w> M:* r\m i^^:^^ Wi^. i?i.^^f^ &:m r^'W - J^, BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SF.PTEMBER 1882. EINUNDZWANZIGSTEE JAHEGANG. BAND XXI. LIBRARY NEW YORK BüTaMCaL GARDEN MIT 27 TAFELN UND IC HOLZSCHNITTEN. BERLIN GEBRÜDER BORNTR^GER 1903. Sitzuns vom 30. Januar 1903. LIBRARY NEW YORK HOTaMCaL Sitzung vom oO. Januar 1903. "arden Vorsitzender: Herr L. Kny. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Brumhard, Philipp, stnd. phil. in Breslau IX, Königlicher Botanischer Garten (durch F. PaX und CARL MÜLLEE), Büttner, Franz, Denionstrator am Pflanzenphysiologischen Institute der k. k. deutschen Universität in Prag (durch H. MOLISCH und A. Nestler), Esser, P. HJ., (S. V. D.), Lehrer der Anatomie und Physiologie der Pflanzen in St. Gabriel bei Mödling-Wien (durch L. Kny und H. Seckt), Hoffmeister, Dr. Camill, Leiter der Versuchsstation für Plachsindustrie in Trautenau (durch F. CZAPEK und L. KNY), Lloyd, L. G., The Lloyd Library, Cincinnati (O.) U. S. A. (durch OTTO MÜLLER und CARL MÜLLER), Porsild, Morten, mag. sc. in Kopenhagen, Botanisk Have (durch E. War- MING und B. BÖRGESEN). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert die Herren: Hermann, E., in WIrthy, Sperlich, Dr. A., in Innsbruck, Votsch, Wilhelm, in Halle a. S., Bessey, Ernest A., B. sc, in Washington. Der Vorsitzende macht der Gesellschaft die Mitteilung von dem Hinscheiden der ordentlichen Mitglieder Herrn Oberlehrer Dr. W. Moehring in Schöneberg bei Berlin und Herrn Civilingenieur Josef Franz Freyn, langjährigen Mitgliedes der Kommission für die Flora von Deutsch- land, welcher am 16. Januar 1903 in Prag-Smichow verstarb. Sodann beklagt die Gesellschaft den Tod der 1^ Frau verw. Professor Emma Russow o> in Dorpat. ^ Zum ehrenden Gedächtnis an die Verstorbenen erhoben sich die '"H Anwesenden von ihren Sitzen. Ber. der deutschen bot. Gesellscli. XXL C. VAN Hall Mitteilungen. I. C. van Hall: Die Sankt-Johanniskrankheit der Erbsen, verursacht von Fusarium vasinfectum Atk. (Vorläufige Mitteilung). Mit Tafel I. Eingegangen am 2!'. Dezember 1902. Schon seit mehreren Jahrzehnten haben die Erbsenfelder in der Provinz Zeeland zu leiden von einer Kranklieit, die gewöhnlich Ende Juni, ungefähr um Johannistag, sich zu äussern anfängt. Das Kraut wird gelb und fängt an abzusterben, und die ganze Pflanze ist bei trockener Witterung nach einigen Tagen, bei feuchter Witterung erst nach längerer Zeit tot. An den Stellen, wo sich diese Krankheit einmal gezeigt hat, tritt sie immer wieder auf, wenn nicht mehrere Jahre hindurch andere Gewächse angebaut werden. Eine bestimmte Wahl dieser Gewächse ist nicht nötig, da nach der Meinung der Landwirte nur die Erbse von dieser Krankheit befallen wird. Es bedarf jedoch einer längeren Zeit, bevor die Stellen wieder als infektionsfrei be- trachtet werden können, und manche Landwirte sind selbst der Meinung, dass solche Stellen nie wieder gesund werden. Daher gibt es in Zeeland mehrere Orte, wo der Johanniskrankheit wegen gar keine Erbsen mehr angebaut werden. Obwohl diese Krankheit den Landwirten schon längst bekannt ist, hörte ich erst im Laufe dieses Jahres von ihr sprechen, und auch anderen Phytopathologen scheint sie unbekannt geblieben zu sein. Eine Untersuchung der kranken Pflanzen zeigte mir alsbald, dass hier eine Pilzkrankheit der W^irzeln vorlag. Wie schon die äusseren Symptome auf eine Wurzelkrankheit hinwiesen, so bestätigte die mikroskopische Untersuchung diese Vermutung. Es zeigte sich, dass Rinde und Mark der Wurzeln immer durchsetzt waren von einem Mycelium, dessen Hyphen quer durch die Zellen liefen (Fig. 3). Das Gewebe der Wirtspflanze zeigte hierbei oft eine rote oder braune Verfärbung, die sich auf einem Querschnitt durch die Wurzeln stellenweis zeigte. In der Absicht, den Pilz näher kennen zu lernen und zu er- fahren, ob es immer derselbe Pilz war, welcher sich in den kranken , Die Sankt-Johanniskrankheit der Erbsen. 3 Wurzeln befand, legte ich von dem inneren Gewebe von etwa sieben Wurzeln Kulturen an. Jedesmal wurde ein kleines Stückchen aus dem inneren Gewebe einer kranken Wurzel auf einen geeigneten Nährboden^) in einer Petri-Schale gelegt. Alsbald wuchs das Myceliura aus. den Wurzelstückchen heraus und weiter über den Nährboden hin. und in allen Fällen war es derselbe leicht kenntliche Pilz, der in Reinkultur zum Vorschein kam. Sehr charakteristisch ist die rote Färbung, welche auf vielen Nährböden, doch nicht auf allen, auftritt und deren Ton manchmal mehr rosa ist, manchmal bis zum carminrot geht. Schon nach zwei- oder dreitägiger Kultur (24°) tritt Sporen- bildung ein. Zuerst werden kleine ein- oder zweizeilige Konidien gebildet, und zwar in Mehrzahl an besonderen Trägern (Fig. 1, t) oder auch unmittelbar an den vegetativen Hyphen (Fig. 1, v); zwischen diesen beiden Extremen sind allerlei Übergänge vorhanden. Die Träger können sehr kurz sein, und auch die vegetativen Hyphen können als Konidienträger endigen (Fig. 1, c). Die Grösse und Gestalt dieser Sporen ist verschieden (Fig. 2). Wie aus Fig. 1 er- sichtlich, bildet das Mycelium oft Anastomosen (Fig. 1, a). Nach der Weise dieser Konidienbilduno; und der Gestalt der Konidienträger konnte der Pilz als eine Art Cephalosporium angesehen werden. Alsbald treten aridere Konidien auf; diese sind gekrümmt und fünfzellig (Fig. 5) und entstehen auf freilich oft schwach entwickelten Hyphenknäueln (Sporodochien). In Bezug auf diese Fruktifikation ist der Pilz eine Fusarium- Art. Mitunter bilden sich hier und da runde, dickwandige Sporen, die sehr inhaltsreich sind. (Fig. 4). Diese verschiedenen Fruktifikationen lassen sich auch auffinden an dem Mycelium, das aus den kranken Wurzeln hervortritt, wenn man sie einis-e Tas-e im feuchten Räume verweilen lässt und selbst in den Zellen der Wirtspflanze tritt bisweilen die Ceplialosporium- Fruktifikatiou an den Hyphen des Parasiten auf; doch ist dies immerhin eine ziemlich seltene Erscheinung. Höhere, Asci enthaltende Fruchtformen (Perithecien konnten er- wartet werden) zeigten sich weder auf den verschiedenen Nährböden, noch auf den kranken Pflanzen. Als meine Beobachtungen so weit gediehen waren, kam mir eine Abhandlung von ERWIN SMiTH^) unter die Augen über die Yerwelkungs- krankheit der Baumwolle, Melone und „Cowpea" ( Vigna catiang) und 1) Sehr geeignet war z. B. ein nicht filtriertes Deknkt von Erbsenblättern und -Stengeln, dem 1 pCt. Rohrzucker und (','25 pCt. Pepton „Witte" hinzugefügt war. 2> Wilt Disease of Cotton, VYatermelon and Cowpea, by Erwin P. Smith, Bulletin 17 Div. of Veg. Phjs. and Path., U. St. Dep. of Agr. 1* 4 C. VAN Haln: über den Pilz, von dem sie verursacht wird. Die ßeschreibuug des Parasiten liess keinen Zweifel darül)er, dass wir denselben Pilz be- ol »achtet hatten. Erwin S:\IITH konnte konstatieren, dass bei allen drei Wirt- pHanzen der Parasit dieselben morphologischen Charaktere zeigte und jedenfalls derselben Art {Fusarium vasinfectum Atk ) angehörte. Doch bewiesen seine Infektionsversuche, dass auf jeder dieser drei Wirtspflanzen der Parasit sich besonders adaptiert hatte und man also drei Gewohnheitsrassen unterscheiden musste, deren jede sich auf einer der drei genannten Pflanzen als Parasit angepasst hatte. Erwin Smith unterschied daher: Fusarium vasinfectum Atk. (Parasit auf Baumwolle), a. var. tracheiphylla (Parasit auf Vigna catiang) und /?. var. nivea (Parasit auf Melone). Nur in zwei Hinsichten zeigte sich auch ein morphologischer Unterschied zwischen diesen Formen: der Parasit der Vigna catiang war befähigt, Perithecien^) zu bilden, und bildete diese leicht sowohl auf künstlichem Nährboden wie auf der Wirtspflanze, während den beiden anderen Formen diese Eigenschaft scheinbar durchaus fehlte; das Vermögen, die ol^engenannten runden Sporen (Fig. 4), welche Erwin Smith als Chlamydosporen bezeichnet, zu bilden, schien aber nur dem Parasiten der Melone (also der var. nivea') eigen zu sein. Was diese beiden Eigenschaften anbelangt, stimmt der von mir beobachtete Parasit der Erbse am meisten ül>erein mit der var. nivea, denn bei beiden kommt Chlamydosporen-Bildung vor und fehlt Perithecien-Bildung. Doch ist es unwahrscheinlich, dass beide Formen auch in ihren parasitischen Eigenschaften übereinstimmen; jedenfalls ist in Holland die von Fusarium vasinfectum var. 7iivea verursachte Krankheit unbekannt. Es erscheint daher als das einfachste, den Parasiten der Erbse vorläufig als selbständige Tarietät zu betrachten. Wir können sie als Fusarium vasinfectum var. Pisi bezeichnen. Doch werden erst Infektionsversuche mit den genannten Arten von Wirtspflanzen hier- über sichere Aufklärung geben können. Mit solchen Yersuchen habe ich auch jetzt schon einen Anfang- gemacht, doch nur bei den Erbsenpflanzen hatten sie unzweideutige Resultate. Als Versuchspflanzen dienten Exemplare, die in Sachs'scher Nährlösung gezogen waren; solche Wasserkulturen bieten nämlich den Vorteil, dass sie sich besser observieren lassen als Topf kulturen. Als das Stengelchen eine Länge von etwa 5 cm erreicht hatte, wurde bei sechs der Versuchspflanzen ein kleines Stückchen Mycelium von einer Reinkultur auf Pepton-Saccharose-Agar lose dem Wurzelhals au- gefügt; Sorge wurde dabei getragen, dass durchaus keine Verwundung 1) Mit Rücksicht auf diese Fruktifikation wurde der Pilz Neocosmospora vas~ infecta Smith beuannt. Die Sankt-Johanniskiankheit der Erbsen. 5 stattfand. Schon zwölf Tage später zeigten alle diese Pflanzen, im Gegensatz zu den nicht infizierten Kontrollpflanzeu, eine braune Ver- färbung des Wurzelhalses, welche sich teilweise auch auf das hypocotyle Internodinm bis zu den Kotylen erstreckt hatte. Eine dieser Pflanzen wurde dann der mikroskopischen Untersuchung ge- opfert und so zeigte sich, dass die Hyphen des Pilzes schon einen grossen Teil der Wurzelrinde bis zum Holzring durchwuchert hatten. Die übrigen fünf infizierten Erbsenpflanzen blieben im Gewächshaus stehen; nur wurde von Zeit zu Zeit die Nährlösung erneuert. Leider fielen einige Wochen später zwei dieser Pflanzen den Mäusen zum Opfer, welche unser Gewächshaus namentlich im Winter oft mit ihrem unwillkommenen Besuch beehren. Die übrigen drei infizierten Pflanzen wuchsen normal weiter, bis ihre Blätter ungefähr sechs Wochen nach erfolgter Infektion anfingen, gelb zu werden. Dann wurden sie der mikroskopischen Untersuchung geopfert, und jetzt zeigte sich, dass das ganze Gewebe des Wurzeshalses völlig von Mycel durchwuchert war. Namentlich die Zellen des Markes waren von den Hyphen ganz durchsetzt, und hier und da zeigte sich in diesen Zellen die Cephalospo nu77i-FYn\s.ti^kntion. In diesen Geweben liessen sich die Hyphen des Parasiten bis in mehrere Centimeter weite Entfernung von der Infektionsstelle verfolgen. Auf Vollständigkeit können diese wenigen Infektionsexperimente natürlich keinen Anspruch machen, und viele weitere Versuche werden nötig sein, um die Eigenschaften des Parasiten genau kennen zu lernen. Es schien mir jedoch schon jetzt der Mühe wert mit- zuteilen, dass der merkwürdige Pilz, der von ERWIN SmiTH in Amerika als Parasit auf Baumwolle, Melone und Vigna catiang be- obachtet wurde, bei uns in Holland in der Provinz Zeeland schon seit Jahren auftritt als vernichtender Feind der Erbsenkulturen. Eikläruug- «1er Abbihlungeu. Fig. 1. Mvcelium von Fusarium vasinfectum var. Pisi mit Ceplialosporium-'Fxwkii- fikation. Bei t werden die Sporen gebildet an einem Mycelaste, der sich als echter Conidienträger ausgebildet hat; bei v entstehen sie an den Seiten von vegetativen Hyphen, bei c am Ende einer vegetativen Hyphe. Das Mycelium bildet Anastomosen bei a. — (Kultur auf Erbsenkraut- dckokt-Agar.) Vergr. 380. „ 2. Sporen aus derselben Kultur, stärker vergi'össert. Yergr. 1000. „ 8. Teil des Gewebes einer kranken Erbsenwurzel — vim Zellen aus dem Mark, hh Holzgefässe. Das Mycel ist vorwiegend im Marke verbreitet, der Holzkörper ist weniger von den Hyphen durchsetzt. In zwei Mark- zellen hat sich eine Ce;>Äa/os;^onu/«-Fruktifikation entwickelt. Vergr. 216. ^ 4. I\Iycelium von Fusarium vasinfectum var. Pisi mit runden, dickwandigen Sporen (von Erwin Smith als Chlamydosporen aufgefasst). Vergr. 380. fl ö. Dasselbe Mycelium wie in Fig. 4 mit /'«sariMm-Fruktifikation. Vergr. 1000. ß F. Hegblmaiek: 2. F. Hegelmaier: Zur Kenntnis der Polyembryonie von Euphorbia duicis Jacq. (purpurata Thuiil.). Mit Tafel II. Eingegangpn am 1. Januar l!l03. Im 8. Heft des Jahrgangs 1901 dieser Berichte (S. 488 ff.) sind von mir Mitteilungen gemacht worden, aus welchen hervorging, dass bei der genjinnten Pflanze in den überwiegend häufigen Fällen eine Mehrzahl von Vorkeimen im Scheitelende des Keimsackes angelegt wird, von welchen auch einige (2 — 3) sich bis zur Samenreife zu er- halten und entsprechend weiter zu entwickeln imstande sind. Ferner hatte sich ermitteln lassen, dass in Kombination mit diesem Verhalten gewisse Eigentümlichkeiten des ])ollenbildenden Apparates derselben Pflanze zu Tage treten, die, kurz ausgedrückt, in einer mehr oder weniger weitgehenden Reduktion und Sterilisation des ebengenannten Apparates bestehen, und dass beide Eigenschaften zusammen E. duicis vor allen anderen bisher untersuchten Gattungsgenossen auszeichnen. Denn die vereinzelten Ausnahmsfälle von Zwillingen bei zwei annuellen Arten von Euphorbia, die in der Litteratur verzeichnet sind, können aus guten Gründen nicht unter denselben Gesichtspunkt gestellt werden wie die Polyembryonie von E. duicis. Im übrigen konnte auf einige nicht unwesentliche Fragen, welche die Embryologie der genannten Euphorbia betreffen, bei den be- trächtlichen Schwierigkeiten, welche das Objekt der Untersuchung entgegensetzt, keine bestimmte Antwort gegeben werden. Leider haben auch weitere Beobachtungen, zu welchen sich im verflossenen Sommer Gelegenheit geboten hat, keinen ganz befriedigenden Ab- schluss bezüglich gewisser zurückgebliebener Zweifelpunkte herbei- geführt. Dagegen werden sie immerhin gestatten, die früheren An- gaben teils in einzelnen Punkten zu berichtigen, teils nach einigen Seiten zu erweitern; hierüber sollen die folgenden Zeilen Rechen- schaft geben. Zum Zweck einer möglichst sorgfältigen Beobachtung war es einerseits nötig, die Pflanze während und nach der Blütezeit an ihren verschiedenen natürlichen Standorten wiederholt zu be- suchen; andrerseits aber wurde eine Anzahl von Stöcken, sobald zu Anfang des Frühjahrs die jungen Sprosse über der Bodenoberfläche sichtbar wurden, ausgehoben und teils in Töpfen, teils in möglichster gegenseitiger Isolierung, an verschiedeneu geeigneten Stellen meines Hausgartens kultiviert, wo sie während etlicher Wochen täglich durchgesehen und nötigenfalls mit Excisionen in zweckmässiger Weise behandelt werden konnten. Zur Kenntuiss der Polyembryonie von Euphorbia dulcis Jacq. 7 Was zunächst die Reduktion der pollenbildenden Inflorescenz- teile und die Sterilisierung der Mikrosporen selbst betrifft, so hatten die früheren Beobachtungen nur zur Feststellung dieser allgemeinen Tatsache geführt. Spezialisierte Untersuchung der yerschiedenen einzelnen Standortsmaterialien hat nun aber das nähere, nicht un- interessante Ergebnis gehabt, dass die — nach aussen einen gut ab- gegrenzten Typus darstellende — E. dulcis in eine Reihe von bio- logisch differenzierten Einzelsippen zerfällt, welche sich voneinander in eben den in Rede stehenden Verhältnissen unterscheiden, bei welchen also, mit anderen Worten, der Umbildungsvorgang, in welchem sie offenbar begriffen sind, verschieden weit vorgeschritten zu sein scheint. Es giebt extrem oligandre, fast rein weiblich ge- wordene, und relativ polyandre Geschlechtsformen, ferner solche, welche, verschieden abgestuft, zwischen diesen Endzuständen Mittel- stellungen einnehmen. Wenn im folgenden der Kürze wegen von Formen die Rede ist, so werden darunter solche geschlechtlich differenzierte Formen zu verstehen sein. Eine scharfe gegenseitige Abgrenzung dieser Formen ist, nebenbei bemerkt, ebensowenig durchführbar wie eine scharfe Schematisierung vieler Individuen- komplexe, mit denen die morphologische Systematik operiert. Es handelt sich hierbei nicht etwa um Differenzen der allgemeinen Kräftigkeit des Wuchses oder des Ernährungszustandes; sowohl eine oligandre als eine polyandre Form kann robuste Tracht und ein reiches Yerzweigungssystem aufweisen und umgekehrt. Ebensowenig lässt sich bei Yergleichnng der Standortsverhältnisse ein Einfluss der äusseren Faktoren, insbesondere der Exposition und der damit ver- bundenen A'erschiedenheiten der Belichtung und Feuchtio-keit auf- finden; und endlich kommt in der Verschiedenheit der Zahl der Staubblüten in den Cyathien nicht etwa der Verzweigungsgrad, welchem die Cyathien entstammen, zum Ausdruck, oder jedenfalls nur in geringem Mass. Vielmehr bleibt sich die Oligo- oder Polyandrie einer bestimmten Form in den Cyathien verschiedener Verzweigungsgrade zwar nicht ganz gleich, zeigt aber nur eine geringe Modifikation. Die Cyathien einer bestimmten Form behalten den poly- oder oligandren Charakter durch die verschiedenen Ver- zweigungsgrade ganz wesentlich, wenn auch nicht in absolutem Zahlenverhältuis bei; dagegen finden sich die Pflanzen eines be- stimmten Charakters stets horstweise beisammen, so dass ein be- stimmter SpezialStandort mit Stöcken einer und derselben geschlecht- lichen Qualität besetzt ist. Einige nähere Angaben mögen dies be- legen. Unter den extrem oligandren Pflanzen, welchen die Mehrzahl der untersuchten Formen angehört, gibt es solche, welche überhaupt nur in einzelnen Cyathien eine Staubblüte auffinden lassen, welche also fast rein weiblich geworden sind. Andermal umschliessen die 8 F. Hegelmaier: Oyatliieii niederer Orilimiig noch eine uder iiucli zwei Stanbblüteu, sei es mit regelmässig ansgebildeter, sei es mit nur halbseitig ent- wickelter oder im unreifen Znstand vertrocknender Anthere. während jene des folgenden Verzweigungsgrades bloss noch weiblich sind. Daneben bestellt übrigens das ganz allgemein, auch für andere Formen gültige Verhältnis, dass häufig das Cyathium erster Ordnung, d. h. das terminale Cyathium der Enddolde und etwaiger voraus- gehender Blattachselzweige, mitunter auch noch das an den primären Doldenstrahlen terminale Cyathium überhaupt gänzlich steril ist, ein auch bei anderen Euphorbien vielfach verbreitetes Verhalten, das da- her hier nicht weiter in Betracht zu ziehen ist. — Als extrem polyandrisch hat sich andrerseits eine Form erwiesen, welche in den Cyathien erster Ordnung (wofern solche überhaupt Blüten enthalten), sowie in jenen zweiter Ordnung nicht weniger als 10 — 12 Staub- blüten produziert, welche Zahl alsdann in jenen dritter Ordnung auf >> — 9 heruntersinken kann; es scheint übrigens diese männlich-luxu- riierende Form ziemlich selten zu sein, da sie nur an einem einzioen beschränkten Standort unter ziemlich zahlreichen untersuchten auf- gefunden wurde, den sie allerdings in einer beträchtlichen Zahl von Stöcken ausschliesslich besetzt hält. Es ist ferner bemerkenswei-t, dass einerseits diese Pflanzen nicht selten Cyathien tragen, die ganz ausschliesslich männlich sind, was bei anderen Formen nur als ver- einzelte Ausnahme vorkommt: andrerseits aber, dass gerade die zahl- reichen hier vorhandenen Staubblüten in überwiegender Mehrzahl ganz unfruchtbar sind und eine Anthere tragen, welche vor der Reife verschrumpft, so dass die allermeisten Cyathien ausschliesslich solche vor der Zeit absterbende Staubblüten umschliessen. Es ist, um ein Bild zu gebrauchen, so, als ob die Pflanze den Versuch machen würde, sich zur Dioecie zu entwickeln, dieser Versuch aber nach der einen Seite — der Entstehung männlicher Pflanzen — weniger gut gelingen würde als nach der entges'engesetzten. Zwischen den geschilderten Extremen stehen manche intermediäre Formen, bei welchen die Cyathien die in meinem früheren Aufsatz erwähnte Anzahl von 2 — 5, selten bis zu 6 und 7 Staubblüten führen, und die diesbezüglich keiner näheren Beschreibung bedürfen. Dass es sich aber bei diesen Differenzen nicht um die Wirkung bloss zeitlicher und örtlicher Einflüsse handelt, dafür spricht nicht bloss das, was oben in Betreff der Standortsverhältnisse angegeben worden ist, sondern auch der Umstand, dass in den beiden Be- obachtungsjahren die Standortsformen, soweit sie vergleichend unter- sucht worden sind, ihren geschlechtlichen Charakter beibehalten haben. Ausserdem ist auch dieser biologische Charakter bei den in Kultur genommenen Stöcken zunächst im ersten Jahre gleich ge- blieben; dieselben gehören einer extrem oligandren Form an und Zur Kenntnis der Polyembryonie von Euphorbia dulcis Jacq. 9 verhalten sich in dieser Beziehung identisch mit den an dem be- treffenden natürlichen Standort zurückg-ebliebenen. Inwieweit freilich der geschlechtliche Charakter in dauerhafterer Form 1)efestigt, be- ziehungsweise etwa in nachweisbarem Fliessen begriffen sein mag, würde nur durch länoer fortgesetzte Beobachtung, wozu Yor allem die Verfügung über einen gut unterhalteneu Yersuchsgarten erforder- lich wäre, untersucht werden können. Dieselben Abstufungen des Grades der Sterilisation, wie sie in dem Fehlschlagen oder dem frühzeitigen Absterben mehr oder weniger zahlreicher Staubblüten sich geltend machen, treten auch zu Tage hinsichtlich der zweiten unter diesen Gesichtspunkt fallenden Eigenschaft, nämlich der abortiven Beschaffenheit eines Teiles der Pollenkörner; diese Bezeichnuno- dürfte zweckmässiger sein als der früher von mir gebrauchte Ausdruck „untauglich". Auch in Be- ziehung auf die Zahl der effektiv zur Ausbildung kommenden Mikro- sporen bestehen offenbar inhärente Unterschiede: und es zeigen in diesem Punkt die in einem Horst beisammenstehenden Pflanzen wesentlich das gleiche Verhalten. Ferner ist dieses in den Antheren- fächern aus Cyathien verschiedener Verzweigungsgrade innerhalb enger Grenzen dasselbe. Es lässt sich dies leicht in den wesent- lichen Zügen feststellen, indem mau den Inhalt der Antheren auf dem Objektträger verteilt und die in das Gesichtsfeld jeweils fallenden wohlgebildeten und abortiven Mikrosporen abzählt; macht man einige derartige Zählungen — und es sind deren im ganzen einige Hunderte in vergleichender Weise veranstaltet worden — so lassen sich durch Bestimmung des Mittels aus den Einzeizählungen Zufälligkeiten tunlichst ausschliessen. Es hat sich nun gezeigt, dass die bestehenden Differenzen grösser sind, als aus meinen früheren Angaben hervorging. Es gibt hochgradig oligospore Formen, bei welchen wohlgebildete Pollenkörner durchschnittlich etwa 5 pCt. der Gesaratmenge betragen und einzelne Antheren fast apospor sich verhalten, indem sie nur vereinzelte gesunde Pollen- körner auffinden lassen; dies war z. B. der Fall bei der oben er- wähnten polyandren Form, so weit die Antheren überhaupt zur Reife kamen, aber auch bei einer extrem oligaudren Form. Andrerseits aber kam eine Form mit 50 — 60 pCt. wohlgebildeter Pollenkörner (ein Verhältnis, wie es in keinem anderen Fall erreicht wurde), und zwar in 5 — 7 männigen Cyathien, also, w^enn ich mich so ausdrücken darf, eine Form von in doppelter Richtung verhältnismässig gut er- haltener Potenz, zur Untersuchung. Im übrigen geht schon aus dem oben angeführten hervor, dass konstante Beziehungen zwischen Oligo- und Polyandrie und dem Prozentsatz an abortiven Pollenkörnern nicht nachzuweisen sind. Es kann ausdrücklicli hervorgehoben werden, dass die hier in 10 F. Hegelmaier: Kürze erwähnten weitgehenden Unterschiede in der geschlechtlichen Ausstattung bei einer Art zu Tage treten, welche im übrigen nach aussen einen verhältnismässig sehr gut abgeschlossenen, von anderen, auch den nächstverwandten, wolil abgegrenzten Komplex darstellt, während diese nächstverwandten, so weit meine Erfahrungen reichen, nur die gewöhnlichen Geschlechtsverhältnisse darbieten. Denn als eine solche „gute" Art erscheint EupJiorbia dulcis rücksichtlich der massgebenden morphologischen Charaktere, nach der Gesamtheit des einschlägigen 3Iaterials, das ich habe einsehen können. Auch Euphorbia alpigena Kern, kann höchstens den Rang einer Varietät beanspruchen; die in meinem früheren Aufsatz erwähnten kultivierten Pflanzen dieses Namens gehören einer oligandren, meist 2, seltener 1 oder 3 Staubblüten in den Cyathien führenden und dabei hoch- gradig oligosporen Gruppe an und repräsentieren im übrigen eine Form mit grün bleibenden Fruchtknotenwarzen, relativ starker Be- haarung und kräftigem Wuchs. Aber die letztere Eigenschaft geht spontanen, aus der Gegend von Innsbruck stammenden Exemplaren ab; der Grad der Behaarung ist sowohl nach Beobachtungen im Freien, als nach floristischen Zeugnissen sehr schwankend, wie denn selbst die Früchte kahl oder behaart sein können. Mein lebendes Material aus hiesiger Umgebung gehört durchaus der in den Floren mit dem Yarietätnamen Euphorbia piirpurata Thuill. bezeichneten kahlfrüchtigen Modifikation au, welcher wohl allgemein nur ein niederer Grad von Selbständigkeit zuerkannt wird. Grüne Färbung der Fruchtpapillen endlich, die seltener zu sein scheint als rote, wird auch von anderwärts erwähnt und trifft auch bei einer Lokal- form hiesiger Gegend zu. Die früher ausgesprochene Meinung, dass das gewöhnliche Ver- halten der Staubblüten darin bestehe, dass sie in den Cyathien ein- geschlossen bleiben, kann nach vervielfachten Beobachtungen im Freien in dieser Allgemeinheit durchaus nicht festgehalten werden. AVohl trifft man in sehr zahlreichen Fällen männliche Blüten, welche niemals über den Ptand der Cyathien hervortreten und innerhalb der letzteren vertrocknen, ohne auch nur zur Reife gelangt zu sein; und bei oligandren Formen kann es vorkommen, dass während des Gesamtverlaufs der Anthese überhaupt nie, oder nur in vereinzelten Fällen an dem einen oder andere Cyathium eine Anthere aussen sichtbar wird. Aber in sehr vielen anderen Fällen findet man Pflanzen,, an welchen täglich die einen und anderen Cyathien eine Staubblüte oder selbst gleichzeitig deren zwei nach aussen hervorstrecken, die dann nach kurzer Dauer von ihren Stielen abzufallen pflegen. Die Streckung dieser Stiele kann auch an Blüten erfolgen, deren Anthere unreif vertrocknet ist, und in solchen Fällen scheint die Abgliederung des Filaments träger zu erfolgen, so dass es bei der extrem polyandren Zur Kenntnis der Polyemljrjonie von Euphorbia dulcis Jacq. 1 1 Form sich trifft, dass die Cyathien eine Mehrzahl hervorgetretener vertrockneter Blüten neben Stielen, von welchen die Filamente ab- gestossen sind, enthalten. Anderemal dagegen sind die vorgetretenen Antheren wohlgebildet, öffnen sich und enthalten einen Prozentsatz, gesunder Polleukörner, so dass von dieser Seite her die Bedingungen für eine wirksame Bestäubung der Stempelblüten keineswegs fehlen. Hierzu kommt, dass ich zwar an den Pflanzen der natürlichen Staud- orte, sowie an den unter meinen Augen kultivierten niemals tierische Besucher sehen konnte, dagegen in den Infloreszenzen der im botani- schen Garten kultivierten ^.Euphorbia alpigena'"'' häufig Ameisen in Arbeit traf, die offenbar durch das Sekret der Randdrüsen angezogen waren. Entsprechend übrigens dem, wie oben erwähnt, oligandren und oli- gosporen Charakter dieser Form fanden sich auf zahlreichen im geeigneten Stadium untersuchten Narben derselben, soweit sie über- haupt bestäubt waren, nur in drei Fällen vereinzelte normale, sonst nur abortive Pollenkörner. Bei anderen, im Walde aufgenommenen Materialien ist das Vorkommen von normalen Pollenkörnern auf den Narben neben fremdartigen und abortiven zwar nicht in allen, aber doch in ziemlich vielen Fällen zu konstatieren, und es ist demnach meine frühere diesbezügliche Angabe zu berichtigen; wie hier die Übertragung stattgefunden hat, muss ich zur Zeit dahingestellt sein lassen. Yon den unter meinen Augen kultivierten Pflanzen soll nach- her besonders die Rede sein. Dass die normal entwickelten Pollenkörner keimungsfähig sind, daran kann kein Zweifel sein, obwohl ich es bei künstlichen, nach bekannter Methode in 5 — 10 prozentiger Zuckerlösung gemachten Keimuugsversuchen bloss bis zu Anfängen von Schlauchbildung kommen sah. Was die Struktur solcher normaler Pollenkörner betrifft, so konnte ich keine genügende Beschreibung derselben auffinden; speziell die darüber bei MOHL (a.a.O.) und FRITZSCHE^) vorkommenden Notizen beschränken sicli auf Angaben ihrer äusseren Formverhält- nisse; daher näheres in Kürze gegeben werden soll, um so mehr, als diese Struktur wegen gewisser zu erwähnender Varianten nicht ohne Interesse ist. Die Form dieser Mikrosporen ist im trockenen Zustand die so verbreitete dreifurchig -ellipsoidische mit in der Äquatorialgegend der Furchen liegenden Austrittsstellen. Sind die Pollenkörner in wässeriger Flüssigkeit gequollen, so erscheinen diese Stellen bei Flächenansicht fast kreisförmig (Fig. 11), bei polarer Stellung der Körner aber im optischen, die Äquatorialebene re- präsentierenden Querschnitt (Fig. 12) als Wandungsstücke der Exine, welche von der übrigen Exine durch scharfe Linien abgegrenzt und als Opercula zu bezeichnen sind. Sie unterscheiden sich von jener 1) Beiträge zur Kenntnis des Pollens (1833) S. 23. 12 F. Hegelmaier: iiiclit bloss (ladurcli, das.s sie nicht wie dieselbe eine leiclit sichtbnr«', durch feine radiale Streifiing sich manifestierende Innenstruktur zeigen, sondern auch dadurch, dass sie nicht cuticularisiert sind; ihre Substanz löst sich schnell in konzentrierter, langsamer in verdünnter Schwefelsäure» auf, wird übrigens durch Chlorzinkjodlösung nur leicht gebläut und quillt sogar in verdünnter Kalilösung im Verlauf etlicher Tage zur Unkenntlichkeit auf. Jedes Operculuni aber wird (Fig. 11) durch zwei nach innen vorspringende wulstförmige Verdickungen der Intine flankiert, wodurch der Querschnitt des Protoplasten der Körner die Gestalt eines sechsstrahligen Sternes bekommt. Von den ab- gestumpften Spitzen dieser Figur sind die drei, welche durch die Opercula nach aussen abgeschlossen werden, schmäler als die drei, welche den Interstitien zwischen zwei benachbarten Seitenwülsten entsprechen. Bei der Keimung werden die Opercula nicht abgeworfen, sondern ihre Substanz wird ähnlich wie bei Anwendung verdünnter Schwefelsäure aufgelöst. Die Intinewülste nehmen zwar an der Gelb- färbung der Exine durch Jod- und Chlorzinkjodlösung Anteil, werden aber in dem ebengenaunten Lösungsmittel ebenfalls aufgelöst und werden bei der Keimung unkenntlich. Wie es scheint, dient ihre Substanz als Material, das bei der Austreibung der Schläuche ver- zehrt wird, und würde in diesem Falle wesentlich dieselbe EoUe spielen, welche den an bestimmten anderen Stellen der Intine bei bestimmten Pflanzen bekannten wulstförmigen Verdickungen zu- kommt. Solche finden sich bekanntlich nicht neben, sondern gerade unter den Austrittsteilen der Pollenzellen yon Campunula-, Geranium-, Althaea-, Malope-, Malva-, Astrapaea- und Cti7^cubita~ArteTi^). Anstatt des beschriebenen Baues gesunder Pollenkörner, den mau als triporen bezeichnen kann, kommt auch tetraporer (Fig. 13) und selbst pentaporer (Fig. 14) vor; die äquatoriale Sternfigur gestaltet sich bei jenem 8-, bei diesem 10 strahlig-, im übrigen gilt mutatis mutandis das oben Bemerkte. Tetrapore Pollenkörner sind nicht selten, in dem Inhalt mancher Antheren sogar vorwiegend zahlreich, ob etwa als Eigentümlichkeit bestimmter Stöcke, wurde nicht untersucht. Pentapore Körner dagegen sind nur als, wie es scheint, seltene Aus- nahmen, aber in aller Deutlichkeit beobachtet w^orden. Immerhin liegt hier eine Breite der Variabilität vor, wäe sie seither meines Wissens nicht bekannt ist, w^iewohl Schwankungen zwischen drei und vier Poren (Tragia, Jlirte/la, Solanuvi) oder zwischen vier und fünf QSpecularia, Blackwellia) verzeichnet sind'-). Was die abortiven Pollenkörner betrifft, so sind sie in ihrer 1) Schacht, Pringsheim"s Jahrb. II, Taf. XV, Fig. 5; 14; 16; 18: Taf. XVI, Fig. 2; 3; 4; Taf. XVIII, Fig. 20, vergl. Hofmeister, Pflanzenzelle, S. 179. 2) MOHL, a. a. 0. 45. SB. Zur Kenntnis der Polyembryonie von Euphorbia dulcis Jacq. l;^ ausgeprägten Form von den gesunden sehr verschieden. Nicht bloss sind sie viel kleiner und ist ihr Kern und übriger Protoplast nur in kleinen geschrumpften Resten vorhanden, sondern sie entbehren auch der angegebenen Vorrichtungen für die Keimung; doch ist die Exine von drei linearen Spalten in Meridianrichtung durchzogen, deren Ränder bei äquatorialer Einstellung sich von zwei knötchenförmigen Protuberanzen flankiert zeigen. Auch derartige Pollenkörner kommen in einer vierzähligen Modifikation, statt der gewöhnlichen drei- zähligen, vor. (Fig. 15, 16). Yiele Mikrosporen zeigen Mittelzustände zwischen normaler und vollkommener abortiver Beschaffenheit, die nicht näher betrachtet werden können, aber sicherlich so gut wie die letztere Sterilität be- dingen. In manchen zeigt auch der Inlialt leicht nachweisbare ab- norme Zusammensetzung. Er entbehrt der Stärke, welche sich in kräftigen Pollenkörnern reichlicli findet und an deren Stelle alsdann öfters Öltropfen auftreten. Die schwarzblaue Färbung, welche der Inhalt der gesunden unter wässeriger Jodkalium-Jodlösung annimmt, lässt gerade die geschilderte sternförmige Konfiguration des Äquatorial- schnitts besonders augenfällig hervortreten. Alle diese Umstände zusammen bedingen es aber, dass der Inhalt mancher Antheren ein Gemisch von ganz wohlgebildeten, ganz abortiven und zweifelhaften Pollenzellen darstellt, in welchem die bezüglichen Prozentsätze schwer abzuschätzen sind, und welches au die entsprechenden Produkte mancher hybrider Pflanzen lebhaft erinnert, obwohl gerade für unsere Euphorbie nach Massgabe der Verhältnisse der Verdacht einer Ent- stehung durch Artenkreuzung nicht wohl aufkommen kann. Da die Vermutung immer noch nahe lag, dass die Neigung zur Aposporie keine ausschliessliche Eigenschaft der vorliegenden Art sein dürfte, so wurden ausser den in meinem früheren Aufsatz ge- nannten Gattungsverwandten noch mehrere andere, beliebig heraus- gegriffene, daraufhin untersucht, für welche gerade passendes, so weit möglich frisches, im übrigen Exsiccaten-Material vorhanden war: Euphorbia aleppica L., amijgdaloides L., commutata Engelm., corollata L., Cyparissias L., dfifiexa Sibtli., exigua L., Gerardiana Jacq., glabrifora Vis., hebecarpa Boiss., IpecacvMnhae L., luteola Coss., Mi/rsinites L , obtusifolia Poir., petrophila C A. M., pinea L., saxatilis Jacq , terracina L., variabilis Ges., virgata W. K., aber fast durchaus mit negativem Erfolg. Wo etwa ein gewisser Prozentsatz an abortiven Pollenköruern zu finden war, wie es bei einzelnen der genannten Arten der Fall war, da beschränkte sich dieses Verhalten auf einzelne Spezialinflorescenzen oder Staubblüten und musste daher auf Rechnuna; irgend welcher äusserer Umstände gesetzt werden. Eine teilweise Ausnahme bildeten Euphorbia corollata und saxatilis; die erstere kam von 4 verschiedenen Fundorten ihrer nordamerikanischen Heimat zur Untersuchung, und 14 I"'- Hegelmai er: t'S wies das Material bloss von zweien derselben einen wohlgebildeten Pollen, das Material der beiden anderen dagegen einen weit ül)er- wieg-end abortiven Pollen mit etwa 15, beziehungsweise 30 pOt. normaler Körner auf. Die Ursachen dürften daher auch wohl äusserliche gewesen sein; übrigens enthielten die wenigen halbreifen Früchte, welche untersucht werden konnten, in ihren Samen nur eine einzige Keimanlage. Von Euphorbia saxatilis stand zweifaches Material (aus Niederösterreich) zur Verfügung, das eine mit durchaus wohl- gebildetem, das andere mit durchaus abortivem Pollen in den zahl- reichen Cyathien; die vorhin gemachte Bemerkung wird daher auch hier Gültigkeit haben. Es sei hier nebenbei bemerkt, dass bei denjenigen anderen poly- embryonaten Pflanzen, die mir näher bekannt sind, Evonymus latifolius und Allium odorum (welch letztere Art seitens ihrer wandständigen Adventivkeime hierher zu ziehen ist), die Untersuchung durchaus wohlgebildeten Pollen von gleicher Beschaffenheit wie bei ihren Gattungsverwandten aufweist. Was den objektiven Befund rücksichtlich der Zahl, der Formen- verhältnisse und Gru])pierung der Keimanlagen in den in Weiter- entwickelung begriffenen Samenknospen von Euphorbia dulcis betrifft, so habe ich dem diesbezüglich früher Angeführten nicht viel bei- zufügen. Zunächst die Bemerkung, dass Polyembryonie noch in höherem Verhältnis, als angegeben, die herrsciiende Regel bildet. Mindestens "/a ^^^ neuerdings untersuchten Samenknospen erwiesen sich als polyembryonat; auch konnte keine Beziehung dieses Zahlen- Verhältnisses zu dem Grad der Oligosporie oder Oligandrie einer Einzelform festgestellt werden. Anstatt sehr zahlreicher Einzelfälle mögen die wenigen Figuren 1 — 3, 5— i) verglichen werden. Das Vorkommen von Keimanfängen mit kurz fadenförmigem Suspensor unter der Mehrzahl von solchen ohne Suspensor ist durchaus keine allgemeine Regel, in den meisten Fällen fehlt sämtlichen ein Suspensor; wo ein solcher vorhanden ist, lässt sich mit grösster Wahrscheinlichkeit annehmen, dass eine aus dem Eiapparat ent- sprungene Keimanlage vorliegt. Da nach dem oben angeführten die Bedingungen einer wirk- samen Bestäubung, wenn auch in vermindertem Massstab vorhanden, doch keinesw^egs fehlen, und eine Bestäubung mit normalen Pollen- körnern sich wenigstens in manchen Fällen hat auffinden lassen, so musste notwendio' die Frage nach dem Stattfinden und der Not- wendigkeit einer wirklichen Befruchtung von neuem aufgenommen werden. Die Versuche, in dem Spitzengewebe des Nucellus und im Keimsackscheitel eingedrungene Pollenschläuche aufzufinden und wenigstens insoweit zu einem festen Resultat zu kommen, scheiterten indessen abermals an der früher hervorgehobenen Ungunst des Objekts Zur Kenntnis der Polycmbryonie von Euphorbia dulcis Jacq. 15 und mussten nach wiederholten Bemühungen aufgegeben werden. In- zwischen war aher der Versuch gemacht worden, der Frage der Be- fruchtung von anderer Seite her, durch genaue Beobachtung der in Kultur genommenen Pflanzen näher zu treten. Erleichtert wurde dies dadurch, dass diese Pflanzen, wie schon erwähnt, einem sehr oligandren Horst entnommen waren. Vom Beginn der Blüte an wurden sie während einiger Wochen — bis zum 20. Mai — täglich 1 — 2 mal mit der Lupe durchgesehen; bei den in Töpfe gesetzten geschah dies noch öfter; und es wurde nun, so oft sich eine Anthere, stets in geschlossenem Zustand, an der Mündung eines Cyathium zeigte, dieselbe mit einer feinen Schere ausgeschnitten, einigemal auch, wenn dies nicht in einwandfreier Weise gelang, das ganze Cyathium beseitigt. Dieses Yerfahren musste an einigen der, wie oben erwähnt, zum Überfluss möglichst isoliert stehenden Pflanzen überhaupt nie angewendet werden, was sich nach dem früher Be- merkten ohne weiteres erklärt; an anderen war es in einzelnen Fällen, an noch andern öfters wiederholt erforderlich. Wo der Pollen aus solchen Antheren untersucht wurde, wies er das gewöhnliche Gemisch abortiver mit einer Minderzahl gesunder Mikrosporen auf, zum Beweis, dass in dieser Beziehung das Versetzen der Stöcke keinerlei Schaden gebracht hatte. Auch zeigten sich einige derselben, die zu- fällig in günstiger Lage zu Gesicht kamen, durch eine convexe scharfe Scheidewand in zwei sehr ungleich grosse Schwesterzellen geteilt. Der Vollständigkeit wegen sei noch bemerkt, dass von andern Euphorbien bloss die als Gartenunkräuter verbreiteten Euphorbia Peplus und heUoscopia in massiger Entfernung vorhanden waren. Ein Einwurf, der gegen das Gewicht der geschilderten Methode gemacht werden könnte, der aber leicht zu entkräften wäre, ist der, dass durch irgend welche kleine Tiere Pollen von Antheren, die in den Cyathien verborgen waren, hervorgeholt und übertragen werden konnte. So lange die Staubblüten eingeschlossen sind, sind aber ihre Antherenfächer stets geschlossen. Falls sie überhaupt ausserhalb sichtbar werden und nicht innerhalb der Cyathien ver- trocknen, erfolgt ihre Dehiscenz erst nach dem Hervortreten. Es wurden auch einige Narben im geeigneten Stadium der Untersuchung geopfert, ohne dass es möglich war, auf ihnen irgend welche Pollen- körner aufzufinden, dagegen mit dem beiläufigen Ergebnis, dass in den zugehörigen Samenknospen das Endosperm schon bis zum Vor- handensein einer Mehrzahl von Kernen vorgeschritten war, ehe ein Keimanfang bestand. Alle in der angegebenen Weise behandelten Pflanzen erfuhren in ihren Cyathien der verschiedenen Verzweigungsgrade Fruchtansatz. Sie verhielten sich in dieser Beziehung wie die im Wald verbliebenen. Es ist nicht erforderlich^ hier die für die einzelnen Exemjjlare auf- IH F. Hegklmaiek: gfiiuiniiieiicii l'iütuküllc initzuteiK'U, soiulcni es ^eiiüi^t die Jieinerkuiig, dass vom 12. Juni an, naelideni .seit 3 Wochen das Fahnden nach Staubblüten sich als nicht mehr nötig- erwiesen hatte, zu verschiedenen Zeiten in Weiterentwickelung- begriffeiie Früchte mit viertel- bis halbreifen Samen abgenommen wurden, und dass sich diese als polyembryonat erwiesen. Wie unter den wildgewachsenen da und dort ein tauber oder mit frühzeitig verschrumpftem Inhalt versehener Same auftritt, so war es auch hier. Die allermeisten enthielten ein Paket von '2 — (i Keimanlagen, nur ein einziger eine solche, verhält- nismässig weit vorgeschrittene. Eine Anzahl dieser Samen, die aus- reifen gelassen wurden, wurde im Spätsommer gleichzeitig- mit einer Anzahl wildgewachsener in feine, mit etwas Sand gemischte Erde gesät und diese unter Glasglocken massig feucht gehalten, ohne dass es im Verlauf von 6 Wochen zu irgend einer Keimung- kam; während der Herbstferien sind diese Kulturen endgültig vertrocknet. Es erübrigt jetzt noch, soweit es sich um Tatsächliches handelt, einen Blick auf die spezielle Herkunft der mehrzähligen Keim- anlagen zu werfen, und es ist dies um so nötiger, weil es durchaus nicht leicht gewesen ist, hierüber zu einer festen Ansicht zu kommen. Vielleicht wäre dies sogar überhaupt nicht möglich gewesen, wenn nicht andere Pfiauzen, bei welchen die morphologische Grundlage der Polyembrvonie seit lange in überzeugender Weise dargelegt ist^), den Fingerzeig gegeben haben würden. Denn neben der sonstigen Ungunst unseres Objekts ist es noch die Raschheit, mit welcher sich die entscheiileuden Prozesse vollziehen, gegenüber dem langsamen und successiven Charakter, welchen die Eutwickelung der Adventiv- embryen z. B. bei Citrus und Älchornea zeigt, w^as hindernd und ver- wirrend wirkt. Wohl entstehen, wie schon der Augenschein solcher Bilder wie Fig. 5, 6, 8a, 1) zeigt, auch bei Euphorbia die Vorkeim- anlagen zu verschiedenen Zeiten, aber in einer Samenanlage muss sich die Entstehung des ganzen Komplexes innerhalb weniger Tage vollziehen; von der zweiten Hälfte des Mai an sind bereits Samen mit o-anz ffefestiatem Endosperm und ausgewachsenen Keimen im Freien zu treffen. Untersucht man in der entscheidenden Periode, so findet man die meisten Keimanfänge, selbst solche, die erst aus wenigen (mitunter 2 — 3) Zellen bestehen, gänzlich freiliegend in dem Plasmainhalt der Keimsackspitze zwischen den Kernen des Endosperms eingebettet. Es entsteht der Schein, als ob sie aus frei gebildeten Zellen hervorgegangen seien, und es wird vollkommen verständlich, dass Beobachter wie TüLASNE, SCHACHT, HOFMEISTER bei den von ihnen untersuchten Pflanzen zu solchen Auffassungen haben gelangen können. Dass ein Keimanfang im status nascendi im Zusammenhang 1) Stbasburger, Polyembryonie 1878. Zur Kenntnis der Polyembryonie von Eujihorbia dulcis Jacq. 17 mit dem Nucellusgewebe getroffen wird, ereignet sich selten; das Auffinden solcher Fälle gelingt nur, wenn geflissentlich darnach ge- sucht wird (Fig. 6, 9), wobei sich die Ursprungszellen vornehmlich kenntlich machen durch grössere Dichtigkeit und stärker licht- brechende Beschaffenheit des Inhalts. So gelangt man bei fort- gesetzter Untersuchung doch zu der Ueberzeugung, dass eine Mehr- zahl von Adventivkeimanlagen nucellareu Ursprungs ist; und durch Ausschliessung anderer Entstehungsmöglichkeiten kann dieselbe nur befestigt werden. Yen STRASBURGER ist gezeigt worden^), wie insbesondere bei Citrus die Zellen des Nucellus, welche den Ad- ventivkeimen den Ursprung geben, und diese selbst sich früh- zeitig: von einander und von der Umgebung sondern und abrunden, und entsprechendes muss auch bei Euphorbia eintreten und kann selbst Fälle, wie den in Fig. 8a dargestellten erklären. Jedenfalls sind es aber bei Euphorbia Zellen der oberflächlichen, an die Keim- sackhöhle grenzenden Lage, um die es sich hier handelt; dass tiefer gelegene Elemente in solcher Weise in Tätigkeit treten würden, lässt sich durch keinerlei Beobachtung erweisen. Vergleicht man freilich Fälle, wie den obenerwähnten Fig. 8a, sowie die in Fig. 5, 6, 9 abgebildeten (und solche sind in Menge zur Anschauung zu bringen) mit dem in Fig. 4 dargestellten, in welchem neben dem Eiapparat noch eine geringe Mehrzahl von freien Kernen in dessen Nachbarschaft vorhanden ist, so könnte die Meinung entstehen, dass solche Kerne (beziehungsweise Zellen) für die Entstehung der Adventivembryen in Anspruch zu nehmen seien. Allein es kann kein Zweifel sein, dass die genannten Kerne die ersten Kerne des Endosperms sind, dessen erste Teilungsschritte sich vollzogen haben, ehe der Eiapparat zu einer AVeiterentwickelung schreitet. Und was den ebengenannten Apparat anbelangt, so lassen sich in ihm mehr als 3 Zellen nicht auffinden. Die nucellareu Vorkeime sind ohne Suspensor; wo ein solcher (in kurzer Fadenform) vorlianden ist, muss der zugehörige Keimanfang dem Eiapparat angehören (Fig. 5); es gibt aber Fälle, wo nicht bloss ein, sondern zwei solcher Keimanfänge vorhanden sind (Fig. ti). Auch der in Fig. 10 abgebildete, schon etwas vorgeschrittenere Keim ist aus einem Paket sonst trägerloser Vorkeime herausgeschält worden. In den sehr gewöhnlichen Fällen, in welchen sämtliche Vorkeime ohne Suspensor sind, werden diese alle als nucellare Adventivkeime in Anspruch zu nehmen sein. Es besteht nach dem Dargelegten für mich kein Grund, von der früher ausgesprochenen Ansicht, dass die Hauptmasse der embryonalen Produkte nucellareu Ursprungs sei, dass aber auch der Eiapparat im stand sei, mehr als ein einziges Erzeugnis dieser Art 1) A. a. 0.; speziell S. 9, 10. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXI. 18 F. Hegelmaier: zu lioferii, abzugehen. Da der Raum der Keinisackspitze. auch bei der allmählichen Erweiterung, die er mit dem Wachstum der Samen- anlage erfährt, verhältnismässig sehr beschränkt ist, so müssen die früher entstandenen Keimanfänge durch die anderen, nachdrängenden vielfach dislociert, von ihren Ursprungsstellen abgehoben, der ganze Komplex aber unter gegenseitigen Pressungen zu dem Klumpen zu- sammengedrängt werden, als der er sich in der Folge darstellt. Das oben Dargelegte lässt sich kurz in folgender Weise zusammen- fassen: 1. Die Möglichkeit einer Befruchtung, obgleich dieselbe nicht positiv beobachtet und obgleich ihre Wahrscheinlichkeit durch die bestehende teilweise Sterilisierung des Mikrospuren bildenden Appa- rates vermindert ist, lässt sich keineswegs in Abrede stellen. Es mag sogar für wahrscheinlich gehalten werden, dass sie in manchen Fällen erfolgt. 2. Zur Entstehung von adventiven Vorkeimen, min- destens solchen nucellaren Charakters, ist Bestäubung nicht erforder- lich. Ob bei Ausbleibeu von Bestäubung und Befruchtung auch aus dem Ei eine Keimanlage entstehen kann oder nicht, ob also wirkliche Parthenogenese Platz greifen kann, bleibt vorerst zweifel- haft. Ein Widerspruch zwischen den Sätzen 1 und 2 würde immerhin nicht besteheu, mag der sub 1 zurückbleibende Zweifel sich lösen wie er will. In dem Fall, als das Stattfinden von Befruchtung für manche Sameukuospen sichergestellt werden könnte, wären ver- schiedene Möglichkeiten zur Zurechtlegung der vorliegenden Daten denkbar. Eine derselben wäre die, dass eben in denjenigen Fällen, in welchen Befruchtung und Entstehung eines generativen Keims unterbleibt, die Anlegung adventiver Keime vikariierend eintrete: hier- gegen spricht aber, dass Vorkeimbilduugeu uucellaren Charakters und solche, die offenbar Zellen des Eiapparates entstammen, vereinigt vorkommen. Wahrscheinlicher wäre daher, dass die Fähigkeit zur Produktion adventiver Keime von der Pflanze überhaupt, etwa in Correlation mit der Neigung (sit venia verboj zur Aposporie, erworben ist und dass solche — immer vorausgesetzt, dass in einem Teil der Fälle Befruchtung erfolgt — neben generativen entstehen können, eventuell aber auch ohne letztere. Indessen handelt es sich auch hier immerhin nur um Möglichkeiten, welche an Wahrscheinlichkeit gewinnen würden, wenn sich dartun Hesse, dass die unter Aus- schliessung der Bestäubung erzielten Samen bloss nucellare Vorkeime führen. Obwohl ich bei den betreffenden Pflanzen keine Vorkeime mit Suspensor beobachtet habe, so ist doch die Zahl der aus dem be- schränkten Material gewonnenen Präparate zu gering, um etwas Be- stimmtes aussagen zu können. Wie dem auch sein mag, so besteht für mich zur Zeit kein Grund, die früher ausgesprochene Vermutung, dass in unserer Euphorbia eine Art vorliege, die sich in Umbildung zu Apogamie Zur Kenntnis der Polyembryonie von Euphorbia dulcis Jacq. 19 (eventuell auch Parthenogeuese) befinden dürfte, aufzugeben. Eine zusammenfassend theoretisierende Behandlung der auf diesem ganzen Gebiet, was Blütenpflanzen anbelangt, sich ergebenden Erscheinungen wäre wohl gegenwärtig bei dem raschen Fluss, in welchem das Be- obachtungsmaterial jetzt begriffen ist — sind doch in dem kurzen seit meinem früheren Aufsatz über den Gegenstand verflossenen Zeit- raum wieder verschiedene einschlägige Veröffentlichungen') zur all- oemeinen Kenntnis gekommen — wenig angebracht. Erklärung der Abbildungen. Euphorbia dulcis (Jacq.) purpurata Thuill. Fio-. 1 . Gruppe von zwei halbreifen Keimen, aus einem Samenscheitel entsprechenden Alters herausgeschält. Vergr. 50. „ 2, Gruppe von drei desgleichen. Yergr. 50. 3. Gruppe von drei desgleichen, teilweise verwachsen, durch leichten Druck ausgebreitet. Yergr. 50. 4. Spitze des Samenknospeu-Nucellus (/*) und Keimsacks mit Eiapparat und ersten Endospennkerneu: Längsschnitt. Vergr. 370. 5. Keimsackspitzenteil mit einem mit Suspensor versehenen Vorkeim, drei Adventiv-Vorkeimeu ohne Suspensoren und Endospermkerueu (Präparat durch leichten Druck etwas in die Breite gedehnt). Vergr. 370. 6. Keimsackspitzenteil mit zwei mit Suspensoren versehenen Vorkeimen, von denen der eine, tiel'ergelegene {vk), nur als Umriss gezeichnet ist, ferner drei Adventiv-Vorkeimen und Kernen des Endosperms. Vergr. 370. 7. Spitzenteil des Nucellus («) und Keimsackes im Längsschnitt. In letzterem zwei Adventiv- Vorkeime. Vergr. 370. 8 a und b. Schnitthälften eines ähnlichen Präparats mit einer Mehrzahl ver- schieden weit entwickelter Adventiv -Vorkeime nebst Endospermkerueu; die ersteren teilweise nur in Umrissen gezeichnet, n wie oben; av k junger Adventivkeim. Vergr, 370. 9. Ähnlicher Fall wie Fig. 8. Vergr. 870. 10. Mehr vorgeschrittener Keimanfang mit Suspensor; ausgeschält. Vergr, 370. 11. Normales Pollenkorn in Flächenansicht, unter verdünnter Schwefelsäure, Vergr. 470. 12—14. Wohlgebüdete Pollenkörner unter wässeriger Jodkalium- Jodlösung; optische Äquatorialschnitte. 12 gewöhnlicher Fall (tripor), 13 tetrapor, 14 pentapor. Vergr. 470. 15, 16, Abortive Pollenkörner, wie vorhin behandelt. 15 entspricht 12; 16 entspricht 13. Vergr. 470. 1) J. B. OVERTON, Contrib. Hüll bot. labor. XXXV, 363, 1902 {Thalictrum purpurascens). — M. Treub, Ann. jard. bot. Buitenz. 2 ser. III, 124, 1902 (Ficus hirta). Die letztere Arbeit ist mir bis jetzt nur aus dem Eeferat Bot, Ztg. 1902, Nr, 23 bekannt. 20 Hans Molisoh 3. Hans Molisch: Amoeben als Parasiten in Volvox. Mit Tafel Ilf, Eingegangen am 2. Januar 1903. Im Herbste 1{)0"2 trat Volvox minor Stein (F. aureus Ehrbg-.) im «grossen Bassin des botanischen Gartens der k. k. deutschen Universität in Prag in sehr grosser Menge auf. Wenn ich mit einem Plankton- netz das Wasser mehrmals durchfuhr und das Plankton dann in ein Glas mit Wasser übertrug, so bildeten die FoZyar-Kolonien oft einen fingerdicken grünen Bodensatz, der sich bei einseitiger Beleuchtung an einem Nordfenster alsbald vorwiegend am Lichtrande des Gelasses ansammelte. Eine i^enaue Untersuchuno- namentlich an der Hand der vortreflF- liehen Abhandlung A. MeyeRs^) ergab, dass es sich hier nicht um Volvox glohator und auch nicht um Volvox tertius^ sondern um Volvox minor Stein handelte. Die Ende September gesammelten Exemplare zeigten nichts Auffallendes. Als ich aber das Fo/fo^-Material Mitte und Ende November untersuchte, war ich überrascht, die in lebhafter Bewegung rollenden Kolonien nahezu aus- nahmslos von einer mehr minder grossen Anzahl Amoeben durchsetzt zu finden. (Fig. 1.) Die Amoeben finden sich gewöhnlich in der knapp unter den Zellen liegenden Schleiraschicht, in welcher sie sich ziemlich lebhaft bewegen. Ihre Zahl schwankt. Ende November konnte ich Kolonien ohne Amoeben überhaupt nicht finden, 5 bis 30 Amoeben in einer Kugel konnte ich sehr häufig zählen, doch stieg die Zahl mitunter noch höher. Die Länge der Amoeben beträgt im Mittel 17 fi. Sie schwankt zumeist zwischen 10 — 23 /t. Die Amoebe enthält abgesehen von den Nahrungsballen eine Vacuole (Fig. 3, t-) und einen direkt nicht sichtbaren Kern, der aber mit Essigsäure-Methylgrün behandelt, deutlich hervortritt. (Fig. 3, n.) Die Amoebe zeigt eine langsam fiiessende Bewegung, die bei der Bewegung gebildeten Pseudopodien erscheinen kurz, stumpf oder fingerförmig (Fig. 3). Ekto- und Entosark konnte ich nicht unter- scheiden. 1; A. Meyer, Die Plasmaverbindungeu und die Membranen von Volvox glo- bator, aureus und tertius etc. Botan. Zeitung 1896, S. 187. Amoebcn als Parasiten iu Volvox. 21 Es hat sich im Laufe meiner Untersuchung nicht der mindeste Anhaltspunkt dafür ergeben, dass wir es hier mit einem Entwickelungs- stadium eines Myxomyceteu zu tun haben, etwa mit Myxamoebeu, sondern alles spricht vielmehr dafür, dass die Volvo.v-Kugeln von typischen Amoeben besiedelt werden. Bei stärkerer Vergrösseruug kann man die Bewegung der Amoeben und ihre proteusartigen Formänderungen genauer beobachten. Sie halten sich gewöhnlich in oder knapp unter der Region der Zellen auf, wo sie weiden. In ihrem Innern sieht man ein bis mehrere Xahrungsballen, zumeist Stücke oder ganze grüne Zellen, die sie durch Umfliessen in ihrem Plasma eiuschliessen und verdauen. Viele von den Amoeben erscheinen mit solchen Ingesten vollgepfropft. Wenn man die Kolonien unter einem durch ein sehr kleines Sandkorn gestützten Deckglas, wo sie nicht die volle Freiheit der Bewegung haben und daher träger um ihre Achse rollen, betrachtet, so gelingt es bei scharfer Einstellung auf die beständig wechselnde Äquatorialebeue der Kugel, an einzelnen Kolonien das Eindringen der Amoeben von aussen direkt zu beobachten. Die Amoebe setzt sich zunächst auf der 01)erfläche der Kugel fest, treibt dann einen stumpfen Fortsatz in Form eines Pseudopodiums in die Kugel hinein und rückt mit ihrer «anzen Masse immer mehr ins Innere nach, in der Weise, wie es Fig. 4 versinnlicht. Ob alle Amoeben, welche man im Innern einer Kolonie findet, von aussen stammen, oder ob sie sich auch innerhalb der Kugel vermehren, vermag ich nicht zu sagen, da ich eine Teilung der Amoeben in den Kolonien nicht feststellen konnte. Dass die Amoeben die Volvoj:-Kuge]n schädigen, glaube ich be- jahen zu dürfen. Sie fressen die grünen assimilirenden Zellen, die für die Produktion organischer Substanz zu sorgen haben, und in der Tat erscheinen die von Amoeben durchsetzten Kolonien um so angegriffener, je zahlreicher die Parasiten auftreten. Die Bewegung der infizierten Kugeln vollzieht sich zunächst noch sehr lebhaft, nach und nach verlieren bei starker Zunahme der Amoeben die Zellen ihre regelmässige Anordnung, es entstehen in der Anordnung Lücken, die Fo^?;o./-Bewegungen werden langsamer und schliesslich stirbt die ganze Kolonie ab. Dennoch neige ich zur Ansicht, dass an dem Ab- sterben nicht bloss die Amoeben Schuld tragen, sondern dass zur Zeit, in welcher ich die Amoebeninfektion der Volvox-Kugeln beob- achtet habe, die Disposition zum Absterben überhaupt schon vorhanden sein dürfte, und dass der Tod der Kolonien durch die Amoeben nur beschleunigt wird. Die Tatsache, dass die Amoeben erst o-eo-en Ende der Vegetations- periode, besonders in der 2. Hälfte des Xovember die Volvo.v-Kuge\u besiedeln, hängt höchstwahrscheinlich mit der geringeren Resistenz 22 Hans 31ousch: Amooben als Parasitnii in Volvox. der Fo/ro./--Kolonieii im Spätherbste, wo die Witteruiigsverliältnisse schon sein- ungünstig sind, zusammen, und infolge der geschaffenen „Disposition" wird es den Amoeben nicht scliwer, in die Volvox- kugeln einzudringen. In den von den Amoeben besiedelten Fo/üow-Kolonien können sich noch andere Parasiten einfinden. So habe ich nicht selten eine Fadenbakterie (Fig. 2, /) im Innern der Kugeln bemerkt, die sich langsam bewegt und ihre Lage in dem Wirte verändert In abgestorbenen Kolonien treten dann schliesslich auch farblose einzellige Flagellaten und auch Infusorien auf, doch darf das Auf- treten solcher Gäste nicht Wunder nehmen, da sie sich ja in den bereits abgestorbenen und vielfach desorganisierten Kolonien ein- finden. Das Vorkommen von Amoeben als ]*arasiten von Tieren ist bereits für einzelne Fälle seit langer Zeit bekannt. So hat LÖSCH Amoeben im Dickdarm eines an Dysenterie erkrankten Bauern in grosser Menge gefunden, die er für eine besondere Art hält und Amoeba coli nennt. ^) Nach Lieberkühn ^) kommen Amoeben mit schneller Orts- bewegung im Darm der Frösche, nach WaldeNBERG^) im Darm- kauale der Kaninchen und nach BCtSCHLI*) im Darme vom Küchen- schaben {Blatta orientalis) vor, während Schizomyceten, Chytridiaceen und Myxomyceten bereits als Parasiten in Pflanzen vielfach beob- achtet worden sind, ist dies meines Wissens für Amoeben bisher nicht festgestellt worden. Das Auftreten von Amoeben als Parasiten in den Kolonien von Volvox minor stellt meines Wissens — falls wir Volvox als Pflanze betrachten — den ersten derartigen Fall dar, und deshalb habe ich mir erlaubt, denselben hier mitzu- teilen und die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Prag, Pflanzenphysiolog. Institut der k. k. deutschen Universität» Erklärung der Abbildungen. Die Figuren 1—4 beziehen sich auf Volvox minor Stein. Fig. 1. Fo/rox-Kolonie mit 7 Amoeben a. Die Amoeben sind in der Zeichnung hell gehalten. /> = Parthenogonidien. 1) Lösch, Massenhafte Entwickelung von Amoeben im Dickdarm. Archiv für pathol. Anatomie 1875, Bd. Gf) S. 196, zitiert nach R. Leuckart, Die Parasiten des Menschen, 2. Aufl. I. Bd. 1. Abt. S. 231. 2) Lieberkühn, Archiv für Anatomie und Physiologie 1854, S. 12. 3) Waldenberg, Archiv für pathologische Anatomie 1867, Bd. 40, 8.438. Die beiden letzten Autoren el)enfalls zitiert nach R. Leuckart. 1. c. 4) 0. BÜTSCHLi, Beiträge zur Kenntnis der Flagellaten und einiger verwandten Organismen. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie XXX. 187)-!, S. 273. Hans Molisch: Notiz über eine blaue Diatomee. 23 Fig. 2. 1 'o/üoa;-Koloiiien mit Amoeben a, stärker vergrössert. /' gleichzeitig vor- kommende Fadenbakterien. ., 3. Einzelne Amoeben aus Volvox, stark vergrössert. n - Nucleus, v - Vacuole, i - Nahrung sballen, zumeist aus grünen Fo/t?oa;-Z eilen oder Teilen von solchen bestehend. „ 4. Rand einer Fo/uoa;-Kolonie, die Art des Eindringens der Amoeben zeigend. ., 5. Blaue Diatomee Navicula ostrearia. n = Nucleus, c = Chromatophor. Diese Figur gehört zur folgenden Abhandlung. 4. HansMoiisch: Notiz über eine blaue Diatomee. Mit Tafel III. Eingegangen am 2. Januar 190:>. Im Frühjahr 1894 weilte ich iu der zoologischen Station in Triest, um algologische Studien zu pflegen. Als ich zu dieser Zeit die auf der Schale der Steckmuschel {Pinna nohilis L.) vorhandene Algenflora mikroskopisch prüfte, begegnete ich einer merkwürdigen Diatomee, die sich im lebenden Zustande durch eine blaue Farbe auszeichnete. Sie war auf den meisten Steckmuscheln zu finden, aber neben einer grossen Reihe anderer Kieselalgen immer nur in vereinzelten Exemplaren. Ich machte mir ein paar Xotizen, genauer konnte ich aber, da ich mit einem anderen Thema beschäftiat war, die Sache nicht weiter verfolgen. — Acht Jahre später, in den Monaten August und September 190'2, arbeitete ich wieder an der zoologischen Station in Triest. Ich erinnerte mich meiner früheren Beobachtung und Hess mir wieder einige Steckmuscheln von den Fischern bringen. Grieich auf dem ersten Exemplar, das neben Valonia^ Laurencia, Melohesia eine ganze Sammlung verschiedener Diatomeen beherbergte, fand ich meine gesuchte blaue Diatomee. Dieselbe zeichnet sich durch eine lebhafte Bewegung aus. Ihre Gestalt ist aus der Fig. 5 ersichtlich. Irgend welche Struktur der Schale konnte ich bei starker Yergrösserung von Glycerinpräparaten oder im Seewasser nicht wahrnehmen. Ihre Länge beträgt im Mittel 73 /«, ihre Breite 5,7 ,«. Bei -i gemessenen Individuen bekam ich folgende Werte: Länge Breite 75 11 5,4,«' 67 „ 5,4 . 89 . «,8 „ 62 „ 5,3 .. 24 Hans Molisch: Die DiatoiiKH' zoi^t «icwöliiilicli recihts und links je einen «^elb- Itraunen Clironiate])lior, da'/wischen liegt im Zentrum der Zelle der farblose Zellkern, der übrige Zellinlialt aber erseheint namentlich gegen die beiden Enden zu grossenteils himmelblau gefärbt. • Es handelt sich hier nicht um eine Interferenzfarbe, etwa um jene stahlblaue Färbung, \vi(! man sie z. B, in der als "^^restobjekt so häufig verwendeten Pleurosigiiia halticum sieht, sondern es handelt sich hier um eine Körjierfarbe. Exemplare, die in Glycerin aufbewahrt werden, büssen die blaue Farbe nahezu ganz ein. Zu der Zeit und unter den Umständen, unter Avelchen ich meine Beobachtungen machte, traf ich die blaue Diatomee nur in wenigen Exemj)laren. Die frisch gefischten Steckmuscheln müssen sogleich abgesucht werden; stehen sie länger als einen Tag im Zimmer, so findet man die blauen Kieselalgen nicht mehr, wahrscheinlich, weil sie die Muscheln verlassen. Gleich als ich die ersten blauen Diatomeen sah, kam mir, da mir etwas derartiges bei Kieselalgen niemals begegnete, der Gedanke, dass die blaue Farbe vielleicht nur mit der Aufnahme eines zufällig in der Umgebung vorhandenen Farbstoffes zusammen- hänge. Ich dachte zunächst an Phykocyan, das aus benachbarten ab- sterbenden Cyanophyceen ausgetreten und von den Diatomeen auf- genommen worden sein konnte. Aber von Cyanophyceen war auf den Steckmuscheln nichts aufzufinden, w^ie ich denn überhaupt keinerlei Anhaltspunkte für die geäusserte Vermutung fand. Ich neige daher zur Ansicht, dass es sich hier nicht vielleicht um eine zufällige Färbung, sondern um eine besondere Diatomeenart handelt, deren Zellinhalt, abgesehen von Kern und Chromatophor, welcher normale Farbe aufweist, grossenteils liimmel- oder azurblau gefärbt ist. Leider glückte es mir später nicht mehr, die blaue Diatomee wieder aufzufinden, auch nicht an Steckmuscheln, die ich mir von Triest nach Prag senden Hess. Ich konnte daher die Diatomee weder genauer beschreiben, noch den blauen Farbstofi' prüfen, noch auch genauer auf die Frage eingehen, ob das Plasma oder der Zell- saft oder beide die Träger des Farbstoffes sind. Meine Bemühungen bei verschiedenen Autoritäten auf dem Ge- biete der Diatomeen irgend welchen Aufschluss über das Vorkommen von blauen Kieselalgen zu erhalten, fielen negativ aus, eine blaue Diatomee war den Botanikern meines Wissens bisher unbekannt ge- blieben. So weit waren meine eigenen Beobachtungen gediehen, als ich Notiz über eine blaue Diatomee. 25 in jüngster Zeit auf eine Arbeit von E. RAY LANKESTER^) über grüne Austern stiess, die mir zeigte, dass eine blaue Diatomee bereits vor langer Zeit an einem ganz anderen Orte beobachtet und in Be- ziehuno- zu den sogenannten grünen Austern gebracht worden war. In Paris und an anderen Orten des Kontinentes gemessen die Austern von Marennes (Küste der Normandie) seit langer Zeit als Leckerbissen einen ausgezeichneten Ruf. Diese Auster ist die ge- wöhnliche europäische Auster Ostrea edulis, sie unterscheidet sich nur durch die blaugrüne Farbe der Kiemen (gills) und Labialtentakeln, über das Zustandekommen dieser grünen Farbe existiert eine grosse zoologische Literatur"), und die Meinungen der Forscher gehen darin weit auseinander. Die einen behaupten, die grüne Farbe rühre von aufgenommenem Kupfer her, die andern bringen sie mit einer blauen Diatomee in Zusammenhang, und endlich hat CARAZZI^) zu beweisen versucht, dass die blaugrüne Farbe von der Anwesenheit der Diatomee ganz unabhängig sei, und dass der Farbstoff sowohl von den Austern als auch von den Diatomeen durch Umwandlung eines im Wasser vorhandenen Materials gebildet werde. Es liegt mir als Botaniker vollkommen ferne, zu den l)erührten Ansichten über die Ursache der blaugrünen Färbung bei den Austern von Marennes Stellung zu nehmen; denn eine Entscheidung der strittigen Fraoe wird meiner Meinuno- nach nur an Ort und Stelle, unter oenauer Beachtun«' der lokalen Verhältnisse, zu treffen sein. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass, abgesehen von meinem Befund, schon vor langem an einem ganz anderen, weit entfernten Orte eine blaue Diatomee gefunden Avurde. Die grünen Austern finden sich nicht im Meere, sondern sie nehmen ihre grüne Farbe in den Salz Wasserreservoirs an, in welche sie die Austernhändler zum Zwecke der Mästung und Grünfärbung einsetzen. In einem solchen Reservoir können bis 100 000 Austern Platz finden. Zu gewissen Zeiten des Jahres, vornehmlich im April bis Juni und dann wieder im September, nimmt das Wasser in den Austerngehegen eine blaugrüne Farbe an infolge der ungeheuren Yermehrung einer blauen Diatomee, der Naoicula ostrearia^ welche bereits GaillON*) vor 82 Jahren (18'20) gesehen und Vibrio ostrearius 1) E. Ray Lankester, On green Oysters. Quarterly Journal of Microscopical Science. Vol. XXVI, new series, London 1886, p. 71—94. 2) Eine gute Zusammenstellung derselben findet sich bei Otto v. Fürth; Vergleichende chemische Physiologie der niederen Tiere. Jena 1903, S. 530. 3) Dav. Carazzi, Contributo alP istologia e alla fisiologia dei Lamellibranchi. 1. Ricerche sulle ostriche verdi. Mitt. aus der zoolog. Station zu Neapel. 12. Bd. Berlin 1897, d. 381-481. 4) Gaillon, Journal de physi(iue, Tome X, p. 222. 2(1 Hans Moliscii: Notiz über eine Idaue Diatoniee. genannt hat). Er bespriclit ihre enorme Zahl, ilire charakteristische Bewegung und auch ihre Farl)e. PUYSEGUR^) erkannte in dem Vibrio (lAILLON's eine Kiesehilge und nannte sie Navicula fusiformis. Genauer bescliriebon und auch iu Farbe riclitig abgebihlet hat sie LANKESTER^). l^]r bezeiclmete sie als Navicula ostrearia (iaill. Als ich die Figuren LANKESTEIt's sah, erkannte ich sofort, dass meine in Triest auf Pinna gefundene Diatomee mit der Navicula ostrearia identisch ist, Sie hat dieselbe Form und Grösse, dieselben zwei Chromatophorenbänder von der für Diatomeen typischen braunen Farbe und ist sonst besonders gegen die Enden zu von blauer Farbe. Erwähnenswert ist, dass nach dem genannten englischen Zoologen der blaue Farbstoff — von ihm mit Eücksicht auf das Vorkommen der Diatomee Marennin genannt — nicht in den Vacuolen, sondern im Plasma seinen Sitz haben soll. Würde sich die Sache wirklich so verhalten, so wäre dies von grossem Interesse, da meines Wissens blanes Plasma im Pflanzenreiche noch nicht bekannt geworden ist. Ich selbst konnte diese Angabe, sowie auch manche wissenswerte Eigentümlichkeiten der l)lauen Diatomee, wie z. B. die Natur ihres blauen Farbstoffes nicht weiter prüfen, da das von mir aufgefundene Material viel zu spärlich war. So bin ich mir denn wohl bewusst, mit der vorliegenden Notiz keine fertige Untersuchung, sondern nur ein kleines Bruchstück einer solchen zu bieten. AVenn ich trotzdem dieses Fragment veröfl'entliche, so leitet mich dabei lediglich die Absicht, auf die, wie es scheint, den Botanikern unbekannte Tat- sache hinzuweisen, dass es neben den gewöhnlichen braunen und den in neuerer Zeit studierten farblosen Diatomeen sicher auch blaue gibt, und gleichzeitig hiermit die Anregung zu geben, die Diatomeen- flora verschiedener mariner Muscheln einer genaueren Prüfung zu unterziehen, da die blauen Diatomeen noch auf anderen Muscheln vorkommen dürften. Prag, Pflanzenphysiolog. Institut der k. k. deutschen Universität. 1) M. PuYSEGUR, Notice sur la cause du verdissemeiit des hultres. La rcvue maritime et coloniale 64. 1880, p. 248. 2) Lankestek Ray, 1. c. L. und K. Linsbauer: Bewegung- der Blätter von Broussonetia papyrifora. 27 5. L Linsbauer und K. Linsbauer: Über eine Bewegungs- erscheinung der Blätter von Broussonetia papyrifera. (Vorläufige Mitteilung). Eingegangen am 8. Januar 1903. Au den peripher stehenden Blättern von Broussonetia papyrifera kann man die Beobachtung machen, dass ihre Spreitenhälften sich unter Umständen zu beiden Seiten der Mittelrippe aufwärts krümmen^ wodurch die beiderseitigen Blattränder einander genähert werden, oder dass umgekehrt die Lamina sich mehr oder minder verflacht, ihr rechter und ihr linker Band sich also voneinander entfernen. Es wird somit der Winkel, den die zwei Spreitenhälften im Medianus miteinander bilden je nach den Umständen grösser oder kleiner^ eine Bewegungsart, die im . folgenden als „Offnen" bezw. „Schliessen" des Blattes bezeichnet werden soll. Etwaige Bewegungen des Blatt- stieles kommen dabei nicht in Betracht. Der Betrag der Bewegung ist an sich nicht beträchtlicli, jedoch immerhin derart beschaffen, dass unter günstigen Umständen die Erscheinung ziemlich auffällig werden kann. So wird z. B. die Schliessbewegnng bei Wind, Luft- trockenheit, hoher Lichtinteusität oder hoher Temperatur, noch mehr bei teilweisem Zusammenwirken dieser Faktoren bedeutend verstärkt. Die Beobachtungen wurden an einem freistehenden, grossen Strauche unseres Gartens ausgeführt und sowohl das Tatsächliche als auch die Intensität der Bewegung durch zahlreiche Messungen konstatiert. Es wurde dabei so zu Werke gegangen, dass an zwei geo-enüber lieoenden Punkten im untersten Drittel der Blattränder je eine feine Tuschmarke angebracht wurde, deren variable Ent- fernung mittels eines Zirkels abgenommen und auf einem Massstabe gemessen wurde. Zur Markierung wurden die zwei oben bezeich- neten Punkte aus dem Grunde ausgewählt, weil die Beobachtung lehrte, dass an dieser Stelle die Bewegung am ausgiebigsten vor sich ging. Die Messungen erheben auf absolute Genauigkeit keinen An- spruch, sind aber immerhin genau genug, um den positiven oder negativen Sinn der Bewegung und wenigstens annähernd die Grösse derselben erkennen zu lassen. • Folgende Tabelle möge ein Beispiel für eine derartige Beob- achtungsreihe abgeben, welche an aufeinander folgenden Blättern desselben Zweio'es »ewonnen wurde. 28 L. LiNSBAUEK und K. Linsbauer: Blatt- Distanz der Blatträuder in mm Nunniicr 9li 39'" a. m. Uli 47'" a.iii. 3h 29ni p. 1 m. _.. 1 51' 40"' p. m. 7l> 7"' p. m. 4 72 68 66 74 82 5 74 74 71 72 81 7 91 87 81 1 83 91 8 137 134 125 137 143 9 100 99 97 99 101 11 107 105 101 107 112 12 152 134 135 148 158 Es sei hiuzugefügt, dass die vorstehende Beobacbtungsreihe an einem schönen, warmen Augusttage von im allgemeinen gleich- bleibendem Witterungscharakter gemacht wurde. Eine kurze Erörterung dieser Tabelle möge hier Platz finden. Es geht offenbar aus obigen Angaben das allgemeine Resultat hervor, dass im Laufe des Vormittags die Blattränder sich einander nähern, während sie sich nachmittags wieder voneinander entfernen. Dabei nimmt diese Öffuungsbeweguug gegen Abend an Intensität zu. Wir haben es also mit einer Bewegungserscheinung zu tun, welche mit gewissen äusseren Verhältnissen parallel verläuft und, da sich diese im allgemeinen periodisch wiederholen, zu einer periodischen Bewegung führt. Diese Beobachtung erfordert nun das Studium des Einflusses, den diese äusseren Umstände auf die Bewegung ausüben. Den grössten Einfluss unter allen von aussen ein- wirkenden Faktoren übt die Luftfeuchtigkeit aus: Beoli- achtungeu beim Herannaheu eines mit starkem Regen verbundeneu Gewitters zeigten deutlich, mit welcher Schnelligkeit die Blätter auf eine Änderung der Luftfeuchtigkeit reagieren. Dem Einsetzen grösserer Feuchtigkeit entspricht eine „Öffnungsbewegung" der Blatt- spreite, während Abnahme derselben eine ^,Schliessungsbewegung" hervorruft. Diese Verhältnisse lassen sich auch schon aus der mitgeteilten Tabelle entnehmen, wenn man den normalen Verlauf der Kurve der Luftfeuchtigkeit an einem Durchschnittstage in Betracht zieht. Da die Transpiratiousgrösse mit den Feuchtigkeitsverhältnissen im engsten Zusammenhange steht und Transpirationsverluste infolge Welkens an und für sich stets eine Schliessungsbewegung hervor- rufen, so ist von vornherein auch ein indirekter Einfluss des Lichtes wahrscheinlich, indem stärkere Beleuchtung die Transpiration in demselben Sinne wie grössere Lufttrockenheit beeinflusst. Tatsächlich Bewegungserscheiming der Blätter von Broussonetia papyrifcra. 29 wurde konstatiert, dass ein Wechsel der Intensität sowohl des direkten als auch des diffusen Lichtes in der angegebenen und zu erwartenden Weise wirkt. In der Natur treffen höhere Lichtintensität und grössere Luft- trockenheit in der Regel oder doch sehr häufig zusammen, und da sie gleichsinnig auf die Bewegung einwirken, so kann diese unter derartigen Umständen ziemlich beträchtlich gesteigert werden. Ganz besonders auffällig wird die Bewegungserscheinung bei auch nur einigermassen bewegter Luft, offenbar infolge starker Steigerung der Transpiration. Aus diesem Grunde wurden bei unseren Messungen die Versuchszweiffe durch Einführen in eine Glasvitrine vor direktem Windeinfiusse geschützt. Die hier besprochene Bewegungserscheinung tritt in den jüngsten Blättern noch nicht auf, ist dann an älteren wachsenden Blättern zu konstatieren und erreicht an solchen eines mittleren Altersstadiums, wenn die Zeit des stärksten Wachstums längst vorüber ist, ihr Maximum; ganz alte Blätter reagieren anscheinend schwächer. Dies sowie die Schnellio-keit der Reaktion auf den Wechsel äusserer Faktoren deutet darauf hin, dass die Bewegung wohl nicht in die Kategorie der Wachstumsbewegungen einzureihen ist; es handelt sich offenbar viel mehr um eine durch Turgorschwankungen hervor- gerufene Bewegungsform. Man wird sie demnach mit den paratonischen Tariationsbewegungen vergleichen können, wobei zu betonen ist, dass in unserem Falle die Bewegung nicht durch Gelenke vermittelt wird. Inwieweit dabei eventuell Autonomie mit im Spiele ist, bleibt noch zu eruieren. Zu bemerken ist noch, dass sich die Blätter im Inneren des Laubwerkes von den peripher angeordneten wesentlich unterscheiden: während die letzteren die in Rede stehende Bewegung auffallend rasch ausführen, verharren erstere in einem mehr oder minder un- beweglichen Zustande, sodass selbst beträchtlicher Wasserverlust infolge sehr starken Welkens nicht zur Schliessungsbewegung führt. Die ISTervation des Blattes hat auf die Form der Bewegung deut- lichen Einfluss. Ausführliche Massangaben und eingehendere Darstellung der einschlägigen Verhältnisse werden an anderem Orte mitgeteilt werden. Wien, Ende Dezember 1902. .,^ M. NOBDlIAUKliN : 6. Wl. Nordhausen: Über Sonnen- und Schattenblätter. Mit Tafel IV. Eingegangen am l'J. Januar 1008. I. Unter den Veränderuogen, deren die äussere Form sowie der anato„,iscl,e Bau der grünen Lanld,l«Uer in d.rek er Abh-g.gkeU von äusseren Faktoren fähig ist, gehören die als bonnen- und Scl>atte„blattmerkmale bezeichneten Erscheinungen zu den be- kanntesten und den am häufigsten ""'»^""'f'''^,^" /f" f^ «„.behenderen Untersuchungeu STAHLS aus den Jah.eu 1880 und m i't die Litteratur über diesen Gegenstand b,s zu den jüngsten Daten nicht uuerheblich angewachsen. Die A"-':-;^";,,^^; ^■j;-. zelneu Autoren differieren allerdings in mehr als einem Punkte, all emein dürfte ,edoch anerkannt werden, dass jeneu Merkmalen eu zweckmässige Beaktion des lebenden Organismus und zwar eine Tekte An/assung an die Jeweiligen Beleuchtungs- u„ Transp.ra .ons- verhältnisse zu Grunde liegt. Als ursächliche Faktoren haben w.i Ii "t Liue das licht, sodann aber nach neueren üntersuchui^en .wei^ los auch die Feuchtigkeitsverhältuisse der Luft und des Bode s anzusehen. Offenbar ist die Beaktion l'- Orgaiiisnius zun ta eine direkte zu betrachten, d. h. das einzelne Blatt ist, solange es Ih uöcl, in der Entwickelung befindet, befähigt, die äusseren Beize unmittelbar zu beantworten. Aus leicht verständlichen Gründen wurden bisher zu den ex- perimentellen Untersuchungen, von denen besonders diejenige,. stahl" EBERDT's und DUPODE's genannt seien, wohl ausschliesslich krautiVe Pflanzen verwertet, über bäum- und strauchartige Gewachse ■ Ue'en nur morphologische Befunde vor, die allerdings wie das all- bel a nte Beisp el der Buche lehrt, zu den auffallendsten Belegen t ;;: ^wZten Gesetzmässigkeiten zählen. Einige zur Orientierung unternommene Versuche mit den letztgenannten «bj "en elgab« mir aber in Bezug auf das Zustandekommen jener Anpassung» Th raktere nicht unwichtig erscheinende ^^g^^^r^en J^r^ bis- heri.-en Kenntnisse, über die im folgenden retenert werden soll. Gelegentlieh früherer Studien hatte ich die Beobachtung ,^- maeht, diss im Frühjahr abgeschnittene Buchenzweige jcjn, ai demselben Baume unter ungleichen Beleuchtungsverhaltnissen ge ttemseioeu u j„,„ „„„-leich «rosse B ätter entwickelten, wachsen waren, selbst dann uugieicn „lo A,„treiben wenn sie unter gleichen Bedingungen des Lichtes zum Austreiben über Sonnen- und Schattenblätter. 31 gebracht wurden; die Blätter der ehemaligen Schattensprosse waren die grosseren. Dies sowie noch einige andere Umstände veranlassten mich damals, die Vermutung auszusprechen, „dass nicht allein die Beleuchtungsverhältnisse, unter welchen die Blattentwickelung vor sich geht, für die Ausbildung von Licht- und Schattenblattmerkmalen massgebend sind, sondern dass auch noch andere Momente, gewisser- massen Nachwirkungserscheinungen früherer Vegetationsperioden, hierbei beteiligt zu sein scheinen« (1. c. S. 22). Meine Unter- suchungen haben tatsächlich die Richtigkeit jener Annahme be- stätigt. II. 1. Die von mir angestellten Versuche bestanden darin, dass abgeschnittene Licht- und Schattenzweige ein und derselben Pflanze kurz vor Austreiben der Knospen bezw. im Beginn ihrer Öffnung m Wasser stehend gleichen Beleuchtnngs- und Luftfeuchtigkeits- bedingungen ausgesetzt wurden. Diese Art der Versuchsansrelluno- kann allerdings bis zu einem gewissen Grade nur als Notbehelf an- gesehen werden und soll sobald als möglich durch einwandsfreiere Experimente mit intakten Pflanzen ergänzt werden. Von den notwendigerweise sich ergebenden Nachteilen ist zu- nächst hervorzuheben, dass eine gewisse Auswahl der Versuclis- pflanzen getroffen werden musste. So hatte ich schon gelegentlich meiner früheren Arbeit die Erfahrung machen müssen, dass ab- geschnittene Ulmenzweige unter den oben genannten Versuchs- bedingungen überhaupt nicht zum Entfalten der Blätter gebracht werden konnten. Ferner war der Versuchsdauer selbst in den gunstigsten Fällen eine gewisse Grenze gesetzt. Schliesslich musste m Kauf genommen werden, dass die Blätter der Versuchssprosse in ihren Dimensionen mehr oder minder hinter denen des natürlichen Standortes zurückblieben. Für unsere Versuchsergebnisse kann meines Erachtens hieraus jedoch eine Fehlerquelle nicht abgeleitet werden insofern als bei den berücksichtigten Pflanzenarten die Blätter sich im übrigen in völlig normaler Weise entwickelten, ausserdem aber nur \ ergleichswerte in Betracht gezogen wurden. Ja, in letzterer Hinsicht haben wir in unserem Falle den wesentlichen Vorteil, dass w von individuellen Schwankungen in der Form und Struktur der Blatter ganz absehen können. Endlich sei noch darauf hingewiesen dass einige unserer Versuche mit intakten Pflanzen überhaupt nicht oder nur unter ausserordentlich grossen Schwierigkeiten ausführbar smd^). 1) Keimpflanzen sind wegen der meist abweichenden Form der Primärblätter «Dentalis wenig geeignet. 32 M. NORDHAUSEN: Dil' Länge der beiiutzton /iwoige betrug im JJiirchschuitt ca. 1 w; bei der Buche, welclie besonders berücksichtigt wurde, fanden mehrere fast armstarke Aste von einigen Metern Länge Verwendung, ohne dass aber nennenswerte Unterschiede den ersteren o-eoenüber hervor- getreten wären. Ausser der Buche wurden hauptsächlich Ribes^ Quercus, Prunus^ Carpinus, Cornu-s, B/jdrangea, Staphylaea benutzt. Die Versuchsobjekte wurden im allgemeinen unter günstigen Lichtverhältnissen entweder im Freien oder im Gewächshaus auf- gestellt. Für die Buche wurden ausserdem zum Vergleich Farallel- kulturen unter folgenden Bedingungen eingerichtet: 1. Im Freien, an einer der Sonne stark exponierten Stelle zu ebener Erde. 2. Li einem Kalthaus, im Schatten der darin befindlichen Ge- wächse, unterhalb eines terrassenartigen Aufbaues. 3. Tu einer im Keller befindlichen Dunkelkammer bei Aus- schluss jeglichen Lichtes. Da es, wie ich ausdrücklich betonen möclite, nicht in meiner Absicht lag, Licht und Luftfeuchtigkeit in ihrer Wirkungsweise getrennt zu betrachten (was in wirklich einwandfreier Weise nur sehr schwer zu erreichen ist), so uahm ich den zweiterwähnten Faktor so hin, wie ich ihn vorfand. Die Luftfeuchtigkeit^) war naturgemäss am grössten im Gewächshaus, während sie im Keller und im Freien bedeutead geringere Grade aufwies; im letzteren Falle der AVitterung entsprechend ungleichmässig. Die Temperatur wurde nicht weiter berücksichtigt. Wir wollen nunmehr zur Betrachtung des Entwickelungsganges der Versuchssprosse schreiten, und zwar möge die Buche, als das am eingehendsten untersuchte und hierzu güustigste Objekt als Beispiel dienen, während die übrigen geeignetenorts zum Vergleich herangezogen werden sollen. Nicht überflüssig dürfte es aber sein, vorher noch die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zwischen Licht- und Schattenblättern, so wie wir sie im Freien vorfinden, kurz in Erinnerung zu bringen (mit besonderer Berücksichtigung der Buche ^). Das Schatteublatt ist grösser und dünner als das. Licht- blatt. Bei ersterem ist ferner die Epidermis zarter, das Intercellular- systeni bedeutend umfangreicher, ausserdem treten die Palissaden- zellen in einfacher Schicht auf, während im Licht zwei Zelllagen vorhanden sind. 1) Im GewächsLaus übertraf sie an kälteren Tagen sogar 90 pCt. Im Dunkel- raum betrag sie ca. 76 pCt., im Freien durchschnittlich für April 74 pCt, für Mai 78 pCt. Wichtig ist aber, dass sie im letzteren Falle natürlich im Laufe des Tages durch Luftbewegung und direkte Bestrahlung häufig ganz erheblich sank. 2) conf. Stahl III 1. c. über Sonnen- und Schattenblätter. 33 2. Im Freien kann man bei einer Reihe von Bäumen und Sträuchern die Beobachtung machen, dass an ein und derselben Pflanze die Schattensprosse früher als die Lichts]>rosse zur Belaubung" gelangen, so dass es mit vorgeschrittenem Frühjahr nicht immer leiclit war, für unsere Versuche gleichwertige Entwickelungsstadien zu erlangen. Es ist denkbar, dass als Ursache die geschützte Lage der Schattenknospen und die dementsprechend höhere Durch- schnittstemperatur während der kalten Jahreszeit in Betracht kommt (während allerdings die Knospen aus der Peripherie der Baumkrone grösseren Temperaturextremen, mithin am Tage nicht selten infolge der Sonnenbestrahlung relativ höheren Temperaturgraden ausgesetzt sind). Neben etwaigen äusseren Faktoren spielen aber offenbar noch Differenzen in der inneren Disposition der erwähnten Sprosse eine Rolle. Derselbe Zeitunterschied in dem Austreiben der Schatten- bezw. Lichtknospen machte sich nämlich auch dann bemerkbar, wenn derartige vor der Knospenötfuung abgeschnittene Zweige unter gleichen äusseren Bedingungen zum Austreiben gebracht wurden. Aber nicht nur, dass sich z. B. an den ursprünglichen Schatten- sprossen der Buche das Aufbrechen der Knospen früher vollzog als an den ehemalioen Lichtzweigen, es ging auch die ganze Ent- Wickelung der Blätter an ersteren bedeutend schneller vor sich. Die Blätter nahmen rascher an Grösse zu und kamen auch früher zur völligen Entfaltung. Es dürfte hierin ein Analogen zu der Tatsache zu sehen sein, dass die typischen Schatten- bezw. Waldpflanzen schon sehr frühzeitig ihr Laub entfalten, was nach WiESNER I S. (84) und II S. 312 wiederum mit dem grösseren Lichtbedürfnis der aus- treibenden Knospen im Zusammenhang steht. Wir können demnach die erwähnte Eigenschaft der Schattensprosse als eine direkte x4.n- passung au die äussere Umgebung ansprechen. Dass bei den soeben angeführten Versuchen mit abgeschnittenen Zweigen das ungleich schnelle Austreiben der Knospen nicht als eine Folgeerscheinung zu betrachten ist von Vorgängen, welche sich vor Entnahme der Zweige an den Pflanzen im Freien abgespielt haben (es wäre z. B. an eine ungleich schnelle Mobilisierung des plastischen Materials zu denken), sondern dass, wie noch späterhin genauer auszuführen sein wird, die Lichtstimmung der Licht- und Schattensprosse von vornherein eine ganz andere ist, geht aus den Modifikationen hervor, die sich bei den Buchenversuchen unter Anwendung verschiedener Beleuchtungsgrade ergaben. Verhältnismässio- am kleinsten war der erwähnte Unterschied bei intensiver Beleuchtung im Freien. Weit auffälliger trat er im Schatten innerhalb des Gewächshauses hervor. Die ehemaligen Lichtknospen entfalteten sich teilweise sogar erst nach 3 — 4 Wochen, während dies bei den entsprechenden Schattenknospen bereits inner- Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXI. 3 34 M- NOUDIIAUSEN: halb 1 Woche eingetreten \\;iv. Beiläufig sei i)emerkt, dass die letzt- erwähnten Sprosse sich nicht unerheblich länger frisch erhielten. Am schärfsten ausgeprägt erwiesen sich die Unterschiede in völliger Dunkelheit.^) Die „Schattenknospen" hatten sich sämtlich in relativ kurzer Zeit geöfiPnet und ihre BUitter entfaltet^). Die „Lichtsprosse" dagegen brachten nur verhältnismässig wenige Blätter zur völligen Entfiiltung; die meisten Knospen blieben in den verschiedensten Entwickeluugsstadien bis herab zum gänzlich unveränderten, ge- schlossenen Zustande stehen. Dies Ergebnis steht wohl im Einklang mit den von JOST S. 194 gemachten Erfahrungen, wonach voll- ständige Buchenpflanzen im Dunkeln mit Ausnahme einzelner Knospen ihr Laub entfalten, während einzeln verdunkelte, mit der Mutterpflanze im Zusammenhang stehende Zweige nicht austreiben. Nach Wiesner III S. 608 handelt es sich hier um eine Korrelation derart, dass die vom Licht getroffenen Knospen die verdunkelten unterdrücken und am Austreiben verhindern. Aus unseren Ver- suchen ist der Schluss zu ziehen, dass ausserdem das Lichtbedürfuis für die Knospen ein und desselben Baumes verschieden ist; die Öchattenknospen sind bedeutend genügsamer in ihren Ansprüchen^). Unaufgeklärt bleibt dagegen, welche Knospen der Lichtzweige sich im Dunkeln öffnen und welche in Ruhe verharren. — Dass im übrigen in unseren Versuchen die abo-eschnittenen Zweige sich ähnlich wie selbständige Individuen verhielten, ist leicht verständlich. •^. Wenden wir uns nunmehr der äusseren Gestalt der Blätter zu, so war als Bestätigung unserer früher citierten Versuche stets*) eine gleichsinnige Grössendifferenz zu konstatieren derart, dass die ursprünglichen Schattensprosse grössere Blätter entwickelten als die Lichtsprosse ^). Schon bald nach Verlassen der Knospenlage konnte eine inten- sivere Grössenzunahme der „Schattenblätter" konstatiert werden, die im weiteren Verlaufe zu ganz erheblichen Unterschieden führte; 1) Wie in allen ähnlichen Fällen handelt es sich auch hier selbstverständlich nur um Sprosse desselben Baumes, die unter gleichen äusseren Bedingungen (Licht bezw. Schatten) gewachsen waren. 2) Natui'gemäss nahmen die Blätter späterhin ein „anormales" Aussehen infolge des Lichtabschlusses an. 3) Aus den Josx'schen Angaben ist nicht zu ersehen, auf welche Art von Sprossen sich die partiellen Verdunkelungsversuche beziehen. Möglicherweise ergäbe sich bei Licht- und Schattenzweigen ein verschiedenes Verhalten. 4) Nur Stayhylaea machte eine Ausnahme, die allerdings auf eine Indisposition des einen Sprosses zurückzuführen sein dürfte. 5) Dies entspricht genau den an denselben Pflanzen unter den natüi'lichen Stand- ortsbedingungen auftretenden Grössenverhältnissen. Übrigens gibt es auch Beispiele (die jedoch für uns nicht in Betracht kommen), bei welchen die Schattenblätter im Freien kleiner als die Lichtblätter sind, z. B. Ulinus. über Sonnen- und Schattenblätter. 35 letztere bleiben stets während der ganzen Versnchsdaner d. h. je nach der Pflanzenart 1 — 2 Monate bestehen. Das Grössenverhältniss er- reichte in einer Reihe von Fällen den Wert 2: 1, bisweilen übertraf es ihn sogar erheblich. Allerdings wurde in keinem Falle, wie schon eina-ano-s erwähnt, die normale Grösse der Blätter in unseren Yer- suchen erreicht; indessen blieben die der Buchen- sowie der Johannis- beerzweige wenig hinter jenen Werten zurück. Die Grössendifferenz der Blätter steht zweifellos in keinem Zu- sammenhange mit dem meist früheren Austreiben der „Schatten- kuospen". Abgesehen davon, dass in einzelnen Fällen ein Zeit- unterschied nicht in Betracht kam, trat zuerst bei den „Schattenblättern" sodann aber auch bei den „Lichtblättern" längere Zeit vor Schluss der Versuche ein Stillstand im Wachstum ein, sodass hinlänglich Ge- legenheit zum Ausgleich der Zeitdifterenz vorhanden gewesen wäre^). Nicht unerwähnt darf bleiben, dass die Versuche mit Buchen- zweigen, die unter verschiedenartiger Beleuchtung und entsprechend ungleichem Feuchtigkeitsgehalt der Luft gewachsen waren, einen auf- fallenden Eihfluss dieser Faktoren auf die soeben besprochenen Grössenunterschiede erkennen Hessen^). Übersicht über die Versuche mit der Blutbuche ^): Versuchsbedingungen Ursprüngliclie Bcleuchtungsart Blattgrösse Blattdicke Licht 1 "Schatten ' Völliger Lichtabschluss . \ Licht Schatten Licht Schatten Licht Schatten 2 3,5 1,5 6,5 (4,5-8) 1 2 25-28 20—21 20 22 17—18 19—20 16—17 1) Der Einwurf, dass die Blätter der „Schattensprosse" durch ihr frühzeitiges Austreiben schneller in Lichtgenuss treten und deshalb besser ernährt würden, kommt nicht in Frage, da sich dann je nach dem Beleuchtungsgrade Unterschiede hätten herausstellen müssen, wie sie nach dem Folgenden nicht beobachtet wurden. 2) Der Einfachheit wegen seien die Wachstumsbedingungen nur nach der Art der Beleuchtung angegeben, ohne dass damit die Unwichtigkeit anderer Faktoren dokumentiert sein soll. 8) Die Angaben für die Blattgrösse beziehen sich auf den kleinsten vor- kommenden Wert = 1. („Lichtblatt" im Dunkeln). Die absolute Grösse der Blätter ist, wie schon erwähnt, kleiner als die der Mutterpflanze im Freien mit der Mass- gabe, dass die grössten im Versuch erzielten Blätter etwa die Mitte zwischen den „normalen" Licht- und Schattenblättern der Mutterpflanze hielten. 3* 3l) M. Nord HAUSEN : Nach der nebenstehendeu Tabelle ist die Differenz in der Blatt- grösse der ehemaligen Licht- und Schattensprosse relativ am kleinsten 2 . bei intensiver Sonnenbeleuchtung- -„-, . Weit erheblicher gestaltet er 1 5 sich im Schatten des Gewächshauses, wo das Grössenverhältnis -z~ b,5 beträgt. Es rührt dies daher, dass nicht nur die „Schattenblätter" grösser, sondern umgekehrt auch die „Lichtblätter" kleiner ausfielen, als die entsprechenden des sonnigeu Standortes. Diese Tatsache niuss zunächst überraschen, liegen doch bei sonst gleichen äusseren Be- dingungen zwei direkt entgegengesetzt verlaufende Reaktionen vor. Das Verhalten der „Lichtblätter'' läuft sogar unseren bisherigen Er- fahrungen, wonach im Schatten die Blattgrösse bei der Buche und anderen Pflanzen zunimmt, entgegen. Dieses sonderbare Verhalten wird aber verständlich, wenn wir in Übereinstimmung mit unseren früheren Andeutungen für die beiden, in Betracht kommenden Spross- arten (Licht- und Schattenspross) eine verschiedene „Abstimmung" in Bezug auf die genannten äusseren Faktoren, Licht und Luft- feuchtigkeit, von vornherein annehmen. Folgender Vergleich mag dies noch besser illustrieren. Im Freien kann man bekanntlich beobachten, dass mit Zunahme des Schattens die Blätter der Buche und anderer Gewächse zunächst grösser werden, schliesslich aber an Flächenausdehnung wieder ver- lieren. Stellen wir die Veränderungen der Blattgrösse durch eine Kurve dar, indem wir die Blattgrössen als Abscissen, die äusseren Faktoren (Licht bezw. Luftfeuchtigkeit^) als Ordinaten verwenden, so erhalten wir eine eingipfelige Kurve. Offenbar decken sich nun aber in unserem Beispiel die Kurven für den Licht- nnd Schatten- spross nicht, vielmehr liegt der Gipfel der ersteren in der Richtung der Ordinate seitlich verschoben, abgesehen davon, dass wahrschein- lich noch andere Verschiedenheiten im Verlauf der Kurven vorliegen. Für den „Schattenspross" liegt das Maximum der Blattgrösse z. B. bei einer Lichtintensität, welche für den Lichtspross bereits eine Ver- minderung der Blattfläche zurfolge hat. Da sich bei den Versuchen mit jeglichem Lichtabschluss natur- geinäss weit kompliziertere Verhältnisse ergeben, so lassen sich die hierbei s-ewonnenen Ergebnisse nicht in dem mathematischen Bilde verwerten. Jedenfalls zeigen sie aber, bei Berücksichtigung von nur wirklich entfalteten Blättern im Prinzip ganz ähnliche Unterschiede wie in den übrigen Fällen. Die „Schattenblätter" sind die grösseren. (Vergl. Tabelle S. 35). 1) Ebenso wie in unseren Versuchen ist im Freien bekanntlich die Luftfeuchtig- keit im Schatten für srewöhnlich grösser als im hellen Licht, In Folge dieser Kombination ist die Konstruktion der eben erwähnten Kurve praktisch allerdings nicht möglich, zumal wir über genauere Zahlen werte noch nicht verfügen. über Sonnen- iinrl Schattenblätter. 37 In Bezuo- auf die äussere Blattform sei noch der YoUständiokeit halber erwähnt, dass die Asymmetrie der Buchen- und Ulmenblätter, die, wie ich 1. c. S. 17 des näheren ausgeführt halte, im Licht und Schatten ganz erheblich verschieden ist, '^m Experiment nur inner- halb gewisser Grenzen modifiziert werden kann. So zeigten z. B. Lichtsprosse der Ulme, welche im Frühjahr am Baume selbst künst- lich beschattet worden waren, noch eine ganz erhebliehe Blatt- asymmetrie gegenüber der fast symmetrischen Form der Schatten- blätter. (Bei der Buche sind umgekehrt die Lichtblätter weniger schief geformt, als die Schattenblätter). Dies zeigt, dass bereits in der geschlossenen Knospe die Blattform innerhalb gewisser Grenzen vorherbestimmt ist^). 4. In jjanz ausgezeichneter Weise kam der Unterschied zwischen Liclit- und Schattensprosseu in der inneren Struktur der Blätter zum Ausdruck. STAHL III. S. 168 gibt bereits an, dass die Epidermis im Licht weit stärker ausgebildet wird als im Schatten^), wie überhaupt das Lichtblatt ein weit festeres Gefüge als das Schattenblatt besitzt. Auch ohne mikroskopische Prüfung konnte ich mich von dem Yor- handensein dieser Unterschiede gelegentlich einiger Yersuche mit der Buche überzeugen. Die früher erwähnten zwei Paar grossen Buchenäste ^), welche dem hiesigen Düs'ternbrooker Gehölz entstammten, waren im Freien an einem sonnigen Punkte aufgestellt worden. Durch ihre grössere Länge und ihr frühzeitigeres Austreiben waren sie aber den Unbilden der Witterung in weit höherem Masse ausgesetzt, als die übrigen in der Nähe befindlichen kleineren Zweige, die teilweise im Schutze einiger unweit gelegener niedriger Baulichkeiten standen (ohne jedoch von diesen beschattet zu werden). Während in der ersten Zeit der bei beiden Sprossarten fast gleichzeitig erfolgenden Blattentfaltung*) die Witterung relativ günstig war, nahm sie späterhin einen stürmi- schen, regnerischen Yerlauf, der zeitweilig jedoch durch eine Reihe ausserordentlich heisser Tage unterbrochen wurde. Die Wirkung auf die Blätter war sehr charakteristisch. Während die Blätter der beiden ,,Lichtzweige'' sehr wenig gelitten hatten, waren die der „Schattenäste" stark laediert und mit vielen braunen, vertrockneten Stellen durchsetzt. Sie hatten der starken mechanischen Inanspruch- nahme^ sowie der zeitweilig recht intensiven Transpiration nicht 1) Hinzugefücft sei, dass in sehr tiefem Schatten die Zahl der Ahschnitte z. B. der Rosskastanienblätter abnimmt. Auch diese Eigenschaft muss bereits in der Knospe fixiert gewesen sein. 2) Über den Eintluss der Luftfeuchtigkeit vcrgl. Kohl 1. c. 3) Je ein Licht- und Schattenzweig, von zwei verschiedenen Bäumen her- rührend. 4) Der Schattenzweig entfaltete die Knospen 2—3 Tage früher. 38 M. Nokdhauskn: genügend Widerstand leisten können. Sie nahmen zuletzt ein ganz verkiinunertes Aussehen an und starben schliesslich grösstenteils (bis auf die der unteren Seitensprosse) ganz ab. Eine noch deutlichere 'Sju-ache reden die anatomischen Befunde unter dem Mikroskop. Nicht nur bei der Buche, sondern auch bei fast allen untersuchten Spezies zeigten die Blätter Liclit- oder Schattonblattcharakter, je nachdem der Spross ursprünglich dem Licht oder Schatten entnommen war, während die Blattentfaltung selbst, wie erwähnt, unter gleichen äusseren Bedinguno-en vor sich gegangen war. Die Lichtblätter waren durchschnittlich dicker^), zeigten weniger Intercellularen und, sofern es im Charakter der Spezies lag, eine verschiedene Ausbildung des grünen Assimilations- gewebes. Um mich indessen niclit zu sehr in Einzelheiten zu verlieren, möchte ich auf die weniger charakteristischen Fälle, bei denen die erwähnten Unterschiede auch an den Pflanzen im Freien nur wenig hervortreten, nicht weiter eingehen^) und nur einige Bemerkungen zu den beiden augenfälligsten Beispielen der Buche und des Faul- baumes {Prunus Padus) geben. Bei beiden Pflanzen zeigten nämlich die „Liclitblätter" eine doppelte Palissadenschicht^), ganz genau wie au den natürlichen Standorten. (Vergl. Taf. IV.) Die Difl'erenzierung der Blattgewebe tritt namentlich bei der Buche sehr frühzeitig auf. Kurz nach Entfaltung der Knospen, ja selbst in der noch ganz ge- schlossenen Knospe war bisweilen schon erkennbar, dass das „Licht- blatt"' eine Zellschicht mehr enthielt als das „Scliattenblatt"*). In ausgebildetem Zustande sehen wir die Palissadenzellen der „Liclitblätter" dicht bei einander liegen, nur die untere, zweite Schicht enthält häufiger etwas grössere Intercellularen °). Bei den „Schattenblättern" dagegen sind die in nur einer Lage angeordneten 1) Es war dies schon äusserlicli bei durchfallendem Licht leicht kenntlich. ■2) Ausser den bereits in der Tabelle für die Buche enthaltenen Zahlenangaben, sei noch erwähnt, dass das Verhältnis der Blattdicke von „Licht-" und „vSchatten-" blättern bei der Johannisbeere ca. 4 : 3, bei anderen Pflanzen aber meist nur 6 : 5 betrug. Die Längen der Palissadenzellen, die übrigens nur in einer Schicht vor- handen sind, verhielten sich bei der Johannisbeere wie 7,5 : 5, bei Slapliylaea piiinaia Avie 7 : 4,5. 3) Die Schattenblätter weisen nur eine Palissadenschicht auf. 4) Bei der Ulme dagegen, die sich zur experimentellen Beobachtung aus früher envähnten Gründen nicht eignete, traten selbst nach Aufbrechen der Knospen an den jungen Blättern noch keine wesentlichen Differenzen hervor, obwohl sich später- hin ganz erhebliche Unterschiede herausbildeten. Selbstverständlich darf aber hieraus nicht der Schluss gezogen werden, dass Nachwirkungserscheinungen bei diesem Objekt keine Eolle spielen. 5) Natürlich durchdringen feinere Luftkanäle auch die obere Palissadenschicht, sie sind jedoch in der Figur ihrer Kleinheit wegen fortgelassen. über Sonnen- und Sciiattenblätter. 39 Palissadenzellen durch grosse Luftlücken meist ganz voneinander getrennt. Sie sind nur kurz und sitzen für gewöhnlich der Epidermis mit breiter Basis auf, um sich nach der anderen Seite hin in Form eines Trichters zu verschmälern. Es entspricht dies denselben Ver- hältnissen, wie sie Stahl für die Buche abbildet. Allerdings sind die Unterschiede in unseren Beispielen nicht so extrem wie dort^); es liegt dies zum Teil daran, dass die „Lichtzweige" nicht aus den oberen Regionen der Baumkrone, sondern nur soweit sie mit der Hand an der Peripherie der Baumkrone erreichbar waren, entnommen wurden. Von eben diesem natürlichen Standorte rühren die Blätter her, deren Querschnitte zum Vergleich in Fig. 7 und 8 wieder- gegeben sind. Ausserdem macht sich, wie nicht anders zu erwarten, ein direkter Einüuss äusserer Faktoren bemerkbar, der naturgemäss einzelne Unterschiede etwas verwischen muss. Vergleiciien wir z. B. die Blätter zweier „Lichtsprosse", die im Freien und im Gewächshaus- schatten ausgetrieben hatten (conf. Fig. 1 und 3), so sehen wir bei letzteren die Blattdicke geringer, die Palissadenzellen kürzer, die Intercellularen etwas grösser erscheinen^). Noch besser tritt der Unterschied an den entsprechenden „Schattenblättern" hervor (conf. Fig. 2 und 4). Häufig sieht man dann, bei heller Beleuchtung, die oberste Schwammparenchymzelllage in der Richtung der Palissaden etwas o-estreckt. Im Gegensatz zu den besprochenen anatomischen Unterchieden ist zu erwähnen dass die Ausbildung des roten Farbstoffes, wie er für die Blätter der Blutbuche so charakteristisch ist, nach meinen Erfahrungen, nicht unter dem Einflüsse von Nachwirkungen steht, vielmehr direkt, entsprechend der jeweiligen, das Blatt treffenden Lichtmenge, auftritt. In hellem Licht waren „Licht-" sowie „Schatten-" blätter intensiv rot gefärbt, im Schatten dagegen fast rein grün. III. Fassen wir das Resultat unserer vorstehenden Ausführungen noch einmal zusammen, so ergiebt sich unzweideutig, dass bei den 1) Übrigens ist es mir nicht gelungen, so extrem ausgebildete Schattenblätter, ■wie sie Stahl III abbildet, im Freien aufzufinden. Sie scheinen demnach zu den Seltenheiten zu gehören. 2) Beiläufig bemerkt fand ich, dass im Schatten die Chlorophyllkömer der zweiten, unteren Palissadenschicht meist deutlich Flächenstellung (also parallel zur Blattspreite), einnahmen und so sich am oberen und unteren Ende der Zelle an- sammelten. Nach Stahl II S. 870 tritt eine solche Umlaoerung in den Palissaden- zellen für gewöhnlich nicht ein. Offenbar haben wir in dem von uns beobachteten Falle Anklänge an Eigenschaften der Schwammparenchymzellen zu erblicken. 40 M. Nordhausen: bäum- und strauchartigen (iewächson^) die sogenannten Licht- uiul Schattenblattnierkmale auch ohne einen direkten Einfluss des Lichtes schon in frühen Entwicklungsstadien, sei es noch in der geschlossenen Knospe oder bald nacii Aufbrechen derselben, zur Ausbildung ge- langen können, d. h. also, dass den Blattanlagen bereits innerhalb der Knospe eine bestimmte (J estalt l)ez\v. Struktur induziert ist. Vom teleologischen («esichtspunkt aus betrachtet ist diese Tat- sache von grosser Wichtigkeit für die Pflanze. Erinnern wir uns •daran, dass die Knospen der Schattensprosse (im Innern der Baum- krone) verhältnismässig früh austreiben, so ist klar, dass daselbst die jungen Blätter ihre erste und intensivste l^^ntwicklung bei einer weit helleren Beleuchtung durchmachen, als die ist, bei welcher sie später- hin assimilieren müssen, da ja die im übrigen noch unbelaubte Krone nur wenig Licht absorbiert^). Eine direkte Anpassung allein wäre daher nur wenig nutzbringend. Übrigens gilt dasselbe für kleinere früh austreibende Bäume und Sträucher, welche im Schatten von Bäumen wie z. B. die Eichen, Eschen, Kobinien etc. stehen, die ihr Laub erst spät entfalten. Fragen wir uns nach den Ursachen dieser Erscheinungen, so dürfen wir dieselben wohl ohne Bedenken in denselben Faktoren zu suchen haben, welche bei direkter Einwirkung derartige Eigenschaften hervorzurufen vermögen. Als solche kommen nach bisher vorliegenden Untersuchungen 'besonders das Licht und die Transpiration (d. h, Luft- bezw. Bodenfeuchtigkeit) in Frage. Wenngleich die Wirkungs- sphären beider Faktoren noch keineswegs scharf gegen einander ab- gegrenzt werden konnten (ich hoffe diese Frage späterhin noch ein- gehender behandeln zu können), so dürfte doch als feststehend zu betrachten sein, dass z. B. die Blattgrösse von den beiden oben ge- nannten Faktoren^) abhängt, die Anordnung des Palissadengewebes dagegen ausschliesslich auf Kechnung des Lichtes zu setzen ist*). Während aber die Reaktion nach bisheriger und auch durch einige 1) Allgemeiiior vielleicht: allen mit übcrwiuteriiden Knospen versehenen Pflanzen. 2) Genauere, zahlenmässige Belege linden sich bei Wiesner III, S. GoSff. tjhrigens würden auch bei Fortfall eines Zeitunterschiedes im Austreiben der Licht- und Schatteuknospen trotzdem ganz ähnliche Verhältnisse bestehen bleiben. 3) Bei unserer Versiichsanordnung konnte (iie Bodenfeuchtigkeit ausser Acht gelassen werden. 4) Nach Kohl wird bei grösserem Feuchtigkeitsgeludt der Luft bezw. des Bodens die Epidermis dünner, die Intercellularen und die Blaltfläche grösser. Andererseits geht aus den Untersuchungen Dufour's 1. c, AVjesneu's I S. 315 und anderer Autoren hervor, dass bei Abnahme der Lichtintensität auch die Blattgrösse geringer wird, wobei spcciell nach dem letztgenannten Autor wahrscheinlich neben einem Maximum und Minimum ein dazwischen liegendes Optimum zu unterscheiden ist. Vergl. hierzu auch Kny IE S. 3GS. Eine schärfere Trennung der Wirkungsweise wäre namentlich mit Rücksicht auf Correlationseischeinungen erwünscht. über Sonnen- und Schattenblätter, 41 unserer Buclieiiversuche bestätigten Annahme direkt erfolgt^), macht sich nach unseren Untersuchungen ein solcher Einfluss ausserdem auch auf indirektem Wege bemerkbar^). Dieselbe Ursache und die- selbe Wirkuno- sind also in o-anz verschiedener Weise kausal mit einander verknüpft. Dass die Induktion der jungen Blattanlagen nicht etwa doch auf einer direkten Einwirkung äusserer Faktoren beruht, geht daraus hervor, dass in der geschlossenen Knospe der Yegetationspunkt weder von dem Licht, noch von der Transpiration direkt betroffen wird. Aus diesem Grunde halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass die Yegetationspunkte unterirdischer Pflanzenteile, wie die Rhizome, Zwiebeln etc. von ausdauernden krautigen Gewächsen ganz ähnlichen Nachwirkungserscheinungen unterliegen. Andererseits ist allerdings der Versuch gemacht worden, die Licht- und Schattenblattmerkmale auf Ernährungsuuterschiede zurückzuführen, DUFOÜß 1. c. S. 408 (vergi. hierzu HERBST Ö. 725 u. f.). Nach WJESNEß III, S. 604, GeNEAU DE LaMAELI£RE S. 3(59^) (vergl. auch BCSGEN S. 141) ist bekannt- lich die Assimilationstätigkeit im Öchatteublatt bedeutend geringer als im Lichtblatt. Da dementsprechend die aufgespeicherten plas- tischen Reservestoffe im Schattenspross in geringerer Menge vor- handen sein müssen, so ist allerdings wahrscheinlich, dass die Er- nährung der Knospe und der jungen Blätter eine von der des Licht- sprosses abweichende ist, obwohl ein gewisses Äquivalent durch die geringe Zahl der in der Öchattenknospe angelegten Blätter geschaffen ist. Trotzdem liegt zweifellos eine äussere Reizwirkung des Lichtes vor, da quantitative Ernähruugsunterschiede uns niemals über die be- kannten Strukturveränderungen des grünen Gewebes Aufklärung geben können: eher wäre schon an qualitativeErnährungsditt'erenzen zudenken. Was die durch Transpiration veranlassten Änderungen der Blatt- stiuktur anbetriff't. so liegt der Charakter eines Keizvorganges noch klarer zu Tage. 1) Die Frage, ob für die Streckung der Palissadenzcllen eine direkte Reizwirkung des Lichtes (Stahl) oder die Ableitung der Assimilatiousprodukte (Haberlandt) massgebend ist, wird hierdurch nicht berührt. 2) Wenn Göbel in der Einleitung zu seinen pflauzenbiologischen Schilderungen (S. 5) Anpassungen (bei höheren Pflanzen) allgemein als auf indirektem Wege ent- standen wissen will, so scheint mir dies in Ermangelung von genaueren Belegen eine etwas weitgehende Verallgemeinerung einiger allerdings zweifellos feststehender Tatsachen dieser Art zu sein (z. B. die Ausbildung der HeterophjUic gewisser Wasserjjflanzen). '6) G. de L. fand die Assimilationstätigkeit der Licht- und Schattenblätter der Buclie in folgenden Verhältnissen stehend: 0,038 : 0,0i>4 : 0,OS1 : U,CG8; 0,0:^3:0,017. Diese Zahlen wurden bei diffusem und direkten Sonnenlicht gewonnen. Es wäre wiinschecswcrt gewesen zu prüfen, inwieweit sich im Schatten das Verhältnis etwa zu Gunsten der Schaitenblätter verschiebt. 42 M. NüKDlIAUSEN: Zum Schluss dürfte es nicht ohne Nutzen sein, unseren Beoh- aclituni^cn einige verwandte bh'.selieinungen gegenüber /u stellen. Zunäciist möge an diejenigen Wasserpiian/«m erinnert sein, welche mit zweierlei Blättern ausgestattet sind, wie z. B. Sugittafia, Pota- mogeton etc., von denen die einen untergetaucht als Wasserblätter vorkommen, die anderen an der Oberfläche des Wassers schwimmen. Wie GOEBEL 1 Ö. (i u. a. 0. näher ausgeführt hat, kann es sich bei der Ausbildung der Schwimniblätter in den seltensten Fällen um einen direkten Kinfluss äusserer Faktoren auf das Blatt selbst handeln, (hl ja die Schwimmblätter an derselben Stelle, d. h. unter W^asser angelegt und ausgebildet w^erden, wie die untergetaucht bleibenden Wasserblätter ^). Es muss also eine Veränderung des Vegetations- punktes angenommen werden. GOEBEL hat übrigens experimentell an Sagittaria nachgewiesen, dass das Licht bei der Ausbildung von Schwimniblättern insofern von Bedeutung ist, als diese, als die höher organisierte Blattform, bei ungünstiger Beleuchtung ganz unterdrückt wird"). Bekanntlich unterbleibt an tieferen Standorten sowie in fliessen- dem Wasser die Sclnvimmblattbildung ebenfalls. Es wäre interessant zu wissen, ob analog unserem Beispiel die Pflanzen letztgenannter Standorte die Fähigkeit bei Eintreten günstigerer Bedingungen Schwimmblätter zu bilden für kürzere oder längere Zeit eingebüsst haben, oder ob umgekehrt Pflanzen von urspriinglich seichtem Grunde bei aussergevvöhnlich hohem Wasserstande doch sofort zur Bildung von Schwimmblättern schreiten können. Ein anderes Beispiel bieten die Beobachtungen Kny's 1 S. 433, GOEBEL's I S. 840 und FeaNK's S. 878 in Bezug auf die Erscheinung der Anisophyllie. Erstgenannter Forscher fand, dass, als im November Zweige von Abies pectinata um 180' gedreht wurden, die im nächsten Jahre austreibenden Sprosse eine der normalen entgegengesetzte Anisophyllie aufwiesen. Erst in dem zweitnächsten Sommer (nach iVa Jahren) kam die der nunmehrigen Lage entsprechende Anisophyllie zur Ausbildung. Es handelt sich auch hier um eine Nachwirkung äusserer Faktoren. Etwas ganz ähnliches beobachteten FßANK und GOEBEL bei Acer bezw. Aesculus, nur dass in diesen Fällen die Merkmale viel schneller verloren gingen. Sämtliche Versuche zeigen, dass die Nachwirkung längere Zeit andauern kann, der Zeitraum einer Vegetationsperiode wird aber selbst in dem erstbeschriebenen Beispiel nicht überschritten, denn offenbar w^aren im November schon die Winterkuospen von Abies ausgebildet, mithin die im darauf- 1) Bei Polijgonum awphibiuin scheint jedoch eine direkte Einwirkung des Mediums auf die Ausbildung der Blätter der Land- und Wasserform vorzuliegen. Conf. Massart 1. c. 2) Dasselbe tritt bei verschiedenen Wasserpflanzen durch Kultur auf dem Trockenen ein. Conf, Göbel II, Bd. 2, S. 287. über Sonnen- nnd Schatteublätter. 43 folgenden Sommer zu Tage tretende Anisopliyllie auch durch die Orientierung der Knospe gegeben. Gerade in diesem Zusanimenhage sind noch die bekannten Ver- suche BonNIER's S. (297) mit Teucrium Scorodonia und anderen Pflanzen in Bezug auf die Anpassung an das alpine Klima zu erwähnen. Pflanzen der Mederung nehmen, wenn sie in alpines Klima versetzt werden, allmählich Eigenschaften an, durch welche sich die typischen Vertreter jener Standorte oft in so charakteristischer Weise aus- zeichnen. Speziell der Habitus und die Struktur der Blätter zeigt hierbei häufig ganz ähnliche Veränderungen, wie sie uns bei unseren Versuchen entgegentraten, wobei auch die Licht- und Feuclitigkeits- verhältnisse eine ganz ähnliche Rolle spielen. Besonders wichtig ist aber, dass bei Zurückversetzen derselben Pflanzen in die Niederung die alpinen Charaktere sich erst im I^aufe mehrerer Jahre verloren, dass mithin neben einer direkten Einwirkuno' auch eine Nachwirkuno- jener klimatischen Faktoren, die sich auf mehrere Vegetationsperioden erstreckte, bemerkbar machte. Auch für unsere Versuche wäre es wünschenswert gewesen, die Dauer der Nachwirkung festzustellen, w^as bei der gewählten Ver- suchsanstellung allerdings ausgeschlossen war. Wir sahen nur, dass die induzierte Form und Struktur der Blätter der ausgleichenden Wirkung der äusseren Faktoren getrotzt hatte. Da der Vegetationspunkt selbst, wie gesagt, in den meisten Fällen von den äusseren Faktoren nicht direkt beeinflusst werden kann, da er durch Knospenschuppen verdeckt ist, so ist es wahr- scheinlich, dass die Reizperception sich an anderen Teilen des Zweiges (Blatt, Stamm) vollzieht'). Es ist anzunehmen, dass hierdurch der Charakter des ganzen Sprosses verändert wird, so dass nicht nur die bereits tätigen Vegetationspunkte, sondern auch die der Reserve- knospen, schlafenden und Adventiv-Knospen etc. mit unter dem Ein- fluss jener Nachwirkung stehen. Zu erinnern wäre daran, dass bei manchen Pflanzen dauernd tätige Vegetationspunkte überhaupt nicht vorkommen, der Hauptrieb vielmehr jährlich durch einen Axillartrieb ersetzt wird, wie dies z. B. bei der Buche meist der Fall ist. Das Verhalten der Licht- und Schattensprosse ein und derselben Pflanze ist, wie wir sahen, so verschiedenartig und charakteristisch, dass man fast von zwei verschiedenen Rassen oder Varietäten sprechen könnte. Ein solcher A^ergleich ist um so naheliegender, als solche Sprossbildungen nicht selten eine ziemliche Selbständigkeit besitzen (man denke an Ausläufer), ja die Fähigkeit gewisser Pflanzen, sich normaler Weise durch Knospen zu vermehren, berechtigt fast von 1) In Bezug auf Anisophyllie stellt der Vegetatiouspunkt meist dauernd unter Einfluss der Schwerkraft, 44 M. NoitDUAUSEN: über Sonnen- und Schattenblattcr. einer Verorbimg urworbeiiei- Ei Wiesner, I. Photometrische Untersuchunfren auf pllanzenphysiologischem Gebiete I. SitzuDgsber. der kaiserl. Akad. der Wiss., Math.-naturw. Klasse, Wien 1893. Bd. ]0:>, Abt. I. — ir. Bemerkungen über den faktischeu Lichtgenuss der Pflanzen. Ber. der Deutscheu Bot. Ges., 1894, Bd. 12. — III. Untersuchungen über den Lichtgenuss der Pflanzen mit Eücksicht auf die Vegetation von Wien, Cairo und Buitenzorg (Java). Sitzungsber. der kaiserl. Akad. der Wiss., Math.-naturw. Klasse, Wien 1885. Bd. 104. Abt. I. Erklärung der Abbildungen. Sämtliche Figuren sind mit dem Zeichenapparat entworfen. Sie stellen Blatt- querschnitte dar, die mit Ausnahme von Fig. 5 und 6 von ein und derselben Blutbuche herrihren, Fig. 5 u. 6 stammen von einer Rotbuche, geben aber genau die Verhältnisse der entsprechenden Versuche mit der obeu genannten Blutbuehe wieder. Die Ver- grösserung beträgt überall 350. Fig. 1. Blatt eines bei heller Beleuchtung gezogeneu „Lichtsprosses". „ 2. Blatt eines bei heller Beleuchtung gezogenen „Schattensprosses". „ 3. Blatt eines im Schatten gezogenen „Lichtsprosses". „ 4. Blatt eines im Schatten gezogeneu „Schattensprosses". „ 5. Blatt eines bei Lichtabschluss gezogenen „Lichtsprosses''. „ 6. Blatt eines bei Lichtabschluss gezogenen „Schattensprosses". „ 7. Lichtblatt von der im Freien stehenden Originalpflanze. (Blutbuche). 8. Schattenblatt von der im Freien stehenden Originalpflanze. (Blutbuehe). 7. Hugo de Vries: Anwendung der Mutationslehre auf die Bastardierungsgesetze. (Vorläufige Mitteilung). Eingegangen am 21. Januar 1903. Der Satz, dass die sichtbaren Eigenschaften der Organismen aus scharf voneinander unterschiedeneu Einheiten aufgebaut sind, führt in der Lehre von der Entstehung der Arten und Varietäten zu einer einfacheren Auffassung der Erscheinungen als die jetzt herrschende Selektionstheorie und zugleich zu einer schärferen Unterscheidung der einzelnen Gruppen von Vorgängen. Dasselbe ist der Fall auf dem Ge- biete der Bastardierungen, wo jetzt der MENDEL'schen Entdeckung eine übertriebene Bedeutung zugeschrieben wird, und wo, wie BatESON zusammenfassend betont, eine allgemeine Andeutung über die ge- meinschaftlichen Züge der Erscheinungen, welche den MENDEL'schen 46 Hugo de Vries: Gesetzen folgen, noeli völlig" fehlt, und es sogar unbekannt ist, ob os solche gemeinschaftliche Züge überhaupt gibt oder nicht ^). In erster Linie haben wir einen Unterschied zu machen zwischen den Variations- und den Mutationsmerkmalen, oder wie TSCHERMAK es ausdrückt, zwischen den variativen und den mutativen Unter- scheidungsmerkmalen^). Die Tariativen Kennzeichen sind die Ab- weichungen vom Mittel der einzelnen Eigenschaften und gehorchen den statistischen Gesetzen QUETELET's; sie sind in jeder grösseren Gruppe von Individuen in den verschiedensten Graden ausgebildet. Die mutativen Merkmale unterscheiden die Individuen gruppenweise, ohne Zwischenstufen, oder doch nur mit scheinbaren Übergängen; sie bilden die Differenzen zwischen den einzelnen Arten und Varietäten. Die mutativen Merkmale entstehen nach meiner Auffassung stossweise. Und zwar nach zw^ei prinzipiell verschiedenen Modali- täten. Der Fortschritt im Stammbaum beruht auf die Entstehung- neuer Eigenschaften, die ganze bereits in einem Organismus vor- handene Anzahl wird dabei um eine neue Einheit vermehrt, und zwar im allgemeinen bei jedem einzelnen Schritt um eine einzelne Anlage. , Solche Mutationen nenne ich progressive. Daneben kommt es aber auch vor, dass eine bereits vorhandene Anlage in Bezug auf ihre Aktivität aus einem Zustande in einen anderen übergeht. Ganz gewöhnlich ist z. B. der Fall, dass sie aus dem aktiven Zustande austritt und latent wird, und in dieser Weise entstehen eine sehr grosse Anzahl von Varietäten, welche sich ihrer Art gegenüber durch den Mangel der Blüteufarbe, der Behaarung, Bewaffnung oder durch die Latenz irgend einer anderen Eigenschaft auszeichnen. Ich nenne diese Fälle retrogressive Mutationen. Andererseits können auch latente Eigenschaften aktiv w'erden, oder es können die semi-latenten Merkmale der Halbrassen in die semi-aktiven der Mittelrassen über- gehen etc. Diese bis jetzt noch wenig studierte Gruppe von Fällen fasse ich einstweilen als degressive Mutationen zusammen. (Vergl. meine Mutationstheorie, Bd. I, S. 424, 45 j, 460, 463 etc. sowie Bd. II, Abschn. IV). Durch progressive Mutationen entstehen die elementaren Arten, durch retrogressive und degressive die echten Varietäten (1. c. S. 455 bis 456). Die retrogressiven Varietäten kann man wegen der scharfen Trennung von ihrer Art auch konstante, die degressiven wegen ihrer grossen und oft transgressiven Variabilität auch inkonstante Varietäten nennen. 1) VV. Bateson, Meivdel's Principles of heredity 1902, S. 33. 2) Erich Tschermak, Der gegenwärtige Stand der MENDEL'schen Lehre, Zeitschr. für das landw. Versuchswesen in Österreich 19u2. Anwendung der Mutationslehrc auf die Bastavdierungsgesetze. 47 Auf dem Gebiete der Bastardierungen lassen sich gleichfalls zwei grosse Gruppen von Erscheinungen unterscheiden, wenn wir einst- weilen von der Kreuzung variativer Merkmale absehen. Die eine umfasst die sogenannten konstanten Bastardeigenschaften. Kommen diese rein, d. h. nicht mit Merkmalen der zweiten Gruppe zusammen bei einer Kreuzung vor, so entstehen Bastardrassen, welche in ihren Nachkommen sich selber gleichbleiben, und welche, wie bereits KekNER von MaRILAUN für eine Reihe wildwachsender Formen nachwies, von echten Arten oft nicht oder kaum zu unterscheiden sind. Die zweite Gruppe umfasst die spaltungsfähigen Eigenschaften; die Nachkommen der Hybriden sind hier unter sich ungleich, die einzelnen Eio-enschaften trennen sich und verbinden sich in den am besten untersuchten Fällen nach den von MENDEL für Erbsen auf- gestellten Formeln. Es lassen sich in dieser Gruppe wiederum zwei Unterabteilungen unterscheiden, je nachdem die beobachteten Zahlen- verhältnisse klar und ohne weiteres auf jene Formeln passen, oder infolge verschiedenen umstände sich ihnen nur mehr oder weniger deutlich auschliessen. Meine Untersuchungen lehren nun, dass diese Hauptgruppen der Bastardierungsvorgänge mit den oben unterschiedenen Typen der Mutationen zusammenfallen. Und zwar lassen sich die folo-enden Sätze aufstellen: Satz I. Den retrogressiven Mutationen entsprechen die typischen MENDEL-Kreuzungen. Hierher gehören die Latenz der Farben der Blüten, der Früchte, der Samen und des Laubes, die Latenz der Behaarung und Bewaffnung, die mangelnde oder mangel- hafte Ausbildung der Stärke in den Samen, der teilweise Verlust des unterständigen Fruchtknotens etc. (Mutationstheorie H, S. 146). Satz IL Den degressiven Mutationen entsprechen die übrigen MENDEL-Kreuzungen. Der Nachweis der Gültigkeit der MENDEL'schen Formeln ist hier meist mehr oder weniger erschwert. Namentlich in den Fällen der transgressiven Variabilität, wenn also die mutativen Merkmale der beiden Eltern eines Bastardes zwar scharf getrennt sind, die fluctuierende Variabilität dieser Eigen- schaften aber einzelne und oft viele Individuen die Grenzen der beiden Typen überschreiten lässt. Denn man kann es dann dem einzelnen Exemplare nicht ansehen, zu welchem Typus es gehört, und es leuchtet ein, dass die Zählungen dadurch ganz bedeutend au Schärfe verlieren. In meinem Aufsatz über die tricotylen Rassen habe ich dieses Prinzip näher begründet '^). In solchen Fällen ist es sehr schwer, unter den Nachkommen der Hybriden die Individuen mit dem rezessiven Merkmal von den dominantmerkmaligen zu trennen. 1) Diese Berichte. Jahrg. 1902, Bd. XX, Heft II, S. 45. 48 Hugo uk Viues: Bennocli gelingt es, \venii auch bisweilen auf Umwegen, die Giltigkeit der MENDEL'schen Formeln nachzuweisen. Als Beispiele führe ich zunächt die Tricotylie selbst an. {Antirrliinum majus, Cannahis sativa, Papaver Rhoeas). Ferner die Synkotylie von Helianthus annuus, die gestreiften Blüten {Antirrhinum majus)^ die Pleiophyllie {Trifolium pratense quinquefoliuni), die bunten Blätter (Oenothera Lamarckiana), die gefüllten Blumen {Papaver somniferum)^ die Polycephalie des Mohn- ko])fes, etc. ^) Satz III. D(!n progressiven Mutationen entprechen die konstanten Bastardeigenschaften. Einen sehr typischen hier- her gehörigen Fall bildet der Bastard von Oenothera muricata und 0. biennis, den ich in vier Generationen kultiviert und durchaus konstant gefunden habe"). Eine Reihe weiterer Beispiele werde ich teils nach eigener Er- fahrung, teils nach den Beobachtungen anderer in der nächsten Lieferung meiner Mutationsthe orie zusammenstellen. Die Anzahl der bekannten konstanten Bastardrassen ist aber vorläufig noch eine kleine, w^eil in den meisten bisher ausgeführten Kreuzungen neben den progressiv-mutativen Unterscheidungsmerkmalen der Eltern auch retrogressiv-mutative und oft auch degressive vorhanden sind. Und in solchen Fällen spalten sich die Nachkommen der Hybriden in einigen Kennzeichen, während sie in anderen konstant bleiben. Fassen wir diese Sätze kurz zusammen, so können wir sagen: Bei Kreuzungen geben einseitig fehlende Anlagen Ver- anlassung zu konstanten Bastardeigenschaften, während beiderseits, aber in verschiedenen Zuständen der Aktivität vorhandene Anlagen spaltungsfällige Bastardmerkmale geben. MaCFARLANE hat für die Kreuzungen, bei denen eine Anlage in einem der beiden Eltern vorhanden ist, in dem anderen aber fehlt, die Bezeichnung unisexuelle eingeführt'). Dem entsprechend kann man die Anlagen, welche beiderseits vorhanden sind, aber in ver- schiedenen Zuständen der Aktivität vorkommen, bisexuelle nennen. Unter Anwendung dieser Bezeichnungen können wir also sagen, dass in Bezug auf die einzelnen Eigenschaften unisexuelle Kreuzungen konstante Bastardeigenschafteu geben, während bisexuelle den MENDEL'schen Spaltungsgesetzen folgen. Die einfachste Form erreichen wir aber für unseren Satz, wenn 1) Für die ausführliche Beschreibung dieser Versuche, sowie für die weiteren Beispiele vergleiche man die demnächst erscheinende fünfte Lieferung meiner Mutationstheorie (Leipzig, Veit & Comp.). 2) Diese Berichte XVIII, S. 437. 3) J. M. Macfari.ane. The minute structure of plant hybrids. Transactions Roy. Soc, Edinburgh 1892. Anweadung- der Mutatiocslehre auf die Bastardierungsgesetze. 49; wir die oben aiig-eführte Unterscheidung Yon elementaren Arten und Varietäten auf die einzelneu Merkmale anwenden. Wir nennen dann die progressiv entstandenen Eig-enscliaften Artmerkmale, die retrogressiv bezw. degressiv entstandenen aber Varietätmerkmale. Unser Satz lautet dann: Die MENDELschen Gesetze gelten für Varietätmerkmale, während Artmerkmale bei Kreuzungen konstante Bastard- eigen Schäften liefern. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass systematische Arten von ihren Verwandten g-anz gewöhnlich teilweise durch Artmerkmale, teil- weise aber auch durch Varietätmerkmale unterschieden sind. In sehr vielen systematischen Arten kann ja der ursprüngliche, progressiv entstandene Typus ausgestorben sein, während eine oder mehrere, aus diesem retrogressiv hervorgegangene Formen noch vorhanden sind. So ist z. B. LycJmis vespertina meiner Ansicht nach eine weiss blühende Varietät einer ausgestorbenen rotblütigen Art. Kreuzt man nun solche Formen mit verwandten Arten, so können gemischte Bastarde ent- stehen, welche in Bezug auf die progressiv entstandenen Merkmale der Eltern konstant sind, in Bezug auf die retrogressiv entstandenen Differenzpunkte aber sich den MENDEL'schen Formeln fügen. Der ausgesprochene Satz ist aus dem Studium der älteren Lite- ratur und aus meinen eigenen Erfahrungen abgeleitet. Die in den beiden letzten Jahren von CORRENS, TSCHERMAK, BäTESON, Cu£N0T') und anderen veröffentlichten Ergebnisse stimmen, sowohl auf zoolo- gischem als auf botanischem Gebiete in den klaren Fällen mit meiner Ansicht überein ^'). Doch gibt es noch Ausnahmen, welche aber voraussichtlich bei näherer Prüfung sich wohl als nur scheinbar er- geben werden^). Auch sind manche Erscheinungen, welche bisher als Ausnahmen bezeichnet wurden, eigentlich nur spezielle Fälle des allgemeinen Gesetzes*). Der Gegensatz zwischen den konstanten und den spaltungs- fähigen Eigenschaften der Bastarde hat somit seinen Grund in dem gegensätzlichen Verhalten der inneren Eigenschaften in den beiden Eltern. MENDEL hat bereits gezeigt, dass die einfachste Erklärung der von ihm beobachteten Erscheinungen durch die Annahme gegeben ist, dass bei der Entstehung der Sexualzellen der Bastarde die An- 1) Jj. CuENOT, La loi de Mendel, et l'hcredite de la pigmentation chez les souris. Arch. ZooL experim. et generale No. 2, 1902. 2) Eine sehr austuhrliclie Liste der Einzehälle geben W. Bateson und E. R. Saunders, Experimental studies in the physiology of hereditj, Journ. Royal Society 1902, S. 139 ff. 3) C. CoRRENS, Über scheinbare Ausnahmen von der MBNDEL'schen Spaltungs- regel für Bastarde. Diese Berichte XX, S. 159. 4) C. CoRRENS, Über Levkoyenbastarde. Botan. Centralbl. Bd. 4, 1900. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXI. ^ 50 Hugo de Vkies: lagen paarweise gegen einander ausgetauscht werden. Für einen solchen Austausch ist es erforderlich, dass jede im einen Elter des Bastardes vorhandene Anlage in dem andern eine ihr antagonistische findet. Nun ist es klar, dass nicht jede zwei beliebige Anlagen zweier Arten oder Varietäten ein solches Paar von Antagonisten bilden können. Im Gegenteil muss der Antagonismus in der Natur der Anlagen selbst begründet sein. Und da lässt sich zeigen, dass für diesen Anta- gonismus die Bedingung ist, dass dieselbe Anlage in beiden Eltern, wenn auch in verschiedenen Zuständen der Aktivität vorhanden sei^). Denn bei der normalen Befruchtung worden ja offenbar nur gleich- namige Anlagen gegen einander ausgetauscht. Und hieraus ergibt sich ferner, weshalb die retrogressiv und die degressiv ent- standenen Differenzpunkte den MKNDEL'schen Spaltungs- gesetzen folgen. Bei progressiv entstandenen Eigenschaften ist offenbar der er- wähnten Bedingung nicht genügt. Im einfachsten Fall unterscheidet sich hier der eine Elter eines Bastardes von dem andern gerade da- durch, dass er eine innere Eigenschaft, eine sogenannte Anlage, mehr besitzt als jener. Diese Eigenschaft findet dann bei der Kreuzung keinen Antagonisten. Sie liegt im Bastard ungepaart. Sie kann nicht ausgetauscht werden und somit keine nach MenDEL's Formeln spaltbaren Bastardmerkmale geben. Wenn die übrigen Anlagen ausgetauscht werden, erfährt sie vermutlich oft eine vegetative Teilung; wenigstens deutet die Konstanz in den auf einander folgenden Generationen solcher Bastarde vorläufig darauf hin. Die damit verbundenen Abweichungen von dem normalen Ver- halten werden voraussichtlich später zu einer Erklärung der ver- minderten und oft fehlenden Fruchtbarkeit so vieler Hybriden führen. Die MENDEL'schen Kreuzungen schliesseu sich meiner Ansicht nach sehr eng an die Vorgänge der normalen Befruchtung und somit auch an die Kreuzungen variativer Merkmale an. Es drängt sich die Vermutung auf, dass die Gesetze für diese grossen Gruppen von Erscheinungen dieselben sind. Nur treten uns die Vorgänge bei der Bastardierung von Varietäten leicht und klar vor die Augen, und sind die Gegensätze der dominierenden und der rezessiven Merkmale vielfach bequem und scharf zu beobachten. Bei der normalen Be- fruchtung entziehen sich die Vorgänge des Austausches der Anlagen, falls ein solcher stattfindet, offenbar um so mehr der Beobachtung, je geringer die Differenz zwischen den beiden Eltern ist. Und bei grösseren Differenzen, d. h. also bei der Kreuzung variativer Merk- 1) Vergl. die demnächst erscheinende Lieferung meiner Mutationstheorie. Anwendung der Mutationslehre auf die Bastardierungsgesetze. 51 male, sind die Schwierigkeiteu der Beobachtung- noch immer so grosse, dass es vielleicht noch lange Zeit dauern wird, ehe es mög- lich sein wird, die Gültigkeit der hier aufgestellten Erklärung ex- perimentell zu beweisen. Doch lassen sich offenbar von einer An- wendung des MENDEL'schen Prinzips auf dem Gebiete der fluk- tuierenden Variabilität manche wichtige Fingerzeige für weitere Untersuchungen erwarten. Die im obigen angeführten Sätze gelten nur für den normalen, imrautabelen Zustand der Eigenschaften. Befinden sich die Pflanzen aber in einer Mutationsperiode, so verhalten sich die betreffenden Eigenschaften bei den Kreuzungen ganz anders. Sie befinden sich dann eben in einer labilen Gewichtslage, und deshalb können leicht Störungen eintreten. Diese Mutationskreuzungen habe ich in meiner Mutationsgruppe der Oenothera Lamarckiana ausführlich studiert und das wichtigste darüber bereits in meinem Aufsatze über die erbungleichen Kreuzungen, von denen sie einen der auffallendsten Typen bilden, mitgeteilt^). Sie geben konstante Bastardeigenschaften, aber in der Regel ist die erste Generation der Bastarde keine einförmige, sondern wiederholt sie die beiden elterlichen Typen neben einander. Die progressiv entstandenen Formen {Oenothera gigas, Oenothera rubrinervis u. s. w.) scheinen sich dabei nicht wesentlich anders zu verhalten als die retrogressiv gebildeten {Oenothera nanella). Doch sind meine Untersuchungen über diesen Punkt noch nicht abgeschlossen. Die Eigentümlichkeit dieser Mutationskreuzungen bedingt es, dass man in den Bastardierungen ein Mittel hat, um zu entscheiden, ob bei einer gegebenen Pflanze eine Eigenschaft im mutabelen Zu- stande oder in fester Gleichgewichtslage vorhanden ist. Und viel- leicht- wird manche angebliche Abweichung einer Bastardgruppe von dem normalen Verhalten in solcher Weise zur Entdeckung von Mutationsvorgängen führen können. Auch lässt sich in dieser Weise, wenigstens mit grosser Wahrscheinlichkeit, das Aufhören einer be- obachteten Mutationsperiode nachweisen. So fand ich z. B., dass Oenothera rubrinervis^ welche in meinen Kulturen nie durch Mutation Oenothera nanella hervorgebracht hat, bei Kreuzung mit dieser letzteren auch nicht den Gesetzen der Mutationskreuzungen folgt, sondern sich dem Typus der MENDEL'schen Bastarde anschliesst. Sogar eine und dieselbe Nanella-Pflanze verhält sich gegenüber der Oenothera rubri- nervis anders als gegenüber der Oenothera Lamarckiana; mit jener 1) Diese Berichte. Bd. XVIII, S. 435. 4- 52 Friedrich Hildebranu: gibt sie spaltuugsfäliige Bastarde, mit dieser aber eine zweiförmige erste Generation, deren (llieder in iiiren Nachkommen konstant sind. ¥jS entscheidet somit über den Erfolg der Kreuznng in diesem Falle nicht die Xanella- Anlage in den Nanella- Pflanzen selbst, sondern die Frage, ob die antagonistische Anlage in dem andern Elter mutabel oder inimutabel ist. 8. Friedrich Hildebrand: Über die Stellung der Blatt- spreiten bei den Arten der Gattung Haemanthus. Eingegangen am 22. Januar 1903. Auf der Naturforscherversammlung in Karkbald hat J. WiESNER in sehr erfreulicher Weise die Bemerkung gemacht, dass nach der Behandlung der Blattstellungsfrage als ein rein morphologisches Problem und deren Hinüberlenken ins physiologische Fahrwasser es nun an der Zeit sei, die Frage der Blattstellungen auch vom bio- logischen Standpunkt aus zu beleuchten, welcher in früherer Zeit (vergL: HANS WlNKLER in PrinGSHEIM's Jahrb. 1901) nur gelegent- lich berührt worden sei. Die seinerzeit in dieser Richtung von Wiesner gemachten und in diesen Berichten Jahrgang 1902 (S. 84) mitgeteilten Beobachtungen veranlassen mich, nun auch von den meinigen, welche ich in den letzten Jahren an den Blättern der ver- schiedensten Baemanthus- Arten gemacht habe, eine kurze Zusammen- stellung zu geben, um hierdurch ein besonders hervortretendes Bei- spiel davon anzuführen, dass Blätter, welche in ganz gleicher Weise an dem Stengel eingefügt sind, später die verschiedensten Richtungen und Stellungen ihrer Spreiten annehmen können, je nachdem es für die Belichtung dieser Spreiten von Vorteil ist. Bei allen von mir untersuchten Haemanthus- Arten, deren mir in lebendem Zustande über 30 vorliegen, sind die Blätter nach der ^/g-Stellung, dicht aufeinander folgend, der sehr verkürzten Achse eingefügt. An dem unteren Teile jedes Blattes sind dessen Ränder vollständig miteinander zu einer geschlossenen Scheide verwachsen. Diese Scheiden verdicksn sich im Laufe der Zeit auf ihrer Rück- seite mehr oder weniger stark und bilden die Dauerzwiebel der Haemanthus -Arten. An diesen die Zwiebel bildenden Teil der Blätter schliessen sich dann die Blattspreiten in dreierlei Weise an: entweder direkt so dass sie unmittelbar auf die Zwiebel folgen, Stellung der Blattspreiten bei den Arten der Gattung Haemanthus. 58 Haemanthus figrimis, albiflos etc., oder die Zwiebelscliuppen gehen nach ihrem fleischigen Teil erst in eine, meist mehrere Centimeter, ja Decimeter lange häntigo Röhre aus, welche erst weit entfernt von der Zwiebel die Blattspreiten an ihrem Ende trägt, wodurch ein Scheinstengel, wie bei vielen anderen Monocotyledonen, z B. bei Miisa, hervorgebracht wird: Haemanthus Natalensis. Im dritten Fall geht der untere, die Zwiebel bildende Teil der Blätter in einen mehr oder wenig-er lano-eu Stiel aus, welcher erst an seinem Ende die Blattspreite trägt: Haemanthus mirabilis. Diese Blattspreiteu nehmen nun bei den verschiedenen Haeman- thv^-kxtQW je nach dem Bedürfnis der Belichtung und je nach der verschiedenen Anzahl der in einer und derselben Vegetationsperiode zugleich vorhandenen Blätter sehr verschiedene Stellungen zum Horizont und zueinander ein. Am einfachsten ist der Fall, wo in einer Vegetationsperiode immer nur zwei Blätter zugleich vorhanden sind, wie dies bei Haemanthus tigrinus, coccineus, coarctatus Regel ist. Hier biegen sich die beiden bei ihrem Hervortreten senkrecht aufgerichteten und an- einander geklappten Blattspreiten allmählich so weit um, dass sie schliesslich dem Erdboden vollständig horizontal aufliegen und so ihre ganze Oberseite dem direkten Sonnenlicht aussetzen, während ihre Unterseite von keinem Licht, auch nicht von seitlichem, ge- troffen wird. Alle diese Arten verlieren zu bestimmter Zeit, bei uns gegen den Sommer hin, ihre beiden Blattspreiten, so dass nur eine spreitenlose Zwiebel von dem Gewächs übrig ist, aus welcher dann in der nächsten Vegetationsperiode wieder zwei neue Blattspreiten hervortreten. In anderen Fällen sind zu gleicher Zeit vier Blattspreiten vor- handen, welche wieder zweierlei Verschiedenheiten zeigen, indem sie entweder in einer und derselben Vegetationsperiode zugleich, oder in zwei aufeinander folgenden entstanden, also von sehr verschiedenem Alter sind. Von jenen, wo die vier Blätter in einer und derselben Vegetations- periode entstehen, ist mir einstweilen nur einer bekannt geworden, nämlich bei einer Haemanthus- Axt^ welche ich vor einigen Jahren von Herrn MAX LeiCHTLIN erhielt, der die Zwiebel aus der Umgegend von .lohannisburg bezogen hatte. Da die Pflanze noch nicht zum Blühen gekommen ist, lässt es sich schwer entscheiden, ob sie einer noch nicht benannten und beschriebenen Art angehört; ich möchte sie daher im Folgenden nur vorläufig mit dem Namen Haemanthus crucifoliatus bezeichnen, indem sie sich von allen mir zu Gesicht gekommenen Haemanthus- Arten dadurch auszeichnet, dass ihre vier, in einer Vegetationsperiode zugleich vorhandenen Blattspreiten nach ihrer vollständigen Entwickelung eine Stellung eingenommen haben, wie die Arme eines Andreaskreuzes. 54 Fkikdiuch Hilukbranü: Bei der Kultur im Kreiburger botaiiisclicu (Jarteu begannen in den drei aufeinander folgenden Jahren die S])itzen der beiden ersten Blatts])rc>iten im Sommer hervorzutreten, und l»lieben in ganz senk- rechter Lage, bis sich zwischen ihnen die Spitzen des zweiten Blatt- paares erhoben, bei deren weiterem Hervortreten sie nur ganz schwach von der senkrechten Lage sich entfernten und sich nach aussen etwas umbogen, wobei ihre Ränder nach der Basis zu nach der Oberseite hin sich etwas umrollten. Würden nun diese vier Blattspreiten ohne Veränderung ihrer sonstigen Lage in die Horizontalebene sich umbiegen, so würden die beiden oberen die beiden unteren schliesslich vollständig decken und ganz dem Licht entziehen. Dass dies nicht geschehe, bewirken nun eigentümliche Drehungen der Blattspreiten, welche sich kaum einfach auf Lichteinfluss zurückführen lassen dürften, sondern von inneren biologischen Anlagen herrühren. Indem nämlich die vier Blattspreiten allmählich sich mehr und mehr verlängern, fangen sie an sich von- einander zu biegen, wobei sie allmählich die Binrollung ihrer Räuder nach ihrer Oberseite zu verlieren, welche schliesslich in eine schwache UmroUung nach ihrer Unterseite übergeht. Mit dieser Umbiegung geht nun eine Lagenveränderung der Spreiten Hand in Hand, welclie sehr interessanter Natur ist. Während früher die Spitzen aller vier Spreiten, wenn wir sie uns auf ein Zifferblatt projiziert denken, die der einen, nämlich von 1 und 3, nach Ziffer IX, die der beiden anderen, nämlich von 2 und 4, nach Ziffer III zeigten, also sich paar- weise deckten, bewegten sich die Spitzen der beiden unteren Spreiten, nämlich von 1 und '2, allmählich gegen den Zeiger der Uhr nach Vni und nach II hin, die des oberen Paares mit dem Zeiger der Uhr nach X und IV zu. Diese Drehung nahm, während die Spreiten sich in die Horizontale umbogen, allmählich noch ein wenig zu, so dass schliesslich die ganz horizontal liegenden Spreiten in der Richtung der Arme eines Andreaskreuzes zu einander standen. Hier- durch war nun bewirkt, dass die Spreiten des oberen Blattpaares die des unteren nur an der Basis ein wenig vom Licht abschlössen, welche verdunkelte Stelle noch dadurch verringert wurde, dass alle vier Spreiten nach unten hin, wo sie in die breiten Zwiebelschuppen übero-ehen, sich ein wenig verschmälern. Diese Erscheinungen sind besonders dadurch interessant, als sie zeigen, dass das eine der beiden Spreitenpaare, nämlich das obere, eine Lagenveränderung vornimmt, welche für seine eigene Belichtung durchaus von gar keinem Vorteil ist, sondern nur zum Vorteil der nun durch diese Bewegung dem Licht zugänglichen unteren beiden Spreitenflächen dient. Wir können hier also von einer Bewegung sprechen, welche nicht aus Eigennutz geschieht, sondern zum Vorteil der beiden anderen Spreiten dient und auf keinen Fall einfach Stellung der Blattspreiten bei den Arten der Gattung Haemanthus. 55 durch Einwirkung des Lichtes erklärt werden kann. Anders könnte es scheinen, dass es sich mit den beiden unteren Spreiten verhält, welche durch ihre Drehung gegen den Zeiger der Uhr aus dem Schatten der beiden oberen Spreiten heraus treten. Aber im Hinblick auf die vom Licht ganz unabhängige Drehuug der beiden oberen Spreiten, können wir wohl vermuten, dass auch die Drehung der beiden unteren nicht durch Lichteinfluss hervorgebracht werde, sondern auch hier auf inneren Anlagen beruhe. Was die Mechanik der Drehung dieser ursprünglich genau über- einander liegenden Spreiten angeht, so kann sie selbstverständlich nicht auf Drehung der Stengelglieder, wie dies bei vielen anderen Pflanzen in ähnlichen Fällen sehr augenfällig geschieht, beruhen, da ja die Basis der Blattspreiten in die dicht aufeinander folgenden Zwiebelschuppen übergeht. Zurückgreifend möchte ich hier einiger eigentümlicher Fälle der Blattrichtung erwähnen, welche ich an einigen Exemplaren von Haemanthus Nelsonii beobachtete, und welche gewissermassen eine Übergangsstufe zwischen der Stellung der zwei Blattspreiten von Haemanthus tigrinus etc. und derjenigen der vier, von Haemanthus crucifoliatus soeben besprochenen bilden. You den vier Exemplaren, welche in üppiger Weise bei der Kultur ihre Blattspreiten entfalteten, so dass dieselben eine Länge bis zu "28 cm bei 15 an Breite erlangteu, wurden zwei in drei auf- einander folgenden Vegetationsperioden beobachtet, die anderen beiden nur in zweien. Das eine Exemplar entwickelte in jeder der drei Perioden, jedes- mal nur zwei Blattspreiten, welche wie diejenigen von Haemanthus tigrinus sich genau in entgegengesetzter Richtung horizontal aus- breiteten, ohne ihre ursprüngliche Richtung zu verändern. Das zweite Exemplar verhielt sich in den drei aufeinander folgenden Vegetationsperioden verschieden; in den beiden letzten bildete es nur je zwei Blattspreiten, in der ersten aber deren vier. Diese deckten sich nun anfangs paarweise wie bei Haemanthus crucifoliatus, später trat aber eine Abweichung von der bei letzterem beschriebenen Veränderung ein. Die beiden oberen Spreiten blieben nämlich unverrückt an ihrem Ort, machten also keine so uneigen- nützigen, nur für die beiden unteren vorteilhaften Ortsänderungen, wie wir bei Haemanthus crucifoliatus gesehen haben. Die beiden unteren Spreiten traten aber etwas aus der Beschattung durch die oberen lieraus, und zwar in sehr eigentümlicherweise, indem die eine, rechte, sich mit dem Zeiger der Uhr von Ziffer III etwas nach IV bewegte, die andere gegenüberstehende gegen den Zeiger der Uhr, etwas von IX nach VIII zu, während man hätte erwarten sollen, dass beide sich gleichläufig beweg(ui würden, entsprechend den Wendungen 5ß Friedrich Hildkbhand: bei Haemanthus cvudfoliatws. In dieser Weise bildeten die vier Blattspreiteu nicht ein Andreaskreuz, .sondern waren in ihrer An- ordnunji: etwa einer Kravattenschleife vergleichhar. Die dritte Pflanze hatte in der hetzten Vegetationsperiode nur zwei Blattspreiten, wie dies wohl für die Art charakteristisch ist. in der vorhero-ehenden l)ildeten sich aber deren drei ans. welche schliess- lieh ehie sehr interessante Richtung einnahmen. Es blieb nämlich die allein unbedeckt stehende S))reite genau in ihrer ursprünglichen Richtung, während die beiden anderen, ihr gegenüberstehenden, von denen die eine die audere ursprünglich deckte, die bei Haemanthus crucifoliatus beschriebenen gegenläufigen Bewegungen machten, nicht nur die untere von Ziffer IX nach X sich schob, um aus dem Schatten der oberen heraus zu kommen, sondern auch die obere nach der entgegengesetzten Richtung von IX nach YIIl hin sich wandte, um eine stärkere Belichtung der anderen Blattspreite zu ermöglichen. Die vierte Pflanze endlich bildete in jedei>«der zwei aufeinander folgenden Vegetationsperioden je drei Blattspreiten aus, welche sich nun in ihren Stellungen genau ebenso verhielten, wie die soeben von dem ersten Jahrgang der dritten Pflanze beschriebenen. Diese an den letzten drei Pflanzen beobachteten Fälle waren hiernach namentlich dadurch sehr interessant, dass jede einzeln stehende Blattspreite ganz unverrückt an ihrem Orte verharrte, indem eine Ortsveränderung weder für diese Spreite selbst, noch für das Oesamtwesen der Pflanze von Nutzen gewesen wäre; während von den beiden anderen die untere die eigennützige Bewegung machte, um aus dem Schatten der oberen etwas heraus zu kommen, während die obere durch ihre Bewegung nicht direkt für sich eine nützliche Beweo-ung machte, aber doch eine solche, welche dem Gesamtwesen der Pflanze zu gute kam. Vielleicht sind diese an den Exemplaren von Haemanthus Nelsonii beobachteten Fälle noch bemerkenswerter, als der von Haemanthus crucifoliatus beschriebene, nämlich dadurch, dass sie zeigen, wie an einer und derselben Pflanze die Blattspreiten nur dann ihren Ort verändern, wenn dies dem Gesamtwesen der Pflanze zu gute kommt, während sie dies nicht thun, wenn der ganzen Pflanze aus ihrer Ortsveränderung kein Nutzen erwächst. — Während, wie ich vorher beschrieben habe, bei Haemanthus crucifoliatus die 4 Spreiten der Blätter, welche sich zugleich an der Pflanze in derselben Vegetationsperiode befinden, alle 4 in dieser gleichen Vegetationsperiode dicht aufeinander in ihrer Entwickelung folgend entstanden sind, so verhält sich bei anderen Haemanthus- Arten die Sache derartig, dass von den zugleich vorhandenen 4 Blatt- spreiten 2 in der vorhergehenden Vegetationsperiode entstanden sind, die beiden anderen, über ihnen stehenden in der vorliegenden. Stellung der Blattspreiten bei den Arten der Gattung Haemanthus. 57 Die Pflanze bildet hier in jeder Vegetationsperiode nur 2 Blatt- spreiten aus, diese vergehen aber nicht am Ende dieser Periode, sondern dauern meist in die nächste hinein, so dass sie in dieser mit den beiden neu o-ebildeten zus-leich vorhanden sind und erst bis zu 5 habe diese Aminosäure aber später aus den Cotyledonen jüngerer Keimpflanzen der genannten Lupinus-Art isoliert (man vergl. Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. XXX, S. 277). Auch WassiliefP hat aus 7tägigen Keimpflanzen von Lupinua albiis Tyrosin dar- gestellt, wie er auf S. 50 seiner von BerTEL citierten Abhandlung mittheilt. BERTEL's Beobachtung über die Bildung von Tyrosin aus den Reserveproteinstoffen in den Cotyledonen von Lupinus albus stimmt also mit Wassiliepf's und meinen Wahrnehmungen überein. Auch steht seine Angabe über die Vermehrung des Tyrosins in narkotisierten Keimpflanzen in Einklang mit den von BUTKEWITSCH in meinem Laboratorium ausgeführten Untersuchungen über das proteolytische Enzym der keimenden Samen und über die Ver- mehrung der primären Eiweisszersetzungsprodukte bei der Auto- digestion der Keimpflanzen'). Dass sowohl von WASSILIEFP wie von mir Tyrosin nur in sehr kleiner Menge erhalten wurde, erklärt sich vielleicht aus der von uns angew^endeten Untersuchungsmethode. Wir haben die genannte Aminosäure aus einem mit ca. 92prozentigem kochendem Weingeist aus den Keim])flanzen dargestellten Extrakt isoliert; in diesen Extrakt ist aber höchstwahrscheinlich dns Tyrosin wegen seiner Schwer- löslichkeit in dem genannten Lösungsmittel nur unvollständig ein- o-eo-ano-en. Später habe ich noch Tyrosin aus dem Niederschlag isoliert, welcher durch Merkurinitrat in dem aus frischen Keim- pflanzen von Lupinus albus gewonnenen Saft hervorgebracht wurde. Sehr bemerkenswert ist BerTEL's Angabe, dass beim Tyrosin- Abbau in Keimpflanzen eine nach ihrem Verhalten für Homo- gentisinsäure zu erklärende Substanz auftritt. Dass manche primäre Eiweisszersetzungsprodukte in den Keimpflanzen dem Abbau unterliegen, ist eine Schlussfolgerung, die aus meinen Untersuchungen sich ergibt. In welcher Weise dieser Abbau erfolgt, darüber konnte ich in meinen Abhandlungen etwas Bestimmtes nicht aussagen; doch habe ich die Vermutung ausgesprochen^), dass jene Eiweisszersetzungs- produkte im Stoff'wechsel der Keimpflanzen der Oxydation verfallen und dass dabei ihr Stickstoff in Ammoniak übergeführt wird (daran schloss sich die Hypothese, dass dieses Ammoniak sodann bei der synthetischen Bildung von Asparagin und Glutamin Verwendung findet). Jener Vermutung entspricht nun eine Bildung von Homo- gentisiusäure beim Abbau des Tyrosins. Denn dieser Prozess muss sich unter Sauerstoffaufnahme vollziehen und ist nach der von 1) Zeitsclirift für physiolog. Chemie, XXXII, S. 1; Diese Berichte, XVIII, S. 285 und 358. 2) Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. XXIV, S. 83—85. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXL ' 5 66 E. Schulze: Tyrosin-l^ildunor in den keimenden Samen von Lupinus albus. WOLKOW und BAUMANN ^) aufgestellten Gleichung mit der Bildung ,von Ammoniak verbunden^). Dass auch das Arginin im Stoffwechsel der Keimpflanzen der Oxydation unterliegt, ist nicht unwahrscheinlich. Denn nach den Versuchen F. KUTSCHER's '^) liefert die genannte Base bei der Oxydation mittels Permanganat zuerst Guanidinbuttersäure, dann Guanidin und Bernsteinsäure; Guanidin ist aber aus den Keim- pflanzen von Vicia sativa von mir dargestellt worden*); später habe ich auch gezeigt, dass in diesen Keimpflanzen das Arginin dem Verbrauche unterliegt^). Es wird von Interesse sein, auch andere Keimpflanzen auf das Vorhandensein von Guanidin zu untersuchen. Doch wird ein negativer Ausfall der Prüfung nicht sofort als ein Beweis gegen die Richtigkeit jener Vermutung angesehen werden können; denn es ist möglich, dass in manchen Pflänzchen bei dem Abbau des Arginins Guanidin zwar entsteht, aber so rasch weiter umgewandelt wird, dass man es bei Untersuchung der Pflänzchen nicht in einer für den Nachweis genügenden Quantität vorfindet. Leichter wird es sein, die nach KUTSCHER's Versuchen bei der Oxydation des Arginins entstehende Bernsteinsäure nachzuweisen. In der Tat haben IST. CasTORO und ich diese Säure aus einigen Keimpflanzenarten darstellen können. Doch braucht hier kaum darauf aufmerksam gemacht zu werden, dass die Bernsteinsäure, ausser bei der Oxydation des Arginins, auch bei anderen Vorgängen im pflanz- lichen Stoffwechsel entstanden sein kann. Auch die von mir nachgewiesene Bildung von Sulfaten in Keimpflanzen spricht dafür, dass in den letzteren primäre Eiweiss- zersetzungsprodukte der Oxydation unterliegen; denn es ist sehr 1) Ebendaselbst, Bd. XV, S. 277. 2) Nicht unverwähnt soll bleiben, dass vor kurzem gegen Wolkow's und Baumann's Annahmen betreffend die Entstehung von Homo;jentisinsäure aus dem Tyrosin ein Einwand e.hobeii worden ist. Erich Meyer (Archiv fü kl. Medicin 70, S. 443) hält es für wahrscheinlich, dass das Tyrosin mit jener Säure nur indirekt im Zusammenhange stehe; denn es sei nicht recht einzusehen, wie ein Übergang erfolgen könne — es müsste denn eine Atomgruppenwanderung ein- treten. Auch bewirkt nach F. Mittelbach (Archiv für kl. Medicin, 71, S. 50) die Eingabe von Tyrosin nicht ein Ansteigen der Honiogentisinsäure im Harn in dem von WoLKOw und Baumann beobachteten Umfange (ich entnehme diese Angaben dem Jahrbuch der Chemie, XI, 1901, S. 235—236). Doch haben Wolkow und Baumann in ihren Erörterungen über die Entstehung dür Honiogentisinsäure aus Tyrosin die beträchtlichen Verschiedenheiten, die in Bezug auf die chemische Konstitution zwischen diesen beiden Stoffen bestehen, nicht unberücksichtigt ge- lassen (m. vergl. S. 273 — 275 ihrer oben citierten Abhandlung). 3) Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. XXXII, S. 413. Die bezüglichen Versuche sind z. T. unter Mitwirkung von Benech ausgeführt worden. 4) Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. XVil, S. Iy7. 5) Ebendaselbst, Bd.* XXX, S. 241. C. Wehmer: Über Zersetzung freier Milchsäure durch Pilze. 67 wahrsclieinlich, dass für die Bildung der Sulfate der Schwefel von einem während der Keimung aus Eiweiss abgespaltenen Atomkomplex geliefert wird. Ob dieser Atomkomplex Cystin ist, soll noch von uns untersucht werden. Das Studium des Abbaues der primären Eiweisszersetzungs- produkte im pflanzlichen Stoffwechsel ist, wie hier kaum hervor- gehoben zu werden braucht, keine leichte Aufgabe, und es wird in manchen Fällen kaum gelingen, die Frage nach der Herkunft der Abbauprodukte mit Sicherheit zu beantworten. Es ist daher auch nicht zu erwarten, dass unser Wissen auf diesem Gebiete rasche Fortschritte macht. Zürich, im Januar 1903. 10. C. Wehmer: Über Zersetzung freier Milchsäure durch Pilze. Eingegangen am 27. Januar 1903. Auf gewissen freie Milchsäure enthaltenden Flüssigkeiten (saure Milch, Gurkenbrühen, Sauerkrautbrühen) erscheinen bekanntlich fast regelmässig nach kurzer Zeit weisse Schimmel- oder Kahmhaut- bilduno-eu, die bald aus O'idium lactis, bald aus Hefen oder auch einem Gemenge beider zusammengesetzt sind. Über die Beziehungen dieser Organismen, welche sowohl von der Oberfläche der Vegetabilien wie direkt aus der Luft stammen, zu der Milchsäure fehlen Ermittelungen bislang fast ganz. Anlässlich des näheren Verfolges der Sauerkrautgärung fiel mir in verschiedenen Gärversuchen ein rapider Rückgang der Säure auf und zwar immer erst von dem Zeitpunkte an, wo die Oberfläche der gärenden Krautbrühe sich mit Kahm zu bedecken pflegt. Auch in den Sauerkrautfabriken sind übrigens diese oberflächlichen Pilz- bildungen nach eigener Feststellung ein ganz regelmässiger Begleiter der Krautgärung. Yon dem Erscheinen der Kahmhaut an datierte also die Aciditätsabnahme, ihre Schnelligkeit wuchs merklich mit Steigerung der Temperatur, sodass bei Zimmertemperatur wenige Wochen zur völligen Entsäuerung der Brühe (0,8—1,2 pCt. Milch- säure) hinreichten. Andererseits liess sich diese durch Aufkochen des sauren Saftes (Kolben mit Watteverschluss) ohne weiteres verhindern. Die der Bakteriensäuerung erfolgreich entgegenwirkende Erscheinung bedurfte der Aufklärung, wahrscheinlich war nach allem eine kausale 5* 68 C. Weh M er: Bezioliimg zwischen Säureverschwinden uud und Hautbildung^), zu- treffendenfalls frug sich, welcher von den Hantorganismen hier in Frage kam. Die Deckenbildungen der Krautbrühen setzen sich so gut wie ausschliesslich aus drei Arten von Organismen zusammen: O'idium lactis und zwei Kahmhefen, von denen bald dieses, bald jenes über- wiegt. Nach Isolierung w^urden alle drei auf ihr Yerhalten gegen- über freier Milchsäure geprüft, wozu 1 A"ol.-pCt. konzentrierte Milchsäure^) (= 1,215 Gewichtsprozent) den mit Platinöse beimpften Nährlösungen (alte verdünnte sterelisierte Krautbrühe) zugesetzt wurde. Die nebenbei zum Yergleich mit einer untergärigen Hefe anuestellten Versuche ergaben schon in kurzem ein schlagendes o Resultat. Alle drei Organismen entsäuerten 1,2 prozentige (1 A'ol.-pCt.) Milchsäurelösungen bei ca. 15° in weniger als zwei Wochen völlig und zwar ziemlich gleich energisch; Ver- grösserung der Oberfläche beschleunigte den im wesentlichen wohl als Oxydation auszusprechenden Vorgang merklich, sodass da in der gleichen Zeit unter übrigens denselben Bedingungen das Doppelte der zugesetzten Säure verschwindet. Die o-leichen Versuche habe ich mit nichtsterilisierter Kohlbrühe wiederholt, auch hier wurde Milchsäure in der Gabe von 1,215 g auf 100 ccm Flüssigkeit mit der gleichen Schnelligkeit durch die als- bald erscheinenden hellen Kahmhäute zersetzt. Die Brühe wird dabei überall nicht blos völlig entsäuert, sondern deutlich alkalisch (Lakmus schwach bläuend), gerade wie das auch alte Sauerkrautbrühen zeigen ; die Säure verschwindet spurlos. Seine Optimaltemperatur hat der Vorgang anscheinend bei mittleren "Wärmegraden, wo auch das Wachstumsoptimum der drei Pilze liegt; im Brutschrank oberhalb 33° gehen sie bald zu Grunde. Träge verläuft Wachstum w'ie Entsäuerung einige Grade über Null. Die Wärmeansprüche der Pilzarteu sind nur geringe, auch bei 6 — S° gedeihen sie noch auf den Bottichen der Sauerkrautfabriken; schon die erhebliche Flüssis^keitstiefe bei beschränkter Oberfläche lässt die nachteilige Wirkung hier zwar weniger hervortreten, da aber fraglos 1) Für Gnrkenbrühen wurde vou Aderhold (Untersuchungen über das Ein- säuern von Früchten und Gemüsen, I. Landw. Jahrbücher 1899, S. 122) das gleiche vermutet; Bncterium coli wirkt nach demselben nachweislich milchsäurezerstörend, ebenso erwähnt derselbe kurz eine aus Gurkenbrühe isolierte Mycoderma, bei der Heinze Milchsäureverarbeitung konstatierte. Dass das vielgenannte und auch mehr- fach studierte O'idium lactis in dieser Richtung bislang nicht geprüft ist, erscheint fast auffällig, in dem Verdacht steht er jedenfalls schon lange (saure Milch). Im Most ist Säurezerstörung durch Kahmhefen von Meissner beobachtet. Landw. Jahrb. 30, 1901, 497. 2) Ein Teil derselben dürfte auch durch die im Stoffwechsel entstehenden alkalischen Umsatzprodukte der Brühe (Ammoniakverbindungen) neutralisiert werden. über Zersetzung freier Milchsäure durch Pilze, 69 die allmähliche Entsäueriiiig und das ihr folgende Verdevben des Sauerkrauts allein ihr Werk ist, so sollte dem Umsichgreifen doch möglichst entgegengewirkt werden. Heute beachtet der Praktiker sie überhaupt nicht, im unklaren über ihren Charakter lässt er sie zu dicken graugelblichen Decken auf den Gärbottichen anwachsen und diese monatelang damit bedeckt. Das Säureverschwinden hängt allein von der oberflächlichen Luft- vegetation (nicht von dem reichlichen aus den gleichen Organismen bestehenden Trüb) ab, bei unbewegten Krautbrühen konstatiert man es zunächst direkt unter der Pilzdecke, hier wird die Brühe alsbald säurearm und neutral, während tiefere Schichten noch volle Acidität haben; beim Säureverfolg durch Titrieren (Probenahme) ist darauf wohl zu achten, denn die Säureoxydation leistet bei 12° schon in wenigen Tagen erhebliches. Das sei hier durch einige Beispiele näher belegt: 1. Oidium lactis Fres. Wächst auf Nährlösungen mit 1 pCt. Milchsäure ausgesät in drei Tagen zu einer zarten Haut, in sieben Tagen zu einer kräftigen weissen Decke heran ^). Versuch 1: iO ccm sterile Nährlösung (neutralisierte verdünnte alte Krautbrühe) mit Zusatz von 0,4 ccm konzentrierter Milchsäure. Watteverschluss, ERLENMEYER -Kolben, Impfung mit Reinkultur, (Platinöse). Nach 7 Tagen volle Pilzdecke, nach 10 Tagen ist alle Säure verschwunden, die Nährlösung bläut jetzt rotes Lakmus deutlich. — Versuch 2: Dieselbe Anordnung mit gleichem Verlauf; nach 10 Tagen ist keine freie Säure mehr nachweisbar. 2. Kahmhefe I. (Saccharomyces Mycoderma I). Die Art bildet dichte gefaltete kreidigweisse Häute, ihr Verhält- nis zu den anderen „Kahmhefen" steht noch dahin"). Regelmässig auf den Krautbrühen auftretend, Zellform kuglig. Versuch: AO ccm Nährlösung mit Zusatz von 0,4: ccm konzen- trierter Milchsäure, auch anderes wie vorher. — Vom -i. Tage ab beginnende Hautbildung, nach 7 Tagen weisse zarte Decke, nach 10 Tao-en ist die Nährlösung säurefrei und bläuet Lakmus schwach. 1) Wo nicht das Gegenteil bemerkt, gilt für alle Versuche eine Temperatur von 15°, ebenso Milchsäureprozente stets Vol.-pCt. 2) Ausführlicheres und nähere Beschreibung der Hefen folgt in kürze bei anderer Gelegenheit. 70 C. Wehmer: 3. Kahmhefe II. (Saccharoniyces Mycoderma II). Die Häute dieser ebenfalls stets auf Sauerkrautbrühen er- scheiuenden Art sind im allgemeinen mehr matt (junge Yagetation), bei hinreichender Dicke allerdings denen der vorigen ähnlich. Mikroskopisch von dieser sofort durch ellipsoidische Gestalt unter- scheidbar. Versuch: 40 ccm .Nährlösung mit 0,4 ccw konzentrierte Milch- säure. Entwickelung ungefähr gleichschnell wie bei voriger; nacli 7 Tagen volle gefaltete Decke, die Flüssigkeit rötet jetzt noch Lakmus. Nach 3 weiteren Tagen ist die saure Reaktion in schwach alkalische übergegangen^). 4» Untergärige Hefe. (Saccharomyces cerevisiae-Form). Aus Krautbrühe isoliert. Yersuchsanordnnng wie vorher. Nach 10 Tagen ist die Säure der Nährlösung unverändert, ein Wachs- tum hat kaum stattgefunden. » 5. Gemenge der genannten Arten in nicht sterilisierter verdünnter Krautbrühe (aus Gärbottich). 1. Versuch: 50 ccyyi Brühe mit Zusatz von 0,5 ccm konzen- trierter Milchsäure bedecken sich in offenstehendem ERLENMEYER- Kolbeu binnen 8 Tagen mit Kahmhaut (meist O'idium). Unter- suchung nach 7 Tagen: Lakmusreaktion neutral. — Säureverbrauch also durchschnittlich 87 mg in 24 Stunden. 2. Versuch: 100 ccm derselben Brühe mit 1 ccm Milchsäure versetzt, in offenstehender Glasschale von 20 cvi Durchmesser, be- decken sich mit zarter aus O'idium und Kahmhefe No, II bestehender Haut (getrennte Bezirke). Nach 7 Tagen reagiert die Flüssigkeit schwach alkalisch. Hier ist also in weniger als derselben Zeit das Doppelte an Milchsäure verschwunden, d. h. durchschnittlich IIA: mg pro Tag. Stellt man nach vollendeter Entsäuerung die gleiche Säurekonzen- tration wieder her, so wiederholt sich der Vorgang. Die Säurezerstörung, wie sie durch die Pilzhäute der Sauerkraut- brühen herbeigeführt wird, kommt hiernach allen drei Arten zu, die Energie ist ziemlich die gleiche. Möglich, dass auch noch andere Kahmhefen dasselbe leisten, gerade solchen geben ja säuerliche 1) Alle drei Organismen werden durch Alkalescenz der Nährlösung nicht gestört. über Zersetzung freier Milchsäure durch Pilze. 71 Flüssigkeiten einen guten Entwickelungsboden ab. In der Harm- losigkeit und direkten Brauchbarkeit der freien organischen Säure für diese Organismen haben wir überhaupt wohl den Grund für deren konkurrenzlose und schnelle Entwickelung zu suchen. Sobald die Milchsäure da ist, d. h. sich auf 0,5 — 1 pCt. angesammelt bat, er- scheint — anfänglich spärlich aber bald zu enormen Massen an- wachsend — die Kahmflora. Dass von Schimmelpilzen da nur Oidium [actis stets in Frage kommt, ist nicht ohne Interesse, geradeso regel- mässig wie bei der Gurkensäuerung ^) tritt dieser Pilz also bei der Sauerkrautgärung auf, andere Schimmelformen (so auch Penicilliuni) sind seltene Ausnahmen. Decken von Aspergillus niger zerstören, wie ich bei früherer Gelegenheit zeigte, verdünnte Lösungen freier Oxalsäure, solche von Citro7nyces Pfefferianus diejenigen von Zitronensäure, da beide Pilze ^) diese Säuren auch selbst bilden, lag es nahe festzustellen, ob ähn- liches auch für die Kahmorganismen gilt. Das scheint aber nicht der Fall. Oidium lactis, den man wohl gelegentlich zum Sauerwerden der Milch in Beziehung setzte, änderte in bis zweiwöchentigen Kohlsaft- kulturen deren Acidität nicht; er kommt da aber etwas schneller zu einer üppigen Entwickelung als in stark sauren Lösungen, deren gesamter Nährwert in unseren Versuchen (alte Krautbrühe) freilich hinter den des noch unveränderten zuckerhaltigen Saftes erheblich zurücktrat. Übrigens ist die für obige Versuche benutzte älteren Gärbottichen entnommene Brühe auch ohne besonderen Säurezusatz ein durchaus zusagender, ansehnliche Kahmdecken liefernder Nährboden. — Trotz ihres ausgesprochenen Oxydationsvermögens wachsen die beiden Kahm- hefen nicht blos als Decke, unter geänderten Bedingungen (in Bier- würze z. B.) ist das vielmehr die Ausnahme, sie vermehren sich hier reichlich als Bodensatz und erzeugen — ohne eigentliche Gärungs- erscheinungen zu erregen — nach längerer Zeit auch etwas Gas^) und Alkohol. 1) Aderhold, 1. c. 2) Das bekannteste hierher gehörige Beispiel sind übrigens die Essigbakterien. 3) Im EiNHORN'schen Gärungssaccharomcter lieferten sie erst nach Wochen bis 1,5 ccm Gas. 72 N. Mohkowin: It. N. Morkowin: Über den Einfluss der Reizwirkungen auf die intramolekulare Atmung der Pflanzen. Eingegangen am 28. Januar 1903. Es ist gegenwärtig unzweifelhaft festgestellt^), dass unter der Einwirkung von Reizungen sich die Ausscheidung von C0„ im Ver- laufe des normalen Atniungsprozesses der Pflanzen ganz bedeutend und zwar auf 300 pCt. und mehr erhöht. ZaLESSKI hat in neuester Zeit bewiesen, dass die Reizmittel in Form von Wasser, Temperatur- wechsel und atmosphärischem Druck, Verletzungen und Äther, nach einem ganz bestimmten Gesetze wirken und dass ein Minimum, Optimum und Maximum des Reizes existiert. Ich habe bereits in einer meiner früheren Arbeiten gezeigt, dass mit der Erhöhung der Ausscheidung von COg bei Reizungen (durch Alkohol, Äther, Alkaloide) zugleich auch eine erhöhte Absorption von Og statt- findet, es verändert also das Verhältnis COg : Og seinen Charakter nicht. In der vorliegenden Mitteilung wird eine Reihe von Versuchen bezüglich der Wirkung von Reizungen auf die intramolekulare Atmuno- der Pflanzen daruestellt. o Versuch I. Eine Quantität etiolierter Blättchen von l'icia Faha L. wurde in zwei Portionen geteilt: a) 7,45^; Gewicht der Trockensubstanz nach dem Versuche: 1,'.I5(/, b) 7,29^; „ „ „ „ „ „ 1,89.9. Beide Portionen wurden in eine lOproz. Saccharose-Lösung ge- l3racht und im Dunkelraume aufgestellt. Nach 48 Stunden wurde die zweite Portion in eine lOproz. Saccharose-Lösung mit einem Zu- sätze von 0,05 Prozent salzsaurem Chinin gebracht. Nach Verlauf von 17 Stunden wurde die Quantität von COg (in Milligramm) be- stimmt, welche von beiden Portionen ausgeschieden worden war"). 1) Johannsen: Bot. Cbl. Bd. 68, p. i537. — Morkowin: Revue generale de Botanique; Bd. IX und XI, Ber. der Warschauer Universität, 1901. — Jacoiu: Flora, Bd. 86, 1899. — Kosinski: Jahrb. für wissensch. Bot., Bd. 37, 1901. — Zalesski: Über die Reizwirkung auf die Atmung der Pflanzen. (Russisch.) 1902. 2) Die sterilisierten Zuckerlösungen wurden täglich gewechselt, und Schmutz- bildungen fanden nicht statt. Die Bestimmungen von COj, geschahen nach der Methode von Pfeffer (Unters, aus d. Botan. Inst, zu Tübingen; Bd. I. 1885). Einfluss der Reizwirkuugen auf die intrainolekulare Atmung der Pflanzen. 73 Es wurden e-efundeii: ,-^ . . r,. ^ 100// in 1 Stunde a b a b 1 Stande in der Luft. . . 7,6 14,0 102,1 192,0 2 Stunden in Wasserstoff. 11,2 1Ö,8 75,2 128,9 2 Stunden in Wasserstoff. 8,8 18,0 59,1 123,4 Nach dem Versuche wurden die Pflanzen in dieselben Lösungen gebracht und nach 18 Stunden die Quantität des ausgeschiedenen CO3 bestimmt. 1 Stunde in der Luft. . . 8,8 17,2 118,2 235,9 2 Stunden in Wasserstoff. 10,8 18,0 72,5 123,4 2 Stunden in Wasserstoff. 8,8 17,2 59,1 118,0 Yersuch II. Etiolierte Spitzen von Vicia Faba wurden in zwei Portionen geteilt: a) 13,01(7; Gewicht der Trockensubstanz nach dem Versuche 3,41 (/, b) 12,68.9; » 5, :, >, 5, » 3,09 (/. Beide Portionen wurden in eine lOproz. Lösung von Saccharose gebracht und in den Dunkelraum gestellt; nach Verlauf von 3 Tagen wurde die zweite Portion in eine lOproz. Saccharose-Lösung gebracht, der 0,2 Prozent salzsaures Chinin zugesetzt worden war. Nach 14 Stunden erfolgte die Bestimmung der von den Pflanzen aus- geschiedenen COg-Quantität (in Milligramm). Es wurden gefunden: 1 Stunde in der Luft. . , 2 Stunden in Wasserstoff. 2 Stunden in Wasserstoff , Nach der Quantitätsbestimmung wurden die Pflanzen in dieselben Lösungen gebracht, und nach Verlauf von 16 Stunden fand abermals die Bestimmung der COg-Meuge statt. 1 Stunde in der Luft. . . 2 Stunden in Wasserstoff. 2 Stunden in Wasserstoff. Versuch III. Etiolierte Blättchen von Vicia Faba wurden in zwei Portionen geteilt : a) 8,39 y, Gewicht der Trockensubstanz nach dem Versuche 2,28.9, 1)) 7,89^, „ „ „ ., „ „ 2,21^. Beide Portionen wurden in eine lOproz. Saccharose-Lösung ge- l)racht und in den Dunkelraum gestellt. Nach Verlauf von 3 Tagen wurde die zweite Portion in eine lOproz. Saccharose-Lösung gebracht, welcher 0,5 pCt. salzsaures Morphium zugesetzt wurde. Nach 100^ in 1 Stunde a b a b 7,2 18,0 55,3 142,0 11,6 18,0 44,6 71,0 10,0 16,4 38,4 64,7 7,4 18,0 56,9 142,0 12,0 19,2 46,1 75,7 10.4 17,0 40,1 67,0 74 N. MoRKOwiN: n Stunden erfolgte die Bestimmung der von den Pflanzen aus- geschiedenen Quantität von COg (in Milligramm). Es wurden gefunden: 100 w^ CO^. t. = 16°C. Unter die Glocke gebracht mit 10 cc77i Äther auf 22 Stunden. 16.XIL 1 Stunde in Wasserstoff . . 18,6 rn^ CO^. t. = 17°C. Unter die Glocke gebracht mit 10 ccm Äther auf 18 Stunden. 17.X[L 1 Stunde in Wasserstoff . . 34,4 jh^? CO.,. t. = 17°C. j_ 1 „ „ der Luft . . . 26,0 , „ . N" An der Luft belassen auf 21 Stunden. 18. XII. 1 Stunde in Wasserstoff . . 15,6 mg CO2. t. = 18° C. _J_ _ 1 r^r 1 „ „der Lutt . . . 14,8 „ ., N " ' Versuch IX. 10 Stück Beta cidgaris; 230 g\ 3 Tage auf Wasser. 9. XIL 1 Stunde in Wasserstoff . . 14,2 mg CO.,. t. = 19° C. J^ 1 „ „der Luft . . . 13,0 „ „ If Unter die Glocke gebracht mit 10 ccm Äther auf 1 Stunde. 1 Stunde in "Wasserstoff . . 18.0 mg CO.,. t, = 19° C. Unter die Glocke gebracht mit 10 ccm Äther auf 20 Stunden. 10. XIL 1 Stunde in Wasserstoff . . 44,0^7 00,. t. = 20° C. An der Luft belassen auf 15 Stunden. 11. XII. 1 Stunde in Wasserstoff . . 32,6 m^/ COg. t. = 17° C. An der Luft belassen auf 26 Stunden. 12. XII. 1 Stunde in Wasserstoff . . 31,3 my CO.,. t. = 17° C. = 1,3E = 1,09 78 N. Morkowin: An der Luft belassen auf 25 Stunden. 13. XII. 1 Stunde in Wasserstoff . . 29,2 /n^r CO,, t. = 17°C. Unter die Glocke gebracht mit 10 ccm Äther auf 16 Stunden. 14. XII. 1 Stunde in Wasserstoff . . 54,4 w^f COo. t. = 17°C. j 1 „ ,, der Luft . . . 42,4 , / N" -^'^^ An der Luft belassen auf 20 Stunden. 15. XII. 1 Stunde in Wasserstoff . . 24,8 ?«(/ CO,, t. = 14° C. An der Luft belassen auf 15 Stunden. 16. XII. 1 Stunde in Wasserstoff . . 2S,7 7«^ COo. t. = 17° C. Unter die Glocke gebracht mit 10 ccm Äther auf 12 Stunden. 17. XII. 1 Stunde in Wasserstoff . . 2:,6 /«i? COj. t. = 17°C. J _iio 1 „ „ der Luft . . . 25,2 „ „ "N" ~^'^^ Unter die Glocke gebracht mit 10 ccm Äther auf 19 Stunden. 18. XII. 1 Stunde in Wasserstoff . . 25,6 mg CO.,. t. = 18° C. J_ _ 1 „ „ der Luft . . . 23,0 „ „ ^ IT "'''^ Wie aus diesen Ergebnissen hervorgeht, unterliegt das Verhältnis Yon j:N im allgemeinen unter dem Einflüsse des Äthers nur sehr geringen Schwankungen und liegt dessen Grösse für Beta vulgaris der Einheit sehr nahe. Das Verhältnis von A : N gewinnt aber in den verschiedenen Fällen eine verschiedene Bewertung. So formuliert A . •■ sich z. B. in Versuch IV. ^- unter dem Einflüsse des Äthers (5 ccvt) folgendermassen : für intramolekulare Atmung '. 1,53 und 1,15 ,, normale Atmung 1,68 „ 0,94, d. h. nach der Einwirkung einer schwachen Dosis Äther erhöht sich die Quantität des ausgeschiedenen COg um mehr als 50 pCt., um nach Verlauf eines Tages auf das Normalquantum zurückzugehen. Beträchtlichere Dosen von Äther (10 ccm) rufen auch eine stärkere und nachhaltigere Reizwirkung hervor, wie solches aus der Be- A Wertung von -j^ im Versuche V ersichtlich ist: für intramolekulare Atmung . . 2,00 2,62 1,87 1,37: „ normale Atmung 1,63 2,00 1,6(5 1,20; •d. h. die Quantität des von den Pflanzen ausgeschiedenen COg er- höht sich sehr bedeutend, um 162 pCt , und sehr schnell, worauf sie nachher zu fallen beginnt und nach 4 — 5 Tagen beinahe sein Normal- quantum erreicht. Bei noch stärkeren Reizungen durch Äther (25 ccm^ steigert sich die Energie der Ausscheidung von COg nur verhältnis- mässig unbedeutend (um 58 pCt.) und kehrt nachher auf das Normal- quantum zurück (Versuch V), nämlich: für intramolekulare Atmung . . 0,97 0,97 1,58 0,91 , normale Atmung 1,03 0,88 1,47 0,86. Einfluss der Reizwirkungen auf die intramolekulare Atmung der Pflanzen, 79 Demgemäss ruft also die eine oder andere Quantität einer Reizunos- substanz (Äther) eine ihr entsprechende Anregung der intramolecularen Atmungsfunktionen hervor; es existiert ein Minimum, ein Optimum und ein Maximum der Erregung, entsprechend den betreffenden Reizungen. Der Gang selbst der intramolekularen Atmung bildet graphisch ausgedrückt, eine gebogene Linie und kehrt allmählich wieder auf den Punkt seiner anfänglichen Grösse zurück, ihr Charakter aber wird durch die Stärke der Reizwirkuug bestimmt. So erhält dieser auf- und absteigende Yerlauf der intramolekularen Atmung in den Versuchen IV— VI folgende Bewertung: Tage: 12 3 4 5 Versuch IV 1 53 15 — — V 1 100 162 87 37 VI 1 - 3 - 3 57 - 9 Auf einen solchen Charakter einer zu- und abnehmenden Aus- scheidung von COg weist auch ZaLESSKI^) bei der normalen Atmung der Zwiebeln von Gladiolus hin, indem er annimmt, dass „die ge- fundene Krümmung in dem durch die Einwirkung des Äthers auf die Zwiebeln hervorgerufenen Stadium der Erregung eine normale Erscheinung darstellt, deren Intensität nach Erreichung einer gewissen Grenze sich wieder abzuschwächen beginnt." Bei wiederholter Reizung durch mittlere Dosen von Äther beobachteten wir dieselben Erscheinungen, nur mit dem Unterschiede, dass die Pflanzen schnell wieder auf das normale Quantum des aus- geschiedenen COg zurückkehren; dank der Summierung des noch nicht aus den Pflanzen ausgetretenen Reizmittels erhalten wir eine Kombinierung des Optimum und des Maximum der Reizwirkung. A Auf diese V^eise ergibt sich im Versuche VII. für das Verhältnis -tt^ folgende Bewertung (täglich je 10 ccm Äther): für intramolekulare Atmung .... 1,69 1,56 1,10 „ normale Atmung 1,76 1,52 1,27. Dasselbe zeigen die Ergebnisse des Versuches VIII. für intramolekulare Atmung . .1,53 1,44 1,20 1,45 2,69 1,21. Es zeigen sich aber auch gewisse Unterschiede. Die den Wirkungen des Äthers unterworfenen Pflanzen erfordern zu ihrer Er- regung nach einiger Zeit schon grössere Quantitäten des Reizmittels und die Reizwirkung ist eine schneller vorübergehende; man erhält stärkere Krümmungsschwankungen : Tage: 12 3 4 5 6 7 Versuch VIII. 1 59 44 20 45 169 21 je 10 ccm Äther — 22 Stunden — — 21 Stunden 17 Stunden — 1) 1. c. 80 ^'- MoRKOWiN: Reizwirkungen auf die intramolekulare Atmung der Pflanzen. Eine schärfere Form derselben Erscheinung beobachtet man auch A im Versuche IX, wobei ^ folgende Bewertung erhält: luv intramolekulare Atmung . . 1,27 3,10 2,30 2,20 2,06 3,83 1.84 1,80 Die Krümmungslinie durchläuft in diesem Versuche unter dem Einfluss wiederholter Reizungen die folgenden Stufen: Tage: Krümmungsbewertung , 10 cem Äther . ... Tage: Krümmungsbewertung 1 2 B 4 5 1 27 210 130 120 106 1 Stunde 20 Stunden — — — 6 7 8 9 283 75 94 80 16 Stunden — 24 Stunden 19 Stunden. Es ist daher durchaus nicht gleichgültig, wie die Reizung der Pflanzen zur Erreichung einer erhöhten Erregung der intramolekularen Atmung ausgeführt wird. Die grösste Erregung erhält man bei den später erfolgenden optimalen Reizwirkungen, denen eine schwache Reizung vorangeht; neu wiederholte Reizungen rufen nach einem ge- wissen Zeiträume gleichfalls Erregungserscheinungen hervor, welche aber schneller vorübergehen, worauf Stillstand derselben eintritt. Es ist daher folgendes zu resümieren: 1. Die Reizmittel (Chinin, Morphium, Äther) wirken verändernd auf die Intensität der Ausscheidung von COg bei der intra- molekularen Atnmng der Pflanze -ein. 2. Es ist ein Minimum, Optimum und Maximum der Reiz- wirkungen vorhanden, welche begleitet werden von ent- sprechenden Veränderungen in der Intensität der intramole- kularen Atmung der Pflanzen. 8. Die Veränderungen in der intramolekularen Atmung durch den Einfluss von Reizungen werden durch eine Krümmungs- linie ausgedrückt, deren Charakter von der Stärke der Reizwirkungen und der Art und Weise der Erregung ab- hängio- ist. 4. Unter dem Einflüsse der Reizwirkungen können die Pflanzen eine Energie der intramolekularen Atmung entwickeln, welche dem normalen Energiequantum gleich ist oder dasselbe über- trifft. 5. Das Verhältnis -^r verändert unter dem Einflüsse von Reizungen im allgemeinen seinen Charakter nicht. Warschan, Botanisches Kabinet des Polytechnischen Institutes. Sitzung vom 27. Februar 1903. g] Sitzung vom 27. Februar 1908. Vorsitzender: Herr L. Kny. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Paul, Dr. Hermann, Assistent an der königl. bayerischen Moorkultur- anstalt zu Bernau bei München (durch W. KUHLAND nnd B. Leise- RING), Thaxter, Dr. Roiand, Professor der Botanik am Harvard College in Cambridge, Mass. (U. S. A.), Scottstr. 7 (durch OTTO MÜLLER und P. Magnus). Der Vorsitzende gibt der Gesellschaft bekannt, dass das ordent- liche Mitglied Herr Dr. N. Berlese, Professor an der Reale Scuola di Agricoltura in Mailand verstorben ist. Zum ehrenden Cledächtnis desselben erhoben sich die in der Sitzung Anwesenden von ihren Plätzen. Herr Prof. Dr. LiNDNER demonstrierte am Schluss der Sitzung eine farbenprächtige Kultur des Monascus purpureus, die in einem Glascylinder in dünner Gelatineschicht (gehopfte Würzegelatine) ge- wachsen war. Dieser von WeNT beschriebene Pilz bildet den wirk- samen Bestandteil des Ang-Khall der Chinesen, das sind rote Reis- kuchen, die von den Farbstoff produzierenden Mycelien des Pilzes durchsetzt sind. Seit alters her dient der aus diesem roten Reis leicht extrahierbare Farbstoff zu den verschiedensten Zwecken, zum Färben der Fruchtgelees u. s. w. Die Chinesen verstehen sich gut auf die Kultur des Pilzes auf gedämpftem Reis, den sie in feuchten Kellern lagern lassen. Der Vortragende hatte den Pilz isoliert aus rot gefärbter Reis- stärke einer deutschen Stärkefabrik, wo er in der Trockenkammer die in der Nähe der Tür stehenden, dem kalten Luftzug öfters aus- gesetzten Stücke befallen und oberflächlich rot gefärbt hatte, wodurch die Stärke, die rein weiss sein sollte, entwertet worden war. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXI. 82 G. Tischler: Mitteilungen. 12. G.Tischler: Über eine merkwürdige Wachstumserscheinung in den Samenanlagen von Cytisus Adami Poir. Mit Tafel V. Eingegangen am 29. Januar 1903. In einer in PKINGSHEIM's Jahrbüchern 1900 erschienenen Arbeit hat JUEL^) die Frage histologiscli zu behandeln versucht, wie es kommt, dass bei hybriden Pflanzen gewöhnlich gar keine oder nur schlechte Samenbildung erfolgt. Ausgehend von der den Floristen seit langem bekannten Tatsache, wonach der Pollen von Bastard- pflanzen für die Befruchtung meist ungenügend entwickelt ist, gelang es ihm wahrscheinlich zu machen, dass Unregelmässigkeiten in der Kernteilung bei der Tetradenbildung, durch die eine oft sehr un- gleiche Verteilung des Chromatins in den einzelnen Kernen bedingt wird, dies veranlassen. Es dürfte vielleicht von gewissem Interesse sein, einen Fall näher zu beschreiben, bei dem der Pollen zwar im grossen und ganzen sehr regelmässig ausgebildet wird, bei dem aber eine eigenartige Abnormität in den Samenanlagen auftritt. Ich fand gelegentlich eine anscheinend in den Kreisen der Histologen un- beachtet gebliebene Notiz von CaSPARY^) vom Jahre 1858 über Cytisus Adami J^oir., die folgendermassen lautete: „Diese Pflanze hat einen gut entwickelten Polleu, dessen Körner von gleicher Grösse, dreikantig abgeplattet und mit dünneren Stellen versehen sind. Die Fovilla war gut ausgebildet und, auf Zuckerwasser gelegt, wurden Schläuche leicht entwickelt. Die Samenknospe dagegen zeigte sich monströs entwickelt, indem der Kern meist keinen Embryosack ent- hielt und sehr oft lang zur Mikropyle hinausgewachsen war." Eine genauere Beschreibung dieser merkwürdigen Erscheinung habe ich in der vorhandenen Literatur nicht entdecken können. 1) JuEL, Beiträge zur Kenntnis der Tetradenteilung. Pringsheim's Jahrbücher, Bd. 35, 1900. II. Die Tetradenteilung bei einer hybriden Pflanze. 2) Caspary, Vortrag Bonn in Verband], naturliist. Vereins der preuss. Rhein- lande und Westfalen 1^58, gedruckt in Flora 1859, S. 122. Wachstumserscheinung in den Samenanlagen von Cjtisus Adami Poir. §3 Cytisus Adami ist ja allerdings nicht ohne weiteres mit anderen Bastarden gleichzustellen, weil wir nach der allgemeinen Ansicht einen Pfropfbastard hier vor uns haben. Aber definitiv entschieden ist die Sache durchaus nicht. Wohl sind noch neuerdings FOCKE^) und ebenso DANIEL") mit Entschiedenheit dafür eingetreten, indem beide sich stützten auf den Bericht des Gärtners ADAM vom Jahre 1826, doch pflichteten auch schon zu allen Zeiten Forscher der Ansicht bei, dass wir hier einen gewöhnlichen, auf sexuellem Wege erzeugten Bastard vor uns haben, so von älteren Botanikern z. B. POITEAU und MORREN^), von neueren z. B. YÖCHTING*); und auch CORRENS^) be- merkt in seinem Öammelreferat über die neueste Bastardforschun»', dass die Zweifel durchaus noch nicht entkräftet sind, die VÜCHTING betreffs der Pfropfbastarde überhaupt gehegt hat. Sei nun aber unsere vorliegende Pflanze ein Pfropfbastard oder nicht, wir haben jedenfalls eine Mischpflanze vor uns, deren Blüten sich nicht wesentlich verschieden verhalten von den Blüten der durch Be- fruchtung erzielten gewöhnlichen Hybriden; denn auch hier hält Farbe und Form der Blüten ungefähr die Mitte ein zwischen der der beiden Eltern {Cytisus Laburnutn L. und Cytisus pwyureus Scop.). Daneben kommen allerdings gewisse „flores mixti" vor, wie sie schon von A. Braun*') beschrieben wurden, in denen die Fetalen und Sepalen „teilweise dem Cytisus Adami, teilweise dem Cytisus Laburnuvi an- gehören, ja bei welchen selbst einzelne Kelchabschnitte und einzelne Blumenblätter mitunter halbiert sind, indem die ersteren halb rötlich- braun und glatt (C. Adami), halb graugrün und seidenhaarig (6'. La- hurnum\ die letzteren halb rot {C. Adami), halb gelb {C. Lahurnum) erscheinen." Während eine Untersuchung der vegetativen Teile von Cytisus Adami des öfteren bis auf die neueste Zeit vorgenommen wurde. 1) FoCKE, Die Pflanzenniischlinge. Ein Beitrag zur Biologie der Gewächse. Berlin 1881, 8.519-522. 2) Daniei^, La Variation dans la greffe et l'heredite des caracteres acquis. Annal. des sciences uatur. VIII ser. Botanique. Tome VIII. Paris LS98. 3) MoKREN bekämpft die Pfropfbastardnatur von Cytisus Adami „avec con- viction, parce que cette opinion est paradoxale, qu'elle vient ä Tencontre des principes de physiologie vegetale et ne s'appuie sur aucune Observation formelle" (citiert bei Daniel 1. c. S. 152). 4) VöCHTiNG, Transplantation am Pflanzenkörper, Tübingen 1892, und Über die durch Pfropfen herbeigeführte Symbiose des Helianthus tuberosus und Helianthus annuus, Sitz, der Akad. der Wissensch. Berlin 1894 (citiert nach Correns). 5) Correns, Ergebnisse der neuesten Pastardforschungen für die Vererbungs- lehre. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. Bd. XIX, 1901, S. (9i). G) A. Braun, I. Betrachtungen über die Erscheinung der Verjüngung in der Natur. Leipzig 1851. 6* g4 Gr. Tischler: [BeyeRINCK ^), Laubert ^)], war dies, wie schon hervorgehoben wurde, nicht der Fall bei den Sesualorganen. Ich konnte zunächst die CASPARY'sche Angabe betreffs der Aus- bildung des Pollens bestätigen. Die Kernteilungen der Pollenmutter- zellen verliefen im grossen und ganzen regelmässig, gelegentliche Unregelmässigkeiten, die eine nicht gleichmässige Chromatinverteilung auf die gebildeten Tochterkerne zur Folge hatten, kommen bekannt- lich auch sonst zuweilen vor; sie konnten die CASPARY'sche Angabe in keiner Weise als unrichtig erscheinen lassen. Die erste Anlage der Samenknospen erfolgt gleichfalls ganz normal; diese sind an der inneren Naht des Fruchtknotens angeheftet und alternieren wie bei den meisten Leguminosen^) in 2 Zeilen über- einander. Ihre Form ist leicht campylotrop bis anatrop, ihre Stellung aufsteigend. Der Nucellus ist von gewöhnlicher Grösse, fast völlig eingehüllt von den beiden Integumenten, von denen das innere das äussere ein wenig überragt (Fig. 1). Eine besonders hervortretende Embryosackmutterzelle fand ich noch nicht auf diesem Stadium. Bald beginnt nun ein lebhaftes Wachstum an der Basis des Nucellus, wodurch derselbe sehr verlängert wird; eine Reihenanord- nung der neugebildeten Zellen lässt sich oft noch sehr lange und durchgängig verfolgen, später geht sie dann allerdings, namentlich nach der Spitze zu, fast völlig verloren. Bei dieser raschen Teilung der Zellen finden wir zwar durchaus in der Regel Mitosen, aber doch auch nicht allzu selten amitotische Teilungen, sowie Yorbereitungs- stadien zu denselben (Fig. 2 und 3). W. VON WASIELEWSKI hat in seiner jüngst erschienenen Arbeit^) hier zwischen Diaspasen und Diatmesen unterschieden^), je nachdem das Chromatin und die Nu- 1) Beyerin'CK, Über die Entstehung von Knospen und Knospenvarianten bei Cyiisus Adami. Botan. Zeitunsr, Bd. 59, 1901, Sp. US— 118. 2) Laubert, Anatomische und inoiphologische Studien am Bastard Laburnum Adami Poir. Beihefte zum botanischen Centralblatt, Bd. 10, S. 144 — 165. 3) Taubekt, bei Engler-Prantl, Natürliche Pflanzenfamilien III, 3, S. 88. 4) W. v. Wasielewski, Theoretische und experimentelle Beiträge zur Kenntni.-* der Amitose, I. Abschnitt. Pringsiieim's Jahrbücher, Bd. 38, 1902. 5) V. Wasielewski hat mir gegenüber bemerkt, dass die von mir versuchte Unterscheidung der nicht mitotisch verlaufenden Teilungen in Amitosen schlecht- weg und Fi-agmentationen, als auf einem physiologischen Principe beruhend, sich nicht würde halten lassen. Wenngleich ich ohne weiteres zugestehe, dass dieser Einwurf berechtigt erscheint, so möchte ich doch zur Berücksichtigung anheimgeben, dass sich zuweilen auch aus praktischen Gründen Bezeichnungen, die von physio- logischen Gesichtspunkten hergeleitet sind, viel mehr eingebürgert haben, als die entsprechenden rein morphologischen. (Man denke nur an das Si'RASBURGER'sche Kino- und Trophoplasma einerseits, Filar- und Alveolarplasma andererseits.) Aber der physiologische Wert lässt sich bei meinen „Fragmentationen" direkt ansehen, denn es sind dies die Teilungen, bei denen schon in den Tochterkernen das Chro- matinnetz nicht mehr regelmässig, sondern „chromatolytisch" ausgebildet wird, mit Wachsturascrscheinung in den Samenanlagen von Cytisus Adami Poir. 85 cleolar-Substanz sich vor der Teilung an die beiden Kernenden be- o-ibt oder eine einfache Durchschnürung der Kerne in der Mitte er- folgt. Ich möchte in diesem Falle Di.aspasen sehen, wie auch Fig. 2 besonders wahrscheinlich macht, wo in einer Zelle die beiden Nucleolen noch durch einen feinen Yerbindungsfaden zusammen- hängen, also eine Art „Hantelform" angenommen haben. Die Kerne scheinen nach der Teilung durchaus nicht zu degene- rieren, sondern sind wohl ausnahmslos lebenskräftig. Allerdings sah ich hier öfters mehrkernige Zellen, und es ist nicht unmöglich, wenn auch durchaus nicht erwiesen, dass eine Scheidewand hier nicht aus- gebildet wird, weil die Kerne sich amitotisch geteilt haben. Weiterhin fiel auf, dass hier auch relativ viele „ruhende" Kerne '2 bis 3 Nucleolen zeigten, während sonst die Einzahl bei weitem vorherrschend ist. VON WaSIELEWSKI hat auf die eventl. Bedeutung dieser Erscheinung hingewiesen. Sehr häufig bemerkte ich schliesslich hier jene bekannte eigen- artige Anordnung des Chromatins in den Kernen, wie sie in solchen, die entweder durch äussere Einflüsse gereizt waren (Mycorrhizen, Gallen), oder die, in rascher Teilung begriffen, entsprechende „innere" Reize wahrscheinlich machten (Pollenmutterzellen, Embryo- sackwandbelag etc.), schon so oft in der letzten Zeit von ROSENBERG, Vi. Magnus, Ishikawa, mir und anderen Autoren beschrieben worden ist, nachdem ROSENBERG bei den gereizten Drüsenkernen von Drosera auf sie aufmerksam gemacht hatte. Die Zellen an der Basis des Nucellus bleiben stets sehr plasma- erfüllt und haben einen relativ grossen, wegen der Form der Zelle länglich gestreckten Kern. Der Nucellus wird durch das lebhafte Wachstum bald aus der Mikropyle herausgedrängt (Fig. 5), und bis zu welchen Dimensionen dies gehen kann, lehrt uns ein Blick auf Fig. 8. Die Reihenanordnuug ist anfangs noch deutlich erhalten, wie Fio-. 4 uns zeio-t, die ein Stück aus der Mitte des oberen Endes darstellt und ein Stadium kurze Zeit nach dem Heraustreten des Embryosackes aus der Mikropyle wiedergibt. In der mittelsten Zell- reihe des Nucellus fand ich die vierte Zelle von oben etwas grösser anderen Worten, tvo wir schon beginnende Degenerationserscheinmigen vor uns haben, üie beiden v. WASiELEWSKrschen Tjpcn der Diaspase und Diatmese sind dagegen nur 2 Gruppen von dem, was ich unter „Amitosen (schlechtweji)" zu- samnienfasste; erstere nähert sich noch mehr den Übergangsbildungen zu den „Mi- tosen (Hemimitosen) als letztere. Es ist jedenfalls entgegen der früher herrschen- den Ansicht eine vollständige lückenlose Reihe von den „normalen" Mitosen zu den „Fragmentationen" vorhanden. Beginnt man jetzt allmählich allgemeiner damit, das „Mitosendogma", um mit v. Wasielewski zu reden, fallen zu lassen, so werden die früher wohl nur übersehenen Übergänge zwischen den einzelnen Typen bald überall gefunden werden. 86 G. Tischler: als die umgebenden, mit ein wenig- dunklerem dichteren Plasma er- füllt und in Teilung. Sie dürfte den jungen Embryosack darstellen. In den, wie wir gleich sehen werden, seltenen Fällen, in denen ein Embryosack gut entwickelt wird und der Nucellus nur wenig aus der Mikropyle herausgewachsen war, konnte ich auch meist drei, wenn auch zerdrückte Zellen darüber sehen; es schliesst sich die Teilung der Embryosackmutterzelle also an den bekannten Clematis- Typus von GUIGNARD an. ^) Einmal zählte ich aber ebenso deutlich 4 Zellen. Dass gewisse Unregelmässigkeiten auch hier vorkommen, war ja von vornherein wahrscheinlich. Die Reihenanordnung, wie sie anfangs am Nucellus so deutlich vorhanden war, bleibt nun nicht lange so, wenigstens am oberen Ende. Während die Randzellen ihre normale Grösse beibehalten, beginnen die mittleren sehr zu wachsen, eventuell sich noch zu teilen und grosse Yacuolen aufzuweisen (Fig. 5"). Meistens geschieht dies aber nur bei einzelnen Zellen, diese bedrängen dann die Nachbarzellen, bis letztere schliesslich degenerieren. Das erste Anzeichen für eine Degeneration ist die veränderte Färbbarkeit des Kerns und das Aufhören einer besonderen netzförmigen Struktur des Chromatins in demselben. Auf Schnitten, die mit FLEMMING's Farbengemisch gefärbt wurden, färben sich die Stellen, die die zu Grunde gegangenen Zellen einnehmen, ziemlich gleichförmig dunkel- rot (Fig. 5), mitunter finden wir sogar recht grosse Flächen von dieser Farbe. Das Schicksal der Degeneration pflegt in erster Linie die Tapeten- zellen und den Embryosack selbst zu treffen; dieser wird dabei vorher noch oft eigenartig gedehnt und gezerrt. In anderen, aber ziemlich seltenen Fällen gehen nur relativ wenig Zellen zu Grunde, und der Embryosack bleibt annähernd intakt, wie Fig. 7 uns versinnbildlichen soll. Es sind hier gut die Eizelle und die beiden Synergiden, die '2 dicht zusammenliegenden Polkerne sowie die etwas zerdrückten 3 Antipoden zu sehen. Nur zeigen doch auch diese Kerne in ihrem Innern im Gegensatz zu den sehr lebenskräftig aussehenden des Nucellus Absterbeerscheinungen. Ein unverhältnismässig grosser 1) Siehe bei Zimmermann, Morphologie und Physiologie des ptlauzlichen Zell- kerns. Jena 1896, S. 98. Ich kann bei Cytisus Adaini natürlich nicht auf die Frage eingehen, ob die Teilungen der Embr3'osackmutterzelle auch auf Tetradeuteilung zurückzuführen seien, da die entsprechenden Stadien zu selten zu linden sind. Wie wir aus den neueren Arbeiten (z. B. voü M. Körnicke) -wissen, braucht die Dreizahl, wenn -wir die oberste Zelle zur Epidermis rechnen, die in der Mitte des Nucellus nur zufällig genau in der Fortsetzung der Reihe liegt, nur scheinbar vorhanden und kein Hinderni. für eine solche Annahme zu sein. 2) Hier fielen auch stets viele, mit Osmiumsäure schwarz gefärbte Fett" tröpfchen auf. Wachstumserscheiuung in den Samenanlagen von Cytisus Adami Poir. 87 Nucleolus, wohl durch Chrom atinzusammenklumpuDg-en iu semem Umfange scheinbar vergrössert, und um ihn herum ein sehr armes Chromatinnetz lässt dies wenigstens vermuten. Oft war ein Embryosack, wie auch CasPARY schon bemerkt, gar nicht vorhanden, häufig nur rudimentär entwickelt. Mau sieht eine iiTössere zusammengedrückte Zelle in der Mitte des Nucellus, mit dichtem Plasma erfüllt und einigen unregelmässig verteilt liegenden Kernen. Zu einer normalen Kernteilung und -Anordnung war es hier gar nicht gekommen, die ganze Wachstumsenergie, die ge- wöhnlich die Pflanze zu Grünsten des Embryosackes auf Kosten des Nucellus. gebraucht, war hier umgekehrt verwandt worden. Die beiden Integumente bestehen anfangs aus je 2 Zellreihen, später wird das äussere durch tangentiale Teilungen an der Spitze mehrreihig, während es an der Basis ebenso wie das innere Tntegument zweireihig verbleibt. Auch sie zeigen fast immer ein Wachstum wie der Nucellus, nur ist es lange nicht so entwickelt. In dem gegen- seitigen Verhalten können wir 2 Typen unterscheiden. Einmal bleibt das innere Integument sehr kurz, während das äussere noch AVachs- tum aufweist (Fig. 9), zweitens aber sehen wir auch das innere das äussere oft überragen (Fig. 8), es muss also bei ersterem hier nach- träglich ein stärkeres Wachstum stattfinden. Bei den j,Eltern" unseres Cijtisus Adami, bei Cytisus Lahurnum L. und Cytisus purpureus Scop., sowie den gleichfalls im Heidelberger Botanischen Garten kultivierten Cytisus alpinus Mill. und Cytisus Al- schingeri Vis. fand ich den Xucellus ganz normal entwickelt. Ein Embryosack war gut ausgebildet, insbesondere bei Cytisus Lahurnum fielen die grosse Eizelle, die Synergiden und Antipoden nebst den beiden nahe der Eizelle kopulierenden Polkernen schon bei Unter- suchung der lebenden Pflanze auf. Die Cytisus Laburnum-^MitQn, die an den Rückschlagästen von Cytisus Adami gewachsen waren, ver- hielten sich genau wie alle übrigen und zeigten keine Unregelmässig- keiten. Sehr interessant ist weiterhin aucli, dass nach CH. DARWIN^) die Samenknospen zweier anderer Bastarde aus der Gattung, nämlich die von Cytisus purpureus -elongatus und Cytisus alpinus - Lahurnum voll- kommen normal gebaut sind, während hier wieder Unregelmässig- keiten in der Pollenbildung vorkommen. Dieser so eigenartigen Xucellarsprossung bei Cytisus Adami vermag ich keinen ähnlichen Fall an die Seite zu setzen^). Die 1) Ch. Darwin, Das Variieren der Tiere und Pflanzen im Zustande der Do- mestikation, übersetzt von Victor Carus. Stuttgart 186S, I, S. 497— 502, 2) Vielleicht liegt nur etwas Analoges bei einigen hybriden Cistus-Arten vor, in denen nach £. Bornet (citiert bei Ch. Darwin) die Ovula häufig missgestaltet sind. Nachträglich fand ich auch noch folgende Notiz im Botanischen Jahresbericht 88 Gr. Tischler: Samenanlagen von Cytisus Adami Poir. Tendenz, die Sexualzellen zu Gunsten vegetativer Gewebe zu unter- drücken, liegt allerdings auch bei den überall nur ausnahmsweise vorkommenden „Vergrünungserscheinungen" der Carpelle vor; doch haben wir hier ja einen ganz anderen Vorgang vor uns. Dass Cytisus Adami dazu neigt, überhaupt die Blüten tragenden Zweige zu Laubtrieben auswachsen zu lassen, gab AL. BRAUN^) schon als häufig an. Das Verhalten unserer Pflanze ist also nur graduell unterschieden von dem anderer Bastarde, die, wie die zwischen Ber- beril vulgaris und Mahonia AquifoUum (als Berberis Neuberti Hort, und Berberis ilicifolia Hort, bezeichnet), überhaupt niemals mehr Blüten hervorbringen'^). An anderer Stelle'^) habe ich ausgeführt, dass die bei Berberis Neuberti zuweilen als Wurzelbru^ austreibenden Rückschlags- zweige zu Berberis vulgaris mit vielen und reichen Blüten auftreten. Ähnlich ist es auch bei Cytisus Adami: die Labtcrnum-Zw eige, die hier und da vorkommen, verhalten sich völlig normal und tragen gute Samen, die purpureus-Zweige waren dagegen meist, die von Adami stets steril. Dasselbe gibt auch schon AL. BRAUN ^) im Jahre 1851 an. Im unbelaubten Zustande sind die Zweige von Adami und Laburnum nur schwer zu unterscheiden, daher dürften die zuweilen zu lesenden gärtnerischen Angaben, dass Cytisus Adavii Samen trage, auf solche Laburnum-Tviehe sich beziehen. Heidelberg, Botanisches Institut. 1894, r, S. 461: Kayser, Untersuchungen über das eigenartige Verhalten des Nucellus der Samenanlagen von Croton fhveus var. hnlsamifer [s. auch Ber. der Deutschen Bot. Gcsellsch., Bd. XI. 189?, S. (61)]. „Der Nucellus des „hängenden epitrop-anatropeu" Ovulums wächst aus der Mikropyle heraus. Später wird der innerhalb der Samenanlage befindliche Teil des Nucellus durch den Embryosack resorbiert, während der die Mikropyle pfropfartig verschliessende, mittlere Teil allmählich zerdrückt wird, coUabiert und endlich ver- schwindet. Der obere Teil des Nucellus wächst dem Orte entgegen, an welchem die Pollenschläuche aus dem Griffelgewebe in die Fruchtknotenhöhle übertreten.''' Wir haben zwar hier denselben Vorgang wie bei Cytisus Adami, dass nämlich der Nucellus ein nachträgliches Wachstum zeigt, aber die charakteristische Er- scheinung, dass der Embryosack zu Gunsten des Nucellusgewebes verdrängt wird, findet sich hier nicht vor. 1) Al. Braun, II. Vortrag in Sitzung der Gesellsch. Naturf. Freunde in Berlin vom 17. Junr 1873 in Botan. Zeitung 1873, Bd. '61, Sp. 650. 2) Tischler, Die Berberidaceen und Podophyllaceen. Engler's Jahrbücher, Bd. XXXI, 1902, vergl. auch Solms-Laubach in Botan. Zeitung, Bd. 60, 1902, Spalte 11. 3) Al. Braun, I, 1. c. S. 338—810. M. Gonnermann: Über die Homogentisinsäure. g9 Erklärung- der Abbilduugeu. Fig. 1. Junge Samenanlage von Cytisus Adami. Nucellus von normaler Grösse, inneres Integument ein wenig das äussere überragend. Vergr. 120. „ 2. Teil einer Zellreihe aus dem Nucellusgewebe nach Beginn des lebhaften Wachstums; es sind mehrkernige Zellen vorhanden, in einer liegen die beiden Kerne neben, in einer anderen schräg übereinander, die unterste Zelle hat einen etwas eingeschnittenen Kern mit „hantelförmigem'* Nucleolus. Hierin ist wohl der Beginn einer Amitose (Diaspase) zu sehen. Vergr. 1200. „ 3. Amitose (Diaspase) aus dem Grunde des Nucellusgewebes. Vergr. 1350. „ 4. Zwei Zellreiheu aus dem oberen Ende des Nucellus, in der ersteren die vierte Zelle in Teilung; wohl die Anlage des Embryosackes darstellend. Vergr. 1200. _ 5. Nucellus aus der Mikropjle herausgewachsen, die Reihenanordnung der Zellen im unteren Teile noch gut zu erkennen. Ausser der Epidermis sind alle Zellen des oberen, heraushängenden Teiles mit grossen Vakuolen versehen und relativ plasmaarm. Viele Fetttrüpfchen sind vorhanden, die sich mit Osniiumsäure schwarz gefärbt haben. Verjjr. 400. „ 6. Eine grosse Anzahl Zellen sind durch das starke Wachstum der Nachbar- zellen degeneriert und haben sich mit Flemming's Farbengemisch dunkel- rot gefärbt, die lebenden Zellen, wieder ausser denen am Rande, sind sehr vakuolig. Vergr. 400. „ 7. Embroysack, ausnahmsweise fast völlig unversehrt, mitsamt dem Nucellus aus der Mikropyle z. T. herausgehoben. Die Eizelle mit den Synergiden sowie die beiden Polkerne noch sehr gut zu sehen und nur wenig degene- riert, die Antipoden ziemlich zerdrückt. Das innere Integument ist be- deutend kürzer geblieben als das äussere. (Nach 3 aufeinander folgenden Schnitten kombiniert, da der Embryosack schräg angeschnitten war). Vergr. TCO. „ 8. Nucellus sehr weit zur Mikropyle herausgewachsen, inneres Integument länger als das äussere. Vergr. 120. „ 9. Nucellus erst wenig aus der Mikropyle vorragend: inneres Integument kürzer als das äussere. Vergr. 120. 13. M. Gonnermann: Über die Homogentisinsäure. Eingegangen am 8. Februar 1903. In den Berichten der Deutschen Bot. Ges. 1902, Bd. 20, S. 454—462, berichtet R. BeRTEL von seinen Untersuchungen „Über Tyrosinabbau in Keimpflanzen" (Ref. Chem. Centralbl. I, 1903, Nr. 8, S. 178) und sagt: dass in den Keimpflänzchen von Lupinus albus reichlich Tyrosin aus Reserveprote'iden der Kotyledonen entsteht, in die Wurzel hinab- wandert und zum Teil schon in den oberen Wurzelteilen durch Ein- wirkung eines Enzyms zu einem Körper oxydiert wird, welchen er 90 M. Gonnermann: über die Homogentisiiisäure. ■mit der von WOLKOW und BAUMANN im sogenannten alkap- tonischen Harn ermittelte Homogentisinsäure identifizieren konnte u. s. w. — BeRTEL scheint demnach von meinen mehr- jährigen Untersuchungen über das Auftreten der Homogentisinsäure in Pflanzen keine Kenntnis zu haben. Deshalb möchte icli nicht unterlassen zu bemerken, dass von mir bereits in der Chemiker- Zeitung 1899, Nr. "20 und "22, zuerst der Beweis geliefert wurde, dass die Dunkelfärbung von Pflanzensäften — bezw. Rübensäften — durch die Geo-enwart von Homogentisinsäure bedingt ist und stellte o rochen sind. Eine Zu- U. Dammer: Normanbja F. v. Mucller. \)i saranieustellung- dieser verschiedenen Yersnchsreilien findet sich in „PflCgeE"s Archiv" 1900, Bd. 82, S. 289ff. BeRTEL hat also nichts Neues gefunden, sondern nur in einem andern Fall meine Beobachtungen hestätiot. Nach dieser Klarleo-uno- muss ich daran festhalten, dass mir allein die Priorität zusteht, in dem Endresultat der Einwirkung von Enzym auf Tyrosin die Homo- gentisinsäure zuerst erkannt zu haben, und dass die Veröffentlichung hierüber bereits in den Anfang des Jahres 1899 zurückdatiert. 14. U. Dammer: Normanbya F. v. Mueller. Eingegangen am 12. Februar 1903. Vor längerer Zeit erhielt ich von Herrn Prof. TreUB aus Buiten- zorg eine Photographie einer Palme, welche als Ptychosperma elegans bezeichnet war. Da eine gute Abbildung dieser Art bisher niclit existierte, publizierte ich dieselbe in Gardeners' Chronicle, 1902, I, S. 21. Von Prof. BaILEY in Brisbane wurden dann Zweifel erhoben, dass diese Abbildung wirklich Ptychosperma elegans Bl. sei. Er war der Meinung, dass diese Abbildung, wenn überhaupt eine Queensland- Palme, die Black Palm, Drymophloeus Normanhyi^ darstelle. Da ich nun von Buitenzorg Früchte der echten Ptychosperma elegans Bl. er- halten hatte, so musste hier wahrscheinlich eine Verwechselung vor- liegen, und ich erbat mir von Buitenzorg Herbarmaterial von der Pflanze, von welcher ich Früchte als Ptychosperma elegans erhalten hatte und von der Pflanze, von der ich die als Ptychosperma elegans bezeichnete Photographie erhalten hatte. Dieses Herbarmaterial ist jetzt eingetroffen. Es ist bezeichnet als ^^Ptychosperma elegaiis Bl. H, J, 19" und als „Pma7iga Sniithii hört. Melb. e Brisbane V, H, 1"'. Das erstere ist unzweifelhaft die echte Ptychosper'ma elegans Bl. Da- gegen ist Pinanga Smitldi hört. Melb. e Brisbane, von der photu- graphierten Pflanze stammend, nicht Ptychosperma elegans BL, sondern die von F. VON MÜLLER zuerst als Areca Normanbyi, später als Ptychosperma Normanbyi beschriebene Pflanze. Der Name Pinanga Smithii taucht in der Literatur zum ersten Male in den Ann. Jard. Bot. Buitenzorg I (1876), S. 154 auf. Hier sagt SCHEFFER: „II y a quelques annees que nous avons reQu ce palmier" (nämlich Ptychosperma elegans Bl.) „du jardin botanique de Melbourne, sous le nom de Pinanga Smithii. Les plantes produisent maintenant des fleurs et des fruits, et elles concordent tres-bien avec ö2 U. Dammer: les descriptions de MM. MaRTIUS, WeNDLAND et DRUDE et avec les planches, publiees par le premier. Les filaments ne sont pas in- flechis dans le boutoii et j'ai compte 25-30 etamines. Les sillons longitudiiiaiix, propres aux graines, sont dejä visibles daiis les ovules, meme quand ceux-ci sont a peine fecondes." Aus diesen Angaben geht zur Evidenz hervor, dass SCHEFFER, der sich übrigens jahrdang mit Palmen beschäftigt hatte und sie sehr gut kannte, in der Ta't eine echte Ptychosperma vor sich hatte, und ich zweifle keinen Augen- blick, dass er von Melbourne als Finanga Smithii die echte Pt^cJw- sperma elegans erhalten hatte. Mittlerweile gelangte aber noch einmal nach Buitenzorg, und zwar, wie aus dem Etikett des an mich gesandten Herbarmateriales hervorgeht, diesmal aus Brisbane, Pinanga Smithii h. Melbourne. Diese Pflanze aber ist nicht Ptychosperma elegant BL, sondern die von F. VON MÜLLER als Ptychosperma Normanbyi beschriebene Art. F. VON MÜLLER ist über die generische Zugehörigkeit dieser Pflanze ja selbst in Zweifel gewesen. In den Fragmenten, Bd. VIII, S. 235, beschreibt er sie als Areca Normanbyi Hill et Müller, indem er sie richtig zu den Arecineen stellt, während sie nach seinem Citat W. Hill als Cocos Normanbyi (Report on the Brisbane Bot. Garden 1874, p. 6 ex MÜLLER 1. c ) zu den Cocoineeu gestellt hatte. Auch in der Flora australiensis YII, S. 142 ist die Pflanze noch als Areca Normanbyi aufgeführt. Später hat sie MÜLLER (Fragm. XI, S. 56fF.) zu Ptychospervia gezogen. Als Synonyme führt er unter anderen Saguerus australasicus Wendl. et Dr. in Linnaea XXXIX, S. 219 an, mit Unrecht meiner Ansicht nach, wenn die daselbst gegebene Be- merkung des Sammlers richtig ist: Caudex stolonifer, plantis juveni- libus e caudice primario ramosis Auch die Beschreibung des Blattes dieser Art stimmt nicht voll mit der MÜLLER'schen Pflanze überein. In einer Schlussbemerkung sagt er (1. c. S. 57): Affinitas hancce palmam ducit hinc ad sectionen Dictyosperma, illinc ad generis divi- sionem Actinorrhytim; a Ptychosperma Calapparia novam nostram separavi jam filamentis abbreviatis, fructibus apice subito obtusatis et iterum protractis, albumine haud radiate interrupto. E legibus plurum monographorum illustrium Ptychospermati Normanbyi positio generis seorsa (tune Normanbya) assignaretur; .... nihilominus inda- gatore palmarum expertissimo BeccARI (Malesia I, 48-50) jam Rhopaloblaste, Acti?iorrhytis, Dictyosperma, Archontophoenix (concedente BenTHAMIO) atque Loxococcus (adnuente HOOKERIO) generi Ptycho- spermati iterum adducuntur.'' Bentham und HOOKER (Gen. pl. III, 893) haben die Vermutung ausprochen, dass die MÜLLER'sche Ptychosperma Normanbyi ein Drymo- phJoeus sei, doch spricht dagegen ohne weiteres das ruminierte Albumen. BeCCARI hat in Ann. Jard. bot. Buitenz. II, S. 87—96 eine kri- Normanbya F. v. Mueller. 93 tische Übersicht über die Arten der Gattung Ptychosperma gegeben. Er sagt (1. c. S. 91) über unsere Pflanze: „La Ptychosiperma Normanhiji ha i frutti con seme nou solcato. Forse nou va errato il Barone F. V. Mueller (l. c.) proponendo per essa il nuovo genere Nor- manbija^'- und (1. c. S. 127) „Nel Genera Plantarum (III, p. 892) souo supposte specie di Drymophloeus: la Ptychosperma Normanhyi F. v. M. e la Kentiopsis divaricata Brongn." Endlich (1. c. S. 171) im Register der in seiner Arbeit aufgeführten Palmen: ^^Ptychosperma Normanbyi F. V. M. = Normanbya Muelleri Becc. 91, 127." F. M. BaiLEY beschreibt die Pflanze in seiner Queensland-Flora S. 1678 als Dryviophloeus Normanbyi Benth. et Hooker. Leider sagt er bei der Beschreibung des Öaniens nichts über das Xährgewebe. In der Gattungsdiagnose gibt er an: „albumen equable". Tatsächlich ist aber das Nährgewebe rumiuiert und nicht gleichförmig. Im übrigen stimmt aber die Beschreibung mit der Pflanze überein. DäLLA TORRE und HarMS führen nach dem Vorgänge von DRUDE Normanbya als Synonym von Ptychosperma Labill. auf. Es kam mir nun noch darauf an, von BeCCARI zu erfahren, warum er die Pflanze in eine besondere Gattung gebracht und mit einem besonderen Namen belegt hat. Auf eine dahin lautende An- frage schrieb er mir: „Le genre Normanbya a ete propose par le Baron F. VON MÜLLER (Fragmenta XI, 56), et il differe du Ptycho- sperma par la graine ronde non sillonee lougitudinalement. Je crois convenient de le retenir, sans cela il faudrait comprendre dans les Ptychosperma une foule d'autres especes rapportees ä des genres differents." Ausser aus Buitenzorg habe ich von der Pflanze noch kein Herbarmaterial gesehen. Es sind jedoch reife Früchte der Pflanze von Prof. YOLKENS aus Buitenzorg an den Königl. Botanischen Garten in Berlin geschickt worden, die zum Teil bereits gekeimt haben. Der bis jetzt am weitesten ausgebildete Sämling zeigt nun ein Merkmal, welches gar nicht mit den Merkmalen der Sämlinge jener Gattungen übereinstimmt, die in die Verwandtschaft von Ptychosperma gehören, nämlich ein ungeteiltes erstes Laubblatt. Die mir bisher bekannt gewordenen Sämlingspflanzen der Arten von Ptychosperma und der dieser Gattung nahe stehenden Arten haben sämtlich ein zweispaltiges erstes Laubblatt. Unter den altweltlichen Gattungen der Arecineen ist mir bisher ein einfaches, ungeteiltes erstes Laub- blatt nur bei den Gattungen Arenga, Didymosperma und Wallichia^ unter den neuw^eltlichen bei Oreodoxa bekannt geworden. Wenn damit auch keineswegs gesagt sein soll, dass Normanbya in die Ver- wandtschaft einer dieser Gattungen gehöre, so muss ich doch anderer- seits betonen, dass die Ausbildung der Jugendblätter bei den Palmen für die einzelnen Gattungen charakteristisch ist, dass für mich allein 9-4 U. Dammkr: schon dieser Umstand genügen würde, grosse Bedenken zu tragen, die Pflanze als eine Ptychosperma anzusprechen. Mir erscheint vielmehr diese Ausbildung des ersten Laubblattes als ein weiterer Beweis dafür, dass in der Tat die fragliche Pflanze einer eigenen Gattung angehört, für welche F. VON MÜLLER den Namen Normanbya vor- geschlagen hat. Ehe ich nun zur Aufstellung der Gattungsdiagnose schreite, sehe ich mich noch genötigt, mit einigen Worten auf den Namen der Art einzugehen. c> Der älteste Artname dieser Pflanze ist Normanbyi, welchen HILL gegeben hatte. Dieser Artname ist von FERDINAND VON MÜLLER beibehalten worden, als er die Pflanze zunächst zu Areca, dann zu IHijchosperma stellte. Leider hat MÜLLER versäumt, der Art auch einen Artnamen zu geben, als er seine Gattung Normanbya taufte. Ob er auch dann noch den bisherigen Artnamen beibehalten haben würde, erscheint mir sehr fraglich. Nach den in Kew geltenden Regeln brauchte er den Namen nicht beizubehalten, und wohl nur, um dem vorzubeugen, dass NORMANBY's Namen später von der Pflanze getrennt werde, hat er der von ihm als neu vermuteten Gattung den Namen Normanbya beigelegt. Dass er die Geschmack- losigkeit begehen würde, trotzdem den Artuamen beizubehalten, ist wohl ausgeschlossen, vielmehr ist anzunehmen, dass er der Pflanze nun einen neuen Artnamen gegeben haben würde, wozu er nach den Kew-Reoeln berechtio-t war. Glücklicherweise ist mir BeCCARI bei der Taufe der Art in der neuen Gattung zuvorgekommen, indem er sie Normanbya Muelleri genannt hat, so dass ich der Notwendigkeit überhoben bin, die unschöne Namenzusammenstelluiig zu geben, zu der mich die Berliner Reoeln vielleicht zwingen würden. Es stände mir allerdings, da der Name Normanbya bisher noch ein nomen nudum ist, frei, der Gattung einen anderen Namen zu geben, so dass daini der ursprüngliche Artname erhalten bliebe. Ich sehe davon aber aus verschiedenen Gründen ab. Einmal ist es das Gerechtigkeitsgefühl, welches mich zw^ingt, den von MÜLLER vorgeschlagenen Namen bei- zubehalten. MÜLLER hatte bereits die Empfindung, dass hier eine neue Gattung vorliege, BECCARI aber hat deutlich den Unterschied erkannt und kurz erwähnt. Ich kann es als kein allzugrosses Ver- dienst ansehen, dass nun zufälligerweise gerade ich zu dem schon vorhandenen Namen, wie z. B. früher zu der von BOJER als neu er- kannten Hyphaene Shatan, die Diagnose und Beschreibung gebe. Gerade bei den Palmen kommt leider der Fall sehr häufig vor, dass Namen für Pflanzen, die zum Teil schon lange gut bekannt sind, vorhanden sind, aber die Beschreibungen fehlen. Vor diesen nominibus nudis der Palmen haben auch starre Anhänger der Berliner Regeln Halt gemacht und sie angenonmien, so dass ich, der ich mich nicht Normanbya F. v. Mueller. 95 voll auf diesen Standpunkt zu stellen vermag, keine Veranlassung fühle, über jene hinauszugehen. Gerade das von den Anhängern des strengen Prioritätsprinzipes betonte Gerechtigkeitsgefühl zwingt mich, von der Berliner Regel abzuweichen. Ein anderer Grund für mein abweichendes Vorgehen ist der, dass ich die Syuonymie nicht unnötig bereichern will. Das bisherige nomen nudum Normanbya Muellei'i Becc. ist zw^ar nach den Berliner Regeln bisher noch nicht legalisiert und konnte bis jetzt noch umgestossen werden. Indem ich aber diese Wortverbindung aufnehme und die Diagnose gebe, legalisiere ich sie und überlasse es nun starreren Anhängern der Berliner Regeln, eine Namenzusammenstellung zu geben, welche mir wider- strebt. Da ich weiter oben bereits BECCAEl's Begründung der Gattung Normanbya gegeben habe, bin ich zum Glück auch nicht dem Zwange ausgesetzt, meinen Xamen hinter die BECCARl'sche Namenverbindung setzen zu müssen, sondern kann, wie es meinem Gferechtigkeitsgetühl entspricht, BeCCARI als Autor beibehalten. Normanbya F. von Mueller. Flores monoici, dissite spiraliter dispositi; masculi solitarii vel gemini, sessiles, non immersi sepalis imbricatis petalis valvatis, staminibus 30 — 40, antheris filamento aequilongis vel longioribus, ovarii rudimento conico stylo 3-lobo; foeminei in parte inferiore spicarum solitarii vel masculis singuli adstautes, sepalis petalisque imbricatis, staminodiis nullis, ovario ellipsoideo stigmatibus 3 sessilibus terminato, uniloculari, uniovulato, ovulo ex apice loculi pendulo; fructus magnus ovatoglobosus ex apice depresso-umbonatus, exocarpio carnoso, mesocarpio rigide fibroso, endocarpio osseolignoso; semen pericarpio conforme non sulcatum, non costatum, testa pertenuiter crustacea, albumine irregulariter ruminato, raphe a basi ad apicem seminis extendens ramis suis undique tenuiter et ampliuscule reti- culari-areolatis testae impressa; embryo basilaris. — Foliorum segmenta fasciculato-conferta, apice lacera. Folium primum integrum petiolatum. Normanbya F. v. Muell. in Fragmenta Phytographiae Australiae, vol. XI, p. 57; BeCCARI in kwn. Jard. Bot. Buitenzorg II, p. 91. — Patria: Australia. Normanbya Muelleri Beccari 1. c. p. 171. Syn.: Cocos Normanbyi W. Hill, Report 1874, p. 6. Areca Normanbyi F. v. Muell., Fragm. VIII, p. 235; Benth. et Muell., Fl. Austral. VII, p. 142. Ptychosperma Nor- manbyi F. V. Muell., Fragm. XI, p. 5*) — 57. Drymophloeus Normanbyi Benth. et Hook., Gen. PI. III, p. 893; BailEY, Queensland Flora p. 1678. Pinanga Sinithii h. Buitenzorg non h. Melb. Ptychosperma elegans U. D. (non Bl.) in Gardeners' Chronicle 1902, I p. 21, fig. 7, excepta descriptione. 96 Hans Winkler: Ad descriptioiiem cl. F. V. MUELLER, I.e. XI, p. 56—57, paucum addendum vel emendaiidiim. Stigmata floris foeniinei expansa sessilia in fructu aucta non decidua. Folium primuni petiolatum, integrum ovali-lanceolatum permagnum. — Habitat: Ad flumen Daintree River, W. HILL, E. FiTZALAN; in GOOLD's Island, Dallaehy (ex MUELLER). — Nom. vern.: Black-Palm. 15. Hans Winkler: Über regenerative Sprossbildung auf den Blättern von Torenia asiatica L Mit zwei Holzschnittfiguren. Eingegangen am 16. Februar 1903. Im weiteren Verlauf meiner Regenerations-Studien erwies es sich als notwendig, das Verhalten isolierter Blätter einer ausgedehnten und eingehenden Untersuchung zu unterziehen. Über die wesent- lichen Ergebnisse soll später im Zusammenhange berichtet werden. Vorderhand möchte ich nur einen Fall seiner besonderen Wichtigkeit wegen herausgreifen. Er betrifft Torenia asiatica L. Die Laubblätter dieser Scrophu- lariacee sind au Warmhaus-Exemplaren im ausgewachsenen Zustande etwa 4 cm lang, wovon 1 — iVg cm auf den Stiel kommen. Die Spreite ist annähernd elliptisch geformt, vorn zugespitzt und am Rande gekerbt, ihre Rippen haben typisch fiedernervigen Verlauf. Der Mittelnerv verläuft gradlinig vom Blattgrunde bis zur Spitze, er ist die unmittelbare Fortsetzung des Hauptbündels im Blattstiel. Die Seitenrippen zweigen unter ziemlich spitzem Winkel vom Haupt- stamme ab; ihre Anordnung entspricht bei manchen Blättern der Anordnung der Blättchen an einem paarig gefiederten Blatte, bei anderen der Blättchenstellung eines abwechselnd gefiederten Blattes. An der Unterseite springen die Nerven erster und zweiter Ordnung über die Oberfläche der Lamina hervor, während sich oberseits die Blattfläche zwischen den Seitenrippen leicht emporwölbt, so dass die stärkeren Nerven im Grunde flacher Rinnen verlaufen. Der Blattstiel hat einen abgerundet-dreieckigen Umriss, er trägt zwei schmale Flügel, die in annähernd gleichmässiger Höhe von unten bis oben verlaufen und die sich unmittelbar in den Spreiten- grund fortsetzen. Auf dem Querschnitte des Stieles finden sich drei Gefässbündel. Das eine, grösste, verläuft zentral und setzt den Hauptnerven der Spreite nach unten fort. Von den beiden anderen Regenerativ»^ Sprossbilduug auf den Blättern von Torenia asiatica L. 97 viel kleineren verläuft je eines in jedem Flügel; beide treten unter- halb der untersten Verzweigung des Hauptnerveu in die Lamina ein. Spaltöffnungen fehlen auf der Oberseite, kurze Köpfchenhaare finden sich anf beiden Seiten der Spreite. Die Epidermiszellen haben gewellten Umriss, nur die über und unter den stärkeren Nerven gelegenen Zellen sind parallelw^andig und prosenchymatisch gestreckt. Zwischen ihnen treten, spärlich verstreut, kurzgliedrige spitze Borstenhaare auf. Der Zellsaft ist in sämtlichen Zellen der Blätter farblos. — Wenn man nun diese Blätter an der Basis des Stieles abschneidet und isoliert einpflanzt, so bilden sie ziemlich rasch am basalen Ende einen Callus von mässioem Umfanoe und teils aus diesem, teils aus dem Blattstiel selbst hervorbrechende, zahlreiche, sich reichlich ver- zweigende Wurzeln. Da die Blätter sehr zart sind und leicht welken, so ist übrigens eine vorsichtige Behandlung der Stecklinge, besonders in den ersten Tagen, geboten. Sie müssen immer von ziemlich feuchter Atmosphäre umgeben sein und brauchen viel Wärme. Licht, selbst direktes, nicht zu intensives Sonnenlicht, schadet nicht. Ich liielt sie im Vermehrnugshans, anfangs unter Grlasglocken, in reinem, lockerem, feuchtem Sand. Die erste Veränderung, die an der Blattlamina sichtbar wurde, bestand im Auftreten von rotem Zellsaft in den Epidermiszellen der Oberseite — eine Erscheinuno' die auch sonst an Blattstecklino'en häufig zu beobachten ist und die in einer gewissen Abhängigkeit von der Belichtung steht: An denjenigen Stellen, wo die Blätter sich gegenseitig beschatteten, unterblieb die Zellsaftfärbung. Näheres wird später mitgeteilt werden. Nach einigen Wochen begann die Sprossbildung an den Blättern, und zwar lassen sich da, im Geoensatz zu fast allen andern bisher bekannt gewordenen Fällen, bei Torenia keine konstanten Be- ziehungen der Punkte, an denen Sprosse entstehen, zu Spitze und Basis des Blattes, noch auch zu irgend einem äusseren Faktor erkennen. Die Sprosse können an der Basis des Blattstieles oder auf diesem selbst oder an irgend einem beliebigen Punkte der Blattspreite entstehen. Sie bilden sich niemals nur in Einzahl, sondern es entstehen von vornherein viele, an den verschiedensten Teilen des Blattes gleichzeitig. Die ersten Spuren der beginnenden Sprossbildung sind natürlich makroskopisch noch nicht erkennbar, aber mikroskopisch leicht nachzuweisen. Sie bestehen darin, dass sich zunächst die Epidermiszellen der morphologischen Oberseite^) längs der Spreiten- 1) wobei es gleichgültig ist, ob diese dem Mittelpunkt der Erde zu- oder von ihm abgewandt ist. Ber. der deutschen bot. Gesellscb. XXI. 7 98 Hans Winkler: nerven erster und zweiter Ordnung- und über dem Hauptbündel des Blattstieles lebhaft teilen, und zwar fast ausnahmslos durch Quer- wände, d. h. durch Wände, die senkrecht zum Verlauf der Nerven orientiert sind. Manchmal teilt sich von den vier bis fünf Zellen- zügen, die sich von der Basis des Blattstieles an bis in die Spitze des Blattes hinein in kontinuierlichen Reihen hinziehen, jede ein- zelne Zelle 5 — 10 und noch mehrmal, manchmal nur eine bestimmte, immer aber sehr erhebliche Anzahl. Nur selten greift der Prozess auf die weiter rechts und links von den Nerven gelegenen Epidermis- zellen mit gewellten Contouren hinüber. Eine Bevorzugung der Stellen, wo Seitennerven abzweigen, lässt sich nicht nachweisen, ebensowenig etwa eine zeitliche Bevorzugung der basalen Zellen; der Teilungsprozess setzt an allen Stellen ungefähr gleichzeitig ein. gleichgültig, ob sie der Basis oder der Spitze des Blattes mehr ge- nähert sind. Eine Längsstreckung in der Richtung des Nervenver- laufes folgt dieser intensiven Teilung nicht. Die einzelnen Zellen fächern sich also in weitgehendem ]\Iasse, ohne zunächst eine Volumenänderung zu erfahren, ein Yorgang, der natürlich zu einer erheblichen relativen Vermehrung der Plasma- und Kernsubstanzen führt und den wir als Furchuny' bezeichnen wollen. Wir werden später sehen, dass ganz allgemein jede nicht mehr embryonale Zelle vor der Regeneration einen solchen Furchungs- ])rozess durchzumachen hat. Sehr bald beginnen sich nun die S})rosse zunächst als flach- gewölbte Protuberanzen über die Oberfläche der Spreite und des Blattstieles emporzuheben. Sie können von einer einzigen Epidermis- zelle ausgehen, wie die Adveutivsprosse mancher Begonien-Blätter, meist aber treten mehrere, 4 oder 5 nebeneinander liegende Zellen zu einem Vegetationspunkte zusammen. An manchen Blättern wachsen fast alle Zellen, die sich gefurcht haben, aus. Dann bilden sich auf dem Blatte dichte Reihen un- mittelbar und lückenlos nebeneinander stehender Sprossanlagen in einer kontinuierlichen Reihe von der Stielbasis bis zur Blattspitze, und das kann sich über den Seitennerven ebenso wiederholen, so dass Hunderte von regenerierten Sprossen auf einem Blatte sitzen können. Natürlich aber entwickeln sich diese nicht gleichmässig weiter, gewöhnlich überholen einzelne Sprosse die anderen, die dann auf sehr frühem Entwickelungsstadium stehen bleiben. Bei der Mehrzahl der Blätter entwickeln sich überhaupt von vornherein nur eine beschränkte Anzahl von Sprossen, und die zwischen ihren oft weit voneinander entfernten Fusspunkten gelegenen Epidermiszellen kommen dann überhaupt nicht über das Stadium der Furchung hinaus. Doch kann man durch rechtzeitiges Entfernen der regene- rierten Sprosse auch sie noch zum Austreiben veranlassen. Regenerative Sprossbildung auf den Blättern von Torcnia asiatica L. 99 Xuii lässt sich nicht verkennen, class diejenigen Sprosse, die späterhin in der Entwickelung bevorzugt sind, in der Mehrzahl der Fälle der Basis des Blattstieles genähert oder über den Hauptnerven inseriert sind, während die an der Spitze des Blattes und über den schwächeren Nerven stehenden gewöhnlich in der Entwickeluno- zurückbleiben. Aber man kann in diesem Verhalten keineswegs den Ausdruck der Polarität des Blattes erblicken. Denn erstens ein- mal kommt es häufig genug vor, dass auch andere, auf der Mitte oder dem Spitzenteile des Blattes entstandene oder über Seitennerven inserierte Sprosse sich entwickeln, während die auf dem Blattstiele und über dem Hauptnerven stehenden verkümmern (vergl. Fig. 1 A). Fig. IJ. Fig. IB. Fig. 1. Blattstecklinge von Torenia asiatica L. In A ist zu erkennen, wie auch über den Seitennerven stehende Sprosse sich kräftig entwickeln, wähi-end Basis und unterer Teil des Blattstieles frei von Neubildungen geblieben sind. — In 5 ist der eine ein wenig seitlich vom Hauptnerven entstandene Spross nach der Bildung nur eines einzigen Vorblattes unmittelbar zur Ausbildung einer endständigen, durchaus nor- malen Blüte geschritten. Ausserdem sind an der Stielbasis und auf der Spreite noch mehrere zunächst vegetativ bleibende Sprosse regeneriert worden. Zweitens wurde schon erwähnt, dass sich in der ersten Anlage der Neubildungen — und die ist doch für die Polaritätsfrage das Ent- scheidende — durchaus keine Beziehungen zu Spitze und Basis des Blattes erkennen lässt, da die Zellfurchungen gleichzeitig an den verschiedensten Punkten von Stiel und Spreite auftreten können. Und drittens endlich ist es auch, ohne dass man genötigt wäre, auf 100 Hans Winkler: die Polarität des Blattes zur Erklärung- zurückzugreifen, verständlich, dass diejenigen Sprossanlagen in der späteren Entwickelung bevor- zugt sind, die beim „Kampfe um die Nahrung" den günstigsten Platz einnehmen, d. h. diejenigen, die dem Wurzelsystem oder den o;rösseren Nährstoffbahnen am nächsten stehen. Was die regenerierten Sprosse selbst betrifft, so gleichen sie meist durchaus normalen Achselknospen; doch sind Verbänderungen und Unregelmässigkeiten in der Blattform, dem Modus der Ver- zweigung u. s. w. nicht selten. Die Sprosse beginnen, der dekussierten Blatts^ellung von Torenia asiatica entsprechend, mit einem zwei- gliedrigen Blattwirtel, dessen Orientierung in keiner notwendigen Beziehung zur Nervenrichtung des Mutterblattes steht. In der Hälfte der Fälle etwa bildet die Medianebene des ersten Blattpaares einen rechten Winkel mit der Nervenrichtung; diese quere Stellung der ersten Blätter erscheijit also etwas bevorzugt oegenüber der weniger häufigen schiefen oder der noch selteneren parallelen Stellung. Sehr bemerkenswert ist, dass die Mehrzahl der jungen Blatt- sprosse sehr frühzeitig zur Blütenbildung schreitet. Oft folgte un- mittelbar auf die beiden ersten Blätter eine endständige, den Spross abschliessende Blüte; der in Fig. \B abgebildeten Blüte ging sogar nur ein einziges Vorblatt voraus, so dass der ganze Adventivspross nur aus einem Blatt und einer Blüte bestand. Die Blüten waren in jeder Hinsicht, in Bau, Färbung und Fruchtbarkeit, normal. Auch diejenigen, die terminal standen, waren nicht pelorisch ausgebildet, obwohl sonst durchgehends bei den Scrophulariaceen der Satz gilt, dass „Gipfelblüten immer aktinomorph sind mit Beibehaltung der Eigentümlichkeiten normaler Blüten" (VON WETTSTEIN 891, S. 45^). Die weitere Beobachtung wird zeigen, ob nicht doch unter gewissen Bedingungen Pelorien auftreten. — Die Blätter, die ich zu den Versuchen benutzte, stammten von blühenden Torewia-Pflanzen, und so erinnert das auffallend rasche Blühen der auf ihnen entstehenden Sprosse an das bekannte von Sachs (892, S. l) entdeckte Verhalten von Begonia rex. Werden Blätter von blühreifen Exemplaren dieser Pflaaze zur Vermehrung benutzt, so gelangen die jungen Adventivpflänzchen erheblich früher zum Blühen als wenn sie von Blättern noch nicht blühender Indi- viduen gebildet werden. Ebenso fand GOEBEL (898, S. 39) von Achimenes haageana: „Wenn man Blätter aus der Blütenregion nimmt, so entstehen Adventivsprosse, die früher zur Blütenbildung über- gehen als die an Blättern aus der basalen Region der Pflanze ent- standenen." 1) Penzig (894 II, S. 206) erwähnt keine Pelorien von Torenia, wohl aber von dem nahe verwandten Artanema fimbriatuin. Es dürfte wohl aber keinem Zweifel unterliegen, dass auch bei Torenia Pelorien vorkommen. Regenerative Sprossbildung auf den Blättern von Torenia asiatica L. [Qi Sachs schloss bekanntlich aus seinen Versuchen auf das Yor- handensein von „blütenbiklenden Stoffen" in den Blättern blühreifer Pflanzen; GOEBEL (898, S. 40) neigt eher zu der Annahme, „dass die Blätter blühreifer Pflanzen überhaupt ärmer an Baumaterial sein werden, dass die von ihnen gebildeten Adventivsprosse demzufolo-e von vornherein „geschwächt" seien, und dass erfahrungsgemäss Blütenbildnng durch Schwächung des vegetativen Wachstums be- günstigt wird". Für unsere Torenia ist es mir sehr zweifelhaft, ob das frühzeitis-e Blühen der regenerierten Sprosse mit dem blühbaren Zustande der Mutterpflanze in direktem Zusammenhange steht. Zunächst einmal findet sich in der gärtnerischen Litteratur über Torenia überall die Angabe, die Torenien seien nur durch Samen zu vermehren, da Stecklinge — gemeint sind natürlich Stecklinge von Stengelteilen mit Achselknospen — klein blieben und sofort blühten. Ich führe z. B. eine Stelle aus der Revue horticole, Bd. 48, 1867, S. 465 an: „Le Torenia Fouguieri ... se multiplie facilement par la voie des semis, mode de multiplication qui doit etre prefere pour lui, les boutures qu'on en fait reprenant difficilement et ne donnant pas de resultats, car tous les yeux se developpeut en fieurs, au lieu de donner des ramifications." Es scheint also, als ob die Knospen der Torenien infolge der Störungen, die die Trennung vom Mutterstock im Cle- folge hat und unter denen Ernährungsstörungen vielleicht durchaus nicht die wichtigsten sind, zu vorzeitiger Blütenbildung veranlasst würden. Die weitere Untersuchung wird das zeigen. Eine Beziehung zwischen dem Orte des Blattes an der Mutter- pflanze und der Raschheit der Blütenbildung seiner Adventivsprosse, wie sie GOEBEL für Achimenes fand, ist bei Torenia asiatica jeden- falls nicht vorhanden. Die untersten Blätter verhielten sich völlig so wie die oberen, in deren Achseln Blütensprosse standen, ja, ich sah sogar an einem isolierten Kotyledo einer Pflanze Sprosse ent- stehen, die nach einem Paar steriler Yorblätter in einer Gipfelblüte endigten. Man müsste hier also auf dem Boden der SACHS sehen Vorstellung annehmen, dass nicht nur die Blätter der Blüten- region, sondern die der ganzen Pflanze zur Blütezeit mit blüten- bildenden Stoffen erfüllt seien. Dem widerspricht nun aber wieder, dass manche Blätter auch Sprosse bildeten, die zunächst vegetativ weiter wuchsen, ohne vorerst zu blühen, dass also Adventivsprosse desselben Blattes sich hinsichtlich der Blütenbildung durchaus verschieden ver- halten können. — Jedenfalls geht schon hieraus hervor, und meine sonstigen Erfahrungen, über die später eingehend zu berichten sein wird, sprechen ebenso dafür, dass die SACHS'sche Beobachtung an Begonia nicht ohne weiteres auf andere Pflanzen übertragbar ist. Entscheidend wird in unserem Falle das Verhalten der an den 102 Hans Winkler: Blättern von jungen Keimpflanzen entstehenden Adventivsprosse hin- sichtlich der Blütenbildung sein. — Schliesslich sei noch erwähnt, dass die Regeneration gelegentlich nicht bis zur Sprossbildung selbst gedieh, sondern dass es nur zur Bildung eines Adventivblattes kam. Auf der Spreite des Mutter- blattes sass dann eine viel kleinere, aber ihr in Form und Bau gleichende Adventivspreite, an deren Basis sich weder makroskopisch, noch mikroskopisch die geringsten Spuren eines etwa als A^egetations- punkt zu deutenden Gewebes finden Hessen. Freilich lässt sich dies Fehlen eines Yegetationspunktes schwer mit absoluter Sicherheit be- haupten, da schon einige wenig kleine, leicht zu übersehende Em- bryonalzellen genügen könnten, um das morphologische Dogma, dass Blätter nur an Vegetationspunkten entstehen, zu retten. Da indessen die Yegetationspunkte, die sich sonst auf den To>'em'a-Blättern bilden, ihre Organbildung so gut wie ausnahmslos mit der Ausgliederung' zweier einander gegenüberstehender Blätter beginnen, der dekussierten Blattstellnng entsprechend, so stehe ich nicht an, die einzeln ent- stehenden Blätter in der Tat als Adventivblätter anzusprechen, um- somehr, als solche Adventivblätter auch am Hypokotyl und auf dem Blattstiel von Cydamen erscheinen können, und als nach CtOEBEL (891, S. 84) auch bei ütricularia coerulea L. an der Unterseite der Blätter adventive „Blätter auftreten können, so dass also . ein Blatt aus dem anderen entspringt". — Wenn wir dieses eben geschilderte Verhalten der Torenia-läiwii- Stecklinge mit dem Verhalten von isolierten Blättern anderer Pflanzen hinsichtlich der Regeneration vergleichen, so ergeben sich verschiedene bemerkenswerte Differenzpunkte. Vor allen Dingen hinsichtlich des Ortes, an dem die Neu- bildungen auftreten. Es ist eine bekannte Tatsache, auf die vor allem VÖCHTING (878, S. 92) mit Nachdruck hingewiesen hat, dass der normale Ort der Sprossbildung an Blattstecklingen die Basis des Blattstieles ist oder, wenn nicht das ganze Blatt, sondern nur ein Teil der Spreite zu dem Versuche verwendet wird, die durch den Schnitt an der Blattlamina geschaffene Basis. Nach diesem Typus, den wir Typus I nennen wollen, regeneriert weitaus die Mehrzahl der Phanerogamen, deren Blätter überhaupt zur Sprossbildung be- fähigt sind; und auch die wenigen Farne, deren Wedel Regenerations- knospen bilden können, gehören nach HEINRICHER (899 und 900) und Palisa (900) hierher. — Der Verlauf der Regeneration ist dabei in allen Fällen, soweit sie wenigstens Phanerogamen betreffen, der- selbe: es entstehen zuerst an der Basis Wurzeln, die sich schnell zu einem kräftigen, vielverzweigten System entwickeln und erst dann die Sprosse. Diese wachsen dann rasch heran, und während dessen stirbt das Mutterblatt restlos ab. Eegenerative Sprossbildung auf den Blättern von Torenia asiatica L. 103 Nun sind aber eine ganze Keilie von Fällen bekannt, in denen die isolierten Blätter nicht nach dem Typus I regenerieren. Die hierher gehörigen Blätter, deren Zahl sich durch ausgedehntere daraufhin gerichtete Untersuchung- jedenfalls noch erheblich vermehren lassen wird, bilden also Wurzeln und Sprosse nicht an der Basis, sondern an irgend einem anderen Punkte des Stieles oder der Spreite (Typus II J. Wenn wir die zu diesem Typus gehörigen Fälle überblicken, dann fällt sofort auf, dass häufig ein bestimmter Punkt des Blattes vorzugsweise als Ausgangspunkt der Regeneration dient, nämlich diejenige Stelle, wo die Hauptblattnerven zusammen- laufen, also die Ansatzstelle der Lamina an den Blattstiel oder, wie wir sie, um eine kurze Bezeichnung zu haben, nennen wollen, der Stielpunkt der Blattspreite. Die Fälle, in denen die blatt- bürtigen Sprosse an diesem Punkte entstehen, wollen wir als Typus IIa denjenigen gegenüberstellen, wo die Sprosse weder an der Basis des Blattes, noch am Stielpunkt der Spreite erscheinen (Typus Ilb).^) Den Typus IIa vertritt vor allem die häufig untersuchte Begonia rex (vgl. VÖCHTING 878, S. i>2, REGEL 876, S. 447, HANSEN 881, S. 180, WaKKER 885, S. 5, ÜOEBEL U02, S. 426 u. a.) und ver- schiedene andere Arten der Gattung Begonia. Ferner fand ich ihn gelegentlich einmal bei Lophospermuvi evubescens., das sonst sehr leicht und sicher nach Typus I regeneriert. Sonst scheint er als Typus für regenerative Knospenbildung auf Blättern nicht häufig zu sein, mir ist kein w^eiterer Fall bekannt. Umsomehr ist zu beachten, dass bei mehreren Pflanzen der Stielpunkt der Blattspreite der Ort nor- maler blattbürtiger Knospen ist. So vor allem wieder bei mehreren Begonien, z. B. Beg. coriacea., Beg. involucrata u. a. Ferner bei der Saxifragacee Tobniea Menziesii (vgl. KerneR 898 II, S. 37), bei Nipii- phaea stellata var. bulbillifera (GOEBEL 902, S. 424) u. a. Damit, dass bei diesen Pflanzen normal blattbürtige Knospen auf dem Stielpunkte der Spreite vorkommen, ist nun freilich nicht gesagt, dass sie sich auch bei der Regeneration nach dem Typus IIa verhalten. Begonia involucrata z. B., die einzige hierhergehörige Pflanze, die ich bisher untersuchen konnte, regeneriert durchaus nach Typus I, obwohl ihre Blätter, oft sogar schon ganz jugendlich, sehr dazu neigen, Knospen an der Ansatzstelle der Lamina an den Stiel zu erzeugen. Selbst wenn man Blätter isoliert und mit der Stielbasis in Sand steckt, die schon deutliche Anlagen junger Sprosse 1) Als III. Typus kämen dazu nocli diejenigen Blätter, bei denen die Knospen gar nicht auf dem Blatte oder dem von ihm gebildeten Callus selbst entstehen, sondern auf den von dem Blatte erzeugten Wurzeln. Soviel mir bekannt, hat nur VöChting (900, S. 124) einen hierher gehörigen Fall {Thladiantha dubia) beschrieben. Die Zahl der nach Typus III regenerierenden Blätter dürfte aber ziemlich erheblich sein, wie eine eingehendere Prüfung der normal Wurzelknospen bildenden Pflanzen ergeben wird. 104 Hans Winkler: auf dem Ötielpunkt ihrer Blattspreite erkennen lassen, selbst dann erscheinen kurze Zeit nach den Wurzeln an der Stielbasis Regene- rationsknospen, die sich lebhaft entwickeln, während das ganze Mutterblatt mitsamt den spreitenständigen Knospen zu Grunde geht. Ob sich die anderen erwähnten Pfianzen, insbesondere Tolmiea^ ebenso verhalten, hoffe ich noch untersuchen zu können. — Was endlich den Typus IIb anbelangt, so haben wir auch da wieder zu unterscheiden zwischen den Fällen, wo an den verschiedensten Teilen des Blattes regenerative Sprossbildung einsetzt, und den- jenigen, wo normal und spontan blattständige Knospen auftreten, die schon im embryonalen Zustande des Blattes angelegt w^erden. Dahin gehören vor allem Bryophyllum calycinmn und cre7iatum, ferner Cardamine und Nasturtium (nach BeIJERINCK 886, S. 56), Utricularia (nach GOEBEL 889, S. 41), die Farne mit blattbürtigen Knospen und wahrscheinlich noch die Mehrzahl der anderen bekannten Fälle, die noch der näheren Untersuchung harren, wde Lycopersictim (DUCHARTRE 853, S. 241), Malawis (KERNER 898 II, S. 33) u. s. w. Alle diese Fälle gehören streng genommen nicht zu den Regene- rations-Erscheinungen. Wenn an dem isolierten Blatt von Bryo- phyllum die vorgebildeten blattrandständigen Knospen austreiben, so ist das ein Vorgang, der dem Austreiben ruhender- Achselknospen an isolierten Stengelstücken durchaus entspricht. Von regenerativer Sprossentwickelung aber können wir nur dann reden, wenn infolge der Isolierung Zellen, die im normalen Verlaufe der Entwickelung niemals zu Sprossanlagen geworden wären, sich zu solchen umgestalten^). Das ist nun bei Torenia der Fall. Da ist, wie wir sehen, der Ort, an dem die Regenerations-Sprosse sich bilden, durchaus nicht auf die Stielbasis oder auf die Region beschränkt, wo Blattstiel und Spreite ineinander übergehen, sondern beliebige Zellen über den Hauptnerven können zu Vegetationspunkten werden. Mir sind nur zwei verbürgte Fälle bekannt, die sich ebenso oder w^enigstens in den Hauptpunkten ebenso wie Torenia verhalten, und die daher auch zu Typus IIb zu rechnen sind. 1) Das Gleiche gilt natürlich für die sich nach Typus IIa verhaltenden Pflanzen. Sind die auf ihren Blättern entspringenden Knospen nur meristematisch gebliebene Reste aus dem embryonalen Zustande des Blattes, so können wir nicht von Regeneration reden. Handelt es sich dagegen um nachträgliche Neuentstehung, so ist das ein regenerativer Vorgang, auch wenn er sich in der „normalen" Ent- wickelung noch so oft und sicher wiederholt. Denn für die Beurteilung ist es natür- lich gleichgültig, ob der Experimentator durch einen Schnitt das Blatt isoliert oder ob das die Pflanze selbst besorgt, sei es durch Abstossen des Blattes oder Ver- trocknen oder Verfaulen des Blattstieles, oder auch nur dadurch, dass, etwa infolge von Alterserscheinungen, die betreffenden Elemente nicht mehr imstande sind, den Rtoffaustausch zwischen Blatt und Achse oder die Vermittelung korrelativer Reize zwischen beiden in normaler Weise zu leisten. Regenerative Sprossbildung- auf den Blättern von Torenia asiatica L. 105 Der eine betrifft wieder Begonien. So gibt z. B. REGEL (876, S. 450) von Beg. quadricolor an: „Bei dieser Art traten die Knospen an den im Sp.ätherbst 1874 gesteckten Blättern niclit nur an den an- geschnittenen Stellen, sondern auch sonst allenthalben auf den Blatt- rippen der Oberseite hervor, ja ich sah sogar auf einigen alten, noch am Mutterstocke befindlichen Blättern Adventivknospen entwickelt und zwar sowohl an der Übergangsstelle vom Blattstiel in die Spreite, als auch auf den einzelnen Nerven zerstreut." Hiernach scheinen also manche Begonien in der Tat auch ohne vorhergegangene Verletzung der Spreite an den verschiedensten Stellen Knospen bilden zu können. Doch wäre hier bei einer Nachuntersuchung genau darauf zu achten, ob nicht durch Absterbungsprozesse oder sonstweiche Störungen unterhalb der neuentstandenen Sprosse vorher etwa eine Basis entstanden war, wie ein solches partielles, d. h. nicht gleichzeitig an allen Teilen der Spreite erfolgendes iVbsterben bei alternden Blättern ja häufig zu beobachten ist. Der andere Fall betrifft die Gattung Drosera. Von mehreren Arten dieser Gattung ist es schon längst bekannt, dass ihre Blätter sich, isoliert, mit Knospen bedecken (man vergleiche die Angaben von Heinricher 002, S. 21; daselbst auch die ältere Litteratur). Aber nur Bei.TERINCK (88(i, S. 120), der übrigens das Gleiche auch für Dionaea muscipula angibt, weist ausdrücklich darauf hin, dass die Knospen „aus der Mitte der Oberseite reifer Blätter, oberhalb der Yerzweigungsstellen dicker Nerven vollständig exogen" entstelißu, ohne dass ein Grund für die Annahme vorläge, ,,dass hier embryonale Zellgruppen oder etwa ruhende Knospen, welche schon seit dem Meristemzustand des Blattes existierten, zur Entwickelung gelan^ien."^ Ich habe Drosera capensis genauer untersucht. Die Sprosse lassen sich hier in der Tat nicht auf embryonal gebliebene Zellherde zurückführen, sie entstehen aus normal differenzierten Epidermis- zellen an beliebigen Punkten der Blattoberseite, gewöhnlich auf oder neben den Mitteluerven, bald der Spitze, bald dem Stielpunkt der Spreite genähert, bis zu drei auf einem Blatt. Beachtenswert ist dabei, dass der Blattstiel sich niemals an der Regeneration beteiligt, wenn man ein ganzes Blatt zu dem Versuche benutzt. Und doch ist auch er zur regenerativen Sprossbildung befähigt, wenn er allein, los- getrennt von derSpreite, in die geeigneten Bedingungen gebracht wird. — Wenn sich nun auch Torenia hinsichtlich des Regenerationstypus an diese beiden Fälle anscliliesst, so zeigen doch die drei Gattungen in ihrem Yerhalten Unterschiede, die vielleicht nicht unwesentlich sind. Sie betreffen das Verhältnis zwischen Wurzel- und Spross- bildung. Torenia und Drosera zeigen darin ein entgegengesetztes Verhalten, während Begonia eine Mittelstellung einnimmt. Isolierte Blätter von Drosera capensis bewurzeln sich an der 106 Hans Winkler: Sprossbildung auf den Blättern von Torenia asiatica L. Basis überliaupt nicht, die auf ihrer Spreite entstehenden Sprosse erhalten sich dann späterhin durch eigene Adventiv>yurzeln, während das Mutterblatt abstirbt. Die Tb/'^ma-Blätter dagegen bewurzeln sich sehr leicht und rasch an ihrer Basis, aber die Yon ihnen regenerierten Sprosse sind, wenn sie nicht künstlich von dem Blatte getrennt und sehr sorgfältig behandelt werden, nicht imstande, selbst Wurzeln zu bilden. Sie sterben mit dem Mutterblatt ab und sorgen für die Erhaltung der Spezies dadurch, dass sie sehr rasch, ehe das Mutter- l)latt zu Grunde geht, zur Blüten- und Samenbildung schreiten. Teleologisch wäre dies Verhalten also leicht verständlich, und es ist in der Tat nicht unmöglich, dass zwischen der mangelnden Befähigung, Wurzeln zu bilden, sich also auf vegetativem Wege zu erhalten, und dem frühzeitigen Blühen ein korrelatives Verhältnis komplizierterer Art besteht. Wieder anders verhält sich Begonia. Bei ihr bewurzelt sich das Mutterblatt, aber auch die auf ihm hervorsprossenden Knospen tragen von Anfang an selbständig Wurzeln und bleiben daher, günstige Bedingungen natürlich vorausgesetzt, beim Verfaulen des Traublattes erhalten. Endlich sei nocli erwähnt, dass Blätter, die normal nach dem Typus IIb angeordnete Sprosse tragen, vfieBryophjjUum.Cardamine u.s.w. sich bei der Regeneration durchaus nicht auch dem Typus IIb ent- sprechend verhalten müssen. Es ist im Gegenteil für Cardamine pratensis durch VÜCHTING (878, S. 104) und für Bryophyllum crenatum durch GOEBEL (1'02, S. 396) nachgewiesen, dass sie nach Typus I regenerieren, ein weiterer Beweis dafür, dass die Aktivierung schon vorhandener ruhender Anlagen durchaus von der regenerativen Neu- bilduno- von Anlagen zu trennen ist. — Die beigegebeneu Abbildungen wurden von Herrn üniversitäts- zeichner GenteR nach den lebenden Objekten unter meiner Auf- sicht ausoeführt. Tübingen, Botanisches Institut, Februar 1903. Literatur -Yerzeiclniis. M. W. Beijerinck (886), Beobachtungen und Betrachtungen über Wurzelknospen und Nebenwurzelu. Amsterdam 1886. P. DuCHARTRE (853), Nöte sur les feuilles ramiferes des Tomates. Ann. des sciences natur. botan. 3. ser., Bd. 19, 1853, S. 241—251, Taf. XIV. K. GoEBEL (889), Über die Jugendzustände der Pflanzen. Flora, Bd. 72, 1889, S. 1. — (891), Morpholog. und biolog. Studien. Y. Utricularia. Annales du Jard. de Buitenzorg. Bd. 9, 1891, S. 41-119. — (898), Organographie der Pflanzen. Jena 1898—1901. — (902), Über Regeneration im Pflanzenreich. Biolog. Centralblatt, Bd. 22, 1902, 8.38;"). E. Hansen (881), Vergleich. Untersuchungen über Adventivbildungen bei den Pflanzen. Abhandl. der Senckenberg. uaturf. GeseJlsch. Bd. 12, 1881, S. 147— 19S. Mit 9 Taf. E. Heinricheu (899), Über die Regenerationsfähigkeit der Adventivknospen von Hugo Fischer: Mikrophotogramme von Inulinsphäriten und Stärkekörnerii. 107 Cystopteris hulbifera (L.) Bernhardi und der Cijstopteris-Aiten überhaupt. Festschrift für Schwendener. Berlin 1899, S. 150—164, Taf. VI. E. Heinricher (900), Nachträge zu meiner Studie über die Regenerationsfähigkeit der Cij-stopteris-Axten. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. Bd. 18, 1900, S. 109—121. Taf. IV. — (902), Zur Kenntnis von Drosera. S.-A. aus der Zeitschrift des Ferdinandeums. III. Folge, 46. Heft, 1902, S. 29, 2 Taf. A. Kerner von Marilaun (898), PÜanzenleben. 2 Bde , Leipzig 1898. 6. Palisa (900), Die Entwickelungsgeschichte der Regenerationsknospen, welche an den Grundstücken isolierter Wedel von Cystopteris-Aiten entstehen. Ber. der deutschen botan. Gesellsch. Bd. 18, 1900, S. 398—410. Taf. XIV. 0. Penzig (891), Pflanzen-Teratologie. 2 Bde., Genua 1894. F. Regel (876), Die Vermehrung der Begoniaceen aus ihren Blättern. Jen. Zeit- schrift f. Naturwissenschaft. Bd. 10, 187G, S. 447—492. Taf. XV-XVII. J. Sachs (892), Physiologische Notizen I. Flora Bd. 75, 1892, S. l—'d. H. Vöchting (878), Über Organbilduug im Pflanzenreich. Bd. 1. Bonn 1878. — (90(J), Zur Physiologie der Knollengewächse. Jahrb. für wissensch. Botanik. Bd. 34, 1900. S. 1-148. J. H. Wakker (885), Onderzoekingen over adventieve Knoppen. Acad. proefschrift Amsterdam 1885. R. VON Wettstein (891), Scrophulariaceae. Engler-Prantl, Pflanzenfamilien. IV. Teil, 3 Abt. b, Leipzig 1895. 16. Hugo Fischer: Mikrophotogramme von Inulinsphäriten und Stärkekörnern. Mit Tafel VI. Eingegangen am 18. Februar 1903. Als ich meine Abhaiidliing: Über Inuliü, sein Verhalten ausser- halb und innerhalb der Pflanze, nebst Bemerkungen über den Bau der geschichteten Stärkekörner ^) veröffentlichte, in welcher ich auf die grosse Ähnlichkeit zwischen den in Gummi unter Deckglas ge- züchteten Inulinsphäriten und den geschichteten Stärkekörnern hin- wies — damals verzichtete ich auf die Beigabe von Abbildungen. Einmal war es mir noch nicht gelungen, den nach Analogie ver- muteten Bau der geschichteten Stärkekörner sichtbar zu machen (BÜTSCHLI und wohl auch ARTHUR MEYER hatten solche Präparate bereits beschrieben, nur in etwas anderer Auffassung), es fehlte mir also an geeigneten Yergleichsobjekten für die Darstellung. Dazu kam ein zweiter Grund: Zeichnungen unterliegen leicht dem Ver- dacht der Subjektivität, und zum Photographieren mangelte das Wichtigste, der Apparat. Neuerdings war mir durch die Güte von Herrn Geheimrat WOHLTMANN eine kürzlich für das Institut für 1) In Ferd. Cohn's Beitr. zur Biologie der Pflanzen. VIII. Bd., Breslau, 1898. 108 Hugo Fischer: Bodenlehre und Pflanzenbau der Landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf angeschaffte ZEISS'sche Camera zur Verfügung ge- stellt, wodurch ich nun in den Stand gesetzt bin, das Yersäumte nachzuholen; Herrn Geheimrat WOHLTMANN sei auch an dieser Stelle mein bester Dank ausgesprochen. Die Photogramme sind bei verschiedenen Balglängen mit dem Apochromat für homogene Immersion 3 mm^ 1,40 Apertur, und Pro- jektions-Okular 4 aufgenommen. Fig. 1 stellt zwei von naheliegenden Mittelpunkten aus ent- standene, bald mit einander verwachsene Inulinsphärite bei Ver- grösserung 300 : 1 dar. Die spaltenförmigen, radial gestellten und in Zonen angeordneten Hohlräumchen sind noch mit AVasser erfüllt, das Bild der Schichtung dem von Stärkekörnern äusserst ähnlich, nur mehrmals grösser; die Schichtung oder besser Zonenbildung fällt in der photographischen Wiedergabe weit deutlicher auf, als beim Sehen ins Mikroskop. An den Verwachsungslinien stossen teils gleichartige, teils ungleichartige Zonen aufeinander (vergl. meine Ab- handlungC§ 16, S. 71). In Fig. 2 ist ein Sphärit dargestellt, von dem die Gummimasse sich fast ringsum zurückgezogen hat, und in dessen Spalten das Wasser grösstenteils verdunstet und durch Ijuft ersetzt ist; dass sie Luft enthalten, konnte an gleichartigen Objekten direkt beobachtet werden (1. c. S. 78). Infolge totaler Reflexion treten dieselben sehr scharf heraus, sie erscheinen deutlich als Sprünge in einer glasartig- spröden Masse, aber weder als „Waben" noch als Zwischenräume zwischen „Trichiten". Die Vergrösserung beträgt, wie bei dem folgenden Bild, 500: 1. Fig. 3 zeigt einen Teil eines sehr grossen Sphäriten, der nach CORRENS ,, versilbert" wurde, d. h. mit Silbernitrat und Chlornatrium behandelt und dann dem Sonnenlicht ausgesetzt war; die winzigen, einzeln kaum wahrnehmbaren Silberkörnchen liegen reihenweise in den Spalten. Leider kann ich kein genau entsprechendes Bild von Stärkekörnern beifügen, da in den so viel kürzeren Spalten der letzteren die Radialstruktur nur selten und wenig deutlich zu sehen ist; grössere Sprünge, wie sie sehr oft in Stärkekörnern nach dem Austrocknen auftreten, sind nach entsprechender Behandlung meist dicht mit Silberkörnchen erfüllt^), ebenso wne die Korrosionsfigureii in den Amylumkörnern gekeimter Gerste (1. c. S. 81). 1) Ich bezweifle allerdiuirs nicht, dass solche Niederschläge auch in der Substanz eines gequollenen Kolloids ausfallen können; eine 5 — lOprozentige Gelatine- lösung z. B. ist, obwohl bei kühler Tenijjeratur leidlich starr, doch kein fester Körper in des Wortes verwegenster Bedeutung, sondern hat sehr wesentliche Eigen- schaften einer Flüssigkeit, wie gequollene Kolloide überhaupt; es wäre sehr wunderbar, wenn gegebenen Falles hier keine Ausfällung stattfände. Mikrophotogramme von Inulinsphäriten und Stärkekörnern. ]09 Deutlich treten aber die radialen Spalten in Fig. 4 und 5, die bei 900- bezw. UlOO-faclier Vergrösserung aufgenommen sind, hervor. Die Stärkekörner waren in ähnlicher Weise behandelt, wie dies BüTSCHLI beschrieben hat, doch vermied ich jegliche Verquellung durch Anwendung höherer Temperatur, solange die Körner noch grössere Mengen Wasser enthielten. Kartoffelstärke wurde mit wenig Wasser befeuchtet, so dass ein dicker, kaum fliessender Brei entstand, den ich sodann mit seiner vielfachen Menge eines Gemisches von Xylol und absolutem Alkohol (1 : 1) übergoss, und zum Zwecke rascher Einwirkung öfters kräftig umschwenkte; nach mehrtägiger Pause übertrug ich etwas von der Stärke in reines Xylol, erwärmte kurze Zeit zum Siedepunkt, und tropfte mittels Pipette die Stärke auf Objektträger; diese wurden bis zum Abdunsten des Xylols in massiger Wärme gehalten, dann schärfer erhitzt, die Stärke in ge- schmolzenen Kanadabalsam eingebettet und noch einmal bis zum Blasenwerfen erhitzt. Das Resultat der Behandlung waren Bilder wie die dargestellten, in denen ich nichts anderes als eine voll- kommene Bestätigung meiner schon damals vermutungsweise aus- gesprochenen Ansichten erblicken kann. In Fig. 4 sind die Spalten noch ziemlich grob und häufig über die Schichten selbst hinaus- gehend, wie das bei eingetrockneten Inulinsphäriten häufig zu be- obachten ist; solche gröbere radiale Sprünge durchsetzen auch, hier regellos, die ältesten, innersten Schichten von Fig. 5, in einigen darauffolgenden Schichten aber sind die Spalten nicht länger, als die wasserreiche Schicht selbst, der sie angehören, breit ist. Dass dieser Bau der Stärkekörner erst künstlich sichtbar ge- macht werden muss, während er bei den Inulinsphäriten durch blosses Eintrocknen von selbst hervortritt, ist wohl so zu erklären, dass das Inulin eine relativ spröde, das Amylum selbst bei ab- nehmendem Wassergehalt noch eine plastische Masse ist — dieser unterschied der beiden Substanzen ist keine blosse Annahme, sondern direkt zu beobachten; das lufttrockene Amylum ist freilich auch glasig-spröde — und dass beim gewöhnlichen Schrumpfen der Stärke- körner jene wasserführenden Spalten durch Zusammenziehung ver- schwinden. In dem geschilderten Verfahren liegt wohl eine der Fixage verwandte Erscheinung vor; ich nehme an, dass die Körner durch rasche Entwässerung ihrer äussersten Schichten so in ihrer Gesamtform festgelegt werden, dass bei fernerer Wasserentziehung keine weitere Schrumpfung des ganzen Kornes mehr erfolgen kann, es müssen also jene Spalten erhalten bleiben. Was in den hier sichtbar gemachten Spalten nun eigentlich enthalten ist, vermag ich nicht anzugeben; atmosphärische Luft ist es keinesfalls, da für diese (vgl. 1. c. S. 84) die Amylumsubstanz absolut undurchlässig ist. HO 0. Rosen BEUG: 17. 0. Rosenberg: Das Verhalten der Chromosomen in einer hybriden Pflanze. Mit Tafel VII. Eingegangen am 20. Februar li)03. Zur Erklärimg der MENDEL'schen Spaltungsregel ist bekanntlich folsreude Annahme oemacht worden. Der Bastard bildet so viele Arten von Pollenköruern und Eizellen, als konstante Kombinationen der betreffenden Merkmale möglich siud^). Speziell für die Mono- hybriden gilt: Nach der Vereinigung der Sexualkerne der Eltern zur Bildung des Bastardes wird die Anlage für das eine Merkmal, das rezessive, durch die für das andere, dominierende Merkmal an der Entfaltung verhindert. Vor der Ausbildung der Sexualkerne tritt eiue Trennung der beiden Anlagen ein, in der Art, dass die eine Hälfte der Sexualkerne die Anlage für das rezessive Merkmal erhält, die andere Hälfte die Anlage für das dominierende^). Mit anderen Worten, die Pollenkörner und Eizellen der Monohybriden sind keine Bastarde, sondern gehören rein dem einen oder dem anderen der beiden elterlichen Typen an'). Diese Sätze sind experimentell abgeleitet worden. Es gilt jetzt den morphologischen Beweis dafür zu geben. Es würde also von Interesse sein zu prüfen, wie sich die Bastarde und wie sich speziell ihre Sexualorgane in cytologischer Hinsicht verhalten. Eine grosse Schwierigkeit für eine derartige Untersuchung liegt in dem Um- stände, dass im allgemeinen die Kerne nahestehender, also Bastarde bildender Pflanzen keine grosse Verschiedenheiten zeigen. Indessen lässt sich eine für unsere Frage sehr wichtige Verschiedenheit in ge- wissen verwandten Arten beobachten. Die Anzahl der Chromosomen kann verschieden sein. JUEL*) gibt z. B. an, dass in Antennaria dioica etwa 40, in Antennaria alpina dagegen ungefähr 5)0 Chromo- somen vorkommen. Hybriden aus solchen Stammarten würden für die betreffende Untersuchung sehr geeignet sein. 1) H. DE Vries, Die Mutationstheorie. Bd. II, Heft 1, S. 186. Leipzig 1902. 2) C. CoRRENS, G. Mendel's Regel über das Verhalten der Nachkommenschaft der Rassenbastarde. Ber. der Deutschen Bot. Ges. 1900. 3) H. de Vries, 1. c, S. 173. 4) H. 0. JuEL, Vergleichende Untersuchungen über typische und partheuo- genetische Fortpflanzung bei der Gattung Antennaria. K. Svenska Vet. Ak. Hand- lingar, Bd. 33, 1000. Das Verhalten der Chromosomen in einer hybriden Pflanze. m Von Pflanzenliybriden sind indessen in eytologischer Hinsicht nnr sehr wenige untersucht worden. Es ist eigentlich hier nur die Arbeit von JUEL^) anzuführen. In dem von ihm beschriebenen Falle war jedoch die Anzahl der Chromosomen der Eltern gleichgross, die Objekte sind also nicht für unsere Zwecke brauchbar. Jedoch könnten auch derartige Hybriden zur Lösung unserer Frage führen, wenn nur die Chromosomen der Eltern morphologisch verschieden- artig wären. Dies ist aber im allgemeinen nicht der Fall. Auf zoologischem Gebiete finden sich einige Arbeiten über das Verhalten der Chromosomen in Hybriden. Es ist besonders die Arbeit von HeRLA^) über Ascaris-Hjhriden zu erwähnen. Dieselbe behandelt u. a. die hybride Befruchtung von Ascaris megalocephala bivalens und univalens. Diese Formen enthalten, die eine 4, die andere "2 Chromosomen in den somatischen Zellen, demnach 2 resp. 1 in den Spermatozoen und Eiern. Die entstandene Hybride zeigte 3 Chromosomen in den Kernen. Das Verhalten der Kerne in der Spermatogenese konnte nicht ermittelt werden, da diese Hybride nicht Sexualorgane bildet. In einer früheren Arbeit "') habe ich die cytologischen Verhält- nisse von Drosera rotuncUfolia beschrieben. Ich nahm später auch Untersuchungen mit Drosera longifolia vor und fand dabei, dass letztere Art eine doppelt so grosse Chromosomenzahl wie erstere besass. Schon dieser Umstand ist von besonderem Interesse, denn es sind nur wenige Beispiele bekannt, wo zwei Arten ein und der- selben Gattung eine verschiedene Chromosomenzahl zeigen. JUEL führt, wie schon erwähnt, ein ebensolches Beispiel bei Antennaria dioica und Antennaria alpina an. Interessant ist es nun nachzuforschen, wie sich eine Hybride zwischen Drosera rotundifolia und Drosera longifolia verhält. Tat- sächlich findet man hier und da auf den Mooren, wo diese Arten nebeneinander wachsen, Individuen, welche ganz sicher als Bastarde zwischen denselben aufgefasst werden müssen. Diese Hybride ist schon lange bekannt und vielfach beschrieben worden. Sie war je- doch vorerst als eine Varietät ohovata^ unter Drosera longifolia gestellt worden. Später jedoch hat man ihre hybride Natur erkannt. Eine genauere Untersuchung derselben, sowohl ihrer äusseren Morphologie, wie auch ihren cytologischeu Verhältnissen nach, zeigt dies sofort. Ich fand dieselbe während eines Aufenthaltes in Tromsö im 1) H. 0. JuEL, Beiträge zur Kenntnis der Tetradenteilung. Jahrb. für wiss. Botanik, Bd. 35, 1900. 2) V. Herla, Etüde des variations de la mitose chez Tascaride megalocephale. Archives de Biologie, Bd. 13, 1893. 3) 0. Rosenberg, Physiologisch-cytologische Untersuchungen über Drosera rotundifolia L. Upsala 18U9. 112 O. Rosenberg: nördlichen Norwegen 11)00 und 1902 und zwar auf einem Moore, wo die beiden Stammarten gemischt vorkamen. In einem naheliegenden Moore, wo nur Drosera longifolia wuchs, noch dazu in weit grösserer Menge, konnte ich keine Spur von der Hybride finden. Wie gesagt unterscheiden sich die Eltern dieser Hybride auch in Bezug auf ihre Chromosomenzahl. Es ist uns hier also ein sehr günstiges Objekt gegeben, welches genau den Voraussetzungen, welche wir für die Lösung unseres Problems für nötig aufgestellt haben, entspricht. Auch in anderer Hinsicht ist diese Hybride ein vorzügliches Untersuchungsobjekt. Die Chromosomen sind sehr kurz, wodurch die Zählung derselben erleichtert wird. Wir werden im folgenden zuerst die beiden Eltern in cyto- logischer Hinsicht charakterisieren und dann eine Beschreibung der Hybride geben. Die Kernteilung bei Drosera rotundifolia und Drosera longifolia. Drosera rotundifolia. Die Kernteilung in den verschiedenen Organen dieser Pflanze habe ich schon früher beschrieben ^). Sie unterscheidet sich nicht von dem gewöhnlichen Schema der typischen Kernteilung. Die Chromosomen sind in der Metaphase ziemlich kurz. Schon frühzeitig wird die Längsspaltung derselben sichtbar. Die Anzahl der Chromosomen beträgt nach meiner jetzigen Unter- suchung '20 (Fig. 1). Ich habe Exemplare aus verschiedenen Gegenden (Deutschland, Norwegen und Schweden) untersucht und immer fast ausnahmslos dieselbe Zahl gefunden. Sowohl an den Wurzeln wie in den Geweben des Stammes, des Blattes und der Blüte habe ich die Chromosomenzahl 20 gefunden. Wenn ich in meiner genannten Arbeit ]6 Chromosomen für D. rotundifolia angegeben habe, so beruht dies auf einer fehlerhaften Zählung, die hier leicht vorkommen kann, besonders wenn man die Präparate mit Safranin - Gentianaviolett färbt. Ich habe gefunden, dass für diese Objekte HeIDENHAIN's Eisenhämatoxylinmethode weit vorteilhafter ist, da hierdurch die Chromosomen bei genügender DifPerenzierung mit Eisenalaun sehr scharf voneinander unterschieden werden können. Die folgenden Stadien der Kernteilun"- zeigen nichts besonderes und sind für unsere Aufgabe nicht von Belang. In den Pollenmutterzellen verlaufen die Kernteilungen auch normal. In der Prophase zeigt sich ein typisches Synapsisstadium, später werden die Chromatinfäden dicker und nehmen ein perl- schnurähnliches Aussehen an. Das Chromatin konzentriert sich mehr und mehr zu den Chromosomen, und schliesslich erscheinen diese als regelmässige Verdickungen in dem Lininfaden (Fig. 13). In 1) 1. c. Das Verhalten der Chromosomen in einer hybriden Pflanze. 113 dieser Prophase findet bekanntlich die Reduktion der Chromosomen statt. Diese Reduktion wird von mehreren Forschern als eine Yer- einigung von je zwei Chromosomen angesehen. Tatsächlich findet man auch bei genügender Differenzierung mit Eisenalaun, dass die Chromosomen in diesem Stadium eigentlich Doppelchromosomen sind (Fig. 13). Hierauf gehe ich erst in der Beschreibung der Hybride näher ein. Schliesslich werden die verbindenden Lininfäden auf- gelöst und die Chromosomen freigelegt. Letztere erweisen sich dann als sehr kurze Stäbchen oder sogar Kügelchen an der Kern- wand. Schon in diesem Stadium lässt sich die Chromosomenzahl ohne Schwierio'keit feststellen. Doch wird es noch leichter, dieselbe zu bestimmen, wenn die Chromosomen im Äquator angeordnet sind. Die Zahl der Chromosomen beträgt hierbei immer 10. Ich habe unter allen untersuchten Pollenmutterzellkernen keinen einzigen mit anderer Chromosomenzahl gefunden. Die Spindelfiguren sind in Übereinstimmung mit der geringen Anzahl von Chromosomen sehr spitz und langgestreckt. In der nächsten Teilung zeigen sich abermals 10 Chromosomen, und die Bildung der Pollenzellen verläuft dabei ganz typisch (Fig. 2). Drosera longifolia. Die Kernteilungen in dieser Art verlaufen im grossen und ganzen so wie in D. rotundifolia. Eine Verschieden- heit besteht nur in der Anzahl der Chromosomen, die 40 betrug, also doppelt so gross war wie in D. rotundifolia. Die Äquatorial- platte in der Metaphase ist hier breiter als in der vorigen Art, und bemerkenswert ist, dass die Chromosomen [deutlich kleiner sind, als dort (Fig. 4 u. 5). In den Pollenmutterzellen verhalten sich die Kerne so wie in D. rotundifolia. Die Spindeln sind jedoch breiter und endigen oft stumpf (Fig. 6), besonders im zweiten Teilungsschritte. Die Anzahl der Chromosomen ist 20 (Fig. 7); dieselben erweisen sich im Spiremstadium ebenfalls aus zwei Chromosomen zusammen- gesetzt. Die Kernteiluug in Drosera longifolia + rotundifolia. Zunächst möchte ich den äusseren Bau dieser Hybride kurz charakterisieren. Die Pflanze unterscheidet sich besonders durch die Form ihrer Blätter ganz deutlich von ihren Eltern. Am meisten unterscheiden sich ihre Blätter von denen von D. rotundifolia. Sie sind spateiförmig oder umgekehrt eiförmig. Ihre Stellung ist auch abweichend. In D. rotundifolia liegen die Blätter bekanntlich hori- zontal, in D. longifolia stehen sie beinahe vertikal, in der Hybride nehmen sie eine Zwischenstellung ein. Dagegen ist die Anzahl der Fruchtblätter wie bei D. longifolia 4 — 5 (bei D. rotundifolia beträgt sie 3). Allerdings variiert wenigstens im arktischen Norwegen auch Ber. der deutschen bot. Gesellscli. XXI. Ö 114 0. Rosenberg: die Anzahl der Fruchtblätter bei D. rotundifolia^ so dass es hie und da auch 5 solche geben kann. In meinen Beschreibungen habe ich immer die Mittelzahl, welche sich aus den Messungen zahlreicher Blüten ergab, angegeben. Stets habe ich Exemplare aus derselben (regend miteinander verglichen. Dabei fand ich, dass die Pflanze nicht genau intermediär ist, sondern im grossen und ganzen D. longi- folia mehr ähnelt. Das war auch die Ursache, weshalb sie unter dem Namen obovata dieser Art als Varietät unteroeordnet wurde. Die Kernteilungen in den vegetativen Geweben unterscheiden sich nicht von denen bei den Eltern; nur ihre Chromosomenzahl und als Folge davon die Spindelform zeigten Verschiedenheiten. Ich kann nicht entscheiden, welche Pflanze die Mutter der Hybride gewesen ist, da ich noch keine Kreuzung der beiden in Frage kommenden Arten vorgenommen habe. Nehmen wir an, es sei D. longifolia gewesen. Dann hätte das Ei vorerst 20 Chromo- somen besessen, von dem männlichen Kerne der D. rotundifolia hätte es sodann 10 Chromosomen erhalten, folglich müsste der Kopulations- kern 30 Chromosomen besitzen. 30 Chromosomen findet man tatsächlich überall in den veo-etativen Greweben der Hybride vor. In den verschiedensten Organen, Wurzeln, Stamm, Blättern und Blütenteilen habe ich immer 30 Chromosomen gezählt (Fig. 8). Nur in den Tapetenzellen habe ich ein Paar Kerne mit höherer Anzahl, ca. 40 Chromosomen gefunden. Hier kommen ja auch bei anderen Pflanzen Schwankungen der Chromosomenzahl vor. Die Spindelfigur wird infolge der grösseren Chromosomenzahl breiter als in D. rotundifolia^ aber spitzer als in D. longifolia. Sonst verhält sich der Kern ebenso wie in den Stammarten. Interessant müsste eine Untersuchung des Verhaltens der Chro- mosomen bei der Bildun»- der Pollenzellen sein. JUEL kommt zu dem Resultate, dass die Kernteilungen in den Pollenmutterzellen anormal verlaufen. Bei unserer Hybride ist der Verlauf der genannten Teilungen in den weitaus meisten Fällen ganz normal und unterscheidet sich nur in einem Punkte von dem o'ewöhnlichen Schema. Die Zahl der Chromosomen w^echselt nämlich, und zwar so, dass sowohl die erwartete Anzahl 15, wie auch die bei den Eltern (10 und '20) hierbei vorkommen. Es scheint mir dieser Befund von Interesse zu sein, und ich werde daher genauer auf die genannten Teilungen ein- i>'ehen. Wie in den Stammarten verweilt der Polleimiutterzellkern ziem- lich lange in einem Ruhestadium; derselbe hat dabei ein netzförmiges Kerngerüst und einen grossen Nucleolus. Später zeigte sich ein typisches Synapsisstadium (Fig. !)). Aus diesem Stadium tritt das Kerno'erüst in Form von dickeren Das Verhalten der Clivomosomen in einer hybriden Pflanze. 115 Fäden und später in eine Art Spiremstadium ein. Das Chromatin konzentriert sich jetzt in Klumpen in den Lininfäden, wobei diese ein grob perlschnurartiges Aussehen haben (Fig. 11, 14). Wenn man jetzt solche Kerne nach HeiDENHAIN's Hämatoxyliumethode färbt und mit Eiseualaun stark differenziert, so bekommt man Figuren, die vom Herkömmlichen ziemlich abweichen (Fig. 14). Jede Chro- matinmasse oder jedes Chromosom zeigt sich durch eine quer durch den Spiremfaden gehende hellere Zone in zwei Chromosomen geteilt. Später, wenn der Spiremfaden in Chromosomen zerfällt (Fig. 10), zeigt sich diese Zusammensetzung der Chromosomen aus zwei ganz deutlich, und bei genügender Differenzierung bemerkt man jetzt, dass jedes dieser Teilchromosomen wiederum geteilt ist und zwar so, dass sich das ganze Chromosom dabei als längsgeteilt zeigt (Fig. 12). Ich glaube, dass diese Struktur in Zusammenhang mit der Reduktion der Chromosomen steht. Die ursprünglichen Chromosomen ver- binden sich hierbei so, dass je zwei ein Zwillingschromosom bilden. Letzteres ist also bivalent. Es finden sich jetzt überall nicht 30, sondern 15 Chromosomen. Ausgenommen von dieser Regel sind die später zu beschreibenden Fälle, in denen die Chromosomenzahl der Eltern, 10 und 20, als reduzierte Anzahl auftritt. Die Chromosomen sind jetzt kurz und dick und können daher ziemlich leicht gezählt werden. Es entsteht eine mehrpolige Spindelanlage, w^elche später bipolar wird. Die Chromosomen ordnen sich im Äquator und gehen hier auseinander, um die Tochterkerne zu bilden (Fig. 16). In den Tochterkerneu kann man die Chromosomen gleichfalls mit Leichtigkeit zählen. Dabei wird man auf eine merkwürdige Er- scheiuung aufmerksam. Unter den Chromosomen, welche im allge- meinen ziemlich kurz sind und eine deutliche Längsteilung zeigen, sieht man hier und da welche, die an die Vierergruppen in den Spermatocyten der Tiere erinnern (Fig. 17). Dabei ist die Möglich- keit ausgeschlossen, dies darauf zurückzuführen, dass ein längsgeteiltes Chromosom mit den Enden zusammengebogen sein könnte. Hiervon wird weiter unten gesprochen. Zwischen den Tochterkernen sind die Yerbindungsfasern ausgespannt, im Äquator wird die Anlage einer Zellplatte sichtbar, w^elche jedoch erst nach dem zweiten Teilungs- schritt fertig gestellt wird. In dem zweiten Teilungsschritt sind die Spindelfiguren ziemlich breit imd an den Polen abgeplattet (Fig. 19), wie dies auch in i>. longifolia der Fall ist. Merkwürdig ist die schon erwähnte, ver- schiedenartige Gestalt der Chromosomen. Einige sind breit und dick und zeigen deutlich, dass sie aus vier Teilchromosomen bestehen (Fig. 20), andere dagegen sind schmal und bestehen aus zwei Chromosomenhälften. Ich habe nicht mit Bestimmtheit feststellen 8* 116 0. KOSENBERG : können, ob diese Yerschiedenheit nur in den Kernen mit 15 Chromo- somen vorkommt oder auch in anderen. Es ist schwer, die Anzahl der Chromosomen bei Seitenansicht festzustellen. Doch scheint mir die Annalime nicht unbegründet zu sein, dass wir in dem Vorkommen der Vierergruppen im zweiten Teilungsschritt einen Ausdruck der Hybridität sehen können. Bei dieser Tetradenteilung scheint der Zusammenhang der ursprünglichen 20 -|- 10 Chromosomen der Hybride aufo'elöst zu werden. Die Tochterkerne bilden sich in gewöhnlicher Weise aus und werden von den bekannten Fasersystemen verbunden (Fig. 22). In einigen Pollenmutterzellen, doch noch lange nicht den meisten, sieht man Chromosomen, die am Äquator zurückgeblieben sind. Diese Erscheinung kommt sowohl im ersten, wie im zweiten Teilungsschritt vor (Fig. 16, 22). Die Weiterbildung der Pollenzellen habe ich nicht näher ver- folgen können, doch scheinen sie ganz typisch entwickelt zu werden. In vielen Fällen habe ich 20 Chromosomen in den Tetraden- teilungen gefunden (Fig. 10); letztere verlaufen auch ganz wie in D. longifolia. In ein paar Fällen aber fand ich Teilungsfiguren mit 10 Chromosomen (Fig. 15). Ich muss jedoch erwähnen, dass die Anzahl der Teilungsfiguren, in denen ich die Chromosomen habe zählen können, nicht gross genug war, um genauere Auskunft über die Verteilung der ver- schiedenen Kernarten zu geben. Ich hoffe diesen Punkt später noch ausführlicher behandeln zu können. Auch diese Kerne teilen sich normal. In dem Spiremstadium nimmt man deutlich eine Querteilung der Chromosomen wahr und später auch eine Längsteilung. Die Spindelfiguren sind wie im vorigen Falle beschaffen, und die Tochterkerue zeigen deutlich längsgeteilte Chromosomen. Die Pollenmutterzellen einer Anthere oder eines Antherenfaches weisen nicht immer die gleiche Anzahl Chromosomen auf, sondern man findet, dass in demselben Antherenfache alle drei Kernarten vorkommen können. Ob in derselben Pollenmutterzelle auch die Tochterkerne wiederum eine ungleiche Anzahl Chromosomen besitzen können, das habe ich nicht weiter beobachten können. Diese Frage ist aber besonders interessant, weil ihre Lösung einen Ein- blick in die Spaltung der Chromosomenhaufen zulassen würde. Wie die Tetradenteilung bei der Embryosackbildung verläuft, konnte ich nicht untersuchen, da mein Material die betrefTenden Stadien nicht enthielt. Die erwähnten Erscheinungen bei der Kernteilung in der Drosera- Hybride geben viele Anhaltspunkte für die Erörterung anderer Fragen. Das Verhalten der CJiromosoraeu in einer hybriden Pflanze. 117 Bekanntlich hat mau bereits früher vom theoretischen Standpunkt aus das eigentümliche Verhalten der Nachkommen der Hybriden auf eine Spaltung der Hybridencharaktere, welche schon in den Pollen- körnern und dem Embryosack vorhanden sein sollte, zurückgeführt. Die oben angeführten eigenartigen Verhältnisse unter und in den Chromosomen sprechen tatsächlich für diese Annahme. Die ver- schiedeneu Pollenkörner in unserer Hybride verhalten sich ver- schieden. Einige sind in Bezug auf ihren morphologischen Auf- bau der Hybride ganz ähnlich, andere dagegen stimmen völlig mit einer der Stammarten überein. Ich bin mir ganz bewusst. zurzeit nur festgestellt zu haben, dass die Pollenkörner nur in der einen Eigenschaft den Stammarten oder der Hybride ähnlich sind, nämlich in der Chromosomenzahl. Was aber die Zahl der Chromosomen für die Art bedeutet, das wissen wir bis heute noch nicht. Leider habe ich nicht experimentell untersuchen können, wie sich die Nachkommen dieser Drosera-Üjhnde verhalten. Und ehe ge- wisse Data hierüber vorliegen, sind weitere Schlüsse aus meinen Beobachtungen für unsere Frage unsicher. In folgender Hinsicht sind jedoch die Verhältnisse in den Kernen besonders interessant: Es kommt nicht nur die reduzierte Chromosomenzahl der Stammarten in den Pöllenmutterzellen der Hybride vor, sondern auch die Zahl 15 (red. von 30). Ferner, soweit ich habe untersuchen können, finden sich mit wenigen Ausnahmen (die indessen auf anormalen Kernteilungs- verlauf zurückzuführen sind) nur die Zahlen der Eltern und der Hybride vor (20, 15 und 10). Dies zeigt, dass wenigstens für diese Hybride nicht die Annahme von der Bildung so vieler Arten von Pollenkörnern und Eizellen, als konstante Kombinationen der be- treffenden Merkmale möglich sind, mit dem morphologischen Ver- lialten der Kerne übereinstimmt. Auch die Annahme von CORRENS^) betreffend Levkoyenbastarde, wonach nur zweierlei Sexualkerne ent- stehen, die einen mit allen Anlagen für die Merkmale der einen Sippe, die anderen mit allen Anlagen für die der anderen Sippe, kann nicht für unsere Hybride gelten, da tatsächlich drei Kernarteu hier vorkommen. Wahrscheinlich verhalten sich verschiedene Hybriden sehr verschieden. Zum Schlüsse möchte ich noch eine andere Frage mit einigen Worten berühren. Die Individualität der Chromosomen ist noch immer fraglich, d.. h. man weiss nicht, ob die Chromosomen auch im Ruhestadium des Kerns als individualisierte Gebilde fortbestehen können, wieviele Untersuchungen man auch wenigstens auf zoologischem Gebiete hier- über angestellt hat. Mehrere Wege hat man gesucht, um dieses 1) CORRENS, C, über Levkojenbastarde. Bot. Centralbl. Bd. LXXXIV. 1900. 118 0. Rosenberg: Verhalten der Chromosomen in einer hybriden Pflanze. Problem zu lösen. Den sichersten Beweis für das Fortbestehen der Chromosomen hätte man jedenfalls dann erbracht, wenn man nach- weisen könnte, dass sich dieselben auch im Ruhestadium des Kerns unterscheiden Hessen. RabL^) glaubt dies für die Epithelzellen der Salamander konstatiert zu haben. Die oben angeführten Beobachtungen von HerLA^) über das Verhalten des Kerns in Aacai'is-HjhYiden sprechen sehr für die Individualität der Chromosomen. Es ist hier auch die Arbeit von ZUR STRASSEN^) über die Rieseneier in Ascaris anzuführen, worin gezeigt wird, wie mehrere Eier sich zu einem Riesenei vereinigen und dann von 8permatozoiden befruchtet werden können. Die dadurch eintretenden Kernteilungen zeigen eine verschiedene Anzahl Chromosomen, je nach der Anzahl der kopulierten Eier und der eingedrungenen Spermatozoiden. Ich muss gestehen, dass ich mir noch keine klare Ansicht über diese Frage habe bilden können. Die aus meinen Untersuchungen gewonnenen Ergebnisse sprechen indessen für die Annahme der Individualität der Chromosomen. Die Chromosomenzahl des Kopu- lationskerns, welche die Summe der reduzierten Chromosomenzahl der Eltern ausmacht, kehrt in allen folgenden typischen Kernteilungen wieder. Gegen die Behauptung von der Individualität der Chromosomen könnten nun die Beobachtungen einer wechselnden Zahl der Chro- mosomen in den Pollenmutterzellen sprechen. Sollte wirklich die Annahme von der Individualität der Chromosomen richtig sein, so müsste das Zurückgehen zu der Zahl der Eltern durch eine ab- weichende Kernteilung geschehen, wobei der eine Tochterkern 20 und der andere 10 Chromosomen bekommen sollte. Wenn dagegen die Teilungen hier normal verliefen, so mussten die Chromosomenzahlen 20 und 10 durch eine Spaltung, resp. Verschmelzung entstanden sein; was mit anderen Worten bedeuten würde, dass die so entstandenen Kerne zwar die ursprüngliche Zahl der Stammarten besässen, dass aber diese Chromosomen mit den Chromosomen der Stammarten nicht o-leichwertig seien. Jedenfalls sind zur endgültigen Lösung dieser Frage noch weitere Untersuchungen nötig. 1) Rabl, C, Über Zellteilung. Morphologisches Jahrbuch, Bd X. 1885. 2) 1. c. * 3) Zur Strassen, 0., Über die Riesenbildung bei .4scam-Eiern. Archiv für Entwicklungsmechanik, Bd. VII. 1898. A. Schulz: Zur Kenntnis des Blüheiis der einheimischen Phanerogamen. \\2 Erklärung der Abbildungeu. Die Figuren 1—3 und 13 beziehen sich auf Drosera rotundifolia, 4 — 7 auf D. lonyi- folia, 8 — 12 und 14 — 22 auf D. /ongifoliaxrotundifo/ia. Spindelfigur aus der Wurzelspitze in Polansicht. PoUenniutterzelle, zweiter Teilungsschritt. Pülansicht dieses Stadiums. Äquatorialplatte, Polansicht und Spindelfigur aus der Wurzelspitze. Pollenmutterzellc, erster Teilungsschritt. Dasselbe, Polansicht. Äquatorialplatte aus der Wurzelspitze. 9—15. Erster Teilungsschritt der Pollenmutterzelle. Kj— 22. Zweiter Teilungsschritt der PuUenmutterzelle. ig- 1. .) yj — , „ 3. w 4. y^ 5. r> 6. ^5 8. 18. A. Schulz: Beiträge zur Kenntnis des Blühens der einheimischen Phanerogamen. Eingegangen am 21. Februar 1903. III. Spergularia und Spergula. Während in der Blüte von SderantJius^) die Staubgefässe epi- nastische und liyponastische Bewegungen ausführen, von denen ent- weder die einzige") oder die zweite'^) hyponastische Bewegung eine Berührung der Narben durch einen Teil der Antheren herbeiführt*), findet in der Blüte ^) der von mir untersuchten Arten \on Spergularia und Spergula^) nur eine freiwillige Auswärtsbewegung der Staub- gefässe, und zwar während der Öffnungsbewegung des Perianthes, statt^). Eine freiwillige Einwärtsbeweguug führen die Staub- gefässe dieser Arten nicht aus. Sie werden aber bei der Schliess- 1) Vergl. diese Berichte 20. Bd. (1902\ S. 580 u. f. 2) So bei Scleranlhus annuus L. 3) So bei Scleranthu^ percnnis L. 4) Bei Scleranthus perennis findet trotzdem in sehr vielen Blüten keine Be- stäubung der Narben mit dem zugehörigen Pollen statt, da in diesen zurzeit der Berührung au keiner Anthere mehr ein PoUenkoru haftet. 5) Falls sich deren Perianth öffnet, vergl. das weiter unten Gesagte. 6) Beide Gattungen gehören zur Familie der Spergulaceen, welche meines Er- achtens nicht als Unterfamilie der Alsinaceen betrachtet werden darf, sondern letzterer Familie gleichwertig ist. 7) Vergl. Anm. 1 auf folgender Seite. 120 A. Schulz: bewegung des Perianthes^) von diesem nach innen gedrängt und an das Gynäceuni angedrückt^). Hierdurch kommt fast'^) in allen Blüten ein Teil*) der zu dieser Zeit noch mit mehr oder weniger Pollen be- deckten Antheren mit den Narben in Berührung und bestäubt diese. In sehr vielen, bei einigen Arten fast in allen Blüten springen die Pollensäcke aller Antheren oder eines Teiles derselben schon einige Zeit bevor oder während sich das Perianth öffnet auf. Da fast in allen diesen Blüten zu dieser Zeit ein Teil*) der offenen Antheren die — bereits konzeptionsfähigen — Narben berührt, so werden letztere in diesen fast stets auch schon jetzt bestäubt. In den — sehr zahl- reichen — Blüten dieser Arten, deren Perianth sich nicht öffnet, werden die Narben nur auf diese Weise bestäubt. Während fast bei allen Blüten von Scleranthus perennis und Scleranthus annuus das bei diesen beiden Arten ausscliliesslich aus dem Kelche bestehende Perianth während des Blühens geöffnet ist und sich, einmal geöffnet, bis zum Abfallen der reifen Frucht nie wieder vollständig schliesst, bleibt, wie schon gesagt wurde, bei sehr vielen Blüten der untersuchten Arten von Spergularia und Sperc/ula das bei diesen Arten regelmässig aus Kelch und Krone bestehende Perianth während des Blühens vollständig geschlossen. Bei den- jenigen Blüten der zuletzt genannten Arten, deren Perianth sich öffnet, bleibt dieses längstens einige Stunden offen; durch Ver- änderung der Stärke der Beleuchtung wird nicht selten eine mehr- malige Schliess- und Öffuungsbewegung desselben herbeigeführt. 1) Nicht selten findet ein mehrmaliges Öffnen und Schliessen des Perianthes — und damit eine mehrmalige freiwillige Auswärtsbewegung der Staubgefässe — statt. 2) Wenn an einer Blüte von Spergularia rubra oder Spergula arvensis, während ihr Perianth geöffnet ist, die eine Seite desselben — sowohl Kelch als auch Krone — abgetragen wird, so verharren die vor den abgetragenen Perianthblättorn stehenden Staubgefässe bis zu ihrem — meist im Laufe des folgenden Tages statt- findenden — Verwelken in derjenigen Stellung, welche sie während der Offnungs- bewegung des Perianthes angenommen haben, während die der anderen Seite bei der Einwärtsbewegung der Perianthblätter durch diese gegen das Gynäceum gedrängt werden. Wenn das Perianth der Blüten der genannten Arten, nachdem es sich in den ersten Nachmittagsstunden geschlossen hat, am Abend bis 9 oder 10 Uhr ge- öffnet wird, so entfernen sich die Staubgefässe mehr oder weniger — häufig ebenso weit wie vorher während des Geöffnetseins des Perianthes — von den Griffeln. Während der folgenden Nacht uud des sich an diese, anschliessenden Tages werden die episepalen Antheren durch die auswachsenden und teils in die Griffel, teils in das Gewebe der .\ntheren eindringenden Pollenschläuche fest an die Griffel ange- heftet. Darauf werden sie durch den wachsenden Fruchtknoten von den Filamenten, welche sich nicht verlängern, sondern verwelken und vertrocknen, abgerissen. 3) Vergl. Anm. 5», S. 127. 4) Vorausgesetzt, dass mehr als die fünf episepalen Staubgefässe vorhanden sind; die episepalen Antheren kommen meist — vergl. die vorige Anmerkung — sämtlich mit den Narben in Berührung. Beiträge zur Kenntnis des Blüliens der einheimischen Phanerogamen. 191 Von den von mir untersuchten Arten der Gattungen Spergularia nnd Spergula will ich im folgenden nur zwei, Spergularia rubra (L.) und Spergula arvensis L., behandeln. Spergularia rubra (L.). In der Zeit^) von der Mitte des Mai") bis zur Mitte des Sep- tember öffnet sich an den Tagen, an w^elchen entweder der Himmel ganz unbewölkt ist oder die Sonne sich hinter einem ganz dünnen Wolkeoschleier befindet, das Perianth der meisten derjenigen Blüten, welche an den betreffenden Tagen blühen^), zwischen^) 9V4 und 10^4 Uhr vormittags^). Die schmalen, muldigen, aus einer grau- grünen Mittelpartie und grauweissen oder schwach rosa gefärbten häutigen Randpartien bestehenden Kelchblätter bewegen sich recht schnell nach aussen, und zwar nicht selten so weit, dass sie mit dem Blütenstiele nur noch einen Winkel von ungefähr 45° bilden®). Die den Kelchblättern in der Länge nachstehenden, ungefähr elliptischen, muldigen, an der Innenseite lebhaft lila gefärbten Kronenblätter be- wegen sich gleichzeitig mit diesen nach aussen, und zwar manchmal bis in eine zur Längsachse'') der Blüte ungefähr senkrechte Stellung, meist aber nicht ganz so weit. Die episepalen Staubgefässe ^) neigen 1) Die folgende Darstellung gründet sich vorzüglich auf Beobachtungen, welche an verschiedenen Stellen der Umgebung von Krölhvitz und auf dem Tautz bei Diemitz unweit Halle a. S. gemacht wurden. 2) In früherer Jahreszeit habe ich die Blüten dieser Art nicht untersucht. 3) Jede der Blüten blüht nur an einem Tage. 4) Von der Mitte des Juli ab verspätet sich das Aufblühen von Woche zu Woche ein wenig. 5) Nach der Mitte des September öffnet sich das Perianth später; im Oktober öffnet es sich nach kühlen Nächten und starkem Taufall selbst bei wolkenlosem Himmel häufig erst um 12 Uhr. 6) Meist bilden sie mit dem Blütenstiele einen Winkel von 60 — 80°. 7) Diese befindet sich meist in ungefähr senkrechter Stellung. 8) Die Minderzahl der Blüten besitzt zwei normal ausgebildete fünfgliedrige Staubgefässkreise. einen äusseren epipetalen und einen inneren episepalen. In den meisten Blüten sind einige der zehn Staubgefässe nicht normal ausgebildet — diese besitzen meist die Gestalt kurzer Spitzcheu — oder ganz geschwunden. Meist trifft die Reduktion nur den epipetalen Kreis, von welchem nicht selten kein Glied im funktionsfähigen Zustande oder überhaupt vorhanden ist: seltener sind ausser einigen epipetalen auch einige episepale Glieder oder alle epipetale und einige episepale Glieder zurückgebildet oder ganz geschwunden. Blüten, in denen gar kein Staubgefäss normal ausgebildet ist, sind selten. Je geringer die Anzahl der nurmal ausgebildeten Staubgefässe ist, desto geringer ist die Grösse des Perianthes und in der Regel auch die der übrigen Blütenteile selbst die der Anzahl der Samenaulagen. Die Blüten desselben Individuums besitzen entweder die gleiche oder fast die gleiche Staubgefässanzahl — und Perianthgrösse — oder weichen hin- sichtlich der Staubgefässanzahl — und der Perianthgrösse — mehr oder weniger voneinander ab. Die Anzahl der Individuen der letzteren Art scheint etwas grösser 122 Ä. Schulz: .sicli während der Aiiswärtsbeweguug des Perianthes .sehr schnell soweit nach aussen M, dass sie mit der senkrecht zur Längsachse der Blüte stehenden Blütenebene einen Winkel von ungefähr 60 — 65° bilden und den Fruchtknoten entweder nicht mehr oder nur noch mit dem untersten Teile") ihrer Filamente berühren. Ihre Filamente^), welche in der Knospe, in der sie mit ihrem unteren, längeren Teile fest an dem ellipsoidischen Fruchtknoten anliegen, schwach nach aussen konvex gekrümmt sind, strecken sich während der Auswärtsbewegung in der Kegel gerade; diejenigen derselben Blüte besitzen dann meist sämtlich eiue gleiche oder fast gleiche Länge*). Die Pollensäcke ihrer — wie die der epipetalen Staub- gefässe introrsen — Antheren'*) springen gewöhnlich entweder während der Offnungsbeweguno- des Perianthes oder — meist — schon vor- her®), und zwar in beiden Fällen ohne bestimmte Reihenfolge, auf. Nach dem Aufspringen nähern sich die Wandungen der inneren Pollensäcke häufig so weit, bis sie vollständig aneinander liegen'), während sich die der äusseren nur soweit nähern, dass sie zusammen als die der ersteren Art zu sein. Die Staubgefässe entspringen mit sehr wenig verschmälerter Basis niedrigen, aufrechten, im Querschnitte querelliptischen — die grosse Achse der Ellipse steht seniirecht zum Radius der Blüte — , dunkelgrünen, fettig glänzenden Vorsprüngen des die Fruchtknoteninsertion umgebenden Ringes. 1) Alle episepalen Staubgefässe einer Blüte neigen sich meist gleich weit nach aussen; seltener neigen sie sich, und zwar meist in derselben Weise wie die Staub- gefässe von Scleranthus perennis, ungleich weit. In letzterem Falle besitzen sie, wie die Staubgefässe von Schranthus perennis, ungleiche Länge. Trotz ungleicher Länge können sie ganz gleiche Neigung besitzen. 2) Die Filamentbasis ptlegt ein wenig vom Fruchtknoten abzustehen. 3) Die an der Basis sehr wenig, nach der Spitze zu bedeutend verjüngten, grauweissen oder schwach graurosa gefärbten, hoiilen episepalen Filamente besitzen im oberen Teile einen ungefähr kreisförmigen Querschnitt. Ihr unterer, längerer Teil — ungefähr ^/g ihrer Länge — erhält dadurch, dass er in der Knospe fest an den ellipsoidischen Fruchtknoten angedrückt ist, die Gestalt einer Mulde; die Wand derselben ist sehr dünn. Die episepalen Filamente sind nicht selten so breit, dass sie sich mit ihren Flanken einwärts von den epipetalen Filamenten berühren; noch häufiger als bei Sper/jularia rubra ist dies bei Spergularui inarginata (DC.) der Fall. 4) Vergl. Anm. 1. .')) Die gelben Antheren besitzen einen ungefähr elliptischen Umriss. Ihre häufig ungleich grossen Hälften sind unten ungefähr bis zur Mitte, oben weniger weit voneinander getrennt und liegen entweder dicht aneinander oder stehen ein wenig voneinander ab. Die Hälften werden dicht oberhalb ihrer Mitte durch ein schmales, an der Aussenseite ungefähr halbkugelig vorspringendes Connectiv zu- sammengehalten. An den schwieligen Vorsprung setzt sich von unten her das Filament an. 6) Nicht selten öffnet sich der eine Teil der episepalen Antheren einer Blüte vor dem Beginne der (jffnungsbewegung des Perianthes, der andere während des- selben oder nach demselben. 7) Häufig bleiben ihre Ränder etwas voneinander entfernt. Beiträge zuv Kenntnis des Blühens der einheimischen Plianerogamen. \-)'^ eine mehr oder weniger tiefe Mulde bilden^). Es ist somit der grösste Teil der Anthere mit — goldgelbem — Pollen bedeckt. Da- durch, dass das Schaltstück") kollabiert und sich stark verdünnt^), erhalten die Antheren einen bedeutenden Grad von Beweglichkeit. Sie nehmen dann in sehr vielen Fällen zum Filamente eine uno-efähr rechtwinklige Stellung an. Die epipetalen Staubgefässe bewegen sich während der Öfinung.s- bewegung des Perianthes weiter als die episepalen nach aussen, und zwar gewöhnlich soweit, dass sie mit der Blütenebene einen Winkel von ungefähr 4.") oder etwas mehr Gfraden bilden. Ihre Filamente, welche denen der episepalen Staubgefässe in der Länge und Dicke bedeutend nachstehen*), werden wie diese meist gerade; seltener bleiben sie schwach nach aussen konvex gekrümmt. Ihre Antheren, welche kleiner als die der episepalen Staubgefässe und nicht selten missgestaltet sind, springen, oft recht lange, nach letzteren auf; sie verhalten sich darauf ganz wie diese. Durch Kollabieren der zu- gehörigen Schaltstücke ^j werden auch sie sehr beweglich. Die drei kurzen, im unteren Teile ungefähr runden, im oberen ungefähr riemenförmigen und nach der abgerundeten Spitze zu in der Regel ein wenig verschmälerten oder verbreiterten (j-riffel*^) sind zur Zeit des Beginnes der' Auswärtsbewegung der Perianthblätter schon mehr oder weniger weit nach aussen geneigt und stärker oder schwächer nach innen konvex gekrümmt^). Während der Zeit des Geöffnetseins des Perianths neigen sie sich in der Regel noch stärker nach aussen^), oft fast soweit, dass sie mit der Längsachse der Blüte einen rechten Winkel bilden''*); meist wird auch ihre Krümmung 1) In vielen Fällen berühren sie sich an ihren Enden. 2) Das Schaltstück hebt sich vor dem Beginne seines KoUabierens äusserlich vom Filamente nicht ab. 3) Das Kollabieren des Schaltstückes beginnt in der Regel bereits kurze Zeit bevor die Pollensäcke aufspringen und ist in der Hauptsache vollendet, wenn deren Wandungen ihre Bewegungen ausgeführt haben. 4) Ihr Bau gleicht dem der episepalen Filamente. 5) Diese gleichen denen der episepalen Staubgefässe. 6) Der Griffel ist an der Innenseite fast von der Basis ab mit kurzen Narben- papillen dicht bedeckt. Diese treten schon unterhalb der Mitte auf die Flanken und auf die Ränder der Aussenseite über, auf welch letzterer sich die papillen- bedeckte Partie bis zur Spitze verbreitert, an welcher der Griffel ringsherum mit Papillen besetzt ist. Die papillenbedeckte Partie des Griffels ist stumpf — , die papillenlose Partie desselben glänzend-graugrün gefärbt. 7) Sie sind in der Picgel schon am Nachmittage vor dem Blühtage ein wenig nach aussen geneigt. 8) Vielfach bewogen sie sich jedoch garnicht oder fast garnicht; sie bilden häufig noch zu der Zeit, wenn das Perianth sich schliesst, mit der Längsachse der Blüte nur einen Winkel von ungefähr 30^. 9) Manchmal sind sie schon zur Zeit der Perianthöffuung fast so stark geneigt. 124 A.. Schulz: bedeutender. Sie kommen hierdurch, vorzüglich wenn sie oder der zugehörige Fruchtknoten recht lang und die episepalen Staubgefässe wenig geneigt sind, nicht selten — früher oder später — mit den mit ihnen ungefähr in gleicher Höhe befindlichen episepalen Antheren in Berührung und bestäuben sich hierbei — auch an den mit Narben- papillen bedeckten Partien — mit deren Pollen. Bei warmer, heiterer Witterung bleibt das Perianth nur wenige Stunden geöffnet; in den oben genannten Monaten pflegt sich das Perianth der meisten Blüten zwischen 12 Vo inid 2 Uhr zu schliessen. Je stärker und gleichmässiger die Beleuchtung^) ist, desto schneller schliesst sich das Perianth wieder"). Die Kronenblätter beginnen die Schliess- bewegung desselben. Sie haben sich oft schon zu einem völlig ge- schlosseneu oder nur noch an der Spitze offenen Ellipsoide zu- sammengezogen, bevor sich die Kelchblätter an ihre Aussenseite anlegen. Durch die sich nach innen bewegenden Perianthblätter, vorzüglich durch den Kelch, dessen Blätter sich mit ihren Haut- rändem fest aufeinander legen und die Kronenblätter, welche sich, wie gesagt wurde, schon freiwillig weit zusammenneigen, noch weiter zusammendrängen^), werden die episepalen Staubgefässe, die seit der Öffnung des Perianthes ihre Stellung nicht verändert haben, nach der Blütenmitte zu gedrängt, und ihre zu dieser Zeit meist noch reich mit Pollen bedeckten Antheren an die sie meist ein wenig überragenden und häufig schon berührenden Griffel fest angedrückt. Hierdurch erfolgt regelmässig eine Bestäubung der Narben. Wie schon gesagt wurde, öffnen sich in den meisten Blüten entweder alle oder wenigstens einige episepale Antheren schon einige Zeit vor dem Beginne der Auswärtsbewegung der Perianthblätter. Da sie zu dieser Zeit die Griffel berühren, so werden diese, und zwar auch an den mit Narbenpapillen bedeckten, schon jetzt konzejitionsfähigen Partien, bestäubt. Es findet somit in den meisten Blüten eine zweimalige, in zahlreichen sogar eine dreimalige Bestäubung der Narben mit dem Pollen der zugehörigen Antheren statt. Bei einem Teile der sich öffnenden Blüten bleibt diese Selbstbestäubung die einzige Be- stäubung. An insektenreichen Örtlichkeiten jedoch werden die 1) Auch die Wärme scheint nicht ohne Bedeutung für die Dauer des Geöffnet- seins des Perianthes zu sein. 2) Nach Kerner von Marilaun (Pflanzeuleben, -1. Bd., 2. Aufl. (1898), S. 193) öifnet sich (bei Innsbruck? — vergl. a. a. 0. S. 197 — und in welcher Jahreszeit?) das Perianth zwischen 10 und 11 Uhr und schliesst sich zwischen 3 und 4 Uhr. (Es ist hierbei vorausgesetzt, dass die von Kerner als Arenaria rubra bezeichnete Pflanze Spergularia rubra (L.) ist. Letztere gehört nicht zur Gattung Arenaria, nicht einmal zur Familie der Alsinaceen. 3) Wird am Nachmittage der Kelch abgetragen, so gehen die Kronenblätter wieder ein wenig auseinander. Beiträge zur Kenntnis des Blühens der einheimischen Phanerogamen. ]25 Blüten, welche zwar nur sehr schwach duften^), aber durch ihre leb- haft g-efärbte Krone recht auffällig sind und meist reichlich Honio--) enthalten, bei günstiger Witterung nicht selten von zahlreichen In- sekten, und zwar vorzüglich von kleinen Bienen, von Schlupfwespen, Wespen und Fliegen, hauptsächlich Schwebfliegen, besucht und bestäubt. Die epipetalen Staubgefässe, welche wie die episepalen seit dem Aufgehen des Perianthes ihre Stellung nicht geändert haben, werden wie diese durch das sich schliessende Perianth nach der Blütenmitte zu gedrängt. Sie sind jedoch gewöhnlich so kurz, dass sie mit ihren Antheren nicht bis an die Griffel reichen. Das Perianth der Blüten heiterer, sonniger Tage pflegt sich am nächsten Tage nicht wieder zu öffnen. Bei etwas stärkerer Bewölkung öffnet sich das Perianth etwas später, bleibt aber etwas länger geöffnet. Wenn die Bewölkung einen noch höheren Grad erreicht, so bleibt das Perianth^) vollständig- geschlossen*). Wenn dann am folgenden Tage das Wetter günstig ist, so öffnet es sich an diesem. Die Pollensäcke der episepalen An- theren dieser Blüten sind am ersten Tage aufgesprungen. Die Pollen- körner, welche teils an die die Antheren berührenden Griffel gelangt, teils an den Antheren haften geblieben sind, haben ihre Schläuche sowohl in das Griffelgewebe als auch in das Antherengewebe ge- trieben und hierdurch die Antheren meist so fest au die Griffel ge- heftet^), dass sich die Antheren, wenn sich — am zweiten Blühtage 1) Der Duft ist ein durch einen Trimethylamin-Duft verunreinigter Nelkenduft. Ich vermochte ihn nur wahrzunehmen, wenn zahlreiche Blüten vereinigt waren. 2) Der Honig wird von den Flanken der erwähnten kleinen, die Staubgefässe tragenden Vorsprünge — und zwar meist wohl nur derjenigen, welche die epise- palen Staubgefässe tragen — des die Fruchtknotenbasis umgebenden Ringes ab- gesondert. Er tritt zuerst als je ein kleiner Tropfen an jeder Flanke dieser Vor- sprünge auf. Die beiden Tropfen jedes Vorsprunges fliessen gewöhnlich bald an der Aussenseite desselben zu einem grösseren Tropfen zusammen und die grösseren Tropfen vereinigen sich nicht selten zu einem die ganze Fruchtknotenbasis um- gebenden Flüssigkeitsringe. 3) Das heisst bei denjenigen Blüten, deren Perianth sich bei günstiger Witterung an dem betreffenden Tage öffnen würde. 4) Das Perianth reagiert sehr schnell auf einen Wechsel der Beleuchtung. Wenn die Sonne etwa bis U oder 12 Uhr durch Wolken verdeckt ist, dann aber frei hervortritt, so öffnet sich das Perianth der meisten derjenigen Blüten der be- treffenden besonnten Örtlichkeit, welche an dem betreffenden Tage blühen, in sehr kurzer Zeit; schon nach zehn Minuten besitzen die Periauthblätter zahlreicher Blüten ihre stärkste Neigung. Wenn dann die Sonne wieder durch Wolken ver- deckt wird, so schliesst sich in kurzer Zeit — meist in ungefähr 74 Stunde — das Perianth aller Blüten der betreffenden Örilichkeit. Wenn hierauf die Wolkeu- bedeckung wieder schwindet, so öffnet sich das Perianth der Blüten in ungefähr 10 bis 15 Minuten von neuem. Nicht selten öffnet und schliesst sich das Perianth während des Blühens der Blüte 4 bis 6 — und wahrscheinlich noch mehr — mal. 5) Meist sind auch die Antheren, wenigstens teilweise, aneinander geheftet. 1 2() A. Schulz: — das Periantli öffnet, trotz des Zuges der Filamente, welche ihre normale Stellung anzunehmen streben, von den Griffeln, die sich meist nicht weit nach aussen neigen, nicht loszulösen vermögen. Die unteren Teile der episepalen Filamente sind gerade und etwas schräg nach aussen geneigt, die oberen sind schwach nach aussen konvex und die kollabierten, haarfeinen Enden befinden sich gewöhnlich in ungefähr senkrechter Stellung zur Längsachse der Blüte ^). Auch die Pollensäcke der epipetalen Antheren sind am Vortage aufgesprungen. Auch ihr Pollen hat seine Schläuche getrieben und die Antheren an das Gynäceum oder die benachbarten episepalen Staubgefässe hin und wieder so fest angeheftet, dass diese sich nicht wieder loszulösen vermögen '). Spergiila arveiisis L. Das Perianth ist in der Zeit von der Mitte des Mai bis zur Mitte des September bei heiterem, warmem Wetter ungefähr ebenso lange als das \"on Spei^gularia rubra geöffnet^). Es öffnet sich in der Regel zwischen 1 und "2 Uhr und schliesst sich zwischen 47« und SVg Uhr*). Die ungefähr elliptischen, muldigen Kelchblätter begeben sich meist recht schnell bis in eine zur Längsachse der Blüte ungefähr senk- rechte Stellung — seltener gehen sie etwas weiter — , während sich die muldigen, elliptischen, kurz genagelten, weissen Kronenblätter nicht i>anz soweit nach aussen neigen. Die — in derselben Blüte — meist untereinander gleichlangen episepalen Staubgefässe®) entfernen sich während der Auswärtsbewegung der Perianthblätter schnell 1) Wenn es am ersten Tage so stark geregnet hat, dass Regenwasser in das geschlossene Perianth eingedrungen ist und die meisten oder sämtliche Pollen- körner zerstört hat, oder wenn es so kalt gewesen ist, dass die Entwickelung der Folienschläuche nur langsam vor sich gegangen ist, so lösen sich die ei^isepalen Antlieren wenigstens teilweise von den Griifeln ab. Die Filamente pflegen sich aber trotzdem uich' weit nach aussen zu neigen. 2) Ahnlich verhalten sich manche Alsinaceen, z. B. Sieilaria pallida (Dum.^. 3) Die folgende Darstellung gründet sich auf Beobachtungen, welche auf Äckern bei Kröllwitz und in der Umgebung der Dölaner Heide unweit Halle ge- macht wurden. 4) Ich habe leider niemals Gelegenheit gehabt, die Blüten bei dauernd unbe- deckter Sonne zu beobachten. An allen Beobachtungstagen trat einige Zeit, nach- dem sich das Perianth geöffnet hatte, die Sonne wenigstens zeitweilig hinter oft allerdings nur sehr dünne Wolken. Nach Kerner's Angabe (a. a. 0., S. 193) öffnet sich (bei Innsbruck?) das Perianth zwischen 10 und 11 Uhr und schliesst sich zwischen 3 und 4 Uhr. 5) Hinsichtlich der Ausbildung des Andröceums gleicht diese Art fast voll- ständig Sperijularia rubra. Wie bei letzterer ist auch bei ihr die Grösse der übrigen Blütenteile und der Anzahl der Samenanlagen von der Ausbildung des Andröceums abhängig. Vergl. hierzu Warming, Om Caryophyllaceernes blomster, Botaniske Forenings Festskrift (1890) S. 194 u. f. (236—237). Beiträge zur Kemituis des Blühen s der einheimisclien Phancrogfamen. 127 soweit^) vom Gyn<äceum, dass sie mit der Blütenebene nngefälir einen Winkel von 50 oder etwas mehr Graden bilden. Die bedeutend kürzeren und dünneren epipetalen Staubgefässe neigen sich gleich- zeitig mit den episepalen, doch stärker als diese, nach aussen, und zwar in der Regel soweit^), dass sie mit der Blüten ebene einen Winkel von ungefähr 45°) bilden. Beider Filamente^), welche in der Knospe dem ungefähr ellipsoidischen Fruchtknoten anliegen und konvex nach aussen gekrümmt sind, strecken sich während der Aus- wärtsbewegung in der Regel ganz oder fast ganz gerade*). Die Pollensäcke der Antheren^) der episepalen Staubgefässe pflegen bereits einige Zeit*^), bevor sich das Perianth zu öffnen beginnt, wenn sie noch den Griffeln anliegen, aufzuspringen. Die fünf, seltener sechs weissgrauen Griffel sind sehr kurz^). Schon einige Zeit, bevor sich das Perianth öfPnet, ist ihr unterer, längerer Teil ein wenig nach aussen geneigt und gerade oder schwach nach innen konvex gebogen und ihr oberer Teil meist so stark nach oben konvex gekrümmt, dass seine Spitze abwärts gerichtet ist. Die Griffel wenden also einen grossen Teil ihrer mit Narbenpapillen bedeckten Innenseite^) nach oben und aussen. An diesem Teile pflegen die episepalen Antheren anzuliegen®); er bedeckt sich nach dem Auf- springen ihrer Pollensäcke oft dicht mit Pollen ^'^). Xach dem Auf- gehen des Perianthes öffnen sich die Pollensäcke noch weiter; während sich die Wandungen der inneren bis zur Berührung nähern, nähern sich die der äusseren nur soweit, dass sie eine, oft recht be- deutend verbogene Mulde bilden. Das Schaltstück kollabiert in 1) Die derselben Blüte in der Regel ungefähr gleichweit. 2) Vcrgl. vorige Anmerkung. 3" Die weissgrauen Filamente sind wie die von Spergularia rubra hohl, aber nicht wie diese durch den — ungefähr ellipsoidischen — Fruchtknoten muldig ver- drückt, sondern im Querschnitte fast kreisrund. Sie sitzen mit sehr wenig oder garnicht verschmälerter Basis niederen Vorsprüugen des die Fruchtknotenbasis um- gebenden Ringes auf und verjüngen sich nach der Spitze zu recht bedeutend. 4) Hin und wieder bleibt ihr oberes Ende schwach nach aussen konvex ge- krümmt. 5) Die Antheren sind ähnlich gebaut und gefärbt wie die von Spergularia rubra. 6) 1 bis 2 Stimden oder noch länger. 7) Der Griffel besitzt einen elliptischen Querschnitt — die grosse Achse be- findet sich in radialer Richtung — und verjüngt sich nach oben. S) Die Innenseite des Griffels ist von der Basis ab mit Papillen besetzt, welche je weiter nach oben desto dichter stehen und desto länger sind. 9) Vielfach liegen sie ihrer ganzen Länge nach am Griffel an, vielfach über- ragt dieser sie jedoch ein wenig. In vereinzelten Fällen sind die Filamente so kurz, dass die Antheren die Griffel entweder garnicht oder nur an der Basis be- rühren. Vergl. hierzu Anm. o auf folgender Seite. 10) Die Narben sind zu dieser Zeit ohne Zweifel schon konzeptionsfähig. 128 A. Schulz: Zur Kenntnis des Blühens einheimischer Phanerogamen. derselben Weise wie das von Spergularia rubra^). Auch die Pollen- säcke der den episepalen in der Grösse, oft beträchtlich, nach- stehenden epipetalen Antheren öffnen sich") meist vor dem Beginne der Auswärtsbewegung der Perianthblätter, aber in der Kegel nach den Pollensäcken der episepalen Antheren. Sie- verhalten sich weiter wie diese. Wenn bei der Schliessbewegung des Perianthes die episepalen Staubgefässe, welche seit der Perianthöffhung ihre Stellung wohl nicht geändert haben, durch das Perianth nach innen gedrängt und ihre Antheren an die Narben gedrückt werden^), dann haftet in der Regel noch so viel Pollen an den ersteren, dass eine nochmalige — oder falls eine Bestäubung vor dem Aufgehen des Perianthes noch nicht stattgefunden haben sollte, eine erstmalige — Selbstbestäubung der Griffel, die sich unterdessen vielfach weiter — oft soweit, dass die Spitze die Aussenseite des unteren Teiles be- rührt, oder dass sich das obere Ende eine Strecke weit an den unteren Teil anlegt*) — gekrümmt haben, stattfindet. Die Antheren der epipetalen Staubgefässe, welch' letztere ebenfalls durch das Perianth nach innen gedrängt werden, kommen wegen der Kürze ihrer Filamente jetzt ebenso wenig als vorher vor der Öffnung des Perianthes mit den Griffeln — oder höchstens mit deren Basen — in Berührung^). Die Selbstbestäubung ist wohl bei der Mehrzahl der Sommer- blüten die einzige Art der Bestäubung, da die Blüten*^) in dieser 1) Es hebt sich vorher äusserlich nicht vom Filamente ab. 2) Manche dieser Antheren öffnen sich aber sehr spät oder sogar garnicht. 3) Wie oben — vergl. S. 127 Anm. 9 — gesagt wurde, kommen in vereinzelten Fällen Blüten mit so kurzen episepalen Staubgefässen vor, dass deren Antheren die Griffel nicht berühren. In diesen Blüten kann natürlich keine Selbstbestäubung stattfinden. Vergl. hierzu auch Mac Leod, Over de bevruchting der bloemen in he°t kempisch gcdeelte van Viaanderen, 2. Teil, Botanisch Jaarboek, uitg. door het kruidk. genootschap Dodonaea te Gent, 6. Jahrg. (1894). S. 119 u. f. (158). 4) Häufig krümmt sich der Griffel erst, nachdem sich das Perianth bereits wieder geschlossen hat, so weit; manchmal ist er schon beim Aufgehen des Perianthes so weit gekrümmt. 5) Höchst eigenartig ist die Angabe Kerner's (a. a. 0., S. 306): „Bei den zuletzt genannten Steinbrecheu, welche in jeder Blüte zwei Kreise von Pollenblättern ent- halten, kann es als Regel gelten, dass der Pollen, welcher in den Antheren der fünf vor den Kelchblättern stehenden Pollenblätter entbunden wird, zur Autogamie, der Pollen, welcher aus den Anthereu der fünf vor den Kronenblättern stehenden Pollenblätter hervorgeht, zu Kreuzungen verwendet wird. Das Umgekehrte findet bei den hierher gehörigen Mieren, z. B Speryula arvensis . . ., statt. Bei diesen dient nämlich der Pollen der fünf vor den Kelchblättern stehenden Antheren zu Kreuzungen, jener der fünf vor den Kronenblättern stehenden Pollenblätter zur Autogamie." Kerner scheint auch anzunehmen, dass die Eiuwärtsbewegung der Staubgefässe eine freiwillige ist. 6) Sie besitzen keinen Duft, wenigstens vermochte ich keinen wahrzunehmen. Der Honig wird bei ihnen von den etwas verdickten Seitenteilen der die Staub- Werner Magnus: Experimentell-morphologische Untersuchungen, 129 Jahreszeit nur recht wenig von Insekten^) besucht werden. Im Frühling und im Herbste werden die Blüten reichlicher besucht. Das Perianth der Blüten heiterer, warmer Tage öffnet sich am nächsten Tage in der Regel nicht wieder. Bei vorübergehender und bei dauernder Bewölkung verhalten sich die Blüten ähnlich wie die von Spergularia rubra, doch öffnet sich das Perianth noch bei einem Grade der Bewölkung, bei welchem das der Blüten von Spergularia rubra geschlossen bleibt. Auch reagiert es erst auf bedeutendere Änderungen der Beleuchtung als das dieser Art. Wenn sich das Perianth am ersten Tage infolge ungünstiger Witterung nur wenig und auf kurze Zeit oder gar nicht öffnet, so öffnet es sich am folgenden Tage, vorausgesetzt, dass an diesem das Wetter günstig ist, — meist — wieder oder zum ersten Male. Die episepalen Anthereu sind dann wie bei Spergularia rubra in der Regel durch die Pollenschläuche an die Griffel angeheftet und bleiben an diesen angeheftet, bis das Perianth sich wieder schliesst. Wenn auch am zweiten Blühtage das Wetter ungünstig ist, so öffnet sich das Perianth überhaupt nicht. 19. Werner Magnus: Experimentell -morphologische Untersuchungen. (Vorläufige Mitteilung). Eingegangen am 22. Februar 1903. I. ßeorgauisationsversuche an Hutpilzen. Das analytische Studium der Wechselwirkung der Zellelemente bei der Formentwickelung der vielzelligen Organismen (Korrelativ- vorgänge, innere Reize) ist bisher für die zwei grossen Organismen- gruppen, für die höheren Pflanzen (Cormophyten) mit ihren im festen Zellverband lebenden Zellen und für die tierischen Organismen mit gefässe tragenden, grüngelben Vorsprünge — und zwar meist wohl nur derjenigen, welche die episepalen Staubgefässe tragen — des Ringes, welcher die Frucht- knotenbasis umgibt, sowie von den angrenzenden Partien dieses Ringes selbst abge- sondert. Er tritt zunächst in Gestalt je eines kleinen Tropfens au jeder Seite dieser Vorsprünge auf. Diese Tropfen pflegen später in derselben Weise wie bei Spergu- laria rühm zusammenzufliessen. Nach Kerner (a. a. 0., S. 157) sind „die Nektarien der benachbarten Pollenblätter zu eiaem Ringe miteinander verschmolzen", was bei vielen Mieren (z. B. bei Spergula) „recht auffallend hervortritt". 1) Die Besucher gehören denselben Insektenordnungeö an wie die von Spergu- laria rubra. Betreffs der bisher beobachteten Besucher vergl. Knuth, Handbuch der Blütenbiologie, 2. Bd., 1. Teil (18li8), S. 182-184. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXL 9 130 Werner Magnus: ihren in den wesentlichsten Entwickelnngsstadien verlagerungsfähigen Zellen versucht worden. Die eigentümlichen Organisationen derjenigen höheren Thallophyten, der Algen und Pilze, die aus einem Komplex mehr oder weniger selbständig fortwachsender Zellfäden bestehen, haben in dieser Richtung dagegen bisher wenig Beachtung gefunden, obgleich sie zumal in den hochdifferenzierten, kompliziert gebauten Pilzformen zu mannigfachen, zum allgemeinen Verständnis der Mittel ontogenetischen Geschehens wichtigen Fragestellung Anlass geben. Gerade bei den höchst entwickelten Pilzformen scheint allerdings das wesentlichste Hilfsmittel zum Studium der Korrelationsvorgänge, die Reorganisationsversuche, zu versagen. Nach den Angaben von BREFELD, VAN TIECtHEM, Massart, GRÄNTZ und noch jüngst GÖBEL, sind die Hutpilze ebenso, wie sie reproduktionsfähig, d. h. durch Sprossung neue Fruchtkörper hervorzubringen vermögen, ebenso regenerations- unfähig, d. h. nicht imstande einzelne fehlende Teile zu ergänzen. Durch die Wahl eines geeigneten Versuchsobjekts, des Champignons, {Agaricus campestris) und entsprechend angestellte Operationen gelang es, sehr weitgehende mannigfache Regenerationen zu erzielen. — Die Versuche wurden in den Jahren 1901 — 1903 sowohl an eigenen Kulturen im Gewächshaus des botanischen Instituts der Kgl. land- wirtschaftlichen Hochschule zu Berlin des Herrn Geheimrat KNY als in Champignonzüchtereien angestellt. Die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit sind: Durch die Reproduktionstätigkeit wird die Regenerationstätigkeit korrelativ gehemmt und letztere findet in ausgedehnterem Masse nur bei Unterdrückung der ersteren statt. In jeder Beziehung wird die Rekonstruktion der Gesamtform des Fruchtkörpers angestrebt. Für die Mehrzahl der Organisationsteile stellt der Zusammenhang mit dem Ganzen eine Wachstumshemmung vor. Hymenium vermag sich ausschliesslich im Anschluss an Hymenium zu regenerieren. Die Neubildung des Vegetationsrandes erfolgt unter der Ein- wirkung des Hymeniums. Das normalerweise lamellenförmige Hymenium wird zumeist in ausgesprochen stachlicher, netzförmiger oder röhriger Anordnung regeneriert. Obgleich dies die charakteristische Form der nach der herr- schenden Anschauung phylogenetisch tiefer stehenden Polyporacaeen ist, ist ihre Bildung nicht als Atavisums (WEISMANN) aufzufassen, son- dern wird durch mechanische Wachstumsbedinguugen herbeigeführt. Die Ausbildung des normalen Hymeniums, ebenso wie zahlreicher in der descriptiven Literatur erwähnter und neu aufgefundener terato- logischer Fälle kann auf entsprechende Ursachen zurückgeführt werden. Experimentell-morphologische Untersuchungen. 131 In der Gruppe der Hymenomyceten lässt sich ein deutlicher Über- gang von „äusseren" zu „inneren" Reizen der Ontogenese verfolo-en. Die demnächst erscheinende ausführliche Abhandluna* wird 'zu- gleich die wesentlichsten Belege in photographischer Abbildung bringen. II. Zur Ätiologie der Gallbiidungen. Mannigfache Gründe sprechen dafür, im pflanzlichen Organismus das Hauptmittel zur Erzielung der Korrelationsvorgänge (innere Reize), die die jeweilige spezifische Ausbildung der verschiedenen Organe bedingen, in chemischen Reizwirkungen zu suchen. Dennoch gelang es wenigstens in höheren Pflanzen dem Experimentator bisher nicht, aus den komplizierten Stoff'wechselvorgängen auch nur in einem Fall eine chemische Reizwirkung so heraus zu analysieren, dass seine Fortnahme die Ausbildung eines Organs verhindert, seine Hin- zufügung seine Bildung angeregt hätte, geschweige etwa durch chemische Reagentien spezifisch morphologische Neubildungen (Chemo- morphosen) zu erreichen. Was der Forscher mit seinen groben Hilfsmitteln nicht zu er- ■zielen vermag, diese Experimente scheinen sich in der Natur in den mannigfachsten Formen zu vollziehen. Unter dem Einfluss anderer Organismen, zumal von Pilzen und Insekten, entstehen Neubildungen von oft ganz spezifischer, immer wiederkehrender hochdifferenzierter Form, deren Elemente sogar dem Organismus fremde Neubildungen aufweisen können. Entstehen diese Bildungen nun auch augen- scheinlich unter komplizierten Stofi'umlagerungen in den Symbionten, die den in der normalen Entwickelung auftretenden Korrelations- wirkungen durchaus an die Seite zu setzen sind, so lassen gewisse Beobachtungen nur die Annahme zu, dass bei geeigneter Angriffs- weise wirklich bestimmte Stoffwechselprodukte eine spezifisch formative Reaktion veranlassen. Es sind zumal zwei Beobachtungen in BelJERINCK's fundamentalen Untersuchungen über Gallbildungen, die immer wieder in diesem Sinne zitiert werden und z. B. auch für Sachs eine der wesentlichsten Stützen seiner Theorie von den organ- bildenden Stoffen bilden. 1. Die Blattwespe Nematus Capreae legt in das Blatt von Salix amygdalina zugleich mit dem Ei einen Tropfen eines hyalinen Stoffes ab. Dieser bewirkt die Gallbildung. Denn wird das Ei sogleich nach der Eiablage getötet, so findet keine Gallbildung statt. 2. Die Eier gewisser Cynipiden zumal von Rhoditp.s Rosae^ der Bedeguarengalle, werden auf die Oberfläche jugendlicher, unverletzter Organe gelegt. Die von dem Ei ausgehende, Eischale und Cuticula durchdringende Giftwirkung bewirkt, dass im Anfang die direkt unter dem Ei liegenden Zellen im Wachstum gehemmt werden, während 9* 132 Wernek Magnus: Experimentell-morphologische Untersuchungen. die l)eiiachbarteu auswacliseii, wodurch eine Umwalhmg- des Eies bewirkt wird. — Diese wirksamen Stoffe wurden von BeijerINCK Wuclisenzyme genannt. Gallbildungen ähnlicher Art künstlich hervorzurufen wurde vergeblich versucht von zahlreichen Forschern, als erstem wohl von KNY, zuletzt noch von KÜSTEE. Auch mir gelang es trotz der zahlreichsten Versuche mit dem Extrakt junger Gallen, der Mutter- tiere oder der Eier nicht künstliche Gallbildungen zu erzielen. Dies, zugleich mit Erwägungen theoretischer Natur, bestimmte mich, die Angaben BejjerINCK's einer Nachforschung zu unterziehen. Die unter der Schwierigkeit der Materialbeschaffung leidenden Unter- suchungen wurden im Jahre 1899 in Bonn unter STRASBUßGER be- gonnen, wurden 1900 in Tübingen unter VüCHTING fortgesetzt und seitdem im botanischen Institut der landwirtschaftlichen Hochschule des Herrn KNY zum Abschluss gebracht. 1. Nematus Capreae^ ebenso wie eine Reihe verwandter Arten, wurden aus Gallen erzogen, und sowohl im Gewächshaus als im Freien auf entsprechenden Weiden zur Eiablage gebracht. Nach vorsichtiger Tötung des Eies mit einem Nadelstich konnte niemals Gallbildung erreicht werden, ebenso wie die Fortentwickelung sehr junger Gallen sofort nach der Tötuug des Eies aufhört. Ungestörte Gallen entwickelten sich in Kontrollversnchen normal. 2. Rhodites Rosae und Maijri wurden aus Gallen erzogen und die Eiablage beobachtet. Durch geeignete Anwendung der Fixierungs-, Schneide- und Färbetechnik gelang der Nachweis, dass regelmässig bei der Eiablage das Muttertier die Pflanze verletzt, indem es das Ei mit einer Spitze in eine Epidermiszelle hineiudrückt und dann sehr schnell ein aus gewissen Anzeichen zu schliessender reger Stoffaustausch zwischen Ei und Pflanze stattfindet. Aus diesen Versuchen ist zu folgern, dass auch in diesen Fällen die Anwesenheit spezifisch wirkender „organbildender" Stoffe un- erwiesen, sondern es sich auch hier wie bei allen inneren chemischen Reizen um höchst komplizierte Stoffwechselvorgänge handelt. Weiter wurde eine Versuchsreihe angestellt, um die völlige Identität intimster morphologischer Struktur der Zellen des Gall- gewebes mit den normalen Zellen zu beweisen. Nematusgallen auf Weidenblättern wurden als Stecklinge behandelt. Die reichliche Wurzelbildung hat die Tendenz sich am organisch unteren Ende der Galle zu vollziehen. Die demnächst erscheinende ausführliche Arbeit wird noch Bei- träge zur Aetiologie einiger anderer Gallen bringen. Berlin, Botanisches Institut der Kgl. landwirtschaftlichen Hoch- schule und pflanzenphiologisches Institut der Universität. C. CoRRENS: Über die dominierenden Merkmale der Bastarde. 133 20. C. Correns: Über die dominierenden Merl(maie der Bastarde. Mit einem Holzschnitt. Eingeganj^en am 23. Februar 1903. I. Mendel hat in seiner grundlegenden Arbeit über Erbsen- hybriden^) ein Merkmal des Bastardes „dominierend" genannt, wenn es „dem einen der beiden Stamm-Merkmale entweder so vollkommen gleicht, dass das andere der Beobachtung ent- schwindet, oder demselben so ähnlich ist, dass eine sichere Unterscheidung nicht stattfinden kann." Diese Definition habe ich^) dann, etwas gekürzt, so wiedergegeben, dass ein Merkmal dominierend sei, „wenn das korrespondierende im Bastard der Beobachtung ganz entschwindet oder in ihm nicht sicher erkannt werden kann"'). Kann es also keinem Zweifel unterliegen, was MENDEL unter einem dominierenden Merkmal verstanden wissen wollte, so ist es doch eine andere Frage, ob es sich empfiehlt, den Begriff des Dominierens auch fernerhin ebenso eng zu fassen. Am nachdrtick- liebsten ist DE VrieS*) neuerdings für eine weitere Fassung ein- 1) Versuche über Pflanzenhybriden, S. 10 des S. A. und der Ausgabe von TSCHERMAK. 2) Über Levkojenbastarde. Zur Kenntnis der Grenzen der MENDEL'schen Regeln. Botan. Centralbl. Bd. S4, S. 98 (1900). 3) Ein Referent (Die MENDEL'schen Regeln, ihre urspriinglicho Fassung und ihre modernen Ergänzungen. Biol. Centralbl. Bd. XXII, S. 129. 1902) hat eine Differenz zwischen Mendel und mir konstruiert, indem er, nach Citierung der oben wieder- holten, von mir gekürzten Definition Mendel's, fortfährt: „Mendel selbst aber sagt (a. a. 0. S. 10), dass die als recessiv bezeichneten Merkmale „an den Hybriden zurücktreten oder ganz verschwinden"", und mit der Behauptung schliesst: „Mendel scheint also den Begriff „dominierend" nicht so eng gefasst zu haben, wie es Correns verstanden wissen will," Wer den ganzen Abschnitt bei Mendel achtsam liest, merkt sofort, dass die von mir oben reproduzierte Stelle Mendel's Definition des Begriffes „dominieren" enthält, und dass der von dem Referenten hervorgehobene Passus nur dazu dient, die Wahl des Terminus „recessiv" zu motivieren. Ich hätte auf dieses Missverständnis in dem die Literatur ziemlich einseitig berücksichtigenden Referat gar nicht hingewiesen, wenn es nicht sofort von anderer Seite (Bateson, Mendel's principles of heredity, S. 191. Anm., 1902) aufgegriffen worden wäre. 4) H. DE Vries, Die Mutationstheoric. IT. Lieferung, 1902, an verschiedenen Stellen. 134 ^- CORRENS: getreten, im Gegensatz zu seiner früheren Definition ^) des Dominierens als einer „vollen Ausbildung" des Merkmales eines Elters. Die zwei antagonistischen Merkmale -(4, a der beiden Eltern- sippen I und II eines Bastardes, die zusammen ein Paar bilden, ge- hören, nach genügender Zerlegung, stets in dieselbe Kategorie^},, die ausserdem noch andere Merkmale, a von einer Sippe III, 8( von einer Sippe lY etc. enthalten kann. Alle in ein und dieselbe Kategorie gehörenden Merkmale sind nicht mehr qualitativ, sondern nur mehr quantitativ verschieden, müssen sich also in eine Reihe stellen lassen, und ihre Verschiedenheit muss sich be- stimmen, messen lassen^). Der Bastard kann nun eines der extremen Merkmale, A oder a, der Elternsippen, oder irgend ein dazwischen liegendes Merk- mal entfalten (das natürlich bei einer dritten Sippe nicht hybriden Ursprunges auch vorkommen kann). Das ist nicht bloss „eine schematische Übersicht der möglichen Fälle", sondern auch eine Beobachtungstatsache, die ich bei meinen Maisbastarden, z. B. für das Merkmalspaar: weisses Endosperm — blaues Endosperm, in der ersten Generation des Bastardes, festgestellt habe*). Diese Stellung des Bastardmerkmales zwischen den Merkmalen der Eltern, die ebenfalls bestimmt werden kann, muss das Ergebnis eines Kampfes der zwei Anlagen, der für A und der für a, im Bastard sein, und gibt also einen Massstab für die Stärke der Anlagen und der ihnen entsprechenden Merkmale. Zwischen das Maximum der Stärke = 1, mit der das eine Merk- mal A eines Merkmalpaares A, a auftreten kann, und der gegenüber das andere Merkmal a ganz unwirksam bleibt, und das Minimum der Stärke, = 0, bei der das Merkmal A völlig unerkennbar bleibt, und sich das andere Merkmal, a, voll entfaltet, können wir eine Skala von beliebig viel Werten für die Stärke von A legen. Bei 1 A dominiert A völlig, bei 0 A dominiert a völlig, bei V2 ^ i^t auch a = 72 ; ^4 und a sind dann gleich stark, das Merkmal des Bastardes zeigt genaue Mittelstellung^). 1) H. DE Vries, Das Spaltuugsgesetz der Bastarde. Diese Berichte Bd. XVIII, S. 84. 1900. 2) Bastarde zwischen Maisrassen etc. Bibliotheca botan, Heft 53, S. 1. lUOl. Auch schon in der vorläufigen Mitteilung, diese Berichte, Bd. XIX, S. 211. 3) Ibid. S. 3. Merkmalspaare, wie: gelbe Kotyledonen — grüne Kotyledonen der Erbsen, bilden nur scheinbare Ausnahmen. 4) Ibid. S. 53 u. f. 5) Im Grunde handelt es sich darum, wie gross die Arbeitsleistung der Bastardpflanze ist, wenn an ihr ein gewisses Merkmal zur Entfaltung kommt, im Vergleich mit der Leistung der zwei Elternsippen, wenn diese die entsprechenden Merkmale derselben Kategorie entfalten. Die oben gegebene Darstellung geht über die dominierenden Merkmale der Bastarde. I35 Eine solche vollkommeu gleiche Stärke der beiden antagonistischen Anlassen im Bastard und damit eine genaue intermediäre Stellung; des Merkmales im Bastard wird es, streng genommen, überhaupt nie geben; stets wird im einzelnen Falle bei zwei bestimmten, bei der Bastardbildung sich vereinigenden Keimzellen die Anlage der einen wenigstens etwas stärker sein, als die der anderen. Man könnte also stets von einem „Dominieren" sprechen. Es wird sich aber nicht empfehlen, den Begriff des intermediären Merkmales ganz aufzugeben. Schon aus dem einfachen Grunde nicht, dass wir an ihn zu sehr gewöhnt sind. Wird aber der Begriff des intermediären Merkmales bei- behalten, dann muss zur gegenseitigen Verständigung eine Grenze dem dominierenden Merkmal gegenüber festgestellt werden. Wo die Grrenze gezogen wird, ist Sache der Konvenienz. Einen naheliegenden Vorschlag für eiue solche Abgrenzung hat C. C. Hurst ^) gemacht. Er bezeichnet von der ganzen Reihe zwischen A und a alles, was ^I^A und mehr A ist, als A, alles, was ^l^a und mehr a ist, als a, und alles zwischen ^/^A und ^/^a als intermediär oder als Aa. Wir wollen uns dem anschliessen, aber, der Bequemlichkeit halber, statt mit Brüchen mit Prozenten rechnen und alle Werte auf dasselbe Merkmal des antagonistischen Paares, z. B. A, beziehen, da ja die Werte für a nur die Reciproca jener für A sind. Dann können wir als Merkmalspaare mit einem dominierenden Paarung, als heterodyname, jene bezeichnen, bei denen das Merkmal A entweder voll, = 100 pCt., und herab bis 75 pCt. ausgebildet wird, oder zu 25 pCt. und herab bis 0 pCt. Im ersten Fall (100 pCt. bis 75 pCt. A) dominiert A, im zweiten (25 pCt. bis 0 pCt. A) dominiert a, und ist A recessiv. Bei den Merkmalspaaren ohne dominierenden Paarling, den homodynamen, ist A zu 75 pCt. bis 25 pCt. aus- gebildet. a stärker -1 stärker 0 A 2b A bOA 75 ^ 100 .4 heterodyname homodjname heterodyname Merkmalspaare, Merkmalspaare. Merkmalspaare, a dominiert. A dominiert. Man könnte sich ebenso gut auf andere Grenzen einigen, oder noch auf jeder Seite eine Zwischenstufe einschieben, den „goneoklinen" davon aus, dass die Arbeitsleistung proportional ist der sichtbaren Ausbildung des Merkmals; eine Annahme, die vielleicht nicht immer zutrifft, die aber einst- weilen durch keine bestimmte andere ersetzt werden kann. 1) C. C. Hurst, Mendel's „Law" applied to Orchid Hybrids. Journ. Roy. Hort. Soc. Vol. XXVII. Part. 4. 1902. 136 C. CORRENS: Bastarden Keener's enfspreclieud. Es wird immer Fälle geben, die imklassifizierbar bleiben müssen. Einmal, weil auf der Grenze eine genügend genaue Bestimmung der Merkmalsstärke einfach unmöglich ist, und dann, weil bei den individuellen Differenzen unter den Keimzellen (in der Stärke der Anlage A gegenüber der Anlage a) — selbst wenn sie gering sind — in demselben Merkmalspaar dasselbe Merkmal yl beim einen Bastardindividuum in die eine, beim andern Bastardindividuum in die andere Klasse gehören könnte. Je weniger Klassen es gibt, desto leichter sind die einzelnen Fälle unterzu- bringen. Es sind das keine theoretischen, wissenschaftlichen, sondern rein praktische Fragen. II. Das, worauf es in erster Linie ankommt, ist, zu wissen, wie sich die zwei antagonistischen Paarlinge eines Anlagenpaares der Eltern beim Bastard verhalten; die Bezeichnungen dafür kommen erst in zweiter Linie. AVir müssen also suchen, die Entfaltungsstärke der Anlagen, das Merkmal des Bastardes, möglichst genau zu bestimmen. Unter den verschiedenen Merkmalskategorien, die man bis jetzt eingehender berücksichtigt hat, spielen die Intensitätsdifferenzen der Färbung eine grosse Rolle; hier hat man besonders viele Fälle von „Dominieren" eines Merkmales feststellen zu können geglaubt. Man hat sich dabei begnügt, nach dem allgemeinen Eindruck zu ur- teilen; der einzige Versuch einer genauen Messung, den ich bis jetzt [für den Bastard zwischen Ilyoscijamus (iiiger) annuus und H. (niger') paUidus] veröffentlicht habe^), ist in seinen Konsequenzen ganz unberücksichtigt geblieben. Der Zweck der folgenden Zeilen ist nun, auf eine Fehlerquelle hinzuweisen, die man offenbar bei der Beurteilung der Stellung des Bastardmerkmales zwischen den elterlichen Merkmalen ausser acht gelassen hat, die aber von sehr grossem Einfluss ist. Man hat nämlich bei diesen Schätzungen nicht beachtet, dass auch für die Gesichtsempfindungen das WEBER'sche Gesetz, wenigstens in grossen Zügen, gilt"-). Danach steigt bekanntlich die Empfin- dung — in unserem Falle die Intensität, die eine Farbstofflösung für unser Auge besitzt — nicht gleichmässig mit dem Reize — in unserem Falle mit der Konzentration der Parbstofflösung — , sondern viel langsamer, nach FecHNER's Annahme proportional 1) Die Ergebnisse der ueuesten Bastardforschungen für die Vererbungslehre'. Diese Berichte, Generalvers.-Heft Bd. XIX, S. (80), 1901. 2) Man vergl. z. B. Th. Ziehen, Leitfaden der physiologischen Psychologie. II. Aufl., Jena 1893. über die dominierenden Merkmale der Bastarde. 137 dem Logarithmus des Reizes. Man kami bekamitlich auch sagen, die Bmpfindungsintensität steigt im arithmetischen, die Reizstärke im geometrischen Verhältnis. Der graphische Ausdruck dafür ist, dass die Kurve der Intensität sich vom Nullpunkt (Farblosigkeit) rasch erhebt, um dann mit zu- nehmender Konzentration immer flacher und flacher zu werden und schliesslich, v^enn die „Reizhöhe" erreicht ist, der Abscissenachse parallel zu verlaufen, wie es Fig. 1 zeigt. Die Kurve lehrt sofort, dass es einen geringen Intensitätsunter- schied ausmachen kann, ob eine Lösung lOOprozentig oder 75prozentig ist, dass selbst eine 50prozentige Lösung nicht sehr viel heller zu sein braucht als die lOOprozentige, und dass jene Konzentration, bei der die Intensität unserem Auge halb so gross erscheint, noch unter 25 pCt. liegen kann. .w^^-r^ l4aji/fTy- Fig. 1. Übertragen wir das eben allgemein Ausgeführte auf unsere spe- ziellen Fälle, so lehrt es, dass sehr geringe Abweichungen in der Intensität, die der Bastard gegenüber der Intensität des stärker gefärbten Elters für unser Auge zeigt, ganz bedeutende Ab- weichungen in der Konzentration der gebildeten Farbstoff- lösung^) anzeigen können, und umgekehrt, dass stari••■••.••• •••.•.••■•■••.,.••••••«• M. J. aurea Bastarde M. J. typ. Die Entfaltungsstärke berechnet sich zu 84: 07o typ. 257o typ. Ö0'% typ. Ib'j, typ. 84 7« typ. 1007« typ. • • • • M. J. aurea Bastarde M. J. typ, Nach unserer Abgrenzung dominiert das Merkmal der typischen Sippen. Auch hier sind die gegebenen Zahlen Mittelwerte, durch Ver- wendung je einer Scheibe (von 17,5 mm Durchmesser) aus der vorderen Hälfte der Blätter verschiedener Individuen gewonnen. Es ist durchaus nötig, vergleichbare Blätter zu verwerten, da die Hochblätter weniger Chlorophyll enthalten und diese Differenz bei den typischen Sippen ausgesprochener ist, als bei den an und für sich chlorophylläraieren awrea-Sippen. (Für die Kelche ist das Ver- hältnis tijpica : aurea = 100 : 10, statt 100:29, wie bei den Laub- blättern). III. Wieder andere Versuche lehrten, dass die Kelche und Brak- teen von Hyoscyamus {niger) pallidus nicht weniger Chlorophyll enthalten, als jene des H. (niger) annuus; das dunklere Grün bei dieser letzteren Sippe kommt durch einen schwachen Anthocyangehalt der Parenchym- zellen (nicht der Epidermis) zu stände; es ermöglicht, die annuus- Exemplare vor dem Aufgehen der ersten Blüte von den pallidus- Exemplaren zu unterscheiden. Auch die Blumenkronen des H. pallidus besitzen nicht merklich andere Mengen von Carotin und Chlorophyll, als jene des H. annuus; ■es besteht also keine Correlation zwischen dem Anthocyangehalt und dem Carotin- resp. Chorophyllgehalt der Blumenkronen. Bei meinen ersten Versuchen hatte ich Reagenscylinder von möglichst gleicher Weite, die durch Calibriereu mit Quecksilber aus- gesucht worden waren, benutzt und die Lösung im einen soweit ver- dünnt, bis beide Lösungen im durchfallenden Licht gleich erschienen. Um in dieser Weise die Bestimmung oft zu wiederholen, muss wenigstens von der einen Lösung eine grössere Menge vorhanden sein. Deshalb schlug ich später den oben geschilderten Weg ein. 1) Über Bastardierungsversuche mit üi/raii/js-Sippen. Erste Mitteilung. Diese Berichte, Bd. XX, S. 598 und S. 602. 1902. über die dominierenden Merkmale der Bastarde. 143 Natürlich lassen sich viel feinere Methoden benutzen, so z. B. eines der beiden HOPPE-SEILER'schen Colorimeter, oder das Spektro- photometer. Denn dass sich die zwei Plüssigkeitsschichten nur auf 4 mm nähern liessen (2 mm betrug die Wanddicke der Gefässe), ist ein merklicher Übelstand. Einstweilen genügte mir die verwendete Methode vollkommen; zur Bestimmung der individuellen Variationen wird eine genauer arbeitende nötig sein. Sehr nützlich wäre hierzu auch eine stets herstellbare Kontrollflüssigkeit mit bestimmtem Farbstoffgehalt, wie man sie bei Haemoglobinbestimmungen ver- wendet. B. Schwieriger wird die Bestimmung, wenn der Farbstoff sich nicht unverändert extrahieren lässt, doch kann man auch hier zu bestimmten Resultaten gelangen, wie ein weiteres Beispiel zeigen mag. IV. Hyoscyamus niger annuus + H. uiger pallidus. Der „Hyoscyamus niger^^ des Tübinger botanischen Gartens und und verschiedener anderer Gärten unterscheidet sich von dem mir aus der Gegend von Tübingen (und Halle) bekannten, spontanen E. niger nicht nur durch seine Einjährigkeit, sondern auch durch seine viel stärker violett geäderten Blumenkronen. Ich nenne ihn einstweilen //. annuus^); zu ihm gehört nach der Abbildung (Taf. 2, Bd. n der Mutationstheorie) auch der H. niger DE VßlES'. De VRIES lässt H. niger über H. pallidus dominieren^). Ich habe nachgewiesen, dass der Bastard eine merklich heller geäderte Blumen- krone besitzt^). Bis jetzt habe ich drei Generationen in mehr als 6000 Indivi- duen gezogen und finde die Verhältnisse komplizierter, als sie auf den ersten Blick zu sein schienen*). Der Bastard tritt in der ersten 1) Hyoxcyamus niger ß. annuus Sims, Bot. Mag. Tab. 2o94? Ich kenne noch eine zweite, ebenfalls einjährige Sippe mit stark geäderten Blumenkronen: möglich, dass Sims diese abbilden wollte. Der H. agrestis Kit. ist ebenfalls einjährig, besitzt aber nach den besseren Autoren, z. B. Wallroth, Blumenkronen, die eher weniger stark violett geädert sind, als jene des spontanen H. niger. 2) De Vries, Das Spaltungsgesetz der Bastarde. Diese Berichte, Bd. XVIII, S. 87, 1900; Mutationstheorie, IV. Lief., S. 142, 162, 1902, De VrieS gibt am letzteren Ort die Möglichkeit einer „globalen" Trennung des Bastardes von //. annuus zu. 3) Die Ergebnisse der neuesten Bastardforschungen etc. Diese Berichte, Bd. XIX, Generalvers.-Heft, S. (SO), 1901. Koelreuter's Versuch (Dritte Fortsetzung, S. 124, 1766), den ich auf eine vielleicht missverstandene Angabe Focke's hierher gezogen hatte, wurde am Ende doch mit Sippen des echten H. albus ausgeführt. 4) Ich werde erst noch eine Generation oder zwei ziehen, ehe ich die Ergeb- ;nis8e vollständig veröffentlichen werde. 144 C. CORUENS: und den folgenden Generationen in zwei normal spaltenden Formen auf, einer helleren mit weniger, und einer dunkleren mit mehr Anthocyan in der Blumenkrone, Auch die dunklere ist von dem H. annuus fast in jedem Exemplar leicht zu unterscheiden; die hellere natürlich immer. Dieser helleren entspricht der mir be- kannte, spontane H. niger spont., was die Blütenfarbe anbetrifft; auf sie beziehen sich auch die nachstehenden Yersuche. Zerreibt man die gleiche Anzahl Blumenkronen des H. annuus und des Bastardes (getrennt) mit gleichen Volumina einer starken Rohrzuckerlösung (20 pCt.) sehr rasch in Reibschalen und filtriert geschwind durch Gaze, so erhält man zwei Lösungen, von denen die eine, die aus den Blumenkronen des Bastardes, entschieden heller ist, aber in der Nuance um soviel abweicht, dass ein genauerer Vergleich unmöglich ist. Nimmt man zu demselben Quantum Zucker- lösung weniger Blumenkronen von H. annuus als vom Bastard, so wird die Intensität ähnlicher, die Nuance aber bleibt zu verschieden. Zerreibt man aber die halbe Zahl der annuus-Kvonen zusammen mit der halben Zahl von pallidus-Yirowaw^ so gelingt es oft (nicht immer — die Gründe hierfür wurden nicht untersucht), eine Lösung herzu- stellen, die in der Nuance genau mit der Lösung aus der ganzen Zahl der Bastard-Kronen übereinstimmt. Der Intensität nach ist sie aber meist noch etwas zu dunkel und muss noch etwas verdünnt werden, so dass sich der Anthocyangehalt der Blumenkronen des Bastardes auf etwa 45 pCt. der bei H. a7inuus vorhandenen Menge stellt. Der Bastard besitzt also Mittelstellung, oder es dominiert, wenn man überhaupt von dominieren sprechen will, der anthocyan- freie H. pallidus. Durch die Verwendung der Blumeukronen verschiedener Stöcke lässt sich ein wenio-stens teilweiser Ausgleich der individuellen Varia- tionen erreichen; zu viel Blumenkronen können nicht verwendet werden, da sonst das Zerreiben zu lange dauert. — Offenbar ent- halten die Blumenkronen aller Sippen, auch die des H. pallidus, in. relativ gleichen Mengen einen Stoff, der das Anthocyan rasch zer- stört, sobald er mit ihm zusammenkommt. In manchen Fällen ist auch diese Methode nicht anwendbar, und dann bleibt nur noch übrig, die Intensität der Färbung bei Eltern- sippen und Bastarden mit Hilfe einer möglichst ähnlichen Farbstoff- lösung zu bestimmen, entweder so, dass man mit gleich dicken Schichten von Lösungen von verschiedener, bekannter Konzentra- tion vergleicht, oder so, dass man mit verschieden dicken Schichten einer Lösung von gleichbleibender Konzentration ver- ÜLer die doininiereodeu Merkmale der Bastarde. 145 gleicht. Ich habe nach einigen Versuchen der zweiten Methode den Yorzng gegeben; aber auch sie leidet an verschiedenen Mängeln, von denen der grösste darin besteht, dass, wieder wegen des WEBER'schen Gesetzes, die Intensitätsdifferenz weit hinter der Konzentrationsdiffe- renz zurückbleibt, und zwar bei den stärkeren Konzentrationen mehr als bei den schwächeren. Auch für sie sei ein Beispiel angeführt. V. Melandrium album + Jtt. rubrum. De YriES lässt M. rubrum dominieren^), gibt aber zu, dass „die Bastarde etwas heller zu sein scheinen als M. rubrum"-'^)^ wie ich ge- funden hatte'). BaTESON und Miss SAUNDERS*) beobachteten eine volle Übergangsreihe vom Rot des M. rubrum bis zum blassesten Rosa. Das fand ich nur bei wildwachsenden Bastarden, wo eine Rückkreuzung nicht ausgeschlossen war; bei den selbst hergestellten Bastarden waren die dunkelsten Blüten noch merklich heller als die hellsten des M. rubrum. Die Färbung nahm stets, oft sehr auffallend, vom Rande des Blumenblattes gegen den Nagel hin ab; die Unter- seite war immer besonders hell. Zum Vergleiche wurde in eines der schon beschriebeneu, parallel- epipedischen Glasgefässe von einer schwachen Lösung von Fuchsin mit etwas Methylenblau so viel eingefüllt, dass die Flüssigkeitsschicht in ihrer Intensität der dicht daneben liegenden Blumenblattplatte entsprach. Entweder wurde Rand und Nagelende der Platte getrennt bestimmt und die Mitte genommen, oder es wurde die Mitte der Platte verglichen. Die Intensität des von unten einfallenden Lichtes durfte während der Versuchsreihe nicht merklich schwanken; als Lichtquelle diente wieder ein schräg gegen das Fenster geneigter, weisser Karton, auf den auch das Blumenblatt gelegt wurde. Das Verhältnis der gemessenen Dicken der Lösungsschichten gab direkt das Yerhältuis der Färbungsintensität der verglichenen Blumenblätter an. Jede Bestimmung wurde drei- bis zehnmal wiederholt, die in der auf folgender Seite stehenden Tabelle gegebenen Zahlen sind also Mittelwerte. Die Zahlen schwanken sehr stark; es sind offenbar verschiedene Faktoren, die das bedingen: individuelle Verschiedenheiten der ganzen Stöcke und solche der Blüten, Altersunterschiede der Blüten, ausser- dem w^ohl auch äussere Einflüsse. 1) De Vries, Das Spaltungsgesetz der Bastarde. Diese Berichte, Bd. XVIII, S. 8G, 1900. 2) De Vries, Die Mntationstheorie. Bd. II, S. 153, 1902. 3) Über Lovkojenbastarde. Botan. Centralbl., Bd. 84, S. 111, 1900. 4) Bateson and Saunders, Report to the Evolut. Coinmittee of the Royal Society. Rcp. I, p. 15, 1902. Ber. der deutschen bot. Gesellscb. XXI. JO 146 C. CoiUiENS: Über die dominierenden Merkmale dor Bastarde. Dicke der äquivalenteu Farbstofflösuugsscliicht in Mlllimeteru, Nummer M. rubram ') M. album + rubram dor Pflanze Nummer der 1 2 Blüte 3 1 Nummer 2 3 der Blüte 4 5 Mittel I . . . 21,8 24,7 21,5 14,5 10,5 8,4 7,8 5 9 II . . . _^ — — 8,5 7 — — — 8 III .. . ~" — — 14 12 9 — — 12 Mittel: 23 (100 pCt.) Mittel: 11 1 (48 pCt.) Soviel geht aus diesen Zahlen aber jedenfalls hervor, dass von einem Dominieren des Rot nicht die Rede sein kann, dass vielmehr Mittelstellung und Neigung des Weiss zum Überwiegen vorliegt. Der Zweck der vorliegenden Mitteilung war ein doppelter: I. Es sollte ein Vorschlag zu einer Verständigung über die Ab- grenzung des Dominierens eines Merkmales im Bastard, gegen- über seiner intermediären Ausbildung im Bastard, gemacht werden. Der Natur der Sache nach kann die Grenze nur eine künstliche sein. Bei einer Ausbildung des Merkmales A zu 100 — 75 pCt. soll A, bei einer zu 25 — 0 pCt. soll a dominieren, bei 75 — 25 pCt. A soll die Ausbildung intermediär sein. Tl. Es sollte gezeigt werden, dass speziell bei den Farben- merkmalen eine Schätzung der Stellung des Bastardes zwischen den Stammeltern zu Irrtümern geführt hat und führen musste, weil man das Mangeln eines Parallelgehens der Intensitätssteigerung mit der Konzentrationssteigerung einer Farbstofflösung übersehen hatte. Weil das WEBER'sche Gesetz auch für die Gesichtsempfindungen gilt, entsprechen schon geringe Abweichungen in der Intensität der Färbung des Bastardes von dem stärker (oder allein) gefärbten Elter starken Konzentrationsänderungen und damit starken Änderungen in der Entfaltungsstärke des Merkmales; umgekehrt sind starke Ab- weichungen in der Intensität der Färbung des Bastardes von dem schwächer (oder nicht) gefärbten Elter (in der Richtung auf das stärker gefärbte zu) mit geringen Konzentrationsänderungen und damit mit geringen Änderungen in der Entfaltungsstärke des Merk- males verbunden. So wurde für zwei Bastarde {Melandrium album -f- rubrum und Hyoscyamus (niger) annuus -\- pallidum) gezeigt, dass sie in gewissen 1) Leider hatte ich nur ein einziges Exemplar von Tübingen nach Leipzig mit- genommen; es war kein irgendwie ausgeleseues J. R. Kolkwitz: Bau iiiul Leben des Abwasserpilzes Leptoinitus lacteus. 147 Merkmalen eiue anii.ähernd intermediäre Stellung zwischen den Elternsippen einnehmen, und dass nicht, wie behauptet wurde, das Merkmal des einen Elters ,,ganz oder fast unverändert auf den Bastard übergeht". An Stelle der Schätzung des Bastardmerkmales sollte, wo immer möglich, die Messung treten. Ein totales Dominieren eines Merkmales, seine „volle Aus- bildung", ist zum mindesten seltener, als man angenommen hat. Leipzig, Botanisches Institut der Universität. 21. R. Kolk Witz: Über Bau und Leben des Abwasserpilzes Leptomitus lacteus. Eingegangen am 2B. Februar 1900. Im XIX. Bd. (1901) dieser Berichte liabo ich eine kurze Mit- teilung darüber gebracht, dass mir die Reinkultur des Leptomitus lacteus o-eluna,'en sei und ich im Auschluss daran ein genaueres Studium seiner Lebensgeschichtc versuchen würde. Diese Unter- suchungen sind jetzt beendet und werden mit Figuren in den Mit- teilungen der Königl. Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Ab- wässerbeseitio-uuo' in kurzer Zeit veröffentlicht werden. Die Resultate, welche sich bei diesen Studien ergeben haben, lassen sich etwa folgendermassen kurz zusammenfassen: I. Reinkultur. Der Pilz wächst sehr gut auf Mehlwurm. Es genügt aber nicht, dass man beide einfach in Wasser wirft, wie man es bei Saprole.gnia-K\\\i\xxQ\\ zu machen pflegt, sondern der Leptomitvs muss auf die Schnittttäclie des Mehlwurms festgedrückt werden. Dann wächst er unter günstigen Verhältnissen gut an und bleibt monatelang lebend. Von diesem Material impft man auf Gelatine platten ab, auf denen der Pilz gut gedeiht, wenn er nicht von Bakterien unterdrückt wird, was unter Umständen allerdings leicht geschehen kann. 10* 148 ß- Kolkwitz: Stiebt iium weiter von dein Gelatiiiematerial an denjenigen Stellen, wo die Fäden regelmässig gewachsen sind, eine Probe heraus, so kann man sie zur Reinkultur in Pepton - Fleischextrakt- bouillon verwenden. Diese Bouillon besitzt am besten die Zu- sammensetzung der Bakteriennährlösung, nur nuiss man Zusatz von Soda vermeiden. Das Kochsalz ist nicht schädlich, aber entbehrlich. Deshalb kann der Pilz auch am Meere vorkommen. Auch für die Kultur von Bakterien ist der Zusatz beider Salze im allgemeinen entbehrlich, wofern es sich nicht um pathogene Keime handelt. ir. Gestalt und Inhalt. Die Fäden wachsen in der genannten Nährbouillon in derselben regelmässigen Gestalt wie im Freien. Bei veränderten Kultur- bedingungen können aber sehr seltsame und unregelmässige Formen entstehen, die sich zur Weiterkultur schlecht eignen. Die Schwärm Sporenbildung erfolgt bei Übertragung in reines Wasser erst nach 2 — 3 Tilgen. Im Gegensatz zu Saprole(jnia, wo dieser Prozess sich viel schneller abspielt, vermag der Pilz dadurch Schwankungen im Gehalt an assimilierbaren, organischen Substanzen der ihn ernährenden Gewässer unbeschadet seines Längenwachstums besser aiiszuhalten als Saprolegnia. Eier kommen nach meinen zahlreichen Beobachtungen bei Leptomitus lacteus nicht vor. Als Ersatz fungieren, was bisher nicht bekannt war, langlebige Mycolglieder und gommenartige Ge- bilde. Dieselben sind sehr widerstandsfähig gegen Schwefelwasser- stofF, Kohlensäure, Ammoniak und Sauerstoffmangel, wie im allge- meinen die Fäden des Pilzes überhaupt. Bei Krümmungen der Fäden entstehen die neuen Seitenglieder auf den Konvexseiten (Morphästhesie NOLL's), eine Eigenschaft, die für den Pilz offenbar von Vorteil ist, wenn er sich gelegentlich zu Klumpen zusammengeballt hat. Die wesentlichsten organischen Nährstoffe im Innern der Fäden sind Ei weiss und Fett, welche im Bedarfsfalle weitgehend ver- braucht werden können, bei gewissen Hungerstadien sogar so weit, dass die Fäden inhaltsleer erscheinen- Die bekannten Cellulin- körner färben sich mit Kongorot, was auf ihre Verwandtschaft mit Cellulose schliessen lässt. Membranverdickungen, welche neben diesen Cellulinkörnern als Wundverschluss in Betracht kommen können, sind nicht selten. An den Strikturen der Fäden finden sich bisweilen eigentüm- liche Membranbildungen, bis zu einem gewissen Grade ähnlich den Ringen, Kappen und Scheiden bei Oedogonium; es ist möglich, dass bei der Entstehung der Strikturen Membranskulpturen eine Rolle spielen. über Bau und Lcbcu des Abwayscrpilzcs Lcptomitus lactcus. 149 III. Physiologie. Für die Eniähruiii'' des Pilzes kommen in erster Linie hoch- molekulare 2,elöste Stickstoffverbindun<2,en in Betracht. Der Pilz erscheint also in bezug auf seine Stickstoffnahrung ähnlich den höheren Tieren ziemlich weitgehend spezialisiert. Wird der stnrk zur Fäulnis neigenden Pepton-Fleischextraktbouillon mittels geeigneter Filtration durch Schlackestückclien, wobei ein Abbau zu einfacheren Verbindungen stattfindet, die Fäulnisfähigkeit genommen, so wächst der Pilz in der so veränderten, zum Teil schon mineralisierten Nähr- lösung nicht mehr, sondern schreitet zur Schwärmsporenbildung, selbst wenn die Kultur im flies senden Nährmedium erfolgt. Die Kohlenhydrate spielen bei der Ernährung des Leptomitus eine untergeordnete Rolle, sind auch für sein Wachstum gänzlich entbehrlich. Bei allen in Betracht kommenden Abwässern sind es immer die hochmolekularen Stickstoffverbindungen, welche im wesentlichen dem Wachstum des Pilzes förderlich sind; sie dienen ihm zum Aufbau der Eiweissstoffe und der Cellulosehäute, ohne dass dabei stinkende Abfallprodukte entstehen. Bisher konnte ich bei Leptomitus nur Ammoniakverbindungen als Ausscheidungsstoffe feststellen. Entsteht er in einem Gewässer erst in einiger Entfernung hinter der Einlaufstelle eines Abwassers, so hängt dieser Befund meist damit zu- sammen, dass das Rohwasser zu stark alkalisch oder zu stark sauer war und erst durch Verdünnung oder Abstumpfung eine Ab- schwächung seiner Reaktion erfahren musste. Das wohl ausschliessliche Vorkommen diQ^Leptomitus in fliessendemWasser hat darin seinen Grund, dass er in diesem am besten oeoen die Konkurrenz der Bak- terien geschützt ist. Würde nämlich das relativ frische Abwasser, in welchem Leptomitus leben kann, stagnier, n, so würde es schnell der bakteriellen Zersetzung anheimfallen und entweder durch Ammoniak stark alkalisch oder durch Milch- und Buttersäure stark sauer werden, dem Pilz also die Existenzmöglichkeit nehmen. Auch der Säuer- st off seh wund in solchem Wasser wird natürlich hemmend auf das Wachstum des Pilzes wirken, doch ist dieser Umstand, wie meine Versuche gelehrt haben, nicht so wesentlich ausschlaggebend wie die Veränderung der Wässer durch massenhafte Entwicklung von Fäulnis- bakterien. Da der Pilz Wärmegrade bis zu 30" C. verträgt, steht seiner Entwickelung durch die Temperaturverhältnisse im Sommer, wenigstens im gemässigten Klima, nichts entgegen. Wenn er im allgemeinen im Winter häufiger zu beobachten ist als im Sommer, so erklärt sich diese Tatsache einmal dadurch, dass z. B. Zuckerfabriken Abwässer 150 R. Kolkwitz: Bau und Leben des ALwasseipilzes Leptoniitus lactcus. nur im Winter produzieren, und zweitens durch den Umstand, das« im allg-emeinen Rieselfelder im Wiuter ungenügender arbeiten als im Sommer, wodurch den Wasserläufen naturgemäss grössere Schmutz- mengen zu dieser Jahreszeit zugeführt werden. Bezüglich aller näheren Einzelheiten muss auf die ausführliche Arbeit verwiesen werden. Zum Schluss sei noch bemerkt, dass die experimentell von mir ermittelten Tatsachen sich mit den Beobachtungen an dem Pilze in der freien Natur decken und bezüglich Abwasserfragen einen aus- reichenden Einblick in seine Lebensgeschichte gestatten. Sitzung vom 27. März 1903. 15 1 Sitzung vom 27. März 1903. Vorsitzender: Herr L. KNY. Als or deutliche Miti>lieder sind voro;eschlaoeii die Herren: Poulsen, Prof. Dr. V. A., in Kopenhagen (durch E. AVarming und F. BÖKCtESEN), Haussner, Dr. R., Professor an der Grossherzogl. Badischen Techuischen Hochschule in Karlsruhe (durch L. KLEIN und S. ScmVENDENEE). Zu ordentlichen 3Iitgliederu sind proklamiert die Herren: Brumhard. Philipp, stud. phil. in Breslau, Ruttner, Franz, in Prag, Esser, P. HJ., in St. Gabriel bei Mödling-Wien, Hoffmeister, Dr. Camill, in Trautenau, Lloyd, L. G.. in Cincinnati (O.) U. S. A., Porsild, Morten, mag. sc. in Kopenhagen. Der A^orsitzende gedenkt zunächst des schmerzlichen Verlustes, welchen die Gesellschaft durch den am 5. d. M. erfolgten Tod ihres Ehrenmitgliedes, des Herrn Professor Dr. Michael Woronin, Mitgliedes der Kaiserl. Russischen Akademie der Wissenschaften, er- litten hat und widmet den hervorragenden Eigenschaften des Ver- storbenen als Forscher und Mensch warme Worte der Erinnerung, um das Andenken desselben zu ehren, erhoben sich die Anwesenden von ihren Plätzen. Die Veröffentlichung eines Nekrologes bleibt der nächsten Generalversammlung vorbehalten. Herr P. MAGNUS legte vor die soeben erschienene erste Serie von 0. JaaP: Fungi selecti exsiccati. Dieses Exsiccatenwerk ist namentlich für die genauere Kenntnis norddeutscher Pilze wichtig. Von besonderem Interesse sind die ausgegebenen üredineen, die in ihren sämtlichen Fruchtformen vorliegen, so die Melampsoren auf Populus tremula mit den zugehörigen Caeomen, die der Herausgeber am Standorte in ihrer Entwickelung genau verfolgt und eingesammelt hat, so die Melampsora allii-popuUna Kleb, und Mel allU-fragilis Kleb., deren ausgegebene Caeomen auf Allium Schoenoprasum von KLEB AHN selbst aus der ausgegebenen Teleutosporenform erzogen worden sind, Ber. der deutschen bot. fiesellscli. XXI. 11 152 H. Potonie: so die Puccmia ribesii-caricis Kleb, auf verschiedenen Wirtspflanzen, und die interessante autöcische Puccinia variabüis Grev. mit Äcidien, Uredo- und Pucciniasporen auf Tarajacurn, Ferner legte Herr P. MAGNUS das Tableau des principaux Cham- pignons comestibles et veneneux par PAUL DUMEE vor. Es sind auf einer Tafel die essbaren und giftigen Schwämme Frankreichs ab- gebildet und am Rande kurze populäre Beschreibungen der ab- gebildeten Arten nebst Angabe ihres praktischen Wertes (resp. Giftig- keit), sowie ihres Auftretens gegeben. Auch gibt eine kurze An- leitung wichtige Hinweise zur Vermeidung der Vergiftungen durch Pilze. Von dieser belehrenden Tafel haben die Herren PAUL DüMEE und der Verleger PAUL KLINCKSIECK 1000 Exemplare der Societe mycologique de France zur unentgeltlichen Verteilung an Interessenten in hochherziger W^eise zur Verfügung gestellt. Herr Prof. Dr. LlNDNER legte eine Reihe Tafeln aus seinem soeben erschienenen „Atlas der mikroskopischen Grundlagen der Gärungskunde" vor (Verlagsbuchhandlung PAUL PAREY) und er- läuterte die Methoden der sog. „Tröpfchen-" und „Adhäsionskultur", deren Bilder in ausgezeichneter Weise der mikrophotographischen Aufnahme zugänglich sind. Die Sammlung dieser Photogramme ist in den letzten 15 Jahren erfolgt, und haben die zahlreichen Be- ziehungen des Instituts für Gärungsgewerbe zur grossen Praxis dazu beigetragen, dieselbe so reichhaltig wie möglich zu stände zu bringen. Mitteilmia'en. 22. H. Potonie: Zur Physiologie und Morphologie der fossilen Farn-Aphlebien. Mit Tafel VI IL Eingegangen am 27. Fehriiar 1903. Die eigentümlichen „Aphlebien" auf den Farnwedeln haben eine ganze Anzahl Namen erhalten; sie heissen auch Adventivfiedern (pinnae adventitiae), deutsch Zusatzfiodern, ferner anomale und accessorische Fiedern und wurden unter den „Gattungs"" -Namen Aphlebia Pres! 1838 (ex parte) non Brunner von Wattenwyl 1865, \)-Aphlebia Potonie (Natürl. Pflanzenfam. I, 4, 1900, S. 503), Rhaco- phijlluni Schimper, Pachyphyllmn Lesquereux beschrieben. Die in Rede Zur Physiologie und Morphologie der fossilen Farn-Aphlebien. 153 stehenden CJebilde können Öcliutzfiedern sein, aber sie sind wohl auch der Wasseraufnahnie angepasst nnd können dann als Taublätt- chen (Hydrofoliola, -pinnae oder -pinnulae) bezeichnet werden. Wie wir sehen werden, gibt es zwischen den typischen Aphlebien und den anderen spreitig entwickelten Foliolis alle möglichen Über- gänge; sofern diese Zwischenbildungen nielir zu den „normalen" Foliola neigen, sei für diese in Zukunft der Ausdruck ajihleboide Bildungen, Foliola und dergl. reserviert. Historisches. — Die Aphlebien, wie sie namentlich an paläo- zoischen Farnwedeln bekannt sind, die aber auch bei einigen wenigen heutigen tropischen Farnen vorkommen, haben durch ihre Auffälligkeit, namentlich bei Pecopterü-Axiew, seit langem die Aufmerksamkeit der Paläobotauiker erregt^). Ursprünglich wurden sie für Algen gehalten. Man vergleiche z. B. GUTBIER's Taf. I (Zwickauer Schwarzkohlengebirge 1835, S. 11 seq.), deren Figuren allermeist einzelne abgefallene Aphle- bien darstellen, die unter dem Namen tucoides beschrieben wurden. LiNDLEY und HUTTON bildeten die Aphlebien der Pecopteris plumo-sa (= Spkenoptefis crenata L. et H.) noch ansitzend unter dem Namen Schizoptej'is adnascens (Foss. fi. of Great Britain II, 1833 — 1835, p. 57 — 60, T. 100 und 101) ab. Sie vermuteten, dass es sich in diesen Gebilden um das Individuum einer besonderen Farnspezies handle, die die Hauptspindel des Exemplares ihrer Sphenopteris crenata hinaufgeklettert sei, indem sie ihre Schizopteris ausdrücklich mit unseren heutigen tropischen kletternden Lygodien und Hymeno- phyllaceen vergleichen. GOEPPERT (Foss. Farne 1886, S. 266) sagt von dieser Aphlebia sich dem anschliessend: „Ward gleichzeitig um den Stengel eines andern fossilen Farrnkrantes, Sphenopteris crenata {Cheilanthites crenatus), befestigt gefunden, scheint also wahrscheinlich kletternd ähnlich den Lygodien und Hymenophylleen der Jetztwelt gewesen zu seyn." Er stellt denn auch die vermeintliche Art zu seiner Gattung Trivhomanites [T. adnascens (L. et H.) Goepp.]. PRESL (in Sternberg, Flora derYorwelt, H. Lief. 5/6, 1833, S. 11) nahm denselben Standpunkt ein; seine Aphlebia adnascens (wie er die LiNDLEY-HUTTON'sche Schizopteris umbenennt) sei ein kletterndes Ehizom gewesen. PRESL waren übrigens die Aphlebien an der Wedelstielbasis der heutigen tropischen Hemitelia capensis bekannt; aber auch diese hielt er für eigene Pflanzen, die er unter dem Namen Trichomanes incisum (= T. cormophytum Kaulfuss) beschrieb, also für eine Hymenophyllacee hielt ^). 1) Abbildungen vergleiche z. B. in meinem Lehrbach der Pflanzenpaläontologie 1899, S. 108, Fig. 96: S. 109, Fig. 97, 98; S. 139, Fig. 132, 133; S. 141, Fig. 137. 2) Der Bearbeiter der receuten Farne in Engler's Natürlichen Pflanzenfarailien, Herr Privatdozent Dr. L. Diels, teilt mir freundlichst zu obigem noch mit: „Thun- berg's Trichomanes incisum (Flor. Capens. 737) gilt für eine Aphlebie von Hemitelia 11* ]54 H. Potonie: Wegen des Maugels von Adern in den in Rede stehenden Aphle- bien wies dann A. BßONGNIART (Hist. des veg. foss. 1836, p. 386) zunächst ani Jungermaimia und Lebermoose überhaupt als recenten Yer- gleichsobjekten hin, indem er betonte, dass die von ihm aufgestellte Crattung Schizopteris Adern besässe. Später lässt dieser Autor (Tableau 1849, S. 34) die systematische Zugehörigkeit ganz zweifelhaft. Noch in den 50 er Jahren des vorigen Jahrhunderts waren Paläo- botaniker der Meinung, dass die Aphlebie von Fecopteris plumosa eine besondere Spezies sei. So sagt H. B. ClEINITZ (Versteinerungen der Steinkohlenfiora in Sachsen, 1855, S. 19) von Schizopteris Gutbieriancu wie er die in Rede stehende Aphlebie nennt, sie werde „nicht selten auf der Spindel" von Fecopteris plumosa „aufsitzend gefunden". Bei SCHDIPER lesen wir (Traite I, 1869, p. 686) von derselben Aphlebie: „C'est tres-probablement la Vegetation primordiale, espece de prothallium du Sphenopteris sur lequel ce fossile se rencontre." In den allgemeinen Diagnosen über Rhacophijllunt (1. c. S. 684) sagt er nur: „II est plus que probable que les fossiles dont il est question ici representent les froudes primaires des Fougeres ä proximite des- quelles on les rencontre." S])äter meint unser Autor (SCHIMPEE- SCHENCK, Paläophytologie, Lief. 2, 1880, S. 143) von den grossen, bisher noch nicht in organischem Zusammenhang mit anderen NVedel- resten aufgefundenen Aphlebien, ,,es könnten dieselben eigentümlich ausgebildete sterile Farnblätter sein, wie wir solche bei Flatycerium, Drynaria u. a. sahen." Die kleinen Aphlebien, wie die Aphlehia adnascens, nennt er Adventivfiedern (S. 143); vorher (S. 142) spricht er von „Stützblättchen". Stur [Culmflora 1875, S. 196, (302) ff J betont ebenfalls, dass die Aphlebien sicli in organischem Zusammenhange mit den Wedel- resten, auf denen sie sitzen, befänden; er erklärt sie für „Stipular- gebilde", die nicht nur an der Basis der Hauptspindel, sondern auch an der Basis von Primär- bis Tertiärspindeln auftreten. Sie hätten nach diesem Autor |1. c. S. 207 (307)] die Aufgabe gehabt, „das in dem ersten Entwickelungsstadium begriffene Blatt selbst, als auch die respektiven Teile desselben .... besonders einzuhüllen und deren Ausbildung zu schützen." Er stellt schliesslich (S. 202) alle aphle- biierten fossilen Arten zu den Marattiaceen, da diese, wenn auch nur an der Basis ihrer Hauptwedelspindeln, wohl individualisierte ]S'eben- blätter (Stipulae) besässeu. capensis, doch ist die Sache nicht ganz sicher. Keiner hat bisher Thunberg's Original geprüft, und Thunberg selbst setzt seine Artdiagnose unter eine Gattungs- diagnose, Avelche typische Tricltomanes-Son und -Sporangien beschreibt. Die mag er ja nun allerdings irgendwo entlehnt haben; jedenfalls scheint niemand irgend etwas seinem Trichomanes incisuni Entsprechendes gefunden zu haben, als eben //emiVe/ia- Aphlebien." Zur Physiologie und Morphologie der fossilen Farn-Äphlebien. 155 Schon SCHIMPER (1880), dann auch SOLMS-LaüBACH (Einleitung 1887, S. 136) und SCHENK (Foss. Pflanzenreste 1888, S. 24—25) lehnen die Zuweisuns^ zu den 3Iarattiaceen ab. Der letztere säst diesbezüglich: ,,Bei den Marattiaceen kommen an der Basis der Blattstiele, aus derselben sich entwickelnd, Stipularbilduiigen vor, welche dick, fleischig oder membranös {Angiopterü, Marattia^ Danaed) entwickelt sind. Bei den Cyatheaceen und CHeicheniaceen, , sind durchaus andere Blattbildungen vorhanden (Hemitelia, Cyathea, GJeichenia). Sie sind hier laubartig, gefiedert, ihre Fiederung ist von jener der eigentlichen Blätter verschieden und kann wohl auch fehlen. Sie finden sich an dem unteren Teile der Blattstiele, an dem mittleren auf der Fläche derselben, au der Basis der primären und sekundären Verzweigungen." Mit den letztgenannten Bildungen nun stimmen die Aphlebieu der fossilen Farne allein besonders nahe, wenn nicht ganz überein, und zwar nicht nur hinsichtlich ihrer Beschaffenheit, sondern offenbar auch hinsichtlich ihrer Funktion. über die Aphlebieu von der Ausbildung derjenigen wie bei Pecopteris plumosa hatte ich mir selbst die Vorstellung gebildet (vergl. z. B. meine Erwiderung auf WeSTERMAIER's Besprechung meiner Rede über „Die von den fossilen Pflanzen gebotenen Daten für die Annahme einer allmählichen Entwickeluno- vom Einfacheren zum A'erwickelteren,"' 1902, S. 110), dass sie vielleicht „auf den Aussterbe- etat gesetzte Reste seien, die aber nicht bloss, wie die dekursiven Fiederchen, ihrer Stellung, sondern überdies auch ihrer Form nach an weit entlegene Bauverhältnisse der Vorfahren erinnern." Damit wollte ich also besonders ausdrücken, dass die Sache weiterer Unter- suchung bedarf. Herr WeSTERMAIER deutet, einer Äusserung GOEBEL"s folgend, die Aphlebien als Schutzfiedern. Herr Professor GOEBEL hatte schon vorher die Freundlichkeit gehabt, mich darauf aufmerksam zu machen, dass die Aphlebien auch noch (vergl. seine ..Organographie" 1889 — 1901, S. 540) eine ganz andere Funktion haben könnten, nämlich diejenige der Wasseraufnahme. Da sich diese Deutungen mit den mir bis damals bekannten Tatsachen an fossilen Resten vertrugen, ja gewisse derselben sogar eine direkte Unter- stützung zu bieten schienen, bin ich der Sache nachgegangen, um zu sehen, inwieweit eine BesTünduno; für diese Anschauuno; möo:lich sein würde. Es ist mir nun geglückt, im geologischen Landes- Museum (im Hause der Königl. Geologischen Landesanstalt in Berlin) Belegstücke aufzufinden, die, so gut es von fossilem Material verlangt werden kann, mit den zuletzt erwähnten Deutungen in Einklang ge- bracht werden können. Ich habe darüber bereits in dem von HANS KRAEMER herausgegebenen Werk „Weltall und Menschheit" (H, Berlin 1903, S. 388, Fig. auf S. 389 und 390) kurz berichtet. In der Figur auf S. 390 des genannten W^erkes habe ich die Abbildung 156 H. Potonie: eines jungen Wedels von Pecopteris plumosa mit noch eingerollten Fiedern 1. Ordnung geboten, die von Aphlebien, und zwar bereits von derselben Grösse wie diejenigen an erwachsenen Wedeln, ober- und unterseits wie bei einem Buch die Seiten von ihren beiden Buchdeckeln bedeckt und geschützt werden. Ich habe in dem vorgenannten Museum nicht weniger als drei solcher jungen Wedel aus dem produktiven Carbon des Saar-Revieres aufgefunden, von denen unsere Figur (auf Tafel YIII) einen veranschaulicht. Die Aphlebien — und das ist besonders wichtig — sind also bei diesen drei jungen Wedeln — von denen der grösste nur etwas über 1 dm lang ist (vergl. Tafel YIII), während die erwachsenen Wedel den Resten nach zu urteilen sehr gross gewesen sein müssen — bereits ganz oder fast ganz ausgewachsen und vollständig entwickelt. Die Aphlebien stehen am Grunde der noch eingerollten Fiedern 1. Ordnung und bedecken und überragen sogar beträchtlich die eingerollten Fiedern. Auf der Vorderseite der Wedel sind zwei Zeilen von Aphlebien nach rechts und links aufwärts gerichtet vorhanden, entsprechend den zwei Zeilen eingerollter Fiedern 1. Ordnung, und es ist hervorzuheben, dass auch die Rückseite der AVedel zwei solclier Zeilen Aphlebien aufweist. Die noch eingerollten Fiedern werden demnach durch schnell vorausgebildete Fiedern, von Erstlingsfiedern, so lange die ersteren noch aus weichem, sehr saftigem Gewebe bestehen, geschützt. „Die Aphlebien — sage ich weiter an der angeführten Stelle — sind also Schutzfiedern, sie gehören in dieselbe Kategorie wie etwa die klebrigen Knospeuschuppen der Rosskastanie oder der Pa])peln, welche die noch sehr kleinen und daher äusserst zarten, unentwickelten Laub- blätter in der Knospe schützen. Vielleicht haben die Aphlebien — womit ihre eis-entüniliche Gestalt in Einklano- stehen würde — noch die Bedeutung wasseraufnehmender Organe, die gewiss für die schnell aufwachsenden grossen Wedel, um die es sich handelt, von Wichtig- keit gewesen sein können." Ich mache dann noch auf die mit der Pecopteris plumosa im Öaar-Revier zusannnen vorkommende und mit derselben vielleicht nahe verwandte Pecopteris pennueformis auf- merksam, die aber keine Aphlebien besitzt, dafür aber auffalknid stark mit Spreuschui)pen besetzte Wedelspindeln zeigt, und Spreu- schuppen sind ja ebenfalls Schutzorgane, in erster Linie gegen zu starke Verdunstung der in der Entwickelung begriffenen Wedel. Narben von Spreuschuppen kommen nun allerdings, wenn auch nicht so auffällig und zuweilen überhaupt nicht sichtbar, bei der Aphlebien besitzenden Pecopteris plumosa vor. Das spricht dafür, dass die letzt- genannten merkwürdigen Orgaue in der Tat wohl auch (oder wesent- lich?) der Aufnahme von Wasser dienten. So steht die Frage nach der Bedeutung der Aphlebien bei fossilen Farnen bis jetzt, und es ist nun die Aufgabe des Folgenden, zuzu- selien, ob auch die übrigen Tatsachen mit der gebotenen Auslegung Zur Physiologie und Morpliologie der fossilen Farn-Aphlebien. 157 in Einklang zu bringen sind, vor allem, ob sich keine Widersprüche bieten, und wenn nicht, eine Entscheidung zu versuchen, ob es sich in den Aphlebien eher um wasseraufnehmende Organe, um Hydro- pinnae handelt und die Funktion des Schutzes erst in zweiter Linie in Betracht kommt. Hinsichtlich der Morphologie der Aphlebien wäre die Frage zu ventilieren, inwieweit sie sich phylogenetisch an Früheres anknüpfen lassen. Zur Physiologie der Aphlebien. — Die dickfleischigen Neben- blätter der Marattiaceen gewähren den sich entwickelnden, von ihnen rechts und links flankierten Trophosporophyllen einen Schutz, so lange die letzteren sich noch in ihrem allerfrühesten Jugendzustande be- finden. RaCIBORSKI namentlich hat jedoch (Bull, intern, de l'academie des sciences de Cracovie, Januar 190"J) noch auf eine andere, vielleicht wichtigere Funktion dieser Nebenblätter hingewiesen, indem sie näm- lich nicht nur, wie den Gärtnern bekannt, in den Kulturen, sondern auch in der freien Natur als Fortpflanzungsorgane dienen, die leicht Adventivknospen bilden. Hemitelia rapensis besitzt ebenfalls an der Basis des Wedels blatt- artige Gebilde. Auch diese sind bereits voll eutw^ickelt, während sich der dazu gehörige Wedel noch im vollen Jugendzustande be- tindet; wenigstens teilt mir Herr Geh. Regierungsrat Prof. A. ENGLER freundlichst nach einer Beobachtung mit, die er am Cap gemacht hat, dass die Stammgipfel der i/^wiz'/^^/m-Eyvemplare schon viele Aphlebien erkennen lassen, bevor noch die Wedel entwickelt sind. Die voll- ständig erwachsenen AVedel besitzen nach dem Genannten nur noch seltener ansitzende Aphlebien, die also leicht abfällig sind. Daraus geht hervor, dass ihre Funktion wesentlich dem Jugendzustande des zugehörigen Wedels zu gute kommt. Dass sie etwas anderes als Schutzorgane gegen mechanische Angriffe, wie die Marattiaceen- Nebenblätter in der ersten Jugend, oder gegen Verdunstung, wie Spreuschuppen sein müssen, geht aus ihrer Beschaffenheit hervor. Sie erinnern schon äusserlich gesehen und ihrem Baue nach an Hi/menophyllum, sind also nicht wie die Spreuschuppen und die sonst nur als Decken funktionierenden Organe aus trockenen Geweben zu- sammengesetzt; auch durch ihre zarte Gestaltuno' lassen sie sich nicht physiologisch zusammen mit den Organen wie den Knospenschuppen bringen; es liegt also ihre Deutung als Taufoliola sehr nahe. GOEBEL sagt in seiner Organographie (1898 — 1901, S. 540) von den Hemitelia- A})hlebien: „Meiner Ansicht nach, welche auf dem Aussehen und dem anatomischen Bau .... begründet ist (lebendes Material lag mir leider nicht vor), handelt es sich um eine Ausbildung der basalen Blattfiederu zur Wasseraufnahme. Die Pflanze wächst in feuchten Schluchten, in der Nähe von Wasserfällen etc. Dieser Standort hat, wie bei den Hymenophyllen . . . ., eine Yeränderung zur Folge ge- 158 H. POTONIE: habt, welche hier sich aber nur auf einen Teil des Blattes erstreckt. Die basalen Fiedern sind fein zerteilt, die Spreite ist viel wenioer entwickelt als bei den „normalen" Blattfiedern .... Sie ist dünn, wahrscheinlich benetzbar und gleicht in ihrer Struktur der der . . .] Teratophi/llum-hläüeY insofern, als zwar auch hier auf einer Seite des Blattes noch Spaltöffnungen vorhanden, die Intercellularräume aber sehr klein sind. Bei den Hymenophylleen ist die .... angeführte Anpassung eine ganz allgemeine geworden, wir kennen keine Hymeno- phyllee, die mit Spaltöffnungen versehen wäre." Auch Herr Prof. K. V. WETTSTEIN teilt mir freundlichst mit, dass er in Süd-Brasilien auf dem Jaragua bei Säo Paulo einen Baum- farn (Alsophila?) beobachtet hat, der in den Wcäldern der mittleren Bergregion sehr häufig war. an dem sehr schöne Aphlebien an der Basis der M^edelstiele auftraten. Auch diese zeigen bereits in dem eingerollten Zustande des Wedels weite Entwicklung und hüllen seitwärts den jungen Wedel ein. Zwischen Foliolis, die ausschliesslich oder fast ganz dem Schutz (mechanischen oder gegen zu starke Verdunstung) zarterer, in der Entwickelung begriffener Organe dienen, und den Tropho- oder Trophosporofoliolis gibt es Übergänge. GOEBEL macht z. B. auf eine Nephrolepis-kvt (1. c. S. 514) aufmerksam, bei der jede Fieder des einfach gefiederten Wedels an seiner anadromen Basis einen Lappen besitzt, der die eingerollte Wedelspitze deckt. Dieser Lappen ent- wickelt sich seiner angedeuteten Funktion entsprechend frühzeitig. Bei gewissen Gleicheniaceen hingegen sind es individualisierte Fiedera (vergl. 1. c. S. 514—515), die den Knospenschutz besorgen. Es ist bemerkenswert, dass (vergl. GüEBEL, 1. c. S. 515) namentlich die mit dichter Behaarung oder Spreuschuppen versehenen Gleicheniaceen keine solche Schutzfiedern besitzen. Gehen wir nun zu den fossilen Farnen über. Die im Vorausgehenden mitgeteilte Tatsache des Vorkommens bereits vollständig ausgewachsener Aphlebien an noch ganz jugendliclien AVedeln von Pecopteris plumosa spricht dafür, dass'' die Funktion der Aphlebien jedenfalls mit dem Jugendzustande der W^edel zusammenhängt, und bei dem zweifellosen Schutz, den sie den noch eingerollten Fiedern der genannten Spezies durch ihre Stellung' bieten, lässt sich ihre Bezeichnung als Schutzfiedern gewiss rechtfertigen. Die Aphlebien wären danach — wenn wir ausser dem oben an- geführten Beispiel bei Gleicheniaceen auch einmal eins der Angio- spermen heranziehen — mit den N^ebenblättern des Tulpenbaumes {Liriodendron tulipifera) zu vergleichen, die ebenfalls schon ganz er- wachsen sind, wenn die Hauptblattspreite sich noch zwischen den miteinander verwachsenen Nebenblättern in der Knospenlage ein- gebettet finden, zusammen mit dem Vegetationspunkt der Sprossspitze. Zur Physiologie und Morphologie der fossilen Farn-Aphlehien. 159 Gewisse Tliatsachen machen es nun aber notwendio- die Frao-e zu ventilieren, ob die Aphlebien von Pecopteris pluviosa nicht in erster Linie Hydrofoliola sind. Das kräftige Wachstum junger Wedel, die sich zu bedeutender Grösse entwickeln, macht einen ergiebigen W^asserzufluss notwendig, um so mehr, so lange das epidermale Ge- webe noch nicht hinreichend entwickelt ist und genügenden Schutz oegen die Verdunstung zu bieten vermag. Die Aphlebien der Pecopteris plumosa haben durchaus den Habitus gewisser „Taublätter", d. h. Blätter, die befähigt sind Tau zu sammeln und für die Pflanze nutzbar zu machen; sie gehören ja, äusserlich gesehen (mehr kennen wir nicht), zum Hymenophyllaceen- Typus, und zwar so auffallend, dass sie — wie im historischen Teil er- wähnt — sogar als Hymenophyllaceen beschrieben worden sind. Es sei auch auf die durchaus Hjjtnenophijllum-y^Q(\.Q\-£iri\^en Aphlebien bei Alloiopteris quercifolia aufmerksam gemacht. Sie stehen anadrom an der Basis der Fiedern 1. Ordnung und sind sehr gross, während diejenigen an der Basis der Fiedern '2. Ordnung klein sind (vergl. STUR's Culmtlora 1875, Taf. XY, Fig. 12), was wiederum auf ihre funktionelle Tätigkeit hauptsächlich in der Jugend des Wedels hinweist. Sehr bemerkenswert ist es nun, dass an ganz jungen, unentfalteten fossilen W^edeln Aphlebien vorkommen, die als Schutzfiederu deshalb nicht recht angesprochen werden können, weil sie nichts zu schützen haben. In meiner Flora des Rotliegenden von Thüringen (Berlin 1893, Taf. XIX) habe ich einen solchen jungen Wedel abgebildet. Zunächst sei darauf hingewiesen, dass die dorsiventral gerichteten beiden A])hlebienzeilen. die den noch eingerollten kräftigen jungen Wedel in voller Entfaltung und offenbar definitiver Grösse bekleiden, wiederum dem Blatttypus der Hymenophyllaceen angehören, indem sie an die kreis-nierenförmig beblätterten Trichoynanes- Arten erinnern, einem Typus, den der Paläobotaniker als Cijdopteris bezeichnet. Zwischen den ebenfalls wie Buchdeckel zusammen passenden Aphle- bien von Cyelopteris-FoYm finden sich nun aber an unserem Rest keine jugendlichen anderen Fiedern, die geschützt werden könnten. Um diesbezüglich ganz sicher zu gehen, habe ich eine Aphlebia par- tiell in der Nähe ihrer Ansatzstelle wegpräpariert, um mich genau zu vergewissern, ob wirklich nichts unter ihr liegt. Es kam aber nur ilie darunter liegende Aphlebie der anderen Zeile zum Vorschein. In diesem Falle würde man also die Aphlebien bis auf weiteres vielleicht besser als Hydropinnae ansehen, mit der Einschränkung freilich, dass die jew^eilig gipfelständigsten doch wieder insofern als Sclmtzfiedern wirken, als sie die eingerollte Wedelspitze schützen. Durch die nach dem Centrum der Wedelspitzeu-Spirale strahlenden, hier befestigten Aphlebien decken sich mehrere derselben gegen- seitig partiell, sodass in der Tat gewiss ein gutes Schutzmittel ent- 160 H. POTONIE: steht, das zu demjenigen hinzukommen würde, das schon die Ein- rollung' der Wedekpitze allein bewerkstelligt. Das Yorhandensein dieser schützenden Einrollung treibt aber wiederum den Gedanken in die Richtung, dass die Aphlebien nur mehr zufällig Schutzmittel, in erster Linie aber Hydropinnae sind. Zu welchen anderen Wedelresten mit sogenannten normalen Fiedern die erwähnte Cyclopteris (C. scissa) gehört, lässt sich nur ver- muten. Es ist möglich, dass diese Cijdoptey^is-Yiedern Aphlebien einer Odontopteris sind, wie das GRAND'EURY für sehr wahrscheinlich hält. Eine ganzrandige grosse Cyclopteris -Form., die unter dem Namen Cijclopteris trichomanoides bekannt ist, wird aber noch an einem Rest aus Westfalens Carbon in organischem Zusammenhang mit einem gut erhaltenen Wedelrest einer imparipinnaten Neuropteris von VON ROEHL abgebildet. Dieses interessante AVedelstück ist über 2 dm lang. Die Hauptspindel ist einmal gegabelt und das Fussstück der Gabel trägt grosse Eiedern von Cyclopteris trichomanoides, die bis dreifach gefiederten Gabeläste jedoch Netiropteris-Fiedem. Es ist ein glücklicher Zufall, dass bei diesem Rest die — wie wir gesehen haben — offenbar an den ausgewachsenen Wedeln leicht abfälligen Aphlebien noch haften geblieben sind. Auch sonst sind grosscyclopteridische Eiedern als Aphlebien grösseren Wedelresten ansitzend bekannt; so liegt mir ein schöner Rest von Odontopteris Coemansi mit cyclopteridischen Aphlebien vor, den ich in der demnächst erscheinenden 1. Lieferung meines Werkes „Ab- bildungen und Beschreibungen fossiler Pflanzenreste" veranschauliche. Die leichte Abfälligkeit der Aphlebien insbesondere w^eist darauf hin, dass ihre Funktion im Dienste der jungen, im Aufwachsen be- griffenen Wedel steht. Auf Seite 162 und 163 gebe ich eine Lbersiclit schöner Beispiele von aphlebiierten fossilen Wedeln; ich lege kein Gewicht darauf, eine vollständige Liste zu bieten, da auch die folgende vollauf genügt, um die Variabilität in der Form der Aphlebien, ihr Auftreten am Wedel und ihre Häufiokeit namentlich bei Carbonfarnen zu demonstrieren. Zur Morphologie der Aphlebien. ■ — Hat man die Funktion eines Organes hinreichend erkannt, so ist damit die weitere Er- forschung desselben noch bei weitem nicht beendet. Besonders wichtig ist dann noch die Frage nach der morphogenetischen Her- kunft dieses Organes, d. li. die Frage: Wie knüpft sich dasselbe phylogenetisch an frühere Organe an. Ich habe diesbezüglich wiederholt in meinen Schriften zum Aus- druck gebracht (vergl. vorn S. 155 und ferner z. B. Lehrb. der Pflanzen- palaeontologie, 1899, S. 119), dass sie vielleicht als Überreste, Er- innerungen, an gewisse Eigentümlichkeiten zu deuten seien, die die Wedel der ältest bekannten Farne zeigen, also die Vorfahren der aphlebiierten Farne. Zur Physiologie und Morphologie der fossileu Farn-Aphlebien. Ißl Dies sei im folgenden näher begründet. Die ältesten Farne, die wir kenneu, diejenigen des Öilnr und Devon, besitzen keine typischen Aphlebien, dafür ist aber das (stete?) Vorhandensein kleinerer Fiedern resp. Fiederchen zwischen den grösseren, d. h. die „ununterbrochene" Fiederung (folia interrupte- pinnata) auffällig. Der Kürze halber will ich solche kleinere Fiedern als „Zwischenfiedern" oder -Fiederchen etc. bezeichnen*). Es kommt hinzu, dass die Fiederchen bei den meisten dieser Farne (den Archaeopteriden) zum Fächeraderungs-Typus gehören, wie Cyclopteris^ und dass ferner der Typus Rhocka, der dem vieler anderer Aphlebien habituell gleicht, insbesondere die ältesten und älteren Formationen des Palaeozoicum (inkl. Culm) charakterisiert. Wenn wir nach Analogie von Fällen aus der heutigeu Pflanzenwelt annehmen, dass ursprünglich die Zwischenfiedern neben der Funktion der Ernährung, da sie die am Wedel zuerst entwickelten sind, auch die des Schutzes der später entwickelten Fiedern und der Wasseraufnahme übernehmen, so ist es wohl begreiflich, wenn sich im Yerlaufe der Generationen auch eine formale Verschiedenheit zwischen den zuerst gebildeten Fiedern und den späteren zur Geltung bringt, wie wir sie dann bei den typisch aphlebiierten Farnen beobachten. Das gilt für die cyclop- teridisch aphlebiierten Farne, deren Aphlebien etwa die Stellung von Zwischenfiedern einuehmen. Bei den aphlebiierten Farnen, deren Aphlebien Basalfiedern von Fiedern erster Ordnung sind, wie das bei Pecopteris plumosa zu sein scheint und für viele andere fossile Wedel sicher ist, gilt dieselbe Erwägung wie im ersten Falle, denn auch die basalen Fiederchen oder Fiedern erster Ordnung sind die erstentwickelten und daher die geeignetsten, sich einem Schutzbedürfnis der später entwickelten anzupassen und der Wasseraufnahme für den Gesamtwedel. In beiden Fällen handelt es sich um dieselbe Erscheinung, wie wir sie auch sonst an manchen Blättern beobachten. BeRRY z. B. hat (The Origin of Stipules in Linodendron. Bull. Torr. Bot. Club, '2^. Sep- tember 1901, S. 793 ff.) nachzuweisen gesucht, dass die so trefflich schützenden Nebenblätter von Linodendron tuUpifera phylogenetisch aus Basallappen der Hauptblattspreite hervorgegangen sind. Eine scharfe Grenze zwischen typischen Aphlebien und normalen Foliola ist hinsichtlich der Form derselben und ihrer Stellung denn auch in der Tat nicht vorhanden, wie aus unserer Liste, S. 102, hervor- geht. Man wird z. B. zweifelhaft sein, ob man die so oft bei der Gattung Ocoptevis (die im Palaeozoicum namentlich dem oberen produktiven Carbon und dem Rotliegenden angehört) auftretenden 1) Bisher canntc ich sie decursive (= hcrablaufende) Fiedern etc., jedoch ist dieser Ausdruck nicht ganz exakt. (Fortsetzung auf Seite 164.) 162 H. Potonie: £3 Öß < a t-i o o o sa i ° S O .TS ?§ S " & ^ CA IS tu c K - 5 "^ . ■< u 3 ^ o ^ c C es ■< c: '^ ^ ^ ^ — . es c» c CO o . CO 13 1-" •73 S »4 ^ ä ^ O < so Ot-" o .^ CS bD o S C ÖD C .^"^'i CO .2 £i o d: CS CO ö -«ja — o ^S cS ^ c/j -*- N o s S-l 5" S ""-^ o CO ;.— o »4 <;; &;.= g g S &i) > o o 5 1-; CO S S - . -r o ~ o S a; c^ -■ o 'S 'S 'S ^ ^ "^ sie .». -^ 'C! c r* ü C S ^ :S.= -e«^' ^co c3 1-1 o u< c ^ «= 02 "m -'S 'S '- -w ^ Ph O -— O Ol — H ;= 3 s ~ . 'S ? tß o Cf2 c -i-H KS -0)3'*^ ^=^ a so O CO a . CS bß Sco cc; O VI ^ 05 'S CO -G 1—1 tu 5;, ^ o <^ 2 o ^ a Oh-5 03 CO CO > -5 ;te^ o Ol' S ö "^ 15 5S 3|. O '-' ^J ^— ' r; »M cj cr:> I &»^^ =^ . S'^ ^, «i' "vi -IJ ^ ^ fco •^ O "^^ Sä • cl o - o .-. jObC s§ 3 £0 . 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Potonie: Zur Physiologie und Morphologie der fossilen Farn-Aphlebicu. A'on den anderen oft nur wenig abweichenden Basalfiedern der Piederii erster Ordnung noch als Aphlebien bezeichnen oder wenig abgeänderte Xormalfiedern nennen soll. Für solche Fiedern werde ich — wie schon eingangs gesagt — in Zukunft den Ausdruck aphleboide Fiedern allein reservieren. Von diesen zu den ganz von -den „normalen" Fiedern abweichenden Aphlebien z. B. bei Ooopteris Karwinensis gibt es alle nur irgend ausdenkbaren Übergänge. Es liegt aber auf der Hand, eine nachträgliche Anpassung ursprünglich „normaler" Fiedern an Sondertätigkeiten anzunehmen, woraus die Aphlebien resultieren. Und waren die allerersten Farne solche mit Tauwedeln, wie das nach ihrem Aufbau gewesen zu sein scheint, so werden eben die Aplilebien es sein, die nocli am meisten an die nrsprüuglichen Formen, an die Yorfahreii erinnern. Es werden also •eher die normalen Fiedern sein, die sich nachträglich weiter um- gebildet haben als die Aphlebien, so dass wir schliesslich zu den P der unver- ^ ^x. daubaren l Eiweissstoffe ^ 1'-^ 18,504 0,0210 0,114 0,032 1 0,036 ? 7 5 7 17,470 0,0254 0,145 0,040 10,5 Bei dem IL Versuch wurde die verdaute Substanz, nach einer sorgfältigen Durchwaschung auf dem Filter, im Verlauf von zwei Tagen mit Äther und Alkohol extrahiert. Es ist möglich, dass die Ausziehung des Lecithins nach Angaben von SCHULZE^) keine voll- ständige gewesen war, da eine solche bloss mit heissem Alkohol erzielt werden kann. Jedenfalls blieb aber von ihm sehr wenig übrig, da die Substanz stark pulverisiert war und sich nach der Ver- dauung in einem lockeren mürben Zustande befand, obschon die Extraktion mit Äther und Alkohol - eine anhaltende gewesen war- Bei diesem Versuch wurde die Bestimmung des Stickstoffgehaltes der unverdaulichen Eiweissstoffe an verschiedenen Portionen vor- 1) E. Schulze und Steiger. Zeitschrift für physiol. Chemie, Bd. XIII, S. 336. 172 .T. Kovchoff: •g'enominen imd zwar wurde derselbe Magensaft verwandt, der auch bei der Phosphorbestimmimg verwandt worden war. Die Analyse ergab folg ende Resultate: Die Menge der Trocken- substanz Die Menge N N in pCt. der Trocken- substanz Dl irchschnitt Kontroll- portionen {;: 2,505 2,498 0,006 380 0 006 795 0,25 0,27 \ J 0,26 Versuchs- portionen C: 2,4-28 . 2,509 0,011340 0,012 330 0,47 0,49 } 0,48 Das Verliältnis von P zu N war in den Kontrollportionen 0,019 1 ••! 1 1 n • 1 -ir i x- 0,036 1 -rrö^- = T-r5 wahrend dasselbe in der Versuchsportion '^.„ = ^rrr 0,2 b 14 ' r 0,048 13 gleich kam. (Hier war P und N in pCt. der Trockensubstanz ge- nommen worden, da der Verlust an Gewicht in der Trockensubstanz während des Versuches in gleichem Masse auf den Prozentgehalt von P und N eingewirkt hatte und auf das Verhältnis untereinander keinen Einfluss gehabt haben konnte. Der Unterschied in den Ver- hältnissen ist kein grosser, und man kann annehmen, dass P zu N der unverdaulichen Eiweissstoffe im Verlauf des Versuches fast un- verändert geblieben ist. Ausser den oben erwähnten Portionen, die zur Bestimmung des Stickstoffes gedient hatten, wurden gleichzeitig mit ihnen noch zwei weitere Portionen verdaut (eine Kontrollportion und eine Versuchs- portion), jedoch mit anderem Magensaft, der beim III. Versuch ver- wandt worden war. Man erhielt Stickstoff: Kontrollportionen . . 5. Versuchsportionen . . 6. Die Menge der Trockensubstanz 2,092 2,134 Die Menge N 0,002 700 0,004 815 N in pCt. der Trockensubstanz 0,13 0,23 Vergleichen wir die letzten Zahlen mit den Resultaten der Analysen von Stickstoff Nr. 1 — 4, so sehen wir, dass hier beinahe um die Hälfte weniger Stickstoff erzielt worden ist: Die Kontroll- portion der Analysen Nr. 1 — 2 gaben 0,26 pCt., während Nr. 5 0,13 gab; die Versuchs])ortionen Nr. 3—4 ergaben 0,48 pCt. und Nr. 6 0,2 pCt. Den Unterschied muss man der verschiedenen Stärke des Magensaftes zuschreiben. Obzwar der Saft nach ein und demselben Rezept zu- bereitet worden war, so konnten die Magen immerhin mit ver- schiedenem Pepsingehalt versehen gewesen sein. Richten wir aber nun unsere Aufmerksamkeit auf das Verliältnis des Stickstoffgehaltes Einlliiss von Verwundungen auf die Nucleoproteide in den Pflanzen. ] 73 nach dem A^ersuch zu dem Stickstoffgelialte vor demselben, so sehen wir, dass in den Bestimmungen Nr. 1 — 4 es Bestimmung Nr. 5 - 6 = "qW 0,4S Ü,'26 = 1,8 und in der 1,8. Folglich ging die Verdauung in beiden Fällen mit verschiedener Kraft vor sich, übte indessen auf ihr aeo-enseitio-es Verhältnis keinen Einfluss aus. Nach den Untersuchungen BORISSOW's ^) über die Verdauung des Hühnereiweisses nach der obenerwähnten METT'schen Methode ergab sich, dass zwischen der Menge des Pepsins und derjenigen des verdauten Biweissstoffes ein ganz bestinmites Verhältnis besteht. In den zu vergleichenden Flüssigkeiten verhalten sich die Peptonmengen wie die diuadrate der Verdauungsgeschwindigkeiten. Eine solche Gesetzmässigkeit weist darauf hin, dass diese Verdauungsmethoden bei vergleichenden Bestimmungen vollkommen anwendbar sind, wenn man selbstverständlich die A'erdauung mit einem und demselben Magensaft und unter denselben Bedingungen vornimmt. III. Versuch. Bei diesem Versuch wnrde die Substanz, die auf ihren Phosphor- gehalt untersucht werden sollte, zuerst (sechs Stunden lang) mit Äther, dann (ebenfalls sechs Stunden lang) mit Alkohol extrahiert. X In pCt. der «3 In p( X des o o o H Trockensubst. cht extr anz Gesamt-P, ,5 mm Es verhält sich also die Stengellänge im abgeschlossenen Räume zu der bei Luftzutritt wie 17 cm : 5.4 cm und die betreffenden Stengeldicken wie 4.5 mm : G.5 mm. Am 8. Oktober 1902 wurden die Versuchspflanzen photographisch aufgenommen (siehe Taf. X, Fig. 1). II. Versuch mit Vicia sativa L. 4 Töpfe mit guter Gartenerde wurden mit je 30 eben ausgekeimten VVicken- samen besäet. Versuchsanordnung wie früher, Glocken mit G / Fassungsraum, Temperatur zwischen 20-25° C. Beginn des Versuches am 24. Oktober 1902. Beendigung des Versuches am 27. Oktober 1902. Die Versuchspflanzen wurden photograpliiert. vergl. Taf. X, Fig. 2. Am Tage der Beendigung des Versuches war das Verhältnis der Durch- schnittslängen bei I : II : III : IV = 7.15 cm : 6,7 cm : 1 cm : 2 cm. IsB. In III. Avaren 14 Pflanzen noch nicht über die Erde hervorgekommen, von den restlichen 16 waren 14 niederliegend und krumm'). In IV. von 19 hervorgekommenen Keimlingen 12 niederliegend und krumm. n D. Neuubow, Über die liorizoutale Nutation der Stengel von Fisiim. sativum mid einiger anderen Pflanzen (vorl. Mitteilung). Separatabdruck aus: ..Botan. Contralblatt". Beiliefte. Bd. X. Heft 3, 1901. 13* ],Sv> Oswald Richter: Ähnliche Resultate bezüglich der Längenverhältnisse gaben auch Lichtpflanzen von Phaseolus multiflorus Willd. und Licht- und Dunkel- pflanzen von Helianthus annuus L.,' sowie Dunkelpflanzen von Ciicur- hita Pepo L. Darnach scheint die CO^ keinen merkbaren Einfluss auf das Wachstum meiner Versuchspflanzeu zu nehmen^), denn L und IL zeio-en in allen Versuchen keinen wesentlichen Unterschied in der Durchschnittslänge und -dicke, auch der Transpirationsausschluss kann nicht den wesentlichen Unterschied zwischen L und IL un.) ..Ref. Bot. Zeitg. 1893, Xr. 22, S. 337—843. 194 Oswald Eichter: Neuerlich hat 0. Löw^) auf diese Wirkuu;i' oligodynamischen Wassers auf- merksam gemacht, da Aschofp-) von der Giftwirkung von dest. Wasser auf Bohnen belichtet hatte. Ich meine nun, dass wir in XelJUBOW's, SINGER's und meinen Befunden über die Einwirkung der Laboratoriumsluft und meinen Beobachtungen über die AYirkung der Spuren von Hg-Dämpfen auf das Wachstum der Pflanzen neue Belege für die überraschende Empfind- lichkeit der Pflanze gegen Spuren von gewissen Körpern zu erblicken haben, ein Umstand, der uns bei Laboratoriumsarbeiten zur Vorsicht mahnt. Wir arbeiten im Laboratorium meist mit kranken Pflanzen, weshalb heute zu den notwendigsten Forderungen eines pflanzen- physiologischen Institutes ein lüftbares Clewächshaus gehört. Pflanzenphysiol. Institut der k. k. deutschen Universität Prag. Erklärung der Abbilduugeu. Tafel X. Fig. 1. Keimlinge von P/iaseolus multiflorusV^^iWä. imter 9 / fassenden Glasglocken im Keimkasten des Laboratoriums kultiviert, wobei Glocke I mit W^asser ab- gesperrt wurde, nachdem ein Schälchon KOH zu den Keimlingen gestellt worden war. Glocke 11 mit Wasserabschluss ohne KOH. Glocke III ohne Wasserabschluss, mit Klötzchen gehoben. Glocke IV' ohne Wasserabschluss, mit Klötzchen gehoben, aber mit feuchtem Filtrierpapier am Rande belegt. „ 2. Derselbe Versuch mit Wickenkeimlingeu. „ 3. Versuch mit Bohnen im Warmhaus mit 0 / fassenden Glasglocken nüt Wasser- abschluss im Dunkeln. I. ohne Leuchtgas, II. mit 11 ccni Leuchtgas auf 9 /, III. mit 26,5 ccni Leuchtgas auf 9 /. Tafel XL „ 4. Versuch mit Bohnen im Keimkasten im Dunkeln mit 10 l fassenden Glocken. I. bloss mit W^asserabschluss, IL in durch Holzkohle gereinigter Luft. IIL die Glocke wurde mit Klötzchen gehoben und mit feuchtem Filtrier- papier abgesperrt. „ 5. Bohnen abwechselnd in Laboratoriumsluft und in reiner Luft gezogen. „ 6. //e//aft). 4) Wenn das eine Elter schon konstant „Mosaik^bildung zeigt, so ist das natür- lich etwas anderes. Wegen MirabUis vergleiche diese Berichte, Bd. XX, S. 594. Beiträge zur Kenntnis der dominierenden Merkmale der Bastarde. 1 99 niert, als auch, wenn für g-ewölmlicli der Bastard ein intermediäres Merkmal entfaltet. , i i t^u 3. Bei der Mosaikbildung brauchen die Merkmale der Haltern nicht in voller, unveränderter Stärke aufzutreten, es kann dabei auch das eine Merkmal durch die Anlage des andern modifiziert, herab- gesetzt sein, und zwar in ganz verschiedenem Grade. So können z. B. bei dem Endosperm-Bastard zwischen dem weissen und dem blauen Mais blaue Flecke von sehr verschiedener Intensität — vom dunkelsten Blau der Sippe cijanea bis zu ganz blassem Blau — auf einem Grund auftreten, der zwischen dem reinen Weiss der Sippe alba und deutlichstem Blau schwankt. 4. Die Flecken des Mosaiks sind entweder scharf gegenemander alfu-e^renzt oder gehen ineinander über. 'c>"-o' Air das legte mir die Annahme nahe, dass die Mosaikbildung von der oewöhnlichen Entfaltungsweise der Anlagen homodynamer un Einjährigkeit) und Brijonia alba -{- dioica (Zweihäusig- keit > Einhäusigkeit). 2. Intermediäre Stellung des Bastardmerkmales mit auffälligem Schwanken von Individuum zu Individuum: Ra- dieschen-Bastarde, Form und Farbe der Knolle. 3. Auftreten des Bastardmerkmales in zwei scharf ge- schiedenen, aber intermediären Typen: Phyteuma Halleri -'- spicatum, Blütenfarbe. 4. Dominieren der ,,Pigm entlosigkeit" über die „Pig- mentation": Pohmonium coeruleum f. typ. und f. album -\- flavum, Blütenfarbe. Wegen der Bedeutung des Bastardes Brijonia alba -{- dioica für die Lehre von der Sexualität sei auf den Text (S. 196) verwiesen. Es wurde dann noch durch ein Experiment mit Zea Mays cul- gata -|- coerideodulcis gezeigt, dass die Mosaikbildung aus den Merkmalen der Eltern nicht auf Unregelmässigkeiten während der Keimzellbildung zurückzuführen ist, sondern auf solchen während der Entfaltung der Anlagen beruht, dass, wie aus dem Studium des fertigen Zustandes hervorgeht und schon früher betont wurde, die Mosaikbildung nur ein Spezialfall des gewöhnlichen Verhaltens ist. Zum Schluss bemerke ich ausdrücklicli, dass alle Versuche fort- o-esetzt werden. o Leipzig, Botanisches Institut der Universität. 20"2 ^- CORRENS: 27. C. Correns: Die Merkmaispaare beim Studium der Bastarde. Eingegangeu am 2."'>. März 1903. I, In der zweiten Lieferung des II. Bandes der Mutationstlieorie ^) und in zwei vorläufigen Mitteilungen, einer in diesen Berichten^), einer in den Comptes rendus^), hat DE YEIES eine Anwendung der Mutationslehre auf die Bastardierungsgesetze gegeben, die das „Spalten" mancher Bastardmerkmale, das Konstantbleiben anderer in ebenso einfacher wie ino-eniöser Weise zu erklären sucht. Bekanntlich unterscheidet DE YRIES Mutationen, bei denen eine neue Anlage zur Summe der bereits Yorhandenen hinzutritt, pro- gressive Mutationen, und Mutationen, bei denen eine bereits vor- handene Anlage in einen andern Zustand übergeht, und zwar retro- gressive Mutationen, wenn eine aktive Anlage latent wird, de- gressive, wenn eine latente Anlage aktiv wird. Bei der ersten IMutationsweise entstehen nach DE YRIES" Terminologie (Elementar-) Arten, bei der zweiten Varietäten. De YRIES findet nun: 1. dass die durch retrogressive und degressive Mutationen entstandenen Merkmale den ^Merkmalen der „Mendel- k reu zun gen" entsprechen, d. h. bei der Keimzellbildung spalten, und zwar die durch retrogressive Mutationen ent- standenen in typischer Weise, die durch degressive Mutationen entstandenen in „nicht typisclier" (d. h. der Nachweis ist mehr oder weniger erschwert). 2. dass die durch progressive Mutationou eutstandenen Merk- male den konstanten, d. h. nicht spaltenden Bastardmerkmalen entsprechen. Im ersten Falle bildet nach der Bastardbefruchtung die aktive Anlage der Sippe I mit der latenten der Sippe II ein Anlagen- paar, das bei der Keimzellbildung des Bastardes folglich aucli wieder 1) H. DE Vries, Die Mutationstheorie, Bd. II, Lief. 2 (1903). 2) Id. Anwenduug der Mutatioiislehre auf die Bastardierungsgosetze. Diese Berichte, Bd. XXI. S. 45 u. f. (1903). 3) Id. La loi de Mendel et les caracteres constauts des hybrides. Comptes reudus de rAcadomie des Sciences, Paris, 2. Fevrier 1903. Die Merkmalspaare beim Studium der Bastarde. 203 gespalten werden kann. Im zweiten Fall findet bei der Bastard- befruchtung die neue, von der Sippe I .stammende Anlage keine korrespondierende Anlage von der Sippe II vor, sie bleibt also un- gepaart, und es kann, da es gar kein Anlagenpaar giebt, bei der Keimzellbildung auch keines gespalten werden, es kann höchstens die eine Anlage „vegetativ geteilt" werden. — Im ersten Fall be- zeichnet DE VßlES die Bastardierung („Kreuzung") als „bisexuell", im zweiten als „unisexuell" '). Anders, d. h. mit Zuhilfenahme der neuen Terminologie für die Ergebnisse der verschiedenen Mutationsweisen, formuliert DE YßlES") sein Resultat dahin: „Die MENDEL'schen Gesetze gelten für Yarietät- merkmale, während Artmerkmale bei Kreuzungen konstante Bastard- eigenschaften liefern". Mit diesem Satze könnte ich zufrieden sein, denn ich habe vor 2V2 -lahren, als DE YßlES erklärt hatte, seiner Meinung nach sei die Unterscheidung von Yarietäten- und Artbastarden aufzusreben und durch das Prinzip der Kreuzung der Artmerkmale zu er- setzen, dies vorausgesagt: „die Aufdeckung der MENDEL'schen Regeln wird also kaum dazu beitragen, dass von jetzt ab Speciesbastarde und Rassenbastarde in einen Topf geworfen werden und man statt dessen nur von Mono-, Di- etc. Polyhybriden sprechen wird; sie wird im Gegenteil wohl der Anfang für eine schärfere Trennung der beiden sein"^). Dabei hatte ich „Rasse" im Sinne IS^ÄGELfs gebraucht, sie entspricht dem, was DE YßlES nun Yarietät nennt, während die Yarietät NÄGELl's der Elementarart DE YRIES' ent- spricht. „Bei der Rassenbildung werden also nicht wirklich neue Anlagen erzeugt, sondern bereits vorhandene in anderer Weise kombiniert, und bisher latent gebliebene wieder lebendig gemacht." „Bei der Yarietätenbildung dagegen entstehen neue Anlagen" etc.^) Die Yerwendung des Wortes Rasse bei NÄGELI für das, was 1) Macfarlane, von dem dieso termiiii technici herstainmeu, liat sie in "wesentlicli anderem Sinne gebraucht. Seine „unisexual heredity" kann bisexuell und unisexucll im Sinne dk Vries' sein. Vgl. A Comparison of the Minute Structure of Plant Hybrids etc. Transact. of the Royal Society of Edinbourgh, Vol. XXXVII P. I. S. '273 (1892). 2) H. DE Vries, Das Spaltungsgesetz der Bastarde. Diese Berichte, Bd. XVIH, S. S4 (1900). 3) Über Levkojenbastarde. Botan. Centralbl, Bd. LXXXIV, S. 113 (19()0). 4) C. V. Nägeli, Mechanisch-physiologische Theorie der Abstammungslehre, S. 247 (1884). Es wird über kurz oder lang nötig sein, dass jemand eingehend die ausserordentlich engen Beziehungen zwischen den Ansichten de Vriks' und Nägeli's, den jener ganz bei Seite lässt, hervorhebt. Mau vergleiche inzwischen die Be- merkungen von Graf Soj^ms in einem Referat in der Botan. Ztg., Bd. 60, 11. Abt. Nr. 1, Sp. U, und mein Referat über den I. Bd. der Mutationstheorie de Vries" in derselben Nummer der Botan. Zeitung. 204 C ConRENS: DE VRIES nun Varietät nennt, entspricht mehr der richtigen, alten Bedeutung. DE Yeies selbst konnte sich dem nicht ganz entziehen; er hat im I. Band der Mutationstheorie das, was er Halbvarietäten uud Mittelvarietäten hätte nennen müssen. Halbrassen und Mittel- rassen genannt^). Ich bin aber bald, nachdem ich den oben zitierten Satz nieder- geschrieben hatte, zur Überzeugung gelangt, dass auch die Mendel- schen Kegeln keine scharfe Trennung von Rasse und Varietät, resp. Varietät und Elementarart, ermöglichen. Ich hatte nämlich beim Mais deutliche Beispiele dafür gefunden, dass Bastarde zwischen Sippen, die Varietätscharakter im Sinne DE VßlES' haben, also spalten sollen, nicht spalten, sondern eine konstante Nachkommenschaft geben. Es gehören hierher die Merkmalskategorien: Grösse der ganzen Pflanze und Grösse und Form der Körner"). Besonders instruktiv ist das Verhalten der ersten der genannten Kategorien, weil die einschlägigen .^lerkmale in anderen Verwandtschaftskreisen typisch spalten, z. B. bei den Erbsen, wie MENDEL fand, wie aus den Beobaclitungen TsCHERMAK's hervorgeht, und ich aus eigenen Versuchen aus der zw^eiten Hälfte der neunziger Jahre weiss. Hier bleibt nur die Annahme übrig, es handle sich beim Mais bei diesen Kategorien nicht wie sonst um retrogressiv oder de- gressiv entstandene Merkmale, „Varietätenmerkmale", sondern um progressiv entstandene „ Artenmerkmale ". Der einzige Grund dafür wäre aber der, dass die Merkmale sich nicht der a priori aufgestellten Regel fügen, nicht .spalten wollen. Umgekehrt tragen Merkmale, wie die Extrazehe oder der „pea"- und „rose"-Kamm gewisser Hühnerrassen, die BatESON untersuclit hat^"), durchaus den Charakter von .Merkmalen, die auf Anlagen be- ruhen, welche durch eine progressive Mutation entstanden sind, wie auch BatZSOX hervorhebt. Trotzdem spalten die Bastarde 1) H. DE Vries, Die Mutationstheorie, Bd. f, S. 424 (1901). 2) über Bastarde zwischen Rassen von Zta Maijs etc., diese Berichte, Bd. XIX, S. 212, und: Bastarde zwischen Maisrassen, Biblioth. Botan., Heft h?>, S. 148 und an verschiedenen anderen Orten. Zu den relativ spärlichen Daten meiner Mais- Monographie ist in den letzten .Jahren ein umfangreiches Material gekommen: ich werde die Messungen und Wilgungeu aber erst veröffentlichen, wenn ich noch eine Generation gezogen habe. 3) Bateson and Saunders, I. Report to the Evolution Committee of the Roval Society (1902). Meine Bastarde zwischen Campanula medium f. tijpicn und C. medium f. cnlymn- thema bilden wahrscheinlich einen Parallelfall auf botanischem Gebiet, der durch die völlige Sterilität des Gynaecoums, die mit der Ausbildung der „Catacorolla-' verbunden ist, besonders kompliziert ist. Das Androeceum ist völlig intakt. Die Versuche werden fortgesetzt, ich komme auf sie über kurz oder lang^^zurück. Die Merkmalspaare beim Studium der Bastarde. 20,> zwischen diesen Sippen und den Sippen mit gewölinliclieni Fuss mul oewöhnli ehern Kamm ganz normal. Diese Merkmale, die man als durch progressive Mutationen ent- standen auffassen muss, zu retrogressiv oder degressiv entstandenen zu machen, nur weil sie eben „spalten", geht meines Erachtens eben- sowenig an, wie die umgekehrte, oben besprochene Umwertung. Wir müssen also sagen, dass schon jetzt Yarietät-(Merkmal-) Bastarde, nach DEVRIES' Terminologie, bekannt sind, die konstante Bastardmerkmale (retrogressiver Herkunft) bilden, und Art-(Merk- nial-)Bastarde, die spaltende Bastardmerkmale (progressiver Herkunft) besitzen. Die Möglichkeit wirklicher Ausnahmen hat DE VRIES übrigens zugegeben. II. Ob ein Merkmal des Bastardes spaltet oder in seiner Nach- kommenschaft konstant bleibt, soll nach DE YRIES davon abhängen, ob bei der Bastardbefruchtung beide Eltern dieselbe Anlage, aber in verschiedenem Zustande der Aktivität, beigesteuert haben, oder ob nur ein Elter eine Anlage geliefert hat, das andere Elter keine kor- respondierende. , • 1 Meiner Meinung nach findet für gewöhnlich weder bei den spaltenden Bastarden die Anlage aus der Keimzelle der Stammsippe in der antagonistischen Anlage aus der Keimzelle der retrogressiven Mutante sich selbst wieder, nur in inaktivem Zustand, noch fin. et bei den konstant bleibenden Bastarden die Anlage aus der KeimzeUe der Mutante keine antagonistische Anlage aus der Keimzelle, der Stammsippe. Fassen wir zunächst den zweiten Punkt ins Auge, die unisexuelle Bastardierung. Meiner Meinung nach kommt dieser letzte Fall, wenn überhaupt, nur selten vor. und es findet für gewöhnlich jede Anlage des einen Elters, auch die Anlagen der durch progressive Mutationen ent- standenen Artmerkmale, eine antagonistische Anlage vom anderen Elter vor^). , .. , v i i Es ist eine Tatsache, die auch DE VRIES ausdrücklich hervoi- hebt, dass bei der „unisexuellen" Bastardierung die Merkmale beim Bastard gewöhnlich intermediär, „auf die Hälfte reduziert- , sind. Wenn die Anlage für das durch progressive Mutation entstandene Artmerkmal wirklich im Bastard ungepaart bliebe, warum enttaltete sie es nicht rein? Sie muss also etwas Antagonistisches, von der W^r^ die korrespondierende Anlage ^virklicl. fehlt, dann dnd vj-ohl imm..-r die zwei Si^en so entfernt verwandt, dass sie gar nicht bastardiert werden können. '206 C. CORUENS: anderen, „pliylogenetiscli älteren" Sippe Stammendes vorgefmiden haben, was sich ihr gegenüber während der vegetativen Entwickelung des Bastardes geltend macht, und dieses Etwas ist die der neuen An- lage antagonistische, alte Anlage. Nun könnte man ja annehmen, dass zur vollen Hervorbringuno' des Merkmales die vom einen Elter mit seiner Keimzelle bei- gesteuerte eine Anlage nicht genügte, sondern dass dazu die vom anderen Elter mit seiner Keimzelle abgegebene Anlage mitwirken müsse. Wir kennen aber genug Fälle, wo nach DE YRIES* Auf- fassung nur eine Anlage allein sich entfalten kann und doch so voll- kommen ihr Merkmal ausbildet, dass der Bastard von jener Eltern- sippe, von der die Anlage stammt, nicht zu unterscheiden ist. Das gilt für alle jene Fälle, in denen man von einem vollständigen „Dominieren" des einen Merkmales über das andere spricht. Dass hier die andere Anlage nicht ganz fehlen, sondern nur vollkommen inaktiv sein soll, kann doch nichts ausmachen —wenn sie wirklich inaktiv ist, so muss das für die vegetative Entwickelung des Bastardes so gut sein, wie wenn sie fehlen würde. Das Auftreten des Bastardmerkmales in reduzierter Form weist also auf das A'orhandensein einer antagonistischen Anlage auch bei Bastardierungen hin, bei denen das eine Elter durch "progressive 3Iutation aus dem anderen Elter hervorgegangen ist. Diesem Argument schliesst sich ein zweites an, das schon hervorgehobene Vorkommen spaltender Merkmale dieser Entstehungsweise (S. 204): Kann man sich auf dem Boden DE YEIES'scher Anschauungen auch vielleicht vorstellen, dass Bastardmerkmale von Yarietätcharakter, resp. die ihnen zu Grunde liegenden Anlagenpaare, nicht spalten, so ist doch umge- kehrt das Spalten eines gar nicht vorhandenen Paares wohl unmög- lich. Ein solcher Fall genügt vollständig, um die ganze Anschauung ins Wanken zu bringen. AVir können also die unisexuelle Bastardierung mit ihren jni- gepaarten Anlagen und folglich auch die hübsche Erklärung, die sie für das Nichtspalten bietet, nicht annehmen und brauchen die Frage, wie sie mit den cytologischeu Daten vereinigt werden könnte, nicht zu diskutieren. Die Grunddifferenz zwischen DE YRIES' und meiner Anschauung dürfte darin liegen, wie wir uns das Zustandekommen einer neuen Anlage vorstellen. Ich kann mir die Zahl der Anlagen nicht so wachsend denken, wie der Betrag einer Kiiulersparkasse wächst, in die von Zeit zu Zeit ein Geldstück geworfen wird^): jede neue, schliesslich 1) Das tertium comparationis ist nicht sowohl das spru.ngweise Anwachsen als die Unabhängigkeit jedes neuen Zuwachses von dem vorhergehenden. Meiner Anschauung würde etwa das Anwachsen eines zinstragend angelegten Kapitals ent- £j])rechen, bei dem der Zins stets zum Kapital geschlagen wird. Die Merkmalspaare beim Studium der Bastarde. ^(tT als prooressive militante zum Vorschein kommende Anlage entstellt meiner ^Meinung nach durch (teilweise) Umänderung einer schon vorhandenen Anlage. Wenn wir dann die neue Mutante mit der Stammsippe bastardieren, so bildet die neue Anlage und die alte An- lao-e aus der jene hervorging, und die in der Stammsippe noch vor- hmiden ist, ein Anlagenpaar, und dasselbe ist der Fall, wenn aus einer Stammsippe zwei Mutanten entstanden sind, und diese unter- einander bastardiert werden. Hier bilden die beiden aus der gemein- samen alten Anlage entstandenen neuen Anlagen das Anlagenpaar. B. Auch die Annahme DE YRIES', dass die retrogressive (und .legressive)^ Mutation, die Varietätenbildung DE VRIES', auf dem Latent- (resp. Aktiv-)werden einer Anlage beruhe, scheint mir, wie schon bemerkt wurde, nicht in vollem Umfange aufrecht erhaltbar zu sein. . • , 1..1 i Wenn z B. eine rot- oder blaublühende Sippe eine weissbluhende Mutante hervorbringt, so soll das darauf beruhen, dass die Anlage für rot oder blau „latent", „inaktiv" wird, d. h. ihr Merkmal nicht mehr zur Entfaltung bringen kann (nicht darauf, dass sie em anderes Merkmal entfalten will!). Bastardieren wir nun die neue Sippe mit ihrer latenten Anlage mit der Stammsippe, bei der die Anlage nocli aktiv ist, so kommt dieselbe Anlage zweimal, aber m ver- schiedenem Zustande zusammen. Im einen ist sie im stände das Merkmal (Rot oder Blau) zu entfalten, im anderen nicht. Etwas anderes kann sie nicht hervorbringen; wenn sie sich etwas getend machen kann, kann sie nur gleichsinnig wirken, d.h. sie kann die Wirkung der aktiven Anlage der Stammsippe nur verstarken. Nun wissen wir' aber, dass der Bastard in solchen Fällen sehr oit nicht das Merkmal der Stammsippe, von der die aktive Anlage herruhi-t, rein zeigt, sondern gegen das Merkmal der retrogressiven Mutante hin abweicht. Das ist ursprünglich von DE VßlES m Abrede gest 11 worden^), wird aber jetzt von ihm zugegeben; er spricht nun selbst von einer „Schwächung" der antagonistischen Anlage durch die latente^) Wie gross die Abweichung des Bastardmerkmales von dem Merkmal der Stammsippe sein kann, dass sie zu genauer Mittelstellung und selbst zu Annäherung an das Merkmal der retogressiven Mutante 1) Im Folgenden ist der Kürze halber nur von der retrogressiven Muta- tion die Rede. • j.- 1 -2) Diese Berichte. Bd. XIX, S. 84 (1900). „Von den beiden ^"tagomstisch^^^ Eigenschaften trägt der Bastard stets nur die eine, und zwar m voller Ausbildung. 3) H. DE Vries, Die Mutationstheorie. Bd. II, S. 146 (1902). ■208 C. CORRENS: führen kann, liabe ich vor kurzem nachgewiesen^). All das beweist einen Antagonismus der ,,aktiven" und der „latenten", „inaktiven An- lage", d. h. die „latente", „inaktive" ist gar nicht „latent", „inaktiv", sondern aktiv, unter Umständen aktiver, als die „aktiv" genannte Anlage. Wenn sie aber aktiv ist und ihre Aktivität als Anta- gonismus zeigt, so kann sie nicht mehr identisch sein mit der Anlage der Stammsippe, sie ist etwas anderes"). Meiner Meinung nach kann es also auch gar keinem Zweifel unterliegen, dass bei der retrogressiven Mutation eine Umbildung einer Anlage stattfindet, so gut wie, nach dem oben bemerkten, bei der progressiven Mutation; nicht eine einfache Aktivitätsabnahme. — Daneben gibt es natürlich noch wirkliches Latentwerden von An- lagen, bei der die Anlagen unverändert bleiben, aber wirklich in- aktiv werden. Damit ist freilich ein prinzipieller Unterschied zwischen i)ro- gressiver und retrogressiver Mutation verwischt. Ein weiteres Ein- o-ehen müsste zu einer Diskussion der Grund Vorstellungen DE Vries' führen, auf die ich hier verzichte. Es genügt mir, motiviert zu haben, warum ich in der vorangehenden Mitteilung die Vorstellungen einer „bisexuellen" und „unisexuellen" Bastardierung nicht verwertet habe, und warum ich fortfahren werde, von Merkmalspaaren und An- lagenpaaren zu s])rechen, auch wenn es sich um die Bastardierung von Arten, resp. Artmerkmalen im Sinne DE Vries' handelt. Finde ich mich in diesen Punkten im Gegensatz zu DE YßlES, so kann ich seiner Ansicht, dass die MENDEL'sclien Bastardierungen sich sehr eng an die Vorgänge der normalen Befruchtung anschliessen und uns nur besser vor die Augen treten, weil die Unterschiede hier leicht und bequem zu beobachten sind""), nur zustimmen, habe ich dasselbe doch vor zwei Jahren mit aller Bestimmtheit und seitdem wiederholt ausgesprochen, z.B. 1901^) „die Spaltung des Idioplasmas bei der Bildung der Keimzellen ist, meiner Meinung nach, ein nor- 1) Über die dominierenden Merkmale der Bastarde. Diese Berichte, Bd. XXI S. 18:1 u. f. (1903). 2) Wollte man diese Fälle nach dem oben (S. 200) gegebenen „Halbieruugschema", nach dem jede Anlage für sich allein nur das Merkmal auf die Hälfte reduziert hervorbringen kann, erklären, so müsste man iiunehnien, das Merkmal A domi- niere über das Merkmal a, wenn die Anlage für a, die sich nur durch ihre In- aktivität unterscheiden soll, gerade so aktiv ist, wie die Anlage für A, und das Merkmal des Bastardes sei intermediär, d. h. A tind a seien gleich beteiligt, -wenn die Anlage für a völlig inaktiv sei! 3) Diese Berichte, dieser Band, S. 50. 4) Ül)er Bastarde zwischen Rassen von Zea Mays etc. Diese Berichte, Bd XIX S. 21G (1901). Die Merkmalspaare beim Studium der Bastarde. 209 mal er Vorgang, der auch bei den Individuen einer rein gezüchteten Rasse, nicht nur bei Bastarden, eintritt, man sieht hier nur die Folgen nicht". Und 1902^): „Je näher sich zwei Sippen stehen, die einen Bastard bilden, je ähnlicher also die Bastardbefruchtung der Kreuz- und Selbstbefruchtung wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Bastard bei der Keimzellbildung „spaltet'\ Daraus schliesse ich, dass die Spaltung der Anlagen kein Charakteristikum der Bastarde ist, sondern auch bei der Keimzellbildung der durch Kreuzung oder Selbstbefruchtung erzeugten Individuen vorkommt, nur dass ihre Polgen nicht kenntlich werden, weil hier das Merkmal A vom Merkmal a nicht unterschieden werden kann". De VrieS hat das übersehen, wie BaTESON und SAUNDERS^) und CANNON^), die neuer- dings dieselbe Ansicht ausgesprochen haben. Wir glauben in der vorliegenden ^litteilun»- folgendes festgestellt zu haben: 1. Der Satz DE VrieS': „Die MENDEL'schen Gesetze gelten für Varietätmerkniale, während Artmerkmale bei Kreuzungen kon- stante Bastardeigenschaften liefern", kann nicht allgemein aelten; es gibt vielmehr (nach DE VRIES' Terminologie) Varietät- (Merkmal-) Bastarde, die eine konstante Nachkomm-enschaft liefern (Mais- rassen), und Art- (Merkmal-) Bastarde, die „spalten" (Hühner- rassen). 2. Die Vorstellung einer „unisexuellen", Art- (Merkmal-) Bastarde liefernden Kreuzung, bei der das eine Elter, die progressive Mutante, eine Anlage abgibt, die keinen antagonistischen Paarling im Bastard findet, erscheint wenig annehmbar, weil, abgesehen von der Möglich- keit des Spaltens solcher Bastardmerkmale, bei der vegetativen Ent- wickelung des Bastardes das Merkmal der progressiven Mutante modi- fiziert erscheint. Es findet vielmehr auch bei der Bastardierung von Sippen, von denen die eine als progressive Mutante aus der andern entstanden ist, die neue Anlage eine antagonistische Anlage: die. aus der sie durch (teilw^eise) Umänderung hervorgegangen ist. — Wenn die „Spaltung" in den meisten Fällen ausbleibt, so muss das auf anderen Gründen beruhen, als dass nichts zu Spaltendes vor- handen ist. 1) Über den Modus und den Zeitpunkt der Spaltung der Anlagen bei den Bastarden vom Erbsen-Typus. Botan. Zeitung, 60. Jahrg. II. Abt., Sp. 07 (1902). 2) Bateson and Saundeijs, I. Report, S. 150. 8' Cannon, A Cytological Basis for llie Mendelian Laws. Bull. Torrey Botan. Club 29. Ib. D. 1<)02. '210 C. CoRRENS: Die Merkmalspaare beim Studium der Bastarde. 3. Die Annahme, bei der retrogressiven Mntation werde bloss eine im übrigen nnverändert bleibende Anlage inaktiv, latent, entspricht nur zum Teil den Tatsachen, die sich bei der Bastardieruno' von Sippen mit Merkmalen von derartiger Entstehung feststellen lassen. Auch bei der retrogressiven Mutation muss eine Umänderung' einer vorhandenen Anlage, nicht eine blosse Inaktivierung derselben, vor sich gehen können. — Daneben gibt es ein wirkliches Latent- werden einer Anlage. Leipzig, Botanisches Institut der Universität. Sitzung vom 24. April 1903. 211 Sitzung vom 24. April 1903. Vorsitzender: Herr L. Kny. Als ordentliches Mitglied ist vorgeschlagen Herr: Fuji!, Dr. K., z. Z. Bonn a. Rh., Botanisches Institut der kgl. Universität (durch M. KÖRNICKE und L. KNY). Zu ordentüchen Mitgliedern sind proklamiert die Herren: Paul, Dr. Hermann, in Bernau bei München, Thaxter, Dr. Roland, Professor in Cambridge, Mass. Mitteilungen. 28. K. Fujii: Über die Bestäubungstropfen der Gymnospermen. (Yorläufige Mitteilung). Eingegangen am 15. April 1!»03. Die erste Beobaclitung der Ausscheidung des Tropfens für die Bestäubung aus dem Ovulum der blühenden Eibe ist vonYAUCHER^) gemacht worden. Die genauere, gründlichere Untersuchung jedoch verdanken wir STRASBüRGER -) und DelPINO^) mit ihren diesbezüg- lichen A^eröfPentlichuno-en, die beide oleichzeitio- hervortraten. Seitdem haben unsere Kenntnisse über die Bestäubungstropfen, soweit mir be- 1) Vaucher, Histoire physiologique des Plantes d'Europe. Tome IV, p. 184, Paris 1841. 2) Strasburger, Die Bestäubung der Gymnospermen. Jen. Zeitschr. Bd. VI, S. 250, 1870. — üio Koniferen und die Gnetaceen. S. 2Höff., Leipzig 1872. o) Delpino, Ulteriori osservazioni e considerazioni snlla dichogamia nel regno vegetale. Parte seconda, Fase. 1, 187U. Ber, der deutschen bot. Oesellscli. XXL 15 212 K. FuJil: kannt ist, keine Erweiterung erfahren, bis vor kurzem SCHUMANN^) in seinem Werke über die Morphologie der Koniferenblüte ausführliche Erörterungen darüber mitteilte. Er erwähnt betreffs der chemischen Beschaffenheit des Tropfens, die unter Mitwirkung von M. VOGTHERR untersucht wurde, dass er keinen Zuckergeschmack feststellen konnte, und dass die Probe mit FEHLING'scher Lösung ein vollkommen negatives Resultat ergab; letzteres geschah sogar nach der Behand- lung mit verdünnter Schwefelsäure, die vorgenommen wurde, um die Invertierung herbeizuführen. SCHUMANN nimmt somit die Anwesen- heit jedes reduzierenden Zuckers sowie Rohrzuckers als vollkommen ausgeschlossen an. Infolge der Violettfärbung der Flüssigkeit durch Naphthol(a-Naphthol?)-Schwefelsäure hat er das Vorhandensein eines Kohlenhydrats und infolge der Rötung des neutralen Lackmuspapieres das Vorhandensein einer freien Säure, wahrscheinlich Äpfelsäure, vermutet. Dagegen leitet er vom negativen Ergebnis der Bleiessig- und Bleizuckerreaktion die Abwesenheit der Ameisensäure ab und betrachtet das Kohlenhydrat, das durch Naphthol-Schwefelsäure Violett- färbung gibt, als einen indifferenten Pflanzenschleim ^). Er erwähnt weiter: „Ich schicke zunächst die Wahrnehmung voraus, dass jede Blüte nur ein Pollinationströpfchen hervorbringt. Wird dasselbe ab- genommen, so tritt niemals eine Erneuerung desselben ein^).'' „Die Annahme, dass der Nucellus im Ovulum der Eibe eine Flüssigkeit absondert, welche zum Mikropylenkanal heraustritt und einen Pollina- tionstropfen erzeugt, ist unrichtig. Der letztere wird von dem Mikro- pylenrande abgesondert*).'' Da ich vermutete, dass dem Bestäubungstropfen der Gymno- spermen irgend eine wichtige Bedeutung für die Biologie des Pollens zukomme, habe ich mich im Laufe des Jahres 1900 und im Früh- ling 1901 in Japan mit der Untersuchung der Bestäubungstropfen einiger Gymnospermen beschäftigt, zeitweilig unter Mitwirkung von Dr. K. InamI. Meine Untersuchungen wurden in Bonn erneuert und erweitert. Da nun meine bisherigen Ergebnisse bedeutend von denen SCHUMANN's abweichen, wird es nicht unzweckmässig sein, einen kurzen Bericht darüber zu geben. In dieser vorläufigen Mit- teilung werde ich meine Besprechung ausschliesslich auf Taxus haccata beschränken, da die Pflanze für die Wahrnehmung der Be- stäubungstropfen ein klassisches Objekt ist, und die oben erwähnte SCHUMANN'sche Beobachtung auch dieselbe Pflanze betrifft. Zum Aufsaugen der Flüssigkeit von der Ovulumspitze und bei der Unter- 1) Schumann, Über die weiblicheu Blüten der Coniferen. Abhandl. des Bot. Vereins der Prov. Braudenb. XLIV, Sonderabdruck, S. 2o— 42, 1902. 2) Schumann, 1. c. S. 28. 3) Schumann, 1. c. S. 32. 4) Schumann, 1. c. S. 38. über die Bestäiibungstropfen der Gymnospermen, 213 suchung ihrer chemischen Bescliaffenheit habe ich auf Grund ver- schiedener Erfahrungen fast immer Glaskapillaren angewandt. Meine eigenen Ergebnisse sind die folgenden: 1. Die Flüssigkeit reduziert deutlich FEHLING'sche Lösung; die Proben nach der BÖTTCHER'schen und NYLANDER'schen, sowie BAR- FOED'schen Methode zum Nachweis der Glukose ergaben stets positive Kesultate, obgleich diese vier Reaktionen für den Nachweis der An- wesenheit der Glukose noch nicht ganz ausreichen. 2. Wenn die Flüssigkeit mit konzentrierter Schwefelsäure be- handelt wird, tritt in den meisten Fällen allmählich braune Färbuno- ein. Es kann möglich sein, dass diese Färbung der Anwesenheit des Rohrzuckers zuzuschreiben ist. 3. Die Flüssigkeit rötet blaues Lackmuspapier, jedoch nicht immer in derselben Stärke. Daher können wir das Vorhandensein einer Säure annehmen. 4. Es tritt durch ßleiessig oder Bleizucker weisse Trübung ein. 5. Die Flüssigkeit reduziert sehr stark Silbernitratlösung, sogar in schwach saurem Zustande und in der Kälte. hat in Übereinstimnmng mit mir gefunden, Kohäsions- oder „hygroskopischer" Mechanismus? 2H> dass an älterem, aufgeweichtem Material, bei dem sich die Zellhimina mit Wasser wieder völliy gefüllt haben, beim Austrocknen in freier Luft nicht von allen Zellen die Lumina bis zum Schlüsse der Kon- traktion wassererfüllt bleiben, sondern dass in einer bald grösseren, bald geringereu Anzahl der Zellen der dunkle Blasenraum erheblich früher, bisweilen schon bald nach Beginn der Austrocknung auftritt. Diese Beobachtuno- gestattet allein für sich noch keinen sicheren Schluss auf die speziellere Ursache der Kontraktion, sie lässt viel- mehr hinsichtlich derselben noch drei Möglichkeiten offen. 1. Die- selbe könnte allein durch den Kohäsionszug der wassererfüllt-ge- bliebenen Zellen bewirkt sein, so dass durch ihn die blasenhaltigen Elemente zwischen ihnen mit zusammengedrückt und auf diese Weise weit stärker verkürzt würden, als ihrer eignen Membranschrumpfung entspricht. 3. Vielleicht könnte aber auch das umgekehrte Verhalten einen Verteidiger finden, dass nämlich die Kontraktion durch die Membranschrumpfung der wasserleeren Zellen verursacht würde und die übrigen hierdurch eine passive Kompression erlitten. 3. Ko- häsionszug und Membranschrumpfung könnten gleichzeitig an jeuer Gewebsverkürzung partizipieren. In meiner vorläufigen Mitteilung von 1898 habe ich mich für die unter 1. präzisierte Ansicht entschieden. Hierbei war mir haupt- sächlich der Umstand massgebend, dass Sporangiumzellen von Equi- setum, in denen der Blasenraum beim Wasserverlust sehr früh auf- tritt, für sich allein infolge von Membranschrumpfung und -quellung auch nicht entfernt so weitgehende Dimensionsänderungen erfahren, wie sie ihnen dann zu Teil werden, wenn sie im Verband mit Zellen geblieben sind, in denen der Kohäsionszug zu stände kommt, und von denen aus die Kompression auf sie übertragen wird. URSPRUNG hat sich dagegen die oben unter 3. augeführte Auffassung zu eigen gemacht, indem er die Prüfung der Frage, ob die Schrumpfungs- fähigkeit der Membranen dieser Annahme entspricht, unterlassen hat. Er hat dies anscheinend darum für überflüssig gehalten, weil trockne Stücke der Sporangienwand bei Wasserzusatz „in der Richtung der Längsachse der Zellen eine Verlängerung bis zu 100 pCt." erfahren (S. fiöT). Er fasst diese Verlängerung nämlich als Produkt von Membranquellung auf und charakterisiert sie demgemäss als „hygro- skopische Ausdehnung" (S. 657), also als einen Vorgang, der nach seiner Definition (S. 663) „einzig und allein durch Differenzen m dem Wassergehalt der Membran verursacht" sein soll. Von diesem Standpunkte aus glaubt er nun aus der erwähnten Imbibitions- verlängerung indirekt auf den Grad der Membranverkürzung beim Schrumpfen'' schliessen zu dürfen. Diese Folgerung leidet aber Schiffbruch an der Tatsache, dass jene lOOprozentige Ausdehnung nur zu einem kleinen Bruchteil auf Quellung, zum weitaus grössten 220 C. Steinbrinck: auf „elastischer Entfaltung" beruht, deren Wesen ich seit 1899 in mehreren Mitteilungen erörtert habe, deren Existenz URSPRUNG aber völlig ignoriert. Da sich dieser Irrtum in ÜRSPRUNG's Abhandlung in einem andern Falle wiederholt, so werde ich ihn später bei einer theoretischen Auseinandersetzung über die Differenzen unserer Auf- fassungen nochmals berühren. Hier möchte ich, da ich seit 1898 auf Equisetum nicht mehr zurückgekommen bin, zunächst einige tatsächliche Beobachtungen, die auf Grund meiner späteren Veröffentlichungen angestellt worden sind, hinsichtlich der Schachtelhalmsporangien nachtragen; nicht als ob es von irgend einem allgemeineren Interesse wäre, ob in einem beliebigen Streitfall ÜRSPRUNG's oder meine Ansicht Siegerin bleibt, sondern nur wegen der Wichtigkeit jener Organe für die „Kohäsions- theorie" als Ganzes. Denn sie bilden in der Befestigungsanlage der- selben 2:ewissermassen ein Bollwerk, dass zur Zeit bedroht und noch nicht genügend geschützt ist, das aber sehr leicht in besten Yer- teidio-ungszustand gesetzt werden kann. A. Nachweise für den Kohäsionszug des gesamten Sporangienwand- Gewebes beim Wasserverlnst des frisclien Behälters. a) Man entnehme frischen reifen Fruchtähren von Equisetum arvense einige noch nicht aufgesprungene Sporangien, beseitige ihre Sporenmasse einigermassen, breite ihre Wandung auf dem Objekt- träger flach aus und lasse dieselbe an der Nadel ein wenig abtrocknen, damit sie, wenn sie auf das Glas zurückgebracht ist, nicht daran an- klebt, sondern mit flacher Wölbung lose aufliegt. Beobachtet man nun das Objekt während der Wasserabgabe bei schwacher Yer- o-rösseruno-, so kann man sich direkt überzeugen, dass sich die starke Kontraktion oft vollzieht, ohne dass innerhalb des Gewebes auch nur in einer einzigen Zelle ein Blaseuraum aufgetreten ist. Man vermag dabei mit dem Auge zu verfolgen, wie sich an den Spiralzellen die Wandungen der schraubigen Verdickungsleisten bis zur Berührung nähern. Allerdings kommt es auch bei solch frischem Material nicht selten vor, dass sich in vereinzelten Zellen und Zellgruppen die Blasenräumo schon während der Kontraktion einstellen. Jedoch vermöo-en diese Yorkommnisse die Beweiskraft der vorher erwähnten Fälle nicht zu beeinträchtigen; sie liefern vielmehr eine willkommene Kontrolle für die Richtigkeit der erstangegebenen Beobachtung. Denn wenn jene Blasenräume aufgetreten sind, so bleiben sie inner- halb der klaren wassererfüllten Umgebung noch längere Zeit erhalten, nachdem sich die kontrahierten Gewebe bei Wasserzufuhr wieder bis auf die ursprüngliche Grösse ausgedehnt haben. Man kann also einerseits, falls die Blasen auftreten, konstatieren, wie be- Kohäsions- oder „hygroskopischer'' Mechanismus? 221 schränkt ihr Vorkommen ist, mid andererseits bestätigen, dass sie in den ersterwähnten Fällen überhaupt nicht vorhanden sind. b) Selbst an Sporangien, die, in gewöhnlicher Weise aufge- sprungen, ihre Sporenmasse völlig abgegeben haben und in der Breitenrichtung weit klaffen, in der Längsrichtung aber noch nicht viel stärker als um etwa 30 pCt. verkürzt sind, kann man unter dem Mikroskop teils direkt, teils in der angegebenen Weise unter Wasserzusatz feststellen, dass sie oft noch gar keine oder nur eine beschränkte Anzahl von blasenhaltigen Zellen aufweisen, die Mem- branschrumpfung beim Öffnen also schwerlich mitgewirkt hat^). B. Nachweise für die Unterdi-ückung der Öffnungsbewegung beim Ausschluss des Kohäsionsznges. a) Man wähle unter den nocli nicht aufgesprungenen Sporangien eines reifen Sporangienstandes solche aus, in deren unmittelbarer Nachbarschaft, sei es an demselben, sei es an anstossenden Sporo- phyllen, sich bereits entleerte Sporensäcke finden. Man geht dann sicher, völlig ausgereifte Organe zur Verfügung zu haben. Diese werden erst einige Tage in Ale. abs. eingelegt und dann „im Vakuum'' rasch getrocknet. Unter diesen Umständen verdunstet der Alkohol zu rasch, als dass ein durchgreifender Kohäsionszus; zu stände kommen könnte: Das Aufspringen unterbleibt, oder die entstandene Spalte, sowie die Gesamtkontraktion ist im Vergleich zu den natürlichen Objekten fast unmerklich. b) Man durchtränke im Freien aufgesprungene, völlig aus- getrocknete und verschrumpfelte Sporensäcke erst mit Wasser, dann mit Ale. abs. und lasse sie nun ebenfalls im Vakuum wieder aus- trocknen. Auch diesmal bleibt die Kontraktion geringfügig. Vielleicht möchte aber jemand gegen die Beweiskraft dieser Versuche den Zweifel geltend machen, ob der Ausfall derselben wirklich durch die Verhinderung des Kohäsionsznges bedingt sei; möglicherweise könne ja dabei die Vernichtung der Turgescenz durch den Alkohol eine Kolle spielen, oder derselbe könne etwa irgend- wie einen Starrezustand oder eine sonstige Veränderung der Mem- 1) Aus welchen besonderen Ursachen der Kohäsionszug oft vorzeitig unter- brochen wird, ist noch nicht festgestellt. Es gehört dies zu den noch nicht auf- geklärten Punkten der Kohäsionspliysik. Bei den Farn- und 5e/a(7Jne//a-Sporangien kommen diese vorzeitigen Unterbrechungen weit seltener vor. Es ist aber wohl begreiflich, dass die Natur die Kohäsionseinrichtungen dieser Schleudermechanismen gewissermassen sorgfältiger gesichert hat. Bei den Sporensäcken der Schachtel- halme hat sie es sozusagen nicht nötig. Denn dieselben schrumpfein ja bekanntlich weit mehr zusammen, als zur Ausleerung des Sporenstaubes erforderlich ist. Wenn also auch ein Teil der Zellen versagen sollte, so reicht die Kompressionskraft der übrigen weitaus hin, um die Ausstreuung der Sporen zu ermöglichen. 222 ^'- Steinbrinck: bran bewirken, infolge deren diese ihrem natürlichen Schrumpfungs- bestreben nicht zu folgen vermöge. Um diesen Einwänden entgegen- zutreten, führe man noch die folgenden Kontrollversuche aus. c) Man trockne solche natürlichen Objekte, wie die zu a und b verwendeten, nach der Behandlung mit absolutem Alkohol in der freien Luft, statt im Yakumn. Man wird bemerken, dass sich die Sporensäcke nunmehr ordnungsmässig kontrahieren bezw. öffnen, wenn auch nicht in demselben Masse wie in der Natur. d) Man benutze Sporangien, wie sie nach Abschluss der bei a und b angegebenen Versuchsanstellung in trockenem, kaum kontra- hiertem Zustande resultieren, lege sie in "Wasser, bis ihre Lumina wieder gänzlich wassererfüllt sind und betrachte ihr Verhalten bei der Wasserabgabe unter dem Mikroskop. Sie werden nunmehr durch den Kohäsionszug komprimiert wie die natürlichen. e) Sollte sich ein Gegner endlich noch hinter die Annahme verschanzen wollen, dass hinter den mit Kompression verbundenen Versuchen der Luftdruck als ausschlaggebendes Agens versteckt sei, so stelle er, um sich vom Gegenteil zu überzeugen, noch folgenden Versuch an. Er bringe Sporophylle mit genau gleichartigen Behältern, wie sie zu A a und B a gedient haben, in natürlichem Zustande, oder statt deren aufgesprungene und vertrocknete Sporangien, nachdem sie, wie bei Bb mit Wasser von neuem gesättigt sind, (aber ohne nachträgliches Einlegen in Alkohol) in den luftleeren Raum und lasse sie dort austrocknen. Nach dem Wasserverlust sind sie unter diesen Umständen ebenso stark verschrumpfelt bezw. geöffnet, wie ihre Ge- fährten im Freien. C. Messnng der tatsächlichen Memhranschrumpfnng. Die Verkürzung der Spiralzellen des Equiseten-Sporangiums beim Schrumpfein, d. h. bei ihrer Kompression durch den Kohäsionszug der schwindenden Zellflüssigkeit, geht oft über 50 pCt. hinaus. Selbst- verständlich nehmen auch solche in die Gewebe eingesprengten Zell- gruppen, in denen der Riss der Zellflüssigkeit vorzeitig eingetreten ist, an dieser Verkürzung passiven Anteil. Sollten sie, wie UKSPRUNG meint, durch Membranschrumpfung aktiv bei der Kompression be- teiligt sein, so müsste diese doch wenigstens annähernd dem Masse ihrer Verkürzung entsprechen. Von diesem Gesichtspunkte aus ist es von Interesse, den Quellungs- oder Schrumpfungskoeffizienteu ihrer Wandung in der Längsrichtung der Zellen auch zahlenmässig zu be- stimmen. Hierzu benutze man Produkte der unter B a und b be- schriebenen Prozesse. Aus den Wandungen dieser Objekte schneide man rechteckig begrenzte Stücke, deren eines Seitenpaar der Achse der Spiralzellen etwa parallel läuft, messe die Länge dieses Seiten- Kohäsions- oder „hygroskopischer" Mechanismus? 223 paares im trockenen Zustande des Gewebes mikroskopisch und wiederhole diese Messung, nachdem unter dem Deckglas Wasser hinzugetreten ist. Die ersten derartigen Bestimmungsversuche für den Quelluugskoeffizienten der Membran ergeben gewöhnlich noch ein zu hohes Resultat, denn selbst im luftleeren Raum kommt oft ein beschränkter Kohäsionszug seitens des Alkohols der Zelllumina zustande. Es gelingt aber leicht, den Rest der hierdurch verursachten elastischen Schwellung auszuscheiden, indem man das Gewebsstück, ehe sich seine Ijumina wieder gefüllt haben, aus dem Wasser entfernt und zum raschen Abtrocknen etwa zwischen Fliesspapier oder auf Löschkarton bringt oder es, mit absolutem Alkohol betupft, an der Nadel der Luft aussetzt. Wiederholt man nun die Messuns^en und event. das ganze Verfahren mehrmals, so erhält man kleinere und für dasselbe Objekt konstante Resultate. So reduzierte sich bei einer Probe der Quellungskoeffizient von der scheinbaren Höhe von 15 pCt. auf 12 pCt., an einem anderen von ISVg auf 10 pCt. Dies sind Be- träge, die gegenüber den von UßSPRUNü supponierten von 100 pCt. jedenfalls minimal erscheinen; bei anderen Proben ergaben sich mir aber noch niedrigere Zahlen. Hiermit halte ich das Problem des Öifnungsmechanismiis der Equisetumsporangien für erledigt. IL Über die logische Berechtigung von Ursprung's Auslegung einiger Tatsachen zu gunsten eines hygroskopischen Öffnungs- mechanismus. In seiner Mitteilung „über den Offnungsmechanismus der Makro- sprorangien von SelagineMa^^ (Sitzgsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. XLVII, Jahrg. 1902, S. 1056—1059) sagt SCHWENDENER S. 1058: „STEINBRINCK geht nach meiner Überzeugung viel zu weit, wenn er überall seinen Kohäsionsmechanismus auf Vorgänge zu übertragen versucht, die man bis dahin — und zum guten Teil mit ausreichender Begründung — als hygroskopische anzusehen gewöhnt war. Von den Zuckungen abgesehen, mit welchen die Schriimpfuug der Membran überhaupt in keinem Zusammenhang steht, spielt die Kohäsion des flüssigen Zell- saftes bei den verschiedenen Bewegungsmechanismen offenbar nur selten eine massgebende Rolle." Mein hochverehrter Gönner, der leider in dieser Frage mein Opponent geworden ist, wird es )nir nicht verübeln, wenn ich im Gegensatz zu obigem Zitat in den nachfolgenden Zeilen die Behauptung zu begründen versuche, dass umgekehrt von gegnerischer Seite die Bedeutung der hygroskopischen Kräfte für jene Mechanismen zu Ungunsten der Wirkungen von Kohäsion und elastischer Schwellung viel zu weit ausgedehnt wird. Zum Belege greife ich in Anlehnung an den Schluss des vorigen 224 C. Steinbrinck: Abschnitts zunächst den ersten Satz von UESPRUNG's Zusammenfassung seiner Resultate S. fi66 heraus: „Das Schliessen geschieht bei allen genannten Sporangien auf rein hygroskopischem Wege." Zuzugeben ist dies, wie ich es auch nie bestritten habe, für Sporangien, deren Zellen nach der Kompression durch den Kohäsionszug elastisch zurück- springen, wie z. B. die von Selaginella. Es gilt aber, wie ich im vorigen Abschnitt nachgewiesen habe, nicht für Equiselum. Der Quellungskoeffizient seiner Spiralzellenmembranen reicht ja, wie (S. 223) gezeigt, bei weitem nicht aus, um die vorhergegangene Kon- traktion rückgängig zu machen; den bei weitem grösseren Teil der Arbeit muss die elastische Entfaltung übernehmen, die ja nach der auf S. 219 zitierten Definition der „hygroskopischen" Vorgänge nicht zu diesen gerechnet werden darf. Das Grleiche gilt nach den Mit- teilungen UßSPßUNG's von Botrychium (1. c. S. 650 fP.). Schwerer wiegt aber noch der logische Fehler, der sich nach meiner Ansicht in UrsprUNG's theoretischer Ausdeutung seiner eigenen Beobachtungen über die Öffnungsvorgänge kundgibt. Ich glaube diesen Fehlschluss am schärfsten charakterisieren zu können, wenn ich einen Kriminalfall als Pendant wähle. Wenn auch die Beleuchtung dabei etwas grell ausfällt, so lässt sie dafür die Difforenzpunkte, über die eine Verständigung erforderlich ist, um so klarer hervortreten. Nehmen wir einmal an, ein Richter habe festzustellen, wer einen Geldschrank erbrochen und beraubt habe. Es stelle sich bei der Untersuchung heraus, dass eine Person A die Tür desselben gewalt- sam geöffnet und weit aufgesperrt, sowie den Inhalt grösstenteils ausgeräumt habe. Es ergebe sich aber ferner, dass A hiernach die Türe ungefähr wieder angelehnt habe, dass aber darauf ein Anderer, B, hinzugekommen sei. Dieser hat sich jedoch damit begnügen müssen, die bereits erbrochene Tür nochmals weiter zu öffnen und — (etwa um gemächlich Nachlese zu halten) — in dieser Stellung zu be- festigen; selbst davongetragen hat er nichts. — Ich möchte nun im folgenden dartun, dass unser Vergleich in der Frage gipfelt, wer von beiden, A oder B, als der eigentlich Schuldige zu betrachten ist. Leider muss ich gestehen, dass es mir scheint, als ob URSPRUNG den B in erster Linie verurteilen würde. Wenn der Leser dies unglaublich oder unbegreiflich finden sollte, so muss ich ihn schon bitten, die Auseinandersetzungen des Genannten auf den Seiten 6;i8 und 639, sowie den ersten Absatz von 640 in seiner Abhandlung daraufhin anzusehen. Der Geldschrank unseres Beispiels ist das Sporangium der Schizaeaceen-Gattung Aneimia. Nach S. 638 ist unter der Person A der Kohäsionsmechanismus im Aneimia- k-W\\n\\\i zu verstehen. Er sprengt den Behälter durch den Zug des Zellsaftes und bewirkt bei der Unterbrechung desselben durch seine „Ruckbewegungen" nach ÜRSPRUNG's eigenem Zugeständnis das Ausräumen seines Inhaltes (der KohäsioDS- oder „hygroskopischer" Mechanismus? 225 Sporenmasse). Diese Unterbrechungen ziehen es aber nach sich, dass sich die Spaltränder des Behälters wieder einigermassen anoinander- legen. Der Herr B unseres Beispiels, der nun dazukommt, wird durch die Membranschrumpfung der Aunuluszellen repräsentiert, die den Sporensack nachträglich wieder etwas weiter öffnet und offen hält. Höchst merkwürdigerweise schreibt aber, wie angedeutet, URSPRUNG diesem B das Offnen des Behälters ausschliesslich zu. Denn er äussert sich darüber S. 640 wörtlich: „Das Öffnen des Schizaeaceen- sporangiums erfolgt somit auf rein hygroskopischem Wege." Wie kommt er nun zu diesem eioentümlichen Urteil? Auf S. G3'.t bemerkt er (etwa in der Mitte derselben) noch in etwas vorsichtigerer Weise: „Eine Frage ist es, ob der Kohäsionsmechanismus" [sc. unser Herr A] „einzig und allein für das „Springen" yerantwortlich. gemacht werden kann und ob ihm jede Beteiligung am eigentlichen Öffnen . . . abgeht." Aber schon diese Fragestellung erregt Verwunderung; man erwartet, sie müsse im Gegenteil etwa lauten: Geht B jede Beteiligung am Öffnen ab? Sollte die Art der Frage aber vielleicht dadurch bedingt sein, dass URSPRUNG unter dem eigentlichen Öffnen etwas anderes verstanden wissen will, als der Sprachgebrauch verlangt? Fast scheint es so, denn er hält es für nötig, das „eigentliche Öffnen" noch besonders als „die Überführung aus dem stabilen feuchten in den stabilen trockenen Zustand" zu definieren. Man sollte meinen, wichtiger als diese Nebenbestimmungen der Stabilität, Feuchtigkeit und Trockenheit wäre die, dass der Behälter anfangs organisch ge- schlossen ist und nachher klafft. Nach UrSPRUNG's Definition müsste man ja unter dem Aufbrechen einer Rosenknospe das Verwelken der geöffneten Blüte verstehen, und Antheridien z. B. , die ihre Spermatozoiden entlassen haben, müsste man trotzdem geschlossen nennen, solange sie noch nicht trocken sind. Es bleibt jedoch unklar, ob URSPRUNG auf den Wortlaut jener Definition selbst viel Gewicht gelegt hat; denn gleich darauf braucht er in dieser Hinsicht den sprachlich richtigeren Ausdruck. Er er- klärt sich nämlich (am Schluss der S. 689) bereit, dem B (sc. hygro- skopischen Mechanismus) das Öffnen ausschliesslich aufzubürden, wenn es nur „gelingt, zu zeigen, dass der hygroskopische Mechanismus allein eine Überführung aus dem geschlossenen in den offenen Zu- stand herbeiführen kann". In sachlicher Beziehung ist hierbei auf das Wörtchen „kann" zu achten. In der Tat fand URSPRUNG näm- lich ältere bereits geöffnete Aneimia- Amnili, die ihre Räuder infolge von Imbibition genähert hatten, im stände, sich auswärts zu bewegen, wenn sie von neuem trocken wurden. Diese Beobachtung allein hat ihm nun genügt, um das Verdikt zu fällen, das Öffnen der ^wmnza-Sporangien werde überhaupt aus- schliesslich durch Membranschrumpfung hervorgebracht. In die 2'2() '^- Steinbrinck: juristische Praxis übersetzt würde dieses Urteil etwa folgend er- massen lauten: Weil eine verdächtige Person B eine angelehnte Türe etwas weiter zu öffnen vermag, so hat sie dieselbe, ohne Zweifel als sie noch geschlossen war, tatsächlich erbrochen! URSPRUNGS Entscheidung ist aber noch sonderbarer, als sie nach diesem Ver- gleiche aussieht. Man müsste, um die Logik eines solchen Urteils ganz zu charakterisieren, noch hinzufügen, dass es gefällt ist, ob- wohl für B ein einspruchsfreier Alibibeweis vorliegt. Hören wir in dieser Beziehung zuerst SCHWENDENER als Sachverständigen. Er äussert: „Mit der Folgerung, dass die Wände vermöge ihrer hygro- skopischen Eigenschaften die in Rede stehenden Bewegungen herbei- führen, ist selbstverständlich die Annahme, dass in den beteiligten Zellen noch flüssiger Inhalt vorhanden sei, schlechterdings unver- einbar" (Üffnungsmechanismus von Selagineäa, 1. c, Ö. 658). Nun gibt aber URSPRUNG vollständig zu, dass sogar nach dem Öffnen des Aneimia-^porangmms seine aktiven Ringzellen eine Zeit lang noch wassergefüllt bleiben, sonst könnte ja ihr Kohäsionsmechanisnuis die Schleuderbewegungen nicht ausführen. Also sind die hygro- skopischen Kräfte bis zu diesem Zeitpunkte nach SCHWENDENER „schlechterdings" ausgeschlossen. Dennoch sollen sie vorher das Offnen des Behälters bewirkt haben? Mein Verständnis reicht nicht aus, um das alles zu begreifen. Am wahrscheinlichsten ist mir aber, dass die W^urzel dieser Unklarheiten auf sprachlichem Boden liegt, d h. dass sie aus der neuen und eigens zurechtgeschnittenen Defi- nition URSPRUNG's über den Begriff des „Offnens** erwachsen sind, über deren Gewicht und Tragweite wir oben noch im Zweifel waren. Wenn sich nun URSPRUNG wirklich im Ernst zu dieser Begriffs- bestimmung bekennen sollte und, auf sie gestützt, einige solcher Offnungsmechanismen für die hygroskopischen Kräfte zu retten sucht, so mag hier wenigstens klargestellt werden, dass er sich hierbei so- wohl mit dem volkstümlichen, als dem wissenschaftlichen Sprach- gebrauch in schroffen Gegensatz bringt. Er hätte in diesem Falle doch wohl dem Leser z. B. bei Aneimia folgendes verständlicher machen müssen: „Mein Öffnungsmechanismus ist durchaus nicht der- selbe, über den du Aufklärung von mir erwartest. Du willst wissen, welche Kraft den Behälter in der Natur sprengt und entleert. Diesen Mechanismus meine ich aber nicht, wenn ich vom Offnen rede. Meine Behauptungen beziehen sich nur auf das nochmalige Offnen längst gesprengter Behälter, und zwar auch nur auf den Modus, wie man ihn bei gewissen Vorsichtsmassregeln erzielen kann. Wenn man nämlich bei der Imbibition solcher trockner Behälter die Er- füllung ihrer Zelllumina mit Wasser zu verhindern versteht und somit das Zustandekommen des Kohäsionsmechanismus vermeidet, dann vermag auch die Membranschrumpf'ung die bereits vorhandene Spalte Kohäsions- oder „hygroskopischer" Mechanismus? 227 des Behälters zu erweitern." So müsste nach meiner Auffassunsr URSPRUNG's Resultat in gewöhnlichem Deutsch lauten; eine Belehrung hierüber wäre mir jedoch sehr willkommen. Übrigens habe ich die Beteiligung der Membranschrumpfung am Schlüsse der betreffenden Austrocknungsvorgänge nie bestritten, viel- mehr bei den Farn- und Selaginella-^por'dngien besonders besprochen, ja bei den Farnen, wie unten gezeigt werden soll, weit sorgfältiger untersucht, als URSPRUNG. Daraus, dass ich aber nicht überall, z. B. bei Selagmella, hinsichtlich der hygroskopischen Eigenschaften der Membranen bis ins Minutiöseste gegangen bin, kann mir doch kein Vorwurf gemacht werden. Denn es handelte sich für mich vorzugsweise um die Ergründung der betreffenden Kohäsionsmecha- nismen, und für diese sind nach SCHWENDENER's oben angeführtem Urteil hygroskopische Kräfte ohne Belang. Obendrein ist es noch sehr die Frage, ob nicht vielfach die hygroskopischen Kräfte, auf die meine Gegner so viel Gewicht legen, lediglich nebensächliche Folgeerscheinungen der speziellen Einrichtungen der Kohäsions- mechanismen sind. Darüber soll in einem besonderen Abschnitt verhandelt werden. III. über Membranstiiikturen im Dienste von Kohäsionsmechanismen. Bekanntlich entsprechen gewöhnlich in den Zellmembranen die optischen Elastizitätsachsen, sowie die des Schrumpfungsellipsoids und endlich die Hauptachsen der Festigkeit einander nach Lage und Grössenabstufung^). Populär gesprochen heisst dies: Wenn sich eine Membran beim Austrocknen in einer gewissen Richtung nur wenig zusammenzieht, so ist zugleich ihre Festigkeit in dieser Rich- tung der Regel nach ein Maximum, und umgekehrt: besondere Festigkeit nach einer Richtung bedingt in derselben meist auch ein Schrumpfungsminimum; die Lage jener ausgezeichneten Richtungen ist häufig aus der optischen Reaktion im polarisierten Lichte zu er- sehen, die auch über das Mass der betreffenden Differenzen einige Anhaltspunkte liefern kann. Beispielsweise verdanken die mecha- nischen Zellen SCHWENDENER's ihre hervorragende Festigkeit, sowie auch ihr geringes Schrumpfungsmass in der Längsrichtung einer durch ihre optische Reaktion indirekt und übrigens oft auch durch ihre Porenlase oder Streifung direkt bekundeten Struktur. Offenbar ist hierbei die geringe Schrumpfungsfähigkeit ein nebensächliches und die Festigkeit das Hauptmoment, worauf es ankommt. 1) Über diese kurze Fassung der betreffenden Regel vergl. etwa Bot. Jaarb. der Dodonaea, Gent, VII, 18i)5, S. 228 nebst Anmerk. 1. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXI. 16 228 ^- ÖTEiNBRiNCK: Kohäsions- oder „hygroskopischer" Mechanismus? Es wird sich empfehlen, diesen Zusammenhang noch an einem anderen Beispiel näher zu erörtern. Wir wählen als solches das Farnsporangium, da hierzu eine längere Diskussion UßSPRUNG's über die hygroskopischen Eigenschaften des A7iei7ma -Annulus den Aulass giebt. Ursprung ist nämlich in Verlegenheit, wie er die bleibende Einstülpung der Aussenwand dieser Annuluszellen im trocknen Zu- stande begründen soll. Er möchte sie gern auf eine überwiegende Schrumpfung der Aussenmembran nach der Längsachse dieser Zellen zurückführen, hat aber folgendes Bedenken: „Zieht sich die Aussen- wand in ihrer Längsrichtung ansehnlich zusammen, so muss nach allem, was wir bis jetzt über das Verhalten solcher Membranen wissen, die Kontraktion in der Querrichtung mindestens ebenso stark sein"- (S. 64 1). Dies ist aber ein Irrtum. Bei den Schrumpf ungs^ mechanismen sind die Zellen, die sich vorwiegend nach ihrer Längs- achse zusammenziehen, so zahlreich, dass ElCHHOLZ sie mit dem besonderen Namen der „spezifisch-dynamischen" belegt hat. Auch sie sind an ihrer optischen Reaktion gewöhnlich leicht erkennbar. Ursprung hat aber ferner meine Auseinandersetzungen im Bot. Jaarboek der Dodonaea, Gent 189.5, VII, S. 342—356 nebst den Fig. 45 — 49 gänzlich übersehen, in denen ich die Aussenwände der Farnannuluszellen infolge ihrer Reaktionen im polarisierten Lichte ebenfalls als solche „spezifisch-dynamische" Zellhäute charakterisiert habe. Dort kann URSPRUNG die vermisste Ableituno- der Schrum- pfungsform von Annuluszellen aus dem Aufbau ihrer Wandung finden. Es fragt sich nur, ob die dort geschilderte Wandstruktur, die höchst auffällig ist und zudem bei allen fünf von mir untersuchten Familien wiederkehrt, eine Anpassung an den hygroskopischen oder an den Kohäsionsmechanismus darstellt. Jener Aufbau der Wandung spricht nämlich nicht bloss für die vorwiegende Schrumpfung in der Längsrichtung der Zellen, sondern deutet nach dem oben Gesagten auch auf eine besonders hohe Festigkeit in ihrer Querrichtung, d. h. in der Richtung, in welcher namentlich die dünne Aussenwand der Annuluszellen, bei ihrer Einstülpung in den Zellraum vermittels des Kohäsionszuges vonseiten des Zellsaftes, auf Zug am stärksten in An- spruch genommen ist. Wir begegnen hier also ähnlichen mechanischen Verhältnissen, wie sie bei SCHWENDENER's Skelettfasern vorliegen. Der Öffnungs- und Schleudermechanismus der Farne ist ja an die Bedingung gebunden, dass die zarte Aussenwand nicht reisst, trotz- dem sie sehr stark gedehnt wird, sowie weiter daran, dass sie trotz dieser kräftigen Dehnung ihre Elastizität bewahrt. Andererseits wird aber durch dieselbe Wandstruktur, wie gesagt, auch der hygroskopische Mechanismus beeinflusst. Wenn wir daher nunmehr die Frage wiederholen, ob jener Wandaufbau in erster Linie im Dienste des Kohäsions- oder des F. Czapek: Antifermente im Pilanzenorganismus. 229 hygroskopischen Mechanismus stehe, d. h. wenn wir die erwähnte Struktur als eine biologische Anpassung betrachten, die der Pflanze von Wert, nämlich der Sporenaussaat förderlich sein soll, so neigt sich die Wagschale sehr zu gunsten des Kohäsionsmechanismus. Denn er ist der Faktor, der das Sporangium aufreisst und die Sporen w^eit hinausschleudert. Hat er sich abgespielt, so ist das, was die Sehrumpfang der Membran nachher noch zustande bringt, nämlich die Herstellung der schliesslichen Trockenform, nur noch von unter- geordneter Bedeutung. Ahnliches gilt von den /S;i7 (lUOi>). Andere Fälle sind citiert in der trefifliclien Arbeit Bredig's „Ergebnisse der Physio- logie". V.m, Bd. 1, S. 142. Aiitifermente im Pflanzenorgauismus. 231 halten wie die Autikatalysatoren gegenüber deu Katalysatoren nnd dabei die interessante Eigentümlichkeit besitzen, in ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften den Enzymen ganz zu entsprechen (Zerstörbarkeit durch Kochen, Eiweisscharakter etc.), hat man nun im Laufe des intensiven Studiums der Immunitätserscheinuugen und der Wechselwirkungen zwischen Krankheit erregenden Bakterien und Tierorganismus vielfach nachweisen können. Zunächst waren es die Antitoxine und andere spezifisch auf einverleibte Giftstoffe wirkende Antikörper, sodann aber auch wirkliche Antienzyme, welche man im Tierleibe speziell auf Einverleibung bestimmter pflanzlicher und tierischer Enzyme in die Blutbahn entstehen sah. 18133 konstatierte HILDEBRANDT ^), dass nach der Injektion von Mandelemulsinlösung in den Tierkörper in der Leber ein Stoff auf- tritt, welcher die Amygdalinspaltung durch Emulsin verhindert. Schon früher hatte HAMMARSTEN und RODEN") auf die Verhinderung der Wirkung von Labenzym durch Pferdeblutserum hingewiesen, und BRIOT^) betrachtete diese labheramende Substanz als Enzym. Nach den Untersuchungen von MORGENROTH*) über das Antilab von gegen Lab immunisierten Ziegen schützt das Lnmunserum Kuhmilch gegen Lab noch im Verhältnisse von 1 : 20 000. Dieses Antilab ist ein sehr unbeständiger Stoff. In weiteren Arbeiten lieferte MORGENROTH ^) den wichtigen Nachweis, dass das Antilab die Labwirkung der Cyna- rase, des labenden Enzyms der Artischocke, auf Milch nicht aufhebt, und umgekehrt die Anticynarase die Wirkung von Magenlabferment ungestört lässt. Beide Labenzyme müssen daher ebenso verschieden sein wie ihre Antifermente. Ich will nur noch kurz erwähnen, dass auf Injektion verschiedener anderer Enzyme in den Blutkreislauf ebenfalls Antienzyme im Blutserum gefunden worden sind. MOLL®) beschrieb eine noch in weiterer Untersuchung befindliche Antiurease; Antitrypsine wurden angegeben von PERMI und PERNONl''), von V. Dungern und von ACHÄLME^); eine Antityrosinase konstatierte nach Injektion von Tyrosinase GeSSARD^) u. s. w. Dies sind eigent- lich nur pathologische Befunde, welche die Folge eines experimen- tellen Eingriffes in den Organismus darstellen. Einen sicher normales Vorkommen von Antienzymen betreffenden Fall hat aber jüngst 1) H. Hildebrandt, Virchow's Archiv 131, S. .') (1893;. 2) KÖDEN, Maia's Jahresber. der Tierchemie 17, S. KtO (1887). 3j A. Briot, Compt. rend. 128, S. i;]5i» (ISUt)). 4) S. Morgenroth, Centralbl. für Bakter., 1. Abt., 26, S. 349 (1899,\ ö) MoKGENROTH, Ibid. 27, S. 721 (19(X)). 6) L. Moll, Beiträore zur ehem. Physiologie und Pathologie 2, S. 344 (1902). 7) Cl. Fermi und L. Pernoni, Centralbl. für Bakter., I. Abt., 22, S. 1 ^1897). 8) P. ACHALME, Annal. Inst. Pasteur 15, p. 737 (1901). 9) C. Gessard, Compt rend. soc. biol. 54, p. ö.'jI (1902). 232 F. Czapek: Weinland ^) bekannt gegeben, indem er feststellen konnte, dass der mit Quarzsand verriebene Brei aus darmparasitischen Ascaris- und Taenia-Arten Fibrin gegen die verdauende Wirkung von Trypsin schützt, und er meint, dass die Widerstandsfähigkeit dieser Tiere gegen die Magen-Darmsekrete auf diesem Antitrypsin beruht. WeIN- LAND hält überhaupt dafür, dass Antifermente bei allen Tieren ver- breitet seien; er wies ein Antitrypsin in der Magenschleimhaut nach und erklärt die bisher rätselhafte Unano-reifbarkeit der Mas-enwand gegen die Verdauungsfermente durch die Gegenwart eines solchen Antienzyms. Bei weiterer Ausschau in dem Heere der chemischen Er- scheinungen, die wir in den organischen Wesen beobachten, wird es in der Tat sehr wahrscheinlich, dass nicht nur den Katalysatoren der Zelle: den Enzymen, eine wichtige Rolle zukommt, sondern dass eine wichtige Gruppe von Vorgängen im Stoffwechsel unserer Ent- deckung harrt, welche in Verzögerungen von Reaktionen, in Herab- setzung der Geschwindigkeit verschiedener chemischer Reaktionen im Organismus besteht. Der Begriff des Organismus als selbstregu- lierender Mechanismus, wie die Physiologie der neueren Zeit ihn allmählich herangebildet hat, würde uns die Annahme von Reaktions- verzögerungen theoretisch nahe legen, selbst wenn wir noch ohne jede empirische Kenntnis von einschlägigen Erscheinungen wären. Nicht nur in der Mannigfaltigkeit der einzelnen möo-lichen Reak- tionen bestehen die ungemein vielseitigen chemischen Mittel der Zelle, sondern auch in der Befähigung durch gesetzmässige Beschleunigung und Verzögerung der gleichzeitig nebeneinander laufenden Reaktionen verschiedene Konstellationen zu erzeugen. Ja, vielleicht ist gerade diese Befähigung wichtiger für den Ablauf der Lebenserscheinungen, als wir heute ahnen, und, wenn das oberflächliche und nicht neue Bild gestattet ist, so kommt es wie beim Spielen eines Saiteninstru- ments nicht allein auf die Zahl und Verschiedenheit der vorhandenen Saiten und der erzielbaren Töne, sondern ebenso sehr auf die Zeit- folge des Erklingens derselben und auf die Harmonie der gleich- zeitig ablaufenden Tonfolgen an. Es ist daher jeder hierher gehörige Fall beachtenswert, und von diesen allgemeinereu Gesichtspunkten aus sei auch die von mir auf- gefundene antikatalytische Hemmung der Homogentisiusäureoxydation einer Besprechung unterzogen. Die Erscheinung ist, wie ich be- merken und in späteren Mitteilungen ausführen will, allgemein ver- breitet bei verschiedenen Pflanzen und Organen und bei verschieden- artigen Bewegungsreizprozessen, und nicht etwa für den Geotropismus allein charakteristisch. Da sich die Vorgänge jedoch sehr bequem 1) E. Weinland, Zeitschrift für Biologie 44, S. 1 und 45 {VM)). Antifermente im Pflanzenorganismus. 233 ( an geotropisch gereizten Wurzel spitzen näher studieren lassen und diese Objekte auch die ersten waren, welche ich genauer kennen lernte, will ich mich im Nachfolgenden ausschliesslich auf dieses engere Gebiet von Untersuchungsobjekten beschränken. Es interessiert uns zunächst die Frage, welche Quantitäten des Hemmungsstoffes noch eine deutliche Wirkung zu entfalten im stände sind. Da man den Hemmungsstoff nicht rein darstellen kann, so muss man die Dosierung durch Zusatz einer verschieden grossen Zahl geotropisch gereizter und sodann verriebener Wurzelspitzen zum Chloroformwasserbrei aus ungereizten Spitzen vornehmen. Über die Methodik solcher Autolysenversuche habe ich schon in meiner ersten Mitteilung Angaben gemacht^). 100 Stück 2 mm lang abgeschnittene Wurzelspitzen wurden mit einer Messerspitze Glasstaub und 10 ccm destilliertem Wasser andauernd fein verrieben; der Brei quantitativ in ein "250 tfc??n-Erlenmeyer-Kölbchen gespült und sodann 50 ccm einer titrierten wässerigen Homogentisinsäurelösung und 5 ccm Chloroform zugesetzt. Man lässt nun behufs Absetzens 10 — 15 Minuten ruhig stehen und bestimmt nach dem BAUMANN'schen") Verfahren mit Vio Normal- AgNOg den Titer der Probe auf Homogentisinsäuregehalt. Hatte man mehrere zu vergleichende Proben aufgestellt, so wurde eventuell nach Titrieruno- durch Homogentisinsäurezusatz der Titer auso-eolichen und nochmals kontrolliert. Die Proben blieben nun im Brutschranke bei konstant 28° C. stehen, wurden täglich mehrmals umgeschüttelt und in regelmässigen, meist fünftägigen Zwischenräumen untersucht. Anwendung höherer Temperaturen, bis 40°, beschleunigt die Enzymwirkungen in so geringem Masse, dass man bei Brutkasten- temperatur ganz wohl sein Auslangen findet. Die Untersuchung geschah durch Abpipettieren von 5 ccm des Digestionsgeniisches und Bestimmung der Menge Vio Normal-AgNOg, welche durch die in diesem Flüssigkeitsquantum noch vorhandene Homoo-entisinsäuremeno-e reduziert wurde. Alle in den nachfolgenden Versuchsdaten angeführten Zahlen beziehen sich auf diese Silber- nitratmeno-en, ausgedrückt in Kubikcentimetern. Man kann durch 3Iultiplikation mit dem Faktor 1,23 daraus eventuell die vorhandene Menge Homogentisinsäure in Milligramm ausgedrückt berechnen. Die geotropische Reizung der Wurzeln geschah, wo nicht anders bemerkt, durch Horizontallagern derselben zwischen zwei Lagen nassen Filtrierpapieres durch 30 Minuten bei etwa 20 ° C. Eine Krümmung ist unter solchen Umständen nach Abschluss der Reizung noch niemals aufgetreten. Die folgende Versuchsreihe zeigt, wie viele geotropisch gereizte 1) 1. c. S. 4fi0. L>) Baumann, Zeitschr. für physiol. Chemie 16, S, 268 (ISitl). 234 F. Czapek: Wurzelspitzen iiötii;' sind, um bei Zusatz zu ungereiztem Material noch vollen oder teilweiseu Hemmungseffekt beim Verschwinden der Homogentisinsäure zu erreichen. Die Zahlen bedeuten, wie schon erwähnt, die bei der Titrierung von je 5 ccm verbrauchte Menge Vio Normal -AgNOg in Kubikcenti- metern. Wnrzelspitzen von Lnpinns albus. 100 ungereizte ;}J^ geS^' 1"*^ ^^'"^'^t« 17. Oktober 2,:; 2,3 2,8 22. , 2,0 2,2 2,2 27. , 1,7 2,1 2,1 1. November 1,:; 1,9 1,«» (i. , 1.0 1,8 1,S 11. (),(i 1,(> 1,G . 100 ungereizte So IJSf ' 100 gereizte 13. Oktober 2,4 2,4 2,4 18. „ 2,1 2,3 2,3 23. „ l,.s 2,1 2,2 2S. „ l,r» 2,0 2,1 2. November 1,2 1,8 1,8 7. , 0,S 1,6 1,(; .,,,, . , '.»0 uneereizte ,,„. „• . 100 ungereizte ^,, gereizte ^^^ gereizto 12. Oktober 2,4 2,4 2,4 17. „ 2,1 2,2 2,3 22. „ l,s 2,1 27. „ 1,:. 2,0 2.1 1. November 1,1 1,8 1,9 6. „ 0,S l,f. 1,7 i,wv • L 9.") un gereizte ^-m „«,„;, f„ KM) angereizte - g^-^j^^^ 100 gereizte 14. Oktober 2,4 2,4 2,4 19. . 2,1 2,1 2,3 24. „ 1,8 1,8 2,2 29. „ 1,.-^ 1,<5 2,0 3. November 1.2 1,4 1,9 8 „ 0,8 1,1 1,7 KHl ungereizte % geS'^' ^"" -^'■'''^" 1.-). Oktober 2,3 2,3 2,3 20. „ 2,0 2,0 2.2 25. , 1,8 1,8 2,1 30. „ 1,.-) l,ö 1,9 4. November 1.2 1,2 1,7 9. ,. 0,8 0,8 1,G Antifermente im Pflanzenorganismiis. 235 100 iingereizte '"/ ^Sl'^^ ^^^ §"*^^'*^ 1(5. Oktober 2.4 2,4 2,4 21. „ 2,1 2,1 2,3 26. „ 1,7 1,7 2,1 •■n. „ 1,4 1,4 2,0 ."). November 1,1 1,1 1,.S 10. „ (1,7 0,7 1,(5 Man erzielt also mit der in 50, und auch noch mit der in 20 Wurzelspitzen enthaltenen Menge des Hemmungsstoffes dieselbe Wirkung, als ob man mit 100 lauter gereizten Spitzen gearbeitet hätte; noch Zusatz von 5 pCt. gereizten Spitzen wirkt sehr deutlich hemmend auf die Homogentisinsäureoxydation, nicht mehr aber 3 pCt. und 1 pCt. Die Grenze dürfte 4 pCt. bilden. Die folgenden Versuche zeigen, dass sich der Hemmungskörper aus dem Brei zerriebener gereizter Wurzelspitzen mit Wasser aus- waschen lässt und dass das Filtrat an seiner hemmenden Wirkung durch Kochen einbüsst. Brei aus lüO ungereizten Brei aus 100 ungereizten Spitzen. Filtrat aus dem Spitzen. Filtrat aus dem Brei von öO ungereizten Brei von 50 gereizten Spitzen, Zusatz von Homo- Spitzen. Zusatz von Homo- gentisinsäure. gentisinsäure. Gesamtvolum SO ccm Gesamtvolum SO ccm IS. Oktober 2,0 2,0 2y 1,8 . 1,8 28. „ 1,4 1,7 2. November 1,1 1,5 7. , 0,8 1,.". 12. „ 0,4 1,1 Brei aus 100 ungereizten Brei aus 100 ungereizten Spitzen. Gekochtes Filtrat Spitzen. Gekochtes Filtrat aus dem Brei von 50 un- aus dem Brei von 50 ge- gereizten Spitzen. Zusatz reizten Spitzen. Zusatz von Homogentisinsäure. von Komogentisiusäure. Gesamtvolum SO ccm Gesamtvolum SO ccm 19. Oktober 2,0 2,0 24. „ 1,8 1,8 29. „ 1,5 1,0 ?>. November 1,2 1,3 8. , 0,8 0,9 13. , 0,5 0,5 Brei aus 100 ungereizten Brei aus 100 ungereizten Spitzen. Ausgewaschener Spitzen. Ausgewaschener Brei von .50 ungereizten Brei von 50 gereizten Spitzen. Zusatz von Homo- Spitzen. Zusatz von Homo- gentisinsäure. gentisinsäure. Gesamtvolum SO ccm Gesamtvolum SO ccm 20. Oktober l,(i 1,0 25. „ 1,3 1,3 30. „ 1,0 1,1 4. November 0,(> 0,8 9. „ 0,3 0,4 236 F. Czapek: Brei aus 100 ungereizten Brei aus 100 ungereizten Spitzen. Ausgewaschener Spitzen. Ausgewaschener und gekochter Brei von 50 und gekochter Brei von 50 ungereizten Spitzen. gereizten Spitzen. Zusatz Znsatz von Homogentisin- von Homogentisinsäure. säure. Gesamtvolum 80 c-cw Gesamtvolum SO c cm 21. Oktober Ifi 1,G 2G. , 1,;5 1,3 31. „ 1,0 1,0 5. November 0,7 0,6 10. , 0,4 0,8 Der Hemmimgskörper lässt sich aber noch besser als durch blosses Auswaschen des Wurzelbreies auf dem Papierfilter in dem zellfreien Filtrate von Chamberlandfiltern erhalten. Zu diesem Zwecke wurden "200 AVurzelspitzen mit 5 ccm Wasser und Cxlaspulver mög- lichst fein verrieben und der dicke Brei bei 2 Atmosphären Druck durch eine Chamberlandkerze gepresst. Man erhält so ein ungefärbtes klares Filtrat. Mischt man gleiche Teile Filtrat aus ungereizten und gereizten Spitzen, so bleibt die Mischung auch nach längerem Stehen klar. Ein Präzipitin gereizter Wurzelspitzen lässt sich also auf diesem Wege nicht nachweisen; möglich, dass der Versuch mit ganz reinem Presssafte nach dem BUCHNER'schen Verfahren ein anderes Resultat ergeben wird. Die Wirkung des Hemmungskörpers im Chamberlandfiltrate illu- striert folgender Versuch: 2 cciii Filtrat aus 2 ccm Filtrat 2 rr/« Filtrat 100 ungereizten Spitzen, aus 1< 10 ungereizten aus 1(K» gereizten 2 ccm Filtrat aus Spitzen. Spitzen. i({) gereizten Spitzen. 20 ccm Homo- 20 ccm Homo- Homogentisinsäure- gentisinsäure gentisinsäure zusatz 25. Februar ... 4,2 4,2 4,2 12. März .... 2,(; 3,1 3,1 Dass der Alkoholniederschlag aus dem Filtrate des gereizten Wnrzelspitzenbreies den Hemmungskörper enthält, kann ebenfalls gezeigt werden. Es wurden zur Herstellung des Präparates 200 geo- tropisch gereizte Spitzen zerrieben, mit wenig Wasser extrahiert, das Extrakt mit dem 20 fachen Volum absoluten Alkohols versetzt; der entstandene Niederschlag, sobald er grossflockig geworden war. ab- filtriert, rasch mit Alkohol gewaschen und vorsichtig auf dem Filter getrocknet. Im Kontrollversuche niuss natürlich dieselbe Manipulation mit Brei aus ungereizten Spitzen vorgenommen werden. Brei aus 100 ungereizten Brei aus 100 ungereizten Spitzen. Alkoholfällung aus Spitzen. Alkoholfällung 200 ungereizten Spitzen. aus 2(MJ gereizten Spitzen. Homogentisinsäurezusatz Homogentisinsäurezusatz K; November 2,8 2,3 2«'. „ 2,0 2,1 2<;. , 1,0 l,!l 1. Dezember 1,1 1,7 23. „ 0,7 1,3 28. „ 0,;! 1,0 VII. Vorwärmung auf 60° C. durch 1 Stunde. 2(;. Februar 2.1 2,1 3. März 1,(; 1,8 8. „ 1,1 1,5 13. , 0,7 1,3 Während also bei 60° auch bei zweistündigem Erwärmen, sowie bei einstündig-em Erwärmen auf 01° die Spitzenoxydase sowohl wie ihr Antiferment keinen Schaden leidet, sehen wir nach einer Vor- wärmung auf 62° in der „ungereizten Probe" normalen Verlauf, d. h. normales Verschwinden der Homogentisinsäure. Die Oxydase scheint also unberührt. Die „gereizte Probe" demonstriert uns hin- gegen nicht den langsamen Abfall des Titers, wie sonst, sondern einen Abfall, welcher den Verhältnissen ungereizter Proben etwa entspricht. Dies lässt aber auf einen Wegfall der Hemmung und auf ein Unwirksamsein der Antioxydase schliessen. Wir können also sagen, dass die Antioxydase der gereizten Wurzelspitzen gegen Er- hitzen deutlich empfindlicher ist als die Oxydase, und dass 62° binnen einer Stunde wohl das Antiferment, nicht aber die Oxydase un- wirksam macht. Der Ausfall dieser Versuche lässt ferner darauf schliessen, dass die Wirkung der Antioxydase nicht etwa in einer Zerstörung der Oxydase besteht, sondern in einer Bindung zwischen Ferment und Antiferment, analog den Antitoxinwirkungen zu suchen sein dürfte. Spezielle Versuche lehrten auch, dass die Antioxydase auf die Tyrosinase und ihre Wirkung keinerlei Binfluss hat, so dass also die Homogentisinsäureansammlung in gereizten Wurzelspitzen nicht etwa in derartigen Vorgängen ihre Ursache haben kann. Eine sehr wichtige Angelegenheit unserer Untersuchung ist die Präge nach der spezifischen Wirkung des gefundenen Antifermentes. Wie eingangs hervorgehobe]i, ist die gegenseitige Beeinflussung der Lab- und Antilabenzyme eine streng spezifische, und wir werden derartige Verhältnisse, wenn es sich tatsächlich um ein Gfegenspiel zwischen Enzym und Antienzym handelt, wohl nirgends vermissen. Antifeniiente im Püanzenorganismub, 239 Diei Spezifität der Antienzymwirkung- tritt nun in der Tat auch in unserem Falle sehr schön zu Tag-e. Die Antioxydase aus geotropisch o-ereizten Wurzeln einer Pflanzenart wirkt wohl sehr gut hemmend auf die fermentative Homogentisinsäureoxydation im Hypokotyl oder Epikotyl derselben Pflanze, ferner auch auf die Homogentisinsäure- oxydation in Wurzeln oder Sprossteilen systematisch nahe stehender Pflanzen, und zwar auf Grattungsgenossen stärker als auf Familien- genossen; sie wirkt aber nicht auf die Oxydation der Homogentisin- säure in systematisch ferner stehenden Pflanzen, wie aus den nach- folgenden Beispielen zur Genüge hervorgeht. In den Mischversuchen wurden in der Regel je 50 Exemplare der einen und der anderen Pflanze angewendet. Nähere Details sind wohl aus den Versuchs- daten selbst zu ersehen. Bemerkt sei nur, dass man bei der Unter- suchung von Hypokotylen etc. auf die Gegenwart von Zucker Rück- sicht nehmen muss, und nur den absoluten Alkoholextrakt oder Alkoholätherextrakt aus dem abpipettierten Flüssigkeitsquantum nach Aufnahme desselben mit Wasser uns dem Trockenrückstande mit Silberlösung titrieren darf. I. Lupinus albus uud Lupiuus hirsutus, Keimwurzelu. 50 unger. 50 ger. 50 ger. 50 ger. 50 unger. albus albus albus hirsutus albus 50 ger. 50 unger. .50 uDger. .50 unger. 50 unger. hirsutus hirsutus albus hirsutus hirsutus 12. Februar. . . . 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0 17. „ .... 1,7 IJ IJ 1,8 1,5 2'2. 1,5 1,4 1,5 1,5 1,1 27. ., .... l,-5 1,-^ 1,3 1,'2 1 II. Lupinus albus , Wurzel und Hypokotyl. .50 heliotr. 50 geotrop. 50 heliotr. 50 geotrop. Hypokotyle Hypokotyle W^urzeln Wurzeln .50 uugereizte .50 ungereizte .50 ungereizte .50 ungereizte Wurzeln Wurzeln Hypokotyle Hypokotyle 11. März ■2,3 2,3 2,3 2,3 Iti. , 2,1 -■>-' -M 2,1 21 1,9 2,0 1,9 1,9 2(1. ,. 1,' l,s 1,7 1,7 Der zweite Fall illustriert ausserdem das gleiche Verhalten des bei heliotropischer Reizung produzierten Antienzyms. 240 F. Czapek: III. Vicia Faba und Lupiuus albus, Keimwurzeln. .">(J unger. 50 unger. .50 unger. 50 unger. KX) unger. Lupinus Lupinus Lupinus Faba Lupinus 50 geotr. .50 ger. .50 unger. 50 ger. Lupinus Faba Faba Lupinus 23. Dezember . . . 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0 28. .. ... 1,<3 1,8 l,(i i,(; 1,8 3. Januar .... 1,1 1,(5 1,2 1,1 1,5 8. „ .... 0,(5 1,3 0,8 0,7 1.2 13. „ .... 0,2 1,0 0,(5 0,3 1,0 IV. Lnpiiius albus und Zea Mays, KeimTrnrzelu. 31. Dezember 4. .Januar . 9. „ . 14. 19. 50 unger. Lupinus 50 geotr. Lupinus 2,1 1,7 1,5 1,3 1,0 .50 unger. Lupinus 50 geotr. Zea 50 unger. Zta 50 geotr. Zea 100 unger, Zea, 2,1 1,5 1.2 0,9 0,(i 2,1 1,' 1,5 1.2 1,0 2,1 1.5 1,2 0,8 0,5 50 unger. 50 gestr. Zea Zea 50 geotr. 50 geotr. Lupinus Lupinus 2,1 2,1 1,5 1.6 1,2 1,4 0,9 1.2 0,6 1,0 . Lupinus albus, Wnrzel, und Avena, Kcimsclieide. 50 unger. 50 unger. 50 unger. 50 unger. KM) unger. Lupinus Lupinus Lupinus Lupinus Lupinus .50 geotr. .50 unger. 50 geotr. 50 hcliotr. Lupinus Avena Avena Avena 11. Januar .... 2,0 2,0 2,0 2,0 2.0 16. „ .... i,(; 1,8 1,5 1,6 1,6 21. ,. .... 1,1 1,6 1,0 11 1,1 26. ,. .... 0,(^, 1,3 0,5 0,6 0,5 VI. Lup iuus albus, Wurzel; Sinapis alba, Hypokotyl. 50 unger. 50 unger. ,50 unger. 50 geotr. 100 unger. Lupinus Lupinus Lupinus Sinapis Lupinus 50 unger. 50 geotr. 50 heliotr. 50 heliotr. Sinapis Sinapis Sinapis Sinapis 21. Januar .... 2,1 2,1 2,1 21 2,1 26. „ .... 1,6 1,5 1,6 l.G 1,8 31. „ .... 1,1 1,0 1,1 1,1 1,5 5. Februar .... 0,6 0,5 0,6 0,(5 1.1 10. „ .... 0,2 0,2 02 0,2 0,7 Antifermente im Pflanzonorffaiiismus. •241 1 VII. Lupiuus albus und Cucurbita Pepo: Wurzeln. 50 uuger. 50 geotr. 50 geotr. 50 geotr. 50 unger. Lupinus Lupinus Lupinus Cucurbita Lupinus 50 geotr. 50 unger. 50 unger. 50 unger. 50 unger. Cucurbitn Ciiciirhita Lv/iintis Cucurbita Cucurltitu 10. Februar . 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0 15. „ . . i,(; l,(i 1,8 IJ 1,5 20. „ . . . . 1,1 Irl 1,G 1,5 1,0 25. , . . . . 0,7 0,7 1,3 1,3 o,(; VIII. Cucurbita Pepo: Wurzel und Ilypokotyl. 50 lieliotr. .')(J geotr. Hypokotyle Hypokotyle 50 unger. ! 50 unger. .50 heliotr. Wurzelu 50 unser. .)0 geotr. Wurzeln 50 unger. Wurzeln Wurzeln Hypokotyle ' Hypokotyle 1. März (;. ., 11. „ 20. „ 2,0 1,T 1,5 1.1 2,0 1,' 1,5 1,2 2,0 1,6 1,4 1,0 2,0 1,T 1,5 1,1 30. März 4. April 17. ., IX. Cucurbita Pepo und Cucumis Melo: Wurzeln. 50 unger. Pepo I geoti Melo 50 geotr. 2,1 1,8 1,1 50 geotr. Pepo .50 unger. Melo 2,1 1,8 1,1 50 geotr. Pepo 50 unger. Pepo 2,1 1,8 1.2 .50 geotr. 50 unger. Pepo 50 unger. Meto Melo ungei Melo 50 unger. 2,1 1,8 1,1 2,1 i,(; 0,5 X. Lupinus albus und Phaseolus multiflorus: Wurzeln. 50 unger. 50 geotr. 50 geotr. 50 geotr. .50 unger. Lupinus Lupinus Lupinus Phaseolus Lupinus 50 geotr. 50 unger. 50 unger. 50 unger. .50 unger. Phaseolus Phaseolus Lupinus Phaseolus Phaseolus 14. Februar. . . . 2,1 2,1 2,1 2,1 2,1 19. „ .... 1,8 1,8 1,9 . 1''^ i,(; 24. „ .... 1,5 1,5 1,6 1,5 1,1 1. März 1,2 1,2 1,3 1,3 0,6 242 F. Czapek: Diese Beispiele dürften zur Genüge die streng spezifische Wirkung der Antioxydasen bei verschiedenen Pflanzen bezeugen. Da es bis- her im Pflanzenreiche keinen ähnlichen Beweis für die Eigenart von Enzymen bestimmter Wirkungsweise bei bestimmten Pflanzen gab, so ist diese Yersuchsreihe auch aus anderen Gründen von allge- meinerem Interesse, indem sie zeigt, dass weder die Homogentisin- säure oxydierenden Fermente, noch deren Antifermente bei Pflanzen, die einander nicht nahe verwandt sind, identisch sind. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch die Systematik unter Umständen von diesen Verhältnissen Nutzen ziehen kann, so wie es in jüngster Zeit durch die Präzipitinreaktion des Blutserums gelungen ist zu zeigen, dass die Anthropoiden den Menschen näher verwandt sein müssen als die katarrhinen Aff'ensippen. Diesbezügliche Versuche bei Pflanzen sind ja an Keimwurzeln oder Keimstengeln sehr leicht anzustellen. Chemisches Interesse kommt unseren Versuchen auch deshalb zu, weil gezeigt wird, dass die Wirkung des Antienzyms nicht etwa darin bestehen kann, dass es der Oxydase den Sauerstofl' wegnimmt und so die Oxydation hintanhält. Es ist vielmehr allem Anscheine nach wirklich eine direkte Beschlagnahme der Oxydase durch das Anti- enzym, also eine direkte gegenseitige Wirkung der Enzyme aufein- ander gegeben. Herrn PtUDOLF BerTEL, Assistenten meines Laboratoriums, sage ich für seine sorgfältige Hilfe bei der Ausführung zahlreicher Ver- suche meinen besten Dank. Stnffwechselprozesse bei hydrotropischer und bei phototropischcr Reizung. 94;^ 31. F.Czapek: Stoffwechselprozesse bei hydrotropischer und bei phototropischer Reizung. Eingegangen am 17. April ll)ü."i. Die Yorliegende Mitteilung hat den Zweck, darauf aufmerksam zu machen, dass sich bei hydrotropischen und phototropischen Reiz- vorg-ängen ganz analoge Stoffwechselvorgänge im sensiblen Organ abspielen, wie sie von mir für Geotropismus konstatiert wurden^): Vermehrung der normal in solchen Organen allenthalben verbreitet vorkommenden Homogentisinsäure und Auftreten eines der normalen fermentativen Homogentisinsäureoxydation hemmend entgegenwirken- den Autifermentes. Für den Hydrotropismus wurde dieser Beweis vorläufig nur für ein ausgesucht günstiges Objekt: die Keimwurzeln von kleinsamigen Maissorten erbracht. Die Versuchsanordnung, welche eingeschlagen wurde, um mit Sicherheit 100 und mehr Wurzeln hydrotropisch zu reizen, war folgende. In einen (llasschrank mit seitlich angebrachten Schubtüren, wie er als „steriler Kasten'- zum Abimpfen bei mikrobiologischen Arbeiten Verwendung findet, wurde ein Holzgestell in der Ncähe der Hinterwand angebracht. Dieses Holzgestell trug auf seiner oberen Fläche ein kuvettenartiges Gefäss, welches als Wasserbehälter diente und einen breiten Filtrierpapier- streifen eingetaucht erhielt, welcher als nasse Fläche auf die Hinterwand des Glasschrankes hinübergeleitet wurde und so als Wassersaugvorrichtung fungierte. Unter dem Wasserbehälter besass das Holzgestell mehrere etagenförmig angeordnete, mit Bohrungen versehene Leisten, welche zum Befestigen der Maiswurzeln dienten. Vermittelst verschieden weiten Offenhaltens der seitlichen Türen erreichte man es leicht, dass die Luftfeuchtigkeit in der Nähe der etwa 0,0 cm von der nassen Fläche entfernten Wurzeln etwa 75 pCt. betrug,' so dass das Optimum für die hydrotropische Reizung erhalten wurde. Ein kleines Haarhygrometer im Kasten muss stetig die Feuchtigkeit kontrollieren lassen. Bei 1Ü-1>0° C. zeigten unsere Maiswurzeln etwa nach 3-4 Stunden deutlichen Krümmungsbeginn. Um die in Frage stehenden Stoffwechselprozesse nachzuweisen, wurden die Wurzeln aber schon nach '2 Stunden, vor Eintritt der Krümmung herausgenommen, und nur einige Wurzeln an verschiedenen Stellen der Befestiguugsvorrichtung als Kontrolle stattgehabter Reizung belassen. 1) Czapek, Ber. der Deutschen Bot. üesellsch. 20, Itil (1^02). Ber. der deiitsclien bot. (iesellscli. XXI. 1( 244 F- Czapek: Die angewendeten analytischen Methoden waren dieselben wie die in meinen früheren Mitteilungen angegebenen, und ich brauclie diesbezüglich hier nichts zu bemerken. 'O Versuch I. Am 18. März w^urden in der beschriebenen Weise 50 Maiswurzeln hydrotropisch durch 2^/„ Stunden induziert. Zimmer- temperatur 19 — 20° C. Kastentemperatur 16,5 — 17° C. Kastenfeuchtig- keit 75 —77 pCt. Die abgeschnittenen Wurzelspitzen wurden in 15 ccm Wasser verrieben. Zu je 10 ccm dieser Probe und einer Kontrollprobe aus ungereizten Wurzeln wurden verbraucht 1,1 ccm und 1,0 CC771 ^/^^^oimml-Ag'NO^. Von 5 im Kasten verbliebenen Wurzeln wiesen nach 4 Stunden 3 eine deutliche hydrotropische Krümmung- auf. ^ö Versuch IL Digestionsmethode: Zimmertemperatur bei der Reizung 19°. Kastentemperatur 17°. Kastenfeuchtigkeit 73— 76 pCt. Reizungsdauer 2V2 Stunden. Die zerriebenen Wurzelspitzen unter Homogentisinsäurezusatz in Chloroformw^asser in üblicher Weise bei 28° digeriert; alle 5 Tage 5 ccm der Flüssigkeit entnommen und mit AgNOg titriert. Die Zahlen sind die zu diesen 5 ccm verbrauchten CC771 7,0 AgNOg. 50 ungereizte Wurzeln 50 gereizte Wui-zeln 11). März ^,0 2,0 •24. März 1,5 1,6 2!). März 1,1 1,4 ;}. April '.0,7 1,1 Versuch III. Zur Kontrolle: Alles so wie in Versuch II, nur wurden die Kastentüren geschlossen und so 100 pCt. Feuchtigkeit hergestellt. Kontrollwurzeln alle ungekrümmt. 50 Kontrollwurzeln 50 Wurzeln im Kasten 20. März 2,0 2,0 25. März 1,(1 1,(5 'Ml März 1,1 1,1 1. April <>,(■) 0,0 also keine Differenz Versuch IV. Digestion: Zimmertemperatur 18°. Kastentemperatur 17°, Kastenfeuclitigkeit 74 pCt. Reizungsdauer 2 Stunden. — 5 Kon- trollwurzeln reagierten sämtlich. 50 ungereizte Wurzeln 50 gereizte Wurzeln 22. März 2,0 2,0 27. März 1,6 1,8 1. April 1,1 1,6 6, April 0,6 1,3 Diese Krfalirungen mögen hinreichen, um , 8. 81)— 91) enthaltene Prioritätsreklaniation von GONNERMANN, welche meine vorläufige Mitteilung „Über Tyrosinabhau in Keimpflanzen" (Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1902, Bd XX, Heft 8, S. 454— 4G3) zum Gegenstande hat, erlaube ich mir im nachstehenden folgendes zu erwidern. Die Untersuchungen GONNERMANN's über das Auftreten der Homogentisinsäure in Pflanzen und deren Entstehung aus Tyrosin sind mir schon zu Beginn meiner Arbeit bekannt gewesen, und ich habe in meiner vorläufigen Mitteilung (1. c, S. 461) die Befunde GONNER- MANN's über die Homogentisinsäure in Rübensäften entsprechend her- vorgehoben ^). Es kann daher durchaus nicht davon die Rede sein, dass ich die Priorität GONNERMANN's bezüglich des Vorkommens der Homogentisin- säure bei Phanerogamen in Zweifel gezogen habe, oder dass ich nichts von seinen Arbeiten wusste. Wie meiner vorläufigen Mitteilung leicJit entnommen werden kann, bildet nicht der nochmalige Nachweis des fermentativen Tyrosin- abbaues und der Entstehung von Homogentisinsäure aus Tyrosin bei Lupinus albus den Hauptgegenstand meiner Arbeit, sondern es sollte wohl auf die Allgemeinheit dieser biochemischen Erscheinunu' hin- gewiesen werden, aber ausserdem das Schicksal der Homogentisin- säure im Pflanzeuorganismus näher aufgeklärt werden. Es ist mir auch tatsächlich o-elunyen, nachzuweisen, dass die Homoo-entisinsäure nicht das Endprodukt des Tyrosinabbaues ist, wie die Untersuchungen GONNERMANN's anzunehmen schienen. Wenigstens spricht GONNER- MANN nicht davon, dass die Homogentisinsäure, respektive deren intensiv gefärbtes Oxydationsprodukt weiter verändert wird. Über das entstehende aromatische kristallisierbare Abbauprodukt der Homooentisinsäure werde ich in meiner ausführlicheren Arbeit noch nähere Mitteilungen machen. Ausserdem ist eine zweite Aufgabe meiner Arbeit gewesen, die Lokalisation der einzelnen Abbauprodukte des Tyrosinstott'wechsels 1) Vergl. auch F. Czapek: Stoffwechselprozesse in der geotropisch gereizten Wurzelspitze und in pliototropisch sensiblen Organen (Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1W2, Bd. XX, Heft 8, ö. iG5). 248 !'• Magnus: festzustellen und speziell bei den Keimlingen von Lupinus albus den Sitz des Tyrosius, der Tyrosinase, der Homogentisinsäure und des Oxydationsproduktes der letzteren näher zu eruieren. Zum Schlüsse gestatte ich mir meiner Verwunderung Ausdruck zu geben, wie es GONNERMANN möglich war ganz zu übersehen, dass ich über seine Arbeiten in einem speziellen kurzen Absätze meiner vorläufigen Mitteilung referiert habe. Ich mochte es jedenfalls als wünschenswert bezeichnen, dass ein Autor, der eine Prioritäts- reklamation beabsichtigt, erst die von ihm einer Kritik zu unter- ziehende Arbeit mit Aufmerksamkeit durchliest und nicht vor allem auf liefe rate Bezug nimmt, wie ich es von GONNERMANN voraus- setzen muss, weil er aus einem Referat über meine Arbeit im chemischen Centralblatt (l',)03, I, Nr. 3, S. 17(S) einen Satz wörtlich in gesperrter Schrift reproduziert, aber aus meiner Originalarbeit kein Citat anführt. 33. P. Magnus: Ein von F. W. Oliver nachgewiesener fossiler parasitischer Pilz. Eingegangen am 23. April 1903. In der englischen botanischen Zeitschrift „The New Phytologist", Vol. II, Nr. 3 (März 1903), S. 49—53, weist F. W. OLIVER auf einige an den Blättern fossiler Pflanzen auftretende Bildungen hin, die er auf Grund seiner genauen, durch instruktive Abbildungen erläuterten Untersuchungen als pilzliche erklärt. Mich interessieren vor allem die von ihm auf den Fiedern von Alethopteris aquiUna (Schloth.) Goepp. nachgewiesenen Parasiten. Auf der Unterseite der Fiedern treten kugelige, etwas hervorragende Höhlungen auf, die mit starker Wandung versehen sind und zahlreiche kleine, Sporen ähnliche, ziemlich kugelige Körper enthalten. Die Wand ist, wie gesagt, stark verdickt und scheint die benachbarten Parenchymzellen flach zu- sammengedrückt zu haben. In einem Falle, der auch abgebildet ist, beobachtete OLIVER, dass die sporenähnlichen Körper an den Enden dünner Hyphen sassen, die von der dicken Wandung der Höhlung ausgehen, oder besser gesagt, an der dicken Wandung der Höhlung sitzen. Die sporenähnlichen Körj)er sind nicht ganz kugelig; ihr Ein von F. W. Oliver nachgewiesener fossiler parasitischer Pilz. 240 läno'erer Durchmesser ist un2:efähr 1() a. Thre Wand ist bedeckt mit zahlreichen winzigen Erhebunoen. Oliver hebt mit Recht hervor, dass alle Charaktere auf die pilzliche Natur der Bildungen hinweisen, will aber über die Ver- wandtschaft des Pilzes kein Urteil abo-eben. Mich erinnern diese Bildnnoen sehr lebhaft an eine Art der Gattung- Urophlyctis^ die auf Umbelliferen auftritt und die ich Uro- phli/cfis Kriegeriana genannt habe. Ich habe sie am eingehendsten be- schrieben in den Annais of Botany, Yol. XI, S. 89 — 91, und sie ist ab- gebildet auf Taf. VII, Fig. 1 — i:i Sie bildet eine kugelige, hervor- ragende Galle, in die die stark vergrösserte kugelige dickwandige Wirtszelle völlig eingesenkt ist, an deren starker Wandung die zarten Hyphen sitzen, welche die Sporen tragen. In allen diesen Bezieliungen stimmen die von OLIVER beobachteten „pockets that contain numerous small sporelike bodies" völlig mit Urophlyctis Kriegeriana überein. Auch zeigt eine der in der Fig. 4 von OLIVER abgebildeten Sporen die für Urophlyctis charakteristische Abflachung der Sporen an der Seite, mit der sie der Hyphe aufsitzt, und lässt sogar dort einen nabolförmigen Eindruck erkennen, wie ich ihn 1. c. für viele Uro- phlyctis-H^oren abgebildet habe. Hingegen waren die zartwandigen Antheridien oder Nebenzellen (wie sie BÜSGEN und ALFR. FISCHER nennen), die der abgeflachten Nabelseite der Sporen von Urophlyctis anliegen, nicht nachzuweisen. Vielleicht haben sie sich wegen ihrer Zartwandigkeit und Kleinheit nicht erhalten. Da die sporelike bodies nur ungefähr 16 jli Durchmesser haben, während die Sporen von Uro- phlyctis Kriegeriana P. Magn. 43 fi Durchmesser haben, so möchten die Antheridien oder Nebenzellen des OLIVER'schen Pilzes auch noch kleiner als die der heutigen Urophlyctis- Arten gewesen sein. Aus alledem geht hervor, dass der von F. W. OLIVER in den Fiedern von Alethopteris aquilina (Schlotheim) Goepp. nachgewiesene Pilz in seinem Aufbau, soweit er von OLIVER nachgewiesen ist, sehr nahe der Gattung Urophlyctis stehen möchte. OLIVER hat voller Be- scheidenheit unterlassen ilm zu benennen. Ich stehe nicht an, ihn als nahe verwandt der Gattung Urophlyctis Schroet. zu bezeichnen und nenne die Gattung Urophlyctites, während ich die von F. W. OLIVER nachgewiesene und in ihrem Aufbau dargelegte Art als Urophlyctites Oliverianus P. Magn. bezeichne. Das ausserordentliche Interesse, das das Auftreten eines der Gattung Urophlyctis nahe verwandten Orga- nisnnis in der Steinkohlen-Epoche hat, brauche icli nicht noch be- sonders hervorzuheben. Die Gattung Urophlyctis dürfte danach ein sehr hohes Alter haben. In demselben Artikel bespricht OLIVER einige blasenartige Bildungen, die er auf Samen von Polylophospermum und Stephano- spermum beobachtet hat und möchte sie für Chytridiaceen ansprechen, 250 P- Magnus: Ein von F. W. Oliver nachgewiesener fossiler parasitischer Pilz. die der von KeNAULT und BERTRAND beschriebenen fossilen Cliytri- diacee Grilletia Sphaerospermii verwandt sind. OLIVER möclite sie heutigen mit einem Deckel aufspringenden Chytridiaceen vergleichen. Doch scheint mir mit OLIVER die Verwandtschaft dieser Bildungen noch zweifelhaft. Namentlich die Mittellinie oder der Mittelspalt des sogenannten Deckels hat nichts Analoges in heutigen Chytridiaceen. Sitzung vom 29. Mai 1908. 251 Sitzung vom 29. Mai 1903. Vorsitzender: Herr L. Kny. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Graf von Arnim -Schlagenthin, auf Nassenheide in Pommern, Station der Kleinbahn Stoeven-Stolzenburg (durch CARL MÜLLER und L.KNY), Ball, Dr. 0. Melville, in Batesville, Yirginia (U. S. A.) (durch PAUL Klemm und H. Miehe), Frltsch, Dr. E. F.. Assistant in the Botanical Department, London, W. C. (durch K. GOEBEL und F. W. O. OLIVER), Nabokich. Alexander, aus Nowo-Alexandria (Ptussland), z. Z. Berlin, Bo- tanisches Institut der königl. Landwirtschaftlichen Hochschule (durch L. KNY und W. MAGNUS). Zu ordentlichen Mitgliedern sind ernannt die Herren: Poulsen, Dr. Viggo, Professor in Kopenhagen, Haussner, Dr. R., Professor in Karlsruhe. Der Vorsitzende «ibt der Gesellschaft Kunde von dem am 1. Mai d. J. erfolgten Ableben ihres ordentlichen Mitgliedes, des Herrn Dr. Maximilian Westermaier, ordentl, Professors der Botanik an der Universität Freiburg i. Schweiz. Der Heimgegangene gehörte unserer Gesellschaft seit ihrer Begründung an; sie wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Im Anschluss an die warm empfundenen Gedcächtnisworte des Vorsitzenden erhoben sich die in der Sitzung Anwesenden zur Ehrung des Verstorbenen von ihren Sitzen. Ber. der deutschen bot. Gesellscli. XXI. 18 252 N, Ä. Maximow: Mitteilungen. 34. N. A. Maximow: Über den Einfluss der Verletzungen auf die Respirationsquotienten. Eingegangen am (i. Mai 1903. Bekanntlich ruft die Verletzun«- der Pflanze in derselben eine o Reihe verschiedenartiger Prozesse hervor. Besonders gut lassen sich o" diese Prozesse bei fleischigen, an Vorratsstoff reichen Organen beob- achten. So z.B. ergaben HettLINGER's') und ZaLESKI's^) Versuche eine energische Synthese der Eiweissteile; KORCHOFF^) wies nach, dass die Nucleoprote'ide, d. h. die unverdaubaren Eiweissstoffe, gleich- falls synthetisiert werden, gleichviel, ob ihre Menge nach dem Stick- stoffgehalt oder nach dem Phosphorgehalt bestimmt wurde. Schliess- lich hat SmIRNOFF*) die bereits aus den Arbeiten von STICH ^) und Richards®) bekannte, nach eingetretener Verletzung gesteigerte Atmungstätigkeit nachgewiesen, wobei er die Beobachtung machte, dass diese erhölite Atmungsenergie nur bei Luftzutritt wahrnehmbar ist. In der WasserstofFatmosphäre war keine Veränderung der intra- molekularen Atmung wahrzunehmen. Es fand auch keine Synthese der Eiweissstoffe statt. Auf diese Weise liegen indirekte Hinweise dafür vor, dass die Verletzungen einen erhöhten Oxydationsprozess zur Folge haben. Auf Veranlassung des Herrn Prof. PALLADIN hatte ich es mir zur Aufgabe gestellt, behufs direkter Versuche festzustellen, ob in der Tat nach stattgefuudener Verletzung eine erhöhte Absorption von Sauerstoff wahrzunehmen ist, was sich durch ein Fallen des Respirationsquotienten offenbaren würde. Diese Frage war schon in den oben angeführten Arbeiten von Stich und Richards behandelt w^orden; leider widersprechen sich die Data der beiden Autoren. STICH erhielt bei vier A^ersuchen ein 1) Hettlinger, Revue generale de Botanique, XXIII, l'.ioi. 2) Zaleski, Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. li»01, S. ;$;U. .")) KoRCiiüFP, Revue generale de Botanique 1902, S. 445), und Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. IDo;!. 4) S. Smiknoff, Revue generale de Botanique 1903, S. 2(). 5) C. Stich, Flora 1891,^ S. 15. ch. der Wissenscii. LSiHI, S. ."kS4. über den Einfluss der Verletzungen auf die Respirationsquotienten. 253 starkes Fallen der Respirationsquotienteu (in einem derselben sogar bis zu 0,19!). RICHAKDS dagegen hat bei seinen 15 Versuchen eine solche Wirkung nicht beobachtet; seine Versuche rufen indessen, trotz all ihrer Genauigkeit, einen gewissen Zweifel hervor, und zwar in folgendem Punkt: Der Respirationsquotient der unverletzten Organe ist bei ihm ein allzu niedriger (bei den Kartoffelknollen 0,36, 0,46, 0,45, 0,56), .und ein noch weiteres Sinken solch niedriger Quotienten wäre kaum zu erwarten. Noch grössere Zweifel werden aber in uns wach, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die geringen Mengen von CO, richten, mit denen RICHARDS manipuliert hatte. Nicht selten war der Sauer- stoffgehalt bloss 0,37, 0,40 pCt. Auf diese Weise berechtigen uns Richards' Versuche nicht dazu, diese Frage als gelöst zu betrachten. Dass es in der Tat so ist, können wir daraus ersehen, dass ZALESKI ^ bei seinen Betrachtungen über die Wichtigkeit des Sauerstoffes bei Reaktionen gerade STICH's Data und nicht die von RICHARDS an- geführten annimmt. Ausserdem weisen sowohl STICH's, als auch Richards' Arbeiten einen merklichen Mangel auf. Bei der Berech- nung der Analyse haben beide Autoren, ausgehend von der Annahme, .dass in normaler Luft der Sauerstoffgehalt 20,8 pCt. gleich kommt, einfach darnach den Prozentgehalt des durch Kaliumpyrogallat absor- bierten Sauerstoffes subtrahiert und nahmen die dabei erhaltene Zahl für den Prozentgehalt des durch die Pflanze absorbierten Sauerstoffes an. Sie Hessen dabei aber die bei der Atmung (Quotient ^ 1) ein- tretende Volumveräüderung ausser acht, die bisweilen eine recht be- deutende ist; infolge dessen verlangen alle ihre Analysen eine Um- rechnung nach der bekannten Formel a - cq - b, bei welcher a den Prozento-ehalt des durch die Pflanze absorbierten O^, c den Pro- zentgehalt des Stickstoffs, b den Prozentgehalt des von Pyrogallat absorbierten 0, und q ^^ = 0,262630 bezeichnet. Wie gross der Unterschied sein kann, ergeben folgende Beispiele: Stich, 1. c. S. 57, III. Versuch, führt an: ( 0,71, umgerechnet 0,54 Unverletzte | q 09 0,35 Richards, 1. c. S. 579, 42. Versuch: Richards' Zahlen 0,71 0,97 0.G5 0,70 0 75 0,70 Umgerechnet 0,G6 0,98 0,G0 0,5-3 0..0 O.Go Zu meinen Untersuchungen hatte ich die Zwiebeln von Allium Cepa und die Knollen von Solanum tuberosum benutzt. Das Versuchs- 1) ZALESKI, Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1.01, S. 3.31. 2) BONNIER et Mangin, Annales des sciences naturelles, Vl.serie, XIX. tome, 1884. ^ 18* 254 N. A. Maximow: Objekt wurde entweder in ein mit Quecksilber abgesperrtes Reagens- glas oder in einen Glasbehälter mit einem Gummipfropfen gebracht, welch letzterer oben gleichfalls mit Quecksilber übergössen wurde. In allen Fällen war jedoch der Luftabschluss ein vollkommener. In dem Zeitraum zwischen den einzelnen Bestimmungen befand sich das Versuchsobjekt in einer feuchten Kammer. Die Gasanalyse wurde von mir auf dem POLOWZOAV'schen^) Apparat vollzogen, wobei ich bei den letzten Versuchen die von RICHTER^) in Vorschlag ge- brachte Änderung vorgenommen hatte, die nämlich darin besteht, dass man, anstatt den Sauerstoff durch Pyrogallat absorbieren zu lassen, eine Explosion mit AYasserstoff hervorruft, was zur Folge hatte, dass der Unterschied zwischen den beiden Parallelbestimmungen niemals 0,05 pCt. überstieg; das Minimum, mit dem ich operierte, war nicht weniger als 1,5 — 2 pCt. In der normalen Luftzusamnien- setzung wurde als Durchschnittszahl vieler Analysen 20,80 pCt. O2 und 79,20 pCt. N« angenommen. I. A^ersuche mit Alliuin Cepa. 1. Versuch. Eine Zwiebel von Allium Cepa wurde in kleine Teile zerschnitten und ein A'^iertel dieser Masse sofort nach der Verletzuug in ein Reagensglas gebracht. Versuchsdauer K). Oktober, 11-12 Uhr vormittags, 1(). „ 2—4 Uhr nachmittags , 17. ,, 11—1 Uhr 18. „ 11-1 Uhr 1!». , 12—2 Uhr 20. ^ 12-:'.,30 Uhr 21. „ 12-4 Uhr 22. „ 12— (5 Uhr 2.!. „ 11—6 Uhr 2J. .. 14-4 Uhr 2. Versuch. Kine Zwiebel wurde in kleine Stücke zerschnitten und ein Drittel derselben sofort nach stattgefundener A^erletzung in ein Reagensglas gebracht. Prozent Prozent Prozent CO., CO2 0.2 N. 0, 1,51 1!),J1 78,98 1,22 2,14 18,47 79,39 0,iX) 2,44 17.64 79,92 0,73 2,8G 16,84 80,30 0,67 3,09 1(;,1)6 79,95 0,76 5,67 13,28 81,05 0,71 7,58 11,88 81,04 0,77 8,71 10,26 81,03 0,79 <),ir. ;i,7ii 81,06 0,80 4,11!» ]4,:)i 8(J,Ö0 0,75 1) PoLOWzow, Memoires de l'Acad. des Scieaccs de St. Petersbourg VIII, t. XII, Nr. 7, 1901, russisch. 2) A. Richter, Travaux de la Soc. de Nat. de St. Petersbourg, Seance 18. dec, 1902, russiscli. ^ über den Einfluss der Verletzungen auf die Respirationsquotienten. 255 Versuchsdauer Prozent CO., Prozent 0, Prozent CO., o.r 16. Oktober, 11-12 Uhr 2,32 18,72 78,96 14') 17. „ 11-1 Uhr . . . 4,08 14,73 81,19 0,62 IS. 11-1 Uhr . . . 3,51 16,10 80,39 0,70 i;». . 12-2 Uhr . . . 2,60 i(),;5o 81.10 0,52 CO ■20. „ 12-3,30 Uhr . . 5,68 13,31) 80,9.-! 0,72 21. „ 12-4 U-hr . . . 7,50 11,47 81,0:i 0,76 9-> 12—6 Uhr . . . 8,98 9,41 81,61 0,75 23. „ U-G Uhr . . . 10,7.') (J,74 82,51 0,72 in Am 24. Oktober um 12 Uhr drei Teile o'eteilt. mittags wurde jedes Stück wiederum 24. Oktober, 12- -•; Uhr ■2(x n 12- -(i Uhr 2.S. ?) 11- -6 Uhr :'.0. n 12- -5 Uhr 4,07 15,08 80,85 0,6(J 7,74 11,02 81,24 0,75 8,12 io,(;8 81,20 0,76 5,98 13,32 80,70 0.76 3. Versuch, Eine Zwiebel wurde unverletzt in ein grosses Reagens- olas verschlossen. 4. Nov. () Uhr nachm. bis 5. Nov. 10 Uhr vorm. (;. „ 4 Uhr nachm. bis 7. „ 12 Uhr vorm. 4,41 4,69 15,(i(; 15,42 73,93 79,89 0,88 0,84 Am 8. November 10 Uhr vormittags wurde dieselbe in kleine Stücke o-eteilt und ein Viertel derselben in ein Reagensglas verschlossen. 8. November, 10—12 Uhr !S. 9. 10. 11. 12. i:;. 12,30-2,30 Uhr 12-2 Uhr . . 12—4 Uhr . . 12—6 Ulir . . 12—5 Uhr . . 12-(i Uhr . . 2,87 2,75 3,45 10,55 11,00 13,26 17,83 16,72 15,91 7,26 6,59 4,05 79,30 80,53 80,64 82,19 82,41 82,69 0,9(; 0,62 0,6o 0,74 0,73 0,75 4. Versuch. Ein zweites Viertel derselben Zwiebel, die schon im 3. Versuch benutzt war. 8. November, 10—12 UJir . 8. „ 9. 10. 11. 12. 13. „ 12,30—2,30 Uhr 12-2 Uhr . . 12-4 Uhr . . 12-6 Uhr . . 11-5 Uhr . . 12—6 Uhr . . 2,53 18,12 79,35 0,93 2,90 16,44 80,60 0,61 3,50 15,94 80,5(; 0,67 9,39 9,03 81,58 0,76 13,12 4,30 82,58 0,75 10,67 6,7;; 82,00 0,71 13,23 3,(54 83,13 0,7.3 256 N. A. Maximow: 5. Versuch. Eine Zwiebel wurde unverletzt in ein grosses Reagens- glas gebracht. Versuchsdauer Prozent CO2 Prozent 0, Prozent CO, 0* 20. Dezember 12 Uhr vormittags bis 21, zember 12 Uhr vormittags , . . De- .S,6(; 9,80 81,54 0,75 6. Versuch. Eine Zwiebel wurde unverletzt in ein grosses Reagens- glas gebracht. 20. Dezember 12 Uhr vormittags bis 21, De- zember 12 Uhr vormittags 5,55 14,.52 79,93 0,85 7. Versuch. 7 Zwiebeln wurden in unverletztem Zustande in einen Glasbehälter mit einem Gummipfropfen gebracht. 9. Januar, 12—4 Uhr 4,30 Uhr nachm, bis 10. Januar 10 Uhr vormittags (5,20 14,72 13,32 80,48 { 0,79 3,17 I 82,11 I 0,80 Am 10. Januar um 11 Uhr vormittags wurde jede von ihnen in vier Teile zerschnitten. 10. Januar, 11—12,30 Uhr , 10. „ 12,30-2,30 Uhr 10. „ 2,30-4 Uhr . , 11. 12-1, .".0 Uhr, 4,40 6,G2 l 9,.-58 :J,80 17,44 13,50 9,78 15,28 78,10 79,82 80,84 80,92 1,42 0,50 0,68 0,(i4 8. Versuch. 7 Zwiebeln wurden in unverletztem Zustande in einen Glasbehälter mit Gummipfropfen gebracht. 28. Januar, 11 Uhr vorm. bis 11 Uhr nachm. „ 0 Uhr nachm, bis 30. Januar 29. 11 Ulir vormittags 5,24 7,15 14,61 12,03 80,15 80,82 0,81 0,78 30. Januar um 12,20 Uhr vormittags wurde jede derselben in vier Teile zerschnitten und sofort eingeschlossen. 30. Januar, 12,20-12,30 Uhr 30, „ 12,30-2,30 Uhr 30, „ 2,30- 4, :50 Uhr . 31, „ 11,30-1,30 Uhr 31. „ 1,30— 3,.30 Uhr . 1. Februar, 11,30—1,30 Uhr 2. „ 3-5 Uhr . . . 3. „ 2-4 Uhr . . . 4. „ 12-4 Uhr. . , 2,13 20,20 77,67 I0,6ä .".,90 18,13 77,97 0,82 5,51 15,82 78,67 0,67 5,70 13,02 81,28 0,68 11,70 5,36 82,94 0,74 7,22 10,9:5 81,85 0,(J8 0,16 12,22 81,62 0.67 (5,42 12,33 81,25 0,71 10,75 6,32 83,93 0,68 über den Einfluss der Verletzungen auf die Respirationsquotienten. 257 II. Yersuche mit Solannm tuberosum. 9. Versuch. Eine Knolle wurde unverletzt in ein orosses Reao:ens- glas gebracht. Versuchsdauer Prozent Prozent Prozent CO, 0, Na CO. 0, 19. November 10 Uhr vormittags bis 21. No- vember 10 Uhr vormittags 1,2G 15,20 80,54 1 0,72 21. Oktober um 2,30 Uhr nachmittags wurde sie in kleine Stücke zerschnitten und die Hälfte in ein Reagensglas gebracht. 21. November, 2,.S0-o,30 Uhr 21. 21. 22. ?5 :■> 51 ■)■> 8—9 Uhr . 9,20-12,20 :5-5 Uhr . 1—5 Uhr . 3,75 4,29 4,21 2,68 (5,00 o 16,62 14,83 15,42 15,22 10,67 10. Versuch. Die zweite Hälfte derselben Knolle. 21. November, 2,30-5,30 Uhr 21. 21. 22. 23. •.1 55 6-9 Uhr . . . 9,20-12,20 Uhr 3-5 Uhr . . . 1-5 Uhr . . . 3,14 2,76 3,04 2,32 4.87 17,72 16,48 16,80 16,78 13,44 79,63 80,88 80,37 82,10 83,33 79,14 80,76 80,16 80,80 81,69 0,87 0,67 0,74 0,42 0,54 1,03 0,58 0,71 0,52 0,61 11. Versuch. 5 Knollen wurden in unverletztem Zustande in einen Glasbehälter mit Gummipfropfeu gebracht. 21. Januar 4 Uhr nachm. bis 22. Januar 1 Uhr nachmittags 22. Januar 1 Uhr nachm. bis 23. Januar 1 Uhr vormittags 23. Januar 6 Uhr nachm. bis 24. Januar I Uhr nachmittags 24. Januar 2 Uhr nachm. bis 25. Januar II Uhr vormittajfs 3,40 7,26 4,97 8.06 14,52 9,07 15,92 11,72 82,08 83,67 79,11 80,22 0,48 0,66 1,02 0,68 25. Januar um 1,30 Uhr nachmittags wurde jede Knolle in vier Teile zerschnitten. 25 Januar, 1,30-1,40 Uhr 25. „ 1,40-3,40 Uhr 25. „ 3,40-5.40 Uhr 26. ,, 12—2 Uhr . . 27. „ 2-4 Uhr . . 28. „ 1—4 Uhr . . 12.Febr., 5Uhrnm.bis 13 Febr., 10 Uhr vm i;5. „ 12Uhrnm.bi8 15.Febr.,10Uhrvm 1,03 4,65 5,97 3,07 3,81 4,73 .•5,i)5 H,.37 20,35 18,27 16,75 16,64 15,73 14,50 15,99 10,31 78,62 77,08 79,28 8029 80,46 80,77 80,06 81,32 3,43 2,19 0,57 0,69 0,70 0,70 0,78 0,76 258 N. A. Maximow: Einfluss der Verletzungen auf die Respirationsquotienten. 12. Versuch. 10 Knollen wurden unverletzt in einen Glasbeliälter gebracht. Versuchsdauer Prozent CO, Prozent Prozent 0, N, CO, Oo 5. Februar 12 Uhr bis 6. Februar 12 Uhr 6. .. 1 Uhr nachm. bis 7. Februar 1 Uhr nachmittags 11,65 12,34 8,08 6,50 7,5:5 ' 80,82 7.01 80.(5.0 0,85 0,87 • 0,49 8. Februar 10 Uhr vorm. bis 9. Februar 10 Uhr vormittags 6,12 13,73 85,80 79,77 9. Februar 10 Uhr uaclim. his 10. Februar 10 Uhr vormittags 0,90 10. Februar um 10,55 Uhr morgens wurde jede Knolle in vier Teile geteilt. 10. Februar, 10,55-11,40 Uhr 10. 10. 10. 11. 11. 11. 12. 11,40-1,40 Uhr 1,40-3,40 Uhr 3,50—5,40 Uhr 12-2 Uhr . . 2-4 Uhr . . . 4-12 Uhr . . 1,30 bis 5 Uhr 2,40 19,78 77,82 3,65 4,66 17,49 77,85 0,98 5,89 15,47 78,42 0,55 7,48 13,o;» 79,43 0,59 1,91 18,(».s 80,01 0,65 3,51 15,65 80,84 0,60 9.57 6,17 84,26 0,58 2,81 17,01 80,18 0,69 Aus den angeführten Versuchen lassen sich, wie mir scheint, folgende Hauptfolgerungen ziehen: 1. Die Respirationsquotienten der unverletzten fleischigen Organe (besonders der Knollen der Kartoffel) können recht bedeutende Schwankungen aufweisen, infolge ihrer Fähigkeit, recht grosse Mengen von Kohlensäure in sich anzusammeln, worauf schon BORODIN seiner- zeit hingewiesen hatte ^). Infolge dessen können die Zwiebeln resp. die Knollen, sobald sie in einen abgeschlossenen Raum gebracht worden sind, im Verlaufe der ersten Zeit einen Teil des CO2 zurück- halten, was zu einem scheinbaren Fallen des Respirationsquotienten führen kann. Umgekehrt, sobald sie aus einer saiierstofiFgeschwängerten Atmo- sphäre in eine frische gelangen, können sie einen Überfluss au CO, ausscheiden und zum entgegengesetzten Fehler .führen. Dadurch lassen sich auch, wie mir scheint, bei RICHARDS' Versuchen die allzu niedrigen Quotienten der unverletzten Organe erklären. 1) Borodin, Memoires de lAcad. de 8t. Petersbourg. VII. f. XXVIII, 1881, Nr. 4. S. Ikeno: Sporenbildung und systematische Stellung von Monascus purpureus. i'j^ 2. Sofort nach eigetreteuer Verletzung lässt sich eine bedeutende Steigerung der Respirationsquotienten wahrnehmen; in den ersten Momenten (vergleiche ganz besonders den 7. Yersuch) wird eine grosse Menge von COg ohne entsprechende Sauerstoffabsorption ausgeschieden. Diese Erscheinuno- war schon von RICHARDS beob- achtet worden und wurde von ihm vollkommen richtig als eine schnelle Absonderung der durch Vergrösseruug der freien Oberfläche in den Geweben angesammelten Kohlensäure bezeichnet; mithin ist es eine Erscheinung rein physischen und nicht physiologischen Cha- rakters. Diese Kohlensäureausscheidung hört ziemlich bald auf, und zu ihrem schnelleren Nachweise ist es geboten, die ersten Bestimmungen in verhältnismässig kurzen Zeitintervallen vorzunehmen. Im ent- o-eo-ensesetzteu Falle wdrd es durch ein successives Fallen des Re- spirationsquotienten maskiert. 3. Darnach fällt der Respirationsquotient rapid, bisweilen bis auf 0,5, wobei sein Minimum auf verschiedene Zeit fällt; immer aber o-eht er dem Maximum der Atmungsenergie voraus. Dieses Maximum tritt am zweiten oder dritten Tage ein. 4. Mit der Heilung der Wundfläche kehrt der Respirations- quotient allmählich zu seiner früheren Höhe zurück (vergleiche 1)e- sonders den 11. Yersuch). St. Petersburg, Pflanzenphysiolog. Laboratorium der Universität. 35. S. Ikeno: Über die Sporenbildung und systematische Stellung von Monascus purpureus Went. Mit Tafel XIII und einer Figur im Text. Eingegangen am 7. Mai 19();>. In einem neueren Heft der „Annais of Botany-) hatB.T.P.BARKER eine sehr ausführliche und zugleich hochinteressante Abhandlung^uber die Perithecienentwickelung und Sporenbildung des „Samsu -Pilzes veröffentlicht, welchen D. T. GWYNNE-VaUGHAN von der Mahiyischen Halbinsel mitgebracht hat. BaRKER stellte diesen Pilz ni die Gattung ^LTThTMorphology and Development of the Ascocarp in Monascus. Annais of Botany, Vol. XVII, 19ü:J, p. IGT. 2t)0 S. Ikeno: Monasem, welche zuerst von VaN TieGHEM aufgestellt und nach dem damaligen Zustand der Pilzforschung zu den Ascomyceten gerechnet wurde'). Im Lichte seiner Ergebnisse stellte der Autor einige An- gaben WeNT's^) resp. UYEDA's^) über die Entwickelungsgeschichte des „Ang-Quac"- und ,,Benikoji"- Pilzes — Monascus purpureus — in Zweifel und zog den Schluss, dass die Gattung Monascus nicht zu den Hemiasceen BreFELD's, sondern zu den Ascomyceten gehört. Schon vor zwei Jahren begann ich Monascus purpureus Went zu studieren und zwar mit Hilfe der modernen Mikrotechnik, um einige Lücken in den Angaben WenT's zu ergänzen, welche sich bloss auf lebendes Material beziehen. Die Zwecke meiner Studien waren doppelte. Erstens war festzustellen, ob bei der Perithecienentwicke- lung der Sexualakt vorausgeht oder nicht, da früher keine solche Untersuchungen an den Hemiasceen ausgeführt sind*); und zweitens habe ich beabsichtigt, die Sporenbildung cytologisch zu unter- suchen, um zu wissen, nach welchem Modus — Spaltung des Spo- rangiuminhalts oder freie Zellbildung ^) — sie erfolgt. Meine Studien über Monascus wurden vielfach durch andere Beschäftigungen unter- brochen, und ich habe bisher noch keine irgendwelche sicheren Schlüsse auf die Sexualitätsfrage dieses Pilzes ziehen können. Bezüglich der Sporenbildung dagegen sind meine Untersuchungen schon früher fast zum Abschluss gelangt, aber ich habe die Resultate noch nicht ver- öffentlicht, da ich beabsichtigt habe, sie samt meinen Befunden über den Sexualakt in einer Abhandlung zusammenzustellen. Nun sprach Barker in seiner oben zitierten Arbeit der Gattung Mo7iascus die Stellung unter den Hemiasceen ab. Ohne dem grossen Wert der BARKER'schen Arbeit Eintrag tun zu wollen, muss ich seine Ver- mutung, welche er infolge seiner Studien über den „Samsu"-Pilz über Monascus purpureum gemacht hat, als nicht stichhaltig erklären. Ich erlaube mir, im Folgenden die von mir bezüglich der Sporen- bildung des letzteren Pilzes bisher gemachten Beobachtungen zu schildern, um dabei die Zugehörigkeit von Monascus purpureus Went unter die Hemiasceen in das richtige Licht zu stellen. Das Studium des Sexualaktes beabsichtige ich später zu liefern. 1) Monascuü, genre uouveau de Fordre des Ascomycetes. Bull, de la Soc. bot. de France, T. 134, 3884, p. 22G. 2) Monascus purpureus, le Champignon de l'Ang-Quac, une nouvelle Thelebolee. Ann. des sc. nat., S. Sör. T. 1, 1895, p. 1. o) Über den „Benikoji''-Pilz aus Formosa. The Bot. Magaz. Tokyo, Vol XV, No. 17.S and IT'J, llM)-2. 4) Inzwischen erschienen im vorigen Jahr die Studien Juel's über Dipodascus albidus, Flora Hl. Bd., r.t02, S. 47. 5) Harper, Cell-divisiou in Sporaugia and Asci. Ann. of Bot., Vol. 1.», 189«», p. 4(;7. Sporeubildung und systematische Stellung von Monascus purpureus Went. 261 Um eine grosse Menge der Untersuchungsmaterialien in ver- schiedenen Entwickelungsstadien zu gewinnen, habe ich nach WeNT^) zuerst eine kurze Zeit die von dem Pilze infizierten Reiskörner, sogen. „Benikoji" aus Formosa^) in sehr verdünnte Salzsäure gelegt, um die Oberfläche derselben zu sterilisieren, dann habe ich sie nach einem kurzen Waschen mit sterilisiertem destillierten Wasser durch verdünntes Ammoniak neutralisiert und wieder mit Wasser aus- gewaschen. Die so behandelten „Benikoji"- Körner wurden in kleine Stücke zerbrochen und auf die mit 10 pCt. Zuckerwasser durch- tränkten und auch gut sterilisierten Brotstücke in einer PetRI- Schale ausgesäet. Alles kam nun in den auf 28'^ gehaltenen Ther- mostat, worin der Pilz üppig gedieh und zahlreiche Sporangien erzeugte. Die Untersuchungsmaterialien wurden durch FleMMINGs Lösung (mit gleichem Yolum Wasser verdünnt) und KeiSERs Sublimat- Eisessig fixiert. Die Fixierung durch das erstere Gemisch gelang sehr vorzüglich, aber die Färbung mit den verschiedenen Farbstoffen war sehr schlecht, so dass die dadurch fixierten Objekte sich als unbrauchbar erwiesen. Alle meine Beobachtungen beruhen deshalb auf den mit KeiSER's Lösung fixierten und durch HeiDENHAIN"s Eisenhämatoxylin gefärbten Mikrotomschnitten, welche sehr klare Bilder gaben. Das Mycel von Monascus purpureus ist vielkernig. Jeder Zellkern besteht aus einem intensiv färbbaren zentralen Körper — „Chromo- blast" einiger französischen Autoren'') — mit einem hellen Hof um demselben; die Kernmembrau ist gelegentlich klar nachzuweisen (Fig. 1). Die Entwickelungsgeschichte der Perithecien ist durch WenT ausführlich verfolgt*) und neuerdings durch UyeDA bestätigt worden^}, so dass in dieser Hinsicht auf die Arbeiten dieser Forscher verwiesen sei. Nachdem sowohl das Ascogon als der primäre Hilfsfaden oder das Pollinod sich differenziert hat, schmiegt sich der letztere (Fig. 2, p) an das erstere {as) seitlich dicht an; im Ascogon nimmt man dann gewöhnlich vier bis neun, selten mehr, im Pollinod weniger Zellkerne wahr. Im älteren Zustaude sieht man Ascogone mit einer Anzahl 1) 1. c. S. -1. 2) In Formosa dient dieses zur Herstellung des roten Reisgetränkes „Hocliu" (nach der mündlichen Mitteilung des Herrn Dr. T. Inui nicht „Anchu", wie von Uyeda 1. c. genannt). Für die freundliche Zusendung der „Benikoji"' bin ich dem Herrn Sawada, Pharmaceut in Formosa, dankbar. '?>) Vgl. z. B. GuiLLiERMOND , Recherches cvtologiquos sur los levures et quelques moisissures ä formes- levures. These de la Fac. des Sciences de Paris, y juin 1902. 4) 1, c. 5) 1. c. •202 S. IKENO: von grösseren und kleineren Zellkernen (Fig. 3, o-s). Diese grösseren Zellkerne dürften durch die Befruchtung entstanden sein, wenn ein ein solcher Vorgang überhaupt eintreten wird, und dann besteht dieser Sexualakt aus der paarigen Verschmelzung vieler Zellkerne im Ascogon mit vielen aus dem Pollinod eingewanderten, da jeder dieser grösseren Zellkerne einen Keimkern darstellen dürfte. Die Befruchtung geschieht dann in gleicher Weise wie bei einigen AI- bugo-Avten^), Pyronema confluens") und dem „Samsu"-Pilz'). Was das letzte Schicksal der kleinen Kerne im Ascogon ist, welche sich vielleicht an dem Sexualakt nicht beteiligt haben, wurde nicht fest- gestellt, aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie einfach vom Ascogoncytoplasma resorbiert wurden. Das letzte Schicksal der Termiualzelle konnte WeNT nicht er- kennen, „ . . . . ici la cellule terminale nest plus visible; ce quelle devient, je n'ai pu le constater. Si eile est resorbee, ou bien s'il y a uu fusionnement d'elle et du sporange, , je ne saurais le dire . . . ."*). In etwas fortgeschrittenem Zustande der Perithecien- entwickelung habe ich häufig solche Terminalzellen beobachten können, deren Inhalt zu einem kleinen cytoplasmatischen Reste reduziert wird, ja nicht selten solche, welche keinen Zellinhalt mehr enthalten, so dass hier die Zellen bloss die schon ausgestorbenen Zellskelette darstellen (Fig. 8, tz). Aus diesen Beobachtungen scheint mir hervorzugehen, dass hier keine Fusion des Sporangiums und der Terminalzelle erfolgt und dass die letztere allmählich zugrunde gehen wird. ^^ach Went und Uyeda wird ein ascogener Zweig in drei Zellen geteilt, nämlich Pedicel-, Terminal- und ascogene Zelle; aus der ersteren entwickeln sich die Hüllfäden. BaRKER hat bei seinem „Samsu«-Pilz gewöhnlich keine besondere Pedicelzelle finden können, sie ist fast stets nichts anderes als eine unmittelbar unter dem Ascogon gelagerte Zelle und macht einen Teil des letzteren nicht aus. „In one or two instances figured by Went", schreibt Barker, „however, his pedicel cannot have the origin ascribed to it, and is in those cases nothing more than the cell of the parent hypha im- mediately below the ascogonium"-^). Dieser Meinung BARKER's will 1) Stevens, The Compound oospliere of Alhuyo Bliti. Bot. Gaz., "Vol. XXVIIJ, 1899. — Gametogenesis and fertilization in Albugo. Ebend. Vol. XXXII, IKOl. — Die Gametogenese und Befruchtung bei Albuiio. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch Bd. XIX, 1!)(»1. 2) Harper, Sexual reproduetion in Pijronema conßuens and the morphology of the ascocarp. Ann. of Bot , V9I. XIV, KXX). .'») Barker, 1. c. 4) Went, 1. c. S. 4. 5) 1. c. S. 20;j. Sporenbildung und systematische Stellung' von Mouascus purpureus ^Ypnt. 263 icli durchaus beistimmen, da in fast allen von mir beobachteten Fällen keine besondere Pedicelzelle gebildet wird, sie stellt, wie BaKKEE, bemerkte, bloss eine unter dem Ascogon «elaoerte Zelle dar (Fig. 2). In Fig. 3 wird ein seltener Fall abgebildet, wo eine besondere Pedicelzelle {pz) zu sehen ist, A'on den unter den Hemiasceen BßEFELDs eingeordneten Pilzen gibt es bisher nur wenige, welche in bezug auf ihre Sporenbildung cytologisch untersucht worden sind, nämlich einige Arten aus den (Gattungen Ascoidea^), Frotomyces'), Tapliridium^) und Dipodascus*). Bekanntlicli haben die schönen Untersuchungen Harper's über die Sporenbildungsvorgänge der Ascomyceten und Phycomyceten^) die wichtige Tatsache zu Tage gebracht, dass die in Frage stehenden Vorgänge bei den beiden grundverschieden und zwischen ihnen keine Übero-äno'e sind. Mit Rücksicht darauf scheint es mir wünschens- wert zu sein, jede auf die Sporenbildung noch nicht untersnchte Hemiascee — diese nach BrefELD die Phyco- und Ascomyceten phylogenetisch vermittelnde Pilzgruppe — in dieser Beziehung cyto- logisch zu studieren, mn zu wissen, ob dabei die Sporenbildung nach dem Phyco- oder Ascomyceten -Typus erfolgt, besonders da nach POPTA®) die zu den Hemiasceen gestellten Protomyces -Arten ihre Sporen durch Spaltung des ganzen Sporaugiuminhalts ausbilden, wie bei den Phycomyceten^). Was Weist über die S])orenbildung von Monascus purpureus geschrieben hat, mag hier Platz finden: „Le sjfbrange grossit et en meme temps sa paroi s'epaissit. La figure 17 nous fait voir uu jeune sporange contenant uu protoplaste avec plusieurs vacuoles assez grandes; dans la figure 18, celles-ci se sont diversees de maniere que le protoplaste est devenu ecumeux. Puis le protoplaste devient trop opaque et les vacuoles deviennent en meme temps trop petites, pour pouvoir les distinguer encore; .... Enfin, le contenu du sporange se divise en une quantite de spores; quoique j'aie cherche bien longtemps, je n'ai jamais pu decouvrir le moment de la division; 1) PoPTA, Beitrag zur Kenntnis der Hemiasci. Flora LXXXVI, ISDi». 2) POPTA, 1. c. 3) JuEL, Tapliridiuin Lagerh. et Juel, eine neue Gattung der Protonijce- taceen. Bihang tili k. Svenska Vet.-Akad. Handlingar. Bd. 27, Afd. III, No. IG, 1!)U2. 4) Juel, Über den Zellinhalt, Befruchtung und Sporenbilung bei Dipodoi). •264 S. Ikeno: eile doit se faire dans un temps bien court" ^). Auch „Quand on etudie la surface de la masse de spores, on voit que, la du moins, il n'y a aucune substance entre ces spores, comme le raontre la iigure 25 a un grossissement tres fort; bien plus, on voit que les spores se pressent de maniere ä devenir angulaires, comme des cellules d'abeille"'). Wenn man das letztere Citat lesen will, nach welchem erstens die Sporen infolge des gegenseitigen Druckes eckig werden, etwa Bienenwaben ähnlich und zweitens keine Substanz — sogen. Epi- plasma — zwischen den Sporen nachzuweisen ist, so könnte man vielleicht von vornherein zur Annahme geführt werden, dass bei Monascus die Sporenbildung durch Spaltung des ganzen Sporangiuui- inhaltes, d. h. wie bei den Phycomyceteusporangien, geschehen würde. Dem ist aber nach meinen vorliegenden Studien nicht so, und dennoch dürfte die ganze Sporenmasse zu einer bestimmten Zeit während der Entwickeluug das Aussehen der Bienenzellen bieten, wenn man die Beobachtungen nur an frischen Objekten ausführen wird, wie es von WeNT geschah. Gehen wir nun zu meinen eigenen Untersuchungen über. Das in Fig. 4 dargestellte Ascogon enthält eine kleine Anzahl von ziemlich grossen Vakuolen und dürfte etwa dem in Fig. 17 WeNT's (1. c.) entsprechen; dabei sieht man im Cytoplasma mehrere Zellkerne, welche zweifellos aus den oben erörterten (Fig. 3) durch successive Teilungen hervorgegangen sind. Hand in Hand mit der Yergrösseruug des Ascogons werden, wie von WeNT beschrieben, die Vakuolen nicht selten fein zerteilt, sodass das Cytoplasma schaumig wird (Fig. 5)^); zugleich nimmt man die Vermehrung der Zellkerne wahr. Dann beginnt als der erste Schritt der Sporenentwickelung der Voro-ano- der freien Zellbildung. Um eine bestimmte Anzahl der Zellkerne als Centren nämlich zieht sich das Cytoplasma zusammen, so dass wenige rundliche cytoplasmatische Ballen erzeugt werden (Fig. 6). Bei diesen Vorgängen ist zu beobachten, dass nicht alle Zellkerne in einem Ascogon sich an diesem Akt beteiligen und demgemäss viele innerhalb desselben unverändert bleiben (Fig. 6, 7, 18). Auch ist zu bemerken, dass ich bei verschiedenen Stadien und auch den soeben beschriebenen oft solche Bilder angetroffen habe, wie in Fig. 7. Bei dieser sieht man, dass der Zellinhalt des Ascogons sich in zwei konzentrische Schichten geteilt hat. Solche Bilder erinnern etwa an Fig. 30, 31 etc. von BaRKER (1. c), wo die askogeuen Hyphen den zentralen Teil von zwei konzentrischen 1) 1. c. S. 5. 2) 1. c. S. (J. "?>) Das in Fig. ö dargestellte Stadium entspricht etwa dem in Fig. 18 Went's. Sporenbildunic und systematische Stellung von Monascus purpureus Went. 265 Schichten ausmachen. Es ist aber leicht zu sehen, dass bei unserem Pilz der zentrale Teil aus den im Cytoplasma eingebetteten Cyto- plasmaballen, und nicht aus den askogenen Hypheu, besteht. Jeder dieser Cytoplasmaballen ist zuerst einkernig (Fig. 6 — 7), aber zugleich wachsen die Zellkerne beträchtlich aus und teilen sich, worauf jeder Ballen auch durch Durchschnürung sich je in zwei teilt (vgl. verschiedene Stadien der Kern- und Zellteilung der Cyto- plasmaballen in Fig. 6 — 7). In dieser Weise nimmt die Zahl der „Sporeumutterzellen" zu. Nun wächst jede der letzteren und ihr Zellkern beträchtlich aus, und zugleich wird das Cytoplasma deutlich wabig (Fig. 8). Ihr Zellkern teilt sich bald successiv, so dass der letztere bei jeder Sporenmutterzelle allmählich in seiner Zahl zu, dagegen in seiner Grrösse entsprechend abnimmt (Fig. 9 — 10). Dann findet eine Umordnung der cytoplasraatischen Waben statt. Bisher war nämlich das Cytoplasma feinwabig; nun beginnt eine bestimmte Menge des besonders dichten Cytoplasmas darin sich linienartig und zwar in verschiedenen Richtungen anzuordnen, so dass jede Sporen- mutterzelle in eine Anzahl von grossen Waben geteilt wird. Dieses linienartig angeordnete Cytoplasma dient deshalb als die Wände dieses Wabenwerkes und bietet im Durchschnitt das Aussehen eines ziemlich grobmaschigen Netzwerkes (Fig. lau. l>)^). In jeder Wabe befindet sich nur ein Zellkern. Wie oben erläutert nimmt man in jeder Sporenmutterzelle bei dem Stadium in Fig. 10 mehrere Zell- kerne wahr, während bei dem in Fig. 11 nur wenige vorhanden sind. Es fragt sich dann, was das Schicksal der anderen Kerne ist. Ich bin ziemlich sicher, dass diese dort einfach degenerieren; in der Tat sieht man in Fig. 12 an den Vereinigungspunkten der Wabeu- wände die stark färbbaren Körnchen, welche ich als diese in Des- organisation begriffenen Kerne deuten möchte. Bei dem in Fig. 11 dargestellten Stadium dürfte man denn auch solche degenerierende Zellkerne erwarten; tatsächlich findet man sie aber nicht, was höchst wahrscheinlich darauf beruht, dass sie hier schon früh desorganisiert und verschwunden sind'). 1) Die in Fig. 8, 9, 10, 12, 13, 14 dargestellten Stadien habe ich unter Ver- grösserung durch Zeiss' Apochromat 2 mm und Comp.-Ocular 18 mit Hülfe eiuer AßBE'schen Camera lucida gezeichnet. Da aber die Fig. 11 durch das gleiche Objektiv und Ocular 12 schon im Anfang des vorigen Jahres gezeichnet wurde, habe ich dieses Mal in meinen Präparaten nach diesem Stadium wieder gesucht, um es in der gleichen Vergrösserung, wie bei Fig. 8 etc. umzuzeichnen, allein es gelang mir leider nicht, dieses seltenste Stadium wiederzufinden, trotz eifrigen Suchens, so dass ich in die Tafel diese ältere Figur aufgeuommen habe. Sie werden deshalb mit den anderen in Bezug auf ihre Grösse nicht übereinstimmen. 2) Wie in der vorigen Fiissnote bemerkt, habe ich ein solches Stadium nur selten angetroffen, es ist deshalb nicht unwahrscheinlich, dass man häufig iu anderen Fällen dabei tatsächlich solche sich desorganisierende Zellkerne wahrnehmen könnte. 266 S. Ikenü: Nachdem die soeben dargelegten Waben ausgebildet sind, rundet sich das Cytoplasma mit dem zugehörigen Zellkern innerhalb jeder derselben zu einer kugeligen Masse ab und zieht sich von den "Wabenwänden zurück (Fig. 12), so dass zwischen den letzteren und dieser Masse (i) eine schmale Vakuole (va) entsteht. In diesem Stadium ist der Zellkern schon nicht mehr nachweisbar. Man könnte vielleicht glauben, dass dann der Zellkern verschwunden sei, aber dem ist sicherlich nicht so; bei den Sporen ist er ebenso wenig fast stets nachzuweisen und doch ist, wie unten erläutert, einer in jeder vorhanden. Die soeben beschriebene rundliche Masse innerhalb jeder Wabe wandelt sich bald zu einer Spore um (Fig. 13). Ihre Zellmembran (Fig. 13, spvi) ist ziemlich dick, durchsichtig, stark lichtbrechend, speichert Farbstoffe nicht auf und lässt bisweilen eine konzentrische Schichtung erkennen. Ebenso wenig wie bei dem oben dargelegten Stadium kann man auch hier gewöhnlich den Zellkern nachweisen, und es gelang mir selten, solchen zu sehen (Fig. 13), da durch ver-' schiedene Farbstoffe der ganze Zellinhalt sich sehr intensiv tingiert. Die allmähliche subtraktive Behandlung des Inhaltes durch Eisen- ammon lässt hier gewöhnlich den Zellkern aus dem umgebenden Cyto- ])lasma nicht hervortreten, da beide sich in gleicher Weise entfärben. Wenn man die Fig. 12 und 13 miteinander vergleicht, so wird man nicht verfehlen zu erkennen, dass die cytoplasmatischen Waben- w^ände bei beiden fast gleich dick, dagegen die cytoplasmatischen Massen innerhalb dieser Wände (Fig. 12, i und Fig. 13, spi) in Bezug auf ihre Menge voneinander sehr verschieden sind, da dieselbe in Fig. 12 (i) viel grösser ist als in Fig. 13 (spi). Aus diesen Be- obachtungen schliesse ich, dass die dicke Zellmembran der Sporen aus einem Teil der cytoplasmatischen Masse in Fig. 12 durch Fm- wandlung hervorgegangen ist. Jede Spore ist deshalb in einer Wabe mit allseitig abgeschlossenem Räume eingeschlossen. Diese Sporen sind sehr nahe aneinander ge- lagert, ja fast in Berührung und im Durchschnitt gesehen durch feine cytoplasmatische Stränge voneinander getrennt, welche mit- einander ein polygonales Netzwerk bilden und welche natürlich nichts anderes sind, als die sehr dünnen Wabenwände (vgl, Fig. 13, 14 und 15). In der oben geschilderten Weise wandelt sich daher jede Sporen- mutterzelle zu einem kugeligen Komplex von im Epiplasma einge- betteten Sporen um, deren Zahl gewöhnlich sechs oder acht beträgt. Sie wachsen allmählich aus, und dementsprechend vergrössert sich auch der ganze Komplex (Fig. 14). Wo zwei oder mehrere solche Körper miteinander in Berührung kommen, verschmelzen sie völlig miteinander, so dass die Grenze zwischen verschiedenen Komplexen Sj^orenbildung und systematische Stellung von Monascus puvpureus Went. 267 verwischt wird (Fig. 15). Nicht selten wird in einem Sporangium nur eine kleine Anzahl von Sporenmntterzellen resp. Sporenkomplexen erzeugt (Fig. 18), so dass dort nur sehr wenige Sporen vorhanden sind und der grössere Raum von degenerierendem Cytoplasma und Zellkernen eingenommen wird (Fig. 19). Es ist als typisch zu nennen, dass von vielen cytoplasmatischen Ballen in einem Ascogon nur wenige zu Sporenmntterzellen werden, da alle übrigen dort all- mählich zugrunde gehen. Ich habe niemals solche Sporangien ge- sellen, wie von Went und UyedA in Fig. 22 resp. 10 (1. c. PI. 2 resp. II) angegeben, welche mit Sporen dicht erfüllt sind. Dies be- ruht vielleicht darauf, dass, da ich mit dünnen Mikrotomschnitten arbeitete, ich zu einer Zeit nur einen kleinen Teil eines Sporangiums sehen konnte, während WENT und UyedA bei frischen Objekten im optischen Schnitt das Ganze zugleich zur Anschauung bringen konnten. spm Dass schliesslich die Wabenwände der Sporangien degenerieren und die Sjioren dort nnregelmässig zerstreut werden, braucht kaum erst hervorgehoben zu werden. Eine völlig gereifte Spore ist läng- lich-oval und im Querschnitt rundlich (Fig. 16a u. 5). Nach dem oben Erörterten ist es kaum zu bezweifeln, dass die Schlüsse WeNT's — „il n'y a aucune substance entre ces spores" und „les spores se pressent de maniere a devenir angulaires, comme des cellules d'abeille" ^) — durch eine optische Täuschung veranlasst wird, welche darauf beruht, dass er bei seinen Beobachtungen an frischen Objekten jede Wabe -\- eingeschlossene Spore für eine Spore und dementsprechend die cytoplasmatischen Wabenwände für den Umriss einer Spore missdeutete (vgl. auch die obenstehenden schematischen Figuren), Wie oben geschildert, zur Zeit der Cytoplasmaansammlung um den Zellkernen des Ascogons, beteiligen sich nicht alle der letzteren an diesem Akt, und viele bleiben daher dort unverändert (Fig. 6, 7 und 18). Solche sind sogar in den fast gereiften Sporangien noch nachweisbar (Fig. 17), welche Tatsache bei Dipodascus albidus sein Analogen findet^). 1) 1. c. S. (i. '2) JuEL, Über Zellinhalt etc. bei Dipodascus, Taf. VIII, Fig. 15. Ber. der rteutschen bot. Gesellsch. XXI. jy 268 S. Ikeno: Nach den oben ausführlich beschriebenen Beobachtungen geschieht demnach die Sporenbildung von Monascus purpureus durch freie Zellbildung, und zwar mit einer bestimmten Menge des Cytoplasnias — sogen. Epiplasmas — zwischen den Sporen und stimmt deshalb wesentlich mit der der Asken überein, wenn auch einige bemerkenswerte Eigen- tümlichkeiten wahrgenommen werden. Vergleichen wir nun unsere Angaben mit denen von BarKER über die Sporenbildung des „Samsu"-Pilzes. Nach ihm „the central cell (= Ascogon) begins to swell considerably and becomes invested by hyphae .... After swelling, the invested central cell prodiices one or more hyphae wliich develop vigorously and produce a mass of tangled ascogenous hy])hae Asci are eventually produced from the ascogenous hyphae, and in each of them eight ascos])ores are usually formed. When the spores are ripe, the asci and asco- genous branches degenerate The spores are thus liberated into the cavity enclosed by this wall, and the ripe perithecium ap- pears to be nothing more than a brown cuticularized sporangiumlike structure^)". WenT und UYEDA konnten keine askogene Hyphen BaRKER's beobachten, welche sich aus dem Ascogon entwickeln und die Asken erzeugen. BaRKER vermutet aber, dass WenT solche askogene Hyphen übersehen hätte. „In a few cases", schreibt er über die Angaben WeNT's, „it was possible to observe changes in the pro- to])lasmic contents of the sporangium, which first presented the appearance of containing large vacuoles, this stage being followed by a somewhat similar phase in which the vacuoles were smaller and the structure more foam-like. . . . But we have seen that the a])parent vacuolization is really due to the formation of hyphal branches from the sporangium The early large vacuoles are the first — formed hy})hae, and the later small vacuoles are the numerous branches of various sizes arising from these hyphae. . . ''). Meine oben beschriebenen Studien haben aber bewiesen, dass die Angaben WenT's ganz richtig sind. Seine Fig. 17 und 18 ent- sprechen meiner 4 resj). 5, ich kann hier keine Sj)uren der askogenen Hyphen BaRKER's erkennen. Sie färben sich nach diesem Autor bei dem „Samsu"-Pilz sehr intensiv und sind deshalb sehr ansehn- liche Objekte, und denigemäss ist es ganz ausgeschlossen, dass solche bei meinen Studien au dem tingierten Schnitte übersehen worden sind. Die kleinen und grossen Vakuolen im Ascogon sind somit nicht die askogenen Hyphen, wie BarKER vermutet, sondern 1) 1. c. S. 204. 2) 1. c. g. i9.s-i;)y. ^Bporenbildung und systematische Stellung von Monascus purpureus Went. 269 nichts anderes als wahre Vakuolen. Da hei unserem Pilze keine askogenen Hyphen BaRKER's vorhanden sind, so ist natürlich von der Entwickelung' der Asken keine Rede, wie Barker bei seinem „Samsu"-Pilz wahrgenommen und bei Monascus purpureus vermutet hat. Weil jede 8j)orenmutterzelle gewöhnlich sechs oder acht Sporen produziert, erinnert sie in dieser Beziehung etwa an den sechs- resp. achtsporigen Askus, aber dass sie davon ganz verschieden ist, braucht nach dem eben Erörterten kaum erst hervorgehoben zu werden. Die Vermutung BarKER's wurde deshalb nicht bestätigt, und somit ist die Klassifizierung WeNT's von Monascus pur- jmreus unter den Hemiasceen BREFELDs ganz richtig. Der „Samsu"-Pilz BARKER's gehört nicht zu der Gattung Monas- cus^ da er ein typischer Askomycet ist. Erkläruug der Abbilduugeu. Sämtliche Abbildungen wurden unter Vergrösserung durch das ZEiss'sche Apochromat 2 mm gezeichnet, und zwar Fig. z Pedicelzelle. y, 4. Ein mehr entwickeltes Ascogon mit mehreren Zellkernen, spw Wand des Ascogons; pw aus den Hüllfäden gebildete Wand des Peritheciums. „ 5. Ein älteres Ascogon mit schaumigem Cj-toplasma. Die Wände sind nicht mitgezeichnet. „ 6. Bildung der Cytoplasmaballen. Man sieht hier verschiedene Stadien der Kern- und Zellteilung, spw Wand des Sporangiums. j, 7. Ebendaselbst in zwei konzentrischen Schichten difl'erenziert. „ 8. Eine Sporenmutterzelle mit einem Zellkerne. „ 9 und 10. Ebendaselbst mit vielen Zellkernen. y, 11. Bildung der groben Waben um eine Anzahl der Zellkerne. ., 12. Kontraktion der Cytoplasmamassen aus den Wabenwänden, va Vakuole; i zusammengezogene Masse. ^ 13 und 14. Bildung der Sporen innerhalb jeder Wabe und ihr Wachstum. spin Sporenmembran; spi Sporeninhalt. „ 15. Sporen in den Waben; ein Zellkern in einer dieser Sporen, spin Sporeu- membran. „ 16a und b. a Gereifte Spore, b Im Querschnitt. „ 17. Ein fast gereiftes Sporangium mit einer Anzahl von Sporen. Einige noch im Cytoplasma eingebettete Sporenkomplexe (c/>) und viele ungebrauchte Zellkerne. „ 18. Ein Ascogon mit einem Cytoplasmaballen. „ 19. Ein Sporangium mit wenigen Sporen. 19 q* '270 Fr. Bubäk: 36. Fr. Bubäk: Zwei neue Uredineen von Mercurialis annua aus Montenegro. Eingegangen am ^0. Mai 190o. Auf der Gattung Mercurialis ist bisher nur Caeoma Mercurialis (Martins^) Link") = [Caeoma Mercurialis yerennis (Persoon^) Winter*)] bekannt, und zwar wird es auf M. perennis L., M. ovata Sternberg' und AJ. annua L. angegeben. Auf M. perennis ist dieses Caeoma, besonders in Mitteleuropa verbreitet. Ich sah es vielfach aus Böhmen (ipse, KabaT, CypERS) und Mähren (ipse), Ungarn (KMET), Hamburg (Jaap^). In der Literatur finde ich es angegeben aus Österreich-Ungarn in Mederösterreich (6, S. (101 und 7, S. 133), Steiermark (8, S. 547), Tirol (PeYRITSCH, 9, S. 5()), Ungarn (10, S. 87*^); aus Deutschland in Schlesien (11, S. 376), Bayern (12, S. 20), Franken (13, S. 36) und in der Rheinprovinz (14, S. 42). In den übrigen europäischen Staaten wurde es beobachtet in der Schweiz (5, S. 23 Sep.), in Italien bei Yerona (15, S. 64), England (16, S. 260—261 und 33, S. 743}, Nor- wegen (17, S. 67 Sep.), Finnland (18, S. 80-81), auf der Insel Oesel (19, S. 83), in Russland (20, S. 188), Taurien (21, S. 8 Sep.). Saccarpo führt es noch im Sylloge fung. VII, p. 869 aus Belgien auf. Aus den vorangehenden Daten sieht mau also, dass Caeoma M. von M. perennis in Nord- und Mitteleuropa etwa zwischen 35 — 45° n Br. verbreitet ist. Von diesem Caeoma wurde schon im Jahre 1884 von NIELSEN und ROSTRUP (23, S. 14) gefunden, dass es zu einer Melampsora [Melampsora aecidioides (DC) Schroet.J von Fopulus tremula und P. alba gehört. PLOWEIGHT (16, S. 241 und 24, S. 525) bestätigte diesen Befund durch seine Infektionsversuche, indem er mit Sporidien von P. tremula und P. alba erfolgreich M. perennis infizierte. Im Jahre 1896 wiederholte G. WAGNER (25, S. 273) diese Ver- suche, wobei er auch auf P. villosa einen günstigen Erfolg erzielte. Er gab auch dieser Melampsora- Art den Namen Afel. Rostrupii. 1) Uredo confluens var. Mercurialis Martins (1), S. 22i). 2) Cueoma Mercurialis Link (2), S. 35. .')) Uredo confluens ß) Mercurialis perennis Persoon (3), S. 214. 4) Caeoma Mercurialis perennis Winter (4), S. 257. Ti) In Sydow's Uredineen Nr. 1141. — Jaap: Fungi selecti exsiccati Nr. 18a. G) Wohl nur durch einen Schreibfehler wird als Wirt Mercurialis annua an- gegeben. Zwei neue Uredineen von Mercurialis annua L. aus Montenegro. 271 In demselben Jahre infizierte KLEBAHN (26, S. 278) erfolgreich P. tremula mit Caeomasporen von M. perennis und im nächsten Jahre (27, S. 33Bff.) mit den Sporidien von Mel. Rostrupit, von P. tremula mehrmals M. perennis mit vollem Erfolg. Im Jahre 1899 erzog JacKY (5, S. 22 — 24) diese Melampsora- Art aus Caeomasporen auch auf P. cordata, P. nigra und P. monilifera^ und ebenfalls in demselben .Jahre infizierte endlich KLEBAHN (28, S. 348 —352) erfolgreich mit Caeomasporen auch P. balsamifera. Es ist also von Caeoma M. (Mart.) Link auf M. annua bewiesen, dass es zu Mel. Rostrupii C Wagner auf P. alba, balsamifera, canescens, monilifera, nigra, tremula und villosa gehört. DiETEL (34, S. 22) führt Caeoma M. auch von M. ovata Sternberg an. Wo es auf dieser Nährpfiauze gesammelt wurde, kann ich nicht angeben. Übrigens ist M. ocata nur eine Abart von M. perennis, und das betreffende Caeoma wird sicher mit demjenigen von der letzt- genannten Nährpflanze identisch sein und ebenfalls zu Mel. Rostrupii gehören. Was Caeoma M. von M. annua betrifft, so wurde dieser Pilz — soweit mir bekannt ist — bisher nur in Portugal und auf Sizilien gesammelt. In Portugal kommt er nach ThÜMEN (30, S. 19 Sep.) „in cau- libus vivis Mercurialis annuae L. ad Cerca de Set. Bento pr. Coimbra, Febr. 1880 (leg. MOLLER)" und nach LAGERHEIM (31, S. 10 Sep.) ,,sur les tiges et feuilles du M. annua pro])e Pedroncos et Rio de Ar- cheis frequens, 13. fevr. 1849; in agro Olisip. pr. Archeis frequens, mars 1849 (leg. WELWITSCH)'^ — In Sizilien kommt er nach PASSE- RINI et BelTRANI (32, S. 3 Sep.) bei „Licata, Febr., Mart. 1878 bis 1879 (leg. BELTRANI); folia et caules Mercurialis annuae varie deformat"^. Weiterhin bemerken die Autoren: „AC. Mercurialis perennis (Pars.) non differt nisi situ, sed huiusmodi nomen, post novam ma- tricem detectam, cum priore commutandum videtur". Aus diesem Grunde führen die Autoren für das Caeoma von M. perennis und annua einen neuen Namen ein, nämlich — Caeoma Mer- curialis Pass. et Beltr. Dieser Name ist also teilweise mit Caeoma Mercurialis (Mart.) Link synonym. Ich sammelte heuer zwischen dem 12. — 25. April bei Ulcinj (Dulcigno) in Montenegro (die Stadt liegt an der östlichen Küste des adriatischen Meeres, in der Nähe der türkischen Grenze) öfters ein herrliches Caeoma auf M. annua, welches sich schon durch sein äusseres Auftreten auf dieser Nährpflanze als verschieden von der mitteleuropäischen Form auf M. perennis kennzeichnete. Wie bekannt, befällt Caeoma M. hauptsächlich und regelmässig die Blattspreiten von M. perennis, seltener sind auch die Blattstiele angegriffen, vereinzelt auch manchmal der Stengel. Der Pilz bildet •272 Fr. Bubak: auf den Blättern rundliche bis längliche Flecken, welche auf der Unterseite kreisförmig gruppierte C'aeomapolster mit dazwischen zer- streuten honiggelben, später honigbraunen Spermogonien tragen. Auf den Blattstielen und Stengeln ruft er verschiedene Krümmungen hervor, immer ist er aber auch hier nur auf kurze Strecken be- schränkt. Ich sah deformierte Stengel höchstens in der Länge von •J cm mit Caeomapolstern bedeckt Dabei konnte ich auch fast keine oder nur sehr schwache Verdickung der Blattstiele und der Stengel- teile bemerken. Ganz anders sind diese Verhältnisse bei dem Caeoma von M. annua. Dort wird regelmässig nur der Stengel befallen, und der infizierte Teil desselben misst 2 — 10 cm, so dass nicht selten der ganze obere Teil des Stengels von dem Pilze eingenommen wird. Das Mycel durchdringt diesen infizierten Stengelteil vollkommen und geht manchmal auch in die Blattstiele hinein. Die Blattspreiten werden aber dabei nur selten tangiert, und in solchem Falle findet man auf denselben keine Fleckenbildung, wie man sie beim Caeoma auf M. perennis antrifft, sondern man sieht auf der unteren Blattfläche nur vereinzelte Pilzpolster. Manchmal sind auch die Blüten, hauptsächlich die weiblichen, seltener jene der männlichen Individuen mit angegriffen. Bei anderen Individuen findet man wieder nur kürzere Stengel- partien befallen und zwar meistens nur die Stengelknoten und kurze Strecken der benachbarten Internodien. In allen Fällen wird aber der Stengel mehr oder weniger feder- kielartig verdickt, oft auch verschiedenartig gekrümmt oder gedreht. Aus dem Angeführten sieht man also, dass beide Pilze, nämlich Caeoma M. von M. ferennis und das Caeoma von M. annua in ihrem äusseren Auftreten sich vollkommen verschieden verhalten. Dieser verschiedenartiiie Habitus beider Pilze zeigte mir schon auf den Lokalitäten des Caeoma von M. annua bei Ulcinj, dass ich mit einer selbständigen Art zu tun habe. Als ich dann nach meiner Rückkehr den montenegrinischen Pilz mikroskopisch untersuchte und mit demjenigen von M. perennis verglich, fand ich, dass ausser den habituellen noch mikro- skopische Unterschiede zwischen beiden existieren. Aus der folgenden Yergleichung sind dieselben ersichtlich. Bei Caeoma von M. perennis sind die Sporen gewöhnlich ei- förmig bis länglich, seltener kuglig und fast immer poly- gonal. Die Membranen der unreifen, wie auch reifen Sporen sind ziemlich dick, 2-2,5/«, immer hyalin. Bei dem Pilze von M. annua sind die Sporen gewöhnlich kugelig bis ellipsoidisch, seltener länglich, und nur un- reife Sporen sind polygonal. Die S])orenmembran der unreifen * Zwei neue Uiedineen von Merciirialis annua L. aus Montenegro. 273 ^])oren ist ziemlich dick und hyalin, bei reifen Sporen gelb- lich und etwa um die Hälfte dünner als bei der vorangehenden Form. AYeiterhin kommt auch noch die geographische Verbreitung beider Pilze und ihre genetische Zugehörigkeit in Betracht. AYie ich schon oben geschildert habe, geht das Caeoma von M. perennis südwärts bis zum 45^ n. Br., während die Form von M. annua bisher nur südlich von diesem Grade angetroffen wurde Dass dieses Caeoma nur eine vikariate Form der südlichen Länder für jenes von M. perennis wäre, das ist ausgeschlossen, weil beide Formen morphologisch genügend verschieden sind. Auch die geographische Verbreitung von M. perennis spricht dagegen, denn man findet diese Pflanze ebenfalls in denjenigen Ländern, wo das Caeoma auf M. annua beobachtet warde, und es wäre also schwer zu erklären, warum der Pilz daselbst auf eine neue Nährpflanze übergegangen ist, weun er seine ursprüngliche Nährpflanze zur Disposition hatte Bei und in Ulcinj fand ich diesen reizenden Pilz immer in der Nähe von Feigenbäumen, so dass es möglicli ist, dass er mit der Melampsoree, welche in Form von Uredo (JJredo Ficus Cast.) auf den Blättern des genannten Baumes vorkommt, genetisch verbunden ist. Auch habe ich eine Pappelart an den Lokalitäten, wo ich dieses Caeoma sammelte, weit und breit nie gesehen. Aus den ang-eführten Gründen muss ich also die Caeomaform 'O von Mercurialis annua für eine selbständige Art erklären und nenne es Caeoma pulcherrimum n. sp. Caeoma Mercurialis Saccardo. Sylloge fung. VII, S. 868 — 869 p.p. — Caeoma Mercurialis Passerini et Beltraui, 1. c. p. p. — Caeoma Mer- curialis Lagerheim 1. c. — Thümen 1. c). Spermogonien rundlich, 140 — 200 /t breit, honiggelb, später honig- braun, zwischen den Sporenlagern zerstreut; Spermatien kugelig- eiförmig bis ellipsoidisch, 4 — 5 /^ lang. 2,5—3 /* breit, hyalin. Sporenlager rundlich, länglich bis strichförmig, dicht stehend, zu- sammenfliessend, den Steno-el iu der Länoe von 2 — 10 cw ringsum bedeckend, staubig, orangerot. Sporen meistens kugelig und ellipsoidisch, seltener oblong, nur unreife Sporen poly- gonal 15,4 — 28,6 fj, lang, 15,4 — 22 // breit. Membran der reifen Sporen ziemlich dünn, gelblich, dicht- und feinwarzig, jene der unreifen Sporen dick (2 — 2,5 /t)^ hyalin; Inhalt orangerot. • Auf Mercurialis annua L., hauptsächlich auf Stengeln, welche dadurch federkielartig aufgetrieben werden und von dicht stehenden, zusammenfliessenden, staubigen Sporenlagern bedeckt sind, seltener 274 F^- BUBÄK: von den Stengeln auf die Blattstiele, noch weniger auf die Blatt- spreiten übergehend. Sicilia (BelTRANI), Ulcinj (DULCIGNO) in Montenegro (ipse), Lusitania (MOLLER, WeLWITSCH). Die zweite Uredinee von Mercurialis annua ist so unansehnlich, dass ich auf dieselbe nur zufälligerweise aufmerksam gemacht wurde. Als ich nämlich beim Trocknen des vorerst genannten Pilzes ein, wie es mir schien, unentwickeltes Exemplar desselben näher mit der Lupe untersuchte, fand ich zu meiner angenehmen Überraschung, dass der verdickte Stengelteil mit wohl entwickelten Pseudoperidien besetzt ist, dass ich also ausser dem Caeoma noch ein Aecidiuvi mit- gebracht habe. Ich nenne diesen neuen Pilz zu Ehren des Herrn Marko PETROVIC, Gouverneurs der Primorska nahija (des Küsten- kreises). Aecidium Marci n. sp. Diao-nose: Steno-el oder Blattstiele bewohnend, welche infolge dessen mehr oder weniger aufgetrieben und gekrümmt werden, oder aber die Blattspreiten befallend. Flecken nur auf den Blattspreiten entwickelt, klein, unregelmässig, ledergelb. Spermogonien 100— 150 /t breit, halbkugelig, honiggelb, später honigbraun. Pseudoperidien auf der Blattunterseite, seltener auf der Blatt- oberseite stehend, auf den Blattstielen und Stengelpartien ringsum zerstreut, zuerst eingesenkt, später mit weissem, zurückgebogenem, zerschlitztem Rande hervorragend, 100— 200 /t im Durehmesser (ohne den Rand!), mit orangegelber Sporenmasse gefüllt. Pseudoperidienzellen in unregelmässigen Längsreiheu, im Umrisse rundlich-polygonal bis länglich-polygonal, 25 — 30 a lang, IG — 28// breit (im Zusammenhange gemessen), mit dichten, ungleichen Warzen bedeckt, dickwandig, mit stark verdickter Aussenseite und oft mit orangerotem Inhalte. Sporen kugelig bis länglich, immer polygonal, 19,8- 28,6 fx lang, 17,6— 24,2 /( breit, mit dünner, glatter, gelblicher Membran und grossen goldgelben Öltropfen. Ulcinj (Dulcigno) in Montenegro im Garten des Tanas Cilingiri atn Meeresufer auf Mercurialis annua L. Wie ich schon oben angedeutet habe, ist dieses Aecidium sehr unansehnlich, besonders auf den weiblichen Individuen der Nähr- j)flanze. Icli bin überzeugt, dass es auch in anderen südlichen Ländern gefunden wird. Aecidium Marci stellt zugleich die dritte Uredinee von der Gattung Mercurialis dar. Tabor (Böhmen), Botan. Institut der Kgl. landw. Akademie. I Zwei neue liredineen von Mercurialis annua L. aus Montenegro. 275 Benutzte Literatnr. 1. Martius, Prodromus florae mosquensis. Mosquae 1812. 2. LiNNK, Species plantarum, cura Willdenow, VI. 2. Berolini 1825. 3. Persoon, Synopsis metliodica fungorum. Goettingae 1891. 4. Winter, Rabenhorst's Kryptogamenflora, Pilze I. Tieipzig 1884. 5. .Jacky, Berichte der Schweizer, botan. Gesellsch. Bern 1899. 6. Beck, Verhandl. der zool.-botan. Ges. Wien 1889. 7. Voss, Ibidem. 187G. 8. Wettstein, Ibidem. 1885. 9. Magnus, Berichte des naturw.-mediz. Vereins in Innsbruck. 1891/92. 10. BÄUMLER, Die Pilze der Pressburger Flora H. Pressburg 1890. 11. Schröter, Pilze Schlesiens I. Breslau ISST. 12. Allescher, Verzeichniss in Südbayern beobachteter Basidiomyceten. München 1884. lo. 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Untersucht man ein Präparat von solch einer Markstrahl-Ober- fläche mit dem Mikroskope, so findet man, dass diese Fäden spiralig gedrehte Bänder sind, welche aus den Markstrahlzellen durch den Riss herausgezogen wurden. In den Figuren l und 2 ist die Rissstelle eines solchen Mark- strahles im Längs- und Querschnitte abgebildet. Wie aus denselben zu entnehmen, stammen die verschieden breiten Bänder aus den inneren Schichten der Zellwände, und die regelmässige Drehung der Bänder weist darauf hin, dass die spiralige Struktur schon in den intakten Zellwandungen vorhanden sein muss. Die abtrennbare Schicht zeigt sich in den Zellen am Quer- schnitte (Fig. 2) in Form eines durch die tertiäre und sekundäre Wandungsschicht gebildeten Ringes, welcher je nach der Gestaltung des Querschnittes der Zelle, verhältnismässig bald dicker, bald dünner ist, ebenso wie jene Lamelle, welche nach Abtrennung des Spiral- bandes nebst der zarten primären Schicht als Wandung zurückbleibt. In Fig. 2 sieht man in einzelnen Zellen die inneren Ringe noch un- abgetrennt, aus einigen derselben fehlen sie schon, und aus den anderen ragen die S]iiralen hervor. Aus dem Bilde des radialen Längsschnittes (Fig. 1) ist zu eiit- nehmen, dass die spiralige Struktur der betreff'enden Schichten, im Inneren der Zellen, als Fortsetzung der freistehenden Bänder, nur unmittelber neben der Rissfläche hervortritt. Die Spiralbänder selbst stammen aus den Zellen des entfernten Markstrahlteils. Die ein- fachen Tüpfel der Markstrahlzellfen sind selbstverständlich an den ausgezogenen Bändern auch sichtbar. Diese eigenartige spiralige Wandstruktur ])arenchymatischer Markstrahlzellen ist meines Wissens nach bisher noch nicht be- schrieben und blieb unbemerkt, weil sie nur durch Riss hervortritt. Untersucht man nämlich die inneren, nicht gerissenen Teile 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 16,4 23,8 20,8 19,6 18,0 20,0 24,0 :!2,8 40,0 49,2 54,4 57,2 59,6 60,0 19,5 19,5 19,3 18,5 17,9 17.5 17,5 lh',1 18,2 18,6 18,8 18,9 19,0 1S,7 19,6 24,4 23,8 22,0 21,(5 18,8 19,6 27,2 2(>,8 27,2 27,2 27,6 28,0 30,4 - ;>,2 - 0,6 - 3,0 - -^4 - .-'.Ji + 1,2 ^ 4,4 + 5,6 + 13,2 + 22,0 + 27,2 -f-29,6 + 31,6 + 29,6 1-14 495,8 — 344,2 + 151,6 Trotzdem also die infizierte Portion während der ersten Tage schwächer atmete, als die sterile, so schied sie dennoch im Laufe des Versuches, d. i. nach 56 Stunden, um 151,G 77ig oder 30,5 pCt. mehr aus als die Kontrollkultur. Es geht also aus den angeführten beiden Versuchen deutlich hervor, dass die Mikroorganismen unter keinen Umständen ignoriert werden dürfen, falls die Versuche länger als IV2 — 2 Tage fortgesetzt werden und der Experimentator mit absoluten Bestimmungsgrössen von COg zu rechnen hat. Dieselbe Folgerung ergiebt sich auch aus den Resultaten des dritten und vierten Versuches, die unter etwas modifizierten Be- dingungen ausgeführt wurden. über den Einflu&s der Sterilisation der Samen auf die Atmunjr. 283 Dritter Versuch. Zwei Portionen Samen von Phaseolus vulgaris L. (grossbohnige Sorte, zum Unterschied von den vorangegangenen Versuchen), je 80 Bohnen von je 57,2 g Gewicht, wurden zwecks Sterilisation während einer halben Stunde mit einer Sublimatlösung 1 : 1000 behandelt. Bestimmung der Kohlensäure zwei Stunden nach der Sublimatbehandlung. Die Infiziernng der ersten Portion erfolgte durch nichtsterilisierte Kultur. Der Versuch wurde ausgeführt von Herrn SSAWTSCHENKO-B.JELSKI. Kohlensäure in Milligramm. Vierstündige Versuchs- perioden 1. Infiziert Temperatur der Perioden °C. 2, Sterilisiert Differenz zwischen 1 und 2 1. . 2. '». . 4. . 5. . <;. . 1. . 8. . 9 . ^1 :{2,s .■'.8,7 ;!9,;5 .-.,s,;j S0,0 9(;.5 113,4 118,(i iis.c 18,0 l(i,9 16,4 17,2 18,9 20,.-} 20,2 19,5 20.1 20,8 14,4 :53,0 44,2 41,H 5(5,9 75,8 80,9 89,0 9(;,8 - G,3 - 0,2 - 5,5 - 2,3 + 1,4 + 4,2 + 15,<5 + 31,3 + 29,(5 + 51,8 1- 10 734,3 — (;i4,7 + 119,(5 Ungeachtet der geringeren Zeitdauer dieses Versuches (48 Stunden) finden wir dennoch auch bei diesem Versuche, dass die infizierte Kultur viel energischer atmete als die sterile (-|- 16,3 pCt.). Vierter Versuch. Zwei Portionen Samen von Viktoria-Erbsen, 60,745 g und 60,254'^ Frischgewicht resp. 55,096 g und 55,288 g Trockengewicht, wurden während einer halben Stunde mit Sublimatlösung 1 : 1000 sterilisiert und unmittelbar nach der Sublimatbehandlung zum Atmungsversuche verwendet. Die Bestimmung der Kohlensäure wurde von Herrn WlOTSCHEAVSKY ausgeführt. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXI. 20 284 A. J. Nabokicm: Kolileiisäure iu Milligrauuii. Vierstündige Versuchspe rioden Infiziert Temperatur der Perioden Sterilisiert Differenz zwischen 1 und 2 b£ cö o G 7 S ;i 10 11 1-2 i;! 14 If) IG 17 18 1'.» 11,9 41,0 57 '9 5«),3 58 4 62,0 63,7 78,4 00,3 90,3 101,2 113,1 108,5 133,1 126,8 142,3 135,0 127.7 124,9 17,0 17,0 16,5 15 8 15,3 16,4 16,2 17,0 17,0 IG.G 17,0 17.0 17,5 17,S 17,4 17.3 IG.S IG.S 17,0 10,7 40,1 G0,2 (»1,7 60.2 54,7 62 0 72 0 78,4 75,7 -II o <9..j .sl,2 87,5 95 8 91,2 101.2 96,7 80,0 7:!.o - 1,8 + 0,9 - 2,3 - 5,4 - 1,« 4- 7,3 + 1,'^ + 6,4 + 11,9 + 14,6 4 21,9 + 31,9 1 +21,0 1 4 37,:i + 35,(5 + 41,1 f 38,3 + 47,7 ' +51,9 BS 20-22. . . 23 . . 25—29 30 . . 31-37 38 . . ^- { 145,0 158,7 172,4 15,0 16,5 16,0 99,4 85,7 ( *,.) 45,6 i- •iy,'> -f 73,0 94,9 1-19 . . 23, 30, ;58 1725,8 47(5,1 ]3<;7 1 2(52,6 + 359 4 + 21?,5 Es weisen also alle die Versuche übereiiistiinmeiid auf die höchst lebhafte Anteilnahme der Mikrooro-anismeu an der Bildun«- des- jenigen Kohlensäurequantnms hin, welches in der Mehrzahl der wissenschaftlichen Experimente bis in die neueste Zeit ausschliesslich der Atmung der Samen selbst zugeschrieben wurde. Allerdings ist die Atmung der Bakterien und der keimenden Sporen der Schimmel- pilze anfänglicli nur schwach wahrnehmbar; im Verlaufe der ersten Tage vom Moment der Anfeuchtung der Samen an gerechnet, kann über den Einfluss der Sterilisation der Samen auf die Atmung. 285 mau zweifellos die Mikroorganismen ruhig ignorieren. Wie Versuch 2 zeigt, begannen die Bakterien ihre Lebenstätigkeit in merkbarer Weise erst nach 37 Stunden seit der Anfeuchtung zu äussern; im dritten Versuche aber wurde die energische Atmung der Mikro- organismen bereits nach 20 Stunden seit der Anfeuchtung der Samen beobachtet. Die Differenz in diesen Versuchen ist aber sehr be- greiflich, weil im letzteren Falle die Infizierung durch ein an An- steckungsstoffen sehr reiches Wasser erfolgte, welches einer drei- tägigen, nichtsterilisierten Kultur von Phaseolus entnommen worden war. Wenn nun aber auch, wie nochmals gesagt sein möge, während der ersten Versuchstage die Mikroorganismen ignoriert werden können, so ist letzteres späterhin schon höchst gewagt. Wir haben bereits oben auf Grund unserer Versuche ausgerechnet, dass auf den Anteil der Mikroorganismen 16 — 30 pCt. der gesamten Kohlensäure anzu- rechnen sind, jedoch bezieht sich diese Berechnung auf die ganze Kulturperiode. Wenn wir aber nur die zweite Hälfte dieser Periode in Betracht ziehen, während welcher gerade die Mikroorganismen ihre Lebenstätigkeit zu äussern beginnen, so erscheint unsere erste Schätzung viel zu niedrig gegriffen. Und tatsächlich, wenn wir die Kohlensäuremengen, welche von den infizierten und sterilisierten Samenportionen während der zweiten Hälfte der Versuche ausge- schieden werden, imter sich zusammenstellen, so erhalten wir folgende starke Differenzen: Kohlensäure iu Milligramm. Versuche I 11 III IV Perioden . , . Infiziert . . . Sterilisiert . . 9-13 299,8 199,6 9-14 320,4 167,2 7-10 477,3 348,8 9-19 1293,2 940,0 23- 38 476,1 262,6 Differenz in pCt. 33 48 27 37 81 Es ist ohne weitere Erläuterungen verständlich, dass der Experi- mentator nach 16 — 20stündiger Versuchsdauer 100 — 150 w^ Kohlen- säure unmöglich ignorieren kann, umsomehr, als dies 7* ttis 72 der gesamten berechneten Gasquantität darstellen würde; am 3. oder 4. Kulturtage würde der Fehler noch grösser werden können (Schimmelbildung). In der Literatur finden wir trotzdem nicht wenig Versuche, bei welchen die Atmung in den verunreinigten Kulturen sogar noch am sechsten Tage und noch später fortgesetzt untersucht wurde. 20* 286 -^- J- Nabokich: Wir gehen uiuimehr zur Erklärung desjenigen Einflusses über, welchen die Sterilisation durch Broin und Sublimat auf die Atmung' ausübt. Hierzu müssen wir zunächst nochmals auf die oben auge- führten Ergebnisse zurückkommen. Im Verlaufe der Atmung der untersuchten Samenportionen be- obachteten wir eine gewisse Sprunghaftigkeit, welche ich durch fette Schrift der betreffenden Ziffern hervorgehoben habe. ^Normalerweise wäre zu erwarten gewesen, dass die Menge der ausgeschiedenen Kohlensäure sich allmählich mit jeder Stunde der Kultur ohne jegliche Abweichungen gesteigert hätte. In den angeführten Fällen beobachtet mau aber im Gegenteil gleich nach der deutlichen Er- höhung der Atmungstätigkeit im Anfange des Yersuches, später aber stets für eine gewisse Zeit, einen Stillstand (3. Versuch, infiziert), oder sogar eine bedeutende Abschwächuug in der Energie der Kohlensäureausscheidung (alle übrigen 5 Portionen). Da wir nun in allen Fällen mit Samen zu tun hatten, welche antiseptisch behandelt worden waren, so ist es natürlich, dass die konstatierte Erscheinung- auf die Einwirkung eben dieser Antiseptica zurückgeführt werden kann: Brom und Sublimat wirken anfänglich erhöhend auf die Atmungsenergie, später aber tritt unter dem Einflüsse der Antiseptica die entgegengesetzte Reaktion ein, bis schliesslich im Laufe der Zeit die Einwirkung der Reagentien aufhört und die Samen auf ihren normalen Zustand zurückkehren. Diese Deutung erscheint mir als höchst wahrscheinlich in Anbetracht der Reihe von Beobachtunoen, welche in letzter Zeit über die Wirkungen anaesthesierender Sub- stanzen auf die Atmung angestellt worden sind (JOHANSEN, JacOBI, MaKKOWIN u. a. m.). Zur endgültigen Lösung der Frage schien es uns jedoch wünschenswert, noch einige Parallelversuche anzustellen, in welchen unmittelbare Vergleichungen zwischen der Atmung von anaesthesierten Samenportionen mit nicht anaesthesierten stattfinden sollten. Derartige Versuche konnten natürlich nicht an sterilisiertem Materiale vorgenommen werden, vielmehr musste die mit Brom oder Sublimat behandelte Portion, um sie mit der Kontrollportion unter gleiche Bedingungen zu setzen, ihrerseits mit Mikroorganismen in- fiziert werden. Ich will an dieser Stelle die erhaltenen Resultate mitteilen. Erster Versuch. Hierzu wurden zwei Portionen von Phaseolus vulgaris L. ver- wendet, von je SO Bohnen und je 47,8 g Gewicht. Die zweite Portion wurde eine halbe Stunde lang mit Brom 1 : 750 behandelt, dann gewaschen und mit dem Aufgusswasser der (12 Stunden lang) gecpiellten Bohnen der ersten Portion infiziert. Die Berechnung der über den Einfluss der Sterilisation der Samen auf die Atmung. 287 Kohlensäure erfolgte 24 Stunden nach der Anfeuchtung der Samen. Der Versuch wurde ausgeführt von Herrn KOSZELEZKI. Kohlensäure in Milliaraunu. Vierstündige Versuchsperiodeu 1. Wasser 1. 4. 5. 0 7. ;». 10. 11. 28,0 33,G 36,8 40,8 52,0 64,8 G5,(; 6(5,4 76,8 82,4 r>o,2 Temperatur der Perioden °C. 17,5 19,0 20,0 1S,7 18,2 17,5 17,0 17,,S 19,2 20J » 20,0 2 Brom 1 : 750 40,S ;)o,4 .-'>o,,s 34,4 46,6 60,4 ()4,8 76,0 80,8 84,8 85,(; - Zweiter Yersucli. Zwei Portionen Phaseolus vulgaris L., je 47,78 c/ Gewicht; die zweite Portion wurde während einer halben Stunde mit Brom 1 : 500 behandelt und dann mit Bakterien der ersten Portion infiziert. Die Bestimmung der Kohlensäure begann 14 Stunden nach der An- feuchtung der Samen. Der Versuch wurde ausgeführt von Herrn KOSZELEZKI. Kohlensäure in Milligramm. Vierstündige Versuchsperioden 1. Wasser Temperatur der Perioden in °C. 1 2. Brom 1 : 500 1 2 3 4 5 6 7 8 26,8 28,0 32,0 30,0 34,4 32,8 44,8 56,4 17,0 17,5 18,2 18,0 17,5 :n,5 17,8 18,5 24,4 24,8 30,4 31,2 30,4 27,2 28,0 31,6 288 A. J. Nabokich: Vierstündige Versuchsperioden 9 10 11 12 13 14 15 1(5 17 18 1. Wasser 74,4 76,8 75,2 7(3,8 75,2 75,2 S3,6 80,8 80,4 80,0 Schimmel- bildunar Temperatur der Perioden in . °C. 19,5 20,5 19,7 19,0 18,7 18,5 19,0 18,7 18,3 17,0 2. Brom 1:500 41,6 47,6 56,0 64,0 62,8 65,6 72,8 71,2 69,6 68,0 Dritter und vierter Yersuch. Es wurden vier Portionen von Phaseolus vulgaris L. zu je 80 Bohnen und je 44,5^ Gewicht verwendet; die zweite und vierte Portion wurden auf je eine halbe Stunde mit Brom 1 : 500 behandelt, dann gewaschen und infiziert; 13 stündige Aufquellung aller vier Portionen in Wasser. Die Bestimmung der Kohlensäure erfolgte nach 14 Stunden; dieselbe wurde ausgeführt von den Herren KUMOFF und PawlOFF. Kohlensäure in Milligramm. Vier- stündige Versuchs- perioden 1. Wasser Tempera- tur der Perioden Brom 1:500 Wasser Tempera- tur der Perioden 4. Brom 1:5(K) Vier- stündige Versuchs- perioden 1. 19,2 16,7 19,6 22,4 16,6 20,8 1. 2. 20,8 17,0 21,6 24,8 16,6 22,4 •) 3. 21,6 16,9 24,0 30,0 16,5 22,8 •> 4. 22 4 16,5 22,() 31,2 17,5 27,2 4. 5. 25,6 16,0 22,0 31,6 18,0 29,0 5. 6. 41,2 15:5 20,4 ;52,0 19 2 28,4 (i. 7. 52,4 15,7 20,0 39,6 19,0 33,2 7. 8. 64,0 17,0 24,4 60,0 19,0 35,6 8. 9. 70,8 17,5 26,4 78,8 — 46,8 9. über den Einflnss der Sterilisation der Samen auf die Atmung. 289 Fünfter und sechster Versuch. Verwendet wurden vier Portionen zu je 80 Bohnen einer gross- samigen Fhaseoliis vulgaris-^oriQ in den unten angegebenen Gewichts- mengen-, die zweite und vierte Portion wurden während einer halben Stunde mit Sublimat 1 : 1000 behandelt, darauf gewaschen und zugleich mit den Portionen 1 und 3 in Wasser zum Aufquellen gebracht; Infizierung mit Mikroorganismen. Die Bestimmung der Kohlensäure begann 13 Stunden nach der Anfeuchtung und wurde ausgeführt von Herrn SSAAVTSCHENKO-B.JELSKI. Kohle» säure iu Milligramm. Vier- stündige Versuchs- perioden 57,!) g ; 1. 1 Wasser Tempera- tur der Perioden 58,5 5r 2 Sul)limat G0,5 g 3. Wasser Tempera- tur der Perioden °C. 58,2 i/ 4. Sublimat Vier- stündige Versuchs- perioden 1. 4S,4 18,2 55,2 51,0 20,2 48,6 1. "2. 49,i> 18.8 50,4 49,0 19,0 4G,6 • 2. ;{ 50.»» 19,0 48,2 48,8 17,7 42,1 3. 4 4;),5 18,2 4(1,8 52,5 17,4 47,8 4. 0. 4;»,4 17,1 48,4 G2,5 17.5 51,4 5. G. 57,8 17,3 53,0 G9,2 18,0 59,2 G. 7. 7(;,8 17,9 69,8 9(5,0 18,2 69,G 7. S. 8(1,4 20,5 7(5,8 90,G 17,7 72,8 8. i>. 110,0 21,1} 90,0 — — — — 12. i;u,4 19,1 98,0 l(J3,o 92,0 92,0 12. — Trocken- gewicht nacli dem Verbuche — Trocken- gewicht nach dem Versuche 49,0 p — — i 1 — Alle mitgeteilten Versuche zeigen, ziemlich übereinstimmend mit einander, die spezifische Einwirkung des Broms und des Sublimates auf die Atmung der sterilisierten Samen. Während die nichtsterili- sierten Samen höchst regelmässig und successive ihre Atmungstätig- keit steigern, so reagieren im Gegenteile die sterilisierten Samen sehr energisch auf die Behandlung mit Brom und Sublimat: anfäng- lich nimmt ihre Atmungsenergie merkbar zu, um nach einer gewissen Zeit wieder zu sinken. Es muss also der Sprung im Gange der Atmung, von welchem wir gelegentlich unserer ersten Versuchsserie sprachen, tatsächlich durch die Einwirkung der Antiseptica erklärt werden, denn er wird gleicherweise sowohl bei den sterilisierten, als '290 A. J. Nabokich: Einfluss der Sterilisation der Saineii auf die Atinuncr. auch bei den infizierten Kulturen beobachtet, wenn dieselben der Behandlung- mit Brom oder Sublimat unterworfen wurden. Wir sehen also, dass der Sterilisationsprozess nicht ohne Ein- wirkung auf die Sameu verläuft; obgleich nur die trockenen Samen einer antiseptischen Behandlung imterworfen wurden und diese letz- tere nur in Form von sehr verdünnten Lösungen (1 : 500 bis 1 : 1000) und auf sehr kurze Zeitdauer (30 Minuten) angewendet wurde, so reagierten die Pflanzen dennoch energisch auf die Sterilisation, und die Einwirkung des Autisepticums war von ziemlich langer Zeit- dauer. Es wäre sehr interessant, die Zeitdauer der Einwirkuno; der Antiseptica näher zu bestimmen, da man doch nun einmal genötigt ist, bei der Anstellung der verschiedenen Atmungs versuche sich der Sterilisation der Samen bedienen zu müssen. Gewisse Schlussfolo-e- rungen hierüber können bereits auf Grund der obenerwähnten Ver- suche gezogen werden, obgleich die Bestimmung der Kohlensäure in den gegebenen Fällen immer erst nach vierstündigen Zeitpausen stattfand. In nachstehender vergleichender Tabelle gebe ich die der be- treffenden Frage ejitsprechenden Ergebnisse. Dem Atmungs verlaufe der sterilisierten Samenportionen gemäss kann man daraus nach Stunden ausrechnen: 1. den Moment des Eintritts des ersten Opti- mums, und 2. den Moment des Wiedereintretens der normalen Atmung nach der zeitweisen Abschwächung der letzteren unter dem Einflüsse der Antiseptica. Die letzte ZifFernreihe gibt uns auch eine gewisse Vorstellung über die Zeitdauer der Einwirkung des Sublimates und des Broms. Alle Berechnungen sind vom Momente der Anfeuchtuna: der Samen durch die Antiseptica an aufgestellt worden. Pliaseolus vulgaris. Nummern der Reihenfolge Erstes Optimum im Verlaufe der Atmung: in Stunden Wiedereintritt der normalen Atmung in Stunden Charakter des Auti- septicums 1 2 3 30 30 25 25 28 .".0 25 38 14 17 17 4G 48 45 49 44 46 45 41 22 *> — 1 33 1 Brom 4 5 r G 7 r 8 i) . - . - - - ,1 Sublimat 10 . 11 . F. Tobler: Über Vernarl.unfr nnrl "W'iindreiz an Algcnzellen. Pisnm sativuiu. •291 Nummern der Reihenfolge Erstes Optimum im Verlaufe der Atmung in Stunden Wiedereintritt der normalen Atmung in Stunden Charakter des Anti- septicums 12 13 16 IG 32 Sublimat Anmerkung: In dieser Tabelle sind nur die Ergebnisse der ersten Portion des dritten Versuches (der ersten Serie) nicht mit inbegriffen, ■weil die Mikroorga- nismen durch ihre verstärkte Ausscheidung von COj den Gang der Atmung augen- scheinlich verdeckten. Auf Grund dieser Tabelle ist ersichtlich, dass beide Antiseptica im Laufe von V/^ bis 2 Tagen auf die Samen einwirken; diese Be- rechnung- ist schwerlich als übertrieben zu betrachten. 39. F. Tobler: Über Vernarbung und Wundreiz an Algenzelien. Mit Tafel XIV. Eingegangen am 2;>. Mai llHi:». Unter Vernarbung begreifen wir in erster Linie die an einer Wundstelle des Pflanzenkörpers auftretende Reaktion, die Um- wandlung eines durch die Verletzung freigelegten Zellteiles "und seine Anpassung an die neue Funktion als Aussenteil bezweckt ohne vorerst die Anregung zu weitergehenden Neubildungen mit einzu- schliessen^). Da^ in Geweben die verletzte Zelle selbst meist zu Grunde geht, so vollzieht sich die Reaktion an den der Wunde be- nachbarten Zellen. Die äusserste unverletzte pflegt die Funktion der verletzten und absterbenden zu übernehmen. Dieser einfachste Fall tritt uns häufig bei Spirogyra und Ectocarpus, überhaupt fadenförmigen Alo-en entgegen-). Indes will MASSART für diese Organismen nicht 1^ Vo-l W. Pfeffer, Pllanzenphysiologie. II. 2. Aufl. 1901, S. l.)5. J. mIssart, La cicatrisation chez les vegetans. Mem. couronnes de l'acad. de Belgique. LVII. l-SilS, p. :;. 2) E. KÜSTER, über Vcrnarbungs- und Prolifikationscrschenumgen bei Meeres- algen. Flora. iSili.), S. 14:1. 292 F. Toblek: von einer eigentlichen Vernarbung sprechen^). Höchstens will er Yernarbung anerkennen für die verzweigten Formen, aber findet es auch hier für die von ihm erwähnten Fälle besser, den Begriff reparation zu gebrauchen. Da die Differenz in der Ausbildung "der Membranen gegen aussen und gegen die Nachbarzelle hier ''nicht vorhanden oder geringfügig ist, so tritt an der durch Tod einer Zelle zur Aussenwand werdenden früheren Querwand höchstens als Reaktion eine Yorwölbung in die tote Zelle oder ihren Rest ein. Dass übrigens eine solche Yorwölbung mehr als eine blosse Turgescenzerscheinung vorstellen kann, lehrt uns BiTTER's Beobachtung an Microdictyo7i'), wo nur die unter einer toten Zelle belegene sich in Form einer halbkugeligen Kuppe vorstülpt, „so dass es so aussieht, als sei sie das terminale Ende eines freigewachsenen Fadens am Thallusrande". Dass ausserdem als Folge der Verletzung an der Xachbarzelle ein Adventivwachstum (Verzweigung) angeregt wird, fällt erst recht aus dem Rahmen der unmittelbaren Schutzreaktion hinaus. Indes hat schon DE WiLDEMAN darauf hingewiesen ^), dass doch nur bei oberflächlicher Betrachtung dies in der Tat die häufigste oder einzige Reaktion einfacher Fadenzellen zu sein pflegt. Vielmehr lehrt er uns an Trentepohlia u. a. ein Auswachsen der Nachbarzelle in die tote Zelle hinein und Ergänzung des Gliederfadens auf diesem Wege, bisweilen noch gefolgt von Astbildung, als verbreitete Wundreaktimi kennen. Ebenfalls an Trentepohlia beschreibt Beand*) die Bildung gallertiger „Cellulosehütchen" aus den Membranresten abgestorbener Spitzeuzellen oder terminaler Sporangieu. Hier liegt lediglich Yer- narbung im einfachsten Sinne vor. Einer wirklichen Yernarbung nähert sich die von Klebs^) be- schriebene Neubildung der Membran bei dem durch Plasmolyse von der Wand abgelösten Protoplasten verschiedener Algen {Spirogyra u. a.) Dieser Fall verdient auch deshalb eine Trennung von den oben ge- nannten Phänomenen, weil bei ihm die angegriffene Zelle selbst nicht abstirbt. Alle die einfachen Erscheinungen von Auftreten einer neuen Aussenwand (resp. Umbildung zur Aussenwand) gingen davon aus, dass die verletzte Zelle des fadenförmigen Organismus zu Grunde geht, wie es denn auch MaSSaET und DE WILDEMAN so annehmen. 1) Massart, 1. c. S. ö. v 2; G. Bitter, Zur Morphologi.^ und Physiologie von Microdktyon uinhili- catuin. Jahrb. für wissensch. Bot. XXXIV. 1899/ir)(X», S. 222. 3) E. DE WiLDEMAN, Sur la reparation chez quelques algues. Mem. couronncs de Facad. de Belgique. LVIIf. lS9S/!)9, p. Gf. 4) F. Brand, Zur nähereu Kenntnis der Algengattung Trentepohlia. Beiliefte zum Bot. Centralbl. XII. 1902, S. 2(i3. .)) G. Klers, Beiträge zur Physiologie der Pllanzenzelle. Untersuchungen aus dem Botan. Institut Tübingen. Herausgegeben von W. Pfeffer. II. I.SSS, S. 4.S9. über Vcinarbung und Wuüdreiz an AlgciizcUeu. 293 Durch die Zerreissuug der Membran tritt meist wohl ein Teil des Protoplasmas aus. Der Rest innerhalb der Zelle oder überhaupt sclion der durch Beschädigung der Wand gestörte Protoplast vermag keine neue Membran zu bilden und stirbt ab. Es ist klar, dass da, wo die Wandbildung im Organismus selbst in der Regel unterbleibt, bei den Siphoneen, natürlich dem Proto- plasma stets, auch nach Austritt eines Teiles davon die Fähigkeit des Verschlusses der Wunde mittels Wandbildung zukommt. Dies sind die bekannten Vernarbungs- und Reproduktionserscheinungen bei Vaucheria, Caulerpa u. a., wie sie HANSTEiN, KLEMM, KÜSTER u. a. studierten. Die allgemeinen Resultate der Untersuchungen an Vaucheria fasst KLEBS') (bei dem man, wie auch in KÜSTER's obiger Arbeit die Literatur findet), dahin zusammen, „dass überall an jeder be- liebigen Stelle, wo nur das Cytoplasma infolge der Verletzung von der alten Zellwand abgehoben ist, selbst wenn es an seiner Peri- pherie unverletzt ist, neue Zellwandsubstanz entsteht." Hier er- sciieint die Wandbildung nicht weniger selbstverständlich als die Neubildung von Hautschicht aus dem inneren Protoplasma an einem durchgeschnittenen Plasmodium "). Ich habe nun aber kürzlich Fälle kennen gelernt, wo bei ge- gliederten und verzweigten Algen, deren Thallus sich aus einfachen ZeUreihen aufbaut, echte Vernarbung auftritt. Es sind das Florideen aus der Familie der Ceramiaceen und zwar diejenigen, die meines Wissens unter Formen von so hoher Thallusdiiferenzieruug die grössten Zellen besitzen. Bei Bornetia secundiflora (J. Ag.) Thur. ") erreichen die Zellen des unberindeten di- oder auch, wie ich HaUCK ergänzen kann, trichotom verzweigten Gliederfadens eine Länge von 3 bis 4 7nm bei einer Breite von fast 1 mm. Solche Riesenzellen sind für die Beobachtung natürlich besonders geeignet. Ausserdem fand ich Vernarbungserscheinungen an Griffithsia Schoushoei Mont. Diese besitzt stark abgerundete Zellen, die jüngsten kugelig, die älteren oben l^j^TWdl so breit wie unten*). Der Protoplast dieser 1) G. Klebs, 1. c. S. 508. 2) W. Pfeffer, 1. c. S. l.Vi. 3) Die von mir in der weiter unten zu citierendou Arbeit aus den Sitzungs- berichten der König!, preuss. Akademie, S. 7 als Griffithsia sp. ? bezeichnete Form ist (Griffithsia secundiflora J. Ag. =) Bornetia secundiflora (J. hg.) Thur. Dagegen, wie ich hier gleich korrigieren will, die ebenda S. S erwähnte Griffithsia setacea fEllisJ Ag. in der Tat Griffithsia opuntioides J. Ag Herrn Major REiNBOiiD erlaube ich mir für seine freundliche Unterstützung bei einigen diagnostischen Fragen schon hier meinen Dank auszusprechen. Vergl. übrigens F. Hauck, Die Meeresalgen Deutschlands und Österreichs (Rabenhorst's Krytogamenflora II.) ISMö, S. 79 und F. T. Kützing, Tabulae phycologicae XII., Tafel 2-1. 1862. 4) F. Hauck, 1. c. S. i>2. F. T. Kützikg, 1. c XII. -ll. 204 F. Tobler: Formen ist A^on BERTHOLD eingehend beschrieben worden^): „Es findet sich central der grosse Saftraum, im Wandbeleg- führt die innere Schicht die Kerne, sie sind überlagert von einer Schicht, in der die Farbkörper liegen und zwischen dieser und der Membran ist dann wieder die mehr oder weniger entwickelte farblose Plasma- schicht nachweisbar." Sie besitzen, wie meine Untersuchung ergab"), in den jugendlichen Zellen mehr wie ein Dutzend Kerne von etwa 3,5 /* Durchmesser mit deutlichem Nukleoliis, in regelnicässigen Ab- ständen von etwa J07 /« über die Wand verteilt. Ihre Zahl scheint in älteren Zellen eher geringer zu sein, allerdings entziehen sie sich dort auch der Beobachtung leichter Der Zustand des Cytoplasmas dieser Zellen ist offenbar ein aufTallend zäher, der einerseits sehr zur Fadenbildung beim Zerreissen neigt, andererseits auch mit den Wandpartien schwerer die Verbindung löst. So kommt es, dass die Verletzung einer Zelle nur dann, wenn ein Stück der Wand entfernt wird (also z B. bei völligem Durchschneiden des Zellfadens) Plasma aus der Zelle entleert wird In dem letztoenannten Falle bildet sich ein Faden, der erst bei einer Entfernung der Teilstücke von mehreren Centimetern voneinander endlich reisst. Von der Quantität des nun in dem offenen Zellreste verbleibenden Protoplasmas hängt es ab, ob eine neue Wand gebildet wird oder dieses Plasma abstirbt^). Die Neubildung tritt nun aber dabei nicht etwa als ein genauer Ver- schluss des gebliebenen Zellteiles mit Hülfe einer abschliessenden Quer- und Aussenwand ein, sondern sie besitzt eine grössere Ähnlich- keit mit dem oben erwähnten Phänomen am plasmolysierten Spiro- gyraprotoplasten. Meistens zieht sich nämlich der Plasmarest gegen die Querwand der unverletzten Nachbarzelle zurück und umgibt dann sein freibleibendes Ende mit einer neuen Membran (Fig. 1, Bornetia). Oder er haftet stellenweise an den stehengebliebenen Längswand- resten an, ohne indes infolge der Abnahme seiner Quantität den da- zwischen liegenden Raum ganz auszufüllen. Wenn er vielmehr jetzt seine freie Oberfläche mit Membran bekleidet, so erhält die weiter- lebende Zelle eine merkwürdioe Form, die von der Gestalt eines If 1) G. Berthold, Studien über l'rotuplasmaincclianik. 1S8G, S l-'>f. 2) Fixierung mit einer mir von Dr. A. Ernst empfohlenen, für empfindliche Algen offenbar sehr günstigen Mischung von Pikrinsäure, Alkohol, Sublimat und Eisessig in Meerwasscr, Färbung mit Carmalaun nach Prof. P. Mayer ('24: Stunden). 3) Ich kann nicht umhin, an dieser Stelle auf eine Lücke meiner Unter- suchung aufmerksam zu machen. Da die gesamten beobachteten Objekte mehr um der auffallenden Zellformen willen im Laufe anderer Studien in Ncaj)el notiert wurden, so habe ich seinerzeit die wichtige cjtologische Untersuchung der ver- narbten unterlassen, die vielleicht die Abhängigkeit der Membranbildung von einem Kern erwiesen hätte Zur Konstatierung der Viclkernigkeit konnte mir noch nor- males konserviertes Material nach der Rückkehr dienen. Über Veniarbung und AVimdrciz an Algcnzellen. 2^5 (mit breiter Basis) verschiedene Übergänge zu einem halben Hohl- zylinder zeigt (Fig. 2 u. o, Bornetid). Jedenfalls pflegen sich auf der breiten Basalkuppe nicht selten an der alten Zellwand angelehnte Plasmasäulen zu erheben, die sich mit Membran umkleiden. Haben wir nur einen Rest des Zellinhaltes auf der Querwand der lebenden Xachbarzelle aufsitzend, so ähnelt das Bild stark den in die tote Nachbarzelle hinein proliferierenden Zellen von Trentepohlia bei DE WlLDEMAN^). Es wäre nicht unmöglich, dass auch bei einigen der dort beschriebenen Fälle eine Yernarbung für eine Prolifikation genommen wäre, wiewohl die Alge nur einkernig ist. Nun fand an den von mir beobachteten Yernarbungeu allerdings in der Folge auch meist ein Auswachsen statt. Man könnte deshalb etwa auch in meinen Objekten eine Verwechslung mit Prolifikationen vermuten, die nach dem Schema der DE WiLDEMAN'schen stattfänden und wie sie in der Tat bei diesen und anderen Meeresalgen ähnlicher Thallus- forni nicht fehlen^). Aber erstens ergibt bei dem von gerade mit Rücksicht auf das Auswachsen studierten Materiale der Prolifikation auch die an solcher Vernarbung stattfindende ein anderes Bild, namentlich eine andere Form der Zuspitzung der Zelle, und dann erhebt auch die experimentelle Behandlung und bequeme Kontrolle ein und derselben Zelle die Sache über allen Zweifel. Da aber auch die Prolifikation (selbst wenn sie nicht ausgesprochen rhizoid- ähnlichen Charakter trägt) stets hellere Farbe zeigt, die rhizoidartige ihrer sogar entbehrt, wogegen der Zellstumpf besonders chromato- phorenreich zu sein pflegt, so hebt sie sich immer aufs deutlichste ab. Das Auswachsen erfokt in den meisten Fällen von der Mitte des auf der Querwand der unverletzten Xachbarzelle aufsitzenden Zell- stunipfes aus in der Richtung der Zellreihe, auch hierin ganz nach Analogie der Trentepohlia etc., die Prolifikation anfangs aus einer Art Manschette herausragend (Fig. 4 b, Griffithsia Schomboei). Bei den oben erwähnten durch die Vernarbuug entstandenen U- förmigen Zellen aber wuchsen die beiden Zipfel (nie die Mitte) aus (Fig. 2 u. 3, Bornetia). Bei den unsymmetrischen Formen pflegten im Durchschnitt alle Ecken und Spitzen zu Adventivbildungen zu neigen (Fig. 1, 2, Bovnetia). Im einzelnen sei hier noch der in Fig. 4a, b, c dargestellte Fall von Griffithsia Schouaboei erwähnt. Ein beim Zerschneiden der in ihren Resten noch kenntlichen Zelle an der Querwand der Nachbar- zelle haftengebliebener Plasmaklumpen hat in Fig. 4a (48 Stunden 1) De WiLDEMAN, 1. c. S. G ff. Abb. o— 10. 2) Vergl. F. Tobler, Zerfall und Reproduktionsvermögen des Thallus einer Rhodomelacee. Diese Berichte XX, VMrJ, S. :](>>. In einer späteren Arbeit werde ich hierauf näher eingehen. '29G F. Tobler: nach der Verletzung) Wand g-ebildet und beginnt sich zu strecken. Die keulige Form ist dafür im Gegensatz zur gewöhnlichen Proli- fikation charakteristisch. In Fig. 4b ist auf diese Weise in weiteren 24 Stunden ein rhizoidartiges Organ herausgewachsen. Beim Beob- achten ausserhalb der Kultur und dem unvermeidlichen Berühren des Objekts war aber bald darauf das Rhizoid wieder verletzt worden und abgestorben. Ein in ihm gebliebener Plasmarest wies aber nach 5 Tagen aufs neue Membranbildung auf, sowie einen kleinen seit- lichen Auswuchs (Fig. 4 c). Das zeigt in der Tat eine ausserordent- liche Widerstandsfähigkeit der Pflanze. Ein besonderes Interesse bietet dann noch die mehrfach beob- achtete Erscheinung, dass mehr als ein Plasmarest in der Zelle oder dem von ihr gebliebenen Teil nach der Verwundung bestehen bleibt und sich mit Membran umkleidet (Fig. 5, Bornetia). So können durch die Verletzung aus der einen geschädigten Zelle zwei Zell- stummel entstehen. Beide wachsen dann gesondert aus und können aus der oben erwähnten Manschette schliesslich als zwei getrennte Zellfäden austreten. Ich sah diese Erscheinung namentlich (auch an Griffithsia Scliousboei) an asttragenden Zellen, so dass bei der häufioen Dichotomie an den beiden Querwänden der ISTachbarzellen je ein Cytoplasmaklumpen hängen geblieben war. Diese Tragzellen pflegten von Gestalt (besonders bei Griffithsia Schousboei) mehr oder weniger birnförmig zu sein. Ihre obere Breite beträgt oft mehr als die Hälfte der Zelllänge in Abweichung von den oben gegebenen für einfache Gliederzellen geltenden Massen. Nun möchte ich darauf aufmerksam machen, dass ich nie auf ihrer oberen Querwand an verletzten Zellen einen einzelnen Plasma- oder Zellrest auf der Wandmitte, das wäre hier unter der Gabelungsstelle des Zellfadens, gefunden habe, vielmehr nur einen an einer der beiden Grenzwände der Nachbar- zellen, oder an jeder der beiden je einen. Die Zellen hafteten stets durch Reste der Zellwand und Gallerte zusammen und das Plasma der verwundeten Zelle schien so (auch in Übereinstimmung mit den oben erwähnten Fällen der Verzweigung) vorzüglich an der Mitte der Trennungswände der an den Verbindungsstellen stets schwach (bei Griffithsia Schousboei oft stark) eingeschnürten Zellen zu haften. Von Poren oder Plasmodesmen (wie wir sie für Griffithsia seiacea Ellis kennen^) habe ich an den Verbindungsstellen bei den betreffenden Formen nichts gesehen. Dass sie bei dem Thallus von Gr. setacea nur in jugendlichem Zustande nach WßIGHT angenommen werden, 1) E. P. WiuGUT, Oll the coll-structure of Gri/fiüisin xctacea Ellis und on the development of its antlieridia aiid tcfraspores. Transact. of the Irish acad. Science. XXV'I, 18(1), S. 49G. Fiü- diese GriffitJisia-Spezies beschreibt übrigens Massart 1. c. S. 7 l'rolifikatiou ins Innere toter Zellen von Seiten der Naclibarzellen. über Vernarbung und Wundreiz an Algenzellen. 297 würde den festeren Zusammenhang des jüngeren Tliallus erklären, Hesse sich aber mit der geringeren Berührungsfläche gerade der jüngsten Zellen bei den hier behandelten Spezies schwer in Einklang bringen. In einer grossen Zahl von Fällen starb aber auch an meinen Objekten die verletzte Zelle ab. Dann zeigte die Nachbarzelle eigen- tümliche Reaktionen . Da, wie erwähnt, die Zellen der Grißthsia Schousboei stets fast kugelig sind, so dass sie sich oft nur in einer Fläche mit kaum ein Sechstel ihres Querdurchmessers ausmachendem Durchmesser berühren, so kann eine Verwölbung der Querwand in den Raum der toten Nachbarzelle hinein, wie es MASSART anführt, kaum eintreten, bei Bornetia dagegen, deren Zellen mehr zylindrisch sind, findet dieser Vorgang in der Tat statt (z. B. Fig. 10). Aber dort scheint er mehr als eine blosse Turgorwirkung zu sein. Dies schien mir auch daraus zu folgern, dass ich die Reaktion aucii dann eintreten sah, wenn die verwundete Zelle durch Abschnürung mit einem Fädchen zerteilt und wie eine Schweinsblase zugebunden wurde, so dass ihr an die Nachbarzelle angrenzender Rest noch prall blieb. Hand in Hand mit der Yerwölbung und Abrundung der Zelle geht nämlich eine starke Ansammlung des Plasmas und der Chromato- ])horen an dieser Stelle. Bald nach der Verletzung erscheint das der toten Zelle zugekehrte Ende ganz dunkel, fast schwarzrot, während die Zelle im übrigen dementsprechend an Chromatophorengehalt gegen sonst stark verloren hat (Fig. 6, Bornetia). Wurden Zellen Tsoliert, d. h. die beiden Nachbarzellen einer Gliederzelle verletzt oder abgeschnitten, so traten keulige Form und Plasmaansammlung sin beiden Enden auf (Fig. 7 und 8, Bornetia). Die weiteren Folgen waren nun verschieden. Bisweilen trennte sich die keulige Anschwellung durch eine Querwand ab und wuchs unter Umständen aus (Fig. 8, Bornetia). (Hierzu sei bemerkt, dass sich oft der Ort einer Prolifikation durch Chromatophorenansammlung bemerkbar macht) Oder aber die Chromatophorenanhäufung ging nach zweimal 24 Stunden schon wieder zurück, und die Zelle nahm zunächst gleichmässige Farbe an. Später aber häuften sich Plasma und Chromatophoren aufs Neue, aber am entgegengesetzten Pole der Zelle an. Hier schlössen s'e sich dann durch eine Querwand ab und Hessen den Rest der Zelle entfärbt zurück. Hier erfolgte meist das Absterben des an die tote Zelle angrenzenden Zellabschnittes, so dass die Reaktion in ihrem Verlauf offenbar auf eine Sicherung des Zell- inhaltes hinzuzielen schien (Fig. 9 und 10, Bornetia). Vielleicht war in diesen Fällen bei der Verletzung der ersten Zelle auch die Basal- partie der nächsten in unsichtbarer Weise mit geschädigt worden und deshalb die gesamte Zelle dem Verderben preisgegeben, w^enn sich die obere Partie abgegliedert hätte. •298 F. Tobler: Den geschilderten Prozess sah ich mehrfach an den Basalzellen von abgefallenen Ästen der Bornetia, überhaupt grösseren Zell- koniplexen, vor sich gehen. Er führte in der Regel, wie nur ange- deutet sei, nicht zu einem Auswachsen; da hier das Reproduktions- vermögen eines Zellkomplexes seiner Zellenzahl umgekehrt pro- portional ist^). So steht die Sicherung der Basalzelle durch festeren Abschluss einer Sicherung des gesamten an seinen Spitzen weiter- wachsenden abgefallenen Ästchens dar, das daim später etwa aus verschiedenen unteren Zellen Rhizoiden zur Befestigung entsenden kann. In Verbindung mit diesem Phänomen dieser Plasmaansammlungeu, ihrem Abschluss durch Wandbildung u. s. w. liegt es wiederum nahe,' an parallele Erscheinungen bei den Siphoneen zu denken. Um so' mehr, als neuere Untersuchungen, z. B. die ERNST's') nachdrücklich hervorheben, dass ihre Einzelligkeit kein scharfes Charakteristikum bilde. In der Tat müssen die bekannt werdenden verschiedenen Stadien deutlicher Wandbildung ihnen dies typische Merkmal nehmen. Trotzdem bleiben sie oftmals in der eigenartigen Nachahmung zelliger Thallusform ohne zelligen Bau auffallend genug. Ebenso verleiht die Vielkernigkeit, die doch wohl mit ihrem Reproduktionsvermögen in Verbindung steht, ihrem Protoplasten eine besondere Stellung. Ihr nähert sich aber augenscheinlich auch eine Gruppe typisch zelliger Algenformen (wie eben Bornetia, Griffithsia, ferner ^Mono- spora u. a.), deren sogenannte Zelle gewisse Eigenschaften mit dem Siphoneen t hall US teilt '), und hierher rechne ich auch die von mir beschriebenen Vernarbungserscheinungen. KÜSTER hat neuerdings*), als er Verwandtes in grösserem Umfange zusammentrug, die eig°ent- liche Vernarbung der Algen nicht anerkannt. Er nennt nur die Adveutivbildungen bei Verwundung, ja er kommt zu dem Urteil, dass die Reaktionsfähigkeit der Algen eine geringe sei. Bei Be- trachtung der ThallusdifFerenzierung, der Entwicklungsstufe unserer Ceramiaceen, bei denen die beschriebenen Phänomene sich noch öfter finden lassen dürften, kann ich mich ihm hierin nicht anschliessen, ebenso wenig wie in seiner Stellungnahme zu GOEBEL, der eben- falls 5) im allgemeinen den niederen Pflanzen grösste Plastizität 1) F. ToBLER, Über Polymorpliismus von Meeresalgen. Beiträge zur Kenntnis des Eigenwachstums der Zelle. Sitzungsber. der Königl. preuss. Akad. der Wiss 190a, S. ;kSl>. 2) A. Ernst, Siphoneenstudien. Beihefte zum Botan. Centralblatt, XIII 1902 S. 21 ff. ' . > 3) Auch Berthold (1. c. S. 44) stellt Griffithsia und Bornetia an die Grenze der cellulären und nicht cellulären Formen. 4) E. Küster, Pathologische Pflanzenanatomie. 1900, S. 294. 5) K. Goebel, Organographie der Pflanzen. 1898—1901, S. 171. über Vernarbung und Wundreiz an Algenzellen. 299 (natürlich relative) für Missbildungeu zuschreibt. Wie ich auch ferner zeigen zu können hoffe, spricht dafür schon die Überlegung, dass wir bei weniger differenzierten Formen, wie den oben be- trachteten, die trotz typischem Habitus sich nicht allzuweit von dem Begriff der ,,Zellkolonie" entfernen, grössere Selbstständigkeit der Zelle anzunehmen haben und damit Hand in Hand leichter Auf- hebuno- der Korrelationen und Zutagetreten des Eigenwachstums der Zelle finden. Die in dieser Arbeit gegebeneu Beobachtungen sind 1902 und 1903 an der Zoologischen Station in Neapel gemacht. Berlin. Mai 1903. Erklärung der Abbildnngen. Die Figuren sind mit Ausnahme von Fig. G, 7, S bei stärkerer als der angegebenen Vergrösserung und mit dem Zeichenocular von E. Leitz nach der Natur gezeichnet und dann verkleinert. Alle sind nach lebendem Material, Fig. 6-8 mit einer Stand- lupe gezeichnet. Fi"-. 1. Bornetia secundiflora, Vergr. 10 mal. Zellstumpf nach Verletzung, die Membran der verletzten und toten Zelle noch sichtbar, daran zwei Adventiv- bildungen (S. 294, 295). ■2. Bornetia secundiflora. Vergr. 10 mal. Zellstumpf, die Membran der toten Zelle noch sichtbar, an drei Stellen auswachsend (S. 295). 3 Bornetia secundiflora. Vergr. ca. 15 mal. Zellstumpf, mehrfach aus- wachsend (S. 295). 4 Griffithsia Schousboei. Vergr. ca. 15 mal. a) Verletzte Zelle mit Plasma- rest 48 Stunden nach der Verletzung, beginnt sich mit Membran zu um- geben und zu strecken, b) 24 Stunden später. Rhizoidartiges Gebilde aus dem Membranrest tretend, c) Nach 5 Tagen. Das Rhizoid ist verletzt und tot, sein Plasma aufs neue kontrahiert und mit Membran umgeben (S. 295, 296). 5. Bornetia secundiflora. Vergr. ca. 15 mal. Zwei Plasmareste, beide mit Membran in der alten Zellhaut, der eine auswachsend (S. 29()). (i. Bornetia secundiflora. Vergr. ca. 4 mal. Durch den Tod einer Nachbar- zelle (deren Membran schon entfernt) hervorgerufe_ne Chromatophoren- und Plasmaansammlung am gereizten Zellende (S. 297). 7. Bornetia secundiflora. Vergr. ca. 4 mal. Isolierte Zellen, durch den Tod der Nachbarzellen Plasmaansammlung etc. an beiden Enden, keulige An- schwellungen (S. 297). 8. Bornetia secundiflora. Vergr. ca. 4 mal. Isolierte Zelle etc., die An- schwellungen durch Wandbildung abgetrennt (S. 29 0- ■20** 300 F. Tobler: Über Vernarbung und Wundreiz an Algenzellen. Fig. 9. Bornetia secundiflora. Vergr. ca. 15 mal. Isolierte Zelle, Kontraktion des Inhalts auf die eine Hälfte und Querwandbildung. Der chromatophoren- arme Teil noch lebend, an seinem Ende noch Membranreste einer Nachbar- zelle (S. 297). „ 10. Bornetia secundiflora. Vergr. ca. 15 mal. Basalzelle eines auf toter Trag- zelle aufsitzenden Astes, oberer Teil mit Plasmaansammlung durch Quer- wand abgetrennt. Verwölbung der lebenden Zellen in die tote (S. 297). Sitzung vom 26. Juni 1903. 301 Sitzung vom 26. Juni 1903. Vorsitzender: Herr L. Kny. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Hollrung, Dr., Professor in Halle a. S., Martinsberg 8, HI (durch G. Klebs und E. KÜSTER), Schröder, Henry, stud. phil. aus Laubenheim a. Rh., z. Z. Botanisches Institut in Bonn a. Rh. (durch E. Strasburger und M. KOERNICKE). Zum ordentlichen Mitgliede ist proklamiert Herr: Fujii, Dr. K., z. Z. in Bonn a. Rh. Einladung zur Generalversammlung der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Die Mitglieder der Gesellschaft werden hiermit zu der am Dienstag den 22. September 10 Uhr vormittags in Kassel stattfindenden Generalversammlung eingeladen. Die Sitzung wird wie üblich in dem der Abteilung Botanik der „75. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte" zugewiesenen Räume stattfinden. Die Tagesordnung ist durch § 15 des Reglements unserer Gesell- schaft vorgeschrieben. Als besondere, einer Beschlussfassung der Versammlung unterliegende Anträge sind eingegangen ein Vorschlag zur Ernennung eines Ehrenmitgliedes und ein Vorschlag zur Wahl zweier korrespondierenden Mitglieder. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXI. 21 302 F. Brand: Sammelreferate werden erbringen: 1. Herr Dr. MAX KOERNICKE (Bonn): Über den heutigen Stand der pflanzlichen Zellforschung. 2. Herr Prof. Dr. M. MÖBIUS (Frankfurt a. M.): Über die neueren Forschunoen zur Aloenkunde. Berlin, im Juni 1903. S. SCHWENDENER, z. Z. Präsident der Gesellscliaft. Mitteil Uli o'en. 40. F. Brand: Über das osmotische Verhalten der Cyanophyceenzeile. Eino:epangeii am 4. Jmii 1903. Ursprünglich hatte ich die Absicht, eine Publikation über ver- schiedene von mir studierte allgemeine Yerhältnisse der Cyanophyceen so lange zu verschieben, bis ich in der Lage wäre, den ganzen Stoff im Zusammenhange darstellen zu können. Das für gewisse Themata erforderliche Material Hess sich aber nicht immer beschaffen, und der Abschluss der Arbeit hätte sich vielleicht allzu lange verzögert. Eins dieser Kapitel, nämlich jenes über die sogenannten Gasvakuolen, kann auch zur Zeit recht wohl zurückgestellt bleiben. Abgesehen davon, dass ich in einer kurzen Mitteilung^) bereits auf die physi- kalische Unmöglichkeit solcher Organe hingewiesen habe, hat kürz- lich Molisch ") — ohne Kenntnis von meinem Hinweise — denselben Gegenstand in einer sehr bemerkenswerten Abhandlung beleuchtet und hat sich, von der im Vordergründe meiner Notiz stehenden Er- wägung (Persistenz der roten Körper im Vakuum) ausgehend, gleich- falls gegen die Gashypothese erklärt, deren Unhaltbarkeit er dann noch durch eigene Untersuchungen nachweist. 1) Bemerkungen über Grenzzellen und über spontan rote Inhaltskörper der Cyanophyceen. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1901, S. 15G. 2) H, MoLrscH, Die sogenannten Gasvakuolen und das Schweben gewisser Phycochromaccen. Bot. Zeit. 1903, I, S. 47 ff. über das osmotische Verhalten der Cyanophyceenzelle. 303 Es wäre nun allerdings auch neben dieser Arbeit noch einiges zu bemerken; da ich aber hoffe, dass uns dieses Jahr endlich wieder einmal eine Wasserblüte und damit weitere Anhaltspunkte bringen werde, habe ich vorgezogen, einstweilen fünf andere Kapitel abzu- schliessen, welche demnächst im Drucke erscheinen werden. Hier brino-e ich in Kurzem die Kesultate meiner Untersuchungen über ein weiteres Thema, welches sich in folgende Abschnitte gliedert: 1. Verhalten gegen plasmolysierende Lösungen. Plasmolyse der Cyanophyceenzelle. — Über diese Frage liegen in der Literatur nur spärliche und sich widersprechende An- gaben vor. Während z. B. BORZI^) jede Zurückziehung des Plasmas durch zusammenziehende Mittel („qualsiasi mezzo contraente del plasma") leugnet, gibt FJSCHER-^) ganz allgemein an, dass der Inhalt der Cyanophyceenzelle sich in 5prozentiger Öalpeterlösung allseitig von der Wand zurückziehe, und zwar unter allen Erscheinungen einer echten Plasmolyse. Meine eigenen Beobachtungen haben nun ergeben, dass die Plasmolyse der Cyanophyceen nicht vollständig mit jener der chloro- phyllgrünen Pflanzen übereinstimmt. Der Mangel au grösseren Saft- räumen lässt das eigentlich von vornherein erwarten, und nebstdem deuten die Erscheinungen auf eine grössere Elastizität der Cyano- phyceenmembran und auf eine festere Verbindung zwischen ihr und dem Plasma. Eine so vollständige Ablösung des letzeren, wie solche an Grünalgen leicht erzielt werden kann, kommt bei den Cyano- phyceen nur an besonders günstigen Objekten vor, wobei sowohl die Art der Pflanze, als ihr jeweiliger Zustand in Betracht kommen. In der Mehrzahl der Fälle folgt die Membran auf grössere oder kleinere Strecken dem sich kontrahierenden Plasma, und es findet oft nur au oanz kleinen, vereinzelten Stellen Ablösung statt, was jedoch nach Fischer^; zur Konstatierung einer Plasmolyse (bei Bakterien) ge- nügt. In der Tat verläuft nicht nur in solchen Fällen, sondern auch bei ganz fehlender Abhebung der Membran die Kontraktion ohne jede Schädigung der Zelle, so dass alle diese Fälle in gewissem Sinne physiologisch gleichwertig zu sein scheinen. Besonders schwer ist die Abhebung der Membran an den in < lichte Gallerte eingehüllten Nostoc- und Chroococcaceen -Arten zu 1) A. BoRZi, Le communicazioni intracellulari delle Nostochinee. Malpighia 188G, a. I, Fase. 2, p. 28. 2) A. Fischer, Untersuchungen über den Bau der Cyanophyceen und Bakterien. Jena 1897, S. 25. 3) A. Fischer, Die Empfiiidlichteit der Bakterienzelle und das baktericide Serum. Zeitschr. für Hygiene und Infektionskrankh. 1900, Bd. 35. S. 51. 21* 304 F. Brand: erzielen; dass ich sie bei Gloeocapsa alpina überhaupt nicht erzwingen konnte, habe ich schon früher') angegeben. Dagegen kontrahierte sich an ungefärbten Kolonien dieser Alge auch die Gallerte. Der Durchmesser einer solchen Kolonie verkürzte sich z. B. in 5pro- zentiger Salpeterlösung von 142/^ auf 125 /^. Bei derartigen Formen entstehen aber leicht Täuschungen durch die geschichtete Gallerte. So hatte es bei Gloeothece rupestris zuweilen den Anschein, als ob der geschrumpfte Zellinhalt von einer lose ab- stehenden Membran nmgeben sei. In einer zweizeiligen Familie war zufällig nur die eine Zelle kontrahiert. Vergleichende Zählung der Hüllschichten beider Schwesterzellen zeigte dann, dass die scheinbare Zellhaut in der Tat nur eine Schicht der Gallerthülle repräsentiert; nach Eückgang der Zellkontraktion blieb der fragliche Hof auch be- stehen, so dass der letzte Zweifel gehoben war. Auch solche Arten, welche nicht in Gallerte eingeschlossen sind, reagieren weniger oder gar nicht auf Salzlösungen, wenn sie durch Kultur, künstliche Färbung etc. geschädigt sind, wobei sie ein ganz normales Aussehen besitzen können. Nebstdem bedürfen die Cyanophyceen zur Erzielung osmotischer Wirkungen öfters stärkerer Konzentration der Lösung und vertragen eine viel stärkere als die Grünalgen. TolypothrLv penicillata reagierte in einem Falle auf öprozentige Salpeterlösung kaum und kontrahierte sich erst in 20 pCt. kräftig. Phormidium undnatum nahm nach einer gegen 15 Minuten währenden Einwirkung von 20prozentiger, schliess- lich fast konzentrierter Salpeterlösung und nachfolgender Aussüssung seine aktiven Bewegungen wieder auf. Nach etwa 20stündigem Auf- enthalte in nur 5prozentiger Lösung von Kalisalpeter zerfiel aber auch diese Alge. Während bei der Plasmolyse der Grünalgen nach KEINHARDT") die Fäden nur wenig oder gar nicht verkürzt werden, kann diese Verkürzung bei den Cyanophyceen sehr bedeutend sein. Ein 125,« langes Fadenstück verkürzt sich z. B. in 5 pCt. Salpeter bis auf 91 /'<, und zwar ohne sehr ausgesprochene Plasmolyse; ein anderes Stück ging in 20prozentiger Lösung von 250 /^ auf 177 /i zurück. Spontaner Eückgang der Plasmolyse. — Anfänglich war man der Meinung, dass die normale Plasmolyse ohne Auswaschung des Salzes konstant bleibe, und DE A'EIES^) fasste den spontanen Rückgang als eine Eventualität seiner „abnormalen" Plasmolyse auf. Später zeigte sich aber, dass bei verschiedenen Pflanzen ein solcher 1) Der Formenkreis von Gloeocapsa alpina. Bot. Centralbl. 1900, Bd. 83, S. 228. 2) M. 0. Reinhardt, Plasmolytische Studien. Bot. Untersuch. Schwendener dargebracht, 1899, S. 439—440. 3) H. DE Vries, Zur plasmolytischen Methodik. Bot. Zeit. 1884, Bd. 42, S. 297. über das osmotische Verhalten der Cyanophyceenzelle. 305 Rückgang auch normalerweise eintreten könne, und FISCHER^) wies nach, dass er bei Bakterien regelmässig sehr schnell stattfinde, sowie in einer späteren Arbeit^), dass bei den Cyanophyceen ein ähnlicher Fall vorliege. Eine vereinzelte diesbezügliche Beobachtung hatte schon früher SAUVAGE AU^) gemacht, indem er mitteilt, dass nach Zusatz eines Tropfens verdünnten Glycerins der Inhalt in den Dauer- zellen von Nostoc punctiforme sich zusammenziehe, dass diese Zellen aber allmählich wieder ihr früheres Aussehen erlangten. Bei den von mir mit verschiedenen Gattungen angestellten Ver- suchen zeio't sich ebenfalls immer ein rascher Rückgans:; so trat der- selbe z. B. an Phormidium uncinatum in 20prozentiger Glycerinlösung schon nach V2 Minute ein, in öprozentiger Salpeterlösung nach 5 Mi- nuten. Ahnliche Resultate erhielt ich auch mit Oscillaria-, Tolypothrix- und Nodularia-kxien. Bei einem Chroococcus hielt in 5 pCt. Salpeter die Plasmolyse 12 Minuten an. 2. Verhalten gegen reines Glyceriu, Glycerinsättigung. Lässt man zu scheidenlosen Oscillariaceen unverdünntes Glyceriu rasch zufliessen, so verkürzen sie sich sofort und verkrümmen sich dann energisch, welche letztere Erscheinung ich bei Anwendung von Salzlösungen nicht bemerkt hatte. Zugleich mit der Krümmung der Fäden tritt mehr oder weniger deutliche Plasmolyse der Zellen ein. Schon nach etwa ^/^ Minute beginnen die Fäden sich aber wieder zu strecken und die Plasmolyse wird allmählich rückgängig, bis nach etwa Ya Stunde der frühere Zustand der Alge wieder hergestellt zu sein scheint; nur die körnigen Inhaltsbestandteile sind dann weniger deutlich, die ursprüngliche Länge der Fäden ist in mehreren genau gemessenen Fällen nicht vollständig wieder erreicht worden, und die Alge schien leblos zu sein. Die übrigen Cyanophyceen verhalten sich in bezug auf Eintritt und Rückgang der Plasmolyse gegen reines Glyceriu ähnlich wie gegen kräftige Salzlösungen, nur scheinen die Reaktionen sicherer und kräftiger einzutreten wie in letzteren Medien. Auch die Gallerte von Gloeocapsa kontrahiert sich ähnlich wie in Lösungen. Die Rekonstruktion tritt auch dann ein, wenn man die höchst- möglich plasmolysierten bezw. kontrahierten Algen schnell in frisches reines Glyceriu versetzt, so dass auch jene geringe Quantität von Wasser, welche das Medium noch enthielt, in Wegfall kommt. Es 1) A. FisCHßR, Untersuchungen über Bakterieu. Jahrb. für wiss. Botanik 1895, Bd. 27, S. 8. 2) A. Fischer, 1. c. 1897, S. 25. 3) C. Sauvageau, Sur l'etat cocco'ide d'un Nostoc. Comptcs rendus 1892, 115 a, S. .323-324. 306 F. Brand: ist demuach die Cyauophyceenzelle befähigt, ihr Zellwasser durch reines Glycerin zu ersetzen, und ich möchte diesen Vorgang als „Glycerinsättigung" bezeichnen. Hier ist nun zweierlei bemerkenswert: zunächst der Umstand, dass das Glycerin eine Doppelrolle spielt. Anfänglich agiert es als osmotischer Stofi", welcher der Zelle das Wasser entzieht, und nach Entwässerung der Zelle verhält es sich wie Wasser, welches von den osmotischen Stoffen des Zellinhaltes angezogen wird. Nicht weniger auffallend ist wohl das zweite Ergebnis, dass nämlich die Cyanophyceenzellen nicht, wie in chlorophyllgrünen Zellen, durch das Glycerin schnell getötet werden, sondern dass sie diesen Stoff eine Zeit lang in ihrem Innern ohne Nachteil ertragen, wie folgendes Beispiel zeigen möge. Eine kleine Probe von PJior- midium wurde in ein mit reinem Glycerin gefülltes ührschälchen ge- bracht. Nach Ablauf einer Stunde wurde mittels eines dünnen, heberartig wirkenden Fadens Sumpfwasser zugeleitet und der Über- schuss an Flüssigkeit zeitweise aus dem Schälchen entfernt. Am nächsten Morgen fand sich die Alge lebend und in vollständig nor- maier Verfassung vor; auch die Körner ihres Inhaltes waren wieder deutlich geworden und ihre gewöhnlichen aktiven Bewegungen waren sogar besonders lebhaft. Nach längerer, etwa 15 Stunden währender Glycerinsättigung war an derselben Alge jedoch kein Lebenszeichen mehr zu bemerken. Die Veröffentlichung dieser uud der nächstfolgenden Erfahrungen glaubte ich nicht länger verschieben zu sollen, weil mit reinem Glycerin noch wenig experimentiert worden zu sein scheint und doch von diesem Verfahren wohl nach mehreren Richtungen Auf- schlüsse zu hoffen sind. 3. Plasmoptyse. Ein ganz anderes Ergebnis als die bisher geschilderten resultiert, wenn wir etwa V2 Minute nach Beginn der Glycerinwirkung, also zu einer Zeit, wo die Zellen eben entwässert sind, das Glycerin, in welchem sie liegen, rasch durch Wasser ersetzen. Nun strecken sich die verbogenen Fäden fast momentan und verlängern sich über die Norm. Viele Zellen des Fadens, entweder einzeln oder zu Gruppen vereinigt, entfärben sich, und ein Teil derselben platzt mit einem den ganzen Faden erschütternden Rucke. In einem genau gemessenen Falle erreichte ein ursprünglich 2i)l jli langes Stück von Phormidium^ welches sich im Glycerin auf 274 /t verkürzt hatte, nach Wasserzusatz eine Länge von 296 /.«. Nach dem Bersten der ersten Zellen ver- kürzte es sich wieder auf seine ursprüngliche Länge, begann sich dann neuerdings zu strecken, um sich nach dem Platzen weiterer über das osmotische Verhalten der Cyanoi^hyceenzelle. 307 Zellen wieder zu verkürzen, imd dieser durch die Zellsprenguug ver- anlasste Wechsel zwischen Verläuo-eruuo' und Aerkürzuno- wiederholt sich noch mehrmals. Den Inhalt der geplatzten Fho7'?7ndium-7je\\en sieht man bisweilen neben der leeren Membran, deren Kissstelle übrigens nur selten kenntlich ist, als gelbliche körnige Masse liegen. Ähnliche Resultate bezüglich der Zellsprengung erhielt ich auch bei Angehörigen verschiedener anderer Gattungen; nur hei Gloeocapsa und Gloeothece war dieser Vorgang auf keine Weise zu erzielen. Hier verhindert wohl die dichte Gallerte das hinreichend schnelle Ein- dringen des Wassers. An Nostoc commune erhielt ich durch das be- schriebene Verfahren einerseits eigentümliche, sprossähnliche Auf- treibungen der vegetativen Zellen und Sprengungen dieser und der Dauerzellea, so dass oft einzelne Zellen in körnig-gelatinöse Massen eingeliüllt waren, andererseits jene schlauch- und fadenförmigen Ge- stalten, welche BOEZI^) von Nostoc ellipsosporum beschreibt und ab- bildet, sowie auch Gebilde von zugespitzt birnförmigem Aussehen, ähnlich den Protoplasmatropfen, welche FISCHER^) durch „Plamoptyse" aus Bacillus anthracis austreten sah. Nach Vorbehandlung mit piasmolysierenden Lösungen habe ich an Cyanophyceenzellen bisher noch keijie osmotische Sprengung herbeiführen können, sondern nur nach der Einwirkung von reinem Glycerin. Hier sah ich aber den Vorgang nicht nur in dem oben erwähnten Zeitpunkte, nämlich unmittelbar nach der plasmolytischen Kontraktion eintreten, sondern bisweilen auch dann, wenn die Alge erst mehrere Stunden nach der Glycerinsättigung in Wasser über- tragen wurde. Waren die Zellen zuvor mit Methylenblau lebend gefärbt oder in anderer Weise leicht geschädigt, so trat in Glycerin wohl Plasmo- lyse ein, Zellsprengung war aber nicht mehr zu erzielen. Es scheint somit das osmotische Platzen der Zellen nur an gesunden Exemplaren einzutreten und uns den vitalen Zustand derselben noch genauer an- zuzeigen als die Plasmolyse. Dass Grünalgen durch plötzliche Verdünnung des Mediums ge- schädigt werden können, haben schon NOLL und OLTMANNS gezeigt. Fischer (1. c. S. "23) hat diesen Vorgang an Bakterien studiert und für den Austritt von Protoplasma durch Einwirkung osmotischer Kräfte den Ausdruck „Plasmoptyse" vorgeschlagen, „weil bei allen geisseltragenden Bakterien das Protoplasma hervorgetrieben werden kann, ohne dass die Membran gewaltsam zersprengt wird". Die gleiche Bezeichnung wendet dieser Autor jedoch auch bei geissellosen Bakterien an, bei welchen die Membran wirklich gesprengt wird. 1) A. BoRzi, 1. c. 1886, S. <), 10 und 16, Taf. III, Fig. 1. 2) Fjscfiek, ]. c. 1900, Taf. I, Fig. 14. 308 ^^- Brand: Über das osmotische Verhalten der Cyanophyceenzelle. Auch bei den Cyanopliyceen ist die Plasmoptyse wohl in diesem Doppel- sinne aufzufassen, da auch hier nicht nur Zellsprengungen vorkommen, sondern bei gewissen Arten, wie z. B. bei Nostoc commune, das Proto- plasma auch durch die Fori der Plasmodesmen hervorzudringen scheint. Aber nicht nur in einem flüssigen Medium befindliche lebende Pflauzenzellen können durch Wasserzusatz osmotisch zerstört werden, sondern es kann dieser Effekt in gewissen Fällen auch vom ganz oder halb trockenen Zustande der Zellen aus in gleicher Weise hervorgerufen werden. LlDFORSS^) hat gefunden, dass viele Pollen- körner platzen, wenn sie in Wasser gebracht werden. Einem ähn- lichen Vorgang habe ich nun an Nostoc commune beobachtet. In einer früheren Mitteilung") über diese Alge habe ich bereits angeführt, dass sich in ihrem Lager auffallend vulnerable Zellen ge- funden hätten. Diese Zellen lagen, wie ich jetzt ergänzend bemerken will, ausschliesslich in den äussersten zähen und gelb gefärbten Schichten solcher Kolonien, welche erheblich eingetrocknet waren. Ursprünglich war ich der Meinung, dass es sich hier um besonders zarte Gebilde handle und dass ihre so oft zu beobachtende Zerstörung durch mechanischen Druck beim Präparieren künstlich erzeugt sei. In letzterer Annahme wurde ich durch die Angaben von BORZI (1. c.) bestärkt, welcher die erwähnten Deformieruugen von Nostoc ellipso- sporum durch starke Quetschung des Präparates erhalten zu haben glaubt. Wohl war mir auffallend, dass es an Proben solcher Algen, welche bei normaler Feuchtigkeit vegetiert hatten, durch einen zwischen zwei Objektträgern selbst bis zum Zerspringen derselben gesteigerten Druck niemals gelang, die Zellen zu deformieren, aber eine entscheidende Aufklärung brachten erst meine Versuche über Glycerinwirkung. Es zeigte sich nämlich, dass Deformierimg und Zerstörung der Zellen zunächst nicht eintrat, wenn das halb trockene Material ganz ohne Wasser in reinem Glycerin gequetscht wurde, dass diese Erscheinungen aber sofort auftraten, wenn nach der Quetschung Wasser zugesetzt oder wenn die Operation gleich in Wasser vorgenommen wurde. Lässt man trockene oder halb trockene A^ostoc-Kolonien vor der Untersuchung ohne Störung der Kontinuität ihrer Gallerte 12—24 Stunden in Wasser liegen, so dass die Zellen ihren Bedarf an Wasser nur durch Vermittelung der Gallerthülle all- mählich decken können, dann werden die Zellen auch durch Zer- drücken des Präparates in Wasser nicht verändert. Es sind also die von BORZI und mir beobachteten Deformierungen der iVostoc- Zellen nicht Folgezustände eines äusseren Druckes, son- 1) B. LiDFORSS, Zur Biologie des Pollens. Jahrb. für wissensch. Bot. 29 und 34. 2) Bemerkungen über Grenzzellen und über spontan rote Inhaltskörper der Cyanophycecn. Ber. der Deutschen Bot, G eselisch. 1901, S. 153. G. Hinze: Thiophysa volutans, ein neues Schwefelbakterium. 309 ilern vielmehr ein Erzeugnis des durch allzu rasche Wasseraufnahme bis zur Plasmoptyse gesteigerten osmotischen Innendruckes, und die mechanische Quetschung kommt nur soweit in Frage, als durch die- selbe die Gallertschichten der Alge, ^Yelche unter natürlichen Yer- hältnissen die Einwirkung des Wassers verlangsamen, gelockert werden können. 41. G. Hinze: Thiophysa volutans, ein neues Schwefel- bakterium. Mit Tafel XV. Eingegangen am 12. Juni 1903. Durch die jüngst veröffentlichten Untersuchungen NatHANSOHN's^) ist unsere Kenntnis von den Schwefelbakterien um eine neue Gruppe bereichert worden, welche sich in ihrem Stoffwechsel von den zuerst durch WlNOGRADSKY^) eino-ehend erforschten Beo-o-iatoen unter- scheidet. Während ferner, um speziell einen morphologischen Unter- schied hervorzuheben, die NATHANSOHN'schen Schwefelbakterien innerhalb der Zellen niemals Schwefel enthalten, führen die bis da- hin bekannt geweseneu farblosen und roten Schwefelbakterien intra- cellular Schwefeltropfen in mehr oder weniger grosser Zahl. Der Untergruppe der farblosen Schwefelbakterien, in die Beggiatoa^ Thiothrix und Monas Mülleri Warm, gehören, reiht sich nun ein neues farbloses Schwefelbakterium an, auf das mich Herr Dr. NATHANSOHN in Xeapel freundlichst aufmerksam machte. Bevor ich über meine Beobachtungen an diesem Bakterium be- richte, erfülle ich auch an dieser Stelle die angenehme Pflicht, dem akademischen Konsistorium der Universität Kiel, das mir durch ein Reisestipendium den Aufenthalt in der zoologischen Station zu Neapel ermöglichte, sowie der Königl. Preussischen Regierung, w^elche mir daselbst einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellte, meinen besten Dank auszusprechen. Unterhalb des in der Nähe von Castellamare am Golf von Neapel liegenden Klosters S. M. a Pozzano treten submarine Schwefel- quellen hervor^). Der Boden des dort flachen Meeres wird von 1) Näthansohn, Über eine neue Gruppe von Schwefelbakterien und ihren Stoffwechsel. Mitteilungen aus der zoolog. Station zu Neapel. 15. Bd. 4. Heft. 1902. 2) WiNOGRADSKY, Über Schwefelbakterien. Botan. Zeitung 1887. 3) Vergl. Deecke, Geologischer Führer durch Campanien. Berlin 1901, S. 191. 310 Gr- Hinze: einem mit kleinen Kalkkörnchen vermischten feinkörnio-en Sande« bedeckt, welcher stark nach reinem Schwefelwasserstoff riecht. Unter- sucht man nun diesen Sand mikroskopisch, so findet man darauf kleine mit Schwefeltropfen beladene Kugeln; das ist das zu be- schreibende Schwefelbakterium. Ich will es wegen seines Aussehen» und seiner Bewegung Thiophysa^) volutans nennen. Zur Methodik der Untersuchung sei kurz folgendes bemerkt. Der Sand wurde nach dem Einholen auf flache Glasschalen verteilt; nach einigen Stunden waren dann die Thiophysen an die Ober- fläche gekommen und hier als weisslicher Belag erkennbar. In solchen Mengen indes, wie die Beggiatoen auftreten, habe ich sie nicht beobachten können. Aus diesem Grunde konnte ich Fixierung und Färbung nur auf dem Objektträger vornehmen. Dabei erwies. es sich als zweckmässig, zwischen Objektträger und Deckglas ein durch Zerzupfen eines Wattebausches gebildetes Netzwerk aus Baum- wollfaseru zu legen; beim Durchsaugen der verschiedenen Flüssig- keiten blieben dann die kleinen Objekte an den Wattefäden hängen, ohne dass diese die Untersuchuns: beeinträchtioten. Fixiert habe icli mit starker und schwacher FLEMMING'scher Lösung, den Gemischen von Merkel und Lang, Jod in Seewasser, Jodjodkalium und Osmiumsäure- dämpfen, gefärbt mit Hämatoxylin nach HEIDENHAIN und DELAFIELD, Hämalann, Fuchsin, Safranin, Methylenblau und Essigsäuremethylgrün. Thiophysa volutans ist ein stets einzelliger Organismus, der Kugelgestalt besitzt (Taf. XV, Fig. 1—3, 13—15). Der Durchmesser schwankt zwischen 7 und 18 u. Neben diesen Kuo-eln wird man indes auch häufig andere Formen finden; tritt nämlich eine Zelle in Teilung ein, so streckt sie sich in die Länge, wird also oval (Fig. 8 und 10) und schnürt sich nun biscuitförmig ein (Fig. 19 — 23). Die Masse für die in Fisr. 23 wiedero-eo-ebene, in Teilun»- stehende Zelle, die grösste, welche ich überhaupt gesehen habe, sind 28,9 // in der Länge und 17,9 /t in der grössten Breite. Ist die Teilung vollendet, so besitzen die beiden aus ihr hervorgegangenen Zellen infolge des eigentümlicheu, unten näher zu schildernden Teilungsmodus keine Kugelgestalt, sondern gleichen Kugelkalotten (Fig. 4 und 5; Fig. b' zeigt in der Aufsicht die in Fig. 7 in seitlicher Ansicht wieder- gegebene Zelle). Auf den ersten Blick scheint Thiophysa unbeweglich zu sein; beobachtet man aber eine Zelle längere Zeit hindurch, so bemerkt man, dass sie eine, wenn auch nur geringe Bewegung besitzt. Die Kugeln wälzen sich nämlich träge und langsam, oft ruckweise, au und zwischen den Kalk- und Sandkörnchen umher. Die Bewegung erweckt den Eindruck, als verlaufe sie ziel- und richtungslos: eine 1) Von dfJov, Schwefel, und f/voa/.i;, Blase. J'hiophysa volutans, ein neues Schwefelbakteriuni. 311 Zelle ändert plötzlich die Kichtung ihrer Bewegung, taumelt langsam umher und wendet sich wohl gar ihrem Ausgangspunkte zu. Dass- aber doch eine vermutlich chemotaktische Reizbewegung vorliegt,, geht aus der bereits erwähnten Tatsache hervor, dass die Kugeln nach einiger Zeit an die Oberfläche der Kultur emporsteigen und sich dort ansammeln. — Wie schon aus der Art der Beweguno; zu entnehmen ist, fehlen Geissein. In manchen Fällen meint man wohl allerdings kurze, ziemlich dicke Geissein der Zellwand ansitzen zu sehen. Doch belehrt deren verschiedene Länge und unregelmässige Anordnung eines anderen, und vollends wird diese Yermutuno- da- durch zunichte gemacht, dass die vermeintlichen Geissein an der Bewegung nicht aktiv teilnehmen, vielmehr von den Kugeln mit herumgeschleppt werden. Mithin sind diese Gebilde kleine Schnia- rotzerorganismen, wohl Bakterien, welche sich auf der Zellwand an- gesiedelt haben. Ähnliche Verhältnisse bildet übrigens schon ENGLER ^) für Beggiatoa mirabüis ab. l)ie Zelle wird von einer zarten, doppelt konturierten Membran umgrenzt (Fig. 16 und 17). Bei einer 14 /.i hohen kalottenförmigen Zelle, deren Durchmesser an der Basis 21,7 jjl betrug, bestimmte ich ihre Dicke mit 0,7 /t. Sie besitzt eine sehr geringe Elastizität: eine „Flexilität" (COHN^) der Zellen wie bei Beggiatoa mirabüis^) habe ich nicht beobachten können. Dagegen stimmt die Membran darin mit der von Beggiatoa mirabüis übereiu, dass sie Pektinstoff'reaktionen gibt. Mit Safranin in Wasser färbt sie sich schön orangerot, und aus einer stark verdünnten Lösung speichert sie Butheniumrot intensiv. Bei Färbung mit DELAFIELD'schem Hämatoxylin oder Hämalaun konnte ich drei sehr dünne Schichten unterscheiden : eine äussere und innere, sich mit dem Farbstoff nur schwach färbende und eine sich stark tingierende mittlere Lamelle. In Fi«-. 1 1 sind diese drei Schichten nach einer mit MERKEL'scher Lösung fixierten und mit DELAFIELD'schem Hämatoxylin gefärbten Zelle gezeichnet. Das Protoplasma bildet einen äusserst zarten hyalinen Wandbeleg, von dem aus sich keine Protoplasmastränge durch das Innere der Kugel hindurchziehen. Mithin wird dieses von einer grossen centralen Vakuole erfüllt. Gleichwohl gelingt eine Plasmolyse der Zellen mit Glycerin, Magnesiumsulfat- und Kochsalzlösung nicht; es erfolgen bei Anwendung dieser Reagentien nur starke Schrumpfungen. An nor- 1) Ekgler, Übor die Pilzvegetatiou des weissen oder toten Grundes in der Kieler Bucht. IV. Beriebt der Kieler Kommission zur wissenschaftlichen Unter- suchung der deutsclien Meere in Kiel. VII. — IX. Jahrg. Berlin 1S84. 2i CüHN, Beiträge zur Physiologie der Phycochromaceen und Florideen. M. Schultzens Archiv für mikroskopische Anatomie. 3. Bd. 1867, 3) Hinze, Untersuchungen über den Bau von Beggiatoa mirabüis Cohn. Wissen- schaftliche Meeresuntersuchungen. Abteil. Kiel. Neue Folge. Bd. G. 1902. 312 G. Hinze: malen Zellen wird man auch bei stärkster Vergrösserung infolge der Anhäufung der Öchwefeltropfen nur sehr selten das Plasma wahr- nehmen. Schwefelfreie Zellen dagegen lassen einen wabigen, nur eine Wabenlage dicken Wandbeleg erkennen (Fig. 14 und 15) Das Oleiche ist zu beobachten bei fixierten, entschwefelten und mit Häma- toxylin gefärbten Zellen (Fig. 18). Die rundlichen, dunkel umrandeten Gebilde, welche die unter normalen Bedingungen lebenden Thiophysen fast vollständig erfüllen . Kugelige schwefeheiche Zellen von T/tiop/iysa volutans^ Fig. 1 und 2 nach lebendem, Fig. 3 nach einem mit Jodjodkalium fixierten Exemplar gezeichnet. Vergr. 950. „ 4 u. 5. Kalottenförmige schwefelreiche Zellen. Nach dem Leben gezeichnet. Vergr. göü. „ 6. Kalottenförmige schwefelreiche Zelle in der Aufsicht. Nach dem Leben gezeichnet. Vergr. 950. „ 7. Dieselbe Zelle wie in Fig. 6, jedoch in seitlicher Ansiclit. Vergr. 950. „ 8. Ovale schwefelarme, vor der Teilung stehende Zelle. Nach dem Leben gezeichnet. Vergr. 950. „ 9. Eine vor der Teilung stehende schwefelarme Zelle in der Aufsicht. Nach dem Leben gezeichnet. Vergr. 950. „ 10. Dieselbe Zelle wie in Fig. 9, jedoch in seitlicher Ansicht. Vergr. 950. „ 11. Zellwand, welche nach Färbung mit Hämatoxylin drei Schichten erkennen lässt. Präparat: MERKEL'sche Lösung, verdünntes Hämatoxylin nach Delafield, konzentriertes Glycerin. Vergr. 1200. „ 12. Verschiedene Stadien der Kristallisation des Schwefels. Präparat: FLEMMiNG'sche Lösung, Glycerin. Vergr. 1200. „ 13. Eine nur zwei Schwefeltropfen enthaltende Zelle mit mattgrünlich glänzenden Gebilden. Nach dem Leben gezeichnet. Vergr. 1200. „ 14 u. 15. Schwefelfreie Zellen, bei denen in den Wabenhohlräumen des Wand- belegs grünliche Gebilde liegen. Nach dem Leben gezeichnet. Vergr. 950. „ 16 u. 17. Bei mittlerer Einstellung gezeichnete Zellen. Im Wandbeleg, der nicht eingetragen ist, liegen verschieden grosse „Chromatinkörner". Präparat: Schwache FLEMMiNG'sche Lösung, verdünntes Hämalaun. kon- zentriertes Glycerin. Vergr. 12(k;). „ 18. Ein Stück aus dem Wandbeleg einer mit verdünntem DELAFiELD'schen Hämatoxylin gefärbten Zelle. Zwei grosse, stark gefärbte Schwefel- vakuolen, kleine Chromatiiikörner. Verg]'. ca. 2(ÄKj. „ 19—23. Verschieden grosse, in Teilung stehende, schwefelbeladene Zellen. Nach dem Leben gezeichnet. Vergr. 950. , 24. Die beiden aus der in Fig. 23 wiedergegebenen Zelle durch Teilung ent- standenen Zellen, Nach dem Leben gezeichnet. Vergr. 950. ., 25, Eine in Teilung stehende schwefelbeladene Zelle mit ungleichmässiger Einschnürung. Nach dem Leben gezeichnet. Vergr. 950. „ 26. Eine in Teilung stehende schwefelbeladene Zelle mit einseitiger Ein- schnürung. Nach dem Leben gezeichnet. Vergr. 950. A. Löwenstein: Temperaturgrenzen des Lebens bei Mastigocladus laminosus. 317 42. Arnold Löwenstein: Über die Temperaturgrenzen des Lebens bei der Thermalalge Mastigocladus laminosus Cohn. Eingegangen am 15. Juni 1903. Für die meisten saftreichen Pflanzen liegt die obere Temperatur- o-renze des Lebens relativ niedrio-, für viele bei kurzer Einwirkuns; bei ungefähr 45 — 47 ° C. Doch haben Beobachtungen an heissen Quellen gelehrt, dass gewisse Pflanzen — es sind hauptsächlich Ver- treter der niederen Algen und Pilze — höhere Temperaturen zu er- tragen im stände sind, ohne in ihrer Lebensfähigkeit geschädigt zu werden^). So hat u. a. SCHWABE^) angegeben, dass im Karlsbader Sprudel Organismen und zwar Algen leben, welche eine Temperatur von 70° C nicht nur aushalten, sondern sogar bevorzugen. Da ich nun, abgesehen von meiner Studienzeit, ständig in Karlsbad weile und hier Grelegeuheit habe, die Thermalalgenvegetation täglich beob- achten zu können, habe ich, einer Anregung des Herrn Prof. MOLISCH folgend, dem ich hier für die mir erwiesene Unterstützung meinen herzlichsten Dank abstatte, mir die Aufgabe gestellt, festzustellen, bei welcher Temperatur die Thermalalgenvegetation im Karlsbader Sprudel vorkommt und innerhalb welcher Temperaturgrenzen ein Leben für diese Flora möglich ist. Die Versuche wurden mit dem von FeRD. COHN^) und HANSGIRG*) beschriebenen Mastigocladus laminosus Cohn^) {Bapalosiphon laminosus Hansgirg) unternommen, der auf dem Sprudelberge in Karlsbad in grünen Rasen bei einer Durchschnittstemperatur von 49° C. wächst. Es ist wohl am Platze, wenn ich Einiges über das Vorkommen und die Fundstelle dieser Alge erwähne. Der Sprudelberg, der sich wenige Decimeter über das Niveau des Teplbettes erhebt, ist von zahlreichen winzigen Sprudelspriugern durchsetzt, deren dampfendes 1) Eine kurze Zusammenstellung der Literatur über diesen Gegenstand findet sich in „Pfeffer, Pflanzenphysiologie," IL Bd., S. 87ff., 2. Aufl , 1901. 2) Schwabe, Über die Algen der Karlsbader -warmen Quellen. Linnaea 1837. 3) Ferd. Cohn, Abhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur, 1SG2. Über die Algen des Karlsbader Sprudels, mit Rücksicht auf die Bildung des Sprudelsinters. 4) Hansgirg, Beiträge zur Kenntnis der böhmischen Thermalalgenflora. Öster- reichische botan. Zeitschrift 1884, S. 276-284. 5) Der bekannte Algologe Herr Dr. S. Stückmayr hatte die Güte, lebendes Material, welches ich ihm zusandte, zu revidieren und hat meine Bestimmung als richtig anerkannt. Ich erlaube mir, ihm für seine Mühe meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXI. 22 318 Arnold Löwenstein: Wasser eine Temperatur von über 70° besitzt und sich über den Sprudelberg in kleinen Bächen ergiesst. Hier beginnt die Thermal- alo-enflora zur Seite dieser Bäche dort, wo sich das Wasser immer bereits auf mindestens 52° C. abgekühlt hat. Vielfach — besonders in der älteren Literatur (z. B. SCHWABE 1. c.) — begegnet man der Angabe, dass diese Algenflora bei viel höhereu Temperaturen ge- deihe, als ich im Laufe meiner Untersuchungen fand ^). Dieser LTtum früherer Forscher findet vielleicht darin seine Erklärung, dass bei der Ablesung der Temperaturen nicht immer Rücksicht auf die Aus- breitung des Rasens genommen wurde und die Temperaturmessungen sich auf die Mitte des fliessenden Wassers erstreckten. — Die Art des Auftretens dieser Alge macht es auch erklärlich, dass Yersiegen dieser kleinen Quellen mit dem vollkommenen Yerschwinden der ganzen Flora zusammenfällt. Im Laufe meiner 172jährigen Untersuchungen, die zu jeder Jahreszeit erfolgten, fand ich an den Punkten, wo die Algen im Sprudelwasser gediehen, nie eine Temperatur über 52°, selten eine solche von 51°, häufiger eine solche von 50°, gewöhnlich aber 49° C.^); auch andere Temperaturen sind nicht selten. Im Abflüsse des Sprudels, dort, wo sich Sprudelwasser mit Teplwasser vermengt, geht die Thermalalo-enfiora in eine schliesslich bei 15 — 20° lebende über. Doch findet sich unsere Yersuchsalge nicht unter den letztgenannten. Ich verwendete zu Versuchszwecken einen mit doppelten Glas- wänden versehenen, also für Lichtkulturen geeigneten Thermostaten, der drei übereinander liegende Abteilungen — im folgenden kurz als Abteilung 1, 2 und 3 bezeichnet — mit verschiedenen Tempera- turen besitzt. Als Kulturmedien wurden Karlsbader Sprudelwasser, MOLISCH's Algen-Nährlösung^; und ^loldauwasser benutzt, deren Ein- 1) Auch Warming, Lehrbuch der ökologischen Pflanzeugeographie, S. l.')! (deutsche Ausgabe von Knoblauch, Berlin 18!)tj) gibt als obere Grenztemperatur, bei der die Karlsbader Thermalflora gedeiht, 57° C. an. 2) Es ist von Interesse, dass Prof. Molisch bei der Untersuchung der Thermal- algenflora auf dem Gede (Java) eine ähnlich hohe Temperatur (49 ° C; der Quelle fand, in der Oscillariaceen üppig gediehen. H. Moliscii, Eine Wanderung durch den javanischen L'rwald. Saiunilung gemeinnütziger Vorträge, Prag 1900. Heraus- gegeben vom deutschen Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse in Prag. 3) H. Molisch, Zur Ernährung der Algen, IL Sitzuugsber. der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. CV, Abt. 1, S. 2, Oktober 1896. Zusammensetzung von Molisch's Algen-Nährlösung. lOiJO/y H2O 0,2(7 KKO3 0,2^ KjHPO,! 0,2^ Mg SO, 0,2 y Ca SO, Spur Fe. Temperaturgrenzen des Lebens bei Mastigocladus laraiuosus Colin. 319 fluss auf das Yerhalten der Alge, wie sich herausstellte, verschieden war. Bezüglich der Yersuchsdurchführiiug sei noch bemerkt, dass zwischen Entnahme der Oscillarien aus dem heissen Wasser und Aus- führung des Versuches keine zu lange Zeit versti-eichen darf, da, wie die Versuche gelehrt haben, die in der Zwischenzeit entstandene Generation durchaus nicht dieselbe Resistenz gegen hohe Tempera- turen an den Tag legt wie die ursprüngliche. Als orientierende Versuche wurden im Februar 1902 Aken, die tagsvorher dem Sprudel bei 50° C. entnommen waren, in den drei ^Nährlösungen in verschiedenen Räumen des pflanzenphysiologischen Institutes der deutschen Universität in Prag derart deponiert, dass die umgebende Temperatur 5 — 30°C. betrug: In sämtlichen Kolben gediehen die Algen, besonders üppig in MOLISCH's Algen- Kährlösung. Damit war festgestellt, dass diese Alge, die unter natürlichen Verhältnissen bei hohen Temperaturen lebt, auch bei relativ niederen gedeihen kann. Und nun wurde an die Bestimmung der oberen Grenztemperatur der genannten Thermalalge geschritten. COHN^) sagte im Jahre 1^62 auf der Karlsbader Naturforscherversammlung über den Wert einer derartigen Untersuchung folgendes: „Solche Beobachtungen haben nicht bloss allgemeines Interesse; denn wenn die meisten Wasser- pflanzen und Wassertiere eine Temperatur von 30° R. (= 37,5° C.) nicht vertragen, so ist es wichtig, zu wissen, bis zu welcher Tem- peratur überhaupt organisches Leben, wenn auch ausschliesslich dazu organisiertes, existieren kann." Meine Versuche lehrten: 1. Wurde zwischen Entnahme der Algenprobe aus dem heissen Spriidelwasser und Ausführung des Versuches keine grössere Zwischenzeit gelassen als 24 Stunden, so zeigten die in MO- LISCH's Algen -Nährlösung überimpften Algen das aus der Tabelle ersichtliche Verhalten: Ab- teilung Dauer des Versuches Temperatur °C. Verhalten der Alge I. n. in. 3 Tage o •J » 3 . 53 51 89 Tot, Farbstoff geschwunden, Fäden zerfallen. Lebend, frischgrünes Aussehen. Desgleichen. Die Temperaturschwankungen betrugen innerhalb einer Abteilung während der Versuchsdauer nicht mehr als 1°. Dauert der Ver- such nur drei Tage, dann bleiben Algen, einer Temperatur 1) Ferd. Cohn, 1. c. 9->* 320 Arnold Löwenstein: von 39 — 51° ausgesetzt, frisch. Wird unter denselben Yer- hältnissen der Versuch auf eine längere Dauer ausgedehnt^ dann gehen die Yersuchsalgen ausnahmslos zu Grunde. 2. Vergrösserte sich die Zeit zwischen Entnahme der Alge und Einstellen auf die höhere Temperatur, so ver- minderte sich die Resistenz gegen hohe Temperaturen ent- sprechend dieser Zwischenzeit, wie aus den auf neben- stehender Seite 321 veröffentlichten Tabellen hervorgeht. Die Versuche lehren deutlich, dass es für die Kultur der Algen bei hoher Temperatur durchaus nicht gleichgültig ist, ob die aus dem heissen Sprudelwasser entnommene Alge gleich in ihre natürlichen Temperaturverhältnisse — oder doch denselben nahekommende — zurückversetzt wird, oder ob die Alge, der Zimmertemperatur aus- gesetzt, Gelegenheit findet, ihre natürliche Resistenz gegen hohe Temperaturen zu verlieren. Ferner geht aus diesen Versuchen die Verschiedenheit des Einflusses der verschiedenen Nährlösungen her- vor; und zwar scheint die Üppigkeit des Wachstums, welche be- sonders deutlich in der MOLISCH- Algen-Nährlösung hervortritt, nicht parallel zu gehen mit der Resistenz gegen hohe Temperaturen; letztere Eigenschaft scheint in erster Linie an das ursprüngliche Kulturmedium geknüpft zu sein. Die einleitenden Versuche hatten gelehrt, dass meine Versuchs- alge sehr wohl bei einer Zimmertemperatur von 5 — 8° zu leben, ja üppig zu gedeihen vermag. Es lag nun nahe, diese normaler Weise an so hohe Temperaturen adaptierte Pflanze auf ihre Lebensfähigkeit bei niederen Wärmegraden zu prüfen. Die Resultate waren über- raschend. L Die Algen wurden über Nacht, während die Temperatur auf — 5° sank, in der Nährlösung der Kälte durch 17 Stunden ausgesetzt, der Eisklumpen ins Zimmer gebracht und langsam aufgetaut. Die mikroskopische Untersuchung ergab, dass die Alge lebte, wie auch aus dem späteren Wachstum des kleinen Rasens hervorging. 2. Es wurden hierauf Versuche mit Kältemischungen gemacht, wobei ausschliesslich eine Mischung von NaCl und Schnee verwendet wurde. Um die genaue Temperaturverminderung zu ermitteln, wurde die Thermometerkugel knapp an den Algenrasen gebracht. In zwei Versuchen wurden bloss Temperaturen von — 12° erreicht; die Dauer des Versuches, wäln-end dessen die Temperatur unter 0° blieb, be- trug 24 Stunden. Durch 4 Stunden blieb die Temperatur auf ihrem tiefsten Punkte, um dann nach Ablauf von weiteren 24 Stunden auf -f- 5° anzusteigen. Resultat in beiden Fällen: reichliche COg-Assimi- lation, keine Spur von Verfärbung; die Alge blieb also am Leben. Temperaturgrenzen des Lebens bei Mastigocladus laminosus Colin. 321 a) Zwischenzeit, in der die Algen bei Ziminerteiuperatur stehen: 3 Tage. Abteilung Dauer des Versuches Tage Temperatur ansteigend Nährlösung Verhalten I. 33 33 33 40-48° 40—48° 40-48° Sprudelwasser Molisch's Algeu-N. Moldauwasser Durch die ganze Dauer des Versuches, frisch und lebend. 1 Nach 3 Wochen bei 43° j zu Grunde gegangen. II. ' 33 33 33 33 41° 33-41° 33-41° Sprudelwasser Molisch's Algen-N. Moldauwasser Algen in jeder der Nähr- ■ lösunge'n bleiben am Leben. III. • 33 33 33 27—36° 27-36° 27-36° Sprudelwasser Molisch's Algen-N. Moldauwasser •Alles frisch grün. b) Zwischenzeit, in welcher die Versuchsalge bei 5 bis8°C. gezogen wurde, 37 Tage. Dauer des Versuches Temperatur Verhalten 10 Tage 35, ansteigend bis 43° 29, ansteigend bis 32° Gutes Wachstum verknüpft mit leb- hafter CO2 - Assimilation, Frisches Grün. Bei geringerEr- höhung der Temperatur rasches Absterben. 10 Tage c) Zwischenzeit 5 Monate. Dauer des Versuches Nährlösung Temperatur Verhalten 17 Tage 17 Tage Moli.sch's Algen- Nährlösung Moldauwasser 46 ansteigend bis 49° 46 ansteigend bis 49° Vollständige Entfär- ( bung, Zerfall der Fäden. 17 Tage 17 Tage Molisch's Algen- Nährlösung Moldauwasser 37 ansteigend bis 41° 37 ansteigend bis 41° > Desgleichen. 17 Tage 17 Tage Molisch's Algen- Nährlösung Moldauwasser 32 ansteigend bis 35° 32 ansteigend bis 35° Vollständig entfärbt, tot. Sind noch grün, leben, lebhafte COa-Assinii- latiou. 322 A. LÖWEKSTEIN: Temperaturgrenzeu des Lebens bei Mastigocladus laminosus. 3. Es wurde die Temperatur weiter erniedrigt und zwar wurden gleichmässige Eriiiedriguiigen von a) - 18,2 und b) — 19,3 erreicht. Einwirkungszeit wie bei Versuch 2. Ergebnis: Wiederum frisch- grünes Aussehen, keine Spur von Yerfärbung, also sicheres Leben, wie auch COg-Assimilation und spätere Vermehrung bewies. Eine Verschiedenheit in Bezug auf die Einwirkung der einzehien Kultur- medien wurde nicht konstatiert. Aus diesen Versuchen geht zur Genüge hervor, dass meine Versuchsalge, die bei ihrem natürlichen Vorkommen so hohen Temperaturen angepasst ist, abnorm tiefe Wärme- grade zu ertragen imstande ist. Die Fähigkeit gewisser Organismen Temperaturen zu ertragen, denen die meisten anderen Lebewesen schon nach kurzer Einwirkungs- zeit zum Opfer fallen, haben verschiedene Autoren auf verschiedene Ursachen zurückgeführt. THIELE^) fand, dass die Ernährung einen Einfiuss auf die obere Wachstumsgrenze von Penicilliuvi glaucwm besitze. Lydia RabINOWITSCH'') zeigte, dass bei fakultativ anaeroben, thermophilen Bakterien das Existenzminimum bei Sauerstoff- mangel zwischen 34 — 44° liegt, während es bei Sauerstoffzutritt auf 50° hinaufrückt. DalLINGER*) konnte Infusorien, die sich gewöhnlich bei 15,5° entwickelten, schliesslich an eine Temperatur von 70° gewöhnen, womit eine zunehmende Konzentration des Protoplasmas ver- bunden war, Wasserarmut soll also diesen Organismen die be- sprochene Fähigkeit verleihen. Der Befund, dass meine Versuchsalge in Sprudelwasser so different hohe Temperaturen im Verhältnis zu den andern Nährlösungen ver- trägt, spricht für die Anschauung, dass dieses ursprüngliche Kultur- medium einen Reiz auf das Protoplasma dieser Alge im Sinne einer Erhöhung der Resistenz gegen hohe Temperaturen ausgeübt hat. Im allgemeinen neige ich zur Anschauung WaRMING's*), dass bisher nicht erklärte Eigenschaften des Protoplasmas dieser Alge dieselbe befähigen, extreme Temperaturen zu ertragen, dass wir also mit unseren heutigen Kenntnissen von der Zusammensetzung des Zell- inhaltes nicht imstande sind, uns diese Resistenz zu erklären. 1) R. TmELE, Temperaturgrenzen der Schimmelpilze. Leipziger Dissertation. 1896. S. 3G. 'J) Lydia Rabinowitsch, Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten. 1895. Bd. 20, S. 159. 3) Dallinger, Journal of the R. Micr. Soc. III. 1880. S. 1-15. 4) Warming, 1. c. S. 22., Boris von Fedtschenko : Die Elemente der Flora des West-Tian- schau. 323 Wenn ich die Hauptergebnisse dieser kleinen Untersuchung zu- sammenfasse, scheint mir folgendes bemerkenswert: 1. Die in der Thermalflora von Karlsbad in grosser Menge vor- kommende Oscillariacee Mastigocladus laminosus Colin lebt hier bei relativ hohen Temperataren. Die höchste von mir beobachtete be- trug 52° C. 2. Durch Versuche im Sprudelwasser, in MOLTSCH's Algennähr- lösung und in Moldauwasser wurde gezeigt, dass diese Alge auch im Thermostaten ähnlich hohe Temperaturen zu ertragen imstande ist, dass dieselbe aber auch bei gewöhnlicher Zimmertemperatur und noch niedrigeren Temperaturen gedeiht und bis mindestens — 19.3° lebensfähig bleibt. 3. Es hat sich ferner die Tatsache ergeben, dass die genannte Oscillariacee, falls sie ihrem natürlichen Standorte entnommen und bei niederen (Zimmer-) Temperaturen längere Zeit gezüchtet wird, ihre Widerstandsfähigkeit gegen hohe Temperaturen merklich ein- büsst, und zwar um so mehr, je länger sie niederen Temperaturen auso-esetzt war. ■'o^ Prag, Pflanzenphysiol. Institut der k. k. deutschen Universität. 43. Boris von Fedtschenko: Über die Elemente der Flora des West-Tlan-schan. Mit Tafel XVI. Eingegangen am 18. Juni 1903. In den Jahren 1897 und 1902 hatte ich Gelegenheit im Auf- trage der Kaiserlichen Russischen Geographischen Gesellschaft und des Kaiserlichen Botanischen Gartens die Flora des westlichsten Teiles der immensen Gebirgsmasse Central- Asiens, „Tian-schan" be- nannt, kennen zu lernen. Ich untersuchte nur einen Teil dieser Ge- birge und nenne das von mir untersuchte Gebiet (westlich von dem Meridian 75° von Greenwich) mit den angrenzenden Steppen: „West- Tian-schan". Mit der Bearbeitung meiner botanischen Sammlungen beschäftigt, habe ich mir die Aufgabe gestellt, auf Grund eigener Untersuchungen und sämtlicher Literatur sowie einiger unbearbeiteter Sammlungen, welche dem Kaiserlichen Botanischen Garten und der Kaiserlichen 324 Boris von Fedtschenko: Akademie der Wissenschaften gehören, eine vollständige Flora dieses Gebietes zusammenzustellen. Diese Flora wird etwa 1600 Arten (bei weiterer Artauffassung) enthalten, und der erste Teil meines Werkes ist schon dem Drucke übergeben (in „Acta Horti Petropolitani"). In den nachstehenden Zeilen will ich einige allgemeine Be- merkungen über die Flora dieser Gegenden machen, und zwar erstens die verschiedenen Florenelemente dieser Flora anzuzeigen und dann eine neue, höchst bemerkenswerte Pflanzenart zu beschreiben. Ich unterscheide folgende verschiedenen Gruppen von Pflanzen- arten in unserer Flora, welche eine ähnliche geographische Ver- breitung auf der Erdkugel haben: 1. Kosmopolitische Pflanzeu, welche eine überaus weite Ver- breitung haben; die wenigen Pflanzenarten unserer Flora, welche dieser Gruppe angehören, sind öfters Ruderal- oder Wasserpflanzen und sind in beiden Hemisphären anzutreffen. Als Beispiel möchten wir folgende Pflanzen nennen: Capsella bursa pastoris, Nasturtium 'palustre u. a. 2. Nordisches aussertropisches Florenelement — am meisten artenreich, doch wenig charakteristisch. Hierher gehören alle die- jenigen Pflanzenarten unserer Flora, welche ausserdem in Europa, Nord-Asien (bis zum Himalaya), öfters auch in Nord-Amerika an- zutreff'en sind. Das Studium der Variation dieser Pflanzen und der zahlreichen Unterarten wird uns in einzelnen Fällen wichtige pflanzen- geographische Ergebnisse liefern. 3. Arktische Pflanzen. In der Hochgebirgszone unseres Ge- bietes (3 — 5000 ni) gibt es etwa 70 Pflanzenarten, welche ausserdem auch im arktischen Gebiete vorkommen. Viele von diesen Arteu sind den europäischen Alpen fremd. — Wir möchten folgende „arktische" Arten nennen: Thalictrum alpinum, Anemone narcwsiflora, Popaver alpinum^ Parrtja nudicaulis, Draba incana^ Eutrema Edwarchi, Viola biflora u. a. 4. Aralokaspische Pflanzen, oder vielleicht ist es besser, diese Grui)pe als mongolokaspisch zu bezeichnen. Es sind die Pflanzen- arten der centralasiatischen Wüste, welche als Vorposten bisweilen ziemlich hoch in die Gebirge aufsteigen. Ich werde nur einige Arten dieser Gruppe nennen, zum Beispiel den Saxaul {Haloxylon Ammo- dendroii), welche noch vor etwa 20 Jahren im südlichsten Teile unseres Gebietes, am rechten Ufer der Syr-Darja anzutreff'en war; solche Arten, wie Leptaleum filifolium^ Lachnoloma Lehmann^ Do- durtia Orientalin, Hidthemia berberifolia, steigen bisweilen bis 1000 m in das Gebirge hinauf. 5. Es gibt eine recht merkwürdige Kategorie von Pflanzenarten, insbesondere von Xerophyten, welche besonders stark in den süd- über die Elemente der Flora des West-Tian-schan. 325 westlich von uuserem Gebiete liegenden Gegenden verbreitet sind, zum Beispiel in Persien, am Sarafschan u. s. w. "Weiter nach IS^orden und Osten sind diese Arten nicht anzutreffen. Es ist die Vermutung sehr wahrscheinlich, dass es spätere Ankömmlinge sind. Ich möchte hier z. B. foloende Arten nennen: Ranunculus arvensis, Ranunculus muricatus, Nigella integrifolia^ Delphinium persicum, D. barbatum^ Bongar dia Chrysogonum, Papaver dubium, Hedysarum plumosum, Trichodesma incanum^ Scutellaria multi- caulis u. a. 6. Besonders bemerkenswert ist die Kategorie der Pflanzen, welche ich „Relictenarten" nennen möchte. Es sind die Überreste der hydrophilen tertiären Vegetation, welche insbesondere in den mittleren Bergregionen vorkommen. Einige von diesen Pflanzenarten sind endemisch und haben ihre Verwandten im Himalaya, andere sind in unveränderter Form im Bucharagebirge oder im Himalaya einheimisch. Ich möchte hier foloende Arten nennen: Ranunculus tenuüobus, Aconitum Napellus subsp. Turkestanicum^ Aquilegia vulgaris subsp. Kai'elinni, Berberil heteropoda, Corydalis Gort- schakowii, Abelia corymbosa^ Exochorda Korolkowi, Megacarpaea gigantea, Carum platycarimm^ Seseli giganteum, Trigonotis Olgae, Abies Semenovii, Scilla pu^chkinioides u. a. Besonders bemerkenswert ist diese Relictenvegetation, weil eben diese Arten uns die wichtigsten Aufschlüsse über die Geschichte der Vegetation dieser interessanten Gegend zu geben versprechen. Wir halten es für nicht unangemessen, hier die Diagnose einer der bemerkenswertesten neuen Pflanzen zu geben, welche von mir schon im Jahre 1899 entdeckt und im Jahre 11)02 wieder aufgefunden war. Später fand ich zwischen dem unbearbeiteten Materiale im Herbare des Kaiserlichen Botanischen Gartens einige Exemplare dieser Pflanzen, welche schon im Jahre 1880 in unserem Gebiete an einer nicht näher zu erklärenden Stelle von ALB. ReGEL's Leuten ge- sammelt waren. Diese neue Pflanze unterscheidet sich von fast allen anderen Borragineen durch ihre gegenständigen Blätter. Ich untersuchte an Ort und Stelle einige Hunderte von Exemplaren dieser Pflanze und nur ein einziges hatte ein Paar Blätter, welche nicht gegen- ständig waren. Ich möchte hier daran erinnern, dass es unter sämtlichen Borragineenarten nur sehr wenige mit gegenständigen Blättern gibt. Trigonotis (Sectio nova Autiphyllum m.) Olgae m. Rhizoma induratum, tenue, ramosissimum. Cauliculi anuui fere pedales vel humiliores, adscendentes. Folia asperopuberula, sae- pissime opposita, in petiolum attenuata; petiolus laminae vix V5— Vi 326 Otto Müller: aeqiiaiis, lamina obloiigo-lanceolata, apice obtusiuscula. Flores solitarii in axillis foliorum superiorum vel cymam pauciflorem for- mantes. Pedmiculi foliis breviores, tenues, sub aiitliesi erectiusculi, tunc clemum cleflexi. Calyx quinqiielidus, laciniae linerari-lanceolatae. Corolla coerulea, tubus brevis, laciniae oblongo-rotundatae. Fructus 4-nucularis, nuculae basi areola minima affixae, a stylo filiformi apice subcapitnlato omnino liberae, dorso excavatae, puberulae albidae. Montes Ti an -seh an occidentales : in valle fluvii Maidautal, in saxosis prope rivulum Kuurgen-tur, 25 jul. 97 Calend. Jul. (= 6 Aug. Cal. Gregor.) florens et 5/17 aug. 97 fructif. (B. A. FeDTSCHENKOÜ); ibidem cum fructibus 4/17 aug. 902 lectum (B. A. FEDTSCHENKOÜ); adest etiam in lierbario Petropolitano a cl. A. ReGELII servulo (MUSSA?) in loco „Santasch"' vallis fluvii Tschirtschik junio 1880 cum floribus fructibusque junioribus lectum. Plantam hanc elegantissimam dominae doctissimae OLGA FedT- SCHENKO dedicamus. Eikläruug der Abbildungeiu Trigonot'is Ohjae n. sp. Habitusbild. 1, Same, 2. Frucht (zwei vordere Nüsschen sind entfernt). .3. Nüsschen von oben. 4. Nüsschen von der Seite. 44. Otto Müller: Sprungweise Mutation bei Melosireen. Vorläufige Mitteilung^). Mit Tafel XVII Ein2;egangen am 21. Juni 1903. Bei der Untersuchung der Bacillariaceen des Nyassa-Sees (das Material wurde mir von Herrn Geheimrat Professor Dr. A. ENGLER gütigst überwiesen), fand ich Melosiren-Fäden, welche ein eigentüm- liches Bild boten. Einzelne Zellglieder mancher Fäden hatten einen verschiedenen Bau (Taf. XVII, Fig. 1 ; 2). Einige a, glichen einer grob- porigen Melosira granulata (Ehr.) llalfs, andere 6, waren ungleich fein- poriger und zeigten gewisse Eigentümlichkeiten der Melosira crenulata 1) Ein ausführlicher Bericht erscheint in der zweiten Folge (Melosireen) meiner. Arbeit über die Njassa-Bacillarien in Engler's Botanischen Jahrbüchern. Sprungweise Mutation bei Melosireen. 327 Kütz., das alternierende Zurücktreten der Porenreilien vom Diskus- rande; aber die durch die Porenreihen hervorgerufene, in etwas schräger Richtung zur Pervalvaraxe (Längsaxe des Fadens) geneigte feine Streifung war abweichend. Diese Streifen wurden auch nicht durch feine rundliche Poren gebildet, sondern durch stabförmige. Die Mantelfläche solcher Zellen glich etwa einer aus Stäbchenreihen bestehenden Zooo;loea. — Noch eine dritte Zellart c kam in den Fäden vor, ein Compositum von a und 6, d. h. eine Zellhälfte besass den Bau von öf, die andere den von h. — Ausser durch Grösse, Abstand und Gestalt ihrer Poren unterschieden sich die Zellen h von den Zellen a auch durch ihre ungleich dünnere Zellwand, und dieser Unterschied bestand auch bei den gemischtporigen Zellen c, die a-Hälfte war stark- wandig und am Pleurarande mit einem deutlichen Sulcus versehen^ die 6-Hälfte dünnwandig und ohne Sulcus. Meistens, aber nicht immer (Fig. 2), waren die Zellen h oder ihre Hälften auch höher als die Zellen a (Fig. 1). Die Höhe der grobporigen Zellen bezw. Hälften desselben Fadens war sehr verschieden, Fig. 3; sie schwankte (die Hälfte vom Diskusrande bis zum Gürtelbandrande der Valva gemessen) von 13—24^; die Hälften der feinporigen von 19—25^, Der Porendurchmesser, der Abstand und die Richtung der Poren- reilien waren nicht immer gleich. Die grobporigen Endhälften der Fäden zeichneten sich durch etwas grössere Poren aus; ihre Poren- reihen verliefen der Pervalvaraxe parallel in Abständen von 7 — 8 auf 10 II. Die anderen grobporigen Zellen und Hälften desselben Fadens hatten etwas kleinere Poren; die Reihen standen schräg zur Pervalvar- axe oder in steilen Spiralen, in Abständen von 9 — 10 auf 10 /*. — Die Porenreihen von je zwei benachbarten Zellhälften beschrieben sigmaförmige Linien (Taf. XVH, Fig. 1; 4; 5). — Die feinporigen Zellen und Hälften waren gleichmässiger, aber auch bei ihnen bestanden Unterschiede; die Porenreihen standen gewöhnlich in Abständen von 12 — 14 auf 10 /t, doch kamen auch geringere Abstände, 15 — 17 auf 10 ^, vor. — Zuweilen traf ich auch Übergangsformen von grob- zu feinporigen Zellen, die Abstände wurden weiter, und die stabförmige Gestalt der Poren näherte sich der rundlichen. — Durchschnittlich werden auf 100 5- /^ der grobporigen Zellen 9 • 7,5 = 67,5, auf den- selben Flächenraum der feinporigen 14 • 10 = 140, also die doppelte Zahl Poren kommen. Ausser den in der beschriebenen Weise zusammengesetzten fand ich aber auch solche Fäden, welche nur aus der Zellart a (Fig. 3), und andere, welche nur aus der Zellart h zusammengesetzt waren. Im Müggelsee bei Berlin hatte ich schon früher Fäden von Melosira granulata beobachtet, welche aus verschieden gebauten Zellen bestanden; aber diese Erscheinung war nicht so auffällig, und erst die Beobachtung der Nyassa-Melosiren wies auf ihre Bedeutung hin. 328 Otto Müller: ■Genauere Betrachtung ergibt nämlich ein sehr ähnliches Verhalten, ■d. h. grobporige Zellen a, feinporige b oder gemischtporige c sind zu «inem Faden aneinandergereiht (Fig. 8), und auch darin gleichen sie . „ (5. Melosira gramilata (Ehr.) Ralfs. Anfangsstück eines Fadens vom Müggel- see. Anfangszellen mit Dornen; obere Hälfte mit länglich runden Poren, untere mit rautenförmigen (forma reliculata). In der anhängenden Hälfte sind die Porenreihen nur durch Linien angedeutet. Der Faden besteht nur aus grobporigen Zellen a. „ 7, Melosira ijranulata (Ehr.) Ralfs. Zwei aneinander hängende Mittelhälften eines vielgliedrigen Fadens vom Müggelsee. Am Diskusrande jeder der beiden Hälften sind Dornen ausgebildet; an dieser Stelle trennt sich der Faden in zwei Hälften. Der Faden besteht nur aus grobporigen Zellen a. W. Benecke und J. Keutner: Stickstoff bindende Bakterien der Ostsee. 333 Fig. 8. Melosira mutabilis n. subsp. Fadenstück vom Müggelsee. Eine grob- Ijorige Anfangszelle a mit Dorn; Poreureihcn in der oberen Hälfte der Pervalvarachse parallel, in der unteren schräg zu derselben, beide Hälften ungleich hoch. — Zwei gemischtporige Zellen c; die beiden grobporigen Hälften der früheren Mutterzelle ungleich hoch, Porenreihen sigma- förmig; die feinporigen jungen Hälften gleich hoch, Porenreihen sigma- förmig. Der Faden enthält auch noch feinporige Zellen //. „ 9. Mtlosira punctata n. subsp. Fadenstück vom Müggelsee. Eine feinporige Zelle h mit sigmaförmigen Porenreihen. In den beiden anhängenden Hälften sind die Porenreihen nur durch Linien angedeutet. Der Faden enthält nur feinporige Zellen b. „ 10. Melosira punctata u. subsp. Forma suhtilissima n. f. Fadenstück vom Müggelsee. Aneinander hängende Hälften von zwei feinporigen Nachbar- zelleu b. Der Faden enthält nur feinporige Zellen b. 45. W. Benecke und J. Keutner: Über stickstoffbindende Bakterien aus der Ostsee. Vorläufige Mitteilung aus dem Botanischen Institut der Universität Kiel. Mit 4 Textfiguren. Eingegangen am 23. Juni 1903. Unter den ernährungsphysiologischen Problemen, welche die Meerespflanzen der Forschung darbieten, steht die Frage noch un- gelöst, ja unbearbeitet da: Ob es im Meere Organismen pflanzlicher Natur gibt, welche die Fähigkeit haben, bei geeigneter Nahrungs- und Energiezufuhr gasförmigen Stickstoff zu binden und denselben dadurch indirekt auch der Assimilation durch andere Lebewesen zugänglich zu machen. ^) Durch die vorliegende Mitteilung beabsichtigen wir diese Lücke auszufüllen; es soll, zunächst für die westliche Ostsee, nachgewiesen werden, dass sowohl am Meeresgrunde als auch im Wasser selbst Mikroorganismen hausen, welchen die gekennzeichnete wertvolle Fähig- keit eignet, wie das für die Ackererde seit BerTHELOT's') Unter- suchungen bekannt ist. 1) Vgl. dazu: J. Reinke, Algenilora der westlichen Ostsee, 1893, S. 15. — H. H. Gran, Studien über Meeresbakterien I, Bergens Museums Aarbog, 1901, Nr. 10, S. 4 des Sep.-Abdr. — Derselbe, Das Plankton des norwegischen Nord- meeres. Rep. DU norweg. Fish, and mar. investigations. Vol. IT, 1902, Nr. 5, S. 119. 2) Comptes rendus, 1885, Bd. 101, S. 175. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXL 23 334 W. Benecke und J. Keutner: Wir gliedern unsere Darstellung in zwei Teile: im ersten wird der Nachweis erbracht werden, dass in geeigneten Kulturflüssigkeiten, welche mit einem Gemisch von Meeresbakterieu geimpft werden, eine Zunahme gebundenen Stickstoffs stattfindet; im zweiten geben wir einen vorläufigen Überblick über die Bakterienflora, welche wir in solchen Kulturen sich entwickeln sahen. I. Wie alle anderen Forscher, die bisher auf stickstoffbindende Bakterien fahndeten, verwendeten auch wir WiNOGRADSKY's „elektive Kulturmethode", d. h. Nährlösungen, welche, abgesehen von Stickstoff- verbindungen, alle anderen Nahrungsstoffe in zureichender Menge und günstiger Qualität enthielten; als Nährsalze dienten Dikaliphosphat und Magnesiumsulfat, als Kohlenstoff bezw. Energiequelle Mannit oder Dextrose, als Lösungsmittel reines, filtriertes Ostseewasser. Zu einigen Kulturen, durch die der Einfluss einer geringen Menge anfänglich zugegebenen, gebundenen Stickstoffs studiert werden sollte, wurden einige Milligramm Ammonsulfat zugefügt. In vielen Fällen wurde Kreide im Überschuss zugesetzt, um etwa entstehende Säuren zu binden. Über Volumen und Konzentration der Nährlösuno-en findet man das Nähere in der unten folgenden Tabelle. Als Kulturgefässe dienten Erlen- meyerkolben verschiedener Grösse, die mit der Nährlösung beschickt, mittels Wattepfropf verschlossen, durch dreimaliges Sterilisieren an drei aufeinander folgenden Taoen keimfrei o-emacht und hierauf beimpft wurden. Als Impfmaterial verwendeten wir bald grössere, bald kleinere Mengen von Schlick oder Mudd, der verschiedenen Stellen des Meeres- grundes der Kieler Föhrde entstammte, z. B. der Gegend der „Heul- boje" aus 14 m Tiefe; oder eine Platinöse voll Plankton, welches etwa V2 ■wi unter der Wasseroberfläche möglichst weit draussen auf freier See bei Nordwind gefischt worden war. Es ist überflüssig, zu betonen, dass bei dem Einsammeln des Impfmaterials eine In- fektion desselben peinlichst vermieden wurde. Die geimpften Kulturkolben blieben zum grössten Teil bei Zimmertemperatur stehen, zum kleineren Teil gelangten sie in den Thermostaten (27°). Die Luft hatte entweder durch die Watte un- gehinderten Zutritt zur Nährlösung, oder wurde auch vorher mit Kali- lauge und Schwefelsäure gewaschen, ohne dass dadurch das Ergebnis geändert worden wäre. Auch einzelne anaerobe Kulturen wurden an- gesetzt; es gelangten in diesem Fall die Kulturen unter geräumige Glasglocken, innerhalb derer die Luft mittels alkalischer Pyrogallol- lösung von Sauerstoff befreit wurde. Als allgemeines Resultat war zu verzeichnen, dass in allen auf über stickstoffbindende Bakterien aus der Ostsee. 335 •die geschilderte Weise gewonnenen Kultnren über kurz oder lang ein reichliches Bakterienleben sich entfaltete; der makroskopische Anblick des Kulturverlaufes war ein ganz ähnlicher, wie wir ihn seit den klassischen Untersuchungen WlNOGßADSKY's^) über Clostridium Pasto- o'ia7ium kennen. Zunächst trat eine geringe Trübung und Hautbildung auf; alsbald setzte in den meisten Kulturen lebhafte Gärung ein, an der, nach dem Geruch zu urteilen, Buttersäuregärung einen starken Anteil hatte. Häufig bildeten sich dicke, schleimige Massen an der inneren Wandung der Kulturgefässe im Niveau der Nährlösung. Wie bei solchen Rohkulturen nicht anders zu erwarten, war im übrigen Kulturzeit 0 S 0 Impf- c 0 S "^ 0 r^ material s ^ e ^ " ^ ^ ? W 0 a Ä CS P^ -i^ 3 0 0 0 ^M u -z. ^. E :? — Ti ^ 0 iL.::: tc .S ^ -^ M ^ CO .2 i^ ■1.3 CO 1 8. Febr. bis 22. April 74 + Schlick (i 16 •) 8. Febr. bis 22. April 74 — ,, 15 () 9 0 9. Febr. bis 22. April 73 + Mannitkultur 17 0,3 16,7 4 9. Febr. bis 22. April 73 — » 10 0,28 9,72 5 9. Febr. bis 22. April 73 + 5? 10 0,3 9,7 (i 11. Febr. bis 24. April 73 1? 2 0,3 1,7 7 ll.Febr.bis24.April 73 + « 26 1,25 24,75 S ll.Febr. bis 24. April 73 — " 3 0,2 2,8 Kulturflüssi^keit (Versuch 9—12). Ostseewasser 100 7 Mannit 4 „ K2HPO4 0,1 „ MgS04 + 7H,0 0,05,, ± Ca CO, 0,25 „ 1) Um ganz sicher keinen zu hohen Stickstoffgewinn anzugeben, haben wir die Zahlen dieser Kolumne nach unten auf ganze Milligramm abgerundet. In Ver- such 1 — 8 standen die Kulturen während der Monate März und April im kalten, ungeheizten Zimmer. über stickstoffbindende Bakterien aus der Ostsee, 337 o S 3 g o n3 g •« § -2 _c CO o e3 c ;S p ^ ^O o to O •rH CJ Cß p Knlturzeit o Impf- S g -2 >- f-> material 2 ^ g ir CO ^ 5ö ? CO « « &< CO 0< -u> 3 o S o "-^ 13 .'-' s '-' S ^ -w "^ b< O os: .S 7^3 tic CD .5 .o — 9 o 7^3 QC M ^2; 7), weshalb ich eine neue gebe. Chlaniydoiiionas mucicola Schmidle emend. tab. nostr. , fig. 11 — 15. Cellulae minimae, (>— 10 /« longae, 3 — 4/« latae, longe ellipticae vel pyriformes, niembrana tenuissima circumdatae et papilla membrauacea destitutae. Contr. vac. 2, ciliae 2 perlongae, corpore multo longiores; stigma bacillare, antice situm. Nucleus ple- rumque ad basin situs. Chromatophora parietalia, zonata, vel subzonata, pyrenoide singulo laterali, mediane, ante nucleum sito instructa. Corpora albuminoidea adsunt. Zoosporae divisione transversali 2, raro 4 ortae. Gametae zoosporis con- gruentes. Zygotae rotnndae, 14 — IG /( (vel ad 20 ,/(?) magnae, virides, membrana duplici circumdatae et membrana interior volvis reticulatis obsessa. Muco ovium ranarum iucola. Status gloeocystiformis vix evolutus. 2) Dangeard, Le Botaniste 1889. •3) BoHLiN, Zur Morphologie einzelliger Algen. Oefvers. Kongl. Vetensk. Akad. Förhandl, 1807, No. 9. BemerkuDgeu zu einigen Süsswasseralgen. 351 viridis Stein, Chlorogonium Dillii (Daug.) = Chlamydomonas Dillii Dang., Chlorogoniuvi Kuteinikovcii (Gorosch.) = Chlamydomonas Kiiteinikowii Gor., Chlorogonium ovatum =^ Cldaviydomonas ovata Dang. 4. Über Charteria. (Fig. 8—10). Wille beschreibt 1. c. eine neue interessante Charteria- Art. Eine sehr nahe stehende, jedoch durch die Stellung des Stigmas leicht zu trennende Art ist mir seit Jahren aus den Alpen bekannt und schon 1896 in einer Gletschermühle bei Obergurgel beobachtet worden. Ich nenne sie deshalb Charteria alpina. (Fig. 8 — 10). Die Zellen sind zylindrisch oder elliptisch-zylindrisch, am Hiuter- ende abgerundet, am Scheitel breit abgestutzt, 10 — \2 fx lang, 5 — 8 /< breit (meistens 10,« lang und 6 f.i breit), mit dünner anliegender Mem- bran, ohne Papille uud mit 2 kontraktilen A^akuolen. Die Cilien sind körperlang oder länger, das Stigma ist scheibchenförmig und liegt in der vorderen Körperhälfte. Das Chromatophor ist kelchförmig, im Kelchboden liegt axial ein grosses rundes Pyrenoid, in der Zellmitte der Zellkern. Das Chromatophor ist durch seine auf seiner Aussen- seite in Längsreihen stehenden Punkte gestreift, wie dieses auch bei einigen Chlamydomonas- kriew {Chi. Steinii) l)eobachtet wurde. Die Zoosporen entstehen durch Querteilung, die Gameten haben eine Membran, sind rund und ca. 4 /li im Durchmesser gross. In der Gattung Charteria unterscheide ich darnach folgende Arten: A. Pyrenoid vor dem Zellkern (Corhiera Dang.). 1. Zellen zylindrisch-elliptisch: a) Mit Hautwärzchen Ch. obtusata Dill. b) Ohne Hautwärzchen Ch. vulgaris (Dang.) France = Cor- hiera vulgaris Dang. ß. Pyrenoid hinter dem Zellkern {Eucharteria nob.) 1. Zellen klein; 8 — 16 ^i gross: a) Zellen rund oder oval Ch. multifilis Fres. b) Zellen zylindrisch oder zylindrisch-elliptisch, vorn ab- gestutzt: a) Stigma in der hinteren Körperhälfte, Längsteilung, Ch. subcordiformis Wille. ß) Stigma in der vorderen Körperhälfte, Chromato- phor punktiert, Querteilung, Ch. alpina Schmidle. 2. Zellen 15 — 30^ gross: a) Zellen herzförmig, d. h. vorn eingeschnitten, Ch. cordi- formis (Cart.) Bütschli^). 1) Wille 1. c. schreibt fälschlich Dill. 24* 352 W. Schmidle: b) Zellen elliptisch, 24 /t gross, stark membraniert, mit Hautwärzchen, Ch. Klehsii (Dang.) Frauce = Pithiscus Klebsii Dang. c) Zellen elliptisch nach hinten verschmälert, 19 — 25 fji gross, Ch. Franzei Schmidle = Ch. obtusa France (non Dill) in Füzetek 1896, vol. XIX, p. 105, tab. III, fig. 16 und 17 (vix 18 und 19). Species incerta: Ch. minima (Dang.) France^) 1896. 5. Über Chloromonas Grobl. (Fig. 6 und 7). In einem Sumpfe bei Herxheim in der bayerischen Pfalz beob- achtete ich seit zwei Jahren einen interessanten Organismus, welcher zu obiger Gattung gerechnet werden muss und welcher jedesmal im Frühjahre erscheint. Ich bezeichne ihn als Chloromonas palatina Schmidle (Fig. 6 und 7). Die Zellen sind zylindrisch und beider- seits abgerundet oder länglich-rund, 14 — 20 ,a lang und 10 — 14 fx breit. Ein Hautwärzchen fehlt, ein feines Protoplasmawärzchen ist angedeutet. Ein Stigma fehlt, oder es ist in einem bis vier roten scheibenförmigen Punkten unregelmässig über den Körper zerstreut. Die Geissein sind IV2 — 2mal länger als der Körper. An ihrer Basis ist ein kleiner hyaliner Raum mit zwei kontraktilen Vakuolen. Alles übrige ist von einem becherförmigen Chromatophor bedeckt, welches den centralen Kern umgibt. Auf der Aussenseite ist es durch un- regelmässig verlaufende Furchen in eckige Stücke zerschnitten (Fig. 7). Es ist schwer zu sagen, ob diese Stücke auf der Innenseite noch zu- sammenhängen oder ob die Durchschneidung eine völlige ist. Ich nehme das erstere an. Im Chromatophor fehlen die Pyrenoide, doch ist in ihm ziemlich viel formlose Stärke. Xach Färbuno- mit Häma- toxylin erkennt man häufig innerhalb des Chromatophors au seiner Grenze gegen das Protoplasma sehr viele und ziemlich grosse, runde, stark gefärbte Körnchen (Fig. 6). Bei der Teilung zerfällt die Alge durch Querteilung in 4 — 8 Zoo- sporen. Gameten wurden in sehr grosser Zahl in einer Zelle ge- sehen. Da in dieser Gattung eine Reihe von Arten neuerdings beschrieben wurden, so ist es wohl angezeigt, die Stellung unserer Art durch folo-enden Schlüssel zu kennzeichnen. 'O" A. Chromatophoren nicht zerrissen oder gefurcht. a) Zellen rund, Chromatophor becherförmig, Ch. glohulosa (Perty) Wille. 1) WiLLK 1. c. schreibt fälsclüich Dill. Bemerkungen zu einigen Süsswasberalgen. 353 b) Zellen zylindrisch bis oval, Chromatoplior bandförmig, ver- schieden gelagert, den vorderen oder hinteren Teil der Zelle frei lassend, Ch. variabilis (Dang.) Wille. c) Zellen birnförmig bis oval, Chromatophor becherförmig, Ch. Pinchinchae (Lag.) Wille. B. Chromatophoren zerrissen oder bloss gefurcht. a) Vermehrung durch Längsteilung: a) Mit starken Hautwärzchen, Chromatophor unregelmässig zerrissen und durchlöchert, Zellen oval-eiförmig, 14 — 36 /< lang, Ch. reticulata (Gor.) Wille. ß) Ohne Hautwärzchen, Zellen eiförmig 12:6/«, Chro- matojihor aus vielen kleinen, runden Körnern bestehend, Ch. alpina Wille. b) Vermehrung durch Querteilung: a) Chromatophor aus vielen runden Körnern bestehend, mit schwachen Hautwärzchen, Zellen eiförmig 10 — 22 : 6 — 15 ^, Stigma stäbchenförmig in der Zellmitte, Ch. Aalesundeiisis Wille. ß) Chromatophor aus eckigen, dicht gelagerten Körnern bestehend, Zellen oval, 15 — 20 fx lang, mit starken Hautwärzchen, Stigma rund, hinten; Greisseln kleiner als der Körper, Ch. Serhinoioii Wille. y) Chromatophor ähnlich wie oben, aber scheinbar bloss gefurcht, Zellen zylindrisch bis oval, ohne Hautwärz- chen, 14—20 /< lang, 10 — 14 f,i breit, Stigma fehlt oder in runden Punkten unregelmässig über den Körper zer- streut, Geisselu länger als der Körper, Ch. palatina nob. IL Planctonema Lauterborui Schmidle n. gen. et spec. (Fig. 20). ASKENASY und FÖRSTER beschreiben^) eine Binuclearia tatrana Wittrock aus dem Neckarauer Wald bei Mannheim, ich selbst signali- sierte diese Alge mehrmals aus der Umgebung Mannheims und Ludwigshafens ^). Ich musste mich jedoch, da ich seitdem die echte Binuclearia wiederholt untersuchen konnte, überzeugen, dass diese beiden Bestimmungen falsch sind. Binuclearia tatrana kommt in der Rheinebene bei Mannheim nicht vor. Neuerdings habe ich in dem von Dr. LAUTERBORN an den ver- schiedensten Orten der Umgebung Mannheims gesammelten Plankton- 1) Beiträge zur badischen Algenflora in Mitt. des bad. botan. Ver. 1S92, S. 4. •2) Hedwigia, Bd. XXXIV, l.s'J2, S. G9. 354 W. Schmidle: materiale die Alge wieder gesehen und glaube, dass sie einer neuen Gattung angehört, für die ich obigen Namen vorschlage. Die Diagnose ist folgende: Planctonema. Aus kurzen, frei schwimmenden, chlorophyllgrünen Fäden bestehend. Fäden 2 — 3 jx breit, mit einer höchst feinen, hyalinen, scheidenartigen Zellhaut ohne Cellulosereaktion. Zellen 6 — 12 IX lang, meist zu zweit aneinander liegend, und jedes aneinander liegende Paar durch weite, scheinbar leere Abstände von einander getrennt, an den freien Enden abgerundet, selten einzeln liegend und beiderseits abgerundet. Der Zelliuhalt besteht aus einem axialen Chromatophor, welches seitlich in der Mitte einen Ausschnitt hat, in welchem der sehr kleine Nukleus liegt; ohne Pyrenoid oder Stärke, an beiden Enden je einen runden, vakuolenartigen, hyalinen Raum frei lassend, welcher bei schwächerer Yergrösserung je ein end- ständiges, hyalines Körnchen vortäuscht {Binuclearia). Die Vermehrung erfolgt durch Querteiluno- innerhalb der Zell- haut. Die Teilprodukte liegen zuerst beieinander, wodurch das oben beschriebene, charakteristische Aussehen zu stände kommt, später treten sie innerhalb der Hülle auseinander (wahrscheinlich durch Absonderung von Gallerte), so dass die Zellen dann vereinzelt und beiderseits abgerundet in den Fäden liegen. Eine andere Vermehrungsweise wurde nicht beobachtet, Schwärm- sporenbildung scheint zu fehlen. Ich stelle die Gattung zu den Heteroconten, speziell in die Nähe von Gloeotüa Borzi. Studi algolog. fasc. II, p. 359. Einzige Art: Plaiictonema Lauterhorni. III. Dictyosphaeriopsis palatina n. gen. et spec. (Fig. 18 und 19). Auch diese Ak-e beobachtete ich schon vor ca. 10 Jahren bei Neuhofen in der Nähe von Ludwigshafen, bayerische Pfalz. Sie stellt mikroskopisch kleine, frei schwimmende Gallertklümp- chen vor, die meist gelappt sind. Sie sind an der Oberfläche mit radial gestellten kleinen Zellen dicht besetzt. Die Zellen sind oval oder zylindrisch, 6 ^i lang und .3 /< breit, ohne Stärke und Pyre- noide. Im Innern enthalten sie zwei parietale Chromatophoren und einen centralen Kern. An der Gallerte ist keine Struktur wahr- zunehmen, nach Färbung mit Gentiauaviolett ist jede Zelle jedoch mit einer reichen Gallerthttlle umgeben, und all diese Hüllen setzen das Gallertklümpchen (welches im lunern hohl zu sein scheint) zu- sammen. Die Zellen scheinen sich durch schiefe Zweiteilung zu vermehren. Bemerkungen zu einigen Süsswasseralgeu. 355 Erklärung der Abbildungen. In allen Figuren bedeutet K Kern, V Vacuolenartiger Eaum, C l' kontraktile Vacuole, P Pyrenoid, ÄA^Rote (nach Haematoxylinfärbuug) auftretende Körnchen, 5< Stigma, RF Roter Fleck. Fig. 1 — 5. Unematococcus pluvialis Flotow. Fig. 1. Oberflächeuansicht mit vakuoligem Chromatophor und Pyrenoid: Exemplar vom Drachenfels. „ 2. Optischer Querschnitt mit centralem Kern, rotem Fleck, parietalem Chroma- tophor und Plasmasträngen. Exemplar vom Drachenfels. ,, 3. Oberflächenausicht wie in 1. nach Haematoxyliufärbung. In den Vakuolen erscheinen rote Körnchen. Exemplar vom Drachenfels. ., 4. Optischer Querschnitt von oben gesehen mit centralem Kern, rotem Fleck etc. Exemplar vom Drachenfels. ,, 5. Exemplar von Heidelberg, Oberflächeuansicht wie in 1. Fig. G — 7. Chlaniydomonas (Chloroinonas) palatina n. sp. „ 6. Optischer Querschnitt nach Haematoxyliufärbung mit Kern und roten Körnchen. „ 7, Oberflächeuansicht. Fig. 8—10. Carteria alpina n. sp. ,, 8. Oberflächeuansicht mit punktiertem Chromatophor. „ 9 und 10. Optischer Querschnitt mit Zellkern, Chromatophor und Pyrenoid. Fig. 11—15. ühlamydomonas mucicola Schmidle. „ 11. Zygote mit netzigen Wülsten bedeckt; optischer Querschnitt. „ 12 — 14. Schwärmende Individuen. „ 15. Individuen mit beginnender Querteilung. Zwei Zellkerne und Pyrenoid sind gebildet. Fig. 16 und 17. Stephanosphaera pluvialis Cohn. „ 16. Optischer Querschnitt mit centralem rotem Fleck, Zellkern, Plasmastränge und Chromatophor. „ 17. Oberflächeuansicht mit netzigem Chromatophor. Fig. 18 und 11). Dictyosphaeriopsis palatiaa n. sp, et gen. „ 18. Eine kleine Pflanze, ,, 19. Eine Zelle nach Haematoxyliufärbung mit weiter Gallertliülle, Zellkern und zwei Chromatophoren, Fig, 20, Planctonema Lauterborni n. spec, et gen. Endstück eines Fadens nach Haematoxylinbehandlung. Der Faden scheint von einer leichten, feineu Gallerthülle umgeben zu sein, die nicht gezeichnet ist. 856 Fr. Bübak: Uredo Symphyti DC. 47. F. Bubäk: Uredo Symphyti DC. und die zugehörige Teleutosporen- und Aecidienform. Yorläufige Mitteilung. Eingegangen am 25. Juni 1903. Schon im Jahre 1900 habe ich in Böhmen öfters und zahlreich Sijmphytum. tuberosum gefunden, dessen unterste 2 — 3 Blätter von einem weissen oder grauweissen Überzuge bedeckt waren; die übrigen oberen Blätter trugen die bekannte Pilzform Uredo Symphyti DC. Ich erkannte sofort, dass icli hier mit Teleutosporen der ge- nannten Uredoform zu tun habe. Die mikroskopische Untersuchung bestätigte diese Vermutung vollkommen und Hess ausserdem auch erkennen, dass der vorliegende Pilz zur Gattung Melampsorella gehört. Ich verteilte ihn in SyDOW's Urediueen Nr. 1635 und Raben- HORST-PazscHKE's Fungi europaei et extraeuropaei Nr. 4210 unter dem Namen Melampsorella Symphyti (DC.) Bubak. Heuer fand ich denselben Pilz sehr zahlreich im Walde Pintovka bei Täbor (Böhmen) und unternahm mit demselben Infektionsversuche auf Abies alba und Picea e.vcelsa. Der Erfolg erschien in beiden Versuchsreihen nur auf Abies alba in Form eines Aecidiums, welches ^qiw Aecidium colum- nare ähnlich, mit ihm aber nicht identisch ist. Nähere Details über die angeführten Versuche, über die Über- tragung der Aecidiosporen auf Symphytu7?i- Arten und über die Pilze selbst werde ich später in einer ausführlicheren Abhandlung ver- öffentlichen. Tabor (Böhmen), Botau. Institut der Kgl. landw. Akademie. 48. J. Grüss: Peroxydase, das Reversionsenzym der Oxydase. Vorläufige Mitteilung. Eingegangen am 2G. Juni 1903. Die Einwirkung der Diastase auf Stärke und Polysaccharide lässt sich durch folgende Gleichung darstellen: nC,H,„0, + xH,0 + (D)==n'[(2C,H,30J(H,0;„._vl + n"C,H,,0,+ [x - 2n' - n' (m - v)] H^O + (D). J. Grüss: Peroxydase, das Eeversionsenzym der Oxjdase. 357 Für die euzymatische Spaltung des Mannans würde m - v = 0 seiü, und für die Einwirkung der Diastase auf Stärke würden bei Annahme der BROWN -HERON'schen Gleichung die Indiees folgende Werte, haben: n = 20, x = u' = 8, m - v = - 1; für lösliche S^tärke und Diastase hätte man gemäss der BROWN-MORRIS'schen Gleichung die Werte: n = 200, m - v = 1, u' = x = 80. Dem entgegengesetzten Prozess, dem der Stärkebildung auf Kosten einer Hexose, kommt dann folgende Gleichun»' zu: nC,H,,0, + (RE) - mH,0 = nCJT,,0, + (RE) + (n - m) H,0. RE bedeutet hier das in dem Leukoplasten wirkende, bisher noch nicht entdeckte Enzym, welches die Reversion ausführt. Die- selbe besteht also in diesem Falle in einer Anhydrierung oder Wasser- abspaltung, während durch die Diastase eine Wasseraddition erfolgt. In der Natur besteht ein in allen Phasen ausgesprochener Gegen- satz so, wie er durch die Gleichungen zum Ausdruck kommt, nicht oder ist wenigstens noch nicht beobachtet worden, denn die Diastase baut die Stärke durch die Dextringruppe hindurch zur Maltose ab, ein Vorgang, welcher nur ausserhalb der Zelle bekannt ist. Lässt man dies nicht gelten, so verlieren doch die Zuckerarten bei der Wasserabspaltung ihren Charakter, denn es geht da nach meinen Untersuchungen z. ß. Glukose für sich allein in Rohrzucker über, welcher aber bei der Spaltung Glukose und Fruktose liefert. Ebenso verhalten sich Fruktose und Mannose. Der Übergang der einfachen Zuckerarten in Rohrzucker muss aber gemäss den chemischen Formeln mit einer Umlagerung der Atomgruppen der Hexosen verbunden sein, und aus diesem Grunde können die beiden Gleichungen ganz allgemein nur den Prozess der AVasserabspaltung und der Wasseraddition wiedergeben. Überträgt man diese Anschauungen von der Inversion und Reversion auf die oxydierenden Enzyme, so würde der Inversion die Oxydation und der Reversiou die Reduktion entsprechen. Dem- gemäss gelangen wir^zu folgenden allgemeinen Gleichungen: k + (Ox) + m 0 = kOni + (Ox) k'Om -f (ROx) - nO = k'0,„_n + (ROx). Hierbei bedeutet k irgend einen Körper, welcher unter dem Ein- fluss der Oxydase durch freien Sauerstoff oxydiert wird, wohingegen k'Om eine sauerstoffhaltige Verbindung sein mag, welche unter der Einwirkung des revertierenden Enzyms Sauerstoff verliert. Dieser wird entweder frei, oder er wird durch andere Prozesse aufgebraucht. Man kann sich das Zusammenwirken beider Enzyme in der Zelle beispielsweise folgendermassen vorstellen: In dem peripherischen Teil des Plasmas überträgt die Oxydase den freien Sauerstott' auf gewisse protoplasmatische Bestandteile, welche dann durch die Reversions- 358 J- GRÜSS : oxydase im inneren Zellkörper eine Rednktion erfahren, wobei der Sauerstoff zur Auslösung anderweitiger Vorgänge dient. Lässt man nun ein Reagens auf Oxydase in die Zelle eintreten, so kann durch die Wirkung der Reversionsoxydase die Reaktion ausbleiben, wo- gegen beim Vorherrschen des ersteren Euzyms die Einwirkung sicht- bar wird. Auf diesem Standpunkt der Anschauungen befand ich mich, als es mir gelungen war, die Oxydase in der Hefezelle nachzuweisen. Die Ausführung der Reaktion ist von mir in der „Wochenschrift für Brauerei" 1901, Nr. 24—26, beschrieben, und hier ist auch darauf hingewiesen worden, dass sich in der Hefezelle nach der Gärtätigkeit ein Körper vorfindet, welcher die Reaktion auf Oxydase verhiudert; er ist von mir als Reduktionskörper bezeichnet worden. Von dem- selben gab ich folgendes an: „Kurz nach der Gärtätigkeit sind die Hefezellen mit einem Re- duktionskörper dermassen angefüllt, dass ihre oxydasische Wirkung einem Reagens gegenüber verhindert wird. Nachdem der Vakuolen- zustand eingetreten ist, erfolgt die Änderung dieses pseudo-anoxyda- sischen Zustandes, indem die Zellen auf ein geeignetes Reagens ein- wirken. Der Reduktionskörper kann mit Glycerin extrahiert werden, wobei gleichzeitig die Vakuolen schwinden oder doch kleiner werden. Die in dem Plasma zurückbleibende Oxydase reagiert dann stets nur auf Tetrapapier, nicht aber auf Tetrasodapapier. Danach entsteht der Reduktiouskörper während der Gärung; derselbe ist es, welcher sowohl auf Tetrapapier als auch auf Tetra- sodapapier die oxydasische Wirkung verhindert. Er lässt sich also mittels Glycerin leicht aus den Zellen herausnehmen, und seine auti- oxydasische Eigenschaft kann nicht durch Soda aufgehoben werden." Ferner wurde gezeigt, dass dieser antioxydasische Körper bei höherer Temperatur schwindet, wodurch dann die oxydasische Wirkung einem Reagens gegenüber stark hervortritt. Dieser Körper wurde deswegen „Reduktionskörper" genannt, weil die*Lösung desselben in Glycerin auf gewisse Stoffe reduzierend wirkte. Ich nahm an, dass er beim Lagern der Hefe schwindet und dass in diesem Falle dann die Oxydase zur sichtbaren W^irksamkeit zu gelangen vermag; anderer- seits nahm ich auch einen Zuwachs der Oxydasemenge an. Nach allen Erscheinungen, wie sie an der Hefezelle zu beob- achten sind, liegt hier ein antioxydasischer Körper vor; doch habe ich trotz seines Verhaltens der Wärme gegenüber davon Abstand ge- nommen, denselben als Antioxydase zu bezeichnen, weil kein aus- reichender Grund vorlag, ihn zu den Enzymen zu rechnen. Bei weiterem Studium ergaben sich nun neue Einzelheiten, welche die Enzymnatur des „Reduktionskörpers" allerdings nicht Peroxydase, das Reversionsenzym der Osydase. 359 sicherstellten, wohl aber wahrscheinlich machten. Ich halte den- selben für eine Peroxydase. Die peroxydasischen Erscheinungen der Hefe. Die Peroxydase teilt mit anderen Körpern besonders die Eigen- schaft, Guajak in Gregenw^art von Wasserstoffsuperoxyd zu bläuen^ und an zahlreichen pflanzlichen und tierischen Geweben lässt sieh diese Erscheinung hervorrufen. Die Ursache derselben wird nach der Annahme einiger Forscher von einer anderen getrennt, welche- die Abspaltung von Sauerstoff aus Wasserstoffsuperoxyd hervorruft. So beobachtete 0. LOEW, dass der Saft der frischen Tabaksblätter nach der Filtration starke Oxydasen- und Peroxydasenreaktion er- gab, aber nur Spuren von Sauerstoff auf Zusatz von Wasserstoff- superoxyd. AVurde dieses zu dem unfiltrierten Saft gesetzt, welcher Prote'iustoffe, Chlorophyllkörner, Stärkekörner etc. in Suspension er- hielt, so erfolgte eine energische Entwickelung von Sauerstoff. Als Ursache dieser Erscheinung betrachtet LOEW ein Enzym, welches er mit dem Namen ., Katalase" bezeichnet. Yon Spitzer wird die oxydierende Kraft den Nukleoalbuminen zugeschrieben, und er mass (1897) das Oxydatiousvermögen ver- schiedener Organe nach der Menge von Sauerstoff, welcher aus Wasserstoffsuperoxyd abgespalten wurde; dem Enzym kommt nach der Darstellung dieses Forschers die Eigenschaft der Glykolyse zu. Dies behauptet auch SeegEN von einer ähnlichen Substanz. Im pflanzlichen Gewebe hat nach LOEW die Katalase die Auf- gabe, die Ansammlung von Wasserstoffsuperoxyd zu verhindern, dessen Vorkommen im Pflanzenkörper aber von anderen Seiten angezweifelt wird. Meine Ansicht über diesen Gegenstand formuliere ich dahin: Die Peroxydase ist das Reversionsenzym der Oxydase, sie steht zu dieser in demselben Verhältnis wie das von C. HILL entdeckte kon- densierende Enzym zum Invertin; ihre Funktion entspricht der Gleichung: kO„, + (POx) - nO = kO„,_u + (POx). Die Peroxydase reduziert daher Wasserstoffsuperoxyd, sie spaltet ferner Sauerstoff noch von anderen Verbindungen ab, z. B. von Kalium- permanganat, von den Oxydationsprodukten des Di- und Tetramethyl- paraphenylendiaminchlorids etc. Guajak wird nur in Gegenwart von Wasserstoffsuperoxyd gebläut, weil der freiwerdende Sauerstoff auf jenes einwirkt. Man könnte nun einwenden, dass z. B. die Hefezelle, wie ich noch zeigen werde, stark Sauerstoff aus Wasserstoffsuperoxyd abspaltet, aber nicht Guajak in Gegenwart dieses Körpers zu bläuen vermag. Die Farbstoffreaktion der Hefenperoxydase lässt sich aber 360 J- Grüss: aus Wasserstoffsuperoxyd hervorrufen, wenn man statt Guajak das ürsol d hinzusetzt. Hefenoxydase und Hefenperoxydase reagieren beide nicht auf Ouajak im Gegensatz zu den beiden entsprechenden Enzymen, welche sicli im Gewebe der Kartoffelknolle finden, und durch welche Guajak gebläut wird. Hierzu sei noch bemerkt, dass ich durch Guajak blau gefärbte Hefezellen erhalten habe, nachdem diese auf LiNTNER'scher Diastase gezüchtet worden waren. Die Farbenreaktion mit Wasserstoffsuperoxyd und Ursol d an der Hefezelle führte mich zu der Schlussfolgerung, dass mein „Reduktions- körper" genannter Stoff, dessen antioxydasische Eigenschaft ich in meiner Schrift ausführlicher beschrieben habe, eine Peroxydase sein muss. Die Sauerstoffabspaltung aus Wasserstoffsuperoxyd durch die Hefe. Eine frische obergärige Hefe, welche der sogenannten Krause entnommen worden war, wurde mit Wasser ausgewaschen und zwischen Fliesspapier abgepresst. Sie ergab keinerlei oxydasische Reaktion, als dieselbe auf Fliesspapier gebracht wurde, welches mit einer Lösung von Tetramethylparaphenylendiaminchlorid getränkt worden war — weder in neutraler Lösung, noch bei Gegenwart von Soda^). Die Hefe enthielt jedoch eine geringe Menge von Oxydase, welche aber erst nach Extraktion der Zellen mittels Glycerin nach- gewiesen werden konnte. Letzteres ergab die erwähnte Ursol d -|- HgOg-Reaktion, die auch noch in den Zellen eintrat. Die Sauerstoffabspaltung der frischen Hefe aus Wasserstoff- superoxyd wurde folgendermassen gemessen: In einen Destillierkolben wurden 1,.S22 g der intakten Hefe ge- geben und durch ein verschliessbares Trichterrohr 25 ccm HgOg hin- zugesetzt. Der offene Schenkel trug eine graduierte Röhre, welche bis zur Marke 0 in Wasser stand. Nach Abschluss des Trichter- rohres wurde in dem Masse, als sich Sauerstoff entwickelte, der Wasserspiegel gesenkt, so dass der Luftdruck sich gleich blieb. Die Abspaltungsgeschwindigkeit wurde in der Weise bestimmt, dass zunächst o-leich bei Beginn das Volum des entwickelten Sauer- Stoffs nach 1 Min. 20 Sek. gemessen wurde, worauf die Entwicklung 15 Min. sich selbst überlassen blieb. Danach erfolgte ein neuer Zu- satz von HgOg, und das Yolum wurde abermals nach 1 JMin. 20 Sek. gemessen. Nach dieser Methode, also nach stets erneutem Zusatz von 25 ccvi HgOg in den Zeitintervallen von 15 Minuten wurden folgende Werte erhalten: 1) Über die Ausführung der Reaktion siehe Wochenschrift für Brauerei 1901, Nr. 24. Peroxydase, das Reversionseiizym der Oxydase. 361 1. Nach 1 Min. 20 Sek. ^ 50 ccm 0 2. rt 1 , , -20 n = 25.5 y 1 .. , 20 n := 9,5 4. 1 ,. , ■ 20 M = 5 Die Bestimmung geschah unter den Bedingungen: t = 20°, Bai\ = 748 mm, Trockengewicht der Hefe = 74,6 pCt. Von derselben Hefe wurden 1,5701 g abgew^ogen und 5 Tage unter einer oben offenen grossen Glasglocke gehalten, worauf die Geschwindigkeit der Sauerstoffabspaltuug in derselben Weise wie vorher untersucht wurde; es ergaben sich folgende Werte: 1. Nach 1 Min. 20 Sek. = 34,5 ccm 0 2. . 1 ^ 20 „ = 28 „ .. 3. „ 1 „ 20 . = 19,4 .. . 4. ., 1 „ 20 .. = 13,7 .. . Nach Verlauf von einer Stunde kam die Geschwindigkeit auf 9,2 ccm. Die Bedinouno-en waren: t = 19°, Bar. = 743 m7n. Die Hefe zeigte nach der Lagerung die Oxydasereaktion. Die für den ersteren Versuch gebrauchte Hefe w^urde fortgesetzt mit HgOg behandelt, bis sich nach längerer Zeit kein Sauerstoff mehr entwickelte, worauf sie abfiltriert und ausgewaschen wurde,, bis das Filtrat augesäuerte Kaliumpermanganatlösung nicht mehr entfärbte. Die Hefe gab nun auf Tetrapapier ohne Soda eine schwache Oxydasereaktion. Ein o'leiches, doch stärker hervortretendes Verhalten machte sich auch an der Hefe bemerkbar, welche für den zweiten Versuch der Sauerstoffabspaltung als Versuchsobjekt verwendet worden war. Die Hefezellen, welche schliesslich keinen Sauerstoff mehr entwickelten, färbten sich, nachdem sie ausgewaschen worden waren, auf Tetra- papier violett und auf Fliesspapier, das mit Ursol-d-Lösung getränkt, war, schwach bräunlich. In Ursol d- und Wasserstoffsuperoxyd-Lösung veränderten sich die erschöpften Hefen nur sehr langsam, sie dunkelten allmählich, und die Flüssigkeit wurde braunviolett. Bei der frischen Hefe trat dao-eo-en sofort eine intensive schieferviolette Färbung ein, die bald schwarz wurde. Durch fortgesetzte Katalyse kann man also die Peroxydase zer- stören, ohne die Oxvdase zu vernichten. Vielleicht jedoch bleibt in den Zellen ein unlöslicher Anteil zurück (Nukleoalbumin?), welcher die erwähnte allmähliche Verfärbung veranlasst. Zerstörung der Oxydase in der Zelle. Extrahiert man Hefe, die einige Zeit gelagert hat, also starke Oxydasereaktion zeigt, fortgesetzt mit Aceton, so wird das sauerstoff- übertragende Enzym völlig zerstört; dagegen bleibt die peroxyda- :362 J- Grüss: sische Wirkung erhalten, denn die vom Aceton befreite Hefe ergab folgende Reaktionen: H2O2 wurde energisch gespalten, Ursol d mit HgOg färbte sich sogleich tiefschwarz, und die Sauerstoffverbindung von Tetraniethylparaphenylendiaminchlorid wurde entfärbt. Trennung der beiden Enzyme durch Diffusion. Eine obergärige gelagerte Hefe, welche sehr energisch auf Tetra- iind Tetrasodapapier reagierte, wurde mit etwas Glycerin zusammen- gerieben und blieb 24 Stunden stehen. In den Brei wurde dann ein Papierfiltrierstreifen gehäugt, in welchem die Flüssigkeit aufstieg. Als die Steighöhe ca. 20 cm betrug, wurden aus der Mittelzone drei 1 qcm grosse Stücke ausgeschnitten, welche auf Oxydase und Peroxydase untersucht wurden. Danach enthielt die Flüssigkeit in diesem Niveau keine Spur von Oxydase, denn das Versuchsobjekt reagierte weder auf Tetra-, noch auf Tetrasodapapier. Andererseits aber färbte sich 5. n G. if 7. ., 8. ., ;». Fig .10, rt 11. r 12. V 13. n 14. r 15. » 16. w 17. w 18. J. Reinke: Für Meeres-Organismen disponible Quellen an Stickstoff. 371 Offene Schnalle aus dem Uredomycel der Puccinia von Carex hirta. Offene Schnalle aus dem Aecidienmycel der Puccinia von Carex acuta. Offene Schnalle aus dem Aecidienmycel der Puccinia von Phragmites. Geschlossene Schnalle aus dem Aecidienmycel der Puccinia graminis. Geschlossene Schnalle aus dem Aecidienmycel der Puccinia von P/irogmitea. Halb geschlossene Schnalle aus dem Keimschlauch der üredospore von Pkragmidium violaceum. Plasmaverbiudungen in eingeschlossenen Schnallen aus dem Aecidienmycel der Puccinia von Carex acuta. In Nährlösung gekeimte üredospore von Pliragmidium violaceum. Aus- saat 17. Juli 190-2, gezeichnet 19. Juli 1902. Jod- Jodkaliumfärbung. Ende eines Keimschlauchs von einer Üredospore von P/iragmidium violaceum. Aussaat 17. Juli 1902, gezeichnet 19. Juli 1902. Jod-Jodkaliumfäruung. 50. J. Reinke: Die zur Ernährung der Meeres-Organismen disponiblen Quellen an Stickstoff. Eingegangen am 11. Juli 1903. In der Pflanzen- und Tierwelt des Meeres, sowohl der fest- gewachsenen wie der schwimmenden, ist ein ungeheurer Vorrat von gebundenem Stickstoff gegeben. Da hierfür hauptsächlich die Phosphorproteide und Eiweissstoffe des Protoplasma in Betracht kommen, möge diese Bindungsform des Stickstoffs kurzweg als Ei- weiss bezeichnet werden. Das Problem ist, woher dieser Eiweissstickstoff stammt, aus welchen anorganischen Stickstoffvorräten die Algen ihn assimiliert haben, sowohl die festsitzenden wie die schwimmenden des Planktons; denn nach allem, das wir wissen, können Tiere kein Eiweiss aus anorganischem Material synthetisch aufbauen, sie sind zu ihrer Er- nährung angewiesen auf das in Pflanzenzellen gebildete Eiweiss. Die Pflanzen verfügen nicht nur über die Kunst der Bildung von Kohlenhydraten aus Kohlensäure, sondern auch über die Fähigkeit zur Erzeugung von Eiweiss aus Nitraten oder Ammoniakverbiudungen; gewisse Spaltpilze vermögen sogar den freien Stickstoff zur Synthese von Eiweiss zu verwenden. Darum kommt für das Problem der Eiweissbildung im Meere nur die assimilierende Tätigkeit der Pflanzen in Betracht. Schon beim Niederschreiben meines im Jahre 1880 erschienenen Lehrbuchs der allgemeinen Botanik war mir in Bezug auf die Stick- stoffernährung der Meeresalgeu auffallend, dass die damals zur Ver- fügung stehenden Meerwasser-Analysen entweder gar keine oder 372 J- Reinke: doch nur Spuren von Stickstoffverbinduugen angaben. Ich schloss den allerdings sehr kurz gehaltenen Absatz über die Nährstoffe der Meeresalgen mit der Hypothese (S. 4G0): „Stickstoffverbindungen müssen jedenfalls durch den organischen Detritus in das Meerwasser gelangen und die Vegetation in demselben unterhalten". Unter „organischem Detritus" verstand ich die Verwesungsprodukte von Meeresorganismen und die Abfallstoffe menschlicher Wohnstätten, die ich mir durch die Flüsse in das Meer geschwemmt dachte. Heute erscheint mir diese Hypothese unhaltbar. Zunächst kommt in Betracht die ungeheure Masse von Eiweissstoffen, die Jahr für Jahr in der Algenvegetation der nordischen Küsten und im Plankton durch Assimilation erzeugt wird. Schon der Algenreichtum der Küsten des arktischen Norwegens ist gross; wo aber sind die grossen Städte, die jenen Algen stickstoffhaltigen Detritus liefern, wo die Ströme, die ihn den Algen zuführen könnten? Weit imposanter aber müssen die Algenmassen sein, die längs der pacifischen Küste Nord- amerikas von Kalifornien bis zum ßehringsmeer hin wachsen. Unter vielen anderen will ich nur an die riesigen Arten der Gattung Nereocystis erinnern, die mit ihren 30, nach andern Angaben bis 100 m langen Stämmen und ihren 15m langen, zu 48 an einem Stamm sitzenden Blättern einjährig sind, also diese ganze un- geheure Körpermasse Jahr für Jahr aus der Keimzelle unter Assimilation von anoro-anischem Stickstoff aufbauen. San Francisco und die nördlich davon gelegenen Städte werden schwerlich jenen Stickstoff in Gestalt von Nitraten oder Ammoniakverbindungen liefern, und durch welche Transportmittel sollte derselbe bis zur Behring- strasse hinauf gelangen? Wohl kommt in Betracht, dass die ab- gestorbenen einjährigen Algen und die einjährigen Teile mehrjähriger Arten selbst durch A^erwesung „Detritus" liefern, der als Modde im Meere sich ansammeln kann. Allein in Meeren mit Gezeitenbewegung wird jene Modde von den Felsen, an denen die Algen angewachsen sind, in die grösseren Tiefen des Ozeans gespült, wo kein Algen- wuchs mehr gedeiht; und Wasser wie Untergrund pflegen an den Algensiedlungen der nordatlantischen und nordpacifischen Küsten be- sonders klar und rein zu sein. Es können daher nur die aus der Modde im Wasser sich lösenden Stickstoffverbindungen in Betracht kommen, und dass deren Menge eine minimale ist, ergaben die be- kannten Meerwasser- Analysen. Freilich geben diese Analysen auch den Gehalt an Phosphorsäure sehr niedrig an, und von Jod schweigen sie ganz, obgleich dasselbe in solcher Menge in den Tangen an- gehäuft ist, dass es technisch daraus dargestellt wird^). Dennoch er- 1) Nach Fr. Schulze, Lehrbuch der Chemie für Landwirte, enthält Meerwasser noch bei weitem nicht ein Milliontel seines Gewichts an Jod. Zur Ernährung der Meeres-Organismen disponible Quellen au Stickstoff. 373 scheint es miudestens fraglich, ob in allem diesem, von organischem Detritus herstammenden Stickstoff eine nennenswerte oder gar eine ausreichende Quelle für die Ernährung der Algen, namentlich auch des Planktons, erblickt werden darf. Hinzu kommt der Umstand, dass die Abfallstoffe der grossen Städte, wenn diese nicht unmittelbar am Meeresufer liegen, wie z. B. Neapel, überhaupt kaum ins Meer gelangen. Ich erinnere an das, was PetTENKOFER^) über die „Selbstreinigung" der Flüsse festgestellt hat; wenn man das Flusswasser seiner chemischen Zusammensetzung nach oberhalb und unterhalb einer grossen, am Flusse liegenden Stadt vergleicht, so zeigt sich im Unterlaufe schon in gar nicht grosser Entfernung von der Stadt kein verunreinigender Einfluss der letzteren mehr. Die älteren diesbezüglichen Angaben erfahren eine Bestätigung in dem kürzlich erschienenen wichtigen Werke: Hamburgische Elb-Untersuchung, Heft I von R. Y.OLK (1903). Daselbst wird S. 70 — 74 u. a. folgendes ausgeführt. In der Sekunde lässt Hamburg 12 l Urin in die Elbe laufen, der in gleicher Zeit sich mit 360 chm zufliessendem Wasser mischt, was einer Anreicherung des Wassers au organischen Stoffen um ein Milliontel entspricht, also verschwindend gering ist; dann aber, „verfallen" jene Stoffe alsbald den „chemischen und biologischen Prozessen". „Alle diese organischen Yer- unreinio'uno-en, möo-en sie sich aus den Fäkalien oder dem Urin oder von den Abfällen der Haushaltungen herleiten, werden durch die Selbstreinigung des Stromes zum grössten Teil wieder aus dem Wasser entfernt" (S. 71). Weiter heisst es dort von den Zersetzungs- produkten der in den Abfällen der Stadt enthaltenen Eiweissstoffe: „Bei ihrer Fäulnis entstehen als Zersetzungsprodukte wesentliche Meno-en von Ammoniak und Schwefelammonium. In der Elbe er- fahren aber diese in Wasser löslichen Stoffe eine so enorme Ver- dünnung, dass das Ammoniak und seine Oxydationsprodukte, salpetrige und Salpetersäure, nicht überall und gleichmässig im Strom nach- weisbar sind. Das Schwefelammonium wird, wie in jedem eisen- haltigen Gewässer, so auch hier derart zersetzt, dass sich sein Schwefel mit vorhandenem Eisen zu Einfach-Schwefeleisen ver- bindet. Da dieses in Wasser unlöslich ist, sedimentiert es an ruhio-eren Stellen und erteilt mit der Zeit dem Schlamm eine schwärz- liehe Färbung". Wenn wir endlich in Betracht ziehen, dass an den Felsen Capris und des Posilipp, an den Schären Norwegens wie den Küsten des 1) Pettenkofer, Zur Selbstreinigung der Flüsse, Archiv für Hygiene XII (1891); Derselbe, Über die Selbstreinigung der Flüsse. Verhandlungen der Deutschen Natur- forscher-Versammlung von 181)2. 374 J- Reinke: nördlichen Pacific, sowie im Plankton jener Meere schwerlich die Üppigkeit des Pflanzenwuchses und der Tierwelt eine geringere war, bevor es Menschen gab ^), die in der Nähe wohnten, so dürfte das Ergebnis sein, dass die von grossen Städten herkommenden Küsten- .ströme für die Bereicherung des Ozeans mit Stickstoffverbindungen so unwirksam sein dürften, wie zu seiner Aussüssung. Es käme dann der in der Modde enthaltene Humus als Quelle von Stickstoffverbindungen, die für die Ernährung von Algen dienen könnten, in Betracht. Auch hier werden die sich zersetzenden Ei- weisskörper überwiegend Ammoniakverbindungen liefern. Allein es würde sich hier um denselben Zirkel handeln, wie bei der alten, längst überwundenen Humustheorie in bezug auf die Bilduno- organischer Substanz in der Pflanze. Es würden die Algen immer mir mit einem gegebenen Kapital gebundenen Stickstoffs wirt- schaften, dasselbe indes niemals vermehren können. Das-egen findet tatsächlich eine Verminderung jenes Kapitals statt, die im Laufe der Zeit sein Verschwinden bewirken müsste. Nachdem K. BRANDT^) mit Recht auf die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens denitrifizierender Bakterien im Meere hingewiesen hat, wurde der Nachweis zahlreicher denitrifizierender Spaltpilze im Meere durch GRAN^) tatsächlich er- bracht. Schon kurz vorher hatte E. BaUR*) in einer, im Kieler zoologischen Institut ausgeführten Arbeit aus dem Schlamm und dem Wasser der Kieler Föhrde einige denitrifizierende Bakterien namhaft gemacht, und ich meinerseits bin zu der Annahme geneigt, dass hier wirklich denitrifizierende Arten vorliegen; nur bleibt zu berück- sichtigen, dass die Methode, deren sich BaUR bediente, wegen ihrer Zulässigkeit Anfechtung erfährt*^). Ein unzweifelhaftes Verdienst der Arbeiten BAUR's^) dürfte indes sein Nachweis nitrifizierender Bakterien im Kieler Hafen sein. Wenn somit in der Modde durch Fäulnis 1) Man erinnere sich nur der reichen marinen Tierwelt der mesozoischen Periode, der mächtigen Diatomeen-Ablagerungen in Kreide und Tertiär. 2) K. Brandt, Über den Stoffwechsel im Meere. 1. Abb. (Wiss. Meeres- uutersuchuiigen, Abt. Kiel, Bd. 4, S.215ff. (18i)9). 3) Gran, Studien über Meeresbakterien I. (Bergens Museums Aarbog 1901). . 4) BAuk, Über zwei denitrifizierende Bakterien aus der Ostsee. (Wiss. Meeres- untersuchungen. Abt. Kiel, Bd. G, S. Dff. 19()2). 5) Baür bediente sich zu den Versuchen mit seinen Bakterien einer Nitrit- bouillon, in Bezug auf welches Verfahren A. Fischer bemerkt (Vorlesungen über Bakterien, 2. Aufl., S 1!).'>): „Wir haben daraus die Warnung zu entnehmen, dass nicht jede Stickstoffentwicklung in beliebiger salpeterhaltiger Nährlösung als De- nitrification gedeutet werden darf, weshalb Salpeterbouillon durchaus imgeeignet ist für die Untersuchung des Prozesses". Diese J<^ritik Fischer's stützt sich auf eine bereits 1899 in den Annalen des Institut Pasteur erschienene Arbeit von Grimbekt. ()) Vgl. Wiss. Meeresuntersuchungen, Bd. (i, S. 7o. Zur Ernährung der Meeres-Organismen disponible Quellen an Stickstoff. 375 (also auch durch Spaltpilze) Ammoniak entsteht, so kann dies durch nitrifizierende Bakterien in Nitrate und Nitrite, und diese können durch denitrifizierende Spaltpilze zu freiem Stickstoff reduziert werden. Damit wäre das Ende der aus organischen Resten stammenden Stickstoffverbindung-en erreicht. Allein es gibt auch eine rein anorganische Quelle der Salpeter- säure in der Natur, das ist der Luftstickstoff, aus dem die Salpeter- säure durch elektrische Entladungen in der Atmosphäre entsteht. Dass dies nicht bloss durch die heftigen, bei Gewittern eintretenden elektrischen Explosionen," sondern auch durch tägliche, unscheinbare Spannungsausgleiche geschieht, zeigt das Vorhandensein von Salpeter- säure in jedem Regen wasser. Die ersten eingehenden Messungen derselben verdanken wir BOUSSINGAULT ^). Derselbe fand in den Vogesen in waldreicher Umgebung durchschnittlich 0,2 mg Salpeter- säure im Liter Regenwasser und daneben 0,6 mg Ammoniak, das wohl den Aushauchungen des humusreichen Bodens entstammen dürfte^). Grösser erwies sich der Gehalt des Pariser Regenwassers an beiden Verbindungen. Es ergab sich ferner die beachtenswerte Tatsache, dass Schnee, Hagel und Nebel an Ammoniak und Salpeter- säure weit reicher sind, als Regenwasser; der Gehalt an Salpetersäure im Nebelwasser am Liebfrauenberge in den Vogesen betrug im Oktober, November und Dezember 1857 0,39 — 1,83 9?2^ im Liter. Daraus könnte man folgern, dass in den Niederschlägen der Polar- meere weit mehr Salpetersäure enthalten ist als in denen der Tropen, und dass darum jene Meere einen grösseren Zuschuss au gebundenem Stickstoff aus der x^tmosphäre erhalten, als diese, in denen bekannt- lich die Algenvegetation verhältnismässig kümmerlich ist. Indessen bleibt auch diese Stickstoffquelle neben der ungeheuren Wassermasse des Ozeans eine geringfügige, selbst wenn wir die Tätigkeit denitrifizierender Bakterien nicht hoch veranschlagen wollen. Nehmen wir mit FR. SCHULZE^) den Gehalt der wässerigen atmo- sphärischen Niederschläge an gebundenem Stickstoff (in Form von Ammoniak und Salpetersäure) durchschnittlich für das ganze Jahr zu 1 mg im Liter, und den jährlichen Regenfall zu Va ^^^ Höhe, so empfängt aus dieser Quelle jeder Hektar Ozeanoberfläche 5 kg ge- bundenen Stickstoff im Jahre, was auf den Liter Meerwasser ausser- ordentlich wenig sein dürfte. Auch diese atmosphärische Quelle der Stickstoffverbindimgen er- scheint wenig befriedigend, wenn wir die Eiweissmengen der Tiere 1) Vgl. Fr. Schulzk, Lehrbuch der Chemie für Landwirte I, S. 12G. '2) Allerdings hat Schönbein gefunden, dass auch bei Verdampfung von Wasser salpetrigsaures Ammoniak gebildet wird, das daher auch in Spuren in der Luft vorkommt. •^) 1. c. I, s. 12(1 376 J- Reinke: und Pflanzen des Meeres aus ihr herleiten sollen. Dass sie mit zur Erzeugung von Eiweiss, namentlich durch Planktonalgen der Meeres- oberfläche dient, dürfte nicht zu bezweifeln sein. Auch daran, dass aus der Modde stammende Stickstoffverbindungen als ]S[ahrung hinzu- kommen, zweifle ich nicht. Es könnte darauf vielleicht die Abnahme des Planktons mit der Entfernung von den Küsten zurückgeführt werden. Denn in flachen Gewässern ist der moddige Grund mit seinen Exhalationen der Oberfläche nahe; über grossen Tiefen da- gegen mögen die Zersetzungsprodukte der unten lagernden toten Organismen die Oberfläche nur höchst verdünnt oder gar nicht er- reichen, zumal wenn Denitrifikation durch Bakterien eing-reift. — Gedanken über die Herkunft des Stickstoffs im Eiweiss der Meeresalgen haben mich seit langer Zeit beschäftigt; seit Jahren stellte ich mir das Problem, ob nicht durch Algen der freie, im Meereswasser absorbierte Stickstoff assimiliert werden könne. Zum Belege dessen führe ich nachstehende Zeilen meiner 1889 erschienenen Algenflora der westlichen Ostsee an (S. 15): „Übrigens ist noch nie- mals die Frage experimentell behandelt worden, ob und inwieweit die Algen imstande sein dürften, den freien, im Wasser absorbierten Stickstoff' zu assimilieren. Ich gedeuke diesbezügliche Untersuchungen demnächst in Angriff zu nehmen." Das letztere ist in den darauf folgenden Jahren geschehen, doch ohne eindeutige Resultate zu ergeben, so dass ich nichts darüber veröffentlicht habe. Anknüpfend an die Behauptung von FRANK, dass Nostocaceen Luftstickstofif sollten assimilieren können, experi- mentierte ich mit Anabaena gigantea^ indem ich sie in Meerwasser ohne gebundenen Stickstoff und mit Zusatz einiger notwendiger Salze kultivierte. Bald erhielt ich eine verhältnismässig üppige Entwicklung der Alge, bald blieb sie aus. Ich hätte daraus immerhin den Schluss ziehen können, dass jene Algesich auch ohne Xitrat- oder Ammonium- quelle zu vervielfältigen vermochte, allein es blieben dann doch die negativen Ergebnisse anderer Kulturgefässe unerklärt; und schon damals kam mir der Gedanke, dass die Algen sich den Leguminosen ähnlich verhalten möchten. So geriet ich in ein Stadium des Ab- wartens, während dessen die Feststellung der Tätigkeit der Leguminosen-Bakterien, des Clostridium Pasteurianum und zuletzt des Azotobacter Chroococcuvi erfolgte. Ich begrüsste es daher mit be- sonderer Freude, als ein tüchtiger junger Analytiker, Herr KEUTNER, im botanischen Institute bakteriologisch zu arbeiten wünschte und Herr Prof. BenECKE sich entschloss, mit Herrn KeUTNER zusammen zunächst die Frage in Angriff zu nehmen, ob im Kieler Hafen freien Stickstoff assimilierende Bakterien vorkommen. Die Entdeckung von Clostridium Pasteurianum und von Azo- tobacter Chroococcum im Schlamm und im Plankton der Kieler Fölirde Zur Ernährung der Meeres-Organismen disponible Quellen an Stickstoff. 377 durch die Herren BenECKE und KeUTNER war die Frucht jener Untersuchung^). Dadurch ist das Problem der Stickstoffassimilation durch Meeresorganismen in eine ganz neue Phase getreten. Zunächst war festgestellt, dass es in der westlichen Ostsee Pflanzen gibt, die freien Stickstoff binden, d. h. ihn zum Aufbau von Eiweiss verwenden können. Hiermit war der ungeheure Vorrat des über den Ozeanen schwebenden Luftstickstoffs unmittelbar in den Stoffwechsel der Meeresorganismen hereinbezogen. Ob die assi- milierenden Pflanzen zu den Algen oder den Spaltpilzen gehören, ist für die von den Herren BENECKE und KeUTNER gewonnene Lösung des Problems zunächst gleichgültig. — Es kommt nun weiter darauf an, ob und in welcher Weise Clostridium und Azotobacter den von ihnen gebundenen Stickstoff den Algen und den Tieren des Meeres nutzbar machen. Von manchen Tieren könnten jene Bakterien bei ihrer Grösse gefressen werden und so als unmittelbare Nahrung dienen. Aber auch an Algen könnten sie von ihren gebundenen Stickstoffvorräteu abgeben; wir denken unwillkürlich gleich wieder an die Leguminosen. Natürlich brauchte die Art der Mitteilung nicht die gleiche zu sein, wie zwischen Rhizobium und seinen Wirten. Zunächst ist daher die Verbreitung der genannten Stickstoff- bakterien"), unter denen ich der Kürze wegen allein von Azotobacter sprechen will, ins Auge zu fassen. Azotobacter findet sich zunächst im Schlamm des Meeresgrundes; das genauere Vorkommen daselbst wurde bis jetzt nicht festgestellt. Der Schlamm oder Schlick (die Modde) ist, wie wir aus den Untersuchungen G. KaRSTEN's wissen, mit einem feinen Überzüge von Diatomeen bedeckt. Vielleicht könnte Azotobacter an der Oberfläche jener Diatomeen haften. Be- merkenswert erschien mir das Ergebnis von Versuchen Herrn KeUTNER's, wonach aus reinem Ostsee wasser Kulturen von Azotobacter nicht gewonnen werden konnten. Wohl aber gelang die Kultur bei Impfung mit einer Spur von Plankton, d. h. jenen mikroskopischen, im Wasser schwebenden Algen und Thieren, die durch ein feines Gazenetz an der Oberfläche des Wassers gesammelt und zu einem bräunlichen Schlamm verdichtet werden. Diese Tatsache scheint darauf hin- zuweisen, dass Azotobacter an der Oberfläche der Planktonalgen haftet. Es war dies eigentlich von vorneherein zu erwarten. Denn Azo- tobacter bedarf zu seiner Ernährung eines Kohlenhydrats (oder einer diesem gleichwertigen organischen Verbindung), und ein solches ist im Meerwasser nicht vorhanden. Darum ist nicht einzusehen, wie Azotobacter frei schwimmend im Meerwasser sollte leben können. 1) Vgl. das Juniheft dieser Berichte. 2) Mit dem Worte Stickstoffbakterien bezeichne ich nur solche Bakterien, die freien Stickstoff assimilieren. 378 J" I^EINKE: weil äusserst unwahrscheinlich ist, dass es selbst Kohlensäure assimiliert. Da indes Azotobacter vorzüglich auf Agarplatten gedeiht, denen keine Stickstoffverbindung als Nahrungsquelle zugesetzt ist, so liegt es sehr nahe, dass der Schleim, der als Quellungsprodukt der äusseren Membranschichten die Oberfläche der Algen bedeckt, für Azotobacter eine vorzügliche Kohlenstoffquelle abgeben muss, und dass die Oberfläche der Algen in erster Linie als seine eigentliche AVohnstätte in Betracht kommen dürfte. Ich veranlasste daher Herrn KeUTNER, von frisch gesammelter Laviinaria fiexicaulis, Fucus serratus, Hydrolapathum sangumeum und anderen Algen, vorsichtig mit dem Skalpell etwas Schleim von der Oberfläche abzuschaben und zu untersuchen. Wie ich erwartet hatte, erwies sich die Oberfläche der genannten Algen bedeckt mit Azo- tobacter, das im Schleime nistet. Die Grösse und Eigenart dieses Spaltpilzes schliesst jede Verwechslung aus. Die anscheinend so reine Oberfläche von Laviinaria war wie eine Kulturplatte von Agar mit Azotobacter bedeckt; und was ist im Grunde Agar anders als Zellwandsubstanz von Algen! Es kann daher keinem Zweifel unterliegen, dass in der schleimigen Hülle unserer Meeresalgen, wie Laminaria und Fucus, Spaltpilze leben, die den im Meerwasser absorbierten Luftstickstoff zu Eiweiss verarbeiten. Ob diese Bakterien imstande sind, von ihrem Erwerb an gebundenem Stickstoff an jene Algen abzugeben, ist die zweite^ noch ungelöste Seite des Problems. Man könnte verschiedene „Arbeits- Hypothesen ** in dieser Frage aufstellen. Eine derselben könnte dahin gehen, dass, wie bei der Symbiose zwischen Rhizobium und den Leguminosen, von den Algen eine verdauende Tätigkeit durch Abscheidung eines proteolytischen Ferments innerhalb der „Schleimkutikula" auf die Bakterien aus- o-eübt würde. Wahrscheinlicher dünkt mich indes ein anderer Modus der Symbiose, den man sich folgendermassen vorstellen kann. Die Bakterien erhalten von der Alge die stickstofffreien Kohlenstoff- verbinduugen, deren sie für ihr Gedeihen als Bau- und Arbeitsstoffe bedürfen, und ])roduzieren dafür aus dem freien Stickstoff weit mehr Ammoniumverbindungen, als sie selbst nötig haben, so dass sie reich- lich davon an die von ihnen epiphytisch bewohnte Alge abgeben können. Sie würden sich somit als dem Algenkörper anhaftende Stickstoffassimilatoren der Pflanzengemeinschaft, die sie mit der Alge bilden, darstellen. Die letztere Möglichkeit bezw. Hypothese kann ich nicht er- örtern, ohne einen Ausblick zu tun auf die Vorstellungen, die ich anderweitig über den chemischen Weg der Assimilation des Luft- stickstoffs durch Bakterien entwickelt habe. Ich wies darauf hin, dass a priori das erste Glied dieser Kette, deren Endglied den Zur Ernährung der Meeres-Organismen disponible Quellen an Stickstoff. 379 Aufbau des Eiweissmoleküls darstellt, sein müsse: entweder eine Oxydation des Stickstoffs oder eine Reduktion desselben oder keins von beiden, d. h. eine Additiousvorgang. Dass es sich um -eine Oxydation handeln könnte, halte ich für ausgeschlossen, weil ein Teil der StickstofiPbakterien die Assimilation anaerob ausübt. Da mir eine Addition unwahrscheinlich dünkt ^), so gelangte ich zum Schluss, dass der Assimilation von N ein Reduktionsvororano- zu- gründe liegt, indem H in zunächst nicht genau angebbarer Zahl dem N angelagert wird. Dadurch wird beim Assimilationsvorgaug der Stickstoff auch gleich in diejenige Bindung übergeführt, in der er im Eiweissmolekül enthalten ist. Denn im Eiweiss kommt kein an O, sondern nur an H gebundener I^ vor. Selbstverständlich braucht die Reduktion des N durch das Proto- plasma der Stickstoffbakterien keine direkte zu sein. Es kann auch durch Erregung einer Gärung im Algeuschleim Wasserstoff entbunden werden und dieser in statu nascendi den Stickstoff zu Ammoniak reduzieren. Es könnte danach das erste Assimilationsprodukt des Stickstoffs Ammoniak sein, oder doch, wenn es in solchem Überschuss durch die Bakterienzelle produziert wird, dass nur ein Teil davon zur Bildung von Bakterieneiweiss Verwendung finden kann, hierbei eine Ammoniumverbindung sich abspalten, die von den Zellen der Algen absorbiert wird. — Xehmen wdr an, dass die Assimilation des N auf einer Reduktion beruht, so gliedert sich die Erscheinung damit ein in das allgemeine, weitreichende Reduktionsvermögen des vegetabilischen Protoplasma. Ist doch auch die Denitrifikation nichts anderes als die Betätigung jenes Yermögens. Wenn eine höhere Pflanze Mtrate zum Zweck der Eiweissbildung- assimiliert, so ist das ein denitrifizierender, also ein Reduktionsvoroano-. Die meisten Bakterien scheinen die Be- fähigung zum Denitrifizieren zu besitzen. Von 109 untersuchten Bakterien reduzierten 85 Nitrat zu Nitrit, .50 zu Ammoniak; mehr als 20 spalteten freien Stickstoff ab; zu den letzteren gehört aucli der an Wunden vorkommende Bacillus pyocijaneus^). Da ist es nicht zu verwundern, dass, wie BeIJERINCK^) gefunden hat, auch Azoto- bacter Chroocorcuvi zu denitrifizieren vermag. Dasselbe reduziert nach BeIJERINCE Nitrate zu Nitriten und diese weiter bis zu Ammon, doch 1) Von befreundeter Seite wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass die von Schönbein entdeckte Bildung des Ammonnitrit aus Stickstoff und Wasser vielleicht als eine Addition gedeutet werden könne. Käme dieser Vorgang in Be- tracht, so könnte man die Tätigkeit der Bakterien dabei als eine kataljtische, d. h. -denselben beschleunigende, vorstellen. 2) Nach A. Fischer, Vorlesungen II. Aufl., S. 190. 3) Centralblatt für Bakteriologie IX (i;)()2), S. 41. 380 J- Reinke: Für Meeres-Organismen disponible Quellen an Stickstoff. ohne dass freier N gebildet wird. Die Bildung- von NH' aus Salpeter- säure ist ein weitergehender Reduktionsvorgang, als die Entbindung von freiem N; wäre es daher nicht denkbar, dass Azotohacter den von ihm bei seiner denitrifizierenden Tätigkeit gebildeten N alsbald weiter zu NH'' reduzierte? Das würde auch ein Licht werfen auf seine eventuelle symbiotische Tätigkeit in der Versorgung von Algen mit gebundenem Stickstoff, wobei der elementare Stickstoff als" Quelle dient. — Als Ergebnis vorstehender Zeilen möchte ich feststellen, dass für die Stickstoffernährung der Organismen des Ozeans zwei Magazine in Betracht kommen: Erstens die Modde des Meeresgrundes. Sie besteht aus dem Detritus toter Tiere und Pflanzen und liefert gebundenen Stickstoff teils als unmittelbares, teils als mittelbares Zersetzungsprodukt von Eiweiss. Diese Stickstoffquelle erhält einen geringfügigen Zuschuss^) aus den in den Ozean mündenden Strömen. Zweitens der über dem Ozean schwebende Vorrat von luft- förmigem Stickstoff. Dieser wird in Stickstoffverbindungen überseführt a) durch physikalische Vorgänge in der Atmosphäre, die nament- lich Salpetersäure erzeugen, welche mit den Niederschlägen dem Meerwasser zugeführt wird; b) durch die assimilierende Tätigkeit von Stickstoff bakterien, die den im Meerwasser absorbierten Stickstoff reduzieren und mutmasslich einen Teil der so gewonnenen Stickstoffverbin- dungen an Algen, namentlich auch an die im Plankton frei schwebenden Arten derselben, abgeben können. Diese letztere Menge von gebundenem Stickstoff ist natürlich im Meer- wasser nicht nachweisbar. Nuumehr wird es ein grosses Interesse haben, an der Oberfläche von Algen der verschiedenen Meere des Erdballs nach Stickstoff assimilierenden Bakterien zu suchen. Ich vermute, dass sich hierbei erhebliche Verschiedenheiten in bezug auf die Stickstoffernähruug der Algen ergeben werden. Auch die Oberfläche von Algen süsser" Ge- wässer könnte auf das Vorkommen von Stickstoffbakterien hin unter- sucht werden. 1) Von K. Brandt wird dieser Zuschuss weit höher bewertet, als hier ge- schehen konnte. Vergl. I.e. und: Über den Stoffwechsel im Meere. 2 Abhandl. in Wissensch. Meeresuntersuchungen, Abt. Kiel, Bd. (!, S. 25 ff. H. Molisch: Hervorspringen von Wassertropfen aus dem Blatte von Colocasia. 381 51. Hans Moii seh: Das Hervorspringen von Wassertropfen aus der Blattspitze von Colocasia nymphaefolia Kth. (Caladium nymphaefolia hört.) Mit Tafel XX. Eingegangen am 15. Juni 1903. Wenn von dem im Pflanzenreiche so verbreiteten A-'orD-ano- der Guttation gesprochen wird, so werden die Aroideen mit Kecht als ein o-länzendes Beispiel hierfür angeführt, wo man die Erscheinung in aller Schärfe beobachten kann. Und unter den Aroideen verdient in dieser Beziehung die Colocasia antiquwum Schott mit ihren zahl- reichen Varietäten an erster Stelle genannt zu werden, denn keine Pflanze besitzt nach meinen Erfahruno-en eine so aussriebisre und energische Guttation wie gerade diese. Wir verdanken DUCHAETRE^) über die Tropfenausscheidung ans der Blattspitze der genannten Pflanze eine überaus gründliche, auf mehrjährigen Beobachtungen beruhende Abhandlung, welche uns bis ins Einzelne mit dem Phä- nomen bekannt macht. Dennoch blieb dem französischen Autor ein Vorgang hierbei verborgen, der unser grösstes Interesse hervorzurufen o'eeio-net ist und der von MüNTINGH bereits 1672 entdeckt und von ihm mit folgenden Worten beschrieben wird: „Denn wenn die Pflanze das Wasser aus den Unterschälchen durch die Wurzelspitzen auf- genommen hat, wirft sie dasselbe des Nachts durch die Blattspitzen wieder aus, wenn die Blätter halb offen und noch aufgerollt sind; das Wasser strömt in einem Bogen, wie eine Fontaine ans, so fein nnd dünn als ein Haupthaar, jedoch so, dass ein williger und auf- merksamer Beobachter es sehen und seine Hand darunter haltend sich überzeugen kann, dass sie von einem reinen Wasser nass wird. Wenn die Blätter ganz offen sind, nimmt diese Kraft ab, und sie geben dann aus den Blattspitzen ganze Wassertropfen, so klar wie Krystall, welche auf die Erde fallen und sie befeuchten." Nachdem MUNTINGH noch hervorgehoben, dass die Erscheinung von 6 Uhr abends bis 8 Uhr morgens zu beobachten ist, fährt er fort: „Dieses Wunder der Natur wird dem gefälligen Leser nicht nur sonderbar, sondern vielleicht unglaublich erscheinen, obgleich die Sache wahr- haftig und unbezweifelbar ist, und auch oft von ehrlichen und vor- 1) P. DuCHARTRE, Recherches physiologifjues, anatomiques et organogeniques sur la Colocase des anciens, Colocasia antiquorum Schott. Annal. des sciences nat. IV. ser. Botanique, T. XII, 1859, p. 232-279. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXI. 26 382 Hans Molisch: trefflichen Leuten in meinem Garten gesehen und mit Erstaunen anerkannt ist, wenn ich ihnen dieselbe zeigte." DUCHARTRE kannte offenbar MUNTINGH's Beobachtung nicht, und obwohl er sich mit der Guttation der Colocasia mehrere Jahre ab- gegeben, erwähnt er die Ausschleuderung der Tropfen mit keinem Worte. Einige Jahre nach dem Erscheinen von DüCHARTRE's Arbeit machte MÜSSET^) auf die Lücke in DUCHARTRE's Abhandlung auf- merksam und spricht darüber seine Verwunderung aus, dass DUCHARTRE die Fähigkeit der Colocasia, aus der Blattspitze Wassertropfen hervor- zuschleudern, nicht gesehen hat. Denn die Blattspitze besitze nicht bloss das Yermögen, in rascher Folge kleine Tröpfchen abzuscheiden, die sich zu einem grösseren, durch sein Gewicht abfallenden Tropfen ansammeln, wie es SCHMIDT") und DUCHARTRE beschrieben haben, sondern auch die Fähigkeit, kleine Tröpfchen in rhythmischer Weise herauszuschleudern, so dass sie in einer Parabel zur Erde fliegen. — Obwohl man in neuerer Zeit der Guttation vielfach Aufmerk- samkeit geschenkt hat, wurden die erwähnten älteren Beobachtungen nicht bloss keiner Nachprüfung gewürdigt, sondern auch in Zweifel gezogen oder mit Stillschweigen übergangen, offenbar weil man sie selbst nicht beobachtet oder für Übertreibungen gehalten hat. So gibt Sachs die einschlägigen Angaben mit grosser Reserve, indem er sagt: „nach einer Angabe von MÜSSET sollen zuweilen die aus- gepressten Wassertropfen sogar einige Centimeter weit fortgeschleudert werden."^) Ich kultiviere durch 5 Jahre hindurch Caladium nymphaefolium*) in einem warmen Gewächshaus meines Institutes und habe jedes Jahr durch Monate hindurch Gelegenheit gehabt, die Guttation dieser Pflanze zu beobachten und mich zu überzeugen, dass sie tatsächlich imstande ist, Wassertro])fen aus der Blattspitze mit einer gewissen Kraft herauszuschleudern. Ich will nun die Bedingungen und die Verhältnisse beschreiben, unter denen die genannte Erscheinung mit Sicherheit zutage tritt. Vor allem muss man für günstige Kultur- bedingungen sorgen. Im Monat März wird auf einem Parapet des Warmhauses durch etwa 30 — 40 cm hohes Aufschütten von guter Erde (^Mistbeet- und Komposterde) ein Beet hergerichtet, und die Knollen, die über dem Winter ruhten, eingepflanzt. Unter diesen Verhält- 1) M. JlusSET, De l'ejaculation de la seve aqueuse dans les feuilles du Colo- casia esculenta (Schott). Comptes rendus T. LXI. Juillet-Dec. 18G5, p. 683. 2) Schmidt, BeobachtuBgen über die Ausscheidung von Flüssigkeit aus der Spitze der Blätter des A?-um Colocasia, Linnaea VI, ISol, S. (Jö — 75. 3) J. Sachs, Vorlesungen über Pflanzenphysiologie, 2. Aufl., Leipzig 1887, S. 2G0. 4) Diese Pflanze ist wahrscheinlich eine von den vielen in den Gärtnereien kultivierten Varietäten der Colocasia antiquorim Scliott. Hervorspringen von Wassertropfen aus der Blattspitze von Colocasia. 383 Bissen ist das entstehende Wurzelsystem in seiner Entwickelung nicht wie in einem Bhimentopf gehemmt, sondern es kann sich auf weite Strecken ausbreiten und deshalb einen o-rossen Wurzeldruck erzeus-en. Die zuerst entstehenden Blätter sind relativ klein, aber schon im Mai können sie eine ansehnliche Grösse erreichen, die sich in den folgenden Monaten noch steigern kann. Selbst wenn man nur 3 Pflanzen ausgepflanzt hat, stehen einem Blätter von verschiedenem Alter und ungleicher Entwickelung zur Verfügung und darauf kommt es eben an, falls man die Guttation in ihren verschiedenen Phasen studieren will. Das Herausschleudern von Wassertröpfchen tritt nämlich für gewöhnlich nur an dem jüngsten, sich aus der Knospe (scheinbar aus dem Stiele des nächstjüngeren Blattes) hervorschiebenden Blatte aus, wenn es noch eingerollt und mit seiner Spitze mehr oder minder nach aufwärts ge- richtet ist. Derartige Blätter zeigen namentlich bei günstiger Temperatur des feuchtwarmen Gewächshauses das Hervorspringen der Wasser- tröpfchen in ausgezeichneter Weise. An regnerischen trüben Tagen, wenn die Atmosphäre mit Wasserdampf gesättigt und die Transpiration auf ein Minimum reduziert ist, kann man das Springen der Tropfen Tag und Nacht ununterbrochen beobachten, an sonnigen Tagen unter- bleibt hingegen die Guttation für gewöhnlich während des Tages, um knapp vor Sonnenuntergang oder nach demselben zu beginnen. Zunächst erscheinen die Tröpfchen in längeren Intervallen, dann immer schneller, schliesslich so schnell, dass man kaum im stände ist, die fliegenden Tröpfchen zu zählen. 3Iorgens, wenn die Sonne die Pflanze wieder triff't, verlangsamt sich das Tempo, und die Aus- scheidung hört schliesslich ganz auf. — Steht das Blatt mit seiner Spitze ziemlich vertikal oder schief gegen den Horizont, so fallen die geschleuderten Tröpfchen in para- bolischem Boo-en zur Erde. Zeigt das Blatt eine nahezu horizontale Lage und bleibt die Ausführungsöffnuug der Blattspitze zufällig auf- wärts, so fliegen die Tröpfchen nahezu 1 cm vertikal in die Höhe und dann zur Erde. Folgen die Tröpfchen rasch aufeinander, so macht das ganze Schauspiel einen höchst überraschenden Eindruck, man glaubt einen Springbrunnen, eine Art lebende Fontäne zu sehen. Der Leser wird von dem Schauspiel eine sehr gute Vorstellung gewinnen, wenn er die Fig. 1 — 3 betrachtet und die Figureuerklärung liest. Er muss sich hierbei vor Augen halten, dass die Originalphoto- graphieu Zeitaufnahmen darstellen und daher nicht der einzelne Tropfen, sondern die von ihm zurückgelegte Bahn zu seilen ist. Ich bemerke, dass jedes gesunde, in der angegebenen Weise gezogene Exemplar die Erscheinung unter sonst günstigen Bedingungen zeigt. Doch kann man das Springen der Tropfen auch an Exemplaren 20* 384 Hans Molisch: beobachteu, die in sehr grossen Blumentöpfen stehen, oder an Frei- landexemplaren z. B. in Prag^J. Mit der grössten Intensität trat mir aber die Erscheinung stets im feuchtwarmen Gewächshause entgegen, und hier konnte ich, nach der Zahl der erschieneneu Tropfen und der Menge der ausgeschiedenen Flüssigkeit zu schliessen, das Phänomen in einer Vollkommenheit bewundern, wie kein Beobachter zuvor. Um von der B,aschheit im Erscheinen der geschleuderten Tröpfchen einen Begriff' zu geben, diene die folgende Tabelle I. Beobachtet wurde das noch zusammengerollte Blatt einer im feuchtwarmen Ge- wächshause im Beete kultivierten überaus kräftigen Pflanze. Die Temperatur schwankte zwischen 20 — 30° C. Tabelle I. Tag im Juli 1903 Stunde Zahl der geschleuderten Tröpfchen pro Minute Anmerkung 9. 5 h. 13 a. m. 40 Klarer Himmel. 5 h. 19 a. m. 39 Klarer Himmel. 8 h. 2(i p. ni. 106 Es regnet stark. Sh. 35 p. m. 104 Es regnet stark. 10. 5 h. 5 a. m. 7G Es regnet stark. 5 h. 10 a. m. 75 Es regnet stark. 9li. s p. m. im Bewölkt. 9 h Ki p. m. 155 Bewölkt. 11. 5 h a. m. 131 Trübe. 5 h. .") a. in. 13() Trübe. 5 h. ]). m. 0 Sonnenschein. 9 h. 45 a. m. 95 Es regnet. 9 h. 51 a ra. 9() Es regnet. 12. 5 h. 6 a. m. 91 Klarer Himmel. 5 h. n a ni. 91 Klarer Himmel. Ih. '2o p. m. 0 Klarer Himmel. 10 h. 28 p. m. 92 Es regnet. 10 h. p m. 93 Es regnet. 13. 5 h. 5 a. m. 93 Es regnet. 5 h. 12 a. m. 91 Trübe. 1) Auf den Sandwichs-Inseln wird die Colocasia esculenta wie an anderen Orten der Tropen und Subtropen viel kultiviert. In der Umgebung von Honolulu liabe ich das Hervorspringen von Wassertropfen bei dieser hier zu Millionen in sumpfigen Gebieten gezogenen Pflanze gleichfalls beobachtet. Hervorspringen von Wassertropfen aus der Blattspitze von Colocasia. 385 Nun begann sich das Blatt aufzurollen, dasselbe fährt dann zwar fort, Wasser auszuscheiden, aber die Tröpfchen werden nicht mehr weggeschleudert. Aus der Tabelle geht hervor, dass bei meinen Yersuchspflanzen bis 163 Tröpfchen pro Minute hervor- sprangen. Wo kommen nun die Tröpfchen hervor? Etwa 2 — 3 mm von der äussersten Spitze des Blattes findet sich eine Längsfurche, eine Art Grube, die von einer wulstartigen Auftreibung seitlich umsäumt wird. Schon mit freiem Auge, noch besser mit einer Lupe, kann man eine bis vier verschieden grosse Offnun";en bemerken, die, wie *_/ O 7 7 die mikroskopische Untersuchung lehrt, grossen Wasserspalten ent- sprechen. Neben diesen finden sich noch kleinere, die aber mit der Lupe noch nicht wahrgenommen werden können. Diese Wasser- spalten stellen die Ausführungsöffnungen von grossen Intercellular- kanälen dar, die sich weit in den grossen Mittelnerv und in den Randnerv hinein verfolgen lassen und die so weit sind, dass man ein Menschenhaar bequem hineinstecken kann. Die Kanäle stehen wieder mit den Gefässbündeln in inniger Berührung. Die Anatomie des Blattes und insbesondere der Verlauf der Kanäle, die das aus den Oefässen herausgepresste Wasser aufnehmen und bis zu den Wasser- spalten weiterführen, wurden seinerzeit von DUCHARTRE so genau beschrieben, dass ich mich darauf berufen kann. Aus den Grübchen (Wasserspalten) kommen nun die Tröpfchen hervor^). Was \)Q\ Colocasia so besonders auffällt, ist, dass das Wasser nicht kontinuierlich fliesst, sondern rhythmisch in Tröpfchen aus- geworfen wird. Musset gebraucht dafür sogar das Wort Systole und Diastole, ja er will sogar bei Betrachtung mit einer starken Lupe ein abwechselndes Heben und Senken der Epidermis gesehen haben ^). Dergleichen habe ich bei öfterer sorgfältiger Betrachtung nicht be- obachten können, auch halte ich es weder für glücklich, noch für berechtigt, das rhythmische Hervorspringen der Tröpfchen mit den Pulsationen unseres Kreislaufs zu vergleichen, da der osmotische Druck der W^urzel oder die Wnrzelkraft solchen regelmässigen Schwankungen innerhalb so kurzer Zeiträume nicht unterworfen ist. Der Grund, warum das Wasser in kurzen Zwischenräumen tröpfchenartig hervorspringt, liegt vielleicht darin, dass der Austritt der Flüssigkeit bei den kleinen Öffnungen der Wasserspalten einem grossen kapillaren Widerstand begegnet. Infolge dessen steigert sich unterhalb der Öffnung, unter gleichzeitiger Spannung der Kanalwände, 1) Dies wird unbegreiflicherweise von Unger bezweifelt. Unger, Beiträge zur Physiologie der Pflanzen. Über die Allgemeinheit wässeriger Ausscheidungen und deren Bedeutung für das Leben der Pflanzen. Sitzungsber. der Kais. Wiener Akad. 18.38, S. 111. 2) Müsset, 1. c S. GS.'). 386 Hans Molisch: der Druck bis zu einem gewissen Maximum. Endlich wird der Widerstand plötzlich überwunden und ein Tröpfchen mit solcher Kraft herausgepresst, dass es eine Strecke weit fliegt. Mit dem plötzlichen Austritt des Tropfens lässt die Spannung im Innern der Kanäle wieder nach, der Druck muss erst wieder eine gewisse Grösse erreichen, bis der kapillare Widerstand überwunden werden kann, und so geht das Spiel weiter fort. Hierzu kommt, dass die Umgebung der Grübchen infolge eines feinen Wachsüberzuges nicht oder schwer benetzbar ist und die Flüssigkeit sich nicht ausbreitet, sondern sofort eine für die Schleuderbewegung geeignete Form, nämlich Kugelgestalt annimmt. Wer die Beschreibung MUNTINGHs von unserm Phänomen liest, muss auf den Gedanken kommen, dass das Wasser in einem feineu Strahle und nicht in Tröpfchen hervorspritzt. Mit Rücksicht darauf bemerkt PFEFFER: „Deshalb dürfte aber doch wohl MüNTINGH (1672) übertreiben, wenn er angibt, er habe aus Aroideenblättern einen feinen Wasserstrahl wie aus einer Fontäne hervorspringen sehen ^)." Yon einem Austreten eines Wasserstrahles ist in der Tat niemals etwas zu sehen, doch kann ein rasch dahinfliegendes Tröpfchen eine kontinuierliche Bahn, also einen Wasserfaden vortäuschen, da der Lichteindruck, den das Tröpfchen hervorruft, im Auge erst nach einiger Zeit verschwindet (vergl. Fig. 1 — 3). So wie ein im Kreise rasch geschwungener glimmender Span als geschlossener feuriger Kreis gesehen wird, ebenso kann auch der fliegende Tropfen bei ge- nügender Schnelligkeit als Wasserstrahl erscheinen. Bereits MÜSSET^) hat aber gezeigt, dass ein wirklicher Wasser- strahl für kurze Zeit künstlich erzeugt werden kann, wenn man das noch zusammengerollte Blatt mit den Fingern drückt. Diese Angabe ist vollständig richtig. Ich konnte den Wasserstrahl am leichtesten erzeugen, wenn ich das gerollte Ende des Blattes gleich hinter der Spitze zwischen Daumen und Zeigefinger drückte. Die rhythmische Ausscheidung wird hierdurch sofort beschleunigt und end- lich erscheint für eine oder ein paar Sekunden ein fak- tischer Wasserstrahl. Dies erklärt sich so. Die gegen die Spitze des Blattes zusammenfliessenden Intercellularkanäle erweitern sich hier bedeutend und enthalten eine relativ grosse Menge von Wasser gespeichert. Drückt man auf diese Kanäle, so spritzt das Wasser wie aus einem mit einer feinen Öffnung versehenen Kautschukballon im Strahle heraus. Nach kurzer Zeit, sowie die Kanäle sich wieder mit Wasser gefüllt haben und die rhythmische Ausscheidung beginnt, lässt sich der Versuch von neuem wiederholen. 1) W. Pfeffer, Pflanzenphysiologie. 2. Aufl , 1S97, S. 2G2. 2) Müsset, 1. c S. 085. Hervorspringen von W assertropfeu aus der ßlattspitze von Colocasia. 387 Ist die Blattspreite aufgerollt und flach ausgebreitet, so vollzieht sich die Wasserausscheidung in anderer Weise: die Tröpfchen werden nicht mehr von der Spitze weggeschleudert , sondern sie perlen in mehr oder minder rascher Folge gewöhnlich aus der grössten, schon mit freiem Auge sichtbaren Wasserspalte hervor, um sich an der äussersten Spitze sofort zu einem immer grösser werdenden Tropfen zu vereinigen, der schliesslich infolge seines Gewichtes abfällt. Bei sehr alten Blättern kann das Wasser, wahrscheinlich weil die Spitze den Wachsüberzug allmählich eiubüsst und leichter be- netzbar wird, auch kontinuierlich, also nicht mehr rhythmisch im Tröpfchen hervorquellen und sich zu einem grossen, mehr und mehr anschwellenden Tropfen ansammeln. Die Zahl der aus ausgewachsenen Blättern hervorquellenden kleinen Tröpfchen kann unter günstigen Verhältnissen eine erstaun- lich grosse sein, wie die in der Tabelle II zusammengestellten Re- Tabelle II. Tag im Juli lilCÖ Stunde Tröpfchen pro Minute Anmerkung 5. 12 h. 1 p.m. 61 Bev?ölkt. 12 h. 5 p. m. 60 Bewölkt. 9 h. 50 p m. 28 Klarer Himmel. 9 h. 50 p. m. 28 Klarer Himmel. (i. 5 h. 2 a. m. 27 Klarer Himmel. 5 h. S a. m. 27 Klarer Himmel, 12 h. 22 p. m. 84 Es regnet stark. 12 h. 28 p. m. 88 Es regnet stark. H h. 55 p. ni. 152 Bewölkt. 9 h. 4 p. m. 150 Bewölkt. 7. (j h. 4 a. m. 100 Ganz bewölkt. (i h. 8 a. m. 103 Ganz bewölkt. 12 h. 27 p. m. 40 Bewölkt. 12 h. .>) p m. 56 Bewölkt. 9 h. lo p. m. 148 Bewölkt. 9 h. 19 p. m. 124 Bewölkt. 8. 5 h. 14 a. ni. 160 Bewölkt. 5 h. 21 am. 146 Bewölkt. 12 h. 21 p. m. 120 Bewölkt. 12 h. 27 p. m. 124 Bewölkt. 10 h. 12 p.m. 184 Klarer Himmel 10 h. 15 p m. 190 Klarer Himmel. 388 Hans Molisch: sultate zeigen. Die Daten beziehen sich auf ein sehr grosses Blatt eines im Beete eines Warmhauses stehenden Caladium nymphae- folium. Die Blattspreite war 8G cm laug und 54 an breit, der Blatt- stiel 95 rm lang. Temperatur 20— 30° C. Während der Beobachtungszeit wurden demnach 27 — 190 Tröpf- chen innerhalb einer Minute ausgeschieden. Es herrschte zumeist trübes und regnerisches Wetter, daher erfolgte die Guttation auch zu Mittag, dies ist aber bei sonnigem Wetter selbst im Warmhaus ge- wöhnlich nicht der Fall. Die erstaunlich grosse Zahl von Tröpfchen — in der Minute bis 190! — regte mich, da von DUCHARTRE an im Freien beob- achteten Exemplaren nur eine bedeutend geringere Ausscheidung festgestellt werden konnte, an, die Wassermengen genau zu be- stimmen, die in einer bestimmten Zeit dem Blatte aus der Spitze entströmten. Bei diesem Versuche wurde die Blattspitze in ein Glas- gefäss eingeführt; überdies wurde das Blatt, da es nyktitropische Be- wegungen ausführt, durch einen Bindfaden in passender Weise fixiert. Die Verdampfung des sich ansammelnden Wassers war in dem mit Wasserdampf fast gesättigten Gewächshause sehr gering, so dass der sich hieraus ergebende Fehler vernachlässigt werden durfte. Das dem Versuche unterworfene Blatt war sehr gross und hatte annähernd dieselben Dimensionen wie das in Tabelle II. Temperatur 20-30° C. Gemessen wurde stets das Wasser, welches sich innerhalb 12 Stunden bei Tag (von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends) und bei Xacht (von 7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens) augesammelt hatte. Tabelle III. Tag 1903 ö. Juli . . <;. Juli . . 7. Juli . . S.Juli . . O.Juli . . 10. Juli . . 11. Juli . . 12. Juli . . 13. Juli . . Summa Zahl der Kubik- Zahl der Kubik- zentimeter, aus- Zentimeter, aus- geschieden während geschieden während der Tageszeit der Nachtzeit (Jö 81 rrl 77 (iö 97 4.") 72 42 70 17 6ii 15 :a :)4 8S — 4S oO.) (>").•; Hervorsprino^en von Wassertropfen aus der Blattspitze von Colocasia. 389 Vom 5. bis 13. Juli wurden daher von einem einziaen Blatte durch die Spitze 1008 rem, also mehr als 1 l Flüssig- keit ausgeschieden. In einer einzigen Xacht erreichte die Ausscheidung die enorme Höhe von 91 ccm, also nahezu 7io ^■ Diese ganz auffallend grosse Abscheidung von Wasser lehrt, dass die Erscheinung der Guttation im Vergleich zu anderen Gewächsen hier den höchsten Grad der Vollendung erreicht hat. Erwägt man, dass die abgetropfte Flüssigkeit nur wenig mineralische Stoffe ent- hält, dass also die mit dem Bodenwasser aufgenommenen Mineral- salze grösstenteils zurückgehalten werden, so können wir DUCHARTRE nur beipflichten, wenn er die Guttation eine Art flüssige Transpiration (une transpiration liquide nocturne) nennt, welche die gewöhnliche, bei Tag sich abspielende gasförmige Transpiration zu ersetzen hat. Die bei Caladium nymphaefoliuvi so vollkommen ausgebildete Erscheinung der Guttation erweckte in mir den Wunsch, auch bei anderen Pflanzen den Austritt des durch den Wurzeldruck empor- gepressten Wassers in auffallenderer Weise zu demonstrieren. Ge- wöhnlich wird zur Veranschaulichung des Wurzeldrucks auf den Stammstumpf der Versuchspflanze mittels eines Kautschukschlauches ein Glasrohr aufgesetzt und das Aufsteigen des Wassers in längeren Zeitintervallen an der Höhe der Wassersäule abgelesen. Man kann jedoch das Ausfliessen des Wassers viel anschaulicher ad oculos demonstrieren, wenn man anstatt des relativ weiten Glasrohres eins aufsetzt, das in eine längere, schief nach abwärts gebogene Kapillar- röhre ausläuft, wie dies aus der Fig. 4 ersichtlich ist. Benutzt man eine kräftige Boehmeria utilis oder eine andere Pflanze mit starkem Wurzeldruck zu dem Versuche, so kann man das Erscheinen und Abtroi)fen des Wassertropfens am Kapillarmunde bequem beobachten. Fresst man durch einen Fingerdruck auf das Kautschukrohr rasch etwas Wasser aus und lässt dann los, so bilden sich innerhalb der Kapillarröhre gewöhnlich mehrere Luftbläschen. Nach kurzer Zeit beginnen sich dann die Luftbläschen zu bewegen, das durch den Wurzeldruck ausgepresste Wasser dräagt die Luftbläschen gegen das Ende der Kapillarröhre, und zwar so rasch, dass man ihre Be- wegung und infolge dessen die des Wasserfadens direkt mit freiem Auge verfolgen kann. Ich erwähne diesen Versuch, weil er den Wurzeldruck in höchst anschaulicher Weise zu erkennen gibt und sich für Vorlesungen in ausgezeichneter Weise eignet. Prag, Pflanzenphysiolog. Institut der k. k. deutschen Universität. 390 W. Wächter: Erklärung- der Abbildungen. Die Figiu-en 1 — o sind nach Photographien des jungen, noch zusammengerollten Blattendes von Caladium nymphaefolium wiedergegeben, in der Zeit, wo es Wasser- tropfen emporschleudert. Da die Momentaufnahme wegen des etwas düsteren Glas- hauslichtes nicht gelang, so wurden Zeitaufnahmen von mehreren unmittelbar aufeinander fliegenden Tröpfchen gemacht. Dies ist der Grund, warum man nicht die Tropfen, sondern nur ihre Bahn sieht. Fig. 1. Dieselbe zeigt die eben noch erkennbare Bahn des im Bogen aufwärts und dann abwärts fliegenden Tröpfchens. „ 2. Dasselbe im verkleinerten Massstabe, die Bahn des Tröpfchens im Original durch Retouchiereu etwas deutlicher gemacht. „ 3. Dasselbe, aber bei anderer Stellung des Blattes. „ 4. Versuch über Wurzeldruck. Auf den Stammstumpf einer Boehmeria utilis wurde mittels eines Kautschukschlauches ein Glasrohr aufgesetzt, das in eine feine Kapillare ausläuft. Das Ausfliessen des Wassers gibt sich in höchst anschaulicher Weise durch das rasche Anwachsen eines Tropfens am Kapillarmunde zu erkennen. Der Tropfen fällt durch seiu Eigen- gewicht ab und wird alsbald durch einen neuen ersetzt. 52. W.Wächter: Zur Kenntnis der richtenden Wirkung des Lichtes auf Koniferennadeln. Mit zwei Holzschnitten. Eingegangen am 21. Juli 1903. Die Ursache der sogen aiiu teil Scheiteluiig mancher Kouiferen- nadeln, die neben der Anisophyllie den Abietineen ihren dorsiveutraleii Charakter verleiht, ist nach den vorliegenden Untersuchungen vor allem auf die Einwirkung der Schwerkraft und des Lichtes zurück- zuführen. — Inwieweit andere Faktoren, Epinastie, korrelative Be- einflussung der Seitensprosse durch die Hauptachse, dabei eine Rolle spielen, ist noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen*). — Aus den Untersuchungen FßANK's*) geht hervor, dass die plagiotropen Sprosse der meisten dorsiventral gebauten Koniferen auch in der Dunkelheit ihre Dorsiventral ität mehr oder weniger beibehalten. FRANK folgert aus seinen Versuchen, dass die Schwerkraft die Ursache der Dorsi- ventralität ist, gibt aber zu, dass das Licht in gleichem Sinne wirken könne, da manche Koniferen, wie Ta,vus bareata, im Dunkeln eine ausgesprochene Dorsiventralität nicht erkennen lassen. 1) Vergl. z. B. de Vries, Arb. des botan. Instituts in Würzburg. B. I, S. 223. 2) Frank, Die natürliche wagerechte Richtung von Pflauzenteilen, Leipzig 1.S70; Bot. Zeit. 1873, S. 51; Lehrbuch 1892, S. 416. Zur Kenntnis der richtenden Wirkung des Lichtes auf Koniferenuadeln. 391 Einen positiven Beweis für die Schwerkraftswirkung auf die Dorsiventralität der Koniferenzweige gibt uns CZAPEK^): Im Dunkeln angestellte Klinostatenversuche mit drei- bis vierjährigen Exemplaren von Abies pectinata zeigten, dass die neugebildeten Sprosse „ohne jede auffallende Dorsiventralität" blieben, während nach FRANK (1. c.) die Dorsiventralität erhalten bleibt, w-enn sich die jungen Triebe bei normaler Lage im Dunkeln entwickeln. Auch [BaRANETZKY ^ er- wähnt, dass an Klinostatenversuchen die Nadeln von Picea excelsa Lk. niemals gescheitelt wurden. Wie sehr das Licht von Bedeutung, sowohl bezüglich der Scheitelung, als auch der Anisophyllie ist, lehren Untersuchungen GOEBEL's^). Letzterer beobachtete z. B. an frei stehenden, kräftiger Beleuchtung ausgesetzten Zweigen von Abies pectinata keine Scheitelung, „die Nadeln sind alle miteinander mehr oder minder steil gegen die Rückseite des Sprosses hin aufgerichtet". Offenbar verhalten sich gegenüber äusseren Einflüssen die ver- schiedenen Gattungen und Arten der Koniferen nicht gleich, und e& dürfte darum nicht ohne Interesse sein, Einzelfälle kennen zu lernen, die uns darüber Aufschluss geben, inwieweit Schwerkraft, Licht oder andere Faktoren für sich allein einen richtenden Einfluss auf die Nadeln auszuüben vermögen. — Zwei derartiger Einzelfälle seien hier mitgeteilt. An einer im Versuchsgarten des botanischen Instituts der tech- nischen Hochschule in Aachen als Abies nobilis glaura bezeichneten Konifere fielen mir einige nahezu radiär gebaute Seitenzweige auf, die auf der Rückenseite eines dorsiventralen Seitenzweiges inseriert waren und orthotropen Wuchs zeigten; und zwar standen diese Zweige an sehr schwach belichteten Stellen. Diese Beobachtung, die man übrigens auch gelegentlich an der Abies -pectinata machen kann, ver- anlasste mich "^zur Wiederholung der FRANK'schen Yerdunkelungs- versuche. — Einige Seitenzweige in verschiedener Höhe des Baumes wurden vor dem Austreiben der Knospen in allseitig geschlossene Holzkästen geleitet, die so befestigt waren, dass die Zweige in ihrer natürlichen Lage verblieben. Im Spätherbst wurden die Kästen ab- genommen, und man konnte, wie aus Fig. 1 ersichtlich ist, konsta- tieren, dass der im Dunkeln erwachsene Spross ein wesentlich anderes Aussehen hatte als die belichteten. — Die Dorsiventralität unserer Spezies charakterisiert sich dadurch, dass die Nadeln der Unterseite und der Flanken sich anfangs ein wenig scheiteln und sich dann in 1) Weitere Beiträge zur Kenntnis der geotropischen Reizbewegungeii. Jahrb. für wissensch. Bot., Bd. 32, S. 2GS. 2) Über die Ursachen, welche die Richtung der Aste der Baum- und Strauch- arten bedingen. Ergänz.-Band 11)01, S. 209. 3) Organographie, S. 119, 215. 392 W. Wächter: leichtem Bogen aufwärts krümmen, während sich die Nadeln der Kückenseite fast rechtwinklig in der Medianebene aufwärts biegen. — An den neugebildeten etiolierten Sprossen fällt zunächst auf, dass die Nadeln nicht mehr zenitwärts aufgerichtet sind; die Sprosse sind nahezu radiär gebaut, und an einzelnen von ihnen konnte man selbst bei genauerer Betrachtung keine Scheitelung der unteren Blätter wahrnehmen; der etiolierte Spross ist kleiner als der vorjährige, ebenso die Nadeln, die vollkommen ausgebildet und fast sämtlich geg-en die Basis hin nach aussen umgebogen sind und nicht, wie bei Taxus z. B., mehr oder weniger in der Knospenlage verbleiben (Frank). — Dass nicht alle neugebildeten Zweige in gleich voll- kommener Weise radiär gebaut waren, kann nach den Ergebnissen der FKANK'schen Versuche nicht überraschen. FRANK^) fand an Prunus Picea L. {Abies pectinata DC.) gelegentlich junge Sprosse, deren Nadeln in der Knospenlage verblieben, und solche, die „alle Fig. ]. Übergänge hiervon zur typischen Stellung der Nadeln" zeigten-). Bezüglich des FRANK'schen Erklärungsversuches dieser Erscheinung: „Wir haben es hier offenbar mit einem Zurückgreifen auf frühere einfache Zustände zu tun, die vielleicht einstmals lange Zeiträume hindurch die Form unserer Pflanze charakterisierten, und die ge- eignet sind, uns die Geschichte der allmählichen Erlernuno- jener Blattbewegungen auch heutigen Tages noch zu erzählen (1. c. S. 92)," wäre vielleicht zu erwägen, ob wir es nicht lediglich mit einer Nach- wirkung zu tun haben. KNY^) hat gezeigt, dass die Anisophyllie bei Abies pectinata erst im zweiten Jahre umgekehrt wird, wenn man Zweige, um 180° gedreht, befestigt. Hiernach wäre es immerhin nicht unmöglich, dass Sprosse, die im Dunkeln Übergänge zwischen dorsiventralem und radiärem Bau zeigen, im nächsten Jahre voll- kommen radiär gebaute Zweige bilden. Bei der Empfindlichkeit gegen Lichtabschluss dürfte es allerdings kaum gelingen, einen Zweig 1) Die uatürlichc Wcagerechte Richtung u. s. w., S. i)2. '2,) Vergl. auch Nordhausen, Untersuchungen über Asymmetrie von Laub- bUUtern höherer Pflanzen. Jahrb. für wiss. JBot., Bd. .17, S. 47, o) Über den Einfluss der Schwerkraft auf die Koniferenblätter. Bot. Ztg. 1873, S. 434. Zur Kenntnis der richtenden Wirkung des Lichtes auf Koniferennadehi. 393 während zweier Vegetationsperioden am Leben zu erhalten. — Hin- sichtlich der Anisophyllie bei unserer Yersuchspflanze ist zu bemerken, dass ohne Messungen an den etiolierten Sprossen kein Unterschied in der Länge der Nadeln wahrgenommen wurde. Messungen ergaben, dass sich die Nadeln der Rückenseite zu denen der Bauchseite durch- schnittlich wie 10:12 verhielten, an den Licht- sprossen wie 10:15^). Ln übrigen war das Ver- halten dasselbe wie bei Abies pectinata: vertikal befestigte Zweige wurden im Licht nicht radiär, und an Zweigen, die, um 180^ gedreht, be- festigt wurden, war clie Dorsiventralität um- gekehrt, mit Ausnahme der Anisophyllie. — Um zu ermitteln, ob durch einseitige Be- lichtung an orthotropen radiären Koniferen- sprossen eine Richtungsänderung der Nadeln hervorgerufen werden könne, wurden die Gipfel- sprosse dreier etwa zehnjährigen Exemplare von Abies pectinata vor dem Austreiben der jungen Knospen in Holzkästen, die inwendig schwarz angestrichen wurden, derart befestigt, dass das Licht ausschliesslich durch einen 2 C7n breiten, durch eine Glasscheibe A^erschlossenen Spalt seit- lich eindringen konnte. Wie Fig. 2 zeigt, haben sich fast sämtliche Nadeln des jungen Gipfel- sprosses dem Lichte zugekehrt, und zwar in der W^eise, dass die Blattoberseite senkrecht zu den schräg von oben einfallenden Lichtstrahlen steht. Die Nadeln der Flanken- und Hinterseite sind sichelförmig nach vorn, dem Lichte zu gekrümmt und etwas unsymmetrisch^). Diese Reaktion ist vielleicht um so beachtenswerter, als im Freien, selbst bei ungünstigen Belichtungsverhältnisseu, die Nadeln radiärer Sprosse nicht aus ihrer Lage gebracht werden, wie schon HOFMEISTER'^) er- wähnt. Nur an Keimpflanzen konnte VVlESNER^) beobachten, dass sich die Kotyledonen sichel- förmig gegen das einfallende Licht krümmten, mit 1 1) Vergl. Frank, Über die Einwirkung der Gravitation einiger Pflanzenteile. Bot. Ztg. 18(i8, S. .S77ff. — GoEBEL, Ürganographie, S. 21.') und 21(J. 2) Vergl. Nordhausen, 1. c. S. 47. o) Pflanzenzelle 1867, S. GOG. — Vergl. auch Nordiiausen, 1. c. S. 47. 4) Die heliotropischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. Denkschriften der Wiener Akademie, math.-nat. Kl. 1882, S. 48, 41), daselbst auch Abbildungen. 394 G. Hinze: und bei zweijährigen Pflänzchen bemerkte er andeutungsweise eine Krümmung der Nadeln gegen die einfallenden Lichtstrahlen. Da in beiden der beschriebenen Yersuche eine Yeränderung der natürlichen Lage der Zweige resp. des Gipfelsprosses vermieden wurde, sind die Richtungsänderungen der Nadeln lediglich auf die Beleuchtungsverhältnisse zurückzuführen. 53. G. Hinze: Über Schwefeltropfen im Innern von Oscillarien. (Mit zwei Abbildungen im Text). Eingegangen am 21. Juli 190.S. Die rötlichen Gebilde im Innern von wasserblütebildenden Phyco- chromaceen, welche von RICHTER^) zuerst für Schwefelkörnchen ge- halten wurden, sind nach den Arbeiten KLEBAHN's^) als Gasvakuolen anzusprechen. Neuerdings ist nun auch die KLEBAHN'sche Deutung jener Gebilde durch MOLISCH®), der sie bei Aphanizomenon flos aquae Ralfs studierte, als unrichtig erwiesen worden; indes ist es MOLISCH bisher nicht gelungen, positive Aufschlüsse über die chemische Natur dieser „Schwebekörper" zu erzielen. — KLEBAHN erwähnt am Schlüsse seiner Arbeit aus dem Jahre 1896, dass ausser bei Chroococcaceen, Nostocaceen und Rivulariaceen auch bei einigen Oscillarien, so bei Trichodesmium Hihlebrandtn, Trichodesmium erythraeum und Osdllatoria Agardhii „Gasvakuolen" vorkommen, wenigstens deutet er bei letz- teren beiden Arten die von MÖBIUS und BOßNET beschriebenen Zell- einschlüsse als solche. Während eines Aufenthaltes in Neapel beobachtete ich mehrmals Oscillarien, welche im Innern mehr oder weniger zahlreich rundliche Gebilde enthielten; es erschien mir zunächst unzweifelhaft, dass diese mit den KLEBAHN'schen Gasvakuolen — die Arbeit MOLISCH's war 1) Richter, Gloiotrichia echimdata P. Rieht., eine Wasserblüte des grossen und kleinen Plöners Sees. Forschungsber. aus der biolog. Station zu Plön, 2. Teil, 1894. 2) Klebahn, Gasvakuolen, ein Bestandteil der Zellen der wasserblütebildenden Phycochromaceen. Flora 1895. — Ders., Über wasserblütebildende Algen, insbesondere des Plöner Seengebietes, und über das Vorkommen von Gasvakuolen bei den Phyco- chromaceen. Forschungsber. aus der biolog. Station zu Plön, 4. Teil, 189G. — Ders., Bericht über einige Versuche, betreffend die Gasvakuolen von Gloiotrichia echinulata. Forschungsber. aus der biolog. Station zu Plön. ö. Teil, 1897, o) MouscH, Die sogenannten Gasvakuolen und das Schweben gewisser Phyco- «hromaceeu. Botanische Zeitung 1903. über Schwefeltropfen im Innern von Oscillarien. 395 noch nicht erschienen — identisch seien. Da aber solche Oscillarien immer in stark nach Schwefelwasserstoff riechenden Kulturen auf- traten, und die Einschlüsse an die Schwefeltropfen der Beggiatoen erinnerten, erhohen sich doch Bedenken gegen jene Auffassung, und diese veranlassten eine Untersuchung dieser Gebilde, worüber nach- stehend berichtet werden soll. Die Oscillarien') bildeten in oft reichlichen Mengen in einer an der Oberfläche einer Schlickkultur ausgebreiteten Bakterienkahmhaut ein zierliches Xetz, oder sie krochen an der dem Lichte zugewendeten Seite des Gefässes umher. Wurde nun diese Kahmhaut von der Wand des Glashafens losgetrennt, so sank sie unter, während dies, falls die Oscillarien „Gasvakuolen" enthielten, nicht hätte erfolgen dürfen. Ebenso stieg reines Material in Wasser niemals empor, sondern sank sofort zu Boden. Sprach diese einfache Beobachtung zunächst schon gegen die Annahme, dass die Einschlüsse ein Schweben der Oscillarien ermög- lichen könnten, so mehrten sich die Gegengründe durch den mikro- skopischen Befund. Die in Rede stehenden Gebilde, welche ver- schiedene Grösse besassen, waren rundlich, in selteneren Fällen oval; bei hoher Einstellung erschienen sie schwarz, bei mittlerer gelblich bis ziegelrot, mit einem starken schwarzen Rande, und bei tiefer Einstellung hellglänzend mit mattschwarzer Umrandung. Genau so ist aber auch das optische Verhalten der — fraglos als Schwefel- tropfen anzusehenden — Einschlüsse in den Beggiatoen, speziell Beggiatoa mirabilis, die stets als Vergleichsobjekt herangezogen wurde. Wie bei den Beggiatoen wechselt die Zahl der Einschlüsse inner- halb weiter Grenzen. Nicht selten findet man Oscillarienfäden, welche bei schwacher Vergrösserung geradezu schwarz erscheinen, weil sie mit den Einschlüssen vollgestopft sind. Andere Fäden dagegen ent- halten nur eine massige Zahl, darunter auch viele kleine, und noch andere nur sehr w^enige Gebilde. Immer aber sind diese infolge ihres optischen Verhaltens leicht zu erkennen. Auch dann, wenn ein Faden nur wenige von diesen Einschlüssen birgt (diese sind dann meist sehr klein), finden sich fast stets einige Zellen, die auffallend grosse in ziemlicher Menge führen; bei schwacher Vergrösserung er- weckt dies dann dem Beobachter den Eindruck, als hätten die Fäden schwarze Bänder. In nebenstehender Fig. 1 habe ich diese Verhält- nisse durch die Zeichnung wiedergegeben: die meisten Zellen sind relativ arm an den fraglichen Einschlüssen, nur an einer Stelle fällt ein solcher Gürtel auf, und hier haben die Körnchen einen weit 1) Nach Gomont's Monographie des Oscillariees (Annales des sciences naturelles, 7. Serie, t, XVI) liess sich die Art nicht genau ermitteln, doch gehören die Oscillarien der Abteilung Aequales der Gattung Oscillatoria an und stehen hier der Oscillaloria ienuis am nächsten; ihre Dicke beträgt 4— 6 /<. 396 G. Hinze: gTössereii Durchmesser. — Makroskopisch erscheinen die Oscillarien infolge der Lichtbrecliuugsverhältnisse der Einschlüsse ebenso weiss wie die Beggiatoen. Hinsichtlich ihres weiteren physikalischen Verhaltens ergab sich ebenfalls das Resultat, dass die Einschlüsse keine „Gasvakuolen" sein können. Zerquetscht man nämlich genau in der Weise, wie es Klebahn') angibt, die Oscillarien auf dem Objektträger durch kräf- tigen momentanen Druck, so verschwinden die Körnchen nicht, viel- mehr treten sie nur aus dem Protoplasma, das zum Teil mit heraus- quillt, aus und bleiben in ihrer Form erhalten, oder sie werden breit gedrückt wie eine zähflüssige Masse. Dasselbe ist auch bei den Schwefeltropfen der Beggiatoen der Fall. Chemisches Verhalten. Die rundlichen Gebilde sind unlöslich in schwachem, langsam löslich in OOprozentigem, schneller in abso- Fig. 2 Fig. 1. Stück eines mit Schwefel- tropfen erfüllten Oscillaria-F&äeüs. Vergr. 950. Schwefelkristalle auf einem Oscillaria- Faden, der zwei Tage in HNO3 ge- legen hatte. Vergr. 1-2Ü0. lutem Alkohol, ebenso in Chloroform und Schwefelkohlenstoff". Hierbei ist jedoch die Beschränkung zu macheu, dass ähnlich wie bei den Schwefeltropfen der Beggiatoen ein Eest derselben häufig ungelöst bleibt; bei in Alkohol konserviertem Material war dieser noch nach vier Monaten erkennbar. Sie sind ferner unlöslich in verdünnter Salzsäure, verdünnter Essigsäure, konzentrierter Pikrinsäure, in denen die „Gasvakuolen" momentan verschwinden. Ebenso sind sie unlös- lich in Iprozentiger Chromsäure, konzentrierter Schwefelsäure, ver- dünnter und konzentrierter Kalilauge, Glycerin und Salpetersäure. Demnach stimmen die Eigenschaften dieser Gebilde in keinem wesentlichen Punkte mit denen der „Gasvakuolen" resp. „Schwebe- körper" bei anderen Phycochromaceen überein, dagegen vollständig 1) 1. c. über Schwefeltropfen im Innem von Oscillaricn. 397 mit denen der Schwefeltropfen der Beggiatoen. Sie sind daher als Tropfen von zähflüssigem Schwefel anzusehen. Wie bei Beggiatoa kann man diesen Schwefel in die Kristallform überführen: in Glycerin z, B. kristallisiert er nach einiger Zeit aus, in konzentrierter Salpeter- säure sogar schon nach einigen Stunden. In Fig. 2 sind einige Kristalle gezeichnet, welche sich auf einem OsciY^ana-Faden gebildet hatten, nachdem dieser zwei Tage in Salpetersäure gelegen hatte. Wie die gleichzeitig mit entstandenen Kristalle bei Beggiatoa mirabüis, hatten sie ein schwärzlich-gelbes Aussehen und die aus der Zeich- nung ersichtlichen, wohl monoklinen Formen. Nach diesem Ergebnis lag nun die Vermutung nahe, dass diese Oscillarien sich auch physiologisch den Schwefelbakterien anschlössen, d. h. Schwefelwasserstoff unter zeitweiliger Speicherung des Schwefels zu Schwefelsäure zu oxydieren imstande seien. Es wurden nun, um diese Frage zu prüfen, längere Zeit hindurch sowohl auf dem Objekt- träger, wie in kleinen flachen Schalen schwefelbeladene Oscillarien in filtriertem Seewasser kultiviert. In einigen Fällen war zweifellos eine Abnahme des Schwefels zu konstatieren: mit Schwefeltropfen erfüllte Fäden enthielten nach zwei Tagen nur noch geringe Spuren davon oder waren schwefelfrei. Andererseits verschwand in den meisten Kulturen der Schwefel aus den Fäden auch nicht nach mehreren Tagen, und wenn diese dann abstarben, so erfolgte es nicht aus Mangel au Schwefelwasserstoff, sondern wegen der ungünstigen Bedingungen einer Objektträgerkultur. Daraus geht hervor, dass die Oscillarien wohl nicht imstande sind, den Schwefel zu Schwefelsäure zu verbrennen. Denn die wenigen Fälle, in denen eine Abnahme des Schwefels festgestellt wurde, können dahin gedeutet werden, dass der Schwefel herausdiffundierte, da er nach BÜTSCHLI^) sich in Wasser langsam löst. Um so auffälliger bleibt es nun aber, dass sich die Oscillarien mit Schwefel beladen. Eine Erklärung hierfür könnte man vielleicht in der Yermutuno- sehen, dass der Schwefel von den Oscillarien nicht durch aktive Tätigkeit aufgenommen, sondern dass er ihnen ein- ü-elao-ert worden sei. Der Schwefelwasserstoff nämlich, der in den Kulturen, in denen sie lebten, reichlich entwickelt wurde, oxydiert sich leicht zu Schwefel; da er auch in die Fäden eindringen wird, so wird er hier durch den bei der Assimilation frei werdenden Sauer- stoff zu Schwefel verbrannt werden können. Eine Stütze fände diese Annahme daran, dass auch andere Organismen in solchen Kulturen zuweilen Schwefel enthalten können; so habe ich bei grünen Fla- gellaten gelegentlich Schwefeltropfen konstatiert, ja, auch im Innern 1) BÜTSCHLi, Untersuchungen über Mikrostrukturen des erstarrten Schwefels etc. Leipzig lOfX). Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXI. 27 398 A. J. Nabokich: von Pilzlijphen, die auf einer Tliiosulfatagarkultur wuchsen, fand sich nach einer mündlichen Mittheilung des Herrn Dr. NATHANSOHN Schwefel. — Andererseits habe ich auf den zahlreichen Schlick- kulturen, die ich in Kiel untersucht habe, niemals Schwefel im Innern der auf denselben lebenden Oscillarien beobachtet, und auch in Neapel nur in den Fäden einer Art — hier allerdings in fast allen Fäden — , während eine dickere Oscillarie (wohl Oscillatoria nigro- viridis) derselben Kultur sie nur sehr selten und dann nur in wenigen Zellen in geringer Zahl enthielt. Dies spricht dafür, dass der Schwefel doch wohl eine besondere Bedeutung für diese Oscillarien besitzt, zum mindesten jedoch dafür, dass sie durch eigentümliche Vorgänge in der Zelle Schwefel im Innern derselben ablagern können. 54. A. J. Nabokich: Über anaeroben Stoffwechsel von Samen in Salpeterlösungen. Eingegangen am 27. Juli 19():^>. Im Folgenden sollen einige Kesultate von Untersuchungen mit- geteilt werden, die ich über den anaeroben Stoffwechsel bei höheren Pflanzen noch weiter anstellen werde, und zwar soll im Anschluss an meine früheren Mitteiluno-en hier nur über den Verlauf der intra- molekularen Atmung von Erbsensamen in schwachen Lösungen von KNOg berichtet werden. Die Untersuchung von Gärungserscheinungen in diesen Lösungen bietet insofern besonderes Interesse, als hierbei Salpetersäure zu salpetriger Säure reduziert wird, wie ich dies früher^) gezeigt habe. Man hat sich zu fragen, ob nun der Gärungs Vorgang selbst bei diesen Reduktionserscheinunoeu Modifikationen in seinem Verlauf er- leidet. Dies ist deshalb anzunehmen, weil die Samen in Salpeter- lösung immer viel früher zu Grunde gehen als in Wasser oder Zuckerlösungen, wie dies für alle meine Kulturen festgestellt werden konnte. In der Literatur existieren hierüber fast keine Angaben, doch wurde die Frage schon von GODLEWSKI und POLZENIUSZ-) in 1) Beihefte zum Bot. Ceutralbl., Bd. XIII, Heft 3, 1902: A. J. Nabokich, Zur Physiologie des anaeroben Wachtums der höheren Pflanzen. 2) Über die intramolekulare Atmung. Bull, de TAcademie des sciences de Cracovie, Avril 19U1, p. 252, 274. über anaeroben Stoffwechsel von Samen in Salpeterlösungen. 399 ihren gTundlegenden Arbeiten in Erwägung gezogen. GODLEWSKI machte auch einen seiner 20 Versuche in Salpeterlösung und beob- achtete nicht nur im absoluten Werte eine o-erino-ere Bilduno- von Kohlensäure und Alkohol, sondern auch eine im Verhältnis zur Kohlensäure relativ geringere Alkoholmenge, so dass der Koeffizient •CO3 : C,H.(OH) nur 100: 76, gegen normal 100 : 104,5 betrug. GOD- LEWSKI meint dies so erklären zu müssen, dass ein Teil des Alkohols -durch den Sauerstoff des Salpeters verbrannt wurde. Zur Entscheidung dieser Frage wurden zwei Versuchsserien an- gestellt. Als Rezipienten dienten ^-t ^-Destillationskolben, welche während der Versuchsdauer zugeschmolzen waren; die Kohlensäure wurde durch direkte Wägung der Natronkalk-U-Röhren bestimmt, •durch die nach Beendigung des Versuches der Inhalt der [Kolben mit der Luftpumpe durchgesaugt wurde. Die Alkoholbestimmung geschah mittels Pyknometer bei 15,5° C. nach zwei resp. drei Destillationen des Substrats. In meinen ersten Versuchen habe ich folgende Re- sultate erhalten: I. Pisniu sati?nm, kleinsamige Sorte. Kulturen in Wasser 0,5 pCt. KNO3- Lösung Versuchs (lauer Gewicht der Samen Kohlensäure Alkohol Auf irx) Kohlensäure: Alkohol 20 Tage 30,900 g 1,911 ii 1,688^ 88,3 20 Tage 30,570 g 1,398 g 1,230^ 88,0 II. Pisnm sativum, kleinsamige Sorte. Kulturen in Wasser 0,5 pCt. KNO3- Lösung Versuchsdauer ....... ■Gewicht der Samen Kohlensäure Alkohol Auf 104 g 86,7 21 Tage ,329^ P.-) 1,421 g 1,180 g 83,0, 27* 400 A. J. Nabokich: III. Pisuin satiTum, Victoria-Erbse. Kulturen in Wasser 0,5 pCt. KNO3- Lösung Versuchsdauer 14 Tage 39,983 g 2,587 g 2,482 i/ 95,9 14 Tao-e Gewicht der Samen 39,984 g 1,365 g 1,305 g 95,7 Kohlensäure Alkohol Auf ICH) Kohlensäure: Alkohol .... IV. Pisum satirnui, Victoria-Erbse. Kulturen in Wasser 0,5 pCt. KNO3- Lösung 14 Tage 14 Tage 39,997 g 39,997 g 2,372 g 1,192 sr 2,328^ 1,167 g 98,1 97,9 Versuchsdauer Gewicht der Samen Kohlensäure Alkohol Auf 100 Kohlensäure: Alkohol Es ergibt sich also, dass in keinem Falle in Salpeterlösung so niedrige Koeffizienten für Alkohol erhalten wurden, wie man es nach GODLEWSKl's Versuchen erwarten sollte. Wenn auch die beob- achteten Koeffizienten niedris: sind, so sind sie es in o-leicher Weise in Salpeter, wie in Wasser. Dies ist durch die Art der Alkohol- bestimmung leicht erklärbar. Verluste an Alkohol sind unvermeid- lich bei Auspumpen der Kohlensäure, bei wiederholten Destillationen; schliesslich auch durch die Beimischung von Fuselölen zu dem Destillat, die ein niedrigeres spezifisches Gewicht als Äthylalkohol besitzen. Ausserdem wurde aber in diesen A^ersuchen noch ein anderer Fehler gemacht, den auch GODLEWSKI und POLZENIUSZ nicht ver- mieden haben. Es wurde nämlich zur Destillation nur ein Teil des Substrats verwendet (100 caii) und der Alkohol, der im Samen zurückgeblieben war, nicht beachtet. Da dieser Fehler bei grösseren Samenmengen recht erheblich sein kann, wurde in den folgenden Versuchen die Gesamtmenge des Substrats nebst den Samen zur Destillation verwendet. Bei dieser Methode konnte ein grösserer Koeffizient für Alkohol erwartet werden, wie dies durch die Versuche wirklich bestätigt wurde. über anaeroben Stoffwechsel von Samen in Salpeterlösungen. 401 Ich konnte nämlich in allen neuen Kulturen zwischen Kohlen- säure und Alkohol diejenige Beziehungen finden, welche der theore- tisch berechneten sehr nahe lag. Dies ist aus folgender Zusammen- stellung der Alkoholkoeffizienten für Kulturen in verschiedenen Nährsubstraten, darunter auch in Salpeterlösung, ersichtlich. Auf 100 Teile CO^ wurde an Alkohol gefunden: Versuchsdauer (Tage) Wasser 0,5 pCt. Salpeter IpCt. Glykose IpCt. Pepton 7 101.5 107,3 102,1 108,7 106,7 109,5 105,1 109,7 108,3 101,5 100,2 114,3 112,0 108,5 105,5 106,9 109,7 107 8 7 106 2 7 iVU,_, 14 14 110 2 14 104,2 Mittel 105,9 105,1 109,0 107,1 Wir sehen hier, dass in allen Kulturflüssigkeiten auf 100 Teile Kohlensäure fast immer eine und dieselbe Menge von Alkohol ge- bildet wurde; kleinere Differenzen, welche nicht zu umgehen waren, kann man vermutlich methodischen Fehlern zuschreiben. Was aber die Intensität der anaeroben Atmung in verschiedenen Substraten an- betrifft, so finden wir gerade hier sehr grosse Unterschiede. Die höchste Kohlensäure- und Alkoholentwicklung wurde immer in Pepton und Zuckerlösungen beobachtet; die Gärung in Salpeterlösung war nicht nur doppelt schwächer als in Wasser, sondern sie wurde sogar schon nach 8 — 10 Tagen ganz sistiert. Dieses Verhältnis kann man durch folgende Tabelle veranschaulichen. Eohlensäurebildung durch 40 g Victoria-Erbse bei Oärung. Versuchsdauer (Tage) Wasser 0,5 pCt. Salpeter IpCt. Glykose 1 pCt. Pepton 7 l , . . . 14 14 0,930 1,292 2,331 2,486 0,807 0,847 1,131 0,913 1,479 1,465 2,341 2,840 1,605 1,869 2,618 Eigentümliche Unterschiede in den besprochenen Kulturen lassen sich auch in dem Umsatz der sogenannten unflüchtigen Säuren wahr- 402 A. J. Nabokich: Aiiaerober Stoffwechsel vou Samen in Salpeterlösnngeu. nehmen. Die Menge der freien Säuren wurde mittels der Titration mit Vio-Normal-Kalilaug-e vor und nach dem Versuche bestimmt Es ergaben sich folgende Zahlen für die oben mitgeteilten Versuche. Unflüchtige SSiureu in Kubikceutimeteru Vio- Normal -Kalilauge. Versuchsdauer (Tage) Vor dem Versuche Wasser 0,5 pCt. Salpeter 1 pCt. Gljkose 1 pCt. Pepton 7 40 35 38 42 60 7 44 37 42 40 53 7 42 38 46 14 41 40 48 42 63 14 — 37 58 42 — Mittel 41,8 37,4 46,2 41,5 58,7 Wie sind nun alle diese Unterschiede und das eigentflmlich& Verhalten von Salpeterkulturen zu erklären? Wir haben schon gesehen, dass von Verbrennung des Alkohols durch deu Sauerstoff des Salpeters bis vor Aldehyd- und Essigsäure- bildung, wenigstens für Kulturen, welche nicht länger als 7 Tage dauerten (Alkoholkoeffizient war für diese Kulturen im Mittel 107,7), keine Rede sein konnte. Die Reduktionserscheinungen fanden aber in allen Fällen statt, so dass ich immer im Substrate kleinere Mengen von salpetriger Säure konstatieren konnte. Wir müssen also der salpetrigen Säure die sistierende AVirkung auf die Gärung zuschreiben. Es ist aber zweifelhaft, ob der Zuwachs an Gesamtsäuren, welche in 14tägigen Salpeterkulturen beobachtet wurden, auch salpetriger Säure zu verdanken ist. Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass die Schwankungen im Säuregehalt überhaupt nicht in direkten Zusammen- hang mit dem Gärungsprozesse stehen. Über diese Trage werde ich übrigens, nach spezieller Wiederholung betreffender A^ersuche, später mitteilen. Hier möchte ich nur bemerken, in bezug auf Salpeter- kulturen, dass salpetrige Säure bei längerer Versuchsdauer sogar vollständig verschwinden kann. Es vollzieht sich nämlich nach Ab- sterben der Samen eine sekundäre Reaktion zwischen Alkohol und salpetriger Säure nach der Gleichung: C^HgOH + 2N3O3 = 2CO3 + 3H,0 + 4N^). Ich habe tatsächlich in alten Salpeterkulturen wiederholt einige 1) Stoklasa, Beiträge zur chemischen Physiologie und Pathologie. Bd. III, Heft 11, S. 497. A. Schulz: Verteilung der Gescblecliter einheimischer Phanerogamen. 403 Kiibikcentimeter freien Stickstoff beobachtet, was auch mit dem Ver- schwinden der salpetrigen 8äure in Zusammenhang stand. Diese Oxydationserscheinung- hat aber wenig physiologisches Interesse, da sie bis jetzt nur in toten Kulturen beobachtet wurde. Sie darf nicht verwechselt werden mit derjenigen Verbrennung des Alkohols durch entbundenen Sauerstoff des Salpeters, welches GOD- LEWSKI und POLZENIUSZ vermuteten. Es ist nun hervorzuheben, dass der Einfluss des Salpeters auf den Verlauf der normalen Atmung eine grade entgegengesetzte zu sein scheint. Nach den Untersuchungen von KELLNER, welche später durch JaKOBI" und zum Teil durch KRZEMIENIEWSKI bestätigt wurden, wird die Atmungsenergie der höheren Pflanzen in schwachen Salpeterlösungen immer erhöht. Es ist meine Absicht späterhin diese Versuche zu wiederholen und so vielleicht einige Aufschlüsse über den genetischen Zusammenhang zwischen normaler und intramole- kularer Atmung zu erzielen. Zum Schluss ist es mir eine angenehme Pflicht Herrn Geheinirat Prof. Dr. KNY meinen Dank auszusprechen für die vielseitigen Unter- stützungen, die er meinen Arbeiten zu Teil werden lässt. Berlin, Botanisches Institut der Kgl. Landwirtschaft!. Hochschule. 55. A. Schulz: Über die Verteilung der Geschlechter bei einigen einheimischen Phanerogamen. Eingegangen am 27. Juli 1903. 1. Galium Cruciata (L.). Über die Verteilung der Geschlechter bei Galium Cruciata sind mir zahlreiche Angaben in der Literatur bekannt geworden, die aber sämtlich mehr oder weniger unrichtig sind. Nach den neueren von diesen Angaben^) sollen alle Individuen dieser Art zwei- o-eschlechtige und männliche Blüten besitzen, sie soll also — nach DARWIN's Terminologie^) — andromonöcisch sein'). Und zwar sollen 1) Ich habe nur die Angaben besserer Schriftsteller berücksichtigt. 2) Vgl. Darwin, Die verschiedenen Blüthenformen an Pflanzen der nämlichen Art (1877), S. 11 (der deutschen Übersetzung). .",) Vgl. hierzu auch Errera et Gkvaert, Sur la structure et les modes^de fecondation des fleurs, Bulletin de la Societe botanique de Belgique, 17. Bd. (1878), S. 38 u. f. (145). 404 A. Schulz: nacli fast allen Angaben^) in den — meist drei — trugdoldigen Strahlen^) jedes Halbquirles stets die Mittel- oder Endblüte zwei- geschleclitig, die Seitenblüten männlich 'sein. Nur DARWIN und Kirchner behaupten eine andere Art der Verteilung der beiden Blütenformen. Nach des erstereu Angabe^) „sind die weiblichen Organe in den meisten der unteren Blüten unterdrückt worden, während die oberen hermaphroditisch bleiben"; nach KiRCHNER's Angabe tritt hin und wieder in den Inflorescenzen*) nur eine von beiden Blütenformen auf^). Auch ich habe auf allen von mir — vorzüglich bei Halle a. S. — untersuchten Individuen von Galium Gruciata zweigeschlechtige und männliche Blüten beobachtet. Diese beiden Blütenformen waren in folgender Weise auf dem Individuum verteilt: Jeder Halbquirl der Gesamtinflorescenz setzt sich in der Regel®) aus drei Strahlen zu- sammen, welche dicht nebeneinander aus der Achsel des Deckblattes entspringen. Von diesen Strahlen sind die beiden seitlichen gleich oder annähernd gleich und kräftiger ausgebildet als der Mittelstrahl, dessen Insertion etwas nach aussen vor die der Seitenstrahlen vor- springt. Jeder dieser drei Strahlen ist ein Dichasium. Die Zweige dieser Dichasien sind in der Regel ^) wickelig oder — seltener — schraubelig^) verzweigt^). In der Regel enthält in den Halbquirlen des mittleren — grössten — Teiles der Gesamtinflorescenz jedes der beiden Seitendichasien 8 — 10, das Mitteldichasium ebensoviele oder 1) Auch nach denjenigen Wydler's, vgl. Flora 18()0, S. 492. 2) Ein Teil der Schriftsteller — darunter wohl auch Kirchner — bezeichnet diese Strahlen als „die Inflorescenzen" der Art. 3) Darwin, a. a. 0., S. 248 (der deutschen Übersetzung). 4) Vgl. Anm. 5. 5) Kirchner sagt (Flora von Stuttgart (1888), S. 6GG): „Die . . Blütchen sind andromonöcisch; in den männlichen Blüten, die sich gewöhnlich in allen In- florescenzen mit den zwitterigen gemischt finden, ist das Pistill verkümmert." 6) Selten aus vier oder fünf oder weniger als drei; vgl. hierzu auch Wydler (Flora 1859, S. 8 und IHGO, S. 492, sowie Mittheilungen der naturforschenden Gesell- schaft zu Bern aus dem Jahre 1871 (1872), S. 275), nach dessen Ansicht die Strahlen serial aus derselben Muttcrachse entspringen. 7) Hin und wieder jedoch treten auch an diesen Zweigen dichasische Ver- zweigungen auf; hin und wieder sind sie sogar ganz unregelmässig verzweigt. 8) Nicht selten ist der eine Zweig wickelig, der andere schraubeHg verzweigt. 9) Nach Wydler (Flora 1859, S. 9, vgl. hierzu aber Flora 1851, S. 378) sind die Zweige der Dichasien vorwaltend Schraubein: es lässt sich nach seiner Meinung häufig schwer entscheiden, ob Schraubein oder Wickel vorliegen. Später (Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft zu Bern aus dem Jahre 1871 (1872), S. 265) scheint er jedoch anzunehmen, dass nur Schraubein vorkommen. Nach Eichler (Blüthen- diagramme, 1. Teil (1875), S. 2G0) „herrscht in den Dichasien Schraubeltendenz mit Förderung aus a, gehen sie zuweilen schon nach der ersten Dichotomie in reine Schraubein aus". Verteilung der Geschlechter bei einigen einheimischen Phancrogamen. 405 — häufiger — etwas weniger Blüten; in den untersten und den obersten Quirlen der Gesamtinflorescenz ist die Anzahl der Blüten der Dichasien meist geringer als in der Mitte ^). Gewöhnlich ge- langen nicht alle Blüten des Dichasiums zur völligen Entwicklung, es bleiben vielmehr meist die Blüten der letzten Auszweigungen dauernd geschlossen. In der Regel nimmt die Anzahl dieser nicht zur vollen Entwicklung gelangenden Blüten ungefähr von der Mitte der Gesamtinflorescenz ab nach deren Spitze hin in den Dichasien zu. In den ein bis zwei obersten Quirlen sind nicht selten nur die Mittelblüten der Seiteudichasien^) oder diese und die ein oder zwei untersten Blüten der fteitenzweige dieser Dichasien vollständig aus- gebildet. Im obersten Quirle kommt manchmal keine Blüte zur vöUio-en Entwickluim-. Das mittlere der drei Dichasien jedes Halbquirles enthält wohl stets ausschliesslich männliche Blüten, die beiden Seitendichasien enthalten in der Regel zweigeschlechtige^) und männliche Blüten *j. In den meisten Inflorescenzen^) ist in einer grösseren®) oder geringeren Anzahl der mittleren Quirle in allen Seitendichasien oder in einem Teile derselben^) sowohl die Mittelblüte als auch die unterste Blüte des — wie gesagt, meist schraubelig oder wickelig verzweigten — inneren, d. h. dem Mitteldichasium zugewandten Seitenzweiges zwei- geschlechtig; die anderen Blüten dieser Dichasien sind männlich. 1) Nach ASCHERSON und Graebner (Flora des nordostdeutschen Flachlandes (1898/99), S. 663) sind „die Mittelblüthe der letzten Verzweigungen zwittrig, die zwei seitlichen männlich". Eine so geringe Anzahl von — entwickelten — Seitenblüten habe ich nur in den — oft gar keine zweigeschlechtige Blüte enthaltenden — Seiten- dichasien und den Mitteldichasien der obersten Quirle beobachtet. 2) Das Mitteldichasium trägt häufig schou in noch etwas tieferen Quirlen keine völlig entwickelten Seitenblüten mehr. 3) Meist — doch nicht, wie Wydler (Flora 1860, S. 492) glaubt, immer — gelangt nur eine der beiden Samenanlagen dieser Blüten zur Weiterentwicklung. 4) Bekanntlich krümmen sich die Stiele der zweigeschlechtigen Blüten nach der Befruchtung in der Weise hinab, dass die heranreifenden Früchte unter die Deckblätter, welche sich später ebenfalls hinabneigen, zu liegen kommen. Wenn auch das Mitteldichasium Früchte produzieren würde, so würden deren Stiele ent- weder die gleiche Bewegung nicht ausführen können, oder diese müssten während des Heranreifens der Frucht sich bedeutend verlängern und ausserdem negativ heliütropisch werden. 5) Es ist aber auch eine Anzahl Inflorescenzen vorhanden, die in keinem Dichasium eine zweigeschlechtige Seitenblüte besitzen. ()) Sehr häufig in allen Quirlen mit Ausnahme des untersten und des obersten oder der beiden obersten Quirle. Nur selten fehlen die zweigeschlechtigen Seiten- blüten in mittleren Quirlen, während in darüber und darunter stehenden Quirlen solche vorhanden sind. 7) In den übrigen Seitendichasien dieser Quirle ist dann nur die Mittelblüte zweigeschlechtig. 406 ^ Schulz: In den übrigen Quirlen dieser Inflorescenzen^) ist auch die unter Blüte des inneren Seitenzweiges der öeitendichasien männlich. Es ist in ihnen also nur die Mittelblüte zweigeschlechtig. In dem obersten Quirle, selten in den zwei oder sogar drei obersten Quirlen sehr vieler Inflorescenzen ist in allen Seitendichasien oder in einem Teile derselben selbst diese Mittelblüte männlich^). Auch in recht vielen der unvollständigen untersten Quirle oder wenigstens — wo mehrere derselben vorhanden sind — in einem oder in mehreren ihrer Seitendichasien ist keine zweigeschlechtige Blüte vorhanden. In allen Seitendichasien besitzt die Mittelblüte die grösste Krone. Die Krone der untersten Blüte des inneren Zweiges ist, auch wenn diese Blüte zweigeschlechtig ist, kleiner als die jener. Die Kronen der übrigen — stets männlichen — Seitenblüten sind noch kleiner, und zwar meist um so kleiner, je höheren Verzweigungen die Blüten angehören^). Ähnlich wie die Kronen der Seitendichasien verhalten sich die der Mitteldichasien. Entsprechend der Abnahme der Kronen- grösse pflegt auch, und zwar sowohl in den Seitendichasien als auch in den Mitteldichasien, die Orösse der Grynäceumreste der regel- mässig männlichen Blüten abzunehmen; vielfach ist die Abnahme aber nur sehr unbedeutend. Die, wie gesagt, sehr häufig vollkommen zweio'eschlechtio-e unterste innere Seitenblüte der Seitendichasien besitzt nicht selten ein grosses, aber doch sicher oder wahrscheinlich nicht mehr normales Gynäceum; in vielen anderen Fällen sind ihre Gynäceumreste jedoch nicht wesentlich grösser als die der übrigen*) männlichen Blüten. Ungefähr von der Mitte der Inflorescenz ab pflegt nach deren Spitze zu die Grösse der Krone der Blüten gleicher Abstammungshöhe, bald mehr, bald weniger, manchmal kaum merk- lich, abzunehmen. Vielfach nimmt in gleicher Weise auch die Grösse der Gynäceumreste der regelmässig männlichen Blüten ab. Hin und wieder verhalten sich die Gynäceumreste der unteren inneren Seiten- blüten ebenso; meist jedoch wechselt ihre Grösse ohne Regelmässig- keit von einem Dichasium zum anderen. 1) Die eiu oder zwei untersten Quirle sind sehr häufig nicht vollständig aus- gebildet: häufig bestehen sie nur aus einem Halbquirle, dem vielfach das Mittel- dichasium oder sogar dieses und eins der Seitendichasien fehlt. Auch wenn beide Halbquirle vorhanden sind, sind sie häufig ebenso unvollständig ausgebildet. 2) Häufig enthalten diese Blüten grosse Gynäceumreste. Sind mehrere Quirle ausschliesslich männlich, so nehmen die Reste in der Regel nach oben zu in der Grösse ab, 0) Die Grössenabnahme ist häufig aber nur sehr unbedeutend. 4) Dass Gjnäceura dieser Blüten ist stark reduziert. Sie besitzen einen ganz ■winzigen Fruchtknotenrest und ebenso Avinzige Griffelreste, welche letzteren den oberen Rand des Nektariums entweder nicht oder nur unbedeutend überragen. Verteilung der Geschlechter bei einigen einheimischen Phanerogamen. ^Qj 2. Caucalis daucoides L. Caucalis daucoides iiiitl die beiden anderen im Folgenden be- handelten Umbelliferen- Arten sind ebenfalls andromonöcisch. Bei Caucalis daucoides sind wahrscheinlich in allen Dolden zwei- geschlechtige und männliche Blüten vereinigt^). Die Dolden sind aus zwei bis fünf, in den meisten Fällen aus drei Döldchen^) zu- sammengesetzt^). Wenn in den Dolden der ersten und zweiten Ord- nung nur drei oder zwei Döldchen vorhanden sind, so pflegt*) jedes derselben zweigeschlechtige und männliche^) Blüten zu besitzen; in Dolden der dritten und vierten Ordnung dagegen befinden sich nicht selten in einem oder in zwei der zwei oder drei Döldchen keine zweigeschlechtigen Blüten, sondern nur Blüten mit grossen Gynäceuni- Resten, oder sogar nur normal männliche Blüten. Wenn die Dolde aus vier oder fünf Döldchen besteht, so sind meist eins oder — bei fünf Döldchen — zwei, viel seltener mehr, von diesen rein männlich. Die männlichen Döldchen entspringen gewöhnlich innerhalb der ge- mischtblütigen; wenn nur ein männliches Döldchen vorhanden ist, so nimmt dieses meist das Zentrum der Dolde ein. Die männlichen Döldchen besitzen kürzere Stiele als die gemischtblütigen Döldchen derselben Dolde. Rein zweigeschlechtige Döldchen kommen nur ver- einzelt vor. Die gemischtblütigen Döldchen scheinen nie mehr als fünf zwei- o-eschlechtio-e Blüten zu enthalten. Yon diesen fünf Blüten stehen vier an der Peripherie des Döldchens; häufig sind sie ganz regel- mässig iu gleichen Abständen um das Döldchenzentrum angeordnet. Die fünfte zweio-eschlechtioe Blüte nimmt die Mitte des Döldchens ein, sie ist bedeutend kürzer gestielt als die vier anderen. In der 1) Ich habe mehrere Hundert von verschiedenen örtlichkeiten der Umgebung von Halle stammende Individuen untersucht. 2) Manchmal besitzen alle Dolden eines Individuums gleichviel Döldchen. 3) Sie sind nicht, wie Ascherson und Graebneu (Flora des nordostdeutsclien Flachlandes, 1898/99, S. 533) angeben, , meist zweistrahlig". 4) Ausnahmen sind nicht sehr häufig. 5) Die männlichen Blüten besitzen deutliche Griffelreste. Ein Teil von ihnen besitzt keinen äusserlich hervortretenden Fruchtknotenrest mehr, sehr viele andere besitzen einen ganz winzigen, mit wenigen kurzen Borsten besetzten Rest. Zwischen diesen Blüten und den normalen zweigeschlechtigen Blüten gibt es mannig- faltige Übergänge. Die meisten von diesen letzteren sind zweigeschlechtigen Blüten, deren Stelle sie einnehmen und aus denen sie direkt hervorgegangen sind, recht ähnlich und besitzen meist einen recht grossen Fruchtknotenrest, der aber nicht mehr zur Frucht heranreift. Sie sind im folgenden als im Gynäceum nicht voll- ständig ausgebildete zweigeschlechtige Blüten oder kurz als nicht völlig ausgebildete zweigeschlechtige Blüten bezeichnet. Die normalen, d. h. der Anlage nach männ- lichen Blüten habe ich gewöhnlich einfach als männliche Blüten bezeichnet. Die Stiele der letzteren sind bedeutend dünner als die der zweigeschlechtigen Blüten. 408 A. Schulz: Mehrzahl der Dolden sind in keinem Döldchen alle fünf zwei- geschlechtigen Blüten vorhanden. In den Dolden der ersten und zweiten Ordnung fehlen meist eine oder zwei von ihnen völlig oder sind doch — bedeutend seltener — im Gynäceum nicht vollkommen ausgebildet. Am häufigsten sind die Mittelblüte und die innere peri- phere, d. h. die nach der Doldenmitte zu gelegene Blüte ^), seltener ist nur die Mittelblüte und noch seltener ist nur die innere peri- phere Blüte nicht oder doch nicht völlig ausgebildet^). Wenn die Mittelblüte und die innere periphere Blüte fehlen, so neigen sich die vorhandenen zweigeschlechtigen Blüten häufig mehr zusammen als wenn jene vorhanden sind. Viel seltener sind in diesen Dolden mehr als zwei von den zweigeschlechtigen Blüten des Döldchens nicht vorhanden oder doch nicht vollständig ausgebildet^). In den Dolden der höheren Ordnungen ist dies bedeutend häufiger der Fall, doch besitzen auch in diesen die meisten gemischtblütigen Döldchen mehr als zwei normal ausgebildete zweigeschlechtige Blüten. Die männlichen Blüten stehen in den fünf zweigeschlechtige Blüten ent- haltenden Döldchen auf der Zone zwischen der zweio:eschlechti£:en Mittelblüte und den zweigeschlechtigen peripheren Blüten; in den- jenigen Döldchen, welchen die Mittelblüte fehlt, nehmen sie die Döldchenmitte ein; in denjenigen Döldchen, welchen die Mittelblüte und eine oder zwei periphere Blüten fehlen, sind sie häufig so stark nach der peripheren Lücke verschoben, dass sie teilweise, oder, wenn nur sehr wenige vorhanden sind, sämtlich ebenso weit oder sogar weiter vom Döldchenzentrum inseriert sind als die zweigeschlechtigen Blüten. Die Anzahl der männlichen Blüten der gemischtblütigen Döldchen schwankt zwischen 1 und 12*), Wenn diese Blüten in mehreren Kreisen angeordnet sind, so nimmt die Grösse ihrer Kelche und die Länge und die Dicke ihrer Stiele nach der Döldchenmitte hin ab. Es haben oft die äusseren, hin und wieder sogar die mitt- leren von ihnen längere Stiele als die zweigeschlechtigen Blüten desselben Döldchens. In den ganz männlichen Döldchen schwankt die Anzahl der Blüten zwischen 1 und 10, meist sind 3 bis 6 vor- handen. Von diesen Blüten haben nicht selten 1 bis 2 etwas grössere 1) Entweder fehlen beide Blüten völlig, oder es sind beide oder nur eine — meist die periphere — durch männliche Blüten mit grossem Gynäceumrest ersetzt. 2) Anderwärts scheint sich diese Art anders zu verhalten, denn Kerner VON Marilaun (Pflanzenleben, 2. Aufl., 2. Bd., 1898, S. 270) sagt; „Bei Caucalis sind die mittelständigen Döldchen ausschliesslich aus scheinzwitterigen Pollenblüten aufgebaut, während die anderen Döldchen aus 2 echten Zwitterblüten und 4 bis 7 scheinzwitterigen Pollenblüten gebildet werden." 3) Wenu nur zwei zweigeschlechtige Blüten völlig entwickelt sind, so pflegen dies die beiden seitlichen zu sein, wenn nur eine völlig entwickelt ist, so pflegt dies eine von diesen zu sein. 4) Vergl. Anm. 2. Verteilung der Geschlechter bei einigen einheimischen Phanerogamen. 409 Gynäceumreste. Wie bei zahlreichen anderen andromonöcischen Doldengewächsen nimmt bei Caucalis daucoides in den Dolden meist, doch durchaus nicht immer und häufig erst von den Dolden zweiter Ordnung ab, mit der Zunahme der Abstammungshöhe die Anzahl der zweigeschlechtigen Blüten ab. Auch die Anzahl der männlichen Blüten vermindert sich meist in derselben Weise. 3. Sanicula europaea L, Der Gesamtblütenstand dieser Art ist cymös. Teils ist er ein einziges — meist weiter verzweigtes — Dichasium oder drei-, seltener mehrstrahliges Pleiochasium, teils trägt seine Achse noch weiter unten einen oder mehrere Zweige. Die Strahlen des endständigen Dicha- siums oder Pleiochasiums und die etwaigen weiter unten au der In- florescenzachse entspringenden Zweige sind meist dichasisch oder^) — seltener — pleiochasisch verzweigt. An sehr kräftigen Individuen tragen einige der Strahlen dieser Dichasien oder Pleiochasien zweiter Ordnung noch Seitendolden. Diese gelangen aber häufig nicht mehr zur vollen Entwicklung und zum Blühen; auf schwächeren Individuen ist dies häufig schon bei den Dolden der dritten Ordnung, und zwar entweder bei allen oder nur bei einem Teile derselben, der Fall. Alle Dolden sind köpfchenförmig, nicht zusammengesetzt. Die Dolden erster und zweiter Ordnung enthalten wohl stets zwei- geschlechtige und männliche Blüten. Die vollkommen auso-ebildeten Dolden dritter und vierter Ordnung dagegen enthalten häufig ausser rein männlichen Blüten nur solche Blüten, welche zwar der Anlage nach zweigeschlechtig sind, deren Gynäceum aber nicht mehr zur vollen Ausbildung gelangt und oft bedeutend kleiner als das der normalen zweigeschlechtigen Blüten bleibt, oder sogar nur rein, d. h. der Anlage nach, männliche Blüten. Die zweigeschlechtigen Blüten sind ungestielt, die Stiele der männlichen Blüten sind sehr kurz"). Die meisten Blüten besitzen Deckblätter, die der randständigen Blüten bilden die Doldenhülle. Die Enddolde der Gesaratinfioreszenz enthält gewöhnlich^) nur 1) Die Strahlen eines Pleiochasiums sind meist nur dichasisch verzweigt. 2) Die männlichen Blüten besitzen meist keinen Griffelrest; ihr äusserlich kaum wahrnehmbarer Fruchtknotenrest trägt meist keine Reste der bei den zwei- geschlechtigen Blüten sehr stark entwickelten widerhakigen Borsten. Die zwei- geschlechtigen Blüten — sowie die von Aslrantia major L. und Eryngiuin — sind nicht, wie Keener (a. a. 0., S. 284) behauptet, proterogyn, sondern vielmehr, wie die der meisten anderen Doldengewächse, ausgeprägt proterandrisch. Häufig be- sitzen die mittelständigen, seltener die seitenständigeu zweigeschlechtigen Blüten drei Fruchtblätter. 3) Nur selten ist noch eine seitliche zweigeschlechtige Blüte vorhanden. Sie ist in der Regel, oft bedeutend, weniger kräftig als die zentrale Blüte, Manchmal ist es sogar zweifelhaft, ob sie noch ein völlig ausgebildetes Gynäceum besitzt. 410 A. Schulz: eine, und zwar zentrale, zweigeschleclitige Blüte und ausserdem 15 bis 20, seltener etwas mehr oder etwas weniger, männliche Blüten^). Die letzteren sind in zwei unregelmässigen Cyklen um die zentrale zweigeschlechtige Blüte angeordnet^). Die Dolden zweiter Ordnung besitzen gewöhnlich ausser 8 — 15, seltener weniger oder etwas mehr männlichen Blüten drei, bedeutend seltener vier oder nur zwei ^) zwei- geschlechtliche Blüten; und zwar eine Zentralblüte und zwei bezw. drei oder nur eine seitenständige Blüten. Wenn nur zwei Seitenblüten vorhanden sind, so pflegen diese so inseriert zu sein, dass die Yer- bindungslinien der Mittelpunkte ihrer Insertionsstellen mit dem Zentrum der Dolde einen stumpfen, ungefähr 120° grossen Winkel bilden, dessen Scheitel nach der Abstammungsachse des Doldenstieles hin gerichtet ist. Wenn drei Seitenblüten vorhanden sind, so sind sie gleichmässig um das Doldenzentrum verteilt; die dritte pflegt nach der Abstammungsachse der Dolde hin gerichtet zu sein. Die Insertions- stellen der zweigeschlechtigen Blüten stossen in der Regel dicht aneinander, seltener steht zwischen der Zentralblüte und der seiten- ständio-en Blüte eine männliche Blüte — mit oder ohne Deckblatt — oder nur ein steriles Deckblatt^). Die seitenständigen zwei- geschlechtigen Blüten stehen am Rande der Dolde, ihre Deckblätter, welche die der randständigen männlichen Blüten etwas in Grösse übertreffen, gehören zur Doldenhülle. Die männlichen Blüten sind in zwei bezw. drei Gruppen zwischen den zweigeschlechtigen Blüten und der Doldenhülle zusammengedrängt, in denen sie in je zwei unregelmässigen Reihen hintereinander angeordnet sind. Auf kräftigen Individuen verhalten sich die Dolden dritter Ordnung ähnlich wie die der zweiten Ordnung, doch enthalten sie bedeutend häufiger als diese nur zwei zweigeschlechtige Blüten und meist nur 5 — 13, seltener mehr männliche Blüten. Hin und wieder jedoch sind in einer oder in mehreren Dolden an Stelle der normalen zweigeschlechtigen Blüten nur die schon erwähnten des normalen Gynäceums entbehrenden der Anlage nach zweigeschlechtigen Blüten vorhanden. Auf schwächeren Diese normale oder nicht zur vollen Ausbiltluüg ihres Gynäceums gelangte Seiten- blüte ist in der Regel durch eine oder zwei männliche Blüten oder nur durch ein oder zwei sterile Deckblätter von der Zentralblüte getrennt. 1) Nicht selten ist die — alleiu vorhandene — zentrale zweigeschlechtige Blüte von ein bis drei sterilen Deckblättern umgeben. 2) Die mir bekannten Angaben in der Literatur über die Geschlechterverteilung bei Sanicula europaea sind sämtlich mehr oder weniger unrichtig, so z. B. die Kerner's. Nach dieser (a.a.O. S. 296) besteht jede Dolde „aus drei mittelständigen «chten Zwitterblüten und 8—10 kranzförmig um die ersteren gruppierten Pollen- blüten." 3) Noch viel seltener ist nur eine zweigeschlechtige Blüte vorhanden. 4) Seltener sind zwei Blüten oder zwei sterile Deckblätter ganz oder meist nur teilweise dazwischen eingeschoben. Verteilung der Geschlechter bei einigen einheimischen Phanerogamen. 411 Individuen ist dies noch häufiger der Fall, oder es sind sogar nur normale männliche Blüten in den Dolden vorhanden. Wenn die Dolden dritter Ordnung dieser Individuen zweigeschleclitige Blüten enthalten, so beträgt die Anzahl der männlichen Blüten derselben meist nur 2 — 8. Häufig kommen, wie schon gesagt wurde, diese Dolden gar nicht mehr zur völligen Entwicklung. Nur sehr kräftige Individuen pflegen vollkommen ausgebildete Dolden vierter Ordnung zu besitzen. Diese enthalten selten mehr als zwei normale zweigeschlecli- tige Blüten — eine Centralblüte und eine Seitenblüte — ; meist gelangt aber das Gynäceum ihrer der Anlage nach zweigeschlechtigen Blüten nicht mehr zur normalen Ausbildung, oder es sind in ihnen nur rein männliche Blüten, oft in sehr geringer Anzahl, vorhanden. 4. Astrantia major L. Die Geschlechterverteilung dieser Art ist schon mehrfach behandelt worden, in den letzten Jahren vorzüglich von KerNEE VON MARILAUN und von WARNSTORF. Nach der Angabe des ersteren^) sollen alle Döldchen — muss heissen Dolden^) — neben zweigeschlechtigen auch männliche Blüten enthalten. Nach WarNSTORF's Angabe^) ent- halten die Dolden erster Ordnung sowohl zweigeschlechtige als auch männliche Blüten, während die Dolden zweiter Ordnung entweder einzelne zweigeschlechtige und zahlreiche männliche Blüten oder aus- schliesslich männliche Blüten besitzen*). Beider Schriftsteller Ans-aben habe ich nicht völlig bestätiot gefunden^). Die kräftigeren der von mir untersuchten Individuen®) trugen Dolden erster bis dritter Ordnung; die schwächeren besassen in der Regel nur Dolden erster und zweiter Ordnung, oder ihre Dolden dritter Ordnung gelangten nicht zur völligen Entwicklung. In den Dolden erster Ordnung waren stets zweigeschlechtige und männliche^) Blüten vereinigt; und zwar betrug die Anzahl der ersteren meist 1) Vergl. dessen Pflanzenleben, 2. Aufl., 1. Teil, S. 29G. 2) Die Dolden dieser Art sind ebenso wenig wie die von Sanicula europaea zusammengesetzt. ü) Blütenbiologische Beobachtungen aus der Ruppiner Flora im Jahre 1895, Verhandl. des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg, 38. Bd. (1896), S. 15 u. f. (29). 4) Warnstorf hat wohl nur — wenige ? und schwache — kultivierte Individuen untersucht. 5) Ich habe eine sehr bedeutende Anzahl von Individuen aus dem Gipsgebiete des Südharzes untersucht. 6) Betreffs des Aufbaues dieser Art vergl. Eichler, Bluthendiagramme. 2. Teil (1878), S. 411. 7) Die männlichen Blüten besitzen wie bei Sanicula in der Regel keinen deut- lichen Fruchtknotenrest. 412 A. Schulz: Verteilung der Geschlechter einheimischer Phanc 9 bis 20'), die der anderen meist 32 bis 50"). Auf den meisten der kräftigeren Individuen enthielten auch sämtliche Dolden zweiter Ordnung«) zweigeschlechtige — meist 5 bis 12^) — und männliche Blüten — meist 35 bis 50'') -, während auf den übrigen von diesen Individuen eine oder einige — aber nicht sämtliche — Dolden dieser Ordnung rein männlich waren '^). Dagegen enthielten die Dolden dieser Ordnung auf sehr vielen der schwächeren, meist der völlig ausgebildeten Dolden dritter Ordnung entbehrenden Individuen zum Teil'), auf manchen dieser Individuen sogar sämtlich nur — und zwar bis 50 oder etwas mehr — männliche Blüten. Die Dolden dritter Ordnung besassen nur auf besonders kräftigen Indi- viduen, und auch auf diesen nur zum Teil^), — meist ein bis drei, selten etwas mehr — zweigeschlechtige Blüten neben den — meist 30 bis 40 — männlichen Blüten; auf den meisten Individuen waren sie sämtlich rein männlich. Auf den schwächeren Individuen war die Anzahl der männlichen Blüten der Dolden dritter Ordnung meist geringer; vielfach kam ein Teil der Blüten gar nicht zum Blühen. Auf noch schwächeren Individuen war letzteres meist bei sämtlichen Blüten der vorhandenen Dolden dritter Ordnung der Fall; auf sehr vielen von diesen Individuen waren Dolden dritter Ordnung über- haupt nicht mehr angelegt. Das Zentrum und die periphere Zone der gemischtblütigen Dolden werden von männlichen Blüten eingenommen; die zweigeschlechtio-en Blüten stehen dazwischen in einer schmäleren oder breiteren mittleren Zone, in welche auch männliche Blüten in grösserer oder gerino-erer Anzahl eingesprengt sind. Die Stiele der zweigeschlechtigen Blüten sind zwar bedeutend kürzer^) als die der männlichen Blüten, die Fruchtknoten der ersteren sind aber so lang, dass die Blüten dennoch zur Zeit ihres Blühens in gleicher oder ungefähr gleicher Höhe mit den männlichen Blüten stehen. 1) Seltener weniger oder etwas mehr. '2) Seltener etwas weniger oder etwas mehr. o) Hin und wieder trägt die Blütenstandsachse unterhalb der Dolde erster Ordnung eine oder einige kleine Dolden zweiter Ordnung, welche nicht selten nur männliche Blüten enthalten, manchmal sogar nicht zur völligen Entwicklung gelangen. 4) Seltener weniger — so vorzüglich in den tieferstehenden Dolden — oder etwas mehr. 5) Seltener etwas weniger oder etwas mehr. 6) Gewöhnlich sind es tieferstehende Dolden, welche keine normalen zwei- geschlechtigen Blüten enthalten. Vielfach besitzen diese Dolden aber einige männ- liche Blüten mit grösserem Fruchtknotenrest. 7) Vergl. vorige Anm. 8) Meist nur an den oberen Zweigen. DJ Aber ein wenig dicker. Sitzung vom 30. Oktober 1903. 413 Sitzung vom 80. Oktober 1903. Vorsitzender: Herr L. Kny. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Per Düsen, Ingenieur, Kustos am botanischen Museum in Rio de Janeiro (Adresse: Consulado general da Suecia e Norvega (durch P.MAGNUS und F. XegER), Johnson, Dr. T., F. L. S., Professor der Botanik am Royal College of Science und Kustos der botanischen Sammlungen des National- ninseums in Dublin (durch L. Kny und W. MAGNUS), Myiake, Dr. Kiichi, z. Z. in Bonn, Botanisches Institut der Königl. Universität (durch S. SCHWENDENER und CARL MÜLLER), Mac Kenney, Dr. Randolph E. B., Pflanzenphysiologe am Department of Agricultiire und Assistant-Professor an der Columbian üni- versity in Washington (U. S. A.) (durch W. PFEFFER und H. MiEHE). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert die Herren: Hollrung, Dr., Professor in Halle a. S., Schröder, Henry, aus Laubenheim a. Rh., Nilsson, Professor in Svalöf. Der Vorsitzende macht der Gesellschaft Mitteilung von dem Ab- leben der Herren: F. Crepln, Directeur honoraire des botanischen Gartens, Mitgliedes der Akademie der Wissenschaften in Brüssel, korrespondierenden Mitgliedes unserer Gesellschaft (verstorben am 30. April 1903); ferner des ordentlichen Mitgliedes Herrn Dr. Eugen Askenasy, ordentlichen Honorarprofessors an der Universität Heidelberg. Zu Ehren der Verstorbenen erhoben sich die in der Sitzung An- wesenden von ihren Sitzen. Herr CARL MÜLLER berichtet hierauf in Kürze über die im September in Cassel abgehaltene Generalversammlung imserer Ge- sellschaft Dieselbe war bedauerlicherweise nur von 13 ordentlichen Mitgliedern besucht. Es konnten demzufolge die anberaumten Wahlen Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXI. 28 414 Sitzuug- vom .'50. Oktober 190r.. des Präsidenten, seines Stellvertreters, der Mitglieder des Ausschusses, sowie die Ernennung des in Vorschlag gebrachten Ehrenmitgliedes und zweier korrespondierenden Mitglieder nicht stattfinden. Der Aus- schuss bleibt nun nach § 21, Absatz 2 der Statuten ein weiteres Jahr in seiner jetzigen Zusammensetzung bestehen. Die übrigen Wahlen erfolgen schriftlich, zu welchem Behufe den ordentlichen Mit- gliedern die Wahlvorschläge unterbreitet worden sind^). Die Stimm- abgabe muss bis zum 1. Dezember d. J. erfolgen. Näheres über die Verhandlungen der Generalversammlung wnrd das darüber berichtende Sonderheft bringen. Die wissenschaftlichen Mitteilungen, welche in Cassel gemacht wurden, sind zum Teil im vorliegenden laufenden Hefte veröffentlicht. Der Oktoberversammlung lag es ob, in üblicher Weise die Wahl der in Berlin tätigen Vorstandsmitglieder zu vollziehen. Aus dem Schosse der Versammlung heraus wurde der Antrag gestellt, die Wahlen wne in früheren Jahren durch Zuruf zu erledigen. Da sich kein Widerspruch hiergegen erhob, so wurde dementsprechend ver- fahren. Das Ergebnis der einstimmung vollzogenen Wahlen ist das folgende : Für das Jahr 1904 werden sein Herr A. ENGLER erster Vorsitzender, " T TU- ■, r Stellvertreter desselben, „ L. WlTTMACK zweiter J ' „ P. Magnus erster I „ E. KÖHNE zweiter Schriftführer, ., I. URBAN dritter ) „ Otto Müller Schatzmeister, „ P. ASCHERSON 1 ,,. ,. , , T^ , , . „ O. Reinhardt Mitglieder der Redaktions- „ R. KOLKWITZ 1 komn^ssion. Als Sekretär wird Herr CARL MÜLLER die Anitsgeschäfte der Gesellschaft fortführen . Bei der Eröffnung der Sitzung machte der Vorsitzende die Mit- teilung, dass am 1. Oktober d. J. 25 Jahre verflossen waren, seit Herr Geheimrat SCHWENDENER sein Lehramt an der Universität Berlin angetreten hat. Er spricht aus diesem Anlasse namens der Gesellschaft ihrem verehrten Präsidenten die herzlichsten Glück- wünsche aus. 1) Nur solchen im Auslaude befindlichen Mitgliedern, deren Stimmenabgabe wegen der Entfernung nicht rechtzeitig erfolgen kann, ist die Aufforderung zur Wahl nicht zugesandt worden. Sitzung vom 30. Oktober 1908. 415 Am 4. September d. J. feierte miser langjähriges Mitglied Herr Prof. Dr. Friedrich Hegelmaier in Tübingen die 70. Wiederkehr seines Geburtstages. Der Vorstand der Gesellschaft widmete ihm aus diesem Anlasse folgende Adresse, welche dem Jubilar von Herrn Prof. Dr. Grafen ZU SOLMS-LAUBACH der Ferien wegen schon im Juli überreicht wurde: Hochgeehrter Herr Professor! Wieder einmal tritt an den unterzeichneten Vorstand der Deut- schen Botanischen Gesellschaft die angenehme Pflicht heran, einem derjenigen Mitglieder, die ihr von Anfang an angehören und seither in gleicher Geistesfrische wirken, ihre herzlichsten und wärmsten Glückwünsche darzubringen. Als einer der hervorragendsten Schüler des unvergesslichen Alexander Braun sind Sie der von diesem kultivierten Forschungs- richtung, sie den Bedürfnissen der Zeit entsprechend modifizierend nnd weiterführend, treu geblieben. Die Morphologie, Systematik und Biologie haben durch Ihre reiche und mannigfaltige Tätigkeit grosse Förderung erfahren. Insbesondere ist der Tatbestand, wie er für die Callitrichaceen und Lemnaceen heut festgelegt dasteht, wesentlich Iliren Untersuchungen zu verdanken. Für das grosse und schwierige, noch in seinen Anfängen stehende Gebiet der Eutwickelung und Biologie der Samen haben Sie ein Menschenalter hindurch in zahlreichen, mühevollen Arbeiten wert- volle Bausteine zusammengebracht, die eine sichere Grundlage für weitere Studien in dieser Richtung darbieten. Und nach der löblichen Gepflogenheit Ihres engeren Heimat- landes haben Sie stets Ihre Aufmerksamkeit auch der einheimischen Flora zugewandt, wie zahlreiche aus Ihrer Feder geflossene kleinere Aufsätze bezeugen. Sie haben auch, wofür die Deutsche Botanische Gesellschaft Ihnen ganz besonderen Dank schuldet, in deren Bänden durch eine Reihe von Jahren regelmässige Berichte über die Fortschritte der Florenkenntnis Württembergs und Hohenzollerns erscheinen lassen. Indem die Gesellschaft Ihnen für Ihre gesamte botanische Wirk- samkeit ihren Dank ausspricht, hofft und wünscht sie zugleich, die Vorsehung möge Ihnen zur Förderung der Wissenschaft und zum Nutzen Ihrer Heimat noch eine Reihe von Jahren voll frucht- bringender Arbeit als Forscher und Universitätslehrer zu teil werden .lassen. Der A'orstand der Deutschen Botanischen Geselschaft. S. SCHWENDENER. R. VON WETTSTEIN. L. KNY. A. Bngler. L. W^ittmack. P. Magnus. E. Kühne. I. URBAN. 0. MÜLLER. 2,s* 416 Sitzung vom 30. Oktober 190;). Der Jubilar hat unter dem 6. September an den Präsidenten der Gesellschaft, Herrn Geheimrat SCHWENDENER, folgendes Dank- schreiben gerichtet: Tübingen, 6. VIII. 03. Hochgeehrter Herr Geheimrat! Gestatten Sie mir, dass ich an Sie in Ihrer doppelten Eigenschaft als Vorsitzenden der Deutsclieu Botanischen Gesellschaft und als ]\[it- vorsitzenden der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin AVorte des Dankes richte für die ebenso unerwarteten und unver- dienten als ehrenden Auszeichnungen, mit welchen ich von Seiten beider Körperschaften am 1. d. M. überrascht worden bin. Ich habe die Betrachtungen, zu welchen mir diese Zeichen wohlwollender Teilnahme Anlass gegeben, und die Gesinnungen, mit welchen sie mich erfüllt haben, schon mündlich gegenüber den Überbringern zum Ausdruck gebracht und möchte diesen jetzt nicht ausführlich wieder- holen. Insbesondere sind mir auch liebe Erinnerungen au frühere Zeiten aufgestiegen, in welchen ich einigemal interessanten Verhand- lungen der zweitgenannten Gesellschaft, die mir noch lebhaft im Ge- dächtnis geblieben sind, als Zuhörer habe anwohnen dürfen. Falls es sich mit der Geschäftsordnung und dem Herkommen vertragen würde, dürfte ich mir vielleicht auch die Bitte an Sie, Herr Geheimrat, er- lauben, dass Sie in einer künftigen Sitzung der beiden Gesellschaften meinem lebhaftesten Dank an jede derselben einen einfachen kurzen Ausdruck leihen, oder, wenn es die Umstände mit sich bringen sollten, dies durch den jeweils funktionierenden Vorsitzenden tun lassen möchten. Die Zahl der Mitglieder der Deutschen Botanischen Ge- sellschaft, welche das prächtige Album mit ihren Bildern geschmückt haben, ist ja so gross, dass ich jedem Einzelnen meinen Dank nur etwa durch eine Karte werde aussprechen können, so dass es gut wäre, wenn dies noch insgemein auf dem ebengenannten Weg durcli Ihre gütige Vermittlung geschehen könnte. Mit ausgezeichneter Hochachtung und den besten Wünschen für die bevorstehende Ferienzeit in dankbarer Ergebenheit Dr. HEGELMAIER. Bl'Chenau: Staubblätter im Innern von Fruchtknoten bei Melandryum rubrum. 417 Mitteilungen. 56. Franz Buchenau: Entwickelung von Staubblättern im Innern von Fruchtknoten bei Melandryum rubrum Garcke. Mit Tafel XXI. Eingegano^en am 8. August 1903.') Au einem der letzten Taoe des Monats Mai 1897 fand Herr Prof. Dr. K. WeidenmCller, Oberlehrer am Gymnasium zu Marburg, (Hessen), an einem Feldwege in unmittelbarer Nähe dieser Stadt eine kleine Gruppe von Exemplaren des Melandri/um rubrum Garcke, welche ihm durch das Fehlen der Kronblätter auffiel. Da ihm dies Fehlen noch nicht vorgekommen war, nahm er ein paar Exemplare mit nach Hause. Hier bemerkte er dann sofort grosse Unregelmässig- keiten im Baue der Fruchtknoten und in der Zahl der Narben. Noch mehr aber wurde er überrascht, als er einen Fruchtknoten öffnete und denselben ganz erfüllt fand mit wohlausgebildeten Staubblättern. Herr Prof. WeideNMCllER hatte die Güte, mir wenige Tage darauf «inen Zweig der Pflanze und später, als ich ihm mein Interesse für die Sache ausgesprochen hatte, noch den Rest des Materials zu über- senden. Einen grossen Teil desselben hatte er inzwischen Herrn Prof. Dr. Kohl für die Sammlung der Universität Marburg übergeben. In den vergangenen Jahren war ich durch amtliche Arbeiten und durch Krankheit verhindert, die Bildungsabweichung genauer zu unter- suchen und mit frischem Material zu vergleichen. Erst jetzt (im Juli 11)03) ist mir dies möglich gewesen. Obwohl ich nun im all- gemeinen sehr gegen die casuistische Beschreibung von Monstrosi- täten eingenommen bin^) — die Literatur wird durch solche Einzel- beobaclitungen gar zu sehr überlastet — so glaube ich doch diesen ausserordentlichen Fall für die Wissenschaft festhalten zu müssen. Die vegetativen Teile der Pflanzen: Stengel und Laubblätter, sind durchaus normal gebaut. Indessen sind sie — ento-egen den üblichen Diagnosen in den Florenwerken — nicht nur zottig, sondern 1) Die Mitteilung lag wie die beiden folgenden im Manuskript der General- versammlung in Cassel vor. 2) In ähnlicher Weise hat die übertrieben häufige Beschreibung von Blitz- schlägen, so interessant sie oft in lokaler Beziehung sein mag, wohl nur wenig Wert für die physikalische Wissenschaft. 418 Franz Buchenau: zugleich drüsig-behaart. (Die starke Behaarung der Kelchblätter bildet bei der Präparation der aufgeweichten Blüten eine unangenehme Erschwerung). Auch der brachiale Blütenstand ist ganz normal. Desto stärker verändert sind die Blüten. Die normale zwitterige Blüte von Melandryum enthält bekanntlich fünf fünfgliedrige Cyklen von Blattorganen: Sep. (5), Pet. 5, Stam. 5 -)- 5. Carp. (5) also fünf verwachsene Kelchblätter, fünf freie Kronblätter, zweimal fünf freie Staubblätter und fünf zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsene Fruchtblätter. Die Cyklen alternieren regelmässig mit einander; daher stehen die Fruchtblätter episepal (vergl. Fig. 1). Bei den zweihäusigen Arten: M. album und rubrum fallen auf den weib- lichen Individuen die Staubblätter, auf den männlichen die Frucht- blätter (also das ganze Pistill) aus, ohne dass aber dadurch die anderen Kreise in ihrer Stellung beeinflusst würden. Der Kelch hat fünf starke Median- und fünf nahezu ebenso starke Kommissural- bündel. Alle zehn Bündel sind im untern Drittel unverzweigt; etwa von der Mitte an anastomosieren sie. Die Kommissuralbündel gabeln sich unterhalb der Kelcheinschnitte; ihre beiden Äste verflechten sich mit Ästen der Mediaubündel. Auch die Fruchtblätter l)esitzen (Fig. 1) fünf starke Median- und ebenso viele starke Kommissuralbündel; diese zehn Bündel sind infolge der episepalen Stellung der Fruchtblätter genau ebenso orientiert wie die entsprechenden Bündel im Kelch. Zwischen je zwei dieser starken Bändel steigen aber in der Wand des Fruciit- knotens noch ein oder zwei schwache Leitbündel auf. Sind zwei vorhanden, so teilen sie den vorhandenen Raum entweder in drei gleiche Teile, oder sie sind einander mehr genähert. Demgemäss besitzt also die Fruchtknotenwand 20—30 Leitbündel: zehn starke und zehn bis zwanzig schwache. Im Innern springen die Kommissuren der Karpellblätter in Form schmaler scharfer Leisten in die Höhlung- des Fruchtknotens vor. Diese Leisten stehen aber nur im aller- untersten Teile des Fruchtknotens mit der Placenta in Verbindung, so dass nur hier der Fruchtknoten fünffächerig ist. Weiter hinauf haben die Kommissuralleisten keine Verbindung mit der centralen Placenta, und der Fruchtknoten ist hier also einfächerig. Unter dem Mikroskop erweisen sich die Kommissuralleisten als aus zwei Lamellen zusammengesetzt (den Rändern der beiden Fruchtblättin' entsprechend, aus denen sie gebildet sind). Die Placenta bildet einen nahezu cylindrisclien, nach oben etwas verjüngten Körper. Sie ist aussen dicht bedeckt mit den grossen weissen Samenanlagen; doch sind die letzteren durch die vor- springenden Kommissuren der Fruchtblätter in fünf CTrupi)en ab- [ Staubblätter im Innern von Fruchtknoten bei Melandryum rubrum. 419 geteilt. Jede Gruppe hat vier Längsreihen you Saineiianlageu; oben vermindert sich deren Zahl auf zwei. Auf dem Querschnitte zeigt die Placenta im Innern einen fimfstrahligen Stern von Leitbündeln. Die Strahlen gabeln sich natürlich wiederholt, indem sie Bündel in die einzelnen Samenanlagen entsenden (Fig. 1). Die Oberfläche der Placenta ist zwischen den Stielen der Samenanlagen dicht bedeckt mit langen wasserhellen Papillen; sie bilden das leitende Zellgewebe, in welchem die Pollenschläuche hinabwachsen. — Die Placenta ist, wie bereits bemerkt, central und in ihrer grössten Länge frei. Sie wurde daher früher für den Abschluss der Blütenachse gehalten. Dass sie dies nicht ist, dass sie vielmehr von den verwachsenen Basen (Sohlen) der fünf Fruchtblätter gebildet wird, darin sind jetzt wohl alle komparativen Morphologen einig. Wir werden bei der Schilderung der abnormen Zustände noch einem überraschenden Beweise für die Richtigkeit dieser Ansicht begegnen. Die einzelne Samenanlage (Fig. 4) ist campylotrop und ziemlich laug gestielt; der nur wenig gekrümmte Nukleus liegt quer gegen den Stiel (funiculus). Der Nukleus wird völlig von zwei dünnen Inte- gumenten umhüllt; das innere lutegument ragt wie eine ^Yarze aus der Mikropyle des äusseren hervor. Die Krümmungsebene liegt horizontal, und zwar krümmt sich jede Samenanlage nach aussen, also nach der benachbarten Furche der Placenta hin. Hier in dieser Furche ist das leitende Zellgewebe, in welchem die Pollenschläuche hinabwachsen, besonders stark entwickelt. Auf die Kronblätter und die Staubblätter gehe ich nicht näher ein. Die ersteren sind bekanntlich langgestielt (genagelt) und tief herzförmig ausgeschnitten; an der Grenze der Platte und des Stieles findet sich eine vierlappige, weissgefärbte Ligula (Paracorolla). Von den zehn Staubblättern (Fig. 2) sind die fünf epipetalen kürzer als die episepalen. (Über die Hinneigung der Staubblätter zur Obdiplostemonie vergl. ErCHLER, Blütendiagramme, 1878, H, S. 110 ft".) Die Staub- beutel sind nahe unter der Mitte des Rückens befestigt und intrors gewendet; sie springen mit zwei seitlichen Längsspalten auf. — Der Fruchtknoten trägt fünf etwa 8 mm lange linealische Griffel, welche auf ihrer inneren Seite mit langen, keulenförmigen, abstehenden, glas- hellen Papillen bedeckt sind (Fig. 15). Gegen den Grund hin werden die Papillen kleiner und ziehen sich mehr und mehr auf die obere Mittellinie des Griffels zurück. — So viel über den normalen Bau. — Die Pflanzen, welche die abnormen Blüten tragen, sind, nach dem ersten Anblick zu schliessen, weibliche. (Es ist nach der Art ihres Zusammenwachsens zu vermuten, dass sie von einer Mutterpflanze, ja vielleicht von Sainen aus einer Frucht herstammten). Aber es fehlen ihnen nicht nur die Staubblätter, sondern auch (wie bereits im Eingange bemerkt) die Kronblätter. Dies hatte ja gerade zu 420 Franz Rlchenau: ihrer Auffindung- geführt. Die Narljen treten auffallend stark zutage und verschrumpfen selbst an den älteren Blüten nicht. Dies bildet einen auffallenden Unterschied gegen die normalen weiblichen Blüten. Bei ihnen liegen die Griffel völlig verborgen in der Kelchröhre oder richtiger zwischen den Stielen der Kronblätter; von aussen sind höchstens ihre Spitzen am Eingang der Blüte (zwischen den Paraco- rollen) zu erblicken. Überdies verwelken sie in den normalen Blüten sofort nach der Befruchtung und vertrocknen dann bald. Die nähere Untersuchung ergiebt aber eine noch weitergehende Eeduktion der Blüten^). Nicht nur Kronblätter und Staubblätter fehlen ihnen, sondern die ganze Blüte besteht anscheinend nur aus einem einzigen fünfgliederigen, verwachsen- blätterigen Blattkreise. Indem die fünf Blätter dieses Kreises im buntesten Wechsel entweder calycoiden oder carpelloiden Bau -zeigen, entsteht eine ausserordentliche Mannigfaltigkeit der Form und des äussern Ansehens. (Vergl. Fig. 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14). Die normalen Kelchblätter sind derbhäutig, dunkelgrün gefärbt, oft mit rotem Anflug und dabei mit kurzen und langen, abstehenden, zum Teil drüsigen Haaren dicht bedeckt. Die Fruchtblätter (Karpelle) sind derbwandig, lebhaftgrün gefärbt und kahl. Diese Yerschieden- heiten sind nun an den Marburger Exemplaren auf sehr wechselnde Weise miteinander vermischt. Keinmal fand ich eine Blüte, deren Blattkreis einen nor nalen Kelch gebildet hätte. Nur einmal be- gegnete mir eine Blüte, welche ganz von einem Fruchtknoten mit fünf Griffeln gebildet war (Fig. 8, 9); sie wich aber durch Eiform von der zylindrischen, etwas keuligen Gestalt des normalen Frucht- knotens ab; auch war ihre Oberfläche wenig glänzend und unten mit kurzen, zerstreuten, oben mit dichter stehenden und längeren Haaren besetzt (Fig. 8). Meist haben eins oder einige Phyllome calycoiden, die anderen carpelloiden Bau; nicht ganz selten weichen aber sogar die beiden Längshälften eines und desselben Blattorganes im Bau voneinander ab (Fig. 11). Die Kelchblätter endigen oben in Spitzen; die Fruchtblätter tragen oben mehr oder weniger gut ausgebildete, meist stark gekrümmte Griffel Häufig ist aber auch die untere Hälfte eines oder mehrerer Blätter calycoid, die obere Hälfte carpelloid gebaut. (Vergl. Fig. 11, an welcher in der oberen Hälfte nur eine Längshälfte eines Blattes den Bau eines Kelchblattes hat und rauh behaart ist, während die ganze untere Hälfte der Blüte durchaus Kelchcharakter hat). Das Umgekehrte, dass also die untere Hälfte eines Blattes Fruchtblatt, die obere Kelchblatt wäre, kommt nach meinen Beobachtungen nicht vor. 1) Die abnormen Blüten sind ebenso wie die normalen kurzgestielt:. In den normalen Blüten wird überdies der Fruchtknoten von einem kurzen Stiel, dem Gynophor, getragen. Staubblätter im Innern von Fruchtknoten bei Melandryum rubrum. 421 Die so sehr verschiedene Ausbikhiiig der fünf mit einander verwachsenen Blattorgane bringt natürlich starke innere Spannungen und infolge davon mancherlei Krümmungen und selbst Risse hervor (Fig. 10, 13). Es lohnt aber wohl nicht, diese gemischten Formen im einzelnen zu beschreiben. Nur möchte ich noch hervorheben, dass die abnormen Blüten oben fast niemals völlig geschlossen sind, wie es beim normalen Fruchtknoten der Fall ist. Die Spitzen der calycoiden Phyllome sind im Gegenteil immer frei. Besteht z. B. eins der abnormen Gebilde aus drei Fruchtblättern und zwei Kelch- blättern, so ist sein Gipfel auf der Seite der drei GriiBFel geschlossen, vor den Zähnen der Kelchblätter aber offen. Offnet man nun eins dieser abnormen Gebilde, so begreift man das Erstaunen des Entdeckers derselben. Die centrale Placenta ist nämlich stets vollständig geschwunden. Damit unterbleibt denn auch, mit einer noch am Schlüsse zu berührenden Ausnahme, die Bildung von Samenanlagen. Aus dem freigewordenen Grunde des Fruchtknotens aber erhebt sich ein Kranz von normal ausgebildeten Staubblättern (Fig. 9). Meist sind sechs bis neun vorhanden, selten weniger; zweimal fand ich zehn. Verwachsungen sind bei ihnen nicht selten, was bei der Enge des Raumes, in dem sie sich ent- wickeln müssen, begreiflich genug ist. Im übrigen sind sie völlig- normal gebaut und entwickeln eine grosse Menge von gutem Pollen. Zur Reifezeit strecken sich die Staubfäden sehr in die Länge und sind dann stark durcheinander gekrümmt und geflochten (Fig. 5). Wohl sieht man einmal aus der offenen Spitze des ^Fruchtknotens" oder aus einem Längsspalte einen Staubbeutel ein wenig hervorragen, niemals aber gelingt es den Staubblättern, die Wände ihres Kerkers (eben dieses „Fruchtknotens") zu sprengen und unter Streckung der Staubfäden in das Freie zu gelangen. Die vorliegende Bildungsabweichung ist in der Tat eine ausser- ordentliche. Drei Blattcyklen sind vorhanden; der äusserste ist in wunderlicher Weise aus calycoiden und carpelloiden Elementen ge- mischt: die beiden folgenden — meist nicht ganz vollständig ausge- bildeten — sind Staubblattkreise. Wäre der äussere Kreis ein reiner, normaler Kelch, so hätten wir kronblattlose männliche Blüten vor uns, deren Staubblätter sich dann ganz gewiss normal gestreckt hätten. Xun aber macht die Blüte zunächst den Eindruck einer umgeformten weiblichen Blüte, da ihr Äusseres aus verwachsenen Kelch- und Fruchtblättern besteht und die ausgebildeten Griffel stark ^o^ hervortreten. In ihrem Innern aber birgt die Blüte zwei mehr oder weniger vollständio- auss-ebildete Staubblattkreise! Zum Schlüsse muss ich noch einer wichtigen Beobachtung ge- denken. Beim Öffnen der abnormen Blüten war es mir schon wieder- holt aufgefallen, dass die inneren Kommissuralleisten der Frucht- 4.22 Franz Buchenau: blätter dicker waren als in den normalen Ovarien. Zuweilen waren sie auch infolge der eingetretenen Spannungen streckenweise von der Wandung losgerissen. Endlich aber fand ich eine abnorme Blüte, in welcher eine der drei vorhandenen Leisten zur wirklichen Placenta geworden war. An ihren Rändern (Fig. 3) waren acht ganz normal ausgebildete Samenanlagen (Ovula) entstanden, welche sich alle mit der Mikropyleseite schräg nach oben gewendet hatten. Die zweite Leiste desselben Fruchtknotens trug auf der einen Seite fünf Ovula; die andere war leer. Hier wurde also mit der Deutlichkeit eines Vorlesungsversuches dargelegt, dass die Bildung der Samenanlagen au den Rändern der Karpellblätter geschieht, dass also auch die centrale freie Plazenta von Melandryum nicht von der Blütenachse, sondern von den miteinander ver- wachsenen Blattsohlen der Fruchtblätter gebildet wird. Diese wichtige Beobachtung entschädigte mich einigermassen für die Enttäuschung, welche ich dadurch erfuhr, dass die erhofften Mittelbildungen von Samenanlagen und Staubblättern nirgends vor- banden waren. ^) Die Ovula waren (mit der eben erwähnten Aus- nahme) in allen abnormen Blüten völlig verschwunden: die Staub- blätter aber entwickelten sich völlig normal, wenn ihnen auch die Enge des Raumes nicht gestattete sich frei zu entfalten. Als ich die im vorstehenden beschriebene Bildungsabweichung zuerst untersuchte, waren mir ähnliche Fälle aus der Literatur ganz unbekannt.^) Indessen erwähnt C. DE CandOLLE in seinem sehr beachtenswerten Aufsatze: Remarques sur la ttn-atologie vegetale (Archives des sciences physiques et naturelles, 1897, 4. ser., t. III, p. 5 des Sonderabdruckes) solche Vorkommnisse unter seinen „mon- struosites taxinomiques" als besonders selten. Seiner Güte verdanke ich denn auch deu Nachweis der beiden bis jetzt zur Beobachtung gelangten Fälle. AGARDH (Vaexternes Organografi, p. 878, citiert in MOQUIN- TaNDON, Elements de teratologie vegetale, 1841, p. 218 und in 1) Es ist wohl kaum uötig, an Celakovky's wiederholte Untersuchuugen der Übergangsljildungen von Samenanlagen und vou Staubblättern in andere Blatt- formationen zu erinnern, welche so wertvolle Aufschlüsse über die morphologische Bedeutung beider Arten von Organen lieferten. 2) Pbnzig führt unter Melandryum nichts äliuliches auf. Er macht aber auf einen Aufsatz von L. Maechanü aufmerksam (Adansonia, 1SG3— 18G4, IV, p. löo bis 171), in welchem dieser unter anderen Abnormitäten von Melandryuni albuiu eine Blüte am Ende eines Laubzweiges erwähnt, welche nur aus zehn Staubblättern be- stand, ohne Kelch und Krone! — Marchand bespricht daselbst auch Verlaubung der Ovula und Sprossbildung an der freien centralen Placenta von AnagaUis; der Fruchtknoten war dabei oft noch völlig geschlossen (vergl. die dem Aufsätze bei- gegebene Tafel V' II). Staubblätter im Innern von Fruchtknoten bei Melandryum rubrum. 423 PeNZIÜ, Pflanzeii-Teratologie, 1894, II, S. 412) sah „in gefüllten Blüten von Hyacinthus orientalis L. das Ovar geöffnet und auf den Placenten neben mehr oder weniger verbildeten Ovula vereinzelte Antheren inseriert". Genauer bekannt ist der andere Fall. G. BenTHAM teilte au M. T. Masters die abnormen Blüten der Myrtacee: Baeckea diosmae- folia mit, welcheLetzterer dann beschrieb und abbildete (M.T. MASTERS, Note on the presenee of stamens within the Ovarium of Baeckea dios- maefolia Rudge, in Journ. Linn. Soc. 1866, IX, p. 334, 335, Tab. VII — nahezu wörtlich wiederholt in desselben Verfassers Vegetable terato- logy, 1869, p. 183, 184, Fig. 98 in Holzschnitt). Dieser Fall liat, äusserlich betraclitet, viel mehr Ähnlichkeit mit dem uns vorliegenden. Baeckea hat einen zwei- bis dreifächerigen unterständigen Frucht- knoten mit centraler Placenta und einem Griffel. An den abnormen Blüten ist an Kelch, Krone, Androeceum und dem Äusseren des Gynae- ceums durchaus nichts Al^weichendes zu bemerken. Der Fruchtknoten aber ist einfächerig. Die Placenta ist meistens, die Ovula sind immer geschwunden; dagegen fanden sich an der Innenseite der Fruchtknoten- w^and — bei fehlender Placenta auch im Grunde — ziemlich zahl- reiche Staubblätter. Eine Regel in der Anordnung derselben wurde nicht bemerkt. Sie waren teils vollkommen entwickelt mit wohl ausgebildetem Pollen, teils bestanden sie nur aus einem Stiele mit einer Anschwellung an der Spitze, ohne dass es zur Bildung von Fächern und von Pollen gekommen wäre. Sie blieben im Innern des Fruchtknotens eingeschlossen. — Dieser Fall übertrifft den unserigen von Melandryum noch. Offenbar sind die abnormen Staub- blätter an den im Fruchtknoten herablaufenden Rändern der Frucht- blätter entstanden, ganz in derselben Weise, wie in dem letzt- erwähnten Fruchtknoten von Melandryum die Ovula an dem Kommissuralvorsprung. Aber das Ausserordentliche ist, dass bei Baeckea die eingeschlossenen Staubblätter o-anz ausser Beziehuns,- zum regelmässigen Aufbau der Blüte waren; bei Melandryum ent- sprachen sie trotz alles Abweichenden immerhin doch den beiden Staminalkreisen einer männlichen Blüte. Erklärung der Abbildungen. Taf. XXI. Fig. 1. Horizontalschnitt durch eine weibliche Blüte von Melandryum rubrum^ 15 fache Vergrösserung, aber halbschematisch. Zu äusserst der Kelch mit fünf Median- und fünf Kommissurfilbündeln. Ein Kelchblatt fällt nach oben. Dann folgen die fünf Kronblätter, deren ParacoroUe augedeutet ist. Die Staubblätter fehlen. In der Wand des Fruchtknotens liegen fünf starke Mittel-, fünf starke Kommissuralbündel und 20 schwache Zwischen- 424 BuCHENAU : Staubblätter im Innern von Fruchtknoten bei Melandryum, bündel. An den Kommissuren springen dio Fruchtblätter nach innen in Form schmaler Leisten vor. In der centralen Placenta sieht man den fünfstrahligen Stern der Gcfässbündel; zwei Strahlen desselben sind ge- gabelt. Die Bündel sind von derbem, zum Teil lufthaltigem Gewebe um- geben. Die äusserste Schicht der Placenta besteht aus zarten Zellen, welche sich in die Papillen des leitenden Zellgewebes verlängern (diese Papillen sind in der Figur des kleinen Massstabes wegen nicht gezeichnet). Jede der fünf Abteilungen der Placenta hat vier Reihen von Samenanlagen. Fig. 2. Eins der kleineren Staubblätter aus einer normalen Blüte; 7,.3 mm (die längeren 10 mm) lang. Anthere auf dem Rücken befestigt, intrors. „ 3. Kommissuralvorsprung in eine abnorme Placenta umgewandelt; viel breiter als in der normalen Blüte; acht wohl entwickelte, schräg nach oben ge- wendete Samenanlagen tragend. „ 4. Normale Samenanlage. Funiculus ziemlich lang; r die Rhaphe. Inneres Integmnent in Form einer Warze aus der Mikropyle des äusseren hervor- ragend ,. 5. Vollkommen entwickeltes Staubblatt aus einem abnormen Fruchtknoten. Aus der linken Seite des aufgesprungenen J^eutels sind Pollenkörner herausgetreten. „ G und 7. Staubblätter aus einem abnormen Fruchtknoten vom Rücken und von der Bauchseite her gesehen. Antheren und Pollen sind nahezu fertig ausgebildet, die Filamente aber sind noch nicht gestreckt. , 8. Abnorme Blüte, aus fünf Fruchtblättern bestehend, also einen nahezu normalen Fruchtknoten bildend; auf der Oberfläche aber nicht kahl, son- dern mit zerstreuten Haaren besetzt. 9. Derselbe Fruchtknoten aufgeschlitzt und etwas ausgebreitet. Er enthält sieben wohlausgebildete Staubblätter. , K». Abnorme Blüte, aus drei Kelchblättern und zwei Fruchtblättern gebildet. Über den beiden letzteren (links) zwei kurze (vermutlich aber wohl oben abgebrochene) Griffel. Rechts oben zwei Kelchzähne sichtbar. ., 11. Abnorme Blüte, unten ganz calycoid, oben bis auf einen schmalen Längs- streifen (einem halben Blatte entsprechend) carpelloid. Fünf grosse, stark papillöse Griffel. ., 12. Abnorme Blüte, aus vier Karpellen und einem Kelchblatt zusammengesetzt, mit drei Griffeln. Im Grunde des Fruchtknotens sechs wohlentwickelte Staubblätter, eins derselben aus zweien verwachsen. „ 13. Abnorme Blüte, aus drei Kelchblättern und zwei Fruchtblättern gebildet. Die beiden Fruchtblätter sind durch die Kelchblätter von einander ge- trennt (eins der Fruchtblätter liegt auf der Rückseite des Präparats und ist daher in der Figur nicht sichtbar.) Zwei Griffel. Aus einer Längs- spalte (rechts oben) zwischen einem Kelchblatte und einem Fruchtblatte treten die Spitzen zweier fertig ausgebildeten Staubbeutel hervor. „ 14. Abnorme Blüte, ziemlich unregelmässig gebaut. Das in der Figur vorn liegende Fruchtblatt ist in seiner unteren Hälfte schmaler als oben. Drei sehr lange Griffel. , 15. Griffel aus einer normalen Blüte von der Innenseite her gesehen. Makie Leschtsch: Verwandlung der Eiweissstoffe in den Pflanzen. 425 57. Marie Leschtsch: Über den Einfluss des Terpentinöls auf die Verwandlung der Eiweissstoffe in den Pflanzen. Eing-egaijgen am 12. August 1903. Die Frage nach der Wirkung der Gifte und der anästhesierenden Mittel auf die Verwandlung der Eiweissstoffe in den Pflanzen ist von der Wissenschaft fast noch ganz unerörtert geblieben. PUEIEWITSCH ^), MORKOWIN") und noch viele andere haben mit voller Evidenz er- wiesen, dass die Gifte einen Einfluss auf den Stoffwechsel ausüben, dass sie die Lebensjjrozesse, die in den Pflanzen vor sich gehen, in dieser oder jener Weise verändern. ZaleSKI^) hat gefunden, dass beim Lichtabschluss die Einwirkung des Äthers auf die Keimpflanzen eine starke Regeneration der Eiweissstoffe hervorruft. Schon diese eine Tatsache genügt, um sich von der W^ichtigkeit der Untersuchung dieser Fragen zu überzeugen. Bekanntlich enthalten die Pflanzen unter den Harzstoffen auch — wenngleich nicht in reiner Gestalt — Terpentinöl. Die Bedeutung- der Harzstoffe besteht nach der Meinung mancher Gelehrten darin, dass sie die Pflanzen vor den verschiedenen ungünstigen äusseren Lebensbedingungen zu schützen vermögen. Es war interessant, die Bedeutung des Terpentinöls festzustellen. Auf Vorschlag und unter Leituno- des Herrn Prof. W. PalladiN habe ich die Wirkung des Terpentinöls auf die Verwandlung der Eiweissstoffe untersucht. Zum Gegenstand der ersten Versuche wurden Zwiebeln von Allium Cepa und Alliu7n asralonieum genommen, und zwar aus dem Grunde, weil in ihnen die Bildung der Eiweissstoffe unabhängig vom Wachstum vor sich geht. Die Versuche wurden auf folgende Weise gemacht: Die Zwiebeln wurden der Länge nach in acht, möglichst gleiche Teile zerschnitten, und ein jeder Teil wurde zu einer be- sonderen Portion gelegt. In jedem Versuch nahm ich neun bis zehn Zwiebeln und bekam somit acht Portionen zu je 70 bis 75 g\ die eine von ihnen wurde sofort getrocknet (Kontrollportion I), die zweite unter eine mit einer abgeschliffenen Platte versehene Glasglocke (772 0 gesetzt (Kontrollportion H), und die übrigen wurden eben- falls unter Glasglocken und auf Kristallisationsschalen gebracht, aber 1) PuRiEWiTSCH, Zur Frage über Verwandlung der Stärke in der Pflanzenzelle. Kiew 18'JG. (Russisch). 2) MoRKowiN, Revue generale de botanique. 1899, 1901, 3) Zaleski, diese Berichte 1900. 426 Marie Leschtsch: unter die Glasglocken kamen noch kleine Schalen mit einer be- stimmten Menge Terpentinöl. Die Wände der Glasglocken wurden mit feuchtem Papier belegt. Alle zwei Tage wurden die Glas- glocken gelüftet und das Terpentinöl gewechselt. Die ersten A'ersuche müssen als ganz ergebnislos betrachtet werden: denn am zweiten, höchstens am dritten Tage starben die Zwiebeln ab; augenscheinlich ist das angewandte Quantum (^/^ bis lYa <^^wi) des Terpentinöls für die Zwiebeln verhängnisvoll geworden. Zugunsten dieser Vermutung spricht der Umstand, dass die Kontroll- portion ein gesundes Aussehen bewahrte. Offenbar mnsste die Menge des Terpentinöls gemindert werden. Dies ist in den folgenden Ver- suchen geschehen. In der verwundeten Zwiebel geht, wie dies namentlich HetT- LINGER^) und ZaleSKI^) nachgewiesen haben, eine ziemlich starke Versuch I. KV liis -22. Dezember. Die In In Menge der Trocken- N Prozent der Trocken- Durch- schnitt Prozent des Gesamt- substanz 9 substanz N Kontroll- portion I Gesamt- N 1,0039 1,036 0,0179393 0,0186060 1,786 1,728 I Ij'ö'« Eiweiss- •2,0308 0 01636.36 0,805 1 0,839 N 2,1531 0,0188181 0,874 47,75 Kontroll- portion II Gesamt- N 1,1911 0,9484 0,0253939 0,0206(566 2,131 2,179 2,15 Eiweiss- N 2,1192 2,05.34 0,0272727 0,0261818 1,286 1,275 }l,28 50,53 1 Tropfen Terpentinöl Gesamt- N 0,9945 1,1077 0,0223030 0,02430.30 2,242 2,194 1 2,218 Eiweiss- N 1,9016 2,1248 0,0282424 0,0283535 1,485 1,334 1 1,409 63,52 2 Tropfen Terpentinöl Gesamt- N 1,1564 0,9138 0,0263030 0,020808<:» 2,274 2,277 } 2,275 Eiweiss- N 2,172 2,1114 0,0291515 0,0284242 1,342 1,346 } 1,344 59,07 :j Tropfen Terpentinöl Gesanit- N 0,8674 0,9405 0,0192727 0,0207878 2,221 2.210 j 2,216 Eiweiss- 1,9634 2,(»472 0,0255151 0,0253939 1,299 1,240 1,269 57,26 1) Hettlinger, Revue generale de botanique. T. XII, p. 248. 2) Zaleski. diese Berichte 1901. Einfluss des Terpentinöls auf die Verwandlung der Kiweissstoffe. 427 Bildung der Eiweissstoffe vor sich. Aus den Versuchen I und II ist 7Ai ersehen, wie infolge des Terpentinöls dieser durch die Verwundung hervorgerufene Prozess sich geändert hatte. Der Gesamtgehalt an Stickstoff wurde nach der Methode KJELDAHL, derjenige an Eiweiss- stofFen nach der Methode STUTZER bestimmt. Beim Versuch I dauerte die Wirkung des Terpentinöls während des ganzen Versuclis. Beim Versuch II befand sich die Schale mit Terpentinöl lediglich vier Tage unter der Glasglocke, nach Ablauf derselben wurde sie herausgeholt. Versuch IV), Kj. bis 22. Dezember. Die In In Menge der Trocken- N Prozent der Trocken- Durch- schnitt Prozent des Gesamt- substanz .9 substanz N 1 Tropfen Terpentinöl Gesamt- N { 1,1523 1,0812 0,0224848 0,0212121 1 951 1,961 1 1,956 Eiweiss- N { 1,9217 2,340G 0,228484.S 0,0273939 l,18.s 1,170 1 1,179 60,27 2 Tropfen Terpentinöl Gesamt- N { 1,0725 1,1099 0,0238181 0,0244242 2,220 2,200 1 2,210 Eiweiss- N { 2,057 2.5159 (J,0292727 0,0357575 1.423 1,421 } 1,422 64 34 r, Tropfen Terpentinöl Gesamt- N l 0,9173 1,0715 0,0191515 0,0226(566 2,087 2,115 1 2,101 Eiweiss- { 1,9(543 1,9965 O,(; 0,.S!>a5 0 0472993 ( »,050(5(501 6,202 6, »51 1 (J,176 Eiweiss- / 1,5945 0,0483151 3,030 1 3,067 N i 1,4555 0,0451833 3,104 49,65 8 Tropfen Terpentinöl Gesamt- f 0,9299 0,924;; 0,0(509090 0,0502244 5,474 5,433 1 5,453 Eiweiss- f N 1 1,43(;7 1,2723 0'0414736 0,0387108 2,88(5 3,042 1 2,964 54,35 11 Tropfen Terpentinöl Gesamt- f N 1 0,79(59 0.8710 (»,(»444365 0,048(5105 5,575 5,581 1 5,575 Eiweiss- f N 1 1,.3547 1,24(33 0,0505778 0,0385198 2,995 3,090 1 3,042 54,5G Die Portionen mit 14 und 17 Tropfen waren abgestorben, die zweite vor der ersten. Bei diesem Versuche waren die Keimpflanzen, 1) BoRODiN, Botanische Zeitung 1878, Nr. 51, 52. 2) E. Schulze, Landwirtschaftliche Versuchsstationen 1886, XXXIII, S. 118. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXI. 29 430 Marie Leschtsch: Verwandlung der Eiweissstoffe in den Pflanzen. weDU man Dach dem Quantum des Gesamtstickstoifs schliesst, nicht gut genug gewählt; der Versuch ist dalier wiederholt worden. Beim folgenden Versuch wurden die Glasglocken täglich gelüftet und das Terpentinöl ebenfalls täglich gewechselt. Versuch V. i;». bis 2;;. Apr 1. Die 1 In In Menge der Trocken- N 1 Prozent ■ der Trocken- Durch- schnitt l'rozent des Gesanit- substanz 1 substanz N Kontroll- portion I Gesamt- | N \ »),88G;» (),87;)i» 0,0513541 0,518228:! 1 5,790 5,8Si) j 5,839 Eiweiss- | i,8s9;; i,;>3ü-j 0,72G5(J2( » 0,072;»l(iG 3,845 3,777 1 3,811 Ü5,2ö Kontroll- portion II Gesamt- 1 N 1 (i,7(ii».') 0.747.") 0,0504087 0,0481)583 G,558 (>,549 1 G,553 Eiweiss- 1 N 1 LOööG l,.')55.s 0,0317708 0,04(;3541 3,(X);) 2,979 ]-'■" 43,68 2 Tropfen Terpentinöl Gesamt- N (1,4911 0,4157 0,0317187 0,o2(;(;i45 (5,458 (5,402 \ G,430 Eiweiss- ( l,18r.2 0,0:182812 3,235 18 221 ^^ 1 l,222i) 0,o;'.!»2187 3,207 1 "i-j-'j 50,0« 4 Tropfen Terpentinöl Gesamt ) (),47(i;) ()..')lil7 0,0303645 o,o3;;o2os (;,3G7 (;.3.');! j 6.3G0 Eiweiss- 1 N l (),S7(;2 1,0982 O.03o4(;.s7 0.o3iHG6(i 3,477 i 3,5(5G j 3,521 :)5,30 Unter dem Einfluss des Terpentinöls trat also eine bemerkbare Hemmung der Zersetzung der Eiweissstoffe ein. O CT Ist das Terpentinöl vielleicht ein Desinfektionsmittel, ein Mittel, das der Pflanze in ihrem Kampfe mit den ungünstigen Natiir- bedingungen zu Hilfe kommt? Beim Versuch V waren die Keimpflanzen etwas jünger (der Weizen war am achten Tage vom Boden getrennt, die Länge der Keimpflanzen war IG ("m). Daraus lässt sich vielleicht erklären, dass die Keimpflanzen schon von sechs Tropfen kaum merkbar abzusterben begannen. Stärker haben die unter acht und zehn Tropfen gelitten. Es ist zu bemerken, dass während des Versuches mit der Zwiebel der Turgor derselben stets bewalirt blieb. Das Wachstum wurde offenbar nicht gehemmt, denn die einzelnen Teile der Zwiebeln wuchseu weiter, und die Würzelchen wurden länger. Dasselbe Hess N. Nedokutschakkf: Über die Speiclierimg der Nitrate in den Pflanzen. 431 sich auch bei Alliu)ii ascalonirum wahrnehmen, auch hier wurden die Würzelchen bedeutend länger. Sowohl die Zwiebeln als die Keimpflanzen des \Yeizens ertragen gut kleine Mengen von Terj)entinö], während grössere Dosen des- selben den Tod der Zwiebeln und der Keimpflanzen verursachen. St. Petersburg, Botan. Laboratorium der Frauenhochschule. 58. N. Nedokutschaeff: Über die Speicherung der Nitrate in den Pflanzen. (Vorläufige Mitteilung). Eiiig-Cü'anijen am 28. August IDOo. Die Anwesenheit von Nitraten in einigen Pflanzen war schon längst bekannt, und viele Arbeiten beweisen die grosse Verbreitung der salpetersauren Salze im Pflanzenreiche. Diese Arbeiten lassen aber das A'erhältnis unklar, welches zwischen dem Nitratgehalt des Aussenmediums und demjenigen in den Pflanzen besteht. Doch kann man schon a priori voraussetzen, dass die grossen Schwankungen des Nitratgehaltes in den Pflanzen derselben Art von der Salpetermenge im Boden abhängen. Der Zweck dieser Arbeit war, diese Verhältnisse quantitativ zu verfolgen. Der Plan der Versuche war folgender: Die Keimlino-e der typischen Salpeterpflanzen, wie Heluinthus annuus^ Cucurbita Pepo, Phaseolus iimltifloi'UH und Zea Mays wurden in KxOP'scher Lösung (mit wechselnden Mengen von Kaliumnitrat) in grossen Glasgefässen kultiviert. Nach Schluss jedes Versuchs wurden die Pflänzchen herausgenonnnen, die mangelhaft entwickelten beseitigt und die normal entwickelten nach dem Abtrocknen der Wurzel in drei Gruppen verteilt (eine Gruppe für Bestimmung der Trockensubstanz und zwei andere für Salpetersäurebestimmung) und gewogen, bei einer Temperatur von 60 — 70° C. getrocknet, dann zerkleinert und mit heissem Wasser extrahiert. In diesem Extrakt wurde die Salpeter- säure nach TiEaiANN's Methode bestimmt (nur Helianthus-YiQ'm\\\i\ii& wurden ohne vorläufiges Extrahieren direkt analysiert). Die Resultate dieser Versuche sind in folgender Tabelle zu- sammengestellt: 29- 432 N. Nedokutschaefp: Versuche mit Heliauthus. Konzentration Frischgewicht Nitratstickstoff des KNO3 in der eines in Nährlösung Keimlings einem Keimlinge /oo y i/iy 0,005 1,(5000 0,05 (»,01 1,5110 0,09 0,05 1,5571 0,66 0,1 l,(il54 1,08 0,5 1,9680 2,13 1 1,978-4 2,26 2 1,5934 2,25 Versuche mit Cucurbito Pepo. 0,1 4,7492 0,65 1 7,2942 6,73 2 5,4353 5,50 5 4 9(i84 (5.02 Versuche mit Phaseolus multiflorus. 0,1 10.4251 / 4,58 0,5 10,3421 4,30 1 9,3330 5,47 Vei suche mit Zea Mays. 0 Ol 1,2879 0,08 0,1 1,4926 0,89 1 1,5641 1,37 2 1,1239 0,78 Aus dieser Tabelle ist ersichtlicli, dass die Speiclierimg des Nitratstickstoffes je nach der Pflanzenspezies und der Konzentration der Nälirlösung verschieden ist. Je mehr Salpeter die Nährlösung- enthält, desto mehr Nitratstickstoff häuft sich in der Pflanze an — aber nur bis zu einer gewissen Grenze, nach deren Erreichung die gespeicherte Nitratmenge konstant bleibt. Diese Grenze ist auch verschieden für verschiedene Pflanzen. Die Vergleichung der Konzentrationen des NitratstickstofFs in der Nährstofflösung und in der Pflanze zeigt sehr grosse Unterschiede zwischen denselben, wie es aus der Tabelle ersichtlich ist: über die Speicherung der Nitrate in den Pflanzen. 433 Art der Pflanze Heliantlius Cucurbita Pepo . . » » • • • Phaseolus multiflorus Zea Mays Konzentration des Nitratstickstoffs Quotient a) in der Nährlösung b) in der Pflanze a ¥ pCt. pCt. 0,(X»14 0,07 /öO 0,014 0,12 /9 0,(X)14 0,014 lv> 0,07 0,14 '2 0,0014 0,047 Izo 0,007 0,048 ^j- o,(>m:ii4 0,(X)9 /fiS <),014 0,098 1 / /7 Der zweite Faktor, von welchem der Speieherungsgrad abhängt, ist die Art der Base, an welche die Salpetersäure gebunden ist. Aus den Ijösungeu verschiedener Nitrate speichern die Pflanzen ungleiche Mengen von Nitratstickstoff: Konzen- tration /CO Nitratstickstoff in einem Keimlinge Heliantlius mg Cucurbita wg KNO3 NaNO, NH4NO. NH.NOg CaNoOp.. 0,5 ((.■) 0,5 "',1 Ul 1,81 1.20 2,12 0,68 0,66 0,42 Zea Mays mg 1,19 0,43 0,12 013 Daraus folgt, dass Maximalspeicherung nur in Kalisalpeterlösung erreichbar ist; aber die Anhäufung anderer Nitrate wird gesteigert, wenn irgendwelche Kaliumsalze zugefügt werden. So z. B. speicherte ein Kürbiskeimling aus Lösungen von 0,5 7oo NaNOg-l-O,! 7oo KCl oder 0,5 V^« NH.NOg + 0,5 '1,^ KCl - 2,51 bezw. 2,31 mg Nitratstick- stotf, aber aus einer Lösung von 0,5 7oo NH^NOg -f- 0,5 7oo NaCl nur — 0,62 mg. Die Maximalspeicherung kommt also nur bei Anwesenheit von Kalium in beliebiger Form zustande. Die Ursachen der so ansehnlichen Nitratanhäufung sind bis jetzt noch nicht aufgeklärt. Die Meinung von BeRTHELOT, dass die Pflanze selbst mit Hilfe eines Fermentes die Nitrate bildet, ist nicht bestätigt worden. Versuche mit Keimlingen, welche in salpeter- oder stickstofffreien Lösungen vegetierten, haben gezeigt, dass in keinem 434 N. Nedokutsciiaeff: Über die Speichcruiig der Nitrate in den Pflanzen. einzigen Falle die Anwesenheit von Spuren der Salpetersäure zu konstatieren war. Eine andere Meinung ist von STAHL ausgesprochen. Derselbe behauptete, dass die Speicherung von der Transpiration abhängt. Er hat nämlich beobachtet, dass die Nitrate nur in solchen Pflanzen sich anhäufen, welche grosse Mengen von Wasser verdunsten. Zur Kon- trolle dieser Beobachtungen wurden folgende Versuche ausgeführt: Kürbiskeimlinge wurden unter den Glocken in wasserdampfgesättigter Atmosphäre erzogen, andere unter gewöhnlichen Aussenbedingungen kultiviert. Die Analyse ergab, dass die ersten Keimlinge nur 3,65 mg^ die zweiten aber bis 6,73 mg NitratstickstofF enthielten. Auch die etiolierten Pflanzen können nur geringere Mengen von Nitraten anhäufen, als die im Licht erzogenen: Nitratstickstoff Pflanze (),73 5,40 10,18 ö,G7 i.;i7 0.93 Cucurbita P/iaseolus Zea Mays Es folgt daraus, dass die Transpiration die Speicherung der Nitrate befördert. Die weiteren A" ersuche hatten zu entsclieideu, welche äusseren Bedingungen die Zersetzung der aufgespeicherten Nitrate beeinflussen. Diese Versuche wurden mit abgeschnittenen Blättern von Sambucus nigra oder mit Kürbiskeimlingen ausgeführt. Im ersten Falle wurden die abgetrennten Blätter mit vorher be- kanntem Nitratgehalt in destilliertem Wasser (im Licht, im Dunkeln und in der kohlensäurefreien Luft) aufgestellt und nach 4 — 5 Tagen analysiert. Die Resultate sind auf folgender Tabelle zusammengestellt. In einem Blatt war gefunden Nitratstickstoff: I. Versucl' ir. Yersucli Vor dorn Versuche o,7(; 1,1.-! Nach dem Versuche im Lichte mg im Dunkeln W(J Ohne CO2 0.30 0,1 ;8 0,7;) M. BüSGEn: Einige Wachsturasbeobaclituugen aus den Tropen. 435 Im zweiten Falle wurden die Kürbiskeimlinge während einer Woche in der nitrathaltigen Lösung kultiviert (eine Portion im Licht, andere im Dunkel) und dann in die Nährlösung ohne Salpeter über- tragen. Nach bestimmter Zeit wurden die beiden Portionen analysiert. Es wurden in einem Keimlinge Nitratstickstoff gefunden: Versuch im Lichte Versuch im Dunkehl aufgenommene Menge Salpeter-N nach dem Versuche zurückgebliebene Menge Salpeter-N Ulf/ aufgenommene Menge Salpeter-N mg nach dem Versuche zurückgebliebene Menge Salpetor-N ni(/ (V25 0,435 (;,7S2 0,493 In beiden Fällen war Salpeter für die Bildung organischer Stickstoffverbindungen verbraucht worden; aber diese Umwandlung war in beleuchteten Pflanzen immer grösser als in den verdunkelten. Andere ähnliche Versuche gal)en dieselben Resultate. Zum Schlüsse erachte ich es als eine angenehme Pflicht, Herrn Geh. Hofrat Prof. Dr. PFEFFER, der mir Anregung zu den hier be- sprochenen Versuchen gab, meinen wärmsten Dank abzustatten. Leipzig, Botanisches Institut. 59. M. Büsgen: Einige Wachstumsbeobachtungen aus den Tropen. Mit Tafel XXII. Eingegangen am (i. Oktober r.»03.') Im Zingiberaceenquartier des botanischen Gartens zu Buitenzorg werden einige Arten der Gattung Costm kultiviert, die im malayischen Archipel eine grosse Rolle spielt, obwohl die Mehrzahl ihrer Arten dem tropischen Amerika und Westafrika angehört. Eine dieser Pflanzen, auf der Etikette als Costus sp. bezeichnet, besass einige 1) Die vorliegende Mitteilung und die folgende von Geisenheyner wurden vou den Herren Verfassern auf der Generalversammlung in Cassel vorgetragen. 436 M. Büsgen: Eigentümlichkeiten, über die ich hier berichten will. Ihre mehrere Zentimeter dicken oberirdischen Sprosse erreichten eine Höhe von etwa 3 VI und bildeten ein ganz ansehnliches Gebüsch (Fig. 1). In der unteren Hälfte waren ihre Internodien ganz mit scheidenförmigen Niederblättern bedeckt, nach oben folgten Laubblätter mit kurz- scheidigem Blattgrund und bis zu 30 cm langen und 16 cm breiten ovalen Spreiten. In der Nähe des endständigen, zapfenförmigen Blütenstandes traten wieder spreitenlose Blätter mit rückständigen Nektarien auf. Ein charakteristisches Merkmal der Sprosse des in Kede stehenden Cosfus waren Auftreibungen etwas unterhalb des oberen Randes der Niederblätter. Sie umschliessen Hohlräume, die sich zwischen den Blattscheiden und den von ihnen bedeckten Sprossoberfläche dadurch bilden, dass die ersteren sich uhrglasartig von der letzteren abheben. An den untersten Niederblättern treten sie nur wenig hervor, weiter oben aber erscheinen sie als ganz ansehnliche Beulen. Bei den Messungen, die ich täglich ausführte, um die Wachstumsweise der jungen Cosüis-Sprosse kennen zu lernen, fand ich dieselben morgens in der Regel von oben bis unten mit Wasser benetzt, welches am oberen Rande der Scheidenblätter hervortrat und an den Sprossen herabfloss. Die Hohlräume unter den Auftreibungen waren dann so mit Wasser gefüllt, dass sich mit einer Kapillare mehr als ein 1 ccm aus ihnen entnehmen liess. Mit dem Steigen der Sonne liess das Überfliessen des Wassers nach. Wohl infolge der rascheren Ver- dunstung gelangte nur noch wenig über die Scheidenränder und trocknete dort ein. Die Sekretion erlischt, wenn die Niederblätter ein gewisses Alter erreicht haben und mit der Entfaltung der grossen Laubblätter die Transpiration sich hebt. Die Auftreibungen füllen •sich dann nicht mehr und werden nicht selten von Ameisen be- siedelt, die durch ein in die Blattscheide gebissenes Loch in den Hohlraum einziehen. Eine auffallende Folge des Eintrocknens der sezernierten Flüssig- keit am Rande der Scheidenblätter ist das Auftreten weisser Linien auf der Sprossoberfläche (Fig. 2). Lässt man einige Kubikzentimeter des Sekretes in einem Uhrglase eintrocknen, so bleibt eine dünne durchsichtige Haut zurück, die neben wenig verbrennlicher Substanz vorwiegend aus Kieselsäure besteht. Dieselben Reaktionen zeigen die weissen Linien. Ihre genauere Betrachtung ergab, dass sie in anschaulichster Weise den Wachstumsgang der Cbsifws-Internodien angeben. Wenn diese Internodien gleichmässig wüchsen, so dass ein jedes sich ganz allmählich aus der Blattscheide des nächst vorher- gehenden herausschöbe, so würde bei dem Eintrocknen des Sekretes eine dünne, seine Oberfläche gleichmässig überziehende Kieselsäure- haut entstehen, die man wahrscheinlich überhaupt nicht wahrnehmen Einige Wachstuinsbeobachtung-en ans den Tropen. 437 könnte. Treten aber zeitweilige Wachstumspausen ein, so werden während eines jeden Stillstandes am Rande der Blattscheiden Kiesel- säureanhäufungen sich bilden können, die sich in weisser Farbe von dem grünen Untergründe abheben. So sind die weissen Linien entstanden. Sie lehren also, wie sich mit Tuschmarken leicht kontrollieren lässt, dass das Wachstum ruckweise vor sich geht und zwar so, dass in jeder Nacht eine Verlängerung der einzelnen Internodien um so viel erfolgt, wie die Distanz je zweier benachbarter Linien beträgt. Am Tage findet gar keins oder nur ein unbedeutendes Längenwachstum statt. Die Distanzen der Linien waren in einigen Fällen von oben nach unten gemessen in Millimetern die folgenden: L 0,5. 1.5, 1,5, 2, 2,5, 3, 3,5, 4, 4, 9, G, 5, 3, 2, 2,5. IL 1,5, 1,5, 2, 2, 2,5, 3, 4, 4,5, 4,.% 5, 5, 6, 6, 7, 6,5, 0,5, 6,5, 3,5, 1. m. 2, 2, 2, 2, 2, 2,5, 4, 2,5, 4, 9, 5,5, 7, 7, 7, 8, 7, C, 2. Wie man sieht, sind die Distanzen anfangs gering. Sie steigen dann bis zu einem Maximum und fallen zuletzt wieder rasch ab. Es entspricht dies ganz der allgemeinen Regel, dass das Wachstum eines Pflanzenorgans langsam beginnt, dann allmählich ein Maximum erreicht und schliesslich ziemlich rasch wieder zurückgeht. Nicht immer sind natürlich die weissen Linien mit gleicher Deutlichkeit ausgebildet, namentlich verwischen sie sich nicht selten gegen das Ende des Internodialwachstiims hin. Immerhin war die Erscheinung so auffallend, dass wir die Pflanze, welche ihr Wachs- tum so genau selbst registrierte, Costus registrator nannten. Die definitive Benennung freilich muss Dr. A^ALETON vorbehalten bleiben, der die Gattung Costus eingehend studiert. Möglichervs'eise gehört unser Costus zu Costus discolor. Das Gesamtwachstum der CW^MÄ-Sprosse war im Hinblick auf die früher von G. KRAUS an Bainbusen gewonnenen Zahlen nicht besonders gross. Einer war vom 10. bis zum 25. November von A4 cm auf 125 cm herauoewachsen, hatte also in ziemlich regel- massigem Fortschreiten 81 <-m oder 5.4 cm im täglichen Durchschnitt zugenommen. Am 11. Januar des nächsten Jahres war eine Länge von 183 c??« erreicht und ein Dutzend Laubblätter entfaltet worden. Der tägliche Durchschnitt war in dieser Periode geringer, nur 3,3 cvi. Bei einem zweiten Spross betrug die durchschnittliche tägliche Längenzunahme vom 10. bis 24. November 7,6 cm. vom 24. November bis 11. Januar, während 15 Laubblätter entfaltet wurden, 1,8 cm. - ■ Bei der Beurteilung dieser Zahlen ist zu beachten, dass während der zweiten Periode eine längere Pause in den Messungen eintreten 438 M. Büsgek: musste, für ein reuelmässio-es Fortschreiten des Wachstums während dieser Zeit also keine Gewähr o-eleistet werden kann. G. Kraus (Ann. jard. bot. Buitenzorg, t. 12, 1895, S. 196) fand bei einem Dendrocalamus mittlere tägliche Zuwachsleistungen Ton 19,9 bis 22,9 rm^ also fast 1 cm in einer Stunde. Als maximale Leistungen gibt er 42, 47 und selbst 57 cm innerhalb 24 Stunden an. Als weiterer Beitrag zur Kenntnis der Wachstuniserscheinungen in den Tropen seien noch einige ebenfalls in Buitenzorg an anderen Pflanzen gewonnene Zahlen mitgeteilt. Bekannt ist die Geschwindigkeit, mit der manche tropische Holzpflanzen ihre jungen Sprosse entfalten. Der junge Zweig mit seinen Blättern wird aus den sich stark vergrössernden Knospen förmlich ausgeschüttet. Ich beobachtete dies an Brownea grandiceps. Die ruhenden Knospen dieses mächtigen Strauches sind kaum 1 cm lauü'. Wenn die Öffnungszeit herannaht, beginnen sie Honig abzu- scheiden, der eine Menge von Ameisen anlockt. Eine solche von Ameisen besuchte Knospe war am 3. November 12 cm lang. An den drei nächsten Tagen hatte sie jedesmal nur wenige Millimeter zugenommen; am 10. November aber war sie 2,5 <-m länger als am Vortage, am 12. November hatte sie um 8 r»i, am 13. No- vember sogar um 7 <-m innerhalb 24 Stunden sich verlängert. Zwei Tage darauf, also am 15., hing ein 42 nn langer Spross zwischen den stark oewachsenen, von zahlreichen Ameisen belebten inneren Knospenschuppen herab. Das Frischgewicht einer kurz vor dem Ausschütten stehenden, bereits stark verlängerten Knospe betrug 12,3^. Das Frischgewicht dreier, eben ausgeschütteter Sprosse 36,7, 46,3 und 46,4 g. Dass es sich hier nicht nur um Streckung unter Zunahme des Wassergehaltes handelt, zeigten einige Wägungen der Objekte in lufttrockenem Zustand. Die schon verlängerte Knospe wog lufttrocken 2,5 ^, während die ausgeschütteten Sprosse 9,5 g, 1>,7 g und 9,9 g ergaben. Bei einigen Stämmen von Albizzia molucrana mass ich die Zu- nahme des Stammumfanges. Der wegen seines raschen Wachstums bekannt(; Baum wird vielfach in Kaff'eepl an tagen als Schattenspender benutzt. Er erreicht etwa ein Alter von 20 Jahren, ist aber dann gewöhnlich von Bockkäfern etc. so zerfressen, dass er bei seinem ohnedies sehr leichten und wenig widerstandsfähigem Holz bei erster Gelegenheit zugrunde geht. In jüngeren Jahren scheint er durch eine sehr unangenehm riechende Substanz gegen Tierfrass geschützt zu sein. Schon die Keimlinge, zumal deren W^iirzeln, besitzen den Geruch. Der Stammuinfang eines etwa 5 m hohen Baumes betrug am 10. Oktober 49 cm, am 10. November h'^ cm, am 15. Januar 60 cm, am 4. Februar beinahe (53 cm, am 1 S. Februar (54 Vg '""i- Der Baum Einige Wachstumsbeobachtungen aus den Tropen. 439 hatte also innerhalb wenig mehr als 4 Monaten 15 cm an Umfang- oder 2Vo '-m an Radius zugenommen. Bei der in dem stets feuchten Buitenzorg wohl berechtigten Annahme, dass eine entsprechende Stammzunahme wenigstens 8 Monate lang andauert, würde die enorme Jahresringbreite von 5 nn erreicht werden. Ein zweiter Stamm nahm vom 10. November bis 4. Februar von 4873 ^^^'^ ^^^'^ -'^^ ''"^ ^"' ^^*^^^ um ca. K) nn oder pro Tag 0,11(5 cw^•, ein dritter vom 10. November bis 18. Februar von 25,5 cm auf 30 nn, also um 7,5 cm oder 0,07 cm. Die Messungen wurden mit Ausnahme der Zeit vom 11. Dezeuiber bis 11. Januar fast täglich w^iederholt und ergaben eine ziemlieh gleichmässige Volumzunahme. Tägliche Volumschwankungen kommen bis zu 2 mm vor. Meist aber waren sie für mein Messband unmerk- lich, wie auch KRAUS (1. c. A. 12, 1896, S. 196) an tropischen Bäumen nur Bruchteile eines Millimeters betragende Schwellungsdifferenzen fand. Bezüglich der Wassersekretion des Costus ,,registrator'' ist noch nachzutrao-en, dass dieselbe auf der Innenseite der Blattscheideu vor sich geht. Schneidet man einen L.ängsstreifen aus der aufgetriebenen Blattstelle heraus, den man unten in Zusammenhang mit dem Blatte lässt, so kann man das Austreten der Flüssigkeit in kleinen regellos über die Innenfläche des Streifens verteilten Tröpfchen beobachten. Die Spaltöffnungen scheinen dabei nicht beteiligt zu sein, denn ich fand sie mit Luft erfüllt. Schneidet mau ein viereckiges Fenster in eine Beule, so sieht man an dessen unterem Rande vom Parenchym aus die Sekretion erfolgen. Die Bedeutung des ganzen Vorgangs ist jedenfalls dieselbe wie die der Wasserausscheidung bei unseren einheimischen Gewächsen. Wenn durch die Wurzelarbeit mehr Wasser in die Pflanze eintritt, als durch die Transpiration oder den Chemismus verbraucht wird, scheidet sie den Überschuss in flüssiger Form aus. Eigentümlich ist in unserem Falle nur die Aufspeicherung von einem Teile dieses Wassers in den Beulen. Ohne nach einer ökologischen Erklärung um jeden Preis suchen zu wollen, darf man doch darauf hinweisen, dass auch in den feuchten Regionen der Tropen zeitweise eine starke A^erdunstung stattfindet, die namentlich bei raschwüchsigen Pflanzen eine Wasserreserve nicht überflüssig erscheinen lässt. Die 6bs^w5-Niederblätter besitzen auch ein stark entwickeltes Wassergewebe (Fig. 3). Es ist beiderseits in dicken Schichten der dünnen Platte chloro- phyllhältiger Zellen aufgelagert, welche die Mitte der Blätter ein- nimmt. Zweifelhaft bleibt freilich, ob diese mächtigen Wasser- speicher nicht gelöste Stoffe enthalten, die sie in erster Linie als Schutz gegen Tierfrass wirksam sein lassen. Fig. 3 zeigt noch die Zartheit der Epidermisaussenwände auf der Blattinnenseite, welche 440 Tj- GeISENHEYNER: dem Austritt der zu sezernierenden Flüssigkeit kaum einen Wider- stand bietet. Erklärung der Abbildnngen. Fig. 1. Habitusbild des Costm „reglstrator''. An den markierten Stollen sieht man auch auf der Photographie die weissen Linien. 2. Einige Internodien des Castus weniger verkleinert. „ 3. Querschnitt eines Niederblattes an der aufgetriebenen Stelle. Innenseite nach unten gekehrt. 60. L Geisenheyner: Über einige Monstrositäten an Laubblättern. Mit Tafel XXIIL Eingegangen am 22. Oktober 1903. 'e^ö' 1. Au Deutzia crenata Sieb, und Zucc. Im y. Bande unserer Berichte (S. 266) bespricht W. JÄNNICKE eine Reihe von Bildungsabweichungen, die er in der Vegetations- periode 1891 in Menge au einer Anzahl von Sträuchern verschiedener Weige.lia-KriQ\\ 1^ 4) P. Wirtgen, Ptcridophyta exsiccata, Lieferung I — VIL b) H. PoTONiE, Lehrbuch der Pflanzenpaläontologie. Berlin 18'J7, S. llU. über einige Monstrositäten an Laiibblättern. 449 Anzahl von Blättern, die sie überhaupt produzieren, sogar mehrere gegabelt sind, z. B. eine Valeriana offiriiialis und einige Exemplare Ton Betonira officinaKs. Ich habe aber auch . Holzgewächse beob- achtet, bei denen alljährlich Spitzengabelungen wiederkehren, das interessanteste Beispiel davon in meinem Garten an einem Efeu- stock. An einer Mauer stehen, nur durch eine Laube getrennt, zwei Pflanzen verschiedener Herkunft. Der ältere Stock blüht seit Jahren ; ich erinnere mich nicht, jemals ein Gabelblatt an ihm bemerkt zu haben, bis er in diesem Frühjahr einen verbänderten Zweig mit «iner ganzen Anzahl lieferte, die aber sichtlich durcli Verwachsung entstanden sind, hier also nicht in Betracht kommen. Der andere, ■etwa vor 20 Jahren gesetzt und fünf bis sechs Jahre jünger, hat es noch nicht zum Blühen gebracht, aber seit Jahren hat er meine Auf- merksamkeit durch die ganz ausserordentliche Vielgestaltigkeit seiner Blätter in Anspruch genommen. Ab und zu fanden sich auch Blätter mit zwei Spitzen. Da diese Doppelspitze eine Folge der Gabelung , S. So ff.) gegeben. Da seitdem keine wesentlichen neuen Mitteilungen über die Intumeszenzen Aferöffentlicht worden sind, habe ich der a. a. 0. gegebenen Literaturübersicht nichts neues hinzuzufügen. 2) Ein kurzer Hinweis bei Küster: Cecidiologische Notizen II: Zwei ein- heimische Milbengallen etc. Flora l!»or>, Bd. ;»2, S. 38(». über experimentell erzeugte Intumeszenzen. 453 Interesse mag die Pflanze deswegen verdienen, weil ihre Blätter zur experimentellen Untersuchung der Intumeszenzen ein in mehrfacher Hinsicht sehr geeignetes Material abgeben. Meine Untersuchungen über das Verhalten der Zitterpappelblätter und ihre pathologischen Veränderungen sind durchaus noch nicht abgeschlossen und sollen noch mindestens während einer Vegetationsperiode fortgesetzt werden; die nachfolgenden Zeilen sollen daher nur als vorläufige Mitteilung über einige der bisherigen Ergebnisse dienen. — Zur Methode. Histologisches. — Will man die Blätter von Populus tremula zur Bildung von Intumeszenzen anregen, so genügt fokendes einfache Verfahren: Man fülle flache Schalen — z. B. Petrischalen — mit gewöhnlichem Leitungswasser, KNOP'scher Nähr- lösung oder mit Glukoselösung (1 bis 3 pCt.) und lasse isolierte Blätter der Zitterpappel oder irgend welche Blattstücke auf der Flüssigkeit schwimmen. Bedeckt man die Schalen, so dass sich die Objekte in hinreichend feuchter Luft befinden, so entwickeln sich oft schon vor Ablauf der ersten Woche die ersten Intumeszenzen, gleichviel, ob die Blätter mit ihrer morphologischen Ober- oder Unter- seite dem Wasserspiegel aufliegen. In günstigen Fällen können die Intumeszenzen stattlich heranwachsen und noch nach Monaten am Leben sein. Weitaus die meisten der bisher untersuchten Intumeszenzen sind entwicklungsgeschichtlich auf das Grrundgewebe zurückzuführen, — verhältnismässig wenige auf die Epidermis. Die Intumeszenzen von Populus tremula gehören zu den Gruntlgewebeprodukten. Schon bei makroskopischer Untersuchung üppig entwickelter Intumeszenzen kann man leicht wahrnehmen, dass die Zellen des Grundgewebes, des Mesophylls, sich strecken und die Epidermis hochheben. In der Nachbarschaft der stärkeren Nerven und am Rand der in den Schalen schwimmenden Spreitenstücke sind die Intumeszenzen oft so zahlreich und so dicht nebeneinander zu finden, dass sie unterein- ander verschmelzen und weissliche, ringsum abgetrennte Epidermis- fetzeu auf sich tragen. Übrigens verhalten sich nicht alle an der Intumeszenzbildung beteiligten Mesophyllzellen völlig gleich; die meisten wachsen vor- wiegend in die Länge und nur verhältnismässig wenig in die Breite, andere verbreitern sich ausserordentlich stark, schwellen zu dicken Blasen an und unterscheiden sich somit sehr auffällig von ihren schlanken Nachbarzellen. Wunderliche Formen kommen gelegentlich zustande, wenn die Zellen in ihrem unteren Teil, mit dem sie zwischen die anderen Zellen eingekeilt sind, schlank bleiben und oben an ihrer freien Spitze zu einer kugligen Blase von erstaun- lichem Umfang anschwellen. Die Zitterpapi)el gehört zu denjenigen Gewächsen, die trotz des 454 Ernst Küster: ausgesprochen bifazialen Baues ihrer Blattspreiten auf beiden Seiten der Blätter Intumeszenzen hervorbringen; in unseren Schalen finden wir Blätter und Blattstücke mit ober- und unterseitigen Gewebe- wucherungen. Auf der Oberseite der Blätter entstehen meist sehr viele, aber kleine Intumeszenzen, die dem erkrankten Blatt weiss- liche oder graugrüne Farbe geben; auf der Blattoberseite entstehen meist sehr grosse Intumeszenzen von festem Bau und sattgrüner Farbe, die sich der Epidermis oft völlig entledigen und somit das pathologisch veränderte Blatt stellenweise gänzlich hautlos erscheinen lassen. Die mikroskopische Untersuchung der i^o/jw^t^s- Intumeszenzen lehrt nichts neues. Wir finden bei ihnen die bekannten histologischen Merkmale, von welchen oben die Rede war, in gewohnter Weise wieder. Da die Wucherungen auf den Pappelblättern oft sehr üppig ausfallen, kann es nicht überraschen, bei der mikroskopischen Unter- suchung meist mehrere Schichten des Mesophylls an der Bildung der Intumeszenzen beteiligt zu finden; garnicht selten ist sogar der Fall, dass sämtliche Zellenlageu verändert, alle Zellen in lange Schläuche umgewandelt werden und das Blatt daher stellenweise in seiner ganzen Dicke zu einer mächtigen Intumeszenz angeschwollen erscheint. — Besonders hervorzuheben ist noch, dass alle von mir experimentell erzeugten Intumeszenzen lediglich durcli hypertrophische A^eränderungen der einzelnen Zellen zustande gekommen waren, die Schläuche also stets unseptiert blieben; die in der Natur von mir beobachteten Intumeszenzen der Zitterpappel') waren stets sehr zellenreich: Die Mesophyllzellen hatten sich stark gestreckt und geteilt. 2) Einfluss äusserer Bedingungen auf die Bildung der Intumeszenzen. — Der Einfluss der äusseren Bedingungen auf die Bildung der Intumeszenzen ist von ELIZABETH DalE neuerdings einer eingehenden Untersuchung unterzogen worden.^) An hlibiscus vitifolius, dessen Blätter sich leicht zur Bildung von Intumeszenzen bringen lassen, wurde festgestellt, dass ausser der Einwirkung feuchter Luft, deren Einfluss bereits bekannt war, noch Belichtung — weisses Licht, gelbe oder rote Strahlen — unerlässlich sind; im Dunkeln, im grünen oder blauen Licht bilden sich an Hibiscus vitifolhis nach DalE keine Intumeszenzen. Die Prüfung des Einflusses äusserer 1) Vergl. Cecidiologische Notizen 11 a. a. 0. 2) Die Bedingungen, welche bei der Entstehung vielzelliger Intumeszenzen Avirksam sind, konnten bisher nicht ermittelt werden und sollen später noch ein- gehender untersucht werden. Vielleicht sind Trauspirationsverhältnisse mit im Spiele. o) Investigations on the abnormal outgrowths or intumescences on Hibiscus vitifolius Linn. Philos. Transact. R. Soc. London, Ser. B. I'.IOI, Vol. 1M4, S. 1(13. über expeiimentell erzeugte Intumeszeuzen. 455 Faktoren auf die Pappelblätter führte bisher zu folgenden Ergeb- nissen: Einfluss des Lichtes. Einige der mit Fopulus-lMättern be- schickten Petrischalen wurden in den Dunkelschrank gestellt, andere an das Fenster eines nach Norden s-elegenen Laboratoriumzimmers verbracht. Auch an den verdunkelten Kulturen entstanden zahlreiche Intumeszeuzen. Die Blätter von Pojmlus tremula verhalten sich also anders als die von Hibiscus vitifolius-, das Ergebnis, zu welchem DalE mit dieser Pflanze kam, hat also keine allgemeine Gültigkeit für die Intumeszenzen insgesamt. Es sei darauf hingewiesen, dass auch hyperhydrische Gewebe anderer Art (Lenticellenwucherungen) bei Ausschluss von Licht gebildet werden. Durch künftige Untersuchungen wird zu entscheiden sein, ob der Ernähiungszustand des Blattes bei der Bildung von Intumeszenzen im Dunkeln von massgebender Be- deutung ist. Die Lichtkulturen, auf die ich bisher Bezug genommen habe, waren, wie gesagt, an einem Nordfeuster — also bei massig inten- siver Belichtung und bei Ausschluss direkter Besonnung — zur Ent- wicklung gekommen. Eine Reihe weiterer mit Popi^^^^s-Blättern ge- füllter Petrischalen war an einem sonnigen Platz im Victoria regia- Haus aufgestellt, noch andere an das Fenster eines nach Süden gelegenen Laboratoriumraumes o-estellt worden. Auch in diesen Kulturen waren Intumeszenzen gebildet worden, aber nur an der physikalisch unteren, also an der Schattenseite. Während bei den am Nordfenster belassenen Blättern die (physikalisch) obere Seite des Blattes — gleichviel ob dieses mit seiner morphologischen Ober- oder mit der Unterseite auf der Flüssigkeit auflag - besonders reichlich Intumeszenzen entwickelt hatte, sehen wir diejenigen Blätter, die allzu intensiver Belichtung ausgesetzt sind, ihre Litu- meszenzen ausschliesslich auf der dem Wasser aufliegenden Seite ausbilden, so dass diese unmittelbar in die Flüssigkeit hinein wachsen. Die hier geschilderten Versuche ergeben, dass bei den Blättern von Populus tremula Belichtung nicht erforderlich ist zur Bildung von Intumeszenzen, dass vielmehr bei allzu inten- siver Belichtung die Bildung der Intumeszenzen ausbleibt. Dass bei Versuchen und Ergebnissen der letzteren Art eine spezifische Wirkungsweise des Lichtes vorläge, halte ich für unwahrscheinlich; viel mehr dürfte die Annahme für sich haben, dass bei der intensiven Belichtung selbst in den verschlossenen Petrischalen den Blättern und Blattstücken eine verhältnismässig kräftige Transpiration mög- lich war und infolgedessen keine Intumeszenzen auf der trans- pirierenden Seite gebildet werden konnten. - In einer einzigen Kultur habe ich bisher bei starker Belichtung auf der Lichtseite einiger Blattstückchen vereinzelte Intumeszenzen entstehen sehen; 456 Erkst Küster: diese unterschieden sich von allen übrigen durch ilire kräftig rote Farbe; sie ähnelten nicht wenig den Rasen des von Milben {Phyllo- coptes populi) erzeugten „Erhieum populinum''', das ebenfalls durch seine dunkle, schmutzigrote Färbung auffällt, Einfluss des Wassers. Aus den soeben gegebenen Mit- teilungen geht bereits hervor, dass an den Blattspreiten der Zitter- pappel beiderseits Intumeszenzen entstehen können, sowohl an der trockenen als auch an der benetzten Seite. Im allgemeinen 'O schwache Belichtuno- vorausgesetzt — fallen die Intumeszenzen auf der trockenen Seite wohl reichlicher aus als auf der benetzten, namentlich wenn die (morphologische) Unterseite des Blattes nach oben zu liegen kommt. Die zuletzt geschilderten Fälle zeigen aber, dass unter bestimmten Bedingungen auch die benetzte Seite die be- vorzugte und zur Intumeszenzenbildung ausschliesslich befähigte werden kann. Jedenfalls lehren alle angestellten Versuche, dass bei den Blättern der Zitterpappel Berührung mit tropfbar flüssigem Wasser die Bildung der Intumeszenzen nicht aus- schliesst. Weder aus der vorliegenden Literatur, noch von eigenen Beobachtungen her war mir bisher ein Fall bekannt, in welchem sich Intumeszenzen an dauernd benetzten Pflanzenteilen gebildet hätten,^) die Blätter von Populus tremula sind das erste Beispiel hierfür. Es sei dabei in Erinnerung gebracht, dass auch hyperhydrische Gewebe anderer Art (Lenticellenwucherungen vieler Pflanzen) an benetzten Pflanzenteilen entstehen können.^) Einfluss der histologischen Struktur der Pappelblätter. - Bei ihren Experimenten an Hihiscus kam Dale zu dem Resultat, dass enge Beziehungen zwischen Spaltöffnungen und Intumeszenzen be- stehen: Die Bilduno' der letzteren o-eht von den Schliesszellen aus. Auch bei anderen Pflanzen mit bifazial gebauten Blättern scheint die Unterseite der Blätter günstigere Bedingungen für die Entstehung der Intumeszenzen zu bieten als die spaltöfFnungsfreie Oberseite; ob dabei immer die Stomata selbst eine ausschlaggebende Rolle spielen wie bei Hihiscus oder wie bei den „Perldrüsen" von Ampelopsis, muss im einzelnen noch festgestellt werden. Schon a. a. O. habe ich hervorgehoben, dass die Beziehungen" zu den Spaltöffnungen unmög- lich allen Intumeszenzen insgesamt zukommen (Beispiel: Ficus); das wird auch durch die neuen Erfahrungen an Populus bestätigt, deren 1) Vcrgl. Pathol. Pflaiizenanatomic, S. ST. 2) Auch die Kartoffelknollen i^ehöreu nach den Untersuchungen von Olufsen (Untersuchungen über WuudperidennLildu'ng an Kartoffolknollen, Beih. z. Bot. Centralbl. 190."., Bd. XV, S. 269) zu den Objekten, welche auch unter Wasser hyper- hydrische Gewebe (Lenticellenwucherungen) entwickeln. Die von mir seinerzeit ge- prüften Rassen Hessen auch bei mehrwöchentlichem Aufenthalt an den submersen Teilen keine Wucherungen zustande kommen. über experimentell erzeugte lutumeszenzen. 457 Blätter auch an der spaltöffuungsfreien Oberseite — bei bestimmten Bedingungen sogar nur an dieser - lutumeszenzen entwickeln. Einfluss chemischer Stoffe. — Dass durch künstliche Zu- fuhr von Nähr- und Giftstoffen die Bildung der lutumeszenzen be- eiuflusst werden kann, erscheint nach den bisher vorliegenden Ver- suchen sehr wahrscheinlich. Eingehend behandeln wollen wir die hier sich anschliessenden Fräsen erst in der ausführlichen Abliaüd- "o^ hing. Hier mögen nur die Beziehungen der lutumeszenzen zu Gallen kurze Erwähnung finden. Die Zitterpappel ist bekannt- lich Trägerin zahlreicher Gallen, darunter verschiedener blattbürtiger Formen. Es liegt die Frage nahe, ob die bei der Gallenbildung affizierten Teile der Blattspreite sich bei der Produktion abnormalen Gewebes sich ebenso verhalten wie die gallenfreien Teile. Der oft- genannte Fall der wurzelschlagenden Nematusgallen liess es als möglich erscheinen, dass die vom Gallenreiz beeinflussten Teile hin- sichtlich der Gewebebildung ähnlich wie bei der Organbildung sich anders verhielten als die nicht beeinflussten, unveränderten Teile. Ich habe bisher nur die blattbürtigen Gallen von Harmand/a tremulae und H. globuli untersucht — beide erzeugen auf den Blattspreiten von Populus tremula kugel- bis eiförmige oder kurz walzenförmige Gallen, die dem Blatt auf der Oberseite aufsitzen. Legt man die mit Gallen be- hafteten Blätter in die Petrischalen, so sieht man nach 8 bis 14 Tagen ausserordentlich üppige lutumeszenzen kranzartig an der Basis der Galle entstehen; auch an der Blattunterseite, an welcher der Ein- gangsporus zum Galleuinneren sichtbar ist, wuchert das Gewebe mächtig vor, und selbst in einer Entfernung von mehreren Millimetern sprossen auf den Nerven lutumeszenzen von ungewöhnlicher Fülle hervor (letzteres bisher nur bei Harmandia glohtdi). Sowohl an der Luft als auch an der benetzten Seite des gallentragenden Blattes entstehen die lutumeszenzen, sie werden mehrere Millimeter hoch, zeichnen sich durch ausserordentlich dichte Gewebetextur aus und sind schneeweiss; sie sind bei weitem die grössten lutumeszenzen, die bisher beschrieben worden sind, sie übertreffen die grössten lutu- meszenzen der gallenfreien Pappelblätter ganz beträchtlich. Die grössten Zellen, die ich bisher in den Intumeszenzen fand (Barman- dia tremulae), waren über 0,6 mm lang, die Dicke der stärksten Stellen betrug 3 bis 4 mvi. Ob die aufi'allende Förderung der lutu- meszenzen eine Wirkung des Gallengiftes ist oder eine Folge der mit der Gallenbildung verbundenen NährstofPanhäufung muss zunächst noch unentschieden bleiben. — Bemerkenswert ist, dass die lutu- meszenzen, soweit meine bisherigen Erfahrungen reichen, immer nur an der Basis der Gallen und in der Nachbarschaft ihres Eingangs- poius entstehen, während der Hauptteil der Galle frei von Intumes- zenzen bleibt — auch bei dem halbsucculenten Produkt der Har- mandia tremulae. — 458 Georg Bitter: Zum Bchhiss dieser vorläufigen Notiz möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass auch an den isolierten Blättern anderer Gewächse sich auf dieselbe Weise wie bei Fojmlus tremula Intumes- zenzen erzielen lassen. Zahlreiche Pflanzen wurden bereits darauf- hin geprüft, die meisten allerdings bisher mit negativem Resultat. Blätter von Vitis und Epilobium hlrsutum — für beide sind Tntumes- zenzen bereits bekannt — bildeten unter den bisher ihnen gebotenen Bedingungen in der Petrischale keine Intumeszenzen. Versuche mit anderen Populus-KriQn (P. pyramidaUs, P. candirans) ergaben bisher ebenfalls nur negative Resultate. Am reichlichsten sah ich Intu- meszenzen an den Blättern yow Euadyptus globulus entstehen. Auf den Einfluss der äusseren Bedingungen auf die Intumeszeuzenbildung bei diesen und bei anderen Gewächsen wird später zurückzu- kommen sein. Ergebnisse. An isolierten Blättern von Populus tremula, Eucalyptus globulus n. a. lassen sich durch geeignete äussere Bedingungen Intumeszenzen hervorrufen. Bei Populus tremula entstehen die Intumeszenzen an Blättern oder Blattstücken, die man auf Wasser oder auf Nährlösungen schwimmen lässt, sie entstehen auf der Ober- und Unterseite des Blattes, auf der trockenen und auf der benetzten Seite, im Dunkeln wie im Licht. Allzu intensives Licht hemmt die Intumeszeuzen- bildung wahrscheinlich infolge der geförderten Transpiration. Besonders kräftige Intumeszenzen auf Blättern von Popuhis tremula wurden in nächster Nachbarschaft der Blattgallen (Harmaiulia tremulae und //. globuli) beobachtet. Halle a. S., Botanisches Institut der Universität. 62. Georg Bitter: Fertilitätsnachweis einer vermeintlich sterilen, rein weiblichen Sippe der Salvia pratensis: „var. apetala hört." Mit Tafel XX IV. Eingegangen am 22. Oktober IDo:). In der teratologischen Literatur werden zwei eigenartige Formen der Wiesensalbei (Salvia pratensis) erwähnt, die in ihren vegetativen Teilen nicht von dem gewöhnlichen, allbekannten Typus abweichen, in ihren Blütenverhältnissen aber sich in sehr merkwürdio-er Weise Fertilität der rein weiblichen Sippe der Salvia pratensis: var. apetala. 459 von dem Schema der in dieser Hinsicht, mit wenigen x\usnahmen^), besonders gleichmässigen Rieseugattung Salvia entfernen. Die erste dieser beiden Sippen ist meines Wissens nur ein ein- ziges Mal: von IRMISCH''^) (wohl bei Sondershausen) beobachtet worden. Anf den in normaler Weise ausgebildeten Kelch folgte bei ihr eine Krone, „an der Ober- und Unterlippe nicht deutlich gesondert waren." „Die Lappen des Diskus hatten sich vermehrt, einer oder mehrere derselben wurden bisweilen einige Linien hoch und faden- förmig und trugen an der Spitze eine Anthere mit verlängertem Connectiv, das an beiden Enden ein Staubfach trug; diese letzte Er- scheinung zeigten auch zuweilen die der Krone aufgewachsenen Staubfäden"^). Das Gynaeceum war auch verändert. Statt der vier Normalklausen waren 12 bis 20 Nüsschen zu sehen, für je zwei Klausen war ein Griffel vorhanden. Diese 6 bis 10 Griffel waren ent- weder frei oder zu einer blauen Röhre miteinander verwachsen, die an der Spitze eine entsprechende Anzahl von Narben trug. Mehrfach ist dagegen eine andere, ebenso absonderliche Form der Salvia prate7is/s behandelt worden, bei der, einer von verschiedenen Forschern vertretenen Ansicht zufolge, die Kronblätter in kelchblatt- ähnliche Gebilde, die Staubblätter aber in Fruchtblätter umgewandelt sind. Auf schriftliche und bildliche Darstellung der hierbei statt- findenden Metamorphosen kann ich verzichten, da diese merkwürdigen Blüten schon durch PEYßlTSCH, sorgfältiger noch durch PaX be- schrieben und abgebildet worden sind. WETTERHAN dürfte der erste gewesen sein, der diese Sippe beobachtet hat (siehe auch die Zu- sammenstellung bei PeNZIG, Pflanzenteratologie II, S. 240). Er hat sie 1S62 bei Frankfurt a. M. im Freien aufgefunden und sie jahre- lang auf ihre Konstanz studiert*). Später ist diese Sippe, offenbar in genau derselben Ausbildung, durch HeCKEL^) von einer anderen Lokalität (in der Nähe von Marseille, ebenfalls im Freien) beschrieben worden, ohne dass er die früheren Beobachtungen WeTTERHAN's darüber gekannt hätte. Die von WeTTERHAN's Darstellung ab- weichende morphologische Deutung der eigenartigen Blüten durch 1: Bkiquet in Engler-Prantl, Natürl. Pflauzenfam. IV, oa, S. 211. •I) Beiträge zur vergl. Morphol. 11, 185G, S. (5, 7, Anmerkung (Separat aus: Abh. nat. Ges. Halle, IIP, S. GS, 69). o) über die Staminodien der normalen Salvia pratensis siehe Familler (Flora 1.S96, Bd. S2 S. 148). Über Salviengruppen mit abortierenden vorderen Staubblättern siehe Briquet 1. c. ■4) Kurze Notiz von ihm darüber iu Botan. Ztg. XXV, 1S67, Spalte 359; aus- führlicher: Botan. Zto-. XXVIII, 1870, Spalte ?.82-384, beide Male ohne besondere Benennung der Pflanze. .")) Heckel, Nouvelles monstruosites vegetales. Bull. Soc. bot. de France XXIX, 1H8-2, S. 292. 460 Geokg Bitter: PEYRITSCH^) hat schliesslich PAX-) einer eingehenden Kritik unter- zogen. Das Vorkommen nnserer Pflanze an zwei so weit von einander getrennten Orten wie Frankfurt und Marseille widerspricht der An- sicht von PaX (1. c. S. 37), dem nur der Fund WeTTERHAN's be- kannt war, „dass man wegen der eigentümlichen und seltenen Form der Metamorphose schwerlich anzunehmen geneigt sein wii'd, eine solche habe sich an mehreren Orten vollzogen." Warum sollen auch nicht an verschiedenen, geographisch weit von einander entfernten Stellen die Bedingungen für die Entstehung der „var, apetala^'' aus der Salvia pratensis typica vorhanden gewesen oder noch vorhanden sein, wenn man einmal diese allerdings noch nicht experimentell ge- stützte phylogenetische Annahme gelten lässt? Durch die völlige Übereinstimmung beider Sippen in morpliologischer Beziehung, mit alleiniger Ausnahme der Fruktifikationsorgane, wird ihr genetischer Zusammenhang immerhin wahrscheinlich gemachi. Soweit stimme ich allerdings mit Pax. überein, dass ich die Mög- lichkeit einer Verbreitung der ,,apetala^'- auf geschlechtlichem AVege in der freien Natur für ausgeschlossen halte. Die blauen Griffel, welche büschelförmig, oft zu mehreren mit einander verwachsen, weit aus der unscheinbaren, den beiden äusseren Blattkreisen ihren Ur- sprung verdankenden Hülle hervorragen, vermögen den hier fehlenden Lockapparat, die sonst vorhandene, farbige Ijippenkrone nicht zu vertreten: ich habe bei dieser Pflanze keinen Insektenbesuch be- merkt, auch HecKEL nicht, der (1. c. S. 301, 302) die Sterilität und das Ausbleiben der Insekten trotz reichlicher Nektarabsonderung bei unserer Sippe betont. Nach einer brieflichen Mitteilung von MüBJTJS ist im Frankfurter Garten, wo die Pflanze seit WeTTERHAN's Ent- deckung kultiviert wird, nie Fruchtansatz beobaclitet worden, was mit der Angabe von Pax (1. c. S. 41) für den Berliner Garten überein- stimmt. Wir dürfen also wohl annehmen, dass die A^erhältnisse im Freien für eine geschlechtliche Vermehrung dieser Sippe nicht ge- eignet sind. Die bemerkenswerte Tatsache, dass WetTERHAN bei Frankfurt die Pflanze in mehreren Exemplaren, zum Teil etwa 50 Schritte von einander entfernt gefunden hat, lässt, wie schon Wetterhan (1. c. Spalte 384) hervorhebt, sehr verschiedene Deu- tungen zu^). Übrigens wird neuerdings aucli für den Berliner bo- 1) Peyritsch, Über Pelorieu bei Labiaten. Sitzungsber. der kais. Akad. der Wiss. in Wien, GO. Bd., I. Abt., 18G9, S. 3G0ff. 2) Pax, über eine eigentümliche Form der Salvia pratensis. Ber. der Deutschen Bot. Gescllsch. X, 1892, S. 37ff. (mit einer Tafel). 3) Auf jeden Fall geht schon aus den Erwägungen ^YETTERHAN's hervor, dass wir den entfernten Stand der einzelnen Exemplare unserer Sippe nicht zum Beweis ihrer geschlechtlichen Fortpflanzung im Freien benutzen dürfen. Heckel hat zwei Pflanzen der Salvia apetala bei Marseille gefunden, be- Vermeintlich rein weibliche Sippe der Salvia pratensis: var. apetala hört. 401 tanischen Garten eine zerstreute Ansiedlnng der „apetala^'' anf den Rasenplätzen angegeben ^J. Der wichtigste Teil der Arbeit von Pax besteht in der Be- gründung seiner Ansicht, dass die „apetala" zur Samenbildung völlig unfähig sei. Er glaubt sich zu dieser Behauptung berechtigt auf Grund seiner anatomischen Befunde. Danach soll sowohl die Samen- anlage abnorm ausgebildet sein (indem das Integument mit dem Nucellus völlig verschmolzen ist, meist sogar die Mikropyle fehlt"), als auch das Leitgewebe des Griffelkanals einen veränderten Cha- rakter zeigen. Die Aussicht, in dieser rein weiblichen Pflanze, trotz der gegen- teiligen, auf morphologisch-anatomische Untersuchung gegründeten Angabe ihrer völligen Sterilität, möglicherweise ein besonders leicht zu behandelndes Objekt für verschiedenartige Mischlingsversuche zu gewinnen, verlockte mich zur Prüfung der „apetala^'' in dieser Hin- sicht. Das dazu nötige lebende Material verdanke ich der Liebens- würdigkeit der Herren Professoren LINDAU und MÖBIUS (aus den botanischen Gärten zu Berlin und zu Frankfurt a. M.). Die Pflanzen aus beiden Gärten stimmten nach meinen bisherigen Erfahrungen in den Blütenverhältuissen mit einander überein, nach einer An- deutung von Pax (1. c. S. 37) soll es sogar wahrscheinlich sein, dass die Berliner Pflftnzen vegetative Abkömmlinge der WeTTERHAX- schen im Frankfurter Garten sind^). merkenswerterweise ebenfalls zwischen zahlreichen normalen Exemplaren der Salvia pratensis. Er möchte das Auftreten dieser rein weiblichen Pflanzen in einer Er- nährungsverminderung durch die Ungunst der Bodenverhältnisse bedingt sehen, ohne dass er jedoch dafür ein einwandsfreies Argument vorzubringen imstande ist. Übrigens ist das von ihm angezogene Analogon, die Geschlechtsbestimmung bei Fröschen durch die Ernährung, später mehrfach widerlegt worden (liENHOSSEK, Das Problem der geschlechtsbestimmenden Ursachen. Jena li»Oo, S. 53ff.). 1) Nach Ascherson-Graebnkr, Flora des nordostdeutschen Flachlandes, S. 59."), lindet sie sich im alten Berliner botanischen Garten mehrfach auf Rasen- plätzen. Wie ist sie an die verschiedenen Stellen hingelangt? Pax spricht nur davon, dass die Pflanze im Berliner Garten in einem kräftigen Satz kultiviert wird (1. c. S. 37, 41). 2) Dieser Meinung kann ich mich jedoch nicht anschliessen. Bei aller Ein- heitlichkeit in der Blütenorganisation habe ich doch feine Unterschiede an den Pflanzen verschiedener Herkunft konstatieren können, bis jetzt allerdings nur in der Form der zur Rosette zusammengedrängten basalen Laubblätter. Die Diffe- renzen bringt die meiner Mitteilung beigefügte Tafel XXIV in anschaulicher Weise zum Ausdruck. Die dazu gehörige Figurenerklärung (S. 4(;(I) erörtert die abweichenden Merkmale der beiden Formen, die, wie noch besonders hervorgehoben werden mag, bei sämtlichen Pflanzen der betreffenden Form in grosser Gleichmässigkeit zu be- obachten sind. Also auch hier eine völlig unvermutete Rassenverschiedenheit! Ich habe bereits an anderer Stelle, bei Gelegenheit meiner Studien über die Rassen von Nicandra physaloides (Beihefte zum Botan. Centralblatt XIV, S. 151) hervorgehoben, Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXL gj 4.()2 Georg Bitter: Die Allgabe von Pax (1. e S. 41), dass sämtliche Samenanlagen bei der ,,var. apetala'-'- entwickhmgs unfähig seien, bedarf einer Ein- schränkung, sie Hess sich in dieser allgemeinen Fassung durch ein einfaches Experiment leicht widerlegen. Bei Bestäubung der Narben eines Berliner Exemplares dieser eigenartigen, rein weiblichen Pflanze mit dem Pollen der gewöhnlichen grossblütigen zwittrigen Form^) von Salvia pratensis erfolgte bei einem Teil der Klausen tatsächlich Fruchtansatz, und zwar bei dem bisher bloss mit einem Blüten- stengel der „apetala"- ausgeführten Versuch nur an den inneren Klausen, d. h. an denjenigen, welche dem bei der typischen Salvia pratensis und den Labiaten überhaupt vorhandenen normalen Frucht- knoten entsprechen. Weitere ausgedehnte Versuche müssen darüber entscheiden, ob die äusseren Klausen, welche nach PaX entsprechend dem Schema des „morphologischen Typus" bei Labiaten aus Staub- blättern hervorgegangen sein sollen, niemals zur weiteren Entwick- lung zu gelangen vermögen, oder ob dies, wenigstens bisweilen, doch möglich ist (vielleicht unter besonderen Ernährungsbedingungen oder bei Beschränkung der Bestäubung auf eine einzige Blüte, die auf sehr jugendlichem Stadium allein an dem betreffenden Stengel stehen gelassen worden ist). Auch ist natürlich eine genaue Nachprüfung der PAX'schen Resultate über die Degeneration der Fruchtblätter notwendig, die ich in diesem Sommer leider nicht mehr ausführen konnte. eine wie hohe Bedeutung- die botanischen Gärten für die gegenwärtig mit frischer Kraft anhebende Rassenforschung besitzen, sie sind gewissermassen die Archive, die uns die jüngsten Spezialisierungen der Pflanzentypen aufbewahren und vortühren und die uns sicherlich manche Aufklärung über die Gesetze des Werdeganges der Pflanzen zu liefern imstande sind. Leider teilen die Gärten, die nun plötzlich eine ungeahnte Bedeutung für unsere Untersuchungen erlangt haben, mit der ihnen in mancher Beziehung für die Vergangenheit entsprechenden geologischen Urkunde den Mangel der Lückenhaftigkeit: nur äusserst selten hat man bislang die Neu- entstehung von Formen kontrollieren können. Wie spärlich und trübe fliessen die Quellen unserer Kenntnis von der Aufeinanderfolge der komplizierten Rassen- bildungsprozesse zahlreicher Gartenpflanzen. Und auch bei der plana-Uassa unserer „var. apetala'' muss die wichtige Frage: „woher des Wegs?" zurzeit unbeantwortet bleiben. Vielleicht ist sie aus der pustulata-'Rasse des Frankfuiter Gartens unter den veränderten Bedingungen entstanden; aber auch anderer Möglichkeiten sind zu viele, als dass wir uns hier schon auf eine müssige Diskussion derselben einlassen könnten. Die weitere Untersuchung, besonders das Studium der Bastarde jedes der beiden Typen, hat zu zeigen, inwiefern die S. 46(i zu nennenden verschiedenen Trennungsmerkmale unter sich eine einheitliche Gruppe bilden, d. h. ob sie Äusse- rungen eines einzigen Elenientarcharakters der betreffenden Rasse sind oder ob sie von einander unabhängig auftreten können. 1) Siehe A. Schulz, Beiträge zur Kenntniss der Bestäubungseinrichtungen und Geschlechtsverteilung bei den Pflanzen. L Bibliotheca botan., Heft 10, S. 77, 78. Vermeintlich rein weibliche Sippe der Salvia pratensis: var. apetala hört. 463 Mit dem Anschwellen der Fruclitldausen hält das nachträgliche Wachstum des Fruchtkelches gleichen Schritt, also ebenso wie auch bei der normalen Salvia pratensis und anderen Angehörigen der- selben Gattung, ferner bleibt auch die grüne Farbe an diesen sich weiter entwickelnden Kelchen lange Zeit erhalten, während die Kelche solcher Blüten, bei denen die Bestäubung unterblieben ist oder aus irgend einem Grunde erfolglos gewesen ist, nicht weiter wachsen, nach kurzer Zeit (lange vor denen der befruchteten Blüten) sich braun färben und früh abfallen oder auch vollständig verwelkt sitzen bleiben. Auch die Kronblätter bleiben an den befruchteten Blüten bis zur Samenreife grün. Die Früchte wurden gleich nach der Reife in sterilisierte Erde gesät, sie keimten rasch. Fast alle ergaben junge Pflanzen, von denen leider einige durch Schneckenfrass in früher Jugend ver- nichtet wurden. Ich bin gegenwärtig im Besitz von fünf Rosetten dieses Mischlings, die wahrscheinlich schon im nächsten Jahre zur Blüte gelangen werden. Die Kreuzung der Solvia ,,apetala^^ mit Salvia officinalis und Salvia verticlllata ist mir bisher nicht gelungen, im nächsten Jahre sollen derartige Versuche — natürlich unter steter Parallelverwendung der beiden ape^a/a-Rassen dabei als Weibchen — mit den ge- nannten und anderen Salvien in grösserem Massstabe ausgeführt werden, vor allem aber selbstverständlich mit den verschiedenen Sippen der Salvia pratensis selbst. Da wären zu nennen zunächst •die beiderlei hermaphroditischen Formen: die grossblütige und die kleinblütige,^) ferner auch eventuell auffindbare Übergänge zu den rein weiblichen Typen, ^) dann die verschiedenen, von der gewöhn- lichen abweichenden Farbenvarietäten (weiss, rosa, hellblau, blau mit w^eissem Mittelblatt der Unterlippe: variegata Kitaibel etc.); endlich ■die Formen mit mehr oder minder tief eingeschnittenen Blättern: rostrata und pi7inatifida"). Über das Verhalten all' dieser Mischlinge in erster und zweiter Generation soll später im Zusammenhang mit •den Untersuchungen über die Rassen der Salvia viridis- Horminum. und ihre Bastarde sowie anderer Angehörigen dieser Gattung berichtet werden. Diese vorläufige Mitteilung über meine noch in den' An- fängen befindlichen, ihrer Natur nach mehrere Jahre beanspruchenden 1) Siehe A. Schulz, Beiträge etc., I, S. 77, 78. — Bei Salvia -pratensis ist bis jetzt keine Form mit zurücktretenden oder fehlenden weiblichen Organen beobachtet worden. Von Salvia sitvestris hat A. Schulz (Beitr, I, 79) ausser den vier geschlecht- lichen Parallelformen zu Salvia pratensis noch eine mittelgrossblütige mit sehr kurzem GriEfel gefunden, die nach seiner Angabe möglicherweise den Übergang zu einer rein männlichen Form bildet. •2) Noch andere Varietäten bei Briquet, Labiees des Alpes marit. III, S. 525. 31* 464 Georg Bftter: Salvienstudien erfolgt nur aus arbeitsökonomischen Gründen behufs Festsetzung des von mir bearbeiteten Gebietes. Yon besonderer Bedeutung wird bei diesen Untersuchungen na- türlich der Grad der Erblichkeit der apetala -Merkmale, der meta- morphen Korolle und des metamorphen Andrözeums sein, vor allem die Frage, ob sie stets mit einander verkoppelt auftreten oder ob sie völlig oder teilweise von einandei- unabhängig sind. Endlich hoffe ich dabei auch genetische Beziehungen der „apetala^ zu der im Anfang der vorliegenden Mitteilung (S. 459) angeführten^ von IRMISCH beschriebenen Form aufdecken zu können. Dass- zwischen beiden tatsächlich eine grosse Übereinstimmung besteht,, lehrt schon ein Vergleich ihrer Beschreibungen. Bedeutsam erscheint es mir, dass die Pflanze von IRMISCH trotz ihrer Ähnlichkeit mit der y,apetala"- in der Ausbildung des weiblichen Apparates (12 — 20 Klausen und 6 — 10 Griffel, die mehr oder minder mit einander verwachsen sind) die vom Schema der Salvien geforderten Staubblätter an der bei ihr kronenartig vorhandenen, wenn auch oft etwas unregel- mässigen Korolle besitzt. So einleuchtend nach der Darstellung von Fax die Umwandlung des Andrözeums in einen zweiten Gynoezeum- kreis gemäss dem morphologischen Schema bei ^^apetala^'- erscheint — und ich habe sie daher auch der Einfachheit der Darstellung zu- liebe bis hieher ohne Einwand gelten lassen — so müssen wir auf der anderen Seite nunmehr die Ansicht von PeyrITSCH als ebenso gerechtfertigt hinnehmen: „vollständiger Abgang der Staubgefässe, Vermehrung der Fruchtknotenlappen". Jedenfalls finde ich diese allerdings reichlich kurze, aber zugleich präzise Ausdrucksweise des zur Zeit des PAX'schen Aufsatzes bereits verstorbenen, hervorragenden Innsbrucker Teratologen keineswegs „sehr unklar" (Pax, 1. c. S. 40). Vielmehr sehe ich in den beiden sich gegenüberstehenden Ansichten eben nur einen Ausdruck jenes Dilemmas, in das morphologischer Schematismus bei Betrachtung teratologischer Objekte so liäufig'^ versetzt wird, denn für die Annahme einer „Umwandlung" aus Staub- blättern haben sich jedenfalls bis jetzt bei „apetala^" keine Übergänge an den betreffenden Organen selbst als Belege nachweisen lassen. Es bleiben also zunächst nur die Stellungsverhältnisse') als Stütze für die Umwandlungshypothese übrig, dass nämlich die vier auch hier vorhandenen, mittelständigen Normalklausen von dem äusseren Karpidenkranz umgeben sind, also an der Stelle, wo man sonst Stamina anzutreffen erwartet. Übrigens kann man vielleicht noch in ganz anderer AA^eise für 1) Die von Pax ebenfalls herangezogenen Zalilenvcrhältnisse des äusseren Karpidenkreises sind zu schwankend, als dass sie für unsere Zwecke etwas be- weisen könnten. Vermeintlich rein weibliche Sippe der Salvia pratensis: var. apetala hovt. 465 solche, die ein Bedürfnis haben, teratologischo Vorkommnisse den normalen Formen anzugliedern, eine Rettung- des Schemas durch- führen, die dazu noch den Vorzug hat, dass sie die Annäherung an den Fund von IRMISCH^) und damit an das Normalverhalten er- leichtert. Fax ist der einzige, der unter meinen Vorgängern auf die „Spreitenverdoppelung" an den Kronblätteru unserer „a/ie^aZa" hin- gewiesen hat.") Er bemerkt allerdings ausdrücklich, dass sich der Mittelnerv des Auswuchses vom Mittelnerven des Blumenblattes ab- zweige, aber in seinen drei darauf bezüglichen Figuren ist das im Orunde nur an einer einzigen zu sehen, und auch bei dieser sind Schwierigkeiten vorhanden. FAX, Figur 7: In der Mittellinie zwischen den beiden durch ,, kollaterale Teilung" entstandenen, schon ziemlich weit von einander getrennten Blättern entspringt der Auswuchs. — Figur 8: Der Auswuchs entspringt auch hier in der Nahtlinie zwischen zwei Blättern, nämlich den beiden verwachsenen Blättern der Oberlippe, deutlich erkennt man, dass er mit dem Mittelnerven jedes Einzelblattes keine Verbindung hat. — Figur 9: FAX berück- sichtigt hier nicht, dass das Mittelblatt der von ihm gezeichneten Unterlippe eine in seiner Nervatur zum Ausdruck kommende tiefe Spaltung in zwei Blätter mit kollateraler Verwachsung derselben zeigt, so dass dies Gebilde eine ausserordentliche Ähnlichkeit mit den beiden von ihm abgebildeten Oberlippen hat. Zwar steht der Mittelnerv des Auswuchses mit dem Mittelnerven des einen Blattes in Verbindung, aber die Gesamtinsertion der Lamina des Auswuchses erscheint auch hier stark nach der Mittelnaht zwischen beiden Blättern verschoben. Ich stand in diesem Jahre zur Blütezeit der Pflanze noch ganz im Banne der Anschauung von FAX und habe deshalb die Stellung der auch mir auffallenden Exkreszenzen nicht genauer studiert, gegen- w^ärtig aber möchte ich die Möglichkeit nicht abweisen, dass gerade in ihnen vergrünte Staubblattrudimente zu suchen sind. So würde in dem Falle von Pax' Fig. 8 (Auswuchs in der Naht zwischen den beiden Blättern der Oberlippe) das bei den I^abiaten nicht normal, sondern nur als Bildungsabweichung (bei manchen Pflanzen allerdings häufig [vielleicht rassenartig?], siehe Zusammenstellung bei PenziG II, 1) Zur weiteren Rechtfertigung von Peyritsch will ich noch bemerken, dass er seine Deutung der „apelala^^ offenbar gerade unter dem Eindruck der Be- schreibung der Salbeiform von Trmisch niedergeschrieben hat, die er am Schluss seiner Notiz noch besonders erwähnt. Pax ist dagegen auf die Pflanze von Irmisch garnicht eingegangen. 2) L. c. S. 39: „Jedes Blumenblatt der Ober- und Unterlippe kann eine Ex- kreszenz ausgliedern, welche in Gestalt eines kleinen Schüppchens der Oberseite des Blumenblattes aufsitzt und deren Mittelnerv sich vom Mittelnerv des Blumen- blattes abzweigt (Fig. 7—9)". 466 Cr. Bitter: Vermeintlich rein weibliche Sippe der Salvia pratensis. 234) vorkommende fünfte Staubblatt vorliegen. Eingehendere Prüfung wird uns hoffentlich über die Natur der Auswüchse auf- klären, besonders muss das anatomische Verhalten dabei beachtet werden: falls überhaupt Differenzen in der Struktur der Aussen- und Innenseite vorhanden sind, wird es sich darum handeln, ob „Spreiten- umkehrung" nachweisbar ist oder nicht. Meine noch durch ausgedehnte Versuche zu stützende Behauptung^ dass nur die zentralen Klausen Fruchtansatz zeigen, die äusseren Karpiden aber impotent sind, darf selbst, wenn es sich herausstellen sollte, dass an den letztgenannten stets die von Pax angeführten De- generationserscheinungen auftreten, nicht zum Beweis für morpho- logische Deutungen herangezogen werden, denn es können dabei sehr verschiedene Entwickeluugsvorhältnisse eine Rolle spielen. Das wichtigste Ergebnis der vorliegenden Mitteilung ist, dass Salvia pratensis „var. apetala'-^ aus der Reihe der sterilen Pflanzen gestrichen werden muss. Ferner ist es notwendig, sie nach den Merkmalen der Rosettenblätter in zwei Formen (wohl Rassen) zu spalten: pustulota und plana. Erklärnng der Abbildungen. (Siehe Anmerkung 2 anf Seite 4G1). Völlig ausgebildete Rosettenblätter erwachsener Pflanzen der beiden neu aufgestellten Formen von Salvia pratensis „var. apetala hortorum", alle in natürlicher Grösse, Mitte Oktober lebend photographiert. Die Pflanzen wurden auf zwei getrennten Beeten dicht neben einander unter völlig gleichen Verhältnissen kuHiviert. Fig. 1, 2: forma pustulata (die Pflanzen von Frankfurt a. M.). Oberfläche der Rosettenblätter durchgängig mit pusteiförmigen Erhabenheiten des Mesophylls zwischen den grösseren Seitennerven. Die Blätter sind häuflg unregelmässig gekrümmt und liegen daher ziemlich lose dem Boden an. Im Vergleich zu den ziemlich schmalen Blättern der Berliner Pflanzen ist das Verhältnis der Breite zur Länge bei pustulata sehr zu Gunsten der Breite verschoben. Blattrand hier schwach und einfach gekerbt. Blattspitze meist abgerundet. Fig. 3 — 5: forma plana (die Pflanzen von Berlin). Die Blattoberfläche zeigt nur die feine Runzelung, die zam Charakter so vieler Salvien gehört. Die im Übrigen völlig ebenen Blätter liegen platt dem Boden an- geschmiegt. Die Berandung ist ausgeprägt doppelt gekerbt, nahe der Basis sogar zum Teil tiefer eingeschnitten, so dass der hei'zförmige Grund etwas zur Pfeilform neigt. In entsprechender Weise läuft das Blatt am oberen Ende gewöhnlich spitz zu. Der Blattstiel (vergl. die beiden allein mit ihren vollständigen Stielen abgebildeten Blätter Fig. 2 und 3 mit einander) ist bei den Rosetten- blättern von plana stets beträchtlich länger als bei denen von pustulata, die ja überhaupt in sämtlichen Merkmalen ihrer Rosette kompakter und gedrungener erscheint als plana (siehe den Schluss der Anmerkung 2 zu S. 4G1 auf S. 4(12.) A. J. Nabokich: Die intramolekulare Atmung der höheren Pllauzen. 467 63. A. J. Nabokich: Über die intramolel r^. >-H 0 Öl^ 0 0 ,-^ — ^ 0 "o iq .S 'S -i-^ -4-J — *" C; r« ,^r 0^ 0" — ■ ^ — -t- a ^ 1 T T 1 1 1 1 1 1 Ol CO ■^H ^_^ ^ t- t;^ 01 oa -^ ^D 0 0 s S CM V* l-H X CO ■f-i t- CO l-H lO CO •^^ tH Cß CD .S <^ ^ ■* lO 0 'C -t< co" -i^ l-H CO l-H -^ a cc u -4-3 ^ § 2 1 °^ . o i-t 0 r- lO ■_^ l-H 00 '^ c- CO lO ö CO ^ L— i-O i~ c— CO 0 lO C- X -13 2 _ « ^ c- -0 ,^ s 0 1-; Ol ^ — I— _ c^ ex bJ3 2 ■■B a 1-1 00 co of of a =S 3 5 ^ «1 =« '^ *- 1o af> 03 T-i 0 •^ Cl '"' ■i^ CD co !>• CM 1. vorgefuud g s CO «3 tn CS 03 uO T— ( CO i-T (03, co" CO l-H CT) lO _ to Ol Ol lO X 0 CM SS N! a cs • CO ^H 3 '^^ CO X lO 0 l^ 0 ä rH Ol 03^ '*" 00^ CO" CM^ CO i-T of T i ^ i o V3 a CS «ä- O (M o CO c^ 0 ^ ^H Q -^ CM Ci 0 X Xi -u ^ SIS CTi CTi CT. ■ri CO 1—i 0 t— *o c^ cn ci 0 X ö a-^.2 cc ^1 co^ CO yD CT5 0 0 ^ CM 0 CT) |>. lO M cc^ a a r- JO <13 "T^ 'l t a> "S3 S i^ *^ r> r* 0 !-i i^ r-- c~-' 0 cT ctT CO CO -t co" ud" l-H l-H iO i) o ;4 tM ^h 1—1 CO (Ol CM tH T-H 1-1 l-H l-H CO .CO T— 1 .1 '•-1 j-i CH *-i 3 S O (?:] ,— Ol c^ CM iO c; 0 Ol ^H .^, Ol es W S oO^ O lO c^ c— 23 i^ ^ 'TtH 0 t— X t^ X "* '^^ w* lO r-l lO ■-D^ r-H CO l-H 0 t- V •a-^pCo D-"" C-" l"-" 0" C-? 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Nummer Versuchs- Auf 100 Kohlen- Zunahme an nicht- des dauer säure an Alkohol flüchtigen Säuren auf 20 ;/ Samen ccm V,„ KHO Versuchs in Tagen gefunden 35 .... 7 104,8 + 1,0 22 . i 110,0 21 . 8 106,7 — 23 . 12 106,6 + 0,0 42 . 14 105,0 -H 1,0 36 . 14 103,2 + 1,0 58 . 16 109,4 + 4,5 60 . 17 100,8 + 3,5 59 . 24 103,2 + 6,5 Gl . 24 105,4 + 6,5 Durchschnitt 105,5 _ Thcor 3t. gf !f0 rderte Menge 104,5 Tabelle III. Einfluss der Glykoselösung auf die Energie der intramolekularen Atmung; Pisum sativum. Nummer Versuchs- dauer in Tagen Kohlensäure Differenz der Parallel- kulturen in Wasser 9 in 1 pCt. Glykose 9 zugunsten der Glykose 9 29-35. . . 24-22. . . 14-18. . . 45-42. . . .-,0—58. . . 52-60. . . 66-61. . . 7 7 12 14 16 16 24 1,292 0,936 2,367 2,597 1,935 ■ 1,993 2,104 1,465 1,479 2,670 2,840 1,977 2,190 2,480 -h 0,173 + 0,543 + 0,315 + 0,253 -1- 0.042 + 0,197 + 0,316 Tabelle IV. 40 und 20 (/ Pisum sativum in destilliertem Wasser. Langfristige Versuche. Auf Auf 100 Trocken- Abnahme oder Zu- Nummer \ er such s- 100 Kohlen- substanzverlust an nahme an nicht- des dauer säure an flüchtigen Säuren Versuchs in Tagen Alkohol Kohlensäure ge- für 2< » ;i 7 7 7 6 10 11 12 103,3 97,3 97,2 96,9 97,2 98,7 98,3 — 25 4."! — 1 5 KKi -0,5 1(»4 — 15 in.". . . . + 1,0 14 Durchsc hnitt .... 98,4 — Tabelle IX. 20 g Samen von Pisum sativum in 1 pCt. Asparagiulösung. Nummer des Versuchs Versuchs- dauer in Tagen Auf KMI Kohlensäure Alkohol Anmerkung 1(»,S ,s 11 94,(t 92,,s 98,(» Asparagiulösung wurde bei Sterilisation verändert" sie Kt'» K»7 zeigte sehr sauere Reaktion. Tabelle X. 20 g Pisum sativum iu Milchsäurelösungen der schwachen Konzentrationen. Gehalt Auf KH» Auf KM» Verlust an Nummer des Versuchs- dauer an Milch- säure in der Kohlen- Kohlensäure an Trocken- substanzvcr- nicht- flüchtigen Versuchs in Tagen Lösung eq. saure .Alkohol ge- funden lust Kohlensäure Säuren ccm V,„ KHO ccm Vio KHO y gefunden <;4 . . . 32 145, 10,5 0,979 90,4 50,8 -3,5 Durchschnitt 79,1 51,5 — über die intramolekulare Atmung der höheren Pflanzen. 473 Tabelle XI. 43 g Ricinus communis major in verschiedenen Nährlösungen. Nummer des Substrat Versuchs- dauer Kohlen- säure Alkohol Auf 100 Kohlen- säure Dasselbe. Mittel- Versuchs in Tagen iJ (J an Alkohol gefunden zahlen 115. . . 1 pCt. 1 Glykose ] 13 0,267 0,190 71,2 } 73,0 116. . . 13 0,243 0,185 74,9 118. . . j 13 0,293 0,150 51,0 1 120. . . 117. . . Wasser \ i 13 16 0,258 ( »,259 0,156 0,225 60,5 86,9 69.2 119. . . i(;V, 0,295 0,233 78,9 113. . . 0,5 pCt. , 13 0,375 — — 114. . . Glykose und 13 0,284 0,200 70,4 ~i'-\ 7 111. . . 0,5 pCt. 16 0,326 0,215 65,9 l-j,l 112. . . Pepton ' 16 V, ().2(?5 (»,225 84.9 Durchschu itt . . . — — 71,6 — Das Yerhältnis der Kohlensäure zum Alkohol entspricht hier Tollkommen dem theoretischen Werte (104,5); es wurde im Durch- schnitt für die erwähnten drei Nährlösungen 105,5, 103,0 und 104,4 gefunden. Ferner kann man ein geringes Auftreten von organischen Säuren beobachten, was gänzlich mit den Vorgängen der alkoholischen Gärung durch Hefe übereinstimmt. Meine Bilauzberechnnngen haben auch ergeben, dass in allen untersuchten Kulturen COg und CgH. OH die wichtigsten flüchtigen Produkte des Stoffwechsels sind. Die Menge der übrigen flüchtigen Nebenprodukte konnte höchstens 1 bis 2 pCt. der vergorenen Zuckermenge betragen. In Übereinstimmung mit diesem Resultate habe ich nur Spuren von flüchtigen Säuren an allen Alkoholdestillaten konstatiert. Es sei endlich erwähnt, dass die Menge der gefundenen Kohlensäure 48,1 pCt. vom ganzen Verlust an Trocken- substanz betrafen hat. Dieses Verhältnis steht aber sehr nahe dem theoretischen Werte, welcher nach der Gleichung der alkoholischen Gärung für Kohlensäure zu erwarten ist (48,9). l. Alkoholische Gärung mit Verarbeitung der organischen Säuren. Diese Art der intramolekularen Atmung wurde in denjenigen Kulturen festgestellt, in denen die atmenden Samen durch Mangel an vergärbaren Kohlenhydraten gelitten hatten. Wir müssen hierher alle kurzfristigen Kulturen von Pisum sativum ohne künstliche Ernährung mit Zucker rechnen. Die Samen von Pisum enthalten bekanntlich unter ihren Reservestoffen nur Spuren von Zucker, so dass der für die alkoholische Gärung notwendige invertierte Zucker nur durch Hydrolyse der Stärke entstehen kann. Es scheint nun aber, dass die ,474 A. J. Nabokich: Hydrolyse der Stärke in sauerstofffreier Atmosphäre nur sehr langsam zustande kommen kann, besonders in den ersten Tagen der anaerobeu Kultur der Samen. Man kann als bestimmt nachgewiesen betrachten, dass in allen Wasserkultureu die ganze Menge- des invertierten Zuckers gleich nach der Bildung vergoren wird. In der Tat beobachteten wir in Tabelle 1 eine gute Übereinstimmung zwischen dem Verlust an Trockensubstanz und flüchtigen (rärungsprodukteu. Das kann nur dadurch erklärt werden, dass in den Samen kein TJberschuss an Invertzucker gebildet wurde; denn im entgegengesetzten Falle würde der Verlust au Trockensubstanz durch die Wasseraufnahme der Stärke kleiner sein als die Menge der entstandenen Gärungsprodukte. Es muss hier auch darauf hingewiesen werden, dass die Energie der intramolekularen Atmung der Erbsen in Wasser erst nach Ablauf einer Woche ihr Optimum erreicht und dass die Darbietung des Zuckers einen begünstigenden Einfluss besonders in den ersten Tagen der Kultur ausüben kann. Alle diese Tatsachen beweisen übereinstimmend, dass gerade im Anfange der intramolekularen Atmung der Erbsen eine Art des Zuckerhungers sich bemerkbar macht. Dieser Mangel an vergärbaren Stoffen ist wahrscheinlich die Hauptursache der Erscheinung, dass im Stoffwechsel der Samen zu am 2-i. Oktober 1908. I. Im Juui und Juli des vergangenen und des laufenden Jahres fand ich in den Maiensässen oberhalb Trimmis (GTraubünden) auf Crepis blattarioides Vill. eine parasitische Exoascee, die ich bisher nirgends beschrieben fand. Sie bildet auf den Blättern dieser Pflanze »a-auweisse Überzüge auf blasii-' aufgetriebenen Stellen. Meist befällt der Pilz alle Blätter eines Sprosses; im oberen Teil sind oft alle von ihm vollständio- überzoo;en. Doch kann man auch ein Ausklingen des Befalles beobachten, so dass die oberen Blätter gesund bleiben oder nur noch vereinzelt befallen sind, ähnlich wie es von manchen Uredineen, z. B. Uromyces Alchemillae (Pers.) Schrot, bekannt ist. Es muss daher ein den Spross durchziehendes Mycel, das vielleicht im Wurzelstocke ausdauert, angenommen werden. Leider gelang es mir nicht, dasselbe nachzuweisen. Das fruktifizierende Mycel ver- läuft in den Blättern subepidermal (Fig. 1) und zwar ausschliess- lich unter der Epidermis der Blattoberseite. Es bildet hier ein ge- schlossenes Hymenium von askogenen, 22—23 fx hohen und 20—36 f.i breiten Zellen, die sich mit einer derben {Vj^—2 [a dicken) Wand umgeben (Fig. 2). Diese Zellen springen oberseits an der Scheide- wand zweier Epidermiszellen auf, diese dadurch auseinander treibend, und ihre innere, zarte Membran tritt nun als 78—120// langer und 16 — 25 f.i dicker Askus aus. Die so entstehenden Schläuche werden von den Mutterzelleu, die den Stielzellen vieler Taphrina- Axien homo- log sind, nicht durch eine Scheidewand abgetrennt. Die Gestalt der Schläuche ist keine sehr beständige. Sie sind meist zylindrisch, oben abgerundet, abgestutzt oder selten eingesenkt, häufig aber auch oben und unten etwas verschmälert (Fig. 3). Im Innern der Schläuche beginnt bald Konidieusprossuug. bevor typische Sporenbildung ein- getreten wäre. Schliesslich sind die Schläuche dicht angefüllt von kleinen 2—3 // langen und 2 i.i breiten, rundlichen bis ovalen Spross- konidien. Bei der Entleerung rollt sich die Askusmembran zurück. Ich muss mir vorbehalten, die Vorgänge bei der Sporenbildung später an fixiertem Material genauer zu verfolgen. Für die vorliegenden Feststellungen benützte ich Herbarmaterial, da das fixierte zum Teil verdarb, zum Teil zu alte unbrauchbare Zustände aufwies. Man findet die Schläuche nur auf jungen Blättern schön entwickelt. Ber. der deutseben bot. Gesellscli. XXI. 32 478 A- "Volkart: Etwelche Schwierigkeiten verursaclite die Zuweisung der neuen Art zu einer der bestehenden Gattungen. A'on vornherein aus- geschlossen schien das von LAGERHEIM und JUEI/) neu aufgestellte (irenus Taphridium wegen der Bildung unverkennbarer Schläuche und weil diese oder die askogenen Zellen sidier nicht von anfang an vielkernig sind. Auch zu Magnusiella lässt sich die Art nicht stellen, weil sie ein deutliches Hymenium bildet; die Schläuche gehen nicht direkt aus den an die Oberfläche der Blätter dringenden Mycelästen hervor,^) wie das bei Mognusiella Potentillae (Farl.) Sadeb., die jetzt als Typus der Gattung zu gelten hat, der Fall ist. Aber auch zu Taphrina stimmt die vorliegende Art nicht ganz; vor allem nicht wegen des durchaus subepidermalen, nicht subkutikularen Hyme- niums und der Bildung dickwandiger Askogone. Auch die Eut- stehungsart der Schläuche scheint grundverschieden zu sein. Die vorliegende Art gleicht in dieser Beziehung auffallend TaphricHum umbelliferurum (Rostr.) Lagli. und Juel, deren dickwandige Sporangien nach JUEL (1. c. S. 9ff.) ebenfalls durch subepidermal verlaufende Mycelien angelegt werden und erst später interzellular senkrecht ab- steigende Hyphen bilden, die ich bei meiner Art nicht beobachten konnte. Doch ist diese Übereinstimmung mit Vorsicht zu verwerten. Es erscheint mir ausser allem Zweifel, dass die Dickwandigkeit und das Aufspringen der Sporangien bezw. der Askogone durcli die subepider- male Lage bedingt wird, die dem Freiwerden des Sporangiuminhaltes bezw. des Schlauches grösseren Widerstand entgegensetzt, als eine blos subkutikulare Lageruno-. Die Art wegen dieser Eigentümlichkeiten in eine besondere Gattung zu versetzen, erscheint mir verfrüht. Ich stelle sie vorläufig zu Taphrina^ indem ich diese Gattung im w^eiteren Sinne GlESEN- HAGEN's nehme als Taphrina rhaetica nov. spec. unter Hinweis darauf, dass in dieses Genus auch schon eine Art Aufnahme gefunden hat, deren fertiles Mycel nicht subkutikular verläuft, sondern in die Epidermiszellen eindringt und hier Gruppen von askogenen Zellen bildet: Taphrina Laurenciae Gieshag. auf Pteris quadriaurita Retz. '*) Sie wird ja freilich auch wohl als besonderes Subgenus oder Genus Taphrmops'/s Gieshag. betrachtet. 1) H. 0. Ji;i:i.. Tdpltridium Lai^erh. und Juel. eine neue Gattung der Proto- mycetaceen. lühang tili Kgl. Sveuska Veteiikaps-.\kademiens Handlingar XXVII, Afd. III, Nr. ](). — Herr Prof. Magnus hatte die Freundlichkeit, mich auf diese Abhandlung aufmerksam zu machen. "-!) Vergl. K. Sadebeck. Die ])arasitischen Exoasceen. Jahrbuch der Ham- burgischen wissenschaftl. Anstalten, X, is;)2, 8.40, und K. Giesenhagen. Taphrina^ Exomcus und Magnusiella. Bot. Zeitung 1!K)1, lieft VII, S. li?l fl'. "iS) Gleicherweise verhält sich die neuerdings beschriebene Tnfihrina 'romluziana P. Henn. auf /'/tv/s aculcala Sav. nach II. Reiim, Hedwigia XLII. 190:! (SIX);. Taphriua rhactica nov. spec und Mycosphaerclla Aronici (Fuck.}. 47*) Die Stellung der ueiien Art in der Gattung Taphrina ist jedenfalls eine ganz eigenartige. Und es ist interessant, dass diese erste Exonscee. die auf einer Komposite gefunden worden ist, so sehr abweiclit von den übrigen Arten, die auf ganz anderen Pflanzenfamilien ]>ar;i- sitierend gefunden werden. Es scheint mir das zur Ansicht GlESEN- HAGEN"s zu stimmen, dass die Exoasceen, die ein und dieselbe Pflanzenfamilie bewohnen, unter sich verwandt sind.^) TaphrhuL rhaetica wird voraussichtlicli in Eascikel XXXII von RehM's Askomyceten ausgeben werden. II. Auf AroJiirum scorpioides (L.) Koch ist in den A]])en sehr häufig das Fiisidadium Aronici (Fuck.) Sacc. Ich fand es in (Irau- bünden sehr verbreitet im Hochwanffgebieto und in Safien und sah es auch von 8t. Antonien (leg. C. ÖCHRüTER). Ausser auf Aronicuvi scorpioides kommt es auch auf A. Clusü Koch") nwi Doronicum austria- cum Jacq.'\) und auf D. caucasicum M. B. (P. MAGNUS 1. c.) vor. FüCKEL^) vermutete, dass diese Konidienform zu einer Sphuerella gehören möchte, die er als „Sp/u/creHa? Aroniri:'- bezeichnete. Aber ausser einer Phijllosticta , die er 1. c. beschreibt, ist bis heute keine weitere Fruchtform des Pilzes bekannt geworden. Die Plnjllostictd^ die SACCAEDO Ph. Aronici nennt, ist später wiederholt gefunden worden, stets in den Fusicladium-¥\Qc\iieYi, aber auf der Blattoberseite (Vgl. J. Schröter 1. c, P. Magnus 1. o, während das FusicJadium unterseits fruktifiziert. Sie gehört unzweifelhaft zum Fimclcidium. tritt aber erst auf älteren Flecken auf. Gegen Ende September fand ich dann regelmässig unreife, meist oberseits liegende Perithecien mit 140 — 160 // Durchmesser und starker schwarzer AVandung. Ver- suche diese Perithecien durch Fbei'wintern im Freien in Zürich zur Reif^ zu bringen, misslangen. Es bildete sich jeweils wieder die PhijUosticta, die ich auch auf den gleich zu erwähnenrlen über- winterten A7'onicu?7i-B\iitteYn in den Alpen fand. Der Pilz kann also mit Umgehung der Askosporenform überwintern, wenn die J^/iyllostirta-Komdien junge, kräftig wachsende Blätter anzustecken vermögen. Auf überwinterten Aronicmn-Blhitern, die ich Ende Juni dieses Jahres auf der Fürstejial]) (Graubünden) sammelte, gelang es mir dagegen leicht, durch mehrtägiges Feuchthalten die Perithecien in den Fusicladium-F lecken zur Reife zu bringen. Es entwickelten 1) K. GiESENiiAGEN. Die Enhvicklun^sroiheii der ])arasitischeii Exoasceeii. Flora -Sl, 1«).'», Ergänzungsband, S. 2(i7. 2) P. Magnus. Ein wcittror Beitrag zur Kenntnis der Pilze des Orients Bull. Herb. Boissior, II. Ser., VM',, ill, Nr. 7, S. .')8n. ii) J. ScuKÖTKR. Kryptogamcnilorii von Schlesien. Pilze. IT. Hälfte, S. 4V)T. 4) L. FüCKEL. Syinliolae nvjco/ut/icae. III. Nachtrag. Jahrbücher des Nassau. Vereins für Naturkunde XXIX und XXX, ISTC.TT, S. IS. 480 A. Volkart: Taphiina ihaetica iiov. spec. und Mycosphaerclla Aronici. sieh in ihnen wenige (ö ]'2) sackförmige, 50 — 80/« lauge und '2j bis 40 jLi breite Schläuche, u dicke) 3Iycelfäden aussendet (Fig. 9). Ich fand diese Hyphenbüschel uur auf der Blattoberseite; sie gelangen ausschliesslich durch die Spaltöffnungen ins Freie, nie zwischen Epidermiszellen. Der obere Teil dieser Hypiien wird als farblose, 35—75 /x lange und 3 — 4 fx dicke, 2 4zellige, zylindrische Konidie (Fig. 8) abgeschnürt. Auf einem Konidienträger wird so imr eine endständige Konidie gebildet. Der Scheitel des 30—50/* langen Trägers erscheint daher abgestutzt; ein seitliches Weiter- wachsen zur Bildung einer zweiten Konidie und daher zackiger Verlauf des Trägers tritt nicht ein. Dadurcli untersclieidet sich die vorliegende Form leicht von der auf Kompositen so verbreiteten Ramularia filaris Fres. Sie weicht von dieser ausserdem durch die J. Eeinke: Symbiose von Volvox und Azotobactcr. 481 laugen schmalen, oft einseitig etwas verdünnten Kouidien ab. Ich stelle sie daher zu Cercosporella als Cercosporella aronicicola. Sie ge- hört sicher zu einem von Myco&phaerella Aronici verschiedenen Asko- myceten. Ausserdem fand ich am Bärenhorn in Sahen (Graubünden), •j700 m ü. M. ani Aronirum Clusii, das nicht fusicladiumkrank war, eine weitere Phyllosticta-F orm. Die zahlreichen, auf rotbraunen Blatt- fiecken herdenweise zusammenstehenden Pykniden von 70— 100/* Durchmesser werden von einem farblosen Mycel gebildet, das auch in der Pyknidenwaud nur schwach gelblich sich färbt. Im Innern dieser Pykniden werden die farblosen, kleinen, 4 5 fi langen und 1 fi dicken Konidieu gebildet. Diese PhyUosticta ist von Phyllosticta Aro- nici ganz verschieden durch ihr farbloses Mycel, welches das Blatt- gewebe nicht mumifiziert, und durch die Form und Grösse der Konidieu, die ich bei Phyllosticta Aronici entsprechend den Angaben Ff'CKEL's und SaCCARDO's l^l^ d /i laug und -I^l^ — Sjn dick fand. Sie gehört in die Verwandtschaft der Phyllosticta Arnicae (Fuck.) Allesch. Mit ihr fand ich zahlreiche, etwas grössere (Durchmesser 100—150 /<) unreife Perithecien, deren schwach gelbliche Wand nur am Scheitel dunkel gefärbt war. Erkliirung der Abbildungen. I. Taphrina r/iaetica Volkart. Fig. 1 subejiidermales Mycel, Vergr. 5()U. — Fig. -2 Hymenium von askogenen Zellen (a), Vergr. .')(K). — Fig.:! Hyme- nium mit Schläuchen, Vergr. 5(k;». II. Mijcosplmerella Aronici (Fuck.) Volkart. Fig. 4 Perithecium. Vergr. JrlH). — Fig. h keimende Askosporen, Vergr. .'). — Fig. 6 Konidie (c) aus Gela- tineplattenkulturen, Vergr. .')()() 111. Cercosporella aronicicola Yolkart. Fig. 7 Konidienträgerbüschel, Vergr. 4(J0. — Fig. H einzelne Konidien und Enden der Konidienträger, Vergr. 500. 65. J. Reinke: Symbiose von Volvox und Azotobacter. (Aus den xlrbeiten des Botanischen Instituts in Kiel mit- geteilt). Eingegangen am 27. Oktober l'JO."!. Nachdem Herr KeUTNER im Laufe seiner Untersuchungen über Stickstoff bindende Bakterien des Meeres*) gefunden hatte, dass die 1) Vergl. Benecke und Keutner, Über stickstofibindende Bakterien aus der Ostsee, Heft (1 dieser Berichte: und Reinke. Die zur Ernährung der Meeres- oriranismen disponiblen Quellen an Stickstoff, Heft 7 dieser Berichte. 482 J- Reinki:: von ihm durch Einsetzen von Stücken in Nährlösuno' untersnchten Algen der Ostsee ausnahmslos an ihrer Oberfläche mit Azotobacter behaftet waren, ergab sich die Perspektive, dass analog der Symbiose von Bakterien und Leguminosen die Meeresalgen, sowohl die fest- sitzenden als aucli besonders die des Planktons, in ihrer Symbiose mit Azotobacter gewissermassen ein Organ zur Assimilation des im Meer Wasser in unbegrenzter Menge absorbierten elementaren Stick- stoffs besitzen. Wenn zunächst direkt auch nur gezeio't werden kann, dass die Zellen des Azotobacter den elementaren Stickstoff assimi- lieren, ihn zur Synthese von Eiweisskörpern verwenden, so ist damit unbedingt auch die Möglichkeit gegeben, dass jene Bakterien von den durch sie gebildeten Stickstoffassimilaten an ihr Substrat, an die Algen, abgeben, in deren Oberfläche sie, wie ich mir vorstelle, so fest eingenistet sind, dass ein Zellenverband von gewebeälmlicher Innigkeit entsteht; und der Folgerung wird sich schwerlich jemand entziehen können, dass in der bezeichneten Tätigkeit der Stickstoff- bakterien die Hauptquelle des assimilierten Sticktiftoffs zu suchen ist, die in der Flora und Fauna des Meeres in ungeheuren Massen sich angehäuft findet. Schon in meiner Notiz über die Stickstoffquellen der Meeres- organismen wies ich zum Schluss darauf hin, dass Stickstott'bakterien auch an der Oberfläche von Süsswasseralgen vorkommen könnten, womit ich andeuten wollte, dass sie dort eine entsprechende Aufgabe der Stickstoffassiinilation erfüllen dürften, wie bei den Meeresaigon. Im Verfolg jenes Gedankens veranlasste ich^) Herrn KeüTNER, eine Anzahl von Untersuchungen an Planktonaken des süssen Wassers auszuführen. Herr KeuTNER setzte im August d. J. eine grössere Anzahl von Kulturen an mit Proben von gemischtem Süsswasserplankton, das er im Lankener See bei Preetz gefischt liatte. Ausserdem wurden gleichzeitig aus dem Teiche des hiesigen botanischen Gartens eine Spirogyra und Volco.v Glohator in Kultur genommen. Die Kulturen blieben während der üniversitätsferien sich selbst überlassen. Nach Ablauf derselben, im Oktober, zeigten sämtliche Kulturen ausnahms- los eine starke Entwicklun»- von Azotobacter und ergaben für die benutzten "200 ccm. stickstofffreier Nährlösung einen ansehnlichen Ijrwerb an gebundenem Stickstoff, im Durchschnitt etwa 1 mg. Yon diesen Kulturen sei als Beispiel eine einzige, die mit Volvo.c Globator angestellte, etwas näher ins Ange gefasst. \) Die täglichen ArbcittMi der selbständigen Praktikanten des botanisclieu In- stituts werden von Herrn Prof. Penecke und mir in Gemeinschaft geleitet. Es ergibt sich daraus von selbst, dass bald mehr der anregende Einfluss des einen, bald der dns andern von uns auf die Praktikanten hervortritt. Symbiose von Volvox und Azotobacter. 4g3 Die mit dem Teichwasser geschöpften reinen Kugeln von Volvoa; wurden auf dem Filter durch Auswaschen mit Leitungswasser sorg- faltig von Resten des Teichwassers befreit, dann wurde eine einzige Kugel mittels eines sterilisierten Platindrahtes in die sterilisierte Nährlösung eines Erleumeyerkolbens übertragen. Die N^ährlösung enthielt auf -JOO ccm Wasser an Nährstoffen: 4,0 Mannit, 0,1 Kalium- phosphat, 0,05 Magnesiumphosphat, 0,3 Calciumkarbonat. In der Lösung ergab sich nach ungefähr zehnwöchentlichem Stehen unter reichlicher Entwicklung von Azotobacter ein Gewinn von 11,B m^ an gebundenem Stickstoff, der nur auf die Assimilation des im Wasser absorbierten Luftstickstoffs zurückgeführt werden kann. Die Lifektion der Lösung mit Azotobacter ward nur dadurch möglich, dass an der Oberfläche der Fbfoo.i-Kugeln haftende Zellen desselben in die Nährlösung gelangten. Vorher hatten diese Bakterien ihren Nährboden, d. h. die für sie erforderlichen Nährstoffe, ins- besondere ein Kohlenhydrat oder Mannit, auf den Fo/mt-Kugeln ge- funden. Hier entwickelte sich zweifelsohne eine Symbiose von der Art, dass Azotobacter durch die grüuen Zellen des Volvo.r mit Kohlen- stoff' in organischer Form versehen wurde und mutmasslich dafür an seinen Wirt Stickstoff in gebundener Form abgab. Nach dieser Auffassung wäre die Bedeutung des Azotobacter die gleiche für die Stickstofferuährung der Süsswasserorganismen wie für diejenige der Pflanzen und Tiere des Meeres. Ich bin überzeugt, dass die Hypothese, der in den Pflanzen und Tieren des Ozeans wie der süssen Gewässer gegebene Vorrat von Stickstoff in Gestalt von Eiweiss werde ganz überwiegend durch die Tätigkeit von Bakterien aus dem Luft stickst off gewonnen, vor jeder anderen Hypothese der Stickstotternährung der Wasserorganismen den Vorzug verdient. Nach einer mir soeben durch das Botanische Zentralblatt Nr. -41 bekannt gewordenen Arbeit von GerLACH undVOGEL^) besitzt Azo- tobacter eine Eigenschaft, die ihn als vorzügliclieu Stickstoffsanmiler erscheinen lässt und ihn dadurch auch besonders zum symbiotischen Stickstoffassimilator für andere Pflanzen cpialifiziert, das ist der ver- hältnismässig hohe Stickstoffgehalt seiner Trockensubstanz. Nach den genannten Autoren beträgt derselbe Kl bis li'pCt. Ich erblicke darin eine wichtige Stütze meiner Hypothese. 1) Im Zentralblatt für Bakteriulogie. Abt. II, Bd X, Nr. ■JO;21. 484 N. Gaidukov: 66. N. Gaidukov: Weitere Untersuchungen über den Einfluss farbigen Lichtes auf die Färbung der Oscillarien. Mit einer Tafel XXYI, Eiugegangen am 28. Oktober 1903. In vorliegender Abliaudlung teile ich einige weitere Resultate meiner Untersuchungen über den Einfluss farbigen Lichts auf die Färbung der Oscillarien mit. Meine früheren/) an ursprünglich violetten Exemplaren von 0. sancta angestellten Versuche hatten gelehrt, dass bei dieser Art die Farbe der lebenden Zellen unter dem Einflüsse farbigen Lichts sich allmählich ändert und zwar im allgemeinen in dem Sinne, ,.dass das Absorptionsvermögen des Chromophylls für die in der einwirkenden Strahlung do- minierenden Wellenlängen zunimmt und für die relativ ge- schwächten abnimmt. Es wurde dieses Gesetz nach dem Vorschlag von Prof. ENGELMANN als das der komplementären chromatischen Adaptation bezeichnet. Es spricht sich in vielen Fällen (für nicht Farbenblinde) ohne weiteres anschaulich darin aus, dass die ursprüngliche Farbe mehr und mehr komplementär zu der des einwirkenden Lichts wird. So veranlasste die Ein- wirkung von rotem Licht das Entstehen orünlicher Färbung 'o gelbbraunem „ „ „ blaugrüner „ grünem ,, „ „ rötlicher ., blauem „ ,, ., braungelber Da, wo die blosse Beobachtung mit unbewafl^'netem Auge nicht genügt, um die Änderung der relativen Absorption sicher zu be- urteilen, gibt der Anblick des Absorptionsspektrums meist genügenden Aufschluss. In allen Fällen aber liefert — auch für Farbenblinde — die spektrophotometrische Messung sichere Auskunft, indem sie für 1) N. rrAiDUKOV. über deu Einfluss farl)is:en Liclits ;iiif die Fiirbuiiii- bebender Oscillarien. Anbc;-. zur Abb. der Könio-l. Preiissischen Akademie der Wissenschaften vom Jahre 19(i2. Sitzungsber. der Königl. Preuss. Akademie vom ol. Juli 190"2. Vcrgl. auch Th. W. Engkl,m.A.nn, Über experimentelle Erzeugung zweckmässiger Äu- ßerungen der Färbung pflanzlicher Chromophylle durch farbiges Licht. Bericht über Versuche von Dr. N. Gaidukov, Archiv für Anatomie und Physiologie. Phy- sicdog. Abteilung 1902, S. 333 — Über die Vererbung künstlich eizcugter Farben- änderungeii bei Oscillarien. Nach Versuchen von N. Gaidukov, A'erh. physiolog. Gesellschaft. r.erlin 19( »2 (».'!. Einfluss farbigen Lichtes auf die Färbung der Oscillarien. 485 jede Wellenlänge den relativen Betrag der Absorption zahlenmässig festznstellen gestattet". ,,Es nnterscheidet sich der von uns nachgewiesene Vorgang prinzipiell von allen bisher bekannten Wirkungen farbigen Lichtes auf körperliche Farben dadurch, dass bei den letzteren die Farbe des beleuchteten — leblosen oder lebendigen — Körpers zu der des einwirkenden Lichts nicht mehr oder weniger komplementär, sondern vielmehr ähnlicher oder gleich wird. Hier handelt es sich also um einen entgegengesetzt gerichteten Vorgang, den man als chromatische Assimilation ^) bezeichnen könnte." „An die zahlreichen bei lebenden Organismen vorkommenden Fälle von Farbenänderung durch farbiges Licht schliesst sich aber unser Vorgang der komplementären chromatischen Adaptation doch insofern an, als in beiden die Farbenänderung nicht einfach auf einer direkten mechanischen (im weitesten Sinne) Wirkung des Lichts auf die farbige Substanz beruht, sondern der Vermitteluug lebendigen Zellplasmas, also eines physiologischen Prozesses, bedarf. Weder in toten Zellen, noch in der Lösung tritt eine komplementäre Farben- veränderung der Chromophylle unserer Oscillaria ein." Versuche mit 0. caldarioruni. Schon in der vorigen Abhandlung wurde kurz angedeutet, dass die Versuche mit der ursprünglich blaugrünen 0. caldarioruni Hauck f. viridis mihi ähnliche Resultate ergaben wie die mit der ursprünglich violetten 0. sancta Kütz. f. violacea mihi, insofern auch die Farben- veränderung von (K caldariorum dem Gesetz der komplementären chromatischen Adaptation folgte. Mit Folgendem sollen nähere Be- lege für diese Tatsachen gegeben werden.") Die spektrophotome- trischen Bestimmungen wurden in der a. a. O.^) beschriebenen Weise mit denselben Vorrichtungen wie die früheren ausgeführt. Die Färbung von 0 caldariorum^) war blaugrün resp. spangrün, bei einigen Zellen mehr blau, bei anderen mehr grün. Im Spektrum der mehr grünen Zellen^) war das Helligkeitsminimum bei l 675 1) Die Erscheinungen der koniplemcntären cliromatischen Adaptation in der Natur, vergl, Nadson, Die perforierenden (kalkbohrcnden) Algen und ihre Be- deutung iu der Natur, Scripta botanica horti Univers. Petropolit. fasc. XVIll, ]!)()<), S, 15, Vu. 0. Zachakias, Zur Kenntnis der niederen Flora und Fauna hol- steinischer Moorsünipl'e, Forschungsber. Biolog. Station Plön, X, IIK».'!, S. 275. 2) Siehe auch: N. Gaidukov, Über den Einfluss farbigen Lichts auf die Färbung der Oscillarien. Scripta bot. horti Univers. Petropol. fasc. XXII, 190;». :'.) Siehe Gaidukov, Abhandl. Akad. Wiss. 1. c. S. . sancta fast ganz fehlte, erstere aber sehr stark entwickelt war. In den Agar-Agarkulturen entwickelte sich im Laufe eines Monats 0. sancta^ die violett und braim war, ebenso stark, wie 0. caldariorum. Einige Fäden der letzteren blieben spangrün, doch die anderen fingen an sich zuerst graugrün,^) dann hellviolett,'*) violett^) und schliesslich braun^) zu färben. Solche Kulturen wurden Anfang August aus dem Lichtfilter entfernt und in gewöhnliches, weisses Licht gestellt. Monatelang (bis Dezember 1902) wuchsen diese Kulturen ganz gut, und die beiden Formen entwickelten sich reichlicli, die typischen spangrünen (0. caldariorum) und violetten (0. sancta).^ sowie die graugrünen, hellvioletten, violetten und brauneu Zellen. Die Spektra und die spektrophotometrischen Kurven dieser Zellen der 0. caldariorum waren ähnlich den ähnlich gefärbten Zellen der 0. sancta."') Die im vorhergehenden verzeichneten Tatsachen lehren somit, dass auch bei 0. caldariorum die Farbenveränderung von der Farbe des einwirkenden Lichts abhängt und zwar im allgemeinen, in dem Sinne des Clesetzes der komplementären chromatischen Adaptation. Im karmin, anilinviolett und in oelbbraunem Lichte siesrte 0. cal- 1) Siehe Kurve il. 2) Siehe Gaidukov, 1. c. p. Fig. VIII. 3) Siehe Kurve 12. 4) Siehe Kurve l.">. 5j Siehe Kurve 14. (!) Siehe Kurve lö. * 7) Siehe 1. c. F. I-VIII. Eiufluss farbigcü Lichtes auf die Färbung der Oscillarien, 4Ö7 Tlariorum über 0. sancta und l)ehielt ihr ursprüngliches blaugrüues Chromophyll, weil hinter den genannten Lichtfiltern die roten nnd orangen Strahlen/) welche dies Chromophyll am stärksten absorbiert, relativ sehr intensiv sind. Das grüne (CnClJ Licht,^) welches rot und orange sehr stark absorbiert, grün und blau aber sehr schwach, veranlasste dagegen das Entstehen braungelben Farbstotts, welcher die roten und orangen Strahlen am schwächsten und die grünen und blauen am stärksten absorbiert. Diese Versuche bestätio-en auch unser früher (iesagtes^), „dass die unter Einfluss farbigen Eichts einmal künstlich erzeugte neue Färbuno- und Farbstofferzeuo-uno- sich auch nach Rückversetzung der Fäden in weisses Licht monatelang erhalten kann." Der Gang der Farbenveränderung war, wie schon erwähnt, fol- gender: Die spangrünen Zellen wurden zuerst blau, hellspangrün bis graugrün, manchmal fast grau gefärbt, dann gräulich oder weisslich violett, intensiv violett und schliesslich braun und oelbbraun. Dieser (Jang der Farbenveränderung ist ganz ähnlich dem der ursprünglich violetten Zellen der 0. sancta, welche im roten und gelben Lichte wachsen. Doch verläuft im letzten Falle der Gang der Farben- änderung in der umgekehrten Richtung, weil hier das violette Chromophyll sich in blaugrünes usw. verändert, um die roten und orangen Strahlen stärker zu absorbieren; während im anderen Falle blaugrünes Chromophyll sich in violettes und schliesslich in braunes verwandelt, welches die grünen und blauen Strahlen besser zu ab- sorbieren vermag. Die Umwandlung des violetten Chromophylls in braunes ist dasselbe, wie bei 0. caldarioruvi in den Kulturen in blauem und grünem Lichte. Den Gang der Farbenveränderung stellt folgende Tabelle dar: ^J. sancta. im roten und gelb- braunen Lichte . im weissen J Lichte. \ im grünen . und blauen I Lichte. A Himmelblau. Blaugrün und span- Hellblaugrüu und hellspangrün. Graugrün und grau. Weisslich - gräulich und hellviolett. Violett bis braun - violett. Braun, gelbbraun. DU weissen Lichte. Y Orange und rötlich, y Lichte. 0. caldariorum. 1) Siehe \. c. Fig. V-VIIL ■2) Siehe 1. c. Fig. IV. :',) Siehe L c. S. 3L 488 N. Gaidukov: Wenn man nun auch sehr wenig Brauchbares weiss über die chemische Natur der Chromophylle und über die physiologischen und chemischen Bedingungen ihres Auf- und Abbaues, so weist doch der optisch ähnliche Gang der Veränderung der Färbungen bei den beiden genannten Oscillarienarten auf sehr nahe Verwandtschaft ihrer Cliromophylle. Die Tatsache, dass im grünen Lichte 0. sancta über 0. calda- riorum siegte, kann man dadurch erklären, dass die erstere ihre violette Färbung nur in gelbbraun usw. zu verändern brauchte, während die letztere ihre spangrüue Färbung zwar auch in braun änderte, aber nicht direkt wie 0. sancta, sondern auf einem Um- wege über graugrün, hellviolett und violett. Hinter blauen Schalen wuchs 0. caldariormn fast garnicht, weil genannte Beleuchtung^) für sie zu ungünstig war. Im Kupferoxydanimoniaklichte, wo fast nur die blauen und die violetten Wellenlängen durchgelassen werden.'-') sahen wir beide Formen zugrunde gehen. Es ist sehr wichtig, dass in diesem Lichte nur die Diatomaceen, welche die blauen und violetten Strahlen sehr stark absorbieren, sehr gut wuchsen. Über den Einfluss farbigen Lichte auf tote Zellen und auf Lösungen der Chromopliyllfarbstotfe. Zur Untersuchung des Einflusses farbigen Lichte auf die Färbung toter Oscillarien wurden die Fäden der 0. sancta und 0. caldariorum bei gewöhnlicher Temperatur auf einem Objektträger eingetrocknet, in Kanadabalsam eingeschlossen, mit einem Deckglas bedeckt und hinter den genannten Lichtfilter gestellt. Nach einem etwa drei- monatlichem Aufenthalte (Juli bis Oktober 1902) hinter den genannten Lichtfiltern war die Färbung beider Oscillarien, d. h. violette und blaugrüne, unverändert geblieben. Die Versuche über die Einwirkung farbigen Lichts auf isolierte Farbstoffe von 0. sancta wurden folgendervveise angestellt. Ein violettes stark entwickeltes Lager der 0. sancta wurde in eine Flasphe mit thymolisiertem destilliertem W^asser übertragen und mit einem Glas- stab zerquetscht. Nach ca. 24 Stunden war der Wasserauszug intensiv rötlich violett gefärbt mit starker orangegelber Fluoreszenz. Dieser Wasserauszug wurde filtriert, mit Hilfe einer GÄRTNER'schen Zentri- fuge gereinigt und in kleine Reagenzgläschen gefüllt. Die Pfropfen der letzteren wurden mit Paraffin verkittet und hinter die Lichtfilter gestellt Nach ca. dreimonatlichem Aufenthalte (Juli l)is Oktober 1902) war die Lösung, welche im weissen Lichte stand, schmutzigbraun, 1) Siehe I. c. Fig. .".. ■1) Siehe 1. c. Tabelle III. Einllus.s farbigen Lichtes auf die Färbung der Oscillarieii. 4^9 im gelbbraunen Lichte fPetrischaleü) schwacli graubraun, fast ganz farblos, im blauen war dagegen die ursprüngliche Färbung mehr oder weniger erhalten und die Fluoreszenz sehr geschwächt^). Die Resultate dieser Versuche waren ganz entgegengesetzt. In keinem Falle fand eine komplementäre Farbenveränderung statt. Diese Versuche bestätigen also, dass der Vorgang der komplemen- tären chromatischen Adaptation ein physiologischer Prozess ist und der Vermittelung lebendigen Zellplasmas bedarf. Zum Schlüsse ist es mir eine sehr angenehme Pflicht, Herrn o^ G-eheimrat Prof. Dr. Th. W. EngELMANN für die gütige Anregung zu obigen Versuchen und für die Unterstützung durch Rat und Tat meinen ergebensten und herzlichsten Dank auszusprechen. In der Besprechung^) der betr. Abhandlungen bemerkt Herr Prof. OltMANNS: „Ich glaube indess vorläufig nicht, dass die helle, oft strohgelbe Färbung, welche die Florideen annehmen können, die gleichen Ursachen (d. h. komplementäre chromatische Adaptation) haben." — Ich nehme aber au, dass auch bei den Versuchen von OLTMANXS die Ursache der Farbenveränderung die komplementäre chromatische Adaptation war. ^Jur'^) im grünen und blauen Lichte und in grösseren Tiefen sind die Florideen typisch rot gefärbt. Auf der Oberfläche des Meeres, im weissen und gelben Lichte sind sie blasser und haben mehr braune Färbung, d. h. im letzteren Falle sind sie nicht w^ie die roten Algen gefärbt, die in grösseren Tiefen wacfhsen und nur die dort existierenden grünen Strahlen absorbieren, sondern wie die braunen Algen, welche die roten Strahlen stark absorbieren,^) und in nicht so grossen Tiefen wachsen. Anscheinend hält OLTMAjSNS zwei verschiedene Erscheinungen für eine: die Veränderung und das Verblassen der Färbung. Bei starker Beleuchtung können die Florideen verblassen, ohne ihre rote Färbung in die gelbe oder braune zu verwandeln; docli kann das Verblassen auch bei der Farbenveränderung entstehen, als ein Stadium der letzten Erscheinung. 1) Diese Beobachtuijo: stimmt mit der früher von Kosanoff (Physiologische Beobachtungen etc., 18(57, S. 'JS) gemachten überein, dass die Phycoerithrinlösung im gelben Lichte sicli schneller entfärbt als im blauen. ■2) Botanische Zeitung, 1903, 11, S. 22(5, •">) Vergl. Oltmanns. Über die Kulturen und Lebensbedingungen der Meeres- algen, Pringsheim's .Jahrbücher, 23, 1892. 4) Vergl. Engelmann, Untersuchungen über die quantitativen Beziehungen zwischen Absorption des Lichtes und Assimilation in Pflanzenzellen. Botanische Zeitung, 1SS4, Xr. (1 und 7. 490 N. Gaidukov: Meine Yersuche haben jj-ezeiot, dass bei der Umwandlmi«' des violetten Chromopliylls in das blaugrflne einerseits, und des blau- grünen ins braune andererseits, mehrere sehr bUisse Zwischenfärbungen entstehen.^) Aus dem früher Gesagten gelit auch hervor, dass die Farben- veränderung ungefähr durch die ganze Leiter der Spektralfarben geht. Deshalb scheint es mir leicht möglich, dass die braunen und gelben Färbungen, welche OLTMANNS bemerkte, eben diese Zwischen- färbungen waren. BERTHOLD") beol)achtete sogar, dass einige auf der Oberfläche wachsende Florideen nicht nur bräunlich oder schwärz- lich sondern auch grünlichgrau gefärbt wurden. Der letztere Fall scheint, unserer Ansicht nach, schon die richtige kom])lementäre chromatische Adaptation zu sein. Auch die fast gleiche Wirkung des Indien, weissen Liclites und des gelben Lichtfilters kann man mit Hilfe unseres Gesetzes ganz gut erklären: im genannten Lichtfilter, sowie auch im weissen Lichte sind die wenig brechbaren Strahlen die intensivsten. Die BERTHOLD-OLTMANNS'sche'^j Theorie lehrt, dass das helle, weisse Licht für den roten Farbstoff der Florideen schädlich ist und dass darum die letzteren nur in grösseren Tiefen wachsen. Aus diesem Grunde steht die genannte Theorie im Widerspruch mit der Tatsache, dass die typisch florideenrot gefärbten Algen (z. B. Por- 2)hynclium cruentum*) auf der Oberfläche vorkommen. Dieses Vor- kommen aber ist mit Hilfe der ENGELMANN'schen Theorie und des Gesetzes der kom])lementären chromatischen Adaptation ganz gut zu eiklären. Diese Algen besitzen den roten Farbstoff, weil sie den- selben ererbt haben, und behalten ihn, weil in dem weissen Lichte, w^o sie wachsen, auch die Strahlen, welche der rote Farbstoff ab- sorbiert, ganz intensiv sin(P). 1) Vergl. Gaidukov, Abliaridl. Akad. VVisscnscli., S. 21. 2) Vergl. Bkrthold, Über die Vorteilung der Algeu im Golf von Neapel, o, LSM2. .">) Vergl. Bkistholu, Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Meeres- algen, Pringsheim's Jahrbücher, 1."., 1882, Oltmanns 1. c. 4) Vergl. Gaidukov, Zur Morphologie und Physiologie der .-Mge Porp/njridiuiu criientum, Arl)eiten St. Pctersb. Naturf.-Ges., ."iO, I, ISiH). .")) Vergl. Z. B. Langley, On Euergy and Vision, Philos. Magaz. 27, 1.S89, S. '■'>. Einfluss farbi-{;;hi :)4'.i .-)'.•, 1 57.4 Gl,3 ()SK)-(i8(t 48,0 37,8 4Lr, 35,5 (is(i-(;7(i 4; 1.1 33,3 :'.,s,7 33,9 GTo-OC)!) 48,1) 42,7 42,1 .•!8,2 6(i()— <;.'){) .')( »,( t :)(;.2 51,1 55,5 (;.')(!— (;4n 45,2 ÖG,2 50,6 54,G fi4()-6:'.n ;".9,i) 42,5 4o,s 54,5 <;;$(»— (ii'u np.,() 40,8 3(5,1 5.-;.!) (>-2()-()lö 4:},() 4.S,7 45,5 57,7 (;!.") -(;(»ö .">!),;i 47,4 44,3 57,1 (;o5— .')i)n (;o,o (ii.;) (;o,;_) Go,(; .■)9( » - .'),s( ) ()(t,2 (;2.:) (il,5 Gl ,5 :)S(i-.:)7() :>(;,(; ->!),,S 57,4 5G,4 .') 7(1 -.')(;(» (12,1 (H,;) (■)2.0 G2,,S Ö(>(>-.V)(» (;:),7 (i4,l (;4..s (53,2 öö( » - :)4( > (i9,8 (h/.I G8,2 (53,3 ;-,4o_:,3() 734 71,2 72,3 79,8 Ö3( t - .')2( 1 74,7 72.S 7:v; 73,0 .V20 -,'10 70,'.) (i(;.o Gi),5 G9,5 51(t — ÖIHI (is.2 (;o.'.) ()5,5 (;4.5 5(H)-4!t() :^?,:1 .")(i.O 57,2 .5,S,( ) 49o-4S() (;o,!i :>s,] :t):.> 58,(1 4S()-47(» (;i,s 58,8 5i),;) 59.0 47(»-4(i(i 5(;.2 55.( 1 55,8 57,5 4(i() 400 4V» 40.4 42,(» 434 4Ö()_44(» 42,8 ....,s 3.7,5 35,7 44()-4:;o ;'.2,3 30,;) 31,2 32,0 43()-4-_>o 32,1 -•'.0,2 31,0 32,!) Die Zahlen sind die Mittelwerte aus je fünf Messungen. Erkläraiig- der Tahellen iiud der Figuren. S])ektro])hotomotrischc Kurven der Oscillnria caldariorum. Tabelle I. Taf. XXVI, Fig. 9. Der normalen himmelblauen Zellen. „ I, „ XXVI, „ 10. Der normalen spangrünen Zellen. „ I, „ XXVI, „ 11. Mittel von Messungen an vier verschiedenen nor- malen Fäden. 492 N- Gaidukov: Einflas^ farbioen Lichtes auf die Färbung der Oscillarien. Tabelle II. Spektrophotometrische Messuugen der von verschiedeufavbigen Zellen von < hiillaria caldariorutn durchgelassenen I.ichtmengen. ;. = i:; 14 15 16 i — i = i = i = 7-2( 1 - 7< 10 79,8 S5,5 95.0 83,(5 TOU- G9(» 65,5 64,1 7r:,o 65,4 690-680 44,3 44,9 49.9 43,9 080-670 36,0 37,1 45,0 39,8 670 - (560 44,9 45,0 50,1 45,7 (56( » 6.")( ) 55,2 55,2 57,4 53,5 m > • 64( 1 59,5 60,S 6< » 2 57,0 (140 -(ioO 52,9 56,9 - 60, ,S 53,2 6.-50 620 54,0 55,8 58,9 51.6 620-610 59,0 59,5 65.7 57,5 610- (iüo 60,2 65,7 -490 55,2 44,6 3(5,2 46,6 490—480 57,9 49,1 4 ',5 50,5 480-470 60,0 49,8 41,3 , 51,1 470-460 54,0 44,7 3i>,3 49,4 4(iO 450 49,6 30,2 35,2 41,0 450-440 35,1 29,0 29,9 33,5 440 430 30 0 28.S 29,0 30,0 430-420 29,0 29,1 28,(.» 30,0 Die Zahlen sind die Mittelwerte aus je fünf Messungen. Tabelle 1, Tat. XXVI, Fig. 12. Der graugrünen Zellen aus CaCL-LicIitkulturen. 13. Der hellvioletten Zellen aus denselben Kulturen. 14. Der violetten Zellen aus denselben Kulturen. 15. Der braunen Zellen aus denselben Kulturen. 16. Mittel von Messungen an fünf verschieden gefärbten Fäden aus denselben Kulturen. 11, . XXVI, II, „ XXVI, 11, .. xxvr. n, „ XXVI, Oswald Richter: Reinkulturen von Diatomeen. 493 67. Oswald Richter: Reinkulturen von Diatomeen. Mit Doppeltafel XXVII. Eingegangen am 29. Oktober 1903. Seitdem KOCH's berühmte Isolieriingsmethoden in der Botanik Eins-ano' aefmiden und sich bei der Kultur von Bakterien und Pilzen glänzend bewährt haben, hat man bereits wiederholt versucht, Algen auf diese Weise in Reinkulturen zu gewinnen. Indem ich auf das ausführliche Literaturverzeichnis in ARTARl's Abhandlung „Über die Bildung des Chlorophylls durch grüne Algen" ^) verweise, möchte ich nur BeI.TERINCK's^) Untersuchungsmethoden gedenken, dem es als Erstem gelang, die „Gelatinemethode" zur Reinkultur von Algen zu verwerten. In ihrer einfachsten Form beschreibt er sie S. 727: „Grabenwasser wurde, ohne Zusatz irgend einer Nährsubstanz, mit 10 pCt. Gelatine gekocht und auf die gewöhnliche Weise mit einem Tröpfchen des grünen Wassers vermischt, ausgegossen und erstarrt." Im späteren Verlaufe der Untersuchungen wurden Nährsalze, organische Beimengungen usw. zugetan und so die Physiologie und Biologie einer Reihe von Algen und einer Flechtengonidie ergründet. Einen weiteren Fortschritt in der Methodik bedeutet BeijE- RINCK's") Reinkultur von Pleurococcus vulgaris. Das Ag^r, dem die Nährsubstrate zugesetzt werden sollten, wurde nämlich vor Zusatz derselben mit destil- liertem Wasser gut gewässert. Denn dadurch gehen die für das Aufkommen von Bakterien günstigen Stoffe in Lösung und werden entfernt. Über die Bedeutung des Waschens von Agar-Agar ver- gleiche KRASSER's „Algen"*). In einer 2prozontigen Lösung eines derartig gewässerten Agar kamen an an- orgranischen Nährsalzen auf 100 Teile dest. Wassers: 0,05^ NH^NOs 0,02 „ Kaliumphosphat (es wird nicht erwähnt, ob Mono- oder Di-) 0^02 „ JIgSO, 0,01 „ CaCla 1) A. Artari, diese Berichte Heft 4, 1902, S. 201. 2) M. W. Beijerinck, Kulturversuche mit Zoochlorellen, Lichenogonidien und anderen niederen Algen. Bot. Zeit. 1890, S. 725 u. f. 3) Derselbe, Notiz über Pleurococcus vulgaris. Centr. für Bakt. und Paras., Abt. II, 1898, Nr. 21. 4) F. Krasser, „Algen" in J. Wiesner „Die Rohstoffe des Pflanzenreiches". II. Aufl., Bd. I, Leipzig 1900, S. 64G. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXI. 33 494 Oswald Richter: Das genannte Agar erwies sich für die Keiukultur von Algen ausserordentlich vorteilhaft. Bezüglich der Namen der von BeIJE- EINCK und ARTARI rein kultivierten Algen verweise ich auf die zitierten Originalabhandluugen. In jüngster Zeit hat dieses gewässerte Agar auch bei der Kultur einer Kohlenstoffspuren assimilierenden Bakterie sehr gute Dienste geleistet^). Für meine Untersuchungen von besonderem Interesse ist BeIJE- EINCK's Bemerkung^) über die von ihm versuchte Keinkultur von Diatomeen: „Vergeblich versuchte ich die Diatomeen durch Gelatine zu iso- lieren," und unter dem Striche: ,,Auch mit anderen Süss- und Salz- wasserdiatomeen sind meine Isolierungsversuche fehlgeschlagen." Nun haben aber gerade seine und ARTARrs Versuche über die Kultur rein gezüchteter grüner Algen in Nährlösungen verschiedener Zusammensetzung so überraschende Ergebnisse gezeitigt, dass der- artige Beobachtungen auch für Diatomeen äusserst wünschenswert gemacht worden sind. Der Erste, der Diatomeenreinkulturen besessen hat, ist MlQUEL^). Man muss nur bedauern, dass er in seinem Berichte I sich so kurz gefasst hat, dass die Bedeutung seiner eingehenden und umfassenden Kulturstudien gar nicht zur Geltung kommt und dass deshalb seine Arbeit im „Le Diatomiste" viel zu wenig bekannt geworden ist. Dazu mag freilich auch viel die alleinige Veröffentlichung der Ver- suchsanordnung in der wertvollen Zeitschrift „Le Diatomiste" bei- getragen haben, deren Beschaffbarkeit Schwierigkeiten macht*). Er verwendet in der angeführten Mitteilung die Ausdrücke „cul- tures & l'e'tat de purete ab.solue" und „cultures ordinaires" ohne eine genauere Erklärung, so dass tatsächlich einer, der die Abhand- lung im „Le Diatomiste" nicht kennt, sich von dem Sinne dieser Worte keine A^orstellung machen kann. MiQUEL unterscheidet nämlich ,,cultures ordinaires" und ,.cultiires pures des Diatomees". Die ersteren, die lediglich darin bestehen, Diatomeen neben 1) M. W. Beijerinck, en A. van Velden „Ovor een kleurlooze bacterie, waar- van het koolstofvoedsel mit de lucht kommt". Versl. konikl. Akad. Amsterdam D. 1, XI, 1902/;^,, p. 450-465. Ref. Bot. Centr., Bd. XCII., Nr. 16, XXIV. Jahrg., S. 353. 2) Derselbe, 1. e. Kulturversuche usw. S. 750. 3) P. MiQUEL. I. Comptes rendus de l'Academie des sciences, t. CXIV, 28. Mars 1892, S.780. — II. De la culture artificiclle des Diatomees. Le Diatomiste, Bd. 1, 1892. — III. Recherches experimeotales sur la phjsiologie, la morphologie et la pathologie des Diatomees. Anuales de Micrographie, Mars 1892, 1—5. — Für die Übermittelung der diesbezüglichen Separata danke ich dem Herrn Verfasser bestens. 4) Für die leihweise Überlassung bin ich Herrn Dr. 0. Müller zu grossem Danjce verpflicbtet. Reinkulturen von Diatomeen. 495 niederen Lebewesen der verschiedensten Art im Laboratorium gesund zu erhalten, teilt er wieder in solche des Süss- und solche des Meerwassers. Bei den „cultnres pures des Diatomees" macht er wieder einen Unterschied zwischen „cultures d'uue seule espece de Diatomees" und „cultures des Diatomees ä l'etat de piu-etö absohie". Die ersteren sind solche, wo eine Diatomeenspezies unter Ausschluss jeder anderen Kifeselalge wächst. Die letzteren, wo sie imter Ausschluss jedes anderen Lebewesens gedeihen, er- zielt MiQUEL. durch sein etwas umständliches Verfahren der „Separation mecanique" ^). Von dem tatsächlichen Vorhandensein von Reinkulturen überzeugte sich Miquel dann durch Überimpfen auf Gelatine, denn in diesem Falle durften keine Bakterien- kulturen aufschiessen. Das Genauere sehe man in der Arbeit nach^]. Zur Gewinnung von mit Bakterien verunreinigten Kulturen einer ♦Spezies benutzte MlQUEL auch frische Kieselgallerte, wobei er das KOCH'sche A'erfahren modifizierte. Kurze Zeit nach^) MlQUEL's Veröffentlichung hat MacCHIATI in einer vorläufigen Mitteilung') ein ganz analoges Kulturverfahren publiziert, das darin bestand, Diatomeen auf Nährgelatine, die mit Kaliunisilikat versetzt war, zu ziehen. Mir steht diese erste Mitteilung Macchiati's nicht zur Verfügung; dagegen seine zweite*), aus der ich eine Stelle in der Übersetzung^) wiedergeben möchte, nach der es mir sehr fraglich erscheint, ob Macchiati wirklich eine Reinkultur von Diatomeen bosass: „In meiner vorigen Veröffentlichung habe ich auch ein Mittel angegeben, durch das man eine Reinkultur einer gegebenen Spezies erhalten kann, wie man es seit Jahren bei Bakterien macht, doch habe ich hinzugefügt, dass gewöhnlich mehrere Spezies, die zu verschiedenen Gattungen gehören, oder auch andere Mikro- organismen anwesend sind, doch konnte ich darin keine schwere Schädigung finden." Seit dieser Zeit haben sich nur mehr BeNECKE®) und KARSTEN^) mit der Kultur von Diatomeen abgegeben, haben aber für die Be- antwortung ihrer Fragen Reinkulturen nicht gebraucht. Zweck dieser Mitteilung ist es nun, zu zeigen, dass man mit der Koch-Beijerinck'schen Trennungsmethode mit Agar-Agar Reinkulturen von Dia- tomeen erhalten kann. 1) MlQUEL, II, 1. C. S. l')ö. 2) MlQUEL's Brief in „Le Diatomiste". Bd. I, 189-J, S. 118. 3; L. Macchfati, Comnmnicazione preventiva sulla cultura delle diatomee. Atti della sociotä dei Naturalisti di Modcna. Memorie originali, serie III, vol. XI, ISD'i. 4; Derselbe, Seconda communicazione sulla coltura delle Diatomee. Separatte dal BuUettino della Societä botanica italiana, Adunanza della Sede di Firenze dell" 8. Maggio 1892, S. :»1. 5) Herrn stud. phil. Hugo Iltis danke ich bestens für die Übersetzung der MACCHiATi'schen Arbeit. G) W. Benecke, Über farblose Diatomeen der Kieler Föhrde. Pringsh. Jahrb. ■der wiss. Botanik 19(XJ, Bd. oö, S. 535. 7) G. Karsten, Über farblose Diatomeen. Flora 1901, S. 404. 38* 4.96 Oswald Richter: Schon seit dein Jahre 1900 versuche ich auf die wiederholte Aufmunterung Prof. MOLISCH's hin Anabaenen und Oscillarien auf Agar zu kultivieren, was mir denn auch insofern gelungen ist, dass sie neben Bakterienkulturen auf dem festen Substrate ganz prächtig- oedeihen. Die „Grelatinemethode" war wegen der raschen Verflüssigung der Gelatine durch die Bakterien absolut unbrauchbar. Dagegen erwies sich ein nach BeLIERINCK's Vorschlag gewässertes Agar ausserordent- lich zweckmässig. Nach einigen Misserfolgen erschien das folgende Verfahren für die Isolierung das geeignetste: 10 g käufliches Agar werden geschnitten und zwei bis drei Tage in langsam fliessendem Leitungswasser gewaschen, dann einen Tag- in destilliertem Wasser durch häufiges Wasserwechseln abgespült und bei 100° C. in destilliertem Wasser gelöst; die vorhandene Flüssig- keitsmenge wird filtriert und das Filtrat, das einen zarten Farbenstich ins Graue hat, auf 1000 ccm mit destilliertem Wasser ergänzt. Dazu kommen: 0,2^ KNO, 0,2 „ K0HPO4 0,2 „ MgSO^ 0,2 „ CaSO^ Spur FCSO4 Das entstandene Nähragar reagiert schwach alkalisch. Sollte aus irgend einem Grunde nicht deutliche Alkalaeszenz erzielt worden sein, so kann mit Soda oder Normalnatronlauge nachgeholfen werden. Es- ist dabei von grösster Wichtigkeit, Dikaliumphosphat und nicht Monokaliumphosphat zu verwenden. Die Zusammensetzung der Nährlösung in dieser Form ist seiner- zeit von Molisch ^) für viele Algen empfohlen worden, und ich habe mit ihr ausgezeichnete Resultate erhalten. In dieser Weise habe ich eine OsciUaria- und eine Anabae?ia- Form bereits seit 1900 in ,, Kultur". „Kein", d. h. bakterienfrei ist sie- freilich heute noch nicht ^). 1) H. MoLiSCir, Die Ernährung der Algen. Süsswasseralgen, II. A1»handlung. Sitzungsber. der kais. Akad. der Wiss., math -nat. Kl., Bd. CV, 189G, Sep.-Abdr. S. 2 [G34]. 2) In jüngster Zeit hat R. Bouilhac „Recherches sur la Vegetation de quelques algues d'eau douce" (These; 8", 46 p., Paris 1898) veröffentlicht, worin er von einem rein kultivierten Nostoc spricht. (Ref. Just's Jahrb. IHOO, 1. Bd.) — Vergl. auch seine Notiz in den Comptes rcndus, t. CXXV, 1897, Nr. 22, S. 880 (ref. Bot. Centralbl. 1.S98, LXXIV, S. 14) „Sur la culture du Nostoc punctiforme cn prosence- Reinkulturen von Diatomeen. 497 Ich will hier gleich erwähneu, dass ich bei meinen späteren Ver- suchen mit Diatomeen den Zusatz von CaSO^ zum Agar weglassen konnte, ja dass das Weglassen von CaSO^ sogar zweckmässiger war, auch konnte das Agar 2 pCt., 1,5 pCt., 0,7 pCt., 0,5 pCt. verwendet werden. Schliesslich sei noch hervorgehoben, dass bei Benutzung von Gelatine (die Verwendung derselben war natürlich erst nach er- langter Reinkultur möglich) auch der KNO3- Zusatz unterbleiben konnte, so dass sich die Darstellung der Nährgelatine folgender- massen wiedergeben lässt: 1(^>^ feinster weisser Gelatine werden in etwa 700 bis 800 ccm destillierten Wassers quellen gelassen und nach zwei bis drei Stunden in demselben Wasser aufgelöst. Hierauf wird auf KXK) ccm ergänzt und zu dieser Lösung bloss 0,2 g K2HPO4 und r),!2 (/ MgS04, sowie eine Spur FeSO^ zugesetzt. Dann macht man die Lösung mittels Natronlauge schwacli alkalisch und klärt mit Eiweiss. Am "2. Dezember 1902 wurden, um noch einige Formen von Oscillarien und Anabaenen im Laboratorium vorrätig zu haben, eine grössere Anzahl Petrischalen mit einem Gemenge von Oscillarien, Spirulinen, Anabaenen und auch Diatomeen aus einem Tümpel nächst Prag geimpft. Nach 48 Tagen bemerkte ich auf einer Agarplatte schöne Dia- tomeenkolonien von zweifachem Habitus, die einen waren kreisrund, dicht und intensiv braun, die anderen sahen für das unbewaffnete Auge gelben Doppelpinseln täuschend ähnlich. Von beiden Arten wurde abgeimpft und die Kultur der getrennten Algen so lange fort- gesetzt, bis beide Formen auch bakterienfrei, also vollkommen rein waren. Die Fig. 1 ^der Tafel XXVII stellt eine Reinkultur von Nttzschia Palea (Kütz.) W. 8m.^) (VAN HeURCK Synopsis, Tab. 69, Fig. 22b) vor, wie ich solche des öftern erhalten habe, die Fig. 2 derselben Tafel eine solche von Navicula minuscula Grün, V. H. (Tab. XIV, Fig. 3)- Die Bestimmung der beiden Diatomeen übernahm in liebens- würdiger Weise Herr Dr. 0. MÜLLER-Berlin, dem ich meinen herz- lichen Dank für seine Mühe sage. Die Bestimmung von Diatomeen ist, obwohl nicht so schwierig wie die der Bakterien, keineswegs eine leichte Sache. Wenn es nun gelänge, zur Diagnostizierung von Diatomeen auch charakteristische Kulturmerkmale heranzuziehen, so läge darin auch für den Systema- du glucose", sowie dessen Nostoc- und ^«a6ae«a-Kulturen in „Influence de Faldehyde formique sur la Vegetation de quelques algues d'eau douce" (Comptes rendus, 29. De- zember 1902. Ref." Bot. Centralbl. 190.3, Nr. .3, S. 122). 1) Diese Nitzschia scheint sicli besonders für derartige Kulturen im Labora- torium zu eignen, da auch Miquel mit ihr mit Erfolg operierte. (Miquel II, 1. c. S. 150.) 498 Oswald Richter: tiker ein Gewinn. AVie verschieden dabei Merkmale von Lebend- kulturen distinkter Gattungen und Arten sind, zeigen die folgenden Angaben: 1. Nitzschia Palea (Kütz.) W. Sm. 1. Gelatineplatte^): Nach ."5 Tagen sind Kolonien, die aus 4 bis 7 Diatomeen bestehen, bei 5(»facher Vergrösserung zu sehen. Die Diatomeen ziehen Striche in der Gelatine. Nach 5 Tagen sind die Kolonien bereits makroskopisch, aber noch schwer sichtbar, weil ihre Farbe in dieser dünnen Lage sehr genau mit der der Gelatine über- einstimmt. Nach 0 Tagen, Kolonien in der Regel massenhaft entwickelt, submers oder ober- flächlich, die oberflächlichen fangen an die submerscn an Ausbreitung zu über- treffen. Nach 15 Tagen: Oberflächenkultur etwa o mm, mehr diffus. Submerse Kultur etwa 1 mm, mehr büschelartig. Nach 26 Tagen beginnt die Verflüssigung, die Kulturen fangen an einzusinken. 2. Gelatinestrich: Am -J. Tage ist der Impfstrich bereits sichtbar. Nach 4 Tagen: Der Strich ist bis 1 mm breit. Nach 9 Tagen: Der Strich ist bis 2 mm breit; neben dem eigentlichen Striche sind die Diatomeen herausgewandert und beginnen sich diffus in die Nachbar- schaft zu schieben, so dass die ganze Kultur ein mehr minder doppelkammartiges Äussere erhält. Nun verbreiten sich die Diatomeen auf der ganzen Strichfläche. Nach 20 Tagen sinkt die Kultur ein, und die verflüssigte Gelatine sammelt sich bei steiler Eprouvettenlage ^) am Boden der Eprouvette. — Bei flacher Lage der Eprouvetten tritt Verflüssigung in Kegelform ein. (Fig Ah auf Taf. XXVII.) 3. Gelatinestich: Am 2. Tage bereits deutliche Vermehrung. Die Wände des Stichkanals sind von Diatomeen dicht ausgekleidet. Nach 13 Tagen: Die Diatomeen haben sich strahlig vom Mittelkanal aus in die Gelatine gezogen, wobei sie manchmal eine Richtung bevorzugen. Der Stich- kanal samt diesem Diatomeenmantel hat einen Durchmesser von 4 mm, nach unten verjüngt. Auf der Oberfläche der Kultur keiue Ausbreitung. Nach 30 Tagen von oben her trichterförmige Verflüssigung. 4. Agarplatte''): Nach 7 Tagen deutlich mikroskopisch sichtbare Vermehrung. Die Diatomeen sind 1) Die in diesem und den folgenden Vorsuchen mit Navicula verwendete Gelatine war 10 pCt. 2) Sein- bewährt hat sich das Aufhängen der Eprouvetten mittels feineu Drahts an einem starken am Fensterrahmen befestigten Drahte. 3) Diese Angaben und die folgenden, auch der nächsten Beschreibung, be- ziehen sich auf 1,5 pCt. Agar. Reinkulturen von Diatomeen. 499 in Eeihen zu 7 und mehr angeordnet, an manchen Gruppen zeigt sich bereits die Tendenz der Büschelbildung ^). Nach 0 Tagen: Büschelbildung ist allgemein; von jetzt ab bleiben die Büschel bei den subraerseu dauernd erhalten, während sie bei den oberflächlichen Ko- lonien infolge der Phototaxis mehr diffus werden. Nach 20 Tagen: Oberflächliche Kulturen etwa 3—4 mm 1 beide noch ziemlich Subnierse „ „ 2-3 „ / büschelig. Vergl. Photographie Taf. XXVII, Fig. 1 und 5a. 2 pCt. Agar lässt die Büschelform besonders hervortreten, 1 pCt. und 0,5 pCt. macht die Büschelform verschwinden (Tafel XXVII, Fig. 3). Die Dia- tomeen ziehen leichte Furchen im Agar. Nach Monatsfrist sinken die Kolonien im Agar ein, indem sie es aufzuzehren scheinen. Alle Kulturen, besonders oberflächliche zeigen deutliche Phototaxis (Tafel XXVII, Fig. 3). 5. Agarstrich: Die Diatomeen sind in dünner Schicht auf dem Agar nicht zu sehen, d. h. wird der Strich erst nach 10 Tagen unterscheidbar, ist dann aber schon etwa 2 mm breit. Nun erfolgt rasches Wachstum unter Verstärkung der Färbung. Nach 20 Tagen bedecken die Diatomeen die ganze Strichfläche etwa windwolken- artig angeordnet. 6. Ao-arstich: Nach lu Tagen deutlich sichtbar, frischer undeutlich aus dem oben angegebenen Grunde. Nach 16 Tagen 2 mm breit, nach unten verjüngt. 7. Yerhalteii der Kolonien auf Gelatine und auf Agar in Gestalt und Grösse in makroskopischer Beziehung: Das darauf Bezügliche vergleiche in der Figurenerklärung. 8. Eigenbewegung: Muss wegen der beobachteten Gänge noch vorhanden sein, ist aber durch die Reibung der Diatomeenschalen an den festweichen Nährböden so verlangsamt, dass sie nicht gesehen werden kann. — Nimmt man eine Kolonie mit Gelatine oder Agar heraus und zerdrückt das Substrat unter Zufliessenlassen von Wasser, so erweisen sich die Diatomeen als beweglich. 1) Herr Dr. Müller schrieb mir von den Büscheln: „Die Entwicklung in Büscheln hat Ähnlichkeit mit der mancher Schizonemen; man könnte auf die Ver- mutung kommen, dass die Individuen in Schläuchen stecken. Da die Fäden ein- reihig sind, müssen sie sich nach der Teilung verschieben. Mir ist diese Anordnung deshalb so interessant, weil Navicula Palca zu den lebhaft beweglichen Formen gehört." 500 Oswald Richter; 9. Grösse der Diatomee: In Gelatine 27 // lang, o ii breit « Agar 27 ^< „ 5,4// „ somit nicht wesentlich verschieden. 10. Chemische Leistungen: 1. Verflüssigt Gelatine. — 2. Löst Agar. 2. Navicula minuscula Grün. 1. Gelatineplatte^): Nach 9 Tagen werden die Kolonien erst mikroskopisch sichtbar (Betrachtung bei öOfacher Vergrösserung), und zwar in Form kleiner, unregelmässig begrenzter Häufchen. Nach 15 Tagen sind die Kolonien makroskopisch sichtbar, weil 0,5 mm im Durch- messer, mehr minder unregelmässig kugelig: von ihnen gehen Fortsätze aus geldrollenartig angeordneten Diatomeen aus. Nach 25 Tagen makroskopisch, 2 mm gross. — Die Kolonienausläufer bringen ein Verschmelzen der Nachbarkolonien zustande. — Einen wesentlichen Unterschied zwischen Oberflächenkolonien und submersen habe ich dagegen noch nicht ge- funden. — Oberflächenkolonien sind leicht eingesunken. 2. Gelatinestrich^): Erst nach 10 Tagen deutlich häufchenartige Kolonien, folgen dem Strich, Durch- messer etwa 0,5 mm. — Während der Vergrösserung dieser ersten in der Folge: Auftreten neuer Kolonien. Nach 20 Tagen: Breite des Gebietes, worauf sich Kolonienhäufchen befinden, 2 mm. Die ersten Einsenkungen werden bemerkbar, die mit der Zeit immer tiefer werden. (Vergl. Taf. XVII, Fig. 4a.) 3. Gelatinestich^): Nach 13 Tagen bei ISfacher Vergrösserung wenig sichtbare Kolonien. Nach einem Monat ein kaum wesentlich anderes Bild. 4. Agarplatte^): Nach 7 Tagen bei schönem Wetter und starkem diffusen Licht bereits makro- skopisch sichtbar. Nach 10 Tagen: Obeillächenkulturen 2— 4 m;«, in seltenen Fällen bis 7 »»»n (vergl. Photographie). Submerse Kolonien 0,3-1 m/n. — Der Unterschied zwischen beiden Koloniearten sehr auffallend, (Taf. XXVII, Fig. 2 und Figurenerklärung). Zonenweises Wachstum häufig bei Oberflächenkulturen. 1) Die Angaben beziehen sich auf I(> pCt. Gelatine. 2) Die Angaben beziehen sich auf 1,5 pCt. Agar. Reinkulturen von Diatomeen. 501 Dichtsaat verhindert die normale Ausbildung der Kolonien. Die Navicula- Individuen ziehen tiefe Furchen in dem Agar. Eine Diatomee bahnt als Pionier den Weg, die anderen folgen. Auch Eückwanderungen konnten festgestellt werden. — Die Diatomeen zeigen deutliche Phototaxis. Nach Monatsfrist sinken sie tief in die Agarplatte ein. 5. Agarstrich'): Nach 10 Tagen vereinzelte makroskopisch sichtbare Kolonien längs des Striches. Die Kolonien haben Häufchengestalt. Nach 20 Tagen haben sich die Kulturen stark vermehrt, ihr Durchmesser rund 0,5 — 1 mm. 6. Agarstich'): Nach 10 Tagen wie bei den Gelatiuestichknlturen ganz wenig Kulturen in un- mittelbarer Nähe des Stichkanals. — Nach Monatsfrist sind die Kulturen tief dunkel gefärbt. 7. Yerlialten der Kolonien auf Gelatine und auf Agar in Gestalt und Grösse in mikroskopischer Beziehung. Das darauf Bezügliche vergleiche in der Figuren erklärung. 8. Eigenbewegung: Es gilt dasselbe wie bei Nitzschia Falea, nur ist die Bewegung im Wasser lang- samer. 9. Grösse der Diatomee: In Gelatine 15—17 /( lang, 7 // breit „ Agar Iß - 18 „ „ 7 „ . somit nicht wesentlich verschieden. Kr 10. Chemische Leistungen: 1. Verflüssigt Gelatine. — 2. Löst Agar. Anhangsweise möchte ich hier noch erwähnen, dass meine Kulturen eigentlich «inen sehr kleinen Raum meines Arbeitstisches einnehmen, da die verschiedenen Petrischalen einfach übereinander gestellt und etwa ll! Stück mit einem 17^, bis -2 l Becherglase ohne Wasserabschluss überdeckt sind. Zweck des Be- deckens ist der Schutz vor Austrocknung der Substrate. Selbstverständlich werden die zu vergleichenden Kulturen in gleiche Höhe über die Tischplatte ge- bracht, also gleich belichtet. Sehr gut ist die Verwendung von mit Leitungswasser gefüllten SENEBiEB'schen Glocken statt der Bechergläser. Der Tisch ist mit einer Glasplatte bedeckt, unter der weisses Papier liegt, um möglichst starkes reflektiertes Licht zu erzielen. Für einen längeren Zeitraum erwies sich behufs Verhinderung des Abdampfens für Eprouvettenkulturen als vorzüglicher Verschluss ein Korkstöpsel, der über den Wattepfropf gegeben und mit Paraffin oder eingedampftem vene- tianischen Terpentin verschmiert wurde. 1) Das Koudensationswasser, das sich bei 1,5 pCt. Agar am Boden der Eprou- vetten bildet, ist für das Erhalten eines feuchten Raumes und das Fortkommen der Diatomeen selbst von Vorteil. 502 Oswald Richter: Es ist von Interesse, dass die Gelatine von den Dia- tomeen verflüssigt wird, analog -'Nxe \on Sc enedesmus acutus^ einer von BeIJERINCK^) isolierten Grünalge. Höchst auffallend aber ist die Fähigkeit beider Dia- tomeen Agar aufzulösen. Das zeigt sich zunächst makroskopisch daran, dass die Kulturen tiefe Gruben durch Einsinken im Agar ausbilden. Das Auffallendste der Erscheinung kommt aber besonders da- durch zum Ausdruck, dass bisher nur ein einziges Analogon in der jüngst von GEAN^) entdeckten „Gelase" besteht, die von einer be- stimmten Meeresbakterie ausgeschieden wird. Die Fähigkeit der Lösung von Agar mag vielleicht auch der Grund sein, warum besonders die Individuen von Navicula minnscula Grün die erwähnten langen Furchen beim Gleiten im Agar hinter- lassen, die dann wie Fahrstrassen von den folgenden Diatomeen benutzt werden. Die Vermehrungsgeschwindigkeit ^) ist, wie ein Blick auf die Be- schreibungen von Nitzschia Palea (Kütz.) W. Sm. und Navicula minusculu Gruu lehrt, nach Spezies und Nährboden verschieden. Kulturen von Nitzschia Palea auf x\gar sind nach (i Tagen mikroskopisch mit der Linsenkombination 2 des EEICHERT'scheu Mikroskopes zu sehen als etwa 6 bis 8 zählige Diatomeenreihen; nach 10 — 12 Tagen sind sie bereits makroskopisch sichtbar. Solche von Navicula minuscula Grün auf Agar kihinen bei günstigem diffusen Lichte auf Agar mit der Nitzschia an "NA'achstum- geschwindigkeit wenigstens in den ersten 14 Tagen wetteifern, da- gegen bleiben sie auf Gelatine weit hinter der raschwüchsigen Kon- kurrentin zurück. Kulturen von Nitzschia Palea auf Gelatine sind bereits am dritten Tage mikroskopisch, am 5.-6. Tage makroskopisch deutlich wahr- nehmbar, so dass man in diesem Falle wirklich eine Wachstums- geschwindigkeit erzielt, die die einer ganzen Menge von Bakterien in Schatten stellt.^) Kulturen von Navicula minuscula Grün dagegen wurden nach 9 Tagen mikroskopisch und nach 15 Tagen erst makroskopisch sichtbar. Der Vergleich der beiden Beschreibungen macht auch den Unterschied zwischen submersen und oberflächlichen Kolonien klar. 1) Beijerinck, Kulturversuche usw. 1. c. S. 721). 2) H. H. Gran, Studien über Meeresbakterien. II. Über die Hydrolyse des Agar-Agar durch ein neues Enzym, die Gelase. Ref. Bot. Centralbl. VMYl. Bd. IK), S. 264. 3) MiQUEL hat bereits das uugemein rasche Wachstum der Sitzschia Palea beobachtet. Le Diatomiste, 1. c. S. 170. Reinkulturen von Diatomeen. 503 Aus der Jsebeiieiiiauderstellung und der eingehenden Beselireibung beider Algen wird es in hohem Grade wahrscheinlich, dass man in der Agar -Gelatine -Methode ein vorzügliches Hilfsmittel hat, die systematische Bestimmung von Diatomeen zu erleichtern und nach verschiedenen Richtungen hin zu ergänzen. Yergleiche die Agarplattenkulturen^) Fig. 1 und Fig. 2, die Strichkulturen Fig. 4 sowie die Mikrophotographien^) der Figuren 5 a und b, und 6 a und b. Die vorliegenden Ausführungen ergänzend und gewisse bereits angedeutete Befunde hervorhebend, kann ich bereits einige wesent- liche Resultate später mitzuteilender Versuche vorwegnehmen: 1. Grelles Sonnenlicht schädigt^) die Diatomeenkulturen, ent- färbt sie und kann den Tod der Kolonien bedingen. 2. Ein sehr günstiges Licht wird durch die Verwendung von mit Leitungswasser gefüllten SENEBIER'schen Glocken erzielt, weil darin die dunklen Wärmestrahlen zum grossen Teile absorbiert werden. 8. Auf die Vegetationsbilder hat die Konsistenz des Agars einen wesentlichen Einfluss. So zeigt in Fig. öa die Nitzschia Palea auf 1,5 pCt. die typische Büschelform, die besonders bei 2 pCt. Agar stark ansgeprägt ist; auf 0,5 pCt. und 1 pCt. Agar, die bereits gela- tinöser sind, werden flache, nicht charakteristische Figuren erzeugt. Diese Tatsache mag auch mit der flachen Verbreitung der Ober- flächenkulturen im Zusammenhange stehen. 4. Die Ijiatomeen erwiesen sich in meinen Versuchen als positiv phototaktisch*), wie Fig. 3 darstellen soll. Der in die Figur ein- gezeichnete Pfeil gibt die Richtung der einfallenden Strahlen an. 1) Für die Herstelhmg der Makrophotographien für meine Arbeit bin ich dem Herrn Demonstrator Franz Ruttner zu grossem Danke verpflichtet. •>) Dem Herrn Prof. Dr. Pelikan, Leiter des k. k. mineralogischen Institutes unserer Universität, erlaube ich mir meinen herzlichen Dank auszusprechen füi- die gütige Erlaubnis, die Mikrophotographien in seinem Institute ausführen lassen zu dürfen und seinem Assistenten Herrn Dr. Anton Gareiss für die Liebenswürdigkeit, die Aufnalimen durchgeführt zu haben. 3) MiQUEL ist bei seinen Nährflüssigkeitsversuchen zu etwas anderem Resultate gekommen, er findet, dass Nitzschia Palea auch „sous l'action d'une lumiere tres vive" sehr gut gedeiht (vergl. Anm. .3 auf S. 502). 4) MiQUEL Avurde bei seiner praktischen Versuchsanordnung für die mikro- skopische Diatomeenuntersuchung, zu der er übrigens auch ein eigenes Mikroskop konstruiert hat, auch auf die Phototaxis der Diatomeen aufmerksam. 504 Oswald Richter: 5. Ju ernährungsphysiologischer^) Hinsicht konnte bereits fest- gestellt werden, dass das Mg für das Gedeihen der Diatomeen absolut notwendig ist. Es ist höchst wahrscheinlich gemacht worden, dass die Diatomee Nitzschia Palea des Ca nicht bedarf, worin sie mit MOLISCH's") Befunden über niedere grüne Algen übereinstimmt. Starke, durch viel Natriumkarbonatzusatz erzeugte Alkaleszenz schadet den Diatomeen nicht. Die Diatomeen sind imstande, ihnen gebotene organische Sub- stanzen zu assimilieren. Auf dem nach dem oben angegebenen Rezepte erzeugten Agar ohne organische Zusätze gedeihen die beiden Diatomeen im Dunklen nicht. Die Diatomee Nitzschia Palea verträgt in Gelatinekulturen bei direkter Impfung, ohne vorherige Gewöhnung an steigenden CllSa- Gehalt, bis 2 pCt. ClNa^), und kann bei dieser Kochsalzmenge noch wachsen und sich vermehren. Dabei nimmt das AVohlbefinden der Alge mit steigendem ClNa-Gehalt ab. Da mir bakterienfreie Diatomeenreinkulturen zur Ver- fügung stehen, gedenke ich gewisse Versuche von MlQUEL und die so interessanten von ARTARI, sowie die von MOLISCH über die an- organische Nahrung grüner Algen mit meinen beiden Diatomeen zu wiederholen und später der Öffentlichkeit zu übergeben. Prag, k. k. Pflanzenphysiolog. Inst, der k. k. deutschen Universität. 1) MiQUEL konnte an die Frage der Ernährung der Diatomeen nicht heran- treten, da er an der falschen Meinung festhält, organische Substanzen seien für Diatomeen absohit notwendig, und weil seine Nährflüssigkeiten viel zu kompliziert zusammengesetzt sind (1. c. II, S. 93, 94, 168). '2) H. Molisch, Die Ernährung der Algen. I. Sep.-Abdr. aus den Sitzungsber. der Kais. Akad. der Wiss. in Wien, Math.-naturw. Klasse, Bd. CIV, Abt. I, Okt. ISi»."». •')) Vergl. A. Richter, Über Anpassung der Süsswasseralgen an Kochsalz- lösung. Flora 1892, 8.4-50. Reiukulturen von Diatomeen. 505 Erkläraiig- der Abbildaugcn. Die Figuren sind nach Photographien wiedergegehen. Fig. 1. Kultur von Nitzschia Palea (Kütz.) W. Sm. auf 1,5 pCt. Agar, 14 Tage alt, etwas verkleinert. Der Pfeil gibt die Richtung der Lichtstrahlen an» Mau sieht zweierlei: büschelförmige und mehrstrahlige Kulturen. Frstere sind submers, letztere Oberflächeukulturen bezw. solche, bei denen die submers gewesenen Diatomeen die Oberfläche erreicht haben. 2. Kultur von Navicula minuscula Grün auf 1 pCt. Agar in derselben Ver- grösserung wie Fig. 1. 14 Tage alt. Der Pfeil gibt wieder den Licht- einfall an. Es sind zweierlei Kulturen uuterscheidbar: die einen sind tief dunkel, scharf abgegrenzt, punktförmig, die andern sind verschwommen und gehen an ihren Rändern unscharf ins Agar über. Die ersten sind die submersen, die letzteren die Oberflächenkulturen. Besonders schön sind die zwei grossen Kulturea etwas links von der Mitte; sie stellen aus dem Agar heraufgekommene submerse Kolonien vor, die sich nun freudig an der Oberfläche verbreiten. Man beachte das zonenweise Vorrücken und die ellipsenartige Vorwölbung der Kolonie gegen den Lichteinfall. „ 3. 14 Tage alte Kultur von Nitzschia Palea auf 0,.j pCt. Agar. Die Ko- lonien sind alle gleichartig, nicht büschelförmig. Der Pfeil gibt den Lichteinfall an. Alle Kolonien sind zum Lichteinfall ausgezogen. (Fast natürliche Grösse.) „ 4. Zeigt zwei 3 Monate alte Kulturen beider Diatomeen, und zwar waren die Eprouvetten etwa unter einem "Winkel von 30° von der Horizontalen in einem offenen, weiss ausgelegten Karton dem starken diffusen Tageslichte eines Nordfensters ausgesetzt. a Navicula minuscula Grün. Die Kolonien haben die Gelatine teilweise verflüssigt und sind infolge dessen eingesunken. b Nitzschia Palea (Kütz.) W. Sni. Die Diatomeen haben einen tiefen Kegel in der Gelatine erzeugt, an dessen Grunde sie sich augesammelt haben. „ 5. a 26 Tage alte Kultur vou Nitzschia Palea auf 1,5 pCt. Agar, zirka .30fach vergrössert. Der zentrale dicke, unregelmässig begrenzte, dunkle Fleck ist die Kolonie, soweit sie submers ist. Aus ihr entspringen auf- steigende und büschelig angeordnete „Fäden", die dadurch zustande kommen, dass in dem halbfesten Medium die Diatomeen hinteinander zu liegen kommen. b Mikrophotographie von Navicula minuscula Grün, die auf 1,5 pCt. Agar kultiviert wurde. Vergrösserung wie bei a. Alter der Kultur wie bei a. Das Wachstum ist wesentlich verschieden. Die zentrale Partie war zunächst submers und, nachdem die Diatomeen die Oberfläche der Agar- platte eirreicht hatten, haben sie sich in Zonen in der Umgebung verteilt, „ <;. a Gelatinekultur von Nitzschia Palea, 14 Tage alt, auf 10 pCt. Gelatine. Vergrösserung etwa 70 fach. Oberflächenkultur. b Gleichalte Kontrollkultur von Navicula auf 10 pCt. Gelatine, bei gleicher Vergrösserung. Die anhangartigeu Gebilde erwiesen sich als geldrollenartig augeordnete Diatomeen. 506 Oswald Richter: Reinkulturen von Diatomeen, Fig. 7. Dazu ist nur zu bemerken, dass die Gelatine 14 pCt., das Agar 1 pCt. war. Daher kommen auf der Gelatine die Büschelformen besonders schön zum Ausdruck, während dem relativ verdünnten Agar die Fähigkeit für die Erzeugung dieser Formen abgeht. Man beachte die kolossale Wachstumsförderung der Diatomeen in der Gelatine. (Bei Herstellung der Nährsubstrate wurde in beiden Fällen vom N-Zusatz abgesehen.) Die kultivierte Form war Nitzschia Palea. Sitzung vom 27. November 1903. 507 Sitzung vom 27. November 1903. Vorsitzender: Herr L. KNY. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Claussen, Dr. Peter, Assistent am pharmakognostischen Institute der Universität Freiburg i. B. (durch B. JAHN und 0. REINHARDT), Hosseus, Dr., in Berlin, Bülowstr. 32a (durch A. ENGLER und L. DiELS), Iltis, Hugo, stud. phil. in Prag H, Weinberggasse 3 a (durch H. MOLISCH und A. NESTLER), Lande, Max, stud. phil., in Berlin NW. 23, Händelstr. 3 (durch 0. REIN- HARDT und L. Kny). Herr P. MxlGNUS legte die zweite Serie von 0. Jaap, Fungi selecti exsiccati, vor. Sie bringt wieder viele interessante Arten in schön präparierten und reichlichen Exemplaren. Besonders interessant ist sie dadurch, dass sie von mehreren Arten sämtliche Fruchtformen brinut, was besonders von heteröcischen Uredineen hervorzuheben ist. Andere Aftctn werden auf verschiedenen Substraten gebracht, wie z. B. E.robasidium Vaccinii uliginosi Brud. auf Vaccinium oscycoccus und Vaccinium Mtjrtillus oder E.voascus Crataegi auf Crataegus oxya- cantha und Crataegus monogyna. Bemerkenswert ist die bei Hamburg gesammelte Cercospora sagittariae Ell. et Kellerm. auf Sagitfaria sagitti- folia L., die zunächst aus Nordamerika bekannt geworden ist. Prof. Dr. DiNGLER sprach unter Vorlage des Objektes über ein Modell der Gewebedifferenzierung im Stamm der Dikotyledonen und Gymnospermen. Es ist eine alte und oft wiederholte Klage, dass das Verständnis einis-ermassen verwickelter stereometrischer Verhältnisse Schwierigkeiten bereitet. Auch der Vortragende hat das in langer Erfahrung bestätigt gefunden. Für die räumliche Anordnung der Gewebe und ihre Entstehungsfolge vermisste derselbe seit Jahren eine körperliche Darstellung, welche für Vorlesungszwecke geeignet gewesen wäre. Derselbe hat daher, zunächst zu eigenem Gebrauche, ein solches Modell hergestellt, welches den ganzen typischen Verlauf Ber. der deutschen bot. Gesellscli. XXI. 34 508 Hugo Iltis: der Differenzierung vom Vegetationspunkt bis zur Bildung der sekun- dären Gewebemassen zeigt. Das Modell besteht aus einem oben von gewölbter Kappe be- grenzten, 50 cm hohen geraden Kreiskegel, dessen Grundfläche 30 cm Durchmesser hat. Derselbe ist längsmedian halbiert. Die eine Kegel- hälfte ist mehrfach quer durchschnitten, und ihr unterster Abschnitt wiederum längsmedian halbiert. Schliesslich ist eine der beiden letzt- genannten Hälften noch tangential durchschnitten. Die Gewebe sind durch sich gut abhebende Farbentöue ohne jedes weitere Detail, dar- gestellt. Die Epidermis und die verschiedenen Meristeme sind grün in verschiedenen Abstufungen und Mischungen. Rinde, Mark und Markstrahlen („Grundgewebe") sind weiss, die Stranggewebe gelb („Bast") und braun („Holz"), der Kork rot und die abgestorbenen Gewebemasseu der Borke schwarz. Primäre und sekundäre Strang- o-ewebe sind durch hellere und dunklere Tönung unterschieden. Das Kernholz ist dunkelbraun gehalten. Die Wiedergabe der Jahrringe ist auf eine Kegelhälfte beschränkt. Vortragender glaubt, dass das Modell, welches in der Darstellung der Blattspurstränge zum Teil die Verhältnisse bei Clematis und Tilia vereinfacht wiedergibt, einem all- gemein gefühlten Bedürfnis entgegenkommt^). Mitteilungen. 68. Hugo Iltis: Über den Einfluss von Licht und Dunkel auf das Längenwachstum der Adventivwurzeln bei Wasserpflanzen. Eingegangen am 11. November 1903. Zur Erklärung der heliotropischen Krümmungsbewegungen ^) hat bekanntlich DE CandOLLE darauf hingewiesen, dass man sich das stärkere Wachstum auf der dem Licht abgeweudeten Seite, durch welches ja der positive Heliotropismus zustande kommt, als eine Art Vergeilung vorstellen könne. — Doch erwähnt schon SACHS*) Ver- 1) Die C. KREBS'sche Buchhandlung in Aschaffenburg nimmt Bestellungen auf das Modell, welches unter Musterschutz steht, entgegen. 2) Die ältere Literatur über diesen Gegenstand siehe bei J. Wiesner, Die helio- tropischen Erscheinungen im Pflanzenreich. I, S. 24. Denkschriften der math.-nat. Klasse der k. k. Wiener Akad. der Wiss. 1878. 3) J. Sachs, Lehrbuch der Botanik. 1873, S. 745. Das Längeuwachstum der Adventivwurzeln bei Wasserpflanzen. 509 suche WOLKOFr's, die auch für Wurzeln ein stärkeres Wachstum bei Lichtabschluss konstatieren. Es müsste also auch hier die Tom Licht abgeweudete Seite rascher wachsen und so positiven Heliotropismus hervorrufen, während in der Tat für diese AVurzeln negativer Helio- tropismus konstatiert ist. Doch waren die Yersuche WOLKOFF's nur bei einer geringen Anzahl von Pflanzen durchgeführt und so der verzögernde Einfluss des Lichtes auf das Wurzelwachstum keineswegs festgestellt. Für diesen Einfluss auf das Wachstum der Rhizomorpha hatte sich Schmitz^) schon in einer viel früher erschieneneu Arbeit aus- gesprochen, r Die Untersuchungen, die über diese Frage in der nächsten Zeit erschienen, waren, der widersprechenden Ergebnisse wegen, nicht ge- eignet, Klarheit in die Sache zu bringen. MÜLLER ^j (Thurgau) gibt an, dass die negativ heliotropischeu Luftwurzeln von Motisfera und Chlorophi/tum bei allseitiger Beleuch- tung in ihrem Längenwachstum gehemmt werden. THEODOßESCO ^) kommt auf Grund seiner Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass in den meisten Fällen ein Einfluss des Lichtes auf das Wachstum der Wurzeln nicht festzustellen sei. LaSAEEFF"') und auch FAMINTZIN^) fanden bei Untersuchung desselben Gegenstandes, dass die Wurzel im Dunkeln ein geringeres Wachstum zeigt als im Licht, der Stengel umgekehrt sich verhalte. Sie fanden aber, dass, wenn man die entsprechenden Längen des Stengels und der Wurzel addiert, man fast die gleiche Summe erhält, sowohl bei den im Licht gewachsenen, als auch bei den im Dunkeln erzogenen Pflanzen, mit dem Unterschied jedoch, dass im Licht vor- zugsweise der unterirdische Teil, im Dunkeln der oberirdische in die Länge wächst. Strehl^) erhält bei seinen Versuchen abermals etwas difPereute Resultate, indem er eine Förderung des Wurzelwachstums durch das Licht konstatiert. Bei allen bis jetzt genannten Arbeiten findet man, dass die Autoren beim Vergleich des Wurzelwachstums im Licht mit dem im Dunkeln nicht nur die Wurzeln allein, sondern die ganzen Pflanzen verdunkelten bezw. beleuchteten. 1) Schmitz, Über den Bau, das Wachstum und einige besondere Lebens- erscheinungen der Rhizomorpha, Linnaea 1843. 2) H. MÜLLER (Thurgau), Flora 1871, S. 64. 3) Theodoresco, Ann. des sciences nat., VIIIi"e ser., t. X, p. 210-220. 4) Lasarepf. Vorläufige Mitteilung. Just's Jahresbericht 11, 1874, S. 775. 5) Famintzin, Beitrag zur Keimung der Kresse. Bull, de Facad. des sciences de St. Petersbourg, Tome XVIIL (>) Strehl, Untersuchungen über das Längenwachstum der Wurzel und des hypokotylen Gliedes. Inaug.-Diss., Leipzig 1874, bes. S. 24. 34* 510 Hugo Iltis: Es ist klar, dass in dieser Art der Versiichsanstellung ein Fehler liegt, dem wohl zum grossen Teil die unsicheren Resultate zuzu- schreiben sind; denn es ist namentlich nach den FAMINTZIN'schen Angaben wahrscheinlich, dass zwischen Stengel- und Wurzelwachstum Korrelationen bestehen, dass also zum Beispiel, wenn nicht nur die Wurzeln, sondern auch der Spross verdunkelt wird, dieser auf Kosten der Wurzel rascher wachse. Yon diesem Fehler emanzipiert sich bereits DARWIN^), der für die Wurzeln von Sinapis alba, deren negativer Heliotropismus längst bekannt ist, ebenfalls eine durch das Licht hervorgerufene Wachs- tumsverzögerung feststellt. Kny^) in seiner sehr beweiskräftigen und sorgfältigen Arbeit beobachtet den Spross immer in gleichen Lichtverhältnissen und variiert diese bloss für die Wurzel. Seine Untersuchungen führten zu dem Ergebnis, dass diffuses Tageslicht das Längenwachstum der Wurzel verzögert. Dunkelheit es begünstigt. Alle bis jetzt angeführten Versuche wurden mit Erdwurzeln und in Wasserknlturen angestellt. Nun sagt schon SACHS ^), dass im Wasser kultivierte Erdwurzeln eine Retardierung im Längenwachstum zeigen. Diese Behauptung wurde durch eine Arbeit J. WaCKER's*) bestätigt, welcher auch nachwies, dass Wurzeln nur im natürlichen Medium ein normales Wachstum zeigen: also Erd wurzeln in Erde, Wasserwurzeln in Wasser. Da andererseits KNY gefunden hat, dass Erdwurzeln im Lichte weniger wachsen als im Dunkeln, so lag der Gedanke nahe, dass Wasserwurzeln, die ja in der Natur sehr häufig dem Licht ausgesetzt sind, diese Erscheinung in noch prägnanterer Weise zeigen würden, zumal wir ja auch bei den in der Natur dem Licht ausgesetzten Stengeln eine bedeutende Beeinträchtigung des Wachstums durch das Licht konstatieren können. Ein weiterer Grund, der zur Untersuchung dieser Verhältnisse bei den Wasserpflanzen bewog, lag darin, dass sich ihre Wurzeln auch sonst zum Experimentieren eignen, da sie einerseits unverzweigt sind und wenig Krümmungen aufweisen, dem Messen also keine Schwierigkeiten bereiten, andererseits an einem einzigen Wasser- pflanzenstengel in grosser Zahl auftreten. Die Versuche wurden zum Teil in Glaszylindern von 32 cm Höhe 1) Francis Darwin, Über das Wachstum negativ heJiotropischer Wurzeln im Licht und im Finstern. Arb. des bot. Inst, zu Würzburg, Bd. II, Heft 3. 2) Kny, Über den Einfluss d-es Lichts auf das Wachstum der Bodenwurzeln. Pringsheim's Jahrbücher, Bd. 38, 8.421—446. 3) J. Sachs, Über das Wachstum der Haupt- und Nebenwurzeln. Arbeiten des bot. Inst, zu Würzburg, Bd. I, Heft 3, S. 410-411. 4) J. Wacker, Die Beeinflussung des Wachstums der Wurzeln durch das um- gebende Medium. Pringsh. Jahrb., Bd. 32, 1898, Das Längenwachstum der Adveutivwm-zeln bei Wasserpflanzen. 511 und 8 cm Durchmesser, zum Teil in kleineren prismatischen Glas- gefässeu durchgeführt. Die zur Kultur der Wurzeln im Dunkeln bestimmten Gläser waren bis zu drei Vierteln der Höhe von mattem schwarzen Papier umhüllt, ebensolches Papier bedeckte lauch den Boden derselben. Zur Aufnahme der Pflanzen dienten in 'den Glas- zylindern 5 mm dicke kreisrunde Hartgummiplatten, die genau in das Lumen der Gläser eingepasst worden waren. Unweit der Peripherie waren Löcher in die Platten gebohrt, die zur Aufnahme der Ver- suchspflanzen dienten. In den kleineren Gefässen waren die Hartgummiplatten durch Platten aus fester, auf beiden Seiten von schwarzem Papier um- kleideter Pappe ersetzt, die vor Beginn des Versuches auf 24 Stunden zur Auslaugung eventueller schädlicher Stoffe in Wasser gelegt wurden. Die Platten wurden soweit in die Gefässe hineingeschoben als das schwarze Papier reichte, sodass bei den Gefässen, die zur Beob- achtung des Wurzelwachstums im Dunkeln dienen sollten, ein voll- ständig dunkler Raum hergestellt war, in welchen der untere Teil der Versuchspflauzen hineinragte, während der über den Platten be- findliche dem Licht ausgesetzt war. Bei den zur Beobachtung des Wurzelwachsturas im Licht dienenden Gläsern war auch der untere Teil, in dem sich die Wurzeln entwickeln sollten, nicht von schwarzem Papier umhüllt und so tiem Licht aus- gesetzt. Die Messung der Wurzeln wurde unter Wasser in Glas- schalen vorgenommen und zwar mit Zirkel und Massstab. Zu den Versuchen wurden immer möglichst gleich starke und lange Exemplare verwendet, und zwar wurden sie mit der gleichen Anzahl von Knoten in den Raum unterhalb der Platte hineingesteckt. Zu den Kulturen wurde Leitungswasser verwendet und dieses so hoch in die Gefässe eingefüllt, dass die Pflanzen mit ihren oberen Teilen darüber hinausragten. Nur Elodea canadensis wurde ganz unter Wasser gehalten. Die Versuche wurden in einem Gewächshaus ausgeführt, in dem die Pflanzen einer starken Beleuchtung ausgesetzt waren. I. Myriophyllum proserpinacoides GilL Diese schöne Aquariumpflanze bildet au den im Wasser befindlichen Knoten nach kurzer Zeit 0'5 mm dicke Wurzeln, die eine Länge bis zu 'J dem erreichen, un- verzweigt schnurlormig sind und an der Spitze oft eine Rotfärbung zeigen; es können an einem Knoten bis 10 Wurzeln vorhanden sein. Versuch I. Von G Gläsern, die mit den Sprossen in der angegebenen Weise beschickt ■worden waren, wurden 3 für die Beobachtimg des Wurzelwachstums im Jacht, ;'> für die Beobachtung desselben im Dunkeln adaptiert. In jedes Glas kamen zwei 19—20 cm lange Sprosse, die mit 12 Knoten in den Baum unterhalb der Platte t uchten. Bei Beginn des Versuches waren die Sprosse durchwegs wurzellos, Beginn des Versuches am 11. Mai. 512 Hugo Iltis: Versuch la. Unterer Teil der Glas I Glas II Spross 1 Spross 2 Spross 1 Nummer Wurzel- Nummer Wurzel- Nummer Wurzel- des längen des längen des längen Knotens mrn Knotens mm Knotens mm I 7,8 I-VIL 0 I-VL 0 II-IV. 0 VIII. 10, 8, 8, 6 VII. 5 V. 20, 19 IX. 10, 8, 7 VIIL 5,4 - VI. 20, 15, 9 X. 6,4 IX. 10, 12, 12 18. Mai VII. 20, 15, 12, 10 Länge der X. 12, 6, 3 VIII. 10, 9, 7 9 Wurzeln XL 5,5,4 IX. 6, 6, 3 Länge der 17 Wurzeln 67 mm Länge der 12 Wurzeln 83 mm 190 will I. 10, 8, 5 I. 0 I. 0 II. 20, 15, 15 II. 10, 8 IL 25 III. 25, 15 IIL 10, 5 IIL 10, 10 IV. 18,15,10,10 IV. 20, 5 IV. 15, 10, 15 V. 20, 20 V. 35, 10 V. 15 25. Mai VI. VII. 20, 15, 10 20, 15, 15, 10 VI. VIL 20, 10 15, 3 VL VII. 25, 10 15. 5 VIII. 15, 10, 10 VIII. 25, 8, 6 VIIL 21, 4, 5 IX. 15, 10, 8 IX. 15, 10, 10 IX. 25, 15, 10 X. 5, 8 X. 5 X. 10, 10 Länge der 29 Wurzeln Länge der 19 Wurzeln XL 8, 8, 9 Länge der 382 mm 24U mm 22 Wurzeln 275 mm I. 35, 8, 8 L 10, 8 I. 0 II. 70,50,45,18,10 IL 65, 20, 10 IL 82, 8, 8 III. 82, 30 IIL 45, 20 III. 28, 20 IV. 50, 45, 50, 35 IV. 15, 20, IG IV. 45, 35, 35 V. 35, 35, 15 V. 75, 25 V. 28 6. Juni VI. 63, 20, 16 VI. 35, 15 VI. 62, 10 VII. 20, 20, 18, 8 VIL 12, 10, 8 VII. 50, 10, 8, 12 VIII. 30, 12, 15 VIIL 50, 6, 8 VIIL .55,15,25,20,20 IX. 50, 25, 15 IX. 26, 25, 15, 15 IX. 45,50,25,15 X. 20, 10, 10, 8 X. 20, 15, 15 X. 20, 20, 10 Länge der XL 15, 8, 2 XL 10, 8, 9 34 Wurzeln 931 mm Länge der 30 Wurzeln 624 mm Länge der 80 Wurzeln 813 mm Gesamtlänge der 19S Wurzeln, die an den Das Längenwachstum der Adventivwurzelu bei Wasserpflanzen. 513 Sprosse verdunkelt. Glas II Glas III Spross 2 Spross 1 Spross 2 Nummer Wurzel- Nummer Wurzel- Nummer Wurzel- des längen des längen des längen Knotens mm Knotens mm Knotens mm I-IV. 0 I-V. 0 I-IIL 0 V. 5, 5 VI. 8. 8 IV. 6, 5 VI. 8,7 VII. 5,4 V. 7,3,3 VII. 10, 8, 10, 15 VIII. 10, 5, 5 VI. 4,5 VIII. 10, 9, 10 Lauge der VIL 10, 12, 10 Länge der 7 Wurzeln VIIL 15, 10, 8 11 Wurzeln 45 mm IX. 12, 8, 8 97 mm X. 8, 9, 3 Länge der 20 W^irzeln ,156 mm I. 0 I. 0 I. 8 II. 0 II. 25, 10 IL 5, 8 III. 20, 15 IIL 45, 20, 10 IIL 60, 55, 45, 8 IV. 10 IV. 20, 35, 8 V IV. 50, 35, 25, 8 V. 15, 10 V. 15,8,15,15,12,5 V. 20, 20, 15, 12 VI. 15, 10 VI. 15, 10, 10 VI. 12, 8 VII. 8,8 VIL 30, 12, 10 VIL 15, 10, 10 VIII. 20, 15, 15, 10 VIII. 20, 15, 13 VIII. 15, 13, 12 IX. 25, 20, 20, 25, 27 IX. 8, 8 IX. 20, 15, 15, 8 X. 30, 35 45, 5 Länge der X. 10, 12, 10 XI. 5, 8 24 Wurzeln Länge der Länge der 379 mm 30 Wurzeln 25 Wurzeln 427 mm 40G mm I. 10, (3, 6 I. 10, 8 I. 20, 10 II. 8,8 IL 72, 30 IL 15, 10, 10 III. 60, 20, 8 IIL 120, 60, 25 III. 150, 160, 150, 20 IV. 25, 6, 7 IV. 60, 90, 20, 15 IV. 135, 135, 95, 20 V. 60, 25 V. 30,20,30,35,10 V. 50, 50, 40, 30 VI. 44, 20 VI. 50, 25, 25, 25 VI. 70, 10, 8, 16 VII. 30, 10 VII. 70, 20, 20, 18 VII. 25, 20, 11, 12 VIII. 40, 25, 16, 15 VIIL 40, 35, 30, 20 VIIL 25, 19, 17 IX. 50,50,30,22,22,6 IX. 20, 20 IX. 30, 30, 20, 18 X. 90,65,95,105,18 X. 18 X. 18, 10, 10 XI. 20, 18, 10, 8, 8 Länge der Länge der XII. 8, 6, (i 31 Wurzeln 35 Wurzeln Länge der 1043 mm 1405 mm 39 Wurzeln 1100 mm 6 Sprossen gemessen wurden, = 5875 mm. 514 Hugo Iltjs: Versuch Ib. Unterer und oberer Teil der Sprosse beleuchtet. Da die Versuchsanstelliino: sonst genau dieselbe war, wie in la, sollen hier, der Eaumersparnis wegen, nicht die einzelnen immer in grosser Zahl ausgeführten Messungen, sondern bloss die Resultate angegeben werden. Es betrug die Gesamt- länge der 13G gemessenen Wurzeln bei dem ebenfalls am 6. Juni beendigten Ver- suche 2030 MW. "Wir haben also im ersten Versuch gegen 198 Wurzeln mit einer Gesamtlänge von 5875 mm bei Kultur im Dunkeln, 136 Wurzela mit einer Gesamtlänge von 20dO mm bei Kultur im Licht. Das Verhältnis der mittleren Wurzellänge im Dunkeln zu der im Licht ist beinahe genau 2:1. Versuch II. Versuchsanstellung wie in Versuch I. Doch wurden je 4 Gläser mit je zwei Sprossen beschickt, die einen zur Kultur der Wurzeln im Dunkeln hergerichtet, die anderen zur Kultur im Licht. Es ergaben sich bei Beendigung des Versuches folgende Werte: Das Ver- liältnis der Gesamtlänge der im Dunkeln gemessenen Wurzeln zur Gesamtlänge der im Lichte gemessenen betrug 7580:2242, das der mittleren Wurzelläuge 2'7 : 1. Versuch III. Versuchsanstellung wie in den vorigen Versuchen. Doch wurden nur je zwei Gläser mit je zwei 18—20 em, langen Sprossen zur Kultur verwendet. Es betrug hier bei Beendigung des Versuchs, die nach 14 Tage erfolgte, das Verhältnis der Gesamt wurzellänge bei den Lichtsprossen zu der Gesamtwurzellänge der Dunkel- sprosse 758 : 1981 mm, das Verhältnis der mittleren Wurzellänge 1 : l'S. II. Myriophjiluni verticillatum L. Diese Pflanze erzeugt an jedem Knoten bis 6 Wurzeln, die häuiig eine schwarz- blaue Färbung aufweisen. (Für diese Pflanze seien ebenfalls nur die Resultate der letzten Messung wiedergegeben). Vcrsucli IV. Für je zwei Sprosse, die mit den 4 unteren Knoten in den Raum unterhalb der Hartgummiplatte reichten, erhielt ich nach 12 Tagen folgende Werte: Im Dunkeln wurden 15 Wurzeln gemessen, ihre Länge betrug 1434 mm, im Licht 8 Wurzeln mit der Gesamtlänge von 41G mm. Das Verhältnis der mittleren Wurzellänge be- trug also 1-8 : 1 (Dunkel : Licht). III. Lysimaclüa Nummularia L. Zum Versuch dienten Pflanzen, die am Bachrand wuchsen und ihre Stengel ins Wasser ragen Hessen. Sie wurden den angeführten Bedingungen unterworfen. Versuch V. Nach l(i Tagen mass ich bei je zwei mit 4 Knoten in den Raum unterhalb der Platte hineinragenden Sprossen folgende Wurzellängen: Im Dunkeln 8 Wurzeln, deren Gesamtlänge 145 mm betrug, im Licht 10 Wurzeln mit der Gesamtlänge 68 mm. Das Verhältnis der mittleren Wurzellänge im Dunkeln zu der im Licht also 2-6:1. Versuch VI. Versuchsanstellung wie in V. Nach 15 Tagen ergaben sich folgende Werte: Im Dunkeln zeigten 11 Wurzeln eine Gesamtlänge von 278 mm, im Licht 16 Wurzeln eine solche von i;)8 mm. Das Verhältnis der mittleren Wurzellängen betrug also 2-9 : 1 (Dunkel : Licht). Das Längenwachstum der Adventivwurzeln bei Wasserpflanzen. 515 IV. Kanimculus aqiiatilis. Diese Pflanze zeigt an ihren untergetauchten Stengelknoten 1 — 3 Wurzeln. Versuch YII. Zum Versuch wurden je 4 Sprosse, 20 — 22 cm lan«-, verwendet und mit 5 Knoten in den Versuchsraum gesteckt. Bei Beendigung des Versuches ergaben sich folgende Wurzellängen: Im Dunkeln betrug die Gesamtlänge von 10 Wurzeln 840 nur), im Licht die Länge von 8 Wurzeln 363 imii. Das Verhältnis der mittleren Wurzellänge im Licht zu der im Dunkeln beträgt also 1 : l'S. Der Versuch wurde nach 10 Tagen abgeschlossen. Versuch VIII. Nach 15 Tagen zeigten sich folgende Längen: Im Dunkeln wiesen 12 Wurzeln eine Länge von 43(j mm. Das Verhältnis der mittleren Wurzellänge im Licht zu der im Dunkeln ist also 1 : 1"48. Elodea canadensis Casp. Bei dieser Pflanze sehen wir von 6 zu G Knoten immer an der Ursprungsstelle eines Seitentriebes eine 0'5 — 0'8 mm dicke Wurzel. Diese Wurzelu können eine sehr bedeutende Länge erreichen: ich habe in einem '2 m tiefen Brunuenbassin solche von ^/^ m (!) Länge beobachtet. Die Versuche wurden zuerst mit dem in der Einleitung erwähnten Fehler an- gestellt, indem nämlich sowohl Spross als Wurzeln verdunkelt beziehungsweise be- leuchtet wurden. Diese fehlerhalten Versuche ergaben ein Resultat, das dem der ordnungsgemäss ausgeführten, hier beschriebenen Versiiche geradezu entgegen- gesetzt war. Versuch IX. Je 3 Gläser wurden mit je zwei 20 cm langen Sprossen beschickt, die mit 20 Knoten (also 3 Wurzelknoten) in den Raum unterhalb der Platte hineinragten. Es ist bei dieser Pflanze namentlich auf die grosse individuelle Variation zu achten, die z. B. mit der verschiedenen Ausbildung der Seitentriebe zusammenhängt. Beim Abschluss des t&Jrsuches ergaben die Messungen folgendes Resultat: Im Dunkeln betrug die Länge von 1(5 Wurzeln 671 wm, im Licht die Länge von 10 Wurzeln 260 mm. Das Verhältuis der mittleren Wurzellänge im Dunkeln zu der im Licht also 1'6 : 1. Diese Grössen ergaben sich nach 14 Tagen. Am 7. Tage waren folgende Längen gemessen worden : Im Dunkeln betrug die Länge von 13 Wurzeln 216 mm, im Licht die Länge von 8 Wurzeln 18 ww, das Verhältnis der mittleren Wurzellängen 7*5: 1 (!). Wir sehen also den Maximalwachstumsunterschied in den ersten Tagen. Versach X. Versuchsanstellung wie in IX. Am Schluss des Versuchs ergaben sich folgende Werte: Im Dunkeln zeigten 12 Wurzeln eine Länge von 285 mm, im Licht 9 Wurzeln eine Länge von 120 mm. Das Verhältnis der mittleren Wurzellänge im Dunkeln zu der im Licht 1-8 : 1. Der Abschluss erfolgte nach 15 Tagen. Versuch XI. Je drei Sprosse wurden mit 21 Knoten in den Versuchsraum gestellt. Bei Beendigung des Versuches fand ich folgende Längen: Im Dunkeln 12 Wurzeln, deren Gesamtlänge 138 mm betrug, im Licht 3 Wurzeln mit der Länge 26 mm. Das Ver- hältnis der mittleren Wurzellänge im Licht zu der im Dunkeln 1 : 1-5. Abschluss des Versuches nach 10 Tagen. 516 Hugo Iltis: Längenwachstum der Adventivwurzeln bei "Wasserpflanzen. Tl. Glyceria fluitans ß. Br. Dieses Gras, das seine oft meterlangen Halme im Wasser fluten lässt, erzeugt an den Knoten 30 und mehr Wurzeln. Versuch XII. Je zwei 35 cm lange Halme wurden mit zwei Knoten in den Versuchsraura ge- schoben. Nach 10 Tagen ergaben die Messungen folgendes Resultat: Im Dunkeln wiesen 41 Wurzeln eine Länge von 1051 mm auf, im Licht 49 Wurzeln eine Länge von 1113 mm. Das Verhältnis der mittleren Wurzeliänge im Dunkeln zu der im Licht also 1-12: 1. Bei Beendigung des Versuchs nach 19 Tagen zeigten sich folgende Längen: Im Dunkeln waren 43 Wurzeln 1363 mm lang, im Licht 55 Wurzeln 1426 mm lang. Das Verhältnis der mittleren Wurzellänge im Dunkel zu der im Licht 1"18 : 1. -"o"- Versuch XIII. Versuchsanstellung wie in XII. Doch wurden je 4 Sprosse verglichen. Bei Versuchsabschluss nach 20 Tagen ergaben sich folgende Werte: Im Dunkeln wiesen 67 Wurzeln eine Länge von 2345 mm auf, im Licht 82 Wurzeln eine Länge von 2167 mm. Das Verhältnis der mittleren Wurzellänge im Dunkeln zu der im Licht 1-3 : 1. Wir sehen also bei dieser Pflanze keine grossen Unterschiede im Wurzel- wachstum durch den Wechsel von Licht und Dunkel hervorgerufen. YIII. Tradescantia yirginica L. Tradescantia entwickelt an den Stengelknoten — und zwar an der dem Boden zugekehrten Seite des Stengels — im Wasser schöne, weisse, reich mit Wurzel- haaren versehene Wurzeln. Versuch XIV. Zwei 18 cm lange Sprosse brachte ich mit 8 Knoten in den Versuchsraum. Nach 20 Tagen, bei Versuchsabschluss, ergaben sich folgende Werte: Im Licht war die Länge von 23 Wurzeln 650 ww/, im Dunkeln die Länge von 26 Wurzeln 859 mm. Das Verhältnis der mittleren Wurzellänge im Licht zu der im Dunkel 1 : 1'12. Versuch XV. Versuchsanstellung wie in XIV. Nach 18 Tagen Schluss des Versuches. Die gemessenen Längen betrugen: Im Dunkeln zeigten 19 Wurzeln eine Länge von 523 mm, im Licht 28 Wurzeln eine Länge von 672 mm. Das Verhältnis der mittleren Wurzellänge im Dunkeln zu der im Licht 1:1. Wir sehen also auch bei Tradescantia virginica keine grossen Wachstums- unterschiede der Wurzeln im Licht und im Dunkeln. Zusammenfassung. Aus den angeführten Versuchen hat sich ergeben: I. Für die ersten fünf von den untersuchten Pflanzen, Myrio- phyllum proserpinaeoides Gill., Myriophyllum verticillcdum L., Lyswiachia Nummularia L., Ranunculus aquatilis L. und Elodea canadensis Casp., hat das Wachstum der Wurzeln sich als durch die Dunkelheit sehr beschleunigt erwiesen: die Verhältnisse der mittleren W\n'zellängen im Dunkeln zu denen im Licht schwanken zwischen 1,48 (Diinkel- wurzeln) : 1 (Liclitwurzeln) bis 7,5 (Dunkelwurzeln) : 1 (Lichtwurzeln). N. Gaidukov: Prozesse der komplemeutären Chromat. Adaptation. 517 Es weisen also die Wurzeln dieser untersuchten Wasser- pflanzen eine viel grössere Wachstumsbeschleunigung im Dunkeln auf als alle bis jetzt untersuchten Er d wurzeln. II. Die grössten Unterschiede in den Längen der im Dunkeln gewachsenen W^urzeln gegenüber denen der im Licht gewachsenen zeigten sich bei den erstgenannten vier Pflanzen beim Abschluss der Versuche, der nach 12 bis 25 Tagen erfolgte, während in den ersten Tagen ein Unterschied nur in geringem Masse vorhanden war. Das umgekehrte Verhalten wies Elodea eanadensis auf, indem sich hier die grössten Wachstumsdifferenzen gerade in den ersten Tagen geltend machten. in. Bei den letzten beiden der untersuchten Pflanzen, Glyceria fluitans R. Br. und Tradescantia virginicn L., konnte nur eine geringe Wachstumsbeschleunio'uno- konstatiert werden. Die Verhältnisse der mittleren Wurzellängen der im Dunkeln gezogenen Wurzeln zu denen der im Licht gezogenen schwankten zwischen 1 : 1 (Dunkel : Licht) bis 1,3 : 1 (Dunkel : Licht). Diese Zahlen stimmen ungefähr mit den von KNY für Erdwurzeln gefundenen, zu denen die Wurzeln dieser beiden Pflanzen wohl gerechnet werden müssen, überein. Zum Schlüsse erübrigt es mir noch, meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. H. MOLISCH, in dessen Institute vorliegende kleine Arbeit ausgeführt wurde, für seine gütige Unterstützung meinen wärmsten Dank auszusprechen, ebenso auch Herrn Assistenten Dr. Oswald Richter für seine freundlichen Ratschläge bestens zu danken. Prag, Pflanzenphysiolog. Institut der k. k. deutschen Universität. 69. N. Gaidukov: Die Farbenveränderung bei den Prozessen der komplementären cliromatischen Adaptation. Eingegangen am 25. November 1903. Den Gang der Veränderung der Färbung und der Spektra der Zellen der Oscülaria sancta Kütz. und der Oscillaria caldarioruvi Hauck bei den Prozessen der komplementären chromatischen Adaptation^) 1) Vgl. N. Gaidukov, Über den Einfluss farbigen Lichtes auf die Färbung lebender Oscillarien, Anh. zu den Abhandl. Preuss. Akad. Wisscnscb., V, 1902. Weitere Untersuchungen über den Einfluss farbigen Lichtes auf die Färbung der Oscillarien, 518 N. Gaidukov: stellt folgende Tabelle^) dar. In dieser Tabelle sind die charak- teristischen Helligkeits-Maxima (Max.) und Minima (Min.) durch die römischen Ziffern I, II, IIa, III, Illa, IV, V^) bezeichnet. Die Oscillaria sancta. Im gelben und (teils) im roten und violetten Lichte Im grünen und blauen Lichte Intensiv blau- Grau- grün, hellblau- grün und spangrün Grau Hell- Violett Braun- Braun und violett violett gelb- braun l l l / Orange- rot II IIa III III a IV Max. Min. Max. Min. Max. Min. Max. Miu. Max. i\Iin. Max. Min. Max. Min. 710(1) 675(3,4) G.55 (5) G25(2) (318 ((5) 610(3,4) 585(4) 575 (6) 525^2) 495(5) 485(3) 425(1) 710(1) 675(2) 655 (5,6) 625(3) 618(5,6) 610(4) 585(3,4) 575 (6) 525 (2) 495 (5) 485(3,4) 425(1) 710(1) 675(2) 655 ^5) 625(4) 618(4) 610(7) 585(3) ! 575(5) .565(6) 558(6) ; 550 ;5,6) I o25(2) |495(3) 485(7) 425(1) 710(1) 675(2) 645(4) 625)4) 595(3) 575(3) 558(6) 550(6) 525(2) 495(4) 485(5) 425(1) 710(1) I 710(1) 675(3,5) 675(2) I 645(4) I 645(8) 625(6) I 625(6) 595(2) 575(1,2) 558(6) 550(3,4) 525(3) 495(4,5) 485(5) 435(1,2) 595(2) 573(4) 558(6) 550(5) 525(4) 495(3) 485(5) 425(1) 710(1) j 710(1) 675(3,5) 675(1) 645(3) 615(2) 625(6) — 595(2) I — 563(4,5) 565(4) 558(4) : 557(5) 550(3,4) 525(5) 495(2) 485(6) 425(1) 550(2) 525(3) 495(3) 485(4) 430(1) Im grüuen Lichte. Oscillaria caldariorum. relative Lage der Zentra dieser Maxima und Minima sind durch die Wellenlängen (^l l) und deren Intensitäten (nach quantitativer Be- stimmung) durch in Klammer geschlossene arabische Ziffern bezeichnet. diese Berichte, Oktober 1903. Über den Einfluss farbigen Lichtes auf die Färbung der Oscillarien, Scripta botanica horti Petropolitani, fasc. XXII, 1903. TH. W. EXGELMANN, Über experimentelle Erzeugung zweckmässiger Änderungen der Färbung pflanzlicher Chromophylle durch farbiges Licht, Arcli. für Anat. und Physiol., Phjsiol. Abt. 1902, S. 333. Über die Vererbung künstl. erzeugter Farben- änderungen bei Oscillarien. Verh. pliysiolog. Gesellsch. Berlin 1902/03. 1) Vgl. GAIDUKOV, 1. c, Tab. I, II, III, I, II, I-V, fig. I-VIII, 9-12. 2) In meiner ersten Arbeit wurde das Helligkeitsminimum III a und das Helligkeitsmaximum III a als IV, IV als V und V als VI bezeichnet. Farbenveränderung bei den Prozessen der komplem. Chromat. Adaptation. 519 Mit I ist das absolute Maximum der Helligkeit bezw. der Dunkelheit bezeichnet. Dieser Gang der Farbenveränderung bestätigt zuerst den alten Spruch: „natura non facit saltus". Zwischen den verzeichneten typischen Färbungen konnte man hunderte von Zwischennuancen und Übergängen beobachten, welche eine Färbung mit der anderen ver- banden. Die Farbenveränderung bestand nicht in einer radikalen Metamorphose des Spektrums des Chromophylls, der Verteilung der Energie des Spektrums des einwirkenden Lichtes gemäss, sondern nur in stufenmässigen und zweckmässigen, dieser Verteilung entsprechenden Änderungen der 5 (7) für die Chromophylle typischen^) Helligkeits-Maxima und Minima. Nur die Hellig- keitsminima II, IIa, und III a können verschwinden und wieder- erscheinen; die anderen verschwinden nie. Im allgemeinen sei be- merkt, dass die frühesten und stärksten Änderungen in dem mittleren Teile des sichtbaren Spektrums, etwa von Orangerot bis Blaugrüu, stattfinden. Die äusseren Teile dieses Spektrums sind weniger variabel: das Helli2:keitsmaximum I und das Helligkeitsminimum V sind immer absolute. Bei der Umwandlung der ursprüaglichen, violetten Färbung in die blaugrüne, hervorgerufen durch die Einwirkung des roten und des gelben Lichtfilters, bemerkt man zuerst eine Abschwächung der Dunkelheit in den gelben und grünen Strahlen. Helligkeitsminima III und Illa werden bedeutend geschwächt, Helligkeitsminimum IV wird dagegen stärker als III. Die Färbung mit diesem Spektrum bleibt noch violett, i* aber sehr ungesättigt, blass, weisslich oder gräulich. Bei der weiteren Umwandlung dieser Färbung in die graue und graugrüne verschwindet das Helligkeitsminimum III a ganz; es er- scheint aber ein neues Helligkeitsminimum, IIa. Auch die Absorption in den blauen Strahlen wird schwächer und im Orange stärker. Doch bleibt die Absorption im mittleren Teile immer so schwach, dass alle diese Färbungen ganz auffallend ungesättigt und blass sind. Bei der weiteren Umwandlung des Chromophylls in mehr gesättigte Nuancen der blaugrünen Färbuugen bemerkt man eine sehr be- deutende Verstärkung der Helligkeitsminima II und IIa; Helligkeits- minimum II kann sogar stärker sein wie Helligkeitsminimum I (stark blaugrüne und spangrüne Färbungen). Die Absorption in den roten und orangen Strahlen ist sehr stark, in den grünen und blauen dagegen sehr schwach. Die Umwandlung desselben violetten Chromophylls in braunes, gelbes oder rötliches durch Einwirkung des blauen oder grünen Lichtfilters ist nicht von Übergängen mit ungesättigten Färbungen 1) Vgl. Gaidiikov, Scripta botanica, 1. c, S. 66. 520 N. Gaidukov. begleitet. Wenn hier auch ein sehr grosser Verlust der Absorption in den schwach brechbaren Strahlen des Spektrums zu bemerken ist, findet doch in dieser Zeit noch ein grösseres Wachstum der Absorption im stark brechbaren Teile statt. Beim Anfang der Ver- änderung werden die Helligkeitsminima III a, IV und V sehr ver- stärkt und demgemäss die Helligkeitsmaxima IV und V geschwächt. Helligkeitsminimum III wird, wenn es auch ein wenig näher zum violetten Ende neigt, schwächer wie das III a, das bei den rötlichen Zellen besonders stark ist, und auch schwächer wie das Helligkeits- minimum IV, das bei den gelbbraunen Zellen besonders stark ist. Die rötlichen und orangen Strahlen sind besonders in den Spektra der rötlichen Zellen stark durchgelassen. Der Übergang des ursprünglich blaugrünen Chromophylls in das braune, mittelst Einwirkung des grünen Lichtfilters, wird von den- selben Färbungen begleitet, doch vollzieht sich dieser Übergang in umgekehrter Reihenfolge. Zuerst werden die Maxima II und IIa geschwächt, wodurch eine graugrüne und graue Färbung entsteht, die ganz auffallend blass und ungesättigt ist. Mit dem Verschwinden des Helligkeitsminimums IIa und mit dem Erscheinen des Helligkeits- minimums III a ward die Färbung hell oder gräulicliviolett. Nach der Verstärkung des Helligkeitsminimums III und des Helligkeits- maximums III, welche nur schwächer werden wie das absolute Helligkeitsminimum V, wird die Farbe ganz ähnlich der der nor- malen violetten Zellen. Die weitere Umwandlung dieser Zellen in Braun ist dieselbe, wie bei den genannten Zellen. Die beschriebene Farbenveränderung widerspricht nach meiner Ansicht der Meinung von Prof. OltmanNS^), welcher behauptet, dass die blauen Färbungen, die bei seinen Versuchen durch die Einwirkung des gelben Lichtes bei den Florideen entstanden, nur durch die quantitative (BeRTHOLD^) und nicht qualitative (ENGEL- MANN'^j u. a.) Wirkung des Lichtes zu erklären sind. Wenn, wie OltMANNS ausführt, die wenig brechbaren Strahlen den roten bezw. purpurnen und violetten Farbstoff (Phycoerythrin und Phycocyau*) 1) Über die Kulturen und Lebensbedingungen der IMteeresalgen. PeinGSH. Jahrb. 23, 1893. 2) Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Meeresalgen, ibid. 13, 1882. Über die Verteilung der Algen im Golf von Neapel, Mitteil. Zool. Station Neapel, 3, 1882. 3) Farbe und Assimilation, Bot. Zeit. 1883, Nr. 1, 2, und folg. 4) Diese Farbstoffe bezeichne ich mit dem gemeinsamen Namen „Phycochrom". (Siehe Gaidukov, Über den Algenfarbstoff, Tagebl. XL Versaniml. russ. Naturf. und Ärzte in Petersb., S. 475). Die Tatsache, dass das rote und das blaue, besonders aber, dass das blaue und das violette einerseits, und das violette und rote Phyco- chrom andererseits sehr nahe verwandt sind, war schon längst bekannt. (Vgl. KÜTZING, Phycologia generalis, 1843, S. 17, Naegeli, Gattungen einzelliger Algen, Farbenveränderung bei den Prozessen der komplem. Chromat. Adaptation. 521 der Algen vernichten, die stark brechbaren Strahlen dagegen diesen Farbstoff erhalten, warum tritt dann auch im grünen und im blauen Lichte diese Farbenveränderuns; vor? Die Blässe der Färbungen im gelben, besonders aber im roten und violetten Lichtfilter kann man dadurch erklären, dass diese Lichtfilter nur einen sehr geringen Teil der Strahlen des Spektrums in genügender Menge durchlassen^). Li den Spektra der Chromo- phylle der in diesen Lichtfiltern gezüchteten Algen wird nur dieser geringe Teil stark absorbiert; alle anderen" Strahlen (darunter kom- plementäre: gelbe und blaue) dagegen werden sehr schwach, und zwar fast alle gleich schwach absorbiert. Von der mehr oder weniger gleichen Mischung der letzteren Strahlen hängt nun diese unge- sättigte, weissliche oder gräuliche Färbung ab^). Bei der blaugrünen Oscillaria caldariofum hat auch der grüne Lichtfilter mehrere sehr blasse und ungesättigte Färbungen verursacht. Wie ich schon früher sagte, widerspricht die Beobachtung von OltmannS, dass die Florideen im starken weissen oder im gelben Lichte die gelbe und braune Färbung annehmen, auch unseren An- sichten nicht und wird durch die stufenmässige Farbenver- änderung bei den Prozessen der komplementären chromatischen Adaptation erklärt. BeRTHOLD'^) hat sogar beobachtet, dass gewisse Florideen {Gracilaria^ Hypnea, Laure?icia) an der Oberfläche nicht nur bräunlich oder schwärzlich, sondern auch grünlichgrau gefärbt werden können. Li letzterem Falle findet mithin schon die echte komplementäre chromatische ^^daptation statt. Zum Schlüsse bemerke ich, dass, wenn die BERTHOLD-OLTMANNS- sclie Theorie das Verschwinden der Florideen auf der Oberfläche durch die schädliche Einwirkung des starken Lichtes erklärt, wie ist dann das Verschwinden der grünen Algen in den Tiefen mit Hilfe dieser Theorie zu erklären? Die letztere Erscheinung kann diese Theorie nicht begründen; mit Hilfe der ENGELMANN'schen 1849, S. 5; Naegeli und Schwendener, Das Mikroskop, 1877, S. 496, Ro- SANOFF, Mem. sc. natur. Cherbourg, 13, 1867, S. 14.3, Morphologisclie und Physio- logische Untersuchungen usw., 1867, COHN, M. SCHUI.TZE's Archiv, 3, 1867, S. 1, ASKENASY, Bot. Zeit., 1867, S. 226, SORBY, Monthly microscop. Journ., 6, 1871, S. 124, Proceed. Roy. soc. London, 1873, S. 442, Journ. Linn. soc. 15, 1877, S, 34, Nebelung, Bot. Zeit., 1878. Nr. 25, Schutt, diese Berichte, V, 1888, S. 3<;, 305, Nadson, Scripta botanica 4, 189.3, S. 1, HANSEN, Mitteil. Zool. Station Neapel, 1893, S. 293, usw.) Die farbenanalytischen Eigenschaften des violetten Farbstoffes der Oscillaria sancta waren nach meinen Beobachtungen dem roten Farbstoff des Ceramium sehr ähnlich und dem violetten oder purpurnen des Chondrvs crispus fast vollkommen gleich. (Vgl. Gaidukov, Scripta botanica, 1. c, S. GG). 1) Vgl. GAIDUKOV, Abh. Akad. Wiss., 1. c, Tab. Iir, Fig. Vc, VIc, VIIc. 2) Vgl. auch NOLL, Flora, 77, 1893, S. 27. 3) 1. c. 522 N. Gaidukov: Theorie und des Gesetzes der komplementären chromatischen Adap- tation aber ist diese Erscheinung vollkommen erklärt: die grünen Algen wachsen nicht in grösseren Tiefen, weil die roten Strahlen, welche diese Strahlen am meisten absorbieren, in diesen Tiefen nicht vorhanden sind. 70. N. Gaidukov: Über die Kulturen und den Uronema- Zustand der Ulothrix flaccida'). Mit einer Figur im Text. Eingegangen am 2-5. November 1903. Die UlothrLv flaccida Kütz. a genuina Hansg. ^) ist an den Wänden der Gewächshäuser des Botanischen Gartens in St. Petersburg sehr reich verbreitet. Im Jahre 1899 erreichte die Entwickelung dieser Alge das Maximum im Juni; im August begann das Waehtum schwächer zu werden. Die von diesen Wänden genommene Uloth'icc faccida wurde auf Agar-Agar mit 0,3 pCt. IvNOP'scher Lösung kultiviert. In den PetRI- Schalen, die sich auf einem nach Norden gerichteten Fenster befanden, entwickelten sich schon eine Woche nach dem Säen (zweite Hälfte des Juli 1899) schöngrüne, runde, krause Kolonien, welche aus langen, stark gekrümmten Fäden bestanden. Aus diesen Kolonien wurden die Algen in Reagensgläschen auf die schiefe Ebene des Agar-Agar übertragen. In diesen Reagensgläschen, die auf einem nach Südosten gerichteten Fenster standen, entwickelten sich gegen Ende September prachtvolle Reinkulturen der Ulothrix flaccida, die aus sehr langen, gekrümmten Fäden bestanden. In allen diesen Fällen war die kultivierte Ulothrix flaccida der in der Natur wachsen- den vollkommen gleich. Anfang Oktober wurde die genannte Alge in ERLENMEYER'sche Kolben übertragen, die ebenfalls auf einem nach Südosten gerichteten Fenster standen. Von dieser Zeit ab wuchs Ulothrix flaccida^ sowie auch die anderen auf demselben Substrat kultivierten Algen (Por- 'phyridium cruentum^)^ Stigeoclonium Pseudopleurococcus^), Oscillarien, 1) Vorläufig mitgeteilt: GAIDUKOV, Über die Algen Ulothrix flaccida und Uronema, Tagebl. der XI. Versamml. russisch. Naturf. und Ärzte, St. Petersburg, 1901, S. 476. 2) Hansgieg, Prodromus der Algenflora usw., I, IS^Sli, S. Gl. o) Vergl. Gaidukov, Zur Morphologie der Alge Forphyridium cruentum, Arbeit. St. Petersb. Gesellsch. Naturf., SO, 1899, S. 173. Einige Bemerkungen über die Alge Pseudopleurococcus Snow, ebenda, S. 220. Über die Algen Stigeoclonium, Pseudo- pleurococcus, Pleurococcus und Protoderina, Tagebl. XI. Versamml. russisch. Naturf. und Ärzte, 1. c. über die Kultineii und den Uronema-Zustaiid der Ulotlirix llaccida. 523 Diatomeen usw.) sehr schlecht. Nur g-egeu Ende Januar 190(» ent- wickelte sich ülothriv fiaccida in genügender Menge. Doch die ge- zogene Kolonie bestand nicht aus langen, gekrümniten, schöngrünen Fäden, sondern sie war schmutzig dunkelgrün, und die Fäden waren kurz, fast aufrechtstehend. Einige der Fäden enthielten sogar nur sechs Zellen, deren Gestalt und Grösse zwar dieselbe war wie bei den normalen Fäden, doch waren die Endzellen bei mehreren Exem- ])laren zugespitzt. Die Grenze zwischen der abgerundeten Zellmembran der Endzellen und der zugespitzten Hülle, wie das bei Lyngbyen, Oscillarien, Hormidium'^) usw. der Fall ist, konnte man nicht beob- achten. Die Endzellen (s. Figur) selbst hatten mehr oder weniger konische Form, ihre Membran war am Ende scharf zugespitzt und ähnelte ganz den Endzellen des Uronema confervicola Lagerh."), mit welchem sie auch verglichen wurde. Bei den verschiedenen Exem- plaren konnte man verschiedene Stadien dieser Zuspitzung beobachten (s. Figur). Der f/ro/iewm-Zustand bei ÜIvthrix fiaccida. Veror. lOüO. Aus dem Gesagten folgt nun, dass in diesem Falle bei Ulothrix fiaccida ein ganz neuer Zustand beobachtet wurde, welcher sich durch kürzere Fäden und zugespitzte Endzellen charak- terisiert und der der Alge Uronema ganz ähnlich ist. Deswegen bezeichne ich diesen Zustand der Ulothrix fiaccida mit dem Namen „C/rowemo-Zustand". Die morpliologische Ursache dieses Zustandes ist, wie seine Form zeigt, die ungenügend starke Zellteilung, d. h. Abschwächung des Wachstums. Dieser C/9*owe?7za-Zustand der ülothrij: fiaccida wurde im März wieder auf PETE,!- Schalen übertragen. Die sich in diesen Schalen im Sommer 1900 reichlich entwickelnde Kolonie enthielt keinen ?7/'owgma- Zustand mehr und bestand wieder aus langen, gekrümmten Fäden, welche denen der normalen Ulothria: fiaccida vollkommen gleich waren. 1) Vergl. Hanswirw, Flora, ISSS, S. '1&. Zur Gattung Hormidmin zähle ich nur die Formen mit sternförmigen Chromatophoren, vergl. Hansgirg, 1. c, WtLLE in: Englek und Pkantj.'s Pflanzenfaniilien, I (2), S. 84. 2) Lagerheim, Note sur Y Uronema, Malpighia, I, Fase. XII, 1.S87, Uronema confervicola habe ich im Victoria m//a-Bassin dos Petei"sburger Botanischen Crartens gefunden. 34** 524 N. Gaidukov: Kulturen und üronema-Zustand der Ulothrix flaccida. Die Ursache der Bildimg dieses üronema -TjUS tan des ist in erster Reihe eine phänologische : nur in gewissen Jahreszeiten, nämlich im späten Herbst und im Winter tritt dieser Zu- stand auf. Der morphologische Charakter dieses Zustandes, der hauptsächlich durch geschwächte Zellteilung zu erklären ist, stimmt auch mit der genannten Ursache überein, weil im späten Herbst und im Winter die Abschwächung des Wachstums und die Bildung der Ruhestadien im Pflanzenreiche zu beobachten sind. Von den physio- logischen Ursachen kann nur die Einwirkung des Lichtes in Betracht kommen und zumal Mangel des Lichts, ein Mangel, der besonders in St. Petersburg, wo die Versuche ausgeführt wurden, in den genannten Jahreszeiten so bedeutend ist. Die Temperatur'} und die Ernährung-) konnten gewiss gar keine Einwirkung haben. Der Hauptunterschied ^) zwischen der Gattung Uronema und der Gattung Ulothriv besteht darin, dass die erstere Gattung zugespitzte Endzellen hat. Wenn nun einer der Zustände der Ulothri.v auch zugespitzte Endzellen hat, d. h. auch dieses Haupt- merkmal der Uronema besitzt, so hat dieses Hauptmerkmal als solches zu existieren aufgehört, und man muss die Gattung Uronema als eine unselbständige betrachten*). Sie muss mit der Gattung Ulothrix vereinigt werden, nämlich als eine Gruppe der letzteren, die man die Gruppe Uronema nennen kann. KLEBS^) hat beobachtet, präpariert war. o) Vergl. Wille, 1. c. 4) Dieselbe Meinung hat mir Herr Prof. WiLLE brieflich mitgeteilt, wofür ich ihm meinen besten Dank ausspreche. 5) Die Bedingungen der Fortpflanzung bei einigen Algen und Pilzen, 1896, S. 331. Sitzung vom '29. Dezember 1903. 525 Sitzung voin 29. Dezember 1903. Yorsitzender: Herr L. KNY. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Ostenfeld. Dr. C, Inspektor des Botanischen Museums in Kopenhagen (Botanisk Have) (durch P. ASCHEESON und P. GRAEBNER), Fabricius, Dr. Ludwig, Assistent der Botanik an der Königl. forstlichen Versuchsanstalt in München (durch Freiherrn 0. VON TUBEUF und K. GOEBEL), von Faber. Dr. F. C, Assistent für Botanik an der Königl. Technischen Hochschule zu Stuttgart (durch 0. KIRCHNER und M. FÜNFSTÜCK). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proklamiert die Herren: Per Düsen. Ingenieur in Rio de Janeiro, Johnson, Dr. T., Professor in Dublin, Myiake, Dr. Kiichi, z. Z. in Bonn, Mac Kenney, Dr. Randolph, in Washington. Dem Vorstände der Gesellschaft ging kurz vor Mitte dieses Mo- nats die Nachriclit zu, dass Herr Prof. Federico Delpino in Neapel am 17. d. M. sein 70. Lebensjahr vollende. Da die Zeit zur Fertig- jitellunii' und Übersendung einer Gratulationsadresse nicht mehr aus- reichte, übersandte der Präsident der Gesellschaft, Herr Geheimrat SCHWENDENER, unserm verehrten Ehrenmitgliede auf telegraphischem Wege die herzlichsten Glückwünsche. Der Vorsitzende teilt ferner mit, dass sich ein grosses, die an- gesehensten Vertreter unserer Wissenschaft enthaltendes Komitee ge- bildet hat, um aus Veranlassung des 100jährigen Gedächtnistages der Geburt von Matthias Jacob Schieiden, diesem um die wissenschaftliche Erneuerung der Botanik hochverdienten Manne, in Jena, der Stätte seiner langjährigen Wirksamkeit, ein Denkmal in Gestalt einer Büste zu errichten. Beiträge, welche hoffentlich in grosser Zahl fliessen werden, sind an Herrn Verlagsbuchhändler Dr. GUSTAV FISCHER in Jena zu senden. Ber. der deutschen bot. (lesellscli. XXL 35 526 Paul Sorauer: Wahll)ericht. An der Jiesjälirigeu Abstimmung haben sich ca. 200 Mitglieder beteiligt. Einige wenige der eingesandten Wahlzettel mussten jedoch als ganz oder zum Teil ungültig ausgeschieden werden. Von den gültigen Stimmen haben erhalten: 1. Bei der Wahl des Präsidenten: SCHWENDENEß 175, PFEFFER 17, PfITZER 5. 2. Bei der Wahl des Stellvertreters: R. VON Wettstein HO, Wiesner 42, Strasburger 42, Pfeffer 4. Als Ehrenmitglied der Gesellschaft wurde gewählt: A. Fa- MINTZIN mit 192 Stimmen; als korrespondierende Mitglieder: F. Darwin mit 198 und Marshall Ward mit 193 Stimmen. Dieses Wahlergebnis ist von den Herren 0. REINHARDT und Carl Müller geprüft und richtig befunden worden. Als Präsident der Gesellschaft ist also SCHWENDENER, als Stell- vertreter des Präsidenten R. VON WeTTSTEIN gewählt. Beide haben die Wahl angenommen. "o^ Berlin, den 22. Dezember 1903. S. SCHWENDENER. MitteilungeD. 71. Paul Sorauer: Zur anatomischen Analyse der durch saure Gase beschädigten Pflanzen. Eingegangen am 14. Dezember 190:'). I. Salzsäureschäden bei Getreide. In dem Kampfe zwischen Industrie und Landwirtschaft spielen die Beschädigungen der Pflanzen durch Salzsäuregas, das von den Fabriken nicht genügend zurückgehalten werden kann, eine sehr wesentliche Rolle. Es ist daher erklärlich, dass bereits eine grössere Anzahl Ton Forschern sich mit der Untersuchung von Salzsäure- schäden beschäftigt hat. Wir finden das Wesentlichste darüber in dem „Handbuch zur Erkennung und Beurteilung von Rauchschäden" Zur anatoin. Analyse der durch saure Gase beschädigten Pflanzen. 527 von Haselhoff und Lindau'), S. -236 — -249, und in einer neuen Arbeit von BRIZI^). Vergleicht man die dort angegebenen Verfärbungen, welche das Getreide durch den Angrifl' der Salzsäuredämpfe annehmen soll, so bemerkt man wenig Übereinstimmung. Dieselbe Erfahrung macht man, wenn man die Gutachten von Sachverständigen in den Frozess- akten durchblättert. Als ich meine eis-enen, in verschiedenen Jahren und Örtlichkeiten gesammelten Notizen über den Befund der Pflanzen in einer von Salzsäuredämpfen bestrichenen Gegend durchsah, zeigte sich, dass ich ebenfalls verschiedene Färbungen beobachtet hatte. Diese Ums^nde wiesen darauf hin, dass entweder die einzelnen Be- obachter solche Merkmale als Folgen von Salzsäureeinwirkuns- an- o gesehen hatten, die auf ganz anderen Ursachen beruhen, oder dass die säurehaltige Rauchschlange die Pflanzen in verschiedenen Ent- wicklungsstadieu verschieden beeinflusst oder endlich, dass der Rauch in verschiedenen Fällen verschiedenartige Zusammensetzung" hat und demgemäss nicht immer dieselben Beschädigungsformen hervorrufen wird. Letztgenannter Punkt ist um so näher liegend, als man sich ver- gegenwärtigen muss, dass im praktischen Betriebe das Salzsäuregas ausstossende industrielle Etablissement in derselben Luftwelle ausser der Salzsäure auch die Feueruposo-ase mit ihrer schwefli2:en Säure verbreitet. Also absolut reine Salzsäureschäden werden in der Praxis kaum zu finden sein, und die Abweichungen, welche man zwischen den experimentellen Ergebnissen und den tatsächlichen praktischen Vorkommnissen findet, dürften wesentlich mit auf diesen Umstand zurückzuführen sein. Andererseits muss man sich sagen, dass bei der geringen Verwendbarkeit der experimentellen Resultate zur Fest- stellung allgemeiner Normen für die Beurteilung praktischer Vor- kommnisse jeder Experte seine in der Praxis gesammelten Erfahrungen zu Hilfe nehmen muss, und dass dabei viele Irrtümer unterlaufen können. Denn diese Methode setzt voraus, dass der Gutachter mit denjenigen Erscheinungen vertraut ist, welche die Pflanzen rauch- freier Gegenden bei verschiedenen Witterungs-, Boden- und Kultur- verhältnissen aufweisen können. Erst wenn man weiss, welche Veränderungen durch andere Wachstumsfaktoren hervor- gerufen werden, wird man etwaige charakteristische Säurebeschädi- gungen festzustellen imstande sein. Soviel mir bekannt, existieren aber solche Vorarbeiten, ausser 1) Die Beschädigung der Vegetation durch Rauch. Berlin 19()i), Gebr. BoRX- TR^GER. 2) U. Brizi, Sülle alterazioni prodotte alle plante coltivatc dalle principali emanazioni gasose degli stabilimenti industriali. Modena 1JX)3. 35* 528 Paul Soraler: einigen bei Gelegenlieit anderweitiger Studien erlangten Resultaten, noch nicht, und deshalb versuchte ich, zunächst der Frage näher zu treten, was für Veränderungen sich bei dem Getreide einstellen, das unter verschiedenen Kulturverhältnissen in rauchfreien Gegenden ge- baut wird. Gestützt auf die hierbei erlangten Erfahrungen wurden dann solche PHanzen untersucht, die in möglichst reinen Fällen unter dem Einfluss von Salzsäuregas im natürlichen Feldbetriebe erwachsen waren. Nebenher liefen Beobachtungen über die Veränderungen, welche bei experimenteller Behandlung mit Salzsäuredämpfen die frischen Getreideblätter erleiden. Indem ich betreffs der Einzelbeobachtungen auf eine spätere, an anderer Stelle erscheinende Arbeit mit Zeichiiungen hinweise, teile ich hier in Kürze einige Ergebnisse der Untersuchung mit. Es hat sich herausgestellt, dass innerhalb der normalen Ent- wicklungsperiode des Getreides schon während der Ausbildung des dritten oder vierten Blattes ein mit der sogenannten Herbstfärbung übereinstimmender Verfärbungs- und Entleerungsvorgang in den erst- entstandenen Organen beginnt. Dieser Entleerungsprozess pflegt an der Spitze des Blattes anzufangen und besteht darin, dass entweder die einzelnen Chloroplasten getrennt bleiben und jeder für sich ab- schmilzt, bis nur noch sogenannte „Restkörper" bleiben, oder dass vorher die Ohloropliyllkörner zu klumpigen Massen miteinander ver- schmelzen. Während des Verbrauclis und der Veratmung dieser Massen treten (bei den einzelnen Getreidearten und Standortsverhält- nissen in verschiedenem Grade) ölartig aussehende, schon von den früheren Autoren bei der Herbstfärbung beobachtete Tropfen auf, die wegen ihres eigenartigen wechselnden Verhaltens bei den ver- schiedenen Pflanzengeschlechtern im allgemeinen als „Reifetropfen" bezeichnet werden mögen. Besonders schön entwickelt findet man diese oft den in der Zelle vorhandenen Farbstofl' lebhaft speichernden, schliesslich die gelbe Farbe am längsten festhaltenden „Reifetropfen" im Hafer und unter den wilden Gräsern bei Arrhenatherum elatius. Bei Pflanzen aus anderen Familien ist der Reifevorgang des Blattes unter Auftreten der Herbstfärbung mit den „Reifetropfen'' und den dem Carotin verwandten „Restköri)ern" ebenfalls schon während der Hauptvegetationsi)eriode zu beobachten, also keineswegs an den Herbst gebunden. Der Herbst zwingt nur die Mehrzahl der Blätter zu einem früheren Ausleben und ruft bei den mehrjährigen die winterliche Veränderung des Zellinhalts hervor; aber, wie gesagt, hat innerhalb jeder Vegetationsperiode jedes Blatt seine individuelle Lebeusdauer und die zuerst entstandenen leben sich auch zuerst aus. Während eine Achse im Sommer an ihrer Spitze neue Assimilationsflächen noch produziert, beginnt in den im Frühling gebildeten Blättern schon der Reifeprozess und die Entleerung. In vielen Fällen geht Zur anatom. Analyse der durch saure Gase beschädigten Pflanzen. 529 mit der fortschreitenden Blattreife eine Stellungsveränderung- des Blattes Hand in Hand. Während die jungen Blätter ihre Flächen der Achse noch genähert zeigen und die Blattstiele einen spitzen Winkel mit ihr bilden, erweitert sich dieser Winkel mit dem Älter- werden des Blattes zu einem rechten, um später oft zu einem grossen stumpfen Winkel zu werden, so dass dann das Blatt weit rückwärts gebogen und der P]rde zugewendet erscheint. Wenn junge Blätter vorzeitig eine solche Stellungsänderung zeigen, betrachte ich dies als ein sicheres Symptom von Erkrankung', selbst wenn keine weiteren Merkmale eine Andeutung geben. Solche Blätter pflegen zu sterben, ohne sich vollständig zu entleeren. Aber auch in dem innerhalb der „Breite der Gesundheit" sich be- wegenden Entwicklungsgange der Pflanzen unter den üblichen Kultur- verhältnissen findet man häufig, dass Blätter au.sleben, ohne sich üänzlich zu entleeren. Bei dem Getreide sind es namentlich die Spitzenregionen, welche absterben, wenn ihr Gewebe noch ziemlich reich an plasmatischem Material ist. Ich glaube dies als eine Folge vorzeitig eintretender Trockenheit erklären zu können; wenigstens habe ich bei Topfkulturen imr dann alle Blätter zum vollständigen Auf brauch ihres gesamten Zellinhalts bringen können, wenn ich den Pflanzen dauernd reichste Wasserzufuhr zuteil werden Hess. Der Grad der Entleerung des Assimilationsgewebes bei einem abtrocknenden Blatte bildet somii einen Massstab dafür, ob dasselbe sich normal ausgelebt hat oder vorzeitig abgestorben ist. Mit der Verarmung des Zellinhalts geht bei den Getreidearten eine Verfärbung der Membranen Hand in Hand, die mit dem Gerb- stoffgehalt derselben in Znsammenhang zu bringen ist und sich am deutlichsten in den dickwandigen Elementen der Bastleisten am Blatt- rande und unterhalb der stärkeren Gefässbündel geltend macht. Die Verfärbung bewegt sich innerhalb der gelben Parbstoffreihe und schwankt zwischen mattem Strohgelb und leuchtendem (Quitten- gelb. Letzteres erscheint auf nassen Feldern, wo das Lagern des Getreides sich häufig einstellt, und ist besonders schön bei Hafer und Gerste ^zu beobachten. Bei trockner Wärme neigt die Membran- färbun"- mehr ins Roto-elbe und nähert sich den Farbentönen, welche die Pflanzen in den von sauren Grasen bestrichenen Gegenden an- nehmen, erreicht aber, soweit ich bisher beobachten konnte, nicht deren Intensität. Bei Gerste gelingt es, in künstlichen Kulturen junge Saat, derart zum Absterben zu bringen, dass sämtliche Blätter eine intensiv fuchsrote Färbung annehmen, ohne dass dabei noch der Zellinhalt, der aus spärlichen goldgelben „Restkörpern" besteht, von iro-endwelchem Einfluss ist. In solchen Fällen erscheinen im mikroskopischen Bilde die Bastleisten nahezu karminrot. Die Färbung aber schwindet schnell, wenn die Schnitte in Wasser gebracht werden. 530 Paul Soracer: Es ist gesagt worden, dass die Entleerungsvorgänge und die Menibranverfärbiing von der Spitze des Blattes aus zu beginnen und nach der Basis hin fortzuschreiten pflegen. Es bildet sich dabei zwischen der abtrocknenden Spitze und der grünen Basis eine ver- gilbende Übergangszone mit verwaschenen Rändern, während bei Rauchbeschädigungen die Grenze zwischen krankem und gesundem Gewebe anfangs scharf ist. Obige Angabe ist aber nur richtig, so- weit sie sich auf die oberflächliche Betrachtuno- rler Pflanze mit blossem Auge bezieht. Wenn man jedoch die allmählich abreifenden Blätter in Schnitte zerlegt, findet man, dass häufig in dem für das blosse Auge noch lebhaft grün erscheinenden Basalteil sieh schon Inseln zeigen, in denen die Chloroplasten verschmolzen und „Reife- tropfen" ausgeschieden sind, während die anstossenden Gewebefelder desselben Schnittes noch Chlorophyllkörper in normaler Gestalt und Lagerung besitzen. Meist sind solche vergilbende Inseln scharf durch ein Gefässbündel iederseits begrenzt. Dieselbe Abgrenzung: zeiot sich bei Entstehung brauner, scharf umgrenzter harter Flecke, die häufig als Zeichen von Säurebeschädiiiunn- oder als Folffe von Fluy- aschenanflagerung angesehen worden sind. Die Erscheinung kommt am häufigsten bei Gerste und Hafer vor, und zwar auch in Geoenden, die ausserhalb jeder giftigen Raucheinwirkung liegen. Der Bau dieser Flecke ist insofern interessant, als zunächst der relativ reich- lich vorhandene Zellinhalt darauf liindeutet. dass diese Gewebeinseln sehr früh abgestorben sind. Ferner aber ist die Beschaffenheit des Zellinhalts völlio- abweichend von dem der Uragebuno;. An Stelle der isolierten oder höchstens klumpig zusammengeflossenen Chloro- phyllköri)or im umgebenden Gewebe besteht der Zellinhalt in diesen Flecken, die ich als „Nekroseflecke" einführen möchte, aus einer ganz gleicliartigen, erstarrten Masse, welche, ehemals teigartig-flflssig. sich in verschiedener Dicke der inneren Zellwand aufgelagert, sich gleichsam auf dieselbe ausgegossen hat und nun mit der Membran Verfärbung und Brüchigkeit teilt. Zur Unterscheidung von den übrigen Arten des Absterbens des Zellinhalts habe ich diese Art der Umänderung zu einer gleichartig sich der Wand aufgiessenden Aus- kleidung als „Gussform" bezeichnet. Man begegnet nun zwei Formen von derartigen Nekroseflecken, von denen die eine durch gelbbraune Verfärbung des sterbenden Gewebes, die zweite durch tiefrotbrauue bis schwarzbraune Färbuno- charakterisiert wird. Letztere zeichnet sich durch starke Schwärzung bei Zusatz von Eisenchlorid aus, ist daher als besonders reicher Gerbstoffherd zu betrachten. Dieses Auftreten scharf umgrenzter Flecke absterbenden, meist tief braun gefärbten, durch seine Starrheit den Eindruck der Ver- korkung hervorrufenden Gewebes ist also kein Zeichen giftiger äusserer Einflüsse von Gasen oder Flugstaub, sondern ein in den Zur anatum. Analyse der durch saure Gase beschädigten Pflanzen. 531 Kreis der normalen Todesarten zu ziehendes Vorkommnis. Dasselbe ist keineswegs auf die Gräser beschränkt, sondern eine bei den ver- schiedensten Pflanzenfamilien auftretende Erscheinung, die ich als Zeichen von Ernährungsschwäche oder Inanition (nicht zu verwechseln mit Nährstoffmangel) ansehe und wegen ihrer weiten Verbreitung als eine Krankheitsgruppe unter dem Namen „Fleckennekrose" zu- sammenfassen möchte. Wer viel krankes Material unter den Händen gehabt, wird wissen, wie oft sich abgestorbene, in Inhalt und Wandung erstarrte, meist braune Gewebeinseln mitten in einer noch saftig grün erscheinenden Blattfläche kenntlich machen. Bei Dracänen und Palmen ist es eine wohlbekannte Erkrankungsform, dass die Blätter gelb und später braun punktiert erscheinen; bei Kalimangel hat WiLFARTH experimentell gezeigt, dass bei manchen Dikotyledonen das Blatt durch Bildung weisser isolierter Flecke abtrocknenden Ge- wehes seine Erkrankung anzeigt. Bei plötzlichem Wassermangel ver- trocknen bei vielen Dikotylen innerhalb der einzelnen Intercostal- f eider diejenigen Gewebegruppen in Form sogenannter Brandflecke zuerst, die am weitesten entfernt von den Gefässbüudeln liegen. Bei ek, Berlin. 534 P- Sorauer: Analyse der fiurcli saure Gase beschädigten Pflanzen. bewiesenen Eingriff in den Chemismus der Assimilation, und anderer- seits einer reinen Giftwirkung, d. h. Hemmung des Systems eigent- licher vitaler Vorgänge, gewisser Reizerscheinungen, Transpiration, Plasmatätigkeit, Chlorophyllbildung und Arbeit des Chlorophylls." — AViELER erklärt: „Meine eigenen Untersuchungen führen mich zu der Annahme unsichtbarer Rauchschäden. Es lässt sich sowohl für die Salzsäure, wie für die schweflige Säure der Nachweis führen, dass durch diese Säuren in Konzentrationen, welche die Zelle nicht töten, die assimilatorische Tätigkeit der Chloroplasten in den Blatt- zellen herabgedrückt wird, so dass derartige Pflanzen o-eo-enüber Exemplaren unter normalen Verhältnissen weniger, zuweilen erheblich weniger organisches Material erzeugen, wodurch auf die Dauer auch die Holzbildung hinter der normalen zurückbleiben muss." — Betreffs der „unsichtbaren Rauchschäden" habe ich in einer früheren Arbeit^) bereits auf das Verhalten des Chlorophyllapparates unter dem Einfluss saurer Gase bei äusserlich gesund aussehenden Fichtennadeln hingewiesen. Bezüglich der Depression des Zuwachses werde ich in der ausführlicheren Mitteilung Beispiele dafür bringen, welche Schädigung die Getreidepflanze in ihrer Gesamtentwicklung und ihrer Körnerproduktion erleiden kann. Es ist selbstverständlich, dass das hier beobachtete schnellere Ausleben des Blattes in einer saure Gase enthaltenden Atmosphäre, entsprechend der abgekürzten Arbeitszeit, eine geringere Produktion an Trockensubstanz zur Folge liat. Dieses schnellere Ausleben dokumentiert sich im vorzeitisren Eintritt der Herbstfärbung, die hier bei dem Getreide anatomisch verfolgt worden und die WiELER in seinen neuesten Publikationen bei der Buche hervorhebt. Der hier vorliegende erste Versuch einer vergleichenden ana- tomischen Analyse rauchbeschädigter Pflanzen zeigt uns. dass diese bei Untersuchungen von Rauchschäden denselben Weg gehen muss, wie die chemische Analyse, nämlich den der Feststellung quantita- tiver Unterschiede in der Ausbildung der einzelnen Schädigungs- formen gegenüber einem gleichen Pflanzenmaterial aus der nächst- liegenden rauchfreien Umgebung. Die Resultate werden dieselbe Sicherheit wie die chemischen Untersuchungen liefern, wenn der Be- obachter sich in die Materie eingearbeitet hat. Dieses Auseinander- halten der durch verschiedenartige Einflüsse einschliesslich der Para- siten hervorgerufenen Beschädigungsformen von spezifischen Rauch- 1) Sorauer, Über die Rotfärbung der Spaltöffnungen bei Picea. Notizblatt des Königl. botan. Gartens zu Berlin, 1S9S, Nr. KJ. — Ramaxn und SORAüEK, Sogenannte unsichtbare Rauchschäden. Bot. Centralbl. 189'.). N. Gaidukov: Über den braunen Algenfarbstoff. 535 schaden erfordert ein eingehenderes Vorstudium. Die Sicherheit wächst mit der Menge verschiedenartigen Materials, das einem Gut- achter durch die Hände geht. Deshalb erscheint es geboten, staat- licherseits besondere „Kommissionen für Rauchschäden" zu bilden, in denen ausser Chemikern und Pathologen auch Techniker und Landwirte vertreten sind. 72. N. Gaidukov: Über den braunen Algenfarbstoff. (Phycophaein und Phycoxauthin.) Einffosangon am '2?>. Dezember 19. Alle Wasserauszüge aus den Algen habe ich folgenderweise her- o'estellt: Die zerschnittenen und sehr sorgfältig in destilliertem Wasser gewaschenen frischen Algen wurden bei gewöhnlicher Temperatur in Flaschen mit thymolisiertem^), destillierten Wasser gelegt. Die Flaschen wurden hermetisch verschlossen und in einen dunklen Raum gestellt. Der braune Farbstoff von Fucns sei^ratfis, Laminaria saccha- rinu., Ascophi///um nochsum usw., „Phycophaein""'), ist in kaltem Wasser nur sehr schwer löslich. Erst nach etwa zwei Wochen wurde das AVasser schön rötlichbrann gefärbt. Die Lösung habe ich filtriert und spektroskopisch untersucht. Das Spektrum der genannten Lösung besass nicht nur die Endabsorption des blauen lindes, sondern auch, wie Ad. Hansen'') das ganz richtig bemerkt hat, ein Absorptions- band zwischen den Linien h und F. Nach Ausdampfung dieser Lösung im Exikkator bekommt man eine rötlichbraune, amorphe Masse. Ln Spektrum dej Teilchen dieser Masse ist auch neben der Absorption des blauen Endes das Band zwischen den Linien b und F ganz gut zu sehen. Dieses Band wurde von mir mit Hilfe des ENGELMANN- schen Mikrospektralphotometers auch quantitativ*) nachgewiesen, wie folgende Tabelle zeigt: 1) Vergl. Nadson, Scripta botanica horti Univers. Petropolit. IV, 1^92, p. 12. 2) Siehe Millardet, Corapt. rend. 68, 1869, p. 462. 3) Arbeiten des Botan. Instituts Würzburg, 3, Nr. 11, IS-SÖ. 4) Vergleiche die Methode der Untersuchung: Gaidukov, Über den Einfluss farbigen Lichts auf die Färbung der lebenden Oscillarien. Abhandl. der Akad. der Wiss. Berlin, I, 1902, S. lU. 536 N. Gaidukov: Das Teilchen der harten, Das Teilchen der harten, braunen Substanz aus braunen Substanz aus Fucus serratus Porphyra / = 1 = 1 = 720— G70 (i5,8 (i(i,8 (170— 650 52,0 I (;5O-G30 45,0 J. 50,(5 (;.".0-(J10 40,5 ( ' (ilO-590 n9,5 ;}5,9 590-570 35,2 ;51,4 570-540 27,5 540—530 26,0 530-520 23,9 ) 20,6 520-510 14,6 510-5(X) 12,6 ' 15 0 •••W'-490 11,2 ,,;5 490-480 11,7 15J 480-470 12,8 Kj'o 470—460 11,3 l->,]o 460-450 7,1 8*6 450-440 6,0 440-420 5,0 •),( Die Ursache, warum die früheren Forscher'), ausser Ad. HanSEN, dieses Band nicht beobachtet haben, kann man vielleicht dadurch er- klären, dass dieses Band mit der starken Endabsorption schnell zu- sammenfliesst. Auf die Tatsache, dass die aus den Algen isolierten Farbstoffe nicht immer mit den in den Chromatophoreu befindlichen identisch sind, weist folgendes: Dictiiota dichotoma, welche nach AD. HANSEN") den roten Florideenfarbstoff enthält, gehört zu den wenigen Algen, die im lebenden Znstande fluoreszieren. Auf die grüne Fluoreszenz dieser Alge hat mich Herr Dr. P. KUCKUCK in Helgoland auf- merksam gemacht. Das Spektrum der genannten Alge unterscheidet sich von den Spektra anderer brauner Algen dadurch, dass es ausser der Endabsorption und dem Absorptionsband zwischen b und F auch ein Absorptionsband bei l 545 besitzt. Der Wasserauszug dieser Alge ist braun mit grüner Fluoreszenz. Diese Tatsache bestätigt also die frühere Beobachtung von ROSANOFF'*), welcher sagt: „P]s scheint, dass die Wasserauszüge aus braunen Algen die grüne Fluores- zenz besitzen.'' Doch bald nach dem Filtrieren verschwindet diese Fluoreszenz, und der Farbstoff", den man spektroskopisch untersuchen kann, ist braun und besitzt nur die Endabsorption und das Band 1) Vergl. z. B. Schutt, diese Berichte, V, 1887, S. 270. 2) Mitth. der Zoolog. Station Neapel, 1893, S. 299. ;:>) Morphologische und physiologische Untersuchungen usw. (russisch). St. Peters- burg 1867, S. 30, über den braunen Algenfarbstoflf. 537 zwischen den Linien b und F und ist dem obengenannten Farbstoffe gleich. Die meisten Forscher^) haben gefunden, dass der Alkoholauszug der braimen und der blaugrünen Algen von dem Alkoholauszug der grünen Pflanzen abweicht und einen besonderen Farbstoff, Phyco- xanthin, enthält. SORBY") meint sogar, dass der i^/) Vergl. Kohl, Untersuchungen über Carotin. 1!K)2, S. 147. 4) Gattungen einzelliger Algen. 1841), S. 5. R. Sade«eck: Einige kritische Bemerkungen über Exoascaceen. I. 53i> Nach der Ausdampfung der Auszüge der Algen bekommt man so viele farblose, teils kristallisierte Substanzen, dass die reinen Farbstoffe aus ersteren zu isolieren sehr erschwert ist. In den rosa gefärbten Alkoholniederschlägen der roten, gelb fluoreszierenden Aus- züge des Ceram.ium rubrum befinden sich sehr viele farblose, drusen- ähnliche Kristalle. Die gleichen Niederschläge der Ponphifra ent- halten nur sehr wenige dieser Kristalle. Bei der Kristallisation der Wasserlösungen des roten Phycochroms (Phycoerythrins) — nach der Methode von MOLISCH^) — habe ich ausser den roten Kristalloiden auch ebenso gestaltete farblose erhalten, wie das früher CRAMER') bei den i?Äoc?05y06rmm-Kristallen beobachtet hat. Gleich Deckenbach **) habe ich bemerkt, dass man den braunen Farbstoff auch aus den Rhodophyceen erhalten kann. Aus Chondrvs rrispus läuft meistens nur der hellbraune Farbstoff in Wasser aus, der nach dem Trocknen einen amorphen, braunen Rückstand bildet: die Alge selbst bleibt jedoch violett. Nur einmal ist es mir ge- lungen nach sehr langer Maceration im Wasser einen rosavioletten Farbstoff zu erhalten. Nach der Kristallisation des Porphyrafarb- stoffes habe ich, ausser den Kristalloiden, auch einige amorphe Teil- chen einer gelbbraunen Substanz bekommen. Das Spektrum dieser Teilchen w^ar denen des brauneu Phycochroms von Fucus gleich (siehe Tabelle oben). 73. R. Sadebeck: Einige icritische Bemerl) Vierteljahrschr. der Naturf. Gesellsch. in Zürich, 186^3, S. 350. 3) Arbeiten der Petersburger Naturf. Gesellsch. 23, 1893, S. 7. — Scripta bo- tauica -20, 1903, p. 119. 040 R. S ADEBECK: flem Verfasser Schwieriokeiten machen musste, da die Gattuno- Magniisiella, welche hierbei hätte in Frage kommen können, ein Hymenium überhaupt niclit entwickelt. JOHANSON^) hatte bereits beobachtet, dass das Hymenium , 18!);;. Kiuigo krilisclie Bemerkungen iibrr Exoascaceen I. 541 l)reite und niedrige Askeii, war mehr oder weniger zyliudriscli und durch eine Stielzelle charakterisiert, welche sich nach der Basis zu verbreitert, während die Stielzelle der Keulenforni nach der Basis zu sich verjüngt. Genau dieselbe breitere und zylindrische Ascusforni ffind ich auch bei Eävasc/is vninor auf Prunus Chamaeverasus (Kritische Untersuchungen, 1890). Zwischen diesen beiden Ascusfornien findet man auch Uberü,auosformen. aber eigentümlicherweise auf den Hexen- besen von Prunus avium in Nordamerika nur diese Mittelformen, während die ausgezeichnet schlanke Keulenform nach den Abbildungen ATKINSON's*), der sonst die verschiedenen Ascusfornien jeder Species eingehend erörtert, in Nordamerika zu fehlen scheint. Die breitere und zylindrische Form der Asken des ExoascuH ('erasi finden wir auch bei Taphria hullata (a. a. 0. 1890, Taf. IV, Fig. 4), deren Asken jedoch etwas grösser sind als diejenigen des Kvoascus minor, Crataegi usw. Die Form dünner Keulen wurde da- gegen an den Asken des Kcnascus Rostrupianus Sad., E. rommxnis Sad., E. longipes Atkins., E, rhizipes Atkins. usw. beobachtet. Dass man bei anderen Infektionen der Rosaceen dagegen recht lieträchtliche Abweichungen von den beiden genannten Formen der Asken beobachtet, will ich hier nur kurz erwähnen. Die normal entwickelten Asken von Exoascus (■onfiis/is Atkins. z. B. sind schmale, meist an beiden Enden gerade abgeschnittene Zylinder, während die Asken veii Exoascus eecidomophil/is umgekehrte, kurze, dicke Keulen darstellen. Andererseits findet man Ascusformen, welche wir in den Exoascus- liifektionen der Rosaceen wiederholt angetroffen haben, auch in Exüascus-lwlokiiowen der Farne wieder. Die oben mehrfach genannte zylindrische Ascusforni von Exoascus minor usw. beobachtet man — abgesehen von einer ganz geringen Grössenverschiedenheit — bei den Asken des Exoascus ('ornu cervi Giesenhagen. Auch die Al)- l)ildungen GlESENHAGEN's selbst lassen hierüber keinen Zweifel, man vergleiche z. B. GIESENHACTE^^'s Figuren 24 und 50 (Flora 1895, Er- gänzungsband, S. 330 und 349). Die Askeii des Exoascus Vestergreenii , welche an den Enden meist gerade abgeschnitten sind, stimmen mit den Zylindern des Exoascus confusus überein. Die Ascusformen von Exoascus fuscus und Taphria Laurencia erinnern an die schlanken Keulen von Exoascus Cerasi. (Exoascus filicinus habe ich noch nicht untersuchen können). Eine sehr abweichende Form der Asken finden wir dagegen bei Exoascus lufescens. Diese auf Nephrodium Thehjpteris Sw. lebende Species wurde von mir früher (a. a. 0. 1893) in die Gattung Magnu- 1) Geo. f. ATK1N80N, Leaf cur) aud plum [jockets. Agricultnval Experiment Station. Botan. Divis. Bull. 73, Tthaka, N. V. 1894. Ber, der deutschen bot. Gesellscli. XXI. ;}g •^•4- K. Sadkbkck: siella eiEgxreiht. weil ich nach der Abbildun- von HoSTRUP') an- nahm, dass die Asken direkt aus den Enden von Mycelästen hervor- gingen. Dies ist nun, wie ich neuerdings gefunden habe, nicht der Fall; die Asken entsprossen vielmehr einem gemeinsamen suhcuticu- laren Hymenium, aus welchem in der für die Gattung E.voascus be- kannten Art und Weise die Asken sich entwickeln. Die Ascusform dieses Pilzes ist eine sehr eigenartige, was sowohl in der Grösse, als in der Gestalt der Asken ihren Ausdruck findet. Die Gestalt der- selben wird durch mächtige Keulen charakterisiert, welche von dünner Basis nach dem oberen Ende zu allmählich anschwellen und meistens an dem letzteren gerade abgeschnitten sind. In dem reifen Ascus findet mau zahlreiche bakterienähnliche Konidien. Eine Stielzelle wird nicht abgetrennt. Die Länge der Asken beträgt 65—75 f^i an ihrer breitesten Stelle, d. h. in der Nähe des oberen Endes, sind sie 10 f,i breit. Die Asken des Exoasrus Com,, rerd z. B werden (inkl Stielzelle) nur 22-29 /. hoch. Diese kleinen zylindrischen Asken, sowie die schlanken Zylinder des Exoascs Vesfergreenii und die andern oben genannten, nur kleinen Asken von Farninfektionen können nicht demselben Typus der Ascusformen angehören, aus welchem die mächtigen Keulen des Rcoascm lutescem hervorgegangen sind. Viel eher könnte man annehmen, dass die Asken xon^ £oalyus nnnor, Crataegi usw. demselben Ascustypus angehören, wie diejenigen des Exoasrus Cornu rervi, da die Übereinstimmung dieser Ascusforinen in der Tat eine höchst auffällige ist. Während wir also gesehen haben, dass in den einzelnen In- fektionen der Farne sehr verschiedene Ascusformen auf- treten, und dieselbe Erscheinung auch in Infektionen der Rosaceen beobachteten, finden wir auf Farnen, also einer von den Rosaceen verwandtschaftlich weit entfernten Pflanzengruppe, zum Teil dieselben Ascusformen, welche in den E.voascus- Infektionen der Rosaceen wiederholt auftreten. Mit dieser Tatsache lässt sich unmöglich die Auffassung GlESENHAGEN's^) ver- einigen, nach welcher aus der Form der Asken ein gesonderter Pruni- Typus für die Exoasceen der Rosaceen und ein gesonderter Füicinu- Typus für die Exoasceen der Farne sich herleiten lässt. Auch die eirunde Gestalt der Sporen, auf Farnen nach GlESEN- HAGEN in allen ^-.wasa^^- Infektionen, kann man wohl kaum als Merkmal eines besonderen Filicina-^i^xxxm^^ verwerten, da auch die Sporen anderer Exoasceen, z. B. diejenigen des E.voa8vm Rosfrupianus, deutlich eirund sind. iv\ 1QO- > ° ""■ r-^äsitischen Exoasceon (^loralSDo, Eigänz.-ßand^ und Tanhriiw. Esnnxrux ni.rl M„.,n„o;^iia (Bot. Zeit. 1901) Einige kritische Bemerkuugeu über Exüascaceeii. I ö43 Auf Populus- Arten hat man drei Exoasceen beobachtet {Ed-oasais rhizophorus Johans. , Ea-. Johanmnii Sadeb.. Taphria aureu Fries), welche sämtlich durch die gelben Inhaltsmassen ausgezeichnet sind, aber wir wissen nicht, ob diese Färbung eine dem Para- siten inhaerente ist, oder ob sie durch gewisse Eigenschaften (U^s Wirtes hervorgerufen wird, da der Pilz noch nicht ausserhalb den, auf welche im vorhergehenden ganz, ins- besondere Bezug genommen wurde, nur kurz hervorheben. Exoascus. Das Mycel zerfällt oidien artig. Die Oidien bilden ein Hymenium und werden entweder direkt oder nach weiteren Teilungen zu askogenen Zellen. Das Mycel perenniert. (In einigen Fällen geht dem oidienartigen Zerfall eine Anschwellung des ge- gesamten Mycels voraus.) Taphria {Taphrina). Das Mycel zerfällt nicht oidienartig. An den Enden und an den seitlichen Verzweigungen des Mycels findet erst infolge stofi'licher Differenzierungen die Bildung einer fertilen Hyplie statt. (In einigen Fällen, z. B. bei Taphria Uhni und aurea, linden in der fertilen Hyphe nochmals stoffliche Differenzierungen statt, deren Endprodukt erst die Bildung der askogenen Zellen ist. In anderen Fällen gehen aus der fertilen Hyphe die askogenen Zellen entweder ganz direkt oder nach einigen Teilungen hervor.) Von diesen beiden verschiedenen Entwickeluugsgängen, durch welche die Gattungen E.voascus und Taphria bestimmt werden, kann man sich übrigens auch an den aufeinander folgenden Entwickelungs- stadien, welche der Pilz in der Nährpflanze nimmt, leicht überzeugen. Ich verweise namentlich auf die Abbildungen, welche ich auf Taf. Hl, Fig. 1 — (S (a. a. 0., 181l2/9'^) gegeben habe. Denken wir uns nun diejenigen beiden Exoasceenspecies, deren Hyphe subepidermal verläuft (man vergleiche oben), ausserhalb der Wirtspflanze in Kultur, so würde ihr Mycel offenbar oidienartig zerfallen und ihr Entwicke- lungsgang sich in keiner Weise von dem eines echten äwöäcms unter- scheiden. Für die Morphologie des Pilzes ist es also belanglos, ol» die Ausbildung der Hyphe subcuticular oder »subepidermal erfolgt. Daher unterliegt es keinem Zweifel, dass diese beiden Arten nun- mehr als Exoascus vhaeticus und E.roascus Potentillae zu bezeichnen sind. Bei aller AVürdigung der gediegenen Arbeiten GlESENHAGEN's muss ich doch auch in dieser mehr vorläufigen Mitteilung hervor- heben, dass bei Erwägungen über die Morphologie der parasitischen Kxoasceen auch diejenigen Formen dieser Pilzgrugpe zu berücksich- tigen sind, welche nicht parasitisch leben. Von diesen ist namentlich 546 ^- Sadebeck; Einige kriMsche ßemerkung;en über Exoascaceeii. I. Endomyces durch die Untersuchungen von BREFELD') und LUDWIGf*) auf das Genaueste bekannt geworden. Ich verweise daher auf die Mitteihingen derselben über die Oidien-. Chlamydosporen- und Asken- bildungen von Endomyces. Wenn man die Ascusanlagen von Endo- myces mit denjenigen von Taphriu Sudebeckn vergleicht, so findet man, dass dieselben in beiden Fällen im wesentlichen übereinstimmend an Seitenästen oder Enden der Mycelfäden erfolgen. Man vergleiche bei BREFELD (fX. Heft, Taf. I und a. a. 0. (1893), woselbst z. B. nament- lich Taf. III, Fig. 8 und 4 (Taphria Sadebeckii) eine unverkennbare .Vhnlichkeit mit Brefeld's Figuren 22 und 23 dartun. Endomyces bildet allerdings kein zusammenhängendes Hymenium aus, aber die genannte Fig. 4 (Taf. III) zeigt, dass auch bei Taphria Sade- beckii die Bildung eines Hymeniums nur eine sekundäre Erscheinung ist, welche nicht in der Natur des Pilzes be- gründet, sondern auf den subcuticularen Verlauf des Mycels in der Nährpflanze zurückzuführen ist. Daselbst kann das zarte Mycel, welches nicht imstande ist, eine Zellwand der Nähr- pHanze zu durchbohren, seine Verzweigungen nicht nach allen Rich- tungen des Raumes hin entsenden, sondern ist für seine Ausbreitung nur auf zwei Richtungen des Raumes beschränkt. Die Mycel- verzweigungen verlaufen daher unter der Cuticula dichter neben- einander und bilden die Mycelform, welche man als Hymenium (Stratum tenuissimum) zu bezeichnen pflegt. Aus gleichem Gründe findet auch bei Euoascus die Bildung eines Hymeniums statt. Während die Oidien des Endomyces in der Kultur bis jetzt zu keiner höheren Entwickeluugsform geführt werden konnten, sehen wir bei E7 Auswärtige ä 15^ . . . . 5055,00 „ 25 Ausserordentliche ä \i)M . 250,00 „ Mehrzahlungen 27,6G „ 430 Mitglieder zahlten Für Rechnung 190off. vorauf gezahlte Beiträge im Übertrage II. Interessen -Konto. Zinsen aus dem Depot und dem Couto-Corrent der Darlehnskasse III. (Jewinn- Konto. Gebr. Borntr^ger zahlen 25 pCt. des Rein- gewinnes an Band XIX IV. Berichte - Konto. Band XX, Jahrgang 1902: G24 + (324) + 2 = 950 Seiten Text; 28 Tafeln, davon 1 doppelt = 29, abzüglich 2 vom Autor gelieferte = 27 Tafeln; 437,9 gern Holz- schnitte. Die Gesellschaft entnahm 440 Exemplare (430 für Mitglieder, 9 für Ehren- niitgheder, 1 für den Schriftführer) und zahlte dafür nach Massgabe des Vertrages Ersatz für Farbentafel V Kosten des Bandes XX V. Kosten -Konto. Porto f. Korrespond., Diplome, Korrekt, 155,1 G JC Porto für Versendung der Hefte . . G50,55 ., Spesen und Provisionen 17,80 „ Formulare . • 11G,(J0 ,, Honorare usw 71(>,10 ,, Institutsdiener 1(),(-K) ., 6G92 787 GG 50 7 480 16 7 480 16 7 480 16 533 40 237 00 6 348 35 36 6.312 00 35 6 348 35 6 348 1660 21 (8) Rechnungsablage des Jahres 1902. Soll Haben Jl Pf. Jt Pf. VI. Kapital -Konto. Am I.Januar 1902 Vermögen im Vortrage: Fester Bestand 5000,00 JZ Flüssiges Vermögen . . . 4089,63 „ 6 312 1660 8 580 35 21 13 9 089 6 692 533 237 63 I. Beiträge-Konto II Interessen-Konto 66 40 III. Gewinn-Konto 00 IV. Berichte-Konto V. Kosten-Konto Am 31. Dezember 1902 Vermögen im Übertrage: Fester Bestand bOOOß) JC Flüssiges Vermögen . . . 3580,13 „ 16 552 69 16 552 69 Voranschlag für 1903. (Durchschnitt nach den letzten drei Jahren.) Vortrag des Vermögens am 1. Januar .... Beiträge 5 894 1 655 8 43:5 00 (X» 13 8 580 6 625 523 254 13 00 Zinsen Gewinn-Konto 00 00 Berichte-Konto Kosten-Konto Vermögen am 'M, Dezember 1903 . ... 15 982 i:'. 15 982 13 Die laufenden Einnahmen des Jahres 1902 betrugen 7463,06 JC, die laufenden Ausgaben 7972,56 tM; mithin sind 509,80 JC mehr ausgegeben als eingenommen. Werden nur die Beiträge in Be- tracht gezogen, dann betragen die Einnahmen 6692,66 JC, und es sind 1279,90 JC mehr ausgegeben als an Beiträgen eingenommen. Bei 430 zahlenden Mitgliedern kommt auf jedes Mitglied 15,55 JC Beitrag und 18,54 ^ Ausgabe. Berlin, Mai 1903. Otto Müller. Nachrufe. L J. Celakovsky. Von B. NEMEC. Am 24. November 1902 starb in Prag nach einer langen, schweren Krankheit der berühmte Phytograph und Morphologe Professor Dr. L. J. Celakovsky. Sein Name gehört jedoch unserer Wissen- schaft für alle Zeiten, denn er knüpft sich an eine grosse, aus- dauernde und gedankenreiche Arbeit, deren Richtung zwar bei der Mehrzahl der lebenden Botaniker nicht befolgt wird, die gewisser- massen für sich schon abgeschlossen ist, welche jedoch als eine Übergangsstufe von der idealistischen zu der kausalen Morphologie, sowie zu der modernen Systematik und Pflanzengeographie, für den Fortschritt der Botanik nicht zu verkennende Verdienste sich er- worben hat. Celakovsky wurde im Jahre 1834 in Prag geboren. Sein Vater war der in seiner Heimat hochgefeierte Dichter und Slavist F. L. Celakovsky, welcher dem jungen Knaben selbst den ersten Unterricht erteilte. Er wurde im Jahre 1842 als Professor der sla- vischen Sprachen und Literatur an die Universität Breslau berufen und nahm seinen Sohn mit, der in Breslau auch vier Klassen des Katholi suchen Gymnasiums absolvierte. Schon hier gewann der junge Celakovsky Vorliebe für die Botanik, was er besonders den inter- essanten Vorträgen des Gymnasiallehrers DiTTRICH verdankte. Er unternahm mit seinem Vater zahlreiche floristische Ausflüge in die Umgebung von Breslau und legte ein Herbarium an. Im Jahre 1849 übersiedelte er mit seinem Vater nach Prag, wohin dieser als Pro- fessor der Slavistik an die Universität berufen wurde, CELAKOVSKY's Vater starb jedoch schon im Jahre 1852 und seine Kinder wurden dadurch in eine schwere Lage versetzt. Des jungen CELAKOVSKY nahm sich da der berühmte Physiologe Prof. J. PURKYNJE an, in dessen Hause wir zu dieser Zeit auch JULIUS SACHS treffen. (10) B. NeMEC: CELAKOVSKY studierte nach Absolvieren des Gymnasiums an der philosophischen Fakultät der Prager Universität, wobei er sich am meisten mit Botanik beschäftigte. Er hatte bei PURKYNJE Gelegen- heit, mit mikroskopischen Studien sich zu befassen, sonst war er ein Autodidakt. Denn der damalige Professor der Botanik an der Uni- versität in Prag, KOSTELETZKY, vermochte es nicht, zu wissenschaft- lichem Denken und Arbeiten anzuregen. CELAKOVSKY begann schon da eifrig die Floristik zu betreiben, wofür ihm die Umgebung von Prag mit ihren reichen Pflanzenschätzen Gelegenheit genug gab. Nebenbei beschäftigte er sich auch mit der schönen Literatur und übersetzte mehrere Tragödien von SHAKESPEARE ins Böhmische. Im Jahre 1858 ging er als Supplent an das Obergymnasium in Komotau, wo er seinen späteren Schwiegervater, den Arzt Dr. K. KnaF, der auch als Florist einen guten Namen hatte, kennen lernte. Auch iu der Umgebung von Komotau botanisierte er, besonders im Erzgebirge. Im Jahre 1859 kehrte er nach Prag zurück und wurde Erzieher in Königssaal; nachdem jedoch 1860 am Prager Laudesmuseum die Stelle eines Kustos erledigt wurde, nahm er gern diese Stelle an und übersiedelte dauernd nach Prag. Das Museum in Prag enthielt reichhaltige Pflanzensammlungen. CELAKOVSKY machte es sich nun zur Aufgabe, dieselben wissenschaft- lich und kritisch zu bearbeiten, legte ein besonderes Herbarium bo- hemicum an und entschloss sich, die Flora von Böhmen zu bearbeiten. Er unternahm zahlreiche Exkursionen und verstand es, in seinen Händen die Sammluugstätigkeit von zahlreichen Sammlern zu kon- zentrieren. Als Resultate der vorläufigen Arbeiten sind von ihm mehrere kürzere Aufsätze im „Lotos" und in der „Osterr. botan. Zeitschrift" erschienen. Zu gleicher Zeit schrieb er für die von PUEKY'NJE redigierte Zeitschrift „/^iva" einige Aufsätze, in welchen er schon auch als Morphologe auftritt. Ln Jahre 1863 wurde er zum Doktor der Philosophie promoviert, 1866 habilitierte er sich für Botanik an der technischen Hochschule zu Prag; in demselben Jahre erhielt er die an diesem Institut neu errichtete honorierte Dozentur der Botanik. 1871 wurde er zum ausserordentlichen, 1880 zum ordentlichen Professor der Botanik au der Universität ernannt; bei ihrer Teilung im Jahre 1882 ging er an die böhmische über und erhielt endlich ein bescheidenes, karg do- tiertes botanisches Institut. Ein botanischer Garten wurde nicht er- richtet. CELAKOVSKY war es jedoch erlaubt, das Demonstrations- material aus dem botanischen Garten in Smichow, dessen Leitung dem Professor der Botanik an der deutschen Universität belassen wurde, sich zu holen. Erst im Jahre 1899 erhielt er einen eigenen neuen botanischen Garten, in dem auch ein botanisches Institut er- baut wurde. Unterdessen haben jedoch seine physischen Kräfte uutcr L. J. Celakovskv. (10 dem Einfluss verschiedener, meist schwerer Krankheiten viel gelitten, immer schmerzlicher wurde sein Leiden, dem er auch am 24. No- vember 1902 unterlag. Bewunderungswürdig war der Heroismus, mit welchem er alle diese Leiden trug. Unermüdlich arbeitete er wissenschaftlich fast bis zu den letzten Stunden seines Lebens. Allerdings war seine wissenschaftliche Tätigkeit infolge einer beträchtlichen Augenschwäche (er hatte zwei Staaroperationen zu überstehen) beschränkt, er musste die floristische Tätigkeit schon seit 1893 aufgeben, und auch morpho- logische Beobachtungen wurden ihm immer schwieriger. Er musste sich daher meist auf theoretische Arbeiten beschränken. CELAKOVSKY's wissenschaftliche Tätigkeit bezieht sich haupt- sächlich auf Floristik und Morphologie, wir verdanken ihm jedoch auch Arbeiten, die sich auf die Geschichte der Botanik oder auf die Methodologie der botanischen Morphologie beziehen. Als Hauptergebnis seiner phytographischen und fioristischen Studien ist der „Prodromus der Flora von Böhmen" (4 Teile, 1867 bis 1881) zu betrachten, ein kritisches und inhaltsreiches Werk, dessen Wert nicht nur in einer umsichtigen Zusammenstellung der fioristischen Tatsachen liegt, sondern auch in der präzisen und loo'ischen Diaonostik der Arten, sowie in ihrer wissenschaftlichen Gruppierung. Einige Arbeiten CELAKOVSKY's beziehen sich auf orien- talische und südeuropäische Pflanzen. Auch nach Vollendung des „Prodromus" widmete CELAKOVSKY der botanischen Durchforschung von Böhmen seine volle Aufmerksamkeit und gab jährlich Nach- träge zu diesem Werke aus. Er war auch in der Kommission für die Flora von Deutschland bei der Deutschen Botanischen Gesell- schaft jahrelang tätig. Alle diese systematischen Arbeiten lassen in ihrem Verfasser einen Morphologen erkennen. Wo sich ihm nur Gelegenheit bietet, kommt er auf morphologische Fragen zu sprechen, wogegen ökologischen und pflanzengeographischen Fragen sehr wenig Beachtung zu teil wird. In dieser Beziehung harrt noch die Flora von Böhmen ihres künftigen Mannes. Er wird jedoch an dem von CELAKOVSKY zusammengetragenen Material mit voller Zuversicht bauen können. Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Tätigkeit von CELA- KOVSKY liegt jedoch in der Morphologie. CELAKOVSKY beherrschte ein kolossales Tatsachenmaterial, er verstand es, mit grossem Takt aus der Fülle der Einzelheiten das Wesentliche herauszugreifen und zu einem einheitlichen Bilde zu verflechten. Vorher hat er jedoch die methodologischen Prinzipien der Morphologie klar zu legen ver- sucht, um die wichtigsten Wege und Ziele dieser Wissenschaft fest- zustellen. Er begnügte sich nicht mit einer blossen Beschreibung irgendwelcher Pflanzenorgane, er versuchte es immer auch dieselben /12) B- Nemec: zu deuten. Diese Deutung war lediglich phylogenetisch. Die Des- cendenztheorie bildete ihm die reale Basis der vergleichenden Mor- phologie. Obzwar sich in seinen Äusserungen hier und da Anklänge an die idealistische Betrachtungsweise der älteren Morphologen finden, trat immer doch der Gedanke einer phylogenetischen Morphologie in seinen Arbeiten in den Vordergrund. Die vergleichende Morphologie hat nach CELAKOVSKY's Auffassung drei Aufgaben zu erfüllen: Erstens die Homologien der verschiedenartigen Organe zu erforschen. Er hält sich da streng an die sogenannten architypischen Homologien. Zweitens soll die vergleichende Morphologie den phylogenetischen Gang der Entwicklung und Differenzierung des Pflanzenkörpers fest- stellen. CELAKOVSKY war überzeugt, dass dies auf Grund eines grossen Tatsachenmaterials und mit Benutzung aller in Betracht kommenden Methoden möglich ist. Drittens sollen auf Grund der Tatsachen der phylogenetischen Entwicklung des Pflanzenreichs die allgemeinen Gesetze dieser Entwicklung abgeleitet werden. CELA- KOVSKY war in dieser Beziehung der Ansicht, dass der phylogenetische Entwicklungsgang der Pflanzen nicht so rein Sache des Zufalls sein kann, wie das die Anhänger des Darwinismus usw. behaupten, er stand viel näher den Anschauungen von NÄGELI. Um nun das ihr gestellte Ziel zu erreichen, hat die Morphologie mehrere Wege zur Disposition. CELAKOVSKY beschränkte sich nicht auf einen einzigen, er hielt es für wichtig, alle Methoden, die der Wissenschaft zu Gebote stehen, gleich objektiv zu benützen. Na- türlich kommt einmal dieser, das andere mal einer anderen Methode eine grössere Bedeutung zu, das hängt ja von der Natur der zu lösenden Frage ab. Den ersten Weg giebt der vergleichenden Morphologie ein womöglich auf breiter Basis vorgenommener Ver- gleich der Gliederung des Pflanzenkörpers. Den zweiten stellt die Ontogenie vor, obzwar hier zu berücksichtigen ist, dass die ontoge- netische Entwicklung der homologen Organe auch innerhalb eng begrenzter Verwandtschaftsgruppen während der phylogenetischen Entwicklung sich stark verändern und cänogenetische Charaktere an- nehmen kann Drittens dient in manchen Fragen die Teratologie als wichtiges Hilfsmittel zur Lösung morphologischer Probleme. Dabei dürfen nicht krankhafte Abnormitäten, sondern nur die An- amorphosen, welche entweder atavistische oder progressive Ver- änderungen einzelner Pflanzenteile vorstellen, in Betracht gezogen werden. CELAKOVSKY war der Ansicht, dass auch teratologische Fälle gewissen Gesetzen gehorchen, dass sie nichts absolut zufälliges vorstellen, und da sie in allen Fällen mit den theoretischen, auf Grund des Vergleiches eventuell auch der Ontogenie abgeleiteten Resultaten übereinstimmen, schrieb er ihnen eine grosse Bedeutung für die Morphologie zu. Er beklagte es sehr, dass von zahlreichen anderen L. J. Celakovsky. (13) Morpliologeu die Teratologie so unterschätzt wird. Schliesslich be- rücksichtigte er auch die anatomischen Verhältnisse bei der Fest- stellung der Homologien, obzwar er immer Gewicht darauf legte, dass anatomischen Verhältnissen an sich keine entscheidende Rolle in der vergleichenden Morphologie zukommt. Den Tatsachen der Phytopaläontologie widmete er ziemlich wenig Beachtung. Da nun die morphologischen Deutungen zuweilen ein hypothe- tisches Gepräge tragen, noch mehr jedoch die Äusserungen über den ■phylogenetischen Gang der Differenzierung des Pflanzenkörpers und seiner Gieder, so kann es uns nicht wundern, wenn CELAKOVSKY zuweilen bei tieferer Einsicht und auf Grund neuer Tatsachen seine ursprüngliche Auffassung veränderte. Er hat diese Änderung immer bekannt und begründet, was sicher hoch zu schätzen ist. Sonst war er in der Verteidigung seiner Auffassungen immer eifrig und streng logisch, konsequent, und ergriff, wenn er es für wünschenswert ansah,^ mehrmals die Feder, um seiner wissenschaftlichen Überzeugung- Geltung zu verschaffen. Die Reihe der morphologischen Fragen, mit welchen sich CELAKOVSKY beschäftigte, ist gross. Zunächst ist hier die Frage nach dem Wesen und den Formen des Generationswechsels an- zuführen, welche CELAKOVSKY zu seinen bekannten Aufsätzen über den Generationswechsel Anlass gab. Über die morphologische Be- deutung der Eichen der Angiospermenpflanzen hat er mehrere Arbeiten veröffentlicht. Er war Anhänger der Foliolartheorie des Eichens. Mit diesen Arbeiten hingen innig seine Aufsätze über die Placenta zusammen, in denen er den Nachweis führt, dass diese niemals axiler Natur ist. Bekannt ist der Eifer, mit welchem CELAKOVSKY die morphologische Deutung der weiblichen Coniferen- blüte behandelte und der BRAUN-STENZEL'schen Auffassung Geltung zu verschaffen sich bemühte. Das Studium der Verhältnisse der Sporophylle bei den Coniferen führte ihn schliesslich zur allgemeinen Auffassung des Entwicklungsganges der Sporophylle, die ursprünglich nach seiner Meinung rein reproduktiv und radiär waren, von diesen sind die bilateralen Formen abgeleitet, wobei dem Vegetativwerden von ursprünglich reproduktiven Teilen im Laufe der phylogenetischen Entwicklung eine grosse Bedeutung zukommt. Auch die Lehre von den Sprossgliedern wurde von ihm konse- quent in der Richtung der älteren Anaphytentheorie ausgearbeitet. Eine Reihe von Arbeiten, die an der Annahme eines phytostatischen Gesetzes der zeiträumlichen Umkehrung basieren, ist der Architek- tonik der Achsen und besonders der Frage nach dem Aufbau ge- wisser Blütenstände gewidmet, andere beschäftigen sich mit der Morphologie des Blattes. Seine letzten grösseren Abhandlungen be- zogen sich auf die Phylogenie und Architektonik der Blüte. ^14) B. NemeC: Die Resultate seines Nachdenkens über die Gliederung und die phylogenetische Entwicklung des Pflanzenkörpers wollte CELAKOVSKY in einem grossen, einheitlichen Werke zusammenfassen. Es ist leider zur Vollendung dieser „phylogenetischen Morphologie" nicht ge- kommen. Das Werk sollte drei Teile umfassen, von diesen sind bloss die zwei ersten, enthaltend die Entwicklung der generativen Organe der Kryptogamen und Phanerogamen, niedergeschrieben worden. Auch einige Abhandlungen, die sich auf die Geschichte der Botanik beziehen, verfasste CELAKOVSKY. Die wichtigsten beziehen sich z. B. auf die Frage nach dem Anteil, den LiNNE an der Lehre von der Metamorphose der Pflanze hatte und auf die Frage nach den Beziehungen ZalUZANSKY's zur Erkennung der Sexualität der Pflanzen. Die Abhandlungen beruhen auf einem gründlichen Studium •der Originalabhandlungen und sind mustergiltig objektiv. Terzeichnis sämtlicher wissen schaftlicheu Arbeiten Prof. Dr. L. J. Celakovsky's.') Erklärung der Abkürzaugen von Zeltschriften-Titeln. Abh. d, kgl. b. Ges. d. Wiss. = Abhandlungen der königlich böhmischen Gesell- schaft der Wissenschaften. Ber. d. d. bot. Ges. = Berichte der deutschen botanischen Gesellschaft. Ber. d. kgl. b. Ges: d. Wiss. = Sitzungsberichte der königlich, böhmischen Gesell- schaft der Wissenschaften. Bot. Centr. = Botanisches Centralblatt. Bot. Zeitg. = Botanische Zeitung. Casop. c. Mus. = Öasopis ßeskeho Musea. (Zeitschrift des böhmischen Museums.) Böhmisch. Engler's Jahrb. = Engler's botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeo- graphie usw. Plora = Flora, später Flora oder allgemeine botanische Zeitung. Lotos = Lotos. Zeitschrift für Naturwissenschaften. Herausg. vom naturhistorischen Vereine in Prag. (Redig. von Dr. W. Weitenweber.) Österr. bot. Zeitschr. = Österreichische botanische Zeitschrift. Osveta = Osveta. Listy pro rozhled v umeni, vede a politice. Eedaktor a vyda- vatel Vaclav Vlcek. (Osveta. Monatsschrift für Kunst, Wissenschaft und Politik. Eedig. und herausgeg. von V. Vlßek.) Böhmisch. Pringsh. Jahrb. = Pringsheim's Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik. Eozpr. ö. Akad. — Rozpravy ceske Akademie (Abhandlungen der böhmischen Kaiser Franz Josefs-Akademie der Wissenschaften in Prag). V V V Ziva = Ziva. Casopis priroduicky (Zeitschrift für Naturwissenschaften). Redig. 1853—1874 von J. Purkyne u. J. KrejcI, seit 1891 von F. Mares u. B. RA.YMAN. Böhmisch. 1) Dieses Verzeichnis hat Herr Dr. L. CELAKOVSKY jun. zusammengestellt und in den Sitzb. d. kgl. böhm. Ges. d. Wiss. 1902, Nr. 60, im Anschluss an seine Biographie des verstorbenen Prof. Celakovsky veröffentlicht. L. J. Celakovsky. (15) A) Morphologische Arbeiten. 1857. Soustav}' os rostlinnych, zvläste podzemtiich. — Systeme der pflanzlichen, besonders der unterirdischen Axen. (Zeitschrift „l^iva".) Böhmisch. 1858. Reva vinnä. — Über die Weinrebe. (Zeitschrift „Ziva".) — Böhmisch. 1861. Ociin: Zivotopisne tvarozpytny nastin. — Die Herbstzeitlose: Eine biologisch morphologische Skizze. (Zeitschrift „Ziva".) Böhmisch. 1862. Tvarozpytne rozhledy po oboru botanickem. — Morphologische Rundschau über das botanische Gebiet. (Zeitschrift „Ziva".) Böhmisch. 1863. Über Thesien. Morphologie und Systematik. (Lotos.) 1864. Pflanzenmorphologische Mitteilungen. (Lotos.) 1865. Zur Morphologie der Rhizome der Carices. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 18(i7. Eine interessante Blütenabnormität der Campanula patula. (Lotos.) 1872. Noch ein Versuch zur Deutung der Euphorbieu-Blüten. (Flora.) 1874. Über die Cupula imd den Cupularfruchtknoten. (österr. bot. Zeitschrift.) 1874. Über die morphologische Bedeutung der Samenknospen. Mit 1 Tafel, (Flora.) 1874. Über die Inflorescenzen der Borragineen. (Ber. d. kgl. b. Ges. d, Wiss.) 1874. Über die verschiedenen Formen und die Bedeutung des Generationswechsels der Pflanzen. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1874. Über den Zusammenhang der verschiedenen Methoden morphologischer Forschung. Festrede, gehalten im Museum des Königreichs Böhmen am 15. Mai 1874. (Lotos.) 1875. 0 souhlasnosti method tvarozpytneho zkoumäni. Slavostni prednäska prone- senti V Museu 15. kvotna 1874. (Casopis c. Musea.) Böhmisch. Identisch mit dem Vorhergehenden. 1875. Über Placenten und Hemmungsbildungen der Carpelle. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1875. Über terminale Ausgliederungen. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1875. Über den eingeschalteten epipetalen Staubgefässkreis. (Flora.) 1875, Vergrünungsgeschichte der Eichen von Alliaria officinalis Audrz. Mit 1 Doppeltafel. (Bot. Zeitg.) 1875. Zur Diskussion über das Eichen. (Bot. Zeitg.) 1876. Vergleichende Darstellung der Placenten in den Fruchtknoten der Phanero- gamen. Mit 1 Tafel. (Abb. d. kgl. böhm. Ges. d. Wiss.) 1877. Über den dreifachen Generationswechsel der Pflanzen. (Zweite Abhandlung. (Ber. d, kgl. b. Ges. d, Wiss.) 1877, Über den morphologischen Aufbau von Vincetoxicum und Asclepias. Mit 1 Tafel, (Flora.) 1877. Vergrünungsgeschichte der Eichen von Trifolium repens L. Mit 1 Tafel. (Bot. Zeitg.) 1877. Teratologische Beiträge zur morphologischen Deutung der Staubgefässe. Mit 3 Tafeln. (Peingsh. Jahrb.) 1878. Blütendiagramme Eichler's. Eine Rezension. (Flora.) 1878, Chloranthien von Reseda lutea. Mit 1 Tafel. (Bot. Zeitg.) 1878. Über die morphologische Bedeutung der sog. Sporensprösschen der Characeen. (Flora.) 1879. Über vergrünte Eichen der Hesperis matronalis. Mit 1 Tafel. (Flora.) 1879, Zur Gymnospermie der Coniferen. (Flora,) 1879. Über vergrünte Blüten von Hesperis matronalis. (Ber, d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1880. Einige Bemerkungen zu der Erwiderung Dr. GOEBEL's in Bot. Zeitg. usw. (Flora.) 1880, Über die Blütenwickel der Borragineen, (Flora.) (16) B. Nemec: 1880, Untersuchungen über die Homologien der generativen Produkte der Frucht- blätter bei den Phanerogamen und Gefässkryptogamen. Mit 3 Tafeln, (Pringsh. Jahrb.) 1880. 0 kvetenstri rostlin brutnäkovitych. Morfologicke pojednäni. S 1 tabuli. (Archiv klubu prirodovedeckeho.) — Über den Blutenstand der Borragineen. Mit 1 Tafel. (Im „Archiv des Naturwissenschaftlichen Klubs" in Prag.) Böhmisch mit deutschem Eesumö. 1881. ISIeue Beiträge zum Verständnis der Borragineenwickel. Mit 1 Tafel. (Flora.) 1881. Kterak se pripojuje kalich brutnäkovitych k listenci svemu. — Über den An- schluss des Kelches der Borragineen an sein Vorblatt (Ber. d kgl. b. Ges. d. Wiss.) Böhmisch. 1881. Morphologische Beobachtungen. Mit 1 Tafel. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1882. Vergrünungsgeschichte der Eichen von Aquilegia als neuer Beleg zur Foliar- theorie. Mit 1 Tafel. (Bot. Cent.) 1882. Über Herrn A. W. ElCHLER's Entgegnung auf meine Kritik seiner Ansicht von der Fruchtschuppe der Abietineen. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1882. Zur Kritik der Ansichten von der Fruchtschuppe der Abietineen. Mit 1 Tafel. (Abb. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 188o. Nove doklady sympodiälniho slozeni kmene revovitych rostlin. S 1 tabuli. — Neue Belege für die sympodiale Zusammensetzung des Stammes der Ampelideen. Mit 1 Tafel. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1884. Neue Beiträge zur Foliolartheorie des Ovulums. Mit 2 Tafeln. (Abb. d. kgl. Ges. d. Wis.s.) 1884. 0 variacich vzrnstu a rozvetveni rulika {Atropa Belladonna). S 1 tabuli. — Über die Wachsthums- und Verzweigungs-Variatiouen der Atropa Bella- donna. Mit 1 Tafel. (Bericht d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) Böhmisch mit. deutschem Resume. 1884. Über ideale oder kongenitale Vorgänge der Phytomorphologie. (Flora.) 1884. Julius Wiesner, Elemente der wissenschaftlichen Botanik. Eine Kritik, (Zeitschrift „Athenaeum", redig. von T. G. Masaryk.) Böhmiscü. 1885. Über die Infloreszenz von Typha. (Flora.) 188(i. 0 morfologickem V3'znamu kupuly (öisky) u pravych Kupulifer. S. 1 tabulkou. — Über die morphologische Bedeutung der Cupula bei den echten Cupuli- feren. Mit 1 Tafel. (Bericht d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) Böhmisch mit deutschem Resume. 1887. Über die ährchenartigen Partialinflorescenzen der Rhynchosporeen. (Ber. d. d. bot. Ges.) 1889. Über die Cupula von Fogm und Castanea. Mit 1 Tafel. (PRINGSH. Jahrb.) 188i>. Über den Ährchenbau der brasilianischen Grasgattung Streptochaeta Scbrader. Mit 1 Tafel. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1889. Über die Blütenstände der Cariceen. Mit 1 Tafel. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1889. 0 fylogenetickem vj^voji rostlin jehnedokvetych. S 1 tabulkou, — Über den fylogenetischeu Entwicklungsgang der Amentaceen. Mit 1 Tafel. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) Böhmisch. 1890. Die Gymnospermen. Eine morphologisch-phylogenetische Studie. 148 Seiten. (Abh. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1890. L. Celakovsky: Die Gymnospermen. Referierender Auszug. (Engler's Jahrb.) 1891. Über die Verwandtschaft von Tijplia und Sparganiuni. Mit 1 Holzschnitt. (Österr. bot. Zeitschr.) 1892. 0 listech sitych a exkresceuönich. Teratologicke prispevky k morfologii listii. Tab. 2, (Rozpr. c. Akad.). — Über gesäumte imd excrescenztragende Blätter. Eifl teratologischer Beitrag zur Morphologie des Blattes. Mit. 2 Tafeln und deutschem Resume. (Abh. d. böhm. Akad. d. Wiss.) L. J. Celakovskv. (l'i) 1802. 0 abnorm älüich metamorfosäch kvetu tulipäuovych. Prispevek k morfologii srovnävaci. Tab. 2. (Rozpr. c. Akad.) — Über abnormale Metamorphosen der Gartentulpen. Ein Beitrag zur vergleichenden Morphologie. Mit 2 Tafeln und deutschem Resume. (Abh. d. böhm. Akad. d. Wiss.) ls;»2. Nauka u kvetenstvich na zäklade deduktivnim (srovnavacim a fylogenetickem). Tab. 4. (Rozpr. c. Akad.) — Theorie der Blütenstände auf deduktiver (vergleichend fylogenetischer) Grundlage. Mit 4 Tafeln und deutschem Resume. (Abh. d. böhm. Akad. d. Wis.s.) l.S!)2. Gedanken über eine zeitgeinässe Reform der Theorie der Blutenstände. (EXGLER's Jahrb.) lSi)o. über den Blütenstand von Morina und den Hüllkelch der Dipsaceen. Mit 1 Tafel. (ExuLER's Jahrb.) ISDo. Morphologische und biologische Mitteilungen. Mit 1 Tafel. 1. Narbenlappen von Iris. 2. Blutenstände der Querem ilicifolia Wangenh. und Eichel- cupula. ."!. Nabel der Fruchtschuppenapophyse von Pinus. 4. Fruchtknoten von Pachysandra procumbens Mich. 5. Zweilippige Strahlblüten bei An- themis austriaca Jacq. (Österr. bot. Zeitschr.) 181)3. 0 kladodiich Asparagei (rodü üanae., Sentele, Ruscus a Asparagus). Srovnävaci morfol. Studie. Tab, 4. (Rozpr. c. Akad.) — Über die Cladodien der Asparageen (der Gattungen Danae, Semele, Ruscus und Asparayus). Eine vergleichende morphologische Studie. Mit 4 Tafeln und deutschem Resume. (Abh. d. böhm. Akad. d. Wiss.) 185)3. 0 nekterych zrüdnostech na habru a smrku se objevujicich. Tab. 2. (Rozpr. c. Akad.) — Über einige Abnormitäten der Hainbuche und der Fichte. Mit 2 Tafeln und deutschem Resume. (Abh. d. böhm. Akad. d. Wiss.) 18iJ4. Über üoppelblätter bei Lonicera Periciyuienu/n und deren Bedeutung. Mit 0 Tafeln. (Pringsh. Jahrb.; 1S!J4. Das Reduktionsgesetz der Blüten, das Dedoublement und die Obdiplostemonie. .Mit 5 Tafeln. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 18%. Über die ramosen Spargauieu Böhmens. Mit 1 Tafel. (Österr. bot. Zeitschr.) Darin Doppelzweige und Doppelblätter. 18*J(j. Über den phylogenetischen Entwickelungsgang der Blüte und über den Ur- spnmg der Blumenkrone. I. (Ber. d, kgl. b. Ges. d. Wiss.) l8t)G. Nejnovejsi badäni a näzory o embryu trav. S 1» obrazci v textu. (Vestnik c. Akademie.) — Über die neuesten Forschungen und Ansichten über den Grasembryo. Mit 1) Textabbildungen. (Anzeiger d. böhm. Akad. d. Wiss.) Böhmisch. Vgl. 18i)7 Bot. Zeit., Über die Homologien des Grasembryos. 18'.)7. Über einige dem phytostatischen Gesetze unterliegende Fälle von Verzweigung. 1 Tafel. (PßINGSH. Jahrb.) 18U7. Über die Homologien des Grasembryos. Mit 1 Tafel. (Bot. Zeitg.) is;»7. Nachtrag zu meiner Schrift über die Gymnospermen. (Engler's Jahrb.) 18i*7. Eine merkwürdige Kulturform von Fkiladelphus. Mit 2 Holzschnitten. (Ber. d. d. bot. Ges.) 181)7. Über v.\N TiEGHEM's Auffassung des Graskotyledons. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1898. Über petaloid umgebildete Staubgefässe von Philadelphus coronarius und von Deutzia crenata. (Österr. bot. Zeitschr.) 181J8. Über achtzählige Cyklen pentamer veranlagter Blüten. 1 Tafel. (PRINGSH. Jahrb.) 1898. Piipevky k fyllotaxii kvetu. Se 2-ma tab. (Rozpr. ^. Akad.) — Beiträge zur Phyllotaxie der Blüteii. Mit 2 Tafeln. (Abh. d. böhm. Akad. d. Wiss.) Deutsches Resume im Bulletin international de l'Academie des sciences de Boheme. Ber. iler deutschen bot. Gesellsch. XXI. /2) (18) B. NemeC: 1898. 0 vyznamu a puvodu vence (paracorolla) Narcisovitych. Tab. 4. (Rozpr. c. Akad.) — Über die Bedeutung und den Ursprung der ParacoroUe der Nar- cissen. Mit 4 Tafeln. (Abb. d. böbm. Akad. d. Wiss.) Deutsches Resume im Bulletin international de l'Academie des sciences de Boheme. 1899. Epilog zu meiner Schrift über die Placenten der Angiospermen nebst einer Theorie des antithetischen Generationswechsels der Pflanzen. Mit 1 Tafel. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1900. Über den phylogenetischen Entwickelungsgang der Blüte und über den Ur- sprung der Blumenkrone. IL (Ber. d. kgl. b. Ges. Wiss.) 1900. Die Vermehrung der Sporangien von Ginkgo biloba L. Mit Textfiguren. (Österr. bot. Zeitschr.) 1900. Neue Beiträge zum Verständnis der Fruchtschuppe der Koniferen. 2 Tafeln. (Pringsh. Jahrb.) 1900. Über die Emporhebung von Achselsprossen. Mit 1 Holzschnitt. (Ber. d. d. bot. Ges.) 1901. Die Gliederung der Kaulome. Mit 1 Tafel. (Bot. Zeitg.) 1902. Die Berindung des Stengels durch die Blattbasen. (Mit 2 Textfig. Flora.) 1902. Über die inversen Placentarbündel der Cruciferen. Mit Holzschnitt. (Österr. bot. Zeitschr.) B. Floristische, überhaupt systematische Arbeiten. 1. Grössere Werke. 1867—1881. Prodromus der Flora von Böhmen. 4 Teile, 955 Seiten. (Archiv für die naturwissenschaftliche Landesdurchforschung Böhmens.) Dasselbe Werk böhmisch: 1868—1883. Prodromus Kveteny ceske. 4 dily, Str. 944. 1870. Kvi^tena okoli Prazskeho. — Flora der Prager Umgebung. (Zeitschrift „Ziva".) Böhmisch. 1881—1892. Resultate der botanischen Durchforschung Böhmens. Zehn Jahrgänge und ein Doppeljahrgang (1891/92). (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1879. Analyticka Kveteua ceska. — Analytische Flora von Böhmen. Prag, Tempsky. 400 Seiten. Böhmisch. 1887. Analyticka Kvetena Öech, Moravy a Slezska. Druhe rozmnozene vyd. anal. Kv. ceske. — Analytische Flora von Böhmen, Mähren und Schlesien. Zweite vermehrte Auflage der Analytischen Flora von Böhmen. 430 Seiten. Böhmisch. 2. Eleiuere Aufsätze. 1861. Pryskyrnikovite v okoli Prazskem. — Die Ranunculaceen der Prager Um- gebung. (Zeitschrift „Ziva".) Böhmisch. 1861. Über Luzula pallescens Bess. und nächstverwandte Arten. (Österr. bot. Zeitschr.) 1862. Über die böhmischen Amarantaceen. (Lotos.) 1862. Die Equiseten Böhmens. (Lotos.) 1862. Flora der Umgegend von Osseg nach den Aufzeichnungen von P. DOM. TfflEL. (Lotos.) 1863. Über Thesien. (Morphologie und Systematik.) (Lotos.) 1863. Über Carex pediformis C. A. Mey. und C. Mairii Coss. et Germ. (Österr. bot. Zeitschr.) 1864. Über die böhmischen Orobanchen. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1864. Zärazy, rostlinne cizopasnice. — Über Orobanchen, die pflanzlichen Schmarotzer. (Zeitschr. „Ziva".) Böhmisch. 1864. Über die böhmischen Geranien. (Lotos.) L J. Celakovskv, (19) 1864. Zwei Nachträge zu dem Artikel „Die Equiseten Böhmens" 1862. (Lotos.) 1865. Über Veronica agrestis und verwandte Arten. (Lotos.) 1865. Ist Pulsatiila Hackelii Pohl ein Bastard? (Lotos.) 1866. Über die Pflanzenformationen und Vegetationsformen Böhmens. (Lotos.) 1866. 0 ütvarech öeskeho rostlinstva. — Über die böhmischen Pflanzenformatiouen, (Zeitschr. „Ziva".) Böhmisch. Fast identisch mit dem Vorigen. 1866. Beitrag zur Kenntnis der Tjphaceen. (Lotos.) 1868. Die Orobanchen Böhmens. (Lotos). 1868. Einige neue Beiträge zur Flora Böhmens. (Lotos.) 1869. Über Corydalis pumila und Gagea pusilla der Prager Gegend. (Lotos.) 1869. Neue Mitteilungen über einige Pflanzen der böhmischen Flora. (Lotos.) 1869 — 1870. Neue Beobachtungen und Kritik einiger Pflanzen der böhmischen Flora. 8 Nummern. (Österr. bot. Zeitschr.) 1870. Über eine verkannte Veronica-Yorm. (Lotos.) 1870. Über zwei höchst interessante botanische Funde in Böhmen. (Lotos.) 1870. Über Orcliis montana. (Lotos.) 1870. Botanische Berichtigungen {Serapias athensis, Lathyrus frigidus, Potentilla iitullijuya, Tlialictrum medium). (Lotos.) 1870. Über Rhinanthus angustifolius Gmelin. (Österr. bot. Zeitschr.) 1870. Sind Osmunda und Scolopendrium in Böhmen einheimisch? (Österr. bot. Zeitschr.) 1870. Nachschrift zu Hieracium albinum Knaf. (Verhandlungen des Botanischen Vereins der Prov. Brandenburg.) 1871—1876. Phytographische Beiträge. 10 Nummern. (Österr. bot. Zeitschr.) 1871. Über die Campanula Welandii Heuffel. (Österr. bot. Zeitschr.) 1872. Zur Flora von Böhmen. Besprechung von vier Arten. (Österr. bot. Zeitschr.) 1873. Bemerkungen über Cruciferen. (Flora.) 1873. Über Caucalis orientalis L. (Bot. Zeitg.) 1873. Über neu entdeckte Pflanzenarten Böhmens. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1873. Über zwei neue böhmische Epilobienbastarde und dreierlei Früchte der Trapa natans. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1874. Über den Aufbau der Gattung Trifolium. (Österr. bot. Zeitschr.) 1876. Bemerkungen über einige Paronychien. (Österr. bot. Zeitschr.) 1876, Über Ctrastium pedunculatum Gaud. (Österr. bot. Zeitschr.) 1876. Silene candicans n. sp. (Österr. bot. Zeitschr.) 1877. Beschreibung zweier neuen asiatischen Pflanzenformeu. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1877. Botanische Notizen, meist die böhmische Flora betreffend, (österr. bot. Zeitschr.) 1877. Noch einmal Melilotus macrorrliizus. (Österr. bot, Zeitschr.) 1878. Über neue Pflanzenbastarde der böhmischen Flora. (Ber. d. kgl. Ges. d. Wiss.) 1879. Botanische Miscellen: 1. Über Festuca ametliystina und verwandte Arten. 2. Orobanche bohennca, Melampyrum subalpinum, Hypericum umbellatum, (Österr. bot. Zeitschr.) 1881. Über einige Resultate der botanischen Durchforschung Böhmens. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1881. Über einige Bupleurum-Arten. (Österr. bot. Zeitschr.) 1882. 0 nekterych kritickych formäch rostlinnych. S 1 tabulkou — Über einige kritische Pflanzenformeu. Mit 1 Tafel. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) Böhmisch. 1882. Diagnosen einiger neuen T/iymus-Arten. (Flora.) 1883. Über einige Arten resp. Rassen der Gattung Thymus. (Flora.) 1883. Über Hieracium corconticum K. Knaf. fiL, eine Species rediviva. (Österr. bot. Zeitschr.) (2*) (20) B- Nbmec: lf^83. Über Ranunculus granntensis Boiss. (Österr. bot. Zeitschr.) 1883. Über Mellca picta C. Koch. (Österr. bot. Zeitschr.) 1883. Über einige Stipen. (Österr. bot. Zeitschr.) 1883. Über einige Arten der Gattung Teucriam. (Bot, Centr.) 1884. Neue Thymi aus SiNTENis Iter trojanum. (Flora.) 1S84. Über Oleome ornit/iopodioides L. Boiss. und verwandte Arten. (Österr. bot. Zeitschr.) 1884. Über Pohjgala supina Schreb. und F. andrachnoides Willd. (Österr. bot. Zeitschr.) 1884. Nachträgliches über Stipa Tirsa Steven. (Österr. bot. Zeitschr.) 1885. Über einige verkannte orientalische Carthamus -krtew. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1885. Dianthus dalmaticus n. spec. (Österr. bot. Zeitschr.) 1885. Alisma arcuatum Michalet, neu lür Böhmen und ()sterreich-üngarn überhaupt. (Österr. bot. Zeitschr.) 1885—1889. Referate über die botanische Erforschung Böhmens. .') Nummern. (Ber. d. d. bot. Ges.) 188G. Berichtigung einiger die böhmische Flora betreffenden Angaben in Dr. E. ROTH's „Additamenta". (Österr. bot. Zeitschr.) 188(). Utricularia hrevicornis \\. sp. (Österr. bot. Zeitschr.) 1887. Nochmals Utricularia brevicornis. (Österr. bot. Zeitschr.) 1887. Nartlieciuin Reverchoiii n. sp. (Österr. bot. Zeitschr.) 1887. Beitrag zur Kenntnis der Flora der Athos-Halbinsel. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1887—1888. Über einige neue orientalische Pflanzenarten der Gattungen T/iymun, Cerastiuiii, Lalhyrus. (Österr. bot. Zeitschr.) 1888. Über einen Bastard von Anthemis Cotula und Matricaria inodora. (Ber. d. d. bot. Ges.) I88i>. Thymus (juinquecostaUta n. sp. (Österr. bot. Zeitschr.) 188i). Althaea armeniaca Ten. in Ungarn (Österr. bot. Zeitschr.) 1889. Viola ambigua in Böhmen und Mähren. (Österr. bot. Zeitschr.) 1889. Über Fotentilla Lindackeri Tausch, und l\ radiata Lehm. (Österr. bot. Zeitschr.) 1890. Über Fttasites Kablikianus Tausch. (Österr. bot. Zeischr.) 1890. Über eine neue mitteleuropäische Daphne. (Ber. d. kgl. b Ges. d. Wiss.) 1890-1893. Bericht über die floristische Durchforschung von Österreich-Ungarn: Böhmen. (4 Berichte in Österr, bot. Zeitschr.) 1891. Popis noveho druhu „snezenky" Galantkus gracilis n. sp. S 1 tabulkou. — Beschreibung einer neuen Schneeglöckchenart Galantlius gracilis n. sp. Mit 1 Tafel. (IJer. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) Böhmisch mit deutschem Piesume. 1892. Über das Verhältnis des Rumex acetoselloides Balansa zum R. angiocarpus Murbeck. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss) 1893. Referat über Rumex angiocarpun Murbeck. (Österr. bot. Zeitschr.) 189(1. Über die ramosen Sparganien Böhmens. Mit 1 Tafel. (Österr. bot Zeitschr.) C. Werke teils allgemeiuen Inhalts, u. a. auch die Ge- schichte der Botanik, Deszendenz, Biologie, Nomenklatur betreffend, teils Aufsätze popularisierender Tendenz. 18,')(;. Karel z Linne. Zivotopisny nästin. — Karl von Linne. Eine biographische Skizze. (Zeitschrift „Ziva".) Böhmisch. 1857. Stromy jehnedokvete. — Über die Amentaceen. (Zeitschrift „Äiva".) Böhmisch. 1857. 0 rostlinäch lu.stiuatych. — Über die Leguminosen. (Zeitschrift .,Ziva".) Böhmisch. L. J. Celakoyskv. (21) 18Ö8. Rüze a jeji ph'buzne. — Die Rose und ihre Verwandten. (Zeitschrift ,Ziva"). Böhmisch. 18G0. Kterak se vyvinuji castky kvetni. — Über die Entwicklung der Blütenteile. (Zeitschrift „Ziva".) Böhmisch. 186."'). 0 pohybech rostlinnych. Dve pojednäni z fysiologie rostlin. — Über die pflanzlichen Bewegungen. Zwei Abhandlungen aus der pflanzlichen Physio- logie. (Zeitschrift „Ziva".) Böhmisch. 18(15. 0 püvodu kveteny ceske. (Casopis c. Musea.) — Über den Ursprung der böhmischen Flora. (Museumszeitschrift.) Böhmisch. 1S6G. Pleiomorfismus plodnich üstrojnv u hub. — Über den Pleiomorphismus der Fruktifikationsorgane bei den Pilzen. (Zeitschrift „Ziva".) Böhmisch. 18BG. 0 pohlavnim rozplozoväni nejnizsich rostlin. — Über die sexuelle Fortpflanzung der niedrigsten Pflanzen. ISGG. .loSEF Knaf. Nekrolog. (Lofos.') 18G7. Das Prioritätsrecht und der botanische Artname. (Lotos.) 18G7. Ö dychani rostlin. (^Kvety" red. H.lLKEM a Nerudou.) — Über die Atmung der Pflanzen. (In der böhmischen belletr. Monatsschrift „Kvety", redigiert von Halek und Neruda.) 18G8. Über die allgemeine Entwicklungsgeschichte des Pflanzenreichs. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) ISGil. Vyvinoväni se rostlinstva s ohledem na Darwinovu theorii. (Ziva.) — Die Entwicklung des Pflanzenreichs mit Rücksicht auf die DARWIN'sche Theorie. (Zeitschrift „Ziva".) Böhmisch. 1871. Nachricht über eine handschriftliche Flora Böhmens von J.PFUND. (Lotos.) 1873. Über den Begriff der Art in der Naturgeschichte, insbesondere in der Bo- tanik. (Österr. bot. Zeitschr.) 1874. Über die verschiedenen Formen und die Bedeutung des Generationswechsels der Pflanzen. (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1874. Über den Zusammenhang der verschiedenen Methoden morphologischer Forschung. Festrede gehalten im Museum des Königr. Böhmen am 15. Mai 1874. (Lotos.) Dasselbe böhmisch in der Museumszeitschrift. 1875. 0 souhlasnosti method tvarozpytneho zkoumäni. Slavnostni prednaska, pro- nesenä v Musen 15. kvetna 1874. (Casop. c. Musea.) 1875. Zwei Fragen der botanischen Nomenklatur. (Flora.) 1876. Opic a Jordan. Pi-ispevek k otäzce rostlinneho druhu. (Casop. c. Musea.) — Opic und .JORD.lN. Ein Beitrag zur Frage nach der I'flanzenart. (Museums- zeitschrift.) Böhmisch. 187G. Adam Zaluzansky ze Zaluz.\N ve svem pomeru k nauce o pohlavi rostlin. — ADAM ZALUZ.A.NSKY VON Zaluzan in seiner Beziehung zur Lehre von der Sexualität der Pflanzen. (Mouatsschr. ,.Osveta", redigiert von V. Vlcek.) Böhmisch. 187G. Lisejniky co dvojite bytosti rostlinne. — Die Flechten als doppelte Pflanzen- wesen. (Populäre Zeitschr. „Vesmir".) Böhmisch. 1877. Üvahy prirodovedecke o Darwinove theorii. — Naturwissenschaftliche Dis- kurse über die DARWIN'sche Theorie. (Monatsschr. „Osveta", redigiert von V. Vlcek). Böhmisch. 1877. Über den dreifachen Generationswechsel der Pflanzen. (Zweite Abhandlung). (Ber. d. kgl bot. Ges. d. Wiss.) 1877. Kritische Bemerkungen zu WiGAND's „Darwinismus", betreffend die Unter- schiede der D.\RWlN'schen Desccndenzlehre und der „Genealogie der Ur- zellen". (Ber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) 1878. Zur neueren Geschichte der Botanik. (Jahresbericht der kgl. b. Ges. d. Wiss.) Dasselbe Thema böhmisch in der Museumszeitschrift. (22) B- Nemec: L. J. Celakovsky. 1878, 0 dvojim smeru v novejsim vyvoji botaniky. (Casopis cesk. Musea.) 1878. Nynejsi stav otazky prvoplozeni. — Über den jetzigen Stand der Frage nach der Urzeugung. (Monatsschrift „Osveta", redig. von V. Vlcek.) Böhmisch. 1878. 0 paroznatkäch (Characcach\ — Über die Characeen. (Populäre Zeitschrift „Vesmir" ) 1881. 0 chlorofyllu. (Sbirka pfednäsek a rozprav red. GOLLEM a HOSTINSKYM.) — Über das Chorophyll. (Sammlung der Vorträge und Aufsätze, redig. von GOLL und HosTlNSKY.) 1883. 0 starem herbairi JANA Beckovskeho. — Über das alte Herbar des JAN Beckovsky. (Ber. d kgl. Ges. d. Wiss.) Böhmisch, 1884. Metamorfosa rostlin a jeji dejiny. — Metamorphose der Pflanzen und ihre Historie. (Zeitschrift „Osveta", redigiert von V. Vlcek.) Böhmisch. 1884. Linne's Anteil an der Lelire von der Metamorphose der Pflanzen. (Engler's Jahrb.) 1885. LiNNEOVA zasluha o nauku pohlavnosti rostlin. — LiNNE's Verdienst um die Lehre von der Sexualität der Pflanzen. (Zeitschrift „Osveta'% redigiert von V. Vlcek.) Böhmisch. 1892. 0 vedeckem vyznamu JANA SvATOPLUKA Presla. Slavnostni piednäska,. pronesena ve vyrocnim valnem shromazdeni Ceske Akademie 2. prosince 1891. — Über die wissenschaftliche Bedeutung von JOH. Svatopluk Presl. Festrede, gehalten in der Jahresversammlung der Böhmischen Akademie am 2. Dezember 1891. (Almanach der Böhmischen Akademie.) Böhmisch. J893. 0 zäkonech fylogenet. vyvoje rostlinstva. — Über die Gesetze der phylo- genetischen Entwicklung des Pflanzenreichs. (Zeitschr. „Ziva".) Böhmisch. 1894. Rozpravy o Darwinove theorii a o vyvoji rostlinstva. Nakladem Dra F. Backovskeho. Obsah: 1. Uvahy prirodovedecke o Darwinove theorii. (Z ^Osvety" 1877.) 2. Vyvinoväni se rostlinstva s ohledem na Darwinovu theorii. (Ze „Zivy 18G9.) o. 0 zäkonech fylogenetickeho vyvoje rostlinstva. (V ^Zive" 1893 ve vytahu, zde obsirneji.) Diskurse über die DARWIN'sche Theorie und über die Entwicklung des Pflanzenreichs. Prag. Im Verlage von Dr. F. Backovsky. (Enthält drei früher genannte Aufsätze, welche teils in der Zeitschrift „Ziva" 18(»9 und 1893, teils in „Osveta" 1877 erschienen.) 1899. Das Prioritätsgesetz in der botanischen Nomenklatur. (Bot. Centr.) 19t)0 Karl Poläk. Nekrolog. (Ber. d. d. bot. Ges. Generalversammlungsheft 11.) Dasselbe böhmisch. Eine Reihe von botanischen, meist morphologischeu Originalartikeln erschien in RiEGER's Slovnik Naucny (Konversationslexikon) 185;» bis 1874 und in neuerer Zeit besonders in Otto's Slovnik Naucny (Otto's Konversationslexikon). Wegen Vollständigkeit seien erwähnt: der Text zum „Pnrodopisny atlas rostlinstva" (Atlas des Pflanzenreiches), Prag, Verlag von KOBER, 1871 (zweite, zum Teil erneuerte Ausgabe 1873), freie Übersetzung aus Friedr. W. LorinseR: Sbirka uejdülezitej- sich jedlych, podezrelych a jedovatych hub, s 12 barevnymi tabulemi, 1877 (Die wichtigsten essbaren, verdächtigen und giftigen Scliwämme, mit 12 Tafeln in Farben- druck) und Bearbeitung der „Illustrierten Naturgeschichte des Pflanzenreichs" von Alois Pokorny für die unteren Klassen der Mittelschulen (Pokorny-Öela- KOVSKY: Näzorny ph'rodopis rostlinstva pro nizsi oddeleni strcdnicli ykol), welch' letzteres Schulbucli in G Auflagen erschien (die (1. Auflage im Jalire 1893). A. WiELER: Franz Benecke. (23) Posthum ist erschienen: 1903. Zur Lehre von den kongenitalen Verwachsungen. (Sitzungsber. d. kgl. b. Ges. d. Wiss.) i;»03. Odiolistech monofacialnich. (Rozpr. Akad.) — Über monofaciale Blätter. Böhm. 1!>03. Opnvodu pohlavnosti u rostlin (Ibidem.) — Über den Ursprung der Sexualität bei den Pflanzen. Böhmisch. 1903. Über die Honiologieen der weiblichen Koniferenblüten. (Ibidem.) Mit 4 Tafeln. Böhmisch. Franz Benecke. Von A. WlELER. Dr. FßANZ Benecke wurde 1857 zu Berlin geboren, wo sein Vater Schlossermeister war. Im Elternhause scheint er wenig Yer- ständniss für seine geistigen Interessen gefunden zu haben,- immerhin ist ihm mindestens der Schulbesuch ermöglicht worden, bis er die Berechtigung zum einjährigen Dienst erlangt hatte. Seine wissen- schaftlichen Studien hat er wohl an der landwirtschaftlichen Hoch- schule in Berlin begonnen, in Halle fortgesetzt und in Heidelberg zum Abschluss gebracht, wo er am Ende des Wintersemesters 1879/80 zum Dr. phil. promoviert wurde. Seine botanischen Studien trieb er vorwiegend in Heidelberg unter Anleitung von Prof. PfiTZER. Mit Beginn des Wintersemesters 1880/81 wurde er Assistent am Bo- tanischen Institut daselbst und blieb es zwei Jahre lang, um sich alsdann nach Basel zu begeben, wo ihn Prof. VÖCHTING in die phy- siologische Forschung einführte. Der Aufenthalt hier kann kaum länger als ein Jahr gedauert haben und wurde wahrscheinlich auf- gegeben, weil Benecke die Mittel ausgingen. Im Wintersemester ] 883/84 finden wir ihn in Zürich als Assistent am agrikultur- chemischen Laboratorium unter Leitung von Prof. E. SCHULZE. An- fang 1895 habilitierte er sich am Polytechnikum für landwirtschaft- liche Botanik. Mit Schluss des Jahres 188G nahm diese Laufbahn ein Ende, da er sich gezwungen sah, pekuniärer Schwierigkeiten wegen Zürich zu verlassen. Er begab sich zunächst nach München, nach mehrmonatlichem Aufenthalt daselbst nach Dresden. Hier wurde ihm Dank der Verwendung der sächsischen Botaniker Anfang 1888 die neugegründete Stelle als Botaniker an der Königl. sächs. Landwirt- schaftlichen Versuchsstation Möckern bei Leipzig übertragen. Da er sich hier nicht wohl fühlte, gab er am Ende des Winters 1888/89 (24) A. Wieler: die Stelle wieder auf, als sich ihm die Gelegenheit bot, als Assistent au die Versuchsstation für Zuckerrohr „Midden-Java" in Hemarang auf Java zu kommen. Als etwa nach einem Jahre der damalio-e Direktor Dr. SOLTWEDEL, starb, wurde er zu seinem Nachfolger ernannt. Im Jahre 1892 machte er mit Rücksicht auf seinen Ge- sundheitszustand eine sechsmonatliche Erholungsreise nach Europa. In demselben Jahre wurde die Yersuchstation nach Klaten verlegt. Aber das Interesse für dieselbe schlief mehr und mehr ein, und so wurde sie im Laufe des Jahres 1893 aufgehoben, indem man den Kontrakt mit dem Direktor gegen eine namhafte Entschädigung löste. Benecke kehrte nach Deutschland zurück, freilich nur für kurze Zeit, um dann einem Ruf als Chef der phytopathologischen Abteilung des staatlichen Institute agronomico in Campinas S. Paulo, Brasilien zu folgen. Der Aufenthalt in Brasilien kann nicht lange gedauert haben, denn Anfang 1895 finden wir ihn wieder in Berlin. Ob er wegen Yerschlechterung seines Gesundheitszustandes die Stelle auf- gegeben hat, oder ob er Misshelligkeiten mit seiner vorgesetzten Behörde gehabt hat, ist nicht näher festzustellen. Nach seiner Rückkehr aus Brasilien lebte er anfänglich in Berlin, später aber Hess er sich in Hamburg nieder, zum Teil mit aus Rücksicht auf seine weiteren Lebenspläne. Er wollte zunächst seine Erfahrungen und die Ergebnisse seiner Forschungen über Zuckerrohr zu einem umfangreichen Werke, zu einer Art Handbuch über Zuckerrohrkultur, verarbeiten, später dachte er seine Kraft wieder überseeischen ünter- nelimungen zur Verfüguno- zu stellen. Besonders schwebten ihm dabei unsere eigenen Kolonien vor. Trotz aller seiner Bemühungen machte seine Arbeit keine Eortschritte, da seine Gesundheit durch ein nervöses Leiden so ano-egrifPen war, dass er zu einer anhaltenden und intensiven Beschäftigung mit dem Gegenstande gar nicht mehr fähig war. Im Sommer 1897 beteiligte er sich an der in Hamburg stattfindenden Allgemeinen Gartenbauausstellung, indem er eine sehr vollständige auf das Zuckerrohr und seine Kultur bezügliche Sammlung ausstellte, wofür ihm die grosse goldene Staatsmedaille und ein Geldpreis zu Teil wurde. Die mit dieser Ausstellung verbundene Arbeit und der zum Teil selbst bereitete Ärger und Yerdruss scheint den letzten Rest seiner Kraft verbraucht zu haben, so dass er sich endlich entschloss, sich in ärztliche Behandlung zu geben. Leider konnte ihm wenig Hoffnung auf baldige Besserung gemacht werden. Allseitig wurde verlangt, dass er aller wissenschaftlichen Tätigkeit entsagen und durch körperliche Arbeit in ländlicher Umgebung den Versuch machen sollte, seine Gesundheit wieder herzustellen. Er erwarb deshall) in Tennstedt in Thüringen ein kleines Haus mit Garten und siedelte 1899 im Dezember dahin über. Die gärtnerische Beschäftigung, der er hier ob lag, hat nach seinem eigenen Ge- Fkanz Benecke. ("25) ständnis seinen Gesundheitsznstand sehr erheblich o-ebessert, und die Besserung nahm noch mehr zu, als er sich entschloss, sich im Herbst 1899 mit Hedwig Wolf aus Berlin zu vermählen. Nun traten aber neue Schwierigkeiten in Gestalt pekuniärer Sorgen auf. Das kleine Kapital, welches er sich in Java erworben hatte, war im Laufe der Jahre fast verbraucht worden, und er musste deshalb auf neuen Erwerb sinnen. In seinem Alter und unter dem obwaltenden Umständen einen neuen Beruf zu ergreifen, war nicht so einfach, denn zu der wissenschaftlichen Tätigkeit konnte er nicht wieder zurückkehren, und doch scheint er an die Verwirklichung dieser Aufgabe mit dem- selben Optimismus herangetreten zu sein, der ihn alle Wechselfälle seiner Laufbahn in der Jugend ertragen Hess. Er plante eine zweck- entsprechende Verwertung von gärtnerischen Produkten, namentlich die Herstellung von Konserven, Fruchtweinen, Likören etc., wobei auch sein wissenschaftliches Interesse Befriediouno- o-efunden hätte. Um sich hierfür noch besser vorzubereiten, verbrachte er den Winter 1901/2 an der Königl. Lehranstalt für Obst- and Weinbau zu Geisen- heim a. Rh. Auch allerlei Patentoedanken beschäftit>ten ihn. Aber die Ausführung seiner Pläne verzögerte sich, und so entschloss er sich, zunächst einen Handel mit Weinen und Likören zu beginnen, welche er kommissionsweise vertrieb. Kaum waren jedoch die ein- leitenden Schritte getan, so erkrankte er so schwer, dass an eine Besserung nicht mehr zu denken war. Nach schweren Leiden starb er am 9. Januar 1903 im Krankenhaus zu Langensalza in Thüringen, und so hat der Tod ihn gnädig vor argen Enttäuschungen und bitterem Elend bewahrt. Bald nach seinem Tode ist ihm ein Mädchen geboren worden. Der Botanischen Gesellschaft gehörte er seit ihrer Begründung an, schied aber 1898 aus ihr aus, als er aller wissen- schaftlichen Betätiyuno- entsas-en musste. Benecke war eine durchaus praktische Natur. Mit der blossen Erkenntnis der Wahrheit wollte er sich nicht genügen lassen, sondern ihm sollte die Wissenschaft das Rüstzeug sein, mit welchem praktische Fragen des täglichen Lebens gelöst werden konnten. Wir sehen ihn denn auch sich sogleich der angewandten Botanik zuwenden, nachdem er der Schule entwachsen ist. Diese innere Nötigung mehr denn als äussere Zufälligkeiten des Lebensganges hat ihn dauernd an die an- gewandte Botanik gefesselt. Auf ihren Gebiete liegen seine Erfolge und Verdienste. Durch seine blütenentwicklungsgeschichtlichen Arbeiten über Papaveraceen, Rhoeadineen und Begoniaceen hat er sich mit der wissenschaftlichen Arbeitsweise und Fragestellung im Allgemeinen und mit der mikroskopischen Forschungsmethode im Besonderen vertraut gemacht. Seine beiden kleinen Veröffentlichungen: „Beitrag zur Kenntnis der Ursachen des Wachstums" und „Kleine biologische (26) A. WiELER: Studie über das Blütenköpfchen von Taraxacuva officinale'' zeugen davon, dass er auch physiologische Forschungsmethoden zu hand- haben wusste. Seine Arbeiten auf dem Gebiete der angewandten Botanik gruppieren sich um zwei Punkte herum, um die mikroskopische Untersuchung von Futtermitteln und Mahlprodukten und um das Studium der Zuckerrohrkrankheit „Sereh". Die Anregung zur Beschäftigung mit der Untersuchung der Kraftfuttermittel ist wohl von aussen an ihn herangetreten, von Seiten der Händler oder der Landwirte, indem er über von ihnen ein- gesandte Proben Gutachten zu erstatten hatte. Solche Anfragen dürften seinen „Mikroskopischen Untersuchungen sogenannter Kraft- futtermittel" (8) zu Grunde liegen. Die fortgesetzte Beschäftigung mit dem Gegenstande führte zur Prüfung vorhandener und zur Auf- stellung neuer Methoden zur Untersuchung von Kraftfuttermitteln und ihren Verfälschungen (No. 13). Die schamlose Art und Weise, wie die Verfälschung der Futtermittel betrieben wurde, zeigte ihm die Notwendigkeit, den Landwirt gegen solche Ausbeutung zu schützen. Als Mittel dazu schien ihm die mikroskopische Untersuchungsmethode geeignet, die bei richtiger Belehrung auch von Laien ausgeübt werden konnte. So schrieb er seine ,, Anleitung zur mikroskopischen Untersuchung der Kraftfuttermittel auf Verfälschungen und Ver- unreinigungen", ein sehr brauchbares Büchlein, wie es denn BENECKE sehr gut verstand, botanische Dinge in sehr elementarer Weise klar zu machen. Aus seinen auf die Nahrungsmitteluntersuchung be- züg'lichen VeröfFentlichungen ist eine wertvolle kolorimetrische „Methode zum Nachweis der Menge der Mahlprodukte des Roggens in den Mahlprodukten des Weizens" hervorzuheben, welche auch in die einschlägigen Handbücher übergegangen ist. Bei der Beschäftigung mit dem Zuckerrohr, dem anderen grossen Arbeitsgebiet BeneCKE's steht die Bekämpfung der „Sereh" im Mittelpunkt. Es ist ihm trotz aller Bemühungen ebenso wenig wie anderen Forschern gelungen, die Natur dieser Krankheit aufzudecken und ein wirksames Mittel, sie zu bekämpfen, ausfindig zu machen; immerhin haben seine Arbeiten zur Erweiterung unserer Kenntnisse vom Zuckerrohr erheblich beigetragen. So sehen wir denn aus der Versuchsstation „Midden-Java" eine ganze Reihe Arlieiten bald phy- siologischen, bald morphologischen, bald phytopathologischen Inhalts hervorgehen. Es liegt in dem Wesen dieser Veröffentlichungen, welche in erster Linie für die Interessenten an der Zuckerrohrkultur bestimmt waren, dass sie neben dem Neuen viel dem Fachmann Bekanntes enthalten, und dass die Polemik in ihnen einen weiten Raum einnimmt. Der Bekämpfung und Widerlegung irriger Ansichten dienten auch andere Veranstaltungen. BenECKE kam sehr bald zu Franz Benecke. (27) der Überzeugung, dass mau bei uns ruhiger und sicherer, mit einem Worte besser arbeiten kann, da man nicht von dem ungünstigen Einfluss des Klimas zu leiden hat und man reicher mit Hülfsmitteln, namentlich literarischen, ausgestattet ist. Besonders mit Kücksicht auf letzteren Punkt veranlasste er eine Reihe von Fachleuten, kleine Abhandlungen über von ihm bestimmte Themata zu verfassen, welche in den „Mededeelingen" der Versuchsstation veröffentlicht wurden. Teils schrieb er zu denselben Vorreden, teils diskutierte und ver- arbeitete er sie in seinen Veröffentlichungen. Er ging noch einen Schritt weiter, er wollte aus den angeführten Gründen — und zum Teil ist dieser Plan zur Ausführung gelaugt — Untersuchungen, welche an konserviertem Material ausgeführt werden konnten, in Deutschland ausführen lassen. Einer weiteren Ausdehnung dieses Vor- habens ist nur die Aufhebung der Versuchsstation entgegengetreten. Von seinen Veröffentlichungen dürften dauernden Wert behalten sein „Suikerriet uit Zaad" und sein Atlas über Zuckerrohr. Der Gedanke, die ausserordentliche Variabilität des Zuckerrohrstengels in Form und Farbe im Bilde festzuhalten, rührt von SOLTWEDEL her und ist von BeneCKE unter Benutzung des bereits von jenem zusammengebrachten Materials verwirklicht worden. Das Bild von BeneCKE würde unvollständig sein, wenn mau nicht seines Charakters gedenken wollte. Er war in gewissem Sinne ein Sonderling, der aber leider für seine Sonderbarkeiten nicht durch Originalität entschädigte. Das Sonderbare seines Wesens mag dadurch gesteigert worden sein, dass er in späteren Jahren gesellschaftlichen Verkehr fast ganz mied und meistens für sich alleine lebte, während er ein sehr flotter Student und sooar in Halle bei der Landsmann- Schaft Neoborussia aktiv gewesen war. Wer ihn näher kannte, sah über seine Sonderbarkeiten hinweg, da er den Kern dieses Charakters schätzen musste. Er war ein gemütvoller gutmütiger Mensch, der selbst unter sehr bedrängten Verhältnissen noch anderen zu helfen bereit war. So hat er auch viele Jahre hindurch, selbst zu Zeiten, wo er seinen Unterhalt sehr schwer verdiente und seine Einnahmen klein waren, seine Mutter unterhalten und für die Erziehung seines jüngsten Bruders gesorgt. Und das alles ohne' ein Wort der Klage, als eine selbstverständliche Pflicht! Allerdings hegte er auch eine unbegrenzte Pietät für seine Mutter. Er war ein warmer zuverlässiger Freund, der ihm ento'eo-euo-ebrachte Freundschaft treiflich zu schätzen wusste. Der Schlüssel zu dem Verständniss dieses an Wechselfällen reichen Lebens liegt in dem unversiegbaren Optimismus, der BENECKE beherrschte. Er glaubte an seinen Stern und dieser Glaube hat ihn in den schwierigsten Lebenslagen nicht verlassen, sondern hat ihn immer wieder nach oben gebracht. Auch in den letzten Lebens- (28) A. Wjeler: jähren hat er sich den Glauben noch bewahrt, als die allerschwerste Aufgabe, die ihm jemals gestellt worden ist, an ihn herantrat, im vorgerückten Alter, krank und fast mittellos einen neuen Beruf zu ergreifen. Er ist durch einen frühzeitigen Tod davor bewahrt worden, seinen Glauben als einen Irrglauben erkennen zu müssen. Literaturyerzeichuis. 1. Zur Kenntnis des Diagramms der Papaveraceen. — Mitteilungen aus dem botanischen Institut der Universität Heidelberg. Yer- handl. des Naturhistor.- Medizinischen Vereins zu Heidelberg. N. F. Bd. II, Heft 5, S. 329—340. "2. Zur Kenntnis des Diagramms der Papaveraceae und Rhoeadinae. — Engler's Bot. Jahrbücher, Bd. II, 1881, S. 373-390, T. III. 8. Beitrag zur Kenntnis der Begouiaceen. — ENGLER's Bot. Jahr- bücher, Bd. III, 1882, S. 288-318 mit Taf. III. 4. Eine Abnormität. — Botan. Centralblatt Bd. XII, 1882, S. 242—243 mit 1 Fig. 5. Beitrag zur Kenntnis der Ursachen des Wachstums. — Ber. d. d. bot. Ges., Bd. II, S. 5—12, 1884. (t. Kleine biologische Studie über das Blütenköpfchen von Taraa-a- cuvi offirinale. — L. c. Bd. III. S. 192—195, 1884. 7. Beitrag zur Kenntnis der Wachstumsgeschwindigkeit. — L. c. Bd. Xl 1893, S. 473-476 mit 2 Fig. auf Taf. XXIII. 8. Mikroskopische Untersuchungen sogenannter Kraftfuttermittel. — Schweiz, landw. Centralblatt. I. THORLEY's Futterpulver. - 3. Jahrg. 1884. Nr. 50, S. 227. IL Aromatisches englisches Yiehmastpulver „Yery Good". — 1884. Nr. 52, S. 239. III. Schweizerische Lactina. — 1885. 4. Jahrg. Nr. 10, S. 49. lY. MÜLLER's Kraftfuttermehl. — 1888. 4. Jahrg. Nr. 46, S. 250. Y. Englisches Milch- und Mastpulver. — 1886. 5. Jahrg. Nr. 19, S. 97. 9. Gibt es eine einfache Methode zur Untersuchung von Natur- und Kunstbutter? — Schweiz, landwirt. Centralblatt 1886, 5. Jaliri>'. S. 65 — Q&. 10. über den Wert der chemischen und der mikroskopischen Analyse für die Beurteiluns; von Nahrungs- und Futtermitteln — Zeit- Schrift für Nahrungsmitteluntersuchung und Hygiene, Jahrg. 1. 1887. Bd. 1. S. i\. 11. Die Prüfung der Butter durch das Margarimeter. — L. c. Jahrg. 1. Bd. 1. 1887. S. 87. 12. Lallemantia Iberica, eine neue Ölpflanze. — L. c. Jahrg. 1. 1887. 1. Bd. S. 237 mit 5 Holzschnitten. Franz Benecke. (29) 13. Zur niikroskopisclieii Prüfung der Kraftfuttermittel. — Pharma- zeutische Zentralhalle N. F. 8. 1. Kapitel: Prüfung von Raps- und Rübsenkuchen mit besonderer Berücksichtigung des schwarzen Senfes. — S. 461 — 464. '2. Kapitel: Erkennung von Ricinuskuchen. — S. 521 — 529. 3. Kapitel: Die verschiedenen Sesamarten und Sesamkuchen des Handels. — S. 545—551. 14. Über den Nachweis des Samens der Kornrade (Agrostemma Githago L.) in Mahlprodukten. — Landwirtschaftliche Versuchs- stationen, Bd. 31, 1885, S. 407-414 mit Tafel IL 15. Ricinuskuchen als Verfälschungsmittel. — L. c. Bd. 34, 1887, S. 145—162 mit 6 Holzschn. 16. Anleitung zur mikroskopischen Untersuchung der Kraftfutter- mittel auf Verfälschungen und Verunreinigungen. Mit 44 in den Text gedr. Abbildungen. 8°. 117 S., Berlin, P. Parey 1886. 17. Über den W^ert der chemischen und mikroskopischen Analyse für die Beurteilung von Nahrungs- und Futtermitteln. Milch- zeitung 1887, Nr. 17. 18. Über sogenannte Kraftfuttermittel. — L. o. 1887, Nr. 22. 19. Die mikroskopische Untersuchung (Wr Kraftfuttermittel. — L. c. 1887, Nr. 23. 20. Zur mikroskopischen Prüfung der Kraftfuttermittel. IL Spezieller Teil. — L. c. 1887, Nr. 44 unö, XV, S. 417-427.) Ö Eugen Askenasy. (53) winterliche Verfärbung der Zweige von Thuja erwähnt und mit- geteilt, dass nach seinen Versuchen die gebräunten Zweige eine hell- o-rüne Farbe annahmen, wenn sie im Winter in ein warmes Zimmer o-ebracht werden. G. KRAUS hatte sich auch mit diesem Gegenstand beschäftigt^) und die genannte Erscheinung für eine Wirkung der Temperatur erklärt. In sehr scharfsinniger Weise zeigt ASKENASY in seiner Arbeit: „Über die Zerstörung des Chlorophyllls lebender Pflanzen durch das Licht" CBotan. Zeitung 1875, Bd. 33, S. 457—460, 473 — 481,496—499), dass man durch die Temperaturänderuugen den Farbeuwechsel von Thuja nicht erklären kann, sondern dass das Licht die Verfärbuno- bewirken muss. Hieran schliessen sich weitere mehr theoretische Betrachtungen und Auseinandersetzungen mit anderen Autoren über den Einfluss des Lichtes auf das Chlorophyll; auch der Entstehung der roten Farbe im Licht, der roten Backen bei den Äpfeln, wird eine besondere Betrachtung gewidmet. Ein Jahr später veröffentlichte er seinen bekannten Aufsatz^): „Über den Einfluss des Lichtes auf die Farbe der Blüten" (Botan. Zeitung 1876, Bd. 34, S. 1—7, 27—31) in der Absicht, die von SACHS ermittelte Res-el, dass die Blüten auch im Dunkeln sich in normaler Form und Farbe ausbilden, genauer zu prüfen. Er fand bei seinen Versuchen, dass Tulipa Gesneriana, Crocus vernus und Scilla camjja- nulata sich nach der SACHS'schen Regel verhalten, während Hyucinthus Orientalis, Pulmonaria officinalis', Orrhis ustulata, Silene pendula, An- tirrhinum majus und Prunella grandiflora des Lichtes bedürfen, um ihre normale Färbung zu erlangen; worin aber dieser Unterschied begründet ist, konnte er nicht ermitteln. An die Untersuchuno-en über die Lichtwirkung schliessen sich zunächst die über die Wärmewirkung an, und da die letztere in dem Wachstum ihren Ausdruck findet, die über das Wachstum der Pflanzen überhaupt. Wir erwähnen zunächst den Aufsatz „Über die Temperatur, welche Pflanzen im Sonnenlichte annehmen" (Botan. Zeitung 1875, Bd. 33, S. 441—444). Die hier von ASKENASY ermittelte merk- würdige Erscheinung ist in der botanischen Literatur vielfach zitiert worden; er hat nämlich gefunden, dass gewisse Pflanzen, und zwar die Succulenten bei direkter Bestrahlung auf Temperaturen erwärmt werden können, die sehr nahe den oberen Temperaturgrenzen für eine Anzahl Pflanzen nach SACHS liegen. Die höchste gemessene Temperatur war 52° C. in der Rosette von Sempervivum alpinum in der Sonne, bei 28,1'' C. im Schatten. Ebenso bekannt ist seine Abhandlung „Über die jährliche Periode der Knospen" (Botan. Zeitung 1877, Bd. 35, S. 793-815, 817-848. 1) Ül)er die winterliche Färbung grüner Pflanzenteile. (Sitzungsberichte der naturf. Gesellsch. Halle, 1S74, S. D-IO.) 2) Vergl. Pfeffer, Pflanzenphysiologie, 2. Auflage, Bd. I, S. 497. (54) M. MÖBius: Mit 4 Kurven- und 1 Figuren-Tafel). ASKENASY hat, „um das Kesultat der Uutersuchung in wenige Worte zusammenzufassen, gefunden, dass die Entwickelung der Kirscheuknospen in zwei Perioden zerfällt, die durch eine Periode der Ruhe getrennt sind, dass in der ersten Wachstumsperiode die Entwickelung sehr langsam und ziemlich gleichmässig vor sich geht, während in der zweiten eine stetige und immer stärker werdende Steigerung des Wachstums erfolgt; wir sehen ferner, dass die Temperaturschwankungeu, wie sie bei uns vorkommen, während der ersten Periode und während der Ruhezeit das Wachstum nur wenig beeinflussen, dass sie dagegen während der Frühjahrsperiode eine grosse Bedeutung für dasselbe und damit auch für das Datum der Blütezeit gewinnen". Hieran schliessen sich allgemeine Betrachtungen über die Beziehuna-en des Klimas zu den Vegetationsphasen der perennierenden Pflanzen, wobei eine Anzahl interessanter Angaben aus der Literatur zusammengestellt und kritisch verarbeitet werden. Den Sehluss bilden einige Bemerkungen über die wissenschaftliche Unverwertbarkeit der phänologischen Beobach- tungen: der geringe Wert der sogenannten Temperatursummen wird hervorgehoben und ihre Ersetzbarkeit durch eine andere, freilich schwierigere Messung dargetan. Enger zusammen gehören folgenden drei Arbeiten, wenn auch die erste und die dritte 17 Jahre auseinander liegen. Die erste be- richtet: „Über eine neue Methode, das Wachstum der Pflanzen zu beobachten (Flora 1873, Bd. 56, S. 225-i>30). Die Methode besteht darin, Wurzeln in Glasröhren wachsen zu lassen und das horizontal gerichtete Mikroskop auf die fortrückende Wurzelspitze einzustellen; es lässt sich dann bestimmen, wieviel Teilstriche des Okularmikro- meters in bestimmter Zeit durchlaufen werden. So dient diese Me- thode als gutes Demonstrationsverfahren und zugleich als Mittel, den Einfluss äusserer Einflüsse auf das Wachstum, besonders den der Temperatur, zu studieren. Bei gleicher Temperatur fand ASKENASY eine auffallend grosse Gleichmässigkeit der Wachstumsgeschwindig- keit, zumal innerhalb kürzerer Zeiträume (1 — 2 Stunden), Umfangreicher ist die zweite Abhandlung: „Über eine neue Methode, um die Verteilung der Wachstumsintensität in wachsenden Pflanzenteilen zu bestimmen" (Verhandlungen des Naturw.-Med. Vereins zu Heidelberg, N. F., Bd. H, S. 70—153, Taf. H— V, 1180)^). Hier werden nicht Wurzeln, sondern Sprosse untersucht und die Wachstumsintensität durch Vergleichung der Länge der einzelnen Glieder oder Internodien in einer Weise berechnet, die etwas zu kompliziert ist, um hier beschrieben zu werden. Die Resultate seiner 1) Auch vorgetragen auf der Natiirforscherversammlung zu Alünchen am 11). Sep- tember 1ST7, referiert in der Botan. Zeitung 1878, S. Oö— 9(). Eugen Askenasy. (55) Rechnungen sind in zahlreichen Tabellen und 16 Kurven nieder- i>eleot. Am ausführlichsten erläutert er seine Methode an Nitella fieaüis. Von Algen, über deren Längenwachstum er eine kurze Über- sicht gibt, behandelt er ausserdem speziell Callithamnion scopulorum und Polijsipho7iia spec. Von Phanerogamen werden Elodea, Hippuris^ Myriophyllum, Aristolochia Sipho und Galium mollugo untersucht. Bei Nitella und den phanerogamen Wasserpflanzen ergibt sich eine im Grossen und Granzen regelmässige Verteilung der Wachstumsintensität. Die dritte Arbeit handelt: „Über einige Beziehungen zwischen Wachstum und Temperatur" (Berichte der deutschen bot. Gesellsch., Bd. VIIT, 1890, S. 61 — 94)^). Als Versuchsobjekte dieneu die Wurzeln von Maiskeimlingeu; die Methoden der Versuchsanstellung und die dabei befolgten Vorsichtsmassregeln sind genau beschrieben, die Re- sultate sind in zahlreichen kleineren Tabellen niedergelegt, die daraus gezogenen Schlüsse sind in anziehender Weise zusammen- gestellt. Hier sei besonders betont, dass die ermittelten Beziehungen zwischen Wachstum und Temperatur nicht dafür sprechen, dass die ungleichen Wachstums-Intensitäten durch Turgoränderungen hervor- gerufen werden; demgemäss könne* die Dehnung der Zellhaut und deren Wachstum nicht das primäre sein, sondern sei bedingt und abhängig von dem AVachstum des Plasmas, freilich ohne genaue Er- klärung der Übertragung der Wirkung. An diese Arbeiten schliessen sich noch die zwei folgenden näher an, zunächst die „Über das Wachstum der Fruchtstiele von PelUa ejnphylla'-'- (Vortrag auf der Naturforscherversammlung in Wiesbaden 1873, abgedruckt in der Botan. Zeitung 1873, Bd. 32, S. 237). Das Wachstum dieses Stieles zerfällt in zwei scharf getrennte Perioden; in der ersten führt in mehreren Monaten lebhafte Zellenvermehrung zu geringem Wachstum, auf 1—2 mm, in der zweiten führt in 3—4 Tagen starkes Längen- wachstum ohne Zellenvermehrung zu einer Streckung auf 80 mm, wobei sich deutlich eine grosse Periode der Wachstumsgeschwindia-keit nachweisen lässt. Die morphologischen und chemischen Verände- rungen, der Einfluss von gewöhnlichem und polarisiertem Licht werden dabei auch berücksichtiüt. Die andere Arbeit handelt ebenfalls über ein durch plötzliche Streckung hervorgerufenes Wachstum, nämlich das der Filamente in (Jrasblüten. Der Aufsatz „Über das Aufblühen der Gräser" ist in den Verhandl. des Naturh.-med. A^er. zu Heidelberg 1879 ver- öffentlicht^). (N. F., n. Bd., 4. Heft, S. 261-273). ASKENASY's 1) Auch vorgetragen auf der Naturforscherversammlung- in Heidelberg 1889 (s. Tageblatt dieser Versammlung S. 25!)— 2(;i). 2) Auch vorgetragen auf der Naturforscherversammlung zu Baden-Baden 1879, referiert in der Botan. Zeitung 188S, S. 142. (50) M. MÖBIUS: Beobachtungen über diese Erscheinung bestätigen die von GODEON 1873 veröffentlichten. Er gibt die Blütezeit genau an, betont die Kürze des Blühens und die Abhängigkeit desselben von der Öffnung der Spelzen. Er fand, dass man bei fast reifen Grasblüten nur die Spelzen auseinander zu biegen braucht, um zu sehen, wie die Fila- mente auswachsen. Wenn man aus solchen Blüten den Fruchtknoten mit den ansitzenden Staubgefässen herauslöst und auf einen Milli- metermassstab bringt, so lässt sich die Wachstumsgeschwindigkeit direkt messen, und zeigt das grösste, bisher bekannte Mass: 3 mm in zwei Minuten bei Tritirum spelta. Das Wachstum besteht nur in Zellstreckung und ist gleichmässig über die ganze Länge des Fadens verteilt. Zugleich mit dieser Mitteilung veröffentlichte er eine ihr auch inhaltlich ualiestehende „Über explodierende Staubgefässe" (1. c. S. 274 — 281, mit Tafel 7). Die Beobachtungen sind besonders an Parietaria erecta, dauel)en auch an Urtica dioica und Pilea serpylUfoUa ausgeführt und ergeben folgendes Resultat: „Das Explodieren der Staubgefässe von Parietaria beruht darauf, dass eine Hemmung- entfernt wird und damit das türgeszierende, elastische, zusammen- gedrückte Gewebe der Vorderseite des Stau1)fadens seiner Spannung freien Lauf lassen kann. Die Hemmung liegt in dem Anhaften der Anthere an der Basis des Staubfadens und ist nicht nur durch den Druck, sondern auch durch ein gewisses „Ankleben" veranlasst. Jetzt ist noch eine Abhandlung zu erwähnen, auf die schon oben, bei Besprechung von Callitriche, hingewiesen worden ist, nämlich „Über den Einfluss des Wachstumsmediums auf die Gestalt der Pflanzen'^ (Botan. Zeitung 28, 1870, S. 193—201, 209—219, 225—232, Taf. III — IV). Diesen Einfluss studiert er an den verschiedenen Formen von Ranunculus aquatilis und divaricatus , wie sie sich in der Natur finden und sich bei verschiedenen Kulturbedino-uno-en entwickeln. Es ist bekannt, dass die Wasser- und Landformen verschiedene Blätter bilden, „doch tragen alle die verschieden geformten Blätter in ihrer ersten Dreiteilung einen gemeinsamen Charakter und sind in ihrer ersten Entwicklungsperiode äusserst ähnlich", in einigen Fällen sind sie geradezu identisch, und so besitzen sie das latente Vermögen zur Entwickelung nach zwei sehr verschiedenen Richtungen hin, von denen die eine oder die andere eintritt, je nachdem be- stimmte äussere Bedingungen obwalten, hier also Luft oder Wasser. ASKENASY spricht dabei schon eine Ansicht aus, die jetzt nach den Untersuchungen von De Vries über die Mutation immer mehr an Boden gewinnt: „dass die Bildung neuer Arten mitunter erfolgen kann, auch ohne Hilfe einer grossen Zahl allmählich und stufenweise verschiedener Varietäten". „Ob es" — fügt er der Anmerkung hinzu — „ausserhalb der sexuellen Sphäre und ausserhalb der Eugen Askbnasy. (^57) direkten Einwirkung äusserer Umstände Pflanzen gil)t, die zwei oder mehr verschiedene nicht erbliche Typen in sich vereinigen, weiss ich nicht, halte es aber für nicht unwahrscheinlich". Die späteren physiologischen Arbeiten ASKENASY's beschäftigen sich mit einem der schwierigsten Probleme der Botanik, mit der Wassersteigung in den Pflanzen. In dem ersten hierher gehörigen kleinen Aufsatz aber haben wir gleich eine derartige Lösung der so vero'eblicli erörterten Frage, dass sie besser als alle anderen ver- suchten Lösungen mit den Erscheinungen in der Pflanze selbst und mit den allgemeinen Gesetzen der Physik im Einklang steht. Diese Arbeit, unter dem Titel „Über das Saftsteigen" ist veröffentlicht in den Verhandlungen des naturhist.-med. Ver. zu Heidelberg. N. F., Bd. V, S. 325 — 345, erschien aber schon am 12, Februar 1895; ihr Inhalt ist etwa folgender: In seinen „Leituugsbahnen" war STEASBURGER zu dem wich- tigen Ergebnis gelangt, dass das Wasser auch in toten Stämmen höher als 10 m steigen kann. Auf den Versuchen dieses Autors sowie auf denen BÖHMs baut Verf. hauptsächlich seine Theorie auf. Unter der vorläufig gemachten Annahme, dass in den Leitungsbahnen zusammenhängende Wassersäulen vorhanden seien, werden diese durch die Kohäsion des Wassers und die Adhäsion an den Wänden am Sinken verhindert. Gehoben werden sie durch die osmotische Kraft der Zellen an den verdunstenden Teilen, und diese osmotische Kraft kommt zustande, indem das AVasser aussen verdunstet und dafür neues durch die Imbibitionskraft der Membran aus den Zellen nachgesaugt wird. Andererseits setzt sich der Zug der Wassersäulen in den Leitunosbahnen bei den lebenden Zellen der Wurzeln wieder in osmotische Kraft um, und diese bewirkt die Aufnahme aus dem Erdboden. Dieser Zug von oben scheint auch für das Aufsteigen des Wassers in den Wurzeln von grösserer Bedeutung zu sein, als der sogenannte Wurzeldruck. Da die Kohäsion des Wassers nach der Ansicht des Verf. von grosser Bedeutung für die Saftleitung ist, so behandelt er dieselbe vom physikalischen Standpunkte her noch eingehender. Es kommt nun darauf an, zu zeigen, dass die Kohäsion des Wassers in den Leitungsbahnen und seine Adhäsion an ihren Wänden auch noch wirksam ist trotz der Anwesenheit der Gasblasen, welche sich ja in Wirklichkeit in den Wassersäulen finden. Hier tritt als Erklärung die von STRASBURGER und VESQUE gemachte Beobachtung ein, dass zwischen den Gasblasen und der Membran sich noch eine Wasserschicht befindet, die auch wirklich an den Gasblasen vorbeifiiesst. Dass ein solches Verhalten mit den Lehren der Physik nicht im Widerspruch steht, wird noch besonders nach- gewiesen, um die Einwände SCHWENDENER's zu entkräften. Es ist eben zu beachten, dass die wasserdurchtränkten Röhren in der (58) M. MÖBius: Pflanze sich ganz anders verhalten als nur benetzbare (Tlaskapillaren^ „Der Zug, den SCHWENDENER in der lebenden Pflanze vermisst, rührt von der Verdunstung der Blätter her und wird durch die Ko- häsion des Wassers nach unten geleitet", also auch an den Gas- blasen vorbei. Sehr wichtig dafür sind die rinnenartigen Vertiefungen und die schraubenlinigen Verdickungsbänder in den Wänden von Tracheen und Tracheiden, ihre Bedeutung wird uns nur dadurch klar, dass wir sie als Mittel betrachten, durch welche dem Wasser der Weg zum Vorbeifliessen an den Gasblasen gewiesen, die Kohäsion der Wasserbahn gesichert wird. Ein Jahr später erschienen die „Beiträge zur Erklärung des Saftsteigens« (1. c. S. 429—448, ausgegeben den 3(». April 1896). Hier zeigt er, wie es ihm gelungen ist, die beiden Kräfte, Imbibition und Kohäsion, an einem Apparate so in Wirkung treten zu lassen, dass er den in der Pflanze vorhandenen Verhältnissen entspricht, und dabei eine den Barometerstand beträchtlich übersteigende Hubhöhe zu erreichen. Er benutzte dazu 90 C7n bis 1 w lange Glasröhren, die oben in einen Trichter von 3 — 3,5 cm Durchmesser endigten; dieser war mit einem Gipspfropfen erfüllt oder auch ganz mit Gips über- zogen. Der Gips stellt die Membranen des Blattes dar, welche das Wasser verdunsten und immer neues nachsaugen, das Glasrohr die Holzgefässe der Pflanze, in denen das Wasser aufsteigt. Unter gewissen Vorsichtsmassregeln wird nun das Rohr mit W^asser gefüllt, mit dem offenen Ende in eine Schale mit Quecksilber gestellt und in senkrechter Haltung befestigt. Sowie nun das Wasser durch den Gips verdunstet, wird es weiter aufgesogen und das Quecksilber steigt nach. In dem einen Versuch stieg das Quecksilber in ca. 33 Stunden auf 82 cm (6 cm über den Barometerstand), in dem andern in 26 Stunden auf 89 C7n (14 cvi über den Barometerstand). Diese Re- sultate sind jedenfalls ein sehr bemerkenswerter Beweis für die Richtigkeit der Theorie des Verfassers. Nach verschiedenen Er- örterungen hebt er als das Wichtigste hervor, dass die Grösse der Imbibitionskraft der Zellwände wirklich ausreicht, um das Aufsteigen des Wassers, unter Voraussetzung von dessen Kohäsion, in den Pflanzen zu bewirken. Jedoch unterlässt er nicht, am Schlüsse auf die Lücken aufmerksam zu machen, die zur vollständigen Klarlegung des Theorie des Saftsteigens noch auszufüllen sind. Zu einer ganz ähnlichen Lösung der besagten Frage waren fast gleichzeitig mit ASKENASY die Engländer DiXON und JOLY ge- kommen. Dass ihm aber die Priorität gebührt, hat er in der Be- sprechung der Arbeit von COPELAND (The Rise of the Transpiration Stream) in der Botan. Zeitung 1903, II, S. 177, gezeigt, wo er auch die Angriffe verschiedener anderer Physiologen auf seine Theorie abzuwehren sucht. Eugen Askenasy. (59) An die physikalischen Versuche, die hier zur Lösung einer so wichtigen botanischen Frage unternommen worden waren, knüpfen, wenn auch lose, diejenigen an, auf denen die letzte Publikation beruht: „Kapillaritätsversuche an einem System dünner Platten" (Verhandl. des naturhist.-med. Vereins zu Heidelberg, K F., Bd. VI, S. 381 — 411, veröffentlich am 30. November 1900). Eine besondere Anregung dazu hatte er, wie er selbst gesteht, durch seinen Freund BÜTSCHLI erhalten, der sich ja mit seinen Untersuchungen über die Struktur des Protoplasmas, der Sphärokristalle und Stärkekörner auch ganz auf physikalisches Gebiet begeben hatte. Die Kapillaritätsversuche gehen aus von einer Differenz zwischen den Angaben von PFEFFER und SCHWENDENER, von denen der erstere gesagt hatte, dass in einem System sich berührender Glas- plättchen mit dem kapillaren Eindringen von Wasser der Abstand der Plättchen vermehrt w^erde, während der letztere die entgegen- gesetzte Wirkung beobachtet hatte. ASKENASY unternahm es nun, die Erscheinungen, die sich beim Eindringen von Flüssigkeit in ein System dünner Platten abspielen, genauer zu beobachten. Er arbeitete mit Deckgläschen und einem ZElSS'schen Deckglastaster unter sorg- fältiger Beobachtung aller Vorsichtsmasssregeln. Wir wollen hier nur das eine Resultat erwähnen: „Wird einem System trockener Deck- gläschen Wasser zugeführt, so findet Zusammenziehung statt, ge- schieht dasselbe bei einem solchen System, wenn es sich infolge der Verdunstung auf das Minimum zusammengezogen hat, so erfolgt Ausdehnung." Auf die Versuche mit Alkohol, mit Glimmerplättchen und auf die theoretischen Erörterungen und Folgerungen können wir hier nicht eingehen. Zuletzt hatte ASKENASY eine Arbeit über die Quellung unternommen, über welchen Gegenstand er auch in der Senckenbergischen Gesellschaft in Frankfurt a. M. am 22. März 1902 einen Vortrag gehalten hat (vergl. Bericht dieser Gesellschaft, 1902, S. 162). Da das Manuskript schon ziemlich weit gediehen ist, so wird es vielleicht noch von berufener Hand herausgegeben. Wie schon erwähnt, war es neben dem Gebiet der Physiologie das der Algologie, auf dem ASKENx\SY tätig war und Bedeutendes geleistet hat: auf beiden Gebieten war ja noch viel zu tun und sie reizten durch die Schwierigkeit der Beobachtung; zudem brachte ASKENASY^ den Kryptogamen ein besonderes Interesse entgegen, das speziell für die Algen vielleicht noch erhöht wurde durch Aufenthalte an der See und seine Reise nach Teneriffa. Die erste algologische Arbeit brachte gleich eine interessante Ent- deckung. In seinen „Beiträgen zur Kenntnis der Gattung Ectocarpus^'- (Botan. Ztg. 27, 1869, S. 785-790, Taf. XI), einer Frucht seines Aufenthaltes in Ostende, beschreibt er zunächst eine neue Art: Ectocarpus ostendensis, bei der in einem mehrfächerigen Sporangium (60) M. MÖBiuS: aus 6 — 20 Zellen ebenso viele merabraniimhüllte und bewegungslose vSporen entstehen, die durch Platzen der Sporangiumwände frei Averden oder schon im Sporangium auskeimen: ein solcher Fall war für Ectocarpiis noch nicht beschrieben worden^). In demselben Auf- satz wird für Eetocarpus patens (Ktz.)? (= E- confervoides (Roth) Le Jol. forma) die Entwicklung und Entleerung der Zoosporen be- schrieben; ob die beiden, sich sehr ähnlichen Formen zu einander eehören, lässt ASKENASY zweifelhaft. Dass hier auch der braune Farbstoff der Phaeosporeen behandelt wird, haben wir bereits erwähnt. Ebenso wurde schon gesagt, dass der dritte Aufsatz seiner Habilitationsschrift algologischen Inhalts ist: er handelt „Über eine neue Meeresalge, Rhodopeltis Geyleri.'"'- Verfasser hatte sie im Herbarium der SENCKENBERG'schen naturforschenden Gresellschaft in Frank- furt a. M. an einem peruanischen Codium gefunden. Die Alge war schon von AGARDH und KÜTZING beschrieben worden, aber nicht in richtiger Weise, und deshalb glaubte ASKENASY eine neue vor sich zu haben. FALKENBERG beschrieb sie 1880 unter dem AGARDH- schen Namen Placophora Bindert, aber erst GOEBEL erkannte 1889 (Flora Bd. 72), dass diese mit Rhodopeltis Geyleri identisch sei und überzeugte sich davon an dem Originalmaterial ASKENASY's, der diese Identität schon vermutet hatte"). Da ASKENASY als Algenforscher auch dadurch bekannt war, dass er seit 1873 für den botanischen Jahresbericht (also seit dessen Bestehen) über die Algenliteratur (exklusive Diatomeen) referierte, so wurde ihm das Material von Algen anvertraut, das bei der Expedition der „Gazelle" gesammelt worden war^). 1) BoRNET sagt darüber (Note sur quelques Eetocarpus, Bull, de la Soc. bot. de France 1891, p. 5— 6): „M. Askenasy a donne . . . une descriptiou qui n'a pas •ete aussi remarquee qu'elle le meritait; en eifet, eile mettait en lumiere, pour la premiere fois, un mode de multiplicatiou jusqu'alors inconnu chez les Eetocarpus. La concordance complete des observations de M. Askenasy avec Celles que nous avons faites a plusieurs reprises, G. Thuret et moi, depuis 1853, sur VEctocarpus pusiUus, rendait vraisemblable que les E, ostendensis et pusillus etaient tres voisins sinon identiques. Avec son obligeance habituelle, M. Askenasy a bien voulu me communiquer les prt'parations qui avaient servi ä ses etudes, et j'ai pu constater que les deux algues appartenaient k la mome espece." Diese Art ist also Eeto- carpus pusillus Griff., von Bornet 1891 in der geuanuteu Arbeit zu Acinetospora gestellt. 2) Zur Synouymie, vergl. De Toni, Sylloge Algarum, vol. IV, p. 1U4. 3) Das Schiff „Die Gazelle" war von der deutschen Admiralität ausgesandt, um einige Gelehrte zur Betrachtung des am 8. Dezember 1874 erfolgenden Vorüber- ganges der Venus an der Sonnenscheibe nach den Kerguelen-Inseln zu bringen und gleichzeitig naturwissenschaftliche Beoljachtungen zu machen. Stabsarzt Dr. F. Naumann hatte es übernommen, Pflanzen zu sammeln und botanische Beob- achtungen anzustellen; er gibt einige interessante Berichte in der Zeitschr. der Ges. für Erdkunde zu Berlin, 11. Bd. 187(5, S. 74-78, 128— l.'U, 1.37-142. Von den ■wissenschaftlichen Bearbeitungen des ■Materials enthält Band IV die Botanik, her- ausgegeben von A. Engler 188;i. Eugen Askenasy. (61) Er be arbeitete dieses interessante Material sehr genau und nahm zur Unterstützung, besonders zur Herstellung und Zeichnung der Präparate von Ostern 1884 bis Ostern 1885 mich als Assistenten an. Das Resultat dieser grossen Arbeit erschien unter den For- schungsresultaten der „Gazelle" (IV. Teil: Botanik, redigiert von Prof. A. EnGLER) als ein Quartheft von 58 Seiten mit 12 Tafeln: „Algen, mit Unterstützung der Herren E. BORNET, A. GrunOW, P. HaRIOT, M. MÖBIUS, O. NORDSTEDT bearbeitet von E. ASKENASY." XORDSTEDT hatte dabei die Bearbeitung der Cliaraceen und Conjugatae, GRUNOW die der Gattungen Sargassum, Ci/stophylltwi und Carpophyllum übernommen, der übrige Text ist von ASKENASY geschrieben. Die Kenntnis mancher interessanten und schwierigen Gattungen, wie Dirtyosphaeria, Halimeda, Caulerpa, Ectocarpus, Galaxaura, Marchesettia usw., ist durch eingehendes Studium der gefundenen Arten sehr wesentlich gefördert worden. In demselben Jahre, in dem die Gazelle -Algen erschienen, ge- lang es ihrem Verfasser, die Entwicklung der interessanten kleinen Alge Pediastrum ziemlich aufzuklären. In der Abhandlung „Über die Entwicklung von Pediastrum'''' (Ber. der deutschen bot. Ges. 1888, Bd. VI, Ö. 127 — 137, Taf. VI) zeigt er, dass, wie Pringsheim ver_ mutet hatte, gewisse Polyedrium-F ormen zu Pediastrum gehören, inso- fern als aus den ersteren Makrogonidien entstehen, die sich zu einem Pediastrum vereinigen. Es wurde auch die Bildung von Mikrogonidieu aus Pediastru7n-Zb\len beobachtet und die Kopulation und Bildung von Zygosporen aus diesen Schwärmern. Wie die Zygoten, wahrschein- lich durch Vermittelung von Schwärmern, zu Polyedrium-F ormen werden, ist leider immer noch unbekannt. 1892 gab ASKENASY in Verbindung mit F. FÖRSTER unter dem Titel „Beiträge zur badischen Algenflora" (Mitteil, des bad. bot. Vereins 1892, Nr. lOJ, S. 1 — 4) ein systematisch geordnetes Verzeich- nis der von den Verfassern auf gemeinsamen Exkursionen in die Pfalz gesammelten Algen, sowie solcher aus dem badischen Oberland her- aus; darin wird eine neue Art, Mischococcus simplex^ beschrieben. Eine Sammlung australischer Algen, die meist aus Brisbane stammen und von Herrn F. M. BaILEY geschickt waren, wurde so zwischen uns geteilt, dass ASKENASY die Meeresalgen, ich die des Süsswassers übernahm. Des ersteren Arbeit erschien unter dem Titel „Über einige australische Meeresalgen" in der Flora 1894, Bd. 78., S. 1—18 mit Taf. I— IV. Nur 125-230, 233-238, Taf. V. 2. Beiträge zur Kenntnis der Gattung Ectocarj)us. — Bot. Ztg. 27, 1869, S. 785—790, Taf. XI. 3. Über den Einfluss des Wachstumsmediums auf die Gestalt der Pflanzen. - Bot. Ztg. 28, 1870, S. 193—201, 209-219, 225-232 Taf. III— IV. 4. Beiträge zur Kritik der DAEWIN'schen Lehre. — Leipzig OV. Engelmann), 1872, 8^ 113 Seiten. 5. Botanisch-morphologische Studien. — Frankfurt a. M. (Mahlau u. Waldschmidt), 1872, 8", 50 Seiten und 6 Tafeln. 6. Über eine neue Methode das Wachstum der Pflanzen zu beob- achten. — Flora 1873, Bd. 56, S. 225 — 230. Vorgetragen im naturhist.-med. Ver. Heidelberg am 6. März 1873. 7. Über das Wachstum der Stiele von Pellia epiphylla. — Verhandl. der bot. Sektion der Naturforscherversammlung in Wiesbaden 1873, in Bot. Ztg. 32, 1874, S. 237. 8. Über die Temperatur, welche Pflanzen im Sonnenlicht annehmen. Bot. Ztg. 33, 1875, S. 441—444. 9. Über die Zerstörung des Chlorophylls durch das Licht. — Bot. Ztg. 33, 1875, S. 457—460, 473-481, 496-499. 10. Über den Einfluss des Lichtes auf die Farbe der Blüten. — Bot. Ztg. 34, 1876, S. 1—7, 27—31. 11. Über die jährliche Periode der Knospen. — Bot. Ztg. 35, 1877, S. 793—815, 817-832, 833—848, Taf. XV— XIX. 12. Über eine neue Methode, um die Verteilung der Wachstums- intensität in wachsenden Pflanzenteilen zu bestimmen. — Verh. des naturhist.-med. Ver Heidelberg, N. F., Bd. II, S. 70 — 153, Taf. II- V, 1877. 13. Über das Aufblühen der Gräser. Über explodierende Staub- gefässe. — Verh. des natm-hisL.-med. Ver. Heidelberg, X. F., Bd. II, S. 261-282, 1879. 14. Algen. — Forschungsreisen S. M. S. „Gazelle", IV. Teil: Botanik, S. 1—58, Taf. I— XII, Berlin 1888. 15. Über die Entwicklung von Pediastrum. — Ber. der Deutschen Bot, Ges., VI, 1888, S. 127-138, Taf. VL 16. Askenasy und BlOCHMANN, Über einen Ausflug nach den Alt- Kheiuen zwischen Germersheim und Mannheim. — Verh. des naturhist.-med. Ver. Heidelberg, X.F., Bd. IV, S. 442—443, Sitzung vom 5. Juli 1889. 17. Hermann Theodor Geyler. Xekrolog. — Ber. der Deutschen Bot. Ges., VII, 1889, S. (9)— (11). Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXI. ^j^\ (06) M. Koernicke: 18. Über einige Beziehungen zwischen Wachstum und Temperatur. — Ber. der Deutschen Bot. Ges., YIII, 1890, S. 61—94. 19. ASKENASY und F. FÖRSTEK, Beiträge zur badischen Algenflora. — Mitth. des bad. bot. Ver., 1892, No. 101, S. 1—4. 20. Über einige australische Meeresalgen. — Flora, Bd. 78, 1894, S. 7—18, Taf. I— lY. 21. Über das Saftsteigen. — Verh. des naturhist.-med. Yer. Heidel- berg, N. F., Bd. Y, S. 325—345, ausgegeben am 12. Februar 1895. 22. Beiträge zur Erklärung des Saftsteigens. — Yerh. des naturhist.- med. Yer. Heidelberg, N. F., Bd. Y, S. 429—448, ausgegeben am 30. April 1896. 23. Enumeration des Algues des iles du (Jap vert. — Bol. Soc. Bro- teriana, XHI, 1896, p. 1—26. 24. ASKENASY und Y^. SCHMIDLE, Algologische Xotizen, Xo. YH. — Allgem. bot. Zeitschr. für Systematik usw., 1897, S. 2 — 3. 25. Kapillaritätsversuche an einem System dünner Platten. — Yerh. des naturhist.-med. Yer. Heidelberg, X. F. Bd. YI, S. 381—411, ausoeo-eben am 30. November 1900. Mitteilungen. I. M. Koernicke: Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung '). Eingegangen im Oktober 1903. Wohl auf keinem Gebiet der Botanik ist in den letzten Jahren mehr gearbeitet worden, als auf dem der Zellenlehre, die unter dem Namen der Cytologie schon eine Wissenschaft für sich geworden ist. Die Literatur hierüber schwillt von Jahr zu Jahr derart an, dass für denjenigen Botaniker, der sich nicht direkt mit dem Gegenstand befasst, ihre Bewältigung ausgeschlossen ist. Diese Fülle des Mate- rials liess es mir auch geboten erscheinen, meinen Bericht möglichst auf einen Teil der Aufgabe und zwar auf den morphologischen zu beschränken ^). 1) Zum Teil vorgetragen auf der Generalversammlung der Deutschen Botanischen Gesellschaft am 22. September 1903. 2) Über den physiologischen Wert der einzelnen Zellbestandteile und die darüber erschienenen Arbeiten geben in vortrefflichster Weise Pfeffers Pflanzenphysiologie, Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (67) Gefördert, ja zum Teil uiiinittelbar veranlasst, wurde der Arbeits- eifer auf dem Gebiet der Cytologie durch den gewaltigen Aufschwung, den die Technik bei der Behandlung der Präparate nahm. Besonders der Einführuug des Mikrotom- und feineren Färbeverfahrens in die botanische Mikrotechnik sind die meisten Errungenschaften zu danken, die in den letzten Jahren in der Cytologie gezeitigt worden sind. Wohl hat sich mancher Widerspruch gegen die Anwendung der mikrotechnischen Hilfsmittel erhoben. Im besonderen ist von ALFRED Fischer scharfe Kritik an den gebräuchlichen Fixierungs- und Färbe- methoden o;eübt worden, und trotz der in manchen Punkten über- massigen Schärfe dieser Kritik^), bleibt das Buch FiSCHER's: Fixierung, Färbung und Bau des Protoplasmas") schon aus dem Gruade von grossem Wert für den Cytologen, weil es ihn zu fortwährender Selbst- kritik anhält. Dabei sind aber die mikrotechnischen Methoden als Hilfsmittel beim Eindringen in die feinen Details der cytologischen Objekte nicht zu unterschätzen, und das allzu skeptische Verhalten FiscHER"s den mit ihrer Hilfe erzielten Forschungsergebnissen gegen- über erscheint kaum als berechtigt, wenn man die Art und Weise in Betracht zieht, auf welche ein gewissenhafter Zellforscher zu seinen Resultaten kommt. Wenn irgend möglich, stellt er seine Unter- suchungen zunächst am lebenden Objekt an und vervollständigt sie durch die Beobachtungen an fixiertem und gefärbtem Material. Aller- dinsfs kann er in der Mehrzahl der Fälle nur aus letzterem ein ür- teil fällen; da hilft ihm jedoch der kritische Vergleich zwischen den Bildern, die er von ein und demselben Objekt nach den ver- schiedensten Fixierungen'') und Färbungen erhielt. Erst wenn sich dabei Übereinstimmungen zeigten, wenn ihm ferner noch bei anderen ebenso behandelten Objekten Bilder entgegentraten, die den vorher gewonnenen gleichen, dann zieht er seine Schlüsse. Das Cytoplasiua. Am ehesten Berechtigung hat die FiSCHER'sche Kritik in der Frage nach dem Bau des Cytoplasmas. Hier ist, wie auch STR.4S- II. Aufl., und Haberlandt's Physiologische Pflauzenanatomie, II. Aufl., Aufschluss. Eine dankenswerte Zusammenfassung unserer Kenntnisse über die Zellchemie gibt W. Magnus in dem entsprechenden Artikel der Encyklopädie der mikroskopischen Technik, Bd. II, 19(Jo, S. l.%5fi'. 1) Vgl. hierzu u. a. M. Heidenhain, Über chemische Umsetzungen zwischen Eiweisskörperu und Anilinfarben. Arch. für die gesamte Physiol., Bd. XC, 190-2, S. llüff. 2) Jena, bei GuST. Fi.scher, 1899. 3) Vgl. über die Brauchbarkeit der Fixierungsmittel neben dem citierten Werk von Alfr. Fischer aucii W. v. Wasielewski, Über Fi.xierimgsflüssigkeiten in der botanischen Mikrotechnik. Zeitschr, für wiss. Mikroskopie, Bd. XVI, 1899, S. 30:>. (5*) (6S) M. KOEUNICKE: BURGER zugibt^), dessen diesbezüglicher Standpunkt heute von den meisten Botanikern geteilt wird, „die (Frenze zwischen vorgebildeter Struktur und Artefact besonders schwer zu ziehen. In dem Cyto- plasma werden ganz besonders Fällungen aus vorhandenen Eiweiss- lösungen eine Rolle spielen und oft Gerinnungsbilder liefern, die kaum von den vorgebildeten Strukturen zu unterscheiden sind". STRASBÜRGER wird aber durch seine und die Untersuchungen anderer bestimmt, daran festzuhalten, dass das Cytoplasma aus Filar- oder Kinoplasma und Alveolar- oder Trophoplasma aufgebaut wird, und dass beide als besondere Bestandteile des Cytoplasmas zu gelten haben ^). Besonders die cytologischen Studien aus dem Bonner botanischen Institut*) waren es, in welchen diese Verhältnisse klargelegt wurden. Das Kinoplasma ist es, welches besonders bei der Kern- und Zellteilung- aktiv eingreift. In seinem aktiven Zustand besitzt es fädige Struktur (Filarplasma). Es sollen die Fasern aus körnigen Kinoplasmaansammlungen hervorgehen''). Nach MOTTIER®) soll das Kinoplasma auch in Form eines feinen Netzwerks oder auch als homogene Flüssigkeit auftreten. Das übrige Plasma, Trophoplasma oder Nährplasma, verhält sich bei den Teilungsvorgängen passiv. Es besitzt Wabenbau (Alveolarplasma) und zeichnet sich durch seinen Reichtum an Körnchen und metaplasmatischen Einschlüssen aus"}. Präparate, die nach dem FLEMMING'schen Dreifarbenverfahren mit Safranin-Gentianaviolett-Orange G tingiert werden, zeigen die kino- plasmatischen Bestandteile der Zelle, im Gegensatz zu den bräunlich erscheinenden trophoplasmatischen, blau bis violett gefärbt. Kinoplasmatischer Natur sind nach STRASBURGER die Hautscliicht, die Spindelfasern, ferner die Plasmastrahlungen um die Centrosomen und auch wohl diese selbst, die Cilien, schliesslich die Kernwand, während die übrigen cytoplasmatischen Teile der Zelle aus Tropho- plasma bestehen; so gehören die Wände der Vacuolen dem Tropho- plasma an, gehen doch die Vacuolen aus Waben des Alveolarplasma hervor, welche sich vergrössern, abrunden und zur Bildung grösserer Safträume mit einander verschmelzen ^). 1) E. Strasburgek, Über Kedaktionsteilurij>-, Sijiudelbilduug, Centrosomen luid Cilienbildner im Pilanzenreich. Histulog. Beitr., Heft VI, 1900, S. 8. 2) E. Strasburgek, Über Reduktionsteilung usw., S. 144, 15.1. ;]) .Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXX. 1897, S. 155 ff. 4) Vgl. Bradley Moore Davis, Nuclear IStudies on rellia. Ann. of Bot., Vol. XV, 1!»01, 8. 170, 171. 5) ü. M. MOTTiER, Nuclear and cell division in Dictijota dichotonia. Ann. of Bot., Vol. XIV, 1900, S. Kviff. (■)) E. Strasbörger, Die pflanzlichen Zellhäuto. Jalu-b. für wiss. Bot., Bd. XXXI, 189S, S. öKiff. 7) Lehrbuch der Botanik von Strasburger, Noll, Schenck, Karsten, VI. Aufl., S. 5t>. — E. Strasburger, Die pflanzlichen Zellhäute. Jahrb. für wiss. Der heutige Stand der pflanzlicheu Zellforschung. (69) Durch die Versuche vou CHARLES F. HOTTES') und FR. R. Schrammen^) wurde erwiesen, dass die Bildung von Kinoplasma durch hohe Temperaturen gefördert wird, bei abnorm niederen Temperaturen eine Hemmung erfährt, und dass diese Hemmung in deutlichster Weise sich zugleich auch in einem Zurücktreten der Spindelbildung sowie der Ausgestaltung von Kernwandungen und Hautschichten offenbart, also an allen jenen Bildungen bemerkbar macht, die STRASBURGER auf Grund anderweitiger Erfahrung für kinoplasmatisch erklärte ^). Besonders skeptisch der Kinoplasmatheorie gegenüber verhält sich E. ZACHARIAS*), der zumal das Vorhandensein von Spindelfasern auf Grund seiner und anderer Forscher an lebendem Material gemachten Beobachtungen bezweifelt und damit auch bestreitet, dass die Kern- und Zellteilungstheorien, die mit ziehenden und schiebenden Fasern rechnen, eine gesicherte Grundlage haben. BOVERI^) wandte sich gegen ihn mit der Angabe, „dass die an den Chromosomen ziehenden Fasern an manchen tierischen Objekten im Leben sichtbar seien, dass die Nichtsichtbarkeit im Leben kein Argument gegen ihre reale Existenz sei, und dass die an fixierten Objekten beobachteten Ver- hältnisse auf das vollkommenste der Annahme entsprechen, dass die Schwesterchromosomen mittelst der Fasern auseinandergezogen werden." Vielleicht werden sich bei entsprechenden Untersuchungen auch botanische Objekte finden lassen, bei welchen die Spindelfasern in der lebenden Zelle sichtbar sind. Weisen doch u. a. die Beob- achtungen von Lauterborn®) an Diatomeen, von SWINGLE^) an Sphacelariaceen darauf hin, nach welchen kinoplasmatische Strahlungs- fäden deutlich im lebenden Material zu erkennen waren. Erwähnt sei auch die Mitteilung von M. HEIDENHAIN, der im Cytoplasma der Bot., Bd. XXXI, 189.S, S. .'i21ff. — A. 0. Hof, Histologische Studien an Vegetations- punkten. Bot. Centralbl., Bd. LXXVI, 1S9S, S. IIG. 1) In E. Strasburger, Über Reduktionsteilung usw , S. 14?>. 2) Fr. Rol. Schrammen, Über die Einwirkung von Temperaturen auf die Zellen des Vegetationspunktes des Sprosses von T'/cm Faba. Verh. des naturhist. Vereins der preuss. Rheinlande. Jahrg. LIX, IDOi, 1. Hälfte, S. 49. 3) Vgl. E. Strasbörger, Über Reduktionsteilung usw., S. 143, 144. 4) Vortrag über Kinoplasraa gehalten auf der Hamburg. Naturforsclierversamml., 1901. Bericht in der Naturw. Rundschau 1901, S. G53, und Ber. der Deutschen Bot. Ges., Bd. XXI, 1903, S. 29S. 5) Bericht über die Hamburger Naturforsclierversamml. in Naturw. Rundschau, 1901, S. 653. 6) R. Lauterborn, Untersuchungen über Bau, Kernteilung und Bewegung der Diatomeen. Leipzig bei W. Engelmann, 189(), S. (IT, und a. a. 0. 7) W. SwiNGLE, Zur Kenntnis der Kern- und Zellteilung bei den Sphace- lariaceen, Cytologische Studien usw., Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXX, S. 333, — Auch Nägeli hatte schon im Jahre 1844 die vom Kern ausstrahlenden Plasmafäden im lebenden Material erkannt und beschrieben, Zeitschr, für wiss. Bot. vou M, J, Schleiden und C, Nägkli, Bd, I, S. 74. (70) M. Koernicke: Kürbishaare schon im lebenden Zustande Waben und fibrilläre Bihlungen erkennt^) und ebenfalls sei hingewiesen auf die Figuren DE3I00R's^) und DE AVILDEMAN's^), welche in den nach dem Leben gezeichneten Kernteilungsstadien von Tradescantia-liaa.ren Fasern ab- bilden, wobei dahingestellt sein mag, ob die Bilder nach irgendwie alterierten Objekten hergestellt wurden. Zeigten sich doch auch STRAS- BURGER*) erst dann an den im Leben studierten Teilungsbildern der Endospermkerne von Monotropa die Spindelfasern und Verbindungs- fäden, als die Untersuchungsobjekte abzusterben begannen. Strasburger hatte sich zu diesem Punkte im Anschluss an die FiSCHER'sche Kritik folgendermassen geäussert^): „Dass Spindel- fasern ... an sich Artefakte seien, lässt sich heute nicht mehr an- nehmen . . . Eine Frage der vergleichenden Untersuchung ist es aber, zu entscheiden, wie weit diese Spindelfasern . . . durch ein bestimmtes Fixierungsmittel deformiert worden sind. An der Realität bestimmter Teilungsbilder ist nicht zu zweifeln, wenn man sie mit Konstanz wiederkehren sieht, wenn man ihnen andererseits in ganz abweichender Form, doch wiederum mit zäher Übereinstimmung an anderen Objekten begegnet. Sicher können es doch nicht Wirkungen von Fällungen sein, die uns die Kernteilungen bei den Protozoen und niederen Gewächsen in ganz anderer Ausbildung als bei den höher organisierten Tieren und Pflanzen entgegenführen." Diese Ansicht wird denn auch heute von den meisten auf cytologischem Gebiet arbeitenden Botanikern geteilt, und so gelten die Spindel- fasern als wirklich vorgebildete und nicht durch Fixierangsmittel hervorgerufene Strukturen. In seinem schon mehrfach zitierten verdienstvollen Werk „Über Reduktionsteilung, Spindelbildung, Centrosomen und Cilienbildner im Pflanzenreich" geht STRASBURGER auch auf die Beziehungen zwischen • Kinoplasma und Nukleolarsubstanz ein*). Aus seinen Untersuchungen^) ergab sich mit grosser Gewnssheit, dass das Kinoplasma aus der Nukleolarsubstanz nach Bedarf schöpft und dass 1) M. Heidenhain, Einiges über die sogenannten Protoplasmaströmungen. Sitznngsber. der phjs. med. Gesellscli. zu Würzburg, 18!)7, Sep.-Abdr., S. 13. 2) Demoor, Contribution ä Fiitude de la Physiologie de la cellule. Arch. de Biol., 1S94, Taf. i:3. 3) De VVildeman, Recherches au siijet de Pinlluence de la teniperature sur la Caryocinese. Extr. du journ. publ. par la soc. royale des sc. med. et nat. de Bruxelles 1891. 4) E. Strasburger, Einige Bemerkungen zur Frage nach der doppelten Be- fruchtung bei den Angiospermen. Bot. Zeitg., 5S. Jahrg , Sp. '21*9. 5) E. Strasburgkr, Über Reduktionsteilung u. s. w., 8. 7. lasmafasern ausgesandt, die sich dort festsetzen, sich verkürzen und den Kern so in die Spindel hineinziehen. Erst nachdem der Kern vollständig in die Spindel hineingezogen ist, löst sich die Kernwand auf, von den Polen aus dringen die Spindelfasern in die Kernhöhle ein. In zahlreichen Arbeiten wurden weiterhin noch die Details bei der Spindelbildung in Sporen-, Pollen- und Embryosackmutterzellen erforscht. Dass in letzteren die Spindelbildung in derselben Weise von statten geht, wie in den Pollenmutterzellen, lehrten vor allem die diesbezüglichen Arbeiten von MOTTIER^) und SCHKIEWIND- ThieS*). Eine wertvolle Zusammenstellung der neueren und neuesten Literatur über dieses Gebiet findet sich in dem kürzlich erschienenen Werk A-onCOULTER und CHAMBERLAIN^), Morphology of Angiosperms, vor, auf welche ich hier verweisen möchte, ferner in der letzten Arbeit von LaWSON'^). Anders, wie in den eben geschilderten Fällen geht die Spindel- bildung bei solchen Objekten vor sich, deren Zellen individuali- sierte Centrosomen führen. Über diese Art der Spindelbilduug 1) Vergl. hierzu u. a. Wl. Bei.ajeff, 1. c S. 4:;7; E. Stuasbuuger, Karyo- kinetische Probleme, S. 1G9: E. Strasburgek, Über Rediiktionsteilung usw., 8. 125; M. KoERNiCKE, Studien an Embrjosackmutterzcllen. Sitznugsber. der Niederrhein. Gesellsch., Bonn llKtl, S. :"> des Sep.-Abdr. 2) P. Denke, Sporenentwicklung bei Selagindla. Beihefte zum Bot. Centralbl., Bd. XII, Heft 2, S. 187, 1H8. 3) D. M. MOTTIER, ÜI)er das Verhalten der Kerne bei der Entwicklung des Embryosacks und die Vorgänge bei der Befruchtung. Jahrb. für wiss. Botanik, Bd. XXXI, 1898, S, 125fl'. 4) J. ScHNiEWiND-TniES, Die Reduktion der Chromosonienzahl und die ihr folgenden Kernteilungen in den Embryosackmuttcrzcllen der Angiospermen. Jena, GusT. Fischer 1901. ö) J. M. CüULTKR and Ca. J. Chamberlain. New-York, D. Appleton and Co., 1903, S. 139 ff. und 114 ff. G) Anstruther A. Lawson, Studies in Spindle formation. Botan. Gazette, Vol. XXXVI, August 190.-;, S. 97. (JA) ^J- Koernicke: belehrt uns der von STRASBURGER in den cytologischen Studien geschilderte Fall von Fucus^). Die Kernteilung v^ird hier ein- geleitet durch eine Teilung des zunächst in Einzahl dicht am Kern befindlichen Centrosoms; die beiden Hälften rücken auseinander, bis sie zwei entgegengesetzte Punkte des Kerns erreicht haben. Dabei bildet sich um sie eine aus Kinoplasmafasern bestehende Strahlung aus, die Astrosphäre. An den Stellen, wo die Centro- somen liegen, schwindet die Kernmembran, und es treten Spindel- fasern in der Kernhöhle auf. die von Centrosom zu Centrosom sich fortsetzen. Nach und nach schwand dabei die Kernwand vollständig. Die fertige Spindel gleicht, abgesehen von dein an jedem Pol befind- lichen, mit Kinoplasmastrahlung umgebenen Centrosom, den zwei- poligen centrosomlosen Spindeln. Ahnlich, mit nur unwesentlichen Abweichungen, vollzieht sich die Spindelbildang bei Kernen, die keine scharf umgrenzten indi- vidualisierten Centrosomen führen, sondern einfache kino- piasmatische Ansammlungen ohne zentralen Körper besitzen, wie bei den Kernteilungsbildern im Askus nach HaRPER^), ferner in den Tetrasporenmutterzellen von Corallt?ia nach BRADLEY MOORE DAVIS ^), in den keimenden Sporen von Pel/ni nach demselben Forscher*) und nach CHAMBERLAIN^). Bei der Teilung von centrosomführenden Kernen vege- tativer Zellen®) kommt die Spindel in wesentlich gleicher Weise zustande, wie in den centrosomführenden „reproduktiven" Zellen. Was die centrosomlosen Kerne vegetativer Gewebeelemente der höheren Pflanzen betrifft, so glaubte NEMEC') in der Art der Spindel- bildung einen Unterschied zwischen ihrer Teilung und derjenigen der „reproduktiven"- Zellen gefunden zu haben. Er fand die Anlage der Kernspindel in den Sporen- und Pollenmutterzellen multipolar, in den vegetativen Zellen derselben Pflanzen bipolar. MOTTIER hatte r E. Strasburger, Kernteilunji: uud Befruchtung bei Fucus. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXX, 1897, S. 351 ff. — Vergl. auch Ü. M. Mottier, Nuclear aod Cell Division in Dictyota d^chotoma. Ann. of Bot., Vol. XIV, 1900, S. 163. 2) R. Harper, Kernteilung und freie Zellbildung im Ascus. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXX, 1897, S. 249flf. 3) ßu. M. Davis, Kernteilung in der Tetrasporen mutterzelle bei Corallina offi- cinalis L. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. XVI, 1898, S. 26Gff. 4) Br. M. Davis, Nuclear Studies on Pellia. Annais of Botany, Vol. XV, 1901, S. 147 fif. ö) Ch. J. Chamberlain, Mitosis in Pellia. Bot. Gazette, Vol. XXXVI, 1903, S. 28 ff. 6) Vergl. u. a. Walter T. Swingle, Zur Kenntnis der Kern- und Zellteilung bei den Sphacelariaceen. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXX, 1897, S. ."ilöff. 7) Vergl. die Literaturzusammenstellung in E. Strasburger, Über Reduktions- teilung usw., S. 112. Der heutige Stand der pnaczlichen Zellfcrschung. (75) dagegen auch in vegetativen Zellen multipolare Spindeln gefunden^). Der hierdurch gegebene Gegensatz ist jedoch, wie STRASBURGER gelegentlich einer Besprechung dieser Verhältnisse ausführte^), nur scheinbar. NEMEC's Angaben liessen sich mit denen MOTTIER's ver- einigen, da die Extreme durch Zwischenglieder verbunden seien. In Anknüpfung an die Arbeit HOF's'^), der sich im Bonner Institut besonders in Rücksicht auf die Spindelbildung mit der Unter- suchung der Kernteilung in den Meristemen der höheren Pflanzen be- schäftigt hatte, gibt STRASBURGER eine eingehende Schilderung der Spindelbildung in vegetativen Zellen dieser Pflanzen*), deren Inhalt dem heutigen Stand unseres Wissens in dieser Frage ent- spricht und die ungefähr in folgenden Worten wiedergegeben sein mag. Bei Beginn der Kernteilung, kurz bevor der Kernfaden sich segmentiert, umgibt sich der Kern mit einer dünnen Lage von fein- faserigem Kinoplasma. Diese Kinoplasmahülle wird nun von den beiden zukünftigen Polflächen kappenförmig abgehoben, indem sich zwischen ihr und der Kernwandung eine kernsaftähnliche Flüssio-keit sammelt. An den Polflächen erscheint die Hülle stärker als am Äquator. In ähnlicher Weise, wie in anderen Fällen die Spindel- fasern in die mit Kernsaft erfüllte Kernhöhle eindrinoen und fort- wachsen, treten allmählich von der Kinoplasmahülle Fasern in die safterfüllten Kappenräume hinein, welche alsbald die Kernwand er- reichen und eine extranucleare Spindelanlage darstellen. Während- dessen strecken sich die Kappen in die Länge und spitzen sich gleichzeitig zu. Die an Zahl zunehmenden Fasern konvergieren nach den Polen und treffen dort meist zusammen. Sie können aber auch längere Zeit an ihrem Polende getrennt bleiben, bezw. nicht in einem Punkte, sondern in mehreren Punkten zusammenschliessen. Dann wird das Kernkörperchen aufgelöst, die Kernwand schwindet und zwar zunächst an den nach den Polen zu gelegenen Seiten, worauf die Spindelfaseru in die Kernhöhle hineinwachsen. Dort setzen sie entweder an die Chromosomen an und bilden so die Zugfasern, 1) D. M. MoTTiER, Über das Verhalten der Kerne bei der Entwicklung des Embryosacks und die Vorgänge bei der Befruchtung. Jahrb. für wissensch. Bot., Bd. XXXI, 1898, S. 154. 2) E. Strasburgek, Über Reduktiousteilung usw., S. ll.">. 3) A. C. Hof, Histologische Untersuchungen an Vegetationspunkten. Botau. Centralbl., Bd. LXXVI, 1898, S. 65. 4) Es sei hierbei noch auf folgende Arbeiten hingewiesen: F. Rosen, Beiträge zur Kenntnis der Pflanzenzelle. Cofin's Beiträge zur Biologie der Pflanzen, Bd. VII, 18%, S. 249, 250. — H. Schaffner, Karyokinesis in the root tips of AllUtm Cepa. Botan. Gaz., Vol. XXVI, 1898, S. 225 ff. — E. L. Fulmer, Cell division in Pine seedlings. Ebenda, S. 239 ff. — B. Ni^:MEU, Zur Physiologie der Kern- und Zell- teilung. Bot. Centralbl., Bd. LXXVII, 1899, S. 244, 24G. (7G) M. KOEKNICKE: oder treffen von entgegengesetzten Seiten kommend auf einander, um von einem Pol zum andern fortlaufende Fäden, die Stützfasern, zu bilden. Beide Arten von Fasern sind dabei, wie in pflanzlichen Kernteilungsfiguren zwischen einander verteilt, eine Unterscheidung von Mantelfasern und Centralf asern, wie sie N'EMJ]C^) macht, lässt STRASBURCtER nicht gelten"). — In der geschilderten Weise verläuft die Kernteilung in den mit Plasma gefüllten, meristematischen Gewebszellen. In den plasraa- armen Zellen, die auch nur wenig Kinoplasma führen, ist nichts von dem Abheben der eben geschilderten Polkappen zu sehen, die Spindel- anlage vollzieht sich vollkommen intranuklear ^). NEMEC^) nennt die Art der Spindelbildung in den Meristem- zellen bipolar, weil sie nicht, wie beim ersten Teiluugsschritt der Sporen- und Pollenmutterzellen, allseitig um den Kern, sondern an zwei seiner gegenüberliegenden Seiten eintritt. STRASBURGER^) hält ihm die soeben bei der Schilderung der Spindelbildung in vegeta- tiven Zellen erwähnte Tatsache entgegen, dass man auch bei der auf zwei gegenüber liegende Seiten des Kerns beschränkten Spindel- anlage in den Vegetationspunkten der Wurzeln getrennt an den Kinoplasmakappen endende Spindelbüschel beobachten kann, daher diese Anlagen zunächst multipolar sein können, um, wie die multi- polar vielseitigen, schliesslich zur Bildung der zweipoligen Spindel zu führen. Er schlägt daher vor, zwischen multipolar polyarchen und multipolar diarchen Spindelanlagen zu unterscheiden, im Oegensatz zu den Spindelanlagen, welche auf Centrosomen zentriert sind, somit von Anfang an wirklich bipolar diarch sind. Mit dem Fortschreiten unserer Kenntnisse über die Art der Spindelbildung sind auch die Kontroversen ihrer Lösung näher ge- rückt worden, welche betreffs der Beförderung der Tochterchromosomen nach den Spindelpolen bestanden. Während man früher auf botanischem Gebiet die Vermutung hegte, dass sämtliche Spindelfasern konti- nuierlich von einem Pol zum andern verliefen und die Chromo- somenhälften längs dieser Fasern den Polen zu glitten **), wandte man sich, nachdem die Fortschritte der Technik einen tieferen Ein- 1) B. NiiMEC, Über die karyokinetische Kernteilung in der Wurzelspitze von Aläuiii Cepa. Jalirb. für wiss. Bot., Bd. XXXIII, 1899, S. 324, 328. 2) E. STßASBURGEß, Über Redaktionsteilung usw., S. 11.'). r.) Ebenda, S. lls, 11<). 4) B. Nkmec, Über die Ausbildung der achromatischen Kernt eilungsfigui- im vegetativen und Fortpilanzungsgewebe der höheren Pflanzen. Botan. (.'entralbl. Bd. LXXIV, 1898, S. 3. ö) E. Strasbuhger, Über Reduktiousteilung usw., S. 117, IIS. G) Vergl. hierzu E. Strasburger. Karyokinetische Probleme. Jahrb. lür wiss. Botanik, Bd. XXVIII, S. n9fi-. Der heutige Stand der ptlanzliclien Zellforsclning. (77) blick in die Verhältnisse gestattet hatte, der VAN BENEDEN'schen ^) Vorstellung einer Befördernng der Tochterchroniosomen nach den Polen durch sich kontrahierende Spindelfasern zu. Zur Klärung der Fragen trugen besonders BELA.TEFP-), GUIGNARD''), StEASBURGER') und die meisten Verfasser der Cytologischen Studien**) bei. Während Alpred Fischer^) die Bewegung der Chromosomen, falls man ihnen nicht eigenes Bewegungsvermögen zuschreiben will, von den all- verbreiteten Eigenschaften der Bewegung und des Wachstums des Protoplasmas, an dem auch der Kern teilnimmt, ableiten möchte, steht jetzt die weitaus grösste Zahl der botanischen Cytologen auf dem Standpunkt, dass die Chro]nosomen von den bei Beginn der Spindelbildung sich an sie festsetzenden und als Zugfasern bezeicli- neten Spindelfasern ergriffen uud nach den Polen befördert werden. Dafür spricht besonders die Zahl der Zugfasern und die Art, in welcher sie an die Chromosomen ansetzen. Sie erfassen nämlich in Büscheln jedes Chromosom, und zwar getrennt zu dessen beiden Seiten. Während die Tochterchroniosomen sich den Polen nähern, nehmen die Zugfasern an Länge ab, die den Polen zu liegenden Teile der Spindel nehmen jedoch an Dichte zu und erscheinen so dunkler, im Gegensatz zu der hellen, zunächst nur von den ver- hältnismässig wenio-en, von Pol zu Pol verlaufenden Stützfasern durchsetzten, äquatorialen Partie. Eine Kontraktion der Spindelfasern, wie sie von der HAECKER'schen'') „Muskelfadentheorie" verlangt wird, wonach die Spindelfasern mit muskulösen Fibrillen zu ver- gleichen wären, und eine Verdichtung der Zugfasern, die ihrer Ver- kürzung entspräche, ist dabei nicht nachweisbar, wohl lässt sich je- doch die erwähnte Verdichtung der Spindelenden beim Nahen der Tochterchromosomen erkennen. STRASBURGER ^) nimmt daher an, dass die Verkürzung der Zugfasern auf Substanzabgabe aus ihnen be- ruht. „So wie diese Fasern bei ihrer Anlage Nukleolarsubstanz für 1) Ed. van Benkden, Reclierches sur la maturation de l'oeuf, la fecondation et la division cellulaire, 1S8;>, S. 38(5. — Ferner Ed. van Benedbn et Ad. Neyt, Nou- vellcs recherches sur la fecondation et la division mitotique de l'Ascaride megalo- cephale. Bull, de l'acad. de Belgique, 3. ser., T. XIV, 1887, Sep.-Abdr. S. 41. 2) Wl. Belajeff, Flora, Bd. LXXIX, 1894, S. 433 ff. 3) L. GuiGNARD, Nouvelles recherches sur le noyau cellulaire. Ann. des sc. nat. Bot., G. ser., T, XX, 1885, S. 335. — Ferner in Nouvelles etudes sur la fecon- dation. Ebenda, 7. ser., T. XIV, 1891, S. 185. 4) E. Strasburger, Karyokinetische Probleme, 1. c. — Ferner in Reduktions- teilung, Spindelbildung usw., S. 139ff. 5) Jahrb. für wiss. Bot, Bd. XXX, 1897, S. l.Jöff. t)) Fixierung, Färbung usw., S. 252ff. 7) Vergl. Haecker, Praxis und Theorie der Zellen- und Befruchtungslehre. Jena, Gust. Fischer, 1899, S. 7.3. 8) E. Strasburger, Reduktionsteiluug usw., S. 142. (78) M- Koernicke: ihr Wachstum verwenden, so gehen sie jetzt diese Substanz. wieder ab und verkürzen sich damit gleichzeitig. Die aus den Zugfasern tretende, zwischen ihnen sich ansammelnde Xukleolarsubstanz be- dingt die zunehmende Tingierbarkeit der polaren Spindelabschnitte, die aus diesem Grunde dichter erscheinen. Durcli den Austritt von Nukleolarsubstauz aus den Zu2:fasern wird wohl auch die in manchen Fällen auf diesen Entwickluno-sstadien beobachtete Bildung extra- nuklearer Nukleolen in der Nähe der Spindelpole zusammenhängen, dann auch das Auftreten färbbarer Substanzmassen zwischen den vStützfasern, die sich nach der Aquatorialebene der Teilungsfigur be- wegen. Dort werden diese Substanzmassen weitere Verwendung für die Verbinduugsfäden und die anzulegende Hautschicht finden." Wenn die Tochterchromosomen die Pole erreicht haben, sieht man zahlreiche Kinoplasmafasern von ihnen nach allen Richtungen ausstrahlen und zum Teil die Hautschicht erreichen^). Der durch Verbindung der Chromosomen untereinander entstehende dichte Knäuel lockert sich allmählich, wobei eine vakuolenähnliche, mit Kernsaft sich füllende Keriihöhle zustande kommt. Die Strahlungen um den Kern vermindern sich und es hat den Anschein, als ob die nunmehr sich bildende Kernwand aus den Strahlenenden der Kinoplasmafasern gebildet wird. Ihr Tinktionsvermögen, welches mit dem des Kino- plasmas übereinstimmt, spricht für diese Ansicht^). Doch wären weitere Untersuchungen hierüber sehr erwünscht, zumal eine soeben erschienene Arbeit von ANSTRUTHER A. LaWSüN^; nicht auf diesen Punkt eino-eht. Nach LAWSO^''s Untersuchungen an den Kernen der Pollenmutterzellen von Passiflora caerulea und Equisetum Umosum unterscheidet sich die Kernhöhle in nichts von einer gewöhnlichen Vakuole (Tonoplast). — Bei weiteren Untersuchungen wären auch besonders Kerne zu berücksichtigen, die längere Zeit in Ruhe ver- harren, also solche älterer vegetativer Gewebe, da sich dort vielleicht andere Verhältnisse auffinden lassen werden, als bei den Kernen der Sporenmutterzellen, deren Teilungen bekanntermasseu ausserordent- lich schnell aufeinander folgen. Auch die aus dem Pollenschlauch tretenden, generativen Kerne könnten in dieser Beziehung interessante Ergebnisse liefern. Eine wertvolle, den fraglichen Gegenstand be- rührende Mitteilung wurde schon von MiEHE*) gemacht, der kino- 1) Vergl. liierzu die Litcraturangaben in Strasburgeu, Über Reduktions- teilung usw., S. 144, 145. 2) E. Strasburger, Die pflanzlichen Zellhäiite. Jahrb. für wissensch. Bot., Bd. XXXI, 1898, S. .'r23, 524. 3) A. Lawson, On the Relationship of the nuclcar Membrane lo the Proto- plast. Butan. Gaz , Vol. XXXV, 190.% S. 805ff. 4) H. MiEHE, Histologische und experimentelle Untersuchungen über die An- lage der Spaltöffnungen einiger Monokotylen. Botan. Centralbl., lid. LXXVIII, 1899, S. 388 ff. Der heutige Stand der pflaazlichen Zollforschimg. (79) plasmatische Verbiiidungsfasern zwischen der Wandung eines ruhenden Kerns und der Hautschicht in den Epidermiszellen von Hyacinthus nachwies, was seiner Ansicht nach auf die kinoplasmatische Natur hindeutete und ferner vermuten liesse, dass eine kinetische Yer- binduno- zwischen Kernwand und Hautschicht bestände. Wie die Kernwand, so wird auch die Zellplatte als aus Kinoplasma hestehend aufgefasst ^). Ihre Entwicklungsgeschichte zeugt für die Kichtiü-keit dieser Annahme. Von den beiden Tochterkernen trennen sich die kinoplasmatischen Yerbindungsfäden, ziehen sich auf den Äquator zurück und werden dem entsprechend dicker. Dann nehmen sie an Zahl zu, und zwar geschieht ihre Vermehrung allem Anschein nach durch Längsspaltung. Im Äquator schwellen die Yerbindungs- fäden an, verschmelzen seitlich miteinander. Es wird so eine Haut- schicht gebildet, die sich weiterhin spaltet, wodurch die abschliessenden Hautschichten an der Teilungsstelle für die beiden Schwesterzellen geschaffen werden^). Eine Scheidewand aus Zellhautstoff wird dann zwischen den beiden Tochterhautschichten abgeschieden; sie entsteht nicht durch Umwandlung einer mittleren Schicht der Zellplatte. Da die Hautschichten bei der Zellteilung, wie geschildert, aus dem Kinoplasma hervorgehen, so muss dies auch der Fall sein für die Gesamtheit der die Protoplasten umgebenden Hautschichten eines Zellgewebes; auch diese müssen ihren Ursprung dem Kinoplasraa ver- danken. — In den Fällen, wo in einer Zelle die Kerne sich zunächst frei vermehren und später erst simultane Scheidewandbildung folgt (Yielzellbildung), vollzieht sich auch diese mit Hilfe kiuoplasmatischer Zellplatten ^). Auch bei freier Zellbildung, wo es gilt, ohne Scheide- wandbilduno- eine Partie des die Kerne umgebenden Plasmas abzu- grenzen, geschieht dies durch die Anlage einer kinoplasmatischen Hautschicht. Besonders eingehend ist diese Bildung der Hautschicht von HarpeR*) bei der Sporenbilduug in den Asci beschrieben worden. Da entsendet eine seitlich am Kern befindliche Kinoplasma- ansammlung Strahlen, die sich springbrunneuartig umlegen, weiter fortwachsen, allmählich sich krümmen, bis sie aufeinander treff'en. Während ihres Wachstums sind sie seitlich zu einer zusammen- hängenden Schicht verschmolzen und haben so eine elliptische Sporen- -anlao-e aus dem umo-ebenden Plasma herausgeschnitten. 1) Vergl. E. Strasburger, Die pflanzlichen Zellhäute, 1. c. S. 512 ff. 2) E. Strasburger, 1. c. — Ferner H. G. Timberlake, The development and fimction of the cellplate in higher plants. Botan. Gaz., Vol. XXX, 1900, S. 73£f., und Ch. E. Allen, On the origin and nature of the middle lamella. Ebenda, Ed. XXXII, 1901, S. Iff. 3) E. Strasburgku, 1. c S. 520. 4) R. A. Harper, Kernteilung und freie Zellbilduug im Ascus. Jahrb. für T?iss. Bot., Bd. XXX, 1897, S. 262. (80) M. Ko ernicke: Dass der Kern mit der, wie wir luitNOLL^) aiiiiehmen müssen, stets ruhenden Hautschiclit durch Kinoplasmafäden fortdauernd verbunden sei und dass diese Fäden die formativen Impulse vom Kern zur Hautschicht leiten, gibt STKASBURGER -) für die embryo- nalen und meristematischen Gewebe der Pflanzen, in welchen forma- tive Vorgänge sich vollziehen, an. Andere Verhältnisse liegen in den aus den formativen Sphären herausgetretenen Pflanzenzellen -vor, in welchen die Hautschicht, die allem Anschein nach weiter als Keiz- empfängerin funktioniert, im wesentlichen nur noch Vorgänge aus- zulösen hat, die im Dienste der Ernährung stehen. Da bedürfe es zur Anregung und Auslösung dieser Vorgänge eigentlich allein einer Verbindung mit dem Trophoplasma. Es sei nicht ausgeschlossen, sagt Strasburger, dass, wenn formative Vorgänge in solchen Zellen wieder eingeleitet werden, der Zellkern seine Stellung innerhalb des Cytoplasma verändere und wieder in unmittelbare kinoplasma- tische Verbindung mit der Hautschicht trete, z. B. bei Beginn einer Zellteilung. Nicht kinoplasmatisch sind nach HABERLANDT^) die „Plasma- fibrillen", welche, wie NEMEC*) angibt, besonders stark ausgebildet im Plasma der meristematischen Zellen in der Nähe der Vegetations- puukte longitudinal verlaufen und auch im Leben sichtbar sind. Sie sollen aus zahlreichen homogenen Fäden zusammengesetzt sein, die von einer dichten, granulären Plasmascheide eingehüllt sind. Während die homogene Fibrillensubstanz erythrophil erschien, zeigte die Scheide kyanophilen Charakter und NEMEC nimmt an, dass sie aus Hautscliichtsubstauz bestehe. In der Nähe der Querwände verbreiten sich die Scheiden etwas, wobei die früher ziemlich dicht beieinander und annähernd parallel verlaufenden Fibrillen divergieren, und gehen direkt in die Hautschicht der Zelle über. Die Fibrillenbündel korre- spondieren an den Querwänden in den benachbarten Zellen. HABER- LANDT glaubte zunächst, diese von NEMEC geschilderten Fibrillen den Kinoplasmafasern, welche nach STRASBURGER das Plasma der Zelle durchziehen, zur Seite stellen zu müssen ^j. NEMEC wies jedoch 1) F. NoLL, zuletzt in Beobachtuugen und Betrachtungen über embryonale Substanz. Biol. Centralblatt. Bd. XXIII. 1903. 2) E. Strasburgkr, Über Cytoplasinastruktureii, Kern- und Zellteilung. Cytol. Studien. Jahrb. für wiss. Bot. Bd. XXX. 1897, S. oSi. ;{) G. Haberlandt, Über fibrilläre Plasmastrukturcu. Ber. der Deutschen bot. Gesellsch. Bd. XIX. 1901. S. 5(J9ff. 4) B. NiiMEC, Die reizleitenden Strukturen bei den PÜauzen. Biol. Centralbl. Bd. XX. 1900, S. 3G9ff. Ferner: Derselbe, Die Reizleitung und die reizleitenden Strukturen bei den Pflanzen. Jena, bei Gustav Fischer. 1901. Derselbe, Die Bedeutung der librillären Strukturen bei den Pflanzen. Biol. Centrall)]. Bd. XXI, 1901, S. 529 ff. 5) G. Haberlandt, Über Reizleitung im Pflanzenreich. Biol. Centralbl. Bd. XXI. 1901, S. ;JG9. Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (81) bald diese Vermutung zurück^). Im besonderen bemerkte er. dass die Fibrillen ganz andere Eigentümlichkeiten zeigten als die Kino- plasmafaseru. Während z. B. die Bildung von kinoplasmatischen Fasern durch hohe Temperaturen angeregt und gesteigert wird, werden die Fibrillen dabei zur völligen Degeneration und Auflösung gebracht. Auch verhalten sich die Fibrillen Fixierungs- und Färbe- mitteln gegenüber ganz anders als kinoplasmatische Fasern. Die Gründe NEMEC's erkannte HaberLANDT ^) als zutreffend an. Seine Beobachtuno-en au lebendem und fixiertem Material führten ihn zu dem Öchluss, dass die NEMEC'schen Piasmafibrillen identisch sind mit den schon von anderen Forschern beschriebenen, längs- faserigen Strukturen strömenden Protoplasmas, sie sind somit nicht kinoplasmatisch. Eine die Fibrillen umhüllende Scheide konnte er nicht erkennen. Während NEMEC^) die fibrillären Plasmastrukturen in den Dienst der Reizleitung stellt und mit den elementaren Nerven- fibrillen vergleicht, wie solche ApaTHY in den reizleitenden Bahnen der höheren Metazoen gefunden hat, vermutet HABERLANDT*), dass hier Einrichtungen vorliegen, welche zur Leitung plastischer Bau- stoffe dienen. Im Plasma der pflanzlichen Sinnesorgane, in welchen mechanische Reize perzipiert werden, hätten sich die Fibrillen, wenn sie reizleitende Strukturen darstellen sollen, vorfinden müssen, doch konnte sie HABERLANDT dort nicht entdecken®). Im übrigen sei hinzugefügt, dass, soweit mir zur Kenntnis kam, eine Anzahl in den cytologischen Untersuchungsmethoden sehr be- wanderter Forscher nicht imstande war, in ihren Präparaten Piasma- fibrillen in der Ausbildung, wie sie NEMEC beschreibt und abbildet, zu erhalten, so dass die allgemeine Skepsis, welche man diesen Bildungen gegenüber beobachten zu müssen glaubt, wohl berechtigt erscheint. Gelegentlich seiner Untersuchungen über die fibrillären Struk- turen kommt NEMEC^) auch auf die fädigen Bildungen zu sprechen, die sich hier und da im Cytoplasma, besonders von Embryosack- mutterzellen, vorfinden^). Diese hält NEMEC für Ansammlungen 1) B. Nemec, Die Bedeutung der fibrillären Strukturen bei den Pflanzen. Biol. Centralbl. Bd. XXf, S. 529ff'. 2) G. Haberlandt, 1. c. Ber. der Deutsch. Bot. Gesellsch., Bd. XIX, 1901, S. 5fi9ff. ?,) I.e. 4) 1. c. S. 578. ö) G. Haberlandt, Sinnesorgane im Pflanzenreich zur Perceptiou mecha- nischer Reize. JiCipzig bei Engelmann. 1901. (!) B. NbMEC, Biol. Centralbl. Bd. XXL 1901, 1. c. S. 529 ff. 7) H. H. DixoN, On the Chromosomes of Lilium longiflorum. Proceediugs of the Royal Irish Acad., 3. Ser., Vol. III, 1895, S., 71G. — Mottier, Jahrb. für wiss. Bot. Bd. XXXI, 1898, S. 12G. — M. et P. BouiN, Sur la presence de filaments Ber. der deutschen bot. rissellsch. XXI. ((j) (82) M. Koernicke: von Kinoplasniafasern , die nichts mit seinen reizleitenden Struk- turen zu tun haben. — Dass ausserdem zu öfteren Malen auch eigentümliche Bildungen trophoplasmatischer Natur im Cytoplasma beobachtet wurden, sei bloss der Vollständigkeit halber noch mit- geteilt^). Derartige und auch andere Körper waren es, die ver- schiedentlicli in Pflanzenzellen als Centrosomen gedeutet wurden. — Eine Zusammenstellung centrosomenähnlichen Körper in vegetativen Zellen gab NEMEC^). Er unterscheidet zwei Gruppen: Gebilde, die schon in ruhenden Zellen bestehen und bei der Kernteilung an den Spindelpolen liegen — ferner solche Gebilde, die erst zur Zeit, wo die Spindel ausgebildet ist, an deren Polen auftreten und nach Fertigstellung der Tochterkerne verschwinden. Einmal sind es dichte, körnige, mit zahlreichen winzigen Alveolen durchsetzte Plasmamassen, dann wieder siml es homogen erscheinende, öfters in mehrere Körperchen zerfallene, plasmatische Gebikle, ferner solche, die sich in der Färbung wie Nukleolen verhalten und zum Teil wohl auch echte extranucleare Nukleolen darstellen. Alle diese Gebilde hält NEMEC für individualisierte Kinoplasmamassen, nicht für Centrosomen. Die Frage, die hiermit schon berührt ist, die nach dem Vor- handensein oder Nichtvorhandensein von Centrosomen im Pflanzenreich, insbesondere bei den höheren Pflanzen hat in hervor- ragender Weise in den letzten Jahren die cytologischen Gemüter be- wegt. Es war im Jahre 1801, als die ersten Mitteilungen über Centro- somen im Pflanzenreich erschienen, und zwar war es GUIGNARD, der sie in seiner ersten Notiz: Sur l'existence des spheres attractives dans les cellules vegetales^) für die Sporen-, Pollen- und Erabryosack- mutterzellen und deren Abkömmlins-e anoab. Nach seinen Beob- achtungen sollten zwei mit je einem Centrosom versehene Sphären am ruhenden Kern dicht nebeneinander liegen. Zu Beginn der Teilung wanderten diese Sphären an zwei entgegengesetzte Punkte des Kerns, die den Polen der späteren Spindel entsprächen. Um die Sphären träten radiär verlaufende, deutliclie Plasmastrahlungen particuliers dans le protoplasme. Bibliographie anatomique 1898. — H. 0. Jüel, Beiträge zur Kenntnis der Tetradenteilung. Jahrb. für ■\vissensch. Bot. Bd. XXXV, S. Gö4. — J. Schniewind-Thies, Die Reduktion der Chromosomenzahl und die ilir folgenden Kernteilungen in den Embryosackmutterzellen der Angiospermen. Jena. GusT. Fischer. IDOL 1) D. M. MoTTiER, Jahrb. für wiss. Bot. Bd. XXXI, 1898, S. 141. — H. 0. Jüel, Ein Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Samenanlage von Castiarina. Flora, Bd. XCII, 1903, S. 291. — Lang, The ovule of Stangeria paradoxa. Ann. of Bot., Vol. XIV, 1900, S. 284. 2) B. Nkmec, Über centrosomenähnliche Gebilde in vegetativen Zellen der Gefässpüanzeu. Ber. der Deutschen Bot. Ges. Bd. XIX, S. aOlff. 3) Comptes rend. de l'acad. Paris, T. I, 1891. Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (83) auf. Die nach dem Kern zu liegenden und dort aufeinander treffenden Fasern bildeten die Spindeln. Zur Zeit, wo die Tochterchromosomen iiuseinanderwiclien, sollten sich Centrosomen, wie Sphären, an jedem Pol teilen, so dass die beiden Tochterkerne wieder mit zwei Sphären versehen wären. GüIGNARD trat also für die Permanenz dieser Ge- bilde in der pflanzlichen Zelle ein. Wegen der bedeutenden Rolle bei der Kern- und Zellteilung schlug er für sie den Namen .,Spheres •directrices" vor. Besonderes Aufsehen machte eine zweite Abhandlung „Nouvelles ■etudes sur la fecondation'"). In ihr gab GUIGNARD eine grosse An- zahl von* Abbildungen. Er schilderte Centrosphären für alle Ent- wicklungsstadien in Pollen- wie Embryosackmutterzellen von Lilium Martagon. Auch in rein vegetativen Zellen, wie in dem Endosperm derselben Pflanze, ferner in den Staubfadenhaaren von Tradescantia konnte er sie nachweisen. Er nahm denn auch auf Grund seiner Untersuchungen an, dass die Centrosomen konstante Organe inner- halb der Zelle darstellen. In derselben Arbeit verfolgte er auch das Verhalten der Sphären bei der Befruchtung von Lilium Martagon. Er beschrieb eine „Quadrille des Centres", die mit der kurz vorher von Fol am tierischen Objekt beobachteten im Wesentlichen über- einstimmte, wie überhaupt (JUIGNARD's Untersuchungsergebnisse an den Centrosomen des Pflanzenreichs in allen hauptsächlichen Mo- menten mit den bis dahin an tierischen Objekten gewonnenen Resultaten sich deckten. Kaum war diese Arbeit (tUIGNARD's be- kannt geworden, als von den verschiedensten Seiten die Suche nach 0<», S. '2,bd. 4) Histolog. Beiträge 1892, Heft IV, S. 49. (6*) (84) M. Koernicke: Sj)hacelaria angegeben wurden. STRASBURGBR nannte die Attractions- sphären Astrosphären, das in diesen enthaltene Körperchen behielt den Namen Centrosom. Astrosphäre und Centrosom wurden als Centrosphären zusammengefasst. Die Untersuchung ergab Anhalts- punkte für die Ansicht, dass die Centrosphären physiologisch als kinetische Centren gelten müssen. Es schlössen sich an die Arbeiten von SCHOTTLÄNDER ^), der besonders für Fortpflanzungszellen von Farnen Centrosomen angab, von OVERTON^), der diese Gebilde bei Ceratozamia fand. Dann kam Schaffner'), der sie in den Fortpflanzungszellen von Liliiim Phila- delphicum, ferner der Wurzel von Allium Cepa und weiterhin im Embryo- sack von Alisma Plantago und Sagütaria*) gefunden haben wollte. Angaben über Centrosomen in den Sporenmutterzellen von Psihtum triquetrum^), in den lebenden Zellen der Staubfadenhaare von Trades- cantia^), die der Kälte ausgesetzt waren, in den Pollenmutterzellen von Larix''), bei Ranunculaceen ^) und bei Equisetuni Telmateja^) folgten, und so war man geneigt, für niedere und höhere Pflanzen das Vorhandensein von Centrosomen, somit eine allgemeine Ver- breitung derselben im Pflanzenreich anzunehmen. Während für die niederen Pflanzen weitere Belege für Gegen- wart dieser Gebilde erbracht wurden und noch immer weiter er- bracht werden^"), begann sieh schon zur Zeit, wo die zuletzt zitierten 1) P. Schottländer, Beiträge zur Kenntnis des Zellkerns und der Sexualzellen bei Kryptogamen. Cohn's Beitr. zur Biol. der Pflanzen, Bd. VI, 1892, S. 267. 2) E. OvERTON, Über die Reduktion der Chromosomen in den Kernen der Pflanzen, Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellsch. in Zürich, Bd. XXXVIII, 1893, S. 10. ?)) J. H. Schaffner, The nature and distribution of attraction-spheres and centrosomes in vegetable cells. Bot. Gaz., 1894, S. 445. — Derselbe, The Embryo- sac of Alisma Plantago. Bot. Gaz., Vol. XXI, 1896, S. 123. 4) J. H. Schaffner, Contribution to the life history of Sagittaria variabilis. Bot. Gaz., Vol. XXIII, 1897, S. 252. 5) G. Karsten, über Beziehungen der Nucleolen zu den Centrosomeu bei Fsüotuin triifuetrum. Ber. der Deutsch. Bot. Gesellsch. 1893, S. 555. — J.E.Humphrev, Nucleolen und Centrosomen. Ber. der Deutsch. Bot. Gesellsch., 1894, S. 108. 6) J. Demooe, Coutributions ä l'etude de la physiologie de la cellule. Arch. de Biol, 1895. T. XIII, S. 163. 7) E. Strasburger, Karyokinetische Probleme. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXXVIII, 1895, S. 151. 8) D. M. Mottier, Contributions of the Enibryology of the Ranunculaceae. Bot. Gaz, Vol. XX, 1895, S. 241 ff. 9) D. H. Campbell, The Structure and Development of the Mosses and Ferns. London and New York 1895. 10) Vergl. die entsprechenden Arbeiten in den „Cytologischen Studien". Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXX, 1897. Ferner D. M. Mottier, Das Centrosom bei Dictyota. Ber. der Deutsch. Bot. Gesellsch., Bd. XVI, 1898, S. 124. — Derselbe, Nuclear and Cell division in Dictyota dichotoma. Ann. of Bot., Vol. XIV, 19(X), S. 163. — Verschiedene Arbeiten von Farmer, Davis, van Hook, zitiert in der am Schluss von Ch. J. Chamberlain's Arbeit, Mitosis in Fellia, Bot. Gaz., Vol. XXXVI, 1903, S. 47 zusammengestellten Literaturübersicht. Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (85) Arbeiten erschienen, von verschiedenen Seiten Zweifel an dem Vor- handensein der Centrosomen bei den höheren Pflanzen zu regen, vor allem wurde die Richtigkeit der (xüIGNARD'schen Angaben in Frage gestellt. Da war es zunächst FARMER, der fand, dass die Spindelbildung in den Pollenmutterzellen von Lilium Martagon ganz ohne Ver- bindung mit Centrosomen vor sich gehe, dass sich dort derartige Körper gar nicht, wohl aber häufig extranucleare Nucleolen beob- achten Hessen, nach welchen hin Kinoplasmafasern verlaufen konnten * ) Auch Zimmermann gelang es nicht, bei Liliaceen Centrosomen sichtbar zu macheu ^j. Den Hauptschlag erhielten jedoch die GUIGNARD'schen Befunde durch die schon öfter zitierten „Cytologischen Studien"^). Eins der wichtigsten Resultate, welche der gemeinsamen Arbeit einer Anzahl Forscher aus dem Bonner Institut entsprangen, war der Nachweis des Nichtvorhandenseins von Centrosomen bei höheren 02, S. 389. — P. Dop, Sur le pollen des Asclcpiadees. Comptes rcndus de FAcad, Paris, T. 135, 1902, S. 710. — Derselbe, Sur le developpement de l'ovule des Asclepiadees. Ebenda, S. 8a». (92) ^^- KOERNICKE: grüu-Fuchsin und Eisen-Hämatoxylin gefärbt worden war, nichts zu entdecken. Dagegen fand ich Körper, welche vielleicht mit Centro- somen hätten verwechselt werden können, im fertigen Embryosack von Lilium candidum öfters vor. Sie lagen gewöhnlich am sekun- dären Embryosackkern und erinnerten in etwas an den von BERNAED in seiner Fig. 4, Taf. IV zur Darstellung gebrachten Fall. BERNARD bildet da einen Teil des Erabryosacks von Lilium Martagon mit einem ruhenden Kern ab. Neben dem Kern liegt eine Plasmaansammlung, in der sich ein im Verhältnis zu den anderen abgebildeten „Centro- S!omen" drei- oder noch mehrmal grösserer Körper befindet. BERNARD glaubt nicht, dass es sich hier um einen extranuklearen Nukleolus handelt. Mir traten nun in den Embryosäcken von Lilium candidum ganz ähnliche Bilder entgegen. Neben den Polkernen, bezw. dem sekundären Embryosackkern, befanden sich ein oder mehrere Körper, von welchem jeder mit einer filzigen Plasmaschicht umhüllt war. Dieselben Körper fanden sich auch frei im Cytoplasma vor. Sie waren, wie sich aus der Färbung und dem Verhalten gegen Reagen- tien entnehmen liess, keine Nukleolen, sondern irgendwelche andere überschüssige Stoffe, die sich vielleicht in kleinen Vakuolen resp. Alveolen gesammelt hatten und durch eine dichte Plasmaschicht gegen die Umgebung abgegrenzt worden waren. Höchst wahrschein- lich waren es fett- oder ölhaltige Substanzen, da sie durch die Osmium- säure enthaltenden Fixierungsmittel geschwärzt waren. Centrosomeu waren es demnach auf keinen FalP). Eine Prüfung des Embryosacks von Alisma Plantago, für welchen von Schaffner vor längerer Zeit Centrosomen angegeben worden waren ^), gab ebenfalls in dieser Beziehung keinen Anhaltspunkt. Es hätte sich da eventuell ein sehr interessantes Bild uns präsentieren können. Es finden sich, wie es bei den Phanerogamen Regel ist, auch bei Alisma in der Mitte des Embryosacks zwei Kerne vor, die miteinander zum sekundären Embryosackkern verschmelzen. Zu- gleich sollen auch die nach SCHAFFNER joden Kern in Zweizahl be- gleitenden Centrosomen wechselweise sich vereinigen. Die Arbeit, in welcher SCHAFFNER diese Angaben machte, war schon erschienen, bevor der Vorgang der sogenannten vegetativen Befruchtung entdeckt worden war, der ja darin besteht, dass von den beiden in den Embryosack eintretenden Kernen sich der eine den Polkeruen zugesellt und mit ihnen verschmilzt, ein Vorgans-, den ich auch bei Alisma feststellen konnte. Wenn nun dieser zweite generative Kern, was nach GUIGNARD's Angaben zu vermuten war, auch noch zwei Centrosomen mitgeführt 1) Vergl. auch mein Referat über die BERNARü'schc Arbeit in der Bot. Ztg., ÖD. Jahrg., 1<)()1, Nr. 12, Sp. 185. 2) J. H. ScHAFFNEF?, The Embryosac of Alisma Plantago. Bot. Gaz., Vol. XXI, 1.S!»(;, S. 123 ff. Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (93) hätte, so wäre uns ein ganzer Tummelplatz von Centrosomen ent- o-egeno'etreten. Doch war nichts davon zu entdecken. Es erscheint mir nach den Bildern, die SCHAFFNER gibt, unwahrscheinlich, dass er den bogenförmig gekrümmten, dem sekundären Embryosackkern angeschmiegten Spermakern mit Centrosomeu verwechselt hätte. Auch bei der Eibefruchtung von Alisma, wie von Lilium Martagon und candidum, die ich daraufhin untersuchte, traten mir keine Centro- somen entgegen. Über das Vorhandensein von Centrosomen in den vegetativen Zellen höherer Pflanzen sind seit jeher die Angaben spärlicher und weniger bestimmt gewesen. Den älteren Angaben von GUIGNARD^), DemOOR^), Schaffner'^) und FulmeR^J reihen sich die neueren von Bernard und Schaffner an. Bernard meint Centrosomen im Albumen und den vegetativen Zellen des Ovulums von Lilium Mar- tagon gefunden zu haben; doch glaubt er selbst nicht recht an die Centrosomennatur der von ihm beobachteten Körperchen. Für mich steht es ausser Zweifel, dass BERNARD extranukleare Nukleolen, die so leicht sich an den Spindelpolen vorfinden und Centrosomen vor- täuschen können, vor sich hatte, zumal die von ihm abgebildeten Spindeln sich sämtlich im Stadium der Anaphase befinden, jenem Stadium, in welchem bei den Liliaceen in so grosser Menge extra- nukleare Nukleoleu im Plasma auftreten, wie ich selbst beobachten konnte. Extranukleare Nukleolen sind es wohl der Hauptmeuge nach, welche mit Centrosomeu verwechselt wurden. Auf solche Hessen sich z. B. die centrosomenartig sich verhaltenden Körper im sporogenen Gewebe von Psilotum triquetrum zurückführen"). Auch die von DemOOR in der Kälte ausgesetzten Zellen der Staubfadenhaare von Tradescantia beobachteten Gebilde lassen sich nach den Beobach- tungen, welche HüTTES®) und SCHRAMMEN') an den Zellen von 1) Nouvelles etudes etc. 1. c. 2) Contribution ä Tetude de la Physiologie de la cellule. Archives de Bio- logie, Tome XIII, 1894. o) Karyokinesis in the Root Tips of Allium Cepa. Bot. Gaz., Vol. XXVI, 1898, S. '22b, Taf. XXI. 4) Cell Division in Pine Seedlings. Ebenda, S. 2^.9. 5) Vergl. hierzu S. (84) und L. Guignard, L'origine des spheres directrices. Journ. de Bot., Tome VIII, 1894, S. 241. — P. Rosen, Kerne und Kernkörperchen in meristematischen und sporogenen Geweben. Cohn's Beitr. zur Biol, der Pflanzen, Bd. Vir, 1896. — K. Shibata, Cytologische Studien über die endotrophen My- korrhizen. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXXVII, 1902, S. G62. 6) Vergl. E. Stkasburger, Über Reductionsteilung usw. S. 127. 7} Fb. R. Schrammen, Über die Einwirkung von Temperaturen auf die Zellen des Vegetationspunktes des Sprosses von Vicia Faba. Verhandl. des naturhist. Vereins der preuss. Rheinlande usw. LIX. Jahrg. 19U2. (94) M. Koernickk: Pflauzenteileii, die der Kälte ausgesetzt waren, als extranukleare Nukleolen bestimmen. Mir traten bei meinen Untersuchungen mehr- fach Fälle entgegen, wo solche Nukleolen jene Stellen im Plasma- leib einnahmen, an welchen man gegebenenfalls Centrosomen ver- muten konnte. Auch können Anlagen von Chromatophoren hier und da in den Eizellen Stellungen einnehmen, welche an die von Oentrosomen erinnern und so Anlass zu Täuschuno-en geben. Ich füge noch die Angaben von JUEL hinzu, der im Cytoplasma der Bmbryosackmutterzelle von Larix europaea seitlich neben den Spindel- polen Körneransammlungen vorfand, die seiner Ansicht nach Reste oder Umwandlungsprodukte von Faserpartien darstellen, welche er lieben dem in der Prophase befindlichen Kern antraf. Vielleicht vertreten sie, so meint JüEL, die Stelle von Centrosomen ^). Ob . 5) Vergl. E. Strasburger, Jahrb. für wiss. Bot. Bd. XXX, 1897, S. 389 ff. Dort auch weitere Literatur. Dazu noch David M. Mottier, Ber. der Deutschen Bot. Ges. Bd. XVI, 1898, 1. c. S. 123 und Ann. of Bot. vol. XIV, 19m, 1. c. S. 1G.3. Dann G. Karsten, Die Auxosporenliildung der Gattungen Coccone'is, Surirella und Cymatopleura. Flora. Bd. LXXXVII, 1900, S. 253. G) 1. c. S. 72. 7) Betreffs der auf zoologischem Gebiet ventilierten Nomeuklaturfrage ver- Aveise ich im besonderen auf Boveri, Zellenstudien IV, Über die Natur der Centrosomen. Jenaische Zeitschr. f. Xaturw. Bd. XXXV, N. F. 28, 1901, und F. Meves, Über oligopyrene und apyrene Spermien und über ihre Entstehung nacii Beobachtungen an Paludina und Pygaera. Arch. für mikrosk. Anatomie und Ent- wicklungsgesch. Bd. LXI, 1902, S. 46ff. 8) Ich verweise auf die diesbezügliche Literaturzusammenstellung in E. Stras- burger, Über Reduktionsteilung usw. S. 177 ff. Dazu F. Meves, II. Bericht über „Zellteilung" in den Ergebnissen der Anatomie und Entwickelungsgeschichte. Bd. VIII, 1898, Wiesbaden 1899, S. 469. (96) M. Koernicke: von den cilieubildeuclen Orgauen bei den Schwärmsporen der Algen ab und hält sie für Gebilde sui generis. Eine soeben erschienene Arbeit von IKENO'^ über die Sperma- togenese von Marchantia polymorpha ist vielleicht geeignet, eine Lösung der Frage herbeizuführen. IKENO konnte Centrosomen im ganzen Entwickelungsgang der Spermatogenese dieses Lebermooses verfolo:en. Bei den Innenzellen des jungen Antheridiums soll das Centrosom im Kern erscheinen, durch die Kernwand heraustreten und dann sich halbieren. Die Teilstücke wandern an zwei entgegengesetzte Seiten des Kerns. Yon ihnen geht die Spindelbildung aus. Am Ende der Teilung verschwinden die Centrosomen, um bei Beginn der neuen Teilung wieder im Kern aufzutreten. Hier sind die Centrosomen also keine permanenten Gebilde. In den Spermatiden- Mutterzellen verschw^inden sie jedoch nicht nach der Teilung, sondern bleiben unverändert erhalten, bis sie blepharoplastische Funktion über- nehmen. Das Centrosom jeder Zelle rückt dicht an die Hautschicht, so dass es den Anschein erweckt, als habe man es mit einer Verdickung der Hautschicht zu tun, dort streckt es sich etwas und entsendet zwei gleichgerichtete Cilien. Es finden sich also nach iKENO typische Centrosomen bei allen Zellgenerationen der Antheridien, die erst bei der Spindelbildung sich beteiligen, beim letzten Stadium der sperma- togenetischen Teilungen jedoch ihre Funktion wechseln und als Cilienbildner dienen sollen. ChambeRLAIN ^) sucht in seiner kürzlich erschienenen Arbeit über Pellia zu begründen, dass Centrosomen, Centrosphären und Blepharoplasten entwickelungsgeschichtlich miteinander in Zusammen- hang stehen und dass sie mit ihren Strahlungen, Spindelfasern und Cilien nur verschiedene Äusserungen kinoplasmatischer Aktivität sind, deren Hauptaufgabe in allen Fällen die Bewegung ist. Kinoplasmatischer Natur sind, wie ihre schon oben berührte Entstehungsgeschichte lehrt, auch die Cilien'^). Sie gehen bei den Schwärmsporen der Algen aus einer Verdiekungsstelle der Haut- schicht hervor. Die lokale Anschwellung der Hautschicht wird dabei vom Kern der Sporenanlage veranlasst, der sie auch zur Tätigkeit anregt, und zwar scheint diejenige Kernsubstanz dabei im Spiele zu sein, welche der Xukleolarsubstanz der höheren Pflanzen entspricht. 1) S. Ikeno, Beiträge zur Kenntnis der pflanzlichen Spermatogenese: Die Spermatogenese von Marchantia polymorpha. Beih. zum Botan. Centralbl. Bd. XV, 11)00, S. (35. 2) Charles J. Chamberlain, Mitosis in Pellia. Botan. Gaz. vol. XXXVI, 1903, S. 41ff. o) E. Strasburger, Über ReduktionsteUung usw. S. 188 fl"., dort auch die übrige Literatur, Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (9^) In den Spermatiden der Farne, Wasserfarne, Schachtelhalme, Cyca- deen und Gingko entwickeln sich die Cilien aus dem zu einem längeren Bande sich streckenden, im Cytoplasma des Zellinnern entstehenden Blepharoplasten. Die Cilienbildung selbst lässt sich mit der von Kinoplasraastrahlen im Cytoplasma und von Spindel- faseru vergleichen^). Den Cilien zur Seite zu stellen und auch aus Hautschicht- substanz hervorzugehen scheinen STRASBURGER die Plasmaverbindungen, durch welche die Protoplasten benachbarter Zellen miteinander in Zusammenhang stehen^). In ihrer Anordnung und Ausgestaltung be- sitzen diese eine frappante Ähnlichkeit mit den Yerbindungsfädeu- komplexen, welche sich gegen Ende einer Karyokinese zwischen den jungen Tochterzellen zeigen. Hierauf hatte schon TaNGL^) hinge- wiesen, es aber dahingestellt gelassen, ob diese Ähnlichkeit nur eine äusserliche oder entwickelungsgeschichtlich bedingte wäre. RUSSOW*) dagegen sprach sich für letztere Annahme aus, ebenfalls verschiedent- lich Gardiner ^), letzthin auch Hill'), während Kienitz-Gerloef') und weiterhin auch STRASBURGER ^) eine solche Entstehungsweise der Plasmaverbindungen aus Verbindungsfäden, welche nach der Teilung persistieren sollten, in Abrede stellten. Die Plasmaverbin- dungen entstehen nach ihnen vielmehr unabhängig von der Zell- teilung und speziell STRASBURGER ^) ist der Meinung, dass sie nach- träglich in die Membranen, allerdings schon in deren jüngsten Ent- wicklunosstadien einoeschaltet werden, indem sie, von verschiedenen Protoplasten entspringend, innerhalb der Wandung aufeinander treffen, hier jedoch nicht verschmelzen, sondern nur in innigen Kontakt geraten. Nach A. MeyeR's Untersuchungen bei Volvox^'^) 1) E. Strasburg ER, 1. c, S. 189. 2) E. Strasburger, Über Plasmaverbinduugen pflanzlicher Zellen. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXXVI, 1901, S. 504, 506, 595 u. a. a. 0. 3) E. Tangl, Über offene Kommunikationen zwischen den Zellen des Endo- .sperms einiger Samen. Jalirb. für wiss. Bot., Bd. XII, 1879 — 1881, S. 182. 4) Russow, Über den Zusammenhang der Protoplasmakörper benachbarter Zellen. Sitzungsber. der Dorpater Naturf.-Gesellsch., Sept. 1883, S. 14. 5) W. Gardij^er, The Histology of the Cell Wall with special reference to the mode of connection of Cells. Proceedings of the Royal Society Bd. LXII, 1898, S. HO, und The Genesis and Development of the Wall and counecting Threads in the Plant Cell, ebenda Bd. LXVI, 19(X), S. 18(5. 6) A. Hill, The histology ot tho sieve-tubes of Pinus. Ann. of Bot., vol. XV, S. 57.'). 7) KiENiTZ - Gerloff , Die Protoplasmaverbindungcn zwischen benachbarten Gewebsclementen in der Pflanze. Botan. Zeitg. 1891, XLIX. Jahrg. Sp. 40. 8) E. Strasburger, Über Plasmaverbindungen pflanzlicher Zellen. Jahrb. für wissensch. Bot., Bd. XXXVI, 1901, S. 495 ff. 9) 1. c. S. 502, 503. 10) A, Meyer, Die Plasmaverbindungen und die Membranen von Volvox globalor, aureus und tertius mit Rücksicht auf die tierischen Zellen. Botan. Zeitg. Originalabh. Jahrg. LIV, 1896, S. 197. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XXI, (7) (98) M. Koeunicke: dagegen sollen die Plasmaverbindungen sofort beim Auseinander- rücken der Zellen entstehen, doch hält er es für wahrscheinlich, dass nicht alle von vornherein ausgebildet werden, vielmehr auch später noch ihre Anlage möglich sei. A. MEYER hält es für nicht erwiesen, dass die Fortsätze der Protoplasten nur aufeinander treffen und in innige Berührung gelangen^), ebenfalls nicht, dass, wie STRASBURGER zu begründen sucht ^), die Plasmaverbindungen der Hautschicht des Protoplasten angehören, sie stellen vielmehr nach ihm zu feinen Fäden ausgezogenes Cytoplasma vor und sind den Pseudopodien nahe zu stellen^). In dieser Auffassung be- stärken ihn seine Beobachtungen an Pilzen, in welchen die Plasma- verbindungen durch blosse Einschnürung des Cytoplasmas seitens der ringförmig angelegten und durch Auflagerung von Membranlamelleu nach innen wachsenden Zellwand entstehen^). , Die Plasmaverbindungen oder „Plasmodesmen", wie sie STRAS- BURGER zu bezeichnen vorschlägt^), finden sich in verschiedener Anordnung vor, entweder durchsetzen sie in ziemlich regelmässigen Abständen die Zellwände oder sie finden sich neben diesen an einzelnen Stellen der Zellwände gehäuft vor®). In Endospermzellen, deren Wände stark verdickt und mit Tüpfeln versehen sind, zeigt sich diese Anordnung, bedingt durch den eigentümlichen Bau der Wände, in auffallender Weise''). Entweder durchsetzen da die Plasmabrücken ausschliesslich die Tflpfelmembran, in der sie dicht nebeneinander verlaufen und in ihrer Gesamtheit an Kernspindeln erinnern, deren Pole von den benachbarten Zelllumina dargestellt werden, oder sie finden sich vereinzelt an beliebigen Stellen der Zellhaut vor. Die Plasmaverbindungen ersterer Art nennt KOHL „aggregierte", die der letzteren „solitäre". Beide Arten finden sich in einer Zelle in der Regel nicht vor. Die Beobachtungen an keimenden Samen*), welche stark verdickte, von solitären Plasmo- desmen durchsetzte Endospermwände besassen, bekräftigten STRAS- 1) E. Strasburger, 1. c. S. 503. A. Meyer, Referat über die STRASBURGER'sche Arbeit in der Bot. Zeitg. LX. Jabrg., 1902, Sp. 104. 2) E. Strasburger, 1. c. S. .304, öOG. 3) A. Meyer, Referat 1. c. Sp. 104 und Die Plasmaverbindungen und die Fusionen der Pilze in der Florideenreihe Bot. Zeitg. LX. Jahrg., 1902, S. 142, 167 ff. 4) 1. c. Botan. Zeitg. 1902, S. 144 ff. 5) 1. c. S. 503. 6) E. Strasburger, 1. c. S. 505 und Fr. Kuhla, Die Plasmaverbindungen bei Vi&cum allmm Bot. Zeitg. 1900, Orig.-Abh. Taf. III. Fig. 27. 7) W. Gardiner, On the continuity of the protoplasm through the walls of vegetable cells. Arbeiten des bot lustit. in Würzburg, Bd. 111, Heft 1. 1884, S. 86 und F. Kohl, Dimorphismus der Plasmaverbindungen. Ber. der Deutschen Bot. Gescllsch. Bd. XVIII, 1900, S. 3(54. 8) E. Strasburger, 1. c. S..')34ff. Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. C99-) BURGER in der Annahme, class es diese Plasmodesmen sind, welche zur Leitung des die Auflösung der Wände bewirkenden Ferments dienen. In herbstlichen Blättern werden die Plasmodesmen nicht eingezogen'), wie überhaupt bei langsamem Erlöschen der Lebens- Torgänge eine Einziehung der Plasmodesmen zu unterbleiben scheint. Jedoch werden die Plasmodesmen bei Verletzungen, falls diese nicht den unmittelbaren Tod der Protoplasten zur Folge haben, ebenfalls bei anhaltender Plasmolyse^) aus den Zellwänden zurückgezogen. Bei Veredelungen finden sich, wie ÖTRASBURGER^) nachweisen konnte, an der Verwachsungsstelle zwischen Reis und Unterlage Plas- modesmen vor. Alles deutet darauf hin, dass durch diese Plasma- verbindungen eine Reizfortpflanzung stattfindet, derzufolge das durch Verwachsung mit einem anderen vereinigte Pflanzenglied zu ihm in ein korrelatives Verhältnis tritt. Zwischen Viscwn und seiner Wirtspflanze konnte ÖTRASBURGER*) ebensowenig, wie vor ihm KiENlTZ-GERLOFF') und KUHLA«) Plasmodesmen nachweisen. Bei t'uscuta treten allerdings die Siebröhren mit denen des Wirts in offene Kommunikation, es werden aber auch in diesem Falle sonst keine Verbindungen zwischen den Symbionten gebildet, durch welche sich der Parasit in lebendige Wechselwirkung mit seiner Wirtspflanze gesetzt hätte; er nutzt sie nur als Nahrungsquelle aus^). — Aus den Plas- modesmen in den Siebfeldern der Siebröhren gehen Schleimfäden, nicht Kallusfäden hervor^), wie der Vollständigkeit halber mit- geteilt sei. Nach HlLL"s^), ferner KUHLA's'") Untersuchungen zeigen sich bei den Blütenpflanzen alle lebenden Zellen, welcher Gewebeart es auch sei, durch Plasmodesmen verbunden. Selbst in denjenigen Wänden, welche die Grenze zweier verschiedener Gewebearten bilden, waren in weitaus den meisten Fällen Plasmodesmen zu beobachten. In 1) E. Strasburger, 1. c. S. ö54fF. 2) 1. c. S. 5G2, öC^ff. 3) 1. c. S. 584 ff. 4) 1. c. S. 599. .")) Botaii. Zeitg. 1S!)1, Sp. Gö. (5) Fr. Kuhla, Die Plasmaverbindungen bei Viscuin albuiii. Bot. Zeitg, LVIII. Jahrg., Orig.-Abh., S. 50. 7) Vergl. hierzu Peirce, On the structure of the Haustoria etc. Ann. of Botany, vol. VII, 1893, S. 292 ff. und Strasburger 1. c. S. 601, (i02. 8) Vergl. hierzu E. Strasburger 1. c. S. 522, dort auch die übrige Literatur, Dann Arthur W. Hill, The Histology of the sieve - tubes of Pinus. Ann. of Botany, Vol. XV, S. 575, und daran anknüpfend E. Strasburger's Bemerkungen zu dieser Arbeit, Bot. Zeitg. LX. Jahrg. 1902, Sp. 49. 9) A. Hill, Distribution and character of connecting threads in the tissues of Pinus sylvestris and other allied species. Proceedings of the Royal Society, London. Vol. LXVII, S. LSG. 10) Fr. Kuhla, Bot. Zeitg. 1. c. S. 28. (7*) (100) M. KOERNICKE: verholzten oder verkorkten Membranen waren Verbindunosfäden nur sehr schwer, gewöhnlich garnicht zu erkennen. Dass auch bei niederen Pflanzen alle lebenden Zellen eines ludividuums durch Plasmabrücken verbunden sein können, zeigten die Beobachtungen an Pilzen^). Die Yerbreitung der Plasmodesmen im Pflanzenreich scheint auch eine ziemlich allgemeine zu sein, wie aus den neueren Arbeiten von KIENITZ-GebLOFF^) und KOHL^) hervorgeht. Bloss bei den Algen, insbesondere bei den Fadenalgen, missglückte ihr Nachweis in den meisten Fällen. Hier ist nach KieNITZ-GeRLOFF*) das Fehlen der Plasmodesmen sogar wahrscheinlich, da jede einzelne Zelle eines Fadens eine sehr weitgehende Selbständigkeit in Er- nährung und Fortpflanzung besitzt. Die Plasmodesmen dienen, um nur kurz ihren physiologischen Wert zu skizzieren, wie man jetzt allgemein annimmt, und worauf auch die vorhin erwähnten Yeredelungsversuche hinweisen, der Reizüb ertragung'). Ferner haben sie — wenn auch manchmal nur in begrenzter Weise — in die Yorgänge des Stofftransports einzu- greifen. Dass die Plasmodesmen auch als Bahnen für Plasma- wanderung A^erwendung finden können, wie KIENITZ-GeRLOFF an- fangs anzunehmen geneigt war*), erscheint ausgeschlossen'). Die Kerndurchtritte von einer Zelle in die andere, wie sie von MiEHE®),. 1) A. Meyer. Botan. Zeitg. Bd. LX, 19(>2, S. 143, dort auch die übrige dies- bezügliche Literatur. '2) Kienitz-Gerlofp, Neue Studien über Plasmodesmen, Ber. der Deutschen Bot. Gesellschaft, Bd. XX 1902, S. 93. 3) F. Kohl, Beiträge zur Keuntnis der Plasmaverbindungen in den Pflanzen.. Beihefte zum Botau. Centralbl., Bd. XII, 1902, H. 3, S. 343. 4) 1. c. .")) W. Pfeffer, Zur Kenntnis der Kontaktreize. Unters, aus dem Botanischen! Institut zu Tübingen, Bd. I, Heft 4, 1885, S. 528. G. Haberlandt, Physiologische Pflanzenanatomie, II. Aufl., 1896, S. 49. Ferner: Derselbe, Sinnesorgane im Pflanzen- reich zur Perception mechanischer Reize. Leipzig bei W. Engelmann, 1901, S. 149ff. Vergl. im übrigen die Literaturangaben in E. Strasburger, 1. c. S. 533 ff. 6) F. Kienitz-Gerloff, Die Protoplasmaverbinduugen zwischen benachbarten Gewebselementen in der Pflanze. Bot. Zeitg., XLTX. Jahrg., 1891, Sp. 515, und Proto- plasmaströmung und Stoff Wanderung in der Pflanze. Bot. Zeitg., J-I. Jahrg., 1893, Orig.-Abh.. S. 40; dagegen vergl. die letzte Abhandlung desselben, Bot. Zeitg. 1902^ S. 110. 7) Eingehende Behandlung finden diese Fragen i)hysiologischeu Inhalts in Haberlandt's Physiologischer Pflaozenanatomie, II. Aufl., 1896, an versch. 0. Pfeffer's Pflanzenphjsiologie, II. Aufl., Bd. I, 1897, S. 96 ff., und in E. Stras- BÜRGER 1. c. 1901, S. 533 ff. 8) H, MiEHE, über die Wanderungen des pflanzlichen Zellkernes. Flora, Bd. 88,, 1901, S. 105. Der heutige Stand der ptlanzlichen Zellforschung. (101) HOTTES^), SCHRAMMEN") und mir^) geschildert wurden und wie sie Strasburger auch für die Eier und die diese umgebenden Zellen von Gymnospermen annimmt *j, können nicht als Beweis für das Bestehen einer Plasmawanderung durch die Plasmodesmen heran- gezogen werden: handelt es sich doch hierbei um Vorgänge, die durch eine Alteration der Objekte (Verletzung, Fixierung, Einwirkung von hoher und niederer Temperatur u. a.) veranlasst wurden. In- wieweit die sehr merkwürdigen Befunde, welche FARMER, MOORE und DlGBY^ bei apogamen Farnen entdeckten, wo in der Region, in welcher die apogamen Auswüchse entstehen, zweikernige Zellen durch Wanderuns,' des Kerns einer Zelle in eine benachbarte sich in grosser Zahl halben beobachten lassen, bei der Frage nach der Plasmawanderung verwertet werden können, müssen weitere Unter- .suchungen lehren. Dass bei den Pilzen eine Plasmawanderung von einer Zelle in die andere in normalem Zustand durch die Poren der Hyphenquer- wände erfolgen kann, lehren besonders die Beobachtungen von EeINHARDT") und CHARLOTTE TeRNETZ'). In diesen Fällen handelte es sich aber nach A. MEYER ^j um eine Wanderung des Plasmas durch weitere Öffnungen noch unvollendeter riugförmiger Zellwände. Daneben wurde aber auch beobachtet, dass durch feinere Kanäle bei den Pilzen normalerweise Kerne hindurchwandern®). Es würde zu weit führen, hier ebenfalls auf die Verschmelzungen von Protoplasten einzugehen, die bei der Vereinigung von Myxo- myceteuamöben zu Plasmodien beim Auflösen der Wände aufein- ander treffender Pilzhyphen und Milchröhren u. a. eintreten^**). Be- 1"! Nach dem Bericht von E. Stkasburger in seiner Abhandlung übei- Plasma- verbiuduDgeu pflanzlicher Zellen, 1. c. S. 552. 2) Fr. R. Schrammen, Über die Einwirkung von Temperaturen auf die Zellen des Vegetationspunktes des Sprosses von Vicia Faba. 1. c. 1902, S. 87. 3) M. KoERNiCKE, Über Ortsveränderung von Zellkernen. Sitzungsber. der Niederrhein. Gesellsch. für Natur- und Heilkimde, Bonn 1901, S. 14. 4) E. Strasburger, 1. c. S. .5.50 ff. 5) J. B. Farmer, J. E. S. Moore and L. Digby, On the cytology of apogamy and apospory. I. Preliniinary note on apogamy. Proceed. of Ihe Royal Soc. Vol, 71, S. 453. (j) M. 0. Reinhardt, Das Wachstum der Pilzhyphen. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXIII, 1892, S. 5G2. 7) Ch. Ternetz, Protoplasmabewegung und Fruchtkörperbildung bei Asco- plianuü carneus. .Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXXT, 1900, S. 273flf. 8) 1. c. S. 150. 9) W. Ruhland, Zur Kenntnis der intracellularen Karyogamie bei den Basidio- myceten. Bot. Zeitg. 1901, S. 187, Fig. 2<», und Grant Smith, The Haustoria of the Erysiphe. Bot. Gaz., Vol. 29, 190« », S. 1G4. 10) Vergl. über die Zellfusionen das Bonner Lehrbuch der Botanik, G. Aufl., S. 77. (102) M. Koernickb: sonders hinweisen möchte ich nur auf die eingehende Behandlung-, welche A. MEYER *j diesen Bildungen widmet. Dass das Plasma aus der schützenden Hülle der Membran durch Poren herausgeschickt und als extramembranöses Plasma oder Aussen- plasma eine Reihe von Punktionen übernehmen kann, deren wich- tigste der Membranbau ist, gibt P. SCHCtT") für Peridineen und Diatomeen an und beschreibt des genaueren dieses Aussenplasma^). Auch HaUPTFLEISCH*) glaubt bei Diatomeen durch die Poren hin- durchgehende, feine Plasmafortsätze gesehen zu haben, und 0. MÜLLER, der zuerst diese Beobachtungen bekämpft hatte ^), bekannte sich später wiederholt^) ebenfalls zu der Annahme des aus den Poren heraus- tretenden, extramenibranösen Plasmas, während KARSTEN^) für die Nichtexistenz dieses Plasmas eintritt. SCHÜTT's letzte Abhand- lungen®) zeigen, dass er im Gegensatz zu KARSTEN auf seinem Standpunkt verharrt. Auch für höhere Pflanzen war verschiedentlich das Vorhanden- sein extramenibranösen Plasmas angegeben worden und zwar sollte sich in den Intercellularen lebendes Protoplasma vorfinden. L. KNY^), welcher die jungen und ausgewachsenen Lufträume von Wasser- pflanzen daraufhin untersuchte, konnte in keinem Falle lebendes Protoplasma, sei es mit, sei es ohne Zellkerne oder ChromatophoreU;, als Auskleidung beobachten. — Über die Art der Zellhautbildung bei den Pflanzen und die dar- über existierende Literatur informiert uns am besten die Arbeit 1) Bot. Zeitf?. 1902, S. 150, 170. 2) F. Schutt, Die Peridineen der Planktonexpedition. I. Teil. Studien über die Zelle der Peridineen. Ergebnisse der Planktonexpedition der Humboldtstiftung. Herausgegeben von Hensen, Bd. IV, 1895, S. 128 ff. '.)) Derselbe, Zentrifugales Dickenwachstum der Membran und extramembranöses Plasma. Jahrb. für Aviss. Bot., Bd. XXXIII, JS99, S. 594ff. 4) P. Hauptfleisch, Die Ortsbewegung der Bacillariaceen. Mitteilungen des naturw. Vereins für Neu -Vorpommern und Rügen, 1895. 5) 0. Müller, Die Ortsbewegung der Bacillariaceen, Ili. Ber. der Deutschen Bot. Ges., Bd. XIV, 189G, S. 54 ff. (i) Derselbe, Kammern und Poien in der Zellwand der Bacillariaceen, I. Ber. der Deutschen Bot. Ges., Bd. XVI, 1898, S. 4(J0ff. und IL, ebenda, Bd. XVII, 1899, S. 44-3 ff. Vergl. hierbei auch R. Lauterborn, Untersuchungen über Bau, Kern- teilung und Bewegung der Diatomeen. Leipzig, bei Engelmann 189G. S. 119ff. und i:'.3ff. 7) G. Karsten, Referat über die unter 3) angeführte Arbeit Schütt's, Bot. Zeitg., 57. Jahrg., 1899, Sp. 381. 8) F. Schutt, Die Erklärung des zentrifugalen Dickenwachstums der Membran. Bot. Zeitg., 5M. Jahrg., 1900, Sp. 245 ff., und Zentrifugale und simultane Membran- verdickungen. Jahrb. für wiss. Bot, Bd. XXXV, 1900, S. 470ff. 9) L. Kny, Lebendes Protoplasma in den Lufträumen von Wasserpflanzen. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch., Jahrg. 1900, Bd. XVIII, S. 4.". ff'. Dort auch die ältere Literatur. Der_heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (103) STßASBURGER's über die pflauzliclien Zellhäute'). Nach STRASBURGER sind die Zellhautstoffe Produkte des Protoplasma. Um Zellhäute zu bilden, werden sie entweder auf der Oberfläche des Protoplasten ausgeschieden oder verbleiben im Innern des Protoplasten, um dort mannigfache Ausgestaltungen zu erfahren. In manchen Fällen wird eine gegebene Cytoplasmamasse nachweisbar ohne sichtbaren Rest in Membranstoff verwandelt, der somit allem Anschein nach ein Spaltungsprodukt der Substanz des Cytoplasma ist. Eine ähnliche Verwandlung in Cellulose konnte TISCHLER") bei den Plasma- strängen in dem Embryosack von Pedicularis und in den Epidermis- zellen der Samenschale von Corydalis nachweisen. Die Zellhäute wachsen, wie StrasBÜRGER weiter angibt, in die Fläche durch passive Dehnung und gleichzeitige Anlagerung neuer Membranla- mellen oder durch aktive Substanzeinlagerung. Das Dickenwachs- tum der Zellhäute erfolo-t in den Geweben im allgemeinen durch Anlagerung neuer Membranlamellen; diese Membranlamellen erfahren meist keine weitere Dickenzunahme durch aktive Substanzeiulagerung, wohl aber mehr oder weniger weitgehende Veränderungen durch passive Infiltrationen und Inkrustationen. In bestimmten Fällen, so im besonderen bei frei entwickelten, oder aus dem Verbände treten- den Zellen, findet ein nachträgliches, oft mit bezeichnenden Ge- staltungsänderungen verbundenes Dickenwachstum der angelegten Membranlamellen durch aktive Substanzeinlagerung statt. Wird in der bisher üblichen Weise das Wachstum durch Einlagerung als Intussusceptionswachstum bezeichnet, so greifen beide, getrennt oder vereint in das Flächen- und Dickenwachstum der Zellhäute ein. — Tischler konnte, wie Strasburger in den Massula-Anlagen von Azolla, im Embryosack von Pedicularis eine Verwandlung der Plasma- stränge in Cellulose nachweisen. ReiNHARDT's^) plasmolytische Versuche an Vaiwheria gaben keine Anhaltspunkte für eine Dehnung der Membran, durch welche STRAS- BÜRGER das Flächenwachstum erklärt. Durch die Plasmolyse wird das Wachstum sistiert. W^ährend REINHARDT zu dem Schlüsse ge- drängt wird, dass für das Membranwachstum eine Wechselwirkung zwischen Membran und Plasma anzunehmen ist, erscheint FiTTING*) 1) Jahrb. füi- wissensch. Bot., Bd. XXXI, 1898, S. 511 ff. 2) G. TiscHLEK, Über die Verwandlung der Piasmastränge in Cellulose im Embryosack bei Pedicularis. Berichte der phys -ökon. Gesellsch. zu Königsberg 18D9 und Derselbe, Untersuchungen über die Entwicklung des l']ndosperms und der Samenschale von Corydalia cava. Verh. des nat. med. Ver. zu Heidelberg, N. F., Bd. VI, 1901, S. 351 ff. o) M. 0. Reinhardt, Plasmolytische Studien zur Kenntnis des Wachstums der Zellmembran. Festschr. für Sciiwendener, 1899, S. 425. 4) H. FiTTiNG, Bau und Entwicklung der Makrosporen von Isoetes und Selaginella (104) M. Koernickk: bei dem Wachstum der Sporenhäute von hoetes und Selaginella eine direkte Beteiligung des Plasmas dabei ausgeschlossen zu sein. Diese Sporenhäute waren nämlich von einander isoliert und standen nicht in direkter Berührung mit dem Plasmakörper, zeigten jedoch Dicken- und Flächenwachstum. So scheinen diese Sporenhäute im Stande zu sein, selbstständig zu w^achsen. DENKE ^), welcher diese Verhältnisse nachprüfte, kam zu ähnlichen Resultaten. Dass zur Zellhautbildung um isolierte Cytoplasmamassen das Vorhandensein eines Zellkerns darin oder eine lebendige Verbindung mit kernhaltigen Plasmamassen nötig ist, ergaben im Gegensatz zu PALLA^) die Untersuchungen von TOWNSEND^). Auch die GeRASSI- MOFFschen Befunde Aveiseu darauf hin, dass eine Beziehung zwischen Kern und Zellhautbildung besteht*). GeRASSIMOFF erhielt auf experimentellem Wege in Spirogyrafäden kernhaltige und kernlose Zellen. Die Kernmasse in den kernhaltigen Zellen war dank der Entstehungsweise der Zellen eine doppelt so grosse, wie in den ge- wöhnlichen Spirogyrazellen. Dieser Überschuss an Kernmasse rief nun ein stärkeres allgemeines Wachstum hervor als bei den gewöhn- lichen Zellen, und zwar ging das Wachstum der Zellwand am stärksten in der Umgebung des Kerns vor sich. Die kernlosen Zellen sollen auch etwas in die Länge wachsen können. Diese Verlängerung dürfte jedoch nach FlTTlNG's Meinung*) auch ohne Wachstum der Zellwand lediglich durch Dehnung infolge Erhöhung des Turgors eintreten. Nach kurzer Zeit starben die kernlosen Zellen ab. Durch die GERASSIMOFF'schen Beobachtungen erhielten auch die Angaben über die Lage des Zellkerns in sich entwickelnden Pflanzenzellen eine weitere Bestätigung. Der Kern befindet sich, und ihre Bedeutung für die Kenntnis des Wachstums püanzlicher Zellmembranen. Bot. Ztg., Bd. LVIII, 1900, S. 107. 1) P. Denke, Sporenentwicklung bei iSelayinella. Beitv. zum bot. Centralbl., Bd. XII, 1902, S. 18211. 2) W. Palla, Beobachtungen über Zellhautbildung an des Zellkerns beraubten Protoplasten, Flora, Bd. LXXIII, S. .314. Vgl. dazu auch Ed. Strumpf, Zur Histo- logie der Kiefer. Abhandlungen der Krakauer Akademie 1S99, der ebenfalls die Be- deutung der Kerne bei der Membranbildung leugnet. o) CiT. 0. TowNSEND, Der Einfluss des Zellkerns auf die Bildung der Zellhaut. Jahrb. für wissensch. Bot., Bd. XXX, 1897, S. 484. 4) J. J. Gerassimoff, Über die Lage und die Funktion des Zellkerns. Bull, de la Sog. des sc. nat. de Moscou 1899, S. 220, ferner: Über den Einiluss des Kerns auf das Wachstum der Zellen, ebenda 1901, S. 185, und: Die Abhängigkeit der Grösse der Zelle von der Menge ihrer Kernmasse, Zeitschr. für allgcm. Physiol. Bd. I, 1902, S. 220. 5) Referat über die zweitgenannte Arbeit Gerassimofp's in der Bot. Zeitg., LX. Jahrg. 1902, Sp. 37. Der heutige Stand der ptlanzlichea Zellforschmig-. (105) wie HabeelaNDT nachwies ^j, meist in «JTösserer oder geringerer Nähe derjenigen Stelle, an welcher das Wachstum am lebhaftesten vor sich geht oder am längsten andauert. Auch die Befunde von V. DerSCHAU') an den Peristomzähuen der Laubmoose sprechen dafür. Dort zeigte sich bei der Anlage der Verdickungen nur immer da die Ansammlung der in Cellulose sich verwandelnden Mikrosomen des Plasmas, wo der Kern sich befand. W. MAGNUS*) konnte eben- falls feststellen, dass in den Verdauungszellen von Mykorrhizen, in welchen sich Plasma in eine celluloseartige Masse umwandelt, Lage und Form des Kerns darauf hinweist, dass er in engster Beziehung zu dieser Cellulosebilduni!' steht. Ähnliche Verhältnisse traten auch SHIBATA in den Pilzrhizomen von Psilotum triquetrum entgegen^). Der Kern. Seit dem Jahre 1896, wo das Buch von A. ZIMMERMANN über „Die Morphologie und Physiologie des pflanzlichen Zellkerns" °) erschien, sind unsere Kenntnisse über diesen Zellbestandteil wesentlich er- weitert und vertieft worden. Wenn es auch nicht meine Absicht sein kann, über alle diesbezüglichen, seitdem erschienenen Arbeiten zu berichten, so will ich mich doch bemühen, möglichst alle heute interessierenden Fragen in der Kernforschung an der Hand der be- merkenswertesten Erscheinungen in der Literatur zu berücksichtigen. Eine grosse Zahl von Forschern hat seine Untersuchungen auf den Nachweis, den Bau und das Verhalten der Kerne in niederen pflanz- lichen Organismen gerichtet. Vor allem waren es die Schizophyten und Hefearten, deren Zellen auf Kernhaltigkeit hin studiert wurden. Was die Bakterien betrifft, so stehen sich noch immer die An- sichten o;e2,enüber, die für und wider die Kernnatur der im Plasma der Bakterien erkennbaren, sich in ihrem Verhalten Farbstoffen gegenüber wie Chromatiu verhaltenden Körperchen sprechen. Für 1) G. Haberlandt, Über die Beziehungen zwischen Funktion und Lage des Zellkerns bei den Pllanzen, Jena 1887. 2) M. V. Derschau, Die Entwicklung der Peristomzähne des Laiibmoos- sporogociuins. Ein Beitrag zur Membranbildung. Bot. Centralbl., Bd. LXXXII, 19(M>, S. IUI. o) W. Magnus. Studien au der endotrophcn Mykorrhiza von Neottia Nidus avis L., Jahrb. für wissensch. Bot., Bd. XXXV, 19(J<), S. 24P.. 4) K. Shibata, Cytologische Studien über die endotrophen Mykorrhizen, Jahrb. für wissensch. Bot., Bd. XXXVII, 1902, S. GGl. •j) In diesem Buche, S. 14 — oU, unterrichte man sich über die chemische Zu- sammensetzung des pflanzlichen Zellkerns, ferner in den früher zitierten neueren Arbeiten von E. Zacharias. (106) M. Koernicke: deren Kernuatur tritt im besonderen A. MEYER ^) ein, während ALFK. Fischer'') und MiguLA^) sie nicht als Kerne gelten lassen wollen. Beide Ansichten haben ihre Anhänger gefunden, wie die meist im Centralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde und Infek- tionskrankheiten veröffentlichten Arbeiten der letzten Jahre zeigen*). Das Vorhandensein eines Kerns nimmt auch BÜTSCHLI^) für die Bakterienzelle an, jedoch besteht nach ihm mindestens die Haupt- masse des Bakterieuleibes aus einem geformten Zellkern. Ebensowenig wie bei den Bakterien, konnte man sich bis jetzt bei den Cyanophyceeu in der Frage nach dem Kern einigen. Wiederum ist es ALFR. FISCHER®) auf der einen Seite, welcher die Cyanophyceenzelle als kernlos ansieht. Ihm schliessen sich weiterhin besonders MaCALLUM^), ZACHARIAS^) und MASSART ^) an, während 1) Arthur Meyer, Studien über die Morphologie und Entwickhingsgeschichte der Bakterien, ausgeführt an Astasia asterospora A. M. und Bacillus tumescem Zopf. Flora 1897, Erg.-Bd. S. 199. — Derselbe, Über Geissein, Reservestoffe, Kerne und Sporenbildung der Bakterien. Flora 1899, S. 4öG, und Praktikum der botanischen Bakterienkunde, Jena bei Gust. Fischer, 1903, S. 85. 2) Alpr. Fischer, Untersuchungen über den Bau der Cyanophyceen und Bak- terien. Jena, bei Güst. Fischer, 1897, S. 116. — Derselbe, Vorlesungen über Bak- terien. Jena, bei Gusr. Fischer, 1897, S. 7, und II. Aufl , 1903, S. (!. 3) W. MiGULA, Weitere Untersuchungen über Astasia asterospora Mejer. Flora, LXXXV. Bd., 1898, S. 14.'). — Vergl. auch die Behandlung der Zellkernfrage in MiGULA, System der Bakterien. I. Bd. Jena, bei Gusr. Fischer, 1897, S. 72. 4) Erwähnt seien hier ausserdem die Arbeiten von: A. B. Macallum, On the cytology of non-uucleate Organisms. Transactions of the Canadian Institute, 1899, Vol. VI, p. 439. — Auch G. Hinze, Über den Bau der Zellen von Begc^iatoa viirabilis Cohn. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. XIX, 1901, S. 3(i9. Vorläufige Mit- teilung zu der in in den Wissenschaftlichen Meeresuntersuchungen, Abt. Kiel, N. F., Bd. VI, 1902, S. 187—212, veröffentlichten ausführlicheren Arbeit. — Ferner: Der- selbe, Tliiophysa volutans, ein neues Schwefelbakterium. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. XXI, 1903, S. 313. ^ Dann J. Massart, Recherches sur les organisnics inferieurs. V. Sur le protoplasmo des Schizophytes. Mem. couronn. et autres mem. de l'academ. Belg., Tome LXI, und Recueil de l'inst. bot., Univers, de Bruxelles, publ. par L. Errera, Tome V, 1901, S. 2.")! ff. — Macallum, Hinze und Massart stellen das Vorhandensein eines Zellkerns bei den Bakterien in Abrede. 5) Vergl. seine neueste Mitteilung hierüber: Bemerkungen über Cyanophyceen und Bakterien. Archiv für Protistenkunde, I. Bd., 1902, S. 42. — Im Zusammen- hange damit sei erwähnt Fr. Schaudinn, Beiträge zur Kenntnis der Bakterien und verwandter Organismen. I. Bacillus Bütschlii n. sp. Ebenda S. ;>0G. Ferner das Referat von A. Meyer in der Botan. Ztg. LXI. Jahrg., 1903, Spalte 1. 6) Alfr. Fischer, Untersuchungen über den Bau der Cyanophyceen und Bak- terien. Jena, bei Gustav Fischer. 1897, S. (iGff. 7) 1. c. 1899. 8) E. Zacharias, Über die Cyanophyceen. Abh. aus dem Geb. der Naturwiss., herausgeg, vom naturwiss. Verein Hamburg, Bd. XVI, 1900. 9) 1. c. 1901. Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (107) BÜTSCHLI^), Hegler ^) und ganz neuerdings auch KOHL^) den Zentral- körper der Spaltalgen als Kern deuten. Die Arbeiten der beiden letzt- genannten Forsclier scheinen in der Tat geeignet, eine Lösung der Frage zugunsten der Kernnatur des Zentralkörpers herbeizuführen. Nach Hegler sind die Kerne in allen Zellen in Einzahl vorhanden. Ihre Form hängt von der der Zellen ab. In ruhenden Zellen bestehen sie aus einer nur wenig färbbaren Grundmasse und kleinen, dieser eingelagerten Körnchen, welche sich den Färbungsmitteln gegenüber wie Chromatin verhalten und Chromatinkörper genannt werden. Yon den Kernen der höheren Pflanzen unterscheiden sie sich durch das Fehlen von Xukleolen und einer färbbaren Kernmembran. Bei Be- ginn der Teilung verschmelzen die kleinen Chromatinkörnchen zu grösseren Verbänden, den Chromosomen, Diese Chromosomen weichen dann senkrecht zur Richtung der späteren Zellteilungswand aus- einander. Hierbei tritt in allen Fällen eine streifige, ~ schwach färb- bare Verbindungszone auf, die erst nach vollendeter Zellteilung schwindet. KOHL's Untersuchungen bilden zum Teil eine Bestätigung, zum Teil eine Erweiterung der HEGLER'schen Angaben. Auch er findet, dass das bisher als Zentralkörper bezeichnete, in der Zelle immer in Einzahl vorhandene Gebilde den Kern der Cyanophyceen- zelle darstellt. Er ist ein selbständiges Organ des Protoplasten. Er nimmt vorwiegend das Zentrum der Zelle ein, besteht aus einer wenig tingierbaren Grundmasse, in welche eine bestimmte Farbstoffe stärker speichernde, chromatische Substanz eingelagert ist. Ferner finden sich eigenartige Einschlüsse, sogenannte Zentralkörner, im Kern vor. Von den Kernen liöherer Oroanismen unterscheidet sich der Cyanophyceenzellkern durch das Fehlen einer deutlich färbbaren Kernmembran, durch das Fehlen von Nukleolen und durch seine abweichende Gestalt. Die periphere Kernmasse ist in feine Aus- strahlungen zerteilt, die aber durch die meisten Fixierungsmittel zum Einziehen gebracht werden. Tritt der Kern in Teilung ein, so nimmt zunächst in ihm die färbbare Substanz (Chromatin) zu. Die vorher wenig sichtbaren Fäden des Gerüstes werden dicker, und ein Kern- faden tritt deutlich hervor. Derselbe zerfällt in Kernsegmente (Chromosomen) von bestimmter Anzahl, welche sich in gesetzmässiger Folge und in typischer Weise umformen und umlagern und in äqui- valenten Mengen in polarer Richtung auseinander rücken, um die beiden Tochterkerne erzeugen zu helfen. Der Zentralkörper schnürt sich dabei in der Mitte ein. so dass seine Teilung in eine gewisse 1) 1. c. S. 47. 2) R. Regler, Untersuchungen über die Organisation der Phycochromaceon- zelle. Jahrb. für wiss. Bot, Bd. XXXVI, 1901, S. all ff. o) F. Kohl, Über die Organisation und Physiologie der Cyanophyoeenzelle und die mitotische Teilung ihres Kerns. Jena, Gust. Fischer, V,)0-'>. (108) M. KOKRNICKE: Beziehung zur ainitotischeu Kernteilung gesetzt werden kann. — Eine Bestätigung der KOHL'schen Befunde dürfte in gewissem Umfange die ihrem Abschluss entgegengehende, unabhängig von den KOHL- schen üntersucliungen entstandene Arbeit von OLIVE bringen, der im Bonner Botanischen Institut besonders die Oscillarien auf die Kernnatur ihres Zentralkörpers hin studierte und zu ganz ähnlichen Resultaten wie KOHL gelangte. Dass die • Hefezellen echte Kerne besitzen, wird nach den Untersuchungen der letzten Jahre, welche sich mit dem Bau und der Teilung der Kerne, ferner mit der Kopulation zweier Hefezellen und der dabei stattfindenden Kernverschmelzung (Karyogamie) beschäf- tigen, wohl niemand mehr bezweifeln^). Auch bei den übrigen Pilzen wurde die stete Anwesenheit von Kernen in den Hyphen nachgewiesen und ihr Verhalten in den ver- schiedensten physiologischen Zuständen geprüft^). Im Bau sollen sich nach FEINBERG") die Kerne der niederen Organismen von denen der höheren unterscheiden und dadurch leicht der Nachweis von parasitisch in höheren Organismen lebenden, niederen Lebewesen gelingen. Erstere sollen nur aus einem nukleolusartigea Körper, dem Kernpunkt, bestehen, der von einer nicht färbbaren Zone, deren Bildung wohl dem Kernsaft zukommt, umgeben ist. Bei den Hefekernen fehlt dieser Hof. Der Kernpunkt besteht seinem Verlialten nach aus Chromatin und enthält keinen Nukleolus oder Nukleolarsubstanz, auch kein Kerngerüst. Einen derartigen Bau sollen nach FeiNBERG*) auch die Kerne der Myxomyceten besitzen. 1) Eine Orientierung über die umfangreiche Hefeliteratur bietet uns der Auf- satz von E. Jahn, Die Morphologie der Hefe und die Entdeckung ihrer Sexualität. Naturwiss. Rundschau Bd. XVII, 1902, S. 273— 27G. — Derselbe, Der Zellbau und die Fortpflanzung der Hefe. Archiv für Protistenkuude, Bd. II, 3. Heft, 1903, — Ferner A. Guilliermond, Recherches cytologiques sur les levures. Revue generale de Bot., Tome XV, 1903, S. 49ff. 2) Auch hier kann ich zwecks Orientierung in der Literatur auf die zusammen- fassenden Arbeiten verweisen, so auf: Fr. Oltmanns, Über die Sexualität der Pilze. Biol. Centralbl , Bd. XXI, 1901, S. 433—442. — Ferner E. Jahn, Der Streit über die Sexualität der höheren Pilze. Naturwiss. Rundschau, Bd. XVI, 1901, S. 637 fif., G49ff., G64ff. — Schliesslich auf R. jMairk, Recherches cytologiques et taxonomiques sur les Basidiomycetes, These presentee ä la faculte des sciences de Paris, Ser, A, No. 429, 1902. 3) L, Feinberg, Über den Erreger der Kohlhernie. Ber. der Deutschen Bot, Gesellsch., Bd. XIX, 1901, S. 53:i. — Über die Unterscheidung des Kerns der Pflanzenzellen von dem Kern der einzelligen tierischen Organismen. Ebenda, Bd. XIX, 1901, S. 281. — Ferner: Über den Bau der Ganglienzclle und über die Unterscheidung ihres Kerns von dem Kern der einzelligen tierischen Organismen. Monatsschr. für Psychol. und Neurol., Bd. XI, S. 401. — Über den Bau der Hefe- zellen und über ihre Unterscheidung von einzelligen tierischen Organismen. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. XX, 1902. S. 5G7. 4) L. Feinberg, Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1901, 1. c. Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (109) Die älteren und neueren Untersuchungen, welche die cytologischen Verhältnisse bei den Schleimpilzen berücksichtigen, weisen jedoch mit Bestimmtheit darauf hin, dass diese Kerne alle Bestandteile der Kerne höherer Pflanzen besitzen können^). Ähnliche Verhältnisse, wie die von FeiNBERG angegebenen, scheinen nach GOLENKIN^J bei Sphaeroplea, Spii'ogyra, vielen Sipho- ueen, Confervoideen, Protococcoideen und allen Volvocaceen, selbst bei Moosen vorzuliegen, wenigstens sind hier die Nukleolen die Träger der Chromatinsubstanz. Bei Sphaeroplea sollen die Chromosomen sämtlich aus dem Nukleolus hervorgehen. — Dass die Nukleolen bei Spirogyi'a in Chromosomen sich ausspinnen, haben MOLL^) und MlTZKEWITSCH*) angegeben. VaN WissELINGH^) allerdings be- hauptet, dass bei Spirogyra nur zwei bezw. ein Faden oder Schlauch dem Nukleolus seine Entstehung verdanke während die übrigen Kern- plattenelemente dem Kerngerüst entstammen. Bei Corallina vereinigen sich, wie DAVIS®) beobachtete, beim Ende der Teilung die Chromosomen zu einer nukleolusartigen Chro- matinkugel, die späterhin in eine unbestimmte Anzahl von Chromatin- körpern zerfällt. Diese erscheinen dann in einer homogenen Grund- substanz des Kerns verteilt, in dem sich ausserdem ein Nukleolus zeigt. Der ruhende Kern der höheren und auch der meisten niederen Pflanzen besitzt einen komplizierteren Bau. Er zeigt nach STRASBUKGER ') Fadenstruktur. Die Fadenschlingen sind durcheinander gewunden und durch seitliche Fortsätze miteinander vereint. Der Zellkern 1) U. a. S. Nawaschin, Beobachtungen über den feineren Bau und Umwand- lungen von Plasmodiophora Brassica^ Woron. im Laufe ihres intracellularen Lebens. Flora, Bd. LXXXVI, 1899, S. 413. — R. A. Harper, Cell and Nuclear division in Fuligo varians. Bot. Gaz., Vol. XXX, 190), S. 217. — Vergl. auch neben der im ZiMMERMANN'schen Kernbuche S. 136. 137 zusammengestellten Literatur die neueren Arbeiten von W. E. Olive, Monograph of the Acrasieae. Proceed. of the Boston Sog. Nat. bist, Vol. XXX, 1902, No. 6, S. 451. — Ferner S. Powazek, Zur Kernteilung der Plasmodiophora Brassicae Woron. Österr. bot. Zeitschr., Bd. LH, 1902, S. 213. 2) M. GoLENKiN, Algologische Mitteilungen: Über die Befruchtung bei Sphaero- plea annulinu und über die Struktur der Zellkerne bei einigen grünen Algen. Bull, de la soc. des sc. nat. de Moscou 1900. 3) \V. Moll, Observations on Karyokinesis in Spirogyra. Verb. d. Kou. Akad. van Wetensch. te Amsterdam, 2. Sect., Deel I, No. 9, 1893. 4) MiTZKEWiTSCii, über die karyokinetische Teilung der Zellkerne bei Spiro- gyra. Flora, Bd. LXXXV, 1898, S. 81. 5) C. van WisSELiNGH, Über den Nukleolus von Spirogpra. Ein Beitrag zur Kenntnis der Karyokinese. Bot. Zeitg., 1898, S. 195, und Über Kernteilung bei Spirogyra. Flora, Bd. LXXXVII. 1900, S. .355. 6) Br. Moore Davis, Kernteilung in der Tetrasporenmutterzelle bei Corallina officinalis L. var. vieüiterranea. Ber. der Deutschen Bot. Ges., Bd. XVI, 1S9S, S. 266. 7) Bonner Lehrbuch der Botanik, VL Aufl., S. 52. (110) M. Koernicke: stellt demgemäss ein zartes Gerüstwerk dar, das aber am lebenden Objekt meist nur in einer feinen Punktierung sich offenbart. Ein- blick in die Kernstruktur ist nur an entsprechend fixierten und gefärbten Präparaten zu erlangen. Man stellt dann fest, dass die Hauptmasse des Gerüstes von einem dünnen, meist nicht tingierten Faden gebildet wird, in welchem stark sich tingierende Körnchen liegen. Die Substanz des Fadens hat man als Linin, diejenige der Körnchen als Chromatin unterschieden. Zwischen den Windungen des Lininfadens liegen in Ein- oder Mehrzahl, die grösseren sich intensiv, doch meist anders als die Chromatinkörnchen färbenden Kernkörperchen oder Nukleolen. Das Gerüstwerk des Kerns befindet sich innerhalb der Kernhöhle, die mit Kernsaft erfüllt und von der dem umgebenden Cytoplasma angehörenden, kinoplasma- tischen Kern wand umgeben ist. Nach VAN WlSSELlNGH*) soll der Kern keine rein fädige Struktur besitzen. Sein Gerüst soll aus Klümpchen und Körnern bestehen, welche mit einander durch feine Fädchen verbunden sind Zwei aus ver- schiedener Substanz gebildete Bestandteile, Chromatinkörner undLinin- fäden kann VAN WiSSELINGH in ihm nicht unterscheiden. GßEGOIRE und WyngaerTS^) bestätigen in den Hauptmomenten die Angaben VAN WiSSELINGH's. Auch sie können im Kern zwei Bestandteile, Linin und Chromatin, nicht unterscheiden. Alles ist nach ihnen Chromatin. Die dickeren Bestandteile des Kerngerüstes gehen durch gleichartige, dünner ausgesponnene in einander über. Nicht immer erscheint der Kern einfach netzig, wie VAN WiSSELINGH angibt, er besitzt auch alveoläre oder schwammige Struktur und ist dabei noch netzartig von Fäden durchzogen. In den Zwischenräumen des Kerngerüstes liegen in schwankender Anzahl, meist 1 — 3, die Nukleolen oder Kernkörperchen, die als stark lichtbrechende Körperchen auch schon in lebenden Objekten deutlich hervortreten. Ihre Gestalt variiert. Meist sind sie kugelig bis eiförmig, manchmal sichelförmig, vielfach auch unregelmässig ge- lappt. Sie erscheinen in der Regel homogen, gelegentlich auch vakuolisiert^). Bei manchen Objekten, besonders Liliaceen, finden sich auch Nukleolen ausserhalb des Kerns im Cytoplasma verteilt vor, die extranuklearen Nukleolen. Die Nukleolen in den Kernen der höheren Pflanzen sind ver- 1) C. VAN WiSSELINGH, Über das Kerngerüst. Bot. Zeitg., Jahrg. LVII, 1899, S. 155. 2) V. Grkgoire et A. Wyngaerts, La reconstitution du noyau et la formation des chromosomes daus les cineses somatiques. I. Racines de Triüium grandiflorwn et telophase homoeotypique dans le Trillium cernuum. „La Cellule", T. XXI, 1. fasc, 1903, S. 7. V . Zimmermann, 1. c, S. 40ff. Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (111) schieden von denjenigen der niederen. Aus den der niederen gehen direkt Chromosomen liervor oder ihr Material wird bei der Chromosom- bildung verwandt^). Die der höheren liefern jedoch nach StrAS- BUEGER das Material zur Bildung der kinoplasmatischen Zellbestand- teile. Allerdings mehren sich die Angaben, dass auch sie sich an der Chromosomenbildung beteiligen "). eine Anschauung, die auf zoologischem Gebiet von Hertwig besonders vertreten wird. Viel- leicht haben wir, worauf die neueren Literaturangaben hinweisen, in dem Nukleolus einen Reservestoffkörper vor uns, welcher je nach Bedarf sowohl Kinoplasma-, wie Kernfadenmaterial liefert. Darauf würde auch die Zusammensetzung der Nukleolen aus Chro- niatin und Plastin hinweisen, wie sie CavaRA'^) für die Kerne der höheren Pflanzen angibt. Das Plastin soll im Innern des Nukleolar- körpers sich vorfinden, während das Chromatin seine Oberfläche bildet. Longo*) behauptet allerdings, dass CavaRA nur hohle, von der gewohnten Nukleolarsubstanz gebildete Kernkörperchen vor sich gehabt habe. Doch konnte Ch. F. HOTTES^) durch bestimmte Kulturen Nukleolen erhalten, die denjenigen t^AVARA's entsprachen, Xach CavARA's**) Beobachtungen können sich beide den Nukleolus aufbauenden Teile von einander trennen. Zweierlei Nukleolen, chro- mophile und wenig chromophile, beschreibt auch PamPALONI^) für die Kerne der meristematischen Zellen von F&ilotum triquetrum, und COKER^) gibt neuerdings für den Kern der Zentralzelle einen Chro- matinnukleolus, für den der Eizelle einen Plastinnukleolus an. Ver- schiedentlich wurde im Hinblick darauf, dass das Chromatin der 1) Vergl. hierzu auch D. M. Moitikr, Nuclear and Cell Division in Dictyota dichotoma. Ann. of Bot, Vol. XIV, l!i(M», S. IGo. — Ferner Ch. J. Chamberlain, Mitosis in Fellia. Bot. Gaz , Vol. XXXVI, 15)(»3, S. ;];). ■2) A. Zimmermann, 1. c, S. 6.s. — Bl. Gardner, Studies on Growth and Cell division in the root of Vicfa Faba. Publ. of the Univ. of Pennsylv. , New ser. N. G. Contrib. from the Botan. Labor., Vol. II, N. 2, 1901, S. 150. — B. M. Duggar, On the development of the polleu-grain and the embryo-sac in Bignonia venusta. Bull, of the Torrey Botan. Club, Vol. XXVI, S. 89, 1899. — H. Wager, Nature, Vol. LXVir, 1902. — W. C. Coker, On the Gametophytes and Embryo of Taxo- dium. Bot. Gaz., Vol. XXXVI, 1903, S. 115. '•)) F. Cavara, zuletzt in Breve contribuzione alla couoscenza dcl Nucleolo. Bull, della soc. bot. Ital,, 1902, S. 108. 4:) Longo, Esiste cromatolisi nei nuclei normali vegetali? Rendiconti della R. Ac. dei Lincei, Vol. VII, Sem. 1, Ser. 5a, Fase. 10, 1898, S. 284, 290. 5) Bericht von E. Strasburger in ..Über Reduktionsteilung, Spindelbildung usw. 1900, S. 138. Dort auch die zoologische Litteratur hierüber. 6) 1. c. 7) L. Pampaloni, II fenomeni cariocinetici nelle cellule meristemati degli apici vegetativ! di Psilotum triquetruni, Annali di Botan. del Prof. Pirotta. Vol. I, Roma 1903, Fase. II, S. 75. 8) 1. c, S. 115 und 120. (112) M. Koernicke: Chromosomen, welches die erbliche Substanz darstellt, aus dem Nu- kleolus hervorgehe, die Ansicht g-eäussert, dass der Nukleolus im ruhenden Kern diese erbliche Substanz enthalte'). Die Angaben, wonach aus den Nukleolen Centrosomen hervor- gehen können '), haben sich als irrig erwiesen oder sind doch wenigstens sehr in Frage gestellt^). Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass nach V. HaeCKER *) die Nukleolen nicht einen Reservestoff, sondern ein Abspaltungs- produkt des Stoffwechsels darstellen, welches während der vegeta- tiven Tätigkeit der Zelle und des Kerns in oder an den chromatis'chen Balken und Fäden zur Abscheidung gelangt und noch während der Kernruhe oder zu Beginn der Mitose als eine Art Sekret aus dem Kernraum entfernt wird, und zwar entweder in gelöster oder auch in ungelöster Form, eine Vorstellung, die kaum auf das Pflanzenreich passt®). Der Kernsaft tritt, wie LawsON«) neuerdings mitteilt, bald nach- dem die Tochterchromosomen die Pole der Spindel erreicht haben, in deren Mitte in einer kleinen Vakuole auf, die sich allmählich aus- dehnt und so die Kernhöhle liefert, deren Wand erst dann sich deutlich zeigt, wenn der Kernsaft, der anfangs nur an die die Höhlung rings umkleidenden Chromosompartien gelangen konnte, bei der weiteren Ausdehnung der Vakuole, mit dem umgebenden Cytoplasma in Berührung gekommen ist. Über die Kern wand und deren Hautschichtnatur wurde schon im ersten Teil') berichtet. Ebenso darüber, wie sie sich bei dem Beginn der Kernteilung verhält. Auch wurde die Entstehung der sog. achromatischen Spindelfigur bei der Karyokinese geschildert, so dass es noch erübrigt, auf das Verhalten der chromatischen Bestandteile des Kerns bei der Teilung einzugehen. In den Kernen der vegetativen Zellen, die sich in ihrem Teilungsmodus in bestimmten Punkten von den ersten Teilungen in 1) Auf botanischem Gebiet besonders: H. H. Dixon, Tiie possible Function of the Nucleolus in Heredity. Ann. of Bot, Vol. XIII, 1899, S. 2G9. — Bl. Gardner, 1. c. 1^) G. Karsten, Über Beziehungen der Nucleolen zu den Centrosomen bei Psilotiim triquetrum. ßer. der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. XI, 189.'!, S. 555. — M. Lavdowsky, Von der Entstehung- der chromatischen und achromatischen Sub- stanzen in den tierischen und pflanzlichen Zellen. Anatom. Hefte, Bd IV 1894 S. 355. ' • > 3) L. GuiGNARD, L'origine des spheres directrices. Journ. de Bot., 1894. — A. Zimmermann, 1. c, S. 69. 4) V. Hakcker, Praxis und Theorie der Zellen- und Befruchtungslehre, S, 116> 5) E. Strasburger, Über Reduktionsteilung usw., S. 1P)9. 6) Anstruther A. Lawson 1. c. 7; S. (78). Der heutige Stand der pllanzlichen Zellforschung. (113)' Pollen-Embryosack- und Sporeunmtterzelleii unterscheiden, treten zunächst nach den Berichten STBASBUßGER's und seiner Schüler folgende Veränderungen ein^). Aus dem feinen Gerüstwerk sondert sich der dicker und kürzer gewordene Kernfaden heraus. Sein Chromatinoehalt hat zuoenommen und damit auch seine Tingrier- barkeit, doch ist festzustellen, dass es nur aufeinanderfolgende Chromatinscheibchen des Fadens sind, welchen diese starke Färbung zukommt und dass sie durch nichtoefärbte Lininbrücken verbunden werden. Daher die an manchen Stellen mehr oder weniger deut- liche Querstreifung des Kernfadens. Hierauf zerfällt der Kernfaden in eine bestimmte Anzahl von Chromosomen. Das Kernkörperchen und die Kernwand lösen sich auf, die Spindelfasern dringen in die Kernhöhle ein, um sich zum Teil an den Chromosomen, die unterdes eine Längsspaltung erfahren haben, und zwar meist in der Nähe eines Endes festzusetzen (Zngfasern), zum Teil mit ihren Enden auf- einanderzutreffen und so als ununterbrochene Fäden von einem Pol zum andern zu verlaufen (Stützfasern). Während dieser Ausbildung der achromatischen Spindelfignr gelangen die Chromosomen in die Teilungsebene und die Kern])latte. In den Metaphasen, welche auf die bis jetzt geschilderten Prophasen der Teilung folgen, werden die aus der Längsspaltung der ursprünglichen Segmente hervorge- gangenen Tochterchromosomen nach den Polen befördert. Dann, in den Anaphasen, biegen sich ihre freien Enden einwärts. Während die Kernwand gebildet wird, verschmelzen die Chromosomen mit ihren Enden, sie beginnen sich zu strecken und ineinander zu winden. Das Chromatin nimmt ab, Nukleolen treten auf, das Aus- sehen des typischen ruhenden Kerns ist wieder erreicht. Über einzelne Punkte in dem Verhalten der chromatischen Kerubestandteile bestehen noch abweichende Ansichten. So hat VAN WlSSELINGH^) angegeben, dass die Kernfäden nicht aus ab- wechselnden Chromatin- und Lininscheiben aufgebaut sind. Sie sollen Querstriche zeigen, w^eil sie aus abgeplatteten Klümpchen und Körnern und feinen zusammengezogenen Verbindungen bestehen. Auch CtREGOIRE und WYGAERTS'^) stellen diesen Bau in Abrede. Die helleren Partien in den Chromosomen sind nach ihren Untersuchungen Alveolen in der ausschliesslich aus Chromatin bestehenden Masse der Chromosomen. Auf der anderen Seite beobachteten MOTTIER*) und 1) Vgl. das Bonner Lehrbuch der Botanik, VI. Aufl., S. (>9, und die bei Gelegen- heit der Schilderung der Spindellnldung in vegetativen Zellen in diesem Bericht zitierte Litteratur. 2) VAN WlSSELINGH, 1. C, 1«99, S. 16o. 0) V. GREC40IRE et A. Wygaerts, 19U3, 1. c , S. lOff und Fig. 21. 4) D. M. MOTTIEB, Jahrb. für wissensch. Bot., Bd. XXX, 1897, 1. c, S. 171. Ber. der deutscheu bot. Gesellsch. XXI. f^\ ni4) M. KOERNICKE: HOF^), dass der Kernfaden aus einem ununterbrochenen Lininfaden besteht, in welchen die Chromatinscheiben in bestimmten Abständen eingelagert sind. Jede Chromatinscheibe besteht aus einer Ver- einigung von kleineren Körnern. Die allgemein angenommene Entstehungsweise der Chromosomen durch Segmentierung eines zusammenhängenden Kernfadens, der sich aus dem Kerngerüst heraussondert, wird von VAN WiSSELINGH und von GREGOIRE und WyGAERTS in Frage gestellt. Sie nehmen wie schon angegeben, beim Gerüst des ruhenden Kerns keine fädige Struktur an und unterscheiden kein Chromatin und Linin. Nach VAN WiSSELINGH^) zieht sich ein Teil der feinen Fädchen im Gerüst, welche die Klümpchen und Körner miteinander verbinden, zusammen. Dabei nähern sich diese Klümpchen und Körner, verschmelzen mit- einander, wobei die anfangs dünnen und langen, später durch Kon- traktion dicker und kürzer werdenden Chromosomen entstehen. Eine ähnliche Anschauung vertritt ANDREWS^), demzufolge die Chromo- somen in den Pollenmutterzellen von Magnolia und Linodendron als unregelmässige, klumpige Massen ohne vorherige Bildung eines Kernfadens im Kern hervortreten sollen. Nach GREGOIKE und WygAERTS*) geht die Chromosomenbildung in folgender Weise von statten. Die Yerbinduugen zwischen den alveolisierten Chromosomen, aus welchen das Kerngerüstwerk besteht, ziehen sich ein. Die Chromosomen kontrahieren sich weiter, wobei sich ihre Alveolen verlieren, und schliesslich erscheinen sie als homogene Bänder. In deren Längsachse treten im weiteren Verlauf eine Keihe von Alveolen auf. Die Chromatinbrücken, welche diese Alveolen trennen, werden nach und nach eingezogen, bis eine vollständige Längs- spaltung der Chromosomen erreicht ist. Wenn die Tochterchromo- somen an die Pole gelangt sind, treten in ihnen wieder Alveolen auf, die an Zahl derart zunehmen, dass der ganze Körper des Chromosoms netzartig durchbrochen scheint. Durch feine Anasto- mosen verbinden sie sich miteinander, jedoch wird die Verbindung niemals eine so innige, dass der zusammengesetzte Charakter des so entstandenen Kerngerüstes verloren ginge. Auch betreffs des Zeitpunkts, in welchem der Kernfaden in die Chromosomen zerfällt, stehen verschieden lautende Angaben ein- 1) A. C. Hof, Histologische Studien an Vegetationspunkten. Bot. Centralbl. Bd. LXXVI, 1898, S. 1G8. 2) VAN WiSSELINGH 1899, 1. c, S. 163. 3) F. M. Andrews, Karyokinesis in MaijnoUa and Liriodendron with special reference to the behavior of the chromosomes. Beih. zum Bot. Centralbl., Bd. XI, 1902, S. 136. 4) GREGOIRE et A. WYGAERTS, 1908, 1. c, S. 35ff. Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (115) ander gegenüber. MOTTIER^), HOTTES^) und SCHRAMMEN^) verlegen diesen Vorgang in die Zeit, wo die Spindelfasern in die Kernhöhle eindringen, HOF*) und NEMEC^), auch GreGOIRE und WyGAERTS^) fanden jedoch die Chromosomen getrennt schon in dem Stadium vor, wo die Kernwand noch intakt war. Was die Anheftungsstelle der Zugfasern au den Chro- mosomen vegetativer Kerne betrifft, so wurde durch die BELAJEFF'sche Mitteilmig vom Jahre 1899 „Über die Reduktionsteilung des Pflanzen- kerns" '') eine Revision der diesbezüglichen Angaben veranlasst. BelAJEFF wandte sich gegen die Angabe STRASBURGER's, dass die Chromosomen der vegetativen Teilung zwei ungleich lange Schenkel haben. Erfand, dass die Chromosomen ein Band darstellen, welches genau in der Mitte an den Zugfasern befestigt und an dieser Stelle umgebogen ist. Die Nachprüfungen STRASBURGER's*^) und HOF's^) ergaben, dass die Chromosomen allerdings hier und da in dieser Weise an den Spindelfasern befestigt und so gleichlange Schenkel aufweisen können, dass aber in den weitaus meisten Fällen ihre Insertion dem einen Ende mehr als dem anderen genähert ist, ja sogar unter Umständen mit dem einen Ende zusammenfällt. In den Kernen der Pollen-, Embryosack- und Sporenmutterzellen zeigen sich bestimmte Eigentümlichkeiten, welche die beiden ersten Teilungen in diesen Kernen von allen übrigen unterscheiden. Diese Eigentümlichkeiten hängen innig zusammen mit einer Reduktion der Chromosomenzahl um die Hälfte, welche sich in den genannten Kernen vollzieht. Um die Frage, wie diese Reduktion zu stände kommt, ob eine Reduktionsteilung im Pflanzenreiche existiert oder nicht, ent- brannte in den letzten Jahren ein besonders heisser Kampf. Von dem Zoologen WEISMANN wurde eine Reduktionsteilung gefordert, 1) D. M. MOTTIER, Über das Verhalten der Kerne bei der Entwicklung des Embryosacks und die Vorgänge bei der Befruchtung. Jahrb. für wissensch. Botanik, M. XXXI, 1898, S. 153. 2) Gh. f. Hottes, Über den Einüuss von Druckwirkungen auf die Wurzel von Vicia Faba. Inaug.-Uissert. Bonn 1901. 3) Fr. R. Schrammen, Über die Einwirkung von Temperaturen auf die Zellen •des Vegetationspunktes des Sprosses von Vicia Faba. Verhandl. des naturhist. Ver. der preuss. Rheinl., Jahrg. 59, 1902. 4) A. C. Hof, 1. c, S. 168. 5) B. Nemec, Über die karyokinctische Kernteilung in der Wurzelspitze von Alliuin Cepa. Jahrb. für wissensch. Bot., Bd. XXXIII, 1899, S. 319. G) GREGOIRE et Wygaerts, 1. c, S. 45. 7) Wl. BELAJEFF, Bcr. der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. XVI, 1897, S. 30. 8) E. Strasburger, Über Reduktionsteilung usw., S. 107. 9) A. C. Hof, 1. c, S. 224. C8*) (116) M. KOERNICKE: erstens damit die durch den Befruchtungsakt von Generation zu Generation stattfindende Verdopplung der Chromosomenzahl kom- pensiert werde und ferner um eine Erklärung der Verschiedenheit zu erhalten, welche die Nachkommen derselben Eltern aufweisen. Es musste sich ausser der durch einen Längsspaltungsvorgang einge- leiteten „Äquationsteiluug" noch eine Kernteilung einstellen, bei welcher die Chromosomen, ohne vorangegangene Längsteilung sich in zwei Gruppen scheiden, von denen jede einen der beiden Tochter- kerne bildete. Durch eine solche Verteilung würde nicht nur die Zahl der Chromosomen (Idanten) und damit der in ihnen enthaltenen selbstständigen Keimplasmaportionen (Ide) auf die Hälfte reduziert (numerische Reduktion), sondejn es wäre damit auch eine Scheidung derselben in qualitativ verschiedene Gruppen (qualitative Reduktion) verbunden. Eine Anzahl Zoologen und Anatomen brachten nun Belege für die WEISMANN'sche Anschauung in zahlreichen Untersuchungen her- bei, u. a. VOM RATH, RÜCKERT, HAECKER. Docli bald stellten die Beobachtungen vonFLEMMING und MeVES,CARNOY und dessen Schülern das Vorhandensein einer derartigen Reduktionsteilung in Frage, ja schlössen es sogar aus. ^) Auf botanischem Gebiet wurde die Frage ebenfalls geprüft und auch hier stellten sich bald Widersprüche heraus. Es kann nicht meine Aufgabe sein, hier die einzelnen Phasen des Kampfes zu schildern, welcher um die Lösung dieser Frage entbrannte, es ge- nüge die Mitteilung, dass sich auf der einen Seite besonders STRAS- BURGER und seine Schüler, ferner GUIGNARD und GREGOIRE für ein Nichtvorhandensein einer Reduktionsteilung im Pflanzenreich aus- sprachen, während auf der anderen Seite besonders ISHIKAWA und BelAJEPF einer derartigen Reduktionsteilung das Wort sprachen'). Die Beobachtungen an den Kernteilungen in den Pollenmutter- zellen von Iris waren es hauptsächlich, welche BeLA.TEFF veran- lassten, für das Vorhandensein einer Reduktionsteilung im Pflanzen- reich einzutreten, und es erscheint mir zweckmässig, an der Hand der Anoaben dieses Forschers die Art und Weise der Reduktions- teilung, wie er sie annimmt, zu schildern. Im Kern der Pollenmutterzellen spaltet sich der Kernfaden der Länge nach; durch Querteilungen zerfällt er in die einzelnen Chromo- somen, die somit schon längsgespalten sind und Doppelstäbchen dar- 1) Über die zool. Literatur vcrgl. V. Haeckek, Praxis und Theorie der Zellon- und JBefiuchtungslehre. .Jena, GUST. FlSCHER 1W)9. Ferner WILSON, The Cell, II. Aufl., New York, Macmillan Company, 1900. 2) Die umfangreiclic botanische Literatur findet sich in dem Werke Stras- BURGER's Über Reduktionsteilung usw. IIKK) und ferner in J. M. Coultkr and Ch. J. Chamberlain, Morphology of Angiosperins, 19(»3, S. 114ff., i;!!)ff. angeführt. Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (^17) stellen. Diese zunächst in doppelter Anzahl vorhandenen, läng-s- gespaltenen Chromosomen sollen sich dann paarweise zu X Y Z- förmigen Figuren vereinigen und entsprechend gestaltete Kern- plattenelemente liefern. Auf diese Weise soll die numerische Reduktion sich vollziehen. Bei dem Auseinanderweichen der Elemente hat man die bekannten V-förmigen Figuren vor sich, welche nach BelajefF die Längshälften je zweier zuvor vereinigter Mutter- chromosomen sind. Diese Hälften trennen sich nun bei der zweiten Kernteilung in der Pollenmutterzelle, wodurch sich Kerne mit ver- schiedenartigen Chromosomen ergeben (qualitative Reduktion). Bezeichnen wir die Chromosomen mit den Buchstaben a, b, c, d . . . ., so lässt sich nach BELAJEFF folgendes Schema dieser Reduk- tionsteilung aufstellen. In den Kernen der Pollenmutterzellen sind die Chromosomen paarweise vereinigt, also Mutterkern a + b, c + d . . . . Nach der Si)altung der Elemente finden sich an der ersten Spindel folgende Yerhältnisse vor: Tochterkeru a + h c + d . . . Tochterkern a + b c + d . . . Bei der zweiten Teilung werden die beiden Teilstücke der Chromosomen getrennt Eukelkern a c . . . Enkelkern b d . . . und so besitzen die Enkelkerne nach BELA.JEFF nicht identische Chromosomen, was ihm als materielle Erläuterung dient für die Ef- scheinuno' der Verschiedenheit zwischen den Nachkommen derselben Eltern. Die entgegengesetzte Ansicht, die, wie schon erwähnt, auf bota- nischem Gebiet STRASBüRGER und seine Schüler, ferner GUIGNARD und GreGOIRE vertreten, und die allmählich immer mehr Anhänger gefunden hat, ist die, dass eine Reduktionsteilung im Pflanzen- reich nicht statthat, dass vielnielir die Reduktion der Chro- mosomenzahl schon vor Beginn der ersten Teilung in den Mutterzellen eingetreten ist. So sondern sich denn bei der Quer- teilung des längsgespaltenen Kernfadens die Chromosomen schon in der reduzierten Zahl heraus. Die Hälften jedes Paarlings können durch teilweise Trennung zu einander die verschiedenste Lage an- nehmen, so dass die auch von BelA.TEFF beobachteten XYY-förmigen, aber von ih:n anders gedeuteten Figuren entstehen. Diese finden sich in der Kernplatte wieder. Die Hälften werden bei der ersten Teilung baldigst auseinandergezogen, erfahren auf dem "Wege nach (Jen Polen eine nochmalige Längsspaltung, so dass wir an den Polen (118) M. Koernicke: selbst wieder Doppelstäbchen vorfinden. Diese gehen in die Bildung des Tochterkernfadens ein. Sie sondern sich, ohne dass in den meisten Fällen der Kern ein Ruhestadium durchgemacht hätte, bei Beginn der zweiten Teilung wieder aus dem Faden heraus, ihre Be- standteile weichen auseinander und bilden weiterhin den Faden der Enkelkerne ^). Eine eigentümliche Lagerung weist in den Kernen, in welchen sich die Reduktion der Chromosomenzahl vollzieht, auf einem ge- wissen Zustand das Kerngerüst auf. Sein Fadenwerk zeigt sich um den Nukleolus zusammengeballt und liegt seitlich der Wand des Kerns angedrückt. Während man anfangs geneigt war, diesen Zu- stand des Kerns, die Synapsis^), als einen durch die Präparation veranlassten anzusehen^), bricht sich allmählich immer mehr die Ansicht Bahn, dass wir es hierbei um den Ausdruck einer natür- lichen Entwicklungsphase zu tun haben*). Der erste der beiden geschilderten Teilungsschritte, der sich durch eine frühzeitige Längsspaltung der Mutterchromosomeu, die Neigung zur baldigen Trennung der Tochterchromosomen, die weitere Läugsspaltung der Tochterchromosomen auf dem Wege nach den Polen auszeichnet, wird als heterotypisch von dem zweiten auf ihn folgenden, als homöotypisch bezeichneten unterschieden, bei dem keine Längsspaltung mehr eintritt, vielmehr die beim Schluss der ersten Teilung gegebenen Enkelsegmente gesondert aus dem Tochterknäuel hervorgehen und an der Spindel getrennt werden. Beide Teilungs- schritte werden als „atypisch" den gewöhnlichen ,. typischen" Kernteilungen, welche mit der Reduktion der Chromosomen nichts zu tun haben, gegenübergestellt'). Besonders die Untersuchungen STRASBURGER's*) waren es, durch 1) Vergleiche hierzu D. M. MoTTlER, The behavior of the Chromosomes in the Spore-mother-cells of higher Plants aud the Homology of the Pollen and Em- bryosac-mother-cells. Bot. Gaz., Vol. XXXV, 190.0, S. 2(30, der die Möglichkeit er- wägt, dass die beim zweiten Teilungsschritt sich vorfindenden Segmenthälften von verschiedenen Paaren der beim Schluss der ersten Teilung durch die zweite Längs- spaltung erhaltenen Elemente herrühren. - 2) Die Bezeichnung stammt von J. E. S. MoORE, On the structural changes in the reproductive Cells during the Spermatogenesis of Elasmobranchs. Quartcrly Journal of Microscop. Sc, vol. XXXVIII, N. S., Nov. 1895. ;]) D. M. MOTTIER, .Jahrb. für wiss. Bot, Bd. XXX, 1897, S. 175. 4) Es sei hier von den vielen Angaben betr. der Sjnapsis die von Ethel SaR- GANT erwähnt, die dieses Stadium am lebenden Material von Lilium beobachtet hat. The formation of the sexual Nuclei in Lilium Martagon. I. Oogenesis. Ann. of Botany, Vol. X, 189G, S. 451, und auf die Besprechung hingewiesen, welche A. ERNST in Chromo- somenreduktion, Entwicklung des Embryosacks und Befruchtung bei Paris quadrifoliaL. und Trillium grandiflorum, Flora, Bd. XCI, 1902, S. 9, diesem Gegenstand widmete. 5) E. Strasburger, Über Reduktionsteilung usw., S. 102, 104. 6) E. Strassburger, Über Reduktionsteilung usw. Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (119) welche die Frage nach der Reduktionsteiluug zu einem gewissen Abschluss gebracht wurde, und aus denen sich der vorhin ge- schilderte Teilungsmodus ergab. Er wies unter anderem das Fehlen einer Reduktionsteilung in den Kernen der Pollenmutterzellen von Lilium Martagon nach, bei welchen die Deutung der Chromosomen- formen besonders schwierig war. Der gleiche Nachweis gelang ihm u. a. bei den Pollen - Mutterzellen von Iris und Allium, für die BeLAJEFF bezw. ISHIKAWA das Bestehen eines solchen Teilungs- modus behauptet hatten^). Weitere Arbeiten schlössen sich an, in welchen das Fehlen einer Reduktionsteilung auch für die Kerne der Embryosackmutterzellen angegeben wurde ^). Hier und da tauchten vereinzelt weitere Angaben auf, die jedoch die allmählich immer mehr verbreitete Ansicht des Fehlens einer Re- duktionsteilung im Pflanzenreich nicht erschüttern konnten, zumal die Nachprüfung eines Teils derselben ihre Richtigkeit in Zweifel stellte; so müssen uns die Angaben ATKINSON's^) an Trillium im Hinblick auf die EßNST'schen Untersuchungen*), ebenfalls die neueren von IshiKAWA'^) an Larix nach den vorher veröffentlichten Befunden von JUEL**) zum mindesten sehr fraglich erscheinen. Die eigentümliche Art und Weise, auf welche sich der Re- duktionsvorgang in den Embryosackmutterzellen von Canna nach WlEGAND^) vollziehen soll, veranlassten mich zu einer Prüfung der Angaben. WiEGAND fand in den vegetativen Kernen dieser Pflanze nur sechs Chromosomen. In den Metaphasen der ersten Teilung der Embryosackmutterzelle zählte er ebenfalls sechs Tochterchromosomen. In der Keruplatte des zweiten Teilungsschrittes glaubte er jedoch nur drei beobachtet zu haben, und zwar sollte diese Reduktion der Chromosomenzahl bei der zweiten Teilung dadurch erreicht werden, 1) Vergl. die diesbezügliche Literatur in E. Strasburgee, Über Reduktions- teilung usw. 2) J. Schniewind-Thies, Die Reduktion der Chrosomenzahl und die ihr folgenden Kernteilungen in den Embryosackmutterzellen der Angiospermen. Jena, GUST. Fischer, 1901. M. Koernicke, Studien an Embryosackmutterzellen. Sitzungsber. der Niederrhein. Gesellsch. für Natur- und Heilkunde zu Bonn 1901. ?>) G. T. Atkinson, Studies on reduction in plants. Bot. Gaz. vol. XXVIII, 1899, S. 1. 4) A. Ernst, Chromosomenreduktion, Entwicklung des Embryosackes und Be- fruchtung bei Paris quadrifolia L. und Trilliuiii grandifloruni Salisb. Flora, Ergzb. 1901, Bd. XCJ, S. 1. 5) C. ISHIKAWA, Ul)er die Chromosomenreduktion bei Larix leptolepis Gord. Beih. zum Bot. Centralbl., Bd. XI, 1902, S. G. 6) H. 0. JuEL, Beiträge zur Keuutnis der Tetradenteilang, I. Die Tetraden- teilung in der Samenanlage von Larix. Jahrb. für wiss. Bot. Bd. XXXV, 1900, S. 626. 7) K. M. WiEGAND, The development of the embryo-sac in some monocotyle- donous plants. Bot. Gaz., vol. XXX, 1900, Nr. 1. (120) . M. Koernicke: dass je zwei Chromosomen der Tochterkeriie sich bei Beginn der Teilung- zusammenlegten. Diese würden dann an der Spindel getrennt werden. Die Resultate meiner Nachprüfung, welche ich hier anfügen möchte, waren folgende: Zunächst traten mir bei Beginn der ersten Teihmg acht längsgespaltene Chromosomen entgegen, die sich stark verkürzten. Im Äquator der ersten Spindel finden wir die acht Doppelklümpchen wieder, deren Hälften nach den Polen auseinander- weichen. Bei dem zweiten Teilungsschritt fand sich die Achtzahl der Chromosomen wieder. Dieselbe Zahl trat mir auch in den beiden entsprechenden Teilungsschritten der Pollenmutterzellen, die ich daraufhin studierte, entgegen. Nach den Beobachtungen, die ich bei Canna machte, liegt für mich die Annahme nahe, dass WiEGAKD Spindeln mit unvollkommen fixierten, verklumpten Chromatinelementen vor sich hatte, die mir auch hier und da entgegentraten. Was die niedrige Chromosomenzahl (6) anbetriff't, die WiEGAND für die vegeta- tiven Kerne angibt, so muss ich auch die Richtigkeit dieser Angabe in IH rage ziehen. Bei allen meinen Zählungen konnte ich immer be- stimmt das A'orhandensein von mehr als zehn konstatieren. Die Ergebnisse der Untersuchungen über die Chromosomen- reduktion sprechen für die Ansicht, welche STRASBURGER im Jahre 1894 äusserte'), und auf welche auch J. SCHNIEWIND-Thies^) und ich') zurückkamen, dass nämlich die Zahlenreduktion der Chromo- somen den Anfang einer neuen Generation bedeutet, dass ferner das Archesporium [nach GüBEL*) die Zellen, welche das sporogene Gewebe liefern], noch der ungeschlechtlichen Generation angehört; findet man doch bei allen Teilungen dieser Zellen die nicht reduzierte Chromosomenzahl, welche dieser Generation eigen- tümlich ist, vor. Zum Belege seien nur erwähnt die Angaben von MOTTIER«*) gegen ISHIKAWA«), von GUIGNARD^, von SCHNIEWIND- ThIES") und mir"). Die auffallenden Übereinstimmungen, welche sich sowohl zwischen 1) E. Strasburger, über periodische Reduktion der Chromosomenzahl im Eutwici{luugsg-ang der Organismen, ßiol. Centralbl., Bd. XIV, 18U4, S 817 2) 1. c. ■ ^■ 3) 1. c. 4) Vergleichende Entwicklungsgeschichte der Pflanzenorgane, 188.'!, S. .384. 5) D. M. MOTTIER, Über die Chromosomenzahl bei der Entwicklung der Pollenkörner von Altium. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. XV, 1897, S. 474. <3) C. ISHIKAWA, Die Entwicklung der Pollenkörner von Atlmiu fistulosum L. Journ^ of the royal College of science, Imperial Univ. Tokyo, Japan, vol. X, 1897. 7) L. GUIGNARD, Le developpement du pollen et la reduction chromatique dans le Najas major. Archive« d'anatomie micr. publiös par Balbtani et RanvieR T. II, 1899, S. 4-)5. 8) 1. c. 9) 1. c. Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (121) den Kernteilungen, wie zwischen bestimmten cytoplasmatischen Eigen- tümlichkeiten in den Pollen- und Embryosack-Mutterzellen nachweisen Hessen, deuteten auf eine Homologie dieser Zellen hin^). In den weitaus häufigsten Fällen, wo die Embryosackmutter- zelle in vier Zellen zerlegt wird, entspricht die Embryosackzelle und ihre drei Schwesterzellen den vier Zellen einer Pollentetrade. Die atypischen Kernteilungen sind nicht unbediugt als Kriterien einer Tetradenteilung, wie JUEL will"), anzusehen. Dies ergibt sich aus der Betrachtung der Verhältnisse bei manchen Liliaceen, wo u. a. die Embryosackniutterzelle direkt zum Embryosack wird, ohne eine zwei- malige Zellteilung durchzumachen. Da bleibt die Aufeinanderfolge von heterotypischer, homoeotypischer und typischer Kernteilung fort- bestehen, und das auch bei solchen Liliaceen, deren Embryosack- niutterzellen sich einmal teilt und so zwei Zellen erzeugt, von welchen eine zum Embryosack auswächst. Die atypischen Kernteilungen stellen ausschliesslich eine Folge der Reduktion der Chromosomen- zahl dar. Sie sind unabhängig von der Tetradenbildung''). Berechtigtes Interesse erweckten die Verhältnisse, welche JUEL*) bei der parthenogenetischen Antennaria alpina aufdeckte. Hier wird die Embryosackmutterzelle nicht in vier Tochterzellen zerlegt im Gegensatz zu der normal sich verhaltenden Antennaria dioica, sondern sie wird direkt zur Embryosackzelle. Auch tritt keine Re- duktion der Chromosomenzahl bei der Entwicklung des Embryo- sacks ein, wie bei Antennaria dioica. Für die parthenogenetischen Alchemillen gibt jedoch MURBECK^) Tetradenteilung in den Embryosackmutterzellen an, doch tritt auch bier keine Chromosomenreduktion ein. Auch J. B. OVERTON^) schildert bei dem parthenogenetischen Thalictrum ijurpurasrens den Vorgang einer Tetradenteilung der Embryosackniutterzelle, ohne jedoch über das Verhalten der Chromosomenzahl Auskunft zu geben. 1) E. OVERTON, Über die Reduktion der Chroiiiosomen in den Kernen der Pflanzen. Vierteljahrsschr. der naturw. Ges. in Zürich. XXXVIII. Jahrg., 1893, Sep. S. 4. D. M. MOTTIER, Über das Verhalten der Kerne usw. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXXI, IS'.KS, S. 144. H. 0. JuEL, Beiträge zur Kenntnis der Tetraden- teilung. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXXV, 19<)Ü, S. G-Ji;. Derselbe, Vergleichende Unter- suchungen über typische und parthenogenetische Fortpflanzung bei der Gattung Antennaria. Kgl. Svenska Votensk. Akad. Handl., vol. XXXIII, Nr. .'), 1900. 8v. MUR- BECK, Parthenogenetische Embryobildung in der Gattung AlcheinUla. Lunds Arsskr., vol. XXXVI, Afd. II, Nr. 7, 1901. M. Koi:rnicke, 1. c. F. E. Lloyd, The compara- tive Erabryology of the Rubiaccae. Mem. of iha TORREY bot. Club, vol. VIII, p. Iff. 2) H. 0. JUEL, Beiträge usw. 1. c. ."'>) J. Schniewind-Thie.s, 1. c. 4) H. O. JUEL, Antennaria- kvhQit 1. c. .")) Sv. MURBECK, Aklieinilla-Arheit 1. c. G) J. B. OvERTON, Parti) enogenesis in 'riialictrum purpitrascens. Bot. Gaz. vol. XXXIII, 1902, S. 3(5?.. (122) M. Koernicke: Entsprechende Angaben liegen jetzt auch über die apogamen Farne vor. Bei den Farnen wird die Reduktion der Chromosomen- zahl im Kern der Sporenmutterzelle vollzogen. Das aus den Sporen hervorgehende Prothallium und ebenso die in normalen Fällen sich an ihm entwickelnden Geschlechtsorgane besitzen dieselbe redu- zierte Zahl, erst das befruchtete Ei und die vegetativen Zellen der daraus sich entwickelnden, sporenbildenden Generation weisen wieder die doppelte Chromosomenzahl in ihren Kernen auf. Es lag nun die Frage nahe, wie sich die iipogam, d. h. durch einfache Teilung von bestimmten Prothalliumzellen entstehenden Farnpfianzen in der Chro- mosomenzahl verhielten. Da zeigten denn die neuerdings veröffent- lichten Untersuchungsergebnisse von FARMER, MOORE und DlGBY^) folgendes Merkwürdige: Es fand eine Wanderung von Kernen durch Membranporen in diejenigen Zellen statt, aus deren Teilungsprodukten die apogam entstehende Farnpflanze aufgebaut wird. So erhielten die Zellen zwei Kerne, die miteinander verschmolzen und sich weiter- hin teilen konnten, wobei sich eine höhere Chromosomenzahl als vorher, wahrscheinlich die doppelte, feststellen liess. In seinem Vortrag über periodische Reduktion der Chromo- soraenzahl im Entwicklungsgang der Organismen^) und auch später- hin^) begründete STRASBURGER eingehend seine Ansicht, dass der Vorgang der numerischen Reduktion der Chromosomen seinem Ursprung nach auf die Befruchtung folgte, erst durch sie veranlasst war und bei seiner Entstehung wohl zu Beginn der Entwicklung des Befruchtungsproduktes sich vollzog. Die Reduktion der Chromosomenzahl ist also nicht etwa die Ursache, sondern eine Folge der Befruchtung und die in jedem Geschlechtskern vertretene Zahl der Chromosomen stellt nicht eine reduzierte, vielmehr die dem Organismus ursprünglich zukommende Zahl vor. Über das Verhalten der Kerne bei Pflanzenhybriden sind in neuerer Zeit eingehendere Untersuchungen von JUEL*) und ROSENBERG®) an- gestellt worden. In den Pollenmutterzellen von Syringa rothomagen&is (Bastard von Syringa vulgaris und ä. persicci) finden sich eine Anzahl Unregelmässigkeiten vor, die sich sowohl auf ein abnormes Verhalten der sogenannten achromatischen, wie auch der chromatischen Sub- stanz zurückführen Hessen. Unter anderm traten JUEL Kerndurch- 1) J. B. Faemer, J. E. S. Moore and L. Digby, On the Cytology af Apo- gamy and Apospory. Proc. of the Roy. Soc. vol. LXXI, 1903, S. 453. 2) Biol. Centralbl. Bd. XIV, 1894, S. 817. 3) über Reduktionsteilung usw., S. 8(ifif. 4) H. 0. JUEL, Beiträge zur Kenntnis der Tetradenteilung. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXXV, 1900, S. 638. 5) 0. Rosenberg, Das Verhalten der Cliromosomen in einer hybriden Pflanze. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. XXI, 1903, S. 110. Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (123} schnürungsbilder entgegen; ferner fänden sich im peripheren Teil des Cytoplasmas zur Zeit der späten Prophasen der ersten Teilung und weiterhin Chromatinkörperchen oft in grosser Zahl vor, deren Auf- treten JUEL dadurch erklärt, dass der Kern der Zellen sich in einem früheren oder späteren Stadium durchgeschnürt hat und dass der eine Schwesterkeru dann in Stücke zerfallen ist, die an die Wand ge- drängt werden. Da sich bei Syringa vulgaris diese Chromatinkörper- chen weit seltener vorfinden, so glaubt JüEL in diesem abnormen Verhalten eine Bildungsabweichung vor sich zu sehen, welche von der hybriden Natur der genannten Art abhängt und zur Sterilität derselben beiträgt. Während bei dem von JUEL studierten Objekte die Anzahl der Chromosomen in den Eltern gleich gross waren, fand ROSENBERG in einer Hybriden zwischen Drosera longifolia und Drosera rotundi- folia eine Pflanze vor, deren Eltern in ihren Kernen verschiedene Chromosomenzahl besassen. In den vegetativen Geweben von Drosera rotundifolia fanden sich 20, in den Pollenmutterzellen der- selben Pflanze 10 Chromosomen vor; in den entsprechenden Zellen von Drosera longifolia zeigte sich die doppelte Zahl, also 40 resp. 20. Im vegetativen Gewebe des Bastards trat o-enau die Summe der reduzierten Chromosomenzahl beider Eltern, also 30 auf. Anders verhielten sich die Polleumutterzellen des Bastards. Dort konnte Rosenberg nicht nur die erwartete Zahl 15, sondern auch 10 und 20, also die reduzierte Zahl der Elternchromosomen antreffen. In den Chromosomen der Teilungsfiguren, schon von der Prophase des ersten Teiluugsschrittes an, zeigt sich diese Verschiedenheit deutlich mar- kiert, und hierin sieht ROSENBERG einen Ausdruck der Hybridität. In den cytologischen Befunden der RoSENBERG'schen Arbeit scheint ein Beweis für die STRASBURGER'sche Ansicht vorzuliegen, dass die Spaltung der Anlagen schon beim ersten Teilungsschritt der Pollenmutterzellen eintritt^), da in der Prophase tatsächlich nicht nur Kerne mit der reduzierten Chromosomenzahl der Bastarde, son- dern auch mit der der Eltern vorkommen. Für die Ansicht, welcher CORREXS zuneigt, dass die Merkraaltrenuung in den Pollenkörnern eintrete-), sprechen die Beobachtungen ROSENBERG's jedenfalls nicht. Anders als der i);'osera- Bastard verhalten sich nach CanNON^) 1) E. Strasbukger, Über Befruchtung. Bot. Ztg., Jahrg. LIX, 1901, Sp. .".61. 2) C. CORREXS, Gregor Mendel's „Versuche über Pflanzenhybriden" und die Bestätigung ihrer Ergebnisse durch die neuesten Untersuchungen. Bot. Zeitg., Jahrg. LVIII, 1000, Spalte 232. — Derselbe, Über den Modus und den Zeitpunkt der Spaltung der Anlagen bei den Bastarden vom Erbsentypus. Bot. Zeitg., Jahr- gang LX, l'J02, Spalte 77. 0) W. A. Caxxon, A cytological Basis for the Mendelian laws. Bull, of the ToiTey botan. Club, Vol. XXIX, 1902. — Vergl. hierzu auch das Referat von C. Correns in der Bot. Zeitg., Jahrg. LXI, 1903, Spalte 121. ^124) M- Koernicke: hybride Bäumwollpflauzen. Da sollen sich die Kernteilungen genau in derselben Weise abspielen wie bei den normalen Pflanzen. Die Spaltung der Merkmale erklärt daltei CaNNON damit, dass väterliche und mütterliche Kernsubstauz getrennt bleiben und immer zwei Keimzellen rein väterliche, zwei rein mütterliche Charaktere er- halten. Was den weiblichen Geschlechtsapparat der Bastard- pflanzen betrifft, so haben die neueren Untersuchungen von Tischler^) gezeigt, dass eine Sterilität der Bastarde in vielen Fällen durch Obliteration des Embryosacks bei diesen Pflanzen bewirkt wird. Über die Frage nach der Identität der sich bei den verschiedenen aufeinanderfolgenden Teilungsschritten der Kerne vorfindenden Chromo- somen sind die Akten noch nicht geschlossen. Allerdings sprechen sich eine Anzahl Autoren mehr oder weniger bestimmt für eine Auto- nomie der Chromosomen aus^), doch reichen die tatsächlichen Beob- achtungen noch nicht dazu aus, eine endgültige Lösung der Frage herbeizuführen. Die Zahl der Chromosomen höherer Pflanzen ist für eine ganze Reihe der verschiedensten Pflanzen bekannt. Eine Zusammen- stellung hierüber findet sich in dem schon zitierten Buch von CHAMBERLAIN und COULTER'^). Als geringste Chromosomenzahl wird dort die Zahl 3 für die atypischen Teilungen von Canna nach den Angaben von WlEGAND*) zitiert; als höchst bekannte reduzierte Zahl findet sich die von STRASBURGER ^) für die Pollenmutterzellen von Nymphaea alba angegebene, 48, vor. Dass WiEGAND sich bei der Zählung getäuscht hat und wir als reduzierte Chromosomenzahl bei Canna die Zahl 8 annehmen müssen, habe ich schon vorhin mitgeteilt. Wir haben als niedrigste, bisher bekannte Chromosomenzahl bei höheren Pflanzen die Zahl G anzusehen, wie sie sich in den atypischen Kern- teilungen von Najas, Zostera und Trillmm *) vorfindet. Eine geringere Zahl findet sich nur bei niederen pflanzlichen Organismen vor; so hat MaiRE^) bei den Teihingen der Basidiomycetenkerne zwei Chromo- somen beobachtet. — Eine interessante Abweichung von der Regel, 1) G. Tischler, Über Embrjosack-Obliteration bei Bastardpflanzen. Beih. Bot. Centrabl., Bd. XV, i;i()o, S. 408. — Derselbe, Über eine merkwürdige Wachs- tumserscheinung in den Samenaulagen von Ci/tisus Adauti Poir. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. XXI, 11)03, S. 82. 2) Zuletzt 0. Rosenberg, Das Verhalten der Cliromosomen in einer hybriden Pilanze. Ber. der Deutschen Botan. Gesellsch., Bd. XXI, liH).',, S. 117, 118. — Gregoire et Wygaerts, 1. c. S. .35 ff. 8) 1. c. S. 81, 82. 4) K. M. WlEGAND, I'JOU, 1. c. 5) E. Strasburger, Über Reduktionsteilung usw. S. (io. 6) Literaturnachweis hierüber bei COULTER und CHAMBERLAIN, 1. c. S. 81. 7) R. Maire, These r.)02, 1. c. Der heutige Stand der ptlauzlichen Zellforschung'. (l-S) •lass sich in den Kernen der Pollen-, Embryosack- und Sporeumutter- zellen die Hälfte der Chromosomenzahl vorfindet, welche die Kerne der vegetativen Gewebe derselben Pflanzen besitzen, bilden, wie schon augegeben, die parthenogenetischen Arten Yon Antennaria^) und Alclie- milla"), wo im ganzen Entwicklungszyklus dieselbe Zahl sich vor- findet, eine Chromosomenreduktion also nicht eintritt. — Die Zahl der Chromosomen in den veoetativen Geweben ist nicht immer kon- staut. Dass sie selbst niedriger sein kann, als die reduzierte Zahl der Chromosomen der Pflanze, in der sie sich vorfindet, zeigt der von Strasburger ^) angegebene Fall von Fmikia. Über die ausser den bis jetzt geschilderten Fällen der in- direkten oder mitotischen Teilung sich hier und da vorfindende direkte oder amitotische Teiluug, auch Fragmentation genannt, die im wesentlichen auf einem Durchschnürungsvorgang beruht, hat sich in den letzten Jahren eine starke Diskussion erhoben. Während auf der einen Seite die direkte Kernteilung bei den höher organisierten Pflanzen als ein reduzierter, wohl auch seniler Vorgang angesehen wird, der sich meist erst in älteren Zellen oder auch in solchen Zellen einstellt, deren Inhalt bald desorganisiert werden soll*), gibt NäTHANSOHN') und V. WaSIELEWSKI*^) an, dass diese Art der Kern- teilung, die experimentell hervorgerufen und wieder zum Verschwinden gebracht werden kann, Tochterzellen mit allen embryonalen Quali- täten liefern kann. Mitose und Amitose sind nach NATHANSOHN als physiologisch gleichwertig aufzufassen. HaeCKER^), der, durch die NATHANSOHN'schen Befunde an Spirogyra veranlasst, gleich gerichtete Versuche mit Cydops-FAQVW anstellte, vermutet, dass die durch das Experiment erzielten Kernbilder keine echten Amitosen vorstellen,^ vielmehr beeinflusste mitotische Teilungsfiguren, denen er den Namen „Pseudoamitosen" gibt. Unter die Kategorie dieser Gebilde fallen wohl viele Erscheinungen, die als Amitosen gedeutet wurden. 1) H. 0. JUEL, Vergleichende Untersuchungen über typische und partheno- genetische Fortpflanzung bei der Gattung Antennaria. Kgl. Svenska Vetensk. Akad. Handl., Vol. XXXIII, Nr. 5, IDOO. 2) Sv. MUKBECK, Parthenogcnetische Embryobildung in der Gattung Alc/ie- inilla. Lunds Univ. Arsskr., Vol. XXXVI, Afd. II, No. 7, lOUl. .">) E. SteasbuRGER, über Keduktionsteilung usw., S. 45. 4) Lehrbuch der Botanik. VI. Aufl., S. 72. 5) A. Nathansohn, Physiologische Untersuchungen über amitotische Kern- teilung. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXXV, litOO, S. 48, und Pfeffer's Bericht über die in dieser Arbeit niedergelegten Untersuchungsergebnisse. Ber. der math. -phys. Kl. der Kgl. sächs. Gesellsch. der Wissensch., Sitzung vom i), Juli 1899. 6) W. V. Wasielewski, Theoretische und experimentelle Beiträge zur Kenntnis der Amitose. I. Absch. Jahi-b. für wiss. Bot , XXXVIII, 190:;, S. 077. 7) V. Haecker, Mitosen im Gefolge amitosenähnlicher Vorgänge. Anatom. Anz., Bd. XVII, 1900, S. 9. (126) M. Koernxcke: Während NATHANSOHN und AVaSIELEWSKI die von ihnen geschilderten Amitosen durch künstliche Einflüsse auf das ünter- suchungsobjekt erhielten, fand TISCHLER in Riesenzellea ge- wisser Beterodera-Gallen ein Objekt vor, in welchem durch den von der Natur gebotenen Einfluss des Parasiten die ursprünglich mito- tischen Teilungen in amitotische verwandelt wurden, wobei alle Über- gänge zwischen beiden Typen zu beobachten waren. Es zeigte sich, dass die durch Amitose erzielten Kerne noch lange lebenskräftig waren, eine Degeneration relativ sehr spät erst auftrat. TISCHLER will deshalb Amitose schlechthin von Fragmentation unterschieden haben und das Merkmal der Degeneration nur dem durch den letzten Terminus bezeichneten Vorgang geben ^). V. WasielewSKI ") hält diese Unterscheidung nicht für angängig. Verstreut finden sich eine Anzahl von Angaben über das Vor- kommen von Amitosen in pflanzlichen Zellen vor'^). Ob es sich dabei wirklich immer um echte Amitosen handelt, muss dahingestellt bleiben. Jedenfalls hat die Angabe MASSART's*), dass bei den Wund- geweben die Kerne sich vorwiegend amitotisch teilen sollen, sich als unrichtig herausgestellt^). Übergänge zwischen Mitose und Amitose glaubten DlXON^) und E. SargaNT ^) in den Embryosäcken von Liliaceen gefunden zu haben, doch wies BüSCALIONI nach, dass es sich bei den von ihnen beobachteten Fällen um echte Mitosen handelte, die nur eine ab- norme Anordnung der Chromosomen aufwiesen. BUSCALIONI*) selbst gibt Übergänge für die Endospermkerne gewisser Pflanzen an. Es sind meist hanteiförmige Gebilde, in welchen der Kernfaden in die einzelnen, meist schon längsgespaltenen Chromosomen zerfallen war, die Kernwand jedoch, wie auch die Nukleolen erhalten blieben. Ähnliche Übergänge zugleich mit 8pindelfaserausbildung beschreibt Tischler®) für das Endosperm von Corydalis. 1) G. Tischler, Über Heterodeia-GaWQ-a an rlen Wurzehi von Circaea lule- tiana Jv. Ber. der Deutsch. Bot. Gesellsch., Bd. XIX, 1901, S. (1)5). ■2) 1. c. 3) Zusammengestellt bei W. v. Wasielewski, 1. c. 4) J. Massart, La cicatrisation chez les vegetaux. Extr. des mem. couronnes publ. par l'Acad. de Belg., Tome LVII, ISHS. 5) Veigl. E. KÜSTER, Pathologische Pflanzenanatomie. Jena, GUST. FISCHER, 1903, S. 167. 6) H. H. Dixon, Note on the uuclei of the endosperm of FrilUlaria imperialis. Proc. of the royal Irish Acad. 3. Ser., Vol. III, 1895. 1) Ethe;l SarCtANT, Direct nuclear division in the Embryosac of Lilhun Martagon. Ann. of Bot., Vol. X, 1S9(;, S. 107. 8) L. Buscalioni, Osservazioni richerclie suUa cellula vegetale. Estratto dell'Annuario del R. Istituto botan. di Roma, Vol. VIT, 1898. 9) G. Tischler, Verhaudl. des Naturhist. Med. Ver. Heidelb. Bd. VI, 190O, 1. c. S. 351. Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (1"^^) In den merkwürdigen Zellen desselben Endosperms konnte Tjschlek eine Kernverschmelzung konstatieren. Die Zahl der ver- schmelzenden Kerne war dabei wechselnd und ebenso die Zahl der Chromosomen in den folgenden Teilungsbildern. Kernverschmelzungen konnten auchNEMEC^) und BLAZEK^) in den Zellen solcher Wurzeln vorfinden, welche dadurch zweikernig geworden waren, dass bei Einwirkung von verschiedenen chemischen Stoffen die kinoplas- matischen Bestandteile von Teilungsfiguren in körnige Massen um- gewandelt wurden, und die Scheid ewandbildung unterblieb. Wurden dann die Wurzeln wieder in normale Bedingungen gebracht, so rückten die Kerne zusammen und verschmolzen. Derartige Kern- verschmelzungsbilder erhielt NEMEC auch bei Wurzeln, die mit Chloralhydrat behandelt worden waren, mit demselben Medium, welche V. WasielewSKI benutzt hatte, um in Wurzeln seine als Amitosen gedeuteten Kernfiijuren hervorzurufen. NEMEC hält denn auch die von V. WASIELEWSKI als Durchschnürungsstadien aufgefassten Kernbilder für Yerschmelzungszustände zweier Kerne ^) und stellt eine weitere Arbeit über die fraglichen amitotischen Kernteilungen in Aussicht. Seine bisherigen Untersuchuno-en ergaben Folgendes: Der grosse durch Verschmelzung zweier Kerne entstandene Kern war weiter teilungsfähig; es zeigte sich in seinen Teilungsbilderu eine Chromosomenzahl, die doppelt so hoch war als die sonst in den vegetativen Zellen derselben Pflanze vorkommende Zahl. Nicht in allen durch Einwirkung von Chloralhydrat zweikernig gewordenen Zellen trat Kernverschmelzung ein. Die beiden Kerne teilten sich vielmehr getrennt und es entstanden später aus solchen Mutterzellen meist drei aufeinanderfolgende Tochterzellen. Von diesen besass die mittlere zwei Kerne, die früher oder später ver- schmolzen, die beiden anderen Zellen erschienen einkernig. Während zunächst die aus den Verschmelzungsprodukten hervorgegangenen Kerne doppelte Chromosomenzahl besassen, fanden sich später nur Teilungsbilder mit der normal in den vegetativen Kernen sich vor- findenden. NEMEC hält es für möglich, dass eine Reduktion der Chromosomenzahl dabei vor sich geht*). Die geschilderten Kernverschmelzungen stellt NEMEC als un- geschlechtliche in Gegensatz zu den Verschmelzungen von Sexual- kernen®). Als ungeschlechtliche Kernverschmelzungen sind auch die- 1) B. Nemec, Über ungeschlechtliche Kernverschmelzungen I. Sitzuugsber. der böhm. Gesellsch. der Wiss., Prag VM2, 5i). Mitt.; II. Ebenda 1903, 27. Mitt. 2) J. Blazek, 0 olivu benzolu na deleni bünek rostliunjch. Abh. der böhni. Akad. Bd. XI, Kl. II, Nr. 17, Prag 11)02. 3) 1. c. 1;J03. 4) B. Nemec, 1903, 1. c. S. 9. 5) B. Nemec, 1902, 1903, 1. c (128) M. KOERNICKE: jenigen aufzufassen, welche sich in den Asci der Ascomyceten^), bei einigen Hefearten") und in den Basidien der Basidioniyceten ^) voll- ziehen. Auch die für apogame Farnprothallien*) neuerdings ange- gebenen sind in diese Kategorie zu rechnen. Gewissermassen eine Mittelstufe würde die von STßASBUKGER^) als ,, vegetative Befruchtung*' bezeichnete Verschmelzung des zweiten generativen Kerns mit den beiden Polkernen darstellen, jenes Phae- nomen, dessen Entdeckung eine der bedeutendsten Errungenschaften der cytologischen Forschung der letzten Jahre gewesen ist. Es stellte sich heraus, dass neben dem die Eibefruchtunu- voll- ziehenden generativen Kern auch der andere aus dem Pollenschlauch in den Embryosack eintritt und nicht zugrunde geht, wie man an- nahm, sondern sich an die beiden mehr oder weniger vereinigten Polkerne legt und mit ihnen verschmilzt. Zugleich mit den genera- tiven Kernen tritt auch das sie umgebende Plasma in den Embryo- sack ein, und es ist anzunehmen, dass es zum mindesten fördernd in die der Befruchtung folgenden Teilungsvorgänge eingreift*^). Schon MOTTIER hatte bei seinen Untersuchungen über die Be- fruchtung bei Lilium- Äxten den zweiten generativen Kern in der Nähe eines der Polkerne beobachtet \). Doch hatte er auf dieses Vorkommen weiter kein Gewicht gelegt. Erst NäWASCHIN®) und kurz darauf GUIGN ARD ^) war es vorbehalten, den wahren Sachverhalt zu erkennen. Heutzutage liegt eine solche Fülle von Angaben über die Existenz einer „Doppelbefruchtung" bei den verschiedensten, 1) R. A. Haeper, Die Entwickelung des Peritheciums bei Sphaerotheca castagnei. Bit. der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. XIIT, ISOfx S.475, ferner: Derselbe, Über das Verhalten der Kerne bei der Fruchtentwickelung einiger Ascomyceten. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXIX, IHUt;, S. ()5.'), und im Gegensatz dazu D.\NGEARD, La re- -production sexuelle des ascomycetes. Le Botaniste, I, ser. IV; IL Ebenda, ser. V. Ferner Derselbe, La sexualite dans le genre Monascus. Comi^tes rend. de l'acad. Paris, T. CXXXVI, 1903, S. 1281, und Sur le Pyronewa conflnens. Ebenda, S. 13:!5. Vergl. auch Fr. Oltmann's Biol. Centralbl., Bd. XXl, 1901, S. 4;!7. 2) Vergl. GUILLIERMOND, rjO,3, 1. c. 3) Vergl. R. Maire, 1902, 1. c. 4) Farmer, Mo7;'). — A. ERNST, Flora, Bd. XCI, 1902, 1. c. 7) D. M. Mottier, Jahrb. für wiss. Bot, Bd. XXXVI, 1S98, S. 147. 8) S. NawaschiN, Resultate einer Revision der Befruchtungsvorgänge bei Liliuiii Marta^joa und Fritilluria tenella. Bull, de l'acad. imper. d. sc. de St. Peters- bourg, 1898, Nov. T. IX, No. 4, S. 377. 9) L. Guignard, Sur les Antherozoides et la double copulation sexuelle chez les vegetaux angiospermes. Rev. gen. de Bot., T. XI, 1899, S. 129, Uer heutige Staud der pflanzliclieu Zellforschung. (l-'O verwaudtschaftlicli weit entfernten Pflanzen vor ^), dass an einer all- gemeinen Verbreitung dieses Vorgangs bei den Angiospermen nicht zu zweifeln ist"). Im Momente der Verschmelzung befinden sich sowohl die gene- rativen Kerne, sowie die Kerne, mit welchen sie sich vereinigen werden, im Ruhestadium. Der Vorgang selbst vollzieht sich durch Auflösen der Kernwandungen an den Berührungsflächen und Zu- sammentritt des Chromatinfadens^). Ob dabei die Kernkörperchen der generativen Kerne aufgelöst und resorbiert werden*) oder nicht ^), mag dahino-estellt bleiben. Nach HaeCKER*^) sollen bei tierischen Objekten nach der Be- fruchtuno- in den Kernen die väterlichen und mütterlichen Kern- bestandteile als solche getrennt erhalten bleiben. Einen solchen „gonoraeren" Kernzustand, wobei die Autonomie der väterlichen und mütterlichen Kernhälften gewahrt bleibt, will HAECKER auch für die araphigon erzeugten pflanzlichen Organismen angenommen wissen-, seine diesbezüglichen Angaben können jedoch nicht als beweiskräftig gelten. Die Eibefruchtung und die sog. Endospermbefruchtung gehen in einem Embryosack ungefähr zur selben Zeit vor sich. Der Zeitpunkt der Verschmelzung der Polkerne ist für die verschiedenen Pflanzen verschieden anoeoeben worden. Entweder waren die Polkerne vor dem Eintreffen des generativen Kerns schon vereint oder nicht. Anscheinend hängen diese Verschiedenheiten mit äusseren Bedingungen zusammen und sind nicht als ständige Eigentümlichkeiten bei den- selben Pflanzen anzusehen. Wenigstens konnte SHIBATA^) bei Mono- tropa uniflora durch Wechsel der physiologischen Bedingungen den Zeitpunkt der Polkernverschmelzung variieren. Wie wird der o-enerative Kern nun zu den Polkernen befördert? Hat er Spermatozoidencharakter und besitzt er Bewegungsfähigkeit? Nach Strasburger ^) und Sargant ^) sind die generativen Kerne nicht 1) Es mag hierbei erwähnt sein, dass mir bei Gelegenheit einer Untersuchung der Befruchtungsvorgänge gelang, auch bei yr/s- Arten (Iris pseudacorus und Iris Sibirien) und Alisma PlanüKjo Doppelbelruchtung zu beobachten. 2) Vergl. die Zusammenstellung in dem Werk von COULTEK und Chamber- LAIN, 1903, S. 161 ff. 3) D. M. MOTTiER. 1898, 1. c, S. 149. 4) L. GUIGNARD, Nouvclles etudes usw., 1. c, S. 198, 199. 5) D, M. MOTTIER, 1898, 1. c, S. 149. G) V. Haecker, über das Schicksal der elterlichen und grosselterlichen Kern- anteile. Jenaischc Zeitschr. für Naturw., Bd. XXXVII, N. F. XXX, 11)02, S. 297. 7) K. Shibata, Die Doppelbefruchtung bei Monotropa uniflora L. Flora, Bd. XC. 1902, S. 61, 65. 8) E. Strasburger, Einige Bemerkungen zur Frage nach der „doppelten Befruchtung" bei den Angiospermen. Bot. Zeitg., Jahrg. LIX, 1900, No. 19/20. 9) E. Sargant. Recent Work on the Results of Fertilization in Angiosperms. Ann. of Bot., Vol. XIV, 1900, S. 689. Her. der deutscheu bot. Gesellscb. XXI. ^9') (130) M. Koernicke: mit den Spermatozoiden der Gefässkryptogameii zu vergleichen. Nur Kerne sind es; der für die Spermatozoiden so wichtige und charakte- ristische Plasmabestandteil fehlt ihnen. Wie u. a. die Beobachtungen von GrOLINSKI*) und MeRELL^) zeigen, welche schon im Pollenkorn Ton Triticum bezw. Süphium die beiden langgestreckten, generativen Kerne vorfanden, besitzen sie selbst in diesem frühen Stadium keine Spur von Cilien, die doch bei den C5'Cadeen wenigstens so lange noch erhalten bleiben, bis das Spermatozoid in das Plasma des Eies eingedrungen ist. — Aus der eigentümlichen wurmförmig gewundenen, selbst kork- zieherförmig yedrehten Gestalt der generativen Kerne wurde ver- schiedentlich der Schluss auf ein selbstäudiges Bewegungsvermögeu derselben gezogen. Doch liegen darüber, wie überhaupt über selb- ständige Bewegung von Kernen, keine besonders eingehenden Beob- achtungen vor. Möglich kann es sein, dass die gewundenen Formen der generativen Kerne ebenso, wie die ellipsoidischen bezw. linsen- förmigen von Mo7iotropa Hi/popiti/s, bei welcher STRASBURGER die Doppelbefruchtung in lebenden Samenanlagen beobachten konnte^), durch die Plasmaströnningen innerhalb des Embryosacks nach den Polkernen befördert werden. Man nimmt an, dass eine Vereinigung des generativen Kerns mit den Polkernen zur AA^eiterentwicklung nötig sei. Ob der genera- tive Kern aber nicht vielleicht auch ohne Verschmelzuno- eine Weiter- 'O entwicklung anregen kann oder ob sich die Polkerne in Pflanzen mit normaler Befruchtung selbständig zur Weiterteilung anschicken können, erscheint nach den ERNST'schen Befunden diskutabel. ERNST*) beobachtete nämlich, dass bei Pat'is und TriUium eine Verschmelzung der Polkerne bei und nach der Befruchtung nicht eintrat. Schon vor der Vereinigung mit dem Spermakern hatte sich in beiden Polkernen der Chromatinfaden herausgesondert. Zugleich entwickelte sich auch im Spermakern ein selbständiger Kernfaden. Die Chromosomen aller drei Fadenknäuel sammelten sich weiterhin zu einer gemeinsamen Kernplatte. — Unter gewissen physiologischeil Bedingungen kann bei sonst in der Befruchtung normal sich verhaltenden Pflanzen eine von der Befruchtung unabhängige Weiterentwicklung des Endosperms angeregt werden®), gerade so wie man imstande ist, durch bestimmte 1) St. J. Golinski, Ein Beitrag zur Entwickelungsgescbiclite des Androeceums und Gynaeceums der Gräser. Bot. Centralbl., Bd. LV, 1893, S. 11. 2) W. D. Merell, A contribution to the life history of Süphium. Bot. Gaz., Vol. XXIX, 1900, S. 113. 3) E. Strasburger, Bot. Zeitg., Jahrg. LIX, 1900, No. 19/i>0, Sp. 298 u. 30-2. 4) A. Ernst, Flora, Bd. XCI, 1902, 1. c, S. 30. 5) K. Shibata, Experimentelle Studien über die Entwickelung des Endosperms bei Monoiropa. Biol. Centralbl., Bd. XXII, 1902, S. Gl. Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung. (1^1) Einflüsse unbefruchtete Eier zur Teilung zu veranlassen^), ein Vor- gang, der, wie die neueren Untersuchungen lehren ^), unter normalen Bedino'unoen bei einer o-anzen Reihe der verschiedenartiosten Pflanzen sich vollzieht. Dass bei parthenogenetischen Pflanzen die Polkerne entweder verschmolzen oder auch ohne Verschmelzung teilungsfähig sind, zeigen die schon früher^) erwähnten Untersuchungen von JUEL und MüRBECK. Über die Deutung des fraglichen Vorgangs der Ver- schmelzung des einen generativen Kerns mit den Pol- kernen herrschten von Anfang an zwei Ansichten. JSTawASCHIN *) sah ihn als eine wahre Befruchtung an und fasste das Endosperm als Embryo mit ernährungsphysiologischer Funktion auf, während 'GUIGNARD'^) diesen Vorgang als „une sorte de pseudofecon- dation" bezeichnete, eine unechte Befruchtung, bei der eine Über- traffuno- vererbbarer Eio-enschaften nicht stattfinde und deren Nutzen hauptsächlich in der gewissermassen durch Energieassociation be- wirkten, rascheren Teilungsfolge der Endospermkerne bestehe. STEAS- BURCtER") vertrat gelegentlich einer kritischen Besprechung der An- sichten NAWASCHIN's und GUIGNAED's auf Grund der vorliegenden Tatsachen den Standpunkt, dass die Endospermbefruchtung als eine „vegetative Befruchtung" aufzufassen sei, eine Befruchtung, welche er als nur die Weiterentwicklung veranlassend in Gegensatz zur generativen Befruchtung stellt, deren Wesen in der Übertragung der vereinigten Eigenschaften der Erzeuger auf die Nachkommen besteht. Beide sind es, die bei dem normalen Befruchtungsvorgang 1) G. Klebs, Die Bedingungen der Fortpflanzung bei einzelligen Algen und Pilzen. 1S9G. Jena, GUST. FiSCHEE. Ferner -weitere Aufsätze in den Jahrb. für ■wiss. Bot., Bd. XXXII, XXXIIF, XXXV. Dann Al. Nathansohn, Über Partheno- genesis bei Marsilia und ihre Abhängigkeit von der Temperatur. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. XVIII, 1900, S. 99, auch H. Winkler, Über die Furchung unbefruchteter Eier unter der Einwirkung von Extraktivstoffen aus dem Sperma. Nachr. d. K. Ges. d. Wiss. zu Güttingen, math.-phys. Klasse, 190<), Heft 2. Ferner Derselbe, Über Merogonie und Befruchtung, Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXXVI, 1901, S. T.j.'j, wo zugleich über den interessanten Fall einer Weiterentwickelung von kernlosen Eibruchstücken, die befruchtet wurden, berichtet wird. 2) Neben den schon erwähnten Angaben seien noch der Vollständigkeit wegen genannt: M. Teeub, L'organe femelle et l'embrj^ogenese dans le Ficus liirta Vahl. Ann. du jardin bot. de Buitenzorg, 2. Ser., Vol. III, 1902, S. 124, und J. B. EOTSY, Parthenogenesis bei Gnetuiu Ula Brongn., Flora, Bd. XCII, 1903, S. 397. 3) Vergl. S. a^l)- 4) 1. c. 5) 1. c. und in L'appareil sexuel et la double fecondation dans les Tulipes. Ann .des sc. natur. Bot., Ser. 8, Tome Xf, 1900, S. 373. ()) E. Steasbukgee, Bot. Ztg., 1900, 1. c (9*) (132) JI. Koernicke: zusammenwirken^). Allerdings hatten DE VrieS^) und CORRENS'') festgestellt, dass bei der Befruchtung bestimmter Rassen Ton Zea Maijs unter einander auch bastardierte Endosperme erhalten werden. NawasCHIN *) erblickte darin eine wichtige Stütze für seine Vorstellung, dass es sich bei der Endospermbefruchtung um eine wahre Befruchtung handle. Dem stimmte jedoch STRASBURGER ^) nicht zu, er warf vielmehr die Frage auf, wie es bei der Aufnahme eines Spermakerns in die Polkerngruppe anders sein soll. Der Spermakern würde ja bei seiner Aufnahme in den sekundären Erabryosackkern nicht aufgelöst, um ihm nur als Nahrung zu dienen; er trete vielmehr als lebendige Einheit in den Embryosackkern ein^ und demgemäss könnten sich in dessen Produkten auch seine Eigenschaften, falls sie zur Geltung gelangten, kenntlich machen. Für Strasburger ist die Bildung bastardierter Mais - Endosperme nur ein weiterer Beweis dafür, dass die Zellkerne wirklich die Träger der erblichen Eigenschaften sind. Was den Umfang der pflanzlichen Kerne betrifft, so besitzen die Characeen, die Liliaceen und die Amaryllidaceen die grössten*'). Sie können bis zu 50 a Durchmesser haben, ja in den Saftbehältern von Aloe kommen Kerne in den Grössenverhältnissen 50 : 30 fx und 825 : 7 /<, in denjenigen der Schleimgefässe von Ljicoris radiata selbst solche von 13:16/t bis 1510:0,1 — 0,3 /t, um die Extreme zu nennen, vor^). Im allgemeinen weisen die Monocotylen grössere Kerne auf als die Dico- tylen. Unter den Dicotylen sind wiederum die den Monocotylen nahe gestellten Eanunculaceen und Xymphaeaceen mit besonders grossen Kernen ausgestattet, im Gegensatz zu den übrigen, deren Kerngrösse auf 4 bis 5 /t sinken kann. Besonders kleine Kerne finden sich in den vegetativen Geweben der Selaginellen und Moose, ferner in den Pilzhyphen vor. Letztere messen ca 1,5 bis 2/«. Die kleinsten Kerne dürften wohl die Bakterien besitzen. Dass die Grösse des Kerns die der Zelle bestimmt, konnte 1) Vgl. bierzii auch die Referate von Graf H. ZU SOLMS -LAUBACH, Bot. Ztg., 11900, Sp. ;;77; 1902, Sp. .358, von K. GÖBEL, Flora, Bd. LXXXVII, 19(M), S. 308 und H. Winkler, Jahrb. für wissensch. Bot, Bd. XXXVI, 1901, S. 767. 2) H. DE VRIES, Sur )a IV-condation liybridc d'albumen. Compt. rend. de l'acad. Paris 4. Dcc. 1899 und Revue gen. de Bot., Bd. XII, 19..) o) ^Monographie und Iconographie der Oedogouiaceen (Acta See. Scicnt. Fenuicae, T. XXVIl. No. 1, \u I— IV, 1-394. Taf. 1-64. Helsingfors 190(J). 4) Cladophoia-Studien (Botan. Zentralblatt Bd. 79, 1899; u. a. Arbeiten. 5) Zur näheren Kenntnis der Algen-Gattung Trentepohlla. (Beihefte z. botan. Centralbl., Bd. XII, 1902.) 6) Sur C Aplianochaete repens A. Br. et sa reproduction sexuee. (Bull. Soc. Bot. France 1894, T. XLT, p. XCIV-CIII, PL VII.) 7) Vergl. M. MöBirs, Beiträge zur Lehre von der Fortpflanzung der Ge- wächse. Jena 1897. S. 17G. 8) Die Entwicklung der Sexualorgaue bei Coleochaete pulvinata. (Flora 1898. Bd. 8.5, S. 1-14, Taf. I-II.) 9) Über die Entwicklung der Sexualorgane bei Vaucheria. (Flora 189.'), Bd. 80, S. 388—420, Taf. VI-X.) über den gegenwärtigen Stand der Algenforschung. (l'll-) aiifauo's mehrkernio-en Ooo-onium alle Kerne bis auf einen auswandern. Vaucheria führt uns zu den anderen Siphon een, unter denen die interessante Gattung Caulerpa in einer systematischen Monographie von Frau WebeR-YAN-BosSE^) bearbeitet worden ist, w^ährend EkiNKE^) sie in einer grösseren, sehr interessanten Arbeit mehr als Prüfungsobjekt für allgemeinere morphologische Probleme behandelt, übrigens ist es nach all diesen eingehenden Untersuchungen so gut wie sicher, dass bei Caulerpa keine Fortpflanzung durch Keime, sondern nur eine vegetative Yermehrung vorkommt, eine für das uanze Pflanzenreich auffallende Erscheinung-.- Von den Conjugaten sind die Desmidiaceen immer noch die Familie, welche sich unter allen Algen am meisten durch neue Arten vermehrt. NORDSTEDT^) hat 1896 einen Index Desmidiacearum herausgegeben, der 310 Seiten umfasst und in dem sich die Zahl der Zitate auf zirka 24000 beläuft. In morphologischer Hinsicht ist nur daran zu erinnern, dass bereits 1888 HaUPTPLEISCH*) er- kannt hatte, dass die Schale der meisten Desmidiaceen wie bei den Diatomeen aus zwei in einander geschobenen Stücken besteht und dass derselbe Autor die Poren in der Wandung untersucht hatte. LCtkemÜLLER hat dann diese letzteren Untersuchungen fortgesetzt und besonders die Chromatophoren und Pyrenoide bei gewissen Gruppen studiert^). Zu den Zygnemaceen und Mesocarpaceen haben W. und G. S. WeST^J, die Familie der Temnogametaceen hinzuge- fügt, doch habe ich schon damals bemerkt, dass ihr Temnogameton heterosporum mit meiner Moiigeotia üleana identisch sein dürfte^), jedenfalls ist in dieser Form ein sehr interessanter neuer Modus der Kopulation bekannt geworden. Die genauere Kenntnis der Peridineen verdanken wir haupt- sächlich SCHCtt, der die Verhältnisse des Baues und der Fort- 1) Monographie des Caulcrpes. (Annales du Jardin Botan. de Buitenzorg. vol. XV, 1898, p. 243-401. PL XX— XXXIV.) 2) Über Caulerpa. Ein Reitrag zur Biologie der Meeres-Organisnicn. (Wissensch. Meeresuntersuchungen Abt. Kiel. N. F. Bd. V, Heft I, S. 1-98. 1899.) 3) Index Desmidiacearum citationibus locupletissimus atque bibliographia. Opus subsidiis et ex aerario regni suecani et ex peeunia regiae aeademiae scienl. suec. collatis editum. 4", 310 Seiten. Lundae (typis Berlingianis), Berolini (Fratres Borntraeger) 189G. 4) Zellmembran und Hüligallertc der üesmidiaceen (luaug.-Diss. Greifswald. 8«, 80 Seit, 3 Taf. 1888).; .3) Die Zellmembran der Desmidiaceen. (Beiträge zur Biologie der Pflanzen, Bd. VIII, S. 347-414, Taf. 18-20, 1902) und frühere Arbeiten, 1894 und 189.'i. 6) Observations on the Conjugatae. (Ann. of Botany vol. XII, 1898, p. 29— -jS, PI. IV — V). Welwitsch's African Freshwater Algae. (Journ. of Botany 35, 1897, p. Ifif.) 7) M. MöBTUS, Über einige brasilianische Algen. (Hedwigia 1895, Bd. 34, S. 173—180, Taf. II.) (142) M. MÖBiUS: pflanzuiig in dem oben genannten Werke der Planktonexpedition*) beschrieben hat, die Systematik aber in EngLER-PRANTL's natür- lichen Pflanzenfamilien zur Darstellung gebracht hat"). Ebenda finden wir von SenN^) eine Bearbeitung der Flagellaten, die für den Botaniker um so wertvoller ist, als er bisher auch die Formen, welche doch mit mehr Recht den Pflanzen zugerechnet werden, hauptsächlich in zoologischen Werken aufsuchen musste. Mag auch die von SENN befolgte systematische Anordnung im Einzelnen ange- griffen werden und verbesserungsfähig sein, so bleibt ihm doch das Verdienst eine übersichtliche Zusammenstellung geschafPen zu haben. Wie sehr im Übrigen die Kenntnis der Peridineen und Flagellaten durch die Planktonuntersuchungen gefördert worden ist, haben wir schon oben bemerkt. Es sei hier noch erwähnt, dass auf diesem Wege auch die bisher so ungenügend bekannten Coccolithen eine genauere Erforschung erfahren haben und von LOHMANN*) als Familie der Coccolithophoridae bearbeitet worden sind: die winzigen Organismen (22 Arten in 8 Gattungen) sind am nächsten mit den Chiysomonadineu verwandt und von ihnen besonders durch die Kalk- plättchen ihres Panzers unterschieden. Bei den Braunalgen (Phaeophyceen) ist ja im Einzelnen noch manches zu erforschen: so ist die Natur der Zeilinhaltsbestand- teile noch nicht ganz aufgeklärt: die von CrATO"*) entdeckten Phy- soden sollen gerade bei diesen Algen deutlich hervortreten, doch wird die ihnen von diesem Autor zugeschriebene Rolle von HansTEEN®) bestritten, nach welchem die Physoden nur Assimilations- produkte, sogen. Phäophyceenstärke, also eine Modifikation der gewöhnlichen Stärke sind. Mehr Interesse bietet die Erforschung der Fortpflanzungsverhältnisse, und in dieser Hinsicht hat besonders Sau VAGE AU '') die Ectocarpaceen und Sphacelariaceen untersucht. Die eigentümliche von BeRTHOLD schon 1880 beschriebene Kopu- lation der Schwärmer von Ectocarpus süindosus ist von ihm bestätigt 1) Die Peridineen der Planktonexpedition I. Teil. Studien über die Zelle. '.Ergebnisse der Planktouexpedition, Bd. IV, 170 Seit, und 27 Taf., 18i)5.) 2) I. Teil, I. Abteilung b., S. 1-30, 189G. 3) I. Teil, Abteilung la, S. !»0-188, 19O0. 4) Die Coccolithophoridae, eine Monographie der Coccolithen bildenden Flagel- laten, zugleich ein Beitrag zur Kenntnis des Mittelmeerauftriebs. (Archiv für Pro- tistenkunde, Bd. I, 1902, S. 89—165, Taf. IV-VI.) 5) Beiträge zur Anatomie und Physiologie des Elementarorganismus. (Bei- träge zur Biologie der Pflanzen, Bd. VII, S. 407-535, Taf. XII— XV.) 6) Über das Fucosan als erstes scheinbares Produkt der Kohlensäureassimilation hei den Fucoideen. (Puingsh. Jahrbücher, Bd. 35, 190O, S. Gll-625, Taf. XIV.) 7) Observations relatives ä la sexualite des Pheosporees. (Extr. du Journal de Botanique, 189(i— 1897, 50 p., 12 Fig.) u. a. Arbeiten, wie die noch nicht abge- schlossene: Remarques sur les Sphacelariecs im Journal de Botanique. über den gegenwärtigen Stand der Algenfursclmng. (143) worden. Es ergibt sich eine so grosse Mannigfaltigkeit in der Bildnng der Keimzellen bei den Ectocarpeen, indem diese teils beweglich, teils nnbeweglich sind, teils regelmässig, teils nur unter bestimmten Umständen, teils niemals kopulieren, dass die einfache Unterscheidung der ein- und mehrfächerigen Sporangien in unge- schlechtliche Sporangien und geschlechtliche oder Gametaugien wie sie KJELLMAN^) in seiner Bearbeitung in den natürlichen Pflanzen- familien aufstellt, hinfällig geworden ist und dass es zweifelhaft wird, ob die Tilopteridaceen als besondere Gruppe von den Phaeozoosporeen abzutrennen oder ob sie niclit vielmehr innerhalb derselben den Ectocarpaceeu anzureihen sind. Das letztere be- fürwortet SaUVAüEAU"), der in den bisher als Eier und Oogonien bezeichneten Organen der Tilopterideen nur unbewegliche Sporen und ungeschlechtliche Sporangien sieht. Auch KUCKUCK^; hat inter- essante Beiträge zur Kenntnis dieser Gruppe sowie der Phaeozoo- sporeen überhaupt geliefert. Über die Cutleriaceen haben be- sonders die Arbeiten von ChURCH*) und SAUVAGEAU") uns weitere Aufklärung hinsichtlich des Generationswechsels, der aber auch aus- bleiben kann, gebracht; die bisherige Stellung dieser Algen im System ist dadurch nicht weiter geändert worden. Bemerkenswert ist, dass Williams für die Dictyotaceeu gefunden hat, dass die Antherozoidieu mit einer langen Geissei versehen sind®) und die nackt ausgestossenen Eier befruchten^). Die Kopulation des männ- lichen Kerns mit dem w^eiblichen in den befruchteten Eiern von Fucus ist jetzt durch die Untersuchungen von STRASBURGER^) und von Farmer und Williams®) hinreichend bekannt, doch scheint es 1) L Teil, 2. Abteilung, S. 176, Phaeophyceae, 1S91. 'S) Les Acinetospora et la sexualitu des Tiloptoridacees. (Journal de Botanique 18!)!), Tome Xlll, p. 107—127,) .")) Über Schwärmsporenbildung bei den Tilopterideen und über C/ioristocarpus tenellits. (Prin'GSH. Jahrb. 189-"), Bd. 28, S. 290—322, Taf. IV). Ferner sind besonders hervorzuheben KuCKUCK's ^Beiträge zur Kenntnis der Mecresalgen". (Wissensch. Meeresuntersuchungen Abt. Helgoland) seit 1897. 4) The Polymorphy of Cutleria iiniltifida. (Ann. of Botany vol. XII, 1898, p. 75-109, PI. VII -IX.) ö) Les Cutleriacees et leur alternance de generations. (Ann. sc. nat. Bot. S.r. VII, Tome 10, p. 26.3-362, PI. 9.) 6) The Antherozoids of Dictyota and Taonia. (Ann. of Botany, 1897, vol. XI, p. 545-553.) 7) Reproduction iu Dictyota dichotoina. (Ann. of Botany, 1898, vol. XII, p. 559— 5G0.) 8) Kernteilung und Befruchtung bei Fucus. (PrinGSH. Jahrb. 1897, Bd. 30, S. 351-374, Taf. XVII— XVIIL) 9) Contributions to our kuowledge of the Fucaceae: their Life-History and Cytology. (Philos. Trans. R. Soc. London. Ser. B., vol. 190, p. G23— 645, pl. 19—24. London 1S98.' (114) M. MÖKIUS: mir einpfelilenswert, die grossen Laminarien wiederholt gründlicli daraufhin zu untersuchen, ob bei ihnen die Öcliwärmer nicht doch kopulieren, denn es wäre sehr sonderbar, wenn so hoch entwickelte Gewächse einer geschlechtlichen Fortpflanzung ganz entbehrten. Der Hauptförderer unserer Kenntnisse über die Entwickelung der Florideen, F. SCHMITZ, ist 1895 gestorben; die von ihm be- o-onnene Bearbeituno- dieser Familie in den Natürlichen Pflanzen- familien hat HAUPTFLEISCH nach dem vorhandenen Manuskript zu Ende o-ebracht: für die Khodomolaceen hatte SCHMITZ die Unter- Stützung FaLKENBERG's gehabt, dessen grosse Monographie über diese Familie, mit 24 prächtig ausgeführten Tafeln verseheu, seit 1901 abgeschlossen vor uns liegt ^). Dass die Befruchtung auch bei den Florideen in der Verschmelzung des männlichen mit dem weib- lichen Kern besteht und in der die Trichgyne tragenden Zelle vor sich geht, hat WILLE") ziierü an Ne77ialion multifidum gezeigt, und es ist dann auch für andere Arten bestätigt worden; sehr eigentümliche Yerhältnisse hat SCHMIDLE^) für Batrachospenmim Bohneri be- schrieben. Eine zweite Befruchtung mit Verschmelzungen von Zell- kernen findet, wie schon aus allgemeinen CJesichtspunkten abzuleiten ist, nicht statt. Besonders klar zeigt die Arbeit von OlTMANNS*), dass die befruchtete Eizelle, wenn aus ihr nicht direkt die sporen- bildenden Zellen, der Gonimoblast, aussprossen, sich durch kurze Fortsätze oder längere Fäden mit der Auxiliarzelle oder den Auxiliar- zellen verbindet, dass aber bei dieser Fusionierung niemals eine Kernverschmelzung eintritt, sondern nur ein Abkömmling des Kerns der Eizelle in die Auxiliarzelle übertritt und deren Kern verdrängt. Die verschiedenen Weisen, wie sich Eizelle und Auxiliarzellen zu einander verhalten, hat bereits SCHMITZ zur Einteilung der eigent- lichen Florideen in vier Familien benutzt. Dass mit ihnen die Bangiaceen, über deren Fortpflanzungsverhältnisse nichts wesent- lich Neues ermittelt ist, zur Gruppe der Florideen im weiteren Sinne o-ehören, und dass auch die Süsswasseralge T/iorea den Florideeu zu- gezählt werden muss, ist jetzt wohl allgemein anerkannt. Was die von HeyDRICH früher angegebene Befruchtung vor der Entwicklung 1) Die Rhodomelaceen des Golfes von Neapel und der angrenzenden Meeres- abschnitte. (Fauna und Flora des Golfes von Neapel, 'JG. Monographie, 754 Seiten, Berlin 1901.) 2) Über die Befruchtung bei Nemalion multifidam. (Ber. der Deutscheu Bot. Gesellsch. 1894, Bd. XII, S. 57.) 3) Einiges über die Befruchtung, Keimung und Haarinsertion von Ratraclio- spermum. (Bot. Zeitung 1.S99, Bd. 57, I, S. Tio-lSo, Taf. IV.) 4) Zur Entwicklungsgeschichte der Florideen. (Bot. Zeitung 1898, Bd. 5G, I, S. 99—140, Taf. IV- VI F.) über den gegenwärtigen Stand der Algenforschung. (145) des Tetrasporang'iunis betrifft^), so ergibt sich aus seiner neuen Arbeit^), dass wir es hier nur mit einer Verschmelzung benachbarter Zellen und dem Übertritt des Kerns aus der einen in die andere zu tun haben; allerdings ist eine auffallende Analogie mit dem Verhalten des befruchteten Eikerns zu dem Kern der Auxiliarzelle vorhanden. Noch einige Worte über die Cyanophyceen mögen diese syste- matische Übersicht beschliessen. Eine ganze waffenklirrende Literatur, deren Autoren besonders BCTSCHLI, ALFRED FISCHEE und E. ZACHARIAS sind, liegt über den Zellinhalt derselben vor. Des verstorbenen HeGLER nachgelassene Arbeit^) sucht zwar das Vorhandensein eines echten, sich mitotisch teilenden Kernes nachzuweisen, scheint mir aber nicht imstande dazu zu sein. Dass ein farbloser Centralkörper und eine gefärbte peripherische Plasmaschicht den Zellinhalt bildet, steht nun wohl fest, wie aber diese und andere kleinere Zellinhaltskörper zu deuten sind, ist noch nicht so sicher. Auf die Frage über das Vor- kommen von Gasvakuolen in den Zellen dieser Pflanzen wurde oben hinffewieseu. Ebenso unaufgeklärt sind noch zwei andere Umstände geblieben, nämlich die Bewegung der Oscillarienfäden*) und das Vorkommen von Schwärmsporen. In letzterer Hinsicht ist von ZUKAL^j das Austreten kleiner Körperchen aus einer Zelle, deren Beweglich- keit, ja sogar ihre gelegentliche Kopulation beobachtet worden, aber über die Cilien wird nichts angegeben: es handelt sich vielleicht nur darum, dass die Entstehung zahlreicher freier Keime aus einer Zelle nicht nur bei den Chamaesiphoneen, sondern auch bei anderen Gruppen vorkommt. Es wäre zum Schluss noch einiges über die Technik und über die Algae exsiccatae zu sagen. Bezüglich des ersten Punktes darf nicht unerwähnt bleiben, dass PFEIFFER VON Wellheim eine bis ins einzelnste ausgearbeitete Anleitung zur Präparation der Süss- wasseralgen veröffentlicht hat®): aus ziemlich vielen, von ihm her- gestellten Präparaten, die ich zu sehen Gelegenheit hatte, muss ich schliessen, dass seine Methoden zu vorzüglichen Resultaten führen. 1) Die Befruchtung des Tetrasporangiuras von Polysiphonia. (Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1901, Bd. 19, S. 55—71, Taf. III.) 2) Das Tetrasporangium der Florideen, ein Vorläufer der sexuellen Fort- pflanzung. (Bibliotheca Botanica, Heft 57, S. 1—9, Taf. I, Stuttgart 1902. 3) Untersuchungen über die Organisation der Phycochromaceenzellen. (Pringsh. Jahrb. 1901, Bd. XXXVI, S. 229-354, Taf. V-VI.) 4) C. COREENS, Über die Membran und die Bewegung der Oscillarien. (Be- richte der Deutschen Bot. Gesellsch., 1897, Bd. 15, S. 139-148.) 5) Neue Beobachtungen über einige Cyanophyceen. (Berichte der Deutschen Bot. GeseUsch,, 1894, Bd. 12, S. 256—266, Taf. XIX.) 6) Zur Präparation der Süsswasseralgen (mit Ausschluss der Cyanophyceen und unter besonderer Berücksichtigung der Chlorophyceen). (Pringsh. Jahrb., 1894, Bd. 26, S. 674—732.) (9**) (146) M. MÖBius: Über den gegenwärtigen Stand der Algenforschung. Was die Sammlungen getrockneter Algen betrifft, so ist zunächst zu erwähnen, dass von den Algae aquae dulcis exsiccatae usw., die von Wittrock, NoeDSTEDT und Lagerheim herausgegeben wurden, in diesem Jahre die Faszikel 31 — 34 als die letzten mit No. 1612 als Schlussnummer erschienen sind. Von der Phycotheca universalis, die jetzt Paul Richter in Leipzig allein herausgibt, sind die letzten Faszikel, nämlich der 14. und 15., 1896 erschienen, die Fortsetzung dürfte später folgen. Sonst werden noch, soweit mir bekannt ist, herausgegeben: Phycotheca boreali-americana von COLLINS, HOLDEN und SETCHELL, die jetzt bei dem 14. Faszikel angelangt ist, die American Algae von TILDEN, deren 6. Centurie 1902 erschienen ist, und seit 1899 die Algae Japonicae von K. OkamURA. Algen sind auch enthalten in den vom Museum Palatinum in Wien durch Zahl- BRUCKNER herausgegebenen Kryptogamae exsiccatae, und zwar in be- sonderen Dekaden; ebenso in der hauptsächlich für Anfänger be- stimmten Sammlung, die MiGULA unter dem Namen Kryptogamae Germaniae, Austriae et Helvetiae exsiccatae seit 1902 ausgibt; hierin enthalten bis jetzt der 2. und 10. Faszikel nur Algen (No. 1 — 25, 26—51). Dadurch, dass in der Fortsetzung zu „ThOME's Flora von Deutschland usw." von MiGULA auch die Algen bearbeitet werden sollen, darf man hofPen, dass dann auch den Nichtbotanikern diese Abteilung des Pflanzenreiches vertrauter werden wird. Diese ahnen ja gar nicht, wie gross die Mannichfaltigkeit der Formen bei den Algen ist, uud sie werden kaum glauben, dass durchschnittlich im Jahre (von 1884 an gerechnet) 195 Arbeiten anzuführen sind, die sich mit Algen beschäftigen, und dass seit 1899 durchschnittlich im Jahre 250 neue Arten zu verzeichnen sind; die Zahlen würden natürlich noch höher sein, wenn man absolute Vollständigkeit bei einem solchen Jahresbericht erreichen könnte und wenn die Diatomeen mit ge- rechnet wären. Verzeiclmis der Pflanzennamen. Abelia corymhosa 325. Abies 42. ^ alba 356. — nobilis glauca 391. — pectinata 42, 391—393. — Semenowii 325. Abietineen 390, Acer 42, 278. — Pseudoplatanus 278. Acetuhularia (36), (43;. — Calyculus (61). Achimenes 101. — Iiaageana 100. Acinetospora (60). Actinorrhytis 92. Aconitum Napellus subsp. turkestnnicum 325. Aecidiuin 274. — coluiimare 356. — Marci 274. Aesculus 42. Agaricus campestris 130 i Agrostemwa Githago (29). Ailantus 278. — glandulosa 277. Akontae (140). Albizzia rnoluccana 438. /l//iw^o 262. — £/iii 262. AlchemiUa (121), (125). Alchornea 16. Alethopteris aquilina 248, 249. ^/^en 153, 292, 307—309, 317, 319, 320, 322, 348, 352, 354, 372, 373, 380, 394, 493, 496, 504, 524, 535, 538. ^/isma (90), (92), (93). — arcuatuin (20). — Plantago (84), (92), (129). Alliaria officinalis (15). J//m?w (119), (120). Ber. der deutschen bot. ftesellsch. XXL Alliuin ascnlonicum 425, 427, 431. — Cepa 169, 253, 254, 425, (75), (76) (84), (93), (115). — fistulosum (120). — odorum 14. — Schoenoprasuin 151 Alloiopteris 165. — coralloides 163. — grijpophylla 163. — quercifolia 159, 168. /l/rt«s 278. — glutinosa 543, (43). — incana 278. yl/oe (132). Alsinaceae 119, 124. 126. Alsophila 158. Althaea 12. — ariiieniaca (20). Amaryllidaceen (132). Amaryllideen 531. Amoeba coli 22. Ampelopsis 445, 456. — quinquefolia 444. Anabaena 496, 497. — gigantea 376. Anagallis 422. i4netmja 224—226, 228. Anemone narcissiflora 324. Angiospermen 158. Angiopteris 155. ^n/e«nar«a 110, (121), (125). — a//>ma 110, 111, (121). — rfioica 110, 111, 121. Anthemis austriaca (17). — CoüM/a (20). Antiphyllum 325. Antirrhinum majus 48, (53). Aphanizomenon flos aquae 39J. Aphanocapsa 345. Aphanochaete repens (140). (10) (148) Verzeichnis der Pflanzennamen. Aphkbia 152, 153, 159, 162. — adnascens 153, 154, 163. Aquilegia (16). — vulgaris subsp. Karelinni 325. Archaeopteriden 161, 165, Archaeopteris Roemeriana 162. Archontophoenix 92. Areca Normanbyi 91, 92, 94, 95. Arecineae 92, 93. Arenaria 124. — rubra 124. Arenga 93. Argemone mexicana 139 — 141. ß. ochroleuca 140. — ochroleuca 139 — 141. Aristolochia Sipho (55). Aroideen 381. Aronicum 479, 480. — G7ms« 479, 481. — scorpioides 479, 480. Arrhenatherum elatius 528. Artanenia fimbriatum 100. Arthrobotrys oliyospora (44). Artischocke 231. Arum Colocasia 382. Asclepias (15). (91). — Cornuti (91). Ascobolus pulcherrimus (44). Ascoidea 63. ^scomi/ce^ew 260, 263, 269, 370 (128). Ascophanus carneus (101). Ascophyllum nodosum 535. Askenasya polyniorpha (64). Askenasyella (64). Asparagus (17). Aspergillus niger 71. ^siasta asterospora (106), Astrantia major 409, 411. Astrapaea 12. Atropa Belladonna (16). ^üena 240, 245, 246. ^2oWo (103). ^^oioiac^er 338, 344, 345, 377, 378, 480, 481, 482. — chroococcuin 338, 343, 376, 379, Bacterium 303, 305, 307, 313, 333, 338, 345, 374, 376-379, 482, 493, 495, 497, (106), — co/i 68. Bacillariaceen 326, 328. Bacillus 341—343. Bacillus anthracis 307. — Bütschlii (106). — pyocyaneus 379. — tumescens 106, Baeckea 423, — diosmaefolia 423. Bangiaceen (144), Basidiobolus ranarum (72), Basidiomyceten 370, (128). Batrachospermuin (144). — Bohneri (144). Beggiatoa 309, 310, 312, 314, 315,395- 397. — mirabiUs 311, 313, 315, 395, 397, (106). 5e^on/a 101, 103, 105, 106. — coriacea 103. — involucrata 103. — quadricolor 105. — rea; 100, 103. Begoniaceen 107, (25), (28). Benikoji-Pih 260, 261, Berberidaceae 88. Berheris heteropoda 325. — ilicifolia 88. — Neubertii 88. — vulgaris 88. 5eto 75, — patula 195. — vulgaris 75—78, 195. Betonica officinalis 449, ^e<«/a 278, — verrucosa 278, 544, Betulaceen (39). Bignonia venusta (111). Binuclearia 353, 354, — tatrana 353. Blackwellia 12. Blutbuche 35, Boehmeria utilis 389. ßo/me 180, 184, 187, 191—194, Bongardia Chrysogonum 325. Bornetia 294—298. — secundiflora 293, 299, 300. Borragineen 325, (15). Bossiaea ensata (51). Bostrychia (62). Botrychium 224. Botrydium (38). — granulatum (45). Broussonetia papyrifera 27. Brownea grandiceps 438. Bryonia alba 196, 201. ~ a/6a + rf/ofca 195, 201. Verzeichnis der Pflanzennamen. (149) Bryonia dioica 196, 201. Bryophyllum 104, 106. — calycinum 104. — crenatum 104, 106. Buche 32, 38, 43, 534. Bulbochaete (140). Bupleurum (19). Caeoma 270-274. — Mercurialis 270, 271, 273. — perennis 270. — pulcherrimum 273. Caladium nymphaefolia 381, 382, 388—390. Callithamnion scopulorum (^55). CallUrichaeeen 415. Callitriche (51), (52), (56). Calycanthus (36), (43). Campanula 12. — medium f. calycanthema 204. — — f. typica 204. — patula (15). — Welandii (19). Cortfta (119), (124). Cannabis sativa 48. Capsella bursa pastoris 324. Cardamine 104, 106. — pratensis 106. Carex acuta 366, 371. — Atrm 366, 370, 371. — iüair« (18). — pediformis (18). Cariceen (16). Carmichaelia australis (51). Carpinus 32, 278. — ßeif«;«s 277, 278. Carpophyllum (61). Carthamus (20). Carum platycarpum 325. Castanea (16). Casuarina (82). Caucalis 408. — daucoides 407, 409. — Orientalis (19). Caulerpa 293, (61), (141). Cepkalosporium 3, 5. Ceramium, 521, — rubrum 539. Cerastium (20). — pedunculatum (19). Ceratium (38). — hydnoides (44), (45). — porioides (45). Ceratozamia (84). Cercidium 350. — elongatum 350. — — var. minor 350. Cercospora Sagittariae 507. Cercosporella 481. — aronicicola 481. Chaetophoreen (140). Chamaesiphoneen (145). Champignon 130. Characeen (132), (139). Chara fragilis (72). Charteria 351. — alpina 351, 355. — cordiformis 351. — Framei 352. — ft'/eÄs« 352. — minima 352. — mullifilis 351. — obtusa 352. — obtusata 351. — subcordiformis .351. — vulgaris 351. Cheilanthites crenatus 153. Chenopodium 444. C'hlamydomonas 346, 348, 350, 351. — albo-v iridis 350. — angulosa 349. — apiocystiformis 349. — caudata 349. — Cienkowskii 349. — conica 349. — Debaryana 349. — Z^jV/ü" 350, 351. — Ehrenbergii 349. — fenestrata 349. — gigantea 349. — yloeocystiformis 349. — (jrandis 349. — halophila 349. — //o/rfert 349. — intermedia 349. — Kleinii 349. — Kuteinikowii 349 — 351. — longistigma 349. — marina 349. — media 349. — metastigma 349. — iHonadina 349. — Morieri 349. — mucicola 349, 350, 355. — nivalis 349. (10*) (150) Verzeichnis der Pflanzennamen. ühlamydomonas obtusa 349. — opereulata 349. — ovata 350, 351. — palatina 355. — parietaria 349. — pertusa 349. — Pertyi 349. — pisiformis 349. — pidvisculus 349, — Reinhardü 349. — Steinii 349, 351. — stellata 349. — tingens 349. ühlorogoniella 349, 350. Chlorogonium 348, 350. — albo-viride 350. — />i7/u 351. — elongatum 350. — euchlorum 350. — Kuteinikowii 351. — mucicola 350. — ovatum 351. — tetragamum 350 Chloromonas Aalesundensis ."i53. — alpina 353. — globulosa 352. — palatina 352, 353, 355. — Pinclänchae 3)53. — reticulata 353. — Serbinowii 753. — variabiUs 353. Chloropliyceen (136), (139), ^140), (145). ühloropltytum 509. Chondrus crispus 521, 539. Choreocolax albus (137). Choristocarpus teneilus (143). Chromophyton Rosann f/ii (45). Cliroococcaceen 303, 394. Chroocoecus 305. Chroolepus aureus (52). Chry-iOiiionadinen ('142). Chytridiaceen 22, 249, 250. C('s2. Corydalis (103), (126). — Cava (103), — Gortschakowü 325. — puinila (19). Cor y las 445. Cosmarium Askenasyi (64), Cos^Ms 435—437, 439. — discolor 437. — registrator 437, 439, 440, (5). Cowpea 3. Crataegus inonogyna 507, — Oxyacantha 507. Crepis blattarioides 477, 539. Crocus vernus (53). Cronartium Ribesü (44). Croton flavens var. balsaniifer 88. Cucumis Melo 241. Cucurbita 12, 193, 194, 241, 433, 434. — Pepo 182, 188. 193, 241, 245, 431-433. Cuscuta (99). Cutleriaceen (143). Cutler ia multifida (143). Cyanophyceen 24, 302-305, 308, 313, 345, (5), (106), (136), (139), (145). Cyathea 155. Cyatheaceae 155. Cycadeen (97). Cyclamen 102. CVc/ops (125). Cyclopteris 159 — 161, 163, 165. — lacerata 163, Yerzeichnis der Pflaiizeunameii. (151) Cyclopteris scissa 1(50, 163 — trichomanoides 160 163. Cymatopleura (83), (95). Cystoyhyllum (Gl). Cystopteris 107. — bulbifera 107. Cytisvs Ädami 82-84, 86—89. {VIA). — alpinus 87. — — -Lahurnum 87. — Aschingeri 87. — Laburnum 83, 87, 88. — purpureus 83, 87, 88. — — -elongatus 87. Danae (17), Dnnaea 155. Daphne (20). Dasya (62). — Lauterbachü (62). Delphinium barbatuin 32.5. — persicum 325. Dendrocalanius 438. Desinidiaceen (141). Deu^^iß 440-442. 444, 445, 447, 448. — crenata 440, 451, (17). Dianthus dalmaticus (20). Diatomeen 23—26, 377, 488, 493-495, 497, 498, 501, 503-505, 523, 538, (135), (139), (146). Dicranella lasitanica (34). Dictyosperma 92. Dktyosphaeria (61). Dictyosphaeriopsis 354, 355. — palatina 354, 355. Dictyotnceen (143). Dictyota (84), (143). — dichotoma 536, (74), (84), (111), (U^^), Didymosperma 93. Dinophüus apatris 196. Dionaea muscipula 105. Diplotinema Zeilleri 162. Dipodascus 263, 267. — a/6i(/MS 2öO, 267. Üodartia orientalis 324. Doronicum austriacuni 479. — caucasicum 479. Üraba incana 324. Dracaenen 531. Drosera 85, 105, 107, 116, 117, (123'!. — capensis 105. — longifolia 111—116, 119, (128). — — var. obovata 111, 114. Drosera longifolia x rotundifolia 113, 119. — obovata 111. — rotundifolia 111-114, 119, (123), (134). Drymophloeus 92, 93. — Normanbyi 91, 93, 95. Drynaria 154. Ectocarpaceen (142), (143). Ectocarpus 291, (52), (59)- (61), (65). — confervoides (60. — ostendensis (59), (60). — patens (60). — pusillus (60). — siliculosus (142). Ayew 449, 450. £i6e 211, 212. Eichen 40. Elodea (55). — canadensis 511, 515—517. Endomyces 546. Ephydatia fluviatilis (137). Epilobium hirsutum 458. Kquisetum 217-220, 224, 229, (72). — arvense 220. — limosum (78). — Telinateja (84). £;rise/i 2, 47, 134, 175, 176, 183, 204. Erbsenbastarde 133, 197. Erineum populinuin 456. Eryngium 409. Erysiphe communis (72). Erythronium (86), (87). Eschen 40. £'spera (36), (43). Eucalyptus globulus 458. Eucharteria 351. EucMainydomonas 348. Euglena (136). Euphorbia 6, 16—18. — nleppica 13. — alpigena 10, 11. Euphorbia amygdaloides 13. — comtnutata 13. — corollata 13. — Cyparissias 13. — deflexa 13. — f/u/cis 6, 7, 10, 14, 19. — exigua 13. — Gernrdiana 13. — glabriflora 13. — hebecarpa 13. — helioscopia 15. (152) Verzeichnis der Pflanzennamen. Euphorbia Ipecacuanha IB. — luteola 13. — Myrsinites 13. — obtusifolia 13. — Peplus 15. ' — petrophüa 13. — pinea 13. — purpurata (3, 10, 19. — saxatilis 13, 14. — terracina 13. — variabilis 13. — virgata 13. Eutrema Edwardsi 324. Evonymus latifolius 14. Exoasceen 539, 542—545. £a;oasc«s 478, 540—546, (38). — cecidiophilus 541. — Cerasj 540, 541. — communis 541. — confusus 541. — Cornu cervi 541, 542. — Crataegi 507, 541, 542. — filicinus 541, 542. — fuscus 541. — Johansonii 543. — longipes 541. — lutescens 541, 542. — /«mor 541, 542. — Potentiltae 545. — /^rMH« 542. — rhaeticus 545. — rhizipes 541, — rhizophorus 543. — Rostrupionus 541, 542. — Tosquinetii 543, 544. — Vestergreenii 541, 542. Exobasidium Vaccinii (37), (38), (44). — — uliginosi ÖOI. Exochorda Korolkowi 325. Fadenpilze 345. Fa^TMS (16). — silvatica 276, 278. i'arne 221, 227, (97). Faulbaum 38. Festuca ametkystina (19). /^icus 456. — AiVto 19, (131). i<\7i:ce.s 217. Flngellaten 22, 345, 397, (136), (139), (142). Florideen 311, 490, 520, 521, (137), (139), (144). Fraxinus 278. — excelsior 278. Fritillaria imperialis (126). — persica (72). — ^e«e//a (128). Fucoideen (142). Fucoides 153. FwcMS 378, 537-539, (52), (74), (143). — platycarpus (72). — serratus 378, 535—537, (72). — vesiculosus 537, (72j. Fuligo varians (109). /•unA-ta (125). Fusarium 3, 5. — vasinfectum 2, 4. — /?. var. ntwea 4. — var. P/'s/ 4, 5. — a. var. tracheiphylla 4. Fusicladium 479, 480. — Aronici 479. Gagea pusilla (19). Galanthus gracitis (20). Galaxaura (61). Galium cruciata 403, 404. — Mollugo (55). Geranium 12. Gerste 529, 530, 532. Gingko (97). — 6t7o6a (18). Gladiolus 79. Gleictienia 155. Gleicheniaceae 155, 158. Gloeocapsa 305, 307. — alpina 304. Qloeothece 307. — rupestris 304. Gloeotila 354. Gloiotrichia echinulata 394. Gtyctria fluitans 516, 517. Gnetaceen 211. Gnetum üla (131). Goldfussia 191. Gracilaria 521, Granulobacter 341. — lactobutyricum 340. Grifßhsia 296, 298. — opuntioidts 293. — Sciwusboei 293, 295-297, 299. — secundiflora 293. — se^acea 293, 296. Grilletia Sphaerospermii 250. Verzeichnis der Pflanzennamen. (153) Haemantlius 52, 53, 56, 58 — 64. — albiflos 53, 57—59, 63. — coarctatus 53. — coccineus 53. — crucifoUatus 53, 55 — 57, 63, 64. — Diadema 62. — Eurysiphon 60. — fascinator 62. — Katharinae 60. — Lindenii 62. — rnirabilis 53, 62, 63. — Natalensis 53, 60 — 64. — Nelsonii 55, 56, 58, 63. — puniceus 60. — Senegalensis 60. — tUjrinus 53, 55, 58, 59, 63. — vivescens 58. 59. — cinnabarinus 60. Haematococcus 346, 348. — Bütschlii 346-348. — pluvialis 346, 347, 355. Hafer 528-530. Halimeda (61). Halorrhagis (52). Halorrhagideen (52). Haloxylon Ammodendron 324. Hapalosiphon laininosus 317. Harveyella rnirabilis (137). Äerfera i/e/ia; 448, 451. Hedysarum plumosum 325. .öe/e« 345. Heidelbeere (39). Helianthus 189—191, 193, 194, 431—433. — annuus 48, 83, 182, 188, 193, 431. — tuberosus 83. Helleborus foetidus (72). Helosis guyanensis (86). Hemerocallis fuloa (72). Hemiasceen 260, 263, 269. Hemitelia 154, 155, 157. — capensis 153, 157. Hesperis matronalis (15). Heterokonten 354, (140). Hibiscus 456. — vitifolius 454, 455. Hieracium albinuin (19). — corconticuin (19). Hippeasirum 531. Hippuris (55). /it>-fe//a 12. Hordeum vulgare (52). Hormidium 523, 524. Hormodendron 532. Hulthemia berberifolia 324. Hyacinthus orientalis 423, (53), (79), (133). Hydrangea 32. Hydrocharis (64). Hydrodictyon (138). Hydrolapathum sanguineum 378. Hymenophylleen 153, 157, 159. Hymenophyllum 157, 159. Hyoscyainus agrestis 143. — a/Aus 143. — annuus 143, 144, 195. — 7H>er 140, 143, 144, 195. — (niger) annuus 136, 142, 143, 201. 1- pallidus 146 pa//irf«s 136, 142, 143. — wjgfer (spontaneus) 201. — pallidus 143, 144. — spontaneus 195. Hypericum umbellatum (19). Hyphaene Shatan 94. Hyphomycetes 480. Hypnea 521. Johannisbeere 38. 7m (116), (119), (129). — germanica (90). — Pseudacorus (90), (129). — sibirica (129). isüt'Ves (103), (104). Isokonlae (140). Jungermannia 154. Kartoffeln 187. Kentiopsis divaricata 93. Koniferen 211, 390, 391. Luchnoloma Lehmanni 324. Lallemantia iberica (28). Laminaria 378, (144). — flexicauUs 378. — saccharina 535. Lar-jj; (71), (84), (90), (119). — europaea (94). — leptolepis (119). Lathyrus (20). — frigidus (19). Laurencia 23, 52. Lebermoose 154. Leguminosen 376—378, 482. — -Bakterien 376. Lemnaceen 415. (154) Verzeichnis der Pflanzcnnamen. Leptaleum filifoliuin 324 Leptomitus 147, 149. — lacteus 147, 148. Liüaceen (71), (93\ (132). Lilium (74), (85), (118), (128). — candidum (72), (8G), (87), (91)— ,93). — longiflorum (81), (86)— (88i. — Martagon (71), (72), (83), (85)— (88\ (91)-(93), (118), (119), (126\ (128). — Plüladelphicum (84). — speciosum (87), (89). — uinbellatuin (72). Limnanthemum (64). Linopteris 163. — sub-Brongniarti 163. /.msew 175, 176, 183. Liriodendron 161, (114). — tulipifera 158, 161. Lonicera Periclymenum [11). Lophosperinum erubescens 103. Loxococcus 92. Lupinus 65, 240, 241. — a/Äws 64, 65, 89, 2,34, 239 - 241, 247, 248. — angustifoUus 168. — hirsutus 239. — mutabilis (43). Luzula pallescens (18). Levkojenbastarde 203. Lychnis vespertina 49. Lycopersicuin 104. Lycopodium 217, 218. Lycoris radiata (132). Lygodien 153. Lynghya 523 Lysiinachia Nuinmularia 514, 51(). Magnolia 444, 447, (114). — t/w/a» 443, 444, 451. — — y.purpurea var. Lenneana 447, 451. Magnusiella 478, 540-542. — Potentillae 478, 540. Mahonia Aquifoliutn 88. iJ/a(s 204. — 6/aMer 198, 199. — ye/^e;- 198. — weme;- 198, 199. Malaxis 104. Malope 12. ifa/üa 12. Marattia 155. Marattiaceen 154, 157. Marchantia (95). — polymorpha (96). Marchesettia (61). Marsilia (131). Mastigodndus laminosus 317, 323. Matricaria inodora (20). Megacarpaea gigantea 325. Melampsora 270, 271, 366, 370. — aecidioides 270. — aUil-frayilis 151. — allii-populina 151. — Rostrupii 270, 271. MelaiiiTpsoreUa 356. — Symphyti 356. Melampsoreen 151, 273. Melampyrum suhalpinum (19). Melandryum 418, 422, 423, — a/6Mm 145, 418, 422. — — + rubrum 146. — rwÖTOHi 145, 146, 417, 418, 42:5. Me//ca pjc^a (20). Melilotus macrorr/iizus (19). Melobesia 23. yiie/o«e 3—5. Melonira ambigua 332. — hacillosa 332. — crenulata 326, 332. — — var. ambigua 331, 3.32. — granulata 326 -.328, 331, 332. — — forma reticulata 332. — mutabilis 331, 333. — Nyassensis 331, 3.32. — punctata 331, .333. — — forma subtilissima 333. — puncticulosa 332. — variata 332. — f/e Vriesii 332. Melosireen 326. Mercurialis 270, 274. — annua 270 — 274. — owato 270, 271. — perennis 270—273. Merismopedia revolutiva ((!!). Mesocarpaceen (141). Microdictyon 292. Mirabilis 142, 198. — Jalapa aurea 141, 142. typica 142. Mischococcus simplex (61). iW/s;e/ 363. Monas iJiw7/er/ ;509, 315. J7o«ascüs 259, 260, 264, 269, (128). Verzeichnis der Pflanzennaincn. (155) Monascus piirpureiis 81, 259 -261, 263, 268, 269. Monilia cinerea (41), (47). — fructigena (41), (46), (47). Monoblepharis (39), (47). — sphaerica (47). Monospora 298. Monotropa (70), (130\ — Hypopitys (130). — uniflora (129). Monstera 509. Moosbeere (39). Moose (132). Morina (17). Mougeotia Uleana (141). Mühlenbeckia platyclados (öli. iliu«a 53. Mycorrliiza (46). Mycosphaerella 480. — .4roni'c( 477, 480, 481. Myriophyllum (51), (52), (55). — proserpinacoides 511, 516. — verticillatuin 514, 516. Myxowyceten 22. Naegeliella Reinscliü (47). .Va/as (124). — /«fl>r (120). jS'artheciuin Reverchoni (20). A'asturtiuin 104. — palustre 324. Navicula 498, 505. — fusiformis 26.- — ininuscula 497, 500, 502, 505. — ostrearia 23, 25, 26. — Pafea 499. Neinalion multifidam (144). Neocosmospora vasinfecta 4. Neottia Nidus avis (105). Nephrodium Thelypteris 541. Nephrolepis 158. Nereocystis 372. Neuropteris 160, 163, 165. — yigantea 163. Nicandra p/ujsaloides 461. Nigella inteyrifolia 325. Nitella (55). — flexilis (55). Nitzschia 497. — Pafea 497, 498, 501—506. Nodularia 305. Norinanbya 91 — 95. — Muelleri 93—95. Nostaceeii 376, 394. iVostoc 303, 308, 496, 497. — commune 307, 308. — ellipsosporuia 307, 308. — punctiforme 305, 496, (138). Nxiphar (64). Nymp/meaceen (132 \ Nymphaea (,90). — aMa (124). — stellata var. bulhillifera 103. OdontopterU 160, 163, 165. — Coemansi 160, 163. — minor 163. Oedogoniaccae (140). Oedogonium 148, (140). üenothera bitnnis 48. — ^«5'as 51. — Lamarckiana 48, 51. — wuricata 48. — nanella 51. — rubrinervis 51. O'idium 70. — /ac<('s ()7 — 69, 71. Orcltis montanu (19;. — usiulata (53). Oreodoxa 93. Orobanclie bohennca (19). Orthosira punctata 331. Oscillariaceen 305, 318, 319, 323. Oscillaria ,305, 394-398, 484, 488, 496, 497, 517, 522, 523, (52;, (108), (145). — caldariorum 485-488, 491, 492, 517. 518, 521. — — forma viridis 485. — s««c. TÄ«;a (53). r%/nMS (19), (20). — quinquecostatus (20). 7Y/ja 278, 508. — platypkylla 278. Tilopteridaceen (143). Tilopterideen (143). Tolmiea Menziesii 103. Tolypothrix 305. — penicillata 304. ToT-enm 97, 100—102, 104—106. — asiß^tca 96, 99, 101, 101. — Fouguieri 101. Tradescantia 516, (70,, (83), (84\ (93). ^ virginica 516, 517. Tragia 12. Trametes stereoides 278. Trapa (64). — natans (19). Trentepo/iliaceen (140) Trentepohlia 292, 295, (140). Tricliodesma incanum 325. Trichodesmium e?'ythraeuin 394. — Hildebrandtii 394. Trichomanes 154, 159. — cormophytuiii 153. ■ — incisvm 153, 154. Trichomanites 153. — adnascens 153. Tricyrtis hirta (134). Trifolium (19). — pratense quinquefoliuin (48). — repens (15). Trigonotis Olgae 325, 326. rnV/mvt (119), (124), (130). — cernuum (110). — grandiflorum (110), (118), (119). Triticum 280, (90), (130). — Äpe/ta (56). — vulgare 429. Tuberineen 370. Tulipa Gesneriana (53). Tulpen 187. Tulpenbaum 158. r?/pÄa (16). £//m«s 34, 37, 38, 278. — campestris 278. Ulothrix 524. — //rzceü/a 522—524. (160) Verzeichnis der Pflanzennamen. Ulothrix flaccida a. genuina 522. UmbelUfereii 249, 407. Uredineen 151, 270, 274, 366, 368—370, 477. Uredo 273, 367. — confluens var. Mercurialis 270. — — ß. Mercurialis perennis 270. — Ficus 273. — Symphyti 356. Uromyces Alchemillae 477. Uronema 522—524. — confervicola 523. Ürophlyctis 249. — Kriegeriana 249. ürophlyctites 249. — Oiiverianus 249. Urtica dioica (56). üstilagineen 370, (37). Utricularia 104, 106. — hrevicornis (20). — caerulea 102. Vaccinieen (39). — Myrtillus 507. — Oxycoccos 507. Valeriana officinalis 449. Fo/on/a 23. FaMc/ierjo 293, (103), (140), (141). — Z)e Baryana (45). Feromca (19). — agrestis (19). Vibrio ostrearius 25. Ffcm Fa^a 73, 75, 168, 240, 246, (69), (93), (101), (111), (115). Ficm sativa 66, 166, 181. Victoria-Erbsen 283, 400. Vigna catiang 3—5. Vinceloxicum (15). Fi'ofo ambigua (20\ — ij/Zora 324. Fmcuto (99). — a/Äu;« 442, (98), (99). Fi7, I. ßriosi, Dr. Giovanni, Professor der Botanik an der Universität und Direktor des Laboratorio crittogamico in Pavia. (Italien.) Brück, Dr. Werner, in Breslau, Alexanderstr. 18a. Mitgliederliste. (165) Bruns, Dr. Erich, in Barmen-Wichlinghausen, Weststr. 38. Bubäk, Dr. Franz, Professor der Botauik und der Pflanzenkranklieiten an der königl. landwirtschaftlichen Akademie in Täbor (Böhmen). Buchenau, Dr. Fr., Professor, ehem. Direktor der Realschule am Doven Tor in Bremen, Wachmannstr. 36. ßucherer, Dr. Emil, in Basel, Jurastr. 54. Burchard, Dr. 0., Yorstand der agrikulturhotanischen Versuchsstation und Samenprüflingsanstalt in Hamburg, 17., Magdaleneustr. 22. Burgerstein, Dr. Ä., Gymnasialprofessor, Privatdozent der Botanik an der Universität in Wien II, Taborstr. 75. Burtt, Dr. A. H., Director of the Botanical Laboratory and Scientific Department in York (England). Adresse: J. Backhouse and Son, London, The Xurseries. York. Busch, Dr.. in Bremen, Nordstr. 72. Büsgen, Dr. M., Professor der Botanik an der königl. Forstakademie in Mann. Münden, Bismarckstr. 606a. Busse, Dr. Walter, Privatdozent der Botanik an der Universität Berlin, wissenschaftl. Hilfsar})eiter im kaiserlichen Gesundheitsamte, in Wilmersdorf bei Berlin, Wilhelmsaue 16. Campbell, Dr. Douglas H., Professor der Botanik an der Leland Stan- ford Junior University in Palo Alto, Kalifornien (Yer. Staaten). Cavara, Dr. Fridiano, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Catania, Sicilien. Cavet, Dr. Louis, Königlicher Garteninspektor in Wiesbaden, Parkstr. 42. Celakovsky, Dr. Ladislav, honor. Dozent der Botauik au der böhmischen technischen Hochschule in Prag, Benäteckä ulice 433. Chamberlain, Charles, Associate in Botany, in Chicago (U. S. A.), Uni- versity. Chodat, Dr., Professor der Botanik an der Universität in Genf. Clark. Dr. James, Professor der Botauik am Yorkshire College in Leeds, England. Claussen, Dr. Peter, ^Assistent am pbarmakognostischen Institut der Universität in Freiburg i. B. Conwentz, Dr. H., Professor, Direktor des Westpreussischeu Provinzial- -Museums in Danzig. Correns, Dr. Carl E., Professor der Botanik in Leipzig, Talstr. 6, III. Czapek, Dr. Friedrich, Professor der Botanik an der deutschen tech- nischen Hochschule in Prag. *Dalla Torre, Dr. Carl von, Universitätprofessor in Innsbruck, Claudia- strasse 6. Oalmer, Dr. Moritz, Gymnasialoberlehrer in Jena. Damm, Dr. Otto, städtischer Lehrer iu Charlottenburg, Wilmersdorfer Strasse 105, IL (11*) (166) Mitsliederliste. Darbishire, Dr. 0. V., in Manchester (England), Owens College. Davis, Dr. Bradley Moore, Associate-Professor an der Universität in Chicago, 111. (U. 8. A.), z. Zt. in Neapel, Zoologische Station. Detmer, Dr. W., Professor der Botanik an der Universität in Jena. Dieis, Dr. L, Privatdozent der Botanik an der Universität, Assistent am kgl. botan. Museum, in Berlin W,, Kleiststr. 21. *Dietel, Dr. P., Oberlehrer in Glauchau, Turnerstr. 19. Dingler, Dr. Hermann, Professor der Botanik an der forstlichen Hoch- schule in Aschaffenburg (Bayern). Dohrn, Dr. A., Geheimer Regierungsrat, Professor und Direktor der zoologischen Station in Neapel. *Dresler, E. F., Kantor a. D. in Löwenberg in Schlesien. Drude, Dr. Oskar, Geh. Hofrat, Professor der Botanik an der königk technischen Hochschule und Direktor des botanischen Gartens in Dresden, Königl. botanischer Garten. Duggar, Dr. M. Benjamin, Professor der Botanik an der Missouri- Universität in Columbia Mo. (U. S. A.). Düsen, Ingenieur, Kustos am botanischen Museum in Rio de Janeiro,^ Consulado general da Suecia e Norvega. Eberdt, Dr. Oskar, Kustos und Bibliotlieksvorstand an der königlichen geologischen Landesaustalt zu Berlin, Haiensee bei Berlin, West- fälische Strasse 38. * Ebermayer, Dr. E., Geh. Hof rat, Professor in München. Edwall. Dr. Gustave, in Säo Paulo, M U. do Brasil, Commissao Geographica e Geologica. Engler, Dr. A., (Jeheimer Regierungsrat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens und Museums, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, in Steglitz bei Berlin, Neuer königl.. botanischer Garten. Ernst, Dr. Alfred, Privatdozent an der Universität in Zürich lY, Sonnegg- strasse 6 I . Errera, Dr. Leo, Professor an der Universität, Mitglied der belgischen Akademie der Wissenschaften, in Brüssel, Rue de la Loi 38. Escombe, Fergusson, in Dublin (Irland), 77 AVaterloo Read. Esser, P. HJ. (S. Y. D.), Lehrer der Anatomie und Physiologie der Pflanzen in St. Gabriel bei Mödling-Wien. Faber, Dr. F. C. von, Assistent der Botanik an der königl. technischen Hochschule zu Stuttgart. Fabricius, Dr. Ludwig, Assistent der Botanik an der königlichen forst- lichen Yersuchsaustalt in München. Falkenberg, Dr. Paul, Professor der Botanik und Direktor des betau». Gartens in Rostock. Mitgliederliste. (167) Farmer, J. B., M. A., Professor der Botanik in London W., Claremont House, Wimbledon Common. Fedde, Dr. Friedrich, Oberlehrer in Schöneberg bei Berlin, Eisenacher- strasse 78, IL Fedtschenko, Boris von, Konservator am Kaiserl. botanischen Garten in St. Petersburg. Feist, Dr. A., Gynmasialob erlehr er in Braunschweig, Petristr. 20. Figdor, Dr. W., Privatdozent an der k. k. Universität in Wien III, Beatrixgasse 27. Fischer, Dr. Alfred, Professor der Botanik in Basel, Botanischer Garten. Fischer, Dr. Ed., Professor der Botanik in Bern, Eabbenthalstr. 79. Fischer, Dr. Hugo, Privatdozent der Botanik an der Universität in Bonn, Königstr. 65. Fischer von Waldheim, Dr. Alexander, kais. russischer Geheimer Rat, Exzellenz, emerit. ordentl. Professor der Botanik, Direktor des kaiserlichen botanischen Gartens in St. Petersburg. Fitting, Dr. Hans, Privatdozent und Assistent am botanischen Institut in Tübingen, Liststrasse 14, IL Flahault, Dr., Professeur de l'L^niversite, Directeur de l'Institut de Botanique in Montpellier. Focke, Dr. W. 0., in Bremen, Steinernes Kreuz 2 a. Forti, Dr. Achille, in Verona, Via S. Eufemia. (Italien.) Foslie, M., Direktor der botanischen Abteilung des Museums in Trondhjem in Norwegen. Fritsch, Dr. Karl, Professor der Botanik und Yorstand des botanischen Laboratoriums an der Universität in Graz (Steiermark), Albertstr. 19. Fritsch, Dr. E. F., in London, W. C, Gower Street, Botanical Department, University College. Fuchs, Dr. Coelestin Anton, Pater am Gymnasium in Komotau (Böhmen). Fünfstück, Dr. Moritz, Professor der Botanik an der königlichen tech- nischen Hochschule in Stuttgart, Kernerstr. 29, I. Fürnrohr, Dr. Heinrich, Hofrat, Vorstand der botanischen Gesellschaft in Regensburg. Fujii, Dr., K., Professor der Botanik in Tokio, z. Z. in München, Pflanzen- physiologisches Institut der Universität. Gaidukov, N. M., in St. Petersburg, Botanisches Institut der L^niversität. Gardiner, Walter M. A., F. R. S., Fellow and Bursar of Cläre College in Cambridge (England), Hills Read 45. *Geheeb, A., in Freiburg i. Br., (Jöthestr. 39, III. Geisenheyner, L., Gymnasialoberlehrer in Kreuznach. Gibson, Dr. R. J. Harvey, Professor der Botanik in Liverpool, Botanisches Institut, University College. (168) Mitgliederliste. "o Giesenhagen, Dr. Karl, Professor der Botanik, in München, Thorwaldsen- strasse 17, I. Giessler, Dr. Rudolf, Kustos am botan. Institut in Leipzig, Öidouienstr. 19. Gilg, Dr. Ernst, Professor, Privatdozent der Botanik an der Universität, Kustos am königl. botan Museum in Steglitz bei Berlin. Xeuer königl. Botanischer Garten. Gjurasin, Dr. Stjepan, Professor am Mädchenlyceum in Agram (Croatieu). Glück, Dr. Hugo, Professor der Botanik in Heidelberg, Brückenstr. 18, 1. Gobi, Dr. Chr., Professor der Botanik an der Universität in St. Peters- burg, Wassilii Ostrow, 9. Linie, 46, Qu. 34. Goebel, Dr. K., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Grartens, sovrie des pflanzenphysiologischen Institutes in München, Luisenstr. 27, IL Goethart, Dr. J. W. Chr., Konservator am Reichsherbarium in Leiden (Xiederlande), Riju-Schickade 78. Golenkin, Dr., Privatdozeut der Botanik an der Universität Moskau, Botanisches Institut der kaiserlichen Universität. Botanischer (Jarten. Goodale, Dr. George Lincoln, Professor der Botanik an der Harvard- Universität in Cambridge, Mass. (U. S. A.). Graebner, Dr. P., Assistent am königl. botanischen Garten in Berlin, in Gross-Lichterfelde, Yictoriastr. 8. Gran, Dr. H., Dozent in Bergen (Norwegen), Fiskeriundersögelsernes Laboratori. Grosser, Dr. Wilhelm, Direktor der agrikulturbotanischen Versuchs- station in Breslau X, Matthiasplatz 1. Grüss, Dr. J., Oberlehrer, in Treptow bei Berlin, Köpenicker Landstr. 37. Gurke, Dr. M., Professor, Kustos am königl. botan. Museum zu Berlin in Steglitz bei Berlin, Rothenburgstr. ÖO, IL Haacke, Dr. Otto, Realgymnasialoberlehrer in Plauen i. V. Haberlandt, Dr. G., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Graz, Elisabethstr. 16 a. Hallier, Dr. Hans, Assistent am Hamlmrgischen Botanischen Museum und am Botanischen Laboratorium für Warenkunde in Hamburg 24, Hohenfelder Strasse 17 L, z. Z. auf den Karolinen-Inseln. Hämmerle, Dr. J , Oberlehrer an der höheren Staatsschule in Döse bei Cuxhaven, Strichweg 29b. Hanausek, Di\ T. F., Professor, Gymnasialdirektor in Krems an der Donau. Hannig, Dr. E., Privatdozent der Botanik, Assistent am botanischen Institut der Universität in Strassburg i. Eis., Botanisches Institut. Hansen, Dr. Adolf, Professor der Botanik, Direktor des botanischen Gartens in Giessen. Mitgliederliste. (169) Harms, Dr. H., wissenschaftlicher Beamter der königlichen Akademie der Wissenschaften, in Schöneberg-Berliu, Erdmanustr. 3. Harper, R. A., in Madison, Wisc. (ü. S. A.), 4-23 X. Carroll Street. Harlwich, Dr. C, Professor der Pharmakognosie am Polytechniknm in Zürich. Haupt, Dr. Hugo, in Leipzig, Hospitalstr. J, III. Hauplfleisch, Dr. Paul, Privatdozent der Botanik in Stuttgart, Moltke- strasse 23. Haussner, Dr. R., Professor an der grossherzoglichen badischen tech- nischen Hochsclmle in Karlsruhe, Kaiserstr. 12 Hecke, Dr. Ludwig, Professor an der k. k. Hochschule für Boden- kultur in Wien HI, Hauptstr. 96. Heering, Dr. W., in Altona, Waterloostr. 14, I. Hegelmaier, Dr. Fr., Professor der Botanik in Tübingen, Olgastrasse 5. Hegi, Dr., Kustos am Botanischen (»arten in München. Heinricher, Dr. E., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens der Universität in Innsbruck. Heinsius, Dr. H. W., in Amsterdam, Yondelkerkstraat 10. Herrmann, E.. Königl. Oberförster in Wirthy bei Bordzlchow in Westpr. Herpell, Gustav, in St. 6oar. Hesse, Dr. Rud., Direktor der landwirtschaftlichen Winterschule in Marburg i. H., Barfüsserthor 26. Hesselmann H., Lizentiat der Philosophie, in Stockholm, Högskola. Heukels, H., Lehrer an der Eealsclmle in Amsterdam, Weesperzijde 81. Heydrich, F., Rentner in Wiesbaden, Martinstr. 12. Hieronymus, Dr. Georg, Professor, Kustos am botanischen Museum zu Berlin, in Schöneberg bei Berlin, Hauptstr. 141. Hildebrand, Dr. F., Geh. Hofrat, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Freiburg in Baden. Hiltner, Dr., Regierungsrat, Direktor der agrikulturbotanischen Ver- suchsanstalt München-Schwabing, Osterwaidstrasse. 9. Hinneberg, Dr. P., in Altona-Ottensen, Plottbeker Chaussee 29. Hinze, Dr. G.. in Dessau, Akazienstr. 8. Hobein, Dr. M.. Chemiker in München, Ga1)elsbergerstr. 76a. Hock, Dr. Fernando, Oberlehrer in Luckenwalde, Breite Strasse 12/13. * Hoffmann, Dr. Ferd., Oberlehrer iu Charlottenburg, Spandauer Strasse 6. Hoffmeister, Dr. Camill, Leiter der Versuchsstation für Flachsindustrie in Trautenau. Höhne!, Dr. Fr., Ritter von, Professor an der technischen Hochschule in Wien IV, Karlsplatz 13. Hollrung, Dr. M., Professor, in Halle a. S., Martinsberg 8, III. Holtermann, Dr. Carl, Professor, Privatdozent der Botanik in Berlin NW., Dorotheenstr. 5. Holzner, Dr. G., Professor a. D. in München, Luisenstr. 39, IIL (170) Mitgliederliste. *Horn, Paul. Apotheker in Waren (Mecklenburo). Hosseus, Dr., in Gross-Lichterfelde W., Roonstr 18. Hunger, Dr. F. W. T., derz. Adresse: Firma E. J. Brilt., Leiden (Holland). Iltis, Dr. Hugo, in Prag II, Sokolstr. 4, III. Jaap, 0., Lehrer in Hamburg- Bor j^fel de, Burgstr. 52. JaczewskI, Arthur von, Vorsteher des pathologischen Laboratoriums am kaiserlichen botanischen (larten in St. Petersburg. Jahn, Dr. Eduard, Oberlehrer in Charlottenburg, HoltzendorfFstr. 17. Jensen, Hjalmar, in Buitenzorg auf Java, 's Lands Plantentuin. Johannsen, Dr. W., Professor der Pflanzenphysiologie und Vorstand des pflanzenphysiologischen Laboratoriums der königl. dänischen land- wirtschaftlichen Hochschule in Kopenhagen. Johnson, ^ Dr. T., F. L. S., Professor der Botanik mn Royal College of Science und Kustos der botanischen Sammlungen des National- museums in Dublin. Jones, Charles E., B. Sc, Royal College of Science, South Kensington, London SW., Imperial Institute. Jönsson, Dr. Bengt, Professor der Botanik und Direktor des morpho- logisch-l)io]ogisc]ien Museums in Lund (Schweden). Jost, Dr. Ludwig, Professor der Botanik in Strassburg I. Eis., Ruprechtsau, Adlergasse 12. Issatschenko, Boris, Privatdozent der kais. Universität, Vorsteher der Samenprüfungsstation in St. Petersburg, Apotekarskii Prospekt 14. ^'Istvanffi, Gyula von (Schaarschmid, J.), Direktor der köni-l ungarischen ampelologischen Centralanstalt, in Budapest I, Paulor utca Nr. 1. Kabät, Jos. Em., emeritierter Zuckerfabrikdirektor in Turnau 544 (Bölimen). Kamerling. Dr. Z.. in Pekalongu (Java). Karsten, Dr. George, Professor der Botanik in Bonn, Arndtstr. 20. Katitsh, Danilo, Professor, (iymnasialoberlehrer in Kragujewatz (Serbien). Keller, Dr. Robert, Rektor in Winterthur, Frollstr. 32 (Schweiz). Kienitz-Gerloff, Dr. F., Professor in Weilburg, Reg.-Bez. Wiesbaden. Kirchner, Dr. 0., Professor der Botanik an der landwirtschaftlichen Akademie in Hohenheim bei Stuttgart. Klebahn, Dr. H., in Hamburg 30, Hoheluftchaussee 124. Klebs, Dr. Georg, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Uartens in Halle a. S. Klein, Dr. Edmund, Professor in Diekirch in Luxemburg. Klein, Dr. Jul., Professor am königl. ungarischen Josephtpolytechnikum in Budapest. Klein, Dr. Ludwig, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens an der technischen Hochschule in Karlsruhe in Batlen, Kaiserstr. 2 (Botanisches Institut). Mitgliederliste. riTl) Klemm, T)r. P., in Gautzsch bei Leipzig-, Bauverein. Kneucker, A., Redakteur der Allgemeinen botanischen Zeitschrift in Karlsruhe i. B., Weiderplatz 48. Knuth, Dr. Reinhard, Oberlehrer in Breslau, Fiedlerstr. 11. IIT. Kny, Dr. L., (Teheinier Regierungsrat, Professor der Botanik, Direktor des pflanzenphysiologischen Institutes der Universität nnd des botanischen Institutes der königl. landwirtschaftlichen, Hoch- schule zu Berlin, Wilmersdorf-Berlin, Kaiser-Allee 186/187. Koch, Dr. Alfred, Professor, Direktor des landwirtschaftlich -bakterio- logischen Institutes an der Universität Göttingen, Herausgeber des Jahresberichtes über die Fortschritte in der Lehre von den Gärungsorganismen, in Göltingen, Schildweg 18. Koch, Dr. Erwin, Apothekenbesitzer in Pfullingen (Württemberg). Koch, Dr. L, Professor der Botanik in Heidelberg, öophienstr. 25. Koehne, Dr. E., Professor, in Friedenau bei Berlin, Kirchstr. 5. Kohl, Dr. F. G., Professor der Botanik in Marburg a. L, Eenthofstr. 12. Kolkwitz, Dl-. Richard, Professor, Privatdozent der Botanik an der kgl. Universität nnd au der kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin, wissenschaftliches Mitglied der kgl. Versuchs- und Prüfnngsanstalt für Wasserversorgung nnd Abwässerbeseitigung, in Charlottenburg, Schillerstr. 75. Koernicke, Dr. Max, Privatdozent der Botanik und Assistent am botan. Institut der königl. Universität in Bonn, Bonner Talweg 45. Korscheit, Dr. P., Oberlehrer am königl. Realgymnasium in Zittau i. S., Königsstr. '21. * Koster, A., Apotheker in Bitburg, Reg.-Bez. Trier. Krasser, Dr. Fridolin, Privatdozent der Botanik in Wien I, Bnrgring 7 (Botanische Abteilung). Kraus, Dr. C, Professor an der technischen Hochschule in München, Luisenstr. 45, I. Kraus, Dr. Gregor, Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Würzburg. Kroemer, Dr. Karl, Assistent an der pflanzenphysiologischen Versuchs- station in Geisenheim a. Rh. Krüger, Dr. Friedrich, Hilfsarbeiter im kaiserlichen Gesundheitsamt, in Friedenau bei Berlin, Wielandstr. 3H. Krull, Rudolph, Apotheker in Breslau, Gueisenauplatz 9, IL Kuckuck, Dr. Paul, Kustos für Botanik an der köniol. l)ioloo-ischeu Anstalt auf Helgoland. Kuegler, Dr., Marine-Oberstabsarzt I. Kl. a. D. in Berlin W., Lützow- strasse 6, pt. Kühn, Dr. Jul., Wirklicher Geheimer Rat, Professor der Lanilwirtschaft und Direktor d.s landwirtschaftlichen Institutes der Universität in Halle a. S. (172) Mitgliederliste. ■^Kündig, Dr. J., Dozent an dw Universität in Zürich IV, Scliönbiililstr. 14^ Kuntze, Di-. Otto, in San Remo (Italien), Villa Girola. Kurtz, Dl'. Fritz, Professor der Botanik, Direktor des botanischen Museums an der Universität und Mitglied der Academia nacional de ciencias in Cördoba (Argentinische Republik). Küster, Dr. Ernst, Privatdozent der Botanik an der Universität in Halle a. S., Botan. Institut im königl. botan. Garten, Bismarckstr. 2.. Lagerheim, Dr. G., Professor der Botanik an der Universität und Direktor des botanischen Institutes in Stockholm N., Stockholms Högskola. Lakowitz, Dr. C, Oberlehrer in Danzig, Brabank 8. Landauer, Robert, Privatier in Würzburg, Sanderring 24. Lande, Max, stud. i)hil. in Berlin NW, 23, Händelstr. 3, z. Z. in Zürich, Botanischer Garten. Laubert, Dr. R,, Botaniker am Kaiserlichen Gesundheitsamt, Steglitz, Albrechtstrasse 128, III. Lauterbach, Dr. C, Rittergutsbesitzer auf Stabelwitz bei Deutsch- Lissa. Laux, Dr. Walther, Apothekenbesitzer in Berlin C, Prenzlauer Str. 45 a. Lehmann, E., stud. phil. in Dresden-Blasewitz, Striesener Str. 27. Leisering, Dr. Bruno, in Berlin, Sebastianstr. 25. Lemcke, Dr. Alfred, Assistent an der landwirtschaftlichen Versuchs- station in Königsberg i. Pr., Köttelstr. 11. Lemmermann, E., Seminarlehrer, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Städtischen Museum in Bremen. Celler Str. 41. Liebenberg, Dr. Ad. Ritter von, k. k. Hofrat, Professor an der Hoch- schule für Bodenkultur in Wien XIX, Hochschulstr. 24. Lindau. Dr. Gustav, Professor, Privatdozent der Botanik, Kustos am königlichen botanischen Museum, in Berlin W,, Grunewaldstr. 6/7. Lindemuth, H., kgl. Garteninspektor und Dozent an der kgl. landwirtsch. Hochschule in Berlin NW. 7, Dorotheenstrasse, Universitätsgarten. Lindner, Dr. Paul, Professor in Berlin N. 65, See- und Torfstrassen-Ecke, Institut für Gärungsgewerbe. Linhart, Dr. Georg, Professor an der königl. ungarischen landwirt- schaftlichen Akademie in Ungarisch-Altenburg. Linsbauer, Dr. Karl, Assistent am pflanzenphysiologischen Institute der k. k. Universität in Wien XIX, Hartäckerstr. 26. Lloyd, L. G.. The Lloyd Library, Cincinnati, 0., (U. S. A.), 224 West Court Street. Loesener, Dr. Tb,. Assistent am königlichen botanischen Museum in Berlin, in Steglitz, Huraboldtstr. 28. Loew, Dr. E., Professor in Berlin SW.. Grossbeerenstr. 67, III. London, S., Privatier in Berlin W. 15, Fasanenstr. 53/54. Lopriore, Dr. Giuseppe, Professor an der Reale Scuola die Enologia in Catania (Sicilien), Piazza Cavour 8. Mitgliederliste. (173") Luerssen, Dr. Chr., Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Königsberg i. Pr. Luxburg, Hermann, Graf zu, aus Würzburg, z. Z. Leipzig. Botanisches Institut der Universität. Mac Kenney, Dr. Randolph E. B., Pflanzenphysiologe am Department of . Ag-riculture und Assistant-Professor an der Columbian University in Washington, D. C. (ü. S. A.). IVIac-Leod, Professor der Botanik und Direktor des botan. (Jartens in Gent (Belgien). Mac-Owan, P., Professor, Cape Government Herbarium, Agricultural Department, in Kapstadt (Südafrika) Burg-Ötreet. Magnus, Dr. P., Professor der Botanik an der Universität in Berlin W., Blumes Hof 15. Magnus, Dr. Werner, Privatdozent der Botanik an der Landwirtschaft- lichen Hochschule, Assistent am pflanzenphysiologischen Institut der Universität und am botanischen Institut der königl. landwirt- schaftlichen Hochschule in Berlin W., Am Karlsbad M. Maire, R., Preparateur de la Faculte des sciences de FUniversite de Nancy. Mankiewicz. Dr., Apothekenbesitzer und Medizinalrat in Posen. Marloth, Dr. Rudolf, in Kapstadt (Süd-Afrika), P. 0. box 359. Marsson, Dr. Maximilian, Professor, in Berlin W., Neue Winterfehlstr. 20. Mattirolo, Dr. 0., Professor der Botanik und Direktor des königlichen botanischen Gartens in Turin. AI Valentino. Mäule, Dr. C. Professor am Gymnasium in Schwäbisch-Hall. Meyer, Dr. Arthur. Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens in Marburg a. L, Renthofstr. 10. Mez, Dr. C, Professor der Botanik in Halle a. S., Botanisches Institut. Miehe, Dr. Hugo, Privatdozent der Botanik, Assistent am botan. Institute in Leipzig-Eutritzsch, Carolastr. 10. *Migula, Dr. W., i^rofessor der Botanik an der technischen Hochschule in Karlsruhe in Baden, Ptudolfstr. \4. Mikosch, Dr. C, Professor an der technischen Hochschule in Brunn. Mikulowski-Pomorski, J., Professor der Agrikultur- Akademie, Direktorder landwirtschaftlichen Versuchsstation in Dublany bei Lemberg. Miliarakis. Dr. S., Professor an der Universität in Athen, Rue Didot 1-2A. Minks, Dr. Arthur, Arzt in Stettin, Luisenstr. 14/15, II (Rossmarkt-Ecke). Mitschka, Dr. Ernst, Lehrer in Prag, Taborgasse 1830. Miyoshi, Dr. Manabu, Professor der Botanik an der kaiserlichen Uni- versität zu Tokio, Botanisches Institut der Universität. Möbius, Dr. M., Professor in Frankfurt a. M., Grüneburgweg 34. Möller, Dr. Alfred, königl. Forstmeister und Professor an der königl. Forstakademie in Eberswalde. Moeller, Dr. Herrn., Professor 81 Sitzung vom 27. März VM) 1.>1 Sitzung vom 24. April 190;3 211 Sitzung vom 29. Mai 190:'. 251 Sitzung vom 26. Juni 190:3 301 Sitzung vom 31. Juli 1903 365 Sitzung vom 30. Oktober 1903 413 Sitzung vom 27. November 190:'. 507 Sitzung vom 29. Dezember 1903 525 Bericht über die am 22. September 1903 in Kassel abgehaltene zwanzigste Generalversammlung der Deutschen Botanischen Gesellschaft. ... (1) Rechnungsablage des Jahres 1902 (Anlage I) (7) Verzeichnis der Pflanzennamen (147) Mitgliederliste (161) 2. Nachrufe. L. J. Celakovsky von B. Nkmec (9) Franz Benecke von A. Wieler (23) Albert Matz von P. Graebner (:>2) Michael Woronin von S. Na waschin (35) Engen Askenasy von M. Möbius (47) 3. Wissenschaftliche Mitteilungen. a) In der Reihenfolge der YeröfFentlichung geordnet, I. Sitzungsberichte. C. Tan Hall, Die Sankt-Johanniskrankheit der Erbsen, verursacht von Fusarium vasinfectum Atk. (Vorläufige Mitteilung.) (Mit Tafel I) . 2 F. Hegelmaier, Zur Kenntnis der Poljembryonie von Euphorbia dulcis Jacq. purpurata Thuill.). (Mit Tafel II) 6 Hans Molisch, Amoeben als Parasiten in Volvoi. (Mit Tafel III) ... 20 (184) Register. Seite 4. Hans Molisch, Notiz über eine blaue Diatomec. (Mit Tafel III) .... 23 5. L. Liiisbauer und K. Liiisbauer, Über eine Bewegunfrserscheinung der Blätter von Broussonetia papyrifern. (Vorläufige Mitteilung) .... 27 6. M. Nordhausen, Über Sonnen- und Schattenblätter. (Mit Tafel IV) . . 30 7. Hugo de Vries, Anwendung der Mutationslehre auf die Bastardierungs- gesetze. (Vorläufige Mitteilung) 45 8. Friedrich Uildebraud, Über die Stellung der Blattspreiten bei den Arten der Gattung Uaemanthus 52 9. E. Schulze, Über Tyrosin-Bildung in den keimenden Samen von Lvpinus albus und über den Abbau primärer Eiweisszersetzungsprodukte in den Stammpflanzen 64 10. C. Wehmer, Über Zersetzung freier Milchsäure durch Pilze (57 11. N, Morkowin, Über den Einfluss der Reizwirkungen auf die intramole- kulare Atmung der Pflanzen 72 12. Gr. Tischler, Über eine merkwürdige Wachstumserscheinung in den Samen- anlagen von Cytixus Adaini Poir. (Mit Tafel V) 82 13. M. Gonnermanu, Über die Homogentisinsäure 89 14. U. Dammer, Normanhya F. v. Mueller 91 15. Haus Winkler, Über regenerative Sprossbildung auf den Blättern von Torenia asiatica L. (Mit zwei Holzscliuittfiguren) 96 16. Hugo Fischer, Mikrophotogramme von Inulinsphäriten und Stärkekörnern. (Mit 'J'afel VI) 107 17. C. Rosenberg, Das Verhalten der Chromosomen in einer hybriden Pflanze. (Mit Tafel VII) 110 18. A. Schulz, Beiträge zur Kenntnis des Blüheus einheimischer Phanerogamen 119 19. Werner Magnus, Experimentell-morphologische Untersuchungen. (Vor- läufige Mitteilung) 129 20. C. Correns, Über die dominierenden Merkmale der Bastarde. (Mit einem Holzschnitt) 133 21. R. Kolkwitz, Tiber Bau und Leben des Abwasserpilzes Leptoinitus lacteus 147 22. H. Potonie, Zur Physiologie und Morphologie der fossilen Farn-Aphlebien. (:\lit Tafel VIII) 152 23. J. Kovchoft", Über den Einfluss von Verwundungen auf die Bildung von Nucleoproteiden in den Pflanzen 165 24. Maximilian Singer, Über den Einfluss der Laboratoriumsluft auf das Wachstum der Kartoft'elsprosse. (]\Iit Tafel IX) 175 25. Oswald Richter, Pflanzenwachstum und Laboratoriumsluft. (Mit Tafel X, XI und XII) 180 26. C. Correns, Weitere Beiträge zur Kenntnis der dominierenden Merkmale uud der Mosaikbildung der Bastarde . 195 27. C. Correns, Die Merkmalspaare beim Studium der Bastarde 202 28. K. Fnjii, Über die Bestäubungstropfen der Gymnospermen. (Vorläufige Mitteilung) 211 29. C. Steinbriuck, Kohäsions- oder „hygroskopischer" Mechanismus? (Be- merkungen zu Ursprung's Abhaudlung: „Der Öffnungsmechanismus der Pteridophytensporangien"') 217 30. F. Czapek, Antifermente im Pflanzenorganismus 229 31. F. Czapek, Stoffwechselprozesse bei hydrotropischer und bei photo- tropischer Reizung 243 32. R, Bertel, Über Homogentisinsäure 247 33. P. Magnus, Ein von F. W. Oliveb nachgewiesener fossiler parasitischer Pilz 248 Register. (185) Seite 34. ?f. M. MaximOTT, Über den Eiiilluss der Verletzungen auf die Respirations- quotienteu 252 35. S. Ikeno, Über die Sporenbildung und systematische Stellung von Monascus purpureus Went. (Mit Tafel XIII und einer Figur im Text) 259 86. Fr. Bnbdk, Zwei neue Uredineen von Mtrcurialis annua aus Montenegro 270 37. J. Tuzsoii, Über die spiralige Struktur der Zelhvände in den Mark- strahlen des Rotbuchenholzes (Fagus silvatica L.). (Mit zwei Figuren im Text) 27H 38. A. J. Nabokich, Über den Einfluss der Sterilisation der Samen auf die Atmung 271) 39. F. Tobler, Über Vernarbung und Wundreiz an Algen zellen. (Mit Tafel XIV) 291 40. F. Brand, Über das osmotische Verhalten der Cjanophyceenzelle .... 302 41. G. lliuze, Tliiophysa volutans, ein neues Schwefelbakterium. (Mit Tafel XV) 309 42. Arnold Lövvenstein, Über die Temperaturgrenzen des Lebens bei der Thermalalge Masiigocladus laminosus Cohn 317 43. Boris von Fedtsclienko, Über die Elemente der Flora des West-Tian- schan. (Mit Tafel XVI) 323 44. Otto Müller, Sprungweise Mutation bei Melosircen. (Vorläufige Mit- teiluüg). (Mit Tafel XVII) 326 45. W. Benocke und J. Keutner, Über stickstoffbindende Bakterien aus der Ostsee. Vorläufige Mitteilung aus dem Botanischen Institut der Universität Kiel. (Mit 4 Texttiguren) 333 46. W. Schuiidle, Bemerkungen zu einigen Süsswasseralgen. (Mit Tafel XVIII) 346 47. F. Bubiik, Uredo Symphyti DC. und die zugehörige Teleutosporen- und Aecidienform. (Vorläufige Mitteilung) 356 4y. J. Grüss, Peroxydase, das Reversionsenzym der Oxydase. (Vorläufige Mitteilung) 356 49. W. Voss, Über Schnallen und Fusionen bei den Uredineen. (Mit Tafel XIX) 366 50. J. Reiuke, Die zur Ernährung der Mecresorganismen disponiblen Quellen an Stickstoff 371 51. Hans Molisch, Das Hervorspringen von Wassertropfen aus der Blatt- spitze von Colocasia nymphaefoUa Kth. {Caladium nyniphaefolia hört,) (Mit Tafel XX) ' 381 52. W. Wächter, Zur Kenntnis der richtenden Wirkung des Lichtes auf Koniferennadeln. (Mit zwei Holzschnitten) . 390 53. G. Hinze, Über Schwefeltropfen im Innern von Oscillarien. (Mit zwei Abbildungen im Text) 394 54. A. J. Niibokfcli, Über anaeroben Stoffwechsel von Samen in Salpeter- lösungeu 398 55. A. Schulz, Über die Verteilung der Geschlechter bei einigen einheimischen Phanerogamen 402 56. Franz Buchenau, Entwicklung von Staubblättern im Innern von Frucht- knoten bei Melandryum rühr um Garcke. (Mit Tafel XXI) 417 57. Marie Leschtsch, Über den Einfluss des Terpentinöls auf die Verwandlung der Eiweissstoffe in den Pflanzen 425 58. N. Nedokutschaeff, Über die Speicherung der Nitrate in den Pflanzen. (Vorläufige Mitteilung) 431 (186) Register. Seite ■59. M. Büsgeii, Einige Wachstumbeobachtungen aus den Tropen. (Mit Tafel XXII) 435 60. L. Geisenheyer, Über einige Monstrositäten an Laubblättem. (Mit Tafel XXIII) 440 61. Ernst Küster, Über experimentell erzeugte Intumeszenzen. (Vorläufige Mitteilung) 452 Q'2. Georg Bitter, Fertilitätsnachweis einer vermeintlich sterilen, rein weib- lichen Sippe der Salvia pratensis: „var. apetala hört." (Mit Tafel XXlVj 458 63. A. J. Nabokicli, Über die intramolekulare Atmung der höheren Pflanzen. (Vorläufige Mitteilung) 4G7 64. A. Volkart, Taphrina rhaetica nov. spec. und Mycosphatrella Aronici (Fuck.). (Mit Tafel XXV) 477 65. J. Reinke, Symbiose von Volvox und Azotobacter 482 66. N, GaidnkoT, Weitere Untersuchungen über den Einfluss farbigen Lichtes auf die Färbung der Oscillarien. (Mit Tafel XXVI) 4S4 67. Oswald Richter, Reinkulturen von Diatomeen. (Mit Doppeltafel XXVII) 4!)3 68. Hugo Iltii!!, Über das Längenwachstum der Adventivwurzeln bei Wasser- pflanzen 508 €i>. N. GaidukOT, Die Farbenveränderung bei den Prozessen der komplementären chromatischen Adaptation 517 70. N, Gaidukov, Über die Kulturen und den Uronemazustand der ülothrix flaccida. (Mit einer Figur im Text) 522 71. Paul Sorauer, Zur anatomischen Analyse der durch saure Gase be- schädigten Pflanzen 52(1 72. N, Gaidukov, Über den braunen Algenfarbstoff. (Pbycophaein und Phycoxanthin) 585 78. R. Sadebeck, Einige kritische Bemerkungen über Exoasceen. 1 530 II. Generalversammlung. 1. M. Koeruicke, Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung .... (66) 2. M. Möbius, Über den gegenwärtigen Stand der Algenforschung .... (135) b) Alphabetisch nach den Verfassern geordnet. Beneeke, W. und Keutner, J., Über Stickstoff bindende Bakterien aus der Ostsee. Vorläufige Mitteilung aus dem Botanischen Institut der Universität Kiel, (iiit 4 Textfiguren) 333 Bertel, R., Über Homogentisinsäure 247 Bitter, Georg, Fertilitätsnachweis einer vermeintlich sterilen, rein weiblichen Sippe der Salvia pratensis: „var. apetala hört." (Mit Tafel XXIV) . 4.58 Brand, F., Über das osmotische Verhalten der Cyanophyceenzelle 302 Bubäk, F., üredo Symphyti DC. und die zugehörige Teleutosporen- und Aecidienform. (Vorläufige Mitteilung) 356 — Zwei neue Uredineen von Mercurialis annua aus Montenegro 270 Bucheuau, Franz, Entwicklung von Staubblättern im Innern von Frucht^ knoten bei Melandryum rubrum Garcke. (Mit Tafel XXI) 417 Büsgen, M., Einige Wachstumsbeobachtungen aus den Tropen. (Mit Tafel XXII) 4.")5 Correns, C, Die Merkmalspaare beim Studium der Bastarde 202 — Über die dominierenden Merkmale der Bastarde. (Mit einem Holzschnitt). 1'"'3 — Weitere Beiträge zur Kenntnis der dominierenden Merkmale und der Mosaik- *o^ bildung der Bastarde lOo Register. (1^7) Seite Czapek, F., Antifermente im Pflauzenorganismus 229 ' — Stoifwechselprozessc bei liydrotropischer und bei phototropischer Reizung . 243 r Dammer, U., Normanbya F. v. ^lueller 91 J Fedtschenko, Boris von, Über die Elemente der Flora des West-Tianschan. (Mit Tafel XVI) 323 Fischer, Hugo, Mikrophotograinme von Inulinsphäriten und Stärkekörnern. (Mit Tafel VI) 1U7 Fujii, K., Über die Bestäubuugstropfen der Gymnospermen. (Vorläufige Mit- teilung) 211 Graidakov, N., Die Farbenveränderung bei den Prozessen der komplementären chromatischen Adaptation 517 — Über den braunen Algenfarbstoff. (Phycophaein und Phycoxanthin) . . . 53Ö — Über die Kulturen und den Uronemazustand der Ulothrix flaccida. (Mit einer Figur im Text) 522 — Weitere Untersuchungen über den Einfluss farbigen Lichtes auf die Färbung der Oscillarien. (Mit Tafel XXVI) 484 Geisenheyuer, L., Über einige Monstrositäten an Laubblättern. (Mit Tafel XXIII) 440 Gronueniiann, M., Über die Homogentisinsäure 89 (irüss, J., Peroxydase, das Reversionsenzym der Oxydase. (Vorläufige Mit- teilung) 356 Hall, C. vau, Die Sankt-Johanniskrankheit der Erbsen, verursacht von Fusarium vasinfectunt Atk. (Vorläufige Mitteilung.) (Mit Tafel I) 2 Hegelmaier, F., Zur Kenntnis der Polyembryonie von Euphorbia dulcis Jacq. (purpuraia Thuill.) (Mit Tafel II) G Hildebraud, Friedrich, Über die Stellung der Blattspreiten bei den Arten der Gattung Haemanthus 52 fliiize, (x., T/iiop/.ysa volutans, ein neues Schwefelbakterium. (jNIit Tafel XV) 309 — Über Schwefeltropfen im Innern von Oscillarien. (Mit zwei Abbildungen im Text) 394 Ikeno, S,, Über die Sporenbildung und systematische Stellung von Monascus purpureus Went. (Mit Tafel XIII und einer Figur im Text). . . . 259 Iltis, Hngo, Über das Längenwachstum der Adventivwurzeln bei Wasserpflanzen 5(>8 Keutner, J., siehe Renecke. Koernicke, M., Der heutige Stand der pflanzlichen Zellforschung (66) Kolkwitz, R., Üijer Bau und Leben des Abwasserpilzes Leptomilus lacteus. . 147 Kovchoff, J., Über den Einfluss von Verwundungen auf Bildung von Nucleo- proteiden in den Pflanzen 165 Küster, Ernst, Über experimentell erzeugte Intumeszenzen. (Vorläufige Mit- teilung) 452 Lesclitscli, Marie, Über den Einfluss des Terpentinöls auf die Verwandlung der Eiweissstoflfo in den Pflanzen 425 Linsbauer, L., und Linsbaiier, K., Über eine Bewegungserscheinung der Blätter von Rroussonetia papyrifera. (Vorläufige Mitteilung) .... 27 Löwenstein, Arnold, Über die Temperaturgrenzen des Lebens bei der Thermal- alge Mastigocladiis laiuinosus Cohn 317 Magnus, P., Ein von F. W. Oliver nachgewiesener fossiler parasitischer Pilz 248 Magnus, Werner, Experimentell-morphologische Untersuchungen, (Vorläufige Mitteilung) 129 Maximow, N. M., Über den Einfluss der Verletzungen auf die Respirations- quotienten 252 Möbius, M., Über den gegenwärtigen Stand der Algenfurschung (135) Moliscü, Hans, Amoeben als Parasiten in Volcox. (Mit Tafel III) 20 (188) Register. Seite- Molisch, Hans, Das Hcrvorspringeu von Wasscrtropfen aus der Blattspitze von Colocasia tii/mphaefolia Kth. (C'aladium nymphaefolia hört.) (Mit Tafel XX) 381 — Notiz über eine blaue Diatoinee. (Mit Tafel III) 23 Morkowiii, N., Über den Einfluss der Reizwirkungon auf die intramolekulare Atmuug der Pflanzen 72 Müller, Otto, Sprungweise Mutation bei Melosireen. (Vorläufige Mitteilung.) (Mit Tafel XVII) 326 >'abokicIi, A. J., Über anaerobeu Stoffwechsel von Sanieu in Salpeterlösungen 398 — Über den Einfluss der Sterilisation der Samen auf die Atmung 279 • — Über die intramolekulare Atmung der höheren Pflanzen. (Vorläufige Mit- teilung) 4G7 NedokutschaeflF, N., Über die Speicheruug der Nitrate in den Pflanzen. (Vor- läufige Mitteilunji) 431 Nordhanseu, M,, Über Sonnen- und Schattenblätter. (Mit Tafel IV) .... 30 Potonie, H., Zur Physiologie und [Morphologie der fossilen Farn-Aphlebien. (Mit Tafel VIIT) 152 ileiuke, J., Die zur Ernährung der ^leeresorganismen disponiblen Quellen an Stickstoff 371 — Symbiose von Voloox und A:otobactcr 482 Richter, Oswald, Pflanzenwachstum in Laboratoriumsluft. (Mit Tafel X, XI und XII) 180 — Reinkulturen von Diatomeen. (^lit Doppcltafel XXVII) 493 Roseaberg, C, Das Verhalten der Chromosomen in einer hybriden Pflanze. (Mit Tafel VII) UO Sadebeck, F., Einige kritische Bemerkungen über Exoasceen. I .539 Schmidle, W., Bemerkungen zu einigen Süsswasseralgen. (Mit Tafel XVIII) .■'»4(; Schnlz, A., Beiträge zur Kenntnis des Blühens einheimischer Phanerogamen 119 — Über die Verteilung der Geschlechter bei einigen einheimischen Phanero- gamen 402 Schulze, E., Über Tyrosin- Bildung in den keimenden Samen von Lupinus albus und über den Abbau primärer Eiweisszorsetzuugsprodukte in den Stammpflanzen G4 Singer, Maximilian, Über den Einfluss der Laboratoriumsluft auf das Wachstum der Kartoffelsprosse. (Mit Tafel IX) 175 Sorauer, l'anl, Zur anatomischen Analyse der durch saure Gase beschädigten Pflanzen 526 Steinbrinck, C, Kohäsions- oder „hygroskopischer" Mechanismus? Be- merkungen zu Ursprunges Abhandlung: „Der Öffnungsmechanismus der l'teridophytensporangicn" 217 Tischler, G., Über eine merkwürdige Wachstiimserscheinung in den Samen- anlagen von Cytisus Adami Poir. (Mit Tafel V) 82 Tobler, F., Über Vernarbung und Wundreiz an Algenzellen. (Mit Tafel XIV) 291 Tnzsou, J., Über die spiralige Struktur der Zellwände in den Markstrahlen des Rotbuchenholzes {Fagus sUcutica L.) (Mit zwei Figuren im Text) 276 Volkart, A., Taphrina rhaetica nov. spec. und Mycosphaerella Aronici (Fuck.). (:\[it Tafel XXV) 477 Voss, W., Über Schnallen und Fusionen bei den Uredineen. (Mit Tafel XIX) 366 Vries, Hngo de, Anwendung,' der Mutationslehre auf die Bastardierungsgesetzc. (Vorläufige ^litteiliing) 45 Wächter, W., Zur Kenntnis der richtenden Wirkung des Lichtes auf Koni- ferennadeln. (^Mit zwei Holzschnitten) 3^K) Eegister. (189) Seite Wehmer, C, Über Zersetzung freier ^lilchsäure durch Pilze ')7 Winkler, Hau»;, Über regenerative Sprossbildung auf den Blättern von Torenia asindcn L. (Mit zwei Holzschnittfiguren) 96 Verzeichnis der Tafeln. Tafel I zu C. vau Hall, Die Saukt-Johanuiskrankheit der Erbsen. Erklärung auf S. 5. Tafel II zu F. Hegelniaier, Zur Kenntnis der Polyembryonie von Eufiliorbia dukis Jacq. (purpurata Thuill). Erklärung auf S. 19. Tafel III zu Hans Molisch, Amoeben als Parasiten in l'olvox. Erklärung auf S. 22. Tafel IV zu M. Nordbauseii, Über Sonnen- und Schattenblättcr. Erklärung auf S. 45, Tafel V zu G. Tischler, Über eine merkwürdige Wachstumserscheinung in den SaTiieuanlagcu von Cy'isus Adami Poir. Erklärung auf S. 89. Tafel VI zu Hugo Fischer, JViikrophotogramme von luulinsphäriten. Erklärung auf S. 108. Tafel VII zu C.Rosenberg, Das Verhalten der Chromosomen in einer hybriden Pflanze. Erklärung auf S. 119. Tafel VIII zu H. Polouie, Zur Physiologie und :\lorphologie der fossilen Farn- Aphlebien. Erklärung auf der Tafel. Tafel IX zu Maximiliau Siuger, Über deu Einfluss der Laboratoriumsluft auf das Wachstum der Kartoffelsprosse. Erklärung auf S. 179. Tafel X, XI und XII zu Oswald Richter, Pflanzenwachstum und Laboratoriums- luft. Erklärung auf S. 194. Tafel XIII zu S. Ikeno, Über die Sporcnbildung von Monosem jiurpureus VVent. Erklärung auf S. 269. Tafel XIV zu F. Tobler, Über Vernarbung und Wiindreiz an Algenzellen, Er- klärung nuf S. 299. Tafel XV zu (x. Hinze, Thiopliysa volaluns. Erklärung auf S. 316. Tafel XVI zu Boris von Fedtscheuko, Über die Elemente der Flora des West- Tianschan. Erklärung auf S. 326. Tafel XVII zu Otto Müller, öpruugweisc Mutation bei Mclosireen. Erklärung auf S. 332. Tafel XVIII zu W. Schmidle, Bemerkungen zu einigen Süsswasseralgen. Er- klärung auf S. 355. Tafel XIX zu W. Voss, Über Schnallen und Fusionen bei den Uredineen. Er- klärung auf S. 370. Tafel XX zu Hans Molisch, Das Hervorspringen von Wassertropfen aus der Blalt- spitze von Colocasia nyinphnefolia Kth. Erklärung auf S. 390. Tafel XXI zu Franz Buchenau, Entwicklung von Staubblättern im Innern von Fruchtknoten bei Melandryum rubrum. Erklärung auf S. 423. Tafel XXII zu M. Büsgen, Einige Wachstumsbeobachtungen aus den Tropen. Er- klärung auf S. 440. Tafel XXIII zu L. Oeisenheyner, Über einige Monstrositäten an Laubblättern. Erklärung auf S, 451. Tafel XXIV zu Georg Bitter, Fertilitätsnachweis einer vermeintlich sterilen Sippe der tSalvia pratensis. Erklärung auf S. 466. Tafel XXV zu A. Volkart, Taphrina rhaetica n. sp, und Mycospliaerella Aronici. Erklärung auf S. 481. Tafel XXVI zu N. Gaidnkov, Weitere Untersuchungen über den Einfluss farbigen Lichtes Erklärung im Text S. 485 ff. Tafel XXVII zu Oswald Richter, Pieinkulturen von Diatomeen. Erklärung auf 8.505. (190) Register. Bildnisse. E. Askenasy zum Nachruf auf diesen von M. Möbius, S. (47). Verzeichnis der Holzschnitte. Seite Hans Wiukler, Eegenerative Sprossbildung auf den Blättern von Torenia asiaticd. Fig. 1, A und R 09 C. Correns, Dominierende Merkmale der Bastarde 137 S. Ikeno, Monaxcus purpureus. Fig. ^4 und B '2(u 3. Tnzsou, Spiralige Struktur der Zellwände in Markstrahlen von Fayus. Fig. 1 und 2 277 W. Beneckc und J. Kentner, Stickstoff bindende Bakterien aus der Ostsee: Fig. 1. Clostridium Fastorianuin o39 Fig. 2. Clostridium f/iganteum 341 Fig. :>. Begleitbaktericn von Clostridium Pastoriamun 342 Fig. 4. Azotohakter 344 W. Wächter, Wirkung des Lichtes auf Coniferennadeln: Fig. 1 . . 392 Fig. 2 393 G. Hiuze, Schwefeltropfen im Innern von Oscillarien. Fig. 1 und 2 . . . . 396 N. Uaidukov, Uronemazustand von Ulothrix flaccidd 523 Übersicht der Hefte. Heft 1 (S. l-8(») ausgegeben am 25. Februar 1903. Heft 2 (S. 81—150) ausgegeben am 25. ]März 1903. Heft 3 (S. 151-210) ausgegeben am 23. April 1903. Heft 4 CS. 211— 250) ausgegeben am 27. 3[ai 1903. Heft 5 (S. 251-300) ausgegeben am 24. Juni 1903. Heft G (S. 301-364) ausgegeben am 28. Juli 1903. Heft 7 (S. 365—512) ausgegeben am 21. September 1903. Heft 8 (S. 413-506) ausgegeben am 25. November 1903. Heft 9 (S. 507—524) ausgegeben am 23. Dezember 1903. Hel't 10 (S. 525-546) ausgegeben am 28. Januar 1904. Generalversammlungsheft, I.Teil, S. (1)— (146;, ausgegeben am 11. April 1904. Generalversammlungshoft, IL Teil (Schlussheft), S. (147)— (190\ ausgegeben am 15. Juni 1904. Berichtigung. Zu Fig. 1 der Tafel XXIII (Erklärung auf S. 451) ist zu bemerken, iiiit. IleiicJifc (1. Jk'iifsc/ini Jiot. Ccsdisch. IUI. XXI. Taf XJ. Fi^. 4. FiiT. 5. Fi-. G. Mussal; />Iiof. Berichte d. Deutschen Bot. Gcselhch. Bd. XXI. Taf. Xn. Fit iDIn^^^^^^H GRUB Hi||HIH H|H; k||| HiP5^^H Hilllllli m\\ ^'.:'''^| ^HB?5^^^ l\ \ 1 n iv-",-f V.v'^^JJ^B ik'\. uuli :S^fl mt)^i ■^ ■ '■ '"■''"'' %■ '■^ ■'■■%. \ ':' •'''*■- 'iy-. ^f((SSIlk l'hni Fi,-. 8. Berichte d. /h^Usdim Hot Geselbsch Bd.XXI. / M' TafXUL •' •^ .?•»*, ■■"■ > • * • 7f 9 ■» ' sp-ro k^H" r-S -♦ // \.'-' r . ,■ /' X,il.j*.-'" /O 12. ■■-«ei.i»»' ■^■-v' // •^^ ^^^!i# \ )^.' W^ ■ /., /7. -rt- ^ spm ■'■■ -V-*-' "vs"-' : V 16. ir, spnv '.-^-A r^. v>^ >--■ ■ \ --y •y/"!' /y >' Ikeno gez .•ipiO Betic/ite d Daüschen Bot GeseUsck BdXXI. TafXIV. %. FiQ /. ' I Fiß2 Fi^.'i. ^ x Fi^.^^ fu/.'i-P fl i Fig. Fig. 6 Fig. 5. ■ iq ^' äP. ^ f. Fi<, S \ I ü Fig /O. Fig.'? f i.-iiu lun. Berichte d.DeatscImi Bot.Odsel/i'chBd.XKI. r^/'Ai: o^\ ^% a- o^' ^. s. 10. / ß-- •■Jb //. n. o. /j. /V. o /.5. /6'. //". /^. /^. ;.'Ä X5C09.9» 2/. h01 Pj^^a^ .22. .Q 2.T ■J o^- 0^ D 2V. f?4 ^»ü 2ö'. (r.J/uizeßi'x £ Laue liiTi Jiericht& d.Daäschen. Bot. Gesellsck . £cl.XSI. laf.XPT. H Lazi&'Uffi'. Bericfite cLJJeuisc/iertJBot. GesellscA.-Bcl.IXL. TafXVll. 3. l'.l !•■ Il II i'l' 1 II II I" I l'.l l'lllll II !ll' I I 11 l'l Mi I 'i llinu II llH I I. II Hill I , II. 1 I. lliMll I illlllU llllll II l|ll| I 'lIi'.Mll'IIlM 1 ll|il'll,,llll|ll l'l'iilill'l I I ,11 I,Ii1m1 |1| I ll|llll 111111,11 |l lllllllHl I I I ,1 1,1,1.11 , 1 I HlUII ll|l|l l|l 1 , l,l,,|ll , I iiii 1,1,11.1 .i,ii I. nniii I iiiii j I ii,j,i, I I 70. ^m '-^Vj Z. 9. I |||||iii 1 I ' I ii|iii,iii 1,1, I 7. Wmw4. p M///////\ K /'////y\ 8. ¥^m w o°Qoooc eoc Coococ-c OOoOOf>l?° >öi?; =i^ £Ü£2££lfl£i3 l::>CooOooQ30oaJ| j^i^ii*»iTin7i-s'-in-Tji:- PooO00o00oo2„S -•>-*^' Oizo Malier jfe^. ]S.Loai^lülb. fieridue'dßculao'ienßol (^ffflüsdi ßd ?CXr 7'a£Xm. ^.>^r p. ?rT-" -',- J-L et: V®,«A / 4r. . .,^"'*\ ■v; /?•./' /? . 4---.V; ■t1 -1/ ^ S />'/. J-^ /s. M^' WSch/vuOe. cfez 120. Baidtte dJ)enlsdien Bot. Gcsellsch,. Bd. XXF. TafXlK. W.Vofsffe HZazie luh^ /icTidae d DeutsdiartBot. GesellsckBd.Xn Tat.XX. i' Auxtner v?wt. E.Lajju hxk Berichte dDeuIsdim Bot.GeseUsdi. Bd.XXI. Taf.XXl. FnBaAauixi, Qtz i:Xajae, Uxh, Berichte dMaüsdien Bot.Gesellsch Bd XYI . I'uj.l. TafXXE. £.Lajie. lith ßcrichte (LDeutsdien Bot.Gcsellsdt Brl XU Tar.xm. H.Lc-.w! lU'i Berichte d. Deutschen Bot. Gesellsch. Bd. XXI. Taf. XXIV. ^i. i Arnemann phot. ßeridae dMeulsdwn Bot.GesellsdiJdXXl. TafJW. A-Volkari; gzz. S LaacTixk. BeriAte d^Veatsdim ßot.GeseUsdi. Bd-ÄM . Taf.JQ^SI. 80 7.5 35 30 45 - ♦O 35 30 25 20 15 10 TS 7Ö tf3 60 5S SO fS ♦ö 75 70 65 60 53 50 -^5 'lO ELsize ätJv.. Beruhte dJ)misdien Bot.GesdhdiBd JCTT . /. /y * # #:■ ^* ti* *» ^ *" • %.*:•»*• 4il "^ ^'"^SSSi^t^?^; ■ .^ '.■••.■;><.V- /■ 1 ;•' ■•-'■•* •«>,'•.' # «^^ '^^ .7 6b 4. ? i^ •^i- H^U. ^'o ■J^ -t * Tat'.XXTU :^-.< ~m^ ^m Iß '■& ä». ^ iE.-'V---v.7;?-^- ft. /,aae /W New York Botanical Garden Library lllliilililllllllillllillilllll llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllli I 3 5185 00259 1699 ■;/ ' tW ' i^y -^i '^^.^ V> -n^^ > ^r^*^ irW't' •^^^-'•^jy^^^ö^ i^# »-■*^ ;.:♦ f^'