lich stehen ja gerade diese Fünferstücke dem Typus des Klageliedes im weiteren Sinne nicht zu fern: enthalten sie doch in der Hauptsache Klagen Jahwes über den Fall seines Volkes. Es kann denn auch nicht verwundern, wenn die gerade in diesen 'Liedern' mit Virtuosität geübte Technik auch in andern Gedichten weniger liedmäßigen Charakters und andrer metrischer Form gelegentlich mehr oder weniger zum Durchbruch kommt.
24. Die Liedmäßigkeit der Fünferstücke macht sich dem Leser übrigens auch dadurch bemerkbar, daß er, wenn er sich nur einigermaßen in deren Sinn und Stimmung ein- gefühlt hat, unwillkürlich zu einer ganz prägnanten Vor- tragsart greift. Da das Stimmungsmäßige gegenüber dem Räsonnierenden durchaus die Oberhand hat, wird er unwill- kürlich eine sich mehr dem Charakter der Singstimme an- nähernde Stimmqualität wählen (man lese z. B. des Contrastes halber etwa das erzählende I und ein beliebiges Fünferstück hinter einander!). Man kommt auch nicht mit dem gewöhn- lichen Redetempo aus, sondern muß mit länger gezogenen Tönen arbeiten, wenigstens bei den Dreierstücken der Fünfer und den Vierern und Dreiern von 5 : 4 und 5:3. Man wird da namentlich die Hebungen gern etwas aushalten, und die einzelnen Füße in Gedanken nicht gruppenweise zusammen- fassen, also sie auch nicht in flüssigem Legato vortragen, vielmehr sie wieder staccatomäßig mehr voneinander trennen, als ob einem die einzelnen Worte nur mit Überwindung eines inneren Widerstandes sich zu entringen vermöchten. Am stärksten macht sich die Neigung zur aushaltenden Überdehnung bei der dritten Hebung des Fünfers, der un- mittelbar vor der Cäsur, bemerklieh. Nun aber kommt ein plötzlicher Umschlag: das schließende Zweierstück wird, und wieder ganz unwillkürlich, in weit schnellerem Tempo und mit deutlichem Legato gesprochen, und mit sehr viel leb- hafterer Tonbewegung als das vorhergehende Dreierstück.
212 Eduard Sievers:
Gewöhnlich wird die erste Senkung tief genommen, dann folgt mit der ersten Hebung ein starker Sprung in die Höhe, dann mit der folgenden (zweiten) Senkung wieder ein ebensolcher Sprung in die Tiefe, endlich mit der letzten Hebung wieder ein kleinerer Tonschritt aufwärts (seltener findet sich die umgekehrte Toncurve, doch mit ganz ähn- licher Wirkung). Es ist als hörte man da den Ausbruch einer bis dahin verhaltenen Leidenschaft, eben jenes ?Schluch- zen', das schon Ewald (s. oben S. 204) oft aus Hoseas Rede herausklingen hörte. Nach der Fußpause, die dem Ausbruch folgt, setzt dann der getragenere Ton des Ein- gangsstückes wieder ein. Bei 5 : 4 und 5 : 3 beherrscht er die ganze zweite Zeile, bei den glatten Fünferstücken wieder- holt sich dagegen das Spiel von Aufstauung und Ausbruch in regelmäßigem Wechsel.
25. Von hier aus fällt dann auch wohl noch rückwärts einiges Licht auf die Cäsurverdeckungen im Fünfer der Qina (oben Nr. 1 7, c), bez. auf die damit zusammenhängende Zerschneidung rhythmisch einheitlicher Reihen durch syntak- tische Einschnitte, wie etwa in dem Verse
jasutil labbffql, \ haju | loqߣJ) rjmijja
7, i6a. Derartige Kreuzungen von Vers- und Sinnesgliederung sind nämlich in zwei einander entgegengesetzten Fällen nicht nur unanstößig, sondern oft geradezu von guter Wirkung Einmal in der flüssigen Erzählung, bei der die rhythmische Gliederung überhaupt nicht zu schroff hervortreten darf, und bei der jene Einschnitte auch in der Prosa meist nicht durch Pausen u. dgl., sondern höchstens durch die Melodieführung markiert werden. Sodann aber gerade bei getragenem Stil, wofern die einzelnen Wörter des Verses mehr oder weniger durch psychische Brüche (vgl. Verfasser, Phonetik5 § 635) gegeneinander isoliert sind, oder mit andern Worten, wenn die syntaktischen Bindungen der Wörter durch die besondere Art des Vortrags mehr oder weniger gelockert erscheinen: dann wirkt auch der syntaktische Einschnitt nicht eben
Alttestamentliche Miscellen 5. 213
stärker als der einfache psychische Bruch, und ehen darum ruft er keine störende Discontinuität hervor. So begreift man es, daß jene Kreuzungen einmal in dem flott fort- schreitenden Siebener (bez. auch dem Sechser, vgl. vorläufig Berichte 1904, 159 f.), andrerseits in dem zwar getragenen, aber zugleich staccatoartigen Fünfer so gern typisch auftreten, während der strenge Doppeldreier sich ihrer fast principiell enthält.
C. Zur Anordnung der Sammlung.
26. Von einer streng sachlichen Disposition der ein- zelnen Stücke kann bei Hosea nicht die Rede sein, abgesehen etwa von dem bekannten Contrast von Cap. 1 — 3 einer- und Cap. 4 — 14 andrerseits. Aber auch von der Formseite aus läßt sich nicht allzu Bestimmtes über die Anordnung sagen. Weder sind die einzelnen Metra in der Überlieferung von- einander getrennt (wie das z. B. in der Stammhandschrift des Deuterosacharja der Fall gewesen war, s. Berichte 1905, 66 ff. und wie das sich auch für die Stammhandschrift bez. die Stammhandschriften des Arnos wahrscheinlich machen läßt), noch ist ein anderes formales Anordnungsprincip glatt durch- geführt. Immerhin scheinen jedoch auch hier die Verhält- nisse der Zeilenzahlen der einzelnen Stücke wieder eine gewisse Rolle gespielt zu haben. Sieht man nämlich von der Verschiedenheit des Metrums ab und berechnet nur die Zeilenzahlen, so ordnen sich die 18 echten (nach Zerlegung von Cap. 5—6 in die drei ursprünglich getrennten Nummern IV — VI) Stücke in folgende drei Reihen:
I. |
IL |
III. |
IV. |
V. |
VI. |
|
10 |
17 |
16 |
12 |
10 |
6 |
|
VII. |
VIII. |
IX. |
X. |
XL |
XII. |
|
9 |
30 |
16 |
6 |
6 |
4 |
|
XIII. |
XIV. |
XV. |
XVI. |
XVII. |
1 XVIII. |
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12 |
10 |
8 |
8 |
12 |
214 Eduard Sievers:
Dies läßt vielleicht darauf schließen, daß einmal drei getrennte Kleinsammlungen (Rolleu) von je 5 Gedichten existierten, die unbekümmert um die Verschiedenheit des Me- trums nach dem Princip der absteigenden Zeilenzahl (vgl. Berichte 1905, 68 ff.) angeordnet waren. Zu diesen 15 Ge- dichten wären dann, sei es bei der zusammenschiebenden Ge- samtredaction, sei es noch zur Zeit des Bestandes der Einzelrollen, drei weitere Gedichte nachgetragen: eines zu Eingang der ersten, eines am Schluß der dritten Rolle; das dritte könnte seiner Stellung nach entweder der ersten Rolle angehängt oder aber der zweiten vorgeschoben gewesen sein. Der erste Nachtrag bestünde in dem erzählenden Stück I, die beiden andern, VII und XVIII, wären die beiden einzigen Stücke, welche dreizeilige Strophen aufweisen. Der Umstand, daß das Metrum nicht mit berücksichtigt wurde, ließe sich vielleicht aus der großen Anzahl der vorkommenden Metra erklären.
Selbstverständlich handelt es sich bei dem hier Vor- getragenen um nicht mehr als um eine naheliegende Mög- lichkeit. Immerhin dürfte auch noch zu beachten sein, daß die unechten Einsätze in 'Rolle I', nämlich IIabc mit 3:10:8 Zeilen die absteigende Folge von II : III mit 17:16 Zeilen durchbrechen, ebenso die Interpolationen XVIIIab mit 14:3 sich weder an XVII mit 8, noch an XVIII mit 12 Zeilen anschließen. Nur XIVa würde mit seinen 12 Zeilen zwischen den 12 und 10 Zeilen von XIV und XV auch formell Platz haben. Sollte es da wirklich bloßer Zufall sein, daß die Zahlen- verhältnisse bei den echten Stücken so gut stimmen, aber nicht so bei den unechten?
D. Zu den einzelnen Gedichten.
27. a) Als 'Einschübe' haben oben im Text nur die längeren secundären Partien besondere Nummern (Ia etc.) empfangen, welche sich einer geschlossenen metrischen Form
Alttestamentliche Miscellen 5. 215
bedienen, mithin sowohl formell wie inhaltlich auf eine ge- wisse Selbständigkeit Anspruch erheben können. Alles übrige Unechte ist einfach in die Fußnoten verwiesen.
b) Von den 'Einsehüben' besteht einer, XVa (= 12,5. 13 f.) offenbar aus Fragmenten einer einst selbständigen Dichtung, die zu denen Hoseas in keiner Beziehung stand. Ein anderer, der letzte, XVIIP (= 14, 10), ist nur ein redac- tionelles Schlußwort zur ganzen Sammlung. Dagegen sind die sechs übrigen, Ia, Ilabc, XIVa und XVIIP direct tenden- ziöse Zusätze zum Hoseatext. Sie sollen die Wirkungen von dessen Klagen und Drohungen abschwächen, und damit die Worte des Propheten den späteren Generationen von Lesern verdaulicher machen, gerade so wie etwa die unechten An- hänge zum Arnos. Sie lassen sich also etwa mit dem Schlag- worte Autidota charakterisieren (vgl. namentlich Martis Aus- führungen zu den betr. Abschnitten). Daß solche Gegenstücke, die nur dazu dienen können, das vom Autor Gewollte sofort wieder umzustürzen, von dem Autor selbst herrühren könnten, scheint mir ausgeschlossen. Er hätte sich dann seine ganze Arbeit besser sparen können.
c) Auch von den übrigen Interpolationen verfolgen manche dieselbe Absicht, während ein anderer Teil umgekehrt auf Steigerung des alten Textes, oder doch auf Erweiterung in gleichem Sinne ausgeht. Ein verbleibender Rest läßt sich nicht weiter classifi eieren, wenn man sich nicht zu weit ins Detail verlieren will.
28. Zu I nebst dem Antidoton Ia (das als Einschub anerkannt sein dürfte) habe ich an Allgemeinem nur folgende Formbemerkung hinzuzufügen. Der Einschub hebt sich durch abweichendes Metrum von I ab (Schema 6 K gegen Doppel- siebener); er bedient sich dabei des bei Hosea sonst nicht belegten Sechsers (Nr. 15, a) und weicht von der Form- strenge Hoseas auch dadurch ab, daß er neben den Sechsern auch einmal einen Doppeldreier (2, 2a), und als Kurzvers neben den sonst verwendeten Dreiern auch einmal einen Vierer (2, ib) passieren läßt (es sei denn, daß etwa das 'asfjr
216 Eduard Sievers:
7ä\ streichen wäre, was ich aber nicht gerade für wahrschein- lich halten kann).
I. i, 3* ist ohne die Ergänzung des Namens (liösc'y um einen Fuß zu kurz. Man müßte, um ohne ihn auszukommen,
wqjjelgch wqjjiqqax \ 'gß-gömgr bqfi-dibläim, \ wqttähqr wqtteled-lu \\
bcn , wqjjomer \ jqhw$ 'eläu: \ qdrä hmo jizrd'^l schreiben, aber da wäre das Enjambement von 3a auf 31' doch gewiß zu hart, außerdem würde sich dabei die Tonlage der Strophe ver- schieben. — 41- -f 5 sind umgekehrt überfüllt. Selbstverständlich ist wohl die Tilgung von Wdhajä bqjjöm hqJm, aber ganz ist doch auch der V. 5 nicht zu entbehren, den man z. T. für eingeschoben hält. Sachlich erscheint auch mir darin die specialisierte Ortsangabe Wcmeq jizrd'^l anstößig, die ganz wie eine Glosse aussieht. Streicht man auch diese beiden Worte noch, so ist die Zeile metrisch in Ordnung, aber schwer- lich auch schon stilistisch, wegen des doppelten jisra'el vor der Cäsur und am Schlüsse. Einmal dürfte dafür jedenfalls ein Synonymum ein- zusetzen, also etwa am Schlüsse wdsabdrtl '§p-qßep 'efrdim zu lesen sein. Daß diese hernach so häufige Variante für jisra'el in Cap. 1—3 nicht vorkommt (vgl. Seesemaxn 18), darf kaum als maßgebender Gegen- grund angesehen werden. — 7. Bei dem eingeschobenen Verse beachte man den Wechsel des Metrums und das Schwanken der Form: Doppel- dreier -f- Siebener, oder (wenn ubmilxamä erst nach 2, 2ob nachträg- lich eingeflickt ist) Doppeldreier -f- Sechser; zum letzteren vgl. dann wieder oben 15, a und 28. — gb. Das vielumstrittene wanochi lö-'ghjz lach gm schießt über und erweist sich dadurch als interpoliert. Das Stück schließt pointiert mit der wiederholenden Auslegung des Namens lö-'qmmi ab, ebenso wie die Nachbildungen 2, 3b. 25b mit den Namen ruxa{md und 'glohdi.
Ia. 2, 2C. 3 sind in der überlieferten Form ganz sinnlos, und zu- gleich metrisch gestört. Die Richtung der Besserung liegt aber ziemlich auf der Hand. I hat namentlich in 1, 4f. mit der Vernichtung des Reiches gedroht und die unheilverkündenden Namen lö-ruxa^na und lö-'qmmt eingeführt (jizrffi ist neutral). Folglich müssen in dem Antidoton die Kinder Israel einer glänzenden Zukunft entgegengeführt und jene Namen soviel wie möglich in ihr Gegenteil verkehrt werden. Der erste Teil dieses Programmes ist in P weitläufig ausgeführt, der zweite in 2, icf. wenigstens bezüglich lö-fqmmi in Angriff genommen. Da nun aber auch in 2, 2cf. die drei Namen noch einmal nebeneinander genannt werden, so hat man zu erwarten, daß hier, genau wie bei dem dritten Antidoton IP 2, 25, die Umkehr der Namensomina fortgesetzt werde. Dies geschieht so, daß zunächst dem einen Bruder, dem 'Samen Gottes' jizr^il großes Wachstum zugesprochen wird (lies also kivpdddl
Alttestamentliche Miscellen 5. 217
[sc. jahwf] jizrz'il statt Uugadol [jöni] jizrffl), dann aber dessen 'Bruder' und ihrer beider 'Schwester' die neuen Namen rqmmi und ruxama empfangen. Man hat also 1-rax zu TQX1 uv'amqr umzustellen (parallel dem vorhergehenden pddql) und für die unverständlichen Plu- rale la'xechgm und wäUC 'xößech§m die Singulare h'axtu und icdlq'xößäm einzusetzen.
29. Zu II nebst den Antidota IIa— IIC. a) Die Auffassung von II hat, wie mir scheint, bisher unter der Verquickung mit dem Antidoton 11° zu leiden gehabt, das von einer zweiten Ehe Hoseas redet oder zu reden scheint. Diese zweite Ehe würde zumal im Verein mit den Worten U-M lo 'isü wd'anochi lö Hsah 2, 4 eine vorherige Verstoßung der Gomer voraussetzen, und diese nimmt man daher auch wohl an. Sieht man aber von den eben genannten Worten ab, so ist weder in I noch in II von einer solchen Verstoßimg etwas zu finden, außer in dem interpolierten Stück 2, 8 f. (vgl. speciell uw'asubä 'gZ-'m [harisön] 2, gb, worüber gleich nachher mehr). Im Gegenteil, nach dem Haupttext befindet sich die Mutter der Kinder, die zum Hader mit der Ab- trünnigen aufgerufen werden, noch ganz in der Gewalt des Gatten, vgl. 2, 5 f. 12. Ja nicht einmal das steht im echten Text da, daß die Treulose das Haus des Gatten verlassen habe: nur 'vergessen' hat sie ihn, als sie ihre Buhlerei mit Fremden begann.
b) Das Stück II scheint mir danach ursprünglich nicht mehr enthalten zu haben, als eine Mahnrede an die treulos gewordene Gattin, so eingeleitet, daß ihre Kinder (also die einzelnen Mitglieder des Volkes, wenn man das Bild aufhebt), aufgefordert werden, auf die Besserung der gemeinsamen Mutter (des Gesamtvolkes) hinzuwirken, damit nicht größere Strafe folge.
c) Die Umbildung dieses einfachen Themas zu dem jetzt in 2, 4 — 25 vorliegenden Gedankengemisch scheint mir min- destens in der Hauptsache durch den Anschub des Anti- dot ons IIC = 3, 1 — 5 hervorgerufen worden zu sein. Dieses selbst sollte augenscheinlich die in I. II enthaltenen Drohungen dadurch abschwächen, daß durch eine Parallelgeschichte zu I
218 Eduard Sievers:
gezeigt wurde, wie die angekündigte Trennung von Jahwe und Israel doch nur auf Zeit gemeint gewesen sei. Im Metrum wie in der einleitenden Formel knüpft IIC direct an I an, auch dadurch die Absicht directer Gegenwirkung ver- ratend. Aber das 'öd von 3, i» das einerseits die Schließung einer 'zweiten' Ehe impliciert, hat im Verse keinen Platz: es wird also auch erst redactionell beigefügt sein, als der Connex zwischen I. II und IIC auch handschriftlich hergestellt wurde. Es fügt sioh auch sachlich sonst nicht recht in den Text von IIC hinein. Sollte dieses eine directe Fortsetzung von I darstellen, so paßt das 'wieder' nicht, weil jedenfalls in I gar nicht von einer Verstoßung die Rede gewesen war; sollte es die aus II allenfalls mit herauszulesende Absicht einer Verstoßung mit anziehen wollen, so paßte es nicht, weil IIC doch formell nur I, nicht aber auch II fortgesetzt haben könnte, und eine Rückbeziehung auf I über II hinweg wäre doch auch wohl ausgeschlossen. Ich fasse demnach die Tendenz von IIC sozusagen nur als die einer 'andern Lesart' tröstlicheren Charakters auf, die man etwa dem entgegen- halten konnte, der nach I und II Schlimmes von der Zukunft erwartete.
d) Derselben redactionellen Hand, welche das 'öd in 3, 1 einsetzte, schreibe ich nun auch die Worte Jci-hi 1ö 'isti uv'anocM lö 'isah 2, 4* zu. Diese durchbrechen einmal stil- widrig den Zusammenhang zwischen ribü und dem zugehörigen abhängigen Satz waßaser tdnünpi mippan^h etc. Sie haben ferner im Verse keinen Raum, auch die erste Hälfte ki-M lövistt nicht, wenn man nicht gleichzeitig auch das zweite ribü streicht, und auch dann fallen die Worte noch ganz aus der Tonlage des Übrigen heraus. Ich muß also mit Volz den ganzen Satz für eine Glosse halten, und weiter annehmen, daß diese das stilistisch wie metrisch fehlende Object des zweiten ribü verdrängt hat, das dem ersten Object fo'immch&n parallel ging. Nachdem oben über den mutmaßlichen Grund- gedanken von II Gesagten scheint mir dann für dies Object nichts näher zu liegen als das (von Nowack von einem
Alttestamentliche Miscellen 5. 219
andern Standpunkt aus direct abgelehnte) byisti. Denn die Stimmung des Redenden ist zwar die des erzürnten und darum drohenden, zugleich aber doch immer noch liebenden Gatten, der die Treulose zur Umkehr bringen möchte: 'Redet doch ihr zu, die eure Mutter und mein Weib ist, daß sie umkehre und nicht meiner Strafe verfalle.' Aber allerdings, dem verbindenden Redactor konnte diese Art des Appells nicht passen, und darum corrigierte er das to'iafi in sein Gegenteil um.
e) Deutlich interpoliert (vgl. Nowack 19) sind dann wieder 2, 7C — 9. Das zeigt schon der Wechsel des Metrums und die Zerreißung des natürlichen Zusammenhangs von noßenf laxmi umemäi jc und wjhivlö^jadä'a ki^anochi napqttiKÄäh etc. IO*. Damit fallt zugleich wieder eine Hauptstütze für die An- nahme, die Treulose habe das Haus des Mannes verlassen (s. oben a). — Der verbindende Redactor scheint übrigens diese Interpolation bereits vorgefunden haben. Denn von ihm stammt doch wohl der den Rahmen des Verses sprengende Zusatz [harisön] nach 'tst gb, der an die besprochenen Correc- turen von 2, 4 und 3, 1 erinnert.
f) Interpoliert ist endlich auch 2, 13, ein überzähliger Siebener, der formell ebenso das tristichische System bricht, wie er sachlich durch die Erwähnung der xaggäh, xgdsäh insqbbqttäh wdchöl mö'äddh aus dem sonst innegehaltenen An- schauungskreis des Übrigen heraustritt.
g) Wegen der Ausscheidung von IP und IP = 2, 16 — 25 begnüge ich mich damit, auf Marti 2 7 ff. zu verweisen (wegen 2, 1 5e<* s. unten die Anm. zur Stelle). Nur muß ich über Marti hinaus diese Partie wegen des wechselnden Vers- maßes und des ziemlich verschiedenen Inhalts noch in zwei Teile zerlegen.
h) Auch IIC = 3, 1 — 5 muß ich mit Marti entschieden für unecht halten (s. oben c). Die Anknüpfung an Hosea ist deutlich, zugleich aber bietet der Abschnitt so viele An- stöße im einzelnen, daß man sie nur wegbringen kann, wenn man das Ganze opfert, dessen Tonlage überdies wieder von der Hoseas deutlich abweicht.
220 Eduard Sievers:
II. 2, 4ft. Über bdHsti s. oben d. — 5. wa&qmtih kqmmidbdr und wqhmittih bqssamä (die zusammen einen Vierer bilden) sind erläuternde Glossen zu wdsqttth k9'£r§s sijjd. Außerdem schießt waliissqgtilta über, das zugleich stilistisch nur störend wirkt. — 7*. Ja 'an&rä ist ver- bindende Glosse: ohne sie wird der Ausdruck durch den unvermittelten Übergang zur directen Rede viel lebendiger. — 7b. Der echte Text geht mit nojjdnf Iqxmi umemüi zu Ende, und 7° gehört bereits zu dem Einschub (oben e). Vielleicht ist schon ein Wort wie twsiqgjüjäi an sich für Hosea etwas auffällig: es sieht jung aue, und kommt nur noch einmal in Ps. 102, 10 vor. Störend ist aber jedenfalls auch die Un- ordnung in der Aufzählung 'Brot, Wasser, Wolle, Flachs, Ol und Getränke'. Außerdem hilft diese lange Liste nur die eigentliche Pointe des Gedankens stören, die mir diese zu sein scheint: ,/ich will hinter meinen Buhlen herlaufen, die mir Brot und Wasser gegeben haben' [also die nötigsten Lebensbedürfnisse], sagt sie, und dabei weiß sie nicht, daß ich ihr <jiel mehr als nur das)> gegeben habe, Korn, Most und Öl und viel Silber1'. Endlich sind auch die Worte in keiner Weise in das Verssystem des echten Textes zu bringen, sqmri ufisti sind sichtlich aus nb ausgezogen, wo sie in ganz anderem Zusammen- hang stehen (im Verband mit 12), und sqmni wasiqqüjäi Varianten für hqttlros und hqjjishdr 10*. — In ga kann 'ofiam beibehalten werden, indem man tcdlo - pqssigv' opäm betont; über 9b [harisöri] s. oben e. — nb. hchqssöp '§])-' grwaßah geht nicht in den Vers, ist stilistisch sehr schwerfällig und ist sichtlich nur Glosse, die das erst in 12 nach- folgende nqblupäh vorzeitig anticipiert. Mit ihrem Einschub hängt wohl auch die Einfügung von wd'qtta 12 zusammen, das wieder me- trisch überschießt und V. 12 unnütz von dem dazugehörigen nb los- reißt. — An fo'ene ma'qhbpi vermag ich dagegen nicht mit Marti 26 Anstoß zu nehmen. Die Berufung auf 8 f. kann nicht mehr ziehen, nachdem diese Verse haben fallen müssen. Gewiß sind die Liebhaber cin den Augen des Propheten nichts' : aber das soll ja gerade hervor- gehoben werden, daß die Treulose vor deren Augen, ihnen zum Trotz, der Schande preisgegeben werden soll, ohne daß sie ihr helfen können. — Über 13 s. oben f. — i4b. Die isolierte Form '§ßna für 'gßnän habe ich im Texte belassen, weil eine, wenn auch entfernte, Möglichkeit vorliegt, daß es sich um eine Sandhiform mit Assimilation des n an /; und nachheriger Vereinfachung des h handelt. — 14°. Wdsqmüm tejq'qr geht nicht in den Vers und schafft doch insofern auch etwas Unordnung, als ggfgn und td'ena 14* erst verwüstet und dann noch durch die Tiere abgefressen werden sollen. Martis Übersetzung cdaß die wilden Tiere darin ihre Nahrung finden' scheint sich mir etwas zu weit von wq'chaldßqm zu entfernen. — 15". Ob die Form tqqtir aus sachlichen oder sprach- geschichtlichen Gründen in tdqqtter zu ändern ist (Nowack) oder nicht,
Alttestamentliche Miscellen 5. 221
lasse ich dahingestellt sein. Jedenfalls verlangt aber das Metrum die dreisilbige Pifelform, um die anstößige Überdehnung 'ri%r zu vermeiden. — i5bc sind einigermaßen zweifelhaft. Die n9,um- Formel ist mir mit Marti 28 für Hosea auch sehr befremdlich. Streicht man sie aber, so geht der Vers in die Brüche (deshalb kann tca^oJÄ etc. auch nicht zum Folgenden gezogen werden). Ich weiß aber keine einleuchtende Besse- rung. Etwas anstößig ist mir auch der Rücksprung von dem unbild- lichen hqb'aMm 15*.
IIa. 2, 17". Das verderbte viissam habe ich belassen müssen, weil Oettlis icdkhnti 'gß-^e'meq usw. nicht in das Metrum paßt, und ich keinen paßlichen Gegenvorschlag zu machen weiß.
IIb. 2, 19. bismam ist nicht in bismopam zu ändern (Marti 30), sondern als metrisch überschießende Glosse zu tilgen. — Auch die übrigen Tilgungen von bqjjöm hqhü 2oa, wa'erqsGch U 21% ivd'gp- hqjjishar 24 bedürfen wohl keiner besonderen Rechtfertigung.
IP. 3, i°. Über die Tilgung von (üd s. oben c. — umna'afgp schießt über, und ist kaum mehr als eine tautologische Dublette zu 'ohföep re(. — ib. kqlibapi statt der stilistisch ungelenken Auflösung k^qlibqß jqhw§ (vgl. M. St. II, 53) verlangt auch das Metrum. — ic. vcd'olxabe ,asise *änabim bricht das Strophensystem und paßt doch auch nicht in den Stil selbst dieses Einschubs: es sieht eher nach einem Parteispottnamen aus, und könnte von jemand eingefügt sein, der bei ~"2;"i 1, 3* doch an (tebeltm dachte. — Auch der stark specia- lisierte Kaufpreis von 2b muß des Metrums halber fallen. — 3a. rqbblm läßt sich halten durch die Annahme der Betonung jamimvrabbimu tesdtl U etc. — Wegen gqm-'äm vgl. oben S. 159 zu Mal. 2, 9.
30. Zu III. Über die grauenvolle Unordnung , in die
dieses Stück infolge starker Interpolation geraten ist, ist
bereits oben in Nr. 7 (S. 188 ff.) gehandelt worden. Es sind
daher nur noch Einzelheiten nachzutragen.
4, i" (Doppeldreier) ist bloße Überschrift, vgl. S. 170. Der echte Text beginnt erst mit ib (natürlich ohne das Ja), und daran hat sich direct V. 5 anzuschließen (s. ebenda). Hier ist denn einleitendes Ä-!- für %V9- am Platze, denn wir verlangen nun den Grund für das in ib Ge- sagte zu hören. V. 5 ist aber wieder ganz zerrüttet. Als Ausgangs- punkt für die Emendation wird man die Erwägung betrachten müssen, einmal, daß für die erwähnte Grundangabe eigentliche Perfecta zu erwarten sind; zweitens, daß das zu lailä nicht passende hqjjom f heute' sich sehr gut in den durch ib eingeleiteten Gedankenzug fügen würde, also nicht anzutasten ist; drittens, daß sowohl der allgemeine Zu- sammenhang wie speciell das 'immäch am Schlüsse von 5* den Ausfall
222 Eduard Sievers:
eines Vocativs voraussetzt, und viertens, daß dieser Voeativ hqkkohen geheißen haben muß (so schon Beck), teils wegen des mikkahen von 6b, teils weil Hosea die Zusammenstellung von hohen -j- nabi in ähnlicher Situation der Anklage offenbar noch ein zweites Mal gehabt hat und auch da das Wort kohen wieder getilgt ist (s. Nr. 36 zu 9, 8b Schluß;. Mehr als was S. 170 in den Text aufgenommen ist, geht metrisch und sachlich nicht in die Zeile 5' hinein: der Rest des Verses, 5b, samt 6* ist sinnloses Gerede. — über die Tilgung von 9 s. S. 188 f. — Für 10* wird festzuhalten sein, daß in walo jifro^ü ein Verbum steckt, das ebenso den Begriff der Unersättlichkeit in ß hineinbringen hilft, wie das w»lo jüba'ü dies für a. tut. — V. 11 nimmt dann (aber ohne z»nüß, das in der Halbzeile auch metrisch keinen Platz hat) chiastisch den Inhalt von ioft wieder auf: fsie haben gegessen ohne Sättigung zu finden, und Wein und Most haben ihnen den Verstand geraubt'. Da- nach gehören denn nach dem Princip des Chiasmus 10»/* -j- ioh ebenfalls als gleichsinnig zusammen, man erwartet also in iob eine Variation des hiznü1) von ig". Diese ließe sich aus dem in n überschießenden Z9nüß gewinnen, wenn dies dem hiznü nicht gar zu ähnlich wäre und man eine Phrase wie lismör zanüp 'um Hurerei zu tieiben' erträglich finden könnte. Vorsichtiger wird man aber in zanüß eine Glosse sehen, die das eigentliche Object von lismor verdrängt hat (vielleicht mag auch dies Wort selbst schon verderbt sein). Die Zusammenziehung von ki-'ej>-jqhw$ 'azdtü in 'äzatün *"Z1S verlangt der Stil. — 12». Die Ergänzung von tcs- = raber' vor 'qmmi ist wohl notwendig, weil hier ein Übergang zu einem neuen Abschnitt gemacht wird. — 16*. Die Schilderung wird einfach fortgesetzt, darum ist das kl vom Übel. Heruach schießt sarqr im ersten Halbvers über, ebenso fügt sich fqttä jir'etn jqhw$ nicht in den zweiten, obwohl dieser durch kdche"bes Iqmmerxäb nicht gefüllt wird. Es fehlt ihm eine Parallele zu dem sorera von a, und möglicherweise könnte das dort störende "HO ur- sprünglich direct als sorer hinter kdchetei gestanden haben. Besser wäre freilich ein Synonymum. — Nachdem ~xso ~D einmal von Houtsma glücklich in n*X20 "10 = söd soba'im gebessert war, ergibt sich der Gedanke, daß die Zeile bedeuten müsse cder beim Gelage der Zecher ruht' fast von selbst. Ich hatte dafür an 's n:n xon\ h- gedacht: aber Marti macht mich brieflich darauf aufmerksam, daß der gewünschte Sinn noch einfacher durch hqnnä-x bd- zu erreichen ist. — i8b. Aus \ihabu hetü sind, wie das Metrum verlangt, für den Text doch zwei Worte zu entnehmen. Ob für das erste mit me'qxrdi "nnx'S (das den Buchstaben nach dem "-Pix leidlich nahekommt) das Richtige getroffen
1) Ich habe die Hifilforrn hier und sonst im Text stehen ge- lassen, ohne damit sagen zu wollen, daß ich besonders für sie eintrete.
Alttestamentliche Miscellen 5. 223
jst (vgl. i, 2°), mag fraglich Bein: dem Sinne nach muß aber minde- stens etwas Ahnliches dagestanden haben. — 19 ist wieder ganz sinnlos. Was ich dafür geschrieben habe, ruht auf der Annahme, die zweite Zeile der Strophe könne von Rechts wegen doch auch nur eine Parallele zu der ersten enthalten haben. Das erfordert dann als Variante zu 'ahabü qalon mig'önäm (das ich einstweilen aufgenommen habe) 18V für 19/^ die Vocalisation wgjjebösü statt uvjetösü M, und für 19« eine Variante zu dem harnt hiznü (s. S. 222 Fußnote) von i8b<*. Ist man im Räsonnement so weit gekommen, so leuchten einem, denke ich, in Erinnerung an 2, 4b aus i-PS3M sofort die Reste eines halbverloschenen und falsch aufgefrischten crrSBüO entgegen, und damit ist denn auch die weitere Correctur zu fsie sind abtrünnig geworden wegen ihres hureriscben Sinnes' wohl gegeben; rüx nq'fwfim wäre ganz wie rux zanutüm I2b und hernach wieder in 5, 4b.
31. Zu IY— VI. a) Der Text der Cap. 5 und 6 ist —
und das ist der einzige sichere Fall dieser Art bei Hosea (vgl. allerdings auch unten Nr. 35, b) — ganz augenscheinlich durch redactionelle Verschmelzung von drei einst selb- ständigen Gedichten entstanden. Glücklicherweise haben diese drei Stücke ganz verschiedene Metra (zweizeilige Strophen aus Doppeldreiern, Siebenern und mit dem Schema 5 : 4), sie sind also leicht wieder auseinander zunehmen. Was sich den genannten Strophenformen nicht einordnet, ist interpoliert und auch aus sachlichen Gründen auszuscheiden.
b) Cap. 5 beginnt mit einer Überschrift, der sich kaum ein greifbares Metrum zuschreiben läßt. Auf diese folgen dann in 5, ib— 4b zwei Doppeldreierstrophen, nur in 3b — 4a unterbrochen durch einen isolierten Doppelvierer oder Doppelfünfer (s. Nr. 32 zur Stelle), der auch den Zu- sammenhang stört. 5, 12 — 14 bieten dann drei weitere Doppeldreierstrophen. 5, 12 schließt gut an 4b an, und i4b ist deutlich eine Abschlußzeile. Mit ihr geht also das Stück zu Ende, das ich als IV bezeichne. Es folgt ihr weiterhin in 5, 15 — °, 3 ein unechter Anhang, der als Antidoton ge- meint war (Marti 52), und sich schon äußerlich durch den Mangel einer festen metrischen Form als Flickarbeit erweist. Dann aber kommt in 6, 4 noch einmal eine Doppeldreier- strophe, die an ihre Stelle in keiner Weise paßt. Zu den
Phil.-hist. Klause 1905. Bd. LVII. 15
224 Eduard Sievers:
folgenden Siebenerpartien kann sie schon aus formellen Gründen nicht gehören, an das abschließende 5, i4b kann sie sich auch nicht anreihen. Die einleitende Frage mäu'4'6?- lläch, 'gfraim? etc. stempelt sie deutlich zu einer Anfangs- strophe, und damit ist zugleich ihr ursprünglicher Platz bestimmt: sie gehört vor 5, ib und ist von dort um der oben erwähnten Überschrift willen weggeschoben worden, an den Schluß des Gedichtes, das sie ursprünglich eröffnete. Vor 5, ib. 2 muß ja mindestens eine Strophe fehlen, denn das einleitende Jci- 5, ib weist auf einen Vordersatz hin, der hier seine nähere Begründung erfahren soll.
c) Als Y bezeichne ich die Siebenerpartien unserer beiden Capitel. Sie sind mit den Doppeldreierpartien ganz durcheinandergewirrt, und setzen sich aus folgenden Teilen zusammen: a) 5, 5 — °a: eine Strophe; — ß) 5, 6b— 7»: ein Siebener; — y) 5, 11: ein Siebener, der sich mit dem eben erwähnten zu einer Strophe zusammenschließt; — d) 6, 5 — 10: drei Strophen. — Als Anhang folgt in 6, 11 noch ein überschießender Siebener, dessen Unechtheit bereits erkannt ist.
d) In V hinein ist endlich noch das dreistrophige Ge- dichtchen VI = 5, 8 — 10 eingeschoben, mit dem Strophen- schema 5:4.
e) Von den drei Stücken dürfen IV und VI wohl ohne weiteres als vollständig erhalten angesehen werden. Dagegen kann V gewiß nicht mit w^ana anfangen. Vielleicht ist also hier eine Eingangsstrophe durch den interpolierten Doppelvierer 5, 3b -f- 4a (oben b) verdrängt worden. Wahr- scheinlich dürfte es aber auch hier genügen, das anstößige wd- zu streichen.
32. Zu IV. a) Die Überschrift 5, ia paßt auf keines der drei Stücke, sondern höchstens auf den von ihnen her- gestellten Mischmasch, sie stammt also wohl von dem Ver- anstalter des Conglomerates her. IV ist an ganz Israel gerichtet, in V werden einmal 6, 9 die Priester speciell angezogen, in VI einmal 6, 10 die sare jisra'el erwähnt. Da-
Alttestamentliche Miscellen 5. 225
nach ist die Überschrift zusammengestellt: sim'ü-zöp, hqkkohäntm, wshqqsltü beß jisra'el, ubep hqmmgl§ch hq'zlnü, kl lach§m hqmmispat.
b) Formell ist IV, wie schon oben Nr. 22, f bemerkt wurde', dadurch charakterisiert, daß 8 von den 10 zweiten Halb versen mit «•<?- beginnen: nur in 6, 4V und 14V fehlt das Iva-. An der ersten Stelle vermißt man es direct, denn es ist sonst so üblich ein erstes mä, ml durch ein zweites umä, umi fortzusetzen. Ich halte es daher für wahrschein- lich, daß auch in i4b das wd- nur in der Überlieferung aus- gefallen ist.
6, 4. Über die Umstellung dieser Strophe s. oben Nr. 31, b. — jUra,el für jdhüda habe ich mit den meisten neueren Kritikern überall durchgeführt, weil auch mir scheint, daß dieser Vorschlag Wellhausens trotz dessen späterer Skepsis (S. 99) allein zu einem brauchbaren Re- sultat führt.
5, 3b. 4a. Über diesen Einschub s. Nr. 31, b. Die Form ist unsicher. Mit Beibehaltung des Uittä in 3b und der Betonung lö jittdnü in 4ft kann er auch als Doppelfünfer gelesen werden: aber auch dann hebt er sich von den sonst hier gebrauchten Metra ab. 3b ist überdies bereits von Wellhausen u. a. als rmatte, abschwächende und völlig überflüssige Explication, vielleicht aus 6, 10' erkannt worden. Dagegen geht es nicht an, mit Marti 47 das oben verworfene lö jittdnü mq'folem lasub 'gl-tlohem 4a beizubehalten und dafür 4b zu opfern, denn 4* gibt keinen Doppeldreier. Nur wird in 4b für w^eß-jqJiw^ wohl das stilgerechtere welohim einzusetzen sein: metrisch ist das freilich ganz gleichgültig. — In 13V fehlt, wie das Metrum zeigt, die verbale Parallele zu dem wqjjqr von 13a«. — i3b. Ich habe die der Überlieferung am nächsten liegende Lesung mälki-räb aufgenommen, weil sie sich zugleich besser in das melodische Schema einfügt als m§l§ch räu oder räm. — 130. Das sachlich unpassende lachgm zerreißt auch den Vers.
33. Zu Y. Dies Stück ist eine reine Mahn- und Straf- rede Jahwes, ohne jede eingeschaltete Drohung, denn 7b erweist sich durch das Metrum als interpoliert.
5, 5. Über [trsYanS s. Nr. 31, e. — 6». '?ß-jqhwe ist doch zu belassen, denn Idbqqsenl (Marti 48) wäre gegen das Metrum. — 6bf. xalqs mehpn gehört nach Ausweis des Metrums an den Eingang der zweiten Strophe, in der dann allerdings die erste Person durchzuführen sein wird. Ich habe xaläs^W) geschrieben, weil ich nichts Besseres dafür zu setzen weiß. Sonst folgt mein Text wesentlich den Vorschlägen
15*
226 Eduard Sievers:
von Makti 48. — Nach Ausschaltung von Jb (s. oben) schließt dann
5, 1 1 nach Vornahme der nötigen Correcturen leidlich gut an. Die erste Hälfte 'oseq 'efrqim, roses mispnt mag übrigens Anlaß gegeben haben, V. 8 — io=VI wegen des kdmqssigevpbul io* gerade hier einzuschieben (vgl. oben S. 151). — 11/*. Das von Marti 50 geforderte jiSra'el scheint auch mir notwendig, nur muß es des Metrums halber nicht hinter hö'il ergänzt, sondern direct dafür eingesetzt werden; lei paßt wohl kaum, ich habe es also durch iv9- ersetzt. Am Schlüsse sdu nach LXX und den meisten Kritikern.
6, 5. Die erste Vershälfte ist um einen Fuß zu kurz, und es fehlt das Object zu xasabti. Martis Ergänzung xäsqbtich (S. 56) genügt nicht für das Metrum. Ich habe daher bdnem Di"P33 eingesetzt, das vor c^X*233 leicht ausfallen konnte und außerdem den Anschluß an die vorhergehende Strophe (vgl. banim 5, 7") vermitteln hilft. — 8,>' hat wieder einen Fuß zu wenig. Offenbar gehörte zu middam noch ein näher bestimmender Zusatz. Nach der von Marti 57 gegebenen An- regung: fes handelt sich demnach um dem Jahweglauben durchaus widersprechende cul tische Gebräuche, vielleicht selbst Menschenopfer, vgl. 12,12 und 13,2' habe ich beispielsweise (härütf£hy ergänzt, in speciellem Anschluß an 9, 13. — 9. In der zweiten Hälfte dieses Verses ist natürlich mit Marti zu jarässdxü-d %r eck umzustellen, außerdem ist kl zimma 'asü als abschwächende und metrisch überschießende Glosse zu entfernen. In der ersten Hälfte ist sodann ggdüdlm (vgl. Nr. 34) wieder nichts als Glosse zu dem verderbten CK "Cnm , das sich aber durch Einsatz eines 53 leicht zu ö"*8 ■'Sn^a^DI icachimxqkkzJis bessern läßt: fwie Leute, die den Menschen auflauern [Glosse: fwie ggdüdlm'] sind die Priester'. Der Gedanke erfordert dann noch den Artikel vor kohqnim. — In 10 ist dann Zdnüß wieder Glosse zu sq*rürijja, die an falschen Ort geraten ist und dabei die Umstellung von Wgfraim, sam zu sam fo'gfraim nach sich gezogen hat.
34. Zu VII. Über die Eingangsworte vor ni$la s. S. 173 Fußnote 15. Dem Metrum widersprechende größere Ein- schübe sind außerdem ib und 4. Von ib hatte Marti nur die Eingangsworte Mufä'älu sdq§r gestrichen, aber auch der Rest ist anstößig (auch abgesehen vom Metrischen), denn das Thema des Stückes ist sichtlich nur der Königsmord und was damit zusammenhängt. Verräterisch für den Einschub ist auch wohl godüd, weil es bedenklich an die Glosse zu
6, 9 erinnert. Daß die betrübliche Bäckergeschichte nur aus dem mißverstandenen oder verschriebenen ariEtf 7, 6 = 'qpprfipn oder 'qppäm herausgesponnen ist, dürfte feststehen.
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7, 2* übersetzt Marti 59: 'Und keiner sagt sich in seinem Herzen, daß ich jeder ihrer Bosheiten gedenke'. Das scheint mir sprachlich etwas hart und auch dem Zusammenhang nicht ganz angemessen. Ich möchte also glauben, daß 2 V als selbständiger Satz zu nehmen ist. Für den Zusammenhang bez. den Contrast mit nigla 'äivön 'ffraim etc. genügt doch wohl ubdl-jömarü bilbabäm für sich allein: 'Offenkundig versündigt sich Efraim, nicht nur mit heimlichen Gedanken'. Der Zwischensatz ra'aßdm zachärtt steht parallel dem n§g§dvpanäLihaj4 2b, zachärti ist also wohl als eine Art Breviloquenz zu fassen: 'ich kenne ihre Bosheit und werde ihrer gedenken'. Das Jcgl- vor ra'afidm stört den Rhythmus. — 5 ist ganz zerrüttet. Zunächst ist wegen des Metrums das auch sprachlich ungewöhnliche xämqß mijjain $*ß in das einfache xämqßvjäin zu emendieren. Sodann ist folgendes zu erwägen. In 3 werden in der bei Hosea so sehr beliebten Weise mglgch und sartm zusammengestellt. Wie nun nachher in 7, d. h. den beiden Schluß- zeilen der dritten Strophe, diese Begriffe (nur mit der kleinen Variation sofdtem für sarem) specialisiert behandelt werden, so erwartet man auch in der zweiten Strophe eine ähnliche Specification. Da ferner 5" bereits mit sarim besetzt ist, wird man in 5b eine Beziehung auf den König erwarten. Nun ist in 5b nx ITi ^lyc wieder ganz unverständlich, die Parallele h^xelü . . . xämqßvjdin von 5* macht es aber doch ziemlich deutlich, daß iTOCna aus ITOon hisJdrü verderbt ist, und das zu diesem Worte fehlende Object wird man eben durch (m$l§chy ergänzen müssen. Nimmt man für 5V Martis Emendation hinzu und streicht das aus 7 anticipierte chqttqnnür , so ist 5b ganz in Ordnung. In 5* bleibt aber 1"oVb öl*1 als Stein des Anstoßes zurück. Ich nehme an, daß zwischen Dl*1 D"1"!^ durch Haplographie ein » ausgefallen, und in issba ein 3 fälschlich gesetzt ist, lese also 'sbrj B1">E 'schon vom Tage seines Regierungsantritts an haben sie die Fürsten mit Weinglut krank ge- macht', und das schließt sich dann glatt an 5b an. — 6. fo'es Ighabä schießt über und ist steigernde Glosse. — 7b. 'en^qorewbah^m^eldi ist metrisch möglich, scheint mir aber keinen in den Zusammenhang pas- senden Sinn zu geben. In Ermangelung von etwas Besserem habe ich aus der Isebelgeschichte 2 Reg. 9, 10 u»'fw qober herübergenommen.
35 Zu VIII. a) Dies längste aller hoseanischen Ge- dichte wird gewöhnlich in zwei Teile zerlegt, 7, 8 — 8, 3 und 8, 4 — 14. Eine greifbare Zweiteilung des Inhaltes scheint jedoch nicht vorzuliegen. Zudem ist mir zweifelhaft, ob ein neues Stück so glattweg mit der unbestimmten 3. Person Pluralis einsetzen könnte, ohne alle Andeutung darüber, wem die Rede gilt. Solche Bezeichnungen der gemeinten Objecte
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pflegen sonst bei Hosea nicht zu fehlen: nur II und XVII machen eine Art von Ausnahme, aber da handelt es sich auch nicht um die dritte Person, sondern um Anreden in der zweiten, b) Andrerseits gebricht es dem Stücke wirklich an Ein- heitlichkeit des Themas und systematischer Gedankenfolge. Bald ist von Gottlosigkeit und falschem Cult, bald von dem haltlosen politischen Schwanken die Rede, einmal wie es scheint, auch wieder vom Königsmord (s. unten zu 7, i6b). Auch darin sticht das Stück unvorteilhaft von den übrigen ab, daß Anklage und Drohung stark durcheinander gemischt sind. Ich halte es daher, zumal im Hinblick auf den großen Umfang, wohl für möglich, daß VIII durch redactionelle Verarbeitung früher getrennter Gedichte entstanden ist (vgl. Nr. 31, a): nur wird es hier, bei der Gleichheit des Metrums, kaum noch angehen, den Versuch zu einer Auflösung zu machen. Man wird vielmehr den Text hinnehmen müssen,
wie er überliefert ist.
7, 8*. Der Ausdruck ist stilistisch sehr hart, und es fehlt ein Fuß: es fehlt zugleich der ersten Vershälfte der dem jipbölnl der zweiten entsprechende Ausdruck, mag dieser verbaler oder nominaler Natur gewesen sein. — 10 verrät sich auch durch das abweichende Metrum als interpoliert. — nb ist zu kurz, und wie mir scheint ist auch misräim qara'u stilistisch nicht ganz unbedenklich. Deshalb habe ich beispielsweise <C$l-m§l$chy davor ergänzt. — 12° kann aus metrischen Gründen nicht mit der unvollständigen Zeile I2b zusammengenommen werden, denn dadurch würde die vierte Strophe zu lang, die fünfte zu kurz. Man wird also für I2C doch bei 'ajqsrem verbleiben müssen. Andrerseits ist Mabti6 Vorschlag ,es97-e'm = 'tfsdrem wegen der Ver- knüpfung nach vorne sehr bestechend. Vielleicht war 'fsgrem das Verbum, das in die Lücke von i2b hineingehört. Die Lücke selbst würde sich dann gut durch Abirren des Schreibers von c~cn(s) auf D"D"X erklären. — kasemq* kann wohl ungefähr dasselbe bedeuten wie hdsem (Marti 63) und braucht deshalb nicht geändert zu werden. Ein- faches cäl-ra(aßdm (Oettli, Marti) wäre metrisch zur Not möglich, aber doch etwas hart. — Mit 13* 'öi lahgm schließt die erste Zeile der Strophe ab. Ihr ist die erste Hälfte von i3b parallel gebildet, und deswegen stört das einleitende Ja vor nadadu. — 13°. 14" sind inter- poliert, wie das Metrum zeigt; der Inhalt ist zum Teil augenscheinlich aus 8, if. entlehnt (s. unten zu dieser Stelle). — Mit dem Einschub fällt auch das Ja- von 14". Das Folgende ist wieder stark verderbt,
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klar ist aber wohl, daß die beiden Hälften von i4b mit -öjjöm und fjipgdra^ru zu enden haben, und daß es sich um irgendwelche cul- tische Greuel handait. Nach Stellen wie 8, n. 12,12 und 4,19 liegt es wohl nahe, miskdtjöpäm in mizbdxöp'äm zu ändern: 'Über ihren Altären haben sie ein Geheul angestellt' scheint mir namentlich im Contrast zu 8, 2 (s. unten) ein ganz paßlicher Gedanke, auch ein guter Vorder- satz zu dem nach LXX gewiß herzustellenden jipgödaßü: Geheul und Ritzung bei den Opfern statt stillen Gebets: das ist es, was hier ge- tadelt werden soll. Aber neben jipgödaßu geht (ql- dauern tcdpirös nicht in den Vers, auch wäre der Ausdruck kaum pointiert genug, zumal wenn man etwa nur *ql-da$dn jipgöda.du schreiben wollte. Ich betrachte daher 'ql-dagan wajnrös als Erläuterungsglosse, die das ur- sprüngliche Textwort verdrängt hat. Wie dieses gelautet hat, kann man natürlich nicht sicher wissen. Um aber doch den Vers lesbar zu machen, habe ich es fauf gut Glück' mit laggdä jipgöda.du versucht, weil Hosea ja Wortspiele liebt: fder Glücksgöttin (vgl. Jes. 65,11) haben sie sich geritzt' = csie haben sich geritzt, um Glück dadurch zu erreichen', und dies 'Glück' wäre von dem Glossator durch dagan wapirös speeificiert worden. — jasürü hl und 15 leo'm jissqrtl schießen über. — Mit xizzqqtl zeröroJ>am weiß ich nichts anzufangen: ein Be- dingungssatz paßt nicht in den Stil des Stückes. In Dns[i]*Ti wird wohl einfach GHS"i stecken, und dazu gehört dann als Verbum J9xqzqü oder xizzdqu statt xizzqqii. — i6a ist, mit Iqbbä'ql für lö faZ, verständ- lich. Der Vers schließt mit foqeJtJ) rzmijjä ab. Der Vergleich mit dem Bogen, auf den der eigne Herr sich nicht verlassen kann, zwingt dann wohl dazu, in i6b nicht eine Drohung, sondern eine neue Anklage zu suchen, d. h. jippdlü als perfectisch (= wqjjipp9l%J) zu fassen oder besser in nafdlü zu ändern, und am Schlüsse mizzq'qm (damit muß der Vers aufhören) nicht in mizzq'mi, sondern in mizzq.'mäm zu corrigieren (daß zq'qm nur vom Zorne Gottes gebraucht werde, s. Marti 64, trifft angesichts Jer. 15, 17, s. Siegfried -Stade 177, doch nicht ganz zu). Immerhin bleibt auch so der Vers noch um einen Fuß zu kurz. Aber die Beobachtung, daß Hosea in geradezu typischer Weise m§l$ch und sarim zu paaren liebt (s. oben S. 227), läßt es wohl un- zweifelhaft erscheinen, daß mqlchtm ausgefallen ist, durch Abirren von dem einen cm — auf das andere. Zweifeln kann man nur, ob sarem (umqlcheni) oder (mqlchem waysarem zu schreiben ist. — Mit tesönam i6c beginnt wieder eine neue Strophe. Da die zweite Hälfte des Fünfers durch b9'§r§s misrdim ausgefüllt ist, muß fhsönam zö lqr$am die erste bilden, und darin hsönam Subject, Iq'gam Prädicatsverbum sein. Das führt ziemlich glatt auf tesönäm bf larq$ä | b^^r§s misrdim. Damit ist dann wieder 8, 1 zusammenzunehmen, und zwar muß die Zeile eine Variation des Gedankens von i6c enthalten.
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Danach entpuppt sich aber wieder die 'Trompete' -et (man beachte die defective Schreibung) als ein Lesefehler (oder eine falsche Auf- frischung) für ~~-r sgqgr, und aus "1)2533 springt, *vie schon Ookt ge- sehen hat, "IC&O ba'qsxür heraus, die notwendige Parallele zu misräim. Zu s{jq$r fehlt aber das regierende Verbum, außerdem hat der Vers einen Fuß zu wenig. Also ist offenbar zu lesen (dibb&y 'aläi xil.käm j vtqgr &a'ö«SMr: namentlich wenn 7, 13°. 14 wirklich aus unserer Strophe ausgezogen sind (vgl. oben zur Stelle): das wdhemmä dibbdrü 'alni kdzabim von 13° setzte dann unser dibb^r etc. noch direct voraus. — Der Rest von 8, 1 fügt sich nicht ins Metrum und ist als Einschub bereits anerkannt (vgl. z. B. Marti 65).
8, 2. Der ursprüngliche Inhalt dieser unverständlichen Zeile muß nach V. 3 bemessen werden, da 2 und 3 zusammen eine Strophe bilden, deren beide Zeilen doch vermutlich in irgend einem Parallelismus standen. Nun besteht V. 3 ans Anklage -f- Drohung, also kann man dies Schema auch für V. 2 mit ins Auge fassen. Eine Möglichkeit, es aus dem Überlieferten herauszuschälen, ergibt sich (nach Streichung des in LXX fehlenden jisra'el: Marti 65). wenn man 'global als eine gedankenlose Mischung von 'elai und lö faßt und jddq'nücha mjadq'tim ändert. Für den Vers käme man iu abstracto schon mit dem so ge- wonnenen 16 jiz'aqu 'eläi: \ lö jadq'tim aus, aber der Rhythmus wäre ungut. Es dünkt mich daher wahrscheinlicher, daß vor dem ersten lö noch etwas ausgefallen ist. Die Lücke würde genau der am Eingang von 8, 1 entsprechen, und mit dieser auf eine gemeinschaftliche Be- schädigung des Stammmanuscripts zurückgehen können. Nötig ist das allerdings nicht, und es finden sich auch Anhaltspunkte, die vielleicht in andre Richtung weisen. Man sieht z. B. nicht recht, wie ohne be- sondern Anlaß das 'ql-befi jqhwg hinter ~~:z- in den Text geraten konnte: es könnte durch ein ursprünglich hierher gehöriges babeftt ver- anlaßt worden sein. Auf der andern Seite (vgl. oben) sieht die inter- polierte Zeile 7, 13° ivdhemmd dibbdrü 'aldi Jcszabim ganz wie eine Va- riante zu 8, 1 (dibb<>ry ralqi xikkdm sgqgr b»'qssür aus, und ebenso drängt sich die Parallele zwischen den beiden Folgezeilen u-alö-zä'qqÜKj'elrii bdlibbdm 7, 14* und unserem lö jiz'aqü ''elai sofort auf: es ist also auch möglich, daß es in 8, 2 ursprünglich einmal hieß (bdlibbäniy lö^jiz* aqflu yeldi, und das würde sich, wie oben bereits bemerkt wurde, vielleicht als absichtlicher Contrast zu dem jelÜU etc. von 7, i4b (d.h. der Zeile, die auf den interpolierten V. 14* unmittelbar folgt) erklären lassen. — In 3 fehlt die Beziehung auf Jahwe: ich habe daher Dia zu ^"•i- tübt ergänzt (das unechte ws'el-tßbo 3, 5 könnte freilich nur indirect als Zeuge für diesen Ausdruck angezogen werden, insofern jene Stelle mit Kenntnis der vorliegenden geschrieben sein könnte). — ■ Der Doppel- dreier 4' himltcliü wdlo mimmfnni , || hesirü, wdlo jadäHi fügt sich in
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keiner Weise in das Vers- und Strophengefüge, stört auch den Zu- sammenhang zwischen 2. 3 und 4b. 5a. Wenn er echt sein sollte, müßte er also aus einem andern Zusammenhang hierher verschleppt sein: aber die (höhere) Tonlage scheint mir nicht gerade für Authenticität zu sprechen. — 4b. hmq'qn jikkareß paßt auch nicht in das Metrum, so- wenig wie in den Zusammenhang. — 5* ist anerkanntermaßen verderbt. Aber mnqx(ß,y f§glech, somsron (vgl. Marti 66) scheint mir auch noch nicht stilgerecht, zumal es die weitere Correctur von beim zu bo nach sich ziehen müßte. In dem ganzen langen Gedichte herrscht sonst ausschließlich die dritte Person (für xikkicha 8, 1 ist xikkäm zu lesen, s. oben): woher käme hier plötzlich die Anrede? Und Jahwes Zorn richtet sich doch auch besser gegen die Anbeter des Kalbes (also bäm), als gegen das Kalb selbst. Endlich ist mir auch die Verschiedenheit der Bedeutung, in der zanqx in V. 3 und hier angewandt wird, nicht ganz unanstößig. Ich vermute also, daß abermals eine falsche Auf- frischung vorgenommen ist, n:t für \\\\\\"\\\\\\T = nn:? zibbdxa, und weiter- hin r§$lech für fo'e'^Z. — 5b. 6a sind bereits von Marti 66 f. gestrichen, und ihnen muß, wie schon das Metrum zeigt, auch noch 6b folgen. — 7*. Zur Ergänzung des metrisch notwendigen (hemrna) vgl. 9*; über die Umstellung von gb s. Marti 67. — In 8b ist 'qttä nicht in den Vers zu bringen: es ist auch mindestens überflüssig. — gac. 10 fasse ich als zusammengehörige Anklage -f- Drohung, ich lese also in 9° naßmü und in 10 futurisches nittdnü, dann am Schluß mqlkäm ivdsarem (oder wenigstens mglgch (wy&arim). Das nittdnu wird, wie mir scheint, noch direct gefordert durch das in den Text verschlagene Antidoton rqttä 'aqqbsem, u^jqx^cVydlü mtfat mimmqssa, das, wenn auch in etwas frag- würdigem Hebräisch, doch kaum mehr hat sagen wollen als rjetzt aber (oder fdann aber') werde ich sie wieder sammeln, und sie werden eine Weile Ruhe haben vor (diesem) Spruch'. In der Lesart von LXX ver- mag ich keine Besserung zu sehen. — Von 10 auf 11 ist ein besonders starker Sprung, und hier kommt man wohl am ersten auf den Gedanken einer Verarbeitung verschiedener Texte (vgl. oben S. 228, b). — In n/* wird gewöhnlich das zweite mizbdxöp laxtö gestrichen, aber zur Schä- digung des Metrums.
36. Zu IX. Wie es scheint, spricht Hosea selbst in dieser Rede, nicht Jahwe: denn weder läßt sich mit Marti 71 V. 3aor ausschalten, noch in 4a tyjqhw§ in li ändern, ohne daß das Metrum zerstört wird. Auch jsme hqpquddd (ohne Possessivaffix) etc. 7a scheint besser in den Mund des Pro- pheten zu passen, vielleicht auch die Specialisierung von 6. — Sonst sind die beiden größeren Einschübe abweichenden
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Metrums 4r — 5 und 91' bereits richtig von Marti 71. 75 ausgeschieden, nur daß in 4° auch die Worte kgl-'oclwläu jiüqmmtfü bereits mit zu der Interpolation zu rechnen sind.
9, 1" ist überfüllt, und es mag sich darüber streiten lassen, ob 'dhabta '§]män oder me'dl-'flolifch beizubehalten ist. Ersteres ergibt zwar den volleren Sinn, letzteres aber die glattere Construction, und deshalb habe ich es vorgezogen. Gegen 'ahddta '§ßndn läßt sich auch wohl noch sagen, daß diese Wendung den wirklichen Empfang eines 'gjmcm voraussetzt, während V. 2 ausdrücklich leugnet, daß ein solcher werde gegeben werden, und einen Unterschied zwischen Vergangenheit und Zukunft kann man doch auch nicht statuieren, wenn man nicht zugleich annehmen will, Hosea habe die früheren Naturgaben wirklich als Spende der WaJim bezeichnen wollen. — 2a gibt die Begründung für das negative 'ql-tUmqx etc. ia, es kann also auch sinneshalber das kl nicht gut fehlen, welches gleichzeitig durch das Metrum ziemlich gebieterisch verlangt wird (gdrgn wajgqgb kann man Hosea nicht zu- trauen). — Für t35"ii schreibt man nach LXX gewöhnlich EST1 jsda'em oder jdda'ti/m : vielleicht richtig, aber andrerseits doch auch vielleicht der Situation nicht ganz angemessen. Man buhlt mit den Baalen um die Gaben der Natur (vgl. die Glosse 'ql-dagan wdßirös 7, I4b), man bittet oder wirbt also um diese, und dieser Bitte • gegenüber wäre jirsem möglicherweise etwas stilgerechter. Metrisch ist die Wahl voll- kommen freigegeben. — 6a. Die metrische Gliederung zwingt hier dazu, misrqim zum Vorhergehenden zu ziehen. Dann aber ist zweimal ein (ii)- zu ergänzen. — 6b soll sichtlich wieder eine Specialangabe über Assur bringen, nachdem erst Assur und Aegypten zusammengefaßt sind, dann (mit dem üblichen Chiasmus) Aegypten allein einen speeificierenden Zusatz empfangen hat. Also war LXX wohl auf der richtigen Fährte, als sie dem möf von 6a entsprechend für mqxmdd einen Specialnamen substituierte. Aber mit Mu%uc:g, michmds ist nichts anzufangen, da das keine assyrische Stadt ist. Die Schwierigkeit der Stelle wächst dadurch, daß in 6h ein Fuß fehlt, der entweder das erforderliche Verbum enthielt, oder, wenn dieses in mqxmdd stecken sollte, das zu- gehörige Subject, d. h. eben den betreffenden Namen. Das (in LXX fehlende) *~ vor chqspdm könnte allenfalls Schlußconsonant des ausge- fallenen Verbums sein, z.B. twxi (tocliqyl kqspdm. Für mqxmad weiß ich keinen befriedigenden Vorschlag zu machen. Dem Klange nach läge wohl nim wqxtndß am nächsten, aber das würde wieder ge- schichtlich nicht passen. — Wenn 7", wie das Metrum ausweist, als Nachsatz zu 6C gehört, kann das verbindende kl wohl nicht fehlen. — Für 7b ist von der auch stilistisch schlechten Repetition fta'tt jdme hassülum offenbar nur das Schlußwort WdSÜlüm bez. trJmssilhim beizu-
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behalten. Im Folgenden ist dann "S'"P nur Umstellung für STn (vgl. LXX -accI Y.cc-Hco&rjaszca = Si"1). Das Object dazu ist aus dem Vorher- gehenden zu entnehmen: fund Israel wird <(es^> spüren'. — 7C. 8a sind dann zur nächsten Strophe zusammenzunehmen. Die bisherigen Deu- tungen dieser Zeilen kann ich mir nicht aneignen, denn sie basieren darauf, daß man die natürlichen Bedeutungen von 'giml und mssuggd' durch eine künstliche Pressung eliminiert. Für mich weisen allein schon diese Worte darauf hin, daß wir es mit einer neuen (vielleicht durch kl anzureihenden) Anklagestrophe zu tun haben, die sich weiter- hin mit der Schlußstrophe 8b. oa paart. Danach ist denn zu emendieren. Es fragt sich, wer die Angeklagten sind. Die Antwort lautet: nach 7C zunächst die Propheten, nach brtiep 'gloMm 8b aber auch die Priester, das erinnert dann sofort an 4, 5a, wo auch Priester und Propheten in gleicher Weise verbunden werden; zur Anklage gegen die Priester in 9a vgl. ferner 6, 9. Aus dem unsinnigen sof$ \,§fraim] 'im-^jßohai] narii 8b ist also offenbar zunächst soff fim-naM auszulösen, und dies wegen Sinn und Metrum durch (Jcöken) oder allenfalls <(gqm-koheny zu vervollständigen. Als Sinn der ganzen Stelle nehme ich danach: (Es kommt die Vergeltung, und Israel wird es spüren: sind doch selbst die, die das Volk leiten sollten, tief in Sünden verstrickt: denn) 'ruch- los ist der Prophet, rasend der Verzückte wegen der Menge ihrer Frevel und Sünden, und mit dem Propheten zusammen liegt der Priester auf der Lauer'. Zu dem letzteren Vorwurf vgl. einerseits wieder 6, 9% andrerseits die weitere Ausführung von 8b: f Schlingen haben sie gelegt' (stelle also Blpi zu vcp"1 um, vgl. Ps. 141, 9) fauf allen Wegen' (lies also ddrachim für ddrachau) fund Stricke (?) im Hause des Herrn' (lies mit Marti '§loMm für 'jßohau). Ob vor mqs'temä das * von TD'Vl herüber- zunehmen ist (Marti), mag dahingestellt bleiben: dem Sinne und Stil nach wäre es gut, aber es beschwert den Vers etwas. — In 9" steht ein Fuß zu viel : vermutlich ist htfmiqü als steigernder Zusatz zu sixäßü zu tilgen. — Man wird sich vielleicht fragen, wie sich so viele Ände- rungen des als ursprünglich angenommenen Textes in so wenige Zeilen hätten zusammendrängen können. Die Antwort hat meines Bedünkens' zu lauten: infolge tendenziöser Übercorrectur der ganzen Stelle. Charakte- ristisch scheint mir in dieser Beziehung namentlich die Tilgung des (höhen) 8a, wenn diese wie in 4, 5a absichtlich erfolgt ist.
37. Zu X. Von den Flecken, die dies kurze, aber sehr prägnante Gedicht entstellen, sind zwei, V. 14 und i6b. 17 bereits von Marti 7 7 f. beseitigt worden. An letzterer Stelle fällt das Siebenerpaar auch formell aus dem Achthebersystem des Stückes heraus. Sachlich befremdet dabei insbesondere
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der Gedanke, daß Jahwe die Kinder des Volkes vernichten wolle, denn sonst redet ja der Text deutlich genug davon, daß die Kinderlosigkeit Israels direct auf dessen eigene Verschul- dung zurückgehe. Derselbe unpassende Gedanke kehrt dann abermals in V. \z wieder, und er widerspricht da ebenso dem vorhergehenden V. 1 1 , wie i6b der Zeile 15*. Es ist also nicht nur mit Marti die zweite Hälfte von 12, sondern dieser ganze Vers zu streichen, und das umsomehr, als er das Strophensystem bricht (noch weniger würde sich formell natürlich der isolierte Vierer i2a einfügen).
Die Meinung des restierenden Stückes ist klar genug. Israel hat sich selbst durch cultische Greuel im Baaldienste kinderlos gemacht, d. h. es hat dem Baal seine eigenen Kinder geopfert. Das wird speciell in V. 13 ausgeführt.
Von diesem Verse ist i3b glatt verständlich, einerlei ob man '$l-horeg (bez. unter Annahme einer Dittographie des tf von SOSinb Iqlwrei) beibehält (was ich als das Plastischere für richtig halte) oder nach LXX in das farblosere lahregä oder dgl. ändert. Dagegen ist I3a verderbt. Zunächst schießt da ein Wort über das Maß des Vierers hinaus, und das ist unzweifelhaft JT133 M = *p:s LXX. Vor diesem steht dann wieder das ganz unpassende nbirVB. Beide zusammen werden wohl wieder durch falsche Auffrischung eines längeren, aber teilweise verloschenen echten Wortes entstanden sein. Nimmt man an, der Auffrischer habe etwa nur \\\\\\(n)?1Pi\\\\\\ (mit un- deutlichem n) vorgefunden, so läßt sich dies Schriftbild leicht zu TfiblFQ ergänzen, d. h. zu einer an sich correcten Parallele zu dem folgenden V52. Da aber nb so ausdrücklich und nachdrücklich nur von Gebären und Mutterleib und Schwanger- schaft redet, so ist es mir weiter wahrscheinlich, daß Hosea überhaupt nur an Jungfrauenopfer gedacht, also am Schlüsse von i3b auch bdnöpäu geschrieben hat. Stand etwa in der Stammhandschrift daraus verschriebenes T33 mit der über- geschriebenen Correctur m (die bei stichischer Anordnung des Textes mit den beiden Schlußbuchstaben von VFlblfiH jedenfalls in nahen Contact kommen mußte), so konnte bei
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falscher Verbindung der Buchstaben die Folge mi"1 besonders leicht zu m:i verderbt bez. ergänzt werden.
9, iob. 'äbößecfigni bringt einen stilistisch recht unmotivierten Wechsel der Darstellungsform, ist also gewiß durch 'abößäm zu ersetzen; in der alten Vorlage mag CiTTiliaX gestanden haben. — ioc wäre in der zweiten Hälfte mit bloßem bq'äl-pd'or entschieden zu hart, es ist also ziemlich sicher das auch sachlich naheliegende (Marti 75) bep- vor bd'al- zu ergänzen. — iod. Für Iqbbösgp, das zwar metrisch möglich, aber doch kaum alt ist, empfiehlt sich IqbbcVql nicht gerade besonders, weil damit das Wort bä*ql zu bald wiederholt würde. Vermutlich ist mit einfachem ivqjjinnasdru auszukommen, zu dem dann eine spätere Hand ebenso die erklärende Glosse Iqbbosgp eingesetzt hätte, wie zu tcqjjihjü ka'ghtäm das metrisch überschießende siqqufim. Was in dem unbefriedigenden hd,Qhbam eigentlich steckt, weiß ich auch nicht zu sagen. — Sonst kann man für io<*a an icqjjinnäzarü-lo denken. — 13*. Von 'gfraim kq'sgr fasse ich 'gfraim als eine schon des Metrums wegen auszuscheidende Glosse zu f ka'sgr auf, und dies *':.\D halte ich wieder für falsche Auffüllung eines großenteils verloschenen (bx)~c("), das dann in wa'gfrdim I3b sein für Hosea typisches Gegenspiel findet. — 15* enthält eine metrische Lücke. Dahinein gehört stileshalber eine dem hnepim von I5b entsprechende weitere erste Person, also ver- mutlich wie in iob. 13" wieder ra'ipi: fall ihre Greuel in Gilgal habe ich gesehen, und drum habe ich dort meinen Haß auf sie geworfen'. — kgl-sarehgm sördrim paßt weder in den Gedankengang des Stückes, noch in das Metrum. — Über i6b. 17 s. oben S. 233.
38. Zu XI und XII ist im allgemeinen zu bemerken, daß die beiden Stücke der verschiedenen metrischen Form wegen nicht zusammenzunehmen sind.
XI. 10, i*b sind um je einen Fuß zu kurz. Die Lücken werden soweit symmetrisch gelegen haben, daß man annehmen darf, ein zwei Zeilen verletzender Fleck oder eine ähnliche Störung habe sie veran- laßt. Unter diesen Umständen darf das ganz ungewöhnliche böqeq doch wohl zu böqeqa ergänzt werden (damit wird zugleich die schwere Betonung gtfpi vermieden). Ob hinter psri ein Adjectivum oder dgl. ausgefallen ist, oder ob dies in jdsqmvg steckt, und die Lücke (die dann das Verbum enthalten hätte) dahinter anzusetzen ist, muß dahin- gestellt bleiben. Nur das möchte ich bemerken, daß ein Vers pari naw§ | casa lö (mit dem gewöhnlichen (asa) doch recht schwerfällig wäre. — In ic habe ich das bedenkliche hfirjo vorläufig im Text be- lassen, weil die Streichung der Silbe h- auch den Gang des Rhythmus lähmt. — id. Lies mit Wellhausen (IqmymqssebÖpl (ausgelassenes b fälschlich vor mmtc eincorrigiert statt vor niaXB?). — 2b. hü^jq'röf etc.
236 Eduard Sievers:
scheint mir keinen Sinn zu geben. 2a muß doch bleiben, weil sonst die Strophe in die Brüche geht. Aber auf rihr Herz (wurde) falsch: nun sollen sie büßen' (oder 'nun sollen sie vernichtet werden' LXX) kann dann doch nicht folgen rer selbst aber wird seine Altäre zer- brechen' usw., zumal ja auch im Folgenden wieder von der Hilflosig- keit des Volkes die Rede ist. Die Activconstruction wird also ver- mutlich auf tendenziöser Übercorrectur beruhen (s. auch unten zu 6): man vocalisiere also je'aref (ohne hu) und jasuddäd. — 3b und 4 ge- hören offenbar zu einem metrischen System 3:6:3 zusammen Cql-tqlme sadai ist aus 12, 12 entnommen, wie schon Welluausen 125 bemerkt hat), und damit ist ihre Unechtheit besiegelt (Makti streicht nur V. 4). Man wird auch Hosea nicht zutrauen dürfen, daß er zwei Verse nach- einander so eintönig klappernd mit länü geschlossen habe (in 3b müßte ja außerdem noch ein Fuß ergänzt werden, vgl. auch Marti 79). Ich nehme also an, der Interpolator habe hier ein Stück echten Textes beseitigt, um seine Weisheit anzubringen, und ich finde dies Stück dann in 10, 7 nachgetragen, wrohin es weder nach Sinn noch nach Metrum paßt. Über ein leichtes, aber nicht unüberwindliches stilisti- sches Bedenken dagegen vgl. oben Nr. 17,!). — Das uoa- vor hqmmglgch gehört dem Sinne nach zu dem übergeordneten Satz: ""schon sagen sie: »wir haben keinen König«, und >der König ist wie ein Splitter im Wasser«'. — In 5a dürfte sschän als die 'gewähltere' Lesart dem all- täglichen Plural soclont von LXX doch vorzuziehen, und demgemäß vielmehr ja^Ürü in ja^Ür zu corrigieren sein. Man gewinnt damit auch eine bessere Basis für die Erklärung des sonderbaren Plurals hr§%löfi (daß be]> ,aic§n erklärender Zusatz ist, zeigt das Metrum): der konnte sehr wohl aus h'gglö, aber weniger leicht aus fo'e^l entstehen. — In 5° schießt das wiederholte *aläu metrisch über (es verträgt sich auch nicht mit ' ' ql-kdbödo ', das doch wegen ki-gala mimmpmu bleiben muß); ebenso erweisen sich in 6 die Wörter 'asswr und minxä als erläuternde Zu- sätze. Das letztere Wort aber verstößt außerdem auch gegen die Meinung des Dichters. Nicht Israel selbst wird sein Kalb als minxä dem Großkönig darbringen, man wird es ihm rauben: das will Hosea sagen. Was dasteht zeigt dieselbe mildernde Tendenz der Übercorrectur wie das hü jq'rof etc. oben 2b. — Wegen hmqlki-räb vgl. oben Nr. 32 zu 5, i3b-
XII. 10, 7*. Näher an dem überlieferten n:r~ als r,C2 (Marti 80) liegt noch ~'C"Z (" verstellt und dann in : verderbt): ich habe darum lieber letzteres in den Text gesetzt. — Aus 7b ist zunächst das un- mögliche mqlkah etc. auszulösen, und dies mutatis mutandis in XI 10, 3b unterzubringen (s. oben zur letzteren Stelle). Für nidmf somaron ist weiterhin nun nidma zu vocalisieren. In diesem Satz fehlt dann noch metrisch ein Fuß, stilistisch eine Grundangabe, die dem me'asqbbau
Alttestamentliche Miscellen 5. 237
von 7S parallel geht. Da es sich nun wieder um cultische Greuel handelt, so wird man unbedenklich (middampiy ergänzen dürfen: sachlich wegen Parallelen wie 6, 8, formell weil ein rr-z~rz nach n~"i; besonders leicht ausfallen konnte. — 8*. qös icddqrdqr etc. sprengt den Rahmen der Strophe und schwächt die kräftige Gedankenfolge der umrahmenden Sätze nur ab.
39. Zu XIII. Diesem Stück ist in der Überlieferung bekanntlich besonders übel mitgespielt worden. Eine beträcht- liche Anzahl der es entstellenden Glossen und sonstigen Ver- derbnisse ist auch bereits von der Kritik erkannt und mehr oder weniger glücklich beseitigt worden. Aber trotzdem ist auch der so revidierte Text nach meinem Empfinden noch weit davon entfernt, sachlich und formell zu befriedigen.
a) Zunächst befremdet von vornherein der Mangel an Ordnung in der Gedanken folge. io, 9. 10 enthalten auf alle Fälle eine Schelte und eine Drohung. Dann setzt mit V. 1 1 , und ohne jegliche Bezeichnung des Contrastes, die Schilderung eines früheren, erfreulicheren Zustandes ein, während dessen Dauer Israel der Lenkung Jahwes noch folgte und berufen war, gute Frucht zu bringen. Mit V. 13 kehrt dann der Text wieder zur Schelte und Drohung zurück: fihr aber habt Bosheit gepflügt und Frevel geerntet: drum sollt ihr die Frucht der Falschheit essen'. Soweit ist der Über- gang berechtigt: aber dann klafft eine böse Fuge, denn von 'achqltlm pdfä-chaxas i$h kann man über Jcl-datqxta badqrkdcha bjrod gibbörecha 13° doch nur ganz stolpernd zu vnqäm sa'Ön i4a gelangen, und auch wenn man mit Marti 84 die Zeile 13° hier ausschaltet (was ich mutatis mutandis für richtig halte), bleibt ein unleidlicher Sprung von ' ächqltlm pdrt-chäxäs auf wdqäm sa'Ön bestehen: der sa'Ön kommt zu unvermittelt. Der Rest ist wieder Drohung.
b) Mit diesen sachlichen Bedenken gehen nun formelle Anstöße Hand in Hand. Soviel ich sehe, läßt sich in unserem Stück kein anderes Metrum durchführen als das des gepaarten Fünfers. Dem fügt sich aber gleich der Ein- gang 10, 9. 10 nicht: erst mit 11 — 13'' beginnt eine mit relativ leichter Nachhilfe herzustellende Folge von drei
II
238 Eduard Sievers:
Strophen der bezeichneten Art. Mir ist es ferner nicht zweifel- haft, daß mit der Schilderung des früheren Zustandes von Israel unser Stück überhaupt ursprünglich anfing. Solche Schilderungen gehören an sich an den Anfang, und sind in gleicher Stellung auch sonst bei Hosea beliebt, vgl. XI io, i. XIV ii, i. XVI 13, 1. XVII 13, 5. Demnach gehören 10, 9. 10 jedenfalls nicht an den Platz, an dem sie über- liefert sind.
c) Ferner treten gerade an den Stellen metrische Lücken deutlich hervor, wo oben ein Gedankensprung constatiert wurde: dem Dreierstück 'ächqltgm paft-chäxäs i3b fehlt das schließende Zweierstück, dem neuen Eingang W9qäm sa'Ön 14 das vordere Dreierstück und V. 13° vermag die Lücken nicht zu schließen; außerdem geht aber auch an dieser Stelle das Strophensystem ganz in die Brüche.
d) Alle diese Anstöße lassen sich durch ein einheitliches Mittel beseitigen, nämlich durch die Annahme, daß die als Eingang anstößigen Verse 9 und 10 ursprünglich in der Gegend gestanden haben, wo jetzt die Lücken klaffen: aller- dings nicht in ganz glatter Folge, sondern so, daß das sonst herrenlose Stück 13° noch zwischen sie aufzunehmen ist. Das ist freilich eine etwas complicierte Sachlage: aber sie läßt sich doch verstehen, wenn man sich den Text stichisch abgeteilt denkt, so wie er oben S. 179 f. gegeben ist. Dann wäre ein unachtsamer Schreiber von i3b (-chäxäs) einmal auf den Anfang der zweitfolgenden Langzeile (13°) übergesprungen, und dann wieder von deren Mitte auf das Schlußstück der nächstfolgenden (i4a). Das Ausgelassene wäre dann am Rand nachgetragen, von da fälschlich an den Kopf des Ganzen geschoben, und in der neuen Stellung (wo es ja ganz zusammenhangslos auftrat) soweit umcorrigiert, daß ein not- dürftiger Sinn herauskam.
e) Als Gedankengang des Gedichtes ergibt sich danach für mich folgendes: * Einst war Israel gefügig und berufen, gute Frucht zu bringen. Aber ihr habt das in sein Gegen- teil verwandelt, und so sollt ihr nun dafür büßen, wie einst
Alttestamentliche Miscellen 5. 239
in den Tagen von Gibea. Dort stellten sich Frevler im Kampf mir entgegen, vertrauend auf ihre Heldenkraft: da trat ich ein (sc. in die Schlacht) und strafte sie. So will ich auch jetzt gegen dich Völker versammeln, die im Kriegs- sturm dir dein Ende bereiten werden.' Diese Gedankenfolge erscheint mir einfach und unanstößig, zumal nun auch die Berufungen auf Gibea, d. h. auf die durch das Eingreifen Jahwes entschiedenen Kämpfe gegen die Ephraimiter (Jud. i o,ff.) in klarerem Licht erscheinen.
io, ii". Das M>9- vor ,§fräim war zu streichen, da es sichtlich nur wegen des falschen Vorschubs V. of. eingesetzt ist. — nb — 12" fasse ich ein wenig anders als die neueren Ausleger, d. h. ich sehe darin nicht einen Gegensatz zu nft (auch keine Betonung der schwe- rereu Arbeit), sondern eine directe Fortsetzung in lobendem Sinne. Lobend sind in ii* mdlummada und 'ohäbti gemeint, ebenso aber auch in nb das tut sqwwäräh, und in gleichem Sinne hebt das 16 von nc hervor, daß Israel nicht für Fremde, sondern für sich selbst arbeiten und Frucht bringen sollte (Marti 83). Demnach ist auch 'arkib nc perfectisch zu nehmen: cund ich legte das Joch auf seinen schönen Nacken [so mit Marti], und spannte es ein, daß es pflüge und für sich egge, daß es (in?) Gerechtigkeit säe und (nach seiner?) Liebe ernte'. Daran ist denn ein junges imperativisches Anhängsel nlrü etc. ange- schoben, das eine Keminiscenz an Jer. 4, 3 enthält (Marti 84), und diesem Anhängsel zuliebe mögen denn auch die für den oben ange- deuteten Sinn notwendigen Infinitive Iqxros, hsäddgd-, Uzrö' und liqsör in die überlieferten Finita jqxros, jjsäddgd- bez. zir*ü (Jachpny und qisru umcorrigiert sein. — Zu streichen sind das überschüssige jdliudü nc und lachpn I2a: möglich, ja nicht unwahrscheinlich ist außerdem, daß für jq'qöb nd ursprünglich jisra'el stand (wegen der Parallele zu 'gfraim nc), und in 12* einfach Uzrö* sddaqa und liqsör p9rl-xgs§d (vgl. LXX und porl - chäxds I3b). — Mit 13" wendet sich Jahwe von' dem Israel der Vergangenheit zu dem gegenwärtigen, und dazu paßt ganz wohl der Wechsel des Ausdrucks, d. h. der Übergang zur Anrede in der zweiten Person. Ich lasse also diese Anrede bestehen, und fülle demgemäß die sachlich-metrische Lücke von 13* nicht mit Marti durch (tvdhemmäy, sondern durch (wd'qttgmy aus. — In i3b ist 'achqltgm Perfectum propheticum. Die metrische Lücke ergänzt sich aus V. 9 durch kirne hqygiVa 'wie einst in den Tagen von Gibea'. — V. gb. 13°. 10" bilden zusammen die vierte Strophe, die eine Schilderung der Kämpfe in Gibea gibt. — gb ist bereits von Rubens in Ordnung gebracht worden. Entsprechend muß dann in 13° (ohne ki) mit der 3. Person
Phil.-bist. Klasse 1905. Bd. LVII. 16
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Imti.iü und mit gibbOrem fortgefahren werden; außerdem muß in [3c« ein Wort fallen, da nur für drei Hebungen Raum ist: daß dies ^S~n- M, ^""- LXX sein muß, scheint mir nicht zweifelhaft: es ist steigernde Glosse zu gibbörem. Dann schließt wieder ioa gut an, in der von Gkaetz etc. nach Pes. hergestellten Form bhJÄ wq'jqsrem, die ich, wie schon oben angedeutet, als fda trat ich in den Kampf ein und züch- tigte sie' fasse, in Anknüpfung an Jud. 20, 26 ff. , wonach Jahwe aus- drücklich den angreifenden Israeliten den Sieg verleiht. — iob -J- 14 bilden die fünfte Strophe. So wie (Benjamin) bei Gibea soll es jetzt Israel ergehen: danach ist in iob sicher mit Ooht u. a. tva'e'söf für W9,uss9fü zu lesen, 'äleh§m wegen mibsar^ch i4b in 'alfcfi zu corrigieren (und davor vermutlich auch noch ein (garn-) einzusetzen), endlich außer der bereits von Marti gestrichenen Glosse bd'gsram etc. noch in 14* das überschießende und sinnwidrige bdfqmm$cha (vgl. Well- hausen 126 u. a.) zu tilgen. — In i4b muß das vcd- vor chgl- gewiß fallen, da sonst in dem ganzen Stück die beiden Langzeilen der Strophen niemals durch einfaches "'und' gebunden werden (wq'ni nb = ''ich aber' ist anders). — isab machen die letzte Strophe aus. Mir scheint, daß dabei die Reihenfolge der beiden Langzeilen umzukehren ist. Es erhebt sich Kriegslärm (i4a), die Verteidigungswerke werden zerstört (i4b), im Kampfe fällt der König (i5b), der die Verteidigung leitet (lies also doch etwa bqssä'qr "im Tore', d. h. eben can der. Spitze der Ver- teidiger'?), und Mutter und Kind werden hingeschlachtet: das ist eine richtige Steigerung, die nur durch das elend prosaische Jcachä 'asü lue]/ §m beß-'el (nebst der angehängten Glosse) wieder stark beeinträch- tigt wird. Gehören diese Worte aber nicht vor isb, sondern an den Schluß des Ganzen, so wird es wohl erlaubt sein zu vermuten, daß sie aus kaläv asüJbäeli verderbt sind, wie im Text vermutet wurde. — In i5b endlich wird, gemäß dem in (iob. I4b) begonnenen Anredetypus das etwas dürftige m§l§eh jisra'el in das kräftigere mqlküch, jisra'el zu bessern sein.
f) Der so hergestellte Text zeichnet sich, wie man sieht, durch eine große Regelmäßigkeit des Aufbaues aus. Die sechs Strophen zerlegen sich in drei Gruppen von je zwei Strophen. Die erste Gruppe, Str. 1. 2, schildert das einstige, bessere Israel, die zweite, Str. 3. 4, bedroht das sündige Volk mit der Strafe, die einst Benjamin traf, und die dritte, Str. 5. 6, führt die Schilderung dieser Strafe im einzelnen positiv aus.
40. Zu XIV. Der einfache Grundgedanke dieser Rede scheint mir zu sein, daß Israel trotz aller Wohltaten, die es
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von Jugend auf durch Jahwe empfangen hat, sich undankbar von ihm abgewendet hat, und dafür nun Strafe empfangen muß. Die Wohltaten werden in n, 1-3-4 aufgezählt, * die Abwendung in 5. 7 geschildert, die Strafen in 8 angedroht.
Diese einfache Disposition wird in der Überlieferung zweimal durchbrochen, durch V. 2 und durch V. 6. Die erste dieser Strophen, V. 2, redet verfrüht von der Abwendung zu den Baalen, die hernach in Str. 7 wiederkehrt, und fällt aus dem metrischen System heraus, indem sie statt des Schemas 5 : 3 das Schema 7 : 3 bietet. Sie ist um so sicherer für interpoliert zu halten, als sie auch in Tonlage und Ton- führung von den sicher echten Strophen der Rede abweicht. — Das letztere gilt auch wieder von V. 6, der abermals zugleich den natürlichen Zusammenhang von V. 5 und 7 (über diesen s. unten zu den Stellen) durch eine eingeschobene Drohung
zerreißt.
11, 1* entbehrt eines notwendigen Fußes: die Ergänzung von (Jiajäy liegt wohl auf der Hand. — ib. umimmisrdim ist rhythmisch- melodisch nicht gut, und paßt auch sachlich nicht ganz, insofern ib wohl nicht eine bloße 'und' -Parallele, sondern eher eine Art Folgerung zu ia bringen soll. Das u- entspricht auch dem sonst deutlich bevor- zugten asyndetischen Stiltypus nicht. — 3a. ' ql-z»röc opqi geht ebenso- wenig in den Vers wie das (ql-zdrö'ojjäu von M, ich habe daher nach LXX den Sing. "ql-Zdrö'i gesetzt; mindestens ebenso zulässig wäre natürlich auch 'ql-zdrö'äi. — 3b. n^rusa-i paßt nicht in den Zusammen- hang, denn 'Gängeln', 'Tragen' und 'Heilen' bilden keine Reihe, die sich so glatt in eine Strophe zusammendrängen ließe. Im Anschluß an den (freilich dem Metrum nicht gerecht werdenden) Vorschlag von Marti 86 vermute ich, daß halbverloschenes CTiN^S) falsch zu n^nNSl aufgefrischt wurde: 'ohne daß sie merkten, daß ich sie aufhob'. — 4 ist durch und durch verderbt. Zunächst steht viel mehr da, als in eine Strophe des Schemas 5 : 3 hineingeht. Dem Metrum fügen sich in der Überlieferung nur die Sätze 4a mit fünf und 40 mit drei He- bungen, dagegen hat das Mittelstück 4b sowohl nach M wie nach LXX deren mindestens fünf. Dieses Mittelstück dürfte also von vornherein auszuscheiden sein, als Glosse, die entweder zu 4a oder zu 4° gehören sollte. — In 4a finde ich sodann die 'Menschenstricke' ebenso ungenieß- bar wie die 'Liebesseile'. Die letzteren sind wohl am leichtesten zu beseitigen. Denn da LXX mit ccyaitriaswg (iov für das 'qlita von M 'qltbaßi voraussetzt, liegt es nahe zu vermuten, Hosea habe nicht
16*
242 Eduard Sievers:
bq'ioßöß 'qhbä, sondern bq'dwr'qhbaßt geschrieben: rweil icli sie liebte'. An '§m&9chem ist ferner keinesfalls zu rütteln, wegen der hernach zu besprechenden Wiederaufnahme dieses Begriffes in 7". Steckt somit in dem Schluß von 4a der Gedanke: raus Liebe habe ich sie <zu mir)> gezogen', so muß auch 4'' des Parallelismus halber etwas Ähnliches enthalten haben. Das läßt sich wieder gewinnen, wenn man zunächst das V^ix von M zu '■pbix umstellt bez. zu (D^blK ergänzt (vgl. auch Nr. 41), und 'elau in 'eläi corrigiert. Für das sonst allgemein als verbal gefaßte Bitl bleibt dann natürlich das adverbiale 'qt 'langsam, gemächlich, sanft' übrig, einerlei ob man das überlieferte ic^qt bei- behält, oder dafür die in den Staccatostil besser passende Variante Witt einsetzt: f sanft, leise habe ich sie mir zugeführt' (zur Formel 3N -j- ^3tn vgl. 1 Reg. 21,27. Jes. 8, 6). Die Umstellung des 'eläi an den Schluß endlich bessert Rhythmus und Melodie: absolut notwendig ist sie gerade nicht. — Nach dieser Deutung von 4° wird dann auch wieder rückwärts der Gehalt von 4" zu bemessen sein , d. h. es ist zu vermuten, daß in bdxqble 'arfam eine Parallele zu dem te'ät von 4° stecke. Wie die gelautet haben mag, ist freilich wieder ganz unsicher. Für "^"ns möchte man fast an etwas wie bfii'D kdnahel denken: 'lang- sam wie man . . . treibt oder führt' (wegen des Weit vgl. dazu speciell die Verbindung wq'rii 'gpnqhala Id'itti Gen. 33, 14). Aber 'aädm wäre wohl kein dazu passendes Object, man müßte weiter corrigieren, etwa zu red§r oder ähnlichem. Unter diesen Umständen habe ich es vorgezogen, -fbdxqtlf 'adäm einstweilen im Texte zu belassen.
n, 1. 3. 4 geben in dieser Reconstruction, wie man sieht, eine gute Stufenleiter: Won den Zeiten Aegyptens an habe ich Israels Kinder zu mir gelockt: ich habe Ephraim gehen gelehrt und ihn auf den Arm gehoben, ohne daß er es merkte: langsam suchte ich ihn mir zuzuführen, weil ich ihn liebte'. Nun aber kommt der Umschlag mit 5 : fer aber wandte sich (wieder) nach (oder fan') Aegypten, und Assur ist (jetzt) sein König, er hat sich geweigert <bei mir zu bleiben^' (Hosea greift also hier wieder auf sein Lieblingsthema, die politische Paktiererei mit Aegypten und Assur zurück). Ist dieser Gedanke richtig gefunden, so ergeben sich die notwendigen Emendationen von selbst. Nach mqlko 5a/* zu schließen, hat auch in 5a« ein Singular gestanden, und das empfiehlt die Aufnahme des \frqim von LXX statt '^-'p-gs M. Für lö jasub las ferner LXX bereits correctes aWI, nur daß sie dies irrtümlich als wqjjesffi (= Karamri6£v) interpretierte, statt als icqjjäsob. Dies letztere paßt sehr gut als Contrast zu dem vorhergehenden 'gmhchhn bez. 'ölichem. Zur Gesamtlesung der Halbzeile vgl. überdies die (futurische) Parallele ivasäh 'gfräim misräim 9, 3a. — Mit 5b springt dann in der üblichen Weise der collective Singular in den Plural um : es ist also nicht nötig, mit LXX den Sing, me'en einzusetzen. Dagegen ist sicherlich
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das Ja als sinnstörend zu streichen, denn es kann sich nicht um eine Begründung, sondern nur um eine parallelisierende Fortsetzung zu 5a handeln. Natürlich ist dann 2(i)Cx nicht zu brauchen, sondern zu FOlüi zu ergänzen, und dahinter als dritter Fuß (Jittiy einzusetzen.
ii, 7. Der zweite Vorwurf, der gegen Israel erhoben wird, ist sichtlich der des Übergangs zum Baalcult. In 1 hatte es geheißen mhnmisräim qaräßi tedanau: dem steht nun, und schwerlich ohne Ab- sicht (trotz der verschiedenen Bedeutung der beiden Verba), in ytf ws'gl-bä'ql jiqra'u entgegen: f(sie aber) haben den Baal angerufen': denn so wird man doch für W9,§l-*ql jiqra'uhti emendieren müssen. Nun folgt abermals ein Gegensatz: csie haben aufgehört [also iVirp für xVim] zu preisen [also D»1")b für calr"1] <(meinen Nanien)>' (oder was man sonst etwa statt hmi ergänzen will, um die Verslücke aus- zufüllen). — Somit bleibt noch yaa wd*qmmi folii'lm limsüdaßi übrig. Ich nehme an, daß in C"W3(n) eine Parallele zu dem jqxddlit von 7b steckt, also niVü rsie sind überdrüssig geworden' -f- a (= min) -f- dem verderbten limmbajn, das ich über falsch aufgefülltes "l(n)2\L'a(b) auf *OHH3 bez. einschließlich des von ßdlu'im abzutrennenden Schluß -~o auf ■Oiano mimmgschi zurückführe: csie aber sind meines Ziehens über- drüssig geworden', in Anknüpfung an das 'gmhchem von 4a.
Daß nun zwischen diesen beiden Vorwürfen die Drohung 11, 6 keinen Platz haben kann (vgl. oben S. 241), braucht wohl keines wei- teren Beweises mehr. Ich versuche daher auch hier nicht, dem über- lieferten Text durch Emendation einen besseren Sinn abzuringen.
11, 8b ist übervoll, aber man wird nicht zu bezweifeln brauchen, daß ,ech 'gttcnclia am Eingang rein mechanisch aus 8a wiederholt, und 8b ursprünglich als glatte Antwort auf die rhetorische Frage von 8a gemeint war. Dann aber wird man doch 'äSimech kaum als anb xoivov zu Jcfadma und Jcisbojim construieren dürfen, sondern das letztere in ustojim ändern müssen, da (wdychisbqjim zu schlecht in den Rhyth- mus paßt..
41. Zu XIYa. a) Dieser Einschub ist ein typisches Antidoton zu XIV, dessen Metrum er direct fortsetzt: sogar die Zeilenzahl ist dieselbe wie die der Vorlage, wenn man das abgesprengte Schlußstück 12, iof. zu 11, 8C — 11 hinzu- nimmt. Dies muß aber offenbar geschehen, denn 12, iof. fallen an ihrer überlieferten Stelle nach Sinn und Metrum ganz aus dem Zusammenhang heraus, während sie sich hier aufs beste anfügen: speciell bringen sie den Schluß des Ein- schubs nach, der doch schwerlich mit der nur vorbereitenden Strophe ioc. 11 zu Ende gehen konnte.
244 Eduard Sievers:
b) Der Anschluß des Antidotons an sein Vorbild scheint bis auf die Wiederaufnahme einzelner Wörter zu gehen. So zweifle ich nicht, daß das temporale me'§r§s misrdim 12, ioa (bez. die Entlehnung der ganzen Zeile aus 13, 4a) durch mimmis- rnim ii, ib. hervorgerufen ist, und daß das unklare banim 1 1, ioc an das htaväu des gleichen Verses 11, ib anknüpft. Unter diesen Umständen kann vielleicht auch der Satz 'qxarf jqhwi jetechü 12, ioa noch als eine Art von Zeugnis dafür aufgefaßt werden, daß der Verfasser der Interpolation in 11, 4C wirklich noch 'öUchern las. Dieser mag übrigens auch XIII gekannt haben, denn ivalü 'ato (teyba'er 1 1 , 9° sieht einigermaßen wie eine Reminiscenz an bftß uq'jqsrem io, ioa aus, die dann aber- mals die Lesung der letzteren Stelle bekräftigen würde.
n, 8C. Man kann jqxqd^rüchmdrü^j-qxmdi betonen: aber das jqxqd sieht eher aus wie eine Wiederholung des verderbten jqxqä von 11, 7b. — gb. Dieser Dreier, der die Strophe bricht, scheint zu der Erwähnung von Adma und Seboim 11,8 das für den Untergang von Sodom und Gornorrha typische nrnr anbringen zu sollen, vgl. Gen. 18, 28. 31.32. 19,13. 14.29. — 9r. bdqirbäm: nach ioab. iocf. 12, na habe ich hier und 12, ioab die dritte Person durchgeführt. Metrisch ist das gleichgültig. — Für Hosea wäre übrigens doch wohl auch das auf Jahwe bezogene qados, zumal in Jahwes eignem Munde, etwas auf- fällig, da Hosea sonst nicht so dogmatisiert. — In gc ist doch 'abo (foyta'er zu ergänzen, nicht bloß 'aba'er zu schreiben, da sonst ein Fuß verloren geht, vgl. auch oben b. — nc. Der Vierer ist nach- träglich angeschoben, um das Fehlen des eigentlichen Schlusses (s. oben a) einigermaßen zu verdecken. — 12, ioa. 'ißohem: s. zu 9C. - ioa. Das unklare Tiime mö'ed schießt über, und ist also einfach als Glosse zu streichen. — 11. Die Perfecta sind futurisch zu fassen: nach- dem Jahwe sein Volk wieder zurückgeführt hat, wird er dafür sorgen, daß sie nicht wieder abfallen: darum wird er durch die Propheten zu zu ihnen reden (also wohl icddibbdrü 'älem bqnbVim für das metrisch auch zulässige wQdibbdrti 'ql-hdnmWim von M) und viele Gesichte geben. Was in 'ädqmmf nb steckt, ist nicht sicher zu sagen: cin Gleichnissen reden' würde immerhin leidlich passen. — In na stört 'anochi das Metrum.
42. Zu XV und XVa. Die Grundlage des stark inter- polierten Cap. 12 bildet unzweifelhaft ein Gedicht in zwei- zeiligen Doppeldreierstrophen (= XV). Danach allein schon
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scheiden aus dem überlieferten Textbestande aus: a) die iso- lierten Dreier 2b und 3a; — b) der isolierte Sechser o,b; — c) die beiden 5/3-Strophen 10 und n, die zu XIVa gehören (Nr. 41); — d) die Schlußstrophe 1 5 mit dem Schema 3 : 3 | 3; —
e) das ziemlich formlose Zwischenstück 6 — 7; — endlich
f) die nur lückenhaft überlieferten Strophen 5, 13 und 14, die offenbar unter sich einen Zusammenhang (XTa) bilden und vermutlich im zweizeiligen Siebenermaß abgefaßt waren. Alle diese Überschüsse sind, mit Ausnahme von 2b und 15, auch bereits von der Sachkritik beanstandet worden; es er- übrigt sich also wohl hier, nochmals im Detail auf die Gründe einzugehen, die im einzelnen ihre Verwerfung fordern. 2b ist eine nichtssagende Glosse, die den Zusammenhang von 2a und 2° aufs störendste unterbricht, und 15 hinkt nach dem kräftigen Abschluß des Hauptgedichtes in V. 12
recht lahm hinterdrein.
XV. 12, ib wird jetzt wohl ziemlich allgemein als unecht ver- worfen, ist aber zur Füllung der ersten Strophe nicht zu entbehren. Da aber andrerseits der Inhalt von ib durchaus nicht zu ia paßt, ist zu vermuten, daß ib mehr oder weniger in tendenziösem Sinne um- gearbeitet ist. Was ursprünglich dagestanden hat, wird sich unter diesen Umständen kaum noch ausmachen lassen. Für die Buchstaben- folge D3TY1S habe ich im Anschluß an die Bemerkung von Well- hausen 128: cin TIS steckt ein Perfectum, in C3H vielleicht nS*i' probe- weise ursprüngliches n3H TtS^ vermutet fer läßt da' aß vermissen'. Dabei muß es zunächst zweifelhaft bleiben, ob der einleitende Name wihüda in vodjq'qpb zu ändern oder zu tilgen, und entsprechend das 'eZ am Schlüsse des ersten Halbverses auszulassen oder aber zu 'glohim zu ergänzen ist. Im Texte habe ich die erstere Alternative vorgezogen, weil sie den Wechsel des Numerus von ia zu ib leichter begreiflich macht. — ity* vermag ich nicht zu enträtseln: die Herbeiziehung der Kedeschen erscheint mir an dieser Stelle (d. h. zwischen dem Tadel der allgemeinen Treulosigkeit Israels in ia und seiner politischen Machi- nationen in 2) zu specialistisch, als daß ich sie für recht wahrschein- lich halten könnte. Man erwartet viel eher einen Gedanken, der zu V. 2 hinüberleiten könnte. Formell könnte man noch etwa an D"nüp qos&rim denken: aber auch damit ist nichts Rechtes anzufangen, auch wenn man das vorhergehende dd'qß (s. oben) als 'Einsicht in welt- lichen bez. politischen Dingen' interpretiert. — Für 2a wird zu erwägen gein, ob in dem zweifelhaften W1 nicht etwa nach 8, 7a ein Ursprung-
246 Eduard Sievers:
lichos r~l zore' stecken hönne: 'Efruim beschäftigt sich damit, Wind zu säen, indem es seine Gaben nach Aegypten schickt, und lauft dem Ostwind nach, indem es mit Assur einen Bund schließt' (also mit chiastischer Anordnung der Gedanken). — 8. Das metrisch überschießende Itmqfqn halte ich für eine tendenziöse Glosse, die den Vorwurf des Betrugs von Tsrael ablenken soll. — Das von Wellhausen hergestellte la'qöb in 8/* nimmt ebenso das (aqäb von 4« direct auf, wie das ,6n von 9a/* das uVönü von 4^: V. 4 und 8 sind also auch formell durch eine Art Wortspiel gebunden. Diese Wortspielerei setzt sich dann in der nach Ausscheidung von 9''. 10. 11 anschließenden Strophe 12 in verstärktem Maße fort. cHabe ich mir doch ein Vermögen gemacht', sagt triumphierend das trügerische Israel in (f, und darauf antwortet Jahwe in 12: fNein, nicht von ,on ist die Rede, sondern 'dun haben sie getrieben in Gilead, und in Gilgal haben sie den sedim (so Hitzig etc.) geopfert: darum sollen ihre Altäre <( zerstört werden), wie Steinhaufen an den Grenzen der Felder'. Ich zweifle nicht, daß die metrische Lücke in i2b durch (jüssqddüy auszufüllen ist (vgl. 10, 2b), daß also i2b mit jüssqddü mizbdxö])äm ein neues Wortspiel mit Iqsscdim zibbe^xu i2a bilden sollte (vor ksgqlUm ist dann mit Wellhausen 130 ein jihjü hinzuzudenken). — Unsicher ist mir dagegen, welches Verbum sich 12»« unter der Buchstabengruppe Tri K11Z3 *jN verbirgt, bez. was einst für Tri stand, wenn Kita ^X als steigernde Glosse überhaupt auszuscheiden hat. Wellhausens rasü, das ich vorlaufig aufgenommen habe, klingt im Verse etwas dürftig, eine dreisilbige Verbalform würde jedenfalls vorzuziehen sein. Man könnte etwa an xahbu denken. — Auf alle Fälle dürfte aber ''dun schon des Wortspieles mit 'an halber an die Spitze von 12* treten müssen. Damit wird denn auch der häßliche Gleichklang casü (oder xasdbü) : zibbe^xu am Schluß der beiden Halb- zeilen vermieden.
XVa. Über den Charakter dieses Fragmentes vgl. die Bemerkung oben Nr. 27, b. Daß die drei Verse 5. 13. 14 zusammengehören, dürfte durch den Inhalt sichergestellt sein. Den Anlaß zur Einflechtung von V. 5 bot zunächst mechanisch der Anklang von 5* an 4V. V. 13 t'. aber sind vermutlich deswegen hinter V. 9 gestellt, weil in der noch voll- ständigen (jetzt aber lückenhaften) Strophe V. 13 von Jakobs Herden- erwerb die Rede war, was gut zu V. 9a zu stimmen schien (vgl. oben). — Sehr schwierig ist die Bestimmung des Versmaßes. Da aber V. 13" und 14 je einen deutlichen Siebener bilden, V. 5 jedenfalls einen Zweizeiler darstellt, und auch die fragmentarische Zeile i3b auf einen Parallel vers zu 13" hinweist, so wird es doch wohl erlaubt sein, sieben- hebige Zweizeiler als das Maß des Gedichtes anzusetzen, dem unsere Fragmente entstammen.
V. 5ab müssen dann allerdings verstümmelt sein. Aber darauf
Alttestamentliche Miscellen 5. 247
weist ja so wie so. der Text selbst hin. — 5a«. wqjjäsqr '§1- (oder Hm-) mqVdch ivqjjuclidl wäre ein sehr holpriger Dreier, außerdem vermißt man bei dem sicher auch hier wieder beabsichtigten etymologischen Wortspiel doch einigermaßen den Namen jisra'el, der erklärt werden soll. Dieser wird also jedenfalls einzusetzen sein. Verdächtig ist außerdem das mqVdcli, teils an sich (vgl. M. St. II, 282 f. zu Gen. 16, /a, auch Makti 95), teils weil es die zweite Hälfte des Wortspiels zerstört. Für diese brauchen wir notwendig 'e7, und das steht ja auch im Text, nur infolge der Correctur verkleidet als Präposition. Dies ;x ist also nicht mit Wellhausen 129 u. a. nach dem echten Hoseatext 4/* in nx zu corrigieren, sondern nach Gen. 32, 29 zu 'im-'el zu ergänzen. — Als Subject von wqjjuchäl dürfte doch Jakob, als das von baclia etc. doch der nach unserer Stelle von Jakob im Ringkampfe besiegte 'e7 anzusetzen sein. — 5b gäbe nach der Überlieferung nur einen 'umge- kehrten Fünfer', ist also auch notwendig aufzufüllen. Auf Ausfall eines saniv vor jimsa'&inu weist dabei zunächst wohl schon das fol- gende WB'sdm; ist das richtig, so muß vorher auch aus sprachlichen Gründen noch ein Verbum ergänzt werden, wie das im Text vorge- schlagene (icqjjaboy. — Zu wdsäm jaäqbber 'itto vgl. übrigens 'ejhj ^kgl-y'qser-dibbdrü lach Gen. 28, 15°. — Über das Anordnungsprincip der beiden Zeilen wage ich kein bestimmtes Urteil zu fällen, weil die Überlieferung hier so zerfetzt ist. Immerhin scheint die directe Nennung des 'el in 5" dieser Zeile doch die überlieferte Stellung vor der Zeile 5b zu vindicieren, die sich mit dem bloßen Implicitum be- hilft. Überdies fällt ja auch das tvqjjibrdx von 13" wieder aus der natürlichen Ordnung der Dinge heraus, denn eben auf der Flucht zu Laban (vgl. wdqum bdrqx-ldch Gen. 27, 43) kommt ja Jakob nach Bethel. Vielleicht hat also der Verfasser unseres Stückes, das man als ein fSummarium der Gnadenerweise Jahwes für Jakob' bezeichnen könnte, aus dem Allbekannten nur eine Reihe markanter Punkte in beliebiger Reihenfolge herausgreifen wollen, an denen Jahwe in Jakob -Israels Geschick handelnd eingriff. — Über 6. 7 s. oben S. 245. — i3b. samdr erinnert wieder an Gen. 30, 3id, wo ,csm6r als Variante zu 'grff bei- geschrieben ist. — 14. Der Übergang zur Passivconstruction ist stili- stisch kaum berechtigt, und der Ausgang ubnabt nismdr lahmt rhyth- misch ein wenig. Es wird also ursprünglich wohl 1153EJ für "i»Tö5 im Text gestanden haben.
43« Zu XYI. Daß 13, 1 — 14, 1 nicht eine größere Einheit bilden, zeigt der Wechsel des Metrums bei 13, 5 und 13, 12. Wir haben es mit drei selbständigen Stücken zu tun, deren jedes seinen gut markierten Anfang und Schluß hat
248 , Eduard Sievers:
13, i. Über die Textconstitution dieser Strophe s. oben Nr. 12. — 2*. ic3*qttü schießt metrisch über und stört den Zusammenhang, sofern die Besserung des uqjjamöß i'1 in wajjamöch richtig ist. Denn dann handelt es sich nicht um das Einsetzen eines neuen Processes, son- dern um die glatte Fortsetzung eines alten, und auf einen solchen weist ja auch das jösifü (bez. nun wqjjö&ifü) ziemlich deutlich hin. — 21'. mikkaspäm würde den Satz von 2a über den Schluß der ersten Langzeile hinaus in die zweite Zeile der Strophe hinüberlaufen lassen. Das wäre aber bei Hosea der einzige Beleg seiner Art (s. Nr. 21, d), und auch stilistisch wäre der Satz recht ungefüge. Ich halte es daher für notwendig, icdchqspäm zu schreiben, d. h. den scheinbar einheit- lichen Satz in eine Periode von zwei Parallelgedanken zu zerlegen. Allerdings bleibt der Parallelismus immer noch etwas unvollständig, wenn man das sinnlose lojßjunäm mit den Kritikern in Toßafrnifi oder JcipmünqJ) ändert: man würde zweifellos an deren Stelle lieber ein dem easü von 2a paralleles Verbum finitum sehen. Nur dürfte es wieder sehr schwer sein, ein solches Verbum zu finden. Aus falsch aufge- fülltem (~):i~(r:) ließe sich ja wohl ein :"2 = 133 banü herausschälen, und ein wdchqspäm banü (lqyfsqbbim wäre (zumal das gewöhnliche ("HTS bereits durch die vorhergehende Zeile absorbiert war) angesichts der Parallele wqjjibgn ... 'gp-hqssglq' ... fo'/ssa Gen. 2, 22 formell wohl nicht ganz unmöglich (vgl. auch das von 1~i:z abgeleitete Sub- stantiv tqhiiß 'Gestalt'): aber auch bei diesem Beispiel handelt es sich doch nicht glattweg um ein einfaches ''gestalten', sondern um ein 'Auf- bauen aus Teilen' (vgl. icqjjisyör basär tqxt^nna etc. (Gen. 2, 21). Es wird also vorsichtiger sein, einstweilen doch bei hipmunäp zu bleiben.
— 2C. ctt? ri33 dürfte auf corrigiertes n;r Jculldm zurückgehen: Vers und Sinn vertragen jedenfalls nicht mehr. Dagegen muß vor Mm offenbar ein W3- ergänzt werden: 'und doch sagen sie'. Den Inhalt dieses Sagens gibt 2d an. Da diese Zeile deutlich überfüllt ist, muß zunächst offenbar das so wie so anstößige jissaqün fallen. Der Rest ist per contrarium nach 4° zu bestimmen. Heißt es dort: 'außer mir gibt es keinen Helfer', so muß in 2d dasselbe stehen, nur ins Positive umgesetzt. Das führt denn auf *"ts für Ti~t 'Helfer des Menschen sind <\liese)> Kälber'. — Die Unechtheit von 3 ergibt sich, auch ab- gesehen von der Entlehnung aus 6, 4, aus dem abweichenden Versmaß.
— Die überschießende Zwischenzeile 4b (die imperativisch gemeint war) ist nach dem Dekalog interpoliert.
44. Zu XVII sind keine allgemeinen Bemerkungen zu machen, da der Gedankengang klar ist und die erforderlichen Besserungen meist schon von andrer Seite vorgenommen worden sind.
Alttestamentliche Miscellen 5. 249
13, 5. ra'lßich ist allerdings für den Zusammenhang unentbehrlich, aber das Metrum zeigt, daß es nicht mit LXX für jgdq'tich einzu- setzen, sondern zur Füllung einer metrischen Lücke zu ergänzen ist. — 6. Die Änderung von Ismdr'ijjäm in kir'ößam verbietet das Metrum, da diese Lesung einen nur zweihebigen Halbvers ergeben würde. — 9 ist in beiden Hälften zu kurz (zwei statt dreier Hebungen). Durch die zweite der vorgeschlagenen Ergänzungen wird zugleich die sprach- liche Härte des Ausdrucks ki-mt W^zräch beseitigt. Zur Formel vgl. ivdqümä ba'ezrajri Ps. 35, 2. — ioa. 'gifef habe ich hier und sonst stehen gelassen, weil die Form, obwohl höchst unwahrscheinlich, doch nicht direct als unmöglich zu bezeichnen ist. — Das folgende JOSX gehört, wie das Metrum zeigt, als iiETüO an den Anfang der zweiten Halbzeile. — Die ganze Strophe ist mir übrigens , wie schon früher einmal be- merkt wurde, ein wenig verdächtig. Sie scheint mir höher zu liegen als das Übrige, hat eine sonst bei Hosea nicht begegnende Art des Enjambements (vgl. Nr. 17, a), und weicht auch inhaltlich von der sonst bei Hosea wiederholt betonten Auffassung ab, daß Israel selbst seine Fürsten und Könige sich gegeben und wieder zu Falle gebracht habe (vgl. VII 7, 3 ff. VIII 7,16").
45. Zu XTIII. Dies Stück ist wieder stark entstellt. Der zweiten Strophe fehlt der Schlußzweier, der dritten die ganze Schlußzeile, für die fehlerhaft das Schlußstück der letzten Strophe eingesetzt ist, die dadurch ihrerseits lücken- haft wird. Außerdem ist der Text noch durch Einzelverderb- nisse entstellt.
13, 13 will sagen, daß Israel nicht zur Neugeburt gelangen kann, weil es nicht tut was es tun sollte: denn es ist unweise. In diesen Gedanken paßt das ben von 13* durchaus nicht, denn das Volk, das die Geburtswehen ankommen (xgdle jöledä, das nicht in den Vers geht, ist erläuternde Auflösung von xcßaUm, vgl. M. St. H, § 53), kann nicht im selben Augenblick als cKind' bezeichnet werden. Die Einfügung des Wortes mag mit der weiteren Verderbnis von i3b zusammenhängen., Hier weist zunächst das Metrum darauf hin, daß banim von ""OlBEa abzutrennen, letzteres also als bqmmqsber zu vocalisieren ist. Daß dies Wort ferner hier nicht wie 2 Reg. 19, 3 = Jes. 37, 3 'Muttermund' be- deuten kann, geht wohl schon aus dem Verbum jq'möd hervor (an der anderen Stelle steht richtig ba'ü (qd-mqsber). Es bleibt also nichts übrig, als hier die sonst erst mischnisch belegte Bedeutung f Geburts- stuhl' anzusetzen. Weil Israel nicht weise ist, stützt es sich nicht zur rechten Zeit auf den Geburtsstuhl, und beraubt sich dadurch selbst der Neugeburt (bez. Nachkommenschaft): banim (lö-jeledy, oder wie sonst etwa zu ergänzen ist. — So ist Israel durch eigene Schuld dem Unter-
250 Eduard Sievers:
gang geweiht, der Seol verfallen (lies also in 14* D*»*lBK '§fräim für ztsx \fdcm), und Jahwe wird es nicht retten. Im Gegenteil, er ruft seihst die Schrecken des Todes herbei (14V ist überfüllt, die Besserung zweifelhaft), denn sein Erbarmen hat aufgehört: an die Stelle der früheren Liebe zu Israel ist Haß getreten (ergänze daher etwas wie sauefih '§fräim, vgl. 9, 15''). — i5at' enthalten als Vordersatz einen Ver- gleich, der Nachsatz fehlt (s. oben). Der Sinn des Vordersatzes ist im allgemeinen klar, aber im einzelnen verderbt. Daß 'dxu in 15* steckt, hat Oout erkannt: aber der Satz, daß 'Efraim mitten im Riedgras grüne' ist doch sehr sonderbar. Ich halte vielmehr ,dxü für das Sub- jeet (es ist in dem hü enthalten) und sehe in 'qodtm eine durch falsche Correctur entstandene Corruptel von mqim), und übersetze mit einigen kleinen Änderungen des Textes also: fWie Riedgras, das zwischen den Wassern grünt, und es kommt ein Ostwind und läßt seine Wasserläufe versiegen, <(so werde ich Israel verdorren lassen))'. — In 14, ia ist ttfsäm doch beizubehalten, weil nach Ausweis des Metrums das M als U zur ersten Vershälfte zu ziehen ist: 'versündigt hat sich Samaria an mir, von seinem Gotte ist es abgefallen' (lies marddal). Nun folgt die Drohung, und diese ist wieder stark entstellt. Der Fünfheber geht mit uaharijjoJjüH notwendig zu Ende. Also ist hinter 'ofolpi der Ein- schnitt zu legen, und das nächste Verbum zum Folgenden zu ziehen (ob dabei tdruttdsän oder tdruttäsnä zu lesen ist, läßt sich metrisch kaum ausmachen, doch liegt ",C^~n dem überlieferten HBOTi näher als riDC^^r ; die übrigen Correcturen sind wohl selbstverständlich, wenn der Sinn richtig getroffen ist). — jdtuqqa^ü rückt damit in den Ein- gang der dritten Zeile der Strophe, und zur Ergänzung ist die suo loco unmögliche (Marti 104) Zeile 13, I5d anzuschieben, natürlich wieder mit der nötigen Nachhilfe {jdbaqqd/ -\- 'ösär, und jissasf): f erbrochen wird der Tempelschatz (oder ""das Schatzhaus'?), geraubt werden alle (seine) Kleinode'. — Ob freilich diese Zeile von allem Anfang an den Schluß unserer Strophe gebildet hat, ist mir einigermaßen zweifelhaft, denn neben den roblim und haroß, die in 14, ib ganz dem General- thema entsprechend auftreten, nimmt sich der Tempelschatz mit seinen Kleinodien doch höchst wunderlich aus. Ich möchte also glauben, daß hier eine andere, echte Zeile verdrängt ist.
46. Zu XVIIIab. Eine eingehende Charakteristik des
Antidoton XVIIP s. bei Marti 104 f. Ebenda und 108 ist
auch V. 10 — XVIIP bereits richtig von dem Vorhersehenden
abgetrennt worden (vgl. oben Nr. 2jfh).
XVIIIfl. 13, 2. Zu klucJiasält vgl. als Quelle 4, 5. — 3b. ,cluu geht nicht in den Vers. — 5. Wenn man nicht etwa nodata opfern will, läßt sich 'grpä mzsubajiam nicht halten, trotz dem Anklang an
Alttestamextliche Miscellen 5. 251
Jer. 3, 22 (Marti 106); \rpti läßt sich auch aus Hosea selbst ableiten, vgl. speciell für die Gedankenfolge von 14, 4+5 die Parallele 5, 13, und für N3"i sonst noch die Einsehübe 6, 1. 7, 1 und die Correctur n, 3b; masübafiam mag also nachträglich aus Jerernia eingetragen sein. — Am Schlüsse schießt auch mimmgnnü über. Der überlieferte (d. h. nach meiner Annahme übercorrigierte) Text bildet an sich einen correcten Siebener: aber der ist hier doch nicht für ursprünglich zu halten, da der ganze Anhang sonst so regelrechte Fünfer aufweist. — 6b. kqlbanön ist sicher, wie Wellhausen etc. annehmen, aus dem Schlüsse von 7b eingedrungen, aber nicht zu streichen, sondern durch ein Wort zu ersetzen, das den Vergleich weiterführt. Als Gegensatz zu zdiß jh ergibt sich dafür wohl von selbst ka'razim. Von da aus lag einem unaufmerksamen Schreiber auch der Gedankensprung auf kqlbanon besonders nahe. — 8a. Eine sichere Besserung des anstößigen J3xqjjü dagan scheint mir noch nicht gefunden zu sein. — 8b. Das iva- des Eingangs stört den Rhythmus in sehr empfindlicher Weise. — Oorts jishdru für zichrö scheint mir evident, aber das zwingt nicht, auch seine weiteren Vorschläge anzunehmen , die dem Metrum widersprechen. Stilistisch scheint mir überdies das mildernde und verallgemeinernde kdjen Iddanon fwie von Libanonwein' den Vorzug vor dem nackten bqjjqin zu verdienen, das Oort in Vorschlag bringt. — ga. u-q'sürgnnü ist als metrisch überschießend einfach zu entfernen, desgl. gb nimsa.
XTIIP. 14, ioa« ist um einen Fuß zu kurz: die typische Wieder- aufnahme des ml durch umi wird wohl auch hier ursprünglich im Text gestanden haben. — iob. ki ist wohl ziemlich überflüssig. Will man es beibehalten, so hat man kisartm auszusprechen.
Druckfertig erklärt :10. VIII. 1005.]
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SITZUNG VOM 15. JULI 1905.
Herr Steindorff legt vor eine Arbeit des Herrn Dr. L. Borchardt in Kairo über den ägyptischen Titel „Vater des Gottes".
Es wird beschlossen, der Kommission für den Thesaurus linguae latinae auf die Jahre 1905 und 1906 einen Zuschuß von je 500 Mark, zusammen 1000 Mark zu gewähren.
rhil.-hist. Klasse 1905. Bd. LVII.
17
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Der ägyptische Titel „Vater des Gottes" als Bezeich- nung für „Vater oder Schwiegervater des Königs."
Von Ludwig Borchaiidt.
I. Der Titel 10^_ im alten Reich.
Die bekannten Inschriften aus dem Anfange der 6. Dyna- stie, welche Mariette aus Abydos1) in das Kairener Museum brachte, geben uns folgende Genealogie:
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i) Mariette, Cat. d'Ab. 523—526; Abydos I. Taf. 2, II. 43a; vgl. Davies, Der el Gebrawi I. S. 29 ff.
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Lüdwig Borchardt: Der ägyptische Titel „Vater des Gottes". 255
Danach ist also Rwi durch die Heiraten seiner beiden Töchter der Schwiegervater des Königs P&py I. Sein Haupt- titel, den er allen übrigen hohen Titeln, die er hat, voranstellt,
ist '1| „Vater des Gottes"1). Man wird also wohl die
Auffassung, daß dies der Titel eines in der Hierarchie nicht allzu hoch stehenden, geistlichen Amtes2) sei, fallen lassen und darin die Bezeichnung einer hohen Würde sehen müssen: die des Schwiegervaters des Königs.
Hierzu würde auch sehr gut passen, daß der wirkliche oder vorgebliche Verfasser des zweiten Traktates im Papyrus Peisse,3)
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dem er steht, ansehen und ihm gleichzeitig die Würde eines Nebenkönigs zuerkennen müssen, oder man wird, wenn man
in diesem Falle für die Mutter des Mentuhotep (, ^ — n fi -^=^
i) Mar. Cat. d'Ab. No. 525.
2) Meyer, Gesch. d. alt. Aeg. S. 270.
3) Prisse, V. 6.
4) Proc.8i,S.97=ÄZ. i885,56.=Petrie, SeasonTaf. 16,489. Hist. I. S. 139, Abb. 87.
Phil.-hist. Klasse 1905. Bd. LVII. 18
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Der ägyptische Titel „Vater des Gottes" als Bezeich- nung für „Vater oder Schwiegervater des Königs."
Von Ludwig Borchardt.
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I. Der Titel 1 [I im alten Reich.
Die bekannten Inschriften aus dem Anfange der 6. Dyna- stie, welche Mariette ausAbydos1) in das Kairener Museum brachte, geben uns folgende Genealogie:
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i) Mariette, Cat. d'Ab. 523—526; Abydos I. Taf. 2, IL 43a; vgl. Davies, Der el Gebrawi I. S. 29 ff.
Ludwig Borchardt: Der ägyptische Titel „Vater des Gottes". 255
Danach ist also Rwi durch die Heiraten seiner beiden Töchter der Schwiegervater des Königs Pepy I. Sein Haupt- titel, den er allen übrigen hohen Titeln, die er hat, voranstellt,
ist ] | „Vater des Gottes" *). Man wird also wohl die
Auffassung, daß dies der Titel eines in der Hierarchie nicht allzu hoch stehenden, geistlichen Amtes2) sei, fallen lassen und darin die Bezeichnung einer hohen Würde sehen müssen: die des Schwiegervaters des Königs.
Hierzu würde auch sehr gut passen, daß der wirkliche oder vorgebliche Verfasser des zweiten Traktates im Papyrus Peisse,3)
der unter König ^Issl lebte, den Titel «==^
.o UM „Erbfürst, Vater des Gottes, vom Gotte geliebt, ältester
leiblicher Königssohn, Stadtgouverneur und V ezier Ptah-hotep"
führt, demnach auch Schwiegervater eines Königs war.
II. Der Titel
I iin mittleren Reich.
Aus der n. Dynastie ist ein „Vater des Gottes" bekannt,
der 1 K (^ I q h) „der geliebte Vater des Gottes, der
Sohn des EcC *Intefu. Will man hier nicht annehmen, daß er seinen „niederen Priestertitel" als König weitergeführt hat, so wird man entweder ihn für den Vater des Königs
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dem er steht, ansehen und ihm gleichzeitig die Würde eines Nebenkönigs zuerkennen müssen, oder man wird, wenn man
in diesem Falle für die Mutter des Mentuhotep [ «, o ß <^=^
i) Mar. Cat. d'Ab. No. 525.
2) Meyer, Gesch. d. alt. Aeg. S. 270.
3) Prisse, V. 6.
4) Proc.8i,S.97=ÄZ. i885,56.=Petrie, SeasonTaf. 16,489.= Petrie, Hist. I. S. 139, Abb. 87.
Phil.-hist. Klasse 1905. Bd. LVTE. 18
256 Ludwig Borchardt:
^loch auf demselben Bilde lieber den Titel
T xy t a
„Königliche Gemahlin und Königsmutter" an Stelle des ein- fachen ;. V\ „Königsmutter" für erforderlich hält, dann
nach Analogie des Falles aus dem alten Reiche ihn für den
Schwiegervater und Unterkönig Mentuhotep 's erklären müssen.
Aus den Zeiten der 13. Dynastie sind uns zwei Männer
mit dem Titel 1 (1 C bekannt: ^^ s= ^\ =e= Mentu-
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ff) AAAAM ■¥• *— - Hal-Conhf*), die beide jedenfalls
Väter von Königen waren, der erste der Vater des Königs
RaC-gehem-swad-te3ivj= äebekliotep,
der zweite der Könige os|] 1 BaC-haC-seses =
Neferhotep und f o e T (-as^ J RaC-haCnofer = 3ebetyo-
tep. Bei diesen beiden Göttervätern hat man3) auch den Titel als einfachen Priestertitel ansehen wollen, aber heute dürfte wohl kaum noch jemand daran festhalten. Man über- setzt jetzt wohl allgemein nach Beugsch's Vorgang4) die Titel dieser beiden Männer mit „Vater des Gottes d. h. des Königs" und leitet ihn von ihrer verwandtschaftlichen Stellung zu den drei genannten Königen ab. Jedoch wäre auch eine andere Möglichkeit5) denkbar, den Titel auch hier nicht von der
1) Wiedemann, Gesch. S. 268; Petrie, Hist. I. S. 210; Mar. Cat. d'Ab. No. 1383.
2) "Wiedemann, Gesch. S. 268/9; Petrie, Hist. I. S. 212, 215; Mar. Cat. d'Ab. No. 1383.
3) Wiedemann, in ÄZ. 1885, S. 79.
4) Brugsch, Geschichte, gegenüber S. 180.
5) Aus Proc. 91, Dec. S. 41. könnte man allerdings verallgemeinernd schließen, daß Schwiegerväter des Königs im mittleren Reich nicht den
Titel I (I erhielten ; der dort genannte Vater der Königin Mentu-
hotep führt an dieser Stelle den fraglichen Titel nicht.
Der ägyptische Titel „Vater des Gottes". 257
H
Verwandtschaft, sondern von der Verschwägerimg mit Königen herzuleiten.
Beim Gottesvater Mentufiotep wäre dann die Genealogie so herzustellen:
Mentuliotep 'Iwliet-ibew
König N.N. Tochter N. N. König Sebekhotep Prinz ßeneb*)
Königin Nenni2)
i l
Prinzessin ' Iwhet-lbewf Prinzessin Sebek-äadat
genannt Fend
Beim Gottesvater B aS-Conhf aber ergäbe sich3) folgendes:
Hai-'onJjf Kernt
König Königin König Prinz später Prinz später Prinz Tochter AT. N. Senebsen*) Neferhotep König König Hai-conhf~') Kernt
Ilathor- sai*) Sebek-hotepü)
Da im Turiner Papyrus8) die hier genannten Könige so aufeinander folgen:
MHl^^lll
i) v. Bergmann inRec. VII, 188; Lieblein, Namensw. 413; ÄZ. 1885,79.
2) Pierret, Mon. II, 107; Petrie, Hist. S. 211, Abb. 121; Prisse, Mon. Taf. 8.
3) Mar. Mon. div. Taf. 70, 3 = de Morgan, Cat. S. 87 No. 44 und L. D. II, 151 e = Petrie, Season Taf. 13, No. 337.
4) Dafi die Königin Senebsen die Frau des Königs Neferhotep war, wie Petrie, Hist. L, S. 2 14 will, ist nirgends gesagt. Mar. Mon. div. Taf. 70, 3 scheint mir vielmehr die Aufzählung aller Kinder des Kai-^onhf mit Ausnahme des damals schon regierenden Sohnes Neferhotep zu sein; L. D. II, 151 e gibt nur die drei ältesten Söhne.
5) Der Titel „Prinz" für einen Schwager des Königs ist in dieser Zeit auch sonst nachweisbar s. Wiedemann in AZ. 85 , 79. Mit den Amonsprinzen aber hat dies nichts zu tun (s. unten).
6) Dieser Prinz Sebekhotep ist vielleicht der später regierende König, Sohn des Ha.i-conhf, ebenso vielleicht der Prinz Hathor-sai der später nur kurz regierende König gleichen Namens vgl. Brogsch, Gesch. Taf. zu S. 180.
7) Musee du Caire, Cat. gen. No. 20058 (Lange-Schaefer).
8) Fragm. 79 in Leps. Ausw. Taf. 5.
18*
258
Ludwig Borchardt:
„König von Ober- und Unterägypten RaC-sehem-[swaä-teBwj]
= Sebekhotep „König von Ober- und Unterägypten RaC-JjaC[seSeSJ = Nefer-
hotep, Sohn des Ha^-Conlij „König von Ober- und Unterägypten RaC-Hat[hor]-saJ „König von Ober- und Unterägypten RaC-haC-nefer = Sebel-
hotep" so wäre es möglich für den König NN, den Gemahl der Senebsen, in die zweite genealogische Tabelle den König Sebekhotep der ersten Tabelle einzusetzen und so die beiden Familien zu verbinden. Sebekhotep = RaC-£ehem-hvad-te3wj könnte dann eben zwei Frauen, Nenne und ßenebsen gehabt haben.
Wie man sich aber auch hier entscheiden möge, für uns ist im Augenblick nur wichtig festzustellen, daß hier im
mittleren Reiche der Titel
0
e±
entweder „Vater des
Königs" oder vielleicht „Schwiegervater des Königs" bedeutet.
III. Der Titel
l|
o
im neuen Reich.
Der bekannteste „Vater des Gottes" aus dem neuen Reiche ist der spätere König föZj, 1 ^ f $ -^-) 5^-n
zur Rechten des Königs, Chef der ganzen Kavallerie seiner Majestät, königlicher Schreiber, den er in Wahrheit liebt, der Vater des Gottes *AjUi). Es war schon längst aufgefallen,
i) L. D. III. 105 d, e und 107, d.
Der ägyptische Titel „Vater des Gottes". 259
daß dieser hohe Würdenträger es in der „Hierarchie nie über die Würde des heiligen Vaters hinausgebracht" '), daß er sogar „irgend ein religiöses Amt nicht bekleidet"1) hat. Sehen wir uns aber unbefangen das Hauptbild aus seinem Grabe2) an, so erkennen wir deutlich, daß er eben weiter nichts war als Kavalleriegeneral. Während der Verleihung des Goldes, welche jenes Bild darstellt, warten draußen seine Soldaten mit ihren Feldzeichen sowie seine Streitwagen. Im Lager sitzen derweil Soldaten und Offiziere bei den Feld- zeichen, die auf kleinen Altären aufgepflanzt sind. Als der Lärm vom Palast zu ihnen dringt, schicken sie ihre Jungen, um nachzusehen, was es gäbe. „Sie jauchzen über den *Aj, den Schwiegervater des Königs" bringen diese zur Antwort. Die ganze Szene im Palast stellt eigentlich ein großes Familienbild dar. Die Schwiegereltern des Königs werden von ihm, ihrer Tochter und den Enkelchen beschenkt, die
Schwägerin des Königs \N | °; J) Nedmet-Mut2) ist auch
dabei dargestellt, sogar zweimal4) in diesem Grabe. Das eine Mal, in der Thürlaibung , steht sie allein neben den beiden Inhabern des Grabes.
Aus all diesem hatte ich daher folgenden verwandt- schaftlichen Zusammenhang5) der Familie Amenophis' IV. gefolgert:
i) Erman, Ägypten S. 174.
2) L. D. III, 103—105; L. D. III, 108—109 gehört nicht in das Grab des >Aj, daher fällt die Hypothese Erman's (a. a. 0. S. 175), daß >Aj erst durch die Heirat mit der Tij, der Amme Amenophis'1 IV, in nächste verwandtschaftliche Beziehung zum Hofe getreten sei.
3) Sethe glaubt nach den Abklatschen im Berl. Mus. V\ 0 ^ 3 Jj
Benret- Mut lesen zu müssen; Mitteilungen von de Garis-Davies nach den Originalen bestätigen jedoch die alte Lesung.
4) Nach freundlicher Mitteilung von de Garis-Davies. Die Ab- bildungen derselben im Grabe des Pe-nehsi, des Tutu und im Grabe ohne Namen (L. D. III. 106) sind, gleichfalls nach Davies, nur Copien aus dem des >Aj.
5) Petrie, (Hist. S. 210) will Nefer-titi zu einer Prinzessin aus
260 Ludwig Borchardt:
>Aj (m.) Tij (f.)
Amenophis IV.(m.) Nefertüi(i.) Nahmt- Mut (f.) Harem heb) (m.) n. Töchter. Dyn 19.
So wird das Ende der 18. Dynastie etwas verständlicher als es bisher war. Amenophis IV heiratet die Tochter eines seiner Generäle, der ihm, da der König nur weibliche De- szendenz hat, selbst als König folgt, indem er aus seiner Verschwägerung mit dem König das Anrecht auf den Thron herleitet1). Ihm folgt dann ein anderer General, der Be- gründer der 19. Dynastie. Die 18. Dynastie ist also in Militärwirren untergegangen.
Diese Theorien über die verwandtschaftlichen Beziehungen Amenophis1 IV, die ich schon seit Jahren so auffaßte, wie eben dargestellt, würden aber unbeweisliche Hypothesen ge- blieben sein, wenn nicht ein im Winter dieses Jahres ge- machter Fund sie als sicher dargetan hätte.
In Bibern et muluk wurde bei den Grabungen, die Quibell für Theodoee M. Davis leitete, das Grab der Schwiegereltern Amenophis1 III., der von den Hochzeits-
skarabäen2) her bekannten ( ( V^ K^^M ^^ un^ ° — s %(j^J) 2Va gefunden.
Mr. Davis war so freundlich , mir zu gestatten, noch vor seiner sogleich in Angriff genommenen Veröffentlichung des
Mitani'Naharina machen. In der WiNCKLER'scken Übersetzung der Mitanibriefe (Brief 16—24) kann ich aber nichts finden, was für diese Annahme spräche. Die Mitaniprinzessinnen, welche an ägyptische Könige verheiratet worden sind, werden wohl am ägyptischen Hofe keine hervorragenden Stellungen eingenommen haben, sondern nach ihrer Ab- lieferung zu den Übrigen getan worden sein (S. Brief 292/3).
1) Daher das Beibehalten des Titels |(| neben dem Königstitel,
das war übrigens schon oben beim >Intef von Schatt-er-rigal bemerken konnten.
2) z. B. Wiedemakn, Hier. Texte Taf, 9.
Der ägyptische Titel „Vater des Gottes". 261
ganzen, prachtvollen Fundes, die Titel- und Beiworte, die dem Namen des Schwiegervaters Amenophis' III. vorangestellt
wurden, hier abzudrucken. ( QA ( "^S (Var. ( <|\ *K\ etc).
Ju^a nennt sich abwechselnd:
Ö/Waaa^aa IT | (1 (Yar, IaII1) Ausgezeichnet vom guten
Gotte, Vater des Gottes,
0 ( (j *<\aaaa 1 Ausgezeichnet vom Könige,
All T /wwv\
Hause,
*; — Ausgezeichnet vom Horus in seinem
I V I^H Ausgezeichneter, der hervorragt aus
der Gemeinschaft der Ausgezeichneten (Maspeko), Vater des Gottes,
Vj 1 1 I^Ur I Geliebt vom guten Gotte, Vater des Gottes, der seinen Herren liebt,
\
\J l
Lande
i?
Geliebt vom Könige im ganzen
1
— '1^0 Liebling des guten Gottes, der den Herrn beider Länder liebt, Vater des Gottes,
\zm
o
-^aaaaaa |T Mund des Königs
von Oberägypten, Ohren des Königs von Unterägypten, Liebling des guten Gottes,
< r-i.?. Ä H fi\ aaa/v\a | | C / | | | -<or=-
\
%3l
Einziger für das
a
I I T r J AA/NAAA ö 7V7>\ V AAftAAA y
Herz des Königs, ohne seines Gleichen, Vorsteher der Rinderheerden des Gottes Min,
V 5> J ll^U Abbild seines gehebten Sohnes,
Prophet des Min, Vater des Gottes,
i) Aus Versehen einmal 0 (, [, waaaa | . M.
262
Ludwig Borchardt:
D
'-^n?
^ r-i? AAAAAA
ß D I I O \\ •
ü(]( aaaaaa jl (1 Erbfürst, einzigge-
liebter Freund, Ausgezeichneter des guten Gottes, Vater des Gottes,
□ =^y I ¥ X av^aaa <-— > u [ [ aaaaaa j Erb fürst, Freund, gross an Liebe, ausgezeichnet vom guten Gotte,
D
X\) T i Ä^ Erbfürst, königl. Siegelführer, einziger Freund ....
D ■ ^ I T U AAAAAA I T | |
0 Q I Ji I I
:w!c»
D
fürst, erster Freund unter dep Freunden, den der Opferer (d. h. der König) groß macht, Vater des Gottes, von seinem Herrn geliebt,
=* AAAAAA
J] TAAAAAA
l ~> AAAAAA 13 AAAAAA
u ,
1^(1 Erb fürst, den der König von Oberägypten groß
macht, den der von Unterägypten trefflich macht, dem der Herr beider Länder seinen Keß macht (?), Vater des Gottes,
D d
c± \
w AAAAAA
ö
a
*
^^=1
( a Erbfürst, der zu jeder Stunde gerufen wird, die
Auszeichnungen des Herrn beider Länder zu empfangen, Vater des Gottes,
^
I I \-sio*-
* — ^ar~
□^©^
Vorsteher der Rinderheerden
des Min von Panopolis, Vater des Gottes,
^^ <* otfe> Ol Ü cznÄV Chef der
^ _Ä*t) I I I AAAAAA JL I *^_ ü O A 6 IM
Kavallerie, Stellvertreter seiner Majestät bei der Reiterei.
So mannigfach variiert aueb diese Bezeichnungen vor- kommen, immer wieder tritt als Haupttitel allein oder nach
anderen Titeln dicht vor dem Namen auf (1, J~\ und j (1
, „Vater des Gottes", und einmal, auf einer der Toten-
263
^\ AWWi i
„Vater des Gottes, des Herrn
Der ägyptische Titel „Vater des Gottes".
Statuetten, sogar j
beider Länder."
Danach ist also die Bedeutung von \\ als „Schwieger-
vater des Königs"1) auch für das neue Reich erwiesen.
Man darf nun aber nicht jeden Inhaber dieses im neuen Reiche nicht gerade seltenen Titels als verschwägert mit dem Königshause ansehen. Bei vielen ist es, wie wir im letzten Abschnitt sehen werden, von vornherein klar, daß ihr Titel nur eine sakrale Bedeutung hat, bei einer ganzen Reihe von
hohen Beamten, die den C \\ ' -Titel führen, kann man aber
zweifelhaft sein.
Da ist zuerst unter Thiämosis IV. der d os=^i
i / J{ <=^ A
TUßotflsT'
1
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SO
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AAAAAA
AAAAAA £j
„der Erb-
fürst (?), Vater des Gottes, den der Gott liebt, der das Siegel des Königs führt, der einzige Freund, groß in seinem Amte, hoch in seiner Würde, ein Fürst vor dem Volke, der vor seinen Herren in den Palast tritt, der Wedelträger zur Rechten des Königs Tw-wa"2). Auf dem Denkmal, von dem wir soeben
D
i) Ob der Titel ' ~~^j 13 aJ »die grolie Amme,
die den Gott säugte", welchen die Frau des 'Aj führt, etwa auch nur, wie ich früher dachte, eine Bezeichnung für „Schwiegermutter des Königs" - ist, scheint unsicher, da die Schwiegermutter Amenophü1 III. diesen Titel nicht führt. Merkwürdig ist aber, daß wir noch eine andere „große Amme, die den Gott säugte" kennen, die auch Schwiegermutter
eines Königs war, es ist die [_ QAO
Gemahlin des Königs '-<=^N^r|] £a*^Io'A(LiEBL.Namenswört.ii9o).
Darnach scheinen also die Könige öfter ihre Müchschwestern geheiratet zu haben.
2) Stele in Kairo No. 347 (Guide to the Cairo Mus.) in Raum N ; Mar.
'Ipu, die Mutter der großen
264 Ludwig Borchardt:
seine Titulatur zitierten ist der König Thutmosis IV. darge- stellt, wie er für den Verstorbenen (/ww* f J h f) . , .) dem
( )siris opfert. Dies kann man 1) wenigstens aus dem be- gleitenden Text herauslesen. Jedenfalls aber zeigt die Dar- stellung den König, von Tu-na und dessen Frau gefolgt, vor Osiris opfernd. Das zweite Denkmal desselben Mannes, das uns erhalten ist2), stellt nach Liebleins Beschreibung die Dekorierung des Tu-na durch den König vor dem großen Palastfenster dar.
Beides, das Opfer wie die Dekorierung, will mir nicht zu einem niedrigen Priesteramte passen. Vermutlich3) hat
derselbe Tu-na — o ^==^ \<^ VmZ n A"wv^ lk — aucü
a_ d I \ lw^ ^i I I -ä
noch ein großes Grab in Theben, in dem von keinerlei priester- lichen Amtern, die er bekleidete, die Rede ist. Er dürfte also auch ein königlicher Schwiegervater, und zwar der Thut- mosis1 IV.4), sein. Deswegen braucht nicht gleich die Königin
[q\\ l^>rtVi] Mut-m-weje3s), die früher sogar für eine
Cat. d'Ab. 1061; Mar. Ab. II. 48 (nach dem verkehrten Abklatsch ge- zeichnet); Petrie, Hist. II, S. 172, Abb. 1 10; Lieblein, Namenswörterb. 1936.
1) S. Petrie a. a. 0.
2) Stockholmer Stele No. 24; Lieblein, Namensw. No. 590.
3) Hinweis von Sethe.
4) Richtiger Vater Thutmosis' IV. wie etwa Hai-'onhf der des Neferhotep, kann er natürlich nicht sein (S. Miss. Tome V., fasc. 3, Taf. 5. Grab d. Har-em-heb).
5) Die Königin f |L ßj 1 cErt (L. D. III, 69, e) war Prinzessin und
Schwester des Königs, die große Königin ( jl Jj J Ti<a könnte
Mutter und nicht Gemahlin des Königs sein(P£TRiE, Hist. II, 1 64 ; AZ. 1 893, 29
gegen Champ. Not. 480/1, da Brügsch aber 1 )\ nur von einer im
Handel gesehenen Statue nur einmal in der daran doppelt auftretenden Titulatur der Königin kopierte, so scheint es vorsichtiger, eine andere Bestätigung abzuwarten).
Der ägyptische Titel „Vater des Gottes". 265
Mitani-Prmzessin gehalten wurde»), seine Tochter zu sein. Wir brauchen nur anzunehmen, daß in dem gewiß gut besetzten Harim Thutmosis"1 IV. auch eine Tochter dieses lu-na sich zu befinden die Ehre hatte. Es wird eben unter jedem Könige je nach der Reichhaltigkeit des königlichen Harim's mehrere ,. Väter des Gottes" gegeben haben. So z. B. unter
Thutmosis IV. noch den o <==^ | \V — Var: °
^ — f \\ <£? „Erbfürsten, Vater des Gottes, den
<-g=^J 1 , w , C3TZ1 ff
vom Gotte geliebten — oder Vater des Gottes, der den Gott erzog — He]d-res'ewui), der auch Erzieher des Königs war.3) Weitere „Väter des Gottes" aus dem neuen Reiche hier noch eingehend zu besprechen, würde zu weit führen, es mag genügen, nur noch die Namen von einigen aus dieser Zeit anzuführen:
Unter Amenophis IL: -s?^ Sebek-hotep*) und [
d 0 1 A/W\AA
L=0 Ken-Amun5)
A/WWA
Unter Thutmosis III. : M v^1") ti^jiCAmu-nedeh*) und I ^K t ® Sew-m-newet. 6)
i) ÄZ. 1890, S. 112 ff.; S. aber oben S. 6 Anm. 5, die auch hierfür gilt. '
2) Hinweis von Sethe , desgl. für die fünf folgenden „Väter des Gottes".
3) PETRiE,Hist. II, 170 bedenkt übrigens Thutmosis IV. noch mit einem, weiteren „Vater des Gottes". Dieser ist aber nur auf eine de Moröan'- sche (Cat. gen. I. S. 73 No. 45) Verlesung der schon von Lepsiüs (L. D. II. 151, f.) publizierten Inschrift des Hai-'onhf auf Konosso zurück- zuführen.
4) Grab in Theben ; seine Frau ist Amme der Prinzessin h „„„„ |ff
Ti-<a
5) Grab in Theben; Ochsenvorsteher des Amon, sehr hoher Würden- träger.
6) Gräber in Theben.
266 Ludwig Borchardt;
Ohne nähere Datierung: ' v\ JTepew*), <~=1\ Q — °^K
cA3-meteiv2). Bei allen diesen fällt auf, daß der Titel 1(1 ° , wie wir das ja auch schon oben bei Tn-na bemerken konnten, hinter o. — ^ ,,Erbfürst(?)" und vor 'iß? n „Siegelführer (?)
des Königs" zu stehen pflegt. Das wird wohl mit dem Range der verschiedenen Hofämter3) zusammenhängen. Zuerst wurde man „Freund", dann erhielt man die Erlaubnis, des Königs Siegel zu führen (?) und als besondere, seltene Gnade konnte dann noch eine Verschwägerung mit dem Könige durch Auf- nahme einer Tochter in den Harim hinzutreten. Die so aus- gezeichneten Hofbeamten führen dann den Titel |(j
o±
IV. Der Titel
l in späterer Zeit.
Aus der späteren Zeit kann ich nur Beispiele anführen, die mit „Vater des Gottes" den leiblichen, nicht den Schwiegervater des Königs bezeichnen. Erstens ist da der
^ £ (ff f ^ — ^ )) j& "der Vater des Gottes, der Fürst
Namaret", der Vater Königs ÜeSonk4), dessen Vorfahren
anscheinend dann auch später mit demselben Titel 1(1
versehen worden sind — ein Vorgang analog der Benennung
eines alten, längst verstorbenen Königs als (, „Vater" des
augenblicklich lebenden. Als zweites Beispiel muß man den Vater Nektanebos1 IL anführen, der merkwürdiger Weise nicht
i) Grab in Theben; Vezier.
2) Grab in Silsilis ; Vezier L. D. III , 25 bis 0. u. Proc. 89, Dec. S. 103.
3) S. ÄZ. 1890, S. 91.
4) Loüvre, Stele d'Apis 1959 = LepsIüs, Königsbuch 570 = Lieblein, Namenswörterbuch 1008. Nur die beiden letzteren konnte ich z. Z. einsehen.
Der ägyptische Titel „Vater des Gottes". 267
"jfj ° sondern ^|^^,|g5^ *) »der Vater des Königs, der große Heerführer (?) Teos" heißt.
Damit sind, soweit ich sehe, die Beispiele erschöpft, die
uns den Titel ~h im Sinne von „Vater" oder „Schwieger- vater des Königs" geben.
V. Der Titel Tf] in sakraler Bedeutung.
Daß der Hofhalt eines Gottes nach dem des Königs zugeschnitten war, ist längst2) bekannt. Der Gott hatte seine Harimsdamen, seine Hauptweiber, seine Prinzen und natürlich
auch seine „Schwiegerväter", die |0 ^- Ich denke mir
die Entstehung dieses Titels etwa so, daß jeder Familienvater, von dem eine Tochter in den Harim des Gottes aufgenommen war, diesen Titel trug, gleichgültig ob er selbst ein priester- liches Amt bekleidete oder nicht. Dem widerspricht nicht, daß jemand schon mit 21 Jahren3) „Vater des Gottes" sein kann. Man braucht nur anzunehmen, daß seine Tochter — die nach ägyptischen Fortpflanzungsverhältnissen immerhin schon 4 — 5 Jahre alt gewesen sein könnte — noch in kind- lichem Alter-*) dem Gotte geweiht worden ist.
Daß im Altertume zwischen „Schwiegervater bezw. Vater
des Königs" und dem Titel T h „Vater irgend eines Gottes"
Verwechselungen möglich waren, dürfte ebenso ausgeschlossen gewesen sein wie etwa in unserem heutigen Sprachgebrauch Verwechselungen zwischen „Vater" als Bezeichnung für einen' katholischen Geistlichen und für den leiblichen Vater. In fast allen Fällen sind die beiden verschiedenen Bedeutungen
1) Berl. Mus. No. 7 = Lepsios, Königsbuch 674 = Lieblein, Namens- wörterbuch 1288.
2) Erman, Ägypten S. 400.
3) S. Lrogsch, Geschichte S. 565 ; Erman, Ägypten S. 398.
4) Vgl. Berl. Mus. No. 7478, Ausf. Verz. 1899, S. 237.
268
Ludwig Borchardt:
des Titels auch noch durch genauere Angaben differenziert worden.
Fast immer steht bei dem sakralen Titel kurzweg der
Gottesname. Da haben wir Gottesväter des Amonx)\
/w\aaa( — 'j des Amon-em-esoivt-opet-): 1(1 t\ n n n, des
I aaaaaa £± I 1 aaaaaa _cr\^ cü cLI ü
Amon-ra-sonter'Ä): 1(1 f^j, des Anhor*): A
O I 1 AAAAAA I T AVNAAA III O I J J
, des , des
r\ Üh O AAAAAA r\ £± I
a , des Aton5): |(1 n^ [I A/^A, des itwm6j :
J3b/'): H 1 V y ^> des Heri-Zelp): C {
(3
i^\ aaaaaa <^> < W I
AAAAAA
D
Min9):, ü VSf'HF .desPfaÄ10): (, ~*"* jLdes.Zfec11): ^ (] a^ o, des Sobk12): mama | J > , auch solche
I 1 aaaaaa O I I **-==— ^Z^i czSia \>v
von ganzen Triaden, so der von Theben13): V jö/wwvst
V7 I 1 I AAAAAA
1) Mar. Cat. d'Ab. 1340 (= Cat. gen. Mus. Caire 20359), 1428 ; Lieblein, Namenswörterbuch No. 569, 578, 1116, 1125, 1142, 1271, 1272, 1295, 1328 (NB. die Tochter ist Sängerin des Amon), 2267, 2293, 2294, 2307, 2315, 2371, 2449, 2544, 8, 11, 21, 31, 33, 35, 39. 43, 49, 55, 6i> 65> 84, 93, 9§, io8, 114, 117, 135, 141, 145, 146, 148, 151; Lieblein, äg. Denkm. Petersbg. Taf. 32, No. 49! Taf. 35, No. 60.
2) Lieblein, Namenswörterb. No. im, 1265, 1282, 1326.
3) Lieblein, Namenswörterb. No. 1042, im, 1126, 1330.
AAAAAA
de Garis Davies) : ■££)
(JaAAAAA jQj
Lim M O o J
I AAAAAA
4 o
4) Mar. Cat. d'Ab. No. 1243.
5) El Amarna Stele K Zeile 19 (nach freundlicher Mitteilung von
/ Qr£l A r II AAAAAA AAAAAA (\ Q ~]
1&~ ' W Jm^O CQl l'TT' • Liese Stelle zeigt, wie der
spätere König >Aj seinen Titel geschrieben hätte, wenn es ein Priester- titel gewesen wäre.
6) Lieblein, Namenswörterb. No. 263, 482.
7) Lieblein, Namenswörterb. No. 2434.
8) Lieblein, Namenswörterb. No. 2130 = Mar. Cat. d'Ab. No. 1138.
9) Lieblein, Namenswörterb. No. 2221; Mar. Cat. d'Ab. No. 1211.
10) Lieblein, Namenswörterb. No. 2070.
11) Lieblein, Namenswörterb. No. 888, 1664; Mar. Cat. d'Ab. No. 889.
12) Lieblein, Namenswörterb. No. 371.
13) Lieblein, Namenswörterb. No. 2544, 13, 142.
Der ägyptische Titel „Vater des Gottes". 269
&1 1/vwwv^'^T]IiH' oder imr des Amon und der Mutl):
> 1 h aaaaaa h ^^ J\ h "vw^\^\ &> °der nU1" deS ^W0W UIld
q r\ j\ ,i ' 1 1 1 1 1| ei r\ aaaaaa <"v
Chonsu2): * (^J .v|t] © L ferner des Jimw und der
t7 I I (V\AAAA Ö I I AAAAAA I
1/aai zusammen 3) : Jl (1 ^ ^ /==* ^^ czz j, endlich
sogar einen von allen Göttern4): cJ aaaaaa
In sehr vielen Fällen ist es aber auch nur durch die beigefügten sonstigen Priestertitel ersichtlich, welchem Gotte
der betreffende |(l zugehörte. So gibt es solche, die
gleichzeitig Priester sind des Amon5), des Amon-ra-sonter5),
des Amon-em-esowet-opet1), des Amon und seiner Mitgötter8),
der Hafhor*), der Isis™), des Montun), des Min™), des Ptalin).
Man kann also bei diesen aus ihren übrigen Titeln so-
gleich die richtige Auffassung des [ -Titels entnehmen.
o
Des öfteren wird auch der priesterliche Charakter des (
dadurch sicher bezeichnet, daß angegeben wird, bei welchem Heiligtume er ein Amt bekleidet; da sind solche vom Amons-
i) Lieblein, Namenswörterb. No. 2544, 140.
2) Lieblein, Namenswörterb. No. 2544, 106, 139.
3) Lieblein, Namenswörterb. No. 2544; 69.
4) Mar. Cat. d'Ab. No. 1086.
5) Lieblein, Namenswörterb. No. 559, 606.
6) Lieblein, Namenswörterb. No. 1022.
7) Lieblein, Namenswörterb. No. 1281, 1291, 1318, 1342, 2317, 2391.
8) Lieblein, Namenswörterb. No. 2544, 87.
9) Lieblein, Namenswörterb. No. 2397.
10) Lieblein, Namenswörterb. No. 1045.
11) Lieblein, Namenswörterb. No. 1102, 2300.
12) Lieblein, äg. Denkm. Petersbg. No. 56, Taf. 34; Namenswörterb.
No. 2464. Der | (1 Amenophis'1 III. ist zwar aucb ilim-Priester ;
waaa (g. oben)
bei ihm wird aber durch die Bezeichnung I (
die richtige Bedeutung des Titels klar gestellt.
13) Lieblein, Namenswörterb. No. 886, 1055, 1068, 1072, 1084, 1248, 1254.
270 Ludwig Borchardt: Der ägyptische Titel „Vater des Gottes".
teinpel1), vom Harsaphistemipel1), vom jRa7<tempel3), von EeC- Heiligtümern4), vom /Sb/ranstempel5), oder auch solche, die sich nur nach der Stadt bezeichnen, in der sich ihr Amts- tempel befindet, etwa von Memphis*).
Nur bei den „Vätern des Gottes" vom Serapeum7) scheint man eine nähere Bezeichnung für überflüßig gehalten zu haben. Bei ihnen war es wohl aus dem Orte, wo sie ihre Inschriften anbrachten, ersichtlich, bei welchem Gotte ein jeder von ihnen
l war. Nur an sehr wenigen Stellen, an denen ein
l ohne jede nähere Bezeichnung erwähnt wird, könnte man im Zweifel sein, und auch dann noch wird meist durch Zusätze wie
S~t£> § <ßb -<2>- v ° .
- — d "* &° 8) )>mit reinen Händen beim Räuchern"
D \U O ^ O O O
oder ähnliches9) der priesterliche Charakter des Titels klar erläutert. Die ganz seltenen Stellen"), bei denen der Titel ohne jedes Epitheton auftritt und dennoch sakral aufzufassen sein wird, werden, wenn man den Zusammenhang näher be- trachtet, wohl auch dem Leser keinen Zweifel gelassen haben, daß es sich um ein geistliches Amt und nicht um den Titel eines „Königlichen Schwiegervaters bezw. Vaters" handelt.
i) Lieblein, Namenswörterb. No. 1034, 1067, 12S5.
2) Lieblein, Namenswörterb. No. 2130 = Mau. Cat. d'Ab. No. 113S.
3) Lieblein, Namenswörterb. No. 708.
4) Lieblein, Namenswörterb. No. 1046, 1091.
5) Lieblein, Namenswörterb. No. 1027.
6) Lieblein, Namenswörterb. No. 1215, 1164.
7) Lieblein, Namenswörterb. No. 1027, 1032, 1033, 1047, 105 1, 1 139, 1199, 1201, 1205—8.
8) Grab d. Amenhotep (Dyn. 19) in Theben, Angabe von Sethe, s. auch Lieblein, Namenswörterb. No. 908.
9) \ |Y ' »Vorsteher der Priester" (Lieblein, Namenswörterb.
No. 2088—90), (J vra Kw /wwa vy2s 1 „Großer Vater der Väter des
Gottes" (a. a. 0. No. 728).
10) Lieblein, Namenswörterb. No. 104,917, 1024, 1087, 11 13, 1 174, 1184, 1276, 1310, 2540.
Druckfertig erklärt 23. X. 1905.]
V
ÖFFENTLICHE SITZUNG BEIDER KLASSEN AM 14. NOVEMBER 1905.
Herr Lipsius sprach Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth, Herr Mitteis zum Gedächtnis an Moritz Voigt. Herr August Fischer trug vor über den Ursprung der altarabi- schen Literatursprache.
SITZUNG VOM 9. DEZEMBER 1905.
Herr Meister legte eine Fortsetzung seiner „Beiträge zur griechi- schen Epigraphik und Dialektologie" vor.
Auf Antrag des Herrn Windisch wird beschlossen, eine Bearbeitung der südindischen Rezension von Dr. J. Hertel in Döbeln in die „Abhandlungen" aufzunehmen.
Phil.-bist. Klasac 1905. Bd. LVII. 19
SITZUNG VOM 9. DEZEMBER 1905.
Beiträge zur griechischen Epigraphik und Dialektologie V.
Von Richard Meister.
Pamphylisch EAYYA = e'X(X)vtya(v) für k'yXvxbav.
Unter den Didrachmen des painphylischen Aspendos be- finden sich zwei Typen, der eine durch ein Berliner, der andere durch ein Pariser Exemplar vertreten, deren absonder- liche Aufschriften (vgl. GDI. 125g) schon oft das Interesse der Nunrismatiker und Epigraphiker erregt haben, ohne bisher befriedigend erklärt worden zu sein. Das Berliner Exemplar findet sich abgebildet bei Pinder, Die antiken Münzen des Kgl. Preuß. Museums in Berlin, Berlin 1851, S. 69 nr. 36,3, das Pariser bei Pelle rin, Recueil de medailles de peuples et de villes II, Taf. 70, 6 (darnach Eckhel, Doctr. num. vet. III 25 und Mionnet, Descr. de med. ant., Planche XXXV nr. 167 und 169) und bei Fröhner, Melanges d'epigraphie et d'archeologie, Paris 1873, S. 45 f. Das Berliner Exemplar zeigt auf dem Avers die für die Münzen von Aspendos charakteristische Gruppe zweier Ringer, die sich an den Händen fassen; zwischen ihnen die Buchstaben FM1); unter ihnen auf dem Münzabschnitt mit so kleinen Buchstaben cwie die Stempelschneideraufschriften zu sein pflegen' (Fried- länder, Ztschr. f. Numism. 4, 301) die Wörter
MENETYIEAYYA
1) Die parnphylische Geltung des Zeichens M habe ich in diesen Berichten 1904 in dem Aufsatz: 'Die Inschrift von Sillyon und der pamphylische Dialekt' S. 8 besprochen.
Beiträge z. griechischen Epigraphe u. Dialektologie V. 273
Der Revers zeigt einen nach rechts gewendeten nackten Schleuderer, vor ihm im Felde das 'Dreibein', hinter ihm die Legende EITFEAHYI (d. i. 'Aditivöiog).
Das Pariser Exemplar ist dem Berliner im Typus durch- aus ähnlich, hat dieselben Buchstaben zwischen den Ringern, auf dem Münzabschnitt auch dieselben Wörter, nur anders
gestellt, nämlich
EAYYAMENETYZ
Fröhner a.O. erklärte Msvsrvg = Msvstog für den Namen des Stempelschneiders und elv^a für eyXvtya, so daß die Inschrift bedeute: cMoi, Menetus, j'ai grave (cette medaille).' Ebenso faßte später Kirchhoff unter Friedländers Zu- stimmung (bei Friedländer a. 0.) die Inschrift auf. Aber die erste Person eykvtya widerspricht dem in Künstler- inschriften gewöhnlichen Gebrauch. In der ersten Person pflegt das dargestellte Kunstwerk zum Beschauer zu reden, der Künstler aber seine Urheberschaft in der dritten Person anzugeben, so z. B. der Stempelschneider mit den Worten &södotog hnöu auf einer Münze von Klazomenä, mit den Worten Nsvavtog inon auf einer von Kydonia in Kreta (Head, S. LXI1I).
Einen anderen Einwand gegen die Fröhner- Kirchhoff- sche Erklärung erhob Bergk, Ztschr. f. Nuniisin. 11, 336 f. Er meinte, sie werde abgesehen von anderen Bedenken schon dadurch widerlegt, daß auf dem Pariser Exemplar EAYYA voranstehe; ein STioCrjös u. dergl. könne nur dem Namen folgen. Die Inschrift sei ganz anders zu verstehen: T)ie beiden Ringer, der herkömmliche Typus der aspendischen Münzen sind gleichsam das Wappen der Stadt: vielleicht ein altes Bildwerk. An dieses Wahrzeichen von Aspendos wird sich eine Tradition geknüpft haben, welche auch den Ringern Namen beilegte, welche selbstverständlich symbolischer Art waren: Meverog, ein auch sonst bezeugter Eigenname ist der Standhafte, 'Ekvtyct^g) der den Griffen des Gegners ent- schlüpft. M6vL[iog oder özccöiuog ist ehrendes Beiwort eines Ringers, s. Pollux III 149. 'Elvijjag, gleichen Stammes mit
19*
_ t I Richard Mkistkk:
f'A-uGj, eiXvoo, eiXvyäa, slXvcpd^co 'sich winden', erscheint hier in der nach äolischer Weise verkürzten Form des Nomi- nativs, ü statt äg; denn die pamphylische Mundart war, wie schon erinnert, eine äolische.' Mit dieser Erklärung kann aber 'EXviptcg als Eigenname unmöglich glaubhaft gemacht werden; auch ist die ganze dieser Deutung zugrunde liegende Auffassung der Inschrift so kompliziert, daß sie als völlig unwahrscheinlich bezeichnet werden muß.
Vielmehr waren Fröhner, Kirchhoff und Friedländer auf dem richtigen Wege, als sie in den beiden Legenden die Graveurinschrift und in EAYYA eine Form von yXvtpa ver- muteten. Weiter führt uns die seitdem gewonnene Erweiterung unserer Kenntnis des pamphylischen Dialekts. Schon Petersen (bei Lanckoronski, Städte Pamphyliens und Pisidiens I 183) bemerkte, daß Mdvsrvg 'vielleicht als Genetiv zu fassen' sei, ohne freilich diesen Genetiv syntaktisch zu rechtfertigen. Jetzt wissen wir, daß der pamphylische Dialekt den attischen Gebrauch des sogenannten 'bestimmten Artikels' nicht kennt: Die Inschrift von Sillyon verwendet den Artikel nur zum Ausdruck der Verallgemeinerung des Begriffs (Berichte 1904, S- 35f-)- 'Der (Sohn) des Menes hat es gemacht' heißt attisch: 6 MevrjTog £7toCrt6e, pamphylisch: Mdvrjrvg enoLijös- 'die (Söhne) des Menes haben es gemacht' attisch: ot Mevr^rog S7ioCrtaav, pamphylisch: Mivn\xvg inoirjöuv. Als Subjekt kann der Genetiv auch im Attischen verwendet werden, wie z. B. in partitivem Sinne: e%itcxov sy.axtQcov Xen. Hell. 4, 2, 20. Ferner wissen wir jetzt, daß im pamphylischen Dialekt das schließende -v im Schwinden begriffen ist (Berichte ebd. S. 8); die Endung -ov verliert ihr -v unter allen Umständen, auch vor anlauten- dem Vokal; jedes andere auslautende -v schwindet in der großen Inschrift von Sillyon im Satzzusammenhange vor folgendem Konsonanten, auf anderen Steinen auch in pausa, vgl. V\uvtt%iv> (für \Aava\iav) Sillyon Petersen bei Lancko- ronski nr. 55, M<xql(o (für MuqIcov) Aspendos ebd. nr. 75, nv.Xaig siccQb eysvöfiä ( = att. %v.Xuig IsQÖg eysvoiir^v) Sillyon ebd. nr. 56. Darnach steht MENETYIEAYYA = Mevaxvg
Beiträge z. griechischen Epigraphik u. Dialektologie V. 275
€X(X)vipa(v) für att. 01 Mevijtog aykvipav cdie (Söhne) des Menes schnitten (den Münzstempel)'.
Die im Anlaut des Verbums vorliegende Lautveränderung faßte Feöhner a. 0. als einen Abfall des y auf: ykxxpco: kvya sei zu vergleichen mit (ydov7tog: öovTtog, gnätiis: tiätus, yvoia : voia, yQivog : Qivög, ykdyog ydka: lac, ykd\k,r\ yka\idio\ Xrj^irj hjud.co, calx xkdt, : kdt,, yksvßöco : Afutftfco.' Aber in dem noch unerklärten eQiyÖovxog liegt eine andere Lautgruppe vor, gnätus ist lateinisch, yvoia gibt es nicht, yQivog bei Hesych ist foivog, bei r/lad- : lad- handelt es sich wieder ums Lateinische, die angenommenen Etymologien von kdJE, und ?>sv66co sind fälsch — da bleibt nur yhj^irj : Iyjut] als Beispiel eines solchen Abfalls von y übrig, auch dieses be- stritten (vgl. Bezzenberger in seinen Beitr. i, 339; Persson, Zur Lehre von der Wurzelerweiterung S. 207, Anm. 1) und zweifelhaft. Eher könnte man an die auf attischen Vasen vorkommenden Eigennamen Aavxog und Accvxrj (Kretschmer, Vaseninschr. 171) erinnern, die durch solchen Abfall aus riuvxog und Tkavxr^ erklärt werden, wenngleich hier ein dissi- milatorischer Vorgang vorliegen kann. Mir ist es jedoch wahr- scheinlicher, daß wir es bei EAYYA = £k(?J)vil>a(y) aus eylvtyav mit einer Assimilation zu tun haben, wie z. B. bei Msyak/isovg aus JShyuxktovg Sillyon Petersen bei Lanckoronski nr. 57.
Es bleibt noch übrig, das von Bergk a. 0. gegen die Wortstellung des Pariser Exemplars geäußerte Bedenken zu erledigen. Zuzugeben ist natürlich, daß bei schlichter Namens- nennung die Nachstellung des Verbums Regel ist. Ebenso bekannt ist aber, daß es voransteht, sobald es betont ist, z. B. wenn es im Gegensatz zu einem anderen Verbum steht: ö dslva uva&tjxev, moirfiav 6 öslva. Und auf unsern Münzen befindet sich wirklich über der Mitteilung des Namens der Künstler eine andere Mitteilung, zu der die Künstlerinschrift in Beziehung treten konnte. Es wurde oben schon bemerkt, daß auf beiden Münzen zwischen den Ringern die Buch- staben FM stehen, wie alle uns bekannte Typen dieser Serie aspendischer Silbermünzen zwischen den Ringern Buchstaben
276 Richard Meiste r:
haben, gewöhnlich zwei, selten nur einen, auf einem Exemplar drei Buchstaben (Mionnet, Descr. de med. ant. 3, 519 — 522; Fried Länder, Ztschr. f. Numism. 4, 301 f.; Imhoof-Blumer, Ztschr. f. Numism. 5, 140 f.). Diese Buchstaben bilden nicht den Anfang eines Wortes, denn mehrere der hier vorkommen- den Buchstabengruppen können im Anlaut unmöglich neben- einander stehen, wie z. B. FM, FK, KF, FN, NF, L1)*. 'Die Stellung der beiden Buchstaben zueinander scheint gleich- gültig gewesen zu sein; auf einer Münze steht OTT und auf ihrer Rückseite TTO, auf einer findet sich A<t>, auf einer anderen <1>A, auf einer FK, auf einer anderen KF, auf einer FN, auf einer anderen N f' (Friedländer, Ztschr. f. Numism. 4, 302). Schon Pellerin, Recueil de medailles S. 145 hatte daran gedacht, daß die Buchstaben Abkürzungen von Beamten- namen sein könnten, diesen Gedanken aber wieder aufgegeben, weil er in der von uns besprochenen Inschrift des Münz- abschnitts die Nennung der Beamtennamen vermutete. Da diese aber, wie wir gesehen haben, nicht die Beamten, sondern die Stempelschneider nennt, so hindert nichts in den Buch- staben die Anfangsbuchstaben der Namen der für die Münzprägung in Aspendos verantwortlichen Beamten zu sehen. Welches Amt sie bekleideten, können wir nicht sagen; eine Zusammen- stellung der sämtlichen auf den griechischen Münzen ange- führten Beamtentitel gibt Head S. LXVIif. Auf diese in der Mitte der Münze angebrachte Nennung der Beamten konnte die Graveurinschrift durch die Voranstellung des Verbums Bezug nehmen, beispielsweise: FM, EAYYAMENETYI = F(sxsda^iog xal) M(ocvu%löv ccq^ccv), h'X(X)vipa(v) Mävstvg cdie und die waren die Beamten, die Graveure waren die Söhne des Menes.'
Aus Lakonien.
Im Annual of the British school at Athens Bd. 10 (Session 1903 — 1904) wird mitgeteilt, daß die British school während dieser Session neben der Fortsetzung der bekannten
1) Über die pamphyliscke Geltung des Zeichens L = y vgl. Bei- träge 1904, S. 4.
Beiträge z. griechischen Epigraphik ü. Dialektologie Y. 277
Ausgrabungen in Kreta eine topographisch -epigraphische Durchforschung Lakoniens begonnen hat, Herr Tod hat die Gegend von Sparta bereist, Herr Forster den südwestlichen Küstenstrich Lakoniens am niessenischen Meerbusen von Pyrgos bis Kalamata. Von den neuen Inschriften ist nament- lich die folgende sprachlich und sachlich interessant. Sie ist von Forster auf einem weißen Marmorblock in Kutiphari, wo das alte Thalamä lag, gefunden und im Annual 10, S. 173 und 188, nr. 15 veröffentlicht worden.
N|KOS6ENIAA£TAinAHI<t>AI rEPONTEYÖNANE^HKE AYTOSTEKAIIIOTopATPOSr ATHPNIKOS0ENlAA*rPOBEIP 5 AHASTASIQPOTANAPIANSY NE<t>OPEYONTAAN| TAMEN NIKOS0ENIAANE TO|| PQ| 1 1 ONKAISYNKAAQIXPHSTA!
Nixo6%-£vCdag xai TlaliKpäi \ yeoovTSvav dv£6r]X£, | avrog 5 t£ xccl ho reo ntcrobg % atr)o Nixo6&£VLdag, 7tooßei7i dhag T&(g) 61a not' 'JvÖQiav 6v\v£cpoQ£vovru ävi[6~\zd[isv NLXoöfrsvidccv i\y] xtot t[Y]ptöt, h\bv xal övv xaXüu %Qfj6tca. Abweichend schreibt Forster Z. 5 uror' üvSqiuv, Z. 8 %Qr]ßT&i.
'Nikosthenidas hat der Pahipha, als er das Gerontenamt bekleidete, (diese Statue) geweiht, er selbst und Nikosthenidas, der Vater seines Vaters, weil einstens die Göttin laut und öffentlich gesagt hatte, Nikosthenidas solle die Statue des Andrias, seines Genossen im Ephorat, im Heiligtum errichten, und er befrage mit glücklichem Erfolge das Orakel.'
Die Inschrift stammt ihrer eigenen Angabe nach aus dem Hieron der Pasiphae f Preller- Robert 1, 373 Anm. 1) und hat ganz besonders dazu verholfen, die Lage dieses Heiligtums bei Thalamä (dem heutigen Kutiphari) zu be- stimmen (vgl. Forster a. 0. S. 161 f.). Die hier zum ersten Male begegnende Form ihres Namens HaJiKpa ist ebenso
278 Richard Meister:
aus der gewöhnlichen Form TIa6np«a durch Kontraktion ent- standen, wie \J&r]vä aus 'A&rjvaia -.'A&rjvdu und wie der bei FURTWÄNGLER8 Ausgrabungen auf Agina zutage gekommene Name der Göttin \4-(pä, der das Gegenstück zu llaöt-cpä bildet, aus 'AcpuCa :\4(fda (Verf., Berl. Philol. Woch. 1901, Sp. 1088)
Dem Herausgeber ist der Zusammenhang der Inschrift unverständlich geblieben, weil er zwei Wörter falsch aufgefaßt hat. Zu Z. 5 bemerkt er: 'POTANAPIAN presents considerable difficulty : it may possibly = TtQog avÖgeiav used adverbially = uv^Q£tG)S■, Wenn aber not' dvÖQetav adverbial zu övve- (poQEvovtu und dieses zu dem Subjektsakkusativ Nvxoßd'Evidav gehörte, dann hätte erstens ävi6rcqitv kein Objekt, und zweitens wüßte man nicht, weshalb der Dedikant Nikosthenidas Z. 2 Geront und Z. 5/6 Ephor, und zwar övvecpoQevcov statt ecpOQSvojv genannt würde. Verkannt hat Forster auch das letzte Wort der Inschrift. Er meint: '%Qr)6tüi must be for ^Qrjötiji and come from %Qr]6ti]g, a Speaker of oracles. If, as seems probable, we have the whole inscription, it is difficult to see, what is the construction of lt6v\ perhaps the whole phrase is some local formula.'
Als Dedikant der Statue wird zunächst allein der Geront Nikosthenidas angeführt, darauf aber in einer Apposition als Teilnehmer an der Weihung neben ihm sein väterlicher Groß- vater gleichen Namens genannt. Für die Wahl zum Geronten war das 60. Lebensjahr erforderlich; also war der Großvater Nikosthenidas zu der Zeit, als sein Enkel als Geront die Statue errichten ließ, nicht mehr am Leben. Was den Enkel veranlaßte, den Namen des Großvaters in seine Dedikation mit aufzunehmen, geht aus der Inschrift hervor. Die Er- richtung der Statue war nicht ihm, dem Geronten, sondern einstens dem Großvater, als der Ephor war, aufgetragen worden. Ihm hatte die Göttin laut und öffentlich gesagt, er solle dem Andrias, seinem Genossen im Ephorenamte, eine Statue im Heiligtum errichten. Die spartanischen Ephoren wandten sich in schwierigen Fällen mit Vorliebe an dieses Orakel: qui praeerant Lacedaemoniis, non contenti vigilantibus
Beitrage z. griechischen Epigraphik u. Dialektologie V. 279
curis in Pasiphaae fano, quod est in agro propter urbem, somniandi causa incubabant, quia vera quietis oracula ducebant (Cic. de divin. i, 43, 96)5 övvsßrj de hsq! xäg i^eQag exeivag xal xCov scpÖQcov eva xoi^äaevov ev Tlaöirpaag ovccq ideiv d-avuaßTÖv tdoitSL yaQ ev ob xöna xolg etpoQocg (e'&ogy £6x1 xad-et,o[i£votg iQr^axtt,eiv eva difpQOv xei6&ai, xovg de xexxuoag ävr}Qijö&ai . xal %-av^,ät,ovxog avxov (pcovi]v ex xov leQov yeveöfrca cpQi<t,ov6av ag xovxo xfj Ztxägxi] X<pöv e<5xi (Plut. Kleom. 7, 2). Als spartanischen Namen kennen wir 'AvögCug aus den Inschriften GDI. 4443 Z. 4 und 4446 Z. 27 und 28; die genannten Persönlichkeiten aber sind uns gänzlich un- bekannt, und wir können nicht sagen, wodurch sich der Ephor Andrias der ihm durch das Orakel zugewendeten und von Nikosthenidas erwiesenen Ehre würdig gemacht hatte.
Jener ältere Nikosthenidas war nicht zur Ausführung des göttlichen Auftrags gekommen, und so vollzieht erst sein Enkel die Weihung als eine ihm vererbte Pietätspflicht in seinem und zugleich in seines Großvaters Namen. Der letzte relativ angeschlossene Satz (Jiöv = xal avxov) hängt ebenso wie avi6xa\Lev von Tigoßentäliug ab; während aber ävtöxd^iev eine Aufforderung enthält, ist yjof[6xai ein Infinitiv der Aus- sage. Nikosthenidas der ältere hatte natürlich bei seiner Befragung des Orakels den Gegenstand, um den es sich handelte, angegeben, etwa (nach bekannten Mustern) so: %oi]xuL Nixo6&evidag, al avxa AvÖQtav 6vveq>ooevovxa avi6xavxi ev x&> [eo£ö laov e6xi. Sein Traum im Tempelschlaf war von den Priestern günstig seinem Vorhaben ausgedeutet worden, und den glücklichen Erfolg seiner Orakelbefragung bestätigend war der Ruf xovxo 60t Xcpov e6xt oder 6vv xakco iQf\ oder ähnlichen Inhalts aus dem Inneren des Heiligtums erklungen.
Sprachlich ist die Inschrift vor allem deshalb interessant, weil sie in dem altdorischen Dialekt abgefaßt ist, den wir bisher fast nur aus Sparta kannten. Von seinen hauptsäch- lichen Eigentümlichkeiten (vgl. Verf., Dorer und Achäer I) sind die meisten in ihr vertreten. Das zwischenvokalische Sigma ist verhaucht (nuhupüL 1, TiooßeiTiuliug 4/5)', & ist
'jxo Richard Meister:
zwischen Vokalen und im Anlaute spirantisch geworden und durch Sigma ausgedrückt (avt<5rty.s 2, ru(g) 61S)1) 5), nach 6 aber explosiv geblieben und im Eigennamen Nizoöd-avCdug 1. 4. 7. unverändert beibehalten, im Infinitiv %Q-f\6Tui 8 (ver- gleichbar dem Infinitiv \i<\xo6TQvd,l6TCii in der alten Felsen- inschrift von Gytheion GDI. 4564) durch die Explosiva r ausgedrückt; £ ist durch ß wiedergegeben (itQoßetitcchctg 4/5); das bereits im Urgriechischen antevokalisch gewordene c ist zu 1 geworden (piä 5); der gemeingriechischem £ entsprechende dorische Ausdruck öd (ß) kommt zufällig im Texte nicht vor. Außerhalb Spartas kannten wir bisher nur wenige ver- einzelte Beispiele dieses Dialekts in Lakonien; ihre Zahl ist jetzt durch die erwähnten Forschungsreisen vermehrt worden, so daß sie nicht als spartanische Eindringlinge, sondern als Zeugen einer weiteren Verbreitung des dorischen Dialekts im Lande der achäischen Periöken ähnlich wie in der Argolis zu betrachten sind. Um das, was ich hierüber in meiner Abhandlung fDorer und Achäer L' ausgesprochen habe, zu ergänzen und zugleich zu korrigieren, stelle ich alle außerhalb Spartas in Lakonien gefundenen Beispiele dieses Dialekts, die neu gefundenen wie die früher schon bekannten, übersichtlich zusammen.
In Lakonien findet sich außerhalb Spartas 1) die Verhauchung des zwischenvokalischen Sigma
a) am Orte des Apollonheiligtums zu Amyklä: NixdhwtJt-, IIsüu-, -v[cc?]Jtov Dorer u. Ach. I 16.
b) im Gebiete der Parnonhalbinsel
«) im Heiligtum des Apollon Hyperteleatas bei Epidauros Limera: Ilsutag aus Asopos Dorer u. Ach. Ii6f.; 2Jcohivixo[g'] aus Asopos Kaeapanos 'Ecp. ag%. 1884, 1976°. nr. 26 (vgl. Tod, 'Ecp. ccq%. 1904, 57 f.), 2Jm- vsixog Karapanos a. 0. n. 29 (vgl. Tod a. 0.).
ß) in Asopos: neihm[7i)Cg Dorer u. Ach. I 16.
1) In TASIQ ist entweder wie in den älteren Inschriften die Gemi- nata einfach geschrieben oder das zweite Z versehentlich weggelassen.
Beiträge z. griechischen Epigraphik u. Dialektologie V. 281
c) im Gebiete der Taygetoshalbinsel
a) in Oitylos: XQrjiiudag, KQcctrjl7t7tog, Aviytvtjg, Baörjiag,
n<xivei[%og], IleuxQaxCdag (zweimal) Forster, An-
nual 10, 168 nr. 5. ß) in Thalamä: Ilulucpai, TtcjoßeiTtdhag Forster, An-
nual 10, 173 und 188 nr. 15, AEHION FORSTER a. 0.
172 nr. 14.1)
2) der Übergang von ^ in C
in Thalamä: UrJQiTHiog Dorer u. Ach. 25, dv86t]xs, 6iS) Forster 173 und 188 nr. 15.
3) dd(d) entsprechend gemeingriechischem £
in Sellasia: Ö7iid(ö)6[asvog] Dorer u. Ach. I 38.
4) ß für Digamma
im Gebiete der Taygetoshalbinsel
et) in Gytheion gefundene Gefäßscherbe: EvßävoQog
Dorer u. Achi. 40. ß) in Pyrrichos: EvßrJ6v%og Forster a. 0. 167 nr. 3. y) in Oitylos: Name der Stadt BsirvXog (BoCxvlog,
Bixvlog) Dorer u. Ach. I 40, Bccdrfi'ag FORSTER a.
0. 168 nr. 5. d) in Thalamä: ngoßetitahag Forster a. 0. 173 und
188 nr. 15.
5) der Übergang des bereits im Urgriechischen antevokalisch gewordenen e in t
a) in Geronthrä: -oxQccuog Vatersname eines Mannes aus Gytheion Dorer u. Ach. I 45.
b) in Thalamä: xa(g) 61G) Forster 173 und 188 nr. 15.
Aus Böotien.
1. Wilhelm Vollgraff veröffentlicht im Bull, de corr. 25[iqoi] S. 361 f. nr. 2 folgende jetzt im Museum von
1) Die Inschrift (aus dem 5. Jahrh. v. Chr.) lautet im Zusammen- hang: Jtbg Kaßdrä. | IleintöL \ firsi. | &vsv || ? AEHION | rat, . . . .; ob Z. 5 vor AEHION Zeichen verloren gegangen sind, läßt sich aus dem Faksimile nicht erkennen; der Herausgeber vermutet [? Xty.r$Mov = lirj- ciov von iliofiai ra propitiatory offering'. Z. 6 vielleicht rai[ä£6xöi]?
282 Richard Meister:
Theben befindliche, aus Thespiä stammende Inschrift und umschreibt sie so:
OEOITYXAA ®iög. Tv%a ä-
rAOAA<t>IEITIA ya%ä. 'Ayüixt A-
PIZTOAAMAKAT Qiöxodd^ia xäx
TANENTOAANTQ xäv ivxoläv xä
5 TTAlAOXArEAOI Tcuidbg Ayiao H-
OPONEAEYOEPON uqov i?.sv&SQOV,
ETTIKATEAEYTAI iiti xa xsXevxccö-
EIAPIITOAAMAETT £i AyLöxodüpa. 'Eit-
IITE<t>ANQEMEN töxtcpavoiiuEV
10 AEIOPONTAMNAM de Eoqov xä iivä^i-
ATAENTYHPANAMI Uta iv xvg Tlava^C-
YIKHENTYIOOYYZKH vg xr) iv tvg &ovvg xr)
ENTYZHPAKAEIYZ.M iv xvg 'HQCCxXetvg . .
ENTTONAIAnOIMENTT
15 AIEYE . ONENIAYTONE iviavxbv i-
TTIMEAEIAIAEKATATAA itiaeleiag
PßTQZKHOPAIIArEAX xr) 6 Ttccig 'Aysccg
ENTHOEIKHKATEAIPEFII iv xr) fteCxr] xaxilme. Fi6-
TQPOAZKAAPIOX xcoQ o \4<5xlaiiiög.
Zu der vom Herausgeber nicht entzifferten Stelle bemerkt Th. Homolle in einer Anmerkung dazu: cSi risquee que soit la tentative de proposer une hypothese pour ce passage difficile ä dechiffrer autant qu ä Interpreter, je crois qu'on peut tenir pour presque certaine au moins la lecture des lignes 15 — 17: ini\iele\x\ag (e pour rj) Öixcc [x]axaX\ ei\it(o — ou ini^ele\x]äg de xu(xcL)xal[sC}7iG} — xcog xr) 6 italg 'Ayeag iv xr) fteixt] xccxiXme. Ce sont des agents charges de surveiller l'execution des clauses du eontrat, des ceremonies religieuses imposees. Au dessus, 1. 13 — 15, il est question de ceremonies a accomplir ä des epo- ques determinees (iviccvxöv). IToCuev pourrait etre l'infinitif du verbe ^otf'co(V); la ceremonie ou 1'offrande ä faire se cache dans les mots . . ENTTONAIA, dont on ne trouve aucune transcription satisfaisante; il semble qu'on doive lire KH ä la fin de la 1. 13.'
Beiträge z. griechischen Epigraphik ü. Dialektologie V. 283
Ich glaube, daß der Herausgeber an mehreren Stellen die Buchstaben der schlecht geschriebenen Inschrift (fla gravure est rnauvaise') verkannt hat, Statt ENTTONAIA Z. 14 vermute ich auf dem Steine ENTTOYPIA, statt Tl|AIEYE . ON Z. 14/15: nJAPEKAZTON und statt . M Z. 13 mit Th. HoMOLLE KH; statt E;TTIMEAE!AI Z. 15/16 ist wohl nicht E|TTIMEAETAX, wie Homolle vermutet, herzustellen, sondern E|TTIMEAEITAI, da die Inschrift den gedehnten e-Laut nirgends durch E, sondern überall (vgl. Z. 2. 13. 18) durch El ausdrückt. Es dürfte also die zweite Hälfte der Inschrift folgendermaßen zu lesen sein: "EnLötecpavae^ev || de Zöqov tä y,vä[i\ccta ev tvg navafiC\vg 10 xf} ev tvg &ovvg xrj | ev tvg 'HQuxleCvg [xif] | sv7Co[vq]uc itolaev na[o\ e[xa6t]ov svtavtov e\7iL^eXeL\t\äg de xuta(ta)l[C]\itca 15 tag ni] 6 xaig "Äyiag ev tr\ freUi] xatelme. Fl6\zcoq 6 'Aöxlwniog.
Der Name des Sklaven ist mit böotischer Orthographie (Verf., Gr. Dial. I 234, 3) Zögog für Zvqo$ geschrieben. Er soll an den genannten drei Festen das Grabmal der Aristodama bekränzen und Jahr für Jahr — wahrscheinlich allemal am Todestage der Verstorbenen — ein Totenopfer darbringen. evnovQta itoiuev steht wie lega notelv, ftvöiav itoielv. Böotisch nolaev (aus note'niev) für noieiv kennen wir aus der großen Inschrift mit den Weihungen der tanagräischen Frauen Revue des et. gr. 12 [1899] S. 69 A, Z. 8. evTCovQiu steht für e^TtvQia. = eyLTtvQu; das Wort epitvQiog = e^iTivQog ist aus der späteren Literatur bekannt. i(i7tvQia sind nach der ursprünglichen Bedeutung des Wortes Tieropfer, die am Grabe zu schlachten und dann zu verbrennen waren; aber diese Blutopfer sind allmählich seltener geworden und %oaC sowie andere Totenopfer, z. B. Tiönava in Tiergestalt als Ersatz für das CeQslov, an ihre Stelle getreten (Stengel, Die griech. Kultusaltertümer 131 f.: cam längsten scheinen noch Hahnenopfer Sitte geblieben zu sein'). Vom Freigelassenen vollends konnte ein kostspieliges Tieropfer nicht verlangt werden. So ist wohl das Wort ivitovQici in weiterem Sinne für cTotenopfer' zu fassen, wie eyMVQa Soph. El. 405 f., vgl. Kaibels Kommentar dazu S. 133.
284 Richard Meister:
2. Perdrizet Bull, de corr. 23 f i8ggj S. 193 — 205: In- schriften aus Akräphia.
In einer Rekrutenliste (S. 193 f. nr. I Z. 13) wird von PEEDRIZET der Name angeführt: \A\xQt]cpCXXu 'Pddtizog. Der Vatersname ist seltsam. Nun zeigt der Majuskeltext der In- schrift an dieser Stelle vor PAAEITOZ eine Lücke von der Größe eines Buchstabens. Der Herausgeber bemerkt darüber: 'Entre les deux noms un blanc; il ne semble pas qu'il y ait eu ä cet endroit une lettre aujourd'hui effacee'. Aber die Buchstaben dieser Inschrift sind nach dem Herausgeber fpeu profondes'; man darf wohl die Vermutung aussprechen, daß der Steinmetz Axq^IXXu [Qj^oädtiTog eingemeißelt hatte, und daß der Buchstabe <1> jetzt vom Stein durch Abscheuerung oder Verwitterung verschwunden ist. Die Eigennamen auf -cfQud7]g sind häufig (Fick-Bechtel 281); mit dem böotischen Kurznamen (froccÖEig OgccdeiTog vgl. böot. AiXug ACleixog IG. 2809g. 28143. 282°56- 28243- 283I4, (XaQEig XuQEirog) XocqeitCÖuo IG. IV 243o10. — Mit völliger Sicherheit läßt sich der Rekrutenname in Z. 17 dieser Liste herstellen. Der Majuskeltext zeigt AIMMEIITTEII!AO; der Herausgeber um- schreibt . i{i[i£ig IJsLöCao- herzustellen ist [A]'C[i[i£ig. Das ist ein zweistämmiger Kurzname mit Konsonantenverdopplung, gebildet vom Vollnamen Atavaöxog , vgl. böotisch A'tfivccöru IG. IV 748, Aiavaöriöag 3604, Ai^iva 55 5r
Ein anderer Stein (a. 0. S. 195 f.) mit einer Rekruten- liste (Inschrift nr. III) enthält in Z. 1 1 einen Fehler des Stein- metzen. Die Stelle lautet:
.... AqlGtgjv KuXXCTcna, 'OvuöiÖayiog APIZTO KAEIIXOKAAEIZ AyuxHxQfw, 'A^Lvoxkstg SloÖcooco. Pekdrizet schreibt mit Versetzung des O vor die beiden TT : AQLöroK?.eiog. 2JxdX£cg und zitiert zu dem so gewonnenen Namen UxäXsig dieHesychglossen: öxccXlg ' öxacpsiov] QxaXXCov xvXCxiov ulxqqv. ol Ö£ öxaXXöv und Athen. 1 1, 498 a: öxuXXlov xvXCxiov yuxQov, <p ö71£vöovölv AioXüg, cog Q>iXiqxüg yrjöiv £v 'äruxTOig. Aber Personennamen sind von öxaXig öxaXXCov nicht gebildet worden. Ich glaube, daß die zwei vom Stein-
Beiträge z. griechischen Epigraphik u. Dialektologie V. 285
metzen verschriebenen Namen so herzustellen sind: Mqlöxo- xleiog, ZaxXstg; ein ZcoxXelg ZaxXeiog wird in einer anderen Rekrutenliste aus Akräphia IG. IV 27i615 genannt. — Den auf demselben Steine angeführten ArjxoXaog Z. 13 hat der Herausgeber irrtümlich mit der Hesychglosse dt]xög- vöxsQog zusammengebracht: 'drjtög doit etre un mot beotien: /lv\xa, zJrjtLXog signifient soit la puinee, Je puine, soit Venfant post- hume, soit Venfant venu apres terme, et Av\x6Xaog fait pendant ä un mot connu ÜQcoxöXaog'. zlrjxoXaog steht vielmehr mit böotischer Orthographie für zJcaxoXaog und gehört ebenso wie die böotischen Kurznamen Arjxcc und Ar\xi%og zu ftuig öaixög 'Schmaus' (Fick-Bechtel 89).
Auch auf dem nächsten Steine (a. 0. S. 196 ff.), der vier Rekrutenlisten trägt, sind einige Steinmetzfehler noch nicht verbessert. In der linken Kolumne des Steins Inschrift nr. V Z. 23 steht als Rekrutenname AM4>mASSKA<t>IAO (clecture cer- taine'), vom Herausgeber 'Apyuslag Zxacpkco umschrieben. Beide Namen sind bedenklich. Ich glaube, daß wie auf dem vorigen Steine durch Buchstabenversetzung Konfusion ent- standen ist, und daß die Vorlage die bekannten Namen %(i(piccg Karpiöiao hatte. — In derselben Liste steht Z. 27 der Name NIKOMAXOCTAPIOYOS, vom Herausgeber umschrieben Nixö^ia%og TanCovog: 1a lecture de ce genitif est certaine, et l'estampage la confirme.' Dann hat der Steinmetz einen Fehler gemacht, denn die Genetivbildung widerstreitet dem Dialekt, -tovog für -vog ist nach dem Dialekt Genetivendung eines Kurznamens auf -vg, aber es darf nicht % vorausgehen, sondern entweder X oder v oder ein Dental (Verf., Gr. Dial. I 233); selten steht auch nach Sigma tov für v {Eiovvsöig' IG. IV 1390, [&q\o6iov6xqoxov 4128,), niemals nach Labialen. Ich hege deshalb die Vermutung, daß statt TAPIOYOS die Vorlage des Steinmetzen TAAIOYOS hatte; wenn der Quer- strich des P schräg abwärts geführt ist, läßt sich P von A oft schwer unterscheiden. Böotisch TuXiovg TdXiovog für TdXvg TdXvog ist ein Kurzname vom Stamme xaX- (xaXda, xccXuög, xXr\vta)\ von demselben Stamme kennen wir die
286 K. Meister: Bettr. /. gr. Kpk.kapiiik u. Dialektologie V.
Personennamen TdXog in einem attischen Weihepigramm IG. I Suppl. S. 163, nr. 373 a5, Ta/.si'd^g als Name eines Vasen- malers (Pape-Benseler), TaAaog in ArgosIG. IV643, TecAaidrjg in Großgriechenhmd [Gr. Xl\' 241 9, 2, TaXovXog (für TaAiUo?) in der Grabinschrift eines in Attika bestatteten Mannes aus Maroneia in Thrakien IG. III 2, 2565 , geschrieben Talovlog, um gegenüber dem attischen v = w den «-Laut seiner heimi- schen ionischen Mundart (vgl. 0. HOFPMANN, Gr. Dia! III 286) zu bezeichnen.1) In Böotien selbst liegt mit der bei Kurz- namen häufigen Konsonantenverdopplung Td.Xltog als adjek- tivisches Patronymikon IG. 32o6u vor. — Gegenüber diesen notwendigen Textkorrekturen darf man in der rechten Kolumne des Steins, Inschrift nr. VII Z. 1 5, die Überlieferung in Schutz nehmen. Der Name FA&ENIKßAAMOXAPIAAO, den Perdrizet in der Umschrift nur in der Form vCxa /JupoyuQtäao wieder- gibt, ist ohne Bedenken als Fadevtxa zJa[io%aQiduo anzuerkennen. Der Vollname Fudevixog gehört zu den böotischen Kurznamen Fddav IG. VII 2781g, FaÖCcov 3ob~>1 und zeigt im ersten Gliede die Stammform fade- (vgl. fuvdävco, fddog), die sich zu der Stammform fadi- (vgl. 'AdCXsag Thasos Fick-Bechtel 123) in bekannter Weise, wie z. B. aQ%£- zu äg%i-, verhält.
3. Bizard veröffentlicht im Bull, de corr. 28 [1904] S. 431 nr. 2 eine Weihinschrift aus Theben, die er so umschreibt: FIovQ'OÖGiQU Sc ycd.xtiQ Evxayelv KoQÖcovdao xvg frivg. Es ist aber Evxdyetv zu akzentuieren, denn es liegt der Männername Evxdyrtg vor, mit böotischer Orthographie Evtdyeig, Akkusativ Evxdyetv, wie böot. zJioytvsiv, /Ja\io- xiXuv usw. (Verf., Gr. Dial. I 268), der uns jetzt in den Stand setzt, die attische Grabinschrift Evxay.g Mtvdvd qov Üvct- cpXvöxiog IG. II 3, 1864 zu ergänzen.
1) Die Inschrift lautet: rXavaiccg \ Talovlov \ Magcovirrig. Anders, als ich es oben getan habe, erklärt Dittenbergek den Namen, da er ihn (im Index zu IG. III) TaXovXog akzentuiert.
Dmckfertig erklärt 11. I. 1906.]
ÖFFENTLICHE SITZUNG BEIDER KLASSEN AM 14. NOVEMBER 1905.
Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth
Gesprochen von Hermann Lipsius.
In der Morgenfrühe des 8. Juni d. J. entschlief Curt Wachsmuth im erst begonnenen neunundsechzigsten Lehens- jahre nach einer Krankheit ; die für uns nur nach wenigen Wochen zählte; daß sie schon seit längerem sich vorbereitet hatte, ist erst später uns bekannt geworden. Durch sein Hin- scheiden ist in den Lehrkörper unserer Universität eine schmerzlichst empfimdene Lücke gerissen; ein dauerndes An- denken bleibt dem hervorragenden Lehrer in den dankbaren Herzen seiner Schüler und Kollegen gesichert. Das Gedächtnis- wort, das in unsrer Gesellschaft der Wissenschaften dem Ge- schiedenen zu widmen eine Ehrenpflicht des nächststehenden Arbeitsgenossen ist, darf nur seiner wissenschaftlichen Per- sönlichkeit gelten. Aber so reich ist schon diese Aufgabe, daß nur in knappen Zügen ihr zu entsprechen möglich ist.
Das Studium des klassischen Altertums hatte Wachsmuth als den Beruf seines Lebens schon auf der Landesschule Pforta sicher erkannt, der er als Sohn des nachbarlichen Naumburg von seinem Vater, dem Gliede einer alten kursächsischen Juristenfamilie, zugeführt worden war. Von den Lehrern der ehrwürdigen Porta hat vorzugsweise der Platoniker Steinhart auf ihn gewirkt; ihm ist er bis zu seinem Tode in Freundschaft verbunden geblieben. Aber die Richtlinien für seine wissen- schaftliche Arbeit hat er auf der Universität Bonn empfangen, der er sich nach den ersten im frohen Jugendgenuß in Jena verbrachten Semestern zugewendet hatte. Drei bedeutende
Phil.-hist. Klasse 1905. Bd. LVI1. 20
288 Hermann Lipsii s:
Lehrer hatten damals die philologischen Studien an der ilieinisclieii Hochschule zu hoher Blüte geführt, Welcker, RlTSCHL und Jahn. Zu den beiden letztgenannten trat er in nähere persönliche Beziehung; beiden zusammen, praecep- torum pari incomparabili, hat er seine Doktordissertation im Jahre • 1 85g gewidmet, und hei der schon damals zwischen ihnen eingetretenen Entfremdung war es ihm eine besondere Genugtuung, daß diese gemeinsame Widmung von beiden, zuerst von Jahn, dann auch von RlTSCHL angenommen wurde. Die Dissertation, die bald danach in erweiterter Gestalt als Buch erschien, versucht eine allseitige Würdigung des Krates von Mallos, des Hauptes der Grammatikerschule von Pergamon, in seinem Gegensatze zu der Schule von Alexandria, gegründet auf eine vollständige Sammlung der damals bekannten Bruch- stücke seiner Schriften. Wie weit Wachsmuth aber schon da- mals den Kreis seiner Studien gezogen hatte, das zeigen zwei Gratulationsschriften, die er kurz vor und kurz nach seiner Dissertation zu veröffentlichen Veranlassung hatte. Seinen Lehrer Welckek beglückwünschte er als Senior des Bonner philologischen Seminars zum fünfzigjährigen Professorjubiläum mit einer Schrift über den Skeptiker Timon von Phleius und seine Sillen (1859). Dm Eigenart dieser satirischen Poesie, die zur Bekämpfung der verschiedenen dogmatischen Philosophenschulen hauptsächlich die Parodie homerischer Verse verwendet, hat der jugendliche Verfasser aus ihren ver- sprengten Trümmern so treffend bestimmt, daß, als er sein Werkchen nach einem Vierteljahrhundert erneute (1885), er wenig anderes hinzuzufügen fand, als die Erläuterung der einzelnen Bruchstücke, mögen gleich seine Vermutungen über die Anlage des Ganzen teilweise anfechtbar sein. In der anderen Gratulationsschrift für einen nahen Verwandten, den Ober- konsistorialpräsidenten GÖSCHEL behandelte er die Ansichten der Stoiker über Mantik und Dämonen in ihrem Verhältnisse zum Volksglauben (1860) und betrat damit ein Gebiet, dem in der Folge sein besonderes Interesse zugewendet blieb. Auch zu den griechischen Grammatikern ist er wiederholt zurück-
Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth. 289
gekehrt, so mit der bald gefolgten Arbeit über die Phiakes des Kallimachos, die den Plan dieses gewaltigen Katalogwerkes, der Grundlage aller späteren literarhistorischen Forschung, zu- erst ins Licht setzte, und mit den später anschließenden Aufsätzen über die Stichometrie, die in der Streitfrage über die Bedeutung der in den alten Exemplaren am Schluß der Bücher vermerkten Stichen zahlen die Ansicht verfochten, daß sie Raumzeilen, nicht Sinnzeilen angeben, die seitdem urkundliche Bestätigung gefunden hat. Aber als nach kurzer Lehrtätigkeit am Joachimstaischen Gymnasium in Berlin die Verleihung des archäologischen Reisestipendiums ihm einen längeren Aufenthalt in Italien ermöglichte, da waren es vor allem die späteren Quellenwerke für die Geschichte der griechischen Philosophie, denen seine Forschungen iu den Bibliotheken von Florenz, Rom und Neapel galten. Allein noch ehe er an die Nutzbarmachung der eingebrachten Ernte gehen konnte, wurde er auf neue Bahnen geführt durch die Berufung in das Sekrecariat der preußischen Gesandtschaft in Athen, dessen damals übliche Übertragung an junge Philologen manch schöne Frucht für unsere Wissenschaft gezeitigt hat. Nicht viele Monate hat er in dieser Stellung gestanden, die wegen langer Abwesenheit des Gesandten ihn stark in Anspruch nahm. Eine schwere Erkrankung widerriet längeres Verweilen, und so wurde lieber in Italien noch ein Winter zugebracht. Aber doch sind damals Land und Volk der Hellenen und ihre Ge- schichte in den Mittelpunkt seiner Studien getreten. Topo- graphie von Athen und griechische Geschichte waren die Vorlesungen, mit denen er als Privatdozent in Bonn seine akademische Tätigkeit im Sommer und Winter 1863 eröffnete, und wie die Reste antiker Vorstellungs weise, die das moderne Griechentum bewahrt hat, sich wissenschaftlich verwerten lassen, das zeigte er in dem Vortrag „Das alte Griechenland im neuen'', der durch Anmerkungen und Anhang von ihm zu einem Buche ausgestaltet wurde (1865) und bald weitere Nachfolge fand. So war es auch eine Professur der alten Geschichte, in die er schon nach drei Seraestern nach Marburg
•2U*
290 Hermann Lipsius:
berufen wurde. Wie er aber schon hier neben den historischen auch einzelne philologische Kollegien gelesen hat, so hat er auch bei seiner längeren Tätigkeit in Göttingen seit 1869 beider Lehrfächer zugleich gewaltet 7 so daß nach seinem Weggange eine Teilung seiner Professur sich notwendig machte. Und ebenso hat er dann seit 1877 in Heidelberg und bei uns seit 1886 getan, schon ehe er nach dem Rücktritt von Georg Voigt (1890) den förmlichen Lehrauftrag für alte Geschichte erhielt. Aber auch seine wissenschaftliche Tätigkeit hat gerade dadurch ihr eigentümliches Gepräge empfangen, daß beide Studiengebiete, die jetzt weiter auseinander laufen, als in ihrem Vorteile liegt, sich bei ihm zum einheitlichen Ganzen verbanden und sich gegenseitig befruchteten.
Eine zweifache Aufgabe vor allem hatte Wachsmuth sich bei Durchforschung der italienischen Bibliotheken gestellt, die Grundlagen zu gewinnen für die unerläßliche Neubearbeitung von zwei Sammelwerken, auf die wir für die Kenntnis der griechischen Philosophie in wesentlichen Stücken angewiesen sind. Einmal des Anthologion des Joannes von Stoboi, das aus mehreren hunderten griechischen Schriftstellern Exzerpte nach Kategorien der Physik und Ethik zusammen- stellt. Eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Be- arbeitung mußte nicht allein auf die reinere handschriftliche Überlieferung des Werkes zurückgehen, sondern auch die Flori- legien aus späterer Zeit heranziehen. Hier setzte Wachsmuth mit seinen Studien zu den griechischen Elorilegien ein (gesammelt 1882, dazu die Abhandlung in der Festschrift zur Philologen- versammlung in Karlsruhe 1882); in ihnen hat er zunächst die Reste eines Florentiner Florileg-ium für die verwickelte Textkritik des Stobaios nutzbar gemacht, zugleich aber die Forschung über die Zusammenhänge der zahlreichen byzantini- schen Gnomologien auf festen Grund gestellt, auf dem sie dann von anderer Seite weiter fortgeführt werden konnte. So ge- rüstet hat Wachsmuth von dem ersten, für die Philosophen wichtigeren der beiden Teile, in die Stobaios Werk im Mittelalter geschieden ist, von den sogenannten eclogae physicae et ethicae
Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth. 291
eine wohl abschließende Ausgabe liefern können (1884); die Bearbeitung- des zweiten Teiles hat auf seinen Wunsch 0. Hense übernommen, aber bis jetzt nur zur Hälfte durchgefühlt. Nicht minder sorgfältig hat WACHSMUTH eine Neubearbeitung der Kompilation des Diogenes Laertios oder wie er ihn zu nennen für richtiger hielt, des Laertios Diogenes vorbereitet, des einzigen uns erhaltenen Gesamt werkes über Leben und Lehren der Philosophen; aber auf die lange von ihm erhoffte Ausgabe hat er schließlich verzichtet und die Aufgabe in die Hand eines früheren Schülers gelegt, dem es eine Ehrenpflicht sein wird sie im Sinne des Meisters zu lösen. Mehr zufällig wurde Wachsmuth zur Herausgabe von Joannes Lydos' Buch über die Himmelszeichen (1863) geführt. Die in den Handschriften zersprengten Teile der Schrift, eines späten Ausläufers der alten astronomischen Literatur gelang es ihm zu einem voll- ständigen Ganzen zu vereinen und dem Texte zu reinerer Gestalt zu verhelfen; zugleich machte er sie durch Unter- suchungen über ihre Quellen und Beigabe verwandter Stücke recht nutzbar, was in noch erhöhtem Grade von der (1897) erneuten Ausgabe gilt. Zu den Stoikern ist er noch in zwei Göttinger Universitätsschriften über die älteren Schulhäupter Zenon und Kleanthes (1874) zurückgekehrt. Die zerstreuten Bruchstücke ihrer Werke hat er, die des Kleanthes zuerst, die des Zenon weit vollständiger als vor ihm geschehen, zusammengebracht, sodaß der jüngste Bearbeiter der Fragmente der Stoa hier ganz auf seinen Schultern steht.
Aber in der Editorentätigkeit waren die Leistungen von Wachsmuth, soweit sie nach der philologischen Seite liegen, keineswegs beschlossen. Mehr als andere liebte er es, Einzel- ergebnisse seiner Forschung in Zeitschriften zu veröffentlichen. Allein zu dem Rheinischen Museum, zu dessen Herausgebern er in nächster Beziehung stand, hat er nahezu siebzig größere oder kleinere Beiträge geliefert, sodaß abgesehen von den letzten Jahren nur in wenigen Jahrgängen sein Name unter den Mitarbeitern fehlt. In der Vielseitigkeit ihres Inhaltes legen diese kleineren Arbeiten deutliches Zeugnis ab für die
292 Hermann Lipsius:
Weite seines Studienkreises. VVareu es zuerst namentlich Mitteilungen aus seinen handschriftlichen Funden und Ver- wertung neuer Inschriften, so erstreckten sie sich bald auf die verschiedensten Teile der beiden Studiengebiete, in denen er gleich heimisch war; auf dem philologischen gaben sie besonders Beiträge zur Kritik und Exegese einer ganzen Reihe antiker Schriftwerke, darunter manche so bedeutsame, wie gleich der erste Aufsatz im Rheinischen Museum, in dem er die Uneehtheit des vierten Buchs der Frontinschen Strateg-emata überzeugend nachwies. Allen diesen Arbeiten aber gemeinsam ist die vollkommene Beherrschung des mannigfachen Stoffs und die Umsicht des überall auf den Kernpunkt dringenden Urteils. Und wie sie Anregung geboten zu weiterer Forschung, das kann ein Beispiel zeigen: auf die weit verbreitete Sitte. Verwünschungen gegen Widersacher auf Tafeln von Blei zu schreiben und diese einem Verstorbenen mit ins Grab zu geben, um sie durch ihn den unterirdischen Gottheiten zu empfehlen, oder sie auch an solchen Stätten niederzulegen, die diesen Gottheiten geweiht waren — auf diese Sitte hat zuerst Wachsmuth hingewiesen, und eine Anzahl solcher Fluchtafeln zusammengestellt, während sie heute, nachdem die Aufmerksam- keit auf sie gerichtet war, den Stoff zu zwei besonderen Werken geliefert haben. Nur vereinzelt dagegen sind die Fälle, in denen seine Ergebnisse weiterer Prüfung nicht Stand gehalten haben, wie wenn er in der unter Xenophons Namen überlief erteu Schrift vom Staate der Athener die lose Form der Erörterung mit ihren wenig vermittelten Übergängen und ihren nicht streng an das Thema sich bindenden Gedanken- gängen nur aus einer tiefgehenden Zerrüttung der ursprünglichen Komposition erklären zu können glaubte, die die Form des Dialogs getragen habe, oder wenn er das in einer Athos- handschrift zutage gekommene Bruchstück eines späten histo- rischen Kompendiums des Aristodemos wegen seiner Gering- wertigkeit für moderne Fälschung erklärte. Auf eins darf ich nur hindeuten, weil ich an dieser Stella nicht von der akademischen Wirksamkeit Wachsmuth.s zu sprechen habe.
Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth. 293
Aber in dem Bilde auch seiner wissenschaftlichen Tätigkeit würde doch eine wesentliche Lücke bleiben, wollte ich nicht auf die vielfachen und fruchtbaren Anregungen wenigstens hinweisen, denen zahlreiche Arbeiten seiner Schüler ihre Entstehung verdankeu; und was wohl von den meisten aka- demischen Lehrern gilt, das hat von ihm in besonderem Maße gegolten, daß in vielen dieser Arbeiten es weit mehr als die Anregung ist, die von ihm stammt, in den philologischen wie den altgeschichtlichen. Von Wachsmuths eigenen Werken aber liegen die bedeutendsten auf dem letzteren Gebiete.
Als Wachsmuth im Jahre 1861 den Boden Athens betrat, da mußte er sofort inne werden, wie überaus schwierig es ist zu einer festen Vorstellung von der alten Stadt zu gelangen. Bei dem Schwanken der Meinungen selbst über die fundamentalsten Fragen war es unerläßlich von möglichst gesichertem Ausgangspunkt aus schrittweise und mit sorgfältig- ster Einzelprüfung des gesamten literarischen wie monumentalen Quellen materiales vorzugehen, ehe an die Entwerfung eines Gesamtbilds gedacht werden konnte. Nur „Bausteine zur Topographie von Athen'- betitelte darum Wachsmuth seinen ersten bedeutsamen Aufsatz, und Bausteine überschrieb er auch den ersten topographischen Teil seines großen Werkes „die Stadt Athen im Altertum", dessen ersten Band er in dem ver- heißungsvollen Jahre der Eröffnung des deutschen archäolo- gischen Instituts in Athen (1874) erscheinen ließ. Aber diese Bausteine sind zu unentbehrlichen Grundlagen jeder weiteren topographischen Forschung geworden, selbst da, wo neu er- schlossenes Material über sie hinausgeführt hat. Noch dauernderen Bestand auch in seinen Ergebnissen darf man dem zweiten Teile des Bandes, der Stadtgeschichte versprechen, die von der später gefolgten Athenischen Stadtgeschichte von Ernst Curtius schon um deren mehr dogmatischen Charakters willen nicht überholt werden konnte. Selbst die am meisten bekämpfte These \Y.\< hsmuths von der Entstehung Athens durch Vereinigung vorher getrennter Siedelungen ist, wenigstens was ihren Kernpunkt angeht, die Verbindung einer Ionier-
29 I I [ERMANN liii-sii s:
gemeinde mit der Burggemeinde, keineswegs widerlegt. Be- sonderen Wert aber legte Wachsmutb noch auf eine andere Betrachtungsweise, die er als die antiquarische bezeichnete: das städtische Leben der Hellenen, wie es in Burg und Markt, in Heiligtümern und öffentlichen Anlagen, in Wohnungen und Gräbern in die Erscheinung trat, wollte er an dem muster- gültigen Beispiele Athens zur Darstellung bringen, für das die Aufgabe auch am ersten lösbar ist. Dieser Aufgabe, die vor ihm überhaupt noch nicht in Angriff genommen war, hatte er den zweiten Band seines Werkes bestimmt; nur die erste Abteilung ist nach sechzehnjähriger Pause (1890) ans Licht getreten, sie behandelt die Hafenstadt, die Straßen und Quartiere der Stadt und ihren Markt, und zeichnet von dem reich entwickelten Leben der einzigen Stadt ein leider nicht zur Vollendung geführtes Bild. Aber näher als seine Fortführung lag Wachsmuth ein anderes am Herzen. Nach dem Erscheinen des ersten Bandes war die ortskundliche Forschung für Athen eifriger als je zuvor betrieben, mannigfache Ausgrabungen hatten wertvolle Aufschlüsse gebracht, aber nicht selten auch neue Probleme zu den alten gefügt. Zu einem Teile dieser Probleme hat Wachsmuth in den beiden Abhandlungen Stellung genommen, die er neben zwei Gedächtnisreden zu den Schriften unsrer Gesellschaft (Berichte 1887, Abhandlungen 1897) beigetragen hat; wohl berechtigt ist die Mahnung zur Vorsicht gegenüber zu raschen Folgerungen aus den Fundergebnissen, deren Notwendigkeit in der zweiten Ab- handlung erwiesen wird. Danach hat die letzte größere Arbeit Wachsmuths, sein Artikel Athen in Pauly-Wissowas Realen- zyklopädie (1903) in knappem Umriß zusammengestellt, was heute als gesicherte Grundlage für die athenische Topographie gelten kann. Sein großes Werk ist darüber ein Torso geblieben, und wird es leider wohl bleiben müssen. Für den ausstehenden Teil haben sich nur wenige Blätter ausgearbeitet vorgefunden ; im übrigen nur eine Sammlung von Materialien, überaus umfassend und wohl geordnet, aber nur durch eine sehr kundige Hand vermöchten sie Leben und Gestalt zu gewinnen.
Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth. 295
In derselben Zeit wie für das Buch über Athen hat Wachs- muth noch für ein anderes großes Werk den Plan entworfen und in dem gleichen Jahre (1868) mit der gleichen Firma den Verlao-svertrag geschlossen, für eine Geschichte der alexan- drinisch-hellenischen Welt und ihrer Kultur. Auf drei Teile war das Werk berechnet. Der erste sollte den Freistaat Rhodos, seine Politik, seine Verfassung, seinen Handel, seine wissenschaftliche und Kunstblüte behandeln, der zweite„Ägypten unter den Ptolemäern" sollte in zwei Bänden nicht bloß die ganze Einrichtung und Verwaltung, das religiöse, merkantile und national -ökonomische Leben des Landes in allem Detail vorführen, sondern, da die literarische Produktion der Zeit in Alexandria ihren Mittelpunkt hatte, die Geschichte fast der ganzen damaligen Wissenschaft umfassen. Den Schluß sollten in einem dritten Teile die übrigen hellenistischen Reiche bilden, zuerst das pergamenische Reich und die Attaler, dann das seleukidisch-syrische Reich, zuletzt die kleineren asiatischen Reiche unter hellenistischen Herrschern. Ein massenhaftes Material von Notizen und Exzerpten aller Art hat sich auch für dieses Werk wohlgeordnet in Wachsmuths Nachlaß vor- gefunden und liefert den Beweis, wie das Ganze nach um- fassenderen Gesichtspunkten geplant war, als was seitdem auf dem gleichen Gebiete veröffentlicht worden ist. Aber kaum hier und da zeigt ein Blatt den ersten Ansatz zu einer Ver- arbeitung. Wie sich die Ausführung gestaltet haben würde, läßt sich nur aus einigen Festreden abnehmen, zu denen er mit Vorliebe den Gegenstand aus diesen Studien wählte, so den Göttinger Reden „über Rhodos' Bedeutung für Handel und Kultur in der Diadochenzeit" (1870) und „ein Bild der Stadt Alexandria und ihres Lebens im Altertum" (1876, im Manuskript in erweiterter Gestalt) und zuletzt der Leipziger Rede „das Königtum der hellenistischen Zeit, besonders das zu Pergamon" (1899). Mit welch eingehender Mitarbeit er den gewaltigen Fortschritten der ägyptologischen Wissenschaft gefolgt ist, dafür bürgt namentlich die Abhandlung über die wirtschaftlichen Zustände in Ägypten während der griechisch-
296 1 1 i.i ; ai \\\ Lipsius:
römischen Zeit (1900), die das in WlLCKENS Publikation der griechischen Ostraka erschlossene Material für die Wirtschafts- geschiente von Ägypten verwertet.
Doppelt bedauern lassen uns solche Proben, daß WaCHS- MUTH auf die Ausführung des wohl vorbereiteten Plans verzichtet hat. Aber dieser Verzicht ist der Vollendung eines andern Werkes zugute gekommen, zu dem kein anderer so wie er berufen war, eben darum, Aveil der Philolog und der Historiker sicli in ihm zur Einheit verbanden. Schon in seinem dritten Bonner Dozentensemester hat WACHSMÜTH Einleitung in das Studium der alten Geschichte gelesen und diese Vorlesung dann regel- mäßig bis in die erst« Leipziger Zeit wiederholt. Seit dem Sommer 1893 hat er sie nicht wieder gehalten, dafür aber bald danach uns mit dem stattlichen Bande seiner Einleitung in das Studium der Geschichte des Altertums beschenkt (1895), dem er drei akademische Programme über den Universalhistoriker Diodor und die ältesten griechischen Chronographen hatte vorausgehen lassen. Die Quellen und Bearbeitungen der Ge- schichte des Altertums in weitestem Wortsinne werden in dem Werke dargelegt, von den Quellen die literarischen ebenso wie die monumentalen, die ersteren allerdings mit der Beschränkung auf die Historiker — eine Beschränkung, die man gegenüber der politischen Literatur der Griechen bedauert hat, die aber geboten schien gegenüber der Massenhaftigkeit des Stoffs, den es zu bewältigen galt. Denn alle Kulturvölker der alten Welt sind es, außer denen, die wir die klassischen nennen, Ägypter und Assyrier wie die semitischen und eranischen Völker und die noch im Nebel liegenden Hethiter, in deren Geschichte der besondere Teil des Buches einführt, mit einer Sach- kenntnis, die seinem Verfasser die ungeteilte Anerkennung der Fachmänner eingetragen hat. Und nicht nur das ge- lehrteste, sondern auch das reifste ist es von Wachsmuths Werken, vor allem in der ruhigen Sicherheit des überall sachlichen Urteils, das das Wichtige von dem Unwesentlichen, das Feststehende von dem Unsicheren scharf zu scheiden weiß, und darum nicht nur dem Anfänger einen zuverlässigen
Worte zum Gedächtnis an Curt Wachsmuth. 297
Führer, sondern auch dem Kenner einen willkommenen Be- rater bietet.
Es ist ein empfindlicher Verlust für die Wissenschaft, daß dies bedeutendste Werk Wachsmuths sein letztes bleiben sollte. Aber nur den wenigsten Sterblichen ist es vergönnt, sich voll auszuleben, und verschwindend klein ist die Zahl der Aus- erwählten, die ein langes, reiches Lebenswerk so zum Abschluß haben führen dürfen, wie der große Gelehrte, zu dessen Ge- dächtnis Wachsmuth heute vor zwei Jahren an dieser Stelle gesprochen hat. Aber hat er selbst auch nicht zu diesen Glück- lichen gezählt — was er hat vollenden können, es reicht aus, seinen Namen in Ehren zu bewahren, so lange es eine Wissen- schaft vom klassischen Altertum gibt, auf die die deutsche Kultur nicht verzichten kann, ohne sich selbst zu gefährden.
Djruekfertig erklärt 9. XII .
Worte zum Gedächtnis an. Moritz Voigt.
Gesprochen von Ludwig Mitteis.
In dem am 7. November zu Leipzig verstorbenen ordent- lichen Honorarprofessor unserer Universität Dr. Moritz Voigt hat die philologisch -historische Klasse der Gesellschaft der Wissenschaften ihr ältestes Mitglied verloren und muß diesen Verlust umso tiefer beklagen, als dieses ihr ältestes Mitglied durch musterhafte Pflichttreue in der Erfüllung der aka- demischen Aufgabe und durch unbedingte Hingebung an unsern gemeinsamen Beruf allen Jüngeren vorausleuchtete.
Moritz Voigt war am 10. September 1826 in Leipzig geboren und hat, abgesehen von kurzen, nur der unbedingt erforderlichen Erholung gewidmeten Unterbrechungen seine gesamte Lebenszeit daselbst zugebracht. Im Sommersemester 1853 als Privatdozent an der hiesigen Juristenfakultät zu- gelassen, dann 1864 zum außerordentlichen, 1875 zum ordent- lichen Honorarprofessor vorgerückt, ist er dem gelehrten Beruf unentwegt treu geblieben und das Leben, welches vor wenigen Tagen geendigt hat, ist ein ausschließlich der Wissen- schaft und ihrer Lehre gewidmetes gewesen.
Wenn innerhalb der akademischen Lehrer nach Neigung und individueller Anlage sich unterscheiden läßt zwischen solchen, welche das Schwergewicht ihrer Tätigkeit auf die Ausübung des Lehrberufs und solchen, welche dasselbe auf die Fortbildung der Wissenschaft legen, hat Voigt unzweifel- haft der letzteren Richtung angehört. Sein eindringliches, die Dinge stets an ihrer tiefsten Wurzel erfassendes Naturell
300 Ludwig Mitteis:
erschwerte es ihm. sich zum ünterrichtszweck mit der Dar- stellung einfachster 'iestalten und jener bloß relativen Wahr heiten zu begnügen, welche allein dem (»eist des Anfängers zugänglich sind. An sich selbst gewohnt, die Probleme stets zu ihrem vollen Umfang auszuspannen, war er nicht der Mann. andern seine Wissenschaft nur in Stücken zu geben. So lag denn, obwohl er die Unterrichtstätigkeit bis in sein Alter mit der größten Gewissenhaftigkeit fortgeführt hat, seine eigentliche Bedeutung in der Forschung und ist er Akademiker mehr in dem rein gelehrten Sinne gewesen, in welchem wir ihn in England und Frankreich schärfer als bei uns in Deutschland ausgeprägt finden.
Durch Erziehung und Anlage war VOIGT in seinen wissenschaftlichen Arbeiten von Anfang an auf eine streng historische Richtung hingewiesen. Er war Jurist und zwar Romanist, und an sich hätte dies ihn befähigt, neben der historischen auch die dogmatische Seite seiner Berufsbilduno- zur Geltung zu bringen; aber er hat juristische Arbeit im engern Sinn abgelehnt, seit er erkannt zu haben glaubte, „daß man", wie er sagte, „nicht gleichzeitig Rechtsdogmatik er und Historiker sein könne." Darum sind die Ansätze zu dogma- tischer Untersuchung, welche sein Buch über die Kondiktionen des römischen Rechts (1862) notwendig mit sich brachte, unentwickelt geblieben und ist er reiner Historiker geworden.
Als solcher ist er ein Ausläufer und zwar der letzte Aus- läufer der Schule, wie sie in der ersten Hälfte und Mitte des vorigen Jahrhunderts gewesen ist. Als Leitsterne dienten ihm für die römische Geschichte Niebuhr, Drumann, Schwegler, Rübino und GÖTTLESTO, für die Recktsgeschiehte im engern Sinn Savigny und Puchta. In der Gedankenwelt dieser Meister hat er fortgelebt und — hierin liegt seine Eigenart — versucht, sie für sich allein weiter- und auszubauen.
Er lehnte damit ein Doppeltes ab. Erstens die Teilnahme an den besonderen rechtshistorischen Interessen, welche der Fortschritt der Rechtsdogmatik vielfach mit sich brachte. Die Jurisprudenz ist eine der Geschichte überall nahe-
Wobte zum Gedächtnis ax Moritz Voigt. ;'><<1
stellende Wissenschaft, welche fortwährend an die erstere Frao-en zu stellen hat; aber der Inhalt dieser Fragen muß sich im Laufe der Zeit vielfach verändern. Auf diese veränderte Fragestellung ließ sich Voigt nicht ein: ihm ist die Geschichte eine Wahrheit, die man suchen soll nicht weil man sie braucht, sondern weil sie ist, und er fürchtet der Geschichte eine falsche Antwort zu suggerieren, wenn er mit bestimmten Fragen an sie herantritt. Man kann diesen Standpunkt miß- billigen: man kann ihm entgegenhalten, daß aller Geschichte, damit sie lebendig werde, doch ein Leben eingehaucht werden muß, welches wir nur von unserm Leben nehmen können. Aber anderseits hat dieser Standpunkt eine gewisse Berechtigung insofern, als er unbedingt gegen die Gefahr schützt, moderne Anschauungen am unrechten Platz in die Vergangen- heit hineinzutragen, und außerdem verdient diese voraussetzungs- lose Forschung auch darum besondere Achtung, weil sie das Opfer bringt auf den praktischen Tageserfolg unbedingt zu verzichten.
Bedenklicher war es, wenn Voigt auch darin auf einen Isolierboden trat, daß er von den Resultaten andrer Historiker Gebrauch zu machen verschmähte. In stolzem Selbstvertrauen und von dem Bewußtsein einer allerdings umfassenden Gelehr- samkeit getragen, lehnte er es durchaus ab, in die neuen Ideenkreise einzutreten, welche namentlich durch MOMMSENS bahnbrechendes Auftreten der römischen Rechtsgeschichte wie jedem andern Zweig der Altertumswissenschaft eröffnet wurden. Insbesondere an jener größten Errungenschaft der verjüngten Altertumskunde hat er nie Anteil genommen, welche darin besteht, die Grenzen unserer Kenntnis scharf und sicher ab- zustecken und alles, was jenseits liegt, aus dem Kreis der Wissenschaft zu verbannen. Und wie er in diesem Betracht als getreuer Anhänger einer früheren, eigentlich schon von Niebuhr und Savigny mißbilligten Richtung über das Maß der vorhandenen Quellen in die Konstruktion hineinschreitet, bleibt er, auch in diesem Sinn den Traditionen seiner Jugend- zeit folgend, dem Wortlaut dieser Quellen, so weit sie reichen,
802 Ludwig Mitteis:
unbedingt ergeben und weist die moderne Quellenkritik von sich zurück.
Solche Einseitigkeit ist meist von einem starken Willen getragen, und in der Tat ist die Kraft des Willens, welche sich in Voigts literarischen Arbeiten äußert, von seltener Intensität. Dies tritt am stärksten hervor in demjenigen Werk, welches als sein Hauptwerk zu betrachten sein dürfte, dem vierbändigen Mus naturale aequum et bonum und jus gentium' der Römer. Der Grundgedanke desselben ist wohl ein ähnlicher wie er Iherings Geist des römischen Rechts zugrunde liegt, nämlich die Evolution des Rechts aus seinen primitiven Uranfängen zu einem höheren freieren System des sozialen Rechts zu verfolgen. Nur greift Voigt insofern weiter, als er diese Gedanken nicht bloß wie Ihering für die Geschichte des Privatrechts, sondern auch für die Verfassungs- geschiente durchzuführen sucht, ein Plan, welcher unstreitig die größere Vollkommenheit der Resultate ermöglicht. Voll- befriedigend ist das eine Werk so wenig wie das andere. Doch ist entsprechend dem Naturell beider Forscher der Ver- lauf bei beiden ein entgegengesetzter. Während Ihering immer mehr in die Höhe und über seinen Stoff hinaus in allgemeine rechtsphilosophische Betrachtungen getragen wird, bohrt sich Voigt immer tiefer ins einzelne hinein. Doch hat er, im Gegensatz zu Ihering, für sein Werk wenigstens den äußern Abschluß gefunden, wie denn seine zähe Energie darin be- sonders hervortritt, daß er die groß angelegten Werke, die er immer wieder unternommen hat, nie als Torsi im Stich ließ.
Voigts in diesem Werke sich so stark ausprägende Arbeitsweise hat aus den bereits früher angedeuteten Gründen manchen Widerspruch erfahren; aber man soll auch nicht vergessen, daß seinen Untersuchungen stets ein kräftiger und vielfach auch sehr gesunder Gedankennerv zugrunde liegt. Im Jus naturale ist insbesondere der zweite Band von Be- deutung, insofern Voigt hier, seiner Zeit vorauseilend, zuerst eine Darstellung des römischen Provinzialrechts und seines Verhältnisses zum Reichsrecht, sowie überhaupt des römischen
Worte zum Gedächtnis an Moritz-Voigt. 303
Rechts zum Hellenismus unternommen hat. Der Versuch ist allerdings aus mehr denn einem Grund, vor allem aber schon deswegen gescheitert, weil er zu früh, das heißt zu einer Zeit unternommen wurde, wo zulängliche Quellen für diese heut immer mehr in den Vordergrund tretende Forschung fehlten. Er ist darum fast gänzlich in Vergessenheit geraten, und nur wenigen Gelehrten, wie vor allem Heineich Degenkolb in seiner feinsinnigen Rektoratsrede über Rechtseiuheit und Rechtsnationalität im römischen Reich (1884) sind diese Fragen im Bewußtsein geblieben; aber jene, welchen heute dieses Ge- biet am Herzen liegt, dürfen nicht verkennen, daß Voigt es schon früher mit sehnendem Auge aus der Ferne geschaut hat.
Dem Jus naturale folgte 1883 das zweibändige Werk über die Zwölftafeln und 1891 — 1903 die römische Rechts- geschichte (3 Bände.) Die Gewalt der Arbeitskraft ist in beiden die gleiche, und gleich auch die bewundernswerte Geduld, mit welcher aus allen Teilen eines fast unübersehbaren Arbeits- gebiets die Steine zum Bau herangetragen werden. Doch macht sich in dem erstgenannten Werke, welches in eine dämmerige Periode der römischen Rechtsgeschichte zurückgreift, Voigts Subjektivität stärker geltend als in dem letzteren, wo der Bauplan vielfach sicher vorgezeichnet war, und darum wird dieses letztere, das wohl als sein wissenschaftliches Vermächtnis gelten kann, bei der ungeheuren Stoffmenge, welche es bietet, voraussichtlich auf längere Zeit seinen Wert behalten.
Für diese umfassenden Werke hat Voigt sich die Voraus- setzungen in zahlreichen Spezialuntersuchungen beschafft. Diese hat er seit 1871 ausschließlich in den Berichten und Abhandlungen unserer Gesellschaft veröffentlicht, in welchen sie eine äußerst stattliche Reihe bilden. Die Festschrift der Gesellschaft zu ihrer fünfzigjährigen . Jubelfeier von 1896 zählt deren nicht weniger als achtzehn auf, wozu seit jener Zeit noch vier hinzugekommen sind. Die verschiedensten Materien behandelnd sind sie ein beredtes Zeugnis der viel- seitigen Arbeit ihres Verfassers, und mehr denn eine von
Phil.-hist. Klasse 1905. Bd. LVII. 21
:'><»4 L. Mitteis: Worte zum Gedächtnis an Moritz Voigt.
ihnen, wir insbesondere die Untersuchung über den Bedeutungs- Wechsel gewisser, die Zurechnung einer Tat bezeichnenden lateinischen Ausdrücke, sowie jene über die Bankiers der Körner und nicht minder die über die Entwicklung des Pignus zum Rechtsinstitut haben die Literatur ihrer Zeit kräftig
o
beeinflußt.
VOIGTS Stellung in der Literatur ist eine eigenartige. Vermöge seines oben geschilderten Verhältnisses zu der modernen Forschung ist es allmählich einsam um ihn geworden, und doch war seine wissenschaftliche Kraft zu groß, als daß er hätte vergessen werden können. Oft genug hat er mit einem kräftigen Vorstoß die Aufmerksamkeit und selbst die Nachfolge solcher erzielt, welche methodisch seine Gregner waren. Größer noch als in Deutschland war seine Anhänger- schaft in Italien und teilweise in Frankreich. Namentlich in Italien sind seine Schriften viel benutzt worden. Aber selbst diejenigen, welche bei uns manchen seiner Lehren skeptisch gegenüberstanden, erkennen doch den tiefen wissenschaftlichen und darum auch sittlichen Ernst an, welcher seiner hingebenden Bemühung, seinem unausgesetzten Ringen nach der Wahrheit zugrunde liegt, sowie die eminente Gelehrsamkeit, welche jedes seiner Werke zu einer wahren Fundgrube historischer Tatsachen macht. Man mag über vieles anders denken als er; aber wer hat die Wahrheit? Mit ihm ist eine bedeutende Individualität dahin gegangen; ein Gelehrter, dessen Namen weit über die Grenzen Deutschlands in den Kreisen der Fach- genossen wohl bekannt und geachtet war und der in der Literaturgeschichte der römischen Rechtskunde unter den Jüngern Savignys stets als einer der treuesten und hin- gehendsten wird genannt werden müssen.
Druckfertig erklart 16. Xll. 805]
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Protektor der Königlich Sächsischen Gesellschaft der
Wissenschaften
SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG.
Ehrenmitglied.
Seine Exzellenz der Staatsminister des Kultus und öffentlichen Unterrichts Dr. Kurt Damm Paul v. Seydeiviiz.
Ordentliche einheimische Mitglieder der philologisch- historischen Klasse.
Geheimer Rat Ernst Windisch in Leipzig, Sekretär der philol.-
histor. Klasse bis Ende des Jahres 1906. Geheimer Rat Hermann Lipsius in Leipzig, stellvertretender
Sekretär der philol.-histor. Klasse bis Ende des Jahres igo6. Professor Adolf Birch-Hirschfeld in Leipzig. Geheimer Hofrat Friedrich Karl Brugmann in Leipzig.
- Karl Bücher in Leipzig.
Professor Berthold Delbrück in Jena.
August Fischer in Leipzig.
Geheimer Hofrat Oscar v. Gebhardt in Leipzig.
Heinrich Geizer in Jena,
Georg Götz in Jena. Geheimer Kirchenrat Albert Hauch in Leipzig. Geheimer Rat Max Heinze in Leipzig. Geheimer Hof rat Rudolf Hirzel in Jena. Oberschulrat Friedrich Otto Hidtsch in Dresden-Striesen. Professor Albert Röster in Leipzig. Geheimer Hofrat Karl Lamprecht in Leipzig.
August Leskien in Leipzig.
1905. a
II Mitglieder -Verzeichnis.
Professor Friedrich Marx in Leipzig. Eichard Meister in Leipzig.
Geheimer Hofrat Lmtirig Mittiis in Leipzig. Professor "Eugen Mogk in Leipzig. Oberstudienrat Hermann Peter in Meißen.
Wilhelm Röscher in Dresden. Professor August Schmarsoiv in Leipzig. ! lotrat Theodor Schreiber in Leipzig. Professor Gerhard Seeliger in Leipzig. (iclicimcr Hofrat Eduard Sievers in Leipzig. Geheimer Rat Rudolph Sohm in Leipzig. Professor Georg Steindorff in Leipzig. Wilhelm Stieda in Leipzig. - Franz Studniczka in Leipzig. Geheimer Hofrat Georg Treu in Dresden.
Richard Paul Wülker in Leipzig. Professor Heinrich Zimmern in Leipzig.
Frühere ordentliche einheimische, gegenwärtig auswärtige Mitglieder der philologisch-historischen Klasse.
Geheimer Hofrat Lujo Brentano in München. Professor Friedrich Delitzsch in Berlin. Geheimer Hofrat Erich Mareks in Heidelberg. Hofrat Friedrich Kluge in Freiburg i. B. Geheimer Regierungsrat Eberhard Schröder in Berlin.
Ordentliche einheimische Mitglieder der mathematisch- physischen Klasse.
Geheimer Rat Ferdinand Zirkel in Leipzig, Sekretär der mathem.-
phys. Klasse bis Ende des Jahres 1905. Geheimer Bergrat Hermann Credner in Leipzig, stellvertretender
Sekretär der mathem.-phys. Klasse bis Ende des Jahres 1905. Geheimer Hofrat Ernst Beckmann in Leipzig.
Wilhelm Biedermann in Jena.
Geheimer Medizinalrat Rudolf Böhm in Leipzig. Geheimer Hofrat Heinrich Bruns in Leipzig.
Mitglieder -Verzeichnis. III
Geheimer Hofrat Karl Chun in Leipzig. Professor Theodor Des Coudres in Leipzig. Dr. Wilhelm Feddersen in Leipzig. Professor Otto Fischer in Leipzig. Geheimer Medizinalrat Paul Flechsig in Leipzig. Geheimer Hofrat Wilhelm Hallwachs in Dresden. Professor Arthur Hantzsch in Leipzig. Geheimer Medizinalrat Ewald Hering in Leipzig. Professor Otto Holder in Leipzig. Geheimer Hofrat Ludivig Knorr in Jena.
Martin Krause in Dresden.
Geheimer Medizinalrat Felix Marchand in Leipzig.
Professor Adolph Mayer in Leipzig.
Geheimer Hofrat Ernst von Meyer in Dresden.
Wilhelm Müller in Jena. - Carl Neumann in Leipzig. Wirklicher Staatsrat Professor Arthur v. Oettingen in Leipzig. Geheimer Hofrat Wilhelm Ostwald in Leipzig.
Wilhelm Pfeffer in Leipzig. Hofrat Karl Bdbl in Leipzig. Geheimer Hofrat Karl Hohn in Leipzig.
Wilhelm Scheibner in Leipzig. Professor Ernst Stahl in Jena. Geheimer Hofrat Johannes Thomae in Jena.
— August Topler in Dresden. Professor Otto Wiener in Leipzig. Geheimer Rat Wilhelm Wimdt in Leipzig.
Gustav Anton Zeuner in Dresden.
Außerordentliche Mitglieder der mathematisch-physischen-
Klasse.
Professor Karl Correns in Leipzig. Joharmes Felix in Leipzig. Hans Held in Leipzig. Max Siegfried in Leipzig. Otto zur Strassen in Leipzig.
I\ M
Kil.lKDKK- \ Kl:/Kli IIMS
IVühere ordentliche einheimische, i>-p<*enwärtiy- auswärtige Mitglieder der mathematisch-physischen Klasse.
Geheimrat Ludwig Boltzmann in Wien. Professor Friedrich Engel in Greifswald. Geheimer Regierungsrat Felix Klein in Gültingfii.
Archivar Ernst Robert Abendroth in Leipzig.
Verstorbene Mitglieder.
Ehrenmitglieder.
Falkenstein, Johann Paul von, 1882.
Gerber, Carl Friedrich von, 1891.
Wietersheim, Karl August Wilhelm Eduard von, 1865.
Philologisch -historische Klasse.
Albrecht, Eduard, 1876. Gersdorf, Ernst Gotthelf, 1874.
Ammon, Christoph Friedrich von, Gattung, Carl, 1869.
1850. Gutschmid, Hermann Alfred von, Becker, Wilhelm Adolf, 1846. 1887.
Berger, Hugo, 1904. Hänel, Gustav, 1878.
Böhtlingk, Otto, 1904. Hand, Ferdinand, 185 1.
Brockhaus, Hermann, 1877. Hartenstein, Gustav, 1890.
Bursian, Conrad, 1883. Hasse, Friedrich Christian Au- Curtius, Georg, 1885. gust, 1848.
Broysen, Johann Gustav, 1884. Haupt, Moritz, 1874.
öfters, 6reor<7, 1898. Hermann, Gottfried, 1848.
.Efterf, Adolf, 1890. Jacobs, Friedrich. 1847.
Fleckeisen, Alfred, 1899. Jer/m, Ofto, 1869.
Fleischer, Heinr. Leberecht, 1888. Janitschek, Hubert, 1893.
Flügel, Gustav, 1870. Köhler, Reinhold, 1892.
Franke, Friedrich, 187 1. Krehl, Ludolf, 1901.
Gabelentz, Hans Conon von der, Lange, Ludwig, 1885.
1874. Marquardt, Carl Joachim, 1882.
Gabelentz, Hans Georg Conon Maurenbrecher, Wilhelm, 1892.
w» der, 1893. Miaskowski, August von, 1899.
Mitglieder -Verzeichnis.
Michelsen , Andreas Ludwig
Jacob, 1881. Mommsen, Theodor, 1903. Nipperdey, Carl, 1875. Noorden, Carl von, 1883. Overbeck, Johannes Adolf. 1895. Pertsch, Wilhelm, 1899. Peschel, Oscar Ferdinand, 1875. Preller, Ludwig, 1861. Batsei, Friedrich, 1904. Bibbeck, Otto, 1898. Ritschi, Friedrich Wilhelm. 1876. Bohde, Erwin, 1898. Boscher, Wilhelm, 1894. Buge, Sophus, 1903. Sauppe, Hermann, 1893.
Schleicher, August, 1868. Seidler, August, 1851. Seyffarth, Gustav, 1885. 6'ocm, Albert, 1899. Springer, Anton, 1891. Stark, Carl Bernhard, 1879. Stobbe, Johann Ernst Otto, 1887. Twcä, Friedrich, 1867. Ukert, Friedrich August. 1 85 1. Foi#^ Georg, 1891. 7oi#f, Moritz, 1905. Wachsmuth, Curt, 1905. Wachsmuth, Wilhelm, 1866. T'Fäcftter, CarZ Georg von, 1880. Wesfermaww, -4wfow, 1869. Zarncke, Friedrich, 1891.
Mathematisch-physische Klasse.
J.b&e, Ernst, 1905. d' Arrest, Heinrich, 1875. Baltzer, Heinrich Bichard, 1887. Bezold, Ludivig Albert Wilhelm
von, 1868. Braune, Christian Wilhelm. 1892. Bruhns, Carl, 1881. Carus, Carl Gustav, 1869. Carus, Julius Victor, 1903. Cohnheim, Julius, 1884. Döber einer, Johann Wolf gang,
1849. Drobisch, Moritz Wilhelm, 1896. Erdmann, Otto Linne, 1869. Fechner, Gustav Theodor, 1887. Funke, Otto, 1879. Gegenbaur, Carl, 1903. Geinitz, Hans Bruno, 1900. Hankel, Wilhelm Gottlieb, 1899. Hansen, Peter Andreas, 1874. Harnack. Axel. 1888.
-Efts, Wilhelm, 1904. Hofmeister, Wilhelm, 1877. Huschke, Emil, 1858. Knop. Johann August Ludwig
Wilhelm, 1891. Kolbe, Hermann, 1884. Krüger, Adalbert, 1896. Kunze, Gustav, 1851. Lehmann, Carl Gotthelf. 1863. Leuckart, Budolph, 1898. Z^e, Sophus, 1899. Lindenau, Bernhard August von,
1854. Ludwig, Carl, 1895. Marchand, Bichard Felix, 1850. Mettenius, Georg, 1866. Möbius, August Ferdinand, 1868. Naumann, Carl Friedrich, 1873. Pöppig, Eduard, 1868. Beich, Ferdinand, 1882. Bichthofen, Ferdinand v., 1905.
VI
Mitglieder -Verzeichnis.
Scheerer, Theodor, i B75.
Schenk, August, i8gi.
Schieiden, Matthias Jacob, 1881.
S( h lömilch , Oscar , 1 90 1 .
Schmitt, Budolf Wilhelm, 1898.
Schioägrichen, Christian Fried- rich, 1853.
Sn heck, Ludwig Friedrich Wil- helm August, 1849.
Stein, Samuel Friedrich Natha- nael von, 1885.
Stohmann, Friedrich, 1897. Volkmann, Alfred Wilhelm, 1877. Weber, Eduard Friedrich, 1871. Weber, Ernst Heinrich, 1878. Weber, Wilhelm, 1 89 1 . Wiedemann, Gustav, 1899. Winkt er, Clemens, 1904. Wislicenus, Johannes, 1902. Zöllner, Johann Carl Friedrich, 1882.
Leipzig, am 31. Dezember 1905.
Verzeichnis
der bei der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissen- schaften im Jahre 1905 eingegangenen Schriften.
1. Von gelehrten Gesellschaften, Universitäten und öffentlichen Behörden herausgegebene und periodische Schriften.
Deutschland.
Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus d. J. 1904. Berlin d. J.
Sitzungsberichte der Königl. Preuß. Akad. d. Wissensch. zu Berlin. 1904, No. 41 — 53. 1905, No. 1 — 38. Berlin d. J.
Politische Korrespondenz Friedrichs d. Gr. Bd. 30. Berlin 1905.
Acta Borussica. Denkmäler der preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrh. Herausg. von der Königl. Akademie der Wissenschaften: Die Behördenorganisation und die allgemeine Staatsverwaltung- Preußens im 18. Jahrhundert. Bd. 7. — Ergbd. Die Briefe König Friedrich Wilhelms I. an den Fürsten Leopold zu Anhalt -Dessau 1704— 1740. Berlin 1904. 05.
Kekule von Stradonitz , Ueitih., Echelos und Basile. Attisches Relief aus Rhodos. 65. Programm zum Winckelmannsfeste der Archäo- logischen Gesellschaft zu Berlin. Berlin 1905.
Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin. Jahrg. 37, No. 18. Jahrg. 38, No. 1 — 17. Berlin 1904. 05.
Die Fortschritte der Physik im J. 1904. Dargestellt von der Physi- kalischen Gesellschaft zu Berlin. Jahrg. 60. Abt. 1 — 3. Braun- schweig 1905.
Verhandlungen der deutschen physikalischen Gesellschaft. Jahrg. 6, No. 10—24. Jahrg. 7, No. 1. 2. Berlin 1904. 05.
Centralblatt für Physiologie. Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin herausgegeben. Bd. 18 (Jahrg. 1904), No. 20 — 26. Bd. 19 (Jahrg. 1905), No. 1 — 18. — Bibliographia physiologica. Ser. III. Bd. 1. No. 1. 2. Berlin 1904. 05.
Verhandlungen der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin. Jahrg. 29 (1904/05), No. 5 — 15. Berlin d. J.
Abhandlungen der Kgl. Preuß. geolog. Landesanstalt N. F. H. 43. 44. Berlin 1904. 05.
\ \\\ Verzeichnis deh eingegangenen Schriften.
Wissenschaftliche Abhandlungen der Physikalisch-Technischen Reichs- anstalt I5d. 4. II. 2. Berlin 1905.
Die Tätigkeit der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt im Jahre 1904. S. A. Berlin d. J
Mit ihr, Di»- geschichtliche Kntwickelung der farbigen Photographie.
Rede in der Halle der Kgl. Technischen Hochschule. Berlin 1905.
Verein deutscher Ingenieure. Leitfaden für das Technolexikon. 2. Aufl.
- Jansen, Herb., Verzeichnis der Fremdwörter im Deutschen, bei
denen verschiedene Schreibungen zulässig sind. 2. Aufl. Berlin 1905.
Bonner Jahrbücher. Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreundeu im Rheinlande. H. 111/112 u. Tafelbd. Bonn 1904.
Zweiundachtzigster Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vater- ländische Kultur. Enthält den Generalbericht über die Arbeiten und Veränderungen der Gesellschaft im J. 1904 u. Ergb. zum 81. Jahresber. Breslau 1904. 05.
Schriften der Xaturforschenden Gesellschaft in Danzig. N. F. Bd. 11.
H. 1 — 3. — Katalog der Bibliothek. H. 1. Danzig 1904. 05. Zeitschrift des k sächsischen statistischen Bureaus. Jahrg 50, No. 3. 4.
Jahrg. 51, No. 1. — Normalkalender für das Königr. Sachsen auf
d. J. 1906. — Statistisches Jahrbuch für das Königr. Sachsen.
Jahrg. 33. Dresden 1904. 05.
Jahresbericht der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Dresden. Sitzungsber. 1901/02. 1903/04. 1904/05. München 1902. 05. — Ver- zeichnis der Büchersammlung. Dresden 1905.
Sitzungsberichte und Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesell- schaft Isis in Dresden. Jahrg. 1904, Jul. — Dez. 1905, Jan. — Jun. Dresden d J.
Verzeichnis der Vorlesungen und Übungen an der Kgl. Sachs. Tech- nischen Hochschule f. d. Sommersem. 1905 u. Wintersem. 1905/06. — Personalverzeichnis der Kgl. Sachs. Techn. Hochschule f. d. Sommer- sem. 1905 u. Wintersem. 1905/od.
Mitteilungen der Pollichia, eines naturwissenschaftlichen Vereins der Rheinpfalz. No. 20. 21. Jahrg. 61. 62. Dürkheim a. d. H. 1904. 05.
Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. Bd. 19. Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Düsseldorf 1905.
Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde von Erfurt. H. 25. Erfurt 1904.
Sitzungsberichte der physikal. -medizinischen Societät in Erlangen. H. 36 (1904). Erlangen 1905.
Jahresbericht des Physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. f. das Rechnungsjahr 1903/04. Frankfurt 1905.
Helios. Abhandlungen und monatliche Mitteilungen aus dem Gesamt- gebiete der Naturwissenschaften. Organ des Naturwissensch. Vereins des Reg.-Bezirks Frankfurt. Jahrg. 22. Berlin 1905.
Jahrbuch f. d. Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen auf d. Jahr 1905. Freiberg d. J.
Programm der Kgl. Sachs. Bergakademie zu Freiberg f. d. J. 1905/06. Freiberg 1905.
Verzeichnis der Vorlesungen auf der Großherzogl. Hessischen Ludwigs- Univers. zu Gießen. Sommer 1905, Winter 1905/06; Personal-
Verzeichnis deh eingegangenen Schriften. IX
bestand W. 1904/05, S. 1905. — Promotionsordnungen. -- Ordnung der ärztlichen Vorprüfung. — Studienplan für die Studierenden der Veterinärmedizin. — Dsg. für Mathematik. — Prüfungsordnung für Tierzuchtinspektoren und Landwirte. — Drews, P., Die Ordination, Prüfung und Lehrverpflichtung der Ordinanden in Wittenberg 1535 (Progr.). — Vossius, A., Die Augenheilkunde im Mittelalter und ihre Entwickelung im in. Jahrh. (Festrede). Gießen 1904. 05. — in Dissertationen a. d. J. 1904/05.
Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- u. Heilkunde. 34. Gießen 1905.
Abhandlungen der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. N. F. Philologisch-historische Klasse. Bd. 8. No. 3—6. Math.-phys. Klasse. Bd. 3. No. 2—4. Bd. 4. No. 1. 3. 4. Göttingen 1904. 05.
Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Math.-phys. Kl. 1904, No. 6. 1905, No. 1—3. Philol.- hist. Kl. 1904, No. 4. 5. 1905, No. 1—3. Geschäftliche Mitteilungen. 1904, H. 2. 1905, H. 1. Göttingen d. J.
Jahresbericht der Fürsten- und Landesschule zu Grimma über d. Schuljahr 1904/05. Grimma 1905.
Nova Acta Academiae Caes. Leopoldino-Caroiinae germanicae naturae curiosorum. Tom. 81—83. — Katalog der Bibliothek der Kais. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher. Bd. 3. Lief. 1. Halle 1904. 05.
Leopoldina. Amtl. Org. d. Kais. Leopoldinisch-Carolinisch deutschen Akad. der Naturforscher. H. 40, No. 12. H. 41, No. 1 — 10. Halle 1904. 05.
Zeitschrift für Naturwissenschaften. Organ des naturwiss. Vereins für Sachsen und Thüringen. Bd. 77. H. 3—6. Stuttgart 1905.
Mitteilungen der mathematischen Gesellschaft in Hamburg. Bd. 4. H. 5. Leipzig 1905.
50.— 54. Jahresbericht der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover 1 899/1 900 — 03/04. Hannover 1905.
Neue Heidelberger Jahrbücher. Herausg. vom Histor. -philosophischen Vereine zu Heidelberg. Jahrg. 13, Heft 2. Jahrg. 14. H. 1. Heidel- berg 1904. 05.
Mitteilungen der Großh. Sternwarte zu Heidelberg. Herausg. von W. Valentiner. 5. 6. — Veröffentlichungen der Großh. Sternwarte zu Heidelberg. Bd. 3. Karlsruhe u. Leipzig 1904. 05.
Berichte über Land- und Forstwirtschaft in Deutsch-Ostafrika. Herausg. vom Kaiser! Gouvernement von Deutsch-Ostafrika Dar-es-Saläm. Bd. 2. H. 4 — 6. Heidelberg 1905.
Verhandlungen des naturhistorisch -medizinischen Vereins zu Heidel- berg. N. F. Bd. 8. H. 1. Heidelberg 1904.
Fridericiana. Großherzogl. Badnische Technische Hochschule zu Karls- ruhe. Programm f. 1905/06. — Schur, Friede.. Johann Heinrich Lambert als Geometer. (Festrede.) Karlsruhe 1905. - - 9 Disserta- tionen a. d. J. 1904/05.
Chronik d. Universität zu Kiel f. d. J. 1904/5. - Verzeichnis der Vorlesungen. Winter 1904/05, Sommer 1905. — Harzer, Paul, Die exakten Wissenschaften im alten Japan (Rede). — Heller, Arnold, Die Mitwirkung der Medizin am inneren Ausbau des deutschen
\ Verzeichnis di b eingegangenen Schbiften
Reich.- Uede). — Körting, Gmt., Bemerkungen über den Begriff und die Teile des grammatischen Satzes (Trogr.). Kiel 1905. — 90 Dissertationen a. d. J. 1904/05.
Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen. Herausg. von der Kommission zur wissenschaftl. Untersuchung der deutschen Meere in Kiel und der Biologischen Anstalt auf Helgoland. Im Auftrage des Königl. Minist, für Landwirtschaft, Domänen usw. N. F. Abteilung Hel- goland. Bd. 7. H. 1. Abteilung Kiel. Bd. 8. Kiel und Leipzig 1905.
Astronomische Beobachtungen auf der Sternwarte der kgl. Christian- Albrechts-Universität zu Kiel. 1. Beschreibung der neuen Meridian- kreisanlage von Paul Harzer. Leipzig 1905.
Schriften des naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig -Holstein. Bd. 13. H. 1. — Register zu Bd. 1 — 12. Kiel 1904. 05.
Schriften der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg. Jahrg. 45 (1904). Königsberg 1904.
1 1 . Jahresbericht des Instituts für rumänische Sprache. — Weigernd, Gust., Linguistischer Atlas des dakorumänischen Sprachgebietes. Lief. 6. Leipzig 1904. 05.
Das städtische Gymnasium zu St. Nikolai in Leipzig. Bericht über das Schuljahr 190405. Leipzig 1905.
Abhandlungen der math.-phys. Kl. der k. bayer. Akad. d. Wiss. Bd. 22, Abt. 2. München 1904.
Abhandlungen der histor. Kl. der k. bayer. Akad. d. Wiss. Bd. 23, Abt. 2. München 1904.
Abhandlungen der philos.-philol. Kl. der k. bayer. Akad. d. Wiss. Bd. 22. Abt. 3. Bd. 23, Abt. 1. München 1905.
Almanaeh der k. bayer. Akad. d. Wiss. f. d. J. 1905. München d. J.
Sitzungsberichte der mathem.-phys. Kl. der k. bayer. Akad. d. Wiss. zu München. 1904. H. 3. 1905, H. 1. 2. München d. J.
Sitzungsberichte der philos.-philol. u. histor. Kl. der k. bayer. Akad. (1. Wiss. zu München. 1904, H. 4. 1905, H. 1 — 3. München d. .1.
Amira, K. v., Konrad von Maurer «Gedächtnisrede) — Friedrich, Jöh., (ledächtnisrede auf Karl Adolf ven Cornelius. ■ — Heigel, K. Th. v., Zum Andenken an Karl von Zittel (Rede). — Krumbacher, K., Das Problem der neugriechischen Schriftsprache. — Pringsheim , AI fr.. Über den Wert und angeblichen Unwert der Mathematik (Festrede). München 1903. 04.
46. Plenarversammlung der histor. Kommission bei der k. bayer. Akad. d. Wiss. Bericht des Sekretariats. München 1905.
Sitzungsberichte der Gesellschaft für Morphologie und Physiologie in München. Bd. 20. H. 1. 2. Bd. 21. H. 1. München 1904. 05.
Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums. Jahrg. 1904. Hft. 1 — 4. Nürnberg 1904.
Abhandlungen der naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg. Bd. 15, H. 2. — Jahrbuch f. 1903. Nürnberg 1904.
Historische Monatsblätter für die Provinz Posen. Jahrg. 5, No. 1 — 12. Posen 1904.
Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen. Jahrg. 19, H. 1.2. Posen 1904.
Verzeichnis der eingegangenen Schriften. XI
Veröffentlichung des Kgl. Preuß. Geodätischen Instituts (in Potsdam. N. Folge No. 18—24. Berlin 1904. 05.
Württembergische Vierteljahrsschrift für Landesgeschichte. Heran sg. von der Württembergischen Kommission f. Landesgeschichte. N. F Jahrg. 14 (1905). Stuttgart d. J.
Tharander forstliches Jahrbuch. Bd. 55, 1. 2. Dresden 1905.
Mitteilungen des Vereins für Kunst und Altertum in Ulm und Ober- schwaben. H. 11. 12. Ulm 1904. 05.
Zuwachs der Großherzl. Bibliothek zu Weimar i. d. J. 1902 — 04. Weimar 1905.
Jahrbücher des Nassauischen Vereins f. Naturkunde. Jahrg. 58. Wies- baden 1905.
Sitzungsberichte der physikal. - medizin. Gesellschaft zu Würz bürg. Jahrg. 1904, No. 4 — 10. Jahrg. 1905, No. 1. 2. Würzburg d. J.
Verhandlungen der physikal. -medizin. Gesellschaft zu Würzburg. N. F. Bd. 37, No. 3 — 10. Würzburg 1904. 05.
Österreich -Ungarn.
Codex diplomaticus Regni Croatiae, Dalmatiae et Slavoniae. Vol. 2.
Zagreb (Agram) 1904. Grada za povjest knizevnosti hrvatske na svijet izdaje Jugoslav. Akadem.
znanosti i umjetnosti. Khiga 4. U Zagrebu 1904.
Ljetopis Jugoslavenske Akademije znanosti i umjetnosti (Agram). Svez. 19. 1904. U Zagrebu 1905.
Rad Jugoslavenske Akademije znanosti i umjetnosti. Kn. 157 — 160.
U Zagrebu 1904. 05. Rjecnik hrvatskoga ili srpskoga jezika. Izd. Jugoslav. Akad. znanosti
i umjetnosti. Svez. 24. U Zagrebu 1904.
Starine na svijet izdaje Jugoslav. Akadem. znanosti i umjetnosti.
Knjiga 31. U Zagrebu 1905. Vjestnik kr. hrvatsko-slavonsko-dalmatinskog zemaljskog arkiva. God. 7
Svez. 1 — 4. U Zagrebu 1905. Zbornik za narodni zivot i obicaje juznih Slavena. Kn. 9, Svez. 2,
Kn. 10, Svez. 1. U Zagrebu 1904. 05.
Zeitschrift des Mährischen Landesmuseums. Herausg. von der Mäh- rischen Museumsgesellschaft (Deutsche Sektion!. Bd. 5, H. 1. 2. — Öasopis Moravskeho musea zemskeho. Rocn. 5. Brunn 1905.
Magyar, tudom. Akademiai Almanach 1905. Budapest d. J.
Mathematische und naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. Mit Unterstützung der Ungar. Akademie d. Wissenschaften. Bd. 20 (1902). Budapest 1905.
Ertekezesek a nyelv-es-szeptudomänyok Köreböl. Kiadja a Magyar tudom. Akad. Köt. 18, Sz. 9. 10. Köt. 19, Sz. 1 — 6. Budapest 1904. 05.
Ertekezesek a Tärsadalmi Tudomänyok Köreböl. Köt. 13, Sz. 3. Budapest 1904.
Ertekezesek a Törteneti Tudomänyok Köreböl. Köt. 20, Sz. 1 — 3. Budapest 1904. 05.
\|| Verzeichnis deb eingegangenen Schriften.
Archaeologiai Ertesitö. A Magyar, tudom. Akad. arch. bizottsägänak äs av Orsz. Eteg&zeti s emb. Tärsulatnak Közlönye. Köt. 24, Sz. 3—5. Köt, 25, Sz. 1. Budapest 1904. 05.
Mathematikai es termeszettudomänyi Ertesitö. Kiadja a Magyar tudom. \kii.l. Köt. 22, Püz. 3—5. Köt. 23, Füz. 1. 2 Budapest 1904. 05.
Mathematikai es termeszettudomäuyi Közlemenyek. Kiadja a Magyar
tudom. Akad. Köt. 28, Sz. 3. Budapest 1905. Nyelvtudomänyi Közlemtmyek. Kiadja a Magyar tudom. Akad. Köt. 34,
Füz. 2—4. Köt. 35, Füz. 1. Budapest 1904. 05. Monumenta Hungaria juridico-historica. Corpus statutorum Hungariae
municipalium. Tom. 5. P. 2. Budapest 1904. Rapport sur l'activite de l'Academie Hongroise des sciences en 1904.
Budapest 1905. Kditiones criticae scriptorum graecorum et romanorum a collegio philo-
logico classico Acad. litt. Huugaricae publ. juris factae. Albii
Tibulli Carmiua. Ed. Geyza Nemethy. Budapest 1905.
Török-magyarkori törtenelmi Emlekek. Köt, 3. Budapest 1904.
Szendrei Janos, A magyar viselet törteneti fejlödese. Budapest 1905.
Verzeichnis d. offen tl. Vorlesungen an der k. k. Fränz-Josefs-Universität zu Czemowitz im Sommer-Sem. 1905. Winter-Sem. 1905/06. - Übersicht der akademischen Behörden im Studienjahre 1905/06. - Die feierliche Inauguration des Rektors f. d. Studienjahr 1904/05-
Mitteilungen des naturhistorischen Vereins für Steiermark. H. 41 (1904)-
Graz 1905. Steierische Zeitschrift für Geschichte. Hrsg. vom historischen Verein
f. Steiermark. Jahrg. 2. Graz 1904. Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg. 3. Flge.
H. 48. Innsbruck 1904. Anzeiger der Akademie d. Wissenschaften in Krakau. Math.-naturw.
Cl. 1904, No. 8—10. 1905, No. 1—7. Philol. Cl. 1904, No. 8—10
1905, No. 1 — 7. Krakau d. J. Atlas geologiczny Galicyi. Zesz. 11. 15. 16. W Krakowie 1903. Biblioteka pisarzow polskich (Wydanictwa Akad. urniej. w Krakowie). » No. 50 — 53. AV Krakowie 1905. Katalog literatury naukowej polskiej. Tom. 4 (1904), zesz. 1—4.
Krakow 1904. 05. Hozprawy Akademii umiejgtnosci. Wydzial ülologiczny. T. 40.
(Ser. II. T. 25.) — Wydzial historyczno-filozoficzny. T. 47. (Ser. IL
T. 22.) W Krakowie 1905. Sprawozdanie komisyi fizyograficznej . Tom. 38. Krakow 1905. Mitteilungen des Musealvereines für Krain. Jahrg. 17, 3— 6. Lai- bach 1904. Izvestija Muzejskega drustva za Kranjsko Letnik 14. VLjubljani 1904. Chronik der ukrainischen (ruthenischen) Sevcenkö- Gesellschaft der
Wissenschaften. H. 19. Lemberg 1904. Sammelschrift der mathem.-naturw.- ärztlichen Sektion der Sevcenko-
Gesellschaft der Wissenschaften. Bd. 10. Lemberg 1905.
Ukra'insko-ruski naykov kursa. Lvobi 1904-
Verzeichnis der eingegangenen Schriften. XIII
Lud, Orgau towarzystwa ludoznawczego we Lwowie. T. 10, zesz. 4.
T. 11, zesz. 1—4. We Lwowie 1904. 05. Ahnaaach Ceske Akademie Cisafe Frantiska Josef a. Rocn. 15. 1905.
VPraze d. J. Archiv pro Lexikografii a Dialektologii. Cisl. 5. V Praze 1904.
Historicky Archiv. Cisl. 24. V Praze 1904.
Academie des sciences de l'Emp. Franeois- Joseph I. Bulletin inter- national. Classe des sciences mathematiques , naturelles et de la Medecine. Ann. 9. I. Prague 1904.
Rozpravy Ceske Akad. Cis. Frantiska Josefa. Tfid. IL Rocn. 13.
V Praze 1904.
Monumenta palaeographica Bohemiae et Moraviae. 1. V Praze 1904.
Vestnik Ceske Akad. Cis. Frantiska Josefa. Rocn. 13. V Praze 1904.
Zibrt, Öenek, Bibliografie ceske Historie. Dil 3, Svaz. 1. V Praze 1904.
Jahresbericht der k. böhm. Gesellsch. d. Wissenschaften für das Jahr 1904. Prag 1905.
Sitzungsberichte der k. böhm. Gesellschaft d. Wissenschaften. Math.- naturw. Klasse. Jahrg. 1904. — Philos.-histor.-philolog. Klasse Jahrg. 1904. Prag 1905.
Codex Veronensis Quatuor Evangelia ante Hieronymum latine trans- lata, eruta e codice scripto saeculo IV vel V. Ed. J. Belsheim. Pragae 1904.
X'jedhj, Zdenek, Dejing predhusitskeho zpevu v Cechäch. V Praze 1904.
Voigt, H. 67., Der Verfasser der römischen Vita des heiligen Adalbert. Prag 1904.
Rechenschafts -Bericht über die Tätigkeit der Gesellschaft zur Ford, deutsch. Wissensch. , Kunst u. Literat, in Böhmen. 1904. — Bei- träge zur deutsch-böhmischen Volkskunde. Bd. 5, H. 2. 3. Bd. 6. — Bibliothek deutscher Schriftsteller aus Böhmen. Bd. 16. Bayer, Jos., Literarisches Skizzenbuch. Prag 1904. 05.
Archiv cesky cili stare pisemne pamätky Ceske i Moravske. Dil 27.
V Praze 1904.
Codex diplomaticus et epistolaris Regni Bohemiae. Ed. Gustav Friedrich.
Tom. 1, Fase. 1. Pragae 1904. Monumenta Vaticana res gestas Bohemicas illustrantia. Tom. 5, I. II.
Pragae 1903. 05. 56. Bericht der Lese- und Redehalle der deutschen Studenten in Prag
über d. J. 1904. Prag 1905. Magnetische und meteorologische Beobachtungen an der k. k. Stern- warte zu Prag im J. 1904. Jahrg. 65. Prag 1905. Personenstand der k. k. Deutschen Carl-Ferdinands-Universität in Prag.
1905/06. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen.
Jahrg. 43, No. 1—4. Prag 1904. 05. Sitzungsberichte des deutschen naturw.-medizin. Vereins für Böhmen
„Lotos". N. F. Bd. 24. Prag 1904.
Itiillettino di archeologia e storia dalmata. Anno 27 (1904), No. 9 — 12. Auno 28 (190SJ, No. 1 — 8. Spalato 1904. 05-
\ I V Verzeichnis dek eingegangenen Schriften.
Umanach der Kais. Akademie der Wissenschaften. Jahrg. 54. Wien 1904.
Anzeiger der Kais. Akademie der Wissenschaften. Math.-phys. Kl. 1904. No. 25 — 27. 1905. No. 1 — 17. 21.
Archiv für österreichische Geschichte. Herausg. von der zur Pflege vaterländ. Geschichte aufgestellten Kommission der Kais. Akademie d. Wissensch. Bd. 93, II. Wien 1905.
Denkschriften der Kais. Akademie d. Wissensch. Mathem.-naturw. Kl. Bd. 77. Wien 1905.
Mitteilungen der Erdbeben -Kommission der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften. N. Folge. No. 25 — 29. Wien 1904. 05.
Sitzungsberichte der Kaiserl. Akad. d. Wissensch. Math.-naturw. Kl. Bd. 113 (1904) I, No. 5—10. IIa, No. 8—10. II\ No. 7—10. III, No. 6— 10. Bd. 114 (1905) I, No. 1—5. IIa, No. 1—6. II1', No. 1—7. PH, No. 1 — 5. — Philos.-histor. Kl. Bd. 149 (1905).
Abhandlungen der k. k. zoologisch - botanischen Gesellschaft in Wien. Bd. 3. H. 1. 2. Wien 1905.
Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Geseilschaft in Wien. Bd. 55, H. 1 — 8. Wien 1905.
Astronomische Arbeiten des k. k. Gradmessungs-Bureau. Bd. 13. Längen- bestimmungen. Wien 1903.
Verhandlungen der Österreich. Gradmessungs - Kommission. Protokoll über die 1902 u. 1903 abgehaltenen Sitzungen. Wien 1903. 04.
Veröffentlichung der k. k. österr. Kommission der internationalen Erd- messung. Tinter, W., Die Schlußfehler der Dreiecke der Tringu- lierung 1. Ordnung in der k. k. österreich.-ungari sehen Monarchie. Wien 1904. 05.
Die Ergebnisse der Triangulierungen des k. u. k. militärgeographischen Instituts. Bd. 1 — 3. Wien 1903 — 05.
Texte synoptique des documents destines ä servir de la base aux debats du Congres international de Nomenclature botanique de Vienne 1905, presente au nom de la Commission internat. de Nomencl. botan. par John Briquet. Berlin 1905.
Annalen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums Bd. 19, No. 1 — 4. Wien 1904. 05.
Jahrbuch d. k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrg. 54 (1904), H. 2 — 4. Jahrg. 55 (1905), H. 1—4. Wien d. J.
Verhandlungen d.k.k. geologischen Reichsanstalt. Jahrg. 1904, No. 13 — 18. Jahrg. 1905, No. 1 — 12. Wien d. J. — Ge2ieral-Register zu Bd. 41 — 50 des Jahrbuchs u. Jahrg. 1891 — 1900 der Verhandlungen. Wien 1905.
Mitteilungen der Sektion f. Naturkunde des österreichischen Touristen- Club. Jahrg. 16. Wien 1904.
Belgien.
Academie d'archeologie de Belgique. Bulletin. 1904, 4. 1905, 1 — 4. Anvers d. J.
Annuaire de TAcademie R. des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique. 1905. (Annee 71). Bruxelles d. J.
Verzeichnis der eingegangenen Schriften. XV
Academie Roy. de Belgique. Bulletin de la classe des sciences. 1904, No. 12. 1905, No. 1 — 8. — Bulletin de la classe des lettres et des sciences morales et politiques et de la classe des beaux-arts. 1904, No. 12. 1905, No. 1 — 8. — Metnoires. Classe des sciences. Collect, in 8°. Tom. 1. Fase. 1 — 3. Toni. 2, Fase. 1. Collect, in 40. Tom. 1, Fase. 1.2. — Classe des lettres et des sciences morales et politiques. Collect, in 8°. Tom. 1, Fase. 1 — 5. Collect, in 40. Tom. 1, Fase. 1. Bruxelles 1904. 05.
Bulletin du Jardin botanique de l'Etat de Bi-uxelles. Vol. 1, Fase. 5. 6.
Bruxelles 1904. 05. Analecta Bollandiana. T. 24, Fase. 1 — 4. Bruxelles 1905. Annales de la Societe entomologique de Belgique. T. 48. Bruxelles 1904.
Aunales de la Societe Roy. malacologique de Belgique. T. 38. 39 (1903. 04). Bruxelles 1904. 05.
Annales de TObservatoire Roy. de Bruxelles. N. S. Annales astro- nomiques. T. 3 — 8. 9, Fase. 1 (1880 — 1904}. Pbysique du Globe. T. 1 — 3. Bruxelles 1904. Annuaire astronomique. 1906.
La Cellule. Recueil de Cytologie et d'histologie generale. T. 22, Fase. 1. Louvain 1905.
Dänemark.
Det Kong. Danske Videnskabernes Selskabs Skrifter. Naturv. og matb. Afd. 7. Rsekke. T. 1, No. 4- T. 2, No. 4- Hist. og philos. Afd. 6. Rsekke. T. 6, No. 3. Kjobenhavn 1905. — Thomsen, Jul., Systematisk gennemiorte termokemiske undersogelsers numeriske og teoretiske resultater. ib. 1905.
Conseil permanent international pour l'exploration de la mer. Bulletin des resultats acquis pendant les courses periodiques, publ. par le Bureau du conseil. Annee 1904/05. No. 1 — 3. — Publications de circonstance. No. i3b. 15 — 27. — Rapports et Proces-verbaux des reunions. Vol. 3. Copenbague 1904. 05.
Travaux de la Station franco-scandinave de sondages aeriens ä Hakl 1902 — 03. Viborg 1904.
England.
Aberdeen University Studies. No. 10. 11. Aberdeen 1904.
Proceedings of tbe Cambridge Pbilosopbical Society. Vol. 13, P. 1 — 3. Cambridge 1905.
Transactions of tbe Cambridge Pbilosopbical Society. Vol. 20, No. 1 — 6. Cambridge 1905.
Proceedings of the R. Irisb Academy. Vol. 25. Sect. A, P. 1 — 3. Sect. B,
P. 1—6. Sect. C, P. 5—12. Dublin 1905. Roy. Irisb Academy. Cunningbam Memoirs. No. 11. Dublin 1905.
Tbe scientific Proceedings of tbe R. Dublin Society. Vol. 10, P. 2. 3.
Vol. 11, P. 1 — 5. Dublin 1905. Tbe scientific Transactions of tbe R. Dublin Society. Vol. 8, No. 6 — 16.
Vol. 9, P. 1. Dublin 1904. 05. Economic Proceedings of the R. Dublin Society. Vol. 1, P. 5. 6.
Dublin 1904. 05.
\\l Verzeichnis deb eingeöangenen Schritten.
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Ldinburgh 1904. 05. Proceedings of the R. Physical Society. Vol 16, P. 1—3. Session 134.
Edinburgh 1904/05. Proceedings and Transactions of the Liverpool Biological Society.
Vol. 18. 19. Liverpool 1904. 05. Proceedings of the Roy. Institution of Gr. Britain. Vol. 17, P. 2 (No. 97).
London 1905. Proceedings of the R. Society of London. Vol. 74— 76, No. 503— 513.
514B. — Yearbook of the Royal Society 1905. - - Reports of the
Evolution Committee. 2. — Report of the Sleeping sickness Com-
mission. No. 5. 6. London 1905. — Herdman, W. A., Report to
the Government of Ceylon on the Pearl Oyster Fisheries of the
Gulf of Manaar. P. 2. ib. 1904. Transactions of the R. Society of London. Ser. A. Vol. 204, p. 221—497.
Vol. 205, p. 1—35. 61—97. Ser. B. Vol. 197, p. 361—406. Vol. 198,
p- 1—355- London 1905. Memoirs of the London Astronoinical Society. Vol. 57, P. 1. 2 with
Append. 2 to Vol. 55. London 1904. 05. Proceedings of the London Mathematical Society. Ser. EL Vol. 2, P. 5 — 7.
Vol. 3. P 1 — 7. London 1904. 05. Journal of the R. Microscopical Society, containing its Transactions
and Proceedings. 1905, No. 1 — 6. London d. J.
Memoirs and Proceedings of the Literary and Philosophical Society of Manchester. Vol. 49, P. 1 — 3. Manchester 1905.
Report of the Manchester Museum Owens College for 1904/05. — Museum Handbooks: Bolton, R., The Palaeontology of the Lanca- shire Coal measures. P. 2. 3. Historical Essays by members
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from the Physiological Laboratory of the Owens College. Vol. 1 (1891). Manchester.
The Victoria University of Manchester. Calendar. 1904/05. 1905/06. _ — Publications of the University of Manchester. Economic Series. No. 1. Historical Series. No. 1. 2. Medical Series. No. 1—3. — Hertz, G. B., The old Colonial System. — Neville, Balph, Garden Cities. A Warburton Lecture. Manchester 1904. 05.
Publications of the West Hendon House Observatory. No. 3. Sunder- land 1905.
Frankreich.
Annales des Facultes du Droit et des Lettres d'Aix. T. 1, No. 1—3.
Aix 1905. Memoires des sciences physiques et naturelles de Bordeaux. VI. Ser
T. 2, Cah. 2. Paris et Bordeaux 1904. Proces-verbaux de la Societe des sciences physiques et naturelles de
Bordeaux. Annee 1903/04. Paris et Bordeaux 1903.
Verzeichnis der eingegangenen Schriften. XVII
Observations pluvionietriques et thernioinetriques faites dans le Departe- ment de la Gironde de Juin 1903 ä Mai 1904. Note de G. Bayet. Bordeaux 1904.
Memoires de la Societe nationale des sciences naturelles et niathe- matiques de Cherbourg. T. 34 (Ser. IV, T. 4). Cherbourg 1904.
Memoires de l'Academie des sciences, belles-lettres et arts de Lyon. Classe des sciences et lettres. Ser. III. T. 8. Paris et Lyon 1905.
Annales de la Societe Linneenne de Lyon. N. Ser. T. 51. Lyon et Paris 1905.
Annales de 1' Universite de Lyon. N. S. Sciences. Medecine. Fase. 13 — 15. Paris et Lyon 1904.
Annales de la Faculte des sciences de Marseille. T. 14. Marseille 1904.
Academie des sciences et lettres de Montpellier. Memoires de la section de medecine. Ser. II. T. 2, No. 2. — Memoires de la section des sciences. Ser. II. T. 3, No. 4. Montpellier 1904. 05.
Bulletin des seances de la societe des sciences de Nancy. Ser. III. T. 5, Fase. 2 — 4. T. 6, Fase. 1. Paris et Nancy 1904. 05.
Comite international des poids et mesures. Proces-verbaux des seances. Ser. II. T. 3. Session de 1905. Paris 1905.
Bulletin du Museum d'histoire naturelle. Annee 1904, No. 4 — 8. 1905, No. 1 — 5. Paris d. J.
Annales de l'Ecole normale superieure. III. Ser. T. 21, No. 12. T. 22, No. 1 — 11. Paris 1904. 05.
Journal de l'Ecole polytechnique. Ser. II. Cab. 10. Paris 1905.
Bulletin de la Societe matbematique de France. T. 32, No. 4. T. 33, No. 1. 2. 4. Paris 1904. 05.
Bulletin de la Societe scientifique et medicale de l'ouest. Tom. 13, No. 3. 4. T. 14, No. 1. Rennes 1904. 05.
Memoires de l'Academie des sciences, inscriptions et belles-lettres de Toulouse. Ser. X. T. 5. Toulouse 1905.
Annales du midi. Revue de la France meridionale, fondee sous les auspices de l'Universite de Toulouse. Ann. 16 (No. 63 — 65). Ann. 17 (No. 66. 67). Toulouse 1904. 05.
Bibliotheque meridionale, publ. sous les auspices de la Faculte des lettres de Toulouse. Ser. I. T. 9. Toulouse 1904.
Annales de la Faculte des sciences de Toulouse pour les sciences mathematiques et les sciences pbysiques. Ser. II. T. 6, Fase. 2 — 4. T. 7, Fase. 1. 2. Paris et Toulouse 1904. 05.
Bulletin de la Commission me'teorologique du Departement de la Haute Garonne. T. I, fasc. 3. Toulouse 1904.
Griechenland.
Ecole francaise d'Athenes. Bulletin de correspondance bellenique [Atben]. Annee 29. Paris 1905.
Mitteilungen des Kaiserl. Deutseben Archäologischen Instituts. Athe- nische Abteilung. Bd. 29, H. 3. 4. Bd. 30, H. 1 — 3. Athen 1904. 05.
'4&7}vä. 2!vyyQ<x^La TiHQLOötubv vi)q iv k&rivcäg 'JL%i6xy\\Loviv.f\<s 'Etcciqeiccs. T. 16. No. 3. 4. T. 17. No. 1—4. Athen 1904. 05. — Hatziäakis, Geo. N., Die Sprachenfrage in Griechenland. — Derselbe, 'ATtävrrjaig sig rbv K. Krumbacher, ib. 1905.
l'Jüö. b
XVIII Verzeichnis deb einqeoajjgenen Schriften.
Holland.
.laarbock vuii de Kon. Akad. v. Wetensehappen gevestigd te Amsterdam voor 1904. Amsterdam 1905.
Verhandelingen <l. Kon. Akad. v. Wetensehappen. Afdeel. Letterkunde. 11. Reeks. Deel 6, No. 1. Afdeel. Natuurkunde. Sect. I. Deel 9, No. 1. Sect. II. Deel n. 12, No. 1. 2. Amsterdam 1905. - Total Eclipse of the sun. May 18. 1901. Dutch Observations. III. IV. (Utrecht 1905).
Verslagen van de gewone vergaderingen der wis- en natuurkundige afdeeling der Kon. Akad. v. Wetensehappen. Deel 13. I. II. Amster- dam 1904. 05.
Prograrnma certaminis poetici ab Acad. Reg. discipl. Neerlandica ex legato Hoeufftiano indicti in annum 1906. — Pascoli, Joh., Fanum Apollinis. Carmen in certamine poetico Hoeufftiano praemio aureo ornatum. Acced. 7 poemata laudata. Amstelodami 1905.
Revue semestrelle des publications mathematiques. T. 13, P. 1. 2. Amsterdam 1905.
Nieuw Archief voor Wiskunde. Uitg. door het Wiskundig Genootsehap te Amsterdam. 2. Reeks. Deel 6. St. 3. 4. Deel 7. St. 1. — Wis- kundige Opgaven. N. R. Deel 9. St. 3. Amsterdam 1904. 05.
Natuurkundige Verhandelingen v. de Hollandsche Maatschappij de wetensehappen. 3. Verzam. Deel 6, St. 1. Haarlem 1905.
Archives neerlandaises des scienees exaetes et naturelles, publiees par la Societe Hollandaise des scienees a Harlem. Ser. II. T. 10, Livr. 1 — 5. Harlem 1905.
Oeuvres completes de Christiaan Huygens, publ. par la Societe hollan- daise des scienees. T. 10. La Haye 1905.
Koeze, G. A., Crania ethnica Philippinica (Veröffentlichungen des Niederländischen Reichsmuseums f. Völkerkunde. Ser. II. No. 3). Haarlem 1901 — 04.
Archives du Musde Teyler. Ser. IL Vol. 9, P. 3. Harlem 1905.
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Verzeichnis der eingegangenen Schriften. XIX
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Verslag van het verkandelde in de algem. vergad. van het Provinc. Utrechtscke Genootsckap van kunsten en wetensck., gehouden d. 7. Jun. 1905.
Italien.
Bollettino delle pubblicazioni italiane ricevute per diritto di starnpa.
No. 48 — 60. Firenze 1904. 05. Atti e Rendiconti dell' Accademia di scienze, lettere ed arti di Aci-
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Vol. 2 (1902/03) Classe di scienze. Vol. 3 (1903/04) Classe di lettere
e arti. Acireale 1904. 05.
Memorie dell' Accademia delle scienze dell' Istituto di Bologna. Ser.V.
T. 10 (1902/03). Indice generale d. T. 1 — 10 (1890 — 1903). Ser. VI.
T. 1. Bologna 1904. Rendiconto delle sessioni della R. Accad. dell' Istituto di Bologna.
N. S. Vol. 5 — 8. Bologna 1901—04. Atti della Accademia Gioenia di scienze naturali in Catania. Ser. IV.
Vol. 17. Catania 1904. Bollettino delle sedute della Accademia Gioenia di scienze naturali in
Catania. N S. Fase. 80 — 86. Catania 1904—05.
Atti della R. Accademia Peloritana. Vol. 20, Fase. 1. Messina 1905. Atti della Fondazione scientifica Cagnola. Vol. 19. Milano 1905.
Le Opere di Galileo Galilei. Ediz. nazionale sotti gli auspici di S. M.
il Re d'Italia. Vol. 15. Firenze 1904. Memorie del R. Istituto Lombardo di scienze e lettere. Classe di scienze
storicke e morali Vol. 20, Fase. 3 — 5. — Classe di scienze mate-
maticke e naturali Vol. 20, Fase. 6. Milano 1904. 05. R. Istituto Lombardo di scienze e lettere. Rendiconti. Ser. II. Vol. 37
Fase. 17 — 20. Vol. 38, Fase. .1 — 16. Milano 1904. 05. Societä Reale di Napoli. Atti della R. Accad. di arekeologia, lettere
e belle arti. Vol. 23. Rendiconto. X. S. Ann. 17. Apr. — Die. Ann. 18.
— Atti della R. Accad. di scienze morali e politiebe. Vol. 35. Rendiconto. Ann. 42. 43. — Atti della R. Accad. delle scienze fisicke et matematicke. Ser. II. Vol. 12. — Rendiconto. Ser. III. Vol. 10 (Anno 43), Fase. 8 —12. Vol. 11 (Anno 44), Fase. 1 — 7. — In- dice generale dei lavori pubbl. dal 1737 al 1903. Napoli 1904. 05.
Atti e Memorie della R. Accademia di scienze, lettere ed arti in Padova.
X. S. Vol. 20. Padova 1905. Rendiconti del Circolo matematico di Palermo. T. 19 (1905), Fase. 1—6.
— Annuario. 1905. Palermo d. J.
Universita di Perugia. Annali della Facoltä di Medicina. Vol. 2,
Fase. 2. Vol. 3, Fase. 2 — 4. Perugia 1903. Annali della R. Scuola normale superiore di Pisa. Scienze filos. e filol.
Vol. 18. Pisa 1905. Processi verbau della Societä Toscana di scienze naturali residente in
Pisa. Vol. 14. No. 6 — 8. Pisa 1905.
b*
XX Verzeichnis der eingegangenen Schriften.
Atti della II. Accademia dei Lincei. Classe di scienze morali, storiche e tilologiche. Ser. V. Notizie degli scavi. Vol. i, Fase. 4—12. Vol. 2. Faso, i — 7. Rendiconti. Vol. 13 (1904), Fase. 9 — 12. Vol. 14 (1905), Fase. 1—6. ('hisse <li scienze lisiebe, niatematiche e
natunili. Ser. V. Memorie. Vol. 5, Fase. 5 — 13. Rendiconti. Vol. 13 (1904), II. Sem., Fase. 12. Vol. 14 (1905) [I. Sem.], Fase. 1 — 12. II. Sem., Fase. 1 — 10. Rendiconto dell1 adunanza solenne del 4. Giugn. 1905. Roma 1904. 05.
Mitteilungen des Kais. Deutsehen Archäologischen Instituts. Römische Abtheilung (Bollettino delT Imp. Istituto Archeologico Germanico. Sezione Romana). Bd. 19, H. 3. 4. Bd. 20, H. 1. 2. Roma 1904. 05.
Atti della R. Accademia dei Fisiocritici di Siena. Ser. IV. Vol. 17, No. 1 — 4. — Museo mineralogico , geologico e paleontologico. Cataloghi. Siena 1905.
Atti della R. Accademia delle scienze di Torino. Vol. 40, Disp. 1 — 15. Torino 1905.
Memorie della R. Accademia delle scienze di Torino. Ser. H. T. 55. Torino 1905.
Osservazioni meteorologiche fatte nelF anno 1904 all' Osservatorio della R. Universitä di Torino. Torino 1905.
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Annales scientificos da Academia polytechnica do Porto. Vol. 1. No. 1. Coimbra 1905.
Rumänien.
Buletinul Societätii de seiinte fizice (Fizica, Chimia si Mineralogia) din Bucaresci-Romänia. Anul 13, No. 5. 6. Anul 14, No. 1 — 5. Bucuresci 1904. 05.
Rußland.
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Öfversigt af Finska Vetenskaps Societetens Förhandlingar. 46. Helsing- fors 1904.
Bulletin de la Commission geologique de Finlande No. 15. 16. Helsing- fors 1905.
Bulletin de la Societe physico-mathematique de Kasan. Ser. II. T. 14, No. 2 — 4. Kasan 1904.
Ucenyja zapiski Imp. Kasanskago Universiteta. T. 71, No. 12. T. 72, No. 1 — 10. Kasan 1904. 05. — 3 Dissertationen a. d. .1. 1904.
Universitetskija Izvestija. God 44, No. 11. 12. God 45, No. 1 — 10. Kiev 1904. 05.
Bulletin de la Societe Imper. des Naturalistes de Moscou. Annee 1904, No. 2 — 4. Moscou d. J.
Nouveaux Memoires de la Societe Imper. des Naturalistes de Moscou. T. 16, Liv. 3. 4. Moscou 1905.
Verzeichnis dek eingegangenen Schriften. XXI
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Periodiceskij Izdanije po istor.-filol. fakultet. Imp. Moskovsk. Universiteta 1896 — 1900.
Meteorologische Beobachtungen in Moskau i. d. J. 1899 — 1903, von Ernst Leyst. — Leyst, E., Moskovskii uragan. — Derselbe, Die Halophänomene in Rußland. Moskva 1903.
Bulletin de l'Acadeinie des sciences de St. Petersbourg. Ser. V. T. 17, 4.5. T. 18—20, 21, 1-4. St. Petersbourg 1902 — 04.
Memoires de l'Academie de sciences de St. Petersbourg. Ser. VIII. Classe physieo-mathematique. Vol. 16, No. 4 — 10. Classe historico- philologique. Tom. 7, No. 1. 2. St. Petersbourg 1904.
Academie Imp. des sciences. Comptes rendus des seances de la Com- mission Sismique permanente. T. 2. Livr. 1. St. Petersbourg 1905.
Comite geologique. Bulletins. T. 23, 1 — 6. Memoires. N. Ser. No. 10 — 11. 13 — 15. 17. S. Petersbourg 1904.
Acta Horti Petropolitani T. 15, Fase. 3. T. 23, Fase. 3. T. 24, Fase. 1. 2. S. Peterburg 1904. 05.
Trudy Peterburgskago Obscestva Estestvoispytatelej. Travaux de la Societe des naturalistes de St. Petersbourg. T. 34, 2. 3. — Protokoly zasedanij. Vol. 34, Liv. 1, No. 1. Vol. 35, Liv. 1, No. 1 — 8. Vol. 36, Liv. 1, No. 1 — 3. S. Petersbourg 1904. 05.
Otcet o sostojanij i dejatelnosti Imp. S. Petersburgsk. Universita za 1904. S.Petersburg 1904.
Licnyj sostav Imp. S. Peterburgsk. Universiteta 1904.
Spisok knig priobrcennych bibliotekoju Imp. S. Peterburgsk Universiteta v. 1904, No. 1. S. Peterburg 1904.
Zapiski istoriko-filolegiceskago Fakulteta Imp. S. Peterburgskago Uni- versiteta. Cast 75. 77. S. Peterburg 1904. 05.
Zurnaly Zasedanij soveta Imp. S. Peterburgsk. Universiteta. No. 59. 60. S. Peterburg 1904. 05.
Vizantijskij Vremennik (Bv'£ocvtlvü Xqoviy.0), izdavaemyi pri Imp. Akad. nauk. T. n, Vyp. 1 — 4. S. Petersburg 1904.
Seismische Monatsberichte des Physikalischen Observatoriums zu Tiflis. 1904, No. 2. 3. 7—12. 1905, No. 1—5.
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Sveriges offentliga Bibliotek Stockholm, Upsala, Lund, Göteborg. Accessions - Katalog. 18. 19. 1903. 04. Stockholm 1904. 05.'
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XXII Verzeichnis dbb eingegangenen Schbiften.
Skrüter ud-ivm' ;it' Videnskabs-Selskabet i Christiania. Math.-naturvid. Kl. [904. Hiafc-filos. Kl. 1904. Kristiania 1905.
Jahrbuch des Norwegischen meteorologischen Instituts für 1903. Christiania 1904.
Nyt magazin for Naturvidenskaberne. Bd. 42. Christiania 1904.
Del Eong. Norske Prederiks Universitets Aarsberetning for 1902/03. —
Norske Elvenavne, samlede af 0. J\>/gh. Christiania 1904. Acta Universität)'* Lundensis. Lunds Universitets Ars-Skrift T v>
(1903) I H.
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Arkiv för botanik, utg. af K. Svenska Veteiiskaps-Akadeinien. Bd. 3, H. 4. Bd. 4, H. 1—3. Stockholm 1905.
Arkiv för kemi, mineralogi och geologi, utg. af Svenska Vetenskaps- Akademien. Bd. 2, H 1. Stockholm 1905.
Arkiv för mathematik, astronomi och fysik. utg. af K. Svenska Vetens- kaps- Akademien. Bd. 1, H. 3/4. Bd. 2, H. 1/2. Stockholm 1904. 05.
Arkiv för zoologi, utg. af Svenska Vetenskaps- Akademien. Bd. 2, H. 1—3. Stockholm 1905.
Kongl. Svenska Vetenskaps-Akademiens Handlingär. NyFöljd. Bd. 37, 3.
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Peter Artedi. A bicentary Memoir written on behalf of the Swedish Roy. Acad. of sciences by Einar Lönneberg. Trad. by W. E. Hurlock. Uppsala et Stockholm 1905.
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Les prix Nobel en 1902. Stockholm 1905.
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Astronomiska Jakttagelser och Undersökningar anstälda pä Stockholms Observatorium. Bd. 8, No. 2. Stockholm 1904.
Det Kong. Norske Videnskabers Selskabs Ski-ifter. 1904. Trondhjem 1905.
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Bulletin mensuel de rObservatoiremeteorologique de l'Universite d'Upsal. Vol. 36 (1904). Upsal 1903. 04.
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Vol. 9, No. 1 — 3. Norwood Mass. 1904. 05. Oberlin College. The Wilson Bulletin. N. S. Vol. 11, No. 2—4. Vol. 12,
No. 1 — 3. Oberlin, Ohio 1904. 05. Proceedings and Transactions of the R. Society of Canada. Ser. II.
Vol. 10. Ottawa 1905. Geological Survey of Canada. Catalogue of Canadian Birds. — Relief
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Shet. 1. S.-W. — Statistics of the Dominion of Canada. Proceedings of the Academy of natural sciences of Philadelphia.
Vol 56, P. 2. 3. Vol. 57, P. 1. 2. Philadelphia 1904. 05. Proceedings of the American Philosophical Society, held at Philadelphia.
No. 177 — 180. Philadelphia 1904. 05. The American Association to promote the teaching of speech to the
deaf. Circular of Information, June 1904. Philadelphia. Transactions of the American Philosophical Society, held at Philadelphia.
N. S. Vol. 21, P. 1. Philadelphia 1905. The Transactions of the Academy of science of St. Louis. Vol. 14,
No. 7. 8. Vol. 15, No. 1 — 5. St. Louis 1904. 05. California Academy of sciences. Constitution and by-laws, officer,
trustees and members. San Francisco 1904. Memoirs of the California Academy of sciences. Vol. 3. 4. San Fran- cisco 1903. 04. Proceedings of the California Academy of sciences. Botany. Vol. 2,
No. 11. Geology. Vol. 1, P. 10. — Zoology. Vol. 3, P. 7— 13-
San Francisco 1904.
Transactions of the Kansas Academy of science. Vol. 19- Topeka 1905.
Transactions of the Canadian Institute. Vol.8,P. 1 (No. 16). Toronto 1905.
üniversity of Toronto Studies. History and Economics. Vol. 2, No. 3. Vol. 3, No. 1. — Geological Series. No. 3. — Psychological Series. Vol. 2, No. 2. — Papers from the ehem. Laboratories. No. 44 — 51. — Review of Historical Publications relating to Canada 1904. — Biological Series. No. 4. Toronto 1904. 05.
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Verzeichnis dek eingegangenen Schriften. XXVII
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Bureau of Education. Report of the Coinmissioner of education for tbe year 1903. Vol. 1. 2. Washington 1905.
Bulletin of tbe Bureau of Standards. Vol. 1, No. 1. 2. Washington 1905.
Smithsoman Miscellaneous Collections. No. 1440- H44- H77- J478- 1543. 1544. 1571. 1572. 1584. — Quarterly Issue. Vol. 2, P. 3. 4. Vol. 3, P. 1. Washington 1904. 05.
Smitbsonian Contributions to knowledge. No. 1459- Washington i9°4-
Smithsonian Institution. Bureau of American Ethnology. Annual Report. 21. 22 (1899/1900. 1900/01). Report of the U. S. National Museum. 1902/03. — Contributions from the U. S. National Herbarium. Vol. 9. Washington 1905.
Carnegie Institution of Washington. Contributions from tbe Solar Observatory Mt. Milson, Calif. No. 1.2. - Publication 23. 24. 30. Washington 1905.
Annual Report of the Board of Regents of the Smithsonian Institution for 1902/03. Washington 1904.
Report of the Superintendent of the U. S. Coast and Geodetic Survey, showing the progress of the work from July 1, 1903, to June 30, 1904 with Appendix, No. 3—9. Washington 1904.
Department of the Interior. U. S. Geological Survey. - - Professional Papers. No. 29—33. 35. 39. Washington 1904. 05.
Bulletin of the U.S. Geological Survey. No. 208 (bis). 234—240. 242—246. 248 — 250. 252 — 255. 257—262. 264. — Water Supply and Irrigation Papers. No. 99. 100. 103. 105 — 122. 124. 126. 128. 132/ Washing- ton 1904. 05.
Annual Report of the U. S. Geological Survey to the Secretary of the Interior. 25. 1903/1904. Washington 1904.
Monographs of the U. S. Geological Survey. 47. Washington 1905.
Mineral Resources of the U. S. 1903. Washington 1904-
Südamerika.
Anales de la Sociedad cientifica Argentina. T. 58, Entr. 4 — 6. T. 59. 60, Entr. 1 — 3. Buenos Aires 1904. 05.
Boletin de la Academia nacional de ciencias de la Republica Argentina. T. 17, Entr. 4. T 18, Entr 1. Cordoba 1904. 05.
Boletin del Cuerpo de Ingenieros de minas del Peru. No. 5.' 10. 15 — 18. 19 — 21. 24 — 26. Lima 1904. 05.
Boletin de la Sociedad geogräfica de Lima. T. 15, Trim. 1. 2. Lima 1904.
Direccion general de estadistica de la Provincia de Buenos Aires. Demografia. Aho 1900 — 02. La Plata 1904. 05.
Anales del Museo nacional de Montevideo. Flora Uruguaya. Entr. 2. 3.
Montevideo 1905. Annuario publicado pelo Observatorio do Rio de Janeiro para 0
anno de 1905. (Anno 21.) Rio de Janeiro 1905.
ßoletim mensal do Observatorio do Rio de Janeiro de 1904. Rio de Janeiro 1904.
\\\ III Verzeichnis der eingegangenen Schriften.
Art. s de la Nociete scientifique du Chili T. 14, Tjivr. 1 — 3. Santiago
1004. ßevista da aociedade scientifica de Säo Paulo No. 1. Säo Paulo 1905.
Asien.
Notulen van de algemeene en directie vergaderingen van het Bata-
\iaasch Genootschap van kunsten en wetenschappen. Deel 42,
Afl. 3. 4. Batavia 1904. Tijdschrift voor Indische taal-, land- en volkenkunde, uitgeg. door het
Bataviaasch Genootschap van kunsten en wetenschappen. Deel 47,
Afl. 6. Deel 48, Afl. 1. Batavia 1904. 05. hnirh-Register, gehouden int Casteel Batavia. Uitgeg. door het Batav.
Genootsch. van kunsten en wetensch. Ann. 1656 — 1657. 's Graven-
hage 1904. Rapporten van de Commissie in Nederl. Indie vor ondheidkundige
onderzoek op Java en Madoera. Uitg. van het Batav. Genootsch.
van kunst. en wetensch. 1901 — 03. Batavia, 's Gravenhage 1904. 05.
Natuurkundige Tijdschrift voor Nederlandsch-Indie , uitgeg. door de Kon. Natuurkundige Vereeniging in Nederlandsch-Indie. Deel 64 (Ser. X, Deel 8). Weltevreden, Amsterdam 1905.
Observations made at the Magnetical and meteorological Observatory at Batavia. Publ. by order of the Government of Netherlands India. Vol. 26. 1903. Batavia 1905.
Liiiguistic Survey of India. Vol. 2. 3. 6. Calcutta 1904.
Annual Report of the Board of scientific advise for India for the year 1904/05. Calcutta 1905.
Indian Museum. Annual Report. 1903/04. — Catalogue of the Indian Decapod Crustacea in the Collection of the Indian Museum. P. 2. Anomura. Fase. 1. By A. Alcock. — Echinoderma of the Indian Museum. An Account of the Deep-Sea Holothurioidea collect, by the R. Ind. Marine Survey Ship* Investigator. By B. Köhler and C. Vaney. Calcutta 1905.
Department of the Interior. Ethnological Survey Publications. Vol. 1. 2, P. 1. Manila 1904. 05.
Publications of the Earthquake Investigation Committee. No. 19—21. Tokyo 1904.
The Journal of the College of science, Imp. University, Japan. Vol. 14. 20, 3-7. Tokyo 1904. 05.
Mitteilungen aus der medizinischen Fakultät der Kais. Japan. Uni- versität. Bd. 5, No. 3. Bd. 6, No. 3. Tokio 1904. 05.
Annotationes Zoologiae japonensis. Vol. 5, P. 3. 4- Tokyo 1904. 05.
Memoirs of the College of science and engineering, Kyoto Imp. Uni- versity. Vol. 1, No. 2. Kyoto 1904/05.
Australien.
Proceedings of the R, Society of Victoria. N. S. Vol. 17, P. 2. Vol. 18, P. 1. Melbourne 1905.
Verzeichnis der eingegangenen Schriften. XXIX
2. Einzelne Schriften.
Abbe, Ernst, Gesammelte Abhandlungen. Bd. 2. Jena 1906.
25 Jahre Verlagstätigkeit der Firma Johann Ambrosius Barth 1887 — 1905.
Brandstetter, B., Rätoromanische Forschungen. I. Luzern 1905.
Felix, J. , und Lenk, H., Beiträge zur Geologie und Paläontologie der Republik Mexico. T. 2, H. 1 — 3. Leipzig 1893 — 99.
Fischer - Treuenfeld , B. v., Paraguay. Ein historischer Abriß. S.-A. Braunschweig 1905.
Goppelsroeder , Friedr., Studien über die Anwendung der Capillaranalyse. I. II. Basel 1904.
- Anregung zum Studium der auf Capillaritäts- und Adsorptions- erscheinungen beruhenden Capillaranalyse. Basel 1906.
Hänget, Edm., Die Empfindungen als Abbildungen des Hirnstoft's. Leipzig 0. J.
- Die Vereinigung der theologisch -sittlichen Weltanschauung mit der Naturwissenschaft. Leipzig 0. J.
- Der Einheitstrieb in einer moralischen Wissenschaft und Welt- anschauung. Zeitz 1891.
- Ein Universalkörper als Träger der stofflich -seelischen Gebilde. Leipzig 0. J.
- Die Körperreaktion gegen das Licht als Ursache der Reflexion, Brechung und Polarisation des Lichtes gegenüber den Röntgen- strahlen. Leipzig o. J.
Hofmann, Theobald, Bauten des Herzogs Federigo di Montefeltro als Erstwerke der Hochrenaissance. 0. Ö. u. J.
Raffael und seine Bedeutung als Architekt. Dresden 1900.
Janet, Giarles, Anatomie du gastre de la Myrmica rubra. Paris 1902.
- Observations sur les guepes. Paris 1903.
Observations sur les fourmis. Paris 1904.
Kerntier, Frans, Die Ermittelung des richtigen elektrodynamischen Elementargesetzes. Budapest 1905.
Kiseljak, M., Grundlagen einer Zahlentheorie eines speziellen Systems von komplexen Größen mit drei Einheiten. Bonn 1905.
Lichtneckert , Jos., Neue wissenschaftliche Lebenslehre des Weltalls. Leipzig 1903.
Marcuse, Ado., Handbuch der geographischen Ortsbestimmung. Braun- schweig 1905.
Montessus de Balore, B. de, Sur les fonctions continues algebriques. S.-A. Palermo 1905.
Budolph, H., Luftelektrizität und Sonnenstrahlung. Leipzig 1903.
- Luftelektrizität, Eigenentladung der Erde und Aktivität der freien Luft. S.-A. 0. 0. u. J.
- Über die Unzulässigkeit der gegenwärtigen Theorie der Materie. (Schulprogr.) Coblenz 1905.
Über die Ursache der Sonnenflecken. S.-A. Wien 1899.
\ \ \ Verzeichnis deb eingeöajjgenen Schriften.
Samuelson, Arnold, Luftwiderstand und Flugfrage. Hamburg 1904.
SaviUe, Marsall II., Funeral l'ms from Oaxaca. S.-A. New York 1904.
Hugo Schuchardt an Adolf Mussaiia. Graz 1905.
Stall, Ihtiis, Alkohol und Kaffee in ihrer Wirkung auf Herzleiden und nervöse Störungen. 2. Aufl. Leipzig 1905.
Stin zz ulla , I .. Dopo lo Strabone Vaticano. Messina 1901.
Sülle fonti epigrafiche della prima guerra punica. Teramo 1902.
I l'ersiani di Eschilo ed il nomo di Timoteo. Messina 1904.
AS 182 S2H Bd. 57
ClgCiPCÄTE AS MONOGRAPH
Sachsische Akademie der Wissenschaften, Leipzig. Philologisch-Historische
Klasse
Berichte über die Ver- handlungen
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